Darmstädter Tagblatt 1934


01. August 1934

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 210
Mittwoch, den 1. Auguſt 1934.
196. Jahrgang

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Baldwins Rheingrenze‟
Zweideukigkeiken. Deukſchland greift man an, in Wirklichkeik rüſtek ſich England gegen die
franzöſiſche Uebermachk.

Eine gefährliche Redewendung.
EP. London, 31. Juli.
Die von dem ſtellvertretenden Miniſterpräſidenten Baldwin
n Unterhaus zur Verteidigung der engliſchen Luftrüſtungen
haltene Rede enthielt eine Wendung, die, wie ſich kurz darauf
hurchill ausdrückte von einem Ende der Welt zum anderen
h fortpflanzen wird. Dieſe Stelle, die von faſt allen Morgen=
ättern
in großen Buchſtaben über ihre Berichte geſetzt wird,
utet wörtlich: Seit den Tagen des Luftkrieges ſind die alten
renzen dahin. Wenn Sie an die Verteidigung Englands
kenken, dann denken Sie nicht mehr an die Kalkfelſen von
ſover, Sie denken an den Rhein. Dort liegt heute unſere
ſrenze.
* Dieſe Worte werden aus der internationalen Diskuſſion
er nächſten Wochen und Monate nicht fo raſch wieder ver=
hwinden
. Baldwin hat damit ein Stichwort gegeben, daß ein
der in ſeinem Sinne benutzen kann, um ſich beſondere Ge=
inken
über die Haltung Englands bei etwaigen
onflikten in Europa zu machen. Daß England
ingſt nicht mehr die Rolle ſpielt, die esfrüher
tls Inſelreich innehatte, iſt allen klar. Mit der
eberwindung räumlicher Entfernungen durch das Flugzeug iſt
roßbritannien tatſächlich und praktiſch ein Stück des Kontinents
worden. Daraus erwächſt natürlich für England nicht die
verpflichtung, nun in jedem Falle bei europäiſchen Meinungs=
erſchiedenheiten
Partei zu ergreifen und ſich mit der einen
der anderen Seite auf Gedeih und Verderb zu vereinigen,
ber, die gegenſeitigen Beſuche der Generalſtäbler ſind uns noch
zu friſcher Erinnerung. Damals, als General Weygand auf
gliſchem Boden weilte und die engliſchen Naturſchönheiten
in einem Tank aus bewunderte, während alsbald eine größere
ahl britiſcher Offiziere in Nordfrankreich auftauchte, iſt davon
e Rede geweſen, daß England ſich am beſten gegen
ngriffe aus der Luft zur Wehr ſetzen könne,
enn es in den Niederlanden, in Belgien und
Nordfrankreich Flugſtützpunkte beſitzen
ürde. Dieſe Preſſeäußerungen vielleicht etwas
preilig, vielleicht auch beabſichtigt werfen ein grelles
cheinwerferlicht auf das geheimnisvolle
unkel der engliſch=franzöſiſchen Militär=
eſprechungen
.
Wenn jetzt Baldwin im engliſchen Unterhaus von der eng=
ſchen
Rheingrenze geſprochen hat, dann darf er ſich nicht
undern, daß man in Deutſchland dieſe Aeußerung aufgreift
nd aus ihr eine gewiſſe Beſtätigung der damals akut ge=
ſordenen
Befürchtung herauslieſt, daß
die alte Enkenke wieder zu neuem Leben erweckt
werden ſoll.
in der engliſchen Preſſe iſt man ſich allerdings nicht ganz klar
ber den Sinn und die Bedeutung der Worte Baldwins. Die
inen vermuten, daß tatſächlich die militäriſchen Befehlsſtellen
en Politikern den Weg geebnet haben, und daß es alsbald
vieder zu einer engliſch=franzöſiſchen Militärallianz kommen
verde. Die anderen weiſen auf den Locarnovertrag hin, der
eine britiſche Garantie für die Unverletzlichkeit der deutſch=
franzöſiſchen
Grenze enthalte. Nun iſt es tatſächlich ſo, daß auf
Grund dieſes Vertrages England verpflichtet iſt, ſeine mili=
äriſchen
Machtmittel gegen denjenigen einzuſetzen, der dieſe
Brenze mit der Waffe in der Hand überſchreitet und den Nach=
darn
angreift. So ergibt ſich vom Locarnovertrag
ius geſehen, daß der Rhein für England eine
gewiſſe militäriſche Bedeutung hat. Aber da=
nitkönnen
wir uns nicht beruhigen, zumal da die
lanze Unterhausdebatte einen gegen Deutſchland gerichteten
Zug enthielt.
Herr Baldwin hat es abgelehnt, Deutſchland wegen angeblich
jeheimer Aufrüſtungen anzuklagen. Er hat aber über die Be=
ſeutung
der Zivilflugzeuge ſo lange hin und her geredet, bis
denug beiſammen war, um jenen die in der deutſchen Handels=
uftfahrt
eine getarnte militäriſche Einrichtung ſehen, Gelegen=
deit
zu geben, von neuem ihr Sprüchlein von der Gefähr=
ichkeit
der deutſchen Lufthanſa=Flugzeuge und
ſer deutſchen Sportfliegerei herunterzuleiern. Be=
onders
Herr Churchill hat ſich in dieſer Beziehung ausgezeichnet
ind die kühne Behauptung aufgeſtellt, daß Deutſchland in der
euft bereits zwei Drittel des engliſchen Rüſtungsſtandes erreicht
ſabe. Einen Beweis dafür hat er nicht erbracht. Dafür hat er
die inkernakionale Akmoſphäre von neuem
ganz gründlich vergiftel.
ich aber den Beifall und die Sympathie der franzöſiſchen Preſſe
rworben, die aus dieſer Unterhausrede natürlich Honig ſaugt.
So ſteht nun alle Welt unter dem Eindruck, daß die Eng=
änder
ihre Luftſtreitkräfte verſtärken, weil ſie durch Deutſchland
dazu gezwungen würden, und daß jede einzelne engliſche Ortſchaft
Dutzende von Bombenkellern erhält, damit ſich die Bevölkerung
rechtzeitig vor heranrückenden deutſchen Bombengeſchwadern ver=
sergen
kann. Deutſchland greift man an, in Wirk=
lichkeit
rüſtet ſich England gegen die franzö=
ſiſche
Uebermacht. Das läßt ſich nun einmal nicht beſtrei=
ten
und geht auch aus der Errichtung von etwa 12 neuen Flug=
plätzen
im Süden Englands hervor. Wäre Deutſchland tatſäch=
lich
die große Gefahr, dann müßte England doch dieſe militäri=
ſchen
Flugplätze an der Oſt= und Südoſtküſte errichten. Aber der
engliſche Luftrüſtungsplan iſt uns bisher nur zu einem Teil ent=
wickelt
worden. Es fehlen noch die Angaben über das Landheer

Ernſte Beſorgnis
um das Befinden des Reichspräſidenken.
DNB. Neudeck, 31. Juli (9,50 Uhr vorm.).
Der Herr Reichspräſident, der ſeit einigen Monaten an
einer Blaſenerkrankung leidet, hatte in Neudeck weſentliche Er=
holung
gefunden. In völliger geiſtiger Friſche und erfreulicher
körperlicher Verfaſſung erledigte er ſeine Dienſtobliegenheiten
und war noch geſtern in der Lage, Vorträge entgegenzunehmen.
Eine leichte körperliche Schwäche, die ſeit einigen Tagen ſich
bemerkbar machte, hat jedoch in dieſer Nacht zugenommen. Bei
dem hohen Alter des Herrn Generalfeldmarſchalls iſt daher
ernſte Sorge begründet. Die behandelnden Aerzte ſind in Neu=
deck
anweſend; fortlaufende Berichterſtattung wird folgen.
Der Herr Reichspräſident nahm am Vormittag einen Morgen=
imbiß
außerhalb des Bettes zu ſich. Hierbei war er voller Teil=
nahme
für ſeine Umgebung. Nach Rückkehr in das Bett ſetzte
ein ruhiger Schlaf ein. Fieber iſt nicht vorhanden. Puls kräftig,
zahlenmäßig erhöht.
(gez.) Prof. Sauerbruch
mit Dr. Krauß, Dr. Adam. Prof. Kaufmann.
Das Beſinden des Reichspräſidenken unveränderk.
17.15 Uhr. Im Zuſtand des Herrn Reichspräſidenten iſt keine
Verſchlechterung eingetreten. Zu Mittag erfolgte eine geringe
Nahrungsaufnahme. Kein Fieber, Puls zufriedenſtellend.
Für die behandelnden Aerzte:
gez. Sauerbruch.
* Die Nachrichten von dem ernſten Befinden des Reichs=
präſidenten
erfüllen das ganze deutſche Volk mit großer Sorge
und mit großem Kummer. Die Mitteilungen aus Neudeck
kommen zwar nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Bei
dem hohen Alter des verehrungswürdigen Generalfeldmarſchalls
mußten wir uns ſchon ſeit langem darauf einrichten, daß eines
Tages das Lebenslicht des Reichspräſidenten ganz plötzlich zum
Erlöſchen kommen wird. Aber die kernige Natur Hindenburgs
hat immer wieder Alterserſcheinungen zu überwinden vermocht.
Stets hat Reichspräſident von Hindenburg diejenigen Lügen
ſtrafen können, die ſeinen Geſundheitszuſtand ſchwarz in ſchwarz
malten. So oft das Ausland davon zu berichten wußte, daß
ſich das deutſche Volk darauf vorbereiten müſſe, ſo oft konnten
wir uns wiederum davon überzeugen, daß er in einer für ſein
hohes Alter ſeltenen Friſche vom frühen Morgen bis zum
ſpäten Abend die komplizierteſten und an die Nervenkraft des
einzelnen Menſchen höchſte Anforderungen ſtellenden Regie=
rungsgeſchäfte
abwickeln konnte. Wir hoffen zuverſichtlich und
wünſchen von ganzem Herzen, daß der Schwächezuſtand, der zu
den ernſten Beſorgniſſen Anlaß gegeben hat, noch einmal über=
wunden
wird.

und die Marine. Bekanntlich wollen die Engländer noch etwa
2030 Kriegsſchiffe bauen. Nun erhebt ſich aber die Frage, wie
dieſes Bauprogramm begründet werden ſoll. Vielleicht liegt, ſo=
bald
der engliſche Marineminiſter im Unterhaus erſcheint, die
engliſche Oſtküſte bei Helgoland. Vielleicht ſollen die durch den
Verſailler Vertrag an Zahl und Größe vorgeſchriebenen deutſchen
Küſtenſchutzſchiffe die Engländer in Angſt und Schrecken verſetzen.
Daß es die gewaltige franzöſiſche Unterſeebootsflottille und die
ſonſtigen franzöſiſchen Streitkräfte ſind, die die ſchriftſtellernden
Admirale immer wieder veranlaſſen, in der Fachpreſſe auf dieſe
Gefahr hinzuweiſen, wird man wohl dann auch zu verſchweigen
wiſſen.
Engliſche Kritik an Baldwins Unkerhausrede.
Die Worte Baldwins, daß die Grenze Englands der Rhein
ſei, die ſtark an die franzöſiſche Theſe von den Grenzen Frank=
reichs
an der Weichſel, der Donau und anderswo erinnern,
bilden das Thema faſt ſämtlicher Leitartikel der Morgenpreſſe.
Eine ſcharfe Kritik an Baldwins Schlagwort übt der Daily
Expreß, der von jeher für eine Politik der spendid isolation
eingetreten iſt. Auch das liberale News=Chronicle macht gegen
Baldwins Kriegsgeſchrei Front. Daily Herald ſpricht von
einem unglücklichen Satz, den Baldwin geprägt habe, der die
Erinnerung an vor 20 Jahren wieder wachrufe und den Ge=
danken
nahe lege, daß England mit Frankreich durch irgend=
eine
exploſive Allianz verbunden ſei.
Wie die Morgenpreſſe, beſchäftigen ſich auch die Abeno=
blätter
eingehend mit der geſtrigen Unterhausdebatte über die
engliſche Aufrüſtung in der Luft, wobei Baldwins ſchnell be=
rühmt
gewordenes Wort, daß der Rhein Englands neue Grenze
ſei, allgemein zitiert und je nach der politiſchen Richtung der
Blätter ausgedeutet wird. Eine uneingeſchränkte Zuſtimmung
findet ſich in keinem Blatt. Soweit die Leitartikel die Auf=
rüſtung
nicht überhaupt ablehnen, wenden ſie ſich gegen eine
Politik der Halbheiten und der Linie des geringſten Wider=
ſtands
, die nach ihrer Auffaſſung in der geſtrigen Debatte er=
neut
zum Ausdruck gekommen ſei.
Die geſtrige Unterhaus=Debatte nimmt die ganze Aufmerk=
ſamkeit
der franzöſiſchen politiſchen Kreiſe in Anſpruch. Die
Blätter ſind natürlich ebenſo wie die Morgenblätter in höchſtem
Maße befriedigt von dem Eingeſtändnis Englands, daß es ſich
am Rhein verteidigen müſſe, und ziehen daraus die gewagteſten
Schlußfolgerungen.

Europa nach zwanzig Jahren.
L2. Auguſt 1914 2. Auguft 1934.)
Von
Eugen Siebert.
Vom Siebenjährigen Krieg ſagte Friedrich der Einzige, er
habe einen Wuſt von Trümmern zurückgelaſſen‟. Der Welt=
krieg
hat das alte Abendland umgebrochen, Rußland nach Aſien
zurückgeworfen, Englands händleriſche Vormachtſtellung ver=
nichtet
, Europas Mitte zerſpalten. Er hat dieſe Mitte aber nicht
zerrieben oder atomiſieren können. Zwanzig Jahre nach Welt=
kriegsbeginn
hat deutſche Wiederauferſtehungskraft den alten
Plan der Gegner, Europas Mitte herzſchwach zu halten, end=
gültig
zerriſſen.
Als im Spiegelſaal von Verſailles am 18. Januar 1871
das zweite Reich der Deutſchen entſtand, wurden die an der
Peripherie liegenden Großmächte England, Frankreich, Ruß=
land
, Oeſterreich vor eine neue Lage geſtellt, die ſie bis heute
noch nicht voll erfaßt haben. Für uns kennzeichnete ſeheriſch die
Gefahr dieſer Lage Bismarck im Reichstag am 6. November 1888:
Wir liegen mitten in Europa. Wir haben mindeſtens
drei Angriffsfronten. Frankreich hat nur ſeine öſtliche Grenze,
Rußland nur ſeine weſtliche Grenze, auf der es angegriffen
werden kann. Wir ſind der Gefahr der Koalitionen
nach der ganzen Entwicklung der Weltgeſchichte, nach unſerer
geographiſchen Lage und nach dem vielleicht minderen Zu=
ſammenhang
, den die deutſche Nation bisher in ſich gehabt hat
im Vergleich mit anderen, mehrausgeſetztalsirgend=
ein
anderes Volk.
Dieſe Koalitionen gegen den deutſchen Kern Europas ſind
die eigentlichen Kriegsurſachen geweſen. Am 28. Juni 1919
wurde von der Eniente im gleichen Spiegelſaal von Verſailles
das Todesurteil über Deutſchland im Friedensvertrag ge=
ſprochen
, fünfzehn Jahre ſpäter ſpinnen die gleichen Mächte
unter Frankreichs Barthou am ſelben Koalitionsnetz wie in der
Vorkriegszeit. Ihre Staatsmänner wollen nicht wiſſen, wieviel
Blut und Tränen und geſamteuropäiſches Elend zwanzig Jahre
Krieg und Einkreiſung gegen Europas Mitte einer Welt ge=
koſtet
. Als der Kriegstempel geöffnet wurde, ſtürmte eine Welt
von 1500 Millionen Menſchen gegen die 139 Millionen Mittel=
europas
. Das britiſche Imperium, die USA., Frankreich, das
europäiſche und aſiatiſche Rußland, Belgien, Italien, Rumänien,
Serbien, China und Japan, Braſilien und alle Staaten bis zur
Negerrepublik Liberia, Honduras und Nicaragua und den
Arabern des Hedſchas, 28 Staaten boten alles auf, um die
Ziviliſation zu retten. In welchen Zuſtänden leben dieſe
Völker heute? Die Welt vor 1914 dünkt ſogar dem Franzoſen
der Gegenwart ein goldenes Zeitalter geweſen zu ſein, und
wenn die einſt von Reichtum überquellenden anglo=amerikaniſchen
Imperien, die größten Machtgebilde der Weltgeſchichte vom
bolſchewiſtiſchen Rußland zu ſchweigen heute ihren Maſſen
nicht das Exiſtenzminimum gewähren können, der Güteraus=
tauſch
der Welt verdorrte, die Wohlfahrt aller Nationen ver=
nichtet
iſt und überall Hader herrſcht der 2. Auguſt 1914 mit
dem Triumph einer Weltkoalition gegen Deutſchland war der
Beginn dieſer Dämmerung. Eine Wiederholung der
Vorkriegspolitik der Koalitionen mit dem
gleichen Ziel aber wäre gänzliche Vernichtung.
Wie Deutſchland ſich bis zum letzten Hauch von Mann und
Roß wehrte, iſt ebenſo übermenſchlich heldenhaft geweſen, wie
die Tatſache grauenhaft blieb, daß deutſcher Parteiungeiſt die
kämpfende Front meuchelte und das deutſche Volk abwärts zog,
bis ein neuer Geiſtesſturm die Nationwerdung der deutſchen
Maſſen und Stämme vollendete und das Ideal eines deutſchen
Einheitsſtaates als Vorbedingung einer deutſchen Einheits=
kultur
Wirklichkeit wurde. Aus dieſem deutſchen Erleben der
Gegenwart heraus trauern wir in neuem Sinnen und Wiſſen
um die Millionen Feldgrauen, die mit uns die deutſche Burg
verteidigten und für das ewige Sein ihres Volkes ihr Daſein
zu Millionen verſinken ließen auf den Schlachtfeldern Frank=
reichs
und Rußlands und auf dem Balkan, auf dem heißen
Boden Afrikas und Aſiens und in den Meereswogen. Ihre
Kameraden, die, ſchweigend bis in die Seele, in das deutſche
Parteienchaos zurückmarſchierten, zerriſſen vom Anblick hungern=
der
Mütter und Kinder, haben den Geiſt des Heldentums der
gefallenen Feldgrauen wie eine heilige Flamme in den Stürmen
der Notjahre und in den Giftnebeln deutſcher Schmach gehütet
und ein neues Kämpfergeſchlecht geſchult, zu einem neuen Reiche
Stein um Stein gefügt.
Und mit den Augen der Gegenwart ſehen wir, was war
und geworden iſt. Die Welt um uns rüſtet wie vor zwanzig
Jahren, die Syſteme des Völkerbundes, der Schiedsgerichte,
Militärbündniſſe, Regionalverträge, die Locarno=, Kellogg= und
Nichtangriffspakte, die Tätigkeit der Einkreiſungspolitiker, der
Generalſtäbler und die Aufrüſtungen haben einen tückiſchen
Friedenszuſtand geſchaffen wie vor zwanzig Jahren, und das
neue Deutſchland wird, wie damals, von Lüge und Haß umgellt.
Die Zeit geht wieder in Eiſen und will nichts wiſſen von jenem
Frieden, deſſen indogermaniſche Wurzel ſchonen, lieben, hegen
bedeutet. Es iſt die Wiederkehr des gleichen Zuſtandes, der nach
der Erſtarkung der europäiſchen Mitte zwiſchen 1871 und 1914
bei unſeren Anrainernationen herrſchte und zu ihrer furcht=
baren
Fehlrechnung des Weltkrieges führte. Das Reich der
Deutſchen will keinen imperialiſtiſchen Krieg, es iſt ſtark in ſich
ſelbſt und erkannte, wie der Führer wiederholt ſagte, daß
geringe Grenzveränderungen den ungeheuren Einſatz nicht
lohnen. Tatſächlich iſt das jahrhundertelange weſtliche und öſt=
liche
Mühen, politiſch und militäriſch das eigentliche Deutſch=
land
ſich untertan zu machen und untertänig zu halten, ſelbſt
mit den raffinierten Methoden der Verſailler Beſtimmungen
und der Kriegstribute, zerſchellt. Das von den Gegnern nicht
Berechnete geſchah: Im Schmelztiegel des Weltkrieges und der
Fortſetzung des Weltkrieges mit den politiſchen Mitteln der
Vorkriegszeit kriſtalliſierte ſich der europäiſche Kern aus in
demantener Einheit.
Das unterſcheidet die Gegenwart für uns von 1914, ob auch
die Bekämpfung dieſer deutſchen Gegenwärtigkeit ſich alter Waffen
bedient. Als in den Auguſttagen 1914 der in Parteien zer=
ſpaltene
Deutſche in den Kampf um Leben und Tod zu gehen
gezwungen war, glich er einem Bergſtrom, dem nichts wider=

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Seite 2 Nr. 210

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

ſteht, wenn er einmal losbricht, der die ruſſiſche Dampfwalze
hinwegfegte und damit vielleicht ganz Europa vor der Gefahr
rettete, koſakiſch zu werden. Damals erkannten wir weder die
Macht und Gefahr der feindlichen Umwelt noch der feindlichen
Zerſetzungskünſte im nur äußerlich geeinten zweiten Reich. Wir
wiſſen heute darum. Frankreich führte damals Krieg um die
Vergangenheit, um ſeine europäiſche Vormachtſtellung wieder=
zugewinnen
, England focht um die Gegenwart, um ſeinen Wirt=
ſchaftsvorrang
gegenüber Deutſchland zu erhalten durch Nieder=
werfung
des ſtärkſten Wettbewerbes. Deutſchland kämpfte
um ſeine Zukunft.
Zwar das Kaiſerreich verſank als weltgeſchichtliche Epiſode.
Aber wenn in der Volkwerdung die Zukunft einer Nation ge=
ſichert
iſt, ſo wie ſie in der Jahrhunderte zurückliegenden
Einigung in Frankreich, England und Rußland die Kraft dieſer
Staaten auf lange hinaus entfaltete dann haben Weltkrieg
und Nachkrieg, im Zeitraum von zwanzig Jahren, Deutſchland
als letzte der großen europäiſchen Nationen den Frühlings=
morgen
gebracht, an dem dieſes Deutſchland als geſchloſſene
Volkheit wieder in die Geſchichte eintritt. Die anderen Nationen
wollen ſich konſervieren, ausruhen, ſich gegenſeitig den Beſitz
garantieren. Sie rüſten und mißtrauen in engen Vorkriegs=
weiſen
, weil monomaniſcher Konſervierungswille ſtändig um
Beſitz bangt. Wir kennen ſehr wohl die ewig fließende deutſche
Dynamik, dieſes deutſche Eingeſpanntſein in unſere geopolitiſche
Lage eines Volkes der Mitte, mit den Gefahren der Koalitionen
gegen dieſe Mitte und dem daraus ſich ergebenden Zwang,
täglich neu in uns das deutſche Daſein erobern zu müſſen.
Dieſes Deutſchland kann nur beſtehen, wenn es mit Bewußt=
ſein
und Willen fortſchrittlich iſt und tüchtig in Schaffensfreude
an Friedenswerken. Die Jahre vor 1914 und nach der Kata=
ſtrophe
aber lehren uns, wachſam und wirklichkeitsnahe zu ſein
in Kraft und Verteidigungsbereitſchaft.

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Auch Wien in Sorge um den Feldmarſchall.
EP. Wien, 31. Juli.
Die Nachrichten von der ernſten Erkrankung des Reichspräſi=
denten
von Hindenburg werden von allen Wiener Blättern an her=
vorragender
Stelle und in Fettdruck wiedergegeben. In den weni=
gen
redaktionellen Aeußerungen, die heute ſchon an dieſe Mel=
dungen
geknüpft werden, kommt die Sorge um den Feldmarſchall,
der ja im Kriege Seite an Seite mit den Heeren Oeſterreich=
Ungarns gekämpft hat, zu deutlichem Ausdruck. Politiſche Bemer=
kungen
werden heute von den Blättern in gar keiner Weiſe an
dieſe Meldungen geknüpft.
Die Nachrichten von der ſchweren Erkrankung des Reichspräſi=
denten
von Hindenburg machen auch in Italien einen ſtarken Ein=
druck
. Die römiſchen Blätter berichten ausführlich und an erſter
Stelle von dem Befinden des greiſen Feldmarſchalls.
Es läßt ſich dabei feſtſtellen, daß über die politiſchen Mei=
nur
gsverſchiedenheiten des Tages hinaus die imponierende Geſtalt
des Reichspräſidenten, wie dies in den Berliner Meldungen zum
Ausdruck kommt, auch bei der italieniſchen Oeffentlichkeit die größte
Achtung genießt, ſo daß die Nachrichten über Hindenburgs Befin=
den
gerade im gegenwärtigen Zeitpunkt der politiſchen Entwick=
lung
mit dem ſtärkſten Intereſſe aufgenommen werden.
Auch in London haben die aus Berlin kommenden Nachrichten
über den ernſten Zuſtand des Reichspräſidenten von Hindenburg
hier tiefen Eindruck gemacht. Die Blätter veröffentlichen
lange Berichte über den Geſundheitszuſtand des Reichspräſidenten
und geben vor allem die ausgegebenen Bulletins ausführlich wie=
der
. In den Berichten kommt vor allem die uneingeſchränkte Wert=
ſchätzung
zum Ausdruck, der die Perſönlichkeit des Generalfeld=
marſchalls
ſich gerade in den angelſächſiſchen Ländern erfreut und
die ſich trotz der beunruhigenden Nachrichten über ſeinen Zuſtand in
dem Wunſch kundgibt, daß ſein Leben für diesmal Deutſchland noch
erhalten werden möchte.
Verboi der Deutſchen Zeitung.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Die Deutſche Zeitung wurde wegen eines zu der Erkrankung
des Herrn Reichspräſidenten herausgegebenen, äußerſt taktloſen
Kommentars in ihrer Ausgabe vom 31. Juli auf acht Tage ver=
boten
. Die fragliche Nummer wurde beſchlagnahmt. Dem verant=
wortlichen
Schriftleiter wurde ſofort bis auf weiteres die Preſſe=
karte
entzogen.

Dus Gelicr des T. Aägaf.
Von Hans Zöberlein.
NSK. In der Nacht zum 2. Auguſt wird es ſein, daß die
Geiſter der unbekannten Soldaten des großen Krieges wieder
die Signale hören und erſchrocken auffahren aus ihren Gräbern:
Mobilmachung.
Und wer in dieſer Nacht das feine Ohr für das überſinnliche
Empfinden auftut, der wird es hören, wie der Marſchtritt der
endloſen Kolonnen, das Knarren der Bagagen, das Rattern der
Geſchütze über das Pflaſter geht und wie von fern der Jubel der
Begeiſterung des Volkes dieſe Ereigniſſe begleitet. Der wird dann
wieder das rauſchende Singen hören und die Haſt der Jungen
ſpüren, nicht zu ſpät zu kommen. Und auch das ſtille Weinen
der Verlaſſenen in einſamer Kammer. Ganz gleich, ob das nun
in Berlin, Paris, in Moskau, in Wien oder in London iſt. Es
wird ihn das Fieber wieder faſſen, das damals durch die Völker
ging.
Und in dieſer Nacht wird ein großer Gerichtstag ſein. Die
gefallenen Soldaten werden richten über die Nachlebenden und
über die junge Generation von heute. Zugrunde liegt das un=
geſchriebene
Geſetz des Frontſoldatentums aller Völker. Ange=
klagt
ſind alle, die heute in dieſen Völkern leben. Zeugen ſind die
politiſchen Ereigniſſe der vergangenen 20 Jahre. Und das Geſetz
hat nur einen Artikel, der lautet: Die Völker des großen Krieges
ſind verpflichtet, weiter zu wirken im Sinne der für dieſe Völker
geſtorbenen Soldaten. Sie haben daher die Pflicht zu erfüllen,
wofür dieſe Soldaten das Opfer ihres Lebens
brachten: Für einen dauerhaften Frieden der Ehre und der
Gerechtigkeit.
Und wenn ſie auf den Schlachtfeldern des großen Krieges
zuſammentreten und der namenloſe Soldat zu Gericht ſitzt vor
dem Schatten der Millionen, die damals voll heiligen Ernſtes
ausgezogen ſind, dann wird die Frage lauten: Iſt nun wirklich
Frieden in der Welt oder nicht?
Und die Millionen der Schatten werden grollen: Nein
Und eine gewaltige Empörung wird durch dieſen Geiſterchor
dröhnen und rollen, daß man ihr ungeheures Opfer, das ſie dem
Frieden brachten, in dieſen zwanzig Jahren ſo mißachtet hat. Und
nach der Reihe werden die politiſchen Ereigniſſe dieſer 20 Jahre
aufſtehen und Zeugnis ablegen von dem Geiſt, aus dem ſie ent=
ſtanden
ſind. Es wird nicht viel ſein, was in die Waagſchäle des
Frontgeiſtes fallen wird, und ſchwer wird die Schale nach unten
ziehen, in die all das gelegt wird, was aus der Sünde wider den
Front ſich ereignet hat.
Ge

Vom Tage.
Am 2. Auguſt jährt ſich zum 20. Male der Tag des Kriegs=
ausbruches
. Der deutſche Rundfunk überträgt aus dieſem Anlaß
in der Zeit von 19.00 bis 19.35 Uhr Ausſchnitte aus der großen
Friedensrede des Reichsminiſters Heß, gehalten am 8. Juli d. J.
in Königsberg und gerichtet an die Frontſoldaten aller Länder.
Die Deutſche Wochenſchau wurde auf Veranlaſſung des
Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda wegen gro=
ber
außenpolitiſcher Taktloſigkeit in der Nummer 30 vom 29. Juli
auf acht Tage verboten. Das Verbot beginnt am Dienstag, den
31. Juli, und endet am Mittwoch, den 8. Auguſt d. J.
Die Litauiſche Telegraphenagentur erklärt, daß Gerüchte über
eine Auflöſung des memelländiſchen Landtages vollſtändig unzu=
treffend
ſeien.
In Rom wurden ein italieniſch=bulgariſcher Handels= und
Schiffahrtsvertrag ſowie mehrere andere Abkommen zur Rege=
lung
der wirtſchaftlichen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern
unterzeichnet.
In der Nacht zum Dienstag meldeten ſich zwei italieniſche
Soldaten des 53. italieniſchen Infanterie=Regiments, das im Tal
von Aoſta Uebungen abhält, bei dem franzöſiſchen Gendarmerie=
poſten
in Moutiers in den Alpen. Beide Fahnenflüchtige wur=
den
, nachdem ihnen die Waffen abgenommen worden waren, nach
Innerfrankreich abgeſchoben.
Portugieſiſche Truppen haben ohne jeden Grund drei chine=
ſiſche
Inſeln bei der portugieſiſchen Kolonie Maco beſetzt. Die
chineſiſche Regierung hat Einſpruch dagegen erhoben.
Das engliſche Parlament iſt am Dienstag, nach Erledigung
mehrerer kleinerer Vorlagen, in die Sommerferien gegangen und
wird erſt am 30. Oktober wieder zuſammentreten. Die von beiden
Häuſern angenommenen Entſchließungen geben jedoch den Vorſitzen=
den
ausdrücklich das Recht, das Parlament vor dieſem Zeitpunkt
einzuberufen, falls nach Anſicht der Regierung das Intereſſe des
Landes einen früheren Zuſammentritt nötig machen ſollte Auch
das Kabinett, das geſtern eine letzte Sitzung abhielt, iſt ebenfalls
in die Sommerferien gegangen.
Die engliſch=italieniſchen Beſprechungen über die Flottenfrage
ſind nach einem umfaſſenden Austauſch der gegenſeitigen Meinung
abgeſchloſſen worden. Der italieniſche Vertreter Biscia wurde über
das Ergebnis der früheren Londoner Beſprechungen unterrichtet.
EEr wird demnächſt nach Rom zurückkehren.

Ein Jugendfreund
Hindenburgs
geſtorben.

Generalmajor a. D.
Ludwig Koenigk,
der mit Generalfeldmar=
ſchall
von Hindenburg zu=
ſammen
von 1863 bis 1866
die Kadettenanſtalt in Lich=
terfelde
beſucht und wie
dieſer am 7. April 1866 als
Seconde=Leutnant verlaſſen
hat, iſt im Alter von 87
Jahren in Berlin geſtorben.
Das Ende des I4. Arlaubs.
Der Chef des Stabes Luhe an die SA.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Chef des Stabes hat folgenden Tagesbefehl an die
SA. erlaſſen:
Am 1. Auguſt iſt der SA.=Urlaub zu Ende. Mit dieſem
Tage ſetzt der volle Dienſtbetrieb wieder ein; gleichzeitig ent=
fallen
alle mit dem Urlaub zuſammenhängenden Einſchränkungen
z. B. bezüglich der Arbeit in den Stäben, des Tragens des
Dienſtanzuges uſw.
Damit tritt die SA. in unſerem Volk wieder voll in Er=
ſcheinung
, um ſich ihrer Aufgabe mit Entſchloſſenheit in vor=
derſter
Front hinzugeben, allerdings in einem anderen Sinn,
als das in den Urlaubsverfügungen der nunmehr beſeitigten
Verräter zum Ausdruck kam. Die SA. lebt und muß zurück zu
dem alten Kurs, der ſie groß und ſtark werden ließ und von
dem ſie künſtlich gegen ihren Willen abgelenkt wurde. Schlicht=
heit
, vorbildliche Haltung in und außer Dienſt, Verbundenheit
und Bewegung ſind die Grundſätze der SA., in denen ſie ſich
mit dem Führer verbunden weiß, und die ſie zum kraftvollen,
unverbrechlichen Inſtrument in ſeiner Hand machen.
Es lebe der Führer, es lebe Deutſchland.
Der Chef des Stabes: Lutze.

Ernſt von Wolzogen .

Das Urteil fällt nicht ſchwer, und dieſes Urteil wird keine
Ausreden gelten laſſen. Es wird vernichtend ſein für viele von
denen, die verantwortlich waren für die Politik dieſer Zeit.
Es wird lauten: Die Völker der Welt ſind verurteilt zum
Untergang wenn ſie nicht in heiligem Eifer danach trachten,
das Gebot der Front von einſt zu erfüllen, einen
Frieden der Ehre und Gerechtigkeit heraufzuführen. Die Toten
haben Zeit zu warten, die Lebenden nicht.
Und dann wird ſich der unbekannte Soldat, der zu Gericht
ſitzt, erheben, von dem keiner weiß, ob er einmal den deutſchen,
franzöſiſchen, den engliſchen oder ruſſiſchen Waffenrock getragen
hat, und wird das ſagen, was in dieſer Nacht jedem im Gewiſſen
brennen muß:
Fürchtet die Rache der Toten, ſo lange ihr nicht mit
freiem Gewiſſen ſagen könnt, ihr habt den Geiſt
der Front zur Richtſchnur eures Handelns ge=
macht
. Denn wir wiſſen mehr vom Leben der Völker als ihr,

der Adolf=Hikler=Spende der deutſchen Wirtſchaff.
DNB. Berlin, 31. Juli.
Der Stellvertreter des Führers veröffentlicht im
Beob. eine Bekanntmachung, in der die Adolf=Hitler=Spen
der deutſchen Wirtſchaft wiederangekündigt wird. Darin bei
es u. a.:
Vor einem Jahr, am 1. Juni 1933, wurde die Ado
Hitler=Spende der deutſchen Wirtſchaft von den Spitzenverbä
den der deutſchen Wirtſchaft ins Leben gerufen. Die Spen
die unter der Leitung eines Kuratoriums mit dem Vorſitz h.
Herrn Dr. Krupp von Bohlen und Halbach ſteht, hat oe
Führer Mittel für die Durchführung des nationalen Wied=
aufbauwerks
zur Verfügung geſtellt. Am 31. Mai 1934 iſt de
erſte Spendenjahr abgelaufen. Das Kuratorium der Aöyl
Hitler=Spende der deutſchen Wirtſchaft hat beſchloſſen, de
Führer für ein weiteres Jahr die Spende zur Verfügung
ſtellen, um ihm auch auf dieſe Weiſe die Dankbarkeit der deu
ſchen Wirtſchaft für den Neuaufbau des Reiches zu bezeuge
Der Stellvertreter des Führers erläßt dazu eine Anordnuf
an alle Angehörigen, Dienſtſtellen, Einrichtungen und Form
tionen der NSDAP., in der es u. a. heißt:
Anläßlich der Weiterführung der Adolf=Hitler=Spende d
deutſchen Wirtſchaft vom 1. Juni 1934 bis 31. Mai 1935
neuere ich das im Auguſt 1933 erlaſſene Sammlungsverbot. Au
Grund der zwiſchen der Reichsleitung der NSDAP. und Beau
tragten der deutſchen Wirtſchaft getroffenen Vereinbarungen ve
biete ich allen Angehörigen, Dienſtſtellen, Einrichtungen un
Formationen der NSDAP. das Sammeln von Geldbeträgen un
Sachſpenden bei allen Unternehmungen und Verbänden de
Wirtſchaft, die ſich an der Adolf=Hitler=Spende der deutſche
Wirtſchaft beteiligen.
Eine neue Verordnung
über die Regelung des Abſahes von Karkoffelnl.
Am 31. Juli endet die Marktregelung für Frühkartoffeln. 6
hat mit vollem Erfolg den Abſatz der deutſchen Frühkartoffelern
zu gerechten Preiſen unter ausreichender Verſorgung der Bevö
kerung trotz des durch die Trockenheit verurſachten Minderertrage
ermöglicht.
Die abgelaufene Frühkartoffelmarktregelung wird nunmel
durch eine neue Verordnung über die Regelung des Abſatzes v.
Kartoffeln, die ſoeben im Reichsanzeiger erſcheint, abgelöſt, D
Verordnung gibt dem Reichsnährſtand im weſentlichen die gle
chen Ermächtigungen, die er für die Frühkartoffelmarktregelut
erhalten hatte, nunmehr auch für die Verwertung der Geſam
kartoffelernte. Ihr Ertrag ſteht zurzeit natürlich noch nicht fe
Die Niederſchlagsmengen, die in den letzten zehn Tagen gera
in den bis dahin von der Trockenheit betroffenen Gebieten d
Reiches in ſehr beträchtlichem Umfange niedergegangen ſind, laſſe
ein befriedigendes Ernteergebnis erwarten,
Stabilikät der Fleiſchpreiſe.
Amtlich wird mitgeteilt: Am 1. Auguſt 1934 tritt die Mark
regelung für Schlachtvieh in Kraft. Sie wird zunächſt an
Schlachtviehmärkten wirkſam. Für einen der wichtigſten Teil
der landwirtſchaftlichen Erzeugung, der Nahrungsmittelverſor
gung, wird damit der Grundſatz verpflichtend, den Bedardr
Bevölkerung zu gerechten Preiſen zu befriedigen. Die Viehlnd
Fleiſchpreiſe ſollen für Erzeuger und Verbraucher tragbar ſe
und den viehaufkaufenden und fleiſchverteilenden Wirtſchaftszwe
gen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit bieten. Darüber hi
aus wird es jedoch in Zukunft keine Möglichkeit, mehr gebe
volkswirtſchaftlich nicht berechtigte Gewinne auf Koſten der Lan
wirtſchaft oder der Verbraucher zu machen.
Im Hinblick auf dieſe grundſätzliche Aufgabe der Viehmart
vegelung wird es, wie eine am 31. Juli 1934 im Reichsmin
ſterium für Ernährung und Landwirtſchaft abgehaltene Beſpt
chung ergab, nicht nur von der Reichsregierung, ſondern auch v.
allen am Vieh= und Fleiſchabſatz Beteiligten jür ſelbſtverſtändli
erachtet, daß unter den gegenwärtigen Kaufkraftverhältniſſen d
deutſchen Volkes jede allgemeine Erhöhung der Fleiſchpreiſe i
Kleinverkauf unterbleiben muß.
In Beantwortung einer Unterhausanfrage teilte Lordſiege
bewahrer Eden mit, daß die türkiſche Regierung freiwillig u
von ſich aus die Zahlung einer Entſchädigung an die Hinte
bliebenen des bei der Inſel Samos erſchoſſenen engliſchen Marin
arztes angeboten habe. 2000 engliſche Pfund ſeien bereits al
Anzahlung überwieſen worden.

die ihr nicht im Kriege geweſen ſeid. Wir haben nicht mi
Noten und Preſſeſtimmen gegeneinander gekämpft, ſo
dern ſind uns Auge in Auge, den Tod in der Fauſt, gegei
übergetreten. Wir wiſſen, was ihr nicht wißt, was nach dem Tol
iſt: die ewige Verantwortung vor dem, von dem wir gekomme
ſind. Er will nicht, daß dieſe Erde voll Elend, Neid, Haß und N
iſt, ſondern daß ſie vollkommener werde, als ſiei
Es ergeht daher der Befehl: die Geiſter der gefallenen So
daten haben zurückzukehren, woher ſie einmal ausmarſchierten
den Tod, zurück in die Familie, in die Gemeinde,
ihr Land, und daß ſie allen denen, die vergeſſen haben, w.
ſie taten für ihr Land und ihre Familie, dauernd als ſtumme
Mahner des Nächtens an den Betten ſtehen und bei Tage
den Tiſchen ſitzen ſollen.
Der Geiſt der Front iſt unſterblich, ihr Mei
ſchen. Uns kann man nicht irreführen; wir ſehen durch all d
Aeußerliche, was an den Menſchen hängt, durch bis zu dem. Gei
der in ihm lebt. Für uns gilt nicht Rang noch Würde, den
alle, die wir einſt gegeneinanderſtanden, ſind im Geiſte Kam
raden.
Um das zu erkennen, war der Krieg notwendig, weil wir
vorher nicht mehr wußten. Während wir zerſtörten und einand
töten mußten, erkannten wir, was wir mit gleicher Kraft A
dieſer Erde an Segen wirken könnten. Auch das wußten w
vorher nicht mehr, erſt der Krieg hat uns das gelehrt.
Wir haben auch im Krieg gelernt, daß Worte nich!
ſind, und die Taten alles. Darum wollen wir nicht imm
wieder ſchöne Worte hören an den Gräbern unſerer Kam
raden und an den Denkmalen, die ihr ihnen in der Heimat au
geſtellt habt. Wir trauen dieſen Worten nicht, we
ihnen die Taten nicht folgen.
Es empört uns, daß die Völker ſo undankbar unſeren, 1!
Leben zurückgekehrten Kameraden gegenüber ſind, daß ſolche, 2
niemals Pulver gerochen haben, die niemals im Toſen des Trol
melfeuers ſtanden und die niemals das Klagen eines Sterbend!
in ihr Herz ſchneiden ſpürten, daß von dieſen Nichtſoldal
nur zu gern mit der Drohung des Krieges Polik
gemacht wird.
Wir ſind nicht vor zwanzig Jahren ausgezogen, um die We
mit Haß und Rachſucht zu erfüllen, ſondern um einen beſl
ren Frieden nach Hauſe zubringen. Kameraden au
Völker, iſt es nicht ſo?
Und der grollende Chor der Schatten wird antworten
toſender Zuſtimmung: Jawohl, ſo war es. Bis der unbetang
Richter weiterſprechen kan: Nur zu leicht läßt ſich die Juge‟
der Völker von den Rattenfängern der politiſchen Parteien.,
klingenden Phraſen und dem billigen Feuerwerk der Begeiſter

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 210 Seite 3

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Dollfuß=Mörder hingerichtet.
ſe Milikärgerichtsverhandlung. Feys und Neuſtädker=Skürmers Holdakenehrenwork. Unbekümmert
um das Schickſal des Bundeskanzlers war die Zuſicherung des freien Geleits gegeben.

Zwei Todesurkeile.

DNB. Wien, 31. Juli.
Die beiden Hauptangeklagten im Prozeß wegen der Ermur=
na
des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß, Otto Planetta und
anz Holzweber, ſind vom Wiener Standgericht zum Tode
rurteilt worden. Die Aburteilung der übrigen Teilnehmer er=
gt
erſt in der nächſten Zeit. Das Urteil des Standgerichts ſteht
nächſt in keinem Zuſammenhang mit der Erklärung der Ur=
rünge
und Zuſammenhänge des Aufſtandes. Es handelte ſich
n die ausſchließliche Aburteilung der beiden Perſonen, die als
e unmittelbaren Attentäter auf den Bundeskanzler Dollfuß
m Gericht erklärt worden ſind.
Die Hinrichtung Planettas und Holzwebers iſt am Dienstag
chmittag gegen 17 Uhr im Hofe des Wiener Landgerichts
rch den Strang vollzogen worden. Das an den Bundes=
äſidenten
gerichtete Gnadengeſuch der Verteidigung iſt ab=
lehnt
worden.
Planekkas Verhör.
Auf Antrag der Verteidigung unterbrach nach der Anklage=
de
der Vorſitzende die Verhandlung, um der Verteidigung
je Möglichkeit einer Rückſprache mit den Angeklagten zu geben.
Nach der Wiederaufnahme der Verhandlung wurde vom
lilitärgerichtshof der Hauptangeklagte Planetta zuerſt ver=
ummen
. Auf die Frage des Vorſitzenden, warum Planetta in
1s Bundeskanzleramt eingedrungen ſei, erwiderte der Ange=
igte
: Auf Befehl! Er gab jedoch nicht an, auf weſſen Be=
ehl
. Der Angeklagte erklärte ſodann, daß er dem Bundesheer
s zu ſeiner Entlaſſung wegen verbotener Betätigung für die
ationalſozialiſtiſche Partei bis zum Jahre 1932 angehört habe.
Zuletzt ſei er Stabswachtmeiſter geweſen. Planetta gab nun
ie genaue Darſtellung ſeiner Anordnungen. Am Vormittag
s 25. Juli, um 5 Uhr früh, verſtand er die ihm als Trupp=
hrer
unterſtehenden Leute zu verſtändigen, daß ſie zwecks
ner Aktion in einer Turnhalle im 7. Bezirk ſich einzufinden
tten. Um ½12 Uhr kam er ſelbſt in die Turnhalle. Um
4 Uhr fuhren ſie dann mit Kraftwagen vor das Bundes=
enzleramt
. Sein Kraftwagen war der letzte, und als er dort
kam, war die Wache bereits überwältigt. Planetta ſchilderte
nn eingehend, wie er die Schüſſe auf den Bundeskanzler ab=
geben
habe. Als er den Kanzler niederſinken ſah, ſei er ſofort
s dem Zimmer gelaufen, um Verbandswatte zu holen. Am
hluß ſeiner Vernehmung erklärte Planetta, es tue ihm ſehr
d, daß er den Bundeskanzler erſchoſſen habe.

Die Verteidiger beantragten die Vernehmung des Geſandten
Dr. Rieth.
Miniſter Fey ſchilderte die ſchon bekannten Ereigniſſe von
der Beſetzung des Bundeskanzleramtes und die verſchiedenen
Geſpräche mit dem ſterbenden Bundeskanzler,
deſſen letzte Worte gelautet hätten: Kein Blutver=
gießen
, es ſoll Frieden gemacht werden! Der
Miniſter fuhr fort: Am ſpäteren Nachmittag iſt dann Miniſter
Neuſtädter=Stürmer vor dem Gebäude des Bundeskanzleramts
erſchienen und hat im Namen der Regierung ein Ultimatum
geſtellt, daß das Haus zu räumen und die Gefangenen frei=
zulaſſen
ſeien, widrigenfalls geſtürmt werde. Andernfalls werde
freier Abzug gewährt.
Vorſitzender: Sind an dieſen anderen Fall Bedingungen
geknüpft worden?"
Miniſter Fey: Nein. Ich wurde dann neuerdings auf
den Balkon geholt, um mit Miniſter Neuſtädter=Stürmer zu
ſprechen. Es iſt dann noch mehrfach verhandelt worden.
Vorſitzender: Iſt nicht die Vereinbarung ſofort zurück=
gezogen
worden, als bekannt wurde, daß der Herr Bundes=
kanzler
tot ſei?
Miniſter Fey (lebhaft): Nein!
Darauf wurde Miniſter Neuſtädter=Stürmer ver=
nommen
. Dieſer gab zunächſt eine Darſtellung des mit den
Aufrührern zuſtandegekommenen Abkommens und ſagte weiter:
Als der Hergang des Todes des Kanzler bekannt wurde hat
der mittlerweile vor dem Bundeskanzleramt erſchienene Bundes=
miniſter
Schuſchnigg geſagt: Da ergibt ſich ja eine ganz neue
Situation. Hier iſt ja ein Mord geſchehen. Infolgedeſſen wird
die Regierung vorläufig bis zur Klarſtellung des Falles die
geſamten Aufſtändiſchen in Gewahrſam nehmen.
Ein Verteidiger: Unbekümmert um das Schick=
ſal
des Bundeskanzlerswar die Zuſicherung des
freien Geleites gegeben, wenn von da an nichts ge=
ſchieht
. Das ſteht einwandfrei feſt.
Bundesminiſter Neuſtädter=Stürmer: Ich möchte darauf
hinweiſen, daß ich mein Soldatenehrenwort gegeben habe. Ein
Soldatenwort gibt man Soldaten. Ich überlaſſe
es dem Gericht, zu beurteilen, ob ſich Soldaten ſo benommen
hätten, daß ſie ärztliche Hilfe und geiſtlichen Beiſtand einem
Todverwundeten verweigern.
Nachdem ſodann noch Staatsſekretär Karwinſky vernommen
worden war, wurde die Verhandlung vertagt.
Schluß der Beweisaufnahme.

Der Prozeß nahm bei der Bernehmung des
Angeklagken Holzweber eine aufſehen=
erregende
Wendung.
Es kam zunächſt das Abkommen zwiſchen den Putſchiſten
id den eingeſchloſſenen Regierungsmitgliedern auf freien Ab=
g
zur Sprache. Der Verhandlungsleiter fragte den Angeklag=
Holzweber: Hat bei der Uebergabeverhand=
ng
Miniſter Fey ſchon von der ſchweren Ver=
tzung
des Bundeskanzlers gewußt? Ange=
gter
: Der Miniſter hat davon gewußt und auch den Bundes=
izler
in ſeinem Blut liegen ſehen. Auch Miniſter Neu=
idter
=Stürmer hat durch Fey von der ſchweren
erletzung des Kanzlers Kenntnis erhalten.
iniſter Fey hat auch an das Heeresminiſterium um 14½ Uhr
ephoniert, daß der Kanzler im Sterben liege. Miniſter Fey
t erklärt, daß dieſe Sache gütlich beigelegt werden ſolle; dies
auch der Wunſch des Kanzlers. Miniſter Fey habe auch
n Soldatenehrenwort für die Einhaltung des freien Ab=
ges
, an den keine Bedingung geknüpft war, gegeben. Der
igeklagte Holzweber erklärte noch, daß er angenommen habe,
ganze Aktion ſei legal.
Miniſter. Fey erklärte bei ſeiner darauffolgenden Ver=
hmung
, daß die Angabe des Angeklagten Holzweber richtig
j er habe
das freie Geleit unker Soldakenehrenwort
zugeſicherk.
enn die Putſchiſten die Waffen ſtreckten. Zu dieſer Zeit habe
von dem Tode des Bundeskanzlers bereits gewußt.

Vor dem Militärgerichtshof wurden am Dienstag vormittag
in der Verhandlung wegen der Ermordung des Bundeskanzlers
Dollfuß die militäriſchen Sachverſtändigen vernom=
men
. Generalmajor Pummerer ſagte aus, daß insgeſamt 69 Stück
Steyr=Selbſtladepiſtolen, ein gewöhnlicher Trommelrevolver und
4600 Schuß 9=Millimeter=Munition im Bundeskanzleramt aufge=
funden
worden ſeien, jedoch könnten nur zwei Waffen
mit Sicherheit als abgeſchoſſen betrachtet wer=
den
, darunter die Waffe des Planetta. Von einem
anderen Sachverſtändigen wurde ſodann die Todesurſache des
Bundeskanzlers mitgeteilt.
Dollfuß iſt danach durch zwei Schüſſe getroffen worden; der
erſte drang ſechs Zentimeter unterhalb des Kinns in die Hals=
gegend
ein. Das Geſchoß hat den Hals abwärts durchſchlagen,
drang durch den Halswirbel durch durchſchlug das Rückenmark
und iſt unter dem Scheitel der Achſelhöhle ausgetreten. Die Ver=
letzung
war unbedingt tödlich.
Auf die Frage des Vorſitzenden, ob der Bundeskanzler bei
entſprechend raſcher Pflege hätte gerettet werden können, erklärte
der Sachverſtändige, daß der Bundeskanzler zwar langſam ver=
blutet
und durch die hierdurch hervorgerufene Schwäche verſchie=
den
ſei, daß jedoch auch bei ſofortiger Pflege nur das Leben ver=
längert
, nicht jedoch hätte gerettet werden können. Der zweite
Schuß drang durch einen Teil des Halſes ein und habe weiter
zum Tode beitragen können. Es war ein ſogenannter Prellſchuß,
bei dem durch eine Bewegung des Körperteils das Geſchoß wie=
der
herauskam. Der zweite Schuß wurde auf eine Entfernung
von einem halben Meter abgegeben. Mit der Verletzung war
die Lähmung der Arme, Beine und des Rückens verbunden, über
die ſich der Sterbende beklagte.
Die Beweisaufnahme wurde dann geſchloſſen. In der Ver=
handlung
trat eine halbſtündige Pauſe ein, worauf die Plädoyers
der Staatsanwaltſchaft und der Verteidiger begannen.

Der Staatsanwalt hatte die ſtrengſte Anwendung des Geſetzes
beantragt. Die Verteidiger hatten in ihrem Plädoyer die Ver=
faſſungsmäßigkeit
des Militärgerichtshofes beſtritten und darauf
verwieſen, daß es ſtets in allen Ländern politiſche Attentate ge=
geben
habe. Die Angeklagten ſeien keine Banditen, ſondern Re=
bellen
. Der Verteidiger Dr. Führer verwies insbeſondere auf
die Ermordung des öſterreichiſchen Miniſterpräſidenten Dr. Karl
Stürgkh durch Fritz Adler, des früheren ſozialiſtiſchen Reichsrats=
abgeordneten
Schumeier durch den Bruder des chriſtlich=ſozialen
Abgeordneten Kunſchak und ſagte, die Angeklagten ſeien ideal ein=
geſtellte
Fanatiker.
Im Anſchluß hieran wurde das bereits gemeldete Urteil ver=
kündet
.
Vor der Erkeilung des Agremenks
für Herrn v. Papen.
DNB. Wien, 31. Juli.
In gut unterrichteten Kreiſen wird jetzt bekannt, daß die Er=
teilung
des Agrements an Herrn v. Papen am Mittwoch oder
Donnerstag dieſer Woche erfglgen ſoll. Entgegen anders lauten=
den
Gerüchten einer gewiſſen Auslandspreſſe ſoll die öſterrei=
chiſche
Regierung keineswegs die Abſicht haben,
die Erteilung des Agrements an Bedingungen
politiſchen Charakters zu knüpfen. Die geſtern be=
ſchloſſene
Entſendung des Geſandten Tauſchitz wird jetzt in allen
diplomatiſchen Kreiſen als ein deutliches Zeichen für die Abſicht
der Regierung bewertet, jetzt ſo ſchnell wie möglich wieder zu
einer Aufnahme normaler Beziehungen und zu der Wiederher=
ſtellung
einer entſpannten Atmoſphäre mit Deutſchland zu ge=
langen
. Jedoch ſoll die öſterreichiſche Regierung beabſichtigen, über
einige Fragen eine Klärung von deutſcher Seite herbeizuführen,
wobei man jedoch den Standpunkt vertritt, daß es ſich hierbei
lediglich um formale Fragen handele, die bereits in der Zwiſchen=
zeit
ihre Klärung gefunden haben. Es wird der Standpunkt ver=
treten
, daß eine Klärung dieſer Fragen wenigſtens nach Lage der
Dinge jetzt durchaus möglich erſcheine und dieſe Fragen keine
ernſthaften Schwierigkeiten für die Wiederherſtellung der von
allen Seiten gewünſchten normalen Beziehungen bilden. Man
glaubt daher, daß der neue deutſche Geſandte, Herr v. Papen, un=
mittelbar
nach der Erteilung des Agrements ſeinen Poſten in
Wien antreten wird.
Tauſchik wieder Geſandter in Berlin.
Bundesamtlich wird mitgeteilt: Bundeskanzler Dr. Schuſchnigg
hat geſtern den Staatsſekretär für auswärtige Angelegenheiten,
Ingenieur Tauſchitz, empfangen und teilte ihm mit, es erſchiene
ihm mit Rückſicht auf die allgemeine Situation wünſchenswert,
daß Statsſekretär Tauſchitz wieder die Führung der Geſandt=
ſchaft
in Berlin übernehme. Staatsſekreätr Tauſchitz erklärte,
er werde ſich dem neuen Bundeskanzler ebenſo loyal zur Ver=
fügung
ſtellen wie dem verewigten Bundeskanzler Dr. Dollfuß.
Der Staatsſekretär Tauſchitz wird ſchon nach Uebergabe des Am=
tes
an den neuernannten Außenminiſter Berger=Waldenegg in
den nächſten Tagen nach Berlin zurückkehren und die Geſchäfte
der Geſandtſchaft wieder übernehmen.
*
Der öſterreichiſche Miniſterrat beſchloß am Montag ein Bun=
desverfaſſungsgeſetz
, das für ſogenannte Minderbeteiligte an
den Ereigniſſen vom 25. bis 28. Juli die Möglichkeit der Ueber=
weiſung
in ein Zwangsarbeitslager und den Entzug des Ver=
mögens
vorſieht.
Nach einer Mitteilung des Bundeskommiſſars für Heimat=
dienſt
, Adam wird Vizekanzler Fürſt Starhemberg die Leitung
der Vaterländiſchen Front übernehmen. Damit iſt das Erbe von
Dr. Dollfuß zwiſchen Dr. Schuſchnigg und Vizekanzler Starhem=
berg
geteilt worden. Die Uebernahme der Leitung der Vaterlän=
diſchen
Front durch Vizekanzler Fürſt Starhemberg bedeutet eine
weitere erhebliche Verſtärkung der Heimwehrpoſition in Oeſter=
reich
.
Zum öſterreichiſchen Bundesminiſter für Landwirtſchaft wurde
Joſeph Reither, der bisherige Landeshauptmann von Niederöſter=
reich
ernannt. Ferner wurde zum Staatsſekretär für Sicherheits=
weſen
der bisherige Sicherheitsdirektor für Oberöſterreich, Baron
Hammerſtein=Equord, ernannt.
Der frühere Landeshauptmann von Kärnten, der Landbünd=
ler
Kernmeier, wurde im Laufe der militäriſchen Säuberungs=
aktion
im Gebiet von St. Veith an der Glan verhaftet und nach
Klagenfurt gebracht. Kernmeier war noch bis vor kurzem Landes=
hauptmann
von Kärnten.
Der dem Bezirksgericht in Wien zugeteilte Landesgerichtsrat
Dr. Guntram Wenger wurde wegen Bemerkungen hochverräteri=
ſchen
Inhalts verhaftet und dem Landesgericht für Strafſachen
eingeliefert.

in der Tollwut des Kriegsgeſchreis anſtecken. Sie ſoll beſſer die
eberzeugung gewinnen, daß ſchöner als die Kugelſaat
ines Maſchinengewehrs das Ausſtreuen einer hand=
oll
Körner für das Brot ihres Volkes iſt.
Wir haben einmal vor zwanzig Jahren furchtlos dem Tod in
ein unbarmherzig beinernes Geſicht geſchaut. Wir wollen, daß
ie Jugend den Mut hat, ebenſo furchtlos dem Tod in ſein
artes, unbarmherziges Geſicht zu ſehen. Erſt
enn ſie das kann, dann kann ſie einmal auch Soldat und Krie=
r
ſein. Die ſoziale Not bei allen Völkern der Erde kommt
icht vom Krieg, ſondern nur von dem ſchlechten Willen derjeni=
in
, die wir nur zu gut kennen, die auch in unſerem Kriege aus
im Schweiß und dem Blut der Soldaten gleißendes Gold gemacht
iben.
Zwei Wege ſind euch offen. Der eine führt über Haß, Miß=
inſt
und Neid zu neuem und ſchlimmerem Verderben als vor
banzig Jahren. Der andere aber führt über Arbeit und
ameradſchaft zu ehrenvollem Frieden für alle,
ie eines guten Willens ſind.
Das Gericht kommt wieder! Denn wir ſind das ewige Gericht
r im guten Glauben für ihre Heimat geſtorbenen Soldaten.

berammergau und ſein Paſſionsſpiel.
16341934.
Mitten im Dreißigjährigen Krieg war es, als die von der
eſt heimgeſuchien Bauern des weltabgeſchiedenen Gebirgs=
rfes
Oberammergau das Gelübde ablegten, nach dem Erlöſchen
r furchtbaren Seuche das Leben und Leiden des Herrn, oder
2as große Verſöhnungsopfer auf Golgatha, wie ſie es
innten, dramatiſch aufzuführen. Die erſte Vorführung fand
1 Jahre 1631 auf dem Friedhof der Gemeinde ſtatt und ſe:
80 wurde ſie alle zehn Jahre wiederholt.
Ju dieſein Jahre werden anläßlich der 300jährigen Wieder=
hr
. die Jubiläumspaſſionsſpiele aufgeführt. Das nächſte
aſſionsſpiel findet wieder im Jahre 1940 ſtatt.
Nur das Außerordentliche kann den Menſchen zum Empfang
S Außerordentlichen drängen. Der von Gewohnheit breit und
att getretene Boden des Lebens muß von dem Ungewöhnlichen
Ifgeriſſen und umgepflügt werden, ehe das Samenkorn des
öheren Lebens in ihm Wurzel faſſen kann. Die Gewohnheit
nd Alltäglichkeit übt eine eiſerne Macht über die Menſchen=
ele
und iſt der gefährlichſte Feind für das Wachstum jeder
eſſeren Lebenskraft und die geiſtige Wiedergeburt des Men=
hen
. Darum iſt es gut, wenn der Menſch ſich aufrafft von

Zeit zu Zeit, um in der Sehnſucht nach einer höheren Gnade
an dieſem oder jenem Gnadenort Hilfe und innern Troſt zu
empfangen. Jeder Gang, den der Menſch in dieſer Abſicht
unternimmt, kann er mit höherem Recht eine Wallfahrt nennen.
Viele ſind in ſolcher Geſinnung zu den Paſſionsvorſtellungen in
Ammergau gewallfahrtet, und gewiß hat jeder, der dieſe Ge=
ſinnung
dahin mitgebracht, auch Troſt und Erhebung, höhere
Begeiſterung und neue Lebenskraft von dort als Gnadengeſchenk
mit nach Hauſe genommen.
Dieſe Worte mit denen vor 84 Jahren der große religiöſe
Denker und Kunſtfreund Martin Deutinger ſeine Schrift
Wallfahrt nach Oberammergau eingeleitet hat, paſſen auch
zum 300jährigen Jubiläumsſpiel des Paſſionsdorfes. Mag ſich
unterdeſſen auch in Oberammergau und bei ſeinen Menſchen
naturgemäß manches geändert haben: geblieben iſt bis heute der
heilige Ernſt und die künſtleriſche Größe der Paſſionsdarſtellung,
die völlige Hingabe der einzelnen Spieler, die ſich bewußt ſind,
auf einer Weltbühne zu ſtehen, und die große Ergriffenheit
aller Zuſchauer des erhabenſten Dramas der Weltgeſchichte.
Deshalb haben Deutingers geiſtvolle Schilderungen ſeiner Er=
lebniſſe
der Oberammergauer Paſſion vom Jahre 1850 die ganze
Friſche eines Berichtes über das Jubiläumsſpiel des Jahres 1931.
Der Eindruck, den die großartige Natur hier auf das Ge=
müt
macht, die den Beſchauer gleichſam von der ganzen übrigen
Welt abſchließt, und die Erwartung des Erhabenen unwillkür=
lich
in ihm weckt: Dieſer Eindruck, den die Umgebung auf den
Fremden macht, welcher das Gemüt in eine für alles Große
und Erhabene empfängliche Stimmung verſetzt, gehört ſozuſagen
mit zu den Vorſtellungen. Als neu verjüngter Menſch iſt er in
den wunderbaren Anblick verloren und beſinnt ſich nicht auf
ſich, ſondern auf das, was vor ihm vorgeht.
Wie es heute noch bei allen Aufführungen der Fall iſt,
wurde Deutinger ſchon bei der erſten Maſſenſzene, dem Einzug
Jeſu in Jeruſalem, zu heiliger Begeiſterung hingeriſſen:
In der Mitte der Hoſianna rufenden Schar erblicken wir
die Geſtalt des Heilandes, in würdiger Haltung auf dem Eſel
reitend, mit einem milden, faſt demütigen Anſehen, von welchem
man gleich beim erſten Anblick fühlt, welche Macht eine ſolche
ſanfte Milde über die Herzen der Menſchen üben muß. So
ſehen wir ihn mitten in der jubelnden Menge allein ernſt und
faſt traurig. Schritt für Schritt geleiten wir die Schar des
Volkes und insbeſondere den vorauseilenden Zug der Kinder,
bleiben mit ihnen ſtehen, um uns wieder umzuſehen nach der
milden Geſtalt deſſen, dem dieſer Jubelruf ertönt. Die Stelle
des Schauenden wird unbewußt wie in einen Taumel und,
Rauſch frommen Entzückens verſetzt. Was auch nach dieſer
Szene noch kommen mag; das Gemüt iſt nun einmal der heiligen
Begeiſterung voll und nichts kann es mehr darin ſtören.

In der ganzen Paſſionsdarſtellung herrſcht ein feiner Takt,
der nicht bloß alles Unſchickliche zu vermeiden weiß, ſondern wie
durch eine natürliche Eingebung das Richtigſte und Schönſte
trifft. Alles, was die Umgebung des Heilandes angeht, wird
mit großer Zartheit behandelt. Auch manche von den unbeweg=
lichen
ſymboliſchen Szenen ſind mit einer ſo ſinnigen Zartheit
behandelt, daß auch das geübteſte Künſtlerauge ſeine Freude
an dieſen ſchönen Gruppen haben muß. Dieſer Sinn für das
plaſtiſch und maleriſch Schöne mochte auch in der Auswahl der
Perſonen geleitet haben, denen die einzelnen Rollen zugeteilt
ſind. Dieſen Apoſtelgeſtalten iſt das Auge ſchon irgendwo hei
Betrachtung ſchöner Gemälde begegnet.
Bei einem ſo mächtigen Eindruck, den die Darſtellungen
unverkennbar in allem hervorrufen, iſt wohl die Frage nicht
überflüſſig: woher dieſer mächtige Eindruck? Iſt es die Kunſt
der Darſtellung, was dieſe Wirkung hervorbringt? Oder iſt die
dramatiſche Anordnung und Durchführung eine ſo innerlich
vollendete, daß ſie einen ſolchen Sieg über das menſchliche Ge=
müt
ihrer kunſtreichen Erfindungsgabe zuſchreiben dürfte? Oder
liegt der Grund eines ſolchen Erfolgs im Menſchenherzen und
in der Sache ſelbſt? Die lebendige Erſcheinung der höchſten
Liebe iſt es, die ſo mächtig auf jeden Menſchen wirken muß
und den Gebildeten wie den Ungebildeten mit gleicher Kraft
ergreift. Die Darſtellungen des Paſſionsſpiels haben in ihrer
inneren Anordnung durch den Geſang des Chors, die plaſtiſchen
Bilder und die darauf folgende dramatiſche Handlung alle
Elemente der menſchlichen Natur in gleicher Weiſe berückſichtigt
und dadurch den ganzen Menſchen mit all ſeinen Kräften in
lebendige Teilnahme hineingezogen und auf das eine Ziel hin=
gewieſen
: das Wahre, ewige Leben."
Wer aus irgend welchen Gründen ſelbſt nicht zum Spiel
kommen konnte, dem möge das ſoeben bei F. Bruckmann A.=G.,
München, erſchienene offizielle Album mit 32 ſchönen Farb=
drucken
vom Jubiläums=Paſſionsſpiel 1934 nach Uvachrom=
Aufnahmen (3,80 RM.) von Freundeshand geſchenkt von
dem heiligen Ernſt des Spieles, von dem Leiden und Sterben
des Heilandes erzählen. Die Bilder ſind eine naturgetreue
Erinnerung an das große Spiel von bleibendem Wert. Dieſes
wunderſchöne Bilderwerk wird ſicherlich manchen veranlaſſen,
bei ſich bietender Gelegenheit nach dem Paſſionsdorf zu wandern,
Oberammergau, das weltbekannte Dorf der Bildſchnitzer,
das liebliche Paſſionsdorf, der gaſtliche Fremdenort, liegt in
inem grünen Hochtal des Ammergebirges, dem zwei Berg=
gipfel
Kofel und Laber eine ſchon von ferne bemerkbare
Prägung geben. In Oberammergau und ſeiner wunderſchönen
Umgebung iſt ein Maß von Urſprünglichkeit der Natur erhalten
geblieben, wie dies bei keiner anderen bayeriſchen Voralpen=
gruppe
mehr der Fall iſt.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 210

Heute begehen die Eheleute Julius Kahl
und Frau, geb. Plößer, das Feſt der
Silbernen Hochzeit!
Glück auf zur Goldenen!

Am 29. Juli verſchied meine treue Lebens=
gefährtin
während, unſerer 55jähriger
Ehe, meine gute Mutter, unſere liebe
Schweſter, Schwägerin und Tante

geb. Köhler
im 77. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Max Thylmann
Oberſtleutnant a. D.
Wilhelm Thylmann.
Darmſtadt, den 31. Juli 1934.
Beckſtraße 63.
Die Einäſcherung findet in aller Stille
ſtatt. Von Beileidsbeſuchen bitten wir
abzuſehen.
(8084

Allen Verwandten und Bekannten die traurige Mitteilung,
daß meine gute Frau, unſere Mutter, Großmutter, Schweſter
und Tante
Frau Katharina Krick
geb. Spalt
am 27. Juli nach ſchwerem Leiden ſanft verſchieden iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliehenen:
Armand Krick.
Auf Wunſch der Eniſchlafenen hat die Beiſetzung in aller
Stille ſtattgefunden. Beileidsbeſuche dankend verbeten.

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Am 30, Juli verſchied plötzlich unerwartet
unſer lieber Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder und Onkel
Ludwig Ganzert
Weichenſteller i. R.
im 86. Lebensjahre,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Kath. Wittmann Wwe., geb. Ganzert
Ludwig Ganzert.
Darmſtadt, 30. Juli 1934. (8146
Die Beerdigung findet Donnerstag, den
2. Auguſt, nachm. 2½ Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute entſchlief nach kurzem Leiden unſere liebe Groß=
mutter
, Urgroßmutter, Schwiegermutter, Schwä=
gerin
und Tante
Frau Aund Lauleincläger
geb. Dietrich.
Otto Richter und Frau Elly, geb. Noack.
Darmſtadt, den 31. Juli 1934.
Eichbergſtraße 11.
Auf Wunſch der Verſtorbenen findet die Beerdigung in aller
Stille ſtatt.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
und reichlichen Kranz= und Blumenſpenden
bei dem ſo ſchmerzlichen Verluſt unſeres lieben,
guten Sohnes und Bruders

Arthur

ſagen wir allen unſeren herzlichſten Dank.
Beſonderen Dank noch Herrn Pfarrer Gombel
für die troſtreichen Worte am Grabe.
In tiefer Trauer:
Familie Heinrich Kurz
und Söhne.
Gräfenhauſen, den 31. Juli 1934.
Wenn Liebe könnte Wunder iun,
Und Tränen Tote wecken,
Dann würde Dich, gewiß mein Kind
Die kühle Erd’' nicht decken.
(8135

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AOTL2

[ ][  ][ ]

1.5

4 un=
imen

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1934.
N.5. Volkswohlfahrt
jalholiſches oder prokeftankiſches Liebeswerk?
Von Gauamtsleiter Pg. Bürgermeiſter Haug, Darmſtadt.
Seit dem erſten Tage ihrer Gründung durch den Führer
die Nationalſozialiſtiſche Volkswohlfahrt nur Arbeit und
nſatz für das ganze Volk gekannt. Wir fragten bei keinem
treuten nach Stand, Beruf, Religion oder frühere Partei=
gehörigkeit
. Die Not und der Hunger tut bei jedem Volks=
roſſen
weh, und wir kannten nur die große Aufgabe, einen
ten Sozialismus der Tat als das Weſen des national=
ialiſtiſchen
Staates unter Beweis zu ſtellen.
Waren dies die Grundſätze im vergangenen Winterhilfs=
rk
. ſo gilt dies auch nun bei den gegenwärtigen Aufgaben
r NS.=Volkswohlfahrt. Die Aktion Mutter und Kind kommt
m ganzen deutſchen Volke zugute. Stand die Notwendigkeit
t. irgendeine hilfsbedürftige Mutter oder ihre Kinder zu ver=
icken
, ſo hat die NSV. gehandelt und nach nichts anderem
fragt.
Um ſo bedauerlicher, daß man dieſe Arbeit am ganzen
utſchen Volk nun ſchon wieder zu ſtören ſucht, zu ſtören aus
ner fanatiſch einſeitigen Geſinnung heraus, welche nicht an
je umfaſſende Volksgemeinſchaft denkt, ſondern eigene Gemein=
haften
geſondert behandelt wiſſen will. Die aus der gemein=
umen
Kraft aller Volksgenoſſen ſo ſtarke Leiſtungsfähigkeit
er NSV. wird in geradezu gehäſſiger Einſeitigkeit geſchmälert
der aber aus einer ſich wiederbelebenden Klaſſengeſinnung her=
ts
vorgeſchlagen, auf dieſe von der NSV. gebotenen Erholungs=
öglichkeiten
einfach zu verzichten. Die NSV. würde immer noch
nügend hilfsbedürftige und dankbare Volksgenoſſen finden,
ſer wir wollen auch den Ruf unſerer wahrhaft gemeinnützigen
riſtlich=nationalen Arbeit nicht geſchmälert ſehen. Wir wollen
is allein durch Leiſtung gewonnene Vertrauen nicht durch
eden und auch nicht durch Vorenthalten unſerer Leiſtungen
mmälern laſſen. Das aber iſt gewiſſer Reden dunkler Sinn.
Dieſe Sprache verſtehen wir nicht mehr. Wir taſteten niemals
e religiöſe Einſtellung der von uns Betreuten an, wir laſſen
r Kirche, was ihr gehört, aber wir laſſen uns auch in unſer
roßes deutſches Liebeswerk von keiner Seite ſtörend hineinreden.
sgibt nur eine gemeinſchaftliche Aktion Mutter und Kind, die
iter der Führung der NSV. ſteht. Ein eigenes Werk konfeſſioneller
erbände, wie es gefordert wurde, widerſpricht den Anordnungen
id dem Sinn der Aufgabe, die genau ſo national wie poſitiv
tiſtlich iſt.
Wenn evangeliſche Kinder in katholiſche Gegenden kommen
id umgekehrt, dann werden hiermit chriſtliche Brücken geſchlagen
erden, die der nationalſozialiſtiſche Staat um des inneren Frie=
es
willen fordert und erſehnt. Die NS. Volkswohlfahrt iſt
eder proteſtantiſch noch katholiſch, ſondern ein nationalſozia=
fſtiſches
Liebeswerk. Wir wollen Katholiken und Proteſtanten
s Deutſche erfaſſen. Es iſt genug mit dem Bruderkampf im
aterland, es hat ein Ende mit dem konfeſſionellen Hader, eine
eue Generation kennt nur noch das große und genmeinſame
ſeutſchland ohne all die Urſachen der einſtigen Zerriſſenheit. Wer
itztere wieder belebt, muß aus nationaler Verantwortung heraus
jrückgewieſen werden.
Die NS. Volkswohlfahrt iſt die Organiſation des Führers,
Erfüllt ihre Aufgaben nach ſeinen Anordnungen, denn das
olk, und damit wir, wollen den Frieden und die Einigkeit.

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 210 Seite 5

1

Beamtenjubiläum. Die Herren Lud Bund, hier, Blumen=
alſtr
. 62, und Phil. Helfrich hier Mettegangweg 16. feiern
ute, am 1. Auguſt. in treuer Pflichterfüllung ihr 25jähriges
ienſtjubiläum als Lokomotivführer bei der Reichsbahn ( Bahn=
triebswerk
Darmſtadt).
Jubiläen. Am 1. Auguſt ſind der Prokuriſt Herr Georg
tein, Darmſtadt, Roßdörfer Straße 9 40 Jahre, und Herr Fried=
ch
Schupp. Darmſtadt, Kahlertſtraße 4, 30 Jahre als kauf=
änniſche
Angeſtellte in der Firma P. Baumann, Kohlengroß=
indlung
in Darmſtadt, tätig.
Hohes Alter. Heute, am 1. Auguſt, feiert Frau Helene
ernhard, Rundeturmſtr. 7, in geiſtiger Friſche ihren 75. Ge=
urtstag
.
Gedächtnisſchau Leo Kayſer. Die zum Andenken unſeres
eit über Heſſens Grenzen hinaus geſchätzten Malers und Gra=
hikers
Leo Kayſer in der Kunſthalle am Rheintor veranſtaltete
eedächtnisſchau hat ihrer Bedeutung entſprechend einen vollen
rfolg gehabt. Sie hatte ſtändig einen beſonders guten Beſuch,
nd es war eine Freude, feſtzuſtellen, wie beifällig der künſtle=
iſche
Nachlaß Leo Kayſers von all den Erſchienenen aufgenom=
ien
wurde. Ein ſchlagender Beweis hierfür waren auch die
ahlreichen Wünſche, die den Vorſtand zu einer Verlängerung der
lusſtellung veranlaßten. Wenn ſo das künſtleriſche Ergebnis der
ſeranſtaltung außer Frage ſteht hat ſie auch gegen ſonſt ein
ſeachtliches Verkaufsreſultat gezeitigt. Nachdem noch in den letz=
en
Tagen das Heſſiſche Landesmuſeum die Blätter, Tote Stadt,
Vorfrühling am Bach, Altſtadt, Schuknechthaus. Am Main,
Boot, Landgrafenſchlucht und Dorf im Odenwald und die
Stadt Darmſtadt die Radierungen Oppenheimer Katharinen=
lirche
, Wartburg von Oſten . Am Mühlteich. An der Ziegel=
bütte
Blick von der Altſtadt aufs Schloß und Abend, am
Bach erworben haben, ſind insgeſamt 29 Käufe in der Gedächt=
tisſchau
zu verzeichnen, ſicher ein ſehr ſchöner und begrüßens=
berter
Abſchluß. Im Auguſt d. J. bleibt die Kunſthalle ge=
chloſſen
, weil zu viele der Mitglieder in dieſem Monat auf Rei=
en
ſind. Dagegen wird ſie Anfang September wieder ihre Pfor=
en
öffnen und dann eine beſonders intereſſante Geſamtausſtel=
ung
unſeres hochgeſchätzten Darmſtädter Meiſters Prof. Richard
Doelſcher bringen.
Verband Heſſiſcher Regimentsvereine. Gottesdienſt
um Gedächtnis an den Ausbruch des Weltkriegs
am Mittwoch, den 1. Auguſt 1934, 20 Uhr. Die Mitglieder der
dem Verband Heſſiſcher Regimentsvereine angeſchloſſenen Vereine
nehmen an den Gottesdienſten in ihren Kirchengemeinden teil.
Zum Gottesdienſt in der Stadtkirche Darmſtadt werden ledig=
ich
die Fahnenabordnungen (in Uniform) entſandt. Sammeln:
9,50 Uhr im Glockenbau der Stadtkirche Darmſtadt. Ordnungs=
lienſt
: Vereinigung früherer Leibgardiſten, Darmſtadt. Die Kol=
ekte
in der Stadtkirche iſt für die Gedenktafel der Gefallenen
jeſtimmt.

Was die Zungen werden wollten.
(Aus dem Jahresbericht der öffentl. Berufsberatung.)

Die Abteilung Berufsberatung des Arbeitsamts Darmſtadt
hat wiederum ein Geſchäftsjahr abgeſchloſſen. Auffallend iſt der
ſtarke Auftrieb, den die öffentliche Berufsberatung ſeit der natio=
nalſozialiſtiſchen
Regierung, die ſich auch der Jugend ganz beſonders
annimmt, bekommen hat. Während z. B. im Geſchäftsjahr 1932/33
(vom Juli bis Ende Juni) 1217 männliche Ratſuchende die Berufs=
beratung
4904mal in Anſpruch genommen haben, ſtieg im folgen=
den
Geſchäftsjahr 1933/34 die Zahl der männlichen Ratſuchenden
um über 110 Prozent, und zwar auf 25 59, die 9151mal die Be=
ratung
aufſuchten. 2171 Ratſuchende waren Volksſchüler, die übri=
gen
388 Schüler höherer Lehranſtalten, worunter ſich 168 Abi=
turienten
befanden. Auch die Zahl der offenen Lehrſtellen und
Lehrſtellenvermittlungen ſtieg in ähnlichem Maße. Im Geſchäfts=
jahr
1932/33 wurden 536 offene Lehrſtellen angemeldet und 490 da=
von
beſetzt, im folgenden, 1933/34, erhöhten ſich die entſprechenden
Zahlen auf 1306, bzw. 1269. Gegenüber dem Vorjahre ſtieg alſo
die Zahl der offenen Lehrſtellen um 143,6 Prozent, die Lehrſtellen=
vermittlungen
um 160 Prozent.
Die 2559 männlichen Ratſuchenden äußerten 110 verſchie=
dene
Berufswünſche. Am begehrteſten waren folgende 21
Berufe (die Zahl gibt die Häufigkeit des gleichen Berufswunſches
an): Kaufmann 262. Maſchinenſchloſſer 250. Unbeſtimmt 189, Auto=
ſchloſſer
152, Weißbinder 129, Bäcker 123. Büro 105. Elektroinſtal=
lateure
103. Metzger 94, Bauſchloſſer 91. Schreiner 86. Buchdrucker
und Schriftſetzer 83. Friſeur 81 Schuhmacher 74, ungelernte Arbeit
49, Verkäufer 47, Maurer 45, Gärtner 38 Mechaniker 36, Motoren=
ſchloſſer
34, Spengler und Inſtallateur 33.
Die 1269 in Lehrſtellen vermittelten Jungen kamen in 7 2 ver=
ſchiedenen
Berufe unter. Der überwiegend größte Teil
wurde in folgende 26 Berufe vermittelt (die Zahl gibt die Häufig=
keit
der Vermittlungen in dem betreffenden Beruf an): Kaufmann
121, Maſchinenſchloſſer 108. Weißbinder 96, Bauſchloſſer 92, Schrei=
ner
73. Bäcker 70, Spengler und Inſtallateur 52. Elektroinſtalla=
teur
44, Metzger 40, Buchdrücker und Schriftſetzer 32, Autoſchloſſer
30, Friſeur 29, Maurer 28, Verkäufer 26, Büro 25, Gärtner 25,
Polſterer und Tapezier 24. Schuhmacher 23, Huf= und Wagen=
ſchmied
18. Herdſchloſſer 18, Schneider 17. Weber 17 Mechaniker 15,
Motorenſchloſſer 14, Former 12, Techn. Zeichner 12.
Intereſſant iſt nun, die Berufswünſche mit den vorhandenen
Unterkommensmöglichkeiten zu vergleichen. Auf 182 kaufmänniſche
und Bürolehrſtellen kamen 430, auf 108 Maſchinenſchloſſerlehrſtellen
250 Bewerber. Bäcker und Metzger wollten 2mal, Elektroinſtalla=
teure
, Buchdrucker und Schriftſetzer 2½mal, Friſeur und Schuh=
macher
3mal und Autoſchloſſer ſogar 5mal ſoviel werden als Lehr=
ſtellen
vorhanden waren. Neben dieſen Modeberufen gab es aber
auch Mangelberufe, d. h. ſolche, die im Verhältnis zu den vorhan=

denen Lehrſtellen zu wenig begehrt werden. So wollten z. B. nur
6 Former, 12 Schmied und 33 Spengler und Inſtallateur werden,
trotzdem beträchtlich mehr Lehrſtellen angemeldet waren. Wie oben
zu erſehen, konnten aber ein gut Teil mehr in dieſe Berufe ver=
mittelt
werden. Nach beiden Richtungen hin waren Umberatungen
und in Bezug auf die vorausſichtliche Berufseignung auch viele
Korrekturen der Berufswünſche nötig. Wenn es den ſehr labilen
und häufig nur vermeintlichen Berufneigungen unſerer Jugend
nach ginge, dann würden einige Dutzende von Berufen maßlos
überfüllt werden, während andere, gleichfalls lebenswichtige Be=
rufe
, kaum den nötigen Nachwuchs erhielten.
Die diesjährigen Abiturienten ſind zum größten Teil, ſoweit
ſie nicht als Hochſchulberechtigte das Dienſthalbjahr für Studenten
ableiſten, in den freiwilligen Arbeitsdienſt gegangen und die
meiſten davon werden wohl zum Herbſt oder Fruhjahr als Lehr=
ſtellenbewerber
erſcheinen. Viele ratſuchende Abiturienten
waren ältere Jahrgänge, die das übliche Lehrlingsalter weit über=
ſchritten
haben und ſchwer in Lehrſtellen unterzubringen ſind. Im
ganzen konnten 49 Abiturienten in Lehrſtellen vermittelt werden,
und zwar nur in Angeſtelltenberufe; handwerkliche Berufe werden
durchweg glatt abgelehnt. Man glaubt immer noch vielfach auf
eine Beamtenanwärterſtelle Anſpruch zu haben. Die Not der Abi=
turienten
fängt eigentlich erſt an, wenn man ſich für einen Beruf
in Handel, Handwerk, Induſtrie oder Landwirtſchaft zu gut dünkt.
Denn wer ſich ohne übermäßige Anſprüche als Lehrling einordnen
kann, der wird beſtimmt auch ſeinen Platz im Wirtſchaftsleben
finden.
Für nicht untergekommene Volksſchüler, die ins Metallgewerbe
wollten, hat der Hauptausſchuß für Berufserziehung beim Rhein=
Mainiſchen Induſtrie= und Handelstag auch in Darmſtadt eine
Vorlehre eingerichtet, in der die wichtigſten grundlegenden Ar=
beitsverfahren
des Schloſſers gelehrt und die Jungen durch welt=
anſchaulichen
Unterricht, ſowie körperliche Ertüchtigung zu nütz=
lichen
Gliedern der Volksgemeinſchaft herangezogen werden. 90
Jungen befinden ſich durchſchnittlich in der Vorlehre, die jederzeit
bei Bedarf der Wirtſchaſt in Lehrſtellen vermittelt werden können.
Auch die Kreisbauernſchaften ließen ſich die Unterbringung der
Entlaß=Schüler angelegen ſein. An 70 ſchulentlaſſene Volksſchüler
fanden Aufnahme bei Bauern. Es wurden mehr Landſtellen an=
gemeldet
als beſetzt werden konnten.
Im großen und ganzen iſt dank nationalſozialiſtiſcher Ini=
tiative
die gegenüber dem Vorjahre doppelt ſo große Zahl von
Schulabgängern untergekommen. Auf der Straße braucht kein ſchul=
entlaſſener
Junge herumzulaufen, die Vorlehre und Landwirtſchaft
ſind immer noch aufnahmefähig.

* Amalie Sonnenfeld . In Berlin ſtarb am 23. Juli, im
80. Lebensjahr, die Lehrerin Amalie Sonnenfeld, deren
pädagogiſche Tätigkeit ſich hauptſächlich in Darmſtadt ausge=
wirkt
hat. Amalie Sonnenfeld unterrichtete viele Jahre an den
Oberklaſſen des Hofmänniſchen Inſtituts und an der
Aliceſchule, wo ſie zuerſt Handelsgeographie als neues Lehr=
fach
einführte. In Gemeinſchaft mit ihrer Freundin Dr. Ella
Menſch, gab ſie auf Grund langjähriger Praxis eine Sammlung
von Aufſätzen heraus für Schülerinnen von Handels= und Indu=
ſtrieſchulen
. Kollegen und Kolleginnen ſollte das Buch eine An=
zahl
von Muſterbeiſpielen bieten. Die Verſtorbene hat es durch
ihr Eingehen auf das jugendliche Gemüt vortrefflich verſtanden,
ſich die Achtung und Liebe ihrer Zöglinge zu erwerben. Als in
Darmſtadt por einigen Jahren das Jubiläum des Hofmänniſchen
Inſtituts gefeiert wurde, erwähnte die Feſtſchrift ihrer in beſon=
m
.
ders ehrenvoller Weiſe.

Rchtung!
Stadtteil Beſſungen
Dir haben der Firma
G. L. Künzel
Beſſungerſtraße 59 (Caden)
die
Annahmeſtelle für Anzeigen
und Zeitungsbeſtellungen übertragen
Heſſiſche Erfinder.
Auszug aus dem Patentblatt vom 26. Juli 1934.
A. Patentanmeldungen:
Carl Schenck, Eiſengießerei und Maſchinenfabrik Darmſtadt
G. m. b. H., Darmſtadt. Schwingſieb, bei welchem eine Selbſtrei=
nigung
durch Schwingungen eines oder mehrerer Siebgewebe
ſtattfindet.
Enzinger=Union=Werke A.=G., Pfeddersheim b. Worms. Fil=
terpreſſenplatte
.
Faber u. Schleicher A.=G., Offenbach a. M. Vorrichtung zum
Ausſondern einzelner Bogen in der Auslage von Druckmaſchinen
o. dgl. von Hand.
B. Erteilte Patente.
C. A. Neubecker G. m. b. H., Offenbach a. M. Verfahren und
Vorrichtung zum Reinigen von Gefäßen, insbeſondere zum Ent=
pichen
von Fäſſern.
Wilhelm Haller, Friedberg i. Heſſen. Verfahren zum künſt=
lichen
Altern von Leinöl.
Auguſt Ruhl jr., Kleinlinden b. Gießen. Kamera= Mikrovor=
ſatzgerät
.
Evangeliſche Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Die Mitglieder
und Freunde der hieſigen Stadtmiſſionsarbeit werden davon in
Kenntnis geſetzt, daß am Donnerstag abend um 8.30 Uhr Herr
Pfarrer Köhler von der Martinsgemeinde die Bibelſtunde im
großen Stadtmiſſionsſaal halten wird.

Der Reichsſtatthalter in Heſſen:
Perſonalmeldungen.
Ernannt wurden: der Gendarmeriehauptwachtmeiſter Johann
Adam Ihrig in Bürſtadt mit Wirkung vom 1. Juli 1934 zum
Gendarmeriemeiſter; am 21. Juli 1934 der planmäßige außer=
ordentliche
Profeſſor der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt Dr. Otto
Stocker zum perſönlichen Ordinarius; der Direktor der zoolo=
giſchen
Abteilung des Landesmuſeums und außerplanmäßige
außerordentliche Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule Darm=
ſtadt
Dr. Theodor Liſt unter Uebertragung des perſönlichen Or=
dinariats
für Zoologie zum ordentlichen Profeſſor an der Tech=
niſchen
Hochſchule Darmſtadt mit Wirkung vom 1. April 1934 an;
der mit der Verſehung der außerordentlichen Profeſſur für Orna=
mentik
und Modellieren an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
beauftragte Bildhauer Hermann Geibel aus München zum
planmäßigen außerordentlichen Profeſſor für Aktzeichnen und an=
gewandte
Plaſtik unter Berufung in das Beamtenverhältnis mit
Wirkung vom 1. Juli 1934 an.
Umgewandelt wurden: am 21. Juli 1934 die auf Grund des
§ 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des Berufsbeamtentums
vom 7. April 1933 erfolgten Entlaſſungen des Lehrers Jakob
Strauß an der Volksſchule zu Offenbach a. M., des Lehrers Dr.
Markus Strauß an der Volksſchule zu Offenbach a. M., des
Studienrats Leopold Schwarzſchild an dem Gymnaſium zu
Offenbach a. M. in Verſetzungen in den Ruheſtand auf Grund des
§ 6 des vorgenannten Geſetzes.
Heſſiſches Skaalsminiſterium:
Bekanntmachungen des Perſonalamts.
Ernannt wurden der Gendarmeriehauptwachtmeiſter a. Pr.
Emil Lein in Grebenhain, unter Berufung in das Beamtenver=
hältnis
, mit Wirkung vom 1. Juli 1934, zum Gendarmeriehaupt=
wachtmeiſter
; am 21. Juli 1934 der Notar Immo Albrecht zu
Gießen durch Urkunde des Herrn Reichsſtatthalters in Heſſen, auf
Vorſchlag der Heſſiſchen Regierung, mit ſofortiger Wirkung zum
Notar mit dem Amtsſitz in Friedberg, als Nachfolger des Notars
Jockel.
Verliehen wurde dem Rechnungsrat Karl Daub bei dem
Reviſionsamt der Oberrechnungskammer anläßlich ſeines Ueber=
tritts
in den Ruheſtand der Titel Oberrechnungsrat,
Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus. Kunſt
und Volkstum.
Erledigt ſind im Kreis Oppenheim; eine Lehrerſtelle
für einen katholiſchen Lehrer an der Volksſchule in Gau=
Bickelheim und eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer
an der Volksſchule in Weinolsheim. Dienſtwohnungen ſind
vorhanden. Meldungen von Anwärtern, die nicht mindeſtens acht
Jahre die Prüfung abgelegt haben und eine Anwärterdienſtzeit
von mindeſtens fünf Jahren zurückgelegt haben, ſind zwecklos.
Bereins= und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Wir neh=
men
heute abend an dem Gedächtnisgottesdienſt in
der Stadtkirche teil. Antreten 19.45 Uhr, an der Feuer=
wache
. Fahnenabordnung in Uniform.
Kriegerverein Darmſtadt. Mittwoch, 1. Auguſt,
abends 7.40 Uhr: Antreten im Hofe der Städt. Feuerwehr zum
Gedächtnisgottesdienſt in der Stadtkirche zur Erinne=
rung
an die Mobilmachung vor 20 Jahren. Dunkler Anzug,
Mütze, Kyffhäuſer= und Hakenkreuzbinde. Sonntag, 5. Aug.,
vormittags 8.30 Uhr: Uebungsſchießen auf den Ständen
der Priv. Schützengeſellſchaft hinter dem Waldfriedhof.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 210

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Aus der NSDAB.

Aufruf an alle alten Parteigenoſſen.
Preisausſchreiben der Columbia=Univerſität New York.
Die ſozialwiſſenſchaftliche Abteilung der Columbia=Univerſität
New York beabſichtigt ein Buch herauszugeben, in dem in Geſtalt
von einigen 1000 Lebensläufen nationalſozialiſtiſcher Menſchen
die Gründe des Anwachſens unſerer Bewegung wahrheitsgemäß
geſchildert werden. Für die beſte Beſchreibung des eigenen Lebens=
laufes
von Parteigenoſſen ſind 400 RM. in Preiſen ausgeſetzt. An
dem Preisausſchreiben kann jeder Parteigenoſſe und jede Partei=
genoſſin
, ſoweit ſie vor Januar 1933 Mitglied der NSDAP. waren,
teilnehmen.
Erforderlich iſt eine genaue und ausführliche Beſchreibung
des eigenen Lebens, beſonders ſeit dem Weltkrieg, Angaben über
Familienverhältniſſe, Arbeit, Mitgliedſchaft in Vereinen. Ver=
bänden
uſw, Anteilnahme an der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
und der Revolution, wichtige Erlebniſſe in der Nachkriegszeit. Die
Preiſe werden demjenigen zufallen, der die ausführlichſte und
wahrheitsgetreueſte Lebensbeſchreibung abgibt. Auf Schreibweiſe,
Schreibfehler, ſenſationellen Inhalt und Stil ſoll keine Rückſicht
genommen werden. Es kommt allein auf Ausführlichkeit und auf
Richtigkeit an, ſo daß auch der einfachſte Lebenslauf volle Berück=
ſichtigung
finden wird. An Preiſen ſind insgeſamt ausgeſetzt:
1. Preis 125 RM.,
2. Preis 50 RM.,
3. Preis 25 RM.,
5 Preiſe zu je 20 RM.,
10 Preiſe zu je 10 RM.
Ich bitte die Parteigenoſſen des Kreiſes Darmſtadt, die den
oben genannten Bedingungen entſprechen, alſo vor dem Januar
1933 in die Partei eingetreten ſind, um möglichſt zahlreiche Betei=
ligung
an dieſem Preisausſchreiben. Von den Eingängen werden
die 20 beſten Lebensläufe ausgeſucht und weitergegeben werden.
Die Einſendungen bitte ich bis ſpäteſtens 10. Auguſt bei der
Kreispropagandaleitung, Rheinſtraße 48, abzuliefern. Spätere Ein=
gänge
können nicht berückſichtigt werden.

*
Ortsgruppe Mitte.
Am Reichsparteitag in Nürnberg dürfen nur Parteimitglie=
der
teilnehmen. Demzuſolge bitten wir alle diejenigen Frauen=
ſchaftsmitglieder
, die ſich zur Fahrt nach Nürnberg meldeten, ihren
einbezahlten Betrag auf der Geſchäftsſtelle wieder in Empfang zu
nehmen.
NS. Frauenſchaft, Ortsgruppe I Steinberg und IX Mitte.
Der Frauenſchaftsabend der Ortsgruppen Steinberg und Mitte
fällt Mittwoch, den 1. Auguſt, aus. Der nächſte Abend wird noch
bekanntgegeben.

Kreisausbilder.

Die Politiſchen Leiter der Ortsgruppen Pfungſtadt. Hahn und
Eſchollbrücken treten am Mittwoch, den 1. Auguſt, abends 20.15
Uhr, in Eſchollbrücken am Ortsausgang nach Pfungſtadt an. An=
zug
: Dienſtanzug. Erſcheinen iſt Pflicht.
Amt für Volkswohlfahrt, Ortsgruppe III Rheintor.
Verſammlung ſämtlicher Amtswalter und der ihnen zugeteil=
ten
Helfer am Mittwoch, den 1. Auguſt 1934. 20.15 Uhr, in der
Reſtauration Zur Eiſenbahn, Ecke Neckar= und Eliſabethenſtraße.
Erſcheinen iſt Pflicht!
Kreisfunkwart.

Am Mittwoch, den 1. Auguſt um 20,15 Uhr, iſt in der Rund=
funk
=Beratungsſtelle Funkwarte=Sitzung mit Schulungskurſus.
Sämtliche Ortsgruppen= und Betriebsfunkwarte müſſen zur Stelle
ſein. An Einreichung der Tätigkeitsberichte wird erinnert.

Deutſche Arbeitsopferverſorgung e. V.
Am Donnerstag, den 2. Auguſt 1934, nachmittags 3 Uhr. fin=
det
im Lokal Hanauer Hof. Heinheimer Straße, Mitgliederver=
ſammlung
ſtatt. Alle Mitglieder haben zu erſcheinen.
Invaliden=, Unfall=, Klein= und Sozial=Rentner, die Mitglie=
der
werden wollen, ſind herzlich eingeladen.

Kreisleitung der NSDAP., Abt. Propaganda.
Verſicherungsanſtalt und Berufsgenoſſenſchaft.
Zu einer Beſprechung mit dem Kreispropagandaleiter für die
Feuerſchutzwache 1934 verantwortliche Maßnahmen und zur Bil=
dung
eines Kreisausſchuſſes werden die Verſicherungsanſtalten
und Berufsgenoſſenſchaften im Kreis Darmſtadt gebeten, je einen
Vertreter am Mittwoch, den 1. Auguſt, abends 8.15 Uhr, in den
Brauereiausſchank Fay, Alexanderſtr., gegenüber der Infanterie=
Kaſerne, Inhaber Fabian, zu ſenden.
Der Gaupropagandaleiter Gaufilmſtelle.
Reichsvereinigung deutſcher Lichtſpielſtellen.
Um gegenſeitige Ueberſchneidungen propagandiſtiſcher Film=
veranſtaltungen
zu vermeiden, ſind alle öffentlichen Filmvorfüh=
rungen
von Mitgliedern der Reichsvereinigung deutſcher Licht=
ſpielſtellen
gemäß 8 10 Abſ. 2b der Satzungen rechtzeitig bei dem
Vorſitzenden der Landesſtelle Heſſen=Naſſau deutſcher Lichtſpiel=
ſtellen
Frankfurt a. M., Bürgerſtr. 9/11, ſchriftlich anzumelden.
Ueberwachung von Schwarzſpielern.
Sämtliche Wander=Filmvorführer im Gau Heſſen=Naſſau müſ=
ſen
im Beſitz eines Ausweiſes über ihre Berechtigung zur Vor=
führung
von Filmen ſein. Wer ohne Ausweis der Reichsfilm=
kammer
Filmveranſtaltungen durchführt, iſt nach Feſtlegung ſeiner
genauen Anſchrift ſofort durch den zuſtändigen OG.=Filmwart an
die Landesſtelle Heſſen=Naſſau deutſcher Lichtſpielſtellen, Frankfurt
a. M., Bürgerſtraße 9/11, zu melden.
Parole der Hitler=Jugend ab 1. Auguſt 1934:
Die HJ. grüßt das Braunhemd!"
Die HJ. als die treue Gefolgſchaft des Führers will Garant
ſein für die Einheit der geſamten nationalſozialiſtiſchen Bewe=
gung
. Nicht engherzige Beſchränkung auf ihren eigenen Kreis,
ſondern großzügiges Bekenntnis zu all denen, die zu Adolf Hitler
gehören, erfüllt ſie. So wie uns das innerlich bewegt, bringen
wir es auch nach außen zum Ausdruck. Wir fragen nicht danach,
wer unter den Gefolgsmannen Adolf Hitlers zuerſt grüßen ſoll
und muß. Wir grüßen ſie alle, die durch das Braunhemd, dem
Ehrenkleid, das uns der Führer ſchenkte, als ſeine große Gefolg=
ſchaft
zu erkennen ſind!
Wir verpflichten uns, ob Führer oder Gefolgsmann, zum
Gruße nicht nur innerhalb unſerer engeren Gemeinſchaft, ſondern
verpflichten uns zum Gruß all denen gegenüber, die als Amts=
walter
der PO. als SS. oder SA.=Männer oder als Angehörige
einer anderen Gliederung der Partei zu erkennen ſind. Der Gruß
ſoll nicht abhängig ſein von der Zugehörigkeit zu der oder jener
Gliederung, oder von dem Beſitz dieſes oder jenes Dienſtgrades.
Der Gruß, den wir entbieten, gilt der Geſamtheit der Be=
wegung
!
Wir grüßen das Braunhemd, wir grüßen die Symbole, die
uns der Führer geſchenkt hat!
Ab 1. Auguſt 1934, dem Gedenktage des großen Ringens, das
vor 20 Jahren deutſche Menſchen zur Volksgemeinſchaft in blu=
tigem
Kampfe zuſammenſchweißte, heben wir als Bekenntnis zur
großen Kameradſchaft des Führers jedem Angehörigen dieſer Ge=
meinſchaft
gegenüber die Hand zum Gruß. Ein vieltauſendfältiges
Heil Hitler, ſoll Tag für Tag aus den Herzen der jungen Nation
jedem entgegendringen, der uns als Gefolgsmann Adolf Hitlers
im Ehrenkleid des Braunhemdes begegnet.
Ich verpflichte Euch. Kameraden der HJ. und des Jungvolks,
im ganzen Gebiete Heſſen=Naſſau hierauf, und weiß, daß dieſe
Parole: Die HJ. grüßt das Braunhemd begeiſterten Widerhall
findet, und daß der Gruß exakt und ſtramm entboten wird.
Grüßt vor allem auch die heiligen Fahnen des Nationalſozia=
lismus
, die Euch auf Eurem Wege begegnen.
Heil Hitler!
Der Führer des Gebiets Heſſen=Naſſau
(gez.): Kramer, Gebietsführer.
*
Ehrenzeichen verloren!
Der Pg. Georg Hering, Kirch=Brombach, Mitglieds=Nr. 55 420,
hat ſein großes Reichsehrenzeichen verloren. Abzugeben bei der
Kreisleitung der NSDAP., Erbach i. O.

ortkeatatdift in Aeoerfee.

NSK. Wer die Heimat verläßt, um draußen in unſeren alten
Kolonien neue Heimat zu ſchaffen, der weiß, daß er auch alle die
uns ſo ſelbſtverſtändlich gewordenen Hilfen hinter ſich läßt, die
hier Kranken und Erholungsbedürftigen zur Verfügung ſtehen.
Er findet ſich damit ab, denn der geſunde Menſch denkt
nicht an Krankheit, und ſoll es auch nicht tun. Viel
ſchwerer wird aber den jungen Frauen, die ihren Mann
nach drüben begleiten, der Gedanke, daß ſie auch in der erſehnten
Stunde, da neues Leben das Licht erblicken will, nicht ohne wei=
teres
auf die ſichere Hilfe rechnen können, die hier jeder
jungen Mutter zuteil wird.
In ſolchen Notfällen greift nun, einer bald fünfzigjährigen
Tradition folgend, das Deutſche Rote Kreuz. Frauen=
verein
für Deutſche über See, ein. Mit ſeinen Heimen
und Schweſternſtationen in den Kolonien iſt er eine ſtarke Stütze
des Deutſchtums drüben. Vor allem fördert er den Aufbau
der deutſchen Familie; denn oft genug wirkt der Mangel
an Hilfe für Wöchnerin und Kind geradezu geburtenverhindernd.
In Deutſch=Südweſtafrika liegen die Anſtalten des
Vereins, die er über den Krieg hinüberretten konnte und die er
in den letzten Jahren verbeſſerte und erweiterte. In Deutſch=
Oſtafrika mußte er ganz neu aufbauen, den Deutſchen folgend,
die dort ja auch erſt vor einigen Jahren wieder anfangen konn=
ten
, ſich eine neue Exiſtenz zu ſchaffen.
Aus dem Iringa=Hochland kam damals die erſte dringende
Bitte um Hilfe; ſie führte im Jahre 1931 zur Gründung einer
Schweſternſtation in Mufindi. Da dieſe ſich als äußerſt
ſegensreich erwies, wurden im Laufe der nächſten Jahre drei wei=
tere
Stationen eingerichtet: in Mbozi (im Südoſten der Kolo=
nie
), in Dabaga=Himbu (Iringa=Hochland) und in Ol=
deani
(im Norden weſtlich des Kilimandſcharo), Auf ſolcher
Station muß ſtets eine beſonders tüchtige Schweſter
ſitzen, denn die Anforderungen, die an ſie herantreten, übertreffen
weit das, was im allgemeinen von einer Rotkreuzſchweſter in der
Heimat verlangt wird. Faſt immer muß die Schweſter ohne Arzt
arbeiten, und das bedingt nicht nur abſolute Zuverläſſigkeit, ſon=
dern
auch große Erfahrung und Sicherheit in ihrem Beruf als
Krankenpflegerin und Hebamme. In den ſchwierigſten Fällen muß
ſie ſich zu helfen wiſſen, und daneben darf ſie auch die einfachſte
Arbeit nicht ſcheuen, denn meiſtens iſt ſie die einzige weiße Frau,
die der Wöchnerin oder den Kranken zur Seite ſteht.
Entbindungen und Krankenpflege gehen unter den beſcheiden=
ſten
Verhältniſſen vor ſich; die Häuſer der Pflanzer und die der
Schweſternſtationen weiſen keinerlei Bequemlichkeiten im euro=
päiſchen
Sinne auf. oft iſt ihr größter Luxus ein Zementfußboden
an Stelle des in Lehm geſtampften, der keinen Schutz gegen das
Ungeziefer bietet. Die Schweſternhäuſer werden meiſt von den
Pflanzern der Umgegend gebaut und enthalten überall 2 bis 3
Patientenzimmer, damit die Schweſter im Notfall mehrere
Fälle auf einmal verſorgen kann, ſtatt daß ſie von einer Pflan=
zung
zur anderen ziehen muß.
Eine möglichſt reiche Ausrüſtung an Pflege=
material
und Medikamenten wird jeder Schweſter von
hier aus mitgegeben, ja ſogar eine Ausrüſtung zur einfachen
Zahnbehandlung, in der jede Schweſter, die auf ſolche Ein=
zelſtation
geht, ausgebildet ſein muß. Sie muß imſtande ſein, bei
leichteren Schäden helfend einzugreifen, um Schlimmeres zu ver=
hüten
.

Die Einrichtung einer Schweſternſtation wurde jedesmal mi
Begeiſterung von den Deutſchen der ganzen Ge
gend begrüßt. Hatten ſie doch immer vorher die Erfahrun
gemacht, wie verlaſſen ſie in Krankheitsfällen waren, da erſt tag
lang beſchwerliche Reiſen ſie zum nächſten Arzt und zu pflegeriſch=
Hilfe führten.
Vor allem dankbar ſind die jungen Frauen, die nun ohne
Sorgen der Geburt eines Kindes entgegenſehen können und
die ſich auch bei der Aufzucht und Pflege ihrer Kleinen gern
den Rat der erfahrenen Schweſter holen.
Wir planen, demnächſt eine fünfte Schweſtern
ſtation in Oſtafrika, in Morogoro, einzurichten, da w
hoffen, auch hierfür die Mittel, durch die Opferbereitſchaft be
miſcher Kreiſe beſchaffen zu können.
Aehnliche Schweſternſtationen wie hier in Oſt unterhält de
Verein in Portugieſiſch=Angola, wo ſich nach dem Kriee
eine Reihe alter Kolonialdeutſcher anſiedelte, da damals Oſtafrik
für die Wiedereinwanderung von Deutſchen noch nicht freig=
geben
war.
Der Schwerpunkt der Vereinsarbeit liegt jedoch in Deutſo
Südweſt, wo das Deutſchtum zahlenmäßig am ſtärkſten iſt. M
im Innern des Landes durch die Höhenlage und die ſtarke Sor
nenbeſtrahlung Schaden an ſeiner Geſundheit erlitten hat, kan
im ſchönen behaglichen Prinzeſſin=Rupprecht= Hei=
in
Swakopmund Erholung und Kräftigung finden. Und go
manche Deutſche verdanken es einem häufigeren Aufenthalt hie
an der Seeküſte, daß ſie arbeitsfähig und geſund geblieben ſind.
Da vor allem Frauen und Kinder eine ſolche regelmäßie
Auffriſchung brauchen, die Eltern aber nicht immer in der Lag
ſind, ihre Kinder an die Küſte zu begleiten, wurde das Her
zogin=Adolf=Friedrich=Kinderheim eingerichte
das mit über dreißig Betten unſerem jungen Südweſte
Nachwuchs zur Verfügung ſteht. Im Mütterheim kann di
junge werdende Mutter ſich unſeren erfahrenen Hebammenſchwe
ſtern anvertrauen. Und in einem, auch von einer Schweſter gelei
teten Kindergarten erklingen fröhliche deutſche
Lieder und Spiele.

Oben im Lande liegt das Eliſabeth=Haus der Deut=
ſchen
Kolonialgeſellſchaft, das ſeit Jahren von dem Frauenverein
gepachtet iſt und verwaltet wird. Es iſt auch ein Wöchnerinnen=
heim
dem eine Frauenkrankenſtation und eine Kin
derſtation angegliedert ſind. Ein kleines, ſtets überbelegte
Krankenheim in Omaruru bedürfte dringend der Er
weiterung, und es wird erwogen, eine zweite Schweſter dorthi
zu ſchicken. Eine Schweſternſtation in Otjiwarong
und eine demnächſt zu errichtende in Gibeon dienen der pflege
riſchen Verſorgung der Gebiete, die von Windhuk und Swakor
mund weiter entfernt ſind.
Viel Segen iſt ſchon von allen dieſen Anſtalten und Einrick
tungen ausgegangen, ein Segen, der von den Frauen der Heimg
die in großer Opferwilligkeit die notwendigen Mittel beſchaffen
hinübergeht zu den Familien drüben, die für uns auf Vorpoſte
ſtehen und unſeren lebendigen Anſpruch auf Rückgabe der Kolo
nien verkörpern. Möge der Strom dieſes Segens nie aufhöre
und ein ſtändiger Beweis bleiben für die Volksverbundenhei
die unſere Deutſchen in den Kolonien mit denen in der Heima
gleichermaßen umſchließt.

NS=Gemeinſchaff Kraft durch Freude‟
Wo fahren wir hin?
Vom 11. bis 19. Auguſt: Nordſeeküſte. Zielſtation Norder=
ney
, auf der Hinfahrt Beſichtigung von Bremen. Koſten
42. RM. Anmeldung bis 5. Auguſt 1934.
Vom 11. bis 21. Auguſt: Danzig. Fahrt mit Sonderzug bis
Stettin und zurück. Stettin bis Danzig mit Dampfer Der
Deutſche und ſechstägiger Aufenthalt in Danzig. Dort Hafen=
und Stadtbeſichtigung. Fahrt nach der Marienburg. Quartier=
orte
: Zoppot, Glettkau, Bröſen. Teilnehmerzahl be=
ſchränkt
. Koſten 42. RM. Anmeldung bis 3. Auguſt.
Vom 18. bis 26. Auguſt: Erzgebirge. Zielſtation Neuhauſen,
Seiffen. Heidelberg, das unſeren Urlaubern in guter Erinne=
rung
behaltene Spielzeugland am Schwartenberg. Koſten
30. RM. Anmeldung bis 9. Auguſt.
Vom 18. bis 26. Auguſt: Schleswig=Holſtein. Ziel: See=
bad
Büſum, St. Peter=Ading mit gemeinſamer Fahrt nach
Helgoland, bei der Rückfahrt Aufenthalt in Hildesheim. Koſten
40. RM. Anmeldung bis 9. Auguſt.
Vom 25. Auguſt bis 2. Sept.: Allgäu. Zielſtation: Füſſen=
Schwangau, die bayeriſchen Königsſchlöſſer. Koſten 30. RM.
Anmeldung bis 15. Auguſt.
Vom 1. bis 11. Sept.: Samländiſche Küſte (Oſtpreußen).
Zielſtation: Königsberg. Unterbringung der Urlauber in Zit=
tau
, Cranz. Roſſitten uſw. Auf Hin= und Rückfahrt Gelegen=
heit
zum Beſuch von Marienburg und Königsberg. Koſten
52. RM. Anmeldung bis 21. Auguſt.
Anmeldungen nehmen entgegen die Ortsgruppenbetriebs=
obmänner
, die Betriebswarte K. d. F zu den jeweils angege=
benen
Terminen oder auch die Geſchäftsſtelle der NS. Gemein=
ſchaft
Kraft durch Freude, Rheinſtr. 21, Telephon 2395/96.
Eine Kontrolle über die Berechtigung zur Teilnahme an den
Fahrten bleibt vorbehalten. In erſter Linie ſollen zu den Urlaubs=
fahrten
nur die ſich anmelden und deren Angehörige teilnehmen,
die ohne unſere Hilfe nicht in der Lage ſind, eine Urlaubsreiſe
überhaupt zu machen.
Darmſtadt, den 31. Juli 1934.
Malcomes, Kreiswart.

Sonderzug nach Berlin zu den Funkkagungen.
Der Einlieferungstermin der Beſtellbogen unter gleichzeitiger
Zahlung der Beträge für die Sonderzüge vom 17. bis 20., bzw.
vom 20. bis 26. Auguſt nach Berlin iſt bis einſchließlich Freitag,
den 3. Auguſt, verlängert.
Bis einſchließlich 3. Auguſt, 18 Uhr, werden auch noch Neu=
anmeldungen
in der Kreisrundfunkberatungsſtelle Darmſtadt,
Luiſenſtraße 34, entgegengenommen.
Aus den Darmſtädker Lichtſpiel=Theakern.
Helia: Wir parken, wo es uns gefällt.
Ein ſehr ſommerlicher Film, der fröhliche Epiſoden von einer
Ferienfahrt loſe aneinanderreiht. Eine Geſellſchaft von Angeſtell=
ten
einer Firma tritt teils per Rad, teils per Eiſenbahn, teils
im Auto eine Reiſe an zu dem Gutshof des Chefs, der ſie groß=
zügigerweiſe
eingeladen hat, dort das Erntefeſt mitzufeiern. We=
niger
der Aufenthalt auf dieſem Gut, als die Hin= und Rückfahrt
geben Anlaß zu luſtigen Gegenüberſtellungen der verſchiedenen
Verkehrsmittel. Die arme Eiſenbahn kommt aber hierbei ſchlecht
weg es ſcheint nach dieſem Film, als hätte ſie nur Schattenſei=
ten
, was noch dadurch unterſtrichen wird, daß in ihr nur häßliche,
verdrießliche Leute fahren, während die glücklichen Autofahrer, die
nicht eine einzige Panne erleben, alle jung, hübſch und vergnügt
ſind. So luſtig die Sache an ſich ja iſt, ſo muß man dem Regiſ=
ſeur
Dr. Beyfuß doch vorwerfen, daß er Licht und Schatten
etwas zu ungleich verteilt hat. Hervorzuheben iſt der Kamera=
mann
, der eine Reihe von ſehr ſchönen Landſchaftsbildern feſt=
gehalten
hat.
Das Thema des Hauptfilms klang ſchon im Vorprogramm an
in dem Film Das rollende Rad zu dem Lotte Rei=
ninger
die Scherenſchnitte herſtellte und der in launiger Weiſe
die Verkehrsmittel aller Zeiten Revue paſſieren ließ.
-A-
10. Tag der 15. Rhön.
Trotz einer während des geſamten 10. Wettbewerbs=Tages
anhaltenden ſommerlichen Witterung war es nur wenigen Pilo=
ten
heute möglich, Thermikanſchluß zu finden. Dennoch wartete
auch heute wieder der Mannheimer Ludwig Hofmann mit einer
weiteren Sonderleiſtung auf, indem er bis Hameln an der Weſer
flog. Ueberlandflüge kleineren Ausmaßes führte Baur=Stuttgart
auf der Fledermaus nach Fulda und Fiſcher=Darmſtadt auf
Windſpiel nach Bad Hersfeld durch. In den Nachmittagsſtun=
den
beſtand die Hoffnung auf eine Gewitterfront, die ſich aber
nicht verwirklichte.

Feierliche Losſprechung der Lehrlinge
und Ueberreichung der Geſellenbriefe der Maler;
Lackierer- und Weißbinder=Innung Darmſtadk.

Nach der Ouvertüre Idomenus von Mozart, geſpielt
r Abteilung d

fungskommiſſion, Schreinermeiſter Hans Schaefer, Dr. Reif vond
Handwerkskammer, den Vertreter der Berufsſchule I. den Präſi
dialleiter der Reichsbetriebsgemeinſchaft Bau, Pg. Langlitz, de
Vorſitzenden der Geſellenfachſchaft. Pg. Ihrig, ſowie die anweſen
den Lehrer, Meiſter, Geſellen, Lehrlinge und deren Angehörige.
Der Vorſitzende des Geſellenprüfungsausſchuſſes, Malermeiſte
Adam Blech, berichtet über den Verlauf der Prüfung, dankt ſeine
Mitarbeitern, der Direktion und Lehrern der Berufsſchule I, de
Prüfungsmeiſtern und Prüfungsgeſellen, verlieſt die Namen de
beſtandenen Prüfungskandidaten und ſtellt ſie dem Innungs
führer vor.
Es wurden geprüft 43 Lehrlinge, die alle die Prüfung beſtan
den hatten. Nachdem die Prüflinge dem Innungsführer die Treu
gelobt hatten, wurden ſie von ihm durch Handſchlag losgeſprochen
Altgeſelle Reibold begrüßte die Junggeſellen, ermahnte ſie
jederzeit die geſtellten Aufgaben gut und gewiſſenhaft auszufüh
ren, denn Geſelle ſein hieße Pflichten zu erfüllen, und nahm ſi
durch Handſchlag in die Reihen der Geſellen auf.
Der Vorſitzende der Meiſterprüfungskommiſſion ergriff nut
das Wort ermahnte die Junggeſellen eindringlich, im Sinne un
ſerers Führers ihre Pflicht zu tun und ſtolz zu ſein, mithelfen zu
dürfen am Wiederaufbau des Handwerks und Vaterlandes
Pg. Dr. Reif überbrachte die Grüße der Handwerkskammet
ſowie des Kammerpräſidenten und dankte der Innung für die Eiſt
ladung.
In längerer Ausführung ſchilderte er den Sinn der Los
ſprechung, die im ganzen Reiche durch den Reichshandwerksführet
Pg. Schmidt wieder eingeführt wurde.
Nach einem Muſikſtück wurden die Geſellenbriefe durch Kollege
Malermeiſter Adam Blech überreicht. Kernige Worte gab derſelbe
den Junggeſellen mit auf den Weg, nicht zu ruhen und zu raſten
ſondern jetzt mit doppelter Kraft und Energie weiter zu lernen
und weiter zu ſtreben, damit ſie zu tüchtigen Geſellen und Mit=
arbeitern
heranreiften zum Wohle unſeres ſchönen Berufsſtandes
und Vaterlandes.
Drei der beſten Junggeſellen erhielten eine Auszeichnung it
Form eines Buches mit Widmung.
Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf unſeren Volksbanzlel
Adolf Hitler ſchloß der Innungsführer die erhebende Feier.

Heimabende für ortsfremde junge Mädchen, Freundinnen=
heim
, Sandſtraße 24. Jeden Donnerstag, abends 8,3010 Uhr
Zuſammenkunft. Jeden erſten und dritten Mittwoch im Monat
Gymnaſtik Leitung: Frl. Irmgard Pätzold Jeden zweiten und
vierten Mittwoch im Monat: Nähen und Zuſchneiden. Donners=
tag
, den 2. Auguſt: Vor 20 Jahren".
Pilz=Exkurſionen. Die Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde
(Heſſiſche Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung)
Darmſtadt veranſtaltet am 4. und 5. Auguſt bei Haslach im
Kinzigtal (Schwarzwald) Exkurſionen. Die Beteiligung iſt unenk
geltlich. Anmeldungen an Oberlehrer May in Fiſcherbach bei Has=
lach
im Kinzigtal (Schwarzwald). Dortſelbſt werden auch koſten
loſe Auskünfte in allen Pilzfragen erteilt.

Wekkervorherſage

für die Zeit vom 1. bis 10. Auguft 1934.
Das Wetter wird in den nächſten Tagen beſonders im Weſten
und Nordweſten leicht unbeſtändig und zu gewittrigen Nieder
ſchlägen geneigt, im ganzen jedoch ziemlich freundlich ſein. Etwa
vom Wochenende an wird vorwiegend ſchönes und warmes, wenn
auch nicht ganz ſtörungsfreies Wetter herrſchen. Die Tempera=
tur
wird im Durchſchnitt über dem Regelwert liegen. Die Ge=
ſamtſonnenſcheindauer
wird in dem 10tägigen Zeitabſchnitt 00
Stunden überſchreiten.
Welterbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 1. Auguſt: Wechſelnd bewöltk
und aufheiternd, recht warm, vereinzelt gewittrige Storun
gen mit ſchauerartigen Niederſchlägen und darauffolgende:
Abkühlung.
Ausſichten für Donnerstag, den 2. Auguſt: Anfangs bewölkt und
kühl, dann wieder mehr aufheiternd und dabei erneuter Leſ=
veraturanſtieg
, ſtellenweiſe leichte Schauer gewitterhälle:
Natur.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 210 Seite 7

Aus Heſſen.

und
be
f Vo
der
nie auſ
erbunl
nder 5

Dg. Arheilgen, 31. Juli. Waldbrand. Heute nachmittag
kurz vor 2 Uhr ertönte die Feueralarm=Sirene. In den Todten=
hergen
war ein Waldbrand ausgebrochen, der infolge der in der
anhaltenden Trockenheit der letzten Zeit herrſchenden Dürre reiche
Nahrung fand. Glücklicherweiſe war das Feuer rechtzeitig be=
merkt
worden. Die ſofort ausrückende Feuerwehr fand beim Ein=
treffen
auf dem Brandplatze auch zahlreiche Zivilperſonen vor,
und mit vereinten Kräften wurde das Feuer an ſeiner weiteren
Ausdehnung verhindert und niedergekämpft. Durch die ſtarke
Rauchentwicklung und den durch eine Lichtung hereinblaſenden
Wind wurden die Eindämmungsarbeiten erſchwert, aber trotzdem
in kurzer Zeit bewältigt. Nach dreiviertelſtündiger Arbeit blies
die Feuerwehr zum Sammeln und konnte unter Zurücklaſſung
einer Brandwache, zu der ſich noch einige SA.=Leute geſellten,
wieder abrücken. Neben einer Hege Jungtannenwaldes, in der
an einigen Stellen die Flammen hochſchlugen, entwickelte ſich im
angrenzenden Hochwalde auf einer Fläche von etwa zwei Morgen
ein Bodenfeuer, das aber weniger gefährlich war. Das von dem
Feuer betroffene Gelände gehört überwiegend der Gemeinde, der
entſtandene Schaden ſcheint aber nicht beſonders groß zu ſein.
Ueber die Entſtehungsurſache iſt man ſich nicht im klaren, jedoch
diene dieſer Brand zur Warnung, in dieſer Jahreszeit im Walde
mit Feuer und brennenden Raucherartikeln vorſichtig umzu=
gehen
.
Ar. Eberſtadt, 31. Juli. Preisgekrönte Turner.
An dem 1. Volksturnfeſt des Kreiſes 18 der DT. in Griesheim
beteiligten ſich auch unſere beiden Turnvereine mit einer ſtatt=
lichen
Zahl von Turnern und Turnerinnen. Vom Turnver=
ein
1876 konnten nachfolgende Turner den Eichenkranz er=
ringen
: Mittelſtufe (Fünfkampf): Ludwig Wolf unter 42 Teil=
nehmern
und 28 Siegern den 12. Preis, Hch. Bauer den 17., Hch.
Strubig den 18.; Unterſtufe (Vierkampf): Fritz Bauer unter 101
Teilnehmern und 89 Siegern den 15. Preis, Kurt Kuhn den 28.,
Konr. Roth den 34., Werner Pfandke den 44., Fr. Knodt den 45.
In der Jugendklaſſe ſiegte Joh. Vetter. Von der Turnge=
ſellſchaft
errang Phil. Krämer den 12. Preis. Unterſtufe:
Wilh. Berres den 8., Joh. Speckhardt den 13., Jakob Günther
den 17., Theodor Braun den 37. Preis. Im Stabhoch errang
Aug. Hebermehl mit 3 Meter den 5. Preis und die Turnerin E.
Paſchke in der Unterſtufe den 12. Preis. Außerdem errang der
vorjährige Sieger im Hochſprung auch in dieſem Jahre mit 1,65
Meter wieder den 1. Preis.
Nieder=Beerbach, 31. Juli. Der Kleinkaliberſchüt=
genverein
hielt am verfloſſenen Sonntag ſein Gauprüfungs=
ſchießen
ab. Sechs Mitglieder erhielten die bronzene Verbands=
Ehrennadel.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 31. Juli. Waſſerverſorgung.
Trotzdem es verhoten iſt, die Gärten und ſonſtigen Anlagen mit
Waſſer aus der Gemeindewaſſerleitung zu gießen, trifft man im=
mer
noch Konſumenten, die ſich nicht an das Verbot halten und
darüber hinaus ſogar noch die Straßen vor ihren Wohnhäuſern
naß machen. Dieſe Leute wiſſen offenbar gar nicht, wie ſehr ſie
dadurch die höher gelegenen Konſumenten ſchädigen und ſie ſogar
der Gefahr ausſetzen, daß ſie zeitweiſe ohne Waſſer ſind. Die
Bürgermeiſterei läßt wiederholt ermahnen, mit dem Verbrauch
von Leitungswaſſer während der trockenen Jahreszeit ſparſam
umzugehen. Straßenſperre. Wie immer, wird auch in
dieſem Jahre wieder aus Anlaß der am kommenden Sonntag und
Montag ſtattfindenden Kirchweihe die Ober=Ramſtädter Straße
von der Kirche aus bis zur Ausmündung der Kilianſtraße für
jeden Kraftfahrzeugverkehr geſperrt. Die Umleitung geſchieht
über die Hindenburg=, Adolf=Hitler= und Kilianſtraße,
G. Ober=Ramſtadt, 30. Juli. Nach 16 Jahren wieder=
gefunden
Ein hieſiger Einwohner verlor vor nunmehr 16
Jahren bei Feldarbeiten auf einem Acker ſeinen Trauring. Jetzt,
vor wenigen Tagen, ging nun ſeine Witwe zufällig die Furche
des betreffenden Grundſtücks, das ſchon lange von anderer Hand
bewirtſchaftet wird, entlang und fand einen glitzernden Gegen=

ſhenſchaft. Die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen Steno=
graphenſchaft
unternahm am letzten Sonntag einen Familien=
ſpäziergang
nach Hahn=Wembach, Rohrbach, woſelbſt Einkehr ge=
halten
wurde. Die Beteiligung der Mitglieder war eine recht
rege und der Ausflug nahm, begünſtigt durch trockenes Wetter,
einen ſehr gemütlichen Verlauf.

G. Ober=Ramſtadt, 31. Juli. Siegreiche Turner. An
dem Kreisvolksturnen nahmen auch 4 Wettkämpfer der Turn=
und Sportgemeinde 1877 Ober=Ramſtadt teil, die ſämtlich preis=
gekrönt
wurden. So errangen in der Oberſtufe für Turnerinnen
Gretel Dintelmann im Weitſprung den 1., im Mehrkampf den 2.
und im 100=Meter=Lauf den 4. Sieg, im Mehrkampf der Alters=
klaſſe
Turner Heinrich Moter den 5., im Mehrkampf der Mittel=
ſtufe
Turner Adolf Mink den 20. und im Mehrkampf der Jugend=
klaſſe
L. Arnold den 21. Sieg. Das diesjährige, mit einer
Jahnfeier verbundene Sommerfeſt des genannten Vereins wird
am 11. und 12. Auguſt ſtattfinden.
f. Roßdorf, 30. Juli. Feldſchutz. Die Ehrenfeldſchützen
ſind wieder in Tätigkeit getreten. Außerdem tritt der Hilfsfeld=
ſchütze
Friedrich Debus am 1. Auguſt ſeinen Dienſt wieder an.
r. Babenhauſen, 31. Juli. Beſichtigung der Klein=
gärtneranlage
und Vortrag. Der hieſige Klein=
gärtnerverein
hatte am vergangenen Sonntag zu der all=
jährlich
im Spätſommer ſtattfindenden Beſichtigung ſeiner über
15 000 Quadratmeter großen Kleingartenanlage, die von 51 Klein=
gärtnern
mit großem Fleiß und zielbewußtem Schaffen bebaut
wird, eingeladen. Der Verein kann mit großer Genugtuung auf
dies ſchöne, von Mutter Natur reich geſegnete Stückchen Erde
blicken. Die Beſichtigung war mit einer Bewertung der einzelnen
Leiſtungen durch Herrn Wih. Müller, von hier verbunden.
Dieſer hielt am Nachmittag in dem Vereinslokal des Gaſthauſes
Zum Löwen einen feſſelnden Vortrag über das Thema:
Der Kleingarten in volks geſundheitl icher und
kultureller Beziehung. Des Redners anſchließende
Kritik über die Gartenanlage, deren feine Sauberkeit, gute Ein=
teilung
und Ausnutzung des Bodens er als ausgezeichnet lobte,
geſtaltete ſich für die Vereinsmitglieder fruchtbringend und beleh=
rend
. Reicher Beifall belohnte die Ausführungen des Vortragen=
den
, dem der Vereinsführer, Herr Höflich, den verdienten Dank
des Vereins ausſprach. Mit einer Ausſprache über interne An=
gelegenheiten
und einem von allen Anweſenden freudig aufge=
nommenen
Sieg=Heil auf Deutſchlands großen Führer und die
Heimat ſchloß der Verſammlungsleiter die ſehr anregend verlau=
fene
Verſammlung.
Ey. Eppertshauſen, 31. Juli. NS. Gemeinſchaft Kraft
durch Freude‟. Am letzten Sonntag fand hier durch die NS.
Gemeinſchaft Kraft durch Freude ein Waldfeſt ſtatt. Am
Nachmittag bewegte ſich unter den Klängen der Kapelle Klein
ein Feſtzug durch die Ortsſtraßen nach dem nahgelegenen Wald,
wo ſich nach verſchiedenen Anſprachen unter dem grünen Laubdach
ein fröhliches Leben und Treiben entwickelte. Liedervorträge und
Tanzvergnügungen ſorgten für die notwendige Unterhaltung. Der
ſchulpflichtigen Jugend wurde durch verſchiedene Kinderbeluſti=
gungen
eine beſondere Freude bereitet. Zum Abſchluß fand am
Abend im Ederſchen Saale Tanzmuſik ſtatt. Vom Turn=
verein
. Bei dem am Sonntag in Offenbach ſtattgefundenen
Kreisvolksturnen konnte der hieſige Turnverein bei ſtarker Kon=
kurrenz
recht beachtliche Erfolge erringen. Es gelang den hieſi=
gen
Turnern, in der Oberſtufe verſchiedene 1. und 2. Siege zu er=
kämpfen
. Der Verein verfügt zurzeit über eine ſtattliche Anzahl
ausgezeichneter Volksturner, die es ihm ermöglichen, ſich mit weit
ſtärkeren Stadtvereinen zu meſſen. Bei einem kürzlich ſtattgehab=
ten
Mannſchaftskampf mit dem benachbarten Turnverein Münſter
konnte der Turnverein Eppertshauſen mit einem bedeutenden
Punktvorſprung den Sieg erringen. Von der Ernte. Die
Erntearbeiten ſind infolge des ſchönen Wetters ziemlich zum Ab=
ſchluß
gebracht. Die Dreſchergebniſſe ſind trotz der großen Trok=
kenheit
zufriedenſtellend. Für die Kartoffeln wäre ein baldiger
Regen ſehr erwünſcht.
Cf. Birkenau, 31. Juli. Waſſerverſorgung Feuer=
ſchutz
. Durch den bei anhaltender Trockenheit ſich bemerkbar
machenden Waſſermangel, wodurch kein ausreichender Feuerſchutz
mehr gewährleiſtet war, mußte die Gemeinde der Anſchaffung
einer Motorſpitze nähertreten. Die Motorſpritze kam geſtern hier
an. Hiermit iſt einem unhaltbaren Zuſtand abgeholfen, denn im
Falle eines Brandausbruches wäre das Waſſer der Gemeinde=
Waſſerleitung vollkommen unzureichend geweſen. Die erſten Ver=
ſuche
mit der neuen Motorſpritze, die geſtern nachmittag ſofort
nach Eintreffen der Spritze in Anweſenheit des Landesfeuerwehr=
inſpektors
Knaup hier ſtattfanden, fielen zur vollſten Zufrieden=
heit
aus. Da Birkenau von allen Seiten her von Waſſerläufen
berührt wird und die Weſchnitz mitten durch den Ort fließt, kann
im Ernſtfalle die leicht transportable Motorſpritze überall ange=
ſetzt
werden, ohne daß die Waſſerleitung ſelbſt in Anſpruch ge=
nommen
werden muß.
Hirſchhorn, 31. Juli. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 30. d. M.: 1,50 Meter, am 31. d. M.: 1.46 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.

Großes Treffen des Jungvolkes in Gernsheim.
t. Gernsheim, 31. Juli.
Am Sonntag ſtand Gernsheim im Zeichen des Jungvolks.
Schon tagszuvor merkte man, daß in Gernsheim etwas Beſonde=
res
los iſt. Es trafen ſich der Stamm Altrhein, der den ſüdlichen
Teil des Kreiſes Groß=Gerau umfaßt, zu einer Beſichtigung. Die
bereits am Samstag eingetroffenen Pimpfe wurden in Maſſen=
quartieren
untergebracht. Die Verpflegung hatte die NSV. über=
nommen
. Am Sonntag wurde ein großer Umzug durch die Stra=
ßen
veranſtaltet. Voran die kleinen eifrigen Spielmänner, wo=
bei
beſonders die zwei Fanfarenbläſer ihre Sache gut machten,
gings im flotten Marſch durch Gernsheim. Es war ein ſchönes
Bild, die Kleinſten des Führers in einheitlicher Uniform zu ſehen.
Auf dem Sportplatz tummelten ſie ſich dann bei ſportlichen Spie=
len
und Kämpfen. Am Abend fand dann auf dem Adolf=Hitler=
Platz eine Kundgebung ſtatt. Nach einem Prolog und verſchie=
denen
Sprechchören hielt Ortsgruppenleiter Köſter vom Balkon
des Stadthauſes eine markige Anſprache. Zunächſt gedachte er
der Zeit vor 20 Jahren, wo der Weltkrieg ſo jäh über die Völker
der ganzen Welt hereinbrach. Dei Toten des großen Ringens
wurde durch ein ſtilles Gedenken gedacht. Das Jungvolk ſtimmte
das Lied vom guten Kameraden an. Dann kam er auf die Auf=
gaben
und Verpflichtungen der Jugend im Dritten Reich zu ſpre=
chen
. Er mahnte alle zur Einigkeit, Kameradſchaft und zur ſteten
Treue zum Führer Adolf Hitler. Mit einem dreifachen Sieg=Heil
auf Führer und Vaterland wurde dieſe eindrucksvolle Kundgebung
beendet. Im Alter von 88 Jahren verſtarb hier Herr Boni=
fer
. Er war der älteſte Einwohner Gernsheims. Zur letzten
Bauernverſammlung hatten ſich einige mehr wie ſeither
eingefunden. Auch an die noch Fernſtehenden geht der Ruf, doch
unbedingt zu dieſen wichtigen Verſammlungen zu kommen. Man
konnte gerade bei dieſer Verſammlung doch nur wieder mehr be=
lehrt
nach Hauſe gehen. Sicherlich waren alle Anweſenden mit
der Aufklärung und verſchiedenen Richtlinien einverſtanden.

Mit dem Mokorrad gegen eine Hauswand.
Ein Toter, zwei Schwerverletzte.
El. Bürſtadt, 31. Juli. In der Montagnacht kam an der
Rathausecke der auf einem ſchweren Motorrad fahrende Lorenz
Zimmermann aus der Kurve, überfuhr einen Bordſtein, rannte
den dort ſtehenden Nachtſchutzmann Daniel um und prallte mit
voller Wucht gegen die Wand. Der Fahrer mit ſeinem Begleiter
Stockmann aus Lampertheim wurden herabgeſchleudert, und Zim=
mermann
ſtarb nach ſeiner Ueberbringung im Wormſer Kranken=
haus
. Der Schutzmann hat beide Beine gebrochen, auch Stock=
mann
iſt ſchwer verletzt.
Dp. Zwingenberg, 31. Juli. In der hieſigen Gemarkung wer=
den
ſchon häufig reife Trauben angetroffen.
* Auerbach, 31. Juli. In der Burgſtraße 9 dahier ſteht ein
Orangenbaum, der bereits Früchte hat, die ſo groß wie eine Kin=
derfauſt
ſind. Trotzdem blüht der Baum zum zweiten Male, iſt
überſät mit weißen Blüten.

Aus Rheinheſſen.

Mainz, 31. Juli. Tagung des Heſſiſchen Sonder=
gerichts
in Mainz. Das Heſſiſche Sondergericht ſah ſich
veranlaßt, ſechs Angeklagte, die ſich unerhörte Beleidigungen des
Führers, der Reichsregierung und der hinter ihr ſtehenden Ver=
bände
zuſchulden kommen ließen und an der Verbreitung von
Greuelmärchen und ſogenannter Witze beteiligt waren, zu Ge=
fängnisſtrafen
bis zu 1½ Jahren zu verurteilen. Es erhielten
der 31jährige Wilhelm Barth aus Undenheim 1½ Jahre Gefäng=
nis
, der 32 Jahre alte Ludwig Kauß aus Mainz und der 36 jäh=
rige
Philipp Heilmann aus Pfeddersheim je ein Jahr Gefang=
nis
, der 21 Jahre alte Markus Johann aus Trebur zehn Mo=
nate
, der 47jährige Wilhelm Haſſinger aus Biebelnhauſen ſechs
und der 33 Jahre alte Joſef Haſſel aus Mainz=Ginsheim einen
Monat Gefängnis.

Aus Oberheſſen.

El. Gießen, 30. Juli. Bei Herborn fuhr der von hier ſtam=
mende
Kaufmann Mandler mit ſeinem Auto gegen eine Tele=
graphenſtange
. Mandler erlitt einen ſchweren Beckenbruch. Das
Auto wurde vollſtändig zertrümmert.

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[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 210

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

125. Jahrestag der Erſfürmung
durch den ſchwarzen Herzog.

Ein hiſtoriſches Feſtſpiel
wurde am 125. Jahrestage der Erſtürmung Halberſtadts durch den ſchwarzen Herzog in der alten
Biſchofsſtadt aufgeführt, das die Vorgänge mit geſchichtlicher Treue wiederholte. So wurde das zu
dieſem Zweck aufgebaute Kühlinger Stadttor von der ſchwarzen Schar angegriffen und erſtürmt.
Zum 20. Jahreskage des Kriegsausbruches.

Die erſten erbeuteten ruſſiſchen Geſchütze
werden durch das Brandenburger Tor in Berlin eingebracht.

Reich und Ausland
Zwanzig Jahre Univerſikät Frankfurk.
Frankfurt a. M. Vor 20 Jahren, am
Auguſt 1914, vollzog der damalige Kaiſer ſeine
Unterſchrift unter die Satzungen der Univerſität
Frankfurt. Damit war ein gewiſſer Schlußſtrich
unter das große Werk Frankfurter Bürgerſinns
und Opfergeiſtes gezogen. Die Univerſität, die
zum größten Teil auf Grund privater Stiftungen
errichtet worden war, konnte nun ihren Lehr=
betrieb
aufnehmen und bekam eine Sonderſtellung
unter den deutſchen Hochſchulen wegen ihrer be=
vorzugten
Lage im Mittelpunkt Weſteuropas. Sie
iſt durchaus kein neuartiges Gebilde, ſondern der
Zuſammenſchluß der durch Jahrhunderte in
Frankfurt geiſtig ſtrebenden Kräfte. Am 16. Okt.
fand die erſte Immatrikulation ſtatt, im ganzen
hatten ſich im erſten Semeſter der neuerrichteten
Univerſität Frankfurt 518 männliche und 100
weibliche Studierende eingeſchrieben. Die verhält=
nismäßig
geringe Zahl der männlichen Studie=
renden
erklärt ſich daraus, daß die jungen Akade=
miker
es für ihre ſelbſtverſtändliche Pflicht hiel=
ten
, die Ehre und Freiheit des Vaterlandes zu
verteidigen, ſtatt die Hörſäle zu bevölkern. Die
deutſche Univerſität des Weſtens bekam durch das
Verſailler Diktat neue völkiſche Aufgaben geſtellt,
die ſie nach beſten Kräften gelöſt hat. Sie wurde
Rechtsnachfolgerin der durch den Krieg verlorenen
Straßburger Kaiſer=Wilhelm=Univerſität. Mit dem
Saarland iſt die Frankfurter Johann=Wolfgang=
Goethe=Univerſität durch beſonders enge Fäden
verknüpft.

Ehrenmalweihe und Fronkkämpfertag
in Hanau am 11., 12. und 13. Auguſt.
Schon wiederholt wurde darauf hingewieſen,
daß auf Veranlaſſung des Kreisleiters und Land=
rates
Löſer die alte, frühere Garniſonſtadt Hanau
am 11., 12. und 13. Auguſt das Ehrenmal für ihre
im Weltkrieg gefallenen Helden weiht und in
Verbindung damit ein Wiederſehenstreffen größ=
ten
Ausmaßes aller ehemaligen Angehörigen und
Frontſoldaten, der vor und bei Kriegsausbruch
dort garniſonierten Truppenteile veranſtaltet.
Mit den Thüringer Ulanen Nr. 6, die gleichzeitig
die 40jährige Wiederkehr ihres Einrückens in
Hanau feiern, treffen ſich die früheren Angehö=
rigen
folgender Regimenter: Inf.=Regt. 88, Reſ.=
Inf.=Regt. 88, Eiſenbahnregimenter Nr. 2 und 3,
Landſt.=Batl. 18/7, Fuhrp.=Kol. 4/18. A.K. (Mun.=
Kol. 713) und deren Erſatzformationen. Außerdem
Inf.=Regt. 80, Inf.=Regt. 97, Inf.=Regt. 166 und
Inf.=Regt. 143. Das Feſtprogramm entwickelt ſich
in großen Zügen wie folgt: Samstag, 11. Auguſt:
Nachm. 3 Uhr: Einholung der Fahnen und Be=
grüßung
, Platzkonzert, und 8 Uhr: Feſtkommers
im Hallenzelt Paradeplatz. Sonntag, den 12.
Auguſt, vorm. 9 Uhr: Feldgottesdienſt auf dem
Marktplatz. 11 Uhr: Weihe des Ehrenmals, nach=
mittags
: Feſt im Hallenzelt. Montag, 13. Aug.:
Vorm. 10 Uhr: Konzert in den Zelten, nachm.:
Volksfeſt, abends: Feſtprogramm, nachts: Großer
Zapfenſtreich. Für Standquartiere, Unterbrin=
gung
und Verpflegung iſt beſtens geſorgt. Die
Reichsbahn gewährt im Umkreis von 75 Kilom.
von allen Stationen Sonntagskarten. Im Um=
kreis
von 200 Kilom. nur gegen Vorzeigen der
Feſtkarte. Auskunft erteilt jede Bahnſtation.
Außerdem beantworten die örtlichen Militärver=
eine
obengenannter Regimenter und, wo ſolche
nicht beſtehen, der Arbeitsausſchuß für das Ehren=
mal
und den Frontkämpfertag Hanau, Markt=
platz
7, Fernſprecher 2004, jede Anfrage.

Brieftaubenflug SpanienHeſſen.
Marburg. Von zwei dem Schmiedemeiſter
Badum in Groß=Seelheim gehörigen Brieftauben,
welche gelegentlich eines internationalen Brief=
taubenfluges
in Burgos (Spanien) aufgelaſſen
wurden, kam Eine Taube nach 2½tägigem, die an=
dere
nach viertägigem Flug im Heimatſchlage an.
Die Flugleiſtungen der beiden Tauben ſind in
Anbetracht der rieſigen Flugentfernung beachtens=
wert
.
Drei Tote infolge eines ſchadhaften Gasſchlauches.
Ilmenau. Ein Gasunglück forderte in der
Nacht zum Dienstag in Ilmenau drei Tote. In
der im Erdgeſchoß gelegenen Wohnung des Loko=
motivführers
a. D. Hermann Treibig war, wäh=
rend
die Eheleute und eine zur Untermiete woh=
nende
Poſtbeamtin ſchliefen, durch einen ſchadhaf=
ten
Schlauch Gas entwichen. Als am Dienstag
morgen die Poſtbeamtin nicht im Dienſt erſchien,
forſchte man nach ihr und entdeckte das Unglück.
Die Eheleute und die Beamtin waren bereits tot.
Eine 18=Millionen=Dollar=Erbſchaft
eines Berliners und eines Eſſeners.
Berlin. Vor zehn Jahren ſtarb in Amerika
ein gewiſſer Daniel Petras, ein Auswanderer, der
ein Vermögen von 50 Millionen Dollar hinterlaſ=
ſen
hat. Petras hatte vier Brüder und eine
Schweſter. Letztere iſt die in Berlin lebende Frau
R. Ein weiterer Erbe, und zwar der Sohn eines
der vier Brüder, lebt in Eſſen, während endlich
ein dritter Erbe, ein Bruder des Verſtorbenen, in
Warſchau ſeinen Wohnſitz hat. Unter dieſen drei
Perſonen wird die Rieſenſumme einſchließlich der
Zinſen nunmehr aufgeteilt werden. Das Geld
liegt gegenwärtig noch auf einer Bank in Phila=
delphia
. Der Erbanteil jedes der drei Beteilig=
ten
wird ſich unter Berückſichtigung der Zinſen
auf etwa 45 bis 48 Millionen RM. ſtellen. Es
kämen alſo etwa 96 Millionen RM. nach Deutſch=
land
. Daß die Erbſchaft erſt heute zur Vertei=
lung
kommt, liegt in den Beſtimmungen des Te=
ſtaments
, das die Oeffnung des Teſtaments erſt
10 Jahre nach dem Tode des Erblaſſers angeord=
net
haben ſoll.
Achtet auf eure Kinder!
Beim leichtſinnigen Klettern den Tod gefunden.
Andernach. Ein fünfjähriger Knabe klet=
terte
vom Küchenfenſter auf das Dach eines Hüh=
nerſtalles
. Hierbei verlor der Junge; das Gleich=
gewicht
und ſtürzte in die Tiefe. Das Kind trug
ſo ſchwere Verletzungen davon, daß es kurz nach
der Einlieferung ins Krankenhaus ſeinen Ver=
letzungen
erlegen iſt.

Toller Bluff zweier jugendlicher Gauner
Berlin. Ein ungewöhnlich dreiſtes Be=
trugsmanöver
, durch das in den letzten Wochen
etwa 100 Reiſeluſtige betrogen wurden, leiſteten
ſich zwei junge Burſchen durch Gründung eines
ſogenannten Reiſevermittlungsbüros, das angeb=
lich
Geſellſchaftsfahrten nach der Nord= und Oſtſee,
ſowie den nordiſchen Staaten unternahm. Die
beiden Gauner, der 24jährige Hans Käſzingk und
der 21jährige Auguſt Alberts, die zunächſt in
Stettin, dann in Berlin arbeiteten, konnten jetzt
durch die Berliner Kriminalpolizei feſtgenommen
werden. In der Reichshauptſtadt brachten ſie
meiſt in kleineren Lokalen Werbeplakate an und
ließen ſich von den Gaſtwirten die Intereſſenten
zuweiſen. Durch die ungewöhnlichen Preiſe an=
gelockt
, fand ſich auch regelmäßig eine Anzahl Rei=
ſeluſtiger
. Man erlegte gern die verhältnismäßig
kleine Anzahlung zwiſchen 5 und 15 RM. und ver=
einbarte
einen Abfahrtstermin. Tatſächlich wurde
auch die große Reiſe pünktlich in einem von
den Betrügern gelieferten Geſellſchaftswagen bis
Stettin durchgeführt. Dort angekommen, ſtiegen
die Fahrtteilnehmer aus, um die Weiterreiſe an=
zutreten
, während die Unternehmer mit dem
Wagen ſofort nach Berlin zurückkehrten. Außer=
ordentlich
unangehnem war dann die Ueberra=
ſchung
der Urlauber, als ſie feſtſtellen mußten, daß
die ihnen ausgehändigten Coupons für die Wei=
terreiſe
nach den Seebädern bzw. den nordiſchen
Ländern keine Gültigkeit hatten. Die Betro=
genen
ſahen ſich nunmehr gezwungen, entweder
umzukehren oder die Erholungsreiſe auf eigene
Koſten fortzuſetzen.
Graf Zeppelin.
von der vierten diesjährigen Amerikafahrt zurück.
Friedrichshafen. Graf Zeppelin, iſt
geſtern von ſeiner vierten diesjährigen Amerika=
fahrt
zurückgekehrt und um 7.58 Uhr glatt ge=
landet
. Die Führung hatte Kapitän Lehmann.
Das Luftſchiff hatte 16 Fahrgäſte, 149 Kilo Poſt
und 45 Kilo Fracht an Bord.
Südſlawiſcher Dampfer im Hafen von Trieſt
in Flammen.
Mailand. Der im Hafen von Trieſt lie=
gende
ſüdſlawiſche Dampfer Srebreno fing am
Montag früh aus unbekannten Gründen Feuer,
das ſich ſchnell auf die Kohlenbunker ausdehnte.
Bis zum ſpäten Montag abend konnte der Brand
nicht gelöſcht werden, ſo daß mit dem Verluſt des
Schiffes zu rechnen iſt.

Fahrt in den Tod.
Vallendar. Ein furchtbares Unglück er=
eignete
ſich auf der Provinzialſtraße Vallendar
Bendorf, die in der Nacht zum Sonntag von einem
Eiſenbahnbeamten, der ſich auf dem Fahrrad nach
Hauſe begeben wollte, befahren wurde. In der
Nähe der ſtaatlichen Rebenanlage wurde der
Eiſenbahnbeamte von einem Motorradfahrer an=
gefahren
und beide ſtürzten zu Boden. Das Un=
glück
wollte es, daß im gleichen Augenblick aus
Richtung Bendorf ein Lieferwagen nahte, der den
auf der Straße liegenden Radfahrer erfaßte und
einige Meter weit mitſchleifte. Die ſchweren Ver=
letzungen
, die ſich der Radfahrer hierbei zuzog,
führten bald den Tod herbei.

Exploſion einer Dreſchmaſchine.
Sieben Tote.
Paris. Eine furchtbare Exploſion ereignete
ſich in Beaulieu=ſur=Breſſaire bei Niort in Weſt=
frankreich
. Bei der Dreſcharbeit explodierte plötz=
lich
eine Dampfmaſchine. Durch die Exploſion
wurden ſieben Perſonen auf der Stelle getötet
und zwei weitere ſchwer verletzt; einer der Ver=
letzten
ſtarb bereits wenige Stunden ſpäter. Das
Unglück, deſſen Urſache, im einzelnen noch unauf=
geklärt
iſt, iſt auf die Exploſion der die Dreſch=
maſchine
antreibenden Dampfmaſchine zurückzu=
führen
. Der Dampfkeſſel, der mehr als 20 Zent=
ner
wog, wurde durch die Wucht der Exploſion
150 Meter weit geſchleudert. Die Körper der an
der Dreſchmaſchine ſtehenden Arbeiter wurden
gleichfalls weit weggeſchleudert. Eine der Leichen
wurde 100 Meter vom Exploſionsort entfernt
furchtbar verſtümmelt aufgefunden. Zwei der ge=
töteten
Arbeiter befanden ſich ſogar etwa 50 Me=
ter
von der Dreſchmaſchine entfernt und wurden
von den Keſſelteilen tödlich verletzt. Schwere
Eiſenſtücke des Keſſels durchſchlugen die Wände
eines Hauſes und töteten ein zwölfjähriges Kind.
Das Haus ſelbſt wurde durch das entſtandene
Feuer zum Teil zerſtört.
Fliegende Ameiſen
überfallen Pariſer Vergnügungsſtätten.
Paris. Am Sonntag abend gingen über
Paris Schwärme von geflügelten Ameiſen nieder,
die ſich beſonders die Caféhausterraſſen der be=
kannten
Vergnügungsſtätten auserkoren zu ha=
ben
ſchienen. Wirte, Kellner und Gäſte führten
einen erbitterten Kampf gegen die Eindringlinge,
die aus den Wäldern der Umgegend kamen und
auf ihrem Hochzeitsflug waren.

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

* Die Aklankique‟=Millionen
müſſen bezahlt werden!
Um 84 080 000 Franken.
Bei Lloyds in London, der internationale
Verſicherungsbörſe, herrſcht ſchlechte Laune. Ein=
Eutſcheidung des Präſidenten des Handelsgericht=
im
Seine=Departement hat beſtimmt, daß unge
achtet eines von der Verſicherungsgeſellſchaft an
gemeldeten Einſpruchs der Verſicherungshalter der
fälligen Betrag ſofort einzahlen müſſe, der weger
des Brandes auf dem Dampfer Atlantique al
Schadenſumme feſtgeſetzt wurde. Dieſe Summ
beläuft ſich auf nicht weniger als 84 08000
Franken, die der Süd=Atlantique=Company zufal
len. Dieſe Reederei darf aber das Geld vorläu
fig noch nicht anrühren, ſondern muß die Entſchei
dung der nächſten angerufenen Inſtanz abwarten
Aber gezahlt werden muß erſt einmal auf all
Fälle.
Als die Atlantique ſeinerzeit in Flammer
aufging und zahlreiche Menſchenleben bei den
Feuer um das Leben kamen, verſuchten die Ver=
ſicherungsgeſellſchaften
die Schuld erſt auf die
ſchlechte Ausrüſtung, die ſchlechte Bewachung und
die nachläſſige Handhabung der Sicherungsmaß=
nahmen
zu ſchieben. Später ſprach man gar vor
einem Bombenanſchlag alles nur um an der
Zahlung der Verſicherungsſumme vorbeizukommen
Auch beſtritt man den von der Geſellſchaft, der
das Schiff gehörte, angemeldeten Geſamtverluſt
Tarſache iſt, daß das jämmerliche Wrack einge=
ſchleppt
werden konnte und nun ſeit Jahr und
Tag in einem Trockendock liegt. Die Verſiche=
rungshalter
behaupten, ſie könnten das Schiff für
90 000 000 Franken wieder aufbauen. Die Fran=
zoſen
ſchwören darauf, daß mit 150 000 000 nur ein
ſchlechter, reparierter Schiffsrumpf daraus werde,
Der Kampf ging lange hin und her, bis man
in Paris dann zugunſten der Schiffahrtsgeſell=
ſchaft
entſchied, eine Entſcheidung, die jetzt von
Präſidenten, und damit von der Regierung, ge=
billigt
worden iſt. Sonſt wäre niemals die An=
weiſung
an die Verſicherungshalter ergangen, ſo
fort das Geld einzuholen.
Die Millionen bleiben zwar unter Bankver
ſchluß, ſind aber wenigſtens vorhanden. Die Süd.
Atlantique=Company wird ihres Lebens nich=
recht
froh werden mit und ohne den Betrag. Denn
das verbrannte Schiff war ungeheuer unterver=
ſichert
. Seinerzeit hatte der Neubau 350 000 000
Franken gekoſtet. Ein Verluſt bleibt es alſo ſo
und ſo.
In London bei Lloyds läutete die Glocke der
Lütine, die dort aufgehängt iſt, um eine kleine
Kataſtrophe oder ein großes Unheil anzukün
digen, als die Entſcheidung aus Paris eintraf
In den franzöſiſchen Schiffahrtskreiſen freut man
ſich. Wenn die Millionen fällig werden, komm=
Leben, in die Docks. Man wird neubauen und
Kiele legen. So iſt hier des einen Kummer des
anderen Glück.
Vier Bergarbeiter verſchüttet.
Paris. In einer Kohlengrube bei Met
wurden in einem Schacht vier Arbeiter verſchüttet
Nach längeren Bemühungen gelang es, einen der
Verſchütteten, einen 50jährigen, verheirateter
Mann, zu retten. Er war ſchwer verletzt und
ſtarb kurz nach ſeiner Einlieferung ins Kranken=
haus
. Die drei anderen Verſchütteten konnten
bisher noch nicht geborgen werden. Man hat keine
Hoffnung mehr, ſie noch am Leben zu finden.
Die deutſche Himalaja=Expedition
hat die Sturmwarnung nicht erhalten.
Kalkutta. Der ſchwere Schlag, der die
deutſche Himalaja=Expedition betroffen hat, wird
nunmehr darauf zurückgeführt, daß der drahtloſe
Empfangsapparat der Expedition infolge der
Witterungseinflüſſe verſagt haben muß. Aus einer
ſoeben veröffentlichten amtlichen Erklärung geht
hervor, daß die Wetterſtation von Puna am
Morgen des 7. Juli einen für die Expedition be=
ſtimmten
Sonder=Wetterbericht ausgeſandt hat
In dieſem Bericht war vor heranziehenden
ſchweren Schneeſtürmen am Nanga Parbat ge=
warnt
worden. Kenner der Verhältniſſe ſind da
von überzeugt, daß, wenn die Expeditionsleitung
dieſe Warnung erhalten hätte, ein Rückzug immer
noch möglich geweſen wäre. Es ſcheint jedoch feſt=
zuſtehen
, daß der Empfänger der Expedition da=
mals
ſchon ſeit einigen Tagen nicht mehr in
Ordnung war.
Cholera=Epidemie in Honan und Schanſi.
Schanghai. Eine Cholera=Epidemie iſt in
den Provinzen Honan und Schanſi ausgebrochen,
Bisher ſind über 100 Todesfälle gemeldet worden.
Für die deutſche Auslandsſchule!

Bau ihm die Schule!
Das PldbSlnesbescnit.!
Der Volksbund für das Deutſchtum im Ausland
hat für den Tag des Volkstums, an dem im gan=
zen
Reiche das Feſt der deutſchen Schule began=
gen
werden ſoll, dieſes wirkungsvolle Plakal
herausgegeben.

[ ][  ][ ]

Littwoch, 1. Auguſt 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 210 Seite 9

Tasdeo!
Dlottte

A4

Dei Thallngel Buto.

Von Guſtav Schröer.

Es iſt reizvoll, einmal den Thüringer Wald kreuz und quer
gurchwandern, die vielbetretenen Pfade zu meiden und eigene
ge zu gehen. Dabei ſoll es nicht nur darauf ankommen, ein=
ge
Punkte zu erſteigen, ſondern wir wollen gleicherweiſe Blicke
in die Berg= wie in die Menſchenwelt. Beide ſind es wert.
Der Zug hat uns nach Sonneberg gebracht, in des Weih=
htsmannes
Werkſtatt. Die Fahrt ging mitten durch grüne
lder, in engen Tälern dahin, blühende Wieſen durchſchneidend.
riſt der Frühling mit ſeiner Malerarbeit noch nicht ſo weit als
Werratale. Der Schnee hat ſich lange drängen und nötigen
ſen, bevor er zugab, daß ſeine Zeit aus ſei. Wollten wir in
er der ſchmalen Seitenſchluchten hinaufklettern, würden wir
ihrſcheinlich noch Schnee finden.
Der Schnee war einſtmals ein gar koſtbares Himmelsgeſchenk.

e Thermometermacher verſtanden es, ihn in irgendeiner, mitten
dickſten, finſteren Walde gelegenen Grube faſt den ganzen
mmer durch zu halten, ſchickten ihre Buben und Mädel hinaus,
Kännle Schnee zu holen, ſteckten die Thermometer hinein und
timmten auf dieſe Weiſe den Nullpunkt.
Zu den Thermometermachern nun kommen wir in Sonneberg
zt eigentlich. Die wohnen mehr um Ilmenau und Schmiede=
). Dafür aber hat hier in der betriebſamen Stadt der Weih=
htsmann
ſeine Hauptwerkſtatt aufgeſchlagen, gibt mehr als
900 Menſchen Arbeit und ſchafft Wunder über Wunder. Wer
en Ueberblick über die Vielſeitigkeit und Buntheit der Spiel=
ren
=Induſtrie gewinnen will, muß das Induſtrie=Muſeum am
ttaplatz in Sonneberg aufſuchen. Da ſind etwa 100 000 ver=
edene
Dinge ausgeſtellt, die wir alle unter dem Sammelnamen
pielzeug vereinigen. Welch eine Unſumme von Arbeit und
hem Erfindungsgeiſt ſteckt darin! Die Augen können alle die
rrlichkeiten gar nicht faſſen, und der Erwachſene bedauert leiſe,
)t noch einmal Kind ſein zu können.
Es ſteckt aber ein tiefer Ernſt hinter all dem bunten Tand.
* Arbeit hat früher herzlich ſchlecht gelohnt, und in den Häu=
n
, die um Sonneberg in den heimeligen Tälern oder auf den
adumbrauſten Höhen liegen, war oft genug Schmalhans Küchen=
iſter
, ſah es in den Herzen der Menſchen alles andere eher denn
ihnacht ich aus, obwohl ſie alle von Weihnachten lebten.
Wir können nun von Sonneberg aus gehen, wohin wir
tllen, überall treffen wir die Glashütten und Porzellanfabriken
den Tälern, überall ſitzen Spielzeugmacher und Glasbläſer.
bei haben wieder beſtimmte Gegenden ihre beſondere Eigenart.
Lauſcha z. B. faucht in jedem Hauſe die Gasflamme, ſitzt
r Glasbläſer über ſeine Arbeit gebeugt, bläſt, formt, biegt, malt.
er iſt auch die Heimat der Augenmacher, und mancher von ihnen
tm ſeinem Zimmer Anerkennungen aus aller Welt unter
as und Rahmen aufgehängt. Und die meiſten heißen Müller
r Greiner. Um ſie voneinander zu unterſcheiden, führen ſie
inamen: Müller=Pferdle, Greiner=Pflug, Müller=Stieglitz uſw.
1eganze Woche über wird fleißig gearbeitet. Am Sonntag und
meiſt auch am Montag ſind die Leute Freiherren. Da wird
ungen und muſiziert. Manch einer iſt ein Künſtler, und ſo
igen ſie ſich denn auch an ſchwierige Werke, ja ſogar an die
ethovenſchen Symphonien.
Woher haben ſie es?. Nun, es liegt ihnen im Blute, es iſt
ten angeboren; denn um ſie her ſingt es jahraus, jahrein. Die

Thüringer Wald: Blick auf den Inſelsberg. Hanns Bock.
Jäſſerlein rauſchen ihre Melodien, der Wald orgelt ſeine Sym=
Yonien, und die Vögel jubilieren vom Morgen bis zum Abend.
Sas ein rechter Thüringer=Wäldler vom alten Schrot und Korn
., der muß ſeine Muſikanten: Hänfling, Stieglitz und Zeiſig im
afig haben. Daneben iſt der Kreuzſchnabel in den meiſten Häu=
rn
heimiſch; denn der zieht die Krankheiten an‟. Der Winter
tzt früh ein und geht ſpät. Die Dörfer ſind verſchneit, Weg und
teg faſt ungangbar. In den Stuben aber ſitzen emſige Menſchen,
te ihre beſondere Seelenprägung haben, baſteln, blaſen das
lühend flüſſige Glas, laſſen den Frühling in bunten Chriſtbaum=
Igeln aufblühen und laſſen ſich dabei vorſingen, was ihre Lieb=
nge
in den Käfigen an Melodie vom Herrgott mitkriegten.
Das iſt das ureigenſte Thüringen, und hier ſind wir in ſeiner
nnerſten Herzkammer.
Wir waren von Sonneberg aus über Lauſcha nach Jgelshieb
efähren. Hei, wie das Bähnle keuchen mußte, uns hinauf zu dem
dchgelegenen Ort zu bringen. Weiter macht es nicht mehr mit.
Oir wandern durch herrlichen Wald nach Süden zu bis Stein=
leid
, biegen nach Norden um und kommen über Scheile und Lan=
genbach
nach Maſſerberg.
Hier, obwohl noch immer im allerinnerſten Thüringen, doch
ein ginz ander Bild. Es gibt nur noch zwei oder drei Glasbläſer,

eine Anzahl Männer wandern noch alltäglich in die Glashütten
nach Oelze oder Fehrenbach, aber, ſiehe: Kurhaus, Penſion Wald=
frieden
, Hotel zur Poſt uſw. Was iſt aus dem über 800 Meter hoch
gelegenen Dörfe geworden, in dem noch vor einem reichlichen
Menſchenalter die Not eine Selbſtverſtändlichkeit war, und wo
man vor zwei Menſchenaltern nur im Jahre einmal Brot buk!

...

1!

Lauſcha, ein Teil dieſes langgeſtreckten, in eine ſchmale
Talrinne hineingelegten Glasbläſerſtädtchens. H. Bock.
Maſſerberg hat ſich der Welt angeboten, ſie iſt gekommen. Es iſt
einer der heut weit über Thüringen hinaus bekannten Höhen=
kurorte
, deſſen Beſucherzahl von Jahr zu Jahr ſteigt. Wer gern
Brauſen des Bergwindes lauſcht, wen ein Blick auf Meilen hinaus
in eine vielgeſtaltige Bergwelt noch entzückt, wem der deutſche
Wald noch etwas zu ſagen hat, der iſt hier gut aufgehoben. Er
braucht gar nicht in eines der großen Gaſthäuſer zu gehen, er
findet ein ſauberes Unterkommen und freundliche Geſichter in
jedem der Häuſer, die hüben und drüben an der Dorfſtraße ſtehen.
Wem Maſſerberg noch nicht genügt, der wandere auf dem
Gebirgskamm entlang nach Oberhof. Hier iſt das St. Moritz,
Thüringens. Die Hotels ſind größer, das Leben iſt geräuſchvoller
und mannigfaltiger. Der Sommer iſt verhältnismäßig ſtill. Da=
für
iſt der Winter um ſo lebendiger.
Wir wollen von einer anderen Seite aus nach Oberhof, von
Suhl her, einer der bedeutendſten Rüſtkammern der Welt. Mil=
lionen
von Gewehren ſind aus der Stadt hinausgegangen. Die
Gewehrinduſtrie iſt zum guten Teile umgeſtellt, ein Erwerbszweig,
der Jahrhunderte alt iſt und für dieſen Teil des Thüringer Wal=
des
dieſelbe Bedeutung hatte wie die Spielzeug=Induſtrie für den
Südoſten, iſt im Abſterben.
Wir wollen nicht Städte beſehen, wir wollen Land und Men=
ſchen
in das Herz ſchauen. Die Lauter, das goldklare Wäſſerlein,
ruft und lockt. An ihr entlang ſchreiten wir auf das ſonnige
Goldlauter zu und ſteigen im Pochhammergrund hinauf. Der
Weg iſt nicht eben bequem, aber er iſt dafür um ſo ſchöner. Hoho,
da liegen zur Rechten, mitten in der Einſamkeit auf halber Hang=
höhe
, graue Halden, deren Steine faſt alle die gleiche länglich
runde, flache Form haben. Hier hat man einſt Erz gegraben, ja,
der Gang ſoll quer durch das Gebirge gehen. Die Steine aber
ſind, ſo ungeheuerlich es klingt, verſteinerte Exkremente irgend=
welcher
vorſintflutlicher Rieſentiere.
Es wäre auch hier Gelegenheit, ſtill rückwärts zu ſinnen, hin=
ein
in verſunkene Ewigkeitſekunden, aber die Maienſonne lockt.
Wir beginnen wieder zu ſteigen, der Pfad hört auf, Farnkraut
grünt in das Licht herauf, Blumenſterne leuchten. Da iſt die
breite Fahrſtraße von Suhl herauf.
Von hier aus zunächſt ein Blick nach Süden. Im Norden
hinter uns ſperren Berghäuster den Ausblick. Nach Süden aber
ein vielgeſtaltiges Vorland, vor dem in der Ferne der große und
der kleine Gleichberg wie getreue Wachhunde liegen. Auf dem
großen Gleichberg findet ſich eine der älteſten frühzeitlichen Men=
ſchenſiedelungen
.
Dem Kamme zuſchreitend, kommen wir auf guter Straße nach
kurzer Friſt auf die Schmücke. Wir ſind mitten im Fremden=
ſtrom
. Ein dauerndes Kommen und Gehen, das Verkehrsauto
hupt. Wer Stille ſucht, muß in den Wald fliehen oder auf einer
der wundervollen Bergwieſen ins duftende Gras kriechen. Da=
gegen
iſt ein ſtiller Abend auf der Schmücke wunderbar, und aus
dem Himmel ſinkt es hernieder: Ueber allen Gipfeln iſt Ruh’.
Auf dem alten Rennſteig gegen Weſten wandernd, biegen
wir nach kurzer Zeit rechts ab in den Wald hinein. Wir ſind in
einer Höhe von nahezu 1000 Metern. Schweigend liegt eine eigen=
artige
Waldblöße vor uns. Ueppig wucherndes Heidekraut, da=
zwiſchen
moorige Tümpel von bräunlicher Farbe, bleichſüchtige
Sumpfgräſer, Sonnentau, deſſen klebrige Blattflächen tückiſche
Fliegenfallen ſind. Das iſt das Hochmoor zwiſchen Schmücke und
Schneekopf. Aus der Eiszeit ſtammend, iſt es eine der inter=
eſſanteſten
Stellen des ganzen Gebirges. Düſtere Sagen gehen
von ihm im Schwange, Zigeunervolk hat einſt gern hier gehauſt,
von einem der Tümpel weiß der Volksmund zu ſagen, daß, wenn
man einen Stein in ihn hineinwürfe, er auf dem Marktplatz im
weit entfernten Arnſtadt wieder zutage käme.
Die Bäume rundum ſind Ruinen. Kaum einer bietet einen
unverletzten Wipfel der Maienſonne dar. Der Winter iſt ein
harter Regent. Wohl ziert er die Bäume mit blitzenden Deman=
ten
, aber ſie zerbrechen unter deren Laſt, und ihr Leben iſt ein
Kampf, aus dem keiner ohne ſchwere Narben hervorgeht.
Sie ſind die gleichen hinüber zum Schneekopf, dem höch=
ſten
Gipfel des ganzen Gebirges. Wenn wir die letzte Stufe des
Ausſichtsturmes erſtiegen haben, dann ſtehen wir gerade eintau=
ſend
Meter hoch, und jetzt haben wir einen Ausblick, der Vorland
und Gebirge, Wäldermeer und Saatenfelder in ihrer ganzen wei=
ten
Ausdehnung und ihrer herzberückenden Schönheit offenbart.

Fern, fern ſchimmern die Türme der betriebſamen Städte, rot=
goldene
Lichter, von der ſchlafengehenden Sonne entzündet, blitzen
in den Fenſterſcheiben der Taldörfer auf, aus den Wipfeln tief
unter uns klingen Rotkehlchenlieder, und Menſch und Welt ſind
in friedeatmende Abendſtille getaucht. Ein Wanderlied klingt
empor. Dort ſchreitet eine Schar fröhlicher Mädchen. Sie ſingen’s
in den Abend hinaus: Thüringen, holdes Land, und verſtehend
müſſen wir des liederreichen Baumbach gedenken, durch deſſen
ſchönſte Lieder das Heimweh nach Thüringen klingt. In kurzer
Zeit iſt Oberhof erreicht. Wieder flutet das Leben. Oberhof iſt
Maſſerberg voraus und verdient den Ruf, den es ſich erworben.
Wir können nun den Hang hinabſchreiten und uns in den
Zug ſetzen, der uns durch den dicht bei Oberhof mündenden, über
3000 Meter langen Branleitentunnel unter dem Gebirge weg=
führt
und über Arnſtadt nach Erfurt gelangen. Wir können nach
Süden bis Ohrdruf wandern, von da nach Gotha fahren und An=
ſchluß
nach allen Richtungen kriegen, können aber auch, und das
wollen wir, auf dem Kamme bleiben. Eine Rennſteigwanderung
vermittelt Eindrücke, die unvergeßlich bleiben, und ſchließlich, die
Füße beginnen bereits zu ſchmerzen, erreichen wir doch den be=
rühmteſten
, wenn auch nicht höchſten Ausſichtspunkt des Thüringer
Waldes, den Inſelsberg. Er iſt etwas über 900 Meter hoch, ſteht
aber ſo frei, daß der Blick von ihm aus nicht hinter dem von weit
höheren Bergen zurückſteht. Am ſchönſten iſt ein Morgen auf dem
Inſelsberg, wenn in den Tälern die Nebel ſchwimmen, das ganze
Land einem weiten, milchweißen See ähnelt, aus dem da und dort
die Bergkuppen wie Inſeln ragen.
Und nun das letzte Ziel, die Wartburg. Wir bleiben auf
dem Rennſteige. Da wächſt ſie herauf aus Felſengrund, nicht übere
wältigend durch ſich ſelbſt, ſo ſchön iſt ſie, aber bezwingend durch
den Geiſt, den ſie kündet, der um ihre Mauern raunt und aus
ihrem Kreuze in die Nacht hinaus ſtrahlt. Sie iſt die deutſche
Gralsburg, und jeder Stein ſchreit es hinaus ins Land: Laßt die
Seele nicht ſterben.
Der Thüringer Wald liegt hinter uns, die Feierſtunden ſind
aus, der Alltag ruft wieder. Eines hat uns die Wanderung
beſtimmt gegeben. Wir haben erkannt, wie ſchön deutſches Land
iſt, die Seele iſt frei geworden von Roſt, blank leuchtet ſie, und
glaubt wieder an ſonnige Tage für das liebe deutſche Vaterland.

Die Glaskunſt
auf dem Thüringer Walde.
Von Dr. W. Greiner, Eiſenach.
Wenn das liebe Weihnachtsfeſt naht, dann gibt es kaum ein
deutſches Haus, wo nicht der Chriſtbaum das Licht der Kerzen
in glitzerndem Glasſchmuck widerſpiegelt; ja, in allen Teilen der
Welt, wo deutſche Herzen ſchlagen, erweckt der Anblick dieſer
bunten, verſilberten, vergoldeten Kugeln und Früchte die tiefe
Sehnſucht nach der lieben Heimat und den ſeligen Tagen der Kin=
derzeit
wieder. Wer möchte da nicht wiſſen, woher ſie kommen
und welche flinken, geſchickten Hände ſie bereiten?
Thüringen, Deutſchlands Herzland, iſt ihre Heimat, und oben
auf dem Walde, wo ſich die ſchieferbeſchlagenen Häuſer träulich in
die engen Talfalten der tannenumdunkelten Berge hineinſchmiegen
oder hinaufklettern bis zum uralten Rennſtieg auf dem höchſten
Gebirgskamme, da ſchimmern bis tief in die Nacht die Lichter in

Im Schwarzatal.

Hanns Bock.

den engen Arbeitsſtuben der kinderreichen Familien. Nahe bei=
einander
liegen die großen Orte Lauſcha, Steinach, Ernſttal, Jgels=
hieb
, Neuhaus, Steinheid, wo die allermeiſten von dieſen blitzen=
den
Sachen gemacht werden. Die Mutter aller iſt Lauſcha, wenn
auch ſchon vor ſeiner Gründung in einigen anderen Orten Thürin=
gens
Glashütten beſtanden. Im Jahre 1597 haben die erſten Glas=
meiſter
ſich unter dem Schutze des Herzogs von Coburg in dem
engen Waldtale niedergelaſſen und die alte Glashütte gebaut, um
die der ganze Ort entſtand. Es waren zwei um ihres Glaubens
willen vertriebene Männer, Hans Greiner aus Schwaben und
Chriſtoph Müller aus Böhmen. Darum heißen noch heute Hun=
derte
von Familien in Lauſcha und den Nachbarorten Greiner und
Müller und werden nur durch originelle Haus= und Spitznamen
voneinander unterſchieden.
Die Glashütte, wo die Glasmacher hantieren, iſt die Sonne,
um die das ganze gewerbliche Leben kreiſt. Dort glüht der unge=
heure
Schmelzofen aus Sandſtein und feuerfeſtem Ton mit zahl=
reichen
Oeffnungen an den Wänden, aus denen manchmal die
Flamme herausleckt. Hinter jeder ſteht ein ſtarker, großer, töner=
ner
Schmelztiegel in dem Feuermeer, in dem die Glasmaſſe aus
Quarzſand und Pottaſche (oder irgendeinem Salze wie Soda oder
reinem Natron) ausgeſchmolzen wird. Soll das Glas farbig wer=
den
, ſo muß es entſprechende Zuſätze erhalten, wie Kobalt für

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Seite 10 Nr. 210

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 1. Auguſt 193.

Blau, echtes Gold für Rubinrot, Knochenmehl für Milchweiß und
Kupferoxyd für Grün. Iſt alles gut verſchmolzen, dann taucht der
Glasmacher einen langen Eiſenſtab mehrmals in den Tiegel, bis
ein großer Klumpen glühende Maſſe ſich angehängt hat. Dieſe
wird mehrmals abgekühlt, wieder angeglüht und auf einer blan=
ken
Eiſenplatte zylindriſch zuſammengewalzt. Dann ſtößt ein
zweiter Glasmacher eine Pfeife, d. h. einen hohlen Eiſenſtab,
an das andere Ende der glühenden Glasmaſſe und zieht rück=
wärtsſchreitend
die Maſſe auseinander, indem er beſtändig in die
Pfeife hineinbläſt. So entſteht eine lange Glasröhre, die ſchnell
erkaltet und auf ſchmalen Brettchen am Boden ruht.
Die langen Röhren werden in kleinere Stücke zerſchlagen, und
dies iſt nun das Rohmaterial für den Glasbläſer. Mit
einem Bündel Röhren im Arm geht er aus der Hütte in ſein
enges Heim und ſetzt ſich an den Arbeitstiſch, an dem eine blaue
Gasſtichflamme aus dem Rohre ſprüht, die er durch den Fußtritt
aus dem Blaſebalg unter dem Tiſche immer in rauſchendem Gang
hält. Flink mit den Fingern drehend, hält er die Glasröhre vor=
ſichtig
in die Flamme, bis eine Stelle wieder weich und glühend
wird, und bläſt mit dem Munde hinein, ſo daß ſich der ſchmelzende
Teil kugelig aufbläſt. Das untere Ende hat er vorher geſchickt
zugeſchmolzen, das obere nach dem Munde zu verengt er und zieht
einen offenen Spieß heraus. Sogleich hat er eine Form zur
Hand, in der er die noch weiche Glasmaſſe hineinbläſt; und eine
Frucht, eine Tiergeſtalt, ein Kopf oder irgendeine phantaſievolle
Glasfigur iſt fertig. Reihenweiſe werden die Sachen noch mit
den Spießen zum Kühlen auf den Arbeitstiſch gelegt. Dann
kommen Frauen und Kinder, nehmen die Figuren weg und gießen
durch die Spieße eine Silberlöſung mit einigen Beimiſchungen

hinein, die ſich an der Innenwand niederſchlägt und dann wieder
abgegoſſen wird. Glitzernd liegt das zerbrechliche Ding vor uns.
Nun wird es noch von außen mit bunten Farben bemalt. Ein
jedes Familienglied hat ſeine beſondere Beſchäftigung dabei, und
wenn recht viele Beſtellungen für die Weihnachtszeit gekommen
ſind, dann müſſen auch die Kinder oft lange mit aufſitzen, die
Spieße abbrechen, die Henkel einfügen, die Pappkartons ver=
packen
und anderes mehr.
Allein wieviele andere reizende Sachen werden noch aus
Glas gmacht! In der Hütte gleich am Schmelzofen werden die
bei allen Kindern beliebten Märbel (Glaskugeln) mit Tierfiguren,
Blumen oder bunten Spiralfäden drin aus maſſiven Glasſtangen
mit ſeltſamen Scheren abgedreht. Bunte Perlen zum Beſatz für
Damenkleider, Fiſch= oder Wachsperlen, mattſchimmernd in Fiſch=
ſchuppenſilber
, Augen für Puppen und Tierſpielzeug, Zigarren=
ſpitzen
, Glasblumen, Spinnräder und vieles andere werden da ge=
macht
. Der Glasbläſer entfaltet ſeine ganze Phantaſie und
Geſchicklichkeit in zierlichen Nippſachen, wie Hirſchen, Rehen und
anderen Figuren, die ganz freihändig ohne eine Form durch Bla=
ſen
mit dem Munde, vorſichtiges Ausziehen des glühenden Glaſes
und Aufſetzen, von Glasſtengeln gebildet werden. Ja, das Glas
kann in ganz feinen Fäden über ein Rad geſponnen werden, die
dann den Vogelfiguren als Schwänze, den Engeln und Schmetter=
lingen
als Flügel angeheftet werden. Man ſtellt ſogar ganze
Gewebe, wie Krawatten und Gürtel, daraus her, flicht Broſchen
für die Frauen daraus, ja eine Fahne aus Glashaar führt ein
Lauſchaer Verein. Die köſtlichſte Kunſt wird bei der Herſtellung
von Menſchenaugen entfaltet, die von hochbegabten Männern in
wunderbarer Naturtreue nachgebildet werden und manchem un=
glücklichen
Menſchen wenigſtens einen äußerlich unerkennbaren
Erſatz für ſchweren Verluſt gegeben haben. Das Bedeutendſte
leiſtete hierin die Lauſchaer Familie Müller=Uri, die die beſten
Pariſer Fabrikate aus dem Felde ſchlug und in großen Städten
Niederlaſſungen gründete.
Mit dieſen Dingen iſt der Kreis der durch Glasbläſerei her=
geſtellten
Gegenſtände nur angedeutet, die Fülle der Nippſachen
beſonders iſt geradezu unerſchöpflich, denn der Phantaſie ſind ja
darin gar keine Schranken geſetzt. Dazu tritt aber in anderen
Orten des Gebirges, wie Stützerbach, Ilmenau, Schmiedefeld,
Neuhaus am Rennſtieg, noch ein ganz anderes Gebiet der Glas=
kunſt
: die Herſtellung von meteorologiſchen, phyſikaliſchen, chemi=
ſchen
und mediziniſchen Apparaten und Inſtrumenten. Ungezählte
Thermometer und Barometer gehen aus dem Thüringer Walde
hinaus in alle Welt.
Die Fabrikation geht mit der Wiſſenſchaft Hand in Hand und
liefert hundertfältige Sorten feinkonſtruierter Glasinſtrumente,
mit denen die Gelehrten in den Laboratorien der Univerſitäten
und Kuranſtalten, die Chemiker und Phyſiker, die Wetterkundigen
und viele andere Berufe Tag für Tag arbeiten und forſchen.
Auf die gewaltigſte Höhe und zu unerſchütterlichem Weltruhm
gelangte aber die Thüringer Glaskunſt durch die geniale Perſön=
lichkeit
des Eiſenacher Werkmeiſterſohnes Ernſt Abbe. Ihm ge=
lang
zum erſten Male die genaue mathematiſche Berechnung der
optiſchen Bedingungen von Mikroſkopen und Fernrohren, deren
Linſen früher nur auf gut Glück geſchliffen wurden. Er ſchuf im
Verein mit Otto Schott ein für ſeine optiſchen Zwecke einwand=
freies
Glas. Die gewaltige Weltfirma, der Abbe in ergreifender
Beſcheidenheit den Namen Zeiß=Werk nach ſeinem erſten Mitarbei=
ter
gab, ſtellte aus dem Glas der Schottſchen Werke Mikroſkope
und Ferngläſer her, gegen die jede Konkurrenz in der ganzen Welt
machtlos war. Raſtlos wurde weitergearbeitet, über die kunſt=
vollen
Lichtbildapparate und Epidiaſkope hinweg bis zu den viel=
bewunderten
Planetarien der neueſten Zeit.
Ueberſieht man das alles, ſo iſt es ein ſchier unendliches Feld
von Kultureinflüſſen, von idealen, wiſſenſchaftlichen und prakti=
ſchen
Werten, die aus der Thüringer Glaskunſt allen Völkern der
Erde zugute gekommen ſind.

DieOlitätenhändler auf dem ThüringerWald

Von Dr. Berthold Rein, Rudolſtadt.

Volksmedizin und Wiſſenſchaft! Gegenſatz und Ergänzung!
Wenn Arzt und Apotheker nicht helfen, bringt der Nachbar ein
Fläſchchen oder ein Schächtelchen, das hat ihm geholfen. Wollen
wir wetten: Es ſtammt aus dem Thüringer Walde! Sehen
wir uns dort doch einmal um!
Beckens Heinrich im Schieferdorf vor dem Walde war ein
eigenartiger Mann: unterſetzte Geſtalt, lebhaft, glatt geſchorene
Züge, ſchlichter, treuer Blick aus dem Auge, darüber eine Denker=
ſtirn
. Bei der Alltagsarbeit trug er bäuerliches Gewand. Wer
ihm Sonntags auf dem Kirchwege begegnete, konnte ihn für
einen Gelehrten anſehen. Geſchäftsſchild oder Wirtszeichen trug
ſein Haus nicht. Es ſtand mit der Giebelſeite an der Döorf=
ſtraße
. Hof und Stall ließen gerade ſoviel Betrieb vermuten,
daß ein Hausſtand von ſechs Köpfen des Lebens Nahrung und
Notdurft daraus bezog. Wer zu ihm in die Stube mit dem
großen braunen Kachelofen trat, den begrüßte er durch Handſchlag
und ein: Schön willkommen! Bekannte nahmen auf der Wand=
bank
am Familientiſche Platz, für Fremde war eine Gaſtecke am
anderen Ende der Fenſterſeite beſtimmt. Nach kurzer Einleitung
beſtellten ſie, was ihr Herz begehrte. Dann entfernte ſich der
Hausherr, um bald zurückzükehren mit einem Kelchgläschen, aus
dem weiße Pfefferminze oder grüne Krauſeminze ſcharfen Duft
aufſteigen ließ. Gäſte waren nicht ſelten, das Haus war be=
kannt
. Unmäßigkeit habe ich nie beobachtet. Wohl aber konnte
es vorkommen, daß ein ausweichender Blick oder, wenn der nicht
wirken wollte, ein ruhiges, aber beſtimmtes Wort weiteren Al=
koholgenuß
verſagte.
In der Kramkammer, der Wohnſtube gegenüber, ſtanden
Kiſten und Säcke mit Vorräten, auf Böcken lagen Fäſſer ange=
zapft
. Hinter dem Ladentiſch, über dem ſich ein bunt bemalter
Holzrahmen in weichen, geſchwungenen Linien erhob, verwaltete
der Hausherr ſein Amt als Kaufmann des Ortes. Seltſamer
Hausrat ſtand umher, wie er in Kaufläden der Stadt ausgeſtor=
ben
war: Zinngefäße, rund und eckig, Kupferröhren, gerade und
gebogen. Von den Rahmen hingen Handwagen herab mit blan=
ken
Meſſingſchalen, und Vorräte von Tüten aus Strohpapier.
Ein Wandſchrank mit vielen Schubkäſten im Unterbau, mit offe=
nen
Fächern im Obergeſtell hielt die verkaufsfertigen Waren be=
reit
. Eine lange Reihe launiſch geformter Flaſchen enthielt
Flüſſigkeiten in allerlei Farben, mit deutſchen und lateiniſchen
Aufſchriften, auch geheimnisvollen Abkürzungen. Wer den For=
ſcherdrang
weiter befriedigen wollte, konnte eine ganze Stufen=
leiter
vom ſüßeſten Perſiko durchkoſten bis zum Amara, der ſo
bitter die Geſchmacksnerven herumriß, daß es gerne geglaubt
wurde, er diente nur Heilzwecken. Die Gerüche des Morgenlan=
des
, vereint mit den Düften des Heimatwaldes, zogen von dieſen
Flaſchen aus durch den Raum. Dickflüſſiger, brauner Wacholder=
ſchnaps
, die weithin berühmte Eigenmarke des Hauſes, gab dabei
den Ausſchlag. Am ſeltſamſten aber muteten die großen irdenen
Gefäße an, die neben Korbflaſchen in der dunklen Ecke ſtanden.
Weite Bäuche, lange Hälſe ſorgſam verſchloſſen mit großen
Holzpfropfen oder weichen Ballen in Rindsblaſen gehüllt. Sie
bargen den Geſchäftskern des Hauſes. Von ihnen wurde wenig
geſprochen. Nur manchmal wanderte die eine oder andere in die
Hinterkammer, wo eine eiſerne Tür immer ſorgfältig verſchloſſen
war. Dort durfte nur die eine Tochter Handreichung tun; wäre
ein Sohn dageweſen, ſo hätte wohl er das Geheimnis der Mi=
ſchung
geerbt.
Im Frühjahr, wenn noch Schnee an den Winterhalden lag,
aber draußen an der Tiefebene Oſtluft die Wege getrocknet hatte,
wanderte Heinrich hinaus ins Hannoverland. Schweres Reiſe=
gepäck
habe ich nie bei ihm geſehen. Aber wenn er jemandem:
wohlwollte, dann zog er ein fingerlanges, rundes Fläſchchen aus
der Taſche ſeines ſchweren Schoßrockes. Mit hellblauem Glanz=
papier
war es zugebunden. In rotem Siegellack war ein ver=
ſchlungener
Namenszug abgedrückt, mit fünfzackiger Krone dar=
über
. Was die ſcharlachrote Flüſſigkeit leiſtete, das beſagte der
Umſchlagzettel: Nutzen und Gebrauch des Hamburgiſchen Univer=
ſal
=Lebensöl. Ein altfränkiſcher Wappenſchild führte drei Türme
im Feld und wurde überragt von fünf Straußenfedern. Zwei
Löwen mit dräuenden Zungen und Schweifen dienten als Wap=
penhalter
. Dieſe Einleitung erweckte ſo etwas wie ein Sicher=
heitsgefühl
unter hoher obrigkeitlicher Genehmigung. Nun war
das Gemüt empfänglich für Belehrung. Dieſes alle Krankhei=
ten
in gewiſſem Maße zu heben und dieſelben zu verhindern
nützliche Medikament, ſtärket ohne Hitze und Kälte die Kraft der
Bewegung, reſolviert und lindert den Schmerz; iſt daher beim
erſten Anfange der Krankheiten oder auch während der Krank=
heit
ſelbſt, wenn und wo kein Medikus vorhanden iſt, als ein
Notmittel zu gebrauchen, das geneiniglich hilft und niemals
ſchadet. Sämtlichen Körperteilen in= und auswendig konnte
damit geholfen werden. Für Mann, Weib und Kind wurden
die Leiden aufgezählt, die damit zu beheben waren. Wiſſenſchaft=
liche
Ausdrücke, wie Paroxismus, Malum Hypochondriacum und
Föcunditäten, floſſen mit ein und verſorgten das bekümmerte
Gemüt mit willkommenem Spielraum für die Einbildungskraft.
In einer Schwammdoſe bei ſich getragen und daran gerochen,
präſervieret vor böſer Luft und divertieret die Naſe. 80 Tropfen
unter 4 Lot geſtoßenen Hutzucker gemiſcht, kann man meſſerſpitz=
weiſe
nehmen bei nebliger Luft; auch mit einem Quartier Franz=
branntwein
melieret, gibt einen angenehmen Magen=Aquavit.
Für alle Tag= und Nachtzeiten empfahl es ſich und ſchadet nie=
mals
, wenn die Doſis überſchritten oder oft wiederholt wird.
Zum Schluß war das Petſchaft wiederholt, damit das Publikum
wegen Verfälſchung oder Nachahmung unbeſorgt ſein kann.
Was Heinrich ſonſt noch bei ſich führte, davon machte er in
der Stadt, wo er die erſte Raſt hielt auf ſeiner Geſchäftsreiſe,
kein Weſen. Nach mehreren Wochen kehrte er heim. Dann war
er wieder Landwirt oder bediente hinter dem Ladentiſch vor
ſeine Kunden, vom weißhaarigen Nachbar Tuſchkaſtenmacher, der
Spiritus und Schellack brauchte, bis Herab zum ſchüchternen klei=
nen
Mädchen, das ſich für zwei Pfennige drei Feuerſteinchen
(ſprich: Bonbons) erſtand; allen begegnete er mit gleichem,
freundlichem Ernſt.
In freien Stunden war es ein Genuß, mit ihm zu verkehren.
Der Blick hinaus in die Welt hatte ihn mit einem Verlangen
nach Mehr in Natur= und Menſchenkunde erfüllt. Sprachkennt=
niſſe
erweiterte er gerne durch Fragen. Die Pflanzenwelt der
Heimat mit ihren ſchlummernden Kräften war ihm vertraut, und
die Quellen in den Waldwinkeln hatten ihm verraten, was ihre
Flut mit ſich führte an Beſtandteilen aus den Tiefen des Ge=
ſteins
. Beſcheiden und genügſam ſtand er im Leben. Erwar mir das
Urbild des Laboranten vor einem halben Jahrhundert. Jetzt
ruht er ſchon lange neben ſeiner braven Chriſtel auf dem Fried=
hof
an der Pfarrkirche im Tal.
Eine ältere Stufe der Entwicklungsgeſchichte des Thüringer
Balſamträgers war der Buckelapotheker‟. Den Namen hatten
die Glasbläſer in freundnachbarlicher Fehde aufgebracht. Ein
Hauch Neid ſteckte dahinter: ſie mußten die Fläſchchen blaſen, und
jene verdienten Geld damit! Auf dem Rücken trug der Laborant
älterer Zeit ſein Reff, ſo hatte er ſeine Fläſchchen und Büchs=
chen
und Schächtelchen für den Kleinverkauf jederzeit bereit. Den
Großvorrat nahm ein Nachbar aus den Fuhrmannsdörfern bei
Königſee auf ſeinem Planwagen mit. Deſſen Fahrten gingen
bis an die Küſten der Nord= und Oſtſee. Das Reff aber war
allgemein der handliche Muſterkoffer der Geſchäftsreiſenden aus
den Gebirgsorten überhaupt. Hat doch auch Matthias Klotz, der
Geigenmacher von Mittenwald, Deutſchland und Italien mit dem
Reff für die Kunſt ſeiner Heimat erobert!
Was barg das Reff des Balſenträgers? Was verlangte, die
heilbedürftige Welt? Wer könnte das aufzählen! Nur einige
Beiſpiele! Mixtura oleosa balsamica rubra oder rotes Lebensöl.
Univerſal=, Heil= und Fluß=Pflaſter, mit welchem nächſt Gott

viele Menſchen zu ihrer Geſundheit gebracht. Gebrauch
Tugenden des goldenen volatiliſchen Meliſſen=Geiſtes (Ezu
Carmes) oder Extraordinären Schlagwaſſers (welches nirger
als in den Klöſtern der barfüßigen Karmeliter zu Paris, Rege
burg, Wien, Prag und Trient, zu bekommen iſt). Allgeme
Fluß=Tinktur. Doppeltes Kölniſches Waſſer von dem ältef
Deſtillierer Joſeph Maria Farina gegenüber dem Altmarkt
Köln. Pulvis Anonymus. Grünes Pflaſter. Lauerſch
Pflaſter. Dieſes vormals von Sr. Röm. Kaiſ. Maj. privilegie,
und neuerdings mit Genehmigung eines hohen Kgl. Preuß. Mi
ſteriums zum Debit verſtattete köſtliche Heil= und Wundpflaſ
des Michael Lauer iſt erbmäßig übergegangen auf Jungf:
Thekla Brenner in Erfurt und nur von dieſer echt zu bezieh
Augsburger Balſam. Dieſen Balſam findet man gut und
recht bei mir Phil. Jacob Schauer ſeel. Erben Chemicus in Au
burg am oberen Lech wohnhaft, wo an der Behauſung ſich 4
Kaiſ. Kön. und Churfürſtl. Wappen befindet.
Eine beſondere Ueberzeugungskraft auf empfängliche Gemü
übte der altertümliche Druck der Begleit= und Umſchlagblät
aus. Holzſchnitte in der derben Art des 16. Jahrhunderts u
behäbige Schriftformen der Barockzeit wurden getreulich weit
geführt. Auf den Dreißigjährigen Krieg und die Peſtzeit nim

Olitätenhändler (Arzneihändler, auch
genannt) vom Thüringer Wald.

Laborant

der Wortlaut öfters Bezug. In dieſe Zeit wird, wenn nicht d
Urſprung, ſo doch ein beſonderer Aufſchwung des ganzen Olitäte
handels anzuſetzen ſein.
Vertrauen erweckend alt mußten beſonders auch die Fläſchche
ſein. Hätte ein Laborant an ihrer Form und Farbe etwas g
wechſelt, ſo wäre ſicher ein Teil ſeiner Kundſchaft abgefallen. D
eigenartige Erſcheinung dieſer Fläſchchen, bunte Haube mit Ve.
ſchnürung am Halſe, faltiger Mantel der Umhüllung, forder
zum Vergleich mit einer Frauengeſtalt auf. Eine beſonders ku
gedrungene Art hieß Nönnchen. Die Flaſchen für Cölniſche
Waſſer waren auffallend lang geſtreckt, mit dünnem Halſe un
kleinem Kopfe; manche überſchlanke Dame mußte es ſich daru=
gefallen
laſſen, daß ſie Eau de Cologne=Flaſche genannt wurd
Als man das Reff nicht mehr ſo recht zeitgemäß empfan.
trat ein lederner Ranzen mit breiten Riemen an ſeine Stelle. D
Gläſer begleiteten dieſen Fortſchritt mit ihrem Scherz, und be
ihnen hießen nun die Balſenträger Ranzerte‟.
Aus den Bedürfniſſen des Volkes war der ganze Heilmitel
betrieb die Jahrhunderte hindurch angewachſen. Die medizinſche
Wiſſenſchaft war inzwiſchen auf anderen Wegen zu anderen Er
gebniſſen gekommen. Deshalb beſchäftigte ſich die Geſetzgebun
mit dem Schutze der leichtgläubigen Laienwelt und. verbot de
Hauſierhandel. Und das Ergebnis? Am Orinoko und an de
Wolga, in der einſamſten Alphütte wie im Salon der Großſtal
tommt ein Thüringer Fläſchchen zum Vorſchein mit einem Haus
mittel bei plötzlichem Unwohlſein oder ein Pflaſterſchächtelche
bei Schnitt= oder Brandwunden. Das Volk verlangt Univerſal
mittel und würde ſie erfinden, wenn ſie nicht da wären.
Der Olitätenhandel iſt im Schwung, aber niemand kenn
genau die Bahnen, die jedes einzelne dieſer Mittel und Mitte.
chen geht, bis es an die Stelle gelangt, wo ſeiner Heilkraft Vei
trauen entgegenkommt.
Im kleinbäuerlichen Gehöft werden noch heute Paprika un
Lerchenſchwamm, Pommeranzenſchalen und Fenchelkörner geheim
nisvoll verarbeitet; Pflanzenſchätze aus allen Erdteilen ſtröme
ihre Düfte durcheinander. Aber auch Großbetrieb in Fabrike,
mit wiſſenſchaftlicher Ueberwachung iſt daraus angewachſen unte
Befolgung der reichsgeſetzlichen Beſtimmungen. Wer wäre no0
nie Richters Painexpeller begegnet? Vor dem Kriege hatte d"
Firma Filialen im Auslande, des Spirituszolles wegen. Manch
Laborantenfamilie hat ihren Söhnen die Anregung gegeben..
wiſſenſchaftlichem Studium der Arzneimittel und der Heilkunde
Was iſt nötig für die Wirkung des Heilmittels? Pſychiſche
Prädispoſition! Auf deutſch: Man muß daran glauben!

Auf dem Inſelsberge.
Zu meinen Füßen liegt das Land
Vom Sonnenſchein erhellt.
Und drüber weithin ausgeſpannt
Das blaue Himmelszelt.
Die Blicke ſchweifen feſſellos
Ins weite Land hinein:
O Gott, wie iſt die Welt ſo groß
Und wie das Herz ſo klein!
Und dennoch füllte mir die Welt
Das kleine Herz nicht aus.
Umſchlöße nicht das Himmelszelt
Auch meiner Liebſten Haus.

(Aus: Gedichte. Leipzig, F. A. Brockhaus.)

Julius Sturm.

Für das Darmſtädter Tagblatt von Hans Reyhing bearbeitele
Sonderausgabe der Deutſchen Glocke‟.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Nr. 210 Seite 11

Zum 20. Jahrestage des Kriegsausbruchs.

Um L. Auguft 1944. Mobilmachung!
Von Oberſtleutnant a. D. Benary.
Ein kleines Haus im Schatten einer Kirche, ein Zimmer, in
gs beim beſten Willen kein Sonnenſtrahl fallen konnte, ein Tiſch,
in Stuhl, Aktenborde, ein eiſerner Geheimſchrank, ein vergilbter
eupferſtich des alten Großherzogs, ein Wandkalender des Tag=
latts
, das war die Arbeitsſtätte, an der ich in der ſüdweſtdeut=
ben
Reſidenz die Tage der Mobilmachung vor 20 Jahren ver=
ebte
. Ein Wachtmeiſter, dem Stubenluft und Aktenſtaub jede
zwur eines ſoldatiſchen Aeußeren geraubt hat, der in langjäh=
iger
Arbeit zum lebenden Nachſchlagewerk in allen Mobil=
rachungsfragen
geworden war, ein Gefreiter als Schreiber, der
ſoch nicht einmal bis zu den Geheimniſſen der Schreibmaſchine
orgedrungen war, ein 15jähriger Obertertianer im Pfadfinder=
ut
und mit ſchwarz=weiß=roter Armbinde, der ſeine Ordonnanz=
jenſte
mir freiwillig angeboten hatte, das waren die Menſchen=
räfte
, mit denen ich die Mobilmachung zu bewältigen hatte.
5ymbol ſcheint mir dies heute alles, mit wie geringen Mitteln
as alte Heer das Höchſte erreichte. Denn wie bei uns, beim Bri=
jadeſtab
. in Karlsruhe, war es überall im Deutſchen Reich.
lleußerſte Sparſamkeit in allem und jedem, in Raum und Zeit,
ingeſpannteſter Einſatz jedes Einzelnen in ſeinem genau um=
grenzten
Wirkungskreis, ein Vorausdenken, das auch vor kleinen
und kleinſten Dingen nicht Halt machte, eine Gewiſſenhaftigkeit.
die an dem fehlenden Punkt in dem Mobilmachungskalender An=
ſtoß
nahm, das waren die Grundlagen jenes Wunderwerkes, von
deutſchen Generalſtäblern, erdacht, das ſich Mobilmachung nannte
und das, in den drei Einheitskriegen bewährt, von der ganzen
militäriſchen Welt lange vor dem großen Kriege nachgeahmt
worden war.
Mobilmachung! Die Laien von damals und erſt recht von
heute in einem Deutſchland, dem Mobilmachungsvorbereitungen
durch das Friedensdiktat verſagt ſind, waren und ſind ſich der
Schwere, der Weite des Begriffes Mobilmachung ſchwerlich be=
wußt
. Mobilmachung bedeutet für ſie allenfalls die Umformung
des Friedensheeres in das Kriegsheer, die Auffüllung des Mann=
chaftsbeſtandes
ſeiner Friedenstruppenteile auf Kriegsſtärke, die
Aufſtellung neuer Truppenteile, ihre Ausſtattung und ihre Aus=
rüſtung
mit allen jenen funkelnagelneuen Herrlichkeiten an Be=
kleidung
, Bewaffnung und Gerät, die in Kammern und Lager=
häuſern
ſeit Jahren auf ihre Verwendung warteten, Mobilmachung
bedeutet ihnen vielleicht noch die Ueberführung der Truppe mit
der Eiſenbahn auf den Kriegsſchauplatz. Von den gewaltigen
Vorarbeiten, die in ihr ſteckten, von den noch größeren Arbeiten,
die während ihrer Dauer zu bewältigen waren, ahnt er nichts.
Wer ſelbſt an Mobimachungsvorbereitungen mitgearbeitet hat,
weiß es. Die Zeit von Weihnachten bis Oſtern, wo ſie ſich Jahr
für Jahr zuſammendrängten, kannte keinen Achtſtundentag, rich=
tete
ihren Arbeitsrhythmus nach der alten militäriſchen Weis=
heit
: Der Tag hat 24 Stunden zum Arbeiten, und wenn die
nicht ausreichen nimmt man die Nacht zu Hilfe. Mancher
jugendkräftige Generalſtabsanwärter iſt als Hilfsarbeiter in der
großen Bude unter dieſen Anforderungen zuſammengebrochen.
Orden und Ehrenzeichen, Zulagen und Sonderurlaube gab es
dafür nicht, nur das Gefühl der Befriedigung: Dank deines Wir=
kens
, wenn auch an untergeordneter Stelle, klappt das Ganze.
Mobilmachung in Zeiten der Maſſenheere, der Volkskriege geht
weit über den engen Rahmen der Wehrmacht hinaus. Wer über=
legte
ſich im Auguſt 1914 oder etwa gar heute, daß ſie zunächſt
eine gewaltige Kräfteverſchiebung, kreuz und quer durch das Reich=
ſedeutete
. Der Weſten Deutſchlands war reich an Menſchen, aber
arm an Pferden. Im Oſten war die Lage umgekehrt. So waren
weſtfäliſche und rheiniſche Reſerviſten und Landwehrleute nach
Oſtpreußen und Poſen, oſtpreußiſche und Poſenſche Pferde an den
Rhein zu fahren. Die Grenzgebiete im Oſten und Weſten waren
vom ſofortigen Zugriff des Feindes bedroht. Ihre Bevölkerung,
ihre für die Kriegswirtſchaft wichtigſten, beweglichen Schätze muß=
ten
in Sicherheit gebracht werden. So rollten vom erſten Mobil=
machungstage
die Räumungszüge mit Frauen und Kindern aus
den Feſtungen in Elſaß=Lothringen, die Räumungszüge mit den
Hengſten und Stuten der Haupt= und Landgeſtüte aus Oſtpreußen
nach dem Innern des Reiches und trafen ſich unterwegs mit den
Zügen, die den Ueberſchuß der wehrfähigen Jugend der Reichs=
hauptſtadt
den Grenzregimentern zuführten. So rollten die Züge
mit den Kohlen für die Flotte von Süd nach Nord, mit den ab=
zuſchiebenden
öſterreichiſch=ungariſchen und italieniſchen Wander=
arbeitern
von Nord nach Süd. So rollten die Züge mit dem in
das Aufmarſchgebiet vorauszubefördernden Perſonal der Stäbe
der zum Handſtreich auf Lüttich beſtimmten, beſchleunigt mobil=
gemachten
ſechs Brigaden nach Oſten und Weſten und durch alle
dieſe Mobilmachungstransporte hindurch die Fülle der kleinen
Einzeltransporte von Ort zu Ort, die noch größere Fülle der Ein=
zelreiſenden
, die zu ihren Geſtellungsorten eilten oder vor ihrer
Geſtellung noch mit Fahrten verbundene Geſchäfts= und Familien=

angelegenheiten zu erledigen hatten, um deretwillen der Zivil=
fahrplan
in den erſten Mobilmachungstagen im weſentlichen bei=
behalten
werden mußte. Insgeſamt ſind 20 800 Mobilmachungs=
transporte
im Frieden vorbereitet worden, mit denen 2 070 000
Mann, 118 000 Pferde und 400 000 Tonnen Material befördert
wurden. Sie mußten gleichzeitig mit 1440 Transporten voraus=
zubefördernder
Stäbe und Truppen bis zum 6. Auguſt im weſent=
lichen
abgewickelt ſein. Von dieſem Tage an beanſpruchten die
Kriegstransporte, d. h. die Beförderung der mobilgemachten Maſſe
des Heeres in das Aufmarſchgebiet den größten Teil des Bahn=
netzes
und die Mobilmachungstransporte konnten ſich erſt vom

Geſchäftszimmer blicken machte ein völlig hilfloſes Geſicht, als
ich ihm ſeinen Kalender mit dem Troſte in die Hand drückte, er
finde dort alles Notwendige. Während die beiden Geiſtesheroen
in den nächſten Tagen ſofort angelaufen kamen oder den Fern=
ſprecher
in Bewegung ſetzten, wenn die geringſte Reibung ſich von
ferne zeigte, habe ich von dem Hofmann und dem Reitſchüler nie
wieder etwas gehört. Sie waren als geborene Soldaten allein
zurecht gekommen.
Gab es nun gar keine Kritik an dem zu üben, was wir im
Frieden vorbereitet hatten und jetzt ausführten? Leider rück=
ſchauend
mehr als genug. Wir waren, bei Lichte betrachtet, nicht
mit der Zeit mitgegangen, hatten die Entwicklung Deutſchlands
zu einem volkreichen Induſtrieſtaat nicht in unſere Rechnung ein=
geſtellt
, waren in dem Schema der rein militäriſchen Mobil=
machung
eines volkarmen Agrarſtaates ſteckengeblieben. So fehl=
ten
oder waren nur kümmerlich angedeutet alle Vorbereitungen

13. Mobilmachungstag an wieder breitmachen. Die Zahl der
Kriegstransporte gibt das Werk des Reichsarchivs auf 11 100 mit
3 120 000 Mann und 860 000 Pferden an, das iſt mehr als das
Sechsfache der Kriegstransporte des Jahres 1870. Wie reibungs=
los
der Apparat arbeitete, dafür ein Beiſpiel aus dem eigenen
Erleben: Baden als pferdearmes Land konnte für die aufzuſtel=
lenden
Stäbe und Truppen meiner Brigade nicht genügend Zug=
und gar keine Reitpferde liefern. Ein Transport aus Poſen ſollte
dieſem Mangel abhelfen, und genau zur vorgeſehenen Minute, am
6. Mobilmachungstag, um 15.43 Uhr, lief er auf dem Güterbahn=
hofe
Karlsruhe ein.
Die Verteilung der durch ihn uns zugeführten Pferde war
eigentlich die erſte und einzige Amtshandlung, die den Brigade=
ſtab
in den Wirbel der eigentlichen Mobilmachung führte, und
zeigte, welche Arbeitslaſt auf ihren Trägern, den Batteriechefs
und ihren vornehmſten Stützen, den Wachtmeiſtern, Futtermei=
ſtern
und Quartiermeiſtern lag. Im allgemeinen mußten wir
uns den größten Teil des Tages auskunftsbereit auf unſeren Ge=
ſchäftszimmern
aufhalten, wurden aber in unſerer beſchaulichen
Stille durch Rückfragen kaum geſtört. Ergötzlich war es zu beob=
achten
, wie ſich ſchon die Geiſter ſchieden, der Unterſchied zwiſchen
Soldaten und Militärs ſcharf, hervortrat. Hatte da die Brigade
zweiStäbe dar Kommandeure derAreillerie=Munitionskolonne eines
aktiven und eines Reſervekorps, mit einem aktiven Stabsoffizier
und einem aktiven Oberleutnant als Adjutant an der Spitze, auf=
zuſtellen
. Der Zufall hatte es gefügt, daß in dem einen Stab ein
Artillerieoffizier von großem Friedensruf und ein hochgelehrter
Kriegsakademiker, in dem zweiten ein gewandter, aber keines=
wegs
übereifriger Hofmann und ein Reitſchüler zuſammenkamen,
alle vier waren wenig erbaut von der ihnen zufallenden, nach
ihrer Anſicht wenig ruhmvollen Aufgabe. Die beiden Geiſtes=
heroen
ſahen ſie als ihrer nicht würdig an, der Reitſchüler ſein
Brother; ließ ſich verſtändigerweiſe überhaupt nicht auf meinem

Roman von Wolfheinrich V. d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

25. Kapitel.
Harald Borchs Todesfahrt.
Am nächſten Vormittag war Beratung im Amtszimmer Mr.
Hardys. Außer ihm waren Mr. Lead, der Chef der Kriminal=
polizei
, einige andere höhere Beamten und mehrere beſonders
tüchtige Detektive anweſend. Auch Kulicke und Fürſt hatte man
zugezogen. Die Ereigniſſe des geſtrigen Tages und der Nacht
wurden beſprochen, beſonders der Rapport des Beamten, der in
Hopkins Kneipe Harald Borch belauſcht, zu haben behauptete.
Man hatte den Detektiv geholt, und er hatte noch einmal berich=
ten
müſſen.
Mr. Lead lehnte im Stuhl zurück und klapperte mit dem
Schlüſſelbund in ſeiner Hoſentaſche.
Alles ganz ſchön, lieber Dickſon, ſagte er zu ſeinem Beam=
ten
, aber irgend etwas in der Sache kommt mir merkwürdig
vor. Sie geben ja ſelbſt zu, das Geſpräch nur bruchſtückweiſe
gehört zu haben. Daß er ſich unter dieſen Umſtänden hinwagen
ſoll ...
Das Frauenzimmer wird doch beobachtet? fragte Mr. Hardy
dazwiſchen.
Selbſtverſtändlich, beeilte ſich Lead zu erwidern, ſeit wir
die Meldung haben. Wir müſſen ſehr vorſichtig dabei ſein. So
iſt noch die Möglichkeit, daß ſie nur ein unbeſtimmtes Mißtrauen
gegen unſeren Beamten hat und nicht weiß, wer der alte Mann
an ihrem Tiſche war; aber die geringſte Voreiligkeit von uns,
und ſie weiß Beſcheid. Dann iſt auch Harald Borch gewarnt, ſo
eſig wie dieſe Leute untereinander zuſammenhängen. An eine
Vernehmung Anitas iſt deswegen im Augenblick nicht zu denken.
Wir dürfen uns die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen
laſſen, meinte einer der Herren, und wenn ich mir den Rat
erlauben darf . .

Ein Polizeibeamter trat ein, ging zu Mr. Lead und flüſterte
ihm etwas zu.
Das Geſicht des Chefs leuchtete auf.
Die tauſend Dollar haben gewirkt, meine Herren, erklärte
er. Die Spanierin iſt da, um Meldungen über Harald Borch
zu machen.
Mr. Hardy und Mr. Lead gingen hinaus, um Anita zu ver=
hören
. Sie kamen ſehr bald wieder.
Dickſon hat recht, ſagte Mr. Hardy. Aus den durchaäus
glaubhaft klingenden Angaben der früheren Tänzerin geht her=
vor
, daß Borch heute nachmittag zu ihr kommt. Sie ſoll ihm bei
irgendeinem Vorhaben helfen, das ſie noch nicht kennt, und das
er noch heute ausführen will. Um fünf Uhr wird er bei ihr vor=
fahren
, und ſie ſoll auf ein verabredetes Hupenſignal aus der
Haustür treten und ein Zeichen geben, daß die Luft rein iſt. Nach
einiger Unterredung hat ſie uns verſprochen, für die tauſend
Dollar es zu tun, die ſie dafür ohne Rückſicht auf unſeren Erfolg
erhalten muß, wenn ſich ihre Angaben als wahr herausſtellen.
Borch will dann ins Haus ſchlüpfen und eine kurze Unterredung
mit ihr auf der Treppe haben.
Es war alſo Ernſt. Alle Maßnahmen wurden getroffen,
um dem berüchtigten Hochſtapler, ein Entkommen unmöglich zu
machen. Mr. Hardy und Mr. Lead wollten ſelbſt zugegen ſein,
um nötigenfalls Anweiſungen geben zu können, und Kulicke und
Fürſt durften nicht fehlen, als diejenigen, die Harald Borch am
beſten kannten.
Nachmittags punkt 5 Uhr fuhr ein kleines ſchwarzes Auto
die 96. Straße hinunter. Es ſaß niemand darin als Harald
Borch in einem für die Jahreszeit verhältnismäßig leichten Auto=
dreß
. Es dämmerte ſchon merklich, und als er ſich langſam dem
Hauſe 111 näherte, ließ er ſeine Scheinwerfer aufblitzen. Er

auf wirtſchaftlichem, induſtriellem und finanztechniſchem Gebiet.
Es geſchah nichts oder nur Ungenügendes zur Aufklärung der
eigenen Oeffentlichkeit, zur Beeinfluſſung der Meinung des neu=
tralen
oder gar des feindlichen Auslandes. Im Augenblick dräng=
ten
ſich dem Soldaten nur die Folgen der fehlenden oder fehlge=
leiteten
Aufklärungsarbeit im Innern auf. Die hochgradige, durch
keinerlei amtliche Einwirkung gedämpfte Erregung der Bevöl=
kerung
machte ſich in Spion= und Goldautojagden Luft. Gleich am
zweiten Mobilmachungstage mußte ich in der Hauptſtraße von
Karlsruhe eine alte Frau in einen Laden in Sicherheit bringen,
weil die Menſchenmenge, die einen verkleideten franzöſiſchen
Spion in ihr ſah, über ſie herzufallen drohte, und meine erſte
Kraftwagenfahrt zum Befehlsempfang von Breiſach nach Frei=
burg
war mit die gefährlichſte des ganzen Feldzuges, weil jeder
Bahnſchutzſtrich und Brückenpoſten ohne weiteres die Knarre an
die Backe riß, wenn man auf ſeinen Anruf nicht ſofort hielt.
Inmitten der Arbeitslaſt blieb uns genügend Zeit zur eige=
nen
Mobilmachung. Aeußerlich war ſie ſchnell vollzogen. Die
Kriegsausrüſtung lag ja immer bereit. Der Kriegskoffer war
raſch gepackt. Aber die innere Loslöſung von Familie und Heim
konnte ſich um ſo harmoniſcher vollziehen und die häuslichen Ver=
hältniſſe
in aller Ruhe ſo geordnet werden, daß man tatſächlich
alles Perſönliche hinter ſich werfen und ſich ganz und gar nur auf
die ſeiner harrenden Aufgaben einſtellen konnte. Die Wogen
vaterländiſcher Begeiſterung gingen im Südweſten des Reiches
nicht ſo hoch wie in ſeinem Norden und in ſeiner Mitte oder gar
wie in Berlin, nicht daß die Stimmung weniger entſchloſſen,
weniger opferbereit und zuverſichtlich geweſen wäre, aber ſie war
bei der Nähe der Grenze, der Nähe der Gefahr ernſter, verhal=
tener
. Freierlich ſtill die Verabſchiedung unſerer Regimenter durch
den Großherzog. Unbemerkt, ungeleitet unſer nächtlicher Marſch
zum Bahnhof. Der Krieg fiel vom erſten Augenblick an mit ſeiner
ganzen Schwere auf unſere Seele.
ſchien die Umgebung vorſichtig abzuleuchten. Dann gab er das
Hupenſignal und ſah geſpannt nach dem Hauseingang. Anita trat
in die Tür, ein Zeitungsblatt entflatterte ihrer Hand.
Hinter ihr im Eingang waren die Poliziſten verſteckt. Borch
ſollte ſofort nach Betreten des Hauſes verhaftet werden.
Aber ſo vorſichtig man geweſen war, Harald Borch ſchien
etwas gemerkt zu haben. Er hielt nicht ganz, ſondern fuhr plötz=
lich
wieder an und glitt ſchnell davon.
Die Polizei hatte ſich für dieſen Fall vorgeſehen. Ein paar
gellende Pfiffe, und acht Polizeibeamte, unter ihnen Hardy, Lead
und Kulicke, ſtürzten nach rechts und links zu den beiden Auto=
mobilen
, die ganz harmlos auf verſchiedenen Seiten des Fahr=
damms
ſtanden. Es war kaum möglich, daß dieſe den Hochſtapler
gewarnt hatten; denn es war nicht das geringſte Verdächtige an
ihnen, aber wenn es ſich ſo verhielt, war es jedenfalls nicht zu
vermeiden geweſen. Andere Poliziſten tauchten auf Motorrädern
auf. Fürſt war der Erſte unter ihnen.
Die Verfolgung begann. Sie ſetzten alle die höchſte Geſchwin=
digkeit
ein. Man durfte in der Dämmerung dem Flüchtigen keinen
zu großen Vorſprung laſſen, aber noch war er im Licht der ſtarken
Scheinwerfer deutlich ſichtbar. Daß der kleine Wagen den großen
Maſchinen durch ſeine Schnelligkeit entkommen konnte, ſchien von
vornherein ausgeſchloſſen. Zunächſt nutzte Harald ſeinen Vor=
ſprung
allerdings gut aus. Ehe das an der nahen Straßenecke
poſtierte Polizeiautomobil ihm den Weg verlegen konnte, ſauſte
er an ihm vorbei, dicht vor einem Laſtwagen vorüber, der die
Beamten eine Sekunde aufhielt.
Die Wagen der Polizei waren die ſtärkeren; ſobald die Bahn
frei war, holten ſie auf. Aber Harald fuhr wie ein Wahnſinniger.
Es war die tollſte, waghalſigſte, rückſichtsloſeſte Jagd, von der die
Detektive je auch nur gehört hatten. Harald raſte anſcheinend
ziellos kreuz und quer durch die Straßen, nur bedacht, wie er am
beſten vorwärts kommen und ein Hindernis zwiſchen ſich und die
Verfolger legen konnte. An entſetzten Paſſanten vorbei fegte er
auf zwei Rädern um die Straßenecken, ſchoß dicht vor elektriſchen
Bahnen vorüber, die dann erſchrocken bremſten und den Weg ver=
ſperrten
. Der rechte Kotflügel, ſeines Wagens hatte ſich beim
Streifen einer Trambahn wie Papier aufgerollt, der linke ging
drauf, als er haarſcharf an einem entgegenkommenden ſchweren
Fuhrwerk entlangſtrich. Dabei kam das ſchwarze Auto ins Schleu=
dern
, daß es ſich um ſich ſelbſt drehte; aber Harald hatte es gleich
wieder gefangen nd der Wagen ſetzte unter dem ſtarken Antrieb
wie mit einem Sprung wieder an. Er ſchien mit ſeiner Ma=
ſchine
wie verwachſen. Mit brennenden Augen und todblaſſem
Geſicht ſaß er wie aus Erz gegoſſen am Steuer. Seine Verfolger
waren vor Aufregung nicht minder blaß. (Fortſetzung folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 210

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Einmarſch der Fahnenabordnungen ins Stadion zur Schlußfeier
und Siegerehrung.

Der beſte deutſche Sportler, Hans Heinrich Sievert, Kampfſpielmeiſter im Zehnkampf und im
Diskuswerfen, muß Autogramme geben.

Darmſkädker
Turn= und Sporkgemeinde 1846.
Die Paddelabkeilung auf den Deutſchen
Kampfſpielen in Nürnberg.

Bei äußerſt ſtürmiſchem Wetter wurde auf dem herrlich gele=
genen
Dutzendteich in Nürnberg die Kampfſpiel=Faltboot=

regatta durchgeführt, die mit 137 Booten von über 40 Vereinen
aus allen Teilen des Reiches glänzend beſetzt war.
Schon bei den erſten Wettkämpfen am Samstag ſchnitt die
Rennmannſchaft der TSG. 46 hervorragend ab. Sommer=
Herzig wurden im Anfänger=Zweier ſicherer Zweiter vor
Schaiger=Nüzel, Faltbootabteilung der TG. München, mußten nur
im Endſpurt knapp den guten Zweier der Ulmer Kanufahrer,
vorbeilaſſen.
Daß bei den gefürchteten bayeriſchen Vereinen auch nur mit
Waſſer gekocht wird, zeigten die beiden Einer=Rennen. Am Sams=
tag
konnte Stuckert im Rennen vor Hage, Faltbootabteilung
der TG. München, gleichfalls den zweiten Platz hinter Dreſcher,
Faltbootabteilung der TG. Würzburg, belegen.
Eine ſchöne Leiſtung bot Herzig am Sonntag im Anfän=
ger
=Einer, indem er unter 10 Boten im Endkampf einen guten
zweiten Platz herausfuhr, u. a. die 3 Boote des CMK. München
und der Nürnberger Vereine hinter ſich laſſend.
Von den Meiſterſchaftsrennen nahm die Mannſchaft viele
neue Anregungen mit nach Hauſe. Die ſchönen Erinnerungs=
plaketten
der Stadt Nürnberg werden noch lange die Erinnerung
an die ſcharfen Kämpfe wachhalten.
Nachſtehend die Ergebniſſe:
Anhänger=Zweier, 750 Meter: 1. Scholl=Glemm. Ulmer KF.,
Zeit, 3:44,7: 2. Sommer=Herzig, TSG. 46 Darm=
ſtadt
, 3:45,4; 3. Schaiger=Nüzel, F.=A. der TG. München, 3:47 8.
Einer für den unbeſch. Paddler, 750 Meter: 1 Dreſcher. F.=A.
der TG. Würzburg 4:30.9; 2. Stuckert, TSG. 46 Darm=
ſtadt
4:35, 3. Hage, F.=A. der TG. Munchen, 4:41,8.
Anfänger=Einer, 750 Meter: 1. Schwenk, Stuttgarter Padd=
ler
, 4:06,4; 2. Herzig, TSG. 46 Darmſtadt, 4:12,3;
3. Schramml. CMK. München, 4:12,5.
Tennisabkeilung TsG. 1846 Ski= und Tennisklub
Rüſſelsheim 12:5.
Das geſtern auf den Tennisplätzen der Woogswieſe ausge=
tragene
obige Turnier war von beſtem Wetter begunſtigt. Die
Darmſtädter, die mit Erſatz ſpielten, konnten dieſes Turnier
gegen die Rüſſelsheimer Gäſte, die ebenfalls mit Erſatz angetreten
waren, dank ihrer beſſeren Taktik gewinnen. Die techniſche Seite
einzelner Spieler der Gegenſeite war jedoch ſehr lobenswert. Der
an erſter Stelle ſpielende Rüſſelsheimer Braun war hierbei ganz
hervorragend. In den nun folgenden Herren=Einzelſpielen konn=
ten
Braun und Kempf gegen Schäfer und Weigand die Punkte
gewinnen. Bert, Schmitz. Rieckhoff 1. und Schildt 2. waren für
Darmſtadt ſiegreich. Von den Darmſtädter Damen waren Fr.
Wettlaufer, Frl. Trinkaus und Fr. Lütte ſiegreich; die beiden
Erſtgenannten jedoch nur in Dreiſatzkämpfen. Frl. Schäfer ( Darm=
ſradt
) unterlag Frl. Müller infolge ihrer Schwäche im Rückhand=
ſpiel
. Die Herren=Doppel Schäfer-Bert gegen BraunFrey und
Kabel 1Schildt 2. gegen Kempf-Weſp waren ſehr intereſſant
und wurden für Darmſtadt entſchieden. Rieckhoff 1.Rieckhoff 2.
mußten ſich im Dreiſatzkampf den ſicheren Spielern Werheim
Weſp beugen. Von den Mixed gewann Darmſtadt die Spiele
Frau Lütte-Bert gegen Petzinger-Weſp. Frl. Trinkaus Rieck=
hoff
2. gegen Kempf-Kempf und Frl. SchäferSchildt 2. gegen
MüllerWerheim. Frau WettlauferSchäfer verloren hoch
gegen Frau Trapp-Braun.
Kraftſporkverein Darmſtadt 1910.
Mit einem ſchönen Erfolg kehrte Franz Borowſki vom Kraft=
ſportverein
Darmſtadt 1910 von den Deutſchen Kampfſpielen
zurück. Im Freiſtil=Bantam wurde er bei einer hervorragenden
Beſetzung hinter dem Internationalen Fiſcher=Zweibrücken und
dem Olympigerſten 1932 Brendel=Nürnberg dritter Kampfſpiel=
ſieger
. Sein Erfolg iſt um ſo höher zu bewerten, da er ohne jeg=
liche
Kampferfahrung im Freiſtil an den Start ging und dadurch
ſeinen beiden Vorreitern, die dieſem Sport ſchon länger huldigen,
etwas im Nachteil war. Wir danken ihm für ſeine praktvolle
Leiſtung und hoffen, daß er auch weiterhin die Farben ſeiner Hei=
matſtadt
ebenſo vertritt. Seinen beiden Vereinskameraden Veith
und Daum war Göttin Fortuna abhold, doch erwarten wir, daß
ſie dabei etwas gelernt und für ein andermal Erfahrungen geſam=

Polizeiſporkverein Darmſkadk.
Erich Siebert, PSV. Darmſtadt, Deutſcher Meiſter und erſter
Kampfſpielſieger im Ringen der halbſchweren Klaſſe.
Unſer Mitglied Erich Siebert, hat in Nürnberg auf den
Kampfſpielen erneut bewieſen, daß er ſich zurzeit in Hochform be=
findet
und keiner der Spitzenkönner in ſeiner Klaſſe ihm gefähr=
lich
werden kann. Nach den Ausſchreibungen des DASV. war die
Teilnahme an den Kampfſpielen im Ringen beſchränkt. Jeder
Gau durſte drei Mann in jeder Klaſſe melden. Dadurch war es
möglich, die Beſten der Beſten am Start vorzufinden. In der
halbſchw. Klaſſe traten 34 Mann an. Siebert mußte 7 Kämpfe
austragen. Er beſiegte 4 Gegner entſcheidend, während er drei
Gegner nach Punkten beſiegte. Seine gefährlichſten Gegner waren:
Hauenſtein=Fürth, mit dem Siebert um die Entſcheidung
gekämpft hatte, Börner=Reichenhall, der 3. Sieger, Engel=
hardt
=Freiſing und Köſter=Bamberg. Nach Beendigung
der Kämpfe, die drei Tage in Anſpruch nahmen, wurden dem
zahlreichen Publikumg die Sieger vorgeſtellt.
1. Deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger Erich Siebert,
Pol.=Sportv. Darmſtadt.
2. Deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger Hauenſtein, Fürth.
3. Deutſcher Meiſter und Kampfſpielſieger Börner, Reichenhall.
Bei der Preisverteilung erhielt Siebert die große goldene
Medaille, Hauenſtein die ſilberne und Börner die bronzene Me=
daille
. Außer Siebert hatte der PSV. auch Ließfeld im Freiſtil=
ringen
gemeldet. Ließfeld war buchſtäblich vom Pech verfolgt. Im
erſten Gang kam Ließfeld mit dem bekannten Bräun=Oberſtein zu=
ſammen
. Ließfeld wurde Schulter beſiegt. Im zweiten zog ſich
Ließfeld einen ſchweren Bluterguß zu und mußte ausſcheiden.
Die Nationalmannſchaft ſetzt ſich nach den Kampfſpielen wie
folgt zuſammen: Bantamgew.: Möchel=Köln; Federgew.: Hering=
München; Leichtgew.: Erl=München; Weltergew.: Schäfer= Schif=
ferſtadt
; Mittelgew.: Neuhaus=Eſſen; Halbſchwergew.: Siebert=
Darmſtadt: Schwergew.: Hornfiſcher=Nürnberg.
Polizei-Reitkurnier in Darmſtadk.
Wer hat nicht bei größeren Veranſtaltungen in Darmſtadt
das ſchöne Pferdematerial unſerer Heſſiſchen Landespolizei be=
wundert
? Gleichgültig, ob in geſchloſſenem Zuge oder an einzel=
nen
Stellen, überall da wo ein Reiter zu ſehen war, lenkte er
das Intereſſe auf ſich. Und manches kavalleriſtiſch geſchulte Auge
übte ſcharfe Kritik an Reiter und Pferd, was ſchließlich in einer
ehemaligen Garniſon wie Darmſtadt kein Wunder iſt. Man könnte
ſich keinen Menſchen denken, auf den eine berittene Polizeiabtei=
lung
mit ſolch ausgeſuchtem Pferdebeſtand keinen Eindruck machen
würde. Denken wir an die große Feier am 1. Mai und an den
Heſſiſchen Soldatentag, ſie ſind die beſten Beweiſe dafür. Doch
nicht nur auf der Straße finden unſere Pferde das Intereſſe des
Publikums. Jeder, der in den vergangenen Wochen die Freilicht=
feſtſpiele
in Auerbach geſehen hat, nahm den ſtärkſten Eindruck
von der Kavalkade der 18 Reiter mit, die in ſchneidigem Galopp
die Herrenwieſe des Fürſtenlagers herunterſprengten. Auch hier
waren es die Pferde und Reiter unſerer Heſſiſchen Landespolizei,
die auf Anordnung des Herrn Reichsſtatthalters Sprenger im
Dienſte der Volksgemeinſchaft unvergeßlichen Eindruch ſchufen.
Und das iſt das ſchönſte Verdienſt unſerer heutigen Zeit, im Sinne
wahrer Volksverbundenheit in dem Polizeibeamten nicht nur den
Hüter der Geſetze zu ſehen, ſondern ihn als Glied der menſchlichen
Gemeinſchaft zu betrachten. Schon öfter fanden unſere berittenen
Poliziſten große Anerkennung auch außerhalb ihres Standortes.
Es ſei hierbei nur an die großen Schaunummern und die Leiſtun=
gen
im Jagdſpringen auf den großen Turnieren in Frankfurt am
Main. Mannheim, Aachen, Wiesbaden und Berlin gedacht, die
der Heſſiſchen Polizei große Erfolge und einen guten Namen ein=
brachten
.
Im Rahmen der Turn= und Sportwoche der Darmſtädter
Turn= und Sportgemeinde 1846 findet am Sonntag, den 26. Auguſt
1934, auf dem ſchön gelegenen Turnierſportplatz unſerer Heſſiſchen
Landespolizei ein Tag des Pferdeſportes ſtatt. Dieſer Tag ſoll
Zeugnis ablegen von der vielſeitigen Ausbildung unſerer Polizei=
reiter
und ihres vorbildlichen Pferdematerials. Hier ſollen jedoch
keine Ausſchnitte aus der polizeilichen Tätigkeit, ſondern die Ver=
bundenheit
und das Können von Reiter und Pferd gezeigt wer=
den
. Das Programm bringt neben einem Dreſſurreiten ein Jagd=
ſpringen
und ein humoriſtiſches Reiterſpiel. Zum erſten Male
wird dem Darmſtädter Publikum in großem Rahmen die Ausbil=
dung
von Remonten vorgeführt. Den Abſchluß bildet die große
Schaunummer Das Roſenwunder, das eine Leiſtung auf ſpring=
techniſchem
und reiterlichem Können darſtellt und ſchwere Anfor=
derungen
an Menſch und Tier ſtelllt. Die Pauſen der reiterlichen
Vorführungen werden durch Maſſendarbietungen der Heſſiſchen

Landespolizeiſchule ausgefüllt, ſo daß für ein vielverſprechendes
Programm geſorgt iſt.
Jeder Pferdefreund und alle, die einen eindrucksvollen Tag
bei der Polizei erleben wollen, treffen ſich an den reiterlichen
Wettkämpfen am Sonntag, den 26. Auguſt 1934, auf dem Turnier=
platz
der Heſſiſchen Landespolizei.
Gb.
England gewinnk den Davis=Cup.
Das heutige Endſpiel um den Davis=Cup endete mit dem
Sieg von England über Amerika. England blieb über ſeinem
Gegner, nachdem es bereits geſtern 2:1 geführt hatte, mit 4:1
ſiegreich und hat damit den Cup. den es bereits im vergangenen
Jahre erobert hatte, behalten.
Im einzelnen ſiegte Perry über Shields mit 6:4, 4:6, 6:2,
15:13, während Auſtin den Amerikaner Wood 6:4, 6:0. 6:8, 6:3
ſchlug.

Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier. Freiburg 251.
Frankfurt: Mittwoch, 1. Auguſt
5.45: Stuttgart: Choral. Zeit, Wetter. 5.50 u. 6.15: Gymnaſtik.
6.40: Meldungen. 6.50: Wetter. 6.55: Badenweiler: Kur=
orcheſter
. Ltg.: Hitzig. 8.10: Waſſerſtand, Wetter. 8.15:
Stuttgart: Gymnaſtik. 10.00: Nachrichten. 10.45: Prakt,
Ratſchläge für Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert.
11.40: Meldungen. 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Karlsruhe: Sinfonie= u. Kurorcheſter Baden=Baden. Dir
13.10.
Aßmus. 13.00: Zeit, Saardienſt. Nachrichten.
Nachr. 13.20: Mannheim: Philharm. Orch. Dazw. 13.50:
Zeit, Nachr. 14.30: Dreimal 15 Minuten aus dem Sende=
bezirk
.
30: Wetter. 15.35: Wirtſchaftsbericht.
15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Breslau: Nachmittagskonzert. Ltg.: E. J. Topitz. 17.30:
Die ſechs Bücher deutſcher Dichtung (Juli). Zwiegeſpräch.
18.20:
17.45: Stunde der Jugend: Heldengedenkſtunde.
Helgoland! Eine Reiſebetrachtung. 18.35: Junge deutſche Dich=
tung
: Herbert Böhme. 18.45: Meldungen. 18.50: Griff
ins Heute.
19.00: Trier: Sonne im Glas. Die Moſel ſingt. Gedichte und
Lieder. 19.30: Kammermuſik von Rob. Schumann. Anſchl.
Frankfurt: Reichsſendung: Zeit, Nachrichten. 20.10: Frankf.:
Reichsſendung: Unſere Saar. 20.35: Berlin: Reichsſendung:
Stunde der jungen Nation. 21.00: Berlin: Berliner Funk=
orcheſter
. Dir.: H. Steiner. 22.20: Zeit, Nachr. 22.35: Stutt=
22.45: Nachr. 23.00: Friede=
gart
: Du mußt wiſſen".
mann Bach. Hörſpiel. 24.00: Neues v. Tanzparkett (Schallpl.)
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 1. Auguſt
5.45: Hamburg: Wetter. 5.50: Nachrichten. 6.00: Berlin=
Gymnaſtik. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Danzig: Kapelle
der Landespolizei. In einer Pauſe, gegen 7.00: Nachrichten.
8.00: Sperrzeit. 8.45: Leibesübung für die Frau. 9.00:
Funkſtille 9.40: Kindergymnaſtik. 10.00: Nachrichten.
10.10: Funkſtille. 10.50: Fröhlicher Kindergarten. 11.15:
Seewetterbericht. 11.30: Funkſtille. 11.55: Wetter.
12.00: München: Funkorcheſter. Ltg.: Winter. 12.55: Zeit=
zeichen
. 13.00: Muſik der Waterkant (Schallplatten).
Anſchl.: Wetter. 13.45: Nachrichten. 14.00: Sperrzeit.
14.45: Glückwünſche und Programmhinweiſe. 15.00: Wetter.
Börſe. 15.15: Fürs Kind: Ein Feſt unter Blumen. Tier=
ſchutzfunk
. 15.40: Aus dem Wieſenbuch von K. H. Waggerl.
16.00: Köln: Das Weſtd. Kammerorcheſter. Ltg.: Breuer. 17.00:
M. Schelenz: Es wollt ein Vogel Hochzeit machen. . . Liebes=
werben
in der Vogelwelt. 17.25: Klavierwerke von Mozart
und Liſzt. 17.55: Lied hinterm Schilf. Geſpräche um zarte
Muſik. 18.45: Gulla Pfeffer: Neueſte Forſchungen über
afrikaniſche Volksſtämme. 18.55: Das Gedicht. Wetter,
19.00: Frankfurt: Das Lahntal (Aufn.). 20.00: Reichsſendung
Frankfurt: Kurznachrichten. 20.10: Reichsſendung Frankfurt:
Unſere Saar. Den Weg frei zur Verſtändigung. 20.30: SS=
Konzert. Muikzug der 75. SS.=Standarte. 21.35: Stunde
der jungen Nation: Die deutſchen Stämme (Aufnahme).
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten. 22.30: Viertel=
ſtunde
Funktechnik. 22.45: Seewetterbericht. 23.00: Han=
nover
: Das Niederſächſ. Sinfonieorcheſter. Ltg.: v. Soſen.

Bilder von den Kampfſpielen in Nürnberg.

Friſeuſe,
tüchtig, perfekt
in Dauer=, Waſ=
ſerwellen
und
Ondulation,ſucht
Stellung, hier
oder auswärts.
Ang. G. 197 Gſch.

Kath. Mädchen
26 J. b. blinder
Dame als Stütze
tätig, perfekt in
Küche und Haus,
ſehr gt. Umgangs=
formen
. ſ. neuen
Wirkungskreis, a.
liebſt. b. Kranken
oder in frauenl
Haushalt zum 15
Aug oder ſpäter
Angeb. u. G 208
Geſchäftsſt.

Mädchen,
20 Jahre, ehr=
lich
und fleißig,
ſucht für ſofort
Stelle im Haus=
halt
. Friedrich,
Teichhausſtr. 38.

Herrenfriſeur
(tüchtig), Bubi=
kopfſchndr
., ſucht
Stellg. hier od.
auswärts. Ang.
u. G. 207 Gſch.

Für feines
Wäſchegeſchäft
wird für ſofort
eine gewandte
fach=
kundige
Ver=
käuferin

ſon gutem Aus=
ſehen
und mit
guten Umgangs=
fornen
(vorerſt
zur Aushilfe) geſ.
Schriftl Ang. mit
Bild unt G. 205.
Geſchäftsſtelle.

Kinderliebes,
zuverläſſiges
Mädchen
f. Arzthaushalt
zum 1. Sept. ge=
geſucht
. Näheres
Geſchäftsſt. ((

Weg. Verheirat.
meines ſeitherig.
Mädchens, das
jahrelang b. mir
in Stellg, war,
ſuche ich per 1.
9. 34 in einen
jüd. Landhaush.
ein tüchtiges,
zuverläſſiges
Mädchen,
das perfekt, im
Melken iſt; Ang.
G. 209 Gſch. (e

Gewandtes
ſolides
Allein=
mädchen

mit Kochkennt=
niſſen
, das ſchon
in beſſer. Häuſern
in Stellung wr,
mögl. ſof. geſucht.
Kunkel
Gr. Ochſengaſſe
21/23.

Für ein feines Luxuswarengeſchäft
wird eine
VERKÄUFERIN
von 2024 Jahren geſucht, die eine
gewiſſe Selbſtändigkeit erreich, ſoll.
Eintritt 1. Oktober, evtl. auch etwas
ſpäter. Handſchriftl. Angebote mit
Zeugnisabſchr u. Lichtbild erbeten
unter G. 199 Geſchäftsſtelle. (8134

Tüchtiges
Alleinmädch.
für jüd Haushalt
per ſofort geſucht.
Neckarſtraße 18, I.,
rechts,

Tüchtige Mitarbeiter od. Mit=
arbeiterinnen
(ſtilleVermittler
oder Vermittlerinnen)in Stidt
und Land von angeſehener Ver=
ſicherungs
=Geſellſchaft, welche
beſonders das Kleinlebens= u
Sterbegeld Geſchäft betreibt,
gegen ſofortigen Barverdienſt.
geſucht. Ang. u. G. 190 Geſchſt.

Miice
Elektro=Monteur
u. kräftig. Junge
als Hilfsarbeiter
geſ. Meld. Donners=
tag
12-13 Uhr. Schilz,
Saalbauſtraße 16

Jg. Hausburſche
jeſucht. Vorzuſt
Eliſabethenſtr.
Nr. 21, Hof.

Schriftl. Heimarbeit.
Verlag Vitalis,
München. I Mcn.

Wittmann=
Makur ſr. 20,I. 0

Männergeſang=
verein
1934
Nauheim
(größ. zuſammen=
geſchl
. Geſ.=Ver.)
ſucht per ſofort
tüchtigen (e
eſbilſeſer.
Nur erſtklaſſige
Kräfte, ausgeſt.
m. beſt. fachlich.
Eigenſchaften,
energ. Auftreten
(Führer= Eigen=
ſchaft
im geſan=
gestechn
. Sinne)
wollen ihre Be=
werb
. richten an
Vorſitzer Phil.
Diehl. Nau=
heim
bei Groß=
Gerau, Aliceſtr. 8.

A43

Weteg

Kaufe
getrag. Kleider,
Schuhe ſow. Bo=
den
= u. Keller=
kram
. Flaſchen,
Papier.

Lauteſchlägerſtr.
12. Laden: Kl.
Bachgaſſe 5.
Poſtkar: genügt

Bett,
vollſtändig, ge=
ſucht
. Angeb. u.
G. 195 Geſchſt.
Einmachgläſer
geſucht. Habicht.
Adolf=Hitler=
Platz 4, II.

Herd,
gebraucht, gut
erhalt., zu kauf.
geſucht. Angeb.
mit Preis unt.
G. 200 Geſch. (9

Eisſchrant,
klein. zu kaufen
geſucht. Ang. u.
u. G. 206 Gſchſt.

Kaufe
getr. Kleider,
Schuhe, ſowie
Papier, Bod.. Kellerkram.

Gebrauchter
2flam. Gasherd
geſucht. Ang. u.
G. 202 Gſchſt.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 1. Auguſt

Die Berliner Börſe ſetzte überwiegend freundlicher ein.
da nennenswerte Aufträge vom Publikum aber nicht vorlagen,
ielt ſich das Geſchäft in ſehr engen Grenzen. Auch die großen
lmſätze, die in der letzten Zeit in Montanwerten getätigt wur=
en
, wurden geſtern nicht mehr beobachtet. Lediglich in Man=
gesmann
, die 38 Prozent höher umgeſetzt wurden, gingen zum
rſten Kurs noch 60 000 RM um. Die Kuliſſe verhielt ſich an=
angs
in Anbetracht des ſtillen Geſchäfts abwartend. Als im
Zerlaufe Nachrichten über einen beſorgniserregenden Geſund=
eitszuſtand
des Herrn Reichspräſidenten bekannt wurden, gingen
je anfangs erzielten Gewinne durchweg verloren, da die Kuliſſe
hre ſchwebenden Engagements glattſtellte. Infolge der geringen
lufnahmeluſt traten ſpäter Rückgänge von 1 bis 2 Prozent ein.
Zerlin=Karlsruher Induſtrie, die mit 127¾ Prozent eröffnet hat=
en
, gingen auf 124 (127½) Prozent zurück. Schultheiß waren
½ Prozent niedriger. Montanwerte waren anfangs noch ½
Crozent befeſtigt, auch Braunkohlen= und Chemiſche Werte ſetzten
iberwiegend freundlicher ein. Farben notierten 149 bis 146½
rach 148½ Prozent am Vortage. Am Elektrizitätsaktienmarkt
par die Kursentwicklung ſchon bei Beginn uneinheitlich. Der
weitere Verlauf war ſchwach, doch trat ſpäter eine gewiſſe Be=
ruhigung
ein, als Glattſtellungen der Kuliſſe beendet waren und
die Nachrichten vom Lager, des Herrn Reichspräſidenten etwas
beruhigender klangen. Stärker rückgängig waren Klöckner minus
3. Mannesmann minus 2½, Conti Gummi minus 3½, RWE.
minus 3 Prozent, Berlin=Karlsruher minus 4, Schubert u. Sal=
zer
minus 4 Prozent. Die übrigen Papiere waren bis 2 Prozent
unter den Vortagesnotierungen. Auch Renten waren angeboten,
Pfandbriefe büßten ¼ bis ½ Prozent ein, Kommunalobligatio=
gen
teilweiſe 7 bis 1 Prozent. Umtauſchobligationen und Reichs=
chuldbuchforderungen
gingen im Verlauf ebenfalls zurück.
Die Frankfurter Börſe eröffnete in ſehr ſtiller Haltung.
Infolge der allgemein vorherrſchenden Zurückhaltung ſowohl bei
der Kundſchaft als auch der Kuliſſe war die Umſatztätigkeit
chleppend. Den Erwartungen des Vorborſenverkehrs entſpre=
hend
, zeigten die wenigen zur Erſtnotiz gekommenen Papiere nur
ninimale Abweichungen nach beiden Seiten, wobei aber eher
leine Beſſerungen auf Grund von günſtigen Wirtſchaftsnachrich=
en
überwogen. Kurz nach Börſenbeginn griff eine ſtarke Zurück=
haltung
Platz. Das Bekanntwerden von der ſchweren Erkran=
ung
des Herrn Reichspräſidenten lähmte die an ſich ſchon geringe
Internehmungsluſt vollkommen. Es ſetzten Verkäufe ein, die bei
der mangelnden Aufnahmeneigung durchweg zu Kursabſchwächun=
gen
führten. Stärker angegriffen waren Faxbeninduſtrie, die
dis auf 146 nach anfangs noch 148½ Prozent zurückfielen. Auf
ſen übrigen Marktgebieten war die Entwicklung je nach Höhe
ees Papieres ähnlich. Die ſo gegen 12.30 Uhr zur Notiz gelan=
ſenden
Werte lagen ſamt und ſonders ſchwächer. Von Anfang an
twas niedriger eröffneten am Montanmarkt Phönix (minus
¼ Prozent), Rheinſtahl (minus ¼ Prozent), Harpener (minus
4 Prozent), während Stahlverein ½ Prozent und Mannesmann
4 Prozent freundlicher lagen. Am Elektromarkt verloren Licht
i. Kraft 1½ Prozent, Schuckert ¼ Prozent; Siemens ſetzten ihre
Abwärtsbewegung um ½ Prozent auf 14458 Prozent fort. Gut
behauptet eröffneten Lahmeyer und Gesfürel. Schiffahrts= und
Transportwerte lagen gut gehalten. Die im Verlaufe, alſo ſo
gegen 13 Uhr notierten Papiere erlitten Einbußen im Ausmaße
vis zu 2 Prozent, ebenſo die bei Börſeneröffnung gut behaupteten
Werte. Am Rentenmarkt gingen Altbeſitz auf 93½ und ſpäte
Schaldbücher auf 91½ zurück. Am Pfandbriefmarkt ergaben ſich
urchweg Kursabſchwächungen.
Die Abendbörſe wies keine Erholung auf, da ſeitens der
Zundſchaft einige Verkäufe vorlagen, die bei der herrſchenden
beſchäftsſtille und Unſicherheit zu weiteren Kursrückgängen führ=
en
. Farbeninduſtrie lagen anfangs widerſtandsfähiger, da die
Zuliſſe das herauskommende Angebot aufnahm; ſpäter ließ der
äurs aber doch um insgeſamt ¼ Prozent nach. Am Elektromarkt
agen die Kurſe durchweg bis zu 1 Prozent niedriger, Bekula
erloren ſogar 2 Prozent. Auch Montanwerte büßten überwie=
ſend
bis zu 1 Prozent ein. Im allgemeinen lag das Kurs=
tiveau
um ½1 Prozent unter dem Berliner Schluß, nur wenige
Verte konnten ſich behaupten. Im Verlaufe hielt die Geſchäfts=
tille
bei unerholten Kurſen an. Am Rentenmarkt ergaben ſich
benfalls Abſchwächungen.
Aenderungen des deutſch=ungariſchen

Zwiſchen dem Deutſchen Reich und dem Königreich Ungarn
ind durch Notenwechſel vom 23. Juli Aenderungen des Handels=
vertrages
vereinbart worden. Die Vereinbarung ſoll nach Mit=
eilung
des Reichsgeſetzblattes mit Wirkung vom 1. Auguſt 1934
ib vorläufig angewendet werden. Der erſte Abſatz der Anmer=
ung
zu Tarif Nr. 100 in der Anlage A des erwähnten Handels=
vertrages
erhält folgende Faſſung: Zollermäßigungen, die
Deutſchland für Pferdeſchläge von reinem Kaltblut gewährt, wer=
den
unter entſprechenden Vorausſetzungen auch auf die Pferde
des ungariſchen Ardener Schlages ſowie Generationpferde des
ungariſchen Ardener Schlages (reines Kaltblut) angewendet, ſo=
ſern
die Pferde in Ungarn in einem der Komitate Baranya,
Sopron, Moſon, Somogy, Vas, Tolna, Zala und Gyoer gezüchtet
ſind. In dem letzten Satz der Anmerkung zu Tarif Nr. 190 des
erwähnten Handelsvertrages wird feſtgelegt, daß der Vertrags=
ſatz
von 1. RM. für 1 Doppelzentner Anwendung findet auf
das Bitterwaſſer einſchließlich Flaſchen und Krüge, bei Bitter=
waſſer
in Gefäßen, die nach dem allgemeinen Tarif einem Zollſatz
von mehr als 8. RM. für 1 Doppelzentner unterliegen, jedoch
nur dann, wenn dieſe Gefäße wegen der beſonderen Beſchaffenheit
des Waſſers handelsüblich ſind.

Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltungskoſten im Juli.
Die Reichsrichtzahl für die Lebenshaltung (Ernährung, Wohnung,
Heizung, Beleuchtung und Bekleidung ſowie ſonſtiger Bedarf)
ſtellt ſich für den Durchſchnitt des Monats Juli 1934 auf 122,9
(1913/14 100); ſie iſt ſomit um 1,2 v. H. höher als im Vor=
monat
(121,5). Die Richtzahl für Ernährung iſt um 2,0 v. H.
auf 117,8, die Richtzahl für Heizung und Beleuchtung um 0,5 v. H.
auf 133,4, die Richtzahl für Bekleidung um 0,4 v. H. auf 115,7
und die Richtzahl fur den ſonſtigen Bedarf um 0,1 v. H. auf
157,8 geſtiegen.
Der Siedlungsbeauftragte Dr. Ludowici ſpricht auf der Leip=
ziger
Herbſtmeſſe. Auf der Baumeſſe=Tagung im Rahmen der
diesjährigen Leipziger Herbſtmeſſe wird der Leiter des Reichs=
heimſtättenamts
Dr.=Ing. Ludowici, Beauftragter für das Sied=
lungsweſen
im Stabe des Stellvertreters des Führers und Stell=
vertreter
des Reichskommiſſars für das Siedlungsweſen, einen
Vortrag über die Organiſation, die Aufgaben und die Arbeits=
weiſe
des von ihm geleiteten Amtes halten. Anſchließend werden
in Fachvorträgen die wichtigſten Bauſtoffe für Wohn= und Sied=
lungsbauten
behandelt, und zwar Ziegel, Holz und Stahl. Die
Baumeſſe=Tagung findet ſtatt am Montag, 27 Auguſt. 10.15 Uhr
vormittags, im Vortragsſaal der Baumeſſehalle 19 auf dem Leip=
ziger
Ausſtellungsgelände. Am Dienstag, 28. Auguſt, vormit=
tags
, wird eine Beſichtigungsfahrt durchgeführt, bei der bemer=
kenswerte
neue Bauten und Bauſtellen auf dem Gebiete des
Straßen=, Waſſer= und Wohnungsbaues in der Leipziger Um=
gebung
gezeigt werden.
Steigerung der deutſchen Zellſtoffausfuhr. In der erſten
Hälfte 1934 erreichte die deutſche Zellſtoffausfuhr 156 550 Tonnen
gegen 135 920 Tonnen im zweiten Halbjahr 1933 und 119 950
Tonnen in der gleichen Zeit des Vorjahres. Bei der Pappeaus=
führ
ergab ſich auch ein ziemlich poſitives Ergebnis, die 36 030
Tonnen gegen 31 280 Tonnen bzw. 36 420 Tonnen betrug. Auch
die Packpapierausfuhr ſteigerte ſich auf 26 750 Tonnen gegen
22 250 Tonnen bzw. 19 100 Tonnen. Dagegen erlitt die Aus=
führ
von Druckpapier einen Rückſchlag, die auf 33 300 Tonnen
begen 49 730 Tonnen bzw. 50 980 Tonnen zurückging.

Adler=Kleyer=Sanierung genehmigt. (Dresdner Bank und
Verwaltung zeichnen die jungen Aktien.) Die Hauptverſammlung
der Adler=Werke vorm. Heinrich Kleyer A.=G., Frankfurt a. M.,
genehmigte die Abſchlüſſe der Geſchäftsjahre 1932 und 1933 und
das Sanierungswerk, das bekanntlich nach Auflöſung von 0,75
Mill. geſetzlicher Reſerve die Herabſetzung des Stamm= Aktien=
kapitals
von 25,0 Mill. auf 12 333 900 RM. durch Einzug von
332 200 RM. eigener Aktien und Zuſammenlegung des Reſtes 2:1
vorſieht. Den 21 000 RM. Vorzugsaktien werden ihre Vorrechte
genommen, und das Aktienkapital wird auf 15,0 Mill. RM. wie=
der
erhöht. Die Dresdner Bank beteiligte ſich mit den von ihr
vertretenen Aktien nicht an den Sanierungsbeſchlüſſen, ebenſo
waren die eigenen Aktien der Geſellſchaft nicht vertreten. Die
Verſammlung zeigte eine Präſenz von 21 458 400 RM. Stamm=
aktien
und 21 000 RM. Vorzugsaktien, gegen die Beſchlüſſe ſtimmte
die aus früheren Jahren bekannte Gruppe Dominik, der ſich zeit=
weiſe
ein weiterer Aktionär anſchloß und die dann über insge=
ſamt
230 500 RM. Aktien verfügte. Die Oppoſition enthielt ſich
nur bei der Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien der
Stimme und gab im übrigen Widerſpruch zur Niederſchrift. Ge=
neraldirektor
Hagemeier beſprach, nochmals die in der raſchen
Abſatzſchrumpfung während 1931 und 1932 liegenden Gründe zur
Sanierung und wies auf das befriedigende Ergebnis im erſten
Halbjahr 1934 hin. Von den 2 645 100 RM. jungen Aktien wer=
den
1145 100 RM. von der Dresdner Bank zum Ausgleich von
Forderungen übernommen, weiter zeichneten die Dresdner Bank
1.0 Mill. und Gen.=Dir. Hagemeier 0,5 Mill. 25 Prozent des
Nennbetrages ſind bar eingezahlt, die reſtlichen 75 Prozent ſind
am 1. 9 1934 fällig. In den Aufſichtsrat treten neu ein die
Herren Dir, E. Buſemann (Scheideanſtalt), Flick (Flick=Konzern),
Dir. Götz=Berlin, Gen.=Dir. Koettgen (Siemens), Prof. Selck
(JG. Farben), Major Kuntze (Familie Kleyer), Karl Trutz= Ber=
lin
, Prof. Dr. Lüer,
Die Fuſion BEW.=ELG. Die Hauptverſammlungen der Bank
Elektriſcher Werte A.=G., Berlin, und der Elektrizitäts= Liefe=
rungs
=Geſellſchaft, Berlin, die ſich mit der bekannten Verſchmel=
zung
der beiden Geſellſchaften zu befaſſen haben, ſind nunmehr
auf den 21. bzw. 22. Auguſt einberufen worden. Nach dem Ver=
ſchmelzungsvertrag
geht das Vermögen der BEW. mit allen Rech=
ten
und Pflichten als Ganzes unter Ausſchluß der Liquidation
mit Wirkung ab 1. 7. 1934 auf die ELG. über, und zwar gegen
Gewährung von je nom. 400 RM. ELG.=Stammaktien für je
nom. 500 RM. BEW.=Aktien, Gewinnberechtigung ab 1. 1. 1934.
Zudem hat die Hauptverſammlung der ELG. über die Herab=
ſetzung
des Grundkapitals auf 26,04 (40,04) Mill. RM. zu be=
ſchließen
, die im Zuſammenhang mit der Fuſion erfolgt. Es wer=
den
zu dieſem Zweck zu erwerbende 13 328 000 RM. Stammaktien
und im Wege der Fuſion aus dem Beſitz der BEW. auf die ELG.
übergehende 672 000 RM. ELG.=Stammaktien eingezogen.
Der deutſch=franzöſiſche Handelsvertrag. Der Wortlaut des
am 28. 7 unterzeichneten Handels=, Niederlaſſungs= und Schiff=
fahrtsvertrages
zwiſchen Deutſchland und Frankreich ſowie der am
gleichen Tage unterzeichneten Vereinbarung über den deutſch=
franzöſiſchen
Warenverkehr iſt in der am 31. 7. erſchienenen Num=
mer
des Reichsgeſetzblattes (Teil 2) geſchloſſen veröffentlicht wor=
den
. Das Journal officiel veröffentlicht in ſeiner Nummer
vom 31. 7. eine Verordnung, die die am 28. 7. ds. Is. unterzeich=
neten
deutſch=franzöſiſchen Handelsabmachungen proviſoriſch in
Kraft ſetzt. Außerdem veröffentlicht das Journal officiel eine
Verordnung, die die deutſchen Waren wieder von den Einfuhr=
zuſchlagszöllen
befreit, die durch das Geſetz vom 31. 3. 1934 vor=
geſehen
worden waren.

Die deutſche Ausfuhr in Schreib= und Rechenmaſchinen hat ſich
im erſten Halbjahr 1934 recht beachtlich wieder zu heben ver=
mocht
. An Schreibmaſchinen wurden 20 357 ausgeführt gegen
18 115 in der zweiten und 19 788 in der erſten Hälfte 1933, das
ſind wertmäßig für 3,24, 2.99 bzw. 3,68 Mill. RM. Die Rechen=
maſchinenausfuhr
betrug 4374 gegen 3264 bzw. 3758 Stück oder
wertmäßig 1,41 gegen 1,27 bzw 1.44 Mill. RM.
Bei der Zulaſſungsſtelle für Wertpapiere an der Münchener
Börſe hat die Bayeriſche Vereinsbank beantragt, 24,9 Mill. RM.
Stammaktien der Portland=Zementwerke Heidelberg=Mannheim=
Stuttgart zum Handel und zur Notiz wieder zuzulaſſen und 2,1
Mill. RM. neue Stammaktien zuzulaſſen.
Die Breuer=Werke A.=G. in Höchſt, die ſich im Beſitz der
Buderusſchen Eiſenwerke in Wetzlar, befindet, hat bekanntlich
einen großen Teil ihres Aktienkapitals verloren. Verhandlun=
gen
", die über die Weiterführung der Firma geführt wurden,
haben nun das Ergebnis gehabt, daß die Geſellſchaft in eine
G. m. b. H. umgewandelt wird.

Die deutſche Wein=Außenhandelsbilanz
im erſten Halbjahr 1934.
Die deutſche Weineinfuhr nahm im erſten Halbjahr 1934 ge=
genüber
der gleichen Vorjahreszeit erheblich zu. Im einzelnen
wurden eingeführt:
75 199 (47 595) Dz. Wein zur Herſtellung von Weinbrand im
Werte von 1,40 (0,97) Mill. RM.,
16 401 (14 400) Dz. Wein zur Herſtellung von Weineſſig im
Werte von 0,23 (0.20) Mill. RM.,
7253 (2767) Dz. Wein zur Herſtellung von Schaumwein im
Werte von 0,31 (0,08) Mill. RM.,
170 481 (58 441) Dz. Wein zur Herſtellung von Wermut im
Werte von 3,72 (1,27) Mill. RM.,
222 993 (194 569) Dz. Faßwein im Werte von 6,86 (6,61)
Mill. RM.,
280 (246) Hektoliter Flaſchenwein im Werte von 0,06 (0,05)
Mill. RM.,
10 335 (9669) ganze Flaſchen Schaumwein im Werte von
0,04 (0,04) Mill. RM.
Die deutſche Weinausfuhr ſtellte ſich im gleichen Zeitraum auf
10 514 (11468) Hektoliter Faßweine im Werte von 1,13 (1,24)
Mill. RM., 18 391 (7328) Hektoliter Flaſchenweine im Werte von
4,87 (2,00) Mill. RM. Hauptabnehmer von Faßweinen waren
England, das Saargebiet und Holland, von Flaſchenweinen die
USA., England, Holland und Schweden. An Schaumweinen wur=
den
166 331 (80 568) ganze Flaſchen ausgeführt, die einen Wert
von 0,46 (0,21) Mill. RM. darſtellen. Hauptabnehmer waren
England, USA. Beim Vergleich der einzelnen Monate fällt der
Rückgang der Ausfuhr nach den USA. von Mai auf Juni auf, die
Zunahme der Englandausfuhr im gleichen Zeitabſchnitt beſon=
ders
auf.
Produktenmärkke.
Berliner Getreidegroßmarkt=Bericht vom 31. Juli. Handel
beſchränkt ſich nach wie vor auf kleine Umſätze für den laufenden
Bedarf. Angebotsverhältniſſe im allgemeinen unverändert, Ge=
ſchäft
in Kahnware wird durch den wieder ungünſtigen Waſſer=
ſtand
erſchwert. Die Mühlen nehmen Brotgetreide aus fracht=
günſtigen
Gebieten auf, während der Hauptteil des Angebots in
der Provinz übernommen wird. Roggenmehle auf Baſis der
neuen Vorſchriften werden für den Bedarf gekauft. Die alten
Roggenmehltypen und Weizenmehl mit 30 Prozent Auslands=
weizen
finden weiter gute Beachtung. Hafer iſt auf Baſis der
Feſtpreiſe nur verhältnismäßig angeboten, und auch in Futter=
gerſten
hat ſich die Verkaufsneigung nicht verſtärkt. Feine Brau=
gerſten
bei ſtetigen Preiſen gefragt. Weizenausfuhrſcheine wei=
ter
feſt.
Diehmärkke.
Mainzer Viehmarkt vom 31. Juli Auftrieb: 35 Ochſen, 20
Bullen, 614 Kühe oder Färſen, 274 Kälber, 730 Schweine. Es
notierten pro 1 Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 27.
bis 30, c) 2326; Bullen c) 2125; Kühe a) 2328, b) 1622,
c) 1015; Färſen a) 2833, b) 2327: Kälber b) 3243, c) 25
bis 31. d) 1824: Schweine b) 4951, c) 4550 d) 4549.
Marktverlauf: Rinder ruhig, Ueberſtand; Kälber lebhaft, ausver=
kauft
; Schweine rege, kleiner Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 31. Juli Auftrieb: 209 Ochſen,
184 Bullen, 345 Kühe, 465 Färſen, 750 Kälber, 50 Schafe, 2370
Schweine und 1 Ziege. Preiſe für 50 Kilogramm Lebendgewicht:
Ochſen a) 2831, b) 2023, c) 2327: Bullen a) 2730, b) 24
bis 26, c) 2123; Kühe a) 2628, b) 2125, c) 1520, d) 10
bis 14; Färſen a) 3033, b) 2529, c) 2325; Kälber a) 42 bis
46, b) 3641, c) 3035 d) 2328: Schweine a) 5153, b) 50
bis 52, c) 4952, d) 4650; Ziegen nicht notiert. Marktver=
lauf
: Großvieh mittelmäßig; Kälber lebhaft, geräumt; Schweine
lebhaft, geräumt.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V.: Andreas Bauer; für Feuilleton Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe;für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
9. A. V1. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten.

Berliner Kursbericht
vom 31. Juli 1934

Deviſenmarkt
vom 31. Juli 1934

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u. Nefe
61.75 Mee
Elektr. Lieferung 114.125
95.875 Meen uhe
Polyphonwerke 15.50 VMncche Disconto=Geſ. J. G. Farben 146.125 Rütgerswerke 38.50 Dresdner Bank 65. Gelſ. Bergwerke 60. Salzdetfurth Ka 1161.25 Hapag 25.25 Geſ. f. elektr. Untern. 107.25 Weſtdte. Kaufho 20.625 Nordd. Lloyd 27.875 Harpener Bergbau 104.25 Verein. Stahlwerl 40.50 A. E. G. 23.625 Hoeſch Eiſen und 74.50 Weſteregeln Alkali 1117. Bahr. Motorenw. 127.75 Köln=Neueſſen Agsb.=Nnrb. Maſch 62. C. P. Bemberg 65. Phil. Holzmann 64. Baſalt=Linz 12. Vereinigte Glanzſt. 120. Kali Aſchersleben Berl. Karlsr. Ind. 123.125 Bergmann Elektr. Klöcknerwerke 75. Hohenlohe=Werke 29.875 Berl. Maſch.=Bau 100.75 Koksw. Chem. Fabr. 90. Lindes Eismaſch. 94.50 Conti Gummi 129.50 Mannesm. Röhr. 67.125 VogelTelegr. Draht 81.875 Deutſche Cont. Gas 122. Maſch.=Bau=Untn. 44.625 Wanderer=Werke 118.50

Aegypten
Argentin je
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Island

Währung
1ägypt. * 13.0251
Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1K. Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm
100 Gulden
100 isl. Kr.

Geld Rie Währung Rei Brief 13.055 Italien 100 Lire 21.58 1.62 0.845 0.644 Japan 1 Yen 0.751 0.753 58.85 58.97 Jugoſlawien 100 Dina
Lettland . 5. 664/ 5.676 0.184 0.19 100 Lats 79.42 79.58 3.047 3,053 Norwegen 100 Kronen 63.56 63.68 2.555 2.561 Oeſterreich 100 Schilling 148.95 49.05 56.46 56.58 Portugal 100 Escudos 11.48 11.50 21.74 81.90 Schweden 100 Kronen 65.21 65.35 12.645 12.675 Schweiz 100 Franes
100 Peſetas 81.68 81.84 69.53 69.67 Spanien 34.32 34.38 5.584 5.596 Tſchechoſlowl. 100 Tſch.=Kr. 1 türk. 2 10.44 10.48 16.50 16.54 Türkei 1.981 1.995 2.497 2.503 Ungarn
100 Pengö 169.73 170.07 Uruguay Goldpeſo 0.9991 1.001 57.22 57.34 Ver. Staaten 1 Dollar. 2.512 2.518

Mationaldant durmfrade, Filiate der Sresuner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 31. Juli 1934.

Ke
Gr. IIp. 1934
1936
1936
1937
1938
Gruppe1 ....
6% Dtſch. Reichsanl.
6O
v.27
5½%Intern., v.30
6%Baden ... b.27
6%Bahern ..v.27
6%Heſſen ....b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ..... . ..
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ..... . . .
Dtſch. Anl. Ausl.
+I, Ablöſung.
. (Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6%Baden=Baden
6%Berlin ...v.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden . . v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
.26
6%.
6%Mainz.. . . . . . .
6%Mannheim v. 27
6%München v. 29
6%Wiesbadenv. 28
%Heſſ. Landesbk.
5% Goldoblig.

103.55
103:,
1021,
99.5
97.8
101.4
921,
90
9G),
93
91.5
107
92
87.5
100.9
100
921,
9.2

79
75
Pe
81.25
78
81
80
89.25
85

½% beſſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liguid.
421 %0
Komm. Obl. ..
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig,
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
6%
R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu.,Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6%Berl. Hyp.=Bl.
5½%0 n Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk..
5½% Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
8%Frkf. Pfbr. Bl.
5½0 Lig.=Pfr.
6½Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr
6%Rhein.Hyp.=Bk.
5½%0 Lig.=Pfr.
Goldoblig.
2 Südd, Boden=
Fred.=Bank.
½ Lig.=Pfbr.
6%Württ, gyp.=B.

89
90

92
89

82
90
Rf
88.6

94
112
18
89
89
89.25
82.25
88.75
g6.5
89
90.25
91.5
91.9
89.75
90.25
86.5
92.5
3

Wee
6%Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
6%Mitteld. Stahl
6% Salzmann ECo.
6% Ver. Stahlwerke
6%Voigté Häffner
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5%Bulg. Tab. v. 02
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42 Oſt. Goldrente
5Lvereinh. Rumän
4½%
4½Türk. Admin.
40 1.Bagdad
Zollanl. .
%üngarn 1913
1914
7%0
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
4½Liſſabon
4½ Stockholm
Aktien.
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90
95
90.5
92
81
76
1192,

11

44
5.25
7.85
52
100

HI7
23.55
85.
65.5
76
106
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221
62.5
45
114
114.5
80
81
97.75
111.25
Ra
41.25
52.5
106.75
146)
68
59
26
204
97
42
104.5
39
63.25

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uus
166
40
18

74.5
81.5

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A.S
94.75
88.5
95
37.5
aa
180
29
89
94.5
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93

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Ja
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27.5
15
45.5
48
114.5
101
68.5
90.75
118
56.25
61.75
74
65
80
75.5
148
103.75
100
118
111.25
28,5
53

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Mannh. Ver ſich.
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[ ][  ]

Seite 14 Nr. 210

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 1. Auguſt 1934

Letzter Tag Rur noch 2 Tage Ein Film, der zum Erlebnis
wird.
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Der preisgekrönte Film
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iſt bei Meidung der Beitreibung und Koſtenbe
rechnung bis zum 10. Auguſt 1934 an die unter
zeichnete Kaſſe zu zahlen.
Darmſtadt, den 1. Auguſt 1934. (St. 815
Stadtkaſſe.

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