Darmstädter Tagblatt 1934


27. Juli 1934

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 205
Freitag, den 27. Juli 1934.
196. Jahrgang

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Sinndtent uoer TDient und Sieermatt.
et Aufſtand in Wien zuſammengebrochen. Blulige Unruhen in den Bundesländern. Einſehung eines
Milikärgerichtshofes.
Rinkelen verhaftel. Selbſtmordverſuch Rinkelens.
Der weikere Verlauf

des öfkerreichiſchen Aufſtandes.
Die Aufſtändiſchen verhandeln.
der deutſche Geſandte um Vermitklung angerufen.
DNB. Berlin, 26. Juli.
Der geſtrige Tag hat für das öſterreichiſche Volk Ereigniſſe
n größter politiſcher Bedeutung gebracht, die in ihrer Folge
(ch durchaus unabſehbar ſind. Soweit ſich aus den bisher vor=
genden
Meldungen erſehen läßt, hat der Aufſtand folgenden
erlauf genommen:
Nach dem Tode des Bundeskanzlers Dollfuß trat die Beſatzung
s Bundeskanzleramtes mit den Mitgliedern des früheren Ka=
netts
Dollfuß in Unterhandlungen. Beide Parteien wandten
1 an den deutſchen Geſandten in Wien mit der Bitte um Ver=
Nittlung. Es kam zu der Abmachung, daß das Bundeskanzler=
it
wieder freigegeben, die Gefangengeſetzten freigelaſſen und
für der Beſatzung freies Geleit an die Grenze zugeſichert wurde.
Reichsregierung kündigt Verhaftung
der Aufſtändiſchen an.
DNB. Berlin, 26. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt:
Aus Darſtellungen des Wiener Rundfunks bzw. amtlicher öſter=
ſchiſcher
Nachrichtenſtellen geht hervor, Saß zwiſchen den öſterreichi=
en
Aufſtändiſchen und den öſterreichiſchen Regierungsſtellen Ab=
ſchungen
getroffen worden ſind für einen freien Abzug der Auf=
indiſchen
nach Deutſchland. Dieſe Abmachungen ſind für das
eutſche Reich belanglos und enthalten für die deutſche Reichs=
gierung
keinerlei Rechtsverbindlichkeit. Die deutſche Reichs=
gierung
hat daher den Befehl gegeben, die Aufſtändiſchen im
ille einer Ueberſchreitung der deutſchen Grenzen ſofort zu ver=
ften
.
Der deutſche Geſandke in Wien abberufen.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der deutſche Geſandte in Wien, Rieth, hat auf Anforderung
erreichiſcher Regierungsſtellen bzw. der öſterreichiſchen Aufſtän=
ſchen
ſich bereit finden laſſen, zu der zwiſchen dieſen beiden ge=
offenen
Abmachungen bezüglich freien Geleites und Abzug der
ufſtändiſchen nach Deutſchland ohne Rückſprache bei der deutſchen
eichsregierung ſeine Zuſtimmung gegeben. Er wurde daraufhin
fort von ſeinem Poſten abberufen.
Skandrecht.
DNB. Wien, 26. Juli.
Der Polizeipräſident von Wien, hat für Wien das außer=
dentliche
Standrecht verhängt. Ab 20 Uhr abends mußten alle
austore und Gaſthäuſer geſchloſſen ſein. Anſammlungen und
ruppenbildungen ſind verboten.
In Steiermark wurde gleichfalls das außerordentliche Stand=
icht
verhängt. Die Haustore müſſen um 19 Uhr die Gaſthäuſer
n 21 Uhr geſchloſſen werden. Anſammlungen und Gruppen in
en Straßen ſind verboten.
Bundespräſident Miklas hat ſeinen Sommeraufenthalt in
elden am Wörther See abgebrochen und iſt am Donnerstag früh
einem Extrazug in Wien eingetroffen.
Starhemberg übernimmt die Leikung der öſter=
reichiſchen
Regierung.
Amtlich wird mitgeteilt:
Vizekanzler Fürſt Starhemberg, der am Donnerstag vormit=
ag
nach Wien zurückgekehrt iſt, begab ſich nach ſeinem Empfang
eim Herrn Bundespräſidenten ſofort zur Tagung des Miniſter=
ats
, wo ihm von dem interimiſtiſch mit der Leitung der Regie=
ung
betrauten Miniſter Dr. Schuſchnigg der Vorſitz im Miniſter=
at
und damit die Leitung der Geſchäfte übergeben wurde.
Das Kabinett hat über die Beiſetzungsfeierlich=
eiten
des ermordeten Bundeskanzlers beraten,
em am Montag ein Staatsbegräbnis bereitet wird.
Im Laufe der Nacht und des heutigen Tages ſind Verhaftun=
en
von Nationalſozialiſten in großem Ausmaß durchgeführt wor=
en
. Die Zahl der Verhafteten wird noch nicht bekanntgegeben;
5 wird jedoch angenommen, daß allein in Wien mehrere hundert
kationalſozialiſten feſtgenommen worden ſind.
Einberufung des öſterreichiſchen Schukkorps.
Das Schutzkorps, das ſämtliche Wehrverbände umfaßt, iſt jetzt
ach Mitteilungen der Preſſe ſowohl in Wien als auch in den
Zundesländern wieder aufgefüllt worden. Die Stärke der einbe=
ufenen
Formationen erreichte bereits am Mittwoch abend die
Ziffern des während des Februar=Aufſtandes unter Waffen ſtehen=
ſen
Schutzkorps.
Im Rundfunk wird ein Befehl des Bundesführers des Hei=
natſchutzes
, des Fürſten Starhemberg, verbreitet, der die Mit=
zlieder
des öſterreichiſchen Heimatſchutzes auffordert, ſich unverzüg=
ich
in Uniform und völler Ausrüſtung zu melden.

Die amtliche Wiener Zeitung teilt mit, daß der öſterreichiſche
Geſandte am Quirinal, Dr. Rintelen, in Verwahrungshaft genom=
men
worden iſt. Rintelen hat einen Selbſtmordverſuch unternom=
men
und iſt ſchwer verletzt. Dr. Rintelen iſt am Donnerstag um
halb 2 Uhr nachmittags geſtorben.
Im Zuſammenhang mit der Verhaftung des Geſandten Dr.
Rintelen ſind, wie man jetzt erfährt, auch andere Feſtnahmen er=
folgt
. Verhaftet wurden der Präſident der Oeſterreichiſchen Luft=
verkehrs
=A.=G. Wagner, ehemaliger Sekretär des Chriſtlich= Deut=
ſchen
Arbeiterbundes in Graz, ferner Hofrat Böhm, ehemaliger
leitender Beamter im Bundeskanzleramt und einer der intimſten
Freunde Dr. Rintelens. Einer der beiden Verhafteten ſoll Selbſt=
mord
begangen haben.
Die Nachrichten von dem Selbſtmord Rintelens werden in
Prag in großer Aufmachung wiegergegeben. Nach Berichten aus
Wien glaubt man, daß Rintelen der Revolver zugeſteckt worden
ſei, damit er Gelegenheit habe, einen Soldatentod zu ſterben.

Vizekanzler Starhemberg.
Sicherheitsminiſter Fey.

Blutige Unruhen in den Bundesländern.
DNB. Wien, 26. Juli.
Während in Wien völlig Ruhe herrſcht, ſcheinen in den
Bundesländern in einzelnen Orten die Kämpfe noch weiter fort=
zugehen
. Die beruhigenden Mitteilungen von amtlicher Seite
laſſen das Ausmaß der Unruhen immerhin erkennen. So wird
von amtlicher Seite erklärt, daß die Säuberungsaktion
in Steiermark gute Fortſchritte mache; in Südſteiermark
herrſche bereits völlige Ruhe. Die Orte Stainz und Liezen ſeien
von den Truppen bereits geſäubert worden. Auch die Bahn=
ſtrecke
bei Salztal ſei wiederhergeſtellt. In Kärnten herrſche
völlige Ruhe.
Nach amtlichen Mitteilungen war es in Steiermark zu grö=
ßeren
Aufſtandshandlungen gekommen. Die Stadt Judenburg
war die ganze Nacht über in der Hand der Aufſtändiſchen, die
die Höhen der Stadt beſetzt hatten, ſich aber ſchließlich ange=
ſichts
der veränderten Lage ergaben. Ebenſo waren die Ge=
meinden
Ilz und Kindberg, eine größere Induſtrieſtadt im
Mürztal, ſcheinbar die ganze Nacht in den Händen der Auf=
ſtändiſchen
, und erſt in den Morgenſtunden konnten dieſe Orte
von den eindringenden Truppen geſäubert werden. In den
großen Hauptorten des oberſteieriſchen Induſtriegebietes, in
Lerben und in Donawitz, ſollen die Kämpfe zur Stunde noch
andauern. Wie weit ſich hier die Truppen durchſetzen konnten,
iſt noch nicht bekannt. Starke Heeresabteilungen ſollen auf dem
Marſch ſein. Wie verlautet, iſt noch im Laufe der Nacht ein Teil
der Garniſon von Wien nach Steiermark geworfen worden.
Ferner wird gemeldet, daß in Gröbning, Lonawitz,
Bad Ausſee, Leoben noch Kämpfe im Gange ſeien.
Bei den Kämpfen um Altenberg ſollen auf beiden Seiten er=
hebliche
Opfer zu verzeichnen ſein. Aus Nieder=Oeſterreich ſind
Truppen nach Steiermark in die Kampfzone entſandt worden.
In St. Peter bei Graz verſuchten die Aufſtändiſchen das Kon=
zentrationslager
, in dem ſich Nationalſozialiſten befinden, zu
ſtürmen. Hierbei kam es zu Kämpfen mit den Heimwehren, wobei
drei Nationalſozialiſten getötet und 26 verhaftet wurden.
Einführung eines Milikärgerichkshofes.
Im Miniſterrat, bei dem Unterrichtsminiſter Dr. Schuſchnigg
den Vorſitz an den Vizekanzler Starhemberg übergab, iſt ein Ge=
ſetz
über die Einführung eines Militärgerichtshofes beſchloſſen
worden, der als Ausnahmegerichtshof für die Aburteilung der
mit dem Umſturzverſuch am 25. Juli in Zuſammenhang ſtehen=
den
ſtrafbaren Handlungen zuſtändig erklärt worden iſt. Der
Militärgerichtshof tritt an die Stelle der Standgerichte und der
ordentlichen bürgerlichen Strafgerichte für alle Handlungen, die
mit dem Umſturzverſuch in Zuſammenhang ſtehen. Die Strafen
ſind ſofort zu vollziehen. Weiter wurde grundſätzlich beſchloſſen,
den Juſtizminiſter zu ermächtigen, ein Amneſtiegeſetz für die An=
gehörigen
des Schutzkorps in Vorſchlag zu bringen, die bei den
Februarunruhen im Dienſt ſtanden und ihre Pflicht erfüllt haben.
Der Miniſterrat beſchloß ferner, die Verſorgung der Familie des
ermordeten Bundeskanzlers Dollfuß zu genehmigen.

Unglückliches Oeſterreich.
Vor 20 Jahren erklangen in Oeſterreich die Trommel=
wirbel
, die die Wehrpflichtigen unter die Waffen riefen. Bald
floß das Blut in Strömen. Not und Unglück und alles irdiſche
Ungemach flutete ſeitdem über unſer Brudervolk an der Donau
hinweg. Viel Freude hat es in den letzten zwei Jahrzehnten
nicht gehabt. Erſt recht nicht mehr, ſeitdem es eine Regierung
gegen ſich ſah, die von diktatoriſchen Anwandlungen geplägt
wurde, und das ganze Volk, gleichgültig, welchen Ständen oder
politiſchen Richtungen es angehört, in die Gegnerſchaft hinein=
drängte
. Aus der einfachen Oppoſition wurde ſchließlich ein
wildes Ringen um die Macht. Ein Kampf aller gegen alle ent=
wickelte
ſich, der allmählich chaotiſche Formen annahm. Trotz
der tiefen Kluft, die ſich zwiſchen Regierung und Volk auftat,
wäre es ein Leichtes geweſen, dem Land den inneren Frieden
zu geben. Doch das hätte eine grundlegende Aenderung des
Syſtems zur Vorausſetzung gehabt. Dazu wollte Dr. Dollfuß,
um den es täglich einſamer geworden iſt und dem man das
menſchliche Mitleid nicht verſagen kann, wieder ſeine Hand nicht
reichen. Dieſe Unterlaſſungsſünde iſt ihm zum Verhängnis ge=
worden
.
Mag man zu dem Handſtreich auf das Bundeskanzleramt
ſtehen, wie man will, niemand kann leugnen, daß dieſer Gewalt=
akt
einer der zahlloſen Ausbrüche der Volkswut war, daß aber
dieſe Volkswut ihre ſehr gewichtigen Gründe in dem bisherigen
Regierungsſyſtem ſah. Man zähle doch einmal die Segnungen
auf, die dieſes Regime dem Lande gebracht hat, und wenn man
mit Scheinwerfern nach ihnen ſuchen würde, ſie wären nicht
zu finden. Daß unter dieſen Umſtänden die Mißſtimmung
immer wieder um ſich griff, und die Erbitterung allmählich
ins Unvorſtellbare wuchs läßt ſich leicht begreifen. Denn das
Regime führte längſt nicht mehr Krieg gegen einzelne, die es
bekämpften, ſondern gegen das Volk in ſeiner Geſamtheit, weil
es in ſeiner Geſamtheit gegen das Regime ſtand. Aber iſt nicht
tauſendfach in Wort und Schrift darauf hingewieſen worden,
daß dieſes Regime dem öſterreichiſchen Volk zum Verhängnis
werden muß? Sind nicht ununterbrochen alle Fehler dieſes
Regimes aufgedeckt worden, ganz zu ſchweigen von den
Quälereien, die jeder zu erdulden hatte, ſobald er in den
leiſen Verdacht kam, nicht voll und ganz zu dem Syſtem zu
ſtehen?
Dieſe Art, mit dem Volk umzugehen, die man im gewöhn=
lichen
Leben als ſchlimmſte Bedrückung oder Terror zu bezeich=
nen
pflegt, wollte man im Ausland nicht ſehen oder nichy
wahrhaben. Es paßte ja auch ſo gut in die Linie der anti=
deutſchen
Beſtrebungen hinein, jede Regung eines Volkes gegen
ſeine Fronvögte als nationalſozialiſtiſchen Terror hinzuſtellen.
Peinlich war es für die ausländiſchen Hetzer zwar, daß in den
Februar tagen dieſes Jahres ausgerechnet Sozialdemokraten
bewaffneten Widerſtand leiſteten. Aber man vergaß ſchnell, noch
ſchneller ſogar dieſes Syſtem, das die Sozialiſten alsbald wieder
in Freiheit ſetzte, um ſich mit verdoppeltem Haß gegen die
Nationalſozialiſten zu wenden. Und wieder mußten die Blut=
geſetze
gegen einen Sozialdemokraten angewandt werden. Aber
die berufsmäßigen Hetzer hatten ſich bereits ein dickes Fell
zugelegt. Sie gingen weiterhin mit der Verleumdung hauſieren,
daß ſich Deutſchland in die inneren Angelegenheiten Oeſter=
reichs
einmiſche und daß von Deutſchland her das öſterreichiſche
Volk aufgeputſcht werde. Als ob Deutſchland das nötig hätte.
Wer hat denn das namenloſe ſoziale Elend in Oeſterreich
heraufbeſchworen? Wer hat die Finanzen zerrüttet und die
Wirtſchaft zuſammenbrechen laſſen? Doch allein nur das Syſtem
mit ſeiner Regierung. Und wer hat Tauſende in die Gefäng=
niſſe
werfen laſſen, ſie einer unmenſchlichen Behandlung aus=
geſetzt
und nichts getan, um Blutvergießen zu verhindern? Doch
nur die Männer, die für das Syſtem verantwortlich zeichnen
und gegen die ſich jetzt die Volkswut richtete.
Wie könnte es nun auch anders ſein, als die Wiener Vor=
gänge
in den Mittelpunkt einer neuen deutſchfeindlichen Pro=
paganda
gerückt zu ſehen. Die franzöſiſche Preſſe hat ſich mit
einer nicht zu überbietenden Leidenſchaft dieſes Stoffes be=
mächtigt
, um alte Märchen neu aufzubügeln. Die Eigenmächtig=
keit
des Geſandten Rieth kam ihr gerade recht, um ihre Theſe
von der deutſchen Einmiſchung zu beweiſen. Herr Rieth iſt
gemaßregelt worden, gerade weil er den Grundſatz der deutſchen
Nichteinmiſchung verletzte. Die deutſche Reichsregierung hat durch
die Abberufung ihres Geſandten klar zum Ausdruck gebracht,
daß ſie für die eigenmächtige Handlungsweiſe des Geſandten
weder verantwortlich iſt, noch das geringſte mit ihr zu tun hat.
Das ſollte wohl hinreichend genügen, um die jetzt hochgehenden
Lügen in das rechte Licht zu rücken. An die Sperrung der
deulſchen Grenzen, die bereits am Mittwoch um 16 Uhr erfolgte,
um den Uebertritt früher aus Oeſterreich geflüchteter Oeſter=
reicher
nach dem Bundesgebiet zu verhindern, ſei nebenbei er=
innert
.
Aber was ſoll die Hetze in der ausländiſchen Preſſe? Doch
nichts anderes und das wird auch deutlich ausgeſprochen
als einen neuen Ring um Deutſchland zu legen. Doch das iſt
nur möglich, wenn jedem vorher eingehämmert worden iſt, daß
auh Deutſchland die Verantwortung für das öſterreichiſche
Chaos trägt‟. Das ſchwerwiegende Wort Verantwortung
ſollte allerdings das Ausland nicht allzuleichtfertig gebrauchen.
Denn wenn wir uns einmal in eine hiſtoriſche Unterſuchung
des öſterreichiſchen Problems einlaſſen wollten, dann werden
gerade diejenigen, die heute am ärgſten ſchreien, ſehr ſchlecht
dabei abſchneiden. Oder läßt es ſich vielleicht leugnen, daß die
Wiener Machthaber an ihrem Regierungsſyſtem nur feſthielten,
weit ſie die ſehr weitgehende Hilfe der anderen Mächte hinter
ſich hatten und noch haben? Iſt da nicht auf dem Umwege über
die Unabhängigkeitsgarantie eine Einmiſchung der anderen
in die inneröſterreichiſchen Verhältniſſe erfolgt? Dieſe Frage
läßt ſich wohl glatt bejahen. Denn wenn die Mächte davon
Abſtand genommen hätten, dieſes Syſtem zu ſtützen, dann wäre
dem armen gequälten Oeſterreich unendlich viel Leid erſpart
geblieben. Aber dieſes Regime wurde mit allen Mitteln gehal=
ten
, der Terror nicht energiſch und offen mißbilligt, dem Volk
das freie Wahlrecht genommen, ſo daß über kurz oder lang
nicht nur ein immer raſcheres Aufeinanderfolgen der Oppo=
ſitionsbeweiſe
, ſondern auch eine Verſchärfung des Kampfes
gegen das Regime als Antwort auf die Freveltaten der Heim=
wehr
folgen mußte. Die ausländiſche Preſſe würde gut daran
tun, nicht Deutſchland anzuklagen, ſondern zu wägen, wie groß

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Seite 2 Nr. 205

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

die eigene Schuld iſt. Und die iſt rieſengroß. In uns aber
ſpricht die Stimme des Blutes und der Schmerz, daß unſerem
Brudervolk die Bitternis der letzten Tage nicht erſpart geblieben
iſt. Der Aufſtand mag den bisherigen Diktatoren gezeigt haben,
daß es fo wie bisher in Oeſterreich nicht weitergehen kann. Es
gibt nur eine Möglichkeit, um in Oeſterreich Ruhe, Sicherheit und
Ordnung wieder einkehren zu laſſen, die der freien und ge=
heimen
Wahl, des Selbſtbeſtimmungsrechts des öſterreichiſchen
Volkes über ſein eigenes Schickſal. Das mögen die Wiener
Machthaber am Ballhausplatz bedenken, damit in Oeſterreich der
innere Friede wieder einkehrt und die europäiſche Welt durch
das öſterreichiſche Problem nicht noch länger beunruhigt wird.
9ds Ausland
zu den öſterreichiſchen Vorgängen.
Frankreich.
Die Ermordung des Bundeskanzlers Dollfuß hat in Paris
wie eine Bombe eingeſchlagen. Die Preſſekommentare, die die
Schlußfolgerung enthalten, daß Deutſchland die Hand im Spiele
gehabt habe, ſind zumeiſt noch unter dem Eindruck der allererſten
Nachrichten geſchrieben. So wird in den Blättern häufig die ſo=
genannte
Vermittlungstätigkeit des deutſchen Geſandten Rieth
als Beweis für die Einmiſchung Deutſchlands angeführt, ohne daß
die Autoren der betreffenden Artikel in der Stunde der Nieder=
ſchrift
die Nachricht von der Abberufung des deutſchen Geſandten
in Wien vorliegen hatten. Die Preſſe bedauert den Tod des
Bundeskanzlers. Einige Blätter treten für die Notwendigkeit einer
internationalen Stellungnahme ein, andere halten eine ſolche
internationale Stellungnahme zu den öſterreichiſchen Ereigniſſen
für zumindeſt noch nicht gegeben. Im Zuſammenhang mit den
Ereigniſſen findet natürlich auch die Unterredung große Bedeu=
tung
, die Außenminiſter Barthou am Mittwoch mit dem italieni=
ſchen
Botſchafter in Paris gehabt hat.
England.
Die aufregenden Ereigniſſe in Oeſterreich und der jähe Tod
des Bundeskanzlers Dollfuß haben die engliſche Oeffentlichkeit
aufs höchſte erregt. Sie bilden den ausſchließlichen Geſprächsſtoff
aller an politiſchen und internationalen Vorgängen intereſſierten
Kreiſe. Daily Telegraph ſchreibt: Der Ernſt der geſtrigen Er=
eigniſſe
für Oeſterreich ſechs Monate nach den blutigen Straßen=
kämpfen
vom Februar iſt klar. Aber ihre internationale Bedeu=
tung
iſt ſogar noch wichtiger. Die politiſche Unabhängigkeit Oeſter=
reichs
iſt von vitalem Intereſſe für alle Mächte, und die Gefahr
beſteht, daß ein anderes Land unter irgendeinem Vorwand Hilfe
für eine der drei öſterreichiſchen Parteien über die Grenze ſchicken
könnte.
Italien würde natürlich einen Aufruhr, der Oeſterreich unter
mationalſozialiſtiſche Herrſchaft gebracht hätte, ſehr ernſt beurteilt
haben. Aber Deutſchland wird zweifellos jede Kenntnis von dem
ſenſationellen Handſtreich von ſich weiſen, der wahrſcheinlich mehr
auf Nachahmung als auf Anſtiftung zurückzuführen iſt. Wenn in
der Folge verſucht werden ſollte, die Habsburger wieder einzu=
ſetzen
Miniſter Schuſchnigg hat ſtarke monarchiſtiſche Neigun=
gen
ſo würden andere Schwierigkeiten höchſt gefährlicher Art
entſtehen angeſichts des heftigen Widerſtandes der Kleinen En=
tente
. Aber im Augenblick iſt alles dunkel abge=
ſehen
von der Tatſache, daß das europäiſche Pul=
vermagazin
vom Balkan nach Wien verlegt wor=
den
iſt.
Ikalien.
Wohl in keinem anderen Lande haben die Wiener Ereigniſſe
ſo lebhafte Aufmerkſamkeit erregt wie in Italien, das allerdings
wegen ſeiner ſtarken politiſch=wirtſchaftlichen Intereſſen an Oeſter=
reich
ſicherlich kein unbefangener Beurteiler iſt. Die geſamte
römiſche Morgenpreſſe und auch die Blätter der Provinz widmen
ihre erſten Seiten den Wiener Vorgängen. Der Meſſagero tut
ſich beſonders darin hervor, Deutſchland der Schuld an den Er=
eigniſſen
in Wien anzuklagen. In ſeinem Leitartikel heißt es, die
feſte Garantie der Großmächte Italiens, Englands und Frank=
reichs
würde in keiner Weiſe Vergewaltigung und fremde Ein=
miſchung
zum Schaden Oeſterreichs dulden. Gleichzeitig gibt der
Meſſagero ein Stimmungsbild aus dem Vatikan, wie der Mord
an Dollfuß dort aufgenommen worden ſei. Auch hierbei wird
gegen Deutſchland Stellung genommen. Muſſolinis Popolo
d’Italia überſchreibt ſeinen, offenbar von hoher Stelle beein=
flußten
und in auffälligem Druck gebrachten Leitartikel: Der
Kampf um die Unabhängigkeit Oeſterreichs die Idee kann man
nicht morden. Dollfuß ſei, ſo bemerkt das Blatt, der Märtyrer
für die Unabhängigkeit ſeines Landes.

* Bahreuth 1934.
Von unſerem Sonderberichterſtatter
Jvo Jverſen.
Bayreuth, im Juli.
Es iſt ein eigen Ding um den Nimbus von Bayreuth. Ihn
zu ſchildern, ſcheint faſt vergeblich. Nur wer je einmal das
Werk Richard Wagners in der weihevollen Entrücktheit des Feſt=
ſpielhügels
erlebt hat, wer je ſich eingegliedert hat in die inner=
lich
gebundene Gemeinde der Bayreuthpilger, kann eigentlich
den wahren Zauber ermeſſen, der von dieſer ganz von dem
großen Kunſtideal Richard Wagners erfüllten alten Markgrafen=
ſtadt
ausgeht. Es iſt Magie im tiefſten Sinne.
Die ſonſt ſo ſtille Stadt mit ihren reichen Erinnerungen
an eine ſtolze höfiſche Vergangenheit, in der Barock und Rokoko
ihre üppige, ſpieleriſche Pracht entfalteten, ſie iſt ſeit ein paar
Tagen voll von dem bunten internationalen Feſtſpielleben.
Aus aller Herren Länder kreuzen Autos die ſchönen Plätze, um
die Berühmtheiten der Theater bilden ſich kleine Zirkel, das
Publikum genießt das Leuchten ſeiner Sterne einmal aus
nächſter Nähe, und wer des Abends nach der Vorſtellung ins
Feſtſpielreſtaurant hinübergeht, kann der Kundry in Zivil, der
herrlichen Marta Fuchs, dem ſchlichten Rudolf Bockelmann,
der eben noch als Sachs auf der Bühne ſtand, dem Parſifal
Roswaenge oder dem Junker Stolzing in der Geſtalt von Max
Lorenz noch einmal Dank und Beifall ausdrücken: hier dürfen
die Künſtler, denen nach einem klugen und guten alten
Bayreuther Hausgeſetz das Wiedererſcheinen vor dem Vorhang
unrerſagt iſt, das Echo ihrer Kunſt hören, ehe ſie ſich bei einem
bürgerlichen Schnitzel mit Bayreuther Bier aus der erhabenen
Welt der Götter und Helden zurückverwandeln in die irdiſche
Rcalität, in der der Magen knurrt und die Kehle ausgetrocknet
iſt. Und die ganz Unentwegten treffen ſich noch einmal zwiſchen
Mitternacht und erſtem Hahnenſchrei in der Eule, dieſer ver=
räucherten
Bude voll echter Künſtlerromantik mit ihren hunderr
und aberhundert Erinnerungen an Generationen von Muſikern
und Sängern, die in den letzten ſechzig Jahren nach dem er=
habenen
Ernſt des Feſtſpieltheaters in dieſen traditionsreichen
Räumen die fröhliche Kehrſeite ihres Lebens feierten
Des Vormittags wandelt man durch die ſtilvollen alten
Straßen zum Haus Wahnfried, wo der Meiſter von ſeinem
Wähnen Frieden fand. Hier wohnt mit ihren Kindern Sieg=
frieds
Witwe, Frau Winifred Wagner, und in dem neugeſchaf=
fenen
Anbau wohnen Richard Strauß, der auch in dieſem
Sommer, ſeinen ſiebzig Jahren zum Trotz, mit der ihm eignen
Elaſtizität die muſikaliſche Leitung des Parſifal übernommen
hat, und der Berliner Generalintendant Tietjen, der nach Sieg=
frieds
allzu frühem Hinſcheiden die ſzeniſche Oberleitung der

Vom Tage.
Der König und die Königin von Siam, die am Montag der
Stadt Köln einen Beſuch abſtatteten und während ihres Aufent=
haltes
in der Domſtadt die großen Induſtrieunternehmungen
Weſtdeutſchlands beſichtigten, haben am Donnerstag vormittag
mit Gefolge Köln verlaſſen. Ihr nächſtes Reiſeziel iſt Brüſſel.
Der polniſche Außenminiſter Beck iſt am Donnerstag, aus
Reval kommend, in Riga eingetroffen.
Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou hat am Mittwoch den
italieniſchen Botſchafter empfangen. Obgleich über den Gegen=
ſtand
der Unterredung eine amtliche Verlautbarung nicht heraus=
gegeben
worden iſt, nimmt man an, daß es ſich um eine im Rah=
men
der franzöſiſchen Paktpläne liegende Beſprechung gehan=
delt
hat.
Muſſolini iſt am Donnerstag von Riccione, wo er ſich mit
Bundeskanzler Dr. Dollfuß treffen wollte, wieder in Rom ein=
getroffen
.
Der aus der Fasciſtiſchen Partei ausgeſchloſſene frühere
Unterſtaatsſekretär Leandro Arpinati iſt in der vergangenen Nacht
in ſeinem Haus in Malacappa in der Umgebung von Bologna
feſtgenommen worden.
Der Herausgeber des Ami du Peuple und franzöſiſche In=
duſtrielle
Coty iſt am Mittwoch abend geſtorben. Coty weilte auf
ſeinem Landſitz in der Nähe von Verſailles; er litt ſeit etwa 14
Tagen an einer ſchweren Lungenentzündung.
Ein bekanntes engliſches Unterhausmitglied, Major Nathan,
ein unabhängiger Oppoſitions=Liberaler, iſt zur Arbeiterpartei
übergetreten.
Der japaniſche Außenminiſter Hirota hat dem Sowjetbot=
ſchafter
in der Frage der Uebernahme der chineſiſchen Oſtbahn
durch Mandſchukuo ein endgültiges entgegenkommendes Angebot ge=
macht
. Es wird mit einer baldigen günſtigen Antwort aus Mos=
kau
gerechnet. Falls die Sowjetregierung eine ablehnende Hal=
tung
zeigt, werden die Verhandlungen ſofort abgebrochen werden.
Ueber den vorgeſchlagenen Kaufpreis iſt bisher nichts bekannt=
geworden
.

Ungarn.
In maßgeblichen ungariſchen Kreiſen nimmt man bezüg=
lich
der Wiener Vorgänge eine abwartende Haltung ein. Die Er=
eigniſſe
haben allerdings in Ungarn Beſtürzung hervorgerufen.
Mit beſonderer Genugtuung wird regiſtriert, daß ſich Deutſchland
mit der Aktion der öſterreichiſchen Putſchiſten nicht identifiziert.
Die Meinung maßgeblicher Kreiſe geht dahin, daß das eigenartige
Vorgehen der öſterreichiſchen Putſchiſten keine internationalen Ver=
wicklungen
mit ſich bringen wird und daß es ſich nur um die Tat
einzelner Ehrgeiziger handeln hann. Man meint allerdings, daß
nun eine reſtloſe Klärung der öſterreichiſchen Frage herbeigeführt
werden müſſe‟.
Prag.
Nach Informationen von politiſcher Seite hält man in Pra=
ger
Regierungskreiſen die Wiener Ereigniſſe nach den Entwicke=
lungen
der Abendſtunden und nach der von den amtlichen Stellen
des Deutſchen Reiches eingenommenen Haltung für eine inner=
politiſche
Angelegenheit Oeſterreichs. Insbeſon=
dere
die Abberufung des Wiener Geſandten Rieth hat in Prag
dieſe Auffaſſung beſtärkt. Man findet hier, daß ebenſo wie
ſeinerzeit anläßlich der Februarereigniſſe kein Anlaß zu irgend=
velchen
Schritten auswärtiger Mächte beſtehe,
Sowjetrußland.
Prawda ſchreibt in einem Leitartikel über die Ereigniſſe
in Oeſterreich, daß die innerpolitiſche Lage in Oeſterreich ſehr
beſorgniserregend ſei. Heute laſſe ſich noch nicht ſagen, welche
Entwicklung die Ereigniſſe nehmen würden. Es ſtehe aber be=
reits
feſt, daß das Dollfuß=Syſtem eine Niederlage erlitten
habe. Ein Verſuch, dieſes Syſtem wieder aufzurichten, werde
mit einem ſicheren Fiasko enden. Oeſterreich ſtehe vor ſtarken
innerpolitiſchen Erſchütterungen, deren Tragweite heute noch
nicht abzuſehen ſeien.
Die Berichte und Kommentare der Brüſſeler Blätter ſind
ſtark voreingenommen. Es macht ſich ſchon jetzt die Tendenz be=
merkbar
, den Nationalſozialismus ſchlechthin mit dem Tode des
öſterreichiſchen Bundeskanzlers zu belaſten.
Die Madrider Linksblätter, die Dollfuß wegen der ſeiner=
zeitigen
grauſamen Niederwerfung der Schutzbündler und der
Marxiſten außerordentlich haßten und ihn ſtändig den blutigen
Zwerg nannten, ſind ausnahmslos auch jetzt gegen ihn eingeſtellt.
Das hindert ſie allerdings nicht, den deutſchen Nationalſozialismus
mit den Vorgängen in Verbindung zu bringen. Faſt ſämtliche
Blätter von rechts bis links ziehen Vergleiche zwiſchen
den Ereigniſſen in Oeſterreich und den Ereig=
niſſen
in Serajevo vor 20 Jahren. Es herrſcht aber die
Meinung vor, daß die geſtrigen Ereigniſſe jene unheilvollen Fol=
gen
nicht haben werden.

Feſtſpiele in die Hand genommen hat. Manch ehrfürchtiger Blick
weilt gedankenvoll auf der mächtigen Platte, die in dem an
den Hofgarten angrenzenden Teil des Wahnfriedgartens unter
den ſchönen alten Bäumen die ſterblichen Reſte Richard und
Coſimas deckt. Ein paar Schritte weiter, auf der andern Park=
ſeite
, abſeits allem Getriebe in einer kleinen ruhigen Villa hat
der Führer Wohnung genommen. Schwarze Garde ſorgt dafür,
daß niemand dieſe Zone der Stille durchbricht.
Wenn auch auf ausdrücklichen Wunſch des Kanzlers die
alle Schranken durchbrechende Begeiſterung des Publikums nach
Möglichkeit zurückgedämmt und im Theaterraum ſelbſt mit Recht
ſtrikte unterſagt iſt, ganz kann er ſich doch nicht den ſpontanen
Bekundungen der Verehrung und der Dankbarkeit entziehen.
Wo immer er ſich auch nur momentweiſe blicken läßt, überall
grüßen ihn erhobene Arme, laute Heilrufe. Man würde vor
lauter Begeiſterung ihn nicht einmal in Ruhe eine Taſſe Kaffee
im Feſtſpielreſtaurant trinken laſſen, wenn nicht die ſchwarze
Garde auch hier ſeinen Weg ſchützte.
Im Vordergrund der Feſtſpieleindrücke ſtand bis jetzt der
Parſifal. Seit Menſchengedenken, ſeit der Uraufführung, im
Jahre 1882, ſtand er in den unter des Meiſters perſönlichen
Anweiſungen geſchaffenen Szenenbildern vor uns, ein koſtbares
Vermächtnis, Ausdruck des authentiſchen Willens ſeines Schöpfers.
Wenn Frau Winifred Wagner jetzt an dieſer Ueberlieferung
rüttelte, geſchah es zunächſt wohl aus einem höchſt dringlichen
Grunde. An den alten Dekorationen hatte die Zeit erheblich
genagt, ſo daß ſie jetzt erneuerungsreif waren. Aber noch aus
einem zweiten Grunde fühlte ſie ſich zu ihrem Entſchluß be=
ſtimmt
. Sie glaubte den mannigfachen Wünſchen Rechnung
tragen zu ſollen, die im Gegenſatz zu den älteren, an der
Tradition hängenden Wagnerianern Szenenbilder für den
Parſifal forderten, die einem modernen Bildgefühl mehr ent=
ſprächen
als die ehrwürdigen alten Dekorationen.
So berief ſie denn den Wiener Bühnenbildner Alfred
Roller nach Bayreuth und übertrug ihm die verantwortungs=
ſchwere
Aufgabe, das ſakrale Weiheſpiel in ein neues Szenen=
gewand
zu kleiden, das zugleich zeitgemäßem Empfinden
des Zuſchauers entſpricht und doch die von Richard Wagner
mit eindeutiger Klarheit vorgeſchriebene eigentümliche Stilgröße
des Parſifal ausdrückt. Auch wenn man nicht alle der neuen
Rollerſchen Parſifalbilder gutheißen und als eine wirkliche Ver=
beſſerung
anſprechen kann, ſo muß man ihm doch zugeſtehen,
daß er ſich ſeiner außerordentlichen Aufgabe als in hohem Maße
würdig erwieſen hat. Das Weſentlichſte: er hielt ſich ſtreng an
den Geiſt der Partitur, an den Willen der von Wagner auto=
riſierten
Anweiſungen und mied in Entwurf und Farbe un=
nötige
Experimente. Der Gralstempel verliert ſich in eine un=
endlich
ſcheinende Tiefe von grünlich ſchimmernden Säulen, die
in den Himmel zu wachſen ſcheinen. Er iſt voll magiſcher Licht=

Die Anerſawang eer Bienet Lorgant

Die an der Beſetzung des Bundeskanzleramtes beteilig
140 bis 150 Perſonen ſind zunächſt in der Polizeikaſerne in
Marokkanergaſſe untergebracht worden. Die drei mutmaßlig
Mörder des Bundeskanzlers befinden ſich dagegen in Sonderh.
Die polizeilichen Nachforſchugen nach den Schuldigen am T.
des Bundeskanzlers Dr. Dollfuß ſind bisher ohne Ergebnis
laufen, da, wie mitgetilt wird, bei der Ermordung keine Zeue
anweſend geweſen ſeien. Der einzige Anweſende, der Kanzleidie
es Bundeskanzlers, Hedwicek, der Dollfuß geraten hatte,
Zimmer zu verlaſſen, erklärte, ſich nicht an den Mann erinnern
können, der den Todesſchuß gegen den Kanzler abgegeben ho
Die verhafteten Teilnehmer des Aufſtandes verweigerten bei
heutigen Einvernahme alle Angaben, ſowohl über die Vorber
tung wie über die Durchführung des Putſches, ebenſo wie ü.
den Mann, der Dollfuß den tödlichen Schuß beigebracht hat.

Forderungen der Bakerländiſchen Fronk.

Der Bundesleiter der Vaterländiſchen Front,
Stepan, hat namens der Bundesleitung und der Landesleitu
dem Miniſterrat fünf Forderungen unterbreitet. Dar
wird erklärt, die Vaterländiſche Front verlange die ſoforti
ſtandesrechtliche Aburteilung der im Bundeskanzleramt Fe
genommenen. Ferner verlange die Vaterländiſche Front, d
die führenden Staatsfeinde, Nationalſozialiſten und Kommur
ſten, allerorts unverzüglich in Schutzhaft genommen würden. 7
oft geforderte Säuberung des Beamtenapparates, insbeſonde
bei der Exekutive, müſſe unverzüglich und rückſichtslos dur
geführt werden. Auch das Bundesforſtperſonal ſei ſofort zu ve
eiden und der Gendarmerie zu unterſtellen. Auf Antrag d
Landesleitung der Vaterländiſchen Front müſſe die Bewaffnur
der Wehrverbände und des Ortsſchutzes durchgeführt werde
Schließlich wird gefordert, daß der Bundesleiter der Vaterländ
ſchen Front zum Miniſterrat hinzugezogen werde, und de
parallel dazu die Landesleitungen der Vaterländiſchen Fro=
von
den Landesregierungen hinzugezogen werden. Weit
wird ein Befehl der Bundesleitung der Vaterländiſchen Fro=
veröffentlicht
, wonach die Vaterländiſche Front drei Monate hin
durch für Dr. Dollfuß Trauer zu tragen hat.

Diplomakiſche Berhandlungen um Oeſterreich.

In den europäiſchen Hauptſtädten herrſchte am Donnerst
im Zuſammenhang mit den Vorgängen in Oeſterreich und de
Tod des Bundeskanzlers Dollfuß eine rege diplomatiſche Täti
keit. Wie der diplomatiſche Korreſpondent des Star berichte
ſtand London in ſtändiger Verbindung mit Berlin, Rom ur
Paris. Der engliſche Botſchafter in Rom, Sir Eric Drummon
und der Botſchafter in Berlin, Sir Eric Phipps, die zur Ze.
ihren Urlaub in England verbringen, ſeien zu Beſprechung
ins Foreign Office berufen worden. Im Augenblick werde geprüf
ob die Unabhängigkeit Oeſterreichs durch die Ereigniſſe b
droht ſei.
Muſſolini, der franzöſiſche Miniſterpräſident Doumergue un
der franzöſiſche Außenminiſter Barthou haben an Starhember
Beileidstelegramme gerichtet, in denen ſie nach einer Verurteilun
der Bluttat erneut die Unabhängigkeit Oeſtereichs betonen.

Landesinſpekkeur Habicht ſeines Poſkens enkhober

DNB. Berlin, 26. Juli.
Amtlich wird mitgeteilt: Noch in der geſtrigen Nacht wurde
von der Reichsregierung Unterſuchungen angeſtellt, ob ſich irgent
eine deutſche Stelle im Zuſammenhang mit den öſterreichiſche
Vorgängen eine direkte oder indirekte Beteiligung habe zuſchudn
kommen laſſen. Die im Laufe des heutigen Tages abgeſchloſſon
eingehenden Prüfungen und Vernehmungen ergaben, daß kein
deutſche Stelle in irgendeinem Zuſammenhang mit den Ereigni
ſen ſteht, ſondern daß alle nach Bekanntwerden der Vorgänge ei
laſſenen Anweiſungen ſofort und reſtlos durchgeführt wurder
Insbeſondere erfolgte, um jedes unerwünſchte Ueberſchreiten de
Grenze zu verhindern, eine durchgehende Abſperrung ſämtliche
Straßen nach Oeſterreich, während andererſeits den Inſaſſen de
Anhaltelager der öſterreichiſchen Flüchtlinge und Emigranten jede
Verlaſſen der Unterkünfte unterſagt wurde. Es iſt daher wede
vor noch nachher eine Grenzüberſchreitung von auch nur einer Per
ſon vorgekommen, die in Verbindung mit dieſen Ereigniſſen ge
bracht werden könnte. Bei ſchärfſter Ueberprüfung gelang es, nu
einen einzigen Fall feſtzuſtellen, bei dem durch eine nicht gründlie
genug erſcheinende Kontrolle von Meldungen, die aus Oeſterreie
ſamen und weiterverbreitet wurden, ein vielleicht gegenteiliger Ein
druck hätte erweckt werden können. Der für die über den Münchene
Sender gegangenen Meldungen verantwortliche Landesinſpekteu
Habicht wurde daraufhin heute vormittag 10 Uhr ſeines Po
ſtens als Landesinſpekteur enthoben und zur Dispoſition geſtellt

ſtimmung, während ihm im Gegenſatz zu der früheren Deko
ration die innere Geſchloſſenheit und Stilſtrenge des Kuppel=
baus
abgeht. Der Zaubergarten Kundrys blüht in üppiger
roſiger Farbigkeit; die Stimmung des Aktes leidet nur durck
unruheſchaffendes Auf und Nieder der Blumenhecken, mit dem
neue ſzeniſche Löſungen angeſtrebt werden ſollten. Die Kar=
freitagsaue
eröffnet den Blick in ein weites Felſental mit ſtar=
ken
, leuchtenden Farben. Das ſchönſte der Rollerſchen Bilden
iſt das erſte: der Waldſee mit ſeiner ſtillen, von Trauerbirken
umſäumten Schwermut, überragt von einem in ſchneeigem
Glanz leuchtenden Felsmaſſiv.
In dieſem Rahmen gibt Heinz Tietjen, der neue Par=
ſifalregiſſeur
, der Handlung der beſeelte Klarheit und geiſtige
Kraft, die ſakrale Feierſtimmung, die dieſes Werkes eigentliches
Weſen iſt. Von ungetrübter Schönheit war die muſikaliſche
Wiedergabe. Richard Strauß ſcheint gegen das Vorjahr dem
Weihecharakter der Gralsmuſik noch mehr zugewachſen zu ſein:
neben der thematiſchen Plaſtik, der muſikaliſchen Lebendigkeit
ommt auch die jenſeitige, unirdiſche Stimmung, ſtärker zum
Ausdruck.
Gralsſtimmung auch auf der Bühne! So wächſt der neue
Bayreuther Parſifal, der Berliner Tenor Helge Roswaenge,
fühlbar immer mehr in die Demutshaltung des reinen Toren,
des Erlöſers hinein. Von ſeiner italieniſierenden Geſangs=
nanier
, die hier fremd am Platze iſt, abgeſehen, erweiſt ſich
ſein ſchöner, ausdrucksvoller Tenor als ein wertvolles Inſtru=
ment
. Neben ihm die gewaltige Kundry von Marta Fuchs;
von ungewöhnlicher Wahrheit des dramatiſchen Ausdrucks, er=
ſchütternd
in ihrem hölliſchen Leben, ebenſo verführeriſch für
Aug’ und Ohr als lockende Verführerin. Hier hat die deutſche
Opernbühne einen unſchätzbaren Zuwachs an dramatiſcher und
geſanglicher Potenz erhalten.
Der ſchmerzensreiche Leidensgeſang von Herbert Janßen
Amfortas, der abgeklärte Gurnemanz von Ivar Andreſen,
die feierlichen Chöre, unter Rüdel wiederum ſo herrlich ſingend
wie nur hier in Bayreuth am nächſten Abend erleben wik
ſie auf der Feſtwieſe Alt=Nürnbergs in noch gewaltigeren Klang=
maſſen
alles vereint ſich in ſpürbarer Hingegebenheit und
leidenſchaftlicher Kunſtbegeiſterung, auch den neugeſtalteten Par=
ſifal
zu einem überragenden, bayreuthwürdigen Erlebnie
werden zu laſſen.
Der zweite Feſtſpielabend bringt eine Wiederholung der
letztjährigen Neueinſtudierung der Meiſterſinger unter Karl
Elmendorff. In der Auflöſung der Maſſen, in der unbe=
ſchreiblich
liebevollen individuellen Durchgeſtaltung der einzelnen
Meiſterſingertypen leiſtet Tietjen Hervorragendes. Es iſt eine
Aufführung, die wahrlich von innen her leuchtet. Erregend in
ihrem feſtlichen Glanz, der ſich auf der Feſtwieſe mit ihren
ſiebenhundert Mitwirkenden zu einer Kundgebung von beiſpiel=

[ ][  ][ ]

Freitag, 27. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 205 Seite 3

Die Saut

Es iſt ehrenvoller, bei einem Skück Schwarzbrot beim deutſchen Bruder zu bleiben, als für Zuckerbrok
und Frack ein auch von den Franzoſen verachkeker Erſahfranzoſe zu ſein.

Landesleiker Pirro
auf der Saarkundgebung in Kaiſerslaukern.
DNB. Kaiſerslautern, 26. Juli.
Die pfälziſche Stadt Kaiſerslautern, zwiſchen Bergen und
Wäldern, hatte heute einen großen Tag. Landesleiter Pirro
ſprach vor den Amtswaltern der Deutſchen Front der Saar,
die zum Teil mit ihren Angehörigen in Sonderzügen und
vielen Kraftwagen und Omnibuſſen von der Saar herüber=
gekommen
waren. Die Fruchthalle der Verſammlungsſaal in=
mitten
der Stadt, war viel zu klein, die vielen Zuhörer zu.
faſſen, ſo daß die Anſprachen in die Räume des dicht gefüllten
evangeliſchen Geſellſchaftshauſes und auf die benachbarten
Plätze durch Lautſprecher übertragen werden mußten. Zehn=
tauſende
Pfälzer nahmen an der Kundgebung teil und brachten
damit ihr gemeinſames Denken und Wollen mit den Saar=
ländern
zum Ausdruck.
Landesleiter Pirro führte in einer Auseinander=
fctzung
in erſter Linie mit den Emigranten u. a. aus: Das
erſte Bataillon der Fremdenlegion in unſerem
Saarlande ſtellen die Emigranten, die dabei ihr
eigenes Geſchäft im Auge haben. Nach dem Konkurs, nach der
Flucht vor dem Gläubigeranſpruch und dem Staatsanwalt
wollen ſie ſich hier ein neues Geſchäft gründen. Aus der Er=
kenntnis
heraus, daß ſie ſich in Deutſchland nicht mehr mäſten
können, klammern ſie ſich an das Saargebiet. Deshalb ſagt der
Emigrant Stimme für den Status quo, dann werde ich aus
Daukbarkeit durch meine Anweſenheit deine Zukunft ſegnen.
Neusrdings wird die Rekrukierung zur Legion
der Erſahfranzoſen auch aus den Kreiſen
des Katholizismus verſucht.
Hier bringen einige Träger des Katholizismus es fertig,
ihren Separatismus mit einer angeblichen Kirchenfeindlichkeit
im neuen Deutſchland zu begründen. Als in Deutſchland Gott=
loſigkeit
und Unſitte ungehemmt verbreitet werden konnten, als
die marxiſtiſchen Gottesleugner die Kirche und ihre Prieſter
verläſterten, da erhob ſich im Saargebiet nicht eine einzige
Stimme mit der Forderung: Weil im Reich der Bolſchewismus
wütet und die Gottesloſigkeit groß wird, wollen wir nicht
mehr zurückkehren. Inzwiſchen wurde die bolſchewiſtiſche Ge=
fahr
und damit das Gottesleugnertum in Deutſchland ausge=
rottet
. Seine Träger ſind zum großen Teil flüchtig und nicht
wenige haben das Saargebiet zu ihrem Aſyl gemacht. Währeno
ſie drüben in Deutſchland früher von Waffen redeten, heucheln
dieſelben Gottesleugner hier täglich die Sorge um unſere
Prieſter Glaubt denn wirklich ein einziger
Katholik, daß die Bundesgenoſſen für den
Stautus quo etwa am Tage nach deſſen Erklä=
rung
vom Kloſterſtürmer und Prieſtermörder
zum Kirchenbauer werden? Sie werden die Katholiken
ſo behandeln, wie man Verräter nach vollbrachter Tat immer
diehandelt. Als Katholik möchte ich ſagen: Seien wir doch auf=
richtig
genug, gegenüber der geſchichtlichen Großtat des Führers!
Der Führer hat durch ſein Eintreten vielleicht hunderttauſend
Menſchen das Leben gerettet. Unter dieſen Hunderttauſend
konnten ſogar Prieſter ſein, und zwar ſchließlich die Kameraden
derjenigen, die heute dem Führer den Vorwurf machen, daß
es richtiger geweſen wäre, am 30. Juni lieber nichts zu tun,
als vielleicht einen Unſchuldigen mitbüßen zu laſſen. Ganz
Deutſchland ſieht in der Tat des 30. Juni das große Geſchehen,
das unſere Nation gerettet hat. Wenn dieſer oder jener einmal
ſeinen Gegenſatz zum Chriſtentum zum Ausdruck bringt, ſo iſt
damit nach chriſtlicher Auffaſſung nicht geſagt, daß das Chriſten=
tum
als ſolches dadurch vernichtet würde. Vielmehr trifft nach
chriſtlicher Auffaſſung der Schaden immer jenen, der gegen
Gottes Lehre iſt. Würden in der Tat Aeußerungen genügen,
das Chriſtentum zu zerſtören, ſo hätten die Bundesgenoſſen der
ſeporatiſtiſchen Neuen Saarpoſt den Katholizismus ſchon
lange reſtlos ausgerottet, noch ehe Hitler an die Macht kam;
denn dieſe dem Chriſtentum angeblich ergebenen deutſchen Emi=
granten
haben den Katholizismus im Reich an einem Tag
mehr Schmach und Schande zugefügt, als vereinzelte Leute des

nationalſozialiſtiſchen Regimes es in nahezu zweijähriger Re=
gierungszeit
vermochten. Dabei iſt zu beachten, daß der Führer
des Nationalſozialismus überall dort ſchon eingriff, wo Ver=
gehen
dieſer Art vorlagen, während der Bolſchewismus in der
ruſſiſchen Revolution Zehntauſende von Prieſter und Hundert=
tauſende
von Chriſten hinſchlachten ließ.

eſſen der
neue Pa

Hinter dem Wunſche, zur Berkrelung der Inkei=

ei zu gründen,
Fraße des Her

Sgargebiet eine
rak ſich nur die

Jede katholiſche Partei, ſie mag ſo oder ſo
maskiert ſein, ſtellt eine Schande für den ge=
ſamten
deutſchen Katholizismus dar. Im Namen
aller anſtändigen deutſchen Katholiken warnen wir in letzter
Stunde, und als Katholik rufe ich alle Katholiken des Saar=
gebietes
auf, gegen dieſen Verrat an uns und unſerem Vater=
lande
. Der gläubige Katholik iſt feſt davon überzeugt, daß die
großen Werte des Chriſtentumes dem Dritten Reich jene Stütze
ſein müſſen, für die jeder Staat, der nicht materialiſtiſch unter=
baut
ſein will, ihm dankbar ſein wird. Jede gegen Deutſch=
land
abgegebene Stimme iſt ſogleich auch eine Stimme gegen
den deutſchen Katholiken, der ſich im Reiche zu beweiſen bemüht,
daß der deutſche Katholizismus nur ſtaatserhaltend und zuver=
läſſig
iſt. Der Redner befaßte ſich dann mit den Ereigniſſen
der letzten Tage im Saargebiet und ſtellte die Frage:
Was krägt der Völkerbund, was krägt Frankreich
zur friedlichen Löſung der Saarfrage bei?
und fuhr fort: Die Antwort lautet: Daß Angriffe auf unſere
Ehre an der Tagesordnung ſind. Wenn die Regierung gar
behauptet, kein Saarländer ſei wegen ſeiner deutſchen Haltung
einer Ehrverletzung ausgeſetzt, ſo iſt dieſe Behauptung an ſich
ſchon eine Ehrverletzung, denn täglich wird unſer Führer hier
in der Preſſe ſo maßlos beſudelt, wie dies keinem Staatsmann
der Welt geſchieht. Im Namen der geſamten Deutſchen Front
erkläre ich feierlich: Wer den Führer unſeres Deutſchlands be=
leidigt
und beſudelt, der beleidigt und beſudelt uns alle. Wir
beſchwören die Abſtimmungskommiſſion hier einzugreifen. Das
ganze Saarvolk wird für dieſe ſelbſtverſtändliche Handlung
dankbar ſein. Es würde auch zur Beruhigung beitragen, wenn
die niedere Hetze des Straßburger Senders unterbliebe. Es
mehren ſich gerade in Elſaß=Lothringen die Stimmen, die eine
Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und Frankreich herbei=
ſehnen
und die ſchamloſe Hetze derjenigen Kreiſe ablehnen, die
nur im Intereſſe einer profitgierigen Rüſtungsinduſtrie aus
der Verhetzung der Völker Kapital ſchlagen wollen. Wenn ich

die Frage an die

was ſie zur friedlichen

ſo muß ich zur Illuſtration das Beiſpiel der letzten Woche
heranziehen. Ein Emigrant wird mit der Durchführung ver=
ſchiedener
Hausſuchungen beauftragt, und es kommt zu einem
Verbot von 26 Zeitungen, weil die Hausſuchung durch einen
Emigranten als Herausforderung bezeichnet wurde. Zu den
Belangen der Bevölkerung, die von der Regierungskommiſſion
zu ſichern ſind, gehört in erſter Linie der Schutz der Ehre der
Bevölkerung. Würde man die Zumutung, die in dieſem Falle
an das Saarvolk geſtellt wurde, an die Franzoſen ſtellen, ſo
würde ſie als Kulturſchande und eine Herabwürdigung auf=
gefaßt
werden. Nicht weniger Ehrgefühl haben wir Deutſche auch.
Die Herausforderung wird uns offenbar zugemutet, um uns
zu Unbeſonnenheiten zu verleiten. Dieſen Gefallen werden wir
niemand tun. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich und entſpricht der
bisherigen Haltung der Deutſchen Front an der Saar, daß wir
nach wie vor jeden Gewaltakt ablehnen. Das Bruderband, das
wir gemeinſam geſchloſſen haben, und das wir erſt recht in den
kommenden Monaten beſiegeln werden, wird durch kein Dekret
oder Verbot mehr geſprengt werden. Es iſt ehrenvoller, bei

loſer Großartigkeit ſteigert. Dazu eine Beſetzung, wie ſie ſich
vollkommener kaum denken läßt. An der Spitze das Idealbild
eines Hans Sachs in der Perſon von Rudolf Bockelmann.
Das ſtrahlende Eochen Maria Müllers, der ſchönſingende
Stolzing von Max Lorenz, der würdige Pogner von Joſef
Manowarda, der friſche David Martin Kremers ein
wahres Meiſterſingerenſemble, höchſten Lobes würdig in jedem
Betracht.
So groß die feſtliche Aufführung, ſo unmittel=
bar
und ſtark das Echo des Publikums. In den Jubel des
Nürnberger Volkes miſcht ſich die laute Begeiſterung der Zu=
hörer
. An ihrer Spitze wiederum der Reichskanzler und Dr.
Goebbels. Geeint in dieſem außerordentlichen künſtleriſchen Er=
lebnis
ſpürt man die Einheit und Dichte heutiger Volksgemein=
ſchaft
voll Dankbarkeit und Zuverſicht.

DNB. Bayreuth. Der Mittwoch nachmittag brachte die
Rheingold=Aufführung, die vor allem durch eine ausgeglichene
muſikaliſche Darbietung unter Generalmuſikdirektor Elmendorffs
Leitung beſte Ausſichten für den weiteren Verlauf der Ring=
Abende in den nächſten Tagen bietet. In den Mittelpunkt des
Geſchehens rückte Generalintendant Tietjen die Geſtalt des
Alberich, die wiederum von Robert Burg gegeben wurde. Neben
der aus dem vorigen Jahr bekannten Rollen Bockelmann=Wotan,
Wolff=Loge, Zimmermann=Mime, Onegin=Frigga, Heidersbach=
Freia geſellten ſich neu hinzu Carin Carlsſon als Erda. Das
Rheintöchtertrio wies in der Beſetzung: von Dobay, Booth
und Weigel herrlichen Stimmzuſammenklang auf.

Prof. Carl Troll über das deutſche Kolonialproblem

Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Dr. B. Johannesburg, im Juli.
Prof. Carl Troll, der in den Jahren 192629 auf ſeinen
Reiſen in Südamerika als Biologe und Geograph die Lebens=
bedingungen
in den tropiſchen Gebirgen ſtudierte und ſeit dem
Jahre 1930 mit der Vertretung der Kolonial=Geographie an
der Univerſität Berlin beauftragt iſt, faßte vor Jahren den Plan,
dieſe Studien auf Afrika auszudehnen, um das deutſche
Kolonialproblem wiſſenſchaftlich zu unterbauen. Speziell die
Frage der Siedlungsmöglichkeiten für Weiße in den tropiſchen
Hochländern drängte immer ſtärker nach einer objektiven wiſſen=

ſchaftlichen Unterſuchung, weil ſie bislang ſtets widerſprechend
entweder ablehnend oder übertrieben optimiſtiſch dargeſtellt
wurde.
Für dieſe Forſchungsarbeit bot Oſtafrika das beſte Be=
tätigungsfeld
. Dort hat ſich ſeit der Oeffnung des Mandats=
gebietes
für die deutſchen Siedler im Jahre 1926 eine Zone
junger deutſcher Pionierſiedlungen gebildet, die in dem gegen=
wärtigen
Entwicklungsſtadium die ganzen Probleme aufzeichnen.
Prof. Troll hat, abgeſehen von dieſer ſpeziellen Frage der
Siedlungsmöglichkeiten das ganze deutſche Kolonialproblem zu
erfaſſen verſucht. Zu dieſem Zweck hat er zuſammen mit
Dr. Wien zunächſt drei Monate lang das nordabeſſiniſche Hoch=
land
und die dortige italieniſche Koloniſation ſtudiert, dann in
weiteren fünf Monaten Oſtafrika; und zwar vergleichend das
Mandatsgebiet Tanganjika und die alte engliſche Siedlungs=
kolonie
Kenya. Zuletzt führten ihn ſeine Forſchungsarbeiten zu
einem kurzen Beſuch nach Südafrika.
Hier gewährte Prof. Troll mir eine Unterredung über die
Eindrücke auf ſeiner Expedition. Der deutſche Forſcher führte
dabei u. a. folgendes aus:
Alle Probleme, die das Afrika von heute betreffen, müſſen
von einem vollſtändig neuen Geſichtspunkte aus angepackt wer=
den
und nicht von den Erfahrungen der Vorkriegszeit aus. Die
Stellung des Europäers dem Eingeborenen gegenüber, die
Nolle des Eingeborenen und des indiſchen Einwanderers ſind
völlig verändert. Vor allem iſt auch die Stellung der einzelnen
Naſſen in der wirtſchaftlichen Produktion heute eine ganz andere
und wird von den Kolonialregierungen in verſchiedener Weiſe
gefördert. In der Erziehung des Eingeborenen zur Ziviliſation
nehmen Regierung, Miſſion und Pflanzer eine ganz verſchiedene
Stellung ein. Eine zukünftige deutſche Kolonialpolitik müßte
einen Weg einſchlagen, der in der ſchrittweiſen Förderung des
Eingeborenen und in der zielbewußten ſtraff organiſierten An=
ſiedlung
des Weißen den Anforderungen beider gerecht wird.
Die Möglichkeiten einer ſolchen Koloniſation und ihre Rück=
wirkungen
auf das Mutterland ſind außerordentlich groß und
vielſeitig und zahlenmäßig kaum abzuſchätzen. Vor allem Oſt=
afrika
mit ſeiner wechſelvollen geographiſchen Natur könnte für
alle Zweige der menſchlichen Betätigung in der Tropenzone ein
ausgezeichnetes Verſuchsfeld für Deutſchland abgeben, was
Tropenlandwirtſchaft, Tropenmedizin, Tropentechnik uſw. be=
trifft
.
Es wäre verhängnisvoll, die Kolonialfrage rein finanz=
politiſch
nach der Rentabilität der Kolonialgebiete allein beur=
teilen
zu wollen. Die gegenwärtige Verdrängung der deutſchen
Arbeit in einem großen Teil der Welt wäre bei einem kolonialen
Deutſchland unmöglich.
Hinſichtlich der Siedlungsfrage ſind alle Vorſchläge für

einem Stück Schwarzbrot beim deutſchen Bruder zu bleiben, als
für Zuckerbrot und Frack ein auch von Franzoſen verachteter
Erſatzfranzoſe zu ſein. Es kommt der 13. Januar, der Tag
unſerer Ehre, der Tag unſerer Freiheit, der Tag des Vater=
landes
und ſeines Führers! Heil Deutſchland!
Die vielen geſchloſſenen Pfui=, Bravo= und Heilrufe zeigten,
daß der Redner allen aus dem Herzen ſprach. Stürmiſcher Bei=
fall
und endloſe Heilrufe dankten dem Landesführer, bis das
Deutſchland= und das Horſt=Weſſel=Lied aus allen Kehlen er=
klangen
. Landesleiter Pirro brachte dann auf den 13. Januar
1935 und auf den Führer ein dreifaches Siegheil aus. Dann
ſchloß das Saarlied die machtvolle Kundgebung.

DNB. Saarbrücken, 26. Juni.

Mit Intereſſe und Spannung ſah man überall im Saargebiet
der geſtrigen großen Rede des Landesleiters Pirro entgegen.
Dieſes offenſichtlich ſtaatsgefährliche Intereſſe wurde wiederum
mit dem üblichen Verbot bedacht. An alle Reſtaurants und Cafés
iſt ſtrikteſte Anweiſung ergangen, die Rundfunkübertragung der
Rede Pirros unterbleiben zu laſſen, widrigenfalls würde mit der
Schließung der Lokale gedroht. Sämtliche Lokale wurden geſtern
abend polizeilich überwacht, ob ſie dieſer Anweiſung Folge leiſten.
Miniſter Seldie mit der Wahrnehmung der ſozial=
polikiſchen
Aufgaben in Preußen beauftragk.
Im Zuge der Gleichſchaltung von Reich und Preußen hat der
preußiſche Miniſterpräſident im Einvernehmen mit dem Führer
den Reichsarbeitsminiſter Seldte mit der Wahrnehmung der
ſozialpolitiſchen Aufgaben Preußens beauftragt. Demgemäß hat
der Reichsarbeitsmäniſter die Führung der Geſchäfte des preußi=
ſchen
Miniſters für Wirtſchaft und Arbeit in ſozialpolitiſchen An=
gelegenheiten
übernommen. Er wird in dieſen Geſchäften durch den
Staatsſekretär des Reichsarbeitsminiſteriums, Dr. Krohn, ver=
treten
.

Reichspräſidenk von Hindenburg an Bundes=
präſidenk
Miklas.
DNB. Berlin, 26. Juli.
Reichspräſident von Hindenburg hat an den öſterreichiſchen
Bundespräſidenten Miklas anläßlich des Attentats auf Bundes=
kanzler
Dollfuß nachſtehendes Beileidstelegramm gerichtet:
Tief erſchüttert durch die Nachricht, daß Herr Bundeskanzler
Dollfuß einem verabſcheuungswürdigen Anſchlag zum Opfer ge=
fallen
iſt, ſpreche ich Ew. Exzellenz meine herzlichſte Anteilnahme
Reichspräſident von Hindenburg.
aus.
Reichsaußenminiſter Frhr. v. Neurath hat der öſterreichiſchen
Bundesregierung zum Tode des Bundeskanzlers Dollfuß telegra=
phiſch
das Beileid der Reichsregierung übermittelt.
der Führer bricht den Beſuch der Bayreuther
Feſtſpiele ab.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichskanzler Adolf Hitler wird mit Rückſicht auf die
traurigen Vorgänge in Oeſterreich von einem weiteren Beſuch der
noch ausſtehenden drei Aufführungen der Bayreuther Feſtſpiele
abſehen.
Wiederaufhebung der Sonder=Grenzſperre
nach Oeſterreich.
Die Reichsregierung hatte, um jede Möglichkeit einer Betei=
ligung
an den öſterreichiſchen Ereigniſſen von vornherein auszu=
ſchließen
, bereits am 25. Juli 1934 nachmittags 4 Uhr, die völlige
Ausreiſeſperre gegenüber Oeſterreich für alle Reichsangehörigen
und in Deutſchland aufhaltſamen öſterreichiſchen Flüchtlinge an=
geordnet
. Die daraufhin vom Reichsminiſter des Innern zur
Durchführung dieſer Ausreiſeſperre getroffenen Maßnahmen ſind
heute nachmittag als durch die Verhältniſſe überholt wieder auf=
gehoben
worden. Für den Reiſeverkehr mit Oeſterreich gilt nach
wie vor das Geſetz über die Beſchränkung der Reiſen nach der
Republik Oeſterreich vom 29. Mai 1933.

deutſche Maſſen= und Kleinbauernſiedlungen in den tropiſchen
Hochländern illuſoriſch, aus geographiſchen wie aus ſozialen
Gründen. Die deutſchen Neuſiedlungen in Oſtafrika haben bei
aller Schwierigkeit der gegenwärtigen Lage nach Ueberwindung
der Pionier= und Lehrzeit eine Zukunft; aber ihre Ausdehnungs=
möglichkeit
iſt beſchränkt, und auf die ſchwarze Arbeit wird der
Pflanzer und Farmer immer angewieſen bleiben. Aus dieſem
Grunde iſt auch eine gewiſſe Betriebsgröße der einzelnen Sied=
lungen
erforderlich.
Der Wert des deutſchen Tropenpflanzers darf auf keinen
Fall nach der Zahl der Siedler bemeſſen werden. Auch kleine
Gruppen bedeuten in den weiten afrikaniſchen Räumen wirt=
ſchaftlich
, kulturell und nationalpolitiſch ungeheuer viel mehr
als die gleiche Zahl in der Heimat.
Deutſch=Oſtafrika iſt trotz der völligen Enteignung deutſchen
Grundbeſitzes im Weltkrieg durch harte Arbeit deutſcher Siedler
aus allen Berufen und Bevölkerungsſchichten in friedlicher
Durchdringung zum großen Teil zurückgewonnen. Die Inder,
deren Zahl in zehn Jahren engliſcher Verwaltung auf das
dreifache geſtiegen iſt haben faſt den geſamten Kleinhandel und
eine Reihe großer Pflanzungen in der Küſtenzone in der Hand.
Die wichtigſten Siedler nach den Deutſchen, aber nur in den
alten Pflanzungsgebieten ſind die Griechen. Eine geringe Rolle
ſpielen im Verhältnis zu ihnen europäiſche und ſüdafrikaniſche
Briten. Der Typus des Deutſch=Oſtafrikaners iſt heute der mit
der Natur und mit der Mandatspolitik ringende Pflanzer.
Der Typus des Engländers iſt der Verwaltungsbeamte, der in
freundlicher Stellung zu den Deutſchen die Weiſungen der
Empire=Politik ausführt. In den wirtſchaftlichen Nutzen, ſomit
auch in das von deutſchen Siedlern angelegte Kapital teilen
ſich die japaniſche Induſtrie und der indiſche Händler.
Der deutſche Neuſiedler hat das Verdienſt, im Inneren Oſt=
afrikas
oft in ſchlechter Verkehrslage und gegen den urſprüng=
lichen
Willen der engliſchen Verwaltung, Land für die weiße
Raſſe erſchloſſen zu haben, wobei ihm Erinnerungen aus dem
Weltkriege und Siedlerinſtinkt leitend geweſen ſind. Die ſechs
deutſchen Siedlungsgebiete Mboſi, Lupemba, Mufindi, Dabaga,
Babati und Oldeani ſind in der Zone ausgewählt, die augen=
blicklich
allein dafür in Frage kommt: in der Uebergangszone
zwiſchen dem feuchten Wald des Hochlandrandes und den
Trockenwäldern des Inneren. Die deutſche Arbeit in Oſtafrika in
den letzten acht Jahren beweiſt, daß das deutſche Volk auch heute
noch großer kolonialer Taten fähig iſt wie im Zeitalter der
Ordensritter.
Prof. Troll wird von hier über Kapſtadt in das Mandats=
gebiet
Deutſch=Südweſtafrika reiſen und ſich von dort aus nach
Deutſchland einſchiffen, wo er am 12. Auguſt eintreffen wird,

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 205

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

LadeHedeinteslAt

Statt Karten
Unſere Edith=Trene hat heute
ein geſundes Schweſterchen
Heiga
bekommen.
Karl Wolff
SS= Oberführer und perſönl.
Adjutant des Reichsführer=G6
und Frieda Wolff
geb. von Römheld
München, den 25. Juli 1934
Rotes Kreuz, Nymphenburgerſtraße.
(7933

Todes=Anzeige.
Meine liebe Frau, unſere liebe Mutter,
Großmutter, Schweſter, Schwiegertochter,
Schwägerin und Tanie
Helene Peith
geb. Hanſtein
iſt heute früh 8 Uhr im Alter von 57 Jahren
von ihrem ſchweren Leiden ſanft erlöſt
worden.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Veith.
Darmſtadt, den 26. Juli 1934.
Eſchollbrückerſtr. 331/,o
(7943
Die Beerdigung findet Samstag, mittags
1¾ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt,

auch genannt

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Freitag, 27. Juli 1934

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Heute nacht verſchied plötzlich und uner=
wartet
meine liebe Frau, unſere gute
Mutter, Schweſter, Tante, Schwägerin,
Schwiegermutter und Großmutter
Margarethe Diehl
geb. Bolbach
im Alter von 61 Jahren.
In tiefer Trauer:
Eberhard Diehl und Kinder.
Darmſtadt, den 26, Juli 1934,
Die Beerdigung findet Samstag, den
28, Juli 1934, nachmittags 2.30 Uhr auf
dem Waldfriedhof ſtatt. (7942

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Nachruf.
Am Sonntag, den 22. 7. 34
wurde uns durch einen Un=
glücksfall
unſer Kamerad
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Wilhelm Fiſcher
aus Eberſtadt
entriſſen. Wir werden ihm
ſtets ein treues Andenken
bewahren.
Der Unterbann II/115 tritt
reſtlos am Freitag, dem
27. 7. 34 um 3.15 Uhr am
Bahnhof Eberſtadt zur
Beerdigung an. (7940
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Bilanz per 31. Dezember 1933.
Paſſiva.
Dezember 31.
Dezember 31.
1. Betriebsmittel.
RM. 1. Eigenkapital.
RM.
An Kaſſe .."
3852.97 Per Geſchäftsguthaben:
Darmſtädter Volksbank
28173.72 aſ Verbleibende Mitglieder 36 695 05

Städtiſche Sparkaſſe.
Poſtſcheckamt
Debitoren".
2. Waren,
An Waren=Vorräte .."
ſonſtige Materialien".
3. Anlagenwerte.

2844.80
501.94

123.85
150.13
20402,11

3 346.74

63 780.

An Maſchinen u. Utenſilien=Konto,
Immobilien ."
61940.
Mobllien
............ 480.
Laſtautos
........ 610.
Beteiligung (Volksbank) . . . . . . . 500.
Verluſt. ... . .. . ......
3845.90

RM. 187205.42

b) Ausſcheidende Mitglieder
Per Reſervefonds ....."
2. Fremdkapital.
Per Hypothekenkonto

2766.*

39461.3
1674,7

25 612.
Darlehenskonto",
43578.4
Bankkredit
14116.
Finanzkaſſe.
5638.8
Lohnſteuer und Eheſtandshilfe
126.2
Stadtkaſſe. . . . ."
1133.2
Kreditoren:
a) Milchlieferanten . . . . 53733.33
b) ſonſtige Lieferanten . . 1448.63 55 181.9
Wechſel (Akzepteſ . . . . . . . . .
400.
Allgemeine Ortskrankenkaſſe . . .
RM. 187205.4:

Soll.

Gewinn= und Verluſt=Rechnung per 31. Dezember 1933.

zember 31. RM. Dividende a/ Geſchäftsanteile 1932 1800. Uebertrag al Reſervefonds a 1932. 1282.27 Zugang Verluſt. 4195.73 Waren=Beſtände. 4098 41 Waren=Eingang . 714448.94 Betriebs=Unkoſten 35 398.61 Allgemeine Unkoſten. 26 336.36 Steuern . . . 4287 34 Umſatzſteuer . . . . . 5123 85 Zinſen .... ..." 6017.98 Abſchreibungen . . . . 20 474.59 Materialien=Konto . . . . . . 1662.55 RM. 825 126.63

Haben.
RM.
3082.2,

Januar 1. Per Gewinn=Vortrag".
Dezember 31.
Per Zugang Gewinn (Steuergutſcheine) . 832.30
Zugang Gewinn (Betlg. Volksbank) . 500.
Waren=Ausgang . . .."
812778 10
Haus=Konto . ...
485 70
Waren=Beſtand:
a) Reine Warenvorräte , 2844.80
b) Sonſtige Materialien 501.94 3346.74
Schweine=Konto
255.56
Verluſt . . . .."
. 3845.90

Mitglieder=Bewegung.
Stand zu Anfang 1933 . . .
Zugang in 1933 . .. . . .
Abgang in 1933 . . . . . .
Stand Ende 1933 . . . . .

RM. 335 135,53

Bahl der Mitglieder Anzahl der Anteile Haftſumme 56 68 40 800. 600. 57 69 41 400. 6 3 600. 51 63 37 800.

Die Haftſummen haben ſich im Berichtsjahr vermindert um ..... . . . . 3600.
Darmſtadt, den 27. Januar 1934,
Der Vorſtand: (gez.) P. Stappel. K. Weſp.
Wir haben die Bilanz ſowie Gewinn= und Verluſt=Rechnung geprüft und ſolche nach Vergleich mit den
Büchern und Belegen für richtig befunden.
(7988
Darmſtadt, den 27. Januar 1934.
Der Aufſichtsrat: (gez.) Fritz Schmunk, 1. Vorſitzender

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Damenfahrräder 1 Doublébrille,
1 Armband, 1 Herrenhut, 3 Da=
menhemden
, 2 Knabenhemden,
Taſchentücher, 1 Gummigürtel,
Ohrring, 1 weiße Strandhoſe, 3
Paar Socken, 3 Luftpumpen, 15
Badeanzüge verſchiedener Art, 5
Badehüte, 2 weiße Kinderhüte,
3 Bademützen, 5 Badetücher, 1
Kopftuch, 3 Waſchlappen, 1 Paar
Badeſchuhe, 1 Waſſerball, 1 Buch,
5 Marktnetze, 13 Paar Hand=
ſchuhe
, 5 einzelne Handſchuhe, 4
Stoffgürtel, 1 Mütze. 1 Damen=
ſchirm
. 1 Paket, Inhalt: 3 Ther=
mometer
: 1 Herrenfahrrad, ein
Herrenſchirm, 12 Gummiringe, 1
Glasdeckel, 1 Kleid, 1 Schal, 1
Eßgeſchirr, 5 Halsketten. 1 Paar
Socken, 2. Armbänder, 2 Ringe,
4 Anſtecknadeln, 2 Bund Schlüſſel,
1 Ohrring, 2 Handtaſchen, eine
Brieftaſche. 5 Geldbörſen, eine
Schutzbrille, 2 Küchenmeſſer, zwei
Marktnetze, 1 blaue Jacke, 1 Bier=
zipfel
, 1 Baskenmütze, 1 Kübler=
Strickweſte 1 vierrädrig. Kaſten=
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, 1 Brille mit Etui. Zu=
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: 4 Kanarienvögel, fun
Wellenſittiche. Zugelaufen:
1 Katze.

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15.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
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Prof. Dr. Künzig: Das Lebenswerk des Volkskunde= und Volks=
liedforſchers
John Meier. 17.45: Lieder von Grieg und
Dvorak. 18.00: Nürnberg: Reichsſendung: Kunterbut aus
den Deutſchen Kampfſpielen. 18.30: Deutſche Geſpräche,
Thule. Zwiegeſpräch. 18.50: Meldungen.
19.00: Dr. Burger: Briefe, die uns erreichten. 19.20: Kaſſel=
Unter der Dorflinde. Feierabend in eiem heſſiſchen Dorf.
19.45: Berlin: Reichsſendung: Politiſcher Kurzbericht. 20.00;
Berlin: Zeit, Nachr. 20.15: Köln: Reichsſendung: Stunde
der Nation: Xanten. Siegfrieds=Stadt und Viktors=Dom.
21.00; Berlin: Kreutzer: Nachklager m Granada.
22.20:
Zeit, Nachr. 22.30: Nachr., Wetter, Sport. 22.403
Nürnberg: Tagesecho der Deutſchen Kampfſpiele.
23.00;
Sonne, Mond und Sterne. Hörfolge. 24.00: Stuttgartz
Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Freitag, 27. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. 5.50: Nachr. 6.00: Berlin: Gym=
naſtik
. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Kiel: Kieler Orcheſter=
gemeinſchaft
. Ltg.: Hans Doering. In einer Pauſe (gegen
7.00): Nachr. 8.00: Sperrzeit. 8.45: Leibesübung für
die Frau. 9.00: Funkſtille. 9.40: Thea Maria Lenz ſpricht
Gedichte von Kindern. 10.00: Nachr. 10.10: Funkſtille.
10.50: Spielturnen im Kindergarten. 11.15: Seewetterbericht;
11.30: Für die Mutter: Unſer Kind lernt ſprechen. 11.55:
Wetter.
12.00: Dresden: Mittagskonzert der Dresdner Philharmonie. Ltg.:
Scheſtak. 12.55: Zeitzeichen. 13.00: Kompott,pourri.
(Schallpl.). Anſchl.: Wetter. 13.45: Nachr. 14.00:
Sperrzeit. 14.15: Glückwünſche und Programmhinweiſe.
15.00: Wetter, Börſe. 15.15: Oh, ſchöne Jugendtage ( Schall=
platten
). 15.40: Jungmädel erzählen von ihren Kochfünſten:
Von Trapperleber und Götterſchlamm.
16.00: Breslau: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Topitz.
17.40: Zeitfunk. 18.00: Reichsſendung: München: Kunter=
bunt
aus den Deutſchen Kampfſpielen. 18.30: Virtuoſe Klavier=
muſik
. 18.55: Das Gedicht. Anſchl.: Wetter.
19.00: Klingendes Kunterbunt. (Schallpl.). 20.00: Kernſpruch.
Anſchl.: Kurznachr. 20.15: Reichsſendung: Köln: Stunde
der Natfon: Xanten. Siegfrieds Stadt und Viktors Dom.
21.00: München: Richard Wagner. Stationen ſeines Lebens.
21.40: Perlen deutſcher Volkslieder. Der Kammerchor des Deutſch=
landſenders
. Ltg.: Görner. 22.00: Politiſcher Kurzbericht.
(Aufn.). 22.15: Wetter= Tages= und Sportnachr. 22.45:
Seewetterbericht. 23.00: Kiel: Sommernacht an der Förde=
Kieler Orcheſtergemeinſchaft. Lig.: Doering.

[ ][  ][ ]

Aus der Landeshauptſtadt
Der Botaniſche Gacten in der 2. Julihälfte.
Darmſiadt, den 27. Juli 1934

Glockengeläute am 2. Auguft.
der Reichsbiſchof zur 20jährigen Wiederkehr
des Tages des Kriegsausbruchs.
Der Reichsbiſchof hat zur 20jährigen Wiederkehr des Tages
s Kriegsanfanges folgende Verordnung für die evangeliſche
irche erlaſſen:
Am 2. Auguſt begeht das deutſche Volk den Tag, an dem der
ſeltkrieg ſeinen Anfang nahm. Vor 20 Jahren zog die Blüte
utſchen Mannestums hinaus, um die Heimat zu ſchützen. In
len lebte die reine, heilige Bereitſchaft, für die gerechte Sache
sVaterlandes in einem uns aufgezwungenen Kriege ſich zu
ffern. Die erneuerte Nation gedenkt in ſchweigender Ehrfurcht
nes unvergleichlichen Heldentums, das ſich auf dieſem Opfergang
währt hat. Die deutſche evangeliſche Kirche ruft als Kirche des
olkes die deutſche Nation dazu auf, dieſe Stunde würdig im
ngeſicht des ewigen Gottes zu begehen. Deshalb ergeht hiermit
nweiſung an alle kirchlichen Stellen, daß am 2. Auguſt von 12
s 12.15 Uhr die Glocken aller evangeliſchen Kirchen zur Erinne=
ung
an die Gefallenen geläutet werden. Soweit zum Gedächtnis
jeſes Tages Feldgottesdienſte vorgeſehen ſind, iſt die kirchliche
ſitwirkung hierbei ſelbſtverſtändliche Pflicht. Darüber hinaus
nd in den Gemeinden gottesdienſtliche Andachtsſtunden zu veran=
alten
. Dieſe Feiern ſollen davon beſtimmt ſein, daß in dem ge=
valtigen
Schickſal unſeres Volkes uns der ewige Gott begegnete.
Vo in kleineren, beſonders ländlichen Gemeinden, eine beſondere
feier aus den Verhältniſſen ſich nicht ergibt, iſt die Erinnerungs=
tunde
auf den darauffolgenden Sonntag zu verlegen. Dabei wird
llen Gedenkfeiern gemeinſam ſein: das dankbare Bewußtſein, daß
hott uns aus Not und Schande zur Erneuerung der Nation im
(ationalſozialismus emporgeführt hat. Zum Zeichen deſſen wer=
en
die Kirchen am 2. Auguſt die Fahnen des alten und des neuen
leiches zeigen.
Heſſiſches Staatsminiſterium:
Miniſterialabteilung für Bildungsweſen, Kultus, Kunſt
und Volkstum.
Erledigt iſt die Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer
in der Volksſchule in Reuters, Kreis Lauterbach. Schöne
fſienſtwohnung, die ſofort bezogen werden kann, iſt vorhanden.
ſteldungen von Anwärtern, die nicht mindeſtens acht Jahre die
früfung abgelegt und eine Anwärterdienſtzeit von mindeſtens
inf Jahren zurückgelegt haben, ſind zwecklos.
Die Sprechſtunden des Herrn Staatsminiſters fallen morgen,
jamstag, den 28. Juli 1934. aus.
Das Staatspreſſeamt teilt mit: Das Tragen bolſchewiſti=
her
Abzeichen durch ſowjetruſſiſche Staatsangehörige wird auf
eutſchem Staatsgebiet nicht geduldet. Die Polizeibehörden ſind
ngewieſen, gegebenenfalls hiergegen einzuſchreiten.

Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
Beſtellt wurden am 23. Juli 1934 zu kommiſſariſchen Bür=
ermeiſtern
: Johannes Walter 2. in Schönnen für die
zürgermeiſterei Ebersberg: Johannes Hofferberth in Ober=
Linzig für die Bürgermeiſterei Ober=Kinzig. Zu kommiſſariſchen
Zeigeordneten: Wilhelm Garg in Vockenrod, Kreis Als=
U: Hans Schmitt in Jugenheim a d. B.: Johann Peter
Hilrath in Groß=Gumpen, Kreis Erbach; Peter Steiger
a Hembach, Kreis Erbach: Peter König in Mittel=Kinzig,
kreis Erbach: Chriſtian Hofmann in Fraurombach Kreis
auterbach; Auguſt Zöckler in Rebgeshain. Kreis Schotten;
lichard Jakob Beny in Gimbsheim, Kreis Worms.

Arbeitsabend der deutſchen Angeſtellkenſchaft
zur Vorbereitung der Winkerbildungsarbeit.
Zur Vorbereitung der für die Wintermonate geplanten Be=
kufserziehungsarbeit
trafen ſich die verantwortlichen Berufs=
rziehungsvertrauensmänner
der Ortsgruppe Darmſtadt der deut=
hen
Angeſtelltenſchaft zu einer Mitarbeiterbeſprechung. Nach der
zegrüßung der Anweſenden erläuterte der Leiter der hieſigen
Ingeſtelltenſchaft, Pg. Heilmann. an Hand der von der Reichs=
eitung
der Angeſtelltenſchaft ausgegebenen Richtlinien kurz den
lufbau der Berufsbildungsarbeit, für die Pläne ſchon im Rohbau
orliegen. Vorausſetzung für ein wirkliches Gelingen der Bil=
ungsarbeit
iſt voller Einſatz der Perſönlichkeit bei Leiter und
keilnehmer, denn nur ſo iſt möglich, daß Wertbeſtändiges und
Lutzbringendes geſchaffen wird. Die Berufserziehung beſchränkt
ich bewußt auf eine reine Berufs= und Fachbildung und überläßt
ſie politiſche und weltanſchauliche Schulung den dazu berufenen
Irganen der Partei. Daß dabei auch die Berufserziehung nie das
Volksganze aus dem Auge läßt, iſt ſelbſtverſtändlich, denn nur wer
n ſeinem Beruf wirkliche Leiſtungen vollbringt, iſt fähig, ſeinem
Volke und dem Wiederaufbau Deutſchlands im Sinne des Natio=
alſozialismus
zu dienen.
Innerhalb der Berufserziehungsarbeir ſind geplant: Abend=
ehrgänge
, Arbeitsgemeinſchaften der Fachgruppen, Wochenend=
ehrgänge
, Einzelvorträge, ſowohl für die Fachgruppen wie auch
illgemeiner Art, Vortragsreihen und Beſichtigungen nach erläu=
ernden
Vorträgen und eingehender Erklärung. In vier Stufen
gliedert ſich dieſer Plan: die erſte Stufe umfaßt die beruflich ele=
mentaren
Kurſe, die das eigentliche Handwerkszeug zur Berufs=
ausübung
vermitteln, die zweite Stufe bringt die zur Weiterbil=
dung
nötigen Fachkurſe, d. h. die Veranſtaltungen der Fachgruppen
innerhalb der Berufsgemeinſchaften, die dritte Stufe ſoll der ge=
nauen
Kenntnis der Wirtſchafts= und Betriebskunde dienen, wäh=
rend
die vierte Stufe unter dem Kennwort Beruf Heimat
Volk ſteht und ſo den Zuſammenhang zwiſchen dieſen lebens=
beſtimmenden
und =formenden Kräften dibt.
Die nähere Ausarbeitung und Geſtaltung des Planes erfolgt
in Arbeitsgemeinſchaften unter Hinzuziehung eines pädagogiſchen
Leiters, deſſen praktiſche Erfahrung der Ausgeſtaltung des Planes
zunutze kommt. Selbſtverſtändlich iſt bei der näheren Ausarbeitung
des Planes Rückſicht zu nehmen auf die jeweiligen örtlichen Ge=
gebenheiten
und Möglichkeiten, die genau zu prüfen ſind.
Die Berufsausbildung ſollte für jeden verantwortungsbewuß=
ten
Volksgenoſſen eine ſelbſtverſtändliche Pflicht ſein. Eine groß
angelegte und gewiſſenhaft durchgeführte Werbeaktion von ſeiten
der verantwortlichen Berufserziehungsvertrauensmänner ſoll dazu
dienen, jedem Arbeitskameraden eindringlich zu erklären, wie not=
wendig
ſolch eine dauernde Weiterbildung innerhalb des Berufes
iſt, um immer weitere Leiſtungen von wirklichem Wert bringen
zu können.
Die Ausführungen des Pg. Heilmann wurden von den an=
weſenden
Mitarbeitern mit regſter Anteilnahme aufgenommen und
in der darauffolgenden lebhaften Ausſprache wurden die verſchie=
denen
Punkte noch einmal eingehend durchgeſprochen.

Die Ausſtellung im Gewerbemuſeum. Neckarſtraße 3, iſt
keineswegs eine handwerkliche Fachausſtellung, ſondern ſie iſt ein
überzeugendes Bekenntnis zu der ſchöpferiſchen Idee, die gerade
in der Jetztzeit den Verbrauchern mindeſtens ebenſo heilſam iſt,
wie dem Herſteller. Der Beſuch der Ausſtellung, iſt in höchſtem
Maße lohnend, da die geſamten häuslichen Entſcheidungen und
perſönlichen Ausgaben nach Verarbeitung dieſer Schau anders ge=
ſichtet
werden wie vorher. Die Schau im Gewerbemuſeum mit
ihrem großen Lichthof und den 26 voll ausgeſtatteten Räumen
wird geiſtig aufgeſchloſſen durch den reich mit Bildern ausge=
ſtatteten
Führer, der aber nicht einfach geleſen ſein will, ſondern
deſſen Verſtändnis erarbeitet werden muß. Am richtigſten ver=
fährt
man deshalb, wenn man ſich vorher an der Kaſſe den Führer
durch die Ausſtellung erwirbt und erſt, nachdem = an dieſes Buch
daheim durchgearbeitet hat, die Ausſtellung beſucht.

Es blühen eben nur wenige Gehölze, wie z. B. die klein=
blütige
Kaſtanie (Aesculus macrostachya) aus Nordamerika mit
ihren langen weißen Blütenähren, Hibiscus syriacus, der ſyriſche
Eibiſch mit anſehnlichen fleiſchfarbenen Blüten, Tecoma radicans.
die wurzelnde Klettertrompete aus Nordamerika, ein prächtiger
Schlinger mit ſcharlachroten Blüten an der Warmhausmauer.
Nichtsdeſtoweniger bietet der Garten mit ſeinen überaus reichen
Gehölzſchätzen (an 2500, teilweiſe ſeltenſter Baum= und Strauch=
arten
auch ohne Blüte viel Schönes. Während den Dendrologen
der ſo überaus große Artenreichtum zum Studium reizt, freut ſich
der Laie mehr an dem wechſelnden Grün der Baumgruppen und
deren ſo mannigfaltig gebauten Baumkronen. Ueberdies laden
Bünke in ſonniger und ſchattiger Lage zum Ausruhen.
Infolge der anhaltenden Dürre iſt das Wachstum aller Ge=
wächſe
gegen das Vorjahr zurückgeblieben, die Blüte jedoch um
einige Wochen früher als ſonſt eingetreten. Eben blühen Phlox
und Dahlien bereits reich, auch die Gladiolen beginnen. Vor dem
Dienſtgebäude ſeien die Neuheiten der Firma W. Pfitzer in Stutt=
gart
=Feuerbach erwähnt, die inmitten einer Rabatte ſcharlachroter
Zwerglöwenmäulchen ſtehen.
Die Blütezeit der ſo ſchönen weißen Königslilie (Lilium
regale) iſt leider bereits vorüber; von der niedrigen nicht minder
feinen Formoſa=Lilie (L. Formosanum) blühen nur noch wenige
Trompeten, dagegen ſteht der große Buſch von Crinum Powellii,
einer winterharten ſüdafrikaniſchen Amarpllidacee eben im Voll=
ſchmuck
ſeiner zahlreichen roſafarbenen Trichterblüten. Daneben
blüht die ſo ſelten geſehene ſchöne Richardia albimaculata var.
aurata, eine gleichfalls ſüdafrikaniſche Aracee mit zart ſchwefel=
gelben
Callablüten. Eine im Pflanzenreich ſeltene dunkelbraun=
rote
Blütenfarbe weiſt Veratrum nigrum auf, zu einer reichblühen=
den
ſtattlichen Gruppe vereinigt. Der bis 2 Meter hohe chineſiſche
Federmohn (Bocconia miecrocarpa) ziert durch ſeine leicht ge=
bauten
bräunlich=goldigen Blütenſtände. Im Alpinum blühen nur
noch wenige Arten: Die Prachtſcharte (Ljatris) mit den lang ge=
ſchweiften
lilaroſafarbenen Blütenähren, blaue japaniſche Pracht=
glocken
(Platycodon), weiße Glockenblumen (Symphyandra), roſa=
farbenes
Leinkraut (Silene Schafta), chineſiſche Zwergaſtilbe dun=
kelblauer
Enzian vom Baikal (Gentiana Dahurica) u. a. An der
Böſchung vor dem Dienſtgebäude iſt wie immer unvergleichlich in
ihrer Wirkung die ſilbergraue Perowskie (Perowskia atriplicifolia)
aus Afghaniſtan, deren zierliche blauviolette Riſpen zur Belau=
bung
in feiner Wechſelwirkung ſtehen und wochenlang das Auge
erfreuen.
Vorn am Eck in der Steinplatte ſtehen zwei unſcheinbare
einander ähnliche Polſterpflanzen, die wohl noch kaum von jemand
beachtet wurden. Die eine, Eysophila aretioides, das mannsſchild=
ähnliche
Schleierkraut, einer Androsace helvetica nicht unähnlich,
bildet in den perſiſchen Hochalpen ſowie am Kopetdaegh Trans=
baukaſiens
nach Jahrhunderten zählende bis 1½ Meter breite und
über 50 Zentimeter hohe ſteinharte Polſter, gelblichgrau wie das
umgebende Geſtein, ſo hart, daß man mit dem Meſſer ſeine Ini=
tialen
hineinritzen kann. Zum Frühjahr ſchmücken ſie ſich mit einer
Fülle lila Blütchen, die dem Polſter aufſitzen. In jenen baumloſen
Höhenzügen werden dieſe mächtigen Polſter vom Fels abgehoben,
in Stücke zerhauen und als Brennholz verwandt. Unſer kleines

Exemplar iſt etwa 12 Jahre alt, es blühte bisher noch nicht.
Die andere erwähnte Polſterpflanze iſt eine Kompoſite der neu=
ſeeländiſchen
Gebirge: Raoulia glabra, die bis 2 Meter breite
weniger harte Polſter bildet, deren jedes je einen grauen Blüten=
kopf
trägt. Zur Zeit der Blüte verſchwindet das Polſter unter
dieſem Grau, ſo daß mit Raoulien bekleidete Felshänge in der
Heimat bei einiger Entfernung das Bild ener lagernden Schaaf=
herde
vortäuſchen. Dieſer Umſtand trug den Raoulien den Namen
Schafpflanze ein.
Am Eingang zum Palmenhaus blüht der baumartige Stechapfel
(Datura arborea) aus Südamerika mit bis 30 Zentimeter langen
hängenden duftenden gelblichweißen Blüten. Auch die unermüd=
lich
blühende Verbenacee Lantana-Camara in den Tropen ein
läſtiges Unkraut iſt einzigſchön durch den Kontraſt der orange=
farbenen
im Verblühen roten kopfig doldigen Blütenſtände, da=
her
Wandelblume genannt. Im hinteren Warmhaus feſſeln ver=
ſchiedene
Orchideen: roſafarbige Cattleya, blaue und bunte Vanda,
gelbliche, bräunliche und weiße Epidendrum, langtraubige Cymbi=
dium
, dann ſcharlachrote Clorodendron fallax, großkannige Nepen-
thes
=Kannenträger, zu den Inſektivoren gehörig, blühende Bro=
meliaceen
mit blauen oder roten Blattrichtern. Die bizarren
mächtigen Geweihfarne (Platycerium) verfehlen nie das Intereſſe
der Beſucher zu erwecken. Mit ihren Mantel= Niſchen= oder Nie=
derblättern
bauen ſie ſich ihren eigenen Kopf, umſchließen damit
in der Heimat, dem tropiſchen Aſien, die Aeſte der Baumkronen,
während die geweihartig verzweigten Wedel oft 2 Meter lang
herabhängn. Die Sporangien ſind zu großen braunen Flecken an
den Blattſpitzen oder Blatteinbuchtungen vereinigt. Die großen
Schauſtücke des Darmſtädter Gartens, wie ſie ſelbſt in der Heimat
kaum üppiger vorkommen, gehören zu den größten und ſchönſten
des Kontinents.
In den Käſten haben ſich ſowohl die Kakteen als auch die
Sukkulenten oder Fettpflanzen gut entwickelt, deren Sortiment
über 2000 Arten enthält. Aus der umfangreichen Sammelgattung
der Mesembrianthemum fallen, eben die zahlreichen Conophytum
auf, deren Körper aus zwei verwachſenen Blättern gebildet wird,
die augenblicklich ſich häuten wie in Südafrika, wo eben noch
Winter herrſcht.
Reich blühen die Drosera und Pinguicula, welch letztere durch
beſonders große lila Blüten ausgezeichnet ſind. Die Vertreter bei=
der
Gattungen beſitzen Blätter, deren Drüſenhaare ein klebriges
Sekret abſondern, welches kleine Inſekten feſthält. Die Weichteile
werden durch ein pepſinähnliches Ferment verdaut. Dieſer Um=
ſtand
trug dieſen Pflanzen den Namen Fleiſch= oder Inſekten=
freſſende
Pflanzen (lnsektivoren) ein. Dazu gehören auch die
Sarracenien im tiefen Kaſten beim Kakteenhaus. Hier ſind die
Blätter zu meiſt farbigen Blattſchläuchen ausgebildet an deren
Grunde die gefangenen Inſekten verdaut werden, ſo daß man zum
Frühjahr in den toten Schläuchen unzählige Inſektenleichen vor=
findet
. Die Sarracenien=Sammlung in üppigſter Entfaltung zählt
zu den ſchönſten Deutſchlands, wie überhaupt unſer Botaniſcher
Garten nicht nur durch ſeine einzig daſtehende Lage, ſondern auch
ſeinen ſorgſam ausgewählten und gepflegten Pflanzenbeſtand
einen beſonderen Schmuckſtein im Ruhme Darmſtadts als Garten=
K.
ſtadt bildet.

Einführung des Landhelfer=Briefes.
Dem Appell der nationalſozialiſtiſchen Reichsregierung an
die arbeitsloſe Jugend, ſich dem Lande zur Verfügung zu ſtellen
und dem deutſchen Bauern und Siedler bei der Feldbeſtellung
und der Ernte als Landhelfer Dienſte zu leiſten, ſind ſeit dem
Frühjahr 1933 Hunderttauſende von Jugendlichen gefolgt, trotz=
dem
ſchwere und ungewohnte Arbeit von ihnen erwartet wurde.
Als Nachweis ihrer Tätigkeit und zugleich als Anerkennung wird
den Landhelfern künftig, wie wir bereits mitteilten, ein Land=
helfer
=Brief vom Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsver=
mittlung
und Arbeitsloſenverſicherung ausgeſtellt werden. Den
Landhelfer=Brief erhalten Jugendliche, die mindeſtens 6 Monate
als Landhelfer bei Bauern gearbeitet haben. Er iſt bei allen
Bewerbungen um einen Arbeitsplatz beſonders in der Land=
wirtſchaft
, bei der Anmeldung für landwirtſchaftliche Schulen,
bei der Bewerbung um Siedlerſtellen und bei ähnlichen Anläſſen
vorzulegen. Auf ſeiner Vorderſeite trägt er das Symbol der
Landhilfe; ein Aehrenbündel, zuſammengehalten durch ein Haken=
kreuz
und eingerahmt von den Buchſtaben I. und H. Es iſt in
Ausſicht genommen, den Landhelfern dieſes Symbol auch in der
Form einer Plakette als Bewährungsabzeichen zu verleihen.
Der Präſident der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeitsloſenverſicherung, Dr. Syrup, der Führer der Deutſchen
Arbeitsfront. Dr. Ley, der Führer der Wirtſchaft, Graf
von der Goltz, und der Reichsjugendführer, Baldur v. Schi=
rach
, geben folgendes bekannt:
Bei der Freimachung von Arbeitsplätzen für ältere Arbeits=
loſe
ſind in einer Reihe von Fällen auch junge Facharbeiter die
eben ihre Lehre beendet hatten, ja ſogar Jugendliche, deren Lehr=

Evangeliſch=kirchliche Nachrichken.

EIP. Der von Grafen von Schlitz, genannt von Görtz erfolg=
ten
Präſentation des Pfarrers Guſtav Zehfuß zu Hopfmanns=
feld
auf die erſte Pfarrſtelle zu Schlitz, Dekanat Lauterbach, wurde
die Beſtätigung erteilt.
Ernannt wurden: Pfarramtskandidat Albert Voth zu
Frankfurt a. M.=Rödelheim zum Pfarrverwalter der Pfarrſtelle
zu Eichelsdorf. Dekanat Nidda, mit Wirkung vom 15. Auguſt 1934,
und Hilfsprediger Erich Bergfeldt zu Wiesbaden=Biebrich zum
Hilfsprediger in der evangeliſchen Gemeinde zu Frankfurt a. M.=
Rödelheim, Dekanat Frankfurt a. M.=Weſt. mit Wirkung vom
16. Auguſt 1934
In den Ruheſtand verſetzt wurden auf ihr Nachſuchen und un=
ter
Anerkennung ihrer langjährigen treuen Dienſte die Pfarrer
Friedrich Pabſt zu Worfelden mit Wirkung vom 1. Auguſt 1934,
und Adolf Allwohn zu Wahlen bei Alsfeld mit Wirkung vom
1. Oktober 1934
Aus dem Dienſt der Evangeliſchen Landeskirche Naſſau=Heſſen
auf ſein Nachſuchen entlaſſen wurde Pfarrer Theodor Schmidt=
Frankfurt a. M. mit Wirkung vom 1. Auguſt 1934.

Bis
zum letzten
Tropfen
gleichmäßig gehaltvoll

VEREDELTE
HOLSTEINER
VOLLMIICH

verhältnis noch nicht abgeſchloſſen war, aufgefordert worden, den
Arbeitsplatz zu verlaſſen und in den Arbeitsdienſt oder in die
Landhilfe einzutreten. Es wird nochmals darauf hingewieſen,
daß die Auswechſelung Jugendlicher gegen ältere und kinder=
reiche
Erwerbsloſe keinesfalls unter Benachteiligung der Wirt=
ſchaft
und unter Gefährdung des notwendigen Facharbeiternach=
wuchſes
vorgenommen werden darf.
Es herrſcht heute ſchon in einer Reihe von Berufen Mangel
an qualifizierten Facharbeitern und an Nachwuchs hierfür. Es
liegt daher im Intereſſe der deutſchen Volkswirtſchaft und des
organiſchen Aufbaues der werktätigen Bevölkerung, daß die beruf=
liche
Ausbildung der Jugend in keiner Weiſe geſtört wird. Der
vorzeitigen Beendigung des Lehrverhältniſſes ſtehen ſchon die
geſetzlichen Beſtimmungen der Gewerbeordnung entgegen, Beſon=
ders
bei qualifizierten Berufen iſt die Ausbildung zum Fach=
arbeiter
keineswegs mit der Lehre abgeſchloſſen. Zum brauch=
baren
Facharbeiter reift der Jugendliche erſt in den erſten Ge=
hilfenjahren
heran. Seine vorzeitige Auswechſelung würde daher
ſein berufliches Fortkommen gefährden. Selbſtverſtändlich iſt die
Teilnahme am Arbeitsdienſt auch für ihn vaterländiſche Pflicht,
nur muß verſucht werden, ſie auf einen ſpäteren Zeitpunkt zu
verlegen.
Im übrigen weiſen wir nochmals darauf hin, daß die Ent=
ſcheidung
für die Freimachung von Arbeitsplätzen, die bisher von
Jugendlichen eingenommen wurden, in der Verantwortung des
Führers des Betriebes liegt, der bei allen dieſen Maßnahmen
ausſchließlich vom Vertrauensrat beraten wird.

Neue Fünf=Reichsmark=Stücke. Seit einigen Tagen iſt mit
der Ausgabe der neuen Fünf=Reichsmark=Stücke begonnen wor=
den
. Sie unterſcheiden ſich von den zur Erinnerung an den Tag
von Potsdam geprägten Fünf=Reichsmark=Münzen dadurch, daß
das bei dieſen Münzen auf beiden Seiten des Turmes der Gar=
niſonkirche
angebrachte Datum (21. März 1933) und das als Ein=
rahmung
dienende Hakenkreuz fehlen. Neben den beiden Fünf=
Reichsmark=Stücken mit der Garniſonkirche bleiben die großen
Fünf Reichsmark=Stücke mit dem Eichbaum und die zur Erinne=
rung
an beſondere Begebenheiten geprägten Fünf=Reichsmark=
Stücke weiter kursfähig.

Zwei billige Sonderzüge nach Berlin.
Der Reichsverband Deutſcher Rundfunkteilnehmer veran=
ſtaltet
in der Zeit vom 17. bis 26. Auguſt in Berlin große Ta=
gungen
und Veranſtaltungen für den Deutſchen Rundfunk mit
einem äußerſt abwechſlungsreichen Programm. Für die Teilneh=
mer
ſind weiterhin Beſichtigungen der Sehenswürdigkeiten Ber=
lins
, ſowie der großen Deutſchen Funkausſtellung vorgeſehen. Um
jedem deutſchen Volksgenoſſen die Teilnahme an dieſen Veranſtal=
tungen
zu ermöglichen, ſind weitgehende Vergünſtigungen ver=
ſchiedenſter
Art vorgenommen und zwei beſonders billige Sonder=
züge
zur Hin= und Rückfahrt aus dem Gau Heſſen=Naſſau eingeſetzt.
Der erſte Zug fährt am 17. Auguſt, vormittags 9 Uhr, in
Frankfurt a. M. Hauptbahnhof ab und hält noch auf den Sta=
tionen
Offenbach. Hanau, Gelnhauſen und Schlüchtern. Die Rück=
fahrt
wird in der Nacht vom 20. auf 21. Auguſt angetreten. Der
Fahrpreis für Hin= und Rückfahrt beträgt nur 11. RM.
Für diejenigen Volksgenoſſen, die ſich länger in Berlin auf=
halten
und an den großen Wein=Propaganda=Veranſtaltungen in
Berlin am 25. und 26. Auguſt teilnehmen wollen, iſt ein zweiter
Sonderzug vorgeſehen, der am 20. Auguſt, vormittags 9 Uhr, in
Wiesbaden=Hauptbahnhof abfährt und auf den Stationen Frank=
furt
a. M. Friedberg und Gießen hält. Dieſer Zug beſteht aus
Schnellzugwagen, der Fahrpreis für Hin= und Rückfahrt beträgt
14. RM.
Teilnehmer, die im Beſitze von Sonderzugsfahrkarten ſind,
erhalten in einem Umkreis von 100 Klm vom Ausgangspunkt des
Sonderzuges aus ebenfalls verbilligte Fahrt von ihrer Heimat=
ſtation
aus zum Anſchluß an die Sonderzüge. Die Teilnehmer ſind
bezüglich der Rückfahrt an den Zug gebunden, mit dem ſie die
Hinfahrt angetreten haben. Andernfalls müßte für die Rückfahrt
der volle Fahrpreis bezahlt werden.
Kartenbeſtellungen können bis zum 6. Auguſt bei den Kreis=
rundfunkſtellen
des Gaues Heſſen=Naſſau vorgenommen werden.
Dieſe erteilen auch nähere Auskünfte, insbeſondere über die wei=
teren
Vergünſtigungen für die Teilnehmer an den Sonderzugs=
fahrten
.
Gedächtnisſchau Leo Kayſer. Wenn auf vielſeitigen Wunſch
die derzeitige Veranſtaltung noch um eine Woche verlängert wurde,
ſo hat ſich die Richtigkeit dieſer Verlängerung ergeben. Auch in
dieſer Woche war der Beſuch der Ausſtellung ein beſonders guter.
Es ſind noch einige weitere Verkäufe zu verzeichnen, da Heu=
ſchober
, Wartburgerker und Kirchhauſen von hieſigen Kunſt=
freunden
erworben wurden. Nunmehr geht die Gedächtnisſchau un=
widerruflich
ihrem Ende entgegen, weil ſie nur noch bis einſchließ=
lich
Sonntag, den 29. d. M. geöffnet bleiben kann. Dieſe Zei=
len
ſtellen deshalb den letzten Appell dar an die die es bis jetzt
verſäumt haben, ſich den künſtleriſchen Nachlaß Leo Kayſers, der
in dieſer reichhaltigen Zuſammenſtellung niemehr gezeigt werden
wird, anzuſehen.
p. Aenderungen der Reichsverſicherungsordnung ſind im An=
ſchluß
an die Neuregelung auf dem Gebiete der Reichsverſor=
gung
erfolgt. Die Inyalidenrente ruht neben Be=
ſchädigten
= oder Dienſtzeitenrente (ohne Kinder=,
Orts=, Pflege=, Führerhundzulage und Zuſatzrente) nach dem
Reichsverſorgungsgeſetze, dem Altrentnergeſetze, dem Wehrmacht=
verſorgungsgeſetze
, den früheren Militärverſorgungsgeſetzen, dem
Reichsgeſetz über die Schutzpolizei der Länder, dem Reichsgeſetz
über die Verſorgung der Polizeibeamten beim Reichswaſſerſchutze
oder dem Reichsgeſetz über die Verſorgung der Kämpfer für die
nationale Erhebung bis zur Höhe dieſer Bezüge. Dies gilt auch
dann, wenn die Bezüg gewährt werden, ohne daß ein Rechts=
anſpruch
auf ſie beſteht. Dies gilt ab 1. Juli 1934. Die Hinter=
bliebenenrente
ruht neben Witwenrente (ohne
Ortszulage und Zuſatzrente) aus den obengenannten Verſorgungs=
geſetzen
. Von den Bezügen aus letzteren bleiben bei An=
wendung
der Ruhensvorſchriften 25 Mark monat=
lich
unberückſichtigt. (Auch dieſe beiden Beſtimmungen ſind ſeit
1. Juli 1934 in Geltung.)

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 205

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Anordnung.

Aus der NSDAP.

Es iſt in letzter Zeit wiederholt feſtgeſtellt worden, daß un=
berufene
Inſtanzen und Gliederungen der Partei zur freiwilligen
Mithilfe bei Erntearbeiten und auch ſonſt zur Arbeitsleiſtung
aufrufen. Dieſe Anweiſungen liegen nicht im Intereſſe der Ar=
beitsbeſchaffung
, ſondern ſtellen vielmehr eine Aufforderung zur
Umgehung der Arbeitsämter zur Vermittlung ſolcher
Kräfte, die dann auch der Kontrolle des Gaues entzogen werden,
dar. Solche Aufrufe bedürfen jeweils der Genehmigung des Gau=
Kontrollamts, ſoweit ſie von Parteidienſtſtellen erfolgen.
gez. Sprenger.
Tag der Hunderttauſend!

Freitag, 27. Juli 1934

Der große Gebietsaufmarſch der Hitlerjugend auf den 1./2. Sep=
tember
1934 verlegt.

Um allen Volksgenoſſen Gelegenheit zu geben, den Führer,
der am 26. Auguſt 1934 auf Ehrenbreitſtein bei Koblenz auf einer
großen Saarkundgebung ſprechen wird, zu ſehen oder zu hören,
wird der Tag der Hunderttauſend, der große Gebietsaufmarſch
der Hitlerjugend, am 25./26. Auguſt in Frankfurt a. M., auf den
1./2. September 1934 verlegt.
Die Hitlerjugend=Ausſtellung auf dem Frankfurter Meſſe=
gelände
Kampf und Sieg der HJ. bleibt vom 19. Auguſt bis
5. September 1934 unverändert beſtehen.

Ortsgruppe Eberſtadt der NS. Volkswohlfahrt.
Die hieſige Ortsgruppe der NS. Volkswohlfahrt veranſtaltete
am Mittwoch abend im Evang Gemeindehaus einen Werbe=
abend
. Der Propagandaleiter ſprach über den Aufgabenkreis
des Hilfswerks Mutter und Kind, und zeigte beſonders, wie
durch die Kinder=Landverſchickung die durch die Auswirkung
einer jahrelangen marxiſtiſchen Mißwirtſchaft heruntergekommene
Jugend körperlich und ſeeliſch wieder aufgefriſcht werden könne.
Die danach vorgeführten Lichtbilder von der Fahrt der Ferien=
kinder
nach Oberſchleſien (an der auch Eberſtädter Kinder teil=
nahmen
) zeigten wie vorzüglich eine ſolche Aktion durch
die NS. Volkswohlfahrt organiſiert und mit welch innerer Freude
die oberſchleſiſchen Pflegeeltern ſich der Kinder unſeres Gaues
annahmen. Ein Eberſtädter Kind, das an der Fahrt teilgenom=
men
hatte, ergänzte den Bildbericht durch ſeine perſönlichen Er=
lebniſſe
während des Aufenthaltes im Grenzland=Schleſien.

Heſſiſche Erfinder.

Auszug aus dem Patentblatt vom 19. Juli 1934.
A. Patentanmeldungen: Georg Meyer. Mainz: Münz=
gasmeſſer
, Dr. Guſtav Schmalz, Offenbach a. M.: Verfahren zur
Herſtellung von optiſchen Flächen, Ernſt Bongardt, Mainz: Ver=
fahren
zum Fördern und Fertigmiſchen von Beton.
B. Erteilte Patente: Heſſiſche Gummiwarenfabrik Fritz
Peter A.=G., Kleinauheim Verfahren zur Herſtellung einreiß=
feſter
und gasdichter Bereifungsluftſchläuche; Elſter u. Co. A.=G.,
Mainz, Selbſtverkäufer für Gas, Waſſer oder Elektrizität mit
einer Vorrichtung zur Einkaſſierung einer Grundgebühr; Wilhelm
Trumpfheller Michelſtadt i. Odenw., rollbares Gymnaſtik= und
Sportgerät für ruderähnliche Körperbewegungen.

Rentenzahlung beim Poſtamt Darmſtadt, Rheinſtraße. Es
werden gezahlt: Die Militärverſorgungsgebührniſſe für Auguſt
1934 am 28. Juli 1934; die Invaliden= und Unfallrenten am
1. Auguſt 1934.
Die Geſchäftsräume des Deutſchen Roten Kreuzes, Heſſiſcher
Landesmännerverein vom Roten Kreuz, ſowie des Deutſchen Roten
Kreuzes, Landesverband Heſſen (früher Heſſiſches Rotes Kreuz),
befinden ſich nunmehr Rheinſtraße 10 (früheres Landtagsgebäude).

Vereins= und lokale Beranſtaltungen.

(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)

Orpheum. Der große Erfolg, den die Aufführung der
Operette Der liebe Auguſtin hatte, gab Veranlaſſung
zu zwei weiteren Aufführungen am Samstag und Sonn=
rag
, 28. und 29. Juli, abends 8.15 Uhr. Die Spielleitung hat
Hch. Beſt vom Heſſiſchen Landestheater, die muſikaliſche Leitung
liegt in Händen von Kapellmeiſter René Karl Frieß vom
Neuen Theater Frankfurt a. M. In der Titelpartie gaſtiert Her=
mann
Häcker vom Stadttheater Mainz, in weiteren Haupt=
Follen die Damen Ria Urban vom Stadttheater Luzern und
Anni Delp vom Stadttheater Stettin, ſowie die Herren Buch=
ner
, Gehre, Hiller und Seidler. Der Vorverkauf hat

bereits begonnen.

Weihe der Kreisfahne des NS.=Lehrerbundes Kreis Schlüchter
Ehrliche Erzieher mögen hinter dir marſchieren in wahrer Fahnenkreue!

Die im NS.=Lehrerbund zuſammengefaßte Erzieherſchaft unſe=
res
Gaugebietes darf für ſich in Anſpruch nehmen, eine beſonders
arbeitsfreudige und durchglühte Gefolgſchaft Adolf Hitlers zu ſein,
Unter der tatkräftigen Führung des alten Heſſenkämpfers

Nach einem Sprechchor, vorgetragen von Mädchen der Volksſchul
nahm

Kreisleiter Pg. Puth. Schlüchtern.

Miniſterialrat Pg. Ringshauſen. Darmſtadt.

wurde der NSLB. Gau Heſſen=Naſſau zu einer weltanſchaulich=
kulturellen
Kampforganiſation, die zielklar an die ihr vom Füh=
rer
geſtellte Rieſenaufgabe ging:

Erziehung der jungen Generation zu wertvollen Charak=
teren
und fanatiſchen Deutſchen!

In zäher Aufbauarbeit wurde hier eine Organiſation geſchaf=
fen
, die, muſtergültig im Aufbau, beſeelt von fanatiſchem Glau=
ben
an Volk und Führer, an hervorragender Stelle berufen iſt,
der geiſtige Willensträger Adolf Hitlers zu ſein, der Garant für
die geiſtige und körperliche Erneuerung unſerer Jugend.
So wurde die Weihe der Kreisfahne des NSSB., Kreis
Schlüchtern, in den feſtlich geſchmückten Räumen des Acisbrun=
nens
eine erhebende Feier. Außer der geſamten Lehrerſchaft des
Kreiſes Schlüchtern waren Fahnenabordnungen der Kreiſe Fulda,
Gelnhauſen, Hanau. der Beamtenſchaft des Kreiſes und der Orts=
gruppe
Schlüchtern erſchienen. Kreisleiter Pg. Puth mit
ſeinem Stab und zahlreiche Gäſte nahmen ebenfalls teil.
Punkt 4 Uhr konnte der Kreisobmann.

Pg. Schöner=Schlüchtern,

dem an Stelle des verhinderten Gauobmannes Ringshauſen er=
ſchienenen

ſtellv. Gauobmann Oberſchulrat Pg. Großmann=Darmſtadt
ſeinen Kreis melden, worauf Pg. Großmann die Front abſchritt,
Unter einem ſchneidigen Marſch der Standartenkapelle erfolgte der
Einmarſch der Fahnen.
Kreisobmann Pg. Schöner entbot zunächſt Gruß und Dank
allen Partei= und Amtsgenoſſen und gab einen kurzen Rückblick
über die Entwicklung des NSLB. im Kreiſe Schlüchtern, der im
Gau wohl mit zu den jüngſten zählen dürfte. Nur 13 Lehrer wa=
ren
es, die am Gründungstage zum NSLB. gehörten, heute aber
ſtehen nur noch ganz wenige abſeits. Wenn heute dem jungen N.S.=
L.B.=Kreiſe ein eigenes Banner gegeben werden ſoll, ſo bedeutet
das: Nehmt die Fahne hin zu treuen Händen als Zeichen erſehn=
ter
Einheit. Gebt hin euch alle gebt euch alle ganz dem, was die=
ſes
Siegeszeichen in ſich begreift als treue Gefolgsmannen des
Führers und ſeiner Idee! Wer auf Hitlers Fahne ſchwört, hat
nichts mehr, was ihm ſelbſt gehört! Vorbild ſollen uns die ſein,
die den Weg zur Volksgemeinſchaft freigemacht haben durch das
heilige Opfer ihres Blutes Uns leuchtet das Hakenkreuzbanner
als die Fahne einer Kampfgemeinſchaft voran.

das Wort: Einſt war es ſo, daß Hader und Zwietracht das Vo
zerriſſen in Parteien und Grüppchen, daß der Deutſche vom Deu
ſchen bekriegt und beſiegt wurde, daß unſer Land des Elendes wa
Dann aber kam der Retter aus der Not, der Führer zu Einhe
und Einigkeit. Und den wahrhaft deutſchen Geiſt Hitlers, den Gei
des Nationalſozialismus, in die Herzen der Jugend und damit
das Volk zu tragen, das iſt die dem Erzieher nun geſtellte Au
gabe. Erzieher, ſeid Fanatiker der Vaterlandsliebe, des Glauben
an den Führer, an euer Volk. Fanatiker der Treue und der Hit
gabe an Volk und Führer und das Dritte Reich. Dann wird eit
mal das Wort Wahrheit werden: An deutſchem Weſen, wird ein
mal die Welt geneſen!
Nach dem Chor: Hör uns. Herr der Welt, ergriff
Oberſchulrat Pg. Großmann
das Wort zu Fahnenweihe und Fahneneid.
Blutjung waren wir, als wir ruhmbedeckten Fahnen unſere
Treueid ſchwuren und hinauszogen, kämpften, und neuen Ruhn
an die alten Fahnen heften konnten in den gewaltigen Schlach
ten des Weltkrieges. Millionen ſanken im Kugelregen und be
ſiegelten ihre Fahnentreue mit dem Tode. Helden! Dann abe
kamen die Jahre der Feiglinge, die unſer Vaterland ins Elen
ſtürzten. Alte Soldaten des Weltkrieges ein kleines Häuflei,
nur zunächſt aber riſſen die alten Fahnen hoch, folgten den
Gefreiten des Weltkrieges, ſchufen ſich die Blutfahne des Haken
kreuzes. Und weil ſie ihr treu waren, treu bis in den Tod
konnten ſie das Morſche Faule niederzwingen in vierzehnjähri
gem, zähem Kampf, Fahnentreue iſt die erſte Vorausſetzung für
den endgültigen Sieg geweſen. Iſts auch heute noch wo abſei,
tige Nörgler und Meckerer ſich regen.

Nach dem Chor: Volk ans Gewehr! und dem von einem Auf=
bauſchüler
vorgetragenen Gedicht: Ans Werk! führte Pg.
Schöner aus:

Millionen fielen im Glauben an das Morgenrot einer beſſeren
Zukunft unſeres Volkes. 400 fielen als Kämpfer für das Dritte
Reich. Ihrer gedenken wir. Ihren Segen erflehen wir. Ihr ſelbſt=
loſes
Opfer ſei uns Mahnung und Beiſpiel Senkt die Fahnen.
Leiſe klang das Lied vom guten Kameraden durch den Raum.

1 Waele i erlie ie ere en ehit e
der Treue, die die Toten uns Lebenden, und die der Führer ung
bewieſen hat. Wir Gegenwärtigen haben die Aufgabe gleich
Pionieren die Brücke zu ſchlagen, die unſer Volk mit der Zukunſt
das jetzt mit dem Einſt verbinden ſollen. Uns iſt der Kayf
gegen alles uns Deutſchen Art= und Weſensfremde gegen das
Böſe der Vergangenheit, gegen das Judentum als Giftträger auf=
gegeben
. Schon iſt viel getan! Unſere Pflicht iſt, von uns aus
alles zu tun, damit alles getan werde, was unſerem Volke zum
Beſten dient. Kein Punkt unſexes Programms darf verfälcht
werden. Unſer Weg iſt der des Führers. Unſere Arbeit gehört
der Zukunft unſeres Volkes. Und da hat keiner von uns hinein=
zureden
, kein politiſierender Pfarrer, keiner, der im Geſtern ſein
ewiges Heil ſucht! Wir Erzieher wollen ſein; Volksgenoſſen,
deutſche Menſchen, all unſere Kraft aus der Volksgemeinſchaft
ſchöpfen, Volksgemeinſchaft bauen und wahren helfen und deutſche
Menſchen formen. Treu der Fahne!
Unter den Klängen des Liedes Wir treten zum Beten.
weihte Pg. Großmann die Fahne. Ehrliche Erzieher mögen hin=
ter
dir marſchieren in wahrer Fahnentreue!
Mit dem Sprechchor Hebt das Herz! Hebt die Hand! dem
Badenweiler Marſch, einem dreifachen Sieg=Heil auf Führer
und Vaterland dem Deutſchland= und dem Horſt=Weſſel=Lied
klang die Weiheſtunde aus.
Kr.

Pflichtmitgliedſchaft der Handwerkslehrlinge
bei der Hikler=Jugend.

Das Dritte Reich fordert das Hineinwachſen unſerer Jugend
in den nationalſozialiſtiſchen Staat. Sie wird einmal die Auf=
gaben
zu löſen haben, die unſere Generation noch nicht reſtlos
zu vollbringen in der Lage iſt.
Der Vorſitzende der Heſſiſchen Handwerkskammer hat dem=
gemäß
folgende Anordnung erlaſſen:
Sämtliche Lehrlinge des Handwerks in Heſſen häben Mit=
glied
der Hitler=Jugend zu ſein.
Die betreffenden Lehrmeiſter, ſowie die zuſtändigen Innungs=
obermeiſter
ſind mir für die gewiſſenhafte Durchführung verant=
wortlich

Sollten wider Erwarten Eltern von Lehrlingen gegen dieſe
Anordnung eingeſtellt ſein, ſo mögen ſie ſich geſagt ſein laſſen, daß
ſie ſich an beſter Handwerkstradition verſündigen und aus einem
ſolchen Verhalten hinſichtlich der Berufswahl ihrer Kinder die
erforderlichen Konſequenzen zu ziehen haben.

Der Polizeibericht meldel:

Richtlinien für die Ausbildung von Lehrlingen.

Zuſammenarbeit von Rekofei, Hikler=Jugend und Deutſche Angeſtellkenſchaft.

Die Diskuſſion über die zukünftige Geſtaltung der Kauf=
mannslehre
laſſen leider nicht ſelten den Willen, die notwendigen
Umwandlungen um der Jugend und des Volkes willen vorzu=
nehmen
, vermiſſen. Geſchäftig iſt man hier und da am Werke,
um aus der dreijährigen wieder eine vierjährige Kaufmanns=
lehre
zu machen. An anderer Stelle wird allen Ernſtes die Ein=
führung
einer Art Einjährigen=Syſtems ()) empfohlen. Die
Volksſchüler ſollen zu Kaufmannsgehilfen in dreijähriger Lehre
die Söhne der Betriebsführer und die höheren Schüler zu Kauf=
leuten
in einer zweijährigen Lehre und beſonderen Lehrgängen
erzogen werden. Wieder an anderer Stelle wird eine zuſätzliche
Ausbildung im Betrieb nach der Geſchäftszeit vorgeſchlagen. Das
eine ſolche Ausbildung in vielen Fällen nur eine andere Form
der Ueberſtundenleiſtung bilden würde, und daß die Ausbildung
des Lehrlings Hauptſache ſein muß und nicht Nebenſache ſein
kann die nach der Geſchäftszeit zu erledigen iſt, iſt dabei ſicher
überſehen worden.

Allen dieſen Auseinanderſetzungen gegenüber, deren Wert
nicht geſchmälert werden ſoll, haben nunmehr der Reichs=
verband
deutſcher Kaufleute des Kolonial=
waren
=, Feinkoſt= und Lebensmitteleinzel=
handels
, E. V. (Rekofei) und die Deutſche Angeſtell=
tenſchaft
(DA.) in Verbindung mit der Hitler=Jugend
eine Tat geſtellt. Sie haben gemeinſam Richtlinien für die
Kaufmannslehre im Lebens= und Genußmi tel=Einzelhandel ent=
worfen
, die in Nachſtehendem kurz ſkizziert werden ſollen.
Im Bereich des Deutſchen Nahrungs= und Genußmittel=
Einzelhandels gelten folgende, hier ſinngemäß wiedergegebene
Grundſätze für die Kaufmannslehre:
1. Wer kann als Lehrling eingeſtellt werden?
Als Lehrlinge dürfen nur geſunde junge Menſchen eingeſtellt
werden, die mindeſtens eine abgeſchloſſene Volksſchulbildung
nachweiſen können. Sie müſſen bereit ſein, ihren Beruf im
Sinne nationalſozialiſtiſcher Pflichtauffaſſung auszuüben.
2. Wer darf Lehrlinge ausbilden?
2) Nur ſolche Betriebsführer dürfen Lehrlinge annehmen,
welche die nötigen perſönlichen und fachlichen Voraus=
ſetzungen
erfüllen. Die fachliche Eignung gilt dann als er=
wieſen
, wenn der Betriebsführer ſelbſt eine vollgültige
Lehrzeit durchgemacht bzw. fünf Jahre ſelbſtändig ein Ge=
ſchäft
erfolgreich geleitet hat.
b) Großbetriebe des Nahrungs= und Genußmitteleinzelhandels
dürfen Lehrlinge nur dann annehmen, wenn der verant=
wortliche
Betriebsführer perſönlich und regel=
mäßig
die Ausbildung der Lehrlinge überwacht.
e) Betriebe des Nahrungs= und Genußmitteleinzelhandels mit
ungeſunder wirtſchaftlicher und finanzieller Baſis dürfen
während der Dauer ihrer finanziellen Schwierig=
keiten
keine Lehrlinge einſtellen.
3. Dauer der Ausbildung.
Die Lehrzeit beträgt drei Jahre.
4. Die Art der Ausbildung.
Der Lehrling darf nur mit ſolchen Arbeiten beſchäftigt wer=
den
, die unmittelbar zu ſeiner fachlichen Ausbildung gehören.
Hierzu gehören auch die Reinhaltung des Arbeitsplatzes, ge=

ſchäftsnotwendige Botengänge und Lagerarbeiten, die ihn mit
der Führung des Warenlagers vertraut machen.
5. Ausbildungsregeln.
Für die Ausbildung gelten eine Reihe von Normen, die ſinn=
gemäß
unter Berückſichtigung der tauſendfältigen verſchiede=
nen
Betriebsverhältniſſe von den Lehrlingen beachtet werden
müſſen.
6. Das Berufsleiſtungsbuch.

Als Beleg für die Ausbildung in den einzelnen Aufgaben=
gebieten
wird von den beteiligten Organiſationen das Berufs=
leiſtungsbuch
geſchaffen. In dieſem Berufsleiſtungsbuch, das
von dem Lehrherrn aufbewahrt wird, hat der Lehrherr min=

deſtens halbjährlich genaue Eintragungen über den Ausbil=
dungsgang
zu machen. Dieſe Eintragungen ſind dem Er=

ziehungsberechtigten mindeſtens halbjährlich zur Kenntnis=
nahme
vorzulegen. Die erfolgte Vorlage hat der Erziehungs=
berechtigte
jeweils zu beſcheinigen.

7. Ueberwachungsſtelle.
Um die loyale Durchführung der Richtlinien in allen Betrie=
ben
des deutſchen Nahrungs= und Genußmitteleinzelhandels
ſicherzuſtellen bilden die Vertreter des Rekofei und der DA.
unter Hinzuziehung eines Vertreters der Hitler=Jugend eine
Ueberwachungsſtelle. Die Ueberwachungsſtelle iſt verpflichtet,
ſich von Zeit zu Zeit Gewißheit über den ordnungsmäßigen
Fortgang der Ausbildung zu verſchaffen, Lehrlinge oder Lehr=
herren
zu verwarnen, wenn ſie ihren Verpflichtungen nicht
ausreichend nachkommen. In Streitfällen über die Einhal=
tung
der Richtlinien hat die Ueberwachungsſtelle die Parteien
des Lehrvertrages zu beraten. Sie hat ferner bei der güt=
lichen
Beilegung aller Streitigkeiten aus dem Lehrverhältnis
behilflich zu ſein, und ſie kann ſchließlich auf ſchriftlichen An=
trag
ein ſchriftliches Gutachten über den Streitfall abgeben.
Kommt die Ueberwachungsſtelle in ihrem Gutachten zu der
Auffaſſung, daß eine Verletzung der Richtlinien durch Lehr=

herrn oder Lehrling vorliegt, ſo können die Lehrvertrags=
parteien
den Vertrag friſtlos löſen,

8. Die Richtlinien für die Ausbildung von Kaufmannslehrlingen
in den Betrieben des Rekofei werden Beſtandteil der abzu=
ſchließenden
Lehrverträge. Daß ſie auch für die bereits abge=
ſchloſſenen
Lehrverträge hinſichtlich der Ausbildungsgrundſätze
Gültigkeit haben, iſt ſelbſtverſtändlich.

nit der algekelfeſchaſt und der Zilerslgend gemefnſäinlnuee
Wege der Erziehung zu geſteigerter ſtändiſcher Leiſtung beſchreitet.
Lehrlingserziehung iſt im Rahmen der nationalſozialiſtiſchen
Wirtſchaftserziehung eine höchſt verantwortliche und verpflich=
tende
Aufgabe Lehrherren und Gehilfen, denen dieſe Erziehungs=
aufgabe
obliegt, ſollten ſich deſſen immer bewußt ſein. Sie ſoll=
ten
auch nie vergeſſen, daß der Wunſch des Staates, die letzte
Warenverteilung ausſchließlich in die Hände moraliſch einwand=
freier
, ſach= und fachkundiger Perſonen zu legen, nur dann ſinn=
voll
erfüllt werden kann, wenn die geſamte Fach= und Berufs=
erziehung
der Kaufmannslehrlinge und Gehilfen von dem Willen

Gartenhauseinbrüche. In der Nacht zum 20. Juli 1934
wurde in mehrere Gartenhütten in der Nähe des Nordbahnhofes
eingebrochen und folgende Sachen geſtohlen: 1 Paar ſchwarze
Herrenhalbſchuhe, Größe 41, und eine ſchwarze, mit grauen Strei=
fen
durchwirkte Kittelſchürze. In derſelben Nacht dranzn
Diebe in eine in der Frankfurter Straße gelegene Wirtſchaft 4
und verſuchten die Kaſſe zu ſtehlen, die ſie aber leer vorfande,
Anſchließend erbrachen ſie mit einem neuen Seitengewehr, das
am Tatort zurückgelaſſen wurde, einen Autokoffer. Auch hier
konnten die Diebe nichts erbeuten, denn der Koffer war eben
falls leer. Auf dem Seitengewehr ſind die Buchſtaben W. K. C.
eingeſchlagen. Die Gartenhauseinbrüche in dieſer Nacht und
das Eindringen in das Gaſthaus in der Frankfurter Straße
wurde von den gleichen Tätern begangen. Sachdienliche An=
haltspunkte
aus dem Publikum bezüglich der Straftaten wären
der Behörde ſehr erwünſcht. In der Zeit vom 22.24. 7. 1934
wurde ebenfalls aus einer verſchloſſenen Gartenhütte am Roſen=
höheweg
ein zirka 7 Meter langer Gartenſchlauch aus rotem
Gummi, ½ Zoll ſtark, geſtohlen.

Manteldiebſtahl. Am 24 7. 1934, in den Vormittagsſtunden,
wurde aus einer Garderobe der Techniſchen Hochſchule ein ſchwar=
zer
Lederolmantel geſtohlen. Der Mantel iſt bis unten zuknöpf=
bar
. Auf dem Krageninnern iſt die Firmenbezeichnung Dyk=
hoff
Bremen aufgenäht.

Geſtohlen oder verloren. Am 13. oder 14. Juli wurde dem
Kaufmann Hans Kunze ſeine Brieftaſche mit Reiſepaß, Führer=
ſchein
, Steuerkarte und Zulaſſungsbeſcheinigung für den Perſo=
nenkraftwagen
V. 8 13991 vermutlich aus ſeinem Wagen ge=
ſtohlen
. Es beſteht auch die Möglichkeit, daß die Brieftaſche verz
loren wurde. Am 14. Juli 1934, in den Vormittagsſtunden,
verlor der arbeitsloſe Adam Hauf aus Darmſtadt ſeine ſchwarze
Lüſterjacke mit Brieftaſche. In der Brieftaſche ſollen ſich 38 RM.,
ein 20=Markſchein und 18 RM. Silbergeld, befunden haben; wei=
ter
ſollen ſich darin verſchiedene Papiere, ein Mietbuch, Stempel=
karte
, Waldkarte, ein Ausweis von der Techniſchen Nothilfe mit
Lichtbild des Hauf, ein Pfandſchein und ein Bund Schlüſſel be=
funden
haben. Wer hat den Rock gefunden? Der Finder wird
dringend gebeten, den Rock alsbald bei der nächſten Polizeiſtelle
abzugeben.

Wer hat die Stühle weggenommen? In der Zeit vom Don=
nerstag
dem 19., bis Samstag, dem 21. Juli 1934, ſind auf dem

Waldfriedhof von einem Grab in der Nähe der Heldengräber zwei
eiſerne Gartenſtühle (Seſſelart), Sitz, Rücken und Armlehne ſind
von Holz, weggenommen worden, Sachdienliche Mitteilungen an
das Landeskriminalpolizeiamt. Zimmer 27, erbeten.
Diebſtähle am Woog. Am Samstag, dem 21. Juli 1934,

wurde aus einer öffentlichen Auskleidehalle am Großen Woog
eine Geldbörſe mit Inhalt geſtohlen. Den Woogsdieben wird,
die Arbeit wirklich leicht gemacht.
Beſchädigung des Kriegerdenkmals vor dem Landesmuſeum.
In den letzten Tagen wurde an dem Kriegerdenkmal vor dem
Landesmuſeum der Säbel des franzöſiſchen Offiziers von unbe=
kanntem
Täter abgebrochen und entwendet. Es iſt dringend zu.
wünſchen, daß der Täter erwiſcht wird.
Fahrraddiebſtähle. Am 18 7 1934 wurde vor der Poſt in
der Rheinſtraße ein Damenrad. Marke Göricke. Fabriknummer.
ifa, Fa=
M

Mifa, Fabriknummer unbekannt, aus der Torhalle Beſſunger
Straße 66; am 20. 7. ein Herrenrad. Marke Miele, Fabriknum=
mer
264 292, in der Rheinſtraße vor dem Ehape; am 20. 7. ein
Herrenrad, Marke und Fabriknummer unbekannt, im Hofe der
Poſt, Rheinſtraße; am 23. 7., ein Herrenrad, Marke Adler, Fa=
briknummer
unbekannt, im Hauſe Dieburger Straße 26.
Autobrand. Am Mittwoch, vormittags gegen 9.15 Uhr. iſt
in der Heidelberger Straße ein Lieferwagen einer Firma aus
Oggersheim in der Pfalz infolge Bruchs der Benzinleitung in
Brand geraten. Durch das beſongene Eingreifen des Wagen=
führers
konnte der Brand, bevor größerer Sachſchaden entſtanden
war, mit einem Handfeuerlöſcher gelöſcht werden.

E Verwaltungsgerichtshof, Rheinſtraße 10. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, den 28. Juli, vormittags 9.15 Uhr: Klage
des Kaiſers Kaffee=Geſchäft in Michelſtadt gegen einen Polizei=
befehl
.

getragen wird, deutſche Kaufleute in des Wortes beſter Bedeu=
tung
zu erzielen.

9
*

Wenn in Frankkurt
Rebstock, Braub=

dann
aße 19

[ ][  ][ ]

Freitag, 27. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken

Nr. 205 Seite 7.

Aus Heſſen.
Slaaksminiſter Jung im Unwettergebiel.
4h. Nierſtein a. Rh., 25. Juli. Der heſſiſche Staatsminiſter
fung weilte in Schwabsburg, um ſich an Ort und Stelle
erſönlich unter Führung von Bürgermeiſter Eppelsheimer von
ſen ſchweren Schäden durch das Hagel=Unwetter zu überzeugen.
in den meiſten betroffenen Weinbergen dürfte der Scha=
gen
60bis 70 Prozent ausmachen. Demgemäß iſt mit einem
anz bedeutenden Ausfall in der diesjährigen Weinernte zu rech=
gen
. In der Gemarkung Nierſtein war die Weinbergslage
Untere Kehr faſt vollſtändig unter Waſſer geſetzt. Ein Jung=
eld
iſt ganz vernichtet. Auch in der Gemarkung Niederſaulheim
ab es ziemlich Schaden, und zwar wurden vor allem die Trau=
ſen
im Kohlberg hart mitgenommen. Die Heſſ. Lehr= und
Verſuchsanſtalt für Wein= und Obſtbau zu Oppenheim a. Rh. teilt
nit: Im Laufe der letzten und anfangs dieſer Woche wurden die
Peinberge in verſchiedenen Gemarkungen ſtark durch Hagel ge=
chädigt
und Blätter, Trauben, Traubenſtiele und Holz ſtark in
Nitleidenſchaft gezogen. Es empfiehlt ſich, die beſchädigten Wein=
ſerge
, ſobald der Zuſtand des Bodens es zuläßt, mit einer 11 ½=
rozentigen
Kupferkalkbrühe unter Zugabe von 150200 Gramm
Zottonölſchmierſeife zu beſpritzen, damit einerſeits Peronoſpora
ind andererſeits Stielfäule nach Möglichkeit ferngehalten wer=
ſen
. Der Boden iſt, wenn genügend abgetrocknet, oberflächlich zu
ockern. Eine Dügung, beſonders eine Stickſtoffdüngung, darf nicht
nehr vorgenommen werden, da dieſe die Holzausreife ungünſtig
jeeinflußt. In den vom Hagel ſtark betroffenen Gemeinden wer=
gen
wir im Laufe des Winters Schnittkurſe zur Unterweiſung
iber den Rebſchnitt unter dieſen beſonderen Verhältniſſen abhal=
en
. Wo in Weinbergen ſtarke Erdabſchwenkungen eingetreten
ind, ſollen die freiliegenden Wurzeln der Stöcke ſo raſch wie
möglich wieder mit Erde bedeckt werden, um ein Vertrocknen zu
verhindern.
Eb. Eberſtadt, 26. Juli. Die Leiche des jungen
Fiſcher geländet. Die Leiche des am Sonntag beim Baden
im Rhein bei Gernsheim ertrunkenen jungen Wilhelm Fiſcher iſt
jetzt in der Nähe der Nackenheimer Fähre aus dem Rhein geländet
worden. Sie wurde nach hier überführt, wo morgen nachmittag
die Beerdigung ſtattfinden wird.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 26. Juli. Gedenkſtein. Aus Anlaß
der Machtübernahme durch die NSDAP. im Reiche wurde auf dem
reien Platze beim Eingang der Traiſaer Hohl ein Gedenkſtein
rrichtet, der nunmehr infolge der getätigten gärtneriſchen Anlage
des Platzes einen guten Eindruck hinterläßt. Der Stein iſt ein
findling und wurde von dem Pg. Steinhauer Thaler, Waſchen=
ſach
, koſtenlos zur Verfügung geſtellt. Die in den Stein anzubrin=
ſende
Bronzetafel trägt die Inſchrift: 30. Januar 1933 mit
inem Hakenkreuz.
* Nieder=Ramſtadt, 26. Juli, Zur Frage der Gasver=
orgung
. Vor einigen Tagen wurde in einer kurzen Notiz dem
(Punſche Ausdruck gegeben, daß ſich bei den derzeitigen Erhebun=
ſen
recht viele Intereſſenten für einen Gasanſchluß melden möch=
en
, damit die Gasfernverſorgung auch tatſächlich käme. Der Be=
ichterſtatter
bemerkt hierzu, daß die derzeitigen Strompreiſe das
lektriſche Kochen entſchieden zu teuer werden ließen. Aus dieſer
Zemerkung iſt zu erkennen, daß der Berichterſtatter über die prak=
iſche
Bewährung des elektriſchen Kochens und ſeine wirtſchaftliche
Eragbarkeit nicht im Bilde iſt. Die ungeheuere Ausbreitung der
Elektrizität als Wärmequelle im Haushalt auch des kleinen Man=
ees
iſt der beſte Beweis dafür, daß bei entſprechenden Tarifen das
lektriſche Kochen durchaus wirtſchaftlich und keineswegs teuerer
4rls das Kochen mit Gas iſt. Insbeſondere gilt dies für das
Stromverſorgungsgebiet der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G., wo der
Tochſtrompreis 10 bzw. 8 Pfg. pro Kilowattſtunde beträgt. In
eren Verſorgungsgebiet iſt bereits eine große Anzahl elektriſcher
herde aufgeſtellt, ein Beweis dafür, daß die Heag mit ihrer Tarif=
geſtaltung
auf dem richtigen Wege iſt. Wie man hört, iſt inzwiſchen
ei der Heag ein neuer Tarif in Kraft getreten, der eine weitere
Verbilligung der Elektrizität für Kochen und Heißwaſſerbereitung
mit ſich bringt.
* G. Ober=Ramſtadt, 24. Juli. Straßenherſtellung. Im
lahmen der letzten Straßeninſtandſetzungen wurde auch die Fahr=
ahn
der Bahnhofſtraße, und zwar zunächſt von der Nieder= Ram=
tädter
Straße bis zum Bahnhofsaufgang, mit einem Kaltaſphalt=
elag
verſehen und damit einem dringenden Bedürfnis Rechnung
ſetragen. In der binteren Bahnhofſtraße wurde gleichfalls der
fußſteig neu hergeſtellt. Die Erntearbeiten haben zu
Zeginn dieſer Woche infolge eingetretener Regenfälle eine
Stockung erlitten, die die Landwirte eifrig dazu benutzten, bereits
ibgeerntete Grundſtücke für die Wiederbeſtellung vorzubereiten.
Ci. Erbach, 25. Juli. Das große Pferderennen am
ommenden Sonntag. Der Odenwälder Reiterverein hatte
nit ſeiner Aufforderung zur Teilnahme an dem großen Halb= und
Vollblutrennen für Sonntag, den 29. Juli, einen ungeahnten Er=
olg
; liefen insgeſamt doch 110 Nennungen ein. und zwar: Für
as SA.= und SS.=Eröffnungsrennen, Flachrennen für Halbblut=
ſferde
, 12 Nennungen; für das zweite Rennen Für unſere Saar
Vollblutrennen) 20 Nennungen; für das dritte Rennen Preis
er Stadt Erbach (Hürdenrennen Klaſſe B) 23 Nennungen; für
das vierte Rennen Graf=Eberhard=Erinnerungsjagdrennen
Halbblutrennen) 15 Nennungen; für das fünfte Rennen Albert
Leo Schlageter=Erinnerungsrennen (Flachrennen Klaſſe B) 11.
Nennungen; für das ſechſte Rennen Eulbacher Marktpreis= Voll=
llut
=Jagdrennen (19 Nennungen) und für das ſiebente, das Ama=
onenrennen
, 10 Nennungen. Der Odenwälder Reiterverein wird
ſemnach kommenden Sonntag mit Leiſtungen aufwarten, wie ſie
either in Heſſen auf dieſem Gebiete wohl noch nie geſehen wur=
den
nicht nur wegen der Zahl der Teilnehmer, ſondern vor allem
uuch wegen der Güte des gemeldeten Materials: befinden ſich
inter den Nennungen doch einige der beſten Pferde Süddeutſch=
ands
. Herr Rennſtallbeſitzer Buchmüller aus Mußbach, in der
Rheinpfalz hat mit Laute‟. Reichsmark und Georgia be=
timmt
zugeſagt. Daneben kommen Pferde aus der Schweiz und
vor allem auch von der durch ihre Leiſtungen weithin bekannten
Kavallerieſchule Hannover, deren Pferde von dem Kreuznacher
Rennen kommend, bereits hierher weitergegangen ſind. Die große
Zahl der Nennungen iſt wohl neben der Höhe der ausgeſetzten
Preiſe auf die dieſes Jahr erſtmalig eingeführten Rennen der
Klaſſe 4, alſo um Rennen der Klaſſenpferde, zurückzuführen. Ein
Rennen wird mit 1000 RM., eins mit 1200 RM. und eins mit
300 RM. belohnt. Der erſte Preis in den Rennen zu 1000 und 1200
RM. beträgt je 600 RM. Dazu kommen überall wertvolle Ehren=
breiſe
. Die Rennen werden vorausſichtlich auch inſofern noch eine
Erweiterung erfahren, weil die beſtbeſetzten Rennen wohl in zwei
Läufen zu ſtarten haben. Für die Beſucher, die ſich wohl in großer
Zahl hier einfinden, ſind vielſeitige Vorkehrungen getroffen. um
ſie in jeder Weiſe zufrieden ſtellen zu können.
Ok. Birkenau, 26. Juli. Arbeitsbeſchaffung. Da die
Provinzialſtraße Birkenau-Fürth, die vor 5 Jahren erſtmals
Aſphaltbelag bekam, infolge der ganz außerordentlichen Inan=
ſpruchnahme
insbeſondere wieder durch ſchwere Laſtzüge ſtellen=
weiſe
in einem ſehr ſchlechten Zuſtand ſich befand, erhält dieſelbe
jetzt wieder einen neuen Belag. Der Verkehr auf der Provinzial=
ſtraße
Birkenau hat gegenüber den Vorkriegsjahren ſich zum min=
deſten
verdreifacht Die im Zuge der Provinzialſtraße Birkenau
Löhrbach liegende Obergaſſe, deren Pflaſterung ſchon ſeit Jah=
ken
erneuerungsbedürftig iſt, wird in nächſter Zeit auch neu ge=
pflaſtert
. Hohes Alter. Herr Bäckermeiſter Joh. Gg. Jung
von hier, der heute noch in dem von ſeinem Enkel geführten
Bäckereibetrieb mithilft, feierte dieſer Tage ſeinen 80. Geburtstag.

Denlgt Seig dein kieicsſagermeiſter Heimann Surmg!

DNB. Berlin, 24. Juli.
Ein Berichterſtatter hat Bengt Berg um eine Unterredung
anläßlich ſeines Beſuches beim Miniſterpräſidenten Göring gebeten:
Der immer ſchlagfertige Schwede antwortete ſofort kurz und
knapp: Ja, weiß ſchon, was Sie wollen. Es iſt natürlich inter=
eſſant
, daß ich den gefährlichſten Mann Europas beſucht habe.
Denn ſo ungefähr lautet ja der alltägliche Jammer der ſchwediſchen
Judenzeitungen, und gar nicht mit Unrecht. Bedenken Sie nur,
daß, ſeitdem Hermann Göring
das Ruder in Preußen in ſeine
feſten Hände nahm, die Raub=
morde
in ſeinem Lande für das
ganze Jahr auf eine Zahl her=
untergegangen
ſind, die vorher
die Stadt Berlin allein in einem
einzigen Monat aufwies. Ge=
wiß
iſt alſo der Miniſterpräſident
ein ſehr gefährlicher Mann.
Nicht deswegen aber habe ich
mich in erſter Linie gefreut, den
ſtarken Mann Preußens kennen=
zulernen
, ſondern weil ſein vor=
bildliches
neues Jagd= und Wild=
ſchutzgeſetz
, zweifellos, das beſte
der Gegenwart überhaupt, ver=
rät
, daß dort ein Mann iſt, der
endlich die bedrohte Tierwelt
unſeres ſo unglücklich übervöl=
kerten
Erdteils in tatkräftigen
Schutz nimmt.
Wer Hermann Göring ſieht,
wenn er ſeinen jungen Löwen in
die Arme nimmt und hätſchelt,
der weiß ſofort, daß hinter dem
ſtahlharten, hellen Blick dieſes
blonden Teutonen heiße Liebe
zur Natur und Herzensgüte zu
den Tieren zu finden ſind. An=
dere
mögen Menſchen nach ihrer
politiſchen Einſtellung beur=
teilen
. Für mich iſt ihre Ein=
ſtellung
zur Natur der zuver=
läſſigſte
Maßſtab.
unſeres nordiſchen Stammes, daß
ſie nach und neben ihrer ernſten
Der große Held Deutſchlands, Generalfeldmarſchall von Hin=
beim
Weidwerk.
Als der Nationalheld Englands, Feldmarſchall Allenby, mich Sinne völkiſchen Gedankens, aber ohne Erfolg.
auf ſeiner Inſpektionsfahrt durch den Sudan am oberen Nil traf,
Vögel, die er, ſelbſt kein Jäger, in Stunden der Muße zu be= lichkeit werden wird. Denn unter den Männern, denen ich be=
obachten
liebt.
Und als ich einmal in London dem engliſchen Außenminiſter von dem man denkt: Ein Mann, ein Wort!

Lord Grey begegnete, verriet er mir, daß ſeine liebſten Freunde
die nordiſchen Zugvögel ſeien, die ihn zur Winterszeit auf ſeinem
Gut Fallodon beſuchten. Er ſchenkte mir eines ſeiner Bücher mit
dem Titel: The aharm of birds‟ (Der Liebreiz der Vögel).
Dieſe Liebe zur Natur iſt vielleicht die allerwertvollſte ſeeliſche
Habe des nordiſchen Menſchen, und Hermann Göring beſitzt gewiß=
lich
ein großes Kapital davon. Ich freue mich außerordentlich,
daß der Miniſterpräſident an meinem Vorſchlag, auf dem Darß

Ausſchnitt aus dem Waldgebiet der vorpommerſchen Halbinſel Darß,
wo auf Anregung des ſchwediſchen Naturforſchers Bengt Berg der preußiſche Miniſterpräſident
Es iſt ja übrigens bezeichnend. Hermann Göring einen nordiſchen Urwildpark ins Leben rufen will. Der Darßer Wald iſt hier=
für
die bedeutendſten Männer, zu beſonders gut geeignet, da er ein idealer Miſchwald iſt. Er vereinigt in ſich Buchenwald,
Heide, Erlenbrüche, Seen, Waldwieſen und Kiefernwald.
täglichen Arbeit ſo gernErquickung unter Blumen und Tieren ſuchen. einen nordiſchen Urwildpark zu ſchaffen, Intereſſe gefunden hat.
Einmal, als ich zuerſt vor drei Jahren für meine Idee in der
denburg, findet ja noch im hohen Alter ſeine liebſte Erholung deutſchen Preſſe eintrat, ſuchte ich bei einem damaligen Macht=
haber
in Preußen Stütze für die Ausführung dieſes im wahrſten
Jetzt wurde ich gerufen. Und als der deutſche Reichsjäger=
ſprach
er nicht über ſeine Eroberung Paläſtinas möge der Be= meiſter in ſeiner entſchloſſenen, ſchlichten Art nur ſagte: Das iſt
ſitz ihm gerne gegönnt ſein , ſondern über wilde Elefanten und gut, das mache ich, wußte ich, daß der nordiſche Urwildpark Wirk=
gegnet
bin, iſt Hermann Göring ſicherlich vor allem der Mann,

An alle Baumſchulen.
Gächereien if Anzuicf den Wirkäunen Un.
Die Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau macht alle, die es an=
geht
, darauf aufmerkſam, daß die Maßnahmen der Reichsregie=
rung
zur Geſundung der Wirtſchaft unter anderem auch ſchon ſehr
einſchneidend in die Preisgeſtaltung der Baumſchulartikel uſw.
eingreifen. Ein großer Teil der Baumſchulfirmen las die dies=
bezügliche
Annahme verſpätet, ſo daß einzelne Firmen ſich ſchon
ſtrafbar machten und in eine Ordnungsſtrafe genommen werden
mußten.
Alle Firmen (Baumſchulen, Gärtnereien mit Anzucht von
Obſtbäumen. Privatgärtnereien uſw.), welche Obſtbäume zum
Verkauf heranziehen, werden hiermit aufgefordert, ihre genaue
Anſchrift umgehend der Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau. Unter=
abteilung
Garten, Frankfurt, Bockenheimerlandſtraße 25, ſchriftlich
in gut leſerlicher Schrift mitzuteilen. Bäumſchulfirmen, welche
früher dem B.d.B. angehörten und deren Adreſſen hier bekannt
ſind, brauchen dieſe Meldung nicht zu erſtatten. Alle anderen
Firmen aber, einerlei ob ſie Obſtbäume in größerer oder auch nur
in ganz geringer Anzahl zum Verkauf heranziehen, müſſen ſich
melden. Nachteile, welche aus unterlaſſener Meldung ſich ergeben
können, gehen ausſchließlich zu Laſten der Säumigen.

D. Aus dem ſüdlichen Ried, 25. Juli. Die letzten Tage der Ab=
kühlung
nach der wochenlang anhaltenden tropiſchen Sonnenglut
ſind nicht allein für Menſchen und Vieh eine willkommene Wohl=
tat
der Erfriſchung, ſondern auch für die Feldfrüchte geradezu ein
Labſal. Das vorläufige Getreideernteergebnis in den Gemarkungen
Campertheim, Bürſtadt. Hofheim, Wattenheim,
Nordheim, Biblis und Groß=Rohrheim liegt nach aus=
giebigem
Druſch mehrerer Dreſchmaſchinen in dieſen Orten bereits
vor, Erfreulicherweiſe iſt hier in den tiefliegenden Gemarkungs=
ſtellen
das Ergebnis weit beſſer, als die Frucht eine Schätzung auf
dem Halm zuließ. Korn, Gerſte und Hafer ſind teilweiſe von
recht guter Qualität, ſo daß hier wenigſtens eine Mittelernte er=
rechnet
werden kann. Der Weizen fällt etwas ſchwächer aus; das
Stroh aller Fruchtarten bleibt natürlich bei dem ungenügenden
Wachstum weit hinter den Erträgen der Vorjahre zurück. Leider
beginnen in manchen Ortſchaften bereits auch wieder ſolche Leute
zu ernten die nie ſäen! So kam es dieſer Tage in Lam=
pertheim
zu einer gewaltigen Demonſtration der Landwirte gegen
ſolche Tagdiebe. Dabei wurden drei übel beleumundete Felddiebe
aus Lampertheim benannt, denen vor aller Oeffentlichkeit eine
Lektion erteilt werden ſollte, indem man dieſe Uebeltäter mit ent=
ſprechendem
Vermerk durch die Ortsſtraßen von Lampertheim
führen wollte. Die drei Schnapphähne machten ſich aber dünn und
als ſie ſchließlich wieder in angetrunkenem Zuſtand in Lampert=
heim
erſchienen, ertränkte ſich der 55 Jahre alte Valt. Moos im
Altrhein, während einer ſeiner Spießgeſellen zu Hauſe das ganze
Mobiliar kurz und klein ſchlug und dann wieder verſchwand.
Am beliebten Strandbad bei Nordheim tummelten ſich Kinder
bei fröhlichem Spiel im langſam tiefer werdenden Strom, wobei
ein Mädchen plötzlich von der Strömung fortgeriſſen wurde, aber
durch einen guten Schwimmer nach vieler Mühe doch noch gerettst
werden konnte.

Dr. Sprendlingen. 26. Juli. Dienſtiubiläum. Herr
Reichsbahn=Inſpektor Andreas Schreiber in Buchſchlag beging
dieſer Tage ſein 40jähriges Dienſtjubiläum. Aus dieſem Anlaß
ließen der Reichspräſident ſowie der Herr Generaldirektor der
Reichsbahn dem allſeits ſehr beliebten und verdienſtvollen Be=
amten
die herzlichſten Glückwünſche zuteil werden.
Gernsheim. 26. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
25. Juli: 0,00 Meter, am 26. Juli; +0.03 Meter.
Hirſchhorn, 25. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
24. Juli 1,53 Meter, am 25. Juli 1,46 Meter.

Aus Rheinheſſen.

Mainz, 26 Juli. Redakteur Nohaſcheck 80 Jahre.
Redakteur Nohaſcheck, der frühere Hauptſchriftleiter des Mainzer
Anzeigers begeht am 27. Juli in voller geiſtiger Friſche ſeinen
80. Geburtstag. Nohaſcheck verbringt ſeinen Lebensabend, nachdem
er 1926 in den Ruheſtand trat, in Wiesbaden. Er nahm an dem
kulturellen Geſchehen in ſeiner Vaterſtadt Mainz lebhaften Anteil,
und er iſt auch nicht zuletzt durch ſeine literariſche Tätigkeit weit
über die Grenzen ſeiner engeren Heimat hinaus bekannt ge=
worden
.
Mainz, 25. Juli. Der Turnverein Kelſterbach (Main) be=
geht
vom 4. bis 6. Auguſt d. J. ſein 50jähriges Gründungsfeſt.
Aus dieſem Anlaß geben die Bahnhöfe im Umkreis von 35 Klm.
um Kelſterbach Sonntagsrückfahrkarten (auch Blankorückfahrkar=
ten
) nach Kelſterbach mit gewöhnlicher Geltungsdauer aus.
Aushang auf den beteiligten Bahnhöfen.

Jeder

Brlefkaſten.

Anfrage iſ die ſetzte Bezugsgulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werten
aicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichkelt

M. Ka. Als beſonders zu vergütende, nicht zu den Betriebs=
koſten
zählende Nebenleiſtungen verzeichnet die auf Grund des
Reichsmietengeſetzes vom 24. März 1922 und der heſſiſchen Aus=
führungsverordnung
vom 13. Juni 1922 erlaſſene Anordnung der
hieſigen Bürgermeiſterei vom 23. September 1922 die Treppen=
hausbeleuchtung
; ſie iſt von den Mietern der einzelnen Geſchoſſe
zu übernehmen, abweichende Vereinbarungen ſind zuläſſig. Die
Frage 1. und 2. ſind demnach wohl zu verneinen, da es ſich ja um
Herſtellungskoſten (n icht Reparatur) handelt, desgleichen die
Frage 3. Falls Streit bezüglich der einzelnen Fragen entſteht,
entſcheidet die ſtädtiſche Inſtandſetzungskommiſſion (Hochbauamt),
W. 50. 1. Darüber beſtehen keine geſetzlichen Beſtimmungen.
Es empfiehlt ſich, das geſchilderte Verhalten zu ianorieren. 2. Es
dürfte keinem Anſtand unterliegen, das Fahrrad des Beſuchers
in dem Keller des Mieters unterzuſtellen. Ein hierauf
bezügliches Verbot würde einen Mißbrauch des Eigentums=
rechts
darſtellen und unter das Schikaneverbot des 8 226 BGB.
fallen. 3. Inſtandſetzungszuſchläge der Mieter können nicht ab=
getreten
oder verpfändet werden, da eine ſolche Verfügung, weil
gegen 8 6 Reichsmietengeſetzes verſtoßend, rechtsunwirkſam wäre.
Die Zuſchläge ſind vom Vermieter für die erforderlichen laufen=
den
Inſtandſetzungsarbeiten ſachgemäß zu verwenden und der
Vermieter hat der Mietervertretung auf Antrag die Verwen=
dung
der Gelder nachzuweiſen. Zu 3. und 4 Rückſprache im
übrigen erwünſcht, werktags vormittags 8 Uhr bei der Geſchäfts=
ſtelle
.

Hereie Iked Radtastelt
braucht nicht mehr nach dem Weg zu fragen. Für über 80 der größten deutschen Städte
sind diese Karten neben vielen SHELL-Straßen- und SHELL- Tourenkarten innerhalb
unseres Reisedienstes, der heute bei vielen unserer Tankstellen eingerichtet ist, erschienen.
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Seite 8 Nr. 205

Därmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 27. Juli 1934

Blick auf die Tribüne der Ehrengäſte während der Eröffnungsfeier,
1. Reichsſportführer von Tſchammer und Oſten. 2. Gauführer Streicher. 3. Der Nürnberger
Oberbürgermeiſter Liebel.

Reich und Ausland.
Der lehle Brief Willi Merkls.
Breslau. Die ſchleſiſchen NS.=Zeitungen ver=
öffentlichen
einen Brief des verſtorbenen Führers
der deutſchen Himalaja=Expedition Willi Merkl,
den dieſer am 6. Juni unmittelbar vor ſeinem
Aufbruch vom Hauptlager geſchrieben hat. Der
Brief iſt an den Bezirksturn= und Sportleiter Wöll
bei der Reichsbahndirektion Breslau gerichtet und
hat folgenden Wortlaut:
Vor meinem Aufbruch in die Hochlager des
Nanga Parbats iſt es mir ein Bedürfnis, Ihnen
für Ihre treue Mitarbeit an der Finanzierung
der deutſchen Himalaja=Expedition 1934 im Na=
men
aller Teilnehmer herzlichſt zu danken. Ich
bitte Sie, dieſen Dank auch ihren Mitarbeitern zu
übermitteln. Es iſt doch eine einzigartige Tat, daß
Hunderttauſende von deutſchen Eiſenbahnern es
fertiggebracht haben, eine große Expedition für
den Himalaja auszurüſten. So etwas iſt nur in
Deutſchland möglich. Für Deutſchland werden wir
kämpfen und alles daran ſetzen, den erſten Acht=
tauſender
für Deutſchland zu gewinnen. Mit den
herzlichſten Grüßen auch von allen Kameraden der
Nanga=Parbat=Front.
gez.: Willi Merkl.

Neues vom Luftſchiff Graf Zeppelin,
Hamburg. Das Luftſchiff Graf Zeppelin
iſt wach planmäßiger Zwiſchenlandung in Pernam=
buco
am Donnerstag mit vollbeſetzten Kabinen am
Ziel ſeiner Reiſe in Rio de Janeiro eingetroffen
und wird von dort ſogleich die Rückreiſe nach
Deutſchland antreten. Nach Auskunft der Ham=
burg
Amerika=Linie iſt das Luftſchiff auch für
die Rückreiſe voll beſetzt, ein Beweis, wie ſehr die
Vorteile dieſer regelmäßigen, ſchnellen und an=
genehmen
Verbindung beim Reiſepublikum An=
klang
finden. Auch für die nächſte Ausreiſe von
Friedrichshafen am 4. Auguſt ſind bereits ſämt=
liche
Plätze belegt.
Zwei Schüler verurſachten den Demminer
Waldbrand.
Demmin Pommern). Die Polizei hat die
Urſache des Demminer Brandes, der, wie gemel=
det
, einen Schaden von ungefähr einer halben
Million RM. verurſacht hat, aufgeklärt. Zwei
Knaben im Alter von acht und zehn Jahren wur=
den
als Brandſtifter ermittelt. Sie haben auf dem
Dachboden eines Stallgebäudes, in dem das Feuer
ausbrach, mit Streichhölzern geſpielt und ſo den
Brand verurſacht.
Notſchrei des Südpolforſchers Byrd.

Der Amerikaner Richard Byrd,
der zur Zeit mit einer Expedition in der Ant=
arktis
weilt, befindet ſich ſeit Ende März allein
in einer Schneehütte, die etwa 200 Kilometer von
dem Hauptlager der Expedition entfernt iſt. Da
er von dort funkentelegraphiſch ſeine Erkrankung
mitgeteilt und ſeine Ablöſung gefordert hat,
wurde ſofort ein Hilfstrupp n Marſch geſetzt.
Dieſer mußte jedoch wegen allzu ſtarker Schnee=
ſtürme
umkehren, ſo daß der kranke Forſcher für
abſehbare Zeit auf ſich allein angewieſen bleiben
wird. Man iſt daher um ſein Schickſal ſehr beſorgt.

Dienſt am Kurgaft.

Turner der Deutſchland=Riege am Reck.

der Waldbrand in Südftankreich.
Eine nationale Kataſtrophe.

Um zu verhindern, daß die Kurgäſte durch lärmendes Autohupen in ihrem Ruhebedürfnis beein=
trächtigt
werden, hat die Kurverwaltung von Travemünde das Hupen einfach verboten. Auf den
Straßen werden die Fußgänger durch große Spruchbänder daran erinnert, daß ſie ſelbſt auf die
Fahrbahn achten müſſen, da die Autos keine Warnungszeichen geben.

Frankenthal. Gegen die früher bei der
Schnellpreſſenfabrik Albert u. Co. in Frankenthal
als Sekretärin beſchäftigt geweſene Marg. Holl
ſchwebt ein gerichtliches Verfahren wegen Unter=
ſchlagung
, das jetzt abgeſchloſſen iſt. Der Unter=
ſuchungsrichter
hat die Akten der Staatsanwalt=
ſchaft
zugeleitet, die nunmehr nach deren Studium
Anklage erheben wird. Die Veruntreuungen der
Holl betragen 110 000 RM. Dieſe große Summe
hat ſich die Holl im Laufe der Jahre (ihre ſtraf=
baren
Handlungen gehen bis 1924 zurück) durch
Unterſchlagung von Invalidengeldern, hauptſäch=
lich
aber durch betrügeriſche Manipulationen bei
Gehältszahlungen und Abrechnungen darüber ver=
ſchafft
. Das Geld hat ſie teils für ihren eigenen
erheblichen Aufwand, teils für Zuwendungen an
ihre Familie und an Dritte, ſowie für andere
Zwecke verbraucht.
Der Schwerverbrecher Willi Fiſcher in Hameln
ausgebrochen.
Clausthal=Zellerfeld. Der berüchtigte
Schwerverbrecher Willi Fiſcher aus Clausthal=
Zellerfeld, der zur Verbüßung einer Strafe im
Zuchthaus zu Hameln untergebracht war, iſt aus
der dortigen Anſtalt ausgebrochen. Er ſollte bis
zum 1. Oktober eine Strafe wegen Wilderns ver=
büßen
. Außerdem hat er noch abzuſitzen: 6 Jahre
Zuchthaus (Einbruch, Sprengſtoffdiebſtahl), 3 Mo=
nate
Gefängnis (Diebſtahl), 4½ Jahre Zuchthaus
(Einbruchsdiebſtahl), 3 Wochen Haft (Mundraub),
ferner war Sicherheitsverwahrung zur Verbüßung
der Strafe angeordnet. Die Gemeingefährlichkeit
des Fiſcher iſt allgemein bekannt. Er war früher
ſchon aus dem Gerichtsgefängnis in Göttingen ent=
wichen
.
Albert Hall contra Albert Hall.
Berlin. Die Albert Hall, die weltbekannte
Londoner Philharmonie, hatte jetzt einen Pro=
zeß
gegen einen Kapellmeiſter eines Kaffeehaus=
orcheſters
mit Namen Albert Hall angeſtrengt, weil
er ſein Orcheſter auch Albert Hall=Orcheſter be=
nannt
hatte. Der Name Hall iſt in England ſehr
verbreitet. Die Verwaltung der erſten Albert Hall
verlangt nun von dem Kapellmeiſter der zweiten
Albert Hall=Kapelle, daß er ſeinen Namen ändern
ſolle. Miſter Albert Hall konnte aber vor Gericht
nachweiſen, daß er ſeinen Namen ſchließlich mit
vollem Recht führt. Außerdem gefalle ihm ſein
Name und er denke auch gar nicht daran, ihn etwa
abzulegen. Das Gericht billigte den Standpunkt
des Miſter Albert Hall, und ſo wird es nun in
London zwei Albert Hall=Orcheſter geben.

Todesſtrafe gegen Baumann und Scheuermann
beantragt.
Frankenthal. Die Verhandlung im Mau=
dacher
Raubmordprozeß wurde am Donnerstag
vormittag wieder aufgenommen. Oberſtaatsanwalt
Meinzolt begann ſofort mit ſeiner Anklagerede, in
der er nochmals eingehend die furchtbare Tat in
allen Einzelheiten ſchilderte. Unter Berückſichtigung
aller Umſtände beantragte er gegen die Angeklagten
Baumann und Scheuermann die Todesſtrafe und
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf
Lebenszeit, gegen den Angeklagten Münzer fünf
Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverluſt. Die
Anträge des Staatsanwalts wurden von den An=
geklagten
ruhig und ohne Bewegung aufgenommen.

Paris. Der Brand im Wald von Don an de
franzöſiſchen Mittelmeer=Küſte iſt in den ſpäter)
Nachtſtunden erneut entfacht worden. Er droh
gegenwärtig, zu einer der größten Brandkataſtro
phen zu werden, die Frankreich je erlebt hat. In
folge des ſtarken Windes wütete der Brand in der
Nachtſtunden mit einer Heftigkeit ohnegleichen. Die
Lage der Einwohner der in und am Rande des
Waldes gelegenen Ortſchaften wird immer kriti
ſcher. Die Straßen zu den Ortſchaften ſind abge
ſchnitten. Der Kommandant des Erſten Mittel
meer=Geſchwaders hat auf drahtloſem Wege an
alle Kriegsſchiffe Anweiſung gegeben, ſofort in
den Hafen von Bormes einzufahren, wo nötigen=
falls
die bedrängten Einwohner auf die Kriegs=
ſchiffe
gebracht werden ſollen. Gegenwärtig ſteht
das ganze Kap Benart in Flammen. Zahlreiche
Kriegsſchiffe ſind an die Küſte herangefahren, ſo=
weit
es ihnen nur irgend möglich war. Aus
Schläuchen werden Millionen von Kubikmetern
Waſſer über den Strand gegoſſen. An eine Be=
kämpfung
des eigentlichen Feuerherdes iſt gegen=
wärtig
jedoch nicht zu denken; die Rettungsmann=
ſchaften
bemühen ſich jetzt in erſter Linie, die =
ſer
vor dem Feuer zu ſchützen.
Vorgeſtern iſt eine der prachtvollſten Gegenden
ein Raub der Flammen geworden. Zahlreiche
Kunſtwerke fielen den Flammen zum Opfer. In
Canadal verbrannte ein italieniſcher Arbeiter bei
lebendigem Leibe, als plötzlich die Scheune über
ihm in Brand geriet. Der Ort Cogolin iſt von
einem Flammenmeer umzingelt.

Ein Gymnaſialdirektor in Lemberg ermordet.
Warſchau. In Lemberg wurde der Leiter
des ſtaatlichen Gymnaſiums mit ukrainiſcher Un=
terrichtsſprache
, Direktor Wabij, vor ſeiner Woh=
nung
aus dem Hinterhalt erſchoſſen. Der Täter
verſuchte nach dem Morde zu flüchten, wurde aber
von der Polizei feſtgenommen. Bei der Verhaftung
verſuchte er, Selbſtmord zu begehen. In ſchwerver=
letztem
Zuſtande wurde er in das Krankenhaus ein=
geliefert
. Nach den bei dem Mörder vorgefunde=
nen
Perſonalpapieren handelt es ſich um einen ge=
wiſſen
Sawczuk. Politiſche Motive ſcheinen der
Mordtat nicht zugrundezuliegen.
Schwere Gewitterſtürme über Lettland.
Riga. Am Dienstag und Mittwoch haben
ſchwere Gewitterſtürme Lettland heimgeſucht. Wol=
kenbrüche
haben in Riga einige Schäden, Blitzein=
ſchläge
mehrere Brände verurſacht. Auch ſind
einige Todesfälle zu verzeichnen.

anövern der engliſchen Luftflokke über London,

die vom 23. bis zum 27. Juli Tag und Nacht veranſtaltet werden: Ein Bombengeſchwader der
Südland=Armee im Anflug gegen die engliſche Hauptſtadt.
Die Uebungen, durch die die
Stärke der britiſchen Luftſtreitkräfte im Angriff wie in der Verteidigung erprobt werden ſoll,
hat bisher zu dem Ergebnis geführt, daß London durch die Croßangriffe geſchloſſen eingeſetzter
Bombengeſchwader in einen Schutthaufen verwandelt würde.

[ ][  ][ ]

Freitag, 27. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 205 Seite 9

Panderungen durch Odenwald, Bergſtraße und Neckartal.

*

Zwiſchen Lauker= und Weſchnikkal.
Von Adolf Calgan.
Das Land zwiſchen Lauter= und Weſchnitztal wird beherrſcht
rch den Krehberg mit ſeinen niedrigeren Trabanten, und ſein
leinod iſt das herrliche Lindenfels, die Perle des Odenwalds.
Das Lautertal, das zwiſchen Schönberg und Bensheim Schön=
rger
Tal heißt, iſt reich an landſchaftlicher Schönheit. Denken
ir an das entzückend gelegene Schönberg, über dem das Schloß
id die Kirche aufragen wie Wächter; denken wir an Reichenbach
it ſeinem Blick zur Kuppe des Felsberges und zur Knodener
öhe auf der anderen Seite ! Und dann kommt ganz oben im
rutertal das zwiſchen zwei Berge: die Neunkircher und die Kno=
ner
Höhe, eingebettete Gadernheim. Vielleicht kennen wir den
zeg, der vom Kaiſerturm hinüber nach Knoden führt und der
as rechts im Grunde Gadernheim mit ſeiner modernen Kirche
igt, deren rotes Ziegeldach im Sonnenlicht leuchtet. Oder wir
nd einmal von Neunkirchen her durch den Brandauer Ober=
ald
gekommen, wo herrliche, geradegewachſene Tannen den
illen Waldweg umſäumen. Da liegt denn, wenn wir ins freie
eld hinaustreten, das Dorf im Lautertal vor uns, hoch überragt
on ſeinem ſchmucken Kirchlein. Schön iſt es, von Reichenbach
ber den Hohe,ſtein nach Gadernheim zu wandern. Der Hohen=
ein
iſt aus der Sage von den feindlichen Rieſen, die ſich gegen=
eitig
mit Felſen bewarfen, bekannt; das Ergebnis dieſes Kamp=
es
ſoll ja das Felſenmeer am Felsberg und die Felſengruppe auf
zem Hohenſtein ſein. Wir können den Hohenſtein mit dem Bor=
tein
drüben vergleichen: hier wie dort ein wuchtiges Felſen=
naſſv
, das inmitten der lieblichen Umgebung wie ein Fremd=
örper
anmutet.
Südlich des Hohenſteins iſt die Knodener Höhe. Ein winziges
dörſchen, Knoden, liegt droben. Sonſt iſt alles Wald= und Feld=
inſamkeit
. Die Knodener Höhe gehört bereits zum Höhenzug
es Krehbergs.
Zu ihm führt ein feiner Höhenweg von Gadernheim her. Je
öher wir da kommen, deſto größer wird das Gebiet, das wir
berſchauen können. Beſonders lange feſſelt unſer Auge der
rächtige Rückblick auf die Neunkircher Höhe mit dem Kaiſerturm.
n ſtolzer Majeſtät ragt ſie empor, und zu ihren Seiten reihen
ch die Berge des Odenwaldes aneinander. Indem wir weiter=
andern
, ſehen wir zur Rechten unter uns die wenigen Gehöfte
on Raidelbach und ſpäter zur Linken den Weiler Breitenwieſen
egen. Und dann hemmen wir auf einmal überraſcht unſere

ſchritte, denn in ſüdöſtlicher Richtung liegt drüben, an einen
ſerg hingeſchmiegt, das liebe Lindenfels. Scharf hebt ſich der
innenkranz ſeiner Burgruine von dem Burgwald ringsum ab,
nd die weißgetünchte evangeliſche Kirche ſchaut mit ihrem ſchlan=
mn
Turm über die Häuſer empor. Es iſt ein liebliches Bild.
Genn wir uns von ihm losgeriſſen haben, geht es zum Walde
ſeiter und in ihm zum Gipfel der Knodener Höhe, und von da
uf ſchönem, ausſichtsreichem Wege nach dem nahen Dörſchen
channenbach. Von hier aus ſind wir bald auf dem Krehberg.
Lieb und wert iſt mir auch der Wanderweg, der von Heppen=
eim
aus zum Krehberg hinführt. Da müſſen wir zunächſt Alt=
ſeppenheim
durchqueren. Ueber den alten Häuſern ragt der
ſtarkenburgberg in das milchige Blau des Morgenhimmels hin=
in
Höher und höher ſchraubt ſich der Bergweg, im Weſten rollt
ſch die weite Rheinebene vor unſeren Blicken auf, im Glanze der
ſorgenſonne liegend. Immer ferner rückt das liebe Städtchen,
ſch einmal grüßt der rote Turm der kleinen evangeliſchen Kirche,
nd dann hat der Wald uns aufgenommen. Am Nordhang des
derges geht es einher die Starkenburg wird nicht berührt
nd dann in Richtung Lindenſtein, wobei ſich ein entzückender
usblick auf das enge Kirſchhäuſer Tal darbietet.
Im Heppenheimer Stadtwald geht es weiter, mählich bergan.
er Gipfel des Lindenſteins bleibt links liegen. Dann lichtet ſich
er Wald ein wenig, und wir erhaſchen mit dem Blick einige
äuſer von Ober=Hambach, das links im Tale liegt. Der Weg
ihrt auf dem Rücken des Berges weiter, in traulich ſtillem
ſuchwald, bis ein leiſes Plätſchern uns ſagt, daß wir dem Salz=
runnen
nahe ſind. Bald ſind wir in einer Höhe von 500 Metern;
er Krehberg, unſer nächſtes Ziel, kann nicht mehr ferne ſein.
Da öffnet ſich der Wald, und an blühenden Kornfeldern vor=
ei
, in denen es ſummt und zirpt, geht es auf ein einſames Berg=
örſchen
zu: Schannenbach. Nun ſind wir in kurzer Zeit auf dem
rehberg. Droben auf dem Gipfel des 575 Meter hohen Berges
wartet uns kein prachtvoller Ausblick auf ein lachendes Land,
ndern es iſt da nur die feiertägliche Stille des mittäglichen
ſuchenwaldes um uns. Viel zu ſehen wie die Leute ſagen
ibt es da alſo nicht, und ſo kommt es wohl, daß der Krehberg
erhältnismäßig wenig beſucht iſt. Er hat ſo wenig Anziehendes
ür die Maſſe der Ausflügler und doch wohnt dieſer Stätte eine
tille Schönheit inne, die freilich mit blanken Augen, mit blanken

Wanderung nach Lindenfels.
Mit der Main=Neckarbahn nach Bensheim. Fahrpreis 90 Pf.
Zeichen rot auf der nach Schönberg führenden Straße, ſpäter
rechts ab, durch Hohlweg bergauf, auf ausſichtsreichem Höhenweg
zwiſchen Lauter= und Gronauer Tal nach 2 Stunden Knoden (450
Meter). Zeichen I rot=weiß am Krehberg entlang, nach 2½2
neitgei.SMsiet
Se
RMopsn wivenkasren

BenSMein

PWinpearets

Stunden Seidenbuch. Zeichen gelb über Schlierbach, ſteil auf
nach 3½ Stunden Lindenfels (368 Meter. Burgruine, Schwimm=
bad
). Zeichen rot über die Bismarck=Warte und die Litzel=
röder
Höhe nach 4½ Stunden Winterkaſten ( Eleonorenheil=
ſtätte
), ohne Zeichen! auf der Straße nach Laudenau, Zeichen.
gelb in öſtlicher Richtung nach 6 Stunden Reichelsheim. Rück=
fahrt
über Reinheim. Fahrpreis bis Darmſtadt=Oſt 1,60 RM.

Augen der Seele erſchaut werden will. Es iſt das geheimnisreiche
Raunen und Weben des deutſchen Bergwaldes auch hier, das mit
ſeinem zauberiſchen Weſen unſer Herz ſo eigen berührt. Wer die
Seele der Landſchaft liebt, der wird auch da ſeine Freude haben
können.
Vom Krehberg iſt das liebliche Lindenfels nicht mehr gar
weit. Oſtwärts geht dahin der Weg, bald aus dem traulichen
Walde heraus, und das Auge ſchaut die Perle des Odenwaldes
in lichte Anmut gekleidet vor ſich liegen. Immer näher kommen
wir dem alten Städdchen. Es geht ſteil hinab ins Schlierbach=
tälchen
und ebenſo ſteil den Berg hinan, auf dem Lindenfels liegt.
Von dem dunklen Grün hoher Baumkronen umgeben ſchaut der
alte Burgturm neugierig uns entgegen. Das Burgwäldchen iſt
eine gepflegte Anlage; Lindenfels iſt ja ein bedeutender Kurort,
der ſommers viel Zuſpruch hat. Wir wandeln in der Ruine ein=
her
, die von wechſelvollen Schickſalen uns erzählt, wir gehen den
Mauergang oben entlang zum Turme und blicken auf all die
reizvolle Schönheit des Landes. An den Fuß des Burghügels
ſchmiegt ſich das Städtchen mit ſeinen hellen, freundlichen und
zum Teil recht vornehmen Häuſern an, und die netten Villen
gehen drüben bis an den Saum des Waldes. Unſer Herz wird
weit vor Luſt, wohin wir auch blicken mögen. Im Norden ſteigt
in hoheitsvoller Würde die Neunkircher Höhe als die Beherrſcherin
des vorderen Odenwaldes auf; weit ſchaut der Kaiſerturm in die
Lande. Von dorther kommt der Wanderweg, der über Winterkaſten
und die Bismarckwarte führt. Wir erinnern uns an einen fried=
ſamen
Gang durch den ſchweigenden Bergwald, an das Sonnen=
leuchten
, das damals über den Wieſen und Feldern von Winter=
kaſten
lag, wie aber auch ein dunkler Schatten darin war: die
Eleonorenheilſtätte für Lungenkranke; wir erinnern uns daran,
wie wir den einſamen Feldweg weiterzogen und durch ebenſo ein=
ſamen
Wald auf den Bergrücken kamen, auf welchem die Bismarck=
warte
ſteht. Dort oben wir ſehen ja von der Burg Lindenfels
dieſe Warte vor uns hatten wir an jenem Wandertage die
Perle des Odenwaldes erſchaut; da lag das freundliche Städtchen
unter uns im Frieden ſeiner Berge und Wälder. Gerade über
Lindenfels erhebt ſich die grüne Kuppe des Schenkenbergs, und
davor ſehen wir die weiße Landſtraße, die in vielfachen Windun=
gen
von Gadernheim herkommt und nach dem Gumpener Kreuz
hinüber ſich ſchlängelt. Das Gumpener Kreuz, das die Waſſerſcheide
zwiſchen Gerſprenz und Weſchnitz darſtellt, iſt jene Straßenkreu=
zung
, die einen Ausblick von ſeltener Weite darbietet. Nach Nord=
oſten
die weitverſtreuten Höfe der drei Dörfer Gumpen, dahinter
Reichelsheim im Wieſentale mit dem Reichenberg und all den
anderen Höhen, die den Rahmen um dieſes Bild abgeben nach
Südweſten tief abfallend das Weſchnitztal, umgeben von den
Hügeln, welche die Ausläufer der beiden großen Berggruppen des
Krehbergs und der Tromm darſtellen.
Wir wollen von Lindenfels aus zum Weſchnitztal hinabſteigen.
Da geht es ſteil ab, raſch verſinkt das Städtchen hinter uns, zu=
letzt
grüßt nur noch die Kirchturmſpitze der evangeliſchen Kirche
und der Burgberg, und wir gehen in Wald ein. Aber bald kom=
men
wir wieder ins Freie, und der Feldweg zieht nun lange über
die Hügelwellen vor dem Weſchnitztal, bis wir den Flecken Fürth
erreicht haben. Fürth liegt im Tale, von allen Seiten von ſonni=
gen
Hügeln und weiterhin von hochragenden Odenwaldbergen um=
geben
. Von Süden her grüßt der langgeſtreckte Höhenzug der
Tromm, im Nordweſten heben ſich die feinen Linien des Kreh=

bergs, Heiligenbergs und Lindenſteins von dem helleren Him=
melsblau
ab.
Eine Erinnerung wird da lebendig: Wir ſind auch einmal
vom Krehberg her zu Tal gewandert. Steil ging es von droben
bergab, bald im Felde, und die Sonne, die bereits hoch am Him=
mel
ſtand, brannte hernieder. Von Seidenbach aus ging es ſanf=
ter
talwärts, aber dafür fehlte der Wald nun ganz. Wir
ſtrebten dem breiten Weſchnitztal zu, das hell und freundlich zwi=
ſchen
hohe Bergzüge eingebettet iſt. Unſer Weg ging über hüge=
lige
Felder, auf denen die Mittagsſonne brütete und über denen
ein Duft von reicher Sattheit lag. Kleine Odenwalddörfer tauch=
ten
auf, eins faſt an das andere gereiht, mit leuchtend=roten
Ziegeldächern; ein murmelndes Bächlein plätſcherte irgendwo in
der Nähe geruhſam dahin, und über goldgelben Aehrenfeldern
und ſommerlich grünen Wäldern ſpannte ſich das tiefe Blau des
Mittagshimmels. Ein leuchtendes Farbenbild, wie es dem Auge
ſo wohltut, das oft tage= und wochenlang faſt nur in Bücher
ſchaut. Da draußen in der Gotteswelt, in dem Anblick der Schön=
heit
unſeres heimatlichen Gebirges, da wird das Auge eines gei=
ſtig
arbeitenden Menſchen groß vor Staunen und Entzücken, denn
da entdeckt er Dinge, die mehr ſind als blutleere, farbloſe Bücher=
weisheit
nicht, als ob ich den hohen Wert geiſtiger Bildung
beſtreiten wollte , als eine Nur=Bücherweisheit, die vom Leben
nichts weiß, da vermag er neue Kraft zu ſammeln für die ein=
ſamen
Stunden der Arbeit, wie ſein Beruf ſie ihm auferlegt,
und es wird mancherlei fruchtbare, ja vielleicht ſchöpferiſche An=
regung
ausgehen von einem ſolchen Tag des Einsſeins mit der
Natur, die uns den großen Weltenherrſcher in der Schönheit ſei=
ner
Schöpfung zeigt,
Und ſo ſchauen wir im Wandern und wandern wir im
Schauen. Faſt ohne daß wir es gewahr wurden, mündeten die
hügeligen Ausläufer der Krehberggruppe in das Tal, ein ge=
ſchwätziges
Bächlein rauſchte vorbei, und vor uns lagen die Häu=
ſer
des Dörſchens Lörzenbach. Die Dorfſtraße ging es ent=
lang
, und dann auf der breiten Landſtraße weiter, die talabwärts
führte. Ein blitzendes Schienengeleiſe überquerte die Straße:
die Bahnlinie von Weinheim nach Fürth. So gelangten wir
nach Rimbach einem größeren Pfarrdorf im Weſchnitztal. Da
ſind die Straßen ſchon breiter und die Häuſer zum großen Teil
keine Bauernhöfe mehr.
Eine weite liebliche Hügellandſchaft mit fruchtbaren Feldern
dehnt ſich nun vor uns aus. Ueber Mörlenbach kommen wir
ſchließlich nach Birkenau. Da treten noch einmal die Berge eng
und ſteil an das Tal heran, da bietet das Land noch einmal all
ſeine Großartigkeit auf, ehe die Weſchnitz in breitem Bett in die
Rheinebene hinausfließt. Dunkler Wald umſäumt das Tal, das
von hier an Birkenauer Tal heißt, und das alle Lieblichkeit und
Anmut, die dem Odenwald eignet, in ſich vereinigt zu haben
ſcheint. Die Waſſer der Weſchnitz rauſchen an einſamen Mühlen
vorbei, deren Anblick Stimmungen Eichendorffſcher Romantik in
uns wachrufen, und die dunklen Berghänge zu beiden. Seiten
ſehen wie drohend auf das tiefe und enge Tal hernieder. Die
Eiſenbahn hat Mühe, ſich hindurchzuzwängen; ſie muß ſich manch=
mal
ihren Weg durch Tunnels ſchaffen, Sonntägliche Spazier=
gänger
in großer Zahl ziehen nun vorbei, ſie künden uns, daß
eine Stadt in der Nähe iſt. Bald grüßt zur Linken von ragen=
der
Bergeshöhe der Turm der Wachenburg hernieder, und dann
bringt uns die windungsreiche Straße nach Weinheim an der
Bergſtraße. Die endloſe weite Ebene ſtreckt ihre Arme nach
uns aus.
Aus deutſchen Bädern und Sommerfriſchen.
Bad Salzhauſen, der idylliſch gelegene Kurort Oberheſſens.
Eine Erholungsſtätte, die von Kurgäſten 30. ja 45 und 50 Jahre
hintereinander jährlich aufgeſucht wird, muß eine beſonders ſtarke
Anziehungskraft beſitzen. Eines ſolchen Ruhmes darf ſich das alt=
bewährte
ſtaatl. heſſ. Solbad in Oberheſſen erfreuen. Seit länger
denn je einem Jahrhundert ſind ſeine Quellen (Salz. Lithium,
Schwefel und Stahl) Tauſenden von Heilungs= und Stärkungs=
bedürftigen
zum Segen geworden. Beſonders günſtige Erfolge
werden erzielt bei Rheuma, Ischias, Herz= und Gefäßerkrankun=
gen
, Arterioſkleroſe, Kinderkrankheiten und nervöſen Störungen.
Oppenau im Renchtal, ein klimatiſcher und Nervenkurort, iſt
ein altertümliches Städtchen, das durch ſeine Lage weit über das
Renchtal hinaus bekannt iſt und für den nördlichen Schwarzwald
als Kur= und Wandergebiet wichtige Bedeutung hat. Oppenau
iſt Standort für eine ganze Reihe von Touren. Vier Talrichtun=
gen
und fünf bedeutende Straßen öffnen nach allen Himmels=
richtungen
die Zugangswege zu einem Kranze der glanzvollſten
Punkte des nördlichen Schwarzwaldes. Das Städtchen ſelbſt
zeichnet ſich aus durch eine Lage von ungemeiner Anmut, Groß=
artigkeit
und Vielgeſtaltigkeit des Landſchaftsbildes.

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[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 205

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 27. Juli 1934

Sübett
Ttb Nt Satlatt

Großkampftag in Nürnberg.
Norddeutſchland führt im Hockey=Turnier. Entſcheidungen u. Meiſterſchaften im Boxkampf u. Schwimmen.

Die Kampfſpiele in vollem Gange.
In Nürnberg herrſchte geſtern auf allen Sportgebieten Hoch=
betrieb
. In der Kampfbahn ſpielten vormittags die Hockeyſpieler
zwei weitere Spiele ihres Turniers, am Nachmittag fiel die Ent=
ſcheidung
im Schlagball und die Frauen warben durch ein Einlage=
ſpiel
für den Handballſport. Den Höhepunkt bildete das Fußball=
ſpiel
zwiſchen den Gaumannſchaften von Bayern und Nordmark.
In der Schwimmbahn fielen vom Morgen bis Abend die letzten
Entſcheidungen, wobei es auch wieder einen deutſchen Rekord gab.
Die Kegler ſetzten in der Luitpoldhalle ihre Wettkämpfe feſt,
außerdem ſind dort nach dem Auszug der Boxer die Schwerathle=
ten
eingezogen. Die Schützen waren gleichfalls mit ihren Kämpfen
weiter beſchäftigt und zum Modernen Fünfkampf mußten die
Teilnehmer im Tiergartenſaal das Degenfechten beſtreiten. Es
war alſo ein Großkampftag erſten Ranges, wobei es für jeden
Sportintereſſenten etwas zu ſehen gab. Die Zuſchauer verteilten ſich
in Maſſen auf die einzelnen Kampfplätze und folgten mit Begei=
ſterung
den Kämpfen.
In den ſpäten Abendſtunden des Mittwochs fielen noch einige
Entſcheidungen. Die Boxer ermittelten vor 5000 Zuſchauern im
Luitpoldſaal ihre Meiſter. Die drei Titelverteidiger des Vorjah=
res
, die an dem Wettbewerb teilgenommen hatten, Käſtner= Er=
furt
, Schmedes=Dortmund und Bernlöhr=Stutgart, ſetzten ſich wie=
der
erfolgreich durch Sämtliche acht Meiſterſchaftskämpfe gingen
über die vollen Diſtanzen. Im Fliegengewicht ſchlug Rapp=
ſilber
=Frankfurt den Hannoveraner Brofazi, Miner=Breslau
bezwang im Bantamgewicht den Kölner Cremer. Federgewichts=
meiſter
wurde wieder Otto Käſtner=Erfurt durch einen Punkt=
ſieg
über Schönberger=Frankfurt. Meiſter Schmedes=Dortmund
holte ſich erneut ſeinen Leichtgewichtstitel gegen den Münchener
Frey Campe=Berlin bezwang Murach=Schalke im Weltergewicht,
der Berliner vermochte aber nicht zu überzeugen. Im Mittel=
gewicht
ſetzte ſich Meiſter Bernlöhr=Stuttgart wieder erfolg=
reich
durch, er bezwang Schmittinger=Würzburg allerdings nur
knapp. Deutlich ſiegte Pürſch=Berlin im Halbſchwergewicht über
Maier=Singen und im Schwergewicht mußte ſich Fiſcher=Nürnberg
trotz der ſtarken Anteilnahme der Zuſchauer dem beſſeren Eck=
ſtein
=Lübeck beugen.

Die Sieger im Turnen.

Die Turner nahmen den ganzen Mittwoch mit ihren Mehr=
kämpfen
in Anſpruch. Zwölfkampfſieger wurde mit der Rekordzahl
von 232 Punkten Schwarzmann=Fürth, der ſo bekannte Kunſt=
turner
wie Friedrich, Lorenz. Limburg, Steffens u. a., hinter ſich
laſſen konnte. Den Neunkampf gewann der Eßlinger Hager mit
170 Punkten und im Fünfkampf ſiegte Gro ſſe=Zwickau mit 98
Punkten. Bei den Frauen holte ſich die Turnfeſtſiegerin Paula
Pöhlſen=Hamburg mit 140 Punkten den Sieg im Siebenkampf.
im Sechskampf teilten ſich Frl. Spieler=Berlin und Bru n=
ner
=München mit je 114 Punkten in den Sieg und im Vierkampf
gewann Frl. Eberhard=Eßlingen mit 103 Punkten.
Im Fechten wurde die deutſche Einzelmeiſterſchaft im
Degen ausgetragen. Hier ſetzte ſich der Titelverteidiger Gei=
witz
=Ulm mit ſieben Siegen vor dem Frankfurter Roſenbauer
(6 Siege) durch. Hptm. Hax=Berlin (5 Siege. 16 Treffer), Ohlt.
Dinkelacker=Ulm (416), Hptm. Hölter=Berlin (418), Liebſcher=
Nürnberg (220), Jewarowſki=Frankfurt (221), und Dr.
Gentſch=Hamburg (1 Sieg, 25 Treffer).
Norddeutſchland führt im Hockeyturnier.
Den Anfang am Donnerstag machten die Hockeyſpieler: Die
zweite Runde ſah Brandenburg knapp, aber verdient mit 2:1
(2:0) über Weſtdeutſchland erfolgreich, während ſich Norddeutſch=
land
und Süddeutſchland unentſchieden mit 1:1 (1:1) trennten.
In der Geſamtwertung führt Norddeutſchland mit einem Punkt
vor Weſt und Berlin und zwei Punkten vor Süddeutſchland. Ge=
lingt
den Norddeutſchen gegen Weſtdeutſchland ein Sieg, ſo haben
ſie das Turnier gewonnen.
Der Stand am Donnerstag:
Norddeutſchland
2 Spiele 4:3 Tore
3:1 Punkte
4:4
Brandenburg
9.
Weſtdeutſchland
6:6
2:2
Süddeutſchland
5:6
1:3
Am Freitag ſpielen:
Süddeutſchland Brandenburg.
Weſtdeutſchland Norddeutſchland.
Bei den Schwimmern ...
Vor dem Abſchluß.
In der Schwimmbahn fallen am Donnerstag Schlag auf
Schlag die Entſcheidungen. Die letzten Vorläufe waren im 200=
Meter=Bruſtſchwimmen der Herren nötig; alle übrigen Wett=
bewerbe
des Tages ſind Entſcheidungskämpfe. Die Zeiten waren
wieder recht gut, auch das Wetter und die Waſſerverhältniſſe
ließen nichts zu wünſchen übrig.
Ergebniſſe:
1. Vorlauf: 1. Rückewoldt (Hellas Magdeburg) 2:59; 2. Heina=
Gladbeck 2:59,8, 3. Koppen=Aachen 3:00,4 4. Meurer=Köln= Wor=
ringen
3:00,5. 2. Vorlauf: 1. Wagenbauer=Schwäbiſch=Gmünd
2:57,2 2 Minnich (1. Frankfurter SC.) 2:58,3, 3. Oligſchläger
(SSV. Trier) 3:00, 4. Wunderlich (Heilbronn 98) und Heins
(Hellas Magdeburg) je 3:02.2, Schwarz=Göppingen als Erſter
in 2:55 disqualifiziert. 3. Vorlauf: 1. Sietas=Hamburg 3:01,1,
2. Witt=Bremen 3:04, 3. Henſeleit=Stettin 3:05,9, 4. Hörr ( =
nus
Offenbach) 3:07.2.
Das Turmſpringen der Herren und Kunſtſpringen der Damen
füllte am Donnerstag vormittag das Programm der Schwimmer
aus. Im Damen=Kunſtſpringen ſetzte ſich die Titelverteidigerin
Frau Olga Jenſch=Jordan bereits in den Pflichtſprün=
gen
an die Spitze des achtköpfigen Feldes. In der Kür erweiterte
die Europameiſterin ihren Vorſprung. Die Turnermeiſterin Frl.
Kapp=Frankfurt gefiel hier ganz ausgezeichnet; der Siegerin
wurde ſie aber nicht gefährlich. Das Turmſpringen der Herren
begann mit den Pflichtübungen. Nach dem erſten Teil dieſes
Wettbewerbes lag der Frankfurter, Storck an der Spitze mit
knappem Vorſprung vor Leikert=Teplitz und Riebſchläger=Zeitz.
Zwei Staffeln für Vereine ohne Winterbad beſchloſſen das
Vormittagsprogramm. Die 3X200=Meter=Bruſt für Frauen wur=
den
vom SV. Heſſen Worms in 11:11.6 Min. vor Neptun Danzig
und die 4X200=Meter=Bruſt von SV. Neptun Weimar in 13:10.2
Min. mit großem Abſtand vor SV. Hof gewonnen.
2as Schießen bei den Kampfſpielen.
Starke Beteiligung der Schützen.
Obwohl die deutſchen Schützen erſt vor kurzem in Leipzig ihr
Bundesſchießen beendet haben, iſt die Beteiligung an den Kampf=
ſpiel
=Wettbewerben im Schießen äußerſt ſtark ausgefallen. Die
Meldungen, für die verſchiedenen Konkurrenzen betragen über
1300, für das Kleinkaliber=Schießen hatten allein 450 Schützen ihre
Meldung abgegeben. Eine ganz hervorragende Leiſtung vollbrachte
im Einzelkampf des Wettbewerbes 1 Brütting=Erlangen mit
250 Ringen. Im Wettkampf II (Wehrmannsbüchſe) kam Andre=
ſen
=Berlin ebenfalls auf 250 Ringe. Im Kleinkaliberſchießen er=
wies
ſich am erſten Tage der Dresdener Siebert mit 313 Rin=
gen
als der Beſte. Hagenauer=Fürth brachte es hier auf 309 Ringe.

Die ſchweren Männer in Akkion.
Gleich vier neue Rekorde bei den Gewichthebern.
Schöne Kämpfe im Ringen und Jiu=Jitſu.
Am Donnerstag traten auch die Ringer und Gewichtheber
in den Kreis der ſportlichen Wettbewerbe ein. Ringer Gewicht=
heber
und Jiu=Jitſu=Kämpfer betätigten ſich in der Luitpoldhalle
mit großem Eifer, und die zahlreich anweſenden Zuſchauer be=
kamen
denn auch ganz hervorragende Kämpfe und Leiſtungen zu
ſehen
Beſonders zu erwähnen ſind die beiden neuen deutſchen Re=
korde
im Gewichtheben der Bantamgewichtsklaſſe. Dörrbecker=
Hörde konnte im rechtsarmigen Stoßen den deutſchen Rekord um
10 Pfund auf 160 Pfund verbeſſern. Im beidarmigen Reißen
gelang es Rampfer=Ludwigshafen, 170 Pfund zur Hoch=
ſtrecke
zu bringen und damit den bisherigen Rekord um 5 Pfund
zu verbeſſern. Am Nachmittag konnte dann der Augsburger
Deutſch noch zwei neue Beſtleiſtungen erzielen. Im einarmi=
gen
Stoßen rechts kam der Süddeutſche auf 205 Pfund und
im beidarmigen Stoßen auf 29 0 Pfund ( Halbſchwergewichts=
klaſſe
).
Der Fünfkampf der Gewichtheber, der bereits am frühen
Morgen begonnen hatte, war bereits am ſpäten Nachmittag be=
endet
. Ein abſchließendes Ergebnis iſt jedoch erſt für Freitag
zu erwarten.
Auch bei den Ringern herrſchte ſchon vom frühen Morgen
an reger Betrieb. Auf ſechs Matten wurde gerungen, ſo daß
die Kämpfe glatt abgewickelt werden konnten. Entſcheidende Be=
deutung
iſt den bisherigen Ergebniſſen jedoch nicht beizumeſſen.
Am Donnerstag gab es die folgenden Ergebniſſe: Bantamgewicht:
Oſtermann=Saarbrücken ſchlägt Rösler=Hohenberg n. P. Schön=
leben
=Dortmund ſchlägt Müller=Lampertheim n. P.. Möchel=Köln
ſchlägt Lunkenheimer=Mainz n. P., Moncken=Bamberg ſchlägt Im=
pertro
=Ludwigshafen entſcheidend Leichtgewicht: Weikert=Hörde
ſchlägt Ohl=Groß=Zimmern n. P. Sperling=Dortmund ſchlägt
Mathe=Dresden n. P. Lehmann=Berlin ſchlägt Müller=Stuttgart,
Mundſchenke=Mainz ſchlägt Kaſpar=Nürnberg n. P. Ehrl= Mün=
chen
ſchlägt Reimann=Berlin entſcheidend. Weltergewicht: Well=
höfer
=Nürnberg ſchlägt Dasmary=Herne n. P., Kurz=Stuttgart
ſchlägt Stottmaier=Gera n P. Hilgert=Koblenz ſchlägt Kolb=
Nürnberg n. P. Schweikert=München ſchlägt Helbig=Tuttlingen
n. P., Kremer=Köln ſchlägt Berthold=Bamberg, Schaefer= Schiffer=
ſtadt
ſchlägt Brandau=Hersfeld entſcheidend,
Die Kunſt=Kraftſpork=Meiſterſchaften.
Im überfüllten Koloſſeum wurden am Mittwoch abend die
Deutſchen Kunſt=Kraftſport=Meiſterſchaften des DSAV. 1891 durch=
geführt
. Die Kämpfe, denen auch der Reichsſportführer von
Tſchammer und Oſten mit Gefolge anwohnte, brachten durchweg
ganz ausgezeichnete Leiſtungen
Einer=Gruppe: 1 S. Herold (Maxvorſtadt Nürnberg); 2. Nadler
ASV. Falkenſtein); 3. J. Pfaffenberger (Reichsbahn SV. Re=
gensburg
).
Zweier=Gruppe: 1. PfL. Erfurt; 2. Marine=Sportſchule Flensburg=
Mürwick; 3. KSV. Germania=Schwenningen.
Dreier=Gruppe: 1. Bockenheimer Turngemeinde, Frankfurt a. M.;
2. Maxvorſtadt=Nürnberg; 3. Germania=Schwenningen.
Vierer=Gruppe: 1. Germania Schwenningen; 2. Kraftſport= Ver=
einigung
Backnang.
Maſſen=Gruppe: 1. Ratisbona Reichsbahn Turn= und Sportverein
Regensburg; 2. Kraftſport=Vereinigung Backnang.
Luft=Gruppe: 1. Maxvorſtadt=Nürnberg; 2. TG. 1849 Mühlhauſen=
Thüringen.

Darmſtädter Radſpork-Club 1919.
3. Clubmeiſterſchaftslauf.
Am kommenden Sonntag (29.) pünktlich 6 Uhr, ſchickt der
Club ſeine Aktiven (Junioren) auf die ſehr ſchwierige, bergige
Strecke: Darmſtadt. Roßdorf, Ober=Ramſtadt. Nieder=Modau,
Ober=Modau, Ernſthofen, Hoxhohl Brandau Gadernheim, Linden=
fels
, Reichelsheim, Kirchbeerfurt, Brensbach, Groß=Bieberau,
Reinheim. Spackbrücken, Groß=Zimmern, Dieburg, Einſiedel zum
Ziel Oberwaldhaus. Die Jugend fährt auf der gekürzten Strecke
(50 Km.). Beide Gruppen werden gegen 8,45 Uhr am Ziel erwar=
tet
. Noch ſteht in der Clubmeiſterſchaft alles offen und der der=
zeitige
Tabellenführer Wittig wird ſich nur durch harten Kampf
an ſeinem Platz behaupten können. Volk, als Neuling, wird in die=
ſem
Lauf zeigen, was er herzugeben vermag.
Wie bei den Alten, ſo iſt in der Jugend Krüger der Favorit.
Hier wird Lang, der mächtig aufholt, ſowie Eckerl noch ein Wort
mitreden. Ebenſo Wetzel, der Sieger aus dem 1. Schritt, der an
dieſem Sonntag den Zwiſchenlauf in Worms beſtreitet, aber beim
nächſten Lauf mit von der Partie ſein wird.
Neuer Weltrekord im Segelflug.
Vierker Tag der 15. Rhön.
Peter Riedel fliegt 171 Kilometer.
Fliegerlager Waſſerkuppe, 25. Juli. Bei ziemlicher Windſtärke
und ſchwacher Thermik herrſchte am heutigen vierten Wettbewerbs=
tag
der 15. Rhön außerordentlich großer Flugbetrieb auf der
Waſſerkuppe, und die Rekordſtartzahl vom Vortage konnte noch
übertroffen werden, Späterhin ſtartete man ſogar von zwei
Plätzen aus und während mehrerer Stunden flogen 21 Maſchinen
über den Hängen der Waſſerkuppe. Auch wurde der erſte Verſuch
unternommen, in einer Segelflugzeugkette nach dem Heidelſtein
zu fliegen und die Bedingung des Fernziel=Flugpreiſes für Segel=
flugzeugketten
zu erfüllen. Aber eine plötzlich eintretende Flaute
verhinderte dieſes Beginnen. Die erſten Starts erfolgten gegen
12 Uhr, und Peter Riedel=Darmſtadt, ſowie der junge Mannheimer
Pilot Ludwig Hofmann, fanden ſehr ſchnell Wolkenanſchluß, der
es ihnen ermöglichte, nach Bayern zu fliegen. Während es Hof=
mann
auf eine Flugſtrecke von 65 Km. in die Nähe Schweinfurts
brachte, landete Peter Riedel in der Umgebung Nürnbergs nach
einer Flugſtrecke von 171 Km. Eine ganze Reihe von Maſchinen
ging noch in den Nachmittagsſtunden zu Streckenflügen über und
konnte Flüge von 40 bis 50 Km. durchführen. Heini Dittmar=
Schweinfurt traf mit dem ſtartfertigen Fafnir 2 im Schlepp einer
Motormaſchine ein, die von der Weltrekordlerin Hanna Reitſch
geſteuert wurde, ſo daß die geſamte deutſche Segelfliegerelite mor=
gen
am Start ſein wird. Große Beachtung fanden auch die beiden
Neukonſtruktionen Helias und Niederſachſen der Ortsgruppen
Berlin und Göttingen.
Wolf Hirih fliegk 360 Kilomeker bis nach Schleſien.
Wolf Hirth durchflog am Donnerstag auf. Moazagotl, in
ſechsſtündigem Flug die Strecke von der Waſſerkuppe bis nach
Görlitz in Schleſien und legte damit 360 Km. Flugſtrecke zurück.
Er verbeſſerte die bisherige Weltbeſtleiſtung des Darmſtädter
Piloten Fiſcher um mehr als 100 Km. Einen weiteren glänzen=
den
Flug bis nach Aue im Erzgebirge führte der Dresdener Pilot
Bräutigam durch, der damit 170 Km. erreichte. Wie ſoeben
bekannt wird, befinden ſich noch drei weitere Maſchinen in der
Luft, bei denen die Möglichkeit beſteht, daß ſie die Weltbeſt=
leiſtung
von Wolf Hirth noch überbieten.

Das Volkskurnfeſt des Kreiſes 18 2.3
in Griesheim.
Glänzende Beſetzung bei Turnern und Turnerinne
Leiſtungsſteigerungen in Sicht!
Eine ganz erſtklaſſige Beſetzung hat das Kreis=Volksturn
des 18. Kreiſes Darmſtadt der DT. in Griesheim für Sam=
tag
, den 28. und Sonntag den 29. Juli, gefund
und löſt zweifelsohne erhöhteres Intereſſe an dieſer letzten Wet
kampfveranſtaltung der Turner für das Jahr 1934 innerhalb d
Kreisgebietes aus. Wenn auch die Frage: Wer wird der Be
ſein? doch abhängig ſein wird von der körperlichen und geiſt
gen Verfaſſung des einzelnen Teilnehmers am Wettkampfta
ſelbſt, ſo ſoll verſucht werden, an Hand der Meldeliſte doch a
dieſe Frage näher einzugehen.
Zunächſt ſei über
die Mehrkämpfe der Turner,
die am morgigen Tage um 5 Uhr nachmittags beginnen, folge
des geſagt:
Der Hauptkampf (Siebenkampf) der Oberſtufe, beſtehend au
100=Meter=Lauf, 400=Meter=Lauf. Hindernislauf, Hoch= und Wei
ſprung. Kugelſtoß, Diskus= und Speerwurf, hat 40 Teilnehm
zu verzeichnen, unter denen beſonders Richter (Rüſſelsheim
Edler (Raunheim), Doland (Walldorf), Riebele un
Görriſch (Darmſtadt) ſowie Schaffner (Griesheim) g
nannt werden ſollen. Die Ausgeglichenheit der Leiſtungen d
Vorgenannten läßt auf einen ſcharfen Kampf um die Punkt
ſchließen und die Frage nach dem Sieger ziemlich offen.
Der Fünfkampf der Mittelſtufe (100=Meter=Lauf. Weit= m
Hochſprung, Kugelſtoßen und Keulenwurf) ſieht in der Bewerbe
liſte nicht weniger als 50 Namen verzeichnet von denen Eber
ſtadt (Tgſ.), Raunheim und Griesheim die Beſte
ſtellen dürften.
Den Sieger in der Unterſtufe dürften die vorgenannte
Vereine ſtellen, aber auch Anrecht hierzu hat ebenſo Mörfel
den und Rüſſelsheim (Tgſ.). Ausſchlaggebend im Vie
kampf der Unterſtufe dürften die Leiſtungen im Kugelſtoße
und Keulenweitwurf ſein, während im 100=Meter=Lauf und Wei
ſprung die Ausgeglichenheit der Leiſtungen den Sieger allei
nicht feſtſtellen laſſen. Unter den über 200 Teilnehmern in beide
Stufen iſt die Vorausſage des Siegers auch kaum nur möglich.
In den Altersklaſſen ſollten Weber und Müller (Darn
ſtadt) und Hofmann (Beſſungen) die Beſten ſein, doch iſt m
Ueberraſchungen ziemlich zu rechnen in Anbetracht der guten Au
leſe, die ſich unter den insgeſamt 30 Teilnehmern zuſammel
findet.
Die Mehrkämpfe der Turnerinnen.
In der Oberſtufe (100=Meter=Lauf, Hoch= und Weitſprun
Kugelſtoßen) ſind 20 Teilnehmerinnen in die Meldeliſte eing
tragen, von denen Schömer. Niebel und Schade (Darn
ſtadt) die erſte Anwartſchaft auf den Sieg haben. Den gleiche
Kampf führt die Mittelſtufe durch, und der Sieg dürfte ziemli
ſicher an Pfungſtadt fallen. Ebenſo ſollten die Pfungſtädte
oder aber auch die Rüſſelsheimer Tgſ. in der Unterſtufe die Sie
gerin ſtellen.
Die Einzelkämpfe am Sonntag.
Einen Hauptanziehungspunkt im leichtathletiſchen Wettkonp
nimmt ſchon immer der 100=Meter=Lauf ein. Wer dürfte ſier
in die Entſcheidung kommen? Görriſch (Darmſtadt) iſt zn
Unbekannter, Schaffner und Schupp (Griesheim) ſind m
Vorteil durch Bahnkenntnis, Lochbühler und Rohne (Kel
ſterbach) ſind nicht zu verachtende Gegner. Wir glauben zunäch
an Görriſch.
Der 400=Meter=Lauf wird ohne Zweifel an Avemari
(Darmſtadt) fallen, der aber in ſeinen Sportkameraden Schup
und Gunſt die größeren Gegner erblicken dürfte. Vielleicht lie
fern letztere im Kampf um die Plätze doch noch eine Uebei
raſchung.
Der 1500= und 5000=Meter=Lauf dürfte Schmitz (Raunheim
nicht zu nehmen ſein, und das Können von Fornoff (Darm
ſtadt) dürfte hier nicht mehr zum Sieg heranreichen.
Die Stabhochſpringer Hebermehl (Eberſtadt), Hard
(Kelſterbach) und Schaffner (Griesheim) ſind mit den glei
chen Leiſtungen ausgeſtattet.
Im Diskuswurf treffen Rieble und Deißroth (Darm
ſtadt) auf eine ſcharfe Konkurrenz von Dolland (Walldorf,.
Kraft (Eberſtadt) und der Gegnerſchaft aus Rüſſelsheim.
Im Schleuderball erwartet man Rieble (Darmſtadt) al
Sieger.
Der Hoch= und Weitſprung drüfte dem Walldorfer Dollan
nicht zu nehmen ſein.
In den
Einzelkämpfen der Turnerinnen (Oberſtufe)
erwartet man in der Hauptſache die Vierkämpferinnen Schö
mer und Niebel (Darmſtadt) als die Anwärterinnen in der
einzelnen Diſziplinen, während in der Mittelſtufe, ſowie Unter
ſtufe die Lage ziemlich ungeklärt erſcheint.
Die Staffelwettkämpfe.
Bei den Turnern wird beſonders die Begeiſterung aufleben
bis es zum Startſchuß gekommen iſt und der erſte Läufer in de
4X100=Meter=Staffel über die Bahn gehen wird. Drei gleic
ſtarke Konkurrenten treffen in der Oberſtufe zuſammen, und zwa=
ſucht
Rüſſelsheim (Tgſ.) für die Niederlage gegen Turn
ſportgemeinde Darmſtadt in Arheilgen gelegentlich de=
Kreisturnfeſtes Revanche zu nehmen, doch auch Rüſſelshein
(Tv.) wird ſich anſtrengen diesmal Sieger zu werden. Die
Schwedenſtaffel wird ſicherlich eine Beute der Tſpgem. Darm
ſtadt, die leicht ihre Widerſacher im Kampf abſchütteln dürſte
Schon ſchwerer dürfte den Darmſtädtern der Sieg in der 3,X1000
Meter=Staffel fallen unter den hierzu gemeldeten fünf Mitbewer.
bern. Ein leichtes Spiel ſollten die Turnerinnen der Tſpgem
Darmſtadt in der 48100=Meter=Staffel der Oberſtufe haben, de
ſich zurzeit wenig Konkurrenz auftut. Die Staffeln in der Mittel=
und Unterſtufe ſind durchweg offen zu halten, und einen Sieget
vorauszubeſtimmen, dürfte ſehr gewagt erſcheinen.
Die Turngemeinde Beſſungen beim Kreisvolksturnen in
Griesheim. Der Kreis Darmſtadt der DT. hat für den kommenden
Samstag und Sonntag zu den volkstümlichen Wettkämpfen ſeine
Turnerinnen und Turner nach Griesheim gerufen. Auch wir betei
ligen uns wieder faſt in allen Klaſſen und Kämpfen. Im Manp
ſchaftskampf belegen wir die 3mal 1000=Meter=Staffel der Ober=
ſtufe
, die 4mal 100 Meter der Mittelſtufe Turner und Unterſtuſe
der Turnerinnen. Abfahrt der Teilnehmer am Samstag um 16
Uhr an der Turnhalle, am Sonntag um 7.30 Uhr.
Turngeſellſchaft 1900 e. V.. Ober=Ramſtadt: Sämtliche Akti=
ven
, ſowie alle Abteilungsleiter wollen ſich Freitag, den 27. Juli
1934, abends 9 Uhr, in der Turnhalle zu einer Beſprechung ein=
finden
. Erſcheinen iſt Pflicht.
Weikerberichl.
Die Wetterlage zeigt weiterhin veränderlichen Charakter.
Während die nördliche Wirbeltätigkeit ſich bereits in Norddeutſch=
land
ſtärker geltend macht, hat ſich der hohe Druck im Südweſten
im ganzen behauptet. Dem iſobaren Verlauf entſprechend dringen
aus nordweſtlicher Richtung fortgeſetzt ozeaniſche Luftmaſſen nach
dem Feſtland vor und verurſachen neben wechſelnder Bewölkung
auch vereinzelte, meiſt ſchauerartige Regenfälle. Bei lebhafter
Luftbewegung bleibt es vorerſt nur mäßig warm.
Ausſichten für Freitag: Veränderliche Bewölkung, zeitweiſe auch
kurz aufheiternd, verhältnismäßig kühl und vereinzelte Regen=
ſchauer
, lebhafte nordweſtliche Winde.
Ausſichten für Samstag: Immer noch etwas unbeſtändiges Wetter=

[ ][  ][ ]

Preiskonvention in der Metallkapſelinduſtrie.
Endlich ein Ende der Preiskämpfe
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Finanzwelt nahm die Ereigniſſe in Oeſterreich
erreicht.
mit Ruhe und Zurückhaltung auf. Da ſich die ſchon vorgeſtern

Nachdem im Jahre 1929 das Metallkapſel=Syndikat ausein=
indergefallen
war, ſetzten auf der ganzen Linie rückſichtsloſe
Freiskämpfe ein, denen mehr als zehn Firmen zum Opfer fielen.
Im nun dieſem unhaltbaren Zuſtande ein Ende zu bereiten, be=
ſannen
Ende 1933 Verhandlungen innerhalb der Metallkapſel=
nduſtrie
, die bezweckten, ein Syndikat zu bilden an dem jede
Firma mit einer ihrer Erzeugung entſprechenden Quote beteiligt
ein ſollte. Ferner ſollten noch Mindeſtpreiſe feſtgelegt werden.
Wie wir nun erfahren, ſind dieſe Verhandlungen an den Quoten=
orderungen
einzelner Firmen geſcheitert. In der Folge gelang
s aber mit Hilfe des RWM., faſt alle deutſchen Kapſelfabriken
zu der Fachſchaft der deutſchen Kapſelfabriken, Frankfurt a. M.,
zuſammenzuſchließen. Die Firmen verpflichteten ſich dabei, die
feſtgeſetzten Mindeſtpreiſe, die gegenüber den unzulänglichen
Kampfpreiſen eine geringfügige Aufbeſſerung erfuhren, innezu=
halten
. Der Fachſchaft ſind die folgenden Firmen angeſchloſſen:
C. Th. Arnold, Ansbach; Bielefelder Hohlträgerfabrik GmbH.,
Brackwede i. W.; Kaufmann u. Sohn, Bamberg; Müller u. Co.,
Bamberg; Müller, Bamberg; Kölner Kapſelfabriken Firsbach u.
Co, Köln; Loos u. Co. GmbH., Georg Pfaff, Wiesbaden; Man=
nes
u. Kyritz, Hofheim (Taunus); Langbein, Stuttgart, und die
Firma Wolf, Breslau. Die Vereinigten Kapſelfabriken Nacken=
heim
Beyerbach AG., Frankfurt a. M. bleiben mit der Hendler
0 Natermann AG., Hannoverſch=Münden, und der Firma Louis
Vetter, Nürnberg, in der N. S.V. Kapſelfabriken= Verkaufsgemein=
chaft
, Frankfurt a. M. vereinigt. Mit den drei Firmen, die
der Fachſchaft noch nicht beigetreten ſind, aber ebenfalls die Min=
beſtpreiſe
einhalten, ſchweben zurzeit ausſichtsreiche Verhandlun=
gen
. Es ſind nur noch einige perſonelle Fragen zu klären, ſo daß
ingenommen werden kann, daß dieſe Firmen in der nächſten
Zeit ihren Beitritt erklären werden. Ueber die Geſchäftslage
jören wir noch von beteiligter Seite, daß auch in der Metallkap=
elinduſtrie
die Wirtſchaftsbelebung ſich bemerkbar gemacht habe.
das Frühjahrsgeſchäft ſei günſtig verlaufen. Mit Hilfe der aus=
ömmlichen
Mindeſtpreiſe ſei daher ein befriedigendes Arbeiten
zeſichert. Man müſſe allerdings berückſichtigen, daß die Getränke=
Induſtrie, auf deren Abrufe die Metallkapſelinduſtrie angewieſen
ei, naturgemäß von der allgemeinen Belebung erſt zuletzt erfaßt
verde.
Preiſe für Frühkarkoffeln.
Die im Rahmen der Abſatzregelung von Frühkartoffeln feſt=
geſetzten
Preiſe, die nicht unterſchritten werden dürfen, lauten für
die Zeit vom 26. Juli bis auf weiteres wie folgt: a) Für ge=
chloſſene
Anbaugebiete bei Abgabe durch die Bezirksvertriebs=
telle
an die Verteiler; b) für nicht geſchloſſene Gebiete bei Ab=
zabe
des Erzeugers an den zugelaſſenen Verteiler:
Kurheſſen.
a) 0.00 b) 4,50
Bayern rechts des Rheins a) 4,60 b) 4,24
Pfalz
a) 4,50 b) 4,14
Baden ..
a) 4,50 b) 414
Heſſen=Naſſau a) 4,50 b) 4,14
Württemberg . . . . a) 4,50 b) 4.14
Die vorſtehend genannten Preiſe gelten in Reichsmark für
9 (Kilo ausſchließlich Sack. Sie dürfen nicht unterſchritten werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Leiſtung der Walzwerke im deutſchen Zollgebiet im Juni
934. Der Verein Deutſcher Eiſen= und Stahlinduſtrieller ver=
fffentlicht
in der Zeitſchrift Stahl und Eiſen das Ergebnis ſei=
ter
Erhebungen über die Leiſtungen der Walzwerke im deutſchen
Zollgebiet im Juni 1934. Die Herſtellung von Walzwerksfertig=
rzeugniſſen
im deutſchen Zollgebiet belief ſich im Juni 1934 (26
Arbeitstage) auf 732 192 To. gegen 688 190 To. im Mai 1934
24 Arbeitstage). Die durchſchnittliche arbeitstägliche Herſtellung
ſetrug im Juni 1934: 28 161 To. gegen 28 675 To. im Mai 1934.
Außerdem wurden im Juni d. J. 49 616 To. Halbzeug zum Ab=
atz
beſtimmt hergeſtellt; im Mai d. J. waren es 49 830 To.
Im erſten Halbjahr 1934 betrug die Herſtellung an Walzwerks=
ertigerzeugniſſen
im deutſchen Zollgebiet 3 936 717 To. gegen
428 746 To. im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die durch=
chnittliche
arbeitstägliche Herſtellung belief ſich im erſten Halb=
ahre
1934 auf 26 245 To. gegen 16 300 To. im erſten Halbjahre
1933, d. h. 61 Prozent mehr. Außerdem wurden an Halbzeug
um Abſatz beſtimmt im erſten Halbjahr 1934: 306 259 To. gegen
57 384 To im erſten Halbjahr 1933 hergeſtellt.
Der Automobilabſatz im Juni. Nach den Erfahrungen der
etzten Jahre war für Juni ein Rückgang des Automobilabſatzes
u erwarten. Tatſächlich iſt jedoch, wie das Inſtitut für Kon=
unkturforſchung
in der Konjunktur=Kartei feſtſtellt, die Zahl der
Zulaſſungen fabrikneuer Perſonenkraftwagen von Mai auf Juni
um 3 Prozent geſtiegen. Sie betrug im Juni 15 886 Einheiten.
Dieſe Steigerung iſt zwar zum Teil darauf zurückzuführen, daß
ich die Lieferungen in den letzten Monaten ſtark verzögert hat=
ſen
. Zum Teil iſt ſie jedoch auch ein Zeichen dafür, daß auf dem
Automobilmarkt Auftriebskräfte am Werke ſind. Das Laſtkraft=
wagengeſchäft
war, der Jahreszeit entſprechend, im Juni etwas
ruhiger. Immerhin ſind im Juni rund 2000 Laſtkraftwagen oder
etwa zwei Drittel mehr als im Juni 1933 zugelaſſen worden. Die
Geſamtzahl der Zulaſſungen für die erſte Hälfte des Jahres 1934
ſtellt ſich auf 60 229 Perſonenkraftwagen und 9090 Laſtkraftwagen.
Es ſind alſo in der erſten Hälfte des Jahres 1934 etwa 70 Proz.
Perſonenkraftwagen und 60 Prozent fabrikneuer Laſtkraftwagen
mehr zugelaſſen worden als in der erſten Hälfte 1933.
Brandſchäden im Juni 1934. Nach Feſtſtellungen des Verban=
des
öffentlicher Feuerverſicherungsanſtalten in Deutſchland betru=
gen
die Leiſtungen für Brandſchäden bei den öffentlichen Feuer=
verſiherungsanſtalten
. (Brandverſicherungsanſtalten, Sozietäten,
Brandkaſſen) im Juni d. J. 6 831 668 RM., gegenüber 5 903 610
RM. im Juni 1934 und 4 570 864 RM. im Juni 1933. Die Anzahl
den Schäden (Schadenshäu gkeit) betrug, im Juni d Js. 5545
gegenüber 5800 im Mai 1934 und 5089 im Juni 1933. Die Ge=
ſamtſumme
der Brandſchäden in den Monaten Januar bis ein=
ſchließlich
Mai laufenden Jahres belief ſich auf 29 826 719 Mark.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 26. Juli. Aufgetrieben waren
178 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für Klaſſe a) auf 3032,
b) 2729, c) 2326, d) 2022 Pfg. pro Pfund. Spitzen= und
geringe Tiere wurden nicht notiert. Es wurden notiert in der
Klaſſe a) 26. b) 35, c) 56, d) 33 Stück. Marktverlauf ſchlep=
pend
, geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 26. Juli. Auftrieb: 36 Kälber,
14 Schweine. 300 Ferkel und 359 Läufer. Preiſe: Ferkel bis
ſechs Wochen 810 RM., über ſechs Wochen 1620 RM., Läufer
2123 RM. Marktverlauf: Ferkel und Läufer flott.
Frankfurter Viehmarkt vom 26. Juli. Auftrieb: Rinder 52
(am letzten Donnerstagsmarkt 58), davon 22 Ochſen, 1 Bulle, 4
Kühe und 25 Färſen; Kälber 1008 (1009), Hammel 33 (63),
Schafe 29 (41), Schweine 643 (489). Notiert wurde pro Zentner
Lebendgewicht in RM.: Kälber Sonderklaſſe , andere a) 40
44, b) 3539, c) 2834, d) 1927: Lämmer und Hammel b)2.
Weidemaſthammel 3334, c) mittlere Maſtlämmer 3032;
Schafe e) beſte 3032, f) mittlere 2629, g) geringe 2225;
Schweine a) 1. 5051. 2 4850, b) 4750, c) 4649, d) 4248,
weitere nicht notiert. Im Preisvergleich zum letzten Donners=
tagsmarkt
blieben Kälber unverändert Hammel und Schafe zogen
etwa 12 RM. und Schweine 34 RM. an. Marktverlauf:
Kälber ſchleppend, ausverkauft; Hammel, Schafe und Schweine
lebhaft, ausverkauft.

beobachteten Abgaben des Publikums nach der vorangegangenen
Aufwärtsbewegung fortſetzten und ſich auf der anderen Seite die
Kuliſſe abwartend verhielt, waren die erſten Kurſe an der Ber=
liner
Börſee bis auf wenige Ausnahmen durchweg 12 Proz.
niedriger. Das Angebot war jedoch keineswegs drängend. Nach
den erſten Kurſen trat ein gewiſſer Stillſtand ein. Doch gab die
Tendenz ſpäter weiter nach. Hinter den Ereigniſſen in Oeſterreich,
welche auch die übrigen europäiſchen Börſen beeinflußten, trat
jedes andere Moment zurück. Im Gegenſatz zum Aktienmarkte
waren Renten gut gehalten. Reichsſchuldbuchforderungen waren
unverändert, ebenſo Reichsbahnvorzugsaktien. Kruppobligationen
waren ſogar ½ Prozent höher, Altbeſitz waren ¼ Proz. niedriger.
Am Aktienmarkt waren lediglich Chade 4C 9,50 und D 5,50 Mk.
höher. Stärkere Abſchwächungen erlitten Mansfeld und Stol=
berg
, je minus 3, Braunkohlen minus 4, Lahmeyer minus 3½,
BMW. minus 3½ Prozent. Berlin=Karlsruher Induſtriewerke
und Berger je minus 4 Proz. Schwartzkopff minus 3½ Prozent.
Von Montanwerten gingen Rheinſtahl um 2¾ und Hoeſch um 228
Prozent zurück. Kaliwerte waren bis 1½ Prozent niedriger.
Farben ermäßigten ſich um 1½ Prozent und konnten nach dem
erſten Kurs vorübergehend um ½ Prozent anziehen. Beſonders
die in der letzten Zeit ſtärker geſtiegenen Werte waren angebo=
ten
, wie Maſchinenaktien, Bekula, Schultheiß ſowie Draht= und
Kabelwerte. Im Verlauf kam weiteres Angebot heraus. Rhein=
ſtahl
, Hoeſch und Klöckner waren über 3 Prozent abgeſchwächt.
Rheiniſche Braunkohlen verloren insgeſamt 6½ und Farben 4
Prozent. Montecatini wurden mit Plus=Plus=Zeichen angeſchrie=
ben
, ohne daß ein Kurs zuſtande kam. Auch am Elektroaktien=
markt
gingen die Rückgänge bis zu 3 Prozent im Durchſchnitt.
Die Frankfurter Börſe verkehrte nahezu auf der ganzen
Linie in ſchwacher Haltung. Nachdem ſich in den letzten Wochen
größere Hauſſepoſitionen gebildet hatten, ſchritt die Kuliſſe im
Hinblick auf den Ultimo zu weiteren Poſitionslöſungen, wobei die
Vorgänge in Oeſterreich etwas mitgewirkt haben dürften. Letz=
tere
nahmen an der Börſe eine breite Diskuſſion ein und die
Meinungen über die weitere Entwicklung waren geteilt; über=
wiegend
beurteilt man, die Lage aber verhältnismäßig ruhig.
Wenn die Kursrückgänge hier und da etwas größeres. Ausmaß
annahmen, ſo war dies auch zu einem großen Teil auf die herr=
ſchende
Geſchäftsſtille zurückzuführen, zumal ſeitens der Kundſchaft
Kaufaufträge kaum vorlagen. Die Durchſchnittsverluſte betrugen
von 12 Prozent. Am Chemiemarkt gaben Farbeninduſtrie 19
Prozent nach; ſtärker abgeſchwächt waren Deutſche Erdöl, Gold=
ſchmidt
und Metallgeſellſchaft, die je 2½ Prozent einbüßten. An
dem Elektromarkt gingen Siemens und Bekula je 2½ Proz., Geſ=
fürel
19 Prozent und die übrigen Werte von ½1 Prozent zu=
rück
. Von Montanwerten waren beſonders die ſtark geſtiegenen
Rhein. Braunkohleaktien ſchwach und 5 Proz, niedriger, daneben
verloren Klöckner, Rheinſtahl und Mansfeld bis 2½ Prozent;
ferner lagen Gelſenkirchen, Harpener, Mannesmann, Phönix und
Stahlverein bis zu 1½ Prozent ſchwächer. Im Verlaufe blieb
die Börſe ſchwach. Beſonders angegriffen waren Farbenaktien
die um weitere 2 Prozent auf 146 Prozent zurückfielen. Auch auf
den übrigen Marktgebieten gaben die Kurſe infolge von Ver=
käufen
der Kundſchaft um durchſchnittlich ½1 Prozent nach und
die ſpäter notierten Werte lagen im Ausmaß von etwa 2 Proz.
ſchwächer. Am Rentenmarkt war die Haltung ſpäterhin ebenfalls
ſchwächer, Altbeſitz verloren nochmals ½ Prozent, ſpäte Reichs=
ſchuldbuchforderungen
½ Prozent. Am Pfandbriefmarkt gaben
die Kurſe durchweg um ½¾ Prozent nach; auch Stadtanleihen
waren angeboten.
An der Abendbörſe zeigte ſich kaum noch Angebot und
die Stimmung war allgemein beruhigt. Zwar war die Kursge=
ſtaltung
noch nicht ganz einheitlich, auf der ermäßigten Baſis
beſtand jedoch etwas Kaufintereſſe, wenn auch die Umſätze infolge
der noch vorherrſchenden Zurückhaltung klein waren. Die Ber=
liner
Schlußkurſe hielten ſich meiſt gut behauptet, teilweiſe wur=
den
ſie auch mäßig überſchritten; nur ganz vereinzelt traten noch
geringfügige Abſchwächungen ein.

Die Auflockerung der Einzelhandelsſperre.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat, wie bereits gemeldet, unter
dem 23. Juli 1934 eine neue Verordnung zur Durchführung des
Geſetzes zum Schutze des Einzelhandels erlaſſen. Die neue
Durchführungsverordnung bringt für die Handhabung der erſt
kürzlich durch das Geſetz vom 27. Juni 1934 verlängerten Einzel=
handelsſperre
die bereits angekündigte Auflockerung der Sperre
zugunſten des kaufmänniſchen Nachwuchſes und des Hausbeſitzes.
Für die Zulaſſung einer Ausnahme von dem Verbot der Errich=
tung
neuer Einzelhandelsverkaufsſtellen ſollen künftig in erſter
Linie die Sachkunde und perſönliche Zuverlaſſigkeit des Unter=
nehmers
oder der für die Leitung des Unternehmens in Ausſicht
genommenen Perſon maßgebend ſein. Demgemäß findet künftig
für Fachgeſchäfte eine Prüfung des Bedürfniſſes oder der Gefähr=
dung
anderer Geſchäfte nicht mehr ſtatt. Nur für den Fall, daß
die Errichtung einer beabſichtigten Verkaufsſtelle in der in Aus=
ſicht
genommenen Gegend zu einer außergewöhnlichen Ueber=
ſetzung
innerhalb des gleichen Handelszweiges führen würde, iſt
auch bei ihnen die Möglichkeit der Verſagung einer Ausnahme
vorgeſehen. Die weiteren Beſtimmungen der Verordnung über
die Zulaſſung von Ausnahmen für ſolche Verlegungen, die durch
die Vorſchrift des § 2 Abſatz 2 des Geſetzes verboten ſind, für
Erweiterungen beſtehender Geſchäfte uſw., tragen den gleichen
Grundgedanken Rechnung. Eine Sonderreglung iſt bereits nach
Ziffer 6 der Verordnung für die Errichtung oder Erweiterung
von Tankſtellen getroffen worden.
Einlagerungen gegen Orderlagerſcheine
der Reichsſtelle für Gekteide.
Das Reichsernährungsminiſterium hat die Reichsſtelle für
Getreide ermächtigt, bis auf weiteres Orderlagerſcheine für
Pflichteinlagerungen der Mühlen gemäß Verordnung über den
Zuſammenſchluß der Roggen= und Weizenmühlen vom 5. 11. 1933
auch für Getreide der Ernte 1934 auszuſtellen. Orderlagerſcheine
für Getreide der Ernte 1933 können, ſoweit ſie Pflichteinlagerun=
gen
der Mühlen betreffen, zunächſt verlängert werden; die Lager=
ware
iſt aber baldmöglichſt gegen ſolche der Ernte 1934 auszutau=
ſchen
. Der Austauſch darf nur nach vorheriger Einreichung eines
Antrags bei der Reichsſtelle für Getreide und mit deren Geneh=
migung
erfolgen. Er muß Zug um Zug ſtattfinden, ſo daß keine
Lücke in der Deckung des gegen Orderlagerſchein genommenen
Lombards entſteht. Die Reichsſtelle für Getreide wird für die
neu eingelagerte Menge einen neuen Orderlagerſchein ausſtellen,
welcher bei der beleihenden Bank Zug um Zug gegen den alten
Orderlagerſchein auszutauſchen iſt. Für die Ausſtellung der Order=
lagerſcheine
Ernte 1934 wird ſeitens der Reichsſtelle für Getreide
zur Abdeckung der ihr entſtehenden Selbſtkoſten eine Verwaltungs=
gebühr
von 0.50 RM. für je 1000 Kilo eingelagerte Ware für die
erſten drei Monate erhoben. Die gleiche Gebühr iſt mit Rückſicht
auf den Beginn des neuen Erntejahres fällig, falls Lagerſcheine
der Ernte 1933 verlängert werden.
Produkkenmärkke.
Berliner Getreidegroßmarktbericht vom 26. Juli. Bei reich=
lichem
Angebot bleibt die Umſatztätigkeit weiter ruhig. Während
von Brotgetreide neuer Ernte, bisher lediglich Waggonroggen
vereinzelt abzuſetzen war, fand heute auch Kahnware ſtellenweiſe
Unterkunft. Die Abſatzmöglichkeiten bleiben aber begrenzt. Wei=
zen
alter Ernte bleibt nach wie vor gefragt. Am Gerſtenmarkt
ſind Futtergerſten nicht angeboten und auch Induſtriegerſten ſind
kaum offeriert, da man beſtrebt iſt, dieſe als Braugerſten zu ver=
kaufen
. Von Braugerſten finden lediglich Auszugsqualitäten
Beachtung. Für Hafer alter Ernte hat ſich die Situation nicht
verändert, die Grundſtimmung iſt weiter freundlich. Mehle
haben laufendes Bedarfsgeſchäft. Ausfuhrſcheine irregulär.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V.: Andreas Bauer; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VI. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Berliner Kursbericht
vom 26. Juli 1934

Deviſenmarkt
vom 26. Juli 1934

Me Hu
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordd. Llohyd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gasl:

Re
62.375
65.50
26.
30.
24.50
130.50
65.25
127.50
98.75
135.
124.25

Kee
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

A
96.
147.
60.50
108.125
106.75
74,75
64.
121.
74.
92.375
66.375
45.50

Orenſtein & Koppell
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Mef
15.125
39.
162.875
21.125
41.
62.75
12.
123.
29.25
95.
82.50
118.50

Aegypten
Argentinie
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar
Danzig
England
Eſtland.
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland

Mi
1äghpt. s
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 S.=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk.
100 Franken
100 Drachm.
00 Gulden
100 isl. Kr.

Rete Brief! 13,035 13.065 Italien 0. 628 0.632 Japan 5a.89 56.81 Jugoſlawien 1 0.1841 0. 188 Lettland. 3.041 3.05= Norwegen 2.549 2.555 Oeſterreich 1 56.51 156,68 Portugal 81. 72 81.88 Schweden 12,655 12,6651 Schweiz 69.53 169,67 Spanien 5.594 5.606 Tſchechoflowi. 18.50 16.54
Türkei 2.497 2.503 (:
Ungarn 169.73 170.0 Uruguah
57.27 57.39 Ver, Staaten

Währung /
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
00 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas

100 Tſch.=Kr. 10.44
1türk. 8
1.991

100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar

Rei
21.58
0.751
5.6641
78.72
63.61
48.95
11.49
65.26
81.66
34.32

0.989
2.51

Brief
21. 62
0.753
5.676
79,08
63.73
49.05
11.51
65.40
81.82
34.58
10.36
.995
1.001
2.518

Sarmſtädter und Halienmlonnt Barmſtadt, Willane der Areisher Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 26. Juli 1934.

Kee
Gr. IIp. 1934
1935
1936
. 1937
1938
Gruppel ....
6% Dtſch. Reichsanl.
6%
v.27
5½%Intern., v.30
69Baden ... v.27
6%Bahern ..v.27
6%Heſſen ... . v. 29
6%Preuß. St. v. 28
69 Sachſen ..v.27
6%Thüringen v. 27
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ........
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ........!.
Dtſch. Anl. Ausl.
*, Ablöſung .
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6%Baden=Baden.
62Berlin ...b.24
69Darmſtadt . . . .
69Dresden.. v.26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v.29
b.28
6%Mainz.. . . . .
6SMannheim v.27
68München v. 29
68Wiesbadenv.28
6%Heſſ. Landesbk.
6% Golboblig.

103,65
103),
10211.
99.5
97.8
101.4
927,
90,
91
93
91.75
107
92.25
90.25
100.9
100.1
93.75

9.25
33
75.25
81.5

85
81.5
89.75
85.5

e
hyp.=Bk.=Liquid.
4¾%
Komm. Obl. . .
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
620 Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R. 11
6%0 R.12
62 Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. .....
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu.=Obl.
Dt. Komm. Sam=
nel
=Ablöſ.=Anl.
FAusl. Ser. I
Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6BBerl. Hyp.=Bk.
5½%6 n Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk..
2%0 Lig=Pfbr.
Goldoblig.
BFrrf. Pfbr.=Bl.
60 Lig.=Pfr.
6%Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6%Rhein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
Goldoblig.
82 Südd. Boben=
Ered.=Bank.
25 7 Lig.=Pfbr.
GWürtt. Hyp.=B.

89
90.5

92
89

82
90
90.5
89.5

96
111.5
18
98
89
89.25
83.5
89
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89
90.5
91.5
91),
90.25
90.25
87"
92.75
81
92

e
620 Dt. Linol.Werke
6%Mainkrw. v.26
62Mitteld. Stahl
6% Salzmann ECo.
6% Ver. Stahlwerke
6%VoigtéHäffner
J. G. Farben Bonds
5 %Bosn. L. E. B.
5% L.Inveſt.
5 %Bulg. Tab. v.02
4½2 Oſt. Schätze
4%o Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%0
4Oſo
4%Türk. Abmin..
42 1.Bagdad
Zollanl.
4½Bungarn 1913
1914
7o
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl.
4Liſſabon
4%Stockholm
Aktien.
Accumulat.= Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. .... .....
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bab. Maſchinenfbr.
Bemberg, F.P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen...
Eement Heibelberg
Karlſtadt!

90.25
3i
91.75
78.75
119

Sis
4.4
4.15
5.
58
100

2411.
107.25
91
59.5
65.75
142.75
76
108.5

Miete Riie
Chem.Werke Abert
Chade (A=C) .....!.
Contin. Gummiw.
Contin.=Linoleum
Daimler=Benz.
Dt. Atl.Telegr. ..
Erdöl .......
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum ....
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhof ſcWidm.
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraf
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleiche:
Fahr, Gebrüder ..
J.0. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.felektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kayſer...
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau.
Henninger, Kempf
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!"
Holzmann, Phil.
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe

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63
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116.5
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145.75
67.25
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108
22.5
2o8

U
105.5
35
103.5
67
169
127.5

Me
Kali Chemie ..
Kali Aſchersleben.
Klein, Schanzlin
Klöcknerwerke ...
Knorr C. H.
Konſerven Braun.
Lahmeyer & Co. .
Laurahütte.
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz Akt.,Br. ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.,
Metallgeſ. Frankf.,
Miag, Mühlenbau
Moenus..
MotorenDarmſtadt
Neckarwer: Eßling.
Oberbedar
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Niebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke
Salzdetſurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Glektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. G.
Thür, Liefer=Geſ.!

ae
121.5

40
118.75
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65.5
75.5
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96.5
112
47.5
99.5
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79.5
38.25
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179
29.25
94
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Mee
Ver, Stahlwerke ..
Ver, Ultramarin..!.
Boigt & Haeffner
Beſtdte, Kaufhoſ=
Weſteregeln Ka )
Zelſtoff Waldhof.
Alg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank.. .
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Gypothekbk.
Comm. u. Privatbk.
Dt. Ban u. Dise.,
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban1...
Fran1f. Bank. . .
Hhp.=Bank
Mein, Hhyp.=Bank.
Pfälz. Hyp.=Ban!.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Hhp.=Bank
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenbank
A.=G.f. Verlehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzol
Hapag ....."
Nordd. Lloyzd.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung ...!4
Verein. Verſ.!2
Frankona Rück=u. M
Mannh. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handelsl

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2P1.
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79.5
77.75
76.25
71.75
153
104
61
100

115.5
111.5
25.25
29.75
56

204
220
113
40.5
13.75

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 205

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 27. Juli 1934

Roman von Wolfheinrich v, d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

Harald runzelte die Stirn und hatte ein beſorgtes Geſicht,
als er auf die Terraſſe des Atlantic=Hotels kam, wo das vor=
nehme
Publikum von Palm Beach zum Fünfuhrtee verſammelt
war. Eine Negerkapelle ſandte ihre jähen Rhyhtmen über das
blaue Meer hinaus. Die Blätter der Palmen bewegten ſich kaum
ſichtbar in der leichten Briſe.
Ingrid ſah ſchon von weitem, daß Harald etwas Unangeneh=
mes
betroffen haben müſſe. George Hardy hatte Dr. Lerſes Ab=
weſenheit
benutzt, um ſich bei ſeiner Schwägerin über ihn zu er=
kundigen
, und die Auskunft war durchaus befriedigend geweſen.
Ihm ſelbſt hatte der ſchweizeriſche Induſtrielle gleich gefallen.
Was iſt? fragte Mrs. Winſton, nachdem Harald ſich zu
ihnen geſetzt hatte. Haben Sie Aerger gehabt?
Nein, ſagte Harald, nur weiß ich im Augenblick nicht, was
ich tun ſoll. In meinem Zimmer lag ein Telegramm, das mich
ſchleunigſt zu einem wichtigen geſchäftlichen Abſchluß nach New
York zurückruft. Ich müßte ſofort reiſen, und vor einer Stunde
iſt der letzte Schnellzug gefahren.
Nicht der letzte, bemerkte Mr. Hardy, Sie haben den
Abendzug um 11.15."
Für mich war es inſofern der letzte, als ich mit dem Abend=
zug
einen ganzen Tag verliere . . . und zu ſpät komme. Wenn ich
die Depeſche nur eine halbe Stunde früher erhalten hätte.
Unangenehm. Mr. Hardy dachte nach. Er ſuchte ſichtlich
nach einem Ausweg.
Sagen Sie, Mr. Hardy, fragte Harald, wäre es nicht mög=
lich
, mit einem ſtarken Wagen den Schnellzug irgendwo einzu=
holen
?
Ich halte es für ausgeſchloſſen und würde Ihnen bei dem
Gelände auch entſchieden von dem Verſuch abraten. Bei ſolchen
Gewaltfahrten kommt meiſt das Gegenteil heraus, eine Panne
und doppelter Zeitverluſt, wenn nichts Schlimmeres.
Harald bedachte ſich.

Trotzdem, murmelte er, es iſt wohl die einzige Möglichkeit,
und ſie muß verſucht werden.
Steht ſo viel auf dem Spiel? fragte Ingrid teilnehmend.
Da Sie fragen . . . ja. Sehr viel. Jedenfalls der ganze Zweck
meiner Reiſe.
Mr. Hardy ſchien ernſthaft eine Möglichkeit zu überlegen. In=
grid
ſandte ihm einen flehenden Blick aus ihren ſchönen Augen,
und er entſchloß ſich.
Ich will Ihnen etwas vorſchlagen, Mr. Lerſe, ſagte er. Ich
habe einen ſchnellen, zuverläſſigen Doppeldecker hier, mit dem ich
von New York gekommen bin. Nehmen Sie den.
Das iſt außerordentlich liebenswürdig von Ihnen, Mr.
Hardy, erwiderte Harald wie erlöſt. Ich fürchte nur, Ihre Güte
zu mißbrauchen.
Keine Flauſen, wehrte Mr. Hardy ab. Die brauchen wir
hier in Amerika nicht. Es macht mir Freude, Ihnen nützlich ſein
zu können, und es iſt gar nichts dabei. Ich wollte ſowieſo meiner
Schwägerin, die nicht gern mit dem Flugzeug reiſt, anbieten, mit
ihr in der Bahn zurückzufahren, wenn ſie ſich entſchließen kann,
ein paar Tage früher aufzubrechen.
Es iſt ein vorzüglicher Apparat, ſagte Ingrid und warf
ihrem Schwager einen dankbaren Blick zu. George macht alle
ſeine Dienſtreiſen damit.
Die Maſchine iſt mein perſönliches Eigentum, erklärte Mr.
Hardy, nich kann ſie alſo zur Verfügung ſtellen, wenn ich will. Der
Führer iſt freilich Polizeibeamter. Nun . . . er lachte, da wer=
den
Sie um ſo ſicherer reiſen, wenn es auch in der Luft bisher noch
keine Ueberfälle gegeben hat.
Ihr Angebot iſt wirklich ſehr verlockend für mich gab Ha=
rald
zu. Ich ſpare dadurch ſehr viel Zeit, und jede Stunde, die
ich früher ankomme, iſt für mich von unberechenbarem Wert.
Dann möchten Sie bald ſtarten?
So ſchnell wie möglich.

Alſo ſofort! Das iſt was für Baker. Eine größere Freu,
können Sie meinem Führer gar nicht machen. Es iſt nämlich ſei
ganzer Stolz, wie die Feuerwehr zu Tages= und Nachtzeit ſtär=
bereit
zu ſein. Ein Tick von ihm, aber ein praktiſcher.
Ausgezeichnete Eigenſchaft, murmelte Harald, ſetzte ab=
raſch
hinzu: Ich möchte Sie Ihres Beamten lieber nicht berau
ben. Ich bin ein ſo geübter Flieger, daß ich ihn wirklich entbehre
kann . . . gern!
Wie? fragte Hardy erſtaunt. Ein ſo gewandter Sporte
mann ſind Sie? Das lobe ich mir. Aber nehmen Sie den Man
lieber mit. Er iſt einer der beſten Piloten der Vereinigten Stae
ten und kennt den Motor und die Strecke beſſer als Sie.
Harald wagte nicht zu widerſprechen. Er wäre viel liebe
allein gefahren. Ihm lag gar nichts daran, geradewegs na
New York zu fliegen, was er nun wohl oder übel tun mußt
Ich werde den Mann unterwegs ſchon los werden, dachte er un
erſchöpfte ſich in Dankſagungen für Mr. Hardys Entgegenkommer
Der Amerikaner ſchnitt ihm das Wort ab.
Schon gut, ſchon gut. Daß ihr Leute aus dem alten Euroy
von jeder Kleinigkeit ſoviel Aufhebens machen müßt! Jetz
telephoniere ich an Baker. Sie machen ſich bereit. In fün
Minuten fahren wir auf den Flugplatz, und in zehn Minuter
ſteigen Sie auf.
Mr. Hardy war ſtolz auf die Schnelligkeit, mit der alle
klappte. Die Sache machte ihm Spaß, er war Feuer und Flamme
Als die drei im Auto hinausfuhren, fragte er Harald, de
ihm förmlich ans Herz gewachſen war, ſeit er ihn mit ſeine=
Maſchine verſchicken konnte: Was für eine Fabrik haben Sie
eigentlich, Mr. Lerſe?
Der Angeredete ſah ihn einen Augenblick an.
Es iſt eine leichte Verwandtſchaft der Branche zwiſchen uns
Mr. Hardy, gab er lächelnd zur Antwort, ich fabriziere Jagd.
geräte, hauptſächlich Fallen, aber auch alles, was man zum
Angeln brauchen kann.
Alle lachten.
Ich glaube ohne Uebertreibung ſagen zu dürfen, daß mein
Unternehmen in ſeiner Art das größte Eurspas iſt, ſetzte Dr.
Lerſe hinzu.
Harald half Ingrid aus dem Wagen. Es kann ſein, daß
ich New York ſchneller verlaſſen muß, als ich dachte, flüſterte
er ihr zu. Aber was auch geſchehen mag, ich komme noch ein=
mal
zu Ihnen, wo Sie auch ſind.
Seine Worte hatten ſeltſam ernſt geklungen, wie ein feier=
liches
Verſprechen. Er war der Meinung geweſen, Mr. Hardy
könne ihn nicht hören, jetzt merkte er, daß er ſich geirrt hatte,
Der Amerikaner ſtand dicht neben ihm. Ingrid war rot ge=
worden
, und ihr Schwager muſterte lächelnd den Himmel.
(Fortſetzung folgt.)

Letzter Tag
Die Liebestragödie eines bek.
Londoner Anwalts schildert
das spannende Filmwerk:

In Neuaufführung
Eine spannende, atemraubende Hanzlung,
mit herrlichen imposanten Naturaufnahmen
zeigt das Filmwerk:

Bis auf weiteres

Cynara
mit Kay Francis
und Ronald Colman
Beginn: 5.45, 6.00 und 8.20
Einig
Berfer Teypicher
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Der große Ufa-Film:
Die Töchter
Ihrer Exzellenz
mit Käthe von Magy, /Willy
Fritsch, Adele Sandrock und
Hansi Niese
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20
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Pfund 1.10,
Pfund 1.30,
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Im Beiprogramm zeigen wir den preisge-
krönten
meisterlichen Film: (V7934
NUNGE LIEBB
Für den reif. Beschauer eine zarte Erinnerung
an den unvergeßlichen Traum des Jungseins.
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Celſius, Waſſer=
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7 Uhr 220 Celſ.
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ſeit jeher als hervorragender Mittler zwiſchen Angebot
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Darmſtädter Cagblatt