Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bis 341. Januar 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1935.
197. Jahrgang
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DO.Banl und Darmſtädter und Natonalban.
Neujahrswünſche der Reichsminiſter
Alle Kraft Deukſchlands dem Werke des Wiederaufbaus.
Wirtſchaft auf nationalſozialiſtiſchen Voraus=
Geleilworte zur Jähreswende 1934/35 ſetzungen in Deutſchland durchzuführen.
Bei der Abſchnürung Deutſchlands und unſerer Deviſenlage
DNB. Berlin, 31. Dezember.
Der „Deutſche Schnelldienſt” hat eine Reihe führender
Perſön=
lichkeiten des neuen Deutſchland gebeten, ihre Anſicht über die
politiſche Lage am Jahresende mitzuteilen. Wir geben
anſchlie=
ßend die dem „Deutſchen Schnelldienſt” zugegangenen Geleitworte
der deutſchen Reichsminiſter wieder.
Dr. Goebbels,
Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda:
1933 war für den nationalſozialiſtiſchen Staat das Jahr
der Offenſive, 1934 das Jahr der Verteidigung
und Behauptung. Wir ſind dem Ziel unſerer Revolution,
dem deutſchen Volke wieder zur Freiheit und zur inneren und
äußeren Ehre zu verhelfen, treu geblieben.
Armee Staat, Partei und Volk ſind heute
ein unlösbares Ganzes, das ſich in der Welt zu
behaup=
ten ſucht. Wir wollen den Frieden und haben der Welt
genug Beweiſe unſeres Friedenswillens
gege=
ben. Wir haben unſer Verhältnis zu Polen geregelt und ſind
im Begriff, uns mit Frankreich in der Saarfrage zu einigen.
Wir haben die ernſthafte Abſicht, im kommenden Jahr die
letzten Kriſenſtoffe unſeres inneren und äußeren Lebens zu
beſei=
tigen, damit die ganze Kraft unſeres Volkes für das Aufbauwerk
und die Fortſetzung der erfolgreich begonnenen Arbeitsſchlacht
eingeſetzt werden kann.
Wir marſchieren mit Zuverſicht und feſtem Mut ins neue
Jahr, dem Führer und ſeinem großen Werk in Treue und
Hin=
gabe verpflichtet.
Hermann Göring, Reichsluftfahrtminiſter und Preußiſcher
Miniſterpräſident, General der Infanterie:
Nichts kann uns an dieſem Jahreswechſel tiefer beglücken
als die Feſtſtellung: Das deutſche Volk iſt eine
ge=
ſchloſſene Einheit geworden, ein feſtgeformter,
gleichklin=
der Wille in der Fauſt des Mannes, der als Führer und
Reichs=
kanzler das Schickſal der Nation leitet.
Unter der Führung Adolf Hitlers hat der unbekannte deutſche
Arbeiter Hand in Hand mit den Volksgenoſſen aller
Berufs=
ſchichten ſeine Aufgabe erkannt und ſeinen Mann geſtanden.
Großes iſt geleiſtet worden. Noch größere
Auf=
gaben ſtehen bevor. Noch iſt das Werk des Führers nicht
vollends vollbracht. Wir wiſſen aber, daß ein unbeugſamer
Wille und ein Kraftbewußtſein, wie es nur aus der
Ethik der nationalſozialiſtiſchen Volksgemeinſchaft erwachſen kann,
uns zum Siege unſerer Arbeit führen wird. In
dieſem Sinne wird das ganze deutſche Volk gerüſtet ſein für die
Aufgaben, die ihm im neuen Jahre von ſeinem geliebten Führer
geſtellt werden. — Heil Hitler!
Dr. Wilhelm Frick,
Reichs= und preußiſcher Miniſter des Innern.
ſchreibt u. a.: Der Jahreswechſel iſt in unſerem
Vater=
land von jeher als ein Zeitpunkt ernſter Beſinnung
empfunden worden, und für den wahren Deutſchen iſt er es bis
heute geblieben und wird es hoffentlich immer bleiben: eine
Schwelle zwiſchen dem Geſtern und dem Morgen, die mit
Be=
wußtſein und Verantwortung überſchritten ſein will.
So wünſche ich dem deutſchen Volke, daß es zu Neujahr voller
Dankbarkeit ſich der Erfolge und Güter bewußt ſein möge, die der
Geiſt des neuen Reiches ihm beſchert hat! Dies birgt aber
unlös=
lich auch die Verpflichtung für jeden Einzelnen in
ſich, im kommenden Jahr ſeine volle Kraft für
das Ganze einzuſetzen und niemals zu vergeſſen, daß die
Geſamtheit, auf deren Wohl es uns ankommt, ja aus lauter
Ein=
zelnen beſteht und nur durch die lebendige Mitwirkung jedes
Ein=
zelnen zuſammengehalten werden kann. Wenn wir dieſe
Erkennt=
nis, ſtärker noch als bisher, im neuen Jahr uns zu eigen machen
und dem Ganzen dienen, anſtatt uns von ihm bedienen zu laſſen,
dann folgen wir wahrhaft dem Vorbild des Führers; dann blüht
die Gemeinſchaft immer höher auf, und jeder Einzelne von uns
blüht in ihr! — In der
Erklärung des Freiherrn von Neurath,
Reichsminiſters des Auswärtigen,
heißt es u. a.: Die innere Politik eines Landes iſt
die Grundlage ſeiner auswärtigen Politik. Je
zielſicherer und entſchloſſener jene iſt, deſto beſſer iſt die Ausſicht
dafür, daß ein Volk auch ſeine berechtigten außenpolitiſchen
Wünſche durchzuſetzen vermag. Die fortſchreitende Einigung des
deutſchen Volkes und ſein daraus reſultierender einheitlicher Wille
berechtigen uns zu der Hoffnung, daß in abſehbarer
Zeit auch unſere nationalen Anſprüche ihre
Erfüllung finden. Das kommende Jahr wird uns auf
dieſem Wege einen großen Schritt weiter bringen, indem das
deutſche Saargebiet nach langjähriger Trennung wieder in den
Schoß des Mutterlandes zurückkehrt. Man kann hoffen, daß dann
in der Außenpolitik eine Entwicklung einſetzt, die zur
Verſtän=
digung der Völker und zum dauerhaften Frieden
führt. Dieſes Ziel iſt des ganzen deutſchen Volkes
ſehnlichſter Wunſch für das neue Jahr.
R. Walther Darré,
Reichsleiter der NSDAP., Reichsminiſter und Reichsbauernführer:
Die ganze Wirtſchaft der Welt befindet ſich in einem Chaos,
weil mit einem für jede vernünftige Wirtſchaft unmöglichen
Wirt=
ſchaftsprinzip verſucht wird, die durcheinandergeratene
Weltwirt=
ſchaft wieder in Ordnung zu bringen. Für uns ergibt ſich die
Notwendigkeit, erſt einmal die Neuordnung der
erforderte das in erſter Linie die Ordnung der
Le=
ben smittelverhältniſſe auf dem Binnenmarkt.
Aus dieſer Sachlage heraus wiederhole ich zum
Jahres=
wechſel nochmals meinen auf dem Reichsbauerntag in Goslar
an das deutſche Bauerntum gerichteten Appell, ſich
tatkräftig in die kommende Erzeugungsſchlacht
einzureihen. Die Steigerung des Rohertrages unſerer
Lebensmittelerzeugung iſt die Vorausſetzung für die wirtſchaftliche
Behauptung des deutſchen Volkes. Es iſt im nächſten Jahre die
Aufgabe aller Bauernführer, mit allen ihnen zur Verfügung
ſtehenden Mitteln die Erzeugung von Lebensmitteln
zu ſteigern, eine vollſtändige Sicherung unſerer
Ernährungsbaſis herbeizuführen. Dieſes Ziel
muß im Jahre 1935 erreicht werden! Das iſt mein
Wunſch zum Jahreswechſel.
Freiherr von Eltz=Rübenach,
Reichspoſt= und Reichsverkehrsminiſter,
ſchreibt in ſeinem Geleitwort u. a.:
Wenn am 31. Dezember das Jahr 1934 zur Neige geht, dann
darf das deutſche Verkehrsweſen mit beſcheidenem Stolz bekennen,
daß es das abgeſchloſſene Jahr nicht untätig hat
vorübergehen laſſen. Das große, der Initiative des Führers
ent=
ſprungene Werk der Reichsautobahnen wurde 1933 begonnen. Im
Jahre 1934 mußte die Aufbauarbeit ſich den übrigen
Ver=
kehrsanſtalten und Verkehrsmitteln verſtärkt zuwenden. Auch
hier ſtellte der Führer wegweiſend die Aufgabe. Kurz, aber
in=
haltsreich nennt ſie das Geſetz: Durchführung einer
ein=
heitlichen Verkehrspolitik. Es galt, nach großen, auf
weite Sicht geſtellten Geſichtspunkten das deutſche Verkehrsweſen
auszugeſtalten und die verſchiedenen Verkehrsmittel noch mehr als
bisher aufeinander einzuſpielen.
Im Jahre 1935 muß auf allen dieſen Gebieten
weitergearbeitet werden. Die Organiſation
des Verkehrs wird ihre endgültige Geſtaltung
erfahren müſſen. So bleibt das deutſche Verkehrsweſen
bei Beginn des Jahres 1935 in der Erfüllung großer, für unſere
Volksgemeinſchaft wichtiger Aufgaben. Volksgemeinſchaft fordert
Verkehrseinheit. Sie zu fördern und auszugeſtalten iſt das
Ge=
löbnis des deutſchen Verkehrs an Führer und Volk für das Jahr
1935.
Neujahrserlaſſe an die Wehrmacht.
Die Boiſchaft des Führers und Reichskanzlets.
DNB. Berlin, 31. Dezember.
An die Wehrmacht!
Zum Neuen Jahre übermittele ich allen Angehörigen der
Wehrmacht meine Glückwünſche. Ich verbinde mit ihnen meinen
Dank und meine Anerkennung für die in treuer vorbildlicher
Pflichterfüllung geleiſtete Arbeit des vergangenen Jahres.
Unſer Dienſt ſoll auch in Zukunft nur ein Ziel
kennen: Deutſchlands Wiederaufſtieg in einem
Frieden der Gleichberechtigung, der Ehre und
geſicherten Freiheit.
Der Führer und Reichskanzler
Adolf Hitler.
An die Wehrmacht!
Allen Angehörigen der Wehrmacht meine beſten Wünſche
für das Neue Jahr.
Vorwärts mit den alten Soldatentugenden im Sinne des
neuen Reiches!
von Blomberg,
Generaloberſt, Reichswehrminiſter.
An das Reichsheer!
Dank und Anerkennung für die Leiſtung im vergangenen,
beſte Wünſche für die Arbeit im kommenden Jahr!
Wir wollen uns des Vertrauens unſeres Oberbefehlshabers
würdig zeigen.
Der Chef der Heeresleitung
Freiherr von Fritſch,
General der Artillerie.
An die Reichsmarine!
Der Reichsmarine und allen ihren Angehörigen wünſche
ich für das kommende Jahr erfolgreiche Fortführung ihrer
Arbeit zum Beſten unſeres Vaterlandes im Sinne unſeres
Führers!
Raeder, Admiral, Dr. h. c.,
Chef der Marineleitung.
Neujahrsaufruf
des heſſiſchen Skaatsminiſters Jung.
Das Staatspreſſeamt teilt mit:
Wer die Saar kennt, der weiß, daß ſie immer ein deutſches
Land war. Durch die Rückkehr zum Reich wird ein Zankapfel,
den der Vertrag von Verſailles, zwiſchen zwei arbeitſame, am
Frieden intereſſierte Völker geworfen hat, beſeitigt werden. Die
Frontſoldaten auf beiden Seiten wünſchen keinen Krieg mehr,
weil ſie ihn kennen. Es wäre deshalb ein Verbrechen an den
Völkern geweſen, wenn dem Willen der deutſchen
Saarbevölke=
rung, zum Reich zurückzukehren, nicht Rechnung getragen worden
wäre.
Jahreswende.
Von Rudolf Mauve,
Hauptſchriftleiter des Darmſtädter Tagblatts.
Wenig bedeutet die kurze Spanne eines Jahres in der
Ge=
ſchichte eines Volkes, die mit großen Zeiträumen rechnet. Viel
bedeutet ſie im Leben des Einzelnen, dem jeder Tag neue
Auf=
gaben ſtellt. Unlöslich verbunden iſt das Schickſal des
Einzel=
nen mit dem ſeines Volkes. „Ich bin der Ueberzeugung, daß
der allgemeine Wohlſtand des Staates jedem Einzelnen ſeiner
Bürger weit erſprießlicher iſt, als wenn es einem jeden für
ſich noch ſo gut geht, der Staat als Ganzes aber Not leidet.
Geht das Vaterland zu Grunde, ſo iſt jeder einzelne Bürger
zugleich mit verloren. Geht es hingegen in einem blühenden
Staat einer Privatperſon ſchlecht, ſo hat ſie doch viel eher
Mittel ſich durchzuhelfen. Da demnach der Staat imſtande iſt,
eines jeden beſondere Widerwärtigkeiten tragen zu helfen, eine
Privatperſon aber nicht imſtande iſt, das Ende des
Gemein=
weſens zu überſtehen, ſo ergibt ſich für jedermann die
ſelbſt=
verſtändliche Verpflichtung, ſich für den Staat nach Kräften
ein=
zuſetzen und die allgemeine Wohlfahrt niemals aus den Augen
zu laſſen‟. Die Worte die der Staatsmann Perikles vor über
2000 Jahren an der Bahre der für ihr Vaterland gefallenen
Athener ſprach, haben Gültigkeit für alle Zeiten. Auch wenn es
Epochen in der Geſchichte gegeben hat, in der die Menſchen das
vergeſſen zu haben ſchienen. Es iſt immer wieder das
Verhält=
nis des Einzelnen zur Geſamtheit, das Verhältnis des
Indi=
viduums zum Staat, die Abgrenzung der Rechte und Pflichten,
die zur Erörterung geſtellt werden. Man iſt über dieſe Frage
nicht zu allen Zeiten der gleichen Meinung geweſen. Aber
letzten Endes haben ſich geſunde und lebensfähige Völker immer
wieder zur Auffaſſung des atheniſchen Staatsmanns
durch=
gerungen. Die Bedeutung des Staates für das Einzelſchickſal
iſt ſo einleuchtend, daß ſich Diskuſſionen über das Verhältnis
des Einzelnen zum Staat nur dadurch erklären laſſen, daß es
für die Abgrenzung der beiderſeitigen Pflichten und Rechte eben
kein allgemein gültiges Schema gibt, und daß eine weiſe den
jeweiligen Zeitumſtänden Rechnung tragende Abgrenzung dieſer
Pflichten und Rechte zu allen Zeiten außerordentlich ſchwierig
geweſen iſt. Dazu kommt, daß friedliche und glückliche Zeiten
naturgemäß für die breiten Maſſen die Bedeutung des Staates
weniger in die Erſcheinung treten laſſen, während harte Zeiten
der Not den Menſchen die unlösliche Verbundenheit des
Einzel=
ſchickſals mit dem der Geſamtheit nachdrücklichſt einhämmern.
Um ſo tragiſcher war es für das deutſche Volk, daß das
unglück=
liche Ende des größten aller Kriege ſein feſtes Staatsgefüge
zerbrach, und daß ein lebensfremder Doktrinarismus unſer
Staatsweſen in dem Augenblick entſcheidend ſchwächte, in dem
nach einem unerhörten Friedensdiktat eine Leidenszeit
ohne=
gleichen begann. Während bei den alten Römern im
Augen=
blick der Not eine verfaſſungsgemäß vorgeſehene Diktatur die
Individualrechte zum Wohle des Staates entſcheidend
ein=
ſchränkte, ſchuf man zu Weimar ein Staatsweſen, das unfähig
zum Handeln, verſagen mußte, ſobald der Augenblick Entſchlüſſe
forderte. Kein Wunder, daß der Ruf nach einem ſtarken Staat
im deutſchen Volk immer ſtärker wurde, daß man aufatmete,
als 1932 der damalige Reichskanzler v. Papen eine autoritäre
Staatsführung proklamierte. Die Nationale Revolution von
1933 hat dem deutſchen Volk einen neuen Staat gegeben, den
ſtarken Staat, der unter entſchloſſener Führung ſofort zu handeln
vermag. Das Jahr 1934, an deſſen Ende wir heute ſtehen, war
das Jahr des Ausbaus dieſes neuen Staates, der Beginn des
Ausbaus. Ein gigantiſches Unternehmen unter ſchwierigſten
außenpolitiſchen Verhältniſſen.
Das Deutſche Reich, der neue deutſche Staat, will den
Frieden, aber das Jahr 1934 war kein friedliches Jahr. Mehr
wie einmal ſchien es, als ob in Europa die Kriegsfurie von
neuem entfeſſelt werden ſollte. Unmittelbar drohte Gefahr, als
im Sommer italieniſche Truppen an Oeſterreichs Grenzen
auf=
marſchierten, als ruchloſe Mörderhand Jugoſlawiens König in
Marſeille dahinraffte, überaus ernſt war die Lage, als
Frank=
reich ſeine motoriſierten Regimenter an der Saargrenze
zu=
ſammenzog. Es iſt in allen Fällen gelungen, die drohende
Ge=
fahr zu bannen. Daß ſie aber auftreten konnte, iſt ein
deut=
liches Zeichen der europäiſchen Lage, die durch die
ungeheuer=
lichen Friedensdiktate des Jahres 1919 geſchaffen wurde. Sträubt
man ſich noch immer gegen eine gründliche Reviſion? „Der
Friede von Verſailles mit ſeinen Annexionen”, ſo ſchreibt die
Zeitung eines im Kriege neutralen Landes, „iſt — das zeigt
ſich je größer die Diſtanz von ihm wird um ſo deutlicher —
ein ſchreckliches Stümperwerk. Ein Kompromiß, in
dem die natürliche Vernunft der Sieger noch nicht ſtark genug
war, um über ihre Kriegspſychoſe recht zu behalten. Wenn ſich
wenigſtens ein Mann fände, der nicht nur die Macht, ſondern
auch den Mut hätte, die in Verſailles ſo feierlich verbrieften
Fehler wieder gutzumachen!” „Wenn man mit Leuten der
Kleinen Entente ſpricht, ballen ſie die Fäuſte und verfluchen
Ungarn. Dieſes böſe Ungarn, das man bis aufs Hemd
aus=
gezogen hat, und das die Frechheit beſitzt, zu dieſer
Vergewal=
tigung nicht Ja und Amen zu ſagen.‟ . . . „Die Kleine Entente
hat keinen poſitiven Inhalt, nur einen rein negativen: Die
Niederhaltung Ungarns. In dem Moment, da die Intereſſen der
einzelnen Mitglieder der Kleinen Entente nicht mehr parallel
laufen, ſchwenken auch die betreffenden Staaten ſofort ab."
„Und jetzt beginnt das Tragiſche in dieſem europäiſchen Wirrſal.
Die zarten Bande, die die einzelnen Verbündeten
zuſammen=
halten laufen kreuz und quer. Sie laufen ſo durcheinander, daß
man ſie gar nicht mehr entwirren kann. Jugoſlawien iſt einmal
der Verbündete Frankreichs, zweitens ſteht es in dem
Bündnis=
ſyſtem der Kleinen Entente, Jugoſlawien ſucht Anſchluß an
Deutſchland trotz ſeiner beiden anderen Bündnisbindungen. Es
ſetzt ſich damit in direkten Gegenſatz zu Frankreich und zu der
Tſchechoſlowakei die den Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland
ſo energiſch bekämpft wie ihn Jugoſlawien befürwortet. Nicht
genug damit. In dieſer deutſchfreundlichen Politik ſteht
Jugo=
ſlawien Schulter an Schulter mit Polen, gleichfalls einem
Ver=
bündeten Frankreichs. Schärfſter Gegenſatz Jugoſlawiens zu
Ungarn, das ſeinerſeits zarte Freundſchaftsbande mit Polen
angeknüpft hat, deren Koſten die Tſchechoſlowakei zu tragen
be=
rufen iſt. Ungarn hat als Hauptfreund Italien, erklärt ſich
für die Unabhängigkeit Oeſterreichs und läßt durch den Mund
Ph. W. Jung.
[ ← ][ ][ → ] Seite 2 — Nr. 1
ſeines Miniſterpräſidenten Gömbös die Bewunderung für
Hitler und ſein Drittes Reich verkünden. Wer will da Ordnung
ſchaffen?” Wahrlich dieſe Frage iſt berechtigt. Sie iſt die
Schick=
ſalsfrage, die zu Beginn des neuen Jahres 1935 den Völkern
Europas geſtellt iſt und die gelöſt werden muß, wenn nicht
neues unabſehbares Unheil hereinbrechen ſoll. Sie iſt um ſo
brennender, als ja von Oſtaſien her jederzeit ernſte Gefahren
für den Weltfrieden heraufziehen können. Man wird trotzdem
an dieſer Jahreswende ohne unangebrachten Optimismus eine
gewiſſe Entſpannung feſtſtellen dürfen. Anſätze zu einer neuen
Wendung, und man darf hoffen, daß die kommende
Saar=
abſtimmung dieſe Anſätze nicht von neuem erſtickt.
Man hat zu allen Zeiten das Verhältnis der Innenpolitik
zur Außenpolitik der Völker erörtert und hat je nach Lage und
Einſtellung gelegentlich ein Primat der einen oder der anderen
feſtſtellen wollen. Solche Feſtſtellungen ſind immer nur ſehr
bedingt richtig. Gewiß, es gibt Zeiten, in denen die
Außen=
politik ſo unbedingt im Vordergrund ſteht, daß alle
inner=
politiſchen Fragen dahinter zurücktreten müſſen. Es gibt auch —
allerdings ſehr ſelten! — ruhige Zeiten, in denen ſich Völker
unbehelligt von außen in erſter Linie dem Ausbau ihrer
inner=
ſtaatlichen Einrichtungen widmen können. Es iſt immer
bedenk=
lich zu verallgemeinern. Aber wenn man mit Recht ſagt, daß
die Außenpolitik die Lebensmöglichkeiten eines Volkes im Kreiſe
der anderen Völker ſchaffen und ſichern muß, ſo kommt man
doch bei einer Betrachtung der deutſchen Lage an dieſer
Jahres=
wende zu dem unbedingten Schluß, daß für uns die
Außen=
politik noch auf abſehbare Zeit im Vordergrunde ſtehen muß.
Daraus ergeben ſich natürlich ohne weiteres auch Folgen für
die Innenpolitik, und die Aufgabe weiſer Staatskunſt iſt es,
Außen= und Innenpolitik aufeinander einzuſtellen, in Einklang
zu bringen.
Einen herben Verluſt hat das deutſche Volk in dem nun
zu Ende gegangenen Jahr erlitten. Feldmarſchall v. Hindenburg,
in ſchwerſter Zeit des Reichs Oberhaupt, iſt von uns gegangen.
Er war die Verkörperung der beſten Eigenſchaften unſeres
Volkes, die zu pflegen, Aufgabe der Lebenden iſt. Im Geiſte
des großen nun verewigten Mahners gilt es unter der
ent=
ſchloſſenen und tatkräftigen Führung unſerer Regierung die
wahre deutſche Volksgemeinſchaft zu ſchaffen, die uns allein die
ſo heiß erſehnte glücklichere Zukunft zu bringen und zu
ſichern vermag.
DNB. Waſhington, 31. Dezember.
Im Dickſtein=Ausſchuß erklärte Walter Steele als Vertreter
zahlreicher vaterländiſcher Vereinigungen in kommuniſtiſchen
Kreiſen zirkuliere ein Plan, der dahin gehe, eine
Generalſtreik=
bewegung hervorzurufen und damit den Bürgerkrieg zu
ent=
fachen. Geplant ſei eine Ueberrumpelung des Weißen Hauſes,
die Entführung des Präſidenten und ſeines Kabinetts, ſowie die
Einſetzung einer Sowjetregierung, Schriftſtücke, die derartige
Pläne enthielten, ſeien während des Laſtfahrerſtreiks in
Minneapolis im letzten Auguſt gefunden worden, als die Polizei
eine kommuniſtiſche Streikſchule aushob.
Feuerüberfall auf ein Lokal der Deutſchen Fronk
in Saatbrücken.
In den geſtrigen Nachtſtunden ereignete ſich in Saarbrücken
ein Zwiſchenfall der alles bisher Dageweſene
erheblich in den Schatten ſtellt.
Nach Schluß der Polizeiſtunde verſuchten einige Leute in das
Lokal Paul im Saarbrücker Stadtteil Malſtatt einzudringen, das
Sonntag abend von Mitgliedern der Deutſchen Front beſucht
worden war. Als ſie das Lokal verſchloſſen fanden, feuerten ſie
blindlings etwa 30—40 ſcharfe Schüſſe durch Tür und Fenſter ab.
Wie durch ein Wunder wurde nur der Kellner Doerr durch einen
Knieſchuß verletzt. Sämtliche Fenſterſcheiben wurden
zertrüm=
mert. Kurz nach dieſem Zwiſchenfall begab ſich der
ſtellvertre=
tende Landesleiter Nietmann perſönlich an Ort und Stelle, um
ſich von dem Tatbeſtand zu überzeugen. Es kann mit Sicherheit
angenommen werden, daß die Täter unter dem
land=
fremden Geſindel der hieſigen Emigranten zu
ſuchen ſind. Nur diejenigen Elemente, die in ihrer
hoff=
nungsloſen Lage hier gar nichts mehr zu verlieren haben, ſind
derartiger Handlungen fähig.
Durch dieſen Vorfall wird noch einmal bewieſen, wie
ver=
heerend ſich die Emigrantenpreſſe im Saargebiet auswirkt und
zu welcher Gefahr ſie für die öffentliche Ruhe und Sicherheit
werden kann. Es muß erwartet werden, daß die hieſigen
ver=
antwortlichen Stellen unverzüglich die notwendigen Schritte tun,
um den Tätern auf die Spür zu kommen.
Profeſſor Lichkenberg
Arafultert zum Neuen Jähr!
Am 20. November des Jahres 1772 früh am Morgen kam
über den noch im Bette liegenden Herrn Profeſſor und Hofrat
Georg Chriſtoph Lichtenberg in Göttingen der Geiſt zu
dichten, oder, wie er es ſelbſt ausdrückte, er dachte wieder einmal
an ſeine Muſe. Seine Freunde ſollten ihn nun lange genug der
Faulheit beſchuldigt haben, weil er ſeine ſpitze und geiſtreiche
Feder ſo ſelten ins Tintenfaß ſteckte. Auch Freund Dieterich,
dem er noch ſo wenig Artikelcher für den „Göttingiſchen
An=
zeiger von gemeinnützigen Sachen” geſchrieben, dafür aber um
ſo mehr verſprochen hatte, ſollte nun endlich befriedigt werden.
Noch war der gelehrte Herr, der mit 27 Jahren ſchon an die
Univerſität Göttingen als Profeſſor berufen worden war, nicht
der Tagesſchreiber geworden, zu den ihn in ſpäteren Jahren
eine innere Berufung machte. Aus Darmſtadt, ſeiner wahren
Heimat — ſeinen Geburtsort Ober=Ramſtadt hatte er ja ſchon
mit drei Jahren verlaſſen — hatte er etwas mitgenommen was
dort für empfängliche Naturen in der Luft zu liegen ſcheint:
den Hang zu Satire, Fronie und Selbſtbeſpöttelung — aber auch
die Anlage zu wahrem Humor. Das Unglück, das ſchon den
achtjährigen Knaben aus der Menge der Normalgewachſenen
heraus gedrängt hatte, ſuchte ſich mit der Verwertung dieſer
Anlagen ein Gegengewicht gegen die vielen Anfechtungen des
Lebens, die den gelehrten und geiſtreichen Herrn manchmal für
Jahre nicht aus ſeiner Behaufung heraus kommen ließen. So
wurde Lichtenberg Journaliſt nicht von Beruf, nicht allein um
der Einnahmen willen, die dieſe Schreibereien mit ſich brachten,
ſondern aus dem inneren Bedürfnis heraus, ſich vom Herzen
herunterſchreiben zu müſſen, was noch kraus und wirr im Kopfe
nach Klärung ſuchte. Kurios zu leſen iſt die lange Reihe der
Titel dieſer Aufſätze. Da ſchreibt er über die Not der am
29. Februar Geborenen und zeigt ihnen, wie ſie trotzdem jedes
Jahr Geburtstag feiern können. Da gibt er ein „wohlfeiles
Mittel, ſich im Sommer, da das Eis rar iſt, kühle Getränke und
Gefrorenes zu erſchaffen” Oder er handelt über das
Darm=
ſtädter Eſelslehen, über den „fürchterlichen Kometen”, der am
Himmel droht und reinigt die alten Germanen von dem
Vor=
wurfe ſo eine Art Halbwilde geweſen zu ſein. Ein buntes
Sammelſerium alſo von kleinen witzigen und oft geiſtreichen
Artikelchen.
An dieſem 20. November aber ſtand ſein Sinn nach anderem.
Die Vorbedingungen zur Arbeit waren gegeben: es herrſchte
Oſtwind — den der ſenſible Herr im Sommer nicht leiden
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Am Sonntag, den 6. Januar, eine Woche vor dem Tage der
Abſtimmung im Saargebiet findet im Berliner Sportvalaſt eine
Saarkundgebung ſtatt, auf der der Stellvertreter des Führers,
Ru=
dolf Heß, und Gauleiter Bürckel ſprechen. An der Kundgebung
nehmen die in Berlin weilenden abſtimmungsberechtigten
Saar=
länder teil.
In der Wandelhalle des Reichstages wird am 6. Januar eine
vom Muſeum für Länderkunde in Leipzig ausgehende
Saaraus=
ſtellung eröffnet werden. Die Eröffnungsfeier findet in
Anweſen=
heit von Mitgliedern der Reichsregierung in der Krolloper ſtatt.
Reichsminiſter Dr. Goebbels wird die Eröffnungsrede halten.
Das Mitglied der engliſchen Arbeiterpartei, Ben Greene, iſt
zum Stellvertreter des Oberſten Abſtimmungskommiſſars für die
Volksabſtimmung im Saargebiet ernannt worden.
In Odeſſa ſind zwölf Offiziere des Roten Generalſtabs
verhaf=
tet worden; ſie werden vor ein Militärgericht geſtellt werden.
Nachdem die Todesurteile an Nikolajew und 13 ſeiner
Genoſ=
ſen in Leningrad vollſtreckt ſind, erhöht ſich die Zahl der im
Zu=
ſammenhang mit der Ermordung Kirows vom Militärkollegium
richts der Sowjetunion Hingerichteten auf 119.
In politiſchen Kreiſen Waſhingtons verlautet, das
Konſular=
korps in Leningrad beabſichtige, von der Sowjet=Regierung nähere
Aufklärungen über die Behauptung zu fordern, daß der Mörder
Kirows. Nikolgiew Beziehungen zu einem ausländiſchen Konſulat
unterhalten habe. Das Konſularkorps werde von der Sowjet=
Regie=
rung die Bekanntgabe des Namens und der Nationalität des in
Frage kommenden Beamten verlangen.
Blutige Ausſchreitungen ſpielten ſich in der Vorſtadt Mexikos,
Cuyoacan, ab. Etwa hundert junge Burſchen, die mit roten
Hem=
den bekleidet waren, durchzogen die Straßen mit dem Rufe „
Nie=
der mit der Kirche. nieder mit Gott”. Die Burſchen nahmen vor
einer katholiſchen Kirche Aufſtellung, und als die Gläubigen die
Kirche verließen, feuerten ſie eine Salve von Revolverſchüſſen in
die Menge hinein. Fünf Perſonen, darunter eine Frau, wurden
getötet und zahlreiche andere verletzt.
EP. New York, 31. Dezember.
Im unmittelbaren Anſchluß an die Kündigung der
Flottenver=
träge wurde von der amerikaniſchen Admiralität bekanntgegeben,
daß im Frühjahr nächſten Jahres umfangreiche Flottenmanöver im
Pazifiſchen Ozean ſtattfinden werden. Dieſe Manöver, die als die
größten in der amerikaniſchen Seegeſchichte bezeichnet werden,
ſol=
len mehrere Monate dauern und ſich über ein Gebiet von 5
Mil=
lionen Quadratmeilen erſtrecken, vom Wendekreis des Krebſes im
Süden bis zu den Aleuten im Norden, von der kaliforiſchen Küſte
bis zum Midway=Island. Faſt die geſamte amerikaniſche Flotte,
einſchließlich ſämtlicher Schiffstypen, werde an den Manövern
teilnehmen.
Auch Japan will Slokkenmander im Notd=Pckzifik
EP. Tokio, 31. Dezember.
Wie aus den Kreiſen des jepaniſchen Marineminiſteriums
be=
kanntgegeben wird, ſoll die japaniſche Flotte gleichzeitig mit den
für das Frühjahr geplanten amerikaniſchen Rieſen=
Flottenmanö=
vern im Nordpazifiſchen Ozean ebenfalls umfangreiche
See=
manöver durchführen. Wie bei den amerikaniſchen, wird auch bei
den japaniſchen Manövern faſt die geſamte Flotte teilnehmen.
Der Zahl der Schiffe nach iſt die japaniſche Flotte mit 192
Ein=
heiten ſogar noch größer, als die amerikaniſche mit nur 177
Schiffseinheiten, doch verfügen die Amerikaner über eine größere
Tonnage und dürften zudem ſehr viel mehr Flugzeuge mitführen,
als die Japaner. — Wie weiter mitgeteilt wird, iſt Vorſorge
da=
für getroffen, daß die beiden Flotten bei ihren Uebungen
mitein=
ander nicht in Berührung kommen, obgleich ſie beide im
Nordpazi=
fik operieren. Nichtsdeſtoweniger wird in der japaniſchen Preſſe
darauf hingewieſen, daß dieſe Manöver für den Ernſtfall eine
große Bedeutung haben würden.
*
Die endgültige Kündigung des Waſhingtoner
Flot=
tenvertrages durch Japan iſt in engliſchen
Regierungs=
kreiſen „mit ſehr großem Bedauern”
aufgenom=
men worden.
Das Intereſſe Frankreichs an der Kündigung
des Waſhingtoner Flottenabkommens wird von
Admiral Docteur im „Matin” ganz offen zugegeben.
mochte, weil die mit ihm verbundene Trockenheit ihn beläſtigte,
den er aber im Winter erſehnte weil er bei den feuchten
Nord=
weſtwinden keine Neujahrswünſche zuſtande bringe und „wenn
ich des Henkers wäre”. Und mit der Leichtigkeit, die ihm bei
der Arbeit eigentümlich, fängt er zu dichten an — ſiebzehn
Neujahrsgedichte fliegen aufs Papier. Die ſoll Freund Dieterich
bekommen — dann mag er wieder Ruhe geben für eine
Zeitlang.
Man wird nicht behaupten können, daß die
Neujahrs=
wünſche, die der Herr Profeſſor der Naturwiſſenſchaften an dem
dunklen Novembermorgen aufs Papier warf, von beſonderer
Feinheit und Politeſſe wären. Sie ſind derb, manche ſo ſaftig,
daß man ſie auch heute nicht mehr gut abdrucken kann. Als
die erſte Begeiſterung des Schaffens vorüber, hat Lichtenberg
wohl ſelbſt den Kopf geſchüttelt über die Reimereien, die da vor
ihm auf der Bettdecke lagen. „Das Versmachen”, ſo ſagte er zu
ſich ſelbſt, „kommt mich an, wie manche Leute die Sünde —
wenn ſie begangen iſt, ſo haben ſie Ruhe.” Vor ſeinen kritiſchen
Augen hatte ſchließlich nur noch eines der ſiebzehn
Neujahrs=
gedichte Beſtand, das lautete: „Dir deinen lauten Wünſche zu
gewähren, / Dieſes Glück muß ich, als ſterblicher, entbehren.
Allein die heimlichen und ſtillen, / Dünkt mich, wollt ich, als
ſterblicher, erfüllen.”
„Auch es” ſo ſetzte Lichtenberg ſein Selbſtgeſpräch fort,
„hat nicht die unſchuldige Miene eines Mädchens von ſechs
Jahren. Aber eben deswegen wird es vielleicht etwas beſſer
gefallen. Aber noch ein anderes fällt mir auf. Die meiſten, die
ich da geſchrieben, ſind ja gra keine guten Wünſche, ſondern
gute Lehren. So dies: „Deutſch, unerſchöpflich rein / So wie
dein Hertz, ſeyh auch dein Wein.” Oder: „Was ſingſt du ſtets
von Mädchen und vom Wein? / Komm, ſchlage heut ein neues
Leben ein. / Geh mit dem Jahr aus deiner Zelle / und halt
dich künftig an die Quelle!”
„Bin doch einmal geſpannt, ob Dieterich das abdruckt.
Warum aber nicht? Es wird ja doch ſo viel albernes Zeug
gedruckt.”
Aber Herr Dieterich hatte doch kein Verſtändnis für die
anakreontiſchen Seitenſprünge ſeines gelehrten Freundes.
Viel=
leicht mag auch die Selbſtkritik Lichtenbergs, die in der Mahnung
lag, „daß aber keine Seele erfahre, daß ſie von mir ſind”, ihn
ſtutzig gemacht haben. So verſchwanden die Reimereien im
Archive des Verlagshauſes — Lichtenberg aber verwand nur
ſchwer den Aerger drüber, daß die unter einem ſo günſtigen
Sterne geſchaffenen Gedichtchen doch nicht an ihre unbekannten
Adreſſaten kamen.
Freilich: er vermochte ſich auch zu tröſten. Denn was hat’s
denn
überhaup=
jahrswünſchen auf ſich? „Der Januarius
Dienstag, 1. Januar 1935
zwiſchen Rom und Paris.
EP Paris, 31. Dezember.
Wenn über die großen Schwierigkeiten, die in den letzten
Stunden in den franzöſiſch=italieniſchen Verhandlungen
auftauch=
ten, noch die geringſten Zweifel beſtehen konnten, dann werden
dieſe Zweifel von den beiden Morgenblättern, die ſich ſtets über
den Verlauf der Beſprechungen gut unterrichtet gezeigt haben,
vom „Oeuvre” und vom „Echo de Paris” heute in einwandfreier
Weiſe geklärt.
Das „Oeuvre” ſchreibt über den Bericht ſeiner außenpolitiſchen
Mitarbeiterin: „Die Verhandlungen zwiſchen Paris
und Rom ſtoßen auf ziemlich ernſte
Schwierigkei=
ten. Die Reiſe von Laval nach Rom iſt noch nicht
ſicher” und Pertinax betitelt ſeinen Artikel im „Echo de Paris”:
„Die Verhandlungen zwiſchen Frankreich und
Italien kommen nicht vorwärts!“
Im Quai d’Orſay gab, es am Sonntag keine Sonntagsruhe.
Außenminiſter Laval beriet den ganzen Tag über mit ſeinen
engeren Mitarbeitern über die italieniſchen Gegenvorſchläge. —
Auch in Rom herrſchte Hochbetrieb, denn der franzöſiſche
Botſchaf=
ter de Chambrun hatte zwei längere Unterredungen mit dem
italieniſchen Unterſtaatsſekretär Suvich. Unabläſſig arbeiteten die
Telegraphen und Telephone zwiſchen den beiden Hauptſtädten.
Nach der Darſtellung des „Oeuvre” ſoll
der Duce ziemlich befrächlliche Abänderungen
an den franzöfiſchen Borſchlägen vorgenommen
haben, und nach der Prüfung dieſer Abänderungswünſche zeigte
man am Sonntag abend im Quai d’Orſay hinſichtlich der Romreiſe
ſich bedeutend weniger zuverſichtlich als in den letzten Tagen der
Vorwoche. Laval, ſo werde jetzt amtlich erklärt, könne nicht auf
unbeſtimmte Verſprechungen hin nach Rom fahren, ſondern er
müſſe beſtimmt wiſſen, daß Muſſolini geneigt ſei, durch das im
franzöſiſch=italieniſchen Protokoll vorgeſchlagene politiſche Syſtem
den gegenwärtigen Status guo auf dem Balkan und in
Mitteleuropa zu gewährleiſten. In dieſer Beziehung könne
man aber hinſichtlich der italieniſchen Bemerkungen einige
Beun=
ruhigung hegen. Ohne eine Garantie dieſer Art erſcheine die
Rom=
reiſe des franzöſiſchen Außenminiſters weniger dringlich. Die
franzöſiſch=italieniſchen Verhandlungen müßten aber am Montag
abgeſchloſſen werden, denn Laval könne ſchwerlich ſpäter als am
2. oder 3. Januar reiſen, weil er ſich vor der Saar=
Abſtim=
mungnach London begeben müſſe, um ſich mit Sir John
Simon über die römiſchen Ergebniſſe zu unterhalten. Die
fran=
zöſiſch=italieniſchen Meinungsverſchiedenheiten beträfen — immer
nach dem genannten Blatt — neben der Gewährleiſtung
der öſterreichiſchen Unabhängigkeit vor allem das
Statut der Italiener in Tunis. Laval habe nicht nur eine
Beteiligung Jugoſlawiens an dem Oeſterreich=
Protokoll vorgeſchlagen, ſondern für ſpäter auch
die Hinzuziehung der Türkei und Griechenlands
als Garantiemächte der öſterreichiſchen
Unab=
hängigkeit in Ausſicht genommen. In Tunis wolle
Laval in zehn Jahren der „italieniſchen Hypothek”, d. h. der
bis=
herigen Vorzugsbehandlung der italieniſchen Staatsangehörigen,
ein Ende machen, während Muſſolini, den Standpunkt vertrete,
daß die Vorrechte der Italiener nach Ablauf der zehn Jahre
Ge=
genſtand neuer Verhandlungen bilden ſollten. Man ſehe daraus,
daß die Lage ziemlich geſpannt ſei. — Pertinax beſtätigt im
gro=
ßen und ganzen dieſe Darſtellung. Muſſolini ſcheine noch
an ſeiner Reviſions=Politik feſtzuhalten, und
hinſichtlich der Italiener in Tunis habe er Anſprüche erhoben, die
mit der Sicherheit des franzöſiſchen Nordafrikas nicht zu
verein=
baren ſeien. Jedoch ergänzt das „Echo de Paris” die Darſtellung
des „Oeuvre” noch dahin, daß Oeſterreich auf Anſtiften von
Buda=
peſt „und vielleicht noch einer anderen Hauptſtadt” die
Garantie=
rung ſeiner Unabhängigkeit durch die Nachfolgeſtaaten ablehne.
Kommuniſtiſche Kirchenſchänder in Leſterreich.
DNB. Wien, 31. Dezember.
Amtlich wird mitgeteilt: In der Nacht zum 30. Dezember
drangen bisher unbekannte Täter gewaltſam in die Kreuzkapelle
der Kirche in St. Georgen bei Zell in Tirol ein. Sie
demolier=
ten die in der Kapelle befindlichen Kruzifixe, Leuchter, Bilder
und Betſtuhl, ſowie das Kommuniongitter und ſchmierten auf die
Wände mit Lehm mehrere Hakenkreuze. Der durch den
Kirchen=
frevel entſtandene Schaden iſt beträchtlich. Die Erhebungen der
Behörden ergaben, daß die Täter keinesfalls in den Kreiſen der
Nationalſozialiſten zu ſuchen ſind. Vielmehr ſprechen alle
An=
zeichen dafür, daß der Frevel von kommuniſtiſcher Seite
began=
gen wurde. Die Täter haben nur, um die Behörden auf eine
falſche Spur zu lenken, die Hakenkreuze an die Wände geſchmiert.
iſt der Monat”, ſo ſagte er ſich, „da man ſeinen guten
Freun=
den Wünſche darbringt. Die übrigen Monate die, worin ſie nicht
erfüllet werden. „Die ſchönſten Wünſche ſollte man aber
eigent=
lich an ſich ſelbſt richten. Denn ſchließlich iſt der Neujahrstag,
wie auch der Geburtstag, ein Wendepunkt, den man mit guten
Vorſätzen zu pflaſtern beſtrebt ſein ſollte. Nur meint
Lichten=
berg, der peſſimiſtiſche Menſchenkennerh, das habe auch nicht
gar zu viel Wert. Da nehme ſich am Neujahrstage einer vor,
in Zukunft früher aufzuſtehen, oder die Bibel im nächſten Jahre
ganz gewiß durchzuleſen, oder gar keinen Branntwein mehr zu
berg, der peſſimiſtiſche Menſchenkenner, das habe auch nicht
guten Vorſätze wieder vornehmen — weil er ſie im vergangenen
Jahre nicht durchgeführt hat. Deshalb ſoll man gute Vorſätze,
lehrt Lichtenberg, nach einem anderen Rezepte faſſen. „Ich habe
mir zur Regel gemacht”, ſagt er einmal, „daß mich die
auf=
gehende Sonne nie im Bett finden ſollte, ſolange ich geſund
bin. Es koſtete mich nichts als das machen denn ich habe es
beh den Geſetzen, die ich mir ſelbſt gab, immer ſo gehalten, daß
ich ſie nicht eher feſtſetzte, als bis mir die
Uebertretung faſt unmöglich war.”
Alexander Burger.
Broßes Haus. — Sonntag, den 30. Dezember 1934.
In der ausverkauften Sonntagsvorſtellung ſang Bernd
Aldenhoff den Barinkay. Wir hatten die Empfindung, als
ob der temperamentvolle junge Künſtler einſtweilen in der
Operette ſtärker aus ſich herauszugehen vermag als in den
mei=
ſten Opernrollen, die er bisher geſungen hat. Die Darſtellung
war belebt und charaktervoll. Auch geſanglich klang die Stimme
verhältnismäßig frei und ſchön. Je öfter man Bernd Aldenhoff
hört, um ſo mehr feſtigt ſich der Eindruck, daß die Stimme ſehr
entwicklungsfähig iſt, und der Künſtler eine glänzende Zukunft
als Bühnentenor haben wird, wenn es ihm gelingt, einige
Hem=
mungen zu überwinden, die ſtimmlich noch vorhanden ſind.
Zu=
weilen ſpürt man eine gewiſſe Enge der Stimmgebung. Die
an ſich vorzüglich vorhandene Höhe iſt faſt nie ganz frei und
unforciert. Wenn aber im Piano und Mezzoforte Kantilene
ge=
fordert wird, dann ſtrömt der Klang ſo natürlich und
ſympa=
thiſch, daß man die bedeutenden Möglichkeiten der Stimme klar
erkennt. Möge es dem Künſtler gelingen, ſich in dieſen
Kleinig=
keiten noch zu vervollkommnen!
F.N.
Nr. 1 — Seite 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
Auskrift des verankworklichen Schrifleikers
Hugo Hagen aus der „Neuen Saarpoft”
Einſchwarzer Tagfür den Saar=Separatismus
Als letzter Schlag iſt Sonntag abend bei der Landesleitung
der Deutſchen Front ein Schreiben des verantwortlichen
Redak=
teurs der „Neuen Saarpoſt”, Hugo Hagen, eingetroffen, in dem
Enkhüllungen des ſaarländiſchen Geiſklichen Kriesbach über die franzöſiſche Finanzierung
er ſich mit folgenden Worten von ſeinem bisherigen Blatt
los=
ſagt:
der neuen kakholiſchen Parkei und der „Neuen Saarpoſt”.
Nach allem, was ich in den letzten Tagen über die Finanzie=
Separakiſt Hoffmann
als Lügner und Bekrüger gebrandmarkk.
DNB. Saarbrücken, 31. Dezember.
Die Saarbrücker Zeitung veröffentlicht einen umfangreichen
Brief des früheren Organiſators der
katholi=
ſchen Gruppenbildung, des ſog. Deutſchen
Volks=
bundes, Fritz Kriesbach, eines ſaarländiſchen
Geiſtlichen. Dieſe ſenſationellen Enthüllungen des ſoeben
aus=
geſchiedenen Mitarbeiters der „Neuen Saarpoſt” beſtätigen nicht
nur den Inhalt der Roſſenbeck=Schriftſtücke, ſondern bringen noch
neue weſentliche Aufſchlüſſe über die Hintergründe und
Machen=
ſchaften des „Saarpoſt”=Kreiſes um Herrn Hoffmann. Als
kaum=
zu übertreffende Ironie muß aus dieſem Schreiben
zu=
nächſt die Tatſache hervorgehoben werden, daß der
Redak=
tionsſtab der „Neuen Saarpoſt” und das
Verlags=
perſonal ſich bis auf drei oder vier Büromädchen, den Sohn
Imbuſchs und einen öſterreichiſchen Wirtſchaftsredakteur
aus=
ſchließlich aus Marxiſten zuſammenſetzt.
In ſeiner beruflichen Eigenſchaft kam Kriesbach in den letzten
Monaten ſehr oft mit den Propagandaſtellen der franzöſiſchen
Bergwerksdirektion zuſammen, um mit ihnen über die
Finan=
zierung der beabſichtigten katholiſchen Partei
zu verhandeln. Nach den Enthüllungen Kriesbachs erhielt die
„Neue Saarpoſt” monatlich einen Zuſchuß von
120 000 Franken. Als Kampffond für den
Volks=
bund hatte die franzöſiſche Propagandaſtelle
200 000 Franken je Monat feſtgeſetzt.
In ſeinem umfangreichen Schreiben, das in Form einer
eides=
ſtattlichen Erklärung niedergelegt iſt, ſtellt Kriesbach ferner feſt,
es ſei nicht wahr, daß zwiſchen der „Neuen
Saar=
poſt” bezw. dem ſpäter begründeten Deutſchen
Volksbund und den franzöſiſchen
Grubenbeam=
ten keine Beziehungen beſtänden. Hoffmann habe
nicht nur franzöſiſche Gelder angenommen,
ſon=
dern dieſe nicht einmal für die gedachten Zwecke
verwendet. Er habe die Franzoſen und die
Mit=
glieder des Voksbundes betrogen. Den Subſidien
der Franzoſen von monatlich mindeſtens 50—60 000 Franken für
den Volksbund ſtänden monatlich Ausgaben von höchſtens 10 bis
15 000 Franken gegenüber. Dazu kämen dann noch die Einnahmen
aus Mitgliederbeiträgen und Spenden. Weiterhin dürfe mit
Sicher=
heit angenommen werden, daß die Reiſe Hoffmanns und des
Pfar=
rers Weber nach England ganz einträglich geweſen ſei. Eine
eng=
liſche Journaliſtin, die von der Englandfahrt wußte, konnte
mit=
teilen, daß der Ausſchuß, der die Herren zu der weiten Reiſe
auf=
gefordert hatte, dieſe nicht ohne einen anſtändigen Scheck entließ.
Zwiſchenfall in Blieskaſtel.
Schüſſe in einer Separaliſtenverſammlung.
Der letzte Sonntag wird als ſchwarzer Tag des ſaarländiſchen
Separatismus in das Kapitel der Geſchichte über den
Saarend=
kampf aufzunehmen ſein:
Vierzehn Tage vor der Saarabſtimmung haben, ſich eine
Reihe von Vorkommniſſen ereignet, die allen
ſepa=
ratiſtiſchen Illuſionen endgültig den Garaus
machen müſſen. Auf Grund der Sonntag früh erfolgten
auf=
ſehenerregenden Veröffentlichung Kriesbachs, die den
unabän=
derlichen Beweis für die franzöſiſche
Finanzie=
rungder neuen katholiſchen Partei und der „Neuen
Saarpoſt” brachte, kam es nachmittags zu einem
Zwiſchen=
fall in Blieskaſtel, bei dem durch Krach in den eigenen
Reihen eine Verſammlung des ſogenannten chriſtlichen
Volksbun=
des mit Revolverſchüſſen aufflog.
Als der frühere Gewerkſchaftsſekretär Heinrich Imbuſch
da=
von ſprach, daß die Mitglieder des Volksbundes nicht beunruhigt
ſein ſollten, denn am 13. Januar würden ohnehin alle für den
Status quo ſtimmen, flog die Verſammlung auf. Aus den
Ver=
ſammlungsteilnehmern heraus wurden laute Zwiſchen= und
Pro=
teſtrufe gemacht. Der Redner konnte nicht weiterſprechen. Von
dem Verſammlungsleiter, einem jungen Mann aus Saarbrücken,
wurde dem ſeparatiſtiſchen Ordnungsdienſt Befehl, gegeben, die
Zwiſchenrufer aus dem Saal zu entfernen. Das Einſchreiten des
Ordnungsdienſtes ließen ſich die chriſtlichen Mitglieder des
Volks=
bundes nicht gefallen. Sie ſetzten ſich zur Wehr. Es entſtand ein
Handgemenge, bei dem es zu Tätlichkeiten kam. In dieſem
Augen=
blick ſprang der marxiſtiſche Chauffeur Hartmann des
Chefredak=
teurs Hoffmann von der Neuen Saarpoſt auf die Bühne, zog ſeinen
Revolver und feuerte mehrere Schüſſe in die Menge, durch die nach
den bisherigen Feſtſtellungen glücklicherweiſe niemand verletzt
wurde. Die anweſenden Landjäger griffen ſofort zu und
verhaf=
teten den Chauffeur Hartmann, als dieſer noch den Revolver im
ausgeſtreckten Arm hielt. Die Verſammlung war damit
aufge=
flogen.
Es iſt einwandfrei feſtgeſtellt, daß in der Verſammlung nur
ſolche Perſonen waren, die den vorgeſchriebenen Ausweis für die
Verſammlung beſaßen. Die Landjäger hatten gerade in dieſer
Hinſicht eine äußerſt ſcharfe Kontrolle ausgeübt. Die
Verſamm=
lung ſelbſt war bezeichnenderweiſe nicht von einem einzigen
Ein=
heimiſchen geleitet worden. Vergeblich mühen ſich die
ſeparatiſti=
ſchen Kreiſe bei dieſem Zuſammenbruch der eigenen Front den
Spieß umzudrehen und die lächerliche Behauptung zu verbreiten,
50 Reichsdeutſche wären in Autos über die Grenze gekommen und
hätten den Zwiſchenfall provoziert (!),
Im deutſchen Siedlungswerk liegen große ſtaats=,
bevölke=
rungs= und wirtſchaftspolitiſche Aufgaben. Die
nationalſoziali=
ſtiſche Staatsführung hat hier eine völlig neue Politik
einge=
leitet. Hinzuweiſen iſt dabei insbeſondere auf die bekannten
Beſtrebungen des Gauleiters und Reichsſtatthalters
Sprenger, deſſen programmatiſche Erklärung über die
Sied=
lung im Rhein=Main=Gebiet kürzlich veröffentlicht wurde.
Der Wohnungsbau unſerer Zeit iſt gekennzeichnet durch das
Zurücktreten des Baues großer Häuſerblocks mit Mietwohnungen
und durch beſondere Bevorzugung von Kleinſiedlungen und
Eigen=
heimen.
Schon die Vorſtädtiſche Kleinſiedlung iſt nach
ihrer Umſtellung auf die Kurz= und Vollarbeiterſiedlung in das
deutſche Siedlungswerk einzubeziehen. Als erſter Schritt zum
großen Werk der Arbeiterſiedlung darf ſie ſich der Siedlung zur
Neubildung deutſchen Bauerntums würdig an die Seite ſtellen.
Ziel und Aufgabe dieſer neuen Siedlungsform iſt die
Seß=
haftmachung der Arbeiter und anderer nichtbäuerlicher Schichten.
Die wirtſchaftliche Bedeutung der nebenberuflichen
Arbeiterſied=
lung liegt in der Sicherung der Lebenshaltung der
Siedler=
familie, darüber hinaus iſt ſie von großer Bedeutung für die
Volkswirtſchaft als Ganzes.
Der auf das Land Heſſen entfallende Geſamtanteil aus den
vom Reich zur Verfügung geſtellten Mitteln für die Vorſtädtiſche
Kleinſiedlung beträgt rund 3 366 000 RM. Mit dieſen
Reichs=
darlehen und den Selbſthilfeleiſtungen der Siedler wurden
1374 Siedlerſtellen ausgeführt. Während bei den
bei=
den erſten Bauabſchnitten faſt durchweg Erwerbsloſe angeſiedelt
und vornehmlich die größeren Städte berückſichtigt wurden, kamen
bei den übrigen Abſchnitten in größerem Umfange auch Kurz=
und Saiſonarbeiter zur Anſiedlung, und zwar hier in der
Haupt=
ſache in mittleren und kleinen Gemeinden. Die Siedlungen
ver=
teilen ſich auf 31 Gemeinden. In den Gebieten, in denen die
künftige Eingliederung der Siedler in den Erwerbsprozeß in
abſehbarer Zeit ausgeſchloſſen erſchien, iſt eine Errichtung von
Siedlerſtellen nicht erfolgt.
Die Landgröße jeder Siedlerſtelle beträgt 800—1000
Quadrat=
meter. Die Koſten für den Aufbau und die Einrichtung der
Siedlerſtelle belaufen ſich durchſchnittlich auf 3000 RM. Hierbei
iſt ein Teil durch eigene Arbeit des Siedlers aufgebracht. Das
Siedlerhaus enthält mindeſtens eine Wohnküche Schlafraum für
Eltern und zwei Kinderſchlafräume, dazu Keller und
Neben=
räume. Mit dem Haus verbunden iſt eine Kleinviehſtallanlage.
Die Siedlungshäuſer wurden durchweg als Doppelhäuſer
er=
richtet. Die durchſchnittliche Belaſtung beträgt 17 RM. pro
Monat. Der Siedler hat alſo in den meiſten Fällen nicht mehr
aufzubringen, als er esbisher für eine meiſt ſchlechte Wohnung an
Miete zahlen mußte; er iſt aber der Enge der Stadtwohnung
rung der „Neuen Saarpoſt” erfahren habe, halte ich es für meine
ſelbſtverſtändliche Pflicht, für die Pflicht eines anſtändigen
Deut=
ſchen, Ihnen mitzuteilen, daß ich in der Redaktion einer von
franzöſiſchen Geldern finanzierten Zeitung nicht weiterarbeite.
Ich habe geſehen, daß man mit meinem Namen im Impreſſum der
„Neuen Saarpoſt” Schindluder getrieben hat. Ich glaubte, für
eine große Idee zu kämpfen, aber ich wollte nie franzöſiſche
In=
tereſſen unterſtützen. Ich habe nicht die Abſicht, zu ihnen
über=
zulaufen, aber ich halte es für meine Pflicht, den Mitgliedern der
Deutſchen Front durch mich mitteilen zu laſſen, wie es in
Wirk=
lichkeit um die „Neue Saarpoſt” und den Deutſchen Volksbund
beſtellt iſt. Welchen Weg Sie dazu wählen, iſt mir gleichgültig;
ich wollte Ihnen nur die Wahrheit ſagen.
Heil Deutſchland!
Hugo Hagen,
ehemaliger verantwortlicher Redakteur
der „Neuen Saarpoſt”.
Gleichzeitig hat Herr Hagen ein längeres Schreiben an den
Chefredakteur der „Neuen Saarpoſt”, Johannes Hoffmann,
ge=
richtet, in dem er erklärt, er habe bisher geglaubt, daß es
Hoff=
mann um den deutſchen Katholizismus ginge und um die Kirche.
Heute glaube er das nicht mehr. Hoffmann habe ihn getäuſcht,
entronnen, und die Selbſtverſorgung ſeiner Familie, aus dem
Grundſtück verbeſſert weſentlich ſeinen Lebensſtandard.
Nach dem Abſchluß der Aktion „Vorſtädtiſche Kleinſiedlung”
liegt die Frage nahe, ob die bisherigen Ergebniſſe der
Ziel=
ſetzung entſprochen haben. Dieſe Frage darf wohl für Heſſen in
allen Punkten bejaht werden, zumal es gelungen iſt, den
größe=
ren Teil der Siedler wieder in Arbeit zu bringen.
Der Wille zur Siedlung und die Einſatzbereitſchaft der mit
der praktiſchen Durchführung der Vorſtädtiſchen Kleinſiedlung
betrauten Stellen war ſo ſtark, daß der Erfolg nicht ausgeblieben"
iſt. Die Wandlung, die die Vorſtädtiſche Kleinſiedlung in ihrem
Verlaufe erfahren hat, weiſt klar den Weg von der reinen
Er=
werbsloſenſiedlung zur Wirtſchaftsſiedlung für den
Kurzarbeiter und den Vollbeſchäftigten.
Zur Fortführung der Siedlungsaktion hat das Land Heſſen
durch Aufbringung von Mitteln der heſſiſchen
Spar=
kaſſen, der Heſſiſchen Landesbank und der
Landes=
verſicherungsanſtalt Heſſen zunächſt einen Betrag von
1 Mill. RM. flüſſig gemacht. Dieſe Mittel finden für die
Er=
richtung von 265 Siedlerſtellen in heſſiſchen
Notgebieten Verwendung. Die Geſamtkoſten für eine
Sied=
lerſtelle ſind auf etwa 5000 RM. veranſchlagt. Die Erhöhung
der Koſten gegenüber der Vorſtädtiſchen Kleinſiedlung ergibt ſich
einmal aus einer etwas beſſeren Ausführung, und zum anderen
daraus, daß bei den nunmehr zur Anſiedlung kommenden
Voll=
arbeitern Selbſthilfeleiſtungen nur in ganz geringem Umfange
angeſetzt werden können. Die Siedlungsanwärter haben etwa 20
bis 25 Prozent der Bauſumme an eigenem Kapital aufzubringen
bei einem Beleihungsſatz bis 75 Prozent des Bau= und
Boden=
wertes und einer Höchſtbeleihungsgrenze von 3750 RM. Bei einer
Verzinſung von 5 Prozent für das aufgenommene Kapital ergibt
ſich für den Siedler eine für den Vollarbeiter durchaus tragbare
laufende Belaſtung von durchſchnittlich 22 RM. pro Monat.
Die Vorarbeiten für die Durchführung der
Siedlungsaktion in heſſiſchen Notgebieten
ſind ſoweit gediehen, daß ſchon in den nächſten
Tagen auf einer größeren Anzahl Bauſtellen
mit den Arbeiten begonnen werden kann.
Bei der Auswahl der Siedler, die aufs ſorgfätigſte vom
Heimſtättenamt Heſſen=Naſſau der NSDAP. in Frankfurt a. M.
durchgeführt worden iſt, hat ſich die Tatſache ergeben, daß
Sied=
lungsanwärter mit einem verhältnismäßig ſo hohen
erforder=
lichen Eigenkapital nur in beſchränktem Umfange vorhanden
ſind. Um jedoch die Siedlung auf weitere Kreiſe ausdehnen zu
können, hat auf Veranlaſſung des Gauleiters und
Reichsſtatt=
halters der Induſtrie= und Handelstag im Benehmen mit dem
Heſſiſchen Staatsminiſterium, dem Landesplanungsverband und
Siedlung und Wohnungsbau in Heſſen.
Von Dipl.=Ing. Blöcher, Referent für Wohnungs= und Siedlungsweſen bei der Miniſterialabteilung 3.
Kirchenmuſikaliſche Abendſeier
in der Stadkkirche.
Vor einer großen, andächtigen Gemeinde ſpielte Dr. Ludwig
Borngäſſer als Vorfeier von Joh. Seb. Bachs 250.
Ge=
burtstag ausſchließlich Orgelwerke des Meiſters. Borngäſſer iſt
Schüler ſeines Vaters und als Orgelſpieler ſchon ſeit Jahren
techniſch und künſtleriſch ein trefflicher Könner und feiner
Aus=
deuter der Kunſtwerke. Er hatte ſich in den großformigen Werken
Bachs beſonders große Aufgaben geſtellt, die in faſt durchweg
vorzüglicher Weiſe gelöſt wurden. Die große perſönliche
Be=
ſcheidenheit des Vaters ſcheint auf den Sohn übergegangen zu
ſein, und er gewinnt es einſtweilen noch nicht ganz über ſich,
die letzten Folgerungen aus den großen Steigerungen Bachs zu
ziehen. Vielleicht iſt ſtiliſtiſch ein gewiſſes Schwanken zu
ver=
ſpüren zwiſchen der Art ſpätromantiſcher Geſtaltung, wie ſie in Max
Reger und Straube ihren Höhepunkt gefunden hat, und in der
Nenaiſſance der Darſtellung älterer Orgelwerke, die durch die
Ausdeutung der genauen Anweiſungen entſtand, die Michael
Praetorius 100 Jahre vor Bach über Regiſtrierung und Vortrag
von Orgelwerken gibt. Dieſe zwei Richtungen trennen heute
unſere junge Organiſtengeneration in zwei Lager, aber
Born=
gäſſer ſcheint ſich nicht für eine der beiden entſchieden zu haben.
Er begann mit der frühen, noch der Weimarer Zeit
angehören=
den D=Moll=Tokkata, die den improviſatoriſchen Stil vom
Bux=
tehude übernimmt. Sie, wie die zugehörige Fuge wurde ſehr
charaktervoll geſtaltet. Später erklang die große Leipziger
P=Dur=Tokkata mit Fuge. Hier iſt die freie Improviſationskunſt,
wie ſie Frescobaldi in ſeiner Tokkatenvorrede genau in ihren
Ausdrucksmitteln beſchreibt, auf wenige kurze Strecken beſchränkt,
die unſeres Erachtens noch phantaſiebeſchwingter herausgehoben
werden könnten, während das ſtrengere thematiſche Gefüge —
übrigens der Doriſchen Tokkata ſehr ähnlich — den Vorrang
hat. Vor der G=Moll=Stelle gegen Schluß gab es einmal eine
kleine Unklarheit, ebenſo im Zwiſchenſatz der Fuge vor dem
letzten großen Durchführungsteil. Im Uebrigen wurde gerade
die Fuge überaus klar dargeſtellt. In der Mitte ſtand das
A=Moll=Konzert, deſſen erſter Satz völlig dem Concerto grosso
abgelauſcht iſt, alle Zwiſchenſätze ſind dreiſtimmig, wie für
2 Oboen und Fagott inſtrumentiert. Der Mittelſatz mit dem
basso ostinato wirkt wie ein Soloſatz ohne Orcheſter, der
Schluß=
ſatz gibt dann dem Orcheſter und der Virtuoſitäv mehr Recht.
Das letzte Tutti fanden wir zu unpathetiſch. Dazwiſchen
er=
klangen der herrliche Orgelchoral „Nun kommt der Heiden
Heiland!” mit dem ſpazierenden Baß, den beiden einander
nach=
ahmenden Mittelſtimmen und der durch Figuration
ausgeſchmück=
ten Choraloberſtimme und die herrliche, ſo überaus klar ge=
baute C=Moll=Fantaſie. Die Hörer waren von Herzen dankbar
für die in Darmſtadt leider verhältnismäßig ſeltene
Gelegen=
heit, eine Anzahl der bedeutendſten Orgelwerke Bachs in ſo
hochſtehender Ausführung zu hören.
F. N.
4 Million.
Die Geſchichte eines Workes.
Von Karl Menninger.
3 845 972 leſen wir: „3 Million 8 hundert 5 und 40 tauſend
9 hundert 2 und 70‟. Laſſen wir die geſchriebene und geſprochene
Zahl noch einmal an uns vorüberziehen, ſo geht uns das
Wunderbare auf: Mit ein paar Zeichen und ein paar Worten
gelingi es dem Menſchen, jede Zahl klar und beſtimmt
ſeſt=
zuhalten.
Welche Zahlwörter brauchen wir hier? Es ſind die für die
9 Einer eins, zwei, drei. .. neun und die für die
Rang=
ſchwellen zehn, das in Zuſammenſetzungen zu zig” wird,
hundert, tauſend — und Million. Schon ohne beſonders feines
Ohr ſpürt man den ſprachlichen Bruch in der Reihe zehn,
hun=
dert, tauſend — Million! Die drei erſten Wörter ſind unſer”,
Million aber zuſammen mit dem ganzen Schwanz der Billion,
Trillion, Quadrillion ... ſind Fremdlinge.
Wie kommt das? Warum machen wir Anleihen bei fremden
Sprachen für etwas, was wir doch ſelber haben denken
können?
Mit dieſer Frage kommen wir ſeltſamen Dingen auf die
Spur. Zehn, hundert, tauſend, mehr Rangſchwellen hatte der
Germane nicht; tauſend war ſein letztes” Zahlwort, dieſe Zahl
einmal ſeine letzte‟. Sein tägliches Leben verlangte keine höhere.
Solche Zählgrenzen laſſen ſich bei vielen Völkern nachweiſen.
Auch beim Römer lag ſie einmal an der gleichen Stelle; mille
iſt ſein letztes” Zahlwort. Der Grieche ſtieg noch eine Stuſe
höher zu myrioi, zu zehntauſend.
Wunderbar iſt es zu ſehen, wie ſich dieſe Zählgrenze in den
indogermaniſchen Sprachen einmal verſchoben haben muß von
zehn zu hundert und von da zu tauſend, wo ſie dann für die
meiſten Sprachen ſtehen blieb.
Das will uns helite ſchwer in den Kopf. Zählen iſt doch
ein Kinderſpiel; ja, aber nur mit Zahlwörtern! Und wenn die
fehlen? Wie ſchwer einem Volk der Aufbau ſeiner Zählreihe
werden kann, das lehren uns die vielen Entlehnungen. Die
ungariſche Sprache z. B. hat nicht eine einzige Rangſchwelle
ſelbſt gebildet: ungariſch: 10 tis, 100 szas und 1000 ezer ſind
indogermaniſche Wörter, die dem Ungariſchen als
finniſch=
ugriſcher Sprache fremd ſind.
Für 10 000 bildete unſere Sprache kein neues Wort mehr,
ſondern ſetzte es zuſammen, zehn=tauſend’, Und ſo machte ſie es
weiter für jede folgende Rangſchwelle: 100tauſend, 1000tauſend...
23 456 345 678 wird von zahlkundigen Leuten im Deutſchland
des frühen 16. Jahrhunderts ſo geleſen: „23 tauſend
tauſend=
maltauſend 4 hundert tauſendmaltauſend 56 tauſendmaltauſend
345 tauſend 678” Man half ſich alſo mit den drei bodenſtändigen
Rangſchwellen 10, 100 und 1000 und baute alle höheren aus
1000=Blöcken auf. Der Römer ſagte für die Million 10X100
X1000, decies centena milia, und ſchrieb ſie daher auch mit
einer umſtrichenen zehn: X. Eine viel tiefere Einſicht in den
Aufbau der Zählreihe hatten die Inder, die jeder Rangſchwelle
einen beſonderen Namen gaben, alſo nicht nur den drei
erſten. So heißt oben die erſte Zahl indiſch „3 praputa,
8 lakscha, 4 aputa, 5 sahasra, 9 satam, 7 dasan, 2‟.
Nun die Million! Wo weitet im Mittelalter Handel und
Wirtſchaft den Umfang der Zahlen weit über die 1000=Grenze
hinaus? Wir wiſſen, es iſt Italien, das Jahrhunderte lang das
blühende Geſchäft der Kreuzzüge in der Hand hat. Dorthin weiſt
ja auch das Wort Million, milli=one. Die italieniſche Endſilbe
vergrößert ein Wort: sala, der Saal, salone, der große Saal.
Millione iſt demnach ein großes Tauſend’, da mille 1000 iſt!
Vermutlich kommt das Wort im 14. Jahrhundert auf, im
15. Jahrhundert iſt es den Gelehrten bekannt und erſcheint auch
in manchen der ab 1500 gedruckten Rechenbücher. Von Italien
verbreitet es ſich in dieſer Zeit über das Abendland.
Million iſt alſo nicht wie zehn, hundert und tauſend
ge=
wachſen mit dem Volk, ſondern iſt ein Kunſtwort. Und
künſt=
lich wie es, iſt die ganze Reihe Billion, Trillion uſw. die auf
einen franzöſiſchen Schriftſteller des 15. Jahrhunderts
zurück=
geht. Was heißt Billion? Lateiniſch bis iſt zweimal, daraus
wird Bi=Million, Billion. Doch iſt die Billion nicht 2 Million,
ſondern Millionmalmillion, in Frankreich aber 1000 Million,
ſoviel wie eine Milliarde. Dieſe iſt ebenfalls ein franzöſiſches
Kind, das bei uns erſt nach 1871, wo uns die Franzoſen 5
Milliarden Kriegsſchulden zahlen mußten, bekannt geworden iſt.
Aus dieſer Schwankung der Bedeutung geht weiter die ganze
Künſtlichkeit dieſer Zahlwörter hervor, Sie haben zudem nicht
folgerichtig die Rangſchwelle fortgeſetzt, denn Million bedeutet
ja die 6., nicht die 4. Rangſchwelle; bis zu ihr muß alſo nach
wie vor in 1000=Blöcken gebaut werden.
Mit zehn, hundert und tauſend bricht alſo eine alte
ge=
wachſene Zählreihe für alle Zeiten ab. Dieſer drei
Rang=
ſchwellen wegen teilen wir auch heute noch unſere Zahlen zu
dreien ab: 3845 972. Von den Kunſtwörtern hat ſich der
Ab=
kürzung wegen die Million erhalten, denn größere Zahlen drückt
der Gelehrte, für den ſie ja nur im allgemeinen in Betracht
kommen, in 10=Potenzen aus: 1012 „10 hoch 12” ſagt er ſtatt
„1 Billion”. Und damit hat dann die Entwicklung unſerer
Zähl=
reihe ihr Ende erreicht.
Seite 4 — Nr. 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
dem Heimſtättenamt Verhandlungen mit Induſtrie=Werken
auf=
genommen mit dem Ziele, die Induſtrie für die Anſiedlung von
Induſtrie=Stammarbeitern zur Hergabe von
Arbeitgeber=
darlehen zu bewegen, ſo daß der alsdann noch von dem
Sied=
lungsanwärter aufzubringende Eigenkapitalbetrag
verhältnis=
mäßig gering ſein kann. Erfreulicherweiſe hat dieſer Plan bei
der Induſtrie Anklang gefunden und es iſt weitgehende
Unter=
ſtützung zugeſagt worden.
So wird z. B. unter Förderung durch die Firma Opel AG.
in Rüſſelsheim ein Siedlungsvorhaben in der Nähe von
Rüſſelsheim durchgeführt werden, das im Laufe der Jahre auf
1000 Siedlerſtellen gebracht werden ſoll. Die Durchführung des
erſten Abſchnitts iſt ſowohl in bezug auf die Finanzierung, als
auch auf Geländebeſchaffung und Planung ſichergeſtellt, ſo daß
zu Beginn des Jahres 1935 mit der Ausführung des erſten
Bau=
abſchnitts begonnen werden kann. Für Stammarbeiter der
Firma E. Merck in Darmſtadt wird im Anſchluß an eine
bereits in der Ausführung begriffene vorſtädtiſche Kleinſiedlung
in Arheilgen eine Siedlung durchgeführt werden, für die
eben=
falls die Vorbereitungen weit vorgeſchritten ſind.
Bei dem Siedlungswerk kommt es darauf an, daß
Siedler=
anweſen erſtehen, die unter Vermeidung unnötigen Aufwandes
und überſteigerter Baukoſten einer deutſchen Familie in ihrem
natürlichen Wachstum immer den erforderlichen Wohn= und
Lebensraum zur Verfügung ſtellen können. Es wird aber nicht
nur bei der Planung und Siedlerauswahl alle Sorgfalt
ange=
wandt, ſondern auch bei der Belehrung und Beratung der
Sied=
ler in der Bewirtſchaftung ihrer Stellen. Hier haben das
Heim=
ſtättenamt und der Reichsbund der Kleinſiedler und
Kleingärt=
ner ein wichtiges und dankbares Aufgabengebiet.
Der Wohnungsmarkt, vor allem der Kleinwohnungsmarkt,
in Deutſchland weiſt ſchon ſeit geraumer Zeit ein wenig
erfreu=
liches Bild auf. Eine weitere Verſchärfung der Lage auf dem
Wohnungsmarkt iſt dadurch entſtanden, daß bisher Arbeitsloſe
nunmehr wieder Arbeit gefunden haben und nach
Wiederherſtel=
lung ihrer wirtſchaftlichen Verhältniſſe als Wohnungsſuchende
auf dem Wohnungsmarkt erſcheinen; aber auch die Vermehrung
der Eheſchließungen hat als Auswirkung der
bevölkerungspoliti=
ſchen Maßnahmen der Reichsregierung eine geſteigerte Nachfrage
nach Wohnungen mit ſich gebracht.
Das Reich hat den Eigenheimbau in den letzten
Jah=
ren durch die Hergabe von Baudarlehen gefördert. Dabei wurde
durch die Feſtſetzung einer Baukoſten=Höchſtſumme von 12000 RM.
dafür geſorgt, daß die mit Baudarlehen geförderten Bauten in
beſcheidener und der Leiſtungsfähigkeit der Bauherren
angepaß=
ter Größe und Art ausgeführt wurden.
Auf Heſſen entfielen 954000 RM. an Reichsbaudarlehen.
Es wurden hiermit 550 Eigenheime gefördert.
Dieſe Maßnahme des Reiches iſt nunmehr im Auslaufen
begriffen. Bot ſchon die Beſchaffung erſtſtelliger Hypotheken
in genügendem Umfange immer noch Schwierigkeiten, ſo war es
ſchlechterdings unmöglich, zweitſtellige Hypotheken ohne
zuſätz=
liche Sicherheiten zu erhalten. Hier hat nun auch wieder das
Reich eingegriffen, indem es einen Bürgſchafts=Fonds geſchaffen
hat, aus dem Reichsbürgſchaften für zweite
Hypo=
theken von 40—75 Prozent des Bau= und Bodenwertes
ge=
geben werden.
Die früher beſtehende Grenze für die Bewilligung von
Reichsbaudarlehen, die, wie bereits geſagt, auf 12000 RM.
feſt=
geſetzt war, wurde für die Bürgſchaftsaktion nicht übernommen.
Andererſeits wurde aber von dem Reichswirtſchaftsminiſter
darauf hingewieſen, daß Bürgſchaftsanträge für Bauvorhaben
nicht mehr berückſichtigt werden könnten, die zu aufwendig ſeien
und damit für die wirtſchaftsſchwachen Kreiſe des deutſchen
Volkes nicht in Frage kämen. Bei der Bewilligung von
Reichs=
bürgſchaften werden in Zukunft Anträge für billige
Kleinwoh=
rungen und Flachbauten bevorzugt werden.
Um eine möglichſt ſtarke Förderung des
Einfamilienhaus=
baues zu erreichen, wurde die bisher geltende Einſchränkung,
wonach vorerſt Bauvorhaben bevorzugt werden ſollen, die
min=
deſtens 4 Einfamilienhäuſer oder Wohnungseinheiten umfaſſen,
aufgehoben. Nachdem ſich nunmehr das Verfahren ſo eingeſpielt
hat, daß durch den zu erwartenden Eingang von Einzelanträgen
die Bearbeitung der größeren und für den Arbeitsmarkt im
Ergebnis wichtigeren Bauvorhaben nicht verzögert wird, wird
nunmehr auch die Einreichung von Anträgen für Bauvorhaben
von weniger als 4 Einfamilienhäuſern oder =Wohnungen
zu=
gelaſſen.
Bisher wurden in Heſſen Reichsbürgſchaften noch
verhält=
nismäßig wenig in Anſpruch genommen, weil die Beſchaffung
zweiter Hypotheken große Schwierigkeiten bereitet. Die zur Zeit
noch im Gange befindlichen Verhandlungen laſſen die
Erwar=
tung zu, daß in Kürze die Beſchaffung erſter und zweiter
Hypo=
theken für den Eigenheimbau in größerem Umfange möglich
ſein wird.
Um in einzelnen Orten mit beſonders großem
Kleinwoh=
nungsmangel mit ſofortigen Maßnahmen Abhilfe ſchaffen zu
können, hat das Reich dem Land Heſſen 188 500 RM. zur
Ver=
fügung geſtellt und zur Errichtung von Not= und
Behelfs=
wohnungen für wohnungsloſe Familien. Wenn
auch die Bauten ihrer ganzen Anlage nach den Charakter von
Notwohnungen nicht verleugnen, ſo ſind ſie doch mit dauerhaftem
Material ſo hergeſtellt, daß ſie den für die Unterbringung einer
Familie erforderlichen Mindeſtraum enthalten, den hygieniſchen
Anſprüchen genügen und nach Möglichkeit die ſpätere Umwand=
lung in eine normale Wohnung geſtatten. Es wurden in Heſſen
200 derartiger Wohnungen gebaut. Die letzten werden zur Zeit
in Darmſtadt errichtet zur Unterbringung von Familien, die jetzt
in der ehemaligen Dragonerkaſerne am Marienplatz wohnen, da
dieſe für den Arbeitsdienſt benötigt wird.
Um einem dringenden Bedarf an kleinen
Mietwohnun=
gen in den Städten Darmſtadt, Mainz, Worms
und Gießen zu entſprechen, wird die Gagfah 140 Zwei=
und Dreizimmer=Wohnungen errichten, zu deren Finanzierung
das heſſiſchen Staatsminiſterium Darlehen in Höhe von 455 000
RM. von der Reichsanſtalt für Angeſtelltenverſicherung vermittelt
hat. Ein Baublock von 35 Wohnungen in Darmſtadt iſt bereits
fertiggeſtellt. Wie groß der Bedarf an ſolchen Wohnungen iſt,
beweiſt der Eingang von 200 Bewerbungen. Die Vorbereitungen
für die übrigen Bauten ſind ſoweit gediehen, daß mit einem
Baubeginn im Frühjahr 1935 gerechnet werden kann.
Der Bau von Mietwohnungen in ſtädtiſchen
Wohnhaus=
blocks kann natürlich nur da erfolgen, wo in abſehbarer Zeit der
Bedarf durch Flachbauten nicht gedeckt werden kann und wo
Grundſtücke innerhalb der Stadtbezirke an ausgebauten, mit
Verſorgungsleitungen verſehenen Straßen zu annehmbaren
Prei=
ſen zur Verfügung ſtehen.
Die unglückſelige Verſtädterung des deutſchen Volkes hat
ein ungeſundes Anwachſen der Städte und eine untragbare
Be=
völkerungsdichte in den Stadtkernen zur Folge gehabt. Die
Be=
ſeitigung der ſtädtiſchen Elendsviertel iſt daher bei der
Woh=
nungs= und Siedlungspolitik des Reiches, der Länder und der
Kommunen ein wichtiger Faktor des Aufgabengebietes.
Es iſt dem Heſſiſchen Staatsminiſterium gelungen, von den:
vom Reich für Altſtadtſanierungen bereitgeſtellten
Mit=
teln 300 000 RM. zugeſagt zu erhalten. Dieſer Betrag, der teils
aus Darlehen, teils als verlorener Zuſchuß gegeben wird, ſoll
der Stadt Mainz zur Durchführung des erſten
Sanierungs=
programms zur Verfügung geſtellt werden. Entſprechende
Pro=
jekte ſind bereits ausgearbeitet und ſoweit gefördert, daß
vor=
ausſichtlich im Frühjahr 1935 mit der Ausführung begonnen
werden kann.
Die Maßnahmen der Siedlung, des Wohnungsbaues und
der Altſtadtſanierung ſind nicht nur vom Standpunkt der
Woh=
nungsbeſchaffung und Seßhaftmachung, ſondern auch als
Ar=
beitsbeſchaffungsmaßnahmen nicht hoch genug zu
bewerten. Gerade die Siedlung iſt ein natürliches und ſicheres
Mittel, um die Arbeitsloſigkeit auf die Dauer wirkſam zu
be=
kämpfen. Auch iſt ſie mit am beſten dazu geeignet, den
Lebens=
ſtandard des Arbeiters und ſomit die ganze Volkswirtſchaft zu
heben.
100)
Lieſel Heinrich
Adolf Schuler
grüßen als Verlobte
Neuſahr 1935
Riedeſelſtraße 68
Beckſtraße 83
Als Verlobte grüßen:
Eliſabeth Katzenmeier
Hans Stephan
Darmſtadt, Neuſahr 1935.
Ahaſtraße 8.
Wienerſtraße 66.
Darmſtadt
Goddelau
käthe Becker
näri mersheimer
Bau-Ingenieur
geben ihre berlobung bekannt.
Neujahr 1935.
Darmſtadt
z. Zt. Elbing.
Irmgard Goepel
Otto Helmut Waldgeſtel
Verlobte
Jahreswende 1934.
Jugenheim a. d. B.
102
Darmſtadt
Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen
Oretel Röder
Philipp Trautmann
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Jeannette Katzenſtein, geb. Demuth
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Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Erhart u. Sohn Helmut
Darmſtadt, de 30. Dezember 1934.
Die Beerdigung findet Mittwoch, dep
2. Januar 1935, nachmittags ½3 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
141
Dankſagung.
Für alle Beweiſe herzlicher Anteilnahme
beim Hinſcheiden unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Berta Sturm
ſagen wir hiermit unſern herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer
Köhler für ſeine troſtreiche Grabrede. Ferner
danken wir den Schweſtern der
Johannes=
gemeinde für die liebevolle Pflege während
des langen Krankſeins der Verſtorbenen,
ſowie allen, die durch Blumenſpenden,
Teil=
nahme an der Beſtattung und Karten ihre
Anteilnahme zum Ausdruck brachten.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Arno Sturm und Kinder.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1934,
Wendelſtadtſtraße 56.
(123
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wurde uns heute morgen durch den Tod
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Bina Mainzer, geb. Muhr u. Familie
Julius Muhr u. Familie
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Ober=Ramſtadt, Lüdinghauſen, New=
York, 29. Dezember 1934.
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[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 1. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt
e Nachrichten
Nr. 1 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 1. Januar 1935.
Daß es ein Jahr deutſcher
Lebens=
führung werde!
Ja, das ſoll es werden, im Daſein des Einzelnen und der
Nation: Ein Jahr echter, rechter deutſcher Lebensführung! So
wollen wir ſprechen als die, die von ihm „Notwendiges,
Ernſtes und Großes” verlangen!
Jedes Jahr, das Gott uns ſchenkt, iſt eine Zumutung
an uns. Freuen wir uns ihrer: denn in dem Maße, wieviel
wir uns zumuten können, in ſolchem werden wir der göttlichen
Zumutung gerecht. Einem Jahr iſt nicht mit Rezepten
bei=
zukommen, ſondern nur mit feſtem Zupacken, mit dem Leben
ſelbſt! Nur die Tat bringt vorwärts, die aus der Treue zur
Sinn=Linie unſeres Lebens geſchieht.
Das aber, was uns als Sinnloſigkeit erſcheint, muß dazu
dienen, dieſe Treue zu ſtärken und zu vertiefen! An allen
Hemm=
niſſen, die uns Menſchen und Dinge bereiten, muß unſere
Furchtloſigkeit wachſen! Es gilt, das Schwert des höheren
Be=
fehls in Händen zu halten, wie es die Großen unſeres Volkes
taten, wie es aber auch der Menſch Unbekannt in deutſchen
Landen tat und weiter tut. Ergreift es nicht unſer Herz wenn
Schiller in ſeiner beiſpielhaften Haltung an ſeinen Freund
Körner ſchreibt: „Ich habe dem Tode mehr als einmal ins
Geſicht geſehen, und mein Mut iſt dadurch geſtärkt worden!“
Und wenn er an Goethe ſchreibt: „Leider aber, nachdem ich
meine moraliſchen Kräfte recht zu erkennen und zu gebrauchen
anfange, droht eine Krankheit meine phyſiſchen zu untergraben.
Eine große und allgemeine Geiſtesrevolution werde ich ſchwer
Zeit haben, in mir zu vollenden; aber ich werde tun, was ich
kann, und wenn endlich das Gebäude zuſammenfällt, ſo habe
ich doch vielleicht das Erhaltenswerte aus dem Brande gerettet!“
Fürwahr eines jeden Leben wird darnach bemeſſen werden,
wie er dem höheren Befehle zu gehorchen wußte, und die
For=
derungen des Tages und der Zeit dieſem unterordnete, auch
dann, wenn er dadurch Leid und Verkennung erfuhr und
mancherlei Weg=Beſchwer auf ſich nahm. Das reine, große Herz
mit ſeinem Zauber erzwingt ſich immer noch den Durchgang
durch jegliches Dorngeſtrüpp. Und breitet ſich vor uns wilde
Wegeloſigkeit aus: Unſere innerſte, unbeſtechliche
Ausrich=
tung wird uns helfen, daß wir die rechte Richtung
ein=
ſchlagen. Der Menſch ſolcher Art bleibt voller Leuchtkraft mitten
in brauenden Nebeln und im nächtigen Dunkel. In alles, was
er tut, webt er ein Stück dieſes Lichtes hinein.
Wir gehören nicht zu denen; die ſich ein bequemes Jahr
wünſchen. Aber eines erflehen wir von Gott: Daß alle
Un=
bequemlichkeiten und Härten uns zum eigenen und deutſchen
Heile dienen, daß unſer ehrlicher, tapferer Wille doch endlich den
Sieg davon trägt! Was uns auch begegnen mag: In jedem
Falle und in jeder Lage ſoll es ein Jahr deutſchen Wertes ſein!
Unſere Lebensführung ſoll ſolchermaßen zur Beweisführung
werden!
Wohl, ſo faſſen wir unſere Daſeins=Aufgabe als Einzelner
und als Volk auf: „Hüter auf der Schwelle der Werte” und
wenn es ſein muß, bis in Letzte Opfergänger dieſes Hütertums
zu ſein! Aber eines werden wir bei allem Ernſte ſolcher
Lebensführung nicht verlernen: das Lachen und das Lächeln
derer, die um die Weisheit der edlen Ueberlegenheit wiſſen und
um ſie ringen mitten im ſtoßenden Sturme.
Tag auf Tag, Stein auf Stein ſetzt das neue Jahr, auf
daß es ſeine Wirklichkeit baue. Sorgen wir dafür, daß das Beſte
aus unſerer eigenen inneren Wirklichkeit dem Bau ſich
einver=
leibe, damit er ein Stück Geſtalt von uns ſelber ſei und zu
lichter Wucht aufſteige, zu beſtehen vor Gott und den
Kommenden!
Wenn wir jeder an ſeinem Platze, echter
Volksgenoſſen=
ſchaft eingedenk, aus uns machen, was zu machen iſt, dann wird
auch das kommende Jahr unſeres Willens Prägung erfahren.
Es wird uns gegeben, daß wir es zu einem Jahre des
Aufgangs leben, vielleicht zu einem, der bei der Schwere der
Zeit und der Unternehmungen nicht gleich aller Welt ſichtbar
wird, deſſen Tiefenſtröme aber beglückend ſpürbar ſind.
Gottes Segen denn zu unſer aller Lebensführung, deren
Parole bleibt: Lotrecht, liebreich, tapfer, deutſch!
R. B.
Schloßmuſeum. Am Neujahrstag ſind um 11 und 11.30 Uhr
vormittags Führungen. Zu dieſen Führungen haben letztmalig
die ermäßigten Eintrittskarten (50 und 30 Pfg.) Gültigkeit.
Gedenkblätter mit Wohlfahrtsbriefmarken noch bis Juni 1935.
Der Verkauf der aus Anlaß des 10jährigen Beſtehens der
Deut=
ſchen Nothilfe herausgegebenen Gedenkblätter (Wohlfahrtsmarken,
Ausgabe 1924 mit dem Ueberdruck 1923—1933), der mit Ablauf
des Jahres eingeſtellt werden ſollte, iſt bis Ende Juni 1935
ver=
längert worden. Die Marken der Gedenkblätter bleiben bis zu
dieſem Zeitpunkt zum Freimachen von Poſtſendungen gültig. Die
Gedenkblätter mit den Marken werden außer durch die Deutſche
Nothilfe in Berlin W. 8, Wilhelmſtraße 62, nur durch die
Ver=
ſandſtellen für Sammlermarken in Berlin W. 30, Geisbergſtraße
7—9, und in München 2 abgegeben.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt.
31. Dezember Anfang 21, Ende geg. 23.30 Uhr. Außer Miete
Bunter Silveſter=Abend. Preiſe 0.50 bis 3.00 Dienstag Neujahr)
1. Januar Anf. 18.30, Ende 22.15 Uhr Miete E 12. Vſt.
Tannhäuſer.
Preiſe 0.70 bis 5.50 Mittwoch,
2. Januar Anfang 20, Ende 22 Uhr
Einmaliger Heiterer Abend Guſtav Jacobi
Preiſe 0.50 bis 3.00 Donnerstag,
3. Januar Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr Dtſche. B. O 8
Macbeth.
Preiſe 0.70 bis 5.50 Hleines Haus. Montag (Silveſter
31. Dezember Anfang 21, Ende geg. 23.30 Uhr Außer Miete
Bunter Silveſter=Abend. Preiſe 0.50 bis 3.00 Dienstag (Neujahr
1. Januar Anfa g 19.30, Ende 22 Uhr.
Zuſatz niete 1, 6. Vorſtellung
Heimliche Brautfahrt. Preiſe 0.70 bis 3.80 Mittwoch,
2. Januar Anfang 15, Ende nach 17.30 Uhr Außer Miete
Preiſe 0.40 bis 2.00
Der kleine Muck. Donnerstag,
3. Januar Anfang 20. Ende gegen 22.30 Uhr
Zuſatzmiete 111, 7 Vorſtellung
Heimliche Brautfahrt Preiſe 0.70 bis 3.80
In Vorbereitung Der Tod des Johannes A Pro — Die drei Eisbären
— Heſſiſches Landestheater. Am Neujahrstag=Abend bringt
das Heſſiſche Landestheater im Großen Haus die romantiſche Oper
„Tannhäuſer” in neuer Einſtudierung (Generalmuſikdirektor
Friderich und Profeſſor Max Hofmüller) und Ausſtattung (Prof.
Leo Paſetti) heraus. Die Hauptpartien ſingt Liſelott
Ammer=
mann, Thea Consbruch, Karl Biſſuti, Karl Köther und Joachim
Sattler. Die Neueinſtudierung des Werkes geht von der ſog.
„Pariſer Faſſung aus; durch die während der Proben erfolgten
Erkrankung von Ballettmeiſterin Zickler, die die Ausführung des
in dieſer Faſſung von Wagner vorgeſehenen großen Balletts
un=
möglich machte, mußte der Anfang der Oper nach der ſogenannten
„Dresdener Faſſung einſtudiert werden.
Weihnachtsfeier. Am 27. Dezember, 24 Uhr, war die geſamte
Belegſchaft des Hauſes Willi Höver, Hauptbahnhof,
zu einer Weihnachtsfeier geladen. Nach der Begrüßungsrede, in
der unſer Betriebsführer auf eine kameradſchaftliche
Zuſammen=
arbeit im Sinne unſeres Führers hinwies, folgte die Beſcherung
und gemütlicher Teil, wofür unſerer Prinzipalin beſonderer Dank
gebührt. Durch abwechſlungsreiches Programm ſeitens der
Be=
triebsführung und Belegſchaft gingen die ſchönen Stunden nur
all=
zuſchnell vorüber. Zum Schluß dankte der Vertrauensmann der
Familie Willi Höver für den echt kameradſchaftlichen Abend,
in=
dem er namens der Belegſchaft weiteres tatkräftiges Mitarbeiten
im Sinne unſeres Führers verſprach. Heil Hitler!
Zulnieuen Saft
wünſchen wir allen Leſern und Freunden
unſeres Darmſtädter Tagblattes die
Er=
füllung aller für 1935 gehegten
Hoff=
nungen und Erwartungen
Glück auf!
Verlag und
Schriftleitung des „Darmſtädter Tagblatt:
Guſtav Jacoby
im Rundfunk und im Heſſiſchen Landeskheater.
Der Humoriſt Guſtav Jacoby, der zweifellos heute der
be=
rühmteſte, weit über Deutſchland hinaus bekannte heitere
Vor=
tragskünſtler iſt, wirkt am Neujahrstag=Abend in der
Reichsring=
ſendung des deutſchen Rundfunks von 18—20 Uhr: „Was Euch
gefällt”, vom Reichsſender Frankfurt aus mit. Bereits am
näch=
ſten Abend, 2. Januar, gibt Guſtay Jacoby einen einmaligen
Heiteren Abend im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters.
Guſtav Jacoby beſtreitet den Abend zu einem großen Teil allein
mit ſeinen Plaudereien, Geſchichten und Gedichten. Er führt ſeine
Guſtav Jacoby,
der berühmte Humoriſt und Vortragskünſtler, der am
1. Januar im Deutſchen Rundfunk zu hören iſt und am
2. Januar einen einmaligen heiteren Abend im Großen
Haus des Heſſiſchen Landestheaters gibt.
Zuhörer „vom Hundertſten ins Tauſendſte” kommend u. a. „In
die Welt der Kurioſitäten”, in die „Gute alte Zeit”, und auf
luſtiger Fahrt durch die deutſchen Gaue und verſchiedenen
Dia=
lektgebiete, die er meiſterhaft beherrſcht. Eine beſondere Domäne
Jacobys iſt die politiſche Satire, an die ſich heute bekanntlich nur
wenige Humoriſten wagen. An der Ausgeſtaltung des heiteren
Jacoby=Abends wirkt die geſamte Tanzgruppe des Heſſ.
Landes=
theaters mit, die eine Reihe von heiteren Tanzſchöpfungen
bie=
ten wird.
Heiligabendfeier im Ev. Männer= und Diakonenheim
(Heidelbeiger Str. 21).
Weihnachtsſtimmung, heiliger Weihnachtsfrieden war
ausge=
breitet über einer Feier, die alljährlich an dieſem weihevollen
Abend im genannten Heim ſtattfindet, um allen Hausgenoſſen,
Penſionären und Hausperſonal, nicht nur eine Freude, ſondern
zu=
gleich ein tiefempfundenes Weihnachtserlebnis zu bereiten
In weihnachtlich geſchmückten Räumen, beim ſtrahlenden
Chriſt=
baum, nahmen die zahlreich Erſchienenen — auch Mitglieder des
Kuratoriums mit ihren Angehörigen, ſowie Gäſte, Angehörige der
Penſionäre waren vertreten — um 7 Uhr ihre ihnen zugewieſenen
Plätze an ſinnig geſchmückter Tafel ein
Beim Klang der alten trauten Weihnachtslieder und Gedichte
ernſten und heiteren Inhalts war bald die weihnachtliche
Stim=
mung bei den andächtig Lauſchenden vorhanden. Den Höhepunkt
der Feier bildete die tief durchdachte, von Herzen kommende und
zu Herzen gehende Anſprache des 2. Vorſitzenden des Kuratoriums,
Oberreallehrer Frank, der an Stelle des 1. Vorſitzenden ſprach,
und es geradezu meiſterhaft verſtand, die Herzen warm und
emp=
fänglich zu machen für die Weihnachtsbotſchaft: „Euch iſt heute
der Heiland geboren!“
Zunächſt verlas er Schriftworte, prophetiſche meſſianiſche
Ver=
heißungen des Alten und Neuen Bundes und daran anſchließend
das alt=vertraute Weihnachtsevangelium (Lukas 2. 1—20). Nun
führte er etwa folgendes aus: Durch die Geburt eines unbekannten
armen Kindleins im dunklen Stall zu Bethlehem ſei der ganzen
Menſchheit Heil und Segen widerfahren. Gott hat ſeinen Himmel
aufgeſchloſſen, und durch die himmliſchen Heerſcharen zunächſt den
Hirten auf dem Felde die frohe Botſchaft von der Menſchwerdung
ſeines eingeborenen Sohnes verkünden laſſen. Zwar ſei die
Menſch=
heit bis heute noch weltenweit von dem Engelsgruß: Friede auf
Erden! entfernt, aber daran trage nur ſie die Schuld. Bei allem
Wandel und Wechſel der Zeiten und der Jahrhunderte iſt eins,
gleichſam als der „ruhende Pol in der Erſcheinungen Flucht”
ge=
blieben: das iſt das heilige Wort Gottes und das Evangelium vom
Weltheiland. Weiter ſollen und müſſen bleiben die altbewährte
kirchliche Sitte und Tradition, und die chriſtlichen Feſte mit ihrer
tiefſinnigen Bedeutung für unſer geſamtes Volksleben.
Und gerade das ſinnigſte und innigſte, das deutſcheſte alles
Feſte, iſt das liebliche Weihnachtsfeſt.
Wenn wir in ehrfurchtsvollem Glauben Weihnachten begehen,
dann haben wir es gefeiert als ein Feſt der Liebe, ein Feſt der
Freude und ein Feſt des Friedens, der Verſöhnung, der Hoffnung
und der Verheißungs Sichtbar tiefen Eindruck hinterließen dieſe
Ausführungen bei allen Zuhörern, und durch das gemeinſam
ge=
ſungene Lied „Stille Nacht, heilige Nacht” war die ernſte Feier
beſchloſſen.”
Hierauf entwickelte ſich bald bei Kaffee und Kuchen eine recht
weihnachtlich fröhliche Stimmung wie in einer großen Familie,
bis die reichliche Gabenverteilung auch die letzte Spannung noch
gelöſt hatte. Man ſah nur noch dankbar glückliche Geſichter über die
reichen Geſchenke, die den Penſionären und insbeſondere dem
pflichttreuen Pflege= und Hausperſonal von gebefreudigen Herzen
und Händen überreicht werden konnten. In manch trefflichen und
launigen Worten wurde der Dank von den Penſionären und dem
Perſonal ausgeſprochen, nichſt zuletzt dem umſichtigen und
nimmer=
müden Vorſteher des Heims, Diakon Henzler und ſeiner
treuſorgen=
den Gattin, die beide das Heim durch ſeltenes Geſchick und
ziel=
bewußte Unterſtützung des Kuratoriums zu ſolcher Blüte gebracht
haben, ſo daß ſich alle Hausgenoſſen wie in einem Familienkreis
heimiſch und wohlgeborgen fühlen.
Weihnachtsfeier der Wanderer
in der Herberge zur Heimal.
Die ſtattliche Anzahl von 95 Wanderern hatte ſich dieſes
Jahr zu der Weihnachtsfeier in der Herberge zur Heimat
ein=
gefunden.
Was immer auch ſie hergetrieben haben mag, heute lag die
Freude auf all den von Wind und Wetter und auch von den oft
bitteren Erfahrungen des Lebens gezeichneten Geſichtern. Freude
war es über den ſo reichlich vor ihnen aufgebauten Kuchen, den
Kaffee und das Mittageſſen, über die Taſchentücher, Handſchuhe,
Strümpfe, Hemden und andere Unterwäſche, mit denen ſie
be=
ſchenkt wurden, ja, ganz Bedürftige erhielten neben all dieſen
Dingen auch noch Kleidungsſtücke. Das Verteilen ſelbſt mußte
einem Freude machen, denn ſind nicht gerade dieſe Aermſten die
Beſchenkenswerteſten, die ſich über die beſcheidenſte Kleinigkeit ſo
herzlich freuen, eben weil ſie ſie ſo bitter nötig haben.
Die Feier ſelbſt wurde vom Poſaunenchor eingeleitet mit den
Chorälen „Ehre ſei Gott in der Höhe” und „Stille Nacht, heilige
Nacht‟. Dann verlas Herr Pfarrer Heß das Evangelium
des Lukas: „Denn ſiehe, ich verkündige euch große Freude!”
und legte es den Wanderern aus, ſo daß mancher unter
ihnen mit offenem Herzen ſein gut Teil Hoffnung und
Lebensmut mit auf ſeinen harten Lebensweg nehmen konnte.
Abſchließend erklang dann das Lied von der fröhlichen, ſeligen
Weihnachtszeit. Wir möchten nun nicht die Gelegenheit
verſäu=
men, allen denen, die durch ihre offene Hand oder durch ihre
tat=
kräftige Unterſtützung geholfen haben, die Beſcherung und Feier
zuſtandezubringen, auf das allerherzlichſte zu danken. Herzlichen
Dank ſagen wir auch den Herren vom Poſaunenchor, die — wie
jedes Jahr — die kleine Feier feſtlich geſtalteten. Alle die
freund=
lichen Spender aber mögen wiſſen: die durch ſie Beſchenkten haben
ſich über ihre Gaben gefreut und — ſie ſind ihrer bedürftig.
Reichsbund Volkskum und Heimak, Landſchaft Rhein=
Franken Naſſau=Heſſen, Orksring Darmſtadt.
Am Mittwoch dem 2. Januar, abends 8 Uhr, wird der
aus=
landsdeutſche Siebenbürger Dichter Karl Klemens Weber im
Saale der „Krone” im Rahmen eines
Siebenbürger Heimatabends
von den Leiden und Freuden, von der kerndeutſchen Art und
der Treue unſerer Siebenbürger Brüder ſprechen.
Unſere Schwaben in Siebenbürgen haben ihr deutſches
Volks=
tum 8 Jahrhunderte bewahrt! Wir ſtehen in der gleichen Treue
zu ihnen!
Der Ortsring Darmſtadt des Reichsbundes für Volkstum
und Heimat empfiehlt den Darmſtädter Volksgenoſſen,
insbeſon=
dere den Mitgliedern des Reichsbundes, den Beſuch des
Sieben=
bürger Schwaben=Abends.
Verbilligung des deutſch=ſchwediſchen Poſtpaketverkehrs. Zur
Hebung des Poſtpaketaustauſches mit Schweden und des
Verſan=
des kleinerer Warenmengen zwiſchen Deutſchland und Schweden
haben die Deutſche Reichspoſt und die ſchwediſche Poſtverwaltung
die Gebühren für Poſtpakete vom 1. Januar 1935 an in beiden
Richtungen um 40 bis 50 v. H. herabgeſetzt. Die Gebühren für
Poſtpakete nach Schweden werden von dieſem Zeitpunkt an
be=
tragen: bei einem Gewicht von 1 Kg. 0.90 RM., über 1 bis 5 Kg.
1.30 RM., über 5 bis 10 Kg. 2.20 RM., über 10 bis 15 Kg. 3.60
RM., über 15 bis 20 Kg. 5.20 RM.
Was die Lichtſpieltheater bringen.
Das Union=Theater zeigt heute das einzigartige
Koloſſal=
gemälde von monumentaler Größe in nie geſehener Pracht und
Ausſtattung „Cleopatra”. In den Hauptrollen: Claudette
Colbert, Henry Wilcoxon.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen den berühmten Münchener
Komiker in dem großen Lacherfolg „Die beiden Seehunde‟
(Se. Hoheit der Dienſtmann).
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute den fröhlichen
Film nach dem bekannten Volkslied „Grüß mir die Lore noch
einmal” mit Maria Beling. Paul Beckers, Dina Gralla in den
Hauptrollen. — Ab morgen zeigen die Palaſt=Lichtſpiele in
Neu=
aufführung den erfolgreichſten Ufa=Film des Jahres „
Maske=
rade” mit Paula Weſſely, Adolf Wohlbruck, Hilde von Stolz.
Walter Janſſen und Peter Peterſen.
— Reſi=Theater zeigt ab heute Joan Crawford und
Clark Gable in dem phantaſtiſchen deutſchſprachigen Revue=Film
„Ich tanze nur für dich, der alles hat, um uns in die rechte
Silveſterſtimmung zu verſetzen; Lieb und Lachen, Tanz und
bin=
reißende Muſik.
Seite 6 — Nr. 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
Aus der NSDAB.
Tagesbefehl an die SA.
NSK. Der Chef des Stabes hat an die SA. den folgenden
Tagesbefehl zum Jahreswechſel erlaſſen:
In einem dreizehnjährigen erbitterten Kampfe um die Straße
hat die SA. dem Nationalſozialismus Bahn gebrochen und die
Tore geöffnet zur Macht im Staat. Es gäbe kein
nationalſoziali=
ſtiſches Deutſchland ohne den ſelbſtloſen, fanatiſchen Einſatz
der SA.
Die Neuordnung Deutſchlands aus dem Geiſte des
National=
ſozialismus hat vorübergehend andere Aufgaben, wichtiger
er=
ſcheinen und andere Gliederungen der Bewegung mehr in den
Vordergrund treten laſſen.
Die Ablöſung aus der vorderſten Front des politiſchen
Kamp=
fes und die Umſtellung auf die neuen Formen ſeines Einſatzes hat
manchen SA.=Mann zeitweilig irre werden laſſen an dem Zweck
und an der Notwendigkeit ſeines Daſeins.
Das Schwanken einiger höherer Führer und ihren Verſuch,
die SA. Wege zu führen, die ihr nicht zukamen, hat der Oberſte
SA.=Führer Adolf Hitler mit harter, Hand unterdrückt. Die
Front der SA. iſt davon unberührt geblieben.
Der SA.=Mann hat in den Kampfzeiten oftmals einen
Be=
fehl nicht verſtanden und hat doch gehorcht, weil er gläubig auf
den Führer vertraute, der ihm das Banner des
Nationalſozialis=
mus mit glühendem Herzen in ſtarken Händen vorantrug.
Nie=
mals iſt der SA.=Mann in dieſem rückhaltloſen Vertrauen auf
den Führer wankend geworden. Ihm hat er ſeine Treue
geſchwo=
ren, ihm wird er ſie immer halten.
Das nationalſozialiſtiſche Deutſchland ſteht nun im Innern
unangreifbar und gefeſtigt da. Seine granitenen Pfeiler ſind die
Gliederungen der NSDAP.
In ihrem Rahmen iſt es die künftige Aufgabe der SA., wie
ſie es immer war, für alle Zeiten die ſoldatiſche, kämpferiſche
Grundlinie des Nationalſozialismus auf ſeinem weiteren Wege
zu verbürgen.
Von niemandem wird die SA. ſich je übertreffen laſſen in
ihrer leidenſchaftlichen Liebe zu Volk und Vaterland, in ihrer
fanatiſchen Einſatzbereitſchaft und Opferfreudigkeit für die Ziele
des Nationalſozialismus und in ihrer bedingungsloſen Treue zum
Führer.
Wir haben einen Glauben: das nationalſozialiſtiſche
Deutſch=
land!
Wir folgen in Treue und Gehorſam einem Führer: Adolf
Hitler!
Es lebe Adolf Hitler, der Oberſte SA.=Führer!
gez. Lutze.
Reichsbund der Kinderreichen,
dem Raſſenpolitiſchen Amt unterſtellt.
NSK. Der Reichsbund der Kinderreichen (RdK.) iſt dem
Raſſenpolitiſchen Amt der NSDAP. als betreute Organiſation
unterſtellt worden. Damit wird nicht nur der RdK. erneut als
bevölkerungsplitiſcher Kampfbund der
erbgeſun=
den kinderreichen Familien anerkannt, ſondern es wird durch
dieſe Unterſtellung auch den leider immer noch auftauchenden
Irrmeinungen der Boden entzogen, die „Kinderreichtum” zu
einem Fürſorgebegriff entwürdigen und mit
Almoſen=
empfang begrifflich verkoppeln. Das muß endlich vorbei ſein,
kinderreich iſt im Reiche Adolf Hitlers ein
Ehrentitel und im übrigen ein Begriff
bevölkerungs=
politiſcher Art.
Der Kreisleiter.
Ortsgruppe Mitte.
Ab 3. Januar iſt unſere Geſchäftsſtelle geöffnet.
Ge=
ſchäftsſtelle: Dienstag Mittwoch und Freitag von 18.30
bis 20.30 Uhr. Kaſſe: Dienstag und Freitag von 19—20 Uhr.
Hilfskaſſe: Dienstag und Freitag von 19—20 Uhr; vom 10.
bis 15. jeden Monats von 18.30 bis 20 Uhr.
Kreisfunkwart.
Die nächſte Funkwarteſitzung findet am Donnerstag, dem
3. Januar 1935, 20,15 Uhr, in der Kreisrundfunkberatungsſtelle
ſtatt. Das Erſcheinen ſämtlicher Ortsgruppen= und
Betriebs=
funkwarte iſt Pflicht! Die zum 1. Januar fälligen Monatsberichte
nach dem neuen Muſter ſind ſpäteſtens in dieſer Sitzung
abzu=
liefern.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppen VI und VII.
Die Mutter= und Säuglingsberatungsſtunden der
Ortsgrup=
pen Il und III (Stiftſtraße 16) findet anſtatt am 1. Januar 1935
am Mittwoch, dem 2. Januar 1935, nachmittags um dieſelbe
Zeit ſtatt
Am Mittwoch, dem 2. Januar 1935, abends 8 Uhr, findet im
Saale der Gaſtwirtſchaft „Zum Hitler=Eck” (Beſ. Wolff) Ecke
Ahaſtraße und Donnersbergring, eine Beſprechung
ſämt=
licher Ortsgruppen= und Stützpunktleiter,
ſo=
wie der Amtsleiter der Kreisleitung ſtatt.
Erſcheinen iſt unbedingt Pflicht!
Landesbibliothel.
Neuerwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl), vom 2. Januar
1935 an auf 14 Tage im Leſeſaal aufgeſtellt.
1. Walter Abendroth: Hans Pfitzner. München 1935.
34/1227. 2. Shunkichi Akimoto: The Lure of Japan. Tokyo
1934. 34/1236. 3. H. H. Aſquith: Der Urſprung des Krieges.
München 1924 34/1174. 4. A. Aulard: Politiſche Geſchichte der
franzöſiſchen Revolution. München und Leipzig 1924. 34/1211.
5. Wilhelm Bartels: Ueber Form, Wirkungen und
Möglich=
keiten der Deviſenzwangswirtſchaft Chemnitz 1934. 34/1213.
6. Viktor Bibl: Das deutſche Schickſal. Berlin 1930. 34/1175.
7. Erich Bley: Vergleichsordnung. Kommentar zum Geſetz über
den Vergleich zur Abwendung des Konkurſes Berlin 1935. 34/1240.
8. Ferdinand Blumenthal: Ergebniſſe der experimentellen
Krebsforſchung und Krebstherapie. Leiden 1934. 34/1229. 9. Rudolf
von Delius: Die Weltmächte des Geiſtes. Zum Endkampf der
Kulturen. Berlin 1934. 34/1165. 10. J. D. Denniſton: The
Greek particles Oxford 1934 34/1212. 11. C. S. Elſton: The
earlieſt relations between Celts and Germans. London 1934.
34/1217. 12. Max Fehr: Richard Wagners Schweizer Zeit. Aarau
und Leipzig 1934. 34/1207. 13. Kurt Gebeſchus: Doggerbank.
Kampf und Untergang des Panzerkreuzers Blücher. Berlin 1935.
34/1147. 14. Fritz Hartung: Deutſche Geſchichte vom
Frank=
furter Frieden bis zum Vertrag von Verſailles. Bonn und Leivzig
1930. 34/1215. 15. Elly Heuß=Knapp: Ausblick vom
Münſter=
turm. Berlin 1927. 34/1176. 16. Herbert Krüger: Führer und
Führung. Breslau 1935. 34/1194. 17. Eberhard von Künßberg:
Deutſche Bauernweistümer Jena 1926. 34/1052. 18. Ferdinand
Leſſing: Mongolen. Hirten, Prieſter und Dämonen. Berlin
1935. 34/1239. 19. Joſef März: Die Adriafrage. Berlin=
Grune=
wald 1933. 34/1172. 20. Walter Möllenberg: Eike von
Repgow und ſeine Zeit. Burg b. M. 1934. 34/1060. 21. Hans
Naumann: Frühgermanentum Heldenlieder und Sprüche
Mün=
chen 1926 34/1168. 22. Hans Reiner: Das Phänomen des
Glau=
bens. Halle a. d. S. 1934. 34/1188. 23. Gerd Rühle: Das Dritte
Reich, Berlin 1934. 34/1148. 24. Leon Schalit: John
Gals=
worthy. Der Menſch und ſein Werk. Berlin, Wien. Leipzig 1928.
34/1243. 25. Heinar Schilling: Germaniſche Geſchichte. Leipzig
1934 34/1248. 26. Baldur von Schirach: Die Hitler=Jugend.
Berlin 1934. 34/1247, 27. Fritz Schmid: Joſeph Haydn. Kaſſel
1934. 34/842. 28. Thule. Ausgewählte Sagas von
altgermani=
ſchen Bauern und Helden. Jena 1934 — Vormerkungen werden
im Leſeſaal entgegengenommen. — Verleihbar ab 14. Jan. 1935.
—Anſteckende Blutarmut der Pferde. Die im Hofgut
Kranich=
ſtein aufgetretene anſteckende Blutarmut der Pferde iſt erloſchen.
Die ſeither angeordneten Schutz= und Sperrmaßnahmen ſind
in=
zwiſchen aufgehoben worden.
Bereins- und lokale Vergnſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Odenwaldklub Ortsgruppe Darmſtadt Zur
Beachtung! Die Anzeige der Wanderungen enthält von jetzt
ab die Ankündigung der beiden monatlichen Wanderungen und
erſcheint in der Regel Dienstag vor der erſten Wanderung.
Siehe die Anzeige in der heutigen Nummer.
Großer Neujahrs=Ball im Städt Saalbau
in ſämtlichen Räumen. Perſönliche Leitung: W. Schlupp.
Ein=
tritt frei.
Streiflichter von Schnee, Sonneund Bergen..
Winkerſporkfahrk nach Reſſelwang
im Allgäu.
Berge, Schnee und Sonne locken . . ., ſo hieß es ſchon
wochen=
lang vor dem Weihnachtsfeſte, und wer kann da wohl widerſtehen?
Alſo die Schier heraus, den Koffer gepackt und: Auf gehts zu
fröh=
lichem Reiſen!
Ein grauer, trüber Wintertag war es als am Bahnhof ein
luſtig Völklein Unentwegter zuſammentraf. Denn wenige Tage vor
dem Feſte noch, klangen die Wetter= und Schneeberichte aus den
Allgäubergen nicht gerade zu verlockend. Die günſtig gelagerten
Feiertage und die Ankündigung, daß Neſſelwang im Allgäu auch
bei weniger günſtigen Wetterverhältniſſen die Ausübung des
Schneelaufs gewährleiſtet, ließen eine große Zahl von
Sportbe=
geiſterten zuſammenkommen.
Nach wohlüberſtandener Eiſenbahnfahrt kamen wir beim
Mor=
gengrauen ins Allgäuland. Uns zu Ehre und uns zur Freude hatte.
der große Wettermacher eine beſondere Feſttagsbeleuchtung
einge=
ſchaltet. Die ſchneebedeckten Berge hoben ſich in ſtolzer Erhabenheit
von einem leuchtenden Morgenhimmel ab und das bezaubernde
Bild ließ raſch alle Müdigkeit vergeſſen. Endlich ertönte der
lang=
erſehnte Ruf: Neſſelwang — Alles ausſteigen!
Die Verteilung der Quartiere ging raſch vonſtatten, eine
ordentliche Schale dampfenden Kaffees erweckte die Lebensgeiſter,
und ſo mancher, der vom Inbettgehen ſprach, wanderte durch die
erfriſchende Morgenluft und freute ſich der ſchönen Berglandſchaft.
Mit wahrem Feuereifer erſtürmten einige die Berge, und ſchon
beim Mittageſſen ſah man einige Gipfelſtürmer droben an der
Alpſpitze, am Hausberg Neſſelwangs. Wer nicht gleich am erſten
Tage dieſen lohnenden Berg beſuchte, wanderte bald an den
näch=
ſten Tagen da hinauf.
Dreierlei Gründe gab es, da hinauf zu ſteigen. Erſtens lag da
droben ein pulvriger Schnee, der dem Schneeläufer beſondere
Freude machte, dann gab es den Genuß einer bezaubernden
Aus=
ſicht auf einen weiten Kranz von wuchtigen Bergen und zum
Drit=
ten ſteht da oben ein gaſtliches Haus, das in jeder Beziehung den
Wünſchen der Bergwanderer gerecht wird. Die Sonnenanbeter
fin=
den hier Liegeſtühle zu beſchaulichem Nichtstun, der knurrende
Magen wird hier beſtens befriedigt und Meiſter Böck der bekannte
Amerikafahrer und altbewährter Olympiamann des Deutſchen Ski=
verbands, waltet als Herbergsvater friſch und fröhlich, treubeſorgt
ſeines Amtes. Er iſt Schilehrer, er ſpielt Ober, er iſt — kurz
ge=
ſagt: Mädchen für alles. Ein echter, typiſcher Gebirglerkopf,
alle=
zeit froh und heiter — kein Wunder, daß alles, was mit ihm
zu=
ſammentraf, ihn ſchätzte, und ſo mancher und noch beſſer geſagt ſo
manche Schimaid Tag für Tag hier zu Gaſte weilte.
Im Tal ſelbſt war es mit dem Schnee nicht allzugut geſtellt,
da gab es noch grüne Wieſen, der wundervolle Sonnenſchein und
die gute Fernſicht aber halfen dazu, daß ſich ein jeder wohlfühlte.
Täglich führen Mietautos in die Umgebung und iſt beſte
Ge=
legenheit gegeben, den ſchönen Winkel Bayerns, den Südgau
Deutſchlands kennen zu lernen. So fahren die Autos ſternförmig
von Neſſelwang hinaus. Nicht weit iſt es zu der alten
burgge=
krönten Reichsſtadt Füſſen am grünen, wildſchäumenden Lech nicht
weit zu den ſtolzen Königsſchlöſſern Neuſchwanſtein und
Hohen=
ſchwangau, auch eine Fahrt zur Zugſpitze wird unternommen und
Oberſtdorf mit ſeinem Nebelhorn wird beſucht. Auch zum
ſchwäbi=
ſchen Meer, zum Bodenſee, gingen die Ausflüge, und alle Gäſte
kamen von ihren Fahrten vollbefriedigt zurück.
Neſſelwang ſelbſt iſt tatſächlich einer der ganz wenigen Orte,
bei denen den Wünſchen der Winterſportler entſprochen werden
kann. Was beſonders erwähnenswert iſt, durfte wohl die
Gaſt=
freundlichkeit der Allgäuer Bauern ſein, die gerne ihre guten
Stuben den Gäſten zur Verfügung ſtellten, da die Hotels und
Gaſt=
häuſer dem unerwartet großen Zuſtrom von Winterbeſuchern nicht
die gewünſchte Zimmerzahl bereitſtellen konnten. Trotz des wenig
winterlichen Wetters war nämlich Neſſelwang nahezu überfüllt.
Das dürfte wohl die beſte Empfehlung dieſes Ortes ſein. Ueber
das ſchöne Weihnachtsfeſt, den ſtimmungsvollen Weihnachtsabend,
über den ungebunden=fröhlichen Heimatabend und all das Schöne,
was ſich ſonſt im Laufe des Aufenthalts abſpielte, werden wir
zurückkommen. Daß es hier wahrhaftig ſchön, und daß Neſſelwang
tatſächlich eines Beſuches wert iſt, beweiſt der Plan der
Darm=
ſtädter Reiſevereinigung, daß für den Monat Januar eine
Wie=
derholung der Reiſe vorgeſehen iſt. Wieder ſind drei
Reiſe=
möglichkeiten in Ausſicht genommen: Am 26. Januar (nachts)
be=
ginnt die erſte achttägige Fahrt. am 2. Februar (nachts) die zweite
achttägige Reiſe und wer 14 Tage in Neſſelwang Berge Schnee
und Sonne erleben will, kann vom 26. Januar bis 10. Februar in
Neſſelwang weilen.
Unſeren daheim gebliebenen Darmſtädtern ſenden wir hiermit
fröhliche Reiſegrüße und rufen wir ihnen zu: Proſit Neujahr! —
Schi heil!
Der iſt nichk auf den Kopf gefallen!
Beiſthang vont Maidiſteriäkar ge. Scres
* Montag nachmittag wurde der ſo plötzlich aus dem Leben
ge=
riſſene Miniſterialrat Dr. Franz Schrod auf dem Waldfriedhof
zur letzten Ruhe gebettet. Düſter brachen die Strahlen des grauen
Dezembertages in die Friedhofskapelle, wo die ſterblichen Reſte
des Verblichenen aufgebahrt waren. Der Sarg verſchwand unter
Kränzen, die Ehrenwache hielten die Schargen der
Landsmann=
ſchaft Chattia Gießen, die in Wichs und mit umflorter Fahne
ihrem verſtorbnen Alten Herrn die letzte Ehre erwieſen. Außer
den nächſten Angehörigen des Heimgegangenen, bemerkte man
unter den überaus zahlreich erſchienenen Trauergäſten für die
heſ=
ſiſche Regierung Herrn Staatsminiſter Jung, ferner zahlreiche
Ver=
treter der ſtädtiſchen und ſtaatlichen Behörden und all ſeine
frühe=
ren Mitarbeiter. Pfarrer Waldhelm hielt, nachdem die
gedämpfte Trauermuſik, verklungen war, eine kurze, zu Herzen
gehende Traueranſprache, in der er nicht ſo ſehr die großen
beruf=
lichen und menſchlichen Verdienſte des Verſtorbenen würdigte, dies
ſei, wie der Geiſtliche betonte, berufenerem Munde ſeiner
Mitar=
beiter und Bekannten vorbehalten, er wies auf die hohen
Ver=
dienſte hin, die ſich der Verſtorbene um die Kirche erwarb. Als
die St. Paulus=Kirche in Worms vor Jahren geweiht wurde, traf
er perſönlich mit Miniſterialrat Schrod zuſammen, der ſich dann
ſpäter beſonders um die Reſtaurierung des Mainzer Doms
ver=
dient machte; daß dieſes große Werk erhalten blieb, danken ihm
nicht nur die Katholiken des Bistums Mainz, ſondern auch alle,
die Sinn, Freude und Verſtändnis an dieſem großen Bauwerk
haben. Nun hat Gott dieſen raſtloſen Menſchen zu ſich genommen,
ſeine Gedanken ſind zur Ruhe gegangen. Möge Gott ihn gnädig
einführen in das weite Gotteshaus der Ewigkeit. — Unter den
kirchlichen Zeremonien und den Gebeten des Geiſtlichen fand dann
die feierliche Einſegnung des Verſtorbenen ſtatt.
Unabläßlich fiel der ſchwere Regen, als ſich der unabſehbare
Trauerzug zum offenen Grabe des Verſtorbenen bewegte. Nach
Einſegnung der letzten Ruheſtätte durch den Geiſtlichen legte
Staatsminiſter Jung für die Landesregierung mit einem ehrenden
Nachruf einen Kranz nieder, in dem er dem Verſtorbenen dankte
für ſeine Treue Mitarbeit.
Direktor Faulſtich legte für die Heſſiſche Landesbank einen
Kranz nieder. Er bezeichnete den Verſtorbenen als ein Vorbild
für alle und gelobte, ihm ein treus Andenken zu bewahren. —
Dr. Bauſch, ſtellvertretendes Vorſtandsmitglied der
Landeshypo=
thekenbank, betonte daß der Verſtorbene 17 Jahre dem Vorſtand
angehörte und ſich im Leben große Verdienſte erwarb. Auch er
legte, wie ſein Vorredner, im Namen des Aufſichtsrats, des
Vor=
ſtands und der Gefolgſchaft einen Kranz nieder. — Direktor Loy
widmete Miniſterialrat Schrod einen warmen Nachruf. Es ſei
kaum zu faſſen, daß der ſchaffensfrohe, arbeitſame Mann nun von
uns gegangen iſt. Für das kommunale öffentliche Kreditinſtitut
des Landes und als Vertreter des öffentlich rechtlichen
Kredit=
weſens legte er in treuem Gedenken Kränze nieder. — Weitere
Kranzniederlegungen erfolgten von Vertretern der Naſſauiſchen
Landesbank Wiesbaden, der Naſſauiſchen
Lebensverſicherungsan=
ſtalt und der Vertreter der Aktivitas und der Alten Herren
der Landsmannſchaft Chattia Gießen. Einzeln traten dann die
Leidtragenden an das offene Grab und ſandten dem Verſtorbenen
letzte Grüße zu. R. I. P.
Im allgemeinen werden kluge Eltern auch kluge Kinder haben.
Wenn ſo ein friſcher, munterer Junge eine treffende Antwort gibt,
ſo meint der gute Onkel wohlwollend: „Du biſt nicht aus der Art
geſchlagen” oder „Du biſt nicht auf den Kopf gefallen!” Leiſtet aber
ein Kind weniger, als man von ihm erwarten zu können glaubt,
ſo wird nach einer äußeren Urſache geſucht, die vielleicht die
gei=
ſtige Entwicklung behindert haben könnte. Man findet dann auch
gewöhnlich irgend etwas. Bald wird unzweckmäßige Ernährung
oder eine in früher Jugend überſtandene Krankheit als Urſache
beſchuldigt, bald ſollen Zahnkrämpfe oder ein Schreckerlebnis daran
ſchuld ſein. Sehr oft glaubt man nachweiſen zu können, daß das
Kind ſich in früher Jugend am Kopf verletzt und daß dadurch eine
Störung der geiſtigen Entwicklung eingetreten ſei. So etwas kann
einmal vorkommen, iſt aber höchſt ſelten. Im allgemeinen entwickelt
ſich das Kind entſprechend ſeiner Erbanlagen. Die meiſten Kinder
ſind aber zu irgendeiner Zeit ihrer Entwicklung einmal auf den Kopf
gefallen, ſogar die ſehr klugen. Dieſer Fall hat ihnen
gewöhn=
lich gar nichts geſchadet, ſelbſt wenn es dabei einmal eine Beule,
eine Schramme oder ein blutendes Näschen gab.
Man ſagt mit Recht, Kinder haben ihre Schutzengel, denn
wenn ein Erwachſener einen ähnlichen Fall tut, geht es
gewöhn=
lich nicht ohne ſchwere Verletzungen ab. In unſerer Zeit der
Ver=
kehrsunfälle ſind Schädelverletzungen an der Tagesordnung. Iſt
eine ſolche Verletzung nicht gleich tödlich, ſo tritt doch ſehr oft
nach Kopfverletzungen eine ſchwere Bewußtloſigkeit ein, die
ſtunden= und tagelang anhalten kann und oft von Kopfſchmerzen
und Gedächtnisſtörungen gefolgt iſt. Man ſpricht dann von einer
Gehirnerſchüterung und faßt unter dieſen Begriff alle möglichen
Erſcheinungen von mäßiger Prellung des Gehirns bis zum
ſchwer=
ſten Schädelbruch zuſammen. Wie ſind nun die
Folgeerſcheinun=
gen ſolcher Kopfverletzungen zu bewerten? Das iſt eine ſchwere
Frage, über die ſich Aerzte und Laien ſchon lange den Kopf
zer=
brechen und die doch je nach Lage des Einzelfalles ſehr
verſchie=
denartig beantwortet werden muß. Von Ausnahmen, die auf
dem Zuſammentreffen beſonders ungünſtiger Umſtände beruhen,
abgeſehen, muß man ſagen, daß das menſchliche Gehirn wirklich
einen tüchtigen Puff verträgt. Selbſt wenn Hirnteile
zertrüm=
mert worden ſind oder eine ſtarke Blutung ſtattgefunden hat,
kann die geiſtige Leiſtungsfähigkeit faſt vollkommen wieder
er=
langt werden, und körperliche Schädigungen, Lähmungen bilden
ſich im Laufe einiger Monate weitgehend zurück. Oft iſt aber
ſelbſt durch feinſte und genaueſte Unterſuchung mit
Röntgen=
ſtrahlen keinerlei Schädigung des Gehirns und ſeiner Umgebung
nachzuweiſen, und dennoch klagen die Verletzten noch lange,
manch=
mal jahrelang über Kopfſchmerzen, leichte Ermüdbarkeit,
Schwin=
del Erregbarkeit uſw. In den meiſten Fällen verſchwinden auch
dieſe Beſchwerden im Verlauf einiger Wochen, aber es gibt Leute,
die noch jahrelang nach dem Fall auf den Kopf über Kopfdruck,
Verminderung der geiſtigen Leiſtungsfähigkeit klagen und dies
alles auf ihren Unfall zurückführen. Wenn man dagegen an die
zahlloſen Kriegsverletzten denkt die manchmal ſogar mehrfach
ſchwerſte Schädelverletzungen erlitten haben und doch ſich im
Lebenskampf überaus gut bewährt haben, keine Spur geiſtiger
Minderwertigkeit zeigen und manchmal ſogar trotz körperlicher
Behinderung beſonders tüchtig ſind, ſo wird man doch zu der
An=
nahme berechtigt ſein, daß bei den oben erwähnten Perſonen noch
andere Dinge mitſpielen. Wir finden ja auch dieſelben
Beſchwer=
den — Kopfſchmerzen, leichte Erſchöpfbarkeit,
Gedächtnisſchwierig=
keiten — bei Menſchen, die nie eine Schädelverletzung erlitten
haben. Es ſind das eben Menſchen, die von Haus aus zu einem
hypochondriſchen, überempfindlichen Typ gehören. Es iſt
außer=
dem bekannt, daß der Kopfſchmerz gar nicht immer vom Gehirn
ausgeht, ſondern durch leichte Druckſteigerungen innerhalb des
Gehirns und der Hirnhäute bedingt ſein kann. Nervöſe Menſchen
haben auch ein nervöſes Blutgefäß=Syſtem. Bei ihnen ziehen ſich
die Blutadern oft allzu ſchnell und plötzlich zuſammen, oder
er=
weitern ſich übermäßig leicht, ſo daß Störungen in der
Blutver=
teilung vorkommen. Dabei können nervöſe Herzbeſchwerden,
Darm= und Magenbeſchwerden, Schwindelgefühle, allgemeine
Mattigkeit auftreten. Das Schreckerlebnis eines Unfalls kann
die Entwicklung ſolcher Störungen begünſtigen. Geheilt werden
können dieſe Zuſtände aber nur durch Selbſterkenntnis und
ſeeliſche Erziehung. Hat die genaue körperliche Unterſuchung
er=
geben, daß keine ſchweren Folgen der Verletzungen zurückgeblieben
ſind, ſo muß der Verletzte auch das Vertrauen aufbringen, um
dieſe Tatſache anzuerkennen. Mit ſeiner nervöſen
Erregbar=
keit muß er ſich abfinden. Wenn er, ſeeliſchen Mut und guten
Willen hat, lernt er ganz von ſelbſt, ſein allzu empfindſames
Nervenſyſtem etwas abzuhärten, ſich um kleine nervöſe
Erſcheinun=
gen ebenſowenig zu kümmern, wie ſich der Sportsmann um eine
unbehagliche Abkühlung oder beginnende Ermüdung kümmert.
Man gewöhnt ſich an dies und jenes, und damit kann man auch
nervöſe Beſchwerden überwinden. Man kann alſo auch einmal auf
den Kopf gefallen ſein, und doch ein lebenstüchtiger Menſch
bleiben.
Dr. Georg Kaufmann.
Kirchliche Nachrichken.
— Mitternachtsgottesdienſt. Wie in anderen Städten, find
auch hier, und zwar in der Beſſunger Kirche, heute Nacht eir
liturgiſche Jahresſchlußfeier ſtatt. Sie beginnt um 11.15 Uhr.
Martinsgemeinde. Der nächſte Kindergottesdien
für den Weſtbezirk findet am 1. Januar ſtatt und nicht erſt a
6. Januar, wie bei der Weihnachtsfeier irrtümlich bekanntgegeb
wurde.
Die Chriſtengemeinſchaft. Heidelberger Straße 14: Monta
31. Dezember, 20.30 Uhr. Silveſterpredigt: „Mitten zwiſche
den Jahren.” Neujahrstag, 10 Uhr: Menſchenweihehandlun
Dienstag, 1. Januar 1935
Aus Heſſen.
Uhu=Einbürgerung im Bogelsberg geglückk.
Lpd. Gießen, 30. Dez. Der bekannte oberheſſiſche Ornithologe
Dr. Karl Rudolf Fiſcher vom Forſt=Zoologiſchen Inſtitut der
Uni=
verſität Gießen gibt in einem längeren Artikel im „Gießener
An=
zeiger” einen Ueberblick über die bisherigen Ergebniſſe der
Wieder=
einbürgerung des Uhus im Vogelsberg. Nach den Vorbereitungen,
die im Jahre 1931 begannen, wurden im Herbſt 1932 wild
gefan=
gene Uhus aus Oſtpreußen im Vogelsberg in den Wäldern des
Grafen zu Solms=Laubach wieder angeſiedelt, und zwar zuerſt in
einer Eingewöhnungs=Voliere, damit ſich die Tiere an die neue
Umgebung, und an die klimatiſchen Verhältniſſe gewöhnen
konn=
ten. Ende Februar 1933 wurden die erſten Uhus aus dieſer
Vo=
liere freigelaſſen. Im Juli 1933 wurden die weiteren Tiere
eben=
falls in die freie Wildbahn ausgeſetzt. Man hörte dann längere
Zeit nichts mehr von dem Vorhandenſein der Uhus, bis im März
1934 die erſten Meldungen aus der Gegend von Nidda kamen, wo
man den Uhu feſtgeſtellt hatte. Im Herbſt 1934 wurden erneut aus
der Gegend von Nidda Uhus gemeldet, ebenſo auch aus den
Wald=
revieren der Graf Solms=Laubachſchen Forſtverwaltung. Auf
Grund einwandfreier wiſſenſchaftlicher Nachprüfungen von
Auto=
ritäten der Vogel=Wiſſenſchaft wurde dann an Hand von
aufge=
fundenen Federn der exakte Nachweis geführt, daß man nunmehr
in den Wäldern des Vogelsberges mit dem Vorhandenſein des
Uhus zu rechnen hat, und daß die Verſuche zur
Wiedereinbürge=
rung dieſes ſeltenen Vogels in den oberheſſiſchen Waldungen als
vollkommen geglückt anzuſehen ſind. Die Wiedereinbürgerung ſoll
durch neue Einſetzung von Tieren fortgeſetzt werden, wozu man
im nächſten Jahre aus der freien Wildbahn in Rumänien weitere
Uhus beziehen will. Es ſoll dann auch der Verſuch gemacht
wer=
den vom Vogelsberg aus die Nachbarlandſchaften allmählich
wie=
der mit dem Uhu zu beſiedeln.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 1 — Seite 7
J Griesheim, 31. Dez. Dankſchreiben der
Saar=
länder. Im Monat November d. J. waren Saargäſte beiderlei
Geſchlechts in hieſiger Gemeinde untergebracht, die hier einen kurzen
Ferienaufenhalt genoſſen. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit für
die ihnen zuteil gewordene liebevolle Aufnahme und Betreuung
durch ihre Quartiergeber ging der Amtsleitung des Amtes für
Volkswohlfahrt ein Tiſchwimpel zu. Angefügt war eine
Dank=
ſchrift mit Unterſchriften, die folgenden Wortlaut hat: „Für die
herrliche Unterkunft, die wir in Ihrem ſchönen Städtchen mit
un=
ſeren deutſchen Schweſtern und Brüdern verleben durften, danken
wir innigſt und grüßen mit deutſchem Gruß und Heil Hitler!”
Der Wimpel iſt in den nächſten Tagen in der Geſchäftsſtelle der
NSDAP. ausgeſtellt.
C. Ober=Ramſtadt, 31. Dez. Hohes Alter. Am 2. Jan.
vollendet Frau Margarete Rau Wwe., Bahnhofſtraße 37, ihr
83. Lebensjahr.
f. Roßdorf, 31. Dez. Die NSG. „Kraft durch Freude‟
veranſtaltet am Samstag, 5. Januar, abends, im Saale Zum
Darmſtädter Hof” einen Bunten Abend, der einen großen Genuß
verſpricht.
— Babenhauſen, 31. Dez. Ein Schlingenſteller
ge=
faßt. Ein junger Mann aus Zellhauſen wurde im Walde bei
Babenhauſen auf friſcher Tat ertappt, als er Schlingen ſtellte.
Er legte eine umfaſſendes Geſtändnis ab, wobei er auch ſeinen
Mithelfer angab. Im Beiſein des Jagdaufſehers beſeitigte er
annähernd 50 bereits geſtellte Wildſchlingen. Dem Tierquäler
wird durch ein gehöriges Gerichtsurteil hoffentlich das Handwerk
für immer gelegt werden.
Al. Höchſt i. Odw., 30. Dez. Ihren 85. Geburtstag begeht am
1. Januar Frau Katharine Jöckel Witwe geb. Schäfer, in
ſel=
tener körperlicher und geiſtiger Friſche. Die Jubilarin hat der
deutſchen Wehrmacht 6 Söhne geſtellt und während des Krieges
eigenhändig das Weißbinderhandwerk ausgeübt. Heute nimmt ſie
noch an allen, Ereigniſſen regſten Anteil und erregt mit ihrem
„wackeren” Gang die Bewunderung äller. Möge ihr auch
weiter=
hin bei beſter Geſundheit ein ſchöner Lebensabend beſchieden ſein.
Am. Biebesheim, 31. Dez. Kreisturnfeſt der DT. in
Biebesheim. Am Samstag nachmittag fand im Lokal von
J. D. Wirthwein die erſte Sitzung unter Vorſitz des Kreisführers
der DT. Roth=Darmſtadt ſtatt. Zu der Beſprechung waren die
ſämtlichen Führer der Organiſationen ſowie Bürgermeiſter
Gei=
pert erſchienen.‟ Den Ausführungeen des Kreisführers Roth war
zu entnehmen, daß die Wahl zur Abhaltung des Kreisturnfeſtes
im Jahre 1935 auf Biebesheim gefallen iſt, und zwar ſind
hier=
für der 13., 14. und 15. Juli in Ausſicht genommen bzw. ſchon
vorgeſehen. Da das Feſt in ſeinen Ausmaßen nicht nur ein Feſt
des Turnvereins bzw. der Turn= und Sportgemeinde
Biebes=
heim ſondern der ganzen Gemeinde iſt, haben ſich alle
Anweſen=
den freudigen Herzens bereiterklärt, an der Geſtaltung und dem
guten Gelingen der für unſeren Ort wirklich großen Aufgabe
tat=
kräftig mitzuhelfen. Mit der Organiſationsarbeit wird ſofort
in den erſten Januartagen begonnen werden. — Bei der an der
Crumſtädter Chauſſee abgehaltenen Treib jagd der
Jagd=
genoſſenſchaft Graffert, Wedel, Geipert wurden von 26 Jägern
insgeſamt 63 Haſen geſchoſſen.
Bm. Hofheim (Kr. Bensheim), 30. Dez.
Weihnachts=
feier für die Jugend. Für die Jugendabteilung des
Fuß=
ballvereins 1911 fand im „Schwarzen Adler” eine
Weihnachts=
feier mit ſchönem Programm ſtart, bei welchem eine Jugend= und
zwei Schülermannſchaften mit neuem Dreß beſchenkt wurden.
Die Ortsgruppe der Kinderreichen veranſtaltete im „Kaiſerhof”
eine Weihnachtsfeier, bei welcher über 100 Kinder beſchenkt
wur=
den. — Wohl das ſchönſte Weihnachtsgeſchenk erhielten hier einige
verheiratete Volksgenoſſen, indem ſie ihren alten Arbeitsplatz in
der Lederfabrik C. Heyl A.=G., Worms, nach langer Pauſe wieder
einnehmen können. — Im Zuſammenhang mit den hieſigen
Ein=
brüchen iſt es zwar begreiflich, daß eine gewiſſe Unruhe unter
die Bevölkerung gekommen iſt, doch ſollte man nicht dazu neigen,
in eine gewiſſe Einbrecherangſt zu verfallen und nichtige
Vor=
kommniſſe und nächtliche Phantaſiegebilde gleich als
Einbrecher=
ſpuk in die Oeffentlichkeit zu tragen. Solches Verhalten iſt nicht
am Platze, und nur Ruhe und Beſennenheit kann den
polizei=
lichen Ermittlungen fördernd ſein. Die Gemeindebehörde läßt
nichts unverſucht, die dreiſten Einbrüche aufzuklären und ſolchen
künftig wirkſam entgegenzutreten.
Crumſtadt, 31. Dez. Garagenbrand.
Samstagmor=
gen um 5.30 Uhr brach in der Garage des Autobus=Betriebs von
Fritz Müller ein Brand aus. Nach kurzer Zeit bekämpfte die
Ortsfeuerwehr die Brandſtelle mit drei Schlauchleitungen. Ein
Perſonenwagen konnte zwar gerettet werden, doch wurden zwei
Autobuſſe ein Raub der Flammen. Die Entſtehungsurſache des
Brandes iſt noch unbekannt. Der Schaden dürfte durch
Verſiche=
rung gedeckt ſein. Regierungsaſſeſſor Dr. Fuhr und
Kreisfeuer=
wehrinſpektor Schildgen von Groß=Gerau trafen an der
Brand=
ſtelle ein.
Cp. Wolfskehlen, 31. Dez. Hohes Alter. Landwirt Johs.
Ludwig Schaffner kann heute Montag ſeinen 83. Geburtstag
begehen.
e. Bad Wimpfen, 30. Dez. Mit Wirkung vom 1. Januar 1935
ab wird die hieſige Exklave von dem Amtsbezirk des Finanzamts
Beerfelden i. Odw. abgetrennt und die Gemeinde Bad Wimpfen
am Berg, Bad Wimpfen im Tal und Hohenſtadt dem Finanzamt
Heilbronn (Landesfinanzamt Stuttgart) die Gemeinde Finkenhof
und die Feldgemarkung Zimmerhöfer Feld dem Finanzamt
Mos=
bach (Landesfinanzamt Karlsruhe) und die Gemeinde Helmhof
dem Finanzamt Sinsheim (Landesfinanzamt Karlsruhe),
zuge=
teilt. — In unſerer Nachbargemeinde Rappenau wurden 20
Maikäfer gefunden. Die Sechsfüßler, die ſich wohl in der
Jahreszeit etwas geirrt haben, waren alle munrer, trotz der ſonſt
für ſie ungewohnten Zeit.
— Gernsheim, 31. Dezember. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 29. d. M.: —0,85 Meter, am 30. d. M.: —0,82 Meter,
ſeweils morgens 5.30 Uhr.
* Kleine Dorfgeſchichken.
Geſammelt von Adolf Perler.
Das Pfarrknechtle.
Auf einer meiner erſten Stellen, erzählte ein
württembergi=
ſcher Prälat, mußte ich einmal einen gichtiſch veranlagten Pfarrer
im Amt unterſtützen. Nach guter, alter Sitte brachten die Bauern
nach den üblichen Amtshandlungen, wie Taufen, Beerdigungen
und dgl., die damals noch geltenden Spoliengelder eigenhändig
ins Pfarrhaus. Natürlich hartnäckig nur zum alten Pfarrherrn,
trotzdem ich die Amtsgeſchäfte zu führen hatte. Ich ließ den guten
Leuten gerne ihren Willen, der ja in der Anhänglichkeit an ihren
Seelſorger wurzelte. Daß aber auch meine Tätigkeit ihre
Würdi=
gung fand, ſollte ich zu meiner Verwundernis erkennen, als der
Haghofbauer nach Erlegung der Amtsgebühr nochmal in die
Taſche fuhr ein Halbmarkſtück herauszog und mit den Worten auf
den Tiſch legte: „So. ond do ſend no fuchzig Pfennig Trinkgeld
fürs Pfarrknechtle!”
Das ändert die Sache.
Der Dorfſchullehrer gibt bekannt, daß die Kinder ſolcher
Familien, in der eine anſteckende Krankheit herrſche, der Schule
fernbleiben dürfen: Kürzlich erzählte nun in der unterſten Klaſſe
eine Kleine ihrer Nachbarin, ihre große Schweſter hätte die
Dyph=
therie. Natürlich weiß es bald die ganze Klaſſe, und ſowie es der
Lehrerin zu Ohren kommt, fragt ſie das Kind, ob es ſich wirklich
ſo verhält. „Ja!” iſt die Antwort. — „Aber dann geh’ ſofort
wie=
der nach Haus und bleib dort, bis deine Schweſter wieder geſund
iſt!“ Die Kleine erhebt ſich gehorſam, ſucht ihre Siebenſachen
zu=
ſammen und ſchickt ſich zum Fortgehen an. In der Tür dreht ſie ſich
nochmal um und meint: „Ich wollte aber bloß noch ſagen, meine
große Schweſter wohnt in Amerika!”
*
Kürzlich ging ich einen Wieſenweg am Rande eines Waldes
entlang. Da ſah ich ein Wieſel aus ſeinem Bau ſchlüpfen und
quer über die Wieſe laufen. Doch es kam nicht weit. Ein Buſſard
ſtürzte ſich auf das Wieſelchen und wollte es in ſeinen Fängen
davontragen. Aber bald darauf ließ der Raubvogel ſein Opfer
wieder fallen; wahrſcheinlich hatte das Wieſel mit ſeinen ſcharfen
Zähnen den Räuber in ſeine Füße gebiſſen. Das Wieſelchen lief
ſchnell davon und verkroch ſich wieder in ſeinem Bau.
Ein Landmann, der auf der Wieſe arbeitete, hatte den
Vor=
fall ebenfalls beobachtet. Ich ließ mich mit ihm in ein Geſpräch
ein, und er erzählte mir folgendes: Vor einigen Tagen habe er
mit ſeinem Pferde auf die Wieſe Kompoſterde gefahren.
Wahr=
ſcheinlich ſei ſein Pferd mit den Hufen in den Wieſelbau
getre=
ten, denn ein Wieſel ſei plötzlich fauchend aus einem Erdloch
ge=
kommen und habe ſich an einem Fuß des Pferdes feſtgebiſſen.
Als er es mit der Peitſche geſchlagen habe, ſei es auf ihn
zuge=
ſprungen und habe ſich am Stiefel ſeines rechten Fußes verbiſſen.
Da habe er das wütende Wieſel mit ſeinem Peitſchenſtock
er=
ſchlagen. Das ſchöne Fell, deſſen Haar ſchon die ſilbergraue
Winterfärbung angenommen hatte, habe er in der Stadt an
einen Kürſchner verkauft und gut bezahlt bekommen.
Dieſer Vorfall beſtätigt die durch viele bezeugte Tatſache, daß
das kleine Wieſel ein tollkühnes Tierlein iſt und weder Menſchen
K.
noch Tiere fürchtet.
Der Werk der Sachbezüge ab 1. Januar 1935.
Der Reichsfinanzminiſter hat beſtimmt:
Mit Wirkung vom 1. Januar 1935 ab wird der Wert der
Sachbezüge für die Zwecke des Steuerabzugs vom
Ar=
beitslohn wie folgt feſtgeſetzt:
1. volle freie Station (einſchl. Wohnung, Heizung und
Beleuch=
tung):
a) für weibliche Hausgehilfinnen, Lehrmädchen und ſonſtige
gering bezahlte gewerbliche und landwirtſchaftliche
weib=
liche Arbeitskräfte monatlich 25 RM.,
b) für männliche Hausgehilfen, Lehrlinge, Gewerbegehilfen,
landwirtſchaftliche Arbeiter und ſonſtige gering bezahlte
gewerbliche und landwirtſchaftliche männliche
Arbeits=
kräfte die nicht der Angeſtelltenverſicherung unterliegen,
monatlich 35 RM.,
c) für Gewerbegehilfen und ſonſtige männliche und weibliche
gewerbliche und landwirtſchaftliche Arbeitnehmer, die der
Angeſtelltenverſicherung unterliegen, ſowie für das geſamte
auf See= und Binnenſchiffen beſchäftigte Perſonal, ſoweit
es nicht unter d aufgeführt iſt, monatlich 45 RM.,
d) für Angeſtellte höherer Ordnung, z. B. Aerzte, Apotheker,
Hauslehrer. Werkmeiſter, Gutsinſpektoren. Aerzte und
Zahlmeiſter, die auf Paſſagierdampfern über 5000 Brutto=
Regiſter=Tonnen in transatlantiſcher Fahrt beſchäftigt ſind,
ferner Kapitän. Erſte Offiziere. Erſte Ingenieure,
monat=
lich 60 RM.
2. bei teilweiſer Gewährung von Koſt und Wohnung ſind
an=
zurechnen: Wohnung mit zwei Zehnteln, erſtes und zweites
Frühſtück mit je ein Zehntel, Mittageſſen mit drei Zehnteln,
Nachmittagskaffee mit einem Zehntel und Abendeſſen mit zwei
Zehnteln der zu bezeichnenden Sätze.
Der Kleingarken im Januar.
Auch der umſichtige Kleingärtner raſtet im Winter nicht. Es
gibt allerhand zu tun; es ſind die vielfältigen Vorbereitungen
auf die Vorfrühlingszeit hin, wo die Natur wieder zu arbeiten
beginnt.
An den Beerenſträuchern und Obſtbäumen kann
immer noch geſchnitten und ausgelichtet werden. Den Schutz
gegen Haſenfraß verſtärken. Auch den Raupen und
Raupeneier=
neſtern kann durch Abfackeln nochmals gründlich zu Leibe gerückt
werden. Weg mit den ſchlechten Aeſten an alten Bäumen, und
Baumbänder geprüft!
Für den Gemüſebau beziehe ich jetzt bald den Samen
und verbeſſere die Beete mit Dünger und Jauche, grabe ſie (wenn
es die Witterung erlaubt) um und rigole ſie. Der erſte Salat
kann im halbwarmen Miſtbeet bald ausgeſät werden.
Im Winter hat man Zeit, ſämtliche beſchädigten
Garken=
geräte und Zäune in tadelloſen Zuſtand zu bringen. Der
Kom=
poſthaufen ſollte umgegraben und mit Jauche durchtränkt
verden. Gehobene Staudenſtöcke müſſen angetreten werden.
Aurikeln und Primeln kann man jetzt in Käſten ſäen; ſie
kei=
men am beſten, wenn Schnee darauf kommt. Ausſaat von
Bego=
nien und Lobelien uſw.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, I. Jamuar
6.35; Hamburg: Hafenkonzert. Die Glocken vom Großen Michel.
Choral: Ach, bleib mit deiner Gnade. — 8.15: Zeit, Nachr.,
Wetter. — 8.25: Konzert aus der tragiſchen Sinfonie C=Moll,
von Franz Schubert (Schallpl.). — 8.45: Chorblaſen. — 9.00:
Evangeliſche Morgenfeier. — 9.45: Orgelkonzert. Choralvorſpiele
Heinrich Kaminſki. — 10.00: Berlin: Reichsſendung: Eine
Neu=
jahrsbotſchaft des Reichsjugendführers am Grabe Herbert
Norkus=
auf dem neuen Johannisfriedhof in Plötzenſee. — 10.45:
Neu=
jahrsbriefe berühmter Männer und Frauen. — 11.00: Deutſches
Schatzkäſtlein. Alte Blas= und Turmmuſik. Von Joh. Andr.
Herbſt. — 11.30: Auftakt 1935. Ausblick des Zeitfunks.
12.00: Mittagskonzert. Ausf.: Der Funkchor. Ltg.: P. Belker. Das
Funkorcheſter. Ltg.; Hans Rosbaud. — 13.00; Kleine freundliche
Neujahrspredigt. — 13.15: Katerfrühſtück bei Schall und Platt.
14.00; Kaſſel: Jugendfunk: Wir glauben an Deutſchland. Eine
Feierſtunde. — 15.00: Stunde des Landes. Bauernkankate zum
neuen Jahr. — 15.40: Es ſprechen die Landesbquernführer
un=
ſeres Sendebereichs.
16.00: Vom Deutſchlandſender: Nachmittagskonzert. 1. Das
Feld=
jägerkorps ſpielt. — 2. Märſche des Kaiſers Barbaroſſa. —
Märſche der Bewegung.
18.00: Vom Deutſchlandſender: Reichsrmgſendung: Was Euch
ge=
fällt. Aus dem Wunſchzettel des deutſchen Hörers. — 20 00;
Sportnachr. — 20 05: Aus dem Opernhaus, Frankfurt: Die
Fledermaus. Operette in drei Akten von Joh. Strauß. —
In der 1. Vauſe, etwa 21.00; Anekdoten um Joh. Strauß,
In der 2. Pauſe, etwa 22.10: Nachr. — 23.00: Tanzmuhik.
Kapelle Franz Hauck. — 24.00: Stuttgart: Nachtmuſſk.
Frankfurt: Mittwoch, 2. Januar
6.00: Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeit,
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch, Choral.
7.00: Frühkonzert. Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Lrg.:
Tont Döbert. — 8.10: Waſſerſtand, Wetter. — 8.15: Stuttg.:
Gymnaſtik. — 9.00: Nur Kaſſel: Werbekonzerk. — 9.15: Nur
Kaſſel: Aus dem neuen Geſchichtenhuh vom Weihnachtsmann. 2
Märchen. — 10.00: Nachr. — 10.75: Prakt. Rakſchläge für
Küche und Haus. — 11.00; Werbekonzert. — 11.30: Meldg.
IP45: Sozialdienſt.
12.00: Berlin: Mittagskonzert. Strauß u. Suppe. — 13.00:
Stuftgart: Zeik, Saardienſt, Nachr. — 13.15: SEikfgart: Mir
friſchem Mut ins neue Jahr (Schallpl.). — 14.15: Zeit. Nachr.
14.30; Wirtſchaftsbericht. — 14.45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
14.55: Wetter. — 15.00: Nur Kaiſerslautern: Nachr. — 15.15:
Von Freiburg: 1. Schwarzwälder Kider ſingen Volkslieder. .
Lichtgang bei einem Schwarzwälder Uhrmacher. Hörfolge.
16.00; Kömiasberg: Tanztee. Tanzkapelle E. Boerſchel. — 18.00;
Daß wie in deinen Lebenstagen — die Uhren geh’n, die Glocken
ſchlagen. Funkfolge aus Herkunft und Umkreis von Großvaters
Sachen — 18 45: Meldungen.
18.50; Im Wein liegt Wahrhei ganz allein! Eine
Schallplatten=
plauderei von A. Lortzing von H. Pott. — 19.45: Das Leben
ſpricht: — 20.00: Stuttgart: Reichsſendung: Zeit, Nachr.
20.10: Stuttgart: Reichsſendung: Unſere Saar — den Weg
frei zur Verſtändigung. — 20.50: Stuttgart: Reichsſendung:
Stunde der jungen Nation: Das Erbe in deinem Blut. — 21.15:
Kaiſerslautern: Bunte Stunde von der Saar. — 22.00: Zeit,
Nachr. — 22.15: Nachr., Wetter, Sport — 22.30: Freiburg:
Soldatenheder in Kriegs= und Friedenszeiten. — 23.00:
Stutt=
gart: Wenn ſich alles im Tanze wiegt. Tanzmuſik der Kapelle
W. Wende. — 24.0): Dopvelkonzert. Es ſpielen: Das Funkorch.
Ltg.: W. Naue. — Die Tanzkapelle Franz Hauck.
OMitiun dansännnn
Dienstag, 1. Januar
Reichsringſendung: 18.00: Was Euch gefällt. Aus
den Wunſchzetteln des deutfchen Hörers.
Berlin: 20.00 Große Neujahrs=Veranſtaltung.
Breslau: 20.00: Proſit Neujahr! Mit hundert
Kilo=
watt auf Welle 1935.
Deutſchlandfender: 20.00: Neujahr überall . . .
Mit Muſik und Geſang rund um die Erde.
Frankfurt: 20.05: Die Fledermaus, von Joh. Strauß.
Hamburg: 20.00: Welterfolge der Oper. Soliſten: U. a.
Käte Heidersbach (Sopran), Helge Roswaenge (Tenor).
Köln: 20.15: Neujahrskonzert. Ltg.: Dr. Buſchkötter.
Königsberg: 20.00: Bunter Funk aus dem nächtlichen
Königsberg.
Leipzig: 21.40: Neujahrswünſche berühmter Männer.
München: 20.10: Vom Chiemſee zum Watzmann. Ein
Volkskunſtabend.
Stuttgart: 20.00: Glückauf 1935! Gr. bunter Abend.
Budapeſt: 20.35: Aus alten Operetten.
Rom: 21.00: Opernübertragung.
London: 23.30: Tanzkapelle Stone.
Mittwoch, 2. Januar
Reichsſendung: 20.00: Nachrichten. — 20.10: Unſere
Saar, den Weg frei zur Verſtändigung. — 20.50: Stunde
der jungen Nation: Das Erbe in deinem Blut.
Berlin: 23.00: Melodien aus Operette und Tonfilm.
Breslau: 21.15: Oeffentliche Volkstanzſtunde.
Deutſchlandſender: 21.15: Blasmuſik. Kapelle Fuhſel.
Frankfurt: 21.15: Bunte Stunde von der Saar.
Hamburg: 18.45: Zur Erzeugungsſchlacht. Der
Reichs=
nährſtand ſpricht.
Köln: 21.10: Unbekannte Volksliedkomponiſten.
Königsberg: 21.15: Das Jahr iſt wieder neu.
Bauern=
regeln, Kalenderſprüche, Muſik des Jahres bis zum
Frühlingsanfang.
Leipzig: 21.10: Heitere Abendmuſik. Ltg.: H. Weber.
München: 17.50: Das ſeltene Lied. 1. Klopſtock=Oden von
Gluck. 2. Geiſtliche Oden von Bach.
Stuttgart: 22.30: Wenn alles ſich im Tanze wiegt. . ."
Wien: 22.00: Bunte Konzertſtunde.
Warſchau: 22.15: Moderne Tanzmuſik.
Weikerbericht.
Witterungsausſichten für Dienstag: Stellenweiſe neblig, wechſelnd
bewölkt, im weſentlichen trocken. mild.
Seite 8 — Nr. 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
neue Jahr enkſteigt dem Meere.
Ein ſolches Bild kann natürlich nur aus Kalifornien ſtammen, das nicht nur ein paradieſiſches Klima,
ſondern auch eine paradieſiſche Effekthaſcherei ſein eigen nennt.
In 22 Stunden vom Kongo nach Brüfſel.
Der begeiſterte Empfang des engliſchen Fliegers Waller (links) und des belgiſchen
Fliegerhaupt=
manns Franchomme auf dem Brüſſeler Flugplatz nach ihrem Rekordfluge von Leopoldville (Kongo)
nach Brüſſel, den ſie in 22 Stunden 6 Minuten zurücklegten.
*Silveſternacht
Neujahr im Lande der Schären.
Von Fritz Löwe.
Ich habe Stockholm im Frühling geſehen, wenn es in den
Wipfeln der rings umſchließenden dunklen Wälder jauchzt und
ſchmettert. Ich ſah es in der berauſchenden Schönheit ſeiner
hellen Sommernächte. Ich ſah Stockholm in der
Märchen=
ſtimmung, wenn der Herbſt ſeinen Purpurmantel über die Stadt
der Schären breitet, wenn die Wälder in allen Farbentönen
ſchimmern. Am ſchönſten aber iſt Stockholm im
diamanten=
glitzernden Winter, wenn der Himmel ſeine weißen Wunder
über das nordiſche Venedig ſchüttet, im Schnee= und Rauhfroſt
die Wälder einen funkelnden Gürtel um Schwedens ſchöne
Hauptſtadt ſchlingen.
Wie ein unberührtes Reich von blinkender Märchenpracht
liegt die Landſchaft ringsum. Für viele haſtende Arbeitsmonate
holt man ſich hier in der Friſche der reinen Wald= und
See=
luft Geſundheit und Schaffensmut fürs neue Jahr.
Romantiſches lebensfrohes Stockholm, welches
farben=
prächtige Winterbild bieteſt du im tanzenden Schneegeſtöber!
Wieder einmal weile ich in dieſer alten, doch ewig jungen Stadt.
Wo in der weiten Welt gibt es einen zweiten Platz, an dem
Körper und Seele in gleicher Weiſe Ruhe und Erholung finden
können? Stadt der Lebensfreude, farbenfreudige Märchenſtadt!
Umgeben von jedem nur denkbaren Lurus der großen Welt,
ver=
hätſchelt und verwöhnt in fürſtlich eingerichteten Hotels und
erſt=
klaſſigen Reſtaurants, kann man in beſchaulicher Ruhe das
Leben in vollen Zügen genießen. Auf Straßen und Plätzen
dieſes nordiſchen Paris, umwebt dich ſtärkende Seeluft und der
Hauch der winterlichen Wälder.
Nicht zu vergeſſen die altbewährte ſchwediſche
Gaſtfreund=
ſchaft, die Höflichkeit, die Beſcheidenheit und Zuvorkommenheit
der geſamten Bevölkerung. Hier kann man ſeine Seele von den
Sorgen des Alltags reinbaden, inmitten froher Menſchen und
lachender Natur den Becher der Freude bis zur Neige leeren.
Silveſternacht auf Skanſen, dem berühmten Freiluftmuſeum
Stockholms! Im großen impoſanten Speiſeſaal, deſſen
alt=
nordiſche Ausſtattung erfreut, trifft ſich die Stockholmer
Geſell=
ſchaft zur Neujahrsfeier. Große Kronleuchter werfen
ſtrahlen=
des Licht auf die feſtliche Runde. Wenn die Kerzen aufflammen,
entfaltet ſich das geſellige Leben in reichſter Fülle. Man ſpeiſt
an kleinen blumengedeckten Tiſchen. Die Damen ſind in
aus=
erleſenen Toiletten erſchienen. Wenn die Töne des Orcheſters
den Saal durchfluten, fallen die Sorgen ab. Man ſcherzt, man
flirtet, man tanzt bei lockenden Walzerklängen. Der Wind
draußen rauſcht die Begleitung. Die Lüſter verbreiten klares
Licht. Rot erglühen die Lampen auf den kleinen Tiſchen.
Blumen duften, Geigen ſchluchzen, Frauenaugen leuchten und
locken. Man tanzt — man tanzt! Bildhübſche Mädel in
ſchwediſchen Nationaltrachten der verſchiedenen Provinzen
ſer=
vieren das Mahl. Wie ſie lachen, wie ſie knickſen, wie ihre
friſchen Wangen voll Jugendfreude glänzen. Hei, wie die bunten
Röcke fliegen, wenn die Füßchen den Takt des neueſten Tanzes
mitwippen. Das Silveſterſouper wartet. Alle Delikateſſen, alle
Leckerbiſſen, des berühmten ſchwediſchen Smörgasbord ſtehen
bereit. Aus der Küche dringt verheißungsvoll Bratenduft.
Eis=
gekühlt träumt Sekt und goldiger Punſch. Gehobenſte
Stim=
mung und Feſtesfreude erfüllt die ſchönen Räume. Die ganze
Geſellſchaft gleicht einer einzigen großen Familie. Das Orcheſter
ſpielt die modernen beliebten Tänze. Jugend und Schönheit hat
ſich zu einem Feſt des Frohſinns vereint.
Man kann ſich gar nicht ſatt ſehen an dieſen biegſamen,
ſchkanken Geſtalten. Die Kapelle muß die Modetänze immer aufs
neue wiederholen. Mit unermüdlichem Eifer wird getanzt. In
leuchtende Farben gehüllt ſchweben die Schönen vorbei. Der
Anblick des Kranzes intereſſanter Frauen und Mädchen wirkt
berauſchend. Inmitten dieſer Farbenſymphonien entzückender
Koſtüme nehmen ſich die Herren wie ſchwarze Tintenkleckſe aus.
Immer neue liebreizende Geſtalten tauchen in der Menge auf.
In flammend rotes Goldbrokat gehüllt, tanzt meine
Tiſch=
nachbarin, eine entzückende Blondine, vorbei. Und dort ſchmiegt
ſich in die Arme ihres Tänzers mein ſchelmiſches Viſavis. Das
jubelt, das ſchwirrt durcheinander. Die Flut lachender, froher
Jugend ſchwillt immer mehr an. Aber nicht nur ſie freut ſich
am Tanz. Alte Herren in ſchneeweißem Haar, Großmütter,
würdige Matronen ſchwingen eifrig das Tanzbein. Man ſieht
ihnen die Lebensfreude aus jugendlichen Augen ſchauen. Hier
iſt es gut ſein! In geſchliffenen Pokalen funkelt der Wein.
Ich ſinne und träume, blinzle hinein in das fröhliche Treiben
und reiße die Augen weit auf, wenn eine beſonders graziöſe
Erſcheinung vorübergleitet. Wer nicht tanzt, pokuliert, freut ſich
des Lebens. Noch ſind die Tage der Roſen. Wie behäglich ſitzt
es ſich vor den ſprühenden Scheiten des großen Peiſe (Kamin).
Glut und Glanz des lebenden Feuers verleiht dem Feſte ſoviel
Gemütlichkeit.
Die Mitternachtsſtunde rückt näher. Jetzt erhebt ſich Anders
de Wahl, Schwedens gefeiertſter Schauſpieler. Unter atemloſer
Stille trägt er mit ſeinem wunderbaren Organ das herrliche
Lied „Sverige” — „Schweden” vor. In der letzten Stunde des
alten Jahres gedenkt man des geliebten Vaterlandes. Feierlich
klingt die ſchöne ſchwediſche Nationalhymne durch den
feſt=
lichen Raum. Alles erhebt ſich. Die Gläſer klingen. Dann
ver=
dunkelt ſich der Saal. Die Glocke ſchlägt zwölf Uhr. Proſit
in Stockholm.
Neujahr! Proſit Neujahr! klingt es durch den Raum. Durch die
geöffneten Fenſter hört man die Glocken der alten Holzkirchen
von Skanſen das neue Jahr einläuten. Alle Glocken von
Stock=
holm vereinigen ſich mit ihnen in der klaren Winternacht zu
einer unvergeßlichen Symphonie.
Draußen aber auf dem „Renbjerget” dem Renntierberg, wo
im Sommer die Lappen mit ihren Renntieren hauſen, blitzt es
plötzlich auf. Ein rieſiger Holzſtoß iſt entzündet, wirft ſeine
purpurne Glut weithin auf die ſchimmernde Schneefläche. Böller
krachen. Das Orcheſter ſpielt. Tauſende ſtehen im Kreiſe und
lauſchen.
Der Blick auf das in der Tiefe liegende in Schnee gebettete
Wintermärchen iſt berauſchend ſchön. Aus dem Häuſermeer
Stock=
holms ſteigen die ſchlanken Türme. Auf ſteilen Felſen ragt die
Södra der hochgelegene Stadtteil Stockholms. Zu frohem Feſte
ſchmückt ſich die ganze Stadt. Hunderttauſende von Lichtern
flammen auf, klettern bis zu den weißen Hügeln, ſchlingen einen
glitzernden Gürtel um Hafen und Stadt. In ſchwindelnder Höhe
hängt eine ſchimmerde Brücke. Wie glänzende Perlenketten
funkeln die Laternen dieſer aus Eiſengerippen konſtruierten
Straße, die den Katharina=Hiſſen (Fahrſtuhl) mit den Felſen
der Södra verbindet. In der Ferne blinkt die Eisfläche des
Mälarſees. Ueber ſeine Brücken ſauſen, wie Kinderſpielzeug
an=
zuſchauen, hellerleuchtete Züge. Gleich Irrlichtern huſchen die
elektriſchen Wagen dahin. Die Autos gleichen Glühwürmchen.
In ſchimmerndem Lichte erſtrahlen die großen Hotels. Aus dem
Häuſermeer recken ſich zwei rieſige Wolkenkratzer. An der
Ein=
ſahrt zum Hafen liegt lichtübergoſſen das Künſtlerheim des
Maler=Prinzen Eugen, des jüngſten Bruders des ſchwediſchen
Königs. Am anderen Ufer funkelt wie ein Märchenſchloß aus
Hunderten von Fenſtern die große Dampfmühle.
Unvergeßlich die Poeſie dieſer nordiſchen Neujahrsnacht!
Aus zerflatternden Wolkenſchleiern lugt der Mond, läßt ſein
Zauberlicht auf Stadt und Landſchaft ſickern. Ringsum der
weiche Rieſenteppich der glitzernden Schneelandſchaft.
Weiß=
gepudert liegen die Wälder in dieſem froſtklirrenden
Winter=
reich. Unter zarten Silberſchleiern ruht die ſchweigende Welt.
Liebevoll hüllt der Mond die Schärenlandſchaft in ſeinen
ſchim=
mernden Mantel. Bis in unendliche Fernen dehnt ſich der
Winterwald. Eisbrillanten liegen auf den ſchneeüberſchütteten
Tannen.
Weit ſieht man von Skanſen ins Land hinein. Die ganze
Stadt liegt illuminiert ausgebreitet. Der Mond wirft ſein
funkelndes Netz auf den Mälarſee. Dräuend erhebt ſich an
ſeinem Ufer der imponierende Bau des neuen im gotiſchen Stile
gehaltenen Stadthauſes. Schlank ragt der Turm der Riddarholms=
Kirche, des ſchwediſchen Pantheons, wo die Heldenkönige Guſtav
Adolf und Karl XII. ſchlummern, empor. Schwedens ruhmvolle
Vergangenheit ſteigt in der klaren Neujahrsnacht zum funkelnden
Sternenzelt.
Der Ball hat ſein Ende erreicht. Ein Gewimmel von
Pelzen auf der Freitreppe. Pfeilſchnell fliegen die hellerleuchteten
Wagen davon. Wie eine lange Reihe von Irrlichtern kann ich
die Autoſchlange noch lange auf der von Skanſen nach
Stock=
holm führenden Straße verfolgen. Aber auch manch
pelz=
verhängter Schlitten klingelt die weißbezuckerte Straße herab.
Blaue und roſa Decken blähen ſich im Winde, halten den
wirbelnden Schnee zurück. Engverſchlungen ſitzen die Paare —
denn der Schlitten iſt klein.
Ein ſchillernder ſtets wechſelnder Winternachtstraum iſt dieſe
einzig ſchöne nordiſche Neujahrsnacht. Wer ihre Wunder erlebt,
dem füllt es wie ein Rauſchtrunk die Seele. Wer ihren Zauber
geſchlürft, deſſen Herz ſchwelgt in unvergeßlichen Erinnerungen.
* Deulſche Silveſkerſymbole.
Wie es ganz natürlich iſt, daß jedes neue Jahr alle Wünſche
und Hoffnungen im Herzen neu belebt, ſo erklärt ſich’s daraus
auch von ſelbſt, daß wir uns gerade in der Silveſternacht ein
bißchen ſcherzhafte Glücksſymbolik zuſammenſuchen und
gegen=
ſeitig vormachen. Sind dieſe harmloſen Symbole doch nur der
ſinnfällige Ausdruck, deſſen wir nun einmal nicht entraten
können, für das, was unſer Herz begehrt.
In der Silveſternacht werden wir zu dem Zwecke der
Be=
luſtigung alle ſo ein bißchen Schwarzkünſtler und Goldmacher.
Da wird die friedliche Küche unſeres Heimes zu einer voll Spuk
ſteckenden Alchimiſtenküche, und wir alle ſchlagen dann gern
ein=
mal das Buch der Zauberei und Magie für geſellige Zwecke
auf, um recht herzhaft über unſere Experimente lachen und auch
ein wenig, ſo insgeheim, auf ihre glückhafte Erfüllung hoffen
zu können. Im Bleigießen iſt der Zuſammenhang mit der
Teufelsapotheke des Alchimiſten ohnehin beſonders deutlich. Iſt
es ſchon nicht reines blankes Gold, was da aus dem Gießlöffel
heraus die Fiſchgeſtalt verlierend und nun in merkwürdigſten
Körperformungen ſich zuſammenziehend ins Waſſer ziſcht, ſo
bieten doch gerade dieſe kleinen phantaſtiſchen Gebilde, die wir
dann aus dem Waſſer hervorziehen, ſo viel Symbolik, daß ihrer
ſcherzhaft=ernſthaften Deutung manch herzhaftes Gelächter
be=
ſchert wird.
Für die Silveſternacht gilt darum auch ganz beſonders der
ſchmerzvoll=ſpöttiſche Ausruf Goethes: „Am Golde hängt, zum
Golde drängt doch alles — ach, wir Armen!” Von den Karpfen=
ſchuppen in der Geldtaſche bis zum vierblättrigen Kleeblatt im
Wirtſchaftsbuch und den Glücksſchweinen und taſchenfüllenden
Fliegenpilzen auf der Kommode gibt es ja eine ganze Menge
launiger kleiner Silveſterſymbole und Sinnzeichen, an die ſich
all die unfrommen Wünſche nach den Glücksgütern dieſer Welt
knüpfen und klammern.
Aber auch das ernſte Wünſchen und Wollen, das zugleich
guch immer in uns lebendig iſt und ſich am Jahreswechſel mit
neuer Gewalt hervordrängt, hat ſeine ſchönen Symbole ſeit
altersher. Noch ehe der Klang der Silveſterglocken das neue
Jahr einzuläuten begann, hatten unſere Altvordern mit dem
Feſt der Winterſonnenwende die tiefe Symbolik des Feuers
ver=
bunden. Und erſt nachdem beide Feſte, das Weihnachts= und
das Neujahrsfeſt, getrennt wurden, ſind auch die beiden
Licht=
ſymbole, der Weihnachtsbaum und der brennende Holzſtoß,
von=
einander getrennt worden. Die Ueberreſte dieſer großen tiefen
Feuerſymbolik des neuen Jahres in der Silveſternacht finden
wir noch jetzt in mancherlei Feuerzauber, wie ihn jung und alt
unter gleichzeitiger Hervorbringung von viel Lärm und Krach
ausführen. Aus den Holzſtößen, die früher einſt auch in der
Neujahrsnacht die Höhen mit ihrem Flammenkranz ſchmückten,
iſt das künſtliche Feuerwerk mit roten, grünen, gelben,
benga=
liſchen Lichtern, mit Raketen und ziſchenden Sonnen, mit
krachen=
den Fröſchen und böllernden Kanonenſchüſſen geworden.
Ueber=
reſte einer Lichtſymbolik, die der Freude über die nun
wieder=
kehrende Sonne ſtürmiſchen Ausdruck leiht.
So finden wir heitere und ernſte Sinnbilder, die aus dem
Empfinden unſeres Volkes herausgewachſen ſind, um das Feſt
des Jahreswechſels gewoben.
Sächſiſche Kleinigkeiten.
Von Hans Bauer.
Der Optimiſt.
In das Büro des Mitteldeutſchen Rundfunks in Leipzig
kommt ein junger Mann. In ſprudelnder, ſich überſtürzender
Sprache bricht es aus ihm hervor: „Ich hawwe fon der
Bewer=
bung geheerd ." ich gomme wein dr Anmeldung . . . ich
be=
werbe mich um die Anmeldung fier die Bewerbung . . ."
Es ſtellt ſich heraus, daß er an einem Wettbewerb
teilneh=
men will, der den beſten Rundfunkſprecher ermitteln ſoll.
Der Herr im Büro läßt ſich die innere Fröhlichkeit nicht
an=
merken und verſucht, dem jungen Mann die Schwierigkeiten der
Aufgabe klarzumachen. „Ein Rundfunkſprecher”, ſtellt er ihm
vor, „muß über höchſte Wortbeherrſchung verfügen. Er muß
blitz=
ſchnell eine Situation in lautreines und packendes Deutſch preſſen
können.‟ Er hofft, in dem Bewerber einige Zweifel an ſeiner
Eignung erweckt zu haben.
Aber er begegnet einem ſiegesſicheren Lächeln.
„Browieren Se nur emma mid mir enne Browe,” ſagt der
junge Mann, „ſe wärn ſich wundern!“
Die Rehabilitierung.
Auf übertriebene Höflichkeit pflegen die Sachſen keinen Wert
zu legen.
Ein Straßenbahnwagen in Dresden iſt überfüllt. Im
Wagen=
innern ſteht ein gutes Dutzend Paſſagiere, Männer und Frauen,
und hält Ausſchau nach freiwerdenden Plätzen.
Kurz vor einer Halteſtelle erhebt ſich ein junger Mann von
ſeinem Platze und ſtellt ſich, nach einer kurzen Pauſe des
Ueber=
ledens, neben ihn. Raſch okkupiert eine junge Dame die
Sitz=
gelegenheit, und da ſie wohl annimmt, der junge Mann, der
keine Anſtalten trifft, den Wagen zu verlaſſen, habe ihr aus
Galanterie den Platz frei gemacht, wirft ſie ihm, freundlich
lächelnder Miene, ein paar Worte des Dankes hin.
Den Mitfahrenden ringsum entgeht die kleine Szene nicht.
Die meiſten kümmern ſich nicht weiter um ſie, aber einige ſcheinen
doch ein wenig verwundert über ſolche unüblich gewordene
Höf=
lichkeit zu ſein.
Der junge Mann wird unſicher und einigermaßen verlegen.
Dann ſagt er zu der Dame: „Ich hadde mich in dr Haldeſchdelle
geerrd ." ich bin zu zeidi offgeſchanden.”
Es iſt eine Aufklärung, die er gibt — — und ſie ſoll ihm von
einem abſcheulichen Verdacht befreien.
Leidenſchaft.
Herr Ziegenbart, neunzehnjähriger Handlungsgehilfe, ſitzt
mit ſeiner Freundin im Theater, in Strindbergs „Rauſch”,
Auf der Bühne rollt der dritte Akt ab. Der Schriftſteller
Maurice und Henriette ſtoßen die Sektgläſer aneinander. Eine
ſchwüle Atmoſphäre braut ſich zuſammen. Jeden Augenblick kann
es zu einer ſeeliſchen Exploſion kommen.
Die Freundin nähert, gepackt von den Vorgängen, ihre
Fin=
ger der Hand Ziegenbarts.
Immer wilder wird der Rhythmus der Leidenſchaft des
Paares da vorn.
Maurice und Henriette fliegen aufeinander zu. Verbrennen
aneinander.
Die Freundin neigt ihren Mund an Ziegenbarts Ohr:
„Gloomſe, ſo gennde ich ooch ſinn . . . Awer nadierlich in
Gren=
zen!"
Dienstag, 1. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 1 — Seite 9
Roman von Else Meerstädt.
(Nachdruck verboten.)
„Rita, Sie ſind ein prachtvoller Kamerad — —
„Des ſeligen Czerwon Freigebigkeit hilft mir — —” wehrt
Rita lächelnd ab. „Außerdem bei einer Kameradſchaft gibt es
keine Zwiſchenſtufen, Nuancen, wie bei der Liebe. Nur ein
Ent=
weder=Oder. Kameradſchaft iſt ein Wort, ein Begriff, deſſen
Um=
fang der Krieg feſtgeſetzt hat. Wer nicht für ſeine Kameraden
ſorgt wie für ſich ſelbſt, iſt kein Kamerad —
Noch am gleichen Abend ſchrieb Bernd Allen drei Briefe an
drei Verleger. Verſchnürte drei Päckchen in Quartformat, denen
die Briefe beilagen, und beauftragte den Portier, die Sendung
am nächſten Morgen einſchreiben zu laſſen —
In Bernd war eine große Ruhe geweſen — — als er ſich an
die Verleger wandte. Er ſchrieb wie ein Menſch, der auf einer
ſicheren Grundlage ſtand, und Zeit und Mittel genug hatte, eine
Sache abzuwarten. Arme Teufel — voller Unruhe und Sorge
dieſe Erfahrung hatte er nun ſchon gemacht — fanden wenig
Be=
achtung.
Und dieſe Sicherheit war durchaus kein Geſchäftstrick geweſen,
ſondern ſie war vorhanden und verankert in Rita Czerwon, dem
beſten Kameraden — — Ob Rita wirklich nur Kameradſchaft für
ihn empfand — —
Bernd vergegenwärtigte ſie ſich. Sie war völlig unbefangen.
Auch beim Tanzen, obgleich der Tanz von heute ja reichlich
Ge=
legenheit bot, ſeinem Partner oder ſeiner Partnerin ſeine Gefühle
auch ohne Worte auszudrücken — — Rita tanzte mit einer
fabel=
haften Einfühlung und Schmiegſamkeit. Aber dieſe Einfühlung
und Schmiegſamkeit war immer ſo geweſen, daß man nicht
dar=
über im Irrtum ſein konnte, ſie gehörte zum Tanz und galt nicht
dem Partner. Sie wurde hervorgerufen durch den Rhythmus, die
Muſik, und nicht durch die Gefühle für den Partner. — — Rita
war eben eine moderne Frau, mit einer durch ihren Reichtum
und die Unabhängigkeit noch geſteigerten Selbſtändigkeit
Und es war gut, daß Rita dem ſo kühl gegenüberſtand, es
war wegen Yella, wenn — wenn es auch für ihn kein
Kompli=
ment war —
In Bernd regte ſich der Mann. Ganz in weiter Ferne regte
ſich ſo etwas wie männliche Eitelkeit, die immer mit dem Wunſch
verbunden iſt, Kraftproben mit der männlichen Eroberungsfähig=
keit zu machen — — Rita war ſehr begehrt geweſen, geſtern abend
beim Tanz. — Ihm ſelbſt hatte man offenbar nicht viel Bedeutung
Aus Rückſicht darauf, daß Bernd noch vorher die Sendung an die
Verleger hatte erledigen wollen — —
Rita trug wieder ein ganz mädelhaftes Kleid in zarteſtem
Roſa —
„Alles erledigt, Bernd — —?"
„Und ich denke, gut erledigt, Rita. Mir iſt, als hätte ich einen
Erfolg ſchon in der Taſche. Dank Ihrer Güte Rita
„Hals= und Beinbruch, Bernd.” Rita teilte Bernds Zuverſicht
nicht. Er war ein geiſtvoller und liebenswürdiger Cauſeur, aber
kein Romanſchriftſteller. Beſonders keiner für die heutige Zeit.
— Was ſollte aus Bernd werden, wenn die Abſagen kamen —
und damit ihre Rolle als Mäzenin nicht mehr aufrechtzuerhalten
war? — Bedeutete dieſer Zeitpunkt für ſie einen Gewinn oder
einen Verluſt? Und würde ſie dieſen Verluſt tragen können.
ohne daß es ſchmerzte —
Es war Ritas abſolute Ehrlichkeit, die dieſe Frage aufwarf,
während ſie im Speiſeſaal ſcheinbar aufmerkſam die Speiſekarte
ſtudierte. Sie dachte, daß dieſe Frage ſehr früh an ſie herantrat.
Aber eine Liebe, auf die man monatelang, jahrelang warten
mußte, bis ſie ſich zeigte, war wohl keine Liebe. Alſo gab man
ruhig zu, daß man nach dreimal vierundzwanzig Stunden ſchon
die Gefangene eines Mannes war, der anſcheinend gar nicht den
Wunſch hatte, ihr Handfeſſeln anzulegen. Und gab man weiter zu,
daß, ſollten es die Verhältniſſe ſo fügen, daß Bernd Allen glaubte,
gehen zu müſſen, weil ſeine Romane von den Verlegern begründet
abgelehnt wurden und eine Mäzenin ſich erübrigte, daß das ein
Schmerz für ſie ſein würde — —! Konnte ſie darauf hinwirken,
daß ihr dieſer Schmerz erſpart blieb — —2 Geld erzeugte bei
Bernd Allen keine Liebe
—man mußte warten, wie das Schickſal ſpann und ſich
von ihm überraſchen laſſen
„Sie ſind ſchweigſam, Rita — —?"
„Das Dinner macht mir Sorge, Bernd — —” Rita lächelt.
„Ich wollte, ich wäre erſt ſoweit, daß ein Dinner meine
Haupt=
ſorge wäre, dann
— dann Bernd?
Nein, womit er beinahe herausgeplatzt wäre, das konnte er
Rita nicht ſagen — nämlich, daß er dann ſchon längſt Yella
Blan=
lenburgs Mann ſein würde — —. „Dann wäre jeder meiner drei
Romane in zwölfter Auflage erſchienen, und an maßgebender
Stelle erwöge man, ob ich für den Nobelpreis reif ſei —
Bernd iſt in beinah übermütiger Stimmung. Als er das
Päck=
chentrio dem Portier übergab, hat er ſich ſozuſagen auf einen Bob
geſchwungen. Er bezweifelt nicht, daß ihn dieſer Bob mit der
Ge=
ſchwindigkeit, die Bobs an ſich haben, zum Ziele bringt. Sein
Blut wallt wie auf freier Fahrt —! Schon fühlt er, ich bin
wie=
der etwas-
Das fühlten auch die, denen er geſtern Rita freiwillig zum
Tanzen überließ. Wie ein Mückenſchwarm ſpielten ſie um Rita
herum. Und wie einen Mückenſchwarm wehrte er ſie ab.
„Ich bedaure, die gnädige Frau hat mir dieſen Tanz bereits
zugeſagt — —!‟ Es macht ihm Spaß, ein paar Dutzend Bewerber
um Tangos, Foxs, Waltzs zurückzuſchieben —
Man will ihm nicht wohl darob. Man fragt diskret den Ober,
wer der Herr neben Frau Czerwon ſei —
„Ein Herr Schriftſteller Bernd Allen —
„Wer — —2 Allen — —2 Allen —
Man zuckte die Achſeln. „Noch nie gehört, dieſen Namen —
„Unbekannte Größe —.” Man wird den Herrn im Auge
behal=
ten
„Weshalb ſind Sie ſo mißgünſtig, Bernd?‟ Ein ſpaniſcher
Tango ſchickt ſüße, heimliche, aber um ſo heißere Glutwellen durch
den Raum. „Tanz iſt Sport. Bei jedem Sport wechſeln die
Partner.”
„Weshalb ſollte ich mißgünſtig ſein, Rita, und weshalb
wol=
len Sie den Tanz nur zu einem Sport machen — —? Der Sport
hat keine Seele — —. Ein Tango, aber, ſagt man, beſteht nur
aus Seele
— ein ſpaniſcher Tango und ein Mädel wie du —
ſingt in dieſem Augenblick mit verhaltener Glut der
Refrain=
ſänger —
„Da hören Sie, Rita, der Dichter des Tangotextes hat nicht
an den Sport gedacht —
Bernd lächelt auf Rita hinunter. Die Frage, die heute ſchon
einmal auftauchte —, war es nur Kameradſchaft, die Rita ihm
entgegenbrachte — —2 blitzt wieder vor ihm auf. Der Wein, den
man vorher trank, die Muſik, der Tanz, die Ausſicht auf Erfolg,
die augenblickliche Sorgloſigkeit — kam das alles zuſammen, ihn
neugierig zu machen — —? Und vielleicht noch die Kavaliere
hin=
zugerechnet, die Rita ſo ausdauernd zum Tanz aufgefordert und
geradezu beleidigend wenig Notiz von ihm genommen hatten —?!
Für den Bruchteil einer Sekunde zieht Bernd Rita an ſich—.
Rita lächelt zu ihm auf —: „Sind Sie eitel, Bernd?” Leiſer
Spott in Ritas Blicken —! Aber zu liebenswürdig das Lächeln,
um zu verletzen —
(Fortſetzung folgt.)
Neue Kurse
beginnen:
Freitag, den 4. Januar 1935
Dienstag, den 8. Januar 1935
abends 8½ Uhr in unseren Räumen
Ecke Zeughaus- und
Schleier-
macherstraße (109b
Täglich Beginn der Kurse für
Anfänger und Fortgeschrittene.
Tages- oder Abend-Unterricht
Auckunft von 10—12, 2—4 und
7—10 Uhr abends dortselbst.
Deutsche Stenografenschaft
Ortsgruppe von 1898
cke Zeughaus-u. Schleiermacherstr.
Eingang nur Schleiermacheestraße
Für besseres Sehen
uSchulze
Opfiker
Grafenstr. 16
115150
Bekanntmachung des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 3 Geldbörſen mit
Inhalt, 3 Herrenfahrräder, 1 alte
Zylinderuhr, 50=Mk.=Schein, 10=
Mk.=Schein 1 ſilberne Halskette,
2. Damen=Armbanduhren, 2 ſilb.
Broſchen, 1 ſchwarze Markttaſche,
2 Damenſchirme, 10 einz.
Hand=
ſchuhe, 10 Paar Handſchuhe,
Schals, 1 vernickeltes
Kettenhals=
band, 2 Paar Strümpfe. 1
Da=
mengürtel, 2 Mützen, 1
Haken=
kreuznadel, 1 Brieftaſche mit
In=
halt, 1 Benzinuhr, 1 Bierzipfel,
1 Puppenwagenkopfkiſſen, 2 leere
Portemonnaies, 2 Kinderflöten,
1 Bund Schlüſſel, 1 blaue
Tuch=
mütze, 1 Lodenmantel, 1 weiße
Perlenhalskette, 1 Ehrendolch der
SA. — Zugelaufen: 1 junger
grauer Wolfshund, 1 graue
Schä=
ferhündin. — Zugeflogen: 3
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Dienstag, 1. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 10 — Nr. 1.
Die
Dover und Deal, löſten ſich etwa 250 000 Tonnen
Steilwand und ſtürzten ins Meer.
Reiches Ergebnis des Winkerhilfswerks
unker den deutſchen in Sofia.
Sofia. Die deutſche Kolonie in Sofia hat
zuſammen mit der NSDAP.=Ortsgruppe Sofia
auch in dieſem Jahre wieder eine Sammlung für
das Winterhilfswerk veranſtaltet. Obwohl die
hieſigen Volksgenoſſen, von denen kaum hundert
für das Opfer des Winterhilfswerks in Frage
kommen, unter der ſchweren Wirtſchaftskriſe des
Gaſtlandes hart leiden, ſo war doch der Ertrag
des Winterhilfswerks über alles Erwarten
zufrie=
denſtellend. Es kamen 500 000 Lewa (15 000 RM.)
zuſammen, die das vorjährige Ergebnis mit
305 000 Lewa weit in den Schatten ſtellen. Der
größere Teil der Geldopfer kommt der Heimat
zugute, während der Reſt unter den hieſigen
unterſtützungsbedürftigen Deutſchen verteilt wird.
Außer der Geld= wurde auch eine
Kleiderſamm=
lung für die Weihnachtsbeſcherung der Kolonie
durchgeführt, die ebenfalls ein überaus reiches
Ergebnis erbrachte. Der zufriedenſtellende
Ver=
lauf dieſer beiden Sammlungen zeigt erneut, daß
der Geiſt der nationalen Solidarität nicht nur
in der Heimat, ſondern auch unter den Deutſchen
im Ausland zu einer Selbſtverſtändlichkeit
ge=
worden iſt. Gerade das aufopfernde
Zuſammen=
hälten der Auslandsdeutſchen beweiſt, daß die
nationalſozialiſtiſche Denkart zum Allgemeingut
des deutſchen Volkes ſchlechthin geworden iſt.
Ein neuer Skandal in Frankreich.
Paris. Ein großer Skandal, für den
ehe=
maligen Präſidenten der Republik Millerand und
der äußerſten Rechten ſehr unangenehm, iſt in der
Gegend von Domfront, in Weſtfrankreich,
aus=
gebrochen. Der Verwaltungsratsvorſitzende und
Direktor des extremiſtiſchen Rechtsblattes „
Pu=
blicateur de loueſt”, Frangois Marſat,
wurde wegen Betrügereien und Unterſchlagungen
in Höhe von ungefähr 1,2 Millionen Franken in
Paris verhaftet, nachdem er am Freitag aus
Domfront geflüchtet war. Marſat war eine ſehr
angeſehene Perſönlichkeit in der dortigen Gegend
und führte in ſeinem Blatt eine ſcharfe Sprache
gegen die in die Staviſky=Affäre und andere
Skandale der letzten Zeit hineingezogenen
links=
gerichteten Politiker. Er warf ſich als Verteidiger
des Sparerpublikums auf, er, der ſelbſt zahlreiche
Kleinrentner geſchädigt hat. Vor einigen
Mona=
ten erhielt Marſat das Kreuz der Ehrenlegion
und wurde auf einem Bankett von Millerand und
anderen politiſchen Freunden gefeiert. Der
Schwindler gab ſeine Betrügereien zu. Beſitzer
des Blattes iſt der rechtsgerichtete Abgeordnete
Roulleaux=Dugage, der, als er vor einigen
Ta=
gen von den Betrügereien ſeines Direktors
er=
fuhr, ſelbſt den Antrag auf Verhaftung ſeines
un=
getreuen Mitarbeiters ſtellte.
Pfarter Hoppe †.
In Berlin waren vor dem Schloß 400 Verkäufer in ihren bekannten grauen Gummiumhängen er
ſchienen, um Loskäſten und Loſe entgegenzunehmen."
An der engliſchen Küſte, bei St. Margaret zwiſchen
Geſteins= und Erdmaſſen aus der
Reich und Ausland.
* Der Abſturz des Himalaia=Forſchers
Walker Raechl.
Der 32jährige Münchener Studienaſſeſſor
Wal=
ter Raechl iſt bei dem Verſuch, am Freitag die
Watzmannſpitze zu beſteigen, bei heftigem
Schnee=
ſturm tödlich abgeſtürzt. Raechl hat ſich durch
ſeine Teilnahme an der deutſchen Himalaja=
Expe=
dition zum Nanga Parbat einen Namen gemacht.
Er gehörte damals zu der zweiten Gruppe der
Expedition, deren Aufgabe es war, den erſten der
13 noch unbeſtiegenen Achttauſender der Erde, den
8120 Meter hohen Nanga Parbat, zu bewältigen.
Zuerſt liefen die beſten Meldungen über ein
Ge=
lingen der Expedition ein. Dann erlitten die
Deutſchen am 8. Juni durch den Tod des
Reichs=
bahnrats Drexel ihren erſten Verluſt, der einer
akuten Lungenentzündung erlegen war. Im Inli
war die Expedition dann bis in die Höhe von
7500 Meter vorgedrungen. Das Wetter war
da=
mals miſerabel, und doch war die Stimmung der
Teilnehmer ausgezeichnet. Am 17. Juli traf dann
die Hiobshotſchaft ein. Drei Träger hatten im
Schneeſturm den Tod gefunden, und weitere drei
Mitglieder unter ihnen der Führer der
Expedi=
tion Merkl, waren vermißt. Die Tage
furcht=
barer Ungewißheit über das Schickſal gingen
da=
hin. Dann beſtätigte ſich die Meldung des
To=
des von Welzenbach und Wieland. Merkl aber
wurde noch nicht aufgegeben. Er hatte in einer
Schneehöhle mit ſeinen braven Trägern einen
Unterſchlupf gefunden und dort tagelang
ausge=
harrt. Aber die Kameraden konnten ihm keine
Hilfe mehr bringen. So rafften Hunger und Kälte
den Führer Merkl am 16. Juli dahin. Auch ſeine
Träger hatten den Tod gefunden. Jetzt traten
die Ueberlebenden der Expedition den Heimweg
an. Am 19. September waren ſie dann in aller
Stille nach München zurückgekehrt. Unter ihnen
Walter Raechl, der als Geograph an der
Expe=
dition teilgenommen hatte. Er hatte aber bald
die Strapazen der anſtrengenden Expedition auf
den Nanga Parbat überwunden und war alsbald
mit ſeiner großen Liebe zu den Bergen wieder in
die weiße Wunderwelt gewandert. Den ſtolzen
Himalaja=Felſen zwang er bis in die Höhe von
7500 Metrn, und nun mußte er dem Watzmann in
den Alpenbergen zum Opfer fallen. Seine große
Liebe zu den Bergen hat Walter Raechl nun mit
dem Tod beſiegelt.
Mutige Rektungskak.
Calbe a. d. S. Durch die beiſpielloſe
Ret=
tungstat eines mutigen Kraftwagenführers wurde
auf der Straße Nienburg—Gerbitz ein ſchweres
Unglück verhütet. Die Pferde einer Kutſche, in
der ſich die 18jährige Tochter des Gutsbeſitzers
Schwenkert und zwei etwa ſechsjährige Kinder
befanden, ſcheuten plötzlich und gingen durch. Der
Kutſcher ſtürzte vom Bock. Führerlos raſte das
Gefährt dahin und mußte jeden Augenblick
ent=
weder in die Saale ſtürzen oder in der ſcharfen
Kurve zerſchellen. Der Führer eines in gleicher
Richtung fahrenden Kraftwagens Bröſels—
Em=
den, der dem Kraftfahrſturm 1/137 angehört,
nahm die Verfolgung des Geſpannes auf,
über=
gab, als ſich beide Fahrzeuge auf gleicher Höhe
befanden, das Steuer ſeinem Mitfahrer und
ſprang mit einem Satz aus dem fahrenden
Kraft=
wagen auf den Rücken eines der Pferde. Noch
vor der gefährlichen Stelle der Straße gelang es
ihm, die Tiere zum Stehen zu bringen. Das junge
Mädchen, das einen Ohnmachtsanfall erlitten
hatte, und die beiden Kinder waren unverſehrt
geblieben. Der mutige Retter, der im Sommer
vorigen Jahres bereits zwei junge Mädchen aus
der Emde gereitet hatte, lehnte die ihm
angebo=
tene Belohnung ab und bat, ſie dem
Winterhilfs=
werk zu übergeben.
Vater und Bruder niedergeſtochen.
St. Goarshauſen. Eine entſetzliche
Blut=
tat ereignete ſich in dem benachbarten Lierſcheid.
Die beiden Brüder Ohligbauer waren in Streit
geraten, in deſſen Verlauf der 19jährige
Ohlig=
bauer ein Meſſer zog und ſeinem Bruder durch
vier Stiche in den Leib lebensgefährliche
Ver=
letzungen beibrachte. Dem zu Hilfe eilenden
Va=
ter brachte der Rohling zwei Stiche in die
Herz=
gegend bei. Die beiden Schwerverletzten wurden
ſofort in ein Koblenzer Krankenhaus geſchafft,
Der größte Schneepflug der Welk.
Der nördlichſte Eiſenbahnzug der Welt, der „Lappland=Expreß” beſitzt den größten Schneepflug. Vor
20 Jahren war eine Reiſe in dieſe Landſtriche, die noch 500 Kilometer jenſeits des Polarkreiſes lie
gen, eine höchſt gefährliche Expedition, die nur mit Hundeſchlitten durchgeführt werden konnte
Heute iſt ſie — dank den Leiſtungen der Technik und der Ingenieurkunſt — eine Vergnügungsfahrt.
Kind aus fahrendem 2=Zug geſtürzi.
Aſchaffenburg. Auf der Bahnſtrecke
Würzburg—Aſchaffenburg, bei Heigenbrücken,
er=
eignete ſich ein folgenſchwerer Unfall. Das
vier=
jährige Söhnchen eines Fabrikanten aus
Klagen=
furt ſtürzte in einem unbewachten Augenblick aus
dem D=Zug. Der Sturz wurde von einem
Arbei=
ter beobachtet, der vom nächſten Bahnwärterhaus
aus telephöniſch einen Arzt aus Heigenbrücken
herbeirief. Dieſer brachte das ſchwerverletzte
Kind in das Aſchaffenburger Krankenhaus. Der
Vater erhielt erſt in Hanau Kenntnis von dem
Vorfall. Das Kind erlitt einen komplizierten
Schädelbruch.
* Sieben Skunden unker dem Chriftbaum
Ein nicht alltägliches Akrobatenſtück leiſtete ſich
am Heiligen Abend im Berliner Norden ein
Einbrecher, der nicht weniger als ſieben
Stun=
den in gebückter Haltung unter dem
Weihnachts=
baum aushielt, bis er endlich ſein verbrecheriſches
Vorhaben ausführen konnte. Der erſt 26jährige
„Berufseinbrecher” war in eine Kantine
einge=
ſtiegen, als er plötzlich Schritte nahen hörte. In
ſeiner Verwirrung verbarg er ſich in aller Eile
unter den Chriſtbaum und wurde hier
ſonder=
barerweiſe von dem Kantineninhaber, der mit
einigen Freunden bis morgens um 3 Uhr Weih
nachten feierte, nicht bemerkt. Immer paßte er
auf einen geeigneten Moment, in dem er ſich
ver=
drücken konnte. Aber volle ſieben Stunden mußte
er aushalten, bis er ſich kreuzlahm unter dem
Chriſtbaum hervorwagen konnte. Für mehr als
200 Mark Sachen packte er in einen großen Sack,
zertrümmerte „fachmänniſch” ein Fenſter und
machte ſich von dannen. Aber die Kriminglpolize
war ihm beſonders für die ausgezeichneten
Fingerabdrücke dankbar, die er überall
hinter=
laſſen hatte. So konnte der Erkennungsdienſt den
Einbrecher in kurzer Zeit feſtſtellen und am
erſten Weihnachtsfeiertag bereits aus dem Bett
heraus verhaften. Die Diebesbeute konnte noch
beſchlagnahmt werden.
Brand in einer Erziehungsanſtalk.
Ein Toter, elf Verletzte.
Paris. In einer Erziehungsanſtalt in St.
Malo brach ein Brand aus. Viele Zöglinge
ſprangen im erſten Schrecken aus den Fenſtern,
um ſich zu retten. Elf von ihnen trugen zum
Teil ſchwere Brandwunden davon. Die Leiche
eines elfjährigen Knaben konnte von der
Feuer=
wehr geborgen werden. Das Feuer war dadurch
entſtanden, daß einige Zöglinge in der Nähe
mehrerer Kameraden, die mit der Aufwicklung
eines Filmſtreifens beſchäftigt waren, geraucht
hatten.
Laſtkraftwagen fährt in Schützenkolonne.
Paris. Ein folgenſchwerer Unfall ereignete
ſich während einer Nachtübung einer algeriſchen
Schützenkompagnie in der Nähe von Chatellerault.
Ein Laſtkraftwagen, deſſen Führer die Kolonne
nicht bemerkt hatte, fuhr in voller Fahrt in ſie
hinein und verletzte vier Soldaten ſo ſchwer, daß
ſie lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus
ge=
bracht werden mußten.
Aufobus auf dem Eis eingebrochen.
14 Tote.
Charbin. Auf dem Sungari brach ein
Autobus ein. Alle 14 Inſaſſen ertranken. Der
Verkehr auf der Autobusſtrecke, die im Winter
zwiſchen Charbin und den Nachbarorten auf dem
zugefrorenen Fluß betrieben wird, iſt daraufhin
eingeſtellt worden. Das Eis war infolge der
un=
gewöhnlich milden Witterung der letzten Zeit
brüchig geworden.
Die Kataſtrophe des Flugzeugs „Uiver”
und die Verſicherungsgeſellſchaften.
London. Die Kataſtrophe des holländiſchen
Luxusflugzeugs „Uiver” bedeutet vorausſichtlich
einen beträchtlichen Verluſt für den Londoner
Verſicherungsmarkt. Nach einem hier
vorliegen=
den Bericht war das „Fliegende Hotel”, mit
35 000 Pfund bei einer Londoner Firma
ver=
ſichert.
Der Prozeß gegen den Lindberghkind=Mörder
Hauptmann.
New York. Der Prozeß gegen Rich.
Haupt=
mann, der beſchuldigt wird, das Lindberghkind
entführt und ermordet zu haben, beginnt am
kom=
menden Montag vor dem Gericht in
Flemming=
ton. Außer Lindbergh iſt auch deſſen Frau als
Zeugin geladen worden.
Pfarrer a. D. D. Dr. Theodor Hoppe, der
jahr=
zehntelang an der Spitze des Diakoniſſen=
Mutter=
hauſes „Oberlinhaus” in Berlin=Nowawes
geſtan=
den hat, iſt im Alter von 89 Jahren geſtorben.
Als Vorſitzender des Kaiſerswerther Verbandes
deutſcher Diakoniſſen=Mutterhäuſer und der
Kai=
ſerswerther Generalkonferenz hat Pfarrer Hoppe
eine Tätigkeit entfaltet, die ihn zu einem der
bekannteſten deutſchen Pfarrer gemacht hat.
Der Reichsſportführer zum „Jahreswechtel!
Zum neuen Jahr!
„Das vierte Jahr der X. Olympiade ſteigt
herauf und damit die Zeitſpanne, in der die
eigentliche Vorbereitung des großen Weltfeſtes
der Xl. Olympiſchen Spiele zu leiſten iſt. Alles,
was der deutſche Veranſtalter und die
teilneh=
menden Nationen der Welt in dieſem Vorjahre
ſäen, werden ſie im Feſtjahr 1936, dem erſten
Jahr der Xl. Olympiade, ernten. Alle großen
Nationen der Erde haben ihre Teilnahme an den
Olympiſchen Spielen zugeſagt, die wenigen, die
ihre Zuſtimmung noch nicht ausgeſprochen haben,
ſind gleichwohl in die ſportliche Vorarbeit
einge=
treten, und auf ihre Zuſage darf in den nächſten
Monaten gerechnet werden.
Alle Völker, die Winterſport treiben, werden
ſich im Februar 1936 in Garmiſch=Partenkirchen
treffen, wo das Eisſtadion für Eishockey und
Kunſtlauf, die Olympia=Sprungſchanze und die
Olympia=Bobbahn, ſchon für den Januar 1935
bereit ſtehen. Soweit die Länder dem
Organi=
ſationskomitee die Zahl ihrer Teilnehmer
mitge=
teilt haben, gehen ſie erheblich über die auf
Grund früherer olympiſcher Spiele berechneten
Annahmen hinaus. Deutſchland war ſich der
großen Verantwortung bewußt, die es mit der
Durchführung der Spiele übernommen hat, und
der Wille ſeines Führers und Kanzlers Adolf
Hitler, den Spielen die ſchönſte und würdigſte
Geſtaltung zu geben, erfüllt jeden Mitarbeiter
mit Hingabe, ja mit Enthuſiasmus in der
Ar=
beit. Tauſende von fleißigen Händen regen ſich
Tag um Tag, ja auch in den Nachtſtunden auf
dem gewaltigen Reichsſportfeld. Große
Neubau=
ten, ſind aus der Erde gewachſen, weite
Sport=
flächen eingeebnet und mit Raſen belegt, neue
Laufbahnen geſteckt, breite Straßenzüge und
Brücken vorgeſehen, neue Bahnhöfe, die den
un=
mittelbaren Zugang zu dem Spielfeld
vermit=
teln, begonnen, und ſchon ſteigen die ſteinernen
Stützen auf, die den Hochbau des Stadions
tra=
gen werden, die beiden Schwimm= und
Sprung=
ſtadien ſind ummauert, die Grundfeſten des
75 Meter hohen Führerturms gelegt, die
gewal=
tige Glocke, die die Spiele einläuten wird, für
den Guß vorbereitet. Auf der
Ruderregaata=
ſtrecke in Grünau ſind neue Bootshäuſer
entſtan=
den, das Ufer iſt begradigt und erweitert, in Kiel
iſt für die Segelwettbewerbe der Olympiahafen
ausgebaut, neue Schießſtände in Wannſee für
Kleinkaliber= und Piſtolenſchießen ſind errichtet,
und auf dem Gelände bei Döberitz, neben den
Reſten eines Dorfes aus germaniſcher Steinzeit,
erheben ſich, die erſten Häuſer des olympiſchen
Dorfes, das mehr als 3000 Wettkämpfern ſeine
gaſtliche Pforte öffnet. Eine genaue Feſtlegung
der Zeiten für jeden Bauabſchnitt gewährleiſtet
ihre rechtzeitige Fertigſtellung und macht damit
eine gründliche vorherige Erprobung möglich.
Auch die Vorbereitungen der inneren
Orga=
niſation ſtehen vor dem Abſchluß. Das
Geſamt=
programm iſt der letzten Beratung unterzogen
und wird zuſammen mit der Ausſchreibung für
die Wettkämpfe dem Internationalen
Olympi=
ſchen Komite auf ſeiner Februar=Tagung in Oslo
vorgelegt werden. Unmittelbar daran wird die
geſamte Sportwelt die Regelhefte der
Olympi=
ſchen Spiele in Händen haben. Fußball, Basket=
Ball und Polo, die in Los Angeles und, Fußball
ausgenommen, auch in Amſterdam fehlten,
wer=
den ſich unter die olympiſchen Sportarten
ein=
reihen; Segelflieger, Baſeball und hoffentlich
auch Lacroſſe werden zu den Demonſtrationen
gehören.
Weit über die eigentlichen Sportkreiſe
hin=
aus wird die Jugend auf den olympiſchen
Ge=
danken vorbereitet und mit ſeinem Geiſt erfüllt.
Wir hoffen, daß ſich die Wettkämpfe vor
vollbe=
ſetzten Trtbünen abſpielen werden und ſuchen
ihre Faſſungskraft auf das höchſte zu ſteigern.
Der Verkauf von Eintrittskarten, für die ſchon
Vorbeſtellungen und Anmeldungen in großer
Zahl vorliegen, wird mit dem 1. Januar 1935
be=
ginnen. Jeder kann ſich rechtzeitig einen Platz
für die kommenden Spiele ſichern. Die Preiſe
ſind, wie auch das Ausland anerkennt, in
ange=
meſſener Höhe feſtgeſetzt. Nicht nur die Reichen,
ſondern auch die große Zahl mit beſcheidenen
Mitteln Ausgeſtateter, ſollen durch eigene
An=
ſchauung den Spielen beiwohnen können. Wir
bitten unſere ausländiſchen Gäſte, rechtzeitig
Karten zu beſtellen.
Den Spielen wird ein feſtliches Gewand
ge=
geben. Von dem Mittelpunkt Berlins, von dem
Alten Schloß und dem Dom aus wird ſich als
eine Via Triumphalis der große Straßenzug bis
zum Olympiſchen Stadion in reichem Schmuck
er=
ſtrecken Die Preiſe für Unterkunft und
Verpfle=
gung werden bhördlich geregelt, die Kunſtſchätze
und Altertümer Betlins, ſeine Opernhäuſer und
Theater, ſeine Muſeen, aber auch die ſchöne
Ber=
liner Umgebung mit ihren Seen warten auf
un=
ſere Gäſte. Ein beſonderes Kunſtprogramm wird
die Spiele umrahmen, ſo daß ſie nicht nur ein
Treffen aller Meiſter im Sport, ſondern auch
aller Freunde der Kultur in der friedlichen
Ver=
ſtändigung der Völker ſein werden. Unſer Ruf
geht an alle olympiſchen Nationen, das
begin=
nende Jahr zu ernſter Vorbereitung zu
verwen=
den und mit dem Organiſationskomitee in voller
Eintracht zuſammenzuarbeiten, damit die Spiele
tas erfüllen, was nach ihrem Erneuerer Baron
Pierro de Coubertin ihr Sinn iſt: „Die
olym=
piſche Flamme”, die zum erſten Male durch ſieben
Länder von der alten olympiſchen Tempelſtätte
in einem gewaltigen Staffellauf von mehr als
3000 jungen Sportlern überbracht wird”, durch
alle Geſchlechter leuchten möge, zum Wohle einer
immer höher ſtrebenden, mutigeren und reineren
Menſchheit.”
Dr. Th. Lewald,
Präſident des Organiſationskomitees
für die Xl. Olympiade, Berlin 1936.
Mitglied des Internationalen Olympiſchen
Komitees.
H. von Tſchammer und Oſten,
Reichsſportführer,
Präſident des Deutſchen Olympiſchen Ausſchuſſes.
Die Zußball=Ergebniſſe
vom 30. Dezember.
Gauſpiel in Hamburg:
Gau Nordmark — Gau Südweſt 5:4 (4:2).
Meiſterſchaftsſpiele
in Süd= und Südweſtdeutſchland.
Gau Südweſt: Union Niederrad — FSV.
Frankfurt 1:1
Gau Baden: VfL. Neckarau — 1. FC.
Pforz=
heim 2:1; VfB. Mühlburg — SV. Waldhof
2:1; FC. Mannheim 08 — Phönix
Karls=
ruhe 1:2; Germania Karlsdorf —
Karls=
ruher FV. 1:1.
Gau Württemberg: SV. Feuerbach —
SSV. Ulm 1:3.
Gau Bayern: BC. Augsburg — 1860
Mün=
chen 1:0; ASV. Nürnberg — Sppgg. Fürth
0:1: Sppgg. Weiden — Jahn Regensburg 1:1.
Gau Nordheſſen: Kurheſſen Kaſſel — Heſſ.
Hersfeld 3:1; Boruſſia Fulda — Germania
Fulda 2:0; 1. FC. Hanau 93 — Sport Kaſſel
verlegt.
Gau Mittelrhein: VfR. Köln — Sppgg.
Köln=Sülz 07 6:1; Weſtmark Trier —
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ner CfR. 1:1; Kölner SC. 99 — Mülheimer
SV. 2:1; 1. FC. Idar — Eintracht Trier 3:1;
Blauweiß Köln — Bonner FV. 6:0.
Freundſchaftsſpiel:
Bayern München — Ruch Bismarckhütte 0:1.
Süddeutſche Vereine im Ausland:
AS. Rom — Stuttgarter Kickers (Turnier) 8:3.
US. du Mans — VfB. Friedberg (Sa.) .. 1:5.
ASPO. Tours — VfB. Friedberg .. . . . . 0:4.
FC. Kreuzlingen — Stuttgarter SC. . . . . 4:4.
Fußball im Reich.
Gau Oſtpreußen: VfB. Königsberg — BuEV.
Danzig 2:2: Tilſiter SC. — SV. Inſterburg
6:1; Raſenſp. Preußen Königsberg —
Geda=
nia Danzig 2:4: York Inſterburg —
Raſten=
burger SV. 5:0; Hindenburg Allenſtein
Maſovia Lyck 9:1.
Gau Pommern: Auswahlſpiel: Oſt —
Weſtpom=
mern 4:2.
Gau Brandenburg: Tennis Boruſſia — Minerva
93 3.3: Blau=Weiß — Spandauer SV. 2:1;
Hertha=BSC. — VfB. Pankow 4:2; Union
Oberſchöneweide — Viktoria 89 1:6; 1. FC.
Guben — Berliner SV. 92, 1.38.
Gau Schleſien: Beuthen 09 — SC. Schleſien
Haynau 8:0; Vorw. Raſenſp. Gleiwitz — SC.
Vorw. Breslau 0:1: Deichſel Hindenburg.
Ratibor 03 1:1; Breslauer FV. 06 — SC.
Hertha Breslau 2:1; Breslauer Sppgg. 02.—
— FC. Preußen Hindenburg 1:1.
Gau Sachſen: Dresdner SC. — Wacker Leipzig
8:0; VfB. Leipzig — Sportfr. 01 Dresden
5:1; SC. Planitz — Polizei Chemnitz 1:3;
VfB. Glauchau — SuBC. Plauen 2:0.
Gau Mitte: Viktoria 96 Magdeburg — Steinach
08 4:0; Wacker Halle — Sppgg. Erfurt 2:1;
SC. Erfurt — Merſeburg 99 3:0; VfL.
Bit=
terfeld — 1 SC. Jena 3:2.
Gau Nordmark: Polizei Lübeck — St. Pauli
Hamburg 1:3; Bor, Kiel — Holſtein Kiel 3:2.
Gau Niederſachſen: Hannover 96 — Eintracht
Braunſchweig 3:2; Bremer SV. — Arminia
Hannover 2:3: 06 Hildesheim — Boruſſia
Harburg 2:2; Viktoria Wilhelmsburg — 1911
Algermiſſen 1.:4; Komet Bremen — Werder
Bremen 2:2.
Gau Weſtfalen: Weſtfalie Herne — SuS. Hüſten
09 1:2: Union — Vikt. Recklinghauſen 3:07,
Germania Bochum — DSC. Hagen 3:1.
Gau Niederrhein: VfL. Benrath — Rot=Weiß
Oberhauſen 2:1; Homberger SV. — Fortung
Düſſeldorf 2:0; Rheydter SV. — TSV.
Duis=
burg 99 0.3: VfL. Preußen Krefeld — Bor.
Gladbach 2:1; FC. 08 Duisburg — Schwarz=
Weiß Eſſen 2:1.
Spiele der Bezirksklaſſe.
Gruppe Groß=Frankfurt: Merkur Poſt Frankfurt
— VfL. Neu=Iſenburg 3:2: Reichsbahn Rot=
Weiß Frankfurt — Sportfr., Frankfurt 5:0;
Akemannia Nied — VfL. Germania
Frank=
furt 2:3; FC. 1910 Kronberg. Viktoria 1912
Eckenheim 2:3: FC. 02 Wacker Rödelheim
SpV. 07 Heddernheim 7:1.
Gruppe Offenbach: Germania Bieber — SpVgg.
05 Oberrad 3:0; FSV. 06 Heuſenſtamm —
SC. 06 Dietzenbach 2:0; FV 06 Sprendlingen
— Teutonia Hauſen 7:1; SpV. 02 Offenbach
— Blau=Weiß Bürgel 3:1 Kickers=Viktorig
Mühlheim — SpVgg. 03 Fechenheim 2:2.
Gruppe Rheinheſſen: Germania Okriftel —
SpV. Wiesbaden 2:1: SpV. 1912 Koſtheim
— Opel Rüſſelsheim 2:3: FV. 08 Geiſenheim
— FVgg. 03 Mombach 2:1; SpVgg. Weiſenau
— Turg 1886 06 Kaſtel 2:1: SpV. 09
Flörs=
heim — SpV. 1910 Gonſenheim 2:0.
Auch am letzten Sonntag des Jahres herrſchte
in Süd= und Südweſtdeutſchland noch kein
kom=
pletter Spielbetrieb. Im Gau Südweſt ſpielten
im einzigen Treffen des Tages Union
Nieder=
rad und FSV. Frankfurt 1:1. Die Niederräder
mainiſchen Vereine ſind im weiteren Verlaufe
FSV. 05 Mainz 2:77: Haſſia Bingen — des Meiſterſchaftskampfes gegenüber dem
Vor=
ſprung der Vereine von Worms und der Pfalz
durchaus nicht ohne Ausſichten,
In Baden konnte Gaumeiſter Waldhof nicht
die Spitze gewinnen. Die Waldhöfer wurden
in Mühlburg vom dortigen VfB. mit 2:1
ge=
ſchlagen. Der Meiſter verſtand es nicht, ſeine
Ueberlegenheit in der erſten Hälfte zahlenmäßig
auszuwerten. Mit dem gleichen Ergebnis wurde
der FC. Pforzheim in Neckarau beſiegt, und
ebenfalls 2:1. gewann Phönix Karlsruhe in
Mannheim beim Neuling FC. 08. Die
Karls=
ſind damit zur Eintracht aufgerückt und die ruher ſind damit wieder auf den erſten Platz
vorgerückt. Der Kampf zwiſchen „Germania”,
Karlsdorf und dem Karlsruher FV. endete 1:1,
womit aber der traditionsreiche KFV. die
Ab=
ſtiegsgefahr noch keineswegs gebannt hat.
In Württemberg mußte das einzige Spiel des
Tages einen neuen Tabellenführer bringen.
Man hatte aber erwartet, daß der SV.
Feuer=
bach dieſen Rang einnehmen würde. Da ſich
die Stuttgarter aber auf eigenem Platze vom
SSV. Ulm 3:1 beſiegen ließen, ſind die Ulmer
Tabellenerſte vor den Stuttgarter Kickers und
Feuerbach geworden.
In Bayern endeten alle drei Spiele mit
knap=
pen Ergebniſſen. Die Spiel=Vgg. Fürth gewann
knapp 1:0 das ſchwere Spiel, in Herrnhütte
gegen den ASV. Nürnberg und bleibt weiter
im Vorteil. Zuſtatten kam ihr noch, daß die
Münchener „Löwen” in Augsburg vom BCA.,
der ſchon Fürth und Nürnberg Niederlagen
bei=
gebracht hatte, mit 1:0 geſchlagen wurden.
Fürth führt jetzt mit vier bzw. fünf Punkten
Vorſprung vor dem in Spanien weilenden
„Club” und den Münchener „Löwen”. Weiden
und Regensburg trennten ſich 1:1 und kamen
dadurch hinter den BCA. an die vorletzte Stelle
zurück.
Von den drei Spielen Nordheſſens kamen nur
zwei zum Austrag. Der Kampf Hanau 93—
Sport Kaſſel war in letzter Stunde abgeſetzt
worden; eine Entſcheidung, die allerdings noch
einen Hanauer Proteſt zur Folge haben wird.
„Boruſſia” Fulda nahm den Kampf gegen den
Lokalrivalen „Germania” ſehr ernſt und
ge=
wann 2:0, damit weiter mit dem Kaſſeler
Spiel=
verein hinter den führenden Hanauern ſtehend.
Eine Ueberraſchung angenehmer Art bereitete
Kurheſſen Kaſſel ihren Anhängern durch einen
3:1=Sieg über Heſſen Hersfeld.
Im Gau Mittelrhein gewann der führende
VfR. Köln glatter als erwartet gegen Köln=
Sülz mit 6:1. Weſtmark Trier nahm dem
Köl=
ner CfR. mit 1:1 einen Punkt ab und leiſtete
damit den Kölner Raſenſpielern
Schrittmacher=
dienſte. Einen ſchweren. Dämpfer bekam der
Bonner FV., der in letzter Zeit mit guten
Lei=
ſtungen aufgewartet hatte und diesmal vom
Neuling Blauweiß Köln 6:0 geſchlagen wurde.
Da auch Köln 99 gegen Mülheim 2:1 gewann
und Idar über Eintracht Trier 3:1 ſiegte, hat
es mit Ausnahme des erſten Platzes ziemliche
Veränderungen in der Tabelle gegeben.
Unveränderker Stand
im Gau Südweft.
Union Niedertad — 35V. Frankſurk
1 1.0.
Das Treffen der beiden Rivalen, das von
7000 Zuſchauern beſucht war, hielt nicht g nz,
was man ſich davon verſprochen hatte. Es war
zeitweiſe recht langweilig und die wirklich
ſpan=
nenden Momente waren ſpärlich eingeſtreut.
Der Kampf blieb lediglich von Anfang bis Ende
ſehr hart, die Grenzen wurden aber nie
über=
ſchritten, zumal Schiedsrichter Müller=Landau
von Anfang an die Zügel feſt in der Hand hielt
und energiſch gegen jeden Sünder einſchritt. Er
verhängte ſchon in der 10. Minute einen
Elf=
meter gegen die Niederräder, als ſich Bonfig
ein Foul zuſchulden kommen ließ.
Schlag=
bauer verwandelte zum Führungstor, das der
einzige Treffer bleiben ſollte. Der Ausgleich
fiel in der 34. Minute durch einen ſcharfen
Schuß von Kirſch auf gutes Zuſpiel von
Pflug, und bei dieſem Ergebnis verblieb es bis
zum Schluß.
Die Niederräder ſpielten erſtmals mit
den von der Eintracht zugewanderten Gebrüder
Berger, die indes als Flügelſtürmer keine
be=
ſonderen Leiſtungen zeigten. Beſonders H.
Ber=
ger konnte am linken Flügel nie Sack erſetzen.
Gut waren im Niederräder Sturm nur Kirſch
und Pflug, und letzterer war auch der einzige
der Angriffsreihe, der wenigſtens ſchoß,
Aller=
mann war der beſte Mann der Deckung, und
die drei Abwehrſpieler wurden vollauf ihrer
Aufgabe gerecht. Bornheim verſuchte einen
neuen rechten Flügel mit Zier—Willert, ohne
beſonderen Erfolg; Zier brachte allerdings
einige ſchöne Flanken herein. Schlagbauer und
Haderer wußten nicht zu überzeugen. Einer der
beſten Leute war Mihm als Mittelläufer. Die
Verteidigung Schreiber— Nadler ſchlug ſich gut,
und Tormann Blaimer rettete wiederholt durch
ſeine tollkühnen, aber auch reichlich gefährlichen
Paraden.
Seite 12 — Nr. 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
!
Ueberraſchungen in Suu
En.
*
Germania Pfungſtadt — 98 Darmſtadt 0:2 (0:1)
Polizei Darmſtadt — Haſſia Dieburg 3:1 (2:0)
FC. 03 Egelsbach — Olympia Lorſch 5:1 (3:1)
04 Arheilgen — Norm. Pfiffligheim 1:0
A.=O. Worms — Viktoria Walldorf . 8:2 (4:0)
VfR. Bürſtadt — Viktoria Urberach . 1:1.
Nun hat der letzte Sonntag des alten Jahres
noch einmal „dicke Sachen” in Südheſſen beſchert.
Nur zwei Ergebniſſe entſprechen den
Voraus=
ſagen, und das ſind die Siege der beiden
Spitzen=
reiter Egelsbach, das die Lorſcher 5:1
ge=
ſchlagen nach Hauſe ſchickte, und der Darmſt.
Polizei, die gegen die mit 7 Mann Erſatz
ankommende Dieburger Haſſia einen 3:1=(2:0)=
Sieg landete. Dann aber reihen ſich die
Sen=
ſationen wie eine Kette aneinander:
Nummer 1 fabrizierte der zweite
Darm=
ſtädter Bezirksligiſt, S V. 98 in Pfungſtadt.
Die „Lilien” ſind in dieſem Jahre eine typiſche
Stimmungs= und Ueberraſchungs=Mannſchaft.
Heute ſpielen ſie gegen einen Spitzenreiter in
einer ebenbürtigen Form, um dann gegen einen
ſchwachen Konkurrenten mit einer Leiſtung
auf=
zuwarten, daß es „einen Hund jammert‟. Daran
liegt es auch, daß ſie in dieſem Jahr ſo weit
ab=
gerutſcht ſind. Ohne die unverzeihliche
Nieder=
lage gegen Urberach und ihre durch Eigentor
fa=
brizierte 1:0=Niederlage in Dieburg würden ſie
am Jahresende recht gut daſtehen. So wimmeln
ſie in der Mitte herum. Aber dieſen heutigen
Sieg hatte ihnen wohl niemand zugetraut. Am
wenigſten die Pfungſtädter Gerianen ſelbſt, die
offenſichtlich ihren Gaſt unterſchätzt hatten und
plötzlich das Nachſehen hatten. Nach dem zweiten
Treffer der Gäſte war der bisher ſtets
unbeug=
ſame Siegeswille der Platzelf wie weggeblaſen.
Nummer 2 meldet der Draht vom
Ar=
heilger Mühlchen: Wir hatten in der
Vor=
ſchau einen ſtarken Widerſtand der Schwarz=
Wei=
ßen angekündigt, die ja eine ſchwere Vorſpiel=
Packung in der Erinnerung hielten. Aber daß
die ſieggewohnten Normannen, wenn auch knapp,
eine Niederlage einſtecken mußten, hatten ſelbſt
große Optimiſten kaum für möglich gehalten.
Nummer 3 erzielte der zweite Wormſer
Konkurrent: Die Vereinigten Wormſer
mit ihren alten Haudegen haben unſere Anſicht
der Vorſchau beſtätigt, daß in Zukunft mit ihnen
als ernſtem Gegner zu rechnen iſt. Daß die guten
Walldörfer dort 8:2 in die Pfanne gehauen
wür=
den, damit hatten auch die Wormſer Anhänger
nicht gerechnet, die über den Sieg ihrer Mannen
in helle Begeiſterung gerieten.
Nummer 4 erlebten die Bürſtädter
Raſenſpieler, die auf eigenem Platz einen
Punkt verloren — ausgerechnet gegen die vom
Abſtieg bedrohte Urberacher Viktoria, das hatte
man auch im Ried nicht erwartet. Aber die
Viktoria=Elf griff beherzt an, und nur der
Tat=
ſache, daß ihr guter Halbſtürmer Knapp nach
einer halben Stunde mit einem Beinbruch nach
dem Krankenhaus gebracht werden mußte, iſt es
wohl zu danken, daß noch ein Punkt in Bürſtadt
hängen blieb.
Ja, die Gefahr in den Abſtiegsſtrudel am
Schluß zu geraten; verleiht oft Flügei Und ſo
darf man erwarten, daß auch das kommende
Jahr noch manche Ueberraſchung bereiten wird,
die vielleicht für die Vergebung der Meiſierſchaft
und der „Blauen Briefe” an die zum Abſtieg
„Verdammten” von entſcheidender Bedeutung
ſein wird.
Am kommenden Sonntag ſteigen die
Tieffen:
Urberach — Polizei Darmſtadt; SV. 98
Darmſtadt — A.=O. Worms; Pfiffligheim
Walldorf; „Egelsbach — Dieburg;
Lorſch — Bürſtadt; Pfungſtadt —
Ar=
heilgen.
Begegnungen, von denen es einige wieder „in
ſich” haben, wenn man an die heutigen Reſultate
denkt.
Geſicht: hat folgendes Egelsbach 15 44:16 22:8 Pol. Darmſtadt 12 28:16 19:5 Pfiffligheim 15 52:29 18:12 Bürſtadt 13 4 21:19 15:11 Walldorf 12 5 4 26:29 14:10 Lorſch 15 6 2 22:30 14:16 98 Darmſtadt 12 5 5 22:19 12:12 Dieburg 14 4 6 27:36 12:16 Arheilgen 15 6 20:32 12:18 Pfungſtadt 13 27:30 10:16 A.=O. Worms 13 2 22:31 8:18 Urberach 15 2 4 9 18:42 8:22
Erwarteter Sieg der Polizei.
nen gewohnten Platz einnahm, wurde der
Vor=
wärtsdrang ausgeprägter, aber das halbhohe
Polizei-SV. Darmſtadt
Kombinieren zerſchellte meiſt an der einen Kopf
Hafſia Dieburg 3:1 (2:0).
* Ein guter Tag
der Elf des Meiſterſchaftsanwärters Polizei=SV.
Darmſtadt wird faſt regelmäßig von einem
weniger erfreulichen abgelöſt. Aber „keine
Re=
gel ohne Ausnahme” — das war das
Kenn=
zeichen dieſes Spieles. Die Grünen lieferten
nämlich eine recht gute Partie — nicht nur in
der Zerſtörung, ſondern auch vom Sturm
erleb=
ten die etwa 1000 Zuſchauer oft
hervor=
ragende Angriffsaktionen. Nur der lobenswert
eifrigen Hingabe des Haſſia=Schlußtrios iſt es
zuzuſchreiben, daß der Sieg ziffernmäßig nicht
deutlicher zum Ausdruck kam. Wieder wurde im
grünen Sturm mit Umſtellungen experimentiert,
doch kehrte man bald wieder zu der
urſprüng=
lichen Formation zurück — von links alſo mit
Pfeiffer — Dumont — Keck (der auch
als Halblinker zwiſchendurch wirkte) — Seipp
— Göbel. Trotz mancher Fehlzüge, die auch
beim beſtaufgelegten Sturm paſſieren müſſen,
waren die Fünf recht ſchön beim Zeug, wenn
auch dem Sturmführer manchmal eine größere
Schnelligkeit ſehr von Vorteil wäre. Der rechte
Flügel verſtand ſich glänzend. Der Linksaußen
erfreute ſich beſonders aufmerkſamer Deckung
und zeichnet dennoch für die zwei Feldtore
ver=
antwortlich, das dritte war ein umſtrittener
Foul=Elfmeter, den Keck zum Zähler
verwan=
delte. Die Abwehrreihen Kaſpar—Matthes
Kaufmann und Balſer — Bönſel mit
Klein im Tor erfüllten die auf ſie geſetzten
Erwartungen, als ſchwer zu nehmendes
Boll=
werk. In den Schlußminuten ſchied Klein nach
einem ſchon früher erlittenen harten Sturz aus
und Göbel trat zwiſchen die Pfoſten. Den
Ehren=
treffer der Gäſte konnte er nicht vermeiden. Aus
einem minutenlangen Gedränge vor ſeinem
Hei=
ligtum ſauſten dreimal Schüſſe ab, zwei Spieler
lagen im Knäuel vor dem Elfmeter=Punkt, und
nach mehrfacher Abwehr landete ſchließlich das
Leder im Netz.
Mik 7 Mann Erſahz kam Haſſia Dieburg
und deshalb mußte ſie die ganze Mannſchaft
umkrempeln. Für Gruber, der heute „im Hafen
der Ehe feſtgemacht” wurde, ſtand Ceſanne im
Tor. Bei hohen Schüſſen war der kleine Hüter
etwas im Nachteil, daraus entſtand das 3. Tor:
ein hoch unter die Latte geſetzter Strafſtoß,
wo=
bei ihm aber auch etwas die Sicht genommen
war. Daneben zeigte er jedoch ſehr ſolides
Kön=
nen. Die mit einem Rieſeneifer ſchaffende eiſerne
Verteidigung bildeten der Sturmführer Wick
und Müth aus der Halfreihe, die ohne Tadel
zerſtörten, was vor ſie kam. Ebenſo lobenswert
hielt ſich der linke Läufer Blank. Als
Mittel=
läufer ſtand zunächſt Schmidt, der aber ſpäter
mit beſſerem Erfolg, in den Sturm ging und
Fach den Platz überließ. Dieſer und der rechte
Läufer Würtz lieferten eine recht anſprechende
Partie in der Defenſive, im Aufbau dagegen
gab es beim Zuſpiel manchen offenen Wunſch.
Der Sturm mit Kurz — Diehl — Fach I.
— Steinmetz — Thomas ließ vor dem
Wechſel faſt jeglichen Druck vermiſſen und
ver=
ſuchte vergeblich, mit weiten, hohen Vorlagen
zum Innenſturm an der vorzüglichen grünen
Verteidigung vorbeizukommen. Als Schmidt ſei=
größeren grünen Abwehr. Die Außenſtürmer
wurden zudem recht ſpärlich eingeſetzt. Selten
ſah man — von Schmidt abgeſehen — einen
ſaf=
tigen Torſchuß!
Das gegen Schluß recht harke Spiel
— wobei der großzügig leitende SR. Klinger=
Groß=Gerau bei einigen überderben,
ab=
ſichtlichen Rauhbeinigkeiten energiſcher hätte
eingreifen ſollen — nahm keinen allzu
aufregen=
den Verlauf. Die Gäſte wiſſen, daß ſie nur bei
eifrigem Einſatz Ausſichten gewinnen,
Bereits in der 6. Min. geht
Poli=
zei 1:0 in Führung. Pfeiffer ſpurtet
mit einer ſauberen Vorgabe an ſeinen 2.
Geg=
nern vorbei und ſchießt unhaltbar ein. Polizei
bleibt im Feld= und Zuſammenſpiel überlegen.
Mit Geſchick wehren die Gäſte einen Eckball ab.
In ausſichtsreicher Poſition verſchießt der Pol.=
Läufer Kaſpar. Auch Fach hat zweimal Pech.
Mehrere brenzlige Situationen werden von
Ce=
ſanne und Müth in letzter Sekunde geklärt, ſonſt
lag Polizei klar in Front. Die 1. Ecke der Gäſte,
die nicht mutlos wurden, bleibt trotz
mehrmali=
ger Verlängerung aufs Tor den Grünen. Dieſe
verbeſſern ihre Poſition dann, als der
ange=
griffene Dumont im Strafraum plötzlich am
Bo=
den liegt, durch Elfmeter auf 2:0. Vor
dem Wechſel zeigt Klein noch eine feine. Abwehr
vor dem in den Sturm gegangenen Schmidt.
Nach der Pauſe wird das Treffen
aus=
geglichener — bald auch härter, mit unſchönen
Mätzchen vermiſcht, als die Gäſte aggreſſiver
ſpielen. Jede Partie erzwingt 2 Eckbälle. Die
Zuſchauer haben ihre Freude an feinen
Para=
den beider Hüter. In der 35. Min. jagt
Pfeif=
fer einen 25=Meter=Strafſtoß zum
3. Treffer ins Gäſtetor. Kurz darauf
ſcheidet der Polizei=Torwart aus. Erſt in den
Schlußminuten fällt nach einem Gewurſtel vor
dem grünen Tor durch den Linksaußen
der Ehrentreffer der Haſſiaten.
Reſerven 2:0 für Polizei.
11 Tore auf der Rennbahn!
Tgde, Beſſungen—TSV. Erzhauſen 10:1 ((5:0).
Nach einem 4:3 (1:3)=Sieg der Beſſunger
Re=
ſerven gab der SR. Wilhelm=Seeheim den Ball
frei. Die Turner finden ſich bald, und nach
wenigen Minuten heißt es ſchon 2:0. Der
Beſſunger Sturm iſt heute in Hochform, und
ſo fielen auch die Tore wie reife Früchte. Erzh.
kämpfte zäh und verbiſſen, doch trafen die Leute
auf einen Gegner, dem auch beſſere Vereine
unterlegen wären. Nach ſchönem überlegtem
Aufbauſpiel erzielten die Platzbeſitzer ihre Tore
in regelmäßigen Abſtänden. Ott als
Mittel=
läufer iſt die Seele der Mannſchaft, er wirft
den Angriff immer wieder nach vorn.
Hervorzu=
heben wäre der Erſatzrechtsaußen Groſſardt,
der ſich ſeinen feſten Platz in der Mannſchaft
heute erſpielt haben dürfte. In der zweiten
Hälfte wird ein Gäſteſpieler wegen Tätlichkeit
vom Platz geſtellt, doch kämpfen die reſtlichen
10 mit ungebeugtem Siegeswillen weiter und
erzielen auch ihr verdientes Ehrentor. Den
Torchancen nach hätte das Reſultat noch höher
ausfallen müſſen, doch wollen wir uns mit dem
10:1 begnügen. Der Schiedsrichter leitete
ein=
wandfrei und unterband Auswüchſe rechtzeitig.
Zußball=Kampfſpielſieger geſchlagen.
wenn er auch phyſiſch eine kaum zu über=
Gau Noromart ſchiagt Büd- bietende Leiſtung bot. Schneider zeigte
ſchlech=
tes Stellungsſpiel. Der Sturm hatte, da ſich
Fuchs ſchlecht zurechtfand, eine ſchwache rechte
Seite. Conen wurde ſehr gut abgedeckt,
da=
went ir Hanndatg 9.4.
Vor 12000 Zuſchauern ſtanden ſich am
Sonntag in Hamburg die Fußball=
Gaumann=
ſchaften von Nordmark und Südweſt in einem
Freundſchaftskampf gegenüber, der für beide
Gaue Probe für die dicht bevorſtehenden
Po=
kalſpiele des DFB. ſein ſollte. Der Gau
Nord=
mark, deſſen Mannſchaft gänzlich aus
Ham=
burger Spielern beſtand, zeigte die größere
Geſchloſſenheit und dank der Anfeuerung und
Unterſtützung der Zuſchauer auch den größeren
Kampfgeiſt und Siegeswillen, ſo daß der knappe
Sieg durchaus verdient anzuſprechen iſt. Die
Süddeutſchen hatten dem Elan des Gegners
anfangs nicht viel entgegenzuſetzen. Sie
wur=
den erſt in der zweiten Halbzeit geſchloſſener
und beſſer und es gelang ihnen auch dann,
den Stand von 5:2 auf 5:4 zu verringern.
Die Mannſchaft in der Kritik.
Der Gau Südweſt erſchien mit
folgen=
den Leuten: Ebert=Worms; Klett=
Ludwigs=
hafen (2. Halbzeit Konrad=Kaiſerslautern),
Stubb=Frankfurt; Gramlich=Frankfurt, Hergert=
Pirmaſens, Schneider=Neunkirchen; Marker=
Kaiſerslautern, Fuchs=Saarbrücken. Conen=
Saarbrücken, Lindemann=Offenbach, Fath=
Worms. Tormann Ebert, der für Gebhardt=
Kaiſerslautern eingeſprungen war, arbeitere
ficher und trägt an den fünf Toren keine
Schuld. In der Verteidigung war Stubb gut,
während Klett keinen Kontakt mit Gramlich
fand und nach der Pauſe durch Konrad erſetzt
wurde. In der Läuferreihe ſpielte Gramlich
ſehr gut. Hergert hatte einen ſchweren Stand
und wurde ſeiner Aufgabe nicht ganz gerecht,
gegen verſtanden ſich Lindemann und Fath
ſehr=
gut, aber auch der Wormſer wurde aufmerkſam.
bewacht.
Die Norddeutſchen hatten den Kieler
Böll durch Rohwedder=Eimsbüttel erſetzt und
ſo eine reine Hamburger Stadimannſchaft
ſtehen, die ſich ausgezeichnet verſtand und vom
Flügelſtürmer bis zum Tormann keinen
ſchwa=
chen Punkt aufwies. Hervorragend ſetzte ſich
jeder einzelne Spieler ein und auch im
tech=
niſchen Können konnte ſich dieſe Mannſchaft
ſehen laſſen. Der ſchnelle und ſchußfreudige
Angriff wurde von der Läuferreihe, die auch
ausgezeichnet deckte, immer wieder ins Gefecht
geſchickt und brachte die ſüddeutſche Deckung
nicht ſelten in größte Bedrängnis.
Aus dem Spielverlauf.
Schon nach drei Minuten ſtand es durch
Noack 1:0 und erſt nach 20 Minuten fiel durch
Markert der Ausgleich. Noack ſtellte ſofort
wieder den alten Abſtand her, aber
Linde=
mann glich auf gutes Zuſpiel von Conen
wieder aus. Bis Halbzeit war Noack noch
zweimal erfolgreich, ſo daß der Kampf
bei Seitenwechſel 4:2 ſtand. Noack war es
dann auch, der gleich nach Wiederbeginn den
fünften Treffer ſchoß. Nun wurde der
mit dem Wind ſpielende Gau Südweſt beſſer
und lebendiger, und durch Fath und Fuchs
fielen zwei weitere Tore, das letzte in der
17. Minute. Von da an ließ das Spiel nach,
beide Mannſchaften waren ausgepumpt, unv
in den letzten zwanzig Minuten gab es
beſon=
dere Leiſtungen nicht mehr zu ſehen.
In Pfungſtadt funkte SV.98.
Germania Pfungſtadt
50. 98 Darmſtadt 0:2 (0:1)
„Prognoſen ſind dazu da.
daß ſie umgewarſen werden!“
So dachten diesmal die 98er in Pfungſtadt.
Allenthalben war man ſich darüber klar, daß die
Darmſtädter nur „zweite Sieger” werden
könn=
ten, es drehte ſich nur noch darum, wie hoch ſie
„geſchlachtet” werden ſollten. Heute aber hieß es
bei den Gäſten nach dem einzig richtigen Rezept
„Volldampf voraus”.
Von vornherein lief die
Kombinations=
maſchine wie geölt, ſo daß den verdutzten
Pfung=
ſtädtern nur ein Staunen übrig blieb. Als in
der zweiten Halbzeit das zum Enderfolg
not=
wendige Tor gefallen war, verſuchte man
rich=
tiger Weiſe nicht, die Deckung zu vermauern und
dadurch dem Gegner freies Betätigungsfeld zu
verſchaffen, ſondern man ſpielte gerade in dieſer
Zeitſpanne ganz unbekümmert um den Gegner
ſein Penſum herunter. Von der Leiſtung
der Germanen,
die gerade in letzter Zeit durch Bombenreſultate
aufhorchen ließen, war man ſtark enttäuſcht. Ihr
heute wieder in Stärke von zirka 1000 Mann
vertretener Anhang erwartete auch diesmal
wie=
der eine große Leiſtung, vor allem aber einen
Sieg. Die elf Pfungſtädter können zweifellos
Fußball ſpielen, es fehlte ihnen jedoch heute, wie
mir ſcheint, der Spiritus rector, der den Motor
in Gang hielt.
Die „Lilien”
hatten einmal mehr der Mannſchaftsaufſtellung
„ein komiſches Ausſehen” gegeben. So ſah man
zunächſt den „Wirbelwind” Mahr auf
Links=
außen, den Sturmführer Seifert als
Rechts=
außen und den Läufer Frey ſowie
Würtenber=
ger in der Mitte. Später wechſelten Mahr und
Würtenberger die Plätze. Die „Blauen”
ſtan=
den alſo:
Ruppel 3.; Geyer, Senger; Müller 2.,
Schnägel=
berger, Richter; Seifert, Mahr, Staigmiller,
Frey, Würtenberger.
Die Pfungſtädter Germanen
hatten alle Mann an Bord und waren vertreten
durch:
Darmſtädter: Nickel, Voos; Scheuermann,
Mar=
quardt, Steinmetz; Haſſenzahl 3., 2., 1.,
Gugge=
mus, Speckhardt.
Man war erſtaunt, welche Geſchloſſenheit die
umgekrempelte Elf der Darmſtädter bei ihren
Aktionen erkennen ließ. Mittelläufer
Schnägel=
berger, heute wie umgewandelt, ließ Angriff auf
Angriff in den Pfungſtädter Strafraum rollen,
ſo daß der tüchtigen Germanendeckung gleich
warm eingeheizt wurde. Zunächſt jedoch
ver=
ſtanden auch die Pfungſtädter noch, Syſtem in
ihre Spielweiſe zu legen. Das Blatt ſcheint ſich
auch zu ihren Gunſten zu wenden, als Ruppel 3.
im Darmſtädter Tor bei einer großartigen
Ab=
wehr von dem Halblinken Haſſenzahl durch
un=
faires Angehen verletzt wurde. Schnell war er
aber wieder hergeſtellt, ſo daß das Spiel
weiter=
rollen konnte. Durch die Schwäche des
Schieds=
richters kamen beide Parteien um einen
Elf=
meter; Fälle, die ſo ſonnenklar waren, daß man
ſich wundern mußte, wie der Schiedsrichter ſo
etwas überſehen konnte. Zehn Minuten vor der
Pauſe kamen die 98er auf überlegte Art zum
Führungstreffer. Würtenberger raſte mit dem
Ball die Flanke entlang, ließ alle, die ſich ihm
hindernd in den Weg ſtellten, ſtehen, und flankte
weit übers Feld. Seifert nahm den Ball aus
der Luft, und wuchtig geſchoſſen
flitzte der Ball zum 1:0 ins Netz.
Zwiſchendurch hatte Geyer, der ſich zur Zeit in
ganz famoſer Form befindet, manchen
gefähr=
lichen Pfungſtädter Vorſtoß durch körperlichen
Einſatz zum Stehen gebracht.
Nach der Pauſe
erwartete der Pfungſtädter Anhang mächtiges
Aufdrehen ſeiner Mannſchaft. Es blieb jedoch
bei der Erwartung. Die vorher gezeigten,
bis=
weilen guten Leiſtungen gingen nun ganz zum
Teufel; und ſo beherrſchte nur noch eine
Mann=
ſchaft das Feld: die „Lilien‟. Der Darmſtädter
Sturm arbeitete muſterhaft zuſammen.
Beſon=
ders der Halblinke Frey brillierte durch
fabel=
hafte Durchlagen zum Linksaußen.
Das zweite Tor
wurde dann auch von der linken Flanke
einge=
leitet. Von Mahr wurde der Ball dreimal
auf Torwächter und Latte geſchoſſen, bis das
Leder zum unbewachten Seifert kam, an
deſ=
ſen Machtſchuß gabs nichts mehr zu halten. Mit
2:0 ſtand der Darmſtädter Sieg ſicher. Es ſchien
aber ein 3:0 zu geben, als der Halbrechte Mahr
eine Bombe aufs Tor jagte, die vom linken
Läu=
fer Speckhardt aus dem Tor gefauſtet wurde.
Den Elfmeter ſchoß Staigmiller
da=
neben. Von den Pfungſtädtern war nun
über=
haupt nichts mehr zu ſehen. Sie fielen
vollkom=
men auseinander und überließen den Gäſten
das Feld. Im Gefühl des ſicheren Sieges
ver=
maſſelte deren Sturm jedoch die „dickſten
Sachen”.
Unker der Lupe geſehen.
ſchneiden die Darmſtädter, die
ſonderbarer=
weiſe in dieſem Jahre auswärts die beſten
Spiele liefern, ſehr gut ab. Nach vielen ſchlechten
Kritiken verdient heute die Leiſtung des
Stur=
mes beſonders hervorgehoben zu werden.
Seif=
fert war der gegebene Rechtsaußen und Mahr
ſchlug als Halber ſehr gut ein. Staigmiller, der
heute ſein letztes Spiel für die blau=weißen
Far=
ben lieferte, da er beruflich nach Düſſeldorf
überſiedelt, mußte viel einſtecken. Frey war ein
guter Verbindungsmann und Würtenberger
war, abgeſehen von der letzten Viertelſtunde,
ebenfalls in Fahrt. Schnägelberger dirigierte
in der Abwehr und im Aufbau gleich gut. Von
den Außenläufern war Müller eine Nuance
beſſer als Richter. Die Hintermannſchaft hatte
nicht ſonderlich viel zu tun, ſtand aber eiſern
und ſicher.
Die Germanen
lieferten heute eine in ſo ziemlich allen Reihen
ſchwache Partie. Darmſtädter ſchien verletzt zu
ſein. An beiden Toren konnte er aber kaum
etwas machen. Die Verteidiger begannen ſehr
gut, ſpäter ſah man nichts Glanzvolles mehr. Die
Läufer verſtanden nicht, den Aufbau zu fördern,
konnten aber auch in der Abwehr nicht
überzeu=
gen. Der Sturm, in den letzten Spielen eine
ſtarke Waffe, war heute „nur ein Säuſeln”
Un=
verſtändlich bleibt, warum man den beſten
Stür=
mer, als das Spiel verloren war, als linken
Läufer poſtierte.
Schiedsrichter Oswald=Wormatia Worms
konnte nicht imponieren. Es fehlte, was man
bei einem Gauligaſchiedsrichter unbedingt
vor=
ausſetzen müßte, die große Linie und vor allem
die Ueberſicht.
Im Spiel der Reſerven ſicherten ſich die
98er durch einen 4:1 Sieg weiter die
Tabellen=
führung.
3. Mannſchaft gegen 1. TV. Trebur 0:3.
— re—
Dienstag, 1. Januar 1935
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Hoher Sieg des Tabellenführers.
FC. 03 Egelsbach — Olympia
Lorſch 5:1 (3:1).
Nicht auf beſonderem Niveau
ſtand dieſes Spiel, zu dem ſich 5—600 Zuſchauer
eingefunden hatten. Das lag aber nicht etwa
an der ſchlechten Form beider Gegner, ſondern
vielmehr einerſeits an der ziemlich mäßigen
Leiſtung der Gäſte, und andererſeits an der
Laſchheit, mit der Egelsbach nach dem Stand
von 3:0 das Spiel fortſetzte. Die Lorſcher, ohne
ihren verletzten Verteidiger Degen antretend,
ſtanden ſchon von vornherein auf verlorenem
Poſten.
Egelsbach beginnt das Spiel mit großem
Elan und gab dem Gegner niemals
Gelegen=
heit, ſich zu entfalten. Egelsbach wollte die
Ent=
ſcheidung ſchon in der erſten Halbzeit erzwingen,
drängte ſtetig und erzielte ſchließlich durch
Strafſtoß von Ewald Volz den erſten Treffer.
Einige harmloſe Vorſtöße der Gäſte werden
leicht abgeſchlagen und bald verwandelt der
diesmal als Sturmführer ſpielende Läufer
Hal=
ler durch eifriges Nachſetzen ſeine Vorlage zum
2:0. Lorſch verſucht, das Tempo zu
verſchär=
fen, ſcheitert aber zum Teil an ſich ſelbſt, zum
Teil aber auch an dem unüberwindlichen linken
Egelsbacher Verteidiger. Ein Alleingang von
Ewald Volz, der den Ball in der Feldmitte
auf=
nahm, an mehreren Gegnern vorbeiging und
von halbrechts wuchtig einſchoß, ergab kurz vor
der Pauſe das 3:0. Schlapp auf Linksaußen
wird verletzt und bleibt für den Reſt der
Spiel=
zeit nur noch Statiſt. Wenige Minuten vor der
Pauſe kann Lorſch einen Abſchlag des
Egels=
bacher Tormanns ins leere Tor zum
Ehrentref=
fer verwandeln.
Ein nach dem Wechſel einſetzender Druck der
Lorſcher ſcheitert an der ſicheren Abwehr der E.
Hintermannſchaft. Trotzdem lät ſich nicht
ver=
kennen, daß einzelne Spieler der Platzelf im
Gefühl des ſicheren Sieges eine gewiſſe Laſchheit
an den Tag legen, die aber zum Glück ohne
nachteilige Folgen blieb. Daß dies nicht ein=
trat, daran hatte der linke Egelsbacher
Vertei=
diger Fritz Volz den größten Anteil. An ihm
kamen die Lorſcher einfach nicht vorbei.
Gegen Mitte der zweiten Halbzeit nimmt E.
das Heft wieder in die Hand und beſtimmt bis
zum Schluß die Geſchehniſſe auf dem Spielfeld.
Das Schlußdreieck der Gäſte ſteht im
Brenn=
punkt der Ereigniſſe. Mit Glück und Geſchick
ver=
hinderte ſie weitere Erfolge.. Ein Strafſtoß
von Ewald Volz geht an den Pfoſten, aber ſein
Nachſchuß im Anſchluß an eine Ecke bringt doch
das 4. Tor, und kurz vor Schluß ſchließt Haller
ein Geplänkel vor dem Lorſcher Tor ebenfalls
im Anſchluß an eine Ecke mit einem
unhalt=
baren Schuß in die lange Ecke mit dem fünften
Tor ab.
Bei der Kritik der Mannſchaften
muß feſtgeſtellt werden, daß Lorſch ſeit dem
Vorſpiel ganz gewaltig zurückgegangen iſt. Ohne
Degen iſt die Hintermannſchaft ein Torſo. Der
Tormann war aufgeregt und unſicher. In der
Läuferreihe Lorbacher auf einſamer Höhe. Der
Sturm zu weich und in ſeinen Aktionen zu
durchſichtig, um gegen die kräftige
Hintermann=
ſchaft der Platzherren zu Toren kommen zu
kön=
nen. Es muß den Gäſten jedoch beſcheinigt
wer=
den, daß ſie anſtändige Verlierer waren.
In der Egelsbacher Mannſchaft wirkte
ſich die Umſtellung, ſoweit ſie den Sturm betraf,
ſehr vorteilhaft aus. Haller, ſeither Läufer,
brachte als Sturmführer den notwendigen Druck
in dieſe Reihe, ſo daß Tore nicht ausbleiben
konnten. Er war der beſſere, Ewald Volz der
glücklichere Stürmer. Der Linksaußen fiel nach
ſeiner Verletzung vollkommen aus. — In der
Läuferreihe konnte Peter Knös 2. Haller in
kei=
ner Weiſe erſetzen, er war wohl der ſchwächſte
Mann auf dem Felde. Der rechte Verteidiger
wurde dadurch in ſeinen Leiſtungen ſtark
beein=
trächtigt, demzufolge lieferte er auch eine
ſchwä=
chere Partie. Sein Partner bildete ein für die
Lorſcher kaum zu nehmendes Hindernis. Schuch
im Tor beging nur einen Fehler, der das
Ehrentor zuwege brachte.
Spengler=Worms war dem durchaus
fai=
ren Spiel ein ausgezeichneter Leiter. sch.
Arheilgen hält Pfiffligheim in Schach!
Spork-Bag. 04 Arheilgen
Aorm. Bhaniggei Kotttch
Geglückte Revanche!
Zur allgemeinen Ueberraſchung konnten ſich
die Mühlchesleute für die im Vorſpiel
erlit=
tene Niederlage revanchieren, wenn auch nicht
in derſelben Höhe. Aber der Sieg iſt vollauf
verdient und hätte, den herausgearbeiteten
Torchancen entſprechend noch etwas höher
aus=
fallen können, wenn die Stürmer nicht ſo viel
Schußpech gehabt hätten. Man muß fagen, daß
die Arheilger heute weit gefährlicher vor dem
Tere aperierten w.e ihr Gegner, der gegen
das Vorſpiel in bezug auf Drang nach dem
Tore nicht wieder zu erkennen war. Mag ſein.
daß der größere und weichere Platz die Gäſte
nicht zu ihrem gewohnten Spiel kommen ließ,
aber auf der anderen Seite ſtellte ſich die
Ar=
heilger Abwehr ganz auf die Verteidigung und
Zerſtörung des Gäſteſpiels ein und es gelang
ihr auch ganz vorzüglich. Nur war dadurch
manchmal die Verbindung mit dem Sturm nicht
ſo recht intakt. Dies beſonders in der zweiten
Hälfte, in welcher die Wormſer Vorſtädter mit
allen Mitteln verſuchten, wenigſtens einen
Punkt zu retten. Es hätte nicht viel gefehlt
und in den letzten Minuten wäre es ihnen auch
gelungen. Hart an der Strafraumgrenze
ſpringt der Ball einem Arheilger Verteidiger
an die Hand. Der gut gezielte Strafſtoß wird
von Körber abgewehrt zu einem Eckball.
Da=
mit war die Gefahr gebannt.
Nach der Balfreigabe
ſpürte man ſofort, daß Arheilgen ſich heute
etwas vorgenommen hatte und ſich nicht wieder
überfahren laſſen wollte. Es werden ſofort
ſchöne Angriffe eingeleitet, und der
Pfifflig=
heimer Torwart kann einen wunderbar
getre=
tenen Flachſchuß von Schader mit Mühe und
Not abſchlagen. Pfiffligheim verſucht, durch
Einſetzen der Flügelleute zu Erfolgen zu
kom=
men, aber vorerſt können ſie nicht ernſtlich
ge=
fährlich werden. Arheilgens Läuferreihe wirft
den Sturm wieder nach vorn. Der Erfolg reifte
auch in der 19. Minute: durch den linken
Läu=
fer erhält Schader eine glänzende Vorlage und
nach kurzem ruhigen Drippling ſendet er in
unhaltbarer Weiſe zum erſten Tor für
Arheil=
gen ein. Es ſollte dies allerdings auch das
letzte bleiben.
Pfiffligheim geht nunmehr viel eifriger und
wuchtiger in Kampf, kann aber nichts
Zähl=
bares erreichen. Einmal ſtreicht ein ſcharfer
Schuß, von Gernsheimer aus ſpitzem Winkel
getreten, beängſtigend nah am Tor vorbei. Auch
die Hereinnahme von Gernsheimer in die
Mitte bringt keinen Erfolg.
Arheilgen verſucht indeſſen ſein Torkonto
zu erhöhen, findet bei der gegneriſchen
Ver=
teidigung keine Gegenliebe. Denn oft laſſen
dieſe den ganzen Sturm in die Abſeitsfalle
gehen. So auch bei einemn von Bauer wuchtig
getretenen Strafſtoß, wobei es ſehr brenzlich
ausſah. —
Nach der Pauſe legte Arheilgen ſofort
wie=
der mächtig los, um den Sieg abſolut
ſicher=
zuſtellen. Aber es dauerte nicht lange und
dann beherrſchte Pfiffligheim das Feld, und
Arheilgen ſtellte ſich mehr auf Halten des
Re=
ſultates ein. Trotzdem unternahm der Sturm
ab und zu gefährliche Angriffe und arbeitete
einige ganz klare Torchancen heraus. Treuſch
trifft einmal die Querlatte und beim anderen
Mal, nachdem er ſich durch ſeine Schnelligkeit
frei gelaufen hatte, ſchießt er freiſtehend vor
dem Tore knapp daneben. Auch Groth hat mit
einem wuchtigen Schlag Pech. Jetzt verſuchen
es die Gäſte noch einmal, aber ſie können heute
das Tor nicht finden.
Kritiſch betrachtet,
war Arheilgen wieder einmal bei der
Sache. Es klappte beſonders in der
Hinter=
mannſchaft, wobei jeder ſein Beſtes hergab.
Auch die Stürmer ſetzten ſich gut ein, wobei
die linke Seite der rechten etwas überlegen
war. — Pfiffligheim hatte auch ſeinen
beſten Mannſchaftsteil in der Abwehr, es
ſtan=
den immer drei Mann in der Verteidigung,
die durch kluges Abſeitsſtellen ſchöne Angriffe
unterbinden konnte. Die Stürmer waren heute
nicht in der richtigen Schußlaune, denn man
ſah ſehr ſelten einen herzhaften Schuß auf das
Tor. Allerdings trafen ſie ja auch eine ſich gut
ſchlagende Hintermannſchaft an.
Schiedsrichter Rehm=Worms hatte nicht
immer den richtigen Ueberblick über das Spiel
und pfiff manches zum Nachteil beider
Par=
teien. Zuſchauer 500.
2. Mannſchaften trennten ſich 7:2 zugunſten
Arheilgens.
st.
Bombenſieg der Wormſer!
A.-9. Morms — Vikkoria Walldorf
8:2 (4:0).
Einen Bombenſieg landeten diesmal die
Wormſer Vereinigten, die mit ihren frei
ge=
wordenen „alten Leuten” überraſchend hoch
dieſes Spiel gewinnen konnten. Bereits vor
Seitenwechſel ſtand der Wormſer Sieg mit
einem klaren Vorſprungsreſultat ſicher. Auch
nach der Pauſe hatten die Einheimiſchen das
Spiel jederzeit feſt in der Hand. Obwohl die
Walldörfer mit ihrer ſtärkſten Mannſchaft zur
Stelle waren, konnten ſie die hohe Niederlage
nicht verhindern; ſie mußten vielmehr froh
ſein, wenigſtens noch ſo abzuſchneiden, denn
die Wormſer Bezirksligiſten waren wirklich
ausgezeichnet in Form. Sie rücken nach ihrem
weiteren Punktegewinn vom letzten
Tabellen=
platz vor und haben mit ihren zahlreichen
Heimſpielen berechtigte Ausſicht auf einen
ſiche=
ren Platz der Schlußgruppe. Die zahlreichen
Zuſchauer verließen ſeit langem wieder einmal
befriedigt den Wormſer Stadtpark.
Urberach iſt aufgewacht!
DfR. Bürſtadt — Vikkoria Urbetach
1:1 (1:1).
In einem tapferen Kampfe holten ſich die
Viktorianer Urberachs im Bürſtädter
Wald=
ſtadion einen Punkt; ſie hatten ſogar die
Ge=
legenheit, das Spiel ſogar zu gewinnen. Es
war ein flinker, ſeitens der Gäſte grandioſer
Kampf, der vor zirka 500 Zuſchauern mit dieſer
Punkteteilung ſehr zufriedenſtellend für die
Einheimiſchen verlief. Dabei hatten die
Urberacher das Pech, etwa von der 27. Min.
aber nur mit 10 Mann zu ſpielen, da ihr
halblinks ſpielender Kämpe A. Knapp bei
einem Schuß aufs Tor durch Abſtoppen des
Bürſtädter Mittelläufers das Bein brach
und ins Krankenhaus befördert werden mußte.
Zu dieſer Zeit führten übrigens die Urberacher
mit 1:0 durch einen ſchönen Schuß ihres
Rechtsaußen Groh. Es war übrigens abſolut
nicht notwendig, daß Bürſtadt 10 Min. ſpäter
durch den Halbrechten Buſch zum Ausgleich
kam, denn der Urberacher Tormann hätte bei
ſchnellerem Start nach dem Ball dieſen
Bür=
ſtädter Erfolg verhindern müſſen. Von dieſem
Moment an ſtellten ſich die Gäſte etwas ſtärker
auf die Deckung ein. Allgemein hoffte man im
Bürſtädter Anhang auf einen ſicheren Sieg
nach der Pauſe. Dem war aber nicht ſo, da die
Gäſte dank ihres beſten Feldſpielers Genſſert
und drückender Ueberlegenheit der techniſch
gu=
ten, aber im Sturm zu ſchwachen Bürſtädter,
prima ſtanden. Sie hätten beinahe ſelbſt kurz
vor Schluß noch einen Siegestreffer erzielt.
Weingärtner=Offenbach amtierte als
Schiedsrichter ſehr gut.
Die Mannſchaften ſtanden: Urberach:
Frank; Schwab, Braun; Knapp 2. Genſſert,
Schmidt; Krauß, Knapp 1, Müller, Wunderlich,
Groh.
Bürſtadt: Gebhardt; Gotha, Guckemus;
Ruh, Schmidt, Stockmann; Kratz, Emich,
Grünewald, Buſch, Vettel.
Kreis-Fußball- gehrgang
in Starkenburg.
Es iſt mir gelungen, den DFB.=
Fuß=
ball=Lehrer Herrn Oswald=
Frank=
furt, der bereits im November 1933 einen
5tägigen Lehrkurſus mit großem Erfolg hier
durchführte, wiederum für insgeſamt 2
Wochen, in der Zeit vom 14. bis 28.
Nr. 1 — Seite 13
1. 35, für denganzen Kreis
Starken=
burg zu verpflichten. Da die breite
Maſſe aller Vereine des Kreiſes, insbeſondere
derjenigen des flachen Landes, aus der
Tätig=
keit des Sportlehrers ihren Nutzen ziehen ſollen,
habe ich in Uebereinſtimmung mit dem
Kreis=
fußballfachwart, Herrn Schäfer, 6 zentral
ge=
legene Orte ausgeſucht, an denen Herr Oswald
an je zwei hintereinander liegenden Abenden
in einer größeren Halle 3—4ſtündige Kurſe
ab=
halten wird. Die Orte ſind
Sprendlingen, Bensheim, Bürſtadt, Höchſt i. O.,
Seligenſtadt und Darmſtadt.
Herr Oswald ſteht für den ganzen Tag zur
Ver=
fügung, ſo daß auch an Nachmittagen Lehrgänge
abgehalten werden können. An Geräten
wer=
den nur eine große Anzahl von Fußbällen
be=
nötigt, die von den teilnehmenden Vereinen zu
ſtellen ſind.
In Darmſtadt findet der Kurſus auf dem
Sportplatze des Sportvereins 1898 ſtatt ( ei
ganz ſchlechtem Wetter in einer noch
bekannt=
zugebenden Halle). Ich fordere nun alle
Ver=
eine von Darmſtadt und Umgebung auf, mir
bis ſpäteſtens Donnerstag, den 3. 1. 35,
2 — 3 Spieler für die Abendkurſe
und ebenſoviele (darunter auch
Jugend=
liche) für die Nachmittagskurſe zu
mel=
den. Die Kurſe ſind gebührenfrei; es wird von
den Vereinen nur ein ganz geringer
Un=
koſtenbeitrag für Licht, Bad uſw. erhoben, der
ſich nach der Zahl der Teilnehmer richten wird.
Weiteres durch die Sport= und Tagespreſſe.
Dr. Grünewald, Kreisführer.
Aus den Kreisklaſſen.
Kreisklaſſe 1, Gruppe 1 (Ried).
Bensheim-Hofheim . .
4:1
Groß=Rohrheim—Gernsheim
2:0
Heppenheim-Biebesheim . .
4:0
Bobſtadt-Biblis abgeſetzt.
Die Bobſtädter ſind nach dem letzten
Spiel=
abbruch nunmehr durch Entſcheidung des
Kreis=
gruppenführers Schäfer=Groß=Gerau für dieſe
Saiſon „aus dem Rennen genommen” worden.
Neuerdings ſtreben die Bobſtädter mit ihrem
neuen Mittelläufer Landgraf eine Fuſion mit
dem VfR. Bürſtadt als dem nächſtliegenden
Nachbarverein an. Die Verhandlungen in
die=
ſem Sinne ſind jedenfalls noch im Gange.
Den Bensheimern wurde die Platzſperre, die
nur noch gegen den ſtärkſten Rivalen Hofheim
gegolten hätte, geſchenkt, ſo daß dieſes wichtige
Spiel um die Spitzengruppe der Kreisklaſſe im
Ried in Bensheim ſtattfand. Dabei zeigten ſich
die ehemaligen Bezirksligiſten aus Bensheim
von der beſten Seite, ſie ſind nach ihrem
glat=
ten Sieg mit den Hofheimern zuſammen ſtärkſte
Anwärter auf den erſten Tabellenplatz. Die
Heppenheimer knüpften gut an ihren
Weih=
nachtsſieg 3:2 gegen Bürſtadt an und hielten
bei entſprechenden Leiſtungen ihren diesmaligen
Gegner mit einem glatten 4:0=Sieg in Schach,
der übrigens ſchon bei der Pauſe ſicher ſtand.
Damit iſt Heppenheim wieder ſtark in den
Vor=
dergrund getreten. Einen dramatiſchen Kampf
gab es in Groß=Rohrheim, wo die Gernsheimer
erneut eine Niederlage einſtecken mußten und
dazu noch ihren Rechtsaußen durch Platzverweis
verloren. Der Lokalkampf der beiden
Nachbar=
vereine hatte natürlich zahlreiche Zuſchauer
an=
gelockt, die ein ſehr zügiges Spiel mit einem
verdienten Sieg der Platzbeſitzer zu ſehen
be=
kamen.
Während die Gruppen 3 und 4
Spiel=
ruhe verzeichneten, waren für die
Gruppe 2, Darmſtadi,
folgende Spiele angeſetzt:
SV. Mörfelden—TSG. 46 Darmſtadt 5:2 (4:0),
Chattia Wolfskehlen-Viktoria Griesheim.
Germania Eberſtadt—SV. Weiterſtadt 8:1,
Union Wixhauſen—SV. Groß=Gerau 2:1.
Die 46er laſſen ſich überrumpeln!
S.V. Mörfelden — T. S. G. 46 Darmſtadt
5:2 (4:0).
Von 400 Zuſchauern gelang es dem
Ta=
bellenführer, die Darmſtädter 46er, die ohne
ihren linken Verteidiger antreten mußten,
ge=
radezu im Huſarenſtil zu überrumpeln. Bis ſich
die Darmſtädter gefunden hatten, was nicht
ganze 20 Minuten dauerte, lag Mörfelden mit
ſeiner hohen und wuchtigen Spielweiſe mit
4 Treffern in Führung, wovon allein drei auf
glücklichem Zufall beruhten. Trotz dieſem
Un=
glück ließen ſich die 46er ganz und gar nicht
aus der Ruhe bringen und fügten ſich ins
Unvermeidliche. Nach Ueberwindung der
Schwäche ſpielte die Elf ihr gewohntes Spiel,
was den Tabellenführer zur Erfolgloſigkeit
verdammte. Ueber die ganze Zeit bis zum
Schluß war das Treffen ausgeglichen und
gegen Ende hatten die 46er ſogar etwas mehr
vom Spiel. Mörfelden kam nur noch zu einem
Treffer, während Darmſtadt durch Vogelmann
und Darmſtädter zwei erzielte und außerdem
bei einigen günſtigen Gelegenheiten nicht vom
Glück begünſtigt war. Jedenfalls gibt das
Reſultat dem Verlauf des Spiels ein falſches
Bild.
Kritiſch geſehen, hatte der Sieger in
ſeiner Aufſtellung keinen Verſager aufzuweiſen.
Trotzdem der Mannſchaft heute das Glück
deut=
lich zur Seite ſtand, zeigte ſie immerhin eine
ganz anſprechende Leiſtung. Die Hauptſtärke
liegt in der Verbindung, die ihren wuchtigen
Sturm mit dem ausgezeichneten rechten Flügel
gut einzuſetzen verſteht. An der Meiſterſchaft
iſt nach dieſem Spiel wohl nicht mehr zu
rütteln.
Die 46er hatten ganze 20 ſchwache
Minu=
ten was genügte, das Spiel zu verlieren.
Später zeigte die Mannſchaft ihr wahres
Kön=
nen und in dieſer Zeit konnte man eine ſehr
gute Geſamtleiſtung feſtſtellen. Die 46er mögen
ſich damit abfinden, daß auch im Fußballſpiel
ſtets eine Doſis Glück dazu gehört, Erfolge zu
erringen, und das fehlte der Mannſchaft an
dieſem Tage.
Da der etatsmäßige Schiedsrichter ausblieb,
einigte man ſich auf einen Herren aus
Mör=
felden, der ſich nicht einmal ſchlecht anließ. —
eba.
Reſerven 1:3.
Die „Main=Fürther” am
Neu=
jahrskag an der Rheinallee!"
T5G. 46 — Vf4. Iſenburg.
An dem erſten Tag im neuen Jahre, an dem
auf den meiſten Sportplätzen Ruhe herrſcht,
haben ſich die 46er einen überaus ſpielſtarken
und bekannten Gegner verſchrieben, um ihre
Spielſtärke ſelbſt zu fördern. Ueber die
Spiel=
weiſe der Iſenburger hier Langes zu erwähnen,
halten wir für nahezu überflüſſig, da die
Mann=
ſchaft gerade bei uns in Darmſtadt mit ihrer
vorzüglichen Technik und Taktik genügend
be=
kannt iſt. Die diesjährigen Verbandsſpiele des
Frankfurter Bezirks ſehen die Iſenburger mit
in vorderſter Linie im Kampf um die
Errin=
gung der Meiſterſchaft. Die Gäſte werden an
der Rheinallee mit ihrer kompletten Beſetzung
antreten, und man kann wirklich geſpannt ſein,
wie ſich die 46er aus der Affäre ziehen.
Immer=
hin haben ja die Leute von der Rheinallee ſchon
des öfteren bewieſen, daß ſie gegen ſtarke
Mann=
ſchaften gut beſtehen, ſo daß man mit einem
be=
ſtimmt intereſſanten Kampf rechnen kann.
Selbſtverſtändlich werden auch die 46er mit der
beſten Mannſchaft das Spiel beſtreiten. Der
Beginn iſt auf nachmittags 2 Uhr feſtgeſetzt.
Rhein/ Pfalz
ſchlägt Main Heſſen 6:1.
Tumulie beim Mannſchafts-Ringen
der Repräſenkakiven.
Der in Mainz ſtattgefundene Kampf zwiſchen
den Repräſentativ=Mannſchaften der Bezirke
Main/Heſſen und Rhein/Pfalz endet mit einem
anormal hohen Paragraphen=Sieg der Pfälzer,
während das auf der Matte erzielte Reſultat
4:3 für Rhein/Pfalz lautete. In der
Mann=
ſchaft der Main/Heſſiſchen Vertretung hatten
Schnauber, Mundſchenk und Gawenda geringes
Uebergewicht, ſo daß ihre Kämpfe als
Nieder=
lagen gewertet wurden, während auf der
Matte Schnauber und Mundſchenk Schulterſiege
erfochten. Das mehr als tauſendköpfige
Publi=
kum war ſichtlich ungehalten, weil ihm die
Tatſache des Uebergewichts von der
verant=
wörtlich zeichnenden Main/Heſſiſchen Gau=
Behörde bis zu Beginn des vierten Kampfes
verſchwiegen worden war. Als dann noch
Schultheis=Hanau durch eine nach zwei
Minu=
ten erlittene Niederlage wegen Beinarbeit des
Gegners, die aber vom Schiedsrichter nicht
anerkannt wurde, von den Punktrichtern als
beſiegt erklärt worden war brach ein offener
Tumult aus, der faſt zum Abbruch der Kämpfe
führte. Erſt nach einer zehn Minuten
dauern=
den Unterbrechung konnten die Kämpfe
fort=
geſetzt werden.
Bantamgewicht: Schnauber=
Darm=
ſtadt beſiegt Impertro=
Ludwigs=
hafen nach 5 Min. durch Selbſtwurf des
Pfäl=
zers bei einem mißglückten Ueberſtürzer.
Federgewicht: Kolb=Schifferſtadt feiert
einen Punktſieg über Ohl=Dieburg.
Leichtgewicht: „Mundſchenk=Weiſenau
bringt durch verkehrten Ausheber Freund=
Ludwigshafen in 8.30 Minuten auf beide
Schultern.
Weltergewicht: Der Deutſche Meiſter
Schä=
ſ er=Schifferſtadt wird hoher Punktſieger über
Gawenda=Mainz.
Mittelgewicht: Heißler=Schifferſtadt wird
nach 8 Minuten zum Schulterſieger über
Schultheis=Hanau durch abgefangenen
Ueber=
wurf erklärt.
Halbſchwergewicht: In einem recht mäßigen
Kampf ſichert ſich der Deutſche Meiſter
Siebert=Darmſtadt einen
Arbeits=
ſieg über Ehret=Ludwigshafen.
Schwergewicht: Gering=Ludwigshafen
beſiegt Horn=Mainz hoch nach Punkten.
Geſamtergebnis: Main / Heſſen — Rhein /
Pfalz 1:6.
Seite 14 — Nr. 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
fe in Sadweſt.
Sarte Handballkant
SV. Wiesbaden—Polizei Darmſtadt . . 2:3
SV. 98 Darmſtadt—TV. Frieſenheim . . 11:6
TSV. Herrnsheim—VfR. Schwanheim . . 6:5
TV. Haßloch—Vf. R. Kaiſerslautern . . . 10:4
Pfalz Ludwigshafen—Tgſ. Offenbach . . 4:3
Bei dieſen Spielen gab es 4mal Siege der
Platzvereine, und nur einmal konnten die Gäſte
— Polizei in Wiesbaden — die wertvollen
Punkte mit nach Hauſe nehmen.
Die geſtern in Wiesbaden weilende
Darm=
ſtädter Polizei mußte die Kampfkraft des
Platz=
vereins kennen lernen, ſie kam mit dem
knapp=
ſten Torvorſprung 2:3 ſiegreich nach Hauſe.
SV. 98 Darmſtadt hatte die Turner aus
Frieſenheim zu Gaſte und konnte gegen die ſehr
robuſt ſpielenden Frieſenheimer, wenn auch
zu=
nächſt im Rückſtand liegend, mit 11:6 deutlich
ſiegreich bleiben und ſein Punktekonto erhöhen.
Leider ſtand das Treffen unter der Leitung
eines völlig unzulänglichen Schiedsrichters. Die
Hoffnungen der Frankfurter Kante auf ein
ſieg=
reiches Abſchneiden der Schwanheimer bei dem
früheren Turnermeiſter Herrnsheim wurden
ziemlich zunichte, da die Gäſte knapp mit 6:5
Toren verloren. Im zweiten torreichen Spiel
blieb Haßloch über Kaiſerslautern mit 10:4
ſiegreich. Ludwigshafen ſiegte knapp über die
Gäſte aus Offenbach.
Polizei Darmſtadt
98 Darmſtadt
VfR. Schwanheim 9 6 —
TV. Haßloch
Pfalz Ludwigshaf. 9
Tgſ. Offenbach
VfR. Kaiſerslautern 9
TV. Frieſenheim 8 1
Gau Baden: SV. Waldhof — Tſchft.
Beiert=
heim 17:5; FC. Mannheim 08 — VfR.
Mann=
heim 1:7; TV. Ettlingen — Phönix
Mann=
heim 6:7.
Knapper Sieg
der Landespoliziſten!
SV. Wiesbaden — Polizei=SB.
Darm=
ſtadt 2:3 (0:1).
Das Spiel des Deutſchen Meiſters hatte in
der Kurſtadt gut 1500 Zuſchauer auf die Beine
gebracht, die einen äußerſt knappen Sieg der
ſchwach ſpielenden Darmſtädter ſahen. Das Spiel
ſtand jederzeit unter der Deviſe: Punkte! Man
ſah gleich zu Beginn, daß ſich die Wiesbadener
viel vorgenommen hatten, und nur der
auf=
opfernd kämpfenden Hintermannſchaft verdanken
es die Grünen, da ſie die beiden wertvollen
Punkte nach der Landeshauptſtadt entführen
konnten. Sehr bedenklich ſtand es um die Punkte,
als in der 15. Min. der zweiten Halbzeit Sommer
vollſtändig zu Unrecht von dem ſchwach
Leiten=
den Böttcher= Ludwigshafen herausgeſtellt
wurde. Mit eiſerner Energie hielt jedoch die
Elf des Deutſchen Meiſters den gewonnenen
Torvorſprung, trotzdem Angriff auf Angriff,
unter mächtiger Anfeuerung des Kurſtädter
Anhangs, gegen das Tor der Gäſte rollte.
Die Mannſchaften ſtanden ſich komplett
gegen=
über.
Vom Anſtoß der Grünen
weg verwirft Spalt knapp. Zwei gutgemeinte
Würfe von Sommer und Rothermel machte
Mund, ein überaus guter Hüter, ſicher zunichte.
Aber auch die Gegenſeite kommt mehrmals zu
Wort, doch die Kurſtädter kommen ſehr wenig
an der Hintermannſchaft der Darmſtädter
vor=
bei. Erſt die 15. Minute regiſtriert einen
zähl=
baren Erfolg. Einen Strafwurf gibt Spalt an
Rothermel, der den Reſt beſorgt — 0:1. Kurz
danach verhindert Stahlecker mit einer
pracht=
vollen Parade den greifbaren Wiesbadener
Ausgleich. Bis zur Pauſe kommt es für beide
Parteien zu keinem Erfolge mehr.
Nach der Halbzeit ſcheint es anfänglich beſſer
bei den Landespoliziſten zu klappen. In der
2. Minute erhöht Spalt im „Einzel”gang auf
0:2. Fünf Minuten ſpäter heißt es durch
Roth=
ermel 0:3. Dann iſt es mit der Kunſt des
Deut=
ſchen Meiſters zu Ende, denn die Wiesbadener
gehen mit allem Eifer daran, das Ergebnis
günſtiger zu geſtalten. Bormann bleibt es
vor=
behalten, das Reſultat in der 13. Minute auf
1:3 zu ſtellen. Kurz darauf muß Sommer dann
zu ſeinem Leidweſen zum erſten Male in ſeiner
ſportlichen Laufbahn das Spielfeld verlaſſen.
Kurz vor Schluß wirft Bormann das 2. Tor
für die Kurſtädter.
Kritiſch betrachtet,
war der Sturm der Darmſtädter das
Schmerzenskind der Elf. Rothermel war der
Einzige, der einige Lichtblicke aufzuweiſen hatte.
Von den übrigen haben wir beſtimmt ſchon
beſ=
ſere Spiele geſehen. Die Hintermannſchaft war
ſehr ſchön in Form. Stahlecker gefiel
ausge=
zeichnet.
Die Wiesbadener Mannſchaft ſtimmte
ihren Anhang durch ihr eifriges Spiel ſehr
freu=
dig. Auch hier war die Abwehr das ſtärkſte.
Mund, der Torhüter, war der beſte Mann der
Platzelf.
Krewer und Möller, die beiden
deut=
ſchen Dauerfahrer, gingen bei den Radrennen
in Antwerpen an den Start. Sie wurden aber
im Geſamtergebnis von Lacquehay und Rouſſe
bezwungen. Bei den Brüſſeler Radrennen ſtellte
Weltmeiſter Kaers einen neuen Rekord über
1 Klm. mit fliegendem Start mit 1:04,2 auf,
und in Paris endete der im Mittelpunkt der
Senntags=Radrennen ſtehende Länderkampf
Frankreich — Italien mit 2:1 zugunſten der
Franzoſen.
Das iſt kein „Spiel” mehr!
5b. 98 Darmſtadt — TV. Frieſenheim
11:6 (7:3).
Nach dem 13:5=(6:3)=Sieg der Reſerve gegen
die nicht komplette Elf von Jahn 1875 traten die
beiden Gauligavereine in ſtärkſter Aufſtellung
zum Punktekampf an. Leider konnte man auch
heute wieder nicht von einem Handballſpiel
reden, da die Spielweiſe der Frieſenheimer alles
andere als ſchön war. Beinſtellen, Schlagen und
Umreißen war die Stärke der Frieſenheimer
Turner, Leider griff der Schiedsrichter Eberle
(Mainz=Zahlbach) nicht durch, ſo daß dieſe
Frie=
ſenheimer Spielweiſe bis zum Schlußpfiff
An=
wendung fand. Dreizehnmeterbälle und
verſchie=
dene Herausſtellungen hätten vom Schiedsrichter
verhängt werden müſſen.
Zum Spielverlauf.
Von Beginn an merkt man, daß die Turner
alles auf eine Karte ſetzen. Mit aller
Körper=
kraft wird gearbeitet und in dem blau=weißen
Strafraum feſtgeſetzt. Weber hält verſchiedene
kräftige Schüſſe. Nach 5 Minuten machen ſich die
Lilienträger frei und bringen Angriff auf
An=
griff nach vorne. Freund erhält von Koch den
Ball und erzielt 1:0. Der gegneriſche Linksaußen
ſchießt zum 1:1 ein. Zweimal kann Schreiber
ſeinen Verein durch Strafſtöße zu Toren
brin=
gen. „Nun aber los!” heißt die Parole für die
98er. Feick ſchießt von Rechtsaußen aus zum 2:3,
Kaltenbach gibt an Freund zum 3:3, und Feick
bucht im Alleingang das 4:3. Kaltenbach gibt an
den mitgegangenen Merz, der einen ſcharfen
Schuß in die Maſchen ſetzt. Freund erzielt durch
Strafſtoß den 6. Treffer, und eine Abgabe
Kal=
tenbachs an Eichhorn bringt den 7:3
Halbzeit=
ſtand.
In der zweiten Halbzeit werden wenige Tore
geſchoſſen, von 98 nur 4 und Frieſenheim 3. Die
Schützen ſind auf Seiten der Lilienträger Freund
zwei, Eichhorn und Merz je eins, bei
Frieſen=
heim der Mittelſtürmer zwei Strafſtöße und der
Linksaußen eins.
mn.
*Staffelſieger im Kreis Starkenburg.
Bezirksklaſſe, Staffel 6: TV. Bickenbach
— Germ. Pfungſtadt 8:5 (6:2) Heppenheim—
Tſchft. Griesheim 7:4 (5:3), 46 Darmſtadt —
Vik=
toria Griesheim 7:3 (2:2), TV. Lorſch — TV.
Pfungſtadt 1:3 (0:2). — Staffel 7: TV.
Nau=
heim — TV. Arheilgen 3:7 (2:3), Tgde.
Sprend=
lingen — 04 Arheilgen 3:10 (1:6), TSG.
Braunshardt — TV. Worfelden 3:5 (2:3), Merck
— TV. Büttelborn 9:3 (6:2). — Staffel 8: Gr.=
Umſtadt — Erbach 4:9 (1:4), Lengfeld —
Rein=
heim 8:12 (5:4), Nieder=Ramſtadt — König 5:6
(2:3).
Kreisklaſſe 1., 1: Vorwärts Langen
Egelsbach (abgeſetzt), TSV. Langen —
Beſſun=
gen 16:3 (9:1), SV. 98 Reſ. — Jahn 75 13:5
(6:3), Polizei Reſ. — Dreieichenhain (abgeſetzt),
— Staffel 2: Wallerſtädten — Walldorf 6:2
(0:0), Groß=Gerau Wolfskehlen 11:3 (7:0),
Königſtädten — Mörfelden 4:8 (1:5). —
Staf=
fel 3: Crumſtadt — Birkenau 6:11 (4:4),
Bens=
heim — Zell 9:9 (7:4), Auerbach — Hahn 9:5
(5:3).
Kreisklaſſe 2, 1: Erfelden — Seeheim
8:5 (4:2), Nieder=Modau — TV. Eberſtadt 7:5
(3:3), Conc. Gernsheim — Germ. Eberſtadt 5:6
(3:4), Groß=Hauſen — Stockſtadt 7:4 (5:3).
Staffel 2: Münſter — Weiterſtadt (W. nicht
an=
getreten). FV. Sprendlingen — Reichsbahn
5:7, Götzenhain — Urberach 4:14 (3:6).
Die Schlager zum Jahreswechſel.
Germania Pfungſtadt in Bickenbach 5:8 geſchlag.
TV. Pfungſtadt ſiegt in Lorſch . . . . 3:1.
Braunshardt unterliegt Worfelden . . . 3:5.
Erbach ſiegt in Groß=Umſtadt . . .
9:4.
In allen Staffeln ſtehen die
Tabellenführer feſt:
46 Darmſtadt (vermutlicher Sieger), 04
Arheilgen, TV. Reinheim (vermutlicher
Sieger), TSV. Langen, Mörfelden (
ver=
mutlicher Sieger), Birkenau (vermutlicher
Sieger), Germania Eberſtadt (
vermut=
licher Sieger), TV. Urberach (vermutlicher
Sieger).
Urſprünglich ſah das Handballprogramm zum
Jahreswechſel faſt harmlos aus. Nun hat ſich
aber gezeigt, daß verſchiedene Vereine
verzwei=
felte Anſtrengungen machten — und es gelang.
Bei anderen ging leider der Gaul durch. So
mußte in Bickenbach ein Germane vom Platz, in
Lorſch puffte Gärtner dem Schiri gegen die
Bruſt, „Pfeif doch!”, er mußte abtreten. In
Hep=
penheim kam es trotz des Sieges ſogar zu
Tät=
lichkeiten, ſo daß 3 Heppenheimer und ein
Gries=
heimer Turner kalt geſtellt werden mußten. In
Nieder=Ramſtadt rettete Ohl=46 Darmſtadt die
Partie, indem er ſcharf durchgriff und zwei von
der Platzelf und einen Groß=Umſtädter
heraus=
ſtellte. Bitter beklagten ſich auch die Eberſtädter
Germanen in Gernsheim, wo der SR. aus
Be=
ſorgnis um ſeine heile Haut nicht zu
Platzver=
weiſen ſchritt. Angeſichts dieſer Vorfälle ſei an
die letzte SR.=Sitzung erinnert, wo
Kreisſpiel=
wart Kolb bei Vergehen auf dem Spielfeld
dra=
koniſche Maßnahmen forderte.
T5G. 46 wieder klar in Fronl.
TSG. 46 Darmſtadt — Viktoria Griesheim
7:3 (2:2).
Der Kampf der beiden Favoriten hatte 300
bis 400 Zuſchauer an den Platz der Rheinallee
gelockt, die beſtimmt nicht enttäuſcht wurden.
Ein Kampf, wie man ihn wenig ſieht; reichlich
hart, auch genügend nervös, aber auch raſſig.
Da wurden auch alle Fehler erhaſcht, die der
Gegner ſich erlaubte, und nichts gaben ſich die
Parteien heraus. Ganz beſonders nicht vor der
Pauſe. Von beiden Hintermannſchaften war
aber auch keine zu überwinden. Im
Mittelfeld=
ſpiel waren beide Parteien faſt nur auf
Zerſtö=
rung bedacht.
Der Wechſel erſt brachte inſofern eine
Aende=
rung, da die Darmſtädter ſich von dem üblichen
losſagten und eine andere Taktik anwendeten.
Nur dadurch entgingen ſie vielleicht einem noch
härteren Kampf oder auch Spielverluſt. Nur
zu ſpät beſann ſich die Griesheimer Mannſchaft
auf ihre wahre Kraft und Spielſtärke. Sie
hat=
ten ſich beſtimmt in der erſten Halbzeit
veraus=
gabt. Viel zu ſpät kam die Umſtellung der Gäſte.
Da war der mit in den Sturm gegangene
Ver=
teidiger; ein ganz gefährlicher Mitreißer; er
ſchuf brenzliche Situationen vor dem 46er Tor,
konnte aber durch viel Pech die Torchancen nicht
verwerten.
Von beiden Mannſchaften zeigte Darmſtadt
die reifere Spielweiſe, und ſo erſcheint der Sieg
vollauf verdient, doch Griesheim darf
beſchei=
nigt werden, daß es ein gelinderes Reſultat
verdient hätte. An der Niederlage der Gr. iſt
nur die ſchlechte Stürmerleiſtung ſchuld. Der
ſonſt gefürchtete Sauerwein hatte ſehr wenig zu
beſtellen. An den ſieben Toren kann man Knodt
im Tor nicht verantwortlich machen; er war es,
der ſein Beſtes gegeben hat.
Die Darmſtädter Mannſchaft hat gut
gefal=
len, beſonderes Lob darf hier der geſamten
Hintermannſchaft ausgeſprochen werden, und
auch ihr gebührt in erſter Linie der Sieg. Der
Sturm war nicht ſchlecht, konnte ſich aber erſt in
der zweiten Hälfte zu einer guten Leiſtung
auf=
ſchwingen; ſo manche Wünſche blieben noch
un=
erfüllt.
Bickenbach:
Vor der Pauſe erinnerte die Spielweiſe der
Platzelf an ihre Glanzzeit und ſie diktierte den
überraſchten Pfungſtädter Germanen ein noch
nie erlittenes Pauſenergebnis von 6:2 auf.
Später flackerten die Gäſte auf. Doch der
Vor=
ſprung war zu groß und Opper im Bickenbacher
Tor ſehr gut. Zweite 5:9 und Jugend gegen
Bensheim 13:1.
Heppenheim:
Bei verteiltem Spiele gab die Schußkraft des
Halblinken Geßner von der Platzelf den
Haupt=
ausſchlag. Er brachte ſämtliche 7 Tore auf ſein
Konto und man muß hier einflicken, daß es den
Griesheimer Turnern verwunderlicherweiſe
nicht gelang, den torhungrigen Geßner beſſer zu
bewachen. Der Mittelläufer Müller hat doch das
Zeug dazu,
Lorſch:
Vorerſt verteiltes und anſtändiges Spiel.
Lorſchs Angriffe ſcheiterten an der guten
Gäſte=
abwehr. Hier muß immer wieder der Hüter
Grü=
nig genannt werden. Zwei Tore legten die Gäſte
vor. Gärtner mußte kurz vor der Pauſe vom
Platz. Jetzt wurde das Treffen rauhbeinig von
Seiten der Platzherren. Die Gäſte gingen dem
Kampf Mann gegen Mann aus dem Wege, ſie
ſpielten immer ab und hierin liegt der Sieg
be=
gründet. Durch Strafwurf holte Lorſch ein Tor
auf. Doch Blumenſchein egaliſierte.
Nauheim:
Die Arheilger Turner befinden ſich zur Zeit
wieder in guter Fahrt. Das bekam auch Nauheim
zu verſpüren. Dem Führungstreffer der Gäſte
folgte ein Wechſel mit 2:1 zugunſten Nauheims.
Dann zog Arheilgen auf Grund ſeines reiferen
Spieles davon. 4 Treffer waren die Ausbeute
(2:5), noch einer für Nauheim und 2 für
Arheil=
gen bildeten den Schluß. Bemerkenswert iſt noch,
daß Arheilgen Vogels Strafwürfe nicht fürchtete.
Braunshardt:
Wieder war der Sturm das Schmerzenskind,
zumal Worfeldens Abwehr nicht lange fackelte,
ſondern hart dazwiſchen fuhr. Beim Stande von
3:4 gab SR. Happel=46 Darmſtadt ein Tor nicht
wegen angeblichen Übertretens. Darauf gerieten
Braunshardts Stürmer ganz aus dem Häuschen.
Sie waren mit manchen Entſcheidungen nicht
zu=
frieden.
Lengfeld:
Faſt wäre der große Wurf geglückt und der
Tabellenführer Reinheim geſtrauchelt. Leider
mußte ein Spieler verletzt ausſcheiden und der
Hüter wurde unſicher, ſo daß der Halbzeitſieg
mit 5:4 in 8:12 verwandelt wurde.
Nieder=Ramſtadt:
Endlich klappte bei der Platzelf auch wieder
einmal der Laden und es ſah nach einem Siege
aus, denn 10 Minuten vor Schluß ſtand die
Partie 5:3. Dann kam König an den Ausgleich
heran. Die Hitze des Kampfes ſtieg. Ohl diktierte
Platzverweiſe. Das half. Faſt mit dem
Schluß=
pfiff fiel der Siegestreffer für die Gäſte.
Crumſtadt:
Das Antreten des derzeitigen Tabellenführers
hatte Maſſenbeſuch zu verzeichnen, wie lange
nicht mehr. Dies ſpornte die Parteien zur
Her=
gabe des ganzen Könnens an und dadurch
ent=
wickelte ſich ein Spiel, das begeiſtern mußte.
Halbzeit 4:4. Leider machte ſich bei Kern eine
alte Verletzung bemerkbar, die ihn ſtark
behin=
derte. Trotzdem brachte er alle 6 Tore auf ſein
Konto.
Erfelden:
Mit 0:2 ließen ſich die Platzherren von
See=
heim überrumpeln. Dann tauten ſie auf und
ſiegten 8:5 durch beſſere Stürmerleiſtungen.
Götzenhain:
Sehr ſaftig fiel die Niederlage gegen den
Tabellenführer Urberach aus. Das kam, weil die
Gäſte einen mitreißenden und talentierten
Mit=
telſtürmer beſitzen, der es immer wieder verſtand,
ſich frei zu laufen.
An die Turner und Sporkler
des Landesgebieles Heſſen
Zum neuen Jahr!
An der Schwelle des alten Jahres wünſche ich
allen heſſiſchen Turnern und Sportlern ein
er=
folgreiches und geſundes neues Jahr.
Das Jahr 1934 ſtand unter dem Zeichen einer
einigenden Turn= und Sportbewegung. Am
30. Januar, dem Tag der nationalſozialiſtiſchen
Machtergreifung, verkündete der
Reichsſport=
führer den neuen Reichsbund für
Leibesübun=
gen, der alle Turner und Sportler unter ſich
vereinigte und damit dem bisherigen Streit
zwiſchen dieſen beiden Richtungen ein Ende
be=
reitete. In Darmſtadt wurde die Einigung
da=
durch in die Tat umgeſetzt, daß ſich der größte
Darmſtädter Turnverein mit dem größten
Darmſtädter Sportverein zu einer Darmſtädter
Turn= und Sportgemeinde vereinigte. Dieſe
Vereinigung gab der alsdann beginnenden
Zu=
ſammenarbeit aller Turn= und Sportvereine
unter dem neuzeitlichen Begriff „Deutſche
Lei=
besübungen” die Grundlage, für die weitere
Arbeit.
Die Leibesübung hat im Jahre 1934 ganz
be=
ſonders in Darmſtadt einen ungeahnten
Auf=
ſchwung genommen. Weit über Heſſen
hinaus=
iſt dieſe einigende Tätigkeit anerkannt worden,
und auch im Jahre 1935 werden wir in gleichem
Sinne ſchaffen und wirken.
Allerwärts ſtellt man feſt, daß ein geſunder
Wille zum Zuſammenſchluß zwiſchen Tnurnern
und Sportlern — und dies ganz beſonders auf.
dem flachen Lande — vorhanden iſt. Meiſt
fehlt es nur an einer örtlich führenden
Perſön=
lichkeit zu ſolchen Bewegungen. Wir werden
alles daran ſetzen, um dieſe geſunde
Entwick=
lungslinie nicht verflachen zu laſſen, und überall
da, wo derartige volksverbindliche Regungen
unter den Turnern und Sportlern ſich zeigen,
dieſelben praktiſch werden zu laſſen.
Ich möchte das alte Jahr nicht ſcheiden laſſen,
ohne all denjenigen zu danken, die ſich in den
letzten 12 Monaten uneigennützig in den Dienſt.
der Sache ſtellten. Ich erwarte, daß auch in
Zu=
kunft ſämtliche heſſiſchen Turner und Sportler
dem Rufe des Reichsſportführers Folge leiſten
und tatkräftig mitarbeiten.
Unſer Ziel ſteht feſt. Das kommende Jahr muß
uns in Erreichung desſelben einen gewaltigen
Schritt vorwärts bringen. Turner und
Sport=
ler wollen beide dasſelbe, ſie wollen ihrem
Volke und ihrem Vaterland dienen und
ge=
hören daher zuſammen. Wo, wie hier, derartig
gleichgerichtete Arten beſtehen, wäre es
eing=
dem natürlichen Empfinden und dem
unge=
ſchriebenen Geſetz der Moral widerſprechendé
Handlung, wollte man einen Trennungsſtrich
zwiſchen den Turn= und Sportverbänden noch
länger aufrechterhalten. Wenn das geſamte
deutſche Volk ſich einig fühlt unter ſeinem
Füh=
rer, ſo muß dieſe Begebenheit für die Turn=
und Sportbewegung ganz beſonders maßgebend
bleiben. Bei dem Uebertritt in das neue Jahr
werden daher all diejenigen, die noch immer
glauben, bei ihren alten Begriffen und
Ein=
ſtellungen verharen zu müſſen, noch einmal
er=
mahnt, ſich entweder von der Notwendigkeit
der hier einzuſchlagenden Richtungen im
Inter=
eſſe des Volkes und des Vaterlandes zu
über=
zeugen oder, wenn dies durch innerliche
Hem=
mungen oder Bindungen nicht möglich iſt, ſich
der neuen Richtung nicht mehr länger
kritiſie=
rend in den Weg ſtellen zu wollen, was
als=
dann allein nur noch als echte Turner= und
Sportlerdiſziplin gewertet werden kann.
Wenn die deutſche Turn= und Sportbewegung
in ihren Reihen derartig geläutert und
inner=
lich überzeugt in das Jahr 1935
hinüberwech=
ſelt, dann wird der Weg zur Erreichung der
vorgenannten Ziele noch freier und leichter
ſein. Erſt dann wird ſich der Boden zu einer
gemeinſchaftlichen echten deutſchen
Kamerad=
ſchaft entwickeln können, und damit wird die
deutſche Leibesübung zu einem wichtigen
Fak=
tor für die Geſunderhaltung von Volk und
Fa=
milie und für den Neuaufbau der deutſchen
Nation und unſeres Vaterlandes.
In dieſen unſeren Einigungsbeſtrebungen
ar=
beiten die heſſiſchen Turner und Sportler im
Sinne des Reichsſportführers und erfüllen
da=
mit den Willen unſeres Führers und
Reichs=
kanzlers Adolf Hitler.
Mit ſcheidendem, aber auch dankbarem
Blick auf das Jahr 1934 grüßen die heſſiſchen
Turner und Sportler in einiger Kameradſchaft
hoffnungsfreudig das Jahr 1935.
Darmſtadt, den 31. 12. 1934.
Löwer,
Leiter des Staatlichen Turn= und Sportamtes,
SV. Merck Darmſt. — TV. Büttelborn 9:3 (6:2).
Beide Mannſchaften zeigten in dieſem Spiele
gute Leiſtungen. In der erſten Viertelſtunde
trägt Merck ſchöne Angriffe vor, jedoch fehlte der
genaue Torſchuß. Immer wieder ſtehen die
Gaſt=
geber vor dem gegneriſchen Tore, aber in ganz
ausſichtsreicher Lage werden die Bälle daneben
geſetzt. Endlich wird durch Brücher der Bann
gebrochen. Mit einer Vorlage geht er durch und
bucht den erſten Treffer. Poth und Schuchmann
ſchließen ſchöne Kombinationen mit je 1 Tor ab.
Die Turner kommen jetzt beſſer ins Spiel und
können 1 Tor aufholen. Rettig, Schuchmann und
Buß erzielen drei weitere Treffer, denen die
Turner nur 1 Treffer entgegenſetzen. In der
zweiten Spielhälfte war das Spiel etwas hart
Die Ueberlegenheit der Mercker hielt auch weiter
an, was durch 3 Tore (Rettig 2, Poth 1) zum
Ausdruck kam. Büttelborn war noch einmal
er=
folgreich. Geibel=Pfungſtadt war ein guter
Lei=
ter. — Die Jugend konnte über die Viktoria=
Jgd. Griesheim nach einem ſchönen, fairen Spie
einen 9:7 Sieg erringen.
Dienstag, 1. Januar 1935,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 1 — Seite 15
Unſerer verehrlichen Kundſchaft,
Freunden und Gönnern
die herzlichſten
Bunſche zum
Jayreswechſer.
Kronenbrauerei Wiener A. 6.
Darmſtadt vorm. Gebr. Wiener
Ofe
Nrce
Allen werten Gäſten, Freunden und
Bekannten
(73
ein herzliches
„Proſit Neujahr!”
Familie Georg Chriſt
Kaiſerſaal=Reſtaurant — Fürſienſaal
Dc5 ſe
Meinen werten Kunden, Freunden u. Bekannten
die herzlichſten Glückwünſche
zum neuen Jahr!
(70
ADAM LEUTHNER
Spenglermeiſter, Heinheimerſtraße 22, Tel. 595
Zum Jahreswechſel meinen werten
Stamm=
gäſten, Freunden und Beiannten ein
glückliches neues Jahr
wünſcht
Familie Petri
Gaſtwirt, Arheilgerſiraße 50.
59)
A
Allen werten Gäſten, Freunden und Bekannten
ein gluckliches neues Jahr!
97)
Gaſiſtätte Knauf, Bleichſtraße 48.
Kara46
Unseren werten Stammgästen, Gästen, Freunden,
Bekannten und Nachbarschaft die herzlichsten
Glückwünsche zum Neuen Jahre!
Gaststätte Fink
Elisabethenstraße 25.
71
Süu
ZurOper
Jnh. R. Bader
Allen Gästen und Bekannten
herzliche Wünsche
zum Jahreswechsel
Am Neujahrstag ausgewählte
Speisenfolge mittags u. abends
Darmstadt / Ludwigstraße 11 / Tel. 4256
das Spezialgeschäft für Damenstoffe
wünscht allen seinen Kunden ein
glückliches.Neues Jahr!
die herzlichſten Wünſche
zum Jahreswechſel!
Maſſeur
Gg. Möller u. Heilgehilfe
Roßdörferſtr. 46.
Tel. 4124
Herzlichen Glückwunsch
zum neuen Jahre!
Familien
Valentin Wagner und
Heinrich Haas
66
Herzlichen Glückwunſch.
zum neuen Jahr!
Gebrüder Tang
Möbel=,Parkeit=u Bauſchreinerei (61
Mühlſiraße 26 • Darmſtadt Telefon 1433
Ssssttser sttttstt
„Zum Heſſiſchen Haus”
Ecke Grafen= und Mackenſenſtraße
Telefon 1826 Darmſtadt Telefon 1826
Meiner werten Nachbarſchaft, Gäſten u. Bekannten /
ein herzliches Proſit Neujahr!
Familie Friedrich Rummel
Gleichzeitig möchte ich meinen werten Gäſten und
Geſchäf streunden das mir bisherige Vertrauen
und Wohlwollen auch im neuen Jahre erbitten.
Am 1. Januar 1935 Konzert (87
*
tttssttrstttttttttttt
Meiner werten Kundſchaft, ſowie allen
Freunden und Bekannten
die beſten Wünſche
zum neuen Jahr!
Georg Stier
Zentralheizungen und ſanitäre Anlagen
Beſſunger Straße 43 Fernruf 320
Wirtſchaft zum Brauſtübl” Schuſtergaſte 13
Allen unſeren Gäſten, Freunden und Bekannten
zum Jahreswechſel
herzliche Glückwünſche!
Familie Ph. Berg.
Ein glücklich Neues Jahr ſeiner
Kundſchaft und Sportkameraden
Sport=Joſt
AS
Die besten Wünsche zum neuen Dahre! 90) Frau Marie Geil Witwe Weinhaus Mascotte, Holzs raße 5 Unserer werten Kundschaft,
Freunden und Gönnern die
herzlichsten Wünsche zum
Jahreswechsel!
Peter Gräber Wwe. und Familie
Schweinemetgerei
Darmstadt, Schustergasse11
74
D
herzlichſten Glückwünſche
zum neuen Jahre!
FRIEDRICM STELZ
Zigarren, Zigaretten und Tabak
Darmſtadt, Eliſobethenſtraße 56
Griesheim b. D., Ludwig raße 45
Unſerer werten Kundſchaft und Freunden wünſchen
ein gutes neues Jahr!
F. W. Preußner und Frau
Spenglerei und Inſtallation / Bleichſtr. 1
Joooooooeoooooooeoge
Meiner verehrten Kundſchaft, Freunden und
Bekannten
ein glückhaftes neues Jahr!
Weiterhin vorwärts für Volk, Führer und
Vaterland!
Hans Schaefer, Schreinermeiſter
Darmſtadt, Grüner Weg 9, Tel. 1179
58) Werkſtätte: Nieder=Ramſtädterſtraße 9
2
Herzlichen Glückwunſch
zum neuen Jahr!
Familie Grohe
Brauerei zum Erbacher Hof Telephon 2355.
Herzliches
Proſit Neujahr!
Piano=Berg
Hügelſtraße 32
O
Meiner werten Kundſchaft, Freunden und
Bekannten
Die beſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
GeorgReeg,Metzgermeiſter u. Familie
A
Prosit Hewiahn!
Farben-Krauth.
All unseren werten Kunden, Freunden
und Bekannten
EIN HERZLICHES
PROSIT NEUUAHR!
TUCHHAUS W. OONRAD
NH.: BÜCHHAMMER
Darmstadt, Schulstraße 6
(104
Unſeren werten Gäſten, der
Nachbar=
ſchaft, Freunden und Bekannten
ein kräftiges
Proſit Neujahr!
Familie Robert Dörr ios
Stammhaus Nummel t Neckarſte 20
Gaſtſtätte Imhof, Soderſtraße 6½
Meinen geſchätzt Gäſten, Freunden u. Bekannten
einglückſeligesNeujahr!
96) Georg Imhof Wwe. u. Kinder.
Unseren werten Gästen. Freunden und Bekannten
Herslichen Glückwunsch
zum neuen Jahr!
Silvesterfeier mit Konzert.
Familie Josel Räsch, Hotel Mers.
Allen unſeren Gäſten, und denen, die es werden
wollen, ein glückliches
(101
Neues Jahr
Heinz Bungartz und Frau
Reſtaurant „Zum Hackerbräu”
Tauteſchlägerſtraße 4 Telefon 2946
Im Ausſchank das weltberühmte Liebfrauenbier
Echten Kölner Korn 15 Pfg. Erſtkl. Küche
Meinen werten Gäſten, Freunden u. Gönnern,
ſowie Nachbarſchaft
die herzl. Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Familie Adam Wolf
„Zum Deutſchen Hof”, Mackenſenſtraße 23.
Herzlichen Glückwunſch
zum neuen Jahr!
Inſtallation
Guſtav Geil eletr. Anlagen Kirchſtr. 1
Burg Frankenſtein.
Allen unſeren verehrten Gäſien, Freunden und
Bekannten ein
ProſitNeujahr!
C. Hechler und Frau.
Auch im Winter iſtd ſchönſte Ausflug n. d. Frankenſtein.
(57
Im Burg=Reſtaurant
behaglicher Aufenthalt bei mäßigen Preiſen.
UInseren werten Mitgliedern
die herzlichsten
Glückwünsche
zum Jahreswechsel!
*
Die Gesamtverwaltung
der Verbrauchergenossenschaft
Darmstadt e. G. m. b. H.
G
Unſerer werten Kundſchaft, allen Freunden
und Bekannten ein
Glückliches neues Jahr!
Gebrüder Friedrich
Spedition und Möbeltransport.
Prosit Neujahr!
wünschen wir unseren werten Gästen, Freunden
u. Bekannten, Familie Jean Gebner
„Thüringer Hof‟
Allen unſeren Gäſten, Freunden und Bekannten
wünſchen wir von Herzen
Ein glückliches Neues Jahr!
Fam Herm Jäckle „ZumMaintor”, Mathildenpl. 11
Fam. Jakob Jäckle, Grafenſtraße 17.
11682
Herzlichen Glückwunſch
zum neuen Jahre!
Konditorei Angermann
Grafenſtraße 12.
(86
Ein glückliches Neues Jahr
wünscht seinen Mitgliedern,
Freunden und Gönnern
Polizei-Sportverein Darmstadt
[ ← ][ ][ → ]Seite 16 — Nr. 1
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
Allen Geſchäftsfreunden
ein glückliches Jahr 1935
M. H. EEIA
Fach=Geſchäft für Radio=Zechnik
Wilhelminenſtraße 22, Fernſprecher 697
Unſeren verehrten Gäſien ein herzliches
Proſit Neujahr!
Brauerei Grohe
Unseren werten Kunden und Bekannten
Herzlichen G dek wunsch zum nenen Jahre
Fahrradhaus Fisch
Mathildenplatz 1.
(144
365
glückliche Tage wünscht allen Freunden,
Bekannten u. seiner Kundschaft mitz,Gut Licht‟
Fotohaus Perabo
4
J. Schubert Söhne
Inhaber Amandus Schubert
Heinheimerstr. 13 • Baudekoration• Telef. 2204
wünscht allen Kunden, Freunden
und Bekannten ein
glückliches neues Jahr!
Wennam Montag die Glocken
das neue Jahr einläuten, möchten wir am liebsten
dabei sein und mit all unseren Kunden und denen,
die es noch werden wollen, anstoßen auf ein
gutes neues Jahr!
Wir versuchen es auf diese Weise und wünschen
allen Gesundheit — das ist das Wichtigste — Erfolg
(88
und Glück!
Siegleied Schneider
und alle seine Mitarbeiterinnen
ZumJahreswechsel
allen meinenwerten Kunden,
Freunden und Vewwandten
herzl. Glückwünsche
Ludw. Graßmann u. Frau
Konditorel und Kaffee
Peter-Gemeinder-Straße 6
(Wilhelminenstr.) Tel. 2456
(65
Die Großwäſcherei &
Bügelanſtalt
Ludwig
TAIN
DAHNSTRASSE 4
TELEEN23949
wünscht ihrer werten Kundschaft
und allen Geschäftsfreunden
ein glückliches
neues Jahr!
118
Allen Bekannten und Gäſten
die beſten Neujahrswünſche
Familie Katzenbach (134
Apfelweinkelterei u. Ausſchank, Kaſtanienallee,
Radio-Lorz
Mollerstraße 4
3248a)
wünscht allen Kunden und
Funkfreunden ein gutes
neues Jahr!
Unſeren hochgeſchätzten Kunden,
Bekannten und Verwandten
ein herzliches
Proſit Neujahr!
Ernſt Keßler und Frau
Schweine=, Rinds= und Kalbsmetzgerei
Schloßgartenplatz 8
ug
Allen meinen werten Kunden,
Freunden und Bekannten ein
glücklichesneuesJahrl
Lampen=Metz
Beſſungerſtraße 9.
Schloßbierhalle
Adam Fröber und Frau
Der werten Kundſchaft,
allen Bekannten u. Freunden
ein Proſit Neujahr!
Gg. Herrmann und Frau
Brot= und Feinbäckerei
Mathildenplatz 5. 143
Unſerer werten Kundſchaft
ein frohes
neues Jahr!
Chriſtian Dorbath u. Frau
Wirtſchaft Heinheimerſtr. 84.
Ihrer werten Kundſchaft, Nachbarn, Freunden
und Bekannten ein herzliches
Prosit Neuiahn
wünſchen die Bäckermeiſter
Peter Sauer, Schuſtergaſſe 17
Phil. Sauer, Georgenſtraße 13
Heinr. Weber, Beckſtraße 2
(136
Meinen verehrten Gästen, Bekannten und Kameraden ein
herzliches Prosit Neujahr
Heinrich Kraft und Frau „Café Express‟ Woogsplatz 6
Selnen Freunden, Gönnern und Mitglledern
wünscht ein
9lückliches 1035!
Kraftsportverein Darmstadt 1910.
K3
70Jahre
1865—1935
Aat
Zum Jahreswechſel entbietet die
herzlichſten Glückwünſche
Ludwig Härting, am Wingert 7
Zum Landsberg
Unſeren werten Gäſten,
Freun=
den nebſt deren Angehörigen
Die beſien Wünſche
zum neuen Jahre.
140) Familie Valentin Kartſcher.
Maauek
Seeheim
wünscht den werten Freunden
und Gästen des Hauses
glückliches und zufriedenes
Neues Jahr!
Silvester ab 8 Uhr Tanz
Unseren
verehrtenGeschäfts-
freunden und Bekannten
entbieten wir zum
Neuen Jahre
die besten Wünsche!
84
L. u. M. Engel
Dchter von August Engel
Nähmaschinenhaus
Darmstadt, Schuchardstraße 8
Ein frohes Neujahr
wünſcht ſeinen werten Gäſten
Paul Roch. Goldene Kette
Seinen werten Kunden
Karl Roch, Schweinemetzgerei
Unserer werten Kundschaft
nin Mustiche6
Aaun6 Juhe!
Proſit Neujahr!
unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
A. Hielſcher u. Frau
Elektro = Inſtallation.
G. Dammler, Kiesſtraße 66, Tel. 3776
A. Dörner. Saalbauſtraße 29 und
Eſchollbrücker Straße 29, Tel. 833
M. Fiſcher, Moosbergſtraße 49, Tel. 2816
J. Fornoff, Taunusſtraße 15, Tel. 1190
K. Kling, Fuhrmannſtraße 2, Tel. 1947
G. Kröhl, Kaupſtraße 44, Tel. 1053
H. Ladach, Liebfrauenſtraße 13
W. Laun, Mathildenplatz 6, Tel. 4598
H. Pommer, Liebfrauenſtr. 115, Tel. 462
W. Ritſert, Grüner Weg 30, Tel. 3089
H. Roßmann, Inſelſtraße 29, Tel. 2597
Schulz 8 Bernhardt, Karlſtraße 102,
Tel. 3501
J. Schellbaas, Karlſtraße 50, Tel. 1697
K. Streicher, Illigweg 30, Tel. 1242
W. Schmitt, Viktoriaſtraße 52, Tel. 2199
L. Starck, Holzſtraße 26, Tel. 2517
J. Walther. Wienerſtraße 69, Tel. 1398
H. Zimmermann, Dieburger Straße 18,
Tel. 2174
O. Bender. Eberſtadt b. O., Tel. 11
(3645a
K. Chriſtof, Eberſtadt b. O.
W. Loos, Jugenheim a. d. B., Tel 202.
Allen werten Gäſten und Bekannten
Herzliches Proſit Neujahr!
Georg Becker und Frau
Reſtauration Feldbergeck.
107)
Silveſter=Abend: Humoriſt Merker und Frau
Allen Kunden entbietet
zum Jahreswechſel
die herzlichſten Glückwünſche!
Familie L. Vollrath, Friſeur
Tanggaſſe 18.
4111
Meiner werten Kundſchaft die beſten
Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
Heinrich Hechler und Frau
Metzgerei, Bismarckſtraße 82. (137
AlPPPPPA
Heslaurank zum guten Schoppen e
und Kohlenhandlung (42
L. Haußner, Heinrichstraße 44
Prosit Neujahr!
HpeA
Unſerer werten Kundſchaft und
Bekannten
Die beſten
Neujahrswünſche.
Georg Kreher und Frau
Friſeurſalon
Mollerſtr. 2 Telefon 4707
Meinen werten Gäſten,
Freun=
den und Bekannten
ein glückliches
neues Jahr!
Familie Damerow
Turnhalle Woogsplatz
Viel Glück und Segen
im neuen Jahr
wünſcht ſeiner werten
Kund=
ſchaft, Freunden u. Bekannten
Möbel=Klein
Inh. Heinrich Klein
Saalbauſtraße 22
Allen meinen hochverehrten
Gäſten und Freunden
ein kräftiges
Heinrich Bergmann
und Frau
1934
1935
ALL UNSEREN LIEBEN OASTEN.
DEN SEHR VEREHRTEN
DIE MANCHENRRUG UND GLAS
SCHON BEI UNS LEERTEN,
HHNEN ALLEN SEI DER BESTE
WUNSCH GEWEMHT:
FÜR’S NEUE UAHR
GESUNDHEIT, GLÜCK, ZUFRIEDENHEIT!
RUDOLF DOLL UND FRAU
HOTEL DARMKSTÄDTER-HOF
Silvesternacht
(130
geöffnet.
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Hammer’s
Café und Weinstuben
Große
Silzesterfeier
Stimmungsmusik
(7835a
Nachts geöffnet.
Allen Gästen und Bekannten
die besten Neujahrswünsche
Gaststätte Fink
Elisabe henstraße 23 11117a
Die vorzügliche Küche unter
fach männischer Leitung.
Iittagstisch im Abonnement.
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brauchte verſenkb.
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Gütting
Schuchardſtr. 0.
Müf
Unſerer werten Kundſchaft,
ſowie Freunden u. Bekannten
Ein frohes
Neujahr!
Peter Hechler u. Frau
Metzgerei, jetzt Grafenſtraße.
Odenwaldklub,
W ortsar. darmſtadt
lim Reichsbund f. Leibesübungen)
Sonntag, 6. Jan.: 1. Wanderung
(Männergruppe): Darmſtadt —
Dianaburg — Langen. Schloß
ab mit Straßenhahn 8.18 Uhr.
Sonntag, 20. Jan.: 1. Wanderung
(Frauengruppe): Darmſtadt —
Meſſel — Dieburg. Schloß ab
mit Straßenbahn 8.18 Uhr.
Karten zur Geſellſchaftsfahrt und
Tiſchkarten bei Fr. Tillmann,
Eliſabethenſtr. 21 und Freitag
abend vor der Wanderung im
(2197a
Klublokal.
fürSie,
für Büro, Heim und Reise
Peindredd
SCHREIBMASCHINEN
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nur von Radio-Pfeiffer
Hühlstr. 18. Tel. 2078
Begueme Teilzahlungen 1 13403e
Silvesternacht
geöffnet.
135
M e
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten MaxStreeſe für deu Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch für den Sport: Karl
Böhmann=
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle jämtlich n Darmſtadt
D. A. Xl. 34. 22415. Truck und Vertag: L. C. Wittich Darmſtadt, Nhe nutraße 23
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Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr nachmittags 6—7 Uhr
Die heutige Nummer hat 22 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Worte ins neue Zahr
Von Johannes Gundal.
Die Grenze zwiſchen dem alten und neuen
Jahr iſt nicht nur eine willkürliche
Seitbeſtim=
mung, wir ſollen ſie nicht nur als äußere
Cat=
ſache des Seiertages und als Ausruhen vom
Cagewerk hinnehmen, ſondern ſie als
be=
glückende Atempauſe der Seele fruchtbar
wer=
den laſſen. An der Art, wie die Stunden
zwiſchen den Jahren gefeiert werden, erkennt
man die Art des Menſchen.
Vorbildlich ſind die Gedanken großer
Per=
ſönlichkeiten unſeres Geiſteslebens, die in ihren
Neujahrsbriefen, die eigentlich Bekenntniſſe
heißen müßten, niedergelegt wurden. So ſpricht
Hieronymus Lorm in einem Neujahrsbriefe
an einen blinden Freund vom menſchlichen
Her=
zen: „Das Menſchenherz bleibt immerdar ein
Kind, ein nach Märchen haſchendes, ein
wun=
derſüchtiges Kind. Ob auch ein Weiſer ſchon
vor vielen tauſend Jahren entdeikt hat, daß es
nichts Neues unter der Sonne gibt, ob andere
Weiſe behaupten, daß alles ſchon dageweſen ſei,
wir feiern doch immer wieder ein neues Jahr.
Die Vorſtellung des Neuen hat einen
berau=
ſchenden Sauber, und ſie iſt ſelbſt ſchon der
Sil=
veſterpunſch, der unſere Sinne umſpinnt. Wie
im Punſch die Geiſter verſchiedener Gärungen
durcheinanderbrodeln, ſo ſchüttet unſer Gemüt
auch verſchiedene unbeſti imte Hoffnungen,
Cräume, Wünſche in die Bowle des
märchen=
haften Wortes: Neujahr.”
Wilhelm vonHumboldt war die
ſchick=
ſalsdunkle Macht der Jahreswende von
beſon=
derer Symbolkraft, wie zwei ſeiner
Neujahrs=
briefe an Charlotte Diege bekunden. Ihm war
es Bedürfnis, ſein Denken und Cun von Seit
zu Seit zuſammenzufaſſen und an dieſer Wende
etwas ins Höher Weiſende zu beginnen: „Der
Menſch ſteht wie auf einer ſchmalen Grenze
zwiſchen Vergangenheit und Sukunft ſtill, er
ammelt ſich, nimmt in ſeinen Gedanken den
zu=
letzt verfloſſenen Seitabſchnitt zuſammen und
umſpannt den nächſtfolgenden mit neuen
Vor=
lätzen, Entwürfen, Hoffnungen und
Beſorg=
niſſen.” Humboldt ſpürte in dieſen Stunden das
ſtrenge Mahnen der ruhelos rinnenden Seit, die
den Unbedachten mit der Unwiederbringlichkeit
jeder ungenutzt verfloſſenen Minute ſtraft.
„Wer nur irgend Empfindung in ſich trägt.”
ſchreibt er weiter, „geht, immer ganz anders
vom 3). Dezember zum 1. Januar, als von zwei
anderen ſich folgenden Cagen über. Es iſt, als
wenn der Menſch verſucht, durch die
Seitein=
teilung der Flüchtigkeit der Seit Einhalt zu
tun.‟ Die ſchwindende Seit hatte für ihn etwas
Erfreuliches. „Die Seit verläuft nicht leer, ſie
bringt und nimmt und läßt zurück. Man wird
durch ſie reicher, nicht gerade an Genuß, aber
an etwas Höherem. Im meine damit nicht
ge=
rade die bloße, trockene Erfahrung, nein, es iſt
eine Erhöhung der Klarheit und Sülle des
Selbſtgefühls, man iſt mehr das, was man iſt,
und iſt ſich klarer bewußt, wie man iſt und
wurde. Und das iſt doch der Mittelpunkt für
des Menſchen jetziges und künftiges Daſein,
alſo das Höchſte und Wichtigſte für ihn.”
Gleicher Ernſt ſpricht aus dem Briefe
Goethes an Schiller: „Viel Glück zum
neuen Jahre! Laſſen Sie uns dieſes zubringen,
wie wir das vorige geendet haben, mit
wechſelſeitiger Ceilnahme an dem, was wir
lie=
ben und treiben. Wenn ſich die Gleichgeſinnten
nicht anfaſſen, was ſoll aus der Geſellſchaft und
der Geſelligkeit werden.” Bei anderer
Ge=
legenheit legte Goethe einem Neujahrsbriefe
folgenden köſtlichen Vers bei:
„Im neuen Jahre Glück und Heil!
Auf Weh und Wunden gute Salbe!
Auf groben Klotz ein grober Keil!
Auf einen Schelmen anderthalbe!!"
Das gleiche frohe Bewußtſein über das
ge=
genſeitige Verhältnis klingt aus Schillers Brief
an Goethe, in dem er ſich vom Schickſal eine
beſondere Gunſt erbittet: „Möchte auch mir die
Freude in dieſem Jahre beſchert ſein, das Beſte
aus meiner Natur in einem Werk zu
ſublimie=
ren, wie Sie es mit der Ihrigen es getan!”
Eduard Freiherr von Feuchtersleben,
der Dichterarzt und Verfaſſer der bekannten
Schrift „Sur Diätetik der Seele”, ſchrieb 1848,
kurz vor ſeinem Code, folgenden nur allzu
wah=
ren Spruch zur Jahreswende ſeiner Mutter:
„Laßt uns friſch und froh beginnen,
Was auch werde — etwas ſei!
Wär’ auch Wagen nicht Gewinnen
Macht es doch die Seele frei!
Stunden kommen und verrinnen,
Jede ſchließt und bringt ein Jahr.
Stets getan! Es ſchafft kein Sinnen
Je zurück, was einmal war!
Und was wird — es eilt von hinnen!
Ewig bleibt nur der Moment.
Was der Menſch vollenden nennt —
Iſt doch auch nur ein Beginnen!”
Alſo auf ein Neues!
Vier Elemente, innig geſellt,
Bilden das Leben, bauen die Welt.
Preßt der Sitrone ſaftigen Stern!
Herb iſt des Lebens innerſter Kern.
Jetzt mit des Suckers linderndem Saft
Hähmet die herbe brennende Kraft!
Gießet des Waſſer ſprudelnden Schwall!
Waſſer umfängt ruhig das All.
Cropfen des Geiſtes gießet hinein!
Leben dem Leben gibt er allein.
Eh’ es verdüftet, ſchöpfet es ſchnell!
Nur wenn er glühet, labet der Quell!
Schiller, „Punſchlied”.
Und danach wollen wir dann auch diesmal
handeln! Denn was iſt Silveſter ohne
Geſellig=
keit, und was dieſe Geſelligkeit ohne Punſch?
Man ermißt das wohl nur, wenn einmal beides
gefehlt hat.
Der Abend des 31. Dezember 1915 brachte
mir Stunden, die zu den grauſamſten meines
Lebens gehören: verirrt, zwiſchen den deutſchen
und ruſſiſchen Linien, allein in der weiten Ebene,
die Nacht rabenſchwarz, in der Feldflaſche
kei=
nen Cropfen, am Silveſter, am Silveſter — nie
zuvor war mir die Welt ſo öde erſchienen, ſo
troſtlos. Na, auch dieſe Qual fand ihr Ende,
doch obgleich viele andere vergeſſen ſind, dieſe
nicht. Am nächſten Abend war dann Nachfeier,
überdies war ja die „Heimkehr des verlorenen
Sohnes” zu begießen. Aber welch ſchaler
Er=
ſatz: nachholen kann man Silveſter nicht, er iſt
einmalig.
Seither ſtellt ſich bei mir, wochenlang vor
Silveſter, eine Angſt ein: womöglich müßte ich
den Abend wieder allein verbringen? Der Ge=
danke iſt kaum erträglich. Und ſo ſorge ich
ſchon zeitig vorher für Geſelligkeit (ſamt dem
erforderlichen „Stoff”), doch bis ſie
Wirklich=
keit geworden, bleibe ich kribbelig: ob nicht noch
in letzter Stunde etwas dazwiſchen kommt? So
dauerhaft, ſo tief wirkt die Einſamkeit des
Sil=
veſterabends vor nun neunzehn Jahren!
Perſönliches ſoll man nicht gleich für
All=
gemeines halten, hier aber, ſcheint mir, darf
man es. Wie iſt das: ſcheut nicht jeder Menſch,
am Silveſter allein zu bleiben, verlangt nicht uns
alle für dieſen Abend nach anderen Menſchen!
Selbſt im nordöſtlichen Deutſchland vollzieht ſich
in den Menſchen, deren ſprichwörtlich „
uge=
knöpftes‟. Weſen hier in der beſonders winters
ſo herben Landſchaft beruht, eine offenſichtliche
Veränderung. Ja, das iſt überall ſo: Silveſter
gehen die Schranken hoch, die jahrüber den
einen vom anderen getrennt haben — ein ſeltz.
ſamer Vorgang.
So nahe wie an Silveſter, behaupte ich,
ſteht der Menſch vor dem Leben an keinem
an=
deren Cag des Jahres. Su dieſem Leben
ge=
winnt er, je näher die letzte Stunde eines
Jah=
res heranrückt, wieder ein elementares, ein
kindliches Verhältnis. Bunte Farben,
ſchau=
dudenhafter Ilitter, greller Lärm — das kehrt
jeden Silveſter wieder, denn es iſt brennendes,
unwiderſtehliches Bedürfnis; ſelbſt würdigſte
Männer werden jungenhaft, nicht ſelten ſind ſie
ſogar die Matadore der Ausgelaſſenheit. Nur
die Nachtſeiten der Natur bleiben abſeits: ſie
ſitzen auf dem Schmollſofa und beckmeſſern, bei
welchem Metier man ſie getroſt belaſſen ſoll.
Wir, Menſchen, deren Seelenachſe Gott hat
gerade wachſen laſſen, wir wollen der in uns ſo
mächtig aufſteigenden ſilveſterlichen Bruderſchaft
auch diesmal nicht wehren. Alſo, auf ein Neues!
Am Morgen des Neuſahrstages weckt in vielen Gegenden Deutſchlands ein Bläſerchor bom Kirchturm aus
die ſchlafende Stadt mit Chorälen und Liedern
Am ſpäten Silveſterabend 1849 ſchrieb
Jo=
hann Senn, der unglückliche und faſt
ver=
geſſene Ciroler Dichter, an einen ſeiner wenigen
Freunde der Vergangenheit gedenkend: „Durch
meinen Schaden gewitzigt, lege die Hände nicht in
den Schoß! Gedenke ſtets daß die herrlichen
Er=
rungenſchaften auch jetzt den Völkern nur
ge=
zeigt, nicht in vollen Beſitz gegeben ſind und daß
ſie in Wahrheit erſt noch errungen werden
müſſen. Arbeit tut not und Wachſamkeit. Der
Preis iſt der Mühe und der Sorge wert. Du
wirſt die Freiheit beſitzen und den Himmel nicht
nur über den Sternen ſuchen, du haſt ihn auf
der Erde!”
Betrachtungen, die für jeden von uns paſſen
dürften, ſchrieb der vor mehreren Jahren
ver=
ſtorbene Friedrich Naumann kurze Seit vor
ſeinem Code nieder: „Die Neujahrsnacht fängt
mit der Frage an: Wo war ich im vergangenen
Jahre mir ſelber nicht treu? Wo fehlte es an
Einheitlichkeit und Geradheit? Jeder wird ſich
zu dieſer Frage ſein eigenes Konto machen kön=
nen. Er braucht gar nicht von ſich zu verlangen,
daß er ein Heiliger im höchſten Stile iſt, es
ge=
nügt wenn er vor ſich ſelbſt nur volle
Aus=
nützung ſeines Platzes in der Welt fordert ..."
Wir ſind keine Engel, wir werden es auch nicht,
aber ehrliche, treue, ganze Menſchen möchten
wir ſein.”
Wer auf dieſe Weiſe die letzten Stunden
des Jahres in den Dienſt ſeines Innern ſtellt,
es ausweitet und erneuert, der fördert bei ſich
und den andern die Erfüllung des alten, in
un=
ſeren Cagen ſo oft oberflächlich klingenden
Wunſches: ein glückſeliges neues Jahr! Wenn
wir guten Willens ſind, wird das Leben unſere
Wünſche erfüllen und unſer Streben belohnen,
und wir dürfen mit Hebel, dem Dichter des
„Rheiniſchen Schatzkäſtlein”, hoffen:
„Gebe denn, der über uns
Wägt mit rechter Waage,
Jedem Sinn für ſeine Freuden,
Jedem Mut für ſeine Leiden
In die neuen Cage.”
Nr. 1
1. Zanuar 1935
Alntihnsgikänding
Aeetteett
Die Saiſon iſt vorbei. Ganz wenige Fremde
halten ſich noch. Die Piazza iſt verwaiſt, die
farbenreiche Nevue zu Ende. Die Hauskuliſſen
blicken froſtig auf die Surückgebliebenen, die
feſtlichen Markiſenfahnen ſind eingezogen. Der
alte Uhrturm am Ausgang zum Panorama der
napolitaniſchen Bucht zählt verdroſſen die
Stun=
den bis zur Wiederkehr der Gäſte.
Cagelang hat der Sturm über das Eiland
gefegt. Der aufgewühlte Golf warf gewaltige
Siſcht gegen die Felſen. Von der Spitze bei
San Michele ſah man die Küſtendampfer, die
von Napoli über Sorrent herüberkommen,
ſpielzeugklein in dem großen Wogenſchlag. In
dieſer Seit fahren faſt nur Einheimiſche und
Handelsreiſende. Es ſind keine ſeefeſten Leute.
Sie beten und jammern und verfluchen ihre
Heiligen. Erſt im Bereich der ausgebreiteten
Molenarme weicht die Angſt von den Schiffen.
Dem Sturm folgte die Regenperiode. Eine
grauweiße Waſſerwolke zwängt ſich zwiſchen
dem Monte Solaro und dem Barbaroſſa durch,
wird zurückgedrängt, drängt ſtärker vor, bis die
ganze Felslinie im Nebel ſteht. Auch von der
Weſtſeite her zieht es ſich zuſammen, bis die
Inſel, losgelöſt vom feſtländiſchen Hafenbereich,
wie ein Nieſenſchiff irrend umhertreibt.
Die Campagna iſt verödet. Die
terraſſen=
förmig aufgebauten Weinfelder ſind längſt
ab=
geerntet. Auch die nicht weniger koſtbaren
Oliven ſind gepflückt. Während der
Erntezei=
ten war die ganze Campagna voll Singen und
Nufen. Im Dämmern trug man in langer Kette
die Frucht in Kübeln und Körben heimwärts.
Auf den Köpfen. Nach dem Urbild der
Am=
phoraträgerinnen aufrechten Ganges, ſingend,
barfuß Männer, Frauen und Kinder. Im Dorf
konnte man allerorts das Numpeln der
Oel=
mühlen hören. Cag und Nacht. Wo kein
Mo=
tor die ſchweren Mahlſteine bewegte, ging ein
kleiner Eſel im Kreiſe. Unter dem Druck der
Preſſen ſickerte das braungrün ſchimmernde Oel
in aufgeſtellte Pfannen. Cräge fließender Saft,
der ebenſo wie ſein ſchnellebiger Bruder Wein
verdiente, beſungen zu werden, wegen ſeiner
lebenerhaltenden Kraft.
Jetzt im Dezember iſt die Seit der
Land=
beſtellung. Während ein paar ſchöner Cage iſt
der überwucherte Acker unter den
hochgezüch=
teten Weinſtöcken und Olivenbäumen gehackt
worden, der warme, ſeit Generationen mühſam
vom Stein befreite Humus nimmt neuen Samen
auf. Die Bäume und Nanken wurden
beſchnit=
ten, jeder Sweig für die Seuerung ſorgfältig
zum anderen gebündelt. Und wenn man jetzt den
felsdurchwachſenen, verſchlungenen Campagna=
Pfaden folgt, ſieht man nur noch Laubbündel
und knorrige Aeſte uralter Oelbäume über den
Häuptern der Heimkehrenden ſchwanken, oder
Ballen Grünzeuges, das der Negen
hochgetrie=
ben hat.
Während einiger Cage ſchien die Sonne wie
m Sommer. Noſen blühten auf, auf den
Berg=
hängen wurden die Narziſſen erweckt, der
Erd=
beerbaum hängte ſeine gelten und roten Früchte
wie kleine Lampions ins Grün. Aber abends
löſte ſich die Sonne wieder in fahles winterliches
Gelb und das Mattblau gehärteten Stahls auf.
Die Pinien erſcheinen ſehr hoch und ſchwarz
gegen dieſen Himmel. Sie tragen ihr Laubdach
mit ſtarken Armen über ſich wie kleine
Inſel=
reiche, als wollten ſie ſie aus der Erdkühle in
die ſchwindende Sonnenwärme heben. Das
Weiß der Steinwürfelhäuſer Anacapris und der
davorgelagerten Capriles fängt noch die fahlen
Himmelsfarben ein, aber die Mauern bleiben
kalt, die grauen afrikauiſch flachen
Kuppel=
dächer erwärmen ſich nicht mehr, in den
flieſen=
belegten Wohnſtuben friert man ſelbſt in der
Mittagsſonne. Schön ſind dieſe Räume, hoch
und gewölbt.
Vor Weihnachten kommen nach altem
Brauch die ſizilianiſchen Madonnenſpieler nach
Capri. Wenn man durch die Gaſſen geht,
irr=
lichtert ihre Muſik aus allen Winkeln. Sch lief
lange, bis ich ſie fand. Swei Männer Hirten,
der eine mit vierflötigem Dudelſack, der andere
mit einer kleinen Spitzflöte. Der ältere
Dudel=
ſackſpieler klein, der junge groß und breit,
beide Mantillen aus olivenfarbenem Cuch über
die Schultern gehängt, die Beine mit weißem
Wolltuch umwickelt, um das ſich wie Spiralen
Niemen winden, die gleichzeitig die aus
Siegen=
fell gefertigten Opanken halten.
Unter jedem Dach gibt es ein
Madonnen=
bild. Unter einer großen Glasglocke thront es
meiſt auf der Kommode, reich geſchmückt mit
Farbe und Slitter, in dem einzigen Naum, den
die Bauern außer einer Küche beſitzen. Ob
die Samilie zwei= oder zehnköpfig iſt. Arm ſind
die Leute und anſpruchslos. Nur die Betten
ſind prunkhaft gewaltig, aus Eiſen, mit
gewag=
ten Schnörkeln und Meſſingeinſätzen.
In einem dieſer Gewölbe fand ich die
Muſi=
kanten. Vor der Glasglocke waren Kerzen
ent=
zündet und Oellampen. Die Samilie ſtand ohne
beſonderg Seierlichkeit herum, denn ganz
fröh=
lich, füß und frech zugleich füllte die Melodie
den Naum. Scharf geſchnittene Zungentöne.
Auf dem orgelnden Baß des Dudolſacks hüpfte
der ſüße, ſchneidende Diskant der Spitzflöte wie
ein junges Böcklein auf der Weide. Auch bei
der alten wunderbaren Graziella ſteht eine
Ma=
donna unter der Glasglocke, reich geſchmückt.
Die kleine Nichte liegt an Bronchitis im Bett.
Es ſteht nicht beſonders ſchlimm mit ihr, aber
die Madonna braucht deshalb keine Muſik.
Strafe muß ſein, erklärt die Graziella, und
ſoli=
dariſch mit ihr wollen auch die beiden anderen
Frauen des Hofes keine Muſik.
Während acht Cagen ziehen die
Hirtenſpie=
ler ſo von Marienbild zu Marienbild durch das
Dorf. Mancher Schluck Wein rinnt durch ihre
Rehlen. Auch der Balg des Dudelſacks braucht
manchen Cropfen, „das hält ihn dicht”, und die
kleine Slöte iſt innen wie ausgepicht vom
Wein=
dunſt. Es ſind dieſelben Inſtrumente, auf denen
die Melodie für unſer „Kommet, ihr Hirten,
ihr Männer und Fraun — —” entſtand.: So
fröhlich wie die Slöten ſpielen, ſollte es bei uns
geſungen ſein.
Die Hirten ſind wieder abgereiſt. Die
Sitro=
nen= und Apfelſinenbäume ſind ſorgfältig mit
Matten oder Säcken behängt, damit der Sturm
die Frucht nicht herunterpeitſcht. Mancher
ſchwere Negen wird noch herniederpraſſeln. Die
kleinen Küſtendampfer werden oft Mühe haben,
den Inſelhafen zu erreichen. Aber in der
Cam=
pagna keimt ſchon der Srühling heran, und
einige Seit weiter wird die Sonne das
waſſer=
ſchwere Grau beſiegt haben, wenn bei uns im
Norden der Mantel des Winters noch alles
Leben zudeckt. Dann wird der bunte Strom der
Gäſte wieder einziehen. Der Uhrturm wird
fröhlich zum Szenenwechſel auf der Piazza
gongen, und das nebelverhüllte Inſelſchiff wird
wieder prunkend den weiträumigen Golf
be=
ſchließen.
Cheodor Sontane
„Liebe dacht es, Liebe ſchrieb es;
und wie viel ihm immer fehle,
auch mit ſeinen Sehlern lieb es
als den Spiegel meiner Seele!”
ſtand über dem Schaffen Cheodor Sontanes.
Die tiefe Liebe zu ſeiner Heimat, der
verach=
teten Mark, über deren Muſen und Grazien
noch Goethe geſpottet hatte, war es, die ihm
die Seder führte. Aus dem Sande der
mär=
kiſchen Kiefernwälder ſtrömte die Heimatliebe
des Dichters, die Liebe zu der ſtillen Schönheit
der Mark und zu ihren Menſchen. Sie
kriſtal=
liſierte ſich in Liedern, die wirkliche
Volks=
lieder geworden ſind. Noch heute ſingt man
vom „Herrn von Ribbeck auf Nibbeck im
Havelland‟. Daneben ſchildert Sontane uns in
ſeinen Erzählungen die große Geſchichte der
Mark Brandenburg.
„Jedes Land und jede Propinz hat ihre
Männer, aber manchem Sleck wollen die
Göt=
ter beſonders wohl, und ihm die Gelegenheit
zur Kraftentwicklung beinahe aufzwingend, gön= ſie dem bevorzugten Landteil eine
geſtei=
gerte Bedeutung. Ein ſolcher Sleck Erde iſt
das beinahe inſelförmige Stück Land, um das
die Havel ihr blaues Band zieht. Es iſt der
geſunde Kern, daraus Preußen erwuchs, jenes
Adlerland, das die linke Schwinge in den
Rhein und die rechte in den Niemen taucht.”
In dieſer Landſchaft wuchs das kühne
Ge=
ſchlecht der Quitzows, aus ihr kamen die
un=
zähligen preußiſchen Helden, die auf zahlreichen
Schlachtfeldern für Preußens Größe kämpften,
aber ihr entſtammen auch große
Neformato=
ren der Kunſt, Winckelmann, Schinkel und
Schadow, in ihr wurzelten die Humboldts.
Neben der Schönheit der Mark auch die
Eigenart und Kraft ihrer Menſchen zu
ſchil=
dern, wurde darum die Lebensaufgabe Son=,
tanes.
Das Havelland und beſonders die
Pots=
damer Gegend iſt die Wiege Preußens, das
aus der Schlacht bei Sehrbellin emporſtieg.
Die Faraglioni-Felsen vor Capri
Das Glückwunſch=Telegramm
Eine Silveſterperwirrung.
Von P. Bergenholt.
Hiltrup hatte zwiſchen den Feſten ſeine
Senſation: Dr. Herbert Ninck wird ſich
Sil=
veſter mit Anni Bardekow verloben! — Die
Belangloſigkeit dieſes Ereigniſſes wandelt ſich
in Bedeutung, wenn man weiß, daß ſie ſeit
langem einen erbitterten Prozeß wegen eines
Streifen Landes führten, daß demnach die
Honoratioren Hiltrups während der
Gerichts=
hängigkeit zu Parteien pro und contra
ge=
zwungen waren, daß der Streit mit der
Ver=
lobung ein ſtillſchweigendes Ende fand, und daß
ſomit eine Neuorientierung der geſellſchaftlichen
Lage notwendig war.
Dieſe Neuorientierung war zwiſchen den
Seſten Geſprächsſtoff aller irgendwie in
Be=
tracht kommenden Samilien: Die Srauen
beor=
derten ihre Männer, daß ſie abends im „
Gol=
denen Anker”, wo ſie infolge des Bardekow=
Ninck=Swiſtes ſcharf getrennt ſaßen, die
gegen=
leitigen ſpitzigen Sticheleien unterlaſſen ſollten,
was zur Solge hatte, daß Hiltrup nachts viel mehr
ſchwankende und debattierende Geſtalten ſah
als je zuvor. — Die Männer beorderten ihre
Srauen, daß ſie von jetzt ab der Nachbarin
wieder überm Gartenzaun weg einen guten Cag
böten, hämiſche Bemerkungen unterließen und
auch ſonſt zutraulich täten. — Auch das
ge=
ſchah ſehr prompt und mit dem Erfolg, daß
man allſeits über alle Intimitäten Beſcheid
wußte.
So war die Lage ziemlich befriedet, als
man ſich Silveſterabend zur feſtlichen Verlobung
einfand, die unter der tadelloſen Negie der
Väter Bardekow=Ninck ſo geordnet war, daß
fe ein Herr der einen Partei eine Dame der
anderen zu Ciſch führen, die Redner
wechſel=
ſeitig, die Rededauer beſtimmt ſein ſollte. Vier=
tel vor 12 ſollten dann die eingegangenen
Glückwünſche verleſen werden, Punkt 12
muß=
ten die Pfropfen knallen, damit man
gleich=
zeitig auf das Paar und das neue Jahr
an=
ſtoßen könnte und ferner ſollten ebenfalls
Glock 12 Kanonenſchläge das Seichen geben, zu
einem Seuerwerk, einem Sackelzug und einem
Geſangvereinslied.
Und ſo ſaßen denn Silveſterabend
Barde=
kower und Rincker einträchtig im Ankerſaal,
Das Eſſen und die Weine waren vorzüglich.
Die Neden verliefen in programmäßiger Würze
und Kürze. Man ſcherzte, zog Knallbonbons,
aß Vielliebchen. Als die Eltern ſich, um
wei=
tere Serſplitterung der Aufmerkſamkeit zu
verhüten, ſich darauf beſannen, das Brautpaar,
dem doch das Seſt galt, durch Verleſen der
Glückwünſche wieder in den Mittelpunkt des
Abends zu rücken: Ninck ſen. klopfte, da ihm
die Aufgabe des Vorleſens zugefallen war,
ans Glas, und mit väterlich wonnetropfender
Stimme verkündigte er die vorliegenden,
lapi=
daren Glückwünſche.
Als er das letzte Celegramm hob,
um=
düſterte ſich lein pordem unter der knappen
Klarheit der Worte ebenſo klarer Blick ein
wenig und er ſtutzte, als er las:
„Ev. Joh. IV. 18” und nichts! — Die
Elternpaare ſchauten ſich erſtaunt fragend an
und zweifelnd gingen die wortgewordenen
Sra=
gen weiter um die Cafel:
Was heißt das? . . . Von wem kommt das
Orakel? Wer kann es löſen? Hat
jemand eine Bibel zur Hand?‟ — Die Fragen
kreuzten ſich ſchwirrend, die Bibelunfeſtigkeit
war beſchämend, das Sehlen des heiligen
Buches erhöhte das Beſchämende.
Ninck ſagte nur das einzige, was ſich zur
Seit überhaupt ſagen ließ:
Es iſt ein Celegramm unſeres allverehrten
Dr. Termühl, des beſten Freundes des Hauſes
Bardekow, der leider durch eine Reiſe an der
Ceilnahme des Seſtes verhindert iſt!. .." Als
das Buch erſchien, blätterte Vater. Ninck
eif=
rig und verlas dann zögernd und ſtockend und
ſo, als leſe er nicht rocht, den Cext des
zitier=
ten Wortes:
„Fünf Männer haſt du gehabt, und den du
nun haſt, der iſt nicht dein Mann!” — Ein
betretenes Schweigen folgte. Die zuſtändigen
Elternpaare wechſelten ſämtlich die Sarbe. Das
junge Paar ſchaute verdutzt und etwas
miß=
trauiſch drein. Die übrigen winkelten
viel=
ſagende Blicke aus lauernden Augen und
fragten tuſchelnd:
Was bedeutet das???‟ . . Ein furchtbarer
Verdacht ſtieg auf!
Die vorherigen Nincker flüſterten:
Wie? . . . Die Anni Bardekow fünf
Männer??
Und die früheren Bardekower raunten:
Was? Der Doktor Ninck nicht ihr
Mann??‟
Man rückte merklich voneinander ab.
Un=
glaublich ſchnell tauchte wieder Parteiung auf.
Hier riet man an dem Rätſel ſo, dort anders.
Die Nincker machten den Bardekowern, dieſe
aber den andern erheblich ſcheelſüchtige Augen
und Mienen.
Auf der anderen Seite grollte es
ver=
nehmlich.
Der Doktor, dieſer Herr Ninck jun.,
cheint ja ein tüchtiger Mann und unſauberer
Patron zu ſein!!“
Ueber eins war man ſich klar: Der
Ab=
ſender dieſes ominöſen Celegramms wußte
ſicher noch mehr, als man ahnte! Sprach
der ſchon von fünfen, waren es gewiß noch
mehr!” Sechs, ſieben oder acht! Wer
konnte, das bei ſolcher Scheinheiligkeit
feſt=
ſtellen? Und der feine Bräutigam: Wenn
der ſchon einer Anderen das Jawort gegeben
hatte, wievielen mochte er bereits zum
Ver=
hängnis geworden ſein? . . . Dieſer Don Juan!!
„Eine nette Geſellſchaft das!” hämelten die
einen, und die anderen taten nicht minder:
„Nette Geſellſchaft!”
Die vorher noch ſo friedliche Lage ſpitzte
ſich zu und ſchwang durch Cüren und Fenſter
zu denen, die Seuerwerk machten, die Fackeln
abbrennen, die ſingen wollten. Die Sänger
unterließen ihr: „Wir winden dir den
Jung=
fernkranz”, die Fackeler bohrten ihre ſchon
brennenden Lunten in die Erde, daß es finſter
blieb, und die Seuerwerker warfen die
Seuer=
werkskörper in die Gruppen der übrigen, daß
es ordentlich Beulen gab. Dann fielen ſie alle
übereinander her. Stark und heftig.
Oben die Elternpaare hatten ihre diverſen
Kinder zu ſich genommen. Vater Ninck
ſchleu=
derte Vater Bardekow einen flammenden
Augenblitz zu, der beſagte:
„Morgen am Cag beginnt wieder unſer
Prozeß!”
Die ſengenden Blicke Bardekows
er=
widerten:
„Und nun bis aufs Meſſer!”
Die Kinder aber, vorher noch gewilltz den
Segen des neuen Jahres für ihr Glück
ein=
zuſetzen, trennten ſich zornſprühend mit einem
verächtlichen, gehäſſigen:
„Dul”... „Du!”
Funkelnde Männeraugen kreuzten ſich mit
hämiſchen Frauenblicken. Man war klar, wo
man in dieſer unſauberen Affäre zu ſtehen
hatte: Hie Bardekow Hie Ninck! Bis
mitten in dieſe Verwirrung ein Depeſchenbote
preſchte, der ein neues Celegramm ſchwang,
etwas von poſtaliſcher Richtigſtellung rief und
Quittung erwartete.
Alſo öffnete Ninck ſen. ſeiner Aufgabe
ge=
mäß das neue Celegramm und kam ſich
ziem=
lich fehl am Platze vor, weil alles in
Cren=
nung und Aufbruch begriffen war.
Indes: Er öffnete! — Las erſt ſehr leiſe,
dann erſtaunt, dann laut und mit einer Er=
Theodor Jonkane
Auch Berlin, das Schinkel aus einer
Kaſernen=
ſtadt in eine Stadt der Schönheit verwandelt
hatte, gilt ſeine Liebe. Die gotiſchen Baudenk.
mäler, die Marienkirche und die
Heiligengeiſt=
kapelle, das Gewirr alter Gaſſen, die
Gerichts=
laube am alten Nathaus werden zu Heugen
vergangener Seiten. Sontane malt uns die
geſchloſſene, würdige Schönheit jenes alten
Berlin, in dem neben den prächtigen
Kolon=
naden noch ſchöne Paläſte des Barock, neben
dem Monument Schlüters die Standbilder
Rauchs ſtehen. Die Werke Schinkels, die
Säu=
len des Muſeums, die wuchtige Creppe des
Schauſpielhauſes haben am Ufer der Spree ein
preußiſches Hellenentum hervorgezaubert. Aus
dem Weinkeller von Lutter und Wegner klingt
noch ein Klang aus den Cagen E. C. A.
Hoff=
manns und Ludwig Oeprients.
Aus Sontanes „Wanderungen durch die
Mark Brandenburg” tönt es immer wieder:
Geliebte. Heimat, Havelland!” In dieſem
Natur= und Geſchichtsbild der Mark malt uns
der Dichter die verträumte Schönheit ihrer
Slußufer, Seen und Kiefernwälder. Sontane hat
die märkiſche Umwelt, ihre Sitten und
Ge=
bräuche, die Schönheit ihrer Natur wirklich
erwandert. In den Werken „Die Grafſchaft
Nuppin”, „Oderland”, „Oſt=Havelland” und
„Die fünf Schlöſſer” wird die Landſchaft
leben=
dig, da ſehen wir ihre alten Bauwerke, Sagen
und hiſtoriſche Erinnerungen ſteigen auf.
Kneſebeck, Günther, Schinkel und Gentz
be=
gegnen uns. Der Rheinsberger See weckt die
Erinnerung an den großen König und an den
ſpäteren Herrn des Schloſſes, den Prinzen
Heinrich. Das Maleriſche der Erzählung
zau=
bert die blitzenden Ufer der Havel hervor, auf
der die Schwäne dahinziehen, läßt die
Pfauen=
inſel, Sacrow und Paretz vor unſeren Augen
erſtehen. Fontane folgt den Spuren der
Ciſter=
zienſer, die von Lehnin und Chorin aus ihr
hohes Kulturwerk begannen. In den Nomanen
Vor dem Sturm” und Der Stechlin” finden
wir ein wertvolles Kulturbild der Mark. Aus
ihnen weht uns auch die Sehnſucht nach
deut=
ſcher Einheit und Freiheit entgegen.
Und welches waren die Quellen ſeines
Schaffens? In unermüdlicher Arbeit läßt er
alte Chroniken und Kirchenbücher zu ſich ſpre=
chen. Aber Fontane ſucht auch die lebendige
Sühlung zu den Menſchen der Heimat. Er
ſpricht auf ſeinen Sahrten mit Kutſchern,
Schif=
fern und Bauern. Helfer bei ſeinem Werk
waren ihm vor allem auch der Landadel, der
Dorfpaſtor und der Lehrer. Bei ihnen findet
Sontane wertvolles Volksgut aus alten
Bräu=
chen und Sitten. Aus den Geſprächen in der
Dorfſchänke und auf dem Heimwege durch
mondhelle Nächte hört er die alten Geſchichten
der Heimat.
Die Menſchen, die Fontane in ſeinen
Wer=
ſen zeichnet, ſind ſo, wie er ſie in den Archi=
ven und Chroniken gefunden hat. Er folgt
nicht der bequemen Ueberlieferung, ſondern iſt
wahr gegen ſich und ſein Werk. Freies
Men=
ſchentum will er geſtalten.
Wie ein heller Kriſtall leuchtet die
Heimat=
liebe durch alle Werke Cheodor Sontanes.
Darum trifft das Wort König Jacobs aus
„Archibald Douglas” auf niemand beſſer zu
als auf ihn ſelbſt:
„Der iſt in tiefſter Seele treu,
der die Heimat liebt wie du!‟
K. Sohm.
Von Richard Gerlach
Crlte begegrrerrg
Ein Murmeltier.
Schroffe Hänge hinter dem Nebelhorn, ſteile
Grasberge mit dem Blick auf die kahlen,
ge=
waltigen Ketten der Algäuer Alpen. Und hier,
weitauſend Meter über den Ciefen, nahe dem
Himmel und den eilig ziehenden Wolken, im
Kar, das mit Felsblöcken überſchüttet war, ein
greller Pfiff. Ich ſtand bewegungslos.
Stein=
grau, die Nuhe der Hochgebirges ſelbſt, ſpähte
der ſtumpfe Kopf eines Murmeltiers dicht über
mir herab. Es richtete ſich auf und betrachtete
mich ohne Scheu. Mit einer jähen Wendung
watſchelte es ſehr behende über Geröll und
verſchwand in einem Spalt — ſeltſamer Kobold
der Einöden.
Elche.
Negungslos ſtand plötzlich ein Elchtier vor
mir, breit auf den hohen Läufen emporragend.
Im Dämmerlicht des dichten Erlenwaldes hätte
man einen Augenblick zweifeln können, ob der
Augenſchein nicht täuſchte, ob nicht ein paar in
die Erde gerammte Pfähle und ein falber
Baum die altertümliche Geſtalt aus Urzeiten
der Einbildung vorzauberten. So wenig war
ein Neh, die langen, ſpitzen Lauſcher griffen
vorwitzig in die Luft. Langſam kehrte die Alte
dem Jungen den Kopf zu. Leiſe zog ich mich
zurück, das Bild des Sriedens nicht zu ſtören.
Uhus.
Abend für Abend war ich in die verborgenſte
Einſamkeit des Fränkiſchen Juras gewandert,
vom wild zerklüfteten Pegnitztal aufſteigend in
ſtille Wälder, über denen das letzte Lied der
Droſſel ſich in den Nachthimmel hob. Der volle
Mond hing zwiſchen den Sweigen. Niemand
hatte genau ſagen können, wo die Uhus
hau=
ſten. Ich kletterte auf Hochſitze, die ſich die
Jäger gebaut hatten. Das Dorf lag
ſtunden=
weit zurück. Vier Cage horchte ich vergebens
in die Sinſternis. Am fünften endlich ſcholl jener
tiefe, ſchauernde Ruf aus der Dunkelheit einer
Föhrenkrone. Die Macht des Unſichtbaren
griff an mein Herz. Ernſter hatte mich nie die
Mahnung an die Vergänglichkeit angeweht.
Der Auerhahn.
Von Adalbert Stifters Heimat, von
Ober=
plan, war ich zu jenem Berge des Böhmer=
ich auf dieſe Begegnung gefaßt, daß ich nicht
glaubte, was ich ſah. Wohl wußte ich, daß hier
auf der Kuriſchen Nehrung die Elche zu Hauſe
waren. Aber faſt beklemmend war das Gefühl,
dieſem ſtill verharrenden Nieſen aus
Mammut=
eiten nun gegenüberzuſtehen. Jetzt ſah ich
neben der Mutter das Kalb, nicht größer als
waldes gegangen, der im Anfang des großen
Romans „Witiko” ſo feierlich geſchildert iſt,
zum Blöckenſtein. Obwohl es ſchon Anfang
April war, lag der Schnee noch ſo hoch, daß
ich mich nur mühſam auf den Spuren der
Ski=
fahrer vorwärts bringen konnte und oft bis zu
den Hüften einſank. Die Fährte eines großen
Bogels war zuweilen friſch in den reinen Schnee
geſchrieben. Schöner hätte die verſchwiegene
Stille dieſer unendlichen Wälder ſich nicht
offen=
baren können. Ein ſchwärzlicher Vogel ſchwang
ſich praſſelnd aus dem Dickicht, ein Auerhahn,
wie einſt noch heute Bewohner der gleichen,
unveränderten Bergeinſamkeit.
Wildſchwäne.
Der Drauſenſee bei Elbing, von Schilf und
Binſen an vielen Stellen zugewachſen, mit
Waſſerlinſen und Ceichroſen verkrautet, von
ſchwimmenden Criebkämpen inſelhaft durchſetzt,
wimmelte von Waſſergeflügel, als unſer
Mo=
torboot, die Fahrrinne dahinzog: die
ſilber=
grauen Reiher rührten ſich nicht, Seeſchwalben
ſegelten durch die Luft, Löffelenten und
Spieß=
enten ließen ſich nicht ſtören, Bläßhühner und
Haubentaucher lagen allenthalben auf dem
blanken Waſſer. Plötzlich wurde hinter dem
Nohr ein weißes Schimmern ſichtbar,
Höcker=
ſchwäne, ſieben Stück. Wie im Sorn hoben
die Alten die Slügel an und rundeken den Hals,
Siguren bildend, wie ſie manchmal
hundert=
jährige Schiffsſchnäbel ſchmücken. Die Jungen,
die hier erbrütet waren, hatten noch die
un=
anſehnliche Farbe.
Eiderenten.
Dünenherrlichkeit von Sult, ſtarker
Wogen=
ſchlag der Nordſee. Auf den Wellen aber ritten
gedrungene Vögel, bald oben, bald verſinkend,
immer hin= und hergewiegt, ſchwer gebaut wie
die Kutter der Siſcher. Im toſenden Spiel
der Brandung ſchwammen ſie leicht dahin,
tauchten und waren wieder da, die Vögel des
Nordens. Vögel der Gefahr, unbekümmert
tanzend in Siſcht und Schaum.
Der Seeadler.
Dem Siſchadler hatte ich zugeſehen, wie er
ſeine Kreiſe über dem See Maſurens zog und
ſich plötzlich in die Ciefe ſtürzte — das Waſſer
ſchlug über ihm zuſammen. Aber da war er
ſchon wieder, den glitzernden Siſch in den
Fän=
gen. Doch als er ſich der rieſigen Föhre
zu=
ſchwang, worin ſein Horſt war, brauſte
unver=
ſehens ein ſtärkerer Vogel heran und ſtieß von
oben auf ihn herab. Es war der Seeadler.
Der kleinere Siſchadler ſuchte ſich der
Ver=
folgung durch ſchnelle Flügelſchläge zu
entwin=
den, doch ſchon wieder war der größere über
ihm. Er ließ den Siſch fallen. Der Seeadler
griff die abgefagte Beute, ehe ſie den
Waſſer=
ſpiegel erreicht hatte. Und ebenſo unvermutet,
wie er erſchienen war, rauſchte er davon hinter
den Kronen der Weiden.
Das wachſame Auge
Ingenieur Feltheim war einäugig und trug
ein Glasauge. Als er in Afrika eine Eiſenbahn
baute, mußte er ſich ſehr über die Crägheit der
Neger ärgern, die bei der Herſtellung des
Bahndammes als Erdarbeiter tätig waren und
faulenzten, ſobald Feltheim nur den Nücken
wandte. Da kam ihm eines Cages ein guter
Gedanke. Er nahm ſein Glasauge heraus, legte
es auf einen Stein und ſagte zu ſeinen
ſchaufeln=
den Schwarzen: Wenn ich jetzt auch fortgehe,
mein Auge bleibt hier, das wird auf euch
auf=
paſſen.” Jedesmal, wenn Feltheim zurückkehrte,
hatte er die Genugtuung, daß auch während
ſeiner Abweſenheit fleißig gearbeitet worden
war. Doch als er eines Cages unvermutet
zu=
rückkehrte, fand er die ſchwarze Geſellſchaft in
tiefſtem Schlummer. Sie fühlte ſich gänzlich
ſicher, denn über das wachſame Glasauge hatte
ein erfindungsreicher Kopf einen alten Silzhut
geſtülpt.
regung, die die Aufbrechenden nochmals zum
Verweilen zu zwingen ſuchte:
„Celegramm Cermühl verſtümmelt. — Stop.
Cext richtig: „1. Ep. Joh. IV 18." Und
nun dämmerte die Erkenntnis, daß Spiſtula‟
und „Evangelium” in der gewählten Abkürzung
verſtümmelt und infolgedeſſen mißverſtanden
worden war!
Alſo griff man wiederum zur Bibel,
blät=
terte haſtig und faſt fiebernd und las jetzt den
neuen Cext:
„Furcht iſt nicht in der Liebel‟ ... ſonſt
nichts! —
Da ſchwand aus den Augen der Väter der
chon wieder begonnene Prozeß, die Parteien
näherten ſich einander, die beiden Mütter
ver=
goſſen Freudentränen: „O, ihr lieben Kinder!”
die Pfropfen knallten, wenn auch verſpätet,
feurig hell auf. Und draußen ſtieg das
Seuer=
werk, das noch vorhanden war, die Fackeln
flammten, die Sänger ſangen. Und alles war
froh bewegt zum Glückwunſch an das junge
Paar und zum Beginn des neuen Jahres, das
eitel Wonne erſchien...
Brand in der Neujahrsnacht
Von Dr. Nobert Braun.,
Die Silveſternacht 1814 bot. Wien ein
Schauſpiel, das alle anderen des geſchichtlichen
Jahres übertraf: das berühmte, ſeit kurzer Seit
beſtehende Palais des Fürſten Raſoumoffſku
brannte nieder. „Aus der Mitte des
ſchnee=
bedeckten Daches ſtiegen Flammen und
Rauch=
wirbel empor, welche dem Auge den Anblick
des Palaſtes abwechſelnd entzogen.” ſchreibt
de la Garde. Durch die geborſtenen Mauern
erblickte man geräumige Saalreihen und ſtolze
Bogengänge, voll koſtbaren Mobilien und
Kunſtſachen, die ſogleich eine Beute der
Flam=
men werden ſollten. Die Gemälde, die Büſten
wurden durch die Fenſter in den Graben und
in die Hofräume geworfen. Dem Seuer
ent=
gangen, zerbrachen ſie, auf dem Pflaſter oder
verdarben in den Fluten des Waſſers und
zer=
ſchmolzenen Schnees, welche den Boden
über=
ſchwemmten. Den ſchönen „Saal, mit einer
Menge von Canopas Meißel gefertigter
Sta=
tuen ausgeſchmückt, hatte man nicht ſchützen
können. Unter dem Fall der Decke ſtürzte er,
zuſammen ..
Die Seitgenoſſen berichten, von der
aben=
teuerlichen Pracht dieſes Hauſes. Der Fürſt
Raſoumoffſku hatte es mit den erleſenſten
Kunſtdingen angefüllt, die er jahrelang,
teil=
weiſe auf Reiſen, zuſammengetragen hatte. Die
Meiſter der italieniſchen Nenaiſſance waren
ebenſo dabei vertreten wie die Maler der
da=
mals modernen Nichtung Füger, Lampi. Der
Sürſt beſaß außerdem eine
Inſtrumentenſamm=
lung, ein Mineralienkabinett, eine berühmte
Bibliothek mit den ſeltenſten Manuſkripten.
Auch ſeine Glashäuſer genoſſen Weltruf: er
ſandte einmal eine Serie Hortenſias, die es nur
bei ihm gab, an die Königin Karoline von
Neapel.
Andreas Naſoumoffſku, „der Mann, der in
Wien am meiſten von ſich reden möchte, am
meiſten à la moce war und als der reichſte
galt” war der Neffe des berühmten Alexei,
der, urſprünglich Sänger der kaiſerlichen
Ka=
pelle, der heimliche Gemahl der Harin Eliſabeth
geworden war. Der Reichtum ſeines Vaters
Curill war ſo groß, daß man ſagte, er könne
bei einer Reiſe von Moskau nach Petersburg
jedesmal in einem andern ſeiner Schlöſſer
über=
nachten. Die Seſte, die Naſoumoffſku gab,
waren durch ihren verſchwenderiſchen Luxus
berühmt. So wurden in die Säle durch
Blaſebälge Woblgerüche eingetrieben. Die
Bälle dauerten durch die ganze Nacht und bis
zum folgenden Mittag, wobei ſo unermüdlich
getanzt wurde, daß Madame le Brun, wie ſie
in ihren Memoiren erwähnt, glaubte, die Paare
müßten hinſinken. Aber auch dann waren die
Damen noch nicht erſchöpft. Sie zogen ſich in
hierfür vom Fürſten bereitgeſtellten Kabinetten
um und fuhren in den Prater.
Durch einen Umſtand erſcheint dieſes
Haus aber für alle Seit geadelt: Beethoven
konzertierte in dem Gartenſaal, deſſen
wunder=
volle alabaſterne Empireſäulen noch heute
er=
halten ſind, mit dem Schuppanzigh=Quartett.
Der Fürſt, ſelbſt muſikbefliſſen, komponierte
auch und ſpielte gelegentlich die zweite Geige.
Er war es, der Beethoven auf die ukrainiſchen
Volksweiſen aufmerkſam machte, die der
Mei=
ſter dann in ſeiner Kammermuſik verwendete.
Auch die materielle Förderung Naſoumoffſkus
war groß. Beethoven dankte ihm, indem er
ihm die „Naſoumoffſku=Quartette‟ (Opus 59)
und gemeinſam mit dem Fürſten Lobkowitz die
5. und 6. Symphonie widmete.
Gerade zu Silveſter 1814 wollte der Fürſt
den Ceilnehmern des Kongreſſes ein Feſt in
ſei=
nem gewohnten großen Stil geben. Da er als
Gourmand Gewicht auf beſondere Speiſen legte.
war die Küche, an dieſem Cag überlaſtet, die
Heizröhren waren überhitzt. Dadurch brach in
der Nähe des Schlafzimmers einige Stunden
vor dem Feſt der Brand aus. Der Fürſt konnte
ſich gerade noch in den Garten retten, wo er
von einer erhöhten Stelle in Sobelpelz und
Samtmütze ſtarr die Vernichtung deſſen mit
anſah, was er ſeit Jahren mit Sorgfalt und
Liebe erworben hatte. Der Kaiſer von
Ooſter=
reich und der Har von Rußland waren an der
Brandſtätte (auf der Landſtraße) erſchienen und
ſuchten ihn, der auf einer Gartenbank ſaß, zu
tröſten. „Sehn’s,” ſagte Kaiſer Franz, „das
kann mir mit meinem Ritterſaal, der auch mit
Heizröhren geheizt wird, gerad ſo paſſieren.
Das kommt davon, weil wir alles den Fran=
zoſen nachmachen müſſen.” Auf den Zuſpruch
Alexanders, das Werk doch nochmals zu
be=
ginnen, erwiderte Naſoumoffſku: Majeſtät, ich
beſitze nicht mehr die Mittel dazu.” — „Jch.
werde Ihnen beiſtehen”, antwortete der Har.
„Jch gebe Ihnen 450 000 Rubel.” In der Cat
erhielt er dieſe Summe als unverzinsliches
Dar=
lehen, wodurch er den Wiederaufbau betreiben
konnte,
Naſoumoffſky nahm die Kataſtrophe mit
großem Gleichmut auf. Noch am Abend des
Brandtages erſchien er in einer Geſellſchaft,
die Calleurand gab, und ſpielte, als man auf
ſein Geſchick zu ſprechen kam, mit ſeiner
bril=
lantenbeſetzten Cabatiere. Er meinte, es wäre
chließlich ein Glück, daß wenigſtens ein ſo hohes
Meiſterwerk wie die „Flora” von Canova
ge=
rettet worden ſei. Mit dieſer Haltung wurde
er einem Ausſpruch Calleurands gerecht, der
damals durch ganz Wien ging. Als man dem
Diplomaten die Nachricht von dem großen
Brand überbrachte, ließ er ſich, der gerade bei
der Morgentoilette war, nicht aus der Nuhe
bringen. Statt jedes bedauernden Wortes jagte
er: „Dies iſt nur ein kleines Opfer für das
Glück, ein Hofmann zu ſein.”
Nach Raſoumoffſkus Code — er ſtarb
kin=
derlos 84 Jahre alt — wurde das Palais 1857
an den Fürſten Liechtenſtein verkauft, der es bis
1848 beſaß. Dann kam es in ſtaatlichen Beſitz
und wurde der geologiſchen Reichsanſtalt
zuge=
teilt, die ſeine ausgedehnten Näume heute noch
mit ihren Käſten und Vitrinen ausfüllt. Aber
hinter dieſem Muſeumsmobiliar weiſen noch die
Spiegel, die glänzenden Marmorſäulen, die
ein=
zigartigen vergoldeten Lüſter, die zu ſchweben
cheinen, die eingelegten Parketten auf die
foſt=
lichen Seiten von einſt zurück. Man ſieht den
vornehmen Sremdling mit dem weiſen, ruhigen
Antlitz, wie es auf dem Waldmüllerſchen
Por=
trät erhalten blieb.
Munddags odthnnddags Bebratdtinde
Soooche, ’s Gröbſte for diß Johr hedde
mer hinner uns. Sei’s noch um e paar Stund,
dann wärrn nooch aldem Brauch die Glocke
zuſammeleide, un wann aach heit kag
Stadt=
tärmer mehr vum Stadtkärchtorm owwerunner
dorch ſei blächern Sproochrohr uns ſei „Proſt
Neijohr!” zuruffe dhut, wie däß in meiner
Jugend de Fall war, ſo wärrn mer den
feier=
liche Momend doch net verbaſſe, un wärrn
uns, Aag um Aag un Zah um Zah”,
gegen=
iwwer dräde, un wärrn in den alde
Darm=
ſtädter Schlachtruf eiſtimme: „Proſt Neijohr!
Brätzel wie e Scheierdor! Brätzel wie e
Owe=
blat, ſin mer allminanner ſat!”
Aach wärd mer ſunſt was Eß= un
Drink=
bares bereithalte, en Gliehwei, odder
Schogge=
lagd, odder gar e Bummeranzebohl mit
Zugger=
waſſer un ſo, un mer wärd for zimmlich
Leibesnahrung geſorgt hawwe, daß mer’s aach
aushalte kann, bis es um vierundzwanzig Uhr
Zwelf ſchleeckt, wo es alde Johr zum Städtche
enaushumbelt, un es neie zum Dor
erei=
maſchiert unner Juwel un Druwel,
Kanone=
ſchleeck, Feierwärk un Brobbegeknall.
Alſo, wie geſagt, jetzt hedde mer’s beinoh
gewunne, 8 alde Johr macht ſich maſchfärdich,
un greift nooch Hut un Mandel, un will ſich
mit e paar heefliche Redensorde haamlich
emfähle, damits dem neie Johr net im Wähl
ſteht, däß wo emfange wärd, mit alle
meeg=
liche Ehrn, obgleich’s eichendlich noch gornix
geleiſt hott. — Awwer valleicht wärd ſich des
alde Johr aach dra erinnern, daß es genau
mit deſällwiche Ehrn emfange worrn is un
wärd net verbiddert un vergremt ſei, weil jetzt
uff aamol niemand mehr was vun=em wiſſe
will, un weil’s nir mehr gilt.
Un wann mir ſällwer in de letzte paar
Stund, wo des alde Johr noch unner uns
weile dhut, alſo wann mir ſällwer in aller
Gomiedsruh ſo beſinnlich uff das alde Johr
zurickgucke, un den Wähk, wo’s uns gefiehrt.
hott, do därfe mer doch ehrlich ſage un
zu=
gäwwe, daß mer allerhand erläbt hawwe,
außer Oſtern un Pingſte. Ja mir hawwe
ſogar Großes un Herrliches erläbt, un die
Zweifler, un Jammerpoſſaunebleeſer, die
Mieß=
macher un Nörgler, die wo kaan Schwung un
kaan Murr mehr in ſich hawwe, un ſich nor
freie wann e Dorf unnergeht, odder ſunſt e
Malleer baſſiert, alſo die gewärbsmeßiche Unke
baaderlag Geſchlächts, die hawwe widdermol
grindlich näwers Neſt gelegt.
Gewiß, es war jo net ſo, als wann mer
ausm Dullzie juwilo gornet eraus kumme
weer, ſundern mir hawwe aach Däg
iwwer=
winde miſſe, die wo aſch draurich un
ſchmärz=
lich gewäſe ſin, jeder aanslinge vun uns, mehr
Küchenzettel vom 31. Dez. 1934 bis 6. Jan. 1935.
(Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.)
Montag: Gemüſeſuppe, Apfelreis mit Zucker
und Zimt.
Dienstag (Neujahr); Königinſuppe,
Haſen=
braten. Roſenkohl, Kaſtanien, Kartoffeln,
Mokkaſpeiſe.
Mittwoch: Sellerieſuppe, Haſenragout,
Kar=
toffelklöße.
Donnerstag: Gerſtenſuppe, Apfelpfanne.*)
Freitag: Kartoffelſuppe, Fiſchhackbraten,
Kaperntunke und Kartoffeln.
Samstag: Weiße Bohnenſuppe mit
Schwei=
nernem.
Sonntag: Helgoländerſuppe. Kalbsbraten,
Blumenkohl, geröſtete Kartoffeln,
Vanille=
pudding.
*) Apfelpfanne: Alte Brötchen
einwei=
chen, Aepfel in Scheiben ſchneiden und
ein=
zuckern. Brötchen ausdrücken und eine Schicht
in eine gebutterte Auflaufform legen, dann
eine Apfelſchicht, dazwiſchen ein paar Roſinen
ſtreuen uſw. Eine Soße von Eigelb und etwas
Milch darüber gießen und zum Schluß den
Eierſchnee ½—34 Stunden backen.
Friſcher Aal mit Weinſoße. Für 4 Perſonen)
Zutaten: 1½ Kg. mittelſtarker Aal, 1
ge=
wiegte Zwiebel, etwa 60 Gr. Butter. 4 Liter
Fleiſchbrühe aus. 1 Maggi’s Fleiſchbrühwürfel,
4 Liter leichten Rotwein, braunes Buttermehl
zum Binden, Priſe Pfeffer.
Zubereitung: Den abgezogenen Aal
ſchneidet man in fingerlange Stücke und reibt ihn
mit wenig Salz ein. Die Zwiebel brät man in
der Hälfte der Butter lichtbraun, gibt die
Fleiſch=
brühe hinzu und läßt darin die Aalſtücke langſam
garziehen. Erſt wenn dies erreicht iſt, kommt der
Rotwein an das Gericht, das dann mit dem
braunen Buttermehl bündig gekocht wird. Zuletzt
wird der fertige Aal mit etwas Pfeffer gewürzt;
er muß darauf ſoſort aufgetragen werden.
Graupen mit Kartoffeln und Sellerie.
(Für 4 Perſonen.)
Zutaten: 2 Pfund Kartoffeln, 34 Pfund
Graupen, 1 Knolle Sellerie, 1 Stengel Lauch,
1 Zwiebel, ½4 Pfund fetten Speck, 2½ Liter
Fleiſchbrühe aus 5 Maggi’s Fleiſchbrühwürfeln,
etwas Salz.
Zubereitung: Die am Abend vorher
ein=
geweichten Graupen werden nebſt dem geſchälten,
gewaſchenen und in dünne Scheiben geſchnittenen
Sellerie und dem in kleine Stücke geſchnittenen
Lauch in der Fleiſchbrühe faſt weich gekocht, dann
gibt man die geſchälten, in kleine Stücke geſchnit=
odder wenicher, awwer aach des ganze deitſche
Volk. Mir hawwe uff immer Abſchied nemme
miſſe, vun=eme Liewe, däß uns im Läwe
nah=
geſtanne is; un mußte Abſchied nemme. vun
dem „große alde Mann”, wie en die Wäld
ge=
nennt hott, vun unſerm Hindenburg. Un an
ſo Däg maant mer die Zeit mißt ſtillſteh.
Awwer die Zeit ſteht net ſtill, ſundern ganz
im Gäjedaal, ſie haalt alle Wunden
s hott aach Däg gäwwe wo’s als emol
in bedräffs dem Pullwerfäßche, däß wo mer
märkwärdicherweis de eirobäiſche Friede haaßt,
es zimmlich murmelich ausgeſähe hott, un was
dergleiche brenzliche Ageläjenheide mehr warn.
Wie geſagt an ſo ſchwazze Däg, in dene mer
mit=eme Härz voll Angſt un Sorje in die
Zu=
kunft geguckt hott, war aach kaan Mangel.
Un es ſchad gornix, wann mer ſich am
Jahres=
ſchluß aach derer erinnert. Un ſeis bloß
däß=
halb, daß mer hinnenooch eiſieht, daß mer ſich
miteme Sorjebäckelche abgeſchlebbt hott, for
däß gam kaa Menſch äbbes gibt.
Mer ſeegt jo als, es wärd nix ſo haaß
gäſſe, als es gekocht is. Awwer gewehnlich
denkt mer in dem Momend, wann’s needich
weer, an däß Wörtche mit kaam Gedanke,
ſundern mer ſtellt ſich oft a, als wollt mer
mitm Kobb dorch die Wand, anſtatts daß mer
gemächlich dorch däß Loch geht, wo gam es
Schickſal exbräß for alle Fäll geloſſe hott.
Wann ich allaans denk, was die Leit for
e Angſt ausgeſtanne hawwe, ſie kreechte den
Winder net ſatt. Do hawwe ſe ſchun allerhand
Pallawer gehalte, weils im Friehjohr ſo
wenich, un im Speetſummer ſo viel geräjend
hott. Un ſie hawwe ſchun im Juni georakelt,
in dem Johr mißte mer die Kadoffel in de
Abbedhek hole, un mer kreecht ſe nur uff=e
ärztlich Addäſt. — Un wie is es worrn?
Ganz im Gäjedaal, un es kennt ehnder ſei,
daß aams de Dockder verbiete dhet, ſunſt is
ganer im Stand, un ißt Kadoffel, bis em die
Keime em Hals erauswaxe..
Freilich, mitm Schnee hott ſich des alde
Johr ſehr zurickgehalte, der is, zum Glick for
die Hausbeſitzer, ſozuſage zu Waſſer worrn.
Awwer ich mach jed Wett, wann’s emol ſchneit,
was vum Himmel erunner kann, dann haaßts
ganz gewiß; „was, jetzt an Oſtern noch
Schnee!” — Awwer däß geht ſchun uff Konto
vum neie Johr un geheert net doher, wo
mer’s noch e bische vum alde Johr un ſeim
Sinderegiſter zu dhu hawwe.
Wie geſagt, däß alde Johr! — Was iſt däß
doch for e Lebdag gewäſe, wo’s endlich kumme
is. Un jetzt ſchleichts ſang= und klanglos de
Dier enaus, un hott doch aach ſoviel Gudes
gehatt. Wann ich bloß an den „
Neunzeh=
hunnerdvierundreißicher” denk! — Alſo, däß is
tenen Kartoffeln dazu, ſalzt und läßt vollends
gar werden. Unterdeſſen brät man den in kleine
Würfel geſchnittenen Speck aus, dämpft die
fein=
gehackte Zwiebel in dem Speckfett weich und rührt
beides beim Anrichten unter das Gemüſegericht.
Schachnummer 604.
Partieſtellung Nr. 22.
Aus dem Moskauer Turnier
Schwarz: Torre.
a b d e g
1925.
alde lie erit.
Tore, der völlg überſpielt ſt, ſtellt mit ſeinem Zuge
Kf8—88!
eine äußerſt feine Falle. Nimmt Weiß die Dame auf d46, ſo
nimmt Schwarz wieder (Td8 8 Td6!), und Weiß muß wegen
der Mattdrohung auf 41 ſeine Dame zurückverlieren, worauf
er mit einer Figur weniger als ſein Gegner verbleibt. Weiß geht
aber nicht in die Falle.
40. Nks —d311
Sf6 X d5
41. 1g28 05 41
Kg8—h8
4.1I85.-4
D08—f8
43. Dh5—g6!!
Kh8—g8
(D:g6? 4. T :d8 4!
44. Dg6—h7 *
Aufgegeben.
Auf Kk8 verliert Schwarz durch 45. Tk3 die Dame.
Ein glänzendes Schlußſpiel!
Aufgabe 806.
V. Ciſar in Pilſei.
(1. Preis „Hampſhire Telegraph and Poſt”, 1910.)
Weiß: Kf7 Dg7 Be2, 5, f2, g3 (6 Steine);
Schwarz: Kf5 (1 Stein).
Matt in drei Zügen.
Löſung der Aufgaben 802 und 803.
802. Dr. J. Niemann. Die Rochade iſt nicht möglich, da Weiß
zuletzt mit dem König oder Turm gezogen haben muß! Daher
1. K83—gt z. Kel—e9 2. Bf4—f3 4 Bg8 8 k3 41 Sehr hübſch.
803. S. Boros und F. Telkers. 1. Is8—g71 Sh6—f7 2, 0—0
Sn5—föt. Eine feine Miniatur.
Löſung der Endſpielſtudie 78 (86).
A. Haga. 1. 106—e5 . Kie5 2. eſ ei Tf6.f1 3.3fc—e6
Ke5—d6 4. efe8D Uf1.elt 5. Ke4—f5 und gewinnt.
Löſerliſte; cand. ger met. Willy
Becker, in Eberſtadt a. d. B., Leo Schott
in Pfaffen=Beerfurth, Hermann Schmidt
in Darmſtadt, G. Seeh in Eberſtadt (802).
doch e Stöffche, wo ſich „von” ſchreiwe kann.
Un net nor, daß er gut worrn is, 8 hott
aach viel gäwwe, verhältnismeßich, un die alde
Weiſchlutzer hawwe for lauder Fragd, gärn
den alde Rachebutzer ewäck gedrunke, bloß
da=
mits leere Fäſſer gäwwe hott, for den gude
dißjehriche. No un wann dohärngäje der
„Hohenaſtheimer” an Qualität un Quandidäd
äbbes drunner gelidde hott, do kann mer’s jo
emol umgekehrt mache, un kann=en mit
Wei — ſtrecke; meeglicherweis märke’s die
Ebbelweibrieder gornet.
Alſo, Summa ſummarum: s Johr
Neun=
zehhunnertvierundreißich hott uns doch viel
Gudes gebracht, un wann’s aach die allgemeine
Not noch net ganz aus de Wäld ſchaffe konnt,
ſo miſſe mer doch ehrlicherweis zugäwwe, daß
mer ihr ſoweits in all unſere Kräfte ſtand,
ennärſchich zu Leib gange is. Däß Wort vun
unſerm Fiehrer, daſt niemand hungern un
friehrn ſoll, is wahr gemacht worrn, un noch
nie hott die Wäld, ſeit ſe beſteht, ſo en
Obfer=
geiſt geſähe. Noch nie awwer aach hott unſer
„Inſel”, dohinne in de Altſtadt, e
Weihnachts=
feier erläbt, wie’s diß Johr der Fall war.
s war e richdich Volks=Weihnachte, un
ſie wärd alle, die dro daalgenumme hawwe,
ewich in Erinnerung bleiwe. Wer hett däß vor
zwaa Johr noch for meeglich gehalte?!
Alſo därfe mer ruhich ſage ’s alde Johr
hott en Abſchluß erläbt, uff däß ſich’s ſchun
was eibilde kann. Un wanns uns aach
manches Ungemach ufferlegt un manches
Herze=
laad gebrocht hott, ſo hott’s aach viel Gudes
un Scheenes wahr wärrn loſſe, un ſo arm
un ſo elend is kaaner, daß er net ſage kennt,
er hett in dem Johr net aach manchen
Sunne=
ſtrahl un manch Fraad erläwe därfe, ſeis als
Gäwender, odder als Nehmender, däß is
unner Kammerade ganz egal. Un Kammerade
ſin mer all, mir miſſe bloß zeige, daß mer’s
Härz uffm rechte Fleck hawwe, un zu
enanner=
ſteh, uff Gedeih un Verdärb.
Un in dem Sinn wolle mer uns die Lehrn
un Erfahrunge, wo uns des alde Johr gäwwe
hott, hinner die Ihrn ſchreiwe, un ſe im
neie Johr nooch Kräfte awenne Un wann
mir uns heit awend gäjeniwwerſteh. Aag um
Aag, un Zah um Zah, dann wolle mer net mit
Bangichkeid im Härz froge: „Ach, was wärd
uns des neie Johr widder alles bringe!”
ſundern mir wolle herzhaft in die Hend ſpucke,
un wolle ſage: „Kumm neecher du dabbich
Neijohr, mir wärrn’s mit dir uffnemme un
wärrn dir zeiche wo Baddel de Moſt holt;
du kannſt dich aſtelle, wie de willſt, mir wärrn
mit dir färdich mir ſin ſchun mit ganz annere
färdich worrn!”
Un alſo in dem Sinn: enei in’s neie Johr,
mit gleiche Fieß, un friſchem Mut, un freeh=
Silbenrätſel.
Aus den Silben: au da de de diens e
eh ei en er ga gau gen hahn hel in
jew. ju le ler li me men mie na ne
nir o pi preis re ren rhein ri rich ſan
ſen ſi ſi tag te ter ti tur us vall wa
zeit ſind 17 Wörter zu bilden, deren End= und
Anfangsbuchſtaben, beide von oben nach unten
geleſen, den Anfang eines Gedichtes von
Hölder=
lin ergeben. Die Wörter bedeuten: 1 griechiſcher
Buchſtabe, 2 Zwiſchenpauſe, 3 Fixſtern. 4 ruſſiſcher
Dichter, 5 Widerruf, 6 Seuche, 7 Fußbekleidung,
8 Monat, 9 Federwild. 10 alte Münze, 11 deutſche
Landſchaft, 12 männliches Federvieh. 13
Nebel=
horn, 14 vorgeſchichtliches Zeitalter, 15 indiſche
Glückſeligkeit, 16 Wochentag, 17 Unkraut= und
Zierpflanze.
Sternrätſel.
Wer den Anfang gefunden hat und an den
Zacken des Sternes entlang fährt, erhält einen
Spruch.
Silbenrätſel.
Aus den Silben; a an an arns be be
ben bend berg chen chi de de dies dru
druk e e erd eu ge ge ha ha haut horn
huhn i i jol ke ke ki kro la le log
mohr muk na ne ne now on vo ra ra
reb rei ri ro rü ſe ſti ſtrich tät te ter
ti ti tor trei zi zug ſind 23 Wörter zu
bil=
den, deren Anfangsbuchſtaben (von oben nach
unten geleſen) und deren Endbuchſtaben (von
unten nach oben geleſen), den Anfang eines
Neu=
jahrsliedes ergeben Die Wörter bedeuten: 1
Na=
turereignis, 2 Angehöriger eines
Indianerſtam=
mes. 3 Nachruf, 4 kleines Segelboot, 5 Stadt in
Weſtfalen. 6 Teil des Auges, 7 Federwild, 8
Feld=
frucht, 9 Federkraft. 10 Selbſtentleibung des
Ja=
paners. 11 feines Gebäck, 12 böhmiſcher Heiliger,
13 Bekleidung, 14 italieniſcher Wein, 15
Bahn=
knotenpunkt in Mecklenburg. 16 keltiſcher
Prie=
ſter, 17 Organ der Säugetiere, 18 Nutzpflanze,
19 Tageszeit, 20 politiſche Volksgemeinſchaft,
21 Gewerbebetrieb, 22 feſter Fußboden, 23
Roh=
gemüſe.
lichem Sinn un mitmaſchiert in gleichem
Schritt un Dritt, un die Ohrn ſteif gehalte.
Un wann’s heit nacht zwelf ſchleehkt, dann
wolle mer es erſte Glas unſer Brieder an de
Saar widme; noch värrzeh Dag, dann wärd
die Wäld erläwe, was deitſch haaßt, deitſch is,
un ewich deitſch bleiwe dhut. Un ſo wolle
mer ruffe:
Allem was deitſchiseglickliches
neies Johr!
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Ich hab, mich
be=
lehrn loſſe, daß der Verkehrsverein, in Sachen
„Rundfunkwärwemedhode”, zu ſeim eichene große
Bedauern leider net zuſtendich is. No, ſchad nix,
die Sach is wenichſtens emol a geleiert, un
val=
leicht gibt ſich ſunſtwo emol es baſſend
Geläjen=
heid, dem Frankforter Rundſunk ärchendwie e
Licht uffzuſtecke.
Indireckt hab ich mer weiderhie ſage loſſe
miſſe, daß es jo aach de Darmſtädter Firmas
freiſtind, den Frankforter Sender zu
Wärwe=
zwecke zu benutze. Noja, däß mecht ich net
be=
ſtreite, un wann die Darmſtädter Geſchäfte devo
kaum Gebrauch mache, ſo dhun ſe recht dro, dann
eher geht e Kamel dorch e Nadelöhr, als e
Frankforter nooch Darmſtadt zum Eikaaf.
Awwer wann nu ſchließlich alle mehr odder
wenicher namhafte Geſchäfte, in de ganze
Um=
gäjend, den Frankforter Sender zu
Reklame=
zwäcke benitze wollte, wo dhet dann däß
hie=
fiehrn? — Ganz offeſichtlich zu eme Verbodd,
dann däß wer ſchun mehr, wie growe Unfug. —
Däßhalb geht mei Aſicht dohie, daß die
Geſchäfts=
reklame net in de Rundfunk geheert. Zudem is
der „Funk” jo aach unner de heidiche
Verhält=
niſſe uff die Einahme net mehr agewiſſe; er
hott im neie Reich en Uffſchwung genumme, wie
nie zuvor, un hott heit, außer die Hörerſchaft
mit=eme „ſcheene‟ Programm zu beglicke, weiders
kaa Sorje mehr. — Ja, unner de „
Syſtemherr=
ſchaft”, wo die Herrn Rundfunkindendande un
ſo, kaum ſoviel verdient hawwe, daß es en
zu=
eme beſcheidene Friehſtick gelangt hott, un wo
ſe ſich morjends zur Nod mit=eme Värdel Kawia
un=eme Fläſchie Seckt benieche mußte, un
heech=
ſtens als emol hie un do awends uff Koſte vum
„Funk” ärchendwo „aſtendich” zu Nacht eſſe
konnte — — — alſo domols, in dene
hundsmiſſe=
rawele, ſchlechte Zeide, do wor de Funk uff jed
Einahm agewiſſe. Mer brauch jo nor den
Rund=
funkbrozeß zu verfolge, do erfehrt mer, wie
kim=
merlich un ſchlecht die Herrſchafte bezahlt ſin
worrn. — Awwer heit is däß annerſter, heit
kann de Rundfunk uff die Geſchäftsreklame
ver=
zichte, un brauch de Zeidunge net mehr ins
Handwerk zu puſche. Un dodrum dreht ſich’s
außerdem un iwwerhaubt un ſo —
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 51.
Auszählrätſel.
Ausgezählt wird mit der 5 und es ergibt ſich
die Liedſtrophe:
Kerzen brennen, Lichter blinken,
Denn das Weihnachtsfeſt iſt heut!
Schöne Gaben ringsum winken,
Und das Herz ſchlägt uns vor Freud:.
Beſuchskartenrätſel.
Ein Grammophon.
Silbenrätſel.
1. Eisbeutel, 2. Spondeus 3. Illuſion. 4.
Rhap=
ſodie, 5. Ringelnatter, 6. Tegernſee. 7
Dreh=
buch, 8. Ehrwürden, 9. Rosmarin, 10.
Matter=
horn 11. Ehrenbürger, 12. Nieswurz, 13. Sibylle,
14. Chatham. — Der Spruch lautet: Es irrt der
Menſch, ſolang” er ſtrebt.
Im Zoo.
„Ich will bei die Afſens!”
„Quatſch — kiek Vatern an!”
Von Kindern und Leuten. Hat ſich Ihr Mä
chen gut auf unſerer Kindergeſellſchaft amüſier
Frau Müller?‟ — „Danke der Nachfrage, Fra
Meyer, ich glaube wohl. Wenigſtens hat er bi
zum nächſten Abend abſolut nichts eſſen mögen
Hänschen iſt krank und muß das Bett hüter
Der kleine Fritz von nebenan kommt hera
und erkundigt ſich wohlerzogen nach dem
B=
finden des Spielkameraden. Die Mutter, ge
rührt von ſoviel Anhänglichkeit, ſchenkt de
kleinen Beſuch Schokolade und
komplimentie=
ihn bald wieder hinaus, weil das Hänsche
ſchlafen ſoll.
Zögernd verläßt Fritz d
Wohnung. Auf der Treppe dreht er ſich no
einmal um. faßt ſich ein Herz und ruft zurüe
„Frau Müller, wenn Hänschen ſtirbt, kann i
wohl ſeinen Roller haben?”
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23.— Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt. — Fernſpr. 1, 2389— 2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verbote)
[ ← ][ ][ → ] Frau Mode iſt eine reizvolle Frau, die ſich
imer neu, immer eigenartig und — was das
Wichtigſte iſt; immer verführeriſch zu geben
weiß! Alljährlich wechſelt ſie mehrere Male ihr
Koſtüm, ändert ihr Gehaben, ihre Ausdrucksart
„.. wird eine andere!
Im Vorjahre zeigte ſie ſich im chineſiſchen
Aufzuge, mit den netten, kleinen Kuli=Hüten, mit
den Mandarinenmänteln, mit den Pagoden=
Aermeln.
Heuer aber iſt ſie ganz auf „ruſſiſch”
einge=
ſtellt. Sozuſagen von Kopf bis Fuß.
Tſcher=
keſſenmütze, Wulſtkragen, Verſchnürungen,
Koſa=
kenmäntel, breite Bauerngürtel, Tunik . . . höchſt
prägnante Motive, die ſich zu einem geſchloſſenen
Ganzen verbinden.
Man fragt ſich oft, wie ſolch ein Umſchwung
eintreten könne und findet eigentlich keine
Ant=
wort darauf.
Es mag ſein, daß ſich ſeit einigen Jahren die
Tendenz geltend macht, koſtümliche Motive
zu unterſtreichen und jene Tracht zum Vorbild
zu nehmen, die der jeweils bevorzugten Kontur
am nächſten kommt.
Und weil man heuer die ſchmale Schulter, die
unten beſchwerten Aermel, die abgeſtufte (
Pa=
letot=) Linie und die knapp anliegenden Schnitte
liebt, darf es einen nicht wundern, wenn man
ſich unter dieſen Umſtänden an die ruſſiſche
Tracht anlehnt, in der alle dieſe Motive
wieder=
zufinden ſind.
Es wäre natürlich verfehlt, dieſen Stil
all=
zuſehr und „krampfhaft” unterſtreichen zu
wol=
len; das Beſtreben ſoll nur darauf gerichtet ſein,
die wichtigſten Merkmale der ruſſiſchen Tracht
für die neue Mode zu verwerten, was in den
führenden Modewerkſtätten mit viel Geſchmack
und beſter Einfühlungsgabe geſchieht, ſo daß die
neue Mode durchaus im Zeichen dieſes Stils
ſteht, und zwar nicht nur in der
Straßenauf=
machung, ſondern ſogar in der Beſuchs= und
Abendkleidung.
Wenn uns dieſer Stil trotzdem niemals
er=
müdet, ſondern, immer anregt und feſſelt, ſo
ſpricht dies gewiß für die Schönheit der Linie,
die ſich zwar in einem beſtimmten Rahmen
be=
wegt, aber doch nicht monoton iſt.
Um über den „ruſſiſchen Stil” Klarheit zu
gewinnen, wollen wir uns die neueſten
Ent=
würfe näher beſehen.
Manchmal iſt die Anlehnung ſo deutlich, daß
man mit der neuen Auffaſſung im Augenblick
vertraut wird. Dies iſt beiſpielsweiſe bei dem
Tſcherkeſſen=Mantel der Fall, den wir
in der erſten Skizze feſtgehalten haben. Er iſt
ganz gerade geſchnitten, wird durch
Poſamen=
terie=Verſchnürungen in gleicher Farbe
ver=
ſchloſſen und bringt einen reichen „Wulſtkragen”
aus Fell, ſowie trichterförmige Verbrämungen
an den Aermeln, und außerdem quadratiſche
Felltaſchen.
Aehnlich in der Grundform, wenn auch anders
in der Wirkung, iſt das Paletot=
Jacken=
kleid (Figur 2). Hier folgt die Verbrämung
als handbreite Bahn der Jackenkante und wird
überdies für wuchtige Manſchetten verwendet.
Viereckige Pelzknöpfe und der Fellgürtel ſind
Motive, die heuer oft beobachtet werden können.
Der knapp anliegende Rock oder das ſchmale
Kleid, das unter einem ſolchen Koſaken=
Paletot” getragen wird, macht ſeitliche
Schlitze notwendig, um die Trägerin beim
Aus=
ſchreiten nicht zu behindern.
Während ſich die ruſſiſchen Formen bei der
Straßenkleidung ſehr leicht zur Geltung bringen
laſſen, iſt dieſe Note bei der
Geſellſchaftsauf=
machung viel ſchwerer zum Ausdruck zu bringen.
Trotzdem ſchufen unſere Künſtler auch hier viel
ſchönes.
Als Beſuchsaufmachung ſcheint die ruſſiſche
Tunik bedeutende Erfolge zu erringen. Man
kann — dieſen Stil unterſtreichend — den
Ober=
teil quergezogen arbeiten und die bauſchigen
Aermel in Form ſogenannter „Röhrchen”
an=
ſetzen. Ueber das in ſeiner unteren Partie ganz
gerade Grundkleid wird ein ſeparater „Tunik=
Ueberwurf” getragen, deſſen Kanten nach außen
geſchlagen ſind. Falls die Tunik aus Glanzſeide
auf der matten Seite gearbeitet wird, kommt
die glänzende Fläche des Materials bei den oben
beſprochenen „Aufſchlägen” zur Geltung.
Und ſogar beim abendlichen Kleide
verſteht man es, dem ruſſiſchen Stil treu zu
blei=
ben, indem der Oberteil ganz ſchlicht, mit
ſchma=
lem Schlitz gearbeitet wird, ſo daß er das
pri=
mitive „Ruſſenhemd” nachbildet. An Stelle der
Knöpfe werden als einzige Garnierung geſtickte
Motive oder Straß=Embleme vorgeſehen. Die
ſchräge, geſchnittene Rockpartie, iſt ſchlank und
fließend und überläßt die Hauptwirkung dem
Oberteile mit ſeinen gepluderten Bauernärmeln.
Man bemüht ſich, die neue Moderichtung (die
ſich in der kommenden Uebergangsmode noch
aus=
wirken dürfte) auch durch eine beſondere
Farb=
gebung zu betonen, in der Lila, Pflaumenblau,
Weinrot und geſchmackvolle Kompoſitionen
die=
ſer Schattierungen vorherrſchen, wobei
metal=
liſche Motive dem Ganzen jene ſeltſame
Feier=
lichkeit geben, die uns bei den ruſſiſchen
Kirchen=
bildern oft ſo eigentümlich berührt.
Alles in allem: eine Mode der Eigenart,
mit=
hin eine Mode für jene, für die Kleider mehr
ſind, als „Notwendigkeit”, für die ſie zum
Aus=
druck der Perſönlichkeit werden.
Willy Ungar.
Sachgemäße Reinigung
von Schmuckſachen
Alle Schmuckgegenſtände, die unmittelbar
mit der Haut in Berührung kommen, bedürfen
von Zeit zu Zeit einer gründlichen Reinigung,
um ſie von dem anhaftenden Hautfett, den
Nie=
derſchlägen der Luft uſw. zu befreien und ſie in
neuem Glanze erſtrahlen zu laſſen. Man
ver=
fahre dabei wie folgt;
Geſchnitzte Elfenbein=
Gegen=
ſtände wie Anhänger, Broſchen. Armreifen
uſw. werden in lauem Seifenwaſſer (heiße
An=
wendung iſt ſchädlich) mittels Handbürſte
ſorg=
fältig behandelt und mit klarem Waſſer
nach=
geſpült. Vergilbte Stücke laſſe man mit einer
geſättigten aufgepinſelten Allaunlöſung 1 bis 2
Stunden liegen, um ſie dann nachzuſpülen und
trocken zu polieren.
Echte Edelſteine in Ringen, Anhängern
u. ä. m. bearbeite man mit einer Miſchung von
Kölniſchem Waſſer und gereinigter
Schlemm=
kreide mit alter Zahnbürſte und poliere ſie mit
weichem Leder oder Tuch nach.
Halbedelſteine reinige man in einem
Seifenbad von neutraler Seife mit etwas
Zu=
ſatz von Kölniſchem Waſſer.
Granaten reinige man mit warmer
Weizenkleie.
Korallenbroſchen Ketten und
Ohr=
ringe uſw bürſte man mit lauem Salzwaſſer
ab, laſſe ſie trocknen oder poliere ſie mit
wei=
chem Tuch nach .
Echte Perlen behandle man mit
war=
mer Weizenkleie, um ſie dann ebenfalls zu
polieren oder in Salzlöſung zu ſchwenken.
Perlmutter darf niemals naß behandelt
werden, da ſie ſonſt ihren Glanz verliert,
ſon=
dern wird mit einem recht warmen
Weizen=
kleiebrei behandelt, um dann glänzend poliert
zu werden.
Bernſtein, durchſichtiger wie „milchiger”,
wird wie Perlmutter behandelt.
Wie ich meine Schmuckketten
moderniſierte
Der Parole: Zu jedem Kleid die
paſ=
ſende Kette! kann jede Hausfrau
nachkom=
men, wenn ſie einmal Schmuckkaſten oder =Truhe
einer gründlichen Prüfung unterzieht und dabei
dieſes und jenes Stück „überholt”, alſo der
heu=
tigen Moderichtung anpaßt. Ganz ſicher finden
ſich hier und da halb= und dreiviertellange
Ket=
ten, wie ſie noch vor mehreren Jahren modern
waren, aber als ſolche nicht mehr getragen
wer=
den können. Da auch ich über derartige
ver=
fügte, entſchloß ich mich eines Abends dazu, ſie
in Kurz=Halsketten zu verwandeln.
Schnell entſchloſſen fädelte ich meine lange
Elfen=
bein= und Perlmutterkette ab, bis ſie die
heu=
tige „Kürze” zeigten und verſah ſie bei dieſer
Gelegenheit gleich mit einer neuen Perlſchnur,
die ich der beſſeren Haltbarkeit wegen aus
un=
zerreißbarem Silberdraht wählte, die mit
an=
gearbeitetem Verſchluß überall billig zu
ha=
ben ſind. Die abgereihten Perlen bewahre ich
ſorgſam auf, um ſie, wenn die launiſche Göttin
Mode einmak der kurzen Ketten überdrüſſig
wer=
den ſollte, dieſen wieder anfügen zu können,
Haben wir eine mittelalterliche
Mode zu erwarten?
Während man in Publikumskreiſen noch ſehr
eingehend einen wiederkommenden
Bieder=
meierſtil, die Mode der achtziger Jahre des
vorigen Jahrhunderts und eine intereſſante
Neu=Empire erörtert, ſcheint ſich in
verſchiede=
nen tonangebenden Modehäuſern ein
Um=
ſchwung vorzubereiten, der dazu angetan ſein
könnte, dem Modebild ein neues Gepräge zu
geben.
Man befaßt ſich nämlich allen Ernſtes mit
einem „mittelalterlichen Stil”, der
— dem heutigen Geſchmacke entſprechend
ange=
paßt — ſicherlich Ausſicht auf Erfolg hätte, denn
er verbindet die beliebte Prinzeßlinie mit
eigenartigen Aermelformen und mit ſchönen
Raffungen am Ausſchnitt, und rückt den Gürtel,
der in dieſem Falle zu einem weſentlichen und
ſehr markanten Moment des Modells werden
würde, in kleidſamer Weiſe erheblich tiefer
womit auch ſchon die modiſche Neuorientierung
gegeben wäre, auf die man ſeit geraumer Zeit
wartet.
Unſere Bilder ſollen als aufſchlußreiche
Gegen=
überſtellung des mittelalterlichen modiſchen
Vorbildes und der letztmodernen Auslegung
dieſer Linie aufgefaßt werden.
Die moderne Hausfrau widmet der Küche und
— in Verbindung damit — dem nicht nur gut,
ſondern auch ſchön beſtellten Tiſch vollſte
Auf=
merkſamkeit.
Noch vor wenigen Jahren gab es eine Zeit,
da Hausfrauentugenden wenig geſchätzt waren
und gelegentlich ſogar belächelt wurden; heute
aber in der Zeit des wirtſchaftlichen Kampfes,
iſt jeder Mann froh, wenn die Frau das
Wirt=
ſchafts=Szepter feſt in Händen hält.
Ein ſchön gedeckter Tiſch mit nett
angerich=
teten Speiſen macht natürlich — beſonders wenn
man Gäſte gebeten hat — große Freude.
Begabte Hausfrauen ſetzen daher ihren
Ehr=
geiz darein, ſchöne Vorſpeiſenplatten
zuſammen=
zuſtellen, wobei oft mit geringen Mitteln
vor=
zügliche Wirkungen erreicht werden können.
Wir zeigen als Beiſpiel in unſerem Bild eine
Aſpikplatte, die leicht nachzuahmen iſt.
Von Salatblättern und Tomatenſcheiben
um=
ſeben, entſteht hier die ſtiliſierte Figur einer
„Bäuerin”; der Rock aus farbig eingelegter
Sülze, der Oberkörper in anderer Farbe, mit
Pfefferkörnchen und dergleichen gemuſtert. Der
Kopf: ein Butterkügelchen, Augen: aus
Pfeffer=
körnern, der Mund: ein Stückchen roter Rübe,
die Haare: aus kleinen Abſchnitten roher
gel=
ber Rübe gebildet, das Kopftuch durch
Butter=
reme und die Bindmaſchen durch dünne
Butter=
oder Käſeſchnitten angedeutet.
Das Ganze iſt wirkungsvoll, luſtig und
end=
lich einmal etwas anderes eine nette
Ein=
leitung eines Abendeſſens in fröhlichem Kreiſe!
Die Uapemode im ſtrengen Winter
In früheren Jahren betrachtete man das
Cape als duftige Ergänzung des leichten
Klei=
des, alſo als ausgeſprochen ſommerliche Mode.
Erſt heuer wurde es auch in die winterliche
Ausſtattung übernommen und gilt heute — nach
anfänglichem Widerſtand — als überaus
er=
folgreiche Straßen=Aufmahung.
Man unterſcheidet für die Straße das kurze
und das halblange Cape.
Beide Arten ſtellen ſich als Kombination von
Stoff und Fell dar. Allerdings überwiegt beim
kurzen Cape das Fell, bei der halblangen Type
aber der Stoff.
Unſer Bild hält dieſe beiden wichtigen
Mode=
formen deutlich auseinander.
Das halblange Modell muß — um ſchlank
zu machen — Längsbahnen aus Fell bringen
(Bild 1), während das kurze Cape der
Kleid=
ſamkeit wegen durch eine ſchmale Stoffbahn
unterbrochen wird.
Der flache Muff, der in unſerer zweiten
Figur zu ſehen iſt und mit dem Cape eine
reiz=
volle Garnitur ergibt, ſoll in gleicher Weiſe
zuſammengeſtellt ſein.
Wir haben, um das Cape als neue
Winter=
umhülle in jeder Einzelheit zu erörtern, auch
die intereſſante Rückanſicht des halblangen
Mo=
dells, die durch eine tiefe Faltenbahn auffällt,
im Bilde feſtgehalten. Willy Ungar.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 1. Januar 1935
Ab morgen in Erstaufführung
Bis auf weiteres
Der erfolgreichste UIfa-Film der neuen Spielzeit
Paula Wessely
Adolf Wohlbrück
Der ganz große Lach=Erlolg!
Der prunkwollste Monumentalfikm
der je gezeigt wurde:
der beliebte bayerische Komiker
Maskerade
Ein heiteres Spiel zieht hier vorbei
Aus einem Helden werden zwei.
Weiß Ferdl spielt mit viel Humor
Uns eine Doppelrolle vor.
Ein einzigartig schöner Film aus dem Wier
zur Zeit der Jahrhundertwende — ein
hin-
reißendes Kunstwerk aus einem Guß.
Die Weltgeschichte kennt kein Schicksal, da
dem Cleopatras an die Seite zu stellen wäre.
Ihre Tragödie ist die Tragödie einer Frau, die
zum Herrschen geboren war und in den Sfüfmen
einer Weltwende ihren Untergang fand.
Weitere Darsteller: Olga Tschechowa, Walter
Jansen, Hilde von Stolz.
Jugendliche haben Zutritt.
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Saal
Städt. Saalbau
und gründliche
Dienstag abend 8 Uhr
in allen Fächern
und Stufen der
höh. Schule ſow.
Vorbereitung
für die
Dienstag, den 1. Januar 1935 Neujahrstag
im Festsaal, abends 8 Uhr
Tanz Bintritt 0.35, einsohl. Tanz.
Leitung: A. Frnoff.
Gleichzeitig wünschen wir unseren wert.
Stamm-
gästen, Bekannten u. Vereinen die herzl. Glück-
und Segenswünsche zum neuen Jahre!
Harl Heidenreich u. Frau.
persönliche Leitung Kapellmeister Willy Schlupp
Eintritt frel
Eintritt Frei.
(10983a)
Montag, 31. Dezember (Silveſter)
In beiden Häuſern: Beginn 21, Ende gegen 23.30 Uhr. Außer Miete
Bunter Silveſter=Abend. Preiſe 0.50—3 Mk.
wird erteilt von
erfahr. und
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währt.
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ten. Zu erfrag.:
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Silvester und Neujahr
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Klelnes Haus.
Anfang 19.30, Ende geg. 22.15
Zuſatzmiete I 6. Vorſt.
Heimliche Brautfahrt
Luſtſpiel von Lenz
Muſik von Eichhorn
Inſzenierung: Bartſch.
Hauptroll: Schultze=Weſtrum
Wahry, Ausfelder,
Link=
mann, Raddatz, Steltzer,
Stieda, Verden,
Weſter=
mann. Pr. 0.50 bis 4.50
Heute Mentag, 31.Dez. u. morgen Dienstag, 1. Jan., 8¼ Uhr
2 Operetten-Aufführungen 2
Der große Erfolg
Hauptm. E. 12, Vorſtellung
In neuer
Einſtudierung u. Ausſtattung
Tannhäuser
Oper von Wagner
Leitung: Friderich
Inſzenierung:
Hoffmüller—Paſetti
Hauptdarſteller:
Ammer=
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