Darmstädter Tagblatt 1934


19. Juli 1934

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 192
Donnerstag, den 19. Juli 1934.
196. Jahrgang

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deutſchlands Recht auf Perteidigungsmittel

Auch deutſchland muß die Möglichkeit gegeben werden, jedem Angreifer mit den gleichen Waffen
aus Gründen der Berkeidigung enkgegenkreken zu können.
in Europa zu verteidigen. Regierungsformen ſeien
ihm gleich. Heute gegen Hitler eingeſtellt, würde es ſich ſofort
Unehrliche Pakkpolikik.
mit Deutſchland verbünden, wenn es Ausſicht hätte, dort den
Kommunismus zu verwirklichen. Es ſei ſchwer faßbar
Wit fordern Klarheik.
für einen Franzoſen, daß Frankreich ſich ver=

der franzöſiſche Miniſterpräſident Doumergue hat in einer
ffunkanſprache am Dienstag abend, die als Unterſtützung für
hou gedacht war, von der Unzulänglichkeit der franzöſiſchen
Seidigungsmittel geſprochen. Ganz Europa müßte eigentlich
* n ſchallendes Gelächter ausbrechen, denn Frankreich nennt
was jedes Kind in Europa, weiß, die größte, beſte und
rrnſte. Armee ſein eigen. Es hat ſich mit einem unüber=
mlichen
Verteidigungsgürtel umgeben. Es beſitzt ſo gewaltige
Myen vorzüglichſter Waffen und neueſter Munition, wie ſie
at em ganzen Erdball nicht zum zweiten Male zu finden ſind.
lber Herr Doumergue iſt nun einmal der Anſicht oder gibt
+r. zu ſein, daß die franzöſiſchen Verteidigungsmittel unzu=
ich
ſind. Er will damit den franzöſiſchen Rüſtungsfanatikern
Veg ebnen und gleichzeitig zum Ausdruck bringen, daß Herr
ſou gut daran getan hat, unter Zuhilfenahme diplomatiſcher
e neue Bundesgenoſſen zu werben.
das Thema Verteidigungsmittel iſt von Herrn Doumergue
m Zuſammenhang mit dem Oſtpakt angeſchnitten worden.
gedeſſen ſei es erlaubt, einmal an die Möglichkeiten eines
ffs auf deutſches Gebiet zu denken, ſelbſtverſtändlich unter
ſorausſetzung, daß wir dem Oſtpakt beigetreten ſind und daß
aktunterzeichner ſich auf unſere Seite zu ſtellen hätten. Es
nz klar, daß in jedem Fall der Staat den Hauptſtoß auszu=
hat
, der angegriffen wird. Herr Doumergue iſt der An=
daß
das leidenſchaftliche Eintreten für den Frieden mit der
haltung von Verteidigungsmitteln in Einklang zu bringen
Liegt alſo nicht der Gedanke nahe, daß
ich Deutſchland Anſpruch auf Oefenſivwaffen
in darf, um ſich gegen einen eventuellen Angreifer vertei=
is
zu können? Um dieſe Frage wird die internationale Dis=
ut
, die durch den Oſtpakt ausgelöſt worden iſt, zu kreiſen
. Denn wenn in dieſem Pakt davon geſprochen wird, daß
all ſtaaten gegen den Angreifer aufzutreten haben, dann muß
au edem Staat die Möglichkeit gegeben werden, dem Angreifer
ni en gleichen Waffen aus Gründen der Verteidigung ent=
reten
zu können. Oder iſt Herr Barthou etwa der Anſicht,
eutſchland lediglich ſeine Unterſchrift zu ſetzen, im übrigen
uhig zuzuſehen hat, welchen Verlauf die Ereigniſſe nehmen,
2s einmal zu einem militäriſchen Konflikt kommen ſollte?
he iſt doch, daß ein ſolcher Konflikt in der fran=
chen
Rechnung eineweſentliche Rolle ſpielt!
nd wird im Ernſt von uns verlangen können, daß Deutſch=
der
Schauplatz künftiger Kriege wird oder daß man deut=
Boden benutzt, um die Armee aufmarſchieren zu laſſen.
In dieſe Armeen von dem Angreifer geſchlagen, dann fluten
r das deutſche Gebiet hinweg, dann hat Deutſchland wegen
zentralen Lage alle Schrecken eines neuen Krieges auszu=
ichts
liegt näher als die Forderung nach Defenſivwaffen, die
indere Staaten in die Waagſchale werfen, um ſich eines
en Angreifers erwehren zu können. Herr Barthou
wenn der Augenblick herangerückt iſt, auf die Frage,
es mit den Verteidigungswaffen für
ſchland ſteht, eine klare Antwort zu geben
n. Weigert er ſich, uns das Recht der Selbſtverteidigung
iumen, dann ergibt ſich daraus, daß wir als gleichberech=
Partner nicht anerkannt und Objekt der Politik Frank=
Ial und anderer Länder bleiben ſollen, dann ergibt ſich daraus
ar uch, daß man voller Unehrlichkeit in die Paktpolitik hinein=
Eeniſt, ſodaß es keinen Zweck mehr hat, ſich weiterhin ernſt=
lit
dieſem europäiſchen Sicherheitsſyſtem zu beſchäftigen.
ende Stimmen vor Rußland auch in Frankreich.
Auch in Frankreich iſt bereits der erſte Rauſch vorüber.
ariſer Preſſe hat ſich bei der weiteren kritiſchen Behand=
es
Oſtpaktes in zwei Heerlager geſpalten. Von der einen
e wird nach wie vor die Außenpolitik Barthous unter=
Die andere, die ſchon immer antibolſchewiſtiſch eingeſtellt
ann ſich mit dem Gedanken nicht anfreunden, daß Frank=
ünftig
mit der Macht zuſammenarbeiten und ſie unter=
ſoll
, die den Bolſchewismus verkörpert und deren Politik
hinausläuft, die Weltrevolution vorwärts zu treiben.
beröffentlicht der Matin heute einen bemerkenswerten
ſeines außenpolitiſchen Mitarbeiters Henri de Corab,
n Geburt Pole iſt. Dieſer Journaliſt gibt der Anſicht
ick, daß das kommuniſtiſche Rußland keineswegs Frank=
die
wünſchenswerte Sicherheit geben könne. Mit den
7 an dem Oſt=Pakt ebenfalls zu beteiligenden Mächten,
Deutſchland, habe Frankreich ja bereits ſeit Jahren
Iſchaftsabkommen getroffen. Dagegen würde eine fran=
DWEufſiſche Waffenbrüderſchaft mancherlei gefährliche Kompli=
En ermöglichen. Alle Garantien, die man Ruß=
1 gebe und die ihm gewiſſermaßen das Recht
iu rritorialen Einmiſchungen geben könn=
nberechenbare
Folgen haben. Man dürfe nicht
Un Augen laſſen, daß Rußland kein Staat wie ein anderer
ußland könne niemals der Freund oder
erte von jemand ſein, denn jeder Konflikt
ußland erwünſcht, um die Revolution zu
chen und die Ziviliſation zu zerſtören.
rus dieſem Grund wolle es ſich in die euro=
Ihen Angelegenheiten einmiſchen. Man
* nur die letzten ruſſiſchen Schriften zu leſen, um ſich zu
wigen, daß Sowjetrußland keine einzige
Idaran wenden würde, um den Status duo

pflichte, einem ſolchen Partner zu Hilfe zu
eilen, daß Frankreich eine Waffenbrüderſchaft=
mit
Truppen eingehe, die nach den Ausſprüchen
der berufenſten ruſſiſchen Machthaber immer
bereit ſein müſſen, der Weltrevolution zu
dienen.
Dieſe Blätter erkennen klar, daß durch die franzöſiſche Hal=
tung
die Ziele der kommuniſtiſchen Internationale in höchſtem
Maße gefördert werden, und es werden daher die verſchie=
denſten
Bedenken ausgeſprochen, daß franzöſiſche
Soldaten evtl. ihr Blut für bolſchewiſtiſche
Intereſſen vergießen ſollen.
Es herrſcht bereits einige Aufregung wegen der Ein=
ſtudierung
der Internationale durch die Mili=
tärkapelle
des 23. Kolonialregiments, das an
der Beiſetzungsfeierlichkeit des verſtorbenen
Sowjetbotſchafters Dowgalewſki teilnehmen
ſoll. Die Rechtspreſſe wirft der Regierung vor, daß da=
durch
die kommuniſtiſche Propaganda weſent=
lich
gefördert wird, und daß man franzöſiſche Soldaten
nicht mehr beſtrafen könne, weil ſie kommuniſtiſche Flugblätter
verteilen, denn der franzöſiſche Generalſtab habe ſelbſt das
Spielen eines Liedes angeordnet, in dem geſagt wird, daß
unſere Kugeln bald dem eigenen General gelten werden‟. Die
Pariſer Bevölkerung wird alſo das Schauſpiel erleben, daß
franzöſiſche Soldaten das Kampflied der Bol=
ſchewiſten
ſpielen. Es ſoll uns nicht wundern,
wenn die Pariſer Kommuniſten bald die Frucht
dieſes Schauſpiels ernten.
Gefühle und Wirkſchaftsinkereſſen.
Eine rumäniſche Offerke an Frankreich.
DNB. Paris, 18. Juli.
Der rumäniſche Miniſterpräſident Tatarescu, der ſich ſeit einer
Woche in Frankreich aufhält, kehrt am Donnerstag wieder nach
Bukareſt zurück. Ueber den Zweck ſeiner Pariſer Reiſe gab Ta=
tarescu
einem Vertreter des Pariſer Mittagblattes Paris Midi
eine Erklärung, für deren richtige Wiedergabe dem Blatt die
Verantwortung überlaſſen werden muß.
Danach hat der rumäniſche Miniſterpräſident die wirtſchaft=
lichen
Intereſſen Rumäniens mit den diplomatiſchen und mili=
täriſchen
Intereſſen auf einen gemeinſamen Nenner bringen wol=
len
. Der augenblickliche Zuſtand, daß Rumänien mit Frankreich
Politik mache und mit Deutſchland Handel treibe, ſei unhaltbar.
Dort, wo die Gefühle Rumäniens ſeien, müßten auch ſeine Inter=
eſſen
ſein. Frankreich brauche Petroleum und Rumänien brauche
Lokomotiven und Kraftwagen. Im Kriegsfalle werde man dann
nicht wieder zu erleben brauchen, daß, wie im Jahre 1915, die
rumäniſchen Züge auf der Strecke liegen blieben, weil ſich die
einzige Reparaturwerkſtatt für rumäniſche Lokomotiven in Bayern
befand. Rumänien kämpfe augenblicklich mit großen finanziellen
Schwierigkeiten.
Tatarescu kam dann noch kurz auf den beabſichtigten Beſuch
König Karls zu ſprechen und erklärte, dieſer Beſuch werde vor=
ausſichtlich
im September oder Oktober ſtattfinden. Der König
werde auf dieſer Reiſe von Außenminiſter Titulescu begleitet
werden.
Berſkärkung der engliſchen Luftflokke
vom brikiſchen Kabinett beſchloſſen.
DNB. London, 18. Juli.
Wie verlautet, hat das britiſche Kabinett in ſeiner Sitzung
am Mittwoch dem Programm für die Vermehrung der britiſchen
Luftſtreitkräfte zugeſtimmt. Baldwin werde das Unterhaus bald
davon unterrichten. Im übrigen erwartet man, daß die Vor=
ſchläge
der Regierung bei der Behandlung des Haushaltes des
Luftfahrtminiſteriums im Unterhaus erörtert werden. Die
britiſchen Luftſtreitkräfte ſollen während der nächſten Jahre um
50 Geſchwader verſtärkt werden, was einen Zuwachs von 600
Flugzeugen bedeuten würde. Außerdem ſei die Schaffung
weiterer Hilfsgeſchwader geplant. Die augenblickliche Stärke der
Luftſtreitkräfte betrage 890 Frontmaſchinen bzw. 910 unter Ein=
rechnung
der bereits für das laufende Haushaltsjahr vorge=
ſehenen
Verſtärkungen. Schon ſeit Monaten ſeien Pläne für
eine umfaſſendere Organiſation der Luftſtreitkräfte einſchließlich
des Baues neuer, durch eine ſo beträchtliche Vergrößerung der
Luftſtreitkräfte notwendig werdender Flughäufen ausgearbeitet
worden.
Im Zuſammenhang mit der bevorſtehenden Mitteilung
Baldwins über die Verſtärkung der britiſchen Luftſtreitkräfte
muß daran erinnert werden, daß Baldwin anfang des Jahres
im Unterhaus in der Frage der Luftparität unter Hinweis
darauf, daß Frankreich 1650 Frontmaſchinen beſäße, erklärte,
wenn die Abrüſtungskonferenz beſonders in der Frage der Luft=
rüſtungen
zu keiner Vereinbarung komme, werde ſich die britiſche
Regierung nur mit Feicher Luftparität mit der größten Macht
innerhalb Schlagweite zufriedengeben.

Ausfuhr kuk nok.

Die Ergebniſſe der Halbjahres=Handelsbilanz 1934 liegen
nun vor. Sie rechtfertigen glücklicherweiſe nicht die ſchlimmſten
Befürchtungen, die man angeſichts der trüben Ergebniſſe des
April mit ſeinem Paſſivum von 82 Millionen RM. gehegt hat.
Doch ſind ſie immer noch bedauerlich genug. Um wieviel ernſter
aber müſſen ſie noch ſtimmen, bedenkt man die außerordentlich
barten und ſchmerzhaften Eingriffe, deren es bedurfte, um ein
weiteres Anwachſen der Einfuhr, einen Rückgang der Aus=
fuhr
zu verhindern! Die Deviſenzuteilung für Auguſt mit noch
5 Prozent zeigt den ſteinigen und beſchwerlichen Weg, den unſer
Außenhandel wandeln muß. Die Deviſen= und Goldlage der
Reichsbank beleuchtet ihn mit grellen Schlaglichtern. Die Reichs=
regierung
hat durch den Mund des Kanzlers ihren entſesloſſenen
Willen bekundet, die Dinge zu meiſtern und das deutſche Volke
wird ihr dabei nach beſten Kräften helfen. Die Ermächtigung,
die erſt kürzlich dem Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt als
eine faſt unbegrenzte Generalvollmacht erteilt wurde, ſchafft die
Vorausſetzungen dafür, daß alle Mittel und Fähigkeiten auf
den notwendigen Punkt des Außenhandels planmäßig eingeſetzt
werden können.
So iſt kein Grund zur Verzweiflung und erſt recht kein
Anlaß zu geflüſterten und gewiſperten Panikäußerungen. Sie
ſchaden nur und ſind darum überflüſſig, weil der Ernſt der
Lage von niemandem, am allerwenigſten von der berufenſten
Stelle, dem Reichswirtſchaftsminiſterium, beſchönigt wird. Ein
Ueberblick über den Gang des deutſchen Außenhandels in den
letzten 6 Monaten läßt die Entwicklung klar erkennen, die mit
einer Verknappung des Transfers zunächſt auf 50, dann auf
30 vom Hundert angehoben hat und mit der Erklärung eines
vorläufigen Moratoriums zum Ende gekommen iſt. Mit der
Jahreswende 1934 änderte ſich das Bild der deutfchen Außen=
handelsbilanz
, die ſeit mehreren Jahren aktiv war, faſt mit
einem Schlag. Im Januar verzeichneten wir 22 Millionen RM.
Einfuhrüberſchuß. Der Februar ließ ſich mit 35 Mill. noch
ungünſtiger an, der März brachte einen winzigen Ausfuhr=
überſchuß
von 3 Mill. RM., dafür war der April mit den be=
reits
erwähnten 82 Mill. um ſo alarmierender. Energiſche Ein=
ſchränkungsmaßnahmen
brachten es dann zuwege, die Paſſivität
wenigſtens etwas zu mildern. Sie betrug im Mai nur noch
42, im Juni 38 Mill. RM. Insgefamt ſtehen im erſten Halb=
jahr
1934 einer Einfuhr von 2302 Mill. RM. Ausfuhrerlöſe
von 2086. Mill. RM. gegenüber, ſo daß wir mit einer Paſſivität
von 216 Mill. RM. in das zweite Halbjahr 1934 hineingehen.
Es iſt viel über die Urſachen dieſer ungünſtigen Entwicklung
der deutſchen Handelsbilauz hin= und hergeſtritten worden,
Dabei hat man die Bedeutung des aus politiſchen Reſſentiments
gegen das neue Deutſchland entſtandenen Boykotts, der be=
ſonders
in der angelſächſiſchen Welt von beſtimmten Geſchäfts=
kreiſen
betrieben wird, wohl doch etwas überſchätzt. Wichtiger
als er iſt ohne Zweifel die Konkurrenzverſchärfung, die durch
die Valutenentwertung der wichtigſten Induſtrieſtaaten ent=
ſtanden
iſt. Neben England und die Vereinigten Staaten iſt
vornehmlich Japan auf den internationalen Märkten als empfind=
licher
und ſkrupelloſer Wettbewerber aufgetreten. Seine Preiſe
diktiert von politiſchen, nicht kaufmänniſchen Erwägungen
waren und ſind ſo gehalten, daß ein fairer Wettbewerb auf dem
Boden der Leiſtung nicht möglich iſt. Neben die Konkurrenz
tritt die noch immer abſinkende Kaufkraft einer Reihe euro=
päiſcher
Länder, beſonders im Südoſten, während Deutſchland
gerade von der Steigerung der Aufnahmefähigkeit gewiſſer über=
ſeeiſcher
Erzeugerländer, die von der Rohſtoffpreisſteigerung
bereits profitiert haben, verhältnismäßig wenig zu ſpüren be=
kommt
, da ſie im Geſamtaufbau der deutſchen Ausfuhr nur
einen kleinen Prozentſatz ausmachen. Im Gegenteil: die Fertig=
warenpreiſe
und gerade ſie ſind ja für die Geſtaltung der
deutſchen Bilanz von ausſchlaggebender Bedeutung haben
eine weitere Abſchwächung erfahren. Man hat berechnet, daß
von dem Geſamtrückgang der Ausfuhr um 12 Prozent gegen=
über
den Vorjahrsmonaten JanuarJuni die mengenmäßige
Verminderung nur mit 2 v. H. beteiligt iſt, während der Preis=
rückgang
noch immer 10 v. H. ausmacht.
Hierin, in dieſer ungünſtigen Wendung der Preisſchere
zwiſchen Ein= und Ausfuhr, iſt wohl der hauptſächlichſte Grund
für die Paſſivität der deutſchen Handelsbilanz zu erblicken.
Dies Ergebnis war aller Wahrſcheinlichkeit nach mit der Wende
der Kriſe zu erwarten. Denn ſo wie Deutſchland in den erſten
Jahren der Kriſe von dem raſcheren Verfall der Rohſtoff=
preiſe
gegenüber gehaltenen Fertigwarenerlöſen profitiert
hatte, ſo mußte ſich das Bild dann ändern, das Verhältnis
umkehren, ſobald die Rohſtoffpreiſe und ſie tun es zuerſt
wieder anzogen. In dieſem Stadium ſtehen wir noch, und
vor der Hand iſt damit zu rechnen, daß die Fertigwarenpreiſe
auf dem Weltmarkt der Rohſtoffpreisentwicklung nachhumpeln.
Dieſe Tendenzen werden durch erwähnten Valuten= und Kon=
kurrenzverhältniſſe
verſtärkt.
All dieſe Urſachen betreffen die Seite der Ausfuhr. Da=
neben
iſt zu berückſichtigen, daß die Einfuhr eine Steigerung
erfahren hat. Vor allem hat eine Mengenkonjunktur der Ein=
fuhr
eingeſetzt. Sie iſt, darauf wurde von Regierungsſeite
ſchon häufig hingewieſen, die naturnotwendige Folge der
Arbeitsſchlacht innerhalb Deutſchlands. Hat dieſe auch zunächſt
auf Gebieten eingeſetzt, die von den außenwirtſchaftlichen Be=
ziehungen
vergleichsweiſe unabhängig ſind, ſo konnte doch nicht
verhindert werden, daß bei der engen zwiſchenſtaatlichen Wirt=
ſchaftsverflechtung
, die gerade das Kennzeichen der deutſchen
Wirtſchaft iſt, bald auch die Bewegung auf die Einfuhr über=
griff
. Ein vermehrter Rohſtoffbedarf entſtand und er wurde
durch beſonders bedingte Konjunkturen auf Teilgebieten (z. B.
in der Textilbranche) noch verſtärkt. Die letzten Monate haben
Maßnahmen gebracht, durch die der Rohſtoffbezug auf das
Stärkſte gedroſſelt worden iſt. Es iſt dabei von maßgebender
Seite erklärt worden, daß damit natürlich nicht ein Dauer=
zuſtand
geſchaffen werden ſoll, ſondern daß dieſe Maßnahmen
nur im Hinblick auf den augenblicklichen Notſtand erlaſſen wor=
den
ſind und nur für die Dauer ſeines Beſtehens erhalten
bleiben werden. Wir können als Ergebnis dieſer ſcharfen Ein=
ſchränkungsbeſtimmungen
für den Rohſtoffbezug in der Tat
buchen, daß die Paſſivität der Handelsbilanz ſich verringert hat.
Das Geſamtproblem der deutſchen Außenhandelsbeziehungen
wurde und wird, das hat die Entwicklung der letzten Monate
ſehr deutlich und eindringlich gelehnt, nachdrücklich von der

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Seite 2 Nr. 197

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

deutſchen Auslandsverſchuldung beeinflußt. Die drückenden
Laſten, unter denen die deutſche Volkswirtſchaft ſeufzt, Laſten,
die ſchließlich doch politiſcher Natur und politiſchen, repara=
tionspolitiſchen
Urſprungs ſind, ſind gerade jetzt wieder ſehr
fühlbar geworden. Auf der andern Seite hat ſich auch gezeigt,
daß eine Abdeckung der Verpflichtungen eben nur möglich iſt,
wenn das Ausland ſich willens zeigt, die deutſchen Waren auf=
zunehmen
. Denn immer wieder muß es geſagt werden: im
Außenhandel wie überhaupt in den geſamten Wirtſchafts=
beziehungen
von Nation zu Nation gibt es nur Waren= und
Dienſtleiſtungen.
Man kann nicht ſagen, daß dieſe Erkenntniſſe dem Ausland
leicht geworden ſind. Es gibt noch genug Leute, die ſich gegen
Ke ſträuben. Es war wohl auch eine gewiſſe zeitliche Entwick=
lung
und die Lehre der Not erforderlich, um in Deutſchland
die Einſicht reifen zu laſſen, daß unſere Wirtſchaft auf ihre
alten und notwendigen Beziehungen zur wirtſchaftlichen Umwelt
nicht verzichten kann. Die Gedanken einer deutſchen Autarkie
ſind an den Tatſachen zerſchellt. Der Reichsaußenminiſter hat
dem ſchon vor Monaten beredten Ausdruck verliehen, als er in
einer Rede feſtſtellte, daß Autarkie ein überwundener Stand=
punkt
ſei. Damit iſt das darf nicht unterſchätzt werden
eine bedeutſame pſhchologiſche Vorausſetzung für die macht=
volle
Wiederingangſetzung der deutſchen Ausfuhr geſchaffen
worden. Das Bewußtſein, daß Ausfuhr notwendig iſt, lebt
heute in breiteſten Kreiſen des deutſchen Volkes. Deutſchlands
Wirtſchaft bedarf dieſes Bewußtſeins, wenn ſie im nun kommen=
den
zweiten Wirtſchaftshalbjahr 1934 ſich den ernſten Problemen
mit Mut und Energie gegenüberſtellen will, die auf dem Ge=
biet
des Außenhandels und darüber hinaus auf allen Wirt=
ſchaftsgebieten
der Löſung harren.

* Unaufhalkſamer Verfall
des ſkanzoſiſchen Sozlallsmug.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 18. Juli.
Der Nationalrat der franzöſiſchen Sozialiſten hat in ſeiner
Pariſer Tagung ſich für die gemeinſame Front mit den Kom=
muniſten
entſchieden. Und zwar mit einer erdrückend großen
Mehrheit. Das iſt ein wichtiges Ereignis für die franzöſiſche
Innenpolitik, wenn es auch im Augenblick ungewiß iſt, welche
Rolle die Marxiſten in der nächſten Zukunft in Frankreich
ſpielen können.
Die ſozialiſtiſche Partei Frankreichs hat in der letzten Zeit
bekanntlich ſtarke Verluſte erlitten. Ganze Gruppen ſind von
ihr abgefallen und im innern der Partei herrſcht viel Uneinig=
keit
. Nichtsdeſtoweniger bedeutet ſie noch immer eine ſahr
große Kraft, ſie bleibt die zweitſtärkſte Partei in der fran=
zöſiſchen
Kammer. Es bleibt dabei freilich dahingeſtellt inwie=
weit
ſie innerlich ſchon zermürbt iſt und ob ſie die Krafte, die
ſie in der Kammer vertritt, noch tatſächlich repräſentiert. Denn
weder organiſatoriſch noch doktrinär beſitzt die Partei einen
wirklichen Rückgrat. Der ſchwächſte Punkt iſt die Parteidoktrin.
Die Mehrzahl der Marxiſten kümmern ſich nicht mehr um die
Lehren von Marx. Und in der Kammer konnte der Einfluß der
Partei ſeit der Bildung der Regierung des Burgfriedens nicht
mehr zum Ausdruck kommen. Nun haben ſich die ſozialiſtiſchen
Parteiführer, um den Verfall der Partei aufzuhalten, zu dem
Zuſammengehen mit den Kommuniſten ent=
ſchloſſen
. Ein verzweifelter Entſchluß. Man konzen=
triert
alle Kräfte auf die Bekämpfung des Fascismus, das
heißt, auf die Bekämpfung der verſchiedenen rechtsſtehenden
Verbände, die zum Teil eine recht konfuſe Politik verfolgen,
aber mehr oder minder im Banne fasciſtiſcher Ideen ſtehen.
Man hofft, auf dieſe Weiſe der Partei einen neuen Kampf=
geiſt
einzuflößen.
Die Nutznießer dieſer Entwicklung ſind die
Kommuniſten. Sie hoffen und nicht ganz zu unrecht
alle aktiven Elemente der Sozialiſten unter ihren Einfluß zu
bringen. Ihre Situation hat ſich gebeſſert. Sie ſind zwar
zahlenmäßig nicht ſtark, aber ſie ſind aktiv.
Die Regierung befindet ſich ihnen gegen=
über
in einer heiklen Lage. Die Freundſchaft
mit den Sowjets verträgt ſich ſchlecht mit der
energiſchen Unterdrückung der kommuniſtiſchen
Agitation wenigſtens bei der politiſchen Struktur
Frankreichs. Die Moskauer Machthaber ſelbſt wollen ſich bei
aller Freundſchaft für die franzöſiſchen Militariſten nicht von
den franzöſiſchen Kommuniſten diſtanzieren. Die Sowjet=
diplomatie
muß in Paris einen Eiertanz vollführen.
Bei allen Möglichkeiten der Tagespolitik bleibt der Ver=
fall
des marxiſtiſchen Sozialismus in Frank=
reich
unaufhaltſam. Was nicht beſagen will, daß der
Marxismus der Regierung demnächſt, vor allem in der Wirt=
ſchaftspolitik
, nicht doch noch ſehr große Schwierigkeiten be=
reiten
wird.

Wir wiſſen heute, welche tiefen und für das ganze Leben
entſcheidenden Einflüſſe viele berühmte Söhne von ihren Müt=
tern
erfahren haben. Letizia iſt ein großes Beiſpiel dafür.
Napoleon ſelbſt hat oft darauf hingewieſen. Ihr, ihren guten
Prinzipien ſchulde ich mein Glück und meine beſten Taten.
Alles verdanke ich meiner Mutter! hat er kurz vor ſeinem
Tode geſagt. Meine Mutter war geboren einen Staat zu
regieren . . . Ihr verdanke ich den Aufſtieg meines Lebens
ſagte er ein andermal. Und weiter Verluſte, Entbehrungen,
Anſtrengungen, ſie ertrug alles und hielt allem ſtand. Sie hatte
den Kopf eines Mannes auf dem Körper einer Frau. Sie war
zart und ſtreng zugleich; ſie ſtrafte für ſchlechte Taten und
belohnte gutes Betragen; ſie beurteilte unparteiiſch unſere guten
und böſen Handlungen. Sie wachte treulich mit ſteter Sorge
über uns. Niedrige und unedle Gefühle wurden nicht durch=
gelaſſen
und aus unſerem Umkreis verbannt. Sie ließ nichts
an unſere jungen Gemüter heran, das nicht edel und vor=
nehm
war.
Es gibt viele Bücher über Letizia und unzählige über
Napoleon, aber es gab bisher in keiner Sprache eine Biographie
Letizias, in der ihr Leben in engſte Beziehung zum Leben ihres
Sohnes geſetzt wurde und wenn ſie auch eine ungewöhnliche
Frau war, ſo wird doch erſt in dieſer Verbindung ihr Leben
denkwürdig.
Dies Buch iſt jetzt geſchrieben von R. Mc. Nair Wilſon, einem
ſchottiſchen Arzt, der dabei mit gründlicher Sachkenntnis zu Werke
gegangen iſt. (Societäts=Verlag, Frankfurt a. M., 280 Seiten und
20 Bildſeiten. Geb. 5,40.) Seine Beſchreibung iſt einfach und ſpan=
nend
, ſie zeugt von pſychologiſcher Begabung, aber ſie hält ſich fern
von hintergründiger Deutungskunſt. Die Tatſachen des Buches
und die Art wie ſie vorgetragen werden, machen vieles verſtänd=
lich
und laſſen mehr begreifen, als ſich unter einem Geſichtspunkt
andeuten läßt.
Zunächſt geſchieht hier viel zum Verſtändnis Napoleons, der
ohne ſeine Mutter, ohne Korſika und den korſiſchen Familien= und
Sippengeiſt in vielem nicht begriffen werden kann. Die Familie
Buonaparte gehörte zum engſten Kreis um den Freiheitshelden
Paoli, zu deſſen Nachfolger als König von Korſika der Vater Na=
poleons
auserſehen war. Der Kampf Korſikas um ſeine Freiheit, die
dauernden Kämpfe zwiſchen den ripaliſierenden Sippen undParteien,
Paolis Verſuch, die großen Mächte Frankreich und England gegen=
einander
auszuſpielen und ſo zur eignen Unabhängigkeit zu kom=

Vom Tage.
Der Reichskanzler empfing am 18. Juli mittags im Beiſein
des Staatsſekretärs im Reichswirtſchaftsminiſterium Dr. Poſſe
den mit der Wahrnehmung der Geſhäfte des Führers der Wirt=
ſchaft
betrauten Grafen von der Goltz zu einer Beſprechung über
organiſatoriſche Fragen.
Im Rahmen des Geſetzes zur Porbereitung des organiſchen
Aufbaues der deutſchen Wirtſchaft vom 27. Februar 1934 hat
Gottfried Dierig, der Führer der Hauvtgruppe VI (Leder, Tex=
tilien
und Bekleidung), Clemens Martini jun., Augsburg, in Fa.
Martini u. Co. GmbH., zum Führer, der Textilinduſtrie ernannt.
Der König und die Königin von Siam trafen am Mittwoch=
abend
, von Friedrichshafen kommeno, im Kraftwagen in Stutt=
gart
ein und wohnen in dem mit der ſiameſiſchen Königsſtandarte
und den deutſchen Nationalfarben geſchmückten Hotel Marquardt.
Ein offizieller Empfang fand auf WPunſch des Königs nicht ſtatt.
Der König und die Königin werden bereits Donnerstagvormittag
die württembergiſche Hauptſtadt wieder verlaſſen und nach Hei=
delberg
weiterfahren.
In Hall (Tirol) wurden 52 Nationalſozialiſten unter dem
Verdacht verhaftet, einen Anſchleg auf das Salinenwerk vor=
bereitet
zu haben.
Die Diſziplinarkommiſſion der öſterreichiſchen Bundesbahnen
hat ſechs Beamte wegen ih er politiſchen Geſinnung vom Dienſt
entlaſſen und ihre Bezüge um ein Drittel gekürzt. Ferner ſind
ſieben weiteren Beamten der Bundesbahnen wegen verbotener
politiſcher Betätigung die Penſionen entzogen worden.
Der ungariſche Miniſter des Innern hat das Wochenblatt
Tarſadalmunk ein extrem=liberales Organ, wegen eines ab=
fälligen
Artikels über die letzten Vorgänge in Deutſchland auf
30 Tage verboten.
Die beiden ſozialdemokratiſchen Parteien in der tſchechoſlo=
wakiſchen
Republik und die tſchechiſche nationalſozialiſtiſche Partei
haben am Dienstag das kommuniſtiſche Angebot einer Einheits=
front
ablehnend beantwortet.
Durch ein Dekret des franzöſiſchen Kriegsminiſters Pétain
ſind Neuverpflichtungen bei der Armee für junge Leute, welche
Berufsſoldaten werden wollen, wieder in unbeſchränkter Zahl zu=
gelaſſen
. Dieſe Maßnahme wird damit begründet, daß in den
kommenden Jahren, in denen ſich der Ausfall der Geburten der
Kriegsjahre bemerkbar machen wird, die Effektivſtärke der Be=
rufsarmee
ſtark zuſammenzuſchmelzen drohe.
Im engliſchen Unterhaus kündigte Baldwin am Mittwoch an,
daß das britiſche Parlament am 31. Juli in die Ferien gehen
werde.
Zwiſchen der engliſchen und der italieniſchen Regierung ſind
Beſprechungen über die Zweckmäßigkeit von Verhandlungen zur
Vorbereitung der nächſtjährigen Flottenkonferenz eingeleitet
worden. Von engliſcher Seite iſt der italieniſchen Regierung
vorgeſchlagen worden, dieſe Vorbeſprechungen im Auguſt in Lon=
don
zu führen.
In Kosciusko (Miſſiſſippi) wurden vier Großtransforma=
toren
der Miſſiſſippi=Kraftwerke durch eine Dynamit=Exploſion
ſchwer beſchädigt. Die Polizei vermutet einen Anſchlag der radi=
kalen
Textilarbeiter. Drei Streikende wurden verhaftet.
Nach dem Notenaustauſch zwiſchen der mexikaniſchen und der
ſowjetruſſiſchen Regierung iſt beſchloſſen worden, die diplomati=
ſchen
Beziehungen zwiſchen beiden Ländern wieder aufzunehmen.
Der vorläufige Präſident der Republik Braſilien, Dr. Var=
gas
, wurde von der Geſetzgebenden Nationalverſammlung end=
gültig
zum Präſidenten Braſiliens gewählt. Dr. Vargas erhielt
175 Stimmen; 59 Stimmen entfielen auf ſeinen Hauptgegner de
Medeiro, während 14 Stimmen verzettelt waren.

Gegen das Denunziankenkum.
Eine Bekannkmachung des Chefs des Stabes.
DNB. Berlin, 18. Juli.
Die NSK. teilt folgende Bekanntmachung des Chefs des
Stabes mit:
Ich ſehe mich veranlaßt, der Oeffentlichkeit mit aller Deutlich=
keit
folgendes zur Kenntnis zu bringen:
Die SA.=Führer und Männer, die im Zuge der Säuberungs=
aktion
innerhalb der SA. belaſtet worden ſind oder waren, ſind
zu einem Teil beſeitigt, zu einem anderen Teil ſchweben gegen ſie
Diſziplinarverfahren. Aus zahlloſen Zuſchriften von Denunzian=
ten
habe ich erſehen, dnß innerhalb des deutſchen Volkes eine ganze
Reihe von Menſchen ſich bemüht fühlt, die Ehre der anſtändigen
SA.=Führer und =Männer anzugreifen. Als Chef des Stabes der
SA. iſt es meine Pflicht, mich ſchützend vor die Ehre der mir an=
vertrauten
Führer und Männer zu ſtellen. Ganz abgeſehen davon,
daß mir als Soldat jegliches Verſtändnis, für Denunziantentum
abgeht, bin ich nicht gewillt, das Werkzeug kleinlicher, rächſüchtiger
Menſchen zu ſein. Ich erſuche deshalb hiermit auf dem Wege über
die Preſſe alle diejenigen, die es angeht, haltloſe Denunziationen
zu unterlaſſen. Sollte dieſer mein Hinweis nicht genügen, ſo werde
ich weitere Denunziationen der Staatsanwaltſchaft übergeben.
München, 18. Juli 1934.
Der Chef des Stabes:
gez. Lutze.

der ſich damals die Ideen und Kräfteſpannungen Europas im
engſten Raum zuſammenzogen und widerſpiegelten all das
mußte das Korſika jener Zeit zu einer idealen Schule für den wer=
denden
Staatsmann machen.
Ein anderes, das ſchon durch die Jugendgeſchichte begreiflich
wird, ſind die dauernden Familienſtreitigkeiten, die ſpäter zu einer
faſt europäiſchen Angelegenheit werden ſollten. Gegen ſeine Brü=
der
und Schweſtern ſtand Napoleon faſt immer allein. Keiner hat
ihn verſtanden, keiner hat an ſeine Sendung geglaubt, zum Teil
haben ſie ihn bekämpft und verraten. Korſiſche Familientradition,
nach der der Aelteſte das Oberhaupt der Familie iſt, ließ ſie es
als Anmaßung empfinden, daß der Konſul und Kaiſer ihnen
unangebrachte Liebſchaften und Ehen verbieten und in ihr privates
Leben eingreifen wollte. Sie begriffen nicht, daß ſie eine politiſche
Familie geworden waren. Letizia hielt jahrelang mühſam die
Einheit zwiſchen ihren Kindern einigermaßen aufrecht, aber auch
ſie konnte nicht verhindern, daß ihr Lieblingsſohn Lucien zum
Anhänger der Borbonen wurde und auch Joſeph, der ſich als Ael=
teſter
in ſeinen Rechten verletzt fühlte, gegen den Kaiſer intrigierte.
Letizia ſelbſt war eine überragende Perſönlichkeit von jener
Einfachheit und Größe, die an römiſche Frauengeſtalten er=
innert
. Auch ſie hat Napoleon lange nicht verſtanden, ſie ſtand
dem, was die Menſchen ringsum begeiſterte und die ganze Welt
erregte, zweifelnd gegenüber. Ihr korſiſches Republikanertum
hinderte ſie lange, Napoleons Königsidee zu begreifen. Sie
leiſtete der Einladung zur Krönung zu kommen, keine Folge;
trotzdem ließ Napoleon ſie auf dem bekannten Gemälde von
David als anweſend darſtellen. Pourvu que cela dure wenn
das nur von Dauer iſt war ihre Antwort, wenn Napoleon
triumphierend auf ſeine Erfolge verwies. Die Beziehungen
zwiſchen ihr und Napoleon ſind ein großes Seelendrama zwi=
ſchen
männlichem Geiſt und weiblichem Urwiſſen. Erſt ſpät er=
kannte
Letizia, daß Napoleon ihrem Geiſt verwandter war als
irgendeiner ihrer Söhne; ſie begriff, wofür er gekämpft hatte
und von dieſer Zeit wich ſie innerlich nicht mehr von ſeiner
Seite. Sie hatte viele ſchmerzliche Mißverſtändniſſe zu überwin=
den
, bis ſie ſo tief in ſeinen Geiſt eingedrungen war, daß ſie
erklärte: In einem Jahrhundert erſt wird man den Kaiſer
wirklich verſtanden haben. Nicht minder intereſſant ſind ihre
Beziehungen zu Lucien, zu ihrer Schwiegertochter Joſephine
eine wahre Fundgrube für den Seelenforſcher.
Endlich entwickelt das Buch eine politiſche Philoſophie, die
zugleich, ſo wenig das bisher klar herausgeſtellt worden iſt, die=
jenige
Napoleons war. Man kann ſie in dem Satz zuſammen=
faſſen
, daß die Monarchie die unumgängliche Vorausſetzung für
men, die ganze ungeheuer politiſche Luft der kleinen Inſel, auf

Donnerstag, 19. Juli 193

Aufraf an die Beitieoslähter
zum Einkrikk in die Deutſche Arbeitsfronk.
DNB. Berlin, 18. Jul
Der Stellvertreter des Führers der Wi
ſchaft, Graf von der Goltz, erläßt an die Betriel
führer folgenden Aufruf zum Eintritt in die Deutſche Arbe
front:
Es iſt Ehrenſache jedes deutſchen Unternehmers, Mitglied.
Deutſchen Arbeitsfront zu ſein und damit den Willen zu natior
ſozialiſtiſcher Volksgemeinſchaft aller ſchaffenden Deutſchen zu
tätigen. Die Zugehörigkeit zur Organiſation der nationalſ
liſtiſchen Wirtſchaftsführung macht die Mitgliedſchaft zur Arbe
front nicht überflüſſig. Beide haben nach dem Geſetz und
Willen des Führers völlig verſchiedene Aufgaben zum glei
nationalſozialiſtiſchen Endziel.
Das hohe Ziel der Arbeitsfront, ſo heißt es im Aufruf
27. November 1933, iſt die Erziehung aller im Arbeitsle
ſtehenden Deutſchen zum nationalſozialiſtiſchen Staat und
nationalſozialiſtiſchen Geſinnung. Hier werden, die ſchaffen
Menſchen gleichviel, ob Betriebsführer oder Gefolgſchaft
ſammengeführt und menſchlich nahegebracht.
Die nationalſozialiſtiſche Organiſation der Wirtſchaftsführ
ſorgt, daß die Führung der Betriebe als ſolche dem Volke die
Damit die Arbeit auch des Geringſten Dienſt an der Volksgem
ſchaft ſein und werden kann, wird hier fachlich vernünftig und
ſinnungsmäßig einwandfrei auch die Führung der Arbeitsſte
in die gleiche Richtung gebracht.
In beiden Organiſationen der Gemeinſchaftsarbeit auf
verſchiedenen Lebensgebieten iſt der Platz für jeden ſchaffen
Unternehmer. In keiner iſt Platz für Auseinanderſetzungen
ſchen Betriebsführer und Gefolgſchaft. Hier hat das Geſetz
Ordnung der nationalen Arbeit beide, Führer und Gefolgſd
ohne Mittler aufeinander angewieſen. Hier hat der nationalſ=
liſtiſche
Staat den Treuhänder und ſeine Sachverſtändigen=Bei
bereitgeſtellt zur nationalſozialiſtiſchen Betreuung einzelner
allgemeiner Fragen der Sozialpolitik nicht als Sachwalter
Parteien, die ſich ſelbſt auseinanderſetzen und hören ſollen,
dern als entſcheidende Vertreter letzter Gerechtigkeit.
Sozialpolitiſche Betreuung oder Vertretung in der A=
ſchaftsorganiſation
iſt geſetzwidrig und verboten. Ebenſo iſt,
dem Willen unſeres Führers Adolf Hitler die Deutſche Arbe
front nicht die Stätte, wo die materiellen Fragen des tägli
Arbeitslebens entſchieden, die natürlichen Unterſchiede der
tereſſen der einzelnen Arbeitsmenſchen aufeinander abgeſti,
werden. (Aufruf vom 27. November 1933.) Niemand kann
len, daß die reine Atmoſphäre gegenſeitigen Verſtehenwollens,
die Erziehung der Arbeitsfront ſie fordert, entwertet wird d
den Hintergedanken materieller Intereſſenvertretung. Und
aller naturgegebenen und notwendigen Unterhaltung auch
gegenſeitige Lebensverhältniſſe im geſelligen Beiſammenſein
Arbeitsfront macht niemand aus ſolchem Beiſammenſein ein
ſchäft, ohne den höheren menſchlichen Sinn ſolcher Gemeinſt
zu zerſtören.
Die Arbeitsfront führt die Menſchen zuſammen; ihre In
eſſen auseinanderzuſetzen iſt deren eigene Sache, betreut vom T.
händer des nationalſozialiſtiſchen Staates und ſeiner Beiräte.
tereſſenmittler dieſer oder jener Richtung kennt das Geſetz, fr
nationalſozialiſtiſcher Menſchen nicht.
Sache des Unternehmertumes iſt es in erſter Linie, dem G
des Führers Geltung zu verſchaffen. Wer, ohne zum Betriel
gehören, für den Betriebsführer mit der Gefolgſchaft über
tereſſenfragen verhandelt, handelt geſetzwidrig. Wer ſtatt mit
Gefolgſchaft mit betriebsfremden Vertretern verhandelt, han
geſetzwidrig. Wie ſoll der Arbeiter das Geſetz achten, wenn es
Betriebsführer ſelbſt nicht tut!
Demgemäß weiſe ich darauf hin:
Jeder Verband, der ſozialpolitiſche Intereſſenvermittlung
Arbeitgeber betreibt, wird als geſetzwidrig aufgelöſt und
Schuldige verfolgt,
Jeder Betriebsführer, der die Geſetze unſeres Führers
achtet, erſcheint unfähig, im nationalſozialiſtiſchen Staat e
Betrieb zu führen und ſetzt ſich ehrengerichtlicher Verfolgung.
Und jeder Betriebsführer ſorge durch Mitarbeit in der
beitsfront, daß die hohen erzieheriſchen Gedanken ihrer Schöpf
und durch Mitarbeit in der Wirtſchaftsführung die he
Gemeinſchaftsaufgaben deutſcher Volkswirtſchaft ihre Veru
lichung finden. Beide Wege gemeinſam führen zur Vollend
des Nationalſozialismus als des Willens unſeres Führers.

Auf Veranlaſſung der mandſchuriſchen Regierung wer
demnächſt 1500 japaniſche Beamte nach Mandſchukuo reiſen,
dort die Umbildung der Verwaltung des mandſchuriſchen Kar
reiches durchzuführen. Auch zu Gouverneuren der 10 Provin
von Mandſchukuo ſollen Japaner ernannt werden. Die 1500
amten ſollen auf 5 Jahre für den mandſchuriſchen Staatsdi
verpflichtet werden.

die geiſtige und materielle Wohlfahrt eines Volkes ſei.
tiefere Begründung liegt in Napoleons Ueberzeugung, daß
andere Regierung über kurz oder lang von Parteien und da
von den Finanzmächten abhängig werde und daß andererſe
wie ihm der Ablauf der Revolution in Frankreich gezeigt he
der einzige Erſatz für das Königtum, der Terror und die Fu
nach innen und außen, nicht auſ die Dauer aufrecht erha
werden könne. Das zentrale Problem, um das Napoleon im
wieder rang, war dabei die Frage der Legitimität: ein Kl
nur dem Namen nach war nichts, das Königtum mußte in
Seele des Volkes verankert ſein und doch mußte ſeine Autor
über jeden Zweifel erhaben und von jeder weltlichen M
unabhängig ſein. Wie dieſe Idee ſchon in den Revolutit
jahren in Napoleon aufkeimte, welche Entwicklung ſie in
durchmachte und wie er bis zur Verzweiflung für ſie um
Seele des Volkes warb das iſt in dieſem Buch ſehr u.
zeugend ſichtbar gemacht. Wie über jeden Ehrgeiz hinaus
dieſe Idee beherrſchte, das geht aus unzähligen Taten
Aeußerungen hervor, von denen hier nur eine erwähnt ſei.
ſich in Paris das Gerücht verbreitete, der Kaiſer ſei auf
Rückzug von Rußland getötet worden, war die erſte Reg
ſeiner Miniſter geweſen, eine Republik auszurufen. Aber
Dynaſtie! ſchrie Napoleon, als er das hörte. An das Kai
reich hat niemand gedacht?
Wie ſeine Mutter, ſo erſcheint auch Napoleon in die
Buch als ein antiker Menſch. Es iſt manchmal, als ſei er
früheren Jahrhunderten in das Zeitalter der Aufklärung
ſchlagen. Vielleicht erklärt ſich dadurch die Vergeblichkeit ſei
maßloſen Strebens, das Antlitz des modernen Europa zu
ändern. Vielleicht verſteht man ihn ſchlecht, wenn man ihn
ſehr als modernen Menſchen ſieht. Die Wurzeln ſeines Weſ
reichten in ein früheres Zeitalter hinab, und der Gene
Paoli hatte recht, der als alter Mann zu dem ſiebzehnjähri
Napoleon ſagte: Du haſt nichts Modernes an dir, du geh
Dr. Nett
ganz und gar in den Plutarch.

Auf der Lenzfahrt des Lebens. Ein Wandervogeltagebuch
Proſa und Poeſie von A. H. v. Eckhel (Bergſtadt=Verle
Von dem Ernſt ſtrebender, ringender Jugend, die in frol
Wandern Mut und Reife für den Lebenskampf ſucht, erzählt 1
Buch. Drei Mädchen ſind es, die durch Deutſchland wandern.
kommen durch romantiſche Täler, große Wälder, ſtehen vor ſag
umwobenen Burgen, ſind begeiſtert von deutſcher Heimat und Gol
Natur. Licht und Sonne, aber auch viel ernſtes Erleben brin=
die
Wanderwochen den Mädels und werden ihnen richtunggeb
für den kommenden Lebensweg.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 19. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

in Schlag gegen

Helbſtverwalkung der memelländiſchen Gemeinden g
achthundert weikeren deutſchen Beamken.

Bor der Enklaſſung von

iiene Beriehang des Hememkatats.
DNB. Memel, 18. Juli.
Wie halbamtlich gemeldet wird, ſanden dieſer Tage ein=
hende
Beſprechungen zwiſchen dem Gouverneur des Memel=
bietes
, dem Landespräſidenten Reisgys und dem kommiſ=
eiſchen
Memeler Oberbürgermeiſter Simonaitis ſtatt, in deren
rlauf Sparmaßnahmen und die Vereinheitlichung des Ver=
iltungsapparates
behandelt worden ſind. Die Abſichten und
äne, die dabei erwogen wurden, dürften ſich mit den
ußerungen des Landespräſidenten Reisgys Kownoer Preſſe=
rtretern
gegenüber decken.
Reisgys erklärte u. a., daß ein Geſetz in Vorbereitung ſei,
nach im Memelgebiet die Gemeindeverwaltungen aufgelöſt
rden ſollen, was auch einer Auflöſung der drei Landrats=
iter
zur Folge hätte. Dadurch würde die geſamte ländliche
Ubſtverwaltung des Gebietes nicht mehr von den Landrats=
itern
, ſondern vom Direktorium ſelbſt ausgeübt werden. Dieſe
aßnahme würde eine weitere Entlaſſung von Beamten nach
ziehen und zur Ausſchaltung von etwa 700 Gemeinde=
rſtehern
führen. Außerdem erklärte Reisgys, daß im Memel=
biet
überhaupt alle Beamten entlaſſen werden ſollen, die der
auiſchen Sprache nicht mächtig ſind.
Ferner ſei man, ſo erklärte er weiter, gewillt, das Kredit=
ſen
vollkommen umzugeſtalten. Darüber werde das Direk=
cium
mit der Zentralregierung noch in Verbindung treten
iſſen. Im Bildungsweſen werde in bezug auf eine Gleich=
lung
der litauiſchen Sprache alles das nachgeholt werden,
ts in den letzten zehn Jahren verſäumt worden ſei.
Auch der kommiſſariſche Oberbürgermeiſter von Memel,
monaitis, äußerte ſich in ähnlichem Sinne über die bevor=
hende
Reform in der memelländiſchen ſtädtiſchen Selbſt=
rwaltung
. Abbau der Beamten und ihrer Gehälter ſeien
erläßliche Maßnahmen.
Von den bevorſtehenden Beamtenentlaſſungen dürfte dar=
ch
weit über die Hälfte der memelländiſchen Beamtenſchaft
troffen werden, wozu noch die Entlaſſungen bei den Selbſt=
rwaltungen
treten. Somit würden alſo weit über 800 Beamte
r Entlaſſung kommen.
Ein neues Glied
der Keite der Berfolgungen der Nakionalſozialiſten
in Oeſterreich.
DNB. Wien, 18. Juli.
Die Wiener Regierung hat ein Geſetz beſchloſſen, wonach
ejenigen Perſonen, die ſich gegen das Sprengſtoffgeſetz ver=
hen
, den Schutz ihres Obdachs durch das ſogenannte Miet=
ſetz
verlieren ſollen. Schwerer noch wiegt der Umſtand, daß
eſer Verluſt des geſchützten Obdachs auch jenen droht, die in
rer Wohnung Nationalſozialiſten in größerer Zahl zu einem
eſuch oder zu einer Verſammlung empfangen oder in deren
ohnung illegales Propagandamaterial durch Verviel=
ltigungsapparate
hergeſtellt wird.
ramaliſcher Aufruf der öſterreichiſchen Regierung.
Die amtliche Wiener Zeitung bringt heute unter Hinweis
f die am Donnerstag für alle Sprengſtoffvergehen bedingungs=
s
eingeführte Todesſtrafe einen Aufruf an die Bevölkerung,
dem zur Ruhe, Beſonnenheit und Rückkehr zur Vernunft
mahnt wird. In dem dramatiſch gehaltenen Aufruf heißt es:
Am heutigen Mittwoch, mit dem letzten Glockenſchlag der
itternachtsſtunde, geht die Friſt zu Ende, innerhalb derer ſich
ibefugte Beſitzer und Verwahrer von Sprengſtoffen durch
blieferung dieſer Gegenſtände an die Behörden gegen die
uswirkung des am 14. Juli in Kraft geſetzten Bundesgeſetzes
r Abwehr politiſcher Gewalttaten ſichern können.
Dieſes Geſetz kennt nur eine Strafe für ſeine Verletzung:
ie Todesſtrafe. Die Kundmachung der Regierung über die
erhängung der Todesſtrafe iſt volle ſechs Tage in Tauſenden
in Exemplaren überall angeſchlagen, täglich durch die ganze
reſſe zum Abdruck gebracht und täglich im Rundfunk verlaut=
irt
worden. Unkenntnis des Geſetzes kann ſomit nicht mehr
rgeſchützt werden.

Bemerkenswert iſt die weitere Erklärung der amtlichen
Wiener Zeitung, es ſei noch nicht endgültig entſchieden, welche
Aufgaben dem neu geſchaffenen Generalſtaatskommiſſar. Fey
in der weiteren Bekämpfung des Terrors zugeteilt werden.
Es beſtätigt ſich ſomit die allgemeine Anſicht, daß die Macht=
vollkommenheiten
des früheren Sicherheitsminiſters Fey durch
die Umbildung der Regierung weſentlich beſchränkt worden ſind.
Die Mielttäge in Han Franzlstd.
Skreikleikung ſtrebt Schiedsſpruch an.
Scharfes Vorgehen gegen kommuniſtliſche Wühler.
Die Streikleitung von San Franzisko hat das Anerbieten ge=
macht
, den Streik durch einen Schiedsſpruch beizulegen.
Der Beſchluß der Streikleitung wird als Beweis dafür auf=
gefaßt
, daß die beſonneren Elemente die Oberhand
behalten haben. Dieſe Wendung iſt hauptſächlich dadurch her=
beigeführt
worden, daß mehrere Hundert Mitglieder des vom
Bürgerausſchuß organiſierten Selbſtſchutzes, der anſcheinend, auch
von den weniger radikalen Arbeiterkreiſen unterſtützt wird, am
Dienstag eine Reihe kommuniſtiſcher Aktionszentren zerſtörten.
Bis Dienstag abend waren bereits über 300 Kommu=
niſten
von der Polizei in Haft genommen. Einige Kommu=
niſten
wurden von der Menge verprügelt, daß ſie ins Kranken=
haus
gebracht werden mußten.
Die Behörden kündigen an, daß ſie die Staatszugehörigkeit
aller Verhafteten unterſuchen und ſämtliche Ausländer, die
an der Streikhetze teilnahmen, der Bundesbehörde zur Auswei=
ſung
übergeben werden. Dieſe Säuberungsaktion ſowie
die ſtändig wachſende Einſicht, daß weder die unmittelbar betrof=
fene
Bevölkerung noch die öffentliche Meinung des ganzen Landes
den Generalſtreik als gerechtfertigt anſieht, haben das Einlenken
des Streikausſchuſſes herbeigeführt.
Kein Eingreifen Rooſevelts in San Franzisko.
Nach Meldungen aus Honolulu hat Präſident Rooſevelt
nicht die Abſicht, nach San Franzisko zu kommen und in den
Generalſtreik einzugreifen.
Inzwiſchen hat der Präſident der Nira, General Johnſon,
mit Vertretern der Streikenden und der Arbeitgeber die ganze
Nacht zum Mittwoch verhandelt, um baldmöglichſt zu einer
Einigung zu kommen.
Baldiges Skreikende in San Franzisko zu erwarken.
Im Hinblick auf das Anerbieten der Streikleitung, die Dif=
ferenzen
zwiſchen den Reedern und den Hafenarbeitern auf ſchieds=
gerichtlichem
Wege beizulegen, wird vielfach ungeachtet des Wider=
ſtandes
des linken Flügels das baldige Ende des Streiks erwartet.
Der Präſident der Nira, Johnſon, nannte in einer Rede den
Generalſtreik einen blutigen Aufruhr. William Green, der Prä=
ſident
des amerikaniſchen Gewerkſchaftsverbandes, erklärte in Chi=
cago
, ſein Verband habe den Generalſtreik in San Franzisko
weder angeordnet, noch ihn gutgeheißen; der Streik ſei rein ört=
lichen
Charakters und habe keinerlei allgemeine Bedeutung.

Generalſekrekär
für die Saar=Abſtimmung.

Der Schwede
Spante Hellſtedt
wurde zum Generalſekretär für
die Saar=Abſtimmung ernannt.

Nr. 197 Seite 3

des engliſch=kürkiſchen Zwiſchenfalls.
London, 18. Juli.
Der engliſch=türkiſche Zwiſchenfall ſcheint ernſtere Formen an=
zunehmen
. Der engliſche Botſchafter in Ankara hat im Auftrag
ſeiner Regierung eine gemeinſame engliſch=türkiſche Unterſuchung
über die Erſchießung des Schiffsarztes des Kreuzers Devonſhire‟
durch die türkiſche Küſtenwache gegenüber der Inſel Samos vorge=
ſchlagen
. Nach Meldungen aus Iſtanbul iſt damit zu rechnen, daß
die türkiſche Regierung dieſe Forderung ablehnen werde. Mini=
ſterpräſident
Ismet Paſcha hat ſeinen Erholungsurlaub verſche=
ben
, um das Ergebnis der von den türkiſchen Behörden eingelei=
teten
Unterſuchung abzuwarten, und der Kriegsminiſter iſt perſön=
lich
nach dem Schauplatz des Zwiſchenfalls abgereiſt.
Zwiſchen der türkiſchen und der engliſchen Darlegung der Er=
eigniſſe
beſtehen vorläufig noch beträchliche Unterſchiede. Wäh=
rend
die türkiſchen Behörden erklären, daß ſich die engliſchen Offi=
ziere
bei der Beſchießung an Land befunden hätten, wird von den
engliſchen Flottenbehörden erklärt, daß die Offiziere an Bord des
Segelbootes des Kreuzers Devonſhire geweſen ſeien. Einem aus
Athen eingelaufenen Bericht zufolge ſoll das Segelboot durch Ma=
ſchinengewehrfeuer
und nicht durch Gewehrfeuer angegriffen wor=
den
ſein.
12 engliſche Kriegsſchiffe vor Samos.
Mitlerweile ſind bei der Inſel Samos nicht weniger als zwölf
engliſche Kriegsſchiffe, darunter zwei Schlachtſchiffe von 30 000
Tonnen und drei Kreuzer von 10 000 Tonnen, zuſammengezogen
worden. Sieben Zerſtörer, zahlreiche U.=Boote und Flugzeuge
ſuchen nach der Leiche des erſchoſſenen Offiziers. Bisher ſind die
Nachforſchungen jedoch ergebnislos geblieben.
Wie der Reuter=Berichterſtatter aus Iſtanbul berichtet, ſoll
dort der Eindruck beſtehen, daß der Zwiſchenfall auf die Nervoſität
der türkiſchen Behörden infolge der Rede Muſſolinis im Februar
zurückzuführen ſei, in der der italieniſche Miniſterpräſident die
Notwendigkeit einer italieniſchen Expanſion in Aſien angedeutet
habe. Die türkiſche Regierung habe daher befürchtet, daß dieſe Er=
klärung
möglicherweiſe eine italieniſche Aktion gegen die ägäiſche
Küſte angedeutet habe, und habe daher die türkiſchen Küſtenwachen
und Zollbeamten angewieſen, äußerſte Wachſamkeit an den Tag
zu legen.
Verheißungsvoller Aufkakt.
Zu den Dokumenten, die um den Oſtſicherheitspakt die
Wünſche der Franzoſen zuſammenfaſſen ſollen, gehört auch der
Mittelmeer=Pakt, den man uns bisher noch vorenthalten
hat. Ueber dieſen Pakt hat die Oeffentlichkeit bisher nicht allzu=
viel
erfahren, was wohl ſeine guten Gründe haben dürfte.
Man möchte von Paris aus die geſamte Aufmerkſamkeit auf
den Oſtpakt lenken und dabei die Dinge ſo drehen, daß ſich gegen
Deutſchland eine Einheitsfront herausbildet, während vom Mit=
telmeerpakt
, deſſen Spitze unzweifelhaft gegen
Italien gerichtet iſt, am beſten nicht geſprochen werden
ſoll. Aber die Verwirklichung dieſes Paktes ſcheint uns in ebenſo
weiter Ferne zu liegen wie die übrigen Projekte.
Als wenig günſtigen Auftakt darf dieſer Pakt den Zwiſchen=
fall
an der türkiſchen Küſte verzeichnen, bei dem ein engliſcher
Marineoffizier namens Robinſon von einem türkiſchen Gendar=
merie
=Poſten erſchoſſen worden iſt. Die Engländer haben nicht
nur ihre Diplomaten in Bewegung geſetzt, ſondern haben ſofort
an der Stelle, wo der Unglücksſchuß abgefeuert wurde, ein ſtatt=
liches
Geſchwader von Kriegsſchiffen verſammelt. Dieſe Demon=
ſtration
hat einen unmißverſtändlichen Charakter, aber gewiß
keinen friedlichen. Im Zeichen der aufmarſchierenden engliſchen
Mittelmeerflotte und angeſichts der drohenden Schiffsgeſchütze
kann man dem baldigen Abſchluß eines Mittelmeerpaktes nur mit
gemiſchten Gefühlen gegenüberſtehen, denn die Neigung, auf die=
ſes
Projekt einzugehen, dürfte angeſichts der engliſchen Flotten=
demonſtration
nicht ſonderlich anwachſen.
Neuer Zwiſchenfall
an der ſowietruſſiſch=mandſchuriſchen Grenze.
DBN. Tokio, 18. Juli.
Ein ſowjetruſſiſches Militärflugzeug mit drei Mann Be=
ſatzung
überflog die mandſchuriſche Grenze und kreuzte etwa 20
Minuten über der nordmandſchuriſchen Stadt Pogranitſchnaja,
Es wurde beobachtet, daß von der Beſatzung photographiſche Auf=
nahmen
gemacht wurden. Die mandſchuriſchen Behörden über=
mittelten
dem ſowjetruſſiſchen Konſul Slavutſky in Charbin wegen
der unerlaubten Ueberfliegung mandſchuriſchen Gebietes einen
ſcharfen Proteſt.

Der Arzk und der Schriftſteller.
Der Mediziner und Schriftſteller Karl
Ludwig Schleich wurde heute vor
75 Jahren in Stettin geboren.
Früher war der berühmte Ver=
ſſer
des Buches Vom Schaltwerk
er Gedanken und der Autobio=
raphie
Beſonnte Vergangenheit
hirurg. Er erfand nach langen
ſorſtudien die ſogenannte Lokal=
näſtheſie
, worunter man die
inſtliche Betäubung einer kleinen
operierenden Körperſtelle ver=
eht
. Einmal begegnete dem
hirurgen Karl Ludwig Schleich
n Schriftſteller, der aber gar
inen Erfolg mit ſeinen Schrif=
in
hatte, und völlig unbekannt
eblieben war. Auf den literari=
hen
Ruhm des Mediziners eifer=
ichtig
, fragte er den früheren
ſchulkollegen: Wie kommt es
ur, daß Sie als Chirurg einen
lchen Ruf auf ſchöngeiſtigem
bſebiet errungen haben? Muß
ian die Lokal=Anäſtheſie erfin=
en
; ſetzte er mit beißendem Spott hinzu, um als Dichter ge=
eiert
zu werden?
Nein erwiderte Schleich gelaſſen. Die Lokal=Anäſtheſie
abe ich erfunden, weil ich Dichter bin. Man muß Dichter ſein,
m als Arzt vorwärts zu kommen.
Wieſo? fragte der erfolgloſe Literat verblüfft.
Denn wenn man nicht die Phantaſie eines Dichters hat.
Uhr Schleich gelaſſen fort, wird man zwar die handwerkliche
Nedizin erlernen können, nie aber etwas Neues in ihr entdecken.
Der Unzufriedene dachte nach. Sie meinen alſo, daß ich meine
Phantaſie mehr ſpielen laſſen ſollte?"
O, nein, rief der Dichter=Wiſſenſchaftler lebhaft. Ihnen,
nein Freund, möchte ich gerade das Umgekehrte raten. Sie müß=
en
erſt einmal Arzt ſein, um zu lernen, das Gehirn des Menſchen
fu diſziplinieren, ehe Sie über Menſchen ſchreiben.
Und er ging raſch davon.

Hrankfatter Mafktertei.

Clemens Krauß, der Direktor der Wiener Staatsoper und
frühere Leiter unſerer Oper, dirigierte als Gaſt Arabella und
Roſenkavalier‟. Die Arabella iſt keines der wertvollen Werke
des Komponiſten; es iſt mit viel Können geſchaffen; außer der
motiviſchen E=Dur=Stelle aber der Richtige, außer der ſehr ge=
ſanglich
geſchriebenen Partie der Zdenka iſt nichts, was aufhor=
hen
ließe. Clemens Krauß iſt einer der berufenſten Inter=
preten
der Opern von R. Strauß. Er hat den Sinn für die
graziöſe Rhythmik dieſer Muſik, ſo daß der Rhythmus als ſolcher
faſt als Inhalt wirkt, er vermag es die ein wenig dekadente
Senſibilität z. B der Marſchallin=Monologe faſt unſentimental, ganz
aus dem Gefühl von Raum und Zeit heraus nachzuzeichnen, er
fühlt ſich wohl in dieſer violetten, wenn auch nicht immer ganz
geſunden klanglichen Pracht des Straußſchen Orcheſters und ver=
mag
die weichen, ſchmiegſamen Farben dieſer Melodien nachzu=
empfinden
. Clemens Krauß lebt in und von dieſer Muſik, die in
vielem der muſikaliſchen Beſonderheit des Oeſterreichers, ſeiner
Tradition und ſeinem kulturellen Weſen nahekommt und wohl
auch entſpricht. Clemens Krauß, der Dirigent iſt eine aus dieſer
Umgebung ſtammende, die Materie beherrſchende und inſtinktſicher
beurteilende Muſikantennatur, die ihre ſtarken Kräfte aus dieſer
öſterreichiſchen Erde, ſeiner Heimaterde, zieht.
So iſt es verſtändlich, daß R. Strauß ihm die Uraufführung
der Arabella übertragen hat. Man erhielt an dem Abend einen
klaren Eindruck von dem Wollen des Komponiſten; ſchade, daß
das Intereſſe an dem Werk aus den angegebenen Gründen nicht
allzu groß iſt. Immerhin, was da zu erreichen war, hat der
Dirigent Cl. Krauß erreicht. Er iſt übrigens, gegen ſeine hieſige
Zeit, innerlich und äußerlich ruhiger und abgeklärter geworden.
Die Zeichengebung und die Geſamthaltung wirkt nachhaltiger als
vordem. Das Orcheſter folgte mit viel Begeiſterung den von
dem Gaſt vorgezeichneten Wegen. Im Roſenkavalier war
angeſichts der größeren Qualität der Oper der Eindruck ſtärker.
Der Roſenkavalier gehörte in der Zeit der Aera Krauß zu den
hervorragendſten Aufführungen unſerer Oper, in erſter Linie
durch die beſondere Einfühlſamkeit des Dirigenten Clemens
Krauß. In der Zwiſchenzeit iſt der Wert dieſer Aufführung er=
heblich
geſunken. Der Gaſtabend war, orcheſtral geſehen, pracht=
voll
; man hat ſeit langer Zeit eine derart abgerundete Leiſtung
hier nicht mehr gehört. Der Beifall war groß und jubelnd.
Zu ſeinem Gaſtſpiel hatte Krauß zwei Soliſten von Ruf mit=
gebracht
: V. Urſuleac, ehemals Mitglied unſerer Oper, ſang die
Arabella, die ſie kreiert hat, und die Marſchallin, A. Jerger ſang
den Mandryka und den Ochs. Die Sopraniſtin, die von hier
ihren großen Weg mit Chryſothemis, Leonore (Macht des Schick=
ſals
) und Eliſabeth genommen hat, hat auf dieſem Wege ſich
weiterentwickelt. Die ſchöne, jugendliche Stimme gehorcht jedem
techniſchen Wink, das Darſtelleriſche iſt in die Tiefe gegangen,
und ſo waren die Arabella und Marſchallin für die ſie viel=

leicht noch zu jung iſt Geſtalten bedeutender Künſtlerſchaft.
A. Jerger iſt ein großer Künſtler! Man hat ihn bisher hier
nicht gekannt. Die Stimme iſt mächtig, nicht im lyriſchen Sinne
ſchön, aber innerlich brodelnd, zu Charakteriſierungen unpatheti=
ſcher
Menſchen geeignet, nach Höhe und Tiefe umfangreich. Dazu
kommt nun, daß der Gaſt ein ganz hervorragender Geſtalter iſt.
Er macht aus dieſem nicht ſonderlich dankbaren Mandryka einen
glaubhaften Kerl, er kann dieſe Miſchung aus einem Bauern und
einem Phantaſten, dieſen ſonderbaren Schwärmer zu einem
alles überrennenden Menſchen formen, der kindlich im Gemüt iſt
und deſſen Eiferſucht doch ſchreckenerregend wirkt. Noch größer
und bezwingender wirkte verſtändlicherweiſe ſein Ochs. Man
kennt in dieſer Rolle hier den ausgezeichneten Wiener Baſſiſten
R. Mayr, für den ſie geſchrieben ſein ſoll. Jerger iſt weniger
öſterreichiſch, er iſt mehr bayriſch, aber herrlich! Dieſes Poltern
in Tat und Wort, dieſe Eitelkeit und Selbſtgefälligkeit und Auf=
dringlichkeit
, aber ganz naiv, ohne zu wiſſen, was für ein Lump
er eigentlich iſt, ſubjektiv durchaus noch Kavalier. Das iſt nun
die Auffaſſung, von der die Muſik ausgeht, und die man doch
nur bei den wenigen Begnadeten findet. Der Jubel war groß.
Die Oper hat ihre Pforten mit einer Neueinſtudierung des
Paleſtrina geſchloſſen. Das Werk, eines der deutſcheſten der
Opernliteratur, verlangt in der Titelrolle einen Künſtler von
Format. T. Ralf vermag die hohen künſtleriſchen Anforderungen
der Partie nicht durchweg zu erfüllen. Die menſchliche Größe, das
ernſte, tiefe Ringen Paleſtrinas kommt nicht überzeugend genug
zur Geltung. Die ſchöne Stimme machte manches gut, was gei=
ſtig
nicht erfüllt wurde.
J. Stern gab wuchtig den Cardinal Borromeo. In kleineren
Partien ſind E. Weill (Papſt), H. Heſſe (Kardinallegat) und
J. Gläſer (Novaggerio) zu nennen. Die Regie Dr. Wätterlins
arbeitete, durch die Bühnenbilder L. Siewerts aufs glücklichſte
unterſtützt, im allgemeinen im Sinne des Komponiſten. Der
Dirigent B. Wetzelsberger vermag dem Werk nur wenig zu
geben.
Das Schauſpielhaus hat ſeine Tätigkeit auf den Römerberg
verlegt. In ſeinen Räumen wird wie im vorigen Jahr ein ſom=
merlicher
Lachzyklus veranſtaltet, man gibt Schwänke wie Katz
im Sack, die Geſchichte eines Winter=Weekends, Muſik von M.
Eiſemann. ganz nett in Erfindung und Wiedergabe, um die ſich
in erſter Linie P. Verhoeven, K. Piſtorius, L. Juſtus und E. Sei=
denſpinner
verdient machten. Dann ſervierte man mal wieder das
Land des Lächelns, dieſesmal mit T. Ralf als geſchmackvollem
Prinz, und es werden weitere Werkchen und Werke dieſer Art
folgen. Th. Danegger, der mit ſeiner echten Komik im vorigen
Jahr viel zum Erfolg des Lachzyklus beigetragen hat, hat uns
leider im Schneider Wibbel verlaſſen, um nach Wien zu gehen.
In der Oper verlaſſen uns E. Kandt und B. Mergler; daß
A. Griebel, der vorzügliche Baßbuffo, und E. Weill, der Baſſiſt
mit der ſehr ſchönen Stimme, und daß ſchließlich und vor allem
G. Riedinger, unſere ganz ausgezeichnete Soubrette, gehen, iſt
ſchade und tief betrüblich.
Dr. W. Kn.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 197

Geſtern nachmittag entſchlief ſanft nach
ſchwerem Leiden unſere liebe, gute Mutter
und Großmutter
Frau
MalhnbeSnfferk
geb. Buchner
im Alter von 66 Jahren.
Hilde Steinmetz, geb. Süffert
Liſſy Büchner, geb. Süffert
Ludwig Büchner
Liſelotte Steinmetz.
Darmſtadt, den 19. Juli 1934. (7747
Die Einäſcherung findet in aller Stille ſtatt.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 19. Juli 1934

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Für die wohltuende Teilnahme beim Heimgang unſerer lieben
Mutter
Anna Bieglex, geb. Aguntius
ſowie für alle Beweiſe der Liebe zu der Entſchlafenen in ihrem
Teben und Sterben ſprechen wir auf dieſem Wege unſern tief=
empfundenen
Dank aus. Im beſonderen danken wir dem Kirchen=
geſangverein
Alsbach für die am Grabe geſungenen Lieder.
Für die Hinterbliebenen:
Reinhold Biegler.
Alsbach, Bergſiraße, 17. Juli 1934.
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Die ſich mehrenden Klagen über Feld= und Wald=
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bedingen die Schließung der Feld= und Wald=
wege
zur Nachtzeit. Auf Grund des Artikel 129 b II2
der Städteordnung vom 8. Juli 1911 und Artikel
125 II 1 der Heſſiſchen Gemeindeordnung vom 10. Juli
1932 wird daher der Verkehr auf allen Feld= und
Waldwegen der Gemarkung Darmſtadt vom Tage
der Veröffentlichung dieſer Bekanntmachung von
21.30 Uhr bis 5 Uhr ſtrengſtens unterſagt. Zu=
widerhandlungen
werden auf Grund der Verordnung
über die Vermögensſtrafen und Bußen vom 6. Februar
1924 mit Geldſtrafen bis zu 100. RM. geahndet.
Darmſtadt, den 16. Juli 1934.
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Marmelade aus ällen Früchten

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Opekta
Aus Früchten gewonnen

4 Pfund enfsteinte Abrikosen oder Sauerkirschen, Pill
men, Mirabellen, Reineklauden, Pfirsiche usw. einz
oder in beliebiger Mischung sehr gut zerkleinern u
mit 4 Pfd. Zucker zum Kochen bringen. Hierauf 10 Minut
stark durchkochen, dann 1 Normalflasche Opekta zu 86P
hinzurühren und in Gläser füllen. Ausführl. Rezepte so1
Etiketten für lhre MarmeladengläserliegenjederFlaschek
Trocken-Opekta (Pulverform) wird gerne für kleine Mens
Marmelade, Gelee und für Tortenübergüsse verwend
Päckchen für 31- Pfund Marmelade 45 Pfg., für Tort
überguß 25 Pfg. Genaue Rezepte sind aufgedrue

Mit Onebtz mud Uhre Marmelade Aibliger! Frühe: 9
Opekta nahm man auf 4 Pfund Früchte etwa 5 Pfund Zucker; das We
zusammen 7 Pfund. Man mußte jedoch eine Stunde und noch länger kochen,
die Masse endlich test wurde; dann war aber durch das stundenlange Kochen
Drittel bis fast die Hälfte eingekocht. Von 4 Pfund Früchten und 3 Pfund Zuck
also von zusammen 7 Pfund, erhielt man nur etwa 4½½ bis höchstens 5 Pfund Maff
lade. Solche Kochverluste gibt es mit Opekta nicht mehr; denn die Kochzeit
trägt js heute nur noch 10 Minuten. Und jetzt überlegen Sie einmal! Man ein

Mir6
Ohnr Opekta
aus Pfund Früchten ung 8 Pfund Zucker nur eiwa Wlz prund Marnele

*
Mit Onekin
aus 4 Pfund Früchten und

Pfund Marmela

Wenn man Opekta verwendet, erhält man also so biel an Marmelade mehf, C
man das Opekta nicht allein ganz umsonst hat, sondern daß außerdem ne
jedes einzelne Pfund Marmelade erheblich billiger in der Herstellung WI

[ ][  ][ ]

Aus der Landeshauptſtadt

Darmſtadt, den 19. Juli 1934
Heſſiſches Staatsminiſterium:
Bekanntmachungen der Perſonalamtes.
Ernannt wurden: am 11. Juni 1934 der Kanzleigehilfe Karl
ſollbrecht aus Straßburg i. Elſ. zum Kanzliſten; am 14. Juni
334 der Kanzleigehilfe Ludwig Behre aus Büttelborn zum
anzliſten, beide mit Wirkung vom 1. März 1934 unter Berufung
das Beamtenverhältnis; am 15. Juni 1934 der Verſorgungs=
zwärter
Strafanſtaltsoberwachtmeiſter auf Probe Heinrich Lud=
ig
Chelius durch Urkunde des Herrn Staatsminiſters unter
erufung in das Beamtenverhältnis zum Strafanſtaltsoberwacht=
eiſter
bei dem Landgerichtsgefängnis in Darmſtadt mit Wirkung
m 16. Mai 1934; am 18. Juni 1934 der Juſtizinſpektor Ludwig
cherff bei dem Amtsgericht in Nieder=Olm zum Juſtizinſpektor
i dem Amtsgericht in Mainz durch Urkunde des Herrn Staats=
iniſters
mit Wirkung vom 1. Juni 1934.
Darmſtadt iſt eine ſchöne Stadk!
Kein Menſch bezweifelt, daß Darmſtadt eine ſchöne Stadt iſt!
iemand beſtreitet ſeine Lage inmitten herrlicher Wälder! Jeder
mneidet ſie darum! Aber viele behaupten (es gibt rühmliche Aus=
ihmen
), in Darmſtadt ſei nichts los!
Wenn man ſich jedoch die Mühe nimmt und zählt zuſammen,
as alles geboten wird, angefangen von einer Sonderausſtellung
s zum Gartenkonzert, ſo kommt mehr heraus, als manche andere
tadt aufweiſen kann!
Große Veranſtaltungen fehlen! Richtig! Sie herbeizuziehen iſt
ufgabe des neuen Verkehrs= und Verſchönerungs=
ereins
Darmſtadt und Umgebung e. V. Darum:
litglied werden!
Es iſt die Pflicht jedes deutſchen Volksgenoſſen, der ſich um
s Geſchick dieſer ſchönen und ſauberen Stadt kümmert, ſofort
ine Anmeldung entweder ſchriftlich an das Poſtfach 171 einzu=
ſicken
, oder an dem Verkehrsbüro abzugeben.

An die Veranſtalker von Bergnügungen!

Eine Vergnügungsveranſtaltung iſt nach nationalſozialiſti=
er
Auffaſſung nicht mehr ohne die Verpflichtung zur Opfer=
reitſchaft
denen gegenüber denkbar, die ſich aus Not keinerlei
ergnügungen leiſten können. Unſer Grundſatz Gemeinnutz geht
r Eigennutz ſoll deshalb keine leere Phraſe bleiben, ſondern
i allen unſeren Handlungen ausſchlaggebend und beſtimmend
n. Die Vergnügungsſteuerſtellen beim Kreisamt und der
tadt Darmſtadt haben deshalb Liſten aufgelegt zur Einzeich=
ung
und Entrichtung eines der Steuerſumme entſprechenden
strages zugunſten der NS. Volkswohlfahrt. Als Richtlinien
lten folgende Sätze: Bei größeren Veranſtaltungen 25 Prozent
s Steuerbetrages und bei kleineren Veranſtaltungen mit einem
euerſoll von nicht mehr als 25. RM. etwa 10 Prozent des
euerbetrages. Natürlich iſt eine Ueberſchreitung der Richtſätze
r erwünſcht, aber auch eine geringere Leiſtung ſoll nicht ver=
mäht
werden, wenn dem Veranſtalter entſprechende Mittel
hlen. Jedenfalls ſoll der Charakter als freiwillige Spende un=
dingt
gewahrt bleiben, aber es wird doch von allen Veranſtal=
rn
ſoviel ſoziales Verſtändnis erwartet, daß von dieſer Ein=
htung
ein durchſchlagender Erfolg zu erhoffen iſt.
Da jeder, der in der letzten Zeit die Tageszeitungen aufmerk=
m
geleſen hat, ſich von den vielſeitigen Arbeiten der NS. Volks=
ohlfahrt
überzeugen konnte, ſollte keine Gelegenheit ungenutzt
eiben, dieſem ſegensreichen Werke zur Verwirklichung einer
ſten Volksgemeinſchaft ſeine Hand zur Mitarbeit zu reichen.
Kreisamtsleitung des Amtes für Volkswohlfahrt,
Darmſtadt.
(Konto 5990 bei der Städtiſchen Sparkaſſe.)

Reiſe ohne Gefahr!

E Immer wieder ſetzen ſich Reiſende bei der Eiſenbahn trotz
arnung in den öffentlichen Zeitungen uſw. manchen Gefahren
S, die bei einiger Vorſicht vermieden werden können
Hierzu teilt uns ein kundiger Beobachter des Lebens und
eibens auf der Eiſenbahn folgendes zu allgemeinem Nutz und
ommen mit.
Zum Abholen von Verwandten betritt er gerade den Bahn=
ig
, als der einfahrende Zug in einiger Entfernung ſichtbar iſt.
in dem Beamten hört er wiederholt laute Rufe Zurücktreten
d bemerkt, daß Perſonen in unmittelbarer Nähe des Gleiſes
hen. Der größte Teil der Anweſenden beachtet die Zurufe und
ht ſich in angemeſſene Entfernung vom Gleis zurück, einige
eiben aber trotzdem in gefahrvoller Nähe ſtehen, wahrſcheinlich
der Meinung, dadurch ſchneller ihre Plätze zu erreichen. Der
1igfährt ein und noch bevor er hält, öffnen ſich voreilig ſeitliche
agentüren, von denen eine weit aufſchlägt und mehrere Per=
ten
zu erfaſſen droht. Dem Hinzuſpringen eines Beamten ge=
igt
es, die Gefährdeten im letzten Augenblick zurückzuziehen und
r Schaden zu bewahren. Nach dem Halten des Zuges geht ein
ldes Hin= und Herlaufen nach den verſchiedenen Wagenklaſſen
z, wobei es nicht ſelten kräftige Rippenſtöße gibt. Der Zug ſetzt
nach kurzem Aufenthalt zur Abfahrt in Bewegung. Plötzlich
ringt aus der Menge heraus ein Reiſender auf den Zug, und
ar auf einen Wagen, der am Schluſſe leer lief und verſchloſſen
tr. Ein Schaffner die Gefahr erkennend, bringt den Zug durch
hen der Notbremſe zum Halten und befreit den Reiſenden aus
ner gefährlichen Lage.
Drum laſſe ſich jeder, der ſich der Eiſenbahn anvertraut, zur
arnung dienen: Halte Dich in angemeſſener Entfernung von dem
mfahrgleis des Zuges entfernt, beachte die Weiſungen der
ahnbeamten, ſpringe nicht auf fahrende Züge auf und öffne die
ſagentüren erſt, wenn der Zug vollſtändig zum Halten ge=
mmen
iſt.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber den Darmſtädter
ſagiſt und Komponiſt Ernſt=Ludwig Arnold ſchreibt
Frankfurter Preſſe: Ernſt=Ludwig Arnolds (geb. 1910) Fan=
ie
und Fuge E=Moll für Klavier behandelt ein ſakrales Thema
ch eigenen Motiven . . ., während die Fuge geweckten Formen=
n
verrät. Die Arbeit beweiſt das Talent des Autors. Eine

1d mit den beiden Legenden (Vogelpredigt und Der heilige
anziskus auf den Meereswogen ſchreitend) von Franz Liſzt.
Verſteigerung von heſſiſchen Hengſten. Nach Beendigung der
chtperiode 1934 hat die Landesbauernſchaft Heſſen=Naſſau fünf
chthengſte ausrangiert, welche am Montag, den 30. Juli 1934,
rmittags 10 Uhr, in Darmſtadt auf dem Pferdemarktplatz, Holz=
fallee
, öffentlich meiſtbietend zur Verſteigerung geſtellt werden.
handelt ſich um insgeſamt fünf Hengſte, von denen zwei Kalt=
ithengſte
und zwei Warmbluthengſte noch durchweg voll ver=
ndungsfähig
ſind und ſicher ein= und zweiſpännig in jedem
ſchirr gehen. Es bietet ſich alſo günſtige Gelegenheit, am 30.
li in Darmſtadt gute Arbeitspferde zu erwerben.

Die Stabiliſierung des Brotpreiſes.

Ein erfoig bes Gemeinſchaftzeinfages
dee Geitelveiherſchaft.
WD. Wenn in früheren Zeiten ein über 20 prozen=
tiger
Rückgang des Ernteertrages bekannt geworden wäre, dann
hätte der deutſche Bauer zwar nicht mit einem im Getreidepreis
liegenden Ausgleich ſeiner Minderernte rechnen können, wohl
aber das deutſche Volk ein Anziehen des Brotpreiſes
befürchten müſſen. Denn der in ſolchen Jahren herrſchende ver=
ſtärkte
Verkaufsdruck der Landwirtſchaft wäre von den die Ge=
treidemärkte
beherrſchenden Spekulanten im eigenen Inter=
eſſe
ausgenutzt worden und hätte zudem für jene Zeit typiſchen
Bilde geführt, daß Erzeuger und Verbraucher die durch die Min=
derernte
entſtandene Notlage in dem Maße ſtärker zu ſpüren be=
kamen
, als andere den Gewinn einſtrichen.
Wenn durch die umfaſſende Regelung des Verkehrs mit land=
wirtſchaftlichen
Erzeugniſſen auch ſchon grundſatzlich ſolche in der
Organiſation der Volkswirtſchaft liegende Schäden im neuen
Staate behoben werden konnten, ſo bietet die praktiſche Inan=
griffnahme
und Löſung der Brotgetreideverſorgung auf Grund
der geſetzlichen Beſtimmungen zur Ordnung der Getreidewirt=
ſchaft
ein beſonders anſchauliches Bild der neuen wirtſchaft=
lichen
Gemeinſchaftsarbeit.
Die Vorratspolitik des Reichsbauernführers hat die Deckung
des Brotgetreidebedarfs durch die Schaffung einer nationalen Re=
ſerve
zunächſt ſtärker geſichert. Der Ueberſchußertrag des Vor=
jahres
wurde aufgefangen und aus dem Ueberangebot der Re=
kord
=Ernte ſo nur eine praktiſche Folgerung in Richtung der
notwendigen Bedarfsdeckung gezogen. Vorſchläge zu
einer ſtaatsſeitig zu erzwingenden Anbaubeſchränkung wurden
ſtrikte abgelehnt und werden auch in Zukunft nicht befolgt wer=
den
. Wer würde heute nicht derartige, aus der vorjährigen
Ueberſchußernte gezogene Konſequenzen der Staatsführung zum

Vorwurf und ſie für den diesjährigen Ausfall verantwortlich
machen! Die nationalſozialiſtiſche Landwirtſchaftspolitik hat be=
wieſen
, daß ſie nur dort planwirtſchaftlich arbeitet, wo die Pla=
nung
ſich ausrichten kann auf eine völkiſche Bedarfsdeckungs=
wirtſchaft
.
Auch die Heranführung der diesjährigen Brotgetreidernte bis
zum Verbraucher zeigt, daß nur in dem Maße die an der Ge=
treidewirtſchaft
Beteiligten in die Wirtſchaftsplanung einbezogen
werden, als die Sicherſtellung der Verſorgung es verlangt. So
iſt vonder Schaffung eines geſetzlich durchaus möglichen ſtaat=
lichen
Handelsmonopols abgeſehen worden und dem
Handel die Erfüllung ſeiner volkswirtſchaftlichen Funktionen
ermöglicht. Alle Verteiler von Brot= und Futtergetreide ſind
mit den Erzeugern und Weiterverarbeitern von Getreideerzeug=
niſſen
zu Wirtſchaftsverbänden zuſammengeſchloſſen, um in ge=
meinſchaftlichem
Zuſammenwirken dafür zu ſorgen, daß der
geſamte Brotbedarf des deutſchen Volkes nicht nur überhaupt
gedeckt wird, ſondern auch zu einem Preiſe, der Erzeugern
und Verbrauchern gerecht wird.
Unter Beibehaltung und Ausbau des Feſtpreisſyſtems nach
dem Preiszonen= und Gefälleprinzip wird für das neue Getreide=
jahr
ein Preis feſtgeſetzt, der trotz des geringeren Ernteausfalls
eine allgemeine Heraufſetzung des Brotpreiſes vermeidet. Dieſe
Stabiliſierung des Brotpreiſes iſt ein Erfolg der
Arbeit des Nährſtandes, der bewußt Opfer für die Allgemeinheit
bringt und willens iſt, dieſe praktiſche Politik des Ge=
meinſchaftseinſatzes
fortzuführen. Es galt unter allen
Umſtänden, eine Schwächung der Kaufkraft die eine Verteuerung
des Brotes bedeutet, zu vermeiden. Man hat es u. a. durch eine
Erhöhung des Ausmahlungsſatzes für Roggenmehl erreicht. Man
hat es aber vor allem erreicht dadurch, daß man die Getreide=
wirtſchaft
in ihrer Geſamtheit im Intereſſe des Volkes in An=
ſpruch
nimmt. Der Bauer macht den Anfang, Getreidehandel,
Mühlen und Bäcker werden nicht zurückſtehen, wenn es gilt ſich
zu beſcheiden. Der Menſch in der Wirtſchaft iſt im heutigen
Staate ein dienendes Glied und bereit, das Seine zu tun im
Kampfe um die Erhaltung des Volkes.

a) in allerdringendſten Fällen einen Fußgänger durchzulaſſen.
0) in Notfällen, und nur in ſolchen, das Ueberqueren der

Abſperrungsmaßnahmen
zur 2000-Kilomeker-Fahrt
am 21./22. Juli.
Um irrtümliche Auffaſſungen des Publikums und der Kraft=
fahrer
, die zu Aerger und Reibereien führen können, zu ver=
meiden
, teilt der Führer des Sicherungsabſchnittes
2/M. 50 (Bayerseich Laudenbach), Standartenführer
Keller, mit:
1. Gemäß Anordnung des Chefs des Kraftfahrweſens der SA.
und der ONS. im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsmini=
ſter
des Innern hat jeglicher Verkehr auf der Rennſtrecke, auch
jeglicher Querverkehr über die Rennſtrecke, grundſätzlich zu
unterbleiben.
2. In jeder Stadt und Ortſchaft iſt eine ſogenannte Schleuſe‟,
eingerichtet, um:
Rennſtrecke durch ein Fahrzeug ohne Gefahr für Rennteil=
nehmer
und Paſſanten zu ermöglichen.
3. In Darmſtadt wird
a) für den dringendſten Fußgängerverkehr in der Flucht der
Rheinſtraße über die Kaſinoſtraße ein Holzſteg gebaut, über
den auch durch Pendelverkehr der Heag die Verbindung mit
dem Hauptbahnhof aufrechterhalten wird;
b) an der Riedeſelſtraße eine Schleuſe für Fahrzeuge eingerich=
tet
, um in Notfällen (Aerzte. Hebammen, Sanitätsauto
uſw.) deren Fahrzeuge in geeigneten Augenblicken durch=
zulaſſen
.
4. Beſondere Polizeiverordnungen der Kreisämter für die Sperr=
zeiten
ſtellen das ſelbſtändige Betreten, Befahren oder Ueber=
queren
der Rennſtrecke unter Strafe, ebenſo das Freilaufen=
laſſen
von Hunden, Katzen und Federvieh.
5. Die Anweiſungen der Abſperrmannſchaften während der Sperr=
zeiten
gehen dahin,
a) das ſelbſtändige Betreten (auch Vordrängen), Befahren
oder Ueberqueren der Rennſtrecke mit allen Mitteln zu ver=
hindern
,
b) freilaufende Hunde, Katzen oder Federvieh in der Nähe der
Rennſtrecke ſofort unſchädlich zu machen.
6. Es empfiehlt ſich in jedem Falle, vorſorglich ein Ueberqueren
der Rennſtrecke möglichſt zu vermeiden, da
a) die SS.=Mannſchaften als Bedienung der Schleuſen die
Dringlichkeit oder den Notfall ſchärfſtens prüfen werden,
b) ſelbſt dann noch ein ſehr langes Warten auf den geeigneten
Augenblick wahrſcheinlich iſt.
7. Der elektriſche Verkehr nach Arheilgen iſt ſtillgelegt, der
elektriſche Verkehr nach Eberſtadt durch Einſatz von Omni=
bushilfslinien
auf der Heag eigenem Bahnkörper aufrechter=
halten
(ſiehe beſondere Bekanntmachung der Heag)
. Die übrigen Omnibus= und Verkehrslinien des Sicherungs=
abſchnittes
ſind in geeigneter Weiſe umgelegt.

Die Polizeidirektion teilt mit: Es beſteht Veranlaſſung,
darauf hinzuweiſen, daß ein Schleuſen grundſätzlich überhaupt
nicht ſtattfindet. An der vorgeſehenen Schleuſe an der Kreuzung
Riedeſelſtraße mit der Heidelberger Straße können Fahrzeuge nur
in allerdringendſten Fällen durchgelaſſen werden.

Sommer-Ausgabe 1934
Preis 70 pfennig
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken, Bahnhofs-
buchhandlung
und Geschäftsstelle, Rheinstraße Nr. 26.

Denige Sommertage, und die glückverheißende Ausſicht eines
4 Geldgewinnes durch die nationalſozialiſtiſche Arbeitsbeſchaf=
fungslotterie
bietet ſich vielen. Da am 21. u. 22. Juli die Ziehung
ſtattfindet, nehme jeder noch die Gelegenheit wahr, ſich das braune
Los zu erwerben.

Der 6=Uhr=Ladenſchluß.
Man ſchreibt uns: Die älteren Semeſter unter uns erinnern
ſich noch der guten alten Zeiten, da die Einzelhandelsgeſchäfte
vom früheſten Morgen bis hinein in die ſinkende Nacht geöffner
waren. Welches Wehgeſchrei erhob ſich dann ſpäter um jede
Stunde früheren Landenſchluſſes! Jedesmal fürchteten die Geſchäfts=
inhaber
, ſie würden geſchäftlich zugrunde gehen. Aber weder der
8=Uhr= noch der 7=Uhr=Ladenſchluß führten zum Bankerott des
Einzelhandels. Warum auch? Die Käuferſchaft gewöhnt ſich
daran und der Bedarf des Käufers iſt ja nicht davon abhängig,
wie lange ein Geſchäft geöffnet iſt.
Der 7=Uhr=Ladenſchluß blieb. Wohl verſuchten Einzelhänd=
ler
immer wieder, für beſtimmte Tage und Zeiten beſondere Re=
gelungen
herbeizuführen. Andererſeits bemühten ſich die Ange=
ſtelltenverbände
um einen früheren Ladenſchluß. Mit dem Durch=
bruch
der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung erhielten dieſe
Beſtrebungen ein neues geiſtiges Fundament. Die NS. Gemein=
ſchaft
Kraft durch Freude machte ſich insbeſondere auch die Aus=
geſtaltung
des Feierabends aller werktätigen Maſſen zur Auf=
gabe
. Aber auch beim Einzelhändler regte ſich der Wunſch und
die Sehnſucht, auch mal noch einige Stunden in der Sonne, und
ſei es auch nur die Abendſonne, zu verbringen. So ſetzten ver=
ſchiedentlich
im Reich gemeinſame Beſtrebungen von
Einzelhändlern und Angeſtelltenſchaft ein auf
Grund freiwilliger Uebereinkunft einen frühe=
ren
Ladenſchluß für beſtimmte Orte und Bezirke
zu vereinbaren.
Es konnte z. B. Ende des vorigen Jahres aus Oſtpreußen
berichtet werden, daß es in 17 Städten durch freiwillige Ueber=
einkunft
gelungen iſt. den Ladenſchluß auf 6 bzw. 6½ Uhr feſtzu=
ſetzen
. Aehnliche Mitteilungen kamen aus anderen Bezirken des
Reiches. Kürzlich beſchloß der Einzelhandel von Groß= Stutt=
gart
(einſchließlich Warenhäuſer, Einheitspreisgeſchäfte uſw.),
für die Tage Montag bis Freitag die Läden um 6 Uhr, am
Samstag um 5 Uhr zu ſchließen; die Ladenöffnung wurde für
Montag auf 10 Uhr feſtgeſetzt, für die anderen Tage bleibt es
bei der bisherigen Regelung. Auch in Leipzig iſt man bemüht,
wenigſtens am Samstag den 5=Uhr=Ladenſchluß durchzuführen.
Gegen dieſe Vereinbarungen wendet ſich eine Notiz in den
Preſſe=Mitteilungen der Hauptgemeinſchaft des Deut=
ſchen
Einzelhandels. Es wird in dieſer darauf hinge=
wieſen
, daß es nach dem geltenden Recht nicht möglich ſei, durch
Beſchlüſſe von Organiſationen oder Anordnungen der Polizei
oder ſonſtiger Stellen den einzelnen Geſchäftsinhaber zu zwin=
gen
, ſeinen Betrieb bereits vor 7 Uhr zu ſchließen, Hierzu ſei
bemerkt, daß die geſetzlichen Beſtimmungen, wie auch in der
Notiz der Hauptgemeinſchaft ſelbſt erwähnt, nur vorſchreiben,
daß Verkaufsſtellen von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. mit
Ausnahme der Apotheken, für den geſchäftlichen Verkehr ge=
ſchloſſen
ſein müſſen. Damit iſt aber keineswegs vom Geſetzgeber
zum Ausdruck gebracht, daß ein früherer Ladenſchluß als 7 Uhr
oder eine andere Verkaufszeit als nun von 7 Uhr morgens bis
7 Uhr abends verboten iſt. Die Ortspolizeibehörde hat allerdings
nicht die Befugnis, einfach von ſich aus einen früheren Laden=
ſchluß
vorzuſchreiben. Aber wenn alle Beteiligten, Einzelhänd=
ler
aller Branchen wie auch die Angeſtellten, übereinkommen,
den Ladenſchluß früher als 19 Uhr feſtzuſetzen, ſo ſteht das auf
keinen Fall im Widerſpruch zu den geſetzlichen Beſtimmungen.
Aber ganz abgeſehen hiervon, möchten wir einmal zum Ausdruck
bringen, daß, wenn draußen die Männer der Praxis in frei=
williger
Vereinbarung nach gewiß ſehr reiflicher Ueberlegung
ſich dazu entſchließen, den 6=Uhr= bzw. 6½=Uhr=Ladenſchluß einzu=
führen
, keine Veranlaſſung beſteht, päpſtlicher als der Papſt zu
ſein.
Wir zweifeln nicht, daß die bisher getroffenen Vereinbarun=
gen
Wegweiſer und Schrittmacher einer Regelung ſind, die dem
Menſchen im Einzelhandel, ſei er Geſchäftsinhaber oder Angeſtell=

gehen und auszugeſtalten. Die Käuferſchicht an einen früheren
Ladenſchluß zu gewöhnen, iſt eine Erziehungsaufgabe, die bald
ohne weiteres automatiſch ihre Regelung finden dürfte. Eine
Verminderung des Bedarfs tritt durch einen früheren Laden=
ſchluß
nicht ein. Weſentlich iſt, daß auch der Menſch im Einzel=
handel
zu ſeinem Recht kommt.
Gi.

Die Darmſtädter Herbſtmeſſe fällt in dieſem Jahre in die
Zeit vom 23. September bis 2. Oktober 1934 und wird auf dem
ſeitherigen Platz am Schwimmbad abgehalten. Beſſunger
Kirchweih 1934 am 22./24. und 30 September 1934 am Forſt=
meiſterplatz
. Angebote für die freihändige Vergebung von Plätzen
zur Aufſtellung von erſtklaſſigen Fahrgeſchäften Schauſtellung und
Ständen aller Art ſind bis ſpäteſtens 13. Auguſt 1934 ſchriftlich an
die Bürgermeiſterei Darmſtadt einzureichen.

Oroßer Preis von Beutschland
Der Sieg der Gualitat
Stuck gewinnt in neuer Rekordzeit
auf Aufo-Union Rennwagen mit

DMA
KRAFTSTORF UND AUTOOEL

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 197

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 19. Juli 191

Aus der NSDAP.
Kreisleikerkagung des Gaues Heſſen=Naſſau.
NSK. Frankfurt, 17. Juli.
Bereits zwei Tage nach der in Berlin ſtattgefundenen Gau=
leitertagung
waren am geſtrigen Montag die Kreis=
leiter
und Gauamtsleiter des Gaues Heſſen=Naſſau in
Frankfurt a. M. vor dem Gauleiter verſammelt, um die Ar=
beitsrichtlinien
im Sinne der Berliner Tagung entgegen=
zunehmen
.
Als Grundlagen der Parteiarbeit verwies Gauleiter Spren=
ger
nochmals ausdrücklich auf die bekannten Reden Alfred
Roſenbergs, des Stellvertreters des Führers und vor allen Din=
gen
des Führers ſelbſt. Aus den Darlegungen des Gauleiters
über grundſätzliche innere Verhältniſſe zwiſchen Par=
teiſtellen
und Staatsbehörden ging eindeutig her=
vor
, daß ein Zwieſpalt oder auch Kompetenzzweifel zwiſchen Be=
hörden
und Partei nicht entſtehen brauchen. Aufgabe beider Sei=
ten
ſei unermüdliche gegenſeitige Stützung der Auto=
rität
.
Beſonders nachdrücklich appellierte der Gauleiter an das Ver=
antwortungsbewußtſein
des Politiſchen Leiters und brachte zum
Ausdruck, daß der Politiſche Leiter vor der Oeffentlichkeit ſich
einer Haltung zu befleißigen habe die immer zeigt, daß die
Macht des Nationalſozialismus nicht auf dem Druck einer
regierenden Minderheit, ſondern auf dem abſolu=
ten
Vertrauen der bekannt großen Mehrheit des
Volkes beruht.
Als die Ehre der Alten Garde bezeichnete Gauleiter Spren=
ger
die Aufgabe, das Anſehen der Partei rückſichtslos gegenüber
anderen zu wahren. Der alte SA.=Mann ſei in ſeiner
Stellung in keiner Weiſe erſchüttert und werde
vor Diffamierungen von innen wie von außen eindeutig von den
Hoheitsträgern der Partei in Schutz genommen.
Den über zweiſtündigen vielſeitigen Ausführungen des Gau=
leiters
über alle Zweige der Parteiarbeit folgten nach kurzer
Ausſprache knappe Dienſtanweiſungen einzelner
Gauamtsleiter. Horſt=Weſſel=Lied und Treugelöbnis be=
ſchloſſen
die vom ſtellvertretenden Gauleiter, Regierungsrat Rei=
ner
, geleitete diſziplinierte Tagung.
Dr. Stang Amtsleiter der NS.=Gemeinſchaft Kraft durch Freude‟.
NSK. Der Führer der Deutſchen Arbeitsfront hat die folgen=
den
Anordnungen erlaſſen:
Pg. Dr. Walter Stang wird zum Amtsleiter der NS.= Ge=
meinſchaft
Kraft durch Freude für das Amt NS.=Kulturgemeinde
ernannt.
gez.: Dr. Ley.
Im gegenſeitigen Einvernehmen wird zwiſchen dem Leiter des
Amtes Volkstum und Heimat der NS.=Gemeinſchaft Kraft durch
Freude und dem Leiter der NS.=Kulturgemeinde folgendes ver=
einbart
:
Nachdem die NS.=Kulturgemeinde körperſchaftlich in die NS.=
Gemeinſchaft Kraft durch Freude eingetreten iſt, führt ſie ihre
Aufgaben nunmehr gleichzeitig für die NS.=Gemeinſchaft Kraft
durch Freude durch. Ihr Aufgabengebiet umfaßt die künſtleriſch=
kulturellen
Veranſtaltungen auf dem Gebiete des Theaters, des
Konzerts des Films, der bildenden Kunſt, des Vortragsweſens
und des Schrifttums.
Die Aufgaben des Amtes für Volkstum und Heimat werden
hiervon nicht berührt.
Berlin, den 22. Juni 1934.
gez.: Dr. Ley.
Kreisleitung Darmſtadt.
Abt. Kreisausbildung.
Die Politiſchen Leiter, ſämtlicher Ortsgruppen Darmſtadts
treten am Donnerstag, den 19. Juli, abends 20.15 Uhr, auf dem
Feſthallengelände an. Anzug: Dienſtanzug Entſchuldigungen
können nur in den dringendſten Fällen berückſichtigt werden.
NS. Lehrerbund, Kreis Darmſtadt=Stadt.
1. Betr.: Reichsſchwimmwoche.
Einige Schulen haben noch nicht die Punktwertungsliſten an=
läßlich
der Reichsſchwimmwoche eingeſandt. Die Liſten müſſen
bis ſpäteſtens 21. Juli an der Kreisgeſchäftsſtelle, Kapellſtraße 5,
zur Weitergabe an den Referenten für Leibesübungen eigereicht
werden. Evtl. iſt Fehlanzeige zu erſtatten.
2. Betr.: Reichstagung des NSLB.
Die Beträge für die beſtellten Karten zur Reichstagung ſind
nun umgehend auf der Kreisgeſchäftsſtelle einzuzahlen.
BNSDJ., Ortsgruppe Darmſtadt.
Am Dienstag, den 24. Juli 1934, ſpricht in Darmſtadt im
Rahmen einer Kreiskundgebung Rechtsanwalt. Dr. Grimm=
Eſſen. Wir weiſen unſere Mitglieder beſonders darauf hin
und erwarten, daß ſie geſchloſſen teilnehmen.
Pg. Karlo Balſer, wohnhaft in Darmſtadt, Rabenauſtr. 56.
hat ſeine Mitgliedskarte (Mitglieds=Nr. 317 416), Eintrittstag
13. 9. 1930, ausgeſtellt für Langen (Heſſen) Friedrich=Ebert=
Straße 11, zwiſchen Hirſchhorn und Falkengeſäß verloren. Um
Ablieferung an die Kreisleitung Darmſtadt, Rheinſtraße 48,
wird gebeten.
Sonderzüge zu den großen Rundfunkkundgebungen und Funk=
tagungen
in Berlin mit Beſuch der Funkausſtellung.
Wir haben durch den Kreisfunkwart erfahren, daß geplant iſt,
zu den großen Funktagungen, verbunden mit der Funkausſtellung,
in Berlin vom 17 bis 26 Auguſt bei genügender Beteiligung zwei
Sonderzüge für Darmſtadt gehen zu laſſen, und zwar einen Son=
derzug
Abfahrt am 17. Auguſt mit Rückfahrt am 20. Auguſt, einen
Sonderzug ebenfalls Abfahrt am 17. Auguſt, Rückfahrt am
26. Auguſt. Der Fahrpreis beträgt für beide Sonderzüge pro
Kilometer 1 Pfg. für Kinder von 4 bis 10 Jahren 0,5 Pfg Kinder
unter 4 Jahren ſind frei. Anmeldungen und nähere Auskunft bei
der Kreisrundfunk=Beratungsſtelle, Luiſenſtr. 34.

Heſſiſche Erfinder.
Auszug aus dem Patentblatt vom 12. Juli 1934.
A. Patentanmeldungen:
Carl Schenck, Eiſengießerei und Maſchinenfabrik. Darmſtadt,
G. m. b. H., Darmſtadt: Selbſttätige Steuerungsvorrichtung für
den Laſtausgleich an Laufgewichtswaagen. Chemiſche Fabrik
Budenheim, Akt.Geſ. Mainz: Verfahren zur fortlaufenden Ent=
härtung
von Waſſer.
B. Erteilte Patente:
Karl Roters, Offenbach a. M.: Buchſchutzhülle. Carl Schenck,
Eiſengießerei u. Maſchinenfabrik. Darmſtadt, G.m.b. H., und Otto
Schirrmeiſter, Darmſtadt: Laufgewichts=Gattierungswaage mit
Sicherheitsdruckwerk.
C. Eingetragene Gebrauchsmuſter:
Donges Stahlbau G. m b. H., Darmſtadt: Abdichtung für ge=
Continental=Gelatine= In=
preßte
Stahlblech=Gasſchutztüren.
duſtrie G. m. b. H. Michelſtadt i. Heſſen: Schachtelſtülpdeckel mit
durchſichtiger Deckelſcheibe.
Befreiende Klärung in der Kurzſchriftfrage. Der für das
Kurzſchriftweſen zuſtändige Reichsminiſter des Innern hat in
einem Schreiben an ſämtliche Länderregierungen vom 16. Juni
1934 erklärt, daß er einen Vorſchlag, ſeine Stellungnahme für die
Deutſche Kurzſchrift (früher Einheitskurzſchrift) zu prüfen und ins=
beſondere
die erlaſſenen Richtlinien abzuändern, nicht folgen könne.
In dem Schreiben betont der Reichsminiſter des Innern ausdrück=
lich
, daß die Verwendung der Deutſchen Kurzſchrift (früher Ein=
heitskurzſchrift
) im inneren Behördenbetrieb (ausſchließlich der
Aktenführung) für einen beſchleunigten Geſchäftsgang notwendig
iſt. Damit dürften die in letzter Zeit da und dort aufgetauchten
Unklarheiten endgültig beſeitigt ſein und das große Werk der
Kurzſchrift=Schulung ſeinen Fortgang nehmen.
Vereins- und lokale Beranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen
Darmſtadt und Umgegend. Meldung zur Teilnahme am
Waffenringtag in Heidelberg am 5. 8. 34 muß bis zum 20. 7. 34
an Kamerad Handke, Mackenſenſtr. 40. Zimmer 7. Erdgeſchoß, er=
folgen
. Je nach Beteiligung Fahrpreisermäßigung. Mitglieder=
verſammlung
am 21. 7. 34, abends 8,30 Uhr, bei Kamergd Biſchoff.
Ludwigsplatz.

Die Sicherung der Lebensfähigkeit des deutſchen Bauerntum
und der Nahrungsmittelverſorgung des deutſchen Polkes
durch das Reichsnährſtands=Geſetz.

Aus einem Borlrug=
In wenigen Wochen jährt ſich der Tag, da der Reichsminiſter
Darré kurz nach ſeiner Ernennung Ihnen als erſtes ſeiner revo=
lutionären
Geſetze das Reichsnährſtandsgeſetz vom 13. September
1933 in Verbindung mit dem Geſetz über den Zuſammenſchluß der
Mühlen und dem Getreidefeſtpreisgeſetz vorlegen konnte. Wenn
man uns damals fragte, woher wir die Gewißheit nähmen, daß
dieſe erſte wirtſchaftsrevolutionäre Tat des Nationalſozialismus
ihr Ziel erreichen werde, ſo konnten wir mangels jeder geſchicht=
lich
=praktiſchen Erfahrung nur folgendes antworten:
Wir waren in die Verantwortung für die Geſtaltung dieſer
Dinge nicht hineingeſchlittert, ſondern hatten uns bereits in der
Oppoſitionszeit der Partei in ſachlicher generalſtabsmäßiger Ar=
beit
vorbereitet und damit eine innere Sicherheit bekommen. Ich
darf Sie darauf hinweiſen, daß ich die geſamten Grundgedanken
des Reichsnährſtandsgeſetzes bereits im Sommer 1932 im Braunen
Hauſe den Wirtſchaftspolitikern der Partei vortragen und deren
volle Zuſtimmung finden konnte. Zum Beweis mögen Ihnen
dienen einige Zitate aus zwei Aufſätzen in der Deutſchen Agrar=
politik
, jetzt Odal, in denen ich im Juli und Auguſt 1932 dieſe
Grundgedanken zuſammengefaßt habe: 1. Sinn und Zweck einer
ſolchen Getreidepolitik kann nur ſein, durch eine Stabiliſierung
der Getreidepreiſe auf mittlerer Höhe und auf weite Sicht hinaus
den Bauern wiederum einen feſten Boden unter die Füße zu
geben und ihm damit ſeine volkswirtſchaftliche Aufgabe die Selbſt=
verſorgung
des Volkes mit den wichtigſten Lebensmitteln ſicher=
zuſtellen
, erſt auf die Dauer zu ermöglichen. Oder 2. Dieſen
Grundgedanken entſprechend würde die wirtſchaftliche und tech=
niſch
=verwaltungsmäßige Durchführung der Getreidepolitik der
verantwortlichen Selbſtverwaltung der am Erzeugungs= und Ver=
arbeitungsvorgang
beteiligten ſtändiſchen Körperſchaften über=
laſſen
bleiben, Zielſetzung und Beaufſichtigung dagegen dem Be=
auftragten
der Staatsführung vorbehalten. Oder 3. Der Auf=
bau
würde dann in vertikaler Richtung in den Bereich der Ver=
arbeitung
, nämlich zu einem Vollſyndikat der Mühleninduſtrie,
führen, das die Geſamtaufarbeitung der erfaßten Getreidemengen
nach einheitlichen Vermahlungsgeſichtspunkten und unter Feſt=
legung
der Verdienſtſpanne vorzunehmen hätte. Das Mühlenſyn=
dikat
würde ſeinerſeits nun wiederum die Brücke zu den Innungen
der Bäcker und den ſtändiſchen Gliederungen des Einzelhandels
zu ſchlagen haben. Sie ſehen, meine Herren, alles Dinge, die
heute bereits praktiſch verwirklicht ſind. Hören Sie ſchließlich noch
4. den ſozialiſtiſchen Grundgedanken: Unſer Vorſchlag, durch eine
Getreidepolitik der mittleren Preishöhe auf weite Sicht hinaus
auch den Normalbrotpreis zu ſtabiliſieren, ergibt nunmehr die
Möglichkeit, den Brotpreis einerſeits und den Normalſtundenlohn
eines Vollarbeiters in einer feſten Beziehung zu verankern.
Dadurch hat der Arbeiter ſeinerſeits die Gewähr, daß ſeinem Lohn
eine im großen und ganzen ſtetige Kaufkraft innewohnt, daß er
im beſten Sinne alſo den gerechten Lohn erhält.
Dieſe unſere innere Sicherheit wurde noch dadurch geſtärkt,
daß wir wenige Tage vor Erlaß des Reichsnährſtandsgeſetzes Ge=
legenheit
haben durften, den Führer auf dem Oberſalzberg Vor=
trag
zu halten, der uns in mehrſtündiger Ausſprache den Leitſatz
mitgab: Jawohl, ich bin mit der Schaffung feſter, gerechter Preiſe
für die weſentlichen bäuerlichen Erzeugniſſe einverſtanden, denn
dieſe Naturgüter eines Volkes ſind zu heilig, als daß Spekulation
mit ihnen getrieben werden dürfte. Feſte Preiſe aber nur für die=
jenigen
Erzeugungsmengen, die das deutſche Volk zum Leben
braucht, alſo für den tatſächlichen Bedarf.
Mit dieſen Sätzen des Führers waren die ehernen Tafeln
aufgerichtet für eine neue Agrarwirtſchaftspolitik, die klar
unter den Geſichtspunkt der Bedarfsdeckung geſtellt die Her=
ausnahme
des bäuerlich=landwirtſchaftlichen Sektors aus der libe=
ral
=kapitaliſtiſchen Marktwirtſchaft ſtabiliſierte.
Ich habe Ihnen, meine Herren, dieſen kurzen geſchichtlichen
Abriß gegeben, damit Sie ſehen können, daß Konzeption und
Durchführung dieſer neuen Agrarwirtſchaftspolitik ſich reſtlos
decken und damit Sie daraus für Ihre Arbeit den Eindruck mit=
nehmen
und dem Volk vermitteln, daß in dieſem Bereich aus
klarer Erkenntnis klare Entſchlüſſe gefaßt und mit der dem Führer
eigenen unbeirrbaren Zähigkeit verwirklicht worden ſind. Denn
nichts ſtärkt den Glauben eines Volkes an ſeine Staatsführung
mehr, als daß es dieſe unbedingte Sicherheit und Beharrlichkeit
ſtändig fühlt.
Wenn nun aber die Konzeption dieſer Reichsnährſtandspolitik
richtig und ihre Durchführung geradlinig war, dann muß der Er=
folg
der letzte Gradmeſſer ſein. Und dieſer Erfolg muß, wie oben
dargelegt, nach zwei Richtungen hin erzielt ſein: Erſtlich muß von
der wirtſchaftlich=preislichen Seite her die Rettung des Bauern=
tums
ſichergeſtellt ſein und zum anderen muß erkennbar ſein, daß
dieſe Reichsnährſtandspolitik in der Tat die Sicherung der lebens=
notwendigen
Nahrungsmittelverſorgung des deutſchen Volkes auch
in kritiſchen Zeiten gewährleiſtet. Verſuchen wir uns zunächſt ein
Bild über die jetzige wirtſchaftliche Lage des Bauerntums im Ver=
gleich
zu der vor der neuen Geſetzgebung zu machen. Der beſte
Gradmeſſer hierfür iſt zunächſt pſychologiſcher Art. Gehen Sie
hinaus auf’s Land zu den wirklichen Bauern, nicht zu jenen
ſchwankenden Geſtalten innerlich entwurzelter Gutsbeſitzer oder
gar Rittergutsbeſitzer, die ein Berliner Blatt in dieſen Tagen
in einem Aufſatz Der Obertan murrt ſo köſtlich und treffend
angeprangert hat. Bei dieſen Millionen wirklicher Bauern wer=
den
Sie als Geſamtbild vorfinden die Tatſache eines tiefen und
befreiten Aufatmens darüber, daß ſie aus der Pariaſtellung im
liberalen Syſtem herausgehoben ſind und ohne tägliche, unmittel=
bare
Angſt um den Beſtand ihres Hofes, ohne ratloſes Hinſtarren
nach Börſenberichten ihrer wirklichen Arbeit am Acker nachgehen

Aus Heſſen.

J. Griesheim, 18. Juli. Landw Bezugs= und Abſatz=
Genoſſenſchaft. Bezug von Saatkartoffeln. Am
verfloſſenen Samstag fand eine gemeinſchaftliche Sitzung von Vor=
ſtand
und Aufſichtsrat, der Landw. Bezugs= und Abſatzgenoſſen=
ſchaft
ſtatt, in der ſich die Verwaltung insbeſondere mit dem Be=
zug
von Saatgut in dieſem Jahre beſchäftigte. Da die Nachfrage
in dieſem Jahre allgemein groß iſt, wurde beſchloſſen, die Beſtel=
lungen
ſofort aufzunehmen. Der Rechner wurde beauftragt die
ungefähren Mengen der vergangenen Jahre baldigſt zu ſichern.
Allgemein kam zum Ausdruck, daß die im letzten Jahr bezogenen
Saatkartoffeln, frühe ſowie ſpäte, einwandfrei waren und der
derzeitige Stand der Felder, insbeſondere Edelkraut, ein ſehr
guter iſt. Es ſoll in dieſem Jahre zum erſtenmal ein Waggon
in Original=Saat Edeltraut bezogen werden, und kann den Mit=
gliedern
, insbeſondere den Landwirten, der Bezug zur Nachzucht
nur empfohlen werden. Der Preis für Original ſtellt ſich ſelbſt=
verſtändlich
höher als in Abſaaten. Weiter konnte der Rechner
bekanntgeben, daß in Winterwicken und Inkarnat in letzter Zeit
die Preiſe ſehr geſtiegen ſind. Durch rechtzeitige Eindeckung iſt
die Genoſſenſchaft in der Lage, ihre Mitglieder zu annehmbaren
Preiſen zu beliefern. Blitzſchlag. Bei dem am Samstag
nachmittag über, unſerer Cemarkung niedergegangenen Gewitter
ſchlug der Blitz in den Turm des vierten Schulhauſes ein, ohne
zu zünden
Dg. Arheilgen, 18. Juli. Straßenſperrung anläß=
lich
der Dauerprüfungsfahrt über 2000 Kilo=
meter
. Die Fahrt führt durch Arheilgen im Zuge Frankfurter
StraßeReitbahnDarmſtädter Straße. Der Querverkehr über
dieſe Straßen, die überwacht ſind, iſt am Sonntag für die Dauer
der Durchfahrt der Fahrzeuge verboten. Uebergangsſtellen be=
finden
ſich am Schwanen von der Dieburger Straße nach der
Weiterſtädter Straße für Fußgänger und Fahrzeuge ſowie am
Löwen von der Mühlſtraße zur Etteſterſtraße nur für Fuß=
gänger
und wird an dieſen Stellen nur geſtattet, wenn keine
Kraftfahrzeuge herannahen. Es ſollen die Hoftore offengehalten
werden, um den Paſſanten in Straßen mit ſchmalen Fußſteigen
ein Ausweichen zu ermöglichen. Auch müſſen die Bürgerſteige in

können. Das ſchließt nicht aus, daß an Tempo und Unbeding
unſerer Maßpahmen mancher harte Bauernkopf ſich ſtößt.
das ſind alles Kleinigkeiten, gemeſſen am Geſamterfolg, den
Bauer durchaus ſpürt und anerkennt. Der Bauer hat auch d
aus begriffen, welches Schickſal ihm beiſpielsweiſe auf dem G
des Getreidepreiſes im zurückliegenden Jahre geblüht hätte
er ohne das nationalſozialiſtiſche Feſtpreisſyſtem in Verbin
mit der Mühlenorganiſation vielleicht die Hälfte, des wi=
erzielten
Preiſes bekommen hätte. Genau ſo liegt es auf
Gebiete der Milchwirtſchaft, wo im Gegenſatz zu den früher
nahe täglich ſchwankenden Preiſen, ſeit beinahe ½ Jahren
ſtetiger, für Bauern und Verbraucher angemeſſener Preis ſte
ſiert iſt. Und genau ſo liegt es auf beinahe allen anderen G.
ten der bäuerlichen Erzeugung, auf denen die Grundſätze n
nalſozialiſtiſcher Marktordnung bereits verwirklicht werden
ten. Mit der kürzlichen Inangriffnahme der Regelung der M
von Vieh ſowie Gartenbauerzeugniſſen, iſt in der Tat für
weſentlichen Erzeugniſſe der Landwirtſchaft die Marktord
entweder durchgeführt oder eingeleitet. In ſtatiſtiſcher Hinſich
gibt ſich nach den Berichten des Inſtituts für Konjunkturforſe
das Bild, daß die Kaufkraft der Geſamtlandwirtſchaft, die
1928/29 alljährlich ſtändig abgefallen war, erſtmals für das
zu Ende gegangene Wirtſchaftsjahr um mindeſtens eine 34
liarde Reichsmark angeſtiegen iſt. Daß dies tatſächlich der
geweſen ſein muß, ergibt ſich ja auch aus den erheblichen Au
gen, welche die Landwirtſchaft wieder an die gewerl
Wirtſchaft gegeben hat und welche ſich aus der Abſatzſteige
der einſchlägigen Gewerbe und Induſtrien ergeben. Auch der
und nicht befriedigte Bedarf der Landwirtſchaft an Arbeitskr
ſpiegelt dieſe Beſſerung der Kaufkraft deutlich wider, denn
muß bedenken, daß dieſer Bedarf beinahe völlig zuſätzlicher 9
iſt, weil die Bauern ihre Saiſonarbeitskräfte zu Beginn des
ten Winters behalten und über den Winter durchgehalten h
Aus dieſen verſchiedenen Blickpunkten heraus ergibt ſich
folgendes Geſamtbild: Die in revolutionärem Akt vollzogene
gliederung des Nährſtandes aus der ſpekulativ=kapitaliſt

Marktwirtſchaft iſt gelungen in einem Tempo und
Totalität, die die Geſchichte vermutlich einmal als unfaßlich
ſtellen wird. Und die Bilanz eines Jahres ergibt, daß Zielſe
und Erfolg ſich decken, daß in der Tat dieſe Ausgliederung
Neuordnung des Marktes die wirtſchaftliche Rettung des deu
Bauerntums ſichergeſtellt hat.
Damit aber iſt erſt einmal die Grundlage geſchaffen
weitere Aufgabe, nunmehr die Erzeugung der deutſchen
wirtſchaft in den einzelnen Zweigen auszurichten an den Be
Denn es iſt ja eine bekannte Tatſache, daß die auf Konzu
ausgerichtete Agrarpolitik des vergangenen Syſtems zu einer
ligen Verzerrung der Agrarproduktion geführt hat. Erſt der
tionalſozialismus hat es geſchafft, der bäuerlichen Veredelt
wirtſchaft durch Inangriffnahme des Fettproblems diejenige
deutung zurückzugeben, die ihr tatſächlich zukommt. Veredel,
wirtſchaft allerdings im bodenſtändigen Sinne und nicht in
beiſpielsweiſe einer einſeitigen Fabrikation von Schweinen
Durch behutſame Umſteuerung der Erzeugung werden wir
kommen, daß jeder bäuerliche Betrieb unter Berückſichtigung
Standortes in breiter Vielſeitigkeit zunächſt das erzeugt, w
ſelbſt braucht und demnächſt das für den Markt, woran die ü
Bevölkerung Bedarf hat. So kommen wir wieder zu einer
monie zwiſchen Erzeugung und Bedarf, die um ſo inniger
je mehr das einſeitig verzerrte Zahlenverhältnis von Stad /
Landbevölkerung ſich ebenfalls wieder lebensgeſetzlicher geſtm
wird.
Dieſe harmoniſche Ausgleichung der deutſchen Erzeugung
hältniſſe wird aber auch eine weitere, volkswirtſchaftlich wie
tiſch wichtige Folge haben. Wir werden durch ſie auf allet
zeugungsgebieten, zu einem gewiſſen, aber in kritiſchen Zeitlä
nicht lebensgefährlich hohen Bedarf an Erzeugniſſen fre
Landwirtſchaft kommen. Seine ſinnvolle Zuteilung an die Ba
ſtaaten insbeſondere des europäiſchen Oſtens und Südoſtens
uns politiſche Freundſchaften erleichtern und unſerer Ind
Ausfuhrwege öffnen, wie dies tatſächlich in den vorwiegen
unſere Initiative hin abgeſchloſſenen Handelsverträgen und
machungen der letzten Monate bereits praktiſch als möglich e
ſen iſt. Die Marktordnung des Reichsnährſtandes gewähr
auf der anderen Seite, daß dieſe Zufuhren den Markt und
den Preis des deutſchen Erzeugniſſes nicht mehr ſtören könn
Ich habe bereits eingangs betont, daß uns als alte Nati
ſozialiſten ſelbſtverſtändlich bei allen unſeren Gedankengänger
Maßnahmen ſtets der ſozialiſtiſche Grundſatz des Gemein
geleitet hat. So haben wir unter reſtloſer Zerſchlagung
trüheren landwirtſchaftlichen Intereſſenverbände den Reichs f4
ſtand als öffentlich=rechtliche Inſtitution aufgebaut unter il
nationalſozialiſtiſcher Führung bis in die unterſte Gliederune m
mit dem Ziel, jede Intereſſenpolitik auszuſcheiden. Auch vſe
geſamte Marktordnung ſtand unter dem Grundſatz, zwar zugt m

der notwendigen Preisbeſſerung für den Baern alle ſpekule ml
und überhöhten Handels= und Verarbeitungsſpannen ausz ſ=
men
, aber wenn irgend möglich den Verbraucherpreis feſtzuh n!
Wo es irgendwie angängig war, haben wir wie bei der T/r
den Sommerpreis ſogar ermäßigt. Daß wir auf dem Gebiel
Fettverſorgung in Vorausſicht heute bereits eingetretener ( ½=
niſſe
rechtzeitig eingegriffen haben, iſt im vorigen Jahre
verſtanden worden. Heute hat ſich dies als richtig erwieſerſo
die Deviſenlage überſtürzt Maßnahmen notwendig machen v E=
die
bereits ſeit langem organiſch durchgeführt worden ſind
So glauben wir, im Reichsnährſtand ein Inſtrument führ
Führer geſchaffen zu haben, das ihn inſtand ſetzt, mit
Rücken diejenige Politik machen zu können, die das Woh
deutſchen Volkes erfordert. Bauern und Städter aber bitte
um Verſtändnis und datbereite Mitarbeit.

den Kurven freigehalten werden. Hinderniſſe wie Gerüſte, (
haufen, unbeſpannte Fuhrwerke uſw. ſind zu beſeitigen, eber
es verboten, Haustiere frei umherlaufen zu laſſen.
fentlicher Dank. Das 1. Kreisturnfeſt des Turnkreiſ
Darmſtadt, das in allen ſeinen Teilen einen reibungsloſen
lauf nahm und eine Heerſchau turneriſchen Wollens und W.
bildete, liegt hinter uns. Der Turnverein ſagt der Bevölke
die durch Bereitſtellung von Quartieren, Ausſchmückung der
ſer und ihre rege Anteilnahme die Abwicklung nach beſten
ten unterſtützte, ſowie der Gemeindeverwaltung, dem Pfar
den Vereinen und Organiſationen und allen Beteiligten au
dieſem Wege herzlichen Dank.
Dg. Arheilgen, 18. Juli. Verkehrsunfall. Au f.
Darmſtädter Straße ereignete ſich heute nachmittag gegen
Uhr ein ſchwerer Verkehrsunfall. Ein 30jähriger verheir
Mann von hier, der ſich mit dem Fahrrad auf dem Hein
von ſeiner Arbeitsſtätte befand, wurde von einem in g!
Richtung fahrenden Laſtkraftwagen angefahren und ſchwer
letzt. Aerztliche Hilfe war durch Herr Dr. Voltz ſofort zur
jedoch mußte der Verunglückte durch die Sanitätswache nad
Krankenhaus verbracht werden. Nach Ausſagen ſoll der
fahrer beim Ueberholen eines Fuhrwerks mit den Straßen
ſchienen in Kolliſion geraten und dadurch dem im g!
Augenblick überholenden Kraftfahrer gegen, den hinteren
des Wagens geſtürzt ſein. Die Verletzungen ſind anſche
ſchwerer Natur.
sw Groß=Gerau, 18. Juli. Geſtern nachmittag gegen
fünf Uhr ereignete ſich auf der Landſtraße Groß=Gerau2
ein folgenſchwerer Verkehrsunfall. An der Abzweigun=
Straße nach Bauſchheim wurde der Lieferwagen der Se
waſſerfabrik Schrepfer=Ginsheim von einem Perſonenwage
Firma Opel, Rüſſelsheim, angefahren. Der hintere Tei
Lieferwagens wurde demoliert und der auf dem Wagen b
liche Mitfahrer ſchwer verletzt, während der Chauffeur des
ferwagens leichtere Verletzungen davontrug. Die drei Pe.
in dem Perſonenwagen wurden aus dem Wagen geſchle
Dem Fahrer wurde der Bruſtkorb eingedrückt, ein neber
ſitzender Mitfahrer erlitt Schnittwunden im Geſicht. Eine
Perſon kam mit leichteren Verletzungen davon.

[ ][  ][ ]

Vor bald einem Jahrzehnk haben
Sie in der RURMARK ein Fabrikaf
schäfzen gelernk, das jeder kenner von
OUALITATS-CIGABETTENals ausser=
gewöhnliche
Leisfung anerkannſe,
WDahrelang haben gleich Ihnen
Millionen nur HURMARKgerauchk
und sich sfefs von neuem an der
geichmässigen Milde,dem reichen
Aroma und der Bekömmlichkeik
dieser Edel-Cigarekeerfreuf.
WerDruck derwirkschafflichen
Verhälfnisse zwang auch Sie,
sich diesen Genuss zu versagen-
Mun aber können Siewiederzu
Ihrer alfen liebe zurückkehren R5
Die Wirtschaftsbelebung
haf uns in den Sfand gesekzl, die

i der allen, berühmſen Gualifäk
jekzk zum

Donnerstag, 19. Juli 1934
d, Ober=Ramſtadt, 18. Juli Kinderlandverſchickung.
lus Oberſchleſien ſind, nun auch die aus unſerer Gemeinde dort
ur fünfwöchigen Erholung geweſenen Kinder zurückgekehrt. Aus
Zriefen und perſönlichen Erzählungen der Kinder iſt zu entneh=
gen
, daß es ihnen det ſehr gut gefallen hat und daß die gaſt=
ebenden
Volksgenoſſen alles aufgeboten haben, ihnen den Aufent=
alt
in der Ferne ſo angenehm wie möglich zu machen und ihnen
zirkliche Erholung zu bieten. Auch daraus ergibt ſich wieder,
die ſegensreich ſich die im Rahmen des Hilfswerks Mutter und
Lind durchzuführende Kinderlandverſchickung auswirkt. Mögen
ies alle die der NSV. bis jetzt noch nicht als Mitglied angehör=
enden
Volksgenoſſen erkennen und Anlaß nehmen, durch Erwerb
er Mitgliedſchaft die großen Aufgaben des Hilfswerks erfüllen
1helfen.
f. Roßdorf, 18. Juli. Mütterberatungsſtunde. Am
onnerstag, den 19. Juli, nachmittags von 23 Uhr, findet in
er Kleinkinderſchule die nachſte Mütterberatungsſtunde durch
e Kreisfürſorgerin ſtatt.
Cg. Reinheim, 17. Juli. Arbeitsdienſt. In unermüdlicher
rbeit hat der NS=Arbeitsdienſt, Lager Reinheim, den Wembach
on ſeiner Einmündung in die Gerſprenz an mit ſchön abgeſtoche=
en
Ufern verſehen. Im Ort längs der Horſt=Weſſel=Straße,
nd beide Ufer, ſoweit ſie nicht von Mauern gebildet ſind, mit
aſchinen ausgekleidet und aufgefüllt, oberhalb Reinheim, längs
er Ober=Ramſtädter Landſtraße, iſt der Bach in geraden Linien
guliert und die Ufer ſauber geſchrägt ausgehoben. Auf dieſe Art
ird am beſten plötzlichen Ueberſchwemmungen des Bächleins, wie
e ſeinerzeit infolge eines Gewitters auftraten, vorgebeugt.
denwaldklub. Auf der Ernſt=Ludwigshöhe bei Reinheim
ind das alljährlich ſtattfindende Sommerfeſt des Odenwaldklubs
att. Ein Teil war um 2 Uhr abmarſchiert, um wandernd nach
im Ziel zu gelangen, ein anderer Teil und die Familienangehö=
igen
gingen direkt auf die Höhe, auch Angehörige der Groß=
ieberauer
Ortsgruppe waren gekommen. Die Jugend fand bei
pielen, die Aelteren bei Erfriſchung und Unterhaltung, Aus=
uuſch
von Gedanken, die nötige Kurzweil. Klubwirt Stahl und
afé Hannemann (Eis) ſorgten für die leiblichen Genüſſe. Der
arke Wind machte allerdings ein längeres Verweilen nicht mög=
ch
, es kühlte zu ſehr und ließ viel früher als in ſonſtigen Jahren
e Teilnehmer nach Hauſe gehen.
Et. Reichelsheim i. Odw., 18. Juli. Bei günſtigem Wetter
nd hier das Wertungsſingen des Gerſprenzkrei=
es
ſtatt. Alle Leiſtungen wurden mit gut bewertet. Im gan=
n
beteiligten ſich 21 Vereine, ſo daß man ſich entſchloß, zwei
eſtzüge aufzuſtellen. Nur hatte der eine Feſtzug keine Muſik=
ipelle
, und marſchierte auch nicht durch alle Ortsſtraßen. Die
arole war am Sonntag: Wo man ſingt, da laßt euch ruhig
ieder, böſe Menſchen haben keine Lieder, So war auch der Feſt=
atz
gut beſetzt. Von dem hieſigen Arbeitsdienſt war am
tzten Sonntag eine Schwimmabteilung von 14 Mann in Seli=
enſtadt
unter Führung des Unterfeldmeiſters Emmel. Fünf
Preiſe und ein 2. Preis waren das Reſultat. Waren die
sdeul inze Zeit in unſerem Kirchſpiel SA.=Männer aus Berlin, Elber=
Id und München in Erholung, ſo ſind jetzt viele Kinder durch
e NSV hier. Hoffentlich erholen ſich die Kinder genau ſo gut
ie die SA.=Männer. Letzteren hat es hier ja ſo gut gefallen,
den 91 die meiſten länger da blieben, als urſprünglich vereinbart
uf KouX ar. Ein Zeichen der Gaſtfreundſchaft der Odenwälder.
zu ein.? Lr. Mümling=Grumbach, 18. Juli. Der Turnverein
irſtdl ierte ſein 40jähriges Beſtehen. Morgens beteiligte ſich
Verede/ r Verein geſchloſſen am Gottesdienſt. Nachmittags bewegte ſich
ejenig! n Feſtzug, an dem die Kreisriege und die Ortsvereine teilnah=
Veredel) ahmen, zum Feſtplatz. Ein Prolog eröffnete die Feier am Platz.
nicht i! er Führer des Vereins. Ludwig Göttmann, begrüßte die Feſt=
Schweineng ilnehmer und wies auf die Gründung des Vereins hin. Von den
den wir // Gründern leben noch der jetzige Führer des Vereins und die
ſchtigung iA Litglieder Heuſel und Klein. Bürgermeiſter Weber überbrachte
rzeugt, uut e Glückwünſche der Gemeinde. Die Feſtrede hielt Pfarrer May.
nan die ucrerwähnte in ſeiner Anſprache die Bedeutung des Turnens und
zu eine ! Deutſchen Turnerſchaft im neuen Deutſchland und wandte ſich
egen die Rekordſucht, die zum Teil in Turn= und Sportvereinen
ngeriſſen war. Eine üble Folge des Rekords ſei geweſen, daß
auſende unſerer Jugend ſich nur mit Zuſehen begnügten, anſtatt
lbſt an ihre eigene Kräftigung zu denken. Jeder Einzelne ſei
erufen, ſich in der Deutſchen Turnerſchaft Körper und Geiſt zu
ihlen Mit einem Sieg=Heil auf das deutſche Volk. ſeinen Füh=
1 Adolf Hitler und die Deutſche Turnerſchaft, den erſten Stro=

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 197 Seite 7

jie Baul
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vorwiegen
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Narkt und 4
ſtören kön=
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eitläu ſen des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Liedes ſchloß ſeine in=
iltsreiche
Anſprache. Die Frauen und Mädchen des Vereins lie=
n
durch Fräulein Bott eine Fahnenſchleife überreichen. Die
ängervereinigung verſchönerte durch mehrere Geſangsvorträge
s Programm. Den Hauptanteil des Programms nahm das Tur=
in
ſelbſt ein. Die Kreisriege zeigte an den verſchiedenen Geräten
Können in vollendeter Form. Die Turner des Vereins führten
rſchiedene Uebungen vor. Schüler und Schülerinnen erfreuten
irch ihre Freiübungen mit Geſang und durch ihre Volkstänze.
ine Damenriege von Wiebelsbach führte Keulenübungen, Uebun=
in
an Barren und Pferd vor und fand damit reichen Beifall.
enſo gefielen die Freiübungen aller anweſenden Turner,
Ea. Alsbach a. d. B., 18. Juli. Der heiße Sommer hat unſere
emarkung mit einem wahren Pflaumenſegen überſchüttet, wie
an ihn ſeit vielen Jahren nicht mehr erlebt hat. Täglich wan=
irn
mehrere hundert Zentner dieſer Frucht zum Zwingenberger
bſtmarkt. Demnächſt wird mit der Herrichtung der Linden=
raße
, der oberen Kirchſtraße ſowie des Fahrweges zum Sana=
rium
begonnen werden. Dieſe Arbeiten werden als Notſtands=
rbeiten
durchgeführt.
Em. Heppenheim a. d. B., 18. Juli. Ketteler= Gedächt=
isfeier
Der Kath. Männerverein veranſtaltete aus Anlaß
2s 57. Todestages des Mainzer Biſchofs Wilhelm Emanuel Frei=
errn
von Ketteler eine würdige Gedenkfeier, in deren Mittel=

unkt eine Rede des Herrn Pfarrer Eckſtein ſtand, in der er die
ſerſönlichkeir Kettelers ſeinen Lebenslauf, ſein Wirken als Prie=
er
und Biſchof ſowie ſeine Einſtellung zu den ſozialen Fragen
er damaligen Zeit entſprechend würdigte und den Zuhörern nahe=
rachte
. Beſichtigung des Amtshofes. Hieſige und

uswärtige Mitglieder der NS.=Hago beſichtigten unter der ſach=
undigen
Führung von Herrn Gewerbeſtudienrat Dr. Ing. Winter
en Amtshof mir dem wiederhergeſtellten und als Heimatmuſeum
ienenden Kurfürſtenſaal. Ausflug des Obſtbauver=
ins
. Der Verein unternahm mit 54 Mitgliedern aus Heppen=
eim
und Umgebung unter Führung ſeines Vorſitzenden, des
kreisobſtbauinſpektors Ohrtmann, einen ſehr lehrreichen Beſich=
gungsausflug
nach der den J. G. Farben gehörigen Verſuchs=
nſtalt
Limburgerhof bei Mutterſtadt in der Pfalz. Die nach den
eueſten wiſſenſchaftlichen Methoden muſtergültig angelegte 20
ſektar umfaſſende Anſtalt dient der Erprobung der Düngemittel
er J. G. Farben und zeigte den ſtaunenden Fahrtteilnehmern,
as Wiſſenſchaft und Technik unſerer Heimaterde abzuringen ver=
ehen
. Aus der Fülle des Geſehenen ſei erwähnt, daß hier ver=
icht
wird, alle kolonialen Erzeugniſſe bei uns heimiſch zu machen,
nd daß im Tropenhaus z. B. Reispflanzen Kaffeeſträucher,
ſumwollſtauden und Gummibäume zur Gewinnung von Kaut=
hur
zu ſehen waren. Im Freien konne man u. a. Apfelſinen= und
itronenbäume beſtaunen. Ungeahnte Möglichkeiten tun ſich auf.
deren Verwirklichung kaum zu zweifeln iſt. Auch die Beſichti=
ung
der Obſtanlagen, der Gewächshäuſer, des Botaniſchen Gar=
eus
, der Laboratorien und nicht zuletzt des mit den Pflanzungen
erbundenen Muſtergutshofes Rehhütte, wo die Hühner bis zu
9! Eier jährlich legen, ein Schwein 17 Ferkel im Jahr wirft und
50 Küh= oſtfrieſiſcher Herkunft täglich 1750 Liter Milch mit höch=
em
Fettgehalt liefern, erregte das größte Intereſſe.
Gernsheim. 18. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
5. Juli: 0,34 Meter, am 17. Juli: 0.29 Meter.,
Aus Rheinheſſen.
Uh. Worms, 18. Juli. Eine Grabſtätte aus dem 16.
ahrhundert. Auf einer Bauſtelle in der Peſtalozziſtraße
leßen Arbeiter in etwa 40 Zentimeter Tiefe auf ein menſchliches
kelett, das nach den Gutachten der Sachverſtändigen etwa 400
jahre alt iſt. Es handelt ſich, wie durch die vorgefundenen Ton=
herben
feſtgeſtellt werden konnte, um eine Grabſtätte aus dem
6. Jahrhundert.

Aus Oberheſſen.

LED Gießen, 18. Juli. Beſprechungen des Reichs=
niniſters
Ruſt über die Univerſität Gießen.
keichsminiſter für Unterrichtsweſen, Ruſt, der am Sonntag abend
Um Gleibergfeſt hier weilte und auch am Montag vormittag noch
der verblieb, hatte mit dem Rektor der Landesuniverſität Gie=
ſen
. Profeſſor D. Bornkamm, eine mehr als einſtündige Unter=
edung
, die der weiteren Arbeit und dem Ausbau der Univerſität
Hießen gewidmet war.

(TP7567

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 197

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 19. Juli 1934

Gauleiter Kube, Oberpräſident von Brandenburg,
bei ſeiner Ankunft im Schloß Neuenhagen, das durch ihn ſeiner Beſtimmung als Mütter= Erholungs=
heim
des Kreiſes Niederbarnim übergeben wurde.

Die Berliner Blumen=Ausſkellung vor ihrer Vollendung.

Die neuen gärtneriſchen Anlagen im Freigelände der Ausſtellungshallen am Kaiſerdamm,
wo jetzt Berlins größte Freiland=Blumenſchau vorbereitet wird. (Im Hintergrund das Haus 4
Deutſchen Arbeitsfront mit ſeinem beherrſchenden Wahrzeichen.)

Reich und Ausland.

Abſchied der deutſchen Torpedobooke
von Wiborg.

Helſingfors. Die deutſche Torpedoboots=
flottille
hat am Dienstag abend ihren mehrtägi=
gen
Beſuch in Wiborg abgeſchloſſen und iſt nach
Swinemünde abgedampft. Neben Ausflügen in
die Umgebung und Empfängen durch die Wibor=
ger
Deutſche Kolonie und die finniſchen Behörden
erfolgte vor der Abfahrt eine feierliche Kranznie=
derlegung
an den Wiborger finniſchen und deut=
ſchen
Heldengräbern von 1918 durch den Flottil=
lenchef
, Korvettenkapitän Kreiſch, und Vertreter
der Wiborger Garniſon und des finniſchen Schutz=
korps
. Deutſche und finniſche Mannſchaftsabord=
nungen
nahmen zuſammen mit dem Muſikkorps
des finniſchen kareliſchen Garderegiments an der
erhebenden Feier teil. Die Offiziere und Mann=
ſchaften
der Flottille, deren Auftreten muſterhaft
war, waren ſehr erfreut über die ihnen bewieſene
Gaſtfreundſchaft.

Deutſche Offiziere zum Beſuch der franzöſiſchen
Kavallerieſchule in Saumur eingetroffen.

Paris. Der Kommandeur der Kavallerieſchule
in Hannover, Generalmajor Freiherr von Dahl=
wigk
, iſt in Begleitung zweier weiterer deutſcher
Offiziere am Montag zu einem Beſuch der Ka=
vallerieſchule
von Saumur eingetroffen. Am Diens=
tag
wohnten die deutſchen Gäſte einer Vorführung
der ſogenannten Schwarzen Schwadron von Sau=
mur
bei und beſichtigten nach einem ihnen zu
Ehren vom Kommandeur von Saumur, General
La Laurence, gegebenen Eſſen die franzöſiſche Ka=
vallerieſchule
. Die deutſchen Offiziere legten am
Ehrenmal der franzöſiſchen Kavallerie Blumen
nieder.

Perlenkette nach einem Jahr im Main
wiedergefunden.

Miltenberg. Im vorigen Sommer verlor
eine Dame aus Mainz im hieſigen Schwimmbad
eine wertvolle Perlenkette. Wochenlanges Suchen
blieb erfolglos. Dieſer Tage trat nun zufällig ein
Badegaſt auf die Kette und zog ſie heraus. Er
wollte ſie ſchon wieder ins Waſſer zurückwerfen, da
ſie recht unſcheinbar und verſchlammt ausſah, als
der Bademeiſter den Vorfall bemerkte und das
Wertſtück an ſich nahm. Inzwiſchen iſt es ſeiner
Beſitzerin wieder zugeſtellt worden.

Mikglieder der deutſchen Himalaya=
Erpedikion vermißl.

Die Trümmer des 62 Meter hohen Turmes, der am Sonntag abend zunächſt in ſich zuſammenbrach
und dann ſeitlich umſtürzte.

Oppeln. Nach dem Einſturz des Turmes des
Oppelner Rathauſes haben ſich nunmehr am Oſt=
teil
des Rathauſes ſelbſt Riſſe gezeigt. Um einer
weiteren Einſturzgefahr zu begegnen, ſind an
dem gefährdeten Rathausteil umfangreiche Ab=
ſtützungen
vorgenommen worden. Auch dieſer
Flügel des Rathauſes wird abgebrochen und durch
einen Neubau erſetzt werden.

Oppeln. Wie das Preſſeamt der Stadt
Oppeln zu den Unterſuchungen über die Urſache
des Einſturzes des Rathausturmes mitteilt, er=
ſtreckten
ſich die Ermittlungen u. a. auf die Durch=

ſicht der Vorgänge beim Bau des oberen Teiles
des Rathausturmes in den Jahren 1863/64. Schon
damals habe man Bedenken gegen die Standfeſtig=
keit
des im 14. Jahrhundert erbauten unteren
Teiles des Turmes gehabt. Dieſe Bedenken ſeien
jedoch damals durch ein Gutachten zerſtreut wor=
den
, ſo daß der ſehr ſchwere Aufbau auf dem alten
Mauerwerk hochgeführt worden ſei. Dieſes Mauer=
werk
ſei jedoch anſcheinend ſo ſchlecht geweſen, daß
der neue obere Teil auf die Dauer von ihm nicht
mehr getragen werden konnte. Ein Verſchulden
treffe weder einen Baubeamten noch den Bau=
unternehmer
.

Hunderk Booke durch Zeuer vernichket. Großfeuer in einer chemiſchen Fabrik.

Breslau. In der vergangenen Nacht brach
in dem an der Kloſterſtraße gelegenen Ohle= Boots=
haus
Feuer aus. Da der Brand raſch großen Um=
fang
annahm und die Umgebung durch Funkenflug
ſtark gefährdet war, wurden faſt ſämtliche Bres=
lauer
Löſchzüge eingeſetzt. Das Gebäude brannte
bis auf die Umfaſſungsmauern nieder. Etwa 100
Paddelboote und Kleinmotorenboote mit Aus=
rüſtung
ſowie die Umkleideräume wurden ver=
nichtet
. Rund 50 Paddelboote konnten noch in
Sicherheit gebracht werden.

Die deutſche Himalaya=Expedition iſt von einem
ſchweren Unglück betroffen worden. Ihre Mit=
glieder
Willi Merkl (links), der Leiter der

Ungebetener Gaſt zu mitternächtlicher Stunde.
Frankfurt a. M. In der Altkönigſtraße
ſtieg abends ein Einbrecher durch das offenſtehende
Fenſter in eine im Erdgeſchoß befindliche Woh=
nung
ein und verſteckte ſich dort. Die Wohnungs=
inhaberin
, eine alleinſtehende ältere Frau, ver=
ſchloß
vor dem Schlafengehen alles ſorgfältig und
legte ſogar Sicherheitsketten vor. Gegen 24 Uhr
hörte ſie plötzlich in einem Nebenzimmer ein Ge=
räuſch
, worauf ſie in das Zimmer ging. Dort ſah
ſie den Einbrecher, wie er auf dem Boden kriechend
ihr Silberbeſteck einpackte. Der Mann ſprang auf,
öffnete ein Fenſter und gelangte ſo auf die
Straße, ohne erkannt zu werden. Die mitgenom=
menen
Gegenſtände haben einen Wert von zirka
220 RM. Aehnlich erging es einer Frau in der
Scheffelſtraße. Dort kletterte ein Einbrecher an
der Vergitterung eines Fenſters hoch und gelangte
über einen Balkon, in das Badezimmer, das er
vorerſt von innen abſchloß, da die Wohnungsin=
haberin
noch nicht zu Bett war. Als ſie in das
Bad gehen wollte, fand ſie die Tür verſchloſſen. Der
Einbrecher iſt dann ebenfalls geflohen, ohne daß
es aber zu einem Diebſtahl gekommen iſt.

Expedition, und Ulrich Wieland (rechts) wer=
den
ſeit einigen Tagen, nach einem furchtbaren
Schneeſturm, der ſie bei ihrem Anſtieg auf den
Nanga Parbat überraſchte, vermißt.

Strafanträge im Pforzheimer Eiſenbahnprozeß.
Pforzheim. Im Pforzheimer Eiſenbahnpro=
zeß
beantragte der Erſte Staatsanwalt gegen die
beiden Angeklagten Augenſtein und Brand je
zehn Monate Gefängnis.

Dresden. Am Mittwoch nachmittag brach aus
bisher noch nicht geklärter Urſache in den Poſt=
leritwerken
AG., einer chemiſchen Fabrik in
Zſchachwitz, Feuer aus, das ſchnell großen Umfang
annahm. Da die Gefahr beſtand, daß die Flam=
men
auch auf die in einem Nachbarraum unter=
gebrachten
Benzinvorräte übergreifen könnten,
wurden ſämtliche Feuerwehren der Umgegend und
ein größerer Löſchzug der Dresdener Berufsfeuer=
wehr
alarmiert. Die Löſcharbeiten wurden durch
die Trockenheit und den geringen Waſſerdruck
außerordentlich erſchwert. Der Dachſtuhl brach
bald in ſich zuſammen. Das dritte Obergeſchoß des
Hauptgebäudes iſt völlig ausgebrannt. Nach drei=
ſtündiger
angeſtrengter Arbeit war die größte Ge=
fahr
beſeitigt. Eine Arbeiterin wurde durch eine
Stichflamme ſchwer verbrannt. Die Fabrikation
erleidet vorausſichtlich keine Unterbrechung. Der
Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. Als Brand=
urſache
wird Kurzſchluß oder ein Eſſendefekt an=
genommen
.

Vom Horch=Achtzylinder ins Paddelboot
und verduftet.

Limburg. In einem Lahnort fuhr am Sonn=
tag
ein Pärchen in einem hocheleganten Horch=
Achtzylinder vor. Die Inſaſſen, zwei junge Leute,
machten am Lahnufer halt, ließen den Wagen
ſtehen und mieteten bei einem Bootsverleiher ein
Paddelboot, um angeblich eine kurze Partie auf
der Lahn zu unternehmen. Die Zeit verrann, es
verging Stunde um Stunde, aber das Pärchen ließ
ſich nicht mehr blicken. Der Bootsverleiher wurde
ſchließlich ſtutzig und benachrichtigte die Polizei,
die nach einiger Zeit feſtſtellte, daß der Wagen in
Wuppertal geſtohlen worden war. Die näheren
Erkundigungen am Montag ergaben, daß das Pär=
chen
mit dem Paddelboot bis zum Rhein gefahren
war und in der Nacht zum Montag in Ehrenbreit=
ſteir
übernachtet hatte, um in aller Frühe rhein=
abwärts
zu paddeln.

Die Ueberſchwemmungskakaſtropher
in Weſtgalizien.

Auch der weſtliche Teil der Wojewodſchaft Krak‟
vom Hochwaſſer bedroht.

Kattowitz. Die letzten Meldungen aus de
Ueberſchwemmungsgebiet in Klein=Polen laſſ
erkennen, daß das Ausmaß der Kataſtrophe ſei
Grenzen noch nicht erreicht hat. Neue Alarmna
richten kommen auch aus dem an Oſtoberſchleſt
grenzenden Teil der Wojewodſchaft Krakau.
Wie aus Wadowitz gemeldet wird, ſteigt d
Waſſer des Fluſſes Skawa ſtündlich um 15 3
timeter und hatte am Mittwoch früh 3 Me
über Normalſtand erreicht. Da der Regen ununt
brochen anhält, iſt zu befürchten, daß Wadow
Makow und Zator überſchwemmt werden.
Auf der Weichſel ſteigt das Waſſer um 20 3
timeter ſtündlich. Die Bevölkerung hat die
drohten Ortſchaften verlaſſen. Der kleine Nebe
fluß der Weichſel, Raba, hat jetzt eine Breite1
einem halben Kilometer erreicht. Die Stadt S
buſch iſt gleichfalls gefährdet. Man befürchtet
Ueberſchwemmung der Stadt und der umliegend
Ortſchaften, da der Waſſerſtand der Flüſſe S.
und Skava 4 Meter über Normalhöhe erre
hat.
In der Stadt Sucha beginnen ſich bereits
Straßen mit Waſſer zu füllen. Zwölf Häuſer m
ten wegen Einſturzgefahr geräumt werden. 2
in Zakopane hält der Regen weiter an. Die L
wird immer bedrohlicher. Die Bahnverbind
mit Krakau kann nur über Saybuſch und Bi
aufrecht erhalten werden, da die direkte Str
geſtört iſt.
Nach den letzten Meldungen ſoll in Zakop
bereits Lebensmittelmangel eingetreten ſein. 9
den letzten amtlichen Meldungen wurden in 9
Sandez 26, in Kleczany 14, in Morawietz 3 M=
ſchen
Opfer des Hochwaſſers.
Aus den anderen Ortſchaften liegen noch ke
genauen Zahlen vor, doch iſt auch hier mit z
reichen Todesopfern zu rechnen. In Tarnow
ſich die Lage weiter verſchlechtert. Große Erreg
hat ein Streik der ſtädtiſchen Arbeiter in Tart
hervorgerufen, die ſich weigerten, ſich an den ?
tungsarbeiten zu beteiligen.
Der anhaltende Regen hat auch im ſüdöſtli
Polen große Verheerungen angerichtet. In
Gegend von Drohhobycz ſind faſt alle Flüſſe
den Ufern getreten. Das geſamte Oelgebiet
unter Waſſer.

Unwekker an der mikkelengliſchen

London. Der engliſche Badeort Blackpoo.ſ
der mittelengliſchen Küſte wurde am Dien 8
abend von einem verheerenden Sturm heimgeſ
In dem Vergnügungspark ſchlug der Blitz
Große Teile des Vergnügungsparks fielen
Flammen zum Opfer. Nur dem einſetzenden
kenbruchartigen Regen war es zu verdanken,
nicht der ganze Vergnügungspark ein Raub
Flammen wurde. Infolge der Ueberſchwemmur
mußte der Verkehr eingeſtellt werden. Die t
liegenden Teile der Stadt ſtehen unter Waſſe

Grünſpan im Speiſeeis.

Maſſenvergiftung auf einem Abendfeſt c
ſchwere Fälle.
Sofia. In der Hafenſtadt Burgas am Sch.
zen Meer nahm eine Abendveranſtaltung im
zierskaſino ein ſchlimmes Ende. Als die Feie
vollen Gange war, brachen der Reihe nach
reiche Gäſte unter furchtbaren Schmerzen zu
men, während viele andere von ſchweren U
keitserſcheinungen befallen wurden. Als ſich,
ausſtellte, daß die Unfälle auf den Genuß
vergiftetem Speiſeeis, das den Gäſten ger
worden war, zurückzuführen ſeien, brach eine
gemeine Panik aus. Da ſich bei nicht wenige=
75 Perſonen zum Teil ſchwere Vergiftungser
nungen zeigten, wurden ſofort alle erreichb
Aerzte herbeigerufen. Dadurch konnte ſchwe
Unglück verhütet werden. Der Zuſtand von
Perſonen iſt indeſſen noch äußerſt beſorgnis
gend. Unter den Schwerkranken befinden ſich
der Garniſonkommandant und ſeine beiden
der. Die Unterſuchung ergab, daß es ſich
eine Kupfervergiftung handelt; das Eis we
einem Kupfergefäß aufbewahrt und durch C
ſpan giftig geworden. Der Kaſinowirt wurde
haftet.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 19. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dee Mann, der die Weit vergiltet.
Enkdeckung der geheimnisvollen Rauſchgiftfabrik. Glückliche Zluchk aus dem Waſſergefängnis.
So ziemlich in der Mitte des Mittelländiſchen Meeres.
Eint verdtechen an der Menſchhent. ſagt er grinſend.

M

chluß.
Von E. T. A. Hay. (Nachdruck verboten!)
Inhalt der bisher erſchienenen Teile:
Der internationale Rauſchgifthandel iſt über die ganze
Welt verbreitet. Der Unbekannte, der an der Spitze
dieſes Rauſchgiftſyndikates ſteht, führt den Spitznamen
Prinz. Ueberall hat er ſeine Opfer. Die Polizei und
Kontrollſtationen aller Welt ſuchen ihn und ſind im
Kampf gegen ihn. In Macpherſons Hotel in London,
in das der Verfaſſer zufällig gerät, gehen merkwürdige
Dinge vor. Die Menſchen dort ſcheinen alle zu ſchlafen.
Eine Zigarettenverkäuferin fällt in unerklärlichen
Traumzuſtand, der ſich in der vierten Nachmittagsſtunde
plötzlich ändert. Von dieſer Stunde an erwacht auch das
ganze Hotel, deſſen Gäſte und Perſonal unter den Aus=
wirkungen
des furchtbaren, auf raffinierte Weiſe einge=
ſchmuggelten
Rauſchgiftes ſtehen. Mr. White, einer der
Gäſte, erzählt von dem Höllenleben der Rauſchgift=
ſüchtigen
. E. T. A. Hay beſchließt mit Mary, der Ziga=
retrenverkäuferin
, Chemiker des Rauſchgiftſyndikats zu
werden, um dem Prinzen auf die Spur zu kommen.
Beide treffen ſich in Marſeille im Hotel Trois etoiles.
Ich werde Chemiker des Rauſchgiftſyndikakes!
Iſt es Zufall oder nicht? Der erſte Menſch, den ich im Foyer
s Hotels Trois etoiles treffe, iſt Mary.
Sie zuckt zuſammen, als ſie mich erblickt.
Einen Augenblick ſieht es aus, als wolle ſie ſich davonmachen.
Miß Mary!
Sie kommt auf mich zu.
Verzeihen Sie mir. Ich nahm den Zug zwei Stunden früher
ie Sie ..."
Warum?
Weil ich nicht will, daß man Sie erledigt! ruft ſie plötzlich
regt aus. Laſſen Sie die Finger von all dem .. . reiſen Sie
rück nach London ... wir werden doch nichts ausrichten gegen
is Syndikat ... wir ſind machtlos dagegen, machtlos .. . niemand
nn gegen das Schickſal an .. ."
Sie machte ein verzweifeltes und verſtörtes Geſicht.
Ich merke, daß ſie ſich in einer depreſſiven Stimmung befin=
t
. Wahrſcheinlich hat man ihr den Koks geſperrt, um ſie gefügig
machen.
Haben Sie etwas über mich ausgeplaudert .. .?"
Ich ſchwöre Ihnen, nichts ... nicht ein Wort habe ich von
iſerem Plan geſprochen, aber . . ." ſie ſieht ſich faſt ſcheu und
rchtſam um Sie kennen das Syndikat nicht. Ueberall haben
Spietzel ... Spione ... Zuträger.. .!"
Wollen wir unſeren Plan nicht doch durchführen? Ich möchte
verſuchen!
Sie drückt mir die Hand.
Sie haben Mut! Morgen früh komme ich mit dem Vertreter
s Syndikates, mit Dr. Leſeur zuſammen. Ich werde Sie mit
m zuſammenbringen. Vielleicht gelingt es Ihnen, als Chemiker
zukommen ..
Sie verabſchiedt ſich von mir und geht auf ihr Zimmer.
Sie iſt heute ganz down.
Ich ſehe Tränen in ihren Augen, als ſie ſich von mir abwen=
t
. Sehr glücklich bin ich in dieſem Augenblick nicht.
Mary tut mir leid ...
Aber vielleicht werde ich mir bald ſelbſt leid tun.
Am nächſten Morgen.
Ich habe eine Unterredung mit dieſem Dr. Leſeur gehabt.
Leſeur, ein kleiner, dicker, gemütlicher Kerl. Ich möchte be=
ſwören
, daß er ſelbſt noch nie eine Priſe Kokain oder Rauſchgift
nommen hat.
Miß Mary hat mir von Ihnen erzählt. Sie können bei der
abrik unterkommen! ſagte er gleich nach der Begrüßung.
Nur einige Fragen muß ich noch ſtellen .. ."
Bitte! Mein Herz begann zu klopfen, denn ich erwartete
etwas wie eine Prüfung auf dem Giebete der Chemie. Aber
e Fragen waren ganz anderer Natur ..."
Haben Sie Familie?
Nein! Ich ſtehe ganz allein auf der Welt .. .! Das war
atürlich gelogen, aber es ſchien mir richtiger, dieſe Auskunft
geben.
Leſeur murmelte noch vor ſich hin: Gut! Sehr gut!
Vermögen vorhanden?
Keinen Sous! Sonſt würde ich nicht arbeiten wollen.
ſuch dieſe Antwort ſchien ihm zu gefallen, denn er ſtieß ein
ieckerndes Lachen aus.
Können Sie ſofort Ihre neue Stellung antreten?
Sofort, aber ich möchte um einen kleinen Vorſchuß bitten,
enn ich kann die Hotelrechnung nicht bezahlen, und dann möchte
ch mir auch etwas ..." Ich tat ſehr verlegen, als ſchämte ich
nich, es auszuſprechen, aber Leſeur vollendete grinſend: Etwas
Koks kaufen ...!"
Ja, ſagte ich erleichtert.
Ich bekam Vorſchuß und die Mitteilung, daß ich mich am
Abend im Hafen mit Miß Mary einfinden möchte.
Ausſteigen mikken auf dem Meer...!
Vierundzwanzig Stunden ſpäter ſind wir ſchon im Mittel=
ändiſchen
Meer.
Der Dampfer, auf dem wir Paſſage mit einem uns unbekann=
en
Ziel haben, iſt ein kleiner, ſchmutziger Frachtdampfer.
Er heißt: Le Soleil.
Aber er iſt keine Sonne. Er iſt nicht einmal ein Stern. Er
t eher ein kleiner, ſchmutziger, ſchwimmender Fleck im blauen
Vaſſer des Mittelmeeres.
Unſer Ziel hat man uns nicht geſagt.
Die Reiſe geht alſo ins Blaue ... Ich habe mir Fahrten ins
laue immer amüſanter vorgeſtellt.
Mary kommt aus ihrer Kabine nicht viel hervor.
Sie hat jetzt immer verweinte Augen. Ich habe ſie faſt in
em Verdacht, als ob ſie ſelbſt verſuchte, ſich das Rauſchgift abzu=
ewöhnen
. Armes Mädel, wird es ihr gelingen?
Wohin mag man uns bringen?
Das Schiff ſelbſt geht nach Buenos Aires, aber ich glaube,
man uns vorher irgendwo an Land ſetzen wird.
Irgendwo, wo die geheimnisvollen Fabriken ſind.
Mitten in der Nacht werde ich geweckt.
Der Steuermann Balleuh ſteht in der Tür und ſagt mir, wir
eien am Ziel..."
Wo befindet ſich das Schiff. . .?
m

Und hier ſollen wir ausſteigen?,
Ja, ſagt er und knallt die Tür zu.
Mir wird mulmig zu Mute. Ich ſtecke meinen Revolver zu
mir. Verdammt, will man uns zu den Fiſchen gehen laſſen. . .?
Will man uns über Bord werfen 2
Auf der Treppe zum Deck treffe ich Mary.
Wir ſind da, ſagt ſie heiſer.
Bei den Fabriken?
Sie zuckt die Achſeln.
Plötzlich wendet ſie ſich um. Sie ſchlingt die Arme um mich
und küßt mich..."
Ich bin wie erſchlagen.
Vielleicht iſt es das Ende . . . ſagt ſie, als ſie ſich los macht.
Sie hat alſo denſelben Gedanken wie ich.
Vielleicht hat man unſeren Verrat entdeckt und man will uns
erledigen. In der Mitte des Mittelländiſchen Meeres.
Wir kommen an Deck.
Ringsum das Meer ... dunkel ... ſchweigend. Am Himmel
Tauſende von flimmernden Sternen.
Kapitän, was bedeutet das? Was hat man mit uns vor?
frage ich den Kapitän, der auf mich zu kommt.
Sie ſind am Ziel..
In dieſem Augenblick flammt ein Scheinwerfer auf und eine
Lichtflut ergießt ſich über Deck auf das Meer hinaus.
Und nun ſehen wir . . . inmitten dieſer Lichtflut ſchaukelt leicht
auf den Wellen eine große weiße Jacht..."
Heureka ſteht in großen goldenen Buchſtaben am Bug dieſer
Jacht..
Ein Fallreep wird ausgeſchwungen. Ein Boot iſt von der
Jacht abgeſtoßen. Man holt uns hinüber..
Sollen wir auf dieſer Jacht unſere Weiterfahrt nach den
Fabriken antreten?
Wir ſind ſchon im Boot, als mir plötzlich ein Gedanke kommt.
Die Jacht heißt Heureka‟. Das iſt griechiſch und heißt: Ich
hab’s!
Ich hab es gefunden!
Ja, das mag der Prinz auch ausgerufen haben, als er auf
die Idee mit der Jacht kam.
Ich bin überzeugt, daß ſich auf dieſer Jacht ſelbſt die geheime
Fabrik der Gifte befindet.
Ich möchte darauf ſchwören, daß dieſe Jacht die modernſten
Laboratorien der Welt birgt und daß in ihnen das Gift, das
ſchreckliche Rauſchgift hergeſtellt wird. ..
Aber wenn es ſo iſt?
Dann ... bin ich verloren, denn von dieſer Fabrik kann ich
nicht entfliehen.
Ich bin dann für immer ein Gefangener des Prinzen.
Ich bluffe den Prinzen!
Drei Tage bin ich jetzt auf der weißen Jacht.
Ich habe nur zu recht behalten. Dieſe Jacht iſt eine der ge=
heimnisvollen
Fabriken des Rauſchgiftſyndikates.
Sie iſt mit dem modernſten Laboratorium der Welt ausge=
rüſtet
, und Tag und Nacht wird hier Rauſchgift hergeſtellt.
Es iſt eine glänzende Idee von dem Prinzen.
Hier auf dem Meer iſt er ſicher. Keine Polizei, kein Rauſch=
giftdezernat
, keine Detektive können ihm hier die Fabrik ſchließen.
Auf dieſer Jacht läßt er Rauſchgift herſtellen und niemand
kann es ihm verwehren.
Wem gehört das Meer?
Allen!
Das Meer unterſteht keiner Polizei, keinem Geſetz, keiner
Macht.
Hier auf der Jacht iſt der Prinz der Geſetzgeber.
Ich gebe mich ſo gut wie verloren. Von hier kann ich nicht
entfliehen. Ich bin dem Prinzen auf Gnade und Ungnade aus=
geliefert
.
Der Prinz iſt eben nicht an Bord.
Er wird morgen mit dem Flugzeug erwartet.
Ich glaube, daß ſein Eintreffen mein Ende bedeuten wird.
Am nächſten Tag geht ein Waſſerflugzeug in der Nähe der
Jacht nieder.
Der Prinz iſt gekommen.
Ich werde in meine Kabine geſchickt. Ein Poſten ſteht plötz=
lich
vor meiner Tür. Ich bin ein Gefangener. Mary ebenfalls.
Man ſcheint herausbekommen zu haben, daß wir unter einer
Decke ſtecken.
In der letzten Nacht habe ich verſucht, in die Funkkabine ein=
zu
dringen. Es gelang mir auch, die Tür zu ſprengen, aber ich
verſtand mit den Apparaten nicht umzugehen. Sonſt hätte ich
SOS gefunkt und die Jacht von einem Kriegsſchiff hochgehen
laſſen.
*
Der Prinz geruht mich zu empfangen.
Er empfängt mich in ſeiner luxuriöſen Kabine. Ich bin ver=
blüfft
, als ich ihn ſehe. Es muß ein ſteinalter Mann ſein. Er
hat lange, ſchneeweiße Haare, aber ein friſches Geſicht noch. Er
geht ſchwerfällig an einem Stock und ſehr gebeugt.
Ich wußte ſchon ſeit einigen Tagen, daß Sie ein Polizeiſpion
ſind. Sie und dieſe ... hm . . . Mary ... Glauben Sie nicht, daß
Sie Leſeur in Marſeille geblufft haben. Wir wußten ſchon in
London über Sie Beſcheid ... er lächelt plötzlich ſpöttiſch ..."
aber auf dem Meere ſtirbt es ſich am ſchönſten.
Alſo ſcheint mein Schickſal beſiegelt.
Meines und Marys.
Aber einen Stoß will ich noch gegen den Prinzen führen . ..
vielleicht gelingt er mir.
Ich lache ebenſo ſpöttiſch wie der Prinz.
Leider werden Sie aber nicht auf dem Meere ſterben, ſon=
dern
im Zuchthaus.. ."
Der Prinz lacht laut. Hier iſt kein Zuchthaus weit und
breit. . ."
Ich ſage noch ſpöttiſcher zu ihm: Aber ein engliſches Kriegs=
ſchiff
iſt in der Nähe. Ich gab ihm in der letzten Nacht die Poſi=
tion
des Schiffes an und ich nehme an, daß es Sie in wenigen
Stunden erwiſchen wird. . ."
Ich ſehe, daß mein Pfeil getroffen hat.
Er zuckt zuſammen.
Sie lügen! Sie kennen doch nicht den Geheimcode der bri=
tiſchen
Marine? Und jede andere Morſenachricht hätte eines
unſerer Schiffe auch aufgefangen und uns benachrichtigt.

Nr. 197 Seite 9
Man hat mir für dieſe Sonderaktion den Geheimeode ge=
geben
... ſage ich feſt.
Blödſinn! Davon glaube ich kein Wort.. . ſagt er und
läßt mich in meine Kabine zurückbringen.
Nach faſt einer Stunde werde ich ihm wieder vorgeführt.
Der Prinz macht ein ſehr ungnädiges und böſes Geſicht.
Ich habe erfahren, daß wirklich ein engliſches Kriegsſchiff,
hier in der Nähe kreuzt. Es mag Zufall ſein oder nicht. Jeden=
falls
will ich mich keinem Riſiko ausſetzen. Ich werde Sie in
einem Boot auf dem Meere ausſetzen und dies dem Kriegsſchiff
mitteilen. Wahrſcheinlich wird das Kriegsſchiff Sie und Mary,
zuerſt ſuchen und aufnehmen. Ich gewinne dadurch Zeit, um da=
vonzukommen
. Ich glaube ja im Grunde, daß dies alles nichts
als ein Bluff von Ihnen iſt, aber ... ich bin ein Mann, der für
Sicherheit iſt.. .!"
Wirklich wurden wir eine halbe Stunde ſpäter in einem
kleinen offenen Boot auf dem Waſſer ausgeſetzt.
Und was war der Grund? Weil dieſer Verbrecher, der das
Unglück Tauſender und aber Tauſender mit ruhigem Gewiſſen
trägt, im Grunde genommen ein feiger Schurke war, der für nichts
mehr fürchtete, als für die eigene Freiheit...
Auch für dieſen Mann wird eines Tages die Stunde des
Schickſals ſchlagen. ..
Wehe dir, Prinz!
Tatſächlich hatte der Prinz das engliſche Kanonenboot, das
wirklich rein zufällig in der Nähe kreuzte, durch Funkſpruch von
der Ausſetzung zweier engliſcher Detektive benachrichtigt. Die
waren zunächſt vollkommen verblüfft und glaubten zuerſt an eine
Myſtifikation. Trotzdem machten ſie ſich auf die Suche und fan=
den
uns..
Den Prinzen haben wir zwar nicht zur Strecke gebracht,
aber ein Rätſel iſt gelöſt: Das Geheimnis der unauffindbaren
Rauſchgiftfabriken . . .

* Die Landkarke des Appekiks.
() London. Man hat eine ſehr intexeſſante Feſtſtellung
gemacht: ein Hotel in Sheringham und ein anderes in Weſt=End.
in London, die beide dem gleichen Unternehmer gehören, wieſen
bei faſt gleicher Gäſtezahl außerordentliche Unterſchiede des
Lebensmittelverbrauches im Reſtaurationsbetrieb auf.
Ob da etwas nicht ſtimmte‟? Man kontrollierte haar=
ſcharf
und fand alles in beſter Ordnung. Der Konſumunter=
ſchied
hielt an. Bis man denn einen Phyſiologen darüber be=
fragte
, der ſich für das Phänomen intereſſierte. Er fand bald her=
aus
, daß die einzelnen Gegenden in England einen ganz anderen
Lebensmittelbedarf haben.
Wenn Beſucher von draußen in die Stadt London kommen,
verzehren ſie viel weniger, als wenn die Londoner an die Küſte
fahren. Die Unterſchiede ſind, bei den gleichen Perſonen wohl=
verſtanden
, oft außerordentlich: Bis zu einem Drittel mehr. Hun=
ger
kann jemand haben, wenn er aus der Stadt aufs Land
kommt. Aber auch auf dem Lande ſelbſt beſtehen noch Unter=
ſchiede
.
Jetzt ſtellt man eine Landkarte des Appetits auf in Eng=
land
, danach kann ſich dann jeder ausſuchen welche Möglich=
keiten
eröffnen ſich da den ſchlankheitſuchenden Damen! wo er
am wenigſten zu eſſen braucht und doch die gleiche Energieerzeu=
gung
erreicht.
Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Frankfurt: Donnerstag, 19. Juli
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. 5.50 u. 6.15: Gym=
naſtik
. 6.40: Zeit Meldungen. 6.50: Wetter. 6.55:
Bad Homburg: Frühkonzert. 8.15: Waſſerſtand, Wetter.
8.20: Stuttgart: Gymnaſtik. 10.00: Nachr. 10.15: Nur
Kaſſel: Werbekonzert. 10.30: Nur Kaſſel: Eigene Sendung.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus 11.00:
Werbekonzert. 11.40: Meldungen. 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Mittagskonzert. 13.00: Zeit, Saardienſt; anſchl.: Nachr.
18.10: Nachr. 13.20: Stuttgart: Schallplatten: Kunterbunt!
Je kunter, je bunter. Dazw. 13.50: Zeit, Nachr. 14.30:
Nur Kaſſel: Nachr. 14.40: Kaſperlſtunde: Sieben auf einen
Streich. 15.30: Wetter. 15.35: Wirtſchaftsbericht.
15.50: Kunſtbericht der Woche.
16.00: Königsberg: Orcheſter des Kbg. Opernhauſes. Ltg.: Brück=
ner
. 17.30: Die ſechs Bücher deutſcher Dichtung. Zwiegeſpräch.
18.15: Stuttgart: Familie und Raſſe. 18.25: Joſ. Schneider:
Die Entwicklung des Segelfluges. 18.45: Meldg. 18.50:
Das Leben ſpricht!
19.00: Kaiſerslautern: Unterhaltungskonzert. Orcheſter erwerbsloſer
Berufsmuſiker. Ltg.: K. Härzer. Dazw. 19.30: Saar=Umſchau.
20.00: Zeit. Nachr. und Mitteilungen aus dem kulturellen Leben.
20.15: München: Reichsſendung: Stunde der Nation: Bayreuth.
Sinn und Weſen der Arbeit auf dem Feſtſpielhügel. 21.15:
Walter Niemann ſpielt eigene Klaviermuſik. 21.45: Das We=
ſerbergland
, Hörfolge. 22.20: Zeit Nachr. 22.30: Vom
Deutſchlandſender: Obergruppenführer Hühnlein ſpricht über 2000
km durch Deutſchland 1934. 22.35: Nachr. Wetter, Sport.
22.45: Kleine Unterhaltung. 23.00: Erwin Hartung und Lotte
Luckwald ſingen Schlager und Duette. 24.00: Stuttgart:
Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 19. Juli
5.45: Hamburg: Wetter. 5.50: Nachrichten. 6.00: Berlin;
Gymnaſtik. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Berlin: Muſikkorps der
Flieger=Landesgruppe 14. In einer Pauſe gegen 7.00: Nachr.
8.00: Sperrzeit. 8.45: Leibesübung für die Frau. 9.00:
Funkſtille 9.40: Ernährungslehre: Fette und Zuckerſtofſe.
10.00: Nachrichten. 10.10: Funkſtille. 11.15: Seewetter=
bericht
. 11.30: Adalbert Lutter ſpielt. (Schallplatten).
11.55: Wetter.
12.00: Frankfurt: Mittagskonzert. 12.55: Zeitzeichen. 13.00:
Blaue Adria (Schallplatten). Anſchl.: Wetter. 13.45:
Nachrichten. 14.00: Sperrzeit. 14.45: Glückwünſche und
Programmhinweiſe 15.00: Wetter, Börſe 15.15: Durch
Pampas und Cordilleren (Schallplatten). 15.40: Velten Rolves:
Die Sage vom ewigen Hof.
16.00: Köln: Das gr. Orcheſter. Ltg.: Buſchkötter. 17.00: Prof.
Dr. Solger: Die deutſche Küſte im Kampf mit dem Meere.
17.20: Zeitſchriftenſchau. 17.35: Lieder von Hugo Wolf u. a.
18.20: Zeitfunk. 18.30: Praktiſche Winke für Siedler und
Bauern. 18.55: Das Gedicht. Anſchl.: Wetter.
19.00: Reiſe durch Deutſchland. Städtebilder von Ricarda Huch m.
Schallplatten. 20.00: Kernſpruch. Anſchl.: Kurznachr.
20.15: Reichsſendung: München: Stunde der Nation: Bayreuth.
Sinn und Zweck der Arbeit auf dem Feſtſpielhügel. 21.15:
Napp=Kuchen mit vielen Roſinen, gebacken von Carl Napp und
auf Schallplatten ſerviert. 22.00: Wetter Nachr., Sport.
22.30: Obergruppenführer Hühnlein ſpricht über 2000 km durch ;
Deutſchland 1934. 22.45: Seewetterbericht. 23.00: Bres=
lau
: Funktanzkapelle, Ltg.: F. Ilgner.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 197

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 19. Juli 1934

Das doßle
2t
V
Deatfckatios.
Nürnberg Mittelpunkt der deutſchen Leibesübungen 1934. Zum vierten Male Deutſche Kampfſpiele
Die große Heerſchau der deutſchen Turner und Sportler.

Millionen deutſcher Turner und Sportler ſtehen eine Woche
lang im Banne der 4. Deutſchen Kampfſpiele, die vom 23. bis 29.
Juli im alten deutſchen Nürnberg abgewickelt werden und die
größte Heerſchau der deutſchen Leibesübungen bilden, die jemals
ſtattgefunden hat. Hunderttauſende werden von den günſtigen Ge=
legenheiten
Gebrauch machen, auf billige Art und Weiſe nach
Nürnberg zu fahren und alle diejenigen, die nicht in der glück=
lichen
Lage ſind, die Reiſe nach Nürnberg mitzumachen, ſie werden
zu Hauſe am Radio ſitzen und den Verlauf der Spiele verfolgen
und gierig die Nachrichten verſchlingen, die in den Zeitungen von
dieſem großen Feſte des deutſchen Sportes, das in der Welt ohne
Beiſpiel iſt, berichten. Ueber hundert Jahre alt iſt der Gedanke
der Deutſchen Kampfſpiele. Schon 1807 ſchwebte Gneiſenau ein
Nationalfeſt aller Deutſchen vor, aber erſt im Jahre 1894 wurde
dieſer Gedanke wieder aufgenommen, als der Leiter des Zentral=
ausſchuſſes
für Volks= und Jugendſpiele, von Schenkendorf, ein
Preisausſchreiben Wie ſind die öffentlichen Feſte des deutſchen
Volkes zeitgemäß zu reformieren und zu geſtalten? erließ. Der
Preisträger dieſes Wettbewerbes, Dr. Witte=Braunſchweig, ſtellte
die Forderung auf, ein nationales Olympia zu feiern und
dieſen Gedanken machte ſich dann der Ausſchuß zu eigen. Immer
feſter wurde der Gedanke umriſſen und ſchon 1900 ſollte ein ſolches
Feſt ſtattfinden. Umſtände, die glücklicherweiſe der Vergangenheit
angehören, verhinderten das Zuſtandekommen und erſt die Ueber=
tragung
der Olympiſchen Spiele 1916 an Deutſchland und der damit
zuſammenhängende Bau des Deutſchen Stadions in Berlin ließen
die Pläne ihrer Verwirklichung entgegengehen. Die Notwendig=
keit
, die deutſchen Lurner und Sportler vor ihrem Kampf mit
den Beſten der Welt zu erproben, führte zum Beſchluß, jeweils
zwei Jahre vor den Olympiſchen Spielen ein deutſches Olympia
zu feiern. Der Kriegsausbruch 1914 warf alle Pläne über den
Haufen, aber noch während der Kriegszeit wurde der Gedanke
wieder aufgenommen und Dr. Diem war es, der bei einer Ur=
laubsfahrt
einen fertigen Plan mit nach Berlin brachte, mit vier=
jährigen
Zwiſchenräumen Deutſche Kampfſpiele durchzu=
führen
, erſtmals vier Jahre nach Friedensſchluß. Dieſer Gedanke
wurde Tat, denn vier Jahre nach dem unglückſeligen Ende des
Weltkrieges traf ſich 1922 die deutſche Turn= und Sportjugend
erſtmals zu Deutſchen Kampfſpielen in Berlin. Vier Jahre
ſpäter wurde die Veranſtaltung in Köln und 1930 in Breslau
durchgeführt. Der Zufall hatte gefügt, daß auch der urſprüngliche
Plan die Spiele jeweils zwei Jahre vor den Olympiſchen Spielen
abzuhalten, eingehalten wurde. Ihre richtige Bedeutung haben die
Deutſchen Kampfſpiele aber erſt in dieſem Jahre erfahren. Erſt
im nationalſozialiſtiſchen Staat, der die Kleinſtaaterei in den
Leibesübungen gründlich beſeitigte, konnten die Deutſchen Kampf=
ſpiele
die Bedeutung erhalten, die ihnen ſchon ihre Gründer geben
wollten, die aber in den alten und glücklicherweiſe vergangenen
Zeiten nicht zu erreichen war. Die ſtarke Hand des Reichsſport=
führers
von Tſchammer und Oſten hat erreicht, daß die
Deutſchen Kampfpiele nicht eine Nebenſache, ſondern Mittel= und
Höhenunkt der deutſchen Leibesübungen werden. In der Mehrzahl
der Wettbewerbe werden zuſammen mit dem Sieg der Kampf=
ſpiele
die deutſchen Meiſtertitel vergeben. Nur in den Raſen=
ſpielen
hat man von dieſer Regelung abgeſehen, hier iſt aber durch
die Einführung intereſſanter Pokalwettkämpfe ein mehr als ge=
nügender
Erſatz geſchaffen worden.
7000 Wettkämpfer werden erwartet.
Fieberhaft wurde ſeit Monaten in allen deutſchen Leibes=
übungen
treibenden Verbänden gearbeitet, um die für dieBeſchickung
der Deutſchen Kampfſpiele in Frage kommenden Bewerber zu er=
proben
und auszuſieben. Die große Zahl der Meldungen hat ſchon
dazu geführt, daß eine Reihe von Wettbewerben vorverlegt wer=
den
mußte, ſo daß der eigentliche Beginn der Spiele ſchon der
21. Juli iſt. Für die 24 Sportarten, die bei den Kampf=
ſpielen
zu ſehen ſein werden, wurden rund 7000 Wettkämp=
fer
gemeldet, eine Zahl, die die Organiſatoren vor faſt unüber=
windliche
Schwierigkeiten ſtellt. Unüberwindlich iſt aber nichts
und gerade im nationalſozialiſtiſchen Staat darf es nichts Unmög=
liches
mehr geben. Der ſeit Jahren eingeſpielte glänzende Organi=
ſationsapparat
der deutſchen Turn= und Sportverbände wird auch
dieſer Schwierigkeiten Herr werden
Es gibt wohl kaum einen in Deutſchland betriebenen Sport=
zweig
, der bei den großen Spielen im alten Nürnberg nicht min=
deſtens
in einer Vorführung zu ſehen ſein wird. Vom großen
Maſſenſport, dem König Fußball, bis zur kleinſten, wenig be=
achteten
und deshalb nicht minder wertvollen Sportart herab
werden die Beſucher der Deutſchen Kampfſpiele Deutſchlands Beſte
ſehen können.
Es ſind alle Vorbereitungen getroffen, den Beſuch der Spiele
zu erleichtern. Fahrpreisermäßigungen in noch nicht gekanntem
Ausmaß und volkstümliche Eintrittspreiſe werden den Spielen
einen Beſuch bringen, wie ihn noch keine deutſche Turn= und
Sportveranſtaltung erlebt hat und mit der überhaupt nur das
15. Deutſ he Turnfeſt annähernd verglichen werden kann.
Rund um die Wettkämpfe.
Fußball.
Die Fußballer haben in zwölf Spielen im Reiche die vier
Gaumannſchaften ermittelt, die im Rahmen der Spiele die Vor=
ſchlußrunde
und den Endkampf um den Kampfſpiel=Pokal beſtrei=
ten
. Am 25. Juli begegnen ſich die Gaue Südweſt und Nie=
der
=Rhein, am Tage darauf ſpielen Bayern und Nord=
mark
. Die Sieger der beiden Begegnungen liefern ſich am Haupt=
tage
, dem 29. Juli, das Endſpiel. Im Endſpiel iſt der Gau Bayern
ſicher zu erwarten, der Ausgang des Treffens zwiſchen Südweſt
und Niederrhein, zwei gleichwertigen Mannſchaften, iſt offen.
Handball.
Auch die Handballer liefern ſich die Kämpfe um den Kampf=
ſpiel
=Pokal. Hier werden die beiden Spiele der Vorſchlußrunde
bereits am 23. Juli, das Endſpiel ſchon am 24. Juli ausgetragen.
Für die Teilnahme an den Kämpfen haben ſich die Gaue Baden,
Mitte, Nordmark und Sachſen in den Ausſcheidungsſpie=
len
durchgeſetzt, die Ausloſungen werden aber erſt an Ort und
Stelle vorgenommen.
Hockey.
Die Hockeyſportler beſtreiten einen Pokalwettbewerb der Gau=
gruppen
, die in ihrer gebietlichen Ausdehnung mit den alten
Landesverbänden des D.H.B. identiſch ſind. Es werden allerdings
nur vier Gaugruppen mit Nachwuchsmannſchaften aufmarſchieren,
und zwar Süddeutſchland Weſtdeutſchland. Norddeutſchland und
Brandenburg. Es ſpielt dabei jede Mannſchaft gegen jede, die
Spiele werden vom 25. bis 27. Juli abgewickelt. Außerdem wird
als Einlage ein Frauenſpiel: Süddeutſchland Norddeutſchland
ausgetragen.
Turnen.
Den Auftakt der Turnwettkämpfe bildet das Bayeriſche Lan=
desturnfeſt
vom 20. bis 22. Juli. 11 000 Turner ſind hierzu gemel=
det
. Zu den Kampfſviel= und Deutſchen Meiſterſchaften wurden
1117 Turner und Turnerinnen gemeldet. Das Programm der
Meiſterſchaftswettbewerbe umfaßt je drei Mehrkämpfe für Turner
und Turnerinnen. Die Turner haben einen Zwölfkampf, Neun=
kampf
und Fünfkampf, die Turnerinnen einen Siebenkampf.
Sechskampf und Vierkampf durchzuführen. Als Kampftag für alle
turneriſchen Konkurrenzen iſt der 25. Juli beſtimmt worden. Unter
den Gemeldeten befindet ſich die ganze deutſche Elite mit Welt=
meiſter
Winter, den Turnfeſtſiegern Krötzſch. Sandrock und
dem deutſchen Kunſtturnmeiſter Frey an der Spitze.
Leichtathletik.
Den Hauptbeſtandteil des ganzen Feſtprogramms bilden die
leichtathletiſchen Wettkämpfe. Hierzu ſind 1201: Einzelteihnehmer
und 128 Staffeln gemeldet worden. Insgeſamt werden bei den
Männern und Frauen 34 Wettkämpfe durchgeführt. Bei den

im Zehnkampf ſtarten und ſeinen deutſchen Meiſtertitel verteidi=
gen
. Sämtliche in den letzten Wochen ermittelten Gaumeiſter ſind
Frauen wurden 254 Einzel= und 19 Staffelmeldungen, bei den
Männern 947 Einzel= und 109 Staffelmeldungen abgegeben.
Selbſtverſtändlich iſt die ganze deutſche Spitzenklaſſe hier vertreten.
Weltrekordmann Sievert wird bei dieſer Gelegenheit wieder

Nüudenbwags
Saferkiten

UadUrTTTTANANrT TKSu
Her mn Suſiher Inn
Dausiter Kaglpinkn
MDrtt 38.- 20 Mc
gleichfalls vertreten. Bei den Frauen ſtehen ebenfalls alle Aſſe‟
in der Meldeliſte. Der olympiſche Sport nimmt die Tage von
27. bis 29. Juli in Anſpruch. Hauptkampftag iſt der Samstag, der
die meiſten Entſcheidungen bringt, während am Sonntag nur noch
die Meiſterſchaften in den Staffeln im Rahmen der großen Schluß=
veranſtaltung
abgewickelt werden.
Schwimmen.
Mehr als 500 Nennungen wurden für die Schwimmwett=
kämpfe
abgegeben, die ebenfalls deutſche= und Kampfſpielmeiſter=
ſchaften
darſtellen. Bei den Schwimmern erſcheint alles, was einen
Namen hat, am Staxt und ſelbſt die alten Veteranen mit Ete
Rademacher an der Spitze nehmen, allerdings an den Altherren=
Wettkämpfen, teil. Den Schwimmern ſtehen die Tage vom 24. bis
26. Juli zur Verfügung. Faſt eine ganze Woche wird das Waſſer=
ballturnier
in Anſpruch nehmen. Sechzehn Vereinsmannſchaften
werden ſich bis zum Endkampf 32 Spiele liefern, ſo daß die
Freunde des Waſſerballſpieles in Nürnberg vollkommen auf ihre
Koſten kommen dürften.
Boxen.
Bei den Boxern werden die deutſchen Meiſtertitel in acht Ge=
wichtsklaſſen
vergeben. In jeder Klaſſe ſind acht Boxer zugelaſſen
worden. Je vier von ihnen ſtehen ſchon ſeit den Stuttgarter Aus=
ſcheidungen
für die Europameiſterſchaften feſt, und zwar die letzten
vier jeder Gewichtsklaſſe. Die übrigen 32 Kämpfer wurden in
zahlreichen Ausſcheidungsturnieren zwiſchen den einzelnen Gauen
ermittelt. Sorgfältiger wurde noch für keine deutſche Boxmeiſter=
ſchaft
die Auswahl getroffen. Die Vorkämpfe ſteigen am 22., die
Zwiſchenrunden am 23. und die Endkämpfe am 24. Juli.
Schwerathletik.
Von 26. bis 28. Juli gehen die Wettbewerbe der Schwer=
athleten
in Szene. Die Ringer beſtreiten deutſche Meiſterſchaf=
ten
im griechiſch=römiſchen und im Freiſtil=Ringen in je ſieben
Gewichtsklaſſen. Bei den Ringern gehen allein 250 Teilnehmer auf
die Matte. Im Gewichtheben ſind 185 Teilnehmer gemeldet,
unter ihnen ſelbſtverſtändlich gleich den Ringern die ganze deutſche
Garde der Olympiaſieger. Europameiſter und deutſchen Meiſter.
Bei dem hohen Stand der deutſchen Schwerathletik wird man ge=
rade
in dieſer Sportart mit glänzenden Leiſtungen rechnen dürfen.
Mit Ringen und Gewichtheben iſt das Programm der Schwer=
athleten
aber nicht erſchöpft. Fünf deutſche Meiſtertitel werden im
Jiu=Jitſu vergeben. Daneben gibt es dann noch zahlreiche
Rahmenkämpfe und außerdem wird in jeder Schwerathletik= Kon=
kurrenz
auch ein Wettbewerb der Alten Herren abgewickelt. Be=
ſonderes
Intereſſe verdienen die Kunſt=Kraftſport=Meiſterſchaften.
zu denen die beſten deutſchen Amateur=Artiſten gemeldet ſind. Ins=
geſamt
liegen für die Wettbewerbe der Schwerathletik 1015 Mel=
dungen
von 940 Kämpfern vor.
Schießen.
Nachdem das Bundesſchießen in Leipzig erſt verklungen iſt,
erwartet die deutſchen Schützen eine weitere Aufgabe. Auch bei den
Deutſchen Kampfſpielen wollen ſie nicht fehlen. Wettkämpfe im
Scheibengewehr. Wehrmannsgewehr. Kleinkaliber= und Piſtolen=
ſchießen
füllen, faſt die ganze Feſtwoche aus.
Fechten.
Daß die geſamte Spitzenklaſſe der deutſchen Fechterinnen und
Fechter bei den Kampfſpielen vertreten iſt, kann nicht wunder
nehmen. Meiſter Casmir hat für die Kämpfe, die ſich ebenfalls
faſt auf die ganze Woche verteilen, die Beſten aller Waffen auf
die Beine gebracht Drei Mannſchafts= und vier Einzelmeiſterſchaf=
ten
werden vergeben. Die deutſche Spitzenklaſſe mit den Teilneh=
mern
an den letzten deutſchen Meiſterſchaften und am deutſchen
Turnfeſt und den Siegern der Frankfurter Ausſcheidungen iſt ver=
treten
.
Moderner Fünfkampf.
Dieſer Wetthewerb wird erſtmalig in ſolchem Stile bei einer
rein deutſchen Veranſtaltung aufgezogen. Die bevorſtehenden
Olympiſchen Spiele zwingen dazu, auch dem Modernen Fünfkampf
mehr Beachtung zu ſchenken. Die Eigenart der Wettkämpfe läßt
die Teilnahme nur für Militär= und Polizeiangehörige zu. Der
Kampf umfaßt ein 5000=Meter=Geländereiten. Degenfechten,
Piſtolenſchießen. 300=Meter=Freiſtilſchwimmen und einen 4000=
Meter=Geländelauf, ſtellt alſo eine Prüfung dar, der nur wenige
gewachſen ſind und der überhaupt nur im leichtathletiſchen Zehn=
kampf
eine Parallele findet. Trotzdem hat dieſer Wettbewerb 37
Teilnehmer gefunden, die von der Polizeiſchule Spandau, der
Heeresſchule Wünsdorf, der württembergiſchen und bayeriſchen
Landespolizei gemeldet wurden.
Kegeln.
Bei der Bedeutung, die der Kegelſport in Deutſchland erhalten
hat, iſt es ſelbſtverſtändlich, daß auch in Nürnberg die Kugeln
rollen. Vom Montag bis Freitag werden die Kegler in der Luit=
poldhalle
heftige Kämpfe liefern. Fünf Einzelmeiſterſchaften der
Männer und je drei der alten Herren und der Frauen, drei
Mannſchaftsmeiſterſchaften und zwei Klubmeiſterſchaften umfaßt
das Programm.
Radſport.
Während die Bahnwetwbewerbe der Radſportler in Halle
durchgeführt werden, kommen in Nürnberg nur zwei Straßen=
meiſterſchaften
zum Austrag. Am Samstag wird das Einer=
Streckenfahren über 249,6 Km. am Montaag das Vierer=Vereins=
Mannſchaftsfahren über 100 Km. durchgeführt. Vom 21. bis 23.
Juli werden in Halle die Bahnmeiſterſchaften über 1 Km., 25
Km. iu Zweiſitzerfahren und Vereins=Mannſchaftsfahren abge=
wickelt
, da die Nürnberger Rennbahn Reichelsdorf zuweit von der
Stadt abliegt.

Tennis.
Auch die Jünger des weißen Sports müſſen auswärts ar
treten. In München werden die Kampfſpielmeiſterſchaften i
Herren= und Dameneinzel. Herren= Damen= und gemiſchten Dor
pel ausgetragen. Dieſe Meiſterſchaften gelten zugleich als nati=
nale
deutſche Meiſterſchaft.

Heuke 3. Skaffelabend der Leichkakhleker
19 Uhr im Hochſchulſtadion.
Bei freiem Eintritt findet heute im Hochſchulſtadion de
3. Staffelabend der Darmſtädter Leichtathleten ſtatt, an dem ſi
wieder die verſchiedenen Vereine beteiligen Bei den Aktiven ſtehe
diesmal eine Großſtaffel über 20 mal ½ Runde und ein Vierte ,
ſtunde=Paarlaufen im Vordergrund. Beide Wettbewerbe werde
beſtimmt ſehr intereſſant verlaufen, die Großſtaffel ob ihrer ſte.
wechſelnden Führungskämpfe, das Paarlaufen als Wettkampf b.
ſonderer Art, der nicht alltäglich iſt und an die Teilnehmer ein
große Anforderung an Willenseinſatz und Ausdauer ſtellt. Bei d
Jugend wird intereſſieren, wie ſie die an ſich ſchwere 4 mal 4
Meter=Staffel durchkämpft. Auch die 10 mal ½ Runde=Staffel d
Jugend wird ſpannend verlaufen. Die gerade begonnenen Ferie
wirken ſich notwendigerweiſe auch im Sportbetrieb der Verei=
aus
. Viele Mitglieder ſind bereits in Urlaub und ſtehen für Wet
kämpfe nicht zur Verfügung. Aus dieſen Gründen muß auch d
Staffel der Schüler in der Teilnehmerzahl zurückgeſetzt werden a
10 mal ½ Runde. Auch bei der Teilnahme der Frauen haben
Schwierigkeiten ergeben, die von vornherein durch Herabſetzu=
der
Teilnehmerzahl von 20 auf 15 beachtet wurden. Es beſteht
Möglichkeit, daß die Frauen anſtelle der 15 mal ½ Runde=Staff
eine 15 mal 50 Meter=Staffel laufen.
Die Veranſtaltung beginnt pünktlich um 19 Uhr. Die Te‟
nehmer müſſen entſprechend früher antreten. Der Eintritt zu dieſ
Veranſtaltung iſt frei.
Tennis.
TH. Darmſtadt ſchlägt Univerſität Frankfurt 5:4.
Der am Dienstag auf den Plätzen des Tennis= und Eisklu
ſtattgefundene Hochſchulwettkampf endete mit einem knappen Si
der Darmſtädter Mannſchaft, und zwar mit 5:4 Punkten, 12
Sätzen und 109:106 Spielen. Da der Frankfurter Spitzenſpiel
Henke nicht antrat, hatte man mit einem glatten Sieg Darmſtad
gerechnet, jedoch erwieſen ſich die Frankfurter als äußerſt zähe u
kampferprobte Mannſchaft.
Im erſten Einzel ſiegte der Darmſtädter Endriß leicht üb
Dr. Müller, während im zweiten Sigwart eine unnötige Dr.
ſatzniederlage von Schmidt=Knatz einſtecken mußte. Ohl (D.) v
lor nach wenig überzeugendem Spiel gegen Krämer. Die beid
nächſten Punkte holten Bäcker und Buſch für Darmſtadt nach he
tem Kampf, wobei ſich beſonders Buſch durch zähen Siegeswill
auszeichnete. Füngling war durch eine Handverletzung behind
und verlor dadurch glatt.
Bei den Doppelſpielen brauchten Endriß=Sigwart 3 Sätze,
ſich gegen Dr. Müller=Schmidt=Knatz durchzuſetzen Bäcker=Ohl ſch!
gen Krämer=Dyckerhoff ebenfalls in 3 Sätzen, während das
eingeſpielte Paar Buſch=Werner II (Werner ſprang für den v
letzten Füngling ein) gegen H. Müller=K. Müller verlor.
Ergebniſſe (Darmſtadt zuerſt genannt) Einzel= End
Dr. Müller 6:1. 6:2; Sigwart Schmidt=Knatz 7.5. 4:6. 3
Ohl Krämer 1:6, 6:2, 3:6; Bäcker K. Müller 6:4, 10
Buſch Dyckerhoff 4:6, 7:5, 6:4; Füngling K. Müller 1:6, 3
Doppel: Endriß=Sigwart. Dr. Müller=Schmidt Knatz 8
3:6, 6:3: Bäcker=Ohl Dyckerhoff=Krämer 4:6, 6:3, 6:0; Bu
Werner II H. Müller=K. Müller.
Kraftſpork.
Athletik=SV. Germania 1895 Darmſtadt.
Zu den am kommenden Freitag, den 20. Juli, um 8 U

dingte Pflicht eines jeden, da zu ſein.
Schweres Skrafgericht
über Alemannia /Olympia Worms.
In der bekannten Angelegenheit des ehemaligen Gauli=
vereins
des Gaues Südweſt, AlemannialOlympia Worms hat z
Gaurechtswart Schenk=Frankfurt jetzt das Urteil gefällt.
Mehrzahl der Spieler des Vereins wurden zu langen Spe
ſtrafen verurteilt bzw. aus dem DFB. ausgeſchloſſen. Gegen 4
Vereinsführer M. Schambach wurde Antrag auf Amtse
hebung geſtellt. Der ſtellvertretende Führer Stichter wut
bis 30. Juni 1935 Geſchäftsführer Jäger bis 31. Dezeml
1935 und die früheren Vorſtandsmitglieder A. Kienel u
Ernſt bis 30. Juni 1935 aus dem DFB. ausgeſchloſſen. Die 2
ſtrafung des früheren Frankfurter Eintrachtſpielers Hugo Ma
tel, der ohne Genehmigung des DFB. als Trainer der Worm
Mannſchaft wirkte, wird bis zu Mantels Wiedereintritt in ein
Bundesverein ausgeſetzt. Schwere Strafen haben die Spiel
des Vereins erhalten. Bis 15. Oktober 1934 geſperrt wurde !
Klein. Hundt und Riedmann, bis 15. November 1
Stittgen, Thal meyer und Enders, bis 15. Febrt
1935 Hautz Diehl, Wolff, Pohle, K. Enders, Ho
Wandesleben, Dörſam, Götz Hartmann Gu=
binger
und Riemſchneider und bis zum 31. Dezeml
1935 die Spieler Hörl und Drayß. Die nicht mehr dem V
ein angehörenden ehemaligen Spieler W. Kienel. Seewa
und Landgraf wurden bis 15. Februar bzw. 15. Juni
aus dem DFB. ausgeſchloſſen. Es handelt ſich im Wormſer F.
der ſeit der Neuordnung im deutſchen Sportleben einen
ſchwerſten Fälle darſtellt, um Verſtöße gegen die Am
teurbeſtimmungen. Es ſollen höhere Speſenſä
gezahlt worden ſein, als ſie der DFB. erlaubte, und außerdem
zahlreichen Spielern ohne Genehmigung des DFB. Lohnau
fall erſtattet worden.
Die bereits erwarteten Urteile im Falle der A/O. Wor
werden kaum zu den erhofften und erwarteten Veränderungen
der Frage des Abſtiegs führen.

vignan verſpürten die Fahrer aus Proteſt, gegen die Spät
anſetzung der Starts, die bisher meiſt in der grellſten Mittal
ſonne erfolgten, wenig Luſt und trafen erſt mit 11ſtündis
Verſpätung geſchloſſen nach einer Fahrzeit von 6:33:13 Stunt
in Perpignan ein.

Welſerherichl.

Von Island erſtreckt ſich bis nach Deutſchland eine fla
Tiefdruckrinne, an deren Rückſeite kühle ozeaniſche Luft abwä=
fließt
, die bei dem Zuſammentreffen mit den ſtark erhitzten Lu
maſſen über dem Feſtland ſtellenweiſe Gewitterſtörungen u
ſchauerartige Niederſchläge hervorrufen wird. Hiermit verbu
den werden dann die Temperaturen nicht mehr ſo hohe We=
erreichen
als ſeither.
Ausſichten für Donnerstag und Freitag: Bei um Weſt drehe
den Winden mehr wechſelhaftes Wetter, nicht mehr ſo war
ſtellenweiſe Niederſchläge.

[ ][  ][ ]

Die Wirtſchaftslage in Deutſchland und in der Welt.

FZeſtſkellungen des Inſtikuks
jue Romaneiarſorſchang.
Das Inſtitut für Konjunkturforſchung gibt in ſeinem neueſten
Zierteljahrsheft (9. Jahrg., Heft 2, Teil A. Hanſeatiſche Ver=
igsanſtalt
, Hamburg 36, Pilatuspool 4) auf Grund einer ein=
ehenden
Unterſuchung folgende zuſammenfaſſende Darſtellung
er Wirtſchaftslage im Sommer 1934 in Deutſchland und in der
Velt: Die Zunahme der gewerblichen Gütererzeugung in Deutſch=
ind
hat bis in den Sommer hinein angehalten. In der erſten
älfte des Jahres 1934 hat die Geſamtzahl der Beſchäftigten um
252,50 Millionen zugenommen. Der Verbrauch iſt in den
itzten Monaten ſtärker geſtiegen als vorher. Die Einzelhandels
mſätze waren in den erſten fünf Monaten dem Wert nach um rd.
,5 Prozent, der Menge nach um etwa 56 Prozent höher als
or einem Jahr. Die Inveſtitionstätigkeit wird nach wie vor
urch den Einſatz öffentlicher Mittel beherrſcht. Die zahlreichen,
n vergangenen Jahre beſchloſſenen Maßnahmen zur Wirtſchafts=
elebung
haben jetzt ſichtbare Auswirkung gefunden. Die Zu=
ahme
der privaten Inveſtitionen bleibt hinter der der öffent=
chen
zurück. Dagegen haben ſich die Lager in vielen Bereichen
er privaten Wirtſchaft beträchtlich erhöht. Wenn auch die Land=
ſirtſchaft
mit einer geringeren Ernte als im letzten Jahr rechnen
uuß, ſo iſt doch die Ernährung der Bevölkerung für das Wirt=
haftsjahr
1934/35 geſichert. Unter allen volkswirtſchaftlichen
ſebieten haben ſich die Kreditmärkte bisher am wenigſten auf die
rforderniſſe der Wirtſchaftsbelebung eingeſtellt. Die von ihnen
usgehenden Spannungen ſind, weiter durch Einſatz des öffent=
chen
Kredits bekämpft worden. Trotz allmählich wachſender
ſeanſpruchung der Reichsbank hat die im vierten Vierteljahr 33
egonnene Auflockerung der privaten Kreditmärkte keine weiteren
ortſchritte gemacht. Die öffentlichen Finanzen beſſern ſich trotz
er Beanſpruchung durch Arbeitsbeſchaffung und Steuerſenkung.
ſie Steuereinnahmen ſteigen. Die begonnene Steuerreform ſoll
er Wirtſchaft neuen Auftrieb geben. Der fortſchreitenden Be=
bung
der Binnenwirtſchaft ſtehen. Hemmniſſe in den Außen=
andelsbeziehungen
gegenüber. Um die Rohſtoffverſorgung zu
chern, wurde die Einfuhr unter eine umfaſſende Ueberwachung
eſtellt. Da die deutſchen Goldreſerven auf ein Minimum zu=
immengeſchrumpft
ſind, wurde es notwendig, die Einfuhr und
en Dienſt für die Auslandsſchulden noch mehr als bisher auf
en Deviſenertrag der Ausfuhr auszurichten. Eine den beſonde=
in
Verhältniſſen Deutſchlands angepaßte Neuordnung der wirt=
haftlichen
Beziehungen zu den Rohſtoff= und Gläubigerländern
eingeleitet worden. Von ihr wird die Richtung des weiteren
ufbaues der deutſchen Wirtſchaft maßgebend beeinflußt wer=
en
. In der Weltwirtſchaft iſt die Belebung, die ſich in den
rſten Monaten des Jahres angebahnt hatte, etwas ins Stocken
eraten. Die Induſtrieproduktion der Welt iſt ſeit März kaum
eehr geſtiegen. Der Welthandel ſtagniert. Die Erhöhung der
ohſtoffausfuhr hat den zwiſchenſtaatlichen Güteraustauſch im
anzen nicht erweitert, da die Kaufkraftſteigerung der Rohſtoff=
inder
größtenteils durch ihre internationalen Schuldverpflich=
ungen
in Anſpruch genommen wird. Die Induſtriewarenausfuhr
at nur in einigen Ländern, die durch die Entwertung ihrer
ſährungen einen beſonders großen Konkurrenzvorſprung erlangt
aben, zugenommen.
Die Preiſe an den internationalen Warenmärkten haben ſich,
ich einem Rückſchlag im April, wieder erholt; die Aufwärts=
ewegung
beſchränkt ſich jedoch auf wenige Märkte und iſt weit=
hend
durch die überwiegend ungünſtigen Ernteausſichten beein=
ußt
. Die Aktienmärkte liegen im allgemeinen ſchwach. Die
entenkurſe ſind dagegen faſt überall weiter geſtiegen. Die inter=
ttionale
Kapitalausfuhr iſt aber noch nicht in Gang gekommen.
ie weltwirtſchaftlichen Stockungserſcheinungen ſind hauptſächlich
uf eine leichte Ermattung des Konjunkturanſtiegs in den Ver=
nigten
Staaten und neuerdings auch in Großbritannien zu=
ickzuführen
. In beiden Ländern dürfte es ſich jedoch nur um
ne vorübergehende Reaktion auf die ſtarke Aufwärtsbewegung
ährend der erſten Monate des Jahres handeln. In den meiſten
brigen Ländern des Sterling= und Dollarblocks und in Japan
at ſich der Aufſchwung fortgeſetzt. In anhaltender durch die
euerliche Deflationspolitik verſchärfter Depreſſion befinden ſich
agegen die Goldblockländer. Damit iſt vielfach ein neuer Druck
uf die Weltmärkte entſtanden. In gleicher Richtung wirkt, daß
uch Deutſchland zur Beſchränkung ſeiner Rohſtoffeinfuhr gezwun=
en
wird. Selbſt wenn die Aufſchwungskräfte der Weltwirtſchaft
ark genug ſein ſollten, um die Belebung im allgemeinen fortzu=
ihren
, ſo würde doch eine länger anhaltende Einfuhrminderung
ines ſo wichtigen Verbraucherlandes wie Deutſchland ein weſent=
ſches
Hemmnis der weltwirtſchaftlichen Erholung bedeuten.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Aenderung des Geſetzes über den Verkehr mit induſtriellen
kohſtoffen und Halbfabrikaten. Das Geſetz über den Verkehr mit
nduſtriellen Rohſtoffen und Halbfabrikaten vom 2. März 1934
eht vor, daß der Reichswirtſchaftsminiſter den Verkehr mit in=
uſtriellen
Rohſtoffen und Halbfabrikaten regeln und hierzu
leberwachungsſtellen einrichten kann. Die Beſchränkung auf
Rohſtoffe und Halbfabrikate hat ſich ſchon deshalb als unzweck=
mäßig
erwieſen, weil der Begriff des Halbfabrikates im Einzel=
ſall
ſtrittig ſein kann. Daher ſieht eine jetzt veröffentlichte Ver=
urdnung
eine Ausdehnung der Ermächtigung des Reichswirt=
chaftsminiſters
auf alle induſtriellen Erzeugniſſe vor.
Kraftwagenabſatz ſteigt weiter. Die deutſche Kraftfahrzeug=
nduſtrie
weiſt, wie in Wirtſchaft und Statiſtik berichtet wird,
ur den Monat Mai eine abermalige Steigerung von Produktion
nd Abſatz auf. Der Abſatz von Perſonenkraftwagen erhöhte ſich
m 15 Prozent, an Liefer= und Laſtkraftwagen wurden 10 Proz.,
n Kleinkrafträdern 33 Proz, und an dreirädrigen Kraftfahrzeu=
en
36 Prozent mehr als im April d. Is abgeſetzt. Die Produk=
ion
iſt noch ſtärker als der Abſatz geſteigert worden. Für Per=
inenkraftwagen
und Großkrafträder ſtellte ſich die Zunahme
egenüber dem Vormonat auf rund ein Viertel, für Kleinkraft=
äder
ſogar um rund zwei Drittel. Im Vergleich zum Mai 1933
at ſich der Abſatz von Perſonenkraftwagen um faſt die Hälfte
rhöht; an Liefer= und Laſtkraftwagen wurde die doppelte und
n Kleinkraftwagen ſogar faſt die zweieinhalbfache Stückzahl des
ſorjahrsmonats abgeſetzt; im einzelnen betrugen im Mai 1934
Produkt. Abſatz Produkt. Abſatz
zw im Mai 1933:
15 960 15 592 10 356 10 558
ſerſonenkraftwagen
1168 1 103
fefer= und Laſtkraftwagen 2 056 2 208
7115 8 301 3 168 3 429
leinkrafträder.
roßkrafträder
3 421 4013 2 469 3 263
er Auslandsabſatz von Perſonenkraftwageen zeigt gegenüber
em Vormonat eine weitere leichte Beſſerung. Ebenſo erhöhte
ch die Ausfuhr von Krafträdern wieder. Der Auslandsabſatz
on Liefer= und Laſtkraftwagen ging weiter zurück.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Getreidegroßmarkt vom 18. Juli. Die Neuord=
ung
der Getreidewirtſchaft für das Erntejahr 1934/35 ſtand am
eutigen Gezteidegroßmarkt naturgemäß im Vordergrunde. Da
llenthalben, noch ſehr großes Orientierungsbedürfnis für die
euen Beſtimmungen beſtand, herrſchte auf allen Marktgebieten
deitgehendſte Zurückhaltung, weshalb die Umſatztätigkeit an den
inzelnen Märkten ſehr klein blieb. Neuer Roggen und neue
Lintergerſte kamen als Großhandelsfeſtpreiſe erſtmals zur Notiz.
Ilter Weizen blieb im Verhältnis zur Nachfrage ausreichend an=
eboten
und gab leicht nach: Hafer hat eine weitere merkliche
rmäßigung erfahren. Am Mehlmarkte herrſchte gleichfalls Zu=
ückhaltung
bei unveränderten Preiſen. Eine Notierung für Rog=
enmehl
nach der neuen Verordnung wurde noch nicht vorgenom=
nen
. Der Futtermittelmarkt hatte bei unveränderten Preiſen
ingeſichts der anhaltend trocknen Witterung weiter feſte Haltung.
Es notierten (Getreide je Tonne, alles übrige je 100 Kilogr.) in

RM.: Weizen 207209, Roggen neuer Ernte R 13: 161, R. 15:
165, Wintergerſte G. 9: 159, G 11: 162, Hafer alter Ernte 190
195. Weizenmehl Type 563 Feſtpreisgebiet W. 10: 28,90 pl. 0,50
RM. Frachtausgleich, do. Feſtpreisgebiet W. 7: 28,60 plus 0,50,
Roggenmehl Type 610 Feſtpreisgebiet R. 8: 25,25 plus 0,50, do.
Feſtpreisgebiet R. 6: 25,25 plus 0,50, Weizenmehl 4 b 1717,25;
Weizennachmehl 16,5016,75, Weizenfuttermehl 12,75, Weizen=
kleie
fein 11.4011,50, do grob 11,7511,85, Roggenfuttermehl
13,25, Roggenkleie 12.50, Soyaſchrot 15,80, Palmkuchen 15,70, Erd=
nußkuchen
17,20, Treber 1717,25 Heu 11 00, Weizen= und Rog=
genſtroh
drahtgepreßt oder gebündelt je 2,802,90.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Börſe ſetzte uneinheitlich ein, da die Kuliſſe
an verſchiedenen Märkten Glattſtellungen vornahm. Vom Publi=
kum
lagen dagegen wieder Kaufaufträge vor. Die ſchon in letzter
Zeit im Vordergrunde ſtehenden Maſchinenaktien waren weiter
gefragt. Hinzu kamen geſtern Autowerte, wobei auf den unvermin=
derten
Anſtieg der Kraftfahrzeugerzeugung verwieſen wurde. Die
Ankündigung einer Wiederaufnahme der Dividendenzahlung bei
der Berliner Maſchinenbau=AG. Schwartzkopff ſowie die weitere
Belebung der Bautätigkeit und der befriedigende Bericht der
Elſenverbände beſtätigen erneut die anhaltende Beſſerung der
deutſchen Wirtſchaftslage. Im Verlauf nahm die Kuliſſe im An=
ſchluß
an die Anſchaffungen des Publikums Rückkäufe vor, ſo daß
die Tendenz allgemein feſter wurde. Im Vordergrunde ſtanden
Berlin=Karlsruher Induſtriewerte, die bei lebhaften Umſätzen
anderthalb Prozent höher einſetzten und im Verlauf um weitere
2½ Prozent anſtiegen. Schwartzkopff waren auf die Dividenden=
ankündigung
½ Prozent und Orenſtein 1½ Prozent höher. Von
Autowerten konnten Bayeriſche Motoren 2 Prozent gewinnen.
Montanwerte lagen bei Schwankungen von ½ Prozent uneinheit=
lich
, im Verlauf aber allgemein über den geſtrigen Notierungen.
Braunkohlen= und Kaliaktien lagen ruhig, Rheiniſche Braun
gaben um 2 Prozent nach. In Farben lag zum erſten Kurs etwas
Angebot vor, ſo daß die Aktien 8 Prozent niedriger einſetzten.
Goldſchmiot ſetzten ihre Aufwärtsbewegung um ½ Prozent fort.
Conti Gummi waren weiter angeboten und 198 Prozent niedri=
ger
. Der Verlauf war feſt, ſpeziell zu den Kaſſakurſen lagen Kauf=
aufträge
des Publikums vor.
Trotz der immer noch in ſtarkem Maße vorherrſchenden Ge=
ſchäftsloſigkeit
blieb die Haltung an der Frankfurter Börſe
weiter freundlich und auch die Kurſe zeigen überwiegend leicht
nach oben. Auf einzelnen Spezialgebieten lagen kleine Kunden=
orders
vor, was auch die Kuliſſe zum Teil bewog, einige Mei=
nungskäufe
vorzunehmen. Im ganzen blieb das Geſchäft aber
noch eng begrenzt. Eine gute Stütze erhält die Börſe von der
fortſchreitenden konjunkturellen Beſſerung der deutſchen Wirt=
ſchaft
, die ſich täglich in den günſtigen Geſellſchaftsberichten und
=abſchlüſſen äußert. So fand unter anderem die weitere Belebung
in der Bauinduſtrie und der befriedigende Bericht der Eiſenver=
bände
Beachtung. Größeres Intereſſe fand geſtern der Elektro=
markt
, wo beſonders Geſfürel mit plus 1 Prozent hervortraten.
Daneben gewannen AEG., Bekula, Licht u. Kraft und Felten bis
Prozent, Schuckert und Siemens lagen behauptet, während
Lahmeyer angeboten waren und 2½ Prozent einbüßten. Mehr
Beachtung fanden auch Bergwerkspapiere, die meiſt von 43
Prozent anzogen, ſo Gelſenkirchen, Klöckner, Phönix. Stahlverein
und Rheinſtahl, Mannesmann und Mansfeld eröffneten unver=
ändert
. Farbeninduſtrie ſetzten zunächſt ½ Prozent niedriger ein,
zogen aber ſpäter wieder ½ Prozent an. Auch in der zweiten
Börſenſtunde blieb die Umſatztätigkeit mit Ausnahme einiger
Spezialpapiere ſehr klein bei meiſt gut behaupteten Kurſen. Am
Rentenmarkt blieb die Altbeſitzanleihe zu 95¾ Prozent gut be=
hauptet
, auch die übrigen variablen Werte lagen unverändert.
Die Abendbörſe entbehrte jeder Anregung und verkehrte
infolgedeſſen auf der ganzen Linie faſt vollkommen geſchäftslos.
Die Grundſtimmung war jedoch weiter freundlich und die Kurſe
blieben im Vergleich zum Berliner Schluß in den meiſten Fällen
gut behauptet; hier und da ergaben ſich geringfügige Abweichun=
gen
nach beiden Seiten. Conti Gummi allerdings lagen 1½ Pro=
zent
niedriger. Am Kaſſamarkt wurden Vereinigte Ultramarin
in Anpaſſung an Berlin um 4 Prozent heraufgeſetzt, daneben
lagen Schöfferhof=Binding und Mönus Maſchinen bis 1 Prozent
höher, Park= und Bürgerbräu waren höher geſucht.

Verkehrslage im Reichsbahndirekkionsbeziek Mainz
im Monak Juni.
Der Verkehr hat auch im Monat Juni einen langſamen,
aber ſtetigen Aufſchwung genommen.
Perſonenverkehr jahreszeitlich belebter, im ganzen jedoch
nicht voll befriedigend. Im eigenen Bezirk ſind 237 Perſonen=
ſonderzüge
gegen 142 im Vorjahr gebildet worden. Hieran iſt
der Haſſiatag in Darmſtadt mit 42 und das Gebietstreffen der
HJ. in Koblenz mit 70 Zügen beteiligt. Der Vormonat Mai lag
mit 249 Zügen wegen des Pfingſtverkehrs etwas höher.
Im Güterverkehr erneutes Anziehen des Wagenladungsver=
kehrs
. Zunahme 9,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und 25
Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Verſand und Empfang
59 878 Wagenladungen, im Vormonat 54 668, im Vorjahr 48 049.
Im eigenen Bezirk ſind 218 Güterſonderzüge gegen 261 im Vor=
monat
und 109 im Vorjahr gebildet; zur Bewältigung des ge=
ſteigerten
Durchgangsverkehrs 9 Bedarfsgüterzüge in regelmäßige
Züge umgewandelt worden.
Im Stückgutverkehr, war der Verſand mengenmäßig etwas
ſchwächer (geringer Weinverſand infolge der Hitze); Empfang iſt
dagegen gleich geblieben. Zahl der be= und entladenen Stückgut=
wagen
(einſchließlich Umladung) 53 203, im Vormonat 48 319, im
Vorjahr 46 660 Wagen.
Der Behälterverkehr hat ſich günſtig weiter entwickelt und iſt
auf 980 Behälter geſtiegen (Vorjahr 374).
Arbeitstägliche Wagenſtellung 2350, im Vormonat 2305, im
Vorjahr 2200 Wagen.
Expreßgutverkehr lebhaft. Im Verſand ab Darmſtadt, Mainz,
Wiesbaden und Worms 41 672 Stück, im Vormonat (Pfingſten),
46 193 und Vorjahr 36 230 Stück.
Waſſerumſchlagverkehr von Bahn zu Schiff und Schiff zur
Bahn in Bingen 17 093 To., Gernsheim 10 490 To., Mainz ( ein=
ſchließlich
Kaſtel und Guſtavsburg) 33 036 To., Oberlahnſtein
21 109 To., Worms 9704 To., insgeſamt 91 432 To., im Vormonat
96 125 To., im Vorjahr 87 883 To.
Verkehrseinnahmen: 4 776 000 RM., im Vormonat 4 766 000
RM., im Vorjahr 4 237 000 RM. Zunahme gegenüber dem Vor=
jahr
539 000 RM. gleich 12,7 Prozent.
Im Laſtkraftwagenverkehr, ſind weitere Laſtkraftwagen zur
Verbeiſerung der Stückgutbeförderung eingeſetzt worden, ſo daß
in den letzten acht Wochen insgeſamt 63 Orte des platten Landes
an das Netz der Reichsbahn angeſchloſſen werden konnten.
Tarif: a) Perſonenverkehr. Seit Mitte Juni d. J ſind für
die Strecken der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft für die Geſekl=
ſchaftsfahrten
die Ermäßigungsſätze herabgeſetzt worden. Die
Fahrpreisermäßigung beträgt jetzt 33½ Prozent bei einer Teil=
nehmerzahl
von 1224 Erwachſenen, 40 Prozent bei Bezählung
für mindeſtens 25 Erwachſene, 50 Prozent bei Bezahlung für
mindeſtens 100 Erwachſene. b) Güterverkehr. Der Obſt= Schnell=
güterzug
5501 BühlBerlin bzw. Hamburg mit Anſchlüſſen von
Mainz und Darmſtadt verkehrt nach Beendigung des Hauptver=
ſands
an Erdbeeren und Kirſchen ab 1. Juli 1934 nur noch nach
Bedarf. Rege Benutzung ab Weinheim, woſelbſt allein 38 Wa=
gen
für dieſen Zug verfrachtet wurden. Mit Gültigkeit vom 2.7.
1934 iſt der Ausnahmetarif 23 B2 für Sportruderboote neu her=
ausgegeben
worden. Er gilt nunmehr auch für Segelboote
auch mit Hilfsmotor . Nähere Auskunft erteilen die Eilgut=
und Güterabfertigungen.

Piehmätkke.

Friedberger Schweinemarkt. Beim geſtrigen Schweinemarkt
wurden folgende Preiſe bezahlt: 6 Wochen alte Tiere 810 Mk.,
68 Wochen alte Tiere 1014 Mk., 812 Wochen alte Tiere 15
bis 18 Mk. Der Auftrieb betrug 800 Jungtiere. Der Handel
war ſehr lebhaft.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe.
Verantwortlich für Politik u. Wirtſchaft: J. V. Andreas Bauer; für Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mar Streeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Haudel: Dr. C. H.Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Or. Herbert Nette; für dem
Anzeigenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. VI. 34. 22377. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr, nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.

Berliner Kursbericht
vom 18. Juli 1934

Oeviſenmarkt
vom 18. Juli 1934

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Nordb. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektk,
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi.
Deutſche Cont. Gas

Ve
62.25
65.
26.50
30.
23.50
134.50
66.50

103.
130.
127.25

Me
Elektr. Lieferung
J. 6. Farben
Gelſ. Berawerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

Nie
92.
149.375
60.75
109.50
106.125
74.75
61.50
124.
72.375
93.25
65.
47.

Drenſtein & Koppell
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Weſtdte. Kaufhof
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Akali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind. 1
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.

71n5
15.25
39.25
164.
22.125
40.50
124.
67.
12.
133.75
27.
96.
80.
111.75

Aegypten
Argentinie!
Belgien.
Braſilien
Bulgarien
Canada.
Dänemar
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland.
Fsland

Währung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſo
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll.
100 Kronen
100 Gulden
1 2.Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
100 isl. Kr.

efe
13.025
0.611
58.61 *
0. 1841
3.047
2.531
55. 44
81.72
12.,645
69.53
5.594
16.50
2.397
169.73
57.a0l

Brief
13,025
0. 615
58.73
0.1os
3.053
2.543
56.56
81.88
12.,875
69.,67
5.596
16.54
2.503
170.07
57.32

Italien
Japan
Jugoſlawien
Lettland.
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowt.
Türkei
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten

Währung
100 Lire.
1 Yen
100 Dinar
100 Lats
100 Kronen
100 Schilling
100 Escudos
100 Kronen
100 Franes
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr
1türk. 8
100 Pengö
1 Goldpeſo
1 Dollar.

eet
21.58
0.7491
5.664.
78.17
63.54
48.45
11.47
65.18
81.65
34,32
10.44
1.991

0.999
2.512

zue
21.,62
0.751
5.676
78.33
63,66
48.55
11.49
65.32
81.81
34.38
10.36
1 1.895
1.001
2.51s

Surmſtädter une Karionnloant Surinftabt, Ilhiate der Brescher Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 18. Juli 1934.

Ree
Gr. IIp. 1934
.. 1935
. 1938
. : 1937
1938
Gruppel ....
6% Dtſch. Reichsanl.
v.25
6ch.
5½%Intern., v.30
62Baden ... v.27
6%Bayern .v.27
6%Heſſen ....b. 29
6% Preuß. St. v. 2e
6%Sachſen ..v.27
6%Thüringen v.23
6% Dt. Reichsbahn
Schätze ... .....
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ........"
Dtſch. Anl. Ausl.
*2, Ablöſung
. (Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
...
69Baden=Baden.
6%Berlin ...v.24
68Darmſtadt . . . .
6%Dresden .. v. 26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v.29
b.26
68
6%Mainz.. . . . . . .
63Mannheim v.27
6%München b. 29
6%Wiesbadenv. 28
6%Heſſ. Landesbl.
6% Golboblig

103.7
103:,
10211,
99.5
97.8
101.4
931,
91
91.5
3
91.75
107
90.5

100.9
100
951,
9.2

7

76.5

81.5
78.25

86.75
82.5

5½% Heſ. Landes=
hyp
.=Bk.=Liquid
49%
Komm. Obl. ..
60 Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. . . ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu.=Obl.

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser. I
Ser.I
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)
6BBerl. Hhp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6%Frkf. Hyp.=Bk..
5½% Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
6%Frkf. Pfbr.=Bl.
Lig.=Pfr.
%Mein. Hyp.=Bk.
Lig.=Pfr.
6½Pfälz. Hhp.=Bk.
5½½ Lig.=Pfbr.
6LRhein. Hyp.=Bk.
159
Lig=Pfr.
Goldoblig.
% Sübd. Boden=
Ered.=Bank ...
5½% Lig.=Pfbr.
6%Württ. Ghp.=B.

89.5
90

93
89

80
81.25
Ai
Ho1),
89.75

952),
112.5
18
89
89.75
897,
847),
89.75
917,
89
90.5
52
91/,
90I=
88.25
91.75
92

Maſue
88Dt. Linol.Werke
62Mainkrw. v.96
6%Mitteld. Stahl
63 SalzmanncCo.
8%Ver. Stahlwerke
6% VoigtéHäffner
F. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
9.Inveſt.
5
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
420 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%0

48Türk. Wdmin..
42
1.Bagdad
Zollanl. .
4Beüngar 1915
1914
Golde.
1916
48
4½Budp. Stadtanl.
43Liſſabon
4% Stockholm
Aktien.
Accumulat. Fabrik
Alg. Kunſtzide Unie
A. C. G.
AndregeNſorisZahn
Aſchaffbg. Brauere
Zellſtoff
Bab. Maſchinenfbr.
Bemberg, J.P.
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen...
Fement Heidelberg!=
Karlſtadt

90.25
95.5
90.25
92

77
1171.
13
13
9.5
26.5
4.35
7.10
41
48
53.75
100
77
61.75
23.25
105
92
63.5
122
67
143
75
1081.
125,75

7.G.Chemie, Baſell:
Chem.Werke Albert
Chade (A=G).....!"
Contin. Gummiw. . /
Contin.=Linoleum.
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt.
Linoleum.
Dortm. Ritterbrär
Oyckerhoffc Widm.
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche
Fahr, Gebrüder ..
F.0. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt. & Guillegume
Frankfurter Hof..
Gelſenkirch. Bergw.
Geſ.felektr. Untern.)
Goldſchmidt Th. .
Gritzner=Kayzſer..
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft
Hanauer Hofbräuh.
Hanfwerke. Füſſen
HarpenerBergbau
Henninger, Kempf
HilbertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hochtief Eſſen ....!
Holzmann, Phil.
Zergb. Stamm
Genüſſel

Veff
198
130
112.,
117
2o6
60
58
99
32.5
92.5
110
236
39.75
52.5
1o8
149.25
40.5
66.5
60.5
109.5
77.5
233,
205.75
76.5
96.75
40.5
108
110.25
86),
100.5
62
163
127

Mi
Kali Chemie ..
Kali Aſchersleben
Klein, Schanzlin .
Klöcknerwer
Knorr C. 8
Konſerven
Lahmeyer
Laurahütte
Lech, Augsb=
Löwenbr. M
Mainkr.=W. Höd
Mainz Akt.=Br.
Mannesm.=Röhrer
Mansfeld. Bergb
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
Moenus
MotorenDarmſtadt
Neckarwert Eßling.
Oberbedar
Park=u. Bürgerbräu
Phönix Bergbau.
Rh. Braunkohlen.
Glektr. Stamm
Stahlwerke
Niebeck Montan. .
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke....
Salzdetſurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Glektr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halskelt
Reinigerwerke
Südd. Zucker=A. 6.
Thür. Liefer.=Geſ.

Vaf
124
32.
197*
120
18.5
90.55
228
64
65
86l.
53
94.25

47
243-.
102.75
90.25
101.75
39.5
165
182
29.25
90.25
38
148.25
5o"
B4,75

Unterfranken..!
Ber. Stahlwerke ..
Ver. Ultramarin..
Voigt & Haeffner
Weſtdte. Kaufhof.
Weſteregeln Kal1./1
Zelſtoff Waldhof..
Alg. Dt. Creditanſt
Badiſche Bank. . ..
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
Sypothekbk
Eomm. u. Privatbk.
Dt. Ban 1 u. Disc..
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban1.
Frankf. Bank.
Hhp.=Bank
Mein. Hhp.=Bank.
Pfälz. Hhp.=Ban1.
Reichsbank=Ant. .
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Württb. Notenbank
A.-G.f. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
720 Dt. Reichsb. Vzgl1
Hapag ......"
Nordd. Lloyd...
Südd. Eiſenb.=Geſ
Allianz= u. Stutto.
Verſicherung ...!
Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. Ml.
Mannh. Verſich.

Otavi Minen
ſchantung Handelsl. 2.

100
40.5
119*
22.5
124.5
47.6
47.5
114.5
104.25
70.5
80.5
116
8.
74.5
65
79.5
73½½
70.5
154
1105
62.5
100"

118:1
110.75
30.1
56

224
210
110
42

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 197

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Ae

UBEK

Donnerstag, 19. Juli 1934

27)

Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

Dr. Lerſe ſchien ſeine Erregung nicht ſo ſchnell meiſtern zu
können. Er trat ans Bett und ſtürzte den kleinen ſchwarzen
Lederkoffer um, der offen darauf ſtand. Der Inhalt, der meiſt
aus Toilettengegenſtänden beſtand, rollte über die Decke. Dann
ſtellte er den offenen Koffer aufs Kopfende und warf die übrigen
Kofferſchlüſſel aufs Bett.
Bitte, bedienen Sie ſich, ſagte er gereizt zu dem Detektiv
und wies mit beiden Händen auf den Haufen.
Haben Sie außer den Koffern hier noch mehr Gepäck, Herr=
Doktor? erkundigte ſich der Kapitän.
Nein antwortete der Gefragte, ich fahre nur zu einem
kurzen Geſchäftsbeſuch hinüber.
Der Detektiv legte die Sachen auf dem Bett auseinander,
anſcheinend ohne ihnen viel Bedeutung beizumeſſen. Harald
merkte es.
Wollen Sie bitte Ihre Unterſuchung etwas genauer vor=
nehmen
, Herr Fürſt, ſagte er ſcharf. Ich wünſche, Ihren Ver=
dacht
ein für allemal zu entkräften, und daß Sie keine andern
Verdachtsgründe gegen mich haben, als daß Sie irgendetwas in
meinem Gepäck zu finden hoffen, haben Sie mir ja ſchon ein=
geſtanden
."
Der Kapitän hatte eben einen Blick auf Haralds angefan=
genen
Brief geworfen. Jetzt ſah er auf, ſchwieg aber.
So? antwortete der Borddetektiv. Wollen Sie vielleicht
leugnen, den fraglichen Dollarſchein ausgegeben zu haben?
Es iſt alſo nur einer, dachte Harald. Vorhin ſprach er von
mehreren. Der Mann iſt unſicher.
Er zuckte die Achſeln.
Ich weiß nicht, was Sie meinen. Selbſtverſtändlich habe
ich viele Dollarnoten ausgegeben, es ſollte mich aber ſehr wun=
dern
, wenn ich auf der Bank in Hamburg falſche bekommen
hätte."

Fürſt hatte alles Geld, das er bei Harald gefunden hatte,
beiſeite gelegt. Jetzt verglich er die Nummern der Scheine mit
dem Verzeichnis, das ihm der Oberſteward gegeben hatte. Es
war keine der geſuchten Noten dabei.
Er hat ſie natürlich verſteckt, ſagte ſich der Detektiv und
griff nach den Kofferſchlüſſeln.
Weswegen haben Sie neulich geleugnet, Däniſch zu können,
trotzdem Sie Kopenhagener ſind? fragte er plötzlich.
Daß ich kein Kopenhagener bin, ſehen Sie aus meinem
Paß. Nur meine Mutter war Dänin, antwortete Harald. Als
Sie mich fragten, fand ich, daß es den Maſchiniſten des Schif=
fes
wirklich nichts anginge, welche Sprachen ich ſpreche, und
da mir Ihr wirklicher Beruf unbekannt war, erſchien mir Ihr
Benehmen mehr neugierig als höflich.
Fürſt wies auf die Brille, die auf dem Schreibtiſch lag.
Warum tragen Sie eine Brille, wenn Sie nicht kurzſichtig
ſind? Ich habe Zeugen für Ihre guten Augen.
Da bin ich überfragt, lächelte Harald. Erkundigen Sie
ſich bei dem Arzt, der ſie mir zur Schonung meiner Augen
verſchrieben hat. Ich finde ſie ſelbſt überflüſſig und trage ſie
höchſt ungern, was ich übrigens Prof. Knickmeier gegenüber
ſchon erwähnt habe. Bitte, überzeugen Sie ſich ſelbſt, wie ſchwach
die Gläſer ſind.
Fürſt nahm ſie in die Hand. Es war wahrhaftig die
ſchwächſte Nummer, beinahe Fenſterglas, und er hätte darauf
ſchwören mögen, an dem ſogenannten Dr. Lerſe noch vor kurzem
eine ſtarke Brille mit dicken Gläſern geſehen zu haben.
Uebrigens trage ich die Brille faſt nie behauptete Harald,
und wenn Sie etwa an einen Verkleidungsverſuch denken,
wäre dieſer Trick doch etwas gar zu banal.
Der Borddetektiv machte ſich an die Durchſuchung des übri=
gen
Gepäcks und der Kabine. Hier lag ſeine letzte Hoffnung,

Borch zu überführen, und er ging ſo genau zu Werke, da
Harald keine Veranlaſſung mehr hatte, ihn zur Sorgfalt zu er
mahnen. Die übe legene Ruhe Dr. Lerſes ließ freilich darau
ſchließen, daß er vorbereitet geweſen ſei und alles Belaſtend
beiſeite geſchafft habe, aber es war ja möglich, etwas zu finder
das der Hochſtapler überſehen oder für unverdächtig gehalte
hatte, oder was nicht genug verſteckt war.
Wenn Reinhold Fürſt das hoffte, behielt Kulicke recht: de
Detektiv kannte Harald Borch wirklich nicht.
Es fand ſich nichts, und Dr. Lerſe ſtand in vollſtändiger uUr
ſchuld da, als harmloſer Paſſagier, der ganz überflüſſigerwei
beläſtigt worden war, und dem man dankbar ſein mußte, wer
er ſich nicht bitter beſchwerte.
Harald war zu klug, ſeinen Triumph zu zeigen.
Herr Kapitän, ſagte er, ich danke Ihnen, daß Sie a
meinen Vorſchlag eingegangen ſind; denn es freut mich, de
Herr Fürſt ſelbſt in Ihrer Gegenwart die Haltloſigkeit ſein
Verdachts bewieſen hat. Jetzt können wir die unliebſame A
gelegenheit als erledigt anſehen, und ich . . ." ſetzte er mit ein
leicht ironiſchen Verbeugung hinzu, darf mich wohl wieder a
freier Gentleman betrachten."
Damit war Harald Borchs Verhaftung zu Ende.
mußte ſich wohl oder übel mit ſauerſüßer Miene entſchuldige
ehe er ſich zurückzog. Er war nun ſelbſt ein wenig ſchwanker
geworden in ſeiner Ueberzeugung Ob er die Handſchellen wir
lich nichi richtig angelegt hatte?
Der Kapitän, der der Unterſuchung ihren Lauf hatte laſſ
müſſen, entſchuldigte ſich in aller Form bei Dr. Lerſe und dand
ihm für ſein Verhalten, das die Angelegenheit ſo ſchnell
einer völligen Xlärung geführt habe.
Bald darauf ſaßen beide in der Bar in einem Prin
of Wales, zu dem der Kapitän Harald eingeladen hatte.
Der Kapitän war im ſtillen auf ſeinen Detektiv wüter
Gewiß, das Signalement, das ihm Kulicke gezeigt hatte, paf
auf Dr. Lerſe ebenſo gut wie auf viele andere, und es war
auch einige ſcheinbare Verdachtsgründe da aber ſie waren de
zu haltlos, als daß ſich ein gewandter Detektiv durch ſie
einem ſolchen Mißgriff verleiten laſſen durfte. Das hätte e
netter Skandal werden können, wenn Dr. Lerſe nicht ſo ve
nünftig geweſen wäre. Der Kapitän beſchloß, ſeinem Bor
detektiv nachher gründlich die Leviten zu leſen. Einſtweilen w.
er gegen den ſchweizeriſchen Induſtriellen doppelt lieben
würdig.
(Fortſetzung folgt.)

Nur noch 2 Tage
Konjunktur=
Ritter
Welß Feral,
Theo Lingen,
Oflo Wallburg.

Erstaufführung In Darmstadt
Der mit größter Spannung erwartete
Kriminal-Tonfilm aus dem nächtlich. Paris

Beginn: 5.45, 6.00 und 8 20 Schöne
Aprikoſen
zum Einmachen
10 Pfd. 3.20.
Lebensmittelhs.
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ſtr
. 53, F. 1920 Wegen Wegzug
bill. z. verkauf.:
Kücheneinrichtg.,
Schreibtiſche m.
Stuhl, Auszieh=
tiſch
u. Stühle,
Vertiko, Wäſche=
ſchrank
, Kleider=
ſchrank
. Waſch=
tiſche
(kl.), Plüſch= ofa, Seſſel und
Stühle, Lüſter,
Schreibpult.
Badewanne mit t Kohlenofen,
Sitzbadewanne,
Spiegel. Meier,
Soderſtr. 20, pt.
Bett
(vollſtändig) mit
Sprungfeder=
matratze
35 Mk morplatte und
Spiegel. Nacht=
tiſch
. Bidet, Pfei=
lerſchrank
. 2tür.
Kleiderſchrank
zu verkaufen.
Anzuſehen Don=
nerstag
v. 1518
Bismarckſtr. 82,II
Zufallsangebot!
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