Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 210
Mittwoch, den 1. Auguſt 1934.
196. Jahrgang
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Baldwins „Rheingrenze‟
Zweideukigkeiken. — Deukſchland greift man an, in Wirklichkeik rüſtek ſich England gegen die
franzöſiſche Uebermachk.
Eine gefährliche Redewendung.
EP. London, 31. Juli.
Die von dem ſtellvertretenden Miniſterpräſidenten Baldwin
n Unterhaus zur Verteidigung der engliſchen Luftrüſtungen
haltene Rede enthielt eine Wendung, die, wie ſich kurz darauf
hurchill ausdrückte „von einem Ende der Welt zum anderen
h fortpflanzen” wird. Dieſe Stelle, die von faſt allen
Morgen=
ättern in großen Buchſtaben über ihre Berichte geſetzt wird,
utet wörtlich: „Seit den Tagen des Luftkrieges ſind die alten
renzen dahin. Wenn Sie an die Verteidigung Englands
kenken, dann denken Sie nicht mehr an die Kalkfelſen von
ſover, Sie denken an den Rhein. Dort liegt heute unſere
ſrenze.”
* Dieſe Worte werden aus der internationalen Diskuſſion
er nächſten Wochen und Monate nicht fo raſch wieder
ver=
hwinden. Baldwin hat damit ein Stichwort gegeben, daß ein
der in ſeinem Sinne benutzen kann, um ſich beſondere
Ge=
inken über die Haltung Englands bei etwaigen
onflikten in Europa zu machen. Daß England
ingſt nicht mehr die Rolle ſpielt, die esfrüher
tls Inſelreich innehatte, iſt allen klar. Mit der
eberwindung räumlicher Entfernungen durch das Flugzeug iſt
roßbritannien tatſächlich und praktiſch ein Stück des Kontinents
worden. Daraus erwächſt natürlich für England nicht die
verpflichtung, nun in jedem Falle bei europäiſchen
Meinungs=
erſchiedenheiten Partei zu ergreifen und ſich mit der einen
der anderen Seite auf Gedeih und Verderb zu vereinigen,
ber, die gegenſeitigen Beſuche der Generalſtäbler ſind uns noch
zu friſcher Erinnerung. Damals, als General Weygand auf
gliſchem Boden weilte und die engliſchen Naturſchönheiten
in einem Tank aus bewunderte, während alsbald eine größere
ahl britiſcher Offiziere in Nordfrankreich auftauchte, iſt davon
e Rede geweſen, daß England ſich am beſten gegen
ngriffe aus der Luft zur Wehr ſetzen könne,
enn es in den Niederlanden, in Belgien und
Nordfrankreich Flugſtützpunkte beſitzen
ürde. Dieſe Preſſeäußerungen — vielleicht etwas
preilig, vielleicht auch beabſichtigt — werfen ein grelles
cheinwerferlicht auf das geheimnisvolle
unkel der engliſch=franzöſiſchen
Militär=
eſprechungen.
Wenn jetzt Baldwin im engliſchen Unterhaus von der
eng=
ſchen Rheingrenze geſprochen hat, dann darf er ſich nicht
undern, daß man in Deutſchland dieſe Aeußerung aufgreift
nd aus ihr eine gewiſſe Beſtätigung der damals akut
ge=
ſordenen Befürchtung herauslieſt, daß
die alte Enkenke wieder zu neuem Leben erweckt
werden ſoll.
in der engliſchen Preſſe iſt man ſich allerdings nicht ganz klar
ber den Sinn und die Bedeutung der Worte Baldwins. Die
inen vermuten, daß tatſächlich die militäriſchen Befehlsſtellen
en Politikern den Weg geebnet haben, und daß es alsbald
vieder zu einer engliſch=franzöſiſchen Militärallianz kommen
verde. Die anderen weiſen auf den Locarnovertrag hin, der
eine britiſche Garantie für die Unverletzlichkeit der
deutſch=
franzöſiſchen Grenze enthalte. Nun iſt es tatſächlich ſo, daß auf
Grund dieſes Vertrages England verpflichtet iſt, ſeine
mili=
äriſchen Machtmittel gegen denjenigen einzuſetzen, der dieſe
Brenze mit der Waffe in der Hand überſchreitet und den
Nach=
darn angreift. So ergibt ſich vom Locarnovertrag
ius geſehen, daß der Rhein für England eine
gewiſſe militäriſche Bedeutung hat. Aber
da=
nitkönnen wir uns nicht beruhigen, zumal da die
lanze Unterhausdebatte einen gegen Deutſchland gerichteten
Zug enthielt.
Herr Baldwin hat es abgelehnt, Deutſchland wegen angeblich
jeheimer Aufrüſtungen anzuklagen. Er hat aber über die
Be=
ſeutung der Zivilflugzeuge ſo lange hin und her geredet, bis
denug beiſammen war, um jenen die in der deutſchen
Handels=
uftfahrt eine getarnte militäriſche Einrichtung ſehen,
Gelegen=
deit zu geben, von neuem ihr Sprüchlein von der „
Gefähr=
ichkeit der deutſchen Lufthanſa=Flugzeuge und
ſer deutſchen Sportfliegerei” herunterzuleiern.
Be=
onders Herr Churchill hat ſich in dieſer Beziehung ausgezeichnet
ind die kühne Behauptung aufgeſtellt, daß Deutſchland in der
euft bereits zwei Drittel des engliſchen Rüſtungsſtandes erreicht
ſabe. Einen Beweis dafür hat er nicht erbracht. Dafür hat er
die inkernakionale Akmoſphäre von neuem
ganz gründlich vergiftel.
ich aber den Beifall und die Sympathie der franzöſiſchen Preſſe
rworben, die aus dieſer Unterhausrede natürlich Honig ſaugt.
So ſteht nun alle Welt unter dem Eindruck, daß die
Eng=
änder ihre Luftſtreitkräfte verſtärken, weil ſie durch Deutſchland
dazu gezwungen würden, und daß jede einzelne engliſche Ortſchaft
Dutzende von Bombenkellern erhält, damit ſich die Bevölkerung
rechtzeitig vor heranrückenden deutſchen Bombengeſchwadern
ver=
sergen kann. Deutſchland greift man an, in
Wirk=
lichkeit rüſtet ſich England gegen die
franzö=
ſiſche Uebermacht. Das läßt ſich nun einmal nicht
beſtrei=
ten und geht auch aus der Errichtung von etwa 12 neuen
Flug=
plätzen im Süden Englands hervor. Wäre Deutſchland
tatſäch=
lich die große Gefahr, dann müßte England doch dieſe
militäri=
ſchen Flugplätze an der Oſt= und Südoſtküſte errichten. Aber der
engliſche Luftrüſtungsplan iſt uns bisher nur zu einem Teil
ent=
wickelt worden. Es fehlen noch die Angaben über das Landheer
Ernſte Beſorgnis
um das Befinden des Reichspräſidenken.
DNB. Neudeck, 31. Juli (9,50 Uhr vorm.).
Der Herr Reichspräſident, der ſeit einigen Monaten an
einer Blaſenerkrankung leidet, hatte in Neudeck weſentliche
Er=
holung gefunden. In völliger geiſtiger Friſche und erfreulicher
körperlicher Verfaſſung erledigte er ſeine Dienſtobliegenheiten
und war noch geſtern in der Lage, Vorträge entgegenzunehmen.
Eine leichte körperliche Schwäche, die ſeit einigen Tagen ſich
bemerkbar machte, hat jedoch in dieſer Nacht zugenommen. Bei
dem hohen Alter des Herrn Generalfeldmarſchalls iſt daher
ernſte Sorge begründet. Die behandelnden Aerzte ſind in
Neu=
deck anweſend; fortlaufende Berichterſtattung wird folgen.
Der Herr Reichspräſident nahm am Vormittag einen
Morgen=
imbiß außerhalb des Bettes zu ſich. Hierbei war er voller
Teil=
nahme für ſeine Umgebung. Nach Rückkehr in das Bett ſetzte
ein ruhiger Schlaf ein. Fieber iſt nicht vorhanden. Puls kräftig,
zahlenmäßig erhöht.
(gez.) Prof. Sauerbruch
mit Dr. Krauß, Dr. Adam. Prof. Kaufmann.
Das Beſinden des Reichspräſidenken unveränderk.
17.15 Uhr. Im Zuſtand des Herrn Reichspräſidenten iſt keine
Verſchlechterung eingetreten. Zu Mittag erfolgte eine geringe
Nahrungsaufnahme. Kein Fieber, Puls zufriedenſtellend.
Für die behandelnden Aerzte:
gez. Sauerbruch.
* Die Nachrichten von dem ernſten Befinden des
Reichs=
präſidenten erfüllen das ganze deutſche Volk mit großer Sorge
und mit großem Kummer. Die Mitteilungen aus Neudeck
kommen zwar nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Bei
dem hohen Alter des verehrungswürdigen Generalfeldmarſchalls
mußten wir uns ſchon ſeit langem darauf einrichten, daß eines
Tages das Lebenslicht des Reichspräſidenten ganz plötzlich zum
Erlöſchen kommen wird. Aber die kernige Natur Hindenburgs
hat immer wieder Alterserſcheinungen zu überwinden vermocht.
Stets hat Reichspräſident von Hindenburg diejenigen Lügen
ſtrafen können, die ſeinen Geſundheitszuſtand ſchwarz in ſchwarz
malten. So oft das Ausland davon zu berichten wußte, daß
ſich das deutſche Volk darauf vorbereiten müſſe, ſo oft konnten
wir uns wiederum davon überzeugen, daß er in einer für ſein
hohes Alter ſeltenen Friſche vom frühen Morgen bis zum
ſpäten Abend die komplizierteſten und an die Nervenkraft des
einzelnen Menſchen höchſte Anforderungen ſtellenden
Regie=
rungsgeſchäfte abwickeln konnte. Wir hoffen zuverſichtlich und
wünſchen von ganzem Herzen, daß der Schwächezuſtand, der zu
den ernſten Beſorgniſſen Anlaß gegeben hat, noch einmal
über=
wunden wird.
und die Marine. Bekanntlich wollen die Engländer noch etwa
20—30 Kriegsſchiffe bauen. Nun erhebt ſich aber die Frage, wie
dieſes Bauprogramm begründet werden ſoll. Vielleicht liegt,
ſo=
bald der engliſche Marineminiſter im Unterhaus erſcheint, die
engliſche Oſtküſte bei Helgoland. Vielleicht ſollen die durch den
Verſailler Vertrag an Zahl und Größe vorgeſchriebenen deutſchen
Küſtenſchutzſchiffe die Engländer in Angſt und Schrecken verſetzen.
Daß es die gewaltige franzöſiſche Unterſeebootsflottille und die
ſonſtigen franzöſiſchen Streitkräfte ſind, die die ſchriftſtellernden
Admirale immer wieder veranlaſſen, in der Fachpreſſe auf dieſe
Gefahr hinzuweiſen, wird man wohl dann auch zu verſchweigen
wiſſen.
Engliſche Kritik an Baldwins Unkerhausrede.
Die Worte Baldwins, daß „die Grenze Englands der Rhein”
ſei, die ſtark an die franzöſiſche Theſe von den Grenzen
Frank=
reichs an der Weichſel, der Donau und anderswo erinnern,
bilden das Thema faſt ſämtlicher Leitartikel der Morgenpreſſe.
Eine ſcharfe Kritik an Baldwins Schlagwort übt der „Daily
Expreß”, der von jeher für eine Politik der spendid isolation
eingetreten iſt. Auch das liberale „News=Chronicle” macht gegen
Baldwins „Kriegsgeſchrei” Front. „Daily Herald” ſpricht von
einem unglücklichen Satz, den Baldwin geprägt habe, der die
Erinnerung an vor 20 Jahren wieder wachrufe und den
Ge=
danken nahe lege, daß England mit Frankreich durch
irgend=
eine exploſive Allianz verbunden ſei.
Wie die Morgenpreſſe, beſchäftigen ſich auch die
Abeno=
blätter eingehend mit der geſtrigen Unterhausdebatte über die
engliſche Aufrüſtung in der Luft, wobei Baldwins ſchnell
be=
rühmt gewordenes Wort, daß der Rhein Englands neue Grenze
ſei, allgemein zitiert und je nach der politiſchen Richtung der
Blätter ausgedeutet wird. Eine uneingeſchränkte Zuſtimmung
findet ſich in keinem Blatt. Soweit die Leitartikel die
Auf=
rüſtung nicht überhaupt ablehnen, wenden ſie ſich gegen eine
Politik der Halbheiten und der Linie des geringſten
Wider=
ſtands, die nach ihrer Auffaſſung in der geſtrigen Debatte
er=
neut zum Ausdruck gekommen ſei.
Die geſtrige Unterhaus=Debatte nimmt die ganze
Aufmerk=
ſamkeit der franzöſiſchen politiſchen Kreiſe in Anſpruch. Die
Blätter ſind natürlich ebenſo wie die Morgenblätter in höchſtem
Maße befriedigt von dem Eingeſtändnis Englands, daß es ſich
am Rhein verteidigen müſſe, und ziehen daraus die gewagteſten
Schlußfolgerungen.
Europa nach zwanzig Jahren.
L2. Auguſt 1914 — 2. Auguft 1934.)
Von
Eugen Siebert.
Vom Siebenjährigen Krieg ſagte Friedrich der Einzige, er
habe „einen Wuſt von Trümmern zurückgelaſſen‟. Der
Welt=
krieg hat das alte Abendland umgebrochen, Rußland nach Aſien
zurückgeworfen, Englands händleriſche Vormachtſtellung
ver=
nichtet, Europas Mitte zerſpalten. Er hat dieſe Mitte aber nicht
zerrieben oder atomiſieren können. Zwanzig Jahre nach
Welt=
kriegsbeginn hat deutſche Wiederauferſtehungskraft den alten
Plan der Gegner, Europas Mitte herzſchwach zu halten,
end=
gültig zerriſſen.
Als im Spiegelſaal von Verſailles am 18. Januar 1871
das zweite Reich der Deutſchen entſtand, wurden die an der
Peripherie liegenden Großmächte England, Frankreich,
Ruß=
land, Oeſterreich vor eine neue Lage geſtellt, die ſie bis heute
noch nicht voll erfaßt haben. Für uns kennzeichnete ſeheriſch die
Gefahr dieſer Lage Bismarck im Reichstag am 6. November 1888:
„Wir liegen mitten in Europa. Wir haben mindeſtens
drei Angriffsfronten. Frankreich hat nur ſeine öſtliche Grenze,
Rußland nur ſeine weſtliche Grenze, auf der es angegriffen
werden kann. Wir ſind der Gefahr der Koalitionen
nach der ganzen Entwicklung der Weltgeſchichte, nach unſerer
geographiſchen Lage und nach dem vielleicht minderen
Zu=
ſammenhang, den die deutſche Nation bisher in ſich gehabt hat
im Vergleich mit anderen,
mehrausgeſetztalsirgend=
ein anderes Volk.”
Dieſe Koalitionen gegen den deutſchen Kern Europas ſind
die eigentlichen Kriegsurſachen geweſen. Am 28. Juni 1919
wurde von der Eniente im gleichen Spiegelſaal von Verſailles
das Todesurteil über Deutſchland im Friedensvertrag
ge=
ſprochen, fünfzehn Jahre ſpäter ſpinnen die gleichen Mächte
unter Frankreichs Barthou am ſelben Koalitionsnetz wie in der
Vorkriegszeit. Ihre Staatsmänner wollen nicht wiſſen, wieviel
Blut und Tränen und geſamteuropäiſches Elend zwanzig Jahre
Krieg und Einkreiſung gegen Europas Mitte einer Welt
ge=
koſtet. Als der Kriegstempel geöffnet wurde, ſtürmte eine Welt
von 1500 Millionen Menſchen gegen die 139 Millionen
Mittel=
europas. Das britiſche Imperium, die USA., Frankreich, das
europäiſche und aſiatiſche Rußland, Belgien, Italien, Rumänien,
Serbien, China und Japan, Braſilien und alle Staaten bis zur
Negerrepublik Liberia, Honduras und Nicaragua und den
Arabern des Hedſchas, 28 Staaten boten alles auf, um „die
Ziviliſation zu retten”. — In welchen Zuſtänden leben dieſe
Völker heute? Die Welt vor 1914 dünkt ſogar dem Franzoſen
der Gegenwart ein goldenes Zeitalter geweſen zu ſein, und
wenn die einſt von Reichtum überquellenden anglo=amerikaniſchen
Imperien, die größten Machtgebilde der Weltgeſchichte — vom
bolſchewiſtiſchen Rußland zu ſchweigen — heute ihren Maſſen
nicht das Exiſtenzminimum gewähren können, der
Güteraus=
tauſch der Welt verdorrte, die Wohlfahrt aller Nationen
ver=
nichtet iſt und überall Hader herrſcht — der 2. Auguſt 1914 mit
dem Triumph einer Weltkoalition gegen Deutſchland war der
Beginn dieſer Dämmerung. Eine Wiederholung der
Vorkriegspolitik der Koalitionen mit dem
gleichen Ziel aber wäre gänzliche Vernichtung.
Wie Deutſchland ſich bis zum letzten Hauch von Mann und
Roß wehrte, iſt ebenſo übermenſchlich heldenhaft geweſen, wie
die Tatſache grauenhaft blieb, daß deutſcher Parteiungeiſt die
kämpfende Front meuchelte und das deutſche Volk abwärts zog,
bis ein neuer Geiſtesſturm die Nationwerdung der deutſchen
Maſſen und Stämme vollendete und das Ideal eines deutſchen
Einheitsſtaates als Vorbedingung einer deutſchen
Einheits=
kultur Wirklichkeit wurde. Aus dieſem deutſchen Erleben der
Gegenwart heraus trauern wir in neuem Sinnen und Wiſſen
um die Millionen Feldgrauen, die mit uns die deutſche Burg
verteidigten und für das ewige Sein ihres Volkes ihr Daſein
zu Millionen verſinken ließen auf den Schlachtfeldern
Frank=
reichs und Rußlands und auf dem Balkan, auf dem heißen
Boden Afrikas und Aſiens und in den Meereswogen. Ihre
Kameraden, die, ſchweigend bis in die Seele, in das deutſche
Parteienchaos zurückmarſchierten, zerriſſen vom Anblick
hungern=
der Mütter und Kinder, haben den Geiſt des Heldentums der
gefallenen Feldgrauen wie eine heilige Flamme in den Stürmen
der Notjahre und in den Giftnebeln deutſcher Schmach gehütet
und ein neues Kämpfergeſchlecht geſchult, zu einem neuen Reiche
Stein um Stein gefügt.
Und mit den Augen der Gegenwart ſehen wir, was war
und geworden iſt. Die Welt um uns rüſtet wie vor zwanzig
Jahren, die Syſteme des Völkerbundes, der Schiedsgerichte,
Militärbündniſſe, Regionalverträge, die Locarno=, Kellogg= und
Nichtangriffspakte, die Tätigkeit der Einkreiſungspolitiker, der
Generalſtäbler und die Aufrüſtungen haben einen tückiſchen
Friedenszuſtand geſchaffen wie vor zwanzig Jahren, und das
neue Deutſchland wird, wie damals, von Lüge und Haß umgellt.
Die Zeit geht wieder in Eiſen und will nichts wiſſen von jenem
Frieden, deſſen indogermaniſche Wurzel ſchonen, lieben, hegen
bedeutet. Es iſt die Wiederkehr des gleichen Zuſtandes, der nach
der Erſtarkung der europäiſchen Mitte zwiſchen 1871 und 1914
bei unſeren Anrainernationen herrſchte und zu ihrer
furcht=
baren Fehlrechnung des Weltkrieges führte. Das Reich der
Deutſchen will keinen imperialiſtiſchen Krieg, es iſt ſtark in ſich
ſelbſt und erkannte, wie der Führer wiederholt ſagte, daß
geringe Grenzveränderungen den ungeheuren Einſatz nicht
lohnen. Tatſächlich iſt das jahrhundertelange weſtliche und
öſt=
liche Mühen, politiſch und militäriſch das eigentliche
Deutſch=
land ſich untertan zu machen und untertänig zu halten, ſelbſt
mit den raffinierten Methoden der Verſailler Beſtimmungen
und der Kriegstribute, zerſchellt. Das von den Gegnern nicht
Berechnete geſchah: Im Schmelztiegel des Weltkrieges und der
Fortſetzung des Weltkrieges mit den politiſchen Mitteln der
Vorkriegszeit kriſtalliſierte ſich der europäiſche Kern aus in
demantener Einheit.
Das unterſcheidet die Gegenwart für uns von 1914, ob auch
die Bekämpfung dieſer deutſchen Gegenwärtigkeit ſich alter Waffen
bedient. Als in den Auguſttagen 1914 der in Parteien
zer=
ſpaltene Deutſche in den Kampf um Leben und Tod zu gehen
gezwungen war, glich er einem Bergſtrom, dem nichts wider=
Seite 2 — Nr. 210
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
ſteht, wenn er einmal losbricht, der die ruſſiſche Dampfwalze
hinwegfegte und damit vielleicht ganz Europa vor der Gefahr
rettete, koſakiſch zu werden. Damals erkannten wir weder die
Macht und Gefahr der feindlichen Umwelt noch der feindlichen
Zerſetzungskünſte im nur äußerlich geeinten zweiten Reich. Wir
wiſſen heute darum. Frankreich führte damals Krieg um die
Vergangenheit, um ſeine europäiſche Vormachtſtellung
wieder=
zugewinnen, England focht um die Gegenwart, um ſeinen
Wirt=
ſchaftsvorrang gegenüber Deutſchland zu erhalten durch
Nieder=
werfung des ſtärkſten Wettbewerbes. Deutſchland kämpfte
um ſeine Zukunft.
Zwar das Kaiſerreich verſank als weltgeſchichtliche Epiſode.
Aber wenn in der Volkwerdung die Zukunft einer Nation
ge=
ſichert iſt, ſo wie ſie in der Jahrhunderte zurückliegenden
Einigung in Frankreich, England und Rußland die Kraft dieſer
Staaten auf lange hinaus entfaltete — dann haben Weltkrieg
und Nachkrieg, im Zeitraum von zwanzig Jahren, Deutſchland
als letzte der großen europäiſchen Nationen den
Frühlings=
morgen gebracht, an dem dieſes Deutſchland als geſchloſſene
Volkheit wieder in die Geſchichte eintritt. Die anderen Nationen
wollen ſich konſervieren, ausruhen, ſich gegenſeitig den Beſitz
garantieren. Sie rüſten und mißtrauen in engen
Vorkriegs=
weiſen, weil monomaniſcher Konſervierungswille ſtändig um
Beſitz bangt. Wir kennen ſehr wohl die ewig fließende deutſche
Dynamik, dieſes deutſche Eingeſpanntſein in unſere geopolitiſche
Lage eines Volkes der Mitte, mit den Gefahren der Koalitionen
gegen dieſe Mitte und dem daraus ſich ergebenden Zwang,
täglich neu in uns das deutſche Daſein erobern zu müſſen.
Dieſes Deutſchland kann nur beſtehen, wenn es mit
Bewußt=
ſein und Willen fortſchrittlich iſt und tüchtig in Schaffensfreude
an Friedenswerken. Die Jahre vor 1914 und nach der
Kata=
ſtrophe aber lehren uns, wachſam und wirklichkeitsnahe zu ſein
in Kraft und Verteidigungsbereitſchaft.
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
Auch Wien in Sorge um den Feldmarſchall.
EP. Wien, 31. Juli.
Die Nachrichten von der ernſten Erkrankung des
Reichspräſi=
denten von Hindenburg werden von allen Wiener Blättern an
her=
vorragender Stelle und in Fettdruck wiedergegeben. In den
weni=
gen redaktionellen Aeußerungen, die heute ſchon an dieſe
Mel=
dungen geknüpft werden, kommt die Sorge um den Feldmarſchall,
der ja im Kriege Seite an Seite mit den Heeren Oeſterreich=
Ungarns gekämpft hat, zu deutlichem Ausdruck. Politiſche
Bemer=
kungen werden heute von den Blättern in gar keiner Weiſe an
dieſe Meldungen geknüpft.
Die Nachrichten von der ſchweren Erkrankung des
Reichspräſi=
denten von Hindenburg machen auch in Italien einen ſtarken
Ein=
druck. Die römiſchen Blätter berichten ausführlich und an erſter
Stelle von dem Befinden des greiſen Feldmarſchalls.
Es läßt ſich dabei feſtſtellen, daß über die politiſchen
Mei=
nur gsverſchiedenheiten des Tages hinaus die imponierende Geſtalt
des Reichspräſidenten, wie dies in den Berliner Meldungen zum
Ausdruck kommt, auch bei der italieniſchen Oeffentlichkeit die größte
Achtung genießt, ſo daß die Nachrichten über Hindenburgs
Befin=
den gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt der politiſchen
Entwick=
lung mit dem ſtärkſten Intereſſe aufgenommen werden.
Auch in London haben die aus Berlin kommenden Nachrichten
über den ernſten Zuſtand des Reichspräſidenten von Hindenburg
hier tiefen Eindruck gemacht. Die Blätter veröffentlichen
lange Berichte über den Geſundheitszuſtand des Reichspräſidenten
und geben vor allem die ausgegebenen Bulletins ausführlich
wie=
der. In den Berichten kommt vor allem die uneingeſchränkte
Wert=
ſchätzung zum Ausdruck, der die Perſönlichkeit des
Generalfeld=
marſchalls ſich gerade in den angelſächſiſchen Ländern erfreut und
die ſich trotz der beunruhigenden Nachrichten über ſeinen Zuſtand in
dem Wunſch kundgibt, daß ſein Leben für diesmal Deutſchland noch
erhalten werden möchte.
Verboi der „Deutſchen Zeitung”.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Die „Deutſche Zeitung” wurde wegen eines zu der Erkrankung
des Herrn Reichspräſidenten herausgegebenen, äußerſt taktloſen
Kommentars in ihrer Ausgabe vom 31. Juli auf acht Tage
ver=
boten. Die fragliche Nummer wurde beſchlagnahmt. Dem
verant=
wortlichen Schriftleiter wurde ſofort bis auf weiteres die
Preſſe=
karte entzogen.
Dus Gelicr des T. Aägaf.
Von Hans Zöberlein.
NSK. In der Nacht zum 2. Auguſt wird es ſein, daß die
Geiſter der unbekannten Soldaten des großen Krieges wieder
die Signale hören und erſchrocken auffahren aus ihren Gräbern:
Mobilmachung.
Und wer in dieſer Nacht das feine Ohr für das überſinnliche
Empfinden auftut, der wird es hören, wie der Marſchtritt der
endloſen Kolonnen, das Knarren der Bagagen, das Rattern der
Geſchütze über das Pflaſter geht und wie von fern der Jubel der
Begeiſterung des Volkes dieſe Ereigniſſe begleitet. Der wird dann
wieder das rauſchende Singen hören und die Haſt der Jungen
ſpüren, nicht zu ſpät zu kommen. Und auch das ſtille Weinen
der Verlaſſenen in einſamer Kammer. Ganz gleich, ob das nun
in Berlin, Paris, in Moskau, in Wien oder in London iſt. Es
wird ihn das Fieber wieder faſſen, das damals durch die Völker
ging.
Und in dieſer Nacht wird ein großer Gerichtstag ſein. Die
gefallenen Soldaten werden richten über die Nachlebenden und
über die junge Generation von heute. Zugrunde liegt das
un=
geſchriebene Geſetz des Frontſoldatentums aller Völker.
Ange=
klagt ſind alle, die heute in dieſen Völkern leben. Zeugen ſind die
politiſchen Ereigniſſe der vergangenen 20 Jahre. Und das Geſetz
hat nur einen Artikel, der lautet: Die Völker des großen Krieges
ſind verpflichtet, weiter zu wirken im Sinne der für dieſe Völker
geſtorbenen Soldaten. Sie haben daher die Pflicht zu erfüllen,
wofür dieſe Soldaten das Opfer ihres Lebens
brachten: Für einen dauerhaften Frieden der Ehre und der
Gerechtigkeit.
Und wenn ſie auf den Schlachtfeldern des großen Krieges
zuſammentreten und der namenloſe Soldat zu Gericht ſitzt vor
dem Schatten der Millionen, die damals voll heiligen Ernſtes
ausgezogen ſind, dann wird die Frage lauten: „Iſt nun wirklich
Frieden in der Welt oder nicht?”
Und die Millionen der Schatten werden grollen: „Nein”
Und eine gewaltige Empörung wird durch dieſen Geiſterchor
dröhnen und rollen, daß man ihr ungeheures Opfer, das ſie dem
Frieden brachten, in dieſen zwanzig Jahren ſo mißachtet hat. Und
nach der Reihe werden die politiſchen Ereigniſſe dieſer 20 Jahre
aufſtehen und Zeugnis ablegen von dem Geiſt, aus dem ſie
ent=
ſtanden ſind. Es wird nicht viel ſein, was in die Waagſchäle des
Frontgeiſtes fallen wird, und ſchwer wird die Schale nach unten
ziehen, in die all das gelegt wird, was aus der Sünde wider den
Front ſich ereignet hat.
Ge
Vom Tage.
Am 2. Auguſt jährt ſich zum 20. Male der Tag des
Kriegs=
ausbruches. Der deutſche Rundfunk überträgt aus dieſem Anlaß
in der Zeit von 19.00 bis 19.35 Uhr Ausſchnitte aus der großen
Friedensrede des Reichsminiſters Heß, gehalten am 8. Juli d. J.
in Königsberg und gerichtet an die Frontſoldaten aller Länder.
Die „Deutſche Wochenſchau” wurde auf Veranlaſſung des
Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda wegen
gro=
ber außenpolitiſcher Taktloſigkeit in der Nummer 30 vom 29. Juli
auf acht Tage verboten. Das Verbot beginnt am Dienstag, den
31. Juli, und endet am Mittwoch, den 8. Auguſt d. J.
Die Litauiſche Telegraphenagentur erklärt, daß Gerüchte über
eine Auflöſung des memelländiſchen Landtages vollſtändig
unzu=
treffend ſeien.
In Rom wurden ein italieniſch=bulgariſcher Handels= und
Schiffahrtsvertrag ſowie mehrere andere Abkommen zur
Rege=
lung der wirtſchaftlichen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern
unterzeichnet.
In der Nacht zum Dienstag meldeten ſich zwei italieniſche
Soldaten des 53. italieniſchen Infanterie=Regiments, das im Tal
von Aoſta Uebungen abhält, bei dem franzöſiſchen
Gendarmerie=
poſten in Moutiers in den Alpen. Beide Fahnenflüchtige
wur=
den, nachdem ihnen die Waffen abgenommen worden waren, nach
Innerfrankreich abgeſchoben.
Portugieſiſche Truppen haben ohne jeden Grund drei
chine=
ſiſche Inſeln bei der portugieſiſchen Kolonie Maco beſetzt. Die
chineſiſche Regierung hat Einſpruch dagegen erhoben.
Das engliſche Parlament iſt am Dienstag, nach Erledigung
mehrerer kleinerer Vorlagen, in die Sommerferien gegangen und
wird erſt am 30. Oktober wieder zuſammentreten. Die von beiden
Häuſern angenommenen Entſchließungen geben jedoch den
Vorſitzen=
den ausdrücklich das Recht, das Parlament vor dieſem Zeitpunkt
einzuberufen, falls nach Anſicht der Regierung das Intereſſe des
Landes einen früheren Zuſammentritt nötig machen ſollte Auch
das Kabinett, das geſtern eine letzte Sitzung abhielt, iſt ebenfalls
in die Sommerferien gegangen.
Die engliſch=italieniſchen Beſprechungen über die Flottenfrage
ſind nach einem umfaſſenden Austauſch der gegenſeitigen Meinung
abgeſchloſſen worden. Der italieniſche Vertreter Biscia wurde über
das Ergebnis der früheren Londoner Beſprechungen unterrichtet.
EEr wird demnächſt nach Rom zurückkehren.
Ein Jugendfreund
Hindenburgs
geſtorben.
Generalmajor a. D.
Ludwig Koenigk,
der mit
Generalfeldmar=
ſchall von Hindenburg
zu=
ſammen von 1863 bis 1866
die Kadettenanſtalt in
Lich=
terfelde beſucht und wie
dieſer am 7. April 1866 als
Seconde=Leutnant verlaſſen
hat, iſt im Alter von 87
Jahren in Berlin geſtorben.
Das Ende des I4. Arlaubs.
Der Chef des Stabes Luhe an die SA.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Chef des Stabes hat folgenden Tagesbefehl an die
SA. erlaſſen:
Am 1. Auguſt iſt der SA.=Urlaub zu Ende. Mit dieſem
Tage ſetzt der volle Dienſtbetrieb wieder ein; gleichzeitig
ent=
fallen alle mit dem Urlaub zuſammenhängenden Einſchränkungen
z. B. bezüglich der Arbeit in den Stäben, des Tragens des
Dienſtanzuges uſw.
Damit tritt die SA. in unſerem Volk wieder voll in
Er=
ſcheinung, um ſich ihrer Aufgabe mit Entſchloſſenheit in
vor=
derſter Front hinzugeben, allerdings in einem anderen Sinn,
als das in den Urlaubsverfügungen der nunmehr beſeitigten
Verräter zum Ausdruck kam. Die SA. lebt und muß zurück zu
dem alten Kurs, der ſie groß und ſtark werden ließ und von
dem ſie künſtlich gegen ihren Willen abgelenkt wurde.
Schlicht=
heit, vorbildliche Haltung in und außer Dienſt, Verbundenheit
und Bewegung ſind die Grundſätze der SA., in denen ſie ſich
mit dem Führer verbunden weiß, und die ſie zum kraftvollen,
unverbrechlichen Inſtrument in ſeiner Hand machen.
Es lebe der Führer, es lebe Deutſchland.
Der Chef des Stabes: Lutze.
Ernſt von Wolzogen †.
Das Urteil fällt nicht ſchwer, und dieſes Urteil wird keine
Ausreden gelten laſſen. Es wird vernichtend ſein für viele von
denen, die verantwortlich waren für die Politik dieſer Zeit.
Es wird lauten: „Die Völker der Welt ſind verurteilt zum
Untergang — wenn ſie nicht in heiligem Eifer danach trachten,
das Gebot der Front von einſt zu erfüllen, einen
Frieden der Ehre und Gerechtigkeit heraufzuführen. Die Toten
haben Zeit zu warten, die Lebenden nicht.”
Und dann wird ſich der unbekannte Soldat, der zu Gericht
ſitzt, erheben, von dem keiner weiß, ob er einmal den deutſchen,
franzöſiſchen, den engliſchen oder ruſſiſchen Waffenrock getragen
hat, und wird das ſagen, was in dieſer Nacht jedem im Gewiſſen
brennen muß:
„Fürchtet die Rache der Toten, ſo lange ihr nicht mit
freiem Gewiſſen ſagen könnt, ihr habt den Geiſt
der Front zur Richtſchnur eures Handelns
ge=
macht. Denn wir wiſſen mehr vom Leben der Völker als ihr,
der Adolf=Hikler=Spende der deutſchen Wirtſchaff.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Stellvertreter des Führers veröffentlicht im „Vö
Beob.” eine Bekanntmachung, in der die Adolf=Hitler=Spen
der deutſchen Wirtſchaft wiederangekündigt wird. Darin bei
es u. a.:
Vor einem Jahr, am 1. Juni 1933, wurde die „Ado
Hitler=Spende der deutſchen Wirtſchaft” von den Spitzenverbä
den der deutſchen Wirtſchaft ins Leben gerufen. Die Spen
die unter der Leitung eines Kuratoriums mit dem Vorſitz h.
Herrn Dr. Krupp von Bohlen und Halbach ſteht, hat oe
Führer Mittel für die Durchführung des nationalen
Wied=
aufbauwerks zur Verfügung geſtellt. Am 31. Mai 1934 iſt de
erſte Spendenjahr abgelaufen. Das Kuratorium der „Aöyl
Hitler=Spende der deutſchen Wirtſchaft” hat beſchloſſen, de
Führer für ein weiteres Jahr die Spende zur Verfügung
ſtellen, um ihm auch auf dieſe Weiſe die Dankbarkeit der deu
ſchen Wirtſchaft für den Neuaufbau des Reiches zu bezeuge
Der Stellvertreter des Führers erläßt dazu eine Anordnuf
an alle Angehörigen, Dienſtſtellen, Einrichtungen und Form
tionen der NSDAP., in der es u. a. heißt:
Anläßlich der Weiterführung der „Adolf=Hitler=Spende d
deutſchen Wirtſchaft” vom 1. Juni 1934 bis 31. Mai 1935
neuere ich das im Auguſt 1933 erlaſſene Sammlungsverbot. Au
Grund der zwiſchen der Reichsleitung der NSDAP. und Beau
tragten der deutſchen Wirtſchaft getroffenen Vereinbarungen ve
biete ich allen Angehörigen, Dienſtſtellen, Einrichtungen un
Formationen der NSDAP. das Sammeln von Geldbeträgen un
Sachſpenden bei allen Unternehmungen und Verbänden de
Wirtſchaft, die ſich an der „Adolf=Hitler=Spende der deutſche
Wirtſchaft” beteiligen.
Eine neue Verordnung
über die Regelung des Abſahes von Karkoffelnl.
Am 31. Juli endet die Marktregelung für Frühkartoffeln. 6
hat mit vollem Erfolg den Abſatz der deutſchen Frühkartoffelern
zu gerechten Preiſen unter ausreichender Verſorgung der Bevö
kerung trotz des durch die Trockenheit verurſachten Minderertrage
ermöglicht.
Die abgelaufene Frühkartoffelmarktregelung wird nunmel
durch eine neue Verordnung über die Regelung des Abſatzes v.
Kartoffeln, die ſoeben im Reichsanzeiger erſcheint, abgelöſt, D
Verordnung gibt dem Reichsnährſtand im weſentlichen die gle
chen Ermächtigungen, die er für die Frühkartoffelmarktregelut
erhalten hatte, nunmehr auch für die Verwertung der Geſam
kartoffelernte. Ihr Ertrag ſteht zurzeit natürlich noch nicht fe
Die Niederſchlagsmengen, die in den letzten zehn Tagen gera
in den bis dahin von der Trockenheit betroffenen Gebieten d
Reiches in ſehr beträchtlichem Umfange niedergegangen ſind, laſſe
ein befriedigendes Ernteergebnis erwarten,
Stabilikät der Fleiſchpreiſe.
Amtlich wird mitgeteilt: Am 1. Auguſt 1934 tritt die Mark
regelung für Schlachtvieh in Kraft. Sie wird zunächſt an
Schlachtviehmärkten wirkſam. Für einen der wichtigſten Teil
der landwirtſchaftlichen Erzeugung, der Nahrungsmittelverſor
gung, wird damit der Grundſatz verpflichtend, den Bedardr
Bevölkerung zu gerechten Preiſen zu befriedigen. Die Viehlnd
Fleiſchpreiſe ſollen für Erzeuger und Verbraucher tragbar ſe
und den viehaufkaufenden und fleiſchverteilenden Wirtſchaftszwe
gen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit bieten. Darüber hi
aus wird es jedoch in Zukunft keine Möglichkeit, mehr gebe
volkswirtſchaftlich nicht berechtigte Gewinne auf Koſten der Lan
wirtſchaft oder der Verbraucher zu machen.
Im Hinblick auf dieſe grundſätzliche Aufgabe der Viehmart
vegelung wird es, wie eine am 31. Juli 1934 im Reichsmin
ſterium für Ernährung und Landwirtſchaft abgehaltene Beſpt
chung ergab, nicht nur von der Reichsregierung, ſondern auch v.
allen am Vieh= und Fleiſchabſatz Beteiligten jür ſelbſtverſtändli
erachtet, daß unter den gegenwärtigen Kaufkraftverhältniſſen d
deutſchen Volkes jede allgemeine Erhöhung der Fleiſchpreiſe i
Kleinverkauf unterbleiben muß.
In Beantwortung einer Unterhausanfrage teilte Lordſiege
bewahrer Eden mit, daß die türkiſche Regierung freiwillig u
von ſich aus die Zahlung einer Entſchädigung an die Hinte
bliebenen des bei der Inſel Samos erſchoſſenen engliſchen Marin
arztes angeboten habe. 2000 engliſche Pfund ſeien bereits al
Anzahlung überwieſen worden.
die ihr nicht im Kriege geweſen ſeid. Wir haben nicht mi
Noten und Preſſeſtimmen gegeneinander gekämpft, ſo
dern ſind uns Auge in Auge, den Tod in der Fauſt, gegei
übergetreten. Wir wiſſen, was ihr nicht wißt, was nach dem Tol
iſt: die ewige Verantwortung vor dem, von dem wir gekomme
ſind. Er will nicht, daß dieſe Erde voll Elend, Neid, Haß und N
iſt, ſondern daß ſie vollkommener werde, als ſiei
Es ergeht daher der Befehl: die Geiſter der gefallenen So
daten haben zurückzukehren, woher ſie einmal ausmarſchierten
den Tod, zurück in die Familie, in die Gemeinde,
ihr Land, und daß ſie allen denen, die vergeſſen haben, w.
ſie taten für ihr Land und ihre Familie, dauernd als ſtumme
Mahner des Nächtens an den Betten ſtehen und bei Tage
den Tiſchen ſitzen ſollen.
Der Geiſt der Front iſt unſterblich, ihr Mei
ſchen. Uns kann man nicht irreführen; wir ſehen durch all d
Aeußerliche, was an den Menſchen hängt, durch bis zu dem. Gei
der in ihm lebt. Für uns gilt nicht Rang noch Würde, den
alle, die wir einſt gegeneinanderſtanden, ſind im Geiſte Kam
raden.
Um das zu erkennen, war der Krieg notwendig, weil wir
vorher nicht mehr wußten. Während wir zerſtörten und einand
töten mußten, erkannten wir, was wir mit gleicher Kraft A
dieſer Erde an Segen wirken könnten. Auch das wußten w
vorher nicht mehr, erſt der Krieg hat uns das gelehrt.
Wir haben auch im Krieg gelernt, daß Worte nich!
ſind, und die Taten alles. Darum wollen wir nicht imm
wieder ſchöne Worte hören an den Gräbern unſerer Kam
raden und an den Denkmalen, die ihr ihnen in der Heimat au
geſtellt habt. Wir trauen dieſen Worten nicht, we
ihnen die Taten nicht folgen.
Es empört uns, daß die Völker ſo undankbar unſeren, 1!
Leben zurückgekehrten Kameraden gegenüber ſind, daß ſolche, 2
niemals Pulver gerochen haben, die niemals im Toſen des Trol
melfeuers ſtanden und die niemals das Klagen eines Sterbend!
in ihr Herz ſchneiden ſpürten, daß von dieſen Nichtſoldal”
nur zu gern mit der Drohung des Krieges Polik
gemacht wird.
Wir ſind nicht vor zwanzig Jahren ausgezogen, um die We
mit Haß und Rachſucht zu erfüllen, ſondern um einen beſl
ren Frieden nach Hauſe zubringen. Kameraden au
Völker, iſt es nicht ſo?‟
Und der grollende Chor der Schatten wird antworten
toſender Zuſtimmung: „Jawohl, ſo war es”. Bis der unbetang
Richter weiterſprechen kan: Nur zu leicht läßt ſich die Juge‟
der Völker von den Rattenfängern der politiſchen Parteien.,
klingenden Phraſen und dem billigen Feuerwerk der Begeiſter”
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 210 — Seite 3
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
Dollfuß=Mörder hingerichtet.
ſe Milikärgerichtsverhandlung. — Feys und Neuſtädker=Skürmers Holdakenehrenwork. — „Unbekümmert
um das Schickſal des Bundeskanzlers war die Zuſicherung des freien Geleits gegeben.
Zwei Todesurkeile.
DNB. Wien, 31. Juli.
Die beiden Hauptangeklagten im Prozeß wegen der
Ermur=
na des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß, Otto Planetta und
anz Holzweber, ſind vom Wiener Standgericht zum Tode
rurteilt worden. Die Aburteilung der übrigen Teilnehmer
er=
gt erſt in der nächſten Zeit. Das Urteil des Standgerichts ſteht
nächſt in keinem Zuſammenhang mit der Erklärung der
Ur=
rünge und Zuſammenhänge des Aufſtandes. Es handelte ſich
n die ausſchließliche Aburteilung der beiden Perſonen, die als
e unmittelbaren Attentäter auf den Bundeskanzler Dollfuß
m Gericht erklärt worden ſind.
Die Hinrichtung Planettas und Holzwebers iſt am Dienstag
chmittag gegen 17 Uhr im Hofe des Wiener Landgerichts
rch den Strang vollzogen worden. Das an den
Bundes=
äſidenten gerichtete Gnadengeſuch der Verteidigung iſt
ab=
lehnt worden.
Planekkas Verhör.
Auf Antrag der Verteidigung unterbrach nach der
Anklage=
de der Vorſitzende die Verhandlung, um der Verteidigung
je Möglichkeit einer Rückſprache mit den Angeklagten zu geben.
Nach der Wiederaufnahme der Verhandlung wurde vom
lilitärgerichtshof der Hauptangeklagte Planetta zuerſt
ver=
ummen. Auf die Frage des Vorſitzenden, warum Planetta in
1s Bundeskanzleramt eingedrungen ſei, erwiderte der
Ange=
igte: „Auf Befehl!‟ Er gab jedoch nicht an, auf weſſen
Be=
ehl. Der Angeklagte erklärte ſodann, daß er dem Bundesheer
s zu ſeiner Entlaſſung wegen verbotener Betätigung für die
ationalſozialiſtiſche Partei bis zum Jahre 1932 angehört habe.
Zuletzt ſei er Stabswachtmeiſter geweſen. Planetta gab nun
ie genaue Darſtellung ſeiner Anordnungen. Am Vormittag
s 25. Juli, um 5 Uhr früh, verſtand er die ihm als
Trupp=
hrer unterſtehenden Leute zu verſtändigen, daß ſie zwecks
ner Aktion in einer Turnhalle im 7. Bezirk ſich einzufinden
tten. Um ½12 Uhr kam er ſelbſt in die Turnhalle. Um
4 Uhr fuhren ſie dann mit Kraftwagen vor das
Bundes=
enzleramt. Sein Kraftwagen war der letzte, und als er dort
kam, war die Wache bereits überwältigt. Planetta ſchilderte
nn eingehend, wie er die Schüſſe auf den Bundeskanzler
ab=
geben habe. Als er den Kanzler niederſinken ſah, ſei er ſofort
s dem Zimmer gelaufen, um Verbandswatte zu holen. Am
hluß ſeiner Vernehmung erklärte Planetta, es tue ihm ſehr
d, daß er den Bundeskanzler erſchoſſen habe.
Die Verteidiger beantragten die Vernehmung des Geſandten
Dr. Rieth.
Miniſter Fey ſchilderte die ſchon bekannten Ereigniſſe von
der Beſetzung des Bundeskanzleramtes und die verſchiedenen
Geſpräche mit dem ſterbenden Bundeskanzler,
deſſen letzte Worte gelautet hätten: „Kein
Blutver=
gießen, es ſoll Frieden gemacht werden!“ Der
Miniſter fuhr fort: Am ſpäteren Nachmittag iſt dann Miniſter
Neuſtädter=Stürmer vor dem Gebäude des Bundeskanzleramts
erſchienen und hat im Namen der Regierung ein Ultimatum
geſtellt, daß das Haus zu räumen und die Gefangenen
frei=
zulaſſen ſeien, widrigenfalls geſtürmt werde. Andernfalls werde
freier Abzug gewährt.
Vorſitzender: „Sind an dieſen anderen Fall Bedingungen
geknüpft worden?"
Miniſter Fey: „Nein. Ich wurde dann neuerdings auf
den Balkon geholt, um mit Miniſter Neuſtädter=Stürmer zu
ſprechen. Es iſt dann noch mehrfach verhandelt worden.”
Vorſitzender: „Iſt nicht die Vereinbarung ſofort
zurück=
gezogen worden, als bekannt wurde, daß der Herr
Bundes=
kanzler tot ſei?”
Miniſter Fey (lebhaft): „Nein!”
Darauf wurde Miniſter Neuſtädter=Stürmer
ver=
nommen. Dieſer gab zunächſt eine Darſtellung des mit den
Aufrührern zuſtandegekommenen Abkommens und ſagte weiter:
„Als der Hergang des Todes des Kanzler bekannt wurde hat
der mittlerweile vor dem Bundeskanzleramt erſchienene
Bundes=
miniſter Schuſchnigg geſagt: „Da ergibt ſich ja eine ganz neue
Situation. Hier iſt ja ein Mord geſchehen. Infolgedeſſen wird
die Regierung vorläufig bis zur Klarſtellung des Falles die
geſamten Aufſtändiſchen in Gewahrſam nehmen.”
Ein Verteidiger: „Unbekümmert um das
Schick=
ſal des Bundeskanzlerswar die Zuſicherung des
freien Geleites gegeben, wenn von da an nichts
ge=
ſchieht. Das ſteht einwandfrei feſt.”
Bundesminiſter Neuſtädter=Stürmer: „Ich möchte darauf
hinweiſen, daß ich mein Soldatenehrenwort gegeben habe. Ein
Soldatenwort gibt man Soldaten. Ich überlaſſe
es dem Gericht, zu beurteilen, ob ſich Soldaten ſo benommen
hätten, daß ſie ärztliche Hilfe und geiſtlichen Beiſtand einem
Todverwundeten verweigern.”
Nachdem ſodann noch Staatsſekretär Karwinſky vernommen
worden war, wurde die Verhandlung vertagt.
Schluß der Beweisaufnahme.
Der Prozeß nahm bei der Bernehmung des
Angeklagken Holzweber eine
aufſehen=
erregende Wendung.
Es kam zunächſt das Abkommen zwiſchen den Putſchiſten
id den eingeſchloſſenen Regierungsmitgliedern auf freien
Ab=
g zur Sprache. Der Verhandlungsleiter fragte den Angeklag=
Holzweber: „Hat bei der
Uebergabeverhand=
ng Miniſter Fey ſchon von der ſchweren
Ver=
tzung des Bundeskanzlers gewußt?” —
Ange=
gter: „Der Miniſter hat davon gewußt und auch den
Bundes=
izler in ſeinem Blut liegen ſehen. Auch Miniſter
Neu=
idter=Stürmer hat durch Fey von der ſchweren
erletzung des Kanzlers Kenntnis erhalten.
iniſter Fey hat auch an das Heeresminiſterium um 14½ Uhr
ephoniert, daß der Kanzler im Sterben liege. Miniſter Fey
t erklärt, daß dieſe Sache gütlich beigelegt werden ſolle; dies
auch der Wunſch des Kanzlers.” Miniſter Fey habe auch
n Soldatenehrenwort für die Einhaltung des freien
Ab=
ges, an den keine Bedingung geknüpft war, gegeben. Der
igeklagte Holzweber erklärte noch, daß er angenommen habe,
ganze Aktion ſei legal.
Miniſter. Fey erklärte bei ſeiner darauffolgenden
Ver=
hmung, daß die Angabe des Angeklagten Holzweber richtig
j er habe
das freie Geleit unker Soldakenehrenwort
zugeſicherk.
enn die Putſchiſten die Waffen ſtreckten. Zu dieſer Zeit habe
von dem Tode des Bundeskanzlers bereits gewußt.
Vor dem Militärgerichtshof wurden am Dienstag vormittag
in der Verhandlung wegen der Ermordung des Bundeskanzlers
Dollfuß die militäriſchen Sachverſtändigen
vernom=
men. Generalmajor Pummerer ſagte aus, daß insgeſamt 69 Stück
Steyr=Selbſtladepiſtolen, ein gewöhnlicher Trommelrevolver und
4600 Schuß 9=Millimeter=Munition im Bundeskanzleramt
aufge=
funden worden ſeien, jedoch könnten nur zwei Waffen
mit Sicherheit als abgeſchoſſen betrachtet
wer=
den, darunter die Waffe des Planetta. Von einem
anderen Sachverſtändigen wurde ſodann die Todesurſache des
Bundeskanzlers mitgeteilt.
Dollfuß iſt danach durch zwei Schüſſe getroffen worden; der
erſte drang ſechs Zentimeter unterhalb des Kinns in die
Hals=
gegend ein. Das Geſchoß hat den Hals abwärts durchſchlagen,
drang durch den Halswirbel durch durchſchlug das Rückenmark
und iſt unter dem Scheitel der Achſelhöhle ausgetreten. Die
Ver=
letzung war unbedingt tödlich.
Auf die Frage des Vorſitzenden, ob der Bundeskanzler bei
entſprechend raſcher Pflege hätte gerettet werden können, erklärte
der Sachverſtändige, daß der Bundeskanzler zwar langſam
ver=
blutet und durch die hierdurch hervorgerufene Schwäche
verſchie=
den ſei, daß jedoch auch bei ſofortiger Pflege nur das Leben
ver=
längert, nicht jedoch hätte gerettet werden können. Der zweite
Schuß drang durch einen Teil des Halſes ein und habe weiter
zum Tode beitragen können. Es war ein ſogenannter Prellſchuß,
bei dem durch eine Bewegung des Körperteils das Geſchoß
wie=
der herauskam. Der zweite Schuß wurde auf eine Entfernung
von einem halben Meter abgegeben. Mit der Verletzung war
die Lähmung der Arme, Beine und des Rückens verbunden, über
die ſich der Sterbende beklagte.
Die Beweisaufnahme wurde dann geſchloſſen. In der
Ver=
handlung trat eine halbſtündige Pauſe ein, worauf die Plädoyers
der Staatsanwaltſchaft und der Verteidiger begannen.
Der Staatsanwalt hatte die ſtrengſte Anwendung des Geſetzes
beantragt. Die Verteidiger hatten in ihrem Plädoyer die
Ver=
faſſungsmäßigkeit des Militärgerichtshofes beſtritten und darauf
verwieſen, daß es ſtets in allen Ländern politiſche Attentate
ge=
geben habe. Die Angeklagten ſeien keine Banditen, ſondern
Re=
bellen. Der Verteidiger Dr. Führer verwies insbeſondere auf
die Ermordung des öſterreichiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Karl
Stürgkh durch Fritz Adler, des früheren ſozialiſtiſchen
Reichsrats=
abgeordneten Schumeier durch den Bruder des chriſtlich=ſozialen
Abgeordneten Kunſchak und ſagte, die Angeklagten ſeien ideal
ein=
geſtellte Fanatiker.
Im Anſchluß hieran wurde das bereits gemeldete Urteil
ver=
kündet.
Vor der Erkeilung des Agremenks
für Herrn v. Papen.
DNB. Wien, 31. Juli.
In gut unterrichteten Kreiſen wird jetzt bekannt, daß die
Er=
teilung des Agrements an Herrn v. Papen am Mittwoch oder
Donnerstag dieſer Woche erfglgen ſoll. Entgegen anders
lauten=
den Gerüchten einer gewiſſen Auslandspreſſe ſoll die
öſterrei=
chiſche Regierung keineswegs die Abſicht haben,
die Erteilung des Agrements an Bedingungen
politiſchen Charakters zu knüpfen. Die geſtern
be=
ſchloſſene Entſendung des Geſandten Tauſchitz wird jetzt in allen
diplomatiſchen Kreiſen als ein deutliches Zeichen für die Abſicht
der Regierung bewertet, jetzt ſo ſchnell wie möglich wieder zu
einer Aufnahme normaler Beziehungen und zu der
Wiederher=
ſtellung einer entſpannten Atmoſphäre mit Deutſchland zu
ge=
langen. Jedoch ſoll die öſterreichiſche Regierung beabſichtigen, über
einige Fragen eine Klärung von deutſcher Seite herbeizuführen,
wobei man jedoch den Standpunkt vertritt, daß es ſich hierbei
lediglich um formale Fragen handele, die bereits in der
Zwiſchen=
zeit ihre Klärung gefunden haben. Es wird der Standpunkt
ver=
treten, daß eine Klärung dieſer Fragen wenigſtens nach Lage der
Dinge jetzt durchaus möglich erſcheine und dieſe Fragen keine
ernſthaften Schwierigkeiten für die Wiederherſtellung der von
allen Seiten gewünſchten normalen Beziehungen bilden. Man
glaubt daher, daß der neue deutſche Geſandte, Herr v. Papen,
un=
mittelbar nach der Erteilung des Agrements ſeinen Poſten in
Wien antreten wird.
Tauſchik wieder Geſandter in Berlin.
Bundesamtlich wird mitgeteilt: Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg
hat geſtern den Staatsſekretär für auswärtige Angelegenheiten,
Ingenieur Tauſchitz, empfangen und teilte ihm mit, es erſchiene
ihm mit Rückſicht auf die allgemeine Situation wünſchenswert,
daß Statsſekretär Tauſchitz wieder die Führung der
Geſandt=
ſchaft in Berlin übernehme. Staatsſekreätr Tauſchitz erklärte,
er werde ſich dem neuen Bundeskanzler ebenſo loyal zur
Ver=
fügung ſtellen wie dem verewigten Bundeskanzler Dr. Dollfuß.
Der Staatsſekretär Tauſchitz wird ſchon nach Uebergabe des
Am=
tes an den neuernannten Außenminiſter Berger=Waldenegg in
den nächſten Tagen nach Berlin zurückkehren und die Geſchäfte
der Geſandtſchaft wieder übernehmen.
*
Der öſterreichiſche Miniſterrat beſchloß am Montag ein
Bun=
desverfaſſungsgeſetz, das für ſogenannte Minderbeteiligte” an
den Ereigniſſen vom 25. bis 28. Juli die Möglichkeit der
Ueber=
weiſung in ein Zwangsarbeitslager und den Entzug des
Ver=
mögens vorſieht.
Nach einer Mitteilung des Bundeskommiſſars für
Heimat=
dienſt, Adam wird Vizekanzler Fürſt Starhemberg die Leitung
der Vaterländiſchen Front übernehmen. Damit iſt das Erbe von
Dr. Dollfuß zwiſchen Dr. Schuſchnigg und Vizekanzler
Starhem=
berg geteilt worden. Die Uebernahme der Leitung der
Vaterlän=
diſchen Front durch Vizekanzler Fürſt Starhemberg bedeutet eine
weitere erhebliche Verſtärkung der Heimwehrpoſition in
Oeſter=
reich.
Zum öſterreichiſchen Bundesminiſter für Landwirtſchaft wurde
Joſeph Reither, der bisherige Landeshauptmann von
Niederöſter=
reich ernannt. Ferner wurde zum Staatsſekretär für
Sicherheits=
weſen der bisherige Sicherheitsdirektor für Oberöſterreich, Baron
Hammerſtein=Equord, ernannt.
Der frühere Landeshauptmann von Kärnten, der
Landbünd=
ler Kernmeier, wurde im Laufe der militäriſchen
Säuberungs=
aktion im Gebiet von St. Veith an der Glan verhaftet und nach
Klagenfurt gebracht. Kernmeier war noch bis vor kurzem
Landes=
hauptmann von Kärnten.
Der dem Bezirksgericht in Wien zugeteilte Landesgerichtsrat
Dr. Guntram Wenger wurde wegen Bemerkungen
hochverräteri=
ſchen Inhalts verhaftet und dem Landesgericht für Strafſachen
eingeliefert.
in der Tollwut des Kriegsgeſchreis anſtecken. Sie ſoll beſſer die
eberzeugung gewinnen, daß ſchöner als die Kugelſaat
ines Maſchinengewehrs das Ausſtreuen einer
hand=
oll Körner für das Brot ihres Volkes iſt.
Wir haben einmal vor zwanzig Jahren furchtlos dem Tod in
ein unbarmherzig beinernes Geſicht geſchaut. Wir wollen, daß
ie Jugend den Mut hat, ebenſo furchtlos dem Tod in ſein
artes, unbarmherziges Geſicht zu ſehen. Erſt
enn ſie das kann, dann kann ſie einmal auch Soldat und
Krie=
r ſein. Die ſoziale Not bei allen Völkern der Erde kommt
icht vom Krieg, ſondern nur von dem ſchlechten Willen
derjeni=
in, die wir nur zu gut kennen, die auch in unſerem Kriege aus
im Schweiß und dem Blut der Soldaten gleißendes Gold gemacht
iben.
Zwei Wege ſind euch offen. Der eine führt über Haß,
Miß=
inſt und Neid zu neuem und ſchlimmerem Verderben als vor
banzig Jahren. Der andere aber führt über Arbeit und
ameradſchaft zu ehrenvollem Frieden für alle,
ie eines guten Willens ſind.
Das Gericht kommt wieder! Denn wir ſind das ewige Gericht
r im guten Glauben für ihre Heimat geſtorbenen Soldaten.
berammergau und ſein Paſſionsſpiel.
1634—1934.
Mitten im Dreißigjährigen Krieg war es, als die von der
eſt heimgeſuchien Bauern des weltabgeſchiedenen
Gebirgs=
rfes Oberammergau das Gelübde ablegten, nach dem Erlöſchen
r furchtbaren Seuche das Leben und Leiden des Herrn, oder
2as große Verſöhnungsopfer auf Golgatha”, wie ſie es
innten, dramatiſch aufzuführen. Die erſte Vorführung fand
1 Jahre 1631 auf dem Friedhof der Gemeinde ſtatt und ſe:
80 wurde ſie alle zehn Jahre wiederholt.
Ju dieſein Jahre werden anläßlich der 300jährigen
Wieder=
hr. die Jubiläumspaſſionsſpiele” aufgeführt. Das nächſte
aſſionsſpiel findet wieder im Jahre 1940 ſtatt.
„Nur das Außerordentliche kann den Menſchen zum Empfang
S Außerordentlichen drängen. Der von Gewohnheit breit und
att getretene Boden des Lebens muß von dem Ungewöhnlichen
Ifgeriſſen und umgepflügt werden, ehe das Samenkorn des
öheren Lebens in ihm Wurzel faſſen kann. Die Gewohnheit
nd Alltäglichkeit übt eine eiſerne Macht über die
Menſchen=
ele und iſt der gefährlichſte Feind für das Wachstum jeder
eſſeren Lebenskraft und die geiſtige Wiedergeburt des
Men=
hen. Darum iſt es gut, wenn der Menſch ſich aufrafft von
Zeit zu Zeit, um in der Sehnſucht nach einer höheren Gnade
an dieſem oder jenem Gnadenort Hilfe und innern Troſt zu
empfangen. Jeder Gang, den der Menſch in dieſer Abſicht
unternimmt, kann er mit höherem Recht eine Wallfahrt nennen.
Viele ſind in ſolcher Geſinnung zu den Paſſionsvorſtellungen in
Ammergau gewallfahrtet, und gewiß hat jeder, der dieſe
Ge=
ſinnung dahin mitgebracht, auch Troſt und Erhebung, höhere
Begeiſterung und neue Lebenskraft von dort als Gnadengeſchenk
mit nach Hauſe genommen.”
Dieſe Worte mit denen vor 84 Jahren der große religiöſe
Denker und Kunſtfreund Martin Deutinger ſeine Schrift
„Wallfahrt nach Oberammergau” eingeleitet hat, paſſen auch
zum 300jährigen Jubiläumsſpiel des Paſſionsdorfes. Mag ſich
unterdeſſen auch in Oberammergau und bei ſeinen Menſchen
naturgemäß manches geändert haben: geblieben iſt bis heute der
heilige Ernſt und die künſtleriſche Größe der Paſſionsdarſtellung,
die völlige Hingabe der einzelnen Spieler, die ſich bewußt ſind,
auf einer Weltbühne zu ſtehen, und die große Ergriffenheit
aller Zuſchauer des erhabenſten Dramas der Weltgeſchichte.
Deshalb haben Deutingers geiſtvolle Schilderungen ſeiner
Er=
lebniſſe der Oberammergauer Paſſion vom Jahre 1850 die ganze
Friſche eines Berichtes über das Jubiläumsſpiel des Jahres 1931.
„Der Eindruck, den die großartige Natur hier auf das
Ge=
müt macht, die den Beſchauer gleichſam von der ganzen übrigen
Welt abſchließt, und die Erwartung des Erhabenen
unwillkür=
lich in ihm weckt: Dieſer Eindruck, den die Umgebung auf den
Fremden macht, welcher das Gemüt in eine für alles Große
und Erhabene empfängliche Stimmung verſetzt, gehört ſozuſagen
mit zu den Vorſtellungen. Als neu verjüngter Menſch iſt er in
den wunderbaren Anblick verloren und beſinnt ſich nicht auf
ſich, ſondern auf das, was vor ihm vorgeht.”
Wie es heute noch bei allen Aufführungen der Fall iſt,
wurde Deutinger ſchon bei der erſten Maſſenſzene, dem Einzug
Jeſu in Jeruſalem, zu heiliger Begeiſterung hingeriſſen:
In der Mitte der Hoſianna rufenden Schar erblicken wir
die Geſtalt des Heilandes, in würdiger Haltung auf dem Eſel
reitend, mit einem milden, faſt demütigen Anſehen, von welchem
man gleich beim erſten Anblick fühlt, welche Macht eine ſolche
ſanfte Milde über die Herzen der Menſchen üben muß. So
ſehen wir ihn mitten in der jubelnden Menge allein ernſt und
faſt traurig. Schritt für Schritt geleiten wir die Schar des
Volkes und insbeſondere den vorauseilenden Zug der Kinder,
bleiben mit ihnen ſtehen, um uns wieder umzuſehen nach der
milden Geſtalt deſſen, dem dieſer Jubelruf ertönt. Die Stelle
des Schauenden wird unbewußt wie in einen Taumel und,
Rauſch frommen Entzückens verſetzt. Was auch nach dieſer
Szene noch kommen mag; das Gemüt iſt nun einmal der heiligen
Begeiſterung voll und nichts kann es mehr darin ſtören.
In der ganzen Paſſionsdarſtellung herrſcht ein feiner Takt,
der nicht bloß alles Unſchickliche zu vermeiden weiß, ſondern wie
durch eine natürliche Eingebung das Richtigſte und Schönſte
trifft. Alles, was die Umgebung des Heilandes angeht, wird
mit großer Zartheit behandelt. Auch manche von den
unbeweg=
lichen ſymboliſchen Szenen ſind mit einer ſo ſinnigen Zartheit
behandelt, daß auch das geübteſte Künſtlerauge ſeine Freude
an dieſen ſchönen Gruppen haben muß. Dieſer Sinn für das
plaſtiſch und maleriſch Schöne mochte auch in der Auswahl der
Perſonen geleitet haben, denen die einzelnen Rollen zugeteilt
ſind. Dieſen Apoſtelgeſtalten iſt das Auge ſchon irgendwo hei
Betrachtung ſchöner Gemälde begegnet.
Bei einem ſo mächtigen Eindruck, den die Darſtellungen
unverkennbar in allem hervorrufen, iſt wohl die Frage nicht
überflüſſig: woher dieſer mächtige Eindruck? Iſt es die Kunſt
der Darſtellung, was dieſe Wirkung hervorbringt? Oder iſt die
dramatiſche Anordnung und Durchführung eine ſo innerlich
vollendete, daß ſie einen ſolchen Sieg über das menſchliche
Ge=
müt ihrer kunſtreichen Erfindungsgabe zuſchreiben dürfte? Oder
liegt der Grund eines ſolchen Erfolgs im Menſchenherzen und
in der Sache ſelbſt? — Die lebendige Erſcheinung der höchſten
Liebe iſt es, die ſo mächtig auf jeden Menſchen wirken muß
und den Gebildeten wie den Ungebildeten mit gleicher Kraft
ergreift. Die Darſtellungen des Paſſionsſpiels haben in ihrer
inneren Anordnung durch den Geſang des Chors, die plaſtiſchen
Bilder und die darauf folgende dramatiſche Handlung alle
Elemente der menſchlichen Natur in gleicher Weiſe berückſichtigt
und dadurch den ganzen Menſchen mit all ſeinen Kräften in
lebendige Teilnahme hineingezogen und auf das eine Ziel
hin=
gewieſen: das Wahre, ewige Leben."
Wer aus irgend welchen Gründen ſelbſt nicht zum Spiel
kommen konnte, dem möge das ſoeben bei F. Bruckmann A.=G.,
München, erſchienene offizielle Album mit 32 ſchönen
Farb=
drucken vom Jubiläums=Paſſionsſpiel 1934 nach Uvachrom=
Aufnahmen (3,80 RM.) — von Freundeshand geſchenkt — von
dem heiligen Ernſt des Spieles, von dem Leiden und Sterben
des Heilandes erzählen. Die Bilder ſind eine naturgetreue
Erinnerung an das große Spiel von bleibendem Wert. Dieſes
wunderſchöne Bilderwerk wird ſicherlich manchen veranlaſſen,
bei ſich bietender Gelegenheit nach dem Paſſionsdorf zu wandern,
Oberammergau, das weltbekannte Dorf der Bildſchnitzer,
das liebliche Paſſionsdorf, der gaſtliche Fremdenort, liegt in
inem grünen Hochtal des Ammergebirges, dem zwei
Berg=
gipfel — Kofel und Laber — eine ſchon von ferne bemerkbare
Prägung geben. In Oberammergau und ſeiner wunderſchönen
Umgebung iſt ein Maß von Urſprünglichkeit der Natur erhalten
geblieben, wie dies bei keiner anderen bayeriſchen
Voralpen=
gruppe mehr der Fall iſt.
Seite 4 — Nr. 210
Heute begehen die Eheleute Julius Kahl
und Frau, geb. Plößer, das Feſt der
Silbernen Hochzeit!
Glück auf zur Goldenen!
Am 29. Juli verſchied meine treue
Lebens=
gefährtin während, unſerer 55jähriger
Ehe, meine gute Mutter, unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Köhler
im 77. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Max Thylmann
Oberſtleutnant a. D.
Wilhelm Thylmann.
Darmſtadt, den 31. Juli 1934.
Beckſtraße 63.
Die Einäſcherung findet in aller Stille
ſtatt. Von Beileidsbeſuchen bitten wir
abzuſehen.
(8084
Allen Verwandten und Bekannten die traurige Mitteilung,
daß meine gute Frau, unſere Mutter, Großmutter, Schweſter
und Tante
Frau Katharina Krick
geb. Spalt
am 27. Juli nach ſchwerem Leiden ſanft verſchieden iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliehenen:
Armand Krick.
Auf Wunſch der Eniſchlafenen hat die Beiſetzung in aller
Stille ſtattgefunden. — Beileidsbeſuche dankend verbeten.
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Am 30, Juli verſchied plötzlich unerwartet
unſer lieber Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder und Onkel
Ludwig Ganzert
Weichenſteller i. R.
im 86. Lebensjahre,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Kath. Wittmann Wwe., geb. Ganzert
Ludwig Ganzert.
Darmſtadt, 30. Juli 1934. (8146
Die Beerdigung findet Donnerstag, den
2. Auguſt, nachm. 2½ Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute entſchlief nach kurzem Leiden unſere liebe
Groß=
mutter, Urgroßmutter, Schwiegermutter,
Schwä=
gerin und Tante
Frau Aund Lauleincläger
geb. Dietrich.
Otto Richter und Frau Elly, geb. Noack.
Darmſtadt, den 31. Juli 1934.
Eichbergſtraße 11.
Auf Wunſch der Verſtorbenen findet die Beerdigung in aller
Stille ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und reichlichen Kranz= und Blumenſpenden
bei dem ſo ſchmerzlichen Verluſt unſeres lieben,
guten Sohnes und Bruders
Arthur
ſagen wir allen unſeren herzlichſten Dank.
Beſonderen Dank noch Herrn Pfarrer Gombel
für die troſtreichen Worte am Grabe.
In tiefer Trauer:
Familie Heinrich Kurz
und Söhne.
Gräfenhauſen, den 31. Juli 1934.
Wenn Liebe könnte Wunder iun,
Und Tränen Tote wecken,
Dann würde Dich, gewiß mein Kind
Die kühle Erd’' nicht decken.
(8135
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[ ← ][ ][ → ]1.5
4
un=
imen”
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1934.
N.5. Volkswohlfahrt
jalholiſches oder prokeftankiſches Liebeswerk?
Von Gauamtsleiter Pg. Bürgermeiſter Haug, Darmſtadt.
Seit dem erſten Tage ihrer Gründung durch den Führer
die Nationalſozialiſtiſche Volkswohlfahrt nur Arbeit und
nſatz für das ganze Volk gekannt. Wir fragten bei keinem
treuten nach Stand, Beruf, Religion oder frühere
Partei=
gehörigkeit. Die Not und der Hunger tut bei jedem
Volks=
roſſen weh, und wir kannten nur die große Aufgabe, einen
ten Sozialismus der Tat als das Weſen des
national=
ialiſtiſchen Staates unter Beweis zu ſtellen.
Waren dies die Grundſätze im vergangenen
Winterhilfs=
rk. ſo gilt dies auch nun bei den gegenwärtigen Aufgaben
r NS.=Volkswohlfahrt. Die Aktion „Mutter und Kind” kommt
m ganzen deutſchen Volke zugute. Stand die Notwendigkeit
t. irgendeine hilfsbedürftige Mutter oder ihre Kinder zu
ver=
icken, ſo hat die NSV. gehandelt und nach nichts anderem
fragt.
Um ſo bedauerlicher, daß man dieſe Arbeit am ganzen
utſchen Volk nun ſchon wieder zu ſtören ſucht, zu ſtören aus
ner fanatiſch einſeitigen Geſinnung heraus, welche nicht an
je umfaſſende Volksgemeinſchaft denkt, ſondern eigene
Gemein=
haften geſondert behandelt wiſſen will. Die aus der
gemein=
umen Kraft aller Volksgenoſſen ſo ſtarke Leiſtungsfähigkeit
er NSV. wird in geradezu gehäſſiger Einſeitigkeit geſchmälert
der aber aus einer ſich wiederbelebenden Klaſſengeſinnung
her=
ts vorgeſchlagen, auf dieſe von der NSV. gebotenen
Erholungs=
öglichkeiten einfach zu verzichten. Die NSV. würde immer noch
nügend hilfsbedürftige und dankbare Volksgenoſſen finden,
ſer wir wollen auch den Ruf unſerer wahrhaft gemeinnützigen
riſtlich=nationalen Arbeit nicht geſchmälert ſehen. Wir wollen
is allein durch Leiſtung gewonnene Vertrauen nicht durch
eden und auch nicht durch Vorenthalten unſerer Leiſtungen
mmälern laſſen. Das aber iſt gewiſſer Reden dunkler Sinn.
Dieſe Sprache verſtehen wir nicht mehr. Wir taſteten niemals
e religiöſe Einſtellung der von uns Betreuten an, wir laſſen
r Kirche, was ihr gehört, aber wir laſſen uns auch in unſer
roßes deutſches Liebeswerk von keiner Seite ſtörend hineinreden.
sgibt nur eine gemeinſchaftliche Aktion „Mutter und Kind”, die
iter der Führung der NSV. ſteht. Ein eigenes Werk konfeſſioneller
erbände, wie es gefordert wurde, widerſpricht den Anordnungen
id dem Sinn der Aufgabe, die genau ſo national wie poſitiv
tiſtlich iſt.
Wenn evangeliſche Kinder in katholiſche Gegenden kommen
id umgekehrt, dann werden hiermit chriſtliche Brücken geſchlagen
erden, die der nationalſozialiſtiſche Staat um des inneren
Frie=
es willen fordert und erſehnt. Die NS. Volkswohlfahrt iſt
eder proteſtantiſch noch katholiſch, ſondern ein
nationalſozia=
fſtiſches Liebeswerk. Wir wollen Katholiken und Proteſtanten
s Deutſche erfaſſen. Es iſt genug mit dem Bruderkampf im
aterland, es hat ein Ende mit dem konfeſſionellen Hader, eine
eue Generation kennt nur noch das große und genmeinſame
ſeutſchland ohne all die Urſachen der einſtigen Zerriſſenheit. Wer
itztere wieder belebt, muß aus nationaler Verantwortung heraus
jrückgewieſen werden.
Die NS. Volkswohlfahrt iſt die Organiſation des Führers,
Erfüllt ihre Aufgaben nach ſeinen Anordnungen, denn das
olk, und damit wir, wollen den Frieden und die Einigkeit.
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 210 — Seite 5
1
Beamtenjubiläum. Die Herren Lud Bund, hier,
Blumen=
alſtr. 62, und Phil. Helfrich hier Mettegangweg 16. feiern
ute, am 1. Auguſt. in treuer Pflichterfüllung ihr 25jähriges
ienſtjubiläum als Lokomotivführer bei der Reichsbahn (
Bahn=
triebswerk Darmſtadt).
Jubiläen. Am 1. Auguſt ſind der Prokuriſt Herr Georg
tein, Darmſtadt, Roßdörfer Straße 9 40 Jahre, und Herr
Fried=
ch Schupp. Darmſtadt, Kahlertſtraße 4, 30 Jahre als
kauf=
änniſche Angeſtellte in der Firma P. Baumann,
Kohlengroß=
indlung in Darmſtadt, tätig.
— Hohes Alter. Heute, am 1. Auguſt, feiert Frau Helene
ernhard, Rundeturmſtr. 7, in geiſtiger Friſche ihren 75.
Ge=
urtstag.
— Gedächtnisſchau Leo Kayſer. Die zum Andenken unſeres
eit über Heſſens Grenzen hinaus geſchätzten Malers und
Gra=
hikers Leo Kayſer in der Kunſthalle am Rheintor veranſtaltete
eedächtnisſchau hat ihrer Bedeutung entſprechend einen vollen
rfolg gehabt. Sie hatte ſtändig einen beſonders guten Beſuch,
nd es war eine Freude, feſtzuſtellen, wie beifällig der
künſtle=
iſche Nachlaß Leo Kayſers von all den Erſchienenen
aufgenom=
ien wurde. Ein ſchlagender Beweis hierfür waren auch die
ahlreichen Wünſche, die den Vorſtand zu einer Verlängerung der
lusſtellung veranlaßten. Wenn ſo das künſtleriſche Ergebnis der
ſeranſtaltung außer Frage ſteht hat ſie auch gegen ſonſt ein
ſeachtliches Verkaufsreſultat gezeitigt. Nachdem noch in den
letz=
en Tagen das Heſſiſche Landesmuſeum die Blätter, „Tote Stadt”,
„Vorfrühling am Bach”, „Altſtadt, Schuknechthaus”. Am Main,
Boot”, „Landgrafenſchlucht” und „Dorf im Odenwald” und die
Stadt Darmſtadt die Radierungen „Oppenheimer
Katharinen=
lirche”, „Wartburg von Oſten . „Am Mühlteich”. „An der
Ziegel=
bütte” „Blick von der Altſtadt aufs Schloß” und „Abend, am
Bach” erworben haben, ſind insgeſamt 29 Käufe in der
Gedächt=
tisſchau zu verzeichnen, ſicher ein ſehr ſchöner und
begrüßens=
berter Abſchluß. Im Auguſt d. J. bleibt die Kunſthalle
ge=
chloſſen, weil zu viele der Mitglieder in dieſem Monat auf
Rei=
en ſind. Dagegen wird ſie Anfang September wieder ihre
Pfor=
en öffnen und dann eine beſonders intereſſante
Geſamtausſtel=
ung unſeres hochgeſchätzten Darmſtädter Meiſters Prof. Richard
Doelſcher bringen.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Gottesdienſt
um Gedächtnis an den Ausbruch des Weltkriegs
am Mittwoch, den 1. Auguſt 1934, 20 Uhr. Die Mitglieder der
dem Verband Heſſiſcher Regimentsvereine angeſchloſſenen Vereine
nehmen an den Gottesdienſten in ihren Kirchengemeinden teil.
Zum Gottesdienſt in der Stadtkirche Darmſtadt werden
ledig=
ich die Fahnenabordnungen (in Uniform) entſandt. Sammeln:
9,50 Uhr im Glockenbau der Stadtkirche Darmſtadt.
Ordnungs=
lienſt: Vereinigung früherer Leibgardiſten, Darmſtadt. Die
Kol=
ekte in der Stadtkirche iſt für die Gedenktafel der Gefallenen
jeſtimmt.
Was die Zungen werden wollten.
(Aus dem Jahresbericht der öffentl. Berufsberatung.)
Die Abteilung Berufsberatung des Arbeitsamts Darmſtadt
hat wiederum ein Geſchäftsjahr abgeſchloſſen. Auffallend iſt der
ſtarke Auftrieb, den die öffentliche Berufsberatung ſeit der
natio=
nalſozialiſtiſchen Regierung, die ſich auch der Jugend ganz beſonders
annimmt, bekommen hat. Während z. B. im Geſchäftsjahr 1932/33
(vom Juli bis Ende Juni) 1217 männliche Ratſuchende die
Berufs=
beratung 4904mal in Anſpruch genommen haben, ſtieg im
folgen=
den Geſchäftsjahr 1933/34 die Zahl der männlichen Ratſuchenden
um über 110 Prozent, und zwar auf 25 59, die 9151mal die
Be=
ratung aufſuchten. 2171 Ratſuchende waren Volksſchüler, die
übri=
gen 388 Schüler höherer Lehranſtalten, worunter ſich 168
Abi=
turienten befanden. — Auch die Zahl der offenen Lehrſtellen und
Lehrſtellenvermittlungen ſtieg in ähnlichem Maße. Im
Geſchäfts=
jahr 1932/33 wurden 536 offene Lehrſtellen angemeldet und 490
da=
von beſetzt, im folgenden, 1933/34, erhöhten ſich die entſprechenden
Zahlen auf 1306, bzw. 1269. Gegenüber dem Vorjahre ſtieg alſo
die Zahl der offenen Lehrſtellen um 143,6 Prozent, die
Lehrſtellen=
vermittlungen um 160 Prozent.
Die 2559 männlichen Ratſuchenden äußerten 110
verſchie=
dene Berufswünſche. Am begehrteſten waren folgende 21
Berufe (die Zahl gibt die Häufigkeit des gleichen Berufswunſches
an): Kaufmann 262. Maſchinenſchloſſer 250. Unbeſtimmt 189,
Auto=
ſchloſſer 152, Weißbinder 129, Bäcker 123. Büro 105.
Elektroinſtal=
lateure 103. Metzger 94, Bauſchloſſer 91. Schreiner 86. Buchdrucker
und Schriftſetzer 83. Friſeur 81 Schuhmacher 74, ungelernte Arbeit
49, Verkäufer 47, Maurer 45, Gärtner 38 Mechaniker 36,
Motoren=
ſchloſſer 34, Spengler und Inſtallateur 33.
Die 1269 in Lehrſtellen vermittelten Jungen kamen in 7 2
ver=
ſchiedenen Berufe unter. Der überwiegend größte Teil
wurde in folgende 26 Berufe vermittelt (die Zahl gibt die
Häufig=
keit der Vermittlungen in dem betreffenden Beruf an): Kaufmann
121, Maſchinenſchloſſer 108. Weißbinder 96, Bauſchloſſer 92,
Schrei=
ner 73. Bäcker 70, Spengler und Inſtallateur 52.
Elektroinſtalla=
teur 44, Metzger 40, Buchdrücker und Schriftſetzer 32, Autoſchloſſer
30, Friſeur 29, Maurer 28, Verkäufer 26, Büro 25, Gärtner 25,
Polſterer und Tapezier 24. Schuhmacher 23, Huf= und
Wagen=
ſchmied 18. Herdſchloſſer 18, Schneider 17. Weber 17 Mechaniker 15,
Motorenſchloſſer 14, Former 12, Techn. Zeichner 12.
Intereſſant iſt nun, die Berufswünſche mit den vorhandenen
Unterkommensmöglichkeiten zu vergleichen. Auf 182 kaufmänniſche
und Bürolehrſtellen kamen 430, auf 108 Maſchinenſchloſſerlehrſtellen
250 Bewerber. Bäcker und Metzger wollten 2mal,
Elektroinſtalla=
teure, Buchdrucker und Schriftſetzer 2½mal, Friſeur und
Schuh=
macher 3mal und Autoſchloſſer ſogar 5mal ſoviel werden als
Lehr=
ſtellen vorhanden waren. Neben dieſen Modeberufen gab es aber
auch Mangelberufe, d. h. ſolche, die im Verhältnis zu den vorhan=
denen Lehrſtellen zu wenig begehrt werden. So wollten z. B. nur
6 Former, 12 Schmied und 33 Spengler und Inſtallateur werden,
trotzdem beträchtlich mehr Lehrſtellen angemeldet waren. Wie oben
zu erſehen, konnten aber ein gut Teil mehr in dieſe Berufe
ver=
mittelt werden. Nach beiden Richtungen hin waren Umberatungen
und in Bezug auf die vorausſichtliche Berufseignung auch viele
Korrekturen der Berufswünſche nötig. Wenn es den ſehr labilen
und häufig nur vermeintlichen Berufneigungen unſerer Jugend
nach ginge, dann würden einige Dutzende von Berufen maßlos
überfüllt werden, während andere, gleichfalls lebenswichtige
Be=
rufe, kaum den nötigen Nachwuchs erhielten.
Die diesjährigen Abiturienten ſind zum größten Teil, ſoweit
ſie nicht als Hochſchulberechtigte das Dienſthalbjahr für Studenten
ableiſten, in den freiwilligen Arbeitsdienſt gegangen und die
meiſten davon werden wohl zum Herbſt oder Fruhjahr als
Lehr=
ſtellenbewerber erſcheinen. — Viele ratſuchende Abiturienten
waren ältere Jahrgänge, die das übliche Lehrlingsalter weit
über=
ſchritten haben und ſchwer in Lehrſtellen unterzubringen ſind. Im
ganzen konnten 49 Abiturienten in Lehrſtellen vermittelt werden,
und zwar nur in Angeſtelltenberufe; handwerkliche Berufe werden
durchweg glatt abgelehnt. Man glaubt immer noch vielfach auf
eine Beamtenanwärterſtelle Anſpruch zu haben. Die Not der
Abi=
turienten fängt eigentlich erſt an, wenn man ſich für einen Beruf
in Handel, Handwerk, Induſtrie oder Landwirtſchaft zu gut dünkt.
Denn wer ſich ohne übermäßige Anſprüche als Lehrling einordnen
kann, der wird beſtimmt auch ſeinen Platz im Wirtſchaftsleben
finden.
Für nicht untergekommene Volksſchüler, die ins Metallgewerbe
wollten, hat der Hauptausſchuß für Berufserziehung beim Rhein=
Mainiſchen Induſtrie= und Handelstag auch in Darmſtadt eine
Vorlehre eingerichtet, in der die wichtigſten grundlegenden
Ar=
beitsverfahren des Schloſſers gelehrt und die Jungen durch
welt=
anſchaulichen Unterricht, ſowie körperliche Ertüchtigung zu
nütz=
lichen Gliedern der Volksgemeinſchaft herangezogen werden. 90
Jungen befinden ſich durchſchnittlich in der Vorlehre, die jederzeit
bei Bedarf der Wirtſchaſt in Lehrſtellen vermittelt werden können.
— Auch die Kreisbauernſchaften ließen ſich die Unterbringung der
Entlaß=Schüler angelegen ſein. An 70 ſchulentlaſſene Volksſchüler
fanden Aufnahme bei Bauern. Es wurden mehr Landſtellen
an=
gemeldet als beſetzt werden konnten.
Im großen und ganzen iſt dank nationalſozialiſtiſcher
Ini=
tiative die gegenüber dem Vorjahre doppelt ſo große Zahl von
Schulabgängern untergekommen. Auf der Straße braucht kein
ſchul=
entlaſſener Junge herumzulaufen, die Vorlehre und Landwirtſchaft
ſind immer noch aufnahmefähig.
* Amalie Sonnenfeld †. In Berlin ſtarb am 23. Juli, im
80. Lebensjahr, die Lehrerin Amalie Sonnenfeld, deren
pädagogiſche Tätigkeit ſich hauptſächlich in Darmſtadt
ausge=
wirkt hat. Amalie Sonnenfeld unterrichtete viele Jahre an den
Oberklaſſen des Hofmänniſchen Inſtituts und an der
Aliceſchule, wo ſie zuerſt Handelsgeographie als neues
Lehr=
fach einführte. In Gemeinſchaft mit ihrer Freundin Dr. Ella
Menſch, gab ſie auf Grund langjähriger Praxis eine Sammlung
von Aufſätzen heraus für Schülerinnen von Handels= und
Indu=
ſtrieſchulen. Kollegen und Kolleginnen ſollte das Buch eine
An=
zahl von Muſterbeiſpielen bieten. Die Verſtorbene hat es durch
ihr Eingehen auf das jugendliche Gemüt vortrefflich verſtanden,
ſich die Achtung und Liebe ihrer Zöglinge zu erwerben. Als in
Darmſtadt por einigen Jahren das Jubiläum des Hofmänniſchen
Inſtituts gefeiert wurde, erwähnte die Feſtſchrift ihrer in
beſon=
m.
ders ehrenvoller Weiſe.
Rchtung!
Stadtteil Beſſungen
Dir haben der Firma
G. L. Künzel
Beſſungerſtraße 59 (Caden)
die
Annahmeſtelle für Anzeigen
und Zeitungsbeſtellungen übertragen
Heſſiſche Erfinder.
Auszug aus dem Patentblatt vom 26. Juli 1934.
A. Patentanmeldungen:
Carl Schenck, Eiſengießerei und Maſchinenfabrik Darmſtadt
G. m. b. H., Darmſtadt. Schwingſieb, bei welchem eine
Selbſtrei=
nigung durch Schwingungen eines oder mehrerer Siebgewebe
ſtattfindet.
Enzinger=Union=Werke A.=G., Pfeddersheim b. Worms.
Fil=
terpreſſenplatte.
Faber u. Schleicher A.=G., Offenbach a. M. Vorrichtung zum
Ausſondern einzelner Bogen in der Auslage von Druckmaſchinen
o. dgl. von Hand.
B. Erteilte Patente.
C. A. Neubecker G. m. b. H., Offenbach a. M. Verfahren und
Vorrichtung zum Reinigen von Gefäßen, insbeſondere zum
Ent=
pichen von Fäſſern.
Wilhelm Haller, Friedberg i. Heſſen. Verfahren zum
künſt=
lichen Altern von Leinöl.
Auguſt Ruhl jr., Kleinlinden b. Gießen. Kamera=
Mikrovor=
ſatzgerät.
— Evangeliſche Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Die Mitglieder
und Freunde der hieſigen Stadtmiſſionsarbeit werden davon in
Kenntnis geſetzt, daß am Donnerstag abend um 8.30 Uhr Herr
Pfarrer Köhler von der Martinsgemeinde die Bibelſtunde im
großen Stadtmiſſionsſaal halten wird.
Der Reichsſtatthalter in Heſſen:
Perſonalmeldungen.
Ernannt wurden: der Gendarmeriehauptwachtmeiſter Johann
Adam Ihrig in Bürſtadt mit Wirkung vom 1. Juli 1934 zum
Gendarmeriemeiſter; am 21. Juli 1934 der planmäßige
außer=
ordentliche Profeſſor der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt Dr. Otto
Stocker zum perſönlichen Ordinarius; der Direktor der
zoolo=
giſchen Abteilung des Landesmuſeums und außerplanmäßige
außerordentliche Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule
Darm=
ſtadt Dr. Theodor Liſt unter Uebertragung des perſönlichen
Or=
dinariats für Zoologie zum ordentlichen Profeſſor an der
Tech=
niſchen Hochſchule Darmſtadt mit Wirkung vom 1. April 1934 an;
der mit der Verſehung der außerordentlichen Profeſſur für
Orna=
mentik und Modellieren an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
beauftragte Bildhauer Hermann Geibel aus München zum
planmäßigen außerordentlichen Profeſſor für Aktzeichnen und
an=
gewandte Plaſtik unter Berufung in das Beamtenverhältnis mit
Wirkung vom 1. Juli 1934 an.
Umgewandelt wurden: am 21. Juli 1934 die auf Grund des
§ 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums
vom 7. April 1933 erfolgten Entlaſſungen des Lehrers Jakob
Strauß an der Volksſchule zu Offenbach a. M., des Lehrers Dr.
Markus Strauß an der Volksſchule zu Offenbach a. M., des
Studienrats Leopold Schwarzſchild an dem Gymnaſium zu
Offenbach a. M. in Verſetzungen in den Ruheſtand auf Grund des
§ 6 des vorgenannten Geſetzes.
Heſſiſches Skaalsminiſterium:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurden der Gendarmeriehauptwachtmeiſter a. Pr.
Emil Lein in Grebenhain, unter Berufung in das
Beamtenver=
hältnis, mit Wirkung vom 1. Juli 1934, zum
Gendarmeriehaupt=
wachtmeiſter; am 21. Juli 1934 der Notar Immo Albrecht zu
Gießen durch Urkunde des Herrn Reichsſtatthalters in Heſſen, auf
Vorſchlag der Heſſiſchen Regierung, mit ſofortiger Wirkung zum
Notar mit dem Amtsſitz in Friedberg, als Nachfolger des Notars
Jockel.
Verliehen wurde dem Rechnungsrat Karl Daub bei dem
Reviſionsamt der Oberrechnungskammer anläßlich ſeines
Ueber=
tritts in den Ruheſtand der Titel „Oberrechnungsrat”,
Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus. Kunſt
und Volkstum.
Erledigt ſind im Kreis Oppenheim; eine Lehrerſtelle
für einen katholiſchen Lehrer an der Volksſchule in Gau=
Bickelheim und eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer
an der Volksſchule in Weinolsheim. Dienſtwohnungen ſind
vorhanden. Meldungen von Anwärtern, die nicht mindeſtens acht
Jahre die Prüfung abgelegt haben und eine Anwärterdienſtzeit
von mindeſtens fünf Jahren zurückgelegt haben, ſind zwecklos.
Bereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Wir
neh=
men heute abend an dem Gedächtnisgottesdienſt in
der Stadtkirche teil. Antreten 19.45 Uhr, an der
Feuer=
wache. Fahnenabordnung in Uniform.
Kriegerverein Darmſtadt. Mittwoch, 1. Auguſt,
abends 7.40 Uhr: Antreten im Hofe der Städt. Feuerwehr zum
Gedächtnisgottesdienſt in der Stadtkirche zur
Erinne=
rung an die Mobilmachung vor 20 Jahren. Dunkler Anzug,
Mütze, Kyffhäuſer= und Hakenkreuzbinde. — Sonntag, 5. Aug.,
vormittags 8.30 Uhr: Uebungsſchießen auf den Ständen
der Priv. Schützengeſellſchaft hinter dem Waldfriedhof.
Seite 6 — Nr. 210
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
Aus der NSDAB.
Aufruf an alle alten Parteigenoſſen.
Preisausſchreiben der Columbia=Univerſität New York.
Die ſozialwiſſenſchaftliche Abteilung der Columbia=Univerſität
New York beabſichtigt ein Buch herauszugeben, in dem in Geſtalt
von einigen 1000 Lebensläufen nationalſozialiſtiſcher Menſchen
die Gründe des Anwachſens unſerer Bewegung wahrheitsgemäß
geſchildert werden. Für die beſte Beſchreibung des eigenen
Lebens=
laufes von Parteigenoſſen ſind 400 RM. in Preiſen ausgeſetzt. An
dem Preisausſchreiben kann jeder Parteigenoſſe und jede
Partei=
genoſſin, ſoweit ſie vor Januar 1933 Mitglied der NSDAP. waren,
teilnehmen.
Erforderlich iſt eine genaue und ausführliche Beſchreibung
des eigenen Lebens, beſonders ſeit dem Weltkrieg, Angaben über
Familienverhältniſſe, Arbeit, Mitgliedſchaft in Vereinen.
Ver=
bänden uſw, Anteilnahme an der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
und der Revolution, wichtige Erlebniſſe in der Nachkriegszeit. Die
Preiſe werden demjenigen zufallen, der die ausführlichſte und
wahrheitsgetreueſte Lebensbeſchreibung abgibt. Auf Schreibweiſe,
Schreibfehler, ſenſationellen Inhalt und Stil ſoll keine Rückſicht
genommen werden. Es kommt allein auf Ausführlichkeit und auf
Richtigkeit an, ſo daß auch der einfachſte Lebenslauf volle
Berück=
ſichtigung finden wird. An Preiſen ſind insgeſamt ausgeſetzt:
1. Preis 125 RM.,
2. Preis 50 RM.,
3. Preis 25 RM.,
5 Preiſe zu je 20 RM.,
10 Preiſe zu je 10 RM.
Ich bitte die Parteigenoſſen des Kreiſes Darmſtadt, die den
oben genannten Bedingungen entſprechen, alſo vor dem Januar
1933 in die Partei eingetreten ſind, um möglichſt zahlreiche
Betei=
ligung an dieſem Preisausſchreiben. Von den Eingängen werden
die 20 beſten Lebensläufe ausgeſucht und weitergegeben werden.
Die Einſendungen bitte ich bis ſpäteſtens 10. Auguſt bei der
Kreispropagandaleitung, Rheinſtraße 48, abzuliefern. Spätere
Ein=
gänge können nicht berückſichtigt werden.
*
Ortsgruppe Mitte.
Am Reichsparteitag in Nürnberg dürfen nur
Parteimitglie=
der teilnehmen. Demzuſolge bitten wir alle diejenigen
Frauen=
ſchaftsmitglieder, die ſich zur Fahrt nach Nürnberg meldeten, ihren
einbezahlten Betrag auf der Geſchäftsſtelle wieder in Empfang zu
nehmen.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe I Steinberg und IX Mitte.
Der Frauenſchaftsabend der Ortsgruppen Steinberg und Mitte
fällt Mittwoch, den 1. Auguſt, aus. Der nächſte Abend wird noch
bekanntgegeben.
Kreisausbilder.
Die Politiſchen Leiter der Ortsgruppen Pfungſtadt. Hahn und
Eſchollbrücken treten am Mittwoch, den 1. Auguſt, abends 20.15
Uhr, in Eſchollbrücken am Ortsausgang nach Pfungſtadt an.
An=
zug: Dienſtanzug. Erſcheinen iſt Pflicht.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe III Rheintor.
Verſammlung ſämtlicher Amtswalter und der ihnen
zugeteil=
ten Helfer am Mittwoch, den 1. Auguſt 1934. 20.15 Uhr, in der
Reſtauration Zur Eiſenbahn, Ecke Neckar= und Eliſabethenſtraße.
Erſcheinen iſt Pflicht!
Kreisfunkwart.
Am Mittwoch, den 1. Auguſt um 20,15 Uhr, iſt in der
Rund=
funk=Beratungsſtelle Funkwarte=Sitzung mit Schulungskurſus.
Sämtliche Ortsgruppen= und Betriebsfunkwarte müſſen zur Stelle
ſein. — An Einreichung der Tätigkeitsberichte wird erinnert.
Deutſche Arbeitsopferverſorgung e. V.
Am Donnerstag, den 2. Auguſt 1934, nachmittags 3 Uhr.
fin=
det im Lokal „Hanauer Hof”. Heinheimer Straße,
Mitgliederver=
ſammlung ſtatt. Alle Mitglieder haben zu erſcheinen.
Invaliden=, Unfall=, Klein= und Sozial=Rentner, die
Mitglie=
der werden wollen, ſind herzlich eingeladen.
Kreisleitung der NSDAP., Abt. Propaganda.
Verſicherungsanſtalt und Berufsgenoſſenſchaft.
Zu einer Beſprechung mit dem Kreispropagandaleiter für die
Feuerſchutzwache 1934 verantwortliche Maßnahmen und zur
Bil=
dung eines Kreisausſchuſſes werden die Verſicherungsanſtalten
und Berufsgenoſſenſchaften im Kreis Darmſtadt gebeten, je einen
Vertreter am Mittwoch, den 1. Auguſt, abends 8.15 Uhr, in den
Brauereiausſchank Fay, Alexanderſtr., gegenüber der Infanterie=
Kaſerne, Inhaber Fabian, zu ſenden.
Der Gaupropagandaleiter Gaufilmſtelle.
Reichsvereinigung deutſcher Lichtſpielſtellen.
Um gegenſeitige Ueberſchneidungen propagandiſtiſcher
Film=
veranſtaltungen zu vermeiden, ſind alle öffentlichen
Filmvorfüh=
rungen von Mitgliedern der Reichsvereinigung deutſcher
Licht=
ſpielſtellen gemäß 8 10 Abſ. 2b der Satzungen rechtzeitig bei dem
Vorſitzenden der Landesſtelle Heſſen=Naſſau deutſcher
Lichtſpiel=
ſtellen Frankfurt a. M., Bürgerſtr. 9/11, ſchriftlich anzumelden.
Ueberwachung von Schwarzſpielern.
Sämtliche Wander=Filmvorführer im Gau Heſſen=Naſſau
müſ=
ſen im Beſitz eines Ausweiſes über ihre Berechtigung zur
Vor=
führung von Filmen ſein. Wer ohne Ausweis der
Reichsfilm=
kammer Filmveranſtaltungen durchführt, iſt nach Feſtlegung ſeiner
genauen Anſchrift ſofort durch den zuſtändigen OG.=Filmwart an
die Landesſtelle Heſſen=Naſſau deutſcher Lichtſpielſtellen, Frankfurt
a. M., Bürgerſtraße 9/11, zu melden.
Parole der Hitler=Jugend ab 1. Auguſt 1934:
„Die HJ. grüßt das Braunhemd!"
Die HJ. als die treue Gefolgſchaft des Führers will Garant
ſein für die Einheit der geſamten nationalſozialiſtiſchen
Bewe=
gung. Nicht engherzige Beſchränkung auf ihren eigenen Kreis,
ſondern großzügiges Bekenntnis zu all denen, die zu Adolf Hitler
gehören, erfüllt ſie. So wie uns das innerlich bewegt, bringen
wir es auch nach außen zum Ausdruck. Wir fragen nicht danach,
wer unter den Gefolgsmannen Adolf Hitlers zuerſt grüßen ſoll
und muß. Wir grüßen ſie alle, die durch das Braunhemd, dem
Ehrenkleid, das uns der Führer ſchenkte, als ſeine große
Gefolg=
ſchaft zu erkennen ſind!
Wir verpflichten uns, ob Führer oder Gefolgsmann, zum
Gruße nicht nur innerhalb unſerer engeren Gemeinſchaft, ſondern
verpflichten uns zum Gruß all denen gegenüber, die als
Amts=
walter der PO. als SS. oder SA.=Männer oder als Angehörige
einer anderen Gliederung der Partei zu erkennen ſind. Der Gruß
ſoll nicht abhängig ſein von der Zugehörigkeit zu der oder jener
Gliederung, oder von dem Beſitz dieſes oder jenes Dienſtgrades.
Der Gruß, den wir entbieten, gilt der Geſamtheit der
Be=
wegung!
Wir grüßen das Braunhemd, wir grüßen die Symbole, die
uns der Führer geſchenkt hat!
Ab 1. Auguſt 1934, dem Gedenktage des großen Ringens, das
vor 20 Jahren deutſche Menſchen zur Volksgemeinſchaft in
blu=
tigem Kampfe zuſammenſchweißte, heben wir als Bekenntnis zur
großen Kameradſchaft des Führers jedem Angehörigen dieſer
Ge=
meinſchaft gegenüber die Hand zum Gruß. Ein vieltauſendfältiges
„Heil Hitler, ſoll Tag für Tag aus den Herzen der jungen Nation
jedem entgegendringen, der uns als Gefolgsmann Adolf Hitlers
im Ehrenkleid des Braunhemdes begegnet.
Ich verpflichte Euch. Kameraden der HJ. und des Jungvolks,
im ganzen Gebiete Heſſen=Naſſau hierauf, und weiß, daß dieſe
Parole: „Die HJ. grüßt das Braunhemd” begeiſterten Widerhall
findet, und daß der Gruß exakt und ſtramm entboten wird.
Grüßt vor allem auch die heiligen Fahnen des
Nationalſozia=
lismus, die Euch auf Eurem Wege begegnen.
Heil Hitler!
Der Führer des Gebiets Heſſen=Naſſau
(gez.): Kramer, Gebietsführer.
*
Ehrenzeichen verloren!
Der Pg. Georg Hering, Kirch=Brombach, Mitglieds=Nr. 55 420,
hat ſein großes Reichsehrenzeichen verloren. Abzugeben bei der
Kreisleitung der NSDAP., Erbach i. O.
ortkeatatdift in Aeoerfee.
NSK. Wer die Heimat verläßt, um draußen in unſeren alten
Kolonien neue Heimat zu ſchaffen, der weiß, daß er auch alle die
uns ſo ſelbſtverſtändlich gewordenen Hilfen hinter ſich läßt, die
hier Kranken und Erholungsbedürftigen zur Verfügung ſtehen.
Er findet ſich damit ab, denn der geſunde Menſch denkt
nicht an Krankheit, und ſoll es auch nicht tun. — Viel
ſchwerer wird aber den jungen Frauen, die ihren Mann
nach drüben begleiten, der Gedanke, daß ſie auch in der erſehnten
Stunde, da neues Leben das Licht erblicken will, nicht ohne
wei=
teres auf die ſichere Hilfe rechnen können, die hier jeder
jungen Mutter zuteil wird.
In ſolchen Notfällen greift nun, einer bald fünfzigjährigen
Tradition folgend, das Deutſche Rote Kreuz.
Frauen=
verein für Deutſche über See, ein. Mit ſeinen Heimen
und Schweſternſtationen in den Kolonien iſt er eine ſtarke Stütze
des Deutſchtums drüben. Vor allem fördert er den Aufbau
der deutſchen Familie; denn oft genug wirkt der Mangel
an Hilfe für Wöchnerin und Kind geradezu geburtenverhindernd.
In Deutſch=Südweſtafrika liegen die Anſtalten des
Vereins, die er über den Krieg hinüberretten konnte und die er
in den letzten Jahren verbeſſerte und erweiterte. In Deutſch=
Oſtafrika mußte er ganz neu aufbauen, den Deutſchen folgend,
die dort ja auch erſt vor einigen Jahren wieder anfangen
konn=
ten, ſich eine neue Exiſtenz zu ſchaffen.
Aus dem Iringa=Hochland kam damals die erſte dringende
Bitte um Hilfe; ſie führte im Jahre 1931 zur Gründung einer
Schweſternſtation in Mufindi. Da dieſe ſich als äußerſt
ſegensreich erwies, wurden im Laufe der nächſten Jahre drei
wei=
tere Stationen eingerichtet: in Mbozi (im Südoſten der
Kolo=
nie), in Dabaga=Himbu (Iringa=Hochland) und in
Ol=
deani (im Norden weſtlich des Kilimandſcharo), Auf ſolcher
Station muß ſtets eine beſonders tüchtige Schweſter
ſitzen, denn die Anforderungen, die an ſie herantreten, übertreffen
weit das, was im allgemeinen von einer Rotkreuzſchweſter in der
Heimat verlangt wird. Faſt immer muß die Schweſter ohne Arzt
arbeiten, und das bedingt nicht nur abſolute Zuverläſſigkeit,
ſon=
dern auch große Erfahrung und Sicherheit in ihrem Beruf als
Krankenpflegerin und Hebamme. In den ſchwierigſten Fällen muß
ſie ſich zu helfen wiſſen, und daneben darf ſie auch die einfachſte
Arbeit nicht ſcheuen, denn meiſtens iſt ſie die einzige weiße Frau,
die der Wöchnerin oder den Kranken zur Seite ſteht.
Entbindungen und Krankenpflege gehen unter den
beſcheiden=
ſten Verhältniſſen vor ſich; die Häuſer der Pflanzer und die der
Schweſternſtationen weiſen keinerlei Bequemlichkeiten im
euro=
päiſchen Sinne auf. oft iſt ihr größter Luxus ein Zementfußboden
an Stelle des in Lehm geſtampften, der keinen Schutz gegen das
Ungeziefer bietet. Die Schweſternhäuſer werden meiſt von den
Pflanzern der Umgegend gebaut und enthalten überall 2 bis 3
Patientenzimmer, damit die Schweſter im Notfall mehrere
Fälle auf einmal verſorgen kann, ſtatt daß ſie von einer
Pflan=
zung zur anderen ziehen muß.
Eine möglichſt reiche Ausrüſtung an
Pflege=
material und Medikamenten wird jeder Schweſter von
hier aus mitgegeben, ja ſogar eine Ausrüſtung zur einfachen
Zahnbehandlung, in der jede Schweſter, die auf ſolche
Ein=
zelſtation geht, ausgebildet ſein muß. Sie muß imſtande ſein, bei
leichteren Schäden helfend einzugreifen, um Schlimmeres zu
ver=
hüten.
Die Einrichtung einer Schweſternſtation wurde jedesmal mi
Begeiſterung von den Deutſchen der ganzen Ge
gend begrüßt. Hatten ſie doch immer vorher die Erfahrun
gemacht, wie verlaſſen ſie in Krankheitsfällen waren, da erſt tag
lang beſchwerliche Reiſen ſie zum nächſten Arzt und zu pflegeriſch=
Hilfe führten.
Vor allem dankbar ſind die jungen Frauen, die nun ohne
Sorgen der Geburt eines Kindes entgegenſehen können und
die ſich auch bei der Aufzucht und Pflege ihrer Kleinen gern
den Rat der erfahrenen Schweſter holen.
Wir planen, demnächſt eine fünfte Schweſtern
ſtation in Oſtafrika, in Morogoro, einzurichten, da w
hoffen, auch hierfür die Mittel, durch die Opferbereitſchaft be
miſcher Kreiſe beſchaffen zu können.
Aehnliche Schweſternſtationen wie hier in Oſt unterhält de
Verein in Portugieſiſch=Angola, wo ſich nach dem Kriee
eine Reihe alter Kolonialdeutſcher anſiedelte, da damals Oſtafrik
für die Wiedereinwanderung von Deutſchen noch nicht
freig=
geben war.
Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit liegt jedoch in Deutſo
Südweſt, wo das Deutſchtum zahlenmäßig am ſtärkſten iſt. M
im Innern des Landes durch die Höhenlage und die ſtarke Sor
nenbeſtrahlung Schaden an ſeiner Geſundheit erlitten hat, kan
im ſchönen behaglichen Prinzeſſin=Rupprecht=
Hei=
in Swakopmund Erholung und Kräftigung finden. Und go
manche Deutſche verdanken es einem häufigeren Aufenthalt hie
an der Seeküſte, daß ſie arbeitsfähig und geſund geblieben ſind.
Da vor allem Frauen und Kinder eine ſolche regelmäßie
Auffriſchung brauchen, die Eltern aber nicht immer in der Lag
ſind, ihre Kinder an die Küſte zu begleiten, wurde das Her
zogin=Adolf=Friedrich=Kinderheim eingerichte
das mit über dreißig Betten unſerem jungen Südweſte
Nachwuchs zur Verfügung ſteht. Im Mütterheim kann di
junge werdende Mutter ſich unſeren erfahrenen Hebammenſchwe
ſtern anvertrauen. Und in einem, auch von einer Schweſter gelei
teten Kindergarten erklingen fröhliche deutſche
Lieder und Spiele.
Oben im Lande liegt das Eliſabeth=Haus der
Deut=
ſchen Kolonialgeſellſchaft, das ſeit Jahren von dem Frauenverein
gepachtet iſt und verwaltet wird. Es iſt auch ein
Wöchnerinnen=
heim dem eine Frauenkrankenſtation und eine Kin
derſtation angegliedert ſind. Ein kleines, ſtets überbelegte
Krankenheim in Omaruru bedürfte dringend der Er
weiterung, und es wird erwogen, eine zweite Schweſter dorthi
zu ſchicken. Eine Schweſternſtation in Otjiwarong
und eine demnächſt zu errichtende in Gibeon dienen der pflege
riſchen Verſorgung der Gebiete, die von Windhuk und Swakor
mund weiter entfernt ſind.
Viel Segen iſt ſchon von allen dieſen Anſtalten und Einrick
tungen ausgegangen, ein Segen, der von den Frauen der Heimg
die in großer Opferwilligkeit die notwendigen Mittel beſchaffen
hinübergeht zu den Familien drüben, die für uns auf Vorpoſte
ſtehen und unſeren lebendigen Anſpruch auf Rückgabe der Kolo
nien verkörpern. Möge der Strom dieſes Segens nie aufhöre
und ein ſtändiger Beweis bleiben für die Volksverbundenhei
die unſere Deutſchen in den Kolonien mit denen in der Heima
gleichermaßen umſchließt.
NS=Gemeinſchaff „Kraft durch Freude‟
Wo fahren wir hin?
Vom 11. bis 19. Auguſt: Nordſeeküſte. Zielſtation
Norder=
ney, auf der Hinfahrt Beſichtigung von Bremen. Koſten
42.— RM. Anmeldung bis 5. Auguſt 1934.
Vom 11. bis 21. Auguſt: Danzig. Fahrt mit Sonderzug bis
Stettin und zurück. Stettin bis Danzig mit Dampfer „Der
Deutſche” und ſechstägiger Aufenthalt in Danzig. Dort Hafen=
und Stadtbeſichtigung. Fahrt nach der Marienburg.
Quartier=
orte: Zoppot, Glettkau, Bröſen. Teilnehmerzahl
be=
ſchränkt. Koſten 42.— RM. Anmeldung bis 3. Auguſt.
Vom 18. bis 26. Auguſt: Erzgebirge. Zielſtation Neuhauſen,
Seiffen. Heidelberg, das unſeren Urlaubern in guter
Erinne=
rung behaltene Spielzeugland am Schwartenberg. Koſten
30.— RM. Anmeldung bis 9. Auguſt.
Vom 18. bis 26. Auguſt: Schleswig=Holſtein. Ziel:
See=
bad Büſum, St. Peter=Ading mit gemeinſamer Fahrt nach
Helgoland, bei der Rückfahrt Aufenthalt in Hildesheim. Koſten
40.— RM. Anmeldung bis 9. Auguſt.
Vom 25. Auguſt bis 2. Sept.: Allgäu. Zielſtation: Füſſen=
Schwangau, die bayeriſchen Königsſchlöſſer. Koſten 30.— RM.
Anmeldung bis 15. Auguſt.
Vom 1. bis 11. Sept.: Samländiſche Küſte (Oſtpreußen).
Zielſtation: Königsberg. Unterbringung der Urlauber in
Zit=
tau, Cranz. Roſſitten uſw. Auf Hin= und Rückfahrt
Gelegen=
heit zum Beſuch von Marienburg und Königsberg. Koſten
52.— RM. Anmeldung bis 21. Auguſt.
Anmeldungen nehmen entgegen die
Ortsgruppenbetriebs=
obmänner, die Betriebswarte „K. d. F” zu den jeweils
angege=
benen Terminen oder auch die Geſchäftsſtelle der NS.
Gemein=
ſchaft „Kraft durch Freude”, Rheinſtr. 21, Telephon 2395/96.
Eine Kontrolle über die Berechtigung zur Teilnahme an den
Fahrten bleibt vorbehalten. In erſter Linie ſollen zu den
Urlaubs=
fahrten nur die ſich anmelden und deren Angehörige teilnehmen,
die ohne unſere Hilfe nicht in der Lage ſind, eine Urlaubsreiſe
überhaupt zu machen.
Darmſtadt, den 31. Juli 1934.
Malcomes, Kreiswart.
Sonderzug nach Berlin zu den Funkkagungen.
Der Einlieferungstermin der Beſtellbogen unter gleichzeitiger
Zahlung der Beträge für die Sonderzüge vom 17. bis 20., bzw.
vom 20. bis 26. Auguſt nach Berlin iſt bis einſchließlich Freitag,
den 3. Auguſt, verlängert.
Bis einſchließlich 3. Auguſt, 18 Uhr, werden auch noch
Neu=
anmeldungen in der Kreisrundfunkberatungsſtelle Darmſtadt,
Luiſenſtraße 34, entgegengenommen.
Aus den Darmſtädker Lichtſpiel=Theakern.
Helia: „Wir parken, wo es uns gefällt.”
Ein ſehr ſommerlicher Film, der fröhliche Epiſoden von einer
Ferienfahrt loſe aneinanderreiht. Eine Geſellſchaft von
Angeſtell=
ten einer Firma tritt — teils per Rad, teils per Eiſenbahn, teils
im Auto — eine Reiſe an zu dem Gutshof des Chefs, der ſie
groß=
zügigerweiſe eingeladen hat, dort das Erntefeſt mitzufeiern.
We=
niger der Aufenthalt auf dieſem Gut, als die Hin= und Rückfahrt
geben Anlaß zu luſtigen Gegenüberſtellungen der verſchiedenen
Verkehrsmittel. Die arme Eiſenbahn kommt aber hierbei ſchlecht
weg — es ſcheint nach dieſem Film, als hätte ſie nur
Schattenſei=
ten, was noch dadurch unterſtrichen wird, daß in ihr nur häßliche,
verdrießliche Leute fahren, während die glücklichen Autofahrer, die
nicht eine einzige Panne erleben, alle jung, hübſch und vergnügt
ſind. So luſtig die Sache an ſich ja iſt, ſo muß man dem
Regiſ=
ſeur Dr. Beyfuß doch vorwerfen, daß er Licht und Schatten
etwas zu ungleich verteilt hat. Hervorzuheben iſt der
Kamera=
mann, der eine Reihe von ſehr ſchönen Landſchaftsbildern
feſt=
gehalten hat.
Das Thema des Hauptfilms klang ſchon im Vorprogramm an
in dem Film Das rollende Rad” zu dem Lotte
Rei=
ninger die Scherenſchnitte herſtellte und der in launiger Weiſe
die Verkehrsmittel aller Zeiten Revue paſſieren ließ.
-A-
10. Tag der 15. Rhön.
Trotz einer während des geſamten 10. Wettbewerbs=Tages
anhaltenden ſommerlichen Witterung war es nur wenigen
Pilo=
ten heute möglich, Thermikanſchluß zu finden. Dennoch wartete
auch heute wieder der Mannheimer Ludwig Hofmann mit einer
weiteren Sonderleiſtung auf, indem er bis Hameln an der Weſer
flog. Ueberlandflüge kleineren Ausmaßes führte Baur=Stuttgart
auf der „Fledermaus” nach Fulda und Fiſcher=Darmſtadt auf
„Windſpiel” nach Bad Hersfeld durch. In den
Nachmittagsſtun=
den beſtand die Hoffnung auf eine Gewitterfront, die ſich aber
nicht verwirklichte.
Feierliche Losſprechung der Lehrlinge
und Ueberreichung der Geſellenbriefe der Maler;
Lackierer- und Weißbinder=Innung Darmſtadk.
Nach der Ouvertüre „Idomenus” von Mozart, geſpielt
r Abteilung d
fungskommiſſion, Schreinermeiſter Hans Schaefer, Dr. Reif vond
Handwerkskammer, den Vertreter der Berufsſchule I. den Präſi
dialleiter der Reichsbetriebsgemeinſchaft Bau, Pg. Langlitz, de
Vorſitzenden der Geſellenfachſchaft. Pg. Ihrig, ſowie die anweſen
den Lehrer, Meiſter, Geſellen, Lehrlinge und deren Angehörige.
Der Vorſitzende des Geſellenprüfungsausſchuſſes, Malermeiſte
Adam Blech, berichtet über den Verlauf der Prüfung, dankt ſeine
Mitarbeitern, der Direktion und Lehrern der Berufsſchule I, de
Prüfungsmeiſtern und Prüfungsgeſellen, verlieſt die Namen de
beſtandenen Prüfungskandidaten und ſtellt ſie dem Innungs
führer vor.
Es wurden geprüft 43 Lehrlinge, die alle die Prüfung beſtan
den hatten. Nachdem die Prüflinge dem Innungsführer die Treu
gelobt hatten, wurden ſie von ihm durch Handſchlag losgeſprochen
Altgeſelle Reibold begrüßte die Junggeſellen, ermahnte ſie
jederzeit die geſtellten Aufgaben gut und gewiſſenhaft auszufüh
ren, denn Geſelle ſein hieße Pflichten zu erfüllen, und nahm ſi
durch Handſchlag in die Reihen der Geſellen auf.
Der Vorſitzende der Meiſterprüfungskommiſſion ergriff nut
das Wort ermahnte die Junggeſellen eindringlich, im Sinne un
ſerers Führers ihre Pflicht zu tun und ſtolz zu ſein, mithelfen zu
dürfen am Wiederaufbau des Handwerks und Vaterlandes
Pg. Dr. Reif überbrachte die Grüße der Handwerkskammet
ſowie des Kammerpräſidenten und dankte der Innung für die Eiſt
ladung.
In längerer Ausführung ſchilderte er den Sinn der Los
ſprechung, die im ganzen Reiche durch den Reichshandwerksführet
Pg. Schmidt wieder eingeführt wurde.
Nach einem Muſikſtück wurden die Geſellenbriefe durch Kollege
Malermeiſter Adam Blech überreicht. Kernige Worte gab derſelbe
den Junggeſellen mit auf den Weg, nicht zu ruhen und zu raſten
ſondern jetzt mit doppelter Kraft und Energie weiter zu lernen
und weiter zu ſtreben, damit ſie zu tüchtigen Geſellen und
Mit=
arbeitern heranreiften zum Wohle unſeres ſchönen Berufsſtandes
und Vaterlandes.
Drei der beſten Junggeſellen erhielten eine Auszeichnung it
Form eines Buches mit Widmung.
Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf unſeren Volksbanzlel
Adolf Hitler ſchloß der Innungsführer die erhebende Feier.
— Heimabende für ortsfremde junge Mädchen,
Freundinnen=
heim, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8,30—10 Uhr
Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat
Gymnaſtik Leitung: Frl. Irmgard Pätzold Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden.
Donners=
tag, den 2. Auguſt: „Vor 20 Jahren".
Pilz=Exkurſionen. Die Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde
(Heſſiſche Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung)
Darmſtadt veranſtaltet am 4. und 5. Auguſt bei Haslach im
Kinzigtal (Schwarzwald) Exkurſionen. Die Beteiligung iſt unenk
geltlich. Anmeldungen an Oberlehrer May in Fiſcherbach bei
Has=
lach im Kinzigtal (Schwarzwald). Dortſelbſt werden auch koſten
loſe Auskünfte in allen Pilzfragen erteilt.
Wekkervorherſage
für die Zeit vom 1. bis 10. Auguft 1934.
Das Wetter wird in den nächſten Tagen beſonders im Weſten
und Nordweſten leicht unbeſtändig und zu gewittrigen Nieder”
ſchlägen geneigt, im ganzen jedoch ziemlich freundlich ſein. Etwa
vom Wochenende an wird vorwiegend ſchönes und warmes, wenn
auch nicht ganz ſtörungsfreies Wetter herrſchen. Die
Tempera=
tur wird im Durchſchnitt über dem Regelwert liegen. Die
Ge=
ſamtſonnenſcheindauer wird in dem 10tägigen Zeitabſchnitt 00
Stunden überſchreiten.
Welterbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 1. Auguſt: Wechſelnd bewöltk
und aufheiternd, recht warm, vereinzelt gewittrige Storun”
gen mit ſchauerartigen Niederſchlägen und darauffolgende:
Abkühlung.
Ausſichten für Donnerstag, den 2. Auguſt: Anfangs bewölkt und
kühl, dann wieder mehr aufheiternd und dabei erneuter
Leſ=
veraturanſtieg, ſtellenweiſe leichte Schauer gewitterhälle:
Natur.
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 210 — Seite 7
Aus Heſſen.
und
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der
nie auſ
erbunl
nder 5
Dg. Arheilgen, 31. Juli. Waldbrand. Heute nachmittag
kurz vor 2 Uhr ertönte die Feueralarm=Sirene. In den
Todten=
hergen war ein Waldbrand ausgebrochen, der infolge der in der
anhaltenden Trockenheit der letzten Zeit herrſchenden Dürre reiche
Nahrung fand. Glücklicherweiſe war das Feuer rechtzeitig
be=
merkt worden. Die ſofort ausrückende Feuerwehr fand beim
Ein=
treffen auf dem Brandplatze auch zahlreiche Zivilperſonen vor,
und mit vereinten Kräften wurde das Feuer an ſeiner weiteren
Ausdehnung verhindert und niedergekämpft. Durch die ſtarke
Rauchentwicklung und den durch eine Lichtung hereinblaſenden
Wind wurden die Eindämmungsarbeiten erſchwert, aber trotzdem
in kurzer Zeit bewältigt. Nach dreiviertelſtündiger Arbeit blies
die Feuerwehr zum Sammeln und konnte unter Zurücklaſſung
einer Brandwache, zu der ſich noch einige SA.=Leute geſellten,
wieder abrücken. Neben einer Hege Jungtannenwaldes, in der
an einigen Stellen die Flammen hochſchlugen, entwickelte ſich im
angrenzenden Hochwalde auf einer Fläche von etwa zwei Morgen
ein Bodenfeuer, das aber weniger gefährlich war. Das von dem
Feuer betroffene Gelände gehört überwiegend der Gemeinde, der
entſtandene Schaden ſcheint aber nicht beſonders groß zu ſein.
Ueber die Entſtehungsurſache iſt man ſich nicht im klaren, jedoch
diene dieſer Brand zur Warnung, in dieſer Jahreszeit im Walde
mit Feuer und brennenden Raucherartikeln vorſichtig
umzu=
gehen.
Ar. Eberſtadt, 31. Juli. Preisgekrönte Turner.
An dem 1. Volksturnfeſt des Kreiſes 18 der DT. in Griesheim
beteiligten ſich auch unſere beiden Turnvereine mit einer
ſtatt=
lichen Zahl von Turnern und Turnerinnen. Vom
Turnver=
ein 1876 konnten nachfolgende Turner den Eichenkranz
er=
ringen: Mittelſtufe (Fünfkampf): Ludwig Wolf unter 42
Teil=
nehmern und 28 Siegern den 12. Preis, Hch. Bauer den 17., Hch.
Strubig den 18.; Unterſtufe (Vierkampf): Fritz Bauer unter 101
Teilnehmern und 89 Siegern den 15. Preis, Kurt Kuhn den 28.,
Konr. Roth den 34., Werner Pfandke den 44., Fr. Knodt den 45.
In der Jugendklaſſe ſiegte Joh. Vetter. — Von der
Turnge=
ſellſchaft errang Phil. Krämer den 12. Preis. Unterſtufe:
Wilh. Berres den 8., Joh. Speckhardt den 13., Jakob Günther
den 17., Theodor Braun den 37. Preis. Im Stabhoch errang
Aug. Hebermehl mit 3 Meter den 5. Preis und die Turnerin E.
Paſchke in der Unterſtufe den 12. Preis. Außerdem errang der
vorjährige Sieger im Hochſprung auch in dieſem Jahre mit 1,65
Meter wieder den 1. Preis.
— Nieder=Beerbach, 31. Juli. Der
Kleinkaliberſchüt=
genverein hielt am verfloſſenen Sonntag ſein
Gauprüfungs=
ſchießen ab. Sechs Mitglieder erhielten die bronzene Verbands=
Ehrennadel.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 31. Juli. Waſſerverſorgung.
Trotzdem es verhoten iſt, die Gärten und ſonſtigen Anlagen mit
Waſſer aus der Gemeindewaſſerleitung zu gießen, trifft man
im=
mer noch Konſumenten, die ſich nicht an das Verbot halten und
darüber hinaus ſogar noch die Straßen vor ihren Wohnhäuſern
naß machen. Dieſe Leute wiſſen offenbar gar nicht, wie ſehr ſie
dadurch die höher gelegenen Konſumenten ſchädigen und ſie ſogar
der Gefahr ausſetzen, daß ſie zeitweiſe ohne Waſſer ſind. Die
Bürgermeiſterei läßt wiederholt ermahnen, mit dem Verbrauch
von Leitungswaſſer während der trockenen Jahreszeit ſparſam
umzugehen. — Straßenſperre. Wie immer, wird auch in
dieſem Jahre wieder aus Anlaß der am kommenden Sonntag und
Montag ſtattfindenden Kirchweihe die Ober=Ramſtädter Straße
von der Kirche aus bis zur Ausmündung der Kilianſtraße für
jeden Kraftfahrzeugverkehr geſperrt. Die Umleitung geſchieht
über die Hindenburg=, Adolf=Hitler= und Kilianſtraße,
G. Ober=Ramſtadt, 30. Juli. Nach 16 Jahren
wieder=
gefunden Ein hieſiger Einwohner verlor vor nunmehr 16
Jahren bei Feldarbeiten auf einem Acker ſeinen Trauring. Jetzt,
vor wenigen Tagen, ging nun ſeine Witwe zufällig die Furche
des betreffenden Grundſtücks, das ſchon lange von anderer Hand
bewirtſchaftet wird, entlang und fand einen glitzernden Gegen=
ſhenſchaft. Die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen
Steno=
graphenſchaft unternahm am letzten Sonntag einen
Familien=
ſpäziergang nach Hahn=Wembach, Rohrbach, woſelbſt Einkehr
ge=
halten wurde. Die Beteiligung der Mitglieder war eine recht
rege und der Ausflug nahm, begünſtigt durch trockenes Wetter,
einen ſehr gemütlichen Verlauf.
G. Ober=Ramſtadt, 31. Juli. Siegreiche Turner. An
dem Kreisvolksturnen nahmen auch 4 Wettkämpfer der Turn=
und Sportgemeinde 1877 Ober=Ramſtadt teil, die ſämtlich
preis=
gekrönt wurden. So errangen in der Oberſtufe für Turnerinnen
Gretel Dintelmann im Weitſprung den 1., im Mehrkampf den 2.
und im 100=Meter=Lauf den 4. Sieg, im Mehrkampf der
Alters=
klaſſe Turner Heinrich Moter den 5., im Mehrkampf der
Mittel=
ſtufe Turner Adolf Mink den 20. und im Mehrkampf der
Jugend=
klaſſe L. Arnold den 21. Sieg. — Das diesjährige, mit einer
Jahnfeier verbundene Sommerfeſt des genannten Vereins wird
am 11. und 12. Auguſt ſtattfinden.
f. Roßdorf, 30. Juli. Feldſchutz. Die Ehrenfeldſchützen
ſind wieder in Tätigkeit getreten. Außerdem tritt der
Hilfsfeld=
ſchütze Friedrich Debus am 1. Auguſt ſeinen Dienſt wieder an.
r. Babenhauſen, 31. Juli. Beſichtigung der
Klein=
gärtneranlage und Vortrag. Der hieſige
Klein=
gärtnerverein hatte am vergangenen Sonntag zu der
all=
jährlich im Spätſommer ſtattfindenden Beſichtigung ſeiner über
15 000 Quadratmeter großen Kleingartenanlage, die von 51
Klein=
gärtnern mit großem Fleiß und zielbewußtem Schaffen bebaut
wird, eingeladen. Der Verein kann mit großer Genugtuung auf
dies ſchöne, von Mutter Natur reich geſegnete Stückchen Erde
blicken. Die Beſichtigung war mit einer Bewertung der einzelnen
Leiſtungen durch Herrn Wih. Müller, von hier verbunden.
Dieſer hielt am Nachmittag in dem Vereinslokal des Gaſthauſes
„Zum Löwen” einen feſſelnden Vortrag über das Thema:
„Der Kleingarten in volks geſundheitl icher und
kultureller Beziehung. Des Redners anſchließende
Kritik über die Gartenanlage, deren feine Sauberkeit, gute
Ein=
teilung und Ausnutzung des Bodens er als „ausgezeichnet” lobte,
geſtaltete ſich für die Vereinsmitglieder fruchtbringend und
beleh=
rend. Reicher Beifall belohnte die Ausführungen des
Vortragen=
den, dem der Vereinsführer, Herr Höflich, den verdienten Dank
des Vereins ausſprach. Mit einer Ausſprache über interne
An=
gelegenheiten und einem von allen Anweſenden freudig
aufge=
nommenen „Sieg=Heil” auf Deutſchlands großen Führer und die
Heimat ſchloß der Verſammlungsleiter die ſehr anregend
verlau=
fene Verſammlung.
Ey. Eppertshauſen, 31. Juli. NS. Gemeinſchaft „Kraft
durch Freude‟. Am letzten Sonntag fand hier durch die NS.
Gemeinſchaft „Kraft durch Freude” ein Waldfeſt ſtatt. Am
Nachmittag bewegte ſich unter den Klängen der Kapelle Klein
ein Feſtzug durch die Ortsſtraßen nach dem nahgelegenen Wald,
wo ſich nach verſchiedenen Anſprachen unter dem grünen Laubdach
ein fröhliches Leben und Treiben entwickelte. Liedervorträge und
Tanzvergnügungen ſorgten für die notwendige Unterhaltung. Der
ſchulpflichtigen Jugend wurde durch verſchiedene
Kinderbeluſti=
gungen eine beſondere Freude bereitet. Zum Abſchluß fand am
Abend im Ederſchen Saale Tanzmuſik ſtatt. — Vom
Turn=
verein. Bei dem am Sonntag in Offenbach ſtattgefundenen
Kreisvolksturnen konnte der hieſige Turnverein bei ſtarker
Kon=
kurrenz recht beachtliche Erfolge erringen. Es gelang den
hieſi=
gen Turnern, in der Oberſtufe verſchiedene 1. und 2. Siege zu
er=
kämpfen. Der Verein verfügt zurzeit über eine ſtattliche Anzahl
ausgezeichneter Volksturner, die es ihm ermöglichen, ſich mit weit
ſtärkeren Stadtvereinen zu meſſen. Bei einem kürzlich
ſtattgehab=
ten Mannſchaftskampf mit dem benachbarten Turnverein Münſter
konnte der Turnverein Eppertshauſen mit einem bedeutenden
Punktvorſprung den Sieg erringen. — Von der Ernte. Die
Erntearbeiten ſind infolge des ſchönen Wetters ziemlich zum
Ab=
ſchluß gebracht. Die Dreſchergebniſſe ſind trotz der großen
Trok=
kenheit zufriedenſtellend. Für die Kartoffeln wäre ein baldiger
Regen ſehr erwünſcht.
Cf. Birkenau, 31. Juli. Waſſerverſorgung—
Feuer=
ſchutz. Durch den bei anhaltender Trockenheit ſich bemerkbar
machenden Waſſermangel, wodurch kein ausreichender Feuerſchutz
mehr gewährleiſtet war, mußte die Gemeinde der Anſchaffung
einer Motorſpitze nähertreten. Die Motorſpritze kam geſtern hier
an. Hiermit iſt einem unhaltbaren Zuſtand abgeholfen, denn im
Falle eines Brandausbruches wäre das Waſſer der Gemeinde=
Waſſerleitung vollkommen unzureichend geweſen. Die erſten
Ver=
ſuche mit der neuen Motorſpritze, die geſtern nachmittag ſofort
nach Eintreffen der Spritze in Anweſenheit des
Landesfeuerwehr=
inſpektors Knaup hier ſtattfanden, fielen zur vollſten
Zufrieden=
heit aus. Da Birkenau von allen Seiten her von Waſſerläufen
berührt wird und die Weſchnitz mitten durch den Ort fließt, kann
im Ernſtfalle die leicht transportable Motorſpritze überall
ange=
ſetzt werden, ohne daß die Waſſerleitung ſelbſt in Anſpruch
ge=
nommen werden muß.
— Hirſchhorn, 31. Juli. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 30. d. M.: 1,50 Meter, am 31. d. M.: 1.46 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Großes Treffen des Jungvolkes in Gernsheim.
t. Gernsheim, 31. Juli.
Am Sonntag ſtand Gernsheim im Zeichen des Jungvolks.
Schon tagszuvor merkte man, daß in Gernsheim etwas
Beſonde=
res los iſt. Es trafen ſich der Stamm Altrhein, der den ſüdlichen
Teil des Kreiſes Groß=Gerau umfaßt, zu einer Beſichtigung. Die
bereits am Samstag eingetroffenen Pimpfe wurden in
Maſſen=
quartieren untergebracht. Die Verpflegung hatte die NSV.
über=
nommen. Am Sonntag wurde ein großer Umzug durch die
Stra=
ßen veranſtaltet. Voran die kleinen eifrigen Spielmänner,
wo=
bei beſonders die zwei Fanfarenbläſer ihre Sache gut machten,
gings im flotten Marſch durch Gernsheim. Es war ein ſchönes
Bild, die Kleinſten des Führers in einheitlicher Uniform zu ſehen.
Auf dem Sportplatz tummelten ſie ſich dann bei ſportlichen
Spie=
len und Kämpfen. Am Abend fand dann auf dem Adolf=Hitler=
Platz eine Kundgebung ſtatt. Nach einem Prolog und
verſchie=
denen Sprechchören hielt Ortsgruppenleiter Köſter vom Balkon
des Stadthauſes eine markige Anſprache. Zunächſt gedachte er
der Zeit vor 20 Jahren, wo der Weltkrieg ſo jäh über die Völker
der ganzen Welt hereinbrach. Dei Toten des großen Ringens
wurde durch ein ſtilles Gedenken gedacht. Das Jungvolk ſtimmte
das Lied vom guten Kameraden an. Dann kam er auf die
Auf=
gaben und Verpflichtungen der Jugend im Dritten Reich zu
ſpre=
chen. Er mahnte alle zur Einigkeit, Kameradſchaft und zur ſteten
Treue zum Führer Adolf Hitler. Mit einem dreifachen Sieg=Heil
auf Führer und Vaterland wurde dieſe eindrucksvolle Kundgebung
beendet. — Im Alter von 88 Jahren verſtarb hier Herr
Boni=
fer. Er war der älteſte Einwohner Gernsheims. — Zur letzten
Bauernverſammlung hatten ſich einige mehr wie ſeither
eingefunden. Auch an die noch Fernſtehenden geht der Ruf, doch
unbedingt zu dieſen wichtigen Verſammlungen zu kommen. Man
konnte gerade bei dieſer Verſammlung doch nur wieder mehr
be=
lehrt nach Hauſe gehen. Sicherlich waren alle Anweſenden mit
der Aufklärung und verſchiedenen Richtlinien einverſtanden.
Mit dem Mokorrad gegen eine Hauswand.
Ein Toter, zwei Schwerverletzte.
El. Bürſtadt, 31. Juli. In der Montagnacht kam an der
Rathausecke der auf einem ſchweren Motorrad fahrende Lorenz
Zimmermann aus der Kurve, überfuhr einen Bordſtein, rannte
den dort ſtehenden Nachtſchutzmann Daniel um und prallte mit
voller Wucht gegen die Wand. Der Fahrer mit ſeinem Begleiter
Stockmann aus Lampertheim wurden herabgeſchleudert, und
Zim=
mermann ſtarb nach ſeiner Ueberbringung im Wormſer
Kranken=
haus. Der Schutzmann hat beide Beine gebrochen, auch
Stock=
mann iſt ſchwer verletzt.
Dp. Zwingenberg, 31. Juli. In der hieſigen Gemarkung
wer=
den ſchon häufig reife Trauben angetroffen.
* Auerbach, 31. Juli. In der Burgſtraße 9 dahier ſteht ein
Orangenbaum, der bereits Früchte hat, die ſo groß wie eine
Kin=
derfauſt ſind. Trotzdem blüht der Baum zum zweiten Male, iſt
überſät mit weißen Blüten.
Aus Rheinheſſen.
Mainz, 31. Juli. Tagung des Heſſiſchen
Sonder=
gerichts in Mainz. Das Heſſiſche Sondergericht ſah ſich
veranlaßt, ſechs Angeklagte, die ſich unerhörte Beleidigungen des
Führers, der Reichsregierung und der hinter ihr ſtehenden
Ver=
bände zuſchulden kommen ließen und an der Verbreitung von
Greuelmärchen und ſogenannter Witze beteiligt waren, zu
Ge=
fängnisſtrafen bis zu 1½ Jahren zu verurteilen. Es erhielten
der 31jährige Wilhelm Barth aus Undenheim 1½ Jahre
Gefäng=
nis, der 32 Jahre alte Ludwig Kauß aus Mainz und der 36
jäh=
rige Philipp Heilmann aus Pfeddersheim je ein Jahr
Gefang=
nis, der 21 Jahre alte Markus Johann aus Trebur zehn
Mo=
nate, der 47jährige Wilhelm Haſſinger aus Biebelnhauſen ſechs
und der 33 Jahre alte Joſef Haſſel aus Mainz=Ginsheim einen
Monat Gefängnis.
Aus Oberheſſen.
El. Gießen, 30. Juli. Bei Herborn fuhr der von hier
ſtam=
mende Kaufmann Mandler mit ſeinem Auto gegen eine
Tele=
graphenſtange. Mandler erlitt einen ſchweren Beckenbruch. Das
Auto wurde vollſtändig zertrümmert.
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nur, wenn es gelingt, die ſchöpferiſchen Kräfte aller zum
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Seite 8 — Nr. 210
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
125. Jahrestag der Erſfürmung
durch den ſchwarzen Herzog.
Ein hiſtoriſches Feſtſpiel
wurde am 125. Jahrestage der Erſtürmung Halberſtadts durch den ſchwarzen Herzog in der alten
Biſchofsſtadt aufgeführt, das die Vorgänge mit geſchichtlicher Treue wiederholte. So wurde das zu
dieſem Zweck aufgebaute Kühlinger Stadttor von der ſchwarzen Schar angegriffen und erſtürmt.
Zum 20. Jahreskage des Kriegsausbruches.
Die erſten erbeuteten ruſſiſchen Geſchütze
werden durch das Brandenburger Tor in Berlin eingebracht.
Reich und Ausland
Zwanzig Jahre Univerſikät Frankfurk.
Frankfurt a. M. Vor 20 Jahren, am
Auguſt 1914, vollzog der damalige Kaiſer ſeine
Unterſchrift unter die Satzungen der Univerſität
Frankfurt. Damit war ein gewiſſer Schlußſtrich
unter das große Werk Frankfurter Bürgerſinns
und Opfergeiſtes gezogen. Die Univerſität, die
zum größten Teil auf Grund privater Stiftungen
errichtet worden war, konnte nun ihren
Lehr=
betrieb aufnehmen und bekam eine Sonderſtellung
unter den deutſchen Hochſchulen wegen ihrer
be=
vorzugten Lage im Mittelpunkt Weſteuropas. Sie
iſt durchaus kein neuartiges Gebilde, ſondern der
Zuſammenſchluß der durch Jahrhunderte in
Frankfurt geiſtig ſtrebenden Kräfte. Am 16. Okt.
fand die erſte Immatrikulation ſtatt, im ganzen
hatten ſich im erſten Semeſter der neuerrichteten
Univerſität Frankfurt 518 männliche und 100
weibliche Studierende eingeſchrieben. Die
verhält=
nismäßig geringe Zahl der männlichen
Studie=
renden erklärt ſich daraus, daß die jungen
Akade=
miker es für ihre ſelbſtverſtändliche Pflicht
hiel=
ten, die Ehre und Freiheit des Vaterlandes zu
verteidigen, ſtatt die Hörſäle zu bevölkern. Die
deutſche Univerſität des Weſtens bekam durch das
Verſailler Diktat neue völkiſche Aufgaben geſtellt,
die ſie nach beſten Kräften gelöſt hat. Sie wurde
Rechtsnachfolgerin der durch den Krieg verlorenen
Straßburger Kaiſer=Wilhelm=Univerſität. Mit dem
Saarland iſt die Frankfurter Johann=Wolfgang=
Goethe=Univerſität durch beſonders enge Fäden
verknüpft.
Ehrenmalweihe und Fronkkämpfertag
in Hanau am 11., 12. und 13. Auguſt.
Schon wiederholt wurde darauf hingewieſen,
daß auf Veranlaſſung des Kreisleiters und
Land=
rates Löſer die alte, frühere Garniſonſtadt Hanau
am 11., 12. und 13. Auguſt das Ehrenmal für ihre
im Weltkrieg gefallenen Helden weiht und in
Verbindung damit ein Wiederſehenstreffen
größ=
ten Ausmaßes aller ehemaligen Angehörigen und
Frontſoldaten, der vor und bei Kriegsausbruch
dort garniſonierten Truppenteile veranſtaltet.
Mit den Thüringer Ulanen Nr. 6, die gleichzeitig
die 40jährige Wiederkehr ihres Einrückens in
Hanau feiern, treffen ſich die früheren
Angehö=
rigen folgender Regimenter: Inf.=Regt. 88, Reſ.=
Inf.=Regt. 88, Eiſenbahnregimenter Nr. 2 und 3,
Landſt.=Batl. 18/7, Fuhrp.=Kol. 4/18. A.K. (Mun.=
Kol. 713) und deren Erſatzformationen. Außerdem
Inf.=Regt. 80, Inf.=Regt. 97, Inf.=Regt. 166 und
Inf.=Regt. 143. Das Feſtprogramm entwickelt ſich
in großen Zügen wie folgt: Samstag, 11. Auguſt:
Nachm. 3 Uhr: Einholung der Fahnen und
Be=
grüßung, Platzkonzert, und 8 Uhr: Feſtkommers
im Hallenzelt Paradeplatz. Sonntag, den 12.
Auguſt, vorm. 9 Uhr: Feldgottesdienſt auf dem
Marktplatz. 11 Uhr: Weihe des Ehrenmals,
nach=
mittags: Feſt im Hallenzelt. Montag, 13. Aug.:
Vorm. 10 Uhr: Konzert in den Zelten, nachm.:
Volksfeſt, abends: Feſtprogramm, nachts: Großer
Zapfenſtreich. Für Standquartiere,
Unterbrin=
gung und Verpflegung iſt beſtens geſorgt. Die
Reichsbahn gewährt im Umkreis von 75 Kilom.
von allen Stationen Sonntagskarten. Im
Um=
kreis von 200 Kilom. nur gegen Vorzeigen der
Feſtkarte. Auskunft erteilt jede Bahnſtation.
Außerdem beantworten die örtlichen
Militärver=
eine obengenannter Regimenter und, wo ſolche
nicht beſtehen, der Arbeitsausſchuß für das
Ehren=
mal und den Frontkämpfertag Hanau,
Markt=
platz 7, Fernſprecher 2004, jede Anfrage.
Brieftaubenflug Spanien—Heſſen.
Marburg. Von zwei dem Schmiedemeiſter
Badum in Groß=Seelheim gehörigen Brieftauben,
welche gelegentlich eines internationalen
Brief=
taubenfluges in Burgos (Spanien) aufgelaſſen
wurden, kam Eine Taube nach 2½tägigem, die
an=
dere nach viertägigem Flug im Heimatſchlage an.
Die Flugleiſtungen der beiden Tauben ſind in
Anbetracht der rieſigen Flugentfernung
beachtens=
wert.
Drei Tote infolge eines ſchadhaften Gasſchlauches.
Ilmenau. Ein Gasunglück forderte in der
Nacht zum Dienstag in Ilmenau drei Tote. In
der im Erdgeſchoß gelegenen Wohnung des
Loko=
motivführers a. D. Hermann Treibig war,
wäh=
rend die Eheleute und eine zur Untermiete
woh=
nende Poſtbeamtin ſchliefen, durch einen
ſchadhaf=
ten Schlauch Gas entwichen. Als am Dienstag
morgen die Poſtbeamtin nicht im Dienſt erſchien,
forſchte man nach ihr und entdeckte das Unglück.
Die Eheleute und die Beamtin waren bereits tot.
Eine 18=Millionen=Dollar=Erbſchaft
eines Berliners und eines Eſſeners.
Berlin. Vor zehn Jahren ſtarb in Amerika
ein gewiſſer Daniel Petras, ein Auswanderer, der
ein Vermögen von 50 Millionen Dollar
hinterlaſ=
ſen hat. Petras hatte vier Brüder und eine
Schweſter. Letztere iſt die in Berlin lebende Frau
R. Ein weiterer Erbe, und zwar der Sohn eines
der vier Brüder, lebt in Eſſen, während endlich
ein dritter Erbe, ein Bruder des Verſtorbenen, in
Warſchau ſeinen Wohnſitz hat. Unter dieſen drei
Perſonen wird die Rieſenſumme einſchließlich der
Zinſen nunmehr aufgeteilt werden. Das Geld
liegt gegenwärtig noch auf einer Bank in
Phila=
delphia. Der Erbanteil jedes der drei
Beteilig=
ten wird ſich unter Berückſichtigung der Zinſen
auf etwa 45 bis 48 Millionen RM. ſtellen. Es
kämen alſo etwa 96 Millionen RM. nach
Deutſch=
land. Daß die Erbſchaft erſt heute zur
Vertei=
lung kommt, liegt in den Beſtimmungen des
Te=
ſtaments, das die Oeffnung des Teſtaments erſt
10 Jahre nach dem Tode des Erblaſſers
angeord=
net haben ſoll.
Achtet auf eure Kinder!
Beim leichtſinnigen Klettern den Tod gefunden.
Andernach. Ein fünfjähriger Knabe
klet=
terte vom Küchenfenſter auf das Dach eines
Hüh=
nerſtalles. Hierbei verlor der Junge; das
Gleich=
gewicht und ſtürzte in die Tiefe. Das Kind trug
ſo ſchwere Verletzungen davon, daß es kurz nach
der Einlieferung ins Krankenhaus ſeinen
Ver=
letzungen erlegen iſt.
Toller Bluff zweier jugendlicher Gauner
Berlin. Ein ungewöhnlich dreiſtes
Be=
trugsmanöver, durch das in den letzten Wochen
etwa 100 Reiſeluſtige betrogen wurden, leiſteten
ſich zwei junge Burſchen durch Gründung eines
ſogenannten Reiſevermittlungsbüros, das
angeb=
lich Geſellſchaftsfahrten nach der Nord= und Oſtſee,
ſowie den nordiſchen Staaten unternahm. Die
beiden Gauner, der 24jährige Hans Käſzingk und
der 21jährige Auguſt Alberts, die zunächſt in
Stettin, dann in Berlin „arbeiteten”, konnten jetzt
durch die Berliner Kriminalpolizei feſtgenommen
werden. In der Reichshauptſtadt brachten ſie
meiſt in kleineren Lokalen Werbeplakate an und
ließen ſich von den Gaſtwirten die Intereſſenten
zuweiſen. Durch die ungewöhnlichen Preiſe
an=
gelockt, fand ſich auch regelmäßig eine Anzahl
Rei=
ſeluſtiger. Man erlegte gern die verhältnismäßig
kleine Anzahlung zwiſchen 5 und 15 RM. und
ver=
einbarte einen Abfahrtstermin. Tatſächlich wurde
auch die „große” Reiſe pünktlich in einem von
den Betrügern gelieferten Geſellſchaftswagen bis
Stettin durchgeführt. Dort angekommen, ſtiegen
die Fahrtteilnehmer aus, um die Weiterreiſe
an=
zutreten, während die „Unternehmer” mit dem
Wagen ſofort nach Berlin zurückkehrten.
Außer=
ordentlich unangehnem war dann die
Ueberra=
ſchung der Urlauber, als ſie feſtſtellen mußten, daß
die ihnen ausgehändigten Coupons für die
Wei=
terreiſe nach den Seebädern bzw. den nordiſchen
Ländern keine Gültigkeit hatten. Die
Betro=
genen ſahen ſich nunmehr gezwungen, entweder
umzukehren oder die „Erholungsreiſe” auf eigene
Koſten fortzuſetzen.
„Graf Zeppelin”.
von der vierten diesjährigen Amerikafahrt zurück.
Friedrichshafen. „Graf Zeppelin”, iſt
geſtern von ſeiner vierten diesjährigen
Amerika=
fahrt zurückgekehrt und um 7.58 Uhr glatt
ge=
landet. Die Führung hatte Kapitän Lehmann.
Das Luftſchiff hatte 16 Fahrgäſte, 149 Kilo Poſt
und 45 Kilo Fracht an Bord.
Südſlawiſcher Dampfer im Hafen von Trieſt
in Flammen.
Mailand. Der im Hafen von Trieſt
lie=
gende ſüdſlawiſche Dampfer „Srebreno” fing am
Montag früh aus unbekannten Gründen Feuer,
das ſich ſchnell auf die Kohlenbunker ausdehnte.
Bis zum ſpäten Montag abend konnte der Brand
nicht gelöſcht werden, ſo daß mit dem Verluſt des
Schiffes zu rechnen iſt.
Fahrt in den Tod.
Vallendar. Ein furchtbares Unglück
er=
eignete ſich auf der Provinzialſtraße Vallendar—
Bendorf, die in der Nacht zum Sonntag von einem
Eiſenbahnbeamten, der ſich auf dem Fahrrad nach
Hauſe begeben wollte, befahren wurde. In der
Nähe der ſtaatlichen Rebenanlage wurde der
Eiſenbahnbeamte von einem Motorradfahrer
an=
gefahren und beide ſtürzten zu Boden. Das
Un=
glück wollte es, daß im gleichen Augenblick aus
Richtung Bendorf ein Lieferwagen nahte, der den
auf der Straße liegenden Radfahrer erfaßte und
einige Meter weit mitſchleifte. Die ſchweren
Ver=
letzungen, die ſich der Radfahrer hierbei zuzog,
führten bald den Tod herbei.
Exploſion einer Dreſchmaſchine.
Sieben Tote.
Paris. Eine furchtbare Exploſion ereignete
ſich in Beaulieu=ſur=Breſſaire bei Niort in
Weſt=
frankreich. Bei der Dreſcharbeit explodierte
plötz=
lich eine Dampfmaſchine. Durch die Exploſion
wurden ſieben Perſonen auf der Stelle getötet
und zwei weitere ſchwer verletzt; einer der
Ver=
letzten ſtarb bereits wenige Stunden ſpäter. Das
Unglück, deſſen Urſache, im einzelnen noch
unauf=
geklärt iſt, iſt auf die Exploſion der die
Dreſch=
maſchine antreibenden Dampfmaſchine
zurückzu=
führen. Der Dampfkeſſel, der mehr als 20
Zent=
ner wog, wurde durch die Wucht der Exploſion
150 Meter weit geſchleudert. Die Körper der an
der Dreſchmaſchine ſtehenden Arbeiter wurden
gleichfalls weit weggeſchleudert. Eine der Leichen
wurde 100 Meter vom Exploſionsort entfernt
furchtbar verſtümmelt aufgefunden. Zwei der
ge=
töteten Arbeiter befanden ſich ſogar etwa 50
Me=
ter von der Dreſchmaſchine entfernt und wurden
von den Keſſelteilen tödlich verletzt. Schwere
Eiſenſtücke des Keſſels durchſchlugen die Wände
eines Hauſes und töteten ein zwölfjähriges Kind.
Das Haus ſelbſt wurde durch das entſtandene
Feuer zum Teil zerſtört.
Fliegende Ameiſen
überfallen Pariſer Vergnügungsſtätten.
Paris. Am Sonntag abend gingen über
Paris Schwärme von geflügelten Ameiſen nieder,
die ſich beſonders die Caféhausterraſſen der
be=
kannten Vergnügungsſtätten auserkoren zu
ha=
ben ſchienen. Wirte, Kellner und Gäſte führten
einen erbitterten Kampf gegen die Eindringlinge,
die aus den Wäldern der Umgegend kamen und
auf ihrem Hochzeitsflug waren.
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
* Die „Aklankique‟=Millionen
müſſen bezahlt werden!
Um 84 080 000 Franken.
Bei Lloyds in London, der internationale
Verſicherungsbörſe, herrſcht ſchlechte Laune. Ein=
Eutſcheidung des Präſidenten des
Handelsgericht=
im Seine=Departement hat beſtimmt, daß unge
achtet eines von der Verſicherungsgeſellſchaft an
gemeldeten Einſpruchs der Verſicherungshalter der
fälligen Betrag ſofort einzahlen müſſe, der weger
des Brandes auf dem Dampfer „Atlantique” al
Schadenſumme feſtgeſetzt wurde. Dieſe Summ
beläuft ſich auf nicht weniger als 84 08000
Franken, die der Süd=Atlantique=Company zufal
len. Dieſe Reederei darf aber das Geld vorläu
fig noch nicht anrühren, ſondern muß die Entſchei
dung der nächſten angerufenen Inſtanz abwarten
Aber gezahlt werden muß erſt einmal auf all
Fälle.
Als die „Atlantique” ſeinerzeit in Flammer
aufging und zahlreiche Menſchenleben bei den
Feuer um das Leben kamen, verſuchten die
Ver=
ſicherungsgeſellſchaften die Schuld erſt auf die
ſchlechte Ausrüſtung, die ſchlechte Bewachung und
die nachläſſige Handhabung der
Sicherungsmaß=
nahmen zu ſchieben. Später ſprach man gar vor
einem Bombenanſchlag — alles nur um an der
Zahlung der Verſicherungsſumme vorbeizukommen
Auch beſtritt man den von der Geſellſchaft, der
das Schiff gehörte, angemeldeten Geſamtverluſt
Tarſache iſt, daß das jämmerliche Wrack
einge=
ſchleppt werden konnte und nun ſeit Jahr und
Tag in einem Trockendock liegt. Die
Verſiche=
rungshalter behaupten, ſie könnten das Schiff für
90 000 000 Franken wieder aufbauen. Die
Fran=
zoſen ſchwören darauf, daß mit 150 000 000 nur ein
ſchlechter, reparierter Schiffsrumpf daraus werde,
Der Kampf ging lange hin und her, bis man
in Paris dann zugunſten der
Schiffahrtsgeſell=
ſchaft entſchied, eine Entſcheidung, die jetzt von
Präſidenten, und damit von der Regierung,
ge=
billigt worden iſt. Sonſt wäre niemals die
An=
weiſung an die Verſicherungshalter ergangen, ſo
fort das Geld einzuholen.
Die Millionen bleiben zwar unter Bankver
ſchluß, ſind aber wenigſtens vorhanden. Die Süd.
Atlantique=Company wird ihres Lebens
nich=
recht froh werden mit und ohne den Betrag. Denn
das verbrannte Schiff war ungeheuer
unterver=
ſichert. Seinerzeit hatte der Neubau 350 000 000
Franken gekoſtet. Ein Verluſt bleibt es alſo ſo
und ſo.
In London bei Lloyds läutete die Glocke der
Lütine, die dort aufgehängt iſt, um eine kleine
Kataſtrophe oder ein großes Unheil anzukün
digen, als die Entſcheidung aus Paris eintraf
In den franzöſiſchen Schiffahrtskreiſen freut man
ſich. Wenn die Millionen fällig werden, komm=
Leben, in die Docks. Man wird neubauen und
Kiele legen. So iſt hier des einen Kummer des
anderen Glück.
Vier Bergarbeiter verſchüttet.
Paris. In einer Kohlengrube bei Met
wurden in einem Schacht vier Arbeiter verſchüttet
Nach längeren Bemühungen gelang es, einen der
Verſchütteten, einen 50jährigen, verheirateter
Mann, zu retten. Er war ſchwer verletzt und
ſtarb kurz nach ſeiner Einlieferung ins
Kranken=
haus. Die drei anderen Verſchütteten konnten
bisher noch nicht geborgen werden. Man hat keine
Hoffnung mehr, ſie noch am Leben zu finden.
Die deutſche Himalaja=Expedition
hat die Sturmwarnung nicht erhalten.
Kalkutta. Der ſchwere Schlag, der die
deutſche Himalaja=Expedition betroffen hat, wird
nunmehr darauf zurückgeführt, daß der drahtloſe
Empfangsapparat der Expedition infolge der
Witterungseinflüſſe verſagt haben muß. Aus einer
ſoeben veröffentlichten amtlichen Erklärung geht
hervor, daß die Wetterſtation von Puna am
Morgen des 7. Juli einen für die Expedition
be=
ſtimmten Sonder=Wetterbericht ausgeſandt hat
In dieſem Bericht war vor heranziehenden
ſchweren Schneeſtürmen am Nanga Parbat
ge=
warnt worden. Kenner der Verhältniſſe ſind da
von überzeugt, daß, wenn die Expeditionsleitung
dieſe Warnung erhalten hätte, ein Rückzug immer
noch möglich geweſen wäre. Es ſcheint jedoch
feſt=
zuſtehen, daß der Empfänger der Expedition
da=
mals ſchon ſeit einigen Tagen nicht mehr in
Ordnung war.
Cholera=Epidemie in Honan und Schanſi.
Schanghai. Eine Cholera=Epidemie iſt in
den Provinzen Honan und Schanſi ausgebrochen,
Bisher ſind über 100 Todesfälle gemeldet worden.
Für die deutſche Auslandsſchule!
Bau ihm die Schule!
Das ℳ PldbSlnesbescnit.!
Der Volksbund für das Deutſchtum im Ausland
hat für den Tag des Volkstums, an dem im
gan=
zen Reiche das Feſt der deutſchen Schule
began=
gen werden ſoll, dieſes wirkungsvolle Plakal
herausgegeben.
Littwoch, 1. Auguſt 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 210 — Seite 9
Tasdeo!
Dlottte
A4
Dei Thallngel Buto.
Von Guſtav Schröer.
Es iſt reizvoll, einmal den Thüringer Wald kreuz und quer
gurchwandern, die vielbetretenen Pfade zu meiden und eigene
ge zu gehen. Dabei ſoll es nicht nur darauf ankommen,
ein=
ge Punkte zu erſteigen, ſondern wir wollen gleicherweiſe Blicke
in die Berg= wie in die Menſchenwelt. Beide ſind es wert. —
Der Zug hat uns nach Sonneberg gebracht, in des
Weih=
htsmannes Werkſtatt. Die Fahrt ging mitten durch grüne
lder, in engen Tälern dahin, blühende Wieſen durchſchneidend.
riſt der Frühling mit ſeiner Malerarbeit noch nicht ſo weit als
Werratale. Der Schnee hat ſich lange drängen und nötigen
ſen, bevor er zugab, daß ſeine Zeit aus ſei. Wollten wir in
er der ſchmalen Seitenſchluchten hinaufklettern, würden wir
ihrſcheinlich noch Schnee finden.
Der Schnee war einſtmals ein gar koſtbares Himmelsgeſchenk.
e Thermometermacher verſtanden es, ihn in irgendeiner, mitten
dickſten, finſteren Walde gelegenen Grube faſt den ganzen
mmer durch zu halten, ſchickten ihre Buben und Mädel hinaus,
Kännle Schnee zu holen, ſteckten die Thermometer hinein und
timmten auf dieſe Weiſe den Nullpunkt.
Zu den Thermometermachern nun kommen wir in Sonneberg
zt eigentlich. Die wohnen mehr um Ilmenau und Schmiede=
). Dafür aber hat hier in der betriebſamen Stadt der
Weih=
htsmann ſeine Hauptwerkſtatt aufgeſchlagen, gibt mehr als
900 Menſchen Arbeit und ſchafft Wunder über Wunder. Wer
en Ueberblick über die Vielſeitigkeit und Buntheit der
Spiel=
ren=Induſtrie gewinnen will, muß das Induſtrie=Muſeum am
ttaplatz in Sonneberg aufſuchen. Da ſind etwa 100 000
ver=
edene Dinge ausgeſtellt, die wir alle unter dem Sammelnamen
pielzeug” vereinigen. Welch eine Unſumme von Arbeit und
hem Erfindungsgeiſt ſteckt darin! Die Augen können alle die
rrlichkeiten gar nicht faſſen, und der Erwachſene bedauert leiſe,
)t noch einmal Kind ſein zu können.
Es ſteckt aber ein tiefer Ernſt hinter all dem bunten Tand.
* Arbeit hat früher herzlich ſchlecht gelohnt, und in den
Häu=
n, die um Sonneberg in den heimeligen Tälern oder auf den
adumbrauſten Höhen liegen, war oft genug Schmalhans
Küchen=
iſter, ſah es in den Herzen der Menſchen alles andere eher denn
ihnacht ich aus, obwohl ſie alle von Weihnachten lebten.
Wir können nun von Sonneberg aus gehen, wohin wir
tllen, überall treffen wir die Glashütten und Porzellanfabriken
den Tälern, überall ſitzen Spielzeugmacher und Glasbläſer.
bei haben wieder beſtimmte Gegenden ihre beſondere Eigenart.
Lauſcha z. B. faucht in jedem Hauſe die Gasflamme, ſitzt
r Glasbläſer über ſeine Arbeit gebeugt, bläſt, formt, biegt, malt.
er iſt auch die Heimat der Augenmacher, und mancher von ihnen
tm ſeinem Zimmer Anerkennungen aus aller Welt unter
as und Rahmen aufgehängt. Und die meiſten heißen Müller
r Greiner. Um ſie voneinander zu unterſcheiden, führen ſie
inamen: Müller=Pferdle, Greiner=Pflug, Müller=Stieglitz uſw.
1eganze Woche über wird fleißig gearbeitet. Am Sonntag und
meiſt auch am Montag — ſind die Leute Freiherren. Da wird
ungen und muſiziert. Manch einer iſt ein Künſtler, und ſo
igen ſie ſich denn auch an ſchwierige Werke, ja ſogar an die
ethovenſchen Symphonien.
Woher haben ſie es?. Nun, es liegt ihnen im Blute, es iſt
ten angeboren; denn um ſie her ſingt es jahraus, jahrein. Die
Thüringer Wald: Blick auf den Inſelsberg. Hanns Bock.
Jäſſerlein rauſchen ihre Melodien, der Wald orgelt ſeine Sym=
Yonien, und die Vögel jubilieren vom Morgen bis zum Abend.
Sas ein rechter Thüringer=Wäldler vom alten Schrot und Korn
., der muß ſeine Muſikanten: Hänfling, Stieglitz und Zeiſig im
afig haben. Daneben iſt der Kreuzſchnabel in den meiſten
Häu=
rn heimiſch; denn „der zieht die Krankheiten an‟. Der Winter
tzt früh ein und geht ſpät. Die Dörfer ſind verſchneit, Weg und
teg faſt ungangbar. In den Stuben aber ſitzen emſige Menſchen,
te ihre beſondere Seelenprägung haben, baſteln, blaſen das
lühend flüſſige Glas, laſſen den Frühling in bunten Chriſtbaum=
Igeln aufblühen und laſſen ſich dabei vorſingen, was ihre
Lieb=
nge in den Käfigen an Melodie vom Herrgott mitkriegten.
Das iſt das ureigenſte Thüringen, und hier ſind wir in ſeiner
nnerſten Herzkammer.
Wir waren von Sonneberg aus über Lauſcha nach Jgelshieb
efähren. Hei, wie das Bähnle keuchen mußte, uns hinauf zu dem
dchgelegenen Ort zu bringen. Weiter macht es nicht mehr mit.
Oir wandern durch herrlichen Wald nach Süden zu bis
Stein=
leid, biegen nach Norden um und kommen über Scheile und
Lan=
genbach nach Maſſerberg.
Hier, obwohl noch immer im allerinnerſten Thüringen, doch
ein ginz ander Bild. Es gibt nur noch zwei oder drei Glasbläſer,
eine Anzahl Männer wandern noch alltäglich in die Glashütten
nach Oelze oder Fehrenbach, aber, ſiehe: Kurhaus, Penſion
Wald=
frieden, Hotel zur Poſt uſw. Was iſt aus dem über 800 Meter hoch
gelegenen Dörfe geworden, in dem noch vor einem reichlichen
Menſchenalter die Not eine Selbſtverſtändlichkeit war, und wo
man vor zwei Menſchenaltern nur im Jahre einmal Brot buk!
...
1!
Lauſcha, ein Teil dieſes langgeſtreckten, in eine ſchmale
Talrinne hineingelegten Glasbläſerſtädtchens. H. Bock.
Maſſerberg hat ſich der Welt angeboten, ſie iſt gekommen. Es iſt
einer der heut weit über Thüringen hinaus bekannten
Höhen=
kurorte, deſſen Beſucherzahl von Jahr zu Jahr ſteigt. Wer gern
Brauſen des Bergwindes lauſcht, wen ein Blick auf Meilen hinaus
in eine vielgeſtaltige Bergwelt noch entzückt, wem der deutſche
Wald noch etwas zu ſagen hat, der iſt hier gut aufgehoben. Er
braucht gar nicht in eines der großen Gaſthäuſer zu gehen, er
findet ein ſauberes Unterkommen und freundliche Geſichter in
jedem der Häuſer, die hüben und drüben an der Dorfſtraße ſtehen.
Wem Maſſerberg noch nicht genügt, der wandere auf dem
Gebirgskamm entlang nach Oberhof. Hier iſt das „St. Moritz”,
Thüringens. Die Hotels ſind größer, das Leben iſt geräuſchvoller
und mannigfaltiger. Der Sommer iſt verhältnismäßig ſtill.
Da=
für iſt der Winter um ſo lebendiger.
Wir wollen von einer anderen Seite aus nach Oberhof, von
Suhl her, einer der bedeutendſten Rüſtkammern der Welt.
Mil=
lionen von Gewehren ſind aus der Stadt hinausgegangen. Die
Gewehrinduſtrie iſt zum guten Teile umgeſtellt, ein Erwerbszweig,
der Jahrhunderte alt iſt und für dieſen Teil des Thüringer
Wal=
des dieſelbe Bedeutung hatte wie die Spielzeug=Induſtrie für den
Südoſten, iſt im Abſterben.
Wir wollen nicht Städte beſehen, wir wollen Land und
Men=
ſchen in das Herz ſchauen. Die Lauter, das goldklare Wäſſerlein,
ruft und lockt. An ihr entlang ſchreiten wir auf das ſonnige
Goldlauter zu und ſteigen im Pochhammergrund hinauf. Der
Weg iſt nicht eben bequem, aber er iſt dafür um ſo ſchöner. Hoho,
da liegen zur Rechten, mitten in der Einſamkeit auf halber
Hang=
höhe, graue Halden, deren Steine faſt alle die gleiche länglich
runde, flache Form haben. Hier hat man einſt Erz gegraben, ja,
der Gang ſoll quer durch das Gebirge gehen. Die Steine aber
ſind, ſo ungeheuerlich es klingt, verſteinerte Exkremente
irgend=
welcher vorſintflutlicher Rieſentiere.
Es wäre auch hier Gelegenheit, ſtill rückwärts zu ſinnen,
hin=
ein in verſunkene Ewigkeitſekunden, aber die Maienſonne lockt.
Wir beginnen wieder zu ſteigen, der Pfad hört auf, Farnkraut
grünt in das Licht herauf, Blumenſterne leuchten. Da iſt die
breite Fahrſtraße von Suhl herauf.
Von hier aus zunächſt ein Blick nach Süden. Im Norden
hinter uns ſperren Berghäuster den Ausblick. Nach Süden aber
ein vielgeſtaltiges Vorland, vor dem in der Ferne der große und
der kleine Gleichberg wie getreue Wachhunde liegen. Auf dem
großen Gleichberg findet ſich eine der älteſten frühzeitlichen
Men=
ſchenſiedelungen.
Dem Kamme zuſchreitend, kommen wir auf guter Straße nach
kurzer Friſt auf die Schmücke. Wir ſind mitten im
Fremden=
ſtrom. Ein dauerndes Kommen und Gehen, das Verkehrsauto
hupt. Wer Stille ſucht, muß in den Wald fliehen oder auf einer
der wundervollen Bergwieſen ins duftende Gras kriechen.
Da=
gegen iſt ein ſtiller Abend auf der Schmücke wunderbar, und aus
dem Himmel ſinkt es hernieder: Ueber allen Gipfeln iſt Ruh’.
Auf dem alten Rennſteig gegen Weſten wandernd, biegen
wir nach kurzer Zeit rechts ab in den Wald hinein. Wir ſind in
einer Höhe von nahezu 1000 Metern. Schweigend liegt eine
eigen=
artige Waldblöße vor uns. Ueppig wucherndes Heidekraut,
da=
zwiſchen moorige Tümpel von bräunlicher Farbe, bleichſüchtige
Sumpfgräſer, Sonnentau, deſſen klebrige Blattflächen tückiſche
Fliegenfallen ſind. Das iſt das Hochmoor zwiſchen Schmücke und
Schneekopf. Aus der Eiszeit ſtammend, iſt es eine der
inter=
eſſanteſten Stellen des ganzen Gebirges. Düſtere Sagen gehen
von ihm im Schwange, Zigeunervolk hat einſt gern hier gehauſt,
von einem der Tümpel weiß der Volksmund zu ſagen, daß, wenn
man einen Stein in ihn hineinwürfe, er auf dem Marktplatz im
weit entfernten Arnſtadt wieder zutage käme.
Die Bäume rundum ſind Ruinen. Kaum einer bietet einen
unverletzten Wipfel der Maienſonne dar. Der Winter iſt ein
harter Regent. Wohl ziert er die Bäume mit blitzenden
Deman=
ten, aber ſie zerbrechen unter deren Laſt, und ihr Leben iſt ein
Kampf, aus dem keiner ohne ſchwere Narben hervorgeht.
Sie ſind die gleichen hinüber zum Schneekopf, dem
höch=
ſten Gipfel des ganzen Gebirges. Wenn wir die letzte Stufe des
Ausſichtsturmes erſtiegen haben, dann ſtehen wir gerade
eintau=
ſend Meter hoch, und jetzt haben wir einen Ausblick, der Vorland
und Gebirge, Wäldermeer und Saatenfelder in ihrer ganzen
wei=
ten Ausdehnung und ihrer herzberückenden Schönheit offenbart.
Fern, fern ſchimmern die Türme der betriebſamen Städte,
rot=
goldene Lichter, von der ſchlafengehenden Sonne entzündet, blitzen
in den Fenſterſcheiben der Taldörfer auf, aus den Wipfeln tief
unter uns klingen Rotkehlchenlieder, und Menſch und Welt ſind
in friedeatmende Abendſtille getaucht. Ein Wanderlied klingt
empor. Dort ſchreitet eine Schar fröhlicher Mädchen. Sie ſingen’s
in den Abend hinaus: Thüringen, holdes Land, und verſtehend
müſſen wir des liederreichen Baumbach gedenken, durch deſſen
ſchönſte Lieder das Heimweh nach Thüringen klingt. — In kurzer
Zeit iſt Oberhof erreicht. Wieder flutet das Leben. Oberhof iſt
Maſſerberg voraus und verdient den Ruf, den es ſich erworben.
Wir können nun den Hang hinabſchreiten und uns in den
Zug ſetzen, der uns durch den dicht bei Oberhof mündenden, über
3000 Meter langen Branleitentunnel unter dem Gebirge
weg=
führt und über Arnſtadt nach Erfurt gelangen. Wir können nach
Süden bis Ohrdruf wandern, von da nach Gotha fahren und
An=
ſchluß nach allen Richtungen kriegen, können aber auch, und das
wollen wir, auf dem Kamme bleiben. Eine Rennſteigwanderung
vermittelt Eindrücke, die unvergeßlich bleiben, und ſchließlich, die
Füße beginnen bereits zu ſchmerzen, erreichen wir doch den
be=
rühmteſten, wenn auch nicht höchſten Ausſichtspunkt des Thüringer
Waldes, den Inſelsberg. Er iſt etwas über 900 Meter hoch, ſteht
aber ſo frei, daß der Blick von ihm aus nicht hinter dem von weit
höheren Bergen zurückſteht. Am ſchönſten iſt ein Morgen auf dem
Inſelsberg, wenn in den Tälern die Nebel ſchwimmen, das ganze
Land einem weiten, milchweißen See ähnelt, aus dem da und dort
die Bergkuppen wie Inſeln ragen.
Und nun das letzte Ziel, die Wartburg. Wir bleiben auf
dem Rennſteige. Da wächſt ſie herauf aus Felſengrund, nicht übere
wältigend durch ſich ſelbſt, ſo ſchön iſt ſie, aber bezwingend durch
den Geiſt, den ſie kündet, der um ihre Mauern raunt und aus
ihrem Kreuze in die Nacht hinaus ſtrahlt. Sie iſt die deutſche
Gralsburg, und jeder Stein ſchreit es hinaus ins Land: Laßt die
Seele nicht ſterben. —
Der Thüringer Wald liegt hinter uns, die Feierſtunden ſind
aus, der Alltag ruft wieder. Eines hat uns die Wanderung
beſtimmt gegeben. Wir haben erkannt, wie ſchön deutſches Land
iſt, die Seele iſt frei geworden von Roſt, blank leuchtet ſie, und —
glaubt wieder an ſonnige Tage für das liebe deutſche Vaterland.
Die Glaskunſt
auf dem Thüringer Walde.
Von Dr. W. Greiner, Eiſenach.
Wenn das liebe Weihnachtsfeſt naht, dann gibt es kaum ein
deutſches Haus, wo nicht der Chriſtbaum das Licht der Kerzen
in glitzerndem Glasſchmuck widerſpiegelt; ja, in allen Teilen der
Welt, wo deutſche Herzen ſchlagen, erweckt der Anblick dieſer
bunten, verſilberten, vergoldeten Kugeln und Früchte die tiefe
Sehnſucht nach der lieben Heimat und den ſeligen Tagen der
Kin=
derzeit wieder. Wer möchte da nicht wiſſen, woher ſie kommen
und welche flinken, geſchickten Hände ſie bereiten?
Thüringen, Deutſchlands Herzland, iſt ihre Heimat, und oben
auf dem Walde, wo ſich die ſchieferbeſchlagenen Häuſer träulich in
die engen Talfalten der tannenumdunkelten Berge hineinſchmiegen
oder hinaufklettern bis zum uralten Rennſtieg auf dem höchſten
Gebirgskamme, da ſchimmern bis tief in die Nacht die Lichter in
Im Schwarzatal.
Hanns Bock.
den engen Arbeitsſtuben der kinderreichen Familien. Nahe
bei=
einander liegen die großen Orte Lauſcha, Steinach, Ernſttal,
Jgels=
hieb, Neuhaus, Steinheid, wo die allermeiſten von dieſen
blitzen=
den Sachen gemacht werden. Die Mutter aller iſt Lauſcha, wenn
auch ſchon vor ſeiner Gründung in einigen anderen Orten
Thürin=
gens Glashütten beſtanden. Im Jahre 1597 haben die erſten
Glas=
meiſter ſich unter dem Schutze des Herzogs von Coburg in dem
engen Waldtale niedergelaſſen und die alte Glashütte gebaut, um
die der ganze Ort entſtand. Es waren zwei um ihres Glaubens
willen vertriebene Männer, Hans Greiner aus Schwaben und
Chriſtoph Müller aus Böhmen. Darum heißen noch heute
Hun=
derte von Familien in Lauſcha und den Nachbarorten Greiner und
Müller und werden nur durch originelle Haus= und Spitznamen
voneinander unterſchieden.
Die Glashütte, wo die Glasmacher hantieren, iſt die Sonne,
um die das ganze gewerbliche Leben kreiſt. Dort glüht der
unge=
heure Schmelzofen aus Sandſtein und feuerfeſtem Ton mit
zahl=
reichen Oeffnungen an den Wänden, aus denen manchmal die
Flamme herausleckt. Hinter jeder ſteht ein ſtarker, großer,
töner=
ner Schmelztiegel in dem Feuermeer, in dem die Glasmaſſe aus
Quarzſand und Pottaſche (oder irgendeinem Salze wie Soda oder
reinem Natron) ausgeſchmolzen wird. Soll das Glas farbig
wer=
den, ſo muß es entſprechende Zuſätze erhalten, wie Kobalt für
Seite 10 — Nr. 210
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 1. Auguſt 193.
Blau, echtes Gold für Rubinrot, Knochenmehl für Milchweiß und
Kupferoxyd für Grün. Iſt alles gut verſchmolzen, dann taucht der
Glasmacher einen langen Eiſenſtab mehrmals in den Tiegel, bis
ein großer Klumpen glühende Maſſe ſich angehängt hat. Dieſe
wird mehrmals abgekühlt, wieder angeglüht und auf einer
blan=
ken Eiſenplatte zylindriſch zuſammengewalzt. Dann ſtößt ein
zweiter Glasmacher eine „Pfeife”, d. h. einen hohlen Eiſenſtab,
an das andere Ende der glühenden Glasmaſſe und zieht
rück=
wärtsſchreitend die Maſſe auseinander, indem er beſtändig in die
„Pfeife” hineinbläſt. So entſteht eine lange Glasröhre, die ſchnell
erkaltet und auf ſchmalen Brettchen am Boden ruht.
Die langen Röhren werden in kleinere Stücke zerſchlagen, und
dies iſt nun das Rohmaterial für den Glasbläſer. Mit
einem Bündel Röhren im Arm geht er aus der „Hütte” in ſein
enges Heim und ſetzt ſich an den Arbeitstiſch, an dem eine blaue
Gasſtichflamme aus dem Rohre ſprüht, die er durch den Fußtritt
aus dem Blaſebalg unter dem Tiſche immer in rauſchendem Gang
hält. Flink mit den Fingern drehend, hält er die Glasröhre
vor=
ſichtig in die Flamme, bis eine Stelle wieder weich und glühend
wird, und bläſt mit dem Munde hinein, ſo daß ſich der ſchmelzende
Teil kugelig aufbläſt. Das untere Ende hat er vorher geſchickt
zugeſchmolzen, das obere nach dem Munde zu verengt er und zieht
einen offenen „Spieß” heraus. Sogleich hat er eine Form zur
Hand, in der er die noch weiche Glasmaſſe hineinbläſt; und eine
Frucht, eine Tiergeſtalt, ein Kopf oder irgendeine phantaſievolle
Glasfigur iſt fertig. Reihenweiſe werden die Sachen noch mit
den „Spießen” zum Kühlen auf den Arbeitstiſch gelegt. Dann
kommen Frauen und Kinder, nehmen die Figuren weg und gießen
durch die „Spieße” eine Silberlöſung mit einigen Beimiſchungen
hinein, die ſich an der Innenwand niederſchlägt und dann wieder
abgegoſſen wird. Glitzernd liegt das zerbrechliche Ding vor uns.
Nun wird es noch von außen mit bunten Farben bemalt. Ein
jedes Familienglied hat ſeine beſondere Beſchäftigung dabei, und
wenn recht viele Beſtellungen für die Weihnachtszeit gekommen
ſind, dann müſſen auch die Kinder oft lange mit aufſitzen, die
„Spieße” abbrechen, die Henkel einfügen, die Pappkartons
ver=
packen und anderes mehr.
Allein wieviele andere reizende Sachen werden noch aus
Glas gmacht! In der „Hütte” gleich am Schmelzofen werden die
bei allen Kindern beliebten Märbel (Glaskugeln) mit Tierfiguren,
Blumen oder bunten Spiralfäden drin aus maſſiven Glasſtangen
mit ſeltſamen Scheren abgedreht. Bunte Perlen zum Beſatz für
Damenkleider, Fiſch= oder Wachsperlen, mattſchimmernd in
Fiſch=
ſchuppenſilber, Augen für Puppen und Tierſpielzeug,
Zigarren=
ſpitzen, Glasblumen, Spinnräder und vieles andere werden da
ge=
macht. Der Glasbläſer entfaltet ſeine ganze Phantaſie und
Geſchicklichkeit in zierlichen Nippſachen, wie Hirſchen, Rehen und
anderen Figuren, die ganz freihändig ohne eine Form durch
Bla=
ſen mit dem Munde, vorſichtiges Ausziehen des glühenden Glaſes
und Aufſetzen, von Glasſtengeln gebildet werden. Ja, das Glas
kann in ganz feinen Fäden über ein Rad geſponnen werden, die
dann den Vogelfiguren als Schwänze, den Engeln und
Schmetter=
lingen als Flügel angeheftet werden. Man ſtellt ſogar ganze
Gewebe, wie Krawatten und Gürtel, daraus her, flicht Broſchen
für die Frauen daraus, ja eine Fahne aus Glashaar führt ein
Lauſchaer Verein. Die köſtlichſte Kunſt wird bei der Herſtellung
von Menſchenaugen entfaltet, die von hochbegabten Männern in
wunderbarer Naturtreue nachgebildet werden und manchem
un=
glücklichen Menſchen wenigſtens einen äußerlich unerkennbaren
Erſatz für ſchweren Verluſt gegeben haben. Das Bedeutendſte
leiſtete hierin die Lauſchaer Familie Müller=Uri, die die beſten
Pariſer Fabrikate aus dem Felde ſchlug und in großen Städten
Niederlaſſungen gründete.
Mit dieſen Dingen iſt der Kreis der durch Glasbläſerei
her=
geſtellten Gegenſtände nur angedeutet, die Fülle der Nippſachen
beſonders iſt geradezu unerſchöpflich, denn der Phantaſie ſind ja
darin gar keine Schranken geſetzt. Dazu tritt aber in anderen
Orten des Gebirges, wie Stützerbach, Ilmenau, Schmiedefeld,
Neuhaus am Rennſtieg, noch ein ganz anderes Gebiet der
Glas=
kunſt: die Herſtellung von meteorologiſchen, phyſikaliſchen,
chemi=
ſchen und mediziniſchen Apparaten und Inſtrumenten. Ungezählte
Thermometer und Barometer gehen aus dem Thüringer Walde
hinaus in alle Welt.
Die Fabrikation geht mit der Wiſſenſchaft Hand in Hand und
liefert hundertfältige Sorten feinkonſtruierter Glasinſtrumente,
mit denen die Gelehrten in den Laboratorien der Univerſitäten
und Kuranſtalten, die Chemiker und Phyſiker, die Wetterkundigen
und viele andere Berufe Tag für Tag arbeiten und forſchen.
Auf die gewaltigſte Höhe und zu unerſchütterlichem Weltruhm
gelangte aber die Thüringer Glaskunſt durch die geniale
Perſön=
lichkeit des Eiſenacher Werkmeiſterſohnes Ernſt Abbe. Ihm
ge=
lang zum erſten Male die genaue mathematiſche Berechnung der
optiſchen Bedingungen von Mikroſkopen und Fernrohren, deren
Linſen früher nur auf gut Glück geſchliffen wurden. Er ſchuf im
Verein mit Otto Schott ein für ſeine optiſchen Zwecke
einwand=
freies Glas. Die gewaltige Weltfirma, der Abbe in ergreifender
Beſcheidenheit den Namen Zeiß=Werk nach ſeinem erſten
Mitarbei=
ter gab, ſtellte aus dem Glas der Schottſchen Werke Mikroſkope
und Ferngläſer her, gegen die jede Konkurrenz in der ganzen Welt
machtlos war. Raſtlos wurde weitergearbeitet, über die
kunſt=
vollen Lichtbildapparate und Epidiaſkope hinweg bis zu den
viel=
bewunderten Planetarien der neueſten Zeit.
Ueberſieht man das alles, ſo iſt es ein ſchier unendliches Feld
von Kultureinflüſſen, von idealen, wiſſenſchaftlichen und
prakti=
ſchen Werten, die aus der Thüringer Glaskunſt allen Völkern der
Erde zugute gekommen ſind.
DieOlitätenhändler auf dem ThüringerWald
Von Dr. Berthold Rein, Rudolſtadt.
Volksmedizin und Wiſſenſchaft! Gegenſatz und Ergänzung! —
Wenn Arzt und Apotheker nicht helfen, bringt der Nachbar ein
Fläſchchen oder ein Schächtelchen, das hat ihm geholfen. Wollen
wir wetten: Es ſtammt aus dem Thüringer Walde! — Sehen
wir uns dort doch einmal um! —
Beckens Heinrich im Schieferdorf vor dem Walde war ein
eigenartiger Mann: unterſetzte Geſtalt, lebhaft, glatt geſchorene
Züge, ſchlichter, treuer Blick aus dem Auge, darüber eine
Denker=
ſtirn. Bei der Alltagsarbeit trug er bäuerliches Gewand. Wer
ihm Sonntags auf dem Kirchwege begegnete, konnte ihn für
einen Gelehrten anſehen. Geſchäftsſchild oder Wirtszeichen trug
ſein Haus nicht. Es ſtand mit der Giebelſeite an der
Döorf=
ſtraße. Hof und Stall ließen gerade ſoviel Betrieb vermuten,
daß ein Hausſtand von ſechs Köpfen des Lebens Nahrung und
Notdurft daraus bezog. Wer zu ihm in die Stube mit dem
großen braunen Kachelofen trat, den begrüßte er durch Handſchlag
und ein: Schön willkommen! Bekannte nahmen auf der
Wand=
bank am Familientiſche Platz, für Fremde war eine Gaſtecke am
anderen Ende der Fenſterſeite beſtimmt. Nach kurzer Einleitung
beſtellten ſie, was ihr Herz begehrte. Dann entfernte ſich der
Hausherr, um bald zurückzükehren mit einem Kelchgläschen, aus
dem weiße Pfefferminze oder grüne Krauſeminze ſcharfen Duft
aufſteigen ließ. Gäſte waren nicht ſelten, das Haus war
be=
kannt. Unmäßigkeit habe ich nie beobachtet. Wohl aber konnte
es vorkommen, daß ein ausweichender Blick oder, wenn der nicht
wirken wollte, ein ruhiges, aber beſtimmtes Wort weiteren
Al=
koholgenuß verſagte.
In der Kramkammer, der Wohnſtube gegenüber, ſtanden
Kiſten und Säcke mit Vorräten, auf Böcken lagen Fäſſer
ange=
zapft. Hinter dem Ladentiſch, über dem ſich ein bunt bemalter
Holzrahmen in weichen, geſchwungenen Linien erhob, verwaltete
der Hausherr ſein Amt als Kaufmann des Ortes. Seltſamer
Hausrat ſtand umher, wie er in Kaufläden der Stadt
ausgeſtor=
ben war: Zinngefäße, rund und eckig, Kupferröhren, gerade und
gebogen. Von den Rahmen hingen Handwagen herab mit
blan=
ken Meſſingſchalen, und Vorräte von Tüten aus Strohpapier.
Ein Wandſchrank mit vielen Schubkäſten im Unterbau, mit
offe=
nen Fächern im Obergeſtell hielt die verkaufsfertigen Waren
be=
reit. Eine lange Reihe launiſch geformter Flaſchen enthielt
Flüſſigkeiten in allerlei Farben, mit deutſchen und lateiniſchen
Aufſchriften, auch geheimnisvollen Abkürzungen. Wer den
For=
ſcherdrang weiter befriedigen wollte, konnte eine ganze
Stufen=
leiter vom ſüßeſten Perſiko durchkoſten bis zum Amara, der ſo
bitter die Geſchmacksnerven herumriß, daß es gerne geglaubt
wurde, er diente nur Heilzwecken. Die Gerüche des
Morgenlan=
des, vereint mit den Düften des Heimatwaldes, zogen von dieſen
Flaſchen aus durch den Raum. Dickflüſſiger, brauner
Wacholder=
ſchnaps, die weithin berühmte Eigenmarke des Hauſes, gab dabei
den Ausſchlag. Am ſeltſamſten aber muteten die großen irdenen
Gefäße an, die neben Korbflaſchen in der dunklen Ecke ſtanden.
Weite Bäuche, lange Hälſe ſorgſam verſchloſſen mit großen
Holzpfropfen oder weichen Ballen in Rindsblaſen gehüllt. Sie
bargen den Geſchäftskern des Hauſes. Von ihnen wurde wenig
geſprochen. Nur manchmal wanderte die eine oder andere in die
Hinterkammer, wo eine eiſerne Tür immer ſorgfältig verſchloſſen
war. Dort durfte nur die eine Tochter Handreichung tun; wäre
ein Sohn dageweſen, ſo hätte wohl er das Geheimnis der
Mi=
ſchung geerbt.
Im Frühjahr, wenn noch Schnee an den Winterhalden lag,
aber draußen an der Tiefebene Oſtluft die Wege getrocknet hatte,
wanderte Heinrich hinaus ins Hannoverland. Schweres
Reiſe=
gepäck habe ich nie bei ihm geſehen. Aber wenn er jemandem:
wohlwollte, dann zog er ein fingerlanges, rundes Fläſchchen aus
der Taſche ſeines ſchweren Schoßrockes. Mit hellblauem
Glanz=
papier war es zugebunden. In rotem Siegellack war ein
ver=
ſchlungener Namenszug abgedrückt, mit fünfzackiger Krone
dar=
über. Was die ſcharlachrote Flüſſigkeit leiſtete, das beſagte der
Umſchlagzettel: „Nutzen und Gebrauch des Hamburgiſchen
Univer=
ſal=Lebensöl”. Ein altfränkiſcher Wappenſchild führte drei Türme
im Feld und wurde überragt von fünf Straußenfedern. Zwei
Löwen mit dräuenden Zungen und Schweifen dienten als
Wap=
penhalter. Dieſe Einleitung erweckte ſo etwas wie ein
Sicher=
heitsgefühl unter hoher obrigkeitlicher Genehmigung. Nun war
das Gemüt empfänglich für Belehrung. „Dieſes alle
Krankhei=
ten in gewiſſem Maße zu heben und dieſelben zu verhindern
nützliche Medikament, ſtärket ohne Hitze und Kälte die Kraft der
Bewegung, reſolviert und lindert den Schmerz; iſt daher beim
erſten Anfange der Krankheiten oder auch während der
Krank=
heit ſelbſt, wenn und wo kein Medikus vorhanden iſt, als ein
Notmittel zu gebrauchen, das geneiniglich hilft und niemals
ſchadet.” Sämtlichen Körperteilen in= und auswendig konnte
damit geholfen werden. Für Mann, Weib und Kind wurden
die Leiden aufgezählt, die damit zu beheben waren.
Wiſſenſchaft=
liche Ausdrücke, wie Paroxismus, Malum Hypochondriacum und
Föcunditäten, floſſen mit ein und verſorgten das bekümmerte
Gemüt mit willkommenem Spielraum für die Einbildungskraft.
„In einer Schwammdoſe bei ſich getragen und daran gerochen,
präſervieret vor böſer Luft und divertieret die Naſe. 80 Tropfen
unter 4 Lot geſtoßenen Hutzucker gemiſcht, kann man
meſſerſpitz=
weiſe nehmen bei nebliger Luft; auch mit einem Quartier
Franz=
branntwein melieret, gibt einen angenehmen Magen=Aquavit.”
Für alle Tag= und Nachtzeiten empfahl es ſich „und ſchadet
nie=
mals, wenn die Doſis überſchritten oder oft wiederholt wird”.
Zum Schluß war das Petſchaft wiederholt, „damit das Publikum
wegen Verfälſchung oder Nachahmung unbeſorgt ſein kann”.
Was Heinrich ſonſt noch bei ſich führte, davon machte er in
der Stadt, wo er die erſte Raſt hielt auf ſeiner Geſchäftsreiſe,
kein Weſen. Nach mehreren Wochen kehrte er heim. Dann war
er wieder Landwirt oder bediente hinter dem Ladentiſch vor
ſeine Kunden, vom weißhaarigen Nachbar Tuſchkaſtenmacher, der
Spiritus und Schellack brauchte, bis Herab zum ſchüchternen
klei=
nen Mädchen, das ſich für zwei Pfennige drei Feuerſteinchen
(ſprich: Bonbons) erſtand; allen begegnete er mit gleichem,
freundlichem Ernſt.
In freien Stunden war es ein Genuß, mit ihm zu verkehren.
Der Blick hinaus in die Welt hatte ihn mit einem Verlangen
nach Mehr in Natur= und Menſchenkunde erfüllt.
Sprachkennt=
niſſe erweiterte er gerne durch Fragen. Die Pflanzenwelt der
Heimat mit ihren ſchlummernden Kräften war ihm vertraut, und
die Quellen in den Waldwinkeln hatten ihm verraten, was ihre
Flut mit ſich führte an Beſtandteilen aus den Tiefen des
Ge=
ſteins. Beſcheiden und genügſam ſtand er im Leben. Erwar mir das
Urbild des Laboranten vor einem halben Jahrhundert. Jetzt
ruht er ſchon lange neben ſeiner braven Chriſtel auf dem
Fried=
hof an der Pfarrkirche im Tal.
Eine ältere Stufe der Entwicklungsgeſchichte des Thüringer
Balſamträgers war der „Buckelapotheker‟. Den Namen hatten
die Glasbläſer in freundnachbarlicher Fehde aufgebracht. Ein
Hauch Neid ſteckte dahinter: ſie mußten die Fläſchchen blaſen, und
jene verdienten Geld damit! Auf dem Rücken trug der Laborant
älterer Zeit ſein Reff, ſo hatte er ſeine Fläſchchen und
Büchs=
chen und Schächtelchen für den Kleinverkauf jederzeit bereit. Den
Großvorrat nahm ein Nachbar aus den „Fuhrmannsdörfern” bei
Königſee auf ſeinem Planwagen mit. Deſſen Fahrten gingen
bis an die Küſten der Nord= und Oſtſee. Das Reff aber war
allgemein der handliche Muſterkoffer der Geſchäftsreiſenden aus
den Gebirgsorten überhaupt. Hat doch auch Matthias Klotz, der
Geigenmacher von Mittenwald, Deutſchland und Italien mit dem
Reff für die Kunſt ſeiner Heimat erobert!
Was barg das Reff des Balſenträgers? Was verlangte, die
heilbedürftige Welt? Wer könnte das aufzählen! Nur einige
Beiſpiele! Mixtura oleosa balsamica rubra oder rotes Lebensöl.
— Univerſal=, Heil= und Fluß=Pflaſter, „mit welchem nächſt Gott
viele Menſchen zu ihrer Geſundheit gebracht.” — Gebrauch
Tugenden des goldenen volatiliſchen Meliſſen=Geiſtes (Ezu
Carmes) oder Extraordinären Schlagwaſſers (welches nirger
als in den Klöſtern der barfüßigen Karmeliter zu Paris, Rege
burg, Wien, Prag und Trient, zu bekommen iſt). — Allgeme
Fluß=Tinktur. — Doppeltes Kölniſches Waſſer von dem ältef
Deſtillierer Joſeph Maria Farina gegenüber dem Altmarkt
Köln. — Pulvis Anonymus. — Grünes Pflaſter. — Lauerſch
Pflaſter. Dieſes vormals von Sr. Röm. Kaiſ. Maj. privilegie,
und neuerdings mit Genehmigung eines hohen Kgl. Preuß. Mi
ſteriums zum Debit verſtattete köſtliche Heil= und Wundpflaſ
des Michael Lauer iſt erbmäßig übergegangen auf Jungf:
Thekla Brenner in Erfurt und nur von dieſer echt zu bezieh
— Augsburger Balſam. Dieſen Balſam findet man gut und
recht bei mir Phil. Jacob Schauer ſeel. Erben Chemicus in Au
burg am oberen Lech wohnhaft, wo an der Behauſung ſich 4
Kaiſ. Kön. und Churfürſtl. Wappen befindet.
Eine beſondere Ueberzeugungskraft auf empfängliche Gemü
übte der altertümliche Druck der Begleit= und Umſchlagblät
aus. Holzſchnitte in der derben Art des 16. Jahrhunderts u
behäbige Schriftformen der Barockzeit wurden getreulich weit
geführt. Auf den Dreißigjährigen Krieg und die Peſtzeit nim
Olitätenhändler (Arzneihändler, auch
genannt) vom Thüringer Wald.
Laborant
der Wortlaut öfters Bezug. In dieſe Zeit wird, wenn nicht d
Urſprung, ſo doch ein beſonderer Aufſchwung des ganzen Olitäte
handels anzuſetzen ſein.
Vertrauen erweckend alt mußten beſonders auch die Fläſchche
ſein. Hätte ein Laborant an ihrer Form und Farbe etwas g
wechſelt, ſo wäre ſicher ein Teil ſeiner Kundſchaft abgefallen. D
eigenartige Erſcheinung dieſer Fläſchchen, bunte Haube mit Ve.
ſchnürung am Halſe, faltiger Mantel der Umhüllung, forder
zum Vergleich mit einer Frauengeſtalt auf. Eine beſonders ku
gedrungene Art hieß Nönnchen. Die Flaſchen für Cölniſche
Waſſer waren auffallend lang geſtreckt, mit dünnem Halſe un
kleinem Kopfe; manche überſchlanke Dame mußte es ſich
daru=
gefallen laſſen, daß ſie „Eau de Cologne=Flaſche” genannt wurd
Als man das Reff nicht mehr ſo recht zeitgemäß empfan.
trat ein lederner Ranzen mit breiten Riemen an ſeine Stelle. D
„Gläſer” begleiteten dieſen Fortſchritt mit ihrem Scherz, und be
ihnen hießen nun die Balſenträger „Ranzerte‟.
Aus den Bedürfniſſen des Volkes war der ganze Heilmitel
betrieb die Jahrhunderte hindurch angewachſen. Die medizinſche
Wiſſenſchaft war inzwiſchen auf anderen Wegen zu anderen Er
gebniſſen gekommen. Deshalb beſchäftigte ſich die Geſetzgebun
mit dem Schutze der leichtgläubigen Laienwelt und. verbot de
Hauſierhandel. Und das Ergebnis? Am Orinoko und an de
Wolga, in der einſamſten Alphütte wie im Salon der Großſtal
tommt ein Thüringer Fläſchchen zum Vorſchein mit einem Haus
mittel bei plötzlichem Unwohlſein oder ein Pflaſterſchächtelche
bei Schnitt= oder Brandwunden. Das Volk verlangt Univerſal
mittel und würde ſie erfinden, wenn ſie nicht da wären.
Der Olitätenhandel iſt im Schwung, aber niemand kenn
genau die Bahnen, die jedes einzelne dieſer Mittel und Mitte.
chen geht, bis es an die Stelle gelangt, wo ſeiner Heilkraft Vei
trauen entgegenkommt.
Im kleinbäuerlichen Gehöft werden noch heute Paprika un
Lerchenſchwamm, Pommeranzenſchalen und Fenchelkörner geheim
nisvoll verarbeitet; „Pflanzenſchätze aus allen Erdteilen ſtröme
ihre Düfte durcheinander. Aber auch Großbetrieb in Fabrike,
mit wiſſenſchaftlicher Ueberwachung iſt daraus angewachſen unte
Befolgung der reichsgeſetzlichen Beſtimmungen. Wer wäre no0
nie Richters Painexpeller begegnet? Vor dem Kriege hatte d"
Firma Filialen im Auslande, des Spirituszolles wegen. Manch
Laborantenfamilie hat ihren Söhnen die Anregung gegeben.”.
wiſſenſchaftlichem Studium der Arzneimittel und der Heilkunde
Was iſt nötig für die Wirkung des Heilmittels? Pſychiſche
Prädispoſition! Auf deutſch: Man muß daran glauben!
Auf dem Inſelsberge.
Zu meinen Füßen liegt das Land
Vom Sonnenſchein erhellt.
Und drüber weithin ausgeſpannt
Das blaue Himmelszelt.
Die Blicke ſchweifen feſſellos
Ins weite Land hinein:
O Gott, wie iſt die Welt ſo groß
Und wie das Herz ſo klein!
Und dennoch füllte mir die Welt
Das kleine Herz nicht aus.
Umſchlöße nicht das Himmelszelt
Auch meiner Liebſten Haus.
(Aus: Gedichte. Leipzig, F. A. Brockhaus.)
Julius Sturm.
Für das Darmſtädter Tagblatt von Hans Reyhing bearbeitele
Sonderausgabe der „Deutſchen Glocke‟.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
Nr. 210 — Seite 11
Zum 20. Jahrestage des Kriegsausbruchs.
Um L. Auguft 1944. Mobilmachung!
Von Oberſtleutnant a. D. Benary.
Ein kleines Haus im Schatten einer Kirche, ein Zimmer, in
gs beim beſten Willen kein Sonnenſtrahl fallen konnte, ein Tiſch,
in Stuhl, Aktenborde, ein eiſerner Geheimſchrank, ein vergilbter
eupferſtich des alten Großherzogs, ein Wandkalender des
Tag=
latts, das war die Arbeitsſtätte, an der ich in der
ſüdweſtdeut=
ben Reſidenz die Tage der Mobilmachung vor 20 Jahren
ver=
ebte. Ein Wachtmeiſter, dem Stubenluft und Aktenſtaub jede
zwur eines ſoldatiſchen Aeußeren geraubt hat, der in
langjäh=
iger Arbeit zum lebenden Nachſchlagewerk in allen
Mobil=
rachungsfragen geworden war, ein Gefreiter als Schreiber, der
ſoch nicht einmal bis zu den Geheimniſſen der Schreibmaſchine
orgedrungen war, ein 15jähriger Obertertianer im
Pfadfinder=
ut und mit ſchwarz=weiß=roter Armbinde, der ſeine
Ordonnanz=
jenſte mir freiwillig angeboten hatte, das waren die
Menſchen=
räfte, mit denen ich die Mobilmachung zu bewältigen hatte.
5ymbol ſcheint mir dies heute alles, mit wie geringen Mitteln
as alte Heer das Höchſte erreichte. Denn wie bei uns, beim
Bri=
jadeſtab. in Karlsruhe, war es überall im Deutſchen Reich.
lleußerſte Sparſamkeit in allem und jedem, in Raum und Zeit,
ingeſpannteſter Einſatz jedes Einzelnen in ſeinem genau
um=
grenzten Wirkungskreis, ein Vorausdenken, das auch vor kleinen
und kleinſten Dingen nicht Halt machte, eine Gewiſſenhaftigkeit.
die an dem fehlenden Punkt in dem Mobilmachungskalender
An=
ſtoß nahm, das waren die Grundlagen jenes Wunderwerkes, von
deutſchen Generalſtäblern, erdacht, das ſich Mobilmachung nannte
und das, in den drei Einheitskriegen bewährt, von der ganzen
militäriſchen Welt lange vor dem großen Kriege nachgeahmt
worden war.
Mobilmachung! Die Laien von damals und erſt recht von
heute in einem Deutſchland, dem Mobilmachungsvorbereitungen
durch das Friedensdiktat verſagt ſind, waren und ſind ſich der
Schwere, der Weite des Begriffes Mobilmachung ſchwerlich
be=
wußt. Mobilmachung bedeutet für ſie allenfalls die Umformung
des Friedensheeres in das Kriegsheer, die Auffüllung des
Mann=
chaftsbeſtandes ſeiner Friedenstruppenteile auf Kriegsſtärke, die
Aufſtellung neuer Truppenteile, ihre Ausſtattung und ihre
Aus=
rüſtung mit allen jenen funkelnagelneuen Herrlichkeiten an
Be=
kleidung, Bewaffnung und Gerät, die in Kammern und
Lager=
häuſern ſeit Jahren auf ihre Verwendung warteten, Mobilmachung
bedeutet ihnen vielleicht noch die Ueberführung der Truppe mit
der Eiſenbahn auf den Kriegsſchauplatz. Von den gewaltigen
Vorarbeiten, die in ihr ſteckten, von den noch größeren Arbeiten,
die während ihrer Dauer zu bewältigen waren, ahnt er nichts.
Wer ſelbſt an Mobimachungsvorbereitungen mitgearbeitet hat,
weiß es. Die Zeit von Weihnachten bis Oſtern, wo ſie ſich Jahr
für Jahr zuſammendrängten, kannte keinen Achtſtundentag,
rich=
tete ihren Arbeitsrhythmus nach der alten militäriſchen
Weis=
heit: „Der Tag hat 24 Stunden zum Arbeiten, und wenn die
nicht ausreichen nimmt man die Nacht zu Hilfe.” Mancher
jugendkräftige Generalſtabsanwärter iſt als Hilfsarbeiter in der
„großen Bude” unter dieſen Anforderungen zuſammengebrochen.
Orden und Ehrenzeichen, Zulagen und Sonderurlaube gab es
dafür nicht, nur das Gefühl der Befriedigung: Dank deines
Wir=
kens, wenn auch an untergeordneter Stelle, klappt das Ganze.
Mobilmachung in Zeiten der Maſſenheere, der Volkskriege geht
weit über den engen Rahmen der Wehrmacht hinaus. Wer
über=
legte ſich im Auguſt 1914 oder etwa gar heute, daß ſie zunächſt
eine gewaltige Kräfteverſchiebung, kreuz und quer durch das
Reich=
ſedeutete. Der Weſten Deutſchlands war reich an Menſchen, aber
arm an Pferden. Im Oſten war die Lage umgekehrt. So waren
weſtfäliſche und rheiniſche Reſerviſten und Landwehrleute nach
Oſtpreußen und Poſen, oſtpreußiſche und Poſenſche Pferde an den
Rhein zu fahren. Die Grenzgebiete im Oſten und Weſten waren
vom ſofortigen Zugriff des Feindes bedroht. Ihre Bevölkerung,
ihre für die Kriegswirtſchaft wichtigſten, beweglichen Schätze
muß=
ten in Sicherheit gebracht werden. So rollten vom erſten
Mobil=
machungstage die Räumungszüge mit Frauen und Kindern aus
den Feſtungen in Elſaß=Lothringen, die Räumungszüge mit den
Hengſten und Stuten der Haupt= und Landgeſtüte aus Oſtpreußen
nach dem Innern des Reiches und trafen ſich unterwegs mit den
Zügen, die den Ueberſchuß der wehrfähigen Jugend der
Reichs=
hauptſtadt den Grenzregimentern zuführten. So rollten die Züge
mit den Kohlen für die Flotte von Süd nach Nord, mit den
ab=
zuſchiebenden öſterreichiſch=ungariſchen und italieniſchen
Wander=
arbeitern von Nord nach Süd. So rollten die Züge mit dem in
das Aufmarſchgebiet vorauszubefördernden Perſonal der Stäbe
der zum Handſtreich auf Lüttich beſtimmten, beſchleunigt
mobil=
gemachten ſechs Brigaden nach Oſten und Weſten und durch alle
dieſe Mobilmachungstransporte hindurch die Fülle der kleinen
Einzeltransporte von Ort zu Ort, die noch größere Fülle der
Ein=
zelreiſenden, die zu ihren Geſtellungsorten eilten oder vor ihrer
Geſtellung noch mit Fahrten verbundene Geſchäfts= und Familien=
angelegenheiten zu erledigen hatten, um deretwillen der
Zivil=
fahrplan in den erſten Mobilmachungstagen im weſentlichen
bei=
behalten werden mußte. Insgeſamt ſind 20 800
Mobilmachungs=
transporte im Frieden vorbereitet worden, mit denen 2 070 000
Mann, 118 000 Pferde und 400 000 Tonnen Material befördert
wurden. Sie mußten gleichzeitig mit 1440 Transporten
voraus=
zubefördernder Stäbe und Truppen bis zum 6. Auguſt im
weſent=
lichen abgewickelt ſein. Von dieſem Tage an beanſpruchten die
Kriegstransporte, d. h. die Beförderung der mobilgemachten Maſſe
des Heeres in das Aufmarſchgebiet den größten Teil des
Bahn=
netzes und die Mobilmachungstransporte konnten ſich erſt vom
Geſchäftszimmer blicken — machte ein völlig hilfloſes Geſicht, als
ich ihm ſeinen Kalender mit dem Troſte in die Hand drückte, er
finde dort alles Notwendige. Während die beiden Geiſtesheroen
in den nächſten Tagen ſofort angelaufen kamen oder den
Fern=
ſprecher in Bewegung ſetzten, wenn die geringſte Reibung ſich von
ferne zeigte, habe ich von dem Hofmann und dem Reitſchüler nie
wieder etwas gehört. Sie waren als geborene Soldaten allein
zurecht gekommen.
Gab es nun gar keine Kritik an dem zu üben, was wir im
Frieden vorbereitet hatten und jetzt ausführten? Leider
rück=
ſchauend mehr als genug. Wir waren, bei Lichte betrachtet, nicht
mit der Zeit mitgegangen, hatten die Entwicklung Deutſchlands
zu einem volkreichen Induſtrieſtaat nicht in unſere Rechnung
ein=
geſtellt, waren in dem Schema der rein militäriſchen
Mobil=
machung eines volkarmen Agrarſtaates ſteckengeblieben. So
fehl=
ten oder waren nur kümmerlich angedeutet alle Vorbereitungen
13. Mobilmachungstag an wieder breitmachen. Die Zahl der
Kriegstransporte gibt das Werk des Reichsarchivs auf 11 100 mit
3 120 000 Mann und 860 000 Pferden an, das iſt mehr als das
Sechsfache der Kriegstransporte des Jahres 1870. Wie
reibungs=
los der Apparat arbeitete, dafür ein Beiſpiel aus dem eigenen
Erleben: Baden als pferdearmes Land konnte für die
aufzuſtel=
lenden Stäbe und Truppen meiner Brigade nicht genügend Zug=
und gar keine Reitpferde liefern. Ein Transport aus Poſen ſollte
dieſem Mangel abhelfen, und genau zur vorgeſehenen Minute, am
6. Mobilmachungstag, um 15.43 Uhr, lief er auf dem
Güterbahn=
hofe Karlsruhe ein.
Die Verteilung der durch ihn uns zugeführten Pferde war
eigentlich die erſte und einzige Amtshandlung, die den
Brigade=
ſtab in den Wirbel der eigentlichen Mobilmachung führte, und
zeigte, welche Arbeitslaſt auf ihren Trägern, den Batteriechefs
und ihren vornehmſten Stützen, den Wachtmeiſtern,
Futtermei=
ſtern und Quartiermeiſtern lag. Im allgemeinen mußten wir
uns den größten Teil des Tages auskunftsbereit auf unſeren
Ge=
ſchäftszimmern aufhalten, wurden aber in unſerer beſchaulichen
Stille durch Rückfragen kaum geſtört. Ergötzlich war es zu
beob=
achten, wie ſich ſchon die Geiſter ſchieden, der Unterſchied zwiſchen
„Soldaten” und „Militärs” ſcharf, hervortrat. Hatte da die Brigade
zweiStäbe dar Kommandeure derAreillerie=Munitionskolonne eines
aktiven und eines Reſervekorps, mit einem aktiven Stabsoffizier
und einem aktiven Oberleutnant als Adjutant an der Spitze,
auf=
zuſtellen. Der Zufall hatte es gefügt, daß in dem einen Stab ein
Artillerieoffizier von großem Friedensruf und ein hochgelehrter
Kriegsakademiker, in dem zweiten ein gewandter, aber
keines=
wegs übereifriger Hofmann und ein Reitſchüler zuſammenkamen,
alle vier waren wenig erbaut von der ihnen zufallenden, nach
ihrer Anſicht wenig ruhmvollen Aufgabe. Die beiden
Geiſtes=
heroen ſahen ſie als ihrer nicht würdig an, der Reitſchüler — ſein
Brother; ließ ſich verſtändigerweiſe überhaupt nicht auf meinem
Roman von Wolfheinrich V. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
25. Kapitel.
Harald Borchs Todesfahrt.
Am nächſten Vormittag war Beratung im Amtszimmer Mr.
Hardys. Außer ihm waren Mr. Lead, der Chef der
Kriminal=
polizei, einige andere höhere Beamten und mehrere beſonders
tüchtige Detektive anweſend. Auch Kulicke und Fürſt hatte man
zugezogen. Die Ereigniſſe des geſtrigen Tages und der Nacht
wurden beſprochen, beſonders der Rapport des Beamten, der in
Hopkins Kneipe Harald Borch belauſcht, zu haben behauptete.
Man hatte den Detektiv geholt, und er hatte noch einmal
berich=
ten müſſen.
Mr. Lead lehnte im Stuhl zurück und klapperte mit dem
Schlüſſelbund in ſeiner Hoſentaſche.
„Alles ganz ſchön, lieber Dickſon,” ſagte er zu ſeinem
Beam=
ten, „aber irgend etwas in der Sache kommt mir merkwürdig
vor. Sie geben ja ſelbſt zu, das Geſpräch nur bruchſtückweiſe
gehört zu haben. Daß er ſich unter dieſen Umſtänden hinwagen
ſoll ...
„Das Frauenzimmer wird doch beobachtet?” fragte Mr. Hardy
dazwiſchen.
„Selbſtverſtändlich”, beeilte ſich Lead zu erwidern, „ſeit wir
die Meldung haben. Wir müſſen ſehr vorſichtig dabei ſein. So
iſt noch die Möglichkeit, daß ſie nur ein unbeſtimmtes Mißtrauen
gegen unſeren Beamten hat und nicht weiß, wer der alte Mann
an ihrem Tiſche war; aber die geringſte Voreiligkeit von uns,
und ſie weiß Beſcheid. Dann iſt auch Harald Borch gewarnt, ſo
eſig wie dieſe Leute untereinander zuſammenhängen. An eine
Vernehmung Anitas iſt deswegen im Augenblick nicht zu denken.”
„Wir dürfen uns die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen
laſſen,” meinte einer der Herren, und wenn ich mir den Rat
erlauben darf . .
Ein Polizeibeamter trat ein, ging zu Mr. Lead und flüſterte
ihm etwas zu.
Das Geſicht des Chefs leuchtete auf.
„Die tauſend Dollar haben gewirkt, meine Herren,” erklärte
er. „Die Spanierin iſt da, um Meldungen über Harald Borch
zu machen.”
Mr. Hardy und Mr. Lead gingen hinaus, um Anita zu
ver=
hören. Sie kamen ſehr bald wieder.
„Dickſon hat recht,” ſagte Mr. Hardy. „Aus den durchaäus
glaubhaft klingenden Angaben der früheren Tänzerin geht
her=
vor, daß Borch heute nachmittag zu ihr kommt. Sie ſoll ihm bei
irgendeinem Vorhaben helfen, das ſie noch nicht kennt, und das
er noch heute ausführen will. Um fünf Uhr wird er bei ihr
vor=
fahren, und ſie ſoll auf ein verabredetes Hupenſignal aus der
Haustür treten und ein Zeichen geben, daß die Luft rein iſt. Nach
einiger Unterredung hat ſie uns verſprochen, für die tauſend
Dollar es zu tun, die ſie dafür ohne Rückſicht auf unſeren Erfolg
erhalten muß, wenn ſich ihre Angaben als wahr herausſtellen.
Borch will dann ins Haus ſchlüpfen und eine kurze Unterredung
mit ihr auf der Treppe haben.”
Es war alſo Ernſt. Alle Maßnahmen wurden getroffen,
um dem berüchtigten Hochſtapler, ein Entkommen unmöglich zu
machen. Mr. Hardy und Mr. Lead wollten ſelbſt zugegen ſein,
um nötigenfalls Anweiſungen geben zu können, und Kulicke und
Fürſt durften nicht fehlen, als diejenigen, die Harald Borch am
beſten kannten.
Nachmittags punkt 5 Uhr fuhr ein kleines ſchwarzes Auto
die 96. Straße hinunter. Es ſaß niemand darin als Harald
Borch in einem für die Jahreszeit verhältnismäßig leichten
Auto=
dreß. Es dämmerte ſchon merklich, und als er ſich langſam dem
Hauſe 111 näherte, ließ er ſeine Scheinwerfer aufblitzen. Er
auf wirtſchaftlichem, induſtriellem und finanztechniſchem Gebiet.
Es geſchah nichts oder nur Ungenügendes zur Aufklärung der
eigenen Oeffentlichkeit, zur Beeinfluſſung der Meinung des
neu=
tralen oder gar des feindlichen Auslandes. Im Augenblick
dräng=
ten ſich dem Soldaten nur die Folgen der fehlenden oder
fehlge=
leiteten Aufklärungsarbeit im Innern auf. Die hochgradige, durch
keinerlei amtliche Einwirkung gedämpfte Erregung der
Bevöl=
kerung machte ſich in Spion= und Goldautojagden Luft. Gleich am
zweiten Mobilmachungstage mußte ich in der Hauptſtraße von
Karlsruhe eine alte Frau in einen Laden in Sicherheit bringen,
weil die Menſchenmenge, die einen verkleideten franzöſiſchen
Spion in ihr ſah, über ſie herzufallen drohte, und meine erſte
Kraftwagenfahrt zum Befehlsempfang von Breiſach nach
Frei=
burg war mit die gefährlichſte des ganzen Feldzuges, weil jeder
Bahnſchutzſtrich und Brückenpoſten ohne weiteres die Knarre an
die Backe riß, wenn man auf ſeinen Anruf nicht ſofort hielt.
Inmitten der Arbeitslaſt blieb uns genügend Zeit zur
eige=
nen Mobilmachung. Aeußerlich war ſie ſchnell vollzogen. Die
Kriegsausrüſtung lag ja immer bereit. Der Kriegskoffer war
raſch gepackt. Aber die innere Loslöſung von Familie und Heim
konnte ſich um ſo harmoniſcher vollziehen und die häuslichen
Ver=
hältniſſe in aller Ruhe ſo geordnet werden, daß man tatſächlich
alles Perſönliche hinter ſich werfen und ſich ganz und gar nur auf
die ſeiner harrenden Aufgaben einſtellen konnte. Die Wogen
vaterländiſcher Begeiſterung gingen im Südweſten des Reiches
nicht ſo hoch wie in ſeinem Norden und in ſeiner Mitte oder gar
wie in Berlin, nicht daß die Stimmung weniger entſchloſſen,
weniger opferbereit und zuverſichtlich geweſen wäre, aber ſie war
bei der Nähe der Grenze, der Nähe der Gefahr ernſter,
verhal=
tener. Freierlich ſtill die Verabſchiedung unſerer Regimenter durch
den Großherzog. Unbemerkt, ungeleitet unſer nächtlicher Marſch
zum Bahnhof. Der Krieg fiel vom erſten Augenblick an mit ſeiner
ganzen Schwere auf unſere Seele.
ſchien die Umgebung vorſichtig abzuleuchten. Dann gab er das
Hupenſignal und ſah geſpannt nach dem Hauseingang. Anita trat
in die Tür, ein Zeitungsblatt entflatterte ihrer Hand.
Hinter ihr im Eingang waren die Poliziſten verſteckt. Borch
ſollte ſofort nach Betreten des Hauſes verhaftet werden.
Aber ſo vorſichtig man geweſen war, Harald Borch ſchien
etwas gemerkt zu haben. Er hielt nicht ganz, ſondern fuhr
plötz=
lich wieder an und glitt ſchnell davon.
Die Polizei hatte ſich für dieſen Fall vorgeſehen. Ein paar
gellende Pfiffe, und acht Polizeibeamte, unter ihnen Hardy, Lead
und Kulicke, ſtürzten nach rechts und links zu den beiden
Auto=
mobilen, die ganz harmlos auf verſchiedenen Seiten des
Fahr=
damms ſtanden. Es war kaum möglich, daß dieſe den Hochſtapler
gewarnt hatten; denn es war nicht das geringſte Verdächtige an
ihnen, aber wenn es ſich ſo verhielt, war es jedenfalls nicht zu
vermeiden geweſen. Andere Poliziſten tauchten auf Motorrädern
auf. Fürſt war der Erſte unter ihnen.
Die Verfolgung begann. Sie ſetzten alle die höchſte
Geſchwin=
digkeit ein. Man durfte in der Dämmerung dem Flüchtigen keinen
zu großen Vorſprung laſſen, aber noch war er im Licht der ſtarken
Scheinwerfer deutlich ſichtbar. Daß der kleine Wagen den großen
Maſchinen durch ſeine Schnelligkeit entkommen konnte, ſchien von
vornherein ausgeſchloſſen. Zunächſt nutzte Harald ſeinen
Vor=
ſprung allerdings gut aus. Ehe das an der nahen Straßenecke
poſtierte Polizeiautomobil ihm den Weg verlegen konnte, ſauſte
er an ihm vorbei, dicht vor einem Laſtwagen vorüber, der die
Beamten eine Sekunde aufhielt.
Die Wagen der Polizei waren die ſtärkeren; ſobald die Bahn
frei war, holten ſie auf. Aber Harald fuhr wie ein Wahnſinniger.
Es war die tollſte, waghalſigſte, rückſichtsloſeſte Jagd, von der die
Detektive je auch nur gehört hatten. Harald raſte anſcheinend
ziellos kreuz und quer durch die Straßen, nur bedacht, wie er am
beſten vorwärts kommen und ein Hindernis zwiſchen ſich und die
Verfolger legen konnte. An entſetzten Paſſanten vorbei fegte er
auf zwei Rädern um die Straßenecken, ſchoß dicht vor elektriſchen
Bahnen vorüber, die dann erſchrocken bremſten und den Weg
ver=
ſperrten. Der rechte Kotflügel, ſeines Wagens hatte ſich beim
Streifen einer Trambahn wie Papier aufgerollt, der linke ging
drauf, als er haarſcharf an einem entgegenkommenden ſchweren
Fuhrwerk entlangſtrich. Dabei kam das ſchwarze Auto ins
Schleu=
dern, daß es ſich um ſich ſelbſt drehte; aber Harald hatte es gleich
wieder gefangen nd der Wagen ſetzte unter dem ſtarken Antrieb
wie mit einem Sprung wieder an. Er ſchien mit ſeiner
Ma=
ſchine wie verwachſen. Mit brennenden Augen und todblaſſem
Geſicht ſaß er wie aus Erz gegoſſen am Steuer. Seine Verfolger
waren vor Aufregung nicht minder blaß. (Fortſetzung folgt.)
Seite 12 — Nr. 210
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 1. Auguſt 1934
Einmarſch der Fahnenabordnungen ins Stadion zur Schlußfeier
und Siegerehrung.
Der beſte deutſche Sportler, Hans Heinrich Sievert, Kampfſpielmeiſter im Zehnkampf und im
Diskuswerfen, muß Autogramme geben.
Darmſkädker
Turn= und Sporkgemeinde 1846.
Die Paddelabkeilung auf den Deutſchen
Kampfſpielen in Nürnberg.
Bei äußerſt ſtürmiſchem Wetter wurde auf dem herrlich
gele=
genen Dutzendteich in Nürnberg die Kampfſpiel=Faltboot=
regatta durchgeführt, die mit 137 Booten von über 40 Vereinen
aus allen Teilen des Reiches glänzend beſetzt war.
Schon bei den erſten Wettkämpfen am Samstag ſchnitt die
Rennmannſchaft der TSG. 46 hervorragend ab. Sommer=
Herzig wurden im Anfänger=Zweier ſicherer Zweiter vor
Schaiger=Nüzel, Faltbootabteilung der TG. München, mußten nur
im Endſpurt knapp den guten Zweier der Ulmer Kanufahrer,
vorbeilaſſen.
Daß bei den gefürchteten bayeriſchen Vereinen auch nur mit
Waſſer gekocht wird, zeigten die beiden Einer=Rennen. Am
Sams=
tag konnte Stuckert im Rennen vor Hage, Faltbootabteilung
der TG. München, gleichfalls den zweiten Platz hinter Dreſcher,
Faltbootabteilung der TG. Würzburg, belegen.
Eine ſchöne Leiſtung bot Herzig am Sonntag im
Anfän=
ger=Einer, indem er unter 10 Boten im Endkampf einen guten
zweiten Platz herausfuhr, u. a. die 3 Boote des CMK. München
und der Nürnberger Vereine hinter ſich laſſend.
Von den Meiſterſchaftsrennen nahm die Mannſchaft viele
neue Anregungen mit nach Hauſe. Die ſchönen
Erinnerungs=
plaketten der Stadt Nürnberg werden noch lange die Erinnerung
an die ſcharfen Kämpfe wachhalten.
Nachſtehend die Ergebniſſe:
Anhänger=Zweier, 750 Meter: 1. Scholl=Glemm. Ulmer KF.,
Zeit, 3:44,7: 2. Sommer=Herzig, TSG. 46
Darm=
ſtadt, 3:45,4; 3. Schaiger=Nüzel, F.=A. der TG. München, 3:47 8.
Einer für den unbeſch. Paddler, 750 Meter: 1 Dreſcher. F.=A.
der TG. Würzburg 4:30.9; 2. Stuckert, TSG. 46
Darm=
ſtadt 4:35, 3. Hage, F.=A. der TG. Munchen, 4:41,8.
Anfänger=Einer, 750 Meter: 1. Schwenk, Stuttgarter
Padd=
ler, 4:06,4; 2. Herzig, TSG. 46 Darmſtadt, 4:12,3;
3. Schramml. CMK. München, 4:12,5.
Tennisabkeilung TsG. 1846 — Ski= und Tennisklub
Rüſſelsheim 12:5.
Das geſtern auf den Tennisplätzen der „Woogswieſe”
ausge=
tragene obige Turnier war von beſtem Wetter begunſtigt. Die
Darmſtädter, die mit Erſatz ſpielten, konnten dieſes Turnier
gegen die Rüſſelsheimer Gäſte, die ebenfalls mit Erſatz angetreten
waren, dank ihrer beſſeren Taktik gewinnen. Die techniſche Seite
einzelner Spieler der Gegenſeite war jedoch ſehr lobenswert. Der
an erſter Stelle ſpielende Rüſſelsheimer Braun war hierbei ganz
hervorragend. In den nun folgenden Herren=Einzelſpielen
konn=
ten Braun und Kempf gegen Schäfer und Weigand die Punkte
gewinnen. Bert, Schmitz. Rieckhoff 1. und Schildt 2. waren für
Darmſtadt ſiegreich. Von den Darmſtädter Damen waren Fr.
Wettlaufer, Frl. Trinkaus und Fr. Lütte ſiegreich; die beiden
Erſtgenannten jedoch nur in Dreiſatzkämpfen. Frl. Schäfer (
Darm=
ſradt) unterlag Frl. Müller infolge ihrer Schwäche im
Rückhand=
ſpiel. Die Herren=Doppel Schäfer-Bert gegen Braun—Frey und
Kabel 1—Schildt 2. gegen Kempf-Weſp waren ſehr intereſſant
und wurden für Darmſtadt entſchieden. Rieckhoff 1.—Rieckhoff 2.
mußten ſich im Dreiſatzkampf den ſicheren Spielern Werheim—
Weſp beugen. Von den Mixed gewann Darmſtadt die Spiele
Frau Lütte-Bert gegen Petzinger-Weſp. Frl. Trinkaus—
Rieck=
hoff 2. gegen Kempf-Kempf und Frl. Schäfer—Schildt 2. gegen
Müller—Werheim. Frau Wettlaufer—Schäfer verloren hoch
gegen Frau Trapp-Braun.
Kraftſporkverein Darmſtadt 1910.
Mit einem ſchönen Erfolg kehrte Franz Borowſki vom
Kraft=
ſportverein Darmſtadt 1910 von den „Deutſchen Kampfſpielen”
zurück. Im Freiſtil=Bantam wurde er bei einer hervorragenden
Beſetzung hinter dem Internationalen Fiſcher=Zweibrücken und
dem Olympigerſten 1932 Brendel=Nürnberg dritter
Kampfſpiel=
ſieger. Sein Erfolg iſt um ſo höher zu bewerten, da er ohne
jeg=
liche Kampferfahrung im Freiſtil an den Start ging und dadurch
ſeinen beiden Vorreitern, die dieſem Sport ſchon länger huldigen,
etwas im Nachteil war. Wir danken ihm für ſeine praktvolle
Leiſtung und hoffen, daß er auch weiterhin die Farben ſeiner
Hei=
matſtadt ebenſo vertritt. Seinen beiden Vereinskameraden Veith
und Daum war „Göttin Fortuna” abhold, doch erwarten wir, daß
ſie dabei etwas gelernt und für ein andermal Erfahrungen geſam=
Polizeiſporkverein Darmſkadk.
Erich Siebert, PSV. Darmſtadt, Deutſcher Meiſter und erſter
Kampfſpielſieger im Ringen der halbſchweren Klaſſe.
Unſer Mitglied Erich Siebert, hat in Nürnberg auf den
Kampfſpielen erneut bewieſen, daß er ſich zurzeit in Hochform
be=
findet und keiner der Spitzenkönner in ſeiner Klaſſe ihm
gefähr=
lich werden kann. Nach den Ausſchreibungen des DASV. war die
Teilnahme an den Kampfſpielen im Ringen beſchränkt. Jeder
Gau durſte drei Mann in jeder Klaſſe melden. Dadurch war es
möglich, die Beſten der Beſten am Start vorzufinden. In der
halbſchw. Klaſſe traten 34 Mann an. Siebert mußte 7 Kämpfe
austragen. Er beſiegte 4 Gegner entſcheidend, während er drei
Gegner nach Punkten beſiegte. Seine gefährlichſten Gegner waren:
Hauenſtein=Fürth, mit dem Siebert um die Entſcheidung
gekämpft hatte, Börner=Reichenhall, der 3. Sieger,
Engel=
hardt=Freiſing und Köſter=Bamberg. Nach Beendigung
der Kämpfe, die drei Tage in Anſpruch nahmen, wurden dem
zahlreichen Publikumg die Sieger vorgeſtellt.
1. Deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger Erich Siebert,
Pol.=Sportv. Darmſtadt.
2. Deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger Hauenſtein, Fürth.
3. Deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger Börner, Reichenhall.
Bei der Preisverteilung erhielt Siebert die große goldene
Medaille, Hauenſtein die ſilberne und Börner die bronzene
Me=
daille. Außer Siebert hatte der PSV. auch Ließfeld im
Freiſtil=
ringen gemeldet. Ließfeld war buchſtäblich vom Pech verfolgt. Im
erſten Gang kam Ließfeld mit dem bekannten Bräun=Oberſtein
zu=
ſammen. Ließfeld wurde Schulter beſiegt. Im zweiten zog ſich
Ließfeld einen ſchweren Bluterguß zu und mußte ausſcheiden.
Die Nationalmannſchaft ſetzt ſich nach den Kampfſpielen wie
folgt zuſammen: Bantamgew.: Möchel=Köln; Federgew.: Hering=
München; Leichtgew.: Erl=München; Weltergew.: Schäfer=
Schif=
ferſtadt; Mittelgew.: Neuhaus=Eſſen; Halbſchwergew.: Siebert=
Darmſtadt: Schwergew.: Hornfiſcher=Nürnberg.
Polizei-Reitkurnier in Darmſtadk.
Wer hat nicht bei größeren Veranſtaltungen in Darmſtadt
das ſchöne Pferdematerial unſerer Heſſiſchen Landespolizei
be=
wundert? Gleichgültig, ob in geſchloſſenem Zuge oder an
einzel=
nen Stellen, überall da wo ein Reiter zu ſehen war, lenkte er
das Intereſſe auf ſich. Und manches kavalleriſtiſch geſchulte Auge
übte ſcharfe Kritik an Reiter und Pferd, was ſchließlich in einer
ehemaligen Garniſon wie Darmſtadt kein Wunder iſt. Man könnte
ſich keinen Menſchen denken, auf den eine berittene
Polizeiabtei=
lung mit ſolch ausgeſuchtem Pferdebeſtand keinen Eindruck machen
würde. Denken wir an die große Feier am 1. Mai und an den
Heſſiſchen Soldatentag, ſie ſind die beſten Beweiſe dafür. Doch
nicht nur auf der Straße finden unſere Pferde das Intereſſe des
Publikums. Jeder, der in den vergangenen Wochen die
Freilicht=
feſtſpiele in Auerbach geſehen hat, nahm den ſtärkſten Eindruck
von der Kavalkade der 18 Reiter mit, die in ſchneidigem Galopp
die Herrenwieſe des Fürſtenlagers herunterſprengten. Auch hier
waren es die Pferde und Reiter unſerer Heſſiſchen Landespolizei,
die auf Anordnung des Herrn Reichsſtatthalters Sprenger im
Dienſte der Volksgemeinſchaft unvergeßlichen Eindruch ſchufen.
Und das iſt das ſchönſte Verdienſt unſerer heutigen Zeit, im Sinne
wahrer Volksverbundenheit in dem Polizeibeamten nicht nur den
Hüter der Geſetze zu ſehen, ſondern ihn als Glied der menſchlichen
Gemeinſchaft zu betrachten. Schon öfter fanden unſere berittenen
Poliziſten große Anerkennung auch außerhalb ihres Standortes.
Es ſei hierbei nur an die großen Schaunummern und die
Leiſtun=
gen im Jagdſpringen auf den großen Turnieren in Frankfurt am
Main. Mannheim, Aachen, Wiesbaden und Berlin gedacht, die
der Heſſiſchen Polizei große Erfolge und einen guten Namen
ein=
brachten.
Im Rahmen der Turn= und Sportwoche der Darmſtädter
Turn= und Sportgemeinde 1846 findet am Sonntag, den 26. Auguſt
1934, auf dem ſchön gelegenen Turnierſportplatz unſerer Heſſiſchen
Landespolizei ein Tag des Pferdeſportes ſtatt. Dieſer Tag ſoll
Zeugnis ablegen von der vielſeitigen Ausbildung unſerer
Polizei=
reiter und ihres vorbildlichen Pferdematerials. Hier ſollen jedoch
keine Ausſchnitte aus der polizeilichen Tätigkeit, ſondern die
Ver=
bundenheit und das Können von Reiter und Pferd gezeigt
wer=
den. Das Programm bringt neben einem Dreſſurreiten ein
Jagd=
ſpringen und ein humoriſtiſches Reiterſpiel. Zum erſten Male
wird dem Darmſtädter Publikum in großem Rahmen die
Ausbil=
dung von Remonten vorgeführt. Den Abſchluß bildet die große
Schaunummer „Das Roſenwunder”, das eine Leiſtung auf
ſpring=
techniſchem und reiterlichem Können darſtellt und ſchwere
Anfor=
derungen an Menſch und Tier ſtelllt. Die Pauſen der reiterlichen
Vorführungen werden durch Maſſendarbietungen der Heſſiſchen
Landespolizeiſchule ausgefüllt, ſo daß für ein vielverſprechendes
Programm geſorgt iſt.
Jeder Pferdefreund und alle, die einen eindrucksvollen Tag
bei der Polizei erleben wollen, treffen ſich an den reiterlichen
Wettkämpfen am Sonntag, den 26. Auguſt 1934, auf dem
Turnier=
platz der Heſſiſchen Landespolizei.
Gb.
England gewinnk den Davis=Cup.
Das heutige Endſpiel um den Davis=Cup endete mit dem
Sieg von England über Amerika. England blieb über ſeinem
Gegner, nachdem es bereits geſtern 2:1 geführt hatte, mit 4:1
ſiegreich und hat damit den Cup. den es bereits im vergangenen
Jahre erobert hatte, behalten.
Im einzelnen ſiegte Perry über Shields mit 6:4, 4:6, 6:2,
15:13, während Auſtin den Amerikaner Wood 6:4, 6:0. 6:8, 6:3
ſchlug.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier. Freiburg 251.
Frankfurt: Mittwoch, 1. Auguſt
5.45: Stuttgart: Choral. Zeit, Wetter. — 5.50 u. 6.15: Gymnaſtik.
6.40: Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.55: Badenweiler:
Kur=
orcheſter. Ltg.: Hitzig. — 8.10: Waſſerſtand, Wetter. — 8.15:
Stuttgart: Gymnaſtik. — 10.00: Nachrichten. — 10.45: Prakt,
Ratſchläge für Küche und Haus. — 11.00: Werbekonzert.
11.40: Meldungen. — 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Karlsruhe: Sinfonie= u. Kurorcheſter Baden=Baden. Dir
13.10.
Aßmus. — 13.00: Zeit, Saardienſt. Nachrichten.
Nachr. — 13.20: Mannheim: Philharm. Orch. — Dazw. 13.50:
Zeit, Nachr. — 14.30: Dreimal 15 Minuten aus dem
Sende=
bezirk. —
„30: Wetter. — 15.35: Wirtſchaftsbericht.
15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Breslau: Nachmittagskonzert. Ltg.: E. J. Topitz. — 17.30:
Die ſechs Bücher deutſcher Dichtung (Juli). Zwiegeſpräch.
18.20:
17.45: Stunde der Jugend: Heldengedenkſtunde.
Helgoland! Eine Reiſebetrachtung. — 18.35: Junge deutſche
Dich=
tung: Herbert Böhme. — 18.45: Meldungen. — 18.50: Griff
ins Heute.
19.00: Trier: Sonne im Glas. Die Moſel ſingt. Gedichte und
Lieder. — 19.30: Kammermuſik von Rob. Schumann. — Anſchl.
Frankfurt: Reichsſendung: Zeit, Nachrichten. — 20.10: Frankf.:
Reichsſendung: Unſere Saar. — 20.35: Berlin: Reichsſendung:
Stunde der jungen Nation. — 21.00: Berlin: Berliner
Funk=
orcheſter. Dir.: H. Steiner. 22.20: Zeit, Nachr. — 22.35: Stutt=
— 22.45: Nachr. — 23.00:
Friede=
gart: Du mußt wiſſen".
mann Bach. Hörſpiel. — 24.00: Neues v. Tanzparkett (Schallpl.)
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 1. Auguſt
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachrichten. — 6.00: Berlin=
Gymnaſtik. — 6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Danzig: Kapelle
der Landespolizei. — In einer Pauſe, gegen 7.00: Nachrichten. —
8.00: Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung für die Frau. — 9.00:
Funkſtille — 9.40: Kindergymnaſtik. — 10.00: Nachrichten.
10.10: Funkſtille. — 10.50: Fröhlicher Kindergarten. — 11.15:
Seewetterbericht. — 11.30: Funkſtille. — 11.55: Wetter.
12.00: München: Funkorcheſter. Ltg.: Winter. — 12.55:
Zeit=
zeichen. — 13.00: Muſik der Waterkant (Schallplatten).
Anſchl.: Wetter. — 13.45: Nachrichten. — 14.00: Sperrzeit.
14.45: Glückwünſche und Programmhinweiſe. — 15.00: Wetter.
Börſe. — 15.15: Fürs Kind: Ein Feſt unter Blumen. —
Tier=
ſchutzfunk. — 15.40: Aus dem „Wieſenbuch” von K. H. Waggerl.
16.00: Köln: Das Weſtd. Kammerorcheſter. Ltg.: Breuer. — 17.00:
M. Schelenz: Es wollt” ein Vogel Hochzeit machen. . .
Liebes=
werben in der Vogelwelt. — 17.25: Klavierwerke von Mozart
und Liſzt. — 17.55: Lied hinterm Schilf. Geſpräche um zarte
Muſik. — 18.45: Gulla Pfeffer: Neueſte Forſchungen über
afrikaniſche Volksſtämme. — 18.55: Das Gedicht. — Wetter,
19.00: Frankfurt: Das Lahntal (Aufn.). — 20.00: Reichsſendung
Frankfurt: Kurznachrichten. — 20.10: Reichsſendung Frankfurt:
Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung. — 20.30: SS=
Konzert. Muikzug der 75. SS.=Standarte. — 21.35: Stunde
der jungen Nation: Die deutſchen Stämme (Aufnahme).
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten. — 22.30:
Viertel=
ſtunde Funktechnik. — 22.45: Seewetterbericht. — 23.00:
Han=
nover: Das Niederſächſ. Sinfonieorcheſter. Ltg.: v. Soſen.
Bilder von den Kampfſpielen in Nürnberg.
Friſeuſe,
tüchtig, perfekt
in Dauer=,
Waſ=
ſerwellen und
Ondulation,ſucht
Stellung, hier
oder auswärts.
Ang. G. 197 Gſch.
Kath. Mädchen
26 J. b. blinder
Dame als Stütze
tätig, perfekt in
Küche und Haus,
ſehr gt.
Umgangs=
formen. ſ. neuen
Wirkungskreis, a.
liebſt. b. Kranken
oder in frauenl
Haushalt zum 15
Aug oder ſpäter
Angeb. u. G 208
Geſchäftsſt.
Mädchen,
20 Jahre,
ehr=
lich und fleißig,
ſucht für ſofort
Stelle im
Haus=
halt. Friedrich,
Teichhausſtr. 38.
Herrenfriſeur
(tüchtig),
Bubi=
kopfſchndr., ſucht
Stellg. hier od.
auswärts. Ang.
u. G. 207 Gſch.
Für feines
Wäſchegeſchäft
wird für ſofort
eine gewandte
fach=
kundige
Ver=
käuferin
ſon gutem
Aus=
ſehen und mit
guten
Umgangs=
fornen (vorerſt
zur Aushilfe) geſ.
Schriftl Ang. mit
Bild unt G. 205.
Geſchäftsſtelle.
Kinderliebes,
zuverläſſiges
Mädchen
f. Arzthaushalt
zum 1. Sept.
ge=
geſucht. Näheres
Geſchäftsſt. ((
Weg. Verheirat.
meines ſeitherig.
Mädchens, das
jahrelang b. mir
in Stellg, war,
ſuche ich per 1.
9. 34 in einen
jüd. Landhaush.
ein tüchtiges,
zuverläſſiges
Mädchen,
das perfekt, im
Melken iſt; Ang.
G. 209 Gſch. (e
Gewandtes
ſolides
Allein=
mädchen
mit
Kochkennt=
niſſen, das ſchon
in beſſer. Häuſern
in Stellung wr,
mögl. ſof. geſucht.
Kunkel
Gr. Ochſengaſſe
21/23.
Für ein feines Luxuswarengeſchäft
wird eine
VERKÄUFERIN
von 20—24 Jahren geſucht, die eine
gewiſſe Selbſtändigkeit erreich, ſoll.
Eintritt 1. Oktober, evtl. auch etwas
ſpäter. Handſchriftl. Angebote mit
Zeugnisabſchr u. Lichtbild erbeten
unter G. 199 Geſchäftsſtelle. (8134
Tüchtiges
Alleinmädch.
für jüd Haushalt
per ſofort geſucht.
Neckarſtraße 18, I.,
rechts,
Tüchtige Mitarbeiter od.
Mit=
arbeiterinnen (ſtilleVermittler
oder Vermittlerinnen)in Stidt
und Land von angeſehener
Ver=
ſicherungs=Geſellſchaft, welche
beſonders das Kleinlebens= u
Sterbegeld Geſchäft betreibt,
gegen ſofortigen Barverdienſt.
geſucht. Ang. u. G. 190 Geſchſt.
Miice
Elektro=Monteur
u. kräftig. Junge
als • Hilfsarbeiter
geſ. Meld.
Donners=
tag 12-13 Uhr. Schilz,
Saalbauſtraße 16
Jg. Hausburſche
jeſucht. Vorzuſt
Eliſabethenſtr.
Nr. 21, Hof.
Schriftl. Heimarbeit.
Verlag Vitalis,
München. I Mcn.
Wittmann=
Makur ſr. 20,I. 0
Männergeſang=
verein 1934
Nauheim
(größ.
zuſammen=
geſchl. Geſ.=Ver.)
ſucht per ſofort
tüchtigen (e
eſbilſeſer.
Nur erſtklaſſige
Kräfte, ausgeſt.
m. beſt. fachlich.
Eigenſchaften,
energ. Auftreten
(Führer=
Eigen=
ſchaft im
geſan=
gestechn. Sinne)
wollen ihre
Be=
werb. richten an
Vorſitzer Phil.
Diehl.
Nau=
heim bei Groß=
Gerau, Aliceſtr. 8.
A43
Weteg
Kaufe
getrag. Kleider,
Schuhe ſow.
Bo=
den= u.
Keller=
kram. Flaſchen,
Papier.
Lauteſchlägerſtr.
12. Laden: Kl.
Bachgaſſe 5.
Poſtkar: genügt
Bett,
vollſtändig,
ge=
ſucht. Angeb. u.
G. 195 Geſchſt.
Einmachgläſer
geſucht. Habicht.
Adolf=Hitler=
Platz 4, II.
Herd,
gebraucht, gut
erhalt., zu kauf.
geſucht. Angeb.
mit Preis unt.
G. 200 Geſch. (9
Eisſchrant,
klein. zu kaufen
geſucht. Ang. u.
u. G. 206 Gſchſt.
Kaufe
getr. Kleider,
Schuhe, ſowie
Papier, Bod.. Kellerkram.
Gebrauchter
2flam. Gasherd
geſucht. Ang. u.
G. 202 Gſchſt.
Mittwoch, 1. Auguſt
Die Berliner Börſe ſetzte überwiegend freundlicher ein.
da nennenswerte Aufträge vom Publikum aber nicht vorlagen,
ielt ſich das Geſchäft in ſehr engen Grenzen. Auch die großen
lmſätze, die in der letzten Zeit in Montanwerten getätigt
wur=
en, wurden geſtern nicht mehr beobachtet. Lediglich in
Man=
gesmann, die 38 Prozent höher umgeſetzt wurden, gingen zum
rſten Kurs noch 60 000 RM um. Die Kuliſſe verhielt ſich
an=
angs in Anbetracht des ſtillen Geſchäfts abwartend. Als im
Zerlaufe Nachrichten über einen beſorgniserregenden
Geſund=
eitszuſtand des Herrn Reichspräſidenten bekannt wurden, gingen
je anfangs erzielten Gewinne durchweg verloren, da die Kuliſſe
hre ſchwebenden Engagements glattſtellte. Infolge der geringen
lufnahmeluſt traten ſpäter Rückgänge von 1 bis 2 Prozent ein.
Zerlin=Karlsruher Induſtrie, die mit 127¾ Prozent eröffnet
hat=
en, gingen auf 124 (127½) Prozent zurück. Schultheiß waren
½ Prozent niedriger. Montanwerte waren anfangs noch ½
Crozent befeſtigt, auch Braunkohlen= und Chemiſche Werte ſetzten
iberwiegend freundlicher ein. Farben notierten 149 bis 146½
rach 148½ Prozent am Vortage. Am Elektrizitätsaktienmarkt
par die Kursentwicklung ſchon bei Beginn uneinheitlich. Der
weitere Verlauf war ſchwach, doch trat ſpäter eine gewiſſe
Be=
ruhigung ein, als Glattſtellungen der Kuliſſe beendet waren und
die Nachrichten vom Lager, des Herrn Reichspräſidenten etwas
beruhigender klangen. Stärker rückgängig waren Klöckner minus
3. Mannesmann minus 2½, Conti Gummi minus 3½, RWE.
minus 3 Prozent, Berlin=Karlsruher minus 4, Schubert u.
Sal=
zer minus 4 Prozent. Die übrigen Papiere waren bis 2 Prozent
unter den Vortagesnotierungen. Auch Renten waren angeboten,
Pfandbriefe büßten ¼ bis ½ Prozent ein,
Kommunalobligatio=
gen teilweiſe 7 bis 1 Prozent. Umtauſchobligationen und
Reichs=
chuldbuchforderungen gingen im Verlauf ebenfalls zurück.
Die Frankfurter Börſe eröffnete in ſehr ſtiller Haltung.
Infolge der allgemein vorherrſchenden Zurückhaltung ſowohl bei
der Kundſchaft als auch der Kuliſſe war die Umſatztätigkeit
chleppend. Den Erwartungen des Vorborſenverkehrs
entſpre=
hend, zeigten die wenigen zur Erſtnotiz gekommenen Papiere nur
ninimale Abweichungen nach beiden Seiten, wobei aber eher
leine Beſſerungen auf Grund von günſtigen
Wirtſchaftsnachrich=
en überwogen. Kurz nach Börſenbeginn griff eine ſtarke
Zurück=
haltung Platz. Das Bekanntwerden von der ſchweren
Erkran=
ung des Herrn Reichspräſidenten lähmte die an ſich ſchon geringe
Internehmungsluſt vollkommen. Es ſetzten Verkäufe ein, die bei
der mangelnden Aufnahmeneigung durchweg zu
Kursabſchwächun=
gen führten. Stärker angegriffen waren Faxbeninduſtrie, die
dis auf 146 nach anfangs noch 148½ Prozent zurückfielen. Auf
ſen übrigen Marktgebieten war die Entwicklung je nach Höhe
ees Papieres ähnlich. Die ſo gegen 12.30 Uhr zur Notiz
gelan=
ſenden Werte lagen ſamt und ſonders ſchwächer. Von Anfang an
twas niedriger eröffneten am Montanmarkt Phönix (minus
¼ Prozent), Rheinſtahl (minus ¼ Prozent), Harpener (minus
4 Prozent), während Stahlverein ½ Prozent und Mannesmann
4 Prozent freundlicher lagen. Am Elektromarkt verloren Licht
i. Kraft 1½ Prozent, Schuckert ¼ Prozent; Siemens ſetzten ihre
Abwärtsbewegung um ½ Prozent auf 14458 Prozent fort. Gut
behauptet eröffneten Lahmeyer und Gesfürel. Schiffahrts= und
Transportwerte lagen gut gehalten. Die im Verlaufe, alſo ſo
gegen 13 Uhr notierten Papiere erlitten Einbußen im Ausmaße
vis zu 2 Prozent, ebenſo die bei Börſeneröffnung gut behaupteten
Werte. Am Rentenmarkt gingen Altbeſitz auf 93½ und ſpäte
Schaldbücher auf 91½ zurück. Am Pfandbriefmarkt ergaben ſich
urchweg Kursabſchwächungen.
Die Abendbörſe wies keine Erholung auf, da ſeitens der
Zundſchaft einige Verkäufe vorlagen, die bei der herrſchenden
beſchäftsſtille und Unſicherheit zu weiteren Kursrückgängen
führ=
en. Farbeninduſtrie lagen anfangs widerſtandsfähiger, da die
Zuliſſe das herauskommende Angebot aufnahm; ſpäter ließ der
äurs aber doch um insgeſamt ¼ Prozent nach. Am Elektromarkt
agen die Kurſe durchweg bis zu 1 Prozent niedriger, Bekula
erloren ſogar 2 Prozent. Auch Montanwerte büßten
überwie=
ſend bis zu 1 Prozent ein. Im allgemeinen lag das
Kurs=
tiveau um ½—1 Prozent unter dem Berliner Schluß, nur wenige
Verte konnten ſich behaupten. Im Verlaufe hielt die
Geſchäfts=
tille bei unerholten Kurſen an. Am Rentenmarkt ergaben ſich
benfalls Abſchwächungen.
Aenderungen des deutſch=ungariſchen
Zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem Königreich Ungarn
ind durch Notenwechſel vom 23. Juli Aenderungen des
Handels=
vertrages vereinbart worden. Die Vereinbarung ſoll nach
Mit=
eilung des Reichsgeſetzblattes mit Wirkung vom 1. Auguſt 1934
ib vorläufig angewendet werden. Der erſte Abſatz der
Anmer=
ung zu Tarif Nr. 100 in der Anlage A des erwähnten
Handels=
vertrages erhält folgende Faſſung: „Zollermäßigungen, die
Deutſchland für Pferdeſchläge von reinem Kaltblut gewährt,
wer=
den unter entſprechenden Vorausſetzungen auch auf die Pferde
des ungariſchen Ardener Schlages ſowie Generationpferde des
ungariſchen Ardener Schlages (reines Kaltblut) angewendet,
ſo=
ſern die Pferde in Ungarn in einem der Komitate Baranya,
Sopron, Moſon, Somogy, Vas, Tolna, Zala und Gyoer gezüchtet
ſind.” In dem letzten Satz der Anmerkung zu Tarif Nr. 190 des
erwähnten Handelsvertrages wird feſtgelegt, daß der
Vertrags=
ſatz von 1.— RM. für 1 Doppelzentner Anwendung findet auf
das Bitterwaſſer einſchließlich Flaſchen und Krüge, bei
Bitter=
waſſer in Gefäßen, die nach dem allgemeinen Tarif einem Zollſatz
von mehr als 8.— RM. für 1 Doppelzentner unterliegen, jedoch
nur dann, wenn dieſe Gefäße wegen der beſonderen Beſchaffenheit
des Waſſers handelsüblich ſind.
Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten im Juli.
Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltung (Ernährung, Wohnung,
Heizung, Beleuchtung und Bekleidung ſowie „ſonſtiger Bedarf”)
ſtellt ſich für den Durchſchnitt des Monats Juli 1934 auf 122,9
(1913/14 — 100); ſie iſt ſomit um 1,2 v. H. höher als im
Vor=
monat (121,5). Die Richtzahl für Ernährung iſt um 2,0 v. H.
auf 117,8, die Richtzahl für Heizung und Beleuchtung um 0,5 v. H.
auf 133,4, die Richtzahl für Bekleidung um 0,4 v. H. auf 115,7
und die Richtzahl fur den „ſonſtigen Bedarf” um 0,1 v. H. auf
157,8 geſtiegen.
Der Siedlungsbeauftragte Dr. Ludowici ſpricht auf der
Leip=
ziger Herbſtmeſſe. Auf der Baumeſſe=Tagung im Rahmen der
diesjährigen Leipziger Herbſtmeſſe wird der Leiter des
Reichs=
heimſtättenamts Dr.=Ing. Ludowici, Beauftragter für das
Sied=
lungsweſen im Stabe des Stellvertreters des Führers und
Stell=
vertreter des Reichskommiſſars für das Siedlungsweſen, einen
Vortrag über die Organiſation, die Aufgaben und die
Arbeits=
weiſe des von ihm geleiteten Amtes halten. Anſchließend werden
in Fachvorträgen die wichtigſten Bauſtoffe für Wohn= und
Sied=
lungsbauten behandelt, und zwar Ziegel, Holz und Stahl. Die
Baumeſſe=Tagung findet ſtatt am Montag, 27 Auguſt. 10.15 Uhr
vormittags, im Vortragsſaal der Baumeſſehalle 19 auf dem
Leip=
ziger Ausſtellungsgelände. — Am Dienstag, 28. Auguſt,
vormit=
tags, wird eine Beſichtigungsfahrt durchgeführt, bei der
bemer=
kenswerte neue Bauten und Bauſtellen auf dem Gebiete des
Straßen=, Waſſer= und Wohnungsbaues in der Leipziger
Um=
gebung gezeigt werden.
Steigerung der deutſchen Zellſtoffausfuhr. In der erſten
Hälfte 1934 erreichte die deutſche Zellſtoffausfuhr 156 550 Tonnen
gegen 135 920 Tonnen im zweiten Halbjahr 1933 und 119 950
Tonnen in der gleichen Zeit des Vorjahres. Bei der
Pappeaus=
führ ergab ſich auch ein ziemlich poſitives Ergebnis, die 36 030
Tonnen gegen 31 280 Tonnen bzw. 36 420 Tonnen betrug. Auch
die Packpapierausfuhr ſteigerte ſich auf 26 750 Tonnen gegen
22 250 Tonnen bzw. 19 100 Tonnen. Dagegen erlitt die
Aus=
führ von Druckpapier einen Rückſchlag, die auf 33 300 Tonnen
begen 49 730 Tonnen bzw. 50 980 Tonnen zurückging.
Adler=Kleyer=Sanierung genehmigt. (Dresdner Bank und
Verwaltung zeichnen die jungen Aktien.) Die Hauptverſammlung
der Adler=Werke vorm. Heinrich Kleyer A.=G., Frankfurt a. M.,
genehmigte die Abſchlüſſe der Geſchäftsjahre 1932 und 1933 und
das Sanierungswerk, das bekanntlich nach Auflöſung von 0,75
Mill. geſetzlicher Reſerve die Herabſetzung des Stamm=
Aktien=
kapitals von 25,0 Mill. auf 12 333 900 RM. durch Einzug von
332 200 RM. eigener Aktien und Zuſammenlegung des Reſtes 2:1
vorſieht. Den 21 000 RM. Vorzugsaktien werden ihre Vorrechte
genommen, und das Aktienkapital wird auf 15,0 Mill. RM.
wie=
der erhöht. Die Dresdner Bank beteiligte ſich mit den von ihr
vertretenen Aktien nicht an den Sanierungsbeſchlüſſen, ebenſo
waren die eigenen Aktien der Geſellſchaft nicht vertreten. Die
Verſammlung zeigte eine Präſenz von 21 458 400 RM.
Stamm=
aktien und 21 000 RM. Vorzugsaktien, gegen die Beſchlüſſe ſtimmte
die aus früheren Jahren bekannte Gruppe Dominik, der ſich
zeit=
weiſe ein weiterer Aktionär anſchloß und die dann über
insge=
ſamt 230 500 RM. Aktien verfügte. Die Oppoſition enthielt ſich
nur bei der Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien der
Stimme und gab im übrigen Widerſpruch zur Niederſchrift.
Ge=
neraldirektor Hagemeier beſprach, nochmals die in der raſchen
Abſatzſchrumpfung während 1931 und 1932 liegenden Gründe zur
Sanierung und wies auf das befriedigende Ergebnis im erſten
Halbjahr 1934 hin. Von den 2 645 100 RM. jungen Aktien
wer=
den 1145 100 RM. von der Dresdner Bank zum Ausgleich von
Forderungen übernommen, weiter zeichneten die Dresdner Bank
1.0 Mill. und Gen.=Dir. Hagemeier 0,5 Mill. 25 Prozent des
Nennbetrages ſind bar eingezahlt, die reſtlichen 75 Prozent ſind
am 1. 9 1934 fällig. In den Aufſichtsrat treten neu ein die
Herren Dir, E. Buſemann (Scheideanſtalt), Flick (Flick=Konzern),
Dir. Götz=Berlin, Gen.=Dir. Koettgen (Siemens), Prof. Selck
(JG. Farben), Major Kuntze (Familie Kleyer), Karl Trutz=
Ber=
lin, Prof. Dr. Lüer,
Die Fuſion BEW.=ELG. Die Hauptverſammlungen der Bank
Elektriſcher Werte A.=G., Berlin, und der Elektrizitäts=
Liefe=
rungs=Geſellſchaft, Berlin, die ſich mit der bekannten
Verſchmel=
zung der beiden Geſellſchaften zu befaſſen haben, ſind nunmehr
auf den 21. bzw. 22. Auguſt einberufen worden. Nach dem
Ver=
ſchmelzungsvertrag geht das Vermögen der BEW. mit allen
Rech=
ten und Pflichten als Ganzes unter Ausſchluß der Liquidation
mit Wirkung ab 1. 7. 1934 auf die ELG. über, und zwar gegen
Gewährung von je nom. 400 RM. ELG.=Stammaktien für je
nom. 500 RM. BEW.=Aktien, Gewinnberechtigung ab 1. 1. 1934.
Zudem hat die Hauptverſammlung der ELG. über die
Herab=
ſetzung des Grundkapitals auf 26,04 (40,04) Mill. RM. zu
be=
ſchließen, die im Zuſammenhang mit der Fuſion erfolgt. Es
wer=
den zu dieſem Zweck zu erwerbende 13 328 000 RM. Stammaktien
und im Wege der Fuſion aus dem Beſitz der BEW. auf die ELG.
übergehende 672 000 RM. ELG.=Stammaktien eingezogen.
Der deutſch=franzöſiſche Handelsvertrag. Der Wortlaut des
am 28. 7 unterzeichneten Handels=, Niederlaſſungs= und
Schiff=
fahrtsvertrages zwiſchen Deutſchland und Frankreich ſowie der am
gleichen Tage unterzeichneten Vereinbarung über den
deutſch=
franzöſiſchen Warenverkehr iſt in der am 31. 7. erſchienenen
Num=
mer des Reichsgeſetzblattes (Teil 2) geſchloſſen veröffentlicht
wor=
den. — Das „Journal officiel” veröffentlicht in ſeiner Nummer
vom 31. 7. eine Verordnung, die die am 28. 7. ds. Is.
unterzeich=
neten deutſch=franzöſiſchen Handelsabmachungen proviſoriſch in
Kraft ſetzt. Außerdem veröffentlicht das „Journal officiel” eine
Verordnung, die die deutſchen Waren wieder von den
Einfuhr=
zuſchlagszöllen befreit, die durch das Geſetz vom 31. 3. 1934
vor=
geſehen worden waren.
Die deutſche Ausfuhr in Schreib= und Rechenmaſchinen hat ſich
im erſten Halbjahr 1934 recht beachtlich wieder zu heben
ver=
mocht. An Schreibmaſchinen wurden 20 357 ausgeführt gegen
18 115 in der zweiten und 19 788 in der erſten Hälfte 1933, das
ſind wertmäßig für 3,24, 2.99 bzw. 3,68 Mill. RM. Die
Rechen=
maſchinenausfuhr betrug 4374 gegen 3264 bzw. 3758 Stück oder
wertmäßig 1,41 gegen 1,27 bzw 1.44 Mill. RM.
Bei der Zulaſſungsſtelle für Wertpapiere an der Münchener
Börſe hat die Bayeriſche Vereinsbank beantragt, 24,9 Mill. RM.
Stammaktien der Portland=Zementwerke Heidelberg=Mannheim=
Stuttgart zum Handel und zur Notiz wieder zuzulaſſen und 2,1
Mill. RM. neue Stammaktien zuzulaſſen.
Die Breuer=Werke A.=G. in Höchſt, die ſich im Beſitz der
Buderusſchen Eiſenwerke in Wetzlar, befindet, hat bekanntlich
einen großen Teil ihres Aktienkapitals verloren.
Verhandlun=
gen”", die über die Weiterführung der Firma geführt wurden,
haben nun das Ergebnis gehabt, daß die Geſellſchaft in eine
G. m. b. H. umgewandelt wird.
Die deutſche Wein=Außenhandelsbilanz
im erſten Halbjahr 1934.
Die deutſche Weineinfuhr nahm im erſten Halbjahr 1934
ge=
genüber der gleichen Vorjahreszeit erheblich zu. Im einzelnen
wurden eingeführt:
75 199 (47 595) Dz. Wein zur Herſtellung von Weinbrand im
Werte von 1,40 (0,97) Mill. RM.,
16 401 (14 400) Dz. Wein zur Herſtellung von Weineſſig im
Werte von 0,23 (0.20) Mill. RM.,
7253 (2767) Dz. Wein zur Herſtellung von Schaumwein im
Werte von 0,31 (0,08) Mill. RM.,
170 481 (58 441) Dz. Wein zur Herſtellung von Wermut im
Werte von 3,72 (1,27) Mill. RM.,
222 993 (194 569) Dz. Faßwein im Werte von 6,86 (6,61)
Mill. RM.,
280 (246) Hektoliter Flaſchenwein im Werte von 0,06 (0,05)
Mill. RM.,
10 335 (9669) ganze Flaſchen Schaumwein im Werte von
0,04 (0,04) Mill. RM.
Die deutſche Weinausfuhr ſtellte ſich im gleichen Zeitraum auf
10 514 (11468) Hektoliter Faßweine im Werte von 1,13 (1,24)
Mill. RM., 18 391 (7328) Hektoliter Flaſchenweine im Werte von
4,87 (2,00) Mill. RM. Hauptabnehmer von Faßweinen waren
England, das Saargebiet und Holland, von Flaſchenweinen die
USA., England, Holland und Schweden. An Schaumweinen
wur=
den 166 331 (80 568) ganze Flaſchen ausgeführt, die einen Wert
von 0,46 (0,21) Mill. RM. darſtellen. Hauptabnehmer waren
England, USA. Beim Vergleich der einzelnen Monate fällt der
Rückgang der Ausfuhr nach den USA. von Mai auf Juni auf, die
Zunahme der Englandausfuhr im gleichen Zeitabſchnitt
beſon=
ders auf.
Produktenmärkke.
Berliner Getreidegroßmarkt=Bericht vom 31. Juli. Handel
beſchränkt ſich nach wie vor auf kleine Umſätze für den laufenden
Bedarf. Angebotsverhältniſſe im allgemeinen unverändert,
Ge=
ſchäft in Kahnware wird durch den wieder ungünſtigen
Waſſer=
ſtand erſchwert. Die Mühlen nehmen Brotgetreide aus
fracht=
günſtigen Gebieten auf, während der Hauptteil des Angebots in
der Provinz übernommen wird. Roggenmehle auf Baſis der
neuen Vorſchriften werden für den Bedarf gekauft. Die alten
Roggenmehltypen und Weizenmehl mit 30 Prozent
Auslands=
weizen finden weiter gute Beachtung. Hafer iſt auf Baſis der
Feſtpreiſe nur verhältnismäßig angeboten, und auch in
Futter=
gerſten hat ſich die Verkaufsneigung nicht verſtärkt. Feine
Brau=
gerſten bei ſtetigen Preiſen gefragt. Weizenausfuhrſcheine
wei=
ter feſt.
Diehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 31. Juli „Auftrieb: 35 Ochſen, 20
Bullen, 614 Kühe oder Färſen, 274 Kälber, 730 Schweine. Es
notierten pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 27.
bis 30, c) 23—26; Bullen c) 21—25; Kühe a) 23—28, b) 16—22,
c) 10—15; Färſen a) 28—33, b) 23—27: Kälber b) 32—43, c) 25
bis 31. d) 18—24: Schweine b) 49—51, c) 45—50 d) 45—49.
Marktverlauf: Rinder ruhig, Ueberſtand; Kälber lebhaft,
ausver=
kauft; Schweine rege, kleiner Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 31. Juli Auftrieb: 209 Ochſen,
184 Bullen, 345 Kühe, 465 Färſen, 750 Kälber, 50 Schafe, 2370
Schweine und 1 Ziege. Preiſe für 50 Kilogramm Lebendgewicht:
Ochſen a) 28—31, b) 20—23, c) 23—27: Bullen a) 27—30, b) 24
bis 26, c) 21—23; Kühe a) 26—28, b) 21—25, c) 15—20, d) 10
bis 14; Färſen a) 30—33, b) 25—29, c) 23—25; Kälber a) 42 bis
46, b) 36—41, c) 30—35 d) 23—28: Schweine a) 51—53, b) 50
bis 52, c) 49—52, d) 46—50; Ziegen nicht notiert.
Marktver=
lauf: Großvieh mittelmäßig; Kälber lebhaft, geräumt; Schweine
lebhaft, geräumt.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V.: Andreas Bauer; für Feuilleton Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe;für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
9. A. V1. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr, nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.
Berliner Kursbericht
vom 31. Juli 1934
Deviſenmarkt
vom 31. Juli 1934
Deutſche Bank u. Nefe
61.75 Mee
Elektr. Lieferung 114.125
95.875 Meen uhe
Polyphonwerke 15.50 VMncche Disconto=Geſ. J. G. Farben 146.125 Rütgerswerke 38.50 Dresdner Bank 65.— Gelſ. Bergwerke 60.— Salzdetfurth Ka 1161.25 Hapag 25.25 Geſ. f. elektr. Untern. 107.25 Weſtdte. Kaufho 20.625 Nordd. Lloyd 27.875 Harpener Bergbau 104.25 Verein. Stahlwerl 40.50 A. E. G. 23.625 Hoeſch Eiſen und 74.50 Weſteregeln Alkali 1117.— Bahr. Motorenw. 127.75 Köln=Neueſſen Agsb.=Nnrb. Maſch 62.— C. P. Bemberg 65.— Phil. Holzmann 64.— Baſalt=Linz 12.— Vereinigte Glanzſt. 120.— Kali Aſchersleben Berl. Karlsr. Ind. 123.125 Bergmann Elektr. Klöcknerwerke 75.— Hohenlohe=Werke 29.875 Berl. Maſch.=Bau 100.75 Koksw. Chem. Fabr. 90.— Lindes Eismaſch. 94.50 Conti Gummi 129.50 Mannesm. Röhr. 67.125 VogelTelegr. Draht 81.875 Deutſche Cont. Gas 122.— Maſch.=Bau=Untn. 44.625 Wanderer=Werke 118.50
Aegypten
Argentin je
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Island
Währung
1ägypt. * 13.0251
Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1K. Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.
Lettland . 5. 664/ 5.676 0.184 0.19 100 Lats 79.42 79.58 3.047 3,053 Norwegen 100 Kronen 63.56 63.68 2.555 2.561 Oeſterreich 100 Schilling 148.95 49.05 56.46 56.58 Portugal 100 Escudos 11.48 11.50 21.74 81.90 Schweden 100 Kronen 65.21 65.35 12.645 12.675 Schweiz 100 Franes
100 Peſetas 81.68 81.84 69.53 69.67 Spanien 34.32 34.38 5.584 5.596 Tſchechoſlowl. 100 Tſch.=Kr. 1 türk. 2 10.44 10.48 16.50 16.54 Türkei 1.981 1.995 2.497 2.503 Ungarn
100 Pengö 169.73 170.07 Uruguay Goldpeſo 0.9991 1.001 57.22 57.34 Ver. Staaten 1 Dollar. 2.512 2.518
Mationaldant durmfrade, Filiate der Sresuner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 31. Juli 1934.
Ke
„Gr. IIp. 1934
„ 1936
„ „ 1936
„ „ „ 1937
1938
„Gruppe1 ....
6% Dtſch. Reichsanl.
6O
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6%Baden ... b.27
6%Bahern ..v.27
6%Heſſen ....b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ..... . ..
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ..... . . .
Dtſch. Anl. Ausl.
+I, Ablöſung.
„ . (Neubeſitz)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
6%Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden . . v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
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6%Mainz.. . . . . . .
6%Mannheim v. 27
6%München v. 29
6%Wiesbadenv. 28
%Heſſ. Landesbk.
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103.55
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Pfb.=Anſt. G. Pf.
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Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
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Goldpfbr. . ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu.,Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
„ „Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bl.
5½%0 n Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk..
5½% „ Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
8%Frkf. Pfbr. Bl.
5½0 „ Lig.=Pfr.
6½Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% „Lig.=Pfbr
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52.5
106.75
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59
26
204
97
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104.5
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Seite 14 — Nr. 210
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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