Darmstädter Tagblatt 1933


20. November 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige
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Tädter
Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Bezugspreis:
Se wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. November
N4 30 November 2. Reichsmart und 20 Pfennig Ab=
ragegebühr
, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
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m Nov. ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reichsmart.
ſichteſcheinen einzelner Nummern infolge höherer
Hewalt berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
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Franfurt a. M. 1301

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Orlginal=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſi. Tagbl. geſiattet.
Montag, den 20. November 1933. 196. Jahrgang
Nummer 322

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breit) 2Reichsmark Anzeigen von auswärts 35 Reichepfg
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zeile
3. Reichsmart. Im Falle höherer Gewalt,
wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht jede Verpſich=
tung
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treibung fällt ſeder Rabatt weg. Bankkonto Deutſche
Bank und Darmſtädter und Nationalbank.

Sonntags=Konferenz in Genf.

Die Lage unveränderk.
Dor der Abreiſe der Außenminiſter.
WTB. Genf, 19. November.
Der auf heute nachmittag von Henderſon einberufenen Zu=
mmenkunft
der vier Mächte wohnten für England der Außen=
iniſter
Sir John Simon und Unterſtaatsſekretär Eden, für
rankreich Außenminiſter Paul=Boncour und Maſſigli, für Ita=
en
di Soragna und Admiral Ruspoli, für Ameriko der Berner
eſandte Wilſon, der Hauptberichterſtatter Beneſch, der General=
kretär
des Völkerbundes Avenol und der Direktor der Ab=
iſtungsabteilung
Aghnides bei.
Am Ende der Beratungen wurde der Preſſe ein Communiaué
vergeben, in dem es heißt:
Der Präſident entwarf einen Geſamtüberblick über die Situ=
ion
und hat ſich dabei auf die Entſcheidung des Hauptausſchuſſes
m Juni bezogen, bezüglich der Notwendigkeit, ein größeres
( von gemeinſamem Boden zu erreichen, bevor zu einer zweiten
ſung des engliſchen Konventionsentwurfs geſchritten wird.
Nachdem jeder der Vertreter ſeinen Standpunkt (point de vu)
m Ausdruck gebracht hatte, wurde beſchloſſen, die Konferenz bis

orgen zu vertagen.
Aus den ſehr ſpärlichen Aeußerungen der Preſſe gegenüber
lediglich zu vermuten, daß die Delegierten im allgemeinen auf
rem bisher eingenommenen Standpunkt verharren. Der fran=
ſiſche
und der engliſche Außenminiſter ſollen morgen abend be=
its
Genf verlaſſen müſſen, da ihre Anweſenheit anderswo er=
rderlich
ſei.

England erklärt: Böllig neue Lage.

FU. Genf, 19. November.
In der Unterredung vom Samstag abend zwiſchen dem eng=
chen
Außenminiſter Simon und dem italieniſchen Vertreter
1arquis Soragna ſoll, wie von unterrichteter Seite verlautet,
r engliſche Außenminiſter zum Ausdruck gebracht haben, daß die
igliſche Regierung ſich an ihre am 14. Okt. im Präſidium der Ab=
iſtungskonferenz
abgegebene Erklärung als nicht mehr gebunden
tſehe.
Wie bekannt, gab in der letzten Sitzung des Präſidiums vor
m deutſchen Austritt der engliſche Außenminiſter eine grund=
tzliche
Erklärung über die zwiſchen England und Frankreich ge=
offenen
Vereinbarungen ab, die damals den ſofortigen Austritt
eutſchlands aus der Abrüſtungskonferenz und dem Völkerbund
jr Folge hatte.
In der Samstag=Unterredung ſoll nunmehr von engliſcher
Seite betont worden ſein, daß die engliſche Regierung jetzt eine
Ɨhnliche Haltung wie die italieniſche Regierung einnehme. In der
damaligen hiſtoriſchen Sitzung des Präſidiums am 14. Oktober ſolle
der italieniſche Vertreter Marquis Soragna die Erklärung ab=
ſegeben
haben, daß die italieniſche Regierung die neuen Vorſchläge
der engliſchenRegierung nur unter der eindeutigen Bedingung an=
ehmen
könne, daß Deutſchland ſich zur Annahme dieſer Vorſchläge
ereit erkläre. Da Deutſchland die Vorſchläge ablehnte und der
lustritt aus der Abrüſtungskonferenz erfolgte, gewann die ita=
feniſche
Regierung ſomit vollſtändige Handlungsfreiheit. Der eng=
iſche
Außenminiſter ſoll nunmehr darauf hingewieſen haben, daß
ine grundſätzliche neue Lage entſtanden ſei, da die deutſche Re=
ierung
die damaligen Vereinbarungen zwiſchen England und
frankreich nicht angenommen habe und eine Weiterführung der
lbrüſtungskonferenz ohne Deutſchland nur ſchwer möglich ſein
bürde.
Hapas über die Genfer Beſprechungen verſlimmt.
WTB. Paris, 19. November.
Havas berichtet aus Genf über die Abrüſtungsverhandlun=
en
, es ſcheine immer mehr, als ob Sir John Simon
Düi ſeiner Regierung mit einer ziemlich ſchwierigen Aufgabe
etraut worden ſei, nämlich jetzt zum Teil das zurückzunehmen,
29s die Abrüſtungskonferenz jetzt auf engliſchen Antrag vor
luigen Wochen angenommen hat. Die engliſchen Delegierten hät=
en
durchblicken laſſen, daß die engliſche Regierung nicht mehr
leſelbe Einſtellung habe, wie im September und daß ſie
bünſche neue Diskuſſionsgrundlagen zu finden, und zwar weil
te Vorſchläge im Oktober nicht die erhofften Ergebniſſe gezei=
igt
hätten. Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour habe
Sir John Simon mit großer Höflichkeit und lebhaftem Intereſſe
Uigehört, aber klar zu verſtehen gegeben, daß Frankreich keines=
degs
wünſche, daß die Genfer Verhandlungen an einen anderen
Iri verlegt würden. Unter dieſen Umſtänden ſei es nicht erſtaun=
lch
, daß die Verhandlungspartner Samstag abend einmütig
rklärten, daß die Lage keine grundlegende Aenderung erfahren
abe. Der Havasbericht aus Genf ſchließt mit der Bemerkung,
2 die Unterredung, die Außenminiſter Paul=Boncour mit dem
ſolniſchen Geſandten hatte, ſich keineswegs auf die deutſch= pol=
tiſchen
Verhandlungen erſtreckt habe, ſondern ſich auf die Ab=
Uſtungsfragen bezog und ſehr herzlich verlaufen ſei.
Bikkorio Scigloja F.
WTB. Rom, 19. November.
Der langjährige Vertreter Italiens im Völkerbundsrat, Vit=
korio
Scialoja, iſt am Sonntag abend nach kurzer Krankheit in
Ikom im Alter von 78 Jahren geſtorben. Der weit über die Gren=
den
Italiens hinaus bekannte und berühmte Juriſt und Völker=
Techtslehrer gehört zu den Verfaſſern der Völkerbundsſatzung und
Iſ als ſolcher im Gegenſatz zu der franzöſiſchen Regierung immer
wieder in Genf gegen eine mit der lebendigen Entwicklung des
Zolkerlebens unvereinbaren ſinnloſen Verknöcherung und Ver=
Leifung der Völkerbundsſatzung aufgetreten.

Rooſevelk plank Dollarſtabiliſierung.

zum 1. Januar 19342
TU. Waſhington, 19. November.
In höchſten Regierungskreiſen verlautet, daß Rooſevelt die
Stabiliſierung des Dollars zum 1. Januar 1934 plant, d. h. noch
vor dem Wiederzuſammentritt des Kongreſſes. Die Stabiliſierung
ſoll auf der Baſis von 50 v. H. des gegenwärtigen Dollarwertes
erfolgen. Die Goldankäufe ſollen vorläufig fortgeſetzt werden. Ein=
zelheiten
der Stabiliſierungspläne ſind noch unbekannt, jedoch
verlautet, daß auch Silber in erhöhtem Maße als Währungsdek=
kung
dienen ſoll.


Wahlen in Spanien.


Bisher 4 Toke.
FU. Madrid, 19. November.
Die heutigen Wahlen zum ſpaniſchen Landtag ſind den offi=
ziellen
Erklärungen zufolge im allgemeinen ruhig verlaufen.
Außer vereinzelten Störungsverſuchen durch Linkselemente, die in
verſchiedenen Dörfern Wahlurnen zerſchlugen und antimarxiſtiſch
eingeſtellte Wähler mit Schußwaffen an der Ausübung ihres
Wahlrechtes hindern wollten, ſind infolge kommuniſtiſcher Ge=
waltakte
bisher vier Tote zu beklagen. Eine beſonders verabſcheu=
ungswürdige
Mordtat begingen die Kommuniſten in Bilbao, wo
ſie einen wehrloſen alten Geiſtlichen anfielen, mit Piſtolenſchüſſen
niederſtreckten und dem Toten noch ihre Meſſer in den Leib ſtießen.
In Barcelona dauert der Transportarbeiterſtreik an, was
die Ausübung des Wahlrechts in der katalaniſchen Hauptſtadt er=
ſchwert
. Ueber die Wahlergebniſſe iſt noch nichts bekannt. Das
endgültige Ergebnis wird wohl vor Dienstag nicht feſtſtehen.
Tag des Handels in Braunſchweig.
Braunſchweig, 19. November.
Der Tag des Deutſchen Handels fand heute mit dem Auf=
marſch
der fünf im Reichsſtand des Deutſchen Handels vereinig=
ten
Säulen auf dem Leonhardplatz ſeinen Höhepunkt. Dort ver=
ſammelten
ſich um die Mittagsſtunde weit über 100 000 Perſonen
zu einer großen Kundgebung, auf der nach einleitenden Worten
des Geſchäftsführers des Reichsſtandes des Deutſchen Handels,
Hermann von Dewitz, der Präſident des Reichsſtandes des
Deutſchen Handels, Dr. von Renteln, ſprach,
Nachdem das Deutſchlandlied verklungen war, ergriff Staats=
ſekretär
Gottfried Feder das Wort zu einer kurzen Anſprache,
in der er die Grüße des Reichswirtſchaftsminiſteriums über=
brachte
. Anſchließend überbrachte der Führer der Deutſchen Ar=
beitsfront
, Staatsrat Dr. Ley, und Schirmherr des Deutſchen
Handelstages die Grüße des Führers und ſtellte die Opferbereit=
ſchaft
des deutſchen Volkes heraus, das an ſich nicht ſchlecht ſei
und von dem der Satz gelte: Der Geiſt der Kompagnie iſt der
Geiſt des Hauptmanns; iſt dieſer feige, dann iſt auch die Kom=
pagnie
feige. Man dürfe deshalb dieſes Volk nicht anklagen,
und er glaube auch nicht, daß man dieſes Volk ermahnen müſſe,
neu zu werden. Wir wüßten heute, daß dieſes Volk in allen ſei=
nen
Gliedern neu geworden ſei, weil es neue Führer habe, und
weil es wiſſe, daß dieſe Führer nicht verlangten, was ſie ſelber
nicht zu leiſten bereit ſeien. Die Worte Wagemut und Kühnheit
müßten auch die Einzelnen tragen, ſonſt werde das Volk nicht
nicht wieder hochkommen.
Mit dem Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes fand die Kund=
gebung
auf dem Leonhardsplatz ihren Abſchluß. Anſchließend bil=
dete
ſich der hiſtoriſche Feſtzug, an dem ſich rund 300 Feſtwagen
beteiligten. In den Straßen Braunſchweigs hatten ſich ſchon
während der Kundgebung auf dem Leonhardsplatz weit über
100 000 Perſonen angeſammelt, die zu beiden Seiten der Straßen
Spalier bildeten, um den großartigen Feſtzug zu ſehen.
Der Höhepunkk des Lukherkages in Berlin.
Berlin, 19. November.
Die heutigen Feiern des Luthertages erreichten ihren Höhe=
punkt
in dem Feſtakt in der Philharmonie, der die Vertreter der
Reichs=, Staats= und Kirchenbehörden in einer Feſtverſammlung
vereinte. Reichsminiſter Graf Schwerin von Kroſigk über=
brachte
den Gruß der Reichsregierung. Er ſagte u. a.: Möge
das deutſche Volk und die Evangeliſche Kirche zu jeder Zeit in
voller Wahrhaftigkeit vor Gott und Menſchen von ſich ſagen kön=
nen
: Hier ſtehe ich und kann nicht anders, Gott helfe mir!
Den Gruß der Deutſchen Evangeliſchen Kirche an den Deut=
ſchen
Luthertag überbrachte der Reichsbiſchof. Er führte
u. a. aus: Alles, was Luther geſchrieben und geſagt hat, hat er
nicht nur geſagt, ſondern er hat es gelebt. Sein Leben war ein
immerwährender Kampf um die Wahrheit. Wenn unſer Glaube
an Gott, unſer Gottvertrauen und unſer Dienſt am Nächſten
recht und richtig iſt, dann muß und wird unſer Leben von Tag
zu Tag mehr ein Kampf um die Wahrheit werden. Luthers Ge=
burtstag
ſolle dazu dienen, den Weck= und Mahnruf durch die
Welt gehen zu laſſen: Ein Chriſtenmenſch der Tat ſorgt dafür,
daß wieder im Leben des Einzelnen und im Leben der Völker
Gott die Ehre gegeben wird, daß Gottes Wahrheit zur Herrſchaft
kommt und das Reich der Wahrheit gebaut werde.
Der Führer zu kurzem Aufenkhalk
auf dem Oberſalzberg.
WTB. Berchtesgaden, 19. November.
Reichskanzler Adolf Hitler begab ſich zu kurzem Aufenthalt nach
dem Oberſalzberg bei Berchtesgaden. In ſeiner Begleitung be=
fand
ſich u. g. der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß.

Seemannskragödie in der Nordſee.
Das deutſche Mokorſchiff Kreuzſee mit 10 Mann
unkergegangen.
TU. Amſterdam, 19. November.
In Rotterdam iſt am Sonntag morgen der Dampfer
Egeria aus Danzig eingetroffen. Er hatte an Bord den aus
Bremerhaven ſtammenden ſchwerkranken erſten Maſchiniſten
Schwindt von dem deutſchen Motorſchiff Kreuzſee und die
Leiche des aus Minden ſtammenden zweiten Maſchiniſten Kint.
Die Kreuzſee, die ſich von Hamburg nach London unterwegs
befand, iſt am Freitag gegen 22 Uhr auf der Höhe von Borkum
gekentert. Es kann als ſicher angenommen werden, daß von den
elf Mann Beſatzung nur der erſte Maſchiniſt am Leben ge=
blieben
iſt.
Am Samstag gegen 5 Uhr hörte ein Matroſe der Egeria,
Hilferufe. Als man mit Scheinwerfern das Meer abſuchte, ent=
deckte
man auf der ſehr hochgehenden See ein Boot mit drei
Menſchen. Der Dampfer hielt ſofort auf das Boot zu, doch
dauerte es über eine Stunde bis man das Boot längsſeits
hatte. In dieſem Augenblick gelang es einem der Schiffbrüchigen
die Reeling der Egeria zu ergreifen, ſo daß er gerettet werden
konnte. Inzwiſchen war aber das Boot von den Wellen wieder
fortgeſchlagen worden. Erſt nach Verlauf einer weiteren halben
Stunde hatte man das Boot wieder längsſeits. Der zweite
Steuermann der Egeria ſprang hinüber und es gelang ihm,
einen Mann, der inzwiſchen bereits geſtorben war, zu bergen.
Der dritte Mann, der vermutlich auch nicht mehr am Leben war,
war bereits fortgeſpült worden.
Der gerettete Maſchiniſt ſagte, daß der Untergang der Kreuz=
ſee
ſich binnen wenigen Minuten abſpielte. Er ſelbſt konnte ſich
aus ſeiner Koje mit fünf anderen in ein Rettungsboot begeben.
Sieben Stunden lang war das Boot in der ſehr kalten Nacht
ein Spielball der Wellen. Die Schiffsbrüchigen wurden einer
nach dem anderen bewußtlos über Bord geſpült. Allein der
erſte Maſchiniſt, ein ſehr kräftiger Mann, konnte durchhalten. Er
wurde in einem Rotterdamer Krankenhaus aufgenommen.
Tragödie der engliſchen Aegypken=Flugzeugſtaffel.
EP. Paris, 19. November.
Einen ſchweren Sturmflug mußte eine aus zehn Flugzeugen
beſtehende und für die ägyptiſche Militärluftfahrt beſtimmte eng=
liſche
Fliegerſtaffel am Samstag durchführen, die von dem eng=
liſchen
Lufthafen Lympne nach Kairo geſtartet war. Von den zehn
Flugzeugen kamen nur ſieben auf dem Flughafen von Le Bourget
an, wo ſie von ägyptiſchen Delegierten empfangen wurden. Der
achte Apparat hatte ſich verflogen, der neunte ſtürzte in Nord=
frankreich
ab und wurde zerſtört. Die Flieger ſind wie durch ein
Wunder unverletzt geblieben. Das ſchlimmſte Schickſal war dem
zehnten Apparat beſtimmt. In dichtem Nebel wollten die Piloten
eine Notlandung vornehmen, wobei die Maſchine in der Nähe von
Monchaux=Soreng gegen eine Hochſpannungsleitung ſtieß und zu
Boden ſtürzte. Das Flugzeug verbrannte vollkommen. Die beiden
Inſaſſen, zwei ägyptiſche Fliegeroffiziere, konnten nur als ver=
kohlte
Leichen geborgen werden.
Bergwerksunglück bei Cheſterfield. 15 Toke.
WIB London. Bei einer Eploſion in einem Kohlenberg=
werk
in der Nähe von Cheſterfield wurden 18 Bergleute einge=
ſchloſſen
. Drei von ihnen konnten mit leichten Verletzungen ge=
borgen
werden. 15 Bergleute haben den Tod erlitten. Bei die=
ſem
Bergwerksunglück, das ſich in den frühen Morgenſtunden er=
eignet
hat, handelt es ſich um das größte, von dem England in
dieſem Jahre betroffen worden iſt.
Kraftwagen fährt in SA.=Radfahrer=Kolonne. Ein Toter,
zwei Verletzte.
Köln. Am Samstag abend um 21 Uhr fuhr in Köln=Delbrück
ein Perſonenkraftwagen in eine Gruppe SA.=Männer, die auf
Fahrrädern in Richtung Köln fuhren. Zwei SA.=Männer wurden
ſchwer verletzt und mußten dem Krankenhaus Köln=Kalk zugeführt
werden, wo einer von ihnen bald darauf ſtarb. Ein dritter SA.=
Mann trug leichtere Verletzungen davon. Die Kriminalpolizei hat
eine eingehende Unterſuchung eingeleitet.
Japaniſcher Dampfer geſunken. 28 Mann ertrunken.
Tokio. Wie aus Hakodate gemeldet wird, iſt der japaniſche
Dampfer Hanomaru geſunken. Die Beſatzung von 28 Mann iſt
ertrunken.
Die Führer des Oberlandesverbandes
der SA-Reſerve (skahlhelm).
Berlin, 19. November.
Wie amtlich mitgeteilt wird, iſt für die SA=Reſerve I ( Stahl=
helm
) folgende Stellenbeſetzung getroffen worden: Oberlandes=
verband
(OLV.) VI: Landesverband Heſſen: Führer: Landes=
führer
Keßler; Landesverband Weſtmark: Führer: Landes=
führer
Thron; Landesverband Südweſt: Landesführer
Lenſch.
Das Gewalkregime in Titol.
EP. Wien, 19. Nov.
Wie die amtliche Nachrichtenſtelle mitteilt, wurden auf Ver=
anlaſſung
des Tiroler Sicherheitsdirektors eine Reihe führender
Perſönlichkeiten der Nationalſozialiſtiſchen Partei auf die Polizei
beſtellt, wo ihnen eröffnet wurde, daß im Falle der Wiederholung
der Anſchläge der letzten Tage gegen ſie unbeſchadet der Frage
ihrer Mitwirkung mit der Einlieferung in ein Anhaltelager
vorgegangen werden würde.
Der Sicherheitsdirektor für Tirol hat ferner verfügt, daß in
Innsbruck und Hötting die Haustore um 19 Uhr zu ſchließen ſind.
Zuwiderhandlungen werden ſtreng beſtraft. In der Zeit von 18
Uhr bis 5 Uhr iſt im geſchloſſenen Stadtgebiet von Innsbruck das
Fahren mit Motor= und Fahrrädern unterſagt.

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Seite 2 Nr. 322
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 20. November 1933
Kundgebung der Hiklerjugend und des B.d.M.
auf dem Markkplaß.
Nach einem Propagandamarſch durch die Stadt traten
Sonntag vormittag um 9 Uhr der Unterbann 115/I und der
BDM. auf dem Marktplatz mit den Spielmannszügen der Hitler=
jugend
an und namen mit ihren Wimpeln rings um den Markt=
brunnen
Aufſtellung.
Nach gemeinſamem Geſang ſprach Unterbannführer Bentler
zu der Jugend und forderte ſie zur Opferfreudigkeit auf, um den
Willen des Führers wahr machen zu können, wonach im kommen=
den
Winter kein Volksgenoſſe hungern und frieren darf. Als Ver=
treter
der Behörden bzw. der Stadt waren die Herren Oberbür=
germeiſter
Dr. Müller und Pg. Landtagsabgeordneter Claß er=
ſchienen
. In Verhinderung des Gauführers für das Winterhilfs=
werk
des deutſchen Volkes, des Herrn Bürgermeiſter Haug= Darm=
ſtadt
, nahm ſein Beauftragter, Herr Pg. Hanſel. an der Feier teil.
Oberbürgermeiſter Dr. Müller erinnerte an die ſchwere Zeit
des Weltkrieges in der die deutſche Jugend ſchon einmal ihren
Opfermut bewieſen habe, indem ſie Eiſerne Kreuze genagelt habe.
Er forderte die Volksgenoſſen auf, die Jugend in ihrem Opferwerk
zu unterſtützen und hierdurch für die Zukunft des ganzen Volkes
einzutreten.
Im Anſchluß an die Worte des Oberbürgermeiſters übergab
der Unterbannführer Beutler die Schilde den einzelnen Unter=
abteilungen
mit der Aufforderung, dafür zu ſorgen, daß kein Nagel
auf dem Felde fehlt.
Oberbürgermeiſter Dr. Müller und die Pgg. Claß. M. d. L.
und Hanſel ſchlugen hierauf die erſten Nägel ein. Mit einem drei=
fachen
Sieg=Heil auf unſeren Führer und mit dem Geſang der
Lieder der Hitlerjugend ſchloß die ſchlichte Feier.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 20. November 1933

Dank Baldur v. Schirachs.

Nach dem ſo erfolgreichen Abſchluß des Tags der Jugend für
das Winterhilfswerk richtet der Reichsjugendführer Baldur von
Schirach folgende Dankesworte an die nationalſozialiſtiſchen Ju=
gendverbände
:
Kameraden der Hitlerjugend, des Jungvolks und des Bun=
des
deutſcher Mädels!
Durch Euren unermüdlichen Einſatz iſt der Tag der Jugend
weit über meine Erwartungen hinaus erfolgreich geweſen. Ich
danke Euch tief beglückt für dieſe Eure ſelbſtloſe Tat, durch die
Ihr Zehntauſende vor Hunger und Kälte bewahrt habt, das ganze
Volk aber mit einer neuen Offenbarung unſerer heiligen Kamerad=
ſchaft
beglückt habt. Ganz Deutſchland iſt ſtolz auf Euch.
Heil Hitler! Euer Baldur von Schirach.

Tagesordnung zur Sitzung des Stadtrats am Donners=
tag
, den 23. November 1933, 17 Uhr, im Rathaus: 1 Verwal=
tungsbericht
für das Rechnungsjahr 1931. 2. Die Reviſionsbe=
merkungen
zur Stadtrechnung für Rechnungsjahr 1928. 3. Orts=
ſatzung
über die Aufhebung der Verbrauchsabgabe für eingeführ=
tes
Brennholz. 4. Herabſetzung der Mietſätze für die Räume im
ſtädtiſchen Saalbau. 5. Ausführung von Notſtandsarbeiten; hier;
Herſtellung eines Rückhaltebeckens im Walddiſtrikt Trieſch.
6. Uebernahme eines Anteils an den Koſten der Räumung des
Landgrabens. 7. Waſſerlieferungsverträge mit den Riedgemein=
den
Leeheim. Goddelau, Stockſtadt. Wolfskehlen, Gernsheim und
Erfelden. 8. Freigabe des Helfrich=Peter=Sturtz=Weges zum An=
bau
. 9. Geländetauſch zwiſchen dem heſſiſchen Staat und der
Stadt Darmſtadt am Steinbergweg. 10 Umlegung des 375er
Waſſerzubringerſtranges von der Eſchollbrücker Straße über
Griesheim in die Griesheimer Landſtraße. 11. Nachträgliche Kre=
ditbewilligung
für die im Jahre 1928 erfolgte Beſchaffung von
Iſoliermaterial und von Stuhlen für die Schule am Damaſchke=
platz
.
Deutſcher und öſterreichiſcher Alpenverein Sektion Darm=
ſtadt
. Fräulein Elſe Neber aus Pirmaſens ſprach über ihre
Skitouren im Wallis und im Pinzgau, die ſie im letzten Winter
mit der Exkurſion Brecht Bergen unternommen hatte. Die jugend=
liche
Rednerin verſtand es, ſo flott und anregend zu ſprechen, daß
der Vortrag dadurch lebendig wurde und im Verein mit den recht
guten Lichtbildern den Zuhörern ein anſchauliches Bild einer
ſolchen Exkurſion gab. An der hier vorliegenden Reiſe nahmen
etwa 50 Herren und Damen teil, die dann am Ziel ſich in kleinere
Trupps auflöſten. Unſere Rednerin machte von Saas Fee aus
mehrere Skitouren, unter anderem wurde von der Britanniahütte
aus das Strahlhorn erſtiegen (4500 Meter) Eine Weihnachtstour
führte ins Pinzgau. Von der Station Wald aus wurde auf der
Happingsalm das Quartier für acht Tage bezogen und von dort
aus die umliegenden Höhen mit den Brettern erſtiegen. Leider
war dieſe Exkurſion durch ſchlechtes Wetter beeinträchtigt, was
aber die Teilnehmer nicht in ihrer guten Laune ſtörte. Es ent=
wickelte
ſich auf der Hütte ein fröhliches Treiben, von dem uns die
Rednerin in ihrer humorvollen Art ein anſchauliches Bild ent=
warf
. Der liebenswürdige Vortrag erntete reichlichen, wohlver=
dienten
Beifall.
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Montag
20. November Anf. 20, Ende 22 Uhr.
Preiſe 0.905.00
Drittes Sinfoniekonzert. Dienstag
21. November Anf. 20, Ende 22½. D. Bühne L 2 Gr. ITV.
Tiefland.
Preiſe 0.705.50 Mittwoch
22. November Anf. 20, Ende 221 Uhr. (Außer Miete
Prei’e 0.502.50
Großer Bunter Abend. Kleines Haus Dienstag
21. November Anf. 20, Ende 22 Uhr Zuſatzmiete 14
Hut ab vor Onkel Eddie. Preiſe 0 703.80 Mittwoch
22. November Anf. 20, Ende nach 22½ Uhr. Zu atzmiete II4
Preiſe 0.804.50
Der Wildſchütz,

Großes Haus des Heſſiſchen Landestheaters. Heute drit=
tes
Sinfoniekonzert um 20 Uhr. Karl Friderich hat da=
für
zwei Erſtaufführungen für Darmſtadt vorgeſehen. Otto War=
tiſch
hat mit ſeiner Partita ein Werk geſchaffen, das in der
Preſſe eine ſehr günſtige Beurteilung fand. Francesco Maliviero
iſt der bedeutendſte ſchöpferiſche Muſiker des heutigen Italiens
und mit ſeinen Werken in deutſchen Konzertſälen und an deut=
ſchen
Bühnen längſt kein Unbekannter mehr. Die Welturauffüh=
rung
ſeines Myſteriums Venedigs hatte vor Jahresfriſt in
Coburg unter Karl Friderichs Leitung ganz großen Erfolg. Seine
neue Oper: Die Legende vom vertauſchten Sohn wird noch in
dieſem Winter als Süddeutſche Erſtaufführung vom Heſſiſchen
Landestheater in Darmſtadt gebracht werden. Die in das Pro=
gramm
des Sinfoniekonzertes aufgenommenen Compreſſioni del
Vero gehören zu Malipieros markanteſten Werken. Das
Kleine Haus iſt geſchloſſen.

Hefſiſches Landestheafer.

Kleines Haus. Samstag, den 18. November.
Der Wildſchüß.
Komiſche Oper von A. Lortzing.
Heute ſang Suſi Gmeiner zum erſtenmal das Gretchen.
Der günſtige Eindruck, den die junge Sängerin ſchon bei zwei
Gelegenheiten hinterließ, wurde in erfreulicher Weiſe verſtärkt.
Die Rolle ſtellt geſanglich und darſtelleriſch keine leichten An=
forderungen
, denen weitgehend entſprochen wurde. Die noch
kleine Stimme, die ſich in den Enſembles noch nicht durchzuſetzen
vermochte, iſt flüſſig, ſehr kultiviert, und jedem Ausdruck ge=
horſam
. Die Darſtellung iſt flott, anmutig, ohne Hemmungen.
Ihr Humor iſt natürlich und unmittelbar. Ihr Ausſehen friſch
und nett. So wären viele Vorbedingungen für eine Soubrette
in einem für eine Anfängerin nicht gewöhnlichem Maße erfüllt.
Ihrer ſchönen Leiſtung entſprach ein verdienter Erfolg. v. H.

Einweihung der wiederhergeſtellten Martinskirche.
Die Markinsgemeinde bekennk ſich am deutſchen Lukherkag in Treue geſchloſſen zu Bolkskum u. Evangeliun

Der Feſtgokkesdienft.
** Eine ſo große andächtig feiernde Gemeinde fand ſich geſtern
vormittag in der Martinskirche ein, daß kaum alle Platz fanden,
ſelbſt die Gänge und Emporen waren überfüllt. Die Martins=
gemeinde
nahm geſchloſſen teil an der Neuweihe ihrer Kirche, die
mit dem deutſchen Luthertag, mit der Geburtstagsfeier Dr. Martin
Luthers verbunden war. Zu einem machtvollen Treubekenntnis
zu Volkstum und Evangelium wurde die Feier dieſer Kirchen=
weihe
, die den Namen des großen Reformators trägt.
Die Gemeindemitglieder waren hocherfreut über das Innere
ihrer Kirche in ihrem jetzigen Zuſtand. Hell und licht ſtrahlte die
goldene Sonne in das hohe Gotteshaus. Der Innenraum iſt
inſtandgeſetzt und erweitert, die Orgelempore iſt ausgebaut und
bietet ſo dem Kirchenchor ausreichenden Platz und ermöglicht damit
auch die Aufführung kirchenmuſikaliſcher Werke, die Decke iſt be=
malt
mit Wolken, von ihr ſchauen Engel auf die Gläubigen, das
Allerheiligſte, der Chorraum, in dem die Gemeinde mit Chriſtus
das Heilige Abendmahl feiert, iſt hergerichtet, das Lutherſtand=
bild
, das Werk eines Darmſtädter Künſtlers, ſteht wie ein treuer
Wächter des Evangeliums vor dem Heiligtum, und das Kreuz
mit Chriſtus ſchwebt über dem Chor, einſam in erhabener Größe,
als wollte es ſagen: In der Welt habt ihr Angſt und ſeid ver=
zagt
, aber ſeht ich hab’s überſtanden. Und dankbar dem unge=
nannten
Stifter und Gott verſammelt ſich die Gemeinde in ihrer
Martinskirche.
Machtvoll ſpielt der Poſaunenchor unter Leitung ſeines Diri=
genten
Breitrück, als die Geiſtlichen, Dekan Zimmermann,
Landeskirchenrat D. Waitz, Pfarrer Behringer, Pfarrer D. Bergér,
Pfarrer D. Köhler und die Kirchenvorſteher einzogen. Und nach
dem erhebenden Geſang des Kirchenchors unter Leitung von Prof.
Dr. Noack ſang die Gemeinde mit dankbarem Herzen Nun lob,
meine Seel, den Herrn. Nach den Gebeten des Geiſtlichen und der
Gemeinde, der Schriftleſung und dem tiefen Glaubensbekenntnis
Wir glauben all an einen Gott, und ob auch Tod und Hölle
dräut, wir ſind des Herrn in Ewigkeit, hielt Herr Dekan Zim=
mermann
eine Anſprache, der die Worte zugrunde lagen Ziehe
deine Schuhe aus, denn der Ort, da du ſtehſt iſt heilig Land und
Jeſus Chriſtus, geſtern, heut und deshalb auch in Ewigkeit. Feſt=
ſtimmung
herrſche heute und Feſtlieder erſchallen überall, wo evan=
geliſche
Chriſten des Geburtstages des Mannes gedenken, den
Gott der Welt vor 450 Jahren ſchenkte. Feſtfreude erfüllt die
Martinsgemeinde, die ihr Kirchlein im neuen Feſtſchmuck grüßt,
ihre Kirche, die ſie monatelang entbehren mußte. Und wie die
Gemeinde grüßt, ſo grüßt auch lichter Sonnenſchein, der an dieſem
Tage in das Gotteshaus hereindringt. 48 Jahre ſind es her, daß
die Kirche geweiht wurde, und die Gemeinde vergrößerte ſich von
Jahr zu Jahr. Er durfte erleben, wie ſie wuchs er ſah wie evan=
geliſches
Chriſtentum gepflegt wurde und er hoffe und wünſche,
daß dieſe Gemeinde noch ein zweites Gotteshaus ihr eigen nennen
könne. Eine hochherzige Hand, in Erkenntnis der Not der Zeit,
in dem Willen Arbeit zu ſchaffen, hat dem Kirchenvorſtand die
Mittel zur Erneuerung der Kirche gegeben. Ein Mann, der un=
genannt
ſein will. Sind ſolche Taten nicht Gotteswunder? Und
der Segen Gottes liegt auf der feſtlich geſtimmten Gemeinde. Hohe
und Tiefpunkte des Lebens hat dieſe Kirche erlebt, die Konfir=
mation
, der Ehebund wurde geſchloſſen, aber manches Leid iſt auch
in dieſes Gotteshaus getreten. Aber die Quelle aller Kraft lag in
den Worten. Kommet her, die ihr mühſelig und beladen ſeid.
Der evangeliſche Glaube entzündet ſich immer wieder an unſeres
Gottes Wort. Aus tiefem Herzen und ernſt klang nach dem Weihe=
gebet
der Geſang Eine feſte Burg iſt unſer Gott durch das
Gotteshaus.
Die Feſtpredigt hielt Landeskirchenrat D. Waitz. Er knüpfte
an an die Worte der Heiligen Schrift 69. Pſalm 16. Vers und
wies auf die Einigkeit im deutſchen Volke hin nach vielen troſt=
loſen
Jahren. Ein Reich, ein Führer iſt entſtanden, wie wir ihn
immer von Gott erfleht haben. So danken wir auch Gott dem
Herrn für dieſen Tag. Dank ſei dem Herrn aber auch heute, daß
der Reformator kam, der eine neue Welt des Glaubens und der
Kultur brachte. Wenn heute das evangeliſche Chriſtenvolk Luther
feiert, ſo nicht nur ſein Werk, ſondern auch ſeine Perſönlichkeit, die
die innigſte Vermählung deutſchen Weſens mit chriſtlicher Art dar=
ſtellt
. Und zwar die Martinsgemeinde hat beſonderen Grund, des
großen Reformators zu gedenken, wurde doch der Grundſtein am
400. Geburtstag Luthers gelegt und trägt doch die Kirche ſeinen
Namen. Danken wollen wir von Herzen, aber dürfen wir auch
jauchzen?
Unſer deutſches evangeliſches Volk ſteht noch im Verteidi=
gungskampf
, es ſind noch nicht genug Führer, Männer und
Frauen da die von wahrem, tiefem Luthergeiſt erfaßt ſind.
Jauchzen dürfen wir erſt dann, wenn das deutſche Volk ein Luther=
volk
geworden iſt, wenn es einig iſt im evangeliſchen Glauben.
Die Martinskirche wurde gründlich erneuert. Dank ſei dem Stif=
ter
und Wohltäter, der nicht genannt ſein will, der aus natio=
nalem
, ſozialem und evangeliſchem Empfinden die Erneuerung
ermöglichte. Denken wir immer, daß der ſchönſte Schmuck der
Kirche eine andächtig feiernde Gemeinde iſt. Wenn wir im
Sinne des Stifters und Martin Luthers evangeliſche Chriſten
ſind, dann dürfen wir jauchzen. Gott ſegne den heutigen Tag.
Der Kirchenchor ſang ergreifend unter Mitwirkung eines Or=
cheſters
das Hallelufa aus dem Meſſias von G. Fr. Händel.
Mit der Anbetung ſang die Gemeinde Das iſt würdig und
recht und. Heilig, heilig iſt Gott der Herr Zebaoth, alle Lande
ſind ſeiner Ehre voll. Nach der Fürbitte und dem Gebet des
Herrn ſang die Gemeinde ſtehend und inhrünſtig. Das Wort, ſie
ſollen laſſen ſtahn‟. Dem Segen des Geiſtlichen folgte ein feier=
liches
Orgelnachſpiel, mit dem der Feſtgottesdienſt anläßlich der
Weihe der Martinskirche und des Deutſchen Luthertages been=
det
war.
Die Erneuerungsarbeiten ſtanden unter der künſtleriſchen Lei=
tung
des Kirchenbaumeiſters für Heſſen. Herrn Geh. Baurat
Walbe, und der des Kunſtmalers Velte=Nieder=Ramſtadt. Die
örtliche Bauleitung hatte Willi Kaiſer.
Mit den Arbeiten bei der Wiederherſtellung der Martins=
kirche
waren folgende Darmſtädter Firmen betraut: Maurer=
arbeiten
: R. Sang und F Mahr, Darmſtadt Steinhauer=
arbeiten
: Hch. Karn, außerdem Bildhauerarbeiten: Heinrich
Dieter, Eberſtadt. Zimmerarbeiten: W. Göller, Dachdecker=
arbeiten
: L. Krenkel und J. Menges, Putz= und Lackier=
arbeiten
: Hofdekorationsmaler, R. Klump, Eiſenkonſtruktion:
Fa, Donges Elektriſche Inſtallation: J. Reuboldt, Speng=
lerarbeiten
: W. Schad, Schreinerarbeiten: W. Hermann
und Georg Becker, Zentralheizungen: Kunz u. Müller und
J Emmerich, Schloſſerarheiten: Karl Stroh, Teppiche und
Matten: Jungmann Nachf.
Die Gemeinde begab ſich nach dem Feſtgottesdienſt geſchloſſen,
wie alle übrigen Gemeinden, auf den Marktplatz, wo die öffent=
liche


Kundgebung aller Evangeliſchen
ſtattfand. Der weite Platz war ſchwarz von Menſchen. Pfarrer
Dr. Bergér hielt eine Anſprache:
Deutſche evangeliſche Männer und Frauen, du, deutſche Ju=
gend
! Wir kommen alle aus unſeren Kirchen, in denen wir Gott
gedankt haben für das, was er uns in Martin Luther geſchenkt
hat. Wir haben aber das Bedürfnis am Deutſchen Luthertag
noch einmal vor aller Oeffentlichkeit uns zu der Tat
dieſes Propheten der Deutſchen des größeſten der Deutſchen
zu bekennen. Dieſe Kundgebung ſoll unter dem Gotteswort
ſtehen: Wer mich bekennet vor den Menſchen, den will ich auch
bekennen vor meinem himmliſchen Vater! Ein Dreifaches ſoll
dieſe Stunde ſein: Ein Dank, ein Bekenntnis und ein
Gelöbnis!

Ein Dank! Vor allem gegenüber Gott der uns dieſen
Mann gab. So. wie er am Wormſer Lutherdenkmal ſteht, der
Mann mit der Bibel in der Hand, ſo ſteht er in der deutſchen
Gechichte, ſo ſteht er heute noch mitten im deutſchen Volk. Luther,
der Mann, der deutſche Mann, der fromme Mann. Das iſt
das Große an ihm. für das wir ihm heute beſonders danken, daß
er beides. Deutſchſein und Frommſein unlöslich
verbunden hat für alle Zeiten. Sein Weſen iſt die mans u. v. a. in Hauptrollen mitwirken.
Warhaftigkeit und die Frömmigkeit und die Freiheit! Die leben
nicht nur in ſeiner Seele. Was er ans Licht geſtellt, iſt viel=
mehr
die Urſeele der Deutſchen. Darum antwortet ihm
immer wieder die deutſche Seele mit einem frohen Echo. So
auch am heutigen Tag. am Deutſchen Luthertag. Sein Geiſt iſt bisher größten Heiterkeitserfolg aller ihrer Darbietungen ekdl
unter uns wach und grüßt uns in dieſer Stunde, und wir ant=

worten ihm mit inniger Dankbarkeit!

Aus dem Dank erwächſt ein Bekenntnis. Unſer Be
kenntnis faßt ſich zuſammen in die Verſe:
Will halten und glauben an Gott fromm und frei,
Will Vaterland, dir bleiben, auf ewig feſt und treu!
Vor acht Tagen hat ſich das deutſche Volk zur Einigkeit im Volks
tum bekannt. Heute acht Tage danach, ſoll ſich der deutſch
Proteſtantismus zur Einigkeit im Geiſte bekennen. Dieſ
Einigkeit kann aber nur eine Einigkeit ir
Geiſte Martin Luthers ſein. Wir deutſchen Proteſtan
ten laſſen uns von niemand in der heißen, hingebenden Liebe z
unſerem Vaterlande übertreffen. Wir haben im großen Krieg
unſer Leben eingeſetzt für Deutſchland. Wir ſind bereit, aue
heute wieder unſer Blut zu geben, wenn es gefordert wird. Wi
bekennen uns in Treue zu dem Führer, den Gott uns gab Zu
gleich aber auch bekennen wir uns in Luthers Geiſt zu der Ver
bundenheit von Deutſchtum und Evangelium, wie es die Ge
ſchichte geſchaffen hat. Nicht wir machen Geſchichte, ſondern Gott
Darum kennen wir etwas, was noch höher iſt als das Vaterland
das iſt der Gehorſam gegen den allmächtigen Gott. Wer un
von dem riſſe, der riſſe uns zugleich von unſerem Vaterlande
Wir haben in vergangenen Jahren gegen eine international
Gottloſigkeit kämpfen müſſen. Wir kämpfen heute auch noch gege
die Gottloſigkeit, ſelbſt wenn ſie ſich heute unter der Maske de
Nationalen aufſpielt. Denn wir wiſſen: das deutſche Volk wir
entweder im Geiſte Luthers fromm ſein, oder es wird nicht ſein
Unſer Bekenntnis iſt das des großen deutſchen und evangeliſche
Mannes, der uns von dem Schloſſe drüben grüßt: Philipps de
Großmütigen: Ich willlieber Leib und Leben. Lan
und Leute laſſen, denn von Gottes Wort wei
chen! Wir ringen um die deutſche Seele, daß ſie wahrhaf=
fromm
und frei bleibe! Das iſt unſer Bekenntnis!
Das Bekenntnis aber ruft uns zum Gelöbnis! Wir ge
loben, daß wir in unwandelbarer Treue ſtehen zu unſerem Vol
und ſeinem Führer, den wir ehrfürchtig grüßen! Wir gelobe=
aber
ebenſo unwandelbare Treue dem Erbe Luthers dem Evan
gelium, von dem unſerer Seelen Seligkeit abhängt! Das deutſch
Volk ſoll nicht nur in der Vergangenheit das Luthervolk geweſe
ſein, ſondern ſoll es auch in Zukunft bleiben! Wir wollen da
die junge Generation heranwächſt als ein frommes Geſchlecht
Denn nur die Frömmigkeit iſt auch die Grundlage der Tapfer
keit! Wir wollen, daß Männer ſeien in Deutſchland die z
beten wiſſen, ehe ſie an die Arbeit gehen. Wir wollen, dal
Frauen ſeien, die nicht in äußerem Tand aufgehen, ſondern ſic=
Prieſterinnen wiſſen über die Geheimniſſe der deutſchen Seele.
Wir danken, bekennen und geloben in Einigi!
keit und Treue, und Glauben. Das Vaterland iſt unſe=
höchſtes
irdiſches das Evangelium unſer höchſtes ewiges Gut
Gottes Wort bleibet in Ewigkeit!
Mit dem Geſang Ein feſte Burg iſt unſer Gott war di
eindrucksvolle Kundgebung beendet.

Die Luther=Ausſtellung.

Nach den kirchlichen Feiern des Vormittags wurde in zwe
Räumen der kirchlichen Abteilung des Landesmuſeums eine Aus
ſtellung von Gemälden, Stichen und Plaſtiken, Handſchriften, Ein
blatt= u. a. Drucken, Predigten, Streitſchriften. Ablaßbriefen
Spott=, Denk= und Geldmünzen der Lutherzeit eröffnet. Auch eit
Tiſch, an dem Luther einſt geſeſſen, wird gezeigt. Beſonders koſt
bare Stücke ſind der Einblattdruck der Aechtung des Landgrafer
Philinps des Großmütigen und des ſächſiſchen Kurfürſten Friedric
des Weiſen, ſowie das Original des Bittbriefes Philivps de=
Großmütigen an Karl den Fünften aus der Gefangenenhaft, die
der Landgraf um ſeines Glaubens willen erduldete. In den ge=
zeigten
Holzplaſtiken prägt ſich der Kampfcharakter der damaligen
Zeit markant aus.
Die Eröffnungsfeier begann mit einem Mozart= Streichaar=
tett
und Chorgeſang Heilig iſt der Herr, Oberkirchenrat Swer=
intendent
Dr. Müller wandte ſich hierauf an die zahlreichen
Beſucher mit einer kurzen Anſprache: Wenn wir heute den deute
ſchen Luthertag feiern dürfen, ſo danken wir dem Herrn der Welt,
daß er die Sonne in dieſen Tag hinein ſcheinen läßt. Hier gilt es
außerdem, den Leitern des Heſſ. Landesmuſeums Dank zu ſagen
für die von ihnen veranſtaltete Luther=Ausſtellung, die nicht nut
Erinnerungsſtücke an die Reformation bringt, ſondern auch die
engen Beziehungen des heſſiſchen Landes zu Martin Luther auf=
zeigt
. Die Ausſtellung iſt eine Aufmerkſamkeit gegenüber den Ge
fühlen, die das proteſtantiſche Volk Heſſens heute bewegen müſſen
Luther iſt nicht allein mit der Geſchichte Heſſens verbunden, e
gehört ſo recht in unſere Gegenwart hinein. Er iſt Hauptſchöpfe=
der
deutſchen Schriftſprache, ohne die das neuere deutſche Geiſtes
leben und Schrifttum nicht denkbar wäre. In dieſer Sprache wiſ.
ſen wir uns auch verbunden mit unſeren katholiſchen Brüdern.
Der Redner knüpfte dann an die beiden erwähnten denkwürdiger
Urkunden an, um zu betonen, wie damals Große für ihren Glau
ben zu ſtreiten und zu leiden wußten, den Heutigen zur Nacheife=
rung
. Möge der Luthertag uns den freudigen Willen ſtärken, un=
einer
lichteren Zukunft zuzuwenden unter der Führung Adolt
Hitlers.
Nach einem weiteren Chorlied führte Direktor Prof. Dr
Feigel die Gäſte durch die Ausſtellung und gab aufſchlußreiche
Erläuterungen zu den einzelnen Stücken.

Morgenſeier im Helia.

Mit einem herrlichen Reiſefilm Bergwelt Wunderwelt
der die Schweiz im Wandel der Jahreszeiten vorführt, eröffnet
das Helia ſeine diesjährige Reihe der ſonntäglichen Morgen=
feiern
. Bilder aus der Schweiz bekommt man häufig auf der
Leinwand zu ſehen, doch iſt es das Beſondere dieſes Films, daß er
nicht nur einige Glanzpunkte herausgreift, ſondern dies Gebirgs=
land
in all ſeinen Teilen durchſchweift, es in all ſeinen charakte=
riſtiſchen
Eigenheiten vorführt und damit auch den Blick für die
mannigfachen Verſchiedenheiten und für die ſo abwechſlungs=
reichen
Schönheiten eröffnet.
Das Liebliche und das Großartige, die gigantiſche Schroff=
heit
der Hochgebirgswelt und die bezaubernde Schönheit der Seen
kommt gleicherweiſe zur Wirkung. Wir ſehen den Frühling am
Lago Maggiore und die Blütenpracht am Luganer See, ſehen die
Täler des Teſſin, die ſchon ganz italieniſch anmuten, daneben die
Weite des Genfer Sees, das fruchtbare obſt= und weingeſegnete
Rhonetal; und ſehen dann die großartige und herbe Welt des
Berner Oberlands, die Einſamkeit der Gletſchergipfel, die engen
Gebirgstäler, in denen die Bevölkerung noch ihre alten Bräuche
bewahrt hat. Vom Engadin mit ſeinen Gebirgsſeen bis ins
Waadtland und vom Rheinfall bis zur Südſchweiz wird uns das
Land in einer Fülle herrlicher Aufnahmen nahegebracht und
neben den landſchaftlichen Schönheiten wird auch das Leben des
Volkes, hauptſächlich da, wo es ſich noch ungeſtört vom Fremden=
verkehr
erhalten hat, in ſeinen charakteriſtiſchen Zügen vorgeführt.
Ein in jeder Beziehung ſchöner und gelungener Film, demhei
einer Wiederholung ein reger Beſuch zu wünſchen wäre.

Das Union=Theater zeigt heute zum letztenmal das Hoc
lands= und Wilderer=Drama Der Schuß am Nebelhorn (90s
Gewiſſen des Sebaſtian Geier), ein packendes Bildwerk, in dem
Fritz Raſp, Maria Bick und Hanns Beck=Gaden die Hauptrollen
ſpielen.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute zum letztenmat
Sylvia Sidney in dem deutſchſprachigen Tonfilm Jennie Gek
hardt, ein Frauenſchickſal, nach dem Roman von Theodor Dre‟=
ſer
. Bei der Berliner Uraufführung war die geſamte Preſſe vol=
Lob über dieſes Filmwerk.
In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute und folgende Lſhe
in Neuaufführung der abenteuerliche Hans=Albers=Film der Uſc
Ein gewiſſer Herr Gran, ein Senſations=Tonfilm, in dem aube
Hans Albers Karin Hardt, Albert Baſſermann, Hermann Speee
Heſſ. Spielgemeinſchaft. Am kommenden Freitac, N
24. Nov., 8 Uhr, bringt die Heſſ. Spielgemeinſchaft im Kleinel,
Haus des Landestheaters Rüthleins Dialektpoſſe Piſtole und
Tabakspfeife zur Aufführung, die wohl unbeſtreitbar del
len konnte. Der Vorverkauf beginnt am Dienstag zu den See
heitspreiſen 0,50, 1.00 und 1,50 Mk.

[ ][  ][ ]

Montag, 20. November 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten

Nr. 322 Seite

Derenniiis Ma Dr Matint Tather!
Feier aus Anlaß des 430. Geburtstages Martin Luthers in der Städt. Feſthalle.

Deukſcher Lukhertag in Darmſtadk.
Unſer Lukher!
Tauſende evangeliſcher Chriſten füllten geſtern abend die
tädtiſche Feſthalle, deren Bühne feierlich=feſtlich geſchmückt war.
irchenfahnen im Hintergrund und, von Blumen und Girlanden
nrahmt, die über lebensgroße Büſte des Reformators vor dem
ednerpult. Darunter die weiße Fahne mit dem lila Kreuz, flan=
ert
vom Schwarz=weiß=roten und Hakenkreuzbanner.
Von 7 Uhr an ſchon begann die weite Halle ſich zu füllen und
Beginn der Feier mögen über 5000 Menſchen verſammelt ge=
eſen
ſein. Die Kirchenbehörden Miniſterien. Geiſtliche, Vereine,
läubige, Alter und Jugend. Auch die Großherzogliche Familie
ter den Gäſten
Die Stunde des Harrens ward ausgefüllt mit Muſikvorträ=
n
des Poſaunenchors unter Leitung Eduard Breitrücks, der
ch den inſtrumentalen Teil der Feſtfolge beſtritt. Kurz vor
Uhr erfolgte der Einmarſch der Jugendbünde mit Fahnen und
impeln denen die Feſtverſammlung ſtehend den deutſchen Gruß
tbot. Die Fahnen= und Wimpelträger und =Trägerinnen nahmen
f der Bühne Aufſtellung und belebten das ſchlicht=feſtliche Bild.
Das Feſtprogramm wurde eingeleitet durch die vom Poſaunen=
n
geſpielte, feierlich bewegte Turmſonate von Pezelius.
inn ſprach ein Sprechchor evangeliſcher Jugendbünde unter Lei=
ng
von Pfarrer Karl Irle C. F. Meyers Luther Eindrucks=
ill
durchdrangen die jugendfriſchen Stimmen der Buben und
ädel, die fürtrefflich ihren Part einſtudiert hatten, die weite
ille:
Je ſchwerer ſich ein Erdenſohn befreit.
Je mächt ger rührt er unſere Menſchlichkeit.
Der ſelber ich der Zelle früh entſprang,
Mir graut, wie lang der Luther drinnen rang!
Er trug in ſeiner Bruſt den Kampf verhüllt,
der jetzt der Erde halben Kreis erfüllt.
Er brach in Todesnot den Kloſterbann
Das Größte tut nur, wer nicht anders kann!
Er fühlt der Zeiten ungeheuren Bruch
und feſt umklammert er ſein Bibelbuch.
In ſeiner Seele kämpft, was wird und war,
Ein keuchend, hart verſchlungen Ringerpaar.
Sein Geiſt iſt zweier Zeiten Schlachtgebiet
Michwunderts nicht, daß er Dämonen ſieht.
Der Geſangschor Komm heiliger Geiſt Vers 1 vor=
ormatoriſch
, die Verſe 2 und 3 von Martin Luther, eine alt=
hliche
Weiſe im Tonſatz von H. L. Haßler (15641612), ge=
gen
von den Vereinigten evangeliſchen Kirchen=
ren
unter Leitung von Profeſſor Dr. Friedrich Noack folgte.
ie feine choriſche Geſangsleiſtung, die keines Lautſprechers be=
Ifte, den weiten Feſtraum zu durchdringen, der die Stimmen
ſchlichten Tonſatzes auch im Piano bis in die letzten Winkel
nahm.
Die Begrüßungsanſprache
It der Vertreter der evangeliſchen Gemeinden Darmſtadts,
ndeskirchenrat a. D. Pfarrer D. Waitz. Im Namen der evan=
iſchen
Pfarrer und Kirchenvorſtände entbot er allen herzlichſt
Ukomm. Sein Sondergruß galt dem Vertreter der Regierung,
rn Miniſterialrat Ringshauſen, Herrn Prälat D. Dr.
Diehl und Vizepräſident Dr. Dahlem vom Landeskirchen=
Superintendent Dr. Müller, Vertreter der Techniſchen
bſchule. Profeſſor Dr. Thum, Provinzialdirektor Dr. Geb=
rdt
. Dekan Zimmermann, Oberbürgermeiſter Dr. Mül=
Die Herren Reichsſtatthalter Sprenger und Staatsminiſter
ig hatten ſich wegen dienſtlicher Verhinderung entſchuldigen
en. Unter lebhaftem Beifallsklatſchen der Feſtverſammlung
ßte der Redner weiter S. Kal. Hoheit den Großherzog und
Großherzogliche Familie. Er erinnerte daran, daß die Landes=
ptſtadt
Darmſtadt im Gegenſatz zu vielen, ſogar katholiſchen
dten keine Straße und keinen Platz nach dem Namen des
ßen Reformators genannt habe und gab der Hoffnung Raum.
das im Dritten Reich nachgeholt werden möge. Nach Erinne=
g
an die geſchichtliche Tatſache, als Philivp der Großmütige
zu Luther bekannte, als er auf dem Reichstage zu Worms
e Sache vertrat, und Betonung der gleichen Tatſache, daß das
ßherzogliche Haus ſich ſtets zu Luther bekannte, grüßte der
dner die Schirmherrn des deutſchen Luthertages, den Herrn
chspräſidenten von Hindenburg, und brachte ein dreifach Sieg=
I auf den Führer aus.
Herrlich friſch und ſieghaft erklang dann der Chor Wach auf,
ch auf. du deutſches Land, Liedweiſe und Tonſatz von Joh.
alther aus dem Jahre 1529, das wie für unſere Gegenwart ge=
ieben
anmutet, dann trat wiederum der treffliche Sprechchor
Aktion. Stark, innig und ſchlicht klangen Lutherworte
von unſterblicher Geltung und blühender, glühender Glau=
skraft
. Zunächſt der erſte Artikel unſeres chriſtlichen Glaubens,
es herrliche ſtarke vertrauende Bekentnis zu Gott, das alſo
eßt:
Dieweil ich darum nicht zweifle
und ſetz mein Trauen alſo in ihn.
ſo bin ich gewiß ſein Kind und Diener
und Erbe ewiglich
und wird mir geſchehen, wie ich glaube!
dann aus der Schrift an die Ratsherren die wundervolle
tgliche Mahnung:
Denn das ſollt ihr wiſſen:
Gottes Wort und Gnade iſt gleich einem fahrenden
Platzregen, der nicht wieder dahin kommt, wo
er einmal geweſen iſt.
und ihr Deutſchen dürft nicht denken, daß ihr ihn
ewig haben werdet:
denn Undank und Verachtung werden
ihn nicht bleiben laſſen.
Darum greife zu und halte feſt,
wer halten und greifen kann:
ſaule Hände mögen ein böſes Jahr haben.
Den Schluß dann:
Darum laßt uns aufwachen, ihr lieben Deutſchen
und Gott, mehr als die Menſchen
fürchten.
Für meine lieben Deutſchen bin ich geboren, ihnen
will ich dienen.
Die Vereinigten Kirchenchöre unter Profeſſor Dr. Noack
en dann den Tonſatz von Arnold Mendelsſohn Friſch
Sin Gottes Namen, du werte deutſche Nation, ein Volkslied
der Reformationszeit.
Dann ergriff der Vertreter des Heſſiſchen Staates,
Miniſterialrak Ringshauſen.
Wort zur erſten Feſtanſprache. Das Alte iſt vergangen,
ie er aus, es iſt alles neu geworden. Niemand wird das
D bezweifeln. Das war auch das Erlebnis unſeres Volkes
2400 Jahren. Heute nennen wir das Erlebnis nationale Re=
Etion, damals nannte man es deutſche Reformation. Damals
wie heute war die Urſache gleich, war zurückzuführen auf
Streben, neue Geſinnung auf dem ewigen Willen Gottes rei=
Au laſſen. Antwort zu ſuchen auf die große, nie gelöſte Frage
dem Sinn des Lebens. Wozu lebt der Menſch und welches
er letzte Sinn unſeres widerſpruchsvollen Daſeins. Heute
der Kampf um Volk und Vaterland, damals um Gott und
deutſche Gewiſſen. Damals folgte der Reformation ein
is Jahre dauernder Krieg heute der nationalen Revolution
* Hintanſetzung alles Perſönlichen ein innenvolitiſcher Sieg
nie gekannter Größe. Wenn wir glauben können, daß die=
nnenpolitiſche
unblutige Sieg Früchte tragen kann auch nach
n hin, wird die Welt zum wahren Frieden kommen und es

doch noch verwirklicht werden, daß am deutſchen Weſen noch
einmal die Welt geneſen kann. Wie man heute, nach 400 Jah=
ren
, und noch nach tauſend Jahren, Luthers und ſeines Werkes
gedenken wird, wird auch der Name Hitlers, unſeres Führers,
noch nach tauſend Jahren im deutſchen Volke genannt werden.
Beide, Luther und Hitler, haben gemeinſam, daß ſie aus dem
Volke ſtammen. Ihre Taten ſind beide zurückzuführen, haben den
Anſtoß erhalten durch ein großes Erleben. Beide haben gemein=
ſam
unerbittliches Kämpfertum, ſtarke Zähigkeit, Reinheit des
Wollens, unbedingtes Zuſammengehen von Wollen und Ziel.
Wie jener ſagte: Ich kann nicht anders. Gott helfe mir!, ſo
dieſer: Deutſchland muß leben, und wenn wir ſterben müſſen.
Beide holten ihre Kraft aus der Liebe zum deutſchen Volk und

Kicd de er Sr. Rd W. diſt Sand. Ferft Eätui.
Auf der Grundlage allein, auf den Glauben an Gott und Vater=
land
, an ſeine Sendung, konnte er ſein Werk aufbauen. Ohne
Reformation keine nationale Revolution. Ohne dieſe keine
deutſche Zukunft. So bereiten beide die deutſche Zukunft vor,
die beruht auf deutſchem Glauben an deutſches Vaterland. Nun
gilt es das, was auf dieſer Grundlage errungen, für die Zu=
kunft
für ein Jahrtauſend zu erhalten. Nur von der Geſamtheit
der Nation kann das erhalten werden. Die Zeiten ſind vorbei,
da es hieß: Religion iſt Privatſache (Lebh. Bravo!) Was wir
errangen, kann nur und muß erhalten werden im chriſtlichen
Glauben, Religion iſt Staats= und Volksſache ſie vermag mehr
als Maſchinengewehre und Tanks. Der 12. November hat be=
wieſen
, daß die Menſchen, die ſich am weiteſten entfernt hatten
von Volk und Staat und Religion, zurückehrten, als der Führer
rief: Es geht um die Ehre! Es gilt, den Glauben zu
ſtärken, dann können wir getroſt in die deutſche Zukunft blicken,
So ſoll uns auch der heutige Tag Glauben und Hoffnung geben
im Gedenken an Luther, der den Glauben uns ſchuf an einen
Gott und den Glauben an ein Deutſchland über alles!
Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied folgten der Anſprache.
Der Vertreter der Heſſiſchen Landeskirche,

Prälak D. Dr. Dr. Diehl

hielt die zweite Feſtanſprache. Er habe heute, führte der Prälat
aus, die Reiſe nach Worms umgekehrt gemacht, wie ſeiner Zeit
Luther von Oppenheim aus. Und da ſei ihm eingefallen, daß die
Chroniſten die Anſicht vertraten, daß Luther hier ſein ſchönſtes
Lied Eine feſte Burg iſt unſer Gott, geſchrieben haben müſſe.
Dieſe Erinnerung gebe ihm den Anlaß, in ſeiner Feſtanſprache von
dieſem Lied etwas zu ſagen. Zu ſagen, nicht mit Gelehrtendünkel
und profeſſoraler Weisheit, ſondern wie es heute Brauch iſt, in
ſchlichter und einfacher Form, wie ſie der deutſchen Art entſpricht.
Wenn wir uns ſelbſt überzeugen wollen, fällt uns vor allem der
zweite Vers des Liedes ein Mit unſrer Macht iſt nichts getan,
wir ſind gar hald verloren Aus dieſen Worten ſpricht der Grund=
zug
der Perſönlichkeit Martin Luthers. Er war der Mann, der die
ganz große Kunſt verſtand, ſich ſelbſt zu erkennen. Die
meiſten Menſchen kennen ſich nicht ſelbſt und kommen ſelten in die
Verſuchung, einmal über ſich ſelbſt nachzudenken und zu erkennen,
was ſie eigentlich für erbärmliche Kerle ſind, während ſie glauben.
wer weiß für eine Stellung einzunehmen. Luther hat ſich ſelbſt
gekannt. Er hat ſeine Schranken gekannt. Er war der hochgemute,
tapfere Volksmann von Gottesgnaden. Er war ein gewaltiger
Kämpfer in Gott und für Gott und ſang doch Mit unſrer Macht
iſt nichts getan‟. Das iſt die Grundlage ſeines Weſens. Wir
haben heute einen ähnlichen Mann in unſerem Reichskanzler
Adolf Hitler. Mein Vorredner hat mit Recht Parallelen zwiſchen
dieſen beiden Männern gezogen. Hitler hat die gleiche Natur und
iſt in der Erkenntnis der eigenen Mängel emporgeſtiegen zur
Höhe. Wenn wir das Lied ſingen, ſollen wir immer daran denken
an den Mönch im Kloſter, an ſein Ringen um die Erkenntnis
Gottes und an ſeinen Kampf für Gott und das deutſche Volk. Er
ſchrieb dieſe Verſe, als er auf der Höhe des Lebens ſtand und die
Welt auf ihn ſchaute und blieb doch in der Erkenntnis, daß mit
ſeiner Macht nichts getan, wenn Gott nicht iſt. Und wenn die
Welt voll Teufel wär, und wollt uns gar verſchlingen, er ging
nach Worms, er kannte ſich und kannte auch ſeinen Gott. Er hat
dieſen Gott gefunden in der heiligen Schrift und iſt den Spuren
nachgegangen. Immer aber iſt Gott ſein höchſtes Bekenntnis ge=
weſen
. Was er war, war er von Gottes Gnaden. Mit ihm konnte
er ſagen, hier ſteh ich, ihr habt die Gewalt, aber ich kann nicht
anders‟. Er konnte das ſagen, weil er von Gott geſandt war.
Sehen wir dann den nächſten Vers. Luther, der deutſche Pro=
phet
ſingt ihn, der hineinſchaut in die deutſche Zukunft. Er ſieht
die apokalyptiſchen Reiter durch Deutſchland raſen. Sie nehmen
uns den Leib, Gut. Ehr, Kind und Weib, aber er ſagt: das
Reich mußunsdoch bleiben. Luther hat nicht nur ſeinen
Gott gekannt, er hat auch die Aufgabe erkannt, die ſeinem Wirken
geſtellt war. Mag kommen was will, das Volk muß und wird be=
ſtehen
bleiben, weil es Gottes Wille iſt. Auf die Menſchen kommt
es dabei nicht an. Bei uns, beim deutſchen Volke, muß das Reich
bleiben.
In einer Schrift, die er kurz vor dem Reichstag in Worms
ſchrieb. hat Luther geſagt, der Chriſtenmenſch iſt ein freier Herr
aller Dinge Das iſt unſere Aufgabe unſer Ziel. Wenn wir das
völlig in uns aufnehmen, iſt die Zukunft unſer. Wenn wir ſo die
große Frage des Lebens und die große Aufgabe der Zukunft er=
kennen
, werden wir ihrer Herr werden. Das iſt das Große in
unſerer Aufgabe; gleichzeitig dienſtbarer Knecht und jedermanns
Untertan ſein und im Glauben ein freier Herr aller Dinge. Wie
ſtark hat Luther ſeine gewaltigen Worte hineingerufen in die
Reihen der Prieſter und Mönche, der Fürſten und Herren, der
Prälaten, in die Welt des Glanzes und der Herrlichkeit. Den
Gedanken ſeines Chriſtentums, ein dienſtbarer Knecht aller Dinge
und jedermanns Untertan zu ſein, nicht zum Herrſchen, zum Die=
nen
da zu ſein.
Wir ſind heute hier, um Luther zu ehren und den Gefühlen
Ausdruck zu verleihen, die wir für ihn und ſein Werk hegen. Die
größte Ehre wird einem Lehrer getan, wenn ſeine Schüler von
ihm gelernt haben. Lernen wir von Luther die lebendige Kraft
ſeines Willens und Wollens. Mit unſerer Macht iſt nichts getan,
mit Gott aber ſind wir groß und ſtark, wenn wir auch arm ſind
und dann laßt uns unſere Aufgabe ſagen: Dieſes Gottesgnaden=
tum
zum Sieg zu führen in der Welt, in der Form, daß wir Die=
ner
unſeres Gottes werden. Die Zeit iſt heute ſo; wir haben zu
wählen zwiſchen dem internationalen Bolſchewismus und dem
deutſchnationalen Sozialismus, der eine neue Zukunft für Deutſch=
land
in ſich birgt. Vielleicht einſt führt er ſie für die ganze Welt
herauf. Wir haben zu wählen, wenn wir aber wählen ſollen, ſollen
wir als Chriſten wählen. Es darf nicht ſo kommen, daß Deutſch=
land
ſich unter dem Druck der Not dem nationalen Sozialismus
anſchließt. Die Einſicht muß kommen aus evangeliſchem Leben,
aus evangeliſcher Kraft heraus, aus dem Gefühl, daß wir zu den
Kindern Gottes gehören, die ſich opfern dürfen für die große
heilige Sache Gottes und für die Brüder. Wenn dieſe Erkenntnis
ſich durchringt, leiſten wir dem Vaterland und dem Führer das
Beſte, ſteigen wir wieder empor auf die Höhe hin zur deutſchen
Gerechtigkeit. In dieſem Sinne laßt uns das Lutherlied ſingen.
Die Feſtverſammlung ſang dann gemeinſam den erſten und
zweiten Vers des Lutherliedes, worauf der Superintendent von
Starkenburg
Oberkirchenrak Dr. Müller
die Schlußanſprache hielt. Der Redner führte ungefähr aus: Der
deutſche Luthertag 1933 iſt bei uns zu ſeinem Ende gekommen.
Unſere Herzen ſind der Erhebung dieſes Feiertages voll, ſie ſind
des Dankes voll und des Lobes gegen unſeren Gott, der aus dieſem
deutſchen Helden, den Mann des Glaubens und des Gewiſſens in
unſere Geſchichte hineingeſtellt hat. Wenn dieſer Tag zu Ende geht,
dann darf es für unſer evangeliſches Volk nicht ſo ſein, daß wir
nun ruhen und ſchlafen gehen. Dieſer Tag muß vielmehr für uns
alle etwas Aufrüttelndes, Dauerndes ſein. Er hat im Gedenken
Luthers und ſeiner Werke in unſerer Not Hoffnung in die deut=
ſchen
Seelen gegeben. Er hat uns aufgerüttelt und gleichgeſchaltet.
Der Prophet, der vor 450 Jahren geboren und in unſeres Volkes

Geſchichte hineingeſtellt ward, ſtand vor einer gleichen Aufgabe der
Nation gegenüher, wie ſie uns jetzt aufs neue geſtellt worden iſt.
Laſſen Sie mich ein Wort des Dankes ſagen an das evangeliſche
Darmſtadt, wie wir es heute erlebt haben. Einen Dank auch an die
Redner, die heute Abend zu uns geſprochen haben. Dank für die
ſchlichten Worte des Herrn Prälaten und für die Ausführungen
des Miniſterialrates Ringshauſen. Er hat Parallelen ge=
zogen
zwiſchen dem Wirken Luthers und dem des Führers. Die
deutſche Geſchichte hat viele Parallelen. Und wenn wir von heute
zurückſchauen auf die Zeit Luthers, ſo ſehen wir, daß damals
Luther erkannte, daß Gottvertrauen und Glaube der deutſchen
Seele nötig war. Gleich wie das heute iſt, wenn wir unſere Gegen=
warts
= und Zukunftsaufgaben zu Ende führen wollen. Ich danke
auch den evangeliſchen Kirchengeſangvereinen und nicht zuletzt der
Jugend, die uns aus den tiefſten Quellen Lutherſchen Schrifttums
ſchlürfen ließ und ſeine wundervollen Worte des Glaubens zu un=
ſeren
Herzen führte. Dank auch dem Vertreter der epangeliſchen
Gemeinden, Herrn Landeskirchenrat 1). Waitz für die Vorbereitung
der Feier. Unſere Herzen haben zuſammengeſchlagen und unſere
Seelen aufgeblickt zum Werke Luthers. Wenn wir beſonders heute
an Luther, den Kämpfer erinnerten, ſo wiſſen wir, daß ſein
Kampf im Gedächtnis unſeres Volkes nicht verſchwinden wird.
Luther iſt ein Kämpfer um Gott geweſen, um die letzte Frage nach
dem Sinn des Lebens. Die Antwort führte ihn immer wieder zu
Gott. Aus dieſem Quell iſt alles herausgeſprudelt. Luther war
Kämpfer um das Evangelium Bei dem Wort Gottes will ich
bleiben, ſagte er. Er hat alles beiſeite getan, was Menſchen ſagen
konnten in der Gottverehrung. Er ließ Gottes Wort allein gelten.
In dieſem Ringen iſt er Sieger geblieben und der Prophet des
Glaubens unſeres Volkes geworden. Luther hat aber auch um
unſer Volkstum gerungen und um ſeine Eigenart. Evangeliſches
Chriſtentum, wie Luther es ſchuf, entſpricht dem Genius des deut=
ſchen
Volkes. Er ſchuf es neu um das erdgebundene Volkstum das
Deutſch heißt. Luther hat um deutſches Volkstum gerungen. Wenn
am 12. November das deutſche Volk aufſtand, von einem Mann
aufgerufen zum Bekenntnis für Freiheit und Recht, zum Ringen
darum, daß wir wieder ſtolz als Volk auf dieſer Erde ſtehen, ſo
hat das letzten Sinnes Luther geſchaffen. Wie er ſagte: Ich kann
nicht anders, ſo ſprach es die deutſche Nation. Er hat nicht nur
um die Seele, er hat auch um Recht und Freiheit des deutſchen
Volkes gerungen. Wenn wir in dieſer Erkenntnis nunmehr den
3. und 4. Vers ſeines Liedes ſingen, dann wiſſenwir, warum wir.
den Luthertag feiern mußten, und erkennen die tiefen Zuſammen=
hänge
zwiſchen dem Geſchehen von vor 400 Jahren und dem Heute.
Die Feſtverſammlung ſang nunmehr das Lutherlied zu Ende
dann marſchierten die Jugendbünde geſchloſſen aus dem Feſtſaal,
M. St.
der ſich langſam leerte.

Verſammlung der Fachgruppe Banken und Sparkaſſen
Mn deiſen Hamdlungsgeliſen Berbandt.
Im Saale der Krone fand die erſte Verſammlung der bie=
ſigen
Fachgruppe Banken und Sparkaſſen im Deutſchen Hand=
lungsgehilfen
=Verband ſtatt. Der Einladung des Fachgruppen=
leiters
Griebeling hatten zahlreiche Berufskameraden Folge ge=
leiſtet
. Der Fachgruppenleiter eröffnete die Verſammlung und
hieß die Erſchienenen herzlich willkommen. Nach einigen geſchäft=
lichen
Mitteilungen erteilte er dem Bezirksfachgruppenleiter Pg.
Kurt Münch, Frankfurt a. M., das Wort.
Pg. Münch den Mitgliedern des früheren Deutſchen Bank=
Beamten=Vereins kein Unbekannter mehr begann ſeine Aus=
führungen
mit einem Hinweis auf die große, eindrucksvolle Wil=
lenskundgebung
der deutſchen Volkes am 12. November, die einen
Wendepunkt in der deutſchen Geſchichte bedeutete. Dieſes einheit=
liche
Bekenntnis unſeres Volkes habe eine feſte Grundlage für die
innen= und außenpolitiſche Entwicklung unſeres Volkes geſchaffen
und damit die Möglichkeit gegeben, die Reſte des Liberalismus
aus unſerem Vaterlande verſchwinden zu laſſen. Vor allem werde
ſich in bezug auf die Begriffe Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine
große Wandlung vollziehen, und es wird die Zeit kommen, wo
man nur noch von Mitarbeitern am Werk ſprechen wird. Ver=
ſuche
dieſer Entwicklung entgegenzuwirken, würden an der Ge=
ſchloſſenheit
der geſamten Deutſchen Arbeitsfront ſcheitern. Jeder
einzelne ſei verpflichtet, darüber zu wachen, daß in den Betrieben
das nationalſozialiſtiſche Gedankengut in die Tat umgeſetzt werde.
Näher auf die Verhältniſſe bei den Banken eingehend, betonte
der Redner, daß durch die allmähliche Ausſchaltung des jüdiſchen
Elementes zwar ſchon viel erreicht ſei, doch ſei es künftig Pflicht
der Bankleiter, die Reſte des Liberalismus zu überwinden und im
Sinne des Führers zu wirken. Die Blutsgemeinſchaft müſſe Leiter
und Angeſtellte der Betriebe zu einem einheitlichen Ganzen zu=
ſammenſchließen
. Es werde dann eine neue Arbeitsfreude ent=
ſtehen
, die den Menſchen zu den höchſten Leiſtungen anſpornt.
Dr. Leys Grundſätze der Ehre, beſten Leiſtung und vollen Verant=
wortung
des einzelnen würden dann Allgemeingut des deutſchen
Arbeitsmenſchen werden.
Gleichgültig wie die Ergebniſſe der Bankenquete ſein werden,
ob das Regionalbanken=Syſtem oder eine andere Gliederung ein=
geführt
werden, ſicher ſei, daß die Regierung auch in dieſem
Punkte die Grundſätze des Nationalſozialismus das Bankge=
werbe
als Dienerin der Wirtſchaft in den neuen Staat einzu=
gliedern
zur Tat werden laſſe.
Der Redner behandelte dann weiter die großen Aufgaben der
Berufsverbände und der NSBO. in der Deutſchen Arbeitsfront
und forderte die Berufskameraden auf, ſich mit voller Kraft für
die Erreichung der geſteckten Ziele einzuſetzen. Dieſem Zwecke diene
auch, das von Dr. Ley herausgebene Organ der deutſchen Ar=
beitsfront
Der Deutſche, deſſen Bezug Pflicht einer jeden Be=
triebsführung
ſein ſollte und das heute ſchon die zweitgrößte
Tageszeitung Berlins ſei.
Stürmiſcher Beifall dankte dem Redner für ſeine Ausfüh=
rungen
. Mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer und
dem Geſang des Deutſchland= und des Horſt=Weſſel=Liedes fand
die Veranſtaltung, die von muſikaliſchen Darbietungen von Mit=
gliedern
der Brigadekapelle wirkungsvoll umrahmt war, ihr Ende.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am kommenden
Freitag findet der erſte Vortragsabend in dieſem Winter ſtatt.
Herr Dr. Nau ſpricht über das Thema: Von Zermatt zum ita=
lieniſchen
Naturſchutzpark und wird ſeinen Vortrag durch präch=
tige
Lichtbilder erläutern. Mitglieder und Freunde des Klubs
nebſt Angehörigen ſind hierzu freundlichſt eingeladen. Eintritt frei.

Briefkaſſen.

Jor Anfrage M die betzte Bezugegultung beizuflgen. Anonzme Anftagen wrden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlſchkelſt.

W. hier. Das Waſſergeld iſt auf die Mieter im Verhältnis
der Friedensmiete (nicht nach Köpfen) gegen Nachweis über die
Verteilung auf die Mieter einſchließlich des im Hauſe wohnenden
Eigentümers umzulegen. Wegen der Hausordnung iſt zu ſagen,
daß Kenntnis des Inhalts derſelben weſentlich auch für eine
Frage einer einſeitigen Umänderung iſt. Hier Rückſprache werk=
tags
vormittags 8.30 Uhr auf der Schriftleitung erwünſcht.
W. M. Nach § 547 BGB. iſt der Vermieter verpflichtet, dem
Mieter die auf die Sache gemachten notwendigen Verwendungen
zu erſetzen. Der Anſpruch auf den Erſatz verjährt in ſechs Mona=
ten
; die Friſt läuft von der Beendigung des Mietverhältniſſes.
Sie können den Rechnungsbetrag am nächſtfälligen Mietzins in
Abzug bringen. Den gekauften Waſſerhahn könnten Sie, wenn der
Verwalter ihn nicht gegen Entſchädigung übernehmen will, beim
Auszug mitnehmen.
S. S. 1. Wenn der Unfall auf den gewachſten Boden zurück=
zuführen
iſt und dieſe Wachſung nicht ordnungsmäßig bewirkt war,
würden Sie die betreffende Perſon nach 8 823 BGB. für den er=
littenen
Schaden haftbar machen können, Fraglich bliebe nur, ob
nicht auch ein Mitverſchulden Ihrerſeits heim Löſen eines Knotens
anzunehmen wäre. Ob eine gerichtliche Austragung vollen Erfolg
verſpricht, können wir von hier aus nicht beurteilen, 2. Nein.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 322

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 20. November 1933

Kundgebung
der Darmſtädker Burſchenſchaften.
Am Samstag, dem 18. November 1933, kamen die Darm=
ſtädter
örtlichen Burſchenſchaften und die Burſchenſchafterorts=
gruppe
zuſammen, um anläßlich des Semeſterbeginns ein gemein=
ſames
Bekenntnis zum nationalſozialiſtiſchen Staat und insbe=
ſondere
zur werdenden politiſchen Hochſchule abzulegen. Die
Kundgebung fand im Beiſein des Herrn Staatsminiſters Jung
( Frankonia, Heidelberg) und des Herrn Polizeimajors,
Standartenführer Dr. Ivers ſtatt.
Herr Dr. Rink eröffnete die Veranſtaltung und begrüßte
die Gäſte, insbeſondere den Vertreter des Rektors der TH.,
Herrn Prof. Dr. Voigt (Germania, Braunſchweig) den Ver=
treter
des SA.=Hochſchulamts, Herrn Sturmführer Bonifer,
und den politiſchen Leiter der Deutſchen Burſchenſchaft, Herrn
Dipl.=Ing. Ludwig Fickeißen ((Friſia, Darmſtadt).
Der Sprecher der derzeitigen vorſitzenden Burſchenſchaft Ger=
mania
fand ernſte Worte für die Pflichten unſerer ſtudentiſchen
Jugend. Ausgehend von dem Schluß des Liedes. Stimmt an
. und jeder echte deutſche Mann
mit hellem hohem Klang
ſoll Freund und Bruder heißen, ſtellte er dieſe Worte als Leit=
motiv
des vergangenen und kommenden Semeſters hin. Er er=
innerte
an die Kundgebung vom 1. Mai dieſes Jahres und gab
zum Ausdruck, daß an dieſem Tage wir im Herzen unſerer Volks=
genoſſen
den Anſchluß an den gemeinſamen Aufbauwillen gefun=
den
haben. Dann gab er die Richtlinien, die für die weitere
Aufbauarbeit die für die Deutſche Burſchenſchaft geltend ſind,
bekannt und gedachte in Dankbarkeit des Führers der Deutſchen
Burſchenſchaft, Herrn Dipl.=Ing. Otto Schwab (Germania,
Darmſtadt), der der burſchenſchaftlichen Sache zu einem erheben=
den
Aufſchwung verholfen hat und der vor allen Dingen den Ge=
danken
des burſchenſchaftlichen Soldatentums zum Durchbruch ge=
bracht
hat. Für die nutzbringende Zuſammenarbeit mit der SA.
wird in Zukunft die Burſchenſchaft ihre ganze Kraft einſetzen.
Als Hauptredner des Abends ſprach Herr Dinl.=Ing. Ludwig
Fickeißen (Friſia, Darmſtadt) über Die politiſche
Hochſchule‟.
Der Totalitätsanſpruch des Nationalſozialismus kommt aus
der Erkenntnis der Raſſe die den Wert des Menſchen durch ſeine
Leiſtung für die Gemeinſchaft neu beſtimmt. Der deutſche Sozia=
lismus
iſt die Werkgemeinſchaft aller Deutſchen, die alle körper=
lichen
, geiſtigen und ſeeliſchen Kräfte ſinnvoll einer höheren Auf=
gabe
einordnet: der Erhaltung unſeres Volkstums! Die Neu=
ordnung
ſtellt dem Einzelnen ganz beſtimmte, unveräußerliche
Aufgaben. Jede Handlung, ja, jeder Gedanke iſt daher poli=
tiſch
, da er irgendwie die Kraft der Nation beeinflußt. Dieſe
umfaſſende politiſche Verpflichtung ſtellt die Hochſchule vor eine
hohe Erziehungsaufgabe. Sie leitet ſich von der Erkenntnis ab,
daß die vielgeſtaltigen Eindrücke der Wiſſenſchaft durch eine
höhere organiſche Zuſammenſchau verbunden werden müſſen. Dieſe
Erziehung bleibt daher, ſolange der junge Menſch neue Wiſſens=
eindrücke
empfängt. Die Erziehungsaufgabe der Hochſchule iſt
damit klar abgeſteckt. Sie iſt keine Maſſenangelegenheit! Der
nationalſozialiſtiſche Staat braucht die Individualitäten als Sy=
ſtem
zur Führerausleſe. Jene Gemeinſchaft, die befähigt iſt, die
letzte ſittliche und politiſche Regung im jungen Menſchen zu ent=
wickeln
, iſt der Bund. Er ſammelt die Menſchen gleicher Artung
und iſt damit ſelbſt eine Bundesperſönlichkeit. Mit dem libe=
ralen
Korporationsſtudenten iſt auch der Freiſtudent verſchwun=
den
, der keine Bindung an eine Gemeinſchaft kannte. Der Einſatz
tauſender Freiſtudenten in der SA. zeigt eindeutig dieſes Stre=
ben
zur Gemeinſchaft. Der politiſche Bund iſt im Aufbruch, er
iſt noch nirgend geſchaffen. Er iſt aber die Vorausſetzung der
politiſchen Hochſchule, indem er eine neue Geſinnung an der Hoch=
ſchule
zum Ausdruck bringt und durch die Jugend in die Lehr=
ſtühle
hineinträgt. Alle organiſatoriſchen Umſtellungen, wie die
Gründung der Dozentenſchaft, ſind die Zeichen dieſer Hochſchul=
revolution
, aber nicht ihr Inhalt! Das neue Erziehungsſyſtem
der Deutſchen Hochſchule muß aus nationalſozialiſtiſcher Geſinnung
wachſen. Es wird nicht verordnet, denn es ſoll Jahrhunderte
überdauern. Die Vertiefung der nationalſozialiſtiſchen Idee und
ihre reſtloſe Erfaſſung ſind unbedingte Vorausſetzung. Die G= wird ihr Urteil fällen, ob einzelne Maßnahmen, die wir
heute vornehmen, von dem rechten Verantwortungsgefühl für die
deutſche Zukunft getragen waren. Wenn die Deutſche Burſchen=
ſchaft
ſich heute in dieſen Kampf um dieſe neue politiſche Hoch=
ſchule
hineinſtellt, in der Erinnerung an eine heute noch leben=
dige
Vergangenheit, dann tut ſie es mit dem Willen, aus ihrer
Ueberlieferung keine Rechte, ſondern Pflichten abzuleiten. Der
heutige Abend ſoll den Willen zum Ausdruck bringen, daß aus
den alten Einrichtungen der Hochſchule neue Kräfte zur Entfal=
tung
drängen, die gewillt ſind, aus neuer Idee neue For=
men
zu ſchaffen.
Als Vertreter des leider verhinderten Rektors der TH. über=
brachte
im Namen der Dozentenſchaft der TH. Herr Prof. Dr.
Voigt (Germania, Braunſchweig) der Darmſtädter Burſchen=
ſchaft
die herzlichſten Wünſche zum weiteren Aufſtieg. Er wies
darauf hin, daß nur durch engſte Verbindung der Hochſchule mit
der Praxis die Ausbildung unſeres techniſchen Nachwuchſes ge=
fördert
werden kann. Er bat insbeſondere die in der Praxis
ſtehenden Alten Herren der Darmſtädter Burſchenſchaft, ihrer
Hochſchule auch im Leben die Treue zu bewahren und enge Ver=
bindung
mit der Dozentenſchaft zu halten. Die Worte Wolfram
von Eſchenbachs: Sovielder Helden, tapfer deutſch und weiſe.
ſtellte er als Vorbild für den deutſchen Burſchenſchafter heraus.
Sein Trinkſpruch galt der Zukunft der Darmſtädter Burſchen=
ſchaft
und dem guten, bewährten Einvernehmen zwiſchen Studen=
tenſchaft
und Lehrkörper.
Zum Schluß verlas der Sprecher der örtlichen Burſchenſchaf=
ten
, Herr Ernſt Geiger (Friſia‟ Darmſtadt) ein Telegramm,
das die Darmſtädter Burſchenſchafter an den Führer der Deui=
ſchen
Burſchenſchaft, Herrn Dipl.=Ing. Otto Schwab ( Germa=
nia
, Darmſtadt) ſandten, in dem ſie ihm treue Gefolgſchaft ge=
lobten

p. Heſſiſcher Richterverein. Der Führer der Deutſchen Rechts=
front
, Reichsjuſtizkommiſſar Dr. Franck, hat die Auflöſung ſämt=
licher
Richtervereine zum 31. Dezember 1933 verfügt. Nach den
Satzungen des Heſſiſchen Richtervereins bedarf es zum Beſchluß
über die Auflöſung des Vereins der Zuſtimmung von zwei Drittel
aller Mitglieder. Die Abſtimmung kann brieflich erfolgen der
Verein wird aufgelöſt. Zum Bericht über das Ergebnis der
ſchriftlichen Abſtimmung, zur Beſchlußfaſſung über die Verwen=
dung
des Vereinsvermögens und zur Entlaſtung des Vorſtandes
findet eine außerordentliche Hauptverſammlung am 9. Dezember,
vormittags 10 Uhr, im Sitzungsſaal des 2. Senats des Ober=
landesgerichts
in Darmſtadt ſtatt.

Tageskalender für Montag, den 20. November 1933.
Union: Der Schuß am Nebelhorn Helia: Jennie Ger=
hardt
Palaſt: Ein gewiſſer Herr Gran
Orpheum:
Wohin rollſt du, Bommelchen Hanauer Hof: Martinskerb.

Mioneräroeit für eine urütſche Sotlse und Schafaisgeiemnaatt.
Feierliche Eröffnung der Sonderabkeilung 10 der Gauführerſchule der RSDAP., Kreis Darmftast.

Der Feſtakt im Saalbau.
Zu einer wahren Feierſtunde und zu einer inpoſanten Kund=
gebung
für die Eingliederung des deutſchen Arbeiters in die Volks=
gemeinſchaft
geſtaltete ſich die Eröffnung der Sonderabteilung 10
der Gauführerſchule der NSDAP. Kreis Darmſtadt, die geſtern
im Städtiſchen Saalbau ſtattfand. Als die ſtattliche Gruppe der
NSBO.=Fahnen unter den Klängen eines Marſches feierlich in den
mit dem Hoheitszeichen der Bewegung, dem Symbol der NSBO.
und Hakenkreuzfahnen reichgeſchmückten Saal einzog, um links
und rechts auf der Bühne Aufſtellung zu nehmen, war der weite
Raum ſchon dicht gefüllt von Mitgliedern der NSBO. und der
deutſchen Arbeitsfront, unter denen man zahlreiche Führer und
Amtswalter in Braunhemd bemerkte. Der von Orcheſter und
Chor des Heſſiſchen Landestheaters gebotene Einzug der Gäſte‟
aus Tannhäuſer leitete über zu dem von Hans Georg Lau=
benthal
geſprochenen Arbeiterlied von Heinrich Lerſch.
Darauf ergriff
der Kreisleiter Pg. Zürtz
das Wort zu einer Anſprache, in der er etwa folgendes ausführte:
Die Nachfahren des Gründers des Kaiſerreiches haben ihre Sen=
dung
, ein deutſches Volk zu ſchaffen, nicht erfüllt. Entweder ſie
verſtanden es nicht, oder ſie wollten es nicht. Hinter der glänzen=
den
Faſſade, hinter dem ſcheinbaren Blühen war im Laufe der
Jahrzehnte alles morſch und faul geworden. An Volkszerſetzung,
Klaſſenkampf und Standesdünkel ging das Kaiſerreich zugrunde.
Die Weimarer Republik behauptete, daß ſie dem Arbeiter ſein
Recht geben wolle. Aber wie ſie den Soldaten verriet, ſo hinterging
ſie den Arbeiter. So mußte auch die Weimarer Republik ſterben,
einerlei, ob man die Schuld an ihrem Untergang, der Unfähigkeit
oder dem böſen Willen ihrer Vertreter zuſchreibt.
Der Nationalſozialismus will alles Trennende in unſerem
Volk beſeitigen, er führt den Kampf um die Volksgemeinſchaft, in
der alle Glieder auf Gedeih und Verderb zuſammengehören. Wenn
jeder einzelne Volksgenoſſe die großen Zuſammenhänge von Volk
und Nation, Kultur und Raſſe, von Blut und Boden in ſich auf=
genommen
und erfaßt hat, dann wird unſer Volk nach oben gehen
bis zu dem hehren Ziel, das der Führer ſich und dem Volk geſteckt
hat. So ſoll auch dieſe Führerſchule, die eine Untergruppe der
Gauführerſchule iſt, dazu beitragen, dieſe Begriffe zu vertiefen und
ihren Inhalt Gemeingut werden zu laſſen. Damit eröffnete Pg.
Zürtz die Führerſchule und begrüßte alle, die verantwortlich ſein
wollen, die mithelfen wollen an dem großen Werk und nicht zu=
letzt
die Lernenden ſelbſt, für die die Schule eingerichtet wurde,
um ihnen das Rüſtzeug zu geben, das ſie brauchen, um Führer der
Arbeiter zu werden im nationalſozialiſtiſchen Sinne und nicht im
Sinne des Klaſſenkampfes. Wenn in jedem dieſer Führer der
fanatiſche Wille lebe, ſo ſchloß der Kreisleiter ſeine Anſprache,
das Lebensrecht des Volkes zu verteidigen, wenn ein jeder mit
heißer Liebe an des Volkes Vergangenheit an ſeiner Gegenwart
und Zukunft hänge, wenn die ganze Nation von einem Wollen
und Glauben durchdrungen ſei, dann habe dieſe Nation auch das
Recht. mit Stolz Ehre und Freiheit zu fordern
Die Eröffnung der Schule ſei ein wichtiger Abſchnitt, ſo
führte der zweite Redner,
Kreisbetriebszellenobmann Pg. Zachow.
aus; die Vorbedingung für den Erfolg des Unterrichtes, der die
Grundlagen der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung vermitteln
ſolle, ſei der Geiſt, der Lehrende und Lernende erfülle. Man müſſe
den Menſchen wieder zurückführen zu den Quellen ſeines Volkes
und ſeiner Raſſe, und ihn die Fehler an der Geſchichte zeigen.
Nationalſozialismus bedeute Charakter beſitzen, alſo gelte es den
Charakter zu bilden, Charakter aber ſchließt in ſich Verantwor=
tung
, deshalb müſſe ſich die Erziehung darauf richten, verantwor=
tungsvolle
und verantwortungsbewußte Glieder der Bewegung
heranzubilden. Der Redner ſchloß ſeine Ausführungen mit der
Feſtſtellung, dieſe Eröffnungsfeier ſei Abſchluß innerhalb einer
Kampfveriode, und ſtehe am Anfang der Zeit, wo die Bewegung
dazu übergehe, alle Menſchen zu erfaſſen. Der Rede des Kreis=
betriebszellenobmanns
die ebenſo wie die Anſprache des Kreis=
leiters
mit ſtarkem Beifall aufgenommen wurde folgte der
Badenweiler Marſch, worauf, von der Verſammlung ſtürmiſch
begrüßt,
der ſtellvertretende Gaubetriebszellenobmann Pg. Kern
das Wort ergriff. Er erinnerte an die erſte Zeit des Kampfes der
NSBO., wo dieſe von der breiten Maſſe der Arbeiterſchaft aufs
ſchärfſte bekämpft und ihre Tätigkeit von der Unternehmerſchaft
mit großem Mißtrauen verfolgt wurde. In dieſer Zeit ſei der un=
erſchütterliche
Idealismus die Grundlage zum endlichen Erfolg
geweſen. Der deutſche Arbeiter ſo fuhr Pg. Kern fort muß
überzeugt werden, daß er kein Proletarier iſt. Wer ſtolz iſt und
wer weiß, was er kann, kann nicht das niederdrückende Gefühl
haben, Prolet zu ſein. Es war falſch, wenn die Marxiſten ſagten,
ſie hätten den deutſchen Arbeiter an den Staat herangeführt, er
brauchte nicht an den Staat herangeführt zu werden, aber es war
notwendig, den Mann der Arbeit in die völkiſche Gemeinſchaft zu=
rückzuführen
, aus der er kam. Vom Proletarier zum Stand der
Arbeiter, das iſt der Weg, den wir gehen mußten, und wer aus dieſer
Schule herausgeht, muß ein Pionier auf dieſem Wege ſein. Der
ſtellvertretende Gaubetriebszellenobmann richtete dann eindring=
liche
Mahnworte an die Unternehmerſchaft, die er aufforderte,
dafür zu ſorgen, daß der Arbeiter die Arbeitsfreudigkeit behält.
Dann brauche man kein Antreiberſyſtem, das der Wirtſchaft und
der Arbeiterſchaft unwürdig iſt. Das Ziel muß ſein, dem Führer
und damit der Zukunft eine Arbeiterſchaft heranzubilden, die feſt
mit der Volksgemeinſchaft verwachſen, mit Luſt und Liebe ihre
Arbeit ausführt, und ſich ſtolz zu ihrem Arbeitertum bekennt. Der
Redner ſchloß ſeine oft mit lebhaftem Beifall unterbrochenen Aus=
führungen
mit einem glaubensſtarken Vorwärts zum Sieg! und
Heil Hitler, das von der Verſammlung ſpontan und begeiſtert
erwidert wurde.
Als vierter Redner ſprach in der Feierſtunde
Gaubetriebszellen=Schulungsobmann Pg. Demmer=
der
ſich in längeren Ausführungen über das Weſen der national=
ſozialiſtiſchen
Revolution und Weltanſchauung verbreitete und der
Verſammlung die Notwendigkeit vor Augen führte die Schuld
der Vergangenheit, die dem Arbeiter die Tür zur Volksgemein=
ſchaft
verſchloſſen hatte, wieder gut zu machen. Dieſe Aufgabe habe
der unbekannte Gefreite des Weltkriegs übernommen. Adolf
Hitler, der ſeine ganze Kraft für ein neues Deutſchland einſetze,
weil er die Not ſeines Volkes kenne. Nachdem der Redner noch
die Aufgaben und das Programm der Führerſchule unriſſen hatte,

übergab er deren Leitung dem Kreisbetriebszellen=Schulungsleite
des Kreiſes Darmſtadt, Pg. v. Oelhafen, der das Amt mi
der Verſicherung übernahm, ſeine ganze Kraft in den Dienſt de=
hohen
Aufgaben zu ſtellen. Sein Sieg Heil auf den Führe=
fand
begeiſterten Widerhall in der Verſammlung, die darauf der
erſten Vers des Horſt=Weſſel=Liedes ſag. Der Vortrag des Liede=
der
deutſchen Arbeit durch Emil Lohkamp und der gemeinſam
Geſang der erſten Strophe des Deutſchlandliedes bildete den Aus
klang der eindrucksvollen Feier, die von den wertvollen Darbie
tungen des Orcheſters und Chors des Heſſiſchen Landestheater
unter Leitung der Kapellmeiſter Beppo Geiger und Wy=
umrahmt
war.

F. Eberſtadt, 19. Nov. Konzertabend des Zither
und Mandolinenklubs. Durch den im Saale Zum Berg
ſträßer Hof (Peter) veranſtalteten Konzertabend zog der Verei
auch in dieſem Jahre wieder ein zahlreich erſchienenes Publikur
in den Bann lieblicher Zither= und Mandolinenmuſik. Was da
Orcheſter in dieſer Hinſicht darbot, war beachtlich und riß die Zu
hörer zu dankbarem Beifall hin. Wie bei der vorjährigen Veran
ſtaltung wirkte auch bei dieſem Konzert die bekannte Schuhplatt
lergruppe des Darmſtädter Bayernvereins mit. Die von ihr au
geführten bayeriſchen Volkstänze bildeten den glanzvollen Mittel
punkt des Abends und trugen ſehr zur Erheiterung des Publ=
kums
bei. Ihr reichſter Lohn war der jeweils ſpontane und toſend
Beifall, mit dem die Mitwirkenden bedacht wurden. Zur weitere
Ausgeſtaltung des Konzerts ſang ſchließlich Herr Mohr noch zwe
Lieder, mit denen er beim Publikum ebenfalls ein williges Ob
fand. Anſchließend an das Konzert fand Tanz ſtatt, zu dem da
bekannte Eberſtädter Bandonion=Orcheſter aufſpielte.
k. Dieburg, 18. Nov. Anonymen Briefſchreibern!
die ſich dutzendweiſe an die Kreisleitung der NSDAP. wender
wird von derſelben mitgeteilt, daß ihre Angaben ohne weitere
in den Papierkorb wandern. Jeder Deutſche muß auch den M1;
aufbringen, ſeine Anklagen mit ſeinem Namen zu unterſchreiber
Hammeldiebe. Aus dem Pferch eines hieſigen Schafhalter
wurde ein Hammel geſtohlen und an Ort und Stelle abgeſchlachte
Der Beſitzer hat nun 30 Mark Belohnung für die Namhaftmachun
der Täter ausgeſetzt.
Rundſunk=Programme.
Frankfurt: Montag, 20. November
12.00: Stuttgart: Mittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Seyfert.
13.35: Schallplatten: 1. Plumpe und galante Liebhaber.
2. Ouvertüren zu komiſchen Opern.
14.30: (Nur für Kaſſel): Lokale Nachrichten.
14.40: Altdeutſche Volkslieder. Zur Laute geſungen von Beſemfelder.
16.00: Köln: Nachmittagskonzert. 1. Tanzmuſik. 2. J. A. P.
Schulz (17471800); Ein vergeſſener Volksliedkomponiſt.
3. Schallplatten, Anekdoten und Witze.
1400: Stuttgart: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
18.2: Stuttgart: Dr. H. Doering: Mit Flugzeug und Spaten:
im Land der Inka.
18.35: Dr. Helmut Wiedenbrüg: Konrad Ferdinand Meyer, Zu.
ſeinem 35. Todestag.
19.00: Stuttgart: Stunde der Nation: Das deutſche Volkslied.
Mitw.: Der Südfunkchor, das Südfunkorch, Kinderchor.
Ltg.: Fritz Ganß. 20.00: Griff ins Heute.
20.10: Köln: Bunt iſt die Welt. Eine Spielerei mit Schallplatten
aus aller Welt. Zuſammengeſtellt von Dr. M. Rockenbach,
21.00: Köln: Abendmuſik. Das Funkorcheſter. Lig.: Kühn,
22.45: Köln: Unterhaltungsmuſik.
23.00: Vom Deutſchlandſender: Hörbericht vom Sechstageremen m
Sportpalaſt Berlin.
23.10: Tanz und Unterhaltung: Geſtern und heute. Das Orcheſter
und die Tanzkapelle des Weſtdeutſch. Rundfunks. Ltg.: Kühn.
24.00: Köm: Johamnes Brahms (Schallplatten!.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 20. November
9.00: Schulfunk: Stunde der Hitler=Jugend: Luſtiges Allenlet.
9.40: Selma Lagerlöf: Die alte Agnete.
10.10: Schulfunk: Blut und Ehre, von der Grundauffaſſung 4
deutſchen Jugend. (Aufnahme.)
10.50: Schulfunk: Turn= und Sporkſtunde.
11.30: Hermann Hendrich zum Gedächtnis. Ueber Leben und Schafe
fen des Malers der nordiſchen Sagen und Märchenwelt.
11.50: Zeitfunt.
15.00: Künſtleriſche Handarbeiten. Baſteleien zu Advent.
15.45: Bücherſtunde. Karl Benno v. Mechow: Vorſomme.
16.00: Breslau; Unterhaltungskonzert der Kapelle Prof. Andreopt=
17.00: Franz Köppe: Programmaufbau des Schulfunks mit An=
regungen
zum Einbau in die Schularbeit.
17.25: Ausgewählte Lieder aus der Winterreiſe. Von Schubert,
Geſang: Fred Driſſen. Am Flügel: Willi Stech.
18.00: Das Gedicht.
18.05: Jugendſportſtunde: Deutſche Jugend fliege.
18.30: Wunder im Moor. E. D. Carls: Ein Spoziergang zu
Oſtfrieslands Gärten unker Glas.
19.00: Stuttgart: Stunde der Nation: Das deutſche Volkslied.
20.00: Kernſpruch. Anſchl: Deutſchland grüßt Selma Lagerlöf.
Eine Hörfolge zum 75. Geburtstag der ſchwediſchen Dich=
terin
von Helmut Unger.
21.00: Aus der Philharmomie: Furtwängler=Konzert.
23.00; Hörbericht vom Sechstagerennen im Sportpalaſt. Berln!
Anſchl.: Köln: Tanz und Unterhaltung. Geſtern ud
heute. Das Orcheſter und die Tanzkapelle des Weſtdeutſche
Rundfunks. Ltg.: Otto Julius Kühn.

Wetkerbericht.

Ausſichten für Dienstag, den 21. November: Im weſentlichen n.
Fortdauer des trockenen Wetters mit Nachtfroſt.

Haupiſchriftleltung: Rudelf Maupe
Verantwortlich für Politik und Wiriſchaff: Rudolf Mauve; für Feuiſſeion, Reich 4
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhman
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauefi
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nettei
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämilſch in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Todes=Anzeige.
Ein ſanfter Tod erlöſte von langem, ſchweren
Leiden meinen treuen Mann und Lebensgefährten,
unſeren heißgeliebten Vater
Otto Sachs
Syndikus a. D.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Maria Sachs
Tuſſy Rabenalt
Tamara Heinrichs
Arthur Maria Rabenalt, Berlin
Dr. Erich Heinrichs, Schweinfurt
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 21. Nov.,
nachmittags 2½ Uhr, auf dem alten Friedhof ſtatt.
von Beileidsbeſuchen bitten wir höfl. abſehen
zu wr.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meinen lieben Mann.
unſeren treuſorgenden Vater,
Bruder, Schwiegervater, Groß=
vater
, Schwager und Onkel
Herrn
Joſeph Kuhn
im Alter von 56 Jahren plötz=
lich
und unerwartet in die
Ewigkeit abzurufen.
Im Namen d.trauernden Hinterbliebenen
Frau Anna Kuhn
Darmſtadt, 18. Nov. 1933.
Liebfrauenſtr. 84.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 21. Nov. 1933, nach. 3½ Uhr,
auf dem Waldfriedhofſtatt. 14032

Kriegerverein
Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
3300 Gerſtenkörner

AmSamstag verſchied unſerKamerad
und langjähriges treues Mitglied
Friedrich Steiger
Die Beerdigung findet am Dienstag,
21. ds. Mis., nachm. 2 Uhr, auf dem
Friedhof an der Nd.=Ramſtädterſtr.
ſtatt. Wir bitten um zahlreiche Be=
teiligung
. Der Vorſtand. (14433

Die erste Pflicht
Dem Augenlicht!
(10471a
Optiker
Sagette
Schuchardstraße 11.

etwa gehören zur Herſtellung eines
halben Liters Köſtritzer Schwarzbier,
daher der Nährwert dieſes von vielen
tauſend Rrzten ſtändig empfohlenen
Haustrunkes. Köſtritzer Schwarzbier,
herb, appetitanregend, nicht ſüß,
ſchafft Lebensluſt und Arbeitsfreude,
es iſt für Kranke, Schwache, Nervöſe,
Blutarme, Bleichſüchtige und
ſtillende Mütter das geeignetſte Kräf=
tigungsmittel
.
Bertrieb: Georg Herth, Stiftſtr. 89, Fern=
ſprecher
1244; H. Oſtertag, Hügelſtr. 27,
Fernſprecher 2468.
(TV. 11345

ein=
srtige
114
Chiltel gegen K
schmerzen, Migröne
Newvenschmerzen, Un
hogen und Schmers
stände. Seit Jahrzehr
behaupietsichCitrovor
dank seiner anerka
raschen und milden V
kung. Stels bekömmlie
unschäsllich für Herz
Mogen. Sie sollten C
halb das bewähnte Cit
venille inmer zur Hie
haben. In allen Apoihel

[ ][  ][ ]

Montag, 20. November 1933

Nr. 322 Seite 5

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

geſchlagen!
die Tiogelolſen i gaia de
Nach der Schlappe gegen Vorwegen ein erfreulicher Sieg unſerer Fußballer über die Schweizer Nationalelf.
25000 Zuſchauer auf dem Grashopperplag. Faboriten=Niederlagen in den Kämpfen der Gauliga.

Berdienker Sieg in Zürich.

In der langen Fußballgeſchichte der Schweiz hat man wohl
och kein Länderſpiel erlebt, das ein derartiges Fieber unter
in Maſſen hervorgerufen hätte. Ganz Zürich ſtand am Sonntag
iter dem Eindruck des 18. Fußballkampfes zwiſchen Deutſchland
id der Schweiz. 10 000 Menſchen kamen von auswärts, mit
15 000 Zuſchauern war der wundervolle Platz der Gras=
ppers
bis über die Grenzen ſeines Faſſungsvermögens hinaus
zerfüllt und weitere 10 000 Menſchen hätten gerne das Spiel
ſehen, wären ſie noch unterzubringen geweſen. Das Wetter war
eal und befriedigend auch der Spielboden. Als kurz vor 14.30
hr die beiden Mannſchaften dicht hintereinander erſchienen,
urden ſie von einem herzlichen Beifall begrüßt. Zentralpräſi=
nt
Eicher begrüßte die Mannſchaften und ehrte dann den
türmer Xam Abegglen für ſeine 50malige Mitwirkung in einer
weizeriſchen Ländermannſchaft mit der Ueberreichung eines
ertvollen Oelgemäldes. Anſchließend wandte ſich dann die
utſche Mannſchaft nach beiden Längsſeiten zu und entbot dem
tblikum den deutſchen Gruß. Er wurde mit Beifall aufgenom=
eu
, einzelne wenige Pfiffe waren kaum zu hören.
Als gleich darauf der italieniſche Schiedsrichter Barlaſſini
Spielführer zur Wahl pfiff, formierten ſich die Mannſchaften
den zuletzt angekündigten Aufſtellungen. Bei der Schweiz
nd für den verletzten Torhüter Séchehaye Huber ( Grashop=
rs
) zwiſchen den Pfoſten. Dann nahm die Schweiz bereits nach
Minuten inſofern noch eine Umſtellung vor, als ſie Hoch=
aſſer
wieder in die Mitte ſtellte und Kielholz auf halbrechts
rmen ließ.
Totloſe erſte Halbzeit.
Gleich nach dem Anſtoß der Schweizer bemächtigten ſich die
utſchen Stürmer des Leders und man ſah nun fünf Minuten
ig die Adlerträger mit friſchem, lebendigen Spiel in Front.
dieſer Zeit hätte unbedingt ein Führungstreffer erzielt wer=
u
müſſen, aber eine ganze Serie von guten Chancen wurde
rgeben, Raſſelnberg tat ſich darin beſonders hervor, er war
Schuß ſehr unſicher. Schon bald ging dann die Schweiz von
rer in den letzten Länderſpielen ſtets beobachteten Taktik ab.
ährend ſie ſonſt ſich in der erſten Halbzeit auf die Defenſive
ſchränkte und erſt nach der Pauſe alle Kraft auf den Angriff
arf ſtürmte ſie jetzt ſchon entſchloſſen vor. Der Kampf war in
er Folge bis zur Pauſe ſehr wechſelvoll und lebhaft, zeitweilig
ſurde er auch recht hart geführt. Es gab auch zahlreiche Frei=
öße
gegen beide Mannſchaften. Die Qualität des Spieles ließ
ſwas zu wünſchen übrig, man ſah nur wenig techniſche Fein=
iten
. Beſtimmt wurde der Gang des Spieles auf beiden Seiten
rch die Verteidiger, die hüben wie drüben ſehr wirkungsvoll
beiteten und den meiſt zu lange mit dem Schuß zögernden
ürmern immer wieder in die Parade fuhren. Dennoch gab es
* beiden Toren wiederholt kritiſche Situationen Einmal ver=
Huber den Ball, aber Raſſelnberg konnte das Leder nicht in
8 leere Tor bringen. Wenig ſpäter konnte Huber einen Bom=
nſchuß
Lachners nur mit Mühe über die Torlatte weg zur
ie fauſten. Auf der anderen Seite wäre Jakob zehn Minuten
r dem Wechſel um ein Haar geſchlagen worden, als er ſich
jen einen ungefährlichen Ball Hochſtraſſers recht unſicher zeigte
e meiſten Angriffe wurden in dieſer Spielzeit ſowohl bei den
utſchen, wie bei den Roten von den Linksaußen Heidemann
v. Rochat vorgetragen. Rochat erntete für ſchöne Manöver oft
haften Beifall.
Zwei deutſche Treffer nach der Baufe.

Wenn die deutſche Mannſchaft in der erſten Halbzeit leicht
täuſcht hatte, ſo übertraf ſie nach der Pauſe alle Erwartungen.
ließ ſich von dem großen Elan, den die Eidgenoſſen nach dem
chſel entfalteten, nicht aus dem Konzept bringen. In einem
pungvollen, techniſch und taktiſch immer beſſer werdenden Spiel
rf ſie den Gegner völlig zurück. Abgeſehen von wenigen Phaſen,
denen die Eidgenoſſen zu verzweifelten Gegenangriffen ſchrit=
beherrſchte
unſere Mannſchaft in dieſer Halbzeit des Kampfes
Roten völlig. Verteidigung und Läuferreihe arbeiteten ſehr
g. Die Läuferreihe war in der Abwehr ſehr ſtark, ſie tat aber
über hinaus auch alles, um den Angriff zu unterſtützen. Der
Urm wirkte bis auf den Linksaußen Heidemann, der ſtark nach=
3, ſehr einheitlich. Die beiden Süddeutſchen auf dem rechten
igel verſtanden ſich mit den beiden Benrathern ausgezeichnet.
Der Führungstreffer für unſere Elf ließ allerdings noch lange
ſich warten, da die Schweizer in der Abwehr Großes leiſteten,
vohl ihr Mittelläufer Gölardoni einmal nach einem Zuſammen=
III mit Hohmann verletzt ausſcheiden mußte und erſt nach 12
nuten wiederkam. Die Deutſchen erzielten Eckball um Eckball
2 auch mancher gute direkte Schuß wurde abgewehrt. Zwiſchen=
Ech gab es einige ſehr energiſche Angriffe der Schweizer. End=
fiel
in der 28. Minute der erſte Treffer. Im Anſchluß an eine
itere Ecke gab es ein Gedränge, Hohmann erwiſchte das
der und fand kurz entſchloſſen mit einem ſehr ſcharfen Schuß in
* Abwehrmauer des Gegners eine Lücke. Die Schweizer ſetzten
ort mit heftigen Gegenangriffen ein, doch ließ die deutſche Elf
ht locker. Sie ſtürmte immer wieder vor und entſchied ſchließlich
der 40. Minute endgültig das Treffen. In einem Gedränge
r dem Schweizer Tor entſtand hohe Gefahr und als Hufſchmidt
mit einem verzweiſelten Sprung bannen wollte, lenkte er das
der ins eigene Tor. Die Roten gaben ſich aber noch nicht ge=
lagen
, ſie ſetzten noch einmal alles auf eine Karte und erzwan=

gen auch noch einige Ecken. Aber die deutſche Verteidigung hielt /
ſtand.
Der einheitlichere Sturm entſchied den Kampf.
Die deutſche Ländermannſchaft, die nach den Spielen gegen
Belgien und Norwegen erſtmalig wieder in der Hauptſache aus
ſüddeutſchen Spielern beſtand, hat einen ſehr ſchönen Erfolg er=
rungen
. Die Schweizer von heute ſind nicht mehr der ſchwache
Gegner, der vor drei und vier Jahren von Deutſchland 7:1 und
5:0 geſchlagen wurde. Sie haben ſich inzwiſchen wieder beträcht=
lich
verbeſſert und in der Länderſpiel=Liſte der Eidgenoſſen aus
den beiden letzten Jahren ſteht mancher große Sieg über ſtarke
Gegner verzeichnet. Doppelt ſchwer aber iſt es, in Zürich zu ge=
winnen
. Man weiß, wie bitter es den Eidgenoſſen iſt, gerade
gegen Deutſchland zu verlieren, und welche Anſtrengungen ſie 03 Vorw.,/Raſenſp. Gleiwitz 1:0.
machen, eine Niederlage gegen den nördlichen Nachbarn, die ſie
geradezu als ein nationales Unglück empfinden, zu vermeiden.
Selten haben es aber die Schweizer einer deutſchen Mann=
ſchaft
ſo ſchwer gemacht, wie diesmal. Die Roten kämpften mit
einer vorbildlichen Hingabe, ſie boten aber auch eine gute Ge=
ſamtleiſtung
. Um ſo höher iſt der Sieg unſerer Mannſchaft einzu=
ſchätzen
. In der deutſchen Mannſchaft fanden ſich die ſüd= und
weſtdeutſchen Elemente zu einer glücklichen Einheit zuſammen. In
dieſer Elf fiel lediglich der junge Bonner Linksaußen etwas ab.
Er ſpielte jedoch nicht ſchlechter als ſonſt, es, war ihm lediglich
nicht möglich, ſeine Kräfte über das Normalmaß hinaus zu ſtei=
gern
, wie man es bei den übrigen Leuten nach der Pauſe ſah.
Die Geſamtleiſtung der Deutſchen vereinigte die Tugenden: Elan,
Begeiſterung, Schnelligkeit, Schußvermögen, gute Ballbehandlung
und feines Gefühl für taktiſche Manöver. Es machte ſich hier im
Gegenſatz zum letzten Ländertreffen in Magdeburg bei den Deut=
ſchen
vorteilhaft bemerkbar, daß ſie mehr international erfahrene
Leute in ihren Reihen hatten.
Bei einer Einzelkritik der Spieler
iſt zu ſagen, daß Jakob im Tor verhältnismäßig wenig beſchäftigt
wurde. Er zeigte ſich mit einer kleinen Ausnahme abſolut ſicher.
Die Verteidigung war der beſte Mannſchafts=
der
Klarheit ſeiner Abſchläge. Die drei Läufer, die ſehr angenehm
einſchlugen, waren ſich ziemlich ebenbürtig, nur Eiberle, dem üb=
rigens
die Schweizer ein etwas zu hartes Spiel vorwarfen, ſtand
um eine Kleinigkeit nach. Den ſchwerſten Poſten hatte hier Gram=
lich
, der dem beſten ſchweizeriſchen Stürmer, dem Linksaußen Ro=
chat
, gegenüberſtand. Im Sturm war der Neuling Lehner eine
ſehr erfreuliche Ueberraſchung. Er übertraf den Bonner Heide=
mann
auf dem anderen Flügel, der nur ſelten im Bilde war, um
eine volle Klaſſe. Lachner entpuppte ſich diesmal als große Schuß=
kanone
. Er hatte einigemale Pech, trug dann aber entſcheidend
zum zweiten Treffer bei. Hohmann und Raſſelnberg fügten ſich in
das ſüddeutſche Element gut ein, ohne jedoch die gleiche techniſche
Reife zu beſitzen, Raſſelnberg war im Schuß ſehr unſicher, ſonſt
hätte Deutſchland gut und gern auch noch höher gewinnen können.
Bei den Schweizern bot ebenfalls das Abwehrtrio die
beſte Leiſtung. Huber im Tor hatte dreimal ſoviel Arbeit als
Jakob und ließ vergeſſen, daß er nur als Erſatz für Söchehaye
zwiſchen den Pfoſten ſtand. Die Läuferreihe arbeitete ſehr hin=
gebungsvoll
, erreichte aber in dem Aufbau der Angriffe nicht das
Format der Deutſchen. Die Stürmer waren ſoweit ganz gut, nur
zögerten ſie oft zulange mit dem Schuß. Beſter Mann war Rochat,
ſchwächſter Müller.
Mit der Leiſtung des italieniſchen Schiedsrichters Barlaſſina
konnte man ſehr zufrieden ſein.
Die Fußhall=Ergebniſſe.
Städteſpiele:
Hamburg: Hamburg Berlin . .
2:2
Danzig: Danzig Warſchau
2:0
Gauliga=Verbandsſpiele in Süddeutſchland.
Gau Südweſt: Boruſſia Neunkirchen SV. Wiesbaden 1:0
FSV. Frankfurt Sportfr. Saarbrücken . . . . . . 5:2
FSV. Mainz 05 FK. Pirmaſens . . . ."
2:3
Al.=Ol. Worms Eintracht Frankfurt . . . . . . . 3:3
1. FC. Kaiſerslautern Kickers Offenbach . . . . . 2:3
Gau Baden: Karlsruher FV. Phönix Karlsruhe 0:2. Frei=
burger
FC. V.f.B. Mühlburg 1:1. V.f.L. Neckarau SV.
Waldhof 1:1.
Gau Württemberg: Stuttgarter Kickers V.f.B. Stutt=
gart
1:4. FC. Birkenfeld Vf.R. Heilbronn 2:2. Ulmer FV.
Union Böckingen 2:5.
Gau Bayern: SV. Nürnberg Wacker München 2:3. Würz=
burger
FV. 04 1. FC. Nürnberg 0:2.
Gau Mittelrhein; Kölner SC. 99 FV. Neuendorf 3:1.
Rhenania Köln Mülheimer SV. 0:1. Eintracht Trier
Kölner C.ſ.R. 1:1.
Gau Nordheſſen: Hermannia Kaſſel SC. 03 Kaſſel 2:3.
Boruſſia Fulda Kurheſſen Kaſſel 7:2. Kurheſſen Marburg
Hanau 93 2:4. Vf.B. Friedberg Heſſen Hersfeld 2:1.
Sport Kaſſel Spielverein Kaſſel 3:1.
Privatſpiele: Vf.R. Mannheim Wormatia Worms (Sa.)
2:4. Blue Stars Zürich SSV. Ulm (Sa.) 2:3. Bayern
München SV. Feuerbach 4:2. SC. Stuttgart Germania
Brötzingen Hi1, SpPgg. Landshut München 1860 3:2.

Fußball im Reich.
Gau Oſtpreußen: V. f. B. Königsberg Gedania Danzig 5:2.
Städteſpiele: Inſterburg Königsberg 3:3. Allenſtein
Elbing 5:2. Tilſit Gumbinnen 3:5. Lyck Raſten=
burg
5:3.
Gau Pommern: Städteſpiel Stettin Kolp 0:0. V.f.L. Stettin
Preußen Stettin 2:2. Viktoria Stralſund Greifswalder
SC. 0:4. Viktoria Kolberg Preußen Köslin 13. Phöni=
Köslin Hubertus Kolberg 0:6.
Gau Brandenburg: Städteſpiel Forſt Berlin 2:10. Viktoria 89
BV. Luckenwalde 4:1. Vf.B. Pankow Cottbus=Süd 1:0.
Union Oberſchöneweide. Wacker 04 0:5. Spandauer SV.
Hertha BSC. (Geſellſchaftsſpiel) 4:5.
Gau Schleſien: SV. Hoyerswerda STC. Görlitz 1:1. Ratibor
Gau Sachſen: Dresdener SC. SuBC. Plauen 5:0. SpVgg. Fal=
kenſtein
Guts Muts Dresden 23. V. f. B. Glauchau
Wacker Leipzig 2:1. V.f.B. Leipzig SC. Planitz 7:1. Chem=
nitzer
BC. Polizei Chemnitz 1:4.
Gau Mitte: SC. Erfurt Fortung Magdeburg 2:3. Viktoria96
Magdeburg SpVgg. Erfurt 1:1. Preußen Magdeburg
Vf.L. Bitterfeld 1:1. Wacker Halle 1. SV. Jena 6:0. Merſe=
burg
99 Steinach 08 2:2.
Gau Nordmark: Schwerin 03 Altona 93 3:2. Boruſſia Kiel
Polizei Lübeck 3:5. Hamburg Berlin (alte Herren) 2:1
Gau Niederſachſen: Vf.B. Peine Werder Bremen 1:3. Han=
nover
96 Arminia Hannover 277. Komet Bremen Ein=
tracht
Braunſchweig 4:0. Göttingen 05 Bremer SV. 2:5.
Algermiſſen 1911 Hildesheim 06 1:1.
Gau Weſtfalen: SV. Höntrop Schalke 04 1:1. DSC. Hagen
Arminia Bielefeld 1:0. Preußen Münſter Sportfr. 95 Dort=
mund
2:2.
Gau Niederrhein: Hamborn 07 Fortung Düſſeldorf 3:2. Preu=
ßen
Eſſen Boruſſia Gladbach 1:1. Rheydter SV. Schw.=
Weiß Eſſen 1:3. Preußen Krefeld Duisburg 99 3:1. Schw.=
Weiß Barmen Alemannia Aachen 2:2.
*
Bei den Punktekämpfen gab, es in den ſüd= und ſüdweſt=
deutſchen
Gauligen vielfach ein verkürztes Programm. Dennoch
teil. Haringer übertraf den ſolid ſpielenden Wendl noch mit fehlt es auch diesmal nicht an einer ſtattlichen Zahl von Reſul=
taten
, die eigentlich unerwartet kamen. In einigen Fällen hat
auch der Tabellenführer wieder gewechſelt. So auch im Gau
Südweſt, wo der SV. Wiesbaden nach ſeiner 0:1=Niederlage
in Neunkirchen wieder zurückgefallen iſt. Die Spitze hält hier
der FK. Pirmaſens mit 11:7 Punkten vor dem wieder vorge=
rückten
FSV. Frankfurt mit 10:6 Punkten. Pirmaſens erfocht
in Mainz am Fort Bingen einen wertvollen 3:2=Erfolg. Da=
bei
ſpielten die Pfälzer nach der Pauſe nur mit zehn Mann und
Mainz kam lediglich durch zwei Elfmeter zu ſeinen Gegentoren.
Auch der FSV. Frankfurt hatte nach dem Verluſt ſeines guten
Läufers Schweinhart von der 8. Minute ab nur noch zehn Mann
im Felde und ſchlug doch die Saarbrücker Sportfreunde glatt
5:2 (1:0). Die Frankfurter Eintracht mußte in Worms gegen
AO. Worms ohne den Internationalen Gramlich ſpielen und war
glücklich, als ſie ein 3:3 ſicher hatte. Der Verteidiger Stubb ſchoß
den Ausgleichstreffer.
In Baden erlitt der bisher mitführende Karlsruher FV.
im Lokalkampf gegen Phönix eine unerwartete 0:2=Niederlage.
Phöni ſchoß die beiden Treffer vor der Pauſe und verſtärkte dann
ſpäter ſeine Abwehr durch die beiden Halbſtürmer. Zuſammen
mit dem SV. Waldhof, der gegen den VfL. Neckarau ein 1:1 e=, liegt Phönix nun mit einem Punkt Vorſprung vor dem
KFV. an der Tabellenſpitze.
In Württemberg hat ſich Union Böckingen mit einem
bemerkenswerten 5:2=Sieg über den Ulmer FV. an die Spitze
geſchoben. Die Stuttgarter Kickers, die bis heute zuſammen mit
dem FV. Feuerbach die Rangliſte anführten, wurden vom VfB.
im Lokalderby unerwartet hoch mit 4:1 (2:0) beſiegt.
In Bayern gab es nur zwei Punktekämpfe, die aber inſo=
fern
Einfluß auf die Tabelle hatten, als es dem 1. FC. Nürn=
berg
durch einen 2i0=Sieg in Würzburg über FV. 04 gelang,
ſich hinter München 60 auf den zweiten Platz vorzuſchieben.
Ueberraſchend kam die 2:3=Niederlage, die ſich der ASV. Nürn=
berg
auf eigenem Platze gegen den Tabellenletzten Wacker Mün=
chen
holte.
Nordheſſen meldet das Erwachen des Altmeiſters Bo=
ruſſia
Fulda, der mit einem 7:2=Sieg über die immerhin recht
ſtarken Kurheſſen aus Kaſſel aufwartete. Die Tabellenführung
hält aber immer noch der FC. 93 Hanau, der in Marburg über
die dortigen Kurheſſen 4:2 ſiegte. Auch der zweite, ehedem ſüd=
deutſche
Club der Nordheſſen=Gauliga, der VfB. Friedberg, war
wieder erfolgreich. Er ſchlug Heſſen Hersfeld knapp 2:1.

Gauliga=Tabelle.

XIII (Südweſt).
FK. Pirmaſens 27:12 11:7 FSV. Frankfurt 19:. 114 10:6 Kickers Offenbach 11:10 9:5 SV. Wiesbaden 15: :13
13 9:7 Eintracht Frankfurt 1411 9:7 FC. Kaiſerslautern 24:: :26 9:9 Wormatia Worms 9:. 12 8:6 Phönix Ludwigshafen 13: 7:7 Sportfr. Saarbrücken 18:1 22 7:11 Boruſſia Neunkirchen 1456 6:10 A.=O. Worms. 13:19 6:10 SV. 05 Mainz 17:19 5:11 [ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 322

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 20. November 1933

Zußball in Skarkenburg.
Bürſtadt klar in Führung Dieburg im Hintergrunde?!
Polizei Darmſtadt VfR. Bürſtadt 0:1 (0:0).
Olympia Lorſch Sportverein 98 Darmſtadt 2:2 (0:1).
Spgg. Haſſia Dieburg Olympia Lampertheim 4:2.
Germanig 03 Pfungſtadt FC. 07 Bensheim 2:3 (2:2).
Viktoria Urberach Sportvgg. 04 Arheilgen 0:0.
.... in anderen Gruppen.
Sovgg. 05 Oberrad FV. 06 Sprendlingen 4:3.
Kickers=Viktoria Mühlheim 1. FC. Langen 3:1.
Viktoria Walldorf FV. 03 Mainz=Mombach 2:1.
In der Bezirksklaſſe Südheſſen iſt am Sonntag ſo etwas wie
eine Vorentſcheidung gefallen. Der VfR. Bürſtadt brachte es mit
Glück fertig, ſich mit einem 1:0=Sieg aus Darmſtadt von der Poli=
zei
beide Punkte zu holen und liegt nun klar in Führung vor
ſeinem alten Widerſacher. Fach unbeachtet von allen hat ſich
aber auf einmal Haſſia Dieburg auf den zweiten Platz gebracht.
Die Dieburger holten gegen Olympia Lampertheim mit 4:2 den
erwarteten Sieg heraus. Sie haben noch kein Spiel verloren und
liegen mit dem VfR. Bürſtadt nach Verluſtpunkten gleich, ſind
alſo ſtark zu beachten. In Lorſch brachte der Sportverein 98
mit ſeinem 2:2 eine famoſe Leiſtung zuſtande, die darauf ſchließen
läßt, daß die 98er weiter bei der Spitze bleiben werden. Lorſch
iſt wieder mit der Darmſtädter Polizei punktgleich geworden. Am
unteren Teil der Tabelle hat es einen kleinen Umſchwung ge=
geben
. Pfungſtadt hatte es in der Hand, gegen Bensheim zu ge=
winnen
, vergab ſich aber durch zuviel Einzelſpiel den möglichen
Erfolg; mit 3:2 blieb Bensheim in dem ſtreckenweiſe recht rauh=
beinigen
Spiel verdienter Sieger und hat Anſchluß nach der Mitte
gefunden. In Urberach gab es das erwartete Unentſchieden zwi=
ſchen
Viktoria Urberach und Arheilgen; das Ergebnis ſpricht mehr
für Arheilgen. Im übrigen gibt die nachſtehende Tabelle ein deut=
liches
Bild von der Lage.
Aus den Nachbargruppen iſt die knappe Niederlage 3:4 Sprend=
lingens
in Oberrad zu erwähnen und der 2:1=Sieg Walldorfs über
den Tabellenführer Mombach. Die Walldörfer ſpielen alſo auch im
neuen Tätigkeitsgebiet die alte Rolle des Hechtes im Karpfen=
teich
.
Die Südheſſen=Tabelle nach dem 19. November:

VfR. Bürſtadt 18:4 12 Haſſia Dieburg 18:12 10 Polizei Darmſtadt 16:6 10 Olympia Lorſch 23:15 10 SV. 98 Darmſtadt 14:13 Olympia Lampertheim 4 14:13 FC. 07 Bensheim 4 6:16 Viktoria Urberach 3 12:19 Spvgg. 04 Arheilgen 3 11:11 Germ. 03 Pfungſtadt 10:31 Starkenb. Heppenheim 1 1 5 14:16

Bürſtadts glücklicher Sieg in Darmſtadk.
Polizei Darmſtadt V.f.R. Bürſtadk 0:1 (0:0).
* In der Vorſchau war geſagt, daß in dieſem für die
Tabellenführung bedeutungsvollen Treffen das Glück eine maß=
zeliche
Rolle ſpielen könnte, und ſo war es: Bürſtadt hatte die=
ſe
3 Glück! Wie ſeinerzeit gegen SV. 98 kam es mit einem glück=
ihen
Treffer zu zwei wertvollen Punkten. Polizei dagegen ar=
tete
zahlreiche Torchancen heraus, die ſtets um die berüchtigte
Haaresbreite vergeben wurden. Schon bei Halbzeit mußte Poli=
zei
eigentlich 2:0 in Führung liegen, doch Fortung war ihr un=
.idig.
Bei recht gutem Zuſchauer=Beſuch legten nach dem Anpfiff
voi Beſt=Höchſt a. M., der oft zu ſpät trillerte und beim An=
zehen
des Torwächters etwas nachſichtig war, beide Mannſchaf=
1e: mit einem Höllentempo los, das die ganze Halbzeit unver=
m
ndert anhielt. In der zweiten Hälfte allerdings beſaßen die
iſte etwas mehr Reſerven als die grüne Sturmreihe, die ſich
ſcheinend bei dieſer Taktik verausgabt hatte. In wunder=
ſ
önem Angriff bricht ſofort die rechte Seite der Polizei durch,
2h Schupps Schuß knallt an die Außenlatte, und wenige
Augenblicke ſpäter hat er das gleiche Pech. Dann nimmt der
mutige Gäſtetorwart eine gefährliche Flanke Göbels aus der
uft und lenkt wenig ſpäter gerade noch zur erſten Ecke für
olizei. Gut hereingegeben, landet der Nachſchuß von Matthes
hinter dem Gehäuſe. Nun greifen auch die Gäſte ſtürmiſcher an,
kommen jedoch zunächſt nicht zu einem geſunden Schuß, da die
ausgezeichnete grüne Deckung ſtets dazwiſchenfährt. Auf der
ideren Seite endet ein ſchneller Durchbruch von Kaltwaſſer
Müller im Aus, und wieder ſchießt Pfeiffer knapp neben den
Ffoſten. Bei einer gefährlichen Situation iſt Ludwig aus dem
Püirſtädter Tor gelaufen, doch die unverhoffte Rechtsflanke aufs
leere Häuschen ſtreicht hart an der Latte vorbei. Das Pech der
Folizeiſtürmer iſt zentnerſchwer; trotz der ausgezeichneten Gäſte=
Seckung kommen ſie dauernd in gefährliche Schußſtellung: Pfeiffer
knallt an die Latte, und ein Bombenſchuß von Göbel endet im
Seitennetz. Nach einer ſchönen Parade von Ludwig erwiſcht
OIchupp das zu kurz abgefchlagene Leder und ſchießt aber aus
Metern Entfernung knallt der Ball wuchtig auf den Tormann.
weimal bannt Ludwig ſcharfe Schüſſe nur dadurch, daß er ſich
uf den Ball wirft, denn ſtets iſt Kaltwaſſer vor ihm. Dann ver=
daßt
Emig, der ausgezeichnete Halbrechte der Gäſte, freiſtehend
den Ball. Noch einmal kommt Pfeiffer zum Schuß, doch wieder
ſt Ludwig zur Stelle und hält vor der Linie. Der Gäſtetorwart
dar der beſte Mann in der erſten Halbzeit.
Nach Wiederbeginn drückt Bürſtadt erſichtlich aufs Tempo,
laut aber bald ab und verlegt ſich auf verſtärkte Verteidigung
iit gelegentlichen Durchbrüchen. Polizei kommt zur zweiten Ecke,
Vürſtadt anſchließend an einen Strafſtoß zur erſten. Beide wer=
den
abgewehrt. Mit mutigem Wurf hält Ludwig einen ſcharfen
Strafſtoß auf der Linie, um dann wieder einen Bombenſchuß
von Müller unſchädlich zu machen. In der 16. Minute der
zweiten Hälfte fällt dann die Entſcheidung: In
einem raſchen Durchbruch kommt Bürſtadt in den Strafraum,
zweimal werden Schüſſe auf das Tor abgewehrt, doch dann lenkt
der Rechtsaußen Fettel den Ball unhaltbar für Klein in die
Torecke. Es war das einzige Tor des Treffens. Polizei wird in
der Abwehr etwas nervos und hart. Bürſtadt kommt zu zwei
Eckbällen, die jedoch nichts Zählbares ergeben. Der Polizei=
ſturm
greift nun wieder energiſcher an, kommt jedoch durch das
blitzſchnelle Dazwiſchenſpurten der verſtärkten Gäſteabwehr kaum
zu guten Schußgelegenheiten. Eine herrliche Abwehr zeigen
LudwigGuckmus bei einem gefährlichen Durchbruch der linken
Sturmſeite. Die 4. Ecke der Gäſte landet hinter dem Tor, und
die 5. Ecke wird zu ſchwach aufs Tor geköpft. Dann vergibt der
Gäſteſturm eine gute Chance. Als Ludwig mit dem Ball über
den Strafraum hinaus läuft, verhängt Beſt korrekt einen Straf=
ſtoß
. Der ſcharf getretene Ball wirft zwar Ludwig faſt in den
Kaſten, aber nur faſt. In den Schlußminuten ſpielen die Gäſte
auf Zeit, und der grüne Sturm iſt mutlos in das Schickſal er=
geben
, das ihm das verdiente Unentſchieden verſagte.
Aus der Gäſteelf Ludwig; Guckmus, Gotha; Koch,
Schmidt, Ruh: Fettel, Emig, Hartmann, Kleber, Kratz ragten
mit beſonders guten Leiſtungen Ludwig, Schmidt, Emig und
Hartmann hervor. Kleber war im Kurſiſten=Spiel am Mittwoch
beſſer in Fahrt. Die ſchnelle, techniſch ſehr gute und kämpferiſche
Elf ſtellte eine ſchlagſichere und taktiſch tadelloſe Abwehr, wobei
die Aufbauarbeit der geſamten Läuferreihe befriedigte. Der
Sturm kombinierte ſchnell und ſehr geſchickt, manchmal allerdings
vermißte man den fälligen Kernſchuß der Innenſtürmer.
Das Schlußdreieck der Polizei ſchaffte aufopfernd und
einwandfrei, ebenſo die Außenläufer. Matthes als Mittelläufer
war zwar heute beſſer als am Mittwoch, aber nach der Pauſe

zeigte er zahlreiche ſchwache Momente. Der Sturm war in der
erſten Hälfte untadelhaft. Pfeiffer in der Mitte verteilte ausge=
zeichnet
, Kaltwaſſer und Schupp ſchoſſen aus allen Lagen, wenn
auch unglücklich, mit Göbel hatte Ruh ſeine ſchwere Arbeit, und
Müller war als Außen am gefährlichſten. Nach der Pauſe klappte
es im Innenſturm weniger vortrefflich. Für die kommenden
Spiele ſtehen wieder Seipp und Bönſel zur Verfügung. Auch
mit der heutigen Niederlage, die noch immer Polizei auf dem
dritten Platz ſieht, iſt der Weg nach vorn noch nicht verbaut.
Er muß mit Energie und taktiſcher Wendigkeit heute ſchien
mir der unvermindert andauernde letzte Einſatz der Kräfte in
der erſten Halbzeit an der Niederlage nicht ſchuldlos weiter=
geſchritten
werden.
Olympia Lorſch SV. 98 Darmſtadk 2:2 (0:1).
Den 98ern hatte man zu dieſem Spiel in Lorſch wenig oder
keine Chancen mit auf den Weg gegeben, zumal Lorſch noch am
Vorſonntage in Pfungſtadt einen hohen Sieg zuſtande brachte.
Die Darmſtädter ſchienen ſich jedoch herzlich wenig darum zu
kümmern und brachten es fertig, trotz drei Erſatzleuten, aus
Lorſch einen Punkt mitzubringen, nachdem die Elf bis in die
zweite Hälfte hinein ſogar in Führung lag. Die Leute vom
Böllenfalltor lieferten in der Hauptſache vor der Pauſe ein gutes
Spiel, was den Erfolg auch verdient erſcheinen läßt. War in
den vergangenen Spielen ſtets die Hintermannſchaft der beſte
Teil der Elf, ſo war erfreulicherweiſe bei dieſem Treffen auch
der Sturm bei der Sache, ſo daß man von einer geſchloſſeneren
Leiſtung ſprechen kann.
Lorſch ſpielte vor der Pauſe ziemlich zerfahren und erſt nach
dem Wechſel, als der Mannſchaft der Ausgleich glückte, ſah man
anſprechende Leiſtungen. Ueberragend zeigten ſich Bohrbacher als
Mittelläufer und Herth als Linksaußen.
Dem korrekten Schiedsrichter Gehring=Ludwigshafen ſtellten
ſich die Beteiligten vor zirka 400 Zuſchauern in folgender Auf=
ſtellung
: Darmſtadt: Bärenz; Eßlinger II, Kugel; Rein=
hardt
, Schnägelberger, Geiger; Hebeiſen, Staigmiller, Böhner,
Seifert, Mahr. Lorſch: Faſſoth; Schmidt I. Degen; Adrian,
Bohrbacher I, Albert; Herth, Metz, Schmidt II, Wachtel, Bohr=
bacher
II.
Nach dem Abſtoß von Lorſch müſſen die 98er ſchon die Ge=
fährlichkeit
der Olympia erkennen, aber die ſchnelle Abwehr=
arbeit
der Darmſtädter vereitelt jeden Erfolg. Das Spiel wird
ausgeglichen als ſich auch Darmſtadt findet. Schon in der ſieben=
ten
Minute kann Mahr die Führung erzielen. Trotz guter Chan=
cen
auf beiden Seiten bleibt es bis zur Pauſe bei dem knappen
Vorſprung für Darmſtadt. Nach dem Wechſel verſucht SV. 98
das Reſultat zu halten. Dieſe verkehrte Taktik erzielte Ausgleich
und Führung. Noch 5 Minuten zu ſpielen da erwachen die
98er, und Mahr erzielt in der vorletzten Minute den vielbejubel=
ten
Ausgleich. Zwar verſucht Lorſch nochmals ſein Glück mit
einem gefährlichen Angriff doch es war zu ſpät, um dem
Reſultat nochmals eine Wendung zu geben.

Am 3. Dezember empfängt SV. 98 den Karlsruher
Fußballverein, der heute den 3. Platz in der Gauligg
Baden belegt.
Kreisklaſſe 1.
Rotweiß Darmſtadt Viktoria Griesheim 3:4 (1:3),
In dieſem Spiel mußten die Rotweißen auf eigenem Platze
eine Niederlage einſtecken, die dem Verlauf nach nicht ganz ver.
dient war. Die Darmſtädter waren, trotz deutlicher Mängel in
Sturm, während des ganzen Spieles die beſſere Mannſchaft, und
ſpielten auch faſt durchweg überlegen. Griesheim gelang es, be
einzelnen Durchbrüchen Tore zu erzielen, wobei das Glück ihner
beſonders hold war. Bis zur Pauſe lagen die Gäſte trotz erdrücken
der Ueberlegenheit der Rotweißen mit 3:1 in Führung. Nach den
Wechſel gelang es den Darmſtädtern, durch zwei Tore von Haue
auszugleichen, während Griesheim mit dem Schlußpfiff den Sie
gestreffer buchen konnte. Der Schiedsrichter leitete das faire unſ
anſtändige Spiel gut.
Untere Mannſchaften: Reſ. Griesheim 2:1; A.H. Gries
heim 3:1; Schüler SV. 98 7:1.
Union Darmſtadt A.H. Union Wixhauſen A.H. 4:2 (3:0).
Union Darmſtadt (mit 10 Mann) konnte mit dieſem Reſulta
aus Wixhauſen zurückkehren. Jedoch mußten Sieg und Punkt
ſchwer erkämpft werden, denn der Gegner leiſtete ſtarken Wider
ſtand. Der Schiri, ein Herr aus Egelsbach, hätte unbedingt mey
durchgreifen müſſen. Die Junioren konnte ihr erſtes Verbands
ſpiel gegen SpVg. 04 Arheilgen mit 4:3 (2:1) für ſich entſcheiden
Hier ſind noch einige Mängel zu beſeitigen.
Turngeſ. 75 Darmſtadt SV. Roßdorf 0:2 (0:1).
Die Platzbeſitzer hatten heute einen ſchwarzen Tag. Den
trotz großer Ueberlegenheit, beſonders in der zweiten Hälfte, ver
loren ſie Spiel und Punkte. Das erſte Tor, das in der 30. Minut
fiel und zu verhüten war, brachte in die Reihen der 75er Ver
wirrung, die bis zum Ende nicht wich. Selbſt eine Umſtellun
nach Halbzeit, die den Verteidiger Hohmann, der heute wiede
ein überragendes Spiel lieferte, und der Beſte der 22 war, in der
Sturm brachte, änderte nichts an der Zerriſſenheit. Roßdorf ver
teidigte nach dem zweiten Tor ſehr zahlreich, ſo daß die 75e
Stürmer nicht durchkommen konnten. Auch waren die Gäſte der
Hieſigen körperlich weit überlegen und machten von ihrer Körper
kraft reichlich Gebrauch. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Frank
furt, pfiff zufriedenſtellend. Die 2. Mannſchaften trennten ſich 1:2
SV. Mörfelden FC. 03 Egelsbach 1:4 (0:1).
Das mit Spannung erwartete Zuſammentreffen der beider
Tabellenführer brachte einen unerwartet hohen Sieg der Gäſte=
mannſchaft
, der aber völlig verdient iſt. Während Mörfelden auf.
geregt ſpielte, zeigte ſich Egelsbach in allen Reihen gut beſetzt und
lieferte ein gutes Spiel. Die bisherigen Erfolge der Mannſchaft
werden durch dieſen neuen Sieg nur erhärtet und ſtempeln die
Mannſchaft unbedingt zum Favoriten.

Von den Handballfeldern.
wieder zu erkennen. Unglücklicherweiſe hatte Zopf, der allerdinge
auch ſchon 14 Tage an einer Grippe laboriert, einen ſehr ſchlechter
Die Handhall= Ergebniſſe.
Tag.

Eau Südweſt. Gruppe Main=Heſſen: VfR. Schwan=
heim
SV. Wiesbaden 2:3. TSG. 1885 Fechenheim SV.
98 Darmſtadt 9:8. Gruppe Saar=Pfalz: Pfalz Ludwigs=
hafen
TV. Frieſenheim 4:5. TV. 61 KaiſerslauternTgm.
Neunkirchen 6:5.
Gau Baden: TV. Hockenheim TV. Nußloch 7:7. SV. Waldhof
FC. Mannheim 08 14:2, TV. Ettlingen Tgm. Ketſch 3:2.
Tbd. Durlach Phönix Mannheim 3:4. Polizei Karlsruhe
V.f.R. Mannheim 5:10.
Gau Württemberg: Weſt: Tgſ. Stuttgart Polizei Stuttgart
19:5. Stuttgarter TV. Tbd. Cannſtadt 8:4. TV. Cann=
ſtadt
V. f. B. Stuttgart 8:6. Eßlinger TSV. Kickers
Stuttgart 5 :7. Oſt: Turngem. Geislingen Tbd. Ulm
13:3. Tbd. Ravensburg TV. Altenſtadt 6:4. Tgm. Göp=
pingen
Ulmer FV. 94 7:6. Tbd. TailfingenSSV. Ulm 9:6.
Gau Bayern: Nordbayern: SpVgg. Fürth TV. 1860 Fürth
9:3. TV. Leonh. Sondersbühl Pol. Nürnberg 9:9. Tbd.
Mögeldorf MTV. Fürth 7:7. Südbayern ( Winter=
hilfsſpiele
): Ingolſtadt Stadt=Elf München kombin. 14:3.
Pfaffenhofen/Pol. MünchenMünchen komb. 4:7. FC. Bruck)
1860 München München komb. 16:10.
Gau Mittelrhein: TV. Urmitz Weſtmark Trier 7:4. SSV. Mül=
heim/Koblenz
TV. Tiefenſtein 1:4. TV. Algenrodt Ein=
tracht
Bad Kreuznach 13:5.
Gau Nordheſſen: Kaſſeler Tgm. Kurheſſen Kaſſel 17:13. Sport=
club
03 Kaſſel TV. 61 Eſchwege: kampflos für Eſchwege.
Heſſen/Preußen Henſchelwerke Kaſſel 8:2.
Die 2. Riederlage des Sp. 98 Darmſtadt
Im Gau Südweſt kamen in jeder der beiden Gruppen
nur zwei Spiele zum Austrag. In der Gruppe Main= Heſ=
ſen
endeten beide Spiele mit Ueberraſchungen. Der Kampf zwi=
ſchen
den beiden punktgleichen Tabellendritten, VfR. Schwanheim
und SV. Wiesbaden, wurde in Schwanheim zugunſten der
Wiesbadener entſchieden. Mit 3:2 blieben die Kurſtädter über
die unvollſtändig antretenden und ſich erſt während des Spieles
ergänzenden Schwanheimer ſiegreich. Eine noch größere Ueber=
raſchung
bildet aber der Sieg der TSG. 1885 Fechenheim mit
9:8 über den faſt komplett antretenden Sportverein 1898 Darm=
ſtadt
. In einem recht ſpannenden harten Treffen ſiegten die
Fechenheimer, die das bisher beſte Spiel der Saiſon lieferten,
nicht unverdient.
In der Gruppe Saar=Pfalz fielen die Treffen in Mer=
zig
und Malſtatt aus, weil die einreiſenden Mannſchaften, Og=
gersheim
und VfR. Kaiſerslautern, nicht im Beſitze der jetzt zur
Einreiſe ins Saargebiet erforderlichen Erlaubnis waren. Das
wichtigſte Treffen führte Pfalz Ludwigshafen und den DT.= Alt=
meiſter
TV. Frieſenheim zuſammen. Ludwigshafen verlor
4:5 (2:2) und teilt ſich jetzt relativ mit Ludwigshafen in den
zweiten Platz; noch ohne Punktverluſt iſt der VfR. Kaiſerslautern.
Der TV, 61 Kaiſerslautern ſchlug die Turngemeinde Neun=
kirchen
knapp mit 6:5.
Tgeſ. Fechenheim SV. 98 Darmſtadt 9:8 (5:4).
In dieſem mehr wie typiſchen Punktkampf mußte der Sport=
verein
mit folgender Beſetzung antreten: Henß; Dittmar, Zopf;
Klöß, Delp, Hepting; Boß, Werner, Fiedler, Freund, Engel, alſo
ohne Ploch, der im Examen ſteht, und ohne Feick, der in Offen=
bach
zur SA.=Vereidigung antrat. Um es vorweg zu ſagen, das
Spiel wurde unter der guten Leivung von Müller=Wiesbaden
äußerſt hart durchgeführt und endete mit einem glücklichen Siege
der Fechenheimer.
In der erſten Viertelſtunde war großes Abtaſten, das die
Platzbeſitzer mit 3:2 im Vorteil ſah, nachdem die Gäſte mit 2:1
geführt hatten. Nun nahm das Spiel an Härte zu und es wurde
bis zum Aeußerſten gekämpft. Bis zur Halbzeit kam man zum 5:4.
Nach dem Wechſel erhöhen die Einheimiſchen ſofort auf 6:4,
was die Gäſtehintermannſchaft ſichtlich deprimierte. Die Darm=
ſtädter
kamen jetzt immer auf ein Tor heran, jedoch zum Aus=
gleich
langte es nie.
Die Fechenheimer ſind eine ausgeſprochene Kampfmannſchaft,
beſonders gut der Halblinke und Mittelſtürmer, die auch die mei=
ſten
Tore ſchoſſen. Die 98er hatten nur einen Innenſturm, der
zwar in der erſten Viertelſtunde noch einiges ausgelaſſen hatte.
Die Hintermannſchaft war gegen das Schwanheimer Spiel nicht

*
Hunodaul im Bezttt Hattenoatg.
Bezirksklaſſe: Alle Spiele ausgefallen.
Kreisklaſſe I: Ober=Ramſtadt Turngemeinde 184
Darmſtadt 3:2 (2:0); Beſſungen Nieder=Ramſtadt 7:4 (5:2),
Groß=Gerau Trebur 3:9 (1:5); BirkenauAuerbach 5:10 (3.4).
Kreisklaſſe II: Urberach Münſter 4:9 (2:3)j3el
D. J. K. Bensheim 10:3 (3:2).
Nun muß die Behörde dennoch einen Sonntag für die bielen
wegen der SA.=Vereidigung ausgefallenen Spiele anſetzen. Am
ſtärkſten war noch die Kreisklaſſe I im Spielbetrieb, währenl
Kreisklaſſe II nur zwei Spielergebniſſe bekannt gab.
Dennoch ſind die wenigen Spiele nicht ohne Einfluß auf die
Lage in den Gruppen geblieben. So iſt Nieder=Ramſtadts gute
Start durch eine abermalige 4:7=Niederlage, diesmal durch di
Beſſunger Turner heftig abgeſtoppt worden und die Beſſunge,
ſind ſelber in ausſichtsreiche Stellung gerückt. Die Niederlage de
Tgde. 46 in Ober=Ramſtadt wollte zuerſt als Ueberraſchung er
ſcheinen. Wir hören jedoch aus Ober=Ramſtadt, daß die Elf erſt
malig wieder voll zur Stelle war, und ſind auf die weitere Ent
wicklung dieſer Gruppe geſpannt.
Das einzige Treffen im Ried brachte für viele ein unerwar
tetes Ergebnis, aber Groß=Geraus Sturm hatte ſeit Jahren wie
der Leiſtungen vollbracht. In dieſer Gruppe iſt noch jede Mog
lichkeit gegeben, mit zwei Punkten Unterſchied zwiſchen den
Erſten und dem Letzten. Wir glauben nicht, daß Nauheim ſein
faſt ein Jahrzehnt alte Ueberlieferung als Vertreter der Spitzen
gruppe diesmal mit dem letzten Platz eintauſchen wird. An de
Bergſtraße hat ſich eine Teilung ergeben. Auerbach iſt ſtark na‟
vorne gerückt und hat mit guter Stürmerleiſtung gezeigt, da
es den Heppenheimern und der Reſerve des SV. 98 ſtandhalte
kann. Birkenau, Hahn und Polizei Reſerve beſitzen bisher nu
je 2 Punkte.
In der Kreisklaſſe II erhielt die Nordgruppe durch den Fuf
ballverein Sprendlingen Zuwachs, wodurch eine neue Lage 9
ſchaffen iſt. Spitzenreiter ſind zurzeit Dreieichenhain und Mul
ſter mit je 6 Punkten. An der Bergſtraße ſteuert Zell auf de
erſten Platz los. Nach beendeter Vorrunde ſprechen 10 Punke
aus 5 Spielen mit 38:14 Toren eine deutliche Sprache, und e
iſt abzuwarten, ob und wo dieſer Elf in der Nachrunde ein
Niederlage bereitet wird.
Ober=Ramſtadt Tgde. 1846 Darmſtadt 3:2 (2:0).
Das Zünglein der Waage, ſo kann man Ober=Ramſtadt
Elf jetzt nennen, wenn ſie für die Zukunft in dieſer Aufſtellun
beiſammen bleibt. Seit Beginn der Pflichtſpiele erſtmals
voller Beſetzung, zeigte die Platzelf ein Spiel, das ſtets eine
kleinen Vorteil gegenüber der Tgde. 46 erkennen ließ. Die ſichel
Abwehr beiderſeits ließ nicht viele Torerfolge zu. Die Gaſt
brachten nicht ein einziges Feldtor fertig. Sie warfen nach 9e
Pauſe zwei Strafwürfe ein. Karn=Arheilgen leitete gut.
Groß=Gerqu Trebur 3:9 (1:5).
Dieſes Spiel fand wenig Anklang. Gänzlich verſagte Grof
Geraus Sturm. Gries=Büttelborn ſtoppte die rauhbeinige Spie
weiſe nicht ab. Die Partie ſtand bei der Pauſe 5:1 für Trebu
Dann wurde der Angriff Groß=Geraus etwas beſſer. Doch 9
Gäſte verteidigten ihren Vorſprung mit harter Zähigkeit.
Birkenau Auerbach 5:10 (3:4).
Vor der Pauſe waren die Leiſtungen ſo ziemlich gleichwert!
Bei den Gäſten merkte man ſehr ſchöne Anſätze, die auf zie
bewußtes Ueben ſchließen ließen. Aber Birkenau war auf de
Hut, deckte gut ab und ſein Sturm konnte den vier Treffern. de
Auerbacher drei entgegenſetzen. Wie umgewandelt die zwe‟
Hälfte. Birkenaus Abwehr ließ nach. Dafür ſpielte Auerbach."
Sturm jetzt ſchön zuſammen. Aus allen Lagen wurde ſichle
geſchoſſen, ſo daß der Sieg zweiſtellig ausfiel. Er war verdl.
Urberach Münſter 4:9 (2:3).
Bei dieſem hohen Ergebnis könnte niemand vermuten. De
ſih die Parteien ziemlich ebenbürtig waren. Doch deutet eS Le
Pauſenergebnis bereits an. In der zweiten Hälfte machte 1I.
rachs Hüter eine ganze Reihe grober Schnitzer und ledicht
hierin liegt die Erklärung der hohen Torziffer Münſters. 2e
Schiedsrichter war nicht immer Herr der Lage, Schließlich ſie.
er einen Urberacher Spieler wegen Maulerei kurzerhand N"
Platze.

[ ][  ][ ]

Montag, 20. November 1933
Tode, Beſſungen 1865 TB. Nieder=Ramſtadt 7:4 (5:5).
Ein ſehr ſchweres und hartes Spiel, das Schiedsrichter Ave=
narie
gerade noch unter Dach und Fach bringen konnte. Aller=
ings
mußte ein Spieler aus Nieder=Ramſtadt auf ſein Geheiß
as Feld verlaſſen. Unſeres Erachtens war dies noch nicht der
cchlimmſte, dem linken Verteidiger hätte für ſein oft rohes Spiel
jeſe Strafe viel eher gebührt.
Zum Spielverlauf: Beſſungen nimmt ſich die Sonne als
ſundesgenoſſen. Die Elf, durch Geyer heute wieder verſtärkt,
jelt von Anfang an auf Erfolg. In ſchneller Folge ſchießt Beſ=
ingen
drei Tore. Nieder=Ramſtadt wird nervös, holt aber trotz=
em
ein Tor auf. Der Gäſte=Torhüter, in der erſten Hälfte durch
fe Sonne behindert, zeigt nach Halbzeit wunderbare Paraden.
einem Können iſt es zu verdanken, daß die Niederlage nicht
öher ausfiel. Nieder=Ramſtadt mag ſich tröſten, es traf Beſſun=
en
in Hochform, ein anderer Gegner hätte auch daran glauben
üſſen. Für die Zukunft wünſchen wir uns noch ein etwas ruhi=
res
und objektiveres Gäſtepublikum.
Zell D. J.K. Bensheim 10:3 (3:2).
Die ſieggewöhnte Zeller Elf nahm ihren nachbarlichen Geg=
r
anfangs ſehr leicht. Die Gäſte waren eifrig bei der Sache
id verſtanden es, den gefährlichen Zeller Sturm gänzlich aus
m Konzept zu bringen. Einige blitzſchnelle Durchbrüche der
äſte führt zum 2:0. Dann beſann ſich die Platzelf und ſtellte
8 zur Pauſe auf 3:2 zu ihren Gunſten. Was eine ernſtliche
rmahnung bei der Pauſe nicht alles zu Wege bringt, das zeigte
e zweite Hälfte. Schnelle Ballabgabe führte zu flüſſigem
viele, ein beherzter Schuß folgte und ſo wurden ſieben Tore
ſchoſſen.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 322 Seite 7

Kegler=Bereinigung Darmſtadk u. Amgebung e. B.
Wie in ganz Deutſchland, ſo veranſtaltete auch die Kegler=
Vereinigung geſtern das Winterhilfskegeln. Bei dieſem Kegeln
wurden 50= und 20=Kugelkämpfe durchgeführt. Der Zuſpruch für
dieſe Kämpfe, die ſehr ſpannend verliefen, war erfreulich. Es
wurden von 12 Kegelſchweſtern und 146 Kegelbrüdern 4200 Ku=
geln
über die Bahn geworfen.
Am 50=Kugelkampf beteiligten ſich 96 Kegler und 1 Kegle=
rin
, wobei mit Ehrenurkunden für das Winterhilfskegeln bedacht
wurden: 1. Sommer 290 Holz, 2. Thümmel 279 Holz, 3. Becher
279 Holz, alle DK. 1911 BV., 4. Harres jr. (Chattia) 278 Holz,
5. Rößer (DKK. 23) 277 Holz, 6. Bangert (Kranz) 276 Holz,
7. Grün (DK. 1911 BV.) 275 Holz und 8. Sattler (Zwölfer)
272 Holz.
Am 20=Kugelkampf beteiligten ſich 50 Kegelbrüder und 11
Keglerinnen. Bei dieſen Kämpfen erhielten Ehrenurkunden:
1. Frau Hübner (Goldene Kugel) 112 Holz, 2. Welzbacher ( Rol=
lendes
Glück) 111 Holz. 1. Kegelbruder Mees (EM.) 131 Holz.
2. Belz (Concordia) 120 Holz, 3. Schild (Concordia) 118 Holz
und 4. Erb (Lokälchen) 118 Holz.
Die Bahnen des Bürgervereins und der Concordia waren
für dieſes Kegeln gratis zur Verfügung geſtellt. Auch die Kegei=
aufſetzer
trugen zu ihrem Teil zum Hilfswerk bei. Für die Win=
terhilfe
konnte ein Reinertrag von 60 Mark abgeliefert werden.
Der Motor=Club von Deutſchland iſt als Orts=
gruppe
der neuen Einheitsorganiſation des deutſchen Motorſports,
dem D.D. A. C. zugeführt worden.

Unſere Kunſtkurner überraſchen!
* Die Gaue Rhein=Main, Offenbach=Hanau und Mittel=Tau=
(s trafen ſich geſtern nachmittag in der Woogsplatz=Turnhalle
In Zwiſchenkampf im Gräteturnen. Die leider nur wenig er=
enenen
Beſucher erlebten einen Kampf, wie man ihn ſich nicht
iner und ſpannender wünſchen konnte. Die hohe Kunſt des
räteturnens wurde hier von Teilnehmern gezeigt, die wohl
t zu den beſten Turnern des Mittelrheinkreiſes zu rechnen
). Die Anweſenden hielten auch nicht mit ihrem Beifall
ück, um ſo mehr, als entgegen den Erwartungen die favori=
te
Staffel Offenbach=Hanau von der ausgeglichen turnenden
rnerſchar unſeres Main=Rhein=Gaues übertrumpft wurde.
Nach dem Einmarſch der 29 Turner unter der Leitung von
eisoberturnwart Hofferberth begrüßte Kreisvertreter Tb. Roth
Wettkämpfer und Zuſchauer auf das herzlichſte, und wenn er
te; daß die Turner gekommen ſind, um ihre Kräfte gegen=
ig
zu meſſen und allen anderen Turnfreunden Anregungen zu
en, ſo ſagte er wahrhaftig nicht zu viel, denn es gab bei dem
ndervollen Spiel der Kräfte eine begeiſternde Ausleſe der
nſten Formen an den einzelnen Geräten.
Jede Mannſchaft beſtand aus 9 Turnern, der ſchlechteſte‟
mpfer ſchied bei der Geſamtwertung aus. Geturnt wurden
k. Barren, Pferd und eine Freiübung. Die höchſte Punktzayl
rug 60 Punkte.
Am erſten Gerät, dem Barren, ſetzte ſich der Gau Offenbach=
nau
mit 470 P. an die Spitze, dicht folgte der heimiſche Gau
463 und Mittel=Taunus mit 414. Die höchſte Punktzahl an
em Gerät erreichte hier Bohländer=Klein=Steinheim mit 59
ikten, ihm folgten mit einem Punkt Differenz Benz= Rüſſels=
n
und Hainz=Dietesheim. Schneider=Tgſ. 75 Darmſtadt ſchaffte
Blumenſchein 53 und ſein Vereinsbruder Schwinn 54 P. Eine
ſchöne Leiſtung vollbrachte auch Groh=Urberach, der trotz
s kleinen Fehlers noch auf 55 kam, Eiſenacher=Mörfelden er=
t
für ſeine flotte Uebung und ſein Abgrätſchen aus dem ein=
eigen
Handſtand 55 Punkte.
Das Turnen am Querpferd brachte ſchon eine Verſchie=
g
zugunſten der Main=Rhein=Turner. Sah man am Barren
lendete Uebungen, ſo mußten einige Teilnehmer am Pferd er=
t
feſtſtellen, daß dieſer Gaul ſeine Tücken hat. Man ver=
zte
gar oft das fließende Turnen, das Wandern, und ſo
gen auch viele Kämpfer nur knapp an die 50. Eine ſehr
nie Uebung, mit viel ſchwierigen Einlagen, zeigte Groh= Ur=
rach
; er brachte es auch auf 58 Punkte, Blumenſchein=Tgde. 46
inte 56 heraus, und Lüttgemann=Rüſſelsheim holte ſich 55. Der
=Sieger Hainz=Dietesheim (Offenbach=Hanau) konnte nur 53
nkte erzielen. Nach zwei Kämpfen zeigte die Tabelle folgen=
Bild: Main=Rhein 914, Offenbach=Hanau 901 und Mittel=
unus
845 Punkte.
War es bisher den heimiſchen Vertretern möglich, einen Vor=
ing
herauszuturnen, ſo verbeſſerten ſie auch am Hochreck
in Tabellenſtand. Dieſes Gerät, das von allen Kämpfern den
ſten Einſatz von Kraft, Geſchmeidigkeit und Mut verlangt, er=
t
voll und ganz die an die Turner geknüpften Erwartungen.
ts wurde rauſchender Beifall für die glänzenden Leiſtungen
endet. Faſt keine Verſager ſah man an dieſem Gerät, ein
hen, mit wie erſtklaſſigen, zielbewußten Kämpfern die Gaue
ſienen waren. Wehner (Klein=Steinheim) holte ſich für ſeine
izende Uebung 58 P., Lüttgemann=Rüſſelsheim 57. Die ande=
vom
Main=Rhein=Gau, Hlinetzki=Langen 56, Schneider (Tgſ.)
Schwinn und Blumenſchein (46) je 54 Punkte, und nicht zu
ſeſſen Groh=Urberach. Nach Schluß ſtand der Kampf wie
1t: Main=Rhein 1395, Offenbach=Hanau 1378 und Mittel=
nus
=Gau 1267.
Mit einem Vorſprung von 17 Punkten ging es zum Frei=
ingsturnen
. Hatten die Zuſchauer ſchon am Gerät Gutes
hen, ſo überraſchten doch noch die Freiübungen. Eine Viel=
*gkeit und Abwechſelung in allen möglichen Stellungen der
perſchule wurde hier dem Auge geboten, die oft an Akrobatik
zte. Die prächtigſte Leiſtung und den einzigen 60er des Tages
ng hier Hainz=Dietesheim. Seine Uebungsfolge bedeute einen
epunkt des turneriſchen Könnens auf dem Gebiete der Frei=
igen
. Mit 58 Punkten ſchnitt der Darmſtädter Blumenſchein
gut ab, Groh=Urberach und Bohländer=Klein=Steinheim hol=
ſich
57 Punkte. Benz=Rüſſelsheim brachte es auf 56 und
dinn=Darmſtadt auf 55 Punkte. Mit dem Schlußmann ſtand
Ergebnis, einſchließlich des neunten Kämpfers, wie folgt:
n=Rhein 1877, Offenbach=Hanau 1861 und Mittel=Taunus=
1710.
Turnbruder Roth dankte allen Turnern für die wundervollen
iden, die man erleben durfte. Das Endergebnis wurde
dankbarem Beifall aufgenommen. Der Main=Rhein=
1 konnte mit 1719 P. vor Offenbach=Hanau 1685 und dem
el=TaunusGau 1541 ſeine Teilnahme an dem End=
Ipf am 10. Dezember ſichern.
Beſter Einzelkämpfer war Hainz= Dietes=
m
mit 229 P. vor Groh=Urberach mit 226 und Benz=Rüſſels=
222. Die Mannſchaft des Main=Rhein=Gaues errang im
Inen: Groh=Urberach 226 P., Benz=Rüſſelsheim 222. Blu=
chein
=Darmſtadt 221, Lüttgemann=Rüſſelsheim 216, Schwinn=
Inſtadt 46 212, Hlinetzki=Langen 207. Eiſenbacher=Mörfelden
und Schneider=Tgſ. Darmſtadt 206.
MMit einem Treugelöbnis für Volk und Vaterland und einem
igen Gut Heil fand dieſer in allen Teilen äußerſt ſpan=
beräteturnkampf
ſein Ende. Ein gemeinſames Abendeſſen
imigte alle Kämpfer und Kampfrichter im Turnhaus der
2. 46.

MOTAt

Eine wirklich gute
3½½=Zigarette
eine Spitzenleiſtung in Mi=
ſchung
und Seſchmack.
Handgepackte, deutſche
Wertarbeit. Mit in=
tereſſanten
, echten
Fotobildern.

Zwiſchenrunde der Mittelrhein=Turner.
einem ſpannenden Kampf um die Mikkelrhein=Meiſterſchaft ſiegt die Staffel des Main=Rhein=Gaues
mit 1719 P. vor Offenbach=Hanau (1685 P.) und Mikkel-Taunus (1541 P.).

Geländeläufe am Arheilger Mühlchen.
115 Teilnehmer am Skark. Erfolgreicher Verlauſ.
* Die Deutſche Sport=Behörde hatte diesmal mit der Vorberei=
tung
und Durchführung der Herbſt=Wald= und Geländeläufe die
Sportvereinigung 04 Arheilgen betraut, und vorweg ſei geſagt,
daß dieſer Verein ſich der Aufgabe mit großem Geſchick erfolgreich
entledigte. Mit beſonderer Liebe waren die Strecken ausgewählt
und markiert worden. Kontrolle und Poſten ergänzten zuſammen
mit der Freiwilligen Sanitätskolonne den Streckendienſt, ſo daß
von vornherein eine glatte Abwicklung gewährleiſtet war. Der
Erfolg dieſer Veranſtaltung, die unter Leitung von Sportwart
Lindner=Darmſtadt ſtand, iſt in ganz beſonderem Maße auf die
einwandfreie Arbeit der SpVVgg. 04 Arheilgen zurückzuführen.
In den beiden Hauptklaſſen,
die zuſammen über 10 Kilometer ſtarteten und deren Laufſtrecke
wirklich gut gewählt war und teilweiſe durch den Wildpark Meſſel
führte, waren 23 Läufer am Start, von denen nur einer unter=
wegs
aufgab. Bald nach dem Start ſetzten ſich die Sportvereinler
Haag, Habich und Creter an die Spitze. Haag konnte ſich bis zur
Mitte einen kleinen Vorſprung erlaufen, den er bis zum Schluß
gegen Habich und Creter hielt. Auch in der 2. Klaſſe wurde der
SV. 98 durch Löwel ſicherer Sieger. Leiß konnte den 2. Platz
vor Brücher=Merck belegen. Damit hatte ſich der SV. 98 auch den
Mannſchaftslauf beider Klaſſen geholt, in Klaſſe 2 mit 7 Pkt.
vor Merck (21) und Polizei (27).
Bei den Alten Herren
waren leider nur zwei Teilnehmer am Start erſchienen, da Bar=
tholome
=Frankfurt es vorzog, in Klaſſe II die 10 Kilometer mit=
zulaufen
(8. Platz!). Ritter=Viktoria Griesheim hatte die jün=
geren
Jahre und auch den Sieg vor Maul=SV. 98 für ſich.
In der Frauenklaſſe
kam es über etwa 2 Kilometer zu einem Zweikampf SV. 98
Sportvereinigung Arheilgen, aus dem die Leute vom Mühlchen

viel Freude davontrugen, holten ſie ſich doch durch Frl. Wanne=
macher
den Einzelſieg und auch mit Wannemacher, Ludwig, Stei=
ger
den Damenſieg!
Intereſſant waren die Kämpfe
in den Jugendklaſſen.
Bei der A=Jugend gab es wieder einmal ein Duell Held (SV. 98)
Müller (Eppertshauſen), das diesmal Held recht ſicher zu ſei=
nen
Gunſten geſtaltete. Der einzige Teilnehmer der Turner (und
dieſer ſtartete für den NS=Arbeitsdienſt Seligenſtadt) hielt ſich
ſehr wacker: Müller=Seligenſtadt belegte den 3. Platz vor dem
98er Schlegel. Den Mannſchaftsſieg dieſer Klaſſe holte ſich der
SV. 98. Bei den angetretenen B=Jugendlichen erwieſen ſich
die Lilienträger ſtark überlegen. Stumpf gewann das Einzel=
rennen
, und im Mannſchaftslauf belegte der SV. 98 die beiden
erſten Plätze.
In der C=I=Jugend holte ſich Lorenz den Sieg, während
Merck den Mannſchaftslauf vor Polizei gewann. Bei den Jüng=
ſten
kam SV. 98 wieder einmal mehr durch Weidmann zum Ein=
zelſieg
, und auch im Mannſchaftslauf ſiegten die Lilienträger recht
ſicher.
Die Ergebniſſe:
10 Kilometer: Einzellauf: 1. Haag (SV. 98 Darmſtadt) 36.29
Min.; 2. Habich (SV. 98) 37.22 Min.; 3. Creter (SV. 98) 37.,58
Min.; 4. Knab (Pol.) 41.40 Min. 5. Klinkel (Pol.) 41.42 Min.;
6. Burger (Pol.) 42.34 Min.; 7. Fleck (Arh.) 44.32 Min.; 8. We=
ber
(Arh.) 44.32 Min. Mannſchaftslauf: 1. SV. 98 (Haag=
Habich=Creter) mit 6 Punkten; 2. Pol. (Knab=Klinkel=Burger)
mit 15 Punkten; 3. Arheilgen (Fleck=Weber=Gimbel) mit 24 Pkt.
10 Kilometer: Einzellauf: 1. Löwel (98) 38.59 Min.; 2. Leiß
(98) 39.48 Min.; 3. Brücher (Merck) 39.55 Min.; 4. Hahn (98)
40.43 Min.; 5. Perne (Pol.) 45.50 Min.; 6. Hübner (98) 42.01
Min.; 7. Frd. Menger (Merck) 42.09 Min.; 8. Bartholome
(Frankfurt) 42.22 Min.
Alte Herren, 3 Kilometer: 1. Ritter (Vikt. Griesheim) 10.00,5
Min.; 2. Maul (98) 10.32 Min.
Frauen, 2 Kilometer: Einzellauf: 1. Wannemacher (Sppgg.
Arheilg.) 7.56 Min.; 2. Gilmer (98) 7.59 Min.; 3. Ludwig (Arh.)
8.04 Min.; 4. Steiger, (Arh.) 8.20 Min.; 5. Meyer (98) 8.28 Min.;
6. Pfodtenhauer (98) 8.33 Min.; 7. Schwörer (98) 8.34 Min.
Damenſchaftslauf: 1. Sppgg. 04 Arh. 8 Pkt.; 2. SV. 98 13 Pkt.
A.=Jugend (1915/16), 3 Kilometer: Einzellauf: 1. Held (98
Darmſtadt) 9.20 Min.; 2. A. Müller (Eppertshauſen) 9.32 Min.:
3. G. Müller (DAD. Seligenſtadt) 9.37 Min.; 4. Schlegel (98)
10.02 Min.; 5. Rothermel (Heppenheim) 10.03 Min.; 6. Wald=
mann
(Eppertshauſen) 10.08 Min.; 7. Jakob (Heppenheim) 10.15
Min.; 8. Scherer (Arh.) 10.49 Min. Mannſchaftslauf: 1. SV.
98 (Held=Schlegel=Kreuder) 16 Pkt.; 2. Merck 37 Pkt.
B=Jugend (1917/18), 2 Kilometer: Einzellauf: 1. Stumpf (98)
6.34 Min.; 2. Davidſon (98) 6.43 Min.; 3. Lommatzſch (98) 6.44
Min.; 4. Weidemann (98) 6.59 Min.; 5. Stephan (Pol.) 7.00
Min.; 6. Stein (98) 7.02 Min.; 7. Ackermann (98) 7.12 Min.;
8. Rettig (Pol.) 7.21 Min. Mannſchaftslauf: 1. SV. 98
(Stumpf=Davidſon=Lommatzſch) 6 Pkt.; 2. SV. 98 ( Weidemann=
v
. Stein=Ackermann) 17 Pkt.
C=1.=Jugend (1919), 1,5 Kilometer: Einzellauf: 1. Lorenz
(Pol.) 5.30 Min.; 2. Engel (Merck) 5.39 Min.; 3. Grein (Merch)
5.43 Min.; 4. Klein (Arh.) 5.49 Min.; 5. Kammer (Merck) 6.00
Min.; 6. Petri (Pol.) 6.01 Min.; 7. Klipſtein (Pol.) 6.08 Min.;
8. Benz (Arh.) 6.10 Min. Mannſchaftslauf: 1. Merck (Engel=
Grein=Kammer) 10 Pkt.; 2. Polizei 14 Pkt.
C=2.=Jugend (1920 ff.), 1,5 Kilometer: Einzellauf: 1. Weid=
mann
(98) 5.29 Min.; 2. Hüg (Arh.) 5.37 Min.; 3. H. Zöller
(Pol.) 5.40,3 Min.; 4. Ludwig (98) 5.44 Min.; 5. Hch. Zöller
(Pol.) 5.50 Min.; 6. Schmidt (98) 5.52 Min.; 7. Diehm (Merck)
6.22 Min. Mannſchaftslauf: 1. SV. 98 Darmſtadt (Weidmann=
Ludwig=Schmidt) 11 Pkt.; 2. Pol. 17 Pkt.; 3. Arh. 24 Pkt.;
Merck 33 Pkt.; 5. Arh. B. 49 Pkt.; 6. Rot=Weiß 50 Pkt.; 7.
Merck B. 70 Pkt.; 8. SV. 98 B. 74 Pkt.

Beim Kampf um den Silberſchild trugen in der
Vorrunde zwiſchen Weſt= und Süddeutſchland die Süddeutſchen den
Geſamtſieg davon, obwohl ſie am zweiten Tage der Kölner Kämpfe
nicht ſo erfolgreich operierten wie am erſten. Im Spiel der Nach=
wuchs
=Mannſchaften gab es diesmal ein 2:2 (1:1) und bei den Se=
nioren
ſiegten die Weſtdeutſchen mit 3:0 (0:0).

N.SK.

von

K

HERSTELLER W. LANDE G. M. B.L. DRESDEN
ARISCH-DEUTSCHES UNTERNEMMEN

[ ][  ]

Seite 8 Nr. 322

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 20. November 1933

PIA

9

Nachdruck verboten.

Snneratant

Aber, der Ober lächelte, die Herrſchaften brächten ſich nicht gerade
um vor Arbeit. Herr Barthelot wenigſtens ſitze ſtundenlang da drüben an
ſeinem Tiſchchen und kippe einen Kirſch um den andern. Aber er zahle
immer ſogleich, wahrſcheinlich, damit er keine Rechnung mehr zu be=
gleichen
habe, wenn ſeine Frau komme und ihn abhole, denn von der
wolle er wohl ſeinen Konſum nicht kontrolliert wiſſen. Auch das Manikür=
fräulein
, der Friſeur und der Zigarettenverkäufer waren für einen kleinen
Palaver zu haben, in deſſen Verlauf Petra allerhand Kleinigkeiten erfuhr
die ihr wertvoll erſchienen . . . Am Spätnachmittag konnte ſie dann auch
noch einer ehelichen Auseinanderſetzung zwiſchen Monſieur und Madame
Barthelot mit beiwohnen. Der Redakteur der Europa mochte ſchon bei
ſeinem zwölften Kirſch angelangt ſein. Eine fliegende Röte zeigte ſich
auf ſeiner hohen Stirn, als ſeine Gattin eintrat. Die Unterhaltung der
beiden wurde zuerſt flüſternd geführt. Barthelot hatte wie in ſeinem Aus=
ſehen
ſo auch in ſeinem Ton etwas Schwammiges. Er verteidigte ſich
gegen die Vorwürfe, die ſeine Frau ihm machte, mit weinerlicher Stimme.
Zehnmal hintereinander nannte er ihren Namen, bittend, beſchwörend,
beteuernd, immerzu: Octavie, Octawie, mais je vous prie instamment
Frau Barthelot bildete einen ſchroffen Gegenſatz zu ihrem Mann, ſie
war hundemager, nervös, ja faſt hektiſch. Große Glutaugen ſtanden in dem
ſchmalen Geſicht mit den violett gefärbten Lippen. Ihre aufgeregte Rede=
weiſe
hatte unendlich viele Drucker: die Endſilben der kurzen Sätze, die ſie
in atemloſem Tempo herausjagte. Sie ſprach ſo viel und ſo geſchwind,
daß Petra kaum folgen konnte. Mehrmals ging ihr Geſchwätz, das von
ſtarkem Huſten unterbrochen wurde, in hyſteriſches Weinen über. ..
Der Ober hatte durch einen Nickeleinwurf das Orcheſtrion in Betrieb
geſetzt, ſo daß alle Gäſte ihre Stimmen erheben mußten, um den Lärm zu
übertönen. Um das ausländiſche Paar, das ſich auf Franzöſiſch zankte,
kümmerte ſich niemand. Hier, in der Nähe des Bahnhofs, wechſelte das
Publikum häufig und war zumeiſt mit eigenen Sorgen viel zu ſehr erfüllt,
um ſich auch noch fremder anzunehmen. Aber Petra, die ſich zum erſtenmal
in ihrem Leben darauf ertappte, daß ſie lauſchte, entnahm der Ausein=
anderſetzung
doch immerhin das eine: daß Barthelots Redaktionsſtellung
nur eine Sinekure zu ſein ſchien. Madame Octavie hielt ihm vor: ſie

wiſſe genau, daß er nun ſchon ſechs Tage das Büro der Redaktion nicht
mehr betreten habe, er treibe ſich nur im Café herum, verſehe ſeine Ge=
ſchäfte
nicht, um nichts kümmere er ſich mehr, und eines Tages werde ihn
Madame (offenbar war Frau von Lolli gemeint) vor die Tür ſetzen. Was
ſolle dann geſchehen? Mit ihm? Mit ihr: Octavie?!
Auf keinen Fall wollte Petra hier von Frau von Lolli geſehen ſein:
ſie durfte nicht häufiger hierher zurückkehren. Alſo mußte ſie ſich ent=
ſchließen
, ein Privatinſtitut in Anſpruch zu nehmen, das nähere Er=
kundigungen
über den Redaktionsbetrieb der Europa einziehen ſollte.
Buntgemiſcht war jedenfalls die Beſucherſchar, die Frau von Lolli
im Verlauf mehrerer Tage in ihrem Büro empfing. Da kam zu ihr ein
Fechtlehrer, ein Druckereibote, ein eleganter Ausländer, ein Miniſterial=
beamter
, ein Arbeiter Die beiden Damen, die die Schreibmaſchinen=
arbeiten
ausführten, hatten ihre feſten Freundſchaften PariſerHerren
und ſchienen für Fremde durchaus unzugänglich. Der Agent des Ermitt=
lungsbüros
war jedenfalls mit Glanz abgeblitzt.
Da Petra in der Penſion hörte, daß Frau von Lolli überraſchend
wie ſtets am Abend wieder eine Reiſe antrat, benachrichtigte ſie hier=
von
die Auskunftei und beauftragte ſie, einen Vigilanten mitzuſchicken,
der auf dem Bahnhof erkundete, nach welcher Station ſie die Fahrkarte
löſte, und der ihr dann unauffällig folgte.
Zwei Tage darauf erhielt Petra Bericht.
Sie empfing den jungen Menſchen, der einen ſehr geweckten Ein=
druck
machte, im Büro des Rechtsanwalts. Dr. Kötzſchau befand ſich in
Tegel: der Schriftwechſel zwiſchen den Rechtsvertretern der beiden Fir=
men
war endgültig abgebrochen worden, nur die gerichtliche Auseinander=
ſetzung
konnte jetzt noch folgen. Herr von Inſch, der Generaldirektor von
Bombje u. Co., war entſchloſſen, auch nicht um Fingerbreite zurückzu=
weichen
. Der dreiſte Angriff der Krimmlerwerke war von ſo unerhörter
Plumpheit, daß er mit einem Sieg auf der ganzen Linie zurückgeſchlagen
werden mußte. Dr. Kötzſchau hatte natürlich die zahlreichen laufenden
kleinen Arbeiten zur Erledigung ſeinem alterfahrenen Bürovorſteher
überlaſſen; hierin konnte der blutjunge Referendar ihn noch nicht ver=

treten. Aber der Rechtsanwalt hatte ſich in Übereinſtimmung mit Dr. Zeck
gern damit einverſtanden erklärt, daß Fräulein Aſtern jene beſtimmte
Fährte weiterverfolgte ..
Setzen Sie ſich, Herr von Gipkens. Eine Zigarette? Hier, bitte
bedienen Sie ſich. Und nun erzählen Sie!Wie weit konnten Sie der Dame
auf den Hacken bleiben?
Die Dame hatte Schlafwagen Erſter nach Frankfurt genommen
Dort ließ ſie ihr Gepäck auf dem Bahnhof. Sie hatte ſich inzwiſchen aber
umgekleidet, erſchien in einem ganz billigen Konfektionstrotteur. Mit
dem nächſten Lokalzug fuhr ſie nach Mainz. Hier benutzte ſie zweimal die
Straßenbahn. Beinahe wäre ſie mir dabei entwiſcht. Ich durfte mich ihr
doch nicht zu oft nähern, ſonſt wäre ich von ihr bemerkt worden. Sie blieb.
ab und zu ſtehen und ſah in ein Schaufenſter oder einen Reklamekaſten
wohl um im Spiegelglas feſtzuſtellen, ob ihr jemand fölgte. Ich tat natür=
lich
, als tappte ich bloß ſo gleichgültig daher. In Mainz darf man ſich ja
ſowie ſo nicht beſonders auffällig benehmen. Überall lungern dort
franzöſiſche Poſten herum. Alle in Zivil. Als ich ſie in die Gerichtsſtraße
einbiegen ſah, folgte ich ihr nicht. Ich wußte gleich Beſcheid. Dort iſt doch
die Zentralſpionageſtelle der Rheinlandarmee. Vor zwei Jahren ſollte
ich einmal feſtſtellen, ob ein beſtimmter Herr, der mir genau beſchrieben
war, dort ein= und ausgehe. Ich war an dem Hauſe Nr. 6 vielleicht das
drittemal vorbeigekommen, da drängt mich doch ein frecher Burſche in
ein Haustor, im Flur fällt ein Vierteldutzend über mich her, ſchupſt und
pufft mich und herrſcht mich an: was ich hier in der Straße zu ſuchen hätte.
Es waren übrigens keine Franzoſen, es waren Deutſche in franzöſiſchen
Dienſten. Ich war heilsfroh, als ſie mich endlich freiließen, die Brüder,
dabei verwarnten ſie mich noch: wenn ich noch einmal käme, würde ich
feſtgenommen und nach der Wache gebracht, und dort könnte ich was
erleben. Mit einem Fußtritt ſtießen ſie mich auf die Straße. Ich nahm die
Beine unter den Arm und lief davon.
Sind Sie nun geſtern wenigſtens in der Nähe geblieben, ſo daß
Sie feſtſtellen konnten, wie lange die Dame in Nr. 6 blieb?
Es müſſen gut zwei Stunden geweſen ſein. Ich war an der Ecke
in einen Bäckerladen eingetreten, wo man auch Milchkaffee bekommt. Die
Bäckersfrau redete kein Wort mit mir. Gewiß hatte ſie Furcht und meinte
ich ſei auch ſo einer im Franzoſendienſt. Aber dann kam eine dicke Main=
zerin
, die ſehr redſelig war. Die ließ ſich den Mund nicht verbieten, ob=
gleich
die Bäckerin ihr auch alle möglichen Zeichen machte. Von dem
kleinen Blonden ſprach ſie und warf ſich in Poſitur und machte einen
Menſchen nach, den ich kurz vorher in die Gerichtsſtraße hatte einbiegen
ſehen. Sicher war es ein franzöſiſcher Offizier, wenn er auch Zivil trug.
und einen altmodiſchen Haby=Schnurrbart; wohl der Leiter der fran=
zöſiſchen
Geheimpolizei. Es iſt klar, daß die Dame, der ich nach Manz
gefolgt bin, im Dienſt der Sureté’ ſteht.
(Fortſetzung folgt.)

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