Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Nummer 246
Dienstag, den 5. September 1933. 196. Jahrgang
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tung auf Erfüllung der Anzeigenauffräge und Leiſtung
von Schadenerſatz. Bei Konlurs oder gerſchtlicher Beie
treibung fällt ſeder Rabatt weg. Bankkonto Deutſche
Bant und Darmſtädter und Nationalbank.
Sonderbare Friedenspolitik.
Verſteckte franzöſiſche Angriffe gegen Deutſchland. — Drohung mit Akkionsbereitſchaft. — Einſeitige
Aus=
legung des Locarno= und Biermächte=Paktes durch Frankreich. — Harknäckiges Feſthalten
am Konkrollgedanken und am Tardieu=Plan.
Paul Boncour redet..
... nur nicht über Abrüſtung.
EP. Paris, 4. September.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour weihte am
Sonntag nachmittag in Trebeurden ein Denkmal zu Ehren des
verſtorbenen Außenminiſters Ariſtide Briand ein. Auf dem
Ge=
denkſtein ſtehen die Worte: „Ich wollte den Frieden!” und ein
Ausſpruch Briands: „Niemals hätte ich dieſes Ideal gehabt,
wenn ich nicht den keltiſchen Glauben gehabt hätte‟,
In ſeiner Rede ſpielte der Außenminiſter anſcheinend auf
das Verhältnis zu Deutſchland an, als er erklärte:
„Es wäre leicht, den Gegenſatz zu dieſer Briand=Feier hier
am Rande des Ozeans, wo die Menge nach Frieden ruft, und
Aktionen zu unterſtreichen, die bis in die Nähe unſerer
Gren=
zen ſich verbreiten. Wenn unſere Geduld der Ausdruck von
Schwäche wäre, ſo wäre dies äußerſt ſchwerwiegend. Aber dem
ift nicht ſo. Frankreich weiß, daß es ſtark genug iſt, um
Ge=
waltaktionen zu widerſtehen und der ſtille Beſuch des
franzöſi=
ſchen Miniſterpräſidenten an der franzöſiſchen Oſtgrenze war die
ſich gehörende Antwort auf Haltungen — das iſt das mindeſte,
was man dazu ſagen kann —, die die Arbeit des Friedens,
die Europa zu ſeiner Wiederaufrichtung ſo dringend nötig hat,
von Grund auf beunruhigen”.
Sicherheik für Frankreich. — Wo bleibt die Sicherheit
Der Außenminiſter fuhr weiter fort, daß Briand in Genf
immer für eine enge Verbindung zwiſchen der Abrüſtung und
der Sicherheit eingetreten ſei, und zwar für eine Sicherheit
mit poſitiven internationalen Garantien, insbeſondere durch eine
wirkſame, dauerhafte und bewegliche Kontrolle, Frankreich habe
das Recht, keine der Prinzipien vernachläſſigen zu laſſen, welche
dieſe Politik garantieren und bedingen. Die Politik des
Völ=
kerbundspaktes exfordere, daß dieſer Pakt nicht verletzt werde.
Die Völkerbundspolitik erfordere, daß der Völkerbund ſeine
Auf=
gabe erfülle. Die Abrüſtungspolitik erfordere, daß niemand
rüſte und wenn einer verſuche, es zu tun, dann würden ſich
auf Frankreichs Seite diejenigen ſtellen, mit denen zuſammen
Frankreich, um dem Frieden zu dienen, auf einige der
Sicher=
beiten verzichtet habe, die die Verträge ihnen gegeben hätten.
Locarno ſei die einzige poſitive Sicherheit, die Frankreich ſeit
dem Krieg erhalten habe.
Der Viermächke=Pakt, wie ihn Frankreich auslegt.
Paul=Boncour ging dann auf den Viermächte=Pakt über.
Dieſer Pakt ſei die Fortſetzung und die Inkraftſetzung der
Ab=
kommen von Locarno. Er bewege ſich im Rahmen des
Völker=
hundes und garantiere durch ſeinen Wortlaut den
Völkerbunds=
pakt und ſeine Grundſätze. „Wir halten ihn für eine
Vorberei=
tung, für ein Mittel zu einer Entente zwiſchen den vier großen
benachbarten Nationen, den ſtändigen Mitgliedern des Völker=
bundsrates, die in dieſer Eigenſchaft unter ſich große
gemein=
ſame Fragen zu regeln haben und die durch Verantwortung dem
Völkerbundsrat zum Erfolg verhelfen ſollen‟. Das wichtigſte ſei,
daß am Ende der Völkerbund entſcheide.
Wiederaufleben des Tardieu=Planes.
Der Außenminiſter kam dann auf das mitteleuropäiſche
Pro=
blem näher zu ſprechen. Das gegenwärtige Mitteleuropa ſei auf
dem Recht der Nationalitäten aufgebaut, behauptete Paul=
Bon=
cour; das ſei genau das Gegenteil der Raſſenlehre, die nur eine
Unwälzung der Grenzen hervorrufen würde. Mitteleuropa
brauche, um leben und ſich entwickeln zu können, freie
wirtſchaft=
liche Uebereinkommen, die nicht durch politiſche Kämpfe oder
ter=
ritoriale Forderungen gehemmt werden dürften. Tardie habe
durch ſeinen Plan die Grundlage für eine Donau=Organiſation
gefunden. Das Haupthindernis, das der Verwirklichung dieſes
Zieles entgegengeſtanden habe, ſei dadurch aus dem Weg geſchafft
worden, daß man dieſe Organiſation nicht nur nicht gegen
Ita=
lien, ſondern mit Italien nunmehr durchführen könne. Es ſcheine,
daß die jüngſten Beſprechungen dieſe franzöſiſchen Geſichtspunkte
und franzöſiſchen Hoffnungen rechtfertigen könnten.
* Paul Boncour macht wieder einmal den Verſuch, die
poli=
tiſchen Ziele Frankreichs mit den allgemeinen Intereſſen des
oſt=
europäiſchen Friedens zu identifizieren. Es fehlt in dieſem
nicht an Anſpielungen auf eine angebliche
Be=
drohung Frankreichs vom Oſten her und an ſehr
konkreten Hinweiſen auf die franzöſiſche
Ak=
tionsbereitſchaft. Hinweiſe, die im Munde eines
maß=
gebenden franzöſiſchen Politikers bedenklich an die Haltung des
offiziellen Frankreichs vor 1914 erinnern. Auffallend iſt, daß Paul
Boncour ſo kurz vor der Abrüſtungskonferenz in ſeiner Rede
kein Wort über die franzöſiſchen Abſichten
hin=
ſichtlich der Abrüſtung verloren hat. Es iſt ja auch
be=
quemer, den Balken im eigenen Auge zu überſehen und ſich dafür
über den Splitter des Nächſten aufzuregen. Dafür gibt er dem
Locarno=Pakt die einſeitige Deutung einer engliſch=
italie=
niſchen Garantie für Frankreich und gegen Deutſchland, und
eben=
ſo einſeitig ſieht er das Viermächteabkommen unter
völ=
liger Ignorierung der Initiative Muſſolinis auf eine
franzöſiſch=
iralieniſche Annäherung an, die er auf ſeine eigene Anregung
zu=
rückführte. Daneben hat er auch über die Möglichkeiten der
wirt=
ſchaftlichen Neuorganiſation des Donauraums orakelt und dabei
in ſehr auffallender Form einen Friedensfühler nach Rom
aus=
geſtreckt. Man könne, ſo führte er aus, eine wirkliche Organiſation
Mitteleuropas nur unternehmen, wenn man ſie nicht gegen
Ita=
lien, aber auch nicht ohne Italien vornehme, und aus den
Andeu=
tungen, die Herr Paul Boncour dem hinzufügte, ſcheint
hervor=
zugehen, daß bei den römiſch=Pariſer Beſprechungen gewiſſe
Fort=
ſchritte zu verzeichnen ſind. Jedenfalls glaubte er, ſagen zu dürfen,
daß die „kürzlich geführten Verhandlungen im Begriffe ſeien,
unſeren Geſichtspunkt und unſere Hoffnungen zu rechtfertigen”.
Damit läßt ſich praktiſch noch nicht viel anfangen. Aber das eine
geht doch offenſichtlich daraus hervor, daß Frankreich zur
Vorbe=
reitung der großen politiſchen Entſcheidung eine ſehr ſtarke
Akti=
vität entfaltet und, nachdem ihm die Annäherung an die
Angel=
ſachſen gelungen iſt, nun auch Italien in ſeinen Kreis zu ziehen
ſucht.
Der Abfall der Südfranzoſen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Anfang September.
Wohl war der Kongreß der Zweiten Internationale eine
recht klägliche Kundgebung. Ohne Wirkung auf die franzöſiſche
Innenpolitik iſt er aber nicht geblieben. Das politiſche Geſchehen
wurde beſchleunigt, allerdings in einer Richtung, die ganz und
gar nicht in der Abſicht dieſer II. Internationale gelegen haben
mag.
Was war denn Zweck und Ziel des Kongreſſes? — Sieht
man von einigen Programmfloskeln, die nirgends ernſt
genom=
men wurden, ab, ſo wollte man wohl den franzöſiſchen
Sozia=
liſten ſo etwas wie eine Einigkeit einflößen und ſie für den
Eintritt in die Regierung „reif machen‟. Die wahre Lage der
franzöſiſchen Sozialiſtenpartei iſt aber falſch eingeſchätzt worden.
Man hätte ſich ſonſt gehütet, in ein Weſpenneſt zu greifen. Das
Leben der Partei ähnelt nämlich ſeit geraumer Zeit dem
Trei=
ben in einem aufgeſcheuchten Weſpenneſt. Man zwang die
Ver=
treter der verſchiedenſten Richtungen zur Stellungnahme in
wichtigſten, grundſätzlichen Fragen. Dadurch führte man
über=
ſtürzt eine Entwicklung herbei, die die Auguren rund um das
Palais Bourbon erſt für den Herbſt erwarteten. Die Ereigniſſe
während und nach dem Kongreß haben nun ſehr weitgehende
Ausblicke eröffnet.
Der Präfident der franzöſiſchen Sozialiſten,
der zugleich der Wortführer der dogmatiſchen
Marxiſten iſt, Léon Blum, hat ſich auf dem
Kon=
greß für die gemeinſame Front mit den
Kom=
muniſten ausgeſprochen. Das war zweifellos eine kleine
Senſation, wenn man auch in Paris der Meinung iſt, dieſer
Radikalismus wäre mehr theoretiſch gemeint geweſen. Es iſt
auch unſchwer zu erraten, daß das Bekenntnis zur Kommune
nur dazu dienen ſollte, dem Druck auf Eintritt in die
Regie=
rung zu entgehen. Mag Herr Léon Blum ſeine Rolle auch
folge=
richtig durchgeführt haben, mag er auch der „bürgerlichen”
Rich=
tung, die von den Vertretern mehrerer Länder betont worden
war, energiſch widerſprochen haben. Es iſt kein Geheimnis, daß
Léon Blum jetzt eutſchloſſen iſt, die ganze ſozialiſtiſche Partei
in der Oppoſition zu halten.
Die zweite Richtung mit Marquet, Montagnon und
Renau=
del an der Spitze — die dritte, die ſyndikaliſtiſche hält ſich jetzt
zurück — tut wieder zuviel des Guten. Mit ihr könnte die
II. Internationale zufrieden ſein, da ſie darauf brennt, in die
Regierung einzutreten. Nur daß ſie in der Eile den Marxismus
über Bord warf, und zwar mit einer Heftigkeit, die geradezu
ſüdfranzöſiſch anmutet. In Angouleme, anläßlich einer großen
Parteikundgebung, die in Wirklicheit der Gründung einer neuen
Partei ähnelt, hielten Marquet und ſeine politiſchen Freunde
Reden, wie man ſie auf einer ſozialiſtiſchen Verſämmlung noch
nicht gehört hatte. Man vernahm in Angouleme, daß
Frank=
reich parlamentsmüde ſei, daß man die Kriſe nur auf nationaler
Grundlage löſen könne, daß es nötig ſei, die Ordnung und die
Achtung vor den ſtaatlichen Maßnahmen mit ſtarker Hano
wieder herzuſtellen. Der Verweigerung des
Militär=
dienſtes, einer immer auffälliger
auftreten=
den Erſcheinung, müſſe ein Ende bereitet
wer=
den. Mit einem Wort, man hörte alles das was auch auf
der Tagung einer Rechtspartei hätte geſagt werden können. Es
fehlte auch der Pfeil gegen die öſterreichiſche Politik der
fran=
zöſiſchen Regierung nicht, und bei allen Warnungen vor den
„Gefahren des Fascismus” machte man eine unverkennbare
Verbeugung vor den Grundſätzen der Diktatur. „Ordnung,
Autorität, Nation”, ſie ſind das Dreigeſtirn, dem Marquet die
franzöſiſche Politik unterſtellen möchte. Wenn auch im Süden die
Worte ſchnell ſallen, iſt dieſe Kundgebung nicht zu unterſchätzen.
Ohne übereilte Folgerungen zu ziehen, kann man jetzt feſtſtellen,
daß die ſüdfranzöſiſchen Sozialiſten mit der Partei Léon Blums
nichts mehr gemein haben. Wahrſcheinlich benutzen ſie, um dies
Der Vorbeimarſch der Motarſtürme an den Führer.
[ ← ][ ][ → ]Seite 2 — Nr. 246
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 5. September 1933
Vom Tage.
zu unterſtreichen, jede Gelegenheit, um ſich gegen Rußland und
den Kommunismus auszuſprechen.
Wenn man ſich auf die berühmte höhere Warte ſtellt, ſo wird
man erkennen, daß die Kundgebung in Angouléme eine direkte
Auswirkung der Entwicklung in Deutſchland und in Italien
iſt. Schon gibt es viele Politiker, die da offen fragen, wie
lange ſich Frankreich einer Strömung werde
entziehen können, die ſich in der ganzen Welt
fühlbar macht. Das parlamentariſche Regime in Frankreich
muß einer gründlichen Reform unterzogen werden. Das geſtehen
ſelbſt die leidenſchaftlichſten Verfechter der ſogenannten
Demo=
kratie, Fragt man nach den Reformen, ſo hört man verſchiedene
Vorſchläge, durch die man den Patienten, den
Parlamentaris=
mus, auf möglichſt ſchmerzloſe Art ins Jenſeits befördern
möchte. Hat ſich bisher auch noch nichts Greifbares
heraus=
kriſtalliſiert, ſo wird man ſich in der Kammer doch ſehr in acht
nehmen müſſen, um nicht auch den letzten Reſt der eigenen
Autorität zu erſchüttern.
In ähnlicher Weiſe drückte ſich übrigens auch der Budget=
Miniſter Lamoureux in einem Expoſé über den nächſten
Haus=
halt aus. Das Gleichgewicht im Budget müſſe hergeſtellt werden,
ſo ſchwer das auch fallen möge. Gelinge das nämlich nicht, ſo
wären die Folgerungen unabſehbar. „In einem ſolchen
Falle” ſagte der Miniſter „wären wir Gefahren
aus=
geſetzt, die das Schickſal des gegenwärtigen
Regimes beſiegeln könnten”
Die finanzpolitiſchen Schwierigkeiten in Frankreich ſind
wirklich nicht zu unterſchätzen. Die Steuern müſſen ſchon in
dieſem Jahr um 10 v. H. erhöht werden, und für das
nächſte Jahr iſt mit einem weiteren Anziehen der
Steuerſchraube zu rechnen. Die ſtaatlichen
Aus=
gaben müſſen um jeden Preis herabgeſetzt
wer=
den, wenn man nicht rettungslos in die
In=
flation hineingleiten will. Mit neuen Anleihen kann
man die Schwierigkeiten nicht überwinden, Sparmaßnahmen,
nicht zuletzt bei den Militärausgaben, ſind unumgänglich nötig.
Die Lage der Regierung iſt nicht beneidenswert. In den
Wandelgängen der Kammer ſpuken neue Miniſterliſten, der
Name Poincaré taucht auf, neben ihm die Namen Tardieus und
Louis Marins. Auch „Caillaux” hört man. Alles
Kombinatio=
nen, und die Löſung iſt ſchwer.
der Austiang WHarnberg.
Die größke Transporkleiſtung der Reichsbahn.
CNB. Nürnberg, 4. September.
Noch einmal waren zur Nacht Millionenlichter aufgeflammt
und brannte der deutſche Gruß „Heil Hitler” in Flammenſchrift
von den Häuſerfronten. Die Straßen waren ein unaufhörliches
Auf und Ab, das Heer der Freiheitskämpfer und
Kongreß=
beſucher, das nun nach dem letzten anſtrengenden, aber zugleich
auch unendlich beſeeligenden Schlußtage ein paar Stunden der
Erholung ſuchte. Viele von ihnen hatten ſchon zur Heimreiſe
ge=
rüſtet, und als die Beſucher der Abſchlußtagung in der
Kongreß=
halle wieder in die Stadt zurückkehrten, waren die friſchen
Hitler=
jungens ſchon wieder abgereiſt. Auch die Amtswalter und ein Teil
der SA.=Formationen hatten die Heimreiſe bereits angetreten.
Vor allen Bahnhöfen bot ſich ein ähnliches Bild wie bei der
Ankunft. Mit klingendem Spiel rückten die blumengeſchmückten
Soldaten der Friedensarmee Adolf Hitlers wieder ab, begleitet
von dem herzlichen Abſchiedswinken der Nürnberger. Zug auf
Zug rollte aus den Hallen, Winke, Heilrufe und Tücherſchwenken
begleiteten die Gäſte, bis ſie den Blicken entſchwunden waren.
*
Nicht ohne Sorge ſahen die beteiligten Stellen dem
Rieſenauf=
marſch zum 5. Reichsparteitag in Nürnberg entgegen, zumal nur
wenige Wochen für die Vorbereitung zur Verfügung ſtanden.
Aber dieſe größte verkehrstechniſche Aufgabe, die jemals der
Reichsbahn bisher geſtellt wurde, iſt, das kann man ſchon am
Morgen nach dem Abſchlußtage ſagen, glänzend gelöſt worden.
Noch ſind alle Bahnhöfe der Stadt von den abmarſchierenden
Kolonnen umlagert und Zug um Zug rollt aus der Halle. Der
Preſſechef der Reichsbahndirektion Nürnberg, Reichsbahnoberrat
Dr. Geyer, gab uns bereitwilligſt über die gigantiſche Leiſtung
Auskunft. Der Antransport der Sonderzugteilnehmer war am
Samstagmittag vollkommen beendet. Die rund 340 Züge liefen
faſt auf die Minute pünktlich ein. Auf dem Hauptbahnhof und
den Vorortbahnhöfen wurden rund 350 000 Perſonen ausgeladen.
Die Züge waren zum Teil gewaltig überfüllt, beſonders die
Son=
derzüge aus Thüringen und Sachſen wieſen weit mehr Teilnehmer
auf, als urſprünglich angemeldet waren.
Daß der Aufmarſchplan in ſo glänzender Weiſe abgewickelt
werden konnte, iſt in erſter Linie auf die hervorragende Diſziplin
der Teilnehmer zurückzuführen. Die Sonderzüge, mit einer
Min=
deſcbeſetzung von 1000 und 1500 Perſonen, waren jeweils in fünf
bis ſieben Minuten entleert. In gleicher Weiſe vollzog ſich auch
der Abmarſch vollkommen reibungslos. Bis 10 Uhr vormittags
Der für die Durchführung der Bank=Enquete gebildete
Aus=
ſchuß tritt zu ſeiner erſten Sitzung am 6. September im Kaiſerſaal
der Reichsbank in Berlin zuſammen.
Die Nachforſchungen nach den Urhebern des Anſchlags auf
Pro=
feſſor Leſſing werden fortgeſetzt. Bisher wurden neun Perſonen,
darunter auch eine Frau, verhaftet.
In einem Schreiben an den Vorſitzenden der
Weltwirtſchafts=
konferenz Macdonald hat am Montag die niederländiſche
Regie=
rung mit einmonatiger Friſt den Zollwaffenſtillſtand gekündigt.
Der König und die Königin von Bulgarien ſind am Sonntag
von Paris inkognito in London eingetroffen.
Nach zweitägigen geheimen Beratungen in Dairen, an denen
400 führende Geſchäftsleute Japans und Mandſchukuos teilnahmen,
wurde am Montag die Bildung einer mandſchuriſch=japaniſchen
Handelsföderation als erſter Schriftt zur wirtſchaftlichen
Vereini=
gung beider Länder beſchloſſen.
waren bereits 200 Züge, alſo rund zwei Drittel aller, von
Nürn=
berg wieder abgerollt. Von den 350 000 Teilnehmern fuhren
307 000 bereits wieder ihrer Heimat zu. Vor allem in der Nacht
vom Sonntag auf Montag wurden in der Stunde auf den
einzel=
nen Nürnberger Bahnhöfen 10 bis 12 Züge abgefertigt.
Es muß berückſichtigt werden, daß der geſamte übrige
öffent=
liche Verkehr, der natürlich auch um ein Vielfaches ſtärker als in
normalen Zeiten war, ebenſo mitbewältigt werden mußte und
daß, wie ſich am Montag früh herausſtellte, auch im
Güterzug=
verkehr keinerlei Rückſtände oder Verſpätungen eingetreten
waren. Der öffentliche Perſonenverkehr belief ſich bis Montag
früh auf 115 300 Perſonen, wovon allein auf den Hauptbahnhof
Nürnberg 90 000 entfallen. Insgeſamt darf man ſagen, daß über
eine halbe Million Menſchen nur mit der Reichsbahn beſördert
wurden.
Hrantreich venei Mcl an dernfrang.
Franzöſiſche Hoffnungen auf Berwicklungen
im Skillen Ozegn.
Von unſerem D=Korreſpondenten.
Paris, 4. September.
Die Reiſe Norman Davis' nach Europa und ſeine Erklärun
gen in der Abrüſtungsfrage haben in Paris ein großes Inter
eſſe ausgelbſt. Man ſtellt feſt, daß Norman Davis nach wie vor
das Vertrauen der Waſhingtoner Kreiſe beſitzt und in der Lage
iſt, ſeine politiſchen Konzeptionen weiter zu verfolgen. Das iſt
an ſich wichtig, war man doch hier ſchon der Meinung, daß
die Vereinigten Staaten für die Abrüſtungskonferenz kein
Inter=
eſſe mehr übrig haben, und daß Norman Davis nicht mehr als
Vertrauensmann des Präſidenten Rooſevelt gelten kann.
Das Wichtigſte der Erklärungen Norman Davis' beſteht
darin, daß Amerika nicht mehr auf die
Ver=
knüpfung des Abrüſtungsproblems mit der
Frage der interalliierten Schulden beſteht.
Früher war man in Amerika der Meinung, daß wenn
Frank=
reich auf ſeine koſtbaren Rüſtungen verzichten würde, es ſeine
Schulden an Amerika bezahlen könnte. Dieſe Auffaſſung
ſtellte die Transferfrage nicht in Rechnung. Nach franzöſiſchen
Behauptungen ſoll man in Amerika auch jetzt nicht an das
Transferproblem gedacht haben, als man die Verknüpfung der
beiden Probleme aufgab, ſondern — man ſagt es hier
unver=
hüllt — weil man die Eintreibung der an Europa geliehenen
Gelder nicht gefährden wollte,
Man iſt in Paris recht wenig begeiſtert davon
daß Amerika auf die Fortſetzung des
Ab=
rüſtungswerkes beſteht. Und alle Konzeſſionen, die
Rooſevelt den franzöſiſchen Sicherheitswünſchen machen könnte,
würde man hier als Bärendienſt anſehen. Eben, weil man nicht
abrüſten will, was übrigens ſeit Jahren kein Geheimnis iſt.
In Frankreich beeilt man ſich, darauf hinzuweiſen, daß alle
amerikaniſchen Sicherheitsgarantien keinen
praktiſchen Wert beſäßen. Rooſevelt beſitze, ebenſowenig
wie jeder andere amerikaniſche Staatsmann, die Befugnis, die
politiſche Bewegungsfreiheit Amerikas durch irgendwelche
Ab=
machungen zu beengen. Die Geſamtheit des amerikaniſchen Volks
lehnt außenpolitiſche Verpflichtungen, die nicht die direkten
Intereſſen Amerikas betreffen, ab und ganz beſonders möchte
man in Amerika den europäiſchen Angelegenheiten fern bleiben.
Es iſt ganz gleichgültig, inwieweit dieſe franzöſiſche
Argu=
mentation falſch oder richtig iſt, denn ſie iſt gegenſtandslos, weil
man nicht abrüſten will. Und man glaubt auch dem
amerikani=
ſchen Druck in dieſer Richtung entgehen zu können. Das
ameri=
kaniſche Flottenprogramm und die Konflikte darüber zwiſchen
Tokio und Waſhington ſollen die diplomatiſche Handhabe geben.
Wenn die Abrüſtungsfrage trotzdem ein heikler Punkt für die
franzöſiſche Außenpolitik bleibt, ſo ſind dafür die Gründe nur
in Europa zu ſuchen.
Derikalieniſch=rufſiſche Nichtangriffspakt
der Worklauf des Berkrages.
Rom, 4. September.
Der Text des italieniſch=ruſſiſchen Freundſchafts=,
Nichtan=
griffs= und Neutralitätsvertrages iſt heute veröffentlicht worden,
Der Vertrag, der aus ſieben Artikeln beſteht, hat eine
Gültigkeitsdauer von fünf Jahren, nach deren
Ab=
lauf er mit einer Friſt von einem Jahre gekündigt
werden kann. Der Vertrag hat folgenden Wortlaut:
„Von dem Wunſche beſeelt, mit allen Kräften zur Erhaltung
des allgemeinen Friedens beizutragen und, indem ſie der
Stetig=
keit der die beiden Länder verbindenden
Freundſchaftsbeziehun=
gen Rechnung tragen, die entſchloſſen ſind, ihre Politik
unbe=
dingter Enthaltung von jeder Einmiſchung in ihre inneren
An=
gelegenheiten fortzuſetzen, ſind der König von Italien und der
Vollzugsausſchuß der Sowjetrepublik übereingekommen,
mit dem Abſchluß dieſes Vertrages die beſtehenden
Be=
ziehungen zwiſchen Italien und der
Sowjet=
republik zu befeſtigen.
Artikel 1.
Jede der Hohen Vertragsparteien verpflichtet ſich gegenüber
der anderen, in keinem Falle, weder einzeln, noch im
allgemei=
nen, mit einer oder mehreren dritten Mächten gegen die andere
Krieg zu führen oder einen Angriff zu Land, zu Waſſer oder in
der Luft auszuführen und die Unverletzlichkeit der unter ihrer
Souveränität ſtehenden Gebiete zu achten.
Artikel 2.
Wenn eine der Hohen vertragſchließenden Parteien den
Ge=
genſtand eines Angriffes durch eine oder mehrere Mächte bildet,
verpflichtet ſich die andere vertragſchließende Partei, für die
ganze Dauer des Konfliktes die Neutralität zu wahren. Wenn
eine der vertragſchließenden Parteien eine Macht angreift, wird
die andere vertragſchließende Partei ohne jede Voranzeige den
gegenwärtigen Vertrag kündigen können.
Artikel 3.
Jede der vertragſchließenden Parteien verpflichtet ſich, für
die Dauer des gegenwärtigen Vertrages an keinem
internatio=
nalen Abkommen teilzunehmen, das praktiſch den Kauf oder
Ver=
kauf von Waren oder die Gewährung von Krediten an die
an=
dere Partei verhindert, und keine Maßnahmen zu ergreifen, die
ſie von ihrer Beteiligung an ihrem Auslandshandel abſchließen.
Artikel 4.
Jede der vertragſchließenden Parteien verpflichtet ſich,
kei=
nem Uebereinkommen politiſcher oder wirtſchaftlicher Natur und
keinen Vereinbarungen beizutreten, die gegen eine von ihnen
gerichtet ſind.
Artikel 5.
Die in den vorhergehenden Artikeln angeführten
Verpflich=
tungen können in keiner Weiſe die Rechte beſchränken oder
ab=
ändern, die jeder der Vertragsparteien aus dem Abkommen
ent=
ſpringen, die ſie vor dem Inkrafttreten dieſes Vertrages
abge=
ſchloſſen hat. Jede der beiden Vertragsparteien erklärt übrigens
mit dem gegenwärtigen Artikel, von keinem Abkommen gebunden
zu ſein, das für ſie die Verpflichtung bedingt, an einem Angriff
einer dritten Macht teilzunehmen.
Artikel 6.
Die Vertragsparteien verpflichten ſich, die Streitfragen
einem Schlichtungsverfahren zu unterbreiten, die zwiſchen ihnen
entſtehen und nicht auf dem ordentlichen diplomatiſchen Wege
beigelegt werden könnten.
Artikel 7.
Der gegenwärtige Vertrag, für den in gleicher Weiſe der
italieniſche und der ruſſiſcheWortlaut gelten, wird ratifiziert
wer=
den und die Ratifizierungsurkunden werden in
Moskau ausgetauſcht. Jeder Teil wird vom Datum dieſer
Ratifizierung an Wirkung haben und bis zu einem Jahre nach
der Kündigung in Kraft bleiben. Dieſe Kündigung wird
indeſſen nicht vor dem Ablauf von fünf Jahren, vom
Tage ſeines Inkrafttretens an gerechnet, erfolgen können.
Rom, den 2. September 1933.
Unterzeichnet von den beiden Bevollmächtigten:
Muſſolini. Potemkin.”
An der Marne begannen am Montag große Manöver, an denen
über 13 000 Mann teilnahmen. Zum erſten Male beteiligt ſich auch
eine Kavallerie=Diviſion, die jedoch nicht mehr wie früher zu Pferde
teilnimmt, ſondern nunmehr motoriſiert iſt. Die Manöverfront
hat eine Länge von 150 Klm.
Der Vorſitzende des ſowjetruſſiſchen
Bundeshauptvollzugsaus=
ſchuſſes Kalinin empfing am Montag den ehemaligen franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten Herriot und den franzöſiſchen Botſchafter
Alphand. Die Unterredung dauerte über eine halbe Stunde.
ehrnttopy martin Bieiand.
Zum 200. Geburtstage am 5. September 1933.
„Noch einmal ſattelt mir den Hippogryphen, ihr Muſen,
Zum Ritt ins alte romantiſche Land!"
Dieſe Eingangsworte zum „Oberon” klingen uns
unwill=
kürlich ins Ohr, vernehmen wir den Namen Wieland. Und ganz
Chriſtoph Martin Wieland.
beſonders in dieſen Tagen, wo wir Deutſchen uns anſchicken,
die zweihundertſte Wiederkehr der Geburt dieſes feltenen
Mannes zufeiern.
Ein langes Leben, ſtill nach außen, aber innerlich
reich=
bewegt, war ihm vergönnt. Und als der Pfarrerſohn aus
Ober=
holzheim bei Biberach am 20. Januar 1830 ſeine faſt
achtzig=
jährige irdiſche Laufbahn beſchloß, konnte auch von ihm mit
vol=
lem Rechte geſagt werden, er habe den Beſten ſeiner Zeit genug
getan. Sie alle fühlten ſich zu ihm hingezogen, die Alten, wie
die Jungen, Männer, wie Frauen, ſie jubelten ihm zu oder
bekämpften ihn zeitweiſe als ebenbürtigen Gegner: Klopſtock
Leſſing. Herder, Goethe, Schiller, Gleim, Bodmer, Geßner,
Heinſe, die beiden Jacobi, Bürger, Johann Heinrich Merck, und
von den Frauen Sophie Laroche, Julia Bondelli, Frau von
Staél und die Herzogin Anna Amalia. Das ſind Namen, die
für den Philvſophen und Dichter, den gründlichen Kenner der
Alten, wie für den ſprachkundigen, gewandten Ueberſetzer ein
höchſtes Lob bedeuten.
Wielands Schöpfungen ſind ungemein umfaſſend, von den
erſten pietiſtiſch gefärbten Verſuchen, über die von den
Fran=
zoſen beeinflußten Werken bis zu den völlig ausgereiften des
Alters, ſo daß ſich hier eine reſtloſe Behandlungen ſeines
Schaf=
fens von ſelbſt verbieten dürfte.
Was wir aber herausnehmen wollen, ſind Erzeugniſſe von
ſolchem Gedankenreichtum, ſolcher Tiefe und in eine derartig
glänzende Form gegoſſen, daß ſie allein hingereicht hätten, den
Namen Wieland für alle Zeiten in die Gedenktafeln der
Ge=
ſchichte unſeres deutſchen Schrifttums einzugraben.
Ich meine hier den „Agathon” die „Muſarion” ferner
„Gandelin” und „Geron der Adlige”, ſeinen „Diogenes” und
„Ariſtipp” die „Abderiten” vor allem aber den unſterblichen
Onnn
Der „Agathon”, ein in hohem Maße Geiſt und melodiſche
Form vereinigender Erziehungsroman, ein Studium für
Seelen=
maler, erſchien 1766. Er war und blieb ſein Lieblingswerk. Kein
Wunder. Sagt er doch von ihm: „Ich ſchildere mich ſelbſt, wie
ich in den Umſtänden Agathons zu ſein mir einbilde und mache
ihn am Ende ſo glücklich, als ich zu ſein wünſchte.”
„Agathon” iſt ein bedeutſames Werk, das der ſcharfſinnige
Leſſing „den erſten und einzigen (deutſchen) Roman für den
denkenden Kopf von klaſſiſchem Geſchmack” nannte. Wielands
Agathon durchſtreift mit offenen Augen alle Länder der
grie=
chiſchen Welt und lernt dabei, daß „wahre Aufklärung zu
mora=
liſcher Beſſerung das einzige iſt, worauf ſich die Hoffnung
beſſe=
rer Zeiten, das iſt beſſerer Menſchen, gründet.”
Zwei Jahre ſpäter dichtet Wieland „Muſarion oder
die Philoſophie der Grazien” die Bekehrung des
Men=
ſchenhaſſers Phanias durch die ſpöttelnde Muſarion, eines ſeiner
wertvollſten Werke, in dem die Liebe des Herzens ins reinſte
Licht geſtellt wird.
1769 erſcheinen die „Dialogen des Diogenes von
Sinope” eine Art Ehrenrettung, in der er darauf hinweiſt,
daß Diogenes nicht der hündiſche, unflätige Kerl geweſen ſei,
wie er in der Vorſtellung vieler lebe, ſondern ein launiger,
feiner, wohlgeſitteter Beſpöttler menſchlicher Torheiten. Das
Buch, über das Goethe ſehr erfeut war, iſt heute noch
leſens=
wert, beſonders ſchön die Begegnung mit Alexander dem Großen.
Ganz reizend, wohl mit das ſchönſte, was Wieland erſonnen
hat, ſind nun ſeine 1776 und 1777 erſchienenen beiden
Vers=
erzählungen „Gandelin oder Liebe um Liebe” (hier
beſonders das achte Buch), und „Geron der Adlige‟
1780 vollendet Wieland den zweiten Teil ſeines großen
komiſchen Romans „Die Abderiten”, (den dritten hat er
Das ſchlichte Grab Wielands in Oßmannsſtedt bei Weimar.
leider nicht mehr begonnen). Ein köſtliches Buch. Die
Schild=
bürger von Abdera, „ein Pack Narren” wie er ſagt, in denen
man ſehr oft ſeine lieben Biberacher erkennt, werden in allen
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 5. September 1933
Nr. 246 — Seite 3
Die eiſte Teſchem ven diiebensverkägen
Der Verkrag von Sl. Germain von den Mächken zugunſten Oeſterreichs durchbrochen. — Das öſterreichiſche
Beiſpiel eine außerordenklich werkvolle Richklinie für die deutſche Delegakion auf der Abrüſtungskonferenz.
9. Die Bundesregierung wird über die in Art. 123 des
Vertrages von St. Germain hinausgehende Stärke der Polizei
Das Ofterrelcliche Aielstorps bewbtltegt. und Gendarmerie verleinern, indem ſie abgeſehen von
Einzel=
fällen, die Auffüllung von Lücken in dieſem Korps unterläßt.
Die öſterreichiſche Noke an England, Frankreich Dieſe Beſchränkung bezieht ſich nicht auf die Kriminalpolizei.
und Ikalien.
Wien, 4. September.
Das öſterreichiſche Bundesgeſetzblatt veröffentlicht eine
Ver=
ordnung betr. Beſtimmungen über die bewaffnete Macht. Danach
wird dieſe aus dem Bundesheer und dem neugebildeten
Militär=
aſſiſtenz=Körper beſtehen. Dieſe Aſſiſtenzkörper ſind allen
mili=
täriſchen Geſetzen und Vorſchriften unterworfen. Die Dienſtzeit
beträgt im allgemeinen ein halbes Jahr. Die Mannſchaften
werden auf Grund freiwilliger Meldungen angeworben. Mit der
Werbung wird in den nächſten Tagen begonnen werden, und
zwar nach dem gegenwärtigen Stand des Bundesheeres in einer
Anzahl von ungefähr 8000 Mann.
Dieſer Veröffentlichung iſt ein
Nolenwechſel zwiſchen Wien, London, Paris und Rom
vorausgegangen. Die öſterreichiſche Note, die gleichlautend in
London, Paris und Rom überreicht worden iſt, und die von den
Regierungen der drei Staaten ebenfalls in gleichlautenden Noten
beantwortet wurde führt u. a. aus:
Die Verſtärkung der Gendarmerie und Polizei kann aus
budgetären Gründen nicht durchgeführt werden, da die
Mirglie=
der dieſer Streitkräfte auf Dauer angeſtellt werden. Die effektive
Stärke der Bundesarmee von dem gegenwärtigen Stand von
22000 Mann auf die im Vertrag von St. Germain vorgeſehene
Höhe von 30 000 Mann zu erhöhen, wäre andererſeits
unzweck=
mäßig. Dieſes Zuſatzkontingent müßte notwendigerweiſe für
ſechs Jahre rekrutiert werden und würde unabänderlich ſechs
Jahre lang das Staatsbudget belaſten, während das Ziel der
Bundesregierung, nämlich eine zeitweilige Verſtärkung ihres
Exekutivorganismus zu erhalten, mit geringen Koſten durch die
umgehende Organiſation einer
Hilfsmilitär=
ſtreitmacht erreicht werden kann. Die Organiſation dieſer
Hilfsmilitärſtreitmacht wird nach Beratung mit den
intereſſieren=
den Regierungen folgendermaßen erfolgen:
1. Sie wird geſchaffen zur Erhaltung der inneren Ordnung
und Sicherheit, zur Hilfeleiſtung bei Unruhen und ernſten
Un=
glücksfällen und zur Mitarbeit im Grenzpolizeidienſt.
2. Sie ſoll ein Jahr vom Datum der Rekrutierung ab
be=
ſtehen bleiben unbeſchadet der Vereinbarungen, die in der
Zwiſchenzeit auf der Abrüſtungskonferenz erreicht werden. Dieſe
Periode kann auf Grund eines vor ihrem Ablauf geſchloſſenen
neuen Abkommens verlängert werden. Die Bundesregierung
kann um Eröffnung von Verhandlungen im geeigneten
Zeit=
punkt erſuchen. Sollten dann dieſe Verhandlungen innerhalb der
oben erwähnten Periode von einem Jahr zu keinem poſitiven
Ergebnis führen, ſo verpflichtet ſich die Bundesregierung
inner=
halb von 14 Tagen nach dieſem Datum, alle geſetzlichen
Beſtim=
mungen bezüglich der Hilfsſtreitmacht zu widerrufen und in
der gleichen Zeit die im aktiven Dienſt befindlichen Männer zu
entlaſſen.
3. Die Hilfsmilitärſtreitmacht wird einen Teil der
Heeres=
ſtreitkräfte bilden und dem Bundesminiſterium für Heeresweſen
unterſtellt ſein.
4. Die Stärke der Hilfsſtreitmacht wird jährlich von der
Bundesregierung ſo feſtgefetzt, daß die gemeinſame Stärke dieſer
Streitmacht und der Bundesarmee die Höchſtziffer von 30000
Mann keinesfalls überſchreitet.
5. Die Hilfsſtreitmacht wird durch freiwillige Werbung
rekrutiert.
6. Die Unterweiſung erfolgt durch die Bundesarmee. Die
aktive Dienſtperiode wird mindeſtens fünf und höchſtens ſechs
Monate betragen. Dieſe Periode kann in Ausnahmefällen auf
Erſuchen bis zu einem Jahr verlängert werden. Die Mitglieder
der Hilfsſtreitmacht können innerhalb von 12 Monaten nach
ihrer Entlaſſung wieder einberufen werden, um die Geſamtdauer
ihres Dienſtes von höchſtens 12 Monaten zu vollenden.
7. Die Bewaffnung, Ausrüſtung, Bekleidung, Ernährung und
Unterbringung wird während der Dienſtzeit vom Staate
ge=
tragen.
8. Die Schaffung der Hilfsſtreitkräfte dürfe keine
Ueberſchrei=
tung der im Vertrage von St. Germain niedergelegten
Höchſt=
zifſern für Waffen und Kriegsmaterial bewirken.
England und Frankreich mit dem Hilfskorps
einverſtanden.
Aus der am Samstag veröffentlichten engliſchen
Ant=
wort geht klar hervor, daß die engliſche Regierung einer
ſol=
chen Verſtärkung des öſterreichiſchen Heeres nur „vorübergehend
und für die Dauer der beſonderen Umſtände” ſowie unter der
Vorausſetzung zugeſtimmt hat, daß die im Friedensvertrag von
St. Germain feſtgeſetzte Höchſtgrenze für den Mannſchaftsbeſtand
und das Kriegsmaterial nicht überſchritten werde.
Die franzöſiſche Regierung gibt auf die öſterreichiſche
Note folgende Antwort: „Angeſichts des zeitweiligen und
außergewöhnlichen Charakters der geplanten Formation und in
anbetracht der Tatſache, daß dieſe Truppe durch freiwillige
Aus=
hebung rekrutiert wird und daß die im Vertrag von St.
Ger=
main feſtgeſetzte Höchſtgrenze; ſowohl was die Truppenzahl als
auch das Material anbelangt, nicht überſchritten wird, wird die
Regierung der franzöſiſchen Republik keine Einwendung gegen
die Bildung und Aufrechterhaltung des militäriſchen Hilfskorps
machen, und zwar unter den in Ihrem Brief erwähnten
Be=
dingungen und ſolange, als die außergewöhnlichen Verhältniſſe
beſtehen, auf die Sie ſich beziehen.”
* Die vorzeitigen Offenherzigkeiten des öſterreichiſchen
Heeresminiſters Vaugoin über die neue öſterreichiſche Miliz hat
die geſamte internationale Preſſe mobil gemacht, um wenigſtens
nachträglich das Unglück wieder gutzumachen. Dazu muß jetzt
auch der Notenwechſel zwiſchen Wien und den Mächten
her=
halten. Wir halten das für nachträgliche Retouchen, die darauf
berechnet ſind, den wirklichen Tatbeſtand zu vernebeln. Denn
es iſt kein Zweifel darüber, daß urſprünglich von irgendwelchen
Beſchränkungen nicht die Rede war. Sie haben wohl auch nur
papierenen Wert. Denn die ſtillſchweigende Vorausſetzung iſt
dabei doch, daß die Bewilligung alljährlich wieder verlängert
wird. Grundſätzlich wird aber doch durch ſolche oder ähnliche
formaliſtiſche Einſchränkungen an der ganzen Sache nichts
ge=
ändert.
*
Oeſterreichs nächſtes Ziel.
Skark auf die allgemeine Wehrpflicht.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die diplomatiſchen Geheimniskrämereien, die um
Oeſter=
reichs Hilfskorps in Höhe von 8000 Mann betrieben wurden,
haben ſchließlich doch nichts genützt. Das einzige, was dabei
her=
ausgekommen iſt, bleibt ein Zeitgewinn von ein paar Tagen.
Wenn aber ſchon zugegeben wird, daß der öſterreichiſche
Ge=
ſchäftsträger in einer Note an die engliſche Regierung von einer
Verſtärkung der öſterreichiſchen Wehrmacht und nicht der
öſter=
reichiſchen Polizei ſpach, wenn er die neue Truppe als
Hilſsmili=
tärſtreitmacht bezeichnete, die der Bundesarmee und nicht der
Polizei unterſtellt iſt, dann iſt damit der Tatbeſtand, der bisher
kühn abgeleugnet wurde, zugegeben: Aus politiſchen Gründen iſt
dem Kabinett Dollfuß das Zugeſtändnis einer Aenderung des
Friedensvertrages gemacht worden. Denn es handelt ſich nicht um
eine Auffriſchung des beſtehenden öſterreichiſchen Heeres, ſondern
um die Schaffung eines zweiten Heeres, das nicht auf dem
Be=
rufsſtand aufgebaut iſt, ſondern auf einer freiwilligen kurz
bemeſ=
ſenen Dienſtzeit.
In einem Heeresbefehl ſprach der
Landesverteidigungsmini=
ſter Vaugoin, der ja ſchon einmal zum Aerger der Entente die
Katze aus dem Sack gelaſſen hatte, von weitergehenden Plänen,
die er ganz offenherzig dahin formulierte, daß die
Abrüſtungs=
konferenz Oeſterreich den Uebergang zu einem
anderen Wehrſyſtem geſtatten werde. Auch der
öſter=
reichiſche Bundeskanzler Dollfuß hat in einer vaterländiſchen
Kundgebung der Bauerngemeinde Groß=Weikersdorf in
Nieder=
öſterreich beſtätigt, daß Oeſterreich auf dem Gebiet der
Wehr=
pflicht einen außerordentlichen wertvollen Erfolg davongerragen
habe. Der Bundeskanzler erklärt deutlich heraus, daß Oeſter=
reich auf der Abrüſtungskonferenz auf die allgemeine
Wehrpflicht ſtarten werde.
Das iſt für uns ungemein nützlich. Für uns iſt die Tatſa he,
daß der Friedensvertrag von St. Germain, wenn auch nur aus
politiſchen Gründen, durchbrochen worden iſt, außerordentlich
wertvoll und für unſere Delegation auf der Abrüſtungskonferenz
iſt dieſe Abänderung eines Friedensvertrages von allergrößtem
Wert. Denn unſere Delegation kann ſich nunmehr darauf berufen,
daß ja der öſterreichiſche Fall geradezu ein Schulbeiſpiel iſt für
die Möglichkeiten, die Gleichberechtigung auch in die bereits
be=
ſtehenden Verträge hineinzuinterpretieren.
Dollfuß Kampf gegen den Nakional
fozialismus.
Strafverſehungen und Enklaſſungen bei den
Bundesbahnen.
Im Zuge der „Säuberungsaktion” bei der Generaldirektion
der Oeſterreichiſchen Bundesbahnen wurde am Montag in ganz
Oeſterreich eine große Anzahl Angeſtellter, angeblich
National=
ſozialiſten, ſtrafweiſe auf ſchlechter bezahlte Poſten verſetzt; gegen
ſie wurden ferner Diſziplinarverfahren eingeleitet. Auch
Arreſt=
ſtrafen wegen nationalſozialiſtiſcher Betätigung wurden verhängt,
denen die friſtloſe Entlaſſung der Beamten ohne Entſchädigung
folgen wird.
Im Zuſammenhange mit den Maßregelungen von Beamten
der Poſtdirektion in Wien ſteht der „Rücktritt” des Präſidenten der
Linzer Poſtdirektion, Almoslechner, bevor.
Durch eine Anzeige des „Nachrichtendienſt” des Heimatſchutzes
— ſo berichtet das „Heimatſchutz=Abendblatt” mit Stolz — hat die
Polizei heute in einem Gaſthof im 7. Wiener Gemeindebezirk
48 Perſonen, ehemalige SA.=Männer, bei einer Verſammlung
feſt=
genommen. Die Verſammlung ſoll der Beſprechung des
Vertrie=
bes eines neuen getarnten nationalſozialiſtiſchen Blattes gegolten
haben.
12 Tiroler Nakionalſozialiſten die Skaaksbürgerſchaft
Aberkannk.
Der Sicherheitskommiſſar, des Bezirks Kitzbühel hat zwölf
Nationalſozialiſten, die ſich in Deutſchland aufhalten, die
Staats=
bürgerſchaft aberkannt. Gleichzeitig wurden mehrere
National=
ſozialiſten in Kitzbühel zu Gefängnisſtrafen bis zu vier Wochen
und Geldſtrafen verurteilt, darunter der bisherige Bürgermeiſter
Hotelier Reiſch, der erſt vor kurzem von einer mehrwöchigen
Ge=
fängnisſtrafe zurückgekehrt iſt.. In Innsbruck wurde der Inhaber
der Drogerie L. Tachezy und ſein Chefchemiker Dr. Ertl wegen
politiſcher Betätigung verhaftet.
Hofers Fluchk über die Grenze.
* Berlin, 4. September (Priv.=Tel.).
Der „Deutſche” die Tageszeitung der Deutſchen Arbeitsfront,
veröffentlicht den Inhalt einer Unterredung mit Gauleiter Hofer,
der über die öſterreichiſche Grenze nach Südtirol geflüchtet iſt.
Hofer ſtellt feſt, daß er mit der Befreiung eigentlich nicht
gerech=
net habe und durch das Erſcheinen ſeiner Parteigenoſſen
über=
raſcht worden ſei. Die Befreiung hätte ſich keineswegs
auf=
regend, ſondern abſolut ruhig abgeſpielt. Die Ruhe hätte ihn
und ſeine Begleiter auch nicht verlaſſen, als ſie im Höchſttempo
von über 100 Kilometer dem Brenner zuraſten. In Steinach
am Brenner wären die erſten Schüſſe von ſeiten der
Gendar=
merie gefallen. Eine Kugel habe die Wand des Wagens
durch=
ſchlagen und ſei in das Knie Hofers eingedrungen. Als wir
ſahen, ſo erklärte der Gauleiter weiter, daß es mit der
Verfol=
gung ernſt wurde, verließen wir einen Kilometer vor Gries am
Brenner den Wagen und ſuchten nun den Weg ins Gebirge über
die Uebergänge zum Südtiroler Gebiet.
An die Unterredung mit Hofer ſchloß ſich eine Unterhaltung
mit dem SA.=Truppführer Kohl, der die Befreiungsaktion in die
Wege geleitet hatte. Kohl erklärte, daß der Weg ins Gebirge
äußerſt ſchwierig geweſen war und daß man erſt nach mühſeligem
Aufſtieg die Höhe erreicht hatte, wo dann das Einbrechen der
Nacht abgewartet werden mußte. Man habe ſich in hochalpinen
Zwerggewächſen vor den Häſchern der Dollfußregierung verſteckt,
die ſogar einen Spürhund auf die Blutfährte des Gauleiters
ge=
ſetzt hatten. Der Hund habe aber, wie ſie ſpäter gehört hätten,
die Blutſpur Hofers wieder verloren. Der Verfolgungstrupp
habe das Verſteck der Flüchtlinge mehrmals umkreiſt, ohne es zu
finden. Nach Mitternacht, ſo erzählt Kohl, brachen wir wieder
auf und zogen der italieniſchen Grenze zu. Wir hatten ſie kaum
einige Kilometer überſchritten, als ſich uns ein Dollfuß=
Verfol=
gungstrupp näherte, gleichzeitig aber auch zwei italieniſche
Zoll=
wächter, die uns nun ins Tal zum nächſten italieniſchen
Zoll=
kommando brachten.
Farben geſchildert und unter loſe umgeworfenem griechiſchem
Gewande von Demokrit=Wieland weltmänniſch=überlegen
ver=
ſpottet. Die Theaterverhältniſſe, Klinger, Lenz, Maler Müller,
kleinſtädtiſche Neid=, Streit= und Klatſchſucht finden ſcharfe
Geißelung, und der Prozeß um des Eſels Schatten beſchließt
dieſe einzigartige Satire. Das Aufſehen kann man ſich vorſtellen,
das dieſes Werk in Deutſchland erregte, denn überall in Nord
und Süd fühlten ſich Leute betroffen, die Wieland nicht
ge=
meint haben konnte, weil er ſie gar nicht kannte.
Und nun ſein Künſtleriſchſtes, der unſterbliche „Oberon”
ein romantiſches Gedicht in 14 Geſängen. Es beſteht nach
Wielands Vorwort aus drei Haupthandlungen: Den Abenteuern,
die Hüon auf Befehl des Kaiſers Karl zu beſtehen hat, ſeine
Liebe zu Rezia und Oberons und Titanias Sichwiederfinden.
Dieſe drei Fabeln ſind ſo innig ineinander verſchlungen, daß
keine ohne die andere beſtehen und glücklich gelöſt werden könnte.
„Ich muß geſtehen, das Leſen des „Oberon” gewährt mir
immer einen hohen Genuß. Große Gedanken wetteifern mit
be=
wegter Handlung, und das alles in einer ſo ſelten ſchönen Form
(ich denke da nur an den fünften Geſang), daß Goethes
Aeuße=
rung zu Lavater, „der „Oberon” iſt ein Werk, das nicht vergehen
wird, folange Poeſie Poeſie, Gold Gold, Kriſtall Kriſtall bleiben”
mir immer wieder vor die Seele kommt.
Und noch einmal (1801) tritt Wieland mit einer bedeutenden
Schöpfung an die Leſerwelt heran, mit „der ſchönſten Blüte
ſeines Alters” wie er ſelbſt ſagt, dem Briefroman „Ariſtipp
und einige ſeiner Zeitgenoſſen”. Ein Gemälde aus
dem „ſchönen, öltriefenden, veilchenbekränzten Athen”. Kein
größeres Lob gibt es für dieſe Dichtung, als Goethes Worte:
„Hier ſind Philoſophie und Weltgenuß durch eine kluge
Be=
grenzung ſo heiter und wünſchenswert verbunden, daß man ſich
als Mitlebender in einem ſo ſchönen Lande in ſo guter
Geſell=
ſchaft zu finden wünſcht. Man tritt ſo gern mit dieſen
unter=
richteten, wohldenkenden, gebildeten, frohen Menſchen in
Ver=
bindung, ja man glaubt, ſolange man in Gedanken unter ihnen
wandelt, auch wie ſie geſinnt zu ſein, wie ſie zu denken.”
Nur die Hauptwerke Wielands konnten hier erwähnt werden.
Wer aber eingehender mit dem Dichter ſich beſchäftigt, den
über=
kommt noch mehr das Gefühl ehrfurchtsvollen Staunens vor der
faſt unüberſehbaren Maſſe ſeines geiſtigen Wirkens als Schöpfer
und als Nachbildner. Bewunderung erfüllt ihn vor dieſer
Viel=
ſeitigkeit, gepaart mit gründlichem Wiſſen, vor allem aber vor
dem feinen Geiſte, der aus allem atmet und dem er Ausdruck
verleiht durch eine wohlgepflegte edel=dichteriſche Sprache.
Er hat den Beſten ſeiner Zeit genug getan, wie ich eingangs
ſagte. Sie haben das auch neidlos anerkannt.
Und wie ſtehen wir heute zu ihm? Adolf Bertels irrt,
wenn er ſagt: „Unſere Bewunderung für dieſen „Klaſſiker; in
längſt dahin.” Nein, ſie iſt nur verblaßt unter der Ueberfülle
der Geiſteserzeugniſſe, die wie ein unhemmbarer Strom ſeit wir
denken und Dichtwerke aufnehmen können, ſich über uns
er=
goſſen hat.
Tauchen wir auf, ehren wir ſein Andenken, indem wir in
dieſen Tagen des Gedächtniſſes wieder nach ihm greifen. In
ſo vielen deutſchen Bücherſchränken ruhen mumienhaft eingeſargt
ſeine Werke, oft in der hinterſten Reihe, „weil man ihn doch
nicht lieſt”.
Verſenken wir uns wieder einmal in ſeinen „Agathon”
erfreuen wir uns der „Muſarion” des „Geron” und des
„Gandelin”, ziehen wir Belehrung aus „Diogenes” und
„Ariſtipp” und lachen wir bei den „Abderiten”.
Vor allem aber nehmen wir den Oberon” heraus und
machen in freudiger Dankbarkeit mit „Papa” Wieland
den Ritt ins alte romantiſche Land!
Walter Kern.
*
Bergſteigerziele, Werk oder Unwerk!
„Die Nordwand der Großen Zinne gefallen.‟ Die Meldung
durchlief dieſer Tage die deutſchen Zeitungen und erweckte bei
dem Eingeweihten Freude und Bewunderung. Bei dem Laien
dagegen blieb die mit einer Art Anerkennung gemiſchte
Ab=
lehnung, welche ſich etwa mit der Haltung des Publikums
toll=
kühnem Zirkusakrobatentum gegenüber vergleichen läßt. Mau
ſcheute ſogar nicht, die alpine Großtat auf die gleiche Stufe zu
ſtellen mit jenen ſportlichen Exzeſſen, die in der letzten Zeit
immer wieder von ſich reden machten.
Hier iſt ein ſcharfer Trennungsſtrich zu ziehen. Der moderne
Alpinismus trägt das reine Sportmoment in ſeiner ureigenſten
Form in ſich, Sport als den zielſtrebigen, allein ideellen
Wer=
ten dienenden Kampf. Der Kampf geht nicht Mann gegen
Mann, er ſucht ſich den größeren Gegner: Die Natur, die ſich
hier in emporreißenden Felsgebilden verkörpert. Er iſt der
eigentliche und wahre Kampf=Sport; denn er fordert den
Ein=
ſatz bis zum Letzten, dem Leben, das bewußt und freudig in
die Waagſchale gelegt wird. Du fragſt, warum, Die verſchiedenen
Antworten auf dieſe Frage würden ein Buch füllen. Es iſt in
Wahrheit nicht zu ſagen oder zu ſchreiben, man fühlt es. Es
brennt in jedem Bergſteigerherzen und treibt zu der Tat.
Das eine jedoch ſteht feſt und muß mit aller Schärfe betont
werden, der Kampf iſt ſauber von jeder Rekord= und
Gewinn=
ſucht und bleibt ſauber; denn für Aeußerlichkeiten dürfte der
Einfatz, der hier gefordert wird, zu hoch ſein. Dieſes alpine
Kampfmoment kann nicht konſervativ ſein. Es erſchöpft ſich
nicht im Begehen jahrzehntelang begangener Pfade. Sein Weſen
bedingt das Neue, und mit ihm die Steigerung der
Schwierig=
keit und Leiſtung. Daß zum Erreichen außergewöhnlicher Ziele
außergewöhnliche Hilfsmittel gebraucht werden, liegt auf der
Hand. Selbß die auf den erſten Blick vielleicht etwas übertrie=
bene Zahl der Hilfsmittel wirkt verſchwindend gegenüber dieſen
Wänden, deren Steilheit und Glätte faſt unvorſtellbar iſt. Wie
jämmerlich und unvergleichbar ſtehen hierneben ſog.
Sportleiſtun=
gen, wie erſt jüngſt dieſer Rekordverſuch im Dauerſchwimmen,
die doch allzu deutlich den Stempel ſportlich unſauberer
Geſin=
nung auf der Stirne tragen. Hier der Kampf, ein inneres Muß,
dort lächerlichſte Befriedigung der Eitelkeit und Gewinnſucht.
Sta.
Das Neue Theaker in Frankfurk a. M.
Das Neue Theater in Frankfurt a. M. hat für den
kommenden Winter einen abwechſlungsreichen und intereſſanten
Spielplan aufgeſtellt. Als Uraufführung ſind vorgeſehen: „
Vero=
nika” von F. P. Buch, „Ein glückliches Leben” von Barbara
Boſch. „Roſen und Vergißmeinnicht” von Zoff. Neben
klaſſi=
ſchen Werken von Schiller und Shakeſpeare ſieht der Spielplan
zur Erſtaufführung Dramen von Ibſen, Strindberg, Sigmund
Graff, Paul Altenberg, ſowie Komödien von Anzengruber,
Her=
mann Bahr, Neſtroy u. a. vor. Eine beſondere Pflege wird das
muſikaliſche Luſtſpiel finden, das u. a. einen Offenbach=Zyklus
bringen wird.
Knut Hamſun: Kämpfende Kräfte‟. Eine Erzählung in zwei
Romanen („Kinder ihrer Zeit” „Stadt Segelfoß”), 598 S.
In Leinen gebunden 4,80 RM. Verlag Albert Langen/Georg
Müller, München.
Dieſe beiden Romane: „Kinder ihrer Zeit” und „Stadt
Segel=
foß” liegen heute in einer Neuausgabe vor, vereinigt in einem
Band und unter einen gemeinſamen Titel geſtellt, der ihre innere
Zuſammengehörigkeit bekundet. Man kann die „Stadt Segelfoß”
eine Fortſetzung der „Kinder ihrer Zeit” nennen, eine Fortſetzung,
die mehr iſt als eine ſtoffliche Weiterführung und inhaltliche
Er=
gänzung, nämlich eine Steigerung des ideellen Gehalts, eine
Aus=
weitung des Geſchehens über das Schickſal einzelner hinaus zum
Schickſal einer Gemeinſchaft: „Kämpfende Kräfte” dieſer
neu=
gewählte Titel ſchlägt das Grundmotiv an, das ſich durch beide
Romane zieht und ihnen eine innere Geſchloſſenheit gibt, die ſie
wie ein großes Epos erſcheinen läßt. Kampf iſt hier alles,
Spannung, Zuſammenprall fremder Gewalten, die zerſtören und
zerſtört werden, um ſchließlich Neues aus ſich hervorgehen zu
laſſen.
— 15 000 Mark Erzählerpreis der neuen Linie 1934. Das
Preis=
ausſchreiben, das in den beiden letzten Jahren ſo manchem jungen
Talent den Weg an die Oeffentlichkeit bahnte, wendet ſich auch
im neuen Deutſchland an alle, die ſich berufen fühlen, für deutſches
Schrifttum ſchöpferiſch tätig zu ſein. Die Geſamtpreiſe für 1934
betragen 3000 RM. — der erſte Preis 1000 RM. Die Eingänge
werden ehrenamtlich geprüft von Dr. Paul Fechter, Helene von
Noſtiz, Dr. Wilhelm v. Scholz. Will Veſper und Dr. Bruno E.
Werner. Nähere Bedingungen zur Teilnahme an dem
Preisaus=
ſchreiben enthält das Septemberheft „Die neue Linie”, welches für
1 Mark überall erhältlich iſt.
Seite 4 — Nr. 246
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mrsſtnß, 3. Gnſarnſir, 9
Mit ber unien
Parole
Muie nene Sen!
erhar iint eine
Zeitungspropaganda:
Die yuie penang!
ft hört man Befürchtungen, daß ſich die Zeitungen jeder Kritik begeben
2 hätten und uniform geworden ſeien. Andere ſagen, daß es mit der Vielheit
des deutſchen Zeitungsweſens zu Ende ſei und es bald nur noch eine behördlich
ab=
geſiempelte, „offizielle” Preſſe geben werde. Beides iſt falſch. Die
program=
matiſchen Erklärungen des Reichskanzlers und Reichspropagandaminiſiers
ſprechen es deutlich aus, daß eine Uniformierung der Preſſe gar nicht von unſerer
neuen Staatsführung gewünſcht wird, und andererſeiis beweiſen es Haltung
und Geſialtung zahlreicher Zeitungen, auch des „Darmſtädter Tagblatt”, daß die
Zeitung ſehr wohl dem Staate geben kann, was des Staates iſi, vorbehaltlos
und freudig, ohne alles das zu verleugnen, was im Zeitungsleben Tradition
und Unabhängigkeit heißt.
Einer Zeitung, deren Dienſi am Volk und an der Zeit ſiets von politſchem
Ver=
antwortungsbewußtſein, vom Volksbewußtſein getragen wurde, konnte die „
Gleich=
ſchaltung” nicht ſchwerfallen. Das „Darmſtädter Tagblatt” ſiand von jeher
ab=
ſeits von Parteifehden und wirtſchaftlichen Intereſſenkämpfen, abſeits rein negativer
Kritik. Wo es um das Vaterland ging, da ſiand das „Darmſtädter Tagblatt”
ganz vorne im Kampf gegen unnationale Geſinnung. Wo es um das Volk
ging, da fand es auch Worte, die das Volk in ſeinen geſund denkenden Teilen
verſiand. Damals wie heute iſt ſich das „Darmſtädter Tagblatts dieſer
Ver=
antwortung bewußt. Das Ziel iſi heute glückliche Tatſache: die Einheit des
deutſchen Volkes und des deutſchen Staates. Die Miſſion der Zeitung kann
daher nicht mehr die Kritik am Staate und der Staatsform ſein, ſondern
die Erfaſſung der im Staate ſelbſi geſchloſſenen Volksgemeinſchaft und ihre
Führung im Geiſie dieſes Nationalbewußtſeins.
Die Reichsreglerung hat, wie ſo oft erklärt, kein Intereſſe daran, daß alle
Zeitungen, die ehrlich am Aufbau des neuen Reiches mitarbeiten und ihre
Ver=
antwortung für Volk und Vaterland ernſt nehmen, in eine Schablone geſieckt
oder bekämpft werden müßten. Die deutſchen Zeitungen erfüllen gerade durch
ihre Vielheit ihre Miſſion; ſie ſind als Mittler zwiſchen Stämmen und Ländern
und Landſchaften notwendig, ſie ſind die Quellen heimatlicher und völkiſcher
Erneuerung. Nicht ein paar offizielle Blätter dürfen Tauſende von Zeitungen
verdrängen, ſondern eine Gemeinſchaft der Zeitungen muß entſiehen, die alle
dem gleichen Ziele zuſireben. Der Kurs der Zeitung wird nicht negativ kritiſch
ſein, ſondern poſitiv wegweiſend im Sinne der großen nationalen und ſozialen
Aufgabe, die erfüllt werden muß. In dieſem Sinne gibt es keinen Kampf der
Zeitungen gegeneinander, ſondern einen ehrlichen und lauteren Wettbewerb
aller um das gleiche Ziel:
Paterland, Ehre, Volk, Recht, Freiheit!
Daran von ganzem Herzen mitzuarbeiten, war, iſi und bleibi die Tendenz des
Das Darmſtädter Tagblatt berichtet, unterſtützt durch ſeine eigenen Mitarbeiter
in allen großen Städten des Reiches und den Hauptſtädten aller großen Siaaten,
über alle wichtigen Ereigniſſe im In= und Ausland.
Das Darmſtädter Tagblatt bringt einen täglichen aktuellen Bilderdienſt, der den
Teſern die wichtigſten Vorgänge unmittelbar vor Augen führt.
Das Darmſiädter Tagblatt berichtet und erläutert alle Maßnahmen der Regierung,
um dieſe allen Vollsgenoſſen nahezubringen und ſo durch ſeine Mitarbeit den
Neu=
aufbau unſeres Vaterlandes zu fördern.
Das Darmſtädter Tagblatt bringt, ohne Koſien zu ſcheuen, Aufſätze hervorragender
Politiker und Schriftſieller des In= und Auslandes.
Das Darmſtädter Tagblait berichtet über alle lokalen und heimatlichen
Ge=
ſchehniſſe ſchnellſiens.
Das Darmſitädter Tagblatt unterrichtet Sie über alles Wiſſenswerte in Politik,
Geſelſchaft, Kunſt, Wiſſenſchaft und Wirtſchaft.
Das Darmſtädter Tagblatt bringt intereſſante Romane, Novellen, Kurzgeſchichten,
Plaudereien und will jeder Familie in ernſien und heiteren Stunden ein wahrer
Freund ſein.
Das Darmſtädter Tagblatt bietet durch ſeinen täglichen Sport= und Handelsteil
ſowie durch ſeine wöchentliche Frauen= und Familienbeilage einen wahren Zeitſpiegel,
der zugleich Berater in allen Lebenslagen iſt.
Das Darmſiädter Tagblatt bietet durch ſeinen weltumſpannenden
Nachrichten=
dienſt Ihnen die Gewähr, daß Sie über alles unterrichtet werden.
Das Darmſtädter Tagblatt iſt in ſeinem täglichen Anzeigenteil der beſte Mittler
auf dem Arbeits=, Wohnungs= und Geſchäftsmarkt und wird von jeher von der
Familie als Publikationsorgan für alle freudigen und ernſten Ereigniſſe benützt.
Das Darmſtädter Tagblatt ſieht politiſch und kulturell auf dem Boden des heutigen Staates
und arbeitet, im Sinne der Reichsregierung, poſitiv an der Neugeſialtung der ſiaatlichen
und wirtſchaftlichen Verhältniſſe mit. Infolgedeſſen berichtet es auch eingehend über alle
wichtigen Vorgänge in der Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Arbeiterpartei, die mit dem
Staate identiſch iſt. Von der Regierung und von den maßgebenden Perſönlichkeiten der
Nationalſozialiſtiſchen Partei iſt wieder und wieder zum Ausdruck gebracht worden, daß
die einzelnen Zeitungen ihr eigenes Geſicht und dementſprechend ein beſonderes Niveau
haben können und ſollen. So hat das erſt unlängſt der nationalſozialiſiſche Vorſitzende des
Zeitungsverleger=Vereins von Heſſen=Naſſau und Heſſen erklärt. Mit anderen Worten:
Jeder ſoll ruhig die Zeitung halten, die ſeinem Geſchmack entſpricht. Niemand kann,
niemand darf ihm das verwehren! Das Darmſtädter Tagblatt begrüßt jeden geſunden
und natürlichen Wettbewerb, denn er wird es immer zu höheren Teiſtungen im Intereſſe
ſeiner Leſerſchaft aneifern. Wir wollen ſein und bleiben das gute nationale Familienblatt
Dadiior and
Ptſchritt
find die Kräfte der Heimatzeitung!
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 246 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 3. September 1933.
* Begeiſterker Empfang der Nürnberg=
Fahrer.
Strahlende Morgenſonne lag über dem mit Fahnen reich
ge=
ſchmückten und mit einem erwartungsfreudigen Publikum dicht
be=
ſtandenen Oskar=Boelke=Platz am Hauptbahnhof. Mehrere Stürme
der SA. ſtanden bereit. Hoch in den Lüften zogen zwei Flieger
immer enger ihre Kreiſe. Es war kurz nach 7 Uhr. Um 7.12 Uhr
ſollte der Sonderzug mit der aus Nürnberg eintreffenden SA. der
Standarte 115 im Hauptbahnhof eintreffen. Bald aber wurde
be=
kannt, daß der Sonderzug 70 Minuten Verſpätung habe. Aber
geduldig wartete die Menge. Mittlerweile war es 8.30 Uhr
ge=
worden. Da ging plötzlich eine Bewegung durch die Maſſen, Hände
erhoben ſich zum Willkommengruß, Wiederſehensfreude leuchtete
auf allen Geſichtern und des Jubels war kein Ende. In wenigen
Minuten war alles formiert. Mit klingendem Spiel zogen dann
die heimkehrenden SA.=Mannſchaften mit Oberfuhrer Hauer und
Standartenführer Dr. Ivers ſowie der Standartenkapelle unter
Führung von Muſikinſpizienten Buslau an der Spitze die
Rhein=
ſtraße herauf. Alle fünf Meter ſtand zu beiden Seiten der
Stra=
ßen, durch die der Zug marſchierte, ein SA.=Mann. Außer der SA.
ſtanden die Schüler und Schülerinnen der hieſigen Volksſchulen,
Privatſchulen, Fach= und Berufsſchulen und Höheren Schulen
Spa=
lier. In allen Straßen, durch die der Zug ſeinen Weg nahm.
hat=
ten die Bewohner reichlich geſchmückt. Ueberall wurden den SA.=
Leuten, die trotz der anſtrengenden Fahrt und Aufmärſche in
Nürnberg einen friſchen Eindruck machten, Blumen in Hülle und
Fülle zugeworfen. Mit beſonderem Stolz wurden vor allem die
neuen Feldzeichen der Sturmabteilungen Starkenburg und
Drei=
eich begrüßt. Der Zug ging die Rheinſtraße herauf, führte um das
Schloß herum, durch die Zeughausſtraße und Peter=Gemeinder=
Straße über den Adolf=Hitler=Platz, wo er beſonders freudig von
den Beamten der Miniſterien begrüßt wurde, und durch die
Hügel=
ſtraße nach dem Marienplatz. Als die Spitze des Zuges dort
ein=
traf, präſentierte eine zur Begrüßung aufgeſtellte Abteilung der
Schupo mit dem Gewehr. Nach beendeter Aufſtellung hieß
Polizei=
major Dr. Ivers in ſeiner Eigenſchaft als Standartenführer die
Heimkehrenden herzlich willkommen, ſprach die Hoffnung aus, daß
die denkwürdigen Tage von Nürnberg allen Teilnehmern
unver=
geßlich bleiben möchten und ſchloß mit einem Heil auf den Führer
und Volkskanzler Adolf Hitler. Begeiſtert ſtimmte alles in die
Heilrufe und in das ſich daran anſchließende Horſt=Weſſel=Lied ein.
So bereitete Darmſtadt ſeinen wackeren SA.=Kämpfern einen
herz=
lichen Empfang. — Darmſtadt wurde im Laufe des geſtrigen Tages
noch von einer ganzen Reihe von aus Nürnberg kommenden
Son=
derzügen berührt.
Unſere Kriegspferde zum Tag des
Pferdes.
Mif
Im Rahmen des „Tages des
Pferdes”, iſt eine beſondere
Ehrung unſerer Kriegspferde
vorgeſehen. Veteranen des
Pfer=
degeſchlechtes, welche den
Welt=
krieg mitgemacht haben, ſind
be=
reits recht ſelten geworden. Denn
10. FEeT. 19337 ſeit 1918 ſind 15 Jahre
ver=
ſtrichen. Selbſt wenn die
Ein=
muſterung der letzten Kriegs=
PEERDES
.m6 0
pferde 1917 erfolgt wäre,
muß=
ten dieſe Pferde bereits ein
Alter von 22 Jahren erreicht haben. Gelegentlich des Tages des
Pferdes wird eine kleine Gruppe von Kriegspferden von ihren
jetzigen Beſitzern beſonders vorgeſtellt werden. Dieſe treue
Vete=
ranen denen auch in den meiſten Fällen während des Krieges
außerordentlich große Strapazen zugemutet wurden, werden ſich
vorausſichtlich an dem Umzuge innerhalb der großen Geſpann=
Parade beteiligen und dann in einer kurzen beſonderen
Schau=
nummer auf dem Turnierplatz gezeigt werden.
Am geſtrigen Montag war der Nennungsſchluß für das
Tur=
nier. Für alle Wettbewerbe ſind zahlreiche Meldungen abgegeben
worden. Beſonders in den Jagdſpringen wird es gut umſtrittene
Wettbewerbe geben. Es werden ſich Pferde beteiligen außer aus
Darmſtadt aus Mainz, Rüſſelsheim, Worms. aus den Provinzen
Oberheſſen, Rheinheſſen und ſogar aus der Pfalz. Eine zahlreiche
Teilnehmerſchaft wird auch an dem Patrouillen=Springen der
heſſiſchen SA.=Reiter mitwirken. Kurzum, die Vorbereitungen für
die große Veranſtaltung am kommenden Sonntag ſind in vollem
Gang.
— Hohes Alter. Heute begeht Frau Chriſtine Fink geb.
Dächert, Schlageterſtraße 53, in körperlicher und geiſtiger Friſche
ihren 86. Geburtstag.
— Der Gartenbauverein Darmſtadt e. V. hat ſich wie die
Staatspreſſeſtelle meldet, an der Spende für die nationale Arbeit
mit 500 RM. beteiligt und plant weiter zur Hebung des hieſigen
Handwerks verſchiedene Neuherſtellungen in den Kleingärten. Der
Herr Miniſterpräſident gibt in ſeinem Dankſchreiben ſeiner Freude
Ausdruck, daß auch der hieſige Gartenbauverein zur Behebung der
Arbeitsloſigkeit beiträgt.
— Ausſtellung. In „Blumen und Kunſt” Ecke Wilhelminen=
und Hügelſtraße, iſt zur Zeit ein neues Bildnis des Führers Adolf
Hitler ausgeſtellt, das die Darmſtädter Porträtiſtin Elſa Pfiſter=
Kaufmann gemalt hat.
— Der Verein Freundinnen junger Mädchen hat ſein „
Gar=
tenfeſt für Kinder und ſolche, die Kinder lieb
haben”, vom 9. auf den 17. September verlegen müſſen. Da
der Veranſtaltung, die unter dem Protektorat J. K. H. der
Frau Erbgroßherzogin Cecilie ſteht, in allen Kreiſen größtes
Intereſſe entgegengebracht wird, wurde auch ſtatt des kleineren
Heylshofes der Orangeriegarten (Garten und Saal) gewählt.
Dort iſt mehr Freiheit und mehr Möglichkeit, alle Einzelheiten
zu genießen, als da ſind: Spielkreiſe, Sackhüpfen,
Wurſtſchnap=
pen. Roulette, Krabbelſack. Knuſperhäuschen, Karuſſell.
Eſels=
fuhrwerk. Viele Kinder ſind eifrig beim Proben zum
Märchen=
ſpiel. Mitglieder des B.D.M. werden uns allerlei Volkstänze
bieten. Und das Hitler=Jungvolk wird mit ſeinem
Spielmanns=
zug beſonders die Eröffnung und den Schluß ſehr freudig zu
ge=
ſtalten wiſſen. Punkt 3 Uhr zieht der Spielmannszug ein.
Viele, die unſere Veranſtaltung und damit unſere Arbeit
unter=
ſtützen wollen, haben uns ſchon Gewinne geſtiftet. Wer uns noch
weiter unterſtützen möchte, den bitten wir, für die Erfriſchung
zu ſorgen, indem er uns Kuchen und Gebäck zukommen läßt.
Diesbezügliche Zuſchriften, auch etwaige Anfragen, ſind zu richten
an die Ortsvorſitzende, Frau Exz. General Krauſe, Annaſtraße 37
(Telephon 4283).
— Rundfunk. Am Sonntag, 13.15 Uhr. ging über alle
deut=
ſchen Sender unter Leitung von Eugen Jochum ausgeführt
vom Berliner Rundfunkorcheſter mit Verſtärkung des
Kampf=
bundorcheſters. „Ein Heldenleben” von Richard Strauß in
un=
gewöhnlicher Geſamtdarſtellung durch das Orcheſter und die
Solovioline durch Profeſſor Guſtav Havemann.
— Altdeutſche Trachtenſpiele: „Von der Donau bis zum
Rhein”. Unter dieſem Motto wird am Freitag, den 6 und
Sonn=
tag den 10. September im Orpheum, abends 8.15 Uhr, ein
Gaſtſpiel einzigartigen Charakters veranſtaltet. Eine Gruppe
deut=
ſcher Künſtler, Sänger und Sängerinnen, Tänzer und
Tänzerin=
nen bringen hier in über 50 wirkungsvollen, farbenfrohen Bildern
in hiſtoriſchen Originaltrachten ein Spiel von ganz ſeltener
Ori=
ginalität. Lied und Tanz aus deutſchen Gauen und Gilden wechſeln
in bunteſter Mannigfaltigkeit und zeigen Sitten und Gebräuche
aus deutſchem Land und deutſcher Zeit. Es wirbelt in
wunder=
ſchönen Melodien und harmoniſchen freudigen Farben. Alte
deutſche Tänze in den maleriſchen Trachten des öſterreichiſchen
Alpenlandes, des Böhmerwaldes der bayeriſchen Berge aus
Schwaben, von dem Schwarzwald und dem luſtigen, fröhlichen
Rheinland entzücken Aug” und Ohr. Dieſe eigen= und einzigartigen
Darbietungen im Sinne beſter deutſcher Volks= und Heimatkunſt
fanden in allen Städten begeiſterte Aufnahme. Es gelten billigſte
Preiſe von 40 Pfg. bis 1,25 RM. Der Vorverkauf hat begonnen.
(Siehe Anzeige.)
Erlebniſſe beim Deutſchlandflug.
Rückblick auf das größte flugſporkliche Ereignis des Jahres. — Außerordentlich hohe Anforderungen
an die Leiſtlungsfähigkeit der Flieger.
Eine fliegeriſche Erinnerung.
Von
Flugzeugführer Ing. E. Hamſter=Darmſtadt, Leutnant a. D.
der Kgl. Preußiſchen Fliegertruppe.
Es kam bei dieſem Deutſchlandflug 1933, wie in dem Motto
der Ausſchreibung geſagt wurde, darauf an, für den
Sportflug=
gedanken in ganz Deutſchland zu werben, die Sportflieger
weiter=
zubilden und eine Gelegenheit zu ſchaffen, die alten Feldflieger
und den fliegeriſchen Nachwuchs in engere kameradſchaftliche
Be=
ziehungen zu bringen. Es kam alſo letzten Endes nicht auf die
Erreichung von Höchſtgeſchwindigkeiten, nicht auf die Darbietung
fliegeriſcher Artiſtik, alſo auch nicht auf Platz und Punkte an,
ſondern auf die Haltung des einzelnen Bewerbers gegenüber
ſtündlicher Anſtrengung und Gefahr.
In ſeiner Rede bei dem Schlußbankett erwähnte
Miniſter=
präſident Göring, daß er in der vorhergehenden Nacht durch die
Hallen gegangen ſei, und ſich dort die Maſchinen betrachtet habe.
Er habe feſtgeſtellt, daß die Maſchinen ſehr wenig gleichwertig
ſeien, und vielfach das Material für eine ſo große Belaſtung
un=
zulänglich ſei. Es mache ihm den Eindruck, als ob der eine mit
Schwertern, der andere mit Stuhlbeinen kämpfe und er verſprach,
daß er dafür ſorgen werde, daß im nächſten Jahre für alle
Pilo=
ten das gleiche Material zur Verfügung ſtehe. Der
Miniſterpräſi=
dent hat uns damit aus dem Herzen geſprochen, denn er hat damit
auf den ausſchlagenden Faktor hingewieſen. Wir hatten z. B. in
Deutſchlandflieger Hamſter wird bei ſeiner Ankunft in Darmſtadt
von Frau und Tochter begrüßt.
der Mannheimer Ortsgruppe, — (für die ich, da mein Uebertritt
in die Darmſtädter Ortsgruppe noch nicht betätigt iſt, fliegen
mußte) —, vier ſtark abgenutzte Hirth=Klemm=Maſchinen, die aus
verſchiedenen Jahrgängen ſtammen, verſchiedene Tyven darſtellen
und in ihrer Flugeigenſchaft ſehr unterſchiedlich ſind, was für
das Geſchwaderfliegen ſehr nachteilig war. Außerdem werden ſie
ſeit Jahren unausgeſetzt als Schulungsmaſchinen benutzt und aufs
ſchwerſte ſtrapaziert.
Für uns begann der Deutſchlandflug bereits am Sonntag,
dem 20. Auguſt. (Ich benutzte eine 60 PS Hirth=Klemm=Maſchine,
D—2428, Wettbewerbsnummer T 2, mein Beobachter war Dr.
Karl Poſenheimer aus Mannheim.) An dieſem Tage flog unſer
Geſchwader von vier Maſchinen von Mannheim ab mit der
Ab=
ſicht, zunächſt die Waſſerkuppe anzufliegen und dort die
Segel=
flieger am letzten Tage ihres Wettbewerbes zu beſuchen. Das
Wetter war ſchon beim Abflug ſehr dunſtig, über dem Odenwald
trafen wir bereits eine Wolkendecke an, die nur eine Viertelſicht
ermöglichte. Ueber der Rhön ſchloß ſich die Wolkendecke ganz, ſo
daß wir unſer Vorhaben, auf der Waſſerkuppe zu landen,
glaub=
ten aufgeben zu müſſen. Wir flogen nach Kompaß weiter, —
im=
mer im Geſchwader! —, und kreiſten, als wir nach unſeren
Zeit=
berechnungen über der Waſſerkuppe ſein mußten, eine
Viertel=
ſtunde umher, ohne daß ſich eine Landungsmöglichkeit ergab.
Plötzlich zerriß die Sonne die Nebelſchleier und wir ſahen in
kurzer Entfernung die Waſſerkuppe aus dem Bodennebel
auftau=
chen. Es war auch höchſte Zeit für uns, denn unſere Kameraden
auf 8 9 gaben uns Zeichen, daß ſie landen müſſen. Unſer
Ge=
ſchwader landete und wir ſtellten feſt, daß an der Maſchine 8 9
der Oeltank geplatzt war. Das war ein wenig verheißungsvoller
Auftakt, denn er zwang die Kameraden zu einem eintägigen
Zwangsaufenthalt auf der Waſſerkuppe und uns dazu nur noch
mit drei Maſchinen weiterzufliegen. 8 9 bekam einen Tag ſpäter
einen Erſatztank mit einer Mannheimer Maſchine auf die
Waſſer=
kuppe gebracht. Wir trafen übrigens dort mit einer
Filmgeſell=
ſchaft alte Kriegskameraden und als „Star” die von ihrer
Tätig=
keit am Heſſiſchen Landestheater bekannte Sybille Schmitz. Man
drehte einen Film „Rivalen der Luft” und wir hatten das
Ver=
gnügen, mitzuwirken.
Trotz ſchlechter Wettermeldungen verließen wir die
Waſſer=
kuppe nach eineinhalbſtündigem Aufenthalt, kamen aber bereits
über dem Thüringer Wald in eine undurchſichtige Wolkendecke,
die uns jede Sicht nahm und uns erneut zwang, nach dem
Kom=
paß zu fliegen. Das war etwas wagemutig, da keine der
Maſchi=
nen über ein Blindflugerät verfügte. Erſt in der Gegend von
Halle—Leipzig lichtete ſich der Wolkenſchleier, ſo daß wir
durch=
ſtoßen konnten und in der geringen Höhe von etwa 150 Metern
weiterfliegen mußten. Da über Berlin eine ſchwarze Wolkenwand
ſtand, hielten wir es, da wir unſere Maſchinen nicht ſchon bei
dem Anflug gefährden wollten, für richtig, in Schkeuditz eine
Zwiſchenlandung vorzunehmen, und die Wettermeldungen von
Berlin einzuholen. Obwohl dieſe nicht ſehr verlockend waren,
ent=
ſchloſſen wir uns nach einſtündigem Warten zum Weiterflug,
kamen aber bald in einen furchtbaren Gewitterſturm und =Regen,
der uns auf ein Niedergehen in Baumhöhe und ſchließlich zur
Notlandung in der Nähe von Treuenbrietzen zwang.
Erfreulicher=
weiſe ging die Notlandung der drei Maſchinen auf einem
aufge=
weichten Acker gut von ſtatten, aber es blieb uns nicht anderes
übrig, als zwei Stunden lang unter den Flügeln notdürftigen
Schutz vor dem ſtrömenden Regen zu ſuchen. Obwohl wir nur 50
Kilometer von der Reichshauptſtadt entfernt waren, kamen wir
uns ſehr verlaſſen vor, denn es zeigte ſich keine Menſchenſeele.
Meine Verſuche, die Maſchine vom Boden frei zu machen,
ſcheiter=
ten an der ſchlechten Bodenbeſchaffenheit, ſo daß wir uns
ent=
ſchließen mußten, unſere „Fränze” (Beobachter) mit Fallſchirmen
und ſonſtigem entbehrlichen Bordmaterial zurückzulaſſen und
allein nach Berlin weiterzufliegen. Dort kamen wir bei Einbruch
der Dunkelheit in geſchloſſenem Geſchwader an, unſere Fränze
mußten von Treuenbrietzen aus mit der Bahn nachkommen.
So war bereits unſer Anflug nach Berlin voller Anſtrengung und
Zwiſchenfällen und wir brachten bereits einige Erfahrungen mit.
Infolge der großen Zahl der Meldungen begannen die
Nacht=
landungen, die einen Teil der Vorprüfung darſtellten, bereits am
Montag abend und nicht wie urſprünglich vorgeſehen, erſt am
Mittwoch. Wir erledigten unſere Nachtlandungen ohne
Schwierig=
keiten und konnten die erſten 100 Punkte buchea. Am Dienstag
landete zu unſerer Freude auch unſere S 9. ſo daß unſer
Geſchwa=
der wieder komplett war.
Am folgenden Tag waren die Geſchwindigkeitsprüfungen.
Jch erreichte hierbei 70 Punkte, d. h. 102,5 Prozent der vor dem
Wettbewerb bekannten Höchſtgeſchwindigkeit: dieſes Ergebnis iſt
um ſo höher zu bewerten, als ich eine in ihrem Typ als langſam
bekannte Maſchine zu einer Höchſtleiſtung ausflog und während
der ganzen Prüfung böiges und regneriſches Wetter herrſchte.
Die Sicht war ſo dieſig, daß ſich ſogar Berliner auf der Strecke
Tempelhof—Staaken „verfranzten” (verflogen).
Am Freitag begannen die Skreckenflüge.
Die erſte Route ſollte über Stettin, Danzig, Königsberg und
zurück über Frankfurt an der Oder nach Berlin gehen, doch wurde
ſie um zirka 100 Kilometer verlängert, da in letzter Minute die
polniſche Regierung eine beſtimmte Durchflugszone durch den
Korridor zur Bedingung gemacht hatte.
Wir ſtarteten in ſechs Startbahnen, die den gleichzeitigen
Abflug von ſechs Maſchinen ermöglichten. Dieſe wurden ieweils
in einem Abſtand von dreißig Sekunden abgelaſſen. Wir ſtarteten
in der zweitletzten Reihe, ſo daß wir naturgemäß niemals auf
den Zwiſchenlandungsplätzen unter den zuerſt Eintreffenden ſein
konnten. Wir ſtießen bereits vor Stettin auf ſehr ſtarken Wind,
der das Flugzeug zeitweiſe faſt zum Stehen brachte, hinter
Stet=
tin gerieten wir ſogar in wolkenbruchartigen Regenſturm, der
uns die Sicht untereinander nahm und uns zwang, die
Schutzbril=
len abzunehmen und uns ungeſchützten Auges in niedriger Höhe
über Dörfer und Wälder durchzukämpfen.
In Danzig erwartete uns ein Flugplatz mit loſem Seeſand.
Hier erlitten viele Maſchinen durch Kopfſtände Proveller= und
Fahrgeſtellſchäden und auch unſere 8 9 trug eine leichte
Beſchä=
digung am Fahrgeſtell davon, ſo daß wie wiederum ohne ſie
weiterfliegen mußten. Selbſt ein ſo bewährter Pilot wie Fieſeler
mußte hier mit ſeinem Geſchwader ausſcheiden.
Alles bisher Erlebte blieb aber hinter dem zurück, was uns
nun auf der Strecke Danzig—Königsberg über dem offenen Meer
erwartete. Hier gerieten wir in einen orkanartigen
Sturm, — Windſtärke 28—30 Sekundenmeter! —, der die
Ma=
ſchine von vorn ſeitlich anpackte, und uns ſo hin und her rüttelte,
daß wir mehr im Anſchnallgurt hingen, als auf dem Sitz ſaßen.
Die Böen drückten und ſtießen die Maſchine mit ſchlagartiger
Wucht herauf und herunter, ſo daß man alle Kraft anwenden
mußte, um den Steuerknüppel nicht aus der Hand geriſſen zu
be=
kommen. Es gab Minuten, in denen wir nicht glaubten, daß wir
mit unſeren ſchwachen 60 PS=Maſchinen heil aus dieſem Orkan
herauskommen würden. Ganz ſchlimm wurde es kurz vor
Königs=
berg, wo zu dem Sturm wiederum ſchwere Regenböen kamen, die
uns zwangen, bis 20 Meter über die Erde herunterzugehen
häu=
fig hatte man den Vordermann aus dem Auge verloren.
Trotz=
dem landete unſere Staffel glatt in Königsberg, einige Bewerber
waren wiederum ausgeſchieden, darunter Wolf Hirth, der mit
ſeiner Maſchine vor Pillau im Meer lag. Auf dem Rückflug nach
Danzig trafen wir beſſeres Wetter an, das dann auch bis
Frank=
furt a. d. Oder und Berlin anhielt.
Nach über zwölfſtündigem Fluge landeten wir gegen 8 Uhr
in geſchloſſenem Geſchwader in Berlin. Wir waren
begreiflicher=
weiſe von den Anſtrengungen ſehr mitgenommen, ſo daß wir wie
die Seeleute ſchwankten, als wir wieder feſten Boden unter den
Füßen fühlten. Bis die Maſchinen verſorgt waren und wir uns
die notwendige Reſtauration hatten zuführen können, war es
be=
reits 1 Uhr geworden, ſo daß uns nur 3—4 Stunden Schlaf
übrig=
blieben.
Am zweiten Tag.
flogen die großen Maſchinen erſt nach Wyk auf Föhr, wir anderen
flogen bei leichtem Bodennebel direkt nach Bremen ab, trafen
aber 20 Kilometer vor Bremen auf eine ſo dicke Nebeldecke, daß
wir auf 15—20 Meter Höhe über dem Boden herabgehen mußten.
Wir brauſten über die Viehweiden, brachten die Viehherden in
ungeheure Aufregung und hatten alle Mühe, die Maſchinen über
die plötzlich auftauchenden Kirchtürme hinweg zu bringen. In
dieſer Gegend erreichte Poß ſein Geſchick, der gegen einen
Kirch=
turm raſte und mit ſeinem Beobachter den ſofortigen Tod fand.
In Bremen wurde, da ſehr ſchlechte Wettermeldungen aus dem
Münſterland vorlagen, und alles unter dem Eindruck des
tra=
giſchen Todes von Poß ſtand, ein einſtündiges Startverbot
er=
laſſen. Dann wurde uns mitgeteilt, daß in Münſter nur eine
Viertelſicht ſei, daher größte Vorſicht geboten wäre. Trotzdem
ſtarteten wir und ſtießen durch die Wolkendecke. Wir flogen in
1000 Meter Höhe, währenddem ſich die Wolkendecke unter uns
völ=
lig ſchloß. Es war ein gefährliches, man kann ſagen, das
gefähr=
lichſte Fliegen, denn wir hatten keine Funkveilung und, wie
ein=
gangs bereits erwähnt, kein Blindfluggerät, und waren allein
auf unſeren Kompaß angewieſen. Wir erfuhren ſpäter, daß die
Wolken bis auf den Boden niederhingen. Zum Glück erteilten
uns die Beobachter in jeder Stunde den richtigen Kompaßkurs,
was für ihre Geeignetheit ſpricht. Nach einſtündigem Flug trafen
wir auf ein Wolkenloch, durch das wir in raſendem Sturzflug aus
tauſend Meter Höhe hindurchſlivten. Erſt in 30 Meter Höhe
wa=
ren wir unter der Wolkendecke über einem großen Heidemoor.
Wir konnten feſtſtellen, daß wir den richtigen Kurs hatten und
landeten kurz darauf in Münſter. Ueber das weſtfäliſche
Indu=
ſtriegebiet ging es dann weiter nach Düſſeldorf, nach wie vor war
die Sicht ſchlecht, das Ueberfliegen zahlreicher Schornſteine und
Starkſtromleitungen erforderte größte Aufmerkſamkeit. Kurz vor
dem Flughafen Düſſeldorf war die Sicht wiederum ſo ſchlecht, daß
wir gezwungen waren, von der Rheinſeite aus auf Umwegen den
Landungsplatz anzufliegen. Der Rückflug ging über das
Induſtrie=
gebiet nach Hannover, von dort über Magdeburg wiederum nach
Berlin; ab Hannover war endlich das Wetter beſſer geworden.
Infolge des Bremer Startverbotes landeten wir erſt in der
Dun=
kelheit in Berlin.
Der dritke Tag
führte uns zunächſt nach Schkeuditz, das uns ja ſchon von unſerem
Anflug her bekannt war. Hier wurde wiederum ein Startverbot
von mehr als zwei Stunden erlaſſen, da von dem nächſten
Lande=
platz, Rudolſtadt, dichter Bodennebel gemeldet war. Die Piloten
benutzten die unwillkommene Pauſe zu einem willkommenen
Früh=
ſtück. Dann ging es friſchgeſtärkt nach Rudolſtadt und von dort
in etwa zweiſtündigem Flug nach, Darmſtadt. Die Heimatſtadt
empfing uns mit ſo ſchönem Wetter, wie wir es bislang während
des ganzen Fluges noch nicht hatten. Die Pauſe hier konnte nur
ganz kurz ſein, da noch die größte Teilſtrecke über Mannheim,
Nürnberg, Dresden zu bewältigen war. Wir hatten zeitweiſe, ſo
über dem Fichtelgebirge und die Sächſiſche Schweiz, mit ſchweren
Böen zu kämpfen, doch war gerade dieſer Flug unvergeßlich, weil
er landſchaftlich wundervolle Bilder bot. Kurz vor dem Ziel, bei
dem Notlandeplatz Altengrabow, hatten wir noch einmal Pech:
unſere 8 9 erlitt beim Landen einen leichten Fahrgeſtellſchaden.
Es war uns um ſo ärgerlicher, weil 8 9 uns bereits am zweiten
Tag wieder erreicht hatte, und von da an alles glatt gegangen
war. Jetzt verlor unſer Geſchwader koſtbare Punkte, weil wir in
gemeinſamer, faſt einſtündiger Arbeit den Schaden behoben. Das
Dauerpech, von dem 8 9 verfolgt war, verhinderte, daß wir die
Placierung bekamen, die uns nach der reinen Leiſtung zuſtand:
während wir ſonſt alle unter den erſten zwanzig geweſen wären,
konnten wir jetzt nur den 17., 40., 67. und 75. Platz erreichen. Ich
hatte noch beſonderes Pech, da ich einesteils mich an das
Ge=
ſchwader halten mußte, andererſeits dadurch aber die
Höchſtge=
ſchwindigkeit meiner Maſchine, die ſchneller war, wie die der
an=
deren in unſerem Geſchwader, nicht ausnutzen konnte. Nicht
un=
erwähnt will ich laſſen, daß wir zum Schluß noch ein allgemein
anerkanntes Bravourſtückchen vollbrachten, indem wir bei
ſtock=
dunkler Nacht in geſchloſſenem Geſchwader in Berlin landeten.
Der Deutſchlandflug war für alle, die an ihm teilnehmen
durften, ein unvergeßliches Erlebnis, und ſelbſt ich, der ich auf
eine 22jährige praktiſche Fliegertätigkeit zurückblicken kann, werte
ihn als eine meiner ſchönſten fliegeriſchen Erinnerungen. Wie
groß die Anforderungen waren, geht aus der Tatſache hervor, daß
von 150 Bewerbern nur 125 ins Rennen gingen, von denen 92
durchhielten und 74 als Punktſieger erklärt wurden. Dieſer Flug
war für mich außerdem die Vorprüfung zu dem nächſtjährigen
Europaflug, an dem ich teilzunehmen gedenke.
Tageskalender für Dienstag, den 5. September 1933.
Union: „Saiſon in Kairo”; Helia: „Der Judas von Tirol”;
Palaſt: „D
rrin von Atlantis”.
Seite 6 — Nr. 246
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 5. September 1933
BuRRUS!
Der Lebensrekker.
Vor einigen Tagen wurde aus Mainz gemeldet, daß dort ein
Nichtſchwimmer in den Rhein ſprang, um ſeinem des
Schwim=
mens kundigen Freund, der ihn retten wollte, zur
Rettungs=
medaille zu verhelfen; aber die Schwimmkunſt des
Rettungs=
medaillenanwärters war ſo gering, daß beide gerettet werden
mußten. In der Meldung war nicht geſagt, wie der das
Rettungswerk vollbringende Mann die Sache anpackte, ob etwa
ſo, wie in einem ähnlichen Fall mein Freund Guſtav;
Guſtav war vor ein paar Jahren ein kleiner Herrgott am
Altrhein; er hatte das ſchönſte Außenbordmotorboot und war
immun für Schnakenſtiche. Toller Burſche, dieſer Guſtav! Er war
auch einmal ſo ein Lebensretter — aber er will nichts davon
wiſſen: es ſei gar keine Lebensrettung geweſen, ſondern
ledig=
lich eine Glanzleiſtung ſeines berühmten Mundwerks.
Da ſprang nämlich ein Fräulein ins Waſſer und ſchrie
mör=
derlich; es hatte Streit mit einem jungen Mann, der
Nicht=
ſchwimmer war. Der ſprang dem Fräulein nach, um es zu retten.
Aber erſtens konnte das Fräulein ſchwimmen, und zweitens
ſchrie es nicht um Hilfe, ſondern ſchimpfte nur. Schnell wurden
die Rollen getauſcht: das Fräulein verſuchte, den jungen Mann
zu retten. Aber der junge Mann benahm ſich ungeſchickt, wie es
Ertrinkende tun; ſo gerieten die beiden in Gefahr, zuſammen
umzukommen.
Guſtav, der mit ſeinem Außenbordmotorboot gerade in der Nähe
war und das Theater beobachtet hatte, ſprang ins Waſſer, trennte
die beiden und hielt erſt einmal dem Fräulein eine Moralrede
mit den furchtbarſten Superlativen und Titulierungen.
Wäh=
rend dieſer Minute ließ er den jungen Mann ab und zu unter
Waſſer puſten, um ihn ab und zu wieder aus der Todesangſt zu
erlöſen . .. dann ſchrie er ihn an, wie noch kein Feldwebel einen
Rekruten kommandiert hat: „Jetzt ſchwimmſt du Rieſenroß!” Und
das „Rieſenroß” lernte auf Kommando ſchwimmen und kam ans
Ufer”
Wahrſcheinlich iſt der Mainzer Lebensretter kein
Mundwerk=
meiſter wie Guſtav, ſondern ein Held, der die Rettungsmedaille
zu Recht verdient. Der verunglückte Rettungsmedaillenanwärter
aber verdiente zu Recht, Guſtav vor das Mundwerk zu kommen
— Guſtav würde das rechte Wort ſchon finden!
Der 33. Verbandstag des Landesverbandes der
Kondikoren=Innungen Heſſens, Sit Darmſtadk.
fand unter dem Vorſitz des Konditormeiſters W. Barth im
Fürſtenſaal zu Darmſtadt in Anweſenheit zahlreicher Ehrengäſte
bei reger Beteiligung aus dem ganzen Lande ſtatt. U. a waren
erſchienen; der Präſident des Deutſchen Konditoren=Bundes,
Funk=Kaiſer=Berlin der Vorſitzende Schuſter vom Bad.
Verband, der Vorſitzende des Gaues 10 des Heſſ.
Gaſtwirtegewer=
bes, Herr Döring. Herr Kreisleiter Schmidt von der NS.=Hago,
die Vorſitzenden der Innungen von Mainz und Worms, viele
Kollegen aus Oberheſſen und Starkenburg ſowie die Jungmeiſter.
In einer herzlich gehaltenen Anſprache des Vorſitzenden kam
zum Ausdruck, daß wir im Geiſte des Kanzlers Adolf Hitler zu
opferwilliger Mitarbeit alle Kräfte zuſammenhalten müſſen, um
das Handwerk insbeſondere das Konditorenhandwerk, wieder
auf die alte Blüte zu bringen. Seine Ausführungen wurden mit
Begeiſterung aufgenommen.
Bei Beratung der umfangreichen Tagesordnung wurden in
erſter Linie Berufsfragen behandelt, wobei der Bundespräſident
Funk=Kaiſer nach Dankesworten die Sonntagsarbeit im
Kondi=
torgewerbe beſprach und ſie als eine Eriſtenzfrage
bezeich=
nete, da gerade an den Sonntagen der Bedarf an
Landesproduk=
ten im Konditorgewerbe ein ganz außerordentlicher ſei, zumal an
Milch allein etwa 3 Millionen Liter zur Herſtellung von Eis,
Creme, Schlagſahne uſw. zur Verwendung kommen, wegen ihrer
leichten Verderblichkeit könnten die Waren nicht früher hergeſtellt
werden. Alles werde kalt bearbeitet, Backen komme nicht in
Frage. Nur an Sonntagen habe der kleine Beamte und
Arbei=
ter die Möglichkeit, ſich eine billige Abwechſlung und Erfriſchung
bei der Ernährung zu gönnen. Hierbei ſei nicht zu überſehen,
daß in den Betrieben der Konditoren 60 000 Angeſtellte
beſchäf=
tigt werden, die zum großen Teil brotlos werden, falls ein
völli=
ges Verbot der Sonntagsarbeit eintrete. Er beſprach noch
wei=
tere Organiſationsfragen und ſchloß mit einem freudig
aufge=
nommenen Sieg=Heil auf Adolf Hitler
Der Vorſitzende des Bad. Verbandes, Koll. Schuſter trat für
eine geſchloſſene Zuſammenarbeit, beſonders der ſüddeutſchen
Verbände, ein.
Der Vorſitzende des Gaues 10 des Heſſ. Gaſtwirteverbandes,
Herr Döring, beſprach die Richtlinien des
Reichseinheitsverban=
des und die Stellung des Konditorengewerbes mit Ausſchank.
In kraftvoller Zuſammenarbeit müſſe der Aufſtieg unterſtützt
werden, doch gelte es auch, die geeigneten Führer an die richtige
Stelle zu ſetzen. Seine Worte fanden lebhafte Zuſtimmung
Innungsführer Grün=Mainz hielt ein ſehr lehrreiches
Refe=
rat über die „Arbeitsbeſchaffung im kleinen”, das ſtark begrüßt
wurde.
Kreisleiter Schmidt von der NS.=Hago behandelte in einem
anregenden Vortrag die Richtlinien, die zum Aufbau des
Hand=
werks des Handels und Gewerbes genau befolgt werden müßten.
und fordert von den Innungsführern, daß ſie ihre ſchwere
Auf=
gabe in natſoz. Geiſte und enger Verbundenheit und
Gemein=
ſchaft mit der Hago zur Erneuerung des Vaterlandes und zum
Segen des Handwerks zuſammenarbeiten. Auch er fand lebhafte
Zuſtimmung.
Vorher wurde der Kaſſenbericht durch Herrn Schnitzler
vor=
getragen und wurde ihm durch den Vorſitzenden für ſeine
ge=
wiſſenhafte Arbeit herzlicher Dank ausgeſprochen. Auch Herrn
O. Wolf, der die Altmeiſterhilfe zu allgemeiner Zufriedenheit
führt wurde herzlicher Dank zuteil.
Zum Schluß der recht anregend verlaufenen Tagung gab der
Verbandsführer Barth noch einmal ſeiner Anerkennung für die
geleiſtete Arbeit Ausdruck und hob die enge Zuſammenarbeit im
Geiſte Adolf Hitlers zwiſchen Meiſtern, Geſellen und Lehrlingen
hervor. Mit einem dreifachen Sieg=Heil auf den Führer Adolf
Hitler, in das lebhaft eingeſtimmt wurde, und dem Horſt=Weſſel=
Lied wurde die von nationalem Geiſte getragene Tagung
ge=
ſchloſſen.
Totengedenkfeier der Concordia 1883. Der
Männergeſang=
verein Concordia, der am 9. ds. Mts ſein 50jähriges Beſtehen
feiert, hatte ſich zu einer eindrucksvollen Gedenkfeier ſeiner
ge=
fallenen und verſtorbenen Mitglieder auf dem alten Darmſtädter
Friedhof verſammelt. Am Grabe Oskar Scheidhauers hatte der
Chor Aufſtellung genommen und mit dem Schottiſchen
Barden=
chor. Stumm ſchläft der Sänger” die Feier eingeleitet. Hierauf
ergriff Herr Wilhelm Wißmann das Wort zu einer zu Herzen
gehenden Rede, wobei er insbeſondere der in Feindesland
ruhen=
den Mitglieder gedachte. Dann begaben ſich die Teilnehmer nach
dem Waldfriedhof, wo am Grabe unſeres unvergeßlichen Richard
Etzold die Feier ihre Wiederholung fand und ebenfalls eine
Kranzniederlegung erfolgte
Reichsbund ehemaliger Militärmuſiker, Ortsverein
Darm=
ſtadt e. V. Zu der heutigen Monatsverſammlung im
Vereins=
lokal werden die Kollegen dringend eingeladen, da wichtige
Fra=
gen über die Zukunft der deutſchen Militärmuſiker zur Beratung
ſtehen, die auch für die dem Bund bisher nicht angehörenden
Kollegen von großer Bedeutung ſind; auch deren Beſuch iſt daher
ſehr erwünſcht.
v. Gewährung von Eheſtandsdarlehen=Erweiterung. Ab
3. Juni rückwirkend gilt: Solche Gewährung erfolgt auch, wenn:
1. die Ehe zwiſchen 1. Juni 1932 und 2. Juni 1933 geſchloſſen iſt
und die Ehefrau zwiſchen 1. Juni 1928 und 31. Mai 1933
minde=
ſtens ſechs Monate lang im Inland im Arbeitnehmerverhältnis
ſtand; 2. wenn letzteres in der Beſchäftigung im Haushalt oder
Betrieb von Verwandten aufſteigender Linie beſtand und infolge
der Aufgabe dieſes Verhältniſſes die Einſtellung fremder
Arbeits=
kraft nachweislich erfolgt iſt. Im übrigen müſſen zu 1. und 2.
alle ſonſtigen Vorausſetzungen gegeben ſein. Ausnahmsweiſe
können die Darlehen auch gewährt werden, wenn die geſetzlichen
Vorausſetzungen nicht gegeben ſind, jedoch mit dem Darlehen der
Zweck des Geſetzes erreicht wird und Mittel für ſolche Darlehen
aus dem Aufkommen an Eheſtandshilfe zur Verfügung ſtehen.
Aus der Tätigkeit der Polizei.
An Fleiſchvergiftung geſtorben. — Ein Sterbegeldkaſſierer fälſchk Quikkungsformulare für Sterbefälle,
um zu Geld zu kommen. — Schweres Nokzuchtverbrechen.
Der Polizeibericht.
Ungetreuer Kaſſierer. Wegen fortgeſetzter ſchwerer
Urkunden=
fälſchung und Betrugs wurde der Kaſſierer der Sterbekaſſe der
Johannesgemeinde, der 30jährige, mehrfach einſchlägig
vorbe=
ſtrafte Handlungsgehilfe Otto Döll aus Darmſtadt
feſtgenom=
men. Der Feſtgenommene, der bei Sterbefällen die Umlagebeträge
der Sterbekaſſemitglieder einzukaſſieren hatte, ließ ſich in
mehre=
ren Druckereien unrechtmäßigerweiſe etwa 10 000
Quittungsfor=
mulare für Sterbefälle anfertigen und fingierte Namen
aufdruk=
ken. Für die Druckkoſten ließ er die Vertragsſchreiner der Kaſſe
aufkommen. Von den gefälſchten Sterbegeldquittungen, die
ſämt=
lich die gefälſchte Unterſchrift des Rechners trugen, machte D.
reichlich Gekrauch. Die unrechtmäßig erworbenen Beträge, deren
Höhe noch nicht feſtgeſtellt iſt, dürften eine beträchtliche Summe
ausmachen. Daneben nahm D. ſatzungswidria Leute über 60
Jahre in die Kaſſe auf, und datierte deren Geburtsdatum zurück,
um in den Beſitz der Aufnahmeproviſion zu kommen. Als ihm die
Tätigkeit als Kaſſierer entzogen wurde, kam er auf den Gedanken,
für eine arme achtköpfige nationalſozialiſtiſche Familie zu
ſam=
meln. Der Schwindel kam aber rechtzeitig heraus und die
Krimi=
nalpolizei nahm ſich des Betrügers an. Wer wurde ebenfalls
ge=
ſchädigt?
Brand in Heubach. In der Nacht zum Sonntaa brach auf dem
Boden des Wohnhauſes eines Landwirtes in Heubach Feuer aus,
das glücklicherweiſe rechtzeitig von dem Nachtwächter entdeckt und
gelöſcht werden konnte. Nach den ſofort gemachten Entdeckungen,
iſt mit Beſtimmtheit Brandſtiftung anzunehmen. Die
ſtaats=
anwaltlichen Ermittelungen ſind eingeleitet.
Tragiſcher Tod. Am Samstag verſtarb plötzlich der
Schuh=
macher Philipp Körner aus Reinheim. Nach den behördlichen
Feſiſtellungen hat K. Fleiſch genoſſen, das nicht mehr einwandfrei
geweſen war. Der Verdacht wird dadurch beſtärkt, daß der Hund
des Verſtorbenen, der von demſelben Fleiſch gefreſſen hat,
eben=
falls an Vergiftungserſcheinungen derartig erkrankte, daß er
ge=
tötet werden mußte. Die Leiche des Verſtorbenen wurde
beſchlag=
nahmt. Die ſofort eingeleiteten kriminalvolizeilichen
Ermittelun=
gen laſſen mit großer Wahrſcheinlichkeit darauf ſchließen, daß der
Tod des K. und ſeines Hundes tatſächlich auf den Genuß von
ver=
dorbenem Fleiſch zurückzuführen iſt. Inwieweit ein fahrläſſiges
Verſchulden dritter Perſonen in Frage kommt, müſſen die
weite=
ren Ermittelungen ergeben.
Wer war der Täter? Am Sonntag zwiſchen 12 und 13 Uhr
wurde in der Nähe von Winterkaſten von einem unbekannten
Täter an einer 51jährigen Ehefrau aus Lindenfels ein
Notzuchts=
verbrechen verübt. Der Unmenſch ſprang aus dem Wald und
über=
fiel die ahnungslos vorübergehende Frau. Nach vollendeter Tat
flüchtete der Sittlichkeitsverbrecher durch den Wald in der
Rich=
tung Neunkirchen Perſonen, die ſachdienliche Angaben machen
können, wollen bitte umgehend die nächſte Polizeiſtelle
benachrich=
tigen. Beſchreibung des Täters: etwa 35—40 Jahre alt, etwa 1,70
Meter groß, dunkle Haare, dunkler ſtarker Schnurbart, hatte
kei=
nen Kragen und trug dunkelbraunen Kittel.
Tödliche Folgen Im Stadtkrankenhaus Darmſtadt verſtarb
in der Nacht zum Montag eine 29jährige Ehefrau aus
Gerns=
heim. Nach den ärztlichen Feſtſtellungen ſteht das Ableben im
Zu=
ſammenhang mit unerlaubten Eingriffen. Dieſer Fall zeigt
wie=
der, welche ernſte Folgen ein unbefugter Eingriff von
fachun=
kundigen Perſonen nach ſich zieht.
Hühnerdiebſtahl. In der Nacht zum Samstag erbrachen
un=
bekannte Diebe die Türe einer Gartenhütte auf einem
eingefrie=
digten Grundſtück in der Nähe des Marienhoſpitals und ſtahlen
daraus 4 Junghühnr, 2 Jungenten und 1 Stallhaſen. Aus den
vorhandenen Blutlachen ließ ſich feſtſtellen, daß die Tiere vor der
Hütte abgeſchlachtet wurden. Wer kann Angaben machen?
Aus den Darmſtädter Lichtſpieliheakern.
Reſi=Theater
läßt zur „Saiſon=Eröffnung” einen Hans=Albers=Film in
Erſt=
aufführung laufen, der frohe, ausgelaſſene Stimmung bei allen
Beſuchern hervorzaubert. Hans Albers, der „Hans im Glück”
in dem luſtigen Tonfilm „Heut kommt’s drauf an” quirlt
nur ſo durch den Film, iſt in übermütigſter Laune und vollführt
die neckigſten Kunſtſtückchen. Als Dirigent der Weintraub=
Syncopators tritt er in erfolgreiche Konkurrenz mit anderen
vor=
züglichen Muſikkapellen ſingt tanzt und ſpielt, daß es nur ſo
eine Freude iſt, und hilft ſchließlich noch einen üblen
Quertrei=
ber entlarven und die Chancen ſeiner dunklen Partnerin Luiſe
Rainer zu ihrem und ſeinem Glück zum Guten zu wenden.
Eine flüſſige Handlung in der Muſik, die bezwingende Filmkunſt
eines Hans Albers, eine große Reihe guter Filmkünſtler und
Filmkünſtlerinnen, die alle nur auf Fröhlichkeit abgeſtellt ſind,
vermitteln einige heitere Unterhaltungsſtunden. — Neben dieſem
erfolgreichen Film „Heut kommt’s drauf an” läuft noch ein ſehr
reichhaltiges Beiprogramm.
Im Union=Theater läuft heute unwiderruflich zum letzten
Male das entzückende Ufa=Luſtſpiel der neuen Produktion „
Sai=
ſon in Kairo” mit Renate Müller. Willy Fritſch, Leovoldine
Kon=
ſtantin und Guſtav Waldau. Dazu das erſtklaſſige
Beipro=
gramm.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht, man heute zum letzten
Male das neue packende Filmwerk „Der Judas von Tirol” nach
dem Kammerſpiel von Schönherr dem berühmten Tiroler
Bauerndichter. Jugendliche haben Zutritt.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male den
ſpannenden Abenteurer=Tonfilm „Die Herrin von Atlantis” mit
Brigitte Helm in der Titelrolle und Guſtav Dießl. Mathias
Wiemann u. a. in weiteren Rollen. Im reichhaltigen
Beipro=
gramm: „Die ſteinernen Wunder von Naumburg”,
Dinein im oie H. 2. Bonswohtfahrt
um die Not der Armſten zu
lindern!
* Akkordeon=Virkuoſen im Café zur Oper.
Die beiden Sewalds, die geſtern im Café zur Oper
gaſtierten, verdienen voll und ganz den guten Ruf, der ihrem
Auftreten in Darmſtadt vorausging. Die zahlreiche Hörerſchaft,
die den Darbietungen der beiden Virtuoſen mit von Vortrag zu
Vortrag ſich ſteigernder Anteilnahme folgten, geizten nicht mit
Beifall. Und wahrhaftig, die Künſtler beherrſchen ihre
Inſtru=
mente ſpielen mit vollendeter Virtuoſität. Ob es ſich um
klaſ=
ſiſche Muſik oder um moderne Schlager handelt, das
Zuſammen=
ſpiel und das Gefühl für Rhythmik iſt, ihnen in ſeltenem Maße
eigen, und immer wieder überraſcht die einzigartige Technik.
Wenn ſich die Sewalds mit ihren künſtleriſchen Leiſtungen ſchnell
in die Herzen ihrer Hörer hineingeſpielt haben, ſo braucht das
nicht zu wundern, und das heutige letzte Gaſtſpiel wird ihren
Erfolg ſicher noch vergrößern
Milchpreisfeſtſehung im Rhein=Main=Gebiek.
Der Landesbauernpräſident veröffentlicht eine Anordnung
betr. die Milchpreiſe im Verbandsgebiet des
Milchverſorgungs=
verbandes Rhein—Main. Hiernach betragen die Preiſe für
Fla=
ſchenmilch: a) in Orten mit einem Kleinverkaufspreis, von
0.26 RM. je Liter für gewöhnliche Vollmilch, für vaſteuriſierte
Vollmilch 0,28 RM. und für Markenmilch 0,30 RM. je Liter;
h) in Orten mit einem Kleinverkaufspreis von 0.24 RM. je Liter
für paſteuriſierte Vollmilch 0,26 RM., für Markenmilch 0,28 RM.
je Liter: c) in Orten mit einem Kleinverkaufspreis bis zu.
0,22 RM. je Liter: für paſteuriſierte Vollmilch 0,24, für
Marken=
milch 0,26 RM. je Liter. — Die Preiſe für Halbliter= und
Vier=
telliterflaſchen ſtellen ſich für offene Vollmilch wie folgt:
Halb=
literflaſchen; paſteuriſierte Vollmilch 0,14 RM., Markenmilch
0 15 RM.; Viertelliterflaſchen: paſteuriſierte Vollmilch 0,07 RM.,
Markenmilch 0,08 RM. Für den Vertrieb von Viertelliterflaſchen
in Schulen, Kantinen und dergleichen darf eine Vergütung für
den Verteiler gewährt werden, die 0.05 RM. je Viertelliter nicht
überſteigt.
— Der Tierſchutzverein für Heſſen hält heute abend im
Für=
ſtenſaal, Grafenſtraße, ſeine Zuſammenkunft ab. Es ſprechen die
Herren Studienrat Veith über praktiſche Tierſchutzarbeit (mit
Lichtbildern) und Prof. Dr. Spilger über Tierſchutz im
Heſſi=
ſchen Heimatbund. Mitglieder und Tierfreunde ſind eingeladen.
Eintritt frei.
Aus der NSDAP.
* Steuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. September 1933.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. September: Letzter Tag für die Entrichtung des
Schulgel=
des für die Darmſtädter höheren Schulen und die
gewerb=
lichen Fortbildungsſchulen für den Monat Auguſt 1933 an
die Stadtkaſſe (Schonfriſt bis 11. September 1933.)
5. September: Abgabe der Beſcheinigung an die
Finang=
kaſſe, daß die Summe der im Auguſt 1933 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im Auguſt 1933
einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt. (Keine
Schon=
friſt.)
5. September: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe, ſoweit
dieſe an die Finanzkaſſe abzuführen iſt.
5. September: Abführung der Eheſtandsbeihilfe und der
Lohnſteuer für die in der Zeit vom 16. bis 31. Auguſt
1933 erfolgten Lohnzahlungen. Falls die bis zum 15. Auguſt
1933 einbehaltenen Lohnſteuerbeträge den Betrag von 200
RM. nicht erreicht haben, im Ueberweiſungsverfahren
Ab=
führung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis 31.
Auguſt 1933 erfolgten Lohnzahlungen. (Keine Schonfriſt.)
5. September: Entrichtung der Bürgerſteuer, ſoweit dieſe
im Auguſt 1933 von den Arbeitgebern durch Lohnabzug
ein=
zubehalten und nicht bereits am 20. Auguſt 1933 abzuführen
war. (Keine Schonfriſt.)
5. September: Ablaufder Schonfriſt für die am 25. Auguſt
1933 fällig geweſene dritte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel)
auf die ſtaatliche Grundſteuer
Sondergebäude=
ſteuer und Gewerbeſteuer für das Rechnungsjahr
1933/34.
6. September: Vorlage der Aufſtellung der Deviſengeſchäfte,
die von einem Unternehmen mit genereller Genehmigung
zum Deviſenerwerb im Monat Auguſt 1933 getätigt
wor=
den ſind.
10. (11.) September: Anmeldung und Zahlung der
Börſenum=
ſatzſteuer, ſoweit dieſe im Abrechnungsverfahren zu
ent=
richten iſt.
10. (11.) September: Ablauf der Schonfriſt für die
Ent=
richtung des Schulgeldes für die höheren Darmſtädter
Schulen und die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den
Monat Auguſt 1933 an die Stadtkaſſe.
10. (11.) September; Umſatzſteuer=Voranmeldung und
Vor=
auszahlung für die monatlichen Zahler für den Monat
Auguſt 1933. (Schonfriſt bis 18. September 1933.)
10. (11.) September: Einkommenſteuer=Vorauszahlung für
das 3. Kalendervierteljahr 1933. Nicht für Landwirte!
(Keine Schonfriſt.)
10. (11.) September: Körperſchaftsſteuer=Vorauszahlung
für das 3. Kalendervierteljahr 1933. Nicht für Landwirte!
H. W. Wohmann.
(Keine Schonfriſt.)
Orpheum. — Max=Adalbert=Gaſtſpiel. Für Samstag, den
9. September, ſteht ein weiteres außergewöhnliches Gaſtſpiel
be=
vor: Max Adalbert, der bekannte und wohl populärſte Bühnen=
und auch Filmkomiker, mit weiteren bekannten
Bühnenkünſt=
lern, Karlheinz Klubertanz, Hertha von Walther, Ernſt
Pitt=
ſchau. in dem erfolgreichen Luſtſpiel „Eine Frau um jeden
Preis”. — Das Enſemble hatte vor wenigen Tagen in
Frank=
furt glänzende Erfolge. Weitere Mitteilungen folgen.
Der Bezirksobmann des NS.=Lehrerbundes, Bezirk
Beerfelden, teilt mit:
6. September, nachmittags 2 Uhr, Bezirksverſammlung im
Schulhauſe Beerfelden. Vortrag von Pg. Schullermann:
Aus=
wirkung der nationalſozialiſtiſchen Revolution im Hinblick auf
die Schule. Vortrag von Pg. Jeckel: Der Ständeſtaat im
Drit=
ten Reich. Verſchiedenes.
B. D. M. Alle Darmſtädter B. D. M.=Führerinnen haben
am Dienstag, 5. Sept., 20,15 Uhr, in der neuen Gauleitung,
Alexanderſtraße 27, zu erſcheinen.
„Vereinskalender.
— Deutſcher Offizierbund Zur Offizierverſorgung
gehören alle die Verſorgung und amtliche Fürſorge betreffenden
Angelegenheiten ſämtlicher ehemaliger aktiver Offiziere und
ehemaliger Offiziere des Beurlaubtenſtandes (alſo auch der
Nicht=
kriegsbeſchädigten), ſowie der Hinterbliebenen beider
Offizier=
arten. Leiter der Abt Offizierverſorgung (Oberſt v. Rauch) der
Reichsleitung der NSKOV. in Berlin W 35, welche
vorausſicht=
lich in einigen Monaten eine Körperſchaft des öffentlichen Rechts
werden und auch einen Teil der Kriegsbeſchädigtenfürſorge
über=
nehmen wird. Alle Offiziere der alten Armee werden
aufgefor=
dert, der NSKOV. beizutreten. Von den Landesverbänden und
Ortsgruppen Offizierverſorgungsabteilungen werden nur die
D.O.B.=Mitglieder betreut. — Für N. S.K.O.V. läßt man ſich
ein=
ſchreiben (Dienstag und Freitag 3—6 Uhr nachm. in
Darm=
ſtadt, Eliſabethenſtraße 29 1) als Mitglied. Monatsbeitrag 90 Pf.
wird einkaſſiert. Zeitung frei geliefert. — D.O.B.=Mitglieder
brauchen 1 Mark „Eintritt” nicht zu bezahlen. Im Todesfall,
nachdem Eintritt nach drei Monaten, 100 Mark Sterbegeld.
Deutſche Kriegsopfer=Verſ.=N.S.=Monatsſchrift auf dem D.O.B.=
Zimmer zu haben. Bei den N.S. K.O.V.=Ortsgruppen
anzu=
fordern.
Runſtnofizen.
Ueber Werte, Künſſier oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwähnung
geſchiebt, behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
A. Schröer=Mundſchenk veranſtaltet mit ihrem Schülern am
Mon=
tag, den 11. September, abends 8 Uhr, im Gartenſaal des Städt.
Saalbaues ein Schülerkonzert. Wie aus dem Programm erſichtlich.
werden außer Liedern auch Teile aus Oratorien und Opernarien
zu Gehör gebracht. Karten bei Arnold am weißen Turm. (Siehe
Anzeige.)
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen wirden
nſcht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlichkeit.
H. F. 1. Nein, dazu war die Bank nicht berechtigt, aber Sie
hätten gegen eine widerſprechende Buchung ſofort Einſpruch
er=
heben müſſen. Wenn Sie zudem den nächſten Halbjahresauszug
des Kontokorrents anerkannt haben, ſteht Ihnen dieſe
Tat=
ſache dergeſtalt gegenüber, daß Sie mit dem Einwand der nicht
ordnungsmäßigen Verwendung der geleiſteten Zahlungen nicht
durchdringen würden. 2. Falls die unwahren Tatſachen wider
beſſeres Wiſſen von der genannten Seite ausgeſtreut
wür=
den, was von Ihnen zu beweiſen wäre, könnten Sie nach
8 187/188 StGB. Privatklage erheben, und wenn die
Beleidi=
gung nachteilige Folgen für Ihr Fortkommen mit ſich bringt
(wie es nach den Angaben der Fall iſt), Buße bis zum Betrage
von 6000 Mark beanſpruchen.
Evangeliſche Jugend auf dem Heiligenberg.
b. Alljährlich findet auf dem Heiligenberg bei Jugenheim das
Singetreffen ſtatt, zu welchem der Landesjugendpfarrer
auch in dieſem Jahre eingeladen hatte. Weit über 700
Jugend=
liche waren ſeinem Rufe gefolgt. Gleich, ob HJ., BdM.,
Scharn=
horſt, Eichenkreuz oder Grünes Kreuz oder ſonſtige Jugend, ſie alle
bildeten eine Gemeinſchaft, um die alten und neuen Kampflieder
der Kirche zu erlernen. Vaterländiſche Lieder machten auch einen
Hauptteil des Programms aus. Mit Begeiſterung und Eifer
wurde geſungen: Wach auf, wach auf, du deutſches Land, du haſt
ſo lang geſchlafen. Kanons durften natürlich bei einem
Singe=
treffen nicht fehlen: „Lever dood as Slap” wurde vor Jahren ſchon
einmal gelernt. Am vergangenen Sonntag wurde es neu
gelernt. Die Pauſen wurden ausgefüllt mit Volkstänzen,
Wie immer bei evangeliſchen Jugendtreffen ſammelte ſich noch
ein=
mal die geſamte Jugend im Gotteshaus. Hier wurden die neu
erlernten Lieder dazu verwendet, die Liturgie wieder
auszugeſtal=
ten. Herr Landesjugendpfarrer von der Au legte ſeiner
An=
ſprache. Singet dem Herrn ein neues Lied!!” zugrunde. Er ſprach
von der Aufgabe der Singebewegung innerhalb der Jugend und
forderte auf zur Treue zum Evangelium und zur Kirche. Die
Eberſtädter Blockflötenzunft half den Gottesdienſt noch verſchönern.
Damit hatte das Treffen ſein Ende gefunden.
o. Erzhauſen, 4. Sept. Seit dem 1. Sept. befindet ſich die
hieſige Poſtagentur in der Bahnſtraße Nr. 121. Leiter wurde
der Kriegsbeſchädigte Heinrich Köhres. Der ſeitherige
Poſt=
agent W. Trautmann, der zugleich Gemeinderechner iſt, mußte die
Poſtagentur als Doppelverdiener aufgeben. — Zum
Schulverwal=
ter der neuen 7. Schulſtelle wurde Schulverwalter Laufer
aus Darmſtadt berufen. — Der am Waldesrand gelegene neue
Schießſtand des SA.=Schützenvereins konnte nicht, wie geplant,
am 3. September eingeweiht werden. Die Erdbewegungen
ver=
urſachten mehr Arbeit, als man angenommen hatte; ſo wird er
erſt Ende des Monats ſeiner Beſtimmung übergeben werden.
F. Eberſtadt, 4. Sept. Geburtstagsfeier der
Sieb=
zigjährigen. Im ſchön geſchmückten Saale „Zur Eiſenbahn”
(Schmitt) hatten ſich abends alle im Jahre 1863 Geborenen
hie=
ſiger Gemeinde zur gemeinſamen Feier ihres 70. Geburtstages
mit ihren Angehörigen und einer Anzahl geladener Gäſte
einge=
funden. Von ehemals 42 Kameraden ſind noch 27 am Leben. Die
Feier war ein Familienfeſt. Nach einer Tafel, deren Koſten zur
Freude aller einer der Geburtstagskameraden übernommen hatte,
begrüßte Herr Chriſtian Junker mit ſchlichten herzlichen
Wor=
ten die Gäſte und vor allem alle Kameradinnen und Kameraden.
Dabei gedachte er aller, die durch den Tod oder infolge des
Krie=
ges aus den Reihen des Jahrganges 1863 geſchieden ſind. Alle
Anweſenden hatten ſich zu ihren Ehren erhoben, die Muſik ſpielte
das „Lied vom guten Kameraden‟. Die Anſprache an die
Ge=
burtstagskinder hielt Pfarrer Weißgerber, der darauf
hin=
wies, daß jeder Tag, den ſie nun noch erleben dürften, ein
Ge=
ſchenk Gottes ſei. Den Begrüßungsprolog ſprach Fräulein
Hal=
ler. Sie und Frau Babette Pfeiffer, mit der ſie ſpäter das
Duett: „Eine goldene Hochzeit” ſang, durften für ihre
Mitwir=
kung Blumenſträuße entgegennehmen. Im Verlaufe des Abends
wurde bei den Klängen einer prickelnden Muſik (Leitung Herr
Meyer) noch mancherlei Humorvolles zur Unterhaltung
darge=
boten, noch mancherlei Reden gehalten, geſungen und getanzt.
F. Eberſtadt, 4. Sept. Feuerwehrinſpektion. Nach
dem Urteil des Kreisfeuerwehrinſpektors Karpfinger hat
unſere hieſige Freiwillige Feuerwehr, die heute einer eingehenden
Inſpektion unterzogen wurde, von neuem eine Probe der ihr
innewohnenden Diſziplin abgelegt und ihre Schlagkraft für den
Ernſtfall von neuem unter Beweis geſtellt. Pünktlich um 10 Uhr
konnte der Kreisfeuerwehrinſpektor die Meldung des
Komman=
danten Schäfer von dem Antritt der Wehr entgegennehmen.
Es ſchloß ſich zunächſt ein Fuß= und Geräteexezieren auf dem
Schulhofe an, das den vielen Zuſchauern unſere Wehr in tadelloſer
Verfaſſung zeigte. Dann rief die Alarmſirene zu einem
improvi=
ſierten Brandangriff, bei dem das Geſchäftshaus Oberſtraße 31
das von dem Kreisfeuerwehrinſpektor bezeichnete „Brandobjekt”,
war. Die Uebung verlief in exakter Weiſe und in der für den
Fall eines tatſächlichen Brandes gebotenen Eile. Nach der Uebung
zog die Wehr mit klingendem Spiel zum Rathaushof. Hier
ſpen=
dete der Kreisfeuerwehrinſpektor ihr und der zu der Uebung
zu=
gezogenen Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz für die
gezeigten Leiſtungen Dank und Anerkennung und zeichnete den
Geräteführer Daniel Leining für 25jährige Zugehörigkeit zur
Wehr durch Ueberreichung des von der heſſiſchen Regierung für
ſolche Fälle geſtifteten Dienſtabzeichens aus. Anſchließend nahm
Bürgermeiſter Dr. Uecker die Ehrung der drei Wehrmänner
Ludwig Haller, Karl Plößer 2. und Martin Schaaf vor,
denen er namens der Gemeinde das Ehrenzeichen für 20jährige
Wehrzugehörigkeit nebſt den entſprechenden Urkunden überreichte.
Cp. Pfungſtadt, 3. Sept Feuerwehrübung. Heute früh
hielten Freiwillige Feuerwehr und Pflichtfeuerwehr eine
gemein=
ſame Uebung ab, mit der die Einteilung der neu
aufgenomme=
nen Kameraden verbunden war
Ak. Nieder=Ramſtadt, 4. Sept. Vorſicht bei
Geſprä=
chen. Die Vorfälle in der letzten Woche, wo vier bis fünf
Per=
ſonen wegen unbedachter Aeußerungen gegenüber der nationalen
Bewegung bzw. der Führer in Haft genommen und dem Richter
vorgeführt wurden, mahnen zur Vorſicht. Wenn auch alle
Verhaf=
teten bis auf einen wieder aus der Haft entlaſſen wurden, ſo haben
ſie doch ein Strafverfahren zu gewärtigen, daß unter Umſtänden
mit recht ſchweren Strafen ausgehen kann.
50jähriges Jubiläum
des Evangel. Frauenvereins Arheilgen.
Dg. Arheilgen, 4. September.
In ſchlichter Weiſe beging der hieſige Evangeliſche
Frauen=
verein die Feier ſeines 50jährigen Beſtehens. Der Verein
wurde im Jahre 1883 gegründet und zählt heute über. 600
Mit=
glieder und iſt einer der ſtärkſten Frauenvereine. Während der
Zeit ſeines Beſtehens konnte der Verein neben der Pflege
evan=
geliſch=kirchlichen Gemeindelebens auf dem Gebiete chriſtlicher
Nächſtenliebe und ſozialer Fürſorge viel Gutes tun. — Für die
Mitglieder und eine Anzahl geladener Gäſte fand am Samstag
abend im Gemeindehaus eine Feſtfeier ſtatt. Nach kurzer
Be=
grüßung durch Herrn Pfarrer Grein ſprachen Herr
Beigeord=
neter Zeidler für die politiſche Gemeinde und Herr
Eichen=
auer für die kirchlichen Gemeindevereine, die dem Jubelverein
für ſein Wirken und Schaffen Anerkennung zollten und ihm ihre
beſten Wunſche zum Ausdruck brachten. Seitens der örtlichen
Vereine waren zahlreiche Glückwunſchſchreiben eingegangen, die
zur Verleſung kamen. Einen kurzen Rückblick über die Geſchichte
des Vereins gab Herr Pfarrer Grein. Im Mittelpunkt des
Abends ſtand der Feſtvortrag von Frau Prof. Heraeus, der
Vorkämpferin für die Sache der evangeliſchen Frauenwelt in
Heſſen, die ſich in leichtverſtändlichen Ausführungen über die
Bewegung der Frauenvereine, die Tätigkeit derſelben und die
Stellung der evangeliſchen Frau in der Gegenwart verbreitete.
Die Feier wurde umrahmt von muſikaliſchen Darbietungen des
Poſaunenchors. Im zweiten Teil des Abends brachten Mädchen
der evangeliſchen Jugend ein Spiel von Otto Bruder zur
Auf=
führung, betitelt „Die 10 Jungfrauen‟, Einfach und ſchlicht,
ohne beſondere Aufmachung, ſpiegelt dieſes Gleichnis die
Ge=
danken der Gegenwart wider und war recht eindrucksvoll.
Im Hauptgottesdienſt am Sonntag vormittag, an dem die
Frauen des Jubelvereins zahlreich teilnahmen, gedachte Herr
Pfarrer Grein in ſeiner Predigt der Jubelfeier beſonders.
Mit der Jubelfeier des hieſigen Vereins war das
Jahresfeſt des Kreisverbandes Darmſtadt=Land
evangeliſcher Frauenvereine
verbunden, das am Sonntag nachmittag ſtattfand. Gerade dieſes
Jahresfeſt war beſonders gut beſucht, und nicht weniger als
650 Frauen der Kreisvereine hatten, ſich hierzu eingefunden.
Eingeleitet wurde das Jahresfeſt mit einem Feſtgottesdienſt.
Infolge der überaus zahlreichen Teilnehmer (über 1000 Perſonen
waren verſammelt) reichte unſere geräumige Kirche nicht aus,
ſo daß der Gottesdienſt ins Freie verlegt werden mußte. Die
Feſtrede hielt Herr Pfarrer Wolf von der Paulusgemeinde
Darmſtadt und legte ſeiner Predigt den 46. Pſalm: „Dennoch
ſoll die Stadt Gottes fein luſtig bleiben mit ihren Brünnlein,
da die heiligen Wohnungen des Höchſten ſind” uſw. zugrunde.
Anſchließend geleitete der Poſaunenchor die Frauen nach dem
Gaſthaus. Zum weißen Schwanen” wo der Kaffee eingenommen
wurde. Nach der Pauſe gruppierten ſich die Teilnehmerinnen
zu einem Zuge, der ſich unter Vorantritt des Poſaunenchors durch
verſchiedene Ortsſtraßen nach der Kirche bewegte. Hier fand,
wiederum im Freien, eine ſchlichte Nachfeier ſtatt. Zunächſt
nahm Herr Pfarrer Grein das Wort, dankte den Frauen für
ihr zahlreiches Erſcheinen und machte geſchichtliche Ausführungen
über den Boden, auf dem alle verſammelt waren. Dann ſprach
Frau Pfarrer Schneider, die Vorſitzende des Kreisverbandes
Darmſtadt=Land evangeliſcher Frauenvereine. Sie überbrachte
dem Jubelverein die Glückwünſche des Kreisverbandes, dankte
für die Ausgeſtaltung des Jahresfeſtes beſonders aber den
hie=
ſigen Pfarrersleuten, und betonte, daß das Arheilger Feſt das
beſtbeſuchteſte Jahresfeſt ſei. In einer Anſprache wandte ſich die
Landesverbandsvorſitzende, Frau Prof. Heraeus, mit
ermah=
nenden Worten an die Feſtteilnehmerinnen, gab einen kurzen
Ueberblick über das Tätigkeitsgebiet der Frauenvereine und wies
auf die gegenwärtigen entſcheidungsvollen Tage im kirchlichen
Leben hin, das eine bedeutungsvolle Grundlage im Aufbau des
neuen Staates iſt. Ein ausführliches Referat über „
Evangeli=
ſcher Frauendienſt im deutſchen Volk, der Gegenwart” erſtattete
Herr Direktor Röhricht. Redner griff zurück auf die
Grün=
dung des Diakonieweſens, beleuchtete das Wirken und Wollen
Theodor Fliedners deſſen Schaffen richtunggebend für die
ge=
ſamte Innere Miſſion war, und ging dann in eingehenden
Aus=
führungen zu den Gegenwartsaufgaben der deutſchen
evangeli=
ſchen Frau über. Eingeleitet wurde die Feſtfeier, mit einem
Choral durch den Poſaunenchor, während der
Kirchengeſangver=
ein mit mehreren Chören die Feierſtunde umrahmte. Mit dem
gemeinſam geſungenen Liede Erhalt uns Herr bei Deinem
Wort”, fand die Feier ihren Abſchluß, und mit Kraftwagen,
Omnibuſſen und der Eiſenbahn begaben ſich die Feſtgäſte nach
ihren Heimatorten.
G. Ober=Ramſtadt, 4. Sept. Kirchweihe. Sonntag und
Montag fand hier die auch im weiten Umkreis beſtens bekannte
„Oberremſchter Kerb” ſtatt, die wie immer eine große Anzahl
auswärtiger Gäſte anzog. In nicht weniger als ſechs Sälen fand
Tanzmuſik ſtatt und auch die übrigen Gaſtſtätten hatten ſich zur
Bewirtung ihrer Gäſte beſtens gerichtet. In den
Nachmittagsſtun=
en des Sonntags herrſchte auf der Darmſtädterſtraße in der
Nähe des Marktplatzes ungeheurer Fremdenverkehr.
Dd. Klein=Bieberau, 4 Sept. Kirchweihe. Unſere
dies=
jährige Kerb war wider Erwarten ſehr gut beſucht. Das ſchöne
Wetter hat ſein gut Teil dazu beigetragen. In vier Wochen findet
die Nachkirchweihe ſtatt.
Großer Weinmarkk in Mainz.
Feſtſpiel „Ein Winzerfeſt von annodazumal”. — Hiſtoriſcher
Feſt=
zug „2000 Jahre Wein in Mainz”.
Be. Mainz, 4. Sept. In den Tagen vom 2. bis 4.
Septem=
ber wurde in Mainz wiederum ein Weinmarkt veranſtaltet, der
neben der eigentlichen Weinmeſſe die Aufführung eines
Frei=
lichtſpieles, einen großen prunkvollen Umzug, Kurzweil und
Volksbeluſtigungen aller Art brachte. Die Stadt hatte ihr
Feſt=
kleid angelegt. Mainz zeigte ſich wieder von ſeiner beſten Seite.
Ein Volksfeſt wurde gefeiert, das, gewachſen auf dem Boden der
Heimatliebe, zu den ſchönſten und glanzvollſten Veranſtaltungen
wurde, die es in den letzten Jahren in Mainz zu ſehen gab. Hier
entwickelte ſich das deutſche Weinfeſt, wie es ſich bodenſtändiger
und heimatverwurzelter gar nicht denken ließ. Kein Wunder,
daß ſich Fremde in großer Zahl eingefunden hatten, die in der
rheiniſchen Fröhlichkeit untertauchten und es handgreiflich
erleb=
ten, was es heißt, rheiniſchen Humor in ſeiner ganz beſonderen
Mainzer Prägung zu erleben.
Die Veranſtaltungen begannen mit dem Freilichtſpiel „Ein
Winzerfeſt in Mainz anno 1653” von dem Mainzer
Dichter Hans Ludwig Linkenbach, das auf dem Brand in
Anwe=
ſenheit der Behörden aufgeführt wurde. Die an einen
hiſtori=
ſchen Stoff ſich anlehnende Handlung ſpielt während der
Regie=
rung des Kurfürſten J. Ph. von Schönborn. Nach Schluß des
Spieles zogen ſämtliche Spielteilnehmer nach der Stadthalle, wo
in den Räumen der Weinmarkt ſeinen Anfang nahm. „Hier
ent=
wickelten ſich Bilder rheiniſch=raſſigen Lebens von bezaubernder
Kraft, Weinausſchänke des rheinheſſiſchen Weinhandels
wett=
eiferten mit den Straußwirtſchaften darum, den Fremden einen
Begriff beizubringen, was es heißt: „Komm, trink und lach am
Rhein . Beſondere Anziehungskraft übte der
Weinzungenwett=
ſtreit aus, ebenſo wie die hiſtoriſchen Weinſchänken, zwei von den
Mainzer Muſeen ausgeſtattete Räume, die eine mittelalterliche
und eine römiſche Weinſchänke zeigten. In der römiſchen
Wein=
ſchänke ſah es genau ſo aus wie vor 1900 Jahren, und ſelbſt die
Beleuchtung des Raumes erfolgte durch römiſche Oellampen.
Ferner wurde hier auch ein nach römiſcher Art gebackenes Brot
gereicht, das den Legionsſtempel trägt.
Der Hauptfeſttag brachte nach Frühſchoppen= und
Promena=
denkonzerten die Hauptattraktion des Feſtes, den großen
hiſtori=
ſchen Feſtzug „2000 Jahre Wein in Mainz”. Mehr als
1500 Perſonen nahmen daran teil, darunter die Mainzer
In=
nungen mit rund 1000 Mann. Dem Feſtzug lag der Gedanke
zugrunde, unter dem Motto „2000 Jahre Wein in Mainz” Mainz
als den Mittelpunkt des mittelrheiniſchen Weinbaues und
Wein=
handels zu feiern und zu zeigen, welche bedeutſame Rolle zu allen
Zeiten der Wein in der alten Rheinſtadt geſpielt hat. Dieſer
Gedanke wurde durch buntbewegte Gruppen iſtuſtriert, die mit
der Römerzeit begannen, über die Merowinger= und
Karolin=
gerzeit zum Mittelalter hinüberleiten, dann die
Reformations=
zeit und die Epoche des Dreißigjährigen Krieges illuſtrieren, um
ſchließlich das kurfürſtliche Mainz, die jüngſte Vergangenheit und
die Gegenwart widerzuſpiegeln.
f. Roßdorf, 4. Sept. Konzert. Das vom Muſikverein
Roß=
dorf im Saale „Zum Darmſtädter Hof” veranſtaltete nationale
Konzert war ein voller Genuß. Den Abſchluß des Programms
bildete der große Zapfenſtreich unter Mitwirkung des SA.=
Spiel=
mannszuges Roßdorf. — Langjährige Dienſte.
Faſelwär=
ter Friedrich Emig konnte am 1. d. M. auf eine 30jährige
Dienſt=
zeit bei der Gemeinde zurückblicken. Herr Emig hat ſeinen Dienſt
ſtets treu und gewiſſenhaft verſehen und ſich dadurch die
Beliebt=
heit ſeiner Vorgeſetzten und der ganzen Gemeinde erworben.
Ci Erbach, 4. Sept. Tagung der Ortsgruppe der
deutſchen Gaſtwirte. Der Gaugeſchäftsführer Herr Schlupp=
Darmſtadt behandelte in ſachlicher Weiſe die Notlage des
Gaſt=
wirtsgewerbes ſowie die Möglichkeiten einer Beſſerung unter
be=
ſonderer Berückſichtigung der viel zu hohen Bierſteuer, der
Neu=
konzeſſionierung, des Animierweſens, des Doppelverdienens u. dgl.
mehr und ſetzte ſich für eine Herabſetzung der Preiſe ein, die erſt
einen erhöhten Umſatz bringen könnten. Alle dieſe Fragen
könn=
ten aber nur im engſten Einvernehmen zwiſchen Gaſtwirt,
Brauerei, Behörde gelöſt werden. Herr Glenz dankte dem
Redner für ſeine trefflichen Ausführungen und begrüßte den
unterdeſſen eingetroffenen Vertreter der Kreisbehörde. Herrn
Re=
gierungsrat Dr. Helmreich, der größtmöglichſte Unterſtützung
zuſagte. Nach weiteren Ausführungen des Kreisführers, Herrn
Grasmück=Michelſtadt, und der Herren Schlupp und Repp
aus Darmſtadt, die teils noch der Klärung beruflicher, teils auch
organiſatoriſcher Fragen dienten, konnte Herr Glenz mit herzlichen
Dankesworten die ſo anregende Tagung ſchließen.
Bs. Rimhorn, 4. Sept. Am kommenden Sonntag, den 10
und Montag, den 11. September, wird hier das Kirchweihfeſt
gefeiert.
A-t. Goddelau, 4. Sept. Beerdigung von Karl Krug.
Unter überaus großer Beteiligung wurde der allzu früh
verſtor=
bene Zimmermeiſter Karl Krug zu Gabe getragen. Welch großer
Beliebtheit ſich der Dahingeſchiedene erfreute, zeigten die
zahl=
reichen Kranzniederlegungen der verſchiedenen
Berufsorganiſa=
tionen und Ortsvereine, zu deren führenden Perſonen er ſtets
zählte. Es legten Kränze nieder: der Ortsgewerbeverein durch
Herrn Hans Nold, der Kreisführer des Handwerks, Herr
Das=
bach=Groß=Gerau, der Bezirksverband der Zimmermeiſter, der
Kriegerverein, Odenwaldklub, Obſt= und Gartenbauverein und
die Nat.=Soz. Deutſche Arbeiter=Partei.
— Gernsheim 4. Sept. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 3. d. M.: —0,21 Meter, am 4. d. M.: —0,30 Meter
— jeweils morgens 5.30 Uhr.
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im 54. Lebensjahr.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Chriſtoph Lautenſchläger
Ernſt Ludwig Lautenſchläger
und Familie.
Darmſtadt, Derheim, Ernſthofen, Asbach, Neutſch,
(10804
Mackenſenſtr. 26, 3. September 1933.
Beerdigung: Mittwoch, den 6. September, nachm.
2 Uhr, auf dem alten Friedhof (Nied.=Ramſtädterſtr.
Statt Karten.
Für die wohltuenden Beweiſe herzlicher Teilnahme,
die uns bei dem Heimgange unſres lieben,
unver=
geßlichen Vaters, Schwiegervaters und Großvaters
Herrn
Georg Egner
zuteil wurden, ſagen hiermit unſeren innigſten Dank.
Georg Egner und Frau
Familie Gottfried Bundſchuh.
(10802
Darmſtadt, Hofmannſtr. 38
Mainz=Biſchofsheim, Lengfeld i. O., September 1933.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 246
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 5. September 1933
Reich und Ausland.
Der Komponiſt Richard Trunk
Ehrenbürger von Tauberbiſchofsheim.
Tauberbiſchofsheim. Geſtern fand in
unſerer reichgeſchmückten Stadt die in allen
Tei=
len glänzend und ſtark beſuchte
Hauptverſamm=
lung des Badiſchen Sängerbundes ſtatt. Dazu
hatte ſich auch unſer berühmter Landsmann
Pro=
feſſor Richard Trunk, der langjährige Dirigent
des weltbekannten Kölner Männergeſangvereins
und Direktor der Rheiniſchen Muſikhochſchule in
Köln, eingefunden. Trunk iſt Ehrenmitglied des
Männergeſangvereins Liederkranz. Die
Stadt=
verwaltung hat ſich entſchloſſen, ihrem großen
Sohne in dankbarer Würdigung ſeiner großen
Verdienſte um das deutſche Lied, um den
vater=
ländiſchen Chorgeſang das Ehrenbürgerrecht zu
verleihen. Die Ueberreichung des
Ehrenbürger=
briefes erfolgte auf dem vorgeſtrigen
Begrü=
ßungsabend. — Zum künftigen Führer des
Ba=
diſchen Sängerbundes wurde Dr. Rathmann=
Freiburg beſtimmt.
Tödlicher Jagdunfall
des Landtats a. 9. Collef.
Montabaur. Einem tragiſchen
Jagdun=
fall fiel der frühere Landrat des
Unterweſter=
waldkreiſes, Collet, in Montabaur zum Opfer.
Nach beendigter Jagd im Bodener Wald wollte
ſich Collet, der bereits im Auto ſaß, von einigen
Jagdgenoſſen verabſchieden. Er hielt hierbei das
Jagdgewehr zwiſchen den Beinen. Anſcheinend
kam er bei der Verabſchiedung dem Abzugshahn
des Gewehrs zu nahe, denn im gleichen
Augen=
blick löſte ſich ein Schuß, der den Kopf vom Kinn
nach oben durchdrang, die Schädeldecke
durch=
ſchlug und ihn auf der Stelle tötete. Die von
dem Unfall verſtändigte Polizei nahm ſofort an
Ort und Stelle eine Unterſuchung vor. Die
Leiche des Verunglückten wurde dann in das
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder
ge=
bracht. — Der auf ſeinen Antrag vom
Regie=
rungspräſidenten in Wiesbaden vom 17. Mai
1933 ab beurlaubte Landrat Richard Collet war
am 5. Februar 1890 zu Schönecken, Kr. Prüm,
geboren. Nach Beendigung ſeiner
Gymnaſial=
ſtudien am Herbſtgymnaſium und am
Biſchöf=
lichen Konvikt in Mainz ſtudierte er
Rechts=
wiſſenſchaften. Während des Krieges diente er
bis März 1919 dem Vaterland und war
drei=
mal ſchwer verwundet. Nach Kriegsende
vol=
lendete er ſeine juriſtiſchen Studien, wirkte bei
der Staatsanwaltſchaft und trat dann in den
Verwaltungsdienſt über. Zweieinhalb Jahre
verwaltete er während der Beſatzungszeit das
Landratsamt Koblenz=Land und verſah von 1924
bis 1933 das Amt des Landrats des
Unter=
weſterwaldkreiſes in Montabaur. Kreisleiter
Koch als kommiſſariſcher Kreisdeputierter
wür=
digte in einem Nachruf namens der
Kreisver=
waltung die Verdienſte des Heimgegangenen,
der unermüdlich ſein Beſtes für den ihm
anver=
trauten Kreis einſetzte. Die Ueberführung der
Leiche Landrat Collets findet nach dem
Heimats=
ort des Geſtorbenen, Wallhauſen,, Kreis
Kreuz=
nach, ſtatt, wo die Beiſetzung in der
Familien=
gruft am Dienstag ſtattfindet.
Fünf eingeſchloſſene Bergleute gerettet.
Aachen. Die auf der Grube „Lauerweg”
bei Kohlſcheid am Samstag mittag in einen
Flözabbau auf der 350=Meter=Sohle durch ein
Durchbrechen des Verſatzes eingeſchloſſenen fünf
Bergleute ſind am Sonntag gegen 4 Uhr
unver=
ſehrt wieder befreit worden.
Großfeuer im Duisburger Hafen.
Duisburg. Am Montag nachmittag um
16 Uhr brach in den Speichereianlagen der
Rhei=
niſch=Weſtfäliſchen Speditions=Geſellſchaft im
Duisburger Binnenhafen ein Feuer aus, das
mit raſender Geſchwindigkeit um ſich griff. Schon
kurze Zeit nach der Entdeckung des Feuers
bil=
dete das große Lagerhaus ein einziges
Flam=
menmeer. Die Feuerwehr war zunächſt machtlos.
50 Jahre Niederwald=Denkmal.
WTB., Heimatdienst im Bild.
Das offizielle Feſtabzeichen.
Anläßlich der 50jährigen Wiederkehr der
Einweihung des Nationaldenkmals auf dem
Nie=
derwald bei Rüdesheim findet eine zweite
Rie=
ſenkundgebung am Niederwalddenkmal ſtatt, die
nach den bisher bekannt gewordenen
Vorberei=
tungen und Abſichten ein noch bedeutend größeres
Ausmaß als die Saarkundgebung am
Nieder=
walddenkmal haben wird. Reichskanzler Adolf
Hitler inmitten der geſamten Miniſter des
Reiches, ſämtliche Reichsſtatthalter und
Gaulei=
ter uſw. ſind zu dieſer Kundgebung zu erwarten,
die eine Treueleiſtung für das neu geeinte
Va=
terland darſtellen wird. Unſer Bild zeigt das
offizielle Feſtabzeichen für dieſe
Rieſenkund=
gebung. Es iſt von dem berühmten
Kunſtgold=
ſchmied Karl E. Berthold=Frankfurt a. M.
ent=
worfen, der ſoeben als Leiter der Werkſchulen
nach Köln a. Rh. berufen worden iſt.
Shakeſpeares „Julius Cgefar” als Neuaufführung
im Skaatlichen Schauſpielhaus in Berlin.
Der Höhepunkt des Dramas, die Ermordung Caeſars durch die Senatoren.
Der Lahuſen=Prozeß.
Bremen. Nach dreitätiger Unterbrechung
wurde geſtern der Lahuſen=Prozeß vor der
Gro=
ßen Strafkammer des Landgerichtes in Bremen
fortgeſetzt. Der Angeklagte Carl Lahuſen nahm
Stellung gegen die von der „Treuverkehr”
ange=
wandte Methode zur Klärung der zur
Verhand=
lung ſtehenden Gegenſtände. Man könne nicht im
einzelnen aus Buchungen eines großen
Unter=
nehmens den Aufbau und die Bilanzierung
eines Konzerns verſtehen, erſt recht nicht, wenn
man aus der Bilanzierung einer unteren
Geſell=
ſchaft auf die Erforderniſſe der Bilanz der
Mut=
tergeſellſchaft ſchließen wolle.
Im weiteren Verlauf der Verhandlung
wur=
den bilanztechniſche Vorgänge, in den Jahren
1926 bis 1928 erörtert, ſoweit die ſtillen
Reſer=
ven in Frage kommen. Karl Lahuſen erklärte zu
der Tatſache, daß 1926 bei der Nordwolle ein
Gewinn von 4,9 Millionen ausgewieſen, die
Konten bei der Hum aber insgeſamt um 5,8
Mil=
lionen RM. überzogen geweſen ſeien. Vorſtand
und Aufſichtsrat hätten die ſtillen Reſerven in
einer ſolchen Höhe herangezogen, um die ſchon in
den Vorkriegsjahren geltende Norm einer
Divi=
dende von 8 bis 10 Prozent beibehalten zu
kön=
nen. Die ſtillen Reſerven der Hum ſeien Ende
1926 noch nicht völlig erſchöpft geweſen. 1927 ſei
das Geſchäftsergebnis der Nordwolle überaus
gut geweſen. In den Vorräten der Nordwolle
hätten allein 20 bis 30 Millionen ſtille Reſerven
geſteckt.
Es wird weiter feſtgeſtellt, daß das Jahr 1928
kein gutes Geſchäftsjahr geweſen iſt. Trotzdem
weiſt die Bilanz aber einen Gewinn von
8 197 000 RM. aus. Es wurde eine Dividende
von 8 v. H. zur Auszahlung gebracht. Am
Diens=
tag werden die Verhandlungen fortgeſetzt werden.
Das Staatliche Schauſpielhaus in Berlin, Deutſchlands repräſentativſte Bühne, wählte als erſte
Premiere des neuen Schauſpiels Shakeſpeares Drama „Julius Caeſar”, dem heute eine beſonders
zeitnahe Bedeutung zukommt.
Gedenkmünze zur deutſchen Schickſalswende
(Adolf=Hitler-Gedenkmünze).
Unter dem Loſungswort „Zum Jahre
deut=
ſcher Schickſalswende” haben die Bayeriſche und
die Preußiſche Staatsmünze zu Ehren des Herrn
Reichskanzlers Adolf Hitler eine kunſtvoll
ge=
ſtaltete Gedenkmünze ausgeprägt, die in dieſen
Tagen der Oeffentlichkeit übergeben worden iſt.
Dieſes, von Profeſſor Oskar Glöckler,
Ober=
ſturmbannführer und Sportreferent bei der
Gruppe Berlin=Brandenburg, entworfene
Ge=
denkſtück, welches erfreulicherweiſe eine deutſche
Beſchriftung aufweiſt, enthält auf der
Vorder=
ſeite ein hervorragend gelungenes Bildnis des
Führers und Kanzlers, das ſein charakteriſtiſches
Profil in ſeltener Klarheit und Schärfe zum
Ausdruck bringt. Die Rückſeite dieſer aktuellen
Verhandlungen Dr. Eckenets mit der
braſilianiſchen Regierung abgeſchloſſen
Friedrichshafen. Die Verhandlungen
Dr. Eckeners mit der braſilianiſchen Regierung
wegen eines Südamerika=Dienſtes mit
Zeppelin=
luftſchiffen während des ganzen Jahres ſind
nunmehr abgeſchloſſen. Für den Bau einer
gro=
ßen Luftſchiffhalle gewährt die braſilianiſche
Re=
gierung einen in dreißig Jahren zu tilgenden
Betrag von drei Millionen Mark. Im Herbſt
nächſten Jahres wird der Südamerikadienſt
auf=
genommen. — Die Fahrt des Zeppelinluftſchiffes
zur Weltausſtellung in Chicago wird am 14.
Ok=
tober angetreten und führt über Pernambuco,
Rio de Janeiro, Miami, Akron; auf der
Rück=
fahrt wird in Spanien eine Landung erfolgen.
Dier Schüler erkrunken.
Bergen auf Rügen. In einem Dorfe
un=
weit von Bergen ereignete ſich am ſpäten
Nach=
mittag des Samstag ein furchtbares Unglück,
bei dem vier Arbeiterkinder im Alter von 12
bis 15 Jahren, darunter zwei Brüder, ums
Le=
ben kamen. Eine Anzahl von Schülern war nach
der Rückkehr von einem Ausflug noch zum
Ba=
den nach dem ſogenannten Schlinger Moor,
einem kleinen, aber tiefen und ſumpfigen Teich,
in der Nähe des Dorfes gegangen. Fünf
Jun=
gen machten dann ein am Ufer liegendes Boot
los und fuhren damit auf den Teich. Als ſie nach
Kinderart heftig ſchaukelten, ſchlug plötzlich das
Boot um und die fünf Inſaſſen ſtürzten ins
Waſſer. Sie konnten ſich noch einige Zeit an dem
kieloben treibenden Boot feſtklammern. Dann
verſagten aber ihre Kräfte und einer nach dem
anderen verſank. Nur einer konnte von den
Dorfbewohnern, die inzwiſchen von den am
Ufer zurückgebliebenen Schülern herbeigerufen
worden waren, gerettet werden. Die Leichen der
vier Ertrunkenen wurden erſt nach
mehrſtün=
diger Suche durch die Feuerwehr geborgen.
Leonardo Biſtolfi geſtorben.
Mailand. Der bekannte Bildhauer
Leo=
nardo Biſtolfi, Mitglied des Senates, iſt im
Alter von 74 Jahren geſtorben, Biſtolfi war der
Urheber zahlreicher bekannter Grabdenkmäler,
und wertvollen Sonderprägung iſt der nationalen
Einigung und Erhebung des deutſchen Volkes
gewidmet; ſie zeigt in ſinnbildlicher Form das
kraftvolle Auffliegen des alten preußiſchen
Ad=
lers, der ſich ſeiner Feſſeln, entledigt und ſo
gleichſam das ganze deutſche Volk zum
freiheit=
lichen Aufbruche mahnt.
Der von der Reichsleitung der NSDAP.
ge=
nehmigte Vertrieb dieſer Gedenkmünze, die in
Fünfmarkſtückgröße, Silber zu 6 RM., in Bronze
zu 3 RM. einſchließlich eines Etuis abgegeben
wird, erfolgt durch die meiſten Banken, Spar=
und Darlehnskaſſen ſowie Staatl. Lotterie=
Ein=
nahmeſtellen des Reiches.
Schwerer Verkehrsunfall in Werdau.
Ein Toter, acht Verletzte.
Werdau (Sachſen). In Werdau ereignete
ſich, wie das „Werdauer Tageblatt” berichtet, am
Montag vormittag ein ſchwerer Verkehrsunfall.
Ein Laſtkraftwagen fuhr in voller Fahrt in einer
Kurve an die Mauer eines Fabrikgrundſtücks, an
der ſich der Kaſten mit Aushängen einer
Zei=
tung befindet, die von einigen Männern geleſen
wurde. Der Kraftwagen fuhr, wahrſcheinlich
in=
folge Verſagens der Bremſe auf den Bürgerſteig
und riß einige Männer um. Dabei wurde ein
Fabrikarbeiter aus Werdau getötet. Ein anderer
Werdauer Einwohner wurde ſchwer verletzt in
das Krankenhaus eingeliefert. Ihm mußte ein
Bein abgenommen werden. Ins Krankenhaus
wurden ferner vier Leichtverletzte gebracht. Zwei
weitere Verletzte konnten ſich in ihre Wohnungen
begeben. Der Wagenführer, der in Haft
genom=
men wurde, erlitt Verletzungen im Geſicht.
Schwerer Kraftwagenunfall in Oberbayern.
München. Auf der Staatsſtraße bei
Weil=
heim in Oberbayern geriet ein mit fünf
Per=
ſonen beſetzter ausländiſcher Kraftwagen, der
mit einer Geſchwindigkeit von 100 Kilometern
fuhr, aus der Fahrbahn über die Böſchung in
den Straßengraben und überſchlug ſich dreimal.
Die Inſaſſen des Wagens, drei Herren und zwei
Damen, ſämtlich Amerikaner, wurden zum Teil
ſchwer verletzt und mußten ins Weilheimer
Krankenhaus eingeliefert werden. — Es handelt
ſich um den Richter Henry Robert, ſeine
Ehe=
frau, ſeine beiden Söhne und ein Fräulein
Brauly. Frau Robert und Fräulein Brauly
er=
litten Wirbelſäulenbrüche und ſchweben in
Lebensgefahr. Die Herren kamen mit leichteren
Verletzungen davon.
Lindbergh in Kopenhagen geſtarkel.
Kopenhagen. Lindbergh iſt um 11.14 Uhr
MEZ. geſtartet. Ueber das Ziel werden keine
Mitteilungen gemacht, doch ſoll er angeblich nach
Schweden geflogen ſein. — Ob das Gerücht über
einen Schwedenflug zutrifft, läßt ſich nicht
er=
mitteln, da die Flughafen=Behörde ebenfalls
Stillſchweigen bewahrt.
Ballon „Deutſchland I” aus dem Gordon=
Bennett=Rennen ebenfalls ausgeſchieden.
Chicago. Bei dem Gordon=Bennett=
Ren=
nen der Freiballons haben die Deutſchen in
die=
em Jahre beſonders Pech. Nachdem bereits der
Ballon Fritz von Opels ausſcheiden mußte, hat
nun auch der Bitterfelder Ballon „
Deutſch=
land I”, geführt von den bekannten
Ballon=
fahrern Schütze und Körner das Rennen
auf=
geben müſſen. Der Ballon war in ein
Nieder=
druckgebiet geraten und landete Sonntag abend
in der Nähe von Kingſton, 75 Kilometer
nörd=
lich von Detroit. Die Ballonhülle wurde
durch=
plötzliche Gasausdehnung teilweiſe aufgeriſſen.
Beim Landen geriet der Ballon in einen kleinen
Waſſergraben. Die Inſaſſen blieben jedoch
un=
verletzt. Die zurückgelegte Strecke betrug infolge
des ſchwachen Windes nur wenig mehr als 500
Kilometer. Von den übrigen Ballonen liegen
noch keine Meldungen vor.
Die erſte Landung im Gordon=Bennet=Fliegen.
New York. Von den zum Gordon=Bennet=
Wettfliegen geſtarteten fünf Ballons iſt der
fran=
zöſiſche Ballon als erſter 10 Kilometer ſüdlich
von Albion in Michigan gelandet.
Verwegener Ausbruch eines
berüchtig=
ken Verbrechers aus dem Gefängnis.
Dallas (Texas). Der berüchtigte
Ver=
brecher Harvey Bailey, der wegen Entführung
des Oelmagnaten Charles Urſhel aus Oklahoma
in Unterſuchungshaft ſaß, iſt aus der Todeszelle
des Staatsgefängniſſes ausgebrochen. Er
durch=
ſägte drei Stahlgitter und zwang den
überraſch=
ten Wärter mit vorgehaltener Piſtole, ihn im
Fahrſtuhl ins Erdgeſchoß herunterzufahren.
Un=
ter Mitnahme eines Wärters als Geiſel iſt der
Verbrecher zunächſt entkommen. — Wie ſpäter
aus Ardmore (Oklahoma) berichtet wird, wurde
der berüchtigte Gangſter Bailey, der, wie
be=
richtet, aus der Todeszelle des
Staatsgefäng=
niſſes von Dallas entſprungen war, durch
Staats=
polizei wieder verhaftet. In ſeiner Begleitung
befand ſich noch der Gefängnisbeamte, den der
Verbrecher als Geiſel mitgeſchleppt hatte.
Bai=
ley hatte auf ſeiner Flucht eine Kraftdroſchke
benutzt, die jedoch nach kurzer Zeit eine Panne
erlitt. Es gelang auf dieſe Weiſe den
verfolgen=
den Poliziſten, den Verbrecher einzuholen und
ohne Kampf unſchädlich zu machen.
Vernichtender Wirbelſturm über Florida.
Jackſonville (Florida). Die Küſte von
Florida wurde von einem vernichtenden
Wirbel=
ſturm heimgeſucht. Da ſämtliche Verbindungen
unterbrochen ſind, läßt ſich der Schaden vorläufig
noch nicht abſchätzen.
Skaliens beſter Blieger ködlich
verunglückk.
General de Pinedo,
einer der beſten Flieger Italiens, der
verſchie=
dene Rekordflüge auf langen Strecken
durch=
führte, iſt beim Start zu einem neuen Fluge von
New York nach Bagdad tödlich verunglückt.
Dienstag, 5. September 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 246 — Seite 9
Rein ganzer eivielt vno unnerner!.
Die Bedeutung der Arkkis und Ankarkkis in der Nachkriegszeit erkannk. — Gold- und Kohlevorkommen in
der Arkkis. — Ungehenere Kohlelager in der Ankarkkis vermukel. — Auch das von der deutſchen Drygalſti=
Erpedikion enkdeckte „Kgiſer=Wilhelm-II.-Land” von England annekkiert.
England „beſchlagnahmt” fünf Achkel
des Südpolar=Erdkeils.
Ein bisher „herrenloſer” Erdteil, das Gebiet der Antarktis,
iſt in der letzten Zeit in aller Stille von mehreren Völkern
annektiert worden, wobei England mit ſeiner großen Erfahrung
im „Länderſchlucken” ſich ungefähr fünf Achtel des geſamten
Gebietes zugeeignet hat. Es hat dadurch mehr genommen, als
alle Mitbewerber, nämlich Frankreich, Norwegen, Argentinien
und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, zuſammen. Vor
dem Kriege waren die ungeheuren Gebiete am Nord= und
Süd=
pol „Niemandsland‟. Es hatte kein Menſch an dieſen
unweg=
ſamen, unzugänglichen und vereiſten Ländern oder Erdteilen
Intereſſe. So kam es, daß ſogar Spitzbergen trotz ſeiner
Kohlen=
lager herrenlos war. Nur Grönland wurde ſtets als däniſches
Gebiet angeſehen, und das Haager Schiedsgericht hat in ſeinem
Spruch vom 5. April 1933 dieſes Gebiet als däniſch anerkannt.
In der Nachkriegszeit wurde aber der große wirtſchaftliche und
handelspolitiſche Wert der „herrenloſen” Gebiete in der Arktis
und Antarktis erkannt. Auf Grönland wurde ſogar Gold
ge=
funden. Spitzbergen iſt mit gut ausbeutbaren Kohlenlagern
aus=
geſtattet. Das Flugzeug und das Luftſchiff iſt beſtrebt, über
den Nordpol einen kurzen Weg nach Amerika zu finden. Sogar
das Unterſeeboot iſt in den Kampf um dieſe Gebiete eingeſetzt
worden, wenn auch mit unzulänglichen Mitteln. Es iſt aber
keine Frage, daß ein gutes U=Boot auch hervorragende Dienſte
leiſten kann. Auch die Antarktis, die bisher als ein
Rieſen=
gebiet von Eis angeſehen wurde, iſt in der Wertſchätzung
unge=
heuer geſtiegen, denn die Wiſſenſchaft vermutet hier, wie
Pro=
feſſor Dr. R. Hennig in der Umſchau ausführt, ungeheure
Kohlenmaſſen und viele andere wertvolle Mineralien im
Erd=
boden. Der Technik wird es wohl auch gelingen, dieſe
gewal=
tigen Schätze zu gewinnen, ſo daß gerade die bisher völlig
verachtete Antarktis ein Gebiet von märchenhaftem Reichtum
zu ſein ſcheint oder zu werden verſpricht.
England hat vor kurzer Zeit ſämtliche Gebiete zwiſchen dem
45. und 160. Grad öſtlicher Länge oberhalb des 60. Grades
ſüd=
licher Breite für britiſches Gebiet erklärt. Es hat eine gute
Naſe für künftige Werte. Dabei hat es ſich auch nicht von
ſeinem ſtets vertretenen Standpunkt leiten laſſen, daß das Recht
auf ein Gebiet dem erſten Entdecker zukommt. Es hat nämlich
auch das Kaiſer=Wilhelm=II.=Land, das ſchon im Jahre 1902
von Profeſſor Orygalfki auf ſeiner deutſchen Expedition entdeckt
worden iſt, als engliſch erklärt. Byrd hat bereits am 28. Nov.
1929 auf ſeinem Fluge über die Antarktis 20 000
Quadrat=
kilometer Land für die Vereinigten Staaten annektiert, und
Norwegen und Frankreich nahmen ſich den „kleinen Reſt”, der
beſonders als Stützpunkt beim Walfang von großer
wirtſchaft=
licher Bedeutung iſt. Rußland hat auch bereits vor wenigen
Wochen einige Stücke wie das „König=Karl=Land” die Weiß=
Inſel, die „Viktoria=Inſel” und andere Gebiete annektiert. So
wurde in der letzten Zeit in aller Stille ein ganzer Erdteil
beſchlagnahmt. Nur Deutſchland ging wieder einmal leer aus!
* Der Kampf auf dem Korallenriff.
Von J. C. Peters.
Draußen vor der Inſel lag ſeine Jacht. Seine Mannſchaft von
Fidſchi=Inſulanern war ins Dorf gegangen, ſchon tönten die
Trom=
meln des Hula=Tanzes zu uns herüber. Und wir ſaßen auf der
Veranda unſeres Klubhauſes und feierten unſeren Gaſt. Feierten
ihn aus zweierlei Anlaß — erſtens, weil Beſuch auf unſerer Inſel
mehr als ſelten, zweitens, weil er dem blonden Benſon das Leben
gerettet hatte.
„Ihr macht viel Gerede um nichts”, ergriff der Fremde das
Wort. „Was ich getan habe, hätte jeder andere von uns auch
ge=
tan. Ich bin kein Held, der das Feiern verdient. Jeder Mann iſt
ſozuſagen im Geheimen ein Held. Auch diejenigen, denen man es
gar nicht zutraut. Ich werde es Ihnen gleich beweiſen.
Ich lebe über zwanzig Jahre in der Südſee, und die Geſchichte,
die ich Ihnen jetzt erzähle, dürfte faſt ebenſo lange zurückliegen.
Vielleicht hat der und jener von Ihnen noch den alten Oag. Adam
Oag, gekannt oder wenigſtens ſeinen Namen gehört. Dieſer Oag
alſo hatte einen kleinen Schoner, mit dem er von Papeete auf dem
franzöſiſchen Tahiti aus die Inſeln bereiſte. Außerdem beſaß er
zwei Plantagen und ein hübſches Haus. War verheiratet und hatte
zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädel. Ich erzähle das ſo
aus=
führlich, um zu zeigen, daß er wohl genug beſaß, was ihm ſein
Leben wertvoll machte.
Auf einer von ſeinen Reiſen nun nahm Oag — trotz der
Miß=
ſtimmung, die zu jener Zeit zwiſchen den Kaufleuten und den
Miſſionen herrſchte — einen jungen Miſſionar, namens Ingenohl,
mit. Ingenohl mochte Mitte Zwanzig ſein und war im übrigen
ein weit beſſerer Arzt als Miſſionar. Er war nur Miſſionar
ge=
worden, um auf dieſe Weiſe Gelegenheit zum Studium gewiſſer
Tropenkrankheiten zu bekommen. Ingenohl und der alte Oag
wur=
den auf dieſer Fahrt gute Freunde. Sie beſuchten viele Inſeln
und ſahen die verheerenden Wirkungen von Tropenkrankheiten und
aus Europa importierten Laſtern und Seuchen. Ingenohl ſah, daß
hier wohl ſeine Lebensarbeit liegen würde.
Einmal waren ſie zuſammen zum Fiſchen gegangen. Richtig
mit einem Ausleger=Boot, wie es die Kanaken benutzen. Sie
wur=
den dabei von einem Zyklon überraſcht. Wie ein Kork wurde ihr
Boot umhergeworfen, und als nach einer endloſen Nacht der
Mor=
gen dämmerte, ſahen ſie Brandung vor ſich und wurden an Land
getrieben.
Das Land allerdings war nur ein Korallenriff. Es gab weder
Trinkwaſſer noch Pflanzenleben, noch auch eine ſchattige Stelle.
Aber drüben, jenſeits der Lagune, lag eine Inſel mit Palmen
und — wenn ſie Glück hatten — auch Menſchen. Es waren keine
dreihundert Meter zu ſchwimmen.
Als ſie ſich ein wenig ausgeruht hatten, gingen ſie zum
Waſ=
ſer, um hinüberzuſchwimmen. Schon wollte ſich Ingenohl
hinein=
ſtürzen, als ihn ſein Begleiter zurückhielt. In dem kriſtallklaren
Waſſer der Lagune ſchwamm ein rieſiger, grauer Haifiſch.
Sie beſchloſſen zu warten, bis ſich der Hai verzogen hätte.
Sie warteten eine Stunde, zwei, drei. Sengend ſtand die Sonne
an dem wolkenloſen Himmel. Die Klippe wurde heiß wie eine
Herdplatte. Die Luft zitterte. Das bloße Atmen begann zu
ſchmer=
zen. Der Schweiß ſtrömte aus den Poren. Dazu der Durſt. Und
kein Schatten. Der Fiſch patrouillierte unentwegt auf und ab. „Er
wartet auf uns” ſagte Oag, zog ein Päckchen durchweichte, zer=
knitterte Karten aus der Hoſentaſche und begann Patience zu
legen. „In ein paar Stunden ſind wir ſo weit, daß wir vor
Er=
ſchöpfung nicht mehr ſchwimmen können, ſelbſt wenn das Bieſt
weg iſt”, ſprach Ingenohl, und er ſagte das, was ſie beide dachten.
„Er wird überhaupt nicht weggehen”, meinte Oag. „Es gibt
für uns nur zwei Möglichkeiten; entweder wir kommen beide hier
um, oder einer von uns beiden wird von dem Hai geholt und der
andere kommt hinüber.” Ingenohl verſtand. Oag fuhr fort: „Sie
haben Ihr Leben noch vor ſich. Und eine große Lebensaufgabe dazu.
Ich habe mein Leben hinter mir. Meine Familie iſt geſichert.”
In=
genohl widerſprach. Sie beſchloſſen, die Sache auszloſen.
Oac miſchte die Karten und teilte aus. „Vier Karten für
jeden Wer die ſchlechtere Karte hat, ſpringt möglichſt weit drüben
ins Waſſer, damit ihn der Haifiſch erwiſcht und währenddeſſen
ſchwimmt der andere zur Inſel hinüber. Verſtanden?‟ Oag deckte
ſeine Karte auf: ein As und vier Damen.
„Sie elender Falſchſpieler, Sie!” fuhr Ingenohl auf „Ich
hätte das vorherſehen müſſen!‟ Er wollte Oag an die Gurgel, aber
mit einem Schlag warf ihn der Angegriffene zu Boden. Als
In=
genohl wieder hoch kam, ſtand Oag ausgekleidet am Waſſer bereit
hineinzuſpringen. „Los, fertigmachen zum Start! Hätten Sie ſich
doch erſt mal ſelber Ihre Karten angeſehen. Sie alter Eſel. Alſo
dalli hopp!”
Ingenohl verſuchte zu widerſprechen. Ohne ein Wort zu
er=
widern, ſprang Oag in das Waſſer. Die Rückenfloſſe des Hais ſchoß
auf ihn zu. Da endlich ſprang auch Ingenohl ins Waſſer und
ſchwamm um ſein Leben. Als er auf der Inſel ankam, lag das
Waſſer der Lagune wieder ſtill und klar. Der Hai war
verſchwun=
den. Von Oag war keine Spur mehr zu ſehen. Ingenohl zog die
naſſen Karten aus der Taſche — es waren vier Könige.
Ingenohl wurde von den Eingeborenen gefunden, kam bald
wieder zu ſeiner Miſſionsſtation. Er rief ein Inſtitut für
Tropen=
krankheiten ins Leben, das viel erſprießliche Arbeit geleiſtet hat.
Aber ſeine Schuld gegen Adam Oag hat er wohl nie abbezahlen
Es folgten einige Augenblicke Stille, dann ſagte Garvens, der
Regierungsbeamte: „Ein wenig wohl doch. Der Mann, dem Sie
eben das Leben retteten, iſt mit Oags Tochter verheiratet. Und
Ingenohl ſind Sie ſelbſt. Ich kenne Sie ja von Rabaul her.”
Ankoflauke in Holland.
(z) Amſterdam. Die holländiſchen Autohändler haben in
der letzten Zeit ihre ganz beſonderen Sorgen. Nicht, als ob
es den Autohändlern in den übrigen europäiſchen Ländern viel
beſſer erginge — auch ſie ſind wahrlich nicht auf Roſen gebettet
und finden nur ſelten einen zahlungsfähigen Käufer für ihre
Ware. Aber die holländiſchen Autohändler empfinden die
gegen=
wärtige Flaute ihres Marktes als eine ganz beſondere Tücke
des Schickſals, denn es iſt noch gar nicht allzulange her, als ihr
Geſchäft beſonders in ſchon gebrauchten Wagen florierte wie
noch nie.
Aber das hat, ſo lautet die bewegliche Klage, die ſie in der
Preſſe loslaſſen, ſeit Beginn dieſes Jahres wie mit einem
Schlage plötzlich aufgehört. Das Angebot an gebrauchten Wagen
iſt gleich null, obwohl die Nachfrage nach wie vor beſteht. Sie,
die Herren Autohändler, verſuchen ſich dieſe Tatſache zu
er=
klären, daß heute jeder Wagenbeſitzer angeſichts der unſicheren
wirtſchaftlichen Zukunftsausſichten ſeinen Sachwertbeſitz mit allen
Mitteln zu halten verſucht, und ſich nur im äußerſten Notfalle
von ſeinem Auto trennt. Eine holländiſche Zeitung jedoch iſt
in ihrem Kommentar zu dieſer Erſcheinung ehrlicher und weiſt
wohl mit Recht darauf hin daß in Deutſchland ſeit der
Macht=
ergreifung durch die nationale Regierung nicht mehr ſo viel
Automobile geſtohlen werden wie etwa noch vor einem Jahr.
Die deutſche Juſtiz habe rückſichtslos und drakoniſch unter den
Autodieben und Hehlern aufgeräumt, die ihre Beute bekanntlich
meiſt nach Holland „verſchärften” und daher die Depreſſion auf
dem holländiſchen Markte. Und das wird man in Deutſchland
ja mit Genugtuung aufnehmen.
Copyright by Theodor Weicher, Leipzig
(Nachdruck verboten.)
Admiral Kodama hielt mit dem Schlachtſchiff „Aki” auf das
amerikaniſche Schlachtſchiff „Chicago” zu.
Aus den Lüften ſenkten ſich auf beiden Seiten Bombenflieger
im Sturzfluge herab, während die Kampfflieger gleich
Raub=
vögeln umeinander kreiſten. Aber auch hier war die Uebermacht
des Reiches der Mitte derart, daß den Amerikanern der Sieg
verwehrt blieb. So manche amerikaniſche Maſchine hing
kampf=
los in der Luft, nur noch vom lebenden Führer gehalten,
wäh=
rend die Beſatzung getötet war oder verwundet im Apparat lag.
Als ein
Aufeinander=
prallen der beiden
Schlacht=
linien unvermeidlich war,
räumten die Zerſtörer eilends
das Feld. Admiral Kodoma
hatte das Kommando über
ſein Flaggſchiff übernommen.
Er ſetzte den 70 000 Tonnen
großen Rieſen ſeinerſeits
zum Rammſtoß gegen die
„Chicago” an. Vergeblich,
der Torpedooffizier drüben
kam ihm zuvor. Auf hundert
Meter Abſtand jagte er der
„Aki” ſeine letzten Klammer=
Torpedos in den Leib, die ſich
mit Saugſchlünden
feſt=
biſſen. Zugleich faſt mit dem
Abſchuß erfolgte die
Explo=
ſion. „Aki”, das größte
Schiff der gelben Marine,
mit einer Beſatzung von
zweitauſend Mann brach
wie ein vom Wirbelſturm
zerſtörtes Holzhaus berſteno
auseinander. Der Kiel der
„Chicago” überfuhr die Reſte
des tapferen Gegners, ſie
durchſchneidend unter Waſſer
drückend.
Die Schatten der Nacht
ſenkten ſich über ein
Schlacht=
feld, das eine Ausdehnung
von nahezu 200 Seemeilen
gehabt hatte.
Weiße wie Gelbe
ſam=
melten, was ihnen an
Streit=
kräften noch verblieben war. Die Reſte der amerikaniſchen
Schlacht=
flotte fanden Deckung bei den Kreuzerverbänden, ſo ſehr auch
dieſe zerſauſt waren. Durch Funkſpruch wurde Verbindung mit
Lord Byron aufgenommen. Ihm war es beſſer ergangen. Wenn
auch die Verluſte der engliſchen Flotte zählten, ſo war es doch
geglückt, den gleichſtarken Gegner in die Flucht zu ſchlagen.
Amerikaner und Engländer trafen ſich am Tage nach der
Schlacht bei Manila in offener See. Gemeinſam kehrten ſie nach
Singapore zurück.
Von den amerikaniſchen Fliegern waren nur noch wenige am
Leben. Auch Leheſten blieb verſchollen. Ein Geſchoß hatte ihn
während des letzten großen Kampfes am Kopf verwundet, ſo daß
es ihm nur mit Mühe und Not gelang, ſeinen Apparat im
Gleit=
flug außerhalb des Schlachtfeldes auf See aufzuſetzen. Kurz
dar=
auf vergingen ihm die Sinne. Er erwachte erſt wieder, als
Ma=
troſen ſich um ihn bemühten und er aus dem Flugzeug gehoben
wurde. Das Innere eines U=Bootes nahm ihn auf. Fremde
Uniformen ſah er, Laute ſeiner Heimatſprache klangen ihm ans
Ohr.
Während des mit beiſpielloſer Heftigkeit tobenden Kampfes
hatte Horſt Kramer in ſeinem Gefängnis den Angriff und Sieg
der Amerikaner voll fiebernder Ungeduld erwartet. Granaten
zerfetzten die Umgebung des Gebäudes, längſt hatte der Poſten
vorm Gebäude irgendwo Deckung genommen. Heulend kam ein
neues amerikaniſches Geſchoß heran. Pfeifen und Dröhnen kenn= begonnen hatte, fuhr Präſident Morgan fort: „Meine Damen
zeichnete den Weg. Die feſte Tür flog in Stücke, während Horſt und Herren! Die Regierung erwartet, daß Sie ihr auf dem
Kramer wie von einer Rieſenhand an die Wand geſchleudert beſchrittenen Wege unbeirrbar folgen werden. Es handelt ſich
wurde. Balken und Steine praſſelten umher, Staub und Rauch weder um einen Eroberungs= noch um einen Verteidigungskrieg,
dern unter einem Wuſt von Latten, Splittern und Brettern er= gegen Gelb lautet die Loſung! Der ſeit Jahren ſchwelende
Gegebene!
welcher Verſenkung tauchen Sie auf? Mein Führer iſt tot, gehen anſchließen werden. Es gibt kein Zaudern, es gibt kein
ſchnell zu meinem Apparat, wie müſſen ſofort ſtarten!"
ſtehen. Dann erkannte er jedoch, ſein ehemaliger Kameradwußte 4 werden!”
noch nichts von der ſchnöden Gefangennahme. Schnelles Handeln
war daher geboten. Kramer riß dem gefallenen Führer die
Lederjacke und den Sturzhelm ab, nahm die Brille vor die Augen
und warf den Propeller an, während der andere ſich verſäumte,
indem er aufhorchenden Leuten noch Befehle erteilte.
Jetzt oder nie!
Mit Vollgas erſt über die Wogenkämme hüpfend, dann dem
Höhenſteuer gehorchend, ſtieg das Flugzeug unter Kramers
Füh=
rung ſteil empor.
Der betrogene Beobachter ſchüttelte voller Wut die Fäuſte.
Was halfs? Er hatte das Nachſehen.
Kramer kurvte. Unter ihm lag der Landungsplatz, auf dem
es von aufgeregten Gelben wimmelte; voraus tobte die Schlacht.
Wohin?
Die Amerikaner würden ihn abſchießen, zu den Japanern
durfte er nicht zurück!
Ein Blick auf die Benzinuhr überzeugte ihn, daß er gut
zwanzig Stunden würde aushalten können. Zudem war die
Ma=
ſchine ſchnell. Alſo: Richtung Südweſten! Vielleicht fand er ein
neutrales Schiff, oder er konnte ein Inſel anſteuern.
Schlimmſten=
falls fingen ihn die Engländer nur fort von Manila — fort.
Stundenlang flog Kramer ſchon über die unendliche
Waſſer=
wüſte dahin, als ſein geübtes Ohr Klopfen im Motor vernahm.
Alle Verſuche, den Schaden zu beheben, ſcheiterten.
Was tun? Notlandung?
In der Ferne tauchte eine einſame Inſel auf. Kramer hielt
darauf zu, ſenkte die Maſchine und umkreiſte das Eiland, das
einen natürlichen, gegen Sicht von See geſchützten Hafen beſaß.
Langſam ſtellte er den klopfenden Motor ab und landete glatt
auf der Hafenfläche. Herunter vom Führerſitz, die Knochen
ſchmerzten, und die vom Kriegsglück beſcherte Maſchine an dem
Stamm einer Palme vertäut. Und dann — dann kam die große
Müdigkeit. Als Bleilaſt kroch ſie in die Glieder.
Unter üppig wuchernden Schlinggewächſen ließ der Gerettete
ſich nieder. Das Sitzkiſſen, des Flugzeuges nahm er unter den
Kopf. Wenige Minuten ſpäter verkündeten ruhige Atemzüge
den traumlos glücklichen Schlaf der Jugend.
Als Agentin gewonnen.
Im Capitol zu Waſhington war in der Morgenſtunde des
13. März das Parlament vollzählig verſammelt. Totenſtille
herrſchte im Saal, als Präſident Morgan erſchien. Seine kalten
grauen Augen ſchweiften über die Verſammlung, als wolle er
jedem einzelnen ins Herz ſehen. Dann, mit einem plötzlichen Ruck,
ſtrich er ſich über den Scheitel und begann: „Wie allen
Anweſen=
den bekannt, iſt der Krieg zwiſchen Amerika mit England als
Bundesgenoſſen und dem Reiche der Mitte als Gegner
ausge=
brochen. Von ſeiten der Union wurde dem gelben Kaiſer das
inzwiſchen veröffentlichte Ultimatum geſtellt. Die Gelben
ver=
harrten auf ihrem Standpunkt. Eine zweite Aufforderung, die
unſer Gouverneur, Exzellenz Hogan, durch den Vizegouverneur
Kellog dem Kaiſerlich=japaniſchen Admiral überbringen ließ,
hatte ebenfalls keine Wirkung; ſie wurde lediglich mit einem
Lä=
cheln beantwortet. Die Beſatzung Manilas eröffnete daraufhin
nach Ablauf des Ultimatums den Kampf, deſſen Ausgang leider
anders iſt, als wir gehofft hatten.”
Ein Stöhnen ging durch die Verſammlung. Schärfer, als er
hüllte alles ein, als ſich der Gefangene mit ſchmerzenden Glie= es geht um die Raſſe, um die Beherrſchung der Welt: Weiß
hob. Wo das Gefängnis geſtanden hatte, klaffte ein Trichter. Funke iſt zur hellen Flamme entfacht und droht, einen Weltbrand
Die Gedanken raſten . .. wohin, was tun . . . Flucht war das zu entzünden. Amerika hat mit England, dem unſere ganze
Sym=
pathie ſeit dem erſten Kampftage gilt, als erſter Vertreter der
Trotz beißender Schmerzen raffte ſich Kramer zuſammen; er weißen Raſſen die ſchwere Verantwortung der Kriegslaſt auf ſich
lief zum Kai, dort mußten die Amerikaner Rettung bringen! genommen. Es erwartet mit aller Beſtimmtheit, daß ſich die
Ein gelber Flieger kam ihm entgegen: „Hallo, Kramer, aus weißen Völker, welcher Nationalität ſie auch ſind, ſeinem Vor=
Zurück: die Aufgabe, die uns der Krieg zum Wohle der weißen
Als der Gelbe erſchien, glaubte Kramer, das Herz bliebe ihm Raſſe auferlegt hat, muß bis zum ſiegreichen Abſchluß durchgeführt
(Fortſetzung folgtR 1
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 5. September 1933
Die Weltſpiele der Stadenten.
Der Monkag: Neue deutſche Ruderer-Siege. — Deutſchland gewinnk auch den Einer und den Achter.
Turin, 4. September (Drahtbericht).
Auf dem Comoſee war es am Montag nicht mehr ſo
ſtür=
miſch wie am Sonntag, aber von ganz einwandfreien
Verhält=
niſſen konnte man auch heute nicht reden. So war es weiter
nicht verwunderlich, daß weitere Abſagen den Wert der
Ruder=
regatta im Rahmen der Studenten=Weltmeiſterſchaften etwas
herabminderten. Für Deutſchland verlief die Regatta recht
er=
freulich. Alle drei Rennen, die von Deutſchen
be=
ſetzt waren, endeten auch mit einem deutſchen
Sieg. Nachdem der Berliner Ruder=Club ſchon am Sonntag
im Vierer mit Steuermann ſiegreich geblieben war, konnten am
Montag noch Dr. Herbert Butzh den Einer und der
Akade=
miſche Ruder=Club Berlin den Achter gewinnen.
Wenn trotzdem in der Geſamtwertung dieſer Regatta Italien
vor Deutſchland den erſten Platz belegte, dann war, das nur
deshalb möglich, weil die Italiener alle Rennen beſetzt hatten
und überall da, wo wir nicht vertreten waren, auch die erſten
Plätze eroberten. In einigen Fällen, wurde ihnen der Sieg
recht leicht gemacht, im Zweier mit Steuermann ging das
italie=
niſche Boot ſogar allein über die Bahn.
Im einzelnen brachten die Rennen folgende Ergebniſſe:
Der Einer wurde von Dr. Herbert Butzh=Deutſchland ganz
überlegen vor der däniſchen und ungariſchen Konkurrenz
ge=
wonnen. Genaue Zeiten waren hier nicht zu erfahren.
Der ſchönſte Kampf der ganzen Regatta ſpielte ſich dann im
Achter ab. wo Deutſchland und Italien zuſammentrafen. Auf
der ganzen Strecke tobte ein mörderiſcher Kampf. Die Italiener
wurden von ihrem Publikum ſtürmiſch angefeuert, im Endſpurt
behielten aber die Deutſchen doch Oberhand, allerdings trennte
nur ein knapper Meter die Boote. Die Zeit für das deutſche
Boot war 5:26,8 Min,, die für das italieniſche Boot 5:27 Min.
Den Doppelzweier holte ſich Italien in 6:23 Min, ſicher
vor Dänemark in 6:32 Min. Im Zweier ohne
Steuer=
mann ging Italien in 6:28,2 Min. im Alleingang über die
Strecke. Italien gewann, dann noch den Vierer ohne
Steuermann in 6:28,2 Min, ſicher vor Ungarn.
Im Endergebnis hatten ſich alſo Deutſchland und Italien
mit je drei Siegen die Beute geteilt. Da Italien aber in allen
Rennen vertreten geweſen war und einige Plätze mehr belegte,
ſo blieb in der Punktwertung Italien mit 33 Punkten vor
Deutſchland mit 18. Dänemark mit 16 und Ungarn mit 5
Punk=
ten in Front.
Forkſehung der Schwimmkämpfe.
Im offenen Schwimm=Stadion verſammelten ſich am
Mon=
tag morgen wieder zahlreiche Zuſchauer, um der Fortſetzung der
Ausſcheidungskämpfe beizuwohnen. Im 200=Meter=
Bruſt=
ſchwimmen brachte Deutſchland alle drei Teilnehmer in den
Endlauf. Die Ergebniſſe waren hier: 1. Vorlauf: 1. Hires=
Ung. 3:03,5 Min., 2. Abeles=Tſchech 3:05,3 Min. und Ramme=
Deutſchland gleiche Zeit, 2. Vorlauf: 1. Lengvary=Ung.
3:087 Min., 2. Cuballa=Deutſchland, 3:10,2 Min.,
3. Henkel=Deutſchland 3:13 Min. In beiden Läufen
wurde nicht voll ausgeſchwommen, da die übrige Konkurrenz
frühzeitig zurückfiel. — Bei den Vorkämpfen zum 100=
Meter=Freiſtilſchwimmen ſchieden die
Deut=
ſchen ſämtlich aus. Es wurden hier hervorragende Zeiten
erzielt. Die Sieger der drei Vorläufe — übrigens ſämtlich
Ungarn — waren: Voros Wannia 1:01,4 Min., Szekely 1:00,5
Min. und Cſik 1:01,6 Min.
3:1=Waſſerballſieg über Belgien.
Mit halbſtündiger Verſpätung wurden am Sonntag abend
um 10 Uhr im gedeckten Schwimmbad beim Stadion Muſſolini
die Waſſerballkämpfe der Studenten=Weltmeiſterſchaften in
An=
griff genommen. Das erſte Spiel brachte der deutſchen
Mann=
ſchaft gleich einen ſchönen 3:1=(1:0)=Erfolg über Belgien. Die
deutſche Mannſchaft ſpielte mit Eckſtein; Schüßler, Börries;
Schürger; Schweitzer, Henkel, Diebold. Die Spielleitung hatte
der Ungar Verteſſey.
In der erſten Halbzeit ſpielten die Belgier recht unfair, ſo
daß ſich die 1500 Zuſchauer, die die Halle bis zum letzten Platz
füllten, mit ihren ganzen Sympathien den Deutſchen zuwandten.
Deutſchland ging in der 4. Minute durch Henkel in Führung.
Nach der Pauſe wurde das Treffen von beiden Seiten körperlich
geführt. Auch die deutſche Mannſchaft hatte zeitweilig nur fünf
Mann im Spielfeld. Während dieſer Zeit erreichten die Belgier
durch Leenw den Ausgleich. Als die deutſche Mannſchaft wieder
komplett war, wurde ſie erneut klar überlegen. Henkel und
Schürger konnten durch zwei ſchöne Treffer den Sieg ſicherſtellen.
Im zweiten Treffen blieb Italien gegen England
mit 2:1 (1:0 erfolgreich. Der entſcheidende Treffer fiel erſt
in der letzten Minute.
Entſcheidung im 400=Meter=Crawlſchwimmen.
Hier gab es einen Kampf, der die Zuſchauer in höchſte Erregung
verſetzte. Bis zur letzten Wende lagen die Ungarn Lengyel und
Szabados in Führung, und erſt auf der letzten Bahn konnte ſich
unter den Anfeuerungsſchreien ſeiner Landsleute der Italiener
Signori einen knappen Vorſprung ſichern. Das Ergebnis:
1. Signori=Italien 5:12,8 Min, 2. Lengyel=Ungarn 5:15,4
Min., 3. Szabados=Ungarn 5:16,1 Min., 4. Abay Nemeſz=Ungarn
5:21,1 Min., 5. Bourne=Kanada 5:24,4 Min., 6. Roig=Frankreich
5:27,6 Min.
Deutſcher Sieg im Kunſtſpringen.
Viebahn ſiegt überlegen. — Linge und Ziegler placiert.
Ueber Turin lag am Montag wieder ein wolkenloſer
Him=
mel. Von dem herrlichen Sommerwetter proſitierten auch die
Schwimmer, die am Nachmittag vor 1500 Zuſchauern ihre
er=
ſten Entſcheidungskämpfe austrugen.
Außerordent=
liches Intereſſe fand zunächſt das Kunſtſpringen, das mit einem
großen Erfolg der Deutſchen endete. Siegfried Viebahn konnte
mit ſtarker Ueberlegenheit Weltmeiſter der Studenten werden,
und zwei weitere Deutſche, Herbert Linge und Hermann Ziegler,
belegten Plätze. Es waren je fünf Kür= und Pflichtſprünge zu
erledigen. Nach den Pflichtſprüngen führte Viebahn, deſſen
artiſtiſches Können immer wieder Beifallsſalven auslöſte, mit 91
Punkten vor ſeinem Landsmann Linge mit 77,86 Punkten. Bei
den Kürſprüngen vergrößerte Viebahn ſeinen Vorſprung,
wäh=
rend Linge zurückfiel. Es muß bemerkt werden, daß zum Teil
ſehr ſchlecht gewertet wurde. Die ungariſchen und engliſchen
Schiedsrichter bnachteiligten die Deutſchen dermaßen offenſichtlich,
daß ſogar die Zuſchauer wiederholt Pfeifkonzerte anſtimmten.
Das offizielle Endergebnis ſah wie folgt aus:
1. Siegfried Viebahn=Deutſchland 165,12 Pkt.,
2. Cazomayou=Frankreich 141,12 Pkt., 3. Hody Laſzo=Ungarn
137,98 Pkt. 4. Herbert Linge=Deutſchland 137,04 Pkt., 5.
Her=
mann Ziegler=Deutſchland. 120,44 Pkt.
Schwimmen.
Süddeutſche Altherren=Meiſterſchaften im Schwimmen
in Offenbach.
Bei den vom Offenbacher SV. 1896 durchgeführten
Alther=
ren=Meiſterſchaften nahmen Herr und Frau Schneider vom
DSC. Jung=Deutſchland teil. Frau Schneider ſiegte im
Bruſt=
ſchwimmen über 50 Meter in 48,9 vor Frau Struch=Offenbach
und belegte im Freiſtilſchwimmen über. 50 Meter hinter Frau
Struch (39,6) in 42,2 den 2. Platz. In der kurzen Strecke über
50 Meter placierte ſich Herr Schneider hinter dem in 31 Sek.
ſiegenden Worbertz (Nikar Heidelberg) in 32,2 an 2. Stelle vor
Schneider=Eßlingen und 4 weiteren Bewerbern.
Hilde Krahwinkel ſicherte ſich bei den Meiſterſchaften
von Jugoſlawien in Agram den Titel im Damen=Einzel durch
einen überlegenen Sieg von 6:1 6:1 über Frau Deutſch. Bei den
Herren holte ſich R. Menzel den Titel.
Einen deutſchen Erfolg gab es am Schlußtag des
Tennisturniers in Luzern nur noch im „Mixed”, wo Frau Stuck
mit dem Franzoſen Brugnon zuſammen über Frl. Carnatz=Lorenz
6:2 6:2 ſiegte.
Cilly Auſſem holte ſich beim Lido=Tennisturnier in
Venedig den Titel im Damen=Einzel durch einen Sieg von 6:3 4:6
6:2 über Frl. Valerio=Italien. Bei den Herren gab es einen
über=
raſchenden Endſieg des Italieners Palmieri mit 5:7 6:3 6:3 6:2
über den Engländer Auſtin.
Ein Sieg und eine Niederlage waren die
Aus=
beute der beiden weſtdeutſchen Gaſtſpiele des deutſchen
Handball=
meiſters SV. Waldhof. In Bielefeld wurden die Mannheimer
von Arminie 9:8 (5:4) geſchlagen, während ſie über Hindenburg
Minden 7:5 (6:3) gewannen. Am kommenden Sonntag treten die
Mannheimer gegen den Turnfeſt=Handballſieger Geran an.
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5. Klaſfe 41. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
2. September 1933
22. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 25000 ℳ. 168179 175353
4 Gewinne zu 6000 M. 188087 387713
12 Gewinne zu 3000 M. 306769 324811 328178 374164 380659
3a1689
48 Gewinne zu 2000 M. 11003 30154 58803 62736 97291 104883
123687 145333 147072 159549 163471 197277 206760 210766 211267
221227 235401 236316 291057 312688 330329 338140 371530 384850
100 Gewinne zu 1000 M. 20178 20759 62910 64761 66202 69234
61499 75867 80878 85766 96265 100912 104948 111875 117977
118807 124547 154794 169102 186414 211458 221337 292214 226908
229269 262372 25 7480 260406 264761 271028 276180 280930 282892
285767 303511 306779 318289 329301 330534 331468 339961 347161
350463 362318 364652 370575 376034 380572 386485 395001
212 Gewinne zu 500 9. 3108 3513 3580 4942 9349 11378 25103
26332 39516 41858 41916 42245 49406 50326 58125 60247 66804
69488 72:86 72505 73578 76768 81604 83520 84717 86338 94336
98666 102191 103244 105762 107539 109795 110098 110629 111110
111671 120742 124674 130135 133253 139959 141314 145009 146250
148113 152548 160344 165324 170422 174332 176176 187054 189669
199846 200282 201732 212988 223362 226876 226883 229618 233874
239452 240198 242205 244177 246788 251223 253361 265470 256163
262623 267226 272656 273662 284487 292407 303332 304672 307363
307878 308535 308409 310759 317463 326328 329074 333316 386881
337450 360960 355661 361361 369699 373830 374861 376998 383082
384609 385884 388204 383137 390617 392612 396106
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 10000 m. 225671 333732
18 Gewinne zu 6000 M. 17686 28418 30428 156028 161615 165580
187133 262077 368888
20 Gewinne zu 3000 M. 26966 114243 158869 160190 176873 221810
3017386 365364 364748 367280
34 Gewinne zu 2000 M. 21366 121011 158817 162056 182580 202687
227437 234654 241810 246104 271283 292988 336584 339945 359478
372045 392993
100 Gewinne zu 1000 M. 8034 8148 15835 19614 26124 26839 26977
28702 39739 45591 94450 106308 109367 126658 143144 147182
147424 160641 164671 166801 174228 178277 180490 189958 190623
192303 192312 193749 218850 221146 226117 230896 232224 234546
241382 261069 262863 304187 305266 311009 311957 318977 319134
341588 344817 347174 357228 370296 384689 392888
150 Gewinne zu 500 M. 11701 13655 14019 18062 18954 30489
34172 34559 37011 54713 69260 62691 64146 71565 76504 82230
86942 96292 98542 98950 99862 104854 113613 116012 121248
124167 127251 132826 134010 163638 160165 161910 173216 175328
1803658 194406 200194 203351 2094 18 220484 2264 11 699487 234188
235600 242045 248863 249377 265070 276084 278898 285280 288836
287885 291044 294357 303838 309801 313971 317188 328138 331047
334873 348432 353858 354061 361527 364638 371646 372031 372794
375606 378742 396063 396226 398287
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000 und
100 Prämien zu je 3000, 2 Gewinne zu je 500000, 4 zu je 50000,
4 zu je 25000, 54 zu je 10000, 88 zu je 5000, 222 zu je 3000,
700 zu je 2000, 1336 zu je 1000, 2194 zu je 500, 6820 zu je
400 Mart.
Rundfunk=Programme.
Weiterbericht.
Die Wetterlage ſteht unter dem Einfluß hohen Drucks, und
zwar werden ſeine, ausfließenden Luftmaſſen in den nächſten
Tagen vorwiegend heiteres und trockenes Wetter bringen. Die
ſtärkere Ausprägung von Ein= und Ausſtrahlung bewirkt dabei
ſchroffere Temperaturgegenſätze zwiſchen Tag und Nacht.
Ausſichten für Dienstag, den 5. September: Nachts friſch, in
den Morgenſtunden ſtellenweiſe nebelig, tagsüber meiſt
heiter, warm und trocken.
Ausſichten für Mittwoch, den 6. September: Fortdauer der
Wetterlage.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaff: Nudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Max Streeſe;, für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”,„ Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
ſär den Inſeratentell und geſchäftliche Mitteilungen: Williy Kuhlei.
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Earantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
10.10:
11.00
11.30:
15.00:
15.45:
16.00:
17.00:
A
18.00:
18.05:
18.30:
19.00:
AR
AR
23.00:
7.10:
10.45:
12.00:
13.30:
14.20:
15.20:
16.30:
18.00:
18.30:
18.45:
19.00:
20 00,
Rn.
22.20:
22.45:
Deutſchlandſender: Dienstag, 5. September.
Schulfunk: Wir bauen eine Straße. Ein Hörſpiel. (Aufn.)
Chriſta Hammer: Allerlei Wiſſenswertes vom Einkochen.
Kindergymnaſtik. — 11.45: Zeitfunk.
Jugendſtunde: Wir beſuchen das Karl=May=Muſeum.
Politiſche Dialoge. H. v. Kleiſt: Katechismus der Deutſchen.
Leipzig: Nachmittagskonzert. Dresdner Soliſten=Enſemble.
Gertrud Herrmann: Die Frau auf der Weltausſtellung imn
Chicago.
Kammermuſik. Werke von Beethoven und Brahms.
Das Gedicht.
Dr. Arthur Rathie: Das Fundament des nationalen Staates.
Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
Stunde der Nation. Stuttgart: Chriſtoph Martin Wieland.
Ein Hörſpiel zum 200. Geburtstage des Dichters von Paul
Enderling und Martin Lang. — 20.00: Kernſpruch.
Anſchl.: Politiſches Kabarett: Aus der Mottenkiſte.
Europäiſches Konzert. Berliner Philharm. Orcheſter, Ltg.;
Generalmuſikdirektor Erich Kloiber.
Akademiſche Weltmeiſterſchaften in Turin. Hörbericht von den
Schwimmwettkämpfen. (Aufnahmen.)
Neue italieniſche Unterhaltungsmuſik. Kapelle E. Sonntag.
Königswuſterhauſen.
Frankfurt: Dienstag, 5. September
Bad Hersfeld: Frühkonzert des Kurorcheſters.
Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
Symphoniſche Scherzi. — Berühmte Opernenſemble. —
Romeo und Julia, Konzertfantaſie (Tſchaikowſky) Schallpl.
Tänze aus neuen Tonfilmen, Schallplatten.
Jeder hört zu!
Der Hausfrau zur Erholung.
Nachmittagskonzert.
Heinz Haßmann: Revolution des Herzens.
Kaſſel: Flucht von Berlin. Erzählung v. M. O. Johannes.
Kurzbericht vom Tage.
Stunde der Nation. Chriſtoph Martin Wieland. Ein
Hör=
ſpiel zum 200. Geburtstage des Dichters, von Paul Enderling
und Martin Lang.
Wird noch bekanntgegeben.
Vom Deutſchlandſender: Europäiſches Konzert. Ausf.: Das
Berliner Philharm. Orcheſter. Ltg.: Generalmuſikdir. Kleiber.
Zeit, Nochrichten, Wetter, Sport.
Hamburg: Nachtkonzert des Nordfunkorcheſters.
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Nummer 246
DarmſtädeerCagblatte
Dienstag, 5. Sepfember
GeſNeueſte Nachrichten
Nach Inkrafttreten des Zugabeverbotes.
Einiges über Uebergangsvorſchriften. — Unkerſcheidung zwiſchen Reklame= oder Gebrauchswertcharakter
eines Zugabegegenſtandes.
Welche Zugaben bleiben zuläfſig?
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Mit dem 1. September d. Js, trat bekanntlich das
Zugabever=
bot in Kraft. Verboten iſt aber nur beim Verkauf einer Ware die
Zugabe einer anderen Ware, die gleichfalls Gebrauchswert beſitzt,
alſo etwa die Zugabe von Porzellan zu Kaffee. Zuläſſig bleibt die
Zugabe von geringwerten Gegenſtänden mit deutlich ſichtbarem
Reklameauftdruck; ferner der Bar= und Mengenrabatt. Bei dem
Mengenrabatt muß aber, wie der Reichswirtſchaftsminiſter in
einem Gutachten feſtgeſtellt hat, die zugegebene Ware mit der
ge=
kauften abſolut identiſch ſein.
Ferner iſt in den Uebergangsvorſchriften vorgeſehen, daß
ein=
geleitete. Zugabegeſchäfte noch zwiſchen dem 31. Auguſt 1933 und
dem 1. Januar 1934 abgewickelt werden dürfen. Das bezieht ſich,
wie der Reichswirtſchaftsminiſter mit dem Reichsjuſtizminiſter
vereinbart hat, auch auf die Gutſcheinpackungen. Da der Fabrikant
gar nicht in der Lage iſt. feſtzuſtellen, wo ſich die von ihm
veraus=
gabten Packungen mit Gutſcheinen befinden, ſo wird es als
zu=
läſſig erachtet, daß die vor dem 1. September vom Fabrikanten in
den Handel gebrachten Packungen mit Gutſcheinen über Waren
anderer Art als in der Packung enthalten ſind, vom Händler noch
bis zum 31. Dezember einſchließlich weiter verkauft und die
Gut=
ſcheine vom Fabrikanten eingelöſt werden dürfen. Vom 1. Jan.
1934 an dürfen aber Packungen mit Gutſcheinen nicht mehr weiter
verkauft werden. Die Einlöſung der Gutſcheine iſt zwar auch nach
dem 31. Dezember noch zuläſſig, ſie darf aber nur noch in bar
er=
folgen.
Selbſtverſtändlich wird die Durchführung des Zugabeverbotes
noch mancherlei Schwierigkeiten zutage fördern. So wird es im
Einzetall nicht immer leicht ſein, zu entſcheiden, ob ein
Zugaben=
gegenſtand nur Reklamecharakter oder nur geringen Wert beſitzt,
Für den vorläufig noch allgemein zuläſſigen Rabatt in Form von
Bargeld oder von Zugabe beſtimmter Mengen von Waren gleicher
Art und gleichen Wertes wie der gekauften, iſt übrigens, wie das
Vdz.=Büro erfährt, noch eine Sonderregelung beabſichtigt, die
aber in ihren Einzelheiten noch nicht feſtſteht.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
nicht weſentlich geändert. Um zu der für die Papier= und
Pappen=
erzeugung unbedingt notwendigen Marktregelung zu gelangen. iſt
ſeitens des Reichswirtſchaftsminiſteriums eine zwangsweiſe Ein=
Papier=, Pappen=, Zellſtoff= und Holzſtoffinduſtrie im Auguſt.
Nach dem Bericht der Fachgruppe der Papier=, Pappen= Zellſtoff=
und Holzſtoffinduſtrie hat ſich die Lage dieſer Induſtrie im Auguſt
ſchränkung der Erzeugung von Papier und Pappe auf fünf Tage
in der Woche für den September und Oktober dieſes Jahres
an=
geordnet worden. Die Preisentwicklung für Schleifholz weiſt eine
ſteigende Linie auf. Die Betriebswaſſerverhältniſſe waren infolge
der ſommerlichen Witterung als ſtark ſchwankend bzw. klein zu
bezeichnen.
Helvetia Konſervenfabrik, Groß=Gerau. Die Geſellſchaft, deren
Kapital von 1,5 Mill. RM. zu 40 Prozent bei der Süddeutſchen
Zucker AG., mit 19 Prozent bei der Lenzburg AG. und mit 41
Prozent bei der Eidgenöſſiſchen Bank in Zürich liegt, ſchließt 1932=
1933 (Ende April) mit einem Reingewinn von 6472 (4712) RM.
ab, der mit insgeſamt 11 185 RM. vorgetragen wird. Im
laufen=
den Geſchäftsjahr ſei ein wertmäßiger Umſatzrückgang feſtzuſtellen.
Die Unkoſten konnten aber durch Erſparniſſe dem Umſatzrückgang
angepaßt werden, ſo daß trotz der ungünſtigen Lage in der
geſam=
ten Konſerveninduſtrie noch ein Reingewinn erzielt wurde. Der
neu aufgemachte Abſchluß zeigt einen Bruttoertrag von nur 1,04
Mill. RM., während Löhne und Gehälter 0,43, ſoziale Abgaben
0,031., Steuern 0 056 und ſonſtige Aufwendungen 0,49 Mill. RM.
beanſpruchten. Nach 0,030 (0.13) Mill. RM. Abſchreibungen
ver=
bleibt ein Reingewinn von 6742 RM. Die Bilanz verzeichnet bei
unverändert 1,5 Mill. RM. AK. neue Rückſtellungen 0 075,
Ver=
bindlichkeiten 0,54 (0,67) darunter Bankſchulden 0,398 (0,4),
Wa=
renſchulden 0,031, Sonſtiges 0,085, ferner erſcheinen andererſeits
Anlagen mit 0,58 (0,62), Beteiligungen mit 0,075 (0,076) Vorräte
ſtark erhöht mit 0,798 (0 61), Außenſtände von Waren 0,24
Bank=
guthaben 0,254 (0 79), Wechſel 0,075 (0.11), Wertpapiere 0,2,
Hy=
pothekengrundſchuld 0,02. Ueber das laufende Geſchäftsjahr ſeien
noch keine Vorausſagen möglich. Vorſtand und Aufſichtsrat
er=
hielten 32 000 (28 000) RM. Vergütung. Die GV. genehmigte
ein=
ſtimmig den Abſchluß und die übrigen Regularien. Auch bei der
Tochtergeſellſchaft, den Obſt= und Gemüſewerken Grießen, deren
Betrieb ſchon ſeit April 1931 vollſtändig ſtilliegt, wurde der
Ab=
ſchluß ebenfalls genehmigt. Der Verluſt von 355 000 RM.
über=
ſteigt das AK. von 325 000 RM.
Beginn der Kartoffelernte In der Rhein=Main=Ebene
wurde mit der Ernte der Herbſtkartoffeln begonnen. Die
Er=
träge kommen, wie im Vorjabre, einer Rekordernte gleich. Die
Knollen ſind durchweg groß und geſund: die Preiſe in
Erwar=
tung demnächſtigen ſtarken Angebots niedriger als im Vorjahr. Hapag
Der Großhandel zahlt den Produzenten zurzeit 1,20—1,50 RM.
pro Zentner. Im Kleinhandel werden 10 Pfund mit 20 bis
22 Pfg. gefordert und gezahlt.
Produkkenmärkke.
1 Auf dem Weinheimer Obſtgroßmarkt wurden folgende Preiſe
(in Pfg. pro Pfund) amtlich notiert: Aepfel 6—13, Birnen 6—16,
Zwetſchen 6,8—8,9. Mirabellen 9—12, Pfirſiche 9—22, Brombeeren
20, Tomaten 10, Bohnen 16—21. Anfuhr 300 Zentner. Nachfrage
gut, in Birnen Ueberſtand. — Tägliche Verſteigerungen außer
Samstags um 14 Uhr: Sonntags um 13 Uhr.
Mannheimer Produktenbericht vom 4. September. Weizen inl.
(76—77 Kilo) 19,00; Roggen inl. (72—73 Kilo) 15—15,40; Hafer
inl. 13—14: Sommergerſte inl. 17,50—19,50: Futtergerſte 15,00;
La Plata=Mais 17 25—17.50; Soyaſchrot 14,10—14,50;
Biertre=
ber 13.50—14,00; Trockenſchnitzel, loſe 7,75—8,00; Erdnußkuchen
prompt 15,50—15,75; Roggenkleie 8—8,50; „Weizenfuttermehl
10,25; Roggenfuttermehl 9 50—11: Weizennachmehl 14—15,60;
Wieſenheu loſes 4—4,60; Rotkleeheu 4,40—4,80: Luzernkleeheu
5.80—6,20: Preßſtroh Roggen=Weizen 1,60—2,00; gebünd. Stroh
Roggen=Weizen 1.40—1.50: Weizenmehl Spezial Null mit
Aus=
tauſchweizen 28—28,25; Inlandsweizen 26,50—26,75;
Roggen=
mehl. 0—60proz. Ausmahlung, neues 20,50—21,75: desgl. pfälz.
und ſüdd, neues 21,50—22,50; Weizenkleie feine 7,75—8: desgl.
grobe 8,25—8,50: Rapskuchen 11,75—12: Palmkuchen 13,75—14;
Leinkuchen 15—15.25; Kokoskuchen 14,75: Seſamkuchen 14,75—15.
Tendenz: ſtetig. Die etwas gebeſſerte Tendenz für Brotgetreide
hält an. Die Preiſe werden im allgemeinen eine Kleinigkeit höher
geſprochen. Am Futtermittelmarkt iſt das Angebot in Biertreber
klein, und infolgedeſſen haben die Preiſe ebenfalls eine Beſſerung
erfahren.
Frankfurter Produktenbericht vom 4. September. Am
Pro=
duktenmarkt war die Tendenz leicht befeſtigt, da das Angebot nur
mäßig und die Nachfrage der Mühlen etwas beſſer war, da ſie Ende
der Vorwoche ein recht gutes Mehlgeſchäft hatten bei um 0,25 RM.
erhöhten Preiſen. Heute konnte ſich aber kein, größerer Umſatz
entwickeln. Weizen war um 3,5 RM., Roggen um 1 RM. pro To.
erhöht. Von Futtermitteln lag Weizenkleie etwas feſter; im
übri=
gen ergaben ſich keine Veränderungen, und auch der Handel war
nur klein. Es notierte Getreide (je To., alles übrige je 100 Kilo)
in RM.: Weizen 186,50, Roggen 150. Sommergerſte für
Brau=
zwecke 177,50—180, Hafer alter Ernte 140—142,50 desgl. neuer
Ernte 130: Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 27,25
bis 28,25. desgl. ohne Austauſchweizen 25,75—26,75: Roggenmehl
0—60prozentige Ausmahlung 21,75, desgl. ſüdd. Spezial Null
22 50: Weizenkleie 7,65—7 75: Roggenkleie 7 75: Soyaſchrot 8.30
bis 8,65, ohne Monopolzuſchlag (o. M.), Palmkuchen 8,65 o. M.,
Erdnußkuchen 9,60—9,75 o. M., Treber 14,25—14,50: Heu ſüdd.
5.00—5,20; Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt 1,60, desgl
ge=
bündelt 1.40. — Kartoffeln: Böhms allerfrüheſte gelbe RM.
1,60—1,65 pro Zentner bei Waggonbezug. Tendenz ruhig.
Die neue Woche brachte an den Aktienmärkten in Berlin
keine Geſchäftsbelebung. Es fehlte an Anregungen, wobei auch
der Ausfall der ausländiſchen Effektenbörſen am Samstag eine
Rolle ſpielte, und die Zurückhaltung der Kundſchaft übertrug ſich
auch auf die Kuliſſe. Bei der geringen Unternehmungsluſt
ge=
nügte daher ſchon kleines Angebot, um die Kurſe erneut um 1—2
Prozent zu drücken. Am Farbenmarkt ſchien das ſtarke Angebot
nachgelaſſen zu haben, und die Eröffnung lag ſogar mit 120½ ca.
1 Prozent über der vorbörslichen Taxe, bei Siemens hatte aber
ein Angebot von 35 Mille einen 5prozentigen Kursrückgang zur
Folge. Am Montanmarkt waren Rheinſtahl mit minus 2,25
Pro=
zent etwas ſtärker gedrückt; im gleichen Ausmaße gingen auch
Rütt=
gerswerke und Schuckert im Kurs zurück. Bayern=Motoren büßten
2,25 Prozent und Deſſauer Gas 2,75 Prozent ein. Der ſtarke
Rück=
gang der Siemensaktie löſte dann im Verlaufe allgemein
Verſtim=
mung aus, ſo daß die Kurſe meiſt weiter nachgaben. Farben gingen
unter die 118=Grenze zurück. Montanwerte lagen ebenfalls bis
zu 1 Prozent niedriger, obwohl das Verkaufsangebot nicht
über=
mäßig groß war. Lediglich die geringe Unternehmungsluſt ſtörte
Auch am Markte der feſtverzinslichen Werte war, das Geſchäft
äußerſt ruhig. Die Altbeſitzanleihe lag knapp behauptet. Die
Neu=
beſitzanleihe war bis zu 0.25 Prozent nachgebend. Mit Ausnahme
der Stahlbonds waren auch die variabel gehandelten
Induſtrie=
obligationen bis zu 0,5 Prozent rückgängig.
Reichsſchuldbuchfor=
derungen waren gut behauptet. Auslandsrenten blieben
vernach=
läſſigt. Auch ſpäter blieb die Stimmung auf den Aktienmärkten
ziemlich matt. Am Berliner Geldmarkt machte ſich heute eine
kleine Erleichterung fühlbar,
Die erſte Frankfurter Börſe der neuen Woche eröffnete
in ſchwächerer Haltung, während man noch im Vorbörſenverkehr
ziemlich unveränderte, z. T. ſogar etwas höhere Kurſe genannt
hatte. Von der Kundſchaft lagen keine Aufträge vor, im
Gegen=
teil, es erfolgten in einigen Spezialwerten wieder einige
Ab=
gaben, was die Zurückhaltung bei der Kuliſſe nur verſtärkte. Da
auch aus der Wirtſchaft jegliche Anregung vermißt wurde, ſtand
dem herauskommenden Angebot faſt keine Aufnahme gegenüber,
ſo daß gegen die Wochenſchlußkurſe Durchſchnittsverluſte von 1—1,5
Prozent zu verzeichnen waren. Das Geſchäft hielt ſich in ſehr
engen Grenzen. Schwach lagen ganz beſonders am Elektromarkte
Siemens, die 4,5 Prozent einbüßten. Geſfürel gaben 2,5 Prozent,
AEG. und Bekula bis 7 Prozent nach. Matt lagen auch JG.
Far=
ben, die zunächſt 0,5 Prozent niedriger eröffneten, nach dem erſten
Kurs aber raſch weitere 2 Prozent verloren. Scheideanſtalt
gin=
gen um 1,25 Prozent zurück Metallgeſellſchaft lagen
widerſtands=
lähig (54 Prozent). Merklicher Kursdruck beſtand auch am
Mon=
tanmarkt, wobei Harpener, Rheinſtahl und Stahlverein mit
Ein=
bußen von 2—2,5 Prozent am ſtärkſten gedrückt waren. Schwächer
eröffneten außerdem Reichsbank (minus 2 Proz.), Conti Gummt ſchließlich kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich, wie der Geſamt=
(minus 1½ Proz.), AG. für Verkehrsweſen (minus 1,5 Prozent),
Schiffahrts= und Kunſtſeideaktien, Zement Heidelberg und Daimler ſchaft Berlin, auf Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen Büros
Motoren gaben um je 0,5 Prozent nach. Feſter lagen nur Sidd.
Zucker (plus 1,25 Proz.) und Akkumulatoren Berlin (plus 0.5 Pro= auf 9766 To. gegen 8924 To. im Juni.
zent). Auch am Rentenmarkte herrſchte neben Geſchäftsſtille eine
ſchwächere Tendenz vor. Im Verlaufe bröckelten die Kurſe
wei=
ter um 0,5—1 Prozent Siemens ſogar um erneut 3,5 Prozent auf, verordnung) wird im Reichsgeſetzblatt eine Verordnung veröffent=
132,5 Prozent ab, während JG Farben, zunächſt leicht erhöht
waren, ſpäter aber auf 116,25 Prozent fielen und gegen Schluß
mit 117 Prozent nur unweſentlich verbeſſert lagen Schwach lagen
noch u. a. Licht u. Kraft mit insgeſamt minus 6 Prozent.
Das Angebot der Bankenkundſchaft führte auch geſtern abend
an allen Märkten zu Kursverluſten, da in Kreiſen der Kuliſſe / Prozent geſenkt.
keinerlei Neigung zur Aufnahme zu verſpüren war. Die
Nach=
richten von behaupteten Auslandsbörſen blieben ohne jede Ein= von Italien von 4 auf 3½ Prozent und der Lombardſatz von 5 auf
wirkung. Farben gaben im Verlauf 1½ Prozent nach. Auch 4 Prozent ermäßigt.
Schuckert um 2½ Prozent. Gesfürel 1½, Phönix und
Stahlver=
ein je ½ Prozent leichter. Der Rentenmarkt lag
verhältnis=
mäßig behauptet. Altbeſitzanleihe und ſpäte Schuldbücher je ¼
ſchwach.
Berliner Kursbericht
vom 4. September 1933
Wirtſchaftslage des Viehhandels im Auguff.
Vom Reichsverband des nationalen Viehhandels Deutſchlands
e. V. wird uns geſchrieben: Die Lage des Viehhandels im Auguſt
war im allgemeinen nicht unbefriedigend. Die Märkte wieſen eine
feſte Tendenz auf. Auf den Rindermärkten geſtaltete ſich die
Ent=
wicklung in der ereſten Hälfte des Berichtsmonatss
verhältnis=
mäßig günſtig, während in der zweiten Hälfte infolge größerer
Auftriebe an Weidemaſtvieh ſaiſonmäßig ein Rückgang zu
ver=
zeichnen war. Im allgemeinen befriedigend war die Lage auf den
Kälbermärkten. Der Schweinemarkt war nicht ganz einheitlich,
wies jedoch im weſentlichen eine feſte Tendenz auf. Die RM. 40=
Grenze iſt auf den bedeutendſten Märkten mit Ausnahme von
Breslau für, die Notierung der Klaſſe e überſchritten worden.
Auch auf den Schafmärkten war die Entwicklung für den
Vieh=
handel nicht ungünſtig. Bei dem Nutz= und Zuchtviehhandel zeigte
ſich weiterhin Bedarf, dem jedoch die große Geldknappheit der
Landwirtſchaft entgegenſteht. Die weitere Entwicklung der Preiſe
wird davon abhängen, ob es gelingt, die Weideabtriebe und die
nach Beendigung der Ernte erfahrungsgemäß zunehmenden
Auf=
triebe von Schweinen glatt unterzubringen.
Biehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 4. September. Auftrieb: Rinder
insgeſamt 1649 (gegen 1334 am letzten Montagsmarkt) darunter
befanden ſich 473 Ochſen, 125 Bullen, 505 Kühe, 422 Färſen, und
dem Schlachthof ſeit dem letzten Markt direkt zugeführt 124 Stück.
Kälber 391 (359), Schafe 29 (unv.) und Schweine 3867 (3740).
Notiert wurde für den Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen
a) 1. 29—32, 5 25—28 b) 21—34: Bullen a) 27—29, b) 22—26;
Kühe a) 24—27. b) 20—23, c) 16—19, d) 12—15: Färſen a) 29
bis 32, b) 26—28, C) 23—25; Kälber a) 38—43, b) 32—37. c) 27
bis 31, d) 22—26; Schafe nicht notiert: Schweine a) 44—46,
b) 44—46, C) 43—46, d) 40—45, e) 38—41, f) und g) geſtrichen.
Im Preisvergleich mit dem letzten Montagsmarkte lagen Rinder
durchweg 1 Mark niedriger, Kälber und Schweine blieben
un=
verändert, Marktverlauf:, Rinder ruhig, geringer Ueberſtand;
Kälber, Schafe und Schweine mittelmäßig, ausverkauft.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 4. September ſtellten ſich
für Kupfer: Sevtember 45 (45.50), Oktober 45 (45.25)
No=
vember 45 (45.75) Dezember 45 (46) Januar 45.50 (46), Februar
45.75 (46.25), März 46 (46.50). April 46.25 (47), Mai 46.50
(47.25), Juni 47.25 (47.50), Juli 47.50 (48), Auguſt 47,75 (48.25).
Tendenz: ſchwach. Für Blei: September 16 (16.50), Oktober 16
(16,75), November 16.25 (16,50), Dezember 16 (16.50), Januar
16.50 (16 75), Februar 16 (17) März 16.50 (17), April 16.75
(17.25), Mai 17 (17.50), Juni 17 (17.75), Juli, Auguſt 17.25 (18).
Tendenz: abgeſchwächt. Für Zink: September 21.25 (22),
Okto=
ber 21.50 (21.75) November 21.75 (22.25) Dezember 22 (22,50),
Januar 22 (22 75), Februar 22.25 (23), März 22,50 (23.50), April
22.75 (23.75), Mai 23 (24), Junt 23.25 (24.50), Juli 23.50 (24.75),
Auguſt 23.75 (25), Tendenz: ſchwächer. — Die erſten Zahlen
be=
deuten Geld, die in Klammern Brief.
Kkeine Wirkſchaftsnachrichken.
Die beutſche Erzeugung von Original=Hüttenweichblei
ein=
ausſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen
Metallwirt=
der Metallgeſellſchaft AG., Frankfurt a. M., mitteilt, im Juli
Auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten zur
Be=
lebung der Wirtſchaft vom 4. September 1932 (
Steuergutſchein=
licht, nach welcher aus Anlaß der Verpfändung von Steuergut=
Der Zinkwalzwerksverband GmbH., Berlin, hat den
Grund=
preis für Zinkbleche mit Wirkung ab heute um 0,50 RM. für 100
Kilo ermäßigt.
Die Bank von Finnland hat den Diskontſatz von 5½ auf 5.
Mit Wirkung vom Montag wurde der Diskontſatz der Bank
Nach zuverläſſigen Meldungen iſt die Sektion für Einfuhr in
die Schweiz ermächtigt worden, auch das letzte Drittel der
Kon=
tingente für das dritte Vierteljahr 1933 (alſo das
Septemberkon=
tingent) für die Einfuhr von Waren aus Deutſchland freizugeben.
Prozent leichter. Im weiteren Verlauf blieb die Tendenz eher Die Importeure verfügen nunmehr alſo über dreiviertel ihres
Jahreskontingents.
Deviſenmarkt
vom 4. September 1933
Beri, Hanbels=Geſ.
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hanſa Dampfſch.
Norbb. Lloyzd
A. C. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas
Vff
51.—
44.—
11.625
18.50
12.50
18.—
122.—
44.—
60.—
138.—
100.75
M
Glektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. elektr.untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phll. Holzmann.
Kali Aſcherolebe:
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppe
Ro
117.355
48.375
74.25
80.875
55.—
60.—
1111.25
53.125
65.125
53.25
35.—
28.—
e
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt ly
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkalt /y
Agsb.=Nnrb. Maſch
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupſer
Hohenlohe=Werie
Lindes Eismaſch.
Bogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
4s.
156.—
11.—
31.375
115.—
51.—
17.50
64.55
5.—
63.50
49.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeß
Sofig.
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenvs=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schilling
100 Tich. Kr.
100 Bengö
100Leva 2.047
100 Gulden
100 Kronen ſ6
100 Kronen
ſ100 Kronen ſs
S.Stg.
ſt Pap. Peſol
1 Dollar
t00 Belga 5
ſu00 Lire. 5
100 Franes 1i6.32
Geld
5.394
47.95
M2.,3
188.98
66.38
5o.50
68.13
13.30
0.328
2.s0a
58.44
22.08
Brief
B.use
48.05
12.44
—
3.053
169.32
66.52
59.11
63.27
13.34
0.932
2.808
50.58
22.12
1o.48
Schweiz
Sponien
Danzig
Japan
Rio de Janeirolt Milre
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal"
I.
Athen.
Iſtambw
Rairo
Kana da
Uruguahy 1 Goldpeio
Jöland.
Tallinn (Ekl.
Rigg.
Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden ſe
Yen
100 Eseudos
100 Drachm.
1 türt. 4
äghpt. 4
1t canab. Doll.
100 isl. Kr.
100 eſtl. Kr.
100 Lais
Geid
e0.27
85.01
81.57
0.769
0. 2441
5. 295
12.89
2.393
1.978
13.58
2.747
1.399
59.94
7293
„Brief
81.13
25.09
21.73
0.771
0.246
5.305
12.71
2.395
1.262
13.53
2.753
1.401
60.06
.82
7.05
Zurmſtaster and Härionatoanr Burmſtabe, Willane der Presoner Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 4. September 1933.
Steuergutſcheine
„ Gr. IIp. 1934
1985
1936
„ 1937
1938
Gruppe !
6% Otſch. Reichsanl
b. 27
% Intern.,v. 80
6% Baden... b. 27
6% Bahern . v. 27
6% Heſſen. .. v. 29
6% Preuß. St. b. 28
62 Sachſen. , v. 27
6% Thüringenv. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ungsſch. P,Ab=
(öſungsanl.,
Diſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
6% Baden=Baden.
6% Berlin.. .. b.24
6½ Darmſtad1 ..
6% Dresben, „v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
b. 28
82Mainz
88 Mannheim v. 27
6%München v. 29
8% Wiesbaben v.28
6% befl. Landesbi.
Goldoblig.
6½%Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
Hhyp.=Bk. Ligu.
Kom. Obl. . .. 91.5 85 6% Preuß. Landes= 80. Pfd.=Anſt. G. Pf. 82.25 * 6% „ Golboblig. 68,5 86,4 6% Landeskomm.= 98.5 Bk. Girozentr. für 84.75 HeſſGldobl. R. 11 58”), R. 12
6% 83 6% Kaſſeler Land.= 81.5 85 kredit Goldpibr. 6% Naſſ. Landesbk. 101), 5½% „„Ligu. Obl. Aa= 83.5 Dt. Komm. Sam= 73.75 mel=Ablöf. Anl. 69.5 4AuslSer I FAuslSernn 91), 77I, Dt. Komm. Samm.= Abl. (Neubeſitz). 9.4 6%Berl. Hyp. Bi.
5½% Lig.=Plbr.
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Die Hefte der Wahlmiete werden ab
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Die Ausgabe der Mietkarten für die
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vom 12. bis 16. September.
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