Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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ſei wöchentlich Tmaligem Erſcheinen vom 1. Juſi
s 31. Juſi 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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ggegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
genturen 2.20 Reichsmark frei Haus. Poſtibezugspreis
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ſchterſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
ſewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 201
Montag, den 23. Juli 1934.
196. Jahrgang
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Litawiſches Willkäürregiment im Memelgebiet
Friſtloſe Enklaſſungen und Sttafverſehzungen. — Memelländiſche Beamke in Großlikauen ſchwerſten
Schikanierungen ausgeſetzk.
aal
ſorderlich,
Mit zahlreichen weikeren Enklafſungen
zu kechnen.
DNB. Memel, 22. Juli.
Ueber die Entlaſſungen, Dienſtenthebungen und
Strafver=
tzungen von memelländiſchen Beamten und Angeſtellten,
wäh=
nd der Amtszeit des Gouverneurs Dr. Navaskas wird von
tauiſch=memelländiſcher Seite bekannt gegeben:
Von den 400 Memelländern, die in litauiſchen Dienſten,
nd zwar bei der Eiſenbahn, bei der Poſt und im Zolldienſt
tig waren, ſind 175 friſtlos ohne jede Entſchädigung entlaſſen
orden. 135 von ihnen wurden nach Großlitauen ſtrafverſetzt und
nd dort ſchwerſten Schikaniſierungen ausgeſetzt. So ſind Fälle
kannt, daß Schalterbeamte Aborte reinigen mußten, worauf
nen bei Beſchwerden erklärt wurde, daß ſie erſt einmal die
lauiſche Sprache lernen ſollten, bevor ſie Anſprüche aus
Aus=
jung ihres regulären Dienſtes erheben. Von den etwa 800
eamten der autonomen Organe ſind bis jetzt 160 entlaſſen
w. gekündigt worden, und zwar vier Gerichtsräte friſtlos,
er Referendare friſtlos, 20 gekündigt zum 1. Oktober, drei
irektoriumsbeamte gekündigt zum 1. Oktober, 17. Polizeibeamte
kündigt zum 1. Auguſt, 37 Juſtizbeamte zum 1. Oktober, drei
indräte, zwei Kreisärzte, drei Kreistierärzte und 20
Amts=
rſteher friſtlos entlaſſen, bei 35 Forſtbeamten wurde
Kün=
gung verfügt, fünf Stadträte, Bürgermeiſter Brindlingen und
* Direktor des Memeler Stadttheater Halberg friſtlos
ent=
ſen, 110 reichsdeutſche Lehrer und Beamte mit dem 1. Juli
gültig entlaſſen. Ferner iſt eine weitere Liſte mit
Entlaſſun=
ſ von Lehrern und Staatsbeamten bereits vorbereitet (etwa
an der Zahl), ebenſo eine Liſte für die Entlaſſung von über
ſtädtiſchen Beamten und Angeſtellten. Außerdem iſt auf
und von Aeußerungen des Landespräſidenten Reisgys
Preſſe=
rtretern gegenüber mit zahlreichen weiteren Entlaſſungen zu
hnen.
Der Fall Tardien.
Paris, 22. Juli.
Ueber die einſtündige Unterredung des Juſtizminiſters
éron am Samstag abend mit dem Miniſterpräſidenten
Dou=
ergue in Tournefeuille wurden keine Einzelheiten bekannt.
ich eine amtliche Mitteilung wurde nicht ausgegeben. Man iſt
fenſichtlich bemüht, Beruhigung in die Gemüter zu bringen
id einen unnötigen Preſſefeldzug zu vermeiden. In politiſchen
reiſen hält man einen Rücktritt von Tardieu und die
rauf folgende Demiſſion Herriots für die
wahr=
heinlichſte Löſung. Auf dieſe Weiſe würde das „
Gleich=
wicht” innerhalb der Regierung wiederhergeſtellt. Bei der
ge=
äßigten Mitte und Rechten ſieht man übrigens Tardieu nicht
igern ſcheiden, da ſein Temperament für jede Regierung mehr
ſie Belaſtung als eine Stütze bedeutet. Nur die äußerſte Rechte
oht dem Miniſterpräſidenten mit Schwierigkeiten, falls er
ardien fallen läßt. Doumergue hofft jedoch auch dieſes
Hinder=
is zu überwinden und weiterhin die Geſchicke des Landes dank
iner alleinigen Autorität zu leiten.
Der Miniſterpräſident trifft am Dienstag in Paris ein.
ach einem vorläufigen Kabinettsrat, zu dem unter Umſtänden
ich nicht alle Miniſter von ihrer Reiſe in die Provinz zurück
in werden, wird am Mittwoch unter dem Vorſitz des
Präſi=
nten der Republik der entſcheidende Miniſterrat ſtattfinden,
r über die künftige Zuſammenſetzung des Kabinetts
Klar=
it ſchaffen wird. Durch die Parlamentsferien und des Fehlens
r Aufregungen in den Wandelgängen der Kammer konnte eine
ſonnene Beurteilung der Lage in den maßgebenden politiſchen
reiſen raſch Platz greifen. Man iſt ſich auf beiden Flügeln des
egierungslager in dem Wunſche einig, unter allen Umſtänden
enigſtens bis zum Herbſt am Kabinett der nationalen
Eini=
ug feſtzuhalten.
Verfrühte Kommenkare der franzöſiſchen Preſſe.
Die franzöſiſche Preſſe beſchäftigt ſich heute mit einer
angeb=
hen Redes des Reichsaußenminiſters
Frei=
rrn von Neurath, die dieſer geſtern halten wollte.
Ob=
lich eine ſolche Rede nicht vorgeſehen war, bemühen ſich
Blätter bereits im voraus, die „Argumente” zu zerſtören,
lche der deutſche Außenminiſter in dieſer Rede vorbringen
rde. Man orakelt darüber, daß Deutſchland den Vorſchlag
eiſeitiger Nichtsangriffsverträge gegenüber dem franzöſiſchen
llektippaktſyſtem in den Vordergrund ſchieben werde, und will
ſſen, daß Deutſchland Frankreich ein zehnjähriges Abkommen
tſprechend dem zwiſchen Deutſchland und Polen
zuſtandegekom=
nen vorſchlagen werde.
Im „Echo des Paris” ſucht Pertinax die geſunde
Ver=
nft, welche in einem ſolchen leicht zu verwirklichenden und
cekten Abkommen liegt, durch juriſtiſche Logik zu zerſtören.
n „Figaro” behauptet Wladimir d’Ormeſſon, Deutſchland
ere den Franzoſen immer wieder abwechſelnd die Fauſt oder
S Herz an. „Aber, wie es das Unglück will, wollen wir weder
Handgemenge noch ein Téte 4 Téte‟. Das will alſo beſagen,
8 Frankreich keine direkte Verſtändigung mit Deutſchland
inſcht.
Allen dieſen voreiligen Behauptungen gegenüber wird man
ic in Frankreich eine Aeußerung des Reichsaußenminiſters erſt
nmal abwarten müſſen.
Franzöſiſche Reſerveoffiziere erwarken gtößere
Akkivität Frankreichs im Saargebiet.
Die Landestagung des Verbandes franzöſiſcher Reſerveoffiziere
bielt am Samstag unter dem Vorſitz des früheren Miniſters
Dé=
ſiré Ferry in St. Malo ihre letzte Sitzung ab. Die 800
Abgeord=
neten der verſchiedenen franzöſiſchen Reſerveoffiziersverbände
be=
ſchäftigten ſich hauptſächlich mit den verſchiedenen Problemen der
nationalen Verteidigung.
Im Anſchluß daran wurde das Saarproblem ausführlich
be=
ſprochen und der bezeichnende Wunſch geäußert, daß die
franzöſi=
ſche Regierung ſchon jetzt die notwendigen Maßnahmen ergreifen
möge, um die franzöſiſchen Beſitzungen jenes neutralen
Terri=
toriums, deſſen Schickſal durch eine kommende Abſtimmung
ent=
ſchieden wird, und auf dem ſich die Deutſchen ſchon jetzt als
Her=
ren und Meiſter aufſpielen (!), zu ſchützen.
In dieſem Sinne bringt die Verſammlung den Wunſch zum
Ausdruck, daß die franzöſiſche Regierung im Saargebiet eine rege
Propaganda unternehmen möge, die den Saarbewohnern beweiſe,
daß Frankreich ſie nicht vergeſſe.
Ein Erlaß von Rudolf Heß.
Das Roke Kreuz ein nolwendiger Beſtandkeil
des nakionalſozialiſtiſchen Skaakes.
DNB. München, 22. Juli.
Der Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, hat folgenden
Erlaß herausgegeben: „Nachdem durch Verfügung des
Reichs=
miniſters des Innern vom 9. Juli 1934 ein Umbau in der
Lei=
tung des Deutſchen Roten Kreuzes erfolgte und der notwendige
Einfluß der Partei geſichert iſt, ordne ich folgendes an:
Das Deutſche Rote Kreuz als Träger der völkerrechtlichen
Aufgaben, die das Deutſche Reich auf Grund der Genfer
Konven=
tion zu erfüllen hat, iſt ein notwendiger Beſtandteil des
national=
ſozialiſtiſchen Staates. Es iſt deshalb in ſeinem Beſtand und
Ausbau zu unterſtützen und zu fördern. Die Beteiligung von
Parteigenoſſen und Parteigenoſſinnen an der Rotkreuzarbeit iſt
wünſchenswert und notwendig. Selbſtändige Eingriffe in ſeine
Organiſation und Beſchränkung ſeiner Tätigkeit dürfen von
kei=
ner Parteidienſtſtelle erfolgen.
Anfragen oder Beſchwerden über das Deutſche Rote Kreuz
ſind an meinen Vertrauensmann für die Frage der
Volksgeſund=
heit, Dr. med. Wagner=München, Braunes Haus, zu richten.
(gez.): Rudolf Heß.”
Neuer Gauleiter in Bommern.
DNB. München, 22. Juli.
Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. gibt bekannt:
Der Gauleiter von Pommern, Wilhelm Karpenſtein, wurde
wegen wiederholter Nichtbefolgung von Anordnungen der
Par=
teiführung heute vom Führer ſeines Poſtens enthoben. Zum
neuen Gauleiter von Pommern wurde der Pg. Franz Schwede
ernannt.
Pg. Franz Schwede iſt mit der Mitgliedsnummer 1584
eines der älteſten Mitglieder der NSDAP., er wurde am
5. März 1888 im Memelland geboren, machte den Weltkrieg
bei der Marine mit, nahm an der Verſenkung der Flotte vor
Scapa Flow teil und kam 1921 aus engliſcher Gefangenſchaft.
Pg. Schwede wurde durch ſeinen erfolgreichen Kampf in
Koburg bekannt, vor allem dank ſeiner Arbeit erreichte die
NSDAP. hier zum erſtenmale die abſolute Mehrheit und
da=
mit wurde Koburg die erſte nationalſozialiſtiſch regierte Stadt
in Deutſchland. In Koburg organiſierte Pg. Schwede bereits
1930 den erſten freiwilligen Arbeitsdienſt. Schwede ſpielte bald
auch im kommunalen Leben der Stadt eine führende Rolle. Er
wurde in den Stadtrat gewählt und wurde 3. Bürgermeiſter,
um im Jahre 1931 das Amt des 1. Bürgermeiſters zu
über=
nehmen. Am 12. Mai 1933 wurde ihm vom Stadtrat der Titel
eines Oberbürgermeiſters verliehen. Am 3. Juli d. J. wurde
Schwede nun zum Regierungspräſidenten von Niederbayern
und Oberpfalz beſtimmt.
Einheikliches Verfahren
bei der Neubeſehung von Lehrſühlen.
Um ein planmäßiges Verfahren nach einheitlichen
Richt=
linien im Sinne der nationalſozialiſtiſchen Staatsauffaſſung
bei der Pflege von Lehre und Forſchung und bei der Beſetzung
der Lehrſtühle an allen deutſchen Univerſitäten und Hochſchulen
zu gewährleiſten, hat der Reichsminiſter für Wiſſenſchaft,
Er=
ziehung und Volksbildung, Ruſt, in einem an die Länder
ge=
richteten Erlaß angeordnet, daß ihm jede freie oder freiwerdende
planmäßige, ordentliche oder außerordentliche Profeſſur unter
Angabe des Faches anzuzeigen und nach Abſchluß der
Berufs=
verhandlungen ſeine Zuſtimmung zu der bei dem zuſtändigen
Reichsſtatthalter in Vorſchlag zu bringenden Ernennung
ein=
zuholen ſei.
In dieſem Erlaß iſt ferner angeordnet, daß vor Schließung
beſtehender oder Eröffnung neuer wiſſenſchaftlicher Inſtitute
wie bei jeder grundlegenden Abänderung der akademiſchen
Lehr=
pläne und Prüfungsordnungen die Zuſtimmung des
Reichs=
miniſters für Wiſſenſchaft, Erziehung und Volksbildung
einzu=
holen iſt.
Heringe und Wolle.
Rückwirkungen der deutſchen deviſenſchwierigkeiken
auf das Ausland.
Die durch die Deviſenſchwierigkeiten hervorgerufenen
Ein=
fuhrbeſchränkungen Deutſchlands machen ſich im Ausland mehr
und mehr bemerkbar. Hervorgerufen ſind die Maßnahmen der
Reichsbank und des Reichswirtſchaftsminiſteriums einerſeits
durch das ſture Verhalten unſerer Gläubiger, andererſeits durch
das Beſtreben des Auslandes, ſich von fremder Einfuhr
unab=
hängig zu machen. Das hat zur Folge, daß deutſche
Export=
waren ſehr ſchwer abzuſetzen ſind, und daß infolgedeſſen der
Strom der hereinfließenden Deviſen immer geringer wird. Es
iſt ganz ſelbſtverſtändlich daß unter derartigen Umſtänden
Deviſen für den Einkauf fremder Erzeugniſſe nur dann
bereit=
geſtellt werden können, wenn es ſich um lebenswichtige
Mate=
rialien handelt, oder wenn erwieſen iſt, daß das Land, in dem
der Einkauf vorgenommen werden ſoll, ſich bemüht, deutſche
Waren in größerem Umfange aufzunehmen.
Die Deviſenſchwierigkeiten werden jetzt durch zwei
Vor=
gänge ſchlagartig beleuchtet. Im engliſchen Unterhaus iſt bitter
Klage darüber geführt worden, daß Deutſchland als Abnehmer
engliſcher Heringe nahezu ausgefallen iſt. Im nordfranzöſiſchen
Textilgebiet iſt für Montag die Entlaſſung von 15 000 Arbeitern
vorgeſehen, weil die in Frage kommenden Fabriken das deutſche
Abſatzgebiet verloren haben."
Es iſt nicht unſere Schuld, daß die deutſche
Deviſenpolitik Arbeitsloſigkeit im Ausland
hervorruft, und daß die ausländiſchen Erzeuger ihre Ware
nicht mehr bei uns abſetzen können. Auf dieſe Gefahr
iſt von deutſcher Seite tauſendmal aufmerkſam
gemacht worden. In langen Verhandlungen mit der
Gegenſeite haben wir darauf hingewieſen, daß ſich das
Aus=
land nur ins eigene Fleiſch ſchneidet, wenn es
nicht endlich dazu übergeht, den
Warenaus=
tauſch Deutſchlands mit anderen Nationen zu
erleichtern, und auf die Unmöglichkeit, Zins=
und Tilgungsraten zu transferieren Rückſicht
zu nehmen. Deutſchland mit ſeinen 65 Millionen
Ein=
wohnern iſt ein gewaltiger Verbraucher ausländiſcher Rohſtoffe.
Wenn aber das Ausland meint, daß man auf deutſche
Inter=
eſſen keine Rückſicht zu nehmen brauche, dann darf es ſich nicht
wundern, wenn dabei ausländiſche Intereſſen in
Mitleiden=
ſchaft gezogen werden.
Im übrigen möchten wir nicht verfehlen, darauf
hinzu=
weiſen, daß der innerdeutſche wirtſchaftliche Wiederaufbau für
das Ausland von namhaften Vorteilen begleitet war. Wir
haben im Zuge der geſamten Arbeitsbeſchaffung große Mengen
Rohſtoffe hereingenommen. Wir haben damit die Nachfrage
im Ausland erhöht und Preisſteigerungen hervorgerufen. Wir
haben vielen tauſenden ausländiſchen Arbeitern durch dieſe
Beſtellungen Beſchäftigung gegeben. Aber alle dieſe Tatſachen
wurden nicht anerkannt. Jetzt, da Deutſchland durch die
Unver=
nunft des Auslandes gezwungen iſt, ſeine Beſtellungen zu
droſſeln, erhebt ſich von allen Seiten ein großes Proteſtgeſchrei
und die Forderung, gegen Deutſchland
Zwangs=
maßnahmen anzuwenden. Dieſe Forderung läßt uns
kühl. Denn inzwiſchen ſind genügend Beweiſe dafür geliefert
worden, daß Zwangsmaßnahmen, die gegen
Deutſch=
land gerichtet ſind in ungleich ſtärkerem Maße
den ausländiſchen Export nach Deutſchland
ge=
troffen haben.
„Luftkrieg” über London.
EP. London, 21. Juli.
Die großen Luftangriffe auf London, die in den diesjährigen
Manövern der engliſchen Luftſtreitkräfte vorgeſehen ſind, werden
am Montag beginnen und eine ganze Woche über andauern. Der
Zweck dieſes „Luftkriegs”, der unter der Leitung des
Luftmar=
ſchalls Sir Brooke=Popham ſteht, iſt, die Wirkſamkeit des
Lon=
doner Luftſchutzes zu erproben. Aus dieſem Grund wird von der
Annahme ausgegangen, daß London, die Hauptſtadt von „
Nord=
land”, durch von „Südland”, d. h. der engliſchen Süd= und
Süd=
oſt=Küſte, her kommende Bombenflugzeuge angegriffen wird.
Nord=
land ſetzt zur Abwehr der herannahenden Bombengeſchwader
Jagd=
flugzeuge und die ſonſtigen zum Londoner Luftſchutz gehörigen
Spezialtruppen, wie Flak=Batterien, Abhör=Apparate,
Scheinwer=
fer=Bataillone ſowie das aus freiwilligenLondoner Bürgern
be=
ſtehende „Beobachter=Korps” ein. Insgeſamt werden an den
Uebungen, die jede Nacht von 6 Uhr abends bis 9 Uhr morgens
ſtattfinden werden, rund 400 Flugzeuge teilnehmen. Den
Bom=
benflugzeugen ſind beſtimmte Ziele innerhalb der Hauptſtadt,
her=
vorragende Gebäude, Miniſterien, Hafenanlagen, Militärdepots,
große Fabriken uſw. zugewieſen worden, die ſie aus verſchiedenen
Höhen zwiſchen 500 und 3500 Meter — natürlich nur theoretiſch —
mit Bomben zu belegen haben.
Gegenüber den hier und da laut gewordenen Beſchwerden der
Bevölkerung über die mit dieſen Luftübungen verbundenen
Stö=
rungen der Nachtruhe erklärt das Luftfahrt=Miniſterium, man
werde ſich bemühen, dieſe Ruheſtörungen auf ein Mindeſtmaß zu
beſchränken. Jedoch könnten die Manöver nur über London
ab=
gehalten werden, da es ja darauf ankomme, feſtzuſtellen, ob der
Luftſchutz der Hauptſtadt ausreichend ſei.
Die Bayreuther Feſtſpiele begannen geſtern in Anweſenheit
des Führers. Reichskanzler Adolf Hitler wurde bei ſeinem
Er=
ſcheinen mit ſtürmiſchen Heilrufen begrüßt, ebenſo auch
Reichs=
miniſter Dr. Goebbels und ſeine Gattin.
In Bayreuth fand am Samstag die feierliche Enthüllung des
erſten Denkmals der nationalſozialiſtiſchen Bewegung ſtatt.
Das Königspaar von Siam weilt zurzeit in Frankfurt, wo es
am Samstag nachmittag, von Heidelberg kommend, eingetroffen
iſt. Die Gäſte werden in den nächſten Tagen Bad Homburg einen
Beſuch abſtatten und dann über Bonn und Köln nach Lrüſſel
weiterreiſen.
Aehnlich wie in Frankreich waren auch in Spanien
Beſtre=
bungen für die Bildung einer ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen
Ein=
heitsfront im Gange. Nach langen Beratungen hat jedoch die
Sozialiſtiſche Partei die kommuniſtiſchen Vorſchläge abgelehnt.
Seite 2 — Nr. 201
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 23. Juli 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſiadt, den 23. Juli 4934
Heſſiſches Staaksminiſterium:
Bekanntmachungen des Perſonalamtes.
Ernannt wurden: am 25. Juni 1934 der Schulamtsanwärter
Karl Brühl aus Mainz zum Lehrer an der Volksſchule zu
Groß=Felda. Kreis Alsfeld, mit Wirkung vom 1. Juni 1934 an;
am 28 Juni 1934 der Schulamtsanwärter Fersinand Weber
aus Mainz zum Lehrer an der Volksſchule zu Mainz mit
Wir=
kung vom 1. Juli 1934 an.
Uebertragen wurde: am 5. Juli dem Lehrer Franz Krimm
zu Viernheim, Kreis Heppenheim, eine Lehrerſtelle an der
Volks=
ſchule zu Eppertshauſen, Kreis Dieburg, mit Wirkung vom 1.
Juli 1934 an.
Gedenkfeier der heſſiſchen Dragoner.
* Die Heſſiſchen Dragoner fanden ſich geſtern abend an dem
Dragoner=Ehrenmal in der Landgraf=Philipp=Anlage ein, um in
einer ſchlichten Feier bei brennender Opferſchale ihrer in dem
Ge=
fecht bei Gielbany am 24. Juli 1915 gefallenen Kameraden (
Dra=
goner=eRegimenter 23 und 24) zu gedenken. Oberſt a. D. Freiherr
v. Weſterweller hielt die Gedächtnisanſprache, in der er
be=
tonte, daß die Feier nicht nur dem Andenken der bei Gielbany
Gefallenen gelte, ſondern dem Gedächtnis aller Kameraden,
die im großen Weltkrieg Heimat und Volk mit ihrem Herzblut
verteidigt hätten. Dieſes Gedenken ſei aber gleichzeitig eine ernſte
Mahnung, daß wir alle dem Beiſpiel der treuen Kameraden Folge
zu leiſten hätten und alles tun müßten, um das deutſche Volk zu
neuer Blüte zu bringen und mitzuarbeiten am Aufbau des
Vater=
landes. Nach einem ſtillen Gedenken ſchilderte der Redner die
da=
malige Gefechtslage bei Gielbany. Die Kundgebung ſchloß mit
einem Treuegelöbnis für Heimat, Volk und Vaterland. Leider
war es diesmal nicht möglich, die Feier muſikaliſch zu umrahmen.
Saariteuekundgebung auf dem Oberehrenbreitſtein.
Dieſe große Kundgebung findet am Sonntag, den 26. Auguſt
1934, in Koblenz auf dem Oberehrenbreitſtein ſtatt. Sie wird
als Saartreuekundgebung offizieller Staatsakt der deutſchen
Reichsregierung ſein. Vorausſichtlich wird das geſamte
diploma=
tiſche Korps, die geſamte, maßgebende ausländiſche Preſſe
deutſche Reichsregierung und die Reichsleitung der NSDAP.
daran teilnehmen.
Jedem deutſchen Volksgenoſſen und jeder deutſchen
Volks=
genoſſin iſt Gelegenheit geboten, für 2,60 RM. von Darmſtadt
nach Koblenz und zurück, an dieſer überaus machtvollen
Kund=
gebung teilzunehmen.
Ein Sonderzug fährt am 26. Auguſt frühmorgens nach
Koblenz und rechtzeitig abends zurück, ſo daß ein Uebernachten
in Koblenz nicht ſtattfindet.
Wir bitten alle Darmſtädter Volksgenoſſen und =genoſſinnen,
ſich hieran zu beteiligen, um durch die Teilnahme die innere
Ver=
bundenheit des deutſchen Volkes zum deutſchen Saarvolk zu
be=
kunden.
Anmeldungen hierfür bitten wir bei den nachſtehenden
Vor=
ſtandsmitgliedern des Saarvereins bis zum 30. Juli 1934
ein=
ſchließlich vorzunehmen. Mit der Anmeldung iſt der Betrag von
2.,60 RM. für die Hin= und Rückfahrt zu entrichten. Kommt ein
Sonderzug nicht zuſtande, ſo wird der gezahlte Betrag am 31.
Juli 1934 zurückvergütet. Der Sonderzug verkehrt nur dann,
wenn eine Teilnehmerzahl von 900—1000 Perſonen geſichert iſt.
Die Abfahrt wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Georg Jungmann, Holzhofallee 56, täglich von 9—12 und
3—5 Uhr: Palais=Drogerie, Eliſabethenſtraße 36, täglich von 8
bis 12 und 2—7 Uhr; Konrad Burgard, Pankratiusſtraße 12,
täglich von 9—12 und 3—5 Uhr; Peter Feld
Pankratius=
ſtraße 1 (2. Stock), täglich von 9—12 und 3—5 Uhr.
29AC. Tourenwerkung.
Auf Anordnung des Gauſportleiters werden die in der
Jahrespunktwertung für Sonntag, den 29. Juli, angeſetzten
Treff=
wunkte Bingen, Saarburg und Grünſtadt auf Bingen beſchränkt.
Alle diejenigen ZDAC.= und NSKK.=Mitglieder, die an dieſem
Tage Bingen beſuchen, erhalten in ihrer Kontrollkarte die
Ein=
tragung von 4 Punkten. Die Kontrollſtelle befindet ſich am
Sonn=
tag, dem 29. Juli, in der Zeit von 10—17 Uhr in der Stadthalle
in Bingen, wo die Beſucher ein Verzeichnis der Binger
Gaſt=
ſtätten, ſowie einen Führer durch Bingen erhalten. Die
Orts=
gruppe Bingen verweiſt beſonders auf die ſchönen Picknickplätze
im Binger Wald — Forſthaus, Lauſchhütte, Jägerhaus und
Hei=
ligenkreuz — die alle mit dem Kraftfahrzeug erreicht werden
kön=
nen. Das Strandbad in Gaulsheim, 5 Kilometer von Bingen
entfernt, bietet Gelegenheit zu ſportlichen Betätigungen.
Als beſondere Ueberraſchung wird die Ortsgruppe Bingen
allen denjenigen Fahrern, die die Kontrolle bis 12 Uhr
ange=
fahren haben, eine Kellerei=Beſichtigung des „Städtiſchen Gutes”,
vermitteln.
Wir hoffen, daß zahlreiche Mitglieder des Gaues 15 die
Stadt Bingen als Ziel ihres Wochenend=Ausfluges feſtlegen
werden.
Im Zeichen der 2000=Kiloneter=Fahrt.
Die Fahrk durch Darmſtadk.
Darmſtadt ſtand geſtern im Zeichen der 2000=Kilometer=Fahrt.
Während in den meiſten ſonſt von Autos und Motorrädern
be=
lebten Straßen nur ſchwacher Motorverkehr zu bemerken war,
herrſchte während des ganzen Tages lebhafter Fußgängerverkehr
nach den Durchfahrtsſtraßen der 2000=Kilometer=Fahrer,
nament=
lich in der Rheinſtraße ſtrömte alles nach dem
Beobachtungs=
ſtand 31 im Motorhaus, wo der Anſager, Herr Gerats
von „Telefunken” Frankfurt, unentwegt von Samstag nachts 12
Uhr bis zum Schluß des Rennens die ankommenden Wagen und
Motorräder durch große Lautſprecher bekannt gab. Die
Zwiſchen=
pauſen wurden mit Muſikübertragungen ausgefüllt.
Die Abſperrungen in Darmſtadt funktionierten tadellos. SA.
und SS. in Verbindung mit Polizei hielten auf ſtrengſte
Ord=
nung, ſo daß in Darmſtadts Stadtbereich ſich erfreulicherweiſe kein
Unfall ereignete. Standartenführer Keller inſpizierte, wie wir
erfahren, am Samstag nacht kurz vor Beginn der Abſperrung
ſeinen ganzen Abſchnitt, der von Bayerseich bis zur badiſchen
Grenze reichte. Auch das „Schleuſen” in Darmſtadt ging
reibungs=
los vor ſich. Ueber die Kaſinoſtraße an der Rheinſtraßen=
Ein=
mündung war eine behelfsmäßige, ſolid gebaute Holzbrücke mit
einer Spannweite von 8 Metern und einer lichten
Durchfahrts=
höhe von 2,75 Metern mit beiderſeitigen Rampen von einem
SA.=Pionierſturm errichtet, die eifrig benutzt wurde. Man
rech=
nete aus, daß ca. 30000 Menſchen am Sonntag den Steg
über=
ſchritten haben, jeder wollte natürlich dabei geweſen ſein! —
Die Straßenabriegelung begann in der Nacht zum Sonntag
um 12 Uhr. Ganz Unentwegte fanden ſich bereits um dieſe
Stunde ein, um den erſten Fahrer nicht zu verpaſſen. An der
Frankfurter Straße uſw. waren durch große weiße Bandſtreifen
die Kurven angezeigt. Um ½5 Uhr morgens paſſierte der erſte
Wagen die Strecke. Zwiſchen 10 und 12 Uhr kam das Gros der
Wagen durch Darmſtadt, über 150 Wagen fuhren oft hart
hinter=
einander, ſogar in den Straßen konnte man manchen
intereſſan=
ten Poſitionskampf beobachten. Glatt und elegant wurden die
Kurven befahren. Um 10,35 paſſierte, lebhaft begrüßt, Nr. 218,
der Wagen des Gauleiters und Reichsſtatthalters Sprenger den
Beobachtungsſtand. Etwa 300 Wagen waren bis 12 Uhr durch
Darmſtadt gefahren, davon 13 ſchwere Wagen von 83 der
Wer=
tungsklaſſen 1 und 2.
Die Maſſe der Motorräder kam zwiſchen 4 und 6 Uhr durch
unſere Stadt, man zählte in dieſen zwei Stunden ca. 350
Ma=
ſchinen, die oft dicht aufeinander folgten. Beſondere
Begrüßungs=
rufe wurden laut, als eine ſchneidige Motorradfahrerin
vorbei=
ſauſte, hohe Bewunderung wurde einem einarmigen Fahrer
ge=
zollt.
Die Anſage der Fahrer erfolgte letephoniſch vom
Nordbahn=
hof nach dem Beobachtungsſtand 31 (Motorhaus), wo ſich die
Darmſtädter Fahrtleitung und Kontrolle befand. Der tadellos
funktionierende Lautſprecher gab dann die Fahrtmeldungen an
die in dichtem Spalier ſtehenden Zuſchauer. Eine weitere
Funk=
ſtation war zwiſchen Eberſtadt und Bickenbach eingerichtet. —
Ein kleiner Unfall, der aber glücklicherweiſe ohne ernſte Schäden
für Fahrer und Maſchine ablief, ereignete ſich in Arheilgen
da=
durch, daß ein ſchwerer Mercedes von der Bahn abkam und ein
Stück der Treppe der Gaſtwirtſchaft zum Schwanen hinauffuhr.
Um 13.20 Uhr durchfuhr ein Wagen trotz flatternden linken
Hin=
terrades in flotter Fahrt die Strecke, er wollte kurz vor dem
Ziel — bis Baden=Baden ſind es noch rund 150 Km. — das
Rennen nicht aufgeben. In Bensheim erlitt der Fahrer des
Wagens 1603 infolge Sturzes eine Stirnverletzung.
Kurz nach 20 Uhr wurde die Abſperrung in Darmſtadt
auf=
gehoben, die ſpäter kommenden Maſchinen wären für eine
Wer=
tung nicht in Betracht gekommen. Reibungslos ging auch dieſe
Aktion vor ſich, und binnen weniger Minuten herrſchte wieder
der gewohnte Sonntagsverkehr. Muſtergültig war die
Organi=
ſation in Darmſtadt, ausgezeichnet funktionierten alle
Maß=
nahmen, und vorbildlich war die Haltung der SA., SS., der
Polizei und der Sanitätsmannſchaften. — Einzelheiten über
den Verlauf der Fahrt und die Ergebniſſe ſind im Sportteil zu
erſehen. —
Skimmungsbild aus der Kafinoſtraße.
Für die Bewohner der Kaſinoſtraße wurde die 2000=Klm.=
Fahrt zur Senſation. Sie ſind ſonſt nicht verwöhnt im Genuß
von Ereigniſſen bedeutſamer Art. Kein Feſtzug, kein Aufmarſch
wird ſonſt durch die Kaſinoſtraße geführt. Sie wird
ſtiefmütter=
lich behandelt. Wenn nicht hin unnd wieder ein Zug SA. oder
HJ. ſeinen Weg zum Dienſt durch dieſe Straße nehmen müßte,
wäre hier auch ſehr ſelten einmal „Klingendes Spiel” zu
verneh=
men. Nur mit — Lautſprechern, die zu den verbotenſten Zeiten
ans offene Fenſter geſtellt werden (mit Lautſtärke II!), iſt ſie
reichlich geſegnet, dieſe Kaſinoſtraße, und die fürchterlichen Laſt=
züge, die die Häuſer erzittern laſſen und den Schlafenden 4
Nachtruhe rauben, nehmen merkwürdigerweiſe ihren Weg ge
durch dieſe Straße, obwohl der kleine Umweg am alten Bahnk
vorbei über eine viel breitere und bequemere Straße führt. —
Heuer war das anders. Das große kraftſportliche Ereign
die größte Prüfung für Kraftfahrzeuge, rückte die Kaſinoſtraße ga
plötzlich in den Mittelpunkt des Geſchehens. Nicht nur, daß dI
große Rennen durch ſie geführt wurde, ſie wurde ſogar, was
Darmſtadt noch keiner Straße paſſierte, überbrückt! D.
man ſchlug für Fußgänger einen Brückenſteg über die Kaſit
ſtraße, um den Verkehr in der Rheinſtraße zum Bahnhof aufre
zu erhalten. Was natürlich heißen müßte, wenn man an 1
Bismarckſtraße ſein Gegenüber beſuchen wollte, mußte
Umweg über den Rheinſtraßen=Brückenſteg genommen werden!
Aber das wurde gern mit in Kauf genommen. Hatte m
dafür doch Gelegenheit, das ganze Rennen zu ſehen. Und di
Gelegenheit wurde ausgiebigſt ausgenützt. Vom Bürgerſteig a
oder aus den Fenſtern. Sportbegeiſterte hatten eine ſchlafl
Samstagnacht. Alle Fenſter blieben offen, und ſchon von Mitte
nacht an blieben viele beſetzt, bis — der ſchrille Schrei der Hu
des letzten Wagens kurz nach 8 Uhr am Sonntag abend d
Signal zum Aufheben der Sperre gab. In den ungewohnteſt
Anzügen konnte man die Schaufreudigen beobachten, trotz v
dunkelter Zimmer. Vom Tagesgewand wurde ins Nachther
und in den Pyjama hinübergewechſelt, von dieſem ins Morge
Negligee und wieder in den Sonntagsſtaat. Alles zwiſchen d
Sprüngen zum Fenſter, wenn aus der Blumenthalſtraße her =
Motorgeknatter hörbar ward. Ganz Unentwegte hatten ihr
Hanomag ſchon Samstagnacht in einer Seitenſtraßenmündu
placiert. Hier konnte man dann auch mal ein Auge voll Sch.
nehmen, wenn in dem Brüllen der durchſauſenden Maſchinen ei
Lücke einmal eine Pauſe einlegte.
Im übrigen war während des ganzen Sonntags der
Fußſt=
zu beiden Seiten dicht beſtellt bzw. beſetzt. Die Abſperru; ausgezeichnet. Am beſten, wenn einmal — w
ſelten war — ein kurzer Regenſchauer niederging. Schlagar.
ward dann die ganze Straße leer. Selbſt die Abſperrmannſch
erfüllte ihre Pflicht dann aus den Regenſchutz gewährend
Haustüren heraus. —
Uebrigens hatte die Kaſinoſtraße ſogar mehrfach perſö
liche Beziehungen zu den 2000=Klm.=Deutſchlandfahrern: Pe
Beyer wurde auf ſeinem Röhr=Junior beim Paſſieren ſein
Wohnung freudig von der bangenden Mutter begrüßt, und
einzige Motorradfahrerin, die mit einiger Ausſicht auf die „G.1
dene” noch rechtzeitig durch die Kaſinoſtraße ſauſte, Frl. Th.
Hagner=Amberg, wurde aus einem Fenſter mit einem beg
ſtert lauten Thea=Ruf begrüßt. Einer der Wagenfahrer muß
was erſt nach erheblichen Bemühungen gelang, angehalten w
den, weil ein Hinterrad erheblich ins Wackeln gekommen w
und abzuſpringen drohte. — Daß man für den ſchweren
Abſpe=
dienſt der SA. auch in der Bürgerſchaft volles Verſtändnis hat
konnte mehrfach beobachtet werden. Sie wurden gern und fr
willig mit Kaffee und auch ſonſtigem gelabt. — Was zu gelege
licher Nachahmung empfohlen ſei. —
Einziehung der Dreimark= und Dreireichsmarkſtüc
Nach einer Verordnung des Reichsminiſters der Finanz
vom 6. Juli 1934 gelten die zurzeit umlaufenden Dreimark= u
Dreireichsmarkſtücke ab 1. Oktober 1934 nicht mehr als geſetzli
Zahlungsmittel. Dieſe Münzen behalten alſo ihre Kaufkraft
noch bis zum 30. September 1934. In den folgenden drei /
naten, und zwar bis zum 31. Dezember 1934, werden die Du
mark= und Dreireichsmarkſtücke von allen Reichs= und Land
kaſſen noch in Zahlung genommen und gegen andere Zahlung
mittel umgewechſelt. Ab 1. Januar 1935 hört die Einlöſung
pflicht auf. Die Münzen haben dann nur noch ihren Metallwe
Die Friſten für die Einlöſung mußten verhältnismäßig kurz a
geſetzt werden, da die neuen Fünfreichsmarkſtücke faſt dieſel
Größe haben wie die zur Einziehung kommenden Dreimark= u
Dreireichsmarkſtücke. Die ſich daraus ergebende Möglichkeit 4
Verwechſlung dieſer beiden Geldſorten muß daher möglichſt ſchn
beſeitigt werden. Um ſich vor Schaden zu bewahren, liegt es
Intereſſe jedes Volksgenoſſen, ſo ſchnell wie möglich die in ſein,
Beſitz befindlichen Dreimark= und Dreireichsmarkſtücke aus
geben, damit ſie zu der mit der Einziehung beauftragten Reid
bank zurückgelangen. Die zur Erinnerung an beſondere Begebe
heiten geprägten Dreireichsmarkſtücke ſind von der
Außerku=
ſetzung nicht ausgenommen.
— Darmſtädter Sängerſchaft. Am Dienstag, den 24. Jt
abends 20.30 Uhr, ſpricht im Städt. Saalbau Rechtsanwalt P
feſſor Dr. Grimm=Eſſen über das Thema: Hitlers deutſ
Miſſion. Profeſſor Grimm iſt weithin bekannt als Verteidig
in den Ruhrprozeſſen und als Kämpfer gegen die Separatiſten
Rhein. Die Darmſtädter Sängerſchaft wird hiermit aufgeruf
ſich zahlreich an dieſer Veranſtaltung zu beteiligen.
Borzeit-Geheimnis im elekkriſchen
Zunten.
Geſchichtsſorſchung mit Mikroſkop und Spektograph.
Von Kurt Paſtenaci.
Bei dem immer größer werdenden Umfang, den die deutſche
Vorgeſchichtsforſchung erreicht, und bei der wachſenden
Anteil=
nahme, die ſie überall findet, war es für ſie notwendig, durch
Ver=
feinerung und Vervollkommnung ihrer Arbeitsweiſen zu immer
genaueren Ergebniſſen zu kommen. Die Fülle von Funden, die in
den letzten Jahren, teils durch Zufall, teils durch ſyſtematiſche
Grabung, ſich der wiſſenſchaftlichen Unterſuchung bot, vereinfachte
keineswegs das Bild der vor= und frühgeſchichtlichen Kultur, im
deutſchen Raum, ſondern warf vielmehr neue Fragen, neue
Zwei=
fel auf.
Die erſten großen Erfolge einer ſtärkeren Zuſammenarbeit
von Naturwiſſenſchaftlern und Vorgeſchichtsforſchern brachte die
Anwendung der Pollenanalyſe.
Es handelt ſich dabei um die mikroſkopiſche
Unter=
ſuchung der die Funde bergenden Erdſchichten auf
Blüten=
ſtaubgefäße hin,
woraus im Zuſammenhang mit der Erforſchung der Geſchichte der
Moore und der Wälder, genauere Zeitbeſtimmungen möglich
wur=
den. So konnte z. B. der älteſte Pflug, der in einem frieſiſchen
Moor gefunden wurde, mittels der Pollenanalyſe als
jungſtein=
zeitlich wahrſcheinlich gemacht werden, während ſonſt Merkmale,
die zu einer genauen Datierung hätten führen können, fehlten.
Die Pollenanalyſe wird gegenwärtig in immer ſtärkerem Maße
gerade dort herangezogen, wo Zweifelsfragen in der Zeitſtellung
der Funde auftauchen.
Neuerdings iſt man dazu übergegangen, auch moderne
tech=
niſch=phyſikaliſche Errungenſchaften zur Unterſuchung
heranzu=
ziehen.
So hat ſich die Quarzlampe als geeignet erwieſen, um
ſelbſt äußerſt geſchickte Fälſchungen, die in der
Vorgeſchichts=
forſchung gar nicht ſo ſelten ſind, wie man meinen möchte,
aufzudecken.
Erſcheinen doch in ihrem Licht Einritzungen, die auf echten
Scher=
ben, auf Steinplatten oder Knochenſtücken ſpäter angebracht und
dann künſtlich alt gemacht ſind, in anderem Licht als nicht von
dieſen Einritzungen betroffenes Material. Mit der gleichen
Methode verſucht man auch, Herkunftsfragen des Stoffes
auf=
zuklären.
Für die Erkenntnis von Zuſtänden und Vorgängen vor 2000
oder mehr Jahren iſt es durchaus von Bedeutung, die
Zuſammen=
ſetzung von Waffen oder Schmuckſtücken aus Metall, von Urnen,
Flaſchen, Bechern und Schalen aus Ton genaueſtens zu klären,
um ſo Einfuhrwaren noch mehr als bisher von heimiſchen
Er=
zeugniſſen unterſcheiden zu können und die Wege des Handels
ebenſo wie die Kulturſtrömungen bzw. Modeerſcheinungen
feſtzu=
legen. Bis vor kurzem waren ſolche Unterſuchungen faſt
aus=
ſchließlich auf chemiſche Analyſe angewieſen. Dabei wurden aber
die unterſuchten Fundſtücke meiſt ſtark in Mitleidenſchaft gezogen,
und da es ſich oft um einzigartige und koſtbare Stücke handelte,
verzichtete man lieber auf genauere chemiſche Analyſen.
Neuer=
dings hat man nun mit Erfolg die Spektralanalyſe bei
Metall=
werkzeugen und Waffen und die mikroſkopiſche
Dünnſchliffunter=
ſuchung bei vorgeſchichtlicher Keramik angewandt.
Eine noch weitgehend ungeklärte Frage iſt die, woher die
Ger=
manen der Bronzezeit ihre Metalle bezogen haben. Ungarn, das
Alpengebiet, Spanien und die engliſchen Zinninſeln gelten als die
Hauptherkunftsländer von Kupfer und Zinn. Neuerdings glaubt
man aber auch, daß in Mitteldeutſchland bei Mansfeld bereits in
vorgeſchichtlicher Zeit Kupfer abgebaut worden iſt. Ebenſo wäre
die Verwendung von ſchwediſchen Erzen, die ja im germaniſchen
Heimatgebiet lagen, möglich. Um die Frage der Herkunft der
Metalle zu klären, muß man ſie insbeſondere auf kleinſte
Bei=
mengungen ſeltener Elemente wie Molybdän, Wismut, Antimon,
Arſen, Tellur, Kobalt uſw. unterſuchen. Das iſt einfach, ſicher und
ohne Beſchädigung der unterſuchten Gegenſtände durch die
Spek=
tralanalyſe möglich, zumal ſie vor der chemiſchen Analyſe den
Vorzug hoher Empfindlichkeit und des gleichzeitigen Auffindens
aller auf dieſem Wege überhaupt findbaren Elemente hat.
Auf elektriſchem Wege wird in einem Funken ein
win=
ziges Teilchen des unterſuchten Metalls zum Verdampfen
gebracht. Dieſer leuchtende Metalldampf wird von einem
Spektograph auf eine photographiſche Platte gebannt.
Auf dieſer erſcheinen dann die Spektrallinien, die die genaue
Zu=
ſammenſetzung des unterſuchten Stückes zeigen. Dieſe Methode iſt
bisher noch wenig angewandt worden, ſo daß Schlüſſe aus den
Ergebniſſen noch nicht gezogen werden können. Ihre ſtärkere
Ver=
wendung dürfte wohl nur eine Frage der Arbeitsbelaſtung der
damit beſchäftigten Forſcher ſein.
Das gleiche gilt von den Dünnſchliffunterſuchungen
an vorgeſchichtlicher Keramik, alſo der Verwendung der
petrogra=
phiſchen Methode. Es wird dabei das Material der Töpfe,
Scher=
ben uſw. mikroſkopiſch auf ſeine Zuſammenſetzung hin unterſucht,
wobei aus charakteriſtiſchen Beimengungen pflanzlicher oder
mine=
raliſcher Art Schlüſſe auf den Herkunftsort des Tones gezogen
werden können. Schon jetzt wurde auf dieſem Wege feſtgeſtellt,
daß offenbar in weit ſtärkerem Maße als man bisher annal
auch die Tonware Gegenſtand des Handels ſelbſt vor mehr
4000 Jahren, d. h. in der Jungſteinzeit, geweſen iſt. So konn
Scherben, die bei Köln gefunden worden ſind, als Einfuhrwa
die etwa 75—100 Klm. ſüdlich des Fundortes hergeſtellt wor!
waren, erkannt werden.
Der Vorgeſchichtswiſſenſchaft hat ſich ſo durch Anwendu
naturwiſſenſchaftlicher Unterſuchungsmethoden ein neues ſehr 1
ches Feld der Forſchung ergeben. Sicher wird beſonders die j1
gere heranwachſende Generation von Wiſſenſchaftlern ſich die
Methoden ſtärker zuwenden und ſich auch die notwendige Fe
kenntmis dafür erwerben. Im übrigen zeigt ſich aber auch hi
wie letzthin bei allen Fachwiſſenſchaften, daß die Zuſammenarb
der verſchiedenſten Diſziplinen, zu neuen Erkenntniſſen und
weſentlichen Fortſchritten führt.
Rom der Antike bis Muſſolini. Ein Bildbuch mit 53 großen A
nahmen und einem erzählenden Text von Dr. Karl Hoebe
(Fredebeul u. Koenen.)
In welchem Deutſchen ſteckte nicht ein Stück Sehnſucht n
Rom der ewigen Stadt! Kaiſer und Könige. Maler 1
Dichter, Ritter und Pilger, ſie alle lockte es wieder und wied
über den Wall der Alpen hinunterzuſteigen in das geſegnete ſt.
liche Land und die Stadt aufzuſuchen, in der die Geſchichte 1
Jahrtauſenden aus Tempeln, Kirchen und Paläſten, Säulen 1
Triumphbögen, Straßen und Plätzen zu uns ſpricht, in der
ein unendlicher Reichtum von Kunſtſchätzen zuſammenballt, in
in uns aufgeſpeichertes Wiſſen plötzlich lebendig wird. Wer R
aus eigener Anſchauung kennt, wer zu einer Reiſe dorthin rüſt
aber auch, weſſen Sehnſucht nach dieſer Stadt ungeſtillt bleil
muß, ſie alle werden gleicherweiſe das neue Bildbuch „Rom 1
der Antike bis Muſſolini” freudig begrüßen.
Land und Volk an der Saar. Von R. Reinhard und K. Vo
pel. Verlag Ferdinand Hirt, Breslau, Königplatz 1.
In dieſem Buch werden in anſchaulicher Form in 168 Bilde
und 68 Karten die geographiſchen, hiſtoriſchen, kulturellen 1
wirtſchaftlichen Probleme des Saargebietes dargeſtellt. Der v.
bindende knappe Text iſt, obwohl auf wiſſenſchaftlicher Grundle
beruhend, gemeinverſtändlich gehalten und ſtellt die Hauptk
ſachen in überſichtlicher Gliederung ſcharf heraus. Die Bildb
gaben — eine Auswahl aus den reichen Beſtänden des Muſeu,
für Länderkunde in Leipzig — geben Land und Leute an
Saar in allen ihren weſentlichen Zügen vortrefflich wieder. 2
ſauber hergeſtellten Karten und Diagramme verbinden mit ſa
licher Zuverläſſigkeit einen hohen Grad von Anſchaulichkeit. D
Saarbuch dürfte bei der heute dringend vorliegenden Notwend
keit, das ganze deutſche Volk gründlich über die Zuſtände 1
Vorgänge an der Saar zu unterrichten, ein hervorragendes Hil
mittel ſein.
Montag, 23. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 201
lichen
So00 Moneter fianlt vad Deufciand!
Die motorſportliche Veranſtaltung rieſigen Ausmaßes. — Ausgezeichnete Leiſtungen der Fahrer und
Maſchinen: 45 Teilnehmer erhalten die Goldene Medaille. — Das ganze deutſche Volk
nimmt an den „2000 Kilometer” lebhaften Anteil.
Fahrkverlauf.
Die wandernde Kraftfahrzeug=Schau”
Zur gleichen Zeit, als der erſte
Seitenwagen=
hrer die Avus paſſierte, fuhr der Schlußwagen
urch Augsburg. Das heißt alſo, daß ſich zu
die=
r Zeit die Bewerber der 2000=Km.=Fahrt auf
ind 650 Km. verteilten. Dieſe Zahl gibt
unge=
hr einen Begriff von dem Rieſenausmaß der
eranſtaltung, von der durch Deutſchland
wan=
rnden Kraftfahrzeugſchau, wie ſie ihresgleichen
der Welt noch nicht hatte.
Die Zahl der in Baden=Baden geſtarteten
ſagen wird jetzt ebenfalls bekannt. Danach
urden insgeſamt 603 Wagen auf die Strecke
ſchickt, und zwar 20 über 4000 ccm, 48 bis 4000
m. 41 bis 3000 ccm. 138 bis 2000 ccm, 172 bis
00 ccm und 184 bis 1000 ccm.
Die Spitze in Magdeburg.
Die Kontrollſtelle Magdeburg wurde am
imstag abend um 18.14 Uhr vom erſten 2000=Fahrer erreicht. Es war der Stuttgarter
Pfiſterer auf NSU.=Beiwagenmaſchine. Erſt
zn Minuten ſpäter kam eine Gruppe von acht
aſchinen, darunter wieder Braun=Chriſt
Nannheim) auf Hortex. Gegen 19,54 paſſierten
nn die erſten Kleinwagen Magdeburg. Der
erliner Neumann und der Magdeburger Heine
uren auf ihrem kleinen Fiat die Erſten vor
linger=Mannheim (Fiat) und deſſen
Marken=
noſſen Klein=Berlin.
Autobahn=Kurier=Wagen auf der Avus.
Inzwiſchen war auf der Berliner Avus um
99 Uhr als erſter Fahrer der Mercedes=
Benz=
utobahn=Kurierwagen, der bekannte Berliner
angſtrecken=Spezialiſt. H. J. Bernet,
eingetrof=
n. Ihm folgten in Abſtänden von nur je einer
(inute zwei weitere Mercedes=Fahrer, nämlich
ranck=Graf von Platen und die
Untertürkhei=
er Uhlenhaut=Wemmer. Statt des verlangten
zurchſchnitts von 88 Stdkm. hatten die
Merce=
esFahrer bis Berlin 91 Stdkm. zu verzeichnen.
Hühnlein fuhr im Wagen weiter.
Obergruppenführer Hühnlein verließ um
020 Uhr die Avus, um bei ſeinen Kameraden
u bleiben, im Wagen. Zu gleicher Zeit paſſierte
er Erſte der Wertungsgruppe 5 (1000 bis 1500
m), Kasbaum=Wößner=Untertürkheim auf der
euen Mercedes=Type, dem 15 Liter, die Apus.
In Kaſſel ..."
Wie überall, ſo hatte auch in Kaſſel die 2000.=Fahrt das größte Intereſſe bei der
Bevöl=
rung gefunden. Tauſende von Zuſchauern
um=
umten die Durchfahrtsſtraßen, 4000 SA.= und
SKK.=Männer ſorgten für muſtergültige
Ab=
errung. Beſondere Sicherheitsmaßnahmen
wa=
in in der Altſtadt getroffen worden, wo die
ahrt durch enge Straßen führte. Als erſter
ahrer traf wiederum der Stuttgarter Pfiſterer
n. Er erreichte die Kontrollſtelle Kaſſel um
127 Uhr, wenig ſpäter gefolgt von Islinger=
Lannheim auf Horex.
Die bisherigen Ausfälle.
Auf dreiviertel der Geſamtſtrecke der 2000.=Fahrt waren bis Kaſſel (1543,3 Km.)
fol=
ende Ausfälle zu verzeichnen: Wertungsgruppe
(24 geſtartete Fahrer) 10, Wertungsgruppe 2
13) 15, Wertungsgruppe 3 (48) 4,
Wertungs=
ruppe 4 (147) 18, Wertungsgruppe 5 (186) 18.
Vertungsgruppe 6 (203) 17 Ausfälle.
Der Start der Solo=Motorräder
ollzog ſich in Leipzig programmäßig um 23 Uhr.
er Startplatz war taghell erleuchtet, als
insge=
mt 817 Solo=Maſchinen in Abſtänden von je
iner Minute und immer fünf zuſammen auf die
leiſe gingen. Ein ſchweres Gewitter, das über
eivzig niedergegangen war, hatte die Straßen
glatt gemacht, daß die Fahrer ihre gerade für
Uche Glätten beſonders empfindlichen
Solo=
läder nur unter Anwendung beſter Steuerkunſt
hne Sturz über die Strecke bringen konnten.
Zis Kaſſel hatten die Motorradfahrer nur ſehr
ſeringe Ausfälle aufzuweiſen. Lediglich in der
Wertungsgruppe 7 (81 geſtartete Fahrer) und in
der Gruppe 8 (110 geſtartete Fahrer) wurden je
drei Maſchinen „ſauer”.
In Dortmund, wo eine der
Hauptkontroll=
ſtellen eingerichtet war, traf als Erſter der
Stuttgarter NSU.=Fahrer Pfiſterer mit ſeiner
Beiwagenmaſchine ein. Ihm dicht auf den Ferſen
war der Fiatfahrer U. Bigalke=Berlin.
Die Nummern=Kontrolle in Frankfurt a. M.
An der Frankfurter Feſthalle, dem Platz der
Nummernkontrolle, umſäumten trotz nächtlicher
Stunde zahlreiche Zuſchauer die An= und
Ab=
fahrtsſtrecke. Geduldig wartete man, bis um 4.05
Uhr der erſte Fahrer erſchien ... es war U.
Bi=
galke=Berlin auf Fiat. Er hatte alſo den bis
Dortmund führenden Pfiſterer überholt und bis
Frankfurt ſogar noch einen großen Vorſprung
herausgefahren. Erſt 25 Minuten ſpäter, um 4.30
erreichte ſein Marken=Kollege Neumann
Frank=
furt. Auch der dritte Teilnehmer, der Frankfurt
paſſierte, ſteuerte einen der kleinen, pfeilſchnellen
1000 ccm=Fiat. Erſt als Vierter durchfuhr dann
E. Pfiſterer die Nummernkontrolle. Bis darauf
mit Klein=Berlin wieder ein Fiatfahrer kam,
verging einige Zeit. F. Islinger auf einer
Horex=Beiwagenmaſchine ſchloß die
Spitzen=
gruppe ab.
Punkt 5 Uhr brauſte dann der erſte Mercedes=
Benz mit ſingendem Kompreſſor heran. Prinz
zu Schaumburg=Lippe mit Kuhn, der für den
erkrankten Merz eingeſprungen war, als
Mit=
fahrer, ſteuerte ſeinen 4=Liter=Wagen mit
fabel=
hafter Technik durch die S=Kurve an der
Kon=
trolle. Er kam als Siebenter durch Frankfurt
und hatte noch etwas über 2 Stunden Zeit für
die Fahrt nach Baden=Baden. Nun riß die Kette
der Durchfahrenden nicht mehr ab. Die Spitze
der Solomotorräder kam erſt kurz nach 14 Uhr
durch Frankfurt. In Darmſtadt hatte ſich in
der Reihenfolge kaum etwas geändert, Bigalke
führte mit großem Vorſprung, wenn auch Prinz
zu Schaumburg=Lippe ein Höllentempo vorlegte
und mit aller Macht an die Spitze zu gelangen
verſuchte.
Die 2000 Km. von „oben” geſehen.
Einen guten Eindruck von der
Geſamtorgani=
ſation dieſer Veranſtaltung hatten die
Ehren=
gäſte, die in zwei Junkers=Flugzeugen die Fahrt
von „oben” anſahen. Beſonders anerkennend
äußerten ſich die Ehrengäſte über die
wunder=
baren Abſperrungsmaßnahmen, die überall nach
dem gleichen Syſtem getroffen worden waren.
Vor allem fiel auch die gute Sicherung der
Streckenkreuzungen auf. Ueberall, ob es ſich um
Groß= oder Kleinſtädte handelte, ſah man große
Zuſchauermengen. Das ganze deutſche Volk nahm
ſtarken Anteil an den „2000 Km..
An Ziel in Baden=Baden.
Wie nicht anders zu erwarten war, traf als
erſter Fahrer am Ziel in Baden=Baden der
Berliner Bigalke auf Fiat ein. Bigalke kam
ſo früh an, daß ſich zu dieſer Zeit nur ſehr
wenige Zuſchauer am Ziel befanden, die den
Berliner aber um ſo ſtürmiſcher begrüßten.
Bi=
galke hate mit ſeinem 1000er Fiat gegenüber
der Sollzeit einen Vorſprung von nicht weniger
als 7 Stunden und 13 Minuten herausgeholt.
Der Reichshauptſtädter war um 6,08 Uhr
ein=
getroffen, und ſchon wenig ſpäter, um 6.34 Uhr,
durchfuhr der Fiat des Berliners G. Neumann
als Zweiter das Ziel. G. Neumann, der den
Magdeburger Heine als Mitfahrer hatte, blieb
ebenfalls über 7 Stunden unter der geforderten
Sollzeit. Auch die nächſten Wagen mit
Islin=
ger=MannheimlK. Reichert=Wieſenthal und A.
Klein=Berlin/W. Bohres=Bad Saarow, kamen
nahe an den Sieben=Stunden=Vorſprung heran.
Dieſe Leiſtung der kleinen Fiatwagen und
be=
ſonders ihrer Fahrer iſt auf alle Fälle ſehr
hoch einzuſchätzen, wenn es auch nicht gerade
im Sinne der Ausſchreibung der „2000 Km.”
liegt, die Strecke ſo ſchnell wie möglich
abzu=
raſen.
Man hatte eigentlich zuerſt die Wagen der
Wertungsgruppe II (3000—4000 ccm.) am Ziel
erwartet. Prinz zu Schaumburg=Lippe, der mit
ſeinem Mercedes=Benz als Erſter dieſer Gruppe
erſchien, hatte aber den Vorſprung der Fiat=
Wagen nicht aufzuholen vermocht. Inzwiſchen
hatten ſich die Zuſchauer immer zahlreicher
ein=
gefunden. Sie empfingen die einzelnen Fah=
rer mit großem Jubel und ſtürmiſchen
Heil=
rufen.
Der ſchwierigſte Teil der Fahrt
war der Weg durch den Schwarzwald.
Aufdie=
ſer Strecke war es unmöglich, die
Durchſchnitts=
geſchwindigkeiten auch nur annähernd zu
errei=
chen. Später drückten noch die Regengüſſe in
Freiburg, Bayern und Berlin aufs Tempo.
Be=
ſonders in Berlin hatten die Fahrer unter
einem Wolkenbruch allerbeſter Güte zu leiden.
Auf der Fahrt durch den Harz machte ſich
lei=
der der Staub ſtark bemerkbar. Die
Abſperr=
maßnahmen klappten ganz hervorragend, vor
allem in der Nacht. Alle Fahrer ſprachen ſich
dann noch begeiſtert von der Aufnahme aus, die
ſie überall in Deutſchland gefunden hatten.
Die erſten Motorräder in Baden=Baden.
Als erſte Motorradfahrer trugen ſich die
Stuttgarter NSUl.=Fahrer Pfiſterer und O.
Fi=
ſcher in die Zielkontrolle ein. Die beiden
hat=
ten mit ihrer Beiwagenmaſchine ein ganz
bravouröſes Rennen gefahren. Gleich hinter den
beiden Stuttgartern folgte ein ganzes, Rudel
von Beiwagen=Maſchinen. Um 7.35 Uhr langte
dann als erſter Fahrer der ſchwerſten Klaſſe der
Berliner Bernet auf Mercedes=Benz am Ziel
ein. Eine Minute nach Mercedes kamen drei
BMW.=Wagen in geſchloſſener Formation an
und waren damit die Erſten der
Wertungs=
gruppe V (1000 bis 1500 ccm.). Dann liefen in
bunter Reihenfolge Seitenwagen=Maſchinen und
Fiat=Wagen ein.
Der erſte Ausländer
war der Däne Dalsgard auf Ford (3200 ccm.),
der 48 Minuten mehr als die Sollzeit für die
Strecke benötigte, immerhin aber noch eine
bronzene Medaille gewinnen konnte.
Ober=
gruppenführer Hühnlein traf um 9 Uhr
vor=
mittags in Baden=Baden ein.
Die Ergebniſſe:
Wertungsgruppe I (Kraftwagen über 4000
ccm, Mindeſtdurchſchnitt 88 Stdkm.). Die
gol=
dene Medaille erhalten: Bernet=Berlin/
Müller=Untertürkheim (Mercedes=Benz),
Uhlen=
haut=Untertürkheim/Wemmer = Untertürkheim
(Mercedes=Benz); der Vorſprung des
Schnell=
ſten betrug 1:41 Std. Die ſilberne
Me=
daille erhalten; Franck=Roſenthal=Berlin/
Graf von Platen=Hallermund=Berlin (
Merce=
des=Benz), 20 Fahrzeuge geſtartet.
Wertungsgruppe II (Kraftwagen über 3000
bis 4000 crm, Mindeſtdurchſchnitt 84 Stdkm.).
Die goldene Medaille erhielten: Prinz
zu Schaumburg=Lippe und W. Kuhn=
Untertürk=
heim (Mercedes=Benz); ſilberne
Me=
daille: Hentſchel=Hannover und Hannemann=
Berlin (Ford); bronzene Medaille:
Dalsgard=Kopenhagen (Ford) Der Vorſprung
des Schnellſten betrug 18 Minuten. Nicht
ge=
wertet, weil zu große Verſpätung: Görg=
Bie=
berſtein und Pillardy=Kaſſel (Mercedes=Benz)
1:20 Std. Verſpätung, Polis=Maaſtricht und P.
Weber=Magſtricht (Ford) 1:29 Std. Verſpätung.
48 Fahrzeuge geſtartet.
Wertungsgruppe III (Kraftwagen von 2000
bis 3000 ccm. Mindeſtdurchſchnitt 80 Stdkm.).
Goldene Medaille: Hinterleitner=
Mün=
chen (Horch), Graf Sanizell=Weidauer (Horch),
Trübsbach=Chemnitz (Horch), P. H. Hoffmann=
Frankfurt a. M. (Adler), F. Hedderich=München
(Mercedes=Benz), Nathuſius=Magdeburg (
Mer=
cedes=Benz), Köppen=Berlin, (Mercedes=Benz),
Plange=Düſſeldorf (Mercedes=Benz), Prinz
C. H. von Heſſen=Berlin (Mercedes=Benz),
Bre=
witt=München (Stöwer), Buthenuth und
Röh=
richt=Hannover (Hanomag), Frl. Bach=Berlin
(Bugatti). Weitere ſieben Teilnehmer
erhiel=
ten die ſilberne Medaille, 21
Fahr=
zeuge geſtartet.
Wertungsgruppe III. (Motorräder mit
Seitenwagen über 600 cem, 66 Stdkm.
Min=
deſtdurchſchnitt): Goldene Medaille:
Strohmeier=München und Kohlbauer=München
Harley=Davidſon). Abe=Köln und Simons=
Köln (Harleh=Davidſon), Hecht und Förſter=
Berlin (Zündapp), Tuchenhagen und Gläſer=
Verlin (Zündapp), Huber und Seltſam=
Mün=
chen (BMW.), Woßlick und Hennich=Stetin
(BMW.), Guſe und Wolf=Stettin (BMW.),
Stelzer und Drax=München (BMW.),
Mauer=
maher=Berlin und Kraus=München (BMW.),
Zür eilige Leſer!
Rund um den Spork des Sonntags.
2000=Klm.=Fahrt und Kampfſpiel=Beginn.
Die ſonntäglichen Sportereigniſſe hatten zwei
Höhepunkte. Im Vordergrunde ſtand die 2000=
Klm.=Fahrt durch Deutſchland, dieſe große und
ſchwerſte Prüfung für Fahrer und Material.
Seit dem frühen Samstagmorgen befanden ſich
die in Baden=Baden geſtarteten Wagenfahrer
auf dem Wege; um die Mittagsſtunde gingen in
Leipzig die Seitenwagen=Motorräder an den
Start, und in den ſpäten Abendſtunden wurden
die Solomaſchinen entlaſſen. Ganz Deutſchland,
in erſter Linie aber die von der gigantiſchen
Fahrt berührten Städte und Dörfer, ſtanden
viele Stunden lang im Banne dieſer
einzigarti=
gen Fahrt. Hunderttauſende umſäumten
über=
all die hermetiſch abgeſchloſſenen Straßen. Mit
einer nicht zu überbietenden Anteilnahme und
Begeiſterung ſtanden die Maſſen Tag und Nacht,
um Zeugen dieſes großen Ereigniſſes zu ſein.
Die braune Mauer der SA. hielt ſtundenlang
in treueſter Pflichterfüllung auf ihrem Poſten
aus. Wie ſchon im vorigen Jahre, ſo konnten
auch diesmal wieder die Leiſtungen der Fahrer
und ihrer Maſchinen vollauf genügen.
Der Prozentſatz der Ausfälle in den einzelnen
Wertungsklaſſen hielt ſich in üblichen Grenzen.
Man konnte aber allgemein die Feſtſtellung
machen, daß gerade die kleinen und kleinſten
Wagen ihren großen Brüdern in
Wirtſchaftlich=
keit und Fahreigenſchaft vieles voraus hatten.
Das zweite Hauptereignis des Tages waren
die zahlreichen Wettbewerbe der Deutſchen
Kampfſpiele, die ſich zum Teil in Nürnberg
ſelbſt, zum größeren Teil aber auswärts
ab=
ſpielten. In Nürnberg fiel bereits die erſte
Entſcheidung im Fechten; Hermannia Frankfurt
holte ſich erneut die Mannſchaftsmeiſterſchaft im
Florett. Ebenfalls in Nürnberg wurden die
Vorrunden zum Waſſerball= Turnier und ein
Spiel der Zwiſchenrunde ausgetragen. Bisher
ſteht der SV. Augsburg allein unter den „
letz=
ten Acht”. Im Mainzer Floßhafen wurden die
Ruderwettbewerbe, zugleich als Deutſche
Mei=
ſterſchaft, abgewickelt. Braun=Möller
ver=
teidigten im Zweier ohne Steuermann als
ein=
zige Vorjahrsmeiſter ihren Titel. Im
Doppel=
zweier ſiegten Roßmann=Wöllert (
Frank=
furt a. O.), den Einer gewann Schäfer=
Dres=
den; hier gab der erkrankte Dr. Buhtz auf. Im
Vierer ohne Steuermann ſiegte der
Würz=
burger Ruderverein, der ſich damit für
die verlorene Achter=Meiſterſchaft entſchädigte.
Der Achter fiel an, Hellas Berlin, und
Sturmvogel Spindlersfeld gewann
den Vierer mit Steuermann, ſo daß drei Titel
nach Berlin fielen. Den Damenwettbewerb im
Gig=Doppelvierer gewann mit dem RC.
Ha=
vel Brandenburg, ein weiterer Berliner
Verein. — Auf dem Starnberger See wurden
die Kanu=Langſtreckenmeiſterſchaften abgewickelt.
Hier ſetzten ſich Horn=Haniſch=Berlin im
Zweier und Hradetzki=Roſenheim im Einer
durch. — Die in Halle vorgeſehenen Bahn=
Rad=
wettbewerbe fielen dem Regen zum Opfer und
wurden um 24 Stunden verſchoben.
Pfiſter und Bremer=Berlin (BMW.). Dieſe
und Mehlhorn=Schmölln (BMW.) Döbereiner
Tierſtein und Büttner=Selb (BMW.), Fret
Eigern=München (BMV.) Löw=Weißenbut
und Müller München BMW.), Braun un
Teichert=Wiesbaden (BMW.), Gunzenhauſe
und Freund=Stuttgart (BMW.), Maier un
Knorr=Stuttgart (BMW.), Müller und Czygan
Potsdam (BMW.) Göhler und Kniehl=Karls
ruhe (BMW.) Oſtertage und Ludwig=Erfur
(BMW.), Theißen und Riedel=Dortmund
Schoth und Keßner=Berlin (BMW.), Burg
und Herberholz=Bochum (BMW.), Hanſen und
Kramer=Berlin (BMW.), Schwormſtädt un
Mutz=Freiburg (BMV.). Die Silbern
Medaille erhielten 9 Fahrer, mit dem
Bronce=Preis wurden zwei Fahrer aus
gezeichnet. Wegen zu großer Verſpätung konn=
Nr. 201
ten drei Fahrer nicht gewertet werden. Der
Vorſprung des Schnellſten vor der Sollzeit
be=
trug 1:41 Std. 75 geſtartet.
Wertungsgruppe VIII (Motorräder mit
Seitenwagen bis 600 ccm. Mindeſtdurchſchnitt
60 Stdkm.) Goldene Medaille: Braun
und Badſching=Karlsruhe (NSU=D=Rad),
Wal=
ter und Dollmann=Neckarſulm (NSU=D), E.
Dollmann und Wöhr=Neckarſulm (NSU=D),
Zorn=Brettach und Heicher=Kochendorf (NSU=D)
Dotterweich und Wiesnet=Nürnberg (Victoria),
Müller=Augsburg und Füglein=Nürnberg
(Victoria), Möritz=München und Münzing=
Nürnberg (Victoria), Damm und Storch=Kaſſel
(Victoria), Hegendörfer und Siebert=
Regens=
burg (Victoria), J. und M. Bergmüller=
Regensburg (Victoria), W. und E. Faſold=Hof
(Victoria), Reinfurt und Hofmann=Würzburg
(Victoria), Kraft=Hamburg und Goſch=
Volks=
dorf (Tornax Jap), Engels und Opferberg=
Wermelskirchen (Victoria), Schmidmeier und
Horch=München (NSU.), Danz=Weinsberg und
Dollmann=Neckarſulm (NSU.), Drews=
Block=
ſtädt und Wunder=Hamburg (DKW.),
Strieg=
nitz und Märker=Berlin (NSU), Beniers und
Köhler=Krefeld (Zündapp), Schützenberger und
Haſer=Dresden (AJS.), Holterhoff und
Scheſ=
fels=Barmen (Horex), Pfiſterer und Fiſcher=
Stuttgart (NSU.), Ehrlinger und Baßler=
Fürth (Zündapp), Zieſche und Maaßen=Berg.
Gladbach (Ariel),Mehner und Steeger=Berlin
(NSU.), Schulze, Klewitz und Mautſch=Küſtrin
(NSU), Daniel und Weiſe=Berlin (NSU),
Typky=Frankfurt a. M. und Menges=Harheim
(NSU), Bergmann und Ziegler=Berlin (NSU=
D), Kuſſin ſr. und jr.=Nürnberg (Triumph),
Plapp und Schleucher=Hanau (Triumph),
Baſt und Bungs=Berlin (Triumph), Bach und
Günther=Berlin (BSA.), Zucknick ſr. und jr.=
Berlin (Triumph=Mag.), Wölki und Kabel=
Berlin (Standard=Rex), Krabiell=Berlin (
Zün=
dapp), Flemming und Stendel=Berlin (DKW.),
Moritz und Schauwecker=Reutlingen (Zündapp),
Seehaus=Dömitz und Struih=Hannover (DKW.),
Lehr und Seydel=Karlsruhe (DKW.), Fuchs
und Kunik=Leipzig (Norton).
Insgeſamt erhielten alſo 45 Teilnehmer
die Goldene Medaille. Den Silbernen
Preis erhielten lediglich Sperl und Fuß=
Nürnberg (Standard=Mag.) zugeſprochen. Die
Broncene Medaille bekamen zwei Fahrer,
außerdem kamen noch drei weitere Teilnehmer in
Baden=Baden an, jedoch mit Verſpätungen von
1:02 bis 1,37 Std. Der ſchnellſte Fahrer dieſer
Klaſſe kam mit 2:56 Std. Vorſprung vor der
Sollzeit in Baden=Baden an. 100 Fahrzeuge
waren geſtartet.
Zwei Todesopfer der Deutſchlandfahrt
Der 30jährige Berliner Werner Schmöker
ſtürzte in der Nacht kurz nach dem Start der
2000=Klm.=Fahrt in einer Kurve am Dittrich=
Ring im Stadtgebiet von Leipzig. Er erlitt
einen Oberſchenkelbruch und eine
Gehirnerſchüt=
terung, an deren Folgen er in der Nacht im
Krankenhaus geſtorben iſt.
Wie aus Halberſtadt gemeldet wird, ſtürzte
Sonntag früh bei der Durchfahrt durch
Halber=
ſtadt der Fahrer Horſt Brandſtetter von
Leipzig und mußte ins Krankenhaus gebracht
werden, wo er am Sonntag mittag ſeinen
Ver=
letzungen erlag.
Tennis= und Eisklub in der
Schlaß=
runde der Gau=Meiſterſchaft.
Sportklub Frankfurt 1880 mit 9:0 geſchlagen.
Acht Jahre hintereinander iſt es dem Tennis=
und Eisklub geglückt, ſich in die Schlußrunde
bei der Gaumeiſterſchaft durchzuſpielen. Das
Spiel am geſtrigen Sonntag gegen Sportklub
1880 war wieder ein voller Erfolg für die
Darmſtädter Mannſchaft. Sie verlor kein
ein=
ziges Wettſpiel und ſiegte überlegen mit 9:0
Punkten. Im Spitzeneinzel zeigte der
Frank=
furter Hildebrand eine ganz beachtliche
Spiel=
ſtärke. Es gelang ihm ſogar den erſten Satz
zu gewinnen. Dann aber kam Claß beſſer in
Schlag und ſiegte zum Schluß überlegen.
Weniger zu kämpfen hatten Sigwart und
End=
riß, die beide ihre Gegner in 2 glatten Sätzen
ſchlugen. Einen härteren Kampf hatte Werner
zu beſtehen. Er verlor den erſten Satz, ſiegte
aber dann durch überlegene Taktik. Sennewald
und Teichmann zeigten ſich in ihren Spielen
in guter Form und gewannen ſicher in zwei
Sätzen. Auch die Doppelſpiele waren den
Darmſtädtern nicht zu nehmen. Lediglich Claß=
Colin gaben einen Satz ab, ſiegten aber recht
ſicher. Die Schlußrunde um die
Gaumeiſter=
ſchaft findet nunmehr am 26. Auguſt ſtatt.
Gegner iſt der alte Rivale des Tennis= und
Eisklubs, der Tennisklub 1914 Frankfurt, der
auch in dieſem Jahre wieder über eine
aus=
gezeichnete Mannſchaft verfügt. Es wird
er=
bitterte Kämpfe geben, denn jede Mannſchaft
wird ihr ganzes Können daranſetzen, um in
den Beſitz der ſtolzeſten Tennistrophäe, der
goldenen Medennadel, die jeder Spieler der
ſiegreichen Mannſchaft erhält, zu gelangen.
Handball=Werbeſpiel.
Nach mehrfachen Bemühungen, iſt es dem
Turnverein 1860 Erbach i. Odw. gelungen, von
der oberſten Handballbehörde, trotz der
derzei=
tigen Spielſperre, die Genehmigung zu einem
großen Handball=Werbeſpiel am letzten Tage
des Eulbacher Marktes, dem Tag der großen
Vollblut=Pferderennen, zu erhalten. Kein
Ge=
ringerer als der Deutſche Meiſter im Handball,
der Polizei=Sportverein Darmſtadt, wird ſich
hier auf dem Hauptkampfplatz des Erbacher
Sport= und Erholungsparkes ein Stelldichein
geben. Das Spiel iſt das erſte, das der Meiſter
nach Erringung des Meiſtertitels abſolviert.
Der Polizei=Sportverein tritt in ſeiner
komplet=
ten Meiſter=Mannſchaft an. Die
Mannſchafts=
aufſtellung laſſen wir ſpäter folgen. Der
Geg=
ner, die Kreisauswahl des Kreiſes 17 (
Oden=
wald) wird dem Meiſter das Siegen nicht leicht
machen. Auf jeden Fall iſt ein äußerſt
ſpannen=
der Kampf zu erwarten, und keiner der
Sport=
freunde aus der näheren und weiteren
Um=
gebung ſollte ſich den ſeltenen Genuß entgehen
laſſen, dieſem intereſſanten Spiel beizuwohnen.
Spielbeginn morgens 10.30 Uhr.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Kreis=Stromſchwimtten der Turner.
Wie alljährlich, führte der jetzige Kreis 18
(ehem. Main=Rhein=Turngau) ſein
Strom=
ſchwimmen im Rhein bei Gernsheim durch. Es
war das zehnte ſeit der Einführung des
Strom=
ſchwimmens. Waren es anfangs nur Verſuche,
ſo erfreuten ſich dieſe Schwimmen immer
größe=
rer Beliebtheit und wurden immer mehr zur
Leiſtungsprüfung ausgebaut. So ſteigerte ſich
auch mit der Reihe der Jahre die
Teilnehmer=
zahl, und auch geſtern wieder konnte erneut der
Beweis geliefert werden, daß das
Stromſchwim=
men nichts an Einbuße betreffs der
Teilnehmer=
zahl erlitt. Nahezu 150 Teilnehmer konnten in
den verſchiedenen Klaſſen auf die einzelnen
Strecken geſchickt werden. In einzelnen Klaſſen
wurde hart bis zum Paſſieren des Zielbandes
gerungen, und durchweg entſchied nur ein
klei=
ner Abſtand den Sieg. Den Löwenanteil der
erſten Siege trugen Tbd. Jahn Darmſtadt und
Turn=Sportgemeinde Darmſtadt davon. Im
Hauptkampfe der Oberſtufe wurde
erwartungs=
gemäß Otto Langjahr=Tbd. Jahn
Darmſtadt erſter Sieger und
Gau=
meiſter im Stromſchwimmen. An der
reibungsloſen Abwicklung der Kämpfe hatten
das Verdienſt die Kraftbootbeſitzer Scholl und
Andres=Gernsheim”", welche ſich in den Dienſt
der Sache ſtellten. Die Siegerliſte enthält
nach=
ſtehende Namen:
Siegerliſte zum Gau= und Kreis=
Stromſchwimmen 1934.
1000 Meter für Turnerinnen, Unterſtufe:
1. Sucher=Merckſp. Darmſt. (Zeit: 11:11 Min.),
2. Lina Blümler=Reichsbahnſp. Darmſtadt, 3.
Johanna Roſe=Tv, Babenhauſen, 4. H.
Hühner=
garth=TSG. 46 Darmſtadt, 5. Emma Grünig=
Tv. Pfungſtadt, 6. Ditmann=Merckſp. Darmſtadt.
1000 Meter für Turnerinnenjugend, 14/15 J.:
1. M. Möſer=TSG. 46 Darmſtadt (Zeit 10:57
Min.), 2. M. Fürſtenfeld=TSG. 46 Darmſtadt,
3. M. Löffler=TSG. 46. Darmſtadt, 4. Elfr.
Berns=Tv. Eberſtadt, 5. Dolly Gerhard=Tv.
Nierſtein, 6. Kätha Seeger=Tv. Pfungſtadt, 7.
Eliſabeth Rindfuß=Tv. Pfungſtadt, 8. Julitta
Chriſthof=Tv, Pfungſtadt.
2000 Meter für Turnerinnen, Mittelſtufe:
1. Kläre Fleiſchmann=TSG. 46 Darmſtadt (Zeit:
17:27 Min.), 2. Trude Schmitt=Jahn 75
Darm=
ſtadt, 3. Guſtel Reihard=Tv. Pfungſtadt, 4. Toni
Schweibel=TSG. 46 Darmſtadt.
2000 Meter für Altersturner: 1. Hans Becker=
TuS. 60 Mainz, 2. Schäfer=Merckſp. Darmſtadt,
3. Valentin Roth=Tv. Erfelden, 4. Gr. Riehl=
Tv. Pfungſtadt.
3000 Meter für Turner, Unterſtufe: 1. Heinr.
Mitſchdörfer=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 2 Heinr.
Werkmann=Tv. Arheilgen, 3. Büttner=Merckſp.
Darmſtadt, 4. H. Vogel=TSG. 46 Darmſtadt, 5.
H. Görres=TSG. 46 Darmſtadt, 6. Karl
Stahl=
höffer=Tv. Arheilgen, 7. Fritz Roſe=Tv.
Arheil=
gen, 8. Heinr. Peter=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt,
9. Ludwig Walter=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 10.
R. Staudt=TSG. 46 Darmſtadt, 11. Willi
Waſ=
ſer=Reichb. Darmſtadt, 12. W. Volz=TSG. 46
Darmſtadt, 13. Heinr Sommerkorn=Merckſp.
Darmſtadt, 14. Eitel=Merckſp. Darmſtadt, 15.
Hans Leineweber=Tv. Nierſtein, 16. Joh. Dörr=
TSG. 46 Darmſtadt, 17. Karl Gerbing=Tgd.
Worms, 18. Georg Eidenmüller=TSG. 46
Darm=
ſtadt, 19. Jah. Funk=Tv. Nierſtein, 20. Lud.
Knoll=Tv. Oppenheim, 21. Wilh. Mende=
Reichs=
bahn Darmſtadt, 22. Georg Werner=Tv.
Jugen=
heim, 23. M. Eckers=Tgd. Beſſungen, 24. L.
Zimmer=Tgd. Beſſungen, 25. Wilh. Vierheller=
Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 26. Franz Knodt=Tv.
Eberſtadt, 27. Fritz Markert=Tgd. Beſſungen,
28. Heinz Möſer=Tgd. Beſſungen, 29 Fritz
Kre=
del=Tv. Eberſtadt, 30. Fritz Ranis=Tv.
Baben=
hauſen.
2000 Meter für Jugendturnerinnen (16/17
Jahre): 1. Anni Böſe=Tgd. Worms, 2. Käthe
Volk=Tgd. Worms.
3000 Meter für Turnerinnen, Oberſtufe: 1. A.
Klöß=TSG. 46 Darmſtadt, 2. Guſtel Reinhard=
Tv, Pfungſtadt, 3. Käthe Kaſten, Jahn 75
Darmſtadt.
3000 Meter für Turnerjugend (17/18 Jahre):
1. Paul Schuſter=Jahn 75 Darmſtadt, 2. Willi
Doll=Tgſ. Eberſtadt, 3. Fritz Staudt=TSG. 46
Darmſtadt, 4. Robert Bellmann=Tv. Germania
Dillingen (Saar), 5. Phil. Vetter=Tv. Eberſtadt.
2000 Meter für Turnerjugend (15/16 Jahre),
1. Abteilung: 1. Fritz Greim=Tbd. Jahn 75
Darmſtadt, 2. Franz Schuſter=Tbd. Jahn 75
Darmſtadt, 3. Kurt Mieck=Tv. Germania
Dillin=
gen (Saar), 4. Geſſer=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt,
5. Willi Lorenz=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 6.
Fritz Kern=Tv, Pfungſtadt. — 2. Abteilung:
1. Auguſt Lerch=Tv. Nierſtein, 2. Hans Weber=
Tgd. Worms, 3. Kurt Kraus=Tv. Arheilgen, 4.
Willi Schaffner=Tv. Pfungſtadt, 5. Georg
Rund=
ſüs=Tv. Pfungſtadt.
5000 Meter für Turner, Mittelſtufe: 1.
Ger=
hard Robert=TSG. 46 Darmſtadt, 2. Jakob
Loh=
rer=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 3. R. Weitzel=Tv.
Arheilgen, 4. Jgnatz Frantz=Tv. Germania
Dil=
lingen 5, Guſtav Pitzer=Reichsb. Darmſtadt, 6.
Fritz Dingeldey=Tv. Jugenheim.
7500 Meter für Turner, Oberſtufe: 1. Otto
Langjahr=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 2. Willi
Treuſch=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 3. Heinrich
Habiſch=Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 4. Philipp
Repp=Tv. Arheilgen, 5. Fritz Weiß=Tbd. Jahn
75 Darmſtadt, 6. Bruno Sambale=TuS. 60
Mainz, 7. Hugo Braun=Reichsb. Darmſtadt, 8.
Ernſt Monatha=TuS. 60 Mainz, 9. Philipp
Sack=Tgd. Hochheim a. M., 10. Erni Rottmann=
Tv. Erfelden, 11. Philipp Grasmück=Tv.
Ann=
weiler.
Waſſerfahrer=Hindernisſtaffel: 1. Turnerſchaft
Frankfurt=Heddernheim (Zeit: 10:33 Min.),
2. Turnverein Oppenheim (Zeit: 11:08 Min.).
Mannſchaftswettkämpfe:
7500 Meter Turner, Oberſtufe: 1. Tbd. Jahn.
75 Darmſtadt.
5000 Meter Turner, Mittelſtufe: 1. Tbd. Jahn
75 Darmſtadt.
3000 Meter Turner, Unterſtufe: 1. Tv
Ar=
heilgen, 2. Tbd. Jahn 75 Darmſtadt, 3. TSG.
46 Darmſtadt, 4. Merckſp. Darmſtadt.
2000 Meter Turner=Jugend (15/16 Jahre):
1. Tbd. Jahn 75 Darmſtadt.
1009 Mtr. Turnerinnen, Unterſtufe: 1.
Reichs=
bahnſp. Darmſtadt.
1000 Meter Turnerinnen=Jugend (14/15 J.):
1. TSG. 46 Darmſtadt.
Leichtathletik=Senſatien in Frankfurt.
Or. Pelhzer ſchlägt Penzke=USA. über 1300 Meter! —
Unbe=
ſchreibliche Glanzleiſtung des 34jährigen Stettiners. — Weinkötz=
Köin ſpringt neuen Hochſprung=Rekord mit 1,98 Meter.
2000 Zuſchauer
beim Amerikaner=Sporkfeft.
Das Frankfurter „Amerikaner=Sportfeſt”
ge=
meinſam vom JG.=Sportverein und der
Sport=
gemeinde Eintracht veranſtaltet, war leider nur
von 2000 Zuſchauern beſetzt. Das geringe
In=
tereſſe der Frankfurter iſt ſehr, zu bedauern,
wenn man bedenkt, welche Bedeutung gerade
Frankfurt einmal in der deutſchen Leichtathletik
hatte. Die erſchienenen Zuſchauer kamen aber
reſtlos auf ihre Koſten. Sie ſahen hervorragende
Leiſtungen, die allein ſchon deshalb mit
Begei=
ſterung aufgenommen wurden, weil die
ſtarten=
den Amerikaner vielfach im geſchlagenen Felde
endeten. Die gemeldeten Ungarn und Italiener
waren nicht am Start. Der Tag brachte zwei
Glanzleiſtungen deutſcher Leichtathleten,, wobei
die Worte fehlen, den Erfolg des 34jährigen
Dr. Peltzer zu beſchreiben, der es fertig
brachte, den bisher noch kaum geſchlagenen
Amerikaner Venzke einwandfrei über 1500
Me=
ter zu beſiegen. Dieſe Leiſtung am 22. Juli 34
in Frankfurt wird einmal in der Geſchichte der
deutſchen Leichtathletik mit dicken Lettern
ein=
getragen werden. Daß das Frankfurter
Publi=
kum, bei dem Peltzer beſonders beliebt iſt, den
Sieg mit nicht wiederzugebender Begeiſterung
feierte, iſt ſelbſtverſtändlich. Der Tag brachte
noch eine zweite Glanzleiſtung, die hinter Dr.
Peltzers Sieg unverdient zurücktrat. Der Kölner
Weinkötz erzielte erneut einen deutſchen
Hoch=
ſprungrekord über 1,98 Meter, während der
Amerikaner Spitz nur 1,94 Meter erreichte und
auch außer Konkurrenz den erwarteten 2=Meter=
Sprung nicht zu zeigen vermochte. Das
Frank=
furter Feſt vor leeren Bänken wird in der
Er=
innerung der Zuſchauer noch lange lebendig ſein.
Rund um die Wettkämpfe.
Die Hervorhebung der Leiſtungen Peltzers
und von Weinkötz darf nicht glauben machen,
daß in den anderen Wettbewerben nichts
ge=
leiſtet worden ſei. Borchmeyer holte ſich die
100 Meter in der glänzenden Zeit von 10.3 und
der Ametikaner Draper mußte noch Hornberger
an ſich vorbei laſſen. Dagegen beherrſchten aber
die Amerikaner die 200 Meter durch Fuqua
und Draper vollkommen. Ebenſo unſchlagbar
war Fugua auch über die 400 Meter, obwohl
hier Metzner ein Rennen auf Biegen und
Bre=
chen lief; immerhin endete der Pfälzer nur zwei
Meter hinter dem Yankee. Die 800 Meter
waren eine ſichere Beute des Stuttgarters
Deſ=
ſecker, der Venzke ſtehen ließ, während Brown
überhaupt nicht in Erſcheinung trat. Auf der
Geraden lief der Stuttgarter wie im Sprint
ſeinen Gegnern davon, und Venzke hatte Mühe,
den Angriff des überralchend gut laufenden
Frankfurters Linke abzuwehren und den
zwei=
ten Platz zu ſichern. Die zweite Niederlage
Venzkes war dann die Senſation des Tages mit
Dr. Peltzers Sieg. Die 400 Meter lief eine
Spitzengruppe in 63 Sekunden. Auf den letzten
250 Metern machten ſich Venzke, Paul und Dr.
Peltzer frei. Auf der Geraden wurde Paul von
dem Amerikaner geſchlagen, und nun kam die
unerhörte Leiſtung Peltzers. Er griff zunächſt
Paul an, ging an ihm vorbei, rückte Zoll um
Zoll an Venzke heran; dieſer wehrte ſich
ver=
zweifelt, das Publikum tobte und Peltzer war
vorbei, war Sieger. Ueber 110 Meter Hürden
zeigte Welſcher mit guter Leiſtung, daß er
wie=
der in Form iſt. Weinkötz kam im
Hoch=
ſprung lange nicht über 1,80 Meter heraus.
Dann ſchied Spitz bei 1,94 Meter aus, Weinkötz
ſprang ſie, ſprang weiter und ſprang Rekord
mit 1,98 Meter. Auch in den übrigen
Wett=
bewerben, beſonders auch bei den Frauen, gab es
recht gute Leiſtungen. Hervorzuheben iſt noch
der Start des Amerikaners Lyman im
Ku=
gelſtoßen und Diskuswerfen. Mit der Kugel
ſiegte er in 15,75 Meter, womit er ſeine
ameri=
kaniſchen Leiſtungen nicht erreichte, und im
Dis=
kuswurf hatte er gegen Sievert nichts zu
beſtellen. Die gebotenen Leiſtungen müſſen
an=
geſichts der naſſen Bahn und des teilweiſe
hef=
tigen Gegenwindes eine beſondere
Berückſichti=
gung und Beachtung erfahren.
Ergebniſſe:
Männer:
100 Meter: 1. Borchmeyer=Bochum, 10,3 Sek.;
2. Hornberger=Pirmaſens, 10,4; 3. Draper=
USA., 10,7; 4. Kerſch (Allianz Frankfurt),
10,9; 5. Geerling (Eintracht Frankfurt).
200 Meter: 1. Fuqua=USA., 21,2; 2. Draper=
USA., 22,0; 3. Geerling=Frankfurt, 22,5;
4. Sievert=Hamburg, 22,6.
400 Meter: 1. Fugua=USA., 47,9 Sek.; 2.
Metz=
ner=Frankfurt, 48,1; 3. Schäfer (Allianz
Montag, 23. Juli 1934
Frankfurt), 50,1; 4. Abraham=Berlin, nich
gezeitet.
800 Meter: 1. Deſſecker=Stuttgart, 1:52,7:
Venzke= USA., 1:55; 3. Linke (Eintrack
Frankfurt), 1:55,1; 4. Mertens=Wittenber,
1:56,4 Min.
1500 Meter: 1. Dr. Peltzer=Stettin, 3:58,1;
Venzke=USA., 3:58,4; 3. Paul=Stuttgar
4:01,4 Min.
110 Meter Hürden: 1. Welſcher (Eintracht Fr.
15,2: 2. Schwethelm (SV. Wiesbaden), 15.
3. Kopf (SV. Wiesbaden), 16.0.
4X100 Meter: 1. Eintracht 42,9; 2. JG. Fran
furt 44,9; (Amerika, Deutſche Reichsſtaff
und Allianz nicht am Start.
Schwedenſtaffel: 1. Allianz Frankfurt 2:02,
2. JG. Frankfurt 2:03,6; 3. Poſt Frkf. 2:06.
3X1000 Meter: 1. Heſſen/Preußen Kaſſel 7:53.
2. JG. Frankfurt 8:00; 3. SV. 98 Darn
ſtadt 8:02,4; 4. Poſt Frankfurt 8:18.
Weitſprung: 1. Leichum=Wünsdorf 7.39 Mete=
2. Bäumle=Wünsdorf 7,26 Meter; 3. Haſſit
ger (Poſt Frankfurt) 7.01 Meter.
Hochſprung: 1. Weinkötz=Köln 1,98 Meter (neu
deutſcher Rekord); 2. Georges Spitz=US9
1,94: 3. Böwing=Magdeburg, 1,78 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Lyman=USA., 15,75 Mete=
2. Wölcke=Berlin, 15,14 Meter; 3. Schnei
der=Darmſtadt, 15,08 Meter.
Diskuswerfen: 1. Sievert=Hamburg, 46,49 Met
2. Lyman=USA., 42,94 Meter; 3. Schnei
der=Darmſtadt, 42,24 Meter.
Frauen:
100 Meter: 1. Krauß=Dresden, 12,5: 2. Ber
hard (Eintracht Frankfurt), 12,8; 3. No=
FSV. Frankfurt), 13,0.
4X100 Meter: 1. JG. Frankfurt 50,6; 2. Po
Darmſtadt, 53,2; 3. Eintracht II, 54
Eintr. I in 50,2 als Erſte diſtanziert),
80 Meter Hürden: 1. Hagemann=Hamburg 12,
2. Eckert (Eintracht Frankfurt), 12,6.
Speerwerfen: 1. Fleiſcher (Eintracht Frankf.
42,09 Meter; 2. Köhler (Eintracht), 32.9
3. Siebert (JG. Frankfurt), 30,75 Meter.
Diskuswerfen: 1. Fleiſcher, 37,33 Met.; 2.
Re=
ter=Frankfurt 1880, 36,22 Meter; 3. Krau
Dresden, 36,01 Meter
Weitſprung: 1. Hagemann=Hamburg, 5,02 M
ter: 2. Roth=Frankfurt, 4,67 Meter; 3. Köl
ler=Frankfurt, 4,61 Meter.
Pflicht-Meiſterſchafken.
A5C. Darmſtadt — T5G. 46 Darmſtat
6114:5761 Punkke.
Der ASC. Darmſtadt trug geſtern morge
ſeine Vereins=Pflichtmeiſterſchaf
ten aus. Dieſe Wettkämpfe werden im ganze
Reich durchgeführt und mit Hilfe der erreichte
Punktzahl dann die beſten Vereine ermittel
Die TSG., die erſatzgeſchwächt antreten mußt
nahm nur trainingshalber an dem Kampf te
und muß ihn demnächſt wiederholen. Gewert
werden bei dieſen Kämpfen nicht die Eing
leiſtungen, ſondern die Durchſchnittsleiſtung
vier Beſten. — Nachſtehend die Ergebniſſe;
200=Meter=Lauf: ASC.: 1. Wettſtein 23.5
2. Vrick 24.0; 3. Keller 24.8; 4. Burk 25.6
Durchſchnittsleiſtung: 24.5. TSG.: 1. Göriſe
23.4; Fricke 24.4; 3. Fiſcher 24.9; 4. Thierol
25.0. Durchſchnittsleiſtung: 24.4.
400=Meter=Lauf: ASC.: 1. Heil 55.8;
Rinn 55.8; 3. Blickſtadt 56.0; 4. Derenbach 57.‟
Durchſchnittsleiſtung: 55.8. TSG.: 1. Avemari
52.5; 2. Fiſcher 54,8; 3. Jung 58,6; 4. Thierol
61,8. Durchſchnittsleiſtung: 54.8.
1500=Meter=Lauf: ASC.: 1. Stepp 4:17,3
2. Klein 4:31,8; 3. Barbier 4:36,8; 4. Deſche
4:37,6. Durchſchnittsleiſtung 4:30,9. TSG.:
Fornoff 4:17,5; 2. Eckert 4:34,8: 3. Zulau
4:40,7; 4. König 4:43,6. Durchſchnittsleiſtun
4:34,2 Min.
5000=Meter=Lauf: ASC.: 1. de Vries 17:27,2
2. Werner 17:34,0: 3. Martinaglia 18:25,7
4. Kalbitz 18:29,2. Durchſchnittsleiſtung: 17:59
TSG.: 1. Fornoff 16:42,6; 2. König 18:22,6
3. Schneider 18:23,4; 4. Jung 21:12,2. Durch
ſchnittsleiſtung: 18:40,2.
Kugelſtoßen: ASC.: 1. Dr. Söllinger 120
Meter; 2. Deppenbrock 11,81 Meter; 3. Blid
ſtad 10,75 Meter; 4. Schott 10,47 Meter. Durch
ſchnittsleiſtung: 11,60 Meter. TSG.: 1. Hurzel
meier 10,80 Meter; 2. Engel 10,66 Meter;
Deißroth 10.40 Meter; 4. Glock 10,33 Meter
Durchſchnittsleiſtung: 10,55 Meter.
Hammerwerfen: ASC.: 1. Deppenbrock 33,8
Meter: 2. Wettſtein 28,82; 3. Dr. Söllinge
26,00 Meter; 4. Schott 25,45 Meter. Durch
ſchnittsleiſtung: 28,53 Meter. TSG.: 1. Enge
26,76 Meter; 2. Deißroth 25,88 Meter; 3. W.
Jung 19,71 Meter; 4. Rieble 18,24 Meter.
Durchſchnittsleiſtung: 22,65 Meter.
Hochſprung: ASC.: 1. Auerswald 1,59 Mtr.
2. Deppenbrock 1,59 Meter; 3. Wettſtein 1,5‟
Meter; 4. Wilkendorf 1,52 Meter. Durchſchnitts
leiſtung: 1,55.5 Meter. TSG.: 1. Neiter 1,6
Meter; 2. Göriſch 1,52 Meter; 3. Deißroth 1,5‟
Meter; 4. Klock 1,52 Meter. Durchſchnitts
leiſtung: 1,53.7 Meter.
Weitſprung: ASC.: 1. Auerswald 6.03 Mtr.
2. Wettſtein 5,79 Meter; 3. Deppenbrock 5,74
Meter; 4. Frick 5,65 Meter. Durchſchnittsleiſt.
5,81.5 Meter. TSG.: 1. Göriſch 6,15 Meter; 2
Neiter 5,96 Meter; 3. Avemarie 5,87 Meter: 4
Fricke 5,87 Meter. Durchſchnittsleiſtung: 5,96.*
Meter.
4 mal 800 Meter=Staffel: ASC. 8:55.0 Min.
TSG. 9:11,2 Min.
4 mal 100 Meter=Staffel: ASC.: 1.
Mann=
ſchaft 45,7 Sek.; 2. Mannſchaft 47,6 Sek.
Durch=
ſchnittsleiſtung: 46,7 Sek. TSG.: 1. Mannſchaft
45,8 Sek.; 2. Mannſchaft 48,4 Sek.
Durchſchnitts=
leiſtung: 47,1 Sek.
Das längſte deutſche Flachrennen,
das Lehndorf=Rennen, wurde am Sonntag in
Hoppegarten von dem Weinberger Gregorovius
unter O. Schmidt gewonnen. Das zweite Geld
dieſes mit 6800 Mark ausgeſtatteten und über
3500 Meter führenden Rennens ſicherte ſich
Laredo.
Das Automobil= Rennen um den
Großen Preis von Dieppe gewann Etancelin
auf Maſerati vor dem Bugatti=Fahrer Lehous.
Der Leichtathletik= Länderkampf
zwiſchen Baden und dem Elſaß endete mit einem
Siege der Badenſer von 90:49 Punkten.
Montag, 23. Juli 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 201
Deutſche Kampnpiele in Nurnberg.
Beginn der Wettbewerbe. — Vorrunden=Spiele. — Die erſten Kämpfe der Waſſerballſpieler und der Fechter.
Waſſerball Auftakk
im Pulverſee.
Nachdem die eigentlichen Kampfſpiel=
Welt=
lzewerbe in Nürnberg am Samstag mit der
eutſchen= und Kampfſpiel=Meiſterſchaft im
iner=Streckenfahren begonnen hatten, traten
im Sonntag vormittag zum erſten Male die
Vaſſerballſpieler in Aktion. Fern vom
Ge=
riebe der Stadt fanden am Vormittag in der
Unlage von Bayern 07 Nürnberg die
Vor=
undenſpiele zur deutſchen und
Kampf=
piel=Waſſerballmeiſterſchaft ſtatt,
für dieſe Wettbewerbe hat der Waſſerballwart
des DSV. ein zwar recht kompliziertes, aber
doch gerecht erſcheinendes Syſtem beſtimmt,
wo=
bei auch die unterlegenen Mannſchaften noch
eine Chance haben, da in der Zwiſchenrunde
die Unterlegenen der vier Gruppen gegen die
ſiegende Mannſchaft des zweiten Spieles ihrer
Gruppe nochmals antreten und erſt die Sieger
dieſer Spiele kommen in die dritte Runde.
Vor zahlreichen Zuſchauern eröffneten unter
Leitung von Nolte=Hannover Duisburg 98
ud Spandau 04 das Turnier. Die
Ber=
iner hielten ſich bis zur Paufe (1:1) recht
zut, nach dem Wechſel trat aber die
Ueber=
egenheit der weſtdeutſchen Mannſchaft klar
zu=
age, ſo daß ein Sieg mit 6:2 herauskam.
Im zweiten Spiele traf Poſeidon
Nagdeburg auf den mit einer großen
An=
ſängerſchaft vertretenen 1. FC. Nürnberg,
er aber die Hoffnungen ſeiner Freunde nicht
„u erfüllen vermochte und in dem von
Bren=
ier=Ludwigsburg geleiteten Kampfe glatt mit
:2 (2:1) geſchlagen wurde.
Eine noch deutlichere Nürnberger
Nieder=
age brachte das dritte Spiel.
Waſſer=
reunde Hannover waren dem TV. 46
ſürnberg ganz klar überlegen. Bis zur
Kauſe führten die Norddeutſchen ein Lehrſpiel
Y or, und der Halbzeitſtand von 6:0 wurde dem
Zeſchehen im Waſſer vollauf gerecht. Nach dem
1Bechſel wuchs der Widerſtand und Kampfgeiſt
er Bayern, die nun den Ehrentreffer erzielen
onnten, während für die Hannoveraner auch
ur noch ein Treffer fiel. Bähre, Gunſt und
ltiner waren die erfolgreichſten Torſchützen der
ſorddeutſchen.
Das Schlußſpiel des Vormittags führte
gnn den Schwimmverein Augsburg
tit der Mannſchaft der Hamburger
Tur=
ſerſchaft v. 1816 zuſammen. Die Hanſeaten
daren techniſch noch nicht ganz auf der Höhe
nd außerdem auch vom Pech verfolgt. Bei der
Jauſe führten die Südbayern 3:0, nach dem
Bechſel kam Hamburg auf 3:2 heran, aber dem
endſpurt der Augsburger waren ſie nicht
ge=
pachſen. Dieſe erzielten noch drei Treffer und
er Kampf endete mit 6:2.
Die zweite Serie der Vorrundenſpiele wird
m Nachmittag ausgetragen.
Eine bedauerliche Abſage.
Siegfried Eſſen verzichtet.
Im Rahmen der Nürnberger Kampfſpiele
vird auch die Meiſterſchaft im
Mannſchafts=
bewichtheben zum Austrag gebracht. Die vier
eutſchen Spitzenvereine ſind zur Teilnahme
jeſtimmt worden, doch hat der Athletik=
Sport=
zerein Siegfried Eſſen inzwiſchen verzichtet.
der vielfache Meiſter München 1860 hat es alfo
noch mit dem VfL. Erfurt und dem SV. Hörde
1929 zu tun.
Kanu=Meiſterſchaft auf dem
Skarn=
beiger See.
Horn=Haniſch=Berlin und Hradetzki=Roſenheim
Meiſter.
Die deutſchen und Kampfſpielmeiſterſchaften
m Kanu=Langſtreckenfahren wurden am
Sonn=
ag auf dem hierzu prächtig geeigneten
Starn=
derger See ausgetragen. Die beiden
Meiſter=
chaftswettbewerbe im Zweier und Einer waren
mit je 14 Booten glänzend beſetzt. Die beiden
Neiſterſchaftsrennen waren von zahlreichen
an=
deren Rennen umrahmt, im ganzen waren an
den Wettkämpfen auf dem See 120 Boote aus 54
Vereinen beteiligt. Es kam zu einer Reihe ſehr
pannender Kämpfe, wobei man die
Wahrneh=
nung machen mußte, daß die ſeit Jahren im
Kanuſport führenden bayeriſchen Mannſchaften
m Zweier weit von der Spitze verdrängt
wur=
den und mit hinteren Plätzen vorlieb nehmen
nußten. Die Zweier=Meiſterſchaft holten ſich die
Berliner Horn=Haniſch mit der Beſtzeit des
Tages von 53:02 Minuten. Mit 50 Meter
Vor=
prung holten ſich die Berliner den Titel vor
Liebrecht=Schorn (Wiesdorf). Die Breslauer
Schmidt=Ruske belegten vor ihren Landsleuten
Laſubeck=Jonek und den Mannheimern Zahn=
Zleiber den dritten Platz. Noch klarer war der
Sieg des Roſenheimers Hradetzki im Einer=
Rennen, wo der Münchener Krebs erſt mit 80
Meter Rückſtand als Zweiter vor Rein=
Düſſel=
vorf, Kleckers=Kaiſerwerth und Triebe=Roſenheim
linkam.
Ergebniſſe der Meiſterſchaftswettbewerbe
(10,8 Km.):
1. Zweier=Meiſterſchaft: 1. Horn=Haniſch
Poſt=Berlin) 53:02, 2. Liebrecht=Schorn (KC.
Wiesdorf) 53,4, 3. Schmidt=Ruske (Gau 4
Bres=
lau) 5352, 4. Kaſubeck=Jonek (Donnervogel
Breslau) 55:33, 5. Zahn=Kleiber (Mannheimer
Kanugeſellſchaft) 55:45: 2. Einer=Meiſterſchaft:
1. Hradetzki (HC. Roſenheim) 56.36, 2. Krebs
(Tom. München) 57:06, 3. Rein (KC.
Düſſel=
dorf) 57:45, 4. Kleckers (Kanuperein Kaiſers=
1werth) 58:03, 5. Triebe (KC. Roſenheim) 58:40.
Die Fechk-Meiſterſchaften
ei den Kanfſſen.
Die Vorkämpfe im Damen=Florettfechten.
Nach mehr als neunſtündigen Kämpfen
wa=
ren die Vorkämpfe in der Damen=
Florettmeiſter=
ſchaft ſoweit gefördert, daß die neun
Teilnehme=
rinnen an der Endrunde feſtſtanden. Es ſind
dies: Hertha Fenth=Berlin, Helene Oslob=
Leipzig. Hertha Fuhrmann=Düſſeldorf,
Henny Jüngſt=Bürgel. Hedwig Haas=
Offenbach, Martha Brendel=Nürnberg,
Olga Oelkers=Offenbach, Trude Jakob=
Offenbach, Rotraud v. Wachter=München.
Allein Helene Oslob kam ohne Niederlage
durch die Zwiſchenrunde. Frau Oelkers wurde
in ihrem Kampf gegen Hertha Fenth 5:4 beſiegt.
Noch länger zogen ſich die Kämpfe, die
Teil=
nehmer und Kampfrichter gleichmäßig hart in
Anſpruch nahmen, in der Florett=
Mannſchafts=
meiſterſchaft hin.
Hermannig Frankfurk wieder Meiſter.
Abſchluß der Mannſchafts=Meiſterſchaft
im Florett.
Im Schlußkampf um die Deutſche
Mann=
ſchafts=Meiſterſchaft im Florettfechten ſtanden
ſich der vielfache Deutſche Meiſter, Hermannia
Frankfurt, und der alte Rivale Turnverein
Offenbach gegenüber. Obwohl Frankfurt ohne
Erwin Casmir focht, fiel doch der Sieg an die
Mainſtädter. Mit Eiſenecker, Roſenbauer
Je=
warowſki und Jörger ſiegten die Frankfurter
mit 9:7 Punkten. Offenbach hatte in dem
Deut=
ſchen Meiſter Heim und in Thomſon ſeine beſten
Leute, dagegen waren Sſtäfer und Stork
ſchwä=
cher, was auch den Ausſchlag gab. Eiſenecker
gewann gegen Thomſon, Schäfer und Stork,
Roſenbauer ſchlug Schäfer und Stork.
Je=
warowſki und Jörger hatten, gleichfalls
Siege gegen dieſe beiden zu verzeichnen. Von
den Offenbachern gewann Heim alle vier
Ge=
fechte, während Thomſon Siege über
Roſen=
bauer, Jerwarowſki und Jörger zu verzeichnen
hatte.
Zu den übrigen Kämpfen iſt noch
nachzutra=
gen, daß Hermannia neben dem Kampf gegen
Offenbach den ſchweren Strauß gegen die
Ham=
burger zu beſtehen hatte. Hier ſah es zeitweiſe
nach einer Senſation aus. Als ein Fechter
erſter Klaſſe entpuppte ſich der Hamburger
Ru=
dolf Hagen, der ſämtliche Frankfurter ſchlagen
konnte und im Kampf gegen Offenbach dem
Deutſchen Meiſter Heim die einzige Niederlage
beibrachte.
Anſchließend an die erſten Kämpfe wurde das
Florettfechten der Damen in Angriff genommen.
Zunächſt kämpfen 57 Teilnehmerinnen in neun
Gruppen liede gegen jede). Die drei erſten
Sie=
ge innen jeder Gruppe kommen in die
Zwiſchen=
runde, aus der ſich wieder 15 Fechterinnen für
die zweite Zwiſchenrunde qualifizieren. Aus der
zweiten Zwiſchenrunde kommen dann neun
Damen in die Entſcheidung. Die Kämpfe der
Damen werden den ganzen Montag in Anſpruch
nehmen.
Die Placierung im Mannſchaftsfechten.
1. FC. Hermannia Frankfurt a. M. 8 Pkt.,
49 S., 173 Tr.: 2. TV. Offenbach a. M. 6 Pkt.
46 S., 172 Tr.; 3. Fechtſportverein Hamburg
2 Pkt., 25 S., 252 Tr. 4. Turnerbund
Heil=
bronn 2 Pkt., 23 S., 266 Tr., 5. TSV. 1867
Leipzig 2 Pkt., 17 S., 280 Tr.
Mainzer Jubiläums=Regakta
in Hun und Fegen.
Der letzte Tag der 50. Mainzer Jubiläums=
Regatta in Verbindung mit der 23. Deutſchen
Meiſterſchafts= und 4. Kampfſpiel=Regatta ſtand
unter einem Unſtern. Das Intereſſe des
Publi=
kums hatte wieder zugenommen und überall
herrſchte längs der idylliſchen Strecke im
Floß=
hafen großes Gedränge. Der Eiſenbahnzug war
ſchon lange vor Beginn der Rennen ausverkauft
und es ſchienen alle Vorbedingungen für einen
großen Tag gegeben. Leider machte das Wetter
einen Strich durch die Rechnung. Ein heftiges,
lange anhaltendes Gewitter zwang zu einer
län=
geren Unterbrechung der Rennen, und die nach
der Zwangspauſe gefahrenen Wettbewerbe
lie=
ßen dann auch in mancher Beziehung zu
wün=
ſchen übrig. Ueberhaupt wurde in den
Meiſter=
ſchaftsrennen mit kleinen Ausnahmen nicht der
gute Sport geboten, der die Vorrennen am
Freitag ausgezeichnet hatte. Zwei Rennen, und
zwar die beiden Zweier, mußten zweimal
aus=
getragen werden, da die erſten Rennen wegen
Kolliſſionen ungültig waren. Die ſechs
Meiſter=
ſchaftsrennen folgten immer in zeitlich größeren
Abſtänden, zwiſchendurch wurden Wettbewerbe
der eigentlichen Mainzer Regatta gefahren,
ins=
geſamt brachte der Sonntag 17 Rennen.
Würzburg gewinnt den „Vierer ohne‟
Der erſte Meiſterſchaftswettbewerb, der Vierer
ohne Steuermann, eröffnete die Veranſtaltung.
Nach einem anfangs ſcharfen Kampf machten
ſich die Würzburger frei, um mit deutlichem
Abſtand vor Godesberg und Spindlersfeld zu
ſiegen.
Dr. Buhtz gibt auf. Schäfer Einer=Meiſter.
Der Henley=Sieger Dr. Buhtz hatte auch am
Sonntag wieder ſehr unter ſeiner Erkrankung
zu leiden. Er kämpfte verbiſſen bis zu zwei
Dritteln der Strecke und gab dann erſchöpft und
reſigniert auf. So kam der Dresdener Schäfer
zu einem leichten Sieg, da er ſich von den drei
überlebenden Konkurrenten als der einwandfrei
Beſſere erwies.
Spindlersfeld ſiegte im Vierer mit Steuermann.
Der hier gezeigte Sport ſtand gleich dem
Vierer ohne Steuermann nicht auf beſonders
hoher Stufe. Die Mannſchaften waren nicht
in beſter Form. Der Sieg Spindlersfelds war
überzeugend.
Braun=Möller verteidigen ihren Titel.
Der erſte Lauf wurde für ungültig erklärt.
Beim zweiten Lauf hatten es die Henlye=Sieger
nur mit dem Kölner Paar zu tun, das ſie aber
nach ſcharfem Endkampf doch ſicher niederhalten
konnten. Die Berliner ſind der einzige
vorjäh=
rige Deutſche Meiſter, der ſeinen Titel zu
ver=
teidigen vermochte
Frankfurt a. O. gewinnt den Doppelzweier.
Godesberg ausgeſchieden.
Auch dieſes Rennen ging zweimal über die
Bahn. Zuerſt wurde Germania Frankfurt a. M.
von Godesberg angefahren, ſo daß die
Frank=
furter umſchlugen. Inzwiſchen lag Frankfurt an
der Oder allerdings ſchon vorn. Das Rennen
wurde für ungültig erklärt und am Schluß der
Regatta nochmals ausgetragen. Godesberg ward
ausgeſchloſſen. Frankfurt a. O. landete einen
ſicheren Sieg. Bamberg wurde vor den völlig
erſchöpften Frankfurter Germanen Zweiter.
Hellas Verlin Achter=Sieger.
Eine Ueberraſchung brachte der Achter. Hier
hatte man zwar mit der Möglichkeit eines
Ber=
liner Sieges gerechnet; allerdings war der Ber=
liner Ruderklub der vermeintliche Sieger.
Hel=
las legte ſich gleich zu Anfang an die Spitze,
von Würzburg ſtark bedrängt. So war das Bild
des Rennens bis ins Ziel, wo nur ein kurzer
Abſtand die beiden Boote trennte.
Mainzer Regatta-Ergebniſſe.
Deutſche Kampfſpiel= u. Meiſterſchafts=Regatta.
Vierer ohne Steuermann: 1. Würzburger Ruder=
Verein 6:45,4; 2. WSV. Godesberg 6:50,1,
3. Sturmvogel Spindlersfeld 6:54, Hellas
Berlin aufgegeben.
Einer: 1. Schäfer (Dresdener Ruder=Verein)
7:34,1, 2. Pirſch (Alemannia Berlin) 7:46,1,
3. G. v. Opel (Rüſſelsheim) 7:47,6, Dr. Buhtz
(Berlin) aufgegeben.
Vierer mit Steuermann: 1. Sturmpogel
Spind=
lersfeld 7:01,4. 2. Etuf Eſſen 7:04,3. 3.
Frie=
ſen Berlin 7:13,3. 4. Viktoria Danzig 7:21,3.
Zweier ohne Steuermann (zweimal geſtartet):
1. Braun=Möller (Wiking Berlin) 7:53,4.
2. Botz=Cellarius (Köln 1877) 7:55,3. 3.
Eich=
horn=Zahn (Mannheimer RC.) 7:58. 4.
Rük=
kert=Holz (Danziger RV.) 8:08,8.
Doppelzweier (zweimal ausgetragen): 1.
Roß=
mann=Wöllert (Frankfurt a. d. Oder) 6:534.
2. Böhmitt=Bayerwaltes (RV. Bamberg)
6:56,3. 3. Frankfurter RG. Germania
Frank=
furt a. Main (Paul=Hüllinghoff) 7:05. (W.=
S.V. Godesberg im erſten Lauf ausgeſchloſſ.)
Achter: 1. Hellas Berlin 6:00,7. 2. RV.
Würz=
burg 6:00,9. 3. Berliner Ruderklub 6:094,7.
4. Mainzer RV. 6:04,9.
50. Mainzer Jubiläums=Regakta.
Zweiter Senior=Vierer m. St.: 1. Saar
Saar=
brücken 7:04,2. 2. Germania Frankfurt 7:06,6.
3. Wiesbaden=Biebrich 7:24,2. 4. Undine
Offenbach nicht gezeitet.
Zweiter Jungmann=Achter: 1. Offenbacher R=
Schw.=V. 5:36,8. 2. Undine Rüſſelsh. 6:38,8.
3. Mannheimer RC. 6:48,1. 4. Germania
Mainz=Kaſtel 6:49,2.
Hochſchul=Vierer: 1. Univ. Frankfurt 7:34. 2.
Uni=
verſität Roſtock 7:46,8.
Jungmann=Einer: 1. Rufli (FC. Zürich) 7:41.
2. Bartſch=Undine Saarbrücken 8:07. 3.
Heber=
ling (Ludwigshafener RV.) 8:19. 4.
Hoff=
mann. (Undine Offenbach) 8:33,3, 5. Behr
RG. Remagen) 8:44.
Junior=Vierer: 1. Hanſa Hamburg 7:07,4. 2. RK.
Schaffhauſen (Schweiz) 7:076. 3. DRV.
Zürich 7:08,1, 4. Undine Saarbrücken 7:15,7.
5. Fortung Maind 7:27,3.
Zweiter Vierer o. St.: 1. Offenbacher RV. 7,00.
2. Saar Saarbrücken 7:058, 3. Undine
Offen=
bach aufgegeben.
Leichter Jungmann=Vierer: 1. Fav. Hammonia
Hamburg 7:25. 2. Mannheimer RC. 7:29.
Dritter Vierer: 1. Germania Frankfurt 6:55,3.
2. Mannheimer RC. 6:58,4. 3. Kreuznacher
RV. 7:02,3. 4. Undine Rüſſelsheim 7:09,5.
Dritter Achter: 1. DRV. Zürich 6:09,9. 2.
Ger=
mania Frankfurt 6:15,3, 3. Hellas Offenbach
6:20,6. 4. Würzburger RV. 6:25.
Kampfſpiel-Regakka.
Gig=Doppelvierer m. St. für Frauen (Stil=
Schnellrudern): 1. RC. Havel Brandenburg
4:01,9, 1 Punkt. 2. WSV. Düſſeldorf 4:03,8,
2,2 Punkte, 3. RG. Worms 4:13,6, 3,8 Pkte.
4. Kaſſeler Frauen=RV. 4:20,7. 5. Mainzer
RV. 4:31,8, 4.7 Punkte.
Erſter Jungmann=Achter: 1. Frankf. RG.
Fechen=
heim 6:13, 2. Amicitia Mannheim 6:17,4.
3. Köln 1877 6:193, 4. Berliner RC. (
Ver=
bandsmannſchaft) 6:20,9.
Einige der ausſichtsreichſten Teilnehmer bei den Deukſchen Kampfſpielen.
oben von links nach rechts: Borchmeyer (Kurzſtrecke), Weinkötz (Hochſprung), Sievert (Zehnkampf), Sietas (Bruſtſchwimmen).
Unten: Fräulein Mauermeyer (Kugelſtoßen), Weimann (Speerwerfen), Fräulein Dollinger (Kurzſtrecke), Syring (Langſtrecke).
Im Oval: Deutſch (Rückenſchwimmen).
Nr. 291
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 23. Juli 1934
Sport und Leidenſchaft.
Anmerkungen zum Zußballſpiel.
Von Kaſimir Edſchmid.
edes Volk ſieht ſeine Kampfleidenſchaft gern in einem
Spiel verkörpert, das ihm die hohen Tugenden des Kampfes
vor Augen führt. Jedes Volk hat, ſeinem Temperament, ſeinem
Landesklima und ſeiner Blutzuſammenſetzung entſprechend,
einen Lieblings=Wettkampf, deſſen Geheimniſſe und Wirkungen
freilich den anderen Völkern oft verſchloſſen bleiben. Denn weder
der baskiſch=ſüdamerikaniſche Pelotariſport noch die engliſchen
Kricketſpiele . .. weder die ſpaniſchen Stierkämpfe noch die
nor=
wegiſchen Skiſpringen laſſen ſich ohne Schwierigkeiten auf andere
Länder übertragen. Wer nicht weiß, daß der ſpaniſche
Stier=
kampf nach Hunderten von Regeln, die allen Zuſchauern reſtlos
bekannt ſind, ausgefochten werden muß, wer nicht verſteht, daß
der Stierkampf eine Art mittelalterlichen Todesballetts iſt, das
dem Kämpfer jeden Schritt vorſchreibt, wird niemals verſtehen.
weshalb das Publikum manchmal raſt und manchmal begeiſtert
iſt. Und wer wiederum nicht faſziniert wird, wenn die
bas=
kiſchen und ſüdamerikaniſchen Pelotari mittels ihrer rieſigen
Armſchaufeln maſſive Kautſchukbälle mit der Gewalt von
Büchſenkugeln gegen eine Wand knallen und wieder auffangen
. . . und wer nicht fühlt, wie ſehr dieſes gewaltige Spiel den
Geiſt der antiken Epochen und der mit Schleudern bewaffneten
Helden bewahrt hat, der wird den frenetiſchen Beifall oder das
eiſige Schweigen nicht verſtehen, mit dem die Zuſchauer dieſes
nationale Kampfſpiel verfolgen. Und wer ſchließlich nicht aus einem
Eis= und Schneelande ſtammt, wofür den Mann die ſportliche
Be=
herrſchung der winterlichen Region eine Selbſtverſtändlichkeit
iſt, und wer daher nicht weiß, welche Feinheiten der Technik
beim Skiſpringen von Bedeutung ſind und wie letzten Endes
alles doch nur auf die Kühnheit des Abſprunges vom Bock
an=
kommt, der wird wohl Hochachtung vor den tapferen über die
Schanze gehenden Sportsleuten empfinden, aber er wird den
leidenſchaftlichen Beifall und die Aufgewühltheit der von ihrem
Nationalſport begeiſterten Zuſchauermaſſen nicht begreifen
kön=
nen. Trotzdem haben einige Kampfſpielarten ſich bei faſt allen
Völkern durchgeſetzt, aber viele von ihnen ſind nicht über
ge=
wiſſe Schichten hinaus in die breite Bevölkerung gedrungen.
Tennis wird wohl überall geſpielt, es iſt auch ſchon im
Mittel=
alter, wenn auch in anderer Form, viel geſpielt worden. Es
wird ſogar erzählt, daß Pizarro während der Eroberung des
Inkareiches in jeder freien Minute eine Art Tennis geſpielt
habe, und Pizarro war beſtimmt ein Mann des Volkes, der
keinen exkluſiven höfiſchen Sport getrieben hat. Aber weder
Tennis noch Golf haben jenen breiten und gewaltigen
Wider=
hall in der ganzen Welt gefunden wie Fußball, das ein
aus=
geſprochener, allgemeiner, leidenſchaftlich betriebener und mit
Begeiſterung aufgenommener Weltſport geworden iſt. Die
Gründe dafür liegen in der ausgeſprochenen Einfachheit dieſes
Wettkampfes. Die elf Männer auf jeder Seite, deren
Gliede=
rung und Aufgabe auch ohne jede Kenntnis des Spiels ſofort
offenbar wird, die Deutlichkeit des großen Balles, der von
jeder Partei in das Tor der Gegenpartei geſchoſſen werden ſoll,
machen es jedermann leicht, den Wettkampf zu verfolgen. Die
ſtete Bewegtheit des Feldes, die abwechſelnden und dramatiſchen
Phaſen des Spieles, das Hin und Her von Angriff und
Ver=
teidigung verurſachen eine dauernde Geſpanntheit. Der
Bewun=
derung für die Kühnheit der Vorſtöße geſellt ſich der Reſpeki
vor der Hartnäckigkeit der Verteidigung. Der Zuſchauer ſieht,
wie die einzelnen Spieler zuſammenarbeiten, wie aus dem
einfachen Vorgang eines Angriffes gegen das feindliche Tor ein
fein durchdachtes Zuſammenſpiel wird, wie aus dem zuerſt
wirren Bild eines Streites um den Ball eine geiſtvolle
Kom=
bination hervortritt, er ſpürt den Gemeinſchaftsgeiſt, der die
Mitglieder einer Partei wie die Teile einer komplizierten
Maſchine im gleichen Sinne arbeiten läßt . . . und er erkennt
ſchließlich darüber hinaus die Perſon, welche den Führergeiſt
der Mannſchaft verkörpert. Der Zuſchauer ſieht in dem
Fußball=
wettkampf daher ſein eigenes Leben, ſeine Rolle im Geſamtbild
des Daſeins, er erkennt ſeine eigenen Tugenden und ſeine
eigenen Fehler . .. und er nimmt aufs leidenſchaftlichſte an
dieſer Vorführung teil. In der Einfachheit der Grundregeln
und in der Allgemeingültigkeit der Erregungsumſtände liegt das
Geheimnis des Welterfolges der Fußballwettkämpfe. Die
Ver=
breitung des Spieles kennt wohl keine Grenzen. In Zanzibar
ſpielen die kleinen Araberjungen in Ermangelung eines Leders
mit Kokosnüſſen. In den Felſenneſtern Siziliens ſpielen ſie
mit Steinen. In Aegypten ſpielen ſie wegen der Hitze nur von
fünf bis ſechs Uhr in der Frühe. In den Hafenſtädten des
Südens ſpielen ſie bei elektriſchem Licht mit alten Tennisbällen
noch um Mitternacht, und manchmal ſteht das Denkmal des
Kolumbus oder des Garibaldi auf den Plätzen, wo ſie ihrer
Leidenſchaft nachgehen. Aber auch Raſſen, die für Fußball keine
Eignung haben, wie die Neger, ergeben ſich dem Spiel mit
Hingabe. Am Strand von Weſtafrika ſtellen die Neger ihre Tore
auf, treten den Ball mit der großen Zehe an und gehen,
ob=
wohl ſie außerordentlich empfindliche Schienbeine haben, mutig
in den Kampf. Fußball wird aber auch in Gegenden geſpielt,
wo das Klima dieſen den ganzen Mann reſtlos erfordernden
Sport eigentlich ausſchließen müßte. In den Ländern, die mit
drei= bis viertauſend Meter Höhe nahe beim Aequator liegen
und wo die Bergkrankheiten häufig ſind, auf den Hochebenen
von Ecuador, Bolivien und Peru, wird ebenfalls Fußball
ge=
ſpielt . . . in Gegenden, wo jede heftige Bewegung Naſenbluten
und Starrkrämpfe zur Folge haben kann und wo das Herz
durch das Klima ſchon ohne beſondere Anſtrengung ſtark in
An=
ſpruch genommen wird. Und die weißen und die indianiſchen
Zuſchauer verfolgen dieſe mit den Komplikationen des
Puls=
zählens verbundenen Wettkämpfe mit demſelben Eifer, mit dem
die Zuſchauer der großen Länderkämpfe in Europa ihre
Wett=
ſpiele verfolgen. Der Siegeszug des Fußballs hat ſogar die
Jahrhunderte alten Nationalſpiele in vielen Ländern ſtark
zu=
rückgedrängt, und wenn die Stierkämpfe in Lima ſchlecht
be=
ſucht ſind oder wenn die Pelotariſpiele in Spanien keinen
Maſſenbeſuch haben, dann liegt das daran, daß ein großes
Fuß=
ballwettſpiel das Publikum abgelenkt hat.
Das Publikum iſt der mächtige Regulator des Spieles, und
obwohl die Maſſen der Zuſchauer ja erſt von dem Spiel
ent=
zündet werden, geben doch die Erregungen der Maſſen dem
Spiel ſeinen dramatiſchen Akzent und ſind in manchen Fällen
nicht ohne Einfluß auf den Spielgeiſt der Mannſchaft. Als bei
dem Wettſpiel zwiſchen Deutſchland und Ungarn im Januar
1934 der deutſche Nationaltorwart Kreß erſchien, erhob ſich von
vierzigtauſend Zuſchauern vielleicht die Hälfte und ſchrie
„Willi”. Das Gefühl, die Sympathien der Zuſchauer für ſich
zu haben, treibt die Spieler einer Mannſchaft oft zu Leiſtungen
an, die an die Grenze des Möglichen reichen. Das Gefühl
andererſeits, gegen die dumpfe Mauer der Antipathie der Zu=
ſchauer zu ſpielen, vermag eine Mannſchaft leicht zu zermürben.
Die Begeiſterung und der Zorn der Zuſchauer werden, je nach
den Ländern, in denen geſpielt wird, oft in der merkwürdigſten
Art geweckt, und die Schlachten der Zuſchauer ſind manchmal
noch lehrreicher als diejenigen der Mannſchaften, deren Echo ſie
ja nur ſind. Nationalſinn und Leidenſchaft brechen in den
Zuſchauermaſſen oft in gewaltſamer Weiſe aus und beweiſen
die aufwühlende Erregung des Spieles. Die Leidenſchaftlichkeit
der Zuſchauer wendet ſich, wenn das Glück ihre Lieblinge oder
ihre Volksangehörigen verläßt, nicht nur gegen die
Anders=
denkenden und nicht nur gegen die Spielenden der anderen
Partei, ſondern vor allen Dingen gegen die Perſon des
Schieds=
richters, den die Maſſen gern für Tragödien verantwortlich
machen, an denen er nicht ſchuld iſt. Die Geſtalt des
Schieds=
richters iſt bei der Wichtigkeit ſeiner Entſcheidungen und wegen
der Fülle von Eigenſchaften, die er beſitzen muß (blitzſchnelle
Einſtellung, Unbeſtechlichkeit, Kaltblütigkeit und
Gerechtigkeits=
ſinn), der Prellbock, um den oft die leidenſchaftlichen Wogen
toben. Bei dem Schlußſpiel um die Weltmeiſterſchaft zwiſchen
Urnguay und Argentinien im Jahre 1932 in Montevideo, bei
dem die Zuſchauer auf Waffen unterſucht wurden, war
Vor=
kehrung getroffen, daß der Schiedsrichter nach Beendigung des
Spieles in einem ſchnellen und geſchützten Polizeiauto ſofort
zu einem nach Europa ſtartenden Schiff fahren konnte. Auch das
Schiedsrichteramt, das hohes Anſehen, aber außerordentliche
Uebequemlichkeiten bringt, erfordert von dem Ausübenden die
letzte Begeiſterung für die Sache. Es gibt Schiedsrichter, die
anſtrengende und komplizierte Berufe haben, ein herrliches
Familienleben beſitzen und ſich die freie Zeit kaum ſchenken
kön=
nen und die Sonntag auf Sonntag dennoch weite Reiſen machen,
und heute in Brüſſel und morgen in Amſterdam und acht Tage
ſpäter in Budapeſt große Wettkämpfe zu entſcheiden. Der
be=
rühmte deutſche Schiedsrichter Dr. P. J. Bauwens erzählt, daß
er im Jahre 1927 in Frankfurt nach dem ſiegreichen Kampf der
uruguayiſchen Meiſtermannſchaft Penarol von den begeiſterten
Spielern zum Umarmen herumgereicht wurde, daß ihm hingegen
bei der erſten Niederlage der ſpaniſchen Meiſtermannſchaft auf
ſpaniſchem Boden gegen die Oeſterreicher Neujahr 1922 in
Bar=
celona Frauen ihre Sitzkiſſen und Orangen in die Arena
war=
fen. In einer türkiſchen Hafenſtadt verſammelten ſich alle
Zu=
ſchauer einmal bei einem Elfmeterball im Spielfeld, um dem
ſpannenden Vorgang aus nächſter Nähe beizuwohnen. Bei einem
anderen Wettſpiel in Budapeſt verließen die Zuſchauer lange
vor Beendigung des Kampfes enttäuſcht das Spiel. Hingegen
nahmen, als bei den Olympiſchen Spielen 1924 in Paris die
Italiener und die Spanier bis faſt gegen Schluß unentſchieden
miteinander gekämpft hatten und einige Minuten vor
Spiel=
ende ein ſpaniſcher Verteidiger ein Eigentor machte und
Ita=
lien damit 1:0 in Führung ging, die Zuſchauer dieſen Vorgang
taktvoll mit eiſigem Schweigen auf ... während der Verteidiger
im Spielfeld faſſungslos zu weinen anfing und der ſpaniſche
Tormann ſich zu Boden warf und an der Erde feſtkrallte. Es
wäre aber ein Irrtum zu glauben, daß in ſüdlichen Ländern
die Beteiligtheit der Zuſchauer heftiger ſei als in nordiſchen.
Wenn man an die Kämpfe zwiſchen Belgien und Holland denkt,
bei denen die Zuſchauer ſich manchmal fanatiſch begeiſtern oder
entrüſten, ſo ſieht man, daß das nordiſche Publikum wohl
ebenſo leidenſchaftlich iſt wie das ſüdliche. Nur iſt es in der
Kritik der Schiedsrichter vielleicht ruhiger und ſachlicher. Aber
ob die Einſtellung der Zuſchauer nun ſachlich oder parteiiſch,
freundlich oder gehäſſig, nobel oder befangen iſt . . . das Spiel
rührt immer an die Grundelemente des Temperaments, und die
Ausbrüche der Publikumsleidenſchaft ſind bezeichnend für die
Art der Volksſeele. Das Spiel ſelbſt iſt ja nur ein Gleichnis,
es verſinnbildlicht die hohe Idee des Kampfes, und die
Zu=
ſchauer leben daher dieſen Kampf mit.
Polizei Heſſen — Polizei=Inſpektion
Mikte 4:1 (2:1).
Trotz des motorſportlichen Ereigniſſes, an dem
die Darmſtädter Bevölkerung überaus regen
An=
teil nahm, waren immerhin noch zirka 400
Zu=
ſchauer auf den Exert gepilgert, um dem Kampf
um die deutſche Polizeimeiſterſchaft beizuwohnen.
Sehr geſpannt war man allgemein auf das erſte
Antreten der hieſigen Poliziſten in der neuen
Aufſtellung, und auf deren Einſchlagen. Leider
wurde denen, in dieſer Hinſicht Neugierigen, eine
kleine Ueberraſchung nicht erſpart, denn
eines=
teils fehlte bei den Heſſen der bekannte Spieler
Doumont und außerdem erſchienen die Gäſte aus
der Mitte mit einer Vertretung, die nicht
im=
ſtande war, eine anſprechende Leiſtung
aufzu=
bringen, und ſo für die Heſſen während der
gan=
zen 90 Minuten einen zu leichten Gegner
dar=
ſtellten. Das Endreſultat entſpricht nicht ganz
dem Spielverlauf, denn gemeſſen an
Ueberlegen=
heit und Torgelegenheiten, hätte der Sieg der
Heſſen weit deutlicher ausfallen können.
Zur Kritik:
Die Gäſte lieferten, wie ſchon betont, eine
ziemlich ſchwache Partie. Eine rühmliche
Aus=
nahme war der ausgezeichnete Kerſten im Tor,
und die beiden recht eifrig arbeitenden
Ver=
teidiger. Der ſchwächſte Teil der Elf war die
Fünferreihe, von der man rein nichts zu ſehen
bekam.
Ein Urteil über die Neuaufſtellung des
Sie=
gers läßt ſich bei dieſem Spiel wohl ſchwerlich
bilden, und man wird ſchon damit warten
müſ=
ſen, bis die Elf einem ſtärkeren Gegner
gegen=
über ſtand. Heute war es ein Katz= und
Maus=
ſpiel mit dem Gegner, bei dem ſich kein Spieler
der Heſſen auch nur zeitweiſe hätte ausgeben
müſſen. Becker war und blieb auf Linksaußen
Erſatzmann, während man von Keck und Schurr
ſchon ſagen kann, daß es ſich bei beiden um
Spie=
ler handelt, die in jeder Hinſicht gefallen konnten.
Störner=Frankfurt hatte in dieſem Treffen
keine Gelegenheit, beſondere Leiſtungen als
Unparteiiſcher zu zeigen.
Der Spielverlauf.
Sofort mit dem Beginn riſſen die Heſſen das
Spiel an ſich und ließen den Gegner kaum
auf=
kommen, Torhüter und Abwehr der Gäſte haben
ſchwer zu kämpfen, um nicht ſchon in den erſten
Minuten geſchlagen zu werden. Die
Platzmann=
ſchaft läßt jedoch nicht locker und in der 12.
Mi=
nute ſitzt ein Prachtſchuß von Schurr im Netz.
Die Gäſte kommen nur ſtoßweiſe durch, aber
ſelbſt dieſe wenigen Angriffe erſcheinen derart
harmlos und ungefährlich, daß man ſich im Lager
der Heſſen nur wenig bekümmert zeigt.
Trotz=
dem gelingt es den Gäſten, in der 25. Minute
auszugleichen. Ein flacher Strafſtoß wird an
dem verdutzten Klein vorbei abgelenkt und
lan=
det zur Freude der Gäſte hinter der Torlinie.
Nicht zu lange ſollten ſich die Gäſte ihres
Er=
folges freuen, denn eine gute Vorlage von Keck
erwiſchte Pfeiffer und holte mit einem ſcharfen
Roller erneut die Führung. Die Ueberlegenheit
der Heſſen hält weiter an, ohne daß ſich an dem
Reſultat vor der Pauſe noch etwas ändert.
Nach dem Wechſel zeigt ſich dasſelbe Bild. Die
Heſſen drängen ihren Gegner vollſtändig zurück
um ihn aus der Umklammerung bis zum Schluß
nicht mehr herauszulaſſen. Sie demonſtrieren
einen wahren Schulfußball, bei dem es nur
öfters an dem krönenden Torſchuß mangelt.
Lattenſchüſſe und Ecken ſind vorerſt die ganze
Ausbeute dieſer Periode, bis endlich Keck das
dritte und Schurr das vierte Tor erzielt. Die
Gäſte haben ſich mit ihrer ſicheren Niederlage
abgefunden und ſind allem Anſchein nach bei dem
Schlußpfiff froh, mit dieſem Reſultat davon
ge=
eba.
kommen zu ſein.
(röffnung der „15. Rhön=
Hofmann=Mannheim gewinnk den erſten Tages=Preis.
Am Vorabend.
Jugendkurnſeſt des Unker=Gerſprenz=
Kreiſes (Kreis Odenwald).
Zum dritten Male innerhalb, eines
Jahr=
zehnts wurde unſer Turnverein für dieſes Jahr
mit der Durchführung des Jugendturnfeſtes
be=
traut; und findet dieſes am 12. Auguſt ſtatt,
verbunden mit dem 25jährigen
Vereinsjubi=
läum. Die Uebertragung des Jugendturnfeſtes
auf den Turnverein Sickenhofen kann ſich dieſer
zur Ehre anrechnen, iſt es doch ein Beweis
da=
für, daß die beiden vorhergehenden, in
muſter=
gültiger und turneriſcher Weiſe durchgeführt
wurden, was hiermit vom Kreisturnrat auch
anerkannt wurde.
Mit den Vorarbeiten wurde bereits begonnen,
die verſchiedenen Ausſchüſſe ſchon gebildet, die
ihre Aufgabe unter der umſichtigen Leitung
ihres bewährten Vereinsvorſitzenden Gg. Ad.
Trippel (Unterkreisturnwart) auch meiſtern
werden. Die jungen Turner und Turnerinnen
werden in gaſtfreundlichen Quartieren gut
auf=
gehoben ſein, und wird ſich unſer Verein freuen,
ſehr viele Jugendturner willkommen zu heißen.
Deutſchland nicht mehr bei der „Tour”?
Die Tour de France ſoll im kommenden
Jahre wieder eine große Umwälzung erfahren.
Henri Desgrange hat die Abſicht, 1935 nur noch
drei Ländermannſchaften, und zwar Frankreich,
Belgien und Italien, dafür aber mit je zwölf
Fahrern zu verpflichten. Außerdem will er auch
als Einzelfahrer nur noch die beſten
Straßen=
ſpezialiſten dieſer drei Länder engagieren.
Dem=
nach würden im kommenden Jahre weder
Deutſchland noch Spanien und die Schweiz an
der „Tour” beteiligt ſein. Ob Desgrange ſich
aber zu einer ſo einſchneidenden Umwälzung,
die vielleicht nur auf eine momentane
Verſtim=
mung wegen des ſchlechten Abſchneidens der
Deutſchen und der gemiſchten Mannſchaft
zurück=
zuführen iſt, entſchließt, bleibt abzuwarten.
Der Davispokalkampf Polen-
Bel=
gien ſieht nach dem zweiten Tage die Belgier
mit 2:1 in Führung.
Regſtes Treiben herrſchte während des
Samstags, dem Vortage zum 15.
Rhönſegel=
flug=Wettbewerb auf der Waſſerkuppe in der
Rhön, der durch das Rekord=Melde=Ergebnis
von 135 Segelflugzeugen, von denen trotz der
weſentlich vergrößerten
Unterbringungsmög=
lichkeiten nur 101 Maſchinen zugelaſſen werden
konnten, zum größten Segelflug=Wettbewerbe
der Welt werden wird.
Zahlreiche Teilnehmer ſind eingetroffen, ſo
Wolff Hirth, der wiederum ſeine beſtbewährte
„Moazagotl” fliegen wird. Kaſſel iſt mit zwei
Segelflugzeugen und Frankfurt mit vier
Maſchinen der Type „Rhön=Buſſard” im Laufe
des Samstags eingetroffen. Mit fünf
verſchie=
denen Konſtruktionen, darunter Grönhoffs
Rekordmaſchine „Fafnir” die Peter Riedel
fliegen wird, der Neukonſtruktion „Präſident”
die von Wiegmeyer geflogen wird, einem
„Rhön=Buſſard” und dem „Windſpiel”, mit
dem Fiſcher vor wenigen Wochen die
Strecken=
flug=Weltbeſtleiſtung erzielte, nimmt die
Darm=
ſtädter Ortsgruppe an der „15. Rhön” teil.
Der erſte Wetibewerbs-Tag.
Am Sonntag wurde dann die „15. Rhön”
in Anweſenheit einer großen Anzahl von
Landesgruppenführern des Deutſchen Luftſport=
Verbandes und des geſamten Flieger=Lagers
ſowie einer großen Zuſchauermenge um 8 Uhr
früh mit der feierlichen Flaggenhiſſung
eröff=
net. Prof. Dr. Georgii=Darmſtadt, der Führer
des deutſchen Segelflugweſens im DLV.,
rich=
tete in Vertretung des Präſidenten des DLV.,
Hauptmann a. D. Bruno Loerzer, herzliche
Begrüßungsworte an die Erſchienenen und
fand vor allem Worte des Dankes für
Luft=
fahrt=Miniſter Göring dem die Segelflug=
Be=
wegung den ſtarken Aufſchwung des letzten
Jahres in beſonderem Maße verdankt. Unter
den Klängen des Deutſchland= und des Horſt=
Weſſel=Liedes wurden ſodann die Flaggen vor
dem Urſinus=Haus hochgezogen.
Die Witterung ſchwankte, als die Sirene um
9 Uhr früh zum Start ertönte, noch zwiſchen
Sonnenſchein und Regen und erſt gegen 2
Uhr, nachdem etwas Wind aufgekommen war,
begann ein reger Startbetrieb. Bis gegen 5
Uhr konnten insgeſamt 30 Starts durchgeführt
werden. Wolff Hirth flog ſo eine Stunde und
auch ein großer Teil der übrigen Maſchinen
vermochte ſich über eine halbe Stunde über den
Hängen der Waſſerkuppe zu halten. Lediglich
der Mannheimer Pilot Hofmann konnte mit
ſeinem „Rhön=Adler” durch eine Thermik=
Säule Anſchluß an eine vorüberziehende
Ge=
witterwolke finden, erreichte über der
Waſſer=
kuppe bereits eine Höhe von ca. 900 Metern
und gewann damit den ausgeſetzten
Tages=
preis für die größte Höhe. Nach einem wohl=
gelungenen Ueberlandflug landete er in dem
115 Km. Luftlinie entfernten Kronach bei
Koburg.
Weſtdeutſche Leichkakhletik=
Meiſterſchaften.
10000 Zuſchauer in Elberfeld.
Vor 10 000 Zuſchauern begannen am
Sonn=
tag vormittag die Weſtdeutſchen Leichtathletik=
Meiſterſchaften in Elberfeld. Trotz des ſchwülen
Wetters und der etwas weichen Bahn gab es
anſprechende Leiſtungen. Am Start fehlten ſo
bekannte Leute wie Weinkötz, Borchmeyer und
Nottbrock, die ſich an dem Frankfurter
Amerikaner=Sportfeſt beteiligten.
Im 100=Meter=Lauf ſchied Jonath bereits
im Vorwettbewerb aus. Meiſter wurde der
Krefelder Heithoff in 10,5 Sek. vor Buthe=
Pieper (10,6) und Voß=Wuppertal (10,7). Ueber
400 Meter blieb wie erwartet Goldhauſen=
Recklinghauſen in 51,2 Sek. ſiegreich, und
Schaumburg=Oberhauſen benötigte als Sieger
der 1500 Meter 4:04,8 Min. Die Ergebniſſe:
100 Meter: Heithoff=Krefeld 10,5: 2. Buthe=
Pieper (Duisburg) 10.6; 3. Voß=Wuppertal
10.7 Sek. 400 Meter: 1. Goldhauſen=
Reckling=
hauſen 51.2: 2. Kiſters=Duisburg 51.2 (
Hanp=
breite); 3. Dielefeld=Köln 51.2 (Handbreite),
1500 Meter: 1. Schaumburg=Oberhauſen 4:04.8;
2. Nasdanſky=Köln 4:11.8: 3. Orth=Dortmund
4:12. 800 Meter: 1. Vach=Barmen 2:01; 2.
Stemberg=Dortmund 2:02. 110 Meter Hürden:
1. Pollmans=Neuß 15.4; 2. Hirth=Elberfeld
15.6; 3. Kumpmann=Hagen 15.6. Diskuswerfen:
1. Lampert=Elberfeld 44,02: 2. Meyer=Iſerlohn
43,47: 3. Buſchei=Bochum 41,45 Met.
Schleuder=
ball: 1. Lampert 60,20: 2. Grimm=Paderborn
56,45; 3. Wiegand=Düſſeldorf 54,50.
Hammer=
werfen: 1. Loehring=Köln 43,29; 2. Trumpa=
Eſſen 42,56; 3. Grimm 41,79 Meter.
Stein=
ſtoßen: 1. Lampert 9,25: 2. Bartels=Eſſen 9,12;
3. Janſen=Rheydt 9,05 Meter; Hochſprung:
1. Merker=Düſſeldorf 1,85; 2. Broſch=Krefeld
1,80; 3. Kaliſch=Gelſenkirchen 1,80. Meter,
200 Meter: 1. Buthe=Pieper 22.8: 2. Kremer=
Köln 22.9; 3. Reuther=Münſter 23.3. 400 Meter
Hürden: 1. Ruyter=Univ. Bonn 58.8; 2.
Tingel=
hoff=Münſter 59.8: 3. Halfmann=Duisburs=
5000 Meter: 1. Schueller=Köln 15:38.8: 2. Kelm=
Remſcheid 15:50; 3. Knobloch=Bonn 15:59. —
Frauen: 100 Meter: 1. Albus=Barmen 12.0;
2. Freitag=Barmen 13; 3. Müller=Barmen 13.1.
80 Meter Hürden: 1. Steuer=Duisburg 12.0;
2. Klode=Vohwinkel 13. 3. Schlarp=Köln 13.
Hochſprung: 1. Merkamp=Duisburg 1/42;
2. Link=Siegen 1,44; 3. Schütz=Lennep 1/42;
Diskus: 1. Stohke=Dortmund 34,32; 2. Krewei=
Düſſeldorf 33,62; 3. Kotſchemreuther=Köln
33,09 Meter.
Nr. 201 — Seite 7
NSK. Der Reichsleitung der NSDAP. ſind in letzter Zeit
wieder vielfach Fälle gemeldet worden, in denen Hausbeſitzer die
Vermietung von Wohnungen an kinderreiche
Fa=
milien einfach deshalb abgelehnt haben, weil ihnen
Kinder in ihrem Hauſe unerwünſcht ſind.
Die Parteileitung weiſt darauf hin, daß ein ſolches Verhalten
angeſichts der bekannten bevölkerungspolitiſchen Forderungen des
Führers unverantwortlich iſt und einen unbegreiflichen
Mangel an Verſtändnis für nationalſozialiſtiſches Denken, darüber
hinaus aber auch die planmäßige Störung der
auf=
bauenden Arbeit erkennen läßt.
Die NSDAP. wendet ſich deshalb heute noch einmal mit der
oringenden Aufforderung an alle Haus= und Grundbeſitzer, die
Bevölkerungspolitik und die Sorge für die kinderreiche Familie
in Zukunft nach beſten Kräften zu unterſtützen. Wo dieſe
Aufforde=
rung weiterhin ohne Erfolg bleibt, wird ihr mit anderen Mitteln
Geltung verſchafft werden müſſen.
Raſſenpolitiſches Amt der NSDAP., NS. Volkswohlfahrt.
Reichsleitung.
An die Veranſtalker von Bergnügungen!
Eine Vergnügungsveranſtaltung iſt nach nationalſozialiſtiſcher
Auffaſſung nicht mehr ohne die Verpflichtung zur
Opferbereit=
ſchaft denen gegenüber denkbar, die ſich aus Not keinerlei
Vergnü=
gen leiſten können. Unſer Grundſatz „Gemeinnutz geht vor
Eigen=
nutz” ſoll deshalb keine leere Phraſe bleiben, ſondern bei allen
unſeren Handlungen ausſchlaggebend und beſtimmend ſein. Die
Vergnügungsſteuerſtellen beim Kreisamt und der Stadt
Darm=
ſtadt haben deshalb Liſten aufgelegt zur Einzeichnung und
Ent=
richtung eines der Steuerſumme entſprechenden Betrages
zugun=
ſten der NS.=Volkswohlfahrt. Als Richtlinie gelten folgende Sätze:
Bei größeren Veranſtaltungen 25 Prozent des Steuerbetrages und
bei kleineren Veranſtaltungen mit einem Steuerſoll von nicht mehr
als 25 RM. etwa 10 Prozent des Steuerbetrages. Natürlich iſt
eine Ueberſchreitung der Richtſätze nur erwünſcht, aber auch eine
geringere Leiſtung ſoll nicht verſchmäht werden, wenn dem
Ver=
anſtalter entſprechende Mittel fehlen. Jedenfalls ſoll der
Charak=
ter als freiwillige Spende unbedingt gewahrt bleiben, aber es
wird doch von allen Veranſtaltern ſoviel ſoziales Verſtändnis
er=
wartet, daß von dieſer Einrichtung ein durchſchlagender Erfolg zu
erhoffen iſt.
Da jeder, der in der letzten Zeit die Tageszeitungen
aufmerk=
ſam geleſen hat, ſich von den vielſeitigen Arbeiten der NS.=
Volks=
wohlfahrt überzeugen konnte, ſollte keine Gelegenheit ungenutzt
pleiben, dieſem ſegensreichen Werke zur Verwirklichung einer
echten Volksgemeinſchaft ſeine Hand zur Mitarbeit zu reichen.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt. Darmſtadt
(Konto 5990 bei der Städt. Sparkaſſe).
Wilderer auf friſcher Tal bekroffen.
Das Schickſal eines Wilderers.
Am Samstag, dem 21. Juli 1934, gegen 20.30 Uhr, wurden
ſer 28jährige Schreiner Jakob Gumbart und der 35jährige
Hilfs=
irbeiter Konrad Schneider beide in Walldorf wohnhaft, von
dem Jagdpächter Auguſt Sittig, wohnhaft in Sindlingen a. M.,
ind ſeinem Jagdfreund betroffen, wie ſie in einer umfriedigten
Hege im Walde zwiſchen Kelſterbach und Walldorf ein Reh
ein=
angen wollten.
Vorher war aus derſelben Richtung ein Schuß abgegeben
worden. Der Jagdpächter Sittig gab einen Schreckſchuß ab,
vorauf die beiden Täter in dem Dickicht des Pflanzgartens
ver=
hwanden. An der Eingangstüre zu dem Pflanzgarten auf einer
Väldſchneiſe wurden die beiden Täter von dem Jagdpächter
Sittig wieder geſichtet. Der Hilfsarbeiter Schneider ſoll
hier=
ei ſeinem Freund Gumbart zugeruſen haben: „Jakob, auf
hn!” In dieſem Moment ſoll der Schreiner Gumbart das in
einem Beſitz befindliche Gewehr in Anſchlag gebracht und auf
Sittig gerichtet haben. Der Jagdpächter Sittig hat hierauf,
veil er fürchtete, von Gumbart erſchoſſen zu werden, ſein Gewehr
iach Gumbart gerichtet und dieſen auf eine Entfernung von etwa
20 Metern niedergeſchoſſen. Gumbart erhielt einen Kopfſchuß
ind war auf der Stelle tot.
Tatortbeſichtigung und Tatbeſtandsaufnahme erfolgten am
F22. Juli, vormittags, durch einen Vertreter der
Staatsanwalt=
chaft, ſowie Beamte des Landeskriminalpolizeiamts und
Gen=
ſarmerie.
Luftſchuh erhäll Volksvermögen!
Immer wieder iſt von ſeiten des Reichsluftſchutzbundes bei
ſer Werbung für den Selbſtſchutz im Luftſchutz darauf hingewieſen
vorden, daß die vorbereitenden Maßnahmen, die er für den Fall
ines Luftangriffes betreibt, auch bereits in Friedenszeiten für
die Erhaltung von Leben und Eigentum der Zivilbevölkerung
von hohem Wert ſind. Beſonders die Räumung der Dachböden
von allem überflüſſigen und leicht brennbaren Gerümpel, die die
Wirkung etwa einſchlagender Brandbomben zunichte machen oder
vermindern ſoll, iſt als ein hochwertiger Brandſchutz anzuſprechen,
iuch wenn der Anlaß zum Ausbruch des Feuers ein „
fried=
icher” iſt.
Bekannt iſt, daß der größte Teil der Brände, die in
Privat=
häuſern entſtehen und großen Schaden anrichten. Dachſtuhlbrände
ind oder zum mindeſten ihren Urſprung auf dem Hausboden
nehmen. Die beſondere Brandgefahr dieſes Hausteiles liegt
darin, daß dort entſtehende Brände am eheſten unbemerkt
blei=
den, an dem Dachgebälk und dem im allgemeinen dort lagernden
Hausrat, der beſonders während der Sommermonate durch die
vonnenbeſtrahlung ausgetrocknet iſt, reiche Nahrung finden, und
Taicht zuletzt darin, daß im allgemeinen der Bodenraum wenig
zu=
zänglich iſt und mit Gegenſtänden verſchiedenſter Art verbaut
wird
Der brandmindernde Wert der vom Reichs=
.uftſchutzbund nunmehr allenthalben zur
Durch=
ührung kommenden Bodenräumung wird aus zwei
Brandberichten offenbar, die in den letzten Tagen durch die
Ber=
liner Preſſe gingen.
In dem erſten Falle wurde ausdrücklich vermerkt, daß die
Sodenräume des Hauſes, in dem aus unbekannter Urſache ein
Feuer entſtanden war, entgegen der Mahnung und Aufforderung
des Reichsluftſchutzbundes noch nicht entrümpelt worden waren.
Demzufolge brannte der geſamte Dächſtuhl des Hauſes nieder,
vobei die darunterliegenden Wohnungen durch Feuer und
Löſch=
baſſer gleichfalls erheblichen Schaden litten. Nach dem
Brand=
ſericht war es der Feuerwehr nahezu unmöglich, an den
Brand=
ſerd heranzukommen, weil der Weg dorthin vollkommen
ver=
perrt war. Im Gegenſatz zu dieſer Mitteilung ſtand ein Bericht
iber einen Dachſtuhlbrand in denſelben Tagen. Es hieß
wört=
ich darin:
„Die Löſcharbeiten der Feuerwehr wurden dadurch
unter=
ſtützt, daß die Bodenräume gemäß der Aufforderung des
Reichs=
luftſchutzbundes zum größten Teil bereits entrümpelt und von
leicht brennbaren Materialien befreit waren.”
Demzufolge war der entſtandene Schaden, trotz der Größe des
Srandes, nur „unerheblich” wie ausdrücklich angegeben war.
Die Lehre aus dieſen beiden Brandberichten kann für jeden
ver=
intwortungsbewußten Volksgenoſſen nur dahin gehen, daß er im
Intereſſe der Erhaltung ſeines eigenen Beſitzes und des
Volks=
vermögens die werterhaltenden Bemühungen des
Reichsluft=
chutzbundes unterſtützt, ſoweit es in ſeinen Kräften ſteht.
Bereins- und lokale Veranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Turngemeinde Beſſungen 1865. Am Dienstag,
den 24. Juli, ſpricht im Saalbau Prof. Dr. Grimm=Eſſen über
Las Thema „Hitlers Deutſche Miſſion”. An dieſem Vortragsabend
der NSDAP. nimmt die Turngemeinde Beſſungen teil. Die Mit=
Alieder treffen ſich um 20,15 Uhr vor dem Haupteingang am
Saalbau.
Pierter 14ber=Tag in Gießen.
Alke Kameraden kreffen ſich.
Gießen, 22. Juli.
In der mit den Fahnen des Dritten Reiches überaus reich
geſchmückten oberheſſiſchen Provinzialhauptſtadt Gießen fand
ge=
ſtern und heute der vierte 116er=Tag als Wiederſehensfeier der
Kameraden des ehemaligen Infanterie=Regiments Kaiſer
Wil=
helm (2. Großh. Heſſ.) Nr. 116 und ſeiner Kriegsformationen
ſtatt. Viele Tauſende alter Soldaten waren zu dieſer Feier
ge=
kommen.
Die Veranſtaltung wurde am Samstag nachmittag mit der
feierlichen Einholung der alten Regimentsfahnen der 116er am
Bahnhof durch die Traditionskompagnie des Infanterie=
Regi=
ments Kaiſer Wilhelm Nr. 116, die 2. Kompagnie 1. Bat. Inf.=
Regts. 15 unter dem Befehl des Hauptmanns Schiel, eingeleitet.
Eine rieſige Menſchenmenge gab der Kompagnie und den
Fah=
nen das Geleite zum 116er=Gefallenendenkmal vor der
Zeughaus=
kaſerne, wo ſich inzwiſchen die Formationen des alten Regiments
116. die Kriegsformationen, die SA., der NSDFB. und die
Re=
gimentsvereine zum Gottesdienſt und zur Gefallenenehrung
auf=
geſtellt hatten. Nach dem Aufmarſch der Kompagnie und der
alten Regimentsfahnen begann der Gottesdienſt, bei dem
Pfar=
rer Trapp=Gießen für die evangeliſche und Kaplan Dauſter=
Gießen fur die katholiſche Gemeinde ſprachen. Dann folgte die
Gefallenenehrung, verbunden mit der Weihe einer Gedenktafel
für das Infanterie=Regiment 390, das aus dem Infanterie=
Re=
giment 116 mit hervorgegangen iſt und nun das Andenken
unſe=
rer Gefallenen am 116er=Denkmal verewigt erhielt. Anſprachen
und Kranzniederlegungen ſchloſſen die Gefallenenehrung.
Am Abend ſchloß ſich in der Gießener Volkshalle ein von
etwa 4500 Perſonen beſuchter Deutſcher Abend an, der ganz im
Zeichen der ſchönen alten Soldatentugenden ſtand. Zahlreiche
militäriſche Führer der alten Kriegsformationen nahmen in
Ge=
meinſchaft mit dem Bataillonskommandeur der Gießener
Reichs=
wehr. ſeinen Offizieren und der Traditionskompagnie, aber auch
den übrigen Soldaten der hieſigen Garniſon, ſowie mit
Tauſen=
den alter Krieger an der Veranſtaltung teil. Die
Traditions=
kompagnie und ihr Chef, Hauptmann Schiel, konnten als
Beloh=
nung für ihr hingebungsvolles und durchaus ſelbſtloſes Bemühen
um die wundervolle Ausgeſtaltung des Abends außerordentlich
reichen und herzlichen Dank der rieſigen Menſchenmenge
ent=
gegennehmen. Den Höhepunkt und das ſtärkſte Erlebnis des
Abends bildete die unvermutete Ankunft des Reichsſtatthalters
Gauleiters Sprenger gegen 22 Uhr. Der Führer des Verbandes
ehemaliger 116er, Oberſt a. D. Köttſchau, brachte dem Reichs=
ſtatthalter Sprenger den herzlichſten Willkommensgruß und den
herzlichſten Dank für die Ehre ſeines Beſuches dar, dem ſich
Kreisleiter z. b. V. Oberbürgermeiſter Dr. Ritter namens der
Stadt Gießen anſchloß.
Reichsſtatthalter Gauleiter Sprenger von der großen
Ver=
ſammlung mit außerordentlicher Herzlichkeit begrüßt, dankte für
die herzliche Begrüßung und führte u. a. aus: Gerade dem
Füh=
rer muß bei Regimentstagen, wenn Frontkameraden ſich
verſam=
meln, immer das erſte Gedenken, das ganze Feſt und der letzte
Gedanke gelten, denn der Führer iſt der fleiſchgewordene
Front=
ſoldat in ſeiner beſten herrlichſten Tradition in der deutſchen
Geſchichte. Gerade die Pflege des Wehrtums war zu allen Zeiten
ein Beſtandteil der Weltanſchauung des Nationalſozialismus,
über den keinerlei Wechſelrede zugelaſſen wurde. Denn wer die
Wehr des Vaterlandes berührt, ſchlägt ſich ſelbſt. Wir werden
als Deutſche uns jederzeit ſelbſt treu bleiben. Deutſchlands
Auf=
ſtieg und Vormarſch wird nicht aufzuhalten ſein. Dieſes
geſchloſ=
ſene Deutſchland wird ſich auch wieder den Platz an der Sonne
erringen, der ihm gebührt. Langanhaltende, begeiſterte
Zuſtim=
mung dankte dem Reichsſtatthalter. Begeiſtert huldigte die
Verſammlung darauf dem Führer und Volkskanzler Adolf Hitler
und dem deutſchen Vaterland. Als der Reichsſtatthalter bald
darauf die Kundgebung wieder verließ, wurden ihm von der
Menge herzliche Ehrungen und begeiſterte Heilrufe dargebracht.
Der heutige Sonntag wurde eingeleitet durch den Empfang
der mit zahlreichen Sonderzügen noch angekommenen
auswärti=
gen Kameraden und einem Generalappell der alten Soldaten, bei
dem auch der Gießener Bataillonskommandeur und die
Tradi=
tionskompagnie mit den alten Regimentsfahnen wieder zugegen
waren. Generalmajer a. D. Mohr, ein alter 116er Offizier,
hielt dabei eine Anſprache, die mit dreifachem Hurra auf den
Feldmarſchall und Reichspräſidenten v. Hindenburg und auf den
Reichskanzler und Führer Adolf Hitler ſchloß.
Am Nachmittag bewegte ſich ein großer Feſtzug der alten
Soldaten durch die Stadt, in dem ſtarke Erinnerungen an unſere
alte, ruhmreiche Armee wachgerufen wurden. Der Zug
mar=
ſchierte vor der Volkshalle in großen Säulen auf, wo der
Ver=
bandsführer der 116er, Oberſt a. D. Köttſchau, eine Anſprache
hielt, in der er in herzlicher Dankbarkeit des gewaltigen
Ret=
tungswerkes unſeres Führers und Volkskanzlers Adolf Hitler
gedachte. — Der weitere Nachmittag brachte Militärkonzerte und
kameradſchaftliches Zuſammenſein.
Aus Heſſen.
Ek. Pfungſtadt, 21. Juli. Errichtung einer
Obſt=
ſammelſtelle. Eine Polizeiverordnung vom 23. Juni regelt
den Handel mit Obſt und Gemüſe an der Bergſtraße. Danach
darf von den Händlern zum Weiterverkauf im großen kein Obſt
und Gemüſe mehr aufgekauft werden, wenn der unter behordlicher
Aufſicht ſtehende Zwingenberger Obſt= und Gemüſemarkt
abge=
halten wird. Der direkte Verkehr zwiſchen Erzeuger und
Ver=
braucher wird davon nicht berührt. Wenn man die geweſenen
Verhältniſſe ſchlagartig beleuchten will, ſo ſei erwähnt, daß
all=
jährlich vom Beginn der Spargelernte an bis zum Herbſt ein
wildes Feilſchen der Obſtaufkäufer um die Produkte der Bauern
einſetzte, wobei der Verdienſt niemals in die Taſchen der
Er=
zeuger floß. Die Polizeiverordnung hat einſchneidend in dieſe
Verhältniſſe eingegriffen, und ſie wird von den Weitſchauenden
ſehr begrüßt; zumal die Pfungſtädter Gemarkung als drittgrößte
in Heſſen wenn auch nicht in der Hauptſache Obſt, ſo doch Spargel
in großen Mengen erzeugt, und die Frage des Abſatzes eine
öffentliche iſt. Es hat daher die Gemeinde eine Obſtſammelſtelle
im Hinterhaus des Glaſermeiſters Spalt errichten laſſen, die auch
von den benachbarten Gemeinden Hahn, Eich und Eſchollbrücken
bequem zu erreichen iſt. Die täglich aufgelieferten Erzeugniſſe
werden ebenſo per Auto nach Zwingenberg gebracht und auf dem
dortigen Obſtmarkt abgeſetzt. Verpackungsmaterial ſtellt die
Sam=
melſtelle zur Verfügung. Verwalter ſind die beiden
Schwerkriegs=
beſchädigten Grünig und Schaffner. Der Obſt= und
Gartenbau=
verein, der immer für Ausmerzung unwirtſchaftlicher Erzeugniſſe
gekämpft hat, begrüßt dieſen Schritt ebenfalls, weil die Erzeuger
des Qualitätsobſtes mit der Erzielung höchſter Preiſe für ihre
Mühe gelohnt werden.
Ct. Erbach i. Odw., 23. Juli. S A.= und SS.=Reit= und
Fahrturnier am 23. Juli. Die Nennungen für das SA.=
und SS.=Reit= und Fahrturnier in Erbach i. Odw. ſind ſehr gut
eingelaufen. Für den Findigkeitsritt, welcher vormittags um
8,30 Uhr beginnt, gingen 36 Nennungen ein. Start und Ziel
be=
findet ſich an der erſten Dorf=Erbacher Brücke. Dem ſodann
folgen=
den Schaufahren für Heſſiſches Kaltblut, und zwar als
Einſpän=
ner im Kutſchwagen, folgen 5 Nennungen. Für die Gruppe Heſſ.
Warmblut als Einſpänner im Kutſch= oder Stuhlwagen folgen 14
Nennungen und für Zweiſpänner ſind 7 Geſpanne gemeldet.
Wäh=
rend dieſe Konkurrenzen in den Vormittagsſtunden ſtattfinden,
findet die Abwickelung des weiteren Teiles in den
Nachmittags=
ſtunden ſtatt. Um 13.30 Uhr erfolgt der Abmarſch der
Turnier=
teilnehmer auf dem Adolf=Hitler=Platz. Die SA.=Kapelle der SA.=
Standarte 186 wird für die erforderliche Muſik Sorge tragen. Als
erſte Konkurrenz in den Nachmittagsſtunden folgt der Wettkampf
der Reiterſtürme. Es wird u. a. eine Reiterquadrille und die neue
Gruppe zu Pferd gezeigt werden. Dem Wettkampf folgen um 2.30
Uhr die Jagdſpringen der Kl. A in den verſchiedenen
Unterabtei=
lungen. 52 Nennungen ſind für dieſes Jagdſpringen abgegeben
worden. Daß das Jagdſpringen in der SA. Anklang gefunden
hat, geht zweifellos aus der Zahl der Nennungen hervor. Um
3,.45 Uhr werden die in den Vormittagsſtunden prämiierten
Pferde ihre Ehrenrunden zurücklegen. Hierauf folgt das
Galopp=
reiten für Heſſ. Warmblut im Oldenburger Typ. 19 Nennungen
ſind hierfür eingegangen. Der Odenwälder Reiterverein e. V.
Erbach hat ſich deshalb veranlaßt geſehen, die Konkurrenz in zwei
Läufe einzuteilen. Für ſämtliche Konkurrenzen ſtehen neben den
Geldpreiſen wertvolle Ehrenpreiſe zur Verfügung. Auf Grund der
Nennungen iſt zu ſchließen, daß den Beſuchern des Turniers
ge=
nußreiche Stunden geboten werden.
Em. Heppenheim a. d. B., 23. Juli. Verkehrsunfall. Ein
aus der Lehrſtraße einbiegender Perſonenwagen ſtieß mit einem
auf der Landſtraße fahrenden Motorrad zuſammen, das vollſtändig
zertrümmert wurde. Während der Motorradfahrer nur eine
Fuß=
verletzung davontrug, wurde der Beifahrer in die Schutzſcheibe des
Autos geſchleudert und erlitt erhebliche Schnittwunden. Arzt und
Sanitätskolonne waren ſofort zur Stelle. Die Verletzten ſetzten
abends ihre Reiſe nach Michelſtadt mit dem Poſtauto fort. — Ihr
30jähriges Dienſtjubiläum bei der Reichsbahn
konnten Franz Dunſtädter und Wilhelm Eichamüller begehn. —
Verhaftung wegen Notzuchtverſuchs. Ein Mann,
der in der Nähe Kirſchhauſens einen Notzuchtverſuch an einem in
Dienſt ſtehenden Mädchen unternahm, konnte durch die
Gendar=
merie verhaftet werden.
Eine Storchkakaftrophe in Heſſen?
Gießen, 21. Juli. In einem Artikel unter dieſer Ueberſchrift
im „Gießener Anzeiger” teilt der bekannte oberheſſiſche
Ornitho=
loge Privatdozent Dr. Karl Rudolf Fiſcher vom Forſt=Zoologiſchen
Inſtitut der Univerſität Gießen mit, daß wir in Heſſen
voraus=
ſichtlich mit einer Storch=Kataſtrophe größten Ausmaßes zu
rech=
nen haben werden. Aus zahlreichen Orten hat Dr. Fiſcher die
Kunde erhalten, daß die alten Störche ihre Jungen kurzerhand
aus dem Neſt werfen, oder daß die alten Tiere einfach
abwan=
dern und ihre Jungen ohne Verſorgung in den Neſtern
zurück=
laſſen. Er gibt für dieſe Erſcheinung die Erklärung, daß es den
alten Störchen jedenfalls, an ausreichender Nahrungsgrundlage
fehle, weil die Futterplätze der Störche infolge der wochenlangen
ſtarken Hitze völlig ausgetrocknet ſind und dadurch Froſchnahrung
und ſonſtige Dinge für den Storch nicht mehr in ausreichendem
Maße zu haben wären. Um ſelbſt das Leben zu retten, begeben
ſich nach ſeiner Annahme die alten Tiere nach anderen
Futter=
plätzen, wo ſie reichlichere Nahrung zu finden hoffen. Ferner iſt
Dr. Fiſcher der Meinung, daß nicht nur durch den
Ernährungs=
mangel, ſondern auch durch die Auswirkung der ſtarken
Sonnen=
hitze auf das Brutgeſchäft die jungen Störche ſo ſchwach geworden
ſind, daß ſie in ihrem unterernährten Zuſtand die weite Reiſe im
Herbſt kaum überſtehen dürften. Daraus zieht er den Schluß, daß
wir in ganz Heſſen mit einer Storch=Kataſtrophe größten
Aus=
maßes zu rechnen haben werden. Zurzeit werden im ganzen
Heſ=
ſenland Erhebungen mittels Fragebogen angeſtellt, um über den
Stand des Storchvorkommens genaueren Aufſchluß zu bekommen.
Noch vor zwei Jahren gab es in Heſſen an 75 Orten 78 bewohnte
Storchenneſter gegen 295 bewohnte Storchenſiedlungen um die
Jahrhundertwende. Mithin habe Heſſen in einem
Vierteljahr=
hundert etwa 220 alteingeſeſſene Storchbrutpaare verloren und
dadurch eine Einbuße von jährlich 500 bis 700 Jungſtörche zu
ver=
zeichnen gehabt. Hinzu komme nun vorausſichtlich die ſehr
kata=
ſtrophale Auswirkung des Hitzeſommers auf die Störche.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Montag, 23. Juli
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. — 5.50 und 6.15:
Gym=
naſtik. — 6.40: Zeit, Meldungen. — 6.50: Wetter. — 6.353
Orcheſter Frankfurter Berufsmuſiker. Ltg.: Weidig. — 8.15:
Waſſerſtand, Wetter. — 8.20: Stuttgart: Gymnaſtik. — 10.00:
Nachr. — 10.3: Nur Trier: Eigene Sendung. — 11.00:
Werbe=
konzerk. — 11.40: Meldungen. — 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Muſikzug der Standarte R 63. Ltg.: Herm. v. d.
Doven=
mühle. — 13.00: Zeit, Saardienſt. — Anſchl.: Nachr. — 13.10:
Nachr. — 13.20: Schallplatten: Operballette. — 13.50: Zeit,
Nachr. — 14.00: Schallplatten: Menſch, ärgere Dich nicht. —
14.30: Nur Kaſſel: Nachr. — 14.40: Kompoſitionen von Mozart.
15.30: Wetter. — 15.35: Wirtſchaftsbericht. — 15.50: Zeit,
Wirtſchaftsmeldungen.
16.00: Stuttgart: Philharmon. Orcheſter. Ltg.: Wallenborn. —
17.30: Friedrich Liſt, der Vorkämpfer für eme deutſche
Volks=
wirtſchaft. Zwiegeſpräch. — 17.45= Kleine Unterhaltung. Lieder
von Joh. Brahms. — 18.00: Stunde der Jugend. Nebel am
Oeräfa=Jökull. Mit einem deutſchen Hochſeefiſchdampfer nach
Island. — 18.25: Stuttgart: Franzöſiſch. —18.45: Meldungen.
18.50: Das Leben ſpricht.
19.00: Kaſſel: Militärkonzert aus unſeren Gauen. Reichswehrmärſche.
Dazw. 19.30: Saar=Umſchau. — 20.00: Zeit, Nachr. — 20.15:
Frankfurt: Stunde der Nation: Humor entlong dem Rhem.
21.00: Der Vogelsberg. Ein Wald= und Bauernland. — 21.30;
Freiburg: Scherz= und Spottlieder aus Baden. — 22.00: Kleine
Unterhaltung. — 22.20: Zeit, Nachr. — 22.35: Stuttgart: Du
mußt wiſſen. — 22.45: Nachr., Wetter, Sport. — 23.00:
Stutt=
gart: Funkorcheſter. Ltg.: Ferd. Droſt. — 24.00; Stuttgart:
Nachtmuſik auf Schallplatten.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Monkag, 23. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. — 5.50: Nachr. — 6.00: Berlin:
Gymnaſtik.
6.15: Tagesſpruch. — 6.20: Hamburg: SA.=
Stan=
darte 45 Ltg.: Reinh. Puls=Hartmann. — In einer Pauſe (gegen
7.00): Nachr. — 8.00: Sperrzeit. — 8.45: Leibesübung für
die Frau. — 9.00: Funkſtille. — 9.40: Elſe Hoffmann: Vom
Sim und Ziel hauswirtſchaftlicher Lehrzeit in der Familie. —
10.00: Nachr. — 10.10: Funkſtille. — 11.15: Seewetterbericht.
11.30: Zum Todestage Max von Schillings. — 11.55: Wetter.
12.00: Tänze im Rampenlicht. (Schallpl.). — 12.55: Zeitzeichen.
platten). — Anſchl.: Wetter. — 13.45: Nachr. — 14.00:
Sperr=
zeit. — 14.45: Glückwünſche und Programmhinweiſe. — 15.00:
Wetter Börſe. — 15.15: Von deutſcher Frauenkunſt: Schöne
Weiß=Stickereien in der deutſchen Volkskunſt. — 15.40:
Werk=
ſtunde für die Jugend: Selbſtgefertigte Spiele für langweilige
Ferientage.
16.00: München: Das Münchener Konzertorcheſter. Ltg.: Richard
Planer. — 17.00: Halbmaſt auf der Rhön. Eine Gedenkſtunde
zur Wiederkehr des Todestages von Günther Groenhoff am
Juli. — 17.30: Bücherſtunde: Bücher des Oſtens. — 17.45:
Die polniſche Pianiſtin Halina Sembrat ſpielt Chopin. — 18.25:
Dr. Steche: Irreführende Fremdwörter. — 18.40: Dr.
Haus=
hofer: Völker finden ihren Lebensraum. — 18.55: Das Gedicht.
Anſchl.: Wetter.
19.00: Zeitfunk. — 19.20: Wir ſingen bekannte Lieder. — 20.00:
Kernſpruch. — Anſchl.: Kurznachr. — 20.15: Reichsſendung:
Frankfurt: Stunde der Nation: Humor entlang dem Rheine,
21.00: Sommerabend im Zelt. Ein Spiel von Jugend. Wäldern
und Wieſen. — 22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachr. —
22.45: Seewetterbericht. — 23.00: Stuttgart: Funkorcheſter.
Ltg.: Ferd. Droſt.
Weiterbericht.
Ausſichten für Montag, den 23. Juli: Teils wolkig mit einzelnen
gewittrigen Schauern, teils aufheiternd, kühler.
Ausſichten für Dienstag, den 24. Juli: Bewölkt mit Aufheiterung.
trocken, etwas wärmer, im ganzen aber noch kühl.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V. Andreas Bauer; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Sport: J. V.: Dr. C. H. Quetſch;
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild u. Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VT. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 12—1 Uhr. nachmittags 6—7 Uhr.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Seite 8 — Nr. 201
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 23. Juli 1934
UBEK
31)
Roman von Wolfheinrich u. d. Mülbe
(Nachdruck verboten)
Fürſt war ſelbſtverſtändlich entſchloſſen, die Ueberwachung
weiter durchzuführen, aber ſowohl für ihn wie für die New
Yorker Geheimpolizei war das leichter geſagt als getan.
Harald befand ſich ſeit dem Vormittag nicht mehr im Hotel.
Er war ausgegangen, und eine halbe Stunde ſpäter war ein
ſchwarzer Diener erſchienen, hatte die Rechnung bezahlt und ſein
Gepäck geholt. Da Dr. Lerſe im Büro die entſprechende Anweiſung
gegeben hatte, war daran nichts Auffallendes geweſen, und
nie=
mand hatte daran gedacht, den Schwarzen auszufragen, der
ge=
ſprächsweiſe geäußert hatte, Dr. Lerſe wohne immer, wenn er in
New Yoxk ſei, bei ſeinem Herrn, und alle im Hauſe freuten ſich,
daß er wieder da ſei. Das alles konnte man, wie man wollte,
als harmlos oder verdächtig deuten; die Hauptſache blieb, Dr.
Lerſe war verſchwunden, untergetaucht in dem Menſchenmeer der
gigantiſchen Stadt.
Nur wenige Eingeweihte wußten, wo er ſteckte, und die
hat=
ten allen Grund, zu ſchweigen.
Den Borddetektiv bekümmerte das Verſchwinden des
angeb=
lichen Dr. Lerſe nicht beſonders. Er nahm mit Recht an, daß der
Verfolgte ſolange wie möglich mit Mrs. Winſton in Verbindung
bleiben würde, und verlegte ſich darauf auf die Beobachtung von
Mrs. Winſtons Villa am Central Park Eaſt.
Es mochte ſich Ingrid Winſtons ſkandinaviſche Abſtammung
darin ausſprechen, daß ſie die alte Villa ihrer Schwiegereltern,
die ihr als Erbſchaft ihres Mannes zugefallen war, behalten und
ſie nicht, wie ſo viele andere reiche New Yorker, gegen eine der
modernen Prachtwohnungen eingetauſcht hatte. Freilich war das
ganze Haus nach ihren Wünſchen geändert und neu eingerichtet
worden, ſo daß es durch die glückliche Vereinigung von erleſenem
Geſchmack und elegantem Komfort einen wohltuenden Gegenſatz
bildete zu der zuſammengewürfelten Pracht anderer amerikaniſcher
Heime.
Reinhold Fürſts Geduld wurde auf keine große Probe geſtellt.
Schon am zweiten Nachmittag fuhr Harald bei Mrs. Winſton vor.
Er hatte ſie angerufen und war zum Tee gebeten worden.
So erwartete ſie ihn — ſie wunderte ſich ſelbſt, mit welcher
Un=
geduld! Als er eintrat, wurden ihre Züge von einer Freude
ver=
klärt, die ihn beglückte, und er beugte ſich lange über ihre Hand,
bis ſie ſie ihm lächelnd entzog.
„Es iſt gut, daß Sie heute kommen,” ſagte ſie, „ich fahre in
den nächſten Tagen nach Palm Beach.”
Er zuckte zuſammen. Schon? Er hatte mit dieſen Tagen
gerechnet. Die hatte er geglaubt ihr noch widmen zu können. Was
ſpäter kommen konnte, wußte er nicht, weder wann Theodor Ren=
ners Unſchuld entdeckt, noch ob ſeine eigene Verfolgung dann
gleich aufgenommen werden würde. Das hing alles von Zufällen
ab. Er hoffte freilich, noch einige Tage Ruhe zu haben, aber die
Bombe konnte auch früher platzen, jederzeit.
Mrs. Winſton ſah ſeine Enttäuſchung und deutete ſie auf
ihre Weiſe.
„Ich denke, daß ich nur acht Tage wegbleibe, und hoffe, Sie
dann noch hier zu finden.”
„Wenn es mir möglich iſt .. . jedenfalls.”
Der Diener rollte den Teewagen herein. Bald kamen noch
andere Gäſte, um Mrs. Winſton nach ihrer Rückkehr zu begrüßen.
Im letzten Augenblick ihres Alleinſeins flüſterte er ihr zu:
„Ich kann nicht ſo lange warten ... wer weiß, wann ich weg
muß ... darf ich Sie nicht in Palm Beach beſuchen?”
Sie hatte keine Zeit zu antworten und nickte ſtumm, ohne
ihn anzuſehen.
Da immer mehr Beſucher kamen, wollte Harald nicht
auf=
fällig lange bleiben. Als er aufbrach, fragte ſie ihn:
„Sie ſind alſo im Planta zu erreichen, wenn man Sie
ein=
laden will?‟
„Ja, am beſten telephoniſch.‟ Er nannte ihr eine Nummer.
„Bitte, laſſen Sie ſich von der Hotelzentrale gleich dieſe Nummer
geben, es geht dann ſchneller.”
„Sind Sie zufrieden im Planta? Es iſt vollſtändig auf der
Höhe, nicht wahr?” fragte ein Herr.
Es entſpann ſich zufällig ein Geſpräch über das bekannte
Hotel, bis alle Anweſenden wußten, daß Dr. Lerſe dort wohnte.
„Auf Wiederſehen hier oder in Palm Beach?” fragte er leiſe,
als er ſich verabſchiedete.
„Kommen Sie wirklich?” fragte ſie froh überraſcht. „Dann
rufe ich Sie noch an, wenn ich fahre.”
Ihre Blicke ſprachen deutlich. Sie liebte ihn! Und mit dieſem
Bewußtſein ging er.
Harald war ſo glücklich in dem Gedanken an die ſchöne Frau,
daß er trotz des grauen Winterwetters die ganze Welt roſenrot
ſah und ſich nicht im geringſten um verfolgende oder beobachtende
Detektive kümmerte.
Es war ein Glück für Reinhold Fürſt, daß der Hochſtapler
ſeine eingefleiſchte Gewohnheit, vorſichtig wie ein Fuchs zu ſein,
heute vergeſſen hatte, ſonſt hätte ihn Harald vielleicht zum Diner
eingeladen und diesmal nicht ſo leicht entſchlüpfen laſſen.
So aber konnte der Jäger ſeinem Wild unbemerkt
nach=
ſpüren und ihm in die Untergrundbahn und dann in die Tram
folgen. Hier nahm aber auch die Verfolgung ein jähes Ende.
Mitten im tollſten Verkehrsgewimmel der belebten Straße fuhr
Harald plötzlich aus ſeinen Träumen hoch und ſprang ab. Sogar
der New Yorker Schaffner ſah ihm entſetzt nach. Ein wahres
Fortiſſimo von entrüſteten Autohupen erhob ſich, freilich, ohne
daß ein Wagen ſeine Geſchwindigkeit deshalb mäßigte. Fürſt
wollte nach, aber der Schaffner ließ ihn nicht.
„Unmöglich,” ſagte er. „Der Mann iſt toll!“
Beide beobachteten, ſolange ſie konnten, die akrobatiſche
Ge=
wandtheit, mit der Harald durch die dahinſauſenden Wagen auf
die Häuſer zulief.
„Fein gemacht!” brummte der Schaffner, und Fürſts Reſpekt
wuchs.
Endlich an der nächſten Ecke konnte er auch den Wagen
ver=
laſſen und rannte zurück. Harald war in einen Blumenladen
geſtürzt, hatte ein ganzes Treibhaus roter Roſen gekauft und
ohne ein Wort an Mrs. Winſton ſchicken laſſen. Fürſt kam gerade
noch rechtzeitig, um von weitem zu ſehen, wie der Geſuchte den
Laden verließ und im Menſchengewühl verſchwand, wo er ihn trotz
aller Mühe nicht wiederfinden konnte.
Es gelang zwar dem Detektiv noch, bei der von dem
Roſen=
einkauf erfreuten Blumenhändlerin feſtzuſtellen, was Haraid in
dem Laden gewollt hatte, aber dann mußte er für dieſen Abend
kopfſchüttelnd ſeine Ueberwachung aufgeben.
Einige Stunden ſpäter erſchien Harald Borch im Hotel
Planta bei ſeiner alten Freundin Iſa Villescu.
20. Kapitel.
Iſa Villesen.
Iſa Villescu, die allgemein als Rumänin galt, war eine
der wichtigſten Bewohnerinnen des Hotels Planta, in deſſen
zwölftem Stock ſie als Dauermieterin eine große Wohnung
hatte, die mit allem erdenklichem Luxus und allen
Bequemlich=
keiten der Neuzeit ausgeſtattet war. Sie führte ein ſehr
ge=
ſelliges Leben. Abend für Abend glänzte die lange Reihe ihrer
prächtigen Räume in feſtlicher Beleuchtung. Im großen Saal
ſpielte eine Jazz=Band, und vornehme Paare glitten über das
ſpiegelnde Parkett. Böſe Zungen behaupteten, ſie ſeien alle
be=
zahlt, aber was die Herren betraf, war das ſicher übertrieben,
Zu beiden Seiten ſchloſſen ſich andere Räume an. Man konnte
dinieren, ſoupieren, eſſen, trinken, was man wollte. Nur den
Alkohol mußte man ſelbſt bezahlen, dafür aber gab es ihn auch
trotz des Verbots in allen Formen und in jeder Menge, vom
Champagner bis zum Likör. Ganz zurück lagen die Zimmer
mit den grünen Tiſchen. Dort ſchlug das Herz des Ganzen, und
von dort aus wurde dem Getriebe der Goldſtrom zugeführt, der
alles ernährte und in Gang hielt.
Hier thronte auch meiſt an einem der Tiſche Iſa Villescu,
die eine leidenſchaftliche Spielerin war. So geräuſchvoll und
dramatiſch ihr Weſen ſonſt ſein mochte, beim Haſard bewahrte
ſie eine ſteinerne Ruhe, aus der ſie nichts bringen konnte. Sie
ſpielte faſt nur mit ihren „Intimen”, einem kleinen Kreiſe
reicher Geldleute, die an dem Beſtehen dieſer vornehmen und
unterhaltenden Stätte ein Intereſſe hatten und es ſich gern
etwas koſten ließen; denn bei Iſa Villescu traf ſich die reichſte
Lebewelt New Yorks und alles, was von der internationalen
Welt und Halbwelt zu dem in ſeiner Art ſehr exkluſiven Kreiſe
Zutritt zu erlangen wußte.
(Fortſetzung folgt.)
Wohin heute?
UM
O. M
Leister Tag
Der Beieihanidrole
Kriminal-Film
Folizeiakte
909
Lane Halg.
Vikter de Koma
Inklschlnenr
Heute
und Toig. Tage
Der Taeldie ener
Soßen Liebe
Eine Fran
Vergisstnicht
Narsaret Sulavan
Bie auf weilteres
Der neue Wildnest-
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Die trauernden Hinterbliebenen:
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Johanna Schudt, geb. Illert.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., 22. Juli 1934.
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Die Beerdigung findet Dienstag, 24. Juli,
nachm. 4 Uhr, auf dem Alten Friedhof,
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Arheilgen, den 22. Juli 1934.
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Die Beerdigung findet. Dienstag, den 24, Juli 1934,
nachmittags 6 Uhr, von der Leichenhalle aus, ſtatt.