Darmstädter Tagblatt 1934


05. Juli 1934

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Einzelnummer 10 Pfennige

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4

DA
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 183
Donnerstag, den 5. Juli 1934.
196. Jahrgang

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Deutſch=engliſche Transfer=Einigung.
Kampfzuſtand beigelegk. Einigung auf der Baſis beiderſeitigen Enkgegenkommens. England anerkennt
den Grundſatz der Waren= und Dienſtleiſtung mit Hilfe einer akkiven Handels= und Zahlungsbilanz.

Das Transfer=Abkommen.
EP. London, 4. Juli.
Die deutſch=engliſchen Verhandlungen über die Transferfrage
haben heute zur Unterzeichnung eines Abkommens geführt. Das
Abkommen hat ſechs Monate Dauer, von ſeinem Inkrafttreten am
1. Juli an gerechnet. Die Reichsregierung verpflichtet ſich darin,
während dieſer Zeit der Bank von England die zur Einlöſung
der Zins=Kupons der Dawes= und der Young=Anleihe erforder=
lichen
Sterlingbeträge zu überweiſen. Für die übrigen mittel=
und langfriſtigen Schulden gilt das von der Reichsbank in der
Mitteilung vom 29. Mai 1934 gemachte Angebot. Falls die Reichs=
regierung
ihren Gläubigern in anderen Ländern günſtigere Be=
dingungen
einräumen ſollte, haben die engliſchen Gläubiger das
Recht die gleiche Behandlung für ſich in Anſpruch zu nehmen,
wobei jedoch die Vorteile zu berückſichtigen ſind, die Deutſchland
von anderen Ländern gewährt werden.
Die engliſche Regierung verpflichtet ſich, während der Lauf=
zeit
des Abkommens die Clearinggeſetze gegen Deutſchland nicht
zur Anwendung zu bringen.
Schatzkanzler Neville Chamberlain, der im Unterhaus den
Abſchluß des Abkommens bekannt gab, bezeichnete es als eine be=
friedigende
Löſung und teilte ferner mit, die Reichsregierung
habe ſich bereit erklärt, mit England über die Einrichtung eines
Ausgleichsverfahrens für Handelszahlungen, wie es zwiſchen
Deutſchland und anderen Ländern beſtehe, zu verhandeln.

* Im britiſchen Schatzamt iſt am Mittwoch nachmittag, 17 Uhr,
eine Vereinbarung über die Zahlung der Zinſen der Dawes=
und Younganleihen unterzeichnet worden, ſoweit ſich die An=
leiheſtücke
in britiſchem Beſitz befinden. Die Engländer hatten
die eingeleiteten direkten Verhandlungen von Anfang an mit
betontem Optimismus begkeitet. Es war aber durchaus nicht
ſo einfach, zu einem Einvernehmen zu kommen, weil die Eng=
länder
mit hochgeſteckten Forderungen in die Verhandlungen
hineingingen, unſere Vertreter aber gebunden waren, auf die
deutſche Devifenlage Rückſicht zu nehmen. Dennoch hat ſich
ſchließlich eine Einigung erreichen laſſen auf der Baſis des
beiderſeitigen Entgegenkommens.
Das Abkommen, das in mehrere große Abſchnitte zerfällt,
enthält aber teilweiſe britiſche Zugeſtändniſſe von
grundſätzlicher Bedeutung. Wir erinnern daran, daß
die Reichsregierung immer Wert auf die Feſtſtellung gelegt
hat, daß jede Barzahlung an das Ausland nur dann erfolgen
kann, wenn die bereitzuſtellenden Deviſen durch einen ver=
ſtärkten
Abſatz deutſcher Waren hereinkommen. Den gleichen
Standpunkt haben übrigens die Engländer als Schuldnerſtaat
gegenüber der amerikaniſchen Regierung eingenommen. Im
Gegenſatz zu ihrer Preſſe, die bis in die letzten Tage hinein
eine ſehr merkwürdige Einſtellung zu den Dingen an den Tag
gelegt hatte, iſt jetzt von der engliſchen Regierung
der Grundſatz anerkannt worden, daß Waren=
und Dienſtleiſtungen einem anderen Staat
gegenüber nur mit Hilfe einer aktivenHandels=
und Zahlungsbilanz möglich ſind. Wir begrüßen
es, daß die Engländer in dieſer prinzipiellen Frage unſere
Anſicht teilen und dieſe Anſchauung auch im Ab=
kommen
ſelbſt verankert haben. Wir möchten an=
nehmen
, daß ſich nunmehr auch die übrigen Gläubiger an=
ſchließen
gerade die Franzoſen haben ja den Ausgang der
Verhandlungen mit England abgewartet , und daß man dann
endlich zu einer Vereinbarung kommen wird, die ſich im
Rahmen der deutſchen Leiſtungsfähigkeit hält, die alſo zum Aus=
druck
bringt, daß nur dann bezahlt werden kann, wenn die
Aktivität der Handelsbilanz vorhanden iſt.
Das ſetzt voraus, daß der Warenverkehr an Aus=
dehnung
gewinnt. In einer Beilage haben ſich die
Engländer auch verpflichtet, alle Fragen des
Warenaustauſches zwiſchen Deutſchland und
England loyal und fair zu behandeln. Sie haben
ebenſo wie wir ein Intereſſe daran, daß der Güteraustauſch
an Ausdehnung gewinnt.
Dieſer Gleichklang der Einſtellung hat dazu geführt, daß
von beiden Teilen ein Entgegenkommen gezeigt wurde. Man
wollte einen Kampfzuſtand vermeiden, weil man die ſich
daraus ergebenden Rückwirkungen auf den internationalen
Warenaustauſch verhindern wollte.
Wichtig iſt noch, daß ſich England mit Zahlung
der Zinſen einverſtanden erklärt hat, ſobald die
Kupons fällig werden. Das hat zur Folge, daß nicht
nehr am 15 eines jeden Monats für Dawes= und Young=
Anleihe Zinſen zu zahlen ſind. Die erſte Leiſtung findet am
5. Oktober für die Dawes=Anleihe und am 1. Dezember für
die Young=Anleihe ſtatt, aber wohlgemerkt, nur die Zins=
ahlungen
.
Von beſonderer Bedeutung iſt für uns noch die Tatſache,
ſaß die Engländer ihre Bedenken gegen die Sonderabmachungen
Deutſchlands mit anderen Staaten zurückgezogen haben. Bis=
ſer
erklärten ſie, daß Großbritannien ſchlechter behandelt würde,
ind daß Deutſchland nicht berechtigt wäre, mit der Schweiz
der Holland beſondere Vereinbarungen über die Befriedigung
er Gläubiger Deutſchlands zu treffen. Dieſe Abmachungen
ſaben aber ſtets einen verſtärkten Warenaustauſch zwiſchen den
ſeiden Staaten zur Vorausſetzung. Holland und die Schweiz
rkannten dadurch an, daß Deutſchland Barzahlungen nur leiſten
ann, wenn ihm Waren in verſtärktem Maße abgenommen
verden. Die Engländer haben nun ihre Bedenken beiſeite ge=
tellt
und haben ſich damit der deutſchen Auffaſſung in weit=
ehendem
Maße angepaßt.
Damit iſt der drohende Konflikt zwiſchen
deutſchland und England beſeitigt, und vom

Clearinggeſetz gegen Deutſchland wird nicht mehr die Rede
ſein, das ſelbſt in England ſehr viel böſes Blut gemacht hat,
aber auch bei den amerikaniſchen Inhabern der Dawes= und
Young=Anleihe zu einer Warnung an die Engländer führte.
Wir hoffen, daß es nun auch möglich ſein wird, das neue Ab=
kommen
zu erfüllen und unſeren Abſatz im britiſchen Reich
zu erhöhen.
Eine Anordnung
des Chefs des Stabes der S9.
DNB. Berlin, 4. Juli.
Der Chef des Stabes der SA., Lutze, gibt folgenden Befehl
bekannt:
In Abänderung aller in nachſtehenden Angelegenheiten bis=
her
örtlich gegebenen Befehle ordne ich folgendes an:
1. Der für die SA. befohlene Urlaub bleibt in vollem Umfang
beſtehen. Das Tragen des SA.=Dienſtanzugs in dieſer Zeit iſt
ſoweit geſtattet, wie es der Urlaubsbefehl im allgemeinen zuge=
laſſen
hat.
Es iſt ſchleunigſt Sorge dafür zu tragen, daß die Ehrendolche
durch Abſchleifen des Namens des Verräters an unſerem Führer
Adolf Hitler gereinigt werden. Dieſe Dolche können als Dienſt=
dolche
von der SA. weitergetragen werden.
2. Die SA.=Führer vom Standartenführer einſchließlich auf=
wärts
geben ihre genauen Anſchriften, wo ſie jederzeit zu erreichen
ſind, bei ihren Gruppen bzw. Obergruppen ſchriftlich an. Die ge=
planten
Urlaubsreiſen innerhalb Deutſchlands können angetreten
werden.
3. Die Teilnahme von geſchloſſenen SA.=Einheiten in Zivil
oder im Dienſtanzug bei Kundgebungen aller Art während der
Urlaubszeit iſt nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch die zu=
ſtändigen
Führer der Gruppen bzw. dort, wo Gruppenführer nicht
eingeſetzt ſind, durch die von mir kommiſſariſch beauftragten
Führer geſtattet.
Der Chef des Stabes (gez.): Lutze.
Oeffenkliche Warnung!
Die eingehend und genaue Berichterſtattung der deutſchen
Preſſe über die Nöhm=Nevolte und ihre Niederſchlagung ſcheint
beſtimmten Elementen nicht genügt zu haben. Jedenfalls iſt
in faſt allen Teilen Deutſchlands die Wahrnehmung
zu machen, daß eine geradezu hemmungsloſe Ge=
rüchtemacherei
getrieben und die unſinnigſten Be=
hauptungen
in die Welt geſetzt werden.
Man muß ſich mitunter an den Kopf greifen, wenn man
hört, was ſonſt ſehr vernünftige Leute aus abſolut zuverläſſiger
Quelle erfahren haben wollen, und was ſie nun voller Eifer
ihren Nachbarn zu erzählen wiſſen. Eigentlich ſollte doch jeder
Deutſche aus der Vergangenheit genügend gelernt haben, um
zu wiſſen, was von dem Geſchwätz derjenigen zu halten iſt, die
ſich bei jeder Gelegenheit mit ihrer Weisheit in den Vorder=
grund
drängen und die dann geradezu harrſträubende
Märchen erzählen, die faſt immer ſo plump aufgebaut ſind,
daß man ihnen auf den erſten Blick die Erfindung und die
Wichtigtuerei des Erzählers anmerkt. In der Kriegszeit war es
ähnlich. Auch damals wurde ſehr oft blühender Unſinn herum=
gereicht
, der zuerſt Glauben fand, dann aber Enttäuſchung aus=
löſte
, eben weil ſich alsbald das Lügneriſche dieſer Erzählungen
herausſtellte. Genau ſo iſt es heute. Man ſollte meinen, daß
das deutſche Volk andere Sorgen habe, als auf das törichte
Geſchwätz von Leuten zu hören, die ihre Zeit nicht beſſer zu
verwerten wiſſen, als haltloſe Behauptungen aufzuſtellen und
auf deren Echtheit zu ſchwören.
Dieſes Treiben kann eine Zeitlang mit Ruhe hingenommen
werden. Kein Staat kann ſich aber auf die Dauer gefallen
laſſen, wenn die Gerüchtemacherei zum Syſtem wird, und wenn
ſich allmählich der Eindruck feſtſetzt, daß die Leichtgläubigkeit
einzelner Volksgenoſſen von Staatsfeinden benutzt wird, um
Unruhe heraufzubeſchwören und in der Bevölkerung Nervoſität
auszulöſen. Wenn die Reichsregierung nicht unverzüglich dem
deutſchen Volk reinen Wein eingeſchenkt und es reſtlos über die
Vorfälle informiert hätte, dann hätte kaum jemand in Deutſch=
land
etwas von der Verſchwörung Röhms und von der Feſt=
nahme
der Verſchwörer gemerkt. Die Ruhe und Ordnung im
Deutſchen Reich iſt keinen Augenblick geſtört worden, der Wirt=
ſchaftsprozetz
iſt nach wie vor reibungslos abgewickelt worden,
die Regierungsgewalt und die Machtmittel des Staates ſind
nicht einen Augenblick auf die Gegenſeite übergegangen. Das
alles ſollte doch wohl zu Denken geben und genügen, um der
Gerüchtemacherei ein für alle mal ein Ende zu bereiten.
Das Treiben der Wühlmäuſe hat in Weſtdeutſchland dazu
geführt, daß hier eine öffentliche Warnung ergangen iſt, und
daß jedem, der unwahre Behauptungen aufſtellt und weiter=
trägt
, das Konzentrationslager angedroht wurde.
Dieſe Warnung mag mit dem Hinweis darauf ergänzt
werden, daß es geſetzliche Beſtimmungen gibt, die die Ver=
breitung
von Falſchmeldungen unter Strafe ſtellen, zumal wenn
ſich ergibt, daß dieſe Mitteilungen ſyſtematiſch herumgereicht
werden, um das Anſehen der Regierung zu ſchädigen oder den
Staat und ſeine Einrichtungen verächtlich zu machen. Eigent=
lich
ſollte es die nationale Ehre jedem verbieten, ſich an dieſem
Spiel zu beteiligen, und man darf wohl endlich hoffen, daß die
Lügenfabrikanten keinen Zulauf mehr haben, alſo ſich jeder an
die amtlich mitgeteilten Tatſachen hält, die über die Röhm=
Verſchwörung bekannt gegeben worden ſind.

Malthuſianismus oder Raſſen=
ſelbſtmord
?
Von
Otto Corbach.
Was iſt Malthuſianismus? Sinngemäß ſollte doch wohl dar=
unter
nur die jeweilige Nutzanwendung aus den Lehren des eng=
liſchen
Bevölkerungspolitikers Thomas Robert Malthus zu ver=
ſtehen
ſein, der von 1760 bis 1834 lebte und deſſen Hauptwerk zu
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts erſchien. Schöpft man
aber einmal unmittelbar aus dieſer Quelle, ſo macht man die er=
ſtaunliche
Entdeckung, daß alles was heutzutage unter einem un=
geheuren
Aufwand von Werbemitteln als Malthuſianismus oder
Neo=Malthuſianismus verzapft wird, den wirklichen grundſätz=
lichen
Anſichten des großen Gelehrten ſchroff widerſpricht.
Der echte Malthuſianismus entſpricht in allen Punkten dem
Drange des nordiſchen Menſchen nach Sicherung des Lebensraumes
für einen möglichſt großen, ſtarken und geſunden Nachwuchs, wie
er am kräftigſten im Angelſachſentum zum Ausdruck kam, ſolange
es ſich in aufſteigender Linie bewegte. Der gefälſchte Malthuſianis=
mus
entſpricht dem Bedürfnis eines entartenden Führertums
angelſächſiſcher Völker, ihren großen Raumkomfort gegen Völker
ohne Raum dadurch zu ſichern, daß man ihnen Selbſtbeſcheidung
durch Geburtenkontrolle innerhalb gegebener Grenzen predigt.
Selbſtzucht fordert der echte, Selbſtſucht fördert der falſche Mal=
thuſianismus
. Malthus kam es darauf an, das Verantwortungs=
bewußtſein
für die Folgen geſchlechtlichen Verkehrs zu ſchärfen;
ſeine modernen angeblichen Nachfolger empfehlen Mittel, jenen
Folgen auszuweichen, um eine hemmungs= und verantwortungs=
loſe
Befriedigung des Geſchlechtsverkehrs zu ermöglichen. Malthus
predigte den Vorrang der Sorge um den Lebensraum vor der
Sorge um Nachkommenſchaft; ſeine modernen Ausleger wollen
glauben machen, er lehre, ſich mit Mangel an Lebensraum durch
Beſchränkung der Geburten abzufinden. Was bei Malthus mutige
Lebensbejahung war, wird bei denen, die ſeinen Namen mißbrau=
chen
, zu feiger Lebensverneinung.
Daß Malthus mit moraliſcher Zurückhaltung gerade das
Gegenteil von dem im Auge hatte, was moderne Malthuſianiſten
unter Geburtenkontrolle verſtehen, geht daraus hervor, daß er
ſich davon eine Förderung geſunden Bevölkerungswachstums ver=
ſprach
, während es dieſem um Behinderung der Fortpflanzung
ſchlechtweg zu tun iſt. Malthus betont immer wieder, daß in den
nördlichen Ländern, wo ſpäter geheiratet wird, und wo auch in
den breiten Schichten, das Triebleben ſtärkeren moraliſchen Hem=
mungen
unterworfen iſt, die tatſächliche Volksvermehrung bei
höherer Lebenshaltung größer ſei, als im ſüdlichen, wo Mangel
an Selbſtbeherrſchung Kräfte vergeudet, die dann für eine Aus=
weitung
des Lebensraumes fehlen, ſo daß bei großer Kinderzahl
die poſitiven Hemmniſſe auf grauſame Art das notwendige Ver=
hältnis
zwiſchen Volkszahl und Verſorgung mit Unterhaltsmitteln
herſtellen müſſen, wobei trotz allgemeiner Verelendung ſich ein
langſameres Bevölkerungswachstum ergibt als in nördlichen Län=
dern
bei geringerer Geburtenhäufigkeit. Selbſtzucht und Beſon=
nenheit
waren für Malthus, ſelbſtverſtändliche Vorausſetzungen
friedlicher Kultur; er verzichtete darauf, niederen Leidenſchaften
zu ſchmeicheln, weil es ihm ehrlich darum zu tun war, gerade die
niederen Volksſchichten zu befähigen, über ihren Alltagsſorgen
zur Beſinnung zu kommen und ſich aus eigener Umſicht davor zu
bewahren, blinde Opfer tückiſcher Naturgewalten oder tyranniſcher
menſchlicher Willkür zu werden. Gerade darum wurde er ſpäter
in einem Zeitalter hemmungsloſer liberaliſtiſcher Demagogie zu
einem Volksfeind geſtempelt.
Die Amerikanerin Katharine Mayo ſchildert in ihrem Buche
Mutter Indien das indiſche Volk als eine Raſſe, die deswegen
die engliſche Vormundſchaft nicht zu überwinden vermochte, weil
ihre Männer in der Kindheit unter Einflüſſen und Praktiken auf=
wachſen
, die die Lebenskraft ſchwächen müſſen, ſo daß ſie in einem
Alter, wo der Angelſachſe ſeine volle Manneskraft erreicht, ent=
nervte
, ſchwermütige und reizbare Greiſe ſind. Ein indiſcher Me=
diziner
beſtätigte ihr dieſe Auffaſſung, indem er erklärte: Meinem
Volk entgeht immer noch der Zuſammenhang zwiſchen ſeiner gei=
ſtigen
und materiellen Armut und dem Raubbau, den es mit
ſeinen Kräften treibt. Und doch iſt unſere unleugbare Raſſenver=
ſchlechterung
, unſer angebotener Mangel an Konzentrationsfähig=
keit
, an Initiative und Ausdauer nicht von dem Umſtand zu tren=
nen
, daß wir unſere ganze Lebenskraft im Geſchlechtsverkehr ver=
geuden
. Der Angelſachſe, der heute die halbe Welt beherrſcht, iſt
das Ergebnis der moraliſchen Hemmungen, die Malthus nicht
müde wurde, ſeinen Zeitgenoſſen einzuhämmern. Dieſer echte
Malthuſianismus war nie ein Exportartikel. Die rationaliſtiſchen
engliſchen Nationalökonomen, die nach Malthus auftraten, verſorg=
ten
die übrige Welt mit ſorgloſen Theorien, die ſie in Sicherheit
wiegen, auf die ihr automatiſch zufließenden Segnungen der vom
Angelſachſentum erſchloſſenen Weltwirtſchaft Vertrauen lehren
ſollte. Was ſpäter von den britiſchen Inſeln an Malthuſianis=
mus
nach den Kontinenten exportiert wurde, war darauf berech=
net
, aufſtrebende Völker zu derſelben Laxheit der Sitten zu ver=
führen
, die farbige Völker unter die Botmäßigkeit des britiſchen
Imperialismus gebracht hatte.
Malthus war keineswegs blind gegen die großen Möglich=
keiten
, die der moderne Induſtrialismus der Bevölkerungsvermeh=
rung
in Europa zu erſchließen verſprach; aber im Gegenſatz zu den
Rationaliſtien, die über ſeinen Bevölkerungs=Peſſimismus
ſpotteten, ſuchte er ſein Volk beizeiten gegen die Verſuchung gefeit
zu machen, deswegen die Pflege der dauerhaften Quellen der Nah=
rungsmittelbeſchaffung
zu vernachläſſigen. Ein Land, das ſich
durch Handel und Manufaktur hervorhebt heißt es bei Malthus,
mag von einer großen Zahl verſchiedenartiger Länder Getreide
kaufen; es kann der Fall ſein, daß es unter dieſem Syſtem gedeiht,
und es mag nun fortfahren, eine zunehmende Menge von Getreide
zu kaufen, und eine raſch wachſende Bevölkerung zu unterhalten,
bis die Länder aller Nationen, mit denen es Handel treibt, voll=
ſtändig
angebaut ſind. Da dies ein Ereignis iſt, das notwen=
digerweiſe
in weiter Ferne liegt, ſo mag es ſo ſcheinen, als ob die
Bevölkerung eines ſolchen Landes nicht durch die Schwierigkeit der
Beſchaffung von Unterhaltungsmitteln gehemmt werde, bis nach
Ablauf einer großen Zahl von Generationen. . . Wenn aber ein
ſtarker fremder Wettbewerb Platz greift, dann müſſen die aus=
fuhrfähigen
Waren des betreffenden Landes im Preiſe fallen und

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 5. Jukr 1934

die Profite ſich weſentlich vermindern. Das Sinken der Profite
aber wird ſowohl die Fähigkeitz wie den Willen, zu ſparen, ver=
ringern
; und unter dieſen Umſtänden wird die Akkumulation von
Kapital ſich verlangſamen und die Nachfrage nach Arbeit ſich ab=
ſchwächen
, bis ſie ſchließlich nahezu zum Stillſtand kommt, während
vielleicht die neuen Wettbewerber, ſei es, indem ſie ihre eigenen
Rohſtoffe erzeugen oder irgendwie andere Vorzüge genießen, ihr
Kapital und ihre Bevölkerung noch einigermaßen raſch anwachſen
laſſen können. Dieſelbe Wirkung hat der innere Wettbewerb. .
Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts, als Malthus dies
ſchrieb, hatte noch niemand eine Vorahnung von Dampfſchiff und
Eiſenbahn; um ſo erſtaunlicher iſt der Optimismus dieſes ver=
meintlichen
Peſſimiſten, weil er die Möglichkeit ins Auge faßte,
daß ſich ein Handelsſtaat wie England viel Generationen hindurch
bei raſch wachſender Bevölkerungszahl vor Mangel bewahren
könne.
Den modernen Malthuſianiſten liegt nichts ferner als Völ=
ker
, die bei der einſtweiligen Verteilung der Erde zu kurz kamen,
zu ermutigen, im Sinne ihres angeblichen Schutzheiligen die Ell=
bogen
zu gebrauchen, um dem Nachwuchs größeren Lebensraum
zu verſchaffen. Im Juni 1919 faßte die Malthuſianiſche Liga auf
ihrer Jahresverſammlung in London eine Entſchließung, worin
es hieß: Jede Nation, die in den Völkerbund einzutreten wünſcht,
ſoll geloben, ihre Geburtenrate ſo einzuſchränken, daß ihr Volk
bequem in ſeinem eigenen Herrſchaftsgebiet leben kann, und jede
Nation ſoll anerkennen, daß ein Wachstum der Bevölkerung weder
die Forderung nach Gebietsvergrößerung, noch die Ausübung eines
Zwanges auf andere Nationen, ihre Auswanderer aufzunehmen,
rechtfertigt. Ein amerikaniſcher Gelehrter, C. A. Roße, hat ein
dickes Buch geſchrieben, das dieſen ſelben Standpunkt als eine den
heutigen Verhältniſſen entſprechende Anwendung der Malthus=
ſchen
Lehre vertritt.
In Wirklichkeit war Malthus der entſchiedenſte Befürworter
einer ſich in vernünftigen Grenzen haltenden Auswanderung. Er
weiſt darauf hin, daß in den Vereinigten Staaten damals 5 172 312
weiße Einwohner gezählt wurden, und bemerkt dazu: Wir haben
keinen Grund zu glauben, daß Großbritannien heute weniger be=
völkert
wäre wegen der Auswanderung der kleinen Stammbevöl=
kerung
, die dieſe Zahl hervorbrachte. Im Gegenteil: ein gewiſſer
Grad von Auswanderung hat bekanntermaßen einen günſtigen
Einfluß auf das Bevölkerungswachstum des Mutterlandes. Es
ſiſt aufgefallen, daß die beiden ſpaniſchen Provinzen, aus denen
die größte Zahl von Menſchen nach Amerika auswanderte, in=
folgedeſſen
die bevölkertſten wurden. . . Es gibt keine Befürch=
tungen
, die ſo gänzlich unbegründet wären, wie die vor einer Ent=
völkerung
durch Auswanderung. Malthus erklärte ſich, für eine
Offenhaltung des Auswanderungsventils, weil er im Gegenſatz zu
den modernen Verdrehern ſeiner Lehre jedes Bevölkerungswachs=
tum
begrüßt, das ſich ohne Beeinträchtigung der Lebenshaltung
gerade des niederen Volkes vollzieht. Daß eine Zunahme der
Bevölkerung, wenn ſie der natürlichen Ordnung folgt, ſowohl ein
großes Poſitivum bedeutet, wie unbedingt notwendig iſt zur wei=
teren
Vermehrung des Jahresertrages des Bodens und der Arbeit
irgendeines Landes, verſicherte er, das zu leugnen, würde ich der
Letzte ſein. Nichts kennzeichnet deutlicher den unüberbrückbaren
Gegenſatz des urſprünglichen Malthuſianismus zum modernen
Malthuſianismus, den Theodor Rooſevelt einſt mit Recht als
Raſſenſelbſtmord brandmarkte, als dieſes unmißverſtändliche Be=
kenntnis
Malthus' zur Notwendigkeit des Bevölkerungswachstums
für das Gedeihen einer Raſſe.

Admiral gkada
zum japaniſchen Miniſterpräſidenken ernangt.
EP. Tokio, 4. Juli.
Admiral Okada, der ſeit 1927 wiederholt Marineminiſter war
und als Anhänger einer ſtarken Flottenpolitik gilt, iſt vom Mi=
kado
mit der Neubildung der Regierung beauftragt worden. In
politiſchen Kreiſen löſte dieſe Berufung einige Ueberraſchung aus.
Denn man hatte allgemein angenommen, daß Graf Saito das
Miniſterpräſidium behalten werde. Dagegen wird die Betrauung
des Admirals Okada in Flotten= und Militärkreiſen mit großer
Befriedigung aufgenommen, da man dort im Hinblick auf die Ge=
ſtaltung
der japaniſchen Flottenpolitik gerade am Vorabend der in=
ternationalen
Flottenkonferenz der Berufung des Admirals eine
beſondere Bedeutung beimeſſen zu dürfen glaubt.
Admiral Okada hatte eine Beſprechung mit Graf Saito, deſſen
Kabinett er bis Anfang Januar angehört hatte, um ſeine Unter=
ſtützung
zu erlangen.
Zwiſchen den chineſiſchen Behörden und den Japanern ſind

Der Höchſtkommandierende der chineſiſchen Luftfahrt in Kan=
ton
, General Shut Ling Chen, iſt auf einer Europareiſe zum Stu=
dium
der Entwicklung der Luftfahrt, die er im Auftrag ſeiner
Regierung macht, in Italien eingetroffen. Seine Studienreiſe wird
ihn auch nach Frankreich und England führen.
Ankerhalkung und Wiſſen
Minſen darg Anerganung.
Eine Bücherſchau.
Aus der Buchliteratur der Gegenwart iſt die Senſation, iſt
der Reißer verſchwunden. Das iſt gut ſo. Nicht verſchwunden
aber iſt der Leſehunger, iſt das Bedürfnis, durch Lektüre für
kürzere oder längere Zeit herausgeriſſen zu werden aus dem
Grau und den Sorgen des Alltags, den Gedanken einmal Ge=
legenheit
zum Ausſpannen zu geben, daß auch erreicht wird
durch Ablenkung auf ein ganz anderes, dem Alltag fernliegendes
Gebiet, ſei es auch ein Hinübergleiten in das Reich der Phan=
taſie
, der mehr oder weniger deutlich merkbaren Unwahrſchein=
lichkeit
. Darum greifen auch geiſtig Anſpruchsvolle gelegentlich
zum Reißer, zum Kriminal= oder Senſationsroman. Die Ver=
leger
und Dichter tragen dem Rechnung. Es kommen wieder
Bücher auf den Markt, die keine anderen Anſprüche ſtellen, als
die erwähnten. Soweit ſie ehrlich dieſe Anſpruchsloſigkeit er=
kennen
laſſen, nicht unter harmloſen Deckmantel in Tendenz
machen, ſoll man ihnen die Exiſtenzberechtigung nicht ſtreitig
machen, ſoll ſie allerdings auch nicht anders behandeln, als ſie
es verdienen.
Beginnen wir die Schau entgegen dem Bibelwort, das da
ſagt Jedermann gibt zuerſt den guten Wein uſw mit der
Reihe Der heitere Roman (Fünf=Türme=Verlag, Halle). Elſe
Nema ſchrieb den Roman Frau Spatz und ihre Töch=
ter
, in dem ſie liebenswürdig und heiter den Aufſtieg einer
Familie ſchildert. Faſt ins kriminaliſtiſche Gebiet begibt ſich
Marliſe Sonneborn in dem ebenfalls ſehr luſtig und ſpannend
geſchriebenen Roman Fünf Männer und ein halber,
Dieſer halbe iſt natürlich ein nettes Mädel, das zur tragenden
Figur der ganzen Romanhandlung wird und ſie beherrſcht. Aus
dem Leben von heute gegriffen, wie auch der gleichen Per=
faſſerin
Wiederſehen mit Peterle der Roman eines
Rennpferdes und ſeines einſtigen Beſitzers, der es wieder wird.
Beide gehen einen dornenvollen Weg, aber die Qualität ihrer
Raſſe führt ſie wieder nach oben.
Bücher die nur Senſation, Nervenkitzel, ſein wollen und
keinerlei Anſpruch auf literariſche Bewertung erheben, ſind die
Goldmannkriminalromane Ein Mann verfolgt ſich
ſelbſt von Paulus Schotte, 13 bei Tiſch von Agathe
Ehriſtie und Die rote Ameiſe von Stuart Palmer.
(Goldmann Leipzig.) Sie ſpielen in der engliſchen und ameri=
kaniſchen
Geſellſchaft und ſind angefüllt mit Spannungen, die
an den Nerven reißen.

Vom Tage.

Der Führer traf geſtern mittag 13.25 Uhr, aus Oſtpreußen
kommend, wieder auf dem Flughafen Tempelhof ein und begab
ſich ſofort in die Reichskanzlei.
In Flensburg begann, wie die NSK meldet, geſtern früh
unter dem Vorſitz des Stabsleiters der Oberſten Leitung der PO.,
Dr. Ley, eine Arbeitstagung der Reichs= und Gauleiter. Zu Be=
ginn
der Tagung gedachte Dr. Ley der Ereigniſſe vom 30. Juni
und der entſchloſſenen Tat Adolf Hitlers. Dr. Ley legte im Namen
der verſammelten Reichs= und Gauleiter ein Treuegelöbnis zum
Führer ab.
Am Dienstag nachmittag beſuchten zwei Stürme der öſterrei=
chiſchen
SA., die am erſten Freiheitskampftag des Kampfringes
der Deutſch=Oeſterreicher in Soeſt am Sonntag teilgenommen
hatten, die Stadt Köln und veranſtalteten auf dem Schlageter=
Platz eine Ehrung Albert Leo Schlageters. Die Kölner Bevöl=
kerung
ließ den öſterreichiſchen SA.=Männern eine ſtürmiſche Be=
grüßung
zuteil werden.
Der belgiſche Miniſterpräſident de Broqueville hat der Kam=
mer
das angekündigte Ermächtigungsgeſetz vorgelegt, in dem die
Regierung um beſondere, auf ſieben Monate begrenzte Sonder=
vollmachten
zur Hebung der Wirtſchafts= und Finanzlage nach=
ſucht
.
Der frühere ſpaniſche Innenminiſter im Kabinett Primo de
Rivera, General Martinez Anido, iſt amneſtiert worden und hat
die Erlaubnis erhalten, wieder nach Spanien zurückzukehren.
In Erwiderung des Beſuches des franzöſiſchen Generals Debe=
ney
in Warſchau wird ſich demnächſt der Inſpekteur der volniſchen
Armee, General Soſkowſki, nach Paris begeben. General Soſkowſki
hat an den Warſchauer Verhandlungen über die Abänderung der
polniſch=franzöſiſchen Militärkonvention mitgewirkt, die in Paris
fortgeſetzt werden dürften.

Präſident Rooſevelt hat vor Antritt ſeiner Urlaubsreiſe eine
außerordentliche Induſtriekommiſſion ernannt, die während der
Abweſenheit des Präſidenten die Aufbauarbeiten der amerikani=
ſchen
Wirtſchaft leiten wird. Die Kommiſſion ſetzt ſich aus dem
Vorſitzenden der NRA., dem General Johnſon, der Unterſtaats=
ſekretärin
für das Arbeitsweſen, Miß Perkins, dem Unterſtaats=
ſekretär
für Induſtrie, Ickes, und dem Rechtsanwalt der NRA.,
Richberg, zuſammen.

Das Geſeßz
zur Ordnung des deutſchen Siedlungsweſens.
Zu dem Geſetz über einſtweilige Maßnahmen zur Ordnung
des deutſchen Siedlungsweſens machte am Mittwoch ein Ver=
treter
des Reichskommiſſars für das deutſche Siedlungsweſen
vor der Preſſe nähere Ausführungen. Er betonte zunächſt, daß
das am Dienstag vom Reichskabinett verabſchiedete Geſetz den
Reichswirtſchaftsminiſter ermächtigt, bis zur ſpäteren reichs=
rechtlichen
Regelung des Planungs=, Siedlungs= und öffentlichen
Baurechts diejenigen Maßnahmen zu treffen, die erforderlich
ſind, um das deutſche Siedlungsweſen zu überwachen und zu
ordnen. Das Geſetz ermächtigt ihn insbeſondere, zu beſtimmen,
daß die Abſicht, Wohngebäude oder Siedlungen zu errichten
oder niederzulegen, rechtzeitig dor ihrer Verwirklichung anzu=
zeigen
iſt, ebenſo die Abſicht, gewerbliche Haupt=, Neben= oder
Zweigbetriebe zu errichten oder weſentlich zu erweitern, wenn
dadurch umfangreiche Neubauten ſür den Betrieb oder für die
Unterbringung der in dem Betriebe zu beſchäftigenden Arbeit=
nehmer
erforderlich werden. Er kann auch beſtimmen, daß die
Abſicht des Erwerbs eines Grundſtückes für ſulche Borhaben
anzuzeigen iſt.
Weiter enthält das Geſetz die notwendigen Strafbeſtimmungen
und eine Vorſchrift, wonach Schäden, die durch Maßnahmen
auf Grund des Geſetzes entſtehen, nicht entſchädigt werden.
Hervorzuheben iſt, daß das Geſetz ſich nicht auf die landwirt=
ſchaftliche
Siedlung und die Neubildung des deutſchen Bauern=
tums
bezieht.
Durch das Geſetz wird der beim Reichswirtſchaftsminiſter
geſtellte Reichskommiſſar für das Siedlungsweſen in die Lage
verſetzt, ſich einerſeits den erforderlichen Ueberblick über die
Siedlungsvorgänge im Reich zu verſchaffen und andererſeits
einzugreifen, wenn die beabſichtigten Vorhaben nicht den ſied=
lungspolitiſchen
Grundſätzen des Reiches oder ſonſt mit den
öffentlichen Intereſſen in Widerſpruch ſtehen würden. Zur Aus=
führung
des Geſetzes wird der Reichswirtſchaftsminiſter in
Kürze eine Verordnung erlaſſen, die, wie ſchon jetzt geſagt
werden kann, keineswegs kleinlich jedes Siedlungs= und Bau=
vorhaben
erfaſſen ſoll und in der insbeſondere der Kreis der
anzeigepflichtigen Vorhaben näher bezeichnet wird. Die Durch=
führungsverordnung
wird auch ein Verfahren vorſehen, das
Hemmungeis der Wirtſchaft und der Initiative des einzelnen
ausſchließt. So gehandhabt, wird das Geſetz, wie der Vertreter
des Reichsſiedlungskommiſſars betonte, nicht eine Erſchwerung
des Siedlungsweſens oder der Wirtſchaft bedeuten, ſondern nur
deren Förderung.

Die Aenderungen
auf dem Gebiete der Reichsverſorgung.
DNB. Berlin, 4. Juli.
Reichsarbeitsminiſter Seldte machte heute mittag
vor Preſſevertretern nähere Ausführungen über den
am 3. Juli 1934 von der Reichsregierung verabſchiedeten Ent=
wurf
eines Geſetzes über Aenderungen auf dem Ge=
biete
der Reichsverſorgung. Einleitend betonte er,
daß er gerade dieſem Geſetz ſeine ganze Liebe zugewandt hätte,
da es ſich hier darum handele den Opfern des
Weltkrieges einen Teil der Dankesſchuld des
Vaterlandes abzuſtatten. Er führte dann u. a. aus:
Eine Frontzulage von 60 RM. jährlich erhalten vom 1. Juli
1934 ab Beſchädigte, die infolge von Kriegsdienſtbeſchädigung
eine Rente von 70 v. H. oder mehr beziehen, ſowie Beſchädigte,
die das 50. Lebensjahr vollendet haben und eine Rente von
30 bis 60 v. H. beziehen.
Die Rente der Witwen, die das 50. Lebensjahr noch nicht
vollendet haben, wird vom 1. Juli 1934 von 50 auf 60 v. H.
der Vollrente des Verſtorbenen erhöht. Im übrigen ſind die
Vorſchriften über die Gewährung der Zuſatzrente für Schwer=
beſchädigte
, Witwen und Waiſen geftaltet und weſentlich ver=
einfacht
worden. Der Schutz des Schwerbeſchädigten=Geſetzes,
der bisher im allgemeinen nur den Schwerbeſchädigten zugute
kam, iſt auf die Beſchädigten mit einer Rente von 40 v. H. aus=
gedehnt
worden.
Die Reichsregierung hat am 3. Juli 1934 ferner den Ent=
wurf
eines fünften Geſetzes zur Aenderung des Geſetzes über
das Verfahren in Verſorgungsſachen verabſchiedet.
Das Geſetz bezweckt in erſter Linie eine Vereinfachung und
Beſchleunigung des Verfahrens. Der Rekurs gegen die Urteile
der Verſorgungsgerichte wird beſeitigt und künftig nur noch
Berufung gegen die Beſcheide der Verwaltungsbehörde zugelaſſen.
Die Entſcheidung über Anſprüche auf die durch das Geſetz
über Aenderungen auf dem Gebiete der Reichsverſorgung ein=
geführte
Frontzulage wird Ausſchüſſen, die bei den Haupt=
verſorgungsämtern
gebildet werden, und bei denen Vertreter
der Verſorgungsberechtigten mitwirken, übertragen. Ferner ſoll
als Vorſitzender oder Beiſitzer der Spruchbehörden künftig nur
beſtellt werden, wer als Soldat in der deutſchen Wehrmacht
gedient hat, und zwar Kriegsteilnehmer, insbeſondere Kriegs=
beſchädigte
in erſter Linie.
Neben dieſen Aenderungen, die dauernd Geltung haben,
enthält Artikel 2 des Geſetzes eine Vorſchrift über die
Aenderung rechtskräftiger Entſcheidungen, die
nur vorübergehend gelten ſoll und wieder aufgehoben werden
wird. Durch ſie wird die Möglichkeit geſchaffen, zu Unrecht
bewilligte Verſorgungsgebührniſſe zu entziehen oder herab=
zuſetzen
. Gegen die Beſcheide iſt die Berufung an das Reichs=
verſorgungsgericht
zuläſſig, deſſen Entſcheidung endgültig iſt;
es befteht daher volle Gewähr, daß begründete Rechte auf Ver=
ſorgung
nicht beeinträchtigt werden können.
Reichswohnungskonferenz in München.
DNB. Berlin, 4. Juli.
Staatsſekretär Feder hat in ſeiner Eigenſchaft als Reichs=
kommiſſar
für das Siedlungsweſen die Vertreter der Länder, der
Gemeinden und des Heimſtättenamts der NSDAP. für den 9.
und 10. Juli nach München zu einer Reichswohnungskonferenz
eingeladen. Es iſt der Wunch des Reichskommiſſars, bei der
Durchführung des deutſchen Siedlungsweſens mit den Dienſt=
ſtellen
der Gemeinden und Länder eng zuſammenzuarbeiten und
die Erfahrungen dieſer Stellen in den Dienſt der großen S che
zu ſtellen. Staatsſekretär Feder wird programmatiſche Ausfüh=
rungen
über ſeine Ziele machen. Den Vertretern der Gemeinden
und Länder iſt Gelegenheit gegeben, Wünſche und Anregungen
offen auszuſprechen.
Beikere Enklaffungen und Beftgfungen
im Memelgebiet.
DNB. Memel, 4. Juli.
Im Zuge der eingeleiteten Entfernung von höheren deut=
ſchen
Beamten des Memelgebietes ſind auf Beſchluß des Direkto=
riums
Reizgys der Kreistierarzt Kutſchbach und der Vorſitzende
des Memeler Landgerichts, Schneider, entlaſſen worden. Die
Entlaſſung Schneiders wird damit begründet, daß er die litauiſche
Sprache nicht beherrſche.
Neben dieſen Maßnahmen werden auch die Verhaftungen
und Beſtrafungen fortgeſetzt. So wurde auf Anordnung des Unter=
ſuchungsrichters
von Schaulen der Gerichtskanzleinſpektor und
Stadtverordnete Stürzenbecker feſtgenommen und ins Gefängnis
eingeliefert. Der Memeler Kreisſekretär Schlußnaitis wurde vom
Kommandanten des Memelgebietes wegen angeblicher Aufhetzung
mit 300 Lit oder 1 Monat Gefängnis beſtraft.

In den Ernſt unſerer Zeit und unſerer Lage führt der
Tendenzroman Der Mann, der das Gas bezwang
von Arno Thaus. (Burmeſter Bremen.) Ein Roman, deſſen
Idee man von ganzem Herzen wünſchen kann, daß ſie aus der
Phantaſie zur Wirklichkeit werde. Ein deutſcher Werbbeſitzer
und Chemiker hat eine Subſtanz erfunden, die jedwedes Gas
unſchädlich macht. Wie eine oder mehrere fremde Nationen ver=
ſuchen
, die Erfindung mit allen Mitteln an ſich zu reißen oder
unmöglich zu machen, das iſt in dieſem Roman höchſt ſpannend
und ſenſationell geſchildert. Sein Menetekel, das er mit flam=
mender
Schrift an die Wand der Welt malt, leitet über zu der
zweiten in der Ueberſchrift gekennzeichneten Kategorie von
Büichern, aus denen man im Wege der Unterhaltung Wiſſen
ſchöpfen kann.
Dazu zählt dann Leo Förſters Wbenteuerroman Der
Räuberoberſt von San Franzisko, (Eckert, Köln).
Feſſelnd aus Selbſterlebtem heraus geſchrieben, anſchaulich geſchil=
dert
, erſtehen intereſſante Bilder aus Landſchaft und Volk um
Frisko ſo plaſtiſch, daß man es ſchließlich dem Helden des Romans
nicht verübelt, wenn er immer wieder mit vielfacher Ueberzahl
von Gaunern und Verbrechern fertig wird und ſich ſchließlich ſelbſt
zum Führer und Rächer aufſchwingt, was in dieſer Form eben
außer im amerikaniſchen Film nur in Romanen vorkommt.
Ein Schritt weiter nach oben im Sinne der Ueberſchrift und Ein=
leitung
führt dann zu Julian Duguids Die grüne Hölle‟
(Franckh Stuttgart). Das iſt kein Roman, ſondern die Tatſachen=
ſchilderung
einer abenteuerlichen Expedition durch den hunderte
von Meilen umfaſſenden Urwald=Dſchungel Boliviens. Mit zwei
Freunden hat der Verfaſſer die ſiebenmonatige Reiſe überſtanden,
die an die menſchliche Leiſtungsfähigkeit und an die Kameradſchaft
die höchſten Anforderungen ſtellten. Eine glänzende Landſchafts=
ſchilderung
aber auch ein menſchlich ungemein feſſelndes Dokument
von kühnem Forſchergeiſt und Abenteuerluſt.
Dann geht dieſe Linie weiter nach oben zu einer Reihe auch
literariſch ſehr wertvoller Bücher. Der Verlag Engelhorn hat Carl
Haenſels Der Kampf ums Matterhorn in einer neuen
ſorgfältig ausgeſtatteten billigen Volksausgabe mit 16 Matter=
hornbildern
nach Aufnahmen von Walter Mittelholzer, Profeſſor
Dyhrenfurth uſw. herausgebracht, und ſich damit ein Verdienſt er=
worben
. Es iſt ein Verdienſt, dieſes wundervolle Heldenbuch, in
ſeiner Art einzig, jedem zugänglich zu machen, der Ehrfurcht
hat vor der gigantiſchen Majeſtät der Berge und dem zähen Ringen
kühner Menſchen um ihre Bezwingung. Dieſer Roman, wie auch
Kaſimir Edſchmids ausgezeichnetes Afrikabuch Afrika nackt
und angezogen das der Societätsverlag in neuer Ausgabe
herausbrachte, waren bereits Gegenſtand ausführlicher Beſprechung
an dieſer Stelle. Das Wertvollſte und auch heute aktuellſte an

dieſem vor fünf Jahren erſchienenen Buch iſt die Darſtellung des
Problems der ſchwarzen und weißen Raſſe, das in ſeinem unge=
heuren
Zwieſpalt zum erſten Male von einem deutſchen Schrift=
ſteller
gezeichnet wurde. Und der gerade heute wieder beſonders
aktuelle Nachweis der Unwahrhaftigkeit der Behauptung, daß
Deutſchland koloniſationsunfähig ſei, den Edſchmid auf zahlreiche
Zeugniſſe gerade von Engländern aufbaut.
Die Schau beſchließen mag der Hinweis auf eine Reihe von
Romanen, die von der Erdgebundenheit des deutſchen Menſchen
zeugen, von ſeiner heißen Liebe zur Scholle und von ſeinem
Kämpfen und Leiden um dieſe Scholle. Des dertſchen Menſchen
auch außerhalb der politiſchen Grenzen. Da iſt Gert Luithlens
Und der Strom fließt (Das Berglandbuch). Ein Roman,
der im wildeſten unbekannteſten Teil der Donau ſpielt, mit der
das Leben der Menſchen, die hier im ſteten Kampf mit dem Strom
hauſen, ſchickſalhaft verbunden iſt. Ausgezeichnet geſchriebene
lebensnahe Schilderung und Erzählung. Dann Helene Voigt= Die=
derichs
Schleswig=Holſteiner Landleute‟ (Diederichs
Jena). Bildniſſe, die aus einer Reihe von Einzelſchickſalen erſtehen,
die aber zu umfaſſender Menſchenſchilderung erwachſen und in der
Schlichtheit und Eindringlichkeit der Darſtellung erſchüttern.
Ganz anders, aber nicht minder groß und eindringlich Eliſabeth
van Randenborgh in Dieharte Herrlichkeit ( Furchever=
lag
). Sie wählt die Form der ſchlichten Lebensbeichte einer Mut=
ter
, um das Schickſal einer Bauernfamilie aus dem Weſtfäliſchen
zu ſchildern und in dieſer Schilderung das hohe Lied der Demut
und ſchlichten Frömmigkeit, der Kindes= und Elternliebe, aber
auch des Kampfes um Blut und Boden, der Verteidigung des Er=
erbten
, zu ſingen. Ein feinſinnig=ſtarkes Buch.
Hans Franck ſchrieb ſeinen Roman Eigene Erde‟
(Schünemann, Bremen) ſchon 1930. Prophetiſch behandelt er
Dinge, die im dritten Reich in den Vordergrund treten. Das Auf=
begehren
gegen Fronarbeit und in Verbindung damit den Kampf
um eigene Erde, die der eine begehrt, der andere verteidigt. Men=
ſchenſchickſal
, angefüllt mit Leid und Leidenſchaft, iſt in die Ro=
manhandlung
eingeflochten, die in ausgezeichnetem Stil blutwar=
mes
Leben mitleben läßt. Hugo Maria Kritz ſchrieb den Grenz=
landroman
Der Kampf um Eiſenburg (Goldmann, Leip=
zig
). Die Handlung iſt an die tſchechiſche Grenze verlegt, in einen
kleinen, ehedem deutſchen Ort, deſſen Bürger gute Untertanen des
neuen politiſchen Staates ſein wollen, die aber an ihrem Deutſch=
tum
feſthalten und als Neid und Mißgunſt das ſtreitig machen
wollen, einen zähen, erbitterten, aber gerechten Kampf führen,
der ſie ſchließlich auch zum Siege führt. Köſtliche humoriſtiſche
Schilderungen mildern den Ernſt und die Schwere des Kampfes
um Deutſchtum und Vaterland, um die Mutterſprache, um dig
Max Streeſe.
deutſche Schule.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 5. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 183 Seite 3

Rückwirkungen der franzöſiſch=ruſſiſchen Freundſchaft auf London. Forkſehung des Geſprächs der General=
ſtabschefs
durch Barkhou und Simon.Engliſch=franzöſiſches diplomakiſches und milikäriſches Zuſammenſpiel=

Engliſch=franzöſiſche

Der franzöſiſche Außenminiſter Barthou wird am kommenden
Sonntag in Begleitung des franzöſiſchen Kriegsmarineminiſters
Piétri ſeinem engliſchen Kollegen Sir John Simon einen Beſuch
abſtatten, der allerdings in Abweſenheit des Miniſterpräſidenten
Macdonald ſtattfindet. Die vorbereitenden Beſprechungen zu die=
ſer
Reiſe ſind ſeit einiger Zeit im Gang. Eben erſt hat Herr
Barthou wieder den britiſchen Pariſer Botſchafter bei ſich ge=
ſehen
. Wie es ſcheint, iſt ihm bei dieſer Gelegenheit zu ver=
ſtehen
gegeben worden, daß Macdonald vor Antritt ſeines
Urlaubs dem Wunſch Ausdruck gegeben hat, man möge
Herrn Barthous Reiſe keinen allzu auffallen=
den
Anſtrich geben und alles vermeiden, was auf
eine engliſch=franzöſiſche Konferenz hinweiſt.
An der Tatſache ändert ſich aber nichts, da die Unter=
haltung
Barthou Simon ſich unmittelbar an
das Geſpräch der Generalſtabschefs anſchließt
und die in London zurückgebliebenen Mitglieder der engliſchen
Regierung einen betont franzöſiſchen Kurs ſteuern wollen, alſo
unter Umſtänden bereit ſind, die franzöſiſche Außenpolitik zu unter=
ſtützen
.
Irgend etwas Genaues weiß man über das Programm der
Londoner Beſprechungen nicht. Es wird lediglich verſichert, daß
die geſamten europäiſchen Probleme einer Prü=
fung
unterzogen werden ſollen. Der Phantaſie des
Einzelnen bleibt es alſo überlaſſen, ſich darunter irgend etwas
vorzuſtellen. So viel dürfte aber richtig ſein, daß auf engliſcher
Seite nicht nur die frankophile Einſtellung eine erhebliche Rolle
ſpielt, ſondern auch das Beſtreben, durch ein engeres Heranrücken
an Frankreich einen Keil zwiſchen Frankreich und Rußland zu
treiben. Die Engländer ſind ſchon etwas nervös geworden, weil
ſie fürchten, daß ſie namentlich in Aſien von Rußland her mit
irgendwelchen Schwierigkeiten zu rechnen haben werden, die
natürlich um ſo größer ſind, je ſtärker ſich die franzöſiſch=ruſſiſche
Freundſchaft herausarbeitet.
Beide Teile Frankreich und England , die ſich in Freund=
ſchaftsbeteuerungen
ergehen, ſcheinen jeden Gedanken an einen
Erfolg der internationalen Abrüſtung aufgegeben zu haben, nach=
dem
man in Genf einige Kommiſſionen der Abrüſtungskonferenz
zurückgelaſſen hat, um zum Ausdruck zu bringen, daß die Ab=
rüſtungsverhandlungen
nach wie vor zu dem geſamteuropäiſchen
Problem gehören. Da Herr Barthou mit Simon dieſen Fragen=
komplex
durchſprechen will, hätte man eigentlich erwarten dür=
fen
, daß hüben und drüben wenigſtens der Verſuch gemacht
würde, das Geſicht zu wahren. Statt deſſen kann man auch aus
der engliſchen Preſſe entnehmen, daß
die Abrüſtungsfrage zugunften der franzöſiſchen
Sicherheitstheſe beiſeite geſchoben
worden iſt und daß die Engländer ihrerſeits die franzöſiſche
Sicherheitstheſe benutzen wollen, um jetzt ebenfalls ihren militä=
riſchen
Bedürfniſſen Rechnung zu tragen. Beide Teile verſuchen
jedenfalls, auf allen militäriſchen Gebieten neue Kraftanſtrengun=
gen
zu vollführen. Die Engländer wollen zur See und zur Luft
aufrüſten. Die Franzoſen haben zwar zunächſt die Verlängerung
der einjährigen Dienſtzeit zurückgeſtellt, haben ſie aber keineswegs
aufgegeben. Kriegsminiſter Marſchall Petain be=.
arbeitet zurzeit die franzöſiſche Oeffentlich=
keit
mit dem Geſpenſt unverhoffter kriegeriſcher
Verwicklungen. Er hat in den Kammerausſchüſſen ange=
deutet
, daß Frankreich eines Tages vor gewiſſen
Ereigniſſen ſtehen könnte, und daß es infolgedeſſen nötig
ſei, irgend etwas Brauchbares an die Stelle der Nichtverlängerung
der Dienſtzeit zu ſetzen. Man nimmt nun allgemein an, daß der
franzöſiſche Generalſtab einen Ausweg gefunden hat, um ohne be=
ſondere
Betonung der Verlängerung der Dienſtzeit doch das ein=
mal
geſteckte Ziel zu erreichen und damit das ſtehende Heer, in
den Jahren mit ſchwächerer Rekrutierungszahl dennoch zu verſtär=
ken
, ſpäter aber zu verdoppeln. Frankreich und England rüſten
weiter auf. Gleichzeitig muß das diplomatiſche und militäriſche
Zuſammenſpiel den Eindruck erwecken, als ob ſie im Begriffe
wären, ein bündnisähnliches Verhältnis einzugehen.

Barkhous

EP. London, 4. Juli.
Der für den nächſten Sonntag angekündigte Beſuch des fran=
zöſiſchen
Außenminiſters Barthou in der engliſchen Hauptſtadt be=
ginnt
ſeine Schatten vorauszuwerfen. Der franzöſiſche Korre=
ſpondent
des Daily Telegraph eine Bezeichnung, unter der
ſich bekanntlich Pertinax vom Echo de Paris verbirgt berich=
tet
, Barthouwolle ſich über die Anſichten der eng=
liſchen
Regierung hinſichtlich der von Frankreich
geplanten europäiſchen Hilfeleiſtungs=Pakte
unterrichten. Bisher habe das eigliſche Kabinett eine
äußerſt reſervierte Haltung eingenommen, aber in Parishoffe
man, bei der unrühigen Lage in Mitteleurova
würden Baldwin und ſeine Kollegen wenigſtens
anerkennen, daß Frankreich für ſeine Politik
gute Gründe habe. Klare und endgültige Ergebniſſe er=
warte
man in Paris jedoch von den bevorſtehenden Londoner
Beſprechungen nicht.
Der diplomatiſche Korreſpondent des ſozialiſtiſchen Daily
Herald ſchreibt rund heraus, die Beſprechungen zwiſchen Barthou
und Sir John Simon würden ſich in erſter Linie auf die Auf=
gaben
der auf den Völkerbund baſierenden engliſchen Außen=
politik
und auf die
Abſtellung dieſer Politik auf eine enge franzöſiſch=

erſtrecken. Die Möglichkeit einer ſolchen Veränderung, die vor allem
von dem Kriegsminiſter Lord Hailſham befürwortet werde, ſei ſchon
ſeit einiger Zeit von gewiſſen engliſchen Miniſtern, vom Foreign
Office und von den Landesverteidigungsſachverſtändigen er=
wogen
worden. Jetzt halte man den Zeitpunkt zum Handeln
für gekommen, da Miniſterpräſident Macdonald, der ſich der
politiſchen Umſtellung widerſetzt habe, aus dem Wege ſei.
Es ſei beabſichtigt, die engſte Zuſammenarbeit mit Frankreich
auf dem Gebiet der Diplomatie, des Militär=, Flotten= und Luft=
weſens
herbeizuführen und die engliſchen Rüſtungen in einem Aus=
maße
zu verſtärken, daß nicht nur die Landesverteidigung gegen
jeden denkbaren Angriff geſichert ſei, ſondern daß die engliſche Re=
gierung
auch jederzeit ſtärkere Truppenkräfte nach dem Feſtland=
entſenden
könne als im Jahre 1914. Die Vorbereitungen für die
materielle Durchführung einer ſolchen Politik ſeien bereits im
Gange. Luftfahrtminiſter Lord Londonderry bereite den Aufbau
einer großen Luftflotte, ſo ſchnell es die techniſchen Möglichkeiten
erlaubten, vor. Kriegsminiſter Lord Hailſham und ſeine Sachver=
ſtändigen
arbeiteten Pläne für die Entſendung ſehr beweglicher
und ſchwer bewaffneter Expeditionskorps auf das Feſtland vor.
Zwiſchen den engliſchen und den franzöſiſchen Sachverſtändigen
würden bereits zwangloſe Beſprechungen über die techniſchen
Grundlagen einer militäriſchen Zuſammenarbeit geführt. Zwiſchen
den engliſchen und den franzöſiſchen Luftſachverſtändigen ſei die
Möglichkeit erörtert worden, hinter der ſogenannten Maginot=Linie
Luftſtützpunkte und Flugplätze für engliſche Luftſtreitkräfte anzu=
legen
.
Die ganzen diplomatiſchen und militäriſchen Vorbereitungen
gingen von der Vorausſetzung aus, daß entweder Deutſch=
land
oder Sowjetrußland als der etwaige Feind
zu betrachten ſeien, und daß England und Frank=
reich
gemeinſam die Siegesbeute aus dem
Weltkriege verteidigen müßten. Falls das engliſch=
franzöſiſche
Bündnis zuſtande komme, werde Frankreich ſeinen Flirt
mit Sowjetrußland, der in der Downing Street große Verſtim=
mung
hervorgerufen habe, abbrechen.

über die Abrüſtung in England.
Der engliſche Staatsbürger ſoll in der nächſten Zeit aufge=
fordert
werden, auf dem Umwege über eine private Volksabſtim=
mung
ſeine Einſtellung zu den verſchiedenſten mit dem Völker=
bund
zuſammenhängenden Problemen zu äußern. Schon auf der
Tagung des Kongreſſes der Völkerbundsvereinigungen iſt dieſer
engliſche Plan mitgeteilt worden, der jetzt von Anhängern des
Völkerbundes verwirklicht werden ſoll.

Das geſamte britiſche Königreich wird in Arbeitsgebiete auf=
geteilt
. Ueberall werden ganze Regimenter von Wanderrednern
eingeſetzt, die die Volksbefragung propagandiſtiſch vorbereiten
ſollen. Fünf Fragen findet der engliſche Staatsbürger auf
einem Zettel, den man ihm aushändigt. Er ſoll ſich darüber
äußern, ob England Mitglied des Völkerbundes
bleiben ſoll. Er ſoll weiter zum Ausdruck bringen, ob er für eine
allgemeine Rüſtungsherabſetzung durch eine inter=
nationale
Verabredung eintritt. An dritter Stelle ſteht die
Frage nach der Abſchaffung der militäriſchen
und maritimen Streitkräfte durch eine Ab=
rüſtungskonvention
. Weiter wird gefragt, ob die eng=
liſche
Bevölkerung ein Verbot der Herſtellung und des
Verkaufs von Waffen durch den Privathandel
wünſcht, und ſchließlich wollen die Veranſtalter der Abſtimmung
wiſſen, wie das engliſche Volk über die Abwehr von
Angriffen denkt, ob ſich alle Staaten zuſammenſchließen
ſollen, um eine angegriffene Nation zu unterſtützen, ob man bei
der Abwehr mit der Waffe vorgehen oder mit wirtſchaftlichen
Sanktionen arbeiten ſoll.
Dieſe Volksabſtimmung wird unzweifelhaft äußerſt intereſſant
ſein. Sie ſteht allerdings in einem gewiſſen Gegenſatz zu dem,
was zurzeit zwiſchen dem engliſchen und franzöſiſchen Militär
ſpielt. Die Geſpräche, die die franzöſiſchen und engliſchen General=
ſtäbler
miteinander führen, ſind weniger friedfertig. Jetzt wird
Macdonald einen längeren Urlaub antreten. Sein Stellvertreter
ſoll angeblich der frankophile Außenminiſter Simon ſein, woraus
ſich ergibt, daß ſich die engliſche Außenpolitik ganz beſtimmt nicht
in den nächſten Monaten in den Bähnen derjenigen Anhänger
des Völkerbundes bewegt, die hier an das engliſche Volk appellie=
ren
und in der Richtung einer Abrüſtung verſtoßen wollen, um
die Inſtitution des Völkerbundes zu retten.

Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 3. Juli.
Die Ereigniſſe in Deutſchland wurden in Paris mit größtem
Intereſſe verfolgt, und man beſchäftigt ſich noch immer ſehr leb=
haft
mit ihnen. Da ſich aber die politiſchen Kreiſe äußerſt reſer=
viert
verhielten, verlegte ſich die Pariſer Preſſe mehr auf die
Berichterſtattung, als auf die Kommentierung der Nachrichten
aus Deutſchland. Das bedeutet nicht, daß die Preſſe nicht ver=
ſucht
hätte, wie üblich, die Tatſachen nach der eigenen Partei=
einſtellung
zu deuten, aber eine einheitliche Auffaſſung konnte
nicht durchdringen. Bemerkenswert iſt dabei, wie ſehr man auf
die Stimmen aus London achtete.
Man ſchaut überhaupt mehr als je nach London. Das iſt
eine, etwas paradoxe, Folge der kontinentalen Politik Barthous.
Selbſt in den Zeiten, als im Mittelpunkt der franzöſiſchen Außen=
politik
faſt ausſchließlich die Zuſammenarbeit mit England ſtand,
war man nicht ſo neugierig auf jede Regelung der politiſchen
Welt jenſeits des Kanals.
Das kam auch in der Kammer während der Debatte über
das Marinebudget zutage. Das anſehnliche Seerüſtungsbudget
wurde mit ſtarker Mehrheit bewilligt. Man betonte dabei heuch=
leriſcherweiſe
Frankreichs Mäßigung bei ſeinen Seerüſtungen. Die
italieniſchen Schiffsbauten werden dabei beſonders hervorgeho=
ben
. Und man fragt ſich, was dazu England ſagen wird. Auch
über engliſche Ratſchläge zur Mäßigung, an die Adreſſe Italiens,
wurde geredet. Ueber die Möglichkeit, daß man in London die
italieniſchen Flottenpläne als einen Faktor zur Aufrechterhal=
tung
des Gleichgewichts am Mittelmeer auffaſſen könnte, wurde
wohlweislich geſchwiegen.
Man hofft auf eine Klärung des Verhältniſſes zu England
von der Seeabrüſtungskonferenz. Es wird jetzt ſchon zugegeben,
daß die Fragen der Seeabrüſtung den Mittelpunkt der zukünfti=
gen
Londoner Beſprechungen Barthous bilden werden. Es muß
aber geſagt werden, daß alles, was man hier über die See=
abrüſtungskonferenz
hört, äußerſt konfus und unſicher anmutet.
Vielleicht trägt dazu auch die Ungewißheit in der Frage bei, in=
wieweit
der Urlaub Macdonalds die engliſche Außenpolitik be=
einfluſſen
könnte.
In Wirtſchaftskreiſen, in deren Denkweiſe mehr die ſachlichen
Probleme als die politiſchen überwiegen, klagt man ſehr, trotz
der Finanzmaßnahmen der Regierung, daß zwiſchen Frankreich
und England nichts mehr zu einer einheitlichen Regelung der
großen Finanzprobleme, wie der Transferfragen oder der Feſti=
gung
der Währungen, unternommen wird. Das iſt ein Punkt,
worin die Zuſammenarbeit mit England für Frankreich durch
keinerlei Bündnisverträge erſetzt werden kann.
Der Oberbefehlshaber der ruſſiſchen Luftſtreitkräfte, General
Alxnis, ſtattete dem engliſchen Luftfahrtminiſterium einen Beſuch
ab und hatte eine lange Unterredung mit dem engliſchen Luft=
fahrtminiſter
Lord Londonderry. General Alxnis iſt anläßlich
der Vorführungen der engliſchen Luftſtreitkräfte in Hendon mit
anderen ruſſiſchen Fliegern nach England gekommen.
Der rumäniſche Miniſterpräſident Tartarescu wird am Mon=
tag
, dem 9. Juli in Begleitung ſeines Kabinettchefs auf Ein=
ladung
der franzöſiſchen Regierung nach Paris reiſen.

Meine Freunde wiſſen alle, was ein Nörgler und Mies=
macher
iſt, und ſie rücken ab von dieſer bedauernswerten und
gefährlichen Sorte der Verneiner und Zerkleinerer, ſie fragen
mich aber immer wieder, was denn der durch den Reichs=
propagandaminiſter
wieder ins Leben gerufene Kritikaſter zu
bedeuten habe. Gehen wir von dem Wort Kritik aus. Es
ſtammt aus dem Griechiſchen, Kritike techne heißt die Kunſt
der Beurteilung, zu uns gewandert iſt das Wort im 17. Jahr=
hundert
in franzöſiſcher Schreibweiſe und Betonung als eritigue.
Demzufolge werfen wir den Ton auf die letzte Silbe wie bei
Muſik, Phyſik, Mathematik. In der Betonung der Mehrzahl
beſteht allerdings keine Einigkeit. Es gibt Künſtler, die ſich auf
ihre Kritiken freuen, andere, die ob ihrer Kritiken in raſender
Wut ſind. In dem Wort Kritiker lebt der lateiniſche eritieus
veiter, auch in der Betonung.
Die Kritik als Beurteilungskunſt in ihrer urſprünglichen
Form ſetzt einen Kreis von Sachkennern voraus, die auf Grund
hrer gediegenen, überlegenen Kenntnis berechtigt ſind, ein
Urteil über Perſonen, Sachen und Zuſtände abzugeben. Eine
Fritik kann wohlwollend, zahm nichtsſagend, ſcharf witzig, bös=
villig
ſein. Die Kritik kann aufbauen und niederreißen. Mancher
ſt dankbar, daß er durch eine ſtrenge und gerechte Kritik vor
Irrwegen bewahrt und zur Höhe emporgeführt wurde, während
ein Nebenbuhler durch lobhudelnde Kritik in verheißungsvollen
Anfängen ſtecken blieb. Der Kreis der Kritiker wird mit der
Zeit immer größer, man fragt nicht mehr nach dem ehemals
zerlangten Befähigungsnachweis. Kritik üben Berufene und
Inberufene, am lauteſten und aufdringlichſten die Unberufenen.
Das Wort Kritik verliert ſeine urſprüngliche Bedeutung, man
ſenkt vorzugsweiſe an einen Tadel und nimmt damit eine
Vendung vor, die dem Wort von Haus aus nicht zukommt. Es
ſt einer ſchnell fertig mit ſeiner Kritik, ſagt man von einem
Nenſchen, der zu einem allzuſchnellen Urteil neigt. Man klagt,
jaß in der Sommerfriſche das Eſſen unter aller Kritik war,
ind der Vater unter der Wirkung des Alkohols ſich unter aller
kritik benommen hat. Will man etwas als gänzlich wertlos,
ämmerlich, kümmerlich, armſelig, verwerflich bezeichnen, ſagt
nan: Es iſt unter aller Kritik, d. h. es verlohnt ſich gar nicht
eer Mühe, ein Urteil abzugeben.
Von dem ewig tadelnden Kritiker zum Kritikaſter iſt nur
in kleiner Schritt. Der aus dem Romaniſchen ſtammende Suffix
lster gibt dem Wort einen verſchlimmernden oder verkleinernden
Sinn. So taucht im deutſchen Schrifttum der Theologaſter auf
und bezeichnet einen Mann, der ſich einbildet, eine Theologe zu

In maleriſchem Rahmen die
packende Schluß=Szene an
dem Römerberg in Frankfurt
a. M. vor der Madonnen=
Geſtalt, dem neuen Wahr=
zeichen
des Steinernen
Hauſes.

Zu der erfolgreichen Urauf=
führung
im Heſſ. Landestheater:
Das Wahrzeichen,
komiſche Oper von Bodo Wolf,
Text von Graf v. Hardenberg.
Inſzenierung von Generalinten=
dant
Dr. Rolf Praſch. Muſika=
liſche
Leitung: Generalmuſik=
direktor
K. Friderich. Bühnen=
bilder
von Eduard Suhr.
Photogr. Lucie Gieſinger.

ſein. Zu ihm geſellt ſich der Poetaſter, der lächerliche Wicht von
Reimſchmied, dem der Größenwahn ins Hirn gefahren iſt, er
ſei ein Dichter. Von ſolch verblendetem Dichterling ſpricht ſchon
Fiſchart 1665: Weil der Poetaſter / die Nas voll Lügen und
voll Laſter / mit reinem hat gefangen an / und hat ſein großen
Luſt daran. Ein Ebenbild iſt der kleine Kritikaſter, den uns
Leſſing vorführt, alſo ein eingebildeter Tropf, der in ſeiner
Einfalt oder Bosheit berechtigt zu ſein glaubt, mit ſeiner Kritik
hervorzutreten. Der Kritikaſter iſt ein Afterkritiker, kleinlich,
hämiſch, ſchadenfroh, er reiſt mit der Weisheit des Nichts=
könners
: Ich hab’s ja gewußt, ich hab’s ja vorausgeſagt.
Er verpflanzt den Beckmeſſer heute aus dem Muſikaliſchen in
die Welt des Politiſchen. Es iſt ſonnenklar: eine Regierung,
die eine ungeheuere Verantwortung übernimmt und auf der
Grundmauer des Vertrauens einer Aufbauarbeit von nie ge
kannter Größe leiſten will, muß ſich die Unkenrufe unfrucht=
E. K.
barer Jämmerlinge verbitten.

Weſtermanns Monatshefte. Das Juliheft beginnt mi
dem Erſtabdruck des neueſtens Romans von Konrad Beſte, den
unlängſt mit dem Leſſingpreis der Stadt Hamburg ausgezeichne
ten Dichter. Er erzählt von dem vergnüglichen Leben der Dok=
torin
Löhnefink, die als jungverheiratete Arztfrau von der Stadt
aufs Land kommt und in einem Wirbel heiterer Erlebniſſe und
ſeltſamer Verlegenheiten mit Menſch, Tier und aller ungewohn=
ten
Dörflichkeit gerät. Für ſommerliche Unterhaltung iſt weiter
geſorgt durch eine ſehr wohlgelungene Nacherzählung einer türki=
ſchen
Sage. In farbig illuſtrierten Beiträgen werden das künſt=
leriſche
Schaffen des Malers Karl Hagemeiſter, ſowie eine Anzahl
außerordentlich eigenartiger, ſeltener Pilzblumen geſchildert. Auf.
ſätze mit Aufnahmen in Kupfertief= und Buchdruck ſind dem Hoch=
ſeeſport
, einem wenig bekannten Vogelſchutzgebiete in Eſtland,
den Waika=Riffen, und dem ſchönen Städtchen Stein am Rhein
gewidmet. Unter den ganzſeitigen Kunſtdrucken fällt beſonders
die künſtleriſch und porträtgetreu vorzüglich gelungene Rötelzeich=
nung
von Ernſt Schäffer auf, die uns das kluge und ſtrenge
Mannesgeſicht des Reichswehrminiſters von Blomberg zeigt

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 183

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 5. Juli 1934

Die Beiträge für Einzelmitglieder der OAZ.
Beikragsermäßigung für Mikglieder der NSDAP..
Bom 1. Juli ab.

DNB. Berlin, 4. Juli.
Das Preſſe= und Propaganda=Amt der DAF. gibt folgende
Mitteilung des Schatzamtes der Deutſchen Arbeitsfront bekannt:
Die Beiträge für Einzelmitglieder der Deutſchen
Arbeitsfront werden mit Wirkung vom 1. Juli 1934 wie folgt
feſtgeſetzt:
Einkommen:
Beitrag:

Klaſſe:
wöchentlich: monatlich: wöchentlich:
Verwaltungskoſtengebühren. monatlich:
0.20
0.40 3
3a Sie geben kein Anrecht auf Unterſtützung. 0.60
2.60 bis 10. bis 40.- 0.15 0.60 15. 60. 0.20 0.80 20. 80. 0.30 1.20 25. 100. 0.35 1.40 30. 120. 0.45 1.80 40. 160. 0.55 2.20 45. 180. 0.70 2.80 55. 220. 0.85 3.40 65. 260. 0.95 3.80 75. 300. 1.10 4.40 14 90. 360. 1.35 5.40 105. 420.- 1.50 6. 130. 520. 1.90 7.60 7 150. 600. 2.25 9. 165. 660. 2.50 10. 185. 740. 2.75 11.- 20
20 a über 185. über 740.
freiwillige Beiträge ab RM. 15.
geſtuft von RM. 5. zu RM. 5. 3.
monatlich, 12.

Auf dieſe Beiträge dürfen keine Sonderzuſchläge erhoben werden.
Die Beitragsſätze der Klaſſen 13a ſtellen nur Verwaltungs=
gebühren
dar. Sie gewähren kein Recht auf die Inanſpruch=
nahme
der künftigen Unterſtützungen der DAF.
Die Beitragshöhe
richtet ſich:
a) Bei Akkord=, Tage= und Wochenlohnempfängern nach dem
Wochenbruttoeinkommen;
b) bei den Monatslohn= oder Gehaltsempfängern nach dem
Monatsbruttoeinkommen;
c) bei den Angehörigen der freien Berufe, des Gewerbes,
Handels, ſowie bei den Unternehmern nach dem perſön=
lichen
monatlichen Einkommen aus ihrer Tätigkeit;
d) bei Einkommen aus Proviſionen nach der monatlichen
Bruttoproviſion einſchließlich des ebtl. Fixums, aber
ausſchließlich der Reiſeſpeſen.
Grundſätzlich hat ſich jedes Mitglied nach vorſtehender Bei=
tragstabelle
ſelbſt einzuſchätzen und bei Veränderungen des
Gehaltes die entſprechenden Beträge von ſich aus unaufgefordert
zu entrichten.
Lediglich dort, wo infolge einer Uebereinkunft der Beitrag
von den Perſonal= und Lohnbüros einbehalten wird, erfolgt
die Einſtufung durch den Arbeitgeber.
Beiträge für Erwerbsloſe und Kurzarbeiter.
Erwerbsloſe und Kurzarbeiter, die höchſtens drei Tage in
der Woche tätig ſind, zahlen die Verwaltungsgebühr der
Klaſſe 1. Wollen dieſe Mitglieder aber, daß ihre Beiträge auf
künftige Unterſtützungsleiſtungen angerechnet werden, ſo wird
ihnen empfohlen, mindeſtens den Beitrag der Klaſſe 4 zu ent=
richten
.

Die Wehrſchaft Rheinheſſen . d. D.V.
zu Darmſiadt
beklagt tief das Ableben ihres lieben A. H.
Betriebsdirektor
Fritz Rau.
Dem Begründer des Bundes und dem bis
zu ſeiner letzten Stunde ſtets eifrigen Mit=
arbeiter
verſprechen wir ein allzeit ehrendes
Gedenken.
Der Bundesführer
Hans Hgefele.

Dankſagung.
Für die zahlreichen und wohltuenden Be=
weiſe
herzlicher Anteilnahme, die uns bei
dem ſchmerzlichen Verluſte unſeres teueren
Entſchlafenen
Geotg Gerbig
durch Wort, Schrift, Blumenſpenden und
ehrendes Geleit entgegengebracht worden iſt,
ſagen wir herzlichen Dank.
Beſonders danken wir Herrn Pfarrer Lauten=
ſchläger
für die troſtreichen Worte am Grabe,
der N. S.=Kriegsopferverſorgung und der
Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener
für die Kranzniederlegung und ehrenden
Nachruf, ſowie den ehem. Kollegen vom
Poſtamt Darmſtadt.
Margarethe Gerbig
und Kinder.

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Mitglieder der NSDAP., die im Beſitze der roten Mit=
gliedskarte
oder des Mitgliedsbuches ſind, SA.= und SS.=
Männer (auch Fliegerſturm, Marineſturm, Reiterſturm und
Motorſturm), jedoch unter Ausſchluß der Anwärter, Angehörige
der Hitler=Jugend des BdM., die ſich im Beſitze eines ordnungs=
mäßigen
Ausweiſes befinden, können, wenn ſie keinerlei An=
ſpruch
auf die Unterſtützungseinrichtungen der DAF. erheben,
gegen Zahlung einer Verwaltungsgebühr Mitglied der DAF. ſein.
Dieſe Verwaltungsgebühr iſt zu entrichten bei einem Ein=
kommen
bis zu
10. RM. wöchentlich oder 40. RM. monatlich nach Bei=
tragsklaſſe
1, bis 25. RM. wöchentlich oder 100. RM.
monatlich nach Beitragsklaſſe 2; über 25. RM. wöchentlich
oder 100, RM. monatlich nach Beitragsklaſſe 3.
Die Vergünſtigung gilt nur für Mitglieder die ein Ein=
kommen
haben, das höchſtens 90. RM. wöchentlich oder
360, RM. monatlich beträgt. Mitglieder, die ein höheres Ein=
kommen
aufzuweiſen haben, haben die Verwaltungsgebühr der
Klaſſe 3a 2,60 RM. zu zahlen.
Dieſe Vergünſtigung iſt für Mitglieder gedacht, die infolge
ihrer aktiven Zugehörigkeit zu einer Gliederung der Partei
größere Ausgaben haben. Allen dieſen Mitgliedern wird aber
empfohlen, von dieſer Vergünſtigung nur in den allerdringend=
ſten
Fällen Gebrauch zu machen, da die DAF. unter allen Um=
ſtänden
dieſen Mitgliedern gegenüber die Zahlung von Unter=
ſtützungen
jeder Art ablehnen muß.
Dieſe Vergünſtigung gilt nicht für Mitglieder der NSKK.,
SA.=Reſerve I und II, des NSDFB., Kyffhäuſer=Bundes und
der Teno.
Beitragsermäßigung für Mikglieder der NSK9B.
Mitglieder der NSKOV., die ſich im Beſitze eines ord=
nungsmäßigen
Mitgliedsausweiſes befinden, zahlen bis zur
Beitragsſtufe 17 einſchließlich, gleichfalls den ihrem Einkommen
entſprechenden nächſt niedrigen Beitrag.
Dieſe Vergünſtigung gilt jedoch nur für die Mitglieder, die
keine Vergünſtigung gemäß ihrem Familienſtand genießen.
Beiktagsermäßigung für kinderreiche Familien.
Mitglieder mit 1 bis 3 Kindern bis zum vollendeten
18. Lebensjahr zahlen ihren Beitrag nach der ihrem Einkommen
entſprechenden nächſt niedrigen Beitragsklaſſe. Mitglieder mit
mehr als 3 Kindern bis zum vollendeten 18. Lebensjahre zahlen
den Beitrag zwei Beitragsklaſſen niedriger, als ihrem Ein=
kommen
entſpricht.
Die Unterſtützungsleiſtungen für dieſe Mitglieder werden
jedoch nach der dem Einkommen entſprechenden Beitragsklaſſe
bezahlt, d. h. Mitglieder mit 1 bis 3 Kindern erhalten Unter=
ſtützung
eine Beitragsklaſſe höher, als ſie ihren Beitrag bezahlt
haben, Mitglieder mit mehr als 3 Kindern zwei Beitrags=
klaſſen
höher
Dieſe Vergünſtigung gilt aber nur für die Mitglieder,
die ein Einkommen bis zu dem für die Beitragsſtufe 17 vor=
geſehenen
beziehen.
Für die Inanſpruchnahme der Vergünſtigungen iſt maß=
geblich
der zu Beginn des Kalenderjahres oder bei Beginn der
Mitgliedſchaft in der Steuerkarte vermerkte Familienſtand. Ver=
änderungen
im Laufe eines Kalenderjahres können erſt vom
kommenden Kalenderjahr ab berückſichtigt werden.
Die Beiträge ſind monatlich zu bezahlen, Akkordlohn=,
Tagelohn= und Wochenlohnempfänger können den Beitrag
wöchentlich begleichen.

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Die monatliche Begleichung des Beitrages empfiehlt ſich
aber, weil das Mitglied im Laufe eines Jahres vier Wochen=
beiträge
dadurch einſpart.
Die Entrichtung des Beitrages wird durch das Einkleben
einer entwerteten Marke in Höhe des gezahlten Betrages in der
Mitgliedskarte bzw. in dem Mitgliedsbuch beſcheinigt. Der
Beitrag iſt grundſätzlich eine Bringſchuld, auch wenn er ſonſt
üblicherweiſe eingezogen wird, und iſt, falls der Einzug durch
die Amtswalter der DAF. nicht friſtgemäß erfolgt, bei der zu=
ſtändigen
Ortsgruppengeſchäftsſtelle der DAF. zu entrichten.
Die Deutſche Arbeitsfront.
(gez.) Brinckmann, Schatzmeiſter.
Der Mord an dem Amkswalter Elsholz
vor dem Sondergerichk in Meſerik.
DNB. Meſeritz, 3. Juli.
Vor dem Elbinger Sondergericht begann am Dienstag vor=
mittag
im Schwurgerichtsſaal in Meſeritz der Prozeß gegen
den Mörder Meißner aus Gollmütz (Kreis Schwerin an der
Warthe), der am 18. Juni den Amtswalter der NSDAP. und
Gutsinſpektor Kurt Elsholz aus Gollmütz aus politiſchen
Beweggründen mit einem Fleiſchermeſſer ermordete. Zwiſchen
Meißner und Elsholz hat es niemals eine perſönliche Aus=
einanderſetzung
gegeben, zumal beide ſich kaum kannten. Im
Verlaufe der Unterſuchung des Mordes wurden zehn weitere
Perſonen feſtgenommen, von denen mehrere Mitglied der
Deutſche Jugendkraft ſind. Sie ſtehen im Verdacht den
Mörder zu ſeiner Tat beeinfluß; zu haben. Das Verfahren
gegen dieſe Perſonen iſt abgetrennt worden. Auf Grund der
Unterſuchung in dem Mordfall iſt bekanntlich die Deutſche
Jugendkraft für das Gebiet der Grenzmark Poſen=Weſtpreußen
verboten worden. Die Anklagebehörde beim Sondergericht hat
gegen den Mörder Anklage wegen Verbrechens gegen den 8 1
des Geſetzes zur Gewährleiſtung des Rechtsfriedens vom
13. Oktober 1933 und wegen Verbrechens gegen den § 211 des
Strafgeſetzbuches erhoben.
Todesurkeil im Elsholz=Prozeß.
Am Mittwoch, 19 Uhr, verkündete der Vorſitzende gemäß dem
Antrag des Oberſtaatsanwalts folgendes Urteil: Der Angeklagte
iſt des Mordes ſchuldig. Zugleich iſt er ſchuldig, es unternommen
zu haben, einen Amtswalter der NSDAP. aus politiſchen Beweg=
gründen
zu töten. Er wird deshalb zum Tode und zum dauernden
Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt.
Reſorm des Beanienrechts in Oefterreich.
DNB. Wien, 4. Juli.
Nach einem neuen, vom Bundeskommiſſar für Perſonalange=
legenheiten
Dr. Fleiſch veröffentlichten Erlaß wird gegenwärtig.
eine vollſtändige Reform des Beamtenrechts
durchgeführt. Danach wird eine Probezeit für ſämt=
liche
öffentlich Angeſtellte mit einer Laufzeit
von 10 Jahren, bei Beamten mit Hochſchulbil=
dung
von 6 Jahren feſtgelegt. Während dieſer Zeit haben
Beamte und Angeſtellte Beweiſe ihrer vaterländiſchen Geſinnung
zu erbringen. Nur ſolche Beamte ſollen endgültig angeſtellt wer=
den
, die von den vorgeſetzten Behörden die Beſtätigung ihrer Eig=
nung
erhalten haben. Ferner wird durch die Reform der Poſten.
von Verwältungsinſpekteuren eingeführt, die den
Dienſtbetrieb bei den Aemtern überprüfen
ſollen. Somit wird eine neue Bürokratie inOeſter=
reich
geſchaffen, deren praktiſche Zweckmäßigkeit und Wert zu=
nächſt
dahingeſtellt bleiben muß, ſofern darin nicht ausſchließlich
eine neue Kampfmaßnahme gegen die national
eingeſtellte Beamtenſchaft liegt.

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[ ][  ][ ]

Donnerstag, 5. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 183 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 5. Juli 1934
Reichsinnenminiſter Dr. Frick
an die Beamken.
Der Heſſiſche Staaksminiſter
weiſt alle Staatsbehörden an, die am 3. Juli 1934 veröffentlichte
Verfügung des Herrn Reichsminiſters des Innern vom 1. Juli
1934 zu I 2000 4/1. 7. vergleiche Seite 1 unſerer Dienstags=
Ausgabe Ein Erlaß des Reichsinnenminiſters an
die Beamten allen Beamten bekannt zu geben.

Was wird aus Darmſtadt werden?
Eine Frage, die jeden Geſchäftsmann angeht. Eine Frage,
die jeden Künſtler intereſſiert. Eine Frage, die jeden Beamten,
Angeſtellten berührt. Eine Frage, um die jeder Arbeiter Be=
ſcheid
wiſſen muß.
Die Antwort darauf? Am Freitag, dem 6. Juli 1934, ſpricht
abends um 20.30 Uhr der Führer des Verkehrs= und Verſchöne=
gungs
=Vereins Darmſtadt und Umgebung E. V., kommiſſariſcher
Oberbürgermeiſter Pg. Wamboldt, zu obigem Thema.
Vorher findet eine Hauptverſammlung des bisherigen Ver=
kehrs
=Vereins ſtatt, die, beginnend um 19.30 Uhr, nichtöffentlich
iſt. Erſcheinen der Mitglieder Pflicht!
Zu der öffentlichen Kundgebung um 20.30 Uhr iſt jeder
Darmſtädter verpflichtet, zu erſcheinen. Der Eintritt iſt frei.

die zweite Sonderfahrt der Reichsbahndirekkion
Mainz ins Blaue hinein
am Sonntag, dem 8. Juli, wird ſich, wenn nicht alles trügt, ganz
außerhalb des Rahmens der ſeitherigen Blaufahrten halten, ſo
daß alle geſpannt ſind, was ſich hinter der Ankündigung ver=
birgt
. Genügend Abwechſelung, gute und preiswerte Verpfle=
gung
und ſchönſte deutſche Landſchaft. Herz. was willſt du mehr?
Auf jeden Fall beſorge man ſich in den nächſten 2 Tagen ſeine
um 60 Prozent verbilligte Sonderzugkarte, damit man an der
vielverſprechenden Fahrt teilnehmen, ſehen und ſtaunen kann.

Poſtzahlungsverkehr mit dem Ausland.
Es ſind Zweifel darüber aufgekommen, ob nach den letzten
Erlaſſen der Reichsſtelle für Deviſenbewirtſchaftung auch jetzt
noch Zahlungen durch Poſtanweiſungen ins Ausland zuläſſig ſind.
Der Reichspoſtminiſter gibt unter Zuſtimmung der Reichsſtelle
für Deviſenbewirtſchaftung und der Reichsbank hierzu bekannt,
daß vom 1. Juli an Poſtanweiſungen und Poſtüberweiſungen ins
Ausland oder ins Saargebiet nur noch zuläſſig ſind, ſoweit ſie
auf Grund der dem Abſender zuſtehenden Freigrenze von 50 RM.
je Kalendermonat geleiſtet werden und der eingezahlte Betrag
wie bisher bei Poſtanweiſungen im Reiſepaß des Abſenders
eingetragen wird. Bei Aufträgen im Poſtſcheckverkehr muß der
Auftraggeber ſeinen Reiſepaß mit dem Auftrag entweder an das
Poſtſcheckamt einſenden oder einer Poſtanſtalt vorlegen, bei der
die Eintragung beſorgt wird. Bei Beträgen bis zu 10 RM.
monatlich iſt wie bisher die Eintragung im Reiſepaß nicht erfor=
derlich
. Es wird beſonders darauf hingewieſen, daß die Freigrenze
nur für Zahlungen aus eigenen Mitteln des Abſenders in An=
ſpruch
genommen werden darf. Die mißbräuchliche Ausnutzung
der Freigrenze, insbeſondere die Inanſpruchnahme fremder Päſſe
bei Zahlungen nach dem Ausland oder dem Saargebiet, wird
ſtrafrechtlich verfolgt. Alle übrigen Zahlungen an Ausländer oder
Saarländer auf Grund von Genehmigungen der Deviſenſtellen
können bis auf weiteres nur durch Banken ausgeführt werden.
Die Verſendung oder Verbringung von Reichsmarknoten und die
Verſendung von in= und ausländiſchen Geldſorten in gewöhn=
lichen
Poſtſendungen aller Art iſt nach wie vor nach den gelten=
den
Deviſenbeſtimmungen unzuläſſig und ſtrafbar. Nachnahmen
und Poſtaufträge aus dem Ausland und dem Saargebiet nach
Deutſchland und ferner ſolche Nachnahmen und Poſtaufträge aus
Deutſchland nach dem Ausland und dem Saargebiet, deren ein=
gezogene
Beträge einem Poſtſcheckkonto im Beſtimmungsland der
Sendungen überwieſen werden ſollen, ſind vom 1. Juli an nicht
mehr zuläſſig.

Ein Tauſender

Manchmal malen wir uns vielleicht in unſeren kühnſten
Träumen aus, wie es wohl wäre, wenn unverhofft ein Tauſender
auf dem Tiſch läge. Ja wenn ! Was würden wir da nicht
alles kaufen können: Möbel, Kleider eine Reiſe würden wir
machen. Ja, wenn!
Aber liegt denn das Wenn ſo unglaublich weit entfernt?
Man halte nur die Augen offen. Die diesjährige Arbeitsbeſchaf=
fungs
=Loterie der NSDAP bietet allen Volksgenoſſen einen
braunen Schein, der leicht ein Tauſender und Zehntauſender oder
noch mehr werden kann. Schon am 21. und 22. Juli findet die
Ziehung ſtatt und man beeile ſich, die Arbeitsbeſchaffungsloſe zu
1 RM. zu erſtehen.
Im Gegenſatz zu den beiden vorjährigen Lotterien wurde der
Gewinnplan um ein Beträchtliches erweitert. Die Anzahl der Ge=
winne
iſt um faſt 50 Prozent erhöht worden, allerdings wurde
dafür von einem einzelnen übergroßen Hauptgewinn abgeſehen.
Aber man bedenke, welche Gewinnfreuden vielen Deutſchen
jetzt bevorſtehen. Ueber 400 000 Gewinne. 1½ Millionen RM.,
werden insgeſamt ausgeloſt.

Waſcht das Obſt! Eigentlich ſollte ſich dieſe Mahnung erüb=
igen
, denn für viele wird es eine Selbſtverſtändlichkeit ſein,
Obſt beſonders das, was man nicht ſelbſt ernten kann, ſondern
rſt kaufen muß, vor dem Genuß zu ſäubern. Dennoch kann man
es jetzt, in der Hochſaiſon des Obſtes, oft genug ſehen, daß die
Leute mit einer friſch gekauften Düte Obſt durch die Straßen
chlendern und das Obſt daraus verzehren, es alſo nicht abwarten
önnen, bis ſie die Möglichkeit haben, die Früchte zu waſchen. Ganz
abgeſehen davon iſt auch mit dem ſofortigen Verzehren des Obſtes
auf der Straße die Unmanier verbunden, glitſchige Steine auf die
ptraße zu werfen, ſo daß das eilige Verzehren nicht nur den Ge=
ießenden
, ſondern auch den Mitmenſchen Gefahren bringt. Bakte=
iologiſche
Unterſuchungen an verſchiedenen Obſtſorten, wie ſie an
erkaufsſtänden und in an der Straße ſtehenden Körben feilgebo=
en
werden, haben ergeben, daß das ſteriliſierte Waſſer, mit dem
ie Früchte abgewaſchen wurden, eine hübſche Blütenleſe von Bak=
erien
erhielt.
Gebührenermäßigung für Seefunkgeſpräche mit Ozeanfahrgaſt=
chiffen
. Im Funkſprechdienſt mit Fahrgaſtſchiffen im Ueberſee=
verkehr
ſind mit Wirkung vom 1. Juli 1934 die Seezonen geän=
ert
worden; dadurch iſt für einen Teil der Geſpräche eine weſent=
iche
Gebührenermäßigung eingetreten. Nach der Neueinteilung
imfaßt die erſte Seezone das Gebiet im Kanal, im Atlan=
iſchen
Ozean bis 182 Weſt und 350 Nord und im Mittelmeer.
Zei Geſprächen mit Schiffen in dieſem Gebiet beträgt die Gebühr
r das Dreiminutengeſpräch 36 RM., während bisher in dem
ſebiet zwiſchen 43 und 35 Nord und im Mittelmeer 72 RM.
erechnet wurden. Die zweite Seezone umfaßt das Gebiet
beſtlich und ſüdlich der erſten Seezone. Bei Geſprächen mit Schif=
en
in dieſem Gebiet wird eine Gebühr von 72 RM. für das
Dreiminutengeſpräch berechnet.

Arveltel und Liadent.

Hanogedang in ver geithane.
NSBO. und Studentenſchaft hatten gemeinſam die Arbeiter
und Studenten Darmſtadts aufgerufen zu einer Maſſenkundgebung,
die Grundlage einer Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen dem Arbeiter
der Stirn und dem Arbeiter der Fauſt ſein ſoll. Die fahnen=
geſchmückte
Feſthalle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach
dem Einmarſch der Fahnen, bei dem die Hakenkreuzfahnen der
NSBO. mit den Fahnen der ſtudentiſchen Korporationen ab=
wechſelten
, eröffnete der Verbindungsmann der Darmſtädter Stu=
dentenſchaft
zur NSBO., G Cleff, die Verſammlung und be=
grüßte
als Redner den Landesobmann der Deutſchen Arbeitsfront
Becker, für die heſſiſche Regierung Miniſterialrat Rings=
hauſen
, für die Stadt Bürgermeiſter Kopp und als Vertreter
der Hochſchule Rektor Profeſſor Buſch. Dann betonte der ſtell=
vertretende
Führer der Darmſtädter Studentenſchaft, Hans Georg
Schoof, daß die Arbeitsgemeinſchaft Arbeiter und Student die
Grundlage gemeinſamen Ringens um den deutſchen Menſchen
darſtellen ſoll. Den Weg hierzu hat die nationalſozialiſtiſche Re=
volution
freigemacht, die im Gegenſatz zu allen vorangegangenen
Klaſſenrevolutionen eine Durchſchlagskraft hatte, daß ſie das
ganze Volk ergriff. Nicht Gefühlsduſelei ſoll die gemeinſame
Front des Arbeiters und Studenten beherrſchen, ſondern der Wille,
um die Ideale zu kämpfen, die der Führer aufgezeigt hat.
Landesobmann Becker ging von der Tatſache aus daß es vor
20 Jahren unmöglich geweſen wäre, Arbeiter und Studenten zu
gemeinſamer Kundgebung zu vereinen. Wir haben es der neuen
Idee Hitlers zu verdanken, daß heute eine Weltanſchauung herrſcht,
die auf das Organiſche ausgerichtet iſt und ſo zwei Begriffe zu=
ſammenfaßt
, die im Grunde eine Einheit ſind. Darum wurde
immer bewußt vom deutſchen Sozialismus geſprochen, darum im=
mer
gegen all die trennenden Ideen gekämpft. Denn wir haben
viel gutzumachen, und in Zukunft darf dem einen Stand das
Schickſal des anderen nicht mehr gleichgültig ſein, weil alle in dem
Bewußtſein leben müſſen, nur ein Rad in dem großen Getriebe
des deutſchen Volkes zu ſein. Daß dies in der Vergangenheit nicht
ſo war, ſtellte die Urſache unſeres Verfalls dar. Männer wie La=
garde
und der Rembrandtdeutſche haben dies erkannt, aber im
Gegenſatz zu ihnen erkannte Adolf Hitler nicht nur die Urſache,
ſondern er zeigte auch den Weg, dieſem Verfall zu begegnen, den
Weg zur Erhaltung und Sicherung unſeres Volkes. Trotzdem das
Volk damals im nationalen Gedanken lebte, war es die Schuld
eines Teiles dieſes Volkes, daß der Arbeiter den Glauben ver=
lor
, weil dieſer Volksteil nicht ſo handelte, wie er es ſelbſt for=
derte
. Wer aber den Arbeiter im Felde kennengelernt hat, der
weiß, daß dieſer Arbeiter, mag er auch in falſcher Linie geſtanden
haben, immer wieder zur Stimme ſeines Blutes zurückgekommen
iſt. Das erſt ermöglichte die Volksgemeinſchaft. Auf der anderen

Seite wäre aber ein Bündnis Arbeiter und Student nicht denk=
bar
, wenn nicht ein Langemarck als treibender Faktor in einer
höheren Sphäre das Blut zur Saat gemacht hätte. Aus dieſer
Saat iſt unſer Glaube hervorgegangen, daß wir alle Teile eines
Geſchlechts ſind, dem die Aufgabe geſtellt iſt, den Geſetzen organi=
ſcher
Zuſammengehörigkeit Gültigkeit zu erringen. Zu dieſem
Geſetz des Organiſchen gehört die Verbundenheit in dem, was wir
deutſchen Sozialismus nennen. Wenn wir dieſen unſeren Glau=
ben
durchgeſetzt haben, kann uns nichts mehr niederzwingen. Dies
Ziel zu erreichen, bedarf es allerdings der Umformung am Aka=
demiker
und am Arbeiter. Doch es beſteht kein Grund zur Auf=
regung
, wenn mancher Akademiker der älteren Generation nicht
den Sinn eines Bündniſſes zwiſchen Arbeiter und Student verſteht.
Ebenſo gibt es Arbeiter, die nicht von der Idee des Klaſſenkamp=
fes
loskommen können. Sie hängen im Geſtrigen und müſſen mit
ihrer Idee ſterben, um dem jungen Volke Platz zu machen. Wir
wiſſen das, und wir wollen nur Ausleſe ſein, um mit junger
Kraft Grundlagen zu formen für ein neues Zeitalter. Das Tren=
nende
ſoll ſterben und leben ſoll das, was Gemeinſchaft, was Volk
bedeutet. Wenn die Grundlagen gegenſeitigen Verſtehens gegeben
ſind, dann wird das werden, wofür die Gemeinſamkeit der Fahnen
Symbol iſt: Ein Deutſchland, ein gemeinſames Deutſchland der
Arbeit und des geiſtigen Deutſchland.
Wenn in vergangener Zeit das Heldiſche vernichtet werden
ſollte, ſo zeigt gerade die Treue, die der Arbeiter ſeinen marxiſti=
ſchen
Führern hielt, auch wenn der Verſtand ſchon zweifelte, daß
ſich im Arbeiter das Blut bezeugte, das er von ſeinen bäuerlichen
Vorfahren hat: Das deutſche Blut. Aus dieſem Blut heraus be=
ſitzt
der Arbeiter eine Seele, auf die jeder ſtolz ſein kann, der ſie
errungen hat. Wir wollen nicht mehr davon ſprechen, daß ſich
manche gegen die Weltanſchauung vergangen haben. Sie ſind
Tote, und über Tote ſprechen wir nicht. Wir haben die lebendige
Aufgabe, organiſch weiter zu wachſen und die Spreu vom Weizen
zu ſondern. Wir wollen ein Volk werden und wir wollen weiter
kämpfend mitarbeiten an dieſem Werk. Es werden ſich uns ſchwere
Aufgaben ſtellen, die das Volk vielleicht nur ahnt, aber es ſind
nur wenige, die über die Berge hinwegſchauen können. Wir je=
doch
wollen dem Führer folgen. Wenn wir ſo unſere Aufgabe
auffaſſen, dann werden wir das Werk geſtalten, das am Ende
den deutſchen Menſchen, das deutſche Volk und das neue Zeitalter
aufzeigt.
Nach einem Heil auf den Führer, das NSBO.= Verbindungs=
mann
v. Oelhaven ausbrachte, führte ein gemeinſamer Marſch
zum Paradeplatz, wo Kreisbetriebszellenobmann Zachow noch=
mals
den Sinn der gemeinſamen Kundgebung umriß. Dem Volk
zu zeigen, daß wir auf dem Weg zur Volksgemeinſchaft ſind, Bei=
ſpiel
brüderlicher Zuſammenarbeit zwiſchen den Ständen zu geben,
dazu ſoll die Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen Arbeiter und Student
dienen. Die Kundgebung ſchloß mit dem Deutſchland= und dem
Horſt=Weſſel=Lied.

Reichskreffen der deutſchen Diplomlandwirke
in Goslar vom 29. Juni bis 2. Juli 1934.

Himmler übernimmt die Führung des Reichsbundes Deutſcher
Diplomlandwirte.
An den Arbeitstagungen der Reichsfachgruppen des Reichs=
bundes
Deutſcher Diplomlandwirte anläßlich des erſten Reichs=
treffens
in Goslar vom 29. Juni bis 2. Juli 1934 nahmen über=
1000 Diplomlandwirte teil. In Anweſenheit der Landesbauern=
führer
von Hannover, Braunſchweig und der Provinz Sachſen
ſowie des Staatsrats Pg. Reinke und einer Reihe weiterer nam=
hafter
Vertreter der Reichs= und Staatsbehörden und des Reichs=
nährſtandes
ſprach u. a. der bevollmächtigte Vertreter des Reichs=
führers
des Reichsbundes Deutſcher Diplomlandwirte, Miniſte=
rialrat
Pg. Dr. Kummer, ferner Reichshauptabteilungsleiter Pg.
Reinke, Landesbauernführer von Rheden, S. Magnifizenz. Rektor
der Univerſität Leipzig, Profeſſor Dr. Golf, ſowie der Oberbür=
germeiſter
der Stadt Goslar, Droſte. Die Tagung klang nach der
Uebergabe der Führung an den Reichsführer SS. Diplomland=
wirt
Himmler in einem einmütigen Bekenntnis zum national=
ſozialiſtiſchen
Staat und der Agrarpolitik des Reichsbauern=
führers
aus.

Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. In faſt allen Gerichtsſälen regnete es am Donnerstag Frei=
ſprüche
. Im Schwurgerichtsſaal, wo gegen den 24 Ludwig F. aus Schotten verhandelt wurde,
weil er in einer Verhandlung vor dem Sondergericht als Zeuge
die Unwahrheit beſchworen haben ſoll. In der Vorunterſuchung
machte er zwar die falſchen Angaben, es iſt ihm aber nicht ein=
wandfrei
nachzuweiſen, daß er ſie auch in der Verhandlung machte.
Im Bezirksſchöffengericht, wo ſich der junge
Bauer Jakob R. aus Bensheim wegen fahrläſſi=
ger
Tötung zu verantworten hatte. Er war mit einem Bulldogg
und zwei Anhängern durch Zwingenberg gefahren, wo ſich nach
alter Unſitte Buben an den zweiten Anhänger hängten und
hinaufkletterten. Plötzlich fiel ein achtjähriger Bub herunter, und
kam unter die Räder, ſo daß er derart ſchwere innere Quetſchun=
gen
erlitt, daß er ſofort ſtarb. Das Gericht iſt aber der Auffaſſung,
daß der Angeklagte für dieſen Unfall nicht haftbar zu machen iſt
und ſpricht den Angeklagten frei.
Eine zweite Sache, in der ein Dieburger wegen Notzucht=
verſuch
angeklagt iſt, erfolgt Abſetzung und Ueberweiſungsbeſchluß
an die große Strafkammer.
Die Große Strafkammer verhandelt gegen den 40 Rudolf Liebener aus Frankfurt a. M.,
der ſich ſchon ſeit Jahren als Einbruchsſpezialiſt in der ganzen
Umgebung betätigte. Erſt im letzten Jahre wurde er von einem
Gießener Gericht wegen etlicher Einbrüche zu einer Geſamtſtrafe
von ſiebeneinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Hier hat er im
etzten Jahr zwei Einbrüche ausgeführt, bei dem ihm einmal 94
Mark. das zweite Mal zwei Operngläſer und Schmuck in die Hände
fiel. Durch einen Kaſſiber, der abgefaßt wurde, und durch Finger=
abdrücke
am Tatort, gelang es, ihn einwandfrei zu überführen,
was er auch ſchließlich, als er ſieht, daß alles Leugnen nichts nutzt,
zugibt. Er erhält mit der Gießener Strafe eine Geſamtſtrafe
von 10 Jahren Zuchthaus, und das Gericht ordnet
gleichzeitig Sicherungsverwahrung an, da es ſich
bei ihm um einen ganz gefährlichen Gewohnheits=
verbrecher
handelt. Es werden ihm außerdem die bürger=
lichen
Ehrenrechte auf 10 Jahre aberkannt.
Der 48jährige Bernhard L. wird dann wegen
Unterſchlagung und Untreue nach dem Börſen=
geſetz
zu einer Geldſtrafe von 150 Mark verurteilt. Er
hatte Gelder, die er als Kommiſſionär eingenommen hatte, für
ich verbraucht. Von der Anklage der ſchweren Urkunden=
fälſchung
wird er freigeſprochen.

Sonntag=Rückfahrkarten. Am 14., 15. und 16. Juli d. J. fin=
t
in Arheilgen das diesjährige Kreisturnfeſt des Kreiſes 18
r D.T. ſtatt. Aus dieſem Anlaß werden im Umkreis von 75
ilometer um Arheilgen Sonntag=Rückfahrkarten (auch Blanko=
onntag
=Rückfahrkarten) nach Arheilgen mit Geltungsdauer vom
Juli 0 Uhr bis 16. Juli 12 Uhr (ſpäteſter Antritt der Rück=
rt
) ausgegeben.

Aus der NSDAF.
Kreisgericht.
Betrifft: Privatſtreitigkeiten.
Es liegt Veranlaſſung vor, darauf binzuweiſen, daß die Par=
teigerichte
in jedem Fall unzuſtändig ſind für die Behandlung
von Rechtsſtreitigkeiten auf dem Gebiet des Privatrechtes. Hier=
für
iſt die ausſchließliche Zuſtändigkeit des ſtaatlichen Gerichtes
gegeben.
Bei Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen Parteigenoſſen ( Pri=
vatklageverfahren
) iſt für die Erhebung der Privatklage die Ge=
nehmigung
des zuſtändigen Parteigerichtes einzuholen, die grund=
ſätzlich
dann zu erteilen iſt, wenn der Streitfall die Belange der
Partei nicht berührt.
Betr.: Alte Garde!!
Am Sonntag, 8. Juli d. J. vormittags 10 Uhr, findet eine
Zuſammenkunft der alten Parteigenoſſen 1300 000 bei Pg. Todt
(Wiener Kronenbräu), Dieburgerſtraße 97, ſtatt. Zu dieſem
Treffen ſind die Ausweispapiere mitzubringen.
Kreisſchulungsleiter.
Folge 4 der Reichsſchulungsbriefe iſt erſchienen und auf die
Ortsgruppe verteilt. Im Poſtfach abholen!
Kreisfunkwart.
Zur Funkausſtellung in Berlin vom 17. bis 26. Auguſt
ſoll für die Kreiſe Darmſtadt, Dieburg. Bensheim und Heppen=
heim
uſw. ein Sonderzug gebildet werden, an dem alle Volksge=
noſſen
ſich beteiligen können.
Abfahrt von Darmſtadt iſt für den 17. Auguſt, und Rückfahrt
für den 20. Auguſt abends vorgeſehen.
Ortsgruppe Gutenberg.
Die Sprechſtunden der Ortsgruppe Gutenberg ſind von jetzt
ab jeden Dienstag und Freitag, nachmittags von 5.307.30 Uhr.
NS. Volkswohlfahrt der Ortsgruppe Rheintor.
Verſammlung ſämtlicher Amtswalter und der ihnen zuge=
eilten
Helfer Donnerstag, den 5. Juli 1934, 20.15 Uhr, in der
Reſtauration Deutſcher Hof, Mackenſenſtraße 23. Erſcheinen iſt
Pflicht!
NS. Lehrerbund Darmſtadt=Stadt und Land.
Pflichtgruppe: Gewerbliche und allgemeine Berufsſchule.
Nächſte Arbeitstagung am Donnerstag, den 5. Juli, 18 Uhr,
in der Gewerblichen Berufsſchule II zu Darmſtadt, Ecke Nieder=
Ramſtädter= und Karlsſtraße.
Tagesordnung: 1. Rückblick auf die bisherige Tätigkeit der
Arbeitsgruppe. 2. Zur kommenden Sach= und Facharbeit. 3. Er=
ledigung
laufender Angelegenheiten.
Mit Rückſicht auf die Geſtaltung der künftigen Tätigkeit der
Arbeitsgruppe iſt die Anweſenheit aller Mitglieder des NSLB.
an den Berufsſchulen im Stadt= und Landkreis dringend not=
wendig
.

Waldfeier des Evang. Bundes. Durch die neueſte geſetz=
liche
Verordnung iſt es uns nicht möglich, die Feſtabzeichen in
der ſeitherigen Weiſe abzuſetzen. Die Helfer und Helferinnen
werden gebeten, den Verkauf zu unterlaſſen. Folgende Firmen
haben den Verkauf der Abzeichen gütigſt übernommen: 1. Muſika=
lienhandlung
Chriſtian Arnold, Ernſt=Ludwig=Straße 5, 2. Buch=
handlung
Otto Carius. Schulſtraße 10, 3. Papierhandlung Wilh.
Heckmann, Mühlſtr 72, 4. Papierhandlung Guſtav Paul, Wendel=
ſtadtſtraße
20, 5. Möbelhandlung Wilh. Schmank. Schützenſtr. 16,
6. Buchhandlung Johs. Waitz, Eliſabethenſtr. 16 und Papierhand=
lung
Carl Weiß, Schloßgartenſtr. 1.
* Neuer Kindertransport nach dem Erholungslager im Roß=
dörfer
Wald. Das Amt für NS. Volkswohlfahrt entſandte am
Dienstag vormittag einen neuen Transport erholungs=
bedürftiger
Kinder aus verſchiedenen Orten des Kreiſes zu der
Walderholungsſtätte im Roßdörfer Wald, die von jetzt ab
Uebungslager heißt. Es handelt ſich um mehr als 30 Madchen.
In Ermangelung einer Muſikkapelle zogen die Kinder mit friſchen
Liedern wohlgemut von der Wilhelminenſtraße aus durch die
Heinrichſtraße und Roßdörfer Straße nach dem Wald.
Zum Beſuch der Heidelberger Reichsfeſtſpiele geben die Bahn=
höfe
im Umkreis von 300 Kilometer um Heidelberg in der Zeit
vom 13. Juli bis 12. Auguſt Sonntag=Rückfahrkarten (auch Blanko)
mit verlängerter Geltungsdauer nach Heidelberg aus. Die Kar=
ten
gelten: zur Hinfahrt jeweils von Freitag 0 Uhr bis Sonntag
24 Uhr, zur Rückfahrt jeweils von Samstag 12 Uhr bis Montag
24 Uhr (ſpäteſter Antritt der Rückfahrt) Die Karten mit ver=
längerter
Geltungsdauer gelten zur Rückfahrt nur, wenn ſie auf
der Rückſeite mit dem Stempel der Feſtſpielkaſſe verſehen ſind.

üh AAM

Das gibt gesunde
Haut und schöne
natürliche Bräunung.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 183

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 5. Juli 1934

Sünh 2.

Familie Nobel.
Vater, Mutter und zwei Kinder, das eine ein dreijähriger
Junge, das andere ein Mädchen im Babyalter das iſt die Fa=
milie
Nobel. Eigentlich heißen die Leute ganz einfach Müller,
aber ſie werden Familie Nobel genannt, und das hat ſeine
Gründe. Der Mann iſt ein kleiner Büroangeſtellter, die Frau iſt
Schneiderin. Viel Verdienſt hat der Mann nicht, und um das
Geld, das die Frau mit ihrer Heimarbeit verdient, braucht man
keine Worte zu machen. Aber was die Leute anſtellen mit ihrem
wenigen Geld . .. das iſt erſtaunlich. Nobel ſehen ſie aus, alle
vier: der Mann iſt ein Geck, die Frau eine Modepuppe, der Junge
geht wie ein Prinz gekleidet, das Baby erſtickt in Spitzen. Sie
hängen alles auf den Wanſt und haben Schatten im Bauch vor
Hunger! ſo urteilt die Nachbarſchaft in der Mietkaſerne, darin
die Familie Müller oder Nobel recht beſcheiden im oberſten, alſo
im billigſten Stochwerk wohnt.
Die Nachbarſchaft hat recht: Es geht ärmlich zu im Nobel=
ſchen
Haushalt da wird geknauſert, daß die Bäuche knurren und
die Backen ſchrumpfen, da fehlt es an vielem in allen Ecken und
Enden. Nach außen hin aber wird das Mäntelchen der Vornehm=
heit
über die graue Not gebreitet, das ach ſo durchſichtige Man=
telchen
aus Flitterzeug . . . über die Not, die gar nicht not= wen=
dig
wäre.
Der Mann iſt Abſtinenzler und Nichtraucher, nicht etwa aus
Ueberzeugung er möchte ſchon recht gern genießen, er möchte
auch überaus gern den Tiſch gut beſtellt ſehen mit Leckerbiſſen oder
doch wenigſtens das minder Gute in reichlicherem Maße ſich ein=
verleiben
. Wenn ſie es auch nicht wahr haben will der Frau er=
geht
es ebenſo. Und die Kinder nun, ſie leiden nicht direkt
Not, denn bis zur Vernachläſſigung der Elternpflichten treiben die
Nobels das Nobelſein nicht . . . aber es könnte den zarten Ge=
mütern
nicht ſchaden, wenn zu dem lichten Außenaufputz auch ab
und zu eine durch Freuden zu ſchaffende Innenauflichtung käme;
ſo arm an Spielzeug wie die Nobel=Kinder ſoll kein anderes Kind
in der Mietskaſerne ſein.
Die Familie Nobel lebt nicht nobel, ſie lebt verkehrt. Man
kann nur ſagen: Seid nobel indem ihr natürlich ſeid wie die Sper=
linge
auf den Telegraphendrähten, aber ſeid, um Gottes willen,
nicht Sperlinge, die tun, als ſeien ſie Schwäne . . . ihr ſchwimmt
nicht gut dabei!

*
Briſche Lebensmikkel auch im Sommer!
Wie man ſich ohne Eisſchrank behilft. Gekühlte Töpfe.
Fleiſch auf Holzkohle.
Die wärmeren Monate bringen der Hausfrau neue Sorgen;
das Wirtſchaften geht freilich auch im Sommer ganz gut, wenn
man einen Eisſchrank beſitzt; ohne dieſes ſehr nützliche Stück iſt
man aber ziemlich oft in Verlegenheit, wie man auch nur die
nötigſten Lebensmittel mehrere Tage aufbewahren ſoll. Und es
iſt wirklich ſehr unangenehm, nur von der Hand in den Mund
kaufen zu ſollen.
In manchen Wohnungen liegen die Speiſekammern ſo ſchlecht,
daß die volle Mittags= und Nachmittagsſonne hineinſcheint. Iſt
man mit einer ſolchen Speiſekammer geſegnet, ſo kann man in den
Sommermonaten keinerlei Lebensmittel darin aufbewahren, ſon=
dern
ſoll dieſe nach Möglichkeit in den unbenutzten Brat=
ofen
in der Küche oder in eine Ofenröhre ſtellen.
Will man Flaſchen und Töpfe kühlen, ſo umwickelt man
die Flaſchen oder das Gefäß mit einem Lappen, den man in
Salzwaſſer angefeuchtet hat, und ſtellt dann das Gefäß mög=
lichſt
in Zugluft. Wenn der Lappen halbtrocken iſt, taucht man
ihn erneut in Salzwaſſer. Die ſtarke Verdunſtung des Waſſers
zieht die Wärme aus dem eingewickelten Gegenſtand ab, der ſehr
bald abgekühlt iſt. Auch Butter und Milch kann man auf dieſe
Weiſe gut kühl halten.
Will man ein friſchgekochtes Gericht ſchnell abkühlen,
ſo tut man es natürlich zunächſt aus dem Kochtopf in eine kühle
Schüſſel, die man in kaltes Salzwaſſer ſtellt, das man noch von
Zeit zu Zeit erneuern kann, Salz als Zutat iſt hierbei aber ſehr
wichtig.
Aufgeſchnittener Belag wird in der Wärme leicht trocken,
unanſehnlich und ungenießbar. Man tut noch am beſten, ihn in
Pergamentpapier zu wickeln und dann zwiſchen zwei Teller zu
legen. Legt man den Belag in eine tiefe Schüſſel, ſo ſoll man
dieſe mit einem naſſen Tuch umwickeln und auch damit zudecken.
Wenn man das Gefäß auch wieder in Zugluft oder auf. Stein=
fußboden
ſtellt, wird man angenehm überraſcht ſein, wie gut der
Aufſchnitt ſich hält.
Käſe legt man mit der Schnittfläche auf einen kleinen Teller
und ſtellt dieſen auf einen größeren, auf den man etwas Waſ=
ſer
gießt. Man ſtellt nun die Käſeglocke darüber, ſo daß ſie den
kleinen Teller eng umſchließt und im Waſſer ſteht. Dadurch ſchließt
ſie Luftdicht und verhindert, daß der Käſe trocken und riſſig wird.
Man kann ihn auf dieſe Weiſe ein paar Wochen lang friſch halten,
wenn man ſtändig das Waſſer auf dem Teller erneuert.
Fleiſch aufzubewahren, iſt faſt die größte Sorge. Man
nimmt einen geräumigen Steintopf und beſtreut den Boden mit
einer Schicht pulveriſierter Holzkohle. Darauf legt man ein grobes
Küchenhandtuch, in das man eine reichliche Schicht grobes Salz
tut. Hierauf legt man das Fleiſch und wickelt dann das Handtuch
ſorgfältig darum. Obenauf tut man wieder eine dicke Schicht
Holzkohle und legt einen Teller als Deckel auf. Wenn man dann
noch ein in Salzwaſſer getauchtes Tuch um den Steintopf wickelt,
und ihn an einen kalten, möglichſt dunklen Ort ſtellt, ſo kann man
das Fleiſch ruhig zwei oder drei Tage aufbewahren, ohne daß es
Schaden nimmt. Man muß nur beim Auspacken aufpaſſen, daß die
Holzkohle nicht auf das Fleiſch kommt.
Zitronen kann man gut aufbewahren, wenn man jede ein=
zelne
in Papier wickelt und ſie in ganz trockenen Sand legt, ſo
daß die Zitronen ſich nicht berühren. Eine einzelne Zitrone kann
man in einem Glas Waſſer ziemlich friſch erhalten, und durch=
ſchnittene
Zitronen bewahrt man am beſten auf, wenn man ſie
mit der Schnittfläche in eine Taſſe ſtellt, deren Boden man mit
Zucker beſtreut hat.
Braten und Wurſt bewahrt man auf, indem man die
Oberfläche mit etwas Salz und Eſſig einreibt und dann die
Schüſſel an einen möglichſt kühlen Ort ſtellt. Vor dem Gebrauch
muß man den Braten oder die Wurſt natürlich gut abſpülen.
Hat eine Wurſt außen Schimmel angeſetzt, ſo tut man etwas
Küchenſalz auf einen Teller und gießt ſo viel Waſſer darauf, daß
ein Brei entſteht. Damit beſtreicht man die Wurſthaut; der Be=
lag
verſchwindet ſofort. Nach einigen Tagen iſt die Wurſt mit
feinem Salzkriſtallen überzogen, die jede Schimmelbildung ver=
hindern
. Auch bei Schinken wendet man das gleiche Verfahren an.

Keine beſonderen Weihnachts= und Neujahrsglückwunſchtele=
gramme
mehr im inneren deutſchen Verkehr. Die Reichspoſt hatte
bisher zu Weihnachten und Neujahr regelmäßig beſondere Glück=
wunſchtelegramme
für den deutſchen Verkehr zugelaſſen. Sie
konnten beſtimmte feſte und auch eigene Texte enthalten und
wurden gegen eine ermäßigte Gebühr befördert. Seitdem die
Mindeſtgebuhr für innerdeutſche Brieftelegramme auf 50 Rpf.
herabgeſetzt und andere billige telegraphiſche Nachrichtenmittel
(Brief=Seefunktelegramme für den Verkehr nach Schiffen in See
und Schiffsbrieftelegramme für den Verkehr von See) geſchaffen
worden ſind, beſteht für ſie kein Bedürfnis mehr. Sie werden
deshalb im inneren deutſchen Verkehr abgeſchafft. Im Telegramm=
verkehr
mit dem Ausland iſt keine Aenderung beab=
ſichtigt
.

Vereins- und lokale Veranſtalkungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Heute
abend 8.30 Uhr Leibgardiſtenabend bei Sitte. Samstag, 7. Juli,
Abendſpäziergang nach Kranichſtein. Antreten 7.30 Uhr Ecke
Heinheimer= und Schlageterſtraße.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die
Wanderung nächſten Sonntag, 8. Juli, nach Kyzmach-Münſter
n. St. iſt Familienwanderung.

Beruf
Dierfteune.
Von Paul Eipper.

Dieſe Ueberſchrift will ſagen, daß es einen Beruf gibt, den
reſtlos nur der Tierfreund ausüben kann: Tierwärter oder,
beſſer geſagt: Tierpfleger.
Ich habe eine große Anzahl dieſer Männer kennen gelernt.
Hinterm Löwenhaus des alten Stuttgarter Zoo kratzte ich meine
erſten Buchſtaben auf die Schiefertafel, und der Raubtierwärter
half mir dabei. In den faſt vierzig Jahren, die ſeither ver=
gangen
ſind, hat mir da und dort in Europa noch mancher
Tierwärter geholfen, nicht beim Schönſchreiben, wohl aber zum
rechten Tierverſtändnis. Dank euch allen, ihr Männer! Ich
glaube, wir verſtanden uns gut, wann immer wir uns be=
gegneten
. Ihr macht euch zwar nicht viel aus Menſchenlob;
dennoch ſoll heute nur von euch geſprochen werden.
Schorſchi und ſeine Kameraden.
Er heißt Georg und iſt der Sohn vom alten Elefanten=
wärter
. Er kam gewiſſermaßen im Zoo zur Welt, tut nun auch
ſchon ſeit zehn Jahren Dienſt. Während des Sommers betreut
er den Tierkindergarten, und das heißt nicht wenig. Junge
Tiere verlangen beſonders ſorgfältige Pflege, müſſen meiſt aus
der Hand, häufig mit der Flaſche gefüttert werden. Dort am
Baum ſitzt ein winziges Kapuzineräffchen, hier quietſchen ſechs
Ferkel; der kleine Elefant will, daß Schorſchi mit ihm ſpielt,
und ſchon wird auch die Schimpanſin Ille eiferſüchtig. Aber
zuerſt muß das Schwarzkopfſchaf ſeine Flaſche bekommen: in=
zwwiſchen
kneift leider das Eſelkind aus, und wenig fehlt, dann
polierte auch das Dromedar=Baby hinterdrein. Aufregungen gibt
es vom Morgen bis zum Abend; zu den vielen Tierkindern
kommen ja noch die Beſucher, die kleinen Buben und Mädels,
die mit Schäfchen, Hunden, Karnickeln und Kälbchen ſpielen
wollen und manchmal allzu handgreiflich ſind in ihrer Liebe.
Die Seele vons Ganze‟.
Keiner meiner Zoo=Beſuche übergeht den Affenvater. Ich
will gar nicht erſt anfangen, von ihm zu erzählen, er iſt jedem
Schulkind ſchon bekannt. Heute ſoll einmal ſeine Frau in den
Vordergrund geſtellt werden, die unermüdlich, herzensgute Hel=
ferin
. Ohne Muttern ging es überhaupt nicht ſagt der
Affenvater, ſie iſt die Seele vons Ganze‟. Gerechterweiſe halte
ich dieſe Behauptung für übertrieben, meine vielmehr, dieſes
Ehepaar ſei in ſchönſter Form eine Einheit, ein Glück für die
Zoo=Direktion und ein Segen für die Menſchenaffen: den
Gorilla, die Schimpanſen und Orangs. Aber ich behaupte: So
viel Güte ohne Sentimentalität, ſo viel Geduld und Ausge=
glichenheit
kann man ſelten an einer Frau beobachten. Wenn Sie
Glück haben, können Sie mitanſehen, wie unſere Zoo=Mama
dem Gorilla eine Scheibe vom Sonntags=
Schweinebraten bringt, und wie Bobby es ihr dankt.
Vielleicht erleben Sie auch, daß Mutter den Schimpanſen aus=
ſchimpft
, weil er nicht zu Bett gehen will, und wie das Tier
der Menſchenfrau ſchmeichelt.

Petrus und die Tiere.
Ins Raubtierhaus müſſen wir auch. Hier herrſcht Petrus,
der Oberwärter des ganzen Gartens. Ich glaube, er kann längſt
nicht mehr die Löwen= Tiger=, Pantherkinder zählen, die unter
ſeiner Obhut zur Welt gekommen ſind. Er amtet ſeit über 35
Jahren im Zoo; ein paarmal iſt er zwiſchendurch auch in Afrika
geweſen, um Tiere zu holen. Aus Abeſſinien brachte er 1925 ein
junges Gepardenweibchen mit inzwiſchen wuchs Ginette, zu
großer Schönheit heran; aber ſie folgt ihrem Pfleger heute noch
beim Spaziergang durch den Garten wie ein treuer Hund.
Zahme Raubtiere habe ich immer gehabt, meint Petrus und
zauſt einen Mähnenlöwen mit beiden Händen, läßt ſich von ihm
die Finger lecken. Man muß nur Verſtändnis für die Tiere
aufbringen. Sogar einen Jaguar habe ich ſo weit gebracht, daß
er an der Leine neben mir ging. Das iſt allerdings eine große
Seltenheit. Wundern wir uns alſo nicht, wenn Petrus dem=
nächſt
auch mit dem ſibiriſchen Tigerpaar auf du und du ſteht,
das vor wenigen Wochen neu bei uns eingetroffen iſt.
Willy findet Arbeit bei einem See=Elefanten.
Auch Willy war zehn Jahre im Raubtierhaus tätig, und
noch heute ſpricht er von ſeinem Puppchen einem afrikaniſchen
Leoparden, der ihm zwar bei der Ankunft den Stiefel zer=
biſſen
hat, bald aber ſein beſter Freund wurde. Aus Dankbar=
keit
; ſo etwas gibt es unter Raubtieren! Puppchen hatte am
Hals ein Geſchwür bekommen; der junge Wärter legte nach vie=
len
vergeblichen Verſuchen dem Tier ein Pflaſter auf, und von
der Stunde an, als das Geſchwür entleert worden war, über=
ſchüttete
die Pantherkatze den Menſchen mit bedingungsloſer
Zärtlichkeit.
Willy kam nach dem Krieg als Arbeitsloſer in das Ge=
ſchäftszimmer
des Zoo. Haben Sie nichts für mich zu tun?
Schon als Kind züchtete ich Ratten und Mäuſe, war in meiner
Schwadron der beſte Pferdepfleger. Ein anderer Beruf als bei
Tieren kommt für mich nicht in Frage‟. Dem Inſpektor muß
der junge Mann gefallen haben. Zu welcher Tiergattung wollen
Sie denn? fragte er. Einerlei. Nur zu möglichſt großen!
Das Schickſal hat es mit Willy gut gemeint; ſeit 1930 be=
treut
er den gewaltigen See=Elefanten=Bullen Roland; der
wird ihm ja nun groß genug ſein. Dazu hat er ein Dutzend
Seelöwen, ebenſo viele Seehunde und ein halbes Hunderi
Pinguine, Möwen, Tölpel in Pflege. Viel Arbeit, ſchwere
Arbeit; aber noch nie traf ich den Mann anders, als mit lachen=
dem
Geſicht. Er iſt in ſein Amt verliebt und beſeſſen von ſeiner
Aufgabe; bei den Tieren beruht dies immer auf Gegenſeitig=
keit
: ſie haben ihn alle lieb, ob das unſer Muckelchen iſt, der
ſchlanke Seelöwe, oder die dicke, plumpe Bärenrobbe. Auch der
Koloß Roland gehorcht Willy aufs Wort nicht durch Zwang.
ſondern aus Sympathie.

Aus Heſſen.
Ek. Pfungſtadt, 4. Juli. Hohes Alter. In den Kreis
der 80=Jährigen tritt am Donnerstag der Arbeitsveteran Jakob
Becker 1. in der Adolf=Hitler=Straße 84. Er iſt verhältnis=
mäßig
noch recht rüſtig. Preisſenkung. Die Pflicht=
Innung für das Weißbindergewerbe gibt bekannt, daß die
Innungsmindeſtpreiſe mit ſofortiger Wirkung bis 50 Prozent
herabzuſetzen ſind.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 3. Juli. Obſt= und Gartenbau=
verein
. Der Familienausflug nach Bad Nauheim und Stein=
furth
zur Beſichtigung der dortigen Anlagen findet beſtimmt am
kommenden Sonntag ſtatt. Näheres über Abfahrtszeiten uſw.
wird den Teilnehmern noch bekanntgegeben. N. S. V. Die am
Sonntag durchgeführte Sammlung zum Beſten des Hilfswerkes
Mutter und Kind brachte rund 115 Mark. Kinderland=
verſchickung
. In den nächſten Tagen werden nochmals An=
gehörige
des Jungvolks in den einzelnen Haushaltungen zwecks
Werbung von Freipflegeſtellen für bedürftige Kinder vorſprechen.
Soweit nicht bereits ſchon Pflegeſtellen gemeldet ſind, kann dies
bei dieſer Gelegenheit geſchehen. Wer keinen Platz hat, melde
ſich nur für die Verköſtigung, und umgedreht, wer nur Schlafſtelle
bereitſtellen kann, tue dies. Die Vermittlung übernimmt die
Ortsgruppe der NSV. Auf jeden Fall ſollte jeder Volksgenoſſe,
der irgend dazu in der Lage iſt, die Sache weitmöglichſt unter=
ſtützen
. 50 Pflegeſtellen ſind bereits geworben. Es müſſen min=
deſtens
doppelt ſo viel ſein.

Ungetrübte
Ferienfrenden

wenn der ſtete Kontakt mit der Heimat erhalten bleibt, wenn
man auch in der Fremde nicht auf das Studium des Darmſtädter
Tagblatt verzichtet! Sorglos draußen ſein und doch Verbindung
mit denen daheim halten, das bedeutet Erholung und Beruhi=
gung
zugleich!
Damit Sie in der Sommerfriſche ſofort von einem guten
Freund begrüßt werden: Beſtellen Sie vor Antritt Ihrer Reiſe
das Darmſtädter Tagblatt zur Kreuzbandnachlieferung! Er=
innern
Sie auch Ihre Bekannten vor Antritt einer Reiſe daran
man wird Ihnen dankbar ſein!

Ak. Nieder=Ramſtadt, 4. Juli. Ernteausſichten. Das
heiße Wetter der letzten Wochen begünſtigte das Reifen des Ge=
treides
ſehr. Es iſt alles um 14 Tage früher als im Vorjahr,
Bei weiterem Anhalten des heißen Wetters kann auf den Sand=
bodenfeldern
bereits mit dem Schnitt des Getreides begonnen
werden. Im allgemeinen ſteht die Winterfrucht nicht ſchlecht. Die
Sommerfrucht dagegen hat unter der anhaltenden Trockenheit
ſehr gelitten und wird aller Vorausſicht nach einen ſchlechten Er=
trag
liefern. Fettkarten. Auf der Bürgermeiſterei werden
gegenwärtig die Fettkarten ausgegeben.
G. Ober=Ramſtadt, 3. Juli. Gemeinderechner Fried=
rich
Karl Breitwieſer trat am 30. Juni in den Ruhe=
ſtand
. Drei Jahrzehnte hindurch leitete er mit Umſicht die finan=
ziellen
Geſchicke der Gemeinde. Zu einer ſchlichten Abſchiedsfeier
verſammelten ſich daher am Montag abend die Mitglieder der
Gemeindeverwaltung und die Beamten und Angeſtellten der Ge=
meinde
im Rathaus. Bürgermeiſter Pg. Jörgeling ſchilderte
den aus dem Gemeindedienſt ſcheidenden Rechner Breitwieſer als
einen pflichttreuen Beamten, und ſprach ihm für die in langer

Dienſtzeit geleiſtete Arbeit den Dank und die Anerkennung der
Gemeindeverwaltung aus. Als äußeres Zeichen der Dankbarkeit
überreichte er dem Scheidenden von der Gemeindeverwaltung
einen Ruheſeſſel mit dem Wunſche, daß es Herrn Breitwieſer
vergönnt ſein möge, noch viele Jahre bei guter Geſundheit im
Kreiſe ſeiner Familie verleben zu können. Namens der Beamten
und Angeſtellten der Gemeinde überreichte Bürgermeiſtereiſekretär
Henkel dem ſcheidenden Kollegen ein Geſchenk. Rechner Breit=
wieſer
dankte, ſichtlich bewegt, für die ihm zuteil gewordenen
Ehrungen und wunſchte der Gemeinde eine recht baldige wirt=
ſchaftliche
Erholung und einen neuen Aufſtieg. Als Nachfolger
wurde der langjährige Gemeindekaſſeſekretär Maul ernannt und
kreisamtlich verpflichtet. Er hat die Dienſtgeſchäfte bereits über=
nommen
.
Ef. Meſſel, 4. Juli. Aus dem Geſangverein Sänger=
bund/Eintracht
Meſſel. Unter der bewährten Stabführung
ſeines verdienſtvollen Dirigenten Herrn M. Frank=Urberach betei=
ligte
ſich der Geſangverein Sängerbund=Eintracht an dem Kreis=
wertungsſingen
des Kreiſes Darmſtadt=Land, welches dem Geſang=
verein
Germania Eberſtadt anläßlich ſeines 40jährigen Vereins=
jubiläums
übertragen war. Wenn der Geſangverein Sängerbund=
Eintracht in den letzten Wochen infolge Arbeitsüberlaſtung ſeiner
Mitglieder eine kleine Kriſe zu überwinden hatte, ſo ſollte die
außerordentlich gute Kritik, welche dem Verein von dem Wer=
tungsrichter
, Herrn Muſikdirektor Joſeph Knettel=Bingen, zuteil
wurde, auch den ſeither etwas ſäumigen Sängern wieder ein An=
ſporn
ſein, die Singſtunden nunmehr wieder regelmäßig und
pünktlich zu beſuchen, damit auch weiterhin ſolch gute Leiſtungen
erzielt werden konnen, und der deutſche Männergeſang auf die
Höhe gebracht wird, die ihm gebührt; dies iſt um ſo notwendiger,
als ja der Verein am 22. Juli d. Is. ſein 70jähriges Beſtehen
feſtlich begehen wird.
Ek. Reinheim i. Odw., 3. Juli. Ehrung verdienter
Turner. Anläßlich des erſten Kreisturnfeſtes wurden verſchie=
dene
Turner für langjährige Mitgliedſchaft geehrt. Es erhielten
Diplom und ſilberne Ehrennadel für 25jährige Mitgliedſchaft:
Ludwig Seibold, Julius Scriba, Heinrich Renkel, Georg Kopp,
Georg Henkel, Peter Meyer, Philipp Bernius, Karl Wilh. Volz.
r. Babenhauſen, 4. Juli. Waldfeſt. Vom ſchönſten Wetter
begünſtigt, wurde am Sonntag das hier ſeit Jahren ſo ſehr be=
liebte
Waldfeſt am herrlich im Walde gelegenen Schützenhaus ab=
gehalten
. Die Feſtleitung lag in den Händen der NS. Gemein=
ſchaft
Kraft durch Freude‟. Im geſchloſſenen Zug marſchierten
die Vereine unter Vortritt der NS. Fliegerkapelle zum Feſtplatz,
wo ſich dann bei regſter Beteiligung ein richtiges Volksfeſt ent=
wickelte
. Die beiden Geſangvereine Sängerbund und Eintracht
wetteiferten im Vortrag ihrer ſchönſten Volkslieder, und die Ju=
gend
huldigte unter den ſchattigen Bäumen eifrig dem Tanz.
r. Babenhauſen, 4. Juli. Unſer Turnverein 1891 nahm
vergangenen Samstag und Sonntag am 50. Gaufeſt des Turn=
kreiſes
Odenwald in Reinheim teil und erzielte ſchöne Erfolge
bei den turneriſchen Wettkämpfen. So konnten die Turner Hans
Ohl und Wilh. Gieck in dem Zehnkampf der Sonderſtufe den 2.
und 3. Sieg erringen.
Er. Mümling=Grumbach, 3. Juli. Der Turnverein beteiligte
ſich an dem Kreisturnfeſt in Reinheim und konnte einen ſchönen
Erfolg für ſich verbuchen. Im Zehnkampf der Mittelſtufe errang
der Turner Philipp Müller den 1. Sieg, der Turner Adam
Leitermann den 2. Sieg: im Zwölfkampf der Unterſtufe ſtand
der Turner Georg Bingel an 2. Stelle, weitere Siege erran=
gen
die Turner Ludwig Schmauß und Peter Gebhard und
der Volksturner Dieter Heuſel. Am 15. Juli begeht der Ver=
ein
ſein 40jähriges Beſtehen. Als Programm für dieſen Tag iſt
u. a. nachmittags ein Schauturnen vorgeſehen, zu dem die Kreis=
riege
des Odenwaldkreiſes erwartet wird. Abends ſoll im Ver=
einslokal
ein Tanzvergnügen ſtattfinden.
Ed. Winterkaſten, 2. Juli. Dieſer Tage fand im Saale von
Johannes Jährling eine Verſammlung gegen Miesmacher und
Nörgler ſtatt, die gut beſucht war. Der Redner, Pg. Bayer= Hat=
tersheim
, ſprach beſonders über die den Bauern intereſſierenden
Fragen, u. a. über das Genoſſenſchaftsweſen und das Erbhofgeſetz.
Seine Ausführungen wurden mit großem Beifall aufgenommen.
m. Beerfelden, 3. Juli. Bezirksgruppe Oberzent
des NSLB. Die zur Tagung der Bezirksgruppe Oberzent er=
ſchienenen
Lehrer begrüßte deren Geſchäftsführer, Herr Lehrer
Greim, aufs herzlichſte und ſchloß ſeine Ausführungen mit einem
Kernwort aus des Führers. Mein Kampf Redner gab ſodann
einen Ueberblick über das Geſchehen ſeit der letzten Tagung unter
den Geſichtspunkten: Schule, Innenpolitik, Außenpolitik. Den
Ausführungen über den letztgenannten Punkt folgte, von Ilſe
Greim packend vorgetragen, das Gedicht: Schwur des Saar=
volks
. Nun erhielt Pg. Herr Lehrer Krämer das Wort zu ſeinem
Vortrag über das Saarland und ſeine Bewohner Nach dem ge=
meinſamen
Geſang des Saarliedes dankte Herr Greim für den
ſchönen und zeitgemäßen Vortrag, feierte den Führer, dem er ein
Sieg=Heil ausbrachte.
Cf. Birkenau, 3. Juli. Stand der Feldfrüchte. Trotz
der in den letzten Wochen herrſchenden Trockenheit iſt der Stand
der Feldfrüchte als ſehr gut zu bezeichnen und infolge des Regens
iſt auch mit einer befriedigenden zweiten Heuernte zu rechnen.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 5. Juli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 183 Seite 7

Jagd im Juſi in Heſſen.

(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub, Darmſtadt.)
Der Monat Juli bringt die Hauptpürſchzeit auf den Rehbock,
deſſen Brunft gegen Ende des Monats einſetzt. Doch hüte man
ſich im eigenen Intereſſe vor der Erlegung ſtarker, gut veranlagter
Böcke gleich bei Beginn der Brunft. Die Schonung dieſer guten
Vererber bis zur Blattzeit wird ſich lohnen. Zunächſt ſei der
Weidmann darauf bedacht, möglichſt vor der Brunft die Artver=
derber
und Kümmerer abzuſchießen. Erſt wenn die Brunft auf
der Höhe iſt, kann der eine oder andere brave Gehörnträger er=
legt
werden.
Ab Mitte Juli beginnt die Entenjagd, d. h. für den weid=
gerechten
Jäger nur dann, wenn die Jungenten vollwüchſig und
flugbar ſind. Die führende Mutterente ſoll unbedingt geſchont
werden.
Rot= und Damwild haben noch Schonzeit. Der Rothirſch be=
ginnt
gegen Ende des Monats zu fegen und wird heimlicher, je
weiter die Feiſtzeit vorſchreitet. Wo das Schwarzwild im Felde
Schaden verurſacht, iſt gegen die Erlegung von Ueberläufern und
Keilern nichts einzuwenden, dagegen iſt es für jeden Weidmann
eine Selbſtverſtändlichkeit, die führende Bache zu ſchonen.
Sonſt zeigt der Jagdkalender noch viel ſchwarze Felder. Die
Haſen ſetzen noch. Wald= und Feldhühner ſowie Faſanen führen
junge Geſperre und Ketten oder brüten zum zweiten Male.
Krähen und Elſtern müſſen weiterhin kurz gehalten werden.
Ebenſo ſind Hunde und Katzen der Gefährdung des Jungwildes
wegen nicht im Revier zu dulden. Auch muß dem Wilderertum,
namentlich während der Blattzeit, die von den Schwarzgängern
mit Vorliebe zum Schaden des Rehſtandes ausgenützt wird, er=
höhte
Aufmerkſamkeit geſchenkt werden.
Will man den Faſan, namentlich nach erſtmaligen Einbürge=
rungsverſuchen
, am Streunen hindern und an die Scholle feſſeln,
ſo iſt es ratſam, auch während der Sommermonate die Futter=
ſtellen
mit Kaff und dergleichen zu beſchicken, um durch günſtige
Scharrgelegenheit und ſtändige leichte Aeſungsmöglichkeit bei die=
ſem
zum Verſtreichen neigenden Wild die Standortstreue zu
fördern.
Cf. Birkenau, 4. Juli. Verſammlung der NSDAP.
in Nieder=Liebersbach. Die Ortsgruppe Birkenau hatte
nach Nieder=Liebersbach zu einer öffentlichen Verſammlung auf=
gerufen
, bei welcher der Kreisleiter Dr. Hildebrandt ſprach. Der
Saal Zur Roſe war bis auf den letzten Platz beſetzt. Der Orts=
gruppenleiter
von Birkenau eröffnete die Verſammlung und er=
teilte
dem Referenten des Abends das Wort. Kreisleiter Dr.
Hildebrandt ſprach über das Thema: Was will der National=
ſozialismus
? Die vortrefflichen Ausführungen wurden oft von
ſpontanem Beifall unterbrochen und haben ſichtlich ihre Wirkung
nicht verfehlt.
Dp. Zwingenberg, 3. Juli. Am Samstag abend fand im Caſt=
haus
zum Löwen eine Verſammlung des Soldaten= und Krieger=
vereins
Zwingenberg ſtatt, in welcher derſelbe zur SA.=R. 2 um=
geſtaltet
wurde. Der ſeitherige Vereinsführer Dickler führt auch
die Neuorganiſation vorläufig weiter. An Stelle des ſeitherigen
2. Führers Jakob Heil trat Kamerad Julius Klipſtein. Gleich=
zeitig
wurde derſelbe auch zum Fechtwart beſtimmt. Die Tätigkeit
des Schießwartes wurde Herrn Walter Lang übertragen. Die
monatlichen Beiträge wurden feſtgeſetzt.
Dp. Zwingenberg, 2. Juli. Unglücksfall. Der Landwirt
Adam Köhler von Zwingenberg, welcher ſich kürzlich mit ſeinem
Fuhrwerk in Auerbach befand, wurde, auf ſeinem Wagen ſitzend.
am Ortsausgang nach Zwingenberg von einem Laſtauto angefah=
ren
und vom Wagen geſchleudert. Die Verletzungen, hauptſächlich
am Kopfe, ſind erheblich. Herr Dr. Hammerſtein=Auerbach leiſtete
die erſte Hilfe. Zwiſchen hier durchziehenden Zigeunern kam es
zu Streitigkeiten, welche in eine Meſſerſtecherei ausarteten. Einer
der Zigeuner trug Verletzungen am Kopfe davon. Die Täter wur=
den
in das hieſige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert.
Dp. Hähnlein, 3. Juli. Am Samstag, dem 14. d. M., findet
in unſerem Orte der beſtens bekannte Zuchtviehmarkt, verbun=
den
mit Prämiierung, ſtatt. Der Auftrieb der Tiere erfolgt am
gleichen Tage von 8 bis 9 Uhr. Meldungen der Eigentümer
müſſen bis zum 10. d. M. bei der hieſigen Bürgermeiſterei einge=
gangen
ſein. Der Beſuch des Marktes kann ſowohl Züchtern als
auch Gemeindevertretern zum Ankauf von Zuchtvieh empfohlen
werden.
Em. Heppenheim a d. B., 4. Juli. Vom Amtshof. Die
Wiederherſtellungsarbeiten im Kurmainzer Amtshof im Volks=
mund
die Eulenburg genannt, die Herr Bürgermeiſter Schiffers
veranlaßte und Herr Stadtbaumeiſter Winter unter Leitung des
heſſiſchen Denkmalpflegers, Geheimrat Prof. D. Walbe, durch=
führte
, gehen ihrem Ende entgegen. Bei den Herſtellungsarbei=
ten
ſtieß man im Erdgeſchoßſaal, ſowie im oberen Saal auf Reſte
alter gotiſcher und Renaiſſance=Wandmalereien, die Herr Velte=
Nieder=Ramſtadt ſicherte und zum Teil ergänzte. Der Ober=
geſchoßſaal
mit der Hauskapelle wird in ſeiner urſprünglichen
kurfürſtlichen Pracht wieder erſtehen und als Heimatmuſeum der
Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Er wird künftig die
größte Sehenswürdigkeit der Stadt Heppenheim darſtellen und
als bedeutendſtes Kunſt= und Kulturwerk der ganzen Bergſtraße
anzuſprechen ſein. Gewerbeſtudienrat und Dipl.=Ing. Hch. Winter,
bekannt durch ſeine heimatkundlichen Arbeiten, machte es ſich zur
Aufgabe, die Baugeſchichte des Amtshofes eingehend zu erforſchen
und verfaßte eine Arbeit Der Amtshof in Heppenheim im Rah=
men
des Heppenheimer Stadtbildes.
Em. Heppenheim a. d. B.,, 3. Juli. Eröffnung der
Bergſträßer Sommernachte. Die Bergſträßer Som=
mernächte
im Feſtdorf auf dem Graben Graben=Neudorf ge=
nannt
, wurden am Samstag abend mit einer Anſprache des Herrn
Bürgermeiſters Schiffer glanzvoll eröffnet. Das bunte Programm
des Abends hatte die Spielgemeinſchaft der Bergſträßer Feſt=
ſpiele
unter ihrem Führer Hans Holzamer übernommen. Ausge=
zeichnete
Darbietungen verſchiedenſter Art, frohe Muſik und Tanz
hielten die in Maſſen erſchienenen einheimiſchen und auswär=
tigen
Beſucher bei beſter Laune bis zum Morgengrauen zuſam=
men
In den verſchiedenen Buchten war für das leibliche Wohl
vorzüglich Sorge getragen. Beſonders eifrig wurde natürlich dem
Bergſträßer Wein zugeſprochen. Bergſträßer Feſt=
ſpiele
. Der Feſtvorſtellung des Holzamerſchen Freilichtſpiels
am Sonntag Um Stadt und Volk, der ein Feſtzug der Mit=
wirkenden
in ihren farbenfrohen Koſtümen vorangegangen war,
war wieder ein voller Erfolg beſchieden. Unter den vielen aus=
wärtigen
Gäſten befand ſich auch der Führer des Geſamtoden=
waldklubs
und der Deutſchen Gebirgs= und Wandervereine, Herr
Staatspräſident a. D. Profeſſor Dr. Werner, der nach der Vor=
ſtellung
dem neuhergeſtellten Amtshof unter der ſachkundigen
Führung des Herrn Diplomingenieurs Dr. Winter, dem Leiter
der Wiederherſtellungsarbeiten, einen Beſuch abſtattete.
e. Bad Wimpfen, 4. Juli. 5 5. ordentliche Hauptver=
ſammlung
der hieſigen Kreditkaſſe. An der im
Oſtſchen Saal ſtattgefundenen Tagung nahmen außer den Mit=
gliedern
die Herren Eidmann, Direktor an der Landesbauernkaſſe
Rhein=Main=Neckar in Frankfurt, und Rauch, Reviſor und Kreis=
ſtellenleiter
aus Heppenheim, daran teil. Geleitet wurde die
Sitzung von dem Vorſitzenden des Aufſichtsrates. Der Bericht über
die 54. Hauptverſammlung vom 30. April 1933 wurde verleſen
und einſtimmig angenommen. Der Geſamtumſatz im Jahre 1933
beträgt 2 862 982.06 Mk., die Giroverbindlichkeiten am 31. 12. 1933
betrugen 3912,40 Mk., die Aktiva erreichte die Summe von
858 689,65 Mk., die Paſſiva 852941,29 Mk., ſo daß ein Rein=
gewinn
von 5748,36 Mk. erzielt werden konnte. Der geſetzlich ge=
prüfte
Kaſſenbericht wurde verleſen, beſprochen und fand einſtim=
mige
Annahme. Durch Zuruf wurden die ſatzungsgemäß ausſchei=
denden
Mitglieder Pfeifer und Angelberger vom Vorſtand, ferner
Böhringer, Finninger und Heermann vom Aufſichtsrat wieder=
gewählt
. Im Namen aller Wiedergewählten dankte Herr Pfeiffer
und gelobte weiterhin treue und pflichtbewußte Arbeit. Be=
zirk
Neckartal der Kriegerkameradſchaft Haſſia.
Bei dem Haſſia=Jubiläumsſchießen gingen die Schützen Auguſt
Böhringer mit 33, Heinrich Stapp mit 31, Otto Maiſenhälder mit
31 und Albert Rappold mit 29 Ringen als Sieger des Bezirks
Neckartal. von der Schützenabteilung des Kriegervereins Wimpfen
hervor. Dieſer Siegergruppe wurde von der Kriegerkameradſchaft
Haſſia Darmſtadt die große Haſſia=Jubiläumsſcheibe überreicht.
t. Gernsheim. 4. Juli. Große Wallfahrt in Maria=
Einſiedel. Der Wallfahrtsort Maria=Einſiedel hatte ſeinen
großen Tag. Herrſchte ſeit langem an allen Sonntagen reger
Betrieb, ſo hatte der Wallfahrtsort am Montag ſeinen Rekord
erreicht. Ueber 12000 Wallfahrer hatten ſich eingefunden.
Vom Rhein. Nachdem der Rhein in den letzten Tagen ſtark
im Steigen begriffen war (innerhalb 3 Tagen um 1,50 Meter),
fällt er wieder allmählich.
Ex. Biblis, 4. Juli. Verhaftet. Wegen Vergehens gegen
die Verordnung des Reichspräſidenten zur Abwehr heimtückiſcher
Angriffe gegen die Regierung der nationalen Erhebung wurde
hier ein Einwohner verhaftet und in Unterſuchungshaft verbracht.

Ex. Groß=Nohrheim, 4. Juli. Bezirkstreffen. Hier fand
am Sonntag das Kindertreffen des Weſtbezirks des Kreiſes Darm=
ſtadt
der D.T. ſtatt, das bei neun teilnehmenden Vereinen etwa
450 Kinder vereinigte. Eingeleitet wurde dieſes Treffen mit
einem Kommers, der am Samstag abend in der Turnhalle des
TV. Groß=Rohrheim ſtattfand. Die geräumige Halle wies eine
ſehr gute Beſetzung auf. Anweſend waren von außerhalb der
Kreis=Jugendausſchuß des Weſtbezirks Darmſtadt ſowie Turne=
rinnen
und Turner der Turngemeinde Griesheim und des Turn=
vereins
Gernsheim. Als Einleitung wurde das Lied O Deutſch=
land
hoch in Ehren gemeinſam geſungen. Anſchließend hielt der
Vorſitzende Kirſch eine herzliche Begrüßungsanſprache. Beſondere
Erwähnung verdient die Aufführung des ſommernächtlichen Tanz=
ſpuks
Brunnenzauber veranſtaltet von den Turnerinnen Gries=
heims
. Der Sonntag brachte zuerſt eine Sitzung des Kampfgerichts
im Deutſchen Haus woran ſich die Feierſtunde auf dem Turn=
platz
anſchloß. Als Abſchluß des Bezirkstreffens fand dann am
Abend ein gemütliches Beiſammenſein der Mitglieder des hie=
ſigen
Turnvereins ſtatt.
Bm. Hofheim (Ried), 4. Juli. Hohes Alter. Am heutigen
Tage beging Wagnermeiſter Karl Grein ſeinen 70. Geburtstag.
Erntehilfe. Alle Bauern, die keine Sommerhilfe ( Ernte=
arbeiter
) halten können, müſſen dies beim Ortsbauernführer, Pg.
Jakob Herbert, Kirchſtraße, melden. Ernte. Die Getreide=
ernte
wird hier in wenigen Tagen einſetzen. Es iſt durchſchnittlich
nit einer ſchwachen Mittelernte zu rechnen.
Bm. Hofheim (Ried), 3. Juli. Tag des Liedes. Am
Sonntag waren zwiſchen 12 und 13 Uhr die beiden hieſigen Ge=
ſangvereine
am Rathausplatz angetreten, um zum Tag des Lie=
des
ihre Weiſen den Volksgenoſſen zu Gehör zu bringen. Die
Vereine ſangen je drei Lieder und zum Schluß zwei im Maſſen=
chor
. Zuhörer hatten ſich unverſtändlicherweiſe nur einige einge=
funden
. SA ſpielt Horſt Weſſel. Unter Mitwirkung
des Sturmes 12/221 Lampertheim veranſtaltete der hieſige Sturm
16/221 am Sonntag im Schwarzen Adler einen Theaterabend.
Durch Lampertheimer Darſteller gelangte zur Aufführung Der
Sturmführer ein erſchütterndes Bild aus dem Leben und Ster=
ben
des unvergeßlichen Horſt Weſſel. Die Aufführung hinterließ
bei allen Beſuchern einen tiefen, nachhaltigen Eindruck.

KrEstelafies

Bauernfeiß-Madug.
aa4
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esund:
9e

1 Päckchefl für 4 Betſ. 8 Pfg.
Mein farb, ſiſuſte. Proſpekt Pudding mit Früchten zeigt vlele
Feigende Zuſammenſtellungen. Zuſendung erfelgt Eeitenles.
dr. Auguſt Oetker; Bielefelz

Ex. Bürſtadt, 3. Juli. Saarbeſuch des VfR. Der VV.
Güdingen (Saar), welcher an Oſtern bei der großen Saarkund=
gebung
in Bürſtadt weilte, hatte den Verein für Raſenſport zu
ſeinem Stiftungsfeſt am Samstag und Sonntag eingeladen, dem
derſelbe auch mit zahlreicher Anhängerſchaft nachkam. Ein herz=
licher
Empfang wurde dem VfR. dort bereitet; es verlebten die
Mitglieder einige frohe Stunden. Das Fußballſpiel zwiſchen dem
FV. Güdingen und dem VfR. welches am Nachmittag ſtattfand,
endigte 4:2 zu Gunſten der Saarländer. Kreisſchießen.
Das diesjährige Kreisſchießen fand am Sonntag auf dem Platze
des hieſigen Schützenvereins ſtatt und hatte einen guten Beſuch
auch von auswarts, zu verzeichnen. Geſchoſſen wurde die goldene,
ſilberne und bronzene Verbandsnadel. Die goldene Verbandsnadel
erhielten Herr A. Zorn und F. Dahlmann jun. von hier. Sein
25jähriges Arbeitsjubiläum bei der Firma Dörr u. Rein=
hard
, Worms, konnte am Montag Herr J. Ofenloch feiern.
Schöner Erfolg. Der Turnverein 1891 weilte am Sonntag
in Gundersheim beim dortigen Gauturnfeſt; es konnte der hie=
ſige
Turner Auguſt Hels bei großer Konkurrenz 1. Sieger in der
Zwölfkampf=Oberſtufe werden.
Gernsheim, 4. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
3. Juli: 0,45, am 4. Juli: 0.40 Meter, morgens 5,30 Uhr.
Be. Büttelborn, 3. Juli. Weihe der Kleinkinder=
ſchule
. Faſt als einziges Dorf dieſer Gegend hatte Büttelborn
noch keine Kinderſchule. Obwohl ſchon vor 70 Jahren die erſte
Anregung dazu kam, war es in der Folgezeit nicht möglich, das
Ziel zu erreichen. Erſt die neue Zeit fand Verſtändnis und er=
kannte
den großen Wert einer ſolchen Anſtalt. Beſonders von
nationalſozialiſtiſcher Seite, ſowie auch von ſeiten des Evangel.
Frauenvereins ſetzte man ſich für eine Kleinkinderſchule ein; ſo
konnte am vergangenen Sonntag das Werk ſeine Weihe finden.
In der älteſten Schule, der Kirchſchule, iſt ſie untergebracht. In
großzügiger Weiſe haben die neuen Männer des Büttelborner
Gemeinderats das Gebäude zur Verfügung geſtellt und neu her=
gerichtet
, während die Inneneinrichtung und die Ausſtattung durch
den Frauenverein geſchah. Eingeleitet ward die Weihe durch
einen Feſtgottesdienſt unter Mitwirkung des Kirchenchores und
der hieſigen Kapelle. Pfarrer Dörr hielt die Feſtpredigt über
Matthäus 18, 15. Nach dem Gottesdienſt formierte ſich ein Zug
der Kinder, der Gäſte und der anderen Anweſenden zur Schule.
Hier nahm Dr. Haſter als Vorſitzender des vorbereitenden
Ausſchuſſes das Wort. Er wies in ſeiner Rede darauf hin, daß
die Schule die Kinder erziehen ſoll im Geiſte unſerer neuen Zeit,
die es verſtanden habe, den Kindern dieſe Stätte hier zu bereiten.
Er übergab die Schule dem Vertreter der Gemeinde, dem Beige=
ordneten
Alex Neumann und ſchloß mit einem Sieg=Heil auf den
Volkskanzler. Das Horſt=Weſſel=Lied folgte. Beigeordneter
Neumann übernahm die Schule und verſprach, alles einzuſetzen
für das Gedeihen der Kleinkinderſchule und ſomit für die Kleinen.
Er übergab ſodann die Schlüſſel der Geſchäftsführerin der neuen
Schule, Frau Pfarrer Dörr. Auch ſie gelobte, alles einzuſetzen
für die neue Schule. Sie übergab die Schule ihrer Beſtimmung
mit dem Gruße Heil Hitler‟. Das Deutſchlandlied ſchloß die
Feier. Die Schule wurde ſodann zur Beſichtigung freigegeben. Es
beſuchten am Sonntag ungefähr 5600 Perſonen die neue Kinder=
ſchule
, die in vorbildlicher Weiſe nach den modernſten Geſichts=
punkten
eingerichtet iſt. Weiter fand ein Platzkonzert, ausgeführt
von der hieſigen Kapelle, vor der Schule ſtatt. Preiskegeln.
Der hieſige Kegelklub hat, wie in jedem Jahre, auch wieder
dieſes Jahr ſein großes Preiskegeln in der Friſchen Quelle‟.
Einen ſehr guten Beſuch hat dieſes Kegeln, das auch von vielen
Kegelfreunden beſucht wird, zu verzeichnen.
Be. Büttelborn, 4. Juli. Der letzte Veteran des Krieges
1870/71. Daniel Friedmann, wurde im Alter von 88 Jahren
zu Grabe getragen. Friedmann war der zweitälteſte Einwohner
unſerer Gemeinde. Der Kriegerverein gab ſeinem Kameraden und
Mitgründer unter Vorantritt einer Muſikkapelle das letzte Ge=
leit
. An ſeinem Grabe wurden 3 Ehrenſalven abgegeben.
Da. Egelsbach, 4. Juli. In einem Eiſenbahntransportzug, der
von polniſchen Rückwanderern beſetzt war, die Frankreich ver=
laſſen
hatten, um in ihre polniſche Heimat zurückzukehren, brach
Montag früh 7 Uhr während der Fahrt in einem Packwagen
Feuer aus. Der Wagen, der in hellen Flammen ſtand, wurde
auf der hieſigen Station ausrangiert und durch die herbeigerufene
Feuerwehr gelöſcht.

Arbeitsdienſt und Wirkſchaft.
Verſchiedentlich iſt in letzter Zeit auf die großen Zuſammen=
hänge
zwiſchen dieſen bedeutenden Faktoren im Geſamtgefüge des
Dritten Reiches hingewieſen worden. Immer klarer tritt in Er=
ſcheinung
, welch ungeheuren Einfluß gerade der Arbeitsdienſt auf
das Wiedererſtarken der deutſchen Wirtſchaft auszuüben vermag,
während auf der anderen Seite innerhalb des großen Apparates
des Arbeitsdienſtes auch wirtſchaftliche Fragen von Bedeutung zu
löſen ſind. Dieſe Zuſammenhänge treten beſonders klar in Er=
ſcheinung
auf der Tagung der Arbeitsdienſtgauwalter, die vor
kurzer Zeit in der Reichsleitung des Arbeitsdienſtes ſtattfand und
über die im Heft Nr. 25 der Zeitſchrift Deutſcher Arbeitsdienſt
Berlin SW. 11, eingehend berichtet wird. Immer größere Be=
deutung
erhalten dieſe rein wirtſchaftlichen Angelegenheiten durch
die ſtändige Aufwärtsentwicklung der Arbeitsdienſtbewegung, wie
wir ſie bei den in letzter Zeit ſtattgefundenen Aufmärſchen er=
leben
konnten, zuletzt beim Tage des Schleswig=Holſteiniſchen
Arbeitsdienſtſoldaten in Kiel, über den in Wort und Bild aus=
führlich
im vorliegenden Heft der gleichen Zeitſchrift berichtet
wird, und ebenſo über den großen Aufmarſch in Bremen und die
Einweihung der erſten ſchwimmenden Arbeitsdienſtlager in Cux=
haven
. Neben dieſen gewaltigen Zeugen des Vormarſches des
Arbeitsdienſtgedankens gibt die Führertagung in Hannover ein
Bild davon, daß auch innerhalb des Kreiſes der Arbeitsdienſt=
führer
an dem weiteren Ausbau der großen Idee ſtändig gearbeitet
wird.

Be. Groß=Gerau, 4. Juli. Geſtern feierte der hieſige Einwohner
Peter Diehl in der Helwigſtraße ſeinen 89. Geburtstag.
Be. Mörfelden, 4. Juli. Der Sportverein Mörfelden
feierte am Samstag und Sonntag ſein 25jähriges Beſtehen, ver=
bunden
mit einer Saarkundgebung. Am Samstag abend fand im
Frankfurter Hof ein Kommers ſtatt. Hierbei wurde der einzige
noch lebende Gründer zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Turneriſche Vorführungen, Geſangsvorträge und Muſikſtücke, ſowie
eine Rede des Vorſitzenden über die Entſtehung und die Entwick=
lung
des Vereins füllten den Abend aus. Am Sonntag fand dann
die Saarkundgebung, eine Beſichtigung der Reichsautobahn und
ein Fußballſpiel mit dem Gaſtverein von der Saar ſtatt.
Dreieichenhain (Kr. Offenbach), 2 Juli. Beginn der
Freilichtſpiele in Dreieichenhain. Am Sonntag
fanden die diesjährigen Freilichtſpiele im Burggarten ihren An=
fang
. Zur Uraufführung gelangte das Schauſpiel Ekkehard",
das Gerhard Schwarz nach dem leider heute faſt vergeſſenen
Roman von Scheffel zuſammengeſtellt hat. Die Zuſchauer gaben
ſich dem eigenartigen Zauber dieſes Freilichtſpiels dankbar hin.
Die Laienſpieler aus Dreieichenhain fanden ſich mit den für die
tragenden Rollen verpflichteten Frankfurter Berufsſchauſpielern
der Berufsgenoſſenſchaft ausgezeichnet im Spiel zuſammen. Der
Dichter Rudolf Binding hatte der Aufführung einen guten Vor=
ſpruch
mit auf den Weg gegeben. Die nächſten Aufführungen fin=
den
am 7. und 8. Juli ſtatt.
Dp. Sprendlingen, 3. Juli. Hohes Alter. Herr Heinrich
Schäfer XII., Erbſengaſſe, hier, beging am Dienstag, den 3. Juli,
ſeinen 78. Geburtstag. Der Jubilar, der über 40 Jahre Wald=
arbeiter
und Holzſetzer bei dem Gräflich Schönbornſchen Rentamt
in Heuſenſtamm tätig war, iſt noch äußerſt rüſtig und verlebt
ſeine alten Tage im wohlverdienten Ruheſtand. Der Sturm=
bannführer
Gg. Ott verläßt mit dem 1. Juli I. J. unſere Ge=
meinde
, um eine Stelle in Gießen anzutreten. In einer Kund=
gebung
, die gut beſucht war, hat ſich Sturmbannführer Ott von
den Gemeindemitgliedern auch in ſeiner Eigenſchaft als Beige=
ordneter
verabſchiedet. Das Sturmbannbüro wird nach Neu=
Iſenburg verlegt.
Offenbach, 4. Juli. Der neue Stil im Brückenbau.
Der Umbau der Offenbach-Fechenheimer Mainbrücke ſchreitet
rüſtig voran. Die neue Brücke iſt ein weiteres Beiſpiel des neuen
Stils im Brückenbau. In ihrer einfachen, glatten Form zeigt ſie
große Aehnlichkeit mit der im Bau begriffenen Autobahn= Main=
brücke
. Den ſtärkeren Verkehrsanſprüchen wird ſie durch Verbrei=
terung
um die beiden Fußgängerſtege zu beiden Seiten angepaßt
werden. Eine wichtige Lehre aus den Verkehrsunfällen findet
inſofern Anwendung, als das Geländer nicht aus Gußeiſen, ſon=
dern
aus Stahl hergeſtellt wird. Die Freigabe der neuen Brücke
für den Verkehr wird früheſtens im September erfolgen.
Be. Kelſterbach, 4. Juli. Gemeinderatsſitzung. Eine
öffentliche Gemeinderatsſitzung fand auf dem Rathauſe ſtatt. Die
Rechnung für das Rechnungsjahr 1932 wird vom Gemeinderat
geprüft und findet keine Beanſtandung. Es wird beſchloſſen, daß
die Gewerbeſteuer geſtundet oder herabgeſetzt werden kann, wenn
der Antragſteller glaubhaft nachweiſen kann, daß ſich ſein Gewerbe=
kapital
gegenüber der vorletzten Feſtſtellung des Gewerbekapitals
vermindert hat. Unter Verſchiedenes wird unter anderem über
das Waſſergeld eine Entſchließung gefaßt. Es wurde feſtgeſtellt,
daß verſchiedene ihren Verpflichtungen hätten nachkommen können.
Es ſoll eine Friſt von 14 Tagen gewährt werden; wer bis dahin
nicht bezahlt, obwohl er in der Lage wäre, wird mit vollem
Namen an einer Prangerdafel veröffentlicht. Ausgenommen hier=
von
ſind nur die Volksgenoſſen, die aus wirtſchaftlicher Not nicht
bezahlen können. Wilderer Hier wurden zwei friſch ver=
endete
Rehe aufgefunden. Der Jagdpächter hat feſtgeſtellt, daß
beide mit Schrot angeſchoſſen waren. Wahrſcheinlich hat man es
hier mit Wilderer zu tun.
Be. Rüſſelsheim. 3. Juli. In der letzten Gemeinderatsſitzung
wurde die Stelle eines Stadtbaumeiſters dem ſeitherigen kom=
miſſariſchen
Baumeiſter Pfeifer übertragen. Die Neufeſtſetzung
der Bau= und Straßenfluchtlinien für die Baublocks 23,30 und 31
purden genehmigt. Die eingeſparten Stellen von Schutzmännern
ſollen wieder beſetzt werden, ja noch eine Mehrſtelle geſchaffen
werden für einen Verſorgungsanwärter.
Aus Rheinheſſen.
Mainz, 4. Juli Ausgeſprochene Sicherungsver=
wahrung
. Der 35jährige Johann Groß, der ungefähr ein Drit=
tel
ſeines Lebens hinter den ſchwediſchen Gardinen verbracht hat,
wurde wegen Diebſtahls eines Autos und Begünſtigung zum
Diebſtahl von der Großen Strafkammer zu 3½ Jahren Zuchthaus.
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechve auf ſieben Jahre und
dauernde Sicherungsverwahrung verurteilt. Seine mitangeklagte
Mutter wurde mangels Beweiſes freigeſprochen.
Mainz. 4. Juli. Immer wieder Zigaretten=
papierſchmuggel
. Gegen eine fünfköpfige Hehlerbande wur=
den
vor dem Bezirksſchöffengericht Mainz recht erhebliche Wert=
erſatz
=, Geld= und empfindliche Freiheitsſtrafen verhängt. Wegen
Gefährdung der Sicherheit wurde für die Dauer der Beweisauf=
nahme
die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen. Der Fall zeugte von
einer bisher noch nie dageweſenen Raffineſſe von Zoll= und
Steuerhinterziehung.

Auszug aus dem Pakenkblafk vom 21. Juni 1934.
A) Patentanmeldungen:
Chemiſche Fabrik Budenheim AG., Mainz: Herſtellung von
Binatriumphosphat mit 2 Molekülen Kriſtallwaſſer.
Franklin Punga, Darmſtadt: Aufhängungsvorichtung für
einen Bahnmotor.
B) Erteilte Patente:
Dr.=Ing. Ernſt Hueter Darmſtadt: Anordnung zur Frequenz=
wandlung
mit Hilfe von Transformatoren.
Wilhelm Wortmann, Gonſenheim b. Mainz: Einrichtung zum
Betrieb von Ackermaſchinen.
Chemiſche Fabrik Budenheim AG., Mainz: Verfahren zur
Enthärtung von Waſſer.
C) Eingetragene Gebrauchsmuſter:
Firma Adolf Schuch, Worms: Laterne für Außenmontage.
Johann Korb, Hainſtadt b. Offenbach a. M.: Formular für
das Durchſchreibemahnverfahren mit Betreibungskontrolle,
Wilhelm Wirthmann, Offenbach a. M.: Doppelſchalter, ins=
ſeſondere
für die Beleuchtung von Fahrrädern und dergleichen.
Wilhelm Wirthmann, Offenbach a. M.: Reflektor für elek=
triſche
Lampen und Scheinwerfer.
Adolph Merzbach, Offenbach a. M.: Damentaſchenbügel mit
einem kurzen und einem langen Schenkel
Ernſt Kann, Darmſtadt: Zuſammenlegbarer Stiefelknecht.
Georg Geier, Offenbach a. M.: Hilfsgerät zum Maſchinen=
ſtopfen
.
Adolf Middel. Raunheim bei Rüſſelsheim a. M.: Schnalle
für Geſchirre und dergleichen.
Erich Wißner, Gießen: Lichtpausmaſchine mit einzeln ver=
ſtellbaren
Lampen
Elfriede Schaefer, geb. Soeder, und Paul Franze, Ober= Ram=
ſtadt
=Darmſtadt, Waldmühle: Drehbarer Fahrradbeleuchtungshal=
ter
für Stablampen.

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Seite 8 Nr. 183

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 5. Juli 1934

Reich und Ausland. Der Führer macht dem fiameſiſchen Königspaar einen Beſuch

Feſtlicher Empfang der Skadk Berlin
für das fiameſiſche Königspaar.
Berlin. Im Berliner Rathaus fand heute
mittag ein feſtlicher Empfang des Königspaares
von Siam und ſeines Gefolges durch den Ober=
bürgermeiſter
der Stadt Berlin, Dr. Sahm, ſtatt.
Das Königspaar hat ſich bei dieſer Gelegenheit
in das Goldene Buch der Stadt Berlin eingetra=
gen
. Gegen 11.30 Uhr waren die umliegenden
Straßen des Rathauſes für den Fahr= und Fuß=
gängerverkehr
geſperrt, da eine unüberſehbare
Menſchenmenge ſich eingefunden hatte, um dem
Empfang des ſiameſiſchen Königspaares im Rat=
haus
beizuwohnen. Pünktlich um 12 Uhr erſchien
das Königspaar, das von Oberbürgermeiſter Dr.
Sahm an der großen Freitreppe begrüßt wurde.
Im großen Feſtſaal des Rathauſes hielt dann
Oberbürgermeiſter Dr. Sahm eine kurze Anſprache
an die hohen Gäſte.
Die ſiameſiſche Königshymne leitete über zu
einem Dankwort des Königs für den überaus herz=
lichen
Empfang in Berlin. Sein beſonderer Dank
galt dem Führer und dem deutſchen Volke. Der
König ſprach weiter den Wunſch aus, daß die
herzlichen Beziehungen zwiſchen den beiden Län=
dern
ſich vertiefen mögen. Der König ſchloß mit
einem Hoch auf das deutſche Volk, worauf die
Kapelle das Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied
ſpielte.
Im Anſchluß hieran trug ſich das Königspaar
und das Gefolge in das Goldene Buch der Stadt
Berlin ein.
Der Oberbürgermeiſter überreichte dem Königs=
paar
als Andenken eine koſtbar ausgefertigte
Mappe mit Radierungen Berliner Häuſer und
Denkmäler.
Berlins Ehrenpakenſchaften
finden Gefolgſchaft im Reich.
Die Gemeinde Welzow N. L. hat vom 1. Juli
1934 ab Ehrenpatenſchaften für jedes dritte und
weitere Kind eingeführt, das nach dem 1. Juli
1934 dort geboren wird. Bedingung iſt ſelbſtver=
ſtändlich
Erbgeſundheit und Würdigkeit der Eltern.
Die Bedingungen für Verleihung der Ehrenpaten=
ſchaft
werden den in Berlin gültigen Richtlinien
angepaßt werden.
Jedes Ehrenpatenkind der Gemeinde Welzow
erhält als Patengeſchenk ein Sparkaſſenbuch mit
100 RM. Einlage. Ferner iſt für den Schulanfang
eine vollſtändige erſte Schulausrüſtung einſchl. Be=
kleidung
vorgeſehen. Für Begabte iſt durch ein
Abkommen mit einer höheren Schule eine Förde=
rung
geſichert. Ebenſo wird zur Konfirmation eine
vollſtändige Einkleidung gewährt, und die Be=
ſchaffung
einer geeigneten Lehrſtelle wird von der
Gemeinde betrieben, wie überhaupt die Entwick=
lung
bis zur Großjährigkeit überwacht werden ſoll.
Vornehme Verlobungsgeſchenke.
* Berlin. In Amerika ſteht die feierliche
Verlobung des Multimillionärs John Jacob Aſtor,
der ſich erſt jetzt von Eileen Gilleſpi ſcheiden ließ,
mit Ellen Tuck French bevor. Wie man hört, wer=
den
die Verlobungsgeſchenke einen Wert von über
2 Millionen Dollars ausmachen. Allein der Ver=
lobungsring
ſtellt einen Wert von 75 000 Dollars
dar Eine Halskette, die zum Schmuck der Braut
gehört, dürfte ihre 50 000 Dollars wert ſein. Sie
iſt über und über mit Diamanten und Rubinen
beſetzt. Auch ein Sechszehn=Zylinder=Luxus=Auto
gehört zu der Brautausſtattung, das allein 15 000
Dollars gekoſtet hat. Selbſtverſtändlich darf ein
Landhaus mit allem Komfort nicht fehlen, das k
Aſtor urſprünglich für ſeine heute geſchiedene
Frau gekauft hatte. Das Haus beſitzt einen Wert gegen 7 Uhr ein ſchweres Autounglück. Ein Laſt=
von
250 000 Dollars. Unter dem Schmuck befindet
ſich noch ein Glanzſtück, ein Ring, den einſtmals
die Kaiſerin Eugenie trug, im Werte von 200 000 wegs war, fuhr mit großer Wucht gegen einen
Dollars. Die geſchiedene Frau Aſtor hatte den Ring
zur Verlobung bekommen. Ihre Eltern haben den
Ring aber an Aſtor zurückgegeben. Der glückliche letzt worden, zwei von ihnen ringen mit dem Tode.
Bräutigam iſt übrigens erſt 21 Jahre alt, ſeine
ſtrahlende Braut ſogar erſt 18 Jahre. Ihr wird
nachgeſagt, daß ſie bei der Beſichtigung des glän=
zenden
Hauſes, das ſie nun bald bewohnen ſoll,
ausgerufen hat: Ich will lieber ein Jungmädchen=
zimmer
haben. Darüber hinaus werden zahl=
reiche
Geſchenke aus allen Teilen der Erde aus dem 1
Freundeskreis der Aſtors erwartet, ſo aus Paris
und London. Die koſtbaren Geſchenke werden un= begab ſich die Staatsanwaltſchaft nach Langenberg,
unterbrochen von einem ganzen Stab von Geheim=
poliziſten
bewacht, und nur die nächſten und zu=
verläſſigſten
Freunde dürfen die herrlichen Dinge tag eine Fahrt nach der Saale=Talſperre unter=
in
Augenſchein nehmen.


Zum Führer des Deutſchen Flokken=

vereſis encf

Der Kanzler in Begleitung des Reichsaußenminiſters Freiherrn von Neurath beim Betreten des
Hotels Adlon in Berlin, Unter den Linden, wo der König und die Königin von Siam für einige
Tage Wohnung genommen haben.
Kreuzer Köln auf großer Uebungsfahrk im Aklankik.

wurde Vizeadmiral a. D. von Trotha, der hiermit
der Nachfolger des aus Altersrückſichten zurück=
getretenen
Staatsſekretärs a. D. von Lindequiſt
geworden iſt.

Matroſen der Köln im Hafen von Funchal auf Madeira.

Schweres Aukounglück. 10 Kinder
ſchwer verletzt.
Gera. In der Nähe des wegen ſchwerer Ver=
kehrsunfälle
berüchtigten Langenberger Vorſpann=
berges
bei Gera ereignete ſich am Mittwoch früh
kraftwagen, der mit Schulkindern von Köttichäu
bei Weißenfels nach der Saale=Talſperre unter=
Straßenbaum. Die Inſaſſen des Wagen wurde auf
die Straße geſchleudert. 10 Kinder ſind ſchwer ver=
Das Unglück iſt auf Fahrläſſigkeit des Fahrers
zurückzuführen.
Die Ausſagen des Fahrers.
Zu dem Kraftwagenunglück in der Nähe von
Gera, bei dem 10 Kinder ſchwer verletzt wurden,
werden noch folgende Einzelheiten bekannt:
Sofort nach Bekanntwerden des Unglücksfalles
um den Führer des verunglückten Wagens zu ver=
hören
. Dieſer ſagte aus, daß er bereits am Diens=
nommen
habe. Nach ſeiner Rückkehr habe er noch
eine Nachtfahrt ausführen müſſen. So habe er nur
zwei Stunden, von früh 3 Uhr bis 5 Uhr, in einem
Omnibus ſchlafen können. Um 5 Uhr habe der
Laſtkraftwagen für den Schulausflug, der einen ſo
tragiſchen Ausgang nahm, fertiggemacht ſein müſ=
ſen
. Den Augenblick des Unglücks ſchilderte der
Fahrer ſo, er habe vor Müdigkeit den Anprall an
den Baum gar nicht bemerkt. Mit dem Fahrgeſtell
ſei er noch etwa 100 Meter weitergefahren und
dann erſt habe er ſein Gefährt, durch das laute
Schreien der verunglückten Kinder aufgeſchreckt,
zum Stillſtand gebracht. Die zehn ſchwerverletzten
Kinder befinden ſich noch ſämtlich im Kranken=
haus
. Obwohl ihre Verletzungen ſehr ernſter Natur
ſind, hofft man ſie ſämtlich am Leben erhalten zu
können. Hinter dem Unglückswagen fuhr der von
dem Beſitzer des Unternehmens geſteuerte Omni=
bus
, in dem ſich die Eltern der verunglückten
Kinder befanden.
Mörder zum Tode verurteilt.
Weimar. Das Schwurgericht verurteilte am
Mittwoch den 19jährigen Alfred Schlegel aus
Graitſchen bei Bürgel wegen Mordes zum Tode.
Der Verurteilte hatte einen Arbeitskameraden auf
dem Gut Lachſtedt bei Bad Sulza mit einem Beil
erſchlagen, um in den Beſitz der Barſchaft des
Getöteten zu gelangen. Der Täter fand bei dem
Erſchlagenen einen Betrag von 46 RM., den er an
ſich nahm.

Begeiſterung über Graf Zeppelin.
Friedrichshafen. Dem Luftſchiffbau
Zeppelin Friedrichshafen iſt aus Buenos Aires fol=
gendes
Telegramm zugegangen:
Durch Zeppelin=Ankunft hervorgerufene Be=
geiſterung
unbeſchreibbar, bildet ausſchließliches
Geſprächsthema aller Kreiſe und Zeitungen. Be=
glückwünſchen
Sie ſowie Zeppelinführung zum
außerordentlichen Erfolg zum Beſten deutſcher Be=
lange
.
Graf Zeppelin,
zur Rückfahrt in Pernambuco geſtartet.
Hamburg. Das Luftſchiff Graf Zeppelin
iſt am Dienstag in Pernambuco kurz vor 12 Uhr
MEZ. zur Rückfahrt nach Friedrichshafen ge=
ſtartet
und ſtand um 21 Uhr MEZ. 110 Km. ſüd=
weſtlich
vom St.=Pauls=Felſen.
Rieſiger Tabakſchmuggel
im Hamburger Hafen aufgedeckt.
Hamburg. Der Zollfahndungsſtelle iſt es
in langwieriger und ſchwieriger Arbeit gelungen,
einem großen Tabakſchmuggel im Hamburger
Hafen auf die Spur zu kommen. Die Schmuggler=
bande
umfaßte etwa 6070 Perſonen. Die Täter,
die nach Feſtſtellung ihrer Perſonalien wieder ent=
laſſen
wurden, ſind zum größten Teil geſtändig.
Es handelt ſich bei der Schmuggelware um über 40
Zentner Tabak, über 20 000 Zigaretten, mehrere
tauſend Importzigarren und kleinere Mengen
Spirituoſen. Die Ware war auf 40 Dampfern in
den Freihafen eingeführt und in Kraftwagen ins
Zollinland weiterbefördert worden. 14 Schmuggel=
autos
konnten beſchlagnahmt werden.
Ein Raubüberfall nach amerikaniſchem Muſter.
Paris. In Champigny an der Marne ſpielte
ſich in der vergangenen Nacht ein Gangſter=Drama
nach amerikaniſchem Muſter ab. Drei Banditen
drangen mit Leitern in das Schlafzimmer eines
Wirtes ein in der Abſicht, ihn zu berauben. Der
Wirt wurde durch das Geräuſch aus dem Schlaf
geriſſen und verteidigte ſich mit aller Kraft gegen
einen der Angreifer, während die beiden anderen
unter dem Fenſter auf den Ausgang des Zwei=
kampfes
warteten. Als ſie ſahen, daß ihr Spieß=
geſelle
gegen den ſtarken Wirt unterliegen würde,
feuerten ſie mehrere Schüſſe ab und töteten den
Wirt. Die Frau des Ermordeten wurde durch einen
Fauſtſchlag unſchädlich gemacht. Mehrere Schüſſe,
die die Banditen auf ſie abgaben, gingen fehl.
Eilends flohen dann die Räuber über die Leitern
und verſchwanden unerkannt in einem bereit=
ſtehenden
Kraftwagen, nicht ohne vorher auf die
Nachbarn des Wirtes Schüſſe abgegeben zu haben,
die durch die Schüſſe erwacht waren und zu Hilfe
geeilt waren.

Zum 50. Jahrestag
der Erwerbung von Togo.

Der Afrikaforſcher Guſtav Nachtigal,
der am 5. Juli 1884 die deutſche Flagge in Togo
hißte und damit das Togogebiet für das Deutſche
Reich erwarb.

Opfer der Berge.

Salzburg. Der 19jährige Franz Lauſcher
aus Wien befand ſich mit zwei Begleitern auf einer
Klettertour auf dem Peilſtein. An der Wand glitt
er auf dem feuchten Geſtein aus und ſtürzte ab.
Seine Begleiter konnten ihn am Seil ſichern, doch
ſchlug er mit dem Kopf mehrmals gegen die Fels=
wand
, wobei er einen Schädelbruch erlitt, der
ſeinen Tod zur Folge hatte.
Beim Durchklettern der Dachſtein=Südwand iſt
der 26jährige Karl Stelzl etwa 250 Meter unter=
halb
des Dachſteingipfels infolge Erſchöpfung lie=
gen
geblieben und nach kurzer Zeit verſchieden.
Eine Rettungsexpedition brachte die Leiche zu Tal.
Die 4. Klaſſe der Knabenvolksſchule von
Biſchofshofen unternahm unter Führung ihrers
Lehrers einen Ausflug zur Werfener=Hütte am
Hochtrohn. An einer ſonſt ungefährlichen Stelle
ſtürzte der 10jährige Schüler Katſtaller etwa 50
Meter tief ab, wobei er durch mehrmaliges Ueber=
ſchlagen
ſchwere Verletzungen erlitt, die ſeinen
Tod zur Folge hatten.
Mailand. In der Sella=Gruppe iſt der
deutſche Staatsangehörige Joſeph Kattelmann aus
Aachen bei einem Ausflug auf der Boe=Spitze in
Begleitung einer Dame in eine Gletſcherſpalte ge=
ſtürzt
und dabei tödlich verunglückt. Die Beglei=
terin
des Verunglückten konnte wieder in das Tal
zurückkehren und Hilfe holen. Als die Rettungs=
kolonne
, die durch Unwetter aufgehalten wurde,
an der Unfalſtelle eintraf, war Kattelmann be=
reits
tot.
Kronfeld gewinnt den Großen Preis
des Puy=de=Döme.
Paris. Der bekannte öſterreichiſche Segel=
flieger
Kronfeld hat am Dienstag den Großen
Preis des Puy=de=Dome erhalten. Der Preis iſt
mit einer Geldſumme von 15 000 Franken ausge=
ſtattet
und fällt dem Segelflieger zu, der von der
Spitze des Puy=de=Dome aus, alſo von einer Höhe
von 1465 Metern auf der Banne d’Ordanche, auf
dem 25 Kilometer entfernt liegenden, 1515 Meter
hohen Nachbarberg landet. Kronfeld hat in zwei
Stunden dieſen Flug ausgeführt.
30 000 Brieftauben im Sturm verloren gegangen.
London. Etwa 30 000 Brieftauben im Werte
von über zwei Millionen Mark ſind, bei einem
Wettfliegen über dem engliſchen Kanal verloren
gegangen. Die Brieftauben waren am vergangenen
Samstag in Marennes (Nordfrankreich) zum Rück=
flug
nach England losgelaſſen worden, gerieten
jedoch über dem Kanal in einen ſchweren Sturm
und wurden nach allen Himmelsrichtungen zer=
ſtreut
. Nur etwa 120 Tauben ſind nach ihren Heim=
ſtätten
zurückgekehrt.
Sechs Opfer des amerikaniſchen Schmuggleralkohols
New York. Im Pittsburgiſchen Arbeits=
loſenlager
ſtarben ſechs Inſaſſen nach dem Ge=
nuß
von Alkohol, den ſie zur Feier des Unab=
hängigkeitstages
von Schmugglern gekauft hatten.
Obwohl, die Prohibition aufgehoben iſt, finden
merkwürdigerweiſe die gefährlichen Getränke der
Alkoholſchmuggler immer noch Abſatz.
Unwetter über New York.
New York. Auf die fürchterliche Hitze der
letzten Tage folgte am Dienstag ein überaus hef=
tiges
Gewitter und wolkenbruchartiger Regen.
Dem Gewitter war ein Sandſturm, der die Stadt
faſt in Dunkel hüllte, unmittelbar vorausgegangen.

Madame Curie .

Madame Curie,
die franzöſiſche Forſcherin, die zuſammen mit ihrem
Gatten das Elemegt Radium entdeckte, iſt im
Alter von 67 Jahren in Vallence geſtorben.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 5. Inli 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 183 Seite 9

Kolonialfeier in Hamburg.

25 Jahre Schwedenfähre Saßnik-Trälleborg.

Am 1. Juli, der im ganzen Reiche als Kolonialgedenktag begangen wurde, fand in Hamburg vor Die Fährſchiff=Anlage in Saßnitz, von wo die Eiſenbahnzüge nach Trälleborg in Schweden über=
dem
Denkmal des Afrikaforſchers und Kolonialpioniers H. v. Wißmann die große Gedenkfeier ſtatt.
geſetzt werden, beſteht am 6. Juli 25 Jahre.

Eiuerpool-Bickenhead:

Durch den größten Anterwaſſer=Zunnel der Erde!
In vierzehn Tagen Eröffnung für den Verkehr. Sicherheit 150 Prozenk! Acht Jahre gebaut
ir age Zunf.-Mifer den Riache ifd Buenes Auieck.- der Hien augef.
und der Waſerſtollen für Leningrad. Boftons Pläne.

Der Merſey= Tunnel.
E.S. London, im Juli.
Ende Juli wird der größte Unter=
waſſertunnel
der Erde zwiſchen Liverpool
und Birkenhead dem öffentlichen Ver=
kehr
übergeben. Eine techniſche Senſa=
tion
erſten Ranges, der aber in der Welt
einige weitere folgen werden.
Merſey iſt mit ſeinen 109 Kilometern eigentlich nur ein Flüß=
chen
, aber es liegt ungünſtig, genau zwiſchen Liverpool und Bir=
kenhead
, wo ſich bekanntlich die Produkte des weſtindiſchen und
amerikaniſchen Handels ſtapeln.
Die Handelsleute fluchten, wenn ſie bis zum Oberlauf des
Fluſſes fahren mußten, um auf die andere Seite zu kommen, oder
einen Tag auf die Fähre warteten, ehe man an die Reihe kam.
Die Einwohner von Birkenhead und Liverpool aber freuten ſich
immer wieder bei Ebbe an dem ſchönen Badeſtrand, den der Wind
aus den leergelaufenen Wattenflächen auf dem Buntſandſtein=
grund
zu Dünen aufwehte. Aber auf den Handel, nicht auf den
Badeſtrand kommt es an auf dieſer Welt.
Deswalb baute man auch zwiſchen Birkenhead und Liverpool
keine Strandbadeanlage, ſondern einen Tunnel, einen Tunnel frei=
lich
, der den kleinen Fluß Merſey berühmt macht, denn der Tun=
nel
ſoll Merſey=Tunnel heißen und iſt der größte der Welt.
Zahlen Maße Möglichkeiten ..."
Droben bricht man ſchon die Baubuden ab. Manche ſtand noch
ſeit jenem Januar 1926, als man hier anfing zu arbeiten. Der
Chefingenieur iſt grau geworden inzwiſchen. Aber er iſt lebendig,
weil er weiß, daß ſein Werk getan iſt. Zum Müdeſein iſt nachher
Muße.
Zahlen wollen Sie? Ja, was iſt da viel zu ſagen: 3,434 Kilo=
meter
wird der Tunnel lang, er iſt 14 Meter breit, d. h. im äuße=
rn
Ring. Die Fahrſtraße iſt 12 Meter breit, d. h. 4 mal 2 Meter
und einiges, dazwiſchen immer ein Gummiſtreifen und rechts und
links ein Laufweg.
Das iſt das rein Bauliche. In dieſem Tunnel, auf dieſen vier
Fahrwegen werden in der Stunde bequem 4100 bis 4200 Automo=
bile
fahren können. Bei einer Geſchwindigkeit von 30 bis 35 Kilo=
metern
. Die Ingenieure rechnen immer rund und auf weite Sicht:
1400 000 Wagen im Jahr! ſagt der Fachmann ....
Wenn einmal etwas paſſieren ſollte ..."
Solch einen Tunnel hat man noch nie geſehen, nie gebaut.
Offiziell wird als erſter der König von England hindurchfahren.
Aber man jagt auf einem der Arbeiterwagen die Strecke hinunter.
In 6 bis 8 Minuten iſt man am anderen Ende.
Schneeweiß liegt die Tunneldecke über uns. Der ſchmale Lauf=
weg
iſt mit ſchönen, ſchwarzen Platten ausgelegt, die jetzt eben
geputzt werden, während ein wenig weiter die Luftſauganlagen (es
gibt deren ſechs) ſchlürfend die ſchlechte Luft abſaugen und neue
einblaſen. Sonſt käme hier niemand lebend heraus. Alles in
Schwarzweiß gehalten alſo.
Was iſt mit dieſen kleinen Käſten, die hier immer wieder
ſtehen?
Der Ingenieur bremſt die raſche Fahrt: Nun, wenn einmal
etwas paſſieren ſollte ſehen Sie einmal hinein ein Feuer=
löſchapparat
, ein Trockenlöſcher, ein Hochdruckſchlauch, ein Eimer
mit Sand, ein Telephon. In 2 Minuten iſt alles glarmiert. In
3 Minuten iſt der ganze Tunnel leer. Wir müſſen ja immer
mit allen Möglichkeiten rechnen, ſchließlich ſind wir hier nicht in
einer Puppenſtube. Wir haben hier 1,3 Millionen Tonnen Steine
losgeſprengt, 80 000 Tonnen Eiſen in Ringen und Verſpannungen
verarbeitet und 250 000 Tonnen Zement verputzt. Alles iſt ge=
ſichert
. Man kann ruhig von 150 Prozent Sicherheit ſprechen.
Doch wie ſchon geſagt wir müſſen mit allem rechnen. Denn
wir bauten ja in die Zukunft hinein...
Während der Wagen wieder in das uns nach dieſem hellem
Tunnel trübe dünkende Licht eines verregneten Liverpooler Tages
rollt, erzählt uns der Ingenieur von den Möglichkeiten, die für
ganz England, vor allem für den Norden aus dem Tunnel er=
wachſen
.
Buenos Aires Leningrad Boſton.
Hoffnungen auf die Zukunft?! Wo ſollten wir hin, wenn wir
nicht verſtünden, auf unſerer Enkel Glück zu bauen? Würde es ſich
lohnen, von der Provinz nach Buenos Aires dieſen Großtunnel
in Angriff zu nehmen, der unter dem Riachuelo hindurchführt?
Der Tunnel wird nicht im Handumdrehen fertig ſein, aber die
nach uns leben, werden ſich freuen über den Unternehmungsgeiſt
der Vorfahren. Auch der auf 60 Kilometer berechnete Waſſer=
tunnel
nach Leningrad iſt nicht für die nächſten 5 Jahre gedacht,

ſondern ſoll Leningrad auf eine ferne Zukunft mit gutem Waſſer
verſorgen.
Unter dem Hafen von Boſton läuft ein Band, zwei Bänder in
zwei Röhren, unaufhörlich, Tag für Tag. Nacht für Nacht. 1700
Meter lang wird dieſer Tunnel von Boſton nach Oſt=Boſton. Man
hat es eilig, denn hier ſind offenbar die Nachfahren ſchon geboren,
für die der Tunnel gedacht iſt.
Vom Merſey=Tunnel bis zum Hudſon.
Von dem unterirdiſchen Weg von der 38. Straße in Manhat=
tan
nach Jerſey wird man ſchon gehört haben in Europa. Unter
dem Hudſon hindurch, 120 Millionen ſoll er koſten, bei 4 Jahren
Bauzeit.
Man baut und baut, wühlt ſich durch Berge und unter Flüſſen
hindurch, ſchlägt zwiſchen den däniſchen Inſeln Brücken und unter=
tunnelt
Hochwege und Schluchten gleichermaßen. Schnellere und
ſichere Wege für uns, für unſere Verbrauchsgüter, für unſeren
Alltag, vom Merſey=Tunnel bis zum Hudſon.

315000 Mark Verluſt auf einer Fahrl.
Der Rieſendampfer Leviakhan ohne Pafſagiere.
pwd. Nach gründlichem Umbau hat das Rieſenſchiff Levia=
than
vor kurzer Zeit ſeine erſte Reiſe angetreten, die von Ame=
rika
nach Europa führte. Man hatte geglaubt, daß ſich bei dieſer
erſten Fahrt beſonders viel Paſſagiere einfinden würden, denn
man hatte vorher nicht an Reklame geſpart. Wunderdinge waren
berichtet worden von den techniſchen Neuerungen auf dieſem
Schiff, von dem Luxus, der die Gäſte umgeben würde. Aber der
geſchäftliche Erfolg blieb aus. Im Gegenteil, es wurde ein aus=
geſprochener
Mißerfolg. Es wird jetzt nämlich bekannt, daß dieſe
erſte Ausreiſe nicht nur keinen Gewinn, ſondern ſogar einen Ver=
luſt
von 375 000 Mark gebracht hat. Nun befinden ſich die Beſitzer
des Schiffes in einer argen Zwickmühle. Sie erhalten vom Staat
eine nicht unbeträchtliche Subvention, auf der anderen Seite aber
haben ſie ſich verpflichten müſſen, das Schiff fünfmal im Jahr die
Reiſe nach Europa machen zu laſſen. Nach dem gegenwärtigen
Stand der Dinge würde das aber einen Verluſt von 18 Millionen
bedeuten. Die Reeder des Schiffes müſſen andererſeits für jede
Fahrt, die vom Leviathan entgegen den Vereinbarungen nicht
unternommen wird, eine Konventionalſtrafe von 26000 Mark
zahlen. Nun würde zwar die Zahlung dieſer Strafe billiger kom=
men
, als das Entſtehen eines großen Betriebsverluſtes. Aber auf
der anderen Seite befürchten die Schiffseigentümer mit Recht,
daß der Staat ihnen wahrſcheinlich die geſamte Unterſtützungs=
ſumme
ſtreichen würde, wenn ſie den Dampfer, nicht auf Fahrt
ſchicken. Man ſieht alſo, die Löſung des Problems iſt nicht einfach.
Uebrigens erfreuen ſich die deutſchen Schiffe, die man in den letz=
ten
Monaten ebenfalls einem gewiſſen Umbau unterzogen hatte,
ſteigender Beliebtheit. Man kann ſich vorſtellen, daß die amerika=
niſchen
Reeder über dieſe Entwicklung nicht gerade entzückt ſind.
Aber die Paſſagiere, die die Ueberfahrt über den großen Teich
machen, wiſſen, wie gut ſie auf deutſchen Schiffen aufgehoben ſind,
und welches Höchſtmaß von Sicherheit dieſe ihnen bieten.
Elefank amüſiert ſich auf Koſten des Verkehrs.
(afp) London. Elephant and Caſtle heißt eine Omnibus=
und Eiſenbahnſtation in dem Londoner Stadtteil Southwark. Es
herrſcht hier ein ziemlich ſtarker Verkehr, da ſich vier große Stra=
ßen
mit Trambahn= und Omnibuslinien kreuzen. Der Verkehr
wird von einem Bobby geregelt. Der ſah nun dieſer Tage, wie
ſich in dem Verkehrsſtrom, den er zu leiten hatte, auch ein Ele=
fant
auf ihn zubewegte. Londoner Bobbies ſind nun nicht gerade
ängſtlich, aber ſo ein Elefant mitten im dichteſten Verkehr iſt ſelbſt
in London nichts Gewöhnliches. So machte er alſo für den Ele=
fanten
, der von einem Führer geleitet wurde, die Straße frei.
Doch als ſich der Dickhäuter mitten auf der Kreuzung befand, legte
er ſich plötzlich lang hin. Langſam und behäbig ließ er ſeine 2½
Tonnen auf die Straßenbahnſchienen nieder Einen obſtinaten
Autofahrer kann man anſchnauzen, einen Wagen, der auf der
Kreuzung ſtehen bleibt, wegſchieben, aber gegen einen Elefanten,
der ausgerechnet einen Verkehrsknotenpunkt zu ſeinem Ruheplatz
auserſieht, kann ſelbſt ein Poliziſt nichts ausrichten. Kein güt=
liches
Zureden weder von ſeiten des Führers noch des Bobbys
fruchtete etwas, Roſie, der Elefant, blieb liegen und ſchien ſich ſehr
wohl zu fühlen. Autos, Omnibuſſe, Straßenbahnen und Fußgänger
ſtauten ſich, innerhalb von wenigen Minuten waren ſämtliche Zu=
fahrtsſtraßen
verſtopft. Ein rieſiger Menſchenauflauf entſtand
Endlich holte der Führer aus ſeiner Taſche ein paar beſondere

Leckerbiſſen hervor, und dieſe bewogen Roſie, ſich gnädigſt zu er=
heben
und ihren Weg fortzuſetzen.
Engliſche Zeitungen behaupten, der Elefant habe ſich über
das Stationsſchild, das ſeinen Namen trug, ſo amüſiert, daß er
ſich erſt einmal hätte hinlegen und ſich über die Verrücktheit der
Menſchen auslachen müſſen.
Der lebendige‟ Leichnam.
er Athen. Hier kommt nicht etwa die Geſchichte von einem
Scheintoten! Nein, es iſt diesmal eine richtige lebendige Leiche,
das heißt ein Toter reſp. ein Lebendiger, der ſich ſelbſt tot ſtellt,
In dieſer Rolle gefiel ſich ein ſogenannter verlorener Sohn,
ein Mann, der ſich dem Kokain und ſonſtigen Genüſſen ergeben
hatte und wegen ſeines ſchlechten Lebenswandels von ſeiner Fa=
milie
verſtoßen worden war. Nur bei ſeiner alten Mutter, die
er noch obendrein, wenn er ſie allein fand, mißhandelte, konnte
er ab und zu noch einiges Geld erpreſſen. Aber auch dieſe Quelle
verſiegte. Nun kam der verdorbene Jüngling auf einen einzig=
artigen
Einfall. Er mietete ſich einen Sarg legte ſich hinein
und ließ ſich als Leiche zu ſeinen Eltern ſchaffen. Und lag
drin wie ein echter Toter! Wunderſchön aufgebahrt, regungslos
und lehlos, blickten die entſetzten Verwandten auf den vermeint=
lichen
Toten. Der aber hatte ſchlecht ſpekuliert. Man wollte von
dem Burſchen auch im Tode nichts wiſſen und, ohne ſich ein=
gehend
mit ihm zu befaſſen, gab man Auftrag, den Sarg mit
dem lebendigen Leichnam in das Totenhaus zu bringen. Auf
dem Wege dahin wurde natürlich der Tote wieder lebendig und
verſchwand. Am anderen Morgen machten ſich die Verwandten
auf den Weg, um den teueren Dahingeblichenen zu beſtatten;
und man erfuhr nun dort zum großen Erſtaunen, daß gar kein
Toter ihres Namens eingeliefert worden war. Nun ging ein
Suchen in den Totenhäuſern los, aber nirgends konnte die
Leiche aufgefunden werden, die ja ſchon längſt in beſter Ge=
ſundheit
das Weite geſucht hatte. Bis der Tote plötzlich, um
neue Unterſtützung bettelnd, wieder in voller Größe und Lebens=
friſche
bei ſeinen Verwandten erſchien, wo er freilich ſchnell das
Haſenpanier ergreifen mußte, denn es beſtand die berechtigte Ge=
fahr
, daß aus der lebendigen Leiche nun ein wirklich Toter
geworden wäre, derartig freundlich war der dem Totgeglaubten
gebotene Empfang!

Reichsſender Frankfurt
Kaſſel. Trier, Freiburg 251.
Welle 1571
Frankfurt: Donnerstag, 5. Juli
5.45: Stuttgart: Choral, Zeit, Wetter. 5.50: Stuttgart: Gym=
naſtik
. 6.15: Gymnaſtik 6.40: Zeit. Frühmeldungen.
6.50: Wetter. 6.55: Bad Kreuznach: Frühkonzert. 8.15:
Waſſerſtand. Wetter. 8.20: Stuttgart: Gymnaſtik. 1000:
Nachr. 10.15: Nur Kaſſel: Werbekonzert. 10.30: Nur
Kaſſel: Eigene Sendung. 10.45: Praktiſche Ratſchläge für
Küche und Haus. 11.00: Werbekonzert 11.40: Pro=
gramm
Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. 11.50: Sozialdienſt.
12.00: Mittagskonzert. Orcheſter Offenbacher Berufsmuſiker. Ltg.:
Toni Döhert. 13.00: Zeit Nachr. Saardienſt. 13.10:
Nochrichten aus dem Sendebezirk. 13.20: Stuttgart: Kleine
Blumen, kleine Blätter, (Schallplatten.) 13.50: Zeit, Nachr.
14.00: Stuttgart: Mittagskonzert (Fortl.). 14.30: Nur Kaſ=
ſel
: Nachr. 14.40: Kinderſtunde: Kinder ſingen, muſtzieren
und erzählen. 15.30: Wetter. 15.35: Wirtſchaftsbericht.
5.50: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen.
16.00. Nachmittagskonzert. 17.30: Löwen werden garantiert.
Beſuch in afrikaniſchen Wildreſervaten. 17.45: Aus Zeit und
Leben. 18.15: Stuttgart: Familie und Raſſe. 18.25:
Stuttgart: Spaniſcher Sprachunterricht. 18.45: Wetter, Wirt=
ſchaftsmeldungen
, Programm, Zeit. 18.50: Das Leben ſpricht!
Soziale. Funkberichte.
19.00: Volksmuſik. 20.00: Zeit. Nachr. und Mitteilungen aus
dem kulturellen Leben. 20.15: Berlin: Reichsſendung: Stunde
der Nation: Die Jobſiade. Ein luſtiges Hörſpiel v. Euringer.
21.00: Deutſchlandſender: Richard Wagner der muſikaliſche Er=
finder
. 22.00: Kaſſel: Kleine Unterhaltung. 22.20: Zeit,
Nachr. 22.35: Stuttgart: Du mußt wiſſen. 22.45: Nachr.
aus dem Sendebezirk. Wetter, Sport. 23.00: Stuttgart: Nacht=
muſik
. Kleine Stücke für Violine mit Klavierbegleitung. B3.20:
München: Tanzmuſik. Ltg.: Erich Kloß. 24.00: Nachtmuſik.
Deutſchlandſender
Welle 1571.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 5. Juli
5.45: Hamburg: Wetter 5.50: Wiederholung der Abendnachr.
6.00: Berlin: Gymnaſtik. 6.15: Tagesſpruch. 6.20: Ber=
Imn: Frühkonzert. In einer Pauſe, gegen 7.00: Nachr. 8.00=
Sperrzeit.
8 45: Leibesübung für die Frau. 9.40:
Max Mezger: Nachdenkliches über Katzen, Hunde. Nachtigallen
und Menſchen. 10.00: Nachr. 10.10: Funkſtille.
11.15: Seewetterbericht. 11.30: Bei den Paſſionsſpielen
von Oberammergau 11.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
12.00: Frankfurt: Mittagskonzert. 12.55: Zeitzeichen
18.60: Schrammelkonzert. Anſch): Wetter für die Landw.
13.45: Nachr. 14.00; Sperrzeit. 14.45: Glückwünſche.
15.00: Wetter, Börſe 15.15: Fürs Kind Altdeutſche Reigen=
ſpiele
. 15.40: Polen ſingt und ſpielr (Schallpl.).
16.00; Königsberg: Orcheſter des Kbg. Opernhauſes. Ltg.: W.
Brückner. 17.00: Ferfen daheim. Zeitfunkfolge für ver=
hinderte
Urlauber. 17.20: Was ſich unſere Hörer wünſchen.
(Schallpl.). 18.00: Balkanfahrr deutſcher Jungen. Ein fröh=
licher
Bericht. 18.30; Stunde der Scholle. 18.50: Zeitfunk.
19.00: Drei Sträuße. Eine muntere Plauderet. 22.00: Kern=
ſpruch
. Anſchl.: Kurznachrichten. 20.15: Reichsſdg. Berlin=
Stunde der Nation: Jobſiade. Ein luſtiges Hörſpiel von Rich.
Euringer.
21.00: Frankfurt; Richard Wagner, der muſikaliſche
Erſinder 22.00; Wetter=, Tages= und Sportnachr. Anſchl.:1
ach ichten aus dem kulturellen Leben. 22.45: Seewetter=
bericht
, 23.00; München: Nachtmuſik. Ltg.: Erich Kloß.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 183

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 5. Juli 1934

Der Spork des Sonntags.
Sommerſport=Hochbetrieb und nochmals Fußball.
Ganz wird der Fußballſport auch in der ſechswöchigen Sperr=
zeit
nicht ruhen. Die Fußballwettbewerbe bei den Deutſchen
Kampfſpielen machen noch die letzten Ausſcheidungen notwendig,
die am Sonntag mit der Zwiſchenrunde um den Kampfſpielpokal
durchgeführt werden. Noch drei ſüddeutſche, drei weſtdeutſche und
je eine nord= und mitteldeutſche Gaumannſchaft ſtehen in der
Zwiſchenrunde um den Kampfſpiel=Pokal. In
Frankfurt treffen ſich Südweſt und Sachſen, wobei man mit
einem Siege der Südweſt=Mannſchaft rechnet. Ebenſo erwartet
man einen ſicheren Sieg der Bayern gegen Nordheſſen in Augs=
burg
. Schwer wird es Baden in Elberfeld gegen den Gau
Niederrhein haben, und der Ausgang des Hamburger Tref=
fens
zwiſchen Nordmark und Mittelrhein iſt völlig offen. Die
Sieger der vier Spiele erwerben das Anrecht, im Rahmen der
Deutſchen Kampfſpiele zur Vorſchlußrunde anzutreten, deren Sie=
ger
ſich dann am Hauptfeſttage (29. Juli) zum Endkampf gegen=
überſtehen
. Ein weiteres deutſches Fußballereignis iſt der End=
kampf
zur Deutſchen Hochſchulmeiſterſchaft zwiſchen den
Univerſitäten Berlin und Münſter, der am Samstag in Berlin
ſtattfindet. Um den Mitropa=Pokal der Vereinsmannſchaf=
ten
werden vier Treffen durchgeführt. Sparta Prag und Admira
Wien treffen ſich noch im Vorſpiel der zweiten Runde, während
die Spiele: Rapid WienFC. Bologna, SK. Kladno Ferencz=
varos
Budapeſt und Juventus TurinUjpeſt Budapeſt ſchon zur
Rückrunde gehören und vorausſichtlich drei Teilnehmer der Vor=
ſchlußrunde
bringen. Ein Länderſpiel Finnland Däne=
mark
wird in Helſingfors ausgetragen.
Leichtathletik.
Der Sonntag iſt im ganzen Deutſchen Reich der Tag der Gau=
meiſterſchaften
, die zugleich Ausſcheidungen für die Deut=
ſchen
Kampfſpiele ſind. Der Gau Südweſt hat ſeine Beſten
im Darmſtädter Hochſchulſtadion verſammelt; im
Mannheimer Stadion treffen ſich die Bewerber des Gaues Ba=
den
, während Württemberg ſeine Meiſter in der Stutt=
garter
Adolf=Hitler=Kampfbahn ermittelt. In Bayern fol=
gen
den ſüdbayeriſchen Titelkämpfen die Meiſterſchaften Nord=
bayerns
in Nürnberg, und der Gau Nordheſſen trägt ſeine
Titelkämpfe in Kaſſel aus. Sämtliche Meiſterſchaften nehmen
zwei Tage, den Samstag und Sonntag, in Anſpruch. Ein wich=
tiges
Auslandsereignis ſind die franzöſiſchen Meiſter=
ſchaften
in Paris.
Motorſport.
Im Motorſport jagt ein Ereignis das andere. Sonntag um
Sonntag ſteht eine wichtige Veranſtaltung auf dem Programm,
und zahlreiche, früher alljährlich ausgetragene, Rennen, die in
der letzten Zeit verſchwunden waren, leben wieder auf. Die
ſtarke Unterſtützung die von der Regierung dem Motorſport zu=
teil
wird, macht ſich hier beſonders bemerkbar. So iſt auch das
Gabelbach=Rennen wieder ausgeſchrieben worden. . Auf
der völlig überholten, 4 Km. langen Rennſtrecke bei Ilmenau
wird es am Sonntag zum 12. Male ausgetragen. Sowohl bei
den Wagen als auch bei den Rädern gehen bekannte Fahrer an
den Start. Die am Sonntag abgeſagte 6 50=Km= Schwarz=
wald
=Grenzlandfahrt ſoll ebenfalls am Sonntag nach=
geholt
werden. Start und Ziel dieſer ſchweren Prüfung befinden
ſich in Karlsruhe. Aus Deutſchland ſind noch die Zuverläſſigkeits=
fahrt
Durch Schleſiens Berge und die vom 3. bis 15.
Juli dauernde Heimatfahrt des DDAC. und des NSKK.
zu erwähnen. Dieſe beginnt in Wiesbaden und führt die Teil=
nehmer
durch Bayern, Baden, die Pfalz und an den Rhein; ſie
endet am 15. Juli am Nürburgring, wo der Große Autopreis von
Deutſchland ausgetragen wird.
Radſport.
Bei der Tour de France haben die Teilnehmer in
Evian nach fünf Etappen mit rund 1200 Km. ihren erſten wohl=
verdienten
Ruhetag. In Deutſchland ſelbſt iſt es diesmal ruhig.
In Berlin bringt der DRV. ein Rundſtreckenrennen als Vorbe=
reitung
für die Straßen=Weltmeiſterſchaft zur Durchführung, und
in den Gauen werden die Meiſterſchaften im Einer=Streckenfahren
abgewickelt. Einige deutſche Fahrer gehen im Ausland an
den Start.
Schwimmen.
Mit dem Schwimm=Städtekampf MagdeburgBerlin
wird am Wochenende die in Magdeburg zur Durchführung der
diesjährigen Europameiſterſchaften erbaute Anlage in Betrieb
genommen. Zur Deutſchen und Kampfſpiel= Waſſerball=
meiſterſchaft
wird am Samstag und Sonntag in Nürnberg
ein Vorturnier abgewickelt, an dem ſich vier bayeriſche Mann=
ſchaften
beteiligen, von denen die erſten beiden am 22. Juli an
der Kampfſpiel=Vorrunde teilnehmen. In Ludwigshafen werden
die Waſſerball=Meiſterſchaften des Gaues Südweſt abgewickelt,
und in Worms kommt ein großes Jugend=Schwimmfeſt zur Durch=
führung
.
Tennis.
Die all=engliſchen Meiſterſchaften in Wimbledon gehen
am Samstag nach zweiwöchiger Dauer zu Ende. Sie haben dem
deutſchen Tennisſport nach ſchönen Erfolgen der letzten Zeit Ent=
täuſchungen
gebracht. Von den deutſchen Turnieren heben wir
die Veranſtaltungen in Ulm und Titiſee hervor.
Pferdeſport.
Vom Donnerstag bis Sonntag wird das Münchener Tur=
nier
bei beſter Beſetzung abgewickelt. Reiten, Springen und
Fahren bilden die Beſtandteile des Programms, überall geht gute
deutſche Klaſſe an den Start. Von den Galopprennen des Sonn=
tags
nennen wir das Sierſtorpff=Rennen in Hoppe=
garten
, die mit 13500 Mark ausgeſtattete erſte große Prüfung
der Zweijährigen. Weitere deutſche Galopprennen" gibt es in
Dortmund und Bad Harzburg, Auteuil bringt das
franzöſiſche Rennen des Tages.
Sommerſpiele.
An vier Orten führt die Deutſche Turnerſchaft die Som=
merſpiel
=Meiſterſchaften der Gaugruppen durch. Im
Fauſtball und Schlagball marſchieren die Gaumeiſter auf. um um
die Teilnahmeberechtigung bei den Deutſchen Kampfſpielen zu
kämpfen. Die ſüddeutſchen Gaue Südweſt. Baden. Württemberg
und Bayern ſind in Frankfurt am Main bei den Spielen
der Gruppe 4 verſammelt.

Kraffſpork.

Athletik=SV. Germania 1895 Darmſtadt.
Noch immer ſteht man in Darmſtadt abſeits vom Kraftſport,
dem ſchönen Sport. Kraft iſt Sicherheit der Perſönlichkeit. Vielen
fehlt nur der Wille, die Energie, mit einem Wort, die Willens=
ſtärke
. Wir wollen euch aber überzeugen vom Kraftſport; kommen
Sie in unſere Uebungsſtunden und ſehen Sie, was Sie bei uns
alles lernen können. Unverbindlich können Sie mitüben. Wir be=
treiben
Gewichtheben, Gymnaſtik, Artiſtik. Ringen. Jiu Jitſu und
Muſterriegen. Unſer Trainer gibt jedem, der nur Willensſtärke
und den Ernſt mitbrinat, ein guter Sportsmann zu werden, aus=
giebige
Anleitungen. Alle Jugendlichen vom 818. Lebensjahre
erhalten ſchulmäßigen Unterricht. Geſellige Volks= und Sport=
genoſſen
ſind beſonders gern geſehen. Von Zeit zu Zeit unter=
nimmt
der Verein mit dem erſtklaſſigen Spielmannszug Familien=
ausflüge
. Wir haben unſer Uebungslokal in die Turnhalle des
Realaymnaſiums verlegt. Eingang am Kavellplatz, gegenüber der
Stadtkavelle. Uebungsſtunden vorläufig Freitags, pünktlich 810
Uhr abends. Auch machen wir gleich aufmerkſam, daß am 8. Juli
unter Führung des Spielmannszuges ein Familienausflug ſtatt=
findet
.

Zwei Großkampfkage der Leichkathlefen
im Hochſchulſtadion.
Die Leichtathletik=Meiſterſchaften des Gaue 13 (Südweſt), die
am kommenden Samstag und Sonntag hier in Darmſtadt im
Hochſchulſtadion ſtattfinden, haben ein umfangreiches, überaus ab=
wechſelungsreiches
Programm, deſſen Beſetzung durch die Quali=
tät
der einzelnen Kämpfer von vornherein feine Kampfmomente
und auch tadelloſe Leiſtungen garantiert. In allen Teilen des
großen Gaues haben dieſe Meiſterſchaften bei Sportlern und Tur=
nern
beſte Beachtung und Intereſſe gefunden.
Die Herren beſtreiten: 100 Meter, 200 Meter, 400
Meter, 800 Meter. 1500 Meter, 5000 Meter. 10 000 Meter,
10 000=Meter=Gehen. Hoch=, Weit=, Drei= und Stabhochſprung,
Kugelſtoßen, Diskus=, Speer= und Schleuderballwerfen, Stein=
ſtoßen
und Hammerwerfen, 110 Meter und 400 Meter Hürden,
4X100=Meter=, 4X400=Meter= und 4X1500=Meter=Staffeln.
Die Frauen beſtreiten: 100 Meter 200 Meter, Weit= und
Höchſprung, Kugelſtoßen, Schleuderballwerfen. Diskus= und Speer=
werfen
. 80 Meter Hürden und 4X100=Meter=Staffel.
Die Eintrittspreiſe zu dieſer Großveranſtaltung der Leicht=
athleten
ſind niedrig gehalten. Für den Beſuch beider Tage
wird eine Dauerkarte ausgegeben. Unterſchied zwiſchen Sitz= und
Stehplatz wird nicht gemacht. Erwerbsloſe, Studenten und Schü=
ler
haben Ermäßigung. Karten die am Sonntag vormittag ge=
löſt
werden, behalten für den Nachmittag Gültigkeit.
Die Meiſterſchaften beginnen am Samstag pünktlich um
16 Uhr, am Sonntag vormittags um 9 Uhr und nachmittags um
14,45 Uhr mit dem Aufmarſch aller Teilnehmer.
Achtung! Kampfrichterbeſprechung heute.
Donnerstag, den 5. Juli, um 19 Uhr pünktlich, im Hochſchul=
ſtadion
am Marathontor! Eine ſpätere Einreihung in das Kampf=
gericht
kann nicht erfolgen. Pünktliches Erſcheinen iſt im Inter=
eſſe
aller Beteiligten erforderlich!
Quarkiere für Teilnehmer an den Gaumeiſterſchaften.
Für die am kommenden Samstag und Sonntag hier ſtattfin=
denden
Gaumeiſterſchaften werden noch Quartiere (auch gegen
Bezahlung) für die von auswärts eintreffenden Teilnehmer be=
nötigt
. Zuſchriften bitten wir an Heinz Schulze, Schulſtraße 8,
zu richten.
Tennismeiſterſchaften der Techniſchen Hochſchule.
Heute Donnerstag beginnen die diesjährigen Tennsmeiſter=
ſchaften
unſerer Hochſchule. Wie im Vorjahre, hat auch diesmal
der Tennis= und Eisklub freundlicherweiſe ſeine Plätze zur Ver=
fügung
geſtellt, ſo daß die Kämpfe einwandfrei von ſtatten gehen
werden. Es wird in zwei Klaſſen, in Klaſſe A um die Hochſchul=
meiſterſchaft
im Herreneinzel und =doppel gekämpft. Verteidiger
im Einzel iſt Ohl, der jedoch diesmal ſchweren Stand gegen End=
riß
, Sigwart und den Kreuznacher Becker haben dürfte.
Insgeſamt haben in Klaſſe 4 12 und in Klaſſe B 9 Spieler
gemeldet, Gegenüber den vergangenen Jahren zeigen dieſe Zahlen
alſo ein bedeutend geſtiegenes Intereſſe am Tennisſport.

Das große Treffen des 29AC.-Gau 15 Weſtmark.
Endlich einmal eine Veranſtaltung mit
Frauen! So werden wohl viele Freunde des DDAC. und
viele Mitglieder des NSKK., der Motor=SA. und =SS. geſagt
haben, als ſie vor wenigen Tagen die Ausſchreibung des Deut=
ſchen
Automobil=Clubs, Gau 15 Weſtmark, zum 1. Gautag in
Bad Kreuznach, der am 8. Juli ſtattfindet, erhalten haben. Man
kann dieſen Seufzer ſehr wohl verſtehen, wenn man weiß, in
welchem Umfange die großen Aufgaben, die unſerem deutſchen
Kraftfahrweſen geſtellt werden, ſie in Anſpruch nehmen. Wenn
auch jeder deutſchbewußte Kraftfahrer gerne Zeit und Opfer

bringt, um das uns geſteckte Ziel zu erreichen, ſo wird er gerade
darum gerne einmal eine Veranſtaltung beſuchen, die ihm die
Möglichkeit gibt, im Kreiſe ſeiner Familie und im
Kreiſe ſeiner Sportfreunde einen Tag des Sports und
der Geſelligkeit zu verleben.
Der Deutſche Automobil=Club verfolgt in erſter Linie auch
die Stärkung und Hebung des Fremdenverkehrs und eine Be=
lebung
der Touriſtik. Dieſem Ziele dient die Veranſtaltung in
Bad Kreuznach. Wir wiſſen, wie ſehr gerade in heutiger Zeit
die deutſchen Bäder zu kämpfen haben, wir wiſſen auch, was be=
ſonders
unſere rheiniſchen Bäder in den langen Jahren der
Beſatzungszeit durchzukämpfen hatten! Und ſo wird jeder Freund
deutſcher Landſchaft, jeder Freund des Sports und echter rheini=
ſcher
Geſelligkeit gerne dieſen Tag benutzen, um ſeine rheiniſche
Heimat erneut kennen und lieben zu lernen. Vergeſſen wir da=
bei
nicht, daß zu dieſem Gautag auch unſere Freunde aus dem
Saargebiet erſcheinen werden, vergeſſen wir weiter nicht, daß der
Gau für ſeine Zielfahrt reche ſchöne Ehrenpreiſe zur Verfügung
hält.
Wir veröffentlichen heute eine Abbildung der künſtleriſchen
Plakette, die allen Zielfahrern des 1. Gautages in Bad Kreuz=
nach
ausgehändigt wird.
Drum: Kraftfahrer der Weſtmark: Auf zum Gautag nach
Bad Kreuznach! Ausſchreibungen und Auskünfte durch den
DDAC.. Gau 15, Weſtmark, Koblenz, Emil=Schüller=Straße 18.
Die Hehe war vergeblich.
Die Amerikaner laſſen ſich nicht durch verleumderiſche Preſſe=
kampagnen
von der Berliner Olympiade abhalten.
Das amerikaniſche Olympiſche Komitee hat, um einer ge=
wiſſen
hetzeriſchen und verleumderiſchen Preſſekampagne in den
Vereinigten Staaten, die darauf hinzielte, die Amerikaner von
dem Beſuch der Olympiſchen Spiele in Berlin am Jahre 1936 ab=
zuhalten
, in einer Erklärung der Ueberzeugung Ausdruck gegeben,
daß das neue Deutſchland die Garantie dafür biete, daß bei den
Olympiſchen Spielen Raſſenunterſchiede vollſtändig hinter die
ſportliche Bedeutung dieſer Veranſtaltung zurücktreten würden.
Bei den amerikaniſchen Leichtathletikmeiſterſchaften in Mil=
waukee
gab es noch einen 3. Weltrekord: Glen Hardin verbeſſerte
ſeinen Weltrekord über 400 Meter Hürden auf 51,8 Sekunden.

Kampfſpiele in Nürnberg.
Intereſſenten, die die Kampfſpiele in Nürnberg (Tage der
Leichtathletik vom 27 29. 7. 34) beſuchen wollen, werden zwecks
Fahrtverbilligung erſucht, ſich bei dem Platzmeiſter des SV.
Darmſtadt 1898 auf dem Stadion am Böllenfalltor (Tel. 4205)
bis ſpäteſtens Samstag, den 7. 7. 1934. zu melden. Hinfahrt:
Donnerstag. 26. 7. Rückfahrt: Sonntag, 29. 7.
Für die Sieger der Deutſchen Kampffpiele 1934

die vom 21.29. Juli in Nürnberg ausgetragen werden, wurde nach
dem Entwurf des Oberſturmbannführers Glöckler dieſe Medaille
geſchaffen, die in Gold, Silber und Bronze zur Verteilung kommt.

Rivalen im Kampf. Kameraden im Unglück.
Kameradſchaft iſt etwas Schönes etwas Notwendiges im
Sport, und wir kennen und finden viele Beweiſe ſchöner Kame=
radſchaft
. Gleichzeitig aber braucht Sport auch Rivalität, weil
ſonſt keine erſtklaſſigen Leiſtungen zu erreichen ſind
Wie ſind Kameradſchaft und Rivalität zu vereinen? Sie
ſcheinen ſich auszuſchließen und ſtehen im Sportleben doch ſo nahe
beieinander! Da iſt der Fall Dederich. Dieſer Mann war einer
unſerer jungen, aufſtrebenden Dauerfahrer, der hinter Motoren
auf allen Zementbahnen Europas bereits bewieſen hatte, daß er
zur erſten europäiſchen Klaſſe gehört. Dederich war neben Sawall
und Möller, (die ja beide bereits alt geworden, aber infolge
ihrer langjährigen Routine immer noch gefährlich ſind, und neben
Krewer der ſchnellſte deutſche Fahrer und hatte eine ſchone Zu=
kunft
vor ſich.
Vor Wochen fährt er in Halle, ſtürzt beim Ueberholen eines
Gegners, während ein anderer gerade von ihm überholt worden
iſt. Er liegt alſo zwiſchen zwei Gegnern, als er ſtürzt, ſich in
voller Fahrt überſchlägt. Das alles tut nichts, die Sturzkappe
verhindert eine Schädelverletzung, aber das nachkommende Motor=
rad
, die ſchwere Schrittmachermaſchine geht über Dederichs Ma=
ſchine
hinweg. Er wird ins Krankenhaus gebracht, es ſtehr gut,
es ſteht ſchlecht, das Bein heilt nicht, muß ſchließlich abgenommen
werden.
Das iſt ein furchtbares Los ein Radfahrer mit einem
Bein! Es iſt ſo ſchrecklich, daß ſelbſt Leute, die nichts vom Sport
verſtehen, Briefe und Telegramme nach Hälle ſchicken an den
armen Jungen, der nun daliegt und nachdenkt, was er machen
wird, wenn er als geheilt mit einem Bein entlaſſen wird.
Aber die Kameraden denken an ihn. Deutſche und auslän=
diſche
Fahrer in gleicher treuer Bereitſchaft telegraphieren, ſchrei=
ben
und ſagen ihm: Sobald du herausbiſt, fahren wir überall
für dich. Das heißt, jeder verpflichtet ſich, bei einem großen Ren=
nen
die ihm zuſtehenden Gelder an Dederich abzuführen. Die
Rennbahnen. auf denen er fuhr, und es ſind nicht wenige, tun ein
Gleiches, auch ſie werden Teile von der Einnahme zur Verfügung
ſtellen.
Rivalen im Kampf, treue Kameraden im Unglück! Das iſt.
das Schönſte, was der Sport zu geben hat. Und es iſt ſo ſchön,
zu ſehen, wie es hier keine Nationalitäten oder ähnliche Dinge
gibt. Die beſten ausländiſchen Fahrer haben ſich zur Hilfe ebenſo
bereit erklärt wie die deutſchen. Dederich wird ſich, wie man
hört, eine Protheſe arbeiten laſſen und dann ein Radgeſchäft in
Köln, ſeiner Heimatſtadt aufmachen. Man braucht nicht weiter
nachzudenken, um zu wiſſen, daß viele ſeiner ehemaligen Rivalen
und heutigen hilfsbereiten Kameraden in Zukunft ihr Material
Albert Thimig.
bei ihm beſtellen werden.

Für den am kommenden Sonntag im Frankfurter Stadion
ſtattfindenden Zwiſchenrundenkampf um den Fußball= Kampfſpiel=
pokal
Südweſt gegen Sachſen hat der Gau Südweſt faſt die gleiche
Mannſchaft geſtellt, die ihn am Sonntag ſo erfolgreich in Saar=
brücken
gegen Weſtfalen vertreten hat. Für den verletzten Saar=
brücker
Hüter Pletſch wird vorausſichtlich Müller=Neunkirchen im
Tore ſtehen, auf dem halblinken Poſten wird der Frankfurter
Eintrachtler Möbs ſtürmen, während Johanneſſen an Stelle von
Heimer=Saarbrücken den rechten Innenpoſten bekleiden wird.
Trumpler und Fath, die beiden Flügelſtürmer, wurden in Saar=
brücken
ebenfalls verletzt, ſie werden aber am Sonntag wieder
zur Stelle ſtehen. Die Mannſchaft wird alſo in folgender Auf=
ſtellung
ſpielen: Müller (Bor. Neunkirchen); Konrad ( Kaiſers=
lautern
), Leis (Eintracht Frankfurt); Gramlich (Eintracht Frank=
furt
), Hergert (FK. Pirmaſens), Tiefel (Eintracht Frankfurt);
Trumpler (Eintracht Frankfurt) Johanneſſen (FK. Pirmaſens),
Conen (FV. Saarbrücken), Möbs (Eintracht Frankfurt) Fath
(Wormatia Worms).
Bei der Tour wurde am Mittwoch die zweite Etappe von
Lille über 192 Klm. nach Charleville ausgefahren. Am Ziel tra=
fen
elf Mann ein, von denen der Franzoſe Le Greves im Spurt
in der Zeit von 5:49:30 Stunden Etappenſieger wurde. In der
Spitzengruppe befanden ſich auch die beiden Deutſchen Buſe und
Geyer, die den fünften und elften Platz belegten.
Auch im Gemiſchten Doppel iſt nun Deutſchland bei
den all=engliſchen Tennismeiſterſchaften in Wimbledon nicht mehr
vertreten. Die Titelverteidiger Hilde Sperling=Krahwinkel und
Gottfried von Cramm wurden von dem engliſchen Paar Lady Ro=
walan/Gregory
mit 9:7, 9:7 geſchlagen. Unſere ſchwachen Hoffnun=
gen
ruhen jetzt nur noch auf dem Nachwuchspaar Henkel/Denker im
Herrendoppel.
Dr. Herbert Buhtz, der als einziger Deutſcher bei der
nternationalen Henley=Reaatta im Kampf um die Diamond=
Sculls ſteht, konnte am Mittwoch ſeinen Vorlauf gegen den Süd=
amerikaner
Douglas (Uruguay) in 8:39 Minuten ſiegreich been=
den
. Der Berliner erreichte damit auch die beſte Vorlaufszeit.

Durch ein Tiefdruckgebiet, das vom Süden her auf das Feſt=
land
vordringt, wird zwar der hohe Druck über Nordweſteuropa
abgebaut, jedoch dürfte die Wetterlage noch keine Aenderung er=
fahren
, weil öſtliche Luftzufuhr vorherrſchen wird. Bei ſtärker
aufheiterndem Himmel werden die Temperaturen tagsüber wie=
der
höhere Werte erreichen und nachts noch etwas zurückgehen.
Niederſchläge können dabei nur vereinzelt in Begleitung von Ge=
witterſtörungen
auftreten.
Ausſichten für Donnerstag: Heiter bis wolkig, tagsüber wärmer,
vorwiegend trocken.
Ausſichten für Freitag: Außer dem Aufkommen von Gewitter=
bildungen
keine weſentliche Aenderung.

[ ][  ][ ]

Nummer 183

Donnerstag, 5. Juli

Zwar kleinere Ernkemengen.

Zeſte Bufahinderie
vei ſehe ſiütter Kacfenge.
Von Dr. Heinz Roth. Beratender Volkswirt, Krefeld.
Mit nur geringen Ausnahmen, und zwar den öſtlichen Er=
zeugergebieten
haben die deutſchen Kartoffelmärkte die Umſtellung
auf die Frühkartoffel vorgenommen. Der Markt für Kartoffeln
alter Ernte konnte indes in dieſem Jahre länger von Bedeutung
bleiben, da die Frühkartoffelernte in den mitteldeutſchen und an=
deren
Erzeugergebieten ſpäter als in anderen Jahren einſetzte
und die aus den Gebieten des zünftigen Frühkartoffelbaus im
Weſten zur Verfügung ſtehenden deutſchen Frühkartoffelmengen
nicht ausreichen konnten, um dieſen Bedarf zu decken. Kartoffeln
alter Ernte blieben daher bis weit in den Juli hinein gefragt,
ohne ein nennenswertes Angebot zu haben. Die bevorzugten Sor=
ten
Induſtrie und Erdgold waren ſchon länger vorher reſtlos aus=
verkauft
, ſo daß man auf andere gelbfleiſchige Sorten zurück=
greifen
mußte und ſchließlich auch hier keinen Unterſchied mehr
zwiſchen gelben und weißen und roten Sorten machte. Entſchei=
dend
blieb letzten Endes die Bſchaffenheit und Geeignetheit des
zum Verkauf ſtehenden Poſtens als Speiſekartoffel. Unter dieſen
Umſtänden blieben die Preiſe für die Kartoffeln alter Ernte auf
einer auch letzthin kaum veränderten Grundlage ſtehen. Im
Weſten wurden zwar auf den Verſteigerungen für Induſtrie. Erd=
gold
uſw. noch letzte Preiſe gezahlt, die über 5 RM. je Zentner
ab Station lagen, während der allgemeine Preis für Induſtrie,
Erdgold uſw. nicht über 4,80 RM. je Zentner frachtfrei weſt=
deutſche
Empfangsſtation hinausging. Dieſe Preiſe unterlagen
einer gewiſſen Bindung, da dieſe Preiſe in ein beſtimmtes Ver=
hältnis
zu den Mindeſtpreiſen für Frühkartoffeln gebracht werden
mußten. Die Geſamtvorräte betrugen am 31. 5. noch 2,62 Mil=
lionen
Tons gegen 3,63 Millionen Tons am gleichen Tage des
Vorjahres. Dieſe Vorratslage iſt unbedingt als normal zu be=
zeichnen
, zumal dieſe Vorräte zu ihrem größten Teil dem wirt=
ſchaftseigenen
Betrieb zur Verfügung ſtehen und der Verfütterung
in der Uebergangszeit dienen. Nur aus dieſem Grunde iſt das
Angebot in Kartoffeln alter Ernte in den letzten Wochen ſo klein
geweſen. Es handelt ſich alſo keineswegs um einen Mangel, ſon=
dern
lediglich um eine notwendige Umſtellung in der Verwer=
tung
. Das Schwergewicht des Marktes iſt nunmehr auf die Früh=
kartoffel
übergegangen, die die Verſorgung bis zum Eintreffen

der mittelfrühen und der ſpäten Sorten zu übernehmen hat. Dieſe
ſpaten und vor allem auch die mittelfrühen Sorten haben durch
den in der letzten Juniwoche reichlich niedergegangenen Regen
erheblichen Nutzen ziehen können. Die Ernteausſichten ſind für
dieſe mittelfrühen Sorten bedeutend beſſer geworden. Bei dieſer
Sachlage iſt es von beſonderer Bedeutung, daß die mittelſpäte
krebsfeſte Sorte Erdgold in dieſem Jahre in einen beſonders gro=
ßen
Anbau genommen worden iſt. Dieſe Mengen werden demnach
als mittelſpate Sorte dann zur Verfügung ſtehen, wenn die mit=
telfrühen
Sorten abgeerntet ſind. Es findet alſo durch dieſe Sorte
Erdgold ein Ausgleich in der Erntefolge ſtatt, der durch das ſehr

in Mitteldeutſchland bereits begonnen, die natürlich gleichfalls
unter die Abſatzregelung für Frühkartoffeln fällt Aus dieſer
Ernte werden in Bälde größere Mengen zur Verfügung ſtehen,
Es war nicht zu vermeiden, daß nach Einſchränkung der Früh=
kartoffelanbauflächen
in dieſem Jahre wurden 238 000 Hektar
gegen 245 000 Hektar im Vorjahre angebaut auch ein gerin=
geres
Ernteaufkommen zu erwarten ſein würde. Bei einem Durch=
ſchnittsertrage
von 160 Kg. je Hektar würde die Verminderung
der Anbauflächen allein eine Menge von 112 000 Tons ausmachen.
Dieſe aus den unhaltbaren Zuſtänden des Vorjahres entſtandene
Einſchränkung der Anbauflächen hat die Entwicklung des deutſchen
Frühkartoffelbaus auf das Jahr 1929 zurückgeworfen, natürlich
lediglich was die Mengen angeht. Wir erinnern uns aber, daß
in dieſem Jahre (1929) die Verſorgung in Frühkartoffeln rei=
bungslos
durchgeführt werden konnte, alſo auch in dieſem Jahre
irgendein Grund zur Beunruhigung nicht vorliegt. Eine gewiſſe
Knappheit war in der letzten Juniwoche dadurch entſtanden, daß
ſehr ſtarke Regenfälle die Rodearbeiten unmöglich machte. Da
aber die Abſatzregelung für Frühkartoffeln einen täglich einzu=
ſetzenden
Ausgleich von Bedarf und Erzeugung ſchafft, und die
Frühkartoffel an ſich ein auf Vorrat roden nicht kennt, war die
Nachfrage zeitweiſe ſo ſtark geworden, daß ſie aus eigenen deut=
ſchen
Beſtänden nicht gedeckt werden konnte. Infolgedeſſen hat
das Ausland gute und vor allem ungeſtörte Abſatzmöglichkeiten.
Italien ſtand in der Belieferung der ſüd= und vor allem auch der
mittel= und auch norddeutſchen Bedarfsgebiete voran, während
Holland und auch Belgien mehr auf den Weſten angewieſen blie=
ben
, ohne daß jedoch Holland den Berliner Markt vernachläſſigt
hätte, den es in früheren Jahren mit beſonderem Eifer pflegte.
Italien konnte im Monat Mai 2087 Waggons, davon 1153 nach
Deutſchland ausführen gegen 1653 Waggons im Mai vorigen
Jahres und 845 nach Deutſchland. Daß unter dieſen Umſtänden
Italien die Mindeſtpreisfeſtſetzung beſonders begrüßt und die auf
nationalſozialiſtiſchem Gedankengut beruhende Abſatzregelung
lobend anerkennt, iſt beſonders bemerkenswert. Aber auch andere
Länder haben ſich dieſes Mindeſtpreisſyſtem zu eigen gemacht, wie
z. B. Holland, die Tſchechoſlowakei und andere. Die vereinbarten
Kontingente für Holland und auch für Belgien ſind mehr oder
weniger zum Abſchluß gebracht worden. Da dieſe Länder früher
in Deutſchland einen bedeutenden Markt hatten und die geringe
Abnahme von Deutſchland im Vorjahre ſehr ſtarke Auswirkungen
in dieſen Ländern Frühkartoffelfriedhöfe und Futterkartoffel=
verwertung
zeitigten, ſind Zuſatzkontingente vereinbart wor=
den
. So mit Belgien ein Zuſatzkontingent von 10 000 Tons bis
Zuliende zu zweimal wöchentlich feſtzuſetzenden Mindeſtpreiſen.
Trotz einer ſehr ſtarken Nachfrage konnte ſich die Verſorgung
reibungslos geſtalten, zumal die Verteilung ſo geregelt wurde,
daß an keinem Hauptverbrauchsort größere und daher über=
fluſſige
Mengen aufgeſtaut wurden. Das Mindeſtpreisſyſtem und
die Abſatzregelung hat ſich mit Hilfe der eingerichteten Frühkar=
koffel
=Bedarfsmeldeſtellen ſehr gut eingeſpielt und als ein Segen
für den deutſchen Frühkartoffelbau, aber auch als ein Schutz des
Verbrauchs gegen liberaliſtiſche Spekulationen erwieſen. Bei den
letzten Mindeſtpreisfeſtſetzungen wurden die Preiſe lediglich in
den Gebieten herabgeſetzt, die nunmehr in vollem Umfange in
die Ernte eintreten, während die ausgeſprochenen Gebiete des
zunftigen Frühkartoffelbaus ihre bisherigen Preiſe trotz ſehr
ſtarker Nachfrage beibehielten. Die Stetigkeit des Marktes wurde
auch dadurch unter Beweis geſtellt, daß der Mindeſtpreis in
Rheinland. Weſtfalen, Lippe uſw. über mehrere Mindeſtpreisfeſt=
ſetzungen
auf 6,50 RM. ohne Sack für Erſtlinge in der erſten
Sortierung bei Abgabe durch die Bezirksvertriebsſtelle an den
Empfangsgroßhandel in den geſchloſſenen Anbaugebieten gehal=
ten
werden konnte.
Die deutſche Frühkartoffelernte und die getroffenen Maß=
nahmen
ſind ſo geſtaltet, daß Verſorgungsſchwierigkeiten ausge=
ſchloſſen
erſcheinen Die Grundlagen einer ruhigen Entwicklung
ſind durchaus geſichert.

Hauptſchriftleitung: Nudolf Mauve.
Berantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton: J. V.
Dr. Herbert Nette; für Reich und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: J. V.
Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für den Handel:
Dr. C. H.Quetſch; für den Sport: Karl Böhmann; für Die Gegenwart Tagesſpiegel
in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den Anzeigenteil und geſchäftliche Mit=
teilungen
: Willy Kuhle ſämtlich in Darmſtadt.
D. A. V. 34. 22461. Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Nückſendung nicht übernommen.
Sprechſtunden der Redaktion: Vormittags 121 Uhr. nachmittags 67 Uhr.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Der Umfang des Berliner Börſengeſchäfts blieb auch
geſtern eng begrenzt, da Orders von der Bankenkundſchaft nur in
kleiner Anzahl vorlagen. Neben einer gewiſſen Zurückhaltung,
die angeſichts der ſchwebenden Verhandlungen in London zu be=
achten
iſt, dürfte auch die einſetzende Ferien= und Urlaubszeit
hierfür verantwortlich zu machen ſein. Die Kuliſſe beſchränkte
ſich nur auf die notwendigſten Anſchaffungen, ſo daß hier und da
vorhandenes kleines Angebot, verhältnismäßig auf die Kurſe
drückte. Andererſeits lagen aus der Wirtſchaft wiederum eine
Reihe anregender Momente vor, die für Spezialpapiere etwas
Nachfrage auslöſten. Die vorgeſtrigen Kabinettsbeſchlüſſe blieben
ohne weſentlichen Einfluß auf das Geſchäft, da ſie nur zum gerin=
gen
Teil wirtſchaftliche Fragen berührten. Montane gaben eher
leicht nach, ſo Harpener bei einem Angebot von nur 6 Mille um
¼ Prozent, Laurahütte um ³8 Prozent. Gelſenkirchener Bergwerk
waren um ³8 Proz. gebeſſert. Bei Braunkohlenpapieren gaben
Bubiag bei einem Umſatz von nur 4 Mille 1 Prozent her, wäh=
rend
Ilſe Genußſcheine und Rheinbraun e ¼ Prozent über Vor=
tagsſchluß
eröffneten. Von Kaliwerten gaben Salzdetfurth um
1½ Prozent nach. JG. Farben ſetzten bei relativ lebhafteren
Umſätzen auf Vortagsſchlußbaſis ein. Kokoswerte gewannen 1 Proz.
Sehr ſtill lagen wiederum Gummi= und Linoleumpapiere. Von
Elektrowerten waren Lieferungen erneut 3½ Prozent ſchwächer,
während man ſonſt kaum über ½ Prozent hinausgehende Verän=
derungen
wahrnahm. Geſfürel und Licht u. Kraft gehören weiter
zu den bevorzugten Papieren und konnten je ¼ Proz. gewinnen.
Von den übrigen Märkten ſind lediglich Autowerte zu erwähnen,
von denen BMW. nach der vorgeſtrigen Steigerung 2 Prozent
und Daimler 1¾ Prozent, vermutlich auf Glattſtellungen, ein=
büßten
. Maſchinenfabriken lagen überwiegend feſter. Im Verlauf
wurde das Geſchäft an den Aktienmärkten etwas lebhafter. In
der zweiten Börſenſtunde ſetzten die Rückkäufe der Kuliſſe ein, die
Kursbeſſerungen von ¼1 Prozent zur Folge hatten. Farben ge=
wannen
¼. Reichsbankanteile und Licht u. Kraft ½, Geſfürel 1
Prozent. Verſtärkte Nachfrage für Daimler, die ein Prozent
gewannen. Montane waren faſt durchweg um ¼ Proz. erholt.
Die Frankfurter Börſe eröffnete in ſehr ſtiller Haltung,
und war kursmäßig kaum verändert. Von der Bankenkundſchaft
lagen nur in kleinem Umfange Aufträge vor; es machen ſich in
zunehmendem Maße die Ferien bemerkbar. Auch die Kuliſſe be=
kundet
mangels geeigneter Anregungen nur wenig Unterneh=
mungsluſt
, ſo daß ſich die Umſätze auf ein Minimum beſchränken.
Gegenüber der außerordentlichen Geſchäftsſtille boten einige gün=
ſtige
Wirtſchaftsnachrichten eine Stütze, und die Grundſtimmung
blieb auch durchaus freundlich. Etwas Intereſſe zeigte ſich für
Bergwerksaktien, in denen das Geſchäft auch zeitweilig etwas
größer war. Es eröffneten Mannesmann 1 Proz., Buderus, Gel=
ſenkirchen
, Klöckner, Stahlverein und Rheinſtahl bis 9 Prozent
und Phönix ¼ Prozent höher. Harpener und Ilſe Genuß lagen
behauptet. Farbeninduſtrie ſowie die übrigen Chemiepapiere
lagen ſehr ruhig, Farben zunächſt ½ Prozent freundlicher, ſpäter
aber ¼ Prozent rückläufig. Elektropapiere verkehrten in unregel=
mäßiger
Haltung. Der Börſenverlauf blieb auf der ganzen Front
geſchäftslos und infolgedeſſen bröckelten die Kurſe eher etwas ab,
doch erreichten die Rückgänge nur Bruchteile eines Prozentes.
Etwas mehr gedrückt waren Scheideanſtalt mit min. 2 Proz., JG.
Farben 147½ nach 148147½. Auch am Rentenmarkt bewegte
ſich das Geſchäft in engſten Grenzen. Altbeſitzanleihe und die übri=
gen
Variablen lagen behauptet. Am Pfandbriefmarkt blieb das
Kursniveau im großen und ganzen ziemlich unverändert.
An der Abendbörſe war die Stimmung freundlich und
zuverſichtlich, wenn auch die Umſatztätigkeit infolge des nur klei=
nen
Ordereingangs kein größeres Ausmaß erreichte; immerhin
war das Geſchäft etwas beſſer als in den letzten Tagen. Die
Bewegung nahm ihren Ausgang vom Rentenmarkt, an dem offen=
bar
weiteres Anlagebedürfnis beſteht. Altbeſitzanleihe ſetzten zwar
leicht unter Berliner Schluß ein, zogen aber ſpäter an. Höher
waren außerdem ſpäte Reichsſchuldbuchforderungen mit 915 (plus
¼ Proz.) und Stahlvereinbonds 78½ (plus / Proz.). Am Aktien=
markt
blieben die meiſt etwas feſteren Berliner Schlußnotierun=
gen
voll behauptet.

Berliner Kursbericht
vom 4. Juli 1934

1 Milliarde Währungsgewinn bei den Induſkrie=
Obligakionen.
Der Umlauf an Induſtrieobligationen und verwandten Schulds
verſchreibungen betrug laut Wirtſchaft und Statiſtik Ende De=
zember
vorigen Jahres 3,2 Milliarden RM. gegenüber 4,2 Mil=
liarden
am 31. Dez. 32. Auf die aufgewerteten Schuldverſchrei=
bungen
entfielen 153 (i. V. 169) Mill. RM., auf Sachwerte lau=
tende
Schuldverſchreibungen 17 (22) Mill. RM., auf Reichsmark=,
Goldmark= und Feſtmark=Schuldverſchreibungen zuſammen 915
(945) Mill. RM., auf inländiſche Schuldverſchreibungen zuſammen
1086 (1136) Mill. RM. Die Summe der im Ausland aufgelegten
Schuldverſchreibungen ging auf 2099 (3069) Mill. RM. zurück.
Ohne Berückſichtigung der Währungsentwertung würde der Um=
lauf
ſich Ende vorigen Jahres auf 4079 Mill. gegen 4309 Mill.
Ende Dezember 1932 belaufen haben. Ende 1930 betrug die An=
leiheverſchuldung
der Unternehmungen 4,7 Milliarden RM. Ohne
Währungsentwertung würde er Ende 1933 4,1 Milliarden betra=
gen
, er ſtellt ſich aber auf 3,2 Milliarden RM. Von dem Rückgang
um 1,5 Milliarden RM. entfallen 0,9 Milliarden RM. auf die
Währungsentwertung und 0,6 Milliarden auf die Rückzahlungen,

Sondervergütungen bei öffentlich =rechtlichen und privaten
Krankenverſicherungsunternehmungen. Das RWM. teilt mit: Das
Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung hat durch eine Bekannt=
machung
vom 5. Juni 1934 für die ſeiner Aufſicht unterſtehenden
privaten Krankenverſicherungsunternehmungen und die für ſolche
Unternehmen tätigen Vermittler unterſagt daß Begünſtigungs=
verträge
abgeſchloſſen werden. In einem Runderlaß vom 11. 6.
1934 hat das Reichsaufſichtsamt ſeine Bekanntmachung näher er=
läutert
. Aus dieſen Erläuterungen ſei hervorgehoben: Beſonders
iſt verboten, an einen Verſicherungsnehmer, an ſeine Angeſtellten
oder Angehörigen oder an Firmen, an denen ein Verſicherungs=
nehmer
wirtſchaftlich beteiligt iſt, Proviſionen oder Vorteile zu
gewähren, es ſei denn, daß der Empfänger Agent der Verſiche=
rungsgeſellſchaft
iſt. Als Vergünſtigungsverträge ſind verboten Ver=
träge
durch die einzelnen Perſonen oder Perſonengruppen jeder Art
hinſichtlich der Verſicherungsbedingungen Verſicherungsentgelte
oder Nebenkoſten, Sondervorteile unmittelbar oder mittelbar ge=
währt
werden. Nicht als Verträge dieſer Art ſollen Gruppenver=
ſicherungsverträge
angeſehen werden, die mit geſchloſſenen Per=
ſonengruppen
zur Deckung eines vorübergehenden Riſikos (z. B.
Verſicherung von Sportſchülern u. dgl.) abgeſchloſſen werden. Ver=
träge
, die am 19. Dez. 1933, dem Tage, an dem das Reichsauf=
ſichtsamt
zunächſt Begünſtigungsverträge jeder Art verboten hatte,
bereits abgeſchloſſen waren, bleiben unberührt. Der Reichswirt=
ſchaftsminiſter
hat ſämtliche Landesregierungen erſucht, für die
von ihnen beaufſichtigten öffentlich=rechtlichen und privaten Kran=
kenverſicherungsunternehmungen
entſprechende Anordnungen zu
treffen.
Lokalbahn AG., München. Die Geſellſchaft hat eine weitere
Verſammlung ihrer Obligationäre auf den 23. Juli einberufen.
Die Tagesordnung enthält neben dem bisherigen Vorſchlag der
Verwaltung auf Ausſchüttung einer 30prozentigen Quote und
Amortiſierung der reſtlichen 70 Prozent mit je 2 Prozent jährlich
als Ergänzung das Rückkaufsangebot der Obligationen durch die
Geſellſchaft. Der Rückkaufskurs iſt nicht genannt, jedoch kommen
wie aus den Ausführungen der letzten Obligationärverſamm=
lung
hervorging höchſtens 50 Prozent in Frage.
GV. der Deutſche Petroleum AG., Berlin. Die GV. beſchloß
antragsgemäß, den Reingewinn von 0,205 (0,126) Mill. vorzutra=
gen
. Staatsrat v. Stauß hat ſeine Wiederwahl in den Aufſichts=
rat
noch nicht angenommen. Im laufenden Geſchäftsjahr konnte
die Förderung in Nienhagen weiter geſteigert werden. Auch bei
der Gewerkſchaft Krug von Nidda konnten ſchöne Erfolge erzielt
werden. Die Mehreinnahmen werden aber durch neue Aufſchluß=
bohrungen
, mit deren Erſchließung erſt begonnen worden iſt, auf=
gezehrt
.. Der Abſatz der Erzeugniſſe leidet an den unzureichenden
Preiſen für Paraffin und Schmieröl. Das finanzielle Ergebnis
werde ſich auch im laufenden Jahre nicht weſentlich beſſern, wenn
in dieſem Punkte keine Aenderung eintritt.

Friedberger Schweinemarkt. Auf dem heutigen Schweinemarkt
wurden die folgenden Preiſe gezahlt: Für ſechs Wochen alte Tiere
812 Mark, für 68 Wochen alte Tiere 1215 Mk., für 812
Wochen alte Tiere 1520 Mk. Der Auftrieb betrug 401 Jung=
tiere
. Das Geſchäft war ſehr lebhaft.

Oeviſenmarkt
vom 4. Juli 1934

Berl. Handels=Geſ
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw
C. P. Bemberg
Vereinigte Glanzſt.
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

89.5
61.
65.
25.75
30.5
22.875
127.
66.5
132.75
18.25
91.5
132.5
131.5

We
Elektr. Lieferung
J. G. Farben
Gelſ. Bergwerke
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und /
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.

Nife
78.5
148.
58.125
106.875
103.
72.25
59.
127 25
68.75
92.25
63.375
43.5

Orenſtein & Koppel
Polyphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Weſtdte. Kaufho
Verein. Stahlwerk
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt=Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke

Rec
15.5
38.5
169.
19.25
39.875
128.25
60.
13.
113.5
29.
90.
77.
106.

Aegypten
Argentinjen
Belgien
Braſilien
Bulgarien
Canada
Dänemar!
Danzig
England
Eſtland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Holland
Fsland

Währung
1ägypt. 2
1 Pap. Peſ=
100 Belga
1 Milreis
100 Leva
1 canad. Doll
100 Kronen
100 Gulden
1 2=Stg.
100 eſtl. Kr.
100 finn. Mk
100 Franken
100 Drachm.
100 Gulden
00 isl. Kr.

Geld
13.065
0.598
8.56
0.184
3.047
2.52c
56.64
81.67
12.685
69.43
5. 604
6.50
2.497
169.73
57.39

Vie
13.095
0.60.
58.68
0.186
3.05.
2.531
56.76
81.83
12.715
59.57
5.61
16.54
2.50
170.0
57.51

Italien
Japan
Fugoſlawien
Lettland
Norwegen
Oeſterreich
Portugal
Schweden
Schweiz
Spanien
Tſchechoſlowk.
Türkei
Ungarn
Uruguah
Ver. Staaten

Währung
100 Lire
1 Yen
100 Dinar
00 Lats
100 Kronen
00 Schilling
00 Escudos
100 Kronen
100 Francs
100 Peſetas
100 Tſch.=Kr
1 türk.
00 Pengö
Goldpeſo
1 Dollar

Geld
1.55
0.75
5. 664
77.42
63.74
48.45
11.55
65.38
81.52
34.30
10.44
1.991

Brief
21.59
0.753
5. 678
77.58
63.86
8.55
1.57
35.52
31.68
34.36
1 0.46
1.995

Frankfurter Kursbericht vom 4. Juli 1934.

Steuergutſcheine
Gr. IIp. 1934
1935

1936
1937
1938
Gruppe1 ...
68 Dtſch. Reichsanl.
v. 27
(Sſo
5½%Intern., v.30
6%Baden ... v.27
6%Bahern ..b.27
6%Heſſen .. . . v. 29
60 Preuß. St. v. 28
6¾Sachſen .. v. 27
6%Thüringen v. 27
69% Dt. Reichsbahn
Schätze ...... ."
5% Dt. Reichspoſt
Schätze ..... ...
Dtſch. Anl. Ausl.
* Ablöſung.
(Neubeſitz)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
...
6%Baden=Baden
6%Berlin .. . b.24
6%Darmſtadt . . .
6%Dresden.. v. 26
6%Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v.26
6%Mainz. . . . . . . .
6%Mannheim v. 27
6%München v. 29
6%Wiesbadenv. 28

6%Heſſ. Landesbk. 89.25
7% Goldoblig. / 84.5

103
103.5
1021/,
99.5
97.25
101.5
93.25
91.25
92.5
91
106,
93.25
90
100.8
100.5
94.45

9.20
86.5
Rde
76.5
n81.
83
81.5
88.5

Dehe
hyp.=Bk.=Liquid.
4¾%
Komm. Obl. . .
6¾ Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. f.
Heſſ. Gldobl. R.11
6% R.12
6%Kaſſ. Landeskrd.
Goldpfbr. .. ..
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Ligu.=Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+Ausl. Ser.
Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz
6%Berl. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk..
5½%0 Lig.=Pfbr.
Goldoblig.
G2o
6%Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfr
6%Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lia.=Pfr
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6%Rhein. Hyp.=Bk.
5½% Lig.=Pfr.
Goldoblig.
Südb. Boden=
Cred.=Bank ....
½%0 Lig.=Pfbr.
Bürtt. Hyp.=B.

88.25
92.5
89

R
81.5
A.
88.25
88,25

95.25
113.5
18.25
88.5
88.5
88.5
88.25
88.75
88.5
90.25
88.5
90
91
91.75
89.5
89.25
87.5
91,
90.5

3¾Daimler=Benz.
6% Dt. Linol. Werke
6%Mainkrw. v. 26
6%Mitteld. Stahl
6% Salzmann E Co.
6% Ver. Stahlwerke
6 VoigtéHäffner
J. G. Farben Bonds
5%Bosn. L. E. B.
5
L. Inveſt.
5%Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
4
4%Türk. Admin..
49
1. Bagdad
Zollanl. .
48
4½%üngarn 1918
1914
4½%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl.
4½Liſſabon
4¾ Stockholm
Aktien.
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Alg. Kunſtzide Unie
A. E. G. . . . . . . . . 22.75
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Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen.. .."
Cement Heidelberg
Karlſtadt

90
96
90
91
81
78
117.5
13
9.25
24.5
4.25
6.5
3.6
4.5
7.6

50
93.5

60.25
82.5
65
141.25
74
108.5
126

J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
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Dt. Atl. Telegr
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Holzmann, Phil. / 59.5
Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſel

70.5
183
131
60
A
109
117.25
206
60.5
71

107.25
38.5
52.5
106.5
147.75
39.5
64.5
Rt
107
198
75.5
92
341.
103
39.5
169,75
129

Junghans ..."
Kali Chemie .. ..."
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Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke
Knorr C.
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Schwartz, Storcher
Siemens & Halske
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Südd. Zucker=A. G.)
Thür, Liefer.=Geſ..

118
27.25
52
69½=

117.25
181
90
230
69.5
61
63.5
63
59
67
92
105
46
At. 6
100.25
90

38.25
168

30
Af
93
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Schantung Hanl

97
40
119
18.5
128
46.25
45.25
113
100
68
89.5
116
6
74.5
65
80
69.5
68
69.5
154I.
111
100

112.25
111
30/,
55

N6
219.5

12.

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 183

Darmſtädter Tag
Neueſte Nachrichten

Donnerstag, 5. Juli 1934

14)

Roman von Wolfheinrich v. d. Mülbe

(Nachdruck verboten)

An der Ecke der Leipziger Straße ſtand ein Roter Radler.
Ein kurzer unmerklicher Blick ging hin und her. Fünf Minuten
ſpäter hatte der Rote Radler, der vielleicht etwas älter ſchien als
die meiſten ſeiner Kollegen, Thea aus ihrem Morgenſchlummer
geweckt und den ſchwarzen Handkoffer abgeholt. Im Auftrag des
Herrn Kommerzienrats Krauſe, wie er dem Portier mit ver=
ſtändnisinnigem
Grinſen erzählte.
Jetzt mochte die Polizei kommen, jetzt war das Neſt leer.
Harald fuhr auf merkwürdigen Umwegen mit der Unter=
grundbahn
und der Elektriſchen nach dem Norden. Er ging
ſcheinbar planlos kreuz und quer durch einige Straßen, wobei er
Durchgänge benutzte, von denen der gewöhnliche Paſſant nichts
ahnen konnte, weil kein Verbot auf ſie aufmerkſam machte.
Er betrat eine Mietskaſerne und ging über den Hof. Im
Durchgang war ein Schild: Buchbinderei Kornhaas. Daneben
eine Hand mit ausgeſtrecktem Zeigefinger. Nachdem er drei kahle
Treppen hinaufgeſtiegen war, machte er vor einer unfreundlich
ausſehenden Tür halt, an der dieſelbe Firma zu leſen ſtand. Da=
neben
hing ein Stück Karton mit der Aufſchrift: Paul Haller.
Harald klingelte mehrere Male in beſtimmten Abſtänden und
wiederholte, als nicht geöffnet wurde, dasſelbe Zeichen mit dem
Fingerknöchel an der Tür. Endlich ging dieſe auf, ein alter Mann
ſpähte vorſichtig durch die Spalte, öffnete dann gerade ſo weit,
daß der Wartende hereinſchlüpfen konnte, und ſchloß ſchnell wie=
der
zu.
Paul Haller führte ſeinen Beſuch über den engen, muffligen
Korridor in die überheizte Wohnſtube, in der Mutter, Sohn und
Tochter um den wachstuchbezogenen Tiſch beim Frühſtück ſaßen
und ihre Butterbrote verzehrten, wozu der Sohn eine Flaſche
helles Bier trank. Das Zimmer war mit allem möglichen alten
Kram vollgeſtopft, ohne daß die Behaglichkeit der abgenützten,
aber bequemen roten Plüſchmöbel dadurch geſtört wurde.
Hanni, ſagte der alte Haller händereibend zu ſeiner Frau,
du wirſt dich freuen, den ſchönen Harald wiederzuſehen.
Hanni ſtreckte dem Beſucher ihre Hand über den Tiſch hin.
Ihr rundes Geſicht glänzte vor Wohlwollen über der roten Sei=
denbluſe
mit der dicken Broſche.
Nun ſieht man Sie auch einmal wieder, ſagte ſie. Emil,
gib ihm einen Stuhl.
Emil Haller war ein ſchmächtiger Jüngling mit krauſen,
dunkeln Haaren und weichlichem Geſicht. Sein Streben nach Vor=
nehmheit
verriet ſich in einem billigen Konfektionsanzug nach
neueſtem Schnitt. Harald ſchüttelte ihm und ſeiner Schweſter die
Hand und nahm Platz, Frieda war ſchön. Ihre tiefſchwarzen
Haare ſchmiegten ſich ſchlicht um den Kopf, ihre Augen hatten
einen feuchten Glanz. Sie war ſtill und ſah Harald öfter
lange an.

Die Familie behandelte Harald wie einen gern geſehenen
Ehrengaſt. Alle ſchienen große Achtung vor ihm zu haben, man
merkte, daß er in ſeinen Kreiſen ein König ſein mußte.
Fertig? fragte Harald.
Fix und fertig, antwortete Paul Haller, der etwas klein
und kümmerlich in einem alten ſchwärzlichen Rock ohne Hemd=
kragen
daſaß und ſich zufrieden den dunkeln Bart kraute, der
ſchon einige weiße Fäden aufwies. Warum ſollte es nicht fix
und fertig ſein, wenn Sie es doch ſo eilig haben?
Gott ſei Dank. Harald atmete auf.
Haben Sie ſchon das Neueſte aus Wien gehört? fragte der
Alte und ſah ihn von unten herauf an.
Das Neueſte? Weiß ich nicht. Geſtern nachmittag hat
Wenzel wie verabredet, angerufen. Aber was eigentlich los iſt,
habe ich erſt heute früh in der Zeitung geſehen.
Der Wenzel wird wohl nicht mehr haben ſagen können.
meinte der junge Haller, und hingetraut hat, ſich keiner zu
Ihnen.
Der Wenzel iſt ein tüchtiger Mann, ſagte Frau Hanni
nachdenklich und ſteckte etwas an ihrer gekünſtelten Friſur.
Ein Eſel iſt er, erklärte Harald ärgerlich, mir ſagen zu
laſſen, ich hätte bis übermorgen alſo bis morgen früh
Zeit,
Der Wenzel iſt ein tüchtiger Mann, beharrte ſeine Frau,
ein kluger Mann, nur etwas leichtſinnig iſt er.
Paul Haller machte ein bedenkliches Geſicht
Auf andrer Leute Koſten, erwiderte Harald ſcharf. Wenn
ich nicht gleich ſo was geahnt und ſofort alles vorbereitet hätte,
ſäße ich jetzt da und könnte ſehen, wie ich die verlorene Zeit
wieder einholte. Wenn man wenigſtens wüßte, ob Laubach dicht=
gehalten
hat.
Der Laubach ſchweigt wie das Grab, behauptete Emil.
Sein Vater wandte ſich zu ihm. Sprich nicht von etwas,
wovon du nichts verſtehſt, ermahnte er ſeinen Sprößling. Kannſt
du wiſſen, wie er erwiſcht worden iſt? Kannſt du wiſſen, wer ihn
angezeigt hat, was ſie bei ihm gefunden haben?"
Er dachte nach. Möglich iſt alles, erklärte er, und denken
muß man immer an das Schlimmſte. Nun, wir wollen die koſt=
bare
Zeit nicht verlieren, ſetzte er hinzu, die ganze Nacht habe
ich gearbeitet.
Harald verſtand ihn ſofort. Er wußte, daß jeder Verſuch, zu
handeln, vergeblich ſein würde, und daß Paul Haller ſich voll=
ſtändig
klar darüber war, daß er Herr der Lage ſei und fordern
könne, was er wolle, Außerdem kannte er ihn lange und wußte
auch, daß Haller zu klug war, um bei einem alten Kunden eine
gewiſſe Grenze zu überſchreiten. Er legte alſo den Tauſendmark=
ſchein
auf den Tiſch. Der Alte ſteckte ihn dankend ein.

Harald ſagte er, Sie ſind ein nobler Menſch. Sie ſind
nicht nur ein Genie, ſondern auch ein guter Geſchäftsmann, auf
den man ſich verlaſſen kann.
Seine Frau ſchmunzelte zufrieden, und Emil grinſte. Nur
Frieda verzog keine Miene.
Der Alte erhob ſich. Nun wollen wir Ihr Geſangbuch für
die nordamerikaniſche Miſion holen.
Alle lachten. Der Alte blieb ſtehen.
Schön iſt es geworden, ſagte er händereibend. Sie werden
entzückt ſein, Harald.
Das weiß ich, antwortete Harald überzeugt, was Sie
machen, iſt immer einwandfrei. Deswegen wende ich mich auch
nie an jemand anderes.
Sie traten alle in die danebenliegende Buchbinderwerkſtatt,
die ziemlich kahl ausſah. Zwar lagen tatſächlich einige Stöße
Miſſionszeitſchriften umher, die der Alte irgendwo aufgegabelt
hatte, ein Packen Druckbogen war in die Lade geſpannt und halb
geheftet, und ein Band lag ſogar unter der Preſſe. Aber der
Kleiſtertopf war eingetrocknet und alles ziemlich verſtaubt.
Kann eigentlich jemand von euch ein Buch binden? fragte
Harald.
Emil hat’s gelernt, erwiderte die Mutter ruhig, aber die
Frieda kanns.
Paul Haller war in einem geſchickt verſteckten fenſterloſen
Nebenraum verſchwunden, der ſeine eigentliche Werkſtatt war.
Als er zurückkam, überreichte er Harald einen ſchweizeriſchen Paß,
der natürlich nicht auf Graf Larmi, ſondern auf einen ganz an=
deren
Namen ausgeſtellt und nach den Vereinigten Staaten
viſiert war.
Fertig zum Gebrauch, ſagte er. So eine Art von Bild von
Ihnen hatte ich ja noch.
Harald prüfte den Paß mit Kennerblicken. Es ſtimmte bis
ins kleinſte; jeder Stempel, jede Unterſchrift alles.
Fabelhaft, ſagte er mit aufrichtiger Bewunderung, glän=
zend
haben Sie das gemacht, Haller. Wenn ich wüßte, wie Sie
das anſtellen. Das könnte ich nicht.
Haller rieb ſich mit ſtolzem Geſicht die Hände. Wir arbeiten
ja gemeinſam. Frieda macht die ſchöne Schreiberſchrift.
Gleich darauf fragte er: Wann werden Sie reiſen?
Heute abend ſo um ſechs oder ſieben.
Warum nicht früher?
Ich bin gegen fünf noch einmal im Hotel zum Tee einge=
laden
, gab Harald lächelnd zur Antwort.
Paul Haller verlor die Faſſung.
Sie ſind verrückt, Harald! Geben Sie mir den Paß wieder,
vom Pot damer Platz nach Moabit brauchen Sie keinen.
I chhabe meine Gründe, erklärte Harald ruhig. Er dachte
an die zehntauſend Mark und an Thea. Ueberdies war er jetzt
wieder kühl und ſicher, und Gefahr reizte ihn immer.
Paul Haller konnte ſich nicht beruhigen; auch die andern
redeten auf ihn ein.
Ich habe alles vorbereitet, bis aufs kleinſte .. . das Auto ..
alles. Und bis dahin bin ich nirgend ſo ſicher wie in Berlin. Die
Polizeielſe funktioniert doch noch?
Haller blickte zur Decke und hob die Hände.
Funktioniert? Funktioniert iſt gar kein Ausdruck. Ein
Engel iſt ſie, lieb und treu. Das ganze Büro im Präſidium baut
Häuſer auf ſie. Fräulein Elſe Roth hier .. und Fräulein Roth
da ... alles muß ſie machen, überall kommt ſie hin, und alles
ſieht ſie.
Fortſetzung folgt.

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Darmſtadt Hbf. 21.57 Uhr.
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und bei den Mitteleuropäiſchen Reiſebüros,
ſowie die Mitteilung im lokalen Teil der Preſſe.
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