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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigeven Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 279
Dienstag, den 9. Oktober 1934.
196. Jahrgang
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Der Maigiſteſäufftanid i Opanien
1 uſammenbruch der ſeparakiſtiſchen Bewegung in Kakalanien. — Lokale Kämpfe mit den Putſchiſten
in den einzelnen Provinzen.
*
Bluk über Spanien.
Die Dinge haben ſich in Spanien mit ſo überraſchender
bi lichkeit abgeſpielt, daß die Berichterſtattung kaum mehr zu
gan vermag. Es war zwar angekündigt, daß die Oppoſition
Bildung einer neuen Regierung Lerroux mit dem
General=
fi beantworten würde. Aber niemand hatte wohl im Eruſt
tan gedacht, daß ſich aus dieſem mehr demonſtrariven
General=
til, im Handumdrehen ein blutiger Bürgerkrieg
eni=
cUn würde. Ein Bürgerkrieg, der ſeine Kräfte aus ganz
ſciedenen Quellen ſchöpft. Kommuniſten, Sozialdemokraten
ſav choſyndikaliſten, hatten ſich auf der einen Seite gefunden,
mein innerpolitiſch der Regierung Widerſtand zu leiſten.
eichzeitig aber meldeten ſich die Separatiſten in Katalanien
oAAſturien. Dieſer Separatismus iſt ſeit dem Sturz der
)warchie das Geſpenſt im ſpaniſchen Hauſe. Alle
charen Regierungen haben das katalaniſche Problem wie ein
reis Ei behandelt. Auch Lerroux verſicherte ſich zunächſt der
aug der katalaniſchen Behörden. Er ahnte aber nicht, daß er
ingenigen Stunden verraten würde und plötzlich eine
kara=
liſthe Regierung auf den Beinen ſtand, die nicht allein von der
ſinatiſtiſchen Seite, ſondern gleichzeitig auch von der
inner=
at ſch oppoſitionellen Seite aufgezogen war. Das Bündnis
zſichen dieſen beiden Gruppen ſchien um ſo ausſichtsvoller, als
=xegierung Lerroux vor der Gefahr ſtand, daß ſie, eben weil
=ufſtand plötzlich von allen Seiten aufflammte, ihre Kräfte
itterte. Die Lage ſchien vorübergehend ſo bedrohlich, daß
*tkommunismus bereits Morgenrot witterte.
: EMoskauer „Prawda”, das offizielle Organ der
ſowjetruſſi=
in Behörden, ſtimmte ſchon einen Jubelgeſang „auf den
an tiſchen Heldenkampf des ſpaniſchen Proletariats” an und
ründete ſtolz, daß die Leitung des ganzen Unter=
Hmens bei der ſpaniſchen Sektion der Dritten
sternationäle läge. Nebenbei bemerkt, die beſte
Illu=
ſtion zu der erſt vor wenigen Wochen erfolgten Aufnahme
au etrußlands in den Völkerbund. Aber der Jubel war etwas
vrreilig. Die Madrider Regierung hat unerhörte
ſeargien en wickelt. Herr Lerroux hat wohl begriffen,
ynreſtigemäßig die Entſcheidung zunächſt in
Kata=
ſrü en lag. Zudem war dieſes ganze Unternehmen ſo
aben=
arl ich ſchlecht vorbereitet, daß es ſich nicht einmal des
ein=
aufſchen Militärs verſichert hatte. Es brach alſo ſchon hinnen
erm unter dem Eingreifen der Armee zuſummen. Damit
an= auch der Bürgerkrieg ſein wichtigſtes
Zen=
taut verloren haben.
Wiedereinführung der Todesſtrafe?
EP. Madrid, 8. Oktober.
Angeſichts der blutigen revolutionären Ereignifſe der letzten
2e hat Miniſterpräſident Lerroux die Abſicht, in der nächſten
etis=Sitzung am kommenden Dienstag ein Dekret billigen zu
Iſen wodurch die Todesſtrafe in Spanien wieder ein=
1mhrt wird.
Das Ende der kakalaniſchen Republik.
EP. Barcelona, 8. Oktober.
Aie „unabhängige katalaniſche Republik” hat genau elf
Engen gedauert. Am Samstag abend um 8 Uhr (Lokalzeit)
hXd: die Ausrufung der Republik beſchloſſen. Um 7 Uhr (Lokal=
23 mm Sonntag morgen, ergab ſich Präſident
Com=
iſos dem General der Regierungstruppen,
9Be. mit den Worten: „Schade, die Gelegenheit
Uſtr; zu günſtig”. Für Companys waren die geſtrigen
Er=
emiſte ein Drama von unerhörter Größe. Er vertraute auf
19 hatalaniſche Volk, das ihm geſtern abend begeiſtert zuge=
1inlt hatte. Er vertraute auf die politiſchen ſozialiſtiſchen Orga=
Mauwnen, die er bewaffnet hatte und die die Stützen der neuen
kuſlik bilden ſollten. Aber er hatte die
Regierungs=
a) pen nicht in Rechnung geſtellt. Zehntauſend
EuI Militär lagen in Barcelona, die meiſten von ihnen nicht
mul.l Katalonier. Dieſe Truppen erwieſen ſich unter der
Mauſ ſchen Leitung von General Badet als äußerſt kampftüchtig,
rſthrocken und lohal. Der Kampf zwiſchen ihnen und der
lü, der neuen Regierung ſpielte ſich im weſentlichen auf dem
kuſlik=Platz ab, und damit war das Schickſal der neuen
ulolik beſiegelt. Vergebens richtete der Präſident alle
Vieriel=
into einen Appell an die Bevölkerung, die neue Regierung zu
9ayſtützen; die Hilfe kam nicht. Damit hatte die unab=
I ſzige katalaniſche Republik aufgehört zu leben.
Nächkliche Skraßenkämpfe in Madrid.
In den Abendſtunden des Sonntag war in einigen Vierteln
Dri=ds ein Wiederaufflammen der revolutionären Bewegung
f euftellen. Um 10 Uhr abends ſpielte ſich ein heftiger
ßenkampf in der Nähe des Oſtbahnhofs ab.
( Fgrößerer Trupp Aufſtändiſcher griff die Regierungstruppen
hugt tztere hatten einen ſchweren Stand. Im Innenminiſterium
ligte man dieſe Straßenſchlacht mit großer Sorge. Man ließ
su raßenbeleuchtung erlöſchen, was jedoch für die Polizei und
mrungstruppen ebenſo hinderlich war wie für die Rebellen.
( bei. Mitternacht dauerte die Schießerei noch an. Auf Seiten
* Msbellen hat es zahlreiche Tote und Verletzte gegeben. Eine
( hrwe Revolutionärer griff ein Polizeikommiſſariat an, wurde
1 Eyl von der Zivilgarde nach heftigem Kampf zurückgeſchlagen
sSeiten der Aufſtändiſchen zählte man zwei Tote und fünf
Aeuste. Auf die Wohnung des Miniſterpräſidenten Lerroux
Bdem mehrere Schüſſe abgegeben. Der Miniſterpräſident befand
ſielooch nicht in der Wohnung.
In Aſturien beſtehen noch ſtarke Herde
der Aufſtandsbewegung.
In der Umgebung von Ponferrada ſollen ſich mehrere
tau=
ſend Aufſtändiſche zuſammengezogen haben und gegen die
Re=
gierungstruppen marſchieren. Die letzteren ſprengten eine
Eiſen=
bahnlinie, um den Vormarſch der Revolutionäre aufzuhalten.
K4.
Eine Karte Spaniens
mit Einzeichnung der bisherigen Unruheherde: Madrid,
Barcelona, Eibar, Oviedo und Valencia.
In dem katalaniſchen Ort Gerona, wo am Sonntag
mor=
gen die Aufſtänditen fünf höhere Offiziere töteten und Herr
der Garniſon und Stadt zu werden drohten, iſt die Ruhe wieder
eingekehrt, nachdem die loyal gebliebenen Truppen
die Revolutionären überwältigt hatten. — Die
Regierung hat nicht nur die Grenze nach
Frank=
reich, ſondern auch nach Portugal ſchließen
laſſen.
Teilerfolge der Regierung Lerroug
in Madrid und Kakalanien.
EP. Madrid, 8. Oktober.
Die Regierung Lerroux bezeichnet ſich in einer neuen
Mittei=
lung über die Niederwerfung des Aufſtandes als Herr der Lage.
Sie iſt ſehr zuverſichtlich und hat in Madrid ſelbſt alles
unter=
nommen, um die äußeren Spuren der letzten revolutionären Tage
zu verwiſchen. Die Stadt bietet einen einigermaßen normalen
Anblick.
Auch die Hauptſtadt Kataloniens bietet äußerlich wieder ein
faſt normales Bild. Aus der Provinz von Katalonien liegen
kei=
nerlei beſonders beunruhigende Nachrichten vor. Einige Orte ſind
allerdings immer noch unter roter Herrſchaft, doch iſt es ſchwer,
authentiſche Nachrichten zu erhalten. Auch ſcheint ſich die
Regie=
rung vorerſt nicht ſehr ſtark um dieſe, für die Geſamtlage weniger
gefährlichen kommuniſtiſchen Aufſtandsherde zu kümmern. Das
Hauptaugenmerk iſt nach wie vor auf Barcelona gerichtet, wo der
Militärkommandant Bamtet die Macht in der Hand hat und
Sondergerichke eingeſeht
wurden, die über die verhafteten Haupträdelsführer die Urteile
zu fällen haben. Der bisherige Präſident des katalaniſchen
Par=
laments, Companys, befindet ſich gegenwärtig auf einem im Hafen
liegenden Kreuzer und ſoll vor den Verfaſſungsgerichtshof geſtellt
werden.
Im Gegenſatz zu der in der Hauptſtadt eingetretenen Ruhe iſt
die Lage in Aſturien und Galicien, noch unklar. Der Aufſtand
konnte dort noch nicht reſtlos unterdrückt werden und flackert bald
hier, bald dort wieder auf. In Ferrol und Coruna kam es zu
ſchweren Ausſchreitungen und Schießereien.
Uebergreifen der revolukionären Bewegung
auf Südſpanien.
In den Abendſtunden des Montag hat ſich die Lage
plötz=
lich wieder verſchlimmert. Aus dem Süden des
Lan=
des, der bisher ſich auffallend ruhig verhielt, gelangten
Nachrich=
ten in die Hauptſtadt, denen zufolge die Sozialiſten und die
ſozia=
liſtiſch=anarchiſtiſchen Gewerkſchaften den Generalſtreik
aus=
gerufen haben. So werden aus Sevilla und Umgebung bereits
Zuſammenſtöße gemeldet. In Sevilla=Stadt haben die Arbeiter
in den Nachmittagsſtunden in großen Maſſen ihre Arbeitsſtätten
verlaſſen. Patrouillen durchziehen die Stadt. Unter der
Bevöl=
kerung herrſcht ſtarke Erregung. In dem Bergarbeiterdorf Nerva
wurden im Verlauf einer Schießerei zwiſchen Zivilgarde und
Streikenden vier Perſonen getötet und zahlreiche andere verletzt.
Die Ertremiſten verſuchten in zahlreichen Ortſchaften ſich nicht nur
der öffentlichen Gebäude zu bemächtigen, ſondern haben es auch
wieder auf die Kirchen abgeſehen. In einem kleinen Dorf
in Andaluſien wurde die Kirche angezündet, die vollſtändig
ab=
brannte. Die Truppen ſtehen in höchſter Alarmbereitſchaft. Die
Polizei nahm bereits Maſſenverhaftungen vor. In Malaga iſt
eltfalls der Generalſtreik ausgerufen worden. Es kam bereits zu
blutigen Zuſammenſtößen, wobei drei Perſonen getötet wurden.
Vom Wiederaufbau eines Staakes.
I.
Lemberg.
Von unſerem Sonderkorreſpondenten.
Dr. H. Krakau, Ende September 1934.
Als die Bürger von Lemberg im Jahre 1919 die
eingerück=
ten rutheniſchen Truppenteile in erbitterten und verluſtreichen
Gefechten ſchlugen und dadurch die Ausrufung Lembergs zur
Hauptſtadt eines ſelbſtändigen ukrainiſchen Staates
verhinder=
ten, wurde der Stadt in ihr Wappen der höchſte polniſche Orden
„Firtuti militari” verliehen. Lemberg und ſeine Bürger ſind
darauf heute noch ſo ſtolz wie vor 15 Jahren, wie denn
über=
haupt hier, in der Südoſtecke des polniſchen Staates, ein
be=
ſonderer Geiſt herrſcht. Ein Geiſt, der ſtarkes Traditionsgefühl
mit nationalem Stolz und nüchternem realpolitiſchem Blick paart.
Lemberg iſt nach Warſchau und Lodz die drittgrößte Stadt
Polens mit über 300 000 Einwohnern. Sie verleugnet ihre
Ver=
gangenheit nicht, und man ſprach den dort als Gäſte weilenden
deutſchen Journaliſten gegenüber mit Achtung und Anerkennung
davon, daß Lemberg eine deutſche
Städtegrün=
dung ſei, die auf ein Alter von etwa 700 Jahren zurückblickt.
In der Tat iſt der Stadtkern ganz offenkundig deutſch und
weiſt auf ſchleſiſche Siedler hin, die im frühen Mittelalter in
Oſteuropa ſozuſagen berufsmäßige Städtegründer waren. Nach
der einen Verſion ſind die erſten Siedler Lemberge aus dem
ſchleſiſchen Löwenberg hierhergekommen, und dieſe Deutung
klingt am Wahrſcheinlichſten. Denn die Stadt führt nicht nur
im Wappen einen Löwen, ſondern ihr polniſcher Name —
Lwow — heißt zu deutſch ebenfalls Löwenberg. Nach einer
anderen Darſtellung ſollen Einwanderer aus dem
niederſächſiſch=
flämiſchen Limburg dort angeſiedelt worden ſein. Wie dem auch
ſei: in jedem Falle iſt der deutſche Anteil an der Gründung
Lembergs unbeſtreitbar, und die Stadt wurde bis in das
aus=
gehende Mittelalter nach Magdeburger Recht regiert. Heute wie
damals iſt Lemberg einer der wichtigſten Warenumſchlags=
Plätze im Wirtſchaftsverkehr zwiſchen Weſt und Oſt. Seine
Bedeutung wird in der Gegenwart noch dadurch erhöht, daß
es der Zentralpunkt des Handels mit dem Holz der Karpathen
und dem Petroleum von Drohobycz=Boryſlaw iſt, das einen
der wichtigſten Bodenſchätze Polens bildet. Uebrigens iſt auch
heute noch der Anteil deutſcher Familiennamen in der
Bevöl=
kerung verhältnismäßig groß, und man darf annehmen, daß es
ſich hierbei zum größten Teile um die Nachkommen alter
Siedler=
generationen handelt, die ſelbſtverſtändlich inzwiſchen, nicht
zu=
letzt infolge der Eigenart der Bevölkerungsſchichtung, zu
Natio=
nal=Polen geworden ſind.
Lemberg liegt nämlich, ethnographiſch geſehen, am
Schnitt=
punkt verſchiedener Völkerſtämme, von denen im Geſamtbild die
Ruthenen nächſt den Polen am ſtärkſten in Erſcheinung treten.
Die Ruthenen — ihr Bevölkerungsanteil im Südoſtwinkel
Polens wurde uns von unſeren Gaſtgebern auf etwa 15 Prozent
beziffert — ſind den Einwohnern der Sowjet=Ukraine
ſtamm=
verwandt. Im Jahre 1918, nach dem Rückmarſch der deutſchen
Truppen aus Rußland, wurden auch mancherlei Fäden zwiſchen
Kiew, dem Sitz der Ukrainer=Bewegung, und Oſtgalizien
ge=
ſponnen, die dann ſchließlich zu der gewaltſamen Beſetzung
Lembergs durch rutheniſche Truppenteile und
Aufſtändiſchen=
formationen führte. Im Stadtbild Lembergs fällt ferner der
verhältnismäßig ſtarke Anteil der jüdiſchen Bevölkerung auf, die
von Polen als nationale Minderheit betrachtet und behandelt
wird. An den Grenzen, nach Rumänien und der Tſchechoſlowakei
zu, ſind dann noch einige kleinere Bevölkerungsſplitter anderer
Nationalitäten zu verzeichnen, die aber weder politiſch ein
Pro=
blem bilden, noch kulturell und wirtſchäftlich ins Gewicht fallen.
Hier wird ſich im Laufe von wenigen Generationen der
natio=
nale Verſchmelzungprozeß ſo auswirken, daß ſie verſchwinden.
Wer Lemberg aus den Kriegsjahren kennt, iſt heute
über=
raſcht von der Schönheit und der Sauberkeit, mit der ſich die
Stadt präſentiert. In dem hügeligen Gelände auf der
Nord=
ſeite des Kartpathenrandes liegt die Stadt eingebettet wie ein
Edelſtein in grünem Samt. Faſt alle Hänge ſind bewaldet oder
zu großen Parkanlagen ausgeſtaltet, die es an Schönheit mit
ähnlichen deutſchen Anlagen getroſt aufnehmen können. Auf
einem der höchſten Hügel hat Lemberg ein großes Gelände
auf=
geſchloſſen und für die jährliche Oſtmeſſe hergerichtet, an der in
dieſem Jahre zum erſten Male auch deutſche Firmen teilnahmen.
Ein anderer Hang iſt zu einem wunderſchönen Friedhof
ausge=
ſtaltet, deſſen Mittelſtück der Ehrenhof von 2600 Lemberger
Bürgern iſt, die im Kampf um die Befreiung ihrer Stadt von
Ruthenen fielen. General und Soldat liegen hier unter der
gleichen Erde und unter den gleichen Kreuzen. Aus ihrer Mitte
wurden die Gebeine des „Unbekannten Soldaten” entnommen,
der heute auf dem Pilſudſki=Platz in Warſchau das Ehrengrab
ſeiner Nation erhalten hat. Hier, an dieſer Stelle, wird
viel=
leicht das Beſondere Lembergs, die eigene geiſtige und ſeeliſche
Haltung ſeines Stadtvolkes dem deutſchen Beſucher am nächſten
gerückt.
Wir ſagten ſchon, daß die wirtſchaftliche Bedeutung der
Stadt heute vor allem durch ihre zentrale Lage zum
Erdöl=
gebiet von Drohobyez=Boryſlaw gegeben iſt.
Neben=
bei bemerkt: die Stadt braucht kein eigenes Gaswerk, da ſie
ihren geſamten Bedarf aus dem Erdgasvorkommen des
Petro=
leumsgebietes decken kann. Die Erdölvorräte am Nordrand der
Oſtkarpathen ſind vielleicht der wichtigſte nationalwirtſchaftliche
Beſitz Polens. Von dort jedenfalls wird der geſamte
Treibſtoff=
bedarf des Landes und der geſamte Bedarf Polens an
Schwer=
ölen gedeckt. In der Deviſenbilanz des polniſchen Staates wirkt
ſich das zumindeſten ſo aus, daß ausländiſche Valuten für
Ben=
zin und Schweröle in Polen nicht benötigt werden, während
bekanntlich Deutſchland auch heute noch einen ganz beträchtlichen
Einfuhrbedarf an dieſen Stoffen hat. Auf dem Weltmarkt iſt
das polniſche Produkt freilich bei den heutigen Preiſen nichr
konkurrenzfähig. Denn trotz der verhältnismäßig billigen
Arbeits=
kraft ſind die Erzeugungskoſten ſehr hoch, weil die Bohrungen
in außerordentliche Tiefen — bis zu 1600 Meter! — geführt
werden müſſen. Man geht dort alſo tiefer in die Erde als bei
uns, hat dafür aber auch im ganzen genommen ergiebigere
Quellen und hofft, ſich bei einem Anziehen der Weltmarktpreiſe
Seite 2 — Nr. 279
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Oktober 1934
auch in das internationale Erdölgeſchäft einſchalten zu können.
Freilich macht man ſich keine allzugroßen Illuſionen darüber,
daß die Ausſichten dazu nicht übermäßig groß ſind. Deshalb
ſind, die ſtaatlich beaufſichtigten Rohſtoffproduzenten und die
Raffinerien auch darauf bedacht, die Erzeugung vorläufig an den
tatſächlichen Eigenbedarf des Landes anzugleichen, um mit
einem wichtigen Beſtandteil des polniſchen Nationalvermögens
keinen Raubbau zu treiben. In einer ganz modernen ſtaatlichen
Raffinierie hatten wir Gelegenheit, die Vielfältigkeit der
End=
prödukte zu bewundern, die ſich aus Erdöl herſtellen laſſen. Vom
leichteſten Benzin bis zum zähflüſſigſten Schweröl, vom
Roh=
paraffin und Aſphalt bis zu mediziniſchen Oelen ſind hier
Hunderte von einzelnen Markenerzeugniſſen vertreten, und der
Produktionsgang iſt, wie uns der liebenswürdige
Generaldirek=
tor des Unternehmens verſicherte, elaſtiſch genug, um ſich der
Eigenart und Beſonderheit aller Aufträge anzupaſſen.
Das äußere Bild des Erdölgebietes iſt zwiſchen Drohobyze
end Boryſlaw ebenſowenig ſchön wie in anderen
Petroleum=
gebieten der Erde. Erdölerzeugung und Erdölverarbeitung ſind
nun einmal ein ſchmutziges Handwerk. Der Wald von
Bohr=
türmen, die ſich bei Boryſlaw erheben, hat die herrlichen
Kar=
pathentäler bis weit in die Hänge hinauf verdrängt, und wo
vor wenigen Jahren noch Hirſche, Luchſe, Wildkatzen und anderes
Getier wechſelte, nagen ſich heute von Erdgas getriebene Bohrer
in das Geſtein der Berge. Für uns Deutſche war es intereſſant
zu hören, daß zwiſchen der Aufnahme des uneingeſchränkten
U=Bootkrieges und der Befreiung Oſtgaliziens von den Ruſſen
ein unmittelbarer Zuſammenhang inſofern beſtand, als erſt
nach der Rückeroberung der oſtgaliziſchen Erdölgebiete die
erfor=
derliche Rohſtoffbaſis für die Dieſelmotore unſerer U=Boote
ge=
geben war, die dann nachher noch durch die rumäniſchen
Petro=
leumvorkommen erweitert werden konnte.
Lemberg iſt aber nicht nur die wirtſchaftliche Metropole
Südoſt=Polens, ſondern auch deſſen geiſtiges und kulturelles
Zentrum. Von den fünf Univerſitäten des Landes dürfte
Lem=
berg nach Warſchau die größte ſein. Daneben finden wir noch
eine Techniſche Hochſchule und verſchiedene Sonderakademien.
Selbſtverſtändlich beſtimmt danach auch die ſtudierende Jugend,
die hier wie bei uns ein ſtarkes Bollwerk nationalen Geiſtes
und nationalen Wollens iſt, das Stadtbild. Univerſität
Hoch=
ſchulen und Akademien ſind neben dem Rathaus mit ſeinem
ragenden Turm die größten Profan=Gebäude der Stadt. Daß
ſie nicht in allen Fällen nach unſeren äſthetiſchen Begriffen ſchön
wirken, iſt nicht verwunderlich; ſie ſind zum großen Teil im
19. Jahrhundert, einer Zeit des baukünſtleriſchen Niederganges.
entſtanden. Und Polen iſt von den Geſchmacksſünden dieſer
Epoche ebenſowenig verſchont geblieben wie Deutſchland.
Herr=
lich aber ſind die Kirchen und Klöſter Lembergs, deren
archi=
tektoniſche Pracht und reiche Ausſtattung noch heute verrät, wie
eich die Stadt namentlich in der Barockzeit ſchon geweſen iſt.
Noch eine letzte Merkwürdigkeit Lembergs ſei kurz verzeichnet: Es
iſt die Stadt der drei Bistümer. In Lemberg reſidieren
ein armeniſcher, ein griechiſcher und ein polniſcher Biſchof, die
alle drei römiſch=katholiſchen Glaubens ſind. Die älteſte Kirche
der Stadt iſt die armeniſche, deren herrliche Kuppel über die
Vierung bereits aus dem 11. Jahrhundert ſtammt.
Vom Tage.
Kommuniſtiſche Agikakion in der amerikaniſchen
EP. New York, 8. Oktober.
In der amerikaniſchen Kriegsmarine iſt ein kommuniſtiſches
Komplott entdeckt worden. Zahlreiche kommuniſtiſche Agitatoren
hätten die Matroſen zu einer Meuterei aufwiegeln wollen. Die
Unterſuchung werde fortgeſetzt. Strenge
Vorbeugungsmaßnah=
men ſeien getroffen worden. Insbeſondere die privaten Beſucher
der Kriegsſchiffe würden ſcharf überwacht.
Am Montag morgen ſind 40 000 Seeleute der atlantiſchen
Häfen der Vereinigten Staaten in den Ausſtand getreten. Sie
drohen, den geſamten amerikaniſchen Schiffsverkehr im
Nord=
atlantik und nach Mittelamerika lahmzulegen, falls ihren
Forde=
rungen nicht ſtattgegeben werde. Die Seeleute fordern einen
Mindeſtlohn von monatlich 75 Dollar ſowie eine Erhöhung der
Schiffsbeſatzungen um ein Drittel.
Der japaniſche Finanzminiſter tritt für eine erhebliche
Kür=
zung der militäriſchen Ausgaben ein. Er verlangt Abſtriche bis
zu 47 v.H. Die Militärs ſind dagegen der Anſicht, daß die
kom=
menden Kriſenjahre die höheren Ausgaben rechtfertigen würden.
Sie ſetzen ſich beſonders für eine Verſtärkung der Luftſtreitkräfte
ein.
Zum 100. Geburtstag Alekſis Kivis am 10. Oktober.
Von Hans Sturm.
Finnlands wechſelreiche Geſchichte hat erſt ſehr ſpät eine
eigene Literatur aufkommen laſſen. Seit dem Vordringen der
Schweden um das Jahr 1165 unter König Erik IX. gaben die
friſche Tatkraft und hohe Begabung dieſes nordiſchen Volkes
dem damals unter rüſſiſcher Oberhoheit ſtehenden „finniſchen
Herzogtum” das kulturelle Gepräge. Mit der etwa vierhundert
Jahre ſpäter eindringenden Reformation erſchienen die erſten
in finniſcher Sprache gedruckten Bücher, meiſt geſchichtlichen
Inhalts; die Gelehrten Peträus, Matthias Martinus, Vhael und
einige andere haben durch grammatiſche Werke damals den
Beſtand der finniſchen Sprache feſtgelegt und vor dem allzu
ſtarken ſchwediſchen und ruſſiſchen Einfluß bewahrt.
Aber erſt nach weiteren dreihundert Jahren erhob ſich das
eigentliche Schrifttum Finnlands wie aus langem Schlafe.
Unter unſäglichen Mühen ſammelte Elias Lönnrot die uralien
„Runen” (Volkslieder), die ſich bis dahin nur von Mund zu
Mund forterbten, und ſtellte ſie zu einem Epos zuſammen, dem
er den Namen „Kalewala”, d. h. Land des Kaleva, gab. Dieſe
Volksdichtung, die aus der Heimat, Scholle und Schickſal ihre
Kräfte gewonnen, rettete den wunderſamen Wohllaut und die
bildſtarke Ausdruckskraſt der Sprache Suomis (Suomi iſt der
finniſche Name für Finnland) über die ſchweren Zeiten für ihre
Wiedererwecker, zu denen Alekſis Kivi wohl als einer der
be=
deutendſten gehört.
Wie Lönnrot entſtammte auch Kivi ärmlichen Verhältniſſen.
Er wurde als Sohn des Dorfſchneiders der kleinen Siedlung
Palojoki im Kirchſpiel Nurmijärvi am 10. Oktober 1834 geboren.
Zwiſchen den niederen, von Wind und Regen und langen
Schneenächten verwitterten Hütten verſpielte er ſeine grauen
Kinderjahre. Da der Knabe zum Schneiderhandwerk nicht
ge=
boren ſchien, durfte er nach Helſingfors auf die Schule. Kaum
das Nötigſte an Geld konnte ihm der Vater mitgeben, mit der
kargen Koſt, die ihm von Hauſe geſchickt werden konnte, hungerte
und fror er ſich durch einige Klaſſen durch; dann trieb ihn die
Not wieder an den väterlichen Schneidertiſch. Jede freie
Minute ſaß er über den Büchern oder „vertiefte ſich auf weiten
Wanderwegen in die Wunder der Natur, in die Eigenarten der
Meuſchen” als er ſich eine kleine Summe zuſammenverdient
hatte mit Botengängen und ähnlichen Arbeiten, ging er wieder
zur Schule, wurde Student und erzwang unter unſagbaren
Entbehrungen, die ſeine Geſundheit ins Wanken brachten, mir
dreiundzwanzig Jahren die Reifeprüfung. Jetzt drückte ihn
doppelte Laſt, einmal die in ihm drängende dichteriſche
Be=
tätigung und dann der unausgeſetzte Kampf um das Daſein.
Immer wieder verſenkte er ſich in die heitere Welt Homers,
Shakeſpeare und Cervantes waren ſeine Freunde, und wenn die
Am 22. September wurde der in Mailand für das Deutſche
Nachrichtenbüro tätige reichsdeutſche Staatsangehörige Dr.
Wil=
helm Bianchi von der italieniſchen Geheimen Staatspolizei
ver=
haftet und jetzt ohne Angabe von Gründen ausgewieſen.
An der Verwaltungsakademie Berlin begann am Montag
unter dem Leitſatz „Vom Standesamt zum Sippenamt” die „
Ver=
waltungswiſſenſchaftliche Woche für Standesbeamte‟. Mehr als
500 Beamte aus dem ganzen Reich hatten ſich im „Auditorium
maximum” der Univerſität eingefunden, um an der Veranſtaltung
teilzunehmen. Die Eröffnungsanſprache hielt der Reichsminiſter
des Innern Dr. Frick.
Das Preußiſche Statiſtiſche Landesamt iſt mit dem 30. Sept.
1934 aufgehoben worden. Seine Aufgaben werden, ſoweit nicht
im einzelnen anders beſtimmt iſt, vom Statiſtiſchen Reichsamt
übernommen.
An dem Fahnenmaſt der deutſchen Botſchaft in London wurde
geſtern nachmittag von einem unbekannten Täter eine rieſige
Fahne mit der Aufſchrift „Laßt Thälmann frei!” angebracht. Die
Fahne wehte etwa fünf Minuten lang, ehe ſie von der vor der
Botſchaft ſtationierten Polizei bemerkt wurde und entfernt
wer=
den konnte.
Englands Miniſterpräſident Macdonald hatte geſtern
ver=
ſchiedene Unterredungen mit Kabinettsmitgliedern, die der
Wieder=
eröffnung des Parlaments dienten. Am Dienstag wird
Mac=
donald eine längere Ausſprache mit Außenminiſter Sir John
Simon haben.
Der Oberkommiſſar von Spaniſch=Marokko, Avello, hat nach
Rückſprache mit dem Miniſterpräſidenten ſeinen Rücktritt
zurück=
genommen und iſt wieder auf ſeinen Poſten zurückgekehrt.
Oberſt Antonio Jimenez Arenas iſt zum Präſidenten der
katalaniſchen Generalidad ernannt worden.
Im mexikaniſchen Amtsblatt wird die Einziehung weiterer
58 mexikaniſcher Kirchen veröffentlicht. Die Einbeziehungen
er=
ſtrecken ſich auf verſchiedene Staaten, hauptſächlich aber auf Chiapi.
* Muſſolinis Eingefkändnis.
Die Rede des italieniſchen Miniſterpräſideten dürfte
allent=
halben eine leichte Enttäuſchung ausgelöſt haben. Sie hat
jeden=
falls nach der außenpolitiſchen Seite hin keine neuen Momente
gebracht, wenn auch Muſſolini alle Staaten rund um Italien
Revue paſſieren ließ und beim Vorbeimarſch jeder Nation ein
paar Worte mit auf den Weg gab. Teils waren ſie höflich, teils
zeichneten ſie ſich durch eine betonte Schärfe aus, teils waren
ſie aber auch etwas unklar und geheimnisvoll, ſoweit er von
einigen deutſchen Strömungen ſprach, die den Eindruck
erweck=
ten, als ob man Deutſchland dem Laufe der europäiſchen
Ge=
ſchichte entziehen wolle. Muſſolini hätte ruhig etwas deutlicher
werden dürfen. Denn dann hätte man ihm eine ebenſo klare
Antwort erteilen können. Er ſcheint hier irgend etwas als
be=
deutſam hinzunehmen, obwohl die Wirklichkeit täglich neue
Be=
weiſe dafür liefert, daß Deutſchland gar nicht daran denkt, aus
der europäiſchen Geſchichte auszuſcheiden. Poſitiv und darum
bemerkenswert iſt aber das neuerliche
Einge=
ſtändnis Muſſolinis, daß die Entwicklung der
europäiſchen Geſchichte ohne Deutſchland nicht
denkbar ſei. Er hat mit dieſer Feſtſtellung nur das
unter=
ſtrichen, was durch den Gang der Ereigniſſe
tau=
ſendfach erhärtet worden iſt. Wir brauchen nur an
die Ordnung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe im Donauraum
zu erinnern, die man Jahre hindurch an Deutſchland vorbei
durchführen wollte, dabei aber doch immer wieder auf den
deut=
ſchen Faktor ſtieß, der ſich nicht wegexperimentieren ließ. Was
für die ſüdoſteuropäiſche Wirtſchaft gilt, läßt ſich auch in
ande=
ren Zuſammenhängen nicht leugnen. Muſſolini hat dann noch
an einer anderen Stelle ſeiner Rede einige bemerkenswerie
Wendungen gebraucht, die ſich auf Oeſterreichs Unabhängigkeit
bezogen. Wir können hierzu nur alte Feſtſtellungen wiederholen,
daß Oeſterreichs Unabhängigkeit niemals bedroht war; ganz
be=
ſtimmt aber nicht von der Seite, die in der ausländiſchen
Be=
richterſtattung über die Verhältniſſe Oeſterreichs zu ſeinen
Nach=
barn immer wieder eine Hauptrolle ſpielte. Wenn Muſſolini
noch hinzufügte, daß Italien weder Eroberungsabſichten habe,
noch über Oeſterreich ein Protektorat aufrichten wolle, dann hat er
damit im Donauraum gewiß Erleichterungen geſchaffen, die wir
in ihrem Wert gewiß nicht unterſchätzen wollen. Aber das iſt auch
alles, was aus der Rede Muſſolinis über die Grenzen Italiens
hinaus Bedeutung hat. Offenbar hat ſich der italieniſche
Mini=
ſterpräſident wegen der bevorſtehenden Zuſammenkunft mit
Barthou genötigt geſehen, ſeinem bekannten Temperament Zügel
anzulegen und eine Tonart zu wählen, die keinerlei
Angriffs=
flächen bietet und infolgedeſſen auch keinerlei Schatten auf die
Zuſammenkunft werfen kann.
Kümmerniſſe unerträglich zu werden drohten, flüchtete er ſich in
die Stille der ihm ſchon im Elternhauſe vertraut gewordenen
Bibel oder in die weitausſchwingenden Geſänge des Kalewala.
Aus ihm auch holte er ſich den Stoff zu ſeiner erſten
Dichtung, dem fünfaktigen Trauerſpiel „Kullervo”, das einer
ſeiner Biographen „ein Sturm= und Drangwerk im beſten
Sinne des Wortes” nennt. Hier verſuchte er das hiſtoriſche
Geſchehen aus den Tagen ſeiner Ahnen umzudeuten für ſeine
Zeit; erſt in dem nächſten Werk, dem fünfaktigen Luſtſpiel „Die
Heideſchuſter”, wendet ſich Kivi ganz der Schilderung des
finniſchen Volkslebens zu. Dieſe Charakterkomödie beginnt
da=
mit, daß ein Schuſter auf weite Freiersfahrt geht zu einem
Zunftgenoſſen und dort gerade am Hochzeitstage ſeiner Braut
eintrifft. Wenn die epiſchen Längen kunſtgerecht geſtrichen
werden, bleibt ein von Shakeſpeare und Holberg überſchattetes
köſtliches Spiel, das ſeine Wirkung aus dem Volksleben
ge=
winnt, ſo daß es noch heute das zugkräftigſte Luſtſpiel der
finniſchen Bühne iſt. Es erſchien 1864 und brachte dem Dichter
beſcheidene Erträge, daß er, von Schulden und Krankheit
ge=
drückt, ein gehetztes Leben friſten konnte. Da wurde ihm ein
unerwartetes Glück zuteil. Dem Dreißigjährigen bietet ein um
neunzehn Jahre älteres Fräulein eine beſcheidene Heimſtätte
in ihrem Dorfhäuschen; ſie ſieht in dem Dichter nur den nach
ſtiller Arbeit ſich ſehnenden Unglücklichen, ihre gute Tat
ent=
ſpringt nur reiner Barmherzigkeit; ſeine Sendung ahnt ſie nicht,
denn ſie iſt des Finniſchen unkundig. Ihr genügt es, den
Armen froh zu wiſſen bei ſeiner Arbeit.
In der ländlichen Stille blühte Kivis Schaffenskraft in
fieberhaft kurzer Fülle auf. Er beendete den Einakter „Die
Verlobung” und verſuchte in zwei Trauerſpielen, „Die
Flücht=
linge” und „Canzio”, ſein Stoffgebiet zu erweitern; er ſah
bald ſelbſt ein, daß er nur in ſeinem Volke, in ſeinem Lande
heimiſch war, ſammelte ſeine Gedichte und gab ſie unter dem
Titel „Kanervala” (Heideblumen) 1866 heraus. In dieſem
Buche verraten die Balladen, etwa die vom Ochſen=Tuomas, den
werdenden Erzähler.
Sein Meiſterwerk heißt „Die ſieben Brüder” und kann
in ſeiner Art neben de Coſters Ulenſpeegel oder neben dem
Göſta Berling der Lagerlöf beſtehen. Auf dem großen,
welt=
abgelegenen Jukola=Hofe wachſen die ſieben Söhne des im Kampf
mit einem Bären ums Leben gekommenen Jukola=Bauern
her=
an unter der rauhen, aber tüchtigen Obhut der Mutter und
eines blinden Oheims, echter Wildwuchs zwiſchen achtzehn und
fünfundzwanzig Jahren. Wegen ihrer Streiche reißen ſie immer
wieder aus in die Wälder und Moore um der Züchtigung zu
entgehen, werden zurückgeholt und ſollen nun auch noch leſen
lernen. Der Küſter verordnet ihnen nach einer Prügelſtrafe eine
Hungerkur. Sie brechen aus, geraten in eine Rauferei, feiern
wilde Feſte, bei denen ſie ihre Wunden mit einer
ſelbſt=
verfertigten Heilſalbe aus Branntwein, Schwefel, Schießpulver
und Salz einreiben. Als die Obrigkeit mit der Schande des
Fußblocks droht, verpachten ſie ihren Hof, packen Haus= Fang=
und Jagdgerät auf einen Karren, vor dem ſie ihr einziges,
Leiftangsässenchers für eie Mirttt
Die Reichsjugendführung hat ein Leiſtungsabzeichen für dii
Hitlerjugend geſchaffen, das in drei Graden verliehen wird, fün
das 16. Lebensjahr (in Schwarz), für das 17. (in Bronce) unn
für das 18. Lebensjahr (in Silber). Gleichzeitig mit dieſem Les
ſtungsabzeichen wird ein Leiſtungsbuch eingeführt. Auf dieſe Ar
und Weiſe iſt ein neuer Weg beſchritten worden, der einen erſte
Schritt zur körperlichen und geiſtigen Ausrichtung der ganzen
deutſchen Jugend bringt. Das Ziel iſt, ein geſundes Geſchlecht z.
ſchaffen mit höchſter körperlicher Widerſtandskraft und Leiſtung.
Es ſollen nicht Einzelrekorde gezüchtet werden, ſondern es
an eine Breitenarbeit gedacht, bei der möglichſt viele eine gewiß.
körperliche Leiſtungsfähigkeit und Können erreichen.
Die Bedingungen ſind ſo angeſetzt, daß jeder Junge, gleig”
gültig, ob aus der Stadt oder vom Lande, dieſes Abzeichen er
ringen kann. Es ſind folgende Verpflichtungen
zuer=
füllen: 1. Leibesübungen, und zwar der Lauf (100 Meter, 300
Meter), Weitſprung, Keulenweitwerfen und Kugelſtoßen, Schwine
men, Keulenzielwerfen; 2. Geländeſport (Schilderung von Bodes,
formen, Bodenbedeckungen, Kartenkunde, Beobachtung.
Sehübuu=
gen. Entfernungsſchätzen, Meldeweſen, Tarnung und
Geländeauu=
nutzung) und 3. Kleinkaliberſchießen. Zu dieſen körperlichen B.
dingungen tritt ſchließlich noch die weltanſchauliche Schulung uru
der Nachweis, ob der Junge als Nationalſozialiſt betrachtet
we=
den kann.
Das Leiſtungsabzeichen der Hitlerjugend wird damit niit
allein zu einem Anreiz für eine Leiſtung, ſondern zu einer AAt/
Geſundheitspaß der Hitlerjugend überhaupt. Durch das
Leiſtung=
buch wird es möglich, die körperliche Entwicklung des einzelnm
Jungen in den letzten drei Jahren ſeiner Zugehörigkeit zur Hitla. zu verfolgen und zu kontrollieren. Wenn ein Junge nint
in der Lage iſt, die Leiſtungen ſeiner Jahresklaſſe zu erfüllen.
wird damit bekundet, daß er körperlich nicht in Ordnung iſt uu
daß der Aerzt nachſehen muß, wie dieſer körperliche Fehler behohh,
werden kann. Deshalb iſt in dem Leiſtungsbuch, das jeder Jurm
bekommt, gleichzeitig eine Tafel für ärztliche Unterſuchung vor.
ſehen. Damit geht das Leiſtungsbuch ſogar noch einen Schritt
we=
ter: es wird zu einem Geſundheitspaß für den Jungen. Danebl;
hat das Leiſtungsbuch die Aufgabe, ein Ausweis für die
Betär=
gung des Jungen in der Hitlerjugend zu ſein; es iſt ein
Diem=
ausweis für ſeine Beteiligung, z. B. an Führer= und Sonderle
gängen, an ſportlichen Wettbewerben uſw. Es iſt alſo letz-im
Endes ein Jugendpaß, der beim Uebertritt in andere
Organün=
tionen eine Grundlage für die Uebernahme des Jugendlichen —rd
einen Ausweis für ſeine Betätigung im neuen Staat bildet.
Das letzte Ziel dieſes neubeſchrittenen Weges iſt, eine ga n
Jugend körperlich ſo auszurichten, daß ſie in ihrer
Leiſtungsfähr=
keit, ihrer Widerſtandskraft und ihrem Können zur erſten dieet
Welt zählt. Gleichzeitig beſitzt die oberſte Führung im
Leiſtuny=
buch die Möglichkeit einer Kontrolle der Führung und des
Dienfi=
ſelbſt. Der Geſamtſtand einer Formation läßt ſich aus ihm ſoffi
überblicken.
Reichserziehungsminiſter Ruſt in Budapeſt.
EP. Budapeſt, 8. Oktobew=
Reichserziehungsminiſter Ruſt ſtattete heute vormittag ri
den Heren ſeiner Begleitung dem ungariſchen Kultusmini ie
Hohmann einen Beſuch ab, der ihm eine Darſtellung des unnn
riſchen Schulweſens gab. Um 12 Uhr legte der Miniſter eir=
Kranz am Heldendenkmal nieder. Darauf wurde Miniſter Ri
von dem Erzherzog Joſeph empfangen, unter deſſen Kommarv/
er im Weltkrieg in einem deutſch=ungariſchen Heeresverband /i
Wolhynien gekämpft hat.
Am Dienstag begibt ſich Miniſter Ruſt zu einem Beſuch
Fürſtprimas Szeredi nach Gran.
Einem Mitarbeiter des „Uj Nemzedek” erklärte Minn
Ruſt, dieſer Beſuch bei dem ungariſchen Kirchenfürſten gereat
ihm zur beſonderen Freude, da er auch in Deutſchland groad
Wert auf die Förderung des Friedens zwiſchen Staat und Kin
lege.
Bei einem Frühſtück, das der ungariſche Kultusminiſtera
Ehren des deutſchen Gaſtes gab, betonte Dr. Hohmann
engen Kulturbeziehungen zwiſchen den beidt
Völkern, wobei er die Hoffnung ausſprach, daß ſich die beisi
ſeitigen Kulturbeziehungen zugunſten beider Nationen weiter:
tiefen und die alte Freundſchaft weiterhin noch mehr verinrn
lichen werde.
*
Reichsminiſter Ruſt hat am Samstag die vom Reichsfür/
der Deutſchen Fachſchulſchaft unterbreiteten Vorſchläge für
fachſchulſtudentiſche Selbſtverwaltung unterzeichnet. Damit iſ-77
der Geſchichte der Deutſchen Fachſchule der erſte Schritt zur
form des Fachſchulweſens und beſonders des techniſchen Scn.
weſens getan.
einäugiges Pferd ſpannen, und ziehen mit den Hofhundenn:
die Wildnis der Wälder. Beim Weihnachtsfeſt in der Waldhxu
kommt es zu einer Keilerei, ein Kienſpan fällt von der ASu
ins Stroh, die Hütte brennt nieder. Die Sieben retten ſich
ihren Flinten und Ranzen, nur mit einem Hemd aus Ws)
leinwand bedeckt, barfüßig hinter der einäugigen Mähre
trabend — zwei können abwechſelnd reiten — in der froſt4
Winternacht mühſam, von Rudeln hungriger Wölfe umheult,
den Jukola=Hof. Im nächſten Frühjahr bauen ſie ihre Wé.
hütte wieder auf, erlegen einen Bären und beſtehen einen n
ten Kampf mit vierzig wilden Stieren. Um dem Hungertod=1
entgehen, müſſen ſie die Tiere von dem Rieſenfindling aus,
den ſie ſich mit knapper Not retten konnten, erſchießen. Nunn!
ginnen ſie, um den Beſitzern den Wert der Tiere zu erſee?
geregelten Ackerbau. Die wilden Waldläufer werden zu
haften Bauern, vom Frühling zum Herbſt wandeln ſie ſich. 2n
Eraten vernichtet der Froſt, aber Umſicht und Ausdauer g:
den Brüdern den Sieg. Mit dem Erfolg erwacht das Gemi
ſchaftsgefühl, ſie wollen wieder ein nützliches Glied des DcI
ſein und kommen zum Pfarrer, um ſich zum Leſeverhör
Abendmahl zu melden. Gereift kehren ſie auf den Jukola:
zurück als Stammhalter neuer, glücklicher Geſchlechter.
Dieſe Haupthandlung wird durch viele köſtliche Epiſr‟
bereichert; die einzelnen Geſtalten haben den Atem des Vos?
und über Abenteuern und Geſchicken weht der Wind der 2
die Einöden der weiten finniſchen Wälder fährt. Wer ſic
dieſe große Volksdichtung verſenkt (ſie erſchien im Verlag .
Minden, Dresden) wird den Humor und die Sprachwelt R1
erkennen, durch die das Werk in die Allgemeingültigkeit
Zeitloſen gehoben iſt.
Das Buch erſchien 1870 und ſchien des Dichters
Herä=
zu haben. Er war müde und fühlte ſich neuem Siechtum
gegen gehen. Da traf ihn ein letzter harter Schickſalsſck.
Auguſt Engelbrekt Ahlquiſt, der Begründer der finniſchen
K=
ſprache und damals der Literaturgewaltige, ſtand ganz
Banne der klaſſiſch ſtrengen Kunſtauffaſſung einiger
ſchwe-
ſchreibender finniſcher Dichter und verdammte daher HI
Meiſterleiſtung; deſſen Können ging über die von Ahlquviſ
zogenen Grenzen einer abgeklärten Kunſtäſthetik hinaus.
heute vergeſſene Ahlquviſt ahnte nicht, daß Kivi ihm um —
zehnte voraus war. Bald zeigten ſich bei Kivi Zeichen geiſ;
Auflöſung, wenige Monate nach Erſcheinen der „Sieben Brin”
fiel der Dichter in Wahnſinn. In der niedrigen Hütte ſe
Bruders Alpertti am Tuuſula=See lebte er noch zwei
als Gemeindepflegling und ſtarb am 31. Dezember 1872, ach.
dreißig Jahre alt. Jahre zuvor ſchon ſchrieb er in einem
dicht „Die Schwermut” ſeinen eigenen Grabſpruch: „Gradl
mein Grab / unter raunenden Weiden / und deckt mit ſchwſh
Schatten es zu / dann meidet mein letztes Haus für imu
denn ich will ruhen in Frieden / Nimmer häuft über mil."
Hügel / es breite darüber ſich ebenes Feld / daß niemand""
wiſſe / meine letzte Ruhſtatt / umweht vom Wind /."
ewig raunenden Weiden!“
MOienstag, 9. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 279 — Seite 3
Eit neuet wolenwerktag.
Leutſch=polniſche Wirkſchaftsvereinbarung. — Ein Fortſchrikt in der Enkwicklung des deutſch=polniſchen
Handelsverkehrs.
Eine amkliche Mikkeilung.
DNB. Warſchau, 8. Oktober.
In den letzten Wochen haben in Warſchau Beſprechungen
ofiſchen der deutſchen und der polniſchen
Wirt=
haftsabordnung ſtattgefunden, die deutſcherſeits von dem
eicandten von Moltke und polniſcherſeits von dem Direktor im
al=delsminiſterium, Sokolowſki, geleitet wurden. Dieſe
Verhand=
nien hatten eine Ausweitungdesdeutſch=
polniſche=
rrenaustauſches zum Ziele. Sie haben am 6. Oktober
r Paraphierung einer Vereinbarung geführt.
Die Grundlagen der Verhandlungen bildeten die
Beſprechun=
m. zwiſchen Vertretern der deutſchen und der polniſchen
Land=
irkſchaft, die im Frühjahr dieſes Jahres in Warſchau
Berlin ſtattgefunden hatten und in denen die
Möglich=
t des Bezuges beſtimmter polniſcher
land=
imtſchaftlicher Erzeugniſſe durch Deutſchland
ewrüft worden war. Während der jetzt geführten
Wirt=
ſaftsverhandlungen ſtand die Frage der
Gegenleiſtun=
em Polens auf dem Gebiete der Wareneinfuhr
us Deutſchland für die deutſche Bereitſchaft,
ollniſche land= und forſtwirtſchaftliche
Erzeug=
ſe, insbeſondere Gänſe, Eier, Butter und Holz
abzuneh=
len im Vordergrund. Dieſe Gegenleiſtungen umfaſſen eine
nyahl Kontingente für deutſche Induſtrie= und
Landwirtſchafts=
zuugniſſe wobei durch die polniſche Regierung für einige dieſer
ſamen die meiſtbegünſtigten Vertragszollſätze zugeſtanden werden.
en tſcherſeits iſt für Holz die Meiſtbegünſtigung zugeſagt worden.
Um die Schwierigkeiten zu überwinden, die ſich aus der
der=
ſinägen deutſchen Deviſenlage ergeben, iſt vereinbart worden, daß
iſ=Ein= und Ausfuhr ſich auf dem Wege privater
nrrechnung vollziehen ſoll. Auf polniſcher
ſeiite wird die Verrechnung durch die Polniſche
Kom=
eitſations=Handelsgeſellſchaft auf deutſcher
eite durch den Eingetragenen Verein „
Deutſch=
ü lniſche Handelskammer” in Breslau und
Ber=
iir vorgenommen werden. Durch die Entſendung eines Vertreters
eer Kammer nach Warſchau wird ein reibungsloſes
Ar=
ekten dieſes Verrechnungsapparates
ſicherge=
ellt werden.
Die Wirtſchaftsvereinbarung gilt für die Dauer eines Jahres.
ne dürfte Mitte Oktober in Kraft treten. Die Vereinbarung, die
e: Summe von 22 bis 23 Millionen Zloty umfaßt, bedeutet einen
eiklichen Fortſchritt in der Entwicklung des
eſutſch=polniſchen Handelsverkehrs, da in ihr zum
ritten Male von ſeiten Polens Vertragszölle für
tinzelne Waren bewilligt worden ſind. Die
deut=
hen Waren, die auf Grund dieſer Vereinbarung nach
1 len ausgeführt werden können, ſind in einer
um=
u reichen Liſte niedergelegt, aus der als wichtigſte genannt ſeien:
üchtvieh, Sämereien, Weine, Chemikalien,
Tſ=tall=, Galalith=, Glas= und kosmetiſche
Burren.
* Die Bedeutung des von den Regierungen von Warſchau
nl. Berlin abgeſchloſſenen Wirtſchaftsabkommens liegt darin, daß
lich hierbei um einen Vertrag handelt, deſſen Wert auf jeder
eiſte 22 Millionen Zloty ausmacht. Wir nehmen den Polen im
mffange dieſer Summe landwirtſchaftliche Erzeugniſſe ab, an
emen ſie Ueberfkuß haben. Die Polen nehmen uns dafür
In=
un rieartikel ab. Das Abkommen muß im Zeitraum eines
Jah=
si erfüllt ſein. Zur Umgehung der Deviſenſchwierigkeiten findet
ne private Abrechnung ſtatt. Insgeſamt wird natürlich der
eüttſch=polniſche Warenaustauſch um die in dieſem Vertrag
iedergelegte Menge erweitert. Es beſteht die Hoffnung, daß
vi: Ablauf des Jahres ein neuer Vertrag abgeſchloſſen wird, der
e noch ſtärkere Ausweitung des gegenſeitigen
Warenaus=
tuiſches anſtrebt.
Großes Haus. — Montag, den 8. Oktober 1934.
Erſtes Sinfonie=Konzerk.
Bei erſchreckend ſchlecht beſuchtem Haus, wohl zum Teil auf
e ſpät einſetzende Propaganda für die Konzerte zurückzuführen,
ino das erſte Konzert im Landestheater ſtatt. Ein früher
Schu=
en=, ein liebes und anſpruchsloſes Werk, machte den Anfang.
chubert ſchrieb dieſe ſeine dritte Sinfonie 1815 mit 18 Jahren,
ſder Zeit, als die für kurze Zeit gewonnene völlige Freiheit
on Schule und Lehrerberuf den unaufhaltſamen Liederfrühling
on über 100 Liedern in einem Jahr beſcherte. Schubert hatte im
Inernhaus und im Konvikt hauptſächlich Inſtrumentalwerke der
lidctung Haydn-Mozart kennen gelernt, Mozart war damals
in muſikaliſches Ideal, ehe er ſich ſpäter leidenſchaftlich Beethovens
luſt zuwandte. Dieſe Mozart=Verehrung ſpricht ſo ſtark aus
erl Sinfonie, daß es faſt ſchwer iſt, typiſch Schubertſche Züge zu
woen. Mozartiſch iſt die langſame Einleitung, die erſte
Themen=
ruppe, in der Durchführung fühlt man ſchon etwas von
Beet=
omen, mehr Schubert klingt aus dem Allegretto, das an Stelle
esl langſamen Satzes ſteht. Beſonders der Zwiſchenſatz klingt an
ſallkstänze an. Das Menuett könnte von Mozart ſein, das Trio
dem Duett von Oboe und Fagott wirkt wieder perſönlicher,
u: in dem Haydn naheſtehenden Schlußſatz ſind typiſch Schubert=
Ae Modulationen neben Anklängen an die Roſſini=Begeiſterung
* Wiener Kongreſſes. Das Werk wurde von
Generalmuſik=
nektor Karl Friderich liebenswürdig und anſprechend
wie=
eicgegeben, der letzte Satz allerdings etwas ſehr als Kehraus
ehaandelt, er hätte vielleicht kammermuſikartiger dargeſtellt
wer=
können. Das Werk ſollte der leichte Auftakt zu Bruckners
Sinfonie ſein, wirkte auch in dieſem Sinne gut, wenn man
uah verſtand, daß die geringe perſönliche Eigenart dieſer
Sin=
ie ſie gegen andere Werke Schuberts ſtark zurücktreten läßt.
Bruckners =Dur=Sinfonie iſt neben der in Darmſtadt
ver=
älntnismäßig ſelten gehörten vierten, der romantiſchen, das dem
tonzertpublikum am leichteſten eingängliche Werk des Meiſters.
deir erſte Satz iſt dadurch merkwürdig, daß er in ſeinen meiſten
eillen lyriſch faſt wie ein langſamer Satz wirkt. Ueber die herr=
9 breite Melodie des erſten Themas äußerte ſich Bruckner:
Dureſes Thema iſt gar nicht von mir. Eines Nachts erſchien mir
darn (Kapellmeiſter von Linz) und diktierte mir das Thema, das
hſ ſogleich aufſchrieb. Paß auf — ſagte er —, mit dem wirſt Du
den=n Glück machen.” Geradezu in Adagioſtimmung beginnt die
durchführung, grandios iſt der abſchließende Orgelpunkt. Der
dus wurde ausgezeichnet wiedergegeben. Friderich geſtaltete
ni einer Wärme und Innigkeit, die ſämtliche unter ihm
Spie=
enſden gefangen nahm. Der Meiſter komponierte nach dem
9Satz das an dritter Stelle ſtehende Scherzo mit ſeinem faſt
ſiihitesken Humor, gegen den ſowohl die etwas ruhigere Stelle
* Der Memelbericht ferkiggeſtellt.
Der von den Memeler Garantiemächten eingeſetzte
Juriſten=
ausſchuß ſoll nach einer Information der „Times” ſeinen
Memelbericht bereits fertiggeſtellt haben. Er liegt jetzt den
Re=
gierungen zur Prüfung vor. Wie die „Times” hinzufügt,
be=
ſtehen wenig Zweifel darüber, daß „techniſche” Verletzungen
des Statuts begangen worden ſind. Die „Times” hat einen
recht milden Ausdruck für das unerhörte Verhalten
Litauens im Memelgebiet gewählt. Wenn ſie ſich ſchon
zu dieſer Bemerkung aufrafft, dann darf man wohl annehmen,
daß der Bericht der Juriſten den Inhalt einer
Anklageſchrift hat. Material liegt in ungeheueren
Men=
gen ſchon ſeit langem vor. Wir haben keine Gelegenheit
vor=
übergehen laſſen, ohne die Garantiemächte auf die fortgeſetzten
Uebergriffe der Litauer aufmerkſam zu machen. Infolgedeſſen
war es für die Juriſten nicht ſchwer, in verhältnismäßig kurzer
Zeit das Material zu ſichten. Wir möchten auch annehmen, daß
die Earantiemächte von anderer Seite ebenfalls mit
ausreichen=
den Informationen verſehen worden ſind, ſo daß die Juriſten
genügend Quellen zur Verfügung hatten, aus denen ſie ſchöpfen
konnten.
Jetzt kommt es darauf an, daß der Bericht
beſchleunigt zum Gegenſtand entſprechender
Schritte in Kowno gemacht wird und daß alles
unter=
bleibt, was zu neuen Verzögerungen Anlaß geben könnte.
Litauen glaubt offenbar noch, daß es auf dem
eingeſchlagenen Wegbleibenkann. Das Neueſte
iſt die Beſeitigung aller deutſchen Inſchriften
im Memelgebiet. Man arbeitet übrigens ſchon lange darauf
hin, die deutſche Sprache und die deutſche Schrift zu beſeitigen.
Infolgedeſſen werden alle Beamten entlaſſen, die die litauiſche
Sprache nicht beherrſchen. Sie werden durch litauiſche Beamte
erſetzt. Nur können die Nachfolger in den meiſten Fällen nicht
litauiſch. Sie ſpicchen ſehr häufig polniſch oder ruſſiſch, ein
Beweis dafür, daß das Litauiſche in Litauen ſelbſt unter der
Ruſſenherrſchaft vellkommen verkümmert iſt. Die im
Memel=
ſtatut vorgeſehene Gleichberechtigung derlitauiſchen
und der deutſchen Sprache iſt durch die Litauer
ebeu=
fallls beſeitigt worden. Nur wird Litauen es
natürlich niemals erreichen, daß die deutſche
Sprache mit Stumpf und Stilausgerottet wird.
Es iſt eher zu beobachten, daß die litauiſchen Bevölkerungsteile
im Memelgebiet, die ſtets treu zum Reich und zum deutſchen
Kulturkreis hielten, als Reaktion auf die litauiſche
Gewalt=
herrſchaft, wieder dazu übergehen, ſich der deutſchen Sprache zu
bedienen.
Franzöſiſch=kürkiſcher Flokkenzwiſchenfall.
DNB. Iſtanbul, 8. Oktober.
Anläßlich eines Beſuches franzöſiſcher Kriegsſchiffe in
tür=
kiſchen Gewäſſern hat ſich dem Vernehmen nach ein ſchwerer
Zwi=
ſchenfall zugetragen. Bereits ſeit einigen Tagen war hier die
An=
kunft von zwei der modernſten und größten franzöſiſchen
Torpedo=
bootszerſtörer, „Guepard” und „Caſſard”, angemeldet, die in
Iſtanbul einen amtlichen Beſuch machen wollten. Beide Schiffe
haben unterdeſſen im Mittelmeer gekreuzt und wollten vorher den
Hafen Smyrna anlaufen. Dieſer Hafen gehört aber zu den von
der türkiſchen Regierung offiziell als Kriegshafen erklärten
Plätzen, zu denen jede Annäherung Fremder ausdrücklich
ver=
boten iſt.
Die beiden franzöſiſchen Einheiten ſollen trotzdem verſucht
haben, den Hafen anzulaufen, der Beſuch ſoll jedoch durch mehrere
ſcharfe Schüſſe der türkiſchen Landbatterie verhindert worden ſein,
auf die von franzöſiſcher Seite ebenfals mit Schüſſen geantwortet
ſein ſoll.
Kürzlich iſt es zu einem ähnlichen Zwiſchenfall
ge=
kommen, der ſogar ein Menſchenleben forderte. Der engliſche
Kreuzer „Devonſhire” hatte in der Nähe von Samos Anker
geworfen. Ein Boot des Kreuzers war bis an die türkiſchen Be=
— von Friderich überaus ſtark in Gegenſatz geſtellt — als auch das
Liebesidyll des Trios abſticht. Das Adagio wurde in Angriff
genom=
men, als Anfang 1883 Bruckner von der ſchweren Erkrankung
Richard Wagners, des von ihm vergötterten Meiſters, hörte, ſein
Nachſatz iſt die Totenklage um den Meiſter. Der unendlich
weihe=
volle Satz wurde mit wirklicher Ehrfurcht wiedergegeben. Beim
Zwiſchenſatz fiel uns die Verwandtſchaft mit dem 2. Thema des
langſamen Satzes von Beethovens Neunter auf. Der Schlußſatz
übertrifft den erſten an Energie und gedrängter Geſtaltung.
Un=
gewöhnlich für Bruckner iſt die Beſchränkung auf zwei Themen,
Dafür iſt das zweite ganz im Charakter eines Chorals gehalten.
Die Schlußſteigerung wird vom Hauptihema des erſten Satzes
bekrönt. Auch hier gab Friderich ſein Beſtes, die große Freiheit
der Temponahme unterſtützte die Wucht der Steigerungen, faßte
große Teilabſchnitte zuſammen und erleichterte dem Hörer das
Folgen außerordentlich. So dankten auch die Hörer dem
Diri=
genten wie dem Orcheſter mit leidenſchaftlicher Zuſtimmung.
nachdem die Schubertſinfonie verhältnismäßig kühl aufgenommen
P.P.
worden war.
Die Frankfurker Kochkunſt=Ausſtellung.
Ika oder Naka?
* Die gewaltige Umſtellung in Deutſchland gibt auch der jetzt
eröffneten „6. Internationalen Kochkunſt=Ausſtellung” in
Frank=
furt das Gepräge.
Zu der vorigen Ausſtellung, die vor fünf Jahren in
Frank=
furt ſtattfand, hatten neben Oeſterreich die Schweiz, Frankreich,
England und Amerika ihre beſten Köche entſandt, und für die
Bouillabaiſe wurde eine beſondere Küche eingerichtet. Diesmal
haben die letzteren Länder keine Mannſchaften geſchickt. Neben
Oeſterreich ſind nur Ungarn und Rumänien
ver=
treten, ſo daß der Begriff der Internationalität ſtark
ein=
geſchränkt iſt.
Stattdeſſen findet die Kochkunſt der deutſchen
Land=
ſchaften eine erfreuliche beſondere Pflege. Aus Pommern,
der Pfalz und von der Saar ſind die Fachſchaften der Köche
bereits in Tätigkeit. Von Brandenburg, Hannover, Weſtfalen,
Thüringen, München und der Nordmark werden die Köche
ei=
wartet, um während der Ausſtellung die beſonderen Gerichte
ihres Gaues vor den Augen der Beſucher herzuſtellen und
dar=
zubieten. Die Pflege der deutſchen
Landſchafts=
küche zeigt, welch’ herrliche Gaben der deutſche
Boden erzeugt und welch” ausgezeichnete
Ge=
richte aus ihnen ſich ſchaffen laſſen.
Drei bis vier Mannſchaften arbeiten nebeneinander. So kann
man das Mittageſſen mit einer pommerſchen Pfahlmuſchelſuppe
beginnen, eine Scheibe Spanferkel von der Saar mit Majoran=
Kartoffeln folgen laſſen und mit einem Pfälzer Bauernhandkäſe
ſachgemäß ſchließen!
feſtigungen herangefahren. Die türkiſchen Poſten eröffneten ſofort
ein lebhaftes Gewehrfeuer. Dabei kam der Marinearzt der „
De=
vonſhire” ums Leben. Kurze Zeit darauf ereignete ſich ein
ähn=
licher Zwiſchenfall in der Makeribai. In dieſe Bucht war ein
italieniſches Fiſcherboot” getrieben worden. Aber die
Italiener wußten nicht, daß ſie vor türkiſchen Befeſtigungen lagen.
Wieder ſchoß der Wachtpoſten und tötete einen italieniſchen Fiſcher.
Derartige Zwiſchenfälle gehen aber faſt in allenLändern auf
Irr=
tümer zurück, die auf der einen oder anderen Seite zu ſuchen ſind.
Wir erinnern an die Beſchießung des deutſchen
Damp=
fers „Baden” vor Riode Janeiro. Hier hatte ein
fal=
ſches Flaggenſignal die Geſchütze eines Forts in Bewegung geſetzt.
26 Matroſen und Paſſagiere des deutſchen Dampfers wurden
ge=
tötet, 43 verletzt. Geradezu grotesk war jedoch der Irrtum der
ruſſiſchen Flotte, die während des japaniſch=ruſſiſchen
Krie=
ges Kronſtadt in Richtung Wladiwoſtock verlaſſen hatte. Als ſie
die Doggerbank paſſierte, glaubte der Befehlshaber, in einer
eng=
liſchen Fiſcherflotte japaniſche Kriegsſchiffe erkennen zu müſſen.
Er ließ die harmloſen Fiſcher beſchießen, mußte ſich aber alsbald
von ſeinem Irrtum überzeugen. Die Engländer erhoben heftigen
Einſpruch, aber der Kommandant konnte nicht mehr zur Rechenſchaft
gezogen werden. Denn bald darauf verſenkten die Japaner unter
der Leitung des Admirals Togo bei Fuſchima dieſe ruſſiſche Flotte.
und die Außenpolikik Barthous.
EP. Paris, 8. Oktober.
In Frankreich fanden am geſtrigen Sonntag
Kantonal=
wahlen ſtatt, die im ganzen Lande faſt vollkommen ruhig
verliefen. Die Zwiſchenfälle waren äußerſt ſelten und nahmen
nirgends ernſten Charakter an. Das Geſamtergebnis der
Wah=
len iſt folgendes: Sitze insgeſamt 1500. Gewählt insgeſamt
1192 bei 308 Stichwahlen. Das Ergebnis für die einzelnen
Parteien zeigt folgendes Bild: Konſervative 65 Sitze (plus 5
Sitze; 3 Stichwahlen); Gruppe Marin 227 Sitze (plus 9: 41
Stichwahlen); „Volksdemokraten 26 Sitze (plus 5: 5
Stich=
wahlen); Linkrepublikaner 220 (minus 1: 42); Unabhängige
Radikale 122 (minus 7: 29); Radikalſozialiſten 400 (plus 1: 101);
Republikaniſche Sozialiſten 48 (plus 3: 25); Neuſozialiſten 15
ſplus 1: 11); Altſozialiſten 58 (minus 5: 48); Kommuniſten 11
(minus 1: 3).
Die Kantonalwahlen erfüllten die politiſchen
Kreiſe ſchon lange mit tiefer Beſorgnis. Sie ſind zwar — oder
ſollten wenigſtens — keine Angelegenheit der großen Politik
ſein. Allerdings geben ſie Aufſchlüſſe über die Stimmung im
Lande — und man weiß in Paris, daß dieſe Stimmung ſchlecht
iſt. . . Die lokalen Faktoren haben aber, — wie ſtets —, eine
ſo ſtarke Rolle geſpielt, daß es nicht möglicht iſt, auf Grund der
Wahlergebniſſe ein vollkommen klares Bild über die
innenpoli=
tiſche Lage zu gewinnen.
Die letzte Rede Doumergues war ganz auf die
Kan=
tonalwahlen abgeſtellt. Es kam ihr alſo keine ſo große
Bedeu=
tuug zu, wie den voraufgegangenen Reden. Ein ſcharfer Angriff
gegen die kommuniſtiſch=ſozialiſtiſche Einheitsfront, berechtigte
Ermahnungen, aber letzten Endes nur Wahlpropaganda. In
Paris war man enttäuſcht. Man hatte Aufklärungen über die
Wirtſchaftspolitik der Regierung erwartet, und ſelbſt
ausge=
ſprochene Anhänger Doumergues waren der Meinung, daß ſolche
indirekt mehr auf die Wahlen gewirkt hätten als dieſer rein
innenpolitiſche Vorſtoß. Zumal die Regierung, indem ſie auf die
marxiſtiſchen Gefahren hinwies unwillkürlich Gedanken an
Barthous Außenpolitik, die die Sowjets begünſtigt, erweckte.
Das bevorſtehende Ereignis der Außenpolitik bildet jetzt der
Pariſer Beſuch des jugoſlawiſchen
Königs=
paares. Noch ſind die Meinungen über die Bedeutung der
politiſchen Beſprechungen aus dieſem Anlaß nicht einheitlich.
Es iſt gar nicht ſicher, daß nach dieſem Beſuch die Möglichkeiten
und Grenzen der franzöſiſch=italieniſchen Annäherung in einem
vollkommen klaren Lichte erſcheinen werden.
Man fühlt in Paris in der letzten Zeit ein ſtarkes
Miß=
trauen gegenüber den eigenen Verbündeten
und Jugoſlawien bildet keine Ausnahme. Es wird oft über
„dunkle Intrigen” geſprochen dort, wo mit den Auswirkungen
der konfuſen Barthouſchen Politik alles zu erklären wäre.
Mißtrauiſch werden auch die Nachrichten über die
unga=
riſch=polniſche Annäherung und über die bevorſtehende
Warſchauer Reiſe des ungariſchen Miniſterpräſidenten Gömbös
aufgenommen.
Dagegen wird die Lage in London ruhig beurteilt.
Man verſichert — wenn auch nur in Einzelgeſprächen — daß die
Rückkehr Macdonalds an die Spitze der Regierung
unwahr=
ſcheinrich ſei. Allerdings hat man ſich in der Beurteilung der
engliſchen Innenpolitik ſchon öfters verrechnet.
Die Ausbildung der deutſchen Landſchaftsküche bedeutet eine
wertvolle Bereicherung für das Gaſtſtätten=Gewerbe und für den
Haushalt, wie auch in Frankreich die „Plats regionaux” in den
letzten Jahren einen ſtarken Aufſchwung genommen haben.
Das Bezeichnende der jetzigen Kochkunſtausſtellung liegt
hiernach darin, daß ſie weniger eine Ika als eine Naka, eine
„Nationale Kochkunſtausſtellung” iſt.
Wie in der Küche ſo herrſchen auch in der ſtehenden
Schau die deutſchen Gaſtſtätten und Köche vor. Sie wetteifern
an Güte und Schönheit der ausgeſtellten Platten, die während
der Dauer der Ausſtellung, vom 6. bis 17. Oktober, in bunter
Folge wechſeln.
In der Kochkunſt Frankfurts ſtehen das Parkhotel mit
der Fülle ſeiner köſtlichen Vorſpeiſen und der Frankfurter Hof
mit ſeiner unter dem Einfluß Escoffiers ſtehenden Küche im
Vordergrund. Auch die Platten vieler anderer Gaſtſtätten
be=
weiſen die altgewohnte Höhe der Frankfurter Koch=Kultur.
Von den auswärtigen Gruppen gebührt der
Ge=
meinſchaft der Berliner Köche bis jetzt der erſte Preis. Sie geben
ein kaltes Doppelbüfett: die eine Hälfte in der alten Faſſung
mt Umgeſtaltung der Speiſen und reicher Verzierung, die
andere Hälfte in der neuen, ſachlichen Art, die die
urſprüng=
liche Form jedes Gerichtes betont; beide Teile in vorbildlicher
Meiſterſchaft ausgeführt.
Neben den Städtemannſchaften München, Hamburg und
Wiesbaden fallen einige nette Beſonderheiten auf: ſo der
ge=
ſchmackvolle Frühſtückstiſch des Münchener Hofbräuhauſes mit
Radi, Brezeln, Kalbshaxen und den ſonſtigen bahriſchen
Spezialitäten; ferner die intereſſante Bearbeitung der Kartoffel
auf 85 Arten, und die mannigfaltigen Formen des Brotes.
Manche Abſonderlichkeiten ſind weniger geglückt, ſo wenn
ein Steinbutt als Schmuck die Wartburg in Trüffelzeichnung
trägt, und verſchiedene ebenſo mühevolle, wie zweckloſe
Zucker=
bauten.
Von den Ausländern iſt für die Ungarn die Pracht in
der Verzierung kennzeichnend. Bei den Rumänen ſind die
Platten ſo bunt wie ihre Stickereien, mag es nun ein Fafan,
wie König Carol ihn liebt, oder ein volkstümlicher
Kraut=
wickel ſein.
Diät= und Krankenhausküchen und die reichhaltige induſtrielle
Abteilung intereſſieren den Fachmann.
Wie auf das i der Punkt gehört, ſo führt der Beſuch der
Ausſtellung am Schluſſe zwangsläufig in die Muſter=Bar
zu der die beſten deutſchen Mixer ſich vereinigt haben. Als
Neuheit findet man für Sportler alkoholfreie Miſchgetränke, ſo
einen ſchmackhaften Fußball=Coctail oder einen Heinz=Cobbler
aus Fruchtſäften. Wem jedoch beiſpielsweiſe als Mitglied des
„Verbandes der Freunde des Dampfſchiffahrtsſports” Alkohol
in mäßigen Mengen geſtattet iſt, wählt lieber als neueſte
Schöpfung auf dem Gebiet der Miſchgetränke Adolf Kriegers
Rauhreif=Coctail und wird ſeine Freude daran haben. E.
Seite 4 — Nr. 279
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Oktober 1934
Un HAOTAAS 1 Dipl.-Ing. Ernst Matthäi
Martha Matthäi, geb. Pérad
geben ihre Vermählung bekannt.
Berlin S0 36
Darmstadt
Sülzheynerstraße 6/7
Bessungerstraße 40
Trauung Mittwoch, den 10. Oktober 1934 um 13 Uhr in der
Liebfrauen-
kirche Klappacherstraße.
(10594
Statt beſonderer Anzeige.
Goft dem Allmächtigen hat es gefallen, heute unſere
herzensgute und treubeſorgte Mutter,
Schwieger=
mutter, Großmutter, Schwägerin und Tante
Olau Lengeniinexfeifter
geb. Böning
im nahezu vollendeten 29. Lebensjahre nach kurzer
Krankheit in die Ewigkeit abzurufen.
In tiefer Trauer:
Frau Margarethe Fiedler, geb. Pfeiffer
Frau Matbilde Küchel, geb. Pfeiffer
Frau Lilp Schmidt, geb. Pfeiffer
Fritz Pſeiffer
Dr. med. Karl Pfeiffer
Hermann Küchel
Dr. phil. Hans Schmidt
und 9 Enkelkinder.
Eberſiadt (Mählſtr. 3), den 7. Oktober 1934. oß91
Die Beiſetzung findet am Mittwoch, den 10. Oktober,
nachm. 2.30 Uhr, vom Portale des Friedhofes aus ſtatt.
Nach einem arbeitsreichen Leben iſt heute
nach kurzem Krankenlager mein lieber
Mann, unſer guter Vater u. Schwiegervater
Herr
Leonhardt Jöſt
im 62. Lebensjahre von uns gegangen.
Namens der Hinterbliebenen:
Johanna Jöſi, geb. Brand.
Darmſtadt, Gutenbergſtraße 24,
Langenlonsheim, Syracuſe U. S. A.,
den 8. Oktober 1934.
Die Einäſcherung findet ſtatt am Mittwoch,
den 10. Oktober 1924, nachm. 2½ Uhr, im
Krematorium des Waldfriedhofs, (10589
Todes=Anzeige.
Am Montag morgen entſchlief im
75. Lebensjahr unſere treuſorgende
Mutter, Großmutter, Schweſter u. Tante
Frau
Eva Marie Geider.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Vey und Familie
Jakob Geider und Familie
Philipp Geider und Familie
Willi Geider und Familie
Ludwig Gräf und Familie.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1934.
Soderſtr. 34c
Die Beerdigung finder Mittwoch,
nach=
mittags 3 Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt. (10600
Todes=Anzeige.
Nach langem ſchweren Leiden verſchied
heute unſere innigſtgeliebte, treubeſorgte
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwagerin und Tante
Frau Sanmcen dtermeis
geb. Nauheim
im 72. Lebensſahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Bertha Löwenthal, geb. Sternfels.
Teeheim, Griesheim, Frankfurt a. M.,
Darmſtadt, Nürnberg, den 8. Okt. 1934.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den
10. Oktober, 13 Uhr, vom Trauerhauſe
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Gewinn oder Verlust!
Darum dreht es ſich für jeden, der für ein
Ge=
ſchäft verantwortlich iſt, darum dreht es ſich für
das große wie das kleine Unternehmen, für die
Fabrik mit tauſend oder mehr Arbeitern wie für
den Laden, in dem der Inhaber ſelbſt die
Käufer bedient. Gewinn oder Verluſt — das
entſcheidet über Schickſale.
Es gibt daher keinen Geſchäftsmann, der nicht
nach Gewinn ſtrebt, keinen Kaufmann, der nicht
verſucht, durch gute Ware und Leiſtung ſein
Geſchäft hochzubringen. Aber woran liegt es,
daß es trotzdem oftmals nicht nach Wunſch geht,
daß trotzdem das Geſchäft nicht vorwärts
kommen kann? Die Ware iſt gut, die Preiſe
ſind ſorgfältig berechnet, die Bedienung iſt
freundlich und zuvorkommend, aber doch bleibt
der Erfolg aus?!
Dann gibt es immer nur eines: Das Geſchäft
iſt nicht genügend bekannt, dem Geſchäft fehlt
— mit anderen Worten geſagt — die Werbung.
Allzu häufig wird die Notwendigkeit der
Wer=
bung verkannt, allzu häufig glaubt der
Kauf=
mann, daß es auch ohnedem geht. Aber ſehr zu
unrecht! Von dem Bekanntſein hängt der Erfolg
ab, von dem Vertrauen, das der Käufer dem
Geſchäft entgegenbringt, iſt die Entſcheidung
über die Frage „Gewinn oder Verluſt”
ab=
hängig. Rechtzeitig an die Werbung zu denken,
iſt deshalb die Mahnung, die immer wieder
jedem Kaufmann zugerufen werden muß.
Vergeſſen Sie nicht Ihre Werbung, vergeſſen
Sie nicht Ihre Zeitungsanzeige: Die
Zeitungs=
anzeige bringt neue Kunden!
Vorwärts durch Werbung
im
Darmſtädter Cagblatt
Sienstag, 9. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 279 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 9. Oktober 1934.
Miniſkerialabkeilung für Bildungsweſen,
Kulkus, Kunſt und Volkskum.
Ideenwettbewerb heſſiſcher Landſchulen.
Das Preisgericht für den Ideenwettbewerb zur Erlangung
Entwürfen für heſſiſche Landſchulen hat am 26. September
e4t entſchieden, daß an Stelle der im Programm feſtgeſetzten
ri iſe die Geſamtſumme wie folgt verteilt wird:
2 Auszeichnungen zu je 400 RM.,
3 Auszeichnungen zu je 250 RM.,
1 lobende Erwähnung (zum Ankauf empfohlen).
Preisgekrönt wurden folgende Entwürfe:
Nrr. 10 mit 400 RM. Philipp Stang, Düſſeldorf,
„. 21 „ 400 „ Hein A. Schaefer, Düſſeldorf,
„ 3 „ 250 „ Georg Wellhauſen, Hamburg=Fuhlsbüttel.
- 17 „ 250
Auguſt Keune, Frankfurt a. M.,
H.. 27 „ 250
Dipl.=Ing. Wilhelm Pfuhl, Architekt,
Darmſtadt,
16 von Regierungsbaumeiſter Kleinſteuber und cand, arch.
Leander Müller in Worms erhielt lobende Erwähnung
und wurde zum Ankauf empfohlen.
Die Entwürfe werden ab Sonntag, den 30. September, bis
nöchließlich Sonntag, den 14. Oktober 1934, im Heſſiſchen
Lan=
ernuſeum Darmſtadt ausgeſtellt.
Ringshauſen
Erledigt ſind: drei Lehrerſtellen für katholiſche Lehrer an der
olksſchule in Viernhei m. Kreis Heppenheim.
Dienſtwoh=
uurgen ſtehen nicht zur Verfügung, Mietwohnungen können
iwerlich beſchafft werden. Meldungen von Anwärtern, die nicht
ſürdeſtens acht Jahre die Prüfung abgelegt und nicht eine
An=
ärterdienſtzeit von mindeſtens fünf Jahren zurückgelegt haben,
n) zwecklos.
larſonalien aus dem Bezirk der Abkeilung
Darm=
ſtadt der Reichspoſtdirekkion Frankfurk (Main).
Angenommen ſind als Poſtanwärter die Poſtſchaffner Bonn
u. Mainz in Caſtellaun. Büttner aus Ulm (Donau) in
ürth. Heuſel aus Vilbel und Kopp aus Bensheim in
Offen=
aig und der Verſorgungsanwärter Müller in Worms; als
ſontſchaffner auf Probe die Verſorgungsanwärter Hild in
Vil=
el= und Kempf in Mainz.
Uebertragen ſind eine Poſtamtmannsſtelle von beſonderer
ſeweutung dem Poſtamtmann Bönning in Darmſtadt; eine
ſottamtmannsſtelle (Vorſteherſtelle) beim Poſtamt Friedberg dem
brerpoſtinſpektor Jung in Friedberg; eine Poſtamtmannsſtelle
enr Oberpoſtinſpektor Mohr aus Darmſtadt in Frankfurt;
ſaftinſpektorſtellen den Poſtmeiſtern Stufler aus Uſingen
Tnrunus) und Valentin aus Birkenau in Offenbach; eine
ſortſekretärſtelle dem Poſtaſſiſtenten Walz in Seligenſtadt; eine
ſoftverwalterſtelle beim Poſtamt Ulrichſtein dem Poſtſekretär
übeler in Ulrichſtein; Poſtaſſiſtentenſtellen den Poſtſchaffnern
ſarl Müller 3. in Gießen und Jakob Uhl in Mainz;
Ober=
ofſ=ſchaffnerſtellen den Poſtſchaffnern Arras, Ganſer und
ühnes in Darmſtadt, Arras und Gebhard in Offenbach,
u—rg in Neu=Iſenburg, Demper, Reuter und Weiß in
füßen. Weber in Bensheim und Weber in Michelſtadt;
Poſt=
häffnerſtellen den Amtsgehilfen Bickelhaupt und Roch in
armſtadt, den Poſtboten Fink 2. in Gießen, Heimann und
0 hrum in Mainz, Hild in Darmſtadt und. Hofmann in
noß=Gerau.
Planmäßig angeſtellt ſind als Poſtaſſiſtent die Poſtgehilfin
ſiläcitas Hammerſtein in Worms; als Poſtſchaffner der
ſisfspoſtſchaffner Haas in Kelſterbach.
Verſetzt ſind die Poſtinſpektoren Gerhard, Karl Keller
m= Vogel von Darmſtadt nach Frankfurt; der Poſtſekretär
ionell von Dieburg nach Johannisberg (Rheingau); der
ontaſſiſtent Emmy Weißmann von Lindenfels nach
Stutt=
artk; die Poſtſchaffner Schwank von Bad=Schwalbach nach
4a inz und Spieß von Mühlheim nach Offenbach; der
Poſt=
häffner auf Probe Joſt von Birkenau nach Offenbach; die
ebegraphengehilfin Sippel von Zwingenberg nach
Helden=
engen.
In den Ruheſtand getreten ſind der Poſtamtmann Schmidt
Friedberg, der Oberpoſtinſpektor Vogel in Mainz, der
Poſt=
iſpektor Pfeifer in Bensheim.
Entlaſſen ſind der Poſtaſſiſtent Dreſcher in Butzbach, der
ſoftanwärter Brehm in Fürth.
— 81. Geburtstag. Heute kann in körperlicher und geiſtiger
ſriſche Herr Heinrich Helmſtädter, Karlſtraße 119, ſeinen
1. Geburtstag feiern. An Glückwünſchen wird es dem alten
ſenern ſicher nicht fehlen.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt.
Großes Haus.
ſimstag,
9. Oktober
Anfang 20, Ende 22.30 Uhr. Miete A 4,
Kinder=
reiche Mütter 151—300.
Preiſe 0 50—4.50
Ein Voltsfeind.
Anfang 19.30, Ende 22.15 Uhr. Miete K2—
ſoninerstag,
Preiſe 0.70—5.50
11. Oktober Der Bettelſtudent.
Kleines Haus.
irmstag,
9. Oktober
Anf. 19.30, Ende 22. D. Bühne H 2, Zuſatzm. X
Der Poſtillon von Lonjumeau. Pr. 0.80—4.50
Anf. 20. Ende gegen 22.30. Zuſatzm. II, 1. Vorſt.
lictwoch
Preiſe 0.70—3.80
10. Oktober Wenn der Hahn kräht.
In Vorbereitung: Der Sieger — Tosca.
— Im Großen Haus des Landestheaters findet heute abend
ſider eine Vorſtellung des „Volksfeind” ſtatt. Das gedanklich
eige Stück von Henrik Ibſen, das vor einem halben Jahrhundert
rowhetiſch in die Zukunft deutete, beweiſt in der
Neueinſtudie=
un g durch Jochen Poelzig im hiſtoriſchen Koſtüm eine mitreißend
ihrendige Bedeutung Die Titelrolle des „Volksfeinds” Dr.
Stock=
umn ſpielt Generalintendant Franz Everth. In den übrigen
Guptrollen ſind Beatrice Doering, Käthe Gothe, Hans
Bau=
teſlſter Anton Gaugl, Ludwig Linkmann. Jochen Poelzig, Karl
laodatz und Ullrich Verden beſchäftigt. — Im Kleinen Haus wird
entte abend zum erſten Male „Der Poſtillon von Lonjumeau”
lich derholt, der am Sonntag anläßlich der Neueinſtudierung durch
ans Blümer und Dr. Bruno Heyn begeiſtert aufgenommen
urde. — Für morgen wird die Erſtaufführung der Komödie
Aenn der Hahn kräht” im Kleinen Haus des
Landes=
deaters vorbereitet — ein neues Werk des Dichters von „Krach um
obanthe” Auguſt Hinrichs. Die Spielleitung hat Heinz Stieda.
Die erſte germaniſche Beſiedlung unſerer Heimat.
431. Veranſtalkung „Alk=Darmſtadt”,
Verein für Orisgeſchichke und Heimakkunde.
Alt=Darmſtadt eröffnete ſeine Winterarbeit mit einem
be=
deutſamen Vortrag von Profeſſor Dr. Behn über: „Die erſte
germaniſche Beſiedlung unſerer Heimat”. — Als
Denkmalpfleger hat der Vortragende eine Reihe ſehr erfolgreicher
Ausgrabungen geleitet und die Ergebniſſe in wertvollen
Arbei=
ten niedergelegt. Aufmerkſam und dankbar folgten zahlreiche
Hörer Profeſſor Behns Ausführungen, die durch gute Lichtbilder
ergänzt und vertieft wurden.
Etwa 500 vor Chriſti Geburt bemächtigten ſich die
kriegsluſti=
gen Kelten Süddeutſchlands und riſſen die kulturelle
Vorherr=
ſchaft an ſich. In dieſen Kämpfen lüftet ſich der Schleier unſerer
Vorgeſchichte mehr und mehr, und die erſten Strahlen der
Hei=
matgeſchichte beleuchten einen neuen Zeitabſchnitt. Es iſt dies die
jüngere Eiſenzeit oder La Tenezeit, ſo genannt nach dem
erſten Fundplatz am Neuenburger See.
Am Ende des zweiten Jahrhunderts vor Chriſtus kamen aus
dem heutigen Nordſchleswig die Kimbern, die Teutonen
und die Ambronen wanderfreudig und wagemutig. Sie
ſuch=
ten im Süden neue Wohnſitze und kämpften tapfer gegen Kelten
und Römer. Die Kelten mußten einen großen Teil von
Süd=
deutſchland räumen.
72 vor Chriſtus dringt der ſwebiſche Heerführer Ariowiſt
mit ſieben germaniſchen Stämmen über den Rhein, und Cäſar,
Roms größter Feldherr, wurde nur unter großen Opfern wieder
Herr der Lage. — Wenn auch die Germanen bei Schlettſtadt im
Elſaß geſchlagen wurden, vernichtet wurden ſie nicht; denn von
den ſieben germaniſchen Stämmen blieben danach drei auf dem
linken Rheinufer ſitzen: die Triboker im Elſaß, die Nemeter in der
Pfalz und die Wangionen in Rheinheſſen. Auf der rechten
Rhein=
ſeite ſetzen ſich die Neckar=, Main= und Taunusſweben feſt.
Reiche Gräberfunde aus Nordbaden und Starkenburg,
beſonders aus Groß=Gerau, offenbaren eine Kulturwelt, die wir
mit Recht ſtolz bewundern müſſen. — Die Germanen ruhen in
Hügel= und Brandgräbern und die Kelten in Flachgräbern. In
den Gräbern finden ſich: zweiſchneidige Eiſenſchwerter, ſchlanke
Lanzenſpitzen, feſte Schildbuckeln und Schildfeſſeln, Meſſer,
zwei=
ſchneidige Scheren, kleine Beile, Bronzeeimer, Fibeln (
Gewand=
nadeln), Ringe aus Bronze, Silber und Gold. Es dürfte unſern
Eiſen= und Goldſchmieden von heute ſchwer fallen, dieſe
Kunſt=
werke nachzuſchaffen.
Natürlich findet man in Germanengräbern ſpäter auch
römi=
ſche Tongefäße und römiſche Münzen.
Der vorrömiſchen Eiſenzeit gehören an: ein Grab
von der Roſenhöhe bei Darmſtadt, ein wertvoller Fund am
Wei=
ßen Turm (kleiner Becher, ein Tonring und ein Spitzhündchen
Die Bernſkein=Opfernadel.
Heute eröffnet der Führer das Winterhilfswerk 1934/35.
Es kommt deshalb vom 10. bis 14. d. M. die für den laufenden
Monat vorgeſehene Anſtecknadel zum Verkauf. Es handelt ſich
um einen ungeſchliffenen Bernſteinknopf aus deutſchen Bernſtein=
1934135
fiſchereien an der Oſtſee. Der edelſte Schmuckſtein unſerer
Vor=
fahren wird zum erſten Symbol der Opferbereitſchaft unſeres
Volkes. Jeder Deutſche ſoll dieſes Zeichen der Verbundenheit von
Helfern und Bedürftigen tragen.
Volksbund für das Deutſchtum im Ausland. Ein
Vor=
kämpfer des Deutſchtums in Südamerika, der langjährige
Direk=
tor der deutſchen Schule in Joinville in Braſilien
Oberſtudien=
rat Söchting, ſpricht auf Veranlaſſung der Männer= und
Frauengruppe des VDA. am Donnerstag 11. Oktober 20.15 Uhr.
im Feſtſaal des Realgymnaſiums über „Das Deutſchtum in
Abſchnitte aus dem deutſch=braſilianiſchen Schrifttum
deutſchbewußten Volksgenoſſen ſind eingeladen.
iſt frei.
Eintritt
aus Ton), ein Brandgrab aus Rüſſelsheim, eine Hundefigur aus
Biſchofsheim, aus Rumpenheim ein Bronzekamm mit einem Pferd
auf dem Bügel.
Dieſe und viele andere Funde beweiſen alle, daß die
Ger=
manen Meiſter in der Metallverarbeitung waren.
In den Kämpfen der Germanen gegen die Kelten ſpielen die
Ringwälle als Zufluchtsorte für Menſch und Vieh und als
Verteidigungsanlagen eine große Rolle. Die meiſten ſind von
den Kelten angelegt und von den Germanen, ausgebaut. Solche
Wehrbauten ſind feſtgeſtellt auf dem Hunsrück, im Taunus und
im Odenwald, auf dem Heiligenberg bei Heidelberg, auf dem
Greinberg bei Miltenberg, dem Wanneberg bei Bürgſtadt am
Main und ſehr gut erhalten die „Heuneburg” bei Lichtenberg.
Als ſich die Römer in unſerer Heimat feſtſetzten, fanden ſie
überall eine hohe germaniſche Kultur vor. Der Formenreichtum
der Waffen und Geräte mag die Fremdlinge in großes Erſtaunen
geſetzt haben. Die Römer legten Kaſtelle an: bei Groß=Gerau,
wahrſcheinlich bei Gernsheim und Bürſtadt, ſicher bei
Ladenburg und Heidelberg.
Dieburg iſt gewiß eine römiſche Gründung, wovon ſehr
zahlreiche Funde Zeugnis ablegen. (Altar, Plattenweg,
Mars=
relief, Viergötter= und Wochengötterſtein, Schuppenſäule und
Mithrasheiligtum und andere).
Wohl hatten die Römer 400 Jahre unſere Heimat beſetzt,
wohl haben die Germanen auch manches von ihnen gelernt, aber
in ihrem Kern blieben ſie ſich ſelbſt treu, und Tacitus muß ſeinen
ſittlich verkommenen Landsleute die ſittenreinen Germanen zum
Vorbilde hinſtellen
In den ſtürmiſchen Zeiten der Völkerwanderung ſehen
wir leuchtende Zeichen germaniſcher Tapferkeit. Vortrefflich und
reich mit Steinen verziert ſind die Waffen. In den Fibeln ſind
uns hochedle Erzeugniſſe der Schmiedekunſt überkommen.
Helden=
lieder und Sagen aus jener Zeit verkünden uns ebenfalls von der
Germanen Art, Sitte und Kraft.
Der feſſelnde Vortrag wurde mit reichem Beifall gelohnt,
den der Vorſitzende in folgende Sätze faßte:
1. Staunend und bewundernd blicken wir auf die hohe Kultur
in der vor= und nachrömiſchen Zeit;
2. Wir ſind von Herzen dankbar, in Herrn Profeſſor Dr. Behn
einen ſo begeiſterten Künder des germaniſchen Heldentums
gefunden zu haben;
3. Beſchämt ſtehen wir vor unſerem Denkmalpfleger, der ſeine
Jugend am Nordſeeſtrand verlebt hat und der in Heſſen nun
doch ſo ganz daheim iſt.
Wir wollen unſere reiche, ſchöne Heimat auch immer mehr
kennen und lieben lernen.
Am 18. Oktober veranſtalten wir einen Abend zu Ehren
des Odenwalddichters Dr. Adam Karrillon. Herr E. Göbel
lieſt ungedruckte Erzählungen, und der Dichter ſelbſt wird uns
aus ſeinem Leben und Schaffen berichten.
„Geſunde Frau durch Leibesübungen”
Heuke Dienskag: Radfahren, Fechken, Tennis.
8.30 Uhr in der Woogsturnhalle.
Es iſt etwas Eigenartiges für den aufmerkſamen Beobachter,
der die früheren Verhältniſſe kennt, zugleich auch etwas
Erfreu=
liches, wie im heutigen Deutſchland die Werbung für die Sache
der Leibesübungen vor ſich geht. So wie die Reichs=
Schwimm=
woche ſchlagartig zur gleichen Zeit in ganz Deutſchland einſetzte,
ſo hat nun auch der Werbefeldzug für die Leibesübung der Frau
begonnen.
In allen Städten und Orten künden Zeitungen, Plakate,
Werbehefte, Werbenadeln, Flugblätter uſw. die Bedeutung der
Leibesübung für die Geſundheit der Frau und damit für die
Ge=
ſundheit des ganzen Volkes. Wie auf allen Gebieten des
politi=
ſchen, wirtſchaftlichen und ſozialen Lebens, ſo hat das neue
Deutſchland auch auf dem Gebiete der Deutſchen Turn= und
Sport=
bewegung neuartige Wege eingeſchlagen, die in der Welt
bei=
ſpiellos bleiben
Wir in Darmſtadt ſtehen in dieſer Werbung an erſter Stelle.
Bereits die Durchführung der Reichs=Schwimmwoche in der
heſſi=
ſchen Landeshauptſtadt wurde von der Reichsorganiſationsleitung
als richtunggebend bezeichnet. Wir Darmſtädter haben auf
die=
ſen Lorbeeren jedoch nicht ausgeruht, ſondern durch die Woche der
Darmſtädter Leibesübungen erneut für die Turn= und Sportſache
getrommelt, und auch die jetzige Werbewoche für die
Leibes=
übung der Frau wurde mit derſelben Tatkraft in Angriff
ge=
nommen.
Die Werbeaktion hat geſtern in drei Sälen gleichzeitig
ein=
geſetzt. Heute abend 8.30 Uhr nimmt die Woche in der
Woogs=
turnhalle ihren Fortgang.
Radfahren, Fechten und Tennis haben heute das Wort. An
den Vorführungen ſind folgende Vereine beteiligt: Darmſtädter
Radfahrerverein, Fechtklub, Tennis= und Eisklub, Darmſtädter
Turn= und Sportgemeinde 1846 und Turngemeinde Beſſungen.
Der vorläufige Ortsausſchuß für Leibesübungen.
Lehrgänge und Vorleſungen der Deutſchen
Angeſtellkenſchaft.
Die Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen Angeſtelltenſchaft,
Reichsberufsgruppen der Angeſtellten in der DAF. haben ſoeben
ihren Arbeitsplan für die Berufserziehung des Winterhalbjahres
1934/35 mit ausführlichen Hinweiſen auf die Lehrgänge für die
Angeſtellten veröffentlicht. Schon eine flüchtige Durchſicht des
Planes zeigt, daß hier von den für die Berufserziehung
verant=
wortlichen Kräften keine oberflächliche Arbeit geleiſtet wurde. Im
Gegenteil: Das Vorleſungsverzeichnis der DA. iſt ſo umfaſſend
und den Notwendigkeiten der täglichen praktiſchen Berufsarbeit
ſo vorzüglich angepaßt, daß die Teilnahme an dieſen
Unterrichts=
veranſtaltungen jedem vorwärtsſtrebenden Angeſtellten wärmſtens
empfohlen werden muß.
Zur näheren Auskunftserteilung iſt vom Ortsgruppenführer
der DA. ein Beratungsausſchuß berufen worden, der in der Zeit
vom 8. bis 13. Oktober 1934 zwiſchen 19—20 Uhr in der
Ge=
ſchäftsſtelle der DA. Rheinſtraße 35. 1. Stock, zu ſprechen iſt.
Anmeldungen können täglich in der Geſchäftsſtelle der DA.
und bei allen Betriebsobmännern der DA. erfolgen.
— Die Pimpfe wollen zeigen, was ſie leiſten. Wenn am
Sonntag die letzte Sommerſonne über das Stadion gleitet,
wer=
den Pimpfe aus dem ganzen Gebiet Heſſen=Naſſau das weite
Oval der Bahn mit ihrem Leben durchfluten. Zu Wettkampf und
Spiel kommt das Jungvolk zuſammen. Dieſes Treffen wird
gleichzeitig den Höhepunkt der ſportlichen Arbeit des Jahres
bil=
den. Es wird der Ausdruck der körperlichen Schulung auf Fahrt,
im Lager und beim Sport während des Sommers ſein. Kommt
am Sonntag nachmittag um 14.30 Uhr zum Groß=Kampf des
Jungvolks; die Pimpfe wollen euch zeigen, was ſie leiſten und
was ſie können.
Warum iſt für ſeddlt Kotee ein Zuſatz der guten Kaffeewürze
Franck Spezial von dorteil! Weil der Kaffee dann einen
feinen, pikanten, abgerundeten Geſchmack, köſtliches Kroma und
herrliche goldbraune Karbe bekommt. Und weil jeder Kaffee außerdem
billiger wird, da man bei derwendung von Franck Spezial
weniger von der ſonſt benötigten Kaffeemenge braucht.
Seite 6 — Nr. 279
Die Blukopfer des Stahlhelm.
Ehrung durch die Oberſte SA-Führung.
Ekp. Wiederum hat die oberſte SA.=Führung vier Männer
des Stahlhelm, die im Kampfe für Deutſchlands Erneuerung ihr
Leben gelaſſen haben, dadurch geehrt, daß ſie den SA.=Stürmen,
in die die einſtigen Stahlhelm=Einheiten dieſer gefallenen
Ka=
meraden überführt worden ſind, die Namen der Toten verlieh.
Im Verordnungsblatt Nr. 34 verfügt ſie:
Gruppe Mitte: Dem Sturm 11/75 Halle a. d. Saale
wird die Berechtigung verliehen, in Erinnerung an den am 21.
Dezember 1929 von Kommuniſten ſchwer verwundeten und am
24. Dezember 1929 den Verletzungen erlegenen Jung=
Stahlhelm=
führer Otto Küfner künftig die Bezeichnung „Sturm 11Otto
Kufner” zu führen.
Gruppe Niederrhein: Dem Sturm 32/60 Eſſen=
Recklinghauſen wird die Berechtigung verliehen, in
Erinne=
rung an den am 3. September 1927 von Kommuniſten ſchwer
ver=
wundeten und am 10. September 1927 ſeinen Verletzungen
er=
legenen Stahlhelmmann Konrad Georgs künftig die Bezeichnung
„Sturm 32 Konrad Georgs” zu führen.
Dem Sturm 11/R 39 Düſſeldorf=Derendorf wird
die Berechtigung verliehen, in Erinnerung an den am 23.
Sep=
tember 1931 von Kommuniſten niedergeſchoſſenen und am 24.
September 1931 ſeinen Verletzungen erlegenen Stahlhelmmann
Kurt Schulz künftig die Bezeichnung „Sturm 11 Kurt
Schulz” zu führen.
Dem Sturm 21/R. 39 Düſſeldorf=Nord wird die
Be=
rechtigung verliehen, in Erinnerung an den am 15. März 1931
von Kommuniſten zuſammengeſchlagenen und am 2. Juli 1931
ſeinen Verletzungen erlegenen Stahlhelmmann Wilhelm Klein
künftig die Bezeichnung „Sturm 21 Wilhelm Klein zu
führen.
Durch dieſe Ehrung ſtattete die Oberſte SA.=Führung nicht
nur den vier Stahlhelmkameraden, die ihr Leben für das
Vater=
land gaben, ihren Dank ab. Sie drückt vielmehr darüber hinaus
damit eine weitere, beſonders wertvolle Anerkennung des
Kampfes aus, den der Stahlhelm in den Jahren der
Not=
zeit um und für das Dritte Reich mit ſo vielen Blutopfern
ge=
führt hat. Ueber dreihundert beträgt die Zahl der feldgrauen
Frontkämpfer und Jungſtahlhelmer, die in dieſem Kampfe
ge=
fallen ſind, viele Hunderte haben ſchwere und ſchwerſte
Verletzun=
gen erlitten. Heute, da der innere Sieg erſtritten und das Reich
der Einheit, der Ordnung und Sauberkeit, für das dieſe
Kame=
raden ſich geopfert, errichtet iſt, vergeſſen wir nur zu leicht, wie
ſchwer und bitterhart dieſer Kampf einſt war gegen jene
Unter=
welt der Roheit und Gemeinheit, wie ſehr dieſe Männer und
Jungmannen des Stahlhelm und der SA. beſonders in den
Groß=
ſtädten und Induſtriegebieten, wie hier in Mitteldeutſchland und
am Niederrhein, Tag für Tag ihr Leben aufs Spiel ſetzten für
das große Ziel: Das einige freie Dritte Reich.
Beſonders tragiſche Umſtände umgaben den Tod des Jung=
Stahlhelmführers Otto Küfner in Halle, der am Heiligen Abend
des Weihnachtsfeſtes vor 5 Jahren ſein junges Leben aushauchte
Auf der Heimkehr von der Weihnachtsfeier am 22. Dezember 1929
wurde er nachts in der finſteren Glauchaer Straße (heute heißt
ſie ihm zu Ehren Otto=Küfner=Straße) von zwölf Mann des
fei=
gen und gemeinen roten Mordgeſindels überfallen,
niedergeſchla=
gen, mit Knüppeln und Fußtritten mißhandelt, bis er ohnmächtig
wurde; dann verſetzten ihm die Feigen noch zwei ſchwere
Meſſer=
ſtiche und ließen ihn in ſeinem Blute liegen. Zwei Tage rang
er mit dem Tode. Am 24. Dezember verſchied er, erſt 21 Jahre
alt. Die beſtialiſchen Mörder, Mitglieder der kommuniſtiſchen
Jugend und der Antifasciſtiſchen Jungen Garde, wurden gefaßt,
die Gerichtsverhandlung ergab grauenvolle Einzelheiten; die
Richter des damaligen Syſtems fanden aber nur ſehr milde
Ur=
teile: 2 bis 4 Jahre Gefängnis erhielten die Hauptſchuldigen der
vertierten Mordbande.
Ein feierliches Begräbnis bereitete der Halleſche Stahlhelm
ſeinem Kameraden. Neben den Fahnen des Stahlhelm ſenkte
ſich auch die Sturmfahne der Halleſchen SA. an ſeinem Grabe,
und mit den Jungſtahlhelmkameraden hielt auch Prinz Auguſt
Wilhelm von Preußen die Totenwache. Aber ſelbſt die Majeſtät
des Todes brach der rote Mob. Der Trauerzug wurde überfallen,
doch wußte ſich der Stahlhelm Ruhe zu verſchaffen.
So ſtand damals in den roten Hochburgen der Stahlhelm in
ſchwerem Kampf, doch er marſchierte weiter und kämpfte unter
Opfern an Gut und Blut, bis der Sieg erſtritten war. (Ma.)
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Oktober 1934
Das Oeutſchtum in Braſilien.
Von Staatsrat Block.
NS. Kulturgemeinde (Deutſche Bühne), Ortsverband Darmſtadt.
Unſere Vorſtellungen in dieſer Woche:
Dienstag, den 9. Oktober 1934: Miete H. Zuſatzmiete 10. Kleines
Haus: „Der Poſtillon von Lonjumeau".
Donnerstag, den 11. Oktober 1934: Miete K. Großes Haus: „Der
Bettelſtudent”.
Samstag, den 13. Oktober 1934: Miete O, 2. Vorſtellung, Kl.
Haus: „Wenn der Hahn kräht”.
Kartenausgabe Miete O: Freitag, den 12. Oktober und
Samstag, den 13. Oktober, vormittags von 9—13 Uhr, außerdem
Samstag ½ Stunde vor Beginn der Vorſtellung.
Viele Mitglieder ſind noch mit der Zahlung der Oktober=
Rate im Rückſtande, die bis zum 10. 10. fällig iſt. Ab 15. 10. wird
eine Verzugsgebühr von 20 Pfg. erhoben.
Zu unſerer neuaufgelegten Konzertmiete die bereits am
19. Oktober mit einem Klavierkonzert von Wilhelm Backhaus
er=
öffnet wird, werden täglich Anmeldungen entgegengenommen.
Geſchäftsſtelle: Kleines Haus des Heſſ. Landestheaters.
Deutſches Jungvolk in der HJ., Jungbann Flandern!
Der geſamte Jungbann 1/115 Flandern tritt am Mittwoch
(10. 10. 1934), um 16 Uhr, am Selterswaſſerhäuschen zur
Vor=
bereitung für das Gebietsſportfeſt an. Turnanzug mitbringen.
Heil Hitler!
Grußſchilder.
Bezugnehmend auf die in den hieſigen Tageszeitungen
er=
ſchienene Notiz vom 22. September d. J. weiſen wir darauf hin,
daß die von der Firma Ott, Weimar vertriebenen Grußſchilder
mit dem Text „Der Deutſche grüßt Heil Hitler” und je einer
dar=
über befindlichen Hakenkreuz= und ſchwarz=weiß=roten Fahne nicht
gemeint ſein können, da die in unſerer Notiz vom 22. 9. als
ver=
boten bezeichneten Schilder äußerlich beträchtlich von den
Schil=
dern dieſer Firma abweichen.
— Eröffnungsfeier der Deutſchen Angeſtelltenſchaft. Wir
be=
richteten vor einigen Tagen über das umfaſſende Programm der
hieſigen Ortsgruppe der Deutſchen Angeſtelltenſchaft auf dem
Ge=
biete der beruflichen und fachlichen Ertüchtigung ihrer
Mitglie=
der. Den Auftakt hierzu bildet die am Mittwoch 10.
Okto=
ber, 20.30 Uhr im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues,
ſtattfindende Eröffnungsfeier, in welcher der
Bezirks=
leiter der DA., Bezirk Heſſen, Frankfurt a. M., Pg. Richard
Stein, über das Thema „Charakter und Leiſtung”
ſprechen wird. Ferner wird eine Ausſtellung der Uebungsfirmen
der DA. in Darmſtadt Zeugnis ablegen über die
Berufs=
erziehungsarbeit, welche in denſelben geleiſtet wird. Muſikaliſche
Darbietungen des Muſikzuges der SA.=Standarte 115 werden
dieſe Veranſtaltung umrahmen. Der Eintritt hierzu iſt frei.
Saal=
öffnung 19.30 Uhr.
— Hausfrauenbund. Vortrag Feuerſchutz im Hauſe.
In der Feuerſchutzwoche wurde unter der Loſung „
Brand=
ſchaden iſt Landſchaden” eine ſehe wirkungsvolle
Auf=
klärungsarbeit geleiſtet. Der Hausfrauenbund will in der
Er=
kenntnis, daß gerade der Haushalt eine Quelle von
Gefahren=
momenten bietet, auch an ſeinem Teil zur Perhütung und
Ver=
meidung von Bränden beitragen. Es gilt ſin erſter Linie, die
Hausfrauen über die häufigſten Entſtehungsurſachen und über
zweckmäßiges und richtiges Verhalten aufzuklären. Dies ſoll in
einem Vortrag mit Lichtbildern erreicht werden, den Herr
Inge=
nieur Molter von der NSV. über „Feuerſchutz im Hauſe‟
am Freitag, dem 12. Oktober, abends 8 Uhr, im großen Saale
der „Krone halten wird. Wir bitten um zahlreiches Erſcheinen.
Gäſte ſind willkommen. Eintritt frei!
— Preußiſch=Süddeutſche Staatslotterie. Die Ziehung
1. Klaſſe der neuen Lotterie (44,/270.) findet am 19. und 20.
Ok=
tober 1934 ſtatt.
Am Donnerstag, den 11. Oktober 20.15 Ubr.
ſpricht im Feſtſaal des Realgymnaſiums der
langjäh=
rige Direktor der deutſchen Realſchule in Joinville, im Staate
Santa Catharina von Braſilien, Dr. Söchting, über „Das
Deutſchtum in Braſilien”, insbeſondere auch über das
Schulweſen in Braſilien, mit Lichtbildern und Proben, aus dem
deutſch=braſilianiſchen Schrifttum. Der Vortrag iſi öffentlich bei
freiem Eintritt, er iſt veranlaßt von der Männerortsgruppe und
der Frauenortsgruppe des VDA.
Es trifft ſich günſtig, daß der Vortrag zeitlich zuſammenfällt
mit dem Hilfswerkfürdas auslandsdeutſche
Schul=
weſen, mit deſſen Durchführung auch die Schulen unſerer Stadt,
wie in ganz Deutſchland beauftragt ſind mit der Loſung „Die
deutſche Schule im Reich für die deutſche Schule im
Ausland”. Sie erfüllen damit ein Wort Hindenburgs: An der
ſchönen Aufgabe des Schutzes der Deutſchen im Ausland und der
Pflege deutſcher Kultur mitzuhelfen, iſt Pflicht aller Deutſchen.”
Und ſie werden ſicher auch der Weiſung des Heſſiſchen
Staats=
miniſteriums, Miniſterialabteilung für Bildungsweſen Kultus,
Kunſt und Volkstum, entſprechen und ſich „ganz in den Dienſt des
Hilfswerks für das deutſche Auslandsſchulweſen ſtellen”. Im
Dienſte dieſes Hilfswerkes ſteht auch der Vortrag Söchtings.
Wenn wir wiſſen, welche Bedeutung Frankreich, Italien,
Eng=
land, Amerika (und neuerdings Polen) ihren Auslandsſchulen ſeit
Jahrzehnten beimeſſen, um ihrer Weltgeltung willen und um
kul=
turelle und wirtſchaftliche Erfolge zu erzielen, wenn wir wiſſen,
welche Millionenbeträge dieſe Länder auch amtlich für dieſe Zwecke
aufwenden, wenn wir wiſſen, daß ſogar die Schweiz ſich bemüht
Schweizer Auslandsſchulen immer mehr zu fördern, und daß ſie
vor drei Jahren ihren Nationalfeiertag in den Werbedienſt für
die Schweizer Auslandsſchulen ſtellte, dann werden wir auch
be=
greifen müſſen, wie ungeheuer wichtig die Erhaltung und
För=
derung ſeiner Auslandsſchulen gerade für das geiſtige
Großdeutſch=
land iſt, das eben in der Welt entſteht. In allen Ländern
Euro=
pas und in allen Erdteilen ſind uns deutſche Aufgaben geſtellt,
überall müſſen wir deutſch zu erhalten ſuchen, was deutſch iſt.
Nir=
gends aber iſt dem Deutſchtum in dieſer Hinſicht zurzeit eine
wich=
tigere Aufgabe geſtellt als gerade in Südamerika und da wieder
mit in erſter Linie in Braſilien; in dem „Raumohne Volk”
iſt noch Platz für das „Volk ohne Raum‟. Dort aber
muß dieſes deutſche Volk und dieſes deutſche Blut der Ahnen in
den Nachgeborenen und in den neu Hinzuwandernden deutſch
blei=
ben in Art und Sitte und Brauchtum das kann es aber nur wenn
es deutſch bleibt in ſeiner Sprache. Sorgen wir mit allen Faſern
unſeres Herzens und auch mit dem kleinen Scherflein materiellen
Gutes dafür, daß uns in den Rieſenländern Südamerikas nicht
das Schickſal beſchieden wird, das durch deutſche Sünden der
Ver=
gangenheit ſich an uns ſo offenſichtlich hart in Nordamerika erfüllt
hat. Millionen und aber Millionen von Deutſchen haben dort
ge=
ſiedelt, gelebt, gewirkt, ſie haben auf allen Gebieten mit an erſter
Stelle zu der Entwicklung und Blüte dieſer neuen Welt
beigetra=
gen, aber ſie haben völkiſch wicht geerntet, denn ſie haben ſich ihre
Mutterſprache nicht erhalten. Mit dem Verluſt der Mutterſprache
war auch die ſeeliſche Verbundenheit mit der alten Heimat
ge=
ſchwächt, in Millionen war ſie ganz verſchwunden. Und ſo wurden
Nachkommen von Menſchen deutſchen Blutes in dem Weltkrieg
gegen das Land ihrer Väter geführt, ſo half deutſches Blut, das
ſich ſeiner Herkunft gar nicht mehr bewußt war, an der
Vernich=
tung und Demütigung des Landes ſeiner Ahnen.
Gerade jetzt ſtehen wir in Südamerika vor der entſcheidenden
Stunde, ſchon zeigen ſich drohend die Gefahren, die aus
chauvini=
ſtiſcher Einſtellung dieſer Länder ſich dem „Fremden”
entgegen=
ſtellen. Um ſo mehr iſt einmütige und tatkräftige Unterſtützung
des ſüdamerikaniſchen Deutſchtums und ſeiner Schulen durch das
Kernvolk innerhalb der Reichsgrenzen geboten. Es iſt dankbar zu
begrüßen, daß in der Perſon des Dr. Söchting ein Kenner der
Ver=
hältniſſe in dieſen Tagen zu uns ſpricht und uns über die Lage
des Deutſchtums belehren und unterrichten wird.
Er iſt einer der wertvollſten Pioniere des Deutſchtums in
Braſilien geweſen. Er wirkte gerade in dem Staate von Braſilien,
in Santa Catharina, in dem neben geſchloſſenen größeren
Sied=
lungen auch zahlreiche Deutſche weit zerſtreut von einander in
klei=
nen und kleinſten Siedlungen leben, und gerade dieſe hat er aus
Liebe zu der deutſchen Sache und ohne amtlichen Auftrag betreut
und ſchuliſch gefördert. Dabei mag es eine Fügung des Schickſals
ſein, daß der erſte Koloniedirektor dieſes Staates, der heute 120000
deutſche Seelen zählt, der Urgroßvater Söchtings war.
Ich darf vielleicht aus einem Privatbrief, den ich vor über
Jahresfriſt von Dr. Söchting erhielt, hier einen Auszug folgen
laſſen, der zeigen wird, wie er ſeine Aufgabe dort auffaßte und
was er uns am Donnerstag zu erzählen haben wird.
„Wie ganz anders kommt man heute dem Idealismus der
Jugend entgegen: Denn Idealismus gehört dazu und Verzicht auf
viele Anſprüche, die man in Deutſchland als ganz ſelbſtverſtändlich
anſieht, will man als Lehrer in Braſilien tätig ſein. Die erſten
beiden Jahre ſieht ſich das ganz ſchön und gut an, da haben
noch die Eindrücke der fremden Welt die Herrſchaft über den
Neu=
eingewanderten. Aber dann kommt das Heimweh und die
Sehn=
ſucht nach Deutſchland, dann zieht man Vergleiche zwiſchen hüben
und drüben. Und dann ſieht man ein, daß unſer liebes deutſches
Vaterland doch wohl das Muſterländle auf der Welt iſt, dann lernt
man deutſche Ordnung, deutſche Gründlichkeit und Pünktlichkeit
kennen und ſchätzen und weiß, daß es nur ein Deutſchland auf der
Welt gibt, daß man ſtolz auf ſein Vaterland ſein kann, daß man
ſich — weiß Gott — ſeines deutſchen Namens und Volkes nicht zu
ſchämen braucht. Je ſtolzer und aufrechter man den Kovf im
Aus=
lande trägt, deſto mehr ſchätzt man den Menſchen, der ſein
Vater=
land liebt. Ich freue mich aufrichtig, daß gerade Heſſen jüngſt
wieder ſo viele junge, begeiſterungsfrohe Lehrer nach Südamerika
und auch nach Rio Grande do Sul geſchickt hat, damit ſie dort
unter den Deutſchen leben und wirken können und eines Tages,
reich an Eindrücken und Lebenserfahrung, in die alte Heimat
zu=
rückkehren. Dadurch werden Bande zwiſchen der alten Heimat und
dem Gaſtlande Braſilien geknüvft, die eine wohltuende Wirkung
auf lange Zeit hinaus haben können. Wir brauchen die alte
Hei=
mat noch immer als den Kulturbringer. Wenn auch in
Südbra=
ſilien ſich ſchon eigenes kulturelles Leben unter den Deutſchen zu
regen beginnt, ſo können wir doch nicht den direkten Einfluß der
Heimat entbehren. Nur in Anlehnung an den alten Baum der
Heimat kann ſich der junge Baum entwickeln. Auf Schritt und
Tritt merkt man in Südbraſilien die enge Schickſalsverbundenheit
der deutſchen Welt. Und beſonders fühlt man ſie in Zeiten der
Not.
Als im vorigen Jahre durch das Edikt 58 der Regierung von
Santa Catharina den deutſch=braſilianiſchen Schulen im Stagte
die Schickſalsſtunde zu ſchlagen ſchien, da fanden ſich die Deutſch=
Braſilianer zuſammen, um ihre Sprache und ihre Schule zu
ver=
teidigen. Die Geiſtlichkeit beider Konfeſſionen ſtellten der
Regie=
rung die ſchwerwiegenden Folgen des Dekrets vor Augen und
er=
reichten eine weſentlich andere Auslegung, wie die Chauviniſten
gewünſcht hatten. Aus der Vergangenheit haben wir gelernt. Wir
rüſten die Lehrer zum geiſtigen Kampf der Prüfungen durch
Ar=
beitsgemeinſchaften und Lehrerſchulungstage; wir haben die
Schul=
gemeinden zum Schulverband zuſammengeſchmiedet und werden
nicht ruhen, bis auch die letzte deutſche Schulgemeinde dem
Schul=
verband angeſchloſſen iſt. Kein deutſchſtämmiges Kind, deſſen
El=
tern noch einen Funken Liebe für ihr Volkstum im Herzen haben,
ſoll ohne Unterricht in der Mutterſprache bleiben. Wir wollen
die Arbeit durchführen unter der ſtrengen Beobachtung der
ſtaat=
lichen Geſetze und Vorſchriften; aber wir wollen die Kinder auch
ſtark machen für die Zukunft, daß ſie ſtolz ſind auf das Land ihrer
Eltern und Voreltern, daß ſie ſtolz ſind auf das, was ihre
Vor=
fahren hier geleiſtet haben, die aus dem Urwalde und aus der
Wildnis ein zukunftsreiches und blühendes Land geſchaffen haben,
Unſere deutſch=braſilianiſche Jugend hat ein Recht, in dieſem Lande,
das der Schweiß der Väter und Vorväter der Natur abgerungen
hat, als vollwertige Bürger zu leben und zu ſchaffen, als Kinder
deutſchen Blutes Sprache, Sitten und Gebräuche zu wahren und
zu pflegen. Solange ich hier tätig bin, werde ich in dieſem Sinne
tätig ſein.
Ende März war in Blumenau unſere Hauptverſammlung
des Lehrervereins und die erſte Vollverſammlung des
Schulver=
bandes von Santa Catharina. Ich habe mir erlaubt, Ihnen den
kurzen Bericht aus dem „Urwaldsboten” in Abſchrift zuzuſchicken.
Als Druckſache folgt heute der ausführliche Bericht des
Lehrer=
vereins und des Schulverbandes von Santa Catharina. Mit 34
Lehrern als Mitgliedern tagten wir Oſtern 1928 in Blumenau;”
Oſtern 1932 waren gegen 275 Lehrer als Mitglieder in die Liſten
eingetragen, heute ſind es 354. Bei der erſten Tagung des
Schul=
verbandes waren 228 Schulen vertreten; Tag für Tag erfolgten:
noch Anmeldungen, ſo daß ich hoffen kann, daß Ende des Jahres
faſt alle deutſchen Schulgemeinden in Santa Catharina dem
Schul=
verbande angeſchloſſen ſind und damit die feſte Grundlage
gege=
ben iſt, auf der man dann die großen Aufgaben (einheitliche:
Lehrpläne, einheitliche Schulbücher uſw.) aufbauen kann. Das
ſind Aufgaben, die die Arbeit eines Lebens ausfüllen können.
Am Mittwoch nach Pfingſten iſt Schulungstag in Rio do Sul,
am Freitag in Salto Grande. Abends halte ich gewöhnlich einen!
Vortrag mit Lichtbildern und leſe ernſte und heitere Dichtungen!
vor. Die deutſchen Geſangvereine und Schulchöre verſchönern roch /
den Abend durch deutſche Lieder. Dadurch wird das Zuſammen= mächtig geſtärkt. Meiſt bleibt ein ſolcher Schul= eine dauernde Einrichtung der Gemeinde. Im Winter;
(Auguſt/September) will ich, wenn es möglich iſt, die Schulen
in=
dem jüngſten Siedlungsgebiet am oberen Uruguay beſuchen,
die=
in der Nähe der argentiniſchen Grenze liegen. Bahnfahrt vony
hier vier Tage bis tief ins Innere von Rio Grande do Sul, undo
dann 185 Kilometer bei gutem Wetter mit dem Laſtauto,
bei=
ſchlechtem Wetter, wenn die Straßen unvaſſierbar ſind, hoch zuu
Roß oder auf Eſels Rücken zur catharinenſer Grenze in die neuen=
Siedlungen: Mondahy, Porto Feliz, Porto Novo und Itapiranga.
wo wir auch ſchon ein reiches Schulleben trotz der kurzen
Beſied=
lung haben.
Es gehört viel Idealismus und viel Mut dazu, auszuhalten.
den Eltern, die zum Teil nur ewig an der Schule kritiſieren, ohna
etwas von der Schule oder Erziehung zu kennen, zeigen, was dig
Schule im allgemeinen leiſtet.
Den Erfolg im Leben haben bis jetzt aber hier nur dige
Männer gehabt, die aus unſerer deutſchen Schule hervorgeganger!
ſind, auch wenn ſie früher noch nicht das Portugieſiſche voll und)
ganz beherrſchten. Hinge die Glückſeligkeit der Welt, wie vielge
hier glauben, nur von der Kenntnis der portugieſiſchen Sprache
ab, ſo würde ich nur portugieſiſch lehren laſſen. Unſere Kinden
ſollen gut portugieſiſch lernen, um ſtark zu ſein für den
Exiſtenz=
kampf in Braſilien; aber ſie ſollen auch gute Deutſche bleiben, die
den Wert der deutſchen Kultur kennen und ſchätzen.”
Soweit Dr. Söchting!“
Ich darf vielleicht noch hinzufügen, daß, abgeſehen von der
zahlloſen kleinen Waldſchulen, in denen deutſche Jugend recht undd
ſchlecht von „Lehrern” unterrichtet wird, die ſelbſt kaum
Volks=
ſchulbildung genoſſen haben, in Braſilien nach dem Stande vorn
1932 rund 1260 deutſche Volksſchulen, darunter einige Real= undd
Oberrealſchulen, beſtehen und von 50 125 deutſchen Schülern
be=
ſucht werden. Im ganzen übrigen Südamerika, einſchließlick
Mexiko, betrug 1932 die Zahl der deutſchen Schulen 176 mit 16 778
Schülern.
Wir erkennen daran die Bedeutung des Deutſchtums in Bra
ſilien. Es zählt dort weit über ½ Million Seelen, die in
ge=
ſchloſſenen ländlichen Siedlungsgebieten und in großen ſtädtiſchem
Kolonien, namentlich in den Staaten Rio Grande do Sul. Santa=
Catharina, Parano, Sao Paulo, Rio de Janeiro und Espiritu
Santo zuſammengeballt ſind und Sprache und Sitte
gegenübe=
der fremdraſſigen Umwelt ſeit mehreren Generationen treu
be=
wahrt haben.
Und wenn man weiß, daß die Zahl der braſilianiſchen deuts
ſchen Schulen im Jahre 1913 nur 587 mit 24 025 Schülern betrugs
ſo darf man feſtſtellen, daß in dieſer Spanne von 20 Jahren. im
die der Weltkrieg — mit Braſilien im Kranze unſerer Feinde —
fällt, das braſilianiſche Deutſchtum von einer elementaren Welle,
kulturellen Selbſtbehauptungswillens ergriffen wurde.
Aber in den kommenden Zeiten der Bedrohung bedarf e
der Hilfe zum Ausharren und zum weiteren Ausbauen. Und)
darum iſt es Pflicht eines jeden Deutſchen, und insbeſondere
eine=
jeden Nationalſozialiſten, wie Reichsminiſter Dr. Frick in einem
Aufruf ſagt, den VDA., der für dieſe Aufgaben als Treuhände
von Regierung und Partei beſtellt iſt, in ſeinem Hilfswerk zu.
unterſtützen.
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte am Montag wieder
we=
gen Meineids gegen den 40jährigen Johann J. aus Lampertheim.
J wird beſchuldigt, in einem Zivilprozeß vor dem Lampertheimer
Amtsgericht wegen Bezahlung von Arztkoſten bei einem
Auto=
unfall, bei dem er als Chauffeur tätig war, wiſſentlich die
Un=
wahrheit geſagt zu haben. Trotzdem ein ſtarker Verdacht beſtehen
bleibt, iſt in dem Fall jedoch trotz der ausführlichen
Beweisauf=
nahme ſo wenig Klarheit zu bringen, daß das Gericht den
An=
geklagten mangels Beweiſes freiſpricht.
Winter-Ausgabe 1934
ist erschienen
Preis 70 Pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße Nr. 25.
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Städt. Akademie für Tonkunſt; Kammermuſi:
Abend. Zu Beginn der Reihe der diesjährigen regelmäßige
muſikaliſchen Veranſtaltungen findet am Donnerstag, den 11.
Mts., 20 Uhr, im Saale der Städt. Akademie für Tonkunſt, El
ſabethenſtraße 26, der erſte Kammermuſik=Abend ſtatt, bei dem ſis
faſt ausſchließlich neu verpflichtete Lehrkräfte der Anſtalt von
ſtellen Zu Gehör kommen: Chaconne a. d. Suite D=Moll von Bax
(Cyrill Kopatſchka: Violine), Sonate E=Dur von G. F. Hända
(Anni Delp; Violine, Nelly Birrenbach: Klavier), Terzett vo=
A. Dvorak (Anni Delp und Lotte Dornbuſch: Violine, Karl Cauen
Bratſche), Rokoko=Suite von H. Zilcher (Frau Horn=Stoll: Geſanz
Cyrill Kopatſchka; Violine, Hans Andrä: Violoncello und Kapel.
meiſter Fritz Bohne: Klavier). — Sämtliche Veranſtaltungen ſim
für jedermann zugänglich; Programm und Unkoſtenbeitrag 20 Pls
Odenwaldklub Ortsgruppe Darmſtadt An
Klubgenoſſen werden auf folgende Aenderung im
Wanderplſ-
aufmerkſam gemacht: Sonntag, den 14. Oktober: 3.
Wanderun=
der Frauengruppe: Darmſtadt — Frankenhauſen — Ober=Ramſtad
Sonntag, den 21. Oktober: 10, planmäßige Wanderung: Reinheils
—Böllſtein—Reichelsheim.
Kommk am Sonnkag, den 14. Okkober 1934 Hochſchul=Skadion. Jungvolk kämpfl!
[ ← ][ ][ → ] Aus Heſſen.
Nänweihung des evangeliſchen Gemeindehauſes
Nieder=Ramſtadt.
k. Nieder=Ramſtadt, 8. Okt. Das ſeit zwei Jahren im Bau
rifffene, aus Mitteln des evangeliſchen Frauenvereins und aus
wun Stiftungen erbaute Gemeindehaus wurde, am geſtrigen
anttag nachmittag feierlich eingeweiht und ſeiner Beſtimmung
irnreben. Der Bau ſelbſt enthält einen geräumigen Saal mit
Be und Empore. Es iſt eine Küche vorhanden, damit bei
grö=
ßen. Feſtlichkeiten die Gäſte mit warmen Speiſen und Getränken
vargt werden können. Der Saal iſt abteilbar. Die innere
Aus=
ſung iſt einfach und ſchlicht, hinterläßt aber gerade hierdurch
en guten, vornehmen Eindruck. Die Einrichtungsgegenſtände
n Sarmonium, Bilder und Gemälde, ſowie verſchiedenes andere
rdeen geſtiftet. Der Bau wurde unter der Leitung des Architek=
2ern dahier erſtellt. An Handwerksmeiſtern waren daran
hä ftigt die Maurermeiſter Blum und Plößer,
Zimmer=
zuer Gruß, Spenglermeiſter Bender, Dachdeckermeiſter
zer und Becker die Schreinermeiſter Keller, Hanſt
Bayer, Elektromeiſter Huthmann, die Weißbindermeiſter
ſer und Thomas. Die Steinmetzarbeiten bewirkte Stein=
Groß, die Dekorationen wurden von den Dekorateuren
Her und Trinkaus ausgeführt. Kirchenmaler Velte
ſtier ſtand hinſichtlich der inneren Ausſtattung des Saales
be=
unw zur Seite. Die Einweihungsfeierlichkeit begann mit einem
Aiſtück des Poſaunenchors der evangeliſchen Gemeinſchaft
Ar=
ei Kern gab anſchließend einen kurzen Bericht über den
Werde=
agl des Baues und dankte allen Mitarbeitern für das tatkräf=
EEingreifen bei der Erſtellung des Hauſes. Nach dem gemein=
Mü ich geſungenen Liede „Lobe den Herren” überreichte die
Vor=
ſtinn des evgl Frauenvereins dem Vertreter der Kirchenbehörde,
ſrig Dekan Müller=Darmſtadt den Schlüſſel des Hauſes.
Uoend der Oeffnung des Hauſes durch Letzteren erklangen aus
d Innern die Klänge des neugeſtifteten Harmoniums. Der
ſag geräumige Saal konnte jedoch alle die aus der ganzen
Ge=
mſee herbeigeeilten Gäſte nicht faſſen, ſo daß ſich viele mit einem.
t vor dem Hauſe begnügen mußten. Herr Dekan Müller
ie ſeiner Weihepredigt das Bibelwort des 127. Pſalms
zu=
rigze: „Wo der Herr nicht das Haus bauet, da arbeiten umſonſt
daran bauen.‟ Er gab zunächſt ſeiner Freude darüber
Aus=
dki daß es trotz der mannigfaltigen Hinderniſſe mit Hilfe aller
nloch geweſen ſei, dieſe Stätte fertigzuſtellen, denn wo man
e Kräfte am Werke ſehe, könne man feſtſtellen, daß noch
chriſt=
er Sinn und Opferbereitſchaft vorhanden ſei. Man dürfe den
ſchlenden Sonnenſchein des Einweihungstages nach den
voraus=
aggenen Regentagen geradezu als eine Botſchaft Gottes dafür
ahen, daß von dieſer Stätte aus nur Gutes ausgehen möchte.
Saus müſſe ein Sinnbild ſein deſſen, daß die Gedanken und
Em= aller, die ſich darin aufhalten, immer auf den richten
müß=
der der Baumeiſter über alles ſei, der unſerem Vaterlande
a wen großen Führer geſchenkt habe, um es aus Not und Elend
zyretten. Er ermahnte noch die Einwohnerſchaft einig
zuſam=
nzuuſtehen, damit von dieſem gemeinſchaftlich errichteten Hauſe
n SStröme lebendigen Lebens hinausgehen möchten zum Segen
ganzen Gemeinde. Wir müßten uns ſagen: „Wir als die von
en Stamme, ſtehen auch für einen Mann.” In dem ſich anſchlie=
ſoem Gebet übergab, der Redner das Haus offiziell ſeiner
Be=
ſtmung. Mit dem gemeinſchaftlich geſungenen Liede „Nun danket
— Gott” ſchloß der offizielle Teil der Feier ab. In einer
Nach=
ſci in der die Gäſte mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden,
unden noch verſchiedene Anſprachen gehalten. Herr Pfarrer
18 üng el dankte allen, die durch Spenden und Stiftungen zum
ſugen der Sache beigetragen hatten. Ausgeſchmückt war die
Emsihungsfeier durch Muſik= und Chorvorträge des
Poſaunen=
ſ= der evangel. Gemeinſchaft, des gemiſchten Chors derſelben,
3b Kärchenchors des Chors des evangel. Frauenvereins ſowie eines
WBosen= und Frauenterzetts. Möge nun dieſes Haus eine Stätte
wan, von der nur Gutes ausgehe, und möge wahr werden der
2ſn ruch des Vertreters der Kirchenbehörde, der beim Aufſchlie=
5des Hauſes gefallen iſt: „Heilig iſt dieſe Stätte, hier iſt nichts
eeres als Gottes Haus.”
3: Traiſa, 8. Okt. Zu Ehren des mit Erreichung des 70. Lebens=
Ybe: in den Ruheſtand getretenen Pfarrers Paul fand auf Ver=
Amſung des Ev. Frauenvereins im Gaſthaus zum Heſſiſchen Hof
Ug ehr gut beſuchte Abſchiedsfeier ſtatt. Während der reichen
un gediegenen Unterhaltungsfolge, in die ſich die
Gemeinde=
behrer mit ähren kleinen Spielern, Lehrer i. R. Müller mit dem
ARuanchor und weitere Frauen mit Gedichten und einem köſt=
Uhn, von Herrn Becht verfaßten Zwiegeſpräch teilten, richtete
AEga=rmeiſter Scheerer im Namen der Gemeinde und des
Kirchen=
mandes herzliche Dankesworte an den aus dem Amt Scheiden=
39 wie dies für das Ev. Gemeindeblatt Herr F. Heidt tat. Aus
1MDoankesworten des Gefeierten konnte man neben den vielfachen
Aſderungen, die das kirchliche Leben in unſerer Gemeinde durch
iſ e-fuhr, auch die ſtete Fürſorge für den ſpäteren Kirchenbau
Nunuren, zu dem ein beachtenswerter Bauſtein von der Verſamm=
I4 in Form einer Tellerſammlung beigeſteuert wurde.
hr. Eberſtadt, 8. Okt. Feuerwehrinſpektion. Geſtern
mt ttag fand die Beſichtigung der hieſigen Freiwilligen
Feuer=
ar ſddurch den Vertreter des verhinderten
Kreisfeuerwehrinſpek=
us! Karpfinger, Herrn Herborn, ſtatt. Nach kurzem
Fuß=
ru GGeräteexerzieren im großen Schulhofe in der Gabelsberger=
Be folgte eine praktiſche Uebung mittels mechaniſcher Leiter,
Untol=lcher die aus dem oberen Stock der Georgenſchule zu retten=
Werſonen mit beſonders hergeſtellter hängender Tragbahre
ſce! Rettungsſack herabgelaſſen, von der Freiw. Sanitätskolonne
Unfangen und behandelt wurden. Kurz vor 12 Uhr wurde die
umute Wehr durch die Sirene an das eigentliche Brandobjekt
nder Adolf=Hitlerſtraße alarmiert, „wo durch Blitzſchlag ein
Eno angenommen wurde. Während zunächſt das Feuer von
Un Seiten bekämpft wurde, wurden zugleich die im dritten Stock
Ath.deten Bewohner aus ihrer Gefahr befreit und die
Verletz=
evon der Sanitätskolonne mit Notverbänden verſehen. Nach
Eus der Uebung folgte auf der Oberſtraße ein Vorbeimarſch
u em Sammelplatz im Rathaushof, wo nach eingehender
Kri=
tüderr geſamten Wehr wie auch der Sanitätskolonne die Aner=
Uftung durch den Inſpekteur, Herrn Herborn, ausgeſprochen
urd,, mit der Mahnung, auch für die Zukunft im Dienſte der
ermeinheit tätig zu ſein, in welchem Sinne ſich auch Herr Bei=
Edmeter Dächert äußerte, und der Wehr und der
Sanitäts=
ſunne den Dank der Gemeinde übermittelte. Eine beſondere
ferwurde dem 2. Kommandanten der Wehr, Georg Pfeifer,
zi, dem Herr Herborn im Namen des Landesvereins das
Sil=
ne! Verdienſtkreuz mit Worten der Anerkennung überreichte.
Babenhauſen, 8. Okt. Die weit und breit beliebte
Harres=
er Kerb fand letzten Sonntag und Montag in unſerer
ei. Nachbargemeinde ſtatt. Sie war ſehr gut beſucht. In den
han Gaſthäuſern „Zum weißen Roß” und „Zur ſchönen Eiche‟
79Tanzmuſik. — Eine erhebliche Belebung des Straßen=
Eü ehrs hat ſich in den letzten Tagen, beſonders am Sonntag.
7 Bemerkbar gemacht. Man konnte deutlich beobachten, welch
Be: Rolle die nun tadellos hergerichtete Dudenhöfer Land=
½, die weiter nach Offenbach und Frankfurt führt, auf dem
bieſte des Straßenverkehrs ſpielt. Einer der langgehegten
wich=
er Verkehrswünſche der Babenhäuſer Bevölkerung iſt durch
Inſtandſetzung dieſer Straße endlich erfüllt worden. Um eine
mrößere Hebung des Durchgangsverkehrs zu erzielen, wäre es
urſſ ings notwendig, daß die von hier nach Schaafheim, Lang=
1. Groß=Umſtadt und nach Seligenſtadt a. M. ziehenden ſtark
heſſerungsbedürftigen Straßen auch neu hergerichtet würden.
cuwie man hört, ſoll das ebenfalls in naher Zukunft geſchehen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 279 — Seite 7
Volkstum und Heimat im Gau Heſſen=Naſſau
in der Woche vom 14. bis 21. Okkober 1934.
Reichskreffen des Reichsbundes
Bullslam ano Heimnat.
In der Woche vom 14. bis 21. Oktober 1934 treffen ſich in
Friedberg die Vertreter aller deutſchen Gaue des Reichsbundes
Volkstum und Heimat zu einer erſten Reichsarbeitswoche bei der
in enger Fühlungnahme praktiſche Volkstumsarbeit geleiſtet
wer=
den ſoll. Die Reichsleitung des Reichsbundes Volkstum und
Hei=
mat unter Führung des Reichsleiters Haverbeck hat die
Land=
ſchaftsführer und Fachamtsleiter des Reichsbundes ſowie die
Gau=
volkstumwarte des Reichsamtes Volkstum und Heimat in „Kraft
durch Freude” zu dieſem Reichstreffen zuſammenberufen. Neben
der ernſten Arbeit in der Lagergemeinſchaft wird Friedberg im
Zeichen von Volkstum und Heimat ſtehen, es werden in mehreren
Abendveranſtaltungen Ausſchnitte aus der praktiſchen
Volkstums=
arbeit den Volksgenoſſen gezeigt werden. Ein weſentliches
Ereig=
nis das als Verwirklichung eines der Ziele des Reichsbundes
Volkstum und Heimat anzuſehen iſt, iſt der Kampf gegen die
Ver=
ſchandelung der Heimat und des Landſchaftsbildes. Dieſer Kampf
wird vorausſichtlich während und anläßlich des Reichstreffens
durch die ſtattfindende Sprengung des Waſſerturms auf der
Fried=
berger Burg dargeſtellt.
Gleichzeitig mit der Rüſtwoche in Friedberg wird Mainz im
Zeichen von Volkstum und Heimat ſtehen, wird der Mainzer
Be=
völkerung durch abendliche Veranſtaltungen ein Bild der Arbeit
des Reichsbundes Volkstum und Heimat gegeben werden. Es
werden an verſchiedenen öffentlichen Plätzen in Mainz
Abendſing=
ſtändchen ernſter geiſtlicher Muſik, Laienſpiele, Jedermanns=
Sin=
gen und anderes geboten werden. Die Mainzer Woche wird zu
dem noch manche Ueberraſchungen bringen.
In Darmſtadt findet am Samstag, den 20. Oktober, im Kl.
Haus des Heſſiſchen Landestheaters ein Volkstumsabend ſtatt, bei
dem die Trachtengruppen des Reichsbundes unter künſtleriſcher
Führung unſeres Mundartdichters Georg Neß ein Spiel heſſiſchen
Volkslebens bringen werden, das mit einer Rede eines der
füh=
renden Volksgenoſſen und einer Stoßtruppenkundgebung
abge=
ſchloſſen wird.
Höhepunkt und Ausklang der Reichsrüſtwoche wird die
ge=
waltige Kundgebung in der Stadthalle in Mainz am Abend des
21. Oktober bringen. Der Gauleiter und Reichsſtatthalter Pg.
Sprenger hat ſein Erſcheinen zu der Kundgebung zugeſagt und hat
damit ſein großes Intereſſe an der praktiſchen Volkstumsarbeit
des Reichsbundes Volkstum und Heimat bekundet. Die
Darbie=
tungen und Aufführungen dieſes Abends, an denen ebenfalls die
Trachtengruppen des Reichsbundes und die Stoßtrupps der „
Jun=
gen Mannſchaft” beteiligt ſein werden, ſchließen das
Reichstref=
ſen des Reichsbundes Volkstum und Heimat ab.
Gleichzeitig mit dieſen an wenigen Stellen zuſammengefaßten
Kundgebungen und Arbeitstagen werden im Gaugebiet in den
Kreis= und Ortsringen des RVH. Veranſtaltungen ſtattfinden, ſo
daß das ganze Landſchaftsgebiet Rheinfranken=Naſſau=Heſſen des
RVH., das ſich mit dem politiſchen Gaugebiet Heſſen=Naſſau deckt,
im Zeichen von
Volkstum und Heimat
ſteht.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 8. Okt. Am 9. Oktober feiert hier der
Schneidermeiſter Jakob Zörgiebel ſeinen 96. Geburtstag.
Zörgie=
bel, der mit ſeinem 90. Geburtstag zum Ehrenmeiſter der
Schnei=
derinnung für den Kreis Dieburg ernannt wurde, erfreut ſich noch
heute einer guten Geſundheit. Er macht noch ſeine täglichen
Spa=
ziergänge und nimmt an den täglichen Ereigniſſen noch regen
Anteil.
Du. Jugenheim, 8. Okt. Autounfall. An der für uns
Jugenheimer ſo bekannten gefährlichen Straßenkreuzung Alte
Bergſtraße und Hauptſtraße ereignete ſich in den
Nachmittags=
ſtunden ein ſchwerer Autounfall. Ein Omnibus der Reichspoſt,
von Bickenbach kommend, ſtieß mit einem Perſonenwagen, der von
Seeheim kam mit ſolcher Wucht zuſammen, daß der
Perſonen=
wagen faſt völlig zerſtört wurde. Während im Omnibus niemand
zu Schaden kam, wurden die Inſaſſen des Perſonenwagens
ver=
letzt. Der Fahrer erlitt Schnittwunden und eine
Gehirnerſchüt=
terung, während ſein Bruder über innerliche Beſchwerden zu
kla=
gen hat.
Dp. Zwingenberg, 8. Okt. Die hieſige Ortsgruppe des
Oden=
waldklubs unternahm geſtern eine Tageswanderung nach
Kranich=
ſtein, Meſſeler Park, nach der Grube Meſſel. Das ſchöne
Herbſt=
wetter trug viel zum guten Gelingen der Wanderung, welche alle
Teilnehmer befriedigte, bei.
Dp. Hähnlein, 8. Okt. Am heutigen Tage ſind 25 Jahre
ver=
floſſen, ſeit Herr Pfarrer Bolitſch ſein Seelſorgeramt in unſerer
Gemeinde antrat. Herr Pfarrer Bolitſch, welcher aus Oberheſſen
ſtammt, hat es verſtanden, ſich vom Tage ſeines Amtsantrittes an
die Zuneigung ſeiner Gemeinde durch ſein volkstümliches Weſen
zu gewinnen. Er hat ſich beſonders auch um den Nachweis der
Ab=
ſtammung der Hähnleiner Bevölkerung verdient gemacht. Seine
Nachforſchungen ergaben, daß Hähnlein um die Zeit des
Dreißig=
jährigen Krieges ſtarken Zuzug aus der Ulrichſteiner Gegend, aus
der Gegend von Bamberg und auch aus der Pfalz erhielt. Möge
es Herrn Pfarrer Bolitſch, welcher ſeiner Gemeinde nicht nur
Seelſorger, ſondern auch Freund und Berater in allen
Lebens=
lagen iſt, vergönnt ſein, noch recht lange in ſeiner Gemeinde zu
wirken.
Em. Heppenheim a. d. B., 8. Okt. Ihre Goldene
Hoch=
zeit begehen am 9. Oktober Georg Gremm und ſeine
Ehe=
frau Barbara geb. Denner, Von 1893 bis 1925 war Herr Gremm
Dirigent des Männergeſangvereins 1843 und wurde verſchiedene
Male bei großen Sängerfeſten vom Heſſiſchen Sängerbund
ge=
ehrt und ausgezeichnet. Dem Verein gehört er heute noch als
Ehrenchormeiſter an. Herr Gremm iſt Mitbegründer der Freiw.
Feuerwehr und deren Ehrenmitglied.
t. Gernsheim, 6. Okt. Das Arbeitsdanklager, in
Gernsheim iſt ſoweit fertiggeſtellt, daß am kommenden Mittwoch
120 Mann ihren Einzug hier halten. Die ſogenannte Kaſerne der
Zuckerfabrik iſt für die Unterbringung des Lagers beſtimmt. In
dem Lager werden die aus dem Arbeitsdienſt entlaſſenen jungen
Leute, die noch keine Arbeit gefunden haben, untergebracht; ſie
werden in Darmſtadt von den einzelnen Arbeitsdienſtlagern
zu=
ſammengeſtellt und nach hier gebracht. Sobald der eine oder der
andere Arbeit findet, ſcheidet er aus dem Lager aus. Arbeiten
aus der ganzen Umgebung werden von dieſen Arbeitern
ausge=
führt. Für Gernsheim bringt dieſes Lager nicht unerhebliche
Vor=
teile, da der Bedarf an Lebensmitteln uſw. in den hieſigen
Ge=
ſchäften gedeckt werden ſoll. Die feierliche Einweihung, zu welcher
vorausſichtlich Gauleiter Sprenger erſcheinen wird, findet Mitte
Oktober ſtatt,
* Biebesheim, 8. Okt Gemeinderatsſitzung. Der
Gemeinderat beſchloß, die Hundeſteuer wie ſeither zu erheben, und
zwar zu dem ſtaatlichen Satz von 12.— RM., weitere 4.— RM.
für die Gemeinde. Für jeden weiteren Hund werden 4.— RM.
erhoben. — Die Erhebung des Waſſergeldes wurde nochmals
durchgeſprochen und im Anſchluß daran vorläufige Richtſätze für
gewerbliche Betriebe feſtgeſetzt. — Unter anderem beabſichtigt auch
die Gemeinde, das durch die Errichtung des Pumpwerkes
ge=
wonnene Land zu veräußern. — Die Fünfzigjährigen
fanden ſich am Samstag abend bei Gaſtwirt K. J. Ziſſel zu einer
gemeinſamen Feier zuſammen, an der außer einer ſtattlichen
An=
zahl Einheimiſcher auch eine Reihe auswärtiger Altersgenoſſen
teilnahmen.
Achter Kreis=Sängertag des Kreiſes Bergſtraße
im H.5.5.
Ce. Biblis, 8. Okt. Um dem 40jährigen Beſtehen des
Geſang=
vereins „Frohſinn” Biblis ein feierliches Gepräge zu geben hatte
der Kreis Bergſtraße ſeine Vertreter zur
Jahreshauptverſamm=
lung hierher berufen. Ein kleiner, ſtolzer Zug folgte dem neuen,
vom Jubelverein geſtifteten Kreisbanner, das erſtmalig den
Sängerkreis führte. Unter den Klängen friſcher Marſchmuſik
gings in den „Weißen Löwen” wo Vorſitzer Wachtel die Gäſte
aufs herzlichſte begrüßte, nachdem ſein Verein unter Lehrer
Tref=
ferts ſtraffer Leitung einige Chöre klangvoll vorgetragen hatte.
Kreiswalter Beltz= Seeheim eröffnete punkt halb 3 Uhr die
Tagung, die im Geiſte ehrlicher deutſcher Offenheit verlaufen
möge. Nach Grußworten des OGL. Handwerck, Bürgermeiſters
Kärcher und Prov.=Walters Attes gedachte der Kreiswalter des
verſtorbenen Reichspräſidenten und der Gefallenen ſowie der
ver=
ſtorbenen Sänger, worauf Geſangverein „Frohſinn” die „
Toten=
klage” anſtimmte. Nachdem die Bannerträger Samstag, Weber
und Ameis („Liederkranz” Bensheim) zu ihrem Amte verpflichtet
worden waren, ſang man das Bannerlied „Brüder, zur Sonne
und Freiheit”. — An den Kaſſenbericht des Kreisſchatzmeiſters
Bernhardt, dem für ſeine gewiſſenhafte Arbeit der Dank der
Ver=
ſammlung ausgeſprochen wurde, ſchloß ſich eine lebhafte
Aus=
ſprache über die gegenwärtige Geldnot der Vereine an. — Der
ausgezeichnete Jahresbericht des Kreischormeiſters Döbert=
Bens=
heim fand aufmerkſame Zuhörer, ebenſo der Rechenſchaftsbericht
des Kreiswalters, an den dieſer ſelbſt wie auch der
Provinzwal=
ter wichtige Zeitfragen anſchloſſen. Im Auftrag des HSB,
konn=
ten Vorſitzer Koch=Schönberg ſowie die Sänger Hofmann und
Flemiſch=Bickenbach und Götz=Hähnlein für langjährige Tätigkeit
als Sänger bzw. als Vorſitzer mit der Ehrennadel ausgezeichnet
werden. Für ſein allzeit hilfsbereites Intereſſe für die
Sänger=
ſache ernannte der Kreiswalter unter freudigem Beifall der
Ver=
ſammlung Herrn Oberſtudiendirektor Dr. Leip zum
Ehren=
mitglied des Kreiſes. Mit einem begeiſterten Sieg=Heil
auf Heimat, Volk und Vaterland fand die im Geiſte ernſten
Auf=
bauwillens verlaufene Tagung ihr Ende.
Bm. Hofheim (Ried) 8. Okt. Die Kleinpflaſterung der
Pro=
vinzialſtraße Hofheim—Wehrzollhaus iſt nahezu beendet und
wur=
den die meiſten dabei beſchäftigten Wohlfahrtserwerbsloſen von
der Gemeinde bereits wieder entlaſſen und zur Provinzialbehörde
überwieſen. — Die Kartoffelernte iſt in vollem Gange und iſt der
Ertrag in allen Gemarkungsteilen zufriedenſtellend. Die Preiſe
haben in den Verbraucherkreiſen etwas überraſcht und werden mit
2,50 Mk. bis 3,20 Mk. genannt.
i. Viernheim, 6. Oktober. Gründung einer
Arbeits=
gemeinſchaft der Viernheimer Sportvereine.
Unter Vorſitz des Ortsgruppenleiters Pg. Franzke fand am
Diens=
tag abend eine Sitzung der Beauftragten der Sportvereinigung
Amicitia” 09 und des Turnvereins von 1893 ſtatt, die zum
er=
ſtrebenswerten Ziel hatte, auch in Viernheim eine
Arbeitsgemein=
ſchaft der geſamten Viernheimer Sportvereine zu ſchaffen Entgegen
früheren Abſichten, wonach alle Sportvereine zu einer „Turn= und
Sportgemeinde Viernheim” zuſammengeſchloſſen werden ſollten,
will man vorerſt eine Sportgemeinſchaft in Form einer
Arbeits=
gemeinſchaft, allerdings unter Aufrechterhaltung des Eigenlebens
der einzelnen Sportvereine ſchaffen. Es ſoll in Zukunft aber nicht
mehr vorkommen, daß Vereine durch Abhaltung von parallel
lau=
fenden Veranſtaltungen ſowie bei der Durchführung des
Spiel=
betriebes ſich gegenſeitig bekämpfen und ſich ſelbſt dadurch
ſchä=
digen. Im Sinne der Volksgemeinſchaft iſt es ſehr zu begrüßen,
daß der üblen Vereinsmeierei durch Schaffung einer derartigen
Inſtitution wirkſam begegnet wird, die im neuen
Gemeinſchafts=
geiſte zuſammenarbeitet und vor allem darauf bedacht iſt, durch
Geſchloſſenheit die Leiſtungen zu heben, die Geſelligkeit zu fördern,
das Zuſammengehörigkeitsgefühl zu ſtärken und dadurch der
Ge=
meinde Viernheim und ihrem Anſehen zu dienen Der Leiter dieſer
neuen Arbeitsgemeinſchaft iſt der Beauftragte der PO., der
ſtell=
vertretende Ortsgruppenleiter und Beigeordnete Schweigert.
Dr. Sprendlingen, 8. Okt. Gemeinderatsſitzung. In
der Gemeinderatsſitzung wird der vom Heſſiſchen
Staatsmini=
ſterium zum Beigeordneten ernannte Hermann Raudenberg durch
Herrn Bürgermeiſter Dr. Storck in ſein Amt eingeführt. Herr
Beigeordneter Raudenberg, welcher ſchon früher dem
Gemeinde=
rat einige Jahre angehörte und ein alter Kämpfer iſt, bietet die
Gewähr dafür, daß er das Amt in Treue und Gewiſſenhaftigkeit
verwaltet. Durch die Beſtellung eines Beigeordneten für
un=
ſere faſt 8000 Einwohner zählende Gemeinde iſt einem lang
ge=
hegten Wunſche nunmehr Rechnung getragen. — Die
Erweite=
rung der Baulandumlegung von der Bach bis zur Offenbacher
Straße wurde abgelehnt, da durch den Straßendurchbruch die
Koſten für die Gemeinde zu hoch kommen — Unter Mitteilungen
gab Herr Burgermeiſter Dr. Storck bekannt, daß der Aſſiſtent
Philipp Schlapp aus dem Dienſt der Gemeinde ausgetreten ſei
und ihm eine Oberſekretärſtelle in der Verwaltung Seligenſtadt
übertragen worden ſei. Herr Schlapp war der Leiter der
Volks=
wohlfahrt in unſerer Gemeinde, der viel für die Armen
gear=
beitet und den man ungern von hier ſcheiden ſah. — Siede
lungsbauten auf der Schulwieſe. Die
Siedlungs=
bauten auf der Schulwieſe, wo 26 neue Wohnungen entſtehen,
ſchreiten rüſtig vorwärts, und können noch in dieſem Jahre einige
Häuſer bezogen werden, was wieder eine ganz bedeutende
Ent=
laſtung des Wohnungsmarktes in unſerer Gemeinde bedeutet.
Verlange hege
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de
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1.
ſtelle
Seite 8 — Nr. 279
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 9. Oktober 1934
der am Sonntag in Kopenhagen ausgetragen wurde und mit einem überlegenen deutſchen Siege
5:2 (1:0) endete. (Deutſche Mannſchaft: weiße Hemden.)
Der Queluz=Palaſt bei Liſſabon,
das „Verſailles von Portugal”, iſt mit unerſetzbaren Kunſtſchätzen einem verheerenden
Schaden=
feuer zum Opfer gefallen.
Unnk.
ligsſchloß nieder
Das Liſfab
an der Grufk Hindenburgs
Den Abſchluß der in Königsberg veranſtalteten Reichstagung des Guſtav=Adolf=Vereins bildete eine
Wallfahrt zum Grabe des verewigten Reichspräſidenten von Hindenburg im Tannenberg=
National=
denkmal, wo ein Kranz niedergelegt wurde.
Auf der elektriſch betriebenen Strecke Magdeburg—Zerbſt entgleiſten ſämtliche Wagen eines
voll=
beladenen Güterzuges, ohne daß Menſchen hierbei zu Schaden kamen.
Reich und Ausland.
Schreckensfahrt
im brennenden Skraßenbahnwagen.
Berlin. Nach einer Meldung aus Genf
ge=
riet in den Abendſtunden des Freitag in Lauſanne
ein fahrender Straßenbahnwagen in Brand. Der
Wagenführer hatte, um nicht mit einem Auto
zu=
ſammenzuſtoßen, ſehr plötzlich und ſehr heftig
remſen müſſen. Dabei kam ein Bremsklotz ins
Brennen. Sofort griff das Feuer auf die
auto=
watiſche und auch auf die Handbremſe über, und
im nächſten Augenblick ſtand der ganze vordere
Wagen in hellen Flammen. Dabei fuhr der
Wa=
gen mit ziemlicher Geſchwindigkeit, und durch den
Luftzug wurden die Flammen nur noch größer.
Unter den etwa 20 Inſaſſen entſtand eine Panik.
Sie drängten ſich alle auf der hinteren Plattform
zuſammen, und bei dem Geſchiebe wurde eine
Frau aus dem Wagen geſchleudert und blieb
ſchwer verletzt liegen. Der Wagenführer aber
ver=
lor die Geiſtesgegenwart nicht, und es gelang ihm
uch, die Geſchwindigkeit des Wagens zu mindern.
Eine rieſige Menſchenmenge folgte dem
dahin=
fahrenden brennenden Wagen und erhöhte das
Durcheinander auf der Straße. Als der Wagen
dann langſamer fuhr, ſprang ein anderer
Straßen=
bahner, der den Vorgang beobachtete, auf den
brennenden Wagen auf und drückte den
Schleif=
bügel herab, ſo daß der Wagen ſtromlos wurde
und allmählich zum Stehen kam. So wurde außer
der Frau, die herausgeſchleudert worden war,
nie=
mand verletzt. Eine andere Frau, die zunächſt mit
ausgeſtiegen war und zum Bahnhof hinüberging,
brach dann aber plötzlich auf dem Bahnſteig
in=
folge der ausgeſtandenen Aufregung tot zuſammen.
Großfeuer in zwei Berliner Fabriken.
Berlin. In der Nacht zum Montag war in
der Aſphalt= und Dachpappenfabrik unmittelbar an
den Gleisanlagen des Hamburg-Lehrter
Güter=
bahnhofes in einem ſogenannten Vorwärmer beim
Kochen von Steinkohlenteer Teev übergelaufen
und in die Feuerſtelle gelaufen. Bevor noch die
Schaumlöſcher in Tätigkeit geſetzt werden konnten,
ſchlugen zehn Meter lange Stichflammen zum
Dach empor. Im ſelben Augenblick ſtand der ganze
Dachſtuhl in Flammen. Panikartig verließen die
Arbeiter das brennende Gebäude. Als die
Feuer=
wehr mit ſieben Zügen, etwa 20 Fahrzeugen, am
Brandort erſchien, fand ſie ein einziges
Flammen=
meer vor, da das Teer inzwiſchen wie ein
bren=
nender Strom nach allen Seiten des Kochraumes
auseinandergefloſſen war und viele Hundert
Rol=
len fertiger Dachpappen entzündet hatte. Infolge
der Löſcharbeiten mußte der Güterbahn=Betrieb
zeitweiſe unterbrochen werden. Da die nächſte
Waſ=
ſerſtelle mehrere" hundert Meter entfernt lag,
konnten ſich die Flammen auch auf das
anſchlie=
ßende Gelände einer Faſſaden=Putzfabrik
weiter=
freſſen. Auch der Dachſtuhl dieſes Gebäudes wurde
vernichtet. Erſt nach faſt dreiſtündiger Tätigkeit
konnte die Feuerwehr die Gewalt der Flammen
brechen. Der Schaden beträgt ſicherlich mehrere
hunderttauſend Mark. Zeitweilig waren auch
Oel=
gruben, die ein Faſſungsvermögen von 200
Ton=
nen haben, gefährdet. Mit Schaumlöſchern konnte
jedoch die Gefahr beſeitigt werden.
Frankfurter in Kaſſel tödlich verunglückt.
Kaſſel. Am Montag morgen um 0.32 Uhr
iſt auf dem Kaſſeler Hauptbahnhof der aus
Frank=
furt ſtammende Kaufmann H., als er auf den
ſchon anfahrenden D.=Zug 75 aufſpringen wollte,
abgerutſcht und tödlich überfahren worden. Die
Leiche H.s wurde dem Karlshoſpital zugeführt.
Im Abwäſſerſchacht erſtickt.
Zwei Tote, zwei Verletzte.
Weimar. Im Betriebe der Papierfabrik
Tannroda hat ſich am Sonntag ein bedauerlicher
Unglücksfall ereignet. Bei der Kontrolle einer
Abwäſſer=Abteilung in einem Schacht wurde ein
Betriebsangehöriger durch Gaſe bewußtlos. Da
am Sonntag der Betrieb ruhte, konnte der
Un=
glücksfall nicht ſofort bemerkt werden, ſo daß
Kirchner erſtickte. Bei den ſpäteren
Rettungsver=
ſuchen iſt ein Betriebsmeiſter in Unkenntnis der
Gefahr in dem Schacht ebenfalls erſtickt. Zwei
wei=
tere hilfsbereite Einwohner von Tannroda liegen
noch erkrankt darnieder. Bei einem beſteht keine
Lebensgefahr.
Standortmeldung vom „Graf Zeppelin”.
Hamburg. Nach Mitteilung der Deutſchen
Seewarte befand ſich das Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” um 7.30 Uhr MEZ. bei Kap Cantin an der
marokkaniſchen Küſte.
Rettungswerk für abgeſchnittene Bergknappen.
Duisburg. Auf der Zeche „Neumühl” in
Hamborn ſtürzten in der Nacht zum Samstag in
einem Aufbruch zwiſchen der 4. und 6. Sohle etwa
200 Tonnen Geſteinsmaſſen ab, wodurch die mit
Geſteinsbohrern beſchäftigten Schießhauer
Schnei=
der und Putiſchke abgeſchnitten wurden. Die
Ret=
tungskolonne konnte nach vielen Stunden zunächſt
eine Verſtändigung mit den Eingeſchloſſenen, die
unverletzt geblieben waren, ermöglichen. Durch ein
Bohrloch und eine Preßluftleitung wurden ihnen
Nahrung und Erfriſchungen zugeführt. Die
Ret=
tungsarbeiten wurden mit Eifer fortgeſetzt und
nach insgeſamt 12 Stunden war es gelungen, die
beiden Eingeſchloſſenen unverletzt zu bergen.
Okkoberfeſt-Kehraus.
München. Auch der Oktoberfeſt=Schlußſonntag
hielt, was ſchon der Anfang des Feſtes verſprochen
hatte: Wieder war ein Rekordbeſuch zu
verzeich=
nen. Aus allen deutſchen Gauen waren die
Volks=
genoſſen in Maſſen herbeigeeilt, und rund 150 000
Menſchen dürften ſich auf der Feſtwieſe getroffen
haben. Mit Sonderzügen der NS.=Germeinſchaft
„Kraft durch Freude” waren allein nochmals
40 000 Volksgenoſſen nach München gekommen.
Recht regen Beſuches erfreute ſich auch die
Polizei=
hunde=Vorführung. Reges Leben herrſchte
weiter=
hin auf den Schießſtänden, wo die Endkämpfe um
die Meiſterſchaft ſtattfanden. Den glänzenden
ſportlichen Verlauf des diesjährigen Oktoberfeſt=
Schießens bewies ſchon die ſtarke Anteilnahme mi
2881 Schützen. Noch einmal ſtrahlte nach Eintritt
der Dunkelheit die Feſtwieſe im Glanz ihrer
magi=
ſchen Beleuchtung. Schon am Montag wird der
Abbruch beginnen.
Die Vorbereikungen für das Lufkrennen
London-Melbourne.
London. Im Laufe dieſer Woche werden die
Liſten für das am 20. Oktober beginnende
Luft=
rennen von London nach Melbourne und die
da=
mit verbundenen Handicap=Rennen abgeſchloſſen.
Sämtliche an den Rennen teilnehmenden
Flug=
zeuge müſſen bis zum Sonntag abend dem
Renn=
ausſchuß vorgeführt und von dieſem begutachtet
worden ſein. — Von den urſprünglichen 65
Nen=
nungen dürften kaum 35 aufrechterhalten werden.
Von den zahlreichen vom „Auslande gemeldeten
Flugzeugen ſind bisher nur einige wenige in
Eng=
land eingetroffen. Am unwahrſcheinlichſten iſt die
Beteiligung der Vereinigten Staaten, die
ur=
ſprünglich etwa 20 Flugzeuge angemeldet hatten.
Von dieſen ſind bisher nur vier in London
einge=
troffen. Auch die urſprünglich ſehr zahlreichen
eng=
liſchen Nennungen dürften auf ein halbes Dutzend
zuſammenſchrumpfen. An einigen engliſchen
Flug=
zeugen wird noch Tag und Nacht gearbeitet.
Große Verunkreuungen des früheren
Direkkors des Peipinger Palaſtmuſeums
Schanghai. Wie die „Shanghai Eveniné
Poſt” berichtet, hat der oberſte Staatsanwalt in
Nanking ſchwere Beſchuldigungen gegen den
frühe=
ren Direktor des Peipinger Palaſt=Muſeums,
Yih=
peichi, wegen Diebſtahls von unerſetzlichen
Palaſt=
ſchätzen im Werte von 50 Millionen chineſiſchen
Dollars erhoben.
Yihpeicht hatte den größten Teil der
Palaſt=
ſchätze wegen angeblicher Bedrohung Paipings
durch die Japaner und vor dieſer Zeit unter dem
Vorwande einer ſpäteren Aufſtellung in Nanking
in Kiſten verpacken und nach Schanghai ſchaffen
laſſen. Wie der Staatsanwalt ſagte, ſeien vielfach
größere entwendete Stücke durch Nachahmungen
er=
ſetzt worden. Während des Sommeraufenthaltes
Yihpeichis in Dairen ſeien dann Schätze im Werte
von über 20 000 chineſiſchen Dollars aus dem
Wohnhauſe Yihpeichis in Tientſin nach dem
Aus=
land verſchleudert worden. Yihpeichi wurde zuerſt
von der Frau eines einflußreichen Mitgliedes der
Kuomintang, namens Changehi, verdächtigt,
ge=
ſtohlene Pelze aus dem Palaſt zu verſteigern.
Un=
ter den Helfershelfern ſollen ſich ein Neffe des
be=
tagten Führers der Kuomintang, Lichungtung, und
der frühere erſte Sekretär Yihpeichis befinden.
Beide ſeien unauffindbar. Der Prozeß gegen
Yih=
peichi ſoll Ende Oktober ſtattfinden. Er dürfte,
falls er durchgeführt wird, viel Aufſehenerregendes
bringen. Schon ſeit vielen Monaten waren
Ge=
rüchte über Unregelmäßigkeiten an den in
Schang=
hai untergeſtellten Palaſtſchätzen im Umlauf.
Zehn Gebäude eines Dorfes vom Feuer zerſtört.
Nordhauſen. In dem Bergmansdorf Craja
brach am Sonntag während der Kirmesfeier in
der Scheune eines Landwirts Feuer aus, das ſich
mit raſender Geſchwindigkeit ausbreitete. Zunächſt
wurden ſämtliche Wirtſchaftsgebäude des Gehöftes.
danach die Wohnhäuſer und Stallungen der
Nach=
bargrundſtücke zerſtört. Das Feuer ſprang auf drei
weitere Anweſen über. Insgeſamt ſind der
Feuers=
brunſt zehn Gebäude zum Opfer gefallen. Der
Brand iſt wahrſcheinlich auf Fahrläſſigkeit
zurück=
zuführen. Der Schaden iſt ſehr groß, doch konnten
Menſchen und Vieh in Sicherheit gebracht werden.
Grubenbrand in Südfrankreich.
Fünf Bergleute verbrannt?
Paris. In den Gruben von Cagnac bei Albi,
nordöſtlich von Toulouſe, iſt in 200 Meter Tiefe
ein Brand im Hauptſchacht entſtanden, durch den
fünf Bergleute eingeſchloſſen wurden. Trotz ſofork
eingeleiteter Rettungsarbeiten iſt es bisher nicht
gelungen, die Eingeſchloſſenen zu bergen. Ueber
die Urſache des Brandes beſteht noch keine
Klar=
heit. 50 Pferde ſollen bei dem Brande
umgekom=
men ſein.
Elly Beinhorn in Mazatlan.
Mexiko=Stadt. Die deutſche Fliegerin
Elly Beinhorn ſtartete am Sonntag um 9 Uhr
nach Mazatlan, wo ſie um 13,30 Uhr glatt landete.
Sie hat ſomit die kund 850 Kilometer lange
Strecke Mexiko—Mazatlan in viereinhalb
Stun=
den zurückgelegt. Zu dieſem Fluge drahtete ſie=
„In viereinhalb Stunden zwei verſchiedene
Wel=
ten von Hauptſtadt mit beginnenden Nachtfröſten
über 4000=Meter=Päſſe herunter an glühende
Pa=
zifikküſte mit 40 Grad Hitze im Schatten”.
Dienstag, 9. Oktober 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 279 — Seite 9
Mauritius, die Inſeil der tauſend Seltenheiten.
Ein Land mit 400 000 Einwohnern.
das keiner kennk.
Mauritius iſt in der ganzen Welt durch eine
Briefmarke berühmt, die zu den größten
Koſtbarkei=
ten der Philatelie gehört. Im übrigen iſt dieſe
in=
tereſſante Inſel mit ihrer großen Einwohnerzahl eine
der wenigſt bekannten Gegenden der Erde. — Der
folgende Bericht über einen Beſuch auf Mauritius
darf darum wohl beſondere Aufmerkſamkeit
bean=
ſpruchen.
Ich war nach Mauritius gekommen, weil mein Dampfer
be=
muftragt war, ein paar hundert Tonnen Mehl abzuladen. Ich war
Sarauf gefaßt, mich während des Aufenthaltes an Land ſchrecklich
ru langweilen. Denn was gab es ſchließlich hier zu ſehen? Dann
erfuhr ich, daß in der Hauptſtadt Pout Louis 40 000 Menſchen
ebten, Menſchen jeder Nationalität, von der franzöſiſchen bis zur
papaneſiſchen. Wo ſo viele verſchiedene Typen ſind, mußte es doch
Intereſſantes geben!
Seltſame Spielhöllen.
„Tou no can play. Must go‟ way!” — „Kannſt jetzt nicht
Sielen, muß weggehen!‟ Der ausdrucksloſe Croupier einer der
ielen Spielhöllen, in Port Louis, auf die ich zuerſt ſtieß, beſtand
darauf, mir das Setzen von ein paar Rupien zu verbieten. Das
Spiel wurde unterbrochen, während ich darauf wartete, daß er
ſeine Meinung änderte. Vierzig ſchiefe Augen ſtarrten mich aus
Seſichtern von der Farbe alten Pergaments an; es war nichts aus
chren Geſichtern zu leſen — waren ſie nur intereſſiert oder
plan=
ien ſie, kurzen Prozeß mit mir zu machen? Ich verſteifte mich
icht darauf, es zu ergründen. In der Stadt Port Louis gibt es
eine ganze Reihe von Spielhöllen, die nach einem Klubprinzip
detrieben werden und nur Abonnenten, die zur Aufrechterhaltung
des Klubs beitragen, zulaſſen. Solange ſie bei ihrem Syſtem
leiben, befinden ſie ſich vollſtändig in den Grenzen des Geſetzes,
wenn ſie aber einem Fremden erlauben, zu ſpielen, müſſen ſie
fine Strafe bezahlen, die viel höher iſt als die Summe, die ſie
finem Touriſten abnehmen könnten.
„Ich beobachtete das Spiel eine beträchtliche Weile und ſah,
daß es eine ziemlich lange gerade — oder — ungerade
Angelegen=
eit war. Der Croupier nahm eine Hand voll Metallſpielmarken
mnit Löchern in der Mitte und warf ſie über den Tiſch. Dann
jhlte er ſie zu vieren und tat ſie in ſeinen Becher zurück. Wenn
ur noch ein paar Marken auf dem Tiſch übrig waren, wurden die
Wettenden aufgeregt. Eins — zwei — drei — vier . . eins —
zwei — drei — vier .. .! Die Ungerade hatte gewonnen.
Port Louis iſt ſchmutzig und überfüllt. Seine Hauptſtraßen
inn den Geſchäftsvierteln machen keinen günſtigen Eindruck. Sie
roerden von kleinfenſtrigen Läden eingefaßt, die abends mit
ſchwe=
ien Läden verſchloſſen werden, zum Schutz gegen die
Wirbel=
ſiürme, die jedes zerbrechliche Material zerſchmettern. Häuſer in
mmuſend Stücken pfeifend durch die Luft ſenden und das Meer in
ernen rieſenhaften Kochkeſſel verwandeln, der zahlloſe Schiffe
zer=
trümmert und den Inſeln ihren ſchlechten Ruf verſchafft hat.
Wenn die Firma ſpeiſt . . .
Aber es ſind intereſſante Straßen. Indiſche Läden,
franzö=
ſche Salons, japaniſche, chineſiſche und arabiſche wechſeln ab. In
den japaniſchen Läden kann man getrocknete Katzenwels und
Asakete japaniſcher Eßwaren von abſtoßendem Ausſehen kaufen.
Nu den Mahlzeiten ſetzen ſich alle Angeſtellten an einen
kreisrun=
den Tiſch in der Mitte des Ladens, von dem die Waren
abge=
umt werden, und ſchaufeln ſich mit Eßſtäbchen Reis in den
Mund. Die Geſchicklichkeit, mit der ſie in die gemeinſame
Fleiſch=
ſwhüſſel in der Mitte fahren und ſich ein Stück herausholen, muß
nran geſehen haben. Es iſt keine lange Mahlzeit; zehn Minuten
genügen ſelbſt dem größten Eſſer. Wenn ein Kunde eintritt, muß
einer der Angeſtellten ſeine Reisſchüſſel verlaſſen, um ihn zu
bedienen.
Mohammedaniſche Moſcheen, chineſiſche und japaniſche
Tem=
pel, katholiſche Kathedralen und Gebetplätze der Hindus rahmen
die Straßen ein. Die eigenartigen Läden der mohammedaniſchen
Juweliere, wo ſilberner und goldener Naſen=, Ohren=, Arm=, Bein=
und Halsſchmuck gemacht wird, ſehen mit den kreuzbeinigen
Ar=
beitern und den altmodiſchen Kohlenpfannen wie
Bühnenaus=
ſtattungen aus. Autos und große dreißigſitzige Autobuſſe raſen
mit abſichtlicher Nichtbeachtung der mauritaniſchen Poliziſten
vorbei.
Zehn Stunden chineſiſches Theater.
Eine abendliche Schauſtellung, die ich in Port Louis beſuchte,
iſt wahrſcheinlich eine ſo einzigartige Unterhaltung, wie man ſie
ſich nur wünſchen kann. Während ich durch die ſchmutzigen Straßen
ſtreifte — die Poliziſten warnen einen, durchzugehen, wenn ſie
einen ſehen —, hörte ich Akkorde orientaliſcher Muſik. Als ich
ihnen nachging, fand ich ein chineſiſches Theater auf einem freien,
von einem hölzernen Zaun umgebenen Platze in vollem Betrieb.
Stundenlang beobachtete ich die Mimik prächtig gekleideter
chine=
ſiſcher Männer und Frauen. Lange Partien, jene, die den
größ=
ten Beifall fanden, ſchienen ganz unverſtändlich, aber die
auf=
fallende Muſik, die glänzenden Koſtüme und die gelegentlichen
artiſtiſchen Darbietungen, bis die Vorſtellung zu Ende war. Neun
oder zehn Stunden gründlichen Vergnügens ſind ziemlich viel für
eine Nacht.
Der dichteſt bevölkerte Teil Afrikas.
Kein Teil Afrikas iſt dichter bevölkert als Mauritius. Die
Inſel mißt 30 mal 24 Meilen, mit einem Umfang von ungefähr
1100 Kilometer. Bei einer Geſamtbevölkerung von 400 000
kom=
men 500 Menſchen auf die Quadratmeile. Port Louis iſt in einen
kleinen Schlufwinkel zwiſchen den Hügeln geſtopft, 20 000
Men=
ſchen kommen hier auf die Quadratmeile. Daher iſt es kein
Wunder, daß ein großer Teil der Bevölkerung vor einigen
Jah=
ren von einer Epidemie dahingerafft wurde.
Wenn Mauritius in einem etwas weniger gefährlichen Teil
des Indiſchen Ozeans läge, würde es ſchnell als Reiſeziel berühmt
ſein. Aber die häufigen Regentage, vom November bis April,
und die Zeit der Wirbelſtürme, die anfängt, wenn der Regen
auf=
hört, und fortdauert, bis der Regen wieder anfängt, ſind für die
Touriſten abſchreckend. Auch die Möglichkeit eines Zyklons —
einer tötete 1200 und verletzte 2000 Menſchen in 90 Minuten —
wirkt nicht gerade, den Aufenthalt auf der Inſel reizvoller zu
machen. Dieſe Gründe machen Mauritius zur unbekannten Inſel.
Faſt die einzigen, die eine perſönliche Kenntnis von Mauritius
haben, ſind die Mannſchaften der Frachtdampfer, die den
Bewoh=
nern die Lebensnotwendigkeiten bringen und Zuckerladungen
ab=
holen.
A.R.3e
Ein Nuh= und Ziergarken im 11. Stockwerk.
(AH) New York. Bald kann ſich Amerika wieder einmal
einer einzigartigen Senſation rühmen. Man baut nämlich auf
der Spitze eines der großen Gebäude im Rockefeller=Komplex den
größten Dachgarten der Welt.
Fünfzehnhundert Tonnen Erde hat man hinaufgeſchafft und
hundert Tonnen Felſen dazu. Einen Fluß baut man ein, welcher
50 Meter lang iſt, und einen Waſſerfall von 2,50 Meter Höhe.
Auch ein großes Vogelhaus erſteht dort.
Man hat den Garten in acht Abteilungen eingeteilt. Nach
acht Ländern und den entſprechenden Pflanzen und
Bepflan=
zungsgruppen unterſchieden. Dieſe einzelnen „Länder” werden
durch hohe Wälle voneinander getrennt, um alle Sonderarten
ſtreng voneinander zu ſcheiden. Dabei will man ſich befleißigen,
in dieſen acht Gärten möglichſt viel an Nutzbäumen zu verwerten,
ſo daß alſo der 11. Stock=Garten zu einem „Gartenbau=Zentrum”
Amerikas werden könnte, wenn alles nach Wünſchen der Erbauer
ginge.
Jakob Johannes, der Märkyrer
für die Freiheit des Saargebiekes.
WK. Im Monat Oktober begeht das Saargebiet zwei ernſte
Erinnerungstage: vor 15 Jahren, am 4. Oktober 1919, wurde
Jakob Johannes von einem franzöſiſchen Kriegsgericht zum
Tode verurteilt und am 20. Oktober 1919 wurde dieſes Urteil
vollſtreckt. Die Verurteilung durch das franzöſiſche Kriegsgericht
war bezeichnenderweiſe ohne Heranziehung auch nur eines
ein=
zigen deutſchen Zeugen erfolgt. Einzelheiten über dieſes für
Frankreich überaus beſchämende Gewalturteil erfahren wir aus
dem vor kurzem erſchienenen Buche von Hermann Röchling
„Wir halten die Saar”:
Im Jahre 1919 war es auch im Saargebiet, ſo heißt es
in dieſer Broſchüre, zu ſpartakiſtiſchen Unruhen gekommen. Die
Lage hatte ſich aufs äußerſte zugeſpitzt, als am 6. Oktober 1919,
ungehindert von der franzöſiſchen Beſatzung, die aufgewiegelte
Menge in Saarbrücken viele Geſchäfte plünderte. Am 7.
Okto=
ber entſchloß ſich General Andlauer zum Eingreifen. Er
er=
ließ eine Proklamation, in der es hieß: „Seit 4 Uhr nachmittags
beſtehen Unruhen in den Straßen Saarbrückens und ſind
ver=
ſchiedene Läden geplündert worden. Um Ruhe und Ordnung
aufrecht zu erhalten, verhängt der Oberſte Verwalter des
Saar=
gebiets zunächſt den Belagerungszuſtand über das Saargebiet.”
Am gleichen Tage befand ſich der Eiſenbahner Jakob
Johannes zuſammen mit einigen jungen Leuten in einer
Gaſt=
wirtſchaft. Im Laufe der Unterhaltung zeigt einer der Gäſte
einen Revolver und erklärt deſſen Konſtruktion, ein anderer
er=
greift die Waffe und feuert leichtſinnigerweiſe einen Schuß aus
dem Fenſter nach der Hofſeite des Gebäudes. Kurz darauf
er=
ſcheint eine Patrouille von Marokkanern, hält ſich aber
anſchei=
nend für zu ſchwach zum Eingreifen und zieht wieder ab, um
Verſtärkung zu holen. In dieſer Zeit verſchwinden die
An=
weſenden, nur Johannes bleibt, da er ſich völlig unſchuldig
fühlt. Er holt den unter das Büfett geworfenen Revolber
her=
vor und legt ihn auf den Tiſch. Nach einer anderen Darſtellung
wurde Johannes mit der eben hervorgezogenen, ungeladenen
Waffe in der Hand von der zurückkehrenden Patrouille betroffen.
Der an der Schießerei gänzlich Unbeteiligte wird feſtgenommen
und in das Arreſtlokal in der Alexanderſtraße abgeführt, wo er
mit Ketten gefeſſelt und in brutalſter Weiſe mißhandelt wird.
Bereits am nächſten Morgen ſteht er vor dem franzöſiſchen
Kriegsgericht, das ihn zum Tode verurteilt „wegen
Mordver=
ſuchs an einer franzöſiſchen Abteilung”!
Kaum hat ſich die Kunde von dem Schreckensurteil verbreitet,
da wird von den Freunden des Verurteilten der wahre
Sachver=
halt dargelegt. Der Gewerkſchaftsſekretär Mathias Biehler und
der Bezirksleiter Fritz Kuhnen tragen dem General Andlauer
die Sache vor. Sie geben eine aufklärende Darſtellung des
Vorgangs und bitten um eine erneute Verhandlung mit
Ver=
nehmung deutſcher Zeugen. General Andlauer verſpricht, der
Sache nachzugehen. Nachdem ſie erfahren haben, daß das
Kriegs=
miniſterium in Paris das Urteil beſtätigt hat, wenden ſich die
beſorgten Freunde erneut an Andlauer um Hilfe bei der
Ein=
reichung eines Gnadengeſuchs. Andlauer erklärt, ſein
Möglich=
ſtes tun zu wollen, daß das Urteil nicht vollſtreckt wird. Unter
denjenigen, die ſich unabläſſig bemühen, den Unſchuldigen zu
retten, befindet ſich auch Pfarrer Bengert aus Burbach. Auch der
unſelige Schütze legt in einem Schreiben an die Militärbehörde
die Vorgänge in der Gaſtſtube dar. Alles vergebens, das
Un=
heil nimmt ſeinen Lauf. Am 20. Oktober in ſpäter
Nachmittags=
ſtunde wird das auf Verleumdung und Heuchelei ſich gründende
Schandurteil vollſtreckt, das letzten Endes aus Enttäuſchung und
Wut der Franzoſen über die ablehnende Haltung der
Saar=
bevölkerung ihnen gegenüber, aber auch aus krankhafter Angſt
geboren wurde. Mit den mutigen Worten:
„Ich bin unſchuldig, ich bin ein deutſcher Mann und kann
furchtlos dem Tode ins Auge ſehen”, riß Jakob Johannes die
ihm dargebotene Augenbinde hinweg und ſtarb als tapferer
Mann, gemeuchelt von welſchen Kugeln.
Dem auf ſo tragiſche Weiſe dem Leben entriſſenen
deut=
ſchen Saarländer ſei auch in dieſen Blättern ein ehrendes
Denk=
mal geſetzt!
A4t
UL
ROMAN VON HANS RABL
Copyright 1934 by Auguſt Scherl G. m. b. H., Berlin.
Marie ſah den Blick, mit dem er Grete betrachtete. Es war
ein Blick, den ſie an Seydell kannte — aber nur auf ſich ſelbſt
b=zogen. Sie ruckte leicht mit der Schulter. Natürlich war das
Umſinn, dachte ſie, natürlich hatte ſie ſich geirrt. Was war es
denn? — „Und —?” fragte Poſt. Da merkte ſie, daß ſie
unver=
mfittelt mittem im Satz ſteckengeblieben war, und beeilte ſich,
wei=
trrzuſprechen. In ihren Seſſel gekauert, lächelte Nelli leiſe.
„Was wirſt du nun machen, Nelli?” fragte Poſt. „Bleibſt du
icht eine Weile hier?
Nelli zuckte die Achſeln. „Kaum, Erwin. In Berlin iſt nichts
für mich zu holen um dieſe Zeit — außer Film. Na, und Film —
dr iſt erſt recht nichts los — das heißt für mich. Heutzutage kann
wan nur dann filmen, wenn man ſchon gefilmt hat, und ich hab
eigen noch nicht — außer ich fände ganz durch Zufall einen Mann,
der auch zu filmen anfinge — verſteht ihr, jemand, der eine neue
Aroduktion aufzieht, eine neue Geſellſchaft — aber das gibt’s ja
auſcheinend auch nicht.”
„Selten jedenfalls”, ſagte Marie. „Das wäre ein ſolcher
GHlücksfall —
„Ja — wenn ich dieſen Haupttreffer machte — lieber Gott,
was tät’ ich da!” ſagte Nelli und dehnte ſich. „Was tät’ ich da
alles!”
„Dafür oder falls es einträfe, Kleine?‟
„Puh, mußt du das genau wiſſen, Marie? Aber ich glaube,
b.ides.”
„Aber du wirſt eben keine Gelegenheit haben —
„Nein, Marie, ich weiß. Es war auch nur ſo geſagt.”
Von drühen traten Seydell und Grete zum Tiſch. „Grete ſagt
under, ſie iſt müde und möchte gehen”, ſagte Seydell.
Poſt ſtand ſofort auf. „Ja, dann — es iſt ja auch wirklich
furchtbar viel, was Grete im Moment zu ſchaffen hat —
„Ich bin auch müde”, gähnte Nelli. „Schlaft gut alle beide!"
In der Untergrundbahn ſchreckte Grete plötzlich auf. Sie hatte
immerfort das gleiche gedacht. Soll ich — ſoll ich nicht? Je
län=
ger, je mehr hörte es auf, ihr fraglich zu ſein, ob ſie die Stellung
b kommen werde oder nicht; ſie war ſicher, daß ſie ſie haben würde
wenn ſie nur wollte. Aber ſie war vollkommen unſicher, ob ſie
ſie wollte. Es drängte ſie, es war ihrem Kaufmannsherzen
eigent=
lich vollkommen unvereinbar, jetzt noch Schwierigkeiten zu machen.
Wsenn ſie aber Poſt anſah, wie er neben ihr ſaß, friedlich,
bür=
ge rlich, eingeſchmiegt in das Bewußtſein, ein tüchtiger Mann zu
ſeän, der ſehr wohl ſeine Frau erhalten und auch ſonſt
zufrieden=
ſtellen konnte — der Junge ahnte wirklich nichts— von dem, was
in ihr vorging. Konnte ſie ihn aber herausreißen? Konnte ſie
ſich wieder in gerade die Welt zurückbegeben, aus der er ſie müh=
(Nachdruck verboten.)
ſelig herausgelotſt hatte, in die er ihr nicht zu folgen vermochte
und aus der er ſie ein zweites Mal ſicherlich nicht würde
heraus=
holen können? Es war eine gefährliche Sache
„Dann nicht —!” ſagte Poſt neben ihr plötzlich rauh und riß
ſie aus ihren Gedanken.
„Was nicht, Erwin?”
„Ach — ich verſuchte dreimal, dir etwas zu erzählen, aber ich
bin nicht auf der Welt.”
„Entſchuldige, was war es denn? Ich war in Gedanken
an=
derswo.”
„Das hab’ ich gemerkt”, ſagte er. „Das merk’ ich ſchon die
ganze Zeit. Bitte ſchön — ſei nur —!‟ Er ſah intereſſiert ein
Reklameplakat an.
„Erwin —
Er blieb aber ſtill und antwortete nicht.
Dann nicht —! dachte jetzt Grete. Vielleicht wäre er nicht ſo
ruppig, wenn er wüßte, was ich denke. Ach was! Sie ſagte nichts
mehr.
„Eigentlich”, bemerkte in der Fredericiaſtraße Seydell und
ſah in den Spiegel, „eigentlich iſt Grete eine ſehr — ein ſehr
netter und feiner Menſch.”
Marie war ſchon im Bett. „Ich weiß”, ſagte ſie, mit einem
leichten Unterton von Erſtaunen. „Aber ſeit wann fällt dir das
auf?”
Seydell ſah ſie nicht an. „Es fiel mir eben auf — heute —”
5.
Am folgenden Nachmittag rief ein ziemlich aufgeregter Erwin
Poſt Nelli an. Er hatte Glück, Nelli war zu Hauſe. „Hör mal,
Nelli — haſt du Zeit?‟
„Wie lange und für was?‟
„Ich hätte dich gern zehn Minuten geſprochen — es könnte
ſein, daß es wichtig iſt.”
„Wichtig? Was iſt denn los mit dir?‟
„Nein, nein, wichtig für dich, Nelli. Ich habe da etwas
er=
fahren — aber das kann ich telephoniſch nicht ſagen. Kannſt du
nicht in die Stadt kommen, in irgendein Café?"
„Gott ja — ich könnte ſchon — alſo wohin ſoll ich kommen?”
„Wenn du willſt, dann ſei bitte um halb ſechs im Café Rex
— im Parterre, Nelli. Ich bin faſt beſtimmt ſchon da —
ſchlimm=
ſtenfalls warteſt du ein paar Minuten, ja?‟
Während Nelli ſich fertig machte, lachte ſie ein paarmal vor
ſich hin. Es würde ſchon nicht ſo wichtig ſein, was der gute Erwin
wollte. Das einzige, was wichtig ſein würde — er würde ſich ein
bißchen intereſſant bei ihr machen wollen. Es war wirklich ſehr
komiſch, dachte Nelli, wie der gute Erwin plötzlich, mit einem
Hieb, Feuer gefangen hatte. Es war ſehr ulkig, aber allmählich
würde ſie nun einen kleinen Stop gebieten müſſen. Ganz
abge=
ſehen davon, daß Erwin auf die Länge wirklich nichts für ſie war,
hatte ſie ja natürlich nicht die geringſte Abſicht, ihn etwa Grete
auszuſpannen — alſo mußte der gute Erwin einer kleinen
Kühl=
prozedur unterzogen werden.
Nelli ſah ſich erſtaunt um, als ſie das Café betrat. Kein
Erwin? Das war doch unglaublich! Sie hatte vorgehabt, ihn
mit leichter, freundlicher, aber doch betonter Ueberlegenheit zu
begrüßen, ihm ſchon in der erſten Minute zu zeigen, wie verfehlt
ſeine Verabredung mit ihr eigentlich war — und nun ſtand ſie
da und konnte warten. Unglaublich!
Tatſächlich kam Erwin erſt zwanzig Minuten ſpäter an. Er
war etwas außer Atem, er küßte Nelli ungeſchickt die Hand,
hängte ſeine Sachen ſorgſam auf einen Ständer, ſtatt ſie, wie die
meiſten anderen Gäſte, einfach über einen Stuhl zu werfen,
be=
ſtellte ehrbar eine Taſſe Kaffee und ſah endlich, zur Ruhe
ge=
kommen, Nelli ſtrahlend an.
„Alſo, Erwin, was für eine Wichtigkeit weißt du denn?”
„Ja — ob es wichtig iſt, das mußt du entſcheiden. Und ob
man daraus was machen kann. Auf jeden Fall aber mußt du mir
verſprechen, mit keinem Menſchen darüber zu reden. Es iſt
näm=
lich eigentlich Bankgeheimnis — das gibt’s ja auch — und ich
dürfte es dir gar nicht ſagen.”
Nelli pluſterte die Backen auf und verdrehte ehrfürchtig die
Augen. „O. Gott”, ſagte ſie. „Was für ein Staatsgeheimnis!
Alſo ſchieß los!”
Erwin blieb ernſt. „Es iſt wirklich ein Geheimnis, Nelli,
und ich dürfte es dir eigentlich nicht ſagen — nur, weil du geſtern
vom Film ſprachſt und daß du gern dazumöchteſt
Das Wort „Film” veränderte mit einem Schlag Nellis
ſpöt=
tiſches Geſicht. Sie wurde ernſt. „Was weißt du von einem Film,
Erwin?”
„Paß auf: Gar nicht weit von Grete und mir wohnt ein
Holländer, ein Filmmenſch. Er hatte aber kein Geld, um Filme
zu machen. Soviel ich verſtehe, iſt er kein Regiſſeur oder ſo,
ſon=
dern ſo eine Art Produktionsleiter, oder wie das heißt. Der hat
bei unſerer Filiale ſein Bankkonto — iſt keine tolle Sache — das
heißt, bis heute früh war es keine tolle Sache. Aber jetzt iſt es
eine. Er hat irgendwie einen großen Kredit bekommen, einen
Kredit, um einen Film zu machen. Ich weiß nicht, weſſen Geld
es iſt, es iſt innerhalb unſerer Bank auf ſein Konto übergebucht
worden.”
„Wieviel?” fragte Nelli ſchnell.
„Eine halbe Million.”
„Donnerwetter —!” Nelli blieb der Atem weg. „Eine halbe
Million? Du, Erwin, das reicht für einen anſtändigen Film.”
Erwin nickte. „Das hat der Filmmenſch heute früh auch zu
mir geſagt, wie er etwas abgehoben hat.”
„Ja, und —
„Na, ich dachte eben. Nelli, es würde dich intereſſieren, wenn
jemand plötzlich einen Film macht — nicht mit einer von den
großen Geſellſchaften, denn dazu gehört er ja nicht, ſondern ſo
gewiſſermaßen freihändig.”
„Jaaa — wenn man wüßte, wie man an ihn ran kann —‟
„Erſtens, Nelli, kann ich dir natürlich ſagen, wie er heißt und
wo er wohnt. Zweitens kann ich verſuchen — weißt du, er iſt
immer ſehr nett, er klönt immer ein bißchen mit mir, wenn er
Geld holt — vielleicht kann ich ihm was von dir erzählen,
viel=
leicht kann ich ihn neugierig machen —
Fortſetzung folgt.)
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 10 — Nr. 279
Dienstag, 9. Oktober 1934
Sport, Soiel und Jurnen
„Geſunde Frau durch Leibesübung”.
Einen ausgezeichneken Aufkakt
nahm geſtern abend die Reichswerbewoche „Geſunde Frau durch
Leibesübung‟. Der Abend war in den drei Turnhallen der
Eleonorenſchule, am Woogsplatz und der Beſſunger Turngemeinde
zunächſt dem Turnen der Schülerinnen gewidmet.
An=
ſchließend ſprachen Frau Dr. Dörr=Aſal, Dr. Klaus Hoffmann
und Dr. Schimmel über den hohen geſundheitlichen Wert der
all=
gemeinen und ſpeziellen Leibesübungen für Mädchen und Frauen
und Mütter. Den Vortragenden wurde überall lebhafte
Aner=
kennung für ihre von tiefer Sachkenntnis getragenen
Ausführun=
gen zuzteil. — Nach einer kurzzen Pauſe begannen dann die
Vor=
führungen des Frauenturnens unter beſonderer
Berückſich=
tigung der ſchulenden Breitenarbeit und der allgemeinen
Uebungs=
arbeit. Von den zahlreich erſchienenen Frauen und Mädchen mit
ſtärkſter Aufmerkſamkeit verfolgt, fanden die Ausübenden und
ihre Leiterinnen und Leiter, die in kurzen Hinweiſen die
ſpeziel=
len Zwecke der einzelnen Uebungen begleiteten, lebhafte
Anerken=
nung. Sicherlich hat ſchon der 1. Abend der Leibesübung der Frau
zahlreiche neue Freundinnen und ausübende Anhängerinnen
ge=
worben.
Heute abend Radfahren, Fechten und Tennis.
Die Werbeveranſtaltungen des Dienstag bringen, ebenfalls
bei freiem Eintritt, Vorführungen im Radfahren, Fechten und
Tennis. Sie beginnen wieder um 20.30 Uhr in der Turnhalle
am Woogsplatz und finden hoffentlich den verdient großen
Zu=
ſchauerinnenbeſuch. Der eigene Augenſchein iſt der
Wunſch der veranſtaltenden Vereine und
Grup=
pen an die Darmſtädter Frauen und Mädels.
Tennis
eine geſunde und freudeſpendende Leibesübung
für die Frau.
Ballſpiele haben wir Deutſchen ſchon immer geliebt. Zu den
vielen mittelalterlichen Ballſpielen gehörte auch Tennis. Man
hatte dafür die ſogenannten Ballhäuſer. Auch heute wird Tennis
noch in Ballhäuſern (man nennt ſie jetzt Tennishallen) geſpielt,
aber nur während des Winters. Man iſt allerorts ſogar beſtrebt,
Tennishallen zu errichten, damit ſich die Tennisſpieler, die leider
zumeiſt ihren weißen Sport nur im Sommer ausüben, ſich auch im
Winter körperlich betätigen können. Man braucht ſich darum nicht
zu wundern, wenn Tennis gerade in den letzten Jahren einen ſo
bedeutenden Aufſchwung genommen hat und auf dem Wege iſt, ein
richtiger Volksſport zu werden.
Tennis iſt eine treffliche Geiſtes=, Charakter= und
Körper=
ſchule. Es iſt eine Leibesübung, die den ganzen Menſchen
wunder=
bar harmoniſch ausbildet. Die Gefahr der Uebertreibung und
Ueberanſtrengung iſt beim Tennis verhältnismäßig gering. Von
ernſthaften Verletzungen beim Tennis iſt ſo gut wie nichts bekannt
geworden. Auch an eine Altersgrenze iſt die Ausübung des
Ten=
nis nicht gebunden. Alle können es betreiben: Kind und Greis,
Mann und Frau. Geſund iſt das Spiel, weil es von ſeinem
An=
hänger wohl die Leiſtung, nicht aber die Höchſtleiſtung verlangt.
Das auf höchſte Ueberraſchung eingeſtellte Spiel iſt eine treffliche
Geiſtes= und Willensſchule. Es verlangt den Lauf, den Sprung
und den gewandten Schlag. Der Spieler muß mit ſiicherſter
Be=
rechnung ſeine Stellung immer ſo einnehmen, daß er den Ball
immer ſicher und gut erreichen kann. Die Zuverläſſigkeit der Fuß=,
Armarbeit und die Wendigkeit des ganzen Körpers ſind ebenſo
notwendig wie Geiſtesgegenwart, die blitzſchnell jede Lage erfaßt.
Da die Dauer der Wettſpiele nicht nach der Uhr bemeſſen wird,
verlangt Tennis viel Ausdauer, Geſchwindigkeit und Gewandtheit.
Nicht ſo ſehr kommt es auf ſtarke Muskelkraft an. Die Leichtigkeit
der Bewegung, die ſich mitunter zu einer faſt tänzeriſchen Anmut
ſteigert, iſt bei dieſem Spiel geradezu grundlegend für den Erfolg.
Aber gerade darum iſt Tennis auch ſo beliebt und verdient vollſte
Förderung. Darum findet es auch gerade ſo viele Anhänger in den
Reihen der Frauen. Es wäre noch ſehr viel vom Tennisſpiel zu
ſagen. Hier iſt dies aber unmöglich. Darum kommen Sie
heute um 20.30 Uhr in die Turnhalle am Woogsplatz.
Dort werden Sie weiteres vom Tennisſpiel in Theorie und Praxis
erleben. Kommen Sie und überzeugen Sie ſich, daß Tennis nicht
ein „Geſellſchaftsſpiel”, nein, ein Erziehungs= und Kampfſpiel iſt.
dectſport ſar Hrau and Rind.
Nur wenige Jahre trennen uns von der Zeit, da der
Fecht=
ſport noch alleiniges Vorrecht des Mannes war. Im Laufe der
letzten Jahre hat ſich die Frau auch dieſes Gebiet erobert und die
Frage entſchieden, ob das Fechten mit Frauenart und
Frauen=
wurde vereinbar iſt.
Der Sport der Frau darf nie der Schönheit und Aeſthetik
ent=
behren. Die Frau will und ſoll Frau bleiben. Sie hat nun gerade
in der Fechtkunſt eine Möglichkeit gefunden, all ihre Anlagen aufs
ſchönſte zu fördern und zu entwickeln. Die feine, zierliche Waffe,
das Florett, lockt ſie in ihren Bann, und es iſt eine Freude, ſie
dieſe Waffe geiſtreich und elegant führen zu ſehen. Nicht rohe Kraft
regiert, ſondern Geſchicklichkeit und Intelligenz, logiſches Denken,
blitzſchnelle Auffaſſungsgabe und ſcharfe Beobachtung.
Doch es iſt nicht nur eine elegante Spielerei, wie es für den
Laien den Anſchein haben mag; das Studium des ſtets
wechſeln=
den Gegners, das Erkennen der Stärken und Schwächen, iſt das
Faszinierende, das die Fechter immer wieder zu dieſem Sport
hin=
zieht. Für den Frauenkörper iſt ſchon die vorbereitende
Körper=
gymnaſtik von hohem Wert, die durchaus nicht einſeitig iſt, wie oft
fälſchlich behauptet wird, denn auch die linke Körperſeite hat
ge=
nügend Aufgaben zu erfüllen, ganz abgeſehen davon, daß man auch
linkshändig fechten kann. Ja, die vorſchriftsmäßige Fechtſtellung
fördert die gleichmäßige und harmoniſche Durchbildung aller
Glieder.
Ganz beſonders günſtig ſind die Fechtübungen für junge
Mäd=
chen, die Kräftigung der Rücken= Bauch= und Bruſtmuskulatur iſt
erſtaunlich, die vorhängenden Schultern treten zurück, der
Bruſt=
korb wird gehoben und gibt dadurch den inneren Organen Raum
zur leichteren Arbeit. Beſondere Beachtung verdient der
gefühls=
mäßige Erfolg, denn niemals verläßt man den Fechtboden
miß=
mutig und abgeſpannt, ſondern mit beruhigten Nerven und in
ge=
hobener Gemütsverfaſſung. Doch darf man nicht annehmen, daß
nur junge Mädchen ſich dieſem Sport widmen können, auch die
ge=
reifte Frau kann ſich mit großem Erfolg bekätigen. Der ſportliche
Ehrgeiz, Spitzenleiſtungen zu erringen, muß zwar geopfert
wer=
den, doch es bleibt der hohe Genuß der Ausübung einer geiſtreichen
Sportart, verbunden mit edler Körpergymnaſtik.
Je früher begonnen wird, um ſo größer ſelbſtverſtändlich die
Hoffnung auf Erfolg. Kinder können mit ſieben Jahren mit den
Vorübungen beginnen, und iſt der Sport einmal an ſie
herange=
tragen bedeutet er ein nicht zu unterſchätzender erzieheriſcher
Fak=
tor. Bei richtigem Verſtändnis für das kindliche
Auffaſſungsver=
mögen und bei richtig eingeteilten körperlichen Uebungen ergeben
ſich dem Kind, das ia vollkommen ungehemmt dem Sport
gegen=
über eingeſtellt iſt, keineswegs mehr Schwierigkeiten als dem
Er=
wachſenen. Bei keiner Sportart iſt der Geiſt ſportlicher
Ritterlich=
keit ſo ausgeprägt wie gerade bei der Fechtkunſt; die alſo
ritter=
liche Ide des offenen Zweikampfes iſt bis auf den heutigen Tag
erhalten geblieben.
Fußball.
AH.=Spielrunde.
Dem von verſchiedenen Seiten laut gewordenen Rufe nach
Durchführung einer AH.=Runde entſpricht das bis jetzt gezeitigte
Meldeergebnis keinesfalls. Bis jetzt haben ganze 2 Mannſchaften
gemeldet: Sppgg. Arheilgen und Viktoria=Griesheim. Ich ſetze
nun als endgültigen Schlußtermin für die Meldung der AH.=
Mannſchaften (teilnahmeberechtigt ſind alle vor dem 1. 1. 1905
geborenen Spieler) den 12. 10. 34 feſt. gez. Dr. Grünewald.
TV. Neuſtadt—Spielvgg. 1934 Ueberau 3:3 (2:2).
In dem ſchön gelegenen Städtchen am Breuberg hatte
Neu=
ſtadt bei herrlichem Sonnenſchein die Spielvgg. Ueberau zu Gaſt.
Die Gaſtgeber haben Anſtoß und kamen gleich durch ihren
Halb=
linken in Führung. Sofort gleicht Ueberaus Mittelſtürmer
wie=
der aus. Doch macht ſich bei den Auswärtigen die erſatzgeſchwächte
Mannſchaft oft bemerkbar, ſo daß es erſt nicht recht klappen will.
Beiderſeits fällt vor der Pauſe noch ein Treffer. Nach dem
Wech=
ſel kann N. noch einen wunderſchön getretenen Elfmeter
verwan=
deln. Dann beginnt der Endſpurt wobei Ueberau mehr an
Boden gewinnt und noch 2 Tore erzielen kann. Aber durch eine
Fehlentſcheidung vom Schiedsrichter wurde ein regelrechtes Tor
nicht gewertet. Auf einem mangelnden Spielplatz endete die
Partie 3:3. Ein knapper Sieg für die Gäſte wäre verdient
ge=
weſen. 2. Mſch.—Rimhorn 8:1 (3:0).
J. B.
SV. 1919 Münſter—TSV. Meſſel 10:0 (2:0).
Im 2. Verbandsſpiel mußte Meſſel gegen die beſſeren
Mün=
ſterer eine hohe Niederlage einſtecken. Dabei ſpielte Meſſel noch
nicht einmal ſchlecht. In den erſten 35 Minuten ſah es noch nicht
nach einer ſo hohen Niederlage aus. Das Spiel war vielmehr
völlig ausgeglichen. Als kurz vor Halbzeit 2 Tore fielen, war
es mit der Ruhe in den Meſſeler Reihen vorbei. In der zweiten
Halbzeit folgten dann in regelmäßigen Abſtänden 8 weitere
Tref=
fer für Münſter. Der Sieg von Münſter geht in Ordnung. Die
Höhe entſpricht jedoch auf keinen Fall dem Spielverlauf. Die
Niederlage iſt in erſter Linie auf falſche Aufſtellung der
Mann=
ſchaft, in der jeder ſein Beſtes tat, zurückzuführen. So ſtellte man
ohne erſichtlichen Grund den ſehr guten Verteidiger Nieder auf
halbrechts wo er auf verlorenem Poſten ſtand. Den
Mittel=
läufer nahm man in die Verteidigung, wo er wohl nicht ſchlecht,
aber im Abſchlag zeitweiſe unrein war. Auf alle Fälle wird ſich
Meſſel in den noch ausſtehenden Spielen der Vorrunde, die alle
auswärts ausgetragen werden müſſen, ſehr anzuſtrengen haben,
um vom Tabellenende wegzukommen. Schiedsrichter Müller=
Griesheim.
FSV. Groß=Zimmern—VfL. Michelſtadt 1:0 (0:0).
Vor einer anſehnlichen Zuſchauermenge erkämpfte ſich Groß=
Zimmern einen glücklichen, aber verdienten Sieg. Obwohl die
Einheimiſchen eine Reihe ihrer Beſten erſetzen mußten, zeigten ſie
doch noch ein ganz annehmbares Spiel und hätten bei beſſerem
Schußvermögen der Fünferreihe weit höher gewinnen können.
Auch die Gäſteelf, die einen ausgezeichneten techniſchen Fußball
ſpielte, hatte reichlich Gelegenheit, den Ausgleich zu erzwingen,
jedoch wurden immer wieder im Uebereifer die todſicheren
Chan=
cen vermaſſelt.
Gegen Mitte der zweiten Hälfte fällt im Anſchluß an eine
ſchöne Kombination das einzige Tor des Tages. Alle
Anſtren=
gungen beider Mannſchaften, das Reſultat bis zum Schluß zu
andern, ſcheiterten indes an den ausgezeichneten Leiſtungen der
aufmerkſamen Hintermannſchaften.
Der Schiedsrichter war dem wohl harten, aber fairen Kampf
ein gerechter Leiter und hinterließ bei beiden Mannſchaften nur
den beſten Eindruck.
Siegerehrung
des Kegelſporkverbandes Darmſtadt u. Umg. e. V.
Am Samstag abend fand im Fürſtenſaal, Grafenſtraße, die
Ehrung für die Kegler ſtatt, die im vergangenen Jahre aus den
Sportkämpfen erfolgreich hervorgegangen waren. Die Feier
wurde von der Standartenkapelle 115 mit dem Ernſt=Auguſt=
Marſch eingeleitet. Der Verbandsleiter, Pg. Jakob Eigenbrodt,
hielt die Begrüßungsanſprache. Seine in herzlichem Ton
gehalte=
nen und von tiefem vaterländiſchem Empfinden getragenen Worte
ſchloſſen mit der Forderung an alle Sportkameraden: „Liebe zum
Sport, Treue zum Verband und Einigkeit unter den Sportlern.”
Unter großer Begeiſterung folgte dann durch den Sportwart Paul
Rößler die Ehrung der Sieger. Beſonders groß war die Freude
unter den Nichtverbandsmitgliedern, denen es in der
Sportwerbe=
woche gelungen war, einen Sieg davonzutragen und zum erſten
Male eine Auszeichnung erhielten. Mit einem dreifachen. Gut
Holz” auf die Sieger ſchloß die Ehrung. Im gemütlichen Teil
ſorgte die Muſikkapelle für Unterhaltung und ließ keine
Lange=
weile aufkommen, und bald war man in dem dicht gefüllten Saal
in beſter Feierlaune.
TG. 46 Worms—TSG. 46 Darmſtadt 2:2 (0:1).
Die Hockey=Elf der TSG. 46 Darmſtadt begann am Sonntag
die Serie ihrer Freundſchaftsſpiele in der neuen Spielzeit 1934/35
Gegner war die bekannte Wormſer Mannſchaft der TG 1846
Worms. Nach der langen Sommerpauſe mußten ſich beide
Mann=
ſchaften erſt langſam wieder einſpielen, ſo daß die erſte
Viertel=
ſtunde nichts Beſonderes brachte. Die Darmſtädter Elf, findet
ſich zuerſt und kombinierte teilweiſe ſchön in den fremden
Schuß=
kreis. Bei einem Durchbruch konnte Krauth auf Halblinks durch
Nachſchuß das Führungstor erzielen. Die Ueberlegenheit hielt.
bis zur Pauſe an. Nach der Pauſe nahm Worms mit
Genehmi=
gung der Darmſtädter eine Auswechſelung einiger Spieler vor,
die dem ganzen Spiel eine Wendung brachte. Es wurde jetzt
ſchneller und brachte beiderſeits ſpannende Momente. Darmſtadt
hat auch bis dahin mehr vom Spiel und wird im fremden
Schuß=
kreis oft recht gefährlich. Ein bereits abgewehrter Schuß konnte
von Halblinks durch eifriges Nachſetzen zur 2:0=Führung für D.
verwandelt werden. Kurz darauf mußte 46 auf den
Mittel=
läufer verzichten und beſtritt die letzte Viertelſtunde nur mit 10
Mann. Leider wurden die Darmſtädter in dieſem Spielabſchnitt
von dem Wormſer Schiedsrichter derart benachteiligt, daß ein
Aufkommen der Wormſer nun außer Frage ſtand. 10 Minuten.
vor Schluß erreichte W. ſein erſtes Tor, und kurz darauf durch
eine verwandelte Strafecke den Ausgleich. Wenn auch die
Stock=
ſicherheit zu Beginn der Spielzeit bei Darmſtadt noch zu
wün=
ſchen übrig ließ, ſo war die ſpieleriſche Geſamtleiſtung doch beſſer
wie bei Worms. Die erzielte 2:0=Führung wäre als Endreſultat
berechtigt geweſen.
Reichsſender Frankfurt
Frankfurt: Dienstag, 9. Oktober
6.00: Bauernfunk. — 6.15 und 6.30: Gymnaſtik. — 6.45: Zeit,
Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Morgenſpruch, Choral.
7.00: München: Das Kleine Münchner Sinfonieorcheſter. Lig.:
v. Spallart. — In einer Pauſe ca. 8.00: Nur für Frankfurt:
Waſſerſtand. Wetter. — 8.30: Stuttgart: Gymnaſtik. — 9.00:
Nur Freiburg; Werbekonzert. — 9.15: Nur Freiburg: Kleine
Klavier= und Violinmuſik. — 10.00: Nachr — 10.45:
Prak=
tiſche Ratſchläge für Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert.
11.30: Meldungen. — 11.45: Sozialdienſt.
12.00: Stuttgart: Mittagskonzert des NSDFB. Ltig.:
Barthel=
meus. — 13.0): Stuttgart: Zeit, Saardienſt, Nachr. — 13.10:
Nachr. — 13.15: Stuttgart: Schallplatten: Fern im Süd das
ſchöne Spanien. — 14.15: Zeit, Nachr. — 14.30:
Wirtſchafts=
bericht. — 14.45: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen — 14.55: Wetter.
15.00: Für die Frau: 1. Die Neuberin. Eine Frau geſtaltet
das erſte wirkliche deutſche Theater. — 15.15: 2. Der Zeitfunk
fährt übers Land. — 15.50: Kunſtbericht der Woche.
16 00: Leipzig: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: H..
Weber — 18.00: Italieniſcher Sprachunterricht. — 18.15: Aus
Wirtſchaft und Arbeit. — 18.30: Der Stromboli. Bericht von
einer Vulkan=Erſteigung.
18 45: Köln: Neue Tanz= und Tonfilmlieder. — 19.45:
Tages=
ſpiegel. — 20.00: Zeit. Nachr. — 20.10: Orcheſterkonzert mit
Otto, Frickhoeffer.
21.20; Steine und Weine im Nahetal,
Funkfolge.
.00: Zeit. Nachr — 22.10: Nachr., Wetter,
Sport. — 22.30: Kaſſel: Volksmuſik. — 23.00: München: Das
Tanzſunkorcheſter. Ltg.: Bruno Aulich. — 24.00: Komponiſten=
Porträts. Peter Tſchaikowſky (Schallpl.).
Deutſchlandſender
Deutſchlandſender: Dienstag, 9. Oktober
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin:
Gym=
naſtik — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Leipzig: Muſikzug der
48. SS.=Standarte Leipzig. Ltg.: Max Pauſch. — In einer
Pauſe gegen 7.0): Nachr. — 8 0): Sperrzeit. — 8.45:
Leibes=
übung für die Frau. — 9.00: Sperrzeit. — 10.00: Nachr.
10.10: Funkſtille. — 10.50: Fröhlicher Kindergarten. — 11.15:
Seewetterbericht. — 11.30: Geſunde Frauen durch Leibesübungen.
Funkbericht. — 11.45: Funkſtille. — 11.50: Glückwünſche, Wetter.
12.00: Stuttgart: Mittagskonzert. — 12.55: Zeitzeichen. — 13.00:
Herbſtnebel. (Schallpl.). — Anſchl.: Wetter. — 13.45: Nachr.
14.00: Sperrzeit. — 14.55: Programmhinweiſe, Wetter, Börſe.
15.15: Frauen ernten. Ein Streifzug durch die Jahrhunderte.
15.40: Erzieherfragen: Weſen und Wert der Schattenſpiele für
die Erziehung
16.00: Königsberg: Orcheſter des Danziger Staatstheaters. Ltg.:
Kallipke. — In der Pauſe 17.00: Der Deutſchlandſender
er=
innert. — 18.00: Von der Oder zur Oſtſee. Ein Hafenquerſchnitt.
(Aufn ). — 18.35: Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche
Zei=
tungsſchau. — 18.55: Das Gedicht; anſchl.: Wetter.
19.00: Anno dazumal. (Schallpl.). — 19.30: Lieder baltiſcher
Komponiſten. 1. Gerh. von Keußler; 2. Emil Mattieſen. —
20.00: Kernſpruch; anſchl.: Kurznachr. — 20.10: Stuttgart:
Orcheſterkonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Droſt. — 21.09: Hein
Godenwind, der Admiral von Moskitonien, Hörſpiel nach Gorch
Fock. — 22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachr. — 22.25:
Vom Kampf um den Nanga Parbat erzählen Teilnehmer der
deutſchen Himalaia=Expedition 1934 (Aufn.). — 22.45:
See=
wetterbericht. — 23.00: Kiel: Tanzbilder aus aller Welt.
Kieler Orcheſtergemeinſchaft. Ltg.; Hans Doerina.
Weiterbericht.
Deutſchland befindet ſich im Bereich eines
Hochdruckrückens=
n dem es bei abſinkender Luftbewegung bei trockenen, um Oſt.
wehenden Winden vielfach heiter und tagsüber angenehm warm
bleibt. In der Nacht wird das Thermometer durch ſtarke
Aus=
ſtrahlung in gefährdeten Lagen bis in Gefrierpunktnähe,
biswei=
len auch draunter ſinken.
Ausſichten für Dienstag: Nachts recht friſch und ſtellenweiſe
neb=
lig, tagsüber teils wolkig, teils heiter und mild, trocken.
Ausſichten für Mittwoch: Fortdauer des freundlichen herbſtlichen
Witterungscharakters.
Nummer 279
Dienstag, 9. Oktober
Beiiiner und Kranrfakier efferiensorſe.
Der Rentenmarkt ſtand auch geſtern wieder im Vordergrund
Ddes Intereſſes an der Berliner Börſe. Man verwies auf die
=Ausführungen auf dem Verbandstag der Sparkaſſen, nach denen
Ddie Sparkaſſen in den Dienſt einer Belebung und Geſundung des
Kapitalmarktes geſtellt werden ſollen. Ein Ereignis war die
Kursſteigerung der Altbeſitzanleihe, die mit einem Gewinn von
:34 Prozent den Parikurs überſteigen konnte. Die
Umſchuldungs=
anleihe lag weiter feſt und ſtieg um 77,5 Pfg.,
Reichsſchuldbuch=
fforderungen wurden mit 96 Prozent und Zinsvergütungsſcheine
mnit 85¾ Prozent nach 85½ Prozent umgeſetzt. Von
Induſtrie=
wbligationen beſſerten ſich Krupp um ½ Prozent. Auch
Umtauſch=
wobligationen lagen feſt. Stahlbonds ſtiegen um 1 Prozent. Die
Tprozentigen Obligationen der Ver. Stahlwerke waren ebenfalls
1 Prozent höher. Am Auslandsrentenmarkt wurden mexikaniſche
ind ungariſche Renten 10—20 Cents höher bezahlt. Trotz der
großen Kaufaufträge am Rentenmarkt waren Aktien überwiegend
Gefeſtigt. Das Geſchäft war ſehr ruhig. Einen günſtigen Ein=
Druck hinterließ die deutſch=polniſche Wirtſchaftsvereinbarung, die
Seſtern amtlich bekanntgegeben wurde. Montanwerte waren
an=
geſichts der ſtetigen Eiſenkonjunktur wieder durchweg befeſtigt.
Buderus gewannen ¼ Proz., Stahlvereinswerte ½ Proz., Hoeſch
I und Harpener 1½ Proz. Für Braunkohlenwerte hielt dagegen
aus bekannten Gründen die Abgabeneigung an, auch die
hoch=
tehenden Kaliwerte tten unter Glattſtellungen. Chemiſche Werte
Tagen uneinheitlich. Farben waren anfangs ½ Prozent niedriger.
Seyden büßten 1½ Prozent ein. Elektrowerte waren meiſt ¼
Prozent niedriger, nur Siemens plus 1 Proz. Gaswerte wurden
U Prozent höher bezahlt. Auto=, Maſchinen= ſowie Metallaktien
gewannen bis ¼ Proz. Auch für Bau=, Textil= und Zellſtoffwerte
Spurden ½—¾ Prozent höhere Kurſe als in der Vorwoche
bewil=
igt. Der Verlauf war freundlich. Reichsbank gewannen 2¼
Prozent, Großbankaktien im Hinblick auf die Befeſtigung der
Ren=
en bis zu ¼ Prozent geſteigert. Altbeſitz ſtiegen bis auf 101½
Proz., Umſchuldungsanleihe waren 1 Proz. höher. Pfandbriefe
rwaren wieder meiſt ½—1 Proz. befeſtigt. Rhein. Hypothekenbank
ftiegen um ¼ auf 93¾ Prozent.
Auch zu Beginn der neuen Woche ſtand an der
Frankfur=
ser Börſe der Rentenmarkt im Vordergrund und ſowohl Publi=
Eum als auch die Kuliſſe bekundeten wieder lebhaftes Intereſſe
Lnd die Umſätze in den einſchlägigen Werten erreichten wieder
ſein beachtliches Ausmaß. Bereits vorbörslich fanden bei
erhöh=
en Kurſen größere Abſchlüſſe ſtatt. Beſonders lebhaft wurden
im Anſchluß an den Samstagsſchlußverkehr Reichsaltbeſitz
umge=
zetzt, die den Pari=Kurs noch um ³ Prozent überſchritten (am
Samstag 99½—100). Ferner wurde die Kommunal=
Umſchuldungs=
rnleihe ½ Prozent höher bewertet, ſpäte
Reichsſchuldbuchforde=
rungen zogen auf 96½ (96) 6proz. Stahlvereinbonds auf 81—
(:1½ (80¼) an. Reichsmark=Obligationen aus umgetauſchten
Dol=
darbonds lagen von ½—1 Prozent feſter. Reichsbahn=VA.
notier=
gen mit 11238 Prozent wohl unverändert, hatten aber ebenfalls
gebhafte Umſätze aufzuweiſen. Obwohl ſich das Intereſſe ganz
üiberwiegend auf den feſtverzinslichen Markt verlagert hat, lag
auch der Aktienmarkt nach den letzttägigen Rückſchlägen nicht
un=
nreundlich, aber ſehr ruhig.. Die Kursbildung war weiterhin
un=
ginheitlich, wobei aber doch meiſt Beſſerungen eintraten. Feſt
hagen Reichsbankanteile und Harpener Bergbau mit je plus 2
Wrozent; überdurchſchnittlich gedrückt waren andererſeits Rhein.
Braunkohlen mit minus 3 Proz. Farbeninduſtrie eröffneten mit
141 (141½), zogen aber ſpäter wieder auf 141½ Prozent an.
Scheideanſtalt gewannen ½ Prozent. Im Verlaufe blieb das
Rentengeſchäft ſehr lebhaft, beſonders in Reichs=Altbeſitz, die bis
auf 101½ (100½) Prozent anzogen, auch Kommunal=Umſchuldung
nochmals plus ¼ Prozent, während die übrigen variablen Werte
muhigeres Geſchäft hatten. Außerordentlich feſt verkehrten
Liqui=
hationspfandbriefe, Kommunal=Obligationen und Stadtanleihen,
die teilweiſe über 2 Prozent höher lagen. Der Aktienmarkt blieb
un ganzen ruhig, war aber meiſt etwas freundlicher.
An der Abendbörſe nahm die Umſatztätigkeit kein
größe=
es Ausmaß an, immerhin zeigte ſich für den deutſchen
Renten=
mnarkt erneut Intereſſe, nachdem im Mittagsſchlußverkehr leichte
Kückgänge eingetreten waren. Beſonders Reichsaltbeſitz traten
wieder in den Vordergrund und eröffneten mit 100½ (100,20)
und zogen bald darauf auf 100¾ Prozent an. Daneben erhielt
ſich Intereſſe für Kommunal=Umſchuldung und für Reichsmark=
Unleihen aus umgetauſchten Dollarbonds bei etwas feſteren
Kur=
ſen. An den Aktienmärkten ergaben ſich keine beſonderen
Verän=
derungen, die Berliner Schlußkurſe blieben zumeiſt gut behauptet.
„.m Verlaufe flaute das Rentengeſchäft merklich ab, die Kurſe
Ulieben jedoch behauptet, nur Altbeſitz gaben ½ Prozent nach.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Großmarkt für Getreide und Futtermittel vom
4. Oktober. Soyaſchrot 13,00 RM. Oelhaltige Futtermittel
er=
halten den Zuſatz: Ausgleich plus 0,40 RM. Stroh: Preßſtroh
Noggen=Weizen 3.25—3,75, Hafer=Gerſte 3,75—4,50; desgl.
ge=
häindelt: Roggen=Weizen 2,75—3,25, Hafer=Gerſte 3,45—3,85. —
Alle übrigen Preiſe ſind unverändert.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 8. Oktober. Das
An=
gbot in Weizen iſt kleiner geworden, reicht aber bei der nur
Swachen Kaufmeinung der Großmühlen vollkommen aus.
Rog=
gen findet ſeitens der Provinzmühlen ſtärkere Beachtung bei
klei=
nem Angebot. Hafer und Futtergerſte ſind für die vorhandene
Nachfrage ebenſo wie ölhaltige Futtermittel nur unzureichend
eferiert. Von Mühlennachfabrikaten bleiben Nachmehle geſucht,
während Kleie ruhigen Markt hat. Das Mehlgeſchäft zeigte
An=
ſitze zu leichter Belebung aus dem Konſum heraus, ohne daß
größere Abſchlüſſe bekannt wurden. Für Roggenmehle wurden
dre Preiſe etwas heraufgeſetzt. Es notierten (Getreide je To.,
allles übrige je Doppelzentner) in RM.: Weizen W. 9: 200,
W. 13: 204, W. 16: 208, Roggen R. 9: 160, R. 13: 164, R. 15:
18, Futtergerſte G. 9: 162, G. 11: 165, G. 12: 167; Hafer H. 13:
150, H. 14: 162; Weizenmehl Type 790 W. 13 und W. 16: 27.15;
Noggenmehl Type 997 R. 13: 23,60, R. 15: 24,00 (für alle
Mehl=
mreiſe kommen 0,50 RM. Frachtausgleich hinzu); Weizennachmehl
1S,25, Weizenfuttermehl 12,50, Weizenkleie W. 13: 10.40, W. 16:
1D,60; Roggenkleie R. 13: 9,60, R. 15: 9,84: Soyaſchrot 13,00,
Néalmkuchen 13,30, Erdnußkuchen 14,50, Treber 17,25—17,35. Heu
14.,00, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 3,75
his 3,85. — Kartoffeln: Induſtrie hieſiger Gegend RM. 3,
gelb=
iteiſchige hieſiger Gegend RM. 2,90 per 50 Kilo bei
Waggon=
hezug. Tendenz: ruhig.
Berliner Getreide=Großmarkt vom 8. Oktober. Zu Beginn der
neuen Woche war die Tendenz auf der ganzen Linie ſtetig. Das
Geſchäft war nicht ſonderlich groß, andererſeits war das Angebot
der erſten Hand in anbetracht der Feldarbeiten weiter gering.
ſür Weizen beſtand am Niederrhein einiges Intereſſe, während
arn Platze ſich die Unterbringungsmöglichkeiten kaum geändert
hmiben. Roggen war nur ſpärlich angeboten und im allgemeinen
abzuſetzen. Das Haferangebot war nach wie vor knapp, während
der Konſum lebhafte Nachfrage bekundete. Auf die oſtpreußiſchen
Angebote erfolgten in anbetracht der Preislage nur ſelten
Zu=
ſa ge. Braugerſten in guten Qualitäten ſtanden mehr im
Vorder=
grund, waren aber nur gering offeriert. In Induſtriegerſten
waren Angebot und Nachfrage klein. Bemerkenswert war die
Befeſtigung der Roggen=Ausfuhrſcheine. Der Mehlmarkt war
vollkommen unverändert.
Me
13erantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve= für Feuilleton, Reich
ueid Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
9 auer; für den Handel: Dr. C. 6, Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann:
ſär „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Neite; für den
Mnzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtlich in Darmſtadt
9.. A. IK 34. 22362. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Nheinſtraße 23
Rrür unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Nückſendung nicht übernommen
Seprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
Meldeſtellen und Meldepflicht des deutſchen Groß=
Ein= und Ausfuhrhandels.
Die in Einzelfällen zuſtändigen Meldeſtellen des deutſchen
Groß=Einfuhr= und Ausfuhrhandels ſind im „
Treuhänder=
bezirk Heſſen: Bezirk Freiſtaat Heſſen, Provinz Heſſen=
Naſſau (ohne den Kreis Dillenburg, ohne die Herrſchaft
Schmal=
kalden und ohne die im Kreiſe St. Goarshauſen gelegenen Orte:
Oberlahnſtein, Niederlahnſtein, Braubach, Friedrichsſegen,
Nie=
vern und Fachbach, ſowie ohne den Unterweſterwaldkreis).
Melde=
ſtelle: Landesgruppe für das rhein=mainiſche Wirtſchaftsgebiet
des RdGEA. Frankfurt a. M., Börſe. — Treuhänderbezirk
Südweſtdeutſchland: a) Bezirk Baden. Meldeſtelle:
Bezirksgruppe Baden des RdGEA. Mannheim L. 1 Nr. 2:
b) Freiſtaat Württemberg, Hohenzollern (preußiſcher
Regierungs=
bezirk Sigmaringen). Meldeſtelle: Bezirksgruppe
Württem=
berg des RdGEA. Stuttgart, Kanzleiſtraße 35. —
Treuhän=
derbezirk Bayern: Bezirk Freiſtaat Bayern (einſchließlich
Landesteil Pfalz). Meldeſtelle: Bezirksgr. Bayern des RdGEA.,
München. Neuturmſtraße 1.
Durch Anordnung des Führers der Wirtſchaftsgruppe Groß=
Ein= und Ausfuhrhandel werden alle meldepflichtigen
Unterneh=
mer nunmehr aufgefordert, innerhalb der Friſt vom 10. 10. bis
ſpäteſtens 15. 11. 1934 ihre Anmeldung bei den vorgeſehenen, für
ihren Wohnſitz zuſtändigen Meldeſtellen zu bewirken. Für die
An=
meldung ſind beſondere Beſtimmungen erlaſſen.
Beſprechungen der Nokenbankpräſidenken in Baſel.
Am Montag hat der Verwaltungsrat der B.J.3. ſeine
regel=
mäßigen Sitzungen wieder aufgenommen. Am Sonntag fand die
Vorbeſprechung der Notenbankpräſidenten ſtatt. Der Präſident
der BJZ und des Verwaltungsrats, Leon Fraſer berichtete über
die Geſchäftsergebniſſe des abgelaufnen Vierteljahrs und ſeine
Verhandlungen mit den amerikaniſchen Regierungs= und
Banken=
vertretern. Die Erörterung verſchiedener Fragen war
größten=
teils Gegenſtand von Einzelbeſprechungen, in denen die
Beſtre=
bungen der Goldblockländer auf einen engeren wirtſchaftlichen
Zuſammenſchluß eine Rolle ſpielten. Reichsbankpräſident Dr.
Schacht hat in Badenweiler Wohnung genommen. Geh.
Finanz=
rat Vocke begleitete ihn in die Sitzung der Gouverneure. Freiherr
von Schröder und Generaldirektor Reuſch waren ebenfalls in
Baſel anweſend.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Wieder Senkung der Richtpreiſe für Kupfer. Mit Wirkung
vom 9. Oktober werden nochmals neue Richtpreiſe für Kupfer
feſt=
geſetzt, nachdem die Metallrichtpreiſe ſchon allgemein wiederholt
geſenkt wurden. Die neuen Richtpreiſe für Kupfer wurden
gegen=
über den letzten Richtpreiſen vom 2. Oktober nochmals um
durch=
ſchnittlich RM. 1,50 herabgeſetzt. Die Richtpreiſe betragen für:
Drahtbarren 40,25—42,25, Kathoden und gleichwertiges Kupfer
39,50—41,50, raffin. Kupfer (mind. 99,75 Prozent) 39—41, raffin.
Kupfer (min. 99,5 Proz.) 38,50—40,50, raffin. Kupfer (mind 99
Proz.) 37,75—39,75, alles Feuerbuchskupfer (Tiegelrecht) 36,50—
38,50, alles Feuerbuchskupfer (nicht tiegelrecht) 35—37, alter
Kupferdraht 33,75—35,75, altes Schwerkupfer 33,75—35,75, altes
Leichtkupfer 29,25—31,25. Späne 31—33, Blechabfälle 36,75 bis
38,75 RM.
Glänzende Herbſtergebniſſe an der unteren Nahe und im
Binger Weinbaugebiet. Die Ernte der Trauben im Binger
Wein=
baugebiet und an der unteren Nahe iſt den Erwartungen
ent=
ſprechend ſehr günſtig ausgefallen. Bei der Unterſuchung der
Trauben auf Moſtgewichte wurden folgende Feſtſtellungen
ge=
macht: In Bingen wurden Moſtgewichte von 75—100? Oechsle
bei äußerſt niedrigem Säuregehalt von 5—8,5 pro Mille gemeſſen.
An der unteren Nahe betragen die Moſtgewichte 72—90‟ Oechsle
bei 6—7,5 pro Mille Säure. Erfreulicherweiſe können die meiſten
Moſte naturrein gelagert werden und brauchen keinerlei
Zucker=
zuſatz. Da, wo Zucker beigegeben werden muß, wird nur
Trockenzuckerung empfohlen und von einer Verbeſſerung der Moſte
mit wäſſeriger Zuckerlöſung abgeraten.
Preisangleichung für verzinkte Bleche in Belgien. Die
bel=
giſchen Herſteller von verzinkten Blechen haben ihre Preiſe für
galvaniſierte Flachbleche im Anſchluß an die Pfundabſchwächung
durchſchnittlich um 2,6 Schill. erhöht. Die Marktlage wird als
ſehr ruhig bezeichnet: die Lage des Feinblechmarkts hat ſich
merk=
lich verſchlechtert. Die offiziellen Mindeſtpreiſe aus dem
Gent=
lemen Agreement werden nur noch in den wenigſten Fällen
ein=
gehalten.
Vom Holzmarkt.
Unſer Mitarbeiter berichtet uns: Die vor einigen Tagen
ver=
öffentlichte Warnung vor Preisausſchreitungen am Holzmarkt hat
ihre Wirkung inſofern nicht verfehlt, als tatſächlich übertriebene
Forderungen für Schnittholz nicht mehr geſtellt wurden. Die
Preisgrenze für gute oſtpreußiſche Stammkiefer mit etwa 60 v.H.
1. Klaſſe lag bei 103—105 Mark je Kubikmeter frei oſtpreußiſchen
Verladeſtationen; dieſer Preis wurde auch vom Holzhandel
ge=
zahlt, zumal dann, wenn es ſich um kombinierte
Waggonladun=
gen mit den vom Käufer beſtimmten Mengen der einzelnen
Sor=
ten handelte. Groß waren die Umſätze im Großhandel freilich
nicht, weil die Lagerbeſtände der Sägewerke in den letzten Wochen
infolge lebhafter Umſätze eher zuſammengeſchrumpft ſind. Vor
allem ſind zur Zeit faſt alle Möbelherſteller gut, teilweiſe ſehr
ſtark beſchäftigt, und es war auch möglich, die Verkaufspreiſe für
die fertigen Möbel faſt ganz den erhöhten Koſten der Anfertigung
anzupaſſen. Insbeſondere waren Küchen geſucht. Es war
nament=
lich die weſtfäliſche Küchenmöbelinduſtrie ſehr ſtark beſchäftigt und
geneigt, den Verbrauch des amerikaniſchen Karolina=pine=Holzes
zugunſten der heimiſchen Kiefer und Fichte einzuſchränken, was
zur Schonung der fremdländiſchen Zahlungsmittel beitrug. Auf
Anregung der Reichsbank werden jetzt an allen möglichen Stellen
des Holzgewerbes Kompenſationsgeſchäfte angebahnt: Lieferung
ausländiſcher Hölzer im Austauſch mit inländiſchen
Induſtrie=
erzeugniſſen. Wenn auch nicht alle Projekte ausreifen werden,
weil ſie nicht ganz den gegebenen Richtlinien entſprechen, ſo dürfte
doch ein Teil ſich verwirklichen und die Wege zeigen, auf denen
der Holzeinfuhr die Schwierigkeiten aus dem Wege geräumt
wer=
den können, ohne daß Deviſen dazu aufgebracht zu werden
brau=
chen. Die Verhandlung mit Polen wurden fortgeführt und laſſen
die Hoffnung auf ein Zuſtandekommen des geplanten
Verrech=
nungsverkehrs zu. Man nimmt an, daß zunächſt die Einfuhr von
geflößten Rohhölzern, die ſich am Weichſelmarkt
anſammel=
ten, möglich ſein wird. Die Nachfrage nach aſtreinen
Seiten=
brettern iſt etwas ſchwächer geworden. Erheblich iſt dagegen der
Bedarf in guter Mittel= und Zopfkiefer, die zur Ausführung der
behördlichen Aufträge gebraucht wird.
Biehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 8 Oktober. Aufgetrieben waren
577 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich: Kl. a) —, b) und c) 50—
53, d) 49—53 Pfg. pro Pfund. Es wurden verkauft in Kl. a) —
b) 105, c) 387, d) 80 Stück. Marktverlauf: lebhaft, geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. Oktober. Auftrieb: Rinder
1415 (gegen 1385 am letzten Montagsmarkt), davon 472 Ochſen,
137 Bullen, 449 Kühe und 357 Färſen. Dem Schlachthof direkt
zugeführt: 3 Kühe. Kälber 472 (502), Schafe 87 (41), Schweine
4268 (3946). Notiert wurde pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.:
Ochſen a) —, b) 35—37, c) 31—34, d) 27—30; Bullen a) 35—36,
b) 33—34, c) 30—32, d) 25—29; Kühe a) 34—35, b) 32—33,
c) 25—31, d) 14—24: Färſen a) 38, b) 34—37, c) 30—33, d) 25
bis 29; Kälber Sonderklaſſe —, a) 48—54, b) 41—47, c) 35—40,
d) 26—34; Lämmer und Hammel b) 2. 35—36, c) 31—34; Schafe
nicht notiert: Schweine a) 1. 53, 2. 52—53, b) 52—53, c) 50—53,
d) 47—52, e) und f) —, g) 1. 48—51, 2. 45—47. Im
Preisver=
gleich zum letzten Montagsmarkt zogen Rinder etwa 1—2, gute
Kälber bis 4 RM., Hammel um 1—2 RM. an. Schweine blieben
unverändert. Marktverlauf: Rinder mittelmäßig, geringer
Ueber=
ſtand; Kälber rege, ausverkauft: Schweine ſehr rege,
ausver=
kauft. Ueberſtand: 16 Rinder, davon 8 Ochſen, 4 Kühe, 4 Färſen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Amtlich wird bekanntgegeben, daß das Preußiſche Statiſtiſche
Landesamt mit dem 30. Sept. 1934 aufgehoben worden iſt. Seine
Aufgaben werden, ſoweit nicht im einzelnen anders beſtimmt iſt,
vom Statiſtiſchen Reichsamt übernommen.
Der Hanſabund für Handel, Gewerbe und Induſtrie, Sitz
Ber=
lin, hat ſeine Hauptverſammlung auf den 16. Okt. einberufen. Die
Tagesordnung ſieht u. a. den Beſchluß auf Auflöſung des
Hanſa=
bundes vor.
Wie der DHD. erfährt, ſind die Bemühungen um die
Errich=
tung eines internationalen Gußſtahlſyndikats unter Beteiligung
von Deutſchland, Belgien, Frankreich, der Tſchechoſlowakei und
Italien nunmehr aufgegeben worden.
Der Londoner Goldpreis betrug am 8. Okt. für eine Unze
Feingold 142 Schill. 6 Pence gleich 86,5699 RM., für ein Gramm
demnach 54,9777 Pence gleich 2,78 325 RM.
Berliner Kursbericht
vom 8. Oktober 1934
Oeviſenmarkt
vom 8. Okfober 1934
Deutſche Bank u. Vie Mee
Elektr. Lieferung 108.625
103.75 Orenſtein & Koppe
Polyphonwerke Vee
16.875 Disconto=Geſ. / 70.25 J. G. Farben 141.375 Rütgerswerke 41.— Dresdner Bank 73.— Gelſ. Bergwerke 65.50 Salzdetfurth Kali 154.— Hapag. 28.— Geſ.f.elektr. Untern. 109.125 Weſtdte. Kaufhof Norbd. Lloyd
A. E. G. 30.—
29.375 Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und 107.—
76.125 Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali 43.25
34.125 Bayr. Motorenw. 132.— Köln=Neueſſen Agsb.=Nnrb. Maſch. C. P. Bemberg 128.50 Phil. Holzmann 81.— Baſalt Linz 13.50 Vereinigte Glanzſt. 149.— Kali Aſchersleben 118.— Berl. Karlsr. Ind. 128.— Bergmann Elektr. 21.625 Klöcknerwerke 77.— Hohenlohe=Werke 51.— Berl. Maſch.=Bau /112.— Koksw. Chem. Fabr. 98.125 Lindes Eismaſch. 105.50 Conti=Gummi 31.25 Mannesm. Röhr 76.125 VogelTelegr. Draht 108.50 DeutſcheCont. Gas . 124.50 Maſch.=Bau=Untn. 56.— Wanderer=Werke 1132.— .
Aegypten
Argentinien
Belgien
Braſilien
34.125 Bulgarien
Canada
Dänemart
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland
Währung
ägypt. 2
1 Bap. Peſo
100 Belga
1Milreis
00 Leva
teanad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
1 2. Stg.
100eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.
Ve
12.455
0.646/ 0.650
58.77
0.2041
3.047
2.5a5
54.20 54.30
1.20
12.135
68.68
5.36
16.38 16.43
2.467/ 2.47
168.48 1
54.93
Briei
12.485
58.29
0.200
3.05
2.531
81.36
12.165
68.82
5.37
168.8.
55.03
Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowak.
Türkei
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten
Ri
0.nio
5.706
80.73
61.10
42.05
11.035
62.59 162.71
81. 13 191.29
33.99 34.05
10.39
1.260
und Karichatdant Surmktaut, Mitihte oer Sresoner Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 8. Oktober 1934.
Kee
„Gr. II p. 1934
1935
1936
1987
„ 1938
„Gruppe1 ....!
48 Dtſch. Reichsanl.
v.27
698
5½%Intern., v. 30
69Baden ... b.27
6%Bahern .„.v.27
6%Heſſen. . . . v. 20
6% Preuß. St. v. 24
6% Sachſen ..b.27
6½ Thüringen v.27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze.. . . . . . . .
5% Dt. Reichspoſt
Schätze. . . ......
Dtſch. Anl. Ausl.
+½, Ablöſung
„. (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
69Baden=Baden
69Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . . .
39 Dresden. . b.26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
„ b.28
63Mainz. .
68Mannheim v. 27
62München v. 29
2Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
1o3.75
105
102.25
99‟,
98.2
101,75
95
93.5
94.25
96.25
95.25
107.75
96.5
93.5
100.7
100.25
101:1,
9.25
A.
saei.
93.25
89.25
Dee
hyp.=Bk.=Liquid.
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Komm. Obl.
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr.
Heſſ. Glbobl. R.11
„ R.12
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Goldpfbr. ...
6%Naſſ. Landesbk.
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Dt. Komm.
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mel=Ablöſ.-Anl.
+Ausl. Ser.
FAusl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% „Lig.=Pfbr.
%0 Frkf. Hyp.=Bk..
½%0 „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk
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Seite 12 — Nr. 279
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