Einzelnummer 10 Pfennige
TeN
L
6
Aola
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Bel wöchentlch 2maligem Erſcheinen vom 1. Sept.
N8 30
Sept. 2.— Reſ
nark und 20 7
Wb=
2 ).
jagegeblbr, abgeholt 2.— Neſchemar” dur
Agenturen 2.20 Reichemark frel Haus. Poſtbezugspreis
im Sept ohne Beſtellgeld monatlſch 2,60 Reſchsmark.
ſchterſcheinen einzelner Nummern infolge höberer
Gewalt berechtigt den Bezleher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtiellungen durch
Fernruf ohne Verbindſchkeit für une. Poſiſcheckonto
Franfurt a. M. 1301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 266 Montag, den 25. September 1933. 196. Jahrgang
Anzeigenpreis:
21 mm brelie Zelle im Kreiſe Darmſſadt 23 Reſchepfg.
inanzeAnzelgen 38 Reſchspfg. Rellame
(92 mn
breit 2Reſchemark Anzelgen von auewärte sSReichepfg.
zeAnzelgen 80 Reſchepfg. 92 mm breite Relſame=
3. Reſchsmark. — Im Falle höherer Gewalt,
vie Klieg, Aufruhr, Streſt iſ
erliſcht ſede
Verpſiſch=
tung auf Erfällung der Anzelgenat
nauffräge und Leſtung
von Schadenerſatz. Bei Konlurs od”
R
treibung ſäll jed
Rabatt weg. B
fonio Deuſche
Bant und Darmſtädter und Naiſonalbanl.
Der Stahlheim=Appell in Sannover.
In Treue bereint von Nürnberg nach Hannober. — Bundesführer Seldte und Stabschef Röhm vor der
feld=
grauen Armee. — Fahnenweihe: „Einigkeit macht ſtark!”. — Es geht um Deutſchland, immer nur um Deutſchland
Der Führerappellauf derMaſch
60000 mit dem Hakenkreuz am Stahlhelm.
Hannover, 24. September.
Die Reichsführertagung des Stahlhelms fand am Sonntag
mit einem großen Führerappell auf der Maſch ihren Abſchluß.
Bereits am Sonntag früh um 5 Uhr erfolgte der Abmarſch aus
den Quartieren zu den Sammelplätzen.
Auf den grünen Wieſen der Maſch ſammelten ſich die
Stahl=
helmkolonnen mit den Bataillonsfahnen. Sie nahmen in einer
etwa 1 Kilometer breiten Front quer über den Platz hinweg in
Stärke von über 60 000 Mann Aufſtellung. Die großen
Tribünen=
bauten waren um 8 Uhr früh vollbeſetzt. Faſt alle geſtern bereits
genannten Ehrengäſte nahmen auch an dieſem Führerappell teil,
unter ihnen Vizekanzler v. Papen, Reichswehrminiſter v.
Blom=
berg, der deutſche Kronprinz, Generaloberſt a. D. Heye und
zahl=
reiche Vertreter der Landesregierungen. Ebenſo waren faſt alle
Mitglieder der oberſten SA.=Führung und der Leitung der
poli=
tiſchen Organiſationen zugegen. Oberpräſident Lutze vertrat
die Provinz, Oberbürgermeiſter Dr. Menge die Stadt
Hanno=
ver. Bundesführer Reichsminiſter Seldte wurde bei ſeiner
Ankunft mit einem dreifachen Front=Heil begrüßt. Dem
Kron=
prinzen, wurden lebhafte Kundgebungen bereitet. Die Klänge
des Präſentiermarſches kündigten die Ankunft des Stabschefs
Röhm an, der mit den Mitgliedern der oberſten SA.=Führung
und dem Stahlhelmbundesführer auf einem in der Mitte des
Pkatzes errichteten hohen Podium Platz nahm. Hier wehten die
Stahlhelmbundesfahne und die Hakenkreuzfahne gemeinſam.
Seldte begrüßte den Vertreter des Führers, Stabschef Röhm. mit
einem dreifachen Front=Heil. Dann gruppierten, ſich die
Stan=
darten der Landesführer um das Podium.
Dann nahm
Bundesführer Seldle
das Wort. Nach Dankesworten führte er u. a. aus, diejenigen,
die das Glück gehabt hätten, geſtern die Anſprache des Führers zu
hören und zu erleben, wie er Vergangenheit und Gegenwart
ge=
ſchildert und aus beidem heraus die Zukunft neu aufgebaut habe,
könnten ſich glücklich ſchätzen. Pflicht der Ueberlebenden des
Welt=
krieges ſei es, derer zu gedenken, die draußen mitgekämpft hätten
und für Deutſchland gefallen ſeien, gefallen, für Deutſchlands
Ehre, Beſtand und ſeine Hoheitsrechte. Wir wollen, ſo ſagte der
Bundesführer, dabei auch einſchließen die Kameraden von der
SA. und der SS., die in den letzten 15 Jahren in dieſem
Freiheits=
kampf für Deutſchland ihr Leben gelaſſen haben und deren Seelen
heute unter uns weilen.
Während die Muſik die erſte Strophe des Liedes vom guten
Kameraden ſpielte, verharrten alle in ehrfürchtigem Schweigen.
Hierauf fuhr der Bundesführer fort: „Der Reichskanzler,
unſer Führer Adolf Hitler, hat uns das ſiegreiche Symbol, das
Hakenkreuz und das Hoheitsabzeichen, verliehen. Wir danken ihm
dafür von Herzen. Wir wollen mit ſeiner Genehmigung allen
Fahnen des Stahlhelms als Fahnenbänder das Hakenkreuzband
geben. Ich gebe dieſen Fahnen hiermit noch einmal die Weihe,
gleichzeitig auch den neuen Fahnen, die ſich hier mit den alten
Fahnen vereinigt haben. Ich gebe ihnen, den Fahnenſpruch:
Einigkeit macht ſtark!
Die Muſik intonierte dann auf Befehl des Bundesführers das
Lied vom
„Hakenkreuz am Stahlhelm”.
Bundesführer Seldte erinnerte dann an die Worte des
Füh=
rers, daß am Anfang die Tat ſtehe und daß alles, was im Staat
in Ordnung ſein wolle, ein feſtes Fundament haben müſſe.
Die=
ſes Fundament ſei für freie Männer und für den Staat die
Frei=
heit. Das ſeien die Hoheitsrechte des Staates. Die Freiheit aber
komme aus dem Mut, aus dem Einſatz der freien und wehrwilligen
Männer. Das ſei auch der Gründergedanke des Stahlhelms
ge=
weſen, der die Wehrhaftmachung freier Männer nicht in dem
Schlamm der roten Novemberrevolution verloren gehen laſſen
wollte.
Aber gerade weil wir freiheitsliebend ſeien, dürften wir auch
ſagen, daß wir friedliebend ſind. Und alle diejenigen, die
glau=
ben, daß die Aufmärſche der SA., des Stahlhelms uſw. das
Gegen=
reil bewieſen, täuſchen ſich. Mit allen hier verſammelten
Füh=
rern des Stahlhelms, ſo betonte der Bundesführer mit Nachdruck,
bekennen wir nochmals den Friedenswillen der deutſchen Nation.
Unſer Denken und Fühlen ſtamme aus dem Kriegserlebnis,
dem wir die Kraft verdankten, für die deutſchen Hoheitsrechte uns
voll und ganz einzuſetzen. Die erſte Stufe des Freiheitskampfes,
das Erringen der inneren Freiheit, hätten wir erreicht, weil die
nationalen Menſchen in Deutſchland ſich zuſammengetan, und nicht,
wie ſo oft in früheren Zeiten deutſcher Geſchichte, ſich im
Bruder=
kampf gegenübergeſtanden hätten. Das Ziel ſei erreicht worden,
weil es gelungen ſei, die ſtarken nationalen Kräfte unter die
Führung Adolf Hitlers zu ſtellen. Unter ſeiner Führung würden
wir auch die zweite große Stufe, die äußere Freiheit,
wiederge=
winnen. Die beiden Bedingungen, die man dafür brauche, ſeien
Hingabe und Begeiſterung.
Ehe ich dem Vertreter des Kanzlers das Wort erteile, ſo
agte Bundeskanzler Seldte, wollen wir daran denken, daß es
immer nur um das eine geht, wie unſer Führer Adolf Hitler
geſtern geſagt hat; um das Deutſchland der Vergangenheit, um
das Deutſchland von heute, und immer nur um Deutſchlands
Zu=
unft. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf Deutſchland und ſeine
Zukunft ſchloß die Rede des Bundesführers.
Gewaltig klang das Deutſchlandlied und das Horſt=Weſſel=
Lied auf.
Begeiſtert begrüßt, führte
Stabschef Röhm
aus, das, was der einfach ſchlichte Frontſoldat in vier Jahren
Kampf geleiſtet habe, werde im Buch der Geſchichte vermerkt und
für das deutſche Volk beiſpielgebend ſein für alle Zeiten. Das,
was der Frontſoldat mit Blut und Opfern erkämpft und
erſtrit=
ten habe, hätte den Sieg wahrlich verdient. Aber die ſogenannten
Politiker hätten das verdorben. So habe am Ende eines Kampfes
ſtatt des Sieges die Niederlage, der Zuſammenbruch geſtanden.
Als das Novemberregime ſich bedroht fühlte, habe es nach den
Soldaten gerufen, die es am 9. November 1918 nach Hauſe geſchickt
habe. In jenen Tagen hätten Männer das ſoldatiſche Banner
ergriffen, um das Recht des Soldaten auch in dem Staat von
Wei=
mar zur Geltung zu bringen. Franz Seldte habe in Magdeburg
den Stahlhelm gegründet, während zu gleicher Zeit in München
unter Adolf Hitler Männer aufgeſtanden ſeien, die entſchloſſen
waren, durch dieſes Meer von Feigheit die Fahnen wieder
empor=
zutragen. Ein freies Deutſchland ſei wieder aufgeſtanden, das ſich
wieder beſonnen habe auf die Tugenden ſeiner Soldaten.
Sie, meine Kameraden vom Stahlhelm, ſo ſagte Stabschef
Röhm, ſind zu einem Teil ganz in unſere Reihen eingetreten,
nämlich vom Wehrſtahlhelm in die SA., und ich, als vom Führer
beſtellter Chef des Stabes, reiche Ihnen die Hand und begrüße
Sie in unſeren Reihen als gleichberechtigte Kämpfer. (Lebhafter
Beifall.) Als Grenze iſt das Alter von 35 Jahren vereinbart
worden. Die alten Frontſoldaten ſollen in erſter Linie in den
Reihen des Stahlhelms als Teil der nationalſozialiſtiſchen
Bewe=
gung auch unter dem Befehl Adolf Hitlers ihre ganz beſondere
Aufgabe für das neue Deutſchland der Ehre erfüllen. Wir wollen
in der SA. voran die Jugend des ganzen deutſchen Volkes zum
nationalſozialiſtiſchen Staat erziehen, und Sie, als die ruhmreichen
Frontſoldaten, die Sie draußen waren, ſollen mit uns kämpfen
und ſollen an Ihrer Stelle die Aufgabe erfüllen, die wir im
deut=
ſchen Vaterlande von Ihnen verlangen.
Vieles, was in den letzten Jahren verſäumt und verſchüttet
worden iſt an Soldatentum und Soldatengeiſt, müſſen Sie an
Ihrer Stelle wieder herausholen und für Deutſchland als
voll=
wertige Kämpfer auch Ihre Pflicht erfüllen. Und dann, wenn
unſere Aufgaben gegenſeitig abgegrenzt ſind, und wenn jeder
einzelne an ſeinem Platze weiß, was er tun muß, dann kann
es auch keinerlei Reibungen und Meinungsverſchiedenheiten mehr
geben, dann iſt die Einheit auch in dieſer Richtung gewährleiſtet.
Sie haben ſo unendlich viel zu tun, daß Sie uns unſere Aufgaben
ruhig überlaſſen können. In der einen Kolonne marſchieren wir
mit der Jugend, und in der anderen Front marſchiert der
er=
fahrene Kämpfer des Weltkrieges. Sie ſollen die Tradition
wei=
terbewahren, wir wollen der deutſchen Tradition in unſeren
Reihen würdig werden.
Mit friſchem Mut, mit neuer Kraft, ſtolzer Begeiſterung und
mit der heiligen Ueberzeugung, daß wir für Volk und Vaterland
unſere Aufgabe erfüllen werden, marſchieren wir nun in die
Zu=
kunft als Träger des ewigen ſoldatiſchen Geiſtes und als die
Wahrer der Rechte des Soldaten. Was in der rückliegenden Zeit
falſch war, daß der Soldat nur als Soldat anzutreten hat, das
wird geändert werden; in der Zukunft wird der Soldat auch
poli=
tiſcher Soldat ſein und in der politiſchen Geſtaltung ſeines
Vater=
landes mitraten und staten (Beifall), und deſſen Geiſtesträger
ſind wir. Wir marſchieren geſchloſſen, einheitlich und ſtark und
bleiben die einfachen, treuen und ſchlichten Soldaten Adolf
Hit=
lers. (Lebhafter Beifall.)
Und nunmehr bitte ich, mit mir das Lied des revolutionären
Soldaten zu ſingen „Volk ans Gewehr”, das das ganze deutſche
Volk mit dem ſoldatiſchen Geiſt erfüllen ſoll, wofür wir Jungen
kämpfen und deſſen Repräſentanten und Kämpfer auch Sie,
Män=
ner vom Stahlhelm, ſind!
Bundesführer Seldte dankte dann Stabschef Röhm und brachte
ein dreifaches Sieg=Heil auf ihn aus.
Nach Bekanntgabe des Glückwunſchtelegramms des preußiſchen
Miniſterpräſidenten Göring ertönten wieder Kommandorufe.
Or=
kanartig ſchwollen die Heil!=Rufe an, als der Erſte Bundesführer
und Stabschef Röhm, begleitet von ihren Adjutanten, die Tribüne
entlang kamen. In ſtrammem Paradeſchritt defilierten dann die
Frontſoldaten vor den beiden Führern Seldte und Röhm, die mit
erhobenem Arm die vorüberziehenden Kolonnen grüßten. Und
wieder ziehen die abrückenden Kolonnen durch die ſonntäglichen
Straßen, in denen eine dichtgedrängte Menſchenmenge den
feld=
grauen Gäſten einen herzlichen Abſchiedsgruß zuwinkt.
Der Stahlhelmtag von Hannover iſt beendet.
Das Ankworikelegramm des Reichspräſidenken.
Der Herr Reichspräſident hat aus Neudeck an Bundesführer
Seldte auf deſſen Treuegelöbnis folgende Antwort geſandt:
Den zur Reichstagung in Hannover verſammelten
Stahl=
helmführern danke ich für ihr freundliches Meingedenken. In
dankbarer Anerkennung erinnere ich mich heute der wertvollen
Arbeit, die der Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, durch die
Pflege ſoldatiſcher Tugenden in unſerem Volke für die
natio=
nale Erneuerung Deutſchlands geleiſtet hat. Mit meinen
herz=
lichſten kameradſchaftlichen Grüßen verbinde ich den Wunſch,
daß auch Ihre heutige Tagung die innere nationale Einigung
aller Deutſchen fördern und ſtärken möge (gez.) von Hinden=
=burg, Generalfeldmarſchall und Reichspräſident.”
Großer Amkswalkerkongreß der DA5.
und NSB9.
Derärmſtesohn dernakion darf nichk enkkäuſchtwerden
Anläßlich des Gauparteitags fand am Samstag im großen
Saal des neuen Gewerkſchaftshauſes ein Kongreß ſämtlicher
führender Amtswalter der NSBO. und der Deutſchen
Arbeis=
front ſtatt. Zum erſten Male waren gleichzeitig mit den
Kreis=
betriebszellenleitern Heſſen=Naſſaus auch die
Verbandsbezirks=
leiter der 15 Arbeiter= und 9 Angeſtelltenverbände Heſſens und
Heſſen=Naſſaus verſammelt. Erſtmalig waren auch die
Kreis=
betriebszellenleiter Heſſens anweſend. Dieſer bedeutungsvolle
Kongreß erhielt durch die Anweſenheit des Treuhänders der
Arbeit, Dr. Lüer, und von Vertretern des
Gewerbeaufichts=
amts noch ſeine beſondere Note. Es waren etwa 200 neue
Arbeiterführer unſeres Wirtſchaftsgebiets verſammelt.
Gaubetriebszellenleiter Willi Becker, M. d. L., und
Bezirksleiter der Deutſchen Arbeitsfront, eröffnete die Sitzung,
begrüßte die Erſchienenen und gedachte beſonders des verſtorbenen
Pg. Reinhold Muchow. deſſen Andenken durch Erheben von den
Sitzen geehrt wurde. Das Wort erhielt dann der bisherige
Gaubekriebszellenleiter Heſſens, Frich Kern. M.d. R.,
der in Zukunft der Stellvertreter des Gaubetriebszellenleiters
Willi Becker iſt. Er dankte ſeinen Amtswaltern für ihre
Mit=
arbeit und das bewieſene Vertrauen und bat, beides ohne jeden
Vorbehalt Pg. Becker zur Verfügung zu ſtellen. Der deutſche
Sozialismus habe die Landesgrenzen aufgehoben. Die weitere
Aufgabe ſei, das deutſche Arbeitertum im ehrlichen Wetteifer
mit anderen Ständen in die Lage zu verſetzen, die Säule des
neuen Staates zu ſein. Die NSBO. müſſe arbeiten, der
Arbeiter=
ſchaft eine neue Führung zu geben, die keinen Vorteil für die
eigene Perſon wolle, ſondern die Arbeiterſchaft den
Wirtſchafts=
ſührern in Induſtrie und Handel charaktermäßig gleichſtelle.
In der Erfüllung dieſer ethiſchen Ziele ſei unſer Sozialismus
für die Zukunft gewährleiſtet.
Pg. Becker führte darauf aus, daß Heſſen und Heſſen=
Naſſau zwar in Zukunft nur noch einen, aber in Wirklichkeit
doch zwei Gaubetriebszellenleiter habe, denn ſie beide würden
ſtets Schulter an Schulter gehen. Dieſe Verbundenheit von oben
müſſe jetzt alle Kreiſe erfüllen. Die Einheit des deutſchen Volkes
müſſe unüberwindlich ſein, ſo wi
e es bereits in dem Verhältnis
zwiſchen der DAF. und der NSBO. verkörpert wäre, denn hier
wie dort führten nur alte NSBO=Leute, die eine jahrelange
Kampfkameradſchaft verbinde.
Dann begrüßte der
Treuhänder der Arbeit Dr. Lüier
die Kameraden der Arbeit. Er umriß die Ziele und
Zweck=
ſetzung einer organiſchen Staatsauffaſſung, wie die
Einheitlich=
keit der Voltsgemeinſchaft politiſch bei den Statthaltern,
wirt=
ſchaftlich bei den Treuhändern der Arbeit gegeben ſei.
Anläß=
lich des 1. Kongreſſes der deutſchen Arbeit ſei den Treuhändern
die Autorität verliehen worden, für gerechte Löhne und den
Arbeitsfrieden zu wirken und am ſozialen Aufbau mitzuarbeiten.
Dr. Lüer ging ſodann kurz auf die zukünftige berufsſtändiſche
Entwicklung ein. Weiter betonte er grundſätzlich, daß es eine
Herabſetzung der Löhne niemals geben würde. Er lehne es
ſchärfſtens ab, den deutſchen Arbeiter von den Karren einer
liberaliſtiſchen und reaktionären Klique ſpannen zu laſſen. Das
deutſche Problem könne nur durch den deutſchen Sozialismus
gelöſt und die Revolution nur durch den deutſchen Arbeiter der
Stirne und der Fauſt vollendet werden. Zum Schluß führte
Dr. Lüer noch aus, daß er ſeit 1927 mit Pg. Becker als alte
Parteigenoſſen in einer Front ſtünde. Dieſe perſönliche
Freund=
ſchaft und Wertſchätzung würden eine ſtetige vertrauensvolle
Zu=
ſammenarbeit gewährleiſten. Die Ausführungen Dr. Lüers
wurden mit ſtarker Sympathie aufgenommen.
Nachdem Dr. Lüer ſich noch zwiſchendurch in ſehr
tem=
peramentvollen Ausführungen gegen jeden Peſſimismus
ge=
wandt hatte, indem er erklärte, in zehn Wochen zwei Millionen
Menſchen wieder in Arbeit und Brot gebracht zu haben, ſei
eine Leiſtung, die nur durch eine unerhörte Zuſammenballung
von Glauben und Willen erreicht ſei, fuhr
Gaubekriebszellenleiter Becker
fort, im deutſchen Arbeiter ſteckten die edelſten Elemente. Er ſei
treu, wie kaum ein anderer Stand, ja er hätte die Treue noch
dort gehalten, wo ſie bereits verraten wurde. Niemals wieder
dürfte der Arbeiter enttäuſcht werden. Die Pflege der Treue
ſei Gemeingut der NSBO., die darin allen andern
Organi=
ſationen vorbildlich vorangehen müſſe. Hitler iſt unſer
Schick=
ſal! Schluß mit dem Uebel der Zwietracht und mit denen, die
das Werk unſeres Führers verkleinern wollen. Der Arbeiter
muß wieder Sohn der Nation ſein und die Arbeit muß wieder
Platz finden in einem geſunden geeinten Volk. „Kämpfen wir
darum, Kameraden, denn wir ſind die Pioniere der Zukunft!”
Unter jubelndem Beifall ſchloß Pg. Kern dieſen Kongreß, der
allen Beteiligten Vertrauen und kämpferiſchen Mut für eine
beſſere Zukunft eingegeben hat.
Seite 2 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nontag, 25. September 1933
50 Jahre Niedermald=Denkmal.
Tar Tdel dd Tote
Rieſen=Kundgebung zur Feier des 30jährigen Jubiläums des National=Denkmals. — Reichspropagandaminiſter
Dr. Soebbels über die zwei Schickſalsaufgaben: Arbeit im Innern, Frieden nach außen zu ſchaffen.
Dr. Goebbels
auf dem Flug nach Genf.
(Eigener M. St.=Bericht des D. T.)
Und wiederum am Nationaldenkmal am Niederwald! Und
wiederum Jubel vieler Tauſende, die gläubig zu den Führern
aufblicken, ihren Worten vertrauen, die ernſt, aber ſtark und voll
Zuverſicht ſind, weil ſie gutes, heiliges Menſchenrecht
ver=
treten und für die höchſten Ideale eines Volkes kämpfend ſich
ein=
ſetzen, für Ehre und — ſo Gott will — Freiheit, für
Arbeit und Friede! —
Gläubig und jubelnd blicken die Tauſende zu den Führern
und Spitzenkämpfern auf. Denn das war das deutlich ſpürbare
Signum der Frankfurter Feſttage: Es war wirklich Jubel, der
aus vertrauenden, zuverſichtlichen Herzen kam. Es war nichts
ſpürbar von indirektem Zwang, von einem Gefühl, du „mußt”
dabei ſein. Es war bei den unzähligen Tauſenden freier Wille,
freies, freudiges Bekennen zu den Männern der heutigen
Volks=
führung, weil man nunmehr weiß und an tatſächlichen Erfolgen
unerhörten Ausmaßes ſieht, zu dieſen Führern darf und
muß man Vertrauen haben. Es iſt wahr, was ſie immer
wie=
der betonen, mit Stolz und Recht betonen: Was wir verſprechen,
das halten wir, das erkämpfen wir mit vollem Einſatz von Gut
und Leben, aber auch mit hartem, eiſernem Zwang, wenn
Wider=
ſtände ſich auftürmen ſollten aus den Reihen derer, für die ſie
kämpfend ſich einſetzen.
Und es iſt ein ſchwerer, aber ſchöner und ſtolzer Kampf,
der für Arbeit und Friede! Ein Kampf, von dem mit
vollem Recht Dr. Goebbels ſagen konnte: Wenn irgend
ein Volk der Welt ſich dieſem Ringen mit
Waf=
fengewalt entgegenſtellen wollte, richtet es ſich
ſelbſt vor der Weltgeſchichte. Und die Weltgeſchichte
war noch immer das Weltgericht. —
Waren dieſe Worte an das Gewiſſen der Welt gerichtet, ſo
war der Jubel, mit dem ſie aufgenommen und der vom Rheinufer
zur bronzenen Germania emporbrauſte, ebenſo verſtändlich, wie
die Feſtſtellung Dr. Goebbels, daß der Nationalſozialismus die
Jugend, richtiger die Verjüngung des Volkes, der Nation bedeute.
So daß heute den ehemaligen Gegnern, die es leider noch ſind,
ein anderes Volk gegenüberſteht als in den vergangenen Jahren,
die mit einem Schlage ausgelöſcht wurden. Ein Volk, das in ſich
geſchloſſen und einig, zuſammengeſchweißt zu einem Block, wie
es in Jahrtauſenden deutſcher Geſchichte nicht erlebt wurde. Ein
Volk, das reinen Herzens und ehrlichſten Willens, nichts will. als
Arbeit und Friede! Und das Garant dieſes Wollens, dieſes
heilig aufrichtigen Wollens ſein kann über Generationen,
weil es die Jugend hat, die die Zukunft trägt. Weil es anders
iſt als das, was bisher als erſtrebenswert ſchien für kleinliche
eigennützige Zwecke. Nämlich die Jugend zu gewinnen, um die
Zukunft zu haben. Der Nationalismus darf ſtolz von ſich
ſagen, weil wir jung ſind, weil wir die Zukunft haben,
haben wir die Jugend!—
Und wenn es wirklich noch einer ethiſchen Begründung
be=
darf, um zu glauben, daß wir den Frieden wollen, niemals
die Auseinanderſetzung mit der brutalen Gewalt der Waffen,
konnte ſie anders gegeben werden als durch die Feſtſtellung an der
Spitze unſeres Kampfzieles ſteht: Ehre und Freiheit. Auf
dem Schlachtfeld haben wir, unſere Ehre
nie=
mals verloren in den Jahren des Weltkrieges. Auf dem
Schlachtfeld alſo können und brauchen wir ſie nicht mehr
erkämpfen! — Es war eine Selbſtverſtändlichkeit, daß nicht nur
die Jugend, daß alle, vor allem die Tauſende, die draußen waren,
auch dieſe Worte mit jubelndem Heil aufnahmen und dankten. —
So wurde die Kundgebung für Arbeit und Frieden am
Denk=
mal nationaler Einheit, das nunmehr ein halbes Jahrhundert
von ſtolzer Höhe hinabſchaut auf die ewig raunenden Wellen des
Rheines, der Deutſchlands Stromimmer, Deutſchlands Grenze
nie ſein ſoll, zum heiligen Bekenntnis!
Das äußere Bild nun ſchon gewohnt. Vom frühen Morgen ab
wieder Marſchieren und Singen, Trommelſchlag und
Fanfaren=
klänge in den Straßen, im Zuge nach dem Niederwalddenkmal bei
Rüdesheim. Und alle Straßen wieder im Feſtſchmuck! Schon von
Biebrich an, alle Dörfchen und Städtchen des Rheingaues, die
wir in langen Autokolonnen in wundervoller Diſziplin geordnet,
durchfahren, im Feſtgewand. Und überall lebendiges Spalier,
freudige Zurufe. Die ausgezeichnet durchgeführte
Verkehrsrege=
lung ermöglicht diesmal die Anfahrt faſt bis zum Denkmal, wo
trotz früher Ankunft, Stunden vor dem Feſtakt ſchon Tauſende
ſtehen. Ein herrliches Bild, deſſen faſzinierendem Reiz niemand
ſich entziehen kann.
Das Meer der Fahnen und Standarten, Girlanden und
Blu=
men, die freudig erwartungsvoll geſtimmte Menge, vor allem die
Jugend! Trotz der körperlichen Anſtrengung des Vortages
ſtrahlende Augen, frohes, ſtolzes Bewußtſein, mit dabei ſein zu
dürfen in hiſtoriſcher Stunde, auf die die Welt hört.
Ab 10.15 Uhr ſetzen die dirigierenden Anweiſungen der
Laut=
ſprecher ein, von denen aus Herr Müller=Scheld den
Auf=
marſch leitet, die Maſſen ordnet und Zufahrt und Platz für den
Führer freihält. Alles klappt wie am Schnürchen. Unten zu Füßen
des Denkmals ſtehen SA= und SS=Kapellen und Spielmannszüge
und muſizieren.
Um 10.25 Uhr kündet der Lautſprecher, das Eintreffen der
Turnerſtaffeln mit Huldigungen für den Führer. Die
Odenwälder und Rhein=Main=Turner waren in
dunkler Nacht geſtartet, pünktlich um 3 Uhr paſſierte ihre
Bot=
ſchaft Darmſtadt und wanderte dann von Hand zu Hand dem
Rheine zu. Mannſchaften der Turnerſchaft aus Saarbrücken,
Worms, Aſchaffenburg, Marburg und Koblenz
ſind an den Staffelläufen beteiligt. Dazu die Motorfahrer aus
Worms und Hanau. Reichsminiſter Dr. Goebbels wird ſpäter
dieſe Huldigungen in Empfang nehmen.
Dr. Goebbels kriffk ein —
ie Aur doehung ſir Mhelf ud Sie belinf.
Um 10.35 meldet der Lautſprecher die Ankunft des
Reichs=
miniſters Dr. Goebbels, deſſen Wagen ſich nur langſam den
Weg durch die jubelnde Menge bahnen konnte. Und unter immer
neuten Heil=Rufen kann ſich der Miniſter, mit dem auch
Reichs=
ſtatthalter Sprenger eintraf, mit den Herren ſeiner Begleitung
bis zum Mikrophon den Weg bahnen. Unzählige Hände ſtrecken
ſich ihm entgegen. Und immer wieder branden Heilruf=Wellen,
da der Miniſter nun der Menge ſichtbar wird, zur Germania
empor. Dann aber, nach Minuten, atemloſe Stille. Fanfaren=
märſche der SA= und SS=Kapelle Wiesbaden künden den Beginn
der Kundgebung. Kaum ſind die Klänge verhallt, ſchellen
mar=
kige Stimmen aus den Lautſprechern, die den Vorſpruch, ein
Treugelöbnis der Jugend, der Menge vermitteln Lieder der
Hitlerjugend Frankfurt umrahmen den feierlichen Vorſpruch.
Dann tritt
Reichsſtakthaller Sprenger
ans Mikrophon. Er begrüßt in ſeiner Anſprache zunächſt die
Ehren=
gäſte, unter denen ſich mit vielen anderen nebſt Dr. Goebbels auch
Reichsernährungsminiſter Darre, Reichsſportführer von
Tſchammer und Oſten, Staatsminiſter Jung, die
Ober=
bürgermeiſter von Mainz und Frankfurt befanden, dann die
Gau=
leiter und ſämtliche Landes=Bauernführer aus dem
Reich. Der Statthalter führt dann u. a. aus:
Vor 50 Jahren fand hier eine ewige Sehnſucht der Deutſchen
ihre Erfüllung, indem ein Wahrzeichen der Einigung der
deut=
ſchen Staaten eingeweiht und dem deutſchen Volk übergeben wurde.
Die Zerriſſenheit war durch Bismarck überwunden worden. Dieſe
Einigung der Staaten war die Vorausſetzung für den Aufſtieg
Deutſchlands zur Macht, die von der Welt nicht nur geachtet,
ſon=
dern auch gefürchtet wurde. Die damalige Generation war in
die=
ſem Denkmal auch der Welt gegenüber ein Dokument des
Bekennt=
niſſes des Bewußtſeins der eigenen Kraft. Uns dagegen wird es
alle Zeit Symbol der Einigung des deutſchen Volkes ſein, nicht
wie bis in die letzten Tage die ausländiſche Preſſe, insbeſondere
ein großer Teil der engliſchen Preſſe, glaubte, der Welt künden
zu müſſen, das daß deutſche Volk kriegeriſch ſei. Nein, wer ſo
über Deutſchland ſchreibt, kennt das deutſche Volk von heute nicht.
Erſt bei der Saarkundgebung vor wenigen Wochen hat hier der
Führer ein Bekenntnis abgelegt namens des Volkes für die
Er=
haltung des Friedens und auch die Verhandlungsbereitſchaft mit
Frankreich offen erklärt, allerdings auf dem Boden, auf dem allein
Verhandlungen möglich ſind: Gleichberechtigt am Tiſche.
Der Redner erinnerte an die große Friedensrede des
Reichs=
kanzlers, in der der Führer verkündet habe, daß das deutſche Volk
ſich deſſen bewußt ſei, daß kein Krieg kommen könnte, der ihm
je=
mals mehr Ehre gibt, als im letzten Kriege gewonnen wurde:
denn es war mehr Ehre, einer Uebermacht 4½ Jahre ehrenvoll,
tapfer und mutig ſtandzuhalten, als es Ehre war, mit zwanzig
einen zu beſiegen. Wir haben nicht nötig, vor der Geſchichte die
Ehre unſeres Volkes auf dem Schlachtfeld zu rehabilitieren. Dort
hat ſie uns niemand genommen. (Beifall.)
Für Ehre, Freiheit, Arbeit und Brot zu kämpfen, hat der
Führer das Volk aufgerufen. Friedlich gehen wir ans Werk.
Täg=
lich ſchafft der Führer neue Möglichkeiten, neuen Menſchen aus
Not und Elend heraus Arbeit und Brot zu geben. Das iſt der
einzige Kampf, den wir führen, und die höchſte Ehre ſetzt der
Führer darein. Ich rufe es hinaus in die Welt: „Wer wäre ſo
vermeſſen, ein ſolches Volk, wie das deutſche Volk. bei ſeiner
friedlichen Arbeit, bei ſeinem Exiſtenzkampf, mit Waffengewalt
ſtören zu wollen?‟ Geächtet müßte er ſein in der ganzen Welt.
(Beifall.)
So ſoll die Parole, die ich dieſem erſten Gauparteitag Heſſen=
Naſſaus gegeben habe, Arbeit und Friede, Leitſtern ſein für unſer
Tun und Handeln. So wird es ſich auswirken in allen Teilen
Deutſchlands und auch in der Außenwelt zum Nutzen und Segen
Deutſchlands, zum Heil aller Völker.
In den Heilruf des Gauleiters ſtimmte die Menge begeiſtert
ein. Dann nahm
AeR
Heidssmtaſter Dr. Goeodeis
das Wort. Er wandte ſich zunächſt an die Jugend, indem er
be=
tonte, wir ſtänden nicht mehr auf dem alten liberalen
Stand=
punkt „Wer die Jugend hat, hat die Zukunft”, ſondern wir hätten
den Mut, dieſen Satz umzukehren. Wir ſagen: „Wer die Zukunft
hat, hat die Jugend.”
Er fuhr dann fort: Ich möchte ſagen, daß der
Nationalſozia=
lismus nichts anderes iſt, als das politiſche Bekenntnis der
deut=
ſchen Jugend zur Zukunft der Nation. Deshalb iſt es auch kein
Zufall, daß über alle Klaſſenſchranken hinweg gerade die deutſche
Jugend ſich unter unſere Fahnen geſtellt hat. Man ſtelle ſich vor,
Deutſchland hätte aus der Niederlage von 1918 wenigſtens die
Lehre gezogen, ſich nun zuſammenzuſchließen, um als einheitlicher
Willensblock der Welt gegenüberzutreten. Wie weit wären wir
heute ſchon! Ja, man möchte faſt ſagen, daß, wenn Deutſchland
vom Anfang ſeiner Geſchichte an ein einheitliches Volk geweſen
wäre, nie andere Nationen die Weltherrſchaft uns hätten nehmen
können, daß Deutſchland heute überhaupt das Herrenvolk der
gan=
zen Welt wäre. Was wir verſäumt haben, das verſuchen wir
Nationalſozialiſten nachzuholen.
Der Nationalſozialismus ſieht ſeine erſte Aufgabe darin,
die deutſchen Stände, Stämme und Klaſſen in einer
ein=
heitlichen Willensfront zuſammenzufaſſen, und der Garant
dieſer nationalen Einigung iſt die deutſche Jugend.
Ich glaube ſchon, daß die Welt dieſem inneren
Umſchmelzungs=
prozeß mit Mißtrauen zuſchaut.
Die Welt iſt immer mißtrauiſch, wenn Deutſchland erſtarkt;
denn die Kraft der Völker liegt nicht in den Waffen, die
Kraft der Völker liegt im Lebenswillen, und wenn die
deutſche Nation Waffen und Kanonen und
Maſchinengewehre beſäße, aber nicht den
Willen zum Leben, ſo wäre ſie ſchwächer als
heute, da ſie zwar keine Waffen, Kanonen
und Maſchinengewehre, aber den Willen zu
ſeiner Exiſtenz beſitzt. (Beifall.)
Völker, die dem Pazifismus huldigen, bereiten immer den
nächſten Krieg vor. Was haben denn die Parlamente ſeit 1918
zuwege gebracht? Sie haben die Völker durcheinandergewirbelt.
Sie haben in der geiſtigen Zerriſſenheit der Revolutionszeit keine
einheitliche Idee gefunden. Parlamentsparteien ſehen in den
Völkern immer nur Objekte, aber nicht Subjekte ihrer Politik.
Sie ſtehen den Völkern gegenüber, wie die Rechtsanwälte ihren
Klienten. Und wie die Rechtsanwälte Prozeſſe führen, um ihre
Exiſtenz zu haben, ſo müſſen die liberalen Parteien Exiſtenzkämpfe
ausfechten, um ihre Eriſtenz überhaupt zu behaupten. Das tun ſie
ohne Haß und ohne Liebe. Jede Leidenſchaft iſt ihnen fremd.
Zwar ſtehen ſie ſich auf den Parlamentstribünen gegenüber als
ſcheinbar erbitterte Gegner, aber dieſe Feindſchaft iſt ſo echt wie
die Feindſchaft zweier Rechtsanwälte, die ſich in einem
Gerichts=
ſaal gegenüberſtehen. Im Syſtem des Parlamentarismus liegt
auch der Keim kommender Kriege. Denn wie der Rechtsanwakt
viel eher geneigt iſt, einen Prozeß zu beginnen, als der Klient,
ſo iſt auch die Parlamentspartei viel eher geneigt, einen Krieg zu
machen, als ein Volk. (Sehr richtig.) Für den Rechtsanwalt iſt
es gleichgültig, ob er den Prozeß verliert oder gewinnt, er
er=
hält ſein Honorar. Für die Parteipäpſte iſt es ebenſo
gleichgül=
tig, ob ein Krieg gut oder ſchlecht ausgeht. Sie brauchen ihn ja
nicht mitzumachen. Sie ſind eben unentbehrlich in der Heimat.
Unſere Gegner ſagen, wir hätten das Volk entrechtet. Aber ich
glaube, das Volk war niemals innerlich ſo mit
ſeiner Regierung einverſtanden wie mit der
unſrigen. Wir reden zwar nicht von Demokratie, aber wir
haben das Volk praktiſch in die Geſtaltung ſeines eigenen
Schick=
ſals eingeführt.
Es iſt kein Zufall, daß das vergangene Syſtem unter unſeren
Keulenſchlägen zuſammenbrach. Der Herr ſegnet immer die, die
ſeinen Segen verdienen. Wenn wir 14 Jahre dieſes Syſtem
be=
kämpften und am Ende den Sieg davongetragen haben, ſo haben
wir offenbar dieſen Sieg auch verdient. Andere hatten die Macht,
ſie hatten die Preſſe, ſie hatten das Geld, ſie hatten die Mehrheit,
ſie hatten die Parteien, wir aber hatten nur die Kraft einer Idee,
und mit der Kraft einer Idee haben wir alles andere überrannt,
AA
Zioei große Aufgaben
waren uns nach der Uebernahme der Macht geſtellt, Aufgaben,
an denen die Novemberrepublik ſich vergeblich verſucht hatte,
Aufgaben, die gelöſt werden müſſen. Und wenn wir ſie nicht
löſen, dann hätten wir auch unſere geſchichtliche Miſſion
ver=
ſpielt.
Wir mußten dem Volk im Innern Arbeit und nach Außen
Frieden geben, Arbeit für 7 Millionen, die ihre Plätze mn
den Maſchinen und in den Kontoren verloren hatten, und
Frieden für eine ganze Nation, die in nüchterner
Sachlich=
keit ſich wieder ihr tägliches Brot verdienen wollte.
Daß dieſe Aufgabe nicht leicht war, wußten wir von
vorn=
herein. Aber wäre ſie leicht geweſen, dann hätte ſie uns nicht
gereizt. (Beifall.)
Wir haben nicht die Abſicht, auf den Miniſterſeſſeln ein
bequemes Leben zu führen. Wir haben die Abſicht, unſere
Namen in das Buch der Geſchichte einzutragen. Ein halbes
Jahr lang haben wir uns nun mit den großen Aufgaben, die
uns das Schickſal aufgegeben hat, abgegeben. Ich glaube, wir
brauchen uns dieſer Arbeit nicht zu ſchämen, denn was
menſchen=
möglich war, das haben wir getan. Rieſenprojekte wurden
ent=
worfen, die ganzen Kräfte des Volks auf ein einheitliches Ziel
konzentriert, wir haben den Peſſimismus mit Stumpf und Stiel
ausgerottet, wir haben dem Volr wieder Glauben und
Selbſt=
vertrauen zurückgegeben und ſind dann an die großen Pflichten
herangetreten. Geſtern haben wir in Frankfurt a. M. das erſte
ſichtbare Zeichen unſerer Aufbauarbeit und unſeres
Aufbau=
willens der ganzen Welt dokumentiert. Es wurde dabei der
Wille kundgetan, daß wir nicht ruhen und raſten wollen, bis
das Geſpenſt der Arbeitsloſigkeit aus unſerem Land vertrieben
iſt. Allerdings muß man dazu Mut beſitzen. Kleine Geiſter
werden niemals große Probleme löſen, und zur Löſung großer
Probleme gehört nicht nur Intelligenz, ſondern auch Courage.
Man darf ſich von den Problemen nicht entmutigen laſſen, man
muß ſie mit nüchterner Klarheit überprüfen, man darf ſich auch
keine falſchen Illuſionen machen, man darf nicht in einem
roſa=
roten Optimismus dahinleben, man muß an die Möglichkeit der
Löſung glauben, dann aber mit ſachlicher Nüchternheit die
Löſung betreiben.
Unſere Gegner ſagen: Na wartet bis der Winter kommt,
dann wird euer Konjunkturerfolg dahin ſein. Wir werden uns
ja bei Philippi wiederſprechen. Es wird ſich auf die Dauer
nicht verheimlichen laſſen, wer recht hat, unſere Gegner oder wir.
Jedenſalls ſtehen wir dafür gergde, daß die
Arbeits=
bendſe in dieien Mier fif mn einen Mamf
ſteigen wird.
Und ich glaube, wir brauchen nicht zu beweiſen, daß wir das
Verſprechen halten, denn was wir bisher verſprochen, das haben
wir immer gehalten. Unſere Gegner haben 14 Jahre lang über
uns gelächelt, ſie hätten aber beſſer gekämpft als gelächelt; ſie
lächelten auch noch, als wir die Macht ſchon beſaßen, denn wir
wollten die ganze Macht — ſie hätten ſich beſſer gewehrt, als
zu lächeln; ſie lächelten auch noch als wir erklärten, den
Marxis=
mus mit Stumpf und Stiel ausrotten zu wollen — ſie hätten
ſich beſſer auf die Hinterbeine geſetzt als zu lächeln; ſie lächeln
noch heute, wenn wir ſagen, daß wir die Arbeitsloſigkeit zu
Boden werfen werden; aber auch diesmal wird ihnen das
Lächeln vergehen.
Wenn wir bei beginnendem Herbſt ein Projekt geſetzmäßig
ſtabiliſiert haben, in deſſen Vollzug während dieſes
Winters 2 Milliarden ins Rotieren kommen, dann glaube
ich, können wir dafür garantieren, daß die Arbeitsloſigkeit
nicht ſteigen wird. Dabei bleiben wir nicht etwa ſtehen;
wir werden immer neue Methoden erfinden, immer wieder
das Volk mobiliſieren, dann werfen wir die
Arbeitsloſig=
keit doch zu Boden. Das erſcheint manchmal
unwahr=
ſcheinlich, aber auch hier verſetzt der Glaube Berge.
Arbeit wird die große Tugend des kommenden
Halfs eit.
Die Arbeit iſt ein Recht des Bürgers, nicht nur eine Pflicht,
und dieſes Recht werden wir wieder garantieren. Das können
wir allerdings nur, wenn wir mit der Welt in Frieden bleiben.
Daß die Welt uns nicht verſteht, dafür kennen wir alle Gründe.
Die meiſten Gründe liegen in der Vergangenheit. Die
Regie=
rungen, die uns vorangegangen ſind, hatten alles Intereſſe
daran, die nationalſozialiſtiſche Bewegung in der
Weltöffentlich=
keit zu diskreditieren. Das wirkt ſelbſtverſtändlich nach. Es iſt
doch ganz klar, daß die Machtinhaberſchaft des
National=
ſozialismus in Deutſchland eine Erſchütterung des geſamten
liberalen Weltgefüges bedeutet.
Wir ſind viel zu ſtolz, um in der Welt für Deutſchland
betteln zu gehen. Wir ſagen jedem, der es hören will: Wir
helfen uns ſelbſt.
Montag, 25. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Der Welt aber werden wir nicht müde zu erklären,
daß Deutſchland den Frieden will,
ja daß Deutſchland den Frieden wollen muß, daß kein Voll,
weder das deutſche noch irgendein anderes, in einem kommenden
Krieg gewinnen, ſondern daß jedes Volk verlieren müßte, und
daß es ein Wahnſinn iſt, die Völker in ein neues Unglück
hineinzuſtürzen, während ſie ſich kaum von dem alten erholt
haben.
Und ich halte es faſt für ſymboliſch, daß heute auf dem
Denkmal am Niederwald die Worte „Arbeit und Friede” ſtehen.
Ich halte faſt für ſymboliſch, daß auf den Fabriken die Fahne
des Nationalismus und daß auf den nationalen Denkmälern
die Fahne des Sozialismus aufgeht.
Damit wird aber der Welt kundgetan, daß dieſe
Zuſammen=
fügung von Ideen, die wir im Nationalſozialismus vollzogen
haben, nichts Willkürliches darſtellt, ſondern einen inneren Sinn
beſitzt.
Man braucht nicht nationale Ehre mit Füßen zu treten, um
dem Arbeiter das Brot zu garantieren, man braucht nicht
dem Arbeiter das Brot zu nehmen, um national zu ſein.
Nationale Geſinnung und ſozialiſtiſches
Verantwortungs=
gefühl gehören zuſammen, und die Menſchen von rechts
wer=
den ſozialiſtiſches Verantwortungsgefühl in ihren
Ideen=
kreis mitübernehmen müſſen, damit die Menſchen von links
dafür nationale Ueberzeugtheiten in ſich aufnehmen.
Erſt wenn dieſer Zuſammenſchluß der Ideen ſtattgefunden hat,
wird auch eine Zuſammenſchweißung der Volksklaſſen ſtattfinden
können.
Schauen Sie nun hinunter in dieſes wunderbare Land, ein
Edelſtein in Deutſchlands Schmuck. Unter uns ausgebreitet der
Rhein, der nach unſerem Willen nicht die deutſche Grenze, ſondern
Deutſchlands Strom bleiben ſoll. Unter uns liegen die Städte
und die Dörfer, die Weinberge in Braun und Rot des
beginnen=
den Herbſtes gekleidet. Die Menſchen aus dieſer wunderbaren
Provinz ſind zuſammengeſtrömt, um ihrem Willen nach Recht und
Freiheit und Arbeit und Friede demonſtrativ Ausdruck zu geben.
In einer Stunde ſchon werde ich das Flugzeug beſteigen, um die
Rechte dieſer Nation in Genf zu vertreten. (Stürmiſche,
anhal=
tende Heilrufe.) Daran ſchon kann man ſehen, daß ſich in
Deutſch=
land manches geändert hat. Denn an der Stelle, an der ehemals
ein Streſemann ſtand, wird jetzt zum erſten Male ein
National=
ſozialiſt ſtehen und die Rechte des deutſchen Volkes, die ehedem
von Intereſſenparteien vertreten wurden, werden jetzt von der
großen deutſchen Volkserhebung in der nationalſozialiſtiſchen
Be=
wegung vertreten.
Der Miniſter ſchloß:
Bleiben wir ſo, wie wir ſind, ſtellen wir die Partei über
alles, widmen wir unſere leidenſchaftlichſte Liebe dem Volk,
ge=
rade dem ärmſten Volksbruder.
Bleiben wir jung in unſerem Herzen, dann wird die Jugend
uns auch immer verſtehen.
Bleiben wir immer im Volk, dann werden wir uns niemals
vor dem Volk zu ſchämen brauchen. Stehen wir dem Volk Tag für
Tag Angeſicht zu Angeſicht gegenüber, und fühlen wir uns als die
Willensvollſtrecker der deutſchen Nation, dann kann uns nichts
ge=
ſchehen, dann wird das Volk in Not und Glück bei uns ſtehen,
dann wird es unſere Sache zu ſeiner Sache machen, wie
wir ſeine Sache zu unſerer Sache machen. Dann wird in
Deutſchland die erſte moderne Demokratie Wirklichkeit
wer=
den, daß Führung und Volk eins ſind, daß ein Volk ſich
ver=
trauensvoll in die Hand einer zielbewußten Führung gibt, daß
über allem ein Mann ſteht, der im Reich die höchſte Autorität
ver=
körpert, und daß alle zuſammengeſchloſſen ſind in einer
einheit=
lichen Idee.
Das deutſche Wunder iſt im Vollzug. Ein 2000jähriger
Traum der deutſchen Nation wird verwirklicht:
Volk wird eins und findet ſich zuſammen in der
Stärkedes Reichs. Volk will Frieden, Volk will Arbeit und
erhebt ſich in Stolz und Selbſtbewußtſein. Volk erinnert ſich an
ſeine edelſten Tugenden, und Volk tritt den Weg an in eine beſſere
Zukunft.
Das alles geloben wir, indem wir hinunterſchauen zu dieſem
urewigen Strom, indem wir von hier aus unſere Blicke
hinſchwei=
fen laſſen über deutſche Lande im Oſten, Weſten, Norden und
Süden und indem wir es in die Welt hineinrufen: Wasdeutſch
iſt, ſoll deutſch bleiben. (Bravo.)
Wir werden zuſammen bis zum letzten Atemzug kämpfen für
des Reiches Stärke und für des Volkes Einheit. Wir ſtehen
ge=
ſchloſſen in einer Bewegung und hinter einem Führer und
brin=
gen dies auch in dieſer feierlichen Stunde zum Ausdruck, indem
wir rufen: Die Bewegung und die Führung Sieg=Heil!
Während der Rede des Reichspropagandaminiſters erſchien
eine Fliegerſtaffel, 3 ſchnittige Kleinflugzeuge, die
mehr=
mals den Feſtplatz umkreiſten, der Feſtverſammlung, tief fliegend,
deutſchen Gruß entbot und dann einzeln mit abgeſtelltem Motor
gleitfliegend in Richtung Wiesbaden entſchwand. Ganz hoch am
blauen Himmel aber zog immer noch ein prachtvoller Königsweih
in wundervollem Flug ſeine Kreiſe.
Das Horſt=Weſſel=Lied und der Badenweiler Marſch beendeten
den Akt der feierlichen Kundgebung. Der Gaupropagandaleiter
ſchloß mit der ſtürmiſch befolgten Aufforderung an die Teilnehmer,
dem Herrn Reichsminiſter Dr. Goebbels für ſeine
Verhand=
lungen in Genf ein dreifaches
Kampf=Heil
mit auf den Weg zu geben.
Ein gutbeſuchtes Volksfeſt auf dem Marktplatz in Rüdesheim
bildete den Ausklang.
Den Miniſtern wurden beim Verlaſſen des Feſtplatzes und
bei der Fahrt, durch die Rheingau=Orte wiederum ſtürmiſche
Ovationen dargebracht. Die Frankfurter Feſttage, die ihren
Ausklang in der Weihe des Darré=Gedenkſteins fanden,
und die noch bis in die Abendſtunden hinein marſchierenden
Ko=
lonnen und Muſik in den Straßen ſah, werden allen, die ſie mit=
M. St.
erlebten, unvergeßlich ſein.
Einweihung des Darré=Gedenkſteins
an der Renkmauer bei Wiesbaden.
Nach der Niederwaldkundgebung verſammelten ſich die
Lan=
desbauernführer aus allen Teilen Deutſchlands, um ihren
ver=
dienſtvollen Führer an einem der ſchönſten Punkte des Taunus,
der Rentmauer, einen Gedenkſtein unter einer mächtigen
Buche zu weihen. Der Gedenkſtein, ein Findling des hohen
Weſter=
waldes, iſt in den erſten Tagen des Juli in unterbrochener
Sta=
fette durch die Bauern ſelbſt an die Einweihungsſtätte gebracht
worden. Von dem Denkmalsplatz aus bietet ſich dem Beſchauer
ein maleriſches Bild auf die dem Taunus vorgelagerte
Rhein=
ebene mit den Städten Mainz und Wiesbaden.
Zu der Einweihungsfeier waren außer den
Landesbauern=
führern und den landwirtſchaftlichen Gaufachberatern
Reichsſtatt=
halter Gauleiter Sprenger, der heſſiſche Staatsminiſter Jung,
Oberbürgermeiſter Schulte und Bürgermeiſter und Kreisleiter
Piekarſki=Wiesbaden erſchienen. Außerdem hatten die SA. und
SS. ſowie die Förſter aus dem Untertaunuskreis mit dem
Ober=
förſter an der Spitze ſich zu der Feier eingefunden. Gegen 4 Uhr
erſchien der Reichsernährungsminiſter mit ſeinem Gefolge, von
Der Führer bei der Bau=Eröffnung der Aukobahn.
den Förſtern mit Hörnerklang begrüßt. Nach dem Lied „
Deutſch=
land, du mein Vaterland” begrüßte
Reichsſtakthalter Gauleiter Sprenger
den Reichsernährungsminiſter ſowie die Ehrengäſte. Es iſt
außer=
gewöhnlich, ſo führte er u. a. aus, ſchon zu Lebzeiten für die
Ver=
dienſte eines Mannes einen Gedenkſtein zu ſetzen. Wir
National=
ſozialiſten, die wir die Vergangenheit kennen, wiſſen, wie dieſer
Stein zu Ehren unſeres Reichsernährungsminiſters hierher
ge=
kommen iſt. Beim Eintritt unſerer Bewegung in die Politik war
der Bauernſtand dem Untergang verfallen. Die Schutzzölle, die
Bismarck in den 80er Jahren eingeführt hat, gründeten ſich auf
der Erkenntnis, daß das deutſche Volk dazu kommen muß, ſich auf
eigener Scholle zu ernähren. Der Retter aus dem dem Bauern
neu drohenden Ruin war nun Reichsernährungsminiſter Darré,
der ſeine erſten Gedanken zur Rettung des Bauernſtandes an
die=
ſer Stelle, unter dieſer Buche faßte. Hier entſtanden die
Gedan=
ken, die revolutionär über ganz Deutſchland in die Partei und
durch die Partei in den deutſchen Bauernſtand, in das deutſche
Volk hineingetragen wurden. Darré hat das Verdienſt, den
deut=
ſchen Bauernſtand wieder planmäßig aufgebaut und dadurch vom
Untergang gerettet zu haben. Reichsſtatthalter Sprenger
über=
nahm ſodann den Gedenkſtein in die Obhut des Gaues.
Landesbauernführer Dr. Wagner und Landesobmann Metz
gelobten darauf dem Reichsbauernführer unverbrüchliche Treue
und Gefolgſchaft in allen noch bevorſtehenden Kämpfen. Nachdem
Schulkinder ein Lied zum Vortrag gebracht hatten, dankte
Nr. 266 — Seite 3
Reichsernährungsminiſter Darré
für dieſen Stein und führte u. a. aus: In den ſchweren Zeiten
der Beſatzung zog es mich jedesmal, wenn ich in Wiesbaden weilte,
hier an dieſe Stelle, um darüber nachzuſinnen, wie dem deutſchen
Volk und insbeſondere dem Bauernſtand geholfen werden könne.
Hier erkannte ich klar, was Bauerntum iſt, und worum es im
Kampf gegen die Not des Bauerntums geht. Das Jahr 1927 war
in dieſem Ringen ſeeliſch vielleicht mein ſchwerſtes Jahr. In jenen
ſchweren Stunden iſt es der Platz unter dieſer Buche geweſen, der
mir als einziger Ruhepunkt auf der Welt erſchien. Es war die
Stelle, die mir der Kompaß war, ob ich auf dem rechten Wege
bin, es war die Stelle, an der ich prüfen konnte, ob ich dem
Bauerngedanken treu blieb. Ich kann heute ſagen: ich bin ihm
treu geblieben. Ich möchte in dieſer Stunde, da mir der Stein
übergeben wird, allen meinen Bauernführern dieſe Buche
über=
geben. Mögen ſie hier die Kraft und die Sammlung finden, denn
im Kampf gegen die Not des Bauernſtandes iſt noch nicht der
letzte Tag gekommen. Zum Schluß ſeiner Rede legte
Reichsernäh=
runsminiſter Darré, ein Treugelöbnis zu ſeinem Führer, dem
Reichskanzler Adolf Hitler, ab, ohne den für den Bauernſtand eine
deutſche Zukunft nicht vorhanden ſei. Der deutſche Bauer ſei
ent=
ſchloſſen, mit dieſem Führer zu ſterben oder zu ſiegen.
Reichs=
ernährungsminiſter Darré bekräftigte dieſes Treugelöbnis mit
einem dreifachen Sieg=Heil auf den oberſten Führer des
Bauern=
ſtandes, das von der Menge begeiſtert aufgenommen wurde. Die
Feier ſchloß mit dem Horſt=Weſſel=Lied.
Sonderkagungen
WSN. Frankfurt a. M., 24. September.
Hatte der erſte Tag des Gauparteitages Heſſen=Naſſau im
Zeichen zweier gewaltiger Veranſtaltungen, der Baueröffnung
der Autoſtraße durch den Führer und der Rieſenkundgebung am
Abend im Stadion mit der Rede Goebbels, geſtanden, ſo war der
Sonntag den Sondertagungen für Preſſe, Organiſation, Schulung;
Kaſſe, Frauen und nicht zuletzt dem großen SA.=Sportfeſt im
Sta=
dion gewidmet. Feſtvorſtellungen in den Theatern und
Lichtſpiel=
häuſern, Dampferfahrten, Platzkonzerte uſw. ſorgten daneben für
die nötige Ausſpannung von geiſtiger und körperlicher Arbeit.
Auch am Sonntag drückte der Gauparteitag dem Stadtbild ſeinen
Stempel auf. Muſik und Marſchtritte hallten fortgeſetzt durch die
Straßen und das braune Kleid der Soldaten Adolf Hitlers hatte
faſt vollſtändig das Zivilkleid verdrängt. Im Laufe des
Sonn=
tag nachmittags ſetzte der Abtransport der Maſſen mit Sonderzug
in ihre Heimat ein. Wie bei der Anfahrt, wurden wieder 51
Son=
derzüge gefahren, die von den verſchiedenen Bahnhöfen aus
abge=
laſſen wurden. Der Verlauf und die gewaltigen Ausmaße des
Gauparteitages haben wieder die große Organiſationskunſt der
NSDAP. gezeigt. Der Führer kann auf dieſen Gau ſtolz ſein.
Verſtändigung zwiſchen Rom und Paris?
Endkampf
muß in Genf ausgekragen werden.
WTB. Paris, 24. September.
Der römiſche Korreſpondent des „Matin” berichtet, daß die
zwiſchen Paris und Rom geführten Verhandlungen eine
Ver=
ſtändigung über gewiſſe Punkte gebracht hätten, die der
engliſch=
italieniſch=franzöſiſchen Einheitsfront in Genf als Grundlage
dienen ſollten.
Zu dieſen Punkten gehöre: 1. Beibehaltung des militäriſchen
status auo für die ehemaligen Alliierten. 2. Frankreich und
Italien verpflichten ſich, ihre Streitkräfte und alle Rüſtungen
während einer Probezeit von vier Jahren, die nunmehr offiziell
angenommen werden ſoll, nicht heraufzuſetzen. Während dieſer
Probezeit würde eine ſtändige automatiſche internationale
Kontrolle über die deutſchen Rüſtungen ausgeübt werden.
3. Wenn in dieſer Probezeit keine Verfehlungen Deutſchlands
feſtgeſtellt würden, würden die ehemaligen alliierten Mächte nach
Ablauf dieſer Friſt die progreſſive Herabſetzung ihrer Rüſtungen
auf der Grundlage des Plans Macdonalds vornehmen.
4. Deutſchland ſolle bereits jetzt eine Verſtärkung ſeiner
defen=
ſiven Rüſtungen und ſeines beſtehenden Heeres zugeſtanden
werden, jedoch nach dem Grundſatz der Vereinheitlichung der
Armeetypen. Die Aenderungen des deutſchen Heeresſtatuts
würden im einzelnen in Genf beſprochen und überdies nur
etappenweiſe in dem Maße vorgenommen werden, in dem die
Kontrolle die ſtrikte Einhaltung der Verpflichtungen ergebe.
5. Jegliche Herſtellung von chemiſchen oder bakteriologiſchen, für
den Krieg beſtimmten Erzeugniſſen ſolle ſofort in allen Ländern
unterſagt werden.
Der Korreſpondent hebt hervor, daß die Sanktionsfrage
noch zu regeln bleibe und weiſt darauf hin, daß Muſſolini
gewiſſen franzöſiſchen Forderungen nicht aus Sympathie für
Frankreich nachgegeben habe, ſondern im Beſtreben, eine
Schiedsrichterrolle einzunehmen.
Dr. Goebbels in Genf eingetroffen.
WTB. Genf, 24. September.
Reichsminiſter Dr. Goebbels iſt heute nachmittag um 17 Uhr
mit einer dreimotorigen Junkers=Maſchine auf dem Genfer
Flugplatz zur Teilnahme an der morgen beginnenden
Völker=
bundsverſammlung angekommen. Er wurde von den zahlreich
erſchienenen Deutſchen überaus herzlich mit einem dreifachen
Sieg=Heil! und dem Deutſchen Gruß begrüßt.
Die Verfolgung der Nakionalſozialiſten
in Oeſterreich.
WTB. Wien, 24. September.
Aus Kärnten ſind in den letzten Tagen 117 Perſonen
nach Deutſchland gegangen. Allen wird wegen
unbefug=
ter Ausreiſe die Staatsbürgerſchaft aberkannt
wer=
den. In Kufſtein wurden 25 Nationalſozialiſten
wegen „Flucht nach Deutſchland” die Staatsbürgerſchaft
aberkannt. In Klagenfurth wurden zahlreiche
Natio=
nalſozialiſten, die Flugzettel ausſtreuten, zu mehrwöchigen
Arreſt=
ſtrafen verurteilt. In einem Ort bei Bregenz wurde unter dem
Verdacht, Flugzettel verteilt zu haben, ein Nationalſozialiſt
ver=
haftet und gefeſſelt dem Gericht eingeliefert. In Salzburg
wurde die Gattin des Präſidenten der Aerztekammer Dr. Reiter,
weil ſie bei einer Hausſuchung Aeußerungen gegen Regierung und
Polizei getan haben ſoll, verhaftet. Wegen eines in Telfs bei
Innsbruck angebrachten Hakenkreuzes, wurde an Stelle der
Täter der ehemalige Propagandaleiter der NSDAP.,
Metzgermei=
ſter Schatz, zu zwei Monaten Arreſt und 60 Schilling Geldſtrafe
verurteilt. Der Bürgermeiſter von Eiſenerz, Gradl, wurde
ſeines Amtes enthoben, weil er Mitglied des ſteieriſchen
Heimat=
ſchutzes war.
Die nächſten Maßnahmen
im Kampf gegen Hunger und Kälke.
UNB. Berlin, 23. September.
In den Räumen des Reichstags fand, wie die NSK. meldet,
eine Tagung der Reichsarbeitsgemeinſchaft des Winterhilfswerks
ſtatt, die die dringenden Fragen über die Geſtaltung des
Winter=
hilfswerks zu erörtern hatte.
Der Reichswalter Hilgenfeldt berichtete zunächſt über die
bis=
her geleiſtete Arbeit und wies auf die vor allem zu löſenden
Fragen hin. Im Mittelpunkt der öffentlichen Propaganda ſteht
der 1. Oktober als erſter Tag des Eintopfgerichts. An dieſem
Tage iſt auch das ganze Kellnerperſonal beteiligt, indem
Trink=
gelder ausfallen. In dieſem Winter beſteht die Möglichkeit,
je=
dem bedürftigen Volksgenoſſen vorausſichtlich
3 Ztr. Kohlen und 3 Ztr. Kartoffeln koſtenlos
ſicherzuſtellen. In den nächſten Tagen werden 10
Mil=
lionen kontrollierte Sammelliſten in Umlauf geſetzt. Es
iſt notwendig, in dieſem Rahmen darauf hinzuweiſen, daß
Bet=
telaktionen, gleichviel von welcher Art, äußerſt ſcharf
verfolgt werden müſſen. Nur eine zentraliſierte Erfaſſung
der Hilfsbedürftigen gibt die Gewißheit, daß auch jeder
Hilfs=
bedürftige erfaßt wird. Es ſei in dieſem Rahmen darauf
hin=
gewieſen, daß jeder Mißbrauch des Winterhilfswerks
mit Zuchthaus beſtraft wird. Einmütig kam in der
Ver=
ſammlung zum Ausdruck, daß die Selbſtverpflichtung der
Reichswehr, 1 Prozent ihrer geringen Bezüge
für das Winterhilfswerk zur Verfügung zu
ſtel=
len, größte Anerkennung verdient.
Aus der Verſammlung wurde des weiteren die Anregung
ge=
geben, nicht nur Speiſe und Trank, ſowie Kohlen zur Verfügung
zu ſtellen, ſondern auch Kleider. Nachdem grundſätzliche
Entſchei=
dungen über die Verteilung der Gelder getroffen wurden, wurde
die Verſammlung mit einem Sieg=Heil auf den Führer geſchloſſen.
Heſſens Finanzlage am 1. Auguſt.
Der amtliche Monatsausweis über die Einnahmen und
Aus=
gaben des Landes Heſſen für den Monat Juli 1933 verzeichnet im
Ordentlichen Haushalt für das Rechnungsjahr 1933
fol=
gende Zahlen: Einnahmen ſeit Beginn des Rechnungsjahrer
20 772 000 Mark, und zwar nach Ueberweiſung von 4 438 000 Mark
an die Gemeinden noch 16 756 000 Mark aus Reichs= und
Landes=
ſteuern, aus der Rechtspflege 702 000 Mark, aus Schulweſen,
Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirchen 21 000 Mark und aus der übrigen
Landesverwaltung 3 720 000 Mark. Bei den Ueberſchüſſen der
Betriebe und Unternehmungen iſt noch ein Ausſtand von 427 000
Mark verzeichnet. Am gleichen Stichtag, 1. Auguſt 1933, betragen
die Geſamtausgaben 24 240 000 Mark. und zwar 3 861000
Mark für allgemeine innere Verwaltung (einſchließlich Polizei),
2 219 000 Mark für Rechtspflege, 71 000 Mark für Verkehrsweſen,
7 947 000 Mark für Schulweſen, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirchen,
1014 000 Mark für ſoziale Maßnahmen und Geſundheitsweſen
und 1 217 000 Mark für Schuldendienſt, 5 182 000 Mark für
Ruhe=
gehälter und 2 729 000 Mark für ſonſtige Ausgaben. Im
Außer=
ordentlichen Haushalt ſind am gleichen Tag 432 000 Mark
Einnahmen und 462 000 Mark Ausgaben (darunter 11 000 Mark
für Landeskultur= und landwirtſchaftliche Siedlung, 335 000 Mark
für Wohnungsweſen, 33 000 Mark für ſonſtige Ausgaben der
Hoheitsverwaltungen 29 000 Mark für Verkehrsweſen und 64 000
Mark Zuſchüſſe und Neu=Inveſtierungen für Betriebe) verzeichnet.
Im Rahmen der Grenzlandkundgebung fand in Karlsruhe die
Einweihung des Walter=Darré=Hauſes in der Baumeiſterſtraße
ſtatt.
Der engliſche Außenminiſter Simon hat in den ſpäten
Abend=
ſtunden dem Reichsaußenminiſter v. Neurath einen Beſuch
abge=
ſtattet, um ihn in großen Zügen über das Ergebnis der Pariſer
Beſprechungen zu unterrichten.
Von ſozialdemokratiſcher Seite wurde in Wien der Verſuch
ge=
macht, an den Anſchlagſäulen Plakate anzukleben, die Oeſterreich
zum Boykott gegen Deutſchland aufforderten. Die Gendarmerie
ſchritt ein und beſchlagnahmte die Plakate.
Seite 4 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 25. September 1933
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 25. September 1933.
Die Reichspropagandaſtelle Heſſen,
Leiter Karl Wilhelm Trefz. befindet ſich im Staatsminiſterium
ſarmſtadt, Adolf=Hitler=Platz 5. Fernruf für Darmſtadt 5001,
Nebenanſchluß 283.
Die Sprechſtunden des Gauleiters ſind täglich von 10 bis 12
Uhr vormittags.
Miniſterialabkeilung für Bildungsweſen, Kulkus,
Kunft und Bolkskum.
Erledigt iſt die Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Volksſchule in Burkhards (Kreis Schotten).
Dienſt=
wohnung iſt vorhanden und frei.
Ralionaliozialiſtiſche Gemeinſchaft korpsſtudenkiſcher
Berbände.
Der Köſener Senioren=Convents=Verband, der Miltenberger
Ring, der Naumburger Senioren=Convent, der Rudolſtädter
Senioren=Convent und der Weinheimer Senioren=Convent haben
ſich aus dem Willen heraus, die den deutſchen Korps und den
Verbindungen korpsſtudentiſcher Art innewohnende Kraft und
das wertvolle Kulturgut ihrer Geſchichte in gemeinſamer Arbeit
dem nationalſozialiſtiſchen Staat ganz dienſtbar zu machen, zur
Nationalſozialiſtiſchen Gemeinſchaft korpsſtudentiſcher Verbände
zuſammengeſchloſſen.
Die organiſakoriſche Bertretung
ausgeſchiedener Wehrmachtangehöriger.
Vom Landesverband Heſſen des Reichsbundes
der Zivildienſtberechtigten e. V. wird uns geſchrieben;
Nach einer amtlichen Mitteilung des Reichswehrminiſteriums
hat die Leitung der Deutſchen Arbeitsfront erklärt, daß
ausge=
ſchiedene Soldaten der Wehrmacht als Angeſtellte oder Arbeiter
nicht in die Organiſationen der Angeſtellten oder Arbeiter
einzu=
reten haben, ſolange ſie als Verſorgungsanwärter auf Grund
der geſetzlichen Beſtimmungen (Anſtellungsgrundſätze) bei
Behör=
den im Sinne des § 4 der Anſtellungsgrundſätze vorgemerkt ſind.
In der amtlichen Verlautbarung heißt es dann weiter, daß
für dieſe Verſorgungsanwärter und diejenigen abgefundenen
Ver=
ſorgungsanwärter, die noch keine Beſchäftigung gefunden haben,
allein der Reichsbund der Zivildienſtberechtigten (R.d.Z.) die
be=
rufliche Vertretung iſt.
Die erwähnte amtliche Verlautbarung ſtellt dann noch feſt,
daß diejenigen Mitglieder des Reichsbundes der
Zivildienſtberech=
igten, die ihre planmäßige Anſtellung als Beamte bereits erreicht
haben oder im ſonſtigen deutſchen Wirtſchaftsleben ihre
Exiſtenz=
ſicherung bereits gefunden haben, ihre berufliche Vertretung
in den ihren Berufen entſprechenden Organiſationen finden. Für
dieſe ehemaligen Berufsſoldaten iſt der Reichsbund der
Zivil=
dienſtberechtigten alſo die umfaſſende große kameradſchaftliche
Vereinigung.
Der Reichsbund der Zivildienſtberechtigten iſt nunmehr die
unter der Führung des bekannten nationalſozialiſtiſchen Koburger
Oberbürgermeiſters Schwede ſtehende, in 26 Landes= bzw.
Provinzialverbänden mit 1000 Ortsgruppen gegliederte
kamerad=
ſchaftliche Vereinigung, mit einem Mitgliederbeſtand von zur Zeit
135 000 ehemaligen Berufsſoldaten und Polizeibeamten.
Der R.d.3. hat nach dieſer amtlichen Erklärung die Pflege
echter ſoldatiſcher Kameradengemeinſchaft und außerdem für die
aus der Wehrmacht ausgeſchiedenen Soldaten bis zur Anſtellung
Is Beamte die volle berufliche Vertretung durchzuführen. Er iſt
die Vereinigung aller ehemaligen Soldaten der alten und der
neuen Wehrmacht ohne Unterſchied des Dienſtgrades; der R.d.3.
iſt zum Reichstreubund ehemaliger Soldaten geworden.
Einſache Schuhmaßnahmen gegen Hausſchwamm
bei Neubanken.
Das Weſentlichſte iſt dabei, daß alles Holzwerk
feuchtigkeits=
icher verbaut wird d
h. wo Holz verwandt wird, darf
norma=
lerweiſe keine Feuchtigkeit hinkommen, und wo Feuchtigkeit nicht
zu verhindern aſt (z. B. in Badezimmern), ſollte Holz von
vorn=
herein vermieden werden. An den Auflageſtellen der Balken im
Mauerwerk ſollte ein chemiſches Schutzmittel untergeſtreut
wer=
den. Die Balkenköpfe werden zweckmäßigerweiſe imprägniert.
Schutzanſtrich allein bietet keine volle Sicherheit.
Selbſtverſtänd=
lich iſt es, daß nur geſundes Holz eingebaut wird. Eine
ſachver=
ſtändige Prüfung des Holzes vor dem Einbau kann viel Unheil
erſparen. Wenn der alte, erprobte Strohlehm als Füllung für
die Zwiſchendecken verwandt wird, ſollte dem Waſſer zur
Durch=
feuchtung des Lehms eine chemiſches Schutzmittel beigefügt
wer=
den. Ehe das Gebälk durch den Dielenbelag abgeſchloſſen wird,
ſollten exakte Feuchtigkeitsmeſſungen ſowohl im Gebälk, wie im
Mauerwerk vorgenommen werden. Der neue Dielenbelag ſollte
nindeſtens ein halbes Jahr in rohem Zuſtand belaſſen werden,
auch vorläufig ohne Linoleaumauflage und dergleichen bleiben,
beſonders in den Erdgeſchoßräumen
Derartige, zum Teil ſehr
einfache und billige Schutzmaßnahmen ſollten bei keinem
Haus=
bau verabſäumt werden. Jeden Rat über dieſe gerade heute
wirtſchaftlich ſo wichtigen Dinge erteilt die Heſſiſche
Lan=
desſtelle für P
i
und Hausſchwamm=
Bera=
ung (Mykologiſches Inſtitut der Deutſchen Geſellſchaft für
Pilzkunde), Darmſtadt, Fernruf 4755.
Zur Tagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Stadtrats:
Die Erhebung der Warenhaus= und Filialſteuer für das
Rech=
nungsjahr 1933.
— Im Union=Theater, läuft bis auf weiteres mit geradezu
ſenſationellem Erfolg der von der Ufa unter dem Protektorat des
Jugendführers des
Deutſchen Reichs hergeſtellte Film „
Hitler=
unge Quex” , ein Werk vom Opfergeiſt der deutſchen Jugend.
Un=
bekannte Hitlerjungen und Hitlermädchen ſind die Hauptträger des
Films. Jugendliche haben Zutritt.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male einen
der ſchönſten und poeſievollſten Filme des Jahres: „Ich liebe Dich
mit Annabella und Albert Prejean, in den Hauptrollen. Der
Film iſt deutſchſprachig. Jugendliche haben Zutritt.
In den Palaſt=Lichtſpielen, ſieht man nur noch heute den
Senſationsfilm aus dem Dſchungel Afrikas: „Nagana”", ſowie ein
reichhaltiges Beiprogramm.
Hefſiſches Landestheater.
Großes Haus
Montag
25. September
Anf. 20½, Ende 21½ Uhr.
Erſtes Volks=Konzert.
Preiſe 0.50—2.
Dienstag
26. September
Anf. 20, Ende 22½ Uhr. AM.
Gaſtſpiel Otto Gebühr als „Friedrich der Gro
in Fritziſche Rebellion.
Preiſe 0.70—5
Mittwoch
Anf. 19½, Ende nach 22½ Uhr. E 3.
27. September / Hans Heiling.
Preiſe 0.70—
Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Groß
Haus des Heſſiſchen Landestheaters das erſte Volkskonzert ſt
Unter Leitung von Karl Friderich und unter Mitwirkung d
Landestheaterorcheſters, des Muſikvereins und des Chors des Le
destheaters und der Soliſten Suſanne Horn=Stoll., Martha Ku
Liebel, Dr. Heinrich Allmeroth und Theo Herrmann gela=
Beethovens 9. Sinfonie zur Aufführung. (Preiſe 0.50 bis 2 RM
Gaſtſpiel Otto Gebühr in „Fritziſche Rebe
lion‟ Am Dienstag, den 26.. Donnerstag, den 28., und Sar
tag, den 30. September finden Wiederholungen des mit groß
Erfolg aufgeführten Schauſpiels von Ernſt Geyer „Fritziſche
bellion”, mit Otto Gebühr als Friedrich der Große ſtatt.
Spielleitung hat Fred Schroer; Bühnenbild: Elli Büttner.
dieſem Gaſtſpiel erhalten die Mieter des Landestheaters Vorzu=
Preiſe.
Die Herbſtſchlacht
Der Ehrenkag der hefſiſchen Landwehr.
25. Sepfember 1915.
Von Guſtav Dittmar.
Der 25. September 1915, der Tag der Herbſtſchlacht in der
Champagne, iſt der Ehrentag der heſſiſchen Landwehr. Die
Land=
wehr=Infanterieregimenter 116 und 118 lagen damals zwiſchen
Aisne und Argonnen. Ein paar hundert Heſſen — oder ſind es
noch Tauſend? — iſt das Bild der Gegend unauslöſchlich in die
eele eingebrannt, von gefährlichen Märſchen her in dunkler
Nacht, vom Wachtdienſt in den Gräben, wenn das Licht der
Leuchtkugeln das Gelände geſpenſtiſch erhellt, von kühnen Streifen
n das Niemandsland zwiſchen den Stellungen. In das Stück
franzöſiſcher Erde haben ſie ſich verbiſſen und ein Aderwerk von
Gräben und Stollen in den Boden getrieben. Sie haben die
paar unverſehrt gebliebenen Obſtbaume blühen ſehen.
Sommer=
hitze, Herbſtſtürme und eiſige Wintertage dort erlebt. Sie kennen
jeden Stein und jeden Hügel, der ein wenig Deckung gewährt
vor den feindlichen Granaten. Sie kennen das Land wie ihre
Heimat. Nur daß ſie kein Heimweh fühlen, wenn ſie daran
den=
ken, nur Trotz und Trauer.
Bei Servon lehnt ſich die Stellung an die Aisne. Von da
geht ſie über die Höhe 166 („Birkenwäldchen”). Dann ſchloß ſich
damals (bis zu den Argonnen) norddeutſche Landwehr an. Vom
Lager O(äsar), wo der Regimentsunterſtand iſt, führen die Obſt=
und Schlammgaſſe (wer erinnert ſich noch?), die beiden
Lauf=
gräben, zur Höhe 166. Die Höhe ſelbſt bezeichnen ein paar völlig
zerfetzte Birkenſtämme. Die „Heſſenſchlucht” teilt den Abſchnitt
des Regiments in zwei Teile.
Die Kitchener=Armee iſt in Frankreich aufmarſchiert, die
Deutſchen mit ſtarken Kräften im Oſten feſtgehalten, wo im
ra=
chen Siegeszug Galizien und Polen erobert werden. Joffre,
dem franzöſiſchen Oberbefehlshaber, ſcheint der Augenblick günſtig,
die deutſche Weſtfront zu durchbrechen. 35 Diviſionen unter
General de Caſtelnau ſtehen in der Champagne, 18 franzöſiſche
liviſionen unter Foch und 13 engliſche Diviſionen ſind für den
Angriff im Ypernbogen und der Linie Lille—Arras bereitgeſtellt.
In Reſerve ſtehen 12 weitere franzöſiſche Diviſionen und die
belgiſche Armee. Sie werden unterſtützt von 2000 ſchweren und
3000 Feldgeſchützen, deren Munitionsvorrat bei weitem jenen
vom Beginn des Krieges überſteigt. So kennzeichnet Joffre ſelbſt
die Lage.
„Wehr’ dich, deutſcher Soldat, wehr’ dich, heſſiſche Landwehr.”
Die Franzoſen verzichten auf das Moment der Ueberraſchung.
Es iſt unheimlich, wie ſie methodiſch Nacht für Nacht die Sappen
weiter vortreiben für den Sturmangriff zumal gegen das
Bir=
kenwäldchen, das hier Schlüſſelſtellung iſt. Furchtbar liegt das
Artilleriefeuer auf den Gräben. Es iſt nicht zu beſchreiben. Wer
dabei war, erinnert ſich. Daheimgebliebene und Jüngere aber
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Bis in die Nacht verhandelt am Freitag die Große
Strafkammer gegen einen Landarbeiter von hie
wegen Betrugs und Unterſchlagung in 27 Fällen.
Der Angeklagte, ein noch junger und etwas unſcheinbarer Mann,
hatte monatelang das Vertrauen ſeiner Arbeitskollegen genoſſen,
und nach beſten Kräften ausgebeutet und getäuſcht. Als ihm vor
twa zwei Jahren angetragen wurde, die Vertretung der
Darm=
ſtädter Ortsgruppe des Landarbeiterverbandes zu übernehmen,
ging er voll Eifer an die Sache, und ſoll ſeine Kollegen oftmals
vor dem Arbeitsgericht ſo gut vertreten haben, daß er von dort
manchesmal weiter empfohlen wurde. Er war aber arbeitslos
und hatte kleine Kinder, und ſein Auskommen war nicht
reich=
lich, ſo daß er bald verſuchte ſich auf unehrliche Weiſe mehr zu
verdienen. Und auch hier nützten ihm ſeine Kenntniſſe
außer=
ordentlich, denn er verſtand es aus dem FF., die Leute zu
be=
trügen und zu belügen. Oftmals verlangte er den Leuten
Ge=
bühren für Zeugen uſw. ab, die nie fällig waren, oder er betrieb
Inkaſſogeſchäfte, wo er Teilbeträge unterſchlug. Ein andermal
wollte er einer Frau ein Fahrrad beſorgen und ließ ſich die
Ra=
ten geben, die er aber lediglich für ſich verwandte. Um das
Fahr=
rad kümmerte er ſich weniger. Ein andermal tat er ſo, als habe
r auf dem Wohnungsmarkt ein großes Wort mitzureden und ließ
ich Geld geben, um angeblich irgendwelche Wohnungen zu
be=
ſorgen. Wiederum gab er ſich als zahlungskräftiger Kaufmann
aus und ließ ſich Muſterkollektionen ſchicken, die natürlich nie
bezahlt wurden. Auf jeden Fall waren es faſt immer kleine
Leute, die ſelber ihre Pfennige zuſammenhalten mußten, die er
um ihr Geld brachte. Das Gericht trennte einige Fälle zwecks
weiterer Klärung ab und verurteilte ihn zu einer
Gefäng=
isſtrafe von insgeſamt zwei Jahren. In einigen
Fällen wird er mangels Beweiſes freigeſprochen.
Das Bezirksſchöffengericht hat am ſelben Tag
keinen kleineren Betrüger vor. Der junge Mann, der übrigens
a. im letzten Jahr wegen Anſtiftung zum Meineid zu zwei
Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, hatte kurz vor dieſer Sache
als Vertreter zweier Zeitungen Beſtellſcheine gefälſcht und die
Proviſion, allerdings auch nur recht kleine Beträge, dafür
einge=
ſteckt. Das Gericht erkennt wegen fortgeſetzter
Urkun=
denfälſchung in Tateinheit mit Betrug auf ein
halbes Jahr Gefängnis,
Weiter werden vom Bezirksſchöffengericht wegen
Ver=
gehens gegen das Schußwaffengeſetz und
teil=
weiſe auch gegen die Verordnung des
Polizei=
ommiſſars von Heſſen über Ablieferung vor
Waffen verurteilt: ein Althändler zu ſechs
Mona=
ten und zwei Wochen Gefängnis, ein
Maſchi=
nenſchloſſer und ein Elektromonteur zu je vier
Nonaten und ein kommuniſtiſcher Arbeiter zu
ünf Monaten Gefängnie
Der Althandler hatte an
den Maſchinenſchloſſer etwa 300 Schuß Patronen verkauft, dieſer
hatte ſie an den Elektromonteur weitergegeben, und von hier
gelangten ſie an den Kommuniſten. Die Patronen wurden nicht
vorgefunden, der Angeklagte behauptet nämlich, er habe ſie an
einen Unbekannten verkauft. Bei dem Althändler indeſſen
wur=
den bei einer Hausſuchung etliche Sachen an Heeresgut, darunter
eine Piſtole, gefunden. Das Gericht ſtellt feſt, daß die Piſtole
blieferungspflichtig war, die anderen Sachen, eine Gasmaske,
Feldſtecher uſw., jedoch nicht.
Der Strafſenat des Oberlandesgerichts
verur=
teilte, ebenfalls am Freitag, den Arbeiter Heinrich Balſer und
den Arbeiter Ludwig Storck, beide aus Gießen, wegen
Vor=
bereitung zum Hochverrat zu einem Jahr und zu
1
Jahren Gefängnis. Die Angeklagten haben
kommu=
niſtiſche Flugblätter verteilt, die die jetzige Regierung in un
glaublicher Weiſe beſchimpften und verunglimpften.
Unter=
ſuchungshaft wird nicht angerechnet.
Die Ausſtellung „Deutſche Blumen und Früchte”, die geſtern
ehr gut beſucht war, iſt heute noch während des ganzen Tages im
Fürſtenſaal zu beſichtigen. Die Schau iſt deshalb wertvoll, weil in
ihr in geſchmackvoller Zuſammenſtellung deutſche Erzeugniſſe,
Blumen, Obſt und Gemüſe, für Abſatz deutſcher Produkte werben.
Evangeliſche Stadtmiſſion, Mühlſtraße 24. Am kommenden
Dienstag, nachmittags 4 Uhr, findet eine Frauen=
Bibel=
tunde ſtatt, die Frau Miſſionar Hoffmann=Lindenfels
hal=
ten wird. Hierzu ergeht herzliche Einladung.
Darmſtädter Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 23. Sept.
(pro Pfund bzw. Stück in Pf
g.): Kohlrabi 4—5 Karotten 4—
Gelberüben 4—5, Roterüben
12. Römiſchkohl 8—10,
Spinat 1
Rotkraut 10—12. Weißkraut 6 Wirſing 6.
Stangenbohnen 25,
Buſchbohnen 15—20, Wachsbohnen 20—30, Erbſen 25—30.
Zwie=
beln 8—10, Knoblauch 60—80, Tomaten 8—10, Feldſalat 60—70,
Endivienſalat 7—10. Kopfſalat 10—12, Salatgurken 10—40.
Ein=
machgurken (Hundert) 150—220. Blumenkohl 10—100, Rettich 5—
10
Meerrettich 60—80, Kartoffeln 4: Obſt: Pfirſiche 15—28,
Preißelbeeren 25—28
Brombeeren 20—25,
Mirabellen 6—10
Tafeläpfel 15—25. Wirtſchaftsäpfel 8—15, Falläpfel 4—6,
Tafel=
birnen 15—25, Wirtſchaftsbirnen 8—12, Zwetſchen 8—10.
Trau=
ben 25—30, Nüſſe 40. Zitronen 5—6. Bananen 30;
ßwaren;
Süßrahmbutter 155—160 Landbutter 130—140. Weichkäſe 25,
Handkäſe 5—10, Eier friſche 12—13: Wild und Geflügel:
Feldhühner (S
ück) 70—120, Gänſe 100. Hühner 70—80, Enten 100
Tauben 50—6
leiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch
friſch 56, Kalbfleiſch 70.
in der Champagne.
ſollen Ehrfurcht genug haben, zu ſchweigen von dem, wovon ſie
nichts wiſſen. Auch in Romanen und Theaterſtücken.
Am 25. September liegt das 2. und 3. Bataillon in
Stel=
lung. Von rechts nach links. 6., 5., 11. und 12. Kompagnie. Bei
der 5, iſt der Kompagnieführer (Leutnant Spielmann) verwundet,
der Kompagnieoffizier (Leutnant Gutenberg) gefallen. Als der
Führer des Abſchnitts, Hauptmann Laubis, mit dem
Bataillons=
adjutanten im Morgengrauen durch die Stellung geht, bietet ſich
ihnen ein grauenhaftes Bild der Verwüſtung. In den
zerſchoſ=
ſenen Gräben ſtoßen ſie da und dort auf einen bleichen.
beſchmutz=
fragen ſie.
Haupt=
ten Landwehrmann. „Wer führt uns jetzt
mann Laubis verſpricht Ablöſung für den Abend. Es geht faſt
über die Kraft.
Gegen 10 Uhr bricht — eine Erlöſung nach dem furchtbaren
Warten — der Angriff los Er hat teilweiſe Erfolg. Bei der
). und der 12. dringt der Feind vorübergehend ein. Zwei
Gegen=
ſtöße der 8. (Leutnant Malkmus) und der 9. und 10. (Leutnant
ilß und Hahn) werfen die Franzoſen wieder hinaus. Bei dem
Gegenſtoß der 9. und 10. fällt Hauptmann Laubis. Mitten im
Vorwärtsſtürmen ſtirbt er den ſchönſten, leichteſten Soldatentod.
Der Bataillonsadjutant läuft allein den Vorwärtsſtürmenden
voran. (Von Führung kann man kaum ſprechen.) Die
einge=
drungenen Franzoſen leiſten wenig Widerſtand.
Die Stellung iſt gehalten, viele Gefangene eingebracht.
Manche werden ſich noch der ſchrecklichen Aufgabe der Beſtattung
er Gefallenen erinnern. Es war überdies bei dem immer noch
ſehr ſtarken feindlichen Feuer eine ſehr gefahrvolle Aufgabe.
Der Bataillonsadjutant erinnert ſich noch der vielen weißen
Quartblätter, die er „auf Befehl” unterſchrieb, und die alle den
gleichen Wortlaut hatten: „Das Bataillon muß Ihnen die
trau=
rige Mitteilung machen, daß Ihr Sohn (gegebenenfalls „Ihr
Mann”) ... Das wird der Bataillonsadjutant in ſeinem Leben
nicht vergeſſen.
Die Erkennungsmarken der Franzoſen wurden in einem
Sand=
ſack geſammelt. Sie wurden bekanntlich am Handgelenk
getra=
gen und waren klein wie Spielmarken. Es war ein ganzer Sad
voll, die wohl über die Schweiz oder Holland den richtigen
Emp=
ängern zugeſtellt wurden. Bei einer der Marken lag ein Zettel,
verausgeriſſen aus einem Notizbuch, worauf mit bebender Hand
geſchrieben war: „Ma chérie je suis blessé à mort ...
Auch das wird der Bataillonsadjutant nicht vergeſſen.
Es gab auch Auszeichnungen: Eiſerne Kreuze erſter Klaſſe,
die damals noch ſelten waren. Der Bataillonsadjutant trug das
Kreuz längere Zeit gleichſam als Stellvertreter für Hauptmann
Laubis, dem es gebührt hätte, wäre er nicht gefallen. Später hatte
der Bataillonsadjutant noch Gelegenheit, es auch perſönlich zu
verdienen.
Der Heeresbericht vom 25. September meldete von
verluſt=
reichen Kämpfen im Abſchnitt von Somme=Py und ſtellte dann
feſt, daß weiter öſtlich die Stellung feſt in unſerer Hand blieb.
„Heſſiſche und norddeutſche Landwehr ſchlug ſich hervorragend.
Für Deutſchland ſchlug ſie ſich, nur für Deutſchland, für nichts
als Deutſchland.
Verwaltungsgerichtshof.
p. Vorbereitendes Verfahren gegen
Polizei=
hauptwachtmeiſter F. Pfeiff in
Mainz wegen
ſcher Anſchuldigung: hier Vorentſcheidung.
Ein Renkontre zwiſchen dem Hauptwachtmeiſter und einem
Main=
zer Rechtsanwalt gab es im Januar 1932 im Mainzer
Juſtiz=
ſalaſt, wo der Anwalt eine Zigarette rauchte, was nach einer
Anordnung des Landgerichtspräſidenten die Polizei veranlaßt
hatte, das Rauchen in den Gängen, zu verbieten. Der Beamte
tellte den Anwalt zur Rede und gab ihm anheim, im
Anwalts=
zimmer zu rauchen. Die Staatsanwaltſchaft hat das Verfahren
gegen den Beamten eingeſtellt; dieſer Beſchluß iſt rechtskräftig.
Nun erſtattete der Anwalt gegen den Beamten eine Anzeige
we=
gen wiſſentlich falſcher Anſchuldigung und Beleidigung, die nun
begenſtand der Vorentſcheidung iſt. Pfeiff beſtreitet die
Bemer=
kung, das Rauchen zu unterlaſſen, in barſchem Ton gemacht zu
haben, er habe den Anwalt dem Namen nach gar nicht gekannt.
Bereits im Oktober 1931 hatte der Landgerichtspräſident die
Anwälte erſucht, das Rauchen in den Gängen des Juſtizpalaſtes
zu unterlaſſen. Der vernommene Zeuge beſtätigt, daß das
Rauchen von Anwälten zu Reibereien führte; der Beamte habe
den Anwalt ziemlich ſcharf angefahren, der Anwalt habe in
gleichem Tone erwidert. Ob der Ausdruck „Anpöbeln” gefallen
iſt, darauf kann ſich der Zeuge nicht mehr erinnern.
Der in Rede ſtehende Mainzer Anwalt iſt nicht erſchienen.
Der Vertreter des Staatsintereſſes betont, daß der Anwalt
ich verſchiedentlich gegen das Rauchverbot vergangen habe; er
bittet, zu erkennen, daß eine Ueberſchreitung der Amtspflichten
nicht vorliege. In dieſem Sinne erkennt auch der Gerichtshof.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqultiung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkei:
P. R., hier. Wenden Sie ſich an die Zweigſtelle des
Pots=
damer Reichsarchivs in Stuttgart.
L. B. Auf Grund des Mietvertrages iſt der ordnungsmäßige
Mitgebrauch der Waſchküche als Zubehör gewährt, und es beſteht
deshalb ein Anſpruch auf den Schlüſſel zu dieſer. Die Waſchküche
ſteht den Mietern nach ihrer Wahl auf Grund einer Uebung oder
einer Hausordnung (letztere als Teil des Vertrags) zur
Ver=
fügung, einerlei ob ſie Gebrauch davon machen oder nicht. Ebenſo
regelt ſich die Benutzung des Bleichplatzes nach Uebung oder
Haus=
ordnung; wer zu Hauſe nicht wäſcht oder waſchen läßt, wird den
Bleichplatz ja nicht in Anſpruch nehmen. An Sonntagen wird
ja doch nicht gewaſchen.
H. B. Für den Fall, daß Zahlung des Wechſels zur
Verfall=
zeit nicht gefordert wird, gibt Artikel 40 der Wechſelordnung dem
Akzeptanten ein Recht zur Hinterlegung, der Wechſelſumme bei
Gericht. Sie mußten alſo bei der Geſchäftsſtelle hieſigen
Amts=
gerichts die Hinterlegung der Wechſelſumme bewirken. Der
wechſel=
mäßige Anſpruch gegen den Akzeptanten verjährt in 3 Jahren vom
Verfalltage des Wechſels an gerechnet. Durch die Hinterlegung
der Wechſelſumme vermeiden Sie Koſten. Vielleicht iſt der Wechſel
verloren gegangen.
M. B. 3. Der Vermieter wird die in ſo langer Zeit
geduldete Uebung auch jetzt nicht verbieten
kön=
nen, wenn er den einzelnen Mieter auch für eine ſchuldvolle
Beſchädigung des renovierten Treppenhauſes heranziehen kann.
Das Abſtellen fremder Räder im Hof wird der Vermieter
jeder=
zeit zu unterſagen berechtigt ſein. Ein jetzt erlaſſenes Verbot
gegenüber der jahrelangen Uebung, die Räder mangels
ausrei=
henden Kellerraumes in die Wohnung mitzunehmen, würde mit
den Grundſätzen von Treu und Glauben, die den Mietvertrag
be=
herrſchen, nicht zu vereinbaren ſein.
Ein alter Abonnent. Der Vermieter hat die vermietete
Sache dem Mieter in einem zu dem
vertragsmäßi=
gen Gebrauche geeigneten Zuſtande zu
über=
laſſen und ſie während der Mietzeit in dieſem
Zu=
ſtand zu erhalten beſtimmt § 536 BGB. Der
vertrags=
mäßige Gebrauch umfaßt auch die Mitbenutzung und entſprechende
Inſtandhaltung ſonſtiger nicht ausdrücklich mitvermieteter
Hausteile, z. B. Zugange, Treppen, Hausflure uſw. Bei
Unter=
laſſung der Pflicht zur Inſtandhaltung (z. B. Schadhaftwerden
der Treppe) haftet der Vermieter für entſtandenen Schaden. Nach
Anſicht der Stadtverwaltung (Anordnung betr. die Berechnung
der geſetzlichen Miete vom 23. Sept. 1922) bedürfen
Treppen=
häuſer nach 15 Jahren der vollſtändigen Herſtellung. Sie müßten
ſich wegen der Herſtellung an die ſtädtiſche Baupolizei wenden.
K. D., hier. An ſich iſt für die Grundſteuer
Beſteuerungs=
grundlage der nach den Vorſchriften des Reichsbewertungsgeſetzes
für das bebaute Grundſtück feſtgeſtellte und auf volle Hunderte
nach unten abgerundete Einheitswert. Dieſe Vorſchriften des am
Dezember 1930 erlaſſenen Grundſteuerrahmengeſetzes (
Reichs=
geſetz) ſind aber für Heſſen auch für das Rechnungsjahr
933 noch nicht anwendbar, wie dies in einer am 12. April
1933 erlaſſenen, ab 1. April 1933 in Kraft getretenen
Verord=
nung beſtimmt iſt. Es gelten alſo zur Zeit noch die alten
heſſiſchen Beſtimmungen.
Tageskalender für Montag, den 25. September 1933.
Union: „Hitlerjunge Quex”. Helia: „Ich liebe dich” Palaſt:
„Nagana.
Montag, 25. September 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Nr. 266 — Seité=Vs=
Tag des deutſchen Radfahrers.
Straßenrennen „Rund um die Roſenhöhe‟. — Radſporkliche Hochleiſtungen. — Mannſchafts=Geländeſpork.
Ein Feſtkorſo durch Darmſtadt. — Saalſportfeſt in der Feſthalle.
durchfahren. Bei der Jugend von 16—18 Jahren ſiegten Hans
die werbeveranftaltung in Darmſtadl. Opper (Einzelfahrer) mit 51.38 Minuten, ihm folgten, die
Einzelfahrer Rich. Neumann (51:39) und Peter Witzel
* Auf Ausſchreiben des Herrn Reichsſportführers wurde
geſtern auch in Darmſtadt eine großzügige
Werbeveranſtal=
tung für das Rad durchgeführt, an der ſich außer den im
Deutſchen Radfahrer=Verband zuſammengeſchloſſenen
Radfahrer=
vereinen, alſo des Darmſtädter Bizycle=Clubs, des Velociped=
Clubs Darmſtadt, des Radſport=Clubs Darmſtadt, eine große
Reihe von Einzelfahrern, SA., Stahlhelm und alle am Radſport
intereſſierten „Perſonen beteiligten. Der Tag war von beſtem
Sportwetter begünſtigt. Das Hauptintereſſe nahm das
Skraßenrennen „Rund um die Roſenhöhe‟
in den Frühſtunden des Sonntags in Anſpruch. In den 3 Klaſſen
hatten ſich etwa 73 Fahrer gemeldet, die faſt vollzählich zum Start
an den Hirſchköpfen erſchienen waren.
Die Klaſſe A. der Junioren
war am ſtärkſten beſetzt. Es nahmen 31 Fahrer teil. Die Junioren
hatten die Rennſtrecke, die außerordentliche Schwierigkeiten in ſich
barg und eine Länge von 27,5 Kilometer betrug, dreimal
zurück=
zulegen, alſo insgeſamt 82,5 Kilometer zu durchfahren. Die Strecke
führte von den Hirſchköpfen (Start) über Einſiedel, den Mainzer
Buckel, Dieburg, Gundernhauſen, Roßdorf, über die Roſenhöhe
zurück zu den Hirſchköpfen (Ziel), Beſonders gefährliche Stellen
waren in den Kurven und Durchfahrtsſtraßen von Dieburg und
Roßdorf.
Punkt 7 Uhr erfolgte der Start, bei dem vier Räder mit
Wulſtbereifung einen Vorſprung von 4 Minuten hatten. Ihnen
folgte das Gros der übrigen Rennfahrer. Das Rennen wurde
nach den Wettfahrbedingungen des Deutſchen Radfahrverbandes
durchgeführt. Gleich zu Anfang lagen einige Fahrer in vorderſter
Front, ohne daß es ihnen zunächſt gelang, einen nennenswerten
Vorſprung zu erreichen. Das Feld blieb vielmehr in der erſten
Runde, abgeſehen von wenigen Ausnahmen, bis Dieburg
geſchloſ=
ſen zuſammen. Selbſt der Mainzer Buckel vermochte noch keinen
weſentlichen Einfluß auf die Fahrer auszuüben. Erſt hinter
Die=
burg fing das Schwärmen an. Kratz und Fleiſchhacker lagen
zeit=
weiſe in Führung, wurden aber bald wieder eingeholt, es war
offenſichtlich, daß alle Fahrer in der erſten Runde ihre Kraft
ſpar=
ten und ſich beſtrebten, noch eng zuſammenzubleiben. Noch an der
„Glasbergkurve” der Abzweigung der Straße von Roßdorf nach
der Roſenhöhe, bot das heranbrauſende geſchloſſene Feld der
Rennfahrer, mit Jährling in Führung, ein wundervolles Bild.
In der zweiten Runde
taußten einige Fahrer wegen Panne ausſcheiden. Es lagen immer
noch Jährling, mit ihm Tritſch und Klöß in Führung. Das Feld
war nunmehr ſchon ſtärker auseinandergezogen, jedoch konnte am
Schluß der zweiten Runde noch immer nicht auf den
vorausſicht=
lichen Sieger getippt werden, da bei der unterſchiedlichen
Gelände=
verteilung in Berg und Tal, die die Fahrer auf der Strecke zu
durchfahren hatten, ein Aufholen und Abhängen leicht möglich
war.
In der dritten Runde
war das Feld endgültig geſprengt. Es lag in der führenden
Spitzengruppe Klöß, Decker, Trietſch und Seip. Offenſichtlich war,
daß dieſe vier Fahrer als erſte durchs Ziel gehen würden. Bei
einem unerwarteten Vorſtoß mußte Seip zurückbleiben, während
die drei anderen Spitzenfahrer bis zum Ziel eng zuſammenblieben
und Klöß und Trietſch abwechſelnd die Führung übernahmen.
Der Vorſtoß der Spitzenfahrer am Mainzer Buckel war ſo ſtark,
daß das Mittelfeld bald 400 Meter zurückblieb und der Abſtand
immer größer wurde und bald 1200 Meter betrug, während die
letzten Fahrer in größerer Diſtanz fuhren. Bald zog ſich auch das
Mittelfeld erheblich auseinander. — Bei Gundernhauſen
verſuch=
ten Klöß und Trietſch einen gemeinſamen Vorſtoß zu
unterneh=
men, ſie wurden jedoch bald von Decker wieder eingeholt. Die drei
Fahrer kamen friſch durchs Ziel an den Hirſchköpfen, und zwar
konnte im Endſpurt Willi Klöß, vom Radſportclub 1919, die
Führung an ſich reißen und paſſierte als Erſter das Ziel nach
39:40 Stunden, knapp folgte ihm der Einzelfahrer Franz
Decker (2:39:43) und Karl Trietſch, Velocipedclub 1899,
(2:39:45). Die Sieger wurden von den zahlreichen Zuſchauern
leb=
haft begrüßt, die SA.=Kapelle, die hier konzertierte, brachte einen
Tuſch aus. Als nächſter Fahrer kam Wilhelm Seip Radſport=
Club 1919 (2:42:30). Es folgten dann die Rennfahrer Karl Keim,
Ferd. Fleiſchhacker, Paul Jährling, Phil. Horlacher, J. Rummel,
Fried. Schäfer. — Einen ebenſo ſpannenden Verlauf nahm das
Rennen der 2. Klaſſe B, der Senioren.
Die Fahrer, die über 30 Jahre waren, fuhren in beſter Form und
zeigten einen tadelloſen Radſport. Das Feld zog ſich bereits in
der erſten Runde auseinander jedoch war die durchfahrene Zeit
ſehr gut. Es war die Rennſtrecke zweimal zu durchfahren, alſo
55 Kilometer zurückzulegen. Sieger waren Karl Meinhardt,
vom Velociped=Club 1899 (2:02:32) Fritz Schmidt, vom
Rad=
ſport=Club 1919 (2:05:36) Ludwig Ganß, Einzelfahrer (2:06:19)
und Karl Keil, D. R. C. (2:08:56). — In der
3. Klaſſe, Jugend,
(54:30). Es folgten Hans Eckerl (56:12), Hermann Roth (56:33),
Willi Helm (57:08), Rud. Engel (57:30) Martin Heid (58:59),
Karl Kornmeſſer (64:55), Joſeph Rick (69:50).
Erfreulicherweiſe verliefen ſämtliche Rennen ohne einen
nennenswerten Unfall. Die Strecke war ſehr gut abgeſperrt. Die
Rennphaſen waren für uns gut zu beobachten, dank der
vor=
züglichen Fahrkunſt des Herrn Kreß, der der Preſſe in ſeinem
raſſigen 8=Zylinder=Röhr freundlichſt Gelegenheit gab das
Rennen zu verfolgen. Der Preſſe=Obmann, Willy Engel,
gab bereitwilligſt und gern gewünſchte Auskunft. Als Ausrichter
zeichnet das Amt für Leibesübungen, die techniſche Oberleitung
hatte Bankdirektor Herm. Ullrich, Velociped=Club. Darmſtadt
1899 e. V., Obmann für Rennſport und Geländeſport war Hugo
Brunner, Darmſtädter Radſport=Club 1919. Auf der Strecke
waren Kontrollpunkte eingerichtet überall verſah die SA.
muſter=
gültig die Abſperrung. Die Freiwilligen Sanitätskolonnen von
Darmſtadt, Dieburg und Roßdorf hatten den Unfalldienſt
über=
nommen. Während des Rennens konzertierte eine SA.=Kapelle
an den Hirſchköpfen. — Die dem Start der Rennfahrer
nach=
folgende
Gelände-Orienkierungsfahrt
fand lebhaftes Intereſſe. Es beteiligten ſich an ihr 20
Mann=
ſchaften der SA., 6 Stahlhelmmannſchaften, 1 Mannſchaft des
Darmſtädter Radſport=Club 1919 mit je 6 Fahrer und einem
Führer. Die Mannſchaften ſtarteten in einem Abſtand von je
5 Minuten. Ein Geländepunkt mußte befahren werden, an dem
eine Kontrolle eingerichtet war. Die Wertung erfolgte, wenn
der letzte Mann jeder Mannſchaft das Zielband paſſiert hatte.
Sehr gute Ergebniſſe bei dieſen Fahrten bewieſen, daß Training
jeden Einzelfahrer zu außerordentlichen Leiſtungen fähig macht.
Die Wertung des Wettbewerbs (Orientierungsfahrt) ergab:
1. Führer Walkenhorſt, SA. 16/143, 0:50,05 Std.; 2. Führer Beyer,
SA. 11/143, 0:52,45 Std.; 3. Führer Bernius, SA. 6/143, 0:54,30
Std.; 4. Führer Glöckler, 7/143, 0:55,10 Std.; 5. Führer Lorz,
SA. 3/143, 0:58,40 Std.; 6. Führer Finger, SA. 3/143, 0:59,00
Std.; 7. Führer Scherer, 1/143, 1:00,00 Std.; 8. Führer Korb,
ST. VI. 1:04,45 Std.; 9. Führer Werner, SA. 3/143, 1:07,20 Std.;
10. Führer Raab, SA. 6/143, 1:07,30 Std.
Ein Feſtkorſo
Saalſporkfeſt
fuhr der radſportliche Nachwuchs. Auch die Jugend hatte
beacht=
liche Leiſtungen aufzuweiſen. In der Runde für die
Jugend=
fahrer von 14—16 Jahren gingen als Sieger hervor Fritz
Möſer vom Velociped=Club 1899 (51:40 Minuten), Walter
Dintelmann vom Velociped=Club (59:16), Hans
Danne=
berger (63:27). Die Jugend hatte die Rennſtrecke einmal zu
in der Feſthalle. Der Aufmarſch der Banner unter den Klängen
eines flotten Marſches, geſpielt von einem Muſikzug der
Stan=
darte 143, unter Leitung Willi Schlupps, bildete den Auftakt zur
Veranſtaltung. Die Begrüßungsanſprache hielt als techniſcher
Lei=
ter Herr Bankdirektor Hermann Ullrich, Ehrenmitglied des
V. C. D. Er hieß vor allem die Ehrengäſte herzlich willkommen
und dankte allen Teilnehmern für das rege Intereſſe an den
Ver=
anſtaltungen, die der Werbung für den deutſchen Radſport
gewid=
met waren. Sein beſonderer Dank galt allen denen, die durch ihre
reſtloſe Arbeit zum Gelingen dieſer gewaltigen Kundgebung
bei=
getragen hatten. Er gab ſeiner Freude darüber Ausdruck, daß
es dank der nationalſozialiſtiſchen Revolution gelungen ſei, alle
deutſchen Radſportler in einem großen Einheitsverband
zuſam=
menzuſchließen, dem Deutſchen Radfahrerverband, womit aller
Zer=
ſplitterung der Kräfte ein Ende gemacht ſei. All das Gute, das
in den ſeitherigen Verbänden gepflegt worden ſei, werde man
weiter fördern, aber dazu müſſe und werde noch Neues geſchaffen
werden. Die neuen Aufgaben ſeien leichter zu löſen nach der
Durchführung des nationalſozialiſtiſchen Führerprinzips. Der
Redner ſchloß ſeine mit Begeiſterung aufgenommenen
Ausfüh=
rungen mit einem „All=Heil” auf den Volkskanzler und Führer
Adolf Hitler und auf den greiſen Feldmarſchall und
Reichsprä=
ſidenten v. Hindenburg, das bei den Anweſenden ſtürmiſchen
Widerhall fand, und zum gemeinſamen Geſang des Deutſchland=
und des Horſt=Weſſel=Liedes überleitete. Nach dieſem feierlichen
Auftakt wickelte ſich in überaus flotter Folge ein Programm ab
von einer Reichhaltigkeit und Buntheit, wie es auf radſportlichem
Gebiet für Darmſtadt wohl einmalig ſein dürfte. Ein ſchlagender
Beweis, was eine planvolle Zuſammenfaſſung der Kräfte vermag.
Es iſt in dieſem Rahmen unmöglich, jede Leiſtung einzeln zu wür=
digen. Die Folge der Darbietungen nahm trotz glänzendſter
Or=
ganiſation, nur durch eine kurze Pauſe unterbrochen, volle drei
Stunden in Anſpruch. Dem wohlgelungenen Begrüßungsreigen
des V. C.D. folgte ein flotter Schulreigen von Mitgliedern des
D.R. C. Ein formvollendeter Mädchenreigen leitete über zu einem
nicht weniger guten Jugendreigen des D.B.C. Darauf gaben zwei
glänzende Mannſchaften der „Wanderluſt” Frankfurt a. M. eine
Probe ihres hohen Könnens im Zweier=Radball, dem vor der
Pauſe noch ein Jugendreigen des V. C.D., ein wundervoller
Flag=
genreigen des D.B.C. und ſchließlich das Dreier=Radballſpiel des
D.R.C. folgten. — Den zweiten Teil des Programms leitete ein
allerliebſter Kinderreigen des V. C.D. ein. Und nun begannen
mit dem SA.=Reigen Spitzenleiſtungen deutſcher Radfahrkunſt,
die immer wieder von dem wohlverdienten Beifall der Zuſchauer
begleitet waren, wie vor allem der Sechſer=Kunſtreigen des V. C.D.
und das Zweier=Kunſtfahren der beiden Brüder Göttmann, die
wahre Beifallsſtürme mit Recht ernteten. Eine ſehr ergötzliche
Einlage und lebhaft begrüßte Unterbrechung des rein ſportlichen
war die meiſterhafte, ſportlich= und muſikaliſch=humoriſtiſche
Vor=
ſtellung Hugo Walkenhorſts vom V.C.D., der, von ſeinem
Klubkameraden Heini Göttmann ſachverſtändig unterſtützt, die
Zuſchauer zu wahren Lachſalven anfeuerte. Vor der
Sieger=
ehrung, die Bankdirektor Ullrich vornahm, erfreute der D.R. C.
noch durch eine wohlgelungene Folge von Radpyramiden, die das
ſportliche Programm würdig abſchloſſen. Obmann für den
Saal=
ſport war Herr Funk, Leiter der Radballſpiele Adam Rühl.
Im Straßenrennen der Klaſſe 4 erhielt der 1. Sieger die
bronzene Plakette der Stadt Darmſtadt. Die Plakette des Amtes
für Leibesübungen wurde dem 1. Sieger des Straßenrennens,
Klaſſe B, überreicht. Die 1. Sieger in den beiden Jugendklaſſen
erhielten die Ehrennadel. Alle übrigen wurden durch
Ehrenurkun=
den ausgezeichnet.
* Handball im Gau 13.
Bezirk Main / Rhein.
bewegte ſich nachmittags durch die Stadt, zu dem zahlreiche
Nen=
nungen eingegangen waren. Hunderte von Zuſchauern ſäumten
die Straßen, die der Zug berührte. Obmann für den Korſo war
Hermann Thümmel. Alle Teilnehmer fuhren ſelbſtverſtändlich
auf Rädern, zwei Muſikkapellen auf Kraftwagen begleiteten den
Zug, der von dem Vorſtand eröffnet wurde. Ihm folgten die
Fah=
nenträger, zwei Fahrer auf alten Hochrädern, die Muſik, die SA.=
und Stahlhelm=Fahrradkolonne, die NSBO.=Fahrradabteilung der
Dresdner Bank, die Jugend, die Mädchen, die Bäcker=Innung, die
Handwerker= und Gewerbevereinigung, eine Gruppe der Deutſchen
Bau=Gemeinſchaft, die Metzger=Innung, der Fachverband der
Fahrradhändler mit ihren zahlreichen Radabordnungen der
Fahr=
radgeſchäfte und anderer Firmen, eine Gruppe, die zum Beſuch der
Ausſtellung „Deutſche Blumen und Früchte” aufforderte, die
Hit=
lerjugend, die Radfahrvereine Darmſtadts und viele
Einzelbetei=
ligte. Die Räder waren faſt alle mit Fähnchen, Blumen und
bun=
tem Papier geſchmückt, ſo daß der ganze Zug ein farbenfrohes Bild
bot. In der Wilhelminenſtraße hielt nach einem Salutſchuß der
Zug — Minutenſtillen Gedenkenswurden den Toten
geweiht, während die Kapelle das Lied vom guten Kameraden
ſpielte. — An der Feſthalle, wo der Zug ſich auflöſte, nachdem er
die fahnengeſchmückten Straßen durchfahren hatte, waren
Park=
plätze für die Räder eingerichtet.
Anſchließend an den Korſo fand dann der „Tag des deutſchen
Radfahrers” ſeinen Höhepunkt in dem großen
Turnerſchaft Griesheim — Turnverein Pfungſtadt 11:1 (6:0).
Im Rahmen des Abturnens hatte die Turnerſchaft
Gries=
heim drei Fauſtballmannſchaften und die erſte Handballelf der
benachbarten Pfungſtädter Turner verpflichtet. In Griesheim
ſchenkt man dem Fauſtball, dem ſchönen Sommerſpiele, eben
ſtärkere Beächtung, und daher lag es bei den Gäſten zu zeigen,
daß ein gutes Fauſtballſpiel auch ein Kampfſpiel iſt. Zuerſt
traten ſich Pfungſtadt 1.—2. gegenüber. Das Treffen endete mit
55:24 Bällen, wobei die erſte Hälfte der Spielzeit faſt vollendete
Leiſtungen des Pfungſtädter Gaumeiſters zeigte. Dann beſtritt
Griesheims 1. ein Spiel mit Pfungſtadt (33—39 Jahre) und
verlor mit 21:54 Bällen an die Gäſte.
Während die Nachbarn ihrem Namen als Fauſtballhochburg
alle Ehre machten, endete das Handballſpiel mit einer kräftigen
Niederlage.
Unter der ſicheren Leitung von Phil. Werner=Langen
ent=
wickelte ſich ein Spiel, das die Pfungſtädter bald nach Beginn
in die Abwehr gedrängt ſah. Im 5=Minutentempo ſchoß der
Griesheimer Sturm ſeine 11 Tore, darunter zwei Strafwürfe.
Eine ganze Anzahl ſchwerer Bälle fing der Gäſtehüter Grünig
noch ab. Pfungſtadts Sturm kam nur wenig in Griesheims
Tornähe, wo ihm wenigſtens der Ehrentreffer gelang.
In der Kritik muß der Platzelf alle Achtung gezollt
werden. Sie befand ſich in einer Fahrt, die frühere Glanztage
noch überbot. Der Innenſturm zeigte ein Verſtändnis und eine
Sicherheit unter Einſatz der ganzen körperlichen Leiſtung im
Laufvermögen, daß Pfungſtadts Abwehr durch die ſtets wechſelnde
Angriffstaktik immer wieder überſpielt wurde. Es gab
Tor=
gelegenheiten, die bei einem ſchwachen Hüter zu 20 Erfolgen
geführt hätten. Die Abwehr der Platzelf konnte keine Probe
ihrer Zuverläſſigkeit abgeben, da die Gäſteſtürmer derart
in=
disponiert waren, daß ſie manchmal ſchon nach Mittelanwurf
den Ball verloren. Wenn die Griesheimer Abwehr auch in
ſchweren Spielen ſtandhält, dann dürfte es in den kommenden
Pflichtſpielen wenig Gegner geben, die dieſe Elf beſiegen.
Pfungſtadt macht zur Zeit eine Kriſe durch. Es dreht
ſich um den Sturmführer Becker, der am letzten Sonntag noch
in Weinheim ſeine glänzende Veranlagung unter Beweis ſtellte.
Wie hilflos der Sturm auf dem Felde ſteht ohne ihn, das hat
dieſes Spiel nur zu deutlich gezeigt. Die Abwehr war
über=
laſtet durch die andauernd heranſtürmenden Griesheimer. Zu
allem Pech fehlte noch Wenner infolge einer Handverletzung und
die Außenläufer waren ebenfalls ſchwach. Trotz dieſes
Miß=
geſchicks muß den Gäſten beſtätigt werden, daß ſie die
Nieder=
lage mit Anſtand hinnahmen und immer wieder eine
Ver=
beſſerung des Ergebniſſes anſtrebten.
Nur acht Mannſchaften in der Gruppe Pfalz/Sgar.
Die Handball=Spielleitung hat die im Gau XIII
vor=
geſehene Unterteilung in zwei Gruppen nicht in vollem
Um=
fange genehmigt. Die Gruppe Pfalz/Saar, für die zehn
Mann=
ſchaften vorgeſehen war, wird nur acht Mannſchaften umfaſſen.
Die Vereine TV. Zweibrücken und Turnverein Haßloch wurden
von der Liſte geſtrichen, ſo daß noch folgende acht Vereine übrig
bleiben:
Turnverein Malſtatt, Turngemeinde Neunkirchen,
Turn=
verein Frieſenheim, Vereinigte Turnerſchaft Oggersheim
Turn=
verein 1861 Kaiſerslautern, Sppgg. Merzig, VfR.
Kaiſers=
lautern, Pfalz Ludwigshafen.
g"
Die „Deutſche Turnzeikung geht ein.
Ein neues DT.=eigenes Organ in Vorbereitung.
Wie wir erfahren, wird die Deutſche Turnzeitung aus
verbands= und nationalpolitiſchen Gründen zum
früheſtmög=
lichſten Termin ihr Erſcheinen einſtellen. Als Erſatz iſt die
Ausgabe einer neuen Turnzeitung geplant, die wöchentlich
ein=
mal erſcheinen ſoll, im Format der Tageszeitungen
heraus=
gegeben wird und einmal im Monat illuſtriert erſcheint. Die
neue Zeitung wird von der Deutſchen Turnerſchaft ſelbſt
ver=
legt. Weſentlich iſt, daß jeder erwachſene Turner und jede
er=
wachſene Turnerin zum Bezug der Zeitung verpflichtet wird,
ſo daß das neue Organ die größte Fachzeitſchrift für
Leibes=
übungen in Deutſchland werden wird.
Seite 6 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 25. September 1933
Wenige Fußball=Oeberraſchungen.
Die Zußball=Ergebniſſe.
Städteſpiel in Hamburg.
Hamburg — Frankfurt . . . ......
7:2 (2:2)
Der Süden. — Verbandsſpiele.
Gau XIII (Südweſt): Wormatia Worms—FSV. Mainz 05 3:0
Sportfreunde Saarbrücken — Kickers Offenbach . . . . 3:0
Boruſſia Neunkirchen — FK. Pirmaſens . . . . . . 4:4
1. FC. Kaiſerslautern — A.=O. Worms . .
„. . . 5:1
Gau XIV (Baden): V. f. B. Mühlburg — 1. FC. Pforzheim
(Sa.) 2:1. FC. Freiburg — Phönix Karlsruhe 3:2. V. f. L.
Neckarau — SC. Freiburg 1:1. SV. Waldhof — Germania
Brötzingen 3:2.
Gau XV (Württemberg): FC. Birkenfeld — Sportfreunde
Stuttgart 3:4. SV. Feuerbach — Stuttgarter Kickers 1:2.
V. f. R. Heilbronn — V. f. B. Stuttgart 3:4. SC. Stuttgart
— Ulmer FV. 94 (Sa.) 2:2.
Gau XVl (Bayern): Wacker München — FC.
München 1:2.
1860 München — FC. 05 Schweinfurt 4:1. ASV. Nürnberg —
Bayern München 2:2. Jahn Regensburg — 1. FC. Nürnberg
1:1. FC. Bayreuth — Sp.=Vgg. Fürth 3:1. Schwaben
Augs=
burg — Würzburger FV. 04 5:1.
Gau XII (Nardheſſen): SC. 03 Kaſſel — Kurheſſen
Mar=
burg 5:2. Boruſſia Fulda — Heſſen Hersfeld 1:0. V. f. B.
Friedberg — Sport Kaſſel 3:0. Hermannia Kaſſel — 1. FC.
Hanau 93 0:1.
Fußball im Reich.
Gau I (Oſtpreußen): V. f. B. Königsberg—Pruſſia Samland 1:0.
Gedania Danzig — Preußen Danzig 1:4. Preußen Gumbinnen
— Hindb. Allenſtein 2:5. Viktoria Allenſtein — Maſovia Lyck
1:4. Raſtenburger SV. — York Inſterburg 0:2.
Gau II (Pommern): Stettiner SC. — Greifswalder SC. 3:0.
Po=
lizei SV. Stettin — Preußen Stettin 6:1. Viktoria
Stral=
ſund — V. f. L. Stettin 3:2. Hubertus Kolberg — Viktoria
Kolberg 2:3.
Gau III (Brandenburg): Spandauer SV. — Viktoria 89 1:1.
Ber=
liner SV. 92 — V. f. B. Pankow 2:1. Minerva 93 — Cottbus
Süd 3:2. Hertha BSC. — Union Oberſchöneweide 4:0. Blau=
Weiß—BV. Luckenwalde 5:4. Tennis=Boruſſia—Wacker 04 3:2.
Gau IV (Schleſien): Auswahlſpiel in Beuthen: Südoſt A —
Süd=
oſt B 4:2 (1:1).
Gau V (Sachſen): Dresdener SC. — Sp.=Vgg. Falkenſtein 7:1.
V. f. B. Leipzig—Gutsmuts Dresden 2:3. Polizei SV.
Chem=
nitz — Wacker Leipzig 6:1. SC. Planitz — Chemnitzer BC. 1:3.
SuBC. Plauen — V. f. B. Glauchau 3:4.
Gau VI (Mitte): Preußen Magdeburg — Viktoria 96
Magde=
burg 1:3. SC. Erfurt — Sp.=Vgg. Erfurt 2:2. Merſeburg 99
Fortuna Magdeburg 4:1.
Gau VII (Nordmark): Holſtein Kiel — Boruſſia Kiel 5:3.
Gau VIII (Niederſachſen): Bremer SV. — Arminia Hannover 0:1.
Hannover 96 — Algermiſſen 1911 2:3.
Gau XI (Mittelrhein): Köln=Sülz 07 — Bonner FV .5:1.
Ein=
tracht Trier — Mülheimer SV. 1:0. V. f. R. Köln — Kölner
SC. 99 1:0. FV. Neuendorf — Weſtmark Trier 2:5. Kölner
C. f. R. — Rhenania Köln 2:2.
Gau IX (Weſtfalen): Sp.=Vgg. Herten — FC. Schalke 04 1:4.
Gau X (Niederrhein): Preußen Krefeld — Bor. Gladbach 2:1.
Länderſpiele.
In Belgrad: Jugoſlawien — Schweiz . . . . . 2:2
In Oslo: Norwegen — Schweden".
0:1 (0:1)
In Neuenburg: Schweiz B — Luxemburg . . . 1:0 (1:0)
Bei den Punktekämpfen der Gauliga hat es an dieſem
Sonn=
tag weniger Ueberraſchungen als an den erſten Spieltagen
ge=
geben. Die Form der Mannſchaften wird allmählich ſtabiler.
Immerhin fiel aber doch noch eine Anzahl von Reſultaten in der
Tordifferenz unerwartet hoch aus. Das gilt beſonders von den
Ergebniſſen im Gau 13, wo der FC. Kaiſerslautern AO. Worms
5:1 ſchlug und Mannſchaften wie Offenbacher Kickers und Mainz 05
in Saarbrücken bzw. Worms (Wormatia) 0:3 geſchagen wurden.
Auf die gleiche Linie gehören auch Reſultate wie München 60 —
FC. 05, Schweinfurt 4:1 und Köln=Sülz — Bonner FV. 5:1.
Beſondere Erwähnung verdient noch die Tatſache, daß ſich
die Vereine aus Trier, Friedberg und Hanau, die früher im
ſüd=
deutſchen Verband ſpielten, in ihrer neuen Umgebung weiter ganz
hervorragend geſchlagen haben. Die Trierer Vereine ſetzten im
Gau Mittelrhein ihre Siegesſerie fort, und zu Siegen kamen auch
der VfB. Friedberg und Hanau 93. Der VfB. Friedberg erzielte
dabei wohl den ſchönſten Erfolg, er konnte Sport Kaſſel, den
Be=
zwinger von Boruſſia Fulda, mit nicht weniger als 3:0 Treffern
ſchlagen.
Hamburg beſiegt Frankfurk 7:2 (2:2).
Dieſes Städteſpiel, das in der erſten Halbzeit von beiden
Seiten gute und in der zweiten Hälfte eine überragende Leiſtung
der jungen Hamburger Elf brachte, endete mit einem böſen
Miß=
ton. Die mit 7:2 (2:2) Treffern ſchwer geſchlagene Frankfurter
Mannſchaft ging vom Platz, als ſie den Sportruf auf den Sieger
ausgebracht hatte, ohne jedoch nochmals den deutſchen Gruß
aus=
zubringen, wie das in Norddeutſchland üblich iſt. Das wurde von
den 15 000 Zuſchauern mit ſtürmiſchen Pfuirufen quittiert: ſpäter
wurde jedoch das Mißverſtändnis aufgeklärt und feſtgeſtellt, daß
die Süddeutſchen zu Unrecht ausgepfiffen worden waren.
In der erſten Halbzeit war der Kampf recht ſpannend.
Frank=
furt hatte in dieſer Zeit ſogar mehr vom Spiel und ſchoß auch
durch den Halbrechten Behning zwei Treffer, während Hamburg
durch Bock und Politz ebenfalls zwei Tore erzielte. Nach der
Pauſe liefen dann die Hanſeaten zu einer Form auf, wie man ſie
bei einer norddeutſchen Mannſchaft ſeit Jahren nicht mehr geſehen
hat. Die Süddeutſchen wurden völlig in die Verteidigung
ge=
drängt. Zwar kamen ſie gelegentlich noch zu Angriffen, jedoch
wurden dann ſelbſt gute Chancen verpaßt. Gegen Schluß wurde
Tiefel verletzt. Hamburg hat ſeinen Sieg in erſter Linie dem
prächtigen Kamfgeiſt der jungen Leute zu danken, eine
Eigen=
ſchaft, die man bei den Frankfurtern völlig vermißte. Die beſten
Leute bei den Süddeutſchen waren die beiden Verteidiger Schütz
und Nadler, der Mittelläufer Leis und der Halbrechte Behning.
Von den übrigen Stürmern ſab man nie die erwarteten
Lei=
ſtungen.
Hund=Remſcheid war ein tadelloſer Schiedsrichter.
Gau 13 ohne Ueberraſchungen.
Die Gauligaſpiele im Gau Südweſt.
Da Eintracht und Fußballſportverein Spieler für den ſo un
glücklich verlaufenen Städtekampf Frankfurt gegen Hamburg au
geſtellt hatten, kamen am Sonntag im Gau Südweſt nur vie
Spiele zum Austrag. Ueberraſchungen gab es dabei keine, wei
man von dem Verſagen der Offenbacher Kickers und der Wormſ
Vereinigten in Saabrücken bzw. Kaiſerslautern abſieht. Tabellen
führer iſt nun Wormatia mit 5:1 Punkten vor der Frankfurte
Eintracht mit 4:0 Punkten.
Boruſſia Neunkirchen — FK. Pirmaſens 4:4.
6000 Zuſchauer erlebten auf dem Neunkirchener Boruſſenplatz
ein torreiches Treffen, das gerechterweiſe 4:4 unentſchieden endete.
Der vorjährige Saarmeiſter FK. Pirmaſens präſentierte ſich in
einer bedeutend verbeſſerten Form, während die Neunkirchener
die gute Leiſtung vom Vorſonntag nicht wiederholen konnten. Die
Pirmaſenſer liefen beſonders in der zweiten Halbzeit zu einer
ganz ausgezeichneten Form auf und die Neunkirchener hatten es
lediglich ihrem Torwartphänomen Müller zu verdanken, daß die
Gäſte nicht noch zum Siege kamen. Neunkirchen bekam durch ein
Eigentor des Pirmaſenſer Verteidigers German einen billigen
Führungstreffer, dem Theobald vier Minuten ſpäter durch
Straf=
ſtoß einon zweiten anfügte. Hergert und Wagner holten für die
Gäſte während fünf Minuten auf. Neunkirchen kam jedoch durch
Franz noch vor der Pauſe zur 3:2=Führung. Nach dem Wechſel
hieß es durch Brill in der 7. Minute 3:3. Ein Elfmeter ergab in
der 27. Minute das 4:3 für Neunkirchen. Erſt in der letzten
Mi=
nute holte Brill durch ein viertes Pirmaſenſer Tor noch einen
Punkt heraus. Beſt=Höchſt war als Schiedsrichter ohne Tadel.
Wormatia hat Glück. — Wormatia Worms — Mainz 05 3:0.
Auch in Worms hatten ſich 6000 Zuſchauer eingefunden, um
Zeugen des neuerlichen Zuſammentreffens der alten Rivalen
Wormatia und Mainz 05 zu ſein. Der Kampf endete mit einem
3:0=Siege der Wormſer. Dieſes Reſultat läßt auf einen ſehr
glat=
ten Spielverlauf ſchließen. Es muß jedoch geſagt werden, daß
Mainz ſehr ſtark vom Pech verfolgt war. Der Rechtsaußen Müller
mußte verletzt ausſcheiden und der Verteidiger Kaſt erhielt wegen
Schiedsrichterbeleidigung Platzverweis, außerdem fielen zwei Tore
für die Wormſer unter recht unglücklichen Umſtänden. Das erſte
Tor entſprang einem recht zweifelhaften Handelfmeter, von L.
Müller geſchoſſen, das zweite wurde von Gölz regulär erzielt und
das dritte ſchoß L. Müller gerade in dem Augenblick, als Schildge
wegen einer Verletzung nicht auf dem Spielfelde anweſend war.
Müller=Griesheim wurde ſeinem Ruf als guter Spielleiter nicht
gerecht.
Saarbrückens erſter Sieg.
Sportfreunde Saarbrücken — Offenbacher Kickers 3:0.
Das erſte Heimſpiel der Saarbrücker Gauligiſten wurde für
ſie gleich zu einem vollen Erfolg. Vor 3000 Zuſchauern konnten
ſie den gefürchteten Offenbacher Kickers eine glatte 0:3=
Nieder=
lage beibringen. Und dies auf Grund ihres beſſeren und
ausge=
glicheren Spiels. Die Offenbacher hatten unter den
Unzuläng=
lichkeiten der Stürmer ſehr zu leiden. Die Deckungsreihe und
Hin=
termannſchaft hielt ſich wohl brav, kam aber infolge der
allzu=
vielen Arbeit gegen Schluß bedenklich ins Schwimmen. Der Kampf
verlief in der erſten Halbzeit torlos. Nach dem Wechſel kam
Saar=
brücken ſchon in der erſten Minute durch den Mittelſtürmer Hans
zu ſeinem erſten Tor. Zehn Minuten ſpäter erhöhte Eli auf 2:0
und vier Minuten vor Spielſchluß ſtellte der gleiche Spieler das
Endergebnis 3:0 her. Schiedsrichter Walter=Ludwigshafen ließ
die große Linie bei ſeinen Entſcheidungen vermiſſen.
Wieder hoher Heimſieg der „Lauterer”.
1. FC. Kaiſerslautern — Al.=Ol. Worms 5:1 (2:0).
Kaiſerslautern ſcheint auf eigenem Platz wirklich eine
gefähr=
liche Mannſchaft zu ſein. Nach dem hohen Siege im erſten Spiel
über Phönix Ludwigshafen mußte jetzt Alemannia=Olympia
Worms die Ueberlegenheit der Einheimiſchen durch eine hohe 1:5=
Niederlage anerkennen. Dabei hatten die Wormſer nicht einmal
Schwächen in der Hintermannſchaft, im Gegenteil, gerade dieſer
Mannſchaftsteil zeigte die beſten Leiſtungen. Verſagt hat der
Sturm, und er allein iſt für die Niederlage verantwortlich zu
machen. Bei der ſowieſo nicht ſehr ſattelfeſten Verteidigung der
Platzherren hätten Tore recht leicht erzielt werden können.
Kai=
ſerslautern ging in der erſten Halbzeit durch zwei Tore von Zängry
und Schneider in Führung. Nach dem Wechſel kamen zunächſt die
Lauterer noch zu drei weiteren Toren, die Schneider und Marker
(zuei) auf ihr Konto bringen konnten. Erſt kurz vor Schluß
er=
gab ein Elfmeter den Ehrentreffer für die Wormſer.
Weingärt=
ver=Offenbach beſaß bei ſeinen Entſcheidungen nicht immer die
Zuſtimmung der 3000 Zuſchauer.
*
Zußball in Skarkenburg.
Die Bezirksklaſſe am zweiten Spielſonnkag.
S.=C. Olympia Lorſch — V. f. R. Bürſtadt 2:0,
Haſſia Dieburg — Polizei=Spv. Darmſtadt 1:1 (0:0),
F.=C. 07 Bensheim — Olymoia Lampertheim 1:0,
Germ. 03 Pfungſtadt — Starkenb. Heppenheim 2:1 (0:1),
Spv. 1898 Darmſtadt — Viktoria Urberach 5:3 (2:2).
In der Gruppe Rheinheſſen.
Viktoria Walldorf — F.=Vereinig. 1906 Kaſtel 1:0,
F.=Vgg. 03 Mombach — S.=C. Opel Rüſſelsheim 1:0,
Horchheim — Wormatia Worms, Reſerve, 2:3.
Die Ergebniſſe dieſes zweiten Spieltages in der Südheſſen=
Bezirksklaſſe ſehen ſchon etwas „akklimatiſierter” aus; vor allem
die Mannſchaften, welche am erſten Sonntag ſo böß unter die
Räder gekommen waren, haben ſich etwas rehabilitiert. So gab
Viktoria Urberach am Böllenfalltor in Darmſtadt eine durchaus
anerkennenswerte Leiſtung zum beſten. Es ſcheint, daß Urberach
ſich wieder macht, wie man ſo ſchön ſagt. — Daß man ſich in
Pfungſtadt die Bürſtädter Schlappe zu Herzen nehmen würde,
war nach allem zu erwarten. Mit einem 2:1=Sieg über
Heppen=
heim haben ſich die Germanen auch etwas verbeſſert; jetzt hängt
aber immer noch das mäßige Torverhältnis an ihnen.
Heppen=
heim führte übrigens bis zur Pauſe, und es bedurfte aller
An=
ſtrengungen der Germanen, dann den Sieg herauszuholen. — In
Dieburg trennte man ſich mit einem 1:1. Die Polizei entpuppte
ich hier doch als etwas ſtärker, aber ſchließlich war man
beider=
ſeits mit dem Ergebnis zufrieden. — Aus Bensheim kommt eine
Kunde, welche aufhorchen läßt: der FC. 07 ſchlug Olympia
Lam=
pertheim mit 1:0. Eine Ueberraſchung iſt das aber nicht. Die
Bensheimer Elf iſt zu Hauſe nur ſehr ſchwer zu ſchlagen und wird
noch ſtark von ſich hören laſſen. Auch aus Lorſch kommt eine
Mel=
dung, die manchem überraſchend klingen mag: Lorſch ſchlug
Bür=
ſtadt 2:0. Aber auch hier liegen die Dinge klar. Einmal bergen
die Begegnungen dieſer beiden alten Nachbarrivalen ſtets ſolche
Ergebniſſe in ſich, zum andern durfte man das 11:0 Bürſtadts
gegen Pfungſtadt nicht als Maßſtab nehmen. Wir hatten bereits
in der Vorſchau darauf hingewieſen, wie offen dieſes und auch die
Treffen in Dieburg, Bensheim und Pfungſtadt ſeien, und damit
recht behalten. Jedenfalls verſpricht die neue Spielzeit ſehr viel.
Der kommende Sonntag dürfte aller Vorausſicht nach ohne
Spiele bleiben. Und was nach dieſem kommt, muß abgewartet
werden. Der 1. Oktober iſt nämlich der Stichtag für den
Spieler=
zuwachs aus dem ehemaligen freien Lager. Der Beſuch der Spiele
Der Tabellenſtand nach dem 24. September. Olympia Lorſch 2 — — 8:1 Polizei Darmſtadt 1 1 V. f. R. Bürſtadt 1 1 11 FC. 07 Bensheim — 1:0 Olympia Lampertheim 1 1 2 Haſſia Dieburg 2 6:6 „V. 1898 Darmſtadt 2 1 5:5 Germania Pfungſtadt 1 2:12 Starkenb. Heppenheim * *7
6:* 1 Sportvgg. Arheilgen — Viktoria Urberach 2 — E 2 41 E
SV. 98 Darmſtadt — Bikkoria Urberach 5:3 (2:2).
Eine recht ſtattliche Zuſchauerzahl hatte ſich eingefunden, die
vor dem Hauptſpiel durch das Spiel der Reſerven gegen SV.
Roßdorf gut unterhalten wurden. Nach gleichmäßig
verteil=
tem Spiel endete dieſes Freundſchaftstreffen mit dem gerechten
Reſultat von 2:2.
Als Urberach, gefolgt von den 98ern, das Feld betrat, lagerte
im Zuſchauerraum eine gewiſſe Spannung, die ſich jedoch ſofort
löſte, als die 98er gleich gut beim Zug waren und die Gäſte kaum
aufkommen ließen. Urberach hatte alle Hände voll zu tun, um
ſich den vielen Angriffen der Darmſtädter zu erwehren.
Inner=
halb 20 Minuten führten die Lilienträger durch Hebeiſen und
Schnägelberger mit 2:0, und es hatte den Anſchein, als würden
die Gäſte glatt überfahren. Das Bild änderte ſich jedoch, als
Ur=
berach einen Treffer aufholen kann und, dadurch angeſpannt, auf
eine beſſere Leiſtung kommt, die das Spiel ausgeglichen geſtaltet.
Während die 98er nichts als einige Ecken erzielen, gelingt den
Gäſten, von dem zu weit aufgerückten linken Verteidiger
begün=
ſtigt, der Ausgleich. Nach der Pauſe ſpielt SV. eine kurze Zeit
überlegen, aber keine der viele Chancen wird ausgenützt. Ein
Fehler von Bärenz bringt Urberach die 2:3=Führung, was die
98er für Minuten aus der Faſſung bringt. Als jedoch
Schnägel=
berger den Ausgleich erzielte, fand ſich die Elf wieder und wird
überlegen. Lehr geht in den Sturm und jagt auch bald darauf
einen ſchönen Schuß in die Maſchen zur Führung. Die 98er
blei=
ben weiter im Vorteil, während Urberach nur noch vereinzelt
durchkommt. Kurz vor Schluß erzielt Geyer den 5. Treffer, nach
dem ſich die Gäſte endgültig geſchlagen bekennen. Ecken 8:1.
Die Gäſte hatte man hier offenbar nach der
vorſonntäg=
lichen hohen Niederlage etwas unterſchätzt. Sie ſtellten eine ſchnelle,
durchſchlagskräftige und ausdauernde Elf ins Feld. Ihr Sturm
kombinierte recht präzis, abwechſlungsreich und vergaß auch nicht
das Schießen. Allerdings hing er oft zu weit in der ſtabilen
Ab=
wehr zurück. Die Beſten der Elf waren Knapp I, Lotz und Geſſert.
Die 98er, die immer noch nicht in ihrer endgültigen
Auf=
ſtellung antraten, überraſchten ſehr angenehm in der erſten halben
Stunde, da zeigte der Sturm mit Schnägelberger und Eßlinger I
einen oft vermißten elanvollen Drang nach vorn. Als durch die
Fehler der linken Abwehrſeite der Ausgleich erfolgte, kamen
einige Mannen etwas aus dem Konzept, insbeſondere klaffte oft
eine Lücke im Zuſpiel von Läuferreihe zum Sturm. Doch konnte
in der zweiten Hälfte wieder der Kampfgeiſt befriedigen, und
jeder tat ſeine volle Schuldigkeit. Ein Sonderlob verdienen
den=
noch Eßlinger II, Orlemann und Schnägelberger.
Die Handball=Reſerve konnte in einem ſpannenden
Kampf den A=Meiſter Reichsbahn Mainz 9:5 (5:4)
nieder=
ringen. Die Schüler gaben den Schülern der Tgſ. 75 Darmſtadt
14:1 (8:1) das Nachſehen.
Haſſia dieburg — Polizei Darmſtadk 1:1 (0:0).
Auf dem wunderbar gelegenen Sportplatz der Dieburger
Haſſia trafen ſich beide Mannſchaften in zurzeit ſtärkſter
Aufſtel=
lung. Dieburg eröffnet das Spiel mit einigen gefährlichen
An=
griffen, die aber an der aufmerkſamen Polizeiverteidigung
zer=
ſchellen. Kurz nach Spielbeginn wird W. Kaſpar verletzt — für
ihn geht Göbel zurück in die Läuferreihe. Die vier Polizeiſtürmer
ſind nicht müßig und leiten auch gefährliche Angriffe ein. Eine
glänzende Gelegenheit M. Kaſpars unterbindet der Schiedsrichter
durch eine mehr als zweifelhafte Abſeitsentſcheidung. Die
An=
griffe der Polizei werden gefährlicher — der Dieburger Sturm
ſelbſt muß ſeine ganze Kunſt aufbieten, um Erfolge der Polizei
zu verhüten. Es bleibt beim 0:0=Stand bis Halbzeit. Nach
Halb=
zeit iſt Dieburg leicht im Vorteil. Es erzielt kurz hintereinander
zwei Eckbälle, die aber abgewehrt werden. W. Kaſpar, der als
Statiſt auf Rechtsaußen mitwirkt, verſiebt durch Eigennützigkeit
eine glänzende Chance. Durch ein Mißverſtändnis im
Polizei=
ſtrafraum erzielt Dieburg den Führungstreffer. Schon eine
Mi=
nute ſpäter fällt nach einem Eckball durch Pfeiffer der Ausgleich
:1. Bei dieſem Stande ſetzt ein verzweifeltes Ringen um den
Enderfolg ein. Anſtatt überlegt zuzuſpielen, verfällen beide
Mann=
ſchaften in den Fehler, den Ball planlos fortzuſchicken. Zehn
Minuten vor Schluß wird zu allem Ueberfluß noch Seipp verletzt,
ſo daß Polizei die reſtlichen Minuten nur noch mit drei Stürmern
beendete.
Kritik: Die Polizeiverteidigung hielt ſich gut. Balie=
und Bönſel waren ein einfach unüberwindliches Bollwerk. Die
Läuferreihe litt unter dem Ausfall des rechten Läufers W. Kaſpar.
Göbel, der für ihn zurückging, fehlte im Sturm. Matthes und
Scheuermann auf gewohnter Höhe. Im Sturm vermißte man
den Durchreißer Göbel. Dieſem Umſtand verdankt Dieburg ſeinen
Punktgewinn. Pfeiffer und Seipp waren hier die gefährlichen
Durch=
brenner. Müller hätte in der erſten Hälfte ſeine Flanken zur
Mitte ſchlagen ſollen, anſtatt auf den Tormann.
Bei Dieburg gefielen insbeſondere der Torwart Pfeiffer,
die Gebrüder Flach, der Mittelſtürmer Schmitt ſowie der
Links=
außen Kuhn. Ausgeſprochen ſchwache Punkte hatte die Mann=.
ſchaft nicht. Schiedsrichter Schmitt=Bürgel hatte in
Abſeitsent=
ſcheidungen nicht immer eine glückliche Hand.
Rot=Weiß (Reſ.) — SV. Roßdorf (Reſ.) 7:0.
Das Spiel der beiden Erſatzmannſchaften Rot=Weiß — SV.
Roß=
dorf hatte am Vormittag zahlreiche Zuſchauer angelockt. Die Rot=
Weißen waren den Gäſten ſo ziemlich in jeder Beziehung
über=
legen und gewannen ſelbſt in dieſer Höhe verdient. Die dritte
Mannſchaft hatte die zweite der früheren Eintracht zu Gaſte und
rang derſelben ein 1:1 Remis ab. Die Schüler fertigten (nach
ihrem 9:1=Sieg gegen SV. 98, Germania Pfungſtadt 7:0) die
Schüler der Beſſunger Union mit dem Bombenreſutat von 10:0
ab. Dieſe Mannſchaft ſcheint auf dem beſten Weg zu ſein, einen
Rekord in Geſtalt von Torziffern aufzuſtellen.
I.
9Ar
Sporkfeſt im Frankfurker Skadion.
Auch der zweite Tag des großen Sportfeſtes der SA. der
Untergruppe Heſſen=Naſſau=Süd hatte in jeder Beziehung einen
nachhaltigen Erfolg aufzuweiſen. Nicht nur, daß die Frankfurter
Bevölkerung ihrer Verbundenheit mit der SA. durch einen
Maſſen=
beſuch Ausdruck gegeben hatte, auch die ſportliche Ausbeute des
reichhaltigen Programms konnte jeden befriedigen und begeiſtern.
Der Sport hat in der SA. eine Pflegeſtätte gefunden, die heute
ſchon als vorbildlich anzuſprechen iſt.
Da auch der Wettergott am Sonntag noch einmal ein
Ein=
ſehen hatte, konnten die einzelnen Wettbewerbe der wieder ſehr
gut ausgerichteten Veranſtaltung ohne Zwiſchenfall und
Unter=
brechung durchgeführt werden. Von den Ergebniſſen des erſten
Tages iſt noch nachzutragen:
Sieger der SA=Zielfahrt wurde bei den Kraftwagen
SA=Mann Schmidt von der Motorſtaffel der Standarte 63 auf
Stöwer vor den SA=Männern Romberg und Sonnenſchein auf
Adler, Kurz, Luge und Ohlert auf Adler Trumpf und SA=Mann
Duisberg auf Horch. Bei den Krafträdern holte ſich
Adju=
dant Sußmann auf einer 500er Triumph=Beiwagenmaſchine den
erſten Preis vor Oberſcharführer Plapp (Triumph) und SA=
Mann Kiefer auf Standard. Die Vorentſcheidungsſpiele im
Fuß=
ball hatten folgende Ergebniſſe: Standarte 97 — Standarte 88
11:1, Standarte 81 — Standarte 166 3:3.
Das reichhaltige Programm des zweiten Tages verteilte ſich
auf eine große Anzahl von ſportlichen Gebieten. Auf der
Spiel=
wieſe ſah man exakt durchgeführte Maſſenfreiübungen.
Vorfüh=
rungen von Hundetrupps der Standarten 83 und 81 fanden ebenſo
ſtarkes Intereſſe wie die Motor=Akrobatik. Die Gaufachſchaft und
die Standarte 81 ließen 1000 Brieftauben zu Ehren des Führers
aufſteigen. Werbeſpiele im Rugby und Handball zogen begeiſterte
Zuſchauermaſſen an ſich. Im Mittelpunkt ſtanden aber die
Ent=
ſcheidungkämpfe in der Leichtathletik und das Fußball=Endſpiel,
Hier wie überall ſah man ſehr annehmbare Leiſtungen.
Montag, 25. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 266 — Seite 7
Leibesübung der ſchaffenden Frau.
Planmäßige körperliche Erküchkigung der berufskätigen Frauen und Mädchen in der Arbeitsfronk. —
Spork=
lehrerinnen werden in gemeinſamen Sporkgruppen den nolwendigen regelmäßigen Ausgleichsſport leiken.
Arbeik auf breikeſter Bafis!
Die Sportreferentin im Geſamtverband der deutſchen Arbeiter,
Emmy Teſſel, behandelt im „Deutſchen” das Problem der
kör=
perlichen Erziehung der berufstätigen Frauen und Mädchen. Ihren
richtungweiſenden längeren Ausführungen entnehmen wir
Fol=
gendes:
Seit dem Tage des Erwachens der Nation iſt, wie auf allen
Gebieten des Lebens, auch auf dem des Sports und der
Leibes=
übungen täglich der geiſtige Umbruch des deutſchen Volkes in
ſei=
nen Auswirkungen ſpürbar. So wie überall mit Unnötigem und
Begriffsverwirrendem rückſichtslos aufgeräumt wurde, iſt auch im
Sportleben eine gründliche Säuberung vollzogen worden. Viele
der alten Sportführer, bisher tonangebend, mußten den
Schau=
platz räumen. Neue Menſchen, Nationalſozialiſten, haben nun
die Führung des deutſchen Sports in die Hand genommen. Friſche
Luft, neuer Geiſt, allüberall, wo man hinſchaut. Dieſe ſchnelle,
rückſichtsloſe Säuberung des deutſchen Sports hat überall vollſtes
Verſtändnis und helle Begeiſterung ausgelöſt.
Etwas nie für möglich Gehaltenes, die Einigung ſämtlicher
Sportarten unter einer Führung, iſt Tatſache geworden. Darüber
hinaus aber iſt der Sport eingegliedert in den Staat und hat den
ihm zukommenden Platz in der Volkserziehung erhalten. Sport
iſt heute nicht mehr Selbſtzweck, Sport iſt im nationalſozialiſtiſchen
Staat eines der wichtigſten Mittel, um das Volk, beſonders die
Jugend, im nationalſozialiſtiſchen Geiſte zu erziehen, ſie körperlich
und ſeeliſch zu formen, ſie ſtark zu machen, damit ſie auch im Leben,
wenn es einmal ſtürmend und heiß hergehen ſollte, ihren Mann
ſteht.
Die körperliche Ertüchtigung muß ſich aber auch auf die
ſchaf=
fenden Mädchen und Frauen erſtrecken, die heute, noch in den
Arbeitsprozeß eingeſchaltet ſind.
Laſſen wir die Frauen und Mädchen in den Fabriken,
Werk=
ſtätten, Büroräumen und Warenhäuſern ohne körperliche
Aus=
arbeitung an Luft, Licht und Sonne verkümmern, dann werden
wir von dieſen Frauen nicht mehr eine geſunde, lebensbejahende
kommende Generation erwarten können.
Für die Schulentlaſſenen bietet vor allem der
Ar=
beitsdienſt, neben allen ſportlichen Einrichtungen, eine
Ga=
rantie für die Weiterbildung des geſamten Volkes. Für
Berufs=
ſchulen muß die Erhöhung der Turnſtundenzahl gefordert
wer=
den, da bei einer wöchentlichen Turnſtunde von körperlicher
Er=
ziehung nicht die Rede ſein kann, zumal hier ſchon eventuellen
körperlichen Schädigungen vorzubeugen iſt. Für diejenigen, die
den nationalſozialiſtiſchen Jugend=Betriebszellen
an=
gehören, iſt eine
löſung gefunden. Es gehört zum pflichtmäßigen
Dienſt aller NSJB.=Mitglieder, einmal wöchentlich am
Sport=
nachmittag teilzunehmen. Für die weibliche Jugend an den
deut=
ſchen Hochſchulen erfüllen die Arbeitsgemeinſchaft
nakionalſozia=
iſtiſcher Studentinnen und die Aemter für Leibesübungen die
flicht der körperlichen Weiterbildung. Für Nichtberufstätige
und Hausfrauen muß die NS.=Frauenſchaft Pflichtſportkurſe
ein=
richten.
Die körperliche Ausbildung der Jugend darf auf keinen Fall
mit der Schulentlaſſung abgeſchloſſen ſein.
Der nationalſozialiſtiſche Staat nimmt ſich nicht nur das
Recht, ſondern macht es ſich zur vornehmſten Pficht, die deutſchen
15. Mokorrad=Sechskagefahrt.
Sechs goldene und eine ſilberne Medaille
für Deutſchland.
Nach der Errechnung der genauen Ergebniſſe der 15.
Sechstage=
fahrt der Motorräder in England haben unſere deutſchen
Ver=
treter im Geſamtergebnis hervorragend abgeſchnitten. Der
größte Erfolg war der Sieg unſerer BMW.=Fahrer im Kampf
um die Internationale Trophäe, und auch in der Silbervaſe hat
ſich die NSU.=Mannſchaft als Vierte ſehr gut placiert.
Urſprüng=
lich hatte das Kampfgericht den Deutſchen den 3. Platz zuerkannt,
doch Englands B=Mannſchaft hatte unſere Fahrer in der
Geſchwin=
digkeitsprüfung zum Schluß noch übertrumpft. Insgeſamt
been=
deten von 140 geſtarteten Fahrern 87 die ſchwierige Prüfung,
da=
von 56 ohne Strafpunkte. Es gelangten 56 goldene, 18 ſilberne
und 9 bronzene Medaillen zur Verteilung. Von den Deutſchen
erhielten Mauermeyer, Fleiſchmann, J. v. Krohn, Steltzer,
Träg=
ner und Rüttchen die goldene, Henne mit nur einem Strafpunkt
die ſilberne, während Bütow (13), Oettinger (16) und Baylon
(19) mit der bronzenen Medaille ausgezeichnet wurden. Der
Chemnitzer Kirchberg, arg vom Pech verfolgt, beendete die Fahrt
mit 59 Strafpunkten und ging beider Preisverteilung leer aus.
Das Ergebnis des Kampfes um die Internationale Trophäe
lautet amtlich wie folgt: 1. Deutſchland (Henne, Steltzer
Mauer=
meyer, BMW.), 2. England (Bradley=Sunbeam, Rowley=AJS.,
SA.). — Internationale Silbervaſe: 1. England (Brit=
Perrigo=BS
ton, Willams, beide Norton, Bovey (BSA.), 2. Irland (Moran,
Duffin, beide Matchleß, Mackee, Lewis), 3. England B (Heath=
Ariel, Thacker=Royal, Mc. Gregor=Rudge), 4. Deutſchland
(Rüttchen, Oettinger, Fleiſchmann=NSU.).
Ehrung der deutſchen Sechstagefahrer.
Der Reichsverkehrsminiſter Frhr. v. Eltz=Rübenach hat
an=
läßlich des deutſchen Erfolges bei der Internationalen
Sechstage=
fahrt der Motorräder in Wakes an die deutſche Mannſchaft
Mauermeyer, Henne und Steltzer folgendes Glückwunſchtelegramm
gerichtet: „An die deutſche Nationalmannſchaft der
Internationa=
len Sechstagefahrt in England zu Händen des ADAC. Zu dem
großen Erfolg in dieſer größten internationalen
Zuverläſſigkeits=
fahrt erſtmals als eine ausländiſche Mannſchaft auf engliſchem
Boden den Sieg errungen zu haben, ſpreche ich Ihnen wärmſte
Anerkennung und herzlichſte Glückwünſche aus. gez. Frhr. von
Eltz=Rübenach, Reichswerkehrsminiſter.”
In Berlin kein Spielverbot am 1. Oktober.
Der Preſſewart des Gaues Brandenburg im Deutſchen
Fuß=
ball=Bund teilt mit: „Die Gauliga= und Bezirksklaſſen=Spiele am
1. Oktober fallen nach Rückſprache mit dem Reichspropaganda=
Miniſterium nicht aus. Der Beginn wird aber auf 14.15 Uhr
feſt=
geſetzt, alle anderen Spiele müſſen um 14.15 Uhr beendet ſein.
Deukſcher Sieg im Rad=Länderkampf gegen Belgien.
Mit dem Flieger=Länderkampf Deutſchland-Belgien wurde
am Sonntag die belgiſche Winterbahnſaiſon eröffnet. Unſere
Vertreter Richter, Engel und Steffes konnten die drei belgiſchen
Spitzenkönner Scherens, Arlet und Degraeve mit 23 : 25
Punk=
ten im Geſamtergebnis ſchlagen. Der Sieg iſt in erſter Linie
auf das Konto Richters zu ſetzen. Der Kölner gewann ſeine
ſämtlichen Läufe und rang auch Weltmeiſter Scherens ſicher
mit einer Handbreite nieder, ſo daß ihm endlich einmal die
Revanche gelang. Bei ſeinem Sieg über Arlet fuhr Richter mit
13,8 Sekunden ſogar Bahnrekord für die letzten 200 Meter. Mit
fünf Punkten blieb er auch in der Einzelwertung vor Scherens
(7), Steffes und Arlet (je 8) erfolgreich.
Jugendlichen beiderlei Geſchlechts körperlich und geiſtig ſo lange
zu bilden und zu födern, bis ſie einſt als vollwertige Männer und
Frauen, verſehen mit den Rechten und Pflichten des deutſchen
Staatsbürgers, ins Leben treten können.
Das vergangene Syſtem ſpitzte auch den Frauenſport
auf einen förmlichen Rekordwahnſinn zu. Wir wollen in erſter
Linie Breitenarbeit, der Sport ſoll der Ertüchtigung des ganzen
Volkes, der geſamten Mädchen= und Frauenwelt dienen.
Der Schwerpunkt iſt auf die Ausbildung der im Beruf
ſtehenden Mädchen und Frauen zu legen.
Die Arbeiterinnen ſind allerdings geſetzlich vor Schwerarbeit
geſchützt, wer denkt aber an die geſundheitlichen Schädigungen,
die ſchon durch die ſogenannte „leichte” Frauenarbeit entſtehen,
vor allem durch zu langes Sitzen oder Stehen. Frauen mit
ſchwa=
cher Muskulatur klagen meiſtens über Kreuzſchmerzen bei zu
lan=
gem Stehen, Sitzen oder Laufen. Schwache Lendenmuskulatur
führt zu falſcher Körperhaltung, zu Hohlkreuz, zu Kreuzſchmerzen,
ſchwache Bauchmuskulatur zu Magenſchmerzen und =ſenkung.
Schwache Beckenmuskulatur führt zu Unterleibsſchäden. Knie=,
Fuß= und Hüftgelenk=Beſchwerden entſtehen durch Schwäche des
Fußgelenkes und der Beinmuskeln.
Gegen alle dieſe Leiden kann kein Arzt und keine Arznei
ſo gut und ſicher helfen wie regelmäßige Körperübung,
Gymnaſtik, Spiel, Schwimmen, Laufen, Werfen, Rudern,
und was es ſonſt noch alles gibt.
Selbſtverſtändlich muß dies alles unter der Leitung einer
fach=
lich ausgebildeten Sportlehrerin geſchehen. Zur Beſeitigung
etwa ſchon vorhandener Schäden können Selbſtmaſſage und
be=
ſonders ausgewählte heilgymnaſtiſche Uebungen zu Hilfe
ge=
zogen werden.
Für alle Frauen, die durch ihren Beruf gezwungen ſind,
einen großen Teil des Tages in ſchlecht ventilierten
Räumen zu verbringen, iſt die Bewegung an friſcher
Luft von beſonders großer Wichtigkeit.
Hier wird durch die Deutſche Arbeitfront, in der alle
weib=
lichen Arbeiter und Angeſtellten zuſammengefaßt ſind, eine ganz
gewaltige Aufgabe zu erfüllen ſein. Dieſe Arbeit iſt bereits in
Angriff genommen worden.
In den elf Verbänden der Arbeiterſäule, in denen Frauen
organiſiert ſind, werden geeignete Sportlehrerinnen mit der
Aufgabe betraut, die weiblichen Verbandsmitglieder zu einem
ihrer Arbeitsart entſprechenden richtigen Ausgleichſport
anzu=
leiten. Durch regelmäßige Leibesübungen, Sport und Spiel in
gemeinſamen Sportgruppen für alle weiblichen Mitglieder der
Deutſchen Arbeitsfront wird Hebung der Arbeitsfähigkeit und
Arbeitsfreudigkeit erreicht.
Alle werden mit doppelter Energie an die täglich
gleich=
bleibende Arbeit gehen, wenn ſie die Möglichkeit haben, ſelbſt
etwas für die Erhaltung ihrer körperlichen Leiſtungsfähigkeit
und ihrer Arbeitskraft zu tun.
Die von den Marxiſten allzu lange zu Klaſſenhetze und Haß=
Propaganda mißbrauchte Sportbegeiſterung der deutſchen
Ar=
beiterſchaft wird durch die Deutſche Arbeitsfront in die für das
ganze Volk wichtige und nutzbringende Bahn der körperlichen
und ſeeliſchen Ertüchtigung der ſchaffenden Deutſchen gelenkt
werden.
Der deutſche Golſpork.
Reichsſportführer von Tſchammer=Oſten hat die Führung des
Deutſchen Golf=Verbandes, in dem ſämtlich, deutſchen Golfclubs
vereinigt ſind, Herrn Karl Henkell=Wiesbaden
über=
tragen. Herr Karl Henkell hat Herrn Bürgermeiſter Dr.
Bur=
chard=Motz (Hamburg) und die bisherigen Präſidialmitglieder,
Herrn. Dr. Fritz Jeſſen=Berlin, Herrn F. H. Müller=Albert=
Neuſtadt und Herrn Kommerzienrat Ramdohr=Magdeburg, in
das Präſidium berufen.
Pferdeſpork.
Rennen zu Karlshorſt.
Luckhum=Jagdrennen (2200 Mk., 4000 Meter): 1. Graf C. A.
Wuthenaus Oceanus (Ahr), 2. Zarewitſch, 3. Patriarch. Toto:
38, Platz: 16, 15, 49; Lg. 1—½. Ferner: Simplars, Oper, Horrido,
Henriette.
Priemel=Hürdenrennen (2200 Mk., 3000 Meter): 1. Heinz
Stahls Tumult (Hauſer), 2. Glücksſtern, 3. Palfrey. Toto: 32,
Platz: 15, 17. 21. Lg. 2—3. Ferner Meiſterpolier, Frohwalt,
Kar=
funkel, Rodrigo, Island, Livius, Kalzig.
Friſchlings=Preis (Dreijährige, Jagdr. 2400 Mk., 3000 Meter):
1. Frau von Heynitz' Gräfin Gertrud (Unterholzner), 2.:
Ritter=
bank, 3. Jota, 4. Federbriede. Toto: 22, Platz: 13, 33, 15, 19. Lg.
8—5. Ferner: Standarte, Gaufeier, Ala, Hagebutte, Mohrenland,
Steinbraut, Augentroſt, Mary.
Haupt=Hürdenrennen (Dreijährige, Ehrenpreis u. 10 000 Mk.,
3000 Meter): 1. Nemos Sonnenuhr (Unterholzner), 2. Fix und
Fertig, 3. Saint Cloud. Toto: 149. Platz: 47, 25. Lg. 34—Kopf.
Ferner: Kokette, Seni, Geh voran.
Alchimiſt:Flachrennen (2200 Mk., 1600 Meter): 1. Geſchw.
Korns Kavalleriſt (Kujawa), 2. Kameradin, 3. Jſolde. Toto: 21.
Platz: 12, 11, 13. Lg. 3½—2. Ferner: Nobelmann, Maximus,
Minas, Illo, Rheinfels, Paros.
8900 Rennen (Jagd=Ausgleich, 4000 Mk., 3700 Meter): 1. A.
v. Borkes Vigor (Unterholzner), 2. Feldpoſt, 3. Ypſilanti. Toto:
184. Platz: 42, 49, 27. Lg. 1½—8. Ferner: Hykſos, St. Georg,
Fritz, Fromm, Helgoländer, Elm. Edelſtein, Araber.
Grollenur=Ausgleich (Zweijährige, 2200 Mk., 1200 Meter):
Stall Neuhauſen Sperling (Grabſch), 2. Pollux, 3. Cortina.
Toto: 40, Platz: 15, 19, 20. Lg. Kopf—4. Ferner: Hurrikan,
Lieder=
vater, Portepée, Kaſtanienblüte, Ancona, Milliardär, Iſychoſe.
Sieg=Doppelwette: Gräfin Gertrud — Kavalleriſt 50:10.
Der Adolf=Hitler=Gepäckmarſch in Frankfurt a. M. hatte einen
ganz außerordentlichen Publikumserfolg. Ueber 100 000 Menſchen
umſäumten die 30 Kilometer lange Strecke, die meiſt durch die
Straßen Frankfurts führte. Sieger blieb der Münchener Liegel
in der ganz famoſen Zeit von 3:04,08 Std. vor dem SS.=Mann
Herfeld=Grünſtadt und den beiden Eintracht=Gehern Gebr. Wied.
Im Ausſcheidungskampf um die Fußball=Weltmeiſterſchaft
trennten ſich die Schweiz und Jugoſlawien in Belgrad vor 20000
Zuſchauern mit einem Unentſchieden von 2:2, ſo daß alſo erſt das
Rückſpiel auf ſchweizeriſchem Boden entſcheiden wird, wer an den
Schlußſpielen in Italien teilnehmen wird.
Einen ſchweren Unfall gab es bei den Dauerrennen auf der
Berliner Stadionbahn. Im zweiten Lauf hatte die
Schrittmacher=
maſchine von Frieſe Reifenſchaden. In den Sturz wurden neben
Frieſe auch Berger und einige andere Fahrer verwickelt. Frieſe
und Berger mußten in bewußtloſem Zuſtande ins Krankenhaus
verbracht werden. Die Rennen wurden ſofort abgebrochen.
Paovo Nurmi wurde in Viborg in einem 15=Kilometer=
Lau=
fen von ſeinem Landsmann Iſohollo in 47:47,4 Min. knapp
ge=
ſchlagen. Bei der gleichen Veranſtaltung erzielte der
Weltrekord=
mann Matti Järvinen einen Speerwurf von 75,02 Meter.
Europa-Meiſkerſchaften 1934 in Ikalien
Mindeſkleiſtungen für die Teilnehmer
an der II. Alympiade.
Der in Berlin verſammelte Verwaltungsrat des
Inter=
nationalen Leichtathletik=Verbandes (Fifa) hat in ſeiner
zwei=
tägigen Sitzung eine Reihe wichtiger Beſchlüſſe gefaßt. Es
waren anweſend Dr. von Halt=Deutſchland, Edſtröm=
Schweden, Genet=Frankreich, Lowe=England Stankovits=Ungarn
und der Sekretär Ekelund=Schweden. Es fehlte nur der
Amerikaner Hulbert.
Die von Italien beantragten Europa=
Meiſterſchaf=
ten werden nach dem gefaßten Beſchluß zum erſten Male im
Jahre 1934 probeweiſe durchgeführt. Veranſtalter iſt der
italieniſche Leichtathletik=Verband, der bereits umfangreiche
Vor=
arbeiten geleiſtet hat. Die näheren Regeln ſind von einer
be=
ſonderen Kommiſſion ausgearbeitet worden. Der Termin der
Wettkämpfe wird in die Zeit nach dem Stockholmer Kongreß,
alſo auf Mitte September fallen. Zu Mitgliedern der Europa=
Kommiſſion wurden gewählt: Stankovits=Ungarn (Vorſ.), Prof.
Miſagyi=Ungarn (amtlicher Geſchäftsf.), ferner Dr. von Halt=
Deutſchland, Genet=Frankreich, Ekelund=Schweden, Dr.
Dienai=Italien und ein noch von England zu beſtimmendes
Mitglied.
Mit zu den wichtigſten Punkten zählte die Frage über die
Olympiſchen Spiele 1936 in Berlin. Es wurde
be=
ſchloſſen, die Zahl der Teilnehmer an den
Vorentſcheidungs=
kämpfen in den Wurf=, Stoß= und Sprungwettbewerben zu
be=
ſchränken und für alle gemeldeten Bewerber am Vormittag
Ausſcheidungskämpfe zu veranſtalten. Wer hierbei nicht
die feſtgeſetzten Mindeſtleiſtungen bei drei Verſuchen erreicht,
wird ausſcheiden. Folgende Mindeſtleiſtungen wurden
dem Stockholmer Kongreß zur Annahme vorgeſchlagen:
Hoch=
ſprung: 1,85 Meter; Weitſprung: 700 Meter; Dreiſprung:
14 Meter; Stabhochſprung 3,80 Meter; Speerwerfen: 60 Meter;
Diskuswerfen: 44 Meter; Kugelſtoßen: 14,50 Meter; Diskus
für Frauen: 36 Meter. In den Ausſcheidungskämpfen erreichte
Leiſtungen ſollen in den Endwettkämpfen nicht gewertet werden.
Der Verwaltungsrat unterbreitete dem Organiſations=
Komitee für die Xl. Olympiade den Wunſch daß die
Aus=
ſcheidungskämpfe derart eingerichtet werden ſollen, daß an den
Entſcheidungen und Vorentſcheidungen über 100, 200 und 400
Meter ſowie über 110= und 400=Meter=Hürden jeweils ſechs
Teilnehmer ſtarten. Am Endlauf über 800 Meter ſollen neun,
über 1500 Meter 12, am 3000=Meter=Hindernislauf 10—12 und
am 5000=Meter=Lauf 15—16 Wettkämpfer teilnehmen. Der
Ver=
waltungsrat wünſchte ferner die Anwendung der in Los
Angeles erprobten Kirbyſchen Zielkamera und der Kirbyſchen
Zeitnahme=Methode.
Kreß ſpielt wieder repräſentativ beim Fußballkampf
Schleſien—Sachſen.
Auf Wunſch des Reichsſportführers v. Tſchammer=Oſten findet
anläßlich des „Feſtes des deutſchen Oſtens” am 1. Oktober in
Bres=
lau ein Fußballſpiel zwiſchen den Gaumannſchaften von Schleſien
und Sachſen ſtatt. Sachſen läßt ſich in der Hauptſache durch den
Dresdener SC. vertreten, und beſonders bemerkenswert iſt dabei
die Tatſache, daß zum erſten Male nach ſeiner Disqualifikation
der Frankfurter Willibald Kreß, der bekanntlich jetzt für den
DSC. ſpielt, wieder in einer Repräſentativmannſchaft mitwirkt.
Verſtärkung für den „Club”.
Der bekannte Mittelläufer von Wacker Leipzig, Carolin2.,
eine ganz ausgezeichnete Kraft, will in Zukunft für den 1. FC.
Nürnberg ſpielen. Carolin, der Leipzig bereits verlaſſen hat, war
oftmals für Leipzig und Mitteldeutſchland in
Repräſentativ=
mannſchaften tätig.
Eine ſüdamerikaniſche Mannſchaft, die aus drei Vereinen aus
Chile und Peru gebildet wird, kommt demnächſt auch nach
Deutſch=
land. Sie wird am 1. November in München gegen die „Bayern”
ſpielen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Montag, 25. September
7.10: Choral.
.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
Nünchen: Mittagskonzert. Ltg.: Kloß. H. Reker (Violinel
120
13.30: Mittogskonzert auf Schallplatten.
14.20,
. Jeder hört zu!
15.20: Muſikaliſcher Zeitvertreib.
16.30: Trier: Nachmittagskonzert. Ausf.: Ehemaliges Städtiſches
Orcheſter „Trier, Ltg.: Muſikdirektor Framz Altmeier.
Soliſt: Otto Degen (Klarinette).
Deutſcher Almanach. 18.10: 3 mal 5 Minuten.
18.0
18.25: Lulu von Strauß und Torney=Diederichs ſpricht über ihr
eueſtes Buch: Vom Biedermeier zur Bismarckeit.
18.45:
urzbericht vom Tag.
19.00: Deutſchlandſender: Stunde der Nation: Wo iſt Deutſchland?
20,00: Volksmuſik. Ausf.: Frankfurter Mandolinenorcheſter und ein
Männerquartett. Soliſt: Herm. Uhticke (Akkordeon).
21.00: Schauſpielhaus Frankfurt a. M.
Ausſchnitt aus einer
Bühnenprobe zu Schillers „Räuber
21.30: Kammermuſik. Werke von Schubert, Beethoven und Wolf.
Ausf.: Das Riele=Queling=Quartett.
22.20: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Leipzig: Nachtmuſik.
Königswuſterbauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 25. September
9.00: Schulfunk: Was das Jungvolk ſingt!
9.45: Max Dauthendey: Den Nachtregen regnen hören .!
Schulfunk: Wie zeichne ich meine Ahnentafel
10.10
10.50: Schulfunk: Turn= u. Sportſtunde. — 11.30: Zeitfunk.
15.00
Elſe Steup: Neue Frauenbücher.
künſtleriſche Handarbeiten: Die deutſche Herbſtmode.
5:,
15.4
Zücherſtunde: Bücher von der Liebe.
16.00
reslau: Nachmittagskonzert der Funkkapelle.
17.00: Dr. Bubenden: Ich geh” mit meiner Frau ins Kino.
Film=
llerlei aus Berlin für Deutſchland.
17.20: Klaviermuſik der Romantik. Ausf.: Eva Ebner=Robert.
17.40: Virtuoſe Violinmuſik. Zum 25. Todestag Pablo Saraſates.
18.00: Das Gedicht. — 18.05: Unterhaltungs= und Tanzmuſik.
Kapelle Eugen Jahn. Geſang: Erwin Hartung.
19.00:
tunde der Nation: Wo iſt Deutſchland? Von Edwin Erich
Dwinger. (Aufnahme.)
— 20.00: Kernſpruch.
Anſchl. Frankfurt: Volksmuſik.
21.00: Ingeborg. Eine Komödie von Kurt Götz.
23.00: Dresden: Nachtmuſik der Dresdner Philharmonie.
Wekterberichl.
Das neue Tief iſt weiter öſtlich vorgerückt und hat vorerſt
durch ſeine Vorderſeite noch warme Luft nach Deutſchland
ge=
bracht. Da an der Rückſeite über den Britiſchen Inſeln ſchon
kühlere Luftmaſſen unterwegs ſind, wird das Wetter ſich in den
nächſten Tagen wechſelhaft geſtalten. Dabei gehen die
Tempera=
turen etwas zurück, und vereinzelt treten Niederſchläge auf.
Ausſichten für Dienstag, den 26. September: Weiterhin
wech=
ſelhaftes Wetter.
Sauptſchrittleitung Rudolf Mauve.
Veranzwortlich für Polltik und Wi tſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion. Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport; Karl Böhmann;
3. Queiſch; für den S
ur den Handel: Dr. C. H
hlußdienſt: J. V. Ka
Böhmann;
für „Die Gegenwart”, Tasesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herber
eite
für den Inſeratentel und geſchäftiche Mitteilungen: Willy Kuhle.
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſtrivte wird Garontic der Rückſendungn & bernommer
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8 — Nr. 266
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 25. September 1933
Im Rücken drängte der Feind. Granaten ſchlugen in die
fliehenden, ſich nur mühſam voran, quetſchenden Regimenter.
Bergſtraßen und Päſſe verſtopften ſich. Flieger kreiſten in
niedrigſter Flughöhe über dem fliehenden Heer. Das Chaos
kannte keine Grenzen mehr, es wurde in Wahrheit ein
Maſſen=
morden. Furchtbar ſchwang das Schickſal ſeine Geißel über die
Gelben.
Erſt als ſich die Nacht auf das Schlachtfeld ſenkte, ſchwieg
das Feuer der Geſchütze und Flieger. Es wurden aber friſche
weiße Truppen vorgezogen, Panzerautos, Tanks und Kavallerie
überſchritten die Päſſe, um die Vernichtung des Feindes
fort=
zuſetzen. Man blieb ihm dicht auf den Ferſen, unabläſſig bemüht,
ſeinen Vorteil auszunutzen, den Gegner völlig aufzureiben.
Rußland ſtand nur ſo lange auf Seiten der Verbündeten,
bis es die von ihm gewünſchte politiſche Grenze erreicht hatte.
Dann ſetzte es die Gewehre zuſammen und verlangte in
plumper Weiſe Frieden für die Gelben. Der Anlaß lag auf der
Hand: in China war der Bolſchewismus ausgerufen worden,
ſſeine Führer ſtrebten die Vereinigung mit Rußland an!
Die oberſte Heeresleitung der Weißen widerſetzte ſich dieſem
Vorſchlag, der Kampf ſollte bis zur Vernichtung der gelben
Heeresmacht weitergehen. Zuerſt im Hauptquartier, dann bei
den Parlamenten prallten die Meinungen hart aufeinander.
Rußland verſtieg ſich dazu, die Zurückziehung der weißen
Armeen kurzerhand zu verlangen. Das Anſinnen wurde ſchroff
abgelehnt, ein Bündnis Rußlands mit China war die Folge.
So ſpalteten ſich die weißen Kampfgenoſſen, um ſich bald als
offene Feinde gegenüber zu ſtehen.
Fürſt Putiatin leitete den Aufſtand in der Mongolei und
errichtete, ſich als Kaiſer aller Mongolen ausrufend, einen
eige=
nen Staat. Rußland wollte das neue Kaiſerreich zertrümmern,
die vereinigten Weißen erblickten aber einen Rückhalt in dem
aſiatiſchen Fürſten und widerſprachen.
Die Gegenſätze verſchärften ſich von Tag zu Tag. Rußland
befahl ſeinen Truppenkontingenten, das Feldheer der Weißen
zu verlaſſen, der Kampf ſchien unausbleiblich. Das weiße Heer
befand ſich in einer mehr als mißlichen Lage. Tief im Innern
Aſiens ſtehend, hatte es vor und hinter ſich den Feind. Die
Nachſchubwege waren bedroht.
An der polniſch=ruſſiſchen Grenze entſtanden Streitigkeiten.
Polen verlangte die Weiterführung der Verpflegungs= und
Muni=
ionstransporte für die Verbündeten, was Sowjetrußland in
An=
betracht der zugeſpitzten Lage verweigerte.
Ein Ultimatum Warſchaus an Moskau war die Folge, der
Kampf brach aus, Polen marſchierte in Sowjetrußland ein.
Die=
em Vorgehen ſchloſſen ſich Litauen, Kurland, Lipland und
Eſt=
land an.
Die Regierung in Moskau ſah den Augenblick gekommen, wo
ſie den Kampf zugunſten des Bolſchewismus im Verein mit China
zu entfachen hatte. China und Moskau eröffneten gegen Amerika,
England, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Holland und die
baltiſchen Randſtaaten den Krieg. Die Mongolen ſtanden
hin=
wieder unter ihrem neuen Kaiſer auf Seiten der Weißen.
Schaudernd erkannte man, daß der aſiatiſche Brand jetzt erſt
voll im Ausbrechen war.
Indien erhob ſich. Seit Jahren hatten Rußland und die
Gel=
ben dort geſchürt. Eine einheimiſche Garniſon nach der inderen
ging zu den Glaubensbrüdern über, die weißen Kolonialtruppen
wurden unter ungeheuren Verluſten zur Küſte gedrängt. Indien
ſchien der weißen Intereſſenſphäre verloren zu ſein. Die geſamte,
noch vor den gelben Häfen liegende Flotte eilte England in
In=
dien zur Hilfe.
Da erſchütterte eine neue Schreckensnachricht die weiße
Heeresleitung: Tonking ſchloß ſich Indien an, auch in Tonking
wurde das Joch der Fremden abgeſchüttelt. Nur Rußlands
Bau=
ern, denen das Sowjetregime nicht zuſagte, kamen der weißen
Sache zu Hilfe. Sie ſahen den Augenblick zum Ausrufen der
Gegen=
revolution gekommen und verließen ſich dabei auf den Schutz der
fremden Heere, die im Lande ſtanden.
Das große Hauptquartier nahm die Meldungen hierüber
voller Genugtuung auf, die Empörung gegen die verräteriſche
Sowjetregierung wurde mit allen Mitteln geſchürt. Ruſſiſche
Re=
gimenter, aus Bauern zuſammengeſetzt, weigerten ſich, gegen ihre
weißen Kampfgenoſſen zu marſchieren, und gingen kurz darauf
mit fliegenden Fahnen zu ihnen über.
Der Zuſtand wurde für die Sowjetregierung hoffnungslos,
die Auflehnung gegen die falſchen Machthaber breitete ſich mit
Windeseile aus. An der polniſchen Front verweigerten die
ruſſi=
ſchen Truppen den Gehorſam, nur noch wenige Regimenter
blie=
ben regierungstreu. Auch die Marine meuterte. In den Städten
und Dörfern wurden die roten Machthaber am hellen Tage
er=
ſchlagen, Bauern veranſtalteten Treibjagden auf rote Kommiſſare.
Die Beamten der Eiſenbahn und Poſt ſchloſſen ſich der
Gegen=
revolution an. Nur noch in Moskau herrſchten die Sowjets,
wäh=
rend China, durch den vorangegangenen Krieg geſchwächt, und in
die alte Erſtarrung zurückgefallen, vollkommen verſagte.
Weiße Truppen marſchierten gegen Moskau, den letzten
Stütz=
punkt der Sowjets. Die Hauptſtadt des Rieſenreiches wurde
ein=
geſchloſſen und ergab ſich, die vereinigten Armeen marſchierten ein.
Ein furchtbares Strafgericht tagte, die Heeresleitung der
ver=
einigten weißen Armeen verlangte den Tod der Verräter. Nach
tagelangen Verhandlungen wurde der Spruch demgemäß gefällt.
Die Hinrichtung fand ſtatt. Von Warſchau bis Peking war das
Feſtland von weißen Truppen beſetzt, nur im Süden lohte der
Brand der Empörung. Und das Löſchen hier ſollte eine Aufgabe
werden von gigantiſchem Ausmaß. Ein Würgen und Wüten
be=
gann, wie es die Welt noch nicht erlebt hatte,
Wunder der Technik.
In den Parlamenten der kriegführenden vereinigten weißen
Staaten herrſchte große Erregung. Eine Sonderkouferenz wurde
nach dem Haag einberufen, um über die weiteren
Unternehmun=
gen zu beraten. Als letzter Vertreter kam Amerikas Miniſter des
Aeußeren in Holland an. Der Friedenspalaſt hallte diesmal
bei=
leibe nicht nur von Reden pazifiſtiſchen Charakters wider, immer
noch dröhnte das Wort Krieg!
Nach mehrtägigen Beratungen wurde beſchloſſen, den
gefan=
genen Kaiſer von Japan frei zu geben und wieder als Herrſcher
in ſeinem Lande einzuſetzen. Japan mußte fünfzig Milliarden
Mark Kriegskoſten zahlen. Es verlor die Halbinſel Korea, die
Inſel Sachalin, ſowie Formoſa. Formoſa kam in engliſchen Beſitz
als Kolonialgebiet ohne Dominiongerechtſame. Die Philippinen
mit Manila waren in dem Zuſtand, der vor der Beſitzergreifung
beſtanden hatte, an die Vereinigten Staaten von Amerika
zurück=
zugeben. An Amerika hatte das Gelbe Reich außerdem eine
Son=
derentſchädigung zu zahlen in Höhe von tauſend Millionen
Dol=
lars. Bis zur Bezahlung der Kriegsſchulden blieb das Land von
je einem Armeekorps engliſcher, amerikaniſcher und franzöſiſcher
Truppen beſetzt.: Eine Kriegsflotte durfte das Kaiſerreich der
Mitte zunächſt nicht mehr unterhalten, die beſchlagnahmten
Kriegsſchiffe verfielen den Siegerſtaaten. Erſt nach drei Jahren
durfte ſich Japan, das von China getrennt wurde, daran begeben,
ſeine Kriegsflotte in einem feſtgeſetzten Rahmen von neuem
auf=
zubauen. Die Stärke blieb begrenzt. Das Landheer durfte 100 000
Mann zählen, die Polizei, 250 000.
(Fortſetzung. folat.)
Wohin heute?
Hus n ni
Lelbelet
zuest beſe, cerde.
Ge
H Se
Bn
Ouek
B
Ze ene
He e
ua nen
Ihre Garderobe wird durch die
Hochdampf=Bügelmaſchine
in kürzeſter Friſt
hygieniſch (ärztlich empfohlen)
entſtaubt, tüchtig durchgedämpft
und gebügelt.
Ann. z. Chemiſch=Rein., Färben und
Kunſtſtopfen
113.18a
Bügel=Fixz
nur Karlſtr. 7
Fernruf 3403
gegenüber dem Gymnaſium
Umzäge
werd. bei billigſt. Berechnung gewiſſenhaft
ausgeführt. Beiladung nach Frkf.,
Gie=
ßen, Heidelberg, Offenbach und Worms.
Herzog, Steinackerſtr. 18, Tel. 4165. (126a
Elekt. autom. Treppenhausbeleuchtung.
Klingel= und Türöffner=Anlagen
zu äußerſt günſtigen Preiſen inſtalliert
Val, Niebes, Arheilgerſtr. 31, Tel. 1171.
Auch dafür Reichszuſchuß.) (9498a
Die erste Pflicht —
Dem Augenlicht!
10471a
Ootiker
Spaethe
Schuchardstraße 11.
Damen=Küte
11628a
und Rleider
werden modern und bilfg umgearbeitet.
Mair, Nieder-Ramstädterstr. 16, H., III.
Von der Reiſe
Zahnarzt
Dr. Klöß
Peter=Gemeinder=
Straße 5.
Cel. 551.
(11619b)
Sämtliche
Weißbinder=
arbeiten
auch (Faſſaden)
werd. zu
Frieden=
preiſen ausgeführt.
la Referenzen. Ang.
n. H135 an die
Ge=
ſchäftsſtelle. (9708a
Statt beſonderer Anzeige!
Nach kurzem ſchweren Leiden entſchlief ſanft unſer lieber Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Deit Meimann Sunntgar
im 81. Lebensjahr.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Hermann Sonnthal, Köln, Domhof 44
Lena Hofmann, geb. Sonnthal
Darmſtadt, den 23. September 1933.
Stiftſtraße 1.
(11652
Die Beerdigung findet Dienstag, nachmittag 3 Uhr, vom Portal des
alten Friedhofes aus, ſtatt.
Küchenherde
epariert fachgemäß
K. Keutz, Neugaſſe 7
im alt. Schlachth.=
Platz. (10774a
Sf
Wanderer=
H.
Zaykrader
nur bei (11306b
BENZ
Grafenſtraße 20.
Das merke dir!
Nicht nur d. Name
auch meine Arbeit
macht Reklame!
Schuhl ſohlt u. färbt
wie neu ſo ſchön,
nur Alexanderſtr. 10
Sohlen=Wagner
(1514a)
Gersotamen
zum 1.Okiober. Beſtel.
lung erbittet ſofort
H. Schäfer Wenckſtr. 49
11655
Wanderer
6/30 PS. Limouſ.,
wie neu. general
überholt, billig!
J. Donges & Wieſt,
Heinrichſtraße 52.
(11567b)
Halt!
Haben Sie meine
neuſten Modelle in
elektriſchen
Beleuchkungen
nd. Karbidlampen
ſchon beſichtigt?
Das Beſte
vom Beſten!
Gätting
Schuchardſtraße 10.
(11057a
BAN
Limouſine 3/15 PS.,
Schwingachſe, wie
neu, jede Garantie
äußerſt preiswert
J. Donges & Wieſt
Heinrichſtraße 52.
(11560b)
Keine Tangeweile
auf=
kommen laſſen! Das
Darmſtädter Tagblatt
mit=
nehmen!
Ke
Cabalzen)
Spezieabeilen.
Dekoralionen
4
C.MERBER
Louisenstr. 36. Telefon: 1916
V
Landestheater
Großes Haus
Montag, 25. Sept. 1933
20.15—21.30
Erſtes Volkskonzert
Leitung: Kark Friderich
Preiſe 0.50—2.00 Mk
StabiiesDam. Fahrrad
billig abzugeb. (11653
Elifabethenſtr. 35 p.
3300 Oerſtenkörner
etwa gehören zur Herſtellung
ei=
nes halben Liters Köſtritzer
Schwarzbier, daher der Nährwert
dieſes von vielen tauſend Rerzten
ſtändig empfohlenen Haustrunkes.
Köſtritzer Schwarzbier, herb,
appe=
titanregend, nicht ſüß, ſchafft
Le-
bensluſt und Arbeitsfreude, es iſt
für Kranke, Schwache, Nervöſe,
Blutarme, Bleichſüchtige und
ſtil-
ende Mütter das geeignetſte
Kräf-
tigungsmittel. — Generalvertrieb:
Hertrieb: Georg Herth, Stiftſtr. 89, Fe
ſprecher 1244; H. Oſtertag, Hügelſtr. 2
Fernſprecher 2488.
Kaa
Mit diesem
Bedarfs-
deckungsschein
haben wir die
Möglich-
keit
schon zu
hei-
roten.
wollen schöne
und preiswerte Möbel
kaufen, deshalb gehen wr
rellels schtdeutsch
vokannten Firma
Mübel-Industrie Feidel
Hügelstraße 13, 15 und 17
ren Mitinhaber
Artur Feidel
seit vielen Jahren
einge-
benesPart. Mitglied
EM. der S.4 und S.s
stund der jederzeit chn
Scheu in Wort und Tato
Bewegung fördern half.
372a
Warmes
Unterzeug
für Herbst und Winter
P Alle führenden Marken.
Das Neueste in
Morgenröcken.
Becker
Bielefelder
Leinen- und Wäschehaus
17 Peter-Gemeinder-Straße 17.
11594
im Beiſein der Kundſchaft, in der neueſten Maſchine
Neuanfertigung und Umarbeiten von
Oeckbetten, Plümo, Kiſſen, Matratzen,
Stepp= u. Daunendecken, ſowie ganze
Ausſtattungen, auf Eheſtands=
Darlehen
vom Fachmann
U
L. J. Menger
Bleichſtraße 12, Fernſprecher 1608.
Spezialhaus für Beiten und Möbel
138a)
Farben=Krauth, Eliſahethenſtraße 44
Gegen Hühneraugen u. Hornhaut
das bewährte Mtttel „Schmerz laß nach‟
Tube 45₰, dazu 2 Spezial=Fußbäder 40 ₰. (10182a
Parfümerie Müller, am Weißen Turm
Achtung! Schlafzim.
Eiche m. Nußb. u.
Marm., ſchwer,
ge=
rundet. 310 Mk.
Küchen v. 70 Mk. an
Möbelhaus Krämer
Delp, Darmſtadt,
Rheinſtr. 28, Hof.
(11561b)
Büchergeſtelle,
Bet=
ten, Herrenkleider,
Nänt., Hrr.=Wäſche,
Auswringer umz.
halb. Montag 10-6
Uhr geg. bar z. vk.
Grüner Weg 7, II.*
Mod., ſchwz. Piano
vie neu, im
Auf=
rag preiswert zu
verkauf. Grünfeld,
Schloßgaſſe 8.
Landwehrſtraße 7½,
Stock,
Hochſtr. 68, 1. Stock
Ecke Herdweg)
6=Z.=Wohng. m. Bad
all. Zub. z.
Okt. zu vermiet.
Näheres
(8035a
Hausbeſitzer=Verein
Rheinſtr. 1. Tel. 560
Geſunde, ſchöne
4rev. 3=Zim.=Wohnung
per 15. 10 , ſpät. 1. 11.
3zuverm. Einzuſ. u.
Rückſprache nur nachm.
von 3 bis 5 Uhr. (11654
Inſelſtr. 21 I rechts.
Vf
A
Heinrichſtr. 69. einf.
m. Z. m. g. P. bill.
(11135a)
Wer ü. 5000 M. raſch verfügk.
kann ſ. an gewinnbr. Geſchäft beteilig.
Eventl. Dauereinkommen. Jegl. Riſiko
vollſt. ausgeſchloſſen. Ernſth. Angebote
unter N 235 an die Geſchäftsſt. (*go
In beſier Verkehrslage iſt ein
Toner,heure Suuen
a. 65 qm groß, mit großem
Schau=
fenſter und Nebenräumen, alles in
ſich einheitlich abgeſchloſſen —
Zen=
tralheizung — alsbald zu vermieten.
Näheres in der Geſchäftsſielle ds. Bl.
A.330
In beſter Geſchäftslage Darmſtadts
ſind einige neuzeitlich
herge=
richtete, helle Zimmer mit
Heizung elektr. Lichiuſw. aus.
geſtattet, alsbald zu verrnieten.
Die Räume, die im 1. Stock gelegen
ſind, eignen ſich ſowohl für
Aerzte=
praxis als auch für Bürozwecke.
Anfrag. unt. N. 162 Geſchäftsſtelle.
Mühlſtraße 16, I.
gt. möb. 3. 3. vm.*
Mauerſtraße 15
einf. möb. 3. z. v.
Lauteſchlägerſtr. 22,I.
gt. möb. 3.bill. z. vm.
Landskronſtr. 63, II.
möb. Z. m. Manſ.z. v.*
Eu
Die hygienisch verpackte
uis Banksarste
.10m 1a Gnalität zu58
dekommen Sie RUF in der
1510
Parfümerie FRANK
Slisabethenstraße 9 (Alleinverkauf)
A.
2.
U zmenläsiges, 1ach
O
u. mild wirkendes Miktel,
dabei siets bekömmlich. 33 Jahre
erprobl und ärztlich empfohlen
egen Kopischmerzen, Migräne,
Nervenschmerzen. Neuralgien
Unbehogen u. Schmerzzustande.
Der Versuch überzeugt. 6
Pulver-
d. 12Oblaten-Packg. RM 1.10
ſie Oblslenform gewährt s
chmackfreies Einnehmen
In Apotheken erhällich.
O