Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 35
Montag, den 5. Februar 1934.
196. Jahrgang
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Der Balkanpakt paraphiert.
Die Belgrader Balkan=Konferenz
abgeſchlofſen.
Zuſpitkung im Heimwehrkonflikk.
Starhemberg gegen die Chriſtlich=Sozialen.
EP. Belgrad, 4. Februar.
Der Balkanpakt iſt heute abend 6 Uhr durch die
Außenmini=
ſter Jeftitſch, Titulescu, Tewfik Rüſchdi Bey und Maximos im
Arbeitszimmer des jugoſlawiſchen Außenminiſters paraphiert
worden.
Das darüber ausgegebene amtliche Communiqué lautet: „Die
Außenminiſter von Griechenland, Rumänien, der Türkei und
Jugoſlawien haben ſich heute, den 4. Februar 1934, im
jugoſla=
wiſchen Außenminiſterium verſammelt und den endgültigen Text
des Paktes über die Balkanverſtändigung paraphiert. Die
offi=
zielle Unterzeichnung des Dokumentes wird im Laufe dieſer
Woche in Athen ſtattfinden. Der Wortlaut des Paktes über die
Balkanverſtändigung wird nach ſeiner erfolgten Unterzeichnung
in Athen veröffentlicht werden.”
Das Communiqué hat durch ſeinen lakoniſchen Inhalt
all=
gemeines Aufſehen erregt, da man erwartete, daß bereits heute
ausführliche Mittéilungen über den Inhalt des Paktes und
ins=
beſondere ſeine Präambel erfolgen würden, da von deren
Faſ=
ſung in hohem Maße die weitere Haltung Bulgariens gegenüber
dem Pakt abhängen dürfte.
Paul=Boncour
übernimmk das Kriegsminiſterium.
Kabinekt Daladier vervollſtändigk.
DNB. Innsbruck, 4. Februar.
Am Sonntag früh traf der Führer der öſterreichiſchen
Heimat=
wehren, Fürſt Starhemberg, in Innsbruck ein. Mittags fand ein
Appell der in der Landeshauptſtadt aufgebotenen
Heimatwehr=
abteilungen ſtatt, bei dem Dr. Steidle und Fürſt Starhemberg
Anſprachen hielten. Bemerkenswert in der Rede Starhembergs
war die außerordentliche Schärfe, mit der er ſich ausſchließlich
gegen die Führer der Chriſtlich=Sozialen Partei wandte. Er
er=
klärte, wenn der Obmann der Chriſtlich=Sozialen Partei,
Abge=
ordneter Czermak, in Oeſterreich noch reden wolle, habe die
Heim=
wehr in dieſer Front nichts mehr zu ſuchen. Wenn Dollfuß noch
länger mit durchgreifenden Maßnahmen zögere, dann würden die
öſterreichiſchen Heimwehrleute bald nicht mehr hinter ihm ſtehen.
Starhemberg forderte ſchließlich die Entfernung aller
demokrati=
ſchen Parteiführer aus dem jetzigen Regime.
Die Verhandlungen zwiſchen der Heimatwehr und der
Bundes=
regierung wegen der bekannten Forderungen ſind noch nicht
abge=
ſchloſſen, haben ſich aber ſo zugeſpitzt, daß mit einem offenen
Kon=
flikt gerechnet werden muß. Im Laufe des Tages ſind zahlreiche
Papierböller zur Exploſion gebracht worden. Vier
Nationalſozia=
liſten wurden in das Konzentrationslager geſchafft. In Reutte
wurden wegen der Exploſion von 13 Papierböllern 7
National=
ſozialiſten in das Konzentrationslager eingeliefert.
Japan bieket A59. Richkangriffspakt.
DNB. Waſhington, 4. Februar.
EP. Paris, 4. Februar.
„Die Kabinettskriſe, die am Samstag abend durch den Rücktritt
des Kriegsminiſters Fabry, des Finanzminiſters Piétry und des
Unterſtaatsſekretärs Douſſain ſo plötzlich ausgebrochen war, und
die nicht nur die geſamte franzöſiſche Bevölkerung, ſondern ſelbſt
einen Teil der Pariſer Preſſe überraſcht hat, wurde bereits am
Sonntag vormittag gelöſt. In einem um 11 Uhr
zuſammengetrete=
nen Miniſterrat wurde das Kriegsminiſterium durch
Paul=Boncour und das Finanzminiſteriumdurch den
früheren Budgetminiſter Marchandeau beſetzt. Das
freige=
wordene Unterſtaatsſekretariat für techniſchen Unterricht wurde
nicht neu beſetzt, dagegen wurde ein Unterſtaatsſekretariat im
Finanzminiſterium geſchaffen und dem radikalen Abgeordneten
Jaubert übertragen.
Chiappe im Mitkelpunkt der Kriſe.
Die gkößte Senſation der jüngſten franzöſiſchen Kabinettskriſe
iſt die Rolle, die der Pariſer Polizeipräfekt darin geſpielt hat. Wie
am Sonntag morgen bekannt wurde, hat die Regierung es mit der
Abſetzung Chiappes ſehr eilig gehabt. Sein Nachfolger, der
bis=
herige Präfekt des Departements Seine=et=Oiſe, Bonnefoi=Sibour,
iſt bereits am Samstag nachmittag, alſo in einem Augenblick, als
die Umbeſetzung noch nicht offiziell bekanntgegeben worden war, in
das Polizeipräſidium eingezogen und hat dort die verſchiedenen
Dienſtzweige übernommen. Offenbar traute die Regierung dem
bis=
herigen Polizeipräfekten, dem man in weiten Kreiſen
Diktatur=
gelüſte nachſagt nicht ſo recht, und wollte die Polizei ſo ſchnell wie
möglich in ihre Hand bekommen.
Chiappe weigert ſich übrigens, dem Wunſch der
Regie=
rung entſprechend, „die Treppe hinaufzufallen‟. Er hat
am Sonntag vormittag an den Miniſterpräſidenten Daladier ein
Schreiben gerichtet, worin er den ihm angebotenen Poſten als
Generalreſident von Marokko ablehnt, da „dieſe unerklärliche
Be=
förderung” in ſeinen Augen eine Mißtrauenskundgebung darſtelle
und „unter den gegenwärtigen Umſtänden von der öffentlichen
Meinung in einer üblen Weiſe ausgelegt werden würde‟. Er könne,
um eine politiſche Operation zu erleichtern, der Regierung nicht
ſeinen perſönlichen Ruf und ſein berufliches Anſehen opfern.
Die geſamte Rechtspreſſe und die großen Informationsblätter
greifen heute die Regierung wegen ihres Vorgehens gegen den
„Mann, der lange Jahre hindurch ohne Blutvergießen die Ordnung
in Paris aufrechterhalten habe”, ſcharf an, und werfen ihr vor,
daß ſie Chiappe den Feinden der Ordnung, den Sozialiſten, „zum
Fraß vorgeworfen” habe, um ſich deren Stimmen zu ſichern. Der
Präfekt des Seinedepartements, Renard, der bereits als künftiger
Generalgouverneur von Algerien genannt wurde, iſt aus
Solidari=
tät mit Chiappe zurückgetreten.
Der Röchling=Prozeß in zweiker Auflage
dsk. Saarbrücken, 3. Februar.
Heute begann unter großem Andrang von Publikum und
Preſſe vor dem Oberſten Gerichtshof in Saarlouis der Strafprozeß
gegen Kommerzienrat Hermann Röchling, weil er durch ein
Flug=
blatt gegen die franzöſiſchen Schulen die Bevölkerung aufgehetzt
haben ſoll. Die beſchränkten Räumlichkeiten reichen für den
Pro=
zeß kaum aus. Nur wenige Zuhörer, die im Beſitze von
Einlaß=
karten ſind, konnten noch zugelaſſen werden. Den Vorſitz führt der
elſäſſer Senatspräſident Acker, der das Bändchen der Ehrenlegion
trägt. Bei der großen Zahl der Zeugen — nicht weniger als 45 —
iſt mit einer mehrtägigen Dauer des Prozeſſes zu rechnen. Unter
den geladenen Zeugen befinden ſich mehrere franzöſiſche
Gruben=
ingenieure und Schuldirektoren.
Bei ſeiner heutigen Vernehmung in der
Berufungsverhand=
lung ging Kommerzienrat Röchling davon aus, daß der
Saarbe=
völkerung durch den Verſailler Vertrag die deutſche Schule
garan=
tiert worden ſei. Es ſei daher rechtswidrig, wenn man deutſche
Kinder in franzöſiſche Schulen zwinge, Kommerzienrat Röchling
betonte beſonders, daß er bei ſeiner ganzen Politik ſtets nur den
Weg ſtrengſter Legalität beſchritten habe, da allein auf dieſem
Wege ein Erfolg der deutſchen Politik zu erwarten ſei,
Wie aus London gemeldet wird, hat dort der neue japaniſche
Botſchafter für Waſhington, der ſich Samstag früh von England
nach den Vereinigten Staaten eingeſchifft hat, in einer Unterredung
mit amerikaniſchen Preſſevertretern für ein gentleman
agre-
ement zwiſchen Japan und den Vereinigten
Staa=
ten Stellung genommen. Botſchafter Hiroſchi Saito erklärte u. a.,
in der Geſchichte der Beziehungen zwiſchen den Vereinigten
Staa=
ten und Japan müſſe ein neues Blatt begonnen werden. Beide
Völker müßten ſich die Hände reichen, um den Frieden im Gebiet
des Stillen Ozeaus zu ſichern. Er ſei der Anſicht, daß man, wenn
er erſt ſeine Arbeit in Waſhington begonnen habe, zu einer Art
Nichtangriffsvereinigung mit den Vereinigten
Staaten kommen könne. Dabei könne auch die
Mitherein=
beziehung von Sowjetrußland in Betracht gezogen
werden.
Es iſt mir bekannt, ſo führte er dazu aus, daß das
amerika=
niſche Volk eine Abneigung gegen Abmachungen hat, aus denen
ſich außenpolitiſche Verwicklungen ergeben könnten. Aus dieſem
Grunde würde ſich unter Umſtänden nicht erreichen laſſen, eine
Nichtangriffsvereinbarung in ſchriftlicher Form niederzulegen, aber
es wäre ſehr wünſchenswert, wenn man wenigſtens zu einer
Ver=
ſtändigung gelangen könnte, die vom Geiſte eines
Nichtangriffs=
paktes getragen iſt.
Weiter erklärte der Botſchafter noch, von der Gefahr eines
Krieges zwiſchen Japan und Rußland könne keine Rede ſein. Den
Vereinigten Staaten gegenüber hege Japan den Wunſch, in der
Einwanderungsfrage auf dem gleichen Fuß behandelt zu werden
wie die europäiſchen Nationen. Die vollſtändige Sperre für
japa=
niſche Einwanderer ſollte beſeitigt werden. Er hoffe, daß
Mand=
ſchukuo von der Waſhingtoner Regierung anerkannt werde.
Amerikas Handel werde durch Japan keineswegs bedroht. Japan
habe auch nicht die Abſicht, den Markt in Mandſchukuo für ſich.
allein mit Beſchlag zu belegen. Man werde es dort wie bisher bei
der Politik der offenen Tür belaſſen.
40000 japaniſche Rekruken
zur Munikionsherſkellung eingezogen.
EP. London, 4. Februar.
Der „Daily Expreß” veröffentlicht heute eine Unterredung
ſeines Korreſpondenten in Tokio mit dem neu ernannten
japani=
ſchen Kriegsminiſter, General Hajaſhi, der ſich darin zu Japans
Rüſtungen u. a. wie folgt äußerte: „Wir ſind ein kriegeriſches
Volk und ſind durch das Schwert groß geworden. Solange wir
unſere Rüſtungsinduſtrie aufrecht erhalten, wird auch unſere
Frie=
densinduſtrie Fortſchritte machen.” Weiterhin ſagte der
Kriegs=
miniſter, er glaube nicht, daß Japan mit den Vereinigten
Staa=
ten Krieg führen werde, und er glaube auch nicht, daß in der
nahen Zukunft es zu einem Krieg mit Rußland kommen dürfte.
Japan, erklärte der Kriegsminiſter weiter, habe zur Zeit nur
etwa 50 000 Soldaten in Mandſchukuo, während Rußland über
100 000 Mann und 300 Flugzeuge an der mandſchuriſchen Grenze
zuſammengezogen hätte. Er fügte jedoch hinzu, daß die
mandſchu=
riſche Armee ebenfalls 100 000 Mann ſtark ſei. Zu der Frage einer
Bombardierung von Kobe und Oſaka durch feindliche Flugzeuge
ſagte Genereal Hajaſhi, daß eine Gefahr für dieſe dicht
bevölker=
ten Städte nicht mehr beſtünde. Die Verteidigungsmaßnahmen
gegen etwaige Luftangriffe entſprächen allen Anforderungen.
Ab=
ſchließend beſtätigte der Kriegsminiſter, daß 40 000 Japaner
zwi=
ſchen 17 und 25 Jahren zur Arbeit in Munitionsfabriken
ausge=
hoben worden ſeien, erklärte jedoch, daß es ſich hierbei vornehmlich
um Maßnahmen zur Behebung der Notlage der Landbevölkerung
handle. Dieſe Munitionsrekruten würden für die erſten ſechs
Monaten einen Schilling Tagelohn erhalten und nach Ablauf
die=
ſer Zeit einen rezulären Lohn.
Neuordnung
der deutſchen Angeſtellkenſchaft.
Berlin, 4. Februar.
Durch die Neuorganiſation innerhalb der Deutſchen
Arbeits=
front, die in der vorigen Woche durch den Führer der DAF., Pg.
Dr. Ley, bekanntgegeben worden iſt, hat ſich als notwendig
er=
wieſen, auch innerhalb der Angeſtelltenſchaft eine organiſatoriſche
Neuordnung zu vollziehen. Wie die NSK. meldet, fand in dieſen
Tagen im Hauſe des Geſamtverbandes der deutſchen Angeſtellten
in Berlin in Anweſenheit des Organiſationsleiters der DAF.,
Pg. Selzner, und ſämtlicher Verbandsleiter der
Angeſtelltenver=
bände unter dem Vorſitz des Pg. Forſter eine Beſprechung ſtatt,
in der das Grundſätzliche über die Neuorganiſation der
Angeſtell=
tenverbände zum Ausdruck gebracht wurde. Der Führer der
deut=
ſchen Angeſtellten, Staatsrat Pg. Forſter, gab in großen Zügen
die Richtlinien für die Neuorganiſation der Angeſtelltenverbände
bekannt. Dieſe Neuordnung beſteht darin, daß die bisher
beſte=
henden neun ſelbſtändigen Angeſtelltenverbände verſchwinden und
an ihre Stelle die Deutſche Angeſtelltenſchaft tritt, die alle
deut=
ſchen Angeſtellten umfaßt. Der Führer der DAF. hatte Pg. Forſter
auch für die Deutſche Angeſtelltenſchaft zum Führer auserſehen,
der von ſich aus den Pg. Auguſt Haid als ſeinen Stellvertreter
benannte. Die Verwaltung dieſer Deutſchen Angeſtelltenſchaft liegt
in Händen alter bewährter Nationalſozialiſten.
Zur Einkommenſteuererklärung für 1933
Friſtverlängerung für die Abgabe der
Steuer-
erklärung nur in ganz beſonderen Fällen.
Die Steuerpflichtigen haben in der Zeit vom 1. bis 15.
Fe=
bruar 1924 ihre Einkommenſteuererklärung für die im
Kalender=
jahr 1933 endenden Steuerabſchnitte abzugeben. Eine
Verlän=
gerung der Friſt für die Abgabe der
Einkommen=
ſteuererklärung kann nur in ganz beſonderen
Ausnahmefällen gewährt werden.
Bei der Veranlagung des Einkommens 1933 kommen zum
erſtenmal die Steuervergünſtigungen zur
Berückſich=
tigung, die im Rahmen des Kampfes um die Verminderung der
Arbeitsloſigkeit gewährt werden. Es ſei hier auf das Geſetz über
Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen vom 1. Juni 1933, auf die
Steuerermäßigung gemäß § 1 des Geſetzes über
Steuererleich=
terungen vom 15. Juli 1933, auf den Runderlaß betreffend
Auf=
wendungen zu Zwecken des zivilen Luftſchutzes vom 10. Oktober
1933 uſw. hingewieſen.
Auch die Fragen der Behandlung von Reichszuſchüſſüen für
Inſtandſetzungen und Ergänzungen von Gebäuden, der
Zinsver=
gütungsſcheine, der Steuergutſcheine uſw. ſpielen bei der
Veran=
lagung der Einkommenſteuer und Körperſchaftsſteuer für 1933 eine
große Rolle.
Das Reichsfinanzminiſterium hat ſoeben amtliche „
Richt=
linien zur Veranlagung der Einkommenſteuer
und der Körperſchaftsſteuer für 1933”
herausge=
bracht. In dieſen Richtlinien ſind Zweifelsfragen, die bei der
Veranlagung für 1933 auftauchen, in leicht verſtändlicher Sprache
beantwortet. Dieſe Richtlinien ſind nicht nur beſtimmt, den
Fi=
nanzbeamten bei der Durchführung ihrer Veranlagungsarbeit zu
dienen, ſie ſind auch beſtimmt, den Steuerpflichtigen bei der
Feſt=
ſtellung ihres ſteuerpflichtigen Gewinns für 1933 zu dienen und
ihnen die Wahrnehmung der gegebenen geſetzlichen Möglichkeiten
zu erleichtern. Es iſt deshalb den Steuerpflichtigen zu empfehlen,
ihre Steuererklärungen nicht abzugeben, ohne die „Richtlinien für
die Vevanlagung der Einkommenſteuer und der Körverſchaftsſteuer
für 1933” gründlich durchgeleſen zu haben. Dieſe
Veranlagungs=
richtlinien ſind zum Stückpreis von 70 Rpfg. (mit Anlagen) und
zum Stückpreis von 40 Rpfg. (ohne Anlagen) im Buchhandel
er=
hältlich.
Verlängerung der Kündigungsfriſten
im Ruhrbergbau.
Eſſen, 3. Februar.
Die Zechen des Ruhrbergbaues haben, einer Mitteilung
zu=
folge, dem Gedanken der Betriebsverbundenheit dadurch ſichtbar
Ausdruck zu geben beſchloſſen, daß mit ſofortiger Wirkung die für
die Arbeiterſchaft beſtehenden Kündigungsfriſten erweitert
wer=
den. Die Erweiterung ſoll danach ſo erfolgen, daß für Arbeiter,
die nach Eintritt der Volljährigkeit fünf Jahre im
Arbeitsverhält=
nis der gleichen Geſellſchaft geſtanden haben, die für die Löſung
des Arbeitsverhältniſſes feſtgeſetzte halbmonatige Friſt auf einen
Monat verlängert wird.
Reiſepläne Edens.
* Berlin, 4. Februar.
Der Geheime Lordſiegelbewahrer Eden, der bisher
Unterſtaats=
ſekretär im Außen=Amt war, ſoll vom engliſchen Kabinett den
Auftrag erhalten haben, eine Rundreiſe durch Europa anzutreten.
Angeblich ſoll er ſich von Paris nach Berlin und dann nach
Rom begeben. An Berliner Stelle weiß man von derartigen
Reiſeabſichten nichts. Auch die engliſche Preſſe drückt ſich etwas
unklar und unſicher aus. Sollte allerdings Herr Eden nach Berlin
kommen, dann wird die Reichsregierung alles tun, damit ſeine
Friedensmiſſion von Erfolg gekrönt wird. Aber eben erſt hat ſich
der engliſche Außenminiſter Simon perſönlich bemüht, ohne daß
eine Ueberbrückung der Gegenſätze zuſtande gekommen iſt.
Seite 2 — Nr. 35
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 5. Februar 1934
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 5. Februar 1934.
Richard Wagner=Wohlfahrtsbriefmarken
„Ehret eure deutſchen Meiſter,
Dann bannt ihr gute Geiſter.”
Richard Wagner, einer der größten Meiſter im Reiche der
Töne iſt ſeit 50 Jahren tot, aber ſeine Werke ſind unſterblich.
Sie leben und wirken lebensfriſch und machtvoll im neuen Reiche.
in dem der echte deutſche Geiſt, den ſie atmen, zu neuem Leben
erwacht iſt. Eswar ein ſchöner Gedanke der
Reichs=
poſt, dieſen Kämpfer und Künder für deutſches
Weſen in dieſem Jahre auf den
Wohlfahrts=
briefmarken der Deutſchen Nothilfe zu ehren.
Richard Wagners Werke erlangten Weltruhm und halfen
wirkſam, deutſcher Kunſt in der ganzen Welt Anſehen zu
ver=
ſchaffen. Wagner war der Schöpfer des deutſchen Muſikdramas.
Aus Dichtung, Muſik und Schauſpielkunſt ſchuf er ein
Geſamt=
kunſtwerk. Die Stoffe ſeiner Werke entnahm er faſt
ausſchließ=
lich dem ſchönſten Erbgut der deutſchen Sagenwelt.
Die Wagner=Wohlfahrtsbriefmarkenſerie umfaßt neun
ver=
ſchiedene Werte (3 Pfg. bis 40 Pfg.) in größerem Format als
dem der gewöhnlichen Briefmarken. Auf ihnen ſind
charakteri=
ſtiſche Szenen aus den bedeutendſten Wagnerſchen Muſikdramen
nach Entwürfen von Prof. Alois Kolb. Lehrer für graphiſche
Künſte an der Staatlichen Akademie in Leipzig, dargeſtellt. Bei
der Wahl der Motive und ihrer endgültigen Geſtaltung hat ein
Sachverſtändigenbeirat mitgewirkt, dem auch Wagners
Schwieger=
tochter, Siegfried Wagners Witwe, Frau Winifrid Wagner,
an=
gehörte. Die Ausführung der Marken erfolgte in Stahlſtich und
Stahldruck.
Neben den Wohlfahrtsbriefmarken iſt auch eine
Wohl=
fahrtspoſtkarte erſchienen, die im Markenbilde ein
wohl=
gelungenes Porträt Richard Wagners zeigt und auf der linken
Hälfte der Anſchriftſeite eine Anſicht des Feſtſvielhauſes in
Bay=
reuth trägt, der Weiheſtätte des deutſchen Dramas aus dem
Geiſte der Muſik. Dieſes Haus ſoll nach Wagners Plan das
deutſche Volk zur Pflege deutſchen Weſens erziehen. Die
glän=
zenden Feſtſpiele des letzten Jahres, unter lebhafter Anteilnahme
des Volkskanzlers Adolf Hitler, ſind noch in lebendiger
Erinne=
rung. So umſchließen die Wagnermarken des Winters 1933/34
das doppelte Bekenntnis zu deutſchem Volkstum und zu deutſcher
Kunſt.
Jeder Deutſche ſollte dieſe Marken ſein eigen nennen und
allgemein deren Verwendung fördern, iſt es doch auch eine
Dan=
kesſchuld, die Deutſchland dem großen Meiſter damit abſtattet.
Und zu alledem iſt der Wohlfahrtszuſchlag zum Beſten unſerer
Aermſten im Volke beſtimmt!
Erhältlich ſind die Marken außerpoſtaliſch durch die
Orts=
gruppen, Zellen= und Blockwarte der NS.=Volkswohlfahrt nur
noch bis Ende dieſes Monats. Die poſtaliſche Gültigkeit währt
indes noch bis zum 30. Juni 1934.
4Abſchied vom Stahlhelm?
Beſichtigung der Skurmbanne Odenwald und Bergſtraße durch den Kreisverbandsführer. — Fronkgeiſt und
Kameradſchaft. — Nichts für uns, alles für Deutſchland!
Bürgerſteuer von Angehörigen der Wehrmacht und der
tiatlichen Schutzpolizei. Ab 1. Januar 1934 gilt: Gegenüber
le=
digen kaſernierten Angehörigen der Wehrmacht und der
ſtaat=
lichen Schutzpolizei iſt für jeden Monat diejenige Gemeinde
ſteuerberechtigt, in der ſich am Ende dieſes Monats die
ſtand=
ortmäßige Unterkunft des Pflichtigen befindet. Für
die Höhe der Steuer iſt der Steuerſatz dieſer Gemeinde
maßge=
bend.
Heſſiſches Landestheater.
Meite Hfe
Montag
Anf. 20, Ende 22 Uhr.
5. Februar / Sechſtes Sinfoniekonzert. Preiſe 0.90—5.00
19½, Ende 22. D. Bühne, Jugendr. 14, Gr. 1—2
Dienstag
6. Februar /Alle gegen Einen — Einer für Alle. 0.50—4.50
Kleines Haus
Anf. 20, Ende 22 Uhr. Außer Mieteſ.
Dienstag
Preiſe 0.70—3.80
6. Februar Tanzabend.
— Sechſtes Sinfoniekonzert. Wie man die Sinfonien
Beet=
hovens im Wechſel zu hören verlangt, ſo ſind die vier Sinfonien Joh.
Brahms nicht minder zu einem feſten Beſtandteil der
Vortrags=
folgen aller Konzertinſtitute geworden. Die kraftvolle erſte, die
liebenswürdige romantiſche zweite, die gravitätiſche dritte und die
tiefſinnige, elegiſche, höchſte kontrapunktiſche Meiſterſchaft
offen=
barende vierte Sinfonie — jede ein Meiſterwerk beſonderer Art.
Ein tief melancholiſcher Grundzug geht durch dieſe vierte
Herbſt=
ſtimmung ſpricht zu uns. Die Tonart B=Moll, die Brahms für
dieſe Sinfonie gewählt, iſt zum großen Teil Schuld (wenn man
von Schuld ſprechen kann) blaß, fahl, gelb iſt die Farbe dieſes
eigenartigen Werkes. Im Jahre 1886 übergab Brahms die vierte
Sinfonie der Oeffentlichkeit, nachdem zwei Jahre vorher die dritte
und neun Jahre früher die beiden erſten erſchienen waren.
Abſchied vom Stahlhelm? — Nein! Vom Stahlhelm nimmt
niemand Abſchied, der ihn ganz in ſich aufgenommen, den
Front=
geiſt, die unverbrüchliche Kameradſchaft, die Kriegsjahre
erwach=
ſen ließen und die im Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten,
ver=
körpert ſind und immer verkörpert bleiben werden. Ganz
gleich, ob die einzelnen Glieder des Bundes das feldgraue
Ehrenkleid des Weltkriegkämpfers oder das braune des
Frie=
densſoldaten des neuen Deutſchland tragen. Nicht die Farbe des
Anzugs iſt entſcheidend, einzig das Herz, die Geſinnung!
Beides aber bildet gemeinſam das Ehrenſchild des
Stahl=
helmers. Und wie die alten Kämpfer im ſchlichten Rock Treue
wahrten bis zum Letzten, ſo wahren ſie dieſe Treue auch heute
dem Vaterland, dem deutſchen Volke und ſeinem Führer der
dem unverſchuldet beſudelten Ehrenſchild des deutſchen Volkes
wieder die ſtrahlende Reinheit gab. Nach dem Willen des
Füh=
rers ſoll es fürderhin keine äußerliche Unterſcheidung mehr geben
in dem Heer ſeiner Friedensſoldaten, die einzig dem
Wieder=
aufſtieg Deutſchlands durch Arbeit und Opfer zu dienen haben.
Vierzehn Jahre lang haben die braunen Kolonnen Adolf
Hitler auf ſeinem opferreichen Wege treueſte Gefolgſchaft
ge=
leiſtet. Haben alles ertragen, was ihnen auferlegt wurde in
dem ſchweren, oft blutigen Ringen um ein neues Deutſchland.
Und vierzehn Jahre lang gingen feldgraue Kolonnen unter
eige=
ner Führung den gleichen Weg des Opferns, Leidens und
Dul=
dens. Das Ziel war das gleiche. Nach altem Grundſatz
kluger Strategie wurde getrennt marſchiert und im gegebenen
Moment vereint geſchlagen. — Das Ziel iſt erreicht. Unter
einem zielbewußten Führer hat das deutſche Volk die erſten
Stufen des ſteinernen Weges zu ſeiner Freiheit, zum
Wieder=
aufſtieg beſchritten. Des Weges, die Adolf Hitlers braune und
Franz Seldtes graue Soldaten ihm geebnet und den im
Weiter=
ſchreiten zu ſchützen dieſe Friedensarmee berufen iſt und bleibt.
Es gibt kein getrennt Marſchieren mehr, und wenn der Führer
die nunmehr geſchloſſene untrennbare Kameradſchaft auch
äußer=
lich zum Ausdruck bringen will, gibt es für den
diſziplingewohn=
ten Feldgrauen kein Zögern. Er vertauſcht das feldgraue mit
dem braunen Ehrenkleid des Friedensſoldaten des neuen
Deutſch=
land. Er kannte nie eine andere Deviſe als die:
Nichts für uns, alles für Deutſchland!
Und wenn in den nächſten Wochen die Beſtimmungen des
Stabschefs durchgeführt werden müſſen, nach denen nunmehr
auch die Angehörigen der SAR. I das Braunhemd zu tragen
haben, wird es doch wohl einen kurzen, ſchmerzvollen Abſchied geben
vom gewohnten Feldgrau, in dem faſt zwei Jahrzehnte
Unerhör=
tes geleiſtet wurde. Mit unverbrüchlicher Treue aber und mit
der aufrichtig gebotenen Kameradſchaft, die in Blut und Tod
erprobt und geſtählt ward, ſtellt der Stahlhelm ſich in die Reihen
der Kameraden im Braunhemd. Seinen höchſten und einzigen
Aufgaben, den Frontgeiſt zu hüten und pfleglich ihn auf die
kommenden Generationen zu verpflanzen, Herz und Sinn dafür zu
öffnen und dem Vaterland zu dienen, wird er treu bleiben
immer und immer.
Das kam am geſtrigen Sonntag überzeugend zum Ausdruck bei
Gelegenheit der Beſichtigung der Formationen der Standarte
Starkenburg, die ſeit längerem unter der ſehr bewährten
Leitung des Kameraden Major Stiebler ſteht, durch den Führer
des Kreisverbandes Kamerad Dr. Freund=Offenbach, der wohl
letzten engeren Fühlungnahme dieſes Führers mit den Kameraden
vor der Umorganiſation. Kamerad Dr. Freund hat dieſes
Füh=
reramt vor wenig mehr als einem halben Jahr übernommen. Er
hat es ausgeübt ganz im Sinne des Führers und der Traditionen
des Bundes der Frontſoldaten. Mit einem Erfolg, der faſt
bei=
ſpiellos daſteht. Daß er es vor allem verſtand, den Geiſt wahrer
Kameradſchaft, den der „Front” zu pflegen, kam nicht nur in
dan=
kenden Anſprachen zum Ausdruck, es ſtrahlte auch aus den Augen
der Feldgrauen, die vielleicht zum letzten Male in das ihres
Kreis=
verbandsführers ſchauen durften und die ihm freudig und ſtolz
zeigten, was Stahlhelmerziehung iſt.
Die Beſichtigung begann mit der der Stürme in Babenhauſen
und Groß=Umſtadt. Sind beide auch zahlenmäßig nicht ſehr ſtark,
ſo konnte Kamerad Dr. Freund ſich doch davon überzeugen, daß er
ausgezeichnetes Menſchenmaterial von beſter treueſter Geſinnung
den Neuformationen guten Gewiſſens überantworten kann. Ein
Eindruck, der ſich vertiefte in Erbach, wo der Sturm I unter
dem Kommando des Sturmbannführers Erbgraf Alexander
zu Erbach=Erbach mit Fahne, Muſikchor und Spielmanns=
zug vorgeſtellt wurde und der unvergeßlich bleiben wird durch den
Abſchluß der Beſichtigungsfahrt in Bensheim, wo der
Sturm=
bann Bergſtraße unter dem Kommando des Kameraden Camp
ebenfalls mit Muſikkorps und Spielmannszug angetreten war. Zu
dieſem zahlenmäßig ſtärkſten Sturm waren viele Kameraden aus
der nahen und auch weiteren Umgebung erſchienen, die teilweiſe
3 bis 6 Stunden Marſch durch Schnee und Kälte zu leiſten hatten,
und die bei Beſichtigung und Vorbeimarſch trotz vielfach grauem
Haupt= und Barthaares es den Jüngſten gleich taten an Schneid
und Diſziplin. In geſchloſſenem Zuge mit klingendem Spiel
mar=
ſchierten in Erbach und Bensheim die grauen Kolonnen durch die
Straßen zu den Lokalen, wo ihnen von den Stürmen bzw. den
Kameradinnen des Bundes „Königin Luiſe” Verpflegung
ge=
boten wurde.
An allen Orten verſammelte Kreisverbandsführer Dr. Freund
die Unterführer, um ihnen zu danken und ſich vorſorglich von ihnen
zu verabſchieden. Beſondere Anerkennung ſprach er nach dienſtlichen
Ausführungen den Sturmbannführern, Kameraden Major
Stieb=
ler, Erbgraf zu Erbach=Erbach und Lamp aus, deren
ausge=
zeichnete Organiſations= und Erziehungsarbeit die vorbildlichen
Reſultate gezeitigt haben. In vielen Bezirken des Kreisverbandes
ſind heute ſchon die Stahlhelmkameraden, die von der SA.
über=
nommen wurden, in führenden Stellen. Ein Beweis, daß die
Stahl=
helmerziehung gut war. Seine Mahnung, daß das in Zukunft ſo
bleiben müſſe, ganz gleich ob grau oder braun, fand freudigen
Widerhall. Der Stahlhelmer kenne nur die Erfüllung ſeiner Pflicht
und Schuldigkeit gegenüber Vaterland, Volk und Führer. So
wol=
len wir weiter arbeiten ſchloß Kamerad Dr. Freund in der Deviſe:
Nichts für uns, alles für Deutſchland! Heil Hitler!—
Geſellige Stunden, die Führer und Kameraden noch
kamerad=
ſchaftlich zuſammenhielten, beſchloſſen den denkwürdigen Tag. —
M. St.
Reichsbund Volkstum und Heimat, Landſchaft Rheinfranken=
Naſſau=Heſſen. Der Reichsbund wird jetzt an allen Orten des
Gebietes mit der praktiſchen Volkstumsarbeit
ein=
ſetzen.: Hierzu ſollen auch alle Sing=, Tanz= und
Laienſpielgrup=
pen ſowie die Volksbildungsvereine und Volkshochſchulen
heran=
gezogen werden. Wir fordern darum alle dieſe Vereinigungen
in unſerem Gebiete auf, baldigſt ihre Anſchrift der Geſchäftsſtelle
des Reichsbundes. Darmſtadt, Neckarſtraße 3, mitzuteilen, ſowie
auch kurz über die ſeitherige Art ihrer Tätigkeit, über die Stärke
der Gruppen uſw. zu berichten. Auch alle Perſönlichkeiten, die
zur Schaffung von Sing=, Tanz= und Laienſpielgruppen bereit
ſind, bitten wir um umgehende Mitteilung ihrer Anſchrift.
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika Linie
(Auſtral=Kosmos=Linien). Ohne Verbindlichkeit, Aenderungen
vorbehalten. Nach New York: D „Deutſchland” ab Hamburg
und Cuxhaven 7. 2., ab Bremen bzw. Bremerhaven 8. 2.: D.
„Europa” ab Bremen bzw. Bremerhaven 9. 2.: D. „Hamburg”
ab Hamburg und Cuxhaven 14. 2., ab Bremen bzw. Bremerhaven
15. 2.: D. New York” ab Hamburg 21. 2, ab Cuxhaven 22. 2.
Nach der Weſtküſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag=Lloyd) ab Hamburg: MS. „Oakland” 7. 2., D. „
Van=
couver” 20. 2. Nach Cuba=Mexiko, (Gemeinſchaftsdienſt
Hapag=Lloyd — Ozean=Linie) ab Hamburg: D. „Sierra Ventana”
14. 2., MS. „Erfurt” 3. 3. Nach Mittelamerika,
Weſt=
indien (gemeinſam mit dem Norddeutſchen Lloyd, Bremen, und
der Reederei H. C. Horn, Flensburg) ab Hamburg: D. „Kiel”
17. 2., MS. „Cordillera” 3. 3. Nach Uruguay und
Argen=
tinien ab Hamburg: MS. „Patricia” 10. 2., D. „General
Ar=
tigas” 17. 2. Nach der Weſtküſte Südamerikas (
gemein=
ſam mit der Deutſchen Dampfſchiffahrts=Geſ. Kosmos, Hamburg,
MS. „Ermland” 10. 2. D. „Saarbrücken” 17. 2. MS. „
Burgen=
land” 24. 2. Nach Niederländiſch=Indien (
Gemein=
ſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſ.,
Aktien=
geſellſchaft, Hamburg, und der N. V. Neederlandſchen
Stoom=
vaart Maatſchippif „Oceaan”) MS. Heidelberg ab Rotterdam
10 2. D. „Kurmark” ab Hamburg 24. 2. Nach Auſtralien
(Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffs=Geſ.,
Aktiengeſellſchaft, Hamburg, des Norddeutſchen Lloyd, Bremen,
und der Reederei Alfred Holt u. Co., Liverpool) ab Hamburg:
D „Leuna” 10. 2., D. „Moſel” 24. 2. Nach Südafrika (Deutſch=
Auſtraliſche Dampfſchiffs=Geſellſchaft, Aktiengeſellſchaft, Hamburg)
ab Hamburg: „D. Freiburg” 3, 3. — Mitgeteilt durch das
Reiſe=
büro der Hamburg=Amerika Linie, Darmſtadt, Adolf=Hitler=Pl. 1.
Telephon 1308.
Großes Haus. — Sonntag, den 4. Februar 1934.
Die Feier war ganz dem Schaffen des großen Liedmeiſters
Hugo Wolf gewidmet. Dies gab der Vortragsfolge eine
ausge=
zeichnete Geſchloſſenheit und Einheitlichkeit und bot Gelegenheit,
aus allen Teilen der Lebensarbeit des Meiſters charakteriſtiſche
Werke zu hören. Beſonders ſei dafür gedankt, daß die Auswahl
in erſter Linie Lieder betraf, die nicht in aller Munde ſind,
alſo dem Publikum nicht inſofern entgegenkam, daß es zum
hundertſten Male ſeine Lieblinge „Fußreiſe‟ „Er iſts” „Laß o
Welt” u. a. m. zu hören bekam, ſondern daß vieles vom
Tief=
ſten und Jnnigſten Wolfs geboten wurde. Sowohl die großen
Gruppen von Vertonungen der Werke Mörikes, Eichendorffs und
Goethes, als auch das italieniſche und ſpaniſche Liederbuch
wur=
den mit Proben bedacht, als auch mehr einzeln entſtandene
Ge=
dichte von Keller und Scheffel. Aus dem letzten Werk, den
Michel=Angelo=Geſängen erklang das erſte Lied. Der Liedſtil Wolfs
iſt die Erfüllung alles deſſen, was das 19. Jahrhundert geſchaffen
und vorbereitet hat, die Tiefe des Ausdrucks von Schubert,
Schu=
mann und Brahms wird in Wolfs Schaffen bewahrt, und ihr
geſellt ſich zu die feinſinnige Deklamation im Sinne Richard
Waguers, die erhöhte Ehrfurcht vor der Dichtung, der ſich Wolf
unterzuordnen wünſcht, und die geſteigerte Bedeutung der
Kla=
vierbegleitung, die ähnliche Funktionen erfüllt, wie bei Wagner
das Orcheſter.
Dementſprechend müſſen die ausführenden Künſtler völlig
auf den Stil und das Weſen der Wolfſchen Kunſt eingeſtellt ſein,
und das war bei der Morgenfeier in ausgezeichnetem Maße der
Fall. Karl Friderich war nicht nur Begleiter, ſondern
eben=
bürtiger Mitarbeiter der Singenden, ſein Wirken am Klavier
sefruchtete ebenſo den Geſang, wie es ihm lauſchte und ſich
an=
paßte. Maria Reining ſang hervorragend. Sie verſteht es,
ſo=
wohl den getragenen ruhigen Liedern den ganzen Wohllaut einer
ohne jede Schlacke klingenden Stimmbehandlung zu geben, als
auch nach den beiden Seiten des Dramatiſchen und des fein
Pointierten mit leicht humoriſtiſchem Beiklang ſcharf zu
charak=
teriſieren. Man hat das Empfinden, als würde hier aus der
Fülle eines großen Talents und erſtaunlichen Könnens heraus,
bei einwandfreier techniſcher, rhythmiſcher und ſprachlicher
Lei=
ſtung mühelos und liebenswürdig wertvollſte Kunſt geſpendet.
Kein Lied möchte man unerwähnt laſſen, die ſchlichten wie „Auf
eine Chriſtblume II" „Blumengruß” die großzügigen und
innigen wie „An eine Aeolsharfe” „Kennſt du das Land” die
heiteren wie „Frühling übers Jahr”, „In dem Schatten meiner
Locken” gelangen gleich vollendet, als hervorragendes
Kabinetts=
ſtück das außerordentlich rhythmiſch und effektvoll wiedergegebene
„Tretet ein, hoher Krieger”, Heinrich Blaſel ſtand in nichts
zu=
rück. Schon im „Prometheus”, dieſem mit Leitmotiv faſt ſinfoniſch
gearbeiteten hymniſchen Werk, wirkten Stimme und Vortrag
ſieg=
haft, bei den Mörike=Liedern erſtaunte beſonders die weiche
Stimm=
gebung und der überaus zarte Ausdruck, die Auswahl aus dem
Italieniſchen Liederbuch betonte hauptſächlich das Lyriſche,
wäh=
rend die Tiefe Michel=Angelos, die Schwerblütigkeit und das
Heimweh von Scheffels „Biterolf” und die Keckheit des
„Schreckenbergers” wieder ganz anderen Darſtellungsmöglichkeiten
des hervorragenden Sängers Gelegenheit gaben. Die Feier war
gut beſucht, und man ſtand unter dem ſtarken Eindruck einer
ganz beſonderen gediegenen und glückhaften Veranſtaltung. F.N.
Großes Haus. — 4. Februar.
„Rigolelto‟
Oper von G. Verdi,
In Hans Blümer vom Stadttheater Baſel, der heute
dirigierte, lernten wir eine ſympathiſche Perſönlichkeit kennen,
die intereſſierte und überzeugte. Eine jugendliche, große, ſchlanke
Erſcheinung mit friſchen, energiſchen Bewegungen und genauer
Zeichengebung. Er beſitzt eine natürliche Muſikalität, die ihn
trotz großer Feinheit in den Einzelheiten von jeder Künſtelei
fern hält, und ſtarkes, gezügeltes Temperament. Er nimmt die
Führung ſicher in die Hand und hält ſie mit Geſpanntheit feſt.
Er ſteht großzügig über der Partitur und wirkt äußerſt
be=
lebend auf Orcheſter und Bühne. Er hat Format und ſcheint
eine ausgeſprochene Führernatur zu ſein, deſſen Anſtellung
empfohlen werden kann.
v. H.
* Uraufführung in München.
„Schwefel, Baumöl und Zichorie”, von A. J. Lippl.
Das Bayeriſche Staatsſchauſpiel hat das Luſtſpiel mit Geſang
„Schwefel,Baumöl und Zichorie” oder: Die drei
gefühl=
vollen Gewürzkrämer (nach Neſtroy) von Alois Johannes
Lippl, mit der Muſik von Ludwig Kuſche, in der
Inſzenie=
rung des Verfaſſers mit großem Beifall uraufgeführt. Der Autor
iſt Oberregiſſeur des Bayeriſchen Rundfunks und auch der Dichter
der „Pfingſtorgel”, die ſeit Monaten volle Häuſer bringt. Und
auch dieſes neue Stück wird eine Serie von Aufführungen erleben.
Da ſind drei Gewürzkrämer, dicke Freunde, ſtarke Fünfziger,
ver=
heiratet mit drei bildhübſchen „ſchwachen” Zwanzigerinnen, deren
Schwäche im Grunde aber nur darauf beruht, daß ſie vor der Ehe
einen, wenn auch harmloſen, ſo doch dummerweiſe vor den
Ehe=
männern verheimlichten Flirt mit einem Kommis gehabt haben.
Dieſer Kommis hat geheiratet und ſeinem Freunde vor der
Hoch=
zeit allerlei Andenken, Bilder, Briefe uſw. aus ſeiner
Junggeſel=
lenzeit zur Aufbewahrung übergeben. Und dieſer Freund kommt
nun ins Städtchen, aus unglücklicher Liebe zu einem Mädchen,
das er nicht finden kann, und die Prinzipalinnen ſind in Sorge
um den Frieden ihrer Ehe, und die Ehemänner glauben ſich, als
gute Freude, gegenſeitig warnen zu ſollen, und es entſteht ein ſehr
geſchickt angelegtes und ſeriös durchgeführtes Drunter und Drüber,
das der vermeintliche Schwächling des Stückes, der Lehrbub, zu
entwirren verſteht, ſo daß eitel Luſt und Freude das Stück
be=
endet. Und das Ganze iſt beileibe kein Schwank, ſondern wirklich
ein Luſtſpiel, voller Liebenswürdigkeiten und Witz, auch voller
Wortwitz, und es iſt ſo unaktuell wie nur möglich und in ſeinen
Biedermeier=Menſchlichkeiten ebenſo ewig echt und wahr. Und
alle Darſteller waren voller Luſt und Laune und das Publikum
Dr. Berberich.
nicht minder.
Ich habe gelacht. Satiren gegen die Linke Europas. Von
Wla=
dimir von Hoſtlieb. (Verlag Paul Neff, Berlin W. 35.)
Der Wiener Autor hat in dieſem Buche die Komödie der
De=
mokratie geſchrieben und einen Totenkranz auf ihren Sarg gelegt.
Es iſt eine Sammlung von Satiren auf eine Zeit, die „die
Frei=
heit durch die Freiheit zerſtört‟. Es iſt bemerkenswert, daß das
Buch vor der Gründung des Dritten Reiches, in den Jahren 1927
bis 1932, geſchrieben iſt und Gedanken entwickelt, die nach 1933
verwirklicht worden ſind. Der Verfaſſer rechnet ſcharf mit der
politiſchen und literariſchen Demokratie und der Freiheit der
Preſſe ab, der „charakteriſtiſchſten und verderblichſten der
moder=
nen Freiheit”. In der Nachleſe, die im April 1933 geſchrieben iſt,
nennt er die Abſchaffung der parlamentariſchen Demokratie eine
Wohltat, eine Erlöſung; das einzige Gute an der Mißform der
Weimariſchen Republik ſei es, daß ſie nicht mehr beſteht. Der
ganze Parlamentarismus war Falſchmünzerei. Man wird das
aktuelle Buch mit großem Intereſſe leſen.
Ap. Heimat, Liebe Lebensrätſel. Gedichte von Siegfried Dyck.
(Heim=Verlag Adolf Dreßler, Radolfzell. Preis 1,50 RM.)
Der Verfaſſer, früherer Vorſitzender des Verbandes der
oſt=
preußiſchen Preſſe, iſt ein warmherziger Patriot, der ſich den
Glauben an des Volkes Zukunft nicht hat rauben laſſen, und ein
freudiger Lebensbejaher, aber auch ein Dichter, der den
volks=
tümlichen Ton glücklich zu treffen weiß und deſſen Lieder zum
Singen herausfordern; einige Lieder, z. B. „Wanderluſt” und
„Dein Lied” ſind auch ſchon komponiert und zur Laute geſungen
worden. Von den vaterländiſchen Gedichten ſeien „Oſtpreußen
heraus” und „Die Zukunft” und von den Wanderliedern.
Sehn=
ſucht” und „Wanderluſt” wegen ihrer klaren und leicht gefälligen
Sprache und fließendem Rhythmus beſonders bervorgehoben.
Schöne, natürlich und warm empfundene Liebesgedichte ſind in
dem „Liebe” betitelten Teil enthalten, während die „Rätſel des
Lebens” Gedanken über Liebesglück und =freude, Sorge, Pflicht
und Hoffnung in dichteriſche Form kleiden: „Wer nur noch Pflicht
und Sorge kennt, dem wird das Leben zu ſchwer, wem nicht
Hoffnung und Freude in der Seele brennt, der mag dieſes Leben
nicht mehr”. Freunden guter Lyrik ſeien dieſe Gedichte zur
Er=
bauung empfohlen.
Montag, A. Bebrnar 1334
Darmſidter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichter
Nr. 35
Zahlreiche Senſationen im füdd rutſchen Fußball. — Im Gau Südweſt „nichts Neues” —Kickers Offenbach in Front.
Polizei Darmſtadt ſiegt 4:1 (0:0) gegen SB98.— 3:7=Niederlage der Darmſtädter Polizei=Handballer
in Her nsheim. — Winterſport regiert.
Die Fußball=Ergebniſſe.
Die Gauliga in Südweſtdeutſchland.
Gau Südweſt:
Eintracht Frankfurt— 1. FC. Kaiſersl. 6:1.
FSV. Mainz 05—FSV. Frankfurt 3:1.
Bor. Neunkirchen—Sportfr. Saarbrücken 2:1.
Kickers Offenbach—SV. Wiesbaden 5:2.
Wormatia Worms—Phönix Ludwigsh. 7:2.
Gau Baden:
Karlsruher FV—VfB. Mühlburg 1:1
SC. Freiburg—Germania Brötzingen 0:1.
VfL. Neckarau-VfR. Mannheim 0:1.
Gau Württemberg:
SV. Feuerbach—VfB. Stuttgart 2:1.
Stuttg. Sportfr—FC. Birkenfeld 2:1.
SSV. Ulm—Stuttgarter Kickers 2:3.
Union Böckingen—Ulmer 5V. 4:3.
Gau Bayern:
Bayern München—Jahn Regensburg 0:2.
Wacker—1860 München 0:1.
ASV. Nürnberg—1. FC. Nürnberg 0:1.
Sppgg. Fürth—FC. Bayreuth 2:2
Schwaben Augsburg—FC. Schweinfurt 3:1.
GauNordheſſen:
SC. 03 Kaſſel—Chattia Kaſſel 6:2.
Boruſſia Fulda—FC. Hanau 93 5:0.
Heſſen Hersfeld-Kurheſſen Marburg 6:0.
Sport Kaſſel—VfB. Friedberg 5:10.
Gau Mittelrhein:
Kölner CfR.—Kölner SC. 99 0:0 (Geſ.)
VfR. Köln—Weſtmark Trier 2:2.
Bonner FV.—Mühlheimer SV. 1:3.
Fortung Kottenheim—Rhenania Köln 4:3.
Eintracht Trier—FV. Neuendorf 5:4.
Privatſpiele:
1. FC. Pforzheim—VfR. Heilbr. (Sa.) 7:2.
Köln=Sülz—FC. Idar 9:4.
Zußball im Reich.
Gau Oſtpreußen: Pr. Samld. Königsberg—
BuEV. Danzig 2:1. Gedania Danzig—VfB.
Königsberg 1:4. York InſterburgPreußen
Gumbinnen 9:1. Raſtenburger SV.
Hin=
denburg Allenſtein 3:3. Tilſiter SC.—
Vik=
toria Allenſtein 3:3.
Gau Pommern: Stettiner SC.—Greifswalder
SC. 9:0. Hubertus Kolberg—Viktoria Stolp
1 3. Preußen Köslin—Germania Stolp 1:0.
VfB. Stettin—VfL. Stettin (Geſ.=Sp.) 3:2.
Züllchower SC.—Preußen Stettin 2:4 (Geſ.=
Spiel).
Gau Brandenburg: Tennis=Boruſſia—
Ber=
liner SV. 92 4:1. Viktoria 89—
Span=
dauer SV. 4:0. Hertha—Wacker 5:0.
Mi=
nerva—Blau=Weiß 5:1. BV. Luckenwalde—
VfB. Pankow 0:4. Union Oberſchöneweide—
Cottbus=Süd 5:1.
Gau Schleſien: FV. 06 Breslau—Spogg.
Hoy=
erswerda 4:1. Sppgg. 02 Breslau—STC.
Görlitz 6:2. Preußen Hindenburg—Ratibor
03 6:3. Vorwärts Breslau—Hertha Breslau
2:9. Beuthen 09-Vorw. Raſenſp.
Glei=
witz 4:2.
Gau Sachſen: Guts Muts Dresden—Dresdener
SC. 02. VfB. Leipzig—Wacker Leipzig 3:2.
Polizei Chemnitz-Chemnitzer BC. 3:0.
Plauener SuBC.—1. Vogtl. FC. Plauen 5:3.
Gau Mitte: Fortuna Magdeburg—Sppgg.
Er=
furt 4:3. Wacker Halle-„VfL. Bitterfeld 5:1
SC. Erfurt—1. SV. Jena 5:2. SV. 08
Steinach—SV. 99 Merſeburg 4:2. Viktoria
96 Magdeburg-Preußen Magdeburg 5,5.
Gau Nordmark: Eimsbüttel-Hamburger. SV.
2:5. Boruſſia Kiel-Holſtein Kiel 3:2.
Po=
lizei Lübeck. Vikt. Wilhelmsburg 2:2.
Gau Niederſachſen: Arminia Hannover—VfB.
Komet Bremen 2:1. Eintracht Braunſchweig
—Algermiſſen 1911 2:1. Werder Bremen—
Göttingen 05 7:1.
Gau Weſtfalen: Schalke 94—Vikt.
Recklinghau=
ſen 5:2. Sppgg. Herten-Preußen Münſter
5:3. Arm. Bielefeld—SuS. Hüſten 1:3.
Sportfr. Dortmund—SV. Höntrop 1:3. DSC.
Hagen—Germania Bochum 0:2.
Gau Niederrhein: Hamborn 07—VfL. Benrath
8:3. Fort. Düſſeldorf—FV. 08 Duisburg 3:2.
PfL. Preußen Krefeld-Alem. Aachen 0:1.
Schwarz=Weiß Eſſen—Schwarz=Weiß Barmen
03. Rheydter SV.—BV. Preußen Eſſen 3:3.
Duisburg 99—Boruſſia Gladbach 1:1.
In den ſüd= und ſüdweſtdeutſchen Gauen gab
es an dieſem Sonntag bei den Fußballkämpfen
wieder einige Reſultate, die ſelbſt für die an
Ueberraſchungen gewöhnten Fußballintereſſenten
noch Senſationen bedeuteten. Die größte Ueber.
raſchung lieferten im Gau Bayern die
Mün=
chener „Bayern”, die in letzter Zeit einen
ein=
drucksvollen Siegeszug hinter ſich hatten und
nun auf eigenem Boden von Jahn Regensburg
mit 2:0 (1:0) geſchlagen wurden. Regensburg
hatte in dieſem Spiel allerdings viel Glück,
wäh=
rend ſich die Bayern mit dem hartgefrorenen
Boden nicht zurecht fanden. Tabellenführer blieb
München 60 durch einen hart erkämpften 1:0
(1:0) Sieg über Wacker. Wacker ſpielte meiſt
nur mit 10 Mann. Der 1. FC. Nürnberg hat
zwar die gleiche Punktzahl wie die 60er, weiſt
aber zwei Verluſtpunkte mehr auf. Der „Club”,
war diesmal über ASV. Nürnberg 1:0
erfolg=
reich. Schweinfurt fiel durch eine 13
Nieder=
lage in Augsburg zurück und auch die SpVg.
Fürth operierte wieder ſehr unglücklich, ſie
konnte zu Hauſe gegen Bayreuth nur ein 2:2
er=
zielen.
In der launiſchen Gauliga Südweſt
haben die Offenbacher Kickers durch einen 5:2
(3:1) Sieg über den SV. Wiesbaden eine klare
Führung behauptet. Die Ueberraſchung des
Tages lieferte hier die Eintracht, die mit
zahl=
reichem Erſatz antrat. Ueber die Hälfte der Leute
ſtand auf ungewohntem Poſten, ſelbſt der alte
Kämpe Schütz mußte wieder mit einſpringen und
dennoch wurde der FC. Kaiſerslautern in einem
eindrucksvollen Stil mit 6:1 (4:0) geſchlagen.
Wormatia ſchickte mit einem famoſen
Stürmer=
ſpiel Phönix Ludwigshafen 7:2 (4:1) geſchlagen
heim. Im Saarderby behielt auf moraſtigem
Boden in Neunkirchen Boruſſia über die
Sport=
freunde 2:1 (1:0) Oberhand. Der FSV.
Frank=
furt begrub ſeine bisher noch guten Chancen
durch eine 1:3 (1:2) Niederlage in Mainz, die
er in erſter Linie ſeinem ſchwachen Sturm
zuzu=
ſchreiben hat.
In Württemberg iſt der VfB.
Stutt=
gart aus der Dreier=Spitzengruppe
herausgefal=
len, er ließ ſich von Feuerbach 2:1 ſchlagen.
Stuttgarter Kickers und Böckingen bleiben mit
je 18.38 Punkten allein in Front. Die Kickers
ſiegten in Ulm über den SSV. mit 3:2 und
Böckingen bezwang zuhauſe den Ulmer FV. 94
ebenſo knapp mit 4:3.
In Baden war der Tabellenführer SV.
Waldhof ſpielfrei. Der VfR. Mannheim
er=
reichte zwar durch einen 1:0 Sieg über den VfL.
Neckarau die Punktzahl der Waldhöfer, aber er
hat doch vier Verluſtpunkte mehr auf ſeinem
Konto. Der KFV. muß ſich weiter mit einem
Mittelplatz in der Tabelle begnügen, denn
gegen den VfB. Mühlburg gelang ihm auch nur
ein 1:1.
In Nordheſſen dürfte bereits die
Ent=
ſcheidung gefallen ſein. Boruſſia Fulda fertigte.
den bisherigen Tabellenführer FC. 93 Hanau
mit nicht weniger als 5:0 Treffern ab. Fulda
führt nun mit 23,5 Punkten vor dem FC. 93
Hanau mit ſeinen 22:10 Punkten. Es iſt nicht
mehr daran zu zweifeln, daß der Meiſtertitel
nach Fulda fallen wird. Der VfB. Friedberg
brachte in Kaſſel gegen „Sport” das kurioſe
Re=
ſultat von 10:5 zuſtande.
Mafn e zif zanfr Eeidl.
Der FSV. Frankfurt lieferte in Mainz zwar
kein ſchlechtes Spiel, aber die Stürmer blieben
nach gutem Feldſpiel vor den Toren zu ſchwach.
Läuferreihe und Abwehr kämpften dagegen ſehr
gut und erfolgreich. Das Spiel war in der erſten
Halbzeit ziemlich ausgeglichen, die beſſeren
Tor=
chancen arbeitete ſich allerdings Mainz heraus.
Durch Kempfle gingen auch die Platzherren ſchon
in der 4. Minute in Führung. Frankfurt kam
eine Viertelſtunde ſpäter durch Schuchardt zum
Ausgleich. Als dann in der 34. Minute Scherm
von der Mittellinie aus allein vorſtürmte und
ein prächtiges Tor ſchoß, da waren die Gäſte
ſicht=
lich deprimiert, Frankfurt ſpielte zwar nach der
Pauſe ſehr eifrig und hatte jetzt auch deutlich
mehr vom Spiel, aber ſein Sturm ging leer aus,
weil er ungenau zul jelte und guch nicht pla=
ciert genug ſchoß. Mainz war glücklicher, Kempfle
brachte in der 23. Minute noch ein drittes Tor
an. Der gleiche Mann mußte dann wegen einer
Kopfverletzung vorübergehend ausſcheiden.
Das Spiel verlief recht anſtändig, aber der
Schiedsrichter Krafft aus Bonn war dennoch
ziemlich mäßig.
Offenbach —Sp. Wiesbaden 5:2 (3:1)
Den 3000 Zuſchauern wurde am „Bieberer
Berg” kein beſonders gutes Spiel geboten. Der
Sieg der Kickers war aber unbedingt verdient,
denn Offenbach ſtellte die in allen Teilen beſſere
Mannſchaft. Vor allem die Ballbehandlung und
das Zuſpiel waren bei den Kickers reifer. Das
Spiel verlief im übrigen ſehr fair, ſo daß der
Schiedsrichter Lohrey=Kaſſel kein allzuſchweres
Amt hatte.
Offenbach hatte einen ausgezeichneten Start.
Schon in der 10. und 15. Minute fielen durch
Maid und Grebe zwei unhaltbare Treffer.
Wies=
baden griff dan ſehr energiſch an und brachte
Offenbachs Abwehr in Verwirrung. Siebentritt
konnte auch ein Tor aufholen. Gegen Ende der
Halbzeit gewann Offenbach ſeine alte
Ueber=
legenheit zurück und Grebe ſchoß in der 40.
Mi=
nute auch noch ein drittes Tor. Nach der Pauſe
mußten die Kickers zeitweilig mit nur neun
Mann ſpielen, denn Maid ſchied wegen einer
Verletzung für 10 Minuten aus und dann folgte
ihm aus dem gleichen Grunde Keck für fünf
Minuten. Wiesbaden konnte aber gerade in
die=
ſer Zeit wenig ausrichten. Die Leiſtungen ließen
auf beiden Seiten ſtark nach. Erſt in der letzten
Viertelſtunde wurde das Spiel wieder gefälliger.
Wiesbaden kam in der 75. Minute durch einen
Treffer von Rühl auf 3:2 heran, aber
poſtwen=
dend ſorgte Kühnle mit zwei ſehr ſchönen Toren
dafür, daß Wiesbaden endgültig geſchlagen war.
5C. Kaiſerslaukern 6:1 (4:0) geſchlagen
In Frankfurt ſah man dieſem Spiel nur mit
wenig Vertrauen entgegen. Die Eintracht mußte
mit einer „Verlegenheits=Mannſchaft” antreten,
die allzuviel Erſatz aufwies. Kaum die Hälfte
der Leute ſtand auf gewohntem Poſten, und ſelbſt
der alte Schütz mußte wieder mit aushelfen. Er
tat das mit größtem Erfolg, wie man überhuapt
zur ſtärkſten Ueberraſchung feſtſtellte, daß die
Eintracht nach kurzem Taſten mit dieſer
Ver=
legenheitself zu größter Form auflief und ein
ganz überlegenes Spiel lieferte. Kaiſerslautern
konnte nie gefährlich werden. Während der erſten
Halbzeit wurde kaum ein nennenswerter Schuß
auf das Frankfurter Tor gegeben, und der
ein=
zige Gegentreffer konnte nach der Pauſe auch nur
aus einem Elfmeter erzielt werden. Bei der
Ein=
tracht zeichneten ſich neben der Verteidigung
Schütz=Otto der linke Läufer Mantel aus der
ſein Abſchiedsſpiel lieferte und wieder
glänzen=
des Können zeigte. Im Sturm war der ſonſtige
Mittelläufer Leis als Halbrechter ſehr
durch=
ſchlagskräftig.
Die 3000 Zuſchauer ſahen die Eintracht bald
klar und ſchwungvoll überlegen ſpielen, Berger
ſchoß bereits in der 12. Minute den
Führungs=
treffer. Drei weitere Treffer reihte bis zur Pauſe
Leis an. Berger erhöhte zwei Minuten nach dem
Wechſel auf 5:0. Als der Reichsaußen der
Pfäl=
zer, Marker, bei einem Durchbruch an der
Straf=
raumgrenze von Otto unſanft geſtoppt wurde,
gab es einen Elfmeter, den Marker ſelbſt
ver=
wandelte. In der 16. Minute konnte Tiefel noch
einen Strafſtoß verwandeln. Gegen weitere
Tref=
fer ſetzte ſich dann Kaiſerslautern mit einer
ver=
ſtärkten Verteidigung erfolgreich zur Wehr.
Borufſia ſiegt im Saar-Derby
Neunkirchen-Sportkfreunde Saarbrüicken
2i1 1:9.
Die große Zuſchauermenge hatte ſich von
die=
ſem Zuſammentreffen der beiden ſaarländiſchen
Gauligiſten mehr verſprochen. Dargn waren
und wir wurden in der Gauliga nur von FSV.
Frankfurt enttäuſcht, dem wir ein beſſeres
Ab=
ſchneiden in Mainz zugetraut hatten. Die
übri=
gen haben ihren getipten Sieg noch deutlicher
beſtätigt. In der Bezirksklaſſe kam ads
Unent=
ſchieden in Lampertheim etwas überraſchend,
aber wie der Bericht bezeugt, haben die
Raſen=
ſpieler ihre letzthin gezeigten Leiſtungen
weſent=
lich überboten. In der Kreisklaſſe allerdings gab
es einige Verſager; und gerade in Darmſtadt:
Union ließ ſich zu Hauſe beide Punkte
abknöp=
fen, die Turngeſellſchaft 75 nicht minder und
auch aus Eberſtadt ſchlitterte ein Punkt weg,
den wir den Germanen ſicher geglaubt hatten.
—Alſo:
Gauliga: Eintracht Frankfurt — FC.
Kaiſers=
lautern 3:1 — Spiel 6:1. Offenbacher
Kik=
kers — SV. Wiesbaden 2:0 — Spiel 5:2.
Mainz 05 — FSV. Mainz 2:2 — Spiel 3:1.
Boruſſia Neunkirchen — Saarbrücken 3:2—
Spiel 2:1
Bezirksklaſſe: SV. 98 — Polizei 2:3 — Spiel 1:4.
Olympia Lampertheim — VfR. Bürſtadt
2:1 — Spiel 2:2. Germania Pfungſtadt —
Dieburg 3:1 — Spiel 3:2. FV. Bensheim
— Starkenburgia Heppenheim 3:2 — Spiel
3.
Kreisklaſſe: Rotweiß Darmſtadt — Egelsbach
2:4 — Spiel 1:6. Union Darmſtadt —
Mör=
felden 1:0 — Spiel 1:4. Tgeſ. 75 — Groß=
Gerau 3:1 — Spiel 23. Eberſtadt —
Roß=
dorf 2.0 — Spiel 3,3, Weiterſtadt —
Wir=
hauſen 1:3 — Spiel 2:3. Konkordia
Gerns=
heim — TV. Lampertheim 4:2 — Spiel 2:4.
Hofheim — Olympia Biebesheim 3:1.
Spiel 6:0.
allerdings auch beſondere Umſtände mitſchuldig.
Das ſchneebedeckte Gelände war ſehr glatt und
da in den Mittagsſtunden auch noch Tauwetter
einſetzte, moraſtig. Darunter litten natürlich die
Leiſtungen beider Mannſchaften. Boruſſia
ge=
wann das Spiel verdient und bei einigem Glück
hätten auch noch mehr Treffer erzielt werden
können. Die Sportfreunde waren anfänglich
überlegen, wurden aber bald von Neunkirchen
zurückgedrängt und dann hielt der Druck auf
das Saarbrücker Tor mit wenigen
Unterbrechun=
gen bis zum Schluß an. Zeitweilig lagen die
Sportfreunde mit neun Mann in der
Verteidi=
gung. Im Anſchluß an die dritte Ecke fiel in der
18. Minute aus einem Gedränge heraus für
Neunkirchen der Führungstreffer. Saarbrücken
kam nach der Pauſe durch ſeinen Mittelſtürmer
Müller, der vorher für eine Viertelſtunde
ver=
letzt ausgeſchieden war, zum Ausgleich. Die
Ent=
ſcheidung fiel in der 24. Minute durch einen
Kopfball von Koch auf Flanke von Anſchütz. —
Weingärtner=Offenbach leitete das Spiel.
Wormalia Worms beſiegk
Ludwigs-
hafen 7:2 (4:1).
Das Spiel war ſchon nach einer Viertelſtunde
entſchieden. In dieſer Zeit hatte Wormatia durch
Zimmermann und Schmal ſzwei) drei Treffer
vorgelegt und einen ſolchen Vorſprung konnte
Ludwigshafen, deſſen Mannſchaft zwar
verzwei=
felt kämpfte, aber zu wenig Durchſchlagskraft
beſaß, nicht mehr aufholen. Wormatia war mit
ihrem guten Stürmerſpiel dermaßen überlegen,
daß der Kampf faſt unintereſſant wurde
Wink=
ler ſchoß noch ein viertes Tor und ein Eigentor
ſtellte dann den Halbzeitſtand von 4:1 her. Nach
der Pauſe ſchoß Wormatia durch Schmal,
Lud=
wig Müller und Fath noch drei weitere Treffer.
Ludwigshafen kam durch einen Elfmeter, den
Lindemann verwandelte, zu ſeinem zweiten
Gegentor.
Müller=Stuttgart leitete das Spiel korrekt
und dach großzügig. 4000 Zuſchauer waren von
dem hohen Sieg der Einheimiſchen hoch erfreut.
Nr. 35
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 5. Februar 1934
Taazer Satbladt ae Saateo
Polizei Darmſtadt ſiegt im Lokalkampf gegen SB. 98 4:1. — PfR. Bürſtadt büßt in Lampertheim einen Punkt ein. — Germania
Nungſicdt üicktauid der Godlclome.
SV. 98 Darmſtadt — Polizei Darmſt. 1:4 (0:0).
Olympia Lamperth. — VfR. Bürſtadt 2:2.
Germ. 03 Pfungſt. — Haſſia Dieburg 3:2.
FC. 07 Bensh. — Starkenb. Heppenh. 3:2.
Olymp. Lorſch Sppg. 04 Arheilgen ausgefallen.
Der Tabellenführer Polizei Darmſtadt hat am
Sonntag ſeinen Vorſprung vor dem Zweiten
Bürſtadt weiter vergrößert. In einem
ſpannen=
den Kampf, der nach der Pauſe die beſſer
ſpie=
lenden und körperlich ausdauernderen Grünen
tonangebend ſah, holten ſich die Ordnungshüter
am Böllenfalltor gegen ihren Lokalgegner zwei
weitere Punkte. Gleichzeitig ließen ſich die
Bür=
ſtädter Raſenſpieler in Lampertheim von den
dortigen Olympen einen Punkt abknöpfen. Da
Lorſch ſpielfrei war und Haſſia Dieburg in
Pfungſtadt altem Brauch entſprechend unterlag,
hat ſich in der Spitze nichts verändert. Dagegen
gab es am Schluß, wo Arheilgen ſpielfrei war,
eine Veränderung, die aber an ſich wenig
be=
ſagen will und wohl ſchon an den nächſten
Spiel=
tagen wieder korrigiert wird. Während
Heppen=
heim, das in Bensheim ſehr achtbare Anſtrengun=
Der Tabellenführer Polizei Darmſtadt ließ
ſich auch im Kampf gegen den Lokalrivalen SV.
98 am Böllenfalltor nicht aufhalten und nahm
dieſe Hürde ſicher. Leicht allerdings war dies
nicht, denn in der erſten Halbzeit leiſtete die
Platzelf dem Favoriten erfolgreich Widerſtand
und hielt dem Eifer und dem Können der Gäſte
die Waage. Nach der Pauſe allerdings ließen ſich
die Platzbeſitzer überrumpeln und dann
domi=
nierte die Geſchloſſenheit, die größere Ausdauer
und Schußfreudigkeit der Grünen. Ihr Sieg iſt
verdient und wurde ihnen nicht geſchenkt. Im
Ganzen geſehen, erreichte das Spiel nicht das
Niveau, das man bei dem 0:0 des Vorſpiels auf
dem „Exert” erlebte. Dazu mag allerdings der
Schnee des Platzes beigetragen haben, der den
Lauf des Balles hemmte und flaches Paſſen ſehr
erſchwerte, oft unterband.
Nach dem Spiel der Reſerven, in dem die
Gäſte einen 6:1=Sieg landeten, hatten ſich etwa
1500 Zuſchauer eingefunden, um dem Rückſpiel
der Lokalrivalen beizuwohnen.
Das Spielfelt
war zwar ſchneebedeckt, aber durch die
vorher=
gegangenen Spiele war der hohe Schnee doch
eingetreten, beſonders im Mittelfeld.
Nach der Freigabe des Balles ſetzen die Gäſte
mit ungeſtümen Angriffen ein. Sie wiſſen,
wel=
che Bedeutung dieſes Treffen für ihre Ausſichten
zur Meiſterſchaft beſitzt. In wunderſchönem Lauf
ſetzt Göbel zum Schuß aufs Tor an, doch wird
der Ball abgewehrt. Im Gegenzug ſitzen auch
ſchon die „Lilien”, die Staigmiller aufs
Links=
außen genommen, und Hebeiſen einen Platz nach
innen gerückt haben, vor dem Tor der Grünen,
doch klärt Balſer mit befreiendem Schlag.
Wieder iſt Kaltwaſſer davongezogen, doch
er=
reicht Seipp die ſchöne Vorlage um eine Sekunde
zu ſpät und nimmt ein Schneebad, welches
Ver=
gnügen allen Spielern zuteil wird. Da erzielt
Polizei auch ſchon die erſte Ecke, die jedoch nicht
gefährlich wird. Schnägelberger lenkt ſie an
Mahr nach Rechtsaußen, doch wird dieſer von
Bönſel abgedrängt. — Der Ball landet im Aus.
Kurz garauf hat Seiffert Pech, als er einen Ball
in ausſichtsreicher Poſition paſſieren läßt.
Beide Parteien haben ihren Sturm jetzt auf
Touren gebracht, und die Abwehrreihen haben
mächtig zu tun. Im Feldſpiel läßt ſich keinerlei
Ueberlegenheit einer Partei behaupten. Das
Hauptaugenmerk lenken die Verteidigungen auf
ſich, die ſtets wie der Blitz dazwiſchenfahren. Der
Polizeiſturm wird von Matthes immer wieder
mit hohen Vorlagen bedacht, dazu kommen die
Flanken von Göbel ſchön vor den Kaſten der
98, ſo daß deren Verteidigung alle Hände voll
zu tun hat, um den Laden ſauber zu halten.
Das gelingt ihnen genau ſo gut wie auf der
Gegenſeite. Allerdings iſt auch Glück dabei. So
ſteht einmal Kaltwaſſer allein vor dem Hüter,
zögert aber mit dem Schuß, bis ein Verteidiger
anweſend iſt. Einen Strafſtoß von 20=Meter=
Güte erwiſcht Klein gerade vor der Ecklatte.
Dann haben die 98er Duſel!
Nach einer Abwehr von Bärenz kommt der
Ball nicht weg, Schupp erwiſcht ihn und feuert
los, aber der Ball wird gerade noch auf der
Linie geſtoppt, und der Nachſchuß rollt neben
dem Pfoſten ins Aus!
Nicht weniger gefährlich iſt die Lage, als
zwei Blaue ſich bei der Abwehr behindern und
Pfeiffer zum gefährlichen Schuß kommt, der
aller=
dings in Bärenz ein letztes Hindernis findet.
Kaltwaſſer, der oft ungedeckt an der Linie
ſteht und bis in den Strafraum ungehindert
an=
drippeln kann, wo er vom Verteidiger „
ange=
nommen” wird, ſchießt noch zweimal gefährlich.
So ſchält ſich Mitte der erſten Hälfte eine
leichte Ueberlegenheit der Gäſte heraus, die dank
ihrer ausgezeichneten körperlichen Verfaſſung
und ihres Eifers immer wieder am Ball ſind.
Der Kampf iſt ſchnell, hart, und Klimm=
Offen=
bach muß einige Spieler wegen
Regelwidrig=
keiten zur Ordnung rufen. Aber bei den
Straf=
ſtößen gegen Polizei ſteht eine Verteidigermauer,
ſo daß zweimal der Ball erſt gar nicht aufs Tor
geſetzt wird, zum andern aber hält Klein
her=
vorragend.
Mehrfach leitet der 98er Sturm ſchöne
An=
griffe ein, faſt ſtets von Böhner dirigiert. Um
den ſchnellen Mahr zu ſtoppen, macht
Scheuer=
mann mehrfach „Hand”. Wieder zögert Staig=
gen machte und faſt ein Unentſchieden erzielt
hätte, weiter ſeine 3 Punkte in Ergebung trägt,
haben ſich die Bensheimer vor die SVgg.
Arheil=
gen geſchoben und die Pfungſtädter Germanen
ſind noch weiter ins Mittelfeld gerutſcht.
Die Tabelle=
Spiele gew. un. verl. Tore Pkte. Polizei Darmſt. 15 11 2" 2 38:12 24 VfR. Bürſtadt 14 9 34:14 21 Olympia Lorſch 13 31:20 Haſſia Dieburg 14 34:31 16 SV. 98 Darmſt. 14 25:23 1 Olymp. Lamperth. 14 z 36:22 Germ. Pfungſtadt 15 26:47 Viktoria Urberach 13 22:30 FC. 07 Bensheim 14 16:42 Sppgg. Arheilgen 13 3 6 23:25 Starkenb. Hepph. 15 1 1 13 19:38 Bezirksklaſſe in anderen Gruppen. Fußballv. Sprendlg. — —SV. Bad Homburg 9:2. Sportvgg. Fechenheim 2 1. FC. L Langen 4:1. Viktoria Walldorf — ( Sportv. Bretzenheim 3:1. linger ins Aus. und die daraus erwachſene
nächſte fängt Bärenz im Hochſprung,
Nach einem von Balſer zerſtörten Sologang
Böhners, der drei Mann umſpielt hatte, hat
Kaltwaſſer eine Torgelegenheit, die aber nur
Gelegenheit war, da der Ball neben der Stange
landet. Unermüdlich greifen die Grünen an,
eben hat Bärenz gerettet, da wehrt Geyer
gei=
ſtesgegenwärtig ab, und vom Nachſchuß Schupps
wird ein Blauer für Minuten groggy.
Bald wird auch die ſchwach beſchäftigte linke
Sturmſeite der 98er gefährlicher. Hebeiſen und
Staigmiller haben ihre angeſtammten Plätze
wieder eingenommen, ſo daß Kaſpar nicht mehr
friert. Nachdem Bärenz in mutiger Parade
einen Bombenſchuß von Seipp abgeſchlagen hat,
kommt die Polizei=Verteidigung knapp an einem
Elfmeter vorbei. Der Strafſtoß von der Linie
bleibt jedoch ungefährlich.
Kurz vor dem Seitenwechſel wird es lebhaft:
Böhner hat einen Schuß gegen die Latte
ge=
feuert, der Ball ſpringt kurz zurück, Seiffert iſt
da und köpft ein. Tor! Polizei reklamiert,
Klimm beſieht ſich die Sache und zieht zwei
Be=
rater hinzu mit dem Ergebnis; kein Tor,
ſon=
dern Ausball. So gibt es genug
Unterhaltungs=
ſtoff für die Pauſe.
Eine überraſchende Wendung
nimmt das Spiel nach Wiederbeginn. Der
An=
ſtoß der Polizei läuft die paar Meter zum 98er
Tor, Göbel flankt zur Mitte, Seipp iſt da, ſchießt,
und rechts neben dem ſich vergebens werfenden
Bärenz zappelt der Schneeball im Netz!
Das gab verdutzte Geſichter bei den 98ern.
In der Abwehr bröckelt es, denn wenige
Minu=
ten ſpäter kommt Pfeiffer ungehindert zum Schuß,
Bärenz lief nach der anderen Seite, und nur
Geyer hielt die Linie beſetzt, ſo einen ſicheren
Treffer der Grünen verhindernd.
Knapp danach erzielt Polizei die 4. Ecke, die
Frey nach vorn befördert. Und wieder iſt der
grüne Sturm da, der nun aufgedreht hat und
die Unruhe der 98er ausnützt. Einmal wird
Pfeiffer rauhbeinig und unterbindet, ſo ſelbſt
ſeinen Vorſtoß. Beim nächſten Angriff ſtartet
Bärenz aus dem Tor und Pfeiffer bugſiert den
Ball ruhig zum
0:2
ein.
Die Hofſnungen der 98er ſinken
Mer Iu.
Ihr Sturm läßt deutlich nach, während die
Ab=
wehr der Grünen taktiſch verſtärkt wird und ſo
das Durchkommen in der Mitte faſt unmöglich
macht. Geyer tauſcht mit Seiffert den
Mittel=
ſtürmerpoſten, um mehr Zug nach vorn
hinein=
zubringen. Die Blauen erreichen ihre erſte Ecke
und unmittelbar darauf die zweite. Beide
wer=
den abgewehrt. Die 98er ſetzen einen kleinen
Zwiſchenſpurt ein. Sie erzielen die dritte Ecke.
Hebeiſen gibt ſie ſchön vor den Laden, Geyer
jagt den Ball gegen die grüne Mauer, die jedoch
dicht hält und zur 4. Ecke ablenkt. Wieder ſenkt
ſicht Hebeiſens Hereingabe in den Knäuel, von
Böhners lockigem Haupte ſpritzt, das Leder an
Klein vorbei in den Behälter.
2:1 ſteht die Parkie.
Das Publikum wird erregt und feuert die
Spieler lebhaft an. Wendet ſich das Blättchen?
Ja, denn kurz darauf, macht die 98er Deckung
(Kugel!) einen groben Deckungsfehler. Göbel
zieht davon, flankt kurz zu Schupp, der die
Par=
tie auf
3:1 für Pelizei verbeſſerl.
Nun wird das Spiel der blauen Stürmer
immer zuſammenhang= und kraftloſer, die
Vor=
lagen kommen ungenau und prallen ſchon im
Mittelfeld an der Abwehr zurück.
Die letzte Viertelſtunde flaut das Tempo
deut=
lich ab. Noch einmal geht Seipp vor, die
Halb=
ſtürmer neben ihm ſind da, aus dem Gedränge
ſchießt Pfeiffer, und der
4. Treffer der Grünen
iſt gebucht. Noch wenige Spielminuten verrät
die Stoppuhr. Sie verſtreichen torlos, und die
Blauen dürfen den Gruß auf den Sieger vom
„Exert” ausbringen.
Von einer Einzelkrikik
darf man ruhig abſehen. In der erſten
Halb=
zeit waren alle 22 Spieler auf ihrem Poſten,
ſetzten ſich mit einem Rieſeneifer gegen Schnee
und Gegner ein und errangen ſich die
unein=
geſchränkte Anerkennung. Nach der Pauſe ver=
DfR. Bürſtadt 2:2 11:1).
Zu Hunderten ſtrömten die
Sportbegeiſter=
ten aus Bürſtadt dem nahen Lampertheim zu,
um Zeuge des wichtigen Lokalderbys zu ſein.
Natürlich iſt auch „ganz Lampertheim” auf den
Beinen, ſo daß überraſchenderweiſe die
Rekord=
zuſchauermenge für ein Bezirksklaſſenſpiel, in
Höhe von 2500 Zuſchauern erreicht wurde,
unter denen ſich u. a. der ſportbegeiſterte
Bür=
germeiſter Kraft=Bürſtadt und Bezirksführer
Schindel=Worms befanden. Auf dem vom
Schne gut geſäuberten Platz lieferten ſich die
beiden Mannſchaften.
ein zühes Ringen um die beiden
Dufe.
Schiedsrichter war der ehemalige Verteidiger
Müller=Pfiffligheim, der ganz gut leitete, aber
die überzeugende Geſamtüberſicht vermiſſen ließ.
Es ſtellten ſich ihm beide Mannſchaften mit:
Lampertheim; Roth; Stefan, Klotz;
Schenkel, Baier, Koch; Günteroth, Lott, Hooch,
Leutz, Jenner.
Bürſtadt: Ludwig; Guggemus. Gotha;
Koch, Schmidt, Ruh; Stockmann, Emich,
Hart=
mann, Kleber, Kratz.
Nach aufgeregkem Feldſpiel
finden ſich die Spieler mit dem Boden endlich
zurecht und führen ein imponierendes
Flach=
ſpiel auf beiden Seiten vor, wobei die
wuch=
tigen Hintermannſchaften öfters ganz herzhaft
dazwiſchenfuhren. Lampertheim kam allmählich
etwas in Vorteil, wobei der Bürſtädter
Tor=
mann kurz hintereinander zweimal echte
Huſa=
renattacken des linken Lampertheimer Flügels
abzuwehren hatte. Durch ſein überlegtes Spiel
trieb der vorzügliche Lampertheimer
Mittelläu=
fer Baier immer wieder ſeine Mannen vor
und ſetzte ſich auch ſelbſt rückſichtslos ein.
Da=
bei wurde er in der 13. Minute vom
gegneri=
ſchen Mittelläufer heftig angegangen, ſo daß
kurz vor dem Strafraum ein Freiſtoß fällig
wird. Baier hebt den Ball geſchickt vors Tor,
wo der Mittelſtürmer Hooch zwiſchen die
Dek=
kung ſpringt und durch Kopftoß
Alympig in Führung
bringt. Noch waren jedoch keine 3 Minuten
vergangen, da hatte Bürſtadt ausgeglichen. Im
Nachſchuß an einen Eckball, den Roth
abgeſchla=
gen hatte, bekam Kleber den Ball und ſchoß
platiert aus kurzer Entfernung in die lange
Ecke.
Gleichſtand 1:1!
Nach dieſem Erfolg ging der Bürſtädter
Sturm mächtig aus ſich heraus und ſchuf
brenz=
lige Situationen vor dem Lampertheimer Tor,
aber die harte, etwas langſame Olympia=
Ver=
teidigung machte immer wieder Luft.
Allmäh=
lich wurde der raſſige Kampf, von den
zahl=
reichen Zuſchauern mit großer Spannung
ziem=
lich objektiv verfolgt, wieder ausgeglichener, ſo
daß auch Ludwig immer noch anſprechendes
Germania Pfungſtadt
Haſſia Dieburg 3:2 (2:1).
Der eingeſchneite Spielplatz in Pfungſtadt
war nur an den Grenzlinien vom Schnee
ſrei=
gemacht und ließ in dieſem Zuſtand kein gutes
Spiel erwarten. Der Schnee lag faſt fußhoch
und einige ganz Schlaue rieten den Spielern
zur Benutzung von Schneeſchuhen. Trotzdem
bekamen die annähernd 300 Zuſchauer ein
Spiel zu ſehen, das bei einigen
anvermeid=
lichen Härten keine Minute die Flüſſigkeit
ver=
miſſen ließ. Der Schiedsrichter Wengreik=
A/O. Worms gab pünktlich um 2.30 Uhr das
Spiel frei, indem ſich Germania mit
Darm=
ſtädter; „Nickel, Voß; Engelhardt. Schmidt,
Crößmann; Flicker, Spieß, Haſſenzahl,
Greifen=
ſtein, Speckhardt ſtellte. Dieburg hatte zur
Stelle Wick; Fach 3. Schmidt 1: Muth, Fach 1,
Würz; Kurz, Stückling, Fach 2, Schmidt 2,
Kuhn.
Germania war komplett, Haſſia hatte durch
den Zuſammenſchluß mit DIK. zwei neue
Leute im Spiel, die aber erſt in weiteren
Spielen ihre Verwendung in der erſten
Mann=
ſchaft beweiſen müſſen. Der ſeitherige
Sturm=
führer Schmidt, der, wie mau hört, bei einem
auswärtigen Verein ſpielen ſoll, war auch nicht
annähernd erſetzt.
Die unſtreiltig befſere Battie
lieferte Germania, die ſich ſehr bald den Boden=
dienten für ihre beſonderen Leiſtungen lobende
Erwähnung; bei Polizei Pfeiffer, Göbel, Bönſel,
Balſer, Matthes; bei den 98ern: Geyer, Böhner
und Mahr.
Schiedsrichter Klimm=Offenbach pfiff ener=
—3—
giſch und einwandfrei.
Hochdramakiſcher Kampf in Lamperkheim vor 2500 Zuſchauern
Können zur Genüge zeigen konnte. Beſonders
gefährlich wurde es, wenn die linken Lampert=
Olympia Lamperkheim
heimer Flügelſtürmer vorkamen, aber durch
Tradikionsgemäß Haſſia=Riederlage in Pfungſtadk!
verhältniſſen anpaßte und atemraubende
Situationen vor dem Dieburger Tor ſchuf. Der
Halblinke Greifenſtein ließ keinen Moment
locker, unermüdlich drängte er vor, ſeine
Wen=
digkeit war trotz des glatten Platzes
ſtaunens=
wert. Flicker fand ſich nicht ſo ſehr mit dem
Schnee zurecht, Hervorzuheben, iſt Crößmann
in der Läuferreihe, er kam meiſt früher an den
Ball als der Gegner. Vielleicht gewöhnt er ſich
auch an, den Ball ebenſo ſchnell weiterzugeben.
Haſſia Dieburg hatte eine ſtabile
Mann=
ſchaft zur Stelle, deren Rückgrat die
Verteidi=
gung bildet; aber zum Siege gehört ein
pro=
duktiver Sturm, und der hat gefehlt. Die
bei=
den Tore waren nicht das Ergebnis
ſyſtem=
voller Bedrängung des gegneriſchen
Heilig=
tums, denn das Eckenverhältnis 8:1 für
Pfungſtadt läßt eindeutig den Spielverlauf
erkennen. Das zweite Tor fiel erſt 5 Sekunden
vor Schluß und war ein grober Schnitzer des
Pfungſtädter Torhüters, der ſich anſcheinend
ſchon des Sieges freute und dadurch zu
unbe=
ſorgt war.
Mit dem Anpfiff
entwickelte ſich ſofort ein äußerſt flinkes Spiel,
das unſchwer erkennen ließ, wie wertvoll die
in Ausſicht ſtehenden Punkte beiden
Manu=
ſchaften erſchienen. Pfungſtadt drängt und
er=
faßt ſofort die gegebene Kampfweiſe, den Ball
weit vor das Tor zu tragen und die Abwehr
zu überlaufen. Einige „totſichere Gelegenheiten”
wurden verpaßt, bis in der 10. Minute durch
ſchlechte Abwehr ins leere Tor eingeſchoben
werden konnte. Zu dieſer Zeit hätte es ſchon
die ſchnell dazwiſchen fahrende Bürſtädter
Dek=
kung wurde dieſen beiden prächtigen
Lampert=
heimer Stürmern kein Erfolg beſchieden.
Bei einem Zuſammenprall
wurde der Lampertheimer Torwächter in der
27. Minute in der Magengegend verletzt, ſo
daß er ausſcheiden mußte. Der linke Läufer
Koch ging bis zur Pauſe ins Tor, und obwohl
Bürſtadt die 10 Lampertheimer jetzt in ihre
Hälfte zurückrängten, war ihnen durch die gute
Torwächterarbeit von Koch ein weiterer Erfolg
nicht beſchieden.
Nach der Pauſe kam Lampertheim wieder
mit 10 Mann. Unverſtändlicherweiſe trieb ſich
Roth in der Zuſchauermaſſe herum. Erſt nach
längerem Suchen und guten Worten ſeiner
Ver=
einskameraden war er zu bewegen, in der 5.
Minute nach Halbzeit wieder zwiſchen die
Pfo=
ſten zu gehen. Die alſo vervolſtändigten
Lam=
pertheimer kamen gleich wieder gut in Schwung
und lieferten ihren kämpferiſchen Bürſtädter
Gegnern von nun an wieder eine gleichwertige
Partie.
Wieder 2 Tore!
Trotzdem ging Bürſtadt überaſchend in der 15.
Minute in Führung. Stockmann gab einen
Frei=
ſtoß quer zur Mitte, Klotz brachte den Ball
nicht weg, Roth ſprang hinzu, aber da fuhr
Kleber wie der Blitz dazwiſchen und ſchoß
un=
haltbar ein. Noch war die Freude über dieſen
Erfolg bei den Gäſten in= und außerhalb der
Barrieren nicht verrauſcht, da waren Baier und
Genoſſen vor das Bürſtädter Tor gezogen. Es
gab hier jetzt einen Freiſtoß, Jenner trat hoch
vor das Tor, Baier warf ſeine 180 Pfund
da=
zwiſchen und köpfte den Ball an die Latte, von
da kam er vor die Füße Hoochs, der ſeelenruhig
zum viel bejubelten Ausgleich einſchoß. Obwohl
man auf beiden Seiten ganz verbiſſen kämpft
und für beide Mannſchaften noch einige
Tor=
gelegenheiten entſtehen, endet dieſer
hochdrama=
tiſche Kampf gerechterweiſe unentſchieden.
Kritik.
Beiderſeits waren die Hintermannſchaften
die beſten Mannſchaftsteile, allerdings waren
die beiden Torwächter ſchwächer als
Läufer=
reihe und Verteidigung. Ganz großartig ſpielte
bei den Lampertheimern der Mittellanfer
Baier, der das Rückgrat dieſer Mannſchaft iſt.
Auch ſeine beiden Nebenſpieler Koch und
Schen=
kel =waren ſehr überlegt bei ihren Aktionen.
Die Verteidiger ſind hart, aber etwas langſam
bei der Wegbeförderung des Balles in
kitz=
lichen Momenten.
Umgekehrt fuhrwerkten die Bürſtädter
Ver=
teidiger Gotha und Guggemus wie der „
Leib=
haftige” dazwiſchen, wenn Gefahr drohte. In
der Bürſtädter Läuferreihe konnte der linke
Läufer Ruh am beſten gefallen. Die beiden.
Stürmerreihen ſind voll raffinierter Einfälle
und zeigen im Flachſpiel gute Gefechtszüge.
Hier wie dort iſt der linke Flügel der
gefähr=
lichere, aber auch die übrigen Stürmer
fackel=
ten nicht lange vor dem gegneriſchen Tor, ſo
daß beiderſeits atemberaubende Momente em=
H. H.
vorflackerten.
Polizei entführt die Punkte vom Böllenfalltor.
miller mit einem kernigen Schuß, bis der Ball
endlich weggeſchlagen iſt. Nacheinander fallen
SV. 98- Polizei 1:4 10:0).
zwei Ecken für Polizei; die einer bugſiert Eß=
Montag, 5. Februar 1934
3:0 ſtehen können, — wenn . . . . . Dieburg
beginnt jetzt, die Angelegenheit ſehr ernſt zu
nehmen. Die beſtgemeinten Angriffe bleiben im
Schnee ſtecken. Der Ball wird faſt bei jedem
Angriff von den beiderſeitigen Verteidigern an
den Torwart zurückgetragen, der durch weite
Vorlagen den Sturm wieder auf die Reiſe
ſchickt. In der 30. Minute gelingt Dieburg
nach ſchwacher Abwehr der Ausgleich.
Ger=
mania wird jetzt nervös. Dreimal wird der
Ball an dem leerſtehenden Tor vorbeigeſchoſſen.
Hier iſt nur der Schnee als Entſchuldigung
geltend zu machen. Dann gelingt es
Haſſen=
zahl, eine weite Vorlage des Mittelläufers,
die dem herausgelaufenen Torwächter aus den
Händen rutſcht, zum weiten Tor zu
ver=
wandeln.
Nach Seitenwechſel kam Dieburg zunächſt
mächtig auf, war aber durch den
verhältnis=
mäßig ſchwachen Sturm nicht in der Lage, die
ſicher arbeitende Pfungſtädter Verteidigung zu
überwinden. Pf. macht ſich allmählich aus der
Umklammerung frei und ſetzt ſich wieder in
der gegneriſchen Platzhälfte feſt. Bei einem
Gedränge kam der Mittelſtürmer zu Fall, ver=
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 35
lor ſeine Mütze und im Aufſpringen ſah er
dieſe für den Ball an und zum allgemeinen
Ergötzen war dieſe das Ziel ſeines ſpieleriſchen
Könnens. Ein erneut kurzes Drängen Dieburgs
brachte den Gäſten die erſte Ecke ein. Sie wird
von der Läuferreihe aufgenommen, von dem
Rechtsaußen präziſe eingeflankt und von
Grei=
fenſtein unhaltbar eingeköpft. Die letzten
Minuten gab Dieburg noch einmal alles her,
um vielleicht das Reſultat günſtiger zu
geſtal=
ten. Die Verteidigung rückte bis zur Mitte
auf, um durch geſchicktes Abſeitsſtellen jede
Angriffsmöglichkeit der Germänen zu
unter=
binden. Der Sturm ließ kein Mittel unverſucht,
die Läuferreihe ſtand mit vorne, und das in
den letzten Sekunden erzielte zweite Tor war
eine Anerkennung des zu ſpät erwachten
Siegeswillen. Pfungſtadt hat verdient
gewon=
nen, und wenn Dieburg die zwei ſo wertvollen
Punkte verloren gegangen ſind, wird es ſich
damit tröſten müſſen, daß der Sturm nicht der
beſte Mannſchaftsteil war.
Die zweiten Mannſchaften ſpielten nicht, da
Dieburg in letzter Minute abſagte. Die
Ger=
mania=Jugend hatte Weiterſtadt zu Gaſt und
mußte mit 8:0 die Waffen ſtrecken.
3 mal Darmſtädter Kreisklaſſe geſchlagen!
Spielen unbedingt mehr bei der Sache ſein, um
In der Kreisklaſſe 1
am Ende nicht den Weg in die untere Klaſſe an=
Gruppe 1
gab es folgende Reſultate:
Rot=Weiß Darmſtadt—FC. 03 Egelsbach 1:6
Union Darmſtadt—Sportverein Mörfelden 1:4
SC. Ober=Ramſtadt—Viktoria Griesheim —
Tgeſ. 1875 Darmſtadt—SV. 1911 Gr.=Gerau 2:3
Sportperein Weiterſtadt—Union Wixhauſen 2:3
FV. Eppertshauſen—Sportklub Dietzenbach 3:1
Germ. Babenhauſen—Sportver. Münſter 6:6
Germ. Ober=Roden—Tgde. Sprendlingen 9:2
FSV. Groß=Zimmern—SV. Nieder=Roden 4:1
Egelsbach hat ſeine führende Stellung an
der Rheinallee weiter befeſtigt und bleibt
un=
geſchlagener Favorit. Auch die beiden anderen
Darmſtädter Vereine verſtanden nicht, die
Punkte zu behalten. Bei den 75er Turnern war
das noch am leichteſten möglich, aber der
Tor=
wart war nicht auf der Höhe, was die Groß=
Gerauer Gäſte geſchickt ausnutzten. Auf der
Rennbahn in Beſſungen wußte ſich Union nicht
zu helfen, ſo daß Mörfelden zwei wertvolle
Punkte mit nach Hauſe nehmen konnte. Das
Treffen in Eberſtadt verlief ſehr ſpannend und
etwas unglücklich für die Platzbeſitzer, die ſich
bei einer ſchwachen Schiedsrichterleiſtung mit
einer Punkteteilung begnügen mußten.
Wei=
terſtadt blieb weiter Tabellenletzter, da die
Gäſte aus Wixhauſen ſi) beſſer
zuſammenfan=
den und ſo einen knappen Sieg landeten.
Egelsbach ſiegt weiter!
Rot=Weiß — FC. Egelsbach 1:6 (1:3).
Vor zirka 500 Zuſchauern konnte Egelsbach
dank ſeiner ausgezeichneten Spielweiſe auch an
der Rheinallee weiter ſiegreich und damit
unge=
ſchlagen bleiben.
In der Kritik
kommt der werdende Meiſter gut weg, denn auch
in dieſem Treffen zeigte die Mannſchaft
Leiſtun=
gen, die ſich in jeder Hinſicht ſehen laſſen
kön=
nen, ſowohl das tadelloſe Zuſpiel wie die
aus=
gefeilte Technik. Kein ſchwacher Punkt in der Elf
war zu finden. Egelsbach wird ohne Zweifel
Meiſter und das mit Recht.
Rot=Weiß kann beſtimmt mehr, als es bei
dieſem Spiel zeigte. Vor allem konnte ſich die
Mannſchaft auf dem ſchneebedeckten Boden nicht
zurechtfinden. Das flache Paßſpiel iſt eben nicht
geſchaffen für ſolchen Boden. Vor der Pauſe
ging es noch einigermaßen, während die
Mann=
ſchaft nach dem Wechſel durch Platzverweiſe
wegen Schiedsrichterbeleidigung zahlenmäßig ſo
geſchwächt war, daß ſie nichts mehr zu beſtellen
hatte.
Als Schiedsrichter hatte man Kratzenberg=
Sprendlingen geſchickt der jedoch nicht immer
zu=
friedenſtellend leitete.
Zum Spielverlauf.
Rot=Weiß iſt ſofort im Angriff und läßt
vor=
erſt die Gäſte nicht aufkommen. Vogelmann
ſchießt in der 15. Minute das Führungstor, aber
ſchon wenige Minuten ſpäter kann Egelsbach
kurz hintereinander zwei Treffer erzielen, als
Delp von Rot=Weiß jedesmal den Ball zu ſchwach
an den Torhüter zurückgab, wobei der Ball im
Schnee ſtecken blieb. Die Rot=Weißen liegen
wei=
ter im Angriff und haben verſchiedenemal Pech,
während Egelsbach kurz vor der Pauſe das dritte
Tor erzielt. Nach der Pauſe war das Spiel
gleichmäßig verteilt, wenn auch Egelsbach das
reifere Spiel zeigte. Bei einem unfreiwilligen
Handſpiel des kleinen Weickers gab der
Schieds=
richter Elfmeter (eine harte Entſcheidung), den
Egelsbach zum vierten Tor verwandelt. Bei
einem Disput mit dem Schiedsrichter müſſen
Vogelmann und Delp den Platz verlaſſen, was
der Mannſchaft den Reſt gab. Egelsbach kann
jetzt mühelos noch zwei Treffer erzielen, womit
cba.
der Torreigen beendet war.
Turngeſ. 1875 — 5b. Groß=Getau
2:3 11:0).
Bei gleichmäßig verteiltem Spiel behielten die
Gäſte als die Glücklicheren die Oberhand. Ihr
Sturm fand ſich mit den Tücken des Schneebodens
weit beſſer ab als die hieſigen Stürmer. Durch
die Zaghaftigkeit des 75er Torhüters kamen die
Gerauer zu zwei billigen Erfolgen. Das eine
Mal bei einem Niederwurf, das andere Mal bei
einem Eckball. Beide Male hätte er unbedingt
forſcher und raſch eingreifen müſſen. Durch dieſe
Niederlage haben die Turner die erſte
Gelegen=
heit ausgelaſſen, den Anſchluß nach vorn zu
er=
reichen. Die Mannſchaft muß in den kommenden
treten zu müſſen. Spieleriſch iſt die Mannſchaft
ſehr befähigt, ſie muß lediglich den einheitlichen
Willen zu ſiegen mitbringen. — 2.
Mannſchaf=
ten 2:5 (2:0)).
Anenkſchieden am Frankenſtein.
Germania Eberſtadt — SV. Roßdorf 3:3 (2:1).
Das Spiel der beiden Mannſchaften hatte
Germania Eberſtadt—Sportverein Roßdorf 3:3 300 Zuſchauer angezogen. Es hielt nicht ganz
das, was man von ihm erwartete. Fußhoher
Schnee lag auf dem Germania=Sportplatz. Er
ſtellte an die 22 Spieler ſehr große
Anforde=
rungen, dem die Rothoſen aus Roßdorf beſſer
gewachſen waren als die Germanen. Dieſer
Tatſache allein verdanken die Gäſte ihren
Punktgewinn einerſeits, andererſeits, daß die
Vorſtädter ohne ihre ausgezeichnete linke Seite
Schimpf und Böhm und ohne den geſperrten
Schäfer auf dem Felde erſchienen.
Der Kampf ſah die Blauen in der erſten Hälfte
ſtets im Angriff. Eine Unmenge klarer
Tor=
gelegenheiten arbeitete in dieſer Zeit die blaue
Angriffsreihe heraus, vermochte aber nur
zwei auszunützen. Bei normalen
Bodenver=
hältniſſen waren die Gäſte in dieſer Zeit ſchon
rettungslos geſchlagen. Noch vor dem Wechſel
kamen ſie durch eine zweifelhafte Entſcheidung
zum erſten Gegentreffer.
Nach dem Wechſel wurden die Platzherren
das Opfer einer ſchwachen
Schiedsrichterlei=
ſtung. In jeder Weiſe benachteiligte Herr
Leonhard aus Sprendlingen die Germanen.
Schmal fabriziert zu allem Unglück noch ein
Eigentor, das den Gäſten erneut den Ausgleich
brachte. Daß da die Stimmung außerhalb der
Barriere nicht allzu roſig war, braucht nicht
erwähnt zu werden, die ſich erſt wieder
be=
ruhigte, als die Platzherren erneut die
Füh=
rung an ſich geriſſen hatten. Die Germanen
ließen dann merklich nach, und den friſcheren
Gäſten glückte noch kurz vor Schluß der
Aus=
gleich. Herr Leonhard (SV. Sprendlingen) war
ein ſchwacher Schiedsrichter. — Reſerven 12:0
für Eberſtadt.
Kreisklaſſe 1, Gruppe Ried.
TV. Biblis-Vorwärts Bobſtadt 10:0 (7:0),
Konk Gernsheim—TV. Lampertheim 2:4 (0:2),
DJK. Lorſch—Alem. Gr.=Rohrheim 0:3 (0:2).
Die größte Senſation der Kreisklaſſe Ried
bildet der überraſchende Sieg der
Lampert=
heimer Turner in Gernsheim. Mit dem Ab= Erfolg. Herrlicher Winterſonnenſchein lagerte
heimer bereits vor der Pauſe in Führung.
Sie zeigten ſich ſpieleriſch wieder von der
beſten Seite und machten ihrem Rufe als
Tabellenführer alle Ehre. Es wird dabei
blei=
ben, daß der Turnverein Lampertheim ſchon
jetzt als der Meiſter der Gruppe Ried anzu= ten, wurden zehn Runden gefahren.
ſprechen iſt.
nichts zu beſtellen. Sie verloren auch
demge=
mäß zweiſtellig.
Unerwartet kommt die hohe Niederlage der ſich Wolker=Weßling auf Norton mit 69,/4 Std., daß Hofheim den beſſeren Teil für
ſich behalten würde, aber ein halbes Dutzend gangenen Jahres nicht erreicht wurden. Der
Tore iſt doch allzu überzeugend für Hofheim.
Groß=Rohrheim hat ſich wieder ganz gut .
auf die Beine gemacht und holte auch diesmal wurde,
in Lorſch die Punkte.
In der Tabelle führt Lampertheim mit
glattem Vorſprung, während ſich um die
Füh=
rung der Spitzengruppe die alten Vereine die
Hand reichen.
Die Biebesheimer Turner konnten gegen nierte Kurventechniker Schnitzenbaumer=Mün=
Erfelden 8:5 (1:4) gewinnen. Erfelden war chen mit der Tagesbeſtzeit als Sieger hervor.
nur mit 10 Mann erſchienen, zeigte aber eine In der ſchwerſten Klaſſe lag Gunzenhauſer=
Meid=
gute Partie.
Berlin in Mannheim.
In der Mannheimer Rhein=Neckar=Halle
wurde am Sonntag ein Tennis=
Repräſentativ=
kampf Süddeutſchland gegen Berlin ausgetra= jedoch vom Sieger der großen Klaſſe,
Europa=
gen. Berlin ſiegte 3:2. Am Vormittag ſchlug
im Herren=Einzel Tüſcher=Berlin Goſe= Seitenwagen übertrumpft. Eine intereſſante
Ab=
wich=Frankfurt mit 6:3, 6:4 und W. Menzel= wechſelung bot ein Fallſchirmabſprung des
Berlin Dr. Buß=Mannheim 6:4, 6:3. Im
Da=
men=Spiel wurde Frl. Marielouiſe Horn=Wies= Höhe mitten auf dem See landete.
baden durch Frl. Hammer=Berlin mit 3:6, 5:7
beſiegt.
Der Nachmittag ſtand im Zeichen hart
er=
kämpfter Siege der Süddeutſchen. Dr. Buß) kleinſten Klaſſen zuſammen geſtartet. Bis 300
Goſewich fertigten W. Menzel/Tüſcher im Her= ccm ſiegte Bäumer=Bünde (Weſtfalen), während
ren=Doppel mit 4:6, 7:5, 7:5 ab, und im
Ge=
miſchten Doppel blieben Frl. Horn/Dr. Buß
gegen Frl. Hammer/W. Menzel mit 1:8, 8:6
erfolgreich.
Murnationcies Heinnel Schlmnntfen.
Kraul: 1. Deiters=Sparta Köln 10:49.7 (neuer
deutſcher Rekord, alter Rekord: 10:53), 2. Nüske=
Deikers ſchlug Carkonnet
Waspo Stettin 10:57.3, 3. Grühn=Spandau 04
und ſchwamm Rekord.
Am Samstag wurde die neue Kampfbahn
des Stadtbades zu Berlin gleich mit einem
internationalen Schwimmen eingeweiht.
Zahl=
reiche Zuſchauer hatten ſich eingefunden, die
ſpannende Kämpfe zu ſehen bekamen.
Das Hauptintereſſe fand das
Zuſammen=
treffen des Kölners Deiters mit dem
Fran=
zoſen Cartonnet im 200 Meter
Kraulſchwim=
men. Der Kölner zog gleich von Anfang an
in Front und ließ den Franzoſen nicht
auf=
kommen. In der glänzenden Zeit von 2:23.1
ſiegte Deiters mit über zwei Meter Vorſprung.
Der junge Heibel=Neuwied wurde in 2:27.7
Dritter. Der Italiener Signori, der
Studen=
ten=Weltmeiſter, war dem Start
krankheits=
halber fern geblieben. Im 400 Meter
Kraul=
ſchwimmen der Damen zeigte ſich Frl. Schramek=
Brünn in ausgezeichneter Form. Sie ſiegte
ganz überlegen und erzielte mit 6:16,4 einen
neuen tſchechiſchen Rekord. Frl. Hanicke=
Dres=
den wurde weit zurück Zweite, ließ aber
noch Frl. Stegemann=Magdeburg hinter ſich.
Das 100 Meter Bruſtſchwimmen gab, einen
Kopf=an=Kopfkampf zwiſchen Schwarz=
Göppin=
gen und Wittenberg=Berlin, den ſchließlich
Schwarz für ſich entſcheiden konnte. Der
Fran=
zoſe Schoebel mußte ſich mit dem dritten Platz
begnügen. Bei den Damen kam Traute
Engel=
mann=Berlin zum Erfolge vor Hanni Hölzner=
Annaberg. Für Frl. Dreyer=Düſſeldorf war die
Strecke zu kurz.
Im 800 Meter Kraul wartete der Kölner
Deiters mit einem neuen deutſchen
Rekord auf, er ſchwamm 10:49.7 (a. R.
10:53). Nüske=Stettin hielt ſich ausgezeichnet.
Mit 10:57.3 erzielte er gleichfalls eine
beach=
tenswerte Zeit. Der Kölner war die 100 Meter
in 1:05 die 400 Meter in 5:12 Min
geſchwom=
men. Die zum Schluß ausgetragene Damen=
Lagenſtaffel gewann Nixe=Charlottenburg vor
Düſſeldorf 98.
Die Ergebniſſe:
10 mal 66¾= Meter Kraulſtaffel: 1.
Span=
dau 04 6:45.7, 2. Poſeidon Berlin 6:49.2, 3.
SVg. Berlin 7:04.2. — 100 Meter Damen=
Bruſtſchwimmen: 1. Frl. Engelmann=Nixe
Char=
lottenburg 1:28.1; 2. Hanni Hölzner=SV.
Anna=
berg 07 1:29.8, 3. Frl. Matthes=Nixe
Char=
lottenburg 1:30.1. — 200 Meter
Kraulſchwim=
men: 1. Deiters=Sparta Köln 2:23.1, 2.
Car=
tonnet=Scuf Paris 2:25.7, 3. Heibel=Neuwied
2:27,7. — 400 Meter Damen=Kraul: 1. Frl.
Schramek=Aegir Brünn 6:16.4 (Tſchech. Rekord
a. R.: Halle 6:44, Frei Waſſer: 6:32), 2. Frl.
Hanicke=Dresdener SV. 6:28,7, 3. Frl.
Stege=
mann=1. Magdeburger DSV. 6:37.6. — 100
Meter Bruſtſchwimmen: 1. Schwarz=Göppingen
1:15.9, 2. Wittenberg=Poſeidon Berlin 1:17,
3. Schoebel=Seuf Paris 1:19.2. — 800 Meter
11:14.8. — Damen=Lagenſtaffel: 1. Nixe
Char=
lottenburg 5:57,6, 2. Düſſeldorf 98 6:05.8, 3.
Magdeburg:r Damen SC. 6:07,6 Min.
Gule Leiſtungen auch am Sonntag.
Das internationale Berliner Schwimmfeſt
brachte auch am Sonntag wieder gute
Leiſtun=
gen. Gieſela Ahrendt, Deutſchlands
Crawl=
meiſterin, zeigte, daß ſie auch im
Rückenſchwim=
men eine ernſte Gegnerin iſt. Ihre Zeit von
1:26.4 kommt ſehr nahe an den deutſchen
Re=
kord heran. Traute Engelmann kam im 200
Meter Bruſtſchwimmen zu einem ſchönen
Er=
folg über die deutſche Meiſterin Cläre Dreyer.
Im Springen ſiegte erwartungsgemäß Olga
Jentſch. Die ausländiſchen Gäſte kamen auch
am Sonntag zu keinem Erfolge. Frankreichs
Meiſter im Bruſtſchwimmen Schoebel mußte ſich
über 200 Meter klar von Schwarz=Göppingen
und Wittenberg geſchlagen bekennen und
Car=
tonnet wurde ebenfalls nur Dritter, über
190 Meter Crawl wobei ſich Schweitzer und
Block ein totes Rennen lieferten. Hart
um=
kämpft war das Rückenſchwimmen. Nur mit
Handſchlag ſiegte der Magdeburger Schwarz
gegen den polniſchen Meiſter Karliczek. Leikert=
Teplitz, der deutſche Hallenmeiſter vom 1=Meter=
Brett war auf dem 3=Meter=Brett noch nicht
ſo ſicher und mußte ſich mit dem vierten Platz
begnügen. Eſſer=Iſerlohn kam hier zum Siege.
Deiters hatte über 400 Meter Crawl wieder
den Stettiner Nüske zum Gegner und ſiegte
ganz überlegen.
Die Ergebniſſe des zweiten Tages:
100 Meter Kraul: 1. Schweitzer=Charlottenburg
1:02, 2. Block=Spandau 1:02.1, 3. Cartonnet=
Paris 1:02.5, 4. Heibel=Neuwied 1:03. —
400 Meter Kraul: 1. Deiters=Köln 5:11.3, 2.
Nüske=Stettin 5:12.7, 3. Grühn=Spandau 5:19.1.
— 200 Meter Bruſt: 1. Schwarz=Göppingen
2:47.6, 2. Wittenberg=Berlin 2:52.3, 3. Schoebel=
Paris 2:54,3. — Springen: 1. Eſſer=Iſerlohn
134,28 Punkte, 2. Viebahn=Berlin 133,84 P.,
3. Mahraun=Berlin 128,98 P., 4. Leikert=Teplitz
127,45 P. — 4 mal 66½Meter Kraul: 1.
Magde=
burg 96 2:38.8, 2. Spandau 04 2:40, 3. SVg.
Berlin 2:40.5. — 4 mal 100 Meter Kraul: 1.
Magdeburg 96 4:19,9, 2. Spandau 04 4:23.44.
3. Poſeidon Berlin 4:26.,6. — Damen: 100
Meter Kraul: 1. Schramek=Brünn 1:12.3
(Tſchechiſcher Rekord), 2. Salbert=
Charlotten=
vurg 1:14.4, 3. Ohlinger=Solingen 1:15.5 —
100 Meter Rücken: 1. Arendt=Charlottenburg
1:26.4, 2. Stolte=Düſſeldorf 1:27.9, 3. Saſſerath=
Düſſeldorf 1:29.3. — Springen: 1. Frau Jentſch=
Jordan=Charlottenburg 74.53 P., 2. H.
Sam=
ſon=Berlin 62,64 P. — 6 mal 66½½=Meter Kraul:
1. Nixe Charlottenburg I 5:52, 2. Nixe II. —
200 Meter Bruſt: 1. Engelmann=
Charlotten=
burg 3:12.4, 2. Dreyer=Düſſeldorf 3:15.
Das Eisrennen auf dem Titiſee.
Alfa Romeo und Steinweg=München.
Rueſcher=
zielte die weitaus beſte Zeit aller Sportwagen=
Die erſte
Mokorſport-
fahrer mit 85,012 Stdkm. Einen leichten Sieg
Beranftattang Tao4.
Die Motorſport=Saiſon in Deutſchland wurde
am Sonntag mit dem 4. Internationalen Eis=
FV. Hofheim—Olympia Biebesheim 6:0 (5:0), rennen auf dem Titiſee eröffnet. Dieſe erſte
Ver=
anſtaltung nach der Einigung im deutſchen
Motorſport, vom DDAC. und NSKK.
gemein=
ſam ausgetvagen, bildete ſowohl in
organiſato=
riſcher wie in ſportlicher Hinſicht einen vollen
ſtand des Endreſultats lagen die Lampert= über dem Titiſee. Das Rennen, das über eine
Ovalrennſtrecke von 1,5 Km. durchgeführt wurde,
konnte ſtörungsfrei zum Abſchluß gebracht
wer=
den. Mit Ausnahme der Solomaſchinen der
Aus=
weisfahrer, die acht Runden zu abſolvieren hat=
Vor rund 15 000 Zuſchauern begann punkt
elf Uhr der Start mit dem Rennen der Aus=
In Biblis hatten die Bobſtädter wieder weisfahrer der Solomaſchinen. Hier fuhr der
Freiburger Kläger auf Ardie mit 80,0 Stdkm.
am beſten. Bei den Seitenwagenmaſchinen holte
Biebesheimer aus Hofheim. Man hatte zwar Km. den Sieg. Schon bei dieſem erſten Rennen
zeigte ſich, daß die Geſchwindigkeiten des ver=
Grund war wohl der, daß durch die Verkürzung
der Strecke in erſter Linie die Gerade verkürzt
Bei den Lizenzfahrern in der 250 ccm.=Klaſſe
übernahm Winkler=München auf DKW. ſofort
die Führung, die er bis zum Ziel innehatte. Bei
den zwölf Teilnehmern der 500 ccm.=Klaſſe ging
nach wechſelnder Führung ſchließlich der
raffi=
lingen bis zur ſechſten Runde an der Spitze,
ſchied aber dann aus. So konnte Fleiſchmann=
Nürnberg auf NSU. mit gutem Vorſprung den
Hallenkenniskampf Hüddeutſchland Sieg für ſich entſcheiden. Von den zehn Fahrern
des Seitenwagen=Rennens erreichten nur ſechs
das Ziel.
In der kleinen Klaſſe entpuppte ſich Aber=
Miesbach auf Douglas als der Beſte. Er wurde
meiſter Möritz=München, mit der Beſtzeit der
Müncheners Reſch, der aus zirka 500 Meter
Weniger intereſſant verlief das Renen der
Ausweisfahrer in der Sportwagenklaſſe. Bei den
Sporwagen der Lizenzfahrer wurden die beiden
in der Mittelklaſſe bis 1500 ccm. Briem=
Lud=
wigsburg auf Amilcar den Sieg davon trug. In
der unbeſchränkten Klaſſe entwickelte ſich ein
harter Kampf zwiſchen dem Züricher Rueſch auf
konnte Burggaller=Berlin in der 1500 ccm.=Kl.
der Rennwagen erzielen, da ſeine beiden
Kon=
kurrenten vorzeitig ausſchieden.
In der großen Rennwagenklaſſe brachte
Pietſch=Neuſtadt ſeinen Wagen vom Start nicht
weg. Maag=Zürich und Zimber=Krezingen
mach=
ten das Rennen unter ſich aus, der mit dem
beſten Wagen ausgeſtattete Züricher ſtellte den
Sieger,
Zum Abſchluß der Veranſtaltung ſtieg Meiſter
Uder mit ſeinem roten Flamingo=Doppeldecker
auf, um die Zuſchauer mit ſeinen Flugkünſten
zu begeiſtern. Dann wurde noch ein
Vergleichs=
rennen zwiſchen den beſten Solo= und
Seiten=
wagen=Maſchinen, Sport= und Renn=Wagen und
dem Flugzeug Udets ausgetragen, bei dem Udet
mit 105,00 Stdkm. den Sieg davon trug.
Hochſchulwetkkämpfe
auf dem Hoherodskopf.
Wie alljährlich wurden am Sonntag auf dem
Hoherodskopf die Wettkämpfe um den
Wander=
preis der Mediziniſchen Fakultät der Univerſität
Gießen ausgetragen. Bei hervorragenden
Schnee=
verhältniſſen ſtellten ſich dem Starter die ſtark
durch Erſatz geſchwächte Mannſchaft der T. H.
Darmſtadt als Verteidiger des Wanderpreiſes,
ſowie die Mannſchaft der Univerſitäten Marburg
und Gießen zum Langlauf.
Die weitaus beſte Einzelleiſtung zeigte W.
Müller=Darmſtadt, der die Beſtzeit des Tages
lief. In der Mannſchaftswertung ſiegte
Univer=
ſität Marburg mit 16 Punkten vor T. H.
Darm=
ſtadt mit 22 Punkten und Gießen mit 41 Punkten.
Einzelergebniſſe: Langlauf, 15 Klm.: 1. W.
Müller, T. H. Darmſtadt, 1:13,55: 2.
Redde=
mann, U. Marburg, 1:20,6; 3. Steinmetz, U.
Marburg, 1:22,34; 4. Grönke, T. H. Darmſtadt,
1:23,25; 5. Bartoſchik, U. Marburg, 1:24,46; 6.
Mühlner, U. Marburg, 1:25,50; 7. Bruning, U.
Gießen, 1:26,6; 8. Siebenliſt, T. H. Darmſtadt,
1:27,5; 9. Rid, T. H. Darmſtadt, 1:28,30.
Abfahrtslauf (2 Klm.): 1. Bartoſchik, U.
Mar=
burg, 2:18; 2. W. Müller, T. H. Darmſtadt, 2:19;
3. Poppert, U. Gießen, 2:21; 4. Grönke, T. H.
Darmſtadt, 2:22; 5. Mühlner, U. Marburg,
2:28; 7. Kilpper, T. H. Darmſtadt, 2:36.
Sprunglauf: 1. Reſt, U. Marburg, 134 Pkte.
(14,5, 14. 13 Meter); 2. Oswald, Polytechn.
Friedberg, 127 Pkte. (14, 14,50, 15 Meter);
Außer Konkurrenz: Lyng, T. H. Darmſtadt, 352
Pkte. (22 Meter Schanzenrekord, 22, 21,5 Meter).
Kampfſpielſieger im Viererbob
wurde am letzten Tage der Winterkampfſpiele
Fritz Wieſe=Hahnenklee auf Bob „Wispo V”.
Nr. 35
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 5. Februar 1934
Taedellädo dee Toeiser ar deelbſlltelke.
Die Handball=Ergebniſſe.
Gauliga in Südweſtdeutſchland.
Gau Südweſt.
Gruppe Main=Heſſen:
TSV. Herrnsheim — Polizei Darmſtadt 775.
Taſ. Offenbach — Tgd. Rüdesheim 3:3.
SV. Wiesbaden V. f. R. Schwanheim 2:3.
Gruppe Saar=Pfalz:
TV. Frieſenheim — Pfalz Ludwigshafen 5:3.
Tam. Neunkirchen — TV. 61 Kaiſerslaut. 1:6.
VT. Oggersheim — SpVgg. Merzig
kampflos für Oagersheim.
Gau Baden: PSV. Karlsruhe — FC. 08
Mann=
heim 3:3. Tbd. Durlach — SV. Waldhof 1:3.
V. f. R. Mannheim — TV. Ettlingen 10:5.
TSV. Nußloch — Tgm. Ketſch 8:7.
Gau Württemberg: Weſt: Stuttgarter TV.
TG. Stuttgart 4:3.
V. Eßlingen — Tam.
Eßlixgen 8:5. Stuttgarter Kickers — Polizei
Stuttgart 10:4.
d. Cannſtatt — V. f. B.
Stuttgart 7:0. Oſt: Ulmer FV. — TV.
Al=
tenſtadt 8:3. SSV. Ulm — Tbd. Tailfingen
9:4. Tgd. Göppingen — Tbd. Ulm 13:4.
Gau Bayern: Süd: PSV. München — FC.
Fürſtenfeldbruck 10:4. Nord: Tbd. Mögel=
Embach ſchlägt
12. Strafwurf= Tore —und ein
Spezialiſt.
T5V. Herrnsheim — Polizei Darmſtadt
7:5 (5:2).
Der TSV. Herrnsheim hatte. Maſſenbeſuch
aufzuweiſen. Wohl über 1200 Zuſchauer hatten
ſich auf dem kleinen Platz zu dieſem Treffen
eingefunden. Bei einem Punktgewinn war
Po=
lizei ungeſchlagener Gruppenſieger. Aber es
kam alles anders, als erwartet. Polizei mußte,
nicht unverdient, ihre erſte Niederlage einſtecken
und der Jubel der Rheinheſſen war kaum zu
beſchreiben.
Beiderſeits ſah man ſelten ein einheitliches
Zuſammenwirken. Im großen und ganzen ſtand
das Spiel unter der
Deviſe: „Punkke! Punkke!”
Wohl war die Polizeielf ſpielkulturell ihrem
Gegner überlegen, aber der Eifer, der
Kampf=
geiſt war auf ſeiten Herrnsheims. Dazu kam
der Strafwurfſpezialiſt Embach. Sämtliche
ſieben Tore kamen auf ſein Konto. Alles
raffi=
niert geworfene Strafbälle. Hätte die Polizei
Sommer zur Stelle gehabt, der Sieg hätte ohne
Zweifel nur Darmſtadt gehört. Spalt und
Rothärmel ſind wohl gute Stürmer, aber keine
Strafwurfſpezialiſten vom Format Sommers.
Dazu hatte Polizei mehr Strafwürfe
auszufüh=
ren als die Turner! Im ganzen Spiel fiel nicht
ein Tor aus Kombinationen!!
Die Mannſchaften in der Krikik:
Bei Darmſtadt lag die Stärke in der
Hin=
termannſchaft. Kipfer, vielleicht etwas ſchwächer
als ſonſt. Er ſtand in der erſten Halbzeit mit
der Sonne auf dem Kriegsfuß. Der Sturm
hatte auf dem viel zu kleinen Platz ſeine Laſt,
auch nur einmal freiſtehend zum Schuß zu
kom=
men. Auch die 5 Tore für die Polizei waren
nur Strafwürfe.
Die Herrnsheimer Turner zeichneten ſich
durch großen Kampfeifer aus, der den Sieg
verdient macht. Aus der Mannſchaft ragt
Em=
bach hoch heraus. Der Torwächter Kronauer
verdient ebenfalls Erwähnung.
Mit heftigen Angrifſen
eröffnen beide Parteien das bedeutungsvolle
Handball im K
Kreisklaſſe I: Nauheim — Wallerſtädten
13:2 (6:1); Trebur — Walldorf ausgefallen;
Heppenheim — SV. 98 Darmſt. ausgefallen.
Kreisklaſſe II Urberach — Götzenhain 8:2
(5:1); Dreieichenhain — Sprendlingen 4:5
(1:3) Fußball; Weiterſtadt — Poſt
Darm=
ſtadt 4:2 (1:0).
Da in der Bezirksklaſſe Terminnot nicht zu
befürchten iſt, waren wegen der verſchneiten
Plätze die Spiele abgeſetzt.
In der Kreisklaſſe I gab Nauheim den
Wal=
lerſtädter Gäſten eine Packung, die den
zahlrei=
chen Zuſchauern helle Freude machte. Nauheim
war glänzend aufgelegt, die Kombination wurde
faſt in jedem Falle durch Torſchüſſe abgeſchloſſen,
die in ihrer Präziſion an die große Nauheimer
Vergangenheit erinnerten. Das Spiel war wohl
hart, verlief aber immerhin ohne ernſtliche
Stö=
rungen. Leider war der Schiedsrichter nicht
er=
ſchienen, und da es von einem Einheimiſchen
ge=
leitet werden mußte, wird es nur als
Freund=
ſchaftsſpiel gewertet, um ſpäter zur
Wiederho=
lung kommen. Die Tore fielen in regelmäßigen
Abſtänden, und ſchon bei Halbzeit ſtand mit 6:1
für Nauheim der Sieg ſicher. Die Reſerven des
SV. 98 Darmſtadt waren in Heppenheim nicht
angetreten. In Trebur war der Schiedsrichter
nicht gekommen, ſo daß das Spiel ausfallen
mußte.
In der Kreisklaſſe II lieferten ſich Urberach
und Götzenhain ein torreiches Treffen. Urberach
ſcheint auf dem beſten Weg zu ſein, einen
gefähr=
lichen Gegner abzugeben. Der Spielverlauf
brachte den Beweis, daß die neu eingeſtellten
Spieler mit kundigem Auge ausgeſucht waren,
dorf — SpVgg. Fürth 7:8. MTV. Fürth —
FC. Bamberg 6:4. PSV. Nürnberg — TV.
60 Fürth 11:38.
Gau Nordheſſen: Tuſpo 86 — Kurheſſen Kaſſel
13:11. Tura Kaſſel — TV. 61 Eſchwege 3:2.
Sportclub 03 Kaſſel — Kaſſeler Tom. 3:18.
Gau Mittelrhein: „TV. Urmitz — Poſt Trier
kampflos für Trier, SSV. Mülheim — TV.
Mülheim kampflos für TV.
Der TSV. Herrnsheim teilt ſich jetzt hinter
den mit 22:2 Punkten führenden Poliziſten mit
dem SV. 1898 Darmſtadt mit je 14:6 Punkten
in den zweiten Platz, gefolgt vom VfR.
Schwan=
heim mit 12:12 Punkten. Die Schwanheimer
brachten am Sonntag vom SV. Wiesbaden einen
knappen Sieg mit 3:2 nach Hauſe, und auch das
dritte Treffen des Tages zwiſchen Tgeſ.
Offen=
bach und Tam. Rüdesheim nahm mit 3:3 einen
knappen Ausgang. Das Spiel SV. 98 Darmſtadt
gegen Fechenheim wurde abgeſetzt.
In der Gruppe Saar=Pfalz kam es zu einer
vorentſcheidenden Begegnung zwiſchen dem DT.=
Altmeiſter TV. Frieſenheim und ſeinem
hart=
näckigſten Verfolger, Pfalz Ludwigshafen. Die
Kraftprobe ging zugunſten Frieſenheims aus,
das mit 5:3 gewann und nun mit 20:2 Punkten
vor Pfalz mit 17:5 Punkten führt.
die Polizei=Elf!
Gefecht. Der Erfolg iſt aber vorerſt bei den
Platzbeſitzern. Schon in der 2. Minute ſauſt
ein Strafwurf von Embach in das Heiligtum
der Grünen. Zwei Strafwürfe ſchießt
Roth=
ärmel auf den Torhüter, Spalt verſucht ſein
Glück — mit dem gleichen Ergebnis. Embach,
der das Schießen beſſer verſteht, erhöht auf 2:0.
Kurz darauf wieder ein Strafwurf gegen
Darm=
ſtadt. Die Bombe ſauſte an Kipfer vorbei ins
Netz. Unhaltbar! 3:0.
Polizei hat Glück, als Embach kurz darauf
freiſtehend vorbeiwirft. Aber auch die Grünen
kommen zu Wort. Einen Schuß von Rothärmel
macht der Torhüter Herrnsheims wunderſchön
zunichte. Die 19. Minute bringt endlich den
erſten Erfolg durch Spalt. Die Polizei wird
nun „haushoch” überlegen. Spalt und
Roth=
ärmel werfen zweimal, ausſichtsreich ſtehend, auf
den Torwächter und daneben. Pech??
In der 28. Minute ſtreckt ſich Kipfer
vergeb=
lich nach einem Schuß von Embach 4:1, Spalt
verbeſſert zwar auf 4:2, doch kurz vor der Pauſe
ſetzt dieſer wieder einen Strafwurf von
Em=
bach in Darmſtadts Maſchen.
Halbzeil 5:2.
Am Anfang der zweiten Halbzeit iſt es
wie=
der Embach, der das Treffen auf 6:2 ſtellt.
Po=
lizei iſt im Spiel überlegen. Rothärmel, Spalt,
Rothärmel ſchießen vorbei. Immer wieder Pech!
Eine große Torchance pfeift Müller=Wiesbaden
ab. In der 6. Minute ein Lattentreffer von
Spalt. Leonhard ſtellt mit ſchönem Torſchuß
das Reſultat dann auf 6:3. Ein Strafwurf
von Spalt ergibt 6:4. In der 24. Minute macht
ein Eigentor die Gewinnchancen der Grünen
zunichte. Bei einem Strafwurf ſpringt ein
Strafwurf von der Hand Walthers ins Tor.
Kipfer liegt in der anderen Ecke, 4:7.
Herrns=
heims Torwächter hält eine Bombe. Daſchers
fabelhaft, Kurz vor Spielende ſtellt Rothärmel
durch Strafwurf das Reſultat auf 5.:7. Die
erſte Niederlage der Polizeielf war vollendet.
Schiedsrichter, Müller=Wiesbaden leitete
kleinlich, aber korrekt.
Die Polizeielf hat am kommenden Sonntag
nun gegen SV. 98 anzutreten. Wird es ihr
gelingen, den noch fehlenden einen Punkt zur
Gruppenmeiſterſchaft am Böllenfalltor zu holen?
Die bei dem heutigen Spiel aufgetretenen
Män=
gel in der Mannſchaftsaufſtellung werden am
kommenden Sonntag wohl behoben ſein.
Vor=
ausſichtlich iſt auch Sommer wieder mit von
Bo.
der Partie.
reis Darmſtadt.
denn ſie fügten ſich ohne eine ſchwache Seite
beſtens in die Mannſchaft ein. Der Schiedsrichter
Zimmer gab durch weiſe Zurückhaltung dem
Spiel die nötige Entfaltungsmöglichkeit, ohne
aber die Oberhand zu verlieren. Wenn einige
Heißſporne dabei waren, ſo wird die Zeit auch
deren Betätigungsdrang in die richtigen Bahnen
lenken. Dem Spielverlauf nach ſtand der
Urbe=
racher Sieg keine Minute in Frage. Dem
Halb=
zeitergebnis 5:1 nach konnte man mit noch einem
höheren Ergebnis rechnen. — Weiterſtadt hatte
den Poſtſportverein zu Gaſt und hatte keine
Mühe, die Punkte zu behalten.
Deutſchland Zweiter.
Einen überraſchenden und dramatiſchen
Ver=
lauf zugleich nahmen die am Sonntag in
Engel=
berg beendeten Zweier=Bobweltmeiſterſchaften.
Sieger wurde Rumänien 11 mit Frim am
Steuer. Deutſchland I verſcherzte ſich ſeine
Chan=
cen „da Kilian ohne Einverſtändnis der
Renn=
leitung ſeine Maſchine gewechſelt hatte und
aus=
ſcheiden mußte. Deutſchland II mit v. Mumm
kam ſo zum zweiten Platz.
Deutſchlands Eishockey=
Mann=
ſchaft wurde im erſten Spiel der
Weltmeiſter=
ſchaftskämpfe in Mailand von Oeſterreich in
einem unglücklichen Spiel knapp mit 2:1 (0:1,
1:0, 1:0) geſchlagen.
Europameiſter im Eisſchnellaufen
wurde in der Geſamtwertung der Norweger
Staksruud vor dem überraſchend nach vorn
ge=
kommenen Wiener Stiepl.
Von den Ringer=Matten.
Polizei Darmſtadt-
Turngemeinde Dieburg 8:8.
Die Begegnung der vorſtehenden
Ringermann=
ſchaften verlief in fairer Weiſe und wurde von
Kampfrichter Striegel=Mainz=Koſtheim zur
Zu=
friedenheit beider Parteien geleitet. Dieburgs
Riege hielt, was man ſich von ihr verſprochen
hatte. Der 3. Deutſche Meiſter Lunkenheimer
konnte wegen Uebergewichtes nicht antreten, ſein
dafür eingeſtellter Vertreter Bingel ſchlug ſich
in dieſer Klaſſe ſehr gut.
Bantamgewicht: Schnauber=P. wird
Punkt=
ſieger über Bingel=D. Im Federgewicht hatte
Dieburg in Wick I. eine Verſtärkung zur Stelle;
Becker=P. wird von ſeinem Gegner Wick I.=D. in
einer Minute durch Hüftſchwung beſiegt. Im
Leichtgewicht konnte Kreismeiſter Ohl=D. nur
einen Punktſieg über ſeinen Gegner Keutzer
da=
vontragen. Im Weltergewicht trennten ſich
Schanz=P. und Wick II.=D. nach ausgeglichenem
Der Reichskrainer der Ringer.
Steputat,
der frühere erfolgreiche deutſche Meiſterringer,
iſt zum Reichstrainer und Reichsſportwart der
Amateurringer ernannt worden.
Jahreshaupkverſammlung
der Turngem. Beſſungen 1865
Zur erſten Jahres=Hauptverſammlung im
neuen Reich hatte die Turngemeinde Beſſungen
am Samstag ihre Mitglieder geladen. Pünktlich
eröffnete der Vereinsführer Hering und hieß
die zahlreich Erſchienenen herzlich willkommen.
Die Ehrung langjähriger und verdienter
Mit=
glieder ſtand auch diesmal wieder an erſter
Stelle. Es wurden geehrt für 50 Jahre
Mit=
gliedſchaft: Gg. Biermann, Robert Illgen;
für 40 Jahre: Frdr. Jäger, Ph. Jung, Hrch
Karn, Emil Kemtzow, Wilh. Leichtweiß, Otto
Meß, Ph. Riſch und Frdr. Strößinger; für 25
Jahre: Gg. Jakob.
Eine beſondere Ehrung wurde zuteil der
Tur=
nerin Frau Maria Friedrich, die
langjäh=
rige Betreuerin unſerer jüngſten Jugend.
Eben=
ſo wurde gedacht des Turners Gg. Künzel,
der 35 Jahre ununterbrochen dem Vorſtand
an=
gehört. und 25 Jahre Singwart iſt. Für alle
dieſe Treuen fand Turnbruder Hering herzliche
Worte.
Nach den Berichten des Vereinsführers und
des Turnrates, die alle gutgeheißen wurden,
ſprach der Vereinsführer allen ſeinen
Mitarbei=
tern, die auch im neuen Jahre dieſelben bleiben,
ſeinen Dank aus Ein dreifaches „Gut Heil” und
„Sieg Heil” auf den Reichspräſidenten, den
Volkskanzler Adolf Hitler und den Führer der
D. T., v. Tſchammer=Oſten, ſchloß die harmoniſch
verlaufene Hauptverſammlung.
Orienkierungslauf des Sb. 98.
Der Zauber der ununterbrochenen
Schnee=
decke iſt uns in Darmſtadt verhältnismäßig
ſel=
ten gegeben. Der ſtarke Schneefall in den letzten
Tagen hat auch unſerer engeren Heimat ein
idyl=
liſch=reizvolles Gepräge und damit geradezu ein
neues Geſicht gegeben, ein Grund mehr für die
Junioren und Jung=Leichtathleten des
Sport=
vereins 1898, einen Orientierungslauf nach
Karten durch dieſe veränderte Winterlandſchaft
zu veranſtalten, 26 Teilnehmer gingen
mann=
ſchaftsweiſe in Zeitabſtänden von 3—4 Minuten
auf die 11 Kilometer lange Strecke, beſſer auf
die Suche der 4 Kontrollſtellen, die diesmal zum
größten Teil nicht auf Wegen, ſondern mitten
im Gelände lagen. Kartenleſen,
Entfernung=
ableſen und =ſchätzen mußten Ausdauer und
läu=
feriſches Können ergänzen. Die
Mannſchafts=
leiſtung, nicht das Können des Einzelnen, ſtand
im Vordergrund. — Die 1. Kontrolle war in
der Nähe vom Kurhaus Trautheim im Walde
poſtiert. Bis ſie gefunden war, gab es einiges
Kampſe unentſchieden. Im Mittelgewicht ſtanden
ſich Lang=P. und Drieß=D. gegenüber, der gegen
Lang einen Punktſieg erzielen konnte. Im
Halb=
ſchwergewicht wird Lißfeld=P. Punktſieger über
Herdt=D. und im Schwergewicht ſiegt Siebert=P.
entſcheidend über Boll=D.
K5V. Lamperkheim-Borwärks.
Groß=Zimmern 9:10.
In Lampertheim ſtanden ſich geſtern dieſe
beiden Ringermannſchaften gegenüber.
Im Bantamgewicht wurde J. Herbert=
Vor=
wärts Schulterſieger über den Platzringer
Moos.
Im Federgewicht erlitt Heinrich Weidner=V.
eine Schulterniederlage durch Müller=L.
Im Leichtgewicht war für Hans Ohl der
Vorwärtsmann Heinrich Herbert angetreten; er
trennte ſich von Schollmeier=L. unentſchieden.
Im Weltergewicht wurde Hahl=L. über J.
Angermeier=3. als beſſerer Arbeiter der
Punkt=
ſieg zugeſprochen.
Kaffenberger=3. benötigte im Mittelgewicht
wiederum nur 45 Sekunden, um ſeinen
Geg=
ner Griesheimer=L. auf die Schultern zu
bringen.
Im Halbſchwergewicht war Danz=Gr.=3. für
ſeinen Klubkameraden Ph. Reinhardt
angetre=
ten und ſtand Klingler=L. gegenüber, Letzterer
wurde Sieger, da ſich Danz bei einem
Aus=
heber ſelbſt auf die Schulter legte.
Im Schwergewicht ging Leonhardt Fröhlich
von der zweiten Garnitur an Stelle des
etat=
mäßigen Schwergewichtlers Danz auf die Matte
zum Gang gegen Reiter=L., den er auf beide
Schultern legen konnte.
Kampfleiter Müller=Dieburg traf ſeine
Ent=
ſcheidungen trotz ſchwerſter Anpöbelungen
ſei=
tens des Publikums und des Lampertheimer
Vorſtandes gerecht. Zu beklagen wäre noch die
wenig gaſtfreundliche Aufnahme der
Gäſterin=
ger in Lampertheim; den von der Autofahrt
ohnehin ſchon durchfrorenen Gäſten mutete man
das Umziehen im kalten Zimmer zu, während
ſich die Gaſtgeber ſelbſt im „Warmen”
aufhiel=
ten und einen Umtauſch der Räume rundweg
ablehnten.
Der nächſte Sonntag ſieht die Vorwärts=
Leute im letzten Entſcheidungskampf auf der
heimiſchen Matte gegen Mainz 88 antreten.
Amakeur=Bormeiſter
des Gaes Süneff.
wurden vom Fliegen= bis Schwergewicht:
Rapp=
ſilber (FSV. Frankfurt), Kehl (Kaiſerslautern),
Schöneberger, Claus (beide Eintracht Frankfurt),
Ims (BC. Wiesbaden), Hachenberger (BC.
Wies=
baden), Gelsheimer (FSV. Frankfurt) und Leis
(Kaiſerslautern, früher Mittelbexbach).
Suchen, zur Beluſtigung des Poſtens, der dieſes
Suchen natürlich mit Spaß verfolgte. Dann
gings zur 2. Kontrolle, öſtlich der
Flugplatzwie=
ſen an der Bahnſtrecke nach Nieder=Ramſtadt,
von dort mußte die C=Jugend zurück zum Platz,
während die Junioren und die A/B=
Jugend=
lichen in der Nähe der Ludwigshöhe die 3.
Kon=
trolle mit einigen Schwierigkeiten entdecken
mußten, um alsdann über Punkt 4 am Hang
des Dachsberges zurück zum Platz zu laufen.
Sie=
ger wurde ſchließlich die Jugendmannſchaft, die
als letzte abgelaufen war, nicht etwa, weil die
Strecke — wie das ſonſt im Winterſport heißt
„vorgeſpurt” geweſen wäre, ſondern weil ſie es
verſtand, all die Beſonderheiten des
Orientie=
rungslaufes an Hand der Karte am raſcheſten
und beſten zu bewältigen. An zweiter Stelle
ka=
men die Junioren, die als erſte auf die Suche
gegangen waren.
Keglervereinigung Darmſtadt u. Ang.
Am Sonntag fand die Siegerehrung der am
28. Januar d. J. ermittelten Verbandsmeiſter
auf den Bahnen zum Bürgerverein ſtatt. Der
Vorſitzende, Kegelbruder Thümmel, ehrte in
ſei=
ner Anſprache die einzelnen Meiſter und
über=
reichte ihnen die durch ihre Leiſtungen
verdien=
ten Auszeichnungen. Ausgezeichnet wurden als
Meiſter: Grün=DK. 11 BV., in der Abteilung
Männer, der mit 3295 Holz dieſes Jahr zum
dritten Male mit Unterbrechung
Verbandsmei=
ſter geworden iſt. In der Abteilung Senioren
wurde Schinnerl ausgezeichnet, der unter den
gleichen Verhältniſſen zum dritten Male Meiſter
des Darmſtädter Verbandes geworden iſt. Bei
den Damen wurde Frl. Bäumer zum zweiten
Male mit der Auszeichnung der
Verbands=
meiſterin geehrt.
In einem 100=Kugelkampf der
Kampfmann=
ſchaft erreichten die erſten zehn Mann die Holze
zahl von 5268, die ſie in den kommenden
Ver=
bandskämpfen noch weit überbieten müſſen,
wenn ſie zum Ziele kommen wollen. Die zweiten
der Mannſchaft erreichten nur 5174 Holz, was
ihren Leiſtungen in den vorhergegangenen
Kämpfen auch nicht gleichkommt.
Der beſte Mann der neuen Mannſchaft war,
wie zu erparten, der neue Verbandsmeiſter
Grün mit 543 Holz. Von dem Beſten der
zwei=
ten Mannſchaft. Mees, wurde Grün allerdings
mit 548 Holz überholt. Am 18. Februar wird
unſere erſte Mannſchaft ihren erſten Kampf in
Kelſterbach zu beſtehen haben und wünſchen wir
ihr hierzu den beſten Erfolg.
Am letzten Tag des Berliner Reitturniers gab
es einen ſchönen deutſchen Sieg. Mit Urſeus
holte ſich H. Fick das Barrieren=Springen.
Montag, 5. Februar 1934
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 35 — Seite 7
Kurweout in Surmſtaul.
Die Damen= und Herrenſihung
der Turngemeinde 1846
am Sonntag abend zeichnete ſich durch eine Reichhaltigkeit und
Abwechſlung in der Folge der Vorträge und ſonſtigen
Darbietun=
gen aus, wie ſie kaum noch überboten werden könnten. Ein
Füll=
horn von Witz, Humor und Fröhlichkeit wurde über die Beſucher
der bis auf den letzten Platz gefüllten, in den rot=weiß=blau=gelben
Farben feſtlich geſchmückten Woogsturnhalle ausgegoſſen. Der
Führer der Turngemeinde, Verwaltungsdirektor Loewer
ver=
band mit der Uebermittelung von Grüßen des Reichsſtatthalters
Sprenger und des Staatsminiſters Jung einige ernſte Worte an
die fröhlich Verſammelten: Wenn wir auch gewillt ſind, im Ernſt
dieſer Zeit uns den Tagesereigniſſen zu widmen, ſo begrüße ich
es doch, daß trotzdem der deutſche Humor ſich in dieſe Zeit der
Faſtnacht einpaßt. Auch im Humor liegt ein
Volkserziehungs=
mittel. Das Leben iſt ernſt, aber es iſt ebenſo gottgewollt, ſich
der Freude hinzugeben. Freude und Humor ſchaffen Gemeinſchaft,
das Bewußtſein der Zuſammengehörigkeit. Ich hoffe, daß auch
aus dieſer Faſtnachtsfreude ein Verbundenheitsgefühl bleibt, das
Standesdünkel und Meinungsverſchiedenheiten nicht mehr
auf=
kommen läßt. Er ſchloß mit warmem Dank und einem dreifachen
Gut=Heil auf den Karnevalsausſchuß der Turngemeinde.
Das karnevaliſtiſche Programm des Abends wurde noch
ge=
hoben durch tänzeriſche und turneriſche Leiſtungen in beſter
Dar=
bietung, die — darauf darf die Turngemeinde beſonders ſtolz ſein
— ausſchließlich von Mitgliedern beſtritten wurden.
Das Eröffnungsſpiel, von einem Turner verfaßt, wurde von
der Singmannſchaft der Gemeinde darſtelleriſch vollendet
aufge=
führt. Es hatte zum Gegenſtand den Streit mehrerer
Geſangver=
eine, von denen jeder die Führung haben wollte, bis der Narr die
Gegenſätze dadurch ſchlichtet, daß er die Führung übernimmt. Es
folgte der Einzug des Elferrates, deſſen Vorſitzender Jakob
Al=
bert in mundartlicher Dichtung die Anweſenden begrüßte und
ihnen auseinanderſetzte, weshalb heutzutage erſt recht Karneval
gefeiert werden muß. Die unter dem Motto „Mir loſſe nei
und Schleidt, des Ausſchußmitgliedes Rühl. und des
unge=
nannt bleiben wollenden Verfaſſers des Eröffnungsſpieles. Willi
Schlupp, deſſen Kapelle die Lieder und ſonſtigen
Programm=
punkte unermüdlich begleitete, wurde nach der Elfminutenpauſe
durch Verleihung eines närriſchen Ordens geehrt. Die Lieder
haben zum Inhalt: Warum Karneval ſein muß. Lob des
Karne=
vals, Gleichſchaltung, Fahrt ins Blaue und Arbeitsdienſt, das
Eintopfgericht, die neue gute Zeit, Heiners Karnevalserlebnis,
Gruß an die Turner und Turnerinnen.
Die „Bütt” verſinnbildlichte mit ihrer Aufſchrift „Alles in
aam Dibbe” ebenfalls die Volksgemeinſchaft. Es ſtiegen ſechs
Büttvorträge: Ph. Steinmetz verlas das humoriſtiſche
Proto=
koll des Jahres 1933 mit ſeinen Pritſchenſchlägen auf
Völker=
bund, die ſaarländiſchen und öſterreichiſchen Zuſtande, den
deut=
ſchen „Vormärz”, die Emigranten uſw. Wilh. Dieter erzählte
als Schuſterbub von ſeinen Erlebniſſen im Hauſe ſeines Meiſters.
Aug. Geduldig und Willi Horn ergingen ſich in einem
Zwiegeſpräch, in dem jeder Satz ein Treffer war. Das gleiche
gilt von dem Dialog der Handwerksgeſellen „Roth” und
Sen=
ger. Turner Engel berichtete als Schornſteinfeger von
ſei=
ner Tätigkeit am Großen Woog. Und Frau Maria Lamp, das
bekannte Mitglied der Spielgemeinſchaft, plauderte ihre
Köchin=
nengeheimniſſe unter nicht endenwollendem Gelächter aus. Auf
der Bühne boten H. Mack und „Roth” ein humoriſtiſches Duett
zweier Männer, die von ihren Frauen zum Wäſchewaſchen
ver=
urteilt ſind.
Geradezu unübertreffliche. Leiſtungen waren die übrigen
Bühnenvorführungen: Die ſechs grüngewandeten Woognixen der
Schwimmabteilung mit Tilla Gebhardt als Führerin in Rot
tanzten einen entzückenden Walzer. Die Turnmannſchaft,
unter=
ſtützt von der 1. Riege der Turnerinnen, unter Leitung des
Tur=
ners Heid, der nicht nur die Uebungen ausgedacht, ſondern
auch die dazu notwendigen Geräte konſtruiert hatte, vollbrachte
als Schornſteinfeger auf Leitern und an Trapezen wahre
Mei=
ſterſtücke. Tilla Gebhardt und Turner Ihrig brachten
einen grotesken Bauerntanz als Abſchluß des erſten Teils. Auf
Tanz geſtellt war auch die Reihe der Vorführungen der
Turne=
rinnenabteilung unter Leitung des Turners Strauch;
baye=
riſcher Tanz, Ruderübungen mit Geſang, Solotanz und die 16
Mädels mit der komiſchen Alten. Die Leichtathletikabteilung
unter gemeinſamer Leitung der Turner Klock und Joſt
war=
tete mit reizvoll anzuſehender, luſtig angewandter moderner
Gymnaſtik von Turnern und Turnerinnen auf. Frau
Gött=
mann vom Landestheater tanzte als einziger Gaſt unter den
unzähligen Mitgeſtaltern des Programms mit dem Turner Fin=
gleitet von dem Pianiſten Lahl. Die Geſamtregie hatten die
Turner Löffler und Daniel. Es war wohl Mitternacht,
und eine ſechsſtündige, nur von kurzer Pauſe unterbrochene Folge
von Darbietungen war abgerollt, als nach einem Schlußwort der
Auszug des Elferrats erfolgte.
Damen=U. Herrenſihungder „Narrhalla”
Glaube ja niemand, daß man unbedingt an den Rhein ziehen
müſſe, um einen fröhlichen Karneval zu erleben. Das Gute liegt
ſo nahe! Was geſtern nämlich die Karnevalgeſellſchaft „
Narr=
halla” in ihrer Damen= und Herrenſitzung bot, ſtand an Stimmung
und Aufmachung in nichts rheiniſchem Karneval nach. Schade
deshalb, daß der Beſuch nicht ſo zahlreich war, damit der große
Saal des Städtiſchen Saalbaues bis auf den letzten Platz beſetzt
geweſen wäre.
Bei den ſchneidigen Weiſen der Kapelle Weber und dem
farbenfrohen Saalſchmuck kam raſch die rechte Stimmung auf.
Der Kontakt mit dem Publikum war ſchon hergeſtellt, als das
von Paul Kaiſer verfaßte Eröffnungsſpiel, in dem Frau
Hum=
mel und die Herren Gutkäſe, Rittweger, Wölfelſchneider und
Kaminſky mitwirkten, über die Bühne ging. Geſprächige
Straßen=
kehrer fanden die unter Schnee vergrabene Faſtnacht. Unter den
Klängen des Narrhalla=Marſches zog dann unter dem Jubel des
Publikums der „verjüngte und umgekrempelte‟ Elferrat auf ſeine
hohen Sitze auf der Bühne. Der bewährte Präſident Jakob
Jacobi begrüßte. Nach dreijähriger Pauſe trete die „
Narr=
halla” zum erſten Mal wieder auf den Plan. Die neue Zeit mit
neuem Glauben und Hoffen habe auch der „Narrhalla” die
Hoff=
nung gegeben, ihre Tätigkeit dem alten Wahlſpruch „Allen wohl
und niemand weh!” getreu zur Pflege rechten Frohſinns wieder
aufnehmen zu können. Am Schluſſe ſeiner Anſprache gedachte der
Präſident in würdiger Weiſe auch des Reiches Führer.
Nach dem erſten gemeinſam geſungenen Lied „Wir maches!”
(dem diesjährigen Leitſpruch), verlas Georg Schäfer das
när=
riſche Protokoll, das ihm Gelegenheit zu ſarkaſtiſcher Beleuchtung
der Zeitverhältniſſe gab, ob es ſich nun um die große Politik oder
um lokale Verhältniſſe handelte.
Nun rollte ein ganz auf den heiteren Faſchingston geſtimmtes
abwechſelungsreiches Programm ab. Wer zählt die Künſtler,
nennt die Namen? Maria Reining vom Landestheater fand
mit ihren beiden Liedern „Bin verliebt” und „Iſt es auch nur
ein Traum vom Glück” großen Beifall. Auch die von Vera
Kor=
ſchan vom Landestheater einſtudierten Gruppentänze, vor allem
der „Bauerntanz”, gefielen durchweg. Die Tänzerin ſelbſt errang
ſich mit ihrem Solotanz „Ich hab ſo was im Blut” einen
Sonder=
erfolg. Willy Eichel erfreute mit dem Auftrittslied aus dem
Zigeunerbaron” und dem „Rheinlied‟. Die Begleitung am
Flügel hatte Herbert Görner übernommen. Als
Klavier=
humoriſt ſtellte ſich Komiteemitglied Fritz Büdgen vor, dem es
in gleicher Weiſe der „Rhythmus der neuen Zeit” und die „Liebe
Lola” angetan hatten.
Und dann die teilweiſe in Form von „Büttereden” gehaltenen
humoriſtiſchen Vorträge! Einer beſſer als der andere. Da wußte
Theo Kaminſky, der Sohn des alten Narrhalleſen Wilhelm
Kaminſky (der es ſich übrigens trotz ſeines hohen Alters nicht
neh=
men ließ, der Sitzung beizuwohnen) als „Maulwurfsarbeiter” von
der Reichsautobahn zu erzählen, Richard Hinz trat als dralle,
kenntnisreiche Köchin „Amalie Butterkringel” auf, Frau
Hum=
mel ſtand als „Fraa Hefekleeß” ihren männlichen Partnern in
nichts nach, da waren die beiden Schulbuben (Metz=Jacobi)
mit ihrem köſtlichen Zwiegeſpräch, Schnellbächer mit ſeinen
Betrachtungen eines Arbeitsloſen, und nicht zuletzt Heinrich
Gut=
käſe mt ſeinem „Eintopf”=Couplet.
Zwiſchendurch wurden gemeinſam Dialektlieder geſungen, die
auch zum Schunkeln Anlaß gaben, wovon ſelbſtverſtändlich eifrig
Gebrauch gemacht wurde. Als Liederverfaſſer wurden, abgeſehen
von einem anonymen Mitarbeiter, Ernſt Jacobi (Lied „Wir
maches!”), Heinrich Witzler („Nor kaa Angſt!”), Georg
Schä=
fer („Unſer Mädcher”), Heinrich Rühl („Faſtnachtsmärchen”),
und der alte Kämpe Wilhelm Kaminſky (Schlußlied) genannt
und in der üblichen Weiſe gefeiert. Je weiter das Programm
fortſchritt, deſto lebhafter wurde die Stimmung. Luftſchlangen
durchſchwirrten den Saal, Konfetti wirbelte ſchneeflockenartig
um=
her, Knallerbſen zerplatzten, Lachen und Scherzen an jedem Tiſch.
Allzu ſchnell war das über fünfſtündige Programm abgelaufen.
Vor ſeinem Abſchluß vergaß man nicht, den Ordensſegen
auszu=
teilen. Muſikmeiſter Weber, Frau Gutkäſe (die ſich als
Souf=
leuſe verdient gemacht hatte), Pianiſt Görner und
Beleuch=
tungsinſpektor Frickel wurden beſonders geehrt.
So hielt „Narrhalla”, was ſie verſprochen hatte:
„Awer heit, Ihr Heiner, ſteht wie einſt ſie wieder ſtramm,
ſo wie mers von ihr ſchun je gewöhnt war, uff em Damm,
heit erlebt Ihr widder mol ſo richtig die „Narrhall",
wie ſe macht en echte, rechte Karneval!”
30 Jahre Sporkvereinigung Arheilgen.
Dg. Arheilgen, 4. Februar.
Im geräumigen Löwenſaale, der mit Fahnen und Girlanden
in den Vereinsfarben recht feſtlich dekoriert war und dadurch ein
beſonderes Gepräge erhalten hatte, veranſtaltete die
Sportver=
einigung 04 ihren diesjährigen Vereinsball. Der Verein, der
ſtärkſte in unſerem Orte, kann in dieſem Jahre auf ſein 30
jähri=
ges Beſtehen zurückblicken. Ehemals Fußballklub „Olympia” 1904.
fand im Jahre 1922 der Zuſammenſchluß mit dem FC. „
Germa=
nia” ſtatt. Von dieſem Zeitpunkt ab führte der Verein die
Be=
zeichnung „Sportvereinigung 04 Arheilgen”.
Aus Anlaß des Jubiläums hatte der Verein für ſeinen
Ver=
einsball beſondere Vorbereitungen getroffen und eine auserleſene
Künſtlerſchar zur Mitwirkung verpflichtet, die mit einem
wirk=
lich ausgezeichneten Programm aufwartete. Mit einigen
Konzert=
ſtücken leitete die SA.=Kapelle, die den muſikaliſchen Teil des
Abends übernommen hatte, die reichhaltige Folge
abwechſelungs=
reicher Darbietungen ein. Anſchließend ſprach Mitglied Heinz
Gimbel einen kernigen Prolog, den er ſelbſt verfaßt hatte, und
der in ſeinem ſinnvollen Inhalt Bezug auf das Jubiläum nahm.
In ſeiner Anſprache begrüßte Vereinsführer Sandoz die
Er=
ſchienenen mit herzlichen Worten und gab ſeiner beſonderen
Freude darüber Ausdruck, daß man der Einladung in ſo
ſtatt=
licher Zahl gefolgt ſei (der Löwenſaal war, obwohl gleichzeitig
noch zwei Vereinsbälle und ein Unterhaltungsabend ſtattfanden,
bis auf den letzten Platz beſetzt). Er betonte beſonders, daß
die=
ſer Vereinsball als Auftakt zu den im Laufe des Jahres noch
ſtattfindenden Jubiläums=Veranſtaltungen gelte. Aus der Folge
künſtleriſcher Darbietungen iſt in erſter Linie das Meiſterſchafts=
Tanzpaar Anni und Ewald Bäulke (Darmſtadt) zu nennen.
Das neben ſeinen erſtklaſſigen Darbietungen auf der Bühne auch
einen Schultanz im Saale vorführte und zeigte, wie man nicht
tanzen ſoll. Frau Konzertſängerin Flory Drath, die Gattin
des beliebten Sängers Joh. Drath vom Heſſiſchen Landestheater,
Tang mit vorzüglicher Stimme und großem Können Lieder und
Arien, wofür ihr dankbarer Beifall gezollt wurde. Weiter iſt
zu nennen Herr Richard Münch mit ausgezeichneten
Rezitatio=
men, teils in Darmſtädter Mundart, während Herr Leo Blech=
Darmſtadt ſich als ganz vorzüglicher Anſager bewährte und die
Anweſenden immer wieder für ſich einnahm. Auch die
Damen=
abteilung des Vereins hatte eigens für dieſen Abend einige
Tänze einſtudiert, die recht flott vorgeführt wurden und große
Anerkennung fanden. Nicht vergeſſen ſei Herr Philipp
Werk=
mann=Arheilgen mit ſeinen heiteren Couplets. So gaben
alle Mitwirkenden ihr Beſtes und hinterließen bei den beifalls=
Freudigen Zuſchauern den denkbar beſten Eindruck. In recht
ge=
hobener Stimmung verbrachte man bei Tanz und allerlei
Kurz=
weil noch einige gemütliche Stunden und trennte ſich erſt am
Frühen Morgen.
Dg. Arheilgen, 3. Februar. Hohes Alter. Am kommen=
Oen Dienstag kann Frau Marie Buß Witwe, Untere
Mühl=
ftraße 48, in voller Ruſtigkeit ihren 80. Geburtstag begehen,
Dp. Zwingenbers, 3. Februar. Herr Lehrer Heinrich Völker.
welcher ſeit einer Reihe von Jahren hier tätig war und ſich der
Zuneigung der Einwohnerſchaft erfreute, iſt mit ſofortiger
Wir=
kkung unter Beförderung zum Rektor an die Volksſchule in Heppen=
Geim (Bergſtraße) verſetzt worden.
Höhlenbewohner in Deutſchland?
Das unglaublich Scheinende iſt dennoch Wahrheit. Noch im
Jahre 1933 des 20. Jahrhunderts haben unbeſcholtene deutſche
Familien aus bitterer Not in Erdhöhlen gehauſt, ſind Kinder in
tropfenfeuchten, dunklen Löchern ohne einen Sonnenſtrahl
aufge=
wachſen! Schuldloſe Menſchen in einem bodenloſen Elend,
wäh=
rend Zuchthäusler in hygieniſch einwandfreien Zellen leben.
Dies zeigt u. a. der vorzügliche Bilderbericht der
Monats=
ſchrift „Neues Volk”, Blätter des Aufklärungsamtes für
Be=
völkerungspolitik und Raſſenpflege, Berlin.
Die traurige Tatſache in dieſem Bericht beweiſt, wie weit ſich
der mangelnde Schutz der Familie, insbeſondere der kinderreichen
infolge der Sünden bisheriger ſogenannter Bevölkerungspolitik
auswirkt.
„Neues Volk” zeigt darüber hinaus ſoviel Unbekanntes, daß
man immer wieder erſchreckt iſt, nichts davon gewußt zu haben,
ſo z. B. Einblicke in Menſchen und Dinge, in Irrenanſtalten und
Zuchthäuſer, wie man ſie ſonſt nicht zu ſehen bekommt. Aber es
iſt das große Verdienſt der Zeitſchrift, daß ſie auch auf all das
Schöne weiſt, das ſich im geſunden Familienleben, der
Ueber=
lieferung und wundervollen Kunſt aller deutſchen Stämme zeigt,
daß ſie mit etwa 60 neuartigen Bildern und fein abgeſtimmten,
höchſt lebendigen Beiträgen jeden Leſer für ihre, das Schickſal der
deutſchen Familie und damit das Volksſchickſal beſtimmende
Ar=
beit gewinnt. Dieſer klug und ohne Uebertreibung ins Werk
ge=
ſetzten Abſicht iſt auch der niedrige Bezugspreis von „Neues Volk”
zuzuſchreiben, denn mit vierteljährlich 75 Rofg., alſo mit
monat=
lich 25 Rpfg., erſchließt „Neues Volk” weiteſten Kreiſen der
deut=
ſchen Volksgemeinſchaft eine reiche Fülle wertvollen Geiſtesgutes,
erhält jede Familie neue Anregungen im Sinne
lebensbejahen=
der, kämpferiſcher Mitarbeit am Wiederaufbau der Nation.
Das Aufklärungsamt für
Bevölkerungspoli=
tik und Raſſenpflege, Berlin W. 35, Potsdamer=
Straße 118b, wirbt um die Unterſtützung durch alle
Volksgenoſ=
ſen, die wiſſen, welche großen Aufgaben noch der Erfüllung
har=
ren, und ſtellt auf Wunſch ein Heft ſeiner ſchönen Monatsſchrift
„Neues Volk” koſtenlos zur Verfügung.
Dadurch aber gewinnt die zielbewußte Arbeit für das Wohl
des deutſchen Menſchen, der Familie als dem Grundpfeiler der
Nation immer mehr Freunde, die alle auch zu Mitkämpfern für
die Zukunft unſeres ganzen Volkes werden. Und damit wird das
bewußte oder auch unbewußte Sehnen im deutſchen Mann, in der
deutſchen Frau und in unſerer Jugend, über ſich ſelbſt hinaus für
dieſe herrliche Aufgabe ſchaffen zu dürfen, ſo erfüllt, wie es die
Weite deutſcher Seele nur für ſich wünſchen konnte.
P. Rüſſelsheim, 2. Febr. Der Gemeinderat beſchloß in
nicht=
öffentlicher Sitzung. Gemeindebaudarlehen in Zukunft nur unter
der Bedingung zu gewähren, wenn der Geſuchſteller im Beſitze
eines Bauplatzes iſt und 30 Prozent der reinen Baukoſten
unbe=
laſtet in bar nachweiſt. An mehrere Bauluſtige ſollen
Baudar=
lehen aus Gemeindemitteln unter Kontrolle des
Gemeindebau=
amts ausgezahlt werden. Letzteres hat darüber zu wachen, daß
die kommunalen Baugelder reſtlos an die Lieferanten von
Bau=
ſtoffen und Bauhandwerker zur Auszahlung gelangen. Im
Rah=
men der Eigenſiedlungen der Haßlocher Straße wird die
Errich=
tung von vier Doppelwohnhäuſern genehmigt.
Einweihung der Hiklerjugend=
Führerſchule in Zwingenberg.
Dp. Zwingenberg, 4. Februar.
Heute Vormittag 11 Uhr fand die feierliche Einweihung der
Führerſchule des Oberbannes 3 der H.J. in Zwingenberg ſte ti.
In der üblichen Weiſe wurde die Veranſtaltung mit einem Ar/7 der Hitlerjugend und des Jungvolkes aus Zwingenbe 6
und Umgebung eingeleitet. Zwingenberg hatte zum Empfa i9
der Gäſte reichen Flaggenſchmuck angelegt. Leider war Herr
Reichsſtatthalter Sprenger verhindert, der Einweihung beiz:
wohnen.
Der Leiter der Schule, Oberbannführer Bloch eröffn;
die Veranſtaltung mit kernigen Worten und erſtattete dann C
bietsführer Kramer Meldung, daß der erſte Lehrgang rer
Schule, welcher am 15. Januar begonnen, heute beendet ſei.
Gebietsführer Kramer führte in ſeiner folgenden Rede u.
aus: „Der erſte Lehrgang iſt beendet, die Teilnehmer ſind (
rüſtet, um die hohen Aufgaben zu erfüllen, die ihrer harre
Gerade die Jugend iſt dazu auserſehen, den Geiſt und die Id
des Führers der heranwachſenden Generation zu übermittel .
Es ſeien hier junge Führer verſammelt, von ihren
Kamerad-
ſelbſt ausgewählt. Sie müßten ſich bewußt ſein, daß Führ
ſein bedeute, erſter Diener einer Idee zu ſein. Und eine grof
Idee ſei es, einem Volke zu dienen, in dem Grundſatz Ado
Hitlers „Gemeinnutz geht vor Eigennutz”. Auf die Jugend
ve=
traue der Führer, und ſeine Hoffnung ſei um ſo mehr
begrüf=
det, als dieſe Jugend ſich freiwillig ſtrenger Diſziplin füge un
echte Kameradſchaft pflege, einfach lebe und damit beweiſe, da
ſie ſozial ſei. Zur Einfachheit ſoll die Jugend und mit ihr de
kommende Generation erzogen werden. 21 der Beſten aus de
Hitlerjugend hat der Kampf um das neue Deutſchland geforder:,
ihr Opfer werde Früchte tragen.
Ein Fanfaren=Marſch der Jugend beſchloß den Weiheak
Nach einem Schlußwort des Oberbannführers Bloch wurde die
Flagge der H.J. gehißt. Während der Feier wurden die Liede
„Wir ziehen auf ſtillen Wegen, die Fahne eingerollt” und
„Kamerad ſo laß dir’s ſagen” geſungen.
Das Mitglied der Spielſchar, Münch, brachte das Gedich;
Baldur v. Schirachs
Nie dienten wir und doch ſind wir Soldaten
Wir kämpften nie in einem wahren Kriege
In einem Krieg der Kugeln und Granaten
Und doch bekannt ſind Kämpfe uns und Siege.
Nie wie im Krieg ſchlug man uns unſre Narben
Und doch wars Krieg, denn viele viele ſtarben.
Frei ſind wir alle, doch wir ſehen im Dienen
Mehr Freiheit als im eigenen Befehle
Am Schreibtiſch ſitzen wir und an Maſchinen,
Sind Hunderttauſend und nur eine Seele.
Wir ſind die Ketzer und die tiefen Frommen.
Das Geſtern, Heute und das große Kommen.
ausdrucksvoll zum Vortrag. Hiermit war die Feier beendet. —
Reichshilfe für Neupflanzung von Obftbäumen.
Für das Gebiet Heſſen der Landesbauernſchaft Heſſen=
Naſſau ſtehen noch erhebliche Reichsmittel für Beihilfen für
Neu=
pflanzung von Obſtbäumen zur Verfügung. Die zuſtändigen
Obſt=
bauinſpektionen nehmen Anmeldungen entgegen. Meldungen in
Frankfurt bei der Landesbauernſchaft ſind zwecklos. Späteſter
Meldetermin iſt der 12. Februar 1934. Die
Obſtbau=
inſpektionen entſcheiden über Zu= und Ablehnung, und zwar
inner=
halb weniger Tage nach Ueberprüfung der Meldungen. Für die
Zuteilung gelten die bisherigen Richtlinien, etwas geändert, die
gegen Einſendung von 12 Pfg. in Briefmarken von jeder
Inſpek=
tion zu beziehen ſind. Raſche Entſchließung jedes Intereſſenten iſt
notwendig, auch zunächſt unverbindliches Benehmen mit den
Baumſchulen, da bei in Ordnung gehender Zuteilung Vorlage
der Rechnung über die gekauften Obſtbäume ſpäteſtens zum 10.
März 1934 erforderlich iſt.
Vereins= und lokale Beranſtaltungen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Sektion Starkenburg des Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenvereins e. V. Es wird
noch=
nals auf den heute 20 Uhr im Hörſaal 326 der Techniſchen
Hoch=
ſchule (Eingang Weſtportal) ſtattfindenden Lichtbildervortrag des
Herrn Landesgerichtsdirektor Dr. Müller=Wiesbaden über „Vom
Fernpaß zu den Oetztaler Alpen” hingewieſen. Die Mitglieder der
Sektion Darmſtadt ſind freundlichſt eingeladen. Gäſte ſind
will=
kommen.
(Ohne Verantwortung der Schriftleitung.)
Beſſunger Lichtſpiele: „Hitlerjunge Quex”.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Montag, 5. Februar
10.30: (Nur für Trier): Eigene Sendung.
14.30: Nur für Kaſſel: Nachrichten.
14.40: Stunde des Liedes. Aus der Zeit des Rokoko,
18.00: Stuttgart: Nachmittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.
17.45: René Wirtz: Feierſtunde des Buches.
18.00: Stuttgart: Stunde der Jugend: Achtung! Der große
Jugenb=
funkwettbewerb: Wer kann richtig denken?
18.25: Stuttgart: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.00: Leipzig: Stunde der Nation: Karneval. Ltg.: H. Weber,
20.10: Montagskonzert des Frankfurter Orcheſtervereins. Das
Funkorcheſter. Ltg.: Rosbaud.
22.45: Kleine Unterhaltung. — 23.00: Stuttgart: Tonlefterſalat=
Ein luſtiges Potpourri.
24.00: Schallplatten: Szenen aus „Siegfried” von Rich. Wagner,
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 5. Februar
9.00: Berufsſchulfunk: Eine Stunde bei jungen Bauhandwerkern.
9.40: Fröhlicher Kindergarten. — 10.10: Schulfunk: Mit 1000 PS
durch den Aether. Wiſſenswertes von den deutſchen
Groß=
ſendern — 10.50: Schulfunk: Turn= und Sportſtunde:
Boxen. — 11.30: Dr. Hagen=Buſch: Wanderpaß eines
Tuch=
machergeſellen vor 100 Jahren. — 11.45: Zeitfunk.
15.15: Künſtleriſche Handarbeiten. Baſteleien für eine Feſttafel,
15.45: Bücher, die der Arbeiter am Feierabend lieſt.
18.00: München: Veſperkonzert. Ltg.: Erich Kloß.
17.00: Dr. Hagen: Ludwig Jahn als politiſcher Erzieher.
17.25: Ernſte und heitere Lieder. Wilhelm Strienz. Am Klavier:
Willy Jäger — 18.05: Jugendſportſtunde: Leibesübungen
im Feieravend der Jugend — 18.25: Arbeiterinnen
er=
zählen. — 19.00: Leipzig: Stunde der Nation: Karneval.
Das Sinfonie=Orcheſter und das Emdé=Orcheſter. Ltg.: Weber.
20.10: Wie der Arbeiter am Abend dichtet und ſingt. Hörfolge aus
Arbeiterdichtungen von Hans Mühle. — 21.00;
Unter-
haltungsmuſik. Kapelle Willy Genßler.
Dr. Heyl: Der Sport der ſtarken Männer.
23.00: Stuttgart: Tonleiterſalat. Ein luſtiges Potpourrf. Das
Funk=
orcheſter. Ltg.: Guſtav Görlich.
Lauptſchriftleitung: Rudolf Mauve.
Verantwortlich ſür Politik und Wirtſchaft: Rubol) Mauve: ſür Feuilleton, Reich
und Ausland und Heſſiſche Nachrichten: MaxStreeſe; für den Schlußdienſt: Andreas
Bauer; für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für Sport: Karl Böhmann; für Die
Begenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette; für den
Anzeigen=
eil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle, ſämtl. in Darmſtadt. D. A. XII. 23362,
Druck und Verlag: L. C. Wittich, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
für unverlangte Man: ipte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen:
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
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(Nachdruck verboten).
77)
Kleine Kinder vergeſſen ſehr leicht — und Ebelie freundet ſich
ſchnell mit Charley Henſton an.
„Mama und Papa haben eine große Reiſe unternommen”, ſagt er,
„Sie kommen ſo ſchnell nicht wieder zurück. Mama ſagte zu mir: Klein=
Evelinchen bleibt bei dir, ſie iſt ſehr artig und nett und wird niemals
böſe. Evelinchen iſt ein gutes Kind, das einem nie Kummer bereitet!“
„Nein, Eveline wird nie böſe, ſie iſt immer ſehr artig”, erwidert das
Kind und ſchmiegt ſich an ihn.
Nach einigen Tagen haben ſich beide erholt. Henſton tollt mit ihr im
Park des Sanatoriums, fährt mit ihr ſpazieren bis weit hinaus vor die
Tore der Stadt und iſt jede Minute des Tages um ſie herum. Ein ganz
neuer Abſchnitt ſeines Lebens hat begonnen. Das Daſein, das ihm bis
dahin viele Langeweile und Überdruß beſcherte, gewinnt plötzlich an
Wert für ihn. Er iſt glücklich wie noch nie in ſeinem Leben, und Eveline
liebt ihn, wie ſie Vater und Mutter geliebt hat.
Henſton läßt in Newyork eine große Wohnung in der 5. Avenue
luxuriös einrichten. Für Eveline iſt ihm das Beſte gerade gut genug. Nicht
einen Tag kann er ohne ſie ſein, iſt er einige Stunden in der Stadt, ſo
zieht es ihn unwiderſtehlich wieder in die Nähe des Kindes zurück.
Das Leben, wie er es Eveline zuliebe führt, geht über ſeine
Ver=
hältniſſe. Er ſpekuliert, um durch erhoffte Rieſengewinne aller Sorgen
enthoben zu werden. Einigemale hat er Glück, dann trifft ihn ein ſchwerer
Schlag nach dem anderen. Ein ſchwarzer Tag an der New Yorker Börſe
macht ihn zum armen Mann.
Er mietet immer wieder andere Wohnungen. Je weiter die Zeit
vorwärtsſchreitet, deſto mehr muß er ſich bemühen, anſpruchslos zu ſein.
Im Armenwinkel der Weltſtadt kommt er in die Sphäre des moraliſchen,
materiellen und ſeeliſchen Niederganges der Menſchheit.
Er weiß, daß er ſelbſt dieſem Leben längſt Ade geſagt hätte, wenn er
nur auf ſich ſelbſt geſtellt wäre. Aber es iſt ein Wunder, wie ihn das
Kind durch die tragiſchſten und erſchütterndſten Momente ſeines
Un=
glücks führt, wie es ihn aufrichtet mit gütigen lieben Worten, wie es
ſtetig ſeine Hoffnung nährt und ihn bittet, nicht zu verzagen.
In Schmutz und Elend, hungernd und frierend, geht die Zeit dahin.
Eine ſchwere Krankheit wirft Henſton darnieder, er verliert ſein Augen=
licht.
Die Tugend hohen Menſchentums, Milde und Barmherzigkeit
not=
leidenden Menſchen gegenüber, iſt in jenem Viertel, wo Henſton wohnt,
ſelten zu finden. Chineſen und Mulatten, Malaien und Türken, Inder,
Siameſen und Neger, Europäer, Amerikaner und Indianer — alle dieſe
Raſſen bevölkern als ein Gemiſch bunter degenerierter Menſchheit die
Gegend. Laſter und Verbrechen ſind hier zu Hauſe. Kein Menſch
küm=
mert ſich um die Armſten der Armen, die in Kellerlöchern und dunſtigen
lichtleeren Wohnungen wie das Vieh leben und ſterben.
Eveline iſt nicht mehr das kleine Kind. Eveline iſt groß geworden.
Das tägliche Elend, die Not, der ſtetige Blick in das furchtbare grauen=
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
hafte Milieu, in das ſie ein unbarmherziges Schickſal geführt hat, das
ſchwere Leiden Henſtons, ihres zweiten Vaters, um den ſie Tag und
Nacht beſorgt iſt und ſchließlich das Tragen aller Laſten und Sorgen auf
ihren jungen ſchmalen Schultern haben das kaum achtzehnjährige
Mädchen ſchon frühzeitig zur Reife gebracht.
Sie wohnt und ſchläft mit dem blinden Henſton in einer elenden
Dachkammer, in die bei Regenwetter das Waſſer tropft und im Winter
der Staubſchnee dringt. Alle ihre Handlungen drehen ſich um ihn, um
ihren einſtigen Retter. Als Erinnerung aus ihrer früheren Kindheit iſt
vor allem jenes Ereignis in ihrem Gedächtnis haften geblieben, als ſie
ihre Eltern verlor und er, der Fremde, in der furchtbaren Nacht des
Schiffsuntergangs ſie den Wellen des tobenden Ozeans entriß. Sie
ver=
ehrt ihn wie einen Heiligen, ihr ganzes Herz ſchenkt ſie ihm, ſie liebt ihn
mit der tiefen Inbrunſt ihrer kindlichen jungen Mädchenſeele.
Henſton kann nicht mehr ſein Lager verlaſſen. Er ſinnt den ganzen
Tag apathiſch vor ſich hin, und nur Eveline weiß, wie ſein Herz blutet
und wie er leidet. Aber wenn ſie ſeine Hände ergreiſt und tröſtende
Worte ſagt, wenn ſie nächtelang an ſeiner Seite wacht, dann verklärt ſich
oft auf Minuten ſein Geſicht. Einmal ſagt er: „Ich bin immer noch reich,
Kind. Nie hat mir jemand Liebe und Gite geſchenkt, nur du — nur du,
Eveline!..."
Damals, in jenen Zeiten, hatte Henſton Wert auf eiue muſikaliſche
Ausbildung Evelines gelegt. Sie ſpielt vortrefflich Geige und Klavier
und wenn ſie mit ihren klaren reinen Tönen ſingt, ſo ſind die Herzen der
Menſchen um ſie herum bewegt.
In dem Elendsviertel von Newyork kennt ſie jedes Kind. Sie ſingt
in den Kneipen, Bars und Trinkhallen — ſie ſpielt Geige auf der Straße,
Von den wenigen Cents, die ſie einnimmt, ernährt ſie Henſton, ihren
zweiten Vater. Sie iſt in Lumpen gekleidet, weil das Geld nie ſo weit
reicht, um auch noch ein ſchlichtes Kleid kaufen zu können.
Es kommt ein ſchrecklicher Winter. Die Kälte iſt groß. Der Zuſtand
des alten Mannes verſchlimmert ſich von Tag zu Tag. Kaum, daß er noch
Nahrung zu ſich nimmt. Nun bleibt Eveline ſehr wenig Zeit, mit ihrer
Geige auf die Straße zu gehen. Sie erlebt qualvolle Tage, Am
Weih=
nachtsabend vergräbt ſie ihr Geſicht auf der Bruſt des toten Mannes. Es
zählt niemand ihre Tränen — es ſieht niemand ihr Schluchzen. Allein..."
allein. . . Das Letzte iſt ihr genommen.
Draußen ſchneit es unaufhörlich. Die Flocken ſchmelzen auf der
Straße, kaum daß ſie die Erde berühren.
Eveline nimmt ihre Geige und geht in ihrer dünnen Kleidung von
Haus zu Haus. Die Straßen ſind faſt menſchenleer. Sie ſingt mit
ver=
ſagender Stimme — nicht ein Menſch erbarmt ſich ihrer Not. Droben im
Dachzimmer liegt der tote Henſton. Morgen wird man ihn holen, in
einem farbloſen ſtädtiſchen Wagen, und irgendwo verſcharren. Sie ſpielt
und ſpielt, ſingt Lieder, in denen der große Schmerz ihres Herzens liegt.
Frierend und erſchauernd zieht ſie ihren Schal um Hals und Bruſt. Das
lange dunkelblonde Haar hängt in Locken wirr um ihre Schultern.
Nur wenige Cents möchte ſie heute verdienen — nur wenige Cents.
Gott, ſtehe ihr bei. Sie hat nur einen Wunſch. Drüben an der Ecke der
Straße iſt ein Blumenladen, kaum einen Steinwurf von ihr entfernt.
Einige Blumen möchte ſie kaufen und auf das tote Herz Henſtons legen,
als Abſchied und letzten Dank. Ihre Augen ſcheinen vertrocknet, die Lippen
brennen. Der Wind fegt eiſig vom Meere her und zerrt an ihrem dünnen
Kleidchen.
Ein Mongole zieht ſie mit in eine Bar. Auch an dieſem Abend iſt
großer Betrieb in dem Lokal, in dem faſt nur Chineſen verkehren.
Ohren=
betäubende Muſik, ein Gemiſch von Jazz und chineſiſchen Inſtrumenten,
ſchallt durch die Bar.
Montag, 5. Februar 1934
„Sing, Eveline, ſing, Eveline! rufen mehrere gleichzeitig.
Das Mädchen geht auf ein primitives Podium.
„Good evening — good night!“ ſchreien andere.
Guten Abend, gute Nacht!” Es iſt das Lied, das Creline ſeit Jahren
uier wieder ſingen muiß.
Mit leiſer Stimme beginnt ſie, eindringlich und ſanft. Ihre großen
Augen ſind weitgeöffnet, die Hände hält ſie auf der Bruſt verſchränkt.
Ihr Blick hebt ſich, ein geheimnisvolles Leuchten iſt in ihm. Ihre junge
zarte Bruſt geht auf und ab; der große Zauber, der von ihr ausgeht, läßt
alle Anweſenden verſtummen.
Als ſie das Lied beendet, wird ihr ſtarker Beifall geſpendet. Sie ſteht
einen Augenblick da wie erſchreckt. Dann geht ſie an den Tiſchreihen
entlang und bittet um eine Gabe. Nun ſammeln ſich viele Centſtücke in
ihrer Hand, man hat Mitleid mit ihr.
Ein rieſiger Neger, mit blauer kurzer Schürze und aufgeſtülpten
Hemdsärmeln, ein Kellner der Bar, tritt auf ſie zu und reicht ihr zwei
Dollar.
Von jenen Gentlemen, Eveline!” fagt er wohlwollend und zeigt
nach dem hinteren Ende der Bar.
Das Mädchen wendet ſich dorthin, ſchreitet auf eine Niſche zu, in der
zwei Herren ſind und bedankt ſich. Verwundert, faſt ängſtlich, hält ſie die
zwei Dollarſcheine in der Hand.
„Nur keinen Dank”, ſagt einer der Herren, „du haſt uns mit dieſem
deutſchen Lied eine große Freude gemacht, Darling. Biſt du
Ameri=
kanerin?”
„Ja, Miſter!”
„Wo lernteſt du deutſch?"
„In Deutſchland!”
„Warſt du ſchon drüben in Germany?"
„Ich bin in Germany geboren!“
„Wie lange lebteſt du dort?”
„Vier Jahre!”
„Und dann kamſt du nach hier?”
„Ja, Miſter!”
„Rein Glück gehabt im Dollarland, was?‟
„Nein, nur Unglück!”
Wärſt wohl am beſten in Germany geblieben?”
Die Fragen des Amerikaners verwirren Eveline. Sie ſchlägt die
Augen nieder und ſteht ſchüchtern an dem Tiſch der beiden.
„Mein Freund iſt Deutſcher” beginnt der Amerikaner wieder. „Wir
haben beide zuſammen in Deutſchland ſtudiert. Wie geſagt, Darling, du
haſt uns mit dieſem ſchönen deutſchen Lied einen ſeltenen Genuß heute
abend verſchafft, Komm, ſetz dich eine Weile zu uns!”
Eveline nimmt zögernd auf einem Stuhl Platz. Der Amerikaner läßt
ihr von dem Neger Kaffee und Kuchen bringen.
„Du haſt Hunger, Kind”, ſagt er. „Ich ſehe es dir an. Ja, du haſt
Hunger, Darling!”
„Ich — ich glaube nicht”, erwidert das Mädchen und wird über und
über rot.
Auf das Drängen des Amerikaners greift ſie zu.
Siehſt ein wenig unterernährt aus, Eveline. So nennen dich doch
die Gäſte hier, nicht wahr?”
„Ja, ich heiße Eveline!”
Sie würgt faſt an jedem Biſſen. In ihre Augen kommen plötzlich
Tränen.
„Was iſt dir, Kind?” forſcht der Amerikaner. „Gefällt es dir nicht
bei uns?‟
„Doch, doch, Miſter!”
(Fortſetzung folgt.)
Wohin heute?
Der Fin Don den
die Weit gpicht=
Ein amerik. Triek-
Mia Senssioneflm
Wa der Idee des
Seien Bobdansvon
Saeear Walgee.
Heute letzter Tas
Der Betende
Lustspielflm
HeinLiebsierio
Eiu Rversmnamn
Heute lokter Tas
En Fim vfon be
Sonderer Note:
Horgen benian
1a8 Leben
mit
(F1593
Georr Alexanderu.
Dreu Theimer,
Weendliche Zutritt.
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Erich Hausomann
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Karlsstr. 23, pt., nach der
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Ke
Olabalzen
Japeioabeilen.
Dekoralionen)
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Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Großes Haus 20—22 Uhr 6. SinfoniekonzertLeitung: Karl Friderich
Soliſt: Max von Pauer (Klavier)
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Landestheater Montag
5. Februar 1934 Keine Vorſtellung
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