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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 238
Montag, den 28. Auguſt 1933.
196. Jahrgang
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Ostpreußen und Saarland — Eckpleiler deutscher Jreue!
Des Fahlers Tat un Sidendarg.
Deutſchlands Geſchenk für den „Alten vom Preußenwald‟: Erbliche Bindung des Hausgutes Hindenburg=Neudeck
mit Preußenwald. — Hochtag für den Befreier Oſtpreußens. — Oſtlandfahrer=Kundgebung am Tannenbergdenkmal.
Der große Stkaaksakt
am Tannenberg=Nakionaldenkmal.
Am Tannenberg=Denkmal, 27. Auguſt.
Tannenberg, Tag ſtolzeſter Erinnerung an Deutſchlands
größte Stunde.
Tannenberg, Symkol der Befreiung der Heimat und des
Wiederaufſtieges!
Fahnen wehen über ganz Oſtpreußen, über Deutſchland.
Glocken klingen über das Land. Kanonenſchüſſe unterſtreichen
die gewaltige Erhabenheit der Stunde, in der ſich
die Führer der Nation, die beiden großen Männer der
Welt=
geſchichte, im Hofe des Denkmals von Tannenberg, die Hände
reichen:
Hindenburg, der Vater des Vaterlandes,
Adolf Hitler, der Volkskanzler.
zwei Männer, um die uns die Welt beneidet, die Oſtpreußen
als ſeine Befreier anſieht, und denen heute wieder alle Herzen
zufliegen.
Unendlich iſt der Jubel der Maſſen,
die ſich in weitem Umkreis um das Denkmal ſcharen. Hiſtoriſch
die Stunde, in der der greiſe Marſchall durch den Führer des
neuen Deutſchlands und durch ganz Oſtpreußen geehrt wird,
wie einſt Bismarck, Hindenburg, der heute vom deutſchen Volke
den Ehrentitel erhält: Der Alte vom Preußenwald
Tauſende ſind mit ihren Fahrzeugen heute aus dem ganzen
Reich zur Huldigung nach Tannenberg gekommen, haben ſchwere
Strapazen auf ſich genommen in Fahrten um Tage und Nächte,
um ihre Dankadreſſen zu überbringen. Stunden und Stunden
harren ſie aus.
Mit klingendem Spiel und wehenden Fahnen marſchierten
zahlreiche Reichswehrformationen, eine Abteilung Matroſen und
die Braunen Kolonnen. Dann kamen nach 8 Uhr in laufender
Folge die Wagen mit allen Prominenten der Provinz, die
Be=
hördenchefs die Mitglieder des Provinziallandtages. Offiziere
des alten Heeres und der Reichswehr in ihren Uniformen
be=
lebten das Bild. Und dann, eine Minute vor neun Uhr, beginnt
die denkwürdige Feier.
Fanfaren erklingen von den Zinnen des Denkmals. Nach den
Fanfarenſtößen überreicht Staatsſekretär Funk dem
oſtpreußiſchen Oberpräſidenten und Gauleiter die
Treuebot=
ſchaften der Oſtpreußen=Fahrer und erklärt u. a.:
„Hier auf hiſtoriſchem Boden unter dem hochragenden
Ehrenmal für eine der größten Schlachten der Weltgeſchichte
und in freudiger Erwartung des Sieges von Tannenberg, des
Generalfeldmarſchalls von Hindenburg, unſeres allverehrten
Reichspräſidenten, geloben 1500 Kraftfahrer aus ganz
Deutſch=
land dem deutſchen Oſten unverbrüchliche Treue. In dieſer
feierlichen Stunde blickt das neue Deutſchland voll Stolz und
Bewunderung auf Ospreußen. Hier ging die von unſerem
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ausgelegte Saat der
nationalen Erhebung und Befreiung am ſichtbarſten und am
ſchönſten auf. Dank einer beiſpielloſen Kraftanſtrengung und
Opferwilligkeit der Bevölkerung unter Ihrer tatkräftigen und
entſchloſſenen Führung als Gauleiter und Oberpräſident!
Wir Oſtland=Fahrer ſind in langen und anſtrengenden
An=
märſchen hierher gekommen, um das oſtpreußiſche Wunder
mit=
zuerleben und Ihnen, Herr Oberpräſident Koch, und allen
lieben treuen oſtpreußiſchen Volksgenoſſen durch die Tat unſeren
Dank abzuſtatten. Es iſt mir, als einem Sohn dieſes alten
deutſchen Schutz= und Trutzlandes, eine beſondere Ehre und
Freude, Ihnen die Treuebotſchaften aus allen deutſchen Landen
hiermit zu überreichen! Heil Oſtpreußen!”
Die Führer kommen.
Um 9,40 Uhr kreuzen mehrere Flugzeugſtaffeln über dem
Denkmal. Dann brauſt heller Jubel von der Straße her:
Deutſchlands Kanzler und ſein getreueſter
Paladin, Miniſterpräſident Göring, nahen im
Wagen. Ehe der Jubel verklingt, brandet er neu auf. Der greiſe
Sieger von Tannenberg, Oſtpreußens Volksheros,
Hinden=
burg, kommt! Steigt aus dem Kraftwagen und ſchreitet rüſtig
wie immer die Ehrenkompagnien der Reichswehr, der SA. und
SS. und des Stahlhelms ab. Sein Gruß wird jubelnd
er=
widert. Der Feldmarſchall ſpricht mit Veteranen herzliche Worte
und ſchreitet dann in ſeiner imponierenden Geſtalt durch das
Tor des Denkmals in den Innenhof, wo ihn die Ehrengäſte
entblößten Hauptes erwarten. Man ſieht neben Volkskanzler
Adolf Hitler und Miniſterpräſidenten Göring den
Reichswehr=
miniſter General v. Blomberg mit General v. Hammerſtein,
den Chef der Heresleitung und Admiral Naeder, den Chef der
Marineleitung, v. Papen, Statthalter, Miniſter und
Staats=
ſekretäre des Reiches und der Länder, alte Generäle und
Offi=
ziere, Diplomaten. Männer der Wirtſchaft und des öffentlichen
Lebens uſw. Von den Zinnen grüßen Hunderte von Fahnen
des neuen Deutſchlands und in dem Nund des Stadions ſtehen
8000 SA.=Kämpfer des neuen Deutſchlands, die Kriegervereine
mit ihren Bannern und dann im weiten Umkreis die
unüber=
ſehbare Menge. Das iſt ein Rahmen für den Staatsakt, wie er
nicht ſchöner gedacht werden kann.
Während Generalfeldmarſchall v. Hindenburg den Innenhof
betritt, donnern die Salutbatterien der Reichswehr mit 21 Schuß.
Es iſt 10 Uhr geworden. Und nun ergreift
Oſtpreußens Oberpräfidenk Koch
das Wort, um den Marſchall und den Kanzler zu begrüßen und damit Ihre einzigartigen gewaltigen Taten verbunden werden
den Staatsakt einzuleiten. Er führte u. a. aus:
Hochzuverehrender Herr Generalfeldmarſchall, ſehr geehrter Ihren Mut und Ihr Können gerettet haben.
Herr Reichspräſident! Es iſt mir eine hohe Ehre, die mich mit
ſtolzer Freude und Genugtuung erfüllt. Ew. Exzellenz hier an
geweihter hiſtoriſcher Stätte die ergebenſten Grüße des Volkes
der heiligen oſtpreußiſchen Erde übermitteln zu dürfen. An die= des preußiſchen Volkes anknüpfen an dieſe alte ſchöne
Ueberliefe=
ſer Freude nimmt das ganze, unter den Fahnen des
National=
ſozialismus geeinte Oſtpreußen, nimmt ganz Deutſchland herz= ner Taten, Ihren Namen mit einer Scholle zu verbinden, die durch
Möglichkeit, die unauslöſchbare Dankbarkeit zu bekunden, die das
deutſche Volk Ihnen, Herr Generalfeldmarſchall, gegenüber emp=
Ehre und Größe.
In dem gewaltigſten aller Kriege, die die Welt je ſah,
führ=
ten Sie die deutſchen Armeen an allen Fronten mit einzigarti= ten Male durch Ihre Hand! Durch Ihre Führung
zuſammen=
ger Genialität zu unerhörten Siegen und Triumphen. Ohne
lichen Dank wiſſen Ihnen die Oſtpreußen dafür, daß Sie in
die=
ſem gigantiſchen Ringen die Heimaterde vom Feinde befreiten. Schmach und Not nicht die Herrſchaft behalten konnten, ſondern
ſchon zu Lebzeiten, zuteil wurde, iſt nur ein Beweis mehr für die die Ehre und die Freiheit geworden iſt.
Größe Ihrer geſchichtlichen Leiſtung, die immer mit dem ſtolzen
Wort Tannenberg verbunden ſein wird. Die tiefe Liebe und
Verehrung, die gerade die oſtpreußiſchen Menſchen für Sie, Herr
Generalfeldmarſchall, empfinden, wurzelt nicht nur in der
Dank=
barkeit, ſondern ebenſoſehr in dem berechtigten Stolz darauf, daß „Dem Reichspräſidenten, Generalfeldmarſchall Paul von
Sie ſelbſt ein Mann oſtpreußiſcher Erde ſind.
Hoch auf ragt Ihre Reckengeſtalt als Verkörperung der
Kraft und der Treue, der beiden Grundelemente, die die
oſtpreußiſche Erde Ihren Söhnen mitgibt. Wenn heute
ſchon der Mythos um Ihren ſtolzen Namen weht, er wird
Sie dereinſt fortleben laſſen als den trutzigen Stamm aus
knorriger oſtpreußiſcher Wurzel, als den „Alten vom
Preußenwald.”
Das oſtpreußiſche Volk, das in heißer Liebe, Dankbarkeit und
Verehrung zu Ihnen, Herr Generalfeldmarſchall, aufblickt, will
ſtolz vor aller Welt verkünden, daß Sie ein Sohn der oſtpreußi= den Heilrufen aufgenommen. Dann ſchritt
ſchen Erde ſind.
Der Provinziallandtag der Provinz Oſtpreußen weiß ſich mit
dem geſamten deutſchen Volke und insbeſondere mit der
oſtpreu=
ſiſchen Bevölkerung eins in der Liebe und Verehrung für
unſe=
ren greiſen Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall von Hinden= zum Rednerpult. Er wandte ſich mit folgenden Worten an den
burg, der die Provinz Oſtpreußen vom Feinde befreite und als
Führer im Krieg und Frieden dem deutſchen Volke mit ſtarker
Hand die Freiheit wiedergegeben hat. Dieſe Taten ſind uns erb=
Name von Hindenburg in den Herzen eines jeden
guten Deutſchen einen Ehrenplatz einnehmen.
Wunſch des Provinziallandtages und der Vertretung der
oſt=
preußiſchen Bevölkerung iſt es deshalb, daß die Familie von
Hin=
denburg für alle Zeiten mit der Provinz Oſtpreußen durch Blut
und Boden aufs engſte verbunden bleibt.
Als nationalſozialiſtiſcher Treuhänder und im Namen dieſer
Provinz gelobe ich Ihnen.
Immer wird Oſtpreußen dem Reiche als Eckpfeiler
erfilen Neſen.
Dafür einzuſtehen und zu kämpfen, wird immerdar unſer
un=
beugſamer und unerſchütterlicher Wille ſein. (Lebhafter Beifall)
Miniſterpräſidenk Göring überreicht die Bindung des
HRausaies Aidenurf gendefk nif Reiſenili.
Miniſterpräſident Göring wandte ſich darauf mit einer
An=
ſprache an den Reichspräſidenten, in der er u. a. ſagte:
Herr Generalfeidmarſchall. Wir haben es bitter empfunden,
daß nach dem gewaltigen Ringen des Weltkrieges ſcheinbar das
deutſche Volk ſich verloren hatte. Wir haben es bitter empfunden,
daß es Jahre gegeben hat, in denen deutſche Volksgenoſſen in die deshalb unwürdig unterdrückt und ſchmachvoll mißhandelt
Irre gegangen ſind. Jahre, in denen man nichts mehr wiſſen wurde, weil es ſeine Freiheit nicht wehrlos preisgab,
ſon=
wollte von den großen Taten und Leiſtungen der deutſchen Armee,
ihres Führers in Sonderheit. Wir dürfen deshalb den heutigen
Tag als eine beſcheidene Gutmachung anſehen, glücklich darüber,
daß ein Volk wieder zu ſich ſelbſt zurückgefunden hat und dies an Damals, Herr Generalfeldmarſchall, hat es mir das Schickſal
dieſer geweihten Stelle, an der einſt der Schlachtendonner grollte,
an der einſt das Schickſal der engeren und weiteren Heimat
ent=
ſchieden wurde, zum Ausdruck bringen.
Es iſt von altersher eine ſtolze, preußiſch=deutſche Tradition
geweſen, für gewaltige Taten ſeiner Feldherren den Dank
und ihrem Volke geehrt wurden, wenn man ihnen den Dank
abſtattete, dann geſchah es immer in der Weiſe, daß man
verſuchte, den Namen des ruhmgekrönten Führers der Armee
zu verbinden mit der Erde, mit der Scholle.
Und ſo ſoll auch heute Ihr Name, Herr Generalfeldmarſchall, und
mit der Erde, mit der Scholle gerade Ihrer engeren Heimat,
ge=
rade der Provinz, die Sie allein durch Ihre Entſchlußkraft und
Ich darf deshalb heute im Namen, des preußiſchen Volkes
nachholen, was einſt verſäumt worden iſt. Ich darf im Namen
rung, den Namen des Feldherrn zu verbinden mit dem Orte
ſei=
lichen Anteil. Gibt dieſer Tag doch in beſonderem Maße die Jahrhunderte hindurch ſchon mit dem Namen von Hindenburg
veprbunden war. Wenn wir heute den Dank für die Errettung
Oſtpreußens aus ſchwerſter Not Ihnen dadurch abſtatten, dann
findet. Sie ſind uns in Ihrer überragenden ſoldatiſchen und klingt immer dabei auch der Dank des heutigen preußiſchen
Vol=
ſtaatsmänniſchen Größe Zeuge und Sinnbild deutſcher Treue, kes für das, Herr Generalfeldmarſchall, was Sie in weiſer
Vor=
ausſicht am 30. Januar getan haben.
Zum zweiten Male fühlt Oſtpreußen ſich gerettet. Zum
zwei=
geſchweißt mit dem engſten Vaterland und mit dem Deutſchen
Beiſpiel in der Geſchichte der Völker ſind die deutſchen Waffen= Neich. Zum zweiten Male muß ſich die Provinz gerettet fühlen,
taten, die unter Ihrer Führung vollbracht wurden. Unvergäng= wo dereinſt auf gewaltigem Schlachtfelde ſoviel Blut gefloſſen iſt,
daß das alles nicht umſonſt geweſen iſt, daß Staub und Rauch,
Daß Ihnen, ſehr verehrter Herr Generalfeldmarſchall dieſer Lohn, daß aufs neue entſtand das eine Reich, deſſen Fundament wieder
Ich darf deshalb, Herr Generalfeldmarſchall, Ihnen nun
die Schenkungsurkunde
überreichen und den Inhalt Ihnen zur Kenntnis bringen:
Beneckendorff und von Hindenburg, übereignet Preußen in
Ehrfurcht und Dankbarkeit als eine Schenkung des Landes
die Domäne Langenau und Forſt Preußenwald zur
dauern=
den Vereinigung mit dem angrenzenden Altbeſitz Neudeck
und zur Bildung eines Hindenburg=Hausgutes Hindenburg=
Neudeck mit Preußenwald. So möge das Haus Hindenburg
für allezeit feſtgegründet ſtehen im altpreußiſchen
Heimat=
boden. Dank dem Befreier Oſtpreußens!”
Die Rede des Miniſterpräſidenten wurde mit langanhalten=
Reichskanzler Adolf Hikler
Reichspräſidenten:
Herr Generalfeldmarſchall!
Neunzehn Jahre ſind vergangen ſeit den gewaltigen Tagen,
lich. Solange die deutſche Zunge klingt, wird der da das deutſche Volk nach Jahrhunderten wieder Kunde von dem
von Ruhmesglanz überſtrahlten Namen Tannenberg erhielt. Ein
unſicheres Schickſal hing damals drohend über Volk und Reich.
Ohne eigene Schuld mußten unſere Männer Deutſchland vor den
Angriffen einer erdrückenden Uebermacht mit Leib und Leben
be=
ſchützen. In unvergleichlichem Heldenmute ſtürmten die Armeen
im Weſten, hielten die wenigen Diviſionen im Oſten. Und
den=
noch ſchob ſich, alles verwüſtend, die zahlenſtarke Uebermacht
unſe=
res ruſſiſchen Gegners tief in das deutſche Land. Große Teile
Oſtpreußens verfielen der Zerſtörung. Aus Aengſten und Sorgen
ſtiegen die Gefühle empor zum Allmächtigen. Im Namen
Tannen=
bergs hat ſich die Rettung vollzogen, denn nicht eine Schlacht
wurde hier geſchlagen, ſondern das deutſche Schickſal gewendet,
Oſtpreußen befreit und Deutſchland gerettet.
Seit dieſen Tagen begann dieſe unerhörte Schlachtenfolge im
Oſten, die Rußland als kämpfende Macht überwand, die deutſchen
Heere mit unvergänglichem Ruhm bedeckte, die deutſche Nation
aber für immer ihrem Namen, Herr Generalfeldmarſchall, zu
treuem Dank verpflichtete.
Ganz gleich, wie auch das heroiſche Ringen Deutſchlands
enden mußte, der große Krieg wird für immer unſerem
Volke das ſtolze Gefühl vermitteln, einſt für des
Vater=
landes Freiheit und Leben unvergängliche Opfer gebracht
zu haben. Die Geſchichte aber wird in kommenden Zeiten
kein Verſtändnis dafür beſitzen, daß ein Volk nach dem
Verluſt eines Krieges, den es ſelbſt nie gewollt hatte, nur
dern unter unſäglichen Leiden, unter nie dageweſenen
Opfern das Recht ſeines Lebens und die Unabhängigkeit
ſeines Bodens zu verteidigen verſuchte.
zu n einem Glück geſtattet, als einfacher Musketier in deu Reihen
meiner Brüder und Kameraden für unſeres Volkes Freiheit
mit=
kämpfen zu dürfen. Heute empfinde ich es bewegten Herzens als
gnädiges Geſchenk der Vorſehung, hier auf dem Boden des
ruhm=
vollſten Schlachtfeldes des großen Krieges im Namen der
geein=
des Volkes dieſem Feldherrn auszudrücken und wenn deutſche ten deutſchen Nation und für dieſe Ihnen, Herr Generalfeld=
Armeeführer, wenn wreußiſche Feldherren von ihren Königen marſchall, erneut den Dank aller in tießter Chrerbietigkeit aust
Seite 2 — Nr. 238
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 28. Auguſt 1933
ſprechen zu dürfen. Wir ſind glücklich, daß wir dieſen Ehrentag
des deutſchen Volkes mit dem feiern dürfen, der ihn uns einſt
ge=
geben hat.
Die deutſche Reichsregierung handelt aber für das deutſche
Volk, wenn ſie dem heißen Wdiſche Ausdruck gibt, daß Ihr Name,
Herr Generalfeldmarſchall, für immer nicht nur durch dieſe Tat
in unſerem Volke weiterleben möge, daß nicht nur die Steine
die=
ſes Denkmals von Ihnen ſprechen ſollen, ſondern daß in langer
Geſchlechterfolge auch lebende Zeugen in Verbundenheit mit dieſem
Heimatboden von Ihnen künden.
Die deutſche Reichsregierung hat daher als Vertreterin der
na=
tionalen Ehre und in Erfüllung der Pflicht der nationalen
Dank=
barkeit beſchloſſen und zum Geſetz erhoben, daß jene Scholle dieſes
Gebietes, die heute mit Ihrem Namen, Herr Generalfeldmarſchall,
verbunden iſt, ſolange frei ſein ſoll von den öffentlichen Laſten
des Reiches und der Länder, ſolange ſie durch einen männlichen
Erben mit dem Namen Hindenburg verbunden bleiben wird.
Die Rede des Reichskanzler wurde mit großen
Beifallskund=
gebungen und Heil=Rufen aufgenommen.
Dann erhob ſich der Reichspräſident und begab ſich zum
Rednerpult. Ein großer Kranz von Eichenlaub wurde ihm
nach=
getragen.
Reichspräſidenk Generalfeldmarſchall
von Hindenburg
bielt nun folgende Anſprache:
„Am heutigen Tage und an dieſer Stelle iſt unſer erſtes Gefühl
treues Gedenken an die toten Kameraden,
die auf dem weiten Felde deutſchen Heldentums in ihren Gräbern
ruhen. Ihnen, die uns ein unvergeßliches Vorbild
ſein müſſen, die ihr Leben hingaben für ihr
Vaterland, gilt unſer ehrfurchtsvoller Gruß
und unſer unauslöſchlicher Dank, als deſſen
Ausdruck ich dieſen Eichenkranz niederlege.”
Die Fahnen ſenkten ſich; die Arme ſtreckten ſich empor, die
Kapelle ſpielte das Lied vom guten Kameraden. Es folgte eine
Minute des Schweigens. In dieſem Augenblick läuteten in ganz
Oſtpreußen die Glocken der Kirchen.
Der Reichspräſident fuhr dann fort:
„Wenn ich in Erinnerung an dieſe eben erwähnte Zeit
weiter=
gehe, ſo gedenke ich zunächſt in Ehrfurcht, Treue und Dankbarkeit
meines Kaiſers, Königs und Herrn, deſſen Vertrauen und deſſen
Befehl mich einſt hierher berief. Ich gedenke ferner in nie
ver=
ſagender Dankbarkeit meiner damaligen Kampfgenoſſen vom
älte=
ſten General bis zum jüngſten Musketier, die alle beſeelt waren
vom feſten Siegeswillen und der opferbereiten Hingabe für das
Vaterland.
Heute wirdmir auf dieſem Schlachtfelde eine
Ehrung zuteil, der gegenüber ich zunächſt
er=
klären möchte, nur meine Pflicht getan zu haben.
Ich nehme dieſe Ehrung an, nicht meiner Verdienſte wegen,
ſondern weil ich in ihr ein Symbol für die feſte Verbundenheit
meiner Perſon und meiner Nachkommen mit altpreußiſchem
Heimatboden erblicke. Und ſo ſpreche ich denn hiermit meinen
herzlichſten Dank aus, insbeſondere dem Herrn Reichskanzler,
dem Herrn Miniſterpräſidenten und dem Herrn Oberpräſidenten,
ſowie auch durch dieſe Herren allen denen, die meiner ſo
freund=
lich gedacht haben.
Ich glaube, daß wir dieſe Feier nicht würdiger beſchließen
können, als durch den gemeinſamen Vorſatz zur Einigkeit in
Liebe und Treue zum Vaterlande und durch den alten
Soldaten=
ruf, der einſt nuch über dieſes Schlachtfeld brauſte:
Deutſchland Hurrah, Hurrah. Hurrah!”
Nachdem das Hurrah am Schluß der Rede des
Feldmar=
ſchalls langſäm verklungen iſt, ſingt die Menge das
Deutſchland=
lied mit einer Begeiſterung, wie an den großen Tagen vom
30. Januanzunvevon Potsdam.
Der Reichspräſident drückt in ſtummer Ergriffenheit dem
Kanzler, dem Miniſterpräſidenten und dem Oberpräſidenten die
Hand. Er nimmt Abſchied und tritt mit dem Kanzler
zuſammen zur SA. Der oberſte SA.=Führer, Adolf Hitler,
fordert ſeine Kämpfer auf, den Marſchall zu grüßen.
Ge=
waltig klingt der Gruß aus dem Munde der braunen
Kämpfer, die für Deutſchlands Aufſtieg ſtritten und
weiter=
ſtreiten. An den langen Kolonnen entlang ſchreiten Marſchall
und Kanzler vorbei an der Salutbatterie zum Wagen. Während
nun Hindenburg unter dem Jubel der Bevölkerung nach
Neu=
deck fährt, begibt ſich der Kanzler gleichermaßen umjubelt ſofort
nach Allenſtein durch die dichtumſäumten Straßen. Ueberall
ſieht man Transparente und Fahnen, an denen der Kanzler
vorbei direkt zum Flugplatz Deuthen bei Allenſtein fährt und
mit der D 2500 dann den Weiterflug nach Berlin antritt.
Miniſterpräſident Göring fuhr mit Gauleiter Koch ebenfalls
nach Allenſtein, und dann ſetzten ſich langſam die Maſſen in
Bewegung, dann knattern und dröhnen die 1500 Motoren der
Wagen und Räder. Die Feier iſt vorüber. Stunden und
Stun=
den dauert die Abfahrt und der Abmarſch der Zehntauſende.
Die Erneuerung des deutſchen Theakers
Vorkrag von Erich von Haark.
* Auf Veranlaſſung der Generaldirektion des Landestheaters
ſprach Erich von Haartz, der neue Dramaturg des
Landes=
theaters, geſtern abend im Kleinen Haus über „Die
Erneue=
rung des deutſchen Theaters‟. Das Haus war bis
auf den letzten Platz beſetzt, und die Hörer folgten den
intereſſan=
ten und bedeutſamen Ausführungen mit geſpannteſter Teilnahme.
Herr von Haartz ging davon aus, daß jeder Neuformung des
Theaters eine neue Formung des geiſtigen Bildes von dem
Theater vorausgehen muß. Das ſeitherige Theater ſei trotz
vol=
lendeter Praxis daran zu Grunde gegangen, daß ihm ein großes,
inneres Bild ſeiner Aufgabe gefehlt habe. Das neue Theater ſoll
aus dem Publikum Volk ſchaffen.
Die Erneuerung des Theaters verlangt eine
weltanſchau=
liche Erneuerung aller Dinge des Theaters, ehe ſie Geſtalt
nehmen können; eine Erneuerung aus den tiefſten Quellen des
Lebens.
Als Ziel ſteht vor uns das deutſche Nationaltheater, das
kultiſche Theater. Wie das nationale Weſen in dem
Gottes=
glauben wurzelt, ſo auch das nationale Theater. Es iſt keine
literariſche Forderung, ſondern großartige Wahrheit, Ernſt und
Forderung. Sein Weg führt zu den großen deutſchen Klaſſikern,
zu Goethe, Schiller, Kleiſt. Der klaſſiſche Idealismus kennt
aller=
dings das Myſterium des Blutes noch nicht. Der Idealismus der
neuen Zeit ſteht in ſtrenger Polarität zwiſchen Geiſt und Blut.
Es iſt die Aufgabe der neuen Zeit, um dieſes neue Theater zu
kämpfen: „Nichts Großes ohne Kampf!”
Es muß Chriſtentum und germaniſch=tragiſche Weltſchau
ver=
ſöhnen und vereinen. Denn das germaniſche Weltgefühl iſt
gegen=
über dem Drama von Golgatha nicht heimatlos.
Wie über dem tragiſchen Antlitz der Welt Schönheit gebreitet
iſt, muß die Tragödie furchtbar und ſchön zugleich ſein. Sie weiſt
über ſich ſelbſt hinaus in das Licht der Verklärung. Ihr
Helden=
tum iſt in dem Weſen der Welt begründet als Trieb und
ſeelen=
ſtärkſte Gegenwärtigkeit des Kampfes des Lichtes mit der
Fin=
ſternis.
In der Form muß der Vers dem Theater wiedergewonnen
werden; denn in dem Vers vermählen ſich Zeit und Ewigkeit.
Auch dem Pathos muß wieder der Platz geſichert werden; es iſt
tönender Ausdruck des tragiſchen Weltweſens.
Wenn auch Komödie, Vergnügen und Unterhaltung im
Theater nicht fehlen ſollen, ſo muß das deutſche, das kultiſche
Nationaltheater doch in der Tragödie, als ſeiner höchſten
Spitze gipfeln.
Mit der Eindringlichkeit dichteriſcher Schau legte Herr von
Dunbernägfende vei kess."wteffen.
Das imponierende heſſiſch=naſſauiſche Landeskrefſen der NSB9. in Frankfurk. — Vor den Kameraden der
Arbeit der Stirn und der Fauſt ſpricht Skaatsſekrekär Reinhardt über die großen
Erfolge im Kampfe zur Beſeitigung der Arbeitsloſigkeit.
Die Arbeitsſchlachk geht weiker!
Ausdehnung der Eheſtandsbeihilfe!
Lpd. Frankfurt a. M., 27. Auguſt.
Im erſten Landestreffen der NSBO. Heſſen=Naſſau, zu dem
aus allen zugehörigen Gebietsteilen über 120 000 Mitglieder nach
Frankfurt kamen, war der Sonntag vormittag nach der
kultur=
politiſchen Kundgebung des Samstag abend ausgefüllt durch den
Kongreß ſämtlicher Amtswalter. Wer hier nicht in Arbeit ſtand,
benutzte die Gelegenheit, um die alte hiſtoriſche Stadt
Frank=
furt a. M. zu erleben. Das NSBO.=Treffen gab der Stadt, die
reichen Flaggenſchmuck trug, wobei die einzelnen Straßen
ge=
radezu wetteiferten, die Fahnen des neuen Reiches zu zeigen und
ſo ihre Gäſte zu grüßen, vollkommen das Gepräge. Schon vor 11
Uhr ſah man in den einzelnen Aufmarſchſtraßen die Züge zu den
Sammelpunkten marſchieren. In ununterbrochener Kette, mit
Muſikzügen und Muſikkapellen, ging der Abmarſch zum Stadion,
wo ſich ab 2 Uhr nachmittags die einzelnen NSBO.=Gaue zur
Maſſenkundgebung zuſammenfanden.
2000 Sänger vom Sängergau Frankfurt a. M. unter
Lei=
tung von Profeſſor Dr. Werner, ſowie die NSBO.=Kapellen gaben
den feierlichen Auftakt zur Eröffnung des Landestreffens,
Der Bürgermeiſter der Stadt Frankfurt a. M., Linder,
begrüßte die Kameraden der Arbeit der Stirne und der Fauſt,
Die deutſche Revolution hat ihren größten Sieg darin errungen,
daß der deutſche Arbeiter von ſich aus Schluß machte mit den
Internationalen aller Schattierungen und wieder heimgefunden
hat zur deutſchen Nation. Es war die höchſte ſtaatspolitiſche Tat
des Führers Adolf Hitler, daß er der Arbeit den Adel verlieh.
Das alte Syſtem, deſſen Vaterlandsverräter ins Ausland zogen
und von dort aus gegen Deutſchland und damit gegen den
deut=
ſchen Arbeiter hetzen, dieſes Syſtem hat es nicht als ſeine Pflicht
erachtet, jedem Volksgenoſſen das Recht zur Arbeit zu ſchaffen.
Das amtliche Deutſchland von heute hat nun den Adel der
Ar=
beit und das Recht zur Arbeit anerkannt. Wir führen jetzt den
Kampf für die ganze Welt, da wir die Grundlage für die
Frei=
heit aller Völker im Kampfe gegen das Golddiktat aufgezeigt
haben. Damit wird unſere Arbeit von beſonders großer
Ver=
antwortung getragen.
Mit beſonderer Spannung erwarteten die hunderttauſend
NSBO.=Mitglieder die grundlegenden Ausführungen des
Skaaksſekrekärs im Reichsfinanzminiſterium
Friß Reinhardk.
der, der Schöpfer des Geſetzes zur Verminderung der
Arbeitsloſig=
keit, über den Sinn und den Zweck der Regierungsarbeit im
Kampfe gegen die Arbeitsloſigkeit ſprach. Im Parteien=
Deutſch=
land wurden Verordnungen zur Kürzung von Löhnen und
Ge=
hältern und zu Steuererhöhungen erlaſſen, im Adolf=Hitler=
Deutſchland aber werden Geſetze zur Verminderung der
Arbeits=
loſigkeit und Geſetze zur Steuererleichterung geſchaffen. Die
Maß=
nahmen im Adolf=Hitler=Deutſchland wirken ſich ſchon jetzt
weit=
gehend in Verminderung der Arbeitsloſigkeit und in Belebung von
Wirtſchaft und Finanzen aus, ſind heute rund zwei Millionen
Volksgenoſſen wieder in Arbeit und Brot gebracht. Rechnet man
ſelbſt ſo, wie es manche Leute tun, daß man die Arbeitsloſenziffer
jeweils mit dem gleichen Tage des Vorjahres vergleichen müßte,
ſo iſt es Tatſache, daß wir gegenüber dem 15. Auguſt 1932 ſchon
1050 000 Arbeitsloſe weniger haben. Bei dieſer
Rechnungsgrund=
lage würden wir am 15. 2. 1934 eine um 1,7 Millionen niedrigere
Arbeitsloſenziffer haben.
Aus dem politiſchen Geſchehen ergibt ſich zwangsläufig eine
Beſſerung der ſozialen, wirtſchaftlichen und finanziellen Dinge des
Volkes. Sie werden beſchleunigt und gefeſtigt durch
finanzpoli=
tiſche, ſteuerpolitiſche und arbeitsmarktpolitiſche Maßnahmen,
durch die Entſchloſſenheit der Reichsregierung und durch den
ein=
heitlichen Willen des geſamten deutſchen Volkes.
Alle Maßnahmen ſind darauf abgeſtellt, die Nachfrage nach
Gütern und Leiſtungen und damit zwangsläufig nach Arbeit
zu erhöhen.
Es kommt nur darauf an, daß der vorhandene rieſengroße Bedarf
zu Nachfrage und die Nachfrage zu Arbeit geführt wird. Von der
Haartz, ſelbſt dramatiſcher Dichter, ſeine Forderungen dar.
Seine Ausführungen hinterließen ſtärkſten Eindruck und wurden
4
mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
(Erſtanfführung auf dem Römerberg in Frankfurk.)
Auf die tragiſchen Schatten des „Egmont” und der „Jungfrau
von Orleans” folgt auf dem Römerberg Hans Sachs mit
ſei=
nen luſtigen, derben Schwänken.
Aber Hans Sachs iſt nicht die Hauptſache. Der Reiz liegt in
dem entzückenden Rahmen, den Toni Impekoven und Dr.
Rudolf Meyer um die Schwänke geſponnen haben.
Zwiſchen den hochgiebeligen Häuſern des Römerberges wird
die mittelalterliche Meſſe aufgeſchlagen. Kaufleute und
fah=
rendes Volk ziehen ein. Bunteſter Meſſetrubel, entfaltet ſich.
Ratsherren und Bürger, Bauern und Landsknechte, Händler und
Jungvolk. Muſikanten ſpielen ihre alten Weiſen. Echte
Akroba=
ten erregen Staunen. Wera Donalies läßt ihre Gruppe
ge=
fällige Reigen tanzen. Robert Taube ſingt eine Moritat, deren
Heiterkeit in packende Tragik umſchlägt. Wilfried Seyferth,
ein phantaſtiſcher Doktor Eiſenbart, verkauft vom Wanderkarren
aus ſeine Heiltinkturen.
In dem Meſſetrubel erſcheint aus Nürnberg eine Truppe
fah=
render Komödianten. Ihr Führer Franz Schneider,
ſchlag=
fertig und humorvoll, erhält von dem Rat die Erlaubnis zur
Aufführung einiger Schwänke des berühmten Hans Sachs.
Die Schwänke ſind geſchickt gewählt: zunächſt das breite,
be=
hagliche „Kälberbrüten”, dann der witzige „Roßdieb zu
Fünſing” und zum Schluſſe das toll=groteske „Heiß Eiſen”.
Das Spiel trifft den Schwank=Stil Hans Sachſens ausgezeichnet.
Die Wirkung iſt ſchlagend.
Zwiſchendurch kommt von Darmſtadt in vierſpänniger
Ka=
leſche der Graf von Kronberg und ſieht ſich einen der Schwänke
an. Zwiſchendurch zieht ein fröhlicher Hochzeitszug zur Trauung
in den Römer. Immer tiefer ſenkt ſich die Nacht über den
Römer=
berg. Immer heller leuchten am Himmel die Sterne. Immer
bunter wirkt das Spiel, und wenn zum Schluſſe ein phantaſtiſcher
Fackelreigen zwiſchen den Meßbuden über den Platz geiſtert, lebt
man im märchenhafteſten Mittelalter.
— Von der Landesuniverſität. Profeſſor Dr. Wilhelm
Kle=
berger hat den an ihn ergangenen ehrenvollen Ruf als
ordent=
licher Profeſſor für Agrikulturchemie und Direktor des
Agrikul=
turchemiſchen Inſtituts an der Türkiſchen Landwirtſchaftlichen
Hochſchule zu Ankara abgelehnt.
Wirtſchaft und vom Volke muß Vertrauen zur Staatsführung
ver=
langt werden, der Staat muß durch geeignete Maßnahmen
Wirt=
ſchaft und Volk zur Deckung ihres Bedarfes anregen.
Sodann ſprach Staatsſekretär Reinhardt ausführlich über
die bisherigen Maßnahmen im Kampfe
gegen die Arbeitsloſigkeit.
EingroßerErfolgwarſchondererſten Maßnahme
indem Kraftfahrzeugſteuergeſetz beſchieden.
Viel=
leicht iſt ſchon Ende 1933 der Stand der Automobilproduktion von
1928 erreicht. 60 000 Arbeiter und Angeſtellte können ſo
inner=
halb eines Jahres Adolf=Hitler=Regierung allein in der
Kraft=
fahrzeuginduſtrie mehr beſchäftigt werden, was eine
Vermin=
derung des Finanzbedarf in der
Arbeitsloſen=
fürſorge um 15 Mill. RM. jährlich bedeutet. Neben
den bekannten anderen Erleichterungen auf dem Gebiete des
Kraftwagenverkehrs kommt nun der Bau von Autobahnen
hinzu, der etwa 300 000 Volksgenoſſen jährlich beſchäftigt. Die
Kraftfahrzeugſteuerablöſung nach dem Geſetz vom
31. Mai ſtellt in der Hauptſache ihren Ertrag dem Bau von
neuen Straßen zur Verfügung. Bis jetztſind 20. Mill.
RM. Ablöſungsbeträge erreicht, und es iſt
anzuneh=
men, daß 50 bis 60 Mill. RM. Kraftfahrzeugſteuerablöſung bis
zum Ablauf des Geſetzes eingehen, wodurch etwa 25 000 Mann
dem Straßenbau mehr zugeführt werden können.
Eindeutig ſtellte Reinhardt feſt, daß im Gegenſatz zu
den unſinnigen Gerüchten eine Erhöhung der
Sätze der Treibſtoff=Abgaben nicht in Frage
kommt. Eine Erhöhung des Aufkommens an Treibſtoff=Abgaben
wird nunmehr zwangsläufig eintreten dadurch, daß durch die
Zunahme des Kraftwagenverkehrs der
Ver=
brauch an Treibſtoff ſteigen wird.
Den größten Angriff, ſo fuhr der Staatsſekretär fort, gegen
die Arbeitsloſigkeit bedeutet das Geſetzzur Verminderung
der Arbeitsloſigkeit vom 1. Juni 1933.
Dieſes Geſetz ſieht gleichzeitig auch ſteuerliche und ſonſtige
Maßnahmen zur Verminderung der Arbeitsloſigkeit vor, z. B.
Steuerfreiheit für Erſatzbeſchaffungen uſw.
Ausführlich behandelte er das Geſetz zur
Förderung der Eheſchließung.
In Ergänzung des bisher Bekannten teilte Staatsſekretär
Rein=
hardt mit, daß auf dem Verordnungswege das Geſetz auch auf
ſolche Volksgenoſſen und Volkgenoſſinnen ausgedehnt wird, die
beim Inkrafttreten des Geſetzes am 3. Juni bereits verheiratet
waren, und auf ſolche, die in der Zeit vom 1. 6. 1932 bis
2. 6. 1933 geheiratet haben. Ferner kann nunmehr auch ein
Ehe=
ſtandsdarlehen beantragt werden, wenn die Ehefrau oder
künf=
tige Ehefrau im Haushalt oder Betrieb von Verwandten
auf=
ſteigender Linie geſtanden hat und infolge der Aufgabe dieſes
Arbeitnehmerverhältniſſes die Einſtellung einer fremden
Arbeits=
kraft nachweislich erfolgt iſt. Schließlich iſt der
Reichsfinanz=
miniſter ermächtigt, durch die neueſte Verordnung vom 22. Auguſt
in ſolchen Fällen ausnahmsweiſe ein Eheſtandsdarlehen zu
ge=
währen, wenn mit der Hingabe des Eheſtandsdarlehens der
Zweck des Geſetzes erreicht wird und Mittel aus dem
Auf=
kommen an Eheſtandshilfe zur Verfügung ſtehen. Eindringlich
empfahl der Staatsſekretär allen Volksgenoſſinnen und ledigen
Männer, im heiratsfähigen Alter, ſobald wie möglich zu
hei=
raten. Jede Verheiratung führe zwangsläufig zur
Vermin=
derung der Arbeitsloſigkeit und diene dem großen
bevölkerungs=
politiſchen Gedanken im neuen Deutſchen Reiche.
Für den Winter brauche man keine Sorge zu haben. Das
Wiederanſteigen der Arbeitsloſenziffer könne nicht ſo groß
wer=
den wie in früheren Jahren, da in den nächſten Monaten die
Belegſchaftsziffern in den Innenberufen noch erheblich ſteigen,
und dadurch den jahreszeitlich bedingten Rückgang in den
Außenberufen ziemlich ausgleichen.
Für die Arbeitsſchlacht im Winter ſtehen auch noch die
freiwilligen Spenden zur Förderung der nationalen Arbeit
zur Verfügung. Bis zum 20. Auguſt waren 34,3 Millionen
erreicht, bis Ende Auguſt wohl rund 40 Millionen.
Der Staatsſekretär dankte bei der NSBO.=Kundgebung allen
deutſchen Volksgenoſſen, den Arbeitnehmern und den Arbeitgebera,
für die gemeinſame Hilfe und Spenden. Es ſei erfreulich, zu
be=
obachten, wie das ganze Volk in allen ſeinen Schichten auch von
ſich aus durch eigene Maßnahmen an dem Kampf um die
Vermin=
derung der Arbeitsloſigkeit teilnehme.
Bei der Arbeitsſchlacht gebe es noch zahlreiche Mittel von
Be=
deutung, ſo die Verwirklichung der Parole, daß wir deutſche
Erzeugniſſe in erſter Linie kaufen müſſen.
Hand=
werkerrechnungen ſind pünktlich zu bezahlen,
da=
mit der Handwerker leben und ſeine Aufträge an ſeine
Lieferan=
ten in der Induſtrie erteilen kann. Steuerzahlung iſt
pünktlich zu leiſten, damit Staat und Gemeinden, Länder
und Reich ihre Verpflichtungen erfüllen können. Ein Volk der
Selbſtbehauptung hilft ſich ſelbſt und erwartet nicht Hilfe von
außen. Der Erfolg dieſer Selbſthilfe iſt in den letzten Monaten
zu erkennen, wo noch keine Anregung zu erhöhtem Abſatz auf den
Weltmärkten zu erkennen iſt. Die Beſſerung der Arbeitsmarktlage
und der wirtſchaftlichen Verhältniſſe iſt nicht auf äußere Umſtände,
ſondern einzig und allein auf die Selbſthilfe des deutſchen Volkes
im Adolf=Hitler=Staat zurückzuführen. Unſer Kampf gegen die
Arbeitsloſigkeit iſt nur ein Ausſchnitt aus unſerem großen Kampf
auf das Lebensrecht der Nation. Im Kampfe gibt es, und das iſt
der wahre Sinn des Nationalſozialismus, nicht Opfer, ſondern
nur Pflicht und immer nur Pflicht.
Das Lied „Volk ans Gewehr” und das Horſt=Weſſel=Lied
be=
ſchloſſen die mit ſtürmiſcher Begeiſterung aufgenommene
Kund=
gebung. Dann marſchierten die Hunderttauſend an den Führern
und hunderten von Fahnen vorbei zum Main, um dort an dem
erhebenden Abſchluß des Treffens durch das rieſige Main=
Feuer=
werk teilzunehmen.
Der Abtransport der NSBO.=Mitglieder — die Reichsbahn
ließ neben den fahrplanmäßigen Zügen noch 28 Sonderzüge
lau=
fen—, ſowie der An= und Abmarſch iſt ohne beſondere
Zwiſchen=
fälle verlaufen.
Die diesjährige Leipziger Herbſtmeſſe wurde am Sonntag
vormittag in der Großen Wandelhalle des alten Rathauſes mit
einem ſchlichten Feſtakt eröffnet.
Der preußiſche Miniſterpräſident hat den Generalfeldmarſchall
von Mackenſen und den General der Infanterie Litzmann zu
preu=
ßiſchen Staatsräten ernannt; in Anerkennung ihrer großen
Ver=
dienſte um das Vaterland in Krieg und Frieden, und um ihre
großen Erfahrungen weiterhin dem Staate nutzbar zu machen.
New York. In Newhaven (Connetticut) brach ein Holzpier
mit Hunderten von Zuſchauern bei dem alljährlichen großen
Wett=
ſchwimmen durch den Hafen plötzlich zuſammen. 150 Perſonen
ſtürz=
ten in tiefes Waſſer, wobei viele ertranken. Polizei, Feuerwehren
ſowie Hafenboote beteiligten ſich an den Rettungsarbeiten. Die
Zahl der Toten ſteht noch nicht feſt.
Montag, 28. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 238 — Seite 3
Der Tieascwn des woneban der daut
Zweihunderttauſend am Niederwald=Oenkmal. — Mehr noch jubeln dem Kanzler und Führer Adolf Hitler zu.
Adolf Hitler’s Triumphfahrt von Wiesbaden zum Niederwald. — Hunderttauſende jubeln, aber ſie halten
vorbildlich Dißziplin, als Abſperrungen und Verkehrsregelung illuſoriſch werden.
Ein Fahrverkehr, wie ihn Bingen-Rüdesheim noch nicht erlebte.
13. Tagung des Bundes der Saarvereine.
(Eigenbericht des „Darmſtädter Tagblatts”.)
II.
Der zweite Tag der großen Saarkundgebung ſtellte, das darf
einmal geſagt werden, an die Vertreter der Preſſe, für deren
ſchwere und heute mehr denn je verantwortungsvolle Arbeit die
Menge nicht das geringſte Verſtändnis aufbringt, Anforderungen,
wie ſie ihnen kaum je zugemutet wurden. Freilich, ein
Vor=
wurf in dieſer Hinſicht trifft nur wenige. Unverſtändige oder
Unwiſſende. Und die Entſchuldigung für deren Verhalten iſt
einzig gegeben in der alle Schranken der Selbſtdiſziplin vergeſſen
machenden Begeiſterung und in dem begreiflichen Sehnen,
den Mann einmal zu ſehen, deſſen Name heute im
Munde aller Welt iſt und der wie keiner vor ihm es vermochte,
ein 60=Millionenvolk ſo von Grund auf umzuſchmelzen, wie die
Welt es ſeit Monaten erlebt.
Vorbildlich und bewundernswert war der Verkehrs= und
Ordnungsdienſt der SS., SA. und des Stahlhelm in Gemeinſchaft
mit der Schupo, die aus der ganzen Gegend, zuſammengezogen
waren und ununterbrochen von früh bis in die Nacht aufopfernd
und ſelbſtlos ihren Dienſt taten. — Vorbildlich und bewunderns= rat Simon ſagte u. a.
wert aber auch die Diſziplin der Hunderttauſende, beſonders nach
Schluß der gigantiſchen Kundgebung, als jede Abſperrung und
Verkehrsregelung der Wege vom Niederwalddenkmal und an
den Anlegeplätzen der Fahrboote und Dampfer illuſoriſch wurde.
— Im wichtigſten Moment nur wurde, als die Begeiſterung beim
Erſcheinen des Führers alle Schranken durchbrach, die Preſſe, die endlich einmal in völkiſcher Begeiſterung austoben zu können.
ohnehin kaum ihren beſchränkten Platz an der eiſernen Umfaſ= Wir wollen einmal deutſche Freiheitsfahnen am deutſchen Rhein
ſung halten konnte, einfach überrannt und ihr jedes Arbeiten
faſt unmöglich gemacht. Zumal gerade während der Rede des deutſche Propagandawelle ins Saarland vorgetrieben, ſo geben
Führers der ſonſt ſo gut funktionierende Lautſprecher zu ſtreiken, wir ihnen einen Rat: Macht es uns doch nach! Veranſtaltet eine
begann. —
ten, haben ſich am Sonntag über 100 000 Saarländer an der begnügt euch mit einem Nebenzimmer! Es wird ausreichend ſein
Kundgebung beteiligt. 70 Sonderzüge — anſtatt wie vor= für die Franzoſen, die das Saarland ihre Heimat nennen dürfen.
geſehen 50 — wurden in Dienſt geſtellt. Dazu kamen die Be= Bis jetzt hat man von ſaarländiſchen Kundgebungen in
Frank=
ſucher zu Waſſer und in Autos, auf Kraft= und Fahrrädern und reich nichts gehört. Man begnügt ſich. Saarpropaganda unter den
zu Fuß. Und die Zahl der ſonſtigen Deutſchen aus allen Gauen,
mit der gleichen Zahl geſchätzt.
mittags ab geſperrt werden, weil alle verfügbaren Paxkplätze ſchen künſtlich geſchaffenen wirtſchaftlichen Gründe ins Feld.
überfüllt und die Straßen völlig verſtopft waren. In
Kemp=
ten und anderswo wurden Notparkplätze angewieſen und dazu keine Ware, mit der män Schacher treiben kann! Eure Ausfuhr=
Pendelverkehr mit Autobuſſen eingerichtet. Aehnlich wars an ziffern intereſſieren uns nicht! Eure Dividenden und Gewinne,
den Zufahrtſtraßen über Rüdesheim und von der anderen Seite
her. Die Völkerwanderung aber konnte nicht geſtoppt
Wortes, und es iſt wie ein Wunder, daß das alles ohne Kata= zu Volk! Art will zu gleicher Art! Blut will zu gleichem Blut!
ſtrophe abging. Zahlreiche Ohnmachtsanfälle waren zu verzeich= Das Saarvolk will zurück zum Reich! Man hat verſucht, dieſe
verloren gegangenen Eltern oder Führern. Auch ſonſt vermit= tigen. Die Saarregierung war gut beraten, daß ſie es unterließ.
telte der Lautſprecher die Wiederaufnahme des verloren gegan= Sie möge bei dieſer Gelegenheit den Ratſchlag der Saardeutſchen
genen Anſchluſſes zwiſchen Ehepa rren, Geſchwiſtern und ſonſtigen hören: Man ſoll das Ventil der Volksabſtimmung nicht zu lange
Verwandten. Die polizeiliche Verſprengten=Sammelſtelle
funktio=
nierte ausgezeichnet, ebenſo wie der Sanitätsdienſt.
Ströme von Teilnehmern auf allen Zugangswegen zum Feſtplatz
am Denkmal. Stunden um Stunden harrte die Menge aus. Die Aber ſchon zittern ſie der Abſtimmung entgegen. Dieſe Abſtim=
Zahnradbahn mußte wiederholt geſperrt werden, weil ſie die= mung wird für ſie zu einer fürchterlichen Abrechnung werden.
ſem Zuſtrom nicht gewachſen war. Kein Warten aber konnte. Heute noch hetzen ſie gegen uns. Morgen werden wir ſie hetzen.
die Stimmung ſtören und die Begeiſterung eindämmen. Um ſo Ihre Hoffnung, aus dem Saargebiet ein dauerndes
Obdachloſen=
weniger dann, als das Rätſelraten; „ommt der Führer, aſyl für flüchtige Novemberverbrecher zu machen, wird zuſchanden
oder kommt er nicht? mit immer ſicherer werdendem Ja werden. Wir ſetzen gegen den Verrat der Hergelaufenen die Treue
beantwortet wurde. Und als der Lautſprecher — endlich — mel= des Heimatvolkes und gegen ihren Haß die fanatiſche Liebe zur
der Reichswehrminiſter um 15.19 Uhr jeſtartet” brauſten Bravo= Führers mit der Antwort: Nun erſt recht! Wir fragen nichts
fortpflanzten.
Die bronzene Germania am Niederwald hat wohl nie ein ſo
SS. und Sta. und anderen Formationen ſtanden in Reih und
Glied oben auf der Freitreppe und flankierten den Platz bis Reich aber richten wir den Ruf: Haltet ſo feſt zur Saar wie die
herunter zur Grenze des Halbrundes, wo Rednertribühne und
Radio aufgeſtellt waren und in dem die Ehrengäſte — wer kennt
ſie alle und kann ſie nennen! — und die Schwerkriegsbeſchädigten
ſich verſammelten. Unter den zahlreichen Uniformen in Schwarz, kanzler Adolf Hitler und einem dreifachen Sieg Heil auf das
auf. Neben dem Kultusminiſter Ruſt, und dem Führer der Deut= ihren Führer Adolf Hitler.”
ſchen Arbeitsfront Dr. Ley bemerkte man Miniſterialdirektor
Neumann, ſowie den ſtellvertretenden Leiter des Amtlichen
Preußiſchen Preſſedienſtes Regierungsrat Kunkel, ferner den
Sachbearbeiter für Saarfragen, Dr. Schneider. Für die Reichs= ſprach ihm ein junger Saarländer Sprecher, der mit der
Mah=
miniſter v. Blomberg, für Heſſen Reichsſtatthalter Spren= bens! Haltet dieſen Glauben feſt! — In
unerſchüt=
preußiſchen Behörden waren u. a. anweſend: Oberpräſident von Hitler! Sieg Heil!—
Lüningh, Vizepräſident von Detfurth (Koblenz) und die
Regierungspräſidenten vom Koblenz, Köln, Trier und Wiesbaden.
Gegen 16 Uhr wird der Andrang direkt beängſtigend,
begreif=
lich, daß die durch die Saarregierung künſtlich gedämpfte Erregung
der Bevölkerung in den Reden ihrer Vertreter oft einen faſt
ele=
mentaren Ausdruck findet; begreiflich insbeſondere bei dem
Tem=
perament, das dem Saarländer eigen iſt. Die Wallfahrt, die rach
dem Niederwald ſtattfindet, zeigt, daß ſich das ganze deutſche Volk
mit dieſer Saarfrage beſchäftigt, was beſonders die preußiſche
Staatsregierung erfreuen wird, da ſie ſich der offenen Wunde an
der Saar von vornherein tatkräftig angenommen hat. Das
herz=
liche Begrüßungstelegramm des am Kommen leider vethinderten
preußiſchen Miniſterpräſidenten und die ſtarke Beteiligung der
Vertreter der preußiſchen Regierung an der Kundgebung iſt ein
weiterer Beweis für dieſes Intereſſe.
Der Verlauf des Haupffeſtages.
Um 10.30 Uhr verſammeln ſich viele Gäſte auf der Horſt=
Weſſel=Kampfbahn zu den ſportlichen Vorführungen.
(Bericht darüber im Sportteik!
Die Kundgebung am Denkmal.
Pünktlich um 5 Uhr kündet der Lautſprecher den Beginn der
„Großen deutſchen Kundgebung für das
abge=
trennte Saar= und Pfalzgebiet unter dem
Pro=
tektorat des Herrn Reichspräſidenten
General=
feldmarſchall von Hindenburg” an. Flugzeuge
er=
ſcheinen und kreiſen über dem Denkmal der Germania. Eines mit
der Inſchrift „Saar” unter den Tragdecken wirft mit Fallſchirm
einen rieſigen Blumengruß ab. — Fanfarenklänge der
Reichs=
wehrkapelle I. Btl. J.R. 15 künden den Beginn und dann ſingen
die Saarſänger Hans Heinrichs „Mahnung”. Ihr folgt der
Treuſchwur des Volkes an der Saar.
Eine Dichtung von Hans Maria Lux, in Muſik geſetzt von Walter
Rein Sprechchöre dringen klar und eindringlich durch, ein
gemiſch=
ter Chor ſingt andere Teile.
Hat die Menge atemlos und ergriffen dieſem Treuſchwur bis
zum brauſenden Heilruf am Schluſſe gelauſcht, ſo auch der
Rede des Bundesführers,
die allerdings vielmals von Pfui=Rufen und ſtürmiſchen Bravos
und Heil=Rufen unterbrochen wurde. Der Bundesführer Staats=
„Wir Saarländer haben es nicht nötig uns deutſche
Stim=
mung in Deutſchland zu holen. Wir ſind Deutſche kraft unſeres
Blutes, kraft unſerer Sprache und kraft unſerer geſchichtlichen
Tra=
dition. Nicht um uns Stimmung zu holen, ſtehen wir hier,
ſon=
dern um die im Saargebiet gefeſſelte und geknebelte Stimmung
ſehen. Wenn unſere Gegner glauben, es werde künſtlich eine
Saarkundgebung in Verdun oder Toul. Vergeßt jedoch nicht, die
150 000 Saarfranzoſen des Monſieur Clemenceau dazu einzuladen!
Soweit Feſtſtellungen ſtatiſtiſch ſicher gemacht werden konn= Nehmt aber keinen weiten Platz oder einen Rieſenſaal, ſondern
wirklichen Franzoſen zu machen. Auf die Frage der
Volkszuge=
die zur Saarkundgebung zum Rhein kamen, wird nicht zu hoch hörigkeit wird dabei nicht eingegangen. Statt deſſen rückt man
die wirtſchaftliche Bedeutung des Saargebietes in den Vorder=
Der Autoverkehr nach Bingen mußte ſchon von 11 Uhr vor= grund. Von den 150 000 Saarfranzoſen iſt nicht mehr die Rede.
Heute iſt dieſe Lüge weltbekannt, und nun führt man die inzwi=
Gegen dieſe Art der Betrachtung wehrt ſich unſer Blut. Wir ſind
die ihr aus dem Saarland zieht, gehen uns nichts an! Wir ſind
keine Juden, wir laſſen nicht mit uns handeln! Unſere
Entſchei=
werden. Es war eine Völkerwanderung im wahren Sinne des dung treffen wir nach rein völkiſchen Geſichtspunkten. Volk will
nen und etwa 30 Kinder ſuchten durch den Lautſprecher nach den Kundgebung mit großen und kleinen Schikanen zu
beeinträch=
geſchloſſen halten, der Keſſel der Geduld könnte ſonſt platzen. Man
gebe dem Saarvolk ſein Hausrecht für 24 Stunden, und es wird
Schon vom frühen Vormittag an ergoſſen ſich unüberſehbare zeigen, wie man den eiſernen Beſen handhabt. Noch fühlen ſich
jene Verräter unter dem Schutze der Regierungskommiſſion ſicher.
dete: „Berlin, der Reichskanzler iſt um 15.16 Uhr, Nation. Wir erwidern jede Herabſetzung Deutſchlands und ſeines
und Heilrufe zur Mutter Germania empor, die am jenſeitigen und fordern nichts. Wir laſſen uns unſere Treue nicht bezahlen!
Ufer Widerhallefanden und ſich weit zu beiden Ufern des Rheins Das Saarvolk iſt treu geblieben ſelbſt in den dunkelſten Tagen
der deutſchen Geſchichte. Selbſt damals hat das Saarvolk nicht
geſchwankt und die Treue gehalten. Es wird mit um ſo größerer
Begeiſterung ſich zu dem neuen Deutſchland Adolf Hitlers
be=
feſtliches Bild — vielleicht ſchon prunkvolleres — nie ſo be= kennen. Adolf Hitler hat als Frontſoldat im deutſchen Heerre 4½
geiſterte Menſchen in dieſer Zahl zu ihren Füßen geſehen. Unzäh= Jahre dafür gekämpft, daß deutſches Land deutſch bleibe. Darum
lige Fahnen und Standarten, getragen und gehalten von SA., halten wir Grenzlanddeutſche zum großen Sohn des Grenzlandes
Deutſch=Oeſterreich, zu Adolf Hitler. An unſere Volksgenoſſen im
Saar zum Reich!”
Die Rede ſchloß mit dem Schwur: „Treue der Mutter
Ger=
mania, Treue dem deutſchen Volk, Treue dem Führer und Volks=
Braun, Grün und Feldgrau fallen die der Bergleute beſonders Dritte Reich, alle Deutſchen, wo ſie auch wohnen mögen, und
Dankesworte
regierung erſchienen Vizekanzler v. Papen und der Reichswehr= nung ſchloß: „Deutſchland iſt das Land des
Glau=
ger, der den Reichskanzler in Wiesbaden erwartet. Von den terlicher Treue ſtehen wir Saarländer zum Reich und zu Adolf
Ein Bekenntnis der Saardeutſchen
ſprach ein Vertreter der Saarländiſchen Arbeiterſchaft. Als
deutſcher Bergmann lege er im Namen von Hunderttauſenden von
Arbeitern dieſes Bekenntnis ab:
Wir Saarländer ſchulden unſerem Mutterlande
unauslöſch=
lichen Dank. Während ſchwerer Zeit hat es ſtets ſeine
ſchir=
mende Hand über uns gehalten und, nicht achtend der
eige=
nen Not, ſtets unſer Los mit großen Opfern gemildert.
Man hat uns nicht gefragt, als man uns vor 14 Jahren
vom deutſchen Vaterland losriß, hat uns nicht gefragt, als
man uns eine fremdländiſche Regierung aufzwang. —
Ein=
mal, und bald wird das ſein, wird man uns fragen: „Wollt
ihr wieder zurück?” — Tauſendfältig wird der Ruf
er=
klingen: Ja! Ja! Ja! — Bis ins Innerſte erfüllt uns die
deutſche Erhebung, die wir heute miterleben dürfen.
Strecken wir die Hand nach oben und rufen: Mit
Gottver=
trauen in die Zukunft! Unſere Zukunft heißt Deutſchland!
Heil! Heil! Heil!
Stürmiſche Bravo= und Heilrufe erbrauſen nach dieſem
Be=
kenntnis aus der Menge, die es heißen Herzens anhörte und ihm
in ehrlichſter Ueberzeugung zuſtimmte.
Nach dem gemeinſchaftlich geſungenen Lied „Deutſchiſt die
Saar”, das die Reichswehrkapelle begleitete, und nach dem vom
Saar=Sängerbund geſungenen Chor „Deutſchland,
heiliger Name” von Baußner ergriff das Wort
Kulkusminiſter Ruſt.
Er führte etwa aus: Nicht allein das Saarvolk lebt unter
fremder Herrſchaft, auch wir haben in dem
Internationalismus=
den Feind im eigenen Land gehabt. Wir ſehen heute das
Wun=
der, daß ſich in Deutſchland alle Hände einmütig zum Heilgruß
heben. Das Saarvolk iſt deutſch, und nur die alte Regierung hat
es in fremde Feſſeln gebracht. Der deutſche Geiſt der Bereitſchaft,
alles aufzunehmen, hat uns oft in ſchwere Gefahr verſetzt. Schon
die alten deutſchen Kaiſer trugen weltfremde römiſche Gedanken
in das Volk. Die Schickſalsfrage des deutſchen Volkes war, ob uns
ein Führer erſtehen würde, der die Träume des Volkes
zurück=
holen würde auf die Baſis der Heimat. Wir brauchten keine
Saar=Kommiſſion, wenn der Marxismus uns nicht geſchwächt
hätte. Die Neuorganiſation der Kräfte der Nation über Klaſſen
und Stände hinweg zu einer Einheit war der Schritt zur
Ret=
tung. Das wird nicht mehr anders werden. Der
Miniſterpräſi=
dent Göring hat mich hierher geſchickt, um euch zu ſagen, daß die
preußiſche Staatsregierung euch nicht vergißt. Auf ſeiner Bruſt
trägt er einen Orden mit dem Wahlſpruch „Suum euique”, Jedem
das Seine. Dieſer alte preußiſche Spruch ſoll wahr werden. Der
Marxismus mußte ſterben, auf daß Deutſchland lebe. Meine
Her=
ren jenſeits der Grenzen, geben Sie den Gedanken auf, gegen das
deutſche Volk mit kleinlichen Schikanen vorgehen zu wollen. Wir
ſchauen nach der Saar hinüber als Fleiſch von unſerem Fleiſch und
Geiſt von unſerem Geiſt, nicht aber, um Fremdes zu erobern.
Jedem das Seine, drinnen und draußen, dieſen Leitſatz der
natio=
nalſozialiſtiſchen Bewegung macht zum Leitſatz der Welt, und ſie
wird geneſen. Wenn die Lüge der internationalen Solidarität
erkannt ſein wird, wird man ſich unter den Völkern beſſer
ver=
ſtehen als zur Zeit der internationalen Demokratie. Der Redner
ſchloß mit einem Gelöbnis an Deutſchland.
Unter dem ungeheuren Jubel der Menge, der immer wieder
und wieder anhub und von den Maſſen diesſeits und jenſeits des
Rheins aufgenommen wurde, traf nunmehr — kurz vor 19 Uhr —
Reichskanzler Adolf Hitler
ein und nahm ſofort das Wort. Ich überbringe den Gruß einer
Provinz, die im fernen Oſten in unerſchütterlicher Treue zu
Deutſchland ſteht. Getrennt von der Heimat, ſtehen zwei
Millio=
nen Deutſche und halten die Brücke aufrecht, die man abgebrochen
hat, um zu wahren das, was unſer iſt.
Zu den Rechten der Gegenwart, die wir verteidigen, gehört
die Rückkehr des Saargebietes zum Reich. Die Schlacht von
Tan=
nenberg war ein Zeichen der unerhörten Kraft einer Nation.
Als das Saargebiet verloren ging, war dies ein Zeichen der
ver=
lorenen Einheit. Es war ſchon 1918 unſer unerſchütterlicher Wille
und unſer Gebet, dieſe Einheit wieder herzuſtellen; unſer Wille
hat dieſen Wunſch verwirklicht. Wir haben Deutſchland befreit
von denen, die es bewußt zerriſſen haben, weil ſie es nur zerriſſen
beherrſchen konnten. Nicht das deutſche Volk iſt es, das den alten
Zuſtand zurück erſehnt, ſondern eine Handvoll Menſchen, die von
der Zerriſſenheit gelebt hat. Millionen ſind glücklich, daß der
Deutſche heute wieder zum Deutſchen gefunden hat. Das heutige
deutſche Volk iſt anders, aber beſſer geworden. Es mag noch
man=
chen geben, der ſich in dieſen Zuſtand noch nicht hineindenken
kann und auch ſolche, die nicht glauben können, daß
Nationalis=
mus und Sozialismus vereint ſind. Die Zuchtrute des Herrn hatte
15 Jahre lang dem Volk die Augen geöffnet. Alle haben einſehen
gelernt, daß kein Stand ohne den anderen leben kann und daß es
nur eines gibt: Das Leben der Nation. Ein 65 Millionenvolk
be=
kennt, daß es mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben
will und ſein Leben beſtimmen laſſen will von deutſchen
Inter=
eſſen und deutſchem Willen. Jenſeits der Grenzen wird gelogen, daß
das Volk vergewaltigt wird. Ich bin jederzeit bereit, erneut an das
Volk zu appellieren und es werden dann mehr als fünf Sechſtel
hinter uns ſtehen.
Als das Saargebiet genommen wurde, erklärte man feierlich,
daß lediglich für Frankreich der Beſitz der Gruben wirtſchaftlich
geſichert, daß aber die Verwaltung des Saarlandes dem
Völker=
bund anvertraut werden ſollte. Die Zeit iſt nun bald herum. Es
gibt drei Verſionen; die erſte verlangt, daß das Saarland an
Frankreich fällt, die zweite, daß das Gebiet autonom werden
ſoll. Beides wird kein Deutſcher wollen. (Begeiſterte Zuſtimmung.)
Es gibt nur ein Drittes: Zurück zu Deutſchland. Wir haben
hun=
dertmal erklärt, daß wir keinen Krieg mit der anderen Welt
wollen, wir wollen auch nichts Fremdes uns einverleiben, aber
wenn Verträge heilig ſein ſollen, ſo nicht nur für uns, ſondern
auch für unſere Gegner. Das Saarvolk ſoll ſich ſein Schickſal ſelbſt
ſchmieden und ich weiß, daß jeder ſeine Stimme für Deutſchlend
geben wird. Wir wollen uns mit Frankreich in allem verſtändigen,
aber nie wird Deutſchland auf das Saargebiet verzichten und das
Saargebiet niemals auf Deutſchland. Wenn Sie jetzt von dieſer
er=
hebenden Kundgebung zurückkehren, ſo werden Sie mitnehmen,
daß Deutſchland nicht ein Land der Unterdrückung iſt, ſondern Laß
in dieſem Land heute wieder ein frohes Lachen ertönt. Wir
rol=
len nicht Streit und Hader, aber über alles lieben wir unſer Volk
und es iſt wert, für dieſes Volk zu leben und die einzig
lebens=
werte Zukunft für das Saargebiet beſteht darin, mit dieſem Volk
wieder vereint zu werden. Verteidigen Sie im Saargebiet unſere
Ehre und die Wahrheit, die wir ſelbſt dort nicht verkeidigen
kön=
nen. Deutſchland wird uns nicht geſchenkt, man muß es ſich
errin=
gen. Es wird keine glücklichere Stunde geben, als die, wenn wir
Euch wieder mit Deutſchland vereint ſehen. — Die Nede des
Kanzlers rief ungeheuren Jubel hervor; ſpontan wurden das
Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied geſungen.
Während der Feier fuhren 700 Paddler des Saargebietes auf
dem Rhein vor dem Niederwald=Denkmal vorbei, während
Flug=
zeuge über die Höhen kreiſten, von Höhenſchüſſen und Raketen
begrüßt.
Die Kundgebung iſt zu Ende. Eine Kundgebung von deutſch
zu deutſch, wie wir ſie ſelten oder nie erlebten, wie ſie nur denkbar
iſt im Anbruch einer neuen Zeit, einer neuen deutſchen
Volk=
heit.
Stunden dauerte der beſchwerliche Rückmarſch, Stunden das
Warten und Ueberſetzen und bis heute der Abgang der
Sonder=
züge. Dienſt und Arbeit des Alltags treten heute wieder in ihre
unerbittlichen Rechte. Zweihunderttauſend Deutſche aber kehren
zu ihr zurück mit einem Erlebnis im Herzen, das lange lange
machklingen wird.
U. B.
Seite 4 — Nr. 238
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 28. Auguſt 1933
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1933.
Neuerwerbungen der Skadibücherei
(außer Romanen).
Paul Joachimſen. Der deutſche Staatsgedanke von
ſei=
nen Anfängen bis auf Leibniz und Friedrich den Großen
Doku=
mente zur Entwicklung. 1 Fp 266. Heinrich Maria Tiede,
Vom Klaſſenſtaat zum Standeſtaat. 1933. 30 Fp 470. Paul
Oſthold. Die Schuld der Sozialdemokratie. Die Zerſtörung
von Staat und Wirtſchaft durch den Marxismus 1932, 40 Fp 820.
Wilhelm Bockelmann. Von Marx zu Hitler. 30 Fp 310.
R. Gardiner, A. Broderſen u. K. Wyſer,
National=
ſozialismus vom Ausland geſehen. An die Gebildeten unter
ſei=
nen Gegnern. 1933. 40 Fp 42. M. Frauendorfer. Der
Ständiſche Gedanke im Nationalſozialismus. 1932. 30 Fp 335.
Karl Fiehler, Nationalſozialiſtiſche Gemeindepolitik. 1932.
40 Fp 437 Gottfried Feder. Die Wohnungsnot und die
ſoziale Bau= und Wirtſchaftsbank als Retterin aus
Wohnungs=
elend, Wirtſchaftskriſe und Erwerbsloſenelend. 70 Fp 90. Peter
Quante. Die Flucht aus der Landwirtſchaft. Umfang und
Ur=
ſachen der ländlichen Abwanderung. 1933. 60 Fp 650.
Her=
mann Reiſchle, Reichsbauernführer Darré, der Kämpfer um
Blut und Boden. Lebensbeſchreibung. 40 Fp 220. R. Kjellen
u. K. Haushofer. Jenſeits der Großmächte. 1932. 9 B 123.
Hans Krebs, Paneuropa oder Mitteleuropa? 1931. 15 Fp 80.
Adolf Grabowſky, Staat und Raum. Grundlagen
räum=
lichen Denkens in der Weltpolitik. 1928. 10 Fp 150. Otto
Maull, Politiſche Grenzen. 1928. 10 Fp 280 Richard
Uhden, Völkertore. 1929. 10 Fp 400. Joſef März
Land=
mächte und Seemächte. 1928 1 B 315. Walter Pahl, Der
Kampf um die Rohſtoffe. 1928. 10 Fp 300. Theodor Arldt,
Weltpolitik im Unterricht. 1930. 30 Pa 1070. Das
Deutſch=
tum des Südoſtens im Jahre 1932 Südtirol,
Tſchecho=
ſlowakei, Südſlawien, Ungarn, Rumänien. Oeſterreichiſche
Grenz=
gebiet. 1933. 95 Bd 78. R. H. B. Lockardt. Vom Wirbel
er=
faßt. Bekenntniſſe eines britiſchen Diplomaten. 1933. 10 B 310.
Erich Ludendorff. Mein militäriſcher Werdegang, Blätter
der Erinnerung an unſer ſtolzes Heer 1933. 65 Bd 790.
Mar=
tin Bochow., Schallmeßtrupp 51. Vom Krieg der Stoppuhren
gegen Mörſer und Haubitzen. 45 Bk 19. Ludwig Freiwald
Die verratene Flotte. Aus den letzten Tagen der deutſchen
Kriegs=
marine. 1931. 45 Bk 98. Hugo von Waldeyer=Hartz,
Admiral Hipper, Lebensbild eines deutſchen Flottenfuhrers.
45 Bk 477. Friedrich von Kühlwetter, Skagerrak. Der
Ruhmestag der deutſchen Flotte 45 Bk 229. Rumpelſtilzchen
Der Schmied Roms. 22 Bf 448. Italo Balbo. Der Marſch
auf Rom, Tagebuch der Revolution. 1922. 22 Bf 370.
Gott=
fried Feder. Die Juden. 1933, 20 B 180. Adolf
Bar=
tels. Jüdiſche Herkunft und Literaturwiſſenſchaft. Gründliche
Erörterung. 1925. 5 Kl 45. Heinz Kindermann. Des
deut=
ſchen Dichters Sendung in der Gegenwart 1933. 35 Kl 210.
Mi=
chael Bauer, Chriſtian Morgenſterns Leben und Werk. 1933.
50 Kl 2290. Deutſche Dichter des lateiniſchen
Mit=
telalters. In deutſchen Verſen von Paul von Winterfeld.
1922. 9 Ac 28. Hans Lietzmann, Geſchichte der Alten Kirche.
1. Band: Die Anfänge. 1932. 20 Rc 225. Arnim O. Huber;
Auf wilden Pfaden im Neuen Kanada. Erlebniſſe mit Farmern,
Trappern und Verbrechern. 10 Cm 240. Wolf Hirth. Die
hohe Schule des Segelfluges. Anleitung zum thermiſchen.
Wol=
ken= und Gewitter=Segelflug. 1928 20 Ef 270.
Verlegung der Bezirksleitung des heſſiſchen
Arbeiks=
dienſtes nach Wiesbaden.
WSN. Frankfurt a. M., 26. Auguſt. Die bisher beim
Landes=
arbeitsamt Heſſen untergebrachte Bezirksleitung für den
Arbeits=
dienſt Heſſen, umfaſſend den Freiſtaat Heſſen und die Provinz
Heſſen=Naſſau, hat ihren Sitz nach Wiesbaden verlegt. Sie iſt dort
bei der Gauleitung des Arbeitsdienſtes Heſſen=Süd in dem
frü=
heren Gymnaſium Luiſenſtraße 32 eingerichtet.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute und folgende Tage
das gewaltige Filmwerk „Kleiner Mann — was nun” ein
Ton=
film nach dem bekannten Roman von Hans Fallada. Die Geſtalten
des Romans der „kleine Mann” Pinneberg und ſeine tapfere
Frau, das „Lämmchen” wurden ſehr bald im Volksmunde die
ſym=
boliſchen Geſtalten für die deutſchen Menſchen unſerer Tage. In
Hauptrollen ſpielen: Hertha Thiele als „Lämmchen” Hermann
tor de Kowa als „Heilbutt” und Ida
Beginn: 3.15, 5.45 und 8.20 Uhr.
— Das Union=Theater zeigt nur noch heute und morgen in
Erſtaufführung Willi Forſt, Alfred Abel, Lucie Höflich und Hilde
Wagener in dem ergreifenden Filmwerk: „Brennendes
Geheim=
nis‟. Ein Geſellſchaftsfilm aus dem modernen Leben nach Stefan
Zweigs Meiſternovelle „Brennendes Geheimnis”, Regie: Robert
Siodmak.
*Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male die
entzückende Film=Operette mit Lee Parry, Oskar Karlweiß und
Paul Hörbiger in den Hauptrollen: „Keinen Tag ohne dich”. (
Wo=
von ſoll der Schornſtein rauchen.) Ein Luſtſpiel mit viel Witz und
Humor, ſo daß das Publikum nicht aus dem Lachen herauskommt.
Der Film iſt umrahmt von entzuckenden Schlagern.
Verkehrsunfälle. Am Sonntag gegen 8,30 Uhr fuhr an der
Straßenkreuzung Zeughaus= und Luiſenſtraße ein vom Adolf=
Hitler=Platz kommender Motorradfahrer aus Degern (Baden)
ſeit=
lich auf einen aus der Richtung Paradeplatz kommenden
Per=
ſonenkraftwagen aus Roßbach (Unterfranken). Der
Motorrad=
fahrer, der 29jährige Joſeph Rohrwaſſer aus Degern (Baden)
und ſeine 37jährige Soziusfahrerin Grete Heil aus Reinfelden
bei Baſel mußten erheblich verletzt ins Stadtkrankenhaus
einge=
liefert werden. Beide Fahrzeuge wurden ſtark beſchädigt und durch
die Polizei ſichergeſtellt.
Gegen 9,30 Uhr fuhr auf der Frankfurter Straße an der
Tank=
ſtelle am Nordbahnhof ein aus der Stadt kommender
Laſtkraft=
wagen aus Griesheim ſeitlich gegen einen aus der Tankſtelle auf
die Straße einbiegenden Perſonenkraftwagen aus Aſſenheim.
Beide Fahrzeuge, beſonders der Perſonenkraftwagen, wurden
er=
heblich beſchädigt. Die 46 Jahre alte Ehefrau des
Perſonenkraft=
wagenführers Lina Jahns aus Aſſenheim erlitt eine leichte
Ge=
hirnerſchütterung und erhebliche Armverletzungen.
Tageskalender für Montag, den 28. Auguſt 1933.
Union: „Brennendes Geheimnis”, Helia: „Kleiner Mann, was
nun”. Palaſt: „Keinen Tag ohne dich”.
„Ber ſtiror ii Zeindesale ...
Gedenkfeier
zu Ehren der bei Brandeville gefallenen Oragoner.
Aa. Eine ſchlichte Gedenkfeier fand geſtern abend bei
bren=
nender Opferſchale am hieſigen Dragonerdenkmal ſtatt. Man
ge=
dachte der 38 im Gefecht bei Brandeville am 29. Auguſt 1914
gefallenen heſſiſchen Garde= und Leibdragoner.
Nach einem einleitenden Choral ergriff der Vorſitzende der
Vereinigung der 23er Dragoner Poſtinſpektor Hauk, von den
Stufen des Denkmals aus das Wort. Er erinnerte zunächſt daran,
wie der Diviſionspfarrer damals bei der Beſtattung der im
Ge=
fecht bei Brandeville, in dem die heſſiſchen Dragoner ihre
Feuer=
taufe zu beſtehen hatten, ſeiner Trauerrede die Worte zugrunde
gelegt hatte: „Wer ſtirbt im Feindesland, ruht auch in fremder
Erde wie im Vaterland.‟ Dann ſchilderte der Redner
ausführ=
lich den Verlauf und die Bedeutung des ſiegreichen Gefechtes von
Brandeville. Während einiger Minuten ſtillen Gedenkens an die
Gefallenen ſpielte die Muſik das Lied vom guten Kameraden.
Der bei Brandeville errungene Erfolg, ſo führte der Redner
wei=
ter aus, ſei jedoch nur möglich geweſen durch die von den heſſiſchen
Dragonern bewieſene Entſchloſſenheit und Tapferkeit ſowie durch
den dabei bezeugten Geiſt, zu ſiegen oder zu ſterben. Dieſer Geiſt
ſei erfreulicherweiſe jetzt wieder in unſerem Volke wach geworden.
Unſere nationale Regierung bietet die beſte Gewähr dafür, daß
endlich der Wiederaufbau unſeres Vaterlandes ungeſtört
durch=
geführt werden könne. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß gerade die
Regimentsvereine, als die lebendige Tradition unſerer
ehemali=
gen ſtolzen Regimenter, die Regierung nach Kräften unterſtützen
würden. Der Redner kam dann noch auf die beiden großen
Kund=
gebungen des geſtrigen Tages, die am Niederwald=Denkmal und
am Tannenberg=Denkmal ſtattgefunden hatten, zu ſprechen und
ſchloß mit einem Hoch auf unſer geliebtes Vaterland Feierlich
klangen Deutſchlandlied und Horſt=Weſſel=Lied als Abſchluß der
Kundgebung durch den ſtillen Abend.
Morgen beginnt unſer neuer Roman: „Gelb gegen Weiß”.
Der Inhalt dieſes außerordentlich ſpannenden und mitreißenden
Zukunftsromans iſt der Kampf der gelben gegen die weiße Raſſe
um die Weltherrſchaft. Die politiſchen Verwicklungen, die
mär=
chenhaften techniſchen Erfindungen, die völlig veränderten
See=
ſchlachten und Luftkämpfe der Zukunft ſind ſo packend geſchildert
und in ſo atemraubendem Tempo erzählt, daß der Leſer den
phan=
taſtiſchen Ereigniſſen, denen auch das menſchlich=perſönliche
Moment nicht fehlt, bis zum Schluß in größter Spannung folgen
wird.
Vom Erforſchungsinftituk für Segelflug.
Die wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen im Segelflug von der
Waſſer=
kuppe nach dem Griesheimer Sand verlegt?
Wie wir der „Kölniſchen Zeitung” entnehmen, werden infolge
der Neuregelung im deutſchen Luftſport die wiſſenſchaftlich
gerich=
teten Beſtrebungen im Segelflug von der Waſſerkuppe nach dem
Griesheimer Sand verlegt. Dazu gehört auch die Werkſtätte unter
Leitung von Lippiſch. Das Forſchungsinſtitut für Segelflug hat
im Laufe der Zeit verſchiedene Sonderapparaturen entwickelt, die
es ermöglichen, die wahre Fluglage und Flugbahnbeſtimmung in
einem zuſammengefaßten Inſtrumentarium zu meſſen und
aufzu=
zeichnen. In dem jetzt abgeſchloſſenen Rhönwettbewerb hat man
zum erſtenmal ein ganz neues Inſtrument in Tätigkeit geſehen,
das auf Anregung des Dip
man auch die wahre Flugbahn zu verzeichnen in der Lage iſt und
hieraus alle Daten, Höhe, Entfernung, geographiſche Lage.
Ge=
ſchwindigkeit uſw. beſtimmen kann.
Nur ein Wort:
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Werbekelegramme.
Die Deutſche Reichspoſt hat jetzt ein beſonderes, ſehr
wohl=
feiles „Werbetelegramm” geſchaffen. Es ſoll für wenig Geld die
Benutzung, der Telegraphen=Einrichtungen zur geſchäftlichen
Wer=
bung ermöglichen. Das Werbetelegramm muß an wenigſtens 1000
Empfänger gerichtet ſein, die an beliebigen Orten des Deutſchen
Reiches wohnen können. Man gibt ein Werbetelegramm
ſpäte=
ſtens zwei Werktage vor dem gewünſchten Zuſtelltage in einer
Urſchrift, die alle Anſchriften enthält, nebſt einer Ausfertigung
auf Ankunftsformblatt für jeden Empfänger mit deſſen Anſchrift
bei einer Telegraphenanſtalt auf. Die erforderlichen Formblätter
liefert dieſe unentgeltlich. An Gebühren werden erhoben für das
Urſchriftstelegramm je Gebührenwort 5 Pf., für jede
Ausferti=
gung ohne Rückſicht auf die Wortzahl 10 Pf., ferner ein Zuſchlag
bei Telegrammen, deren Ausfertigungen nicht ſämtlich am
Auf=
gabeort des Telegramms zuzuſtellen ſind, für jede einer anderen
Telegraphenanſtalt zuzuführende Ausfertigung einen
Reichs=
pfennig, mindeſtens aber 5 Rpf. für jede Telegraphenanſtalt.
Da erfahrungsgemäß Telegramme mit Spannung und
Auf=
merkſamkeit entgegengenommen werden, kommt der Einrichtung
eine beſonders große Werbewirkung zu.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt obne Rechtsverbindlichteit.
R. B. Das Erlöſchen einer Generalvollmacht iſt nicht
vom Ablauf einer gewiſſen Zeitdauer abhängig, ſondern beſtimmt
ſich nach dem ihrer Erteilung zugrunde liegenden
Rechtsverhält=
niſſe; ſie iſt auch bei Fortbeſtehen des Rechtsverhältniſſes
wider=
ruflich, ſofern ſich nicht aus dieſem ein anderes ergibt. Der
Widerruf der Vollmacht erfolgt durch Erklärung gegenüber dem
Bevollmächtigten; nach dem Erlöſchen der Vollmacht hat der
Bevollmächtigte die Vollmachtsurkunde dem Vollmachtgeber
zu=
rückzugeben.
Heſſen.
DS. Fränkiſch=Crumbach, 26. Auguſt. Geſtern abend fand im
Gaſthaus „Zum Löwen” eine öffentliche Verſammlung der
hieſigen Bauernſchaft ſtatt. Der 1. Führer Hofpächter
Schädler begrüßte beſonders unſeren neuen Bürgermeiſter Kropp
und erteilte dem Landesgeſchäftsführer Dümas=Darmſtadt das
Wort. In ſehr klaren und deutlichen Worten gab dieſer die neuen
Richtlinien bekannt und empfahl beſonders den Landwirten, die
zehn Morgen Land und darüber beſitzen und der Organiſation
noch fernſtehen, ſofort beizutreten. Der Redner gab alsdann
Auf=
ſchluß über die Umſchuldung und den Vollſtreckungsſchutz. Auch
hier konnte jeder aufmerkſame Anweſende genau erfahren, wie
die neuen Beſtimmungen hierüber lauten. Es folgte dann eine
eingehende Ausſprache über die Veranlagung der Grundſteuer in
der hieſigen Gemeinde. Schon jahrzehntelang ſind wir hier mit
11—1200 Mark pro Morgen eingeſchätzt, was jedoch unſerer Lage
und der der Nachbargemeinden entſprechend viel zu hoch iſt. Es iſt
zu hoffen, daß dieſe Angelegenheit einer genauer Prüfung
unter=
zogen wird. Zum Schluß erinnerte Hofpächter Schädler die
An=
weſenden nochmals daran, der neugegründeten Milchgenoſſenſchaft
beizutreten und gab noch bekannt, daß man beabſichtigt, unſere
Kirchweihe wegen Erntearbeiten nächſtes Jahr zu verlegen.
Bh. Weſchnitz i. O., 24 Aug. In Begleitung eines großen
Trauergefolges wurde Herr Eiſenhauer zur letzten
Ruhe=
ſtätte gebettet. Er war der älteſte Ortseinwohner. Ihm
gab das neue Walburgisglöckchen der Bergkapelle als erſtem das
Trauergeläute. — Der Beſuch der Walburgisſtätte iſt ſeit der
Wiederherſtellung erfreulicherweiſe verhältnismäßig gut. Dies
zeigt, daß das Volk doch wirkliches Verſtändnis und Intereſſe
an dieſer geſchichtlich und kulturell wertvollen Stätte hat, die
zu=
dem eine landſchaftlich ſelten ſchöne Lage hat.
Br. Seckmauerm 25. Aug. Gemeinderatsſitzung.
Ver=
gebung von Wegbquarbeiten an Unternehmer. Vorgeſehen ſind
durch das Arbeitsamt 1300 Arbeitstage mit einem Koſtenaufwand
von 5000 RM., bei Beſchäftigung von etwa 30 Erwerbsloſen der
Gemeinde. Auszuführen ſind: Erweiterung der Kurve an der
Straße nach Neuſtadt (Odw.), der Kurve an der neuen Schule;
Ausrollierung bzw. Pflaſterung des Weges der Linkshohl, des
Weges nach, dem hinteren Orgelhof und des Weges zur Wohnung
Rummel.
— Jugenheim a. d. B., 26. Aug. Hier findet am Sonntag,
den 3. Sept., wie alljährlich ein evangeliſches Singetreffen
für die Bergſtraße und den vorderen Odenwald ſtatt. Es beginnt
halb 2 Uhr auf dem der Landeskirche gehörigen
Heiligen=
berg. Im Mittelpunkte des dort zu erarbeitenden Liedgutes
ſtehen diesmal Kampflieder der Kirche; daneben wird aber auch
das Volkslied und der Kanon nicht fehlen. Zum Ausklang findet
in der Jugenheimer Kirche eine liturgiſche Abendfeier ſtatt, bei der
neben Orgel auch Blockflöten und Gamben mitwirken. Die
Betei=
ligung ſteht jedem Evangeliſchen offen. Insbeſondere ſind die
Glieder der Jugendgruppen herzlich dazu eingeladen.
Dp. Zwingenberg, 26. Aug. Gemäß den Anordnungen der
Regierung wurde hier eine Molkereigenoſſenſchaft ge=
dem Wege über die Genoſſenſchaft. Für die Folge iſt die Gewähr
gegeben, daß die Verbraucher mit einwandfreier tiefgekühlter
Milch beliefert werden. Außerdem werden die übrigen
Molkerei=
produkte bei der Genoſſenſchaft täglich friſch zu haben ſein. Für
die Räume der Genoſſenſchaft werden die Keller der
Großmarkt=
halle ohne größere Koſten benutzt werden können. Der Vorſtand
der Molkereigenoſſenſchaft ſetzt ſich zuſammen, aus den Herren
Peter Oſt (1. Vorſitzender), Adam Bauer (2. Vorſitzender) uno
Peter Simon (Rechner).
Em. Heppenheim a. d. B., 26. Aug. Die erſten reifen
Trauben wurden im Nachbarort Hambach im Gemarkungsteil
Bienengärtel”, feſtgeſtellt. — Sommerpreisſchießen.
Der Schützenverein beendete das Sommerpreisſchießen, bei dem
Bedingung war: 1 Schuß liegend, 1 Schuß kniend und 1 Schuß
vor, bei der Franz Giegerich und Karl Kohler mit je 35
Ringen am beſten abſchnitten. — Natſoz. Reichsverband
der deutſchen Arbeitsopfer (Zentralverband der
Ar=
beitsinvaliden und Witwen Deutſchlands). Die Ortsgruppe hielt
eine Mitgliederverſammlung ab, in der der Vorſitzende. Herr Dr.
Ganter, einen Ueberblick über die Entwicklung des Verbandes
gab und auf deſſen Aufgaben näher einging. Er betonte, daß die
Ausſchaltung der großen Zahl der Rentenſchmarotzer erfolgen
müſſe und daß die wirklich Arbeitsunfähigen eine auskömmliche
Rente zu erhalten hätten. Die „Umſchulung der Invaliden” habe
zu erfolgen, indem die teilweiſe Arbeitsfähigen in entſprechender
Weiſe wieder in den Arbeitsprozeß eingegliedert werden. Die
Stiftung für die Opfer der Arbeit, die heute ſchon 3 Millionen
RM. betrage, ſei für die Hinterbliebenen aller in ihrem Beruf
tödlich verunglückten Arbeiter und Angeſtellten beſtimmt. Wichtig
ſei es, daß alle Arbeitsopfer dem Verband beitreten. — Deutſche
Chriſten. Im „Goldenen Anker” fand eine gutbeſuchte
Ver=
ſammlung der Deutſchen Chriſten ſtatt, deren Zweck vor allem die
Organiſation der Gemeindegruppe und die Einſetzung des
Ge=
meindeleiters war. Herr Lehrer Ferdinand Müller wurde
zum Gemeindeleiter gewählt.
Gernsheim, 26. Aug. Nach Ausſcheiden der Gemeinderäte
des Zentrums und der SPD. aus dem Gemeinderat wurden die
Pg. Dr. Reinhardt, Veterinärarzt, Lorenz Schmidt, Forſtſekretär,
Auguſt Wendeberg, Juſtizſekretär, Herm. Maul, Schloſſermeiſter,
Fritz Gutjahr, Arbeiter, Kropp, Alfons, Tünchermeiſter, Valent.
Dölger, Landwirt. Johann Grüll, Landwirt, zur
Vervollſtändi=
gung des Gemeinderats ernannt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
E Mainz, 26. Auguſt. Militär=
Verſorgungsge=
bührniſſe. Die Gebührniſſe für Kriegsbeſchädigte und
Krie=
gerhinterbliebene für September werden beim Poſtamt Mainz 1
(Bahnhofſtraße 2) am Dienstag, den 29. d. M., gezahlt;
Kaſſen=
ſtunden 8.00—12.30 und von 15—18 Uhr.
Ah. Worms, 26. Aug. Wegen Betriebsſpionage
feſtgenommen. Zwei Ledertechniker, die zum Nachteil einer
hieſigen Lederfirma Betriebsſpionage getrieben haben, nahm die
Staatspolizeiſtelle in Haft und ließ ſie dem Amtsgericht zuführen.
Oberheſſen.
Gießen, 26. Aug. Geheimrat Elbs geſtorben. Der
langjährige Direktor des Chemiſchen Inſtituts an der Univerſität
Gießen und weithin bekannte chemiſche Forſcher Geheimer Hofrat
Profeſſor Dr. Elbs iſt nach langem und ſchwerem Leiden im Alter
von 75 Jahren hier verſtorben.
Hungen, 26. Aug. Tragiſcher Tod eines Kindes.
Geſtern fiel hier in einem unbewachten Augenblick das 2jährige
Söhnchen des Arbeiters Gerhardt in den Muhlbach und ertrank.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 25. Auguſt 1933 entſchlief ſanft meine
liebe, gute Mutter, Schwiegermutter,
Groß=
mutter und Tante
Frau
Marie Köhler Wwe.
geb. Claar
im 79. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Köhler.
Darmſtadt, den 28. Auguſi 1933.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſiatt.
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Nr. 238 — Seite 5
Sramgtentatidelt anferer Tarhnedet.
Der Deutſchland=Flug beendet. — Oberleutnant Seidemann wieder ſchnellſtier Etaßpen=Sieger.
Hannoverſtaffel Mannſchafts=Sieger. — Schöne Erfolge unſerer Leichtathleten.
Hockenheimer Motorrad=Rennen zeugen für deutſche Fabrikate.
Der Führer
dankt den kühnen Piloten.
Großartige Werbung für den Flugſport
erfogreich dunrcheſitl.
Die dritte und letzte Etappe des Deutſchlandfluges 1933 war
von ſchönſtem Wetter begünſtigt, nur im Saaletal lag am frühen
Morgen dichter Nebel. Oblt. Seidemann erwies ſich wieder
als der Schnellſte, er traf auf allen Landeplätzen in Schkeuditz,
Rudolſtadt, Darmſtadt, Mannheim, Stuttgart, München,
Nürn=
berg und Dresden zuerſt ein und landete in Berlin nach neun
Stunden um 15.,05 Uhr.
Zum Empfang der Flieger hatten ſich auf dem Tempelhofer
Flughafen Tauſende von Zuſchauern eingefunden, die in nicht
endenwollenden Jubel ausbrachen, als
Reichskanzler Adolf Hitler
mit Vizekanzler von Papen und Reichswehrminiſter von
Blom=
berg auf dem Flugplatz erſchien. Der Volkskanzler ließ es ſich
nicht nehmen, Oblt. Seidemann und ſeinen tapferen Begleiter,
Oblt. Tamm, für ihre fliegeriſche Glanzleiſtung mit herzlichen
Worten zu beglückwünſchen. Eine Minute nach Seidemann kam
bereits die Meſſerſchmitt=Maſchine von Zinner=Hamburg an.
Dann ging eine Maſchine nach der anderen in kurzen Abſtänden
nieder.
von Berlin nach Berlin.
Erſter Zwangsaufenthalt: Schkeuditz.
Bei ſchönſtem Sonnenſchein vollzog ſich auf dem Flughafen
in Schkeuditz die erſte Zwangslandung der letzten Etappe des
großen Fluges. Als Spitzenreiter traf wieder der
Reichswehr=
oberleutnant Seidemunn auf ſeiner roten Heinkel nach 38
Minu=
ten Flugdauer ein. Er war kaum zur Beobachtungsſtelle
heran=
gerollt, um die Ankunft beurkunden zu laſſen, als auch ſchon die
Meſſerſchmitt=Maſchine von Auguſt Lauw auftauchte, und dann
kamen die Maſchinen Schlag auf Schlag. Inzwiſchen waren aus
dem Saaletal ungünſtige Wettermeldungen eingetroffen, ſo daß
ſich die Flugleitung genötigt ſah, Startverbot zu
verhän=
gen, das um 6,55 Uhr wieder aufgehoben wurde. Sofort ſetzten
ſich die Unentwegteſten wieder in ihre Maſchinen, an der Spitze
natürlich Oblt. Seidemann, um zum nächſten
Zwiſchenlandungs=
platz im Saaletal,
Rudolſtadt,
zu fliegen. Ueber dem Saaletal lag aber ein ſo dichter Nebel,
daß zahlreiche Flieger notlanden und zum Ausgangspunkt
Schkeuditz zurückehren mußten. Oblt. Seidemann und ſein
her=
vorragender Begleiter, Oblt. Tamm, bewältigten auch dieſe
Strecke in faſt unverminderter Fahrt und landeten wieder als
Erſte um 7.25 Uhr. Um 8,45 Uhr ſtartet: Seidemann zum
Wei=
terflug nach Darmſtadt.
Seidemann auch in Mannheim!
Bei ebenfalls herrlichem Wetter, ganz ausgezeichneter
Orga=
niſation und auch ſehr gutem Beſuch hatten auch die
Mannhei=
mer ihren Anteil am Deutſchlandflug. Um 9,34 Uhr erſchien als
Erſter der Berliner Bruegmann, der aber für den Flug nicht
mehr gewertet wird. Oblt. Seidemann traf um 9.50 Uhr als
Erſter der Teilnehmer ein. Als Dritter kam eine Viertelſtunde
ſpäter Seelbach=Münſter auf Heinkel=Meſſerſchmitt, dann
lande=
ten in raſcher Folge Junck (Heinkel), Kropf (Meſerſchmitt),
Martens (Meſſerſchmitt) und um 10.30 Uhr das Geſchwader des
Miniſterialrates Chriſtianſen, der jedoch ſelbſt für den
Wett=
bewerb nicht mehr in Frage kommt, mit drei Maſchinen. Als
äußerſt geſchickter Pilot zeigte ſich Lauw, der trotz des in
Darm=
ſtadt erlittenen Fahrgeſtellbruchs glatt landete. Nach einigen
Schleifen über dem Platz ging Lauw, der bekanntlich Inhaber
des Hindenburg=Pokals iſt, in glänzender Weiſe, die Maſchine
auf dem linken Rad und ganz auf die linke Tragfläche geneigt
aufſetzend, glatt auf dem Platz nieder.
Die Teilnehmer der mittleren Klaſſen nahmen bekanntlich von
Mannheim aus direkten Kurs auf Nürnberg, während die Flieger
der rgoßen Klaſſe A weiter in das landſchaftliche ſchöne
Süd=
deutchland flogen und dabei Stuttgart und München als
Zwiſchen=
landeplätze zu paſſieren hatten.
München um 11,33 Uhr erreicht.
Bruegmann, der ſeine Pflichtlandung in Rudolſtadt nicht
voll=
zogen hatte und darum außer Konkurrenz weiterflog, verließ zwar
um 1024 Minuten mit 11 Minuten Vorſprung vor Seidemann
Stuttgart, wurde aber auf der Strecke nach München von dem
„roten Blitz” überholt. Um 11.33 Uhr traf Seidemann bereits in
München ein, er überbrauſte in 100 Meter Höhe die Ziellinie,
machte eine knappe Kurve, landete, nahm Wettermeldungen, die
Kaniſter und die üblichen Formalitäten vor und verſchwand
wie=
der in Richtung Nürnberg. Der Begleitflieger erzählte in der
kur=
zen Pauſe unſerem Berichterſtatter, es ſei ein erhebendes
Gefühl, innerhalb von vier Stunden vier der größten deutſchen
Flüſſe, die Elbe, den Rhein, den Main und die Donau zu
über=
fliegen. Das Wetter ſei überall herrlich geweſen. — Das Tanken
beſorgt Seidemann in der Luft mit Kaniſtern, um Zeit zu
gewin=
nen. — Suwelack mußte in Mannheim wegen Motorſchadens
auf=
geben.
In Nürnberg B= und C=Klaſſe wieder zuſammen.
Rekordflug Seidemanns.
Der neue Nürnberger Flughafen hatte am Sonntag ſeine
Feuertaufe zu beſtehen. Bei ſchönem Wetter ſtellte ſich zum
Emp=
fang der Deutſchlandflieger Maſſenbeſuch ein. Man ſah u. a. auch
den Frankenführer Streicher und den Nürnberger
Oberbürger=
meiſter Liebel. In Nürnbeg veeinigten ſich die B=Klaſſe, die diekt
von Mannheim kam, und die C=Klaſſe, die den weiten Umweg
über Stuttgart—München gemacht hatte, wieder. Spitzenreiter
der B=Klaſſe war Schechner=Warnemünde auf „Hirth”, der um
11.31 Uhr eintraf. Ihm folgten in kurzen Abſtänden von
Clingen=
ſperg auf Fokke=Wulff, Hofmann auf Klemm, Kropf auf
Meſſer=
ſchmitt undn Scheuermann auf Meſſerſchmitt. Schlag auf Schlag
reihten ſich weitere Maſchinen an. Inzwiſchen hatte Seidemann
von München nach Nürnberg wieder einen Rekordflug geliefert,
er erſchien unter dem Beifall der Maſſen ſchon um 12,32 Uhr,
hatte alſo für die Strecke München-Nürnberg nur 41 Minuten
gebraucht. Der Vorſprung Seidemanns gegenüber den anderen
Konkurrenten ſeiner Klaſſe hatte ſich weiter vergrößert.
Der Endkampf Seidemann — Zinner.
Heinz Seidemann wollte auch die letzte Schleife als Erſter
beenden. In Dresden erfuhr er, daß noch eine Meſſerſchmitt=Ma=
Die Deutſchlandflieger in Darmſtadt.
77 Flugzeuge der mitileren und großen Klaſſe landen und ſtarken glakk in Darmſtadt. — 9berlk. Seidemann
rechlfferkigk ſeinen Ruf als ſchnellſter Zlieger. — Glänzendes Flugwekker. — Skarkes Publikumsinkereſſe.
Die Zwangs=Zwiſchenlandung
in Darmſtadt.
** Geſtern ging das große flugſportliche Ereignis der
Deutſchlandflug, zu Ende. Darmſtadt war Zwangslandeplatz für
die Maſchinen der 2. Klaſſe (mittlere Klaſſe B) und der 3. Klaſſe
(große Klaſſe C). Es herrſchte geſtern vormittag bei Ankunft der
Flieger herrlichſtes Fliegerwetter. So geſtaltete ſich der dritte
Tag des großen Wettkampfes, der nach dem Geleitwort des
Reichsminiſters der Luftfahrt Göring eine Prüfung der
Flug=
bereitſchaft der Flugzeuge und des Könnens der Flugzeugwarte
ſein ſollte, für die Zuſchauer der Landeshauptſtadt zu einem
be=
ſonderen Erlebnis. Der in der Frühe herrſchende Bodennebel,
der den Fliegern z. B. in Rudolſtadt noch mancherlei
Schwierig=
keiten bereitet hatte, war bei Eintreffen der Teilnehmer auf
dem Flugplatz völlig gewichen. Die Veranſtaltung hatte eine
ſehr große Menge ſportbegeiſterter Zuſchauer aus Darmſtadt und
Umgebung angelockt. Auch der Reichsſtatthalter in Heſſen,
Spren=
ger, Miniſterpräſident Profeſſor Dr. Werner. Miniſterialrat
Ringshauſen, Landespolizeipräſident Dr. Beſt. Regierungsrat Dr.
Genländund der DLeuchlendöfer dei. De Geſctie Aiſcen
Merck, ihn unterſtützten in glänzender Organiſation die
Her=
ren Direktor Schwarz, Reinheimer und Meyhöfer,
Infolge der ausgezeichneten Leitung und Organiſation wurde
reibungslos gearbeitet. Die Abfertigung der oft gruppenweiſe
eintreffenden Flugzeuge war ſo tadellos gewährleiſtet, daß
Ver=
treter der Landesgruppe und der Piloten ſelbſt ſich ſehr lobend
über die Vorbereitung der Landungsorganiſation ausgeſprochen
haben — eine ſehr erfreuliche Tatſache für die hier
verantwort=
lichen Herren und für die Flugplatzleitung — Die Verpflegung
der Flieger und des Flugperſonals lag mit Unterſtützung von
einer Reihe Darmſtädter Firmen bei Herrn Wilhelm Merck. Den
Ordnungsdienſt und die Abſperrung hatte im Verein mit der
Schupo der Fliegerſturm der SA.= und SS.=Männer
übernom=
men, die ſich ihrer oft nicht leichten Aufaabe mit großem Geſchick
entledigten. Die Sanitätskolonne des Roten Kreuzes, die für
etwa eintretende Unglücksfälle bereit ſtand, brauchte
glücklicher=
weiſe nicht in Tätigkeit zu treten.
Die Flugzeuge waren am Sonntag am frühen Morgen zum
Flug über die letzte Tagesſchleife nach dem Süden Deutſchlands
geſtartet. Für Darmſtadt waren 82 Maſchinen gemeldet. Erſte
Landung war in Schkeuditz, einem modernen Flughafen zwiſchen
Halle und Leipzig, die nächſte Zwangslandung auf dem Flugplatz
hei Rudolſtadt und die 3. Zwangslandung auf dem Darmſtädter
Flugplatz vorgeſehen. Von hier flogen die Maſchinen der
mittle=
gen und großen Klaſſe zunächſt nach Mannheim weiter. Im
gan=
zen erreichten Darmſtadt 77 Maſchinen. Als erſte
traf um 8,50 Uhr S. 7 mit Pilot Bruegmann von der Flieger=
Landesgruppe XIV Berlin auf dem Flugplatz ein. Der Pilot
hatte über Rudolſtadt mehrere Schleifen gezogen, war aber dann
wegen des dichten Bodennebels ohne Landung nach hier
weiter=
geflogen. Um den Punktverluſt aufzuholen, konnte er auf
ſei=
nem Rückflug auf zwei Außenflugplätzen zwiſchenlanden. Er
ſtar=
tete von hier um 9.15 Uhr zum Weiterflug.
Seinen Ruf als ſchnellſter Flieger rechtfertigte Oberleutnant
Hans Seidemann, der nach einer glatten Zwiſchenlandung, die
er trotz des Bodennebels in Rudolſtadt vorgenommen hatte, um
9.30 Uhr in Darmſtadt landete. Seidemann, vom Aero=Klub von
Deutſchland, von dem die Italiener ſagten, daß er mit ſeiner
Heinkel wie ein roter Blitz um Europa raſte, lag ſomit mit dem
gleichen Heinkel=Flugzeug, mit dem er beim letzten Europaflug
ſo hervorragend abſchnitt, auch geſtern in Führung. Nach nur
7 Minuten Aufenthalt ſetzte er ſeinen Flug fort.
Als dritte Maſchine traf L. 4 mit dem Piloten Seelbach von
der Flieger=Landesgruppe 1 Münſter i. W. ein, der um 9.49 Uhr
zum Weiterflug ſtartete.
Nun kam Leben auf den Flugplatz, ein Flugzeug nach dem
anderen überflog das Zielband, teilweiſe gruppenweiſe kamen
die Flieger über den Waldrand und über den Platz geflogen.
Schlag auf Schlag erfolgte nach Prüfung der Bordbücher und
Landungseintrag der Start, und zwar des Piloten Fliegel von
der Sportfliegerſchule Staaken (3. 3) um 9.57, des Piloten
Scheuermann, Flieger=Landesgruppe AI0 Berlin, (O. 3). 9,58.
Pilot Junck (O. 6) auf Heinkel 9,59. Faſt gleichzeitig, mit nur
1—2 Minuten Abſtand, ſtarteten die Flugzeuge mit den
Kenn=
zeichen A. 2 um 10,02. H. 6 um 10,00. E. 9 um 10,05. E. 6 um
10.06. Um 10,.44 ſtartete die Maſchine mit dem Kennzeichen C. 3
mit dem Afrikaflieger Lauw, der 1931 mit dem Hindenburg=
Pokal ausgezeichnet wurde. Das rechte Fahrgeſtell des
Flug=
zeuges erlitt beim Start Bruch, jedoch landete der Pilot, wie
auf ſofortige telephoniſche Anfrage in Mannheim mitgeteilt
wurde, ohne rechtes Rad, das inzwiſchen abgefallen war, auf dem
dortigen Flugplatz glatt.
*
Der nächſte Abflug erfolgte dann erſt um 11.19, ſo daß etwa
eine halbe Stunde Pauſe war, die durch muſikaliſche
Laut=
ſprecherübertragung ausgefüllt wurde. Auch beſprach man ſich die
kleinen Intermezzos während der kurzen Zwiſchenlandung, die
zum Teil zur Erheiterung der Zuſchauer beitrugen.
So war es ſehr niedlich, als eine hübſche Flugplatzbeſucherin
vor dem Abflug eines Piloten ihn ſchnell noch begrüßen wollte.
Da die geſtrengen Abſperrmannſchaften anſcheinend ihren
Be=
teuerungen nicht recht trauten, beſiegelte ſie das mit einem
herz=
haften Kuß, durch den ſie nun bei der Maſchine und ihrem
Pi=
loten auf dem Startplatz bis zu deſſen Abflug bleiben durfte —
und noch etwas länger zum Winken. — Einen herzlichen
Emp=
fang durch Frau und Tochter fand unſer Darmſtädter
Kriegs=
flieger Pilot Hamſter, der allerdings für Mannheim auf T. 2
fliegt.
*
11.19 ſtartete B. 7 mit dem Führer Dr. Ruff von der
Flie=
ger=Ortsgruppe Bonn, und von nun ab wieder jede Minute ein
Flugzeug, die geſchwaderweiſe ankamen und zum Teil
geſchwader=
weiſe abflogen. So ſtarteten um 1133 die Flugzeuge mit den
Kennzeichen H. 9. K. 9 und K. 3 zuſammen, die mit den
Kenn=
zeichen R. 6. R. 8 N. 4 und E. 1 um 11.42—11,44. Um 1141
ſtar=
tete Herr Karl Auguſt Frhr. von Gablenz, der Direktor und
langjährige Flugbetriebsleiter der Deutſchen Luft=Hanſa AG.,
einer der erfahrenſten Männer aus der Praxis, die Deutſchland
auf dem Gebiete der Luftfahrt beſitzt.
Zeitweiſe waren durch die Ankunft und den Abflug der
Flieger 15—18 Maſchinen in der Luft, am Startplatz ſtanden oft
12 und mehr Flugzeuge, alſo ein Großbetrieb, wie ihn
Darm=
ſtadt wohl ſelten erlebt. Die Darmſtädter Teilnehmer an dem
Deutſchlandflug ſind leider bis auf den Piloten Schümer (
Flie=
ger=Ortsgruppe Heſſen=Darmſtadt. D9V.) deſſen Maſchine das
Kennzeichen U. 1 trug, ausgefallen. Pilot Schümer ſtartete zum
Weiterflug um 12.46. Zunächſt als letzte flogen die Flugzeuge
B. 1, 2, 3. 4 und 5 (ſämtlich aus Hannover) zuſammen um 12,54
und 2 2 um 13,22 mit dem Piloten Ehrlich von der
Akademi=
ſchen Fliegergruppe Danzig ab. Verſpätet ſtartete nach 14 Uhr
noch das Flugzeug L. 8. L. 3 hatte einen Motordefekt deſſen
Behebung einige Zeit in Anſpruch nahm, ſo daß der Weiterflug
der Maſchine erſt um 14,48 erfolgen konnte.
Die Zwangszwiſchenlandung auf dem Darmſtädter Flugplatz
verlief erfreulich glatt. Dem Darmſtädter flugſportbegeiſterten
Publikum wurde im Rahmen des Deutſchlandfluges, dem größten
flugſportlichen Ereignis des Jahres, eine Veranſtaltung geboten,
die das größte Intereſſe fand und deſſen glänzende Durchführung
uns mit ſtolzer Freude erfüllt.
ſchine mit etwa 15 Minuten Vorſprung vor ihm liege. Dank des
Umſtandes, daß Seidemann ſeinen Betriebsſtoff während des
Fluges aus zehn Liter=Kannen tankte, konnte er ſich ohue
Zeit=
verluſt an die Verfolgung machen. Aber erſt am Ulſteinhaus in
Die Rivalen beenden den Rundflug und überqueren das weiße
Zielband auf dem Berliner Flugplatz Tempelhof. Im Vordergrund
der Zeitnehmer am Telefonſtand.
Tempelhof ſichtete der Begleiter Seidemanns die Maſchine D 1799,
die „Konkurrenz”, die von Zinner geführt wurde, und im
End=
ſpurt konnte der ſympathiſche Oberleutnant auch die dritte Etappe
als Erſter beenden, da Zinner durch den Höhenunterſchied deider
Maſchinen Seidemann nicht bemerkt hatte. Um 1505 Uhr
über=
flag Seidemann das Zielband, umjubelt von vielen
Fuchbegeiſter=
ten, die ſich ſeit mittag im Flughafen eingefunden hatten. Kurz
darauf konnte er und ſein Begleiter die perſönlichen Glückwünſche
des Reichskanzlers Adolf Hitler und die des Vizekanzlers von
Papen und ſeines Vorgeſetzten, des Reichswehrminiſters v.
Blom=
berg, in Empfang nehmen, Einige Minuten ſpäter raſte Zinner
über die Ziellinie. Erſt eine halbe Stunde ſpäter traſen dann in
verſchiedenen Abſchnitten die anderen Flugzeuge ein. Bis gegen
19 Uhr war der größte Teil der noch im Wettbewerb befindlichen
Flieger eingetroffen. Die Spannung wuchs von Minute zu
Mi=
nute, je näher die Zeit an 7 Uhr, die Schlußzeit des Rennens,
heranrückte, da die Favoriten, die hannoverſche Staffel, noch
im=
mer nicht eingetroffen war. An und für ſich hatten die Maſchinen
die Möglichkeit, bis 9 Uhr abends innerhalb des Wettbewerbes
in Tempelhof zu landen, jedoch wird jede Minute nach 7 Uhr
dop=
pelt zu der eigentlichen Flugzeit zugerechnet. 704 Uhr raſte die
lang erſehnte Staffel aus Hannover über die Ziellinie, geführt
von Staffelführer Beſeler. Durch Lautſprecher wird verkündet,
daß dieſe Staffel die vorausſichtlichen Sieger ſeien. Vom Platz
erheben ſich alle Zuſchauer, das Deutſchlandlied klingt auf, und
während die Staffel in vollkommen geſchloſſener Formation eine
Schleife über das Tempelhofer Feld zieht, wird das Horſt=Weſſel=
Lied geſpielt. Mit einem dreifachen Siegheil begrüßen alle
An=
weſenden im Flughafen die Staffel.
Der Deutſchlandflug 1933 iſt, abgeſehen von den einigen
Nachzüglern, die zum Teil noch nicht von Dresden geſtartet waren,
zu Ende. Die endgültige Errechnung der Sieger dürfte erſt im
Laufe des Montagvormittags bekannt gegeben werden.
Höfft und Köhnk punkkgleich!
Skaffel Hannover auf 5 erſten Plähen.
Es ſteht mit ziemlicher Sicherheit feſt, allerdings kann die
genaue Nachprüfung durch die techniſche Leitung noch eine
Aende=
rung ergeben, daß es keinen Einzelſieger gibt. Die Staffel der
Flieger=Ortsgruppe Hannover des DLV. legt auf die erſten fünf
Plätze Beſchlag. Punktgleichheit erzielten die beiden Erſten Höfft
und Köhnk mit je 895 Punkten, dann folgen ihre Kameraden
Dieterich mit 893 Punkten, Böſe als Vierter mit 891 Punkten
und Beſeler als Fünfter mit 889 Punkten. Alle flogen Klemm=
Maſchinen mit Siemens=Motor=
Seite 6 — Nr. 238
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 28. Auguſt 1933
die Jchidel) wieber Hait Zeſchragen.
Die ſüddeutſche Berkrekung ſiegt mit 83:55 Punkken.
Nachdem die 12 voraufgegangenen Athletik=Länderkämpfe
zwiſchen Deutſchland und der Schweiz ſämtlich mit Siegen der
Deutſchen geendet hatte, machte man ſich zwar in der Schweiz
darauf gefaßt, auch die 13. Begegnung zu verlieren, doch hoffte
man auf eine weſentlich geringere Punktedifferenz, als ſie in
den letzten Kämpfen zutage getreten war. Dieſe Hoffnungen
gründeten ſich einmal darauf, daß Deutſchland ſich nur durch
eine rein ſüddeutſche Auswahl vertreten ließ, dann bedachte
man aber auch den unleugbaren Fortſchritt, den die
ſchweize=
riſche Athletik nach langen Jahren des Stillſtandes neuerdings
wieder gezeigt hat. Die Schweizer wurden jedoch enttäuſcht,
auch die ſüddeutſche Vertretung war ſtark genug, um die
Schweizer ganz überlegen mit 83:55 Punkten abzufertigen. Von
den 15 Einzelwettbewerben endeten elf mit einem deutſchen,
drei mit einem ſchweizeriſchen Sieg, während in einem
Wett=
bewerb der erſte Platz geteilt werden mußte.
Die ſüddeutſche Mannſchaft hat gehalten, was ſie verſprach.
Einzelne Leute wuchſen ſogar über ihr gewohntes
durchſchnitt=
liches Leiſtungsvermögen hinaus und von eigentlichen
Ver=
ſagern iſt kaum zu ſprechen. Die Schweizer dagegen kämpften
unterſchiedlicher. Neben zwei kaum erwarteten neuen
Landes=
rekorden im 110=Meter=Hürdenlauf und im Hochſprung gab es
auch kraſſe Verſager. So wurden ſowohl der favoriſierte
Sprinter Jud, der heuer die 100 Meter wiederholt in 10,5 Sek.
ief, wie auch der Rekordmann Schumacher, der kürzlich noch
im Speerwerfen mit über 62 Meter einen neuen Landesrekord
aufſtellte, geſchlagen.
Der 13. Länderkampf fand wieder auf der
Schützen=
matte in Baſel ſtatt, alſo auf jenem Gelände, auf dem
1926 auch ſchon der denkwürdige Dreiländerkampf Deutſchland=
Frankreich=Schweiz zum Austrag kam. Organiſation, Wetter
und Bahnen waren ſehr günſtig. Auch der Beſuch mußte bei
3000 Perſonen für ſchweizeriſche Verhältniſſe als befriedigend
bezeichnet werden. Die deutſche Mannſchaft fand ſowohl bei
ihrer Ankunft, wie auch auf dem Platz, als ſie unter der
Füh=
rung von Welſcher einmarſchierte und den Tribünen den
deut=
ſchen Gruß entbot, eine ſehr herzliche Aufnahme. Die beiden
Landeshymnen wurden mit größter Ehrfurcht aufgenommen.
Die Kämpfe begannen gleich mit einem deutſchen Sieg.
Welſcher ließ ſich das Hürdenlaufen nicht nehmen. Die drei
anderen Leute kamen faſt auf gleicher Höhe in 15,2 Sek. ein.
Da der erſte Schweizer eine Hürde geriſſen hatte, wurde die
Zeit des zweiten Schweizers, Ruckſtuhl, als neuer Landesrekord
ausgerufen. Ueber die 100 Meter ſchlug Mährlein=Frankfurt
den Favoriten Jud ſicher, über 200 Meter mußte dagegen Kurz
von Vogel die erwartete Niederlage hinnehmen. Schöne Erfolge
hatten unſere Athleten über die Laufſtrecken von 400 bis 1500
Meter, wo ſie ſich ausgezeichnet unterſtützten und jeweils mit
großen Vorſprung ſiegten. Im 5000=Meter=Laufen überraſchte
der Schweizer Müller. Er lag 350 Meter vor dem Ziel noch
hinter den beiden Deutſchen, rang dann aber zuerſt Helber und
auf den letzten 40 Meter auch noch Schwarz nieder. Schöne
Siege gab es für Deutſchland in den Staffeln. Ueber die
4X400=Meter holte Metzner bereits 8 Meter Vorſprung heraus,
im Ziel betrug die Diſtanz 25 Meter. Die 4X100=Meter=Staffel
wurde in erſter Linie durch den guten Lauf von Welſcher
ent=
ſchieden. Von den techniſchen Uebungen ragten zwei hervor:
der international erſtklaſſige, mit großem Beifall aufgenommene
Wurf des Frankfurters Berg im Kugelſtoßen mit 15,78 Meter
und der neue Schweizer Rekord von Eggenberg im Hochſprung
mit 1,915 Meter.
Die Ergebniſſe:
(Deutſchland — D., Schweiz — Sch.)
100 Meter: Mährlein=D. 10,8: 2. Jud=Sch. 10,9: 3. Kurz=D.
11,0; 4. Rudolph Meher=Sch. 11,2 Sek. 200 Meter: 1. Vogel=Sch.
22,0; 2. Kurz=D. 22,1: 3. Jud=Sch. 22,3; 4. Single=D. 22,3 Sek.
Handbreite zurück. 400 Meter: 1. Metzner=D. 49,8: 2. Nehb=D.
50,1: 3. Scherr=Sch. 51,4; 4. Rudolph Meyer=Sch. 53,6 Sek.
800 Meter: 1. Deſſecker=D. 1:57,2: 2. Paul=D. 1:58,4; 3. Nipkow=
Sch. 2:00,5; 4. Schuler=Sch. 2:03,8 Min. 1500 Meter: 1. Eitel=
D. 4:09; 2. Stadtler=D. 4:10; 3. Nydegger=Sch. 4:16,7: 4.
Schny=
der=Sch. 4:22 Min. 5000 Meter: 1. Müller=Sch. 15:52,8: 2. Schwarz=
D. 15:53,0: 3. Helber 1.=D. 16:06,4; 4. Sackmann=Sch. 16:38,2
Min. 110=Meter=Hürden: 1. Welſcher=D. 15.1: 2. Eggenberg=Sch.
15,2 (eine Hürde geriſſen); 3. Ruckſtuhl=Sch. 15,2 Sek. (Neuer
Schweizeriſcher Rekord); 4. Schwethelm=D. 15,2 Sek.,
Hand=
breite zurück. 4X100=Meter: 1. Deutſchland (Mährlein, Kurz,
Welſcher, Bäumle) 42,7: 2. Schweiz 42,9 Sek. 4X400=Meter:
1. Deutſchland (Metzner, Nehb, Paul, Single) 3:21.8: 2. Schweiz
3:28,6 Min. Hochſprung: 1. Eggenberg=Sch. 1,915 (Neuer
ſchwei=
zekiſcher Rekord); 2. Haag=D. 1,80: 3. Jakob=D. und Guhl=Sch.
je 1,75 Meter. Weitſprung: 1. Bäumle=D. 6,95: 2. Huber=D.
6,78: 3. Romerio=Sch. 6,44; 4. Buſenhart=Sch. 6,41 Meter.
Stab=
hochſprung: 1. Müller=D. und Meier=Sch. je 3,80; 3. Waibl=D.
3.50; 4. Ruckſtuhl=Sch. 3.30 Meter. Kugelſtoßen: 1. Berg=D.
15,78: 2. Schneider=D. 14,76; 3. Zeli=Sch. 13,96; 4. Wipfler=Sch.
13,21 Meter. Diskuswerfen: 1. Lampert=D. 43,01; 2. Schneider=
D. 42,89; 3. Conzurbia=Sch. 42.80; 4. Bachmann=Sch. 42,04 Meter.
Speerwerfen: 1. Barth=D. 59,55: 2. Schumacher=Sch. 57,15; 3.
v. Arx=Sch. 56,85: 4. Huber=D. 56,60 Meter.
Geſamtergebnis: 1. Deutſchland
83 Punkte.
2. Schweiz".
55 Punkte.
Akhlekikſieg auch über Dänemark.
Norddeukſchland beſiegk die Dänen in Kopenhager
mit 72,5 zu 62,5 Punkken.
Nehen dem ſchönen Erfolg im Länderkampf gegen di
Schweiz konnte die deutſche Leichtathletik am letzten Auguſ
ſonntag noch einen zweiten Erfolg feiern: Dänemark wurde
i=
eigenen Lande von einer norddeutſchen Mannſchaft ſicher mi
72,5 zu 62,5 Punkten abgefertigt. Der Kampf fand in Dänemar
ſtarkes Intereſſe, die Preſſe beſchäftigte ſich mit den Ereigniſſe
ziemlich ausführlich und ließ dabei die Hoffnung auf eine
däniſchen Erfolg durchblicken. Im Stadion fanden ſich zu de
Kämpfen bei ſchönem Wetter über 5000 Zuſchauer ein
Als die Deutſchen in das Stadion einmarſchierten und di
Hakenkreuzflagge ſichtbar wurde, ertönten einzelne Pfiffe. D
Kampf, dem auch der Deutſche Geſandte, Freiherr von Rich
hofen, beiwohnte verlief aber dann ſtörungsfrei. Das gute Auf
treten unſerer Athleten und ihre ausgezeichneten Leiſtung
hinterließen einen ſtarken Eindruck. Von den 13 Einzelwett
bewerben konnten die Norddeutſchen nicht weniger als ner
gewinnen, außerdem ſtellten ſie auch noch in einigen Wet
bewerben neben dem Sieger noch den Zweiten. Unſer Zehr
kampf=Weltrekordmann Hans Sievert beteiligte ſich allein a
fünf Wettbewerben und gewann zwei, das Diskuswerfen n
44,86 Meter und das Speerwerfen mit 59,67 Meter. Im Kuge
ſtoßen wurde er überraſchend hinter ſeinem Landsmann Ret
mann, der 15,07 Meter erzielte, knapper Zweiter.
Die Ergebniſſe:
(Norddeutſchland — No.. Dänemark — Dä.)
100 Meter: 1. Schein=No. 10,5: 2. Leo Jörgenſen=Dä. 10,7
3. Meher=No. 10,9; 4. Nils Nielſen=D. 110 Sek. 400. Mete
1. Benecke=No. 51,0: 2. Plötz=No. 51,6: 3. Olaf Buhl=Dä 52,0
4. Chriſtianſen=Dä, 52,5 Sek. 800 Meter: 1. König=No. 1:56,
2. Holzmann=No. 1:58,8; 3. O. Larſen=Dä. 1:59,4: 4. P. H.
Peterſen=Dä. 2:00 Min. 1500 Meter: 1. Kaufmann=No. 4:02,6;
2. Chriſtian Markenſen=Dä. 4:03,6; 3. Borge Larſen=Dä 4:04,
4. Patzwahl=No. 4:04,4 Min. 5000 Meter: 1. H. Hielſon=Dä.
15,03: 2. Holthuis=No. 15:13,8: 3. Harry Sievert=Dä. 15:31,4,
4. Molitor=No. 15,50 Min. 110=Meter=Hürden: 1. Scheele=No.
15,7: 2. Rath=No. 15,9; 3. Jvar Iverſen=Dä. 15,9; 4. Anderſen
16,1 Sek. Hochſprung: 1. Ingvardd Anderſen=Dä. 1,80; 2.
Likum=
ſen=No., Schröder=No. und Heinz=Dä alle 1,75 Meter.
Weit=
ſprung: 1. Willy Rasmuſſen=Dä. 7.16: 2. Grabley=No. 7,11,
3. Sievert=No. 7,06; 4. Ingvard Anderſen 6,81 Meter.
Stab=
hochſprung: 1. Ernſt Larſen=Dä. 3,70; 2. Wiſchmann=No und
Karl Nielſen=Dä. beide 3,30; 4. Sievert=No. 2,80 Meter.
Kugel=
ſtoßen: 1. Reymann=No. 15,07; 2. Sievert=No. 15,05; 3. Aage
Chriſtianſen=Dä. 14,09 (Neuer däniſcher Rekord); 4. Frode
Moes=
gaard=Dä. 13,85 Meter. Diskuswerfen: 1. Sievert=No. 44,86;
2. Reymann=No. 42,35; 3. Aage Chriſtianſen=Dä. 40.30; 4. E
Jenſen=Dä. 38,51 Meter. Speerwerfen: 1. Sievert=No. 59,67
2. E. Nielſen=Dä. 58,19; 3. Pölls=No. 54 23; 4. Piazeſk=Dä.
52,05 Meter. Schwedenſtaffel: 1. Norddeutſchland (Meyer, Schein,
Benecke, Pochat) 1:58,6: 2. Dänemark 1:59,5 Min.
Geſamtergebnis: 1. Norddeutſchland . 72,5 Punkte.
2. Dänemark . . . . 62,5 Punkte.
Rot=Weiß Darmſtadt — TV. Groß=Bieberau 51:31 P.
Wie ſchon die Vorſchau zum Ausdruck brachte, ſtellten die
Groß=Bieberauer Turner eine ſehr gute Mannſchaft, in welcher
Fr. Peter ganz beſonders hervorragte. Auf Grund beſſerer
Durch=
ſchnittsleiſtungen konnten die Rot=Weißen auch dieſen Klubkampf
mit gutem Vorſprung für ſich entſcheiden. Nach einer kurzen
Be=
grüßung nahmen die Kämpfe, die alle glatt und reibungslos
ver=
liefen, ihren erwartungsgemäßen Verlauf, ſo daß die Zuſchauer
voll und ganz auf ihre Rechnung kamen.
Die 100 Meter konnten ſich Rot=Weiß mit Griesheimer (11,8)
als Erſter und Neiter, Gg. (12,1) als Zweiter holen. Im
Weit=
ſprung beſetzte durch Fr. Peter Gr.=B. den erſten Platz mit der
ausgezeichneten Leiſtung von 6,48 Meter, Avemarie als Zweiter
konnte 5,96 Meter erreichen. Im Schleuderball ſiegte Guttandin
(R.=W.) mit 46,75 Meter vor Klenk=Gr.=B. (41,66). Im
Kugel=
ſtoßen ſetzte ſich Peter=Gr.=B. mit 12.11,5 Meter wieder auf den
erſten Platz, Hurzelmeyer=R.=W. warf 11,10 Meter. Die 4 mal
100 Meter ſchafft R.=W. in 48,2 mit faſt 100 Meter Vorſprung
ſicher. Gr.=B. benötigte 49.,4, eine zweite Staffel von R.=W. lief
51,0 außer Konkurrenz. Das Speerwerfen wurde wieder eine
ſichere Sache der R.=W. Meyer (40.50) und Hch. Krämer (38,40)
Auch die 800 Meter fielen an R.=W., Avemarie 2,09 und Wagner
2.15 Min. Im Hochſprung gab es ein Duell zwiſchen Peter=Gr.=B.
und Gg. Neiter=R.=W. Peter, der ſehnige Turner und Neiter
vielleicht mehr Techniker, gaben ſich kaum etwas heraus. Durck
die Ermüdung des Turners dürfte der Sieg Neiters mit 1,62 vor
Peter (1,57) zu erklären ſein. Die aufregendſte Sache für die
Zu=
ſchauer und zweifellos der intereſſanteſte Kampf war die 10 mal
100 Meter=Staffel. R.=W. blieb mit 2,04 vor Gr.=B. (2.09) Sieger.
Am kommenden Mittwoch, um 8 Uhr, findet bei Fabian die
Monatsverſammlung der Leichtathleten und Handballer ſtatt.
Er=
ſcheinen Aller iſt Pflicht.
Die Zußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Repräſentativſpiel.
In Bingen (anläßlich der Saarkundgebung):
Saargebiet — Main/Heſſen
... 4:2 (3:0)
„Blitzturnier” in Mannheim.
Rot=Weiß Frankfurt — SV. Waldhof 0:1. FSV. Mainz 05
— V. f. R. Mannheim 0:2. Rot=Weiß Frankfurt — V. f. R.
Mann=
heim 1:1. FSV. Mainz 05 — SV. Waldhof 1:3. FSV. Mainz 05
— Rot=Weiß Frankfurt 1:1. SV. Waldhof — V. f. R.
Mann=
heim 2:1. Turnierſieger: SV. Waldhof.
Freundſchaftsſpiele.
Sa.: FSV. Frankfurt—Union Niederrad 3:2. Bayern München
Fortuna Düſſeldorf 0:2. Kickers Offenbach — FC.
Schwein=
furt 05 1:1. SV. Darmſtadt 98 — Rot=Weiß Frankfurt 2:7 Pfalz)
FG. Ludwigshafen — A./O. Worms 1:4. Polizei Darmſtadt —
Amicitia Viernheim 8:2. FV. Zuffenhauſen — Union Böckingen
2:1. SpVgg. Sandhofen — SpVgg. Mundenheim 1:0.
So.: Stuttgarter Kickers — FC. Pforzheim 1:5. FVg. Mainz=
Mombach — V. f. B. Mühlburg 4:3. 1. FC. Nürnberg —
For=
tuna Düſſeldorf 1:3. Germania Brötzingen — SV. Wiesbaden
3:7. FV. 04 Würzburg — Eintracht Frankfurt 1:5. Kickers
Aſchaf=
fenburg — V. f. L. Neu=Iſenburg 3:4. Karlsruher FV. — V. f. B.
Stuttgart 5:1. SC. Freiburg — SSV. Ulm 5:4. SvVgg.
Reut=
lingen — Union Böckingen 2:3. V. f. R. Bürſtadt — Germania
Friedrichsfeld 1:1. FC. Birkenfeld — Phönix Karlsruhe, 4:2.
Süddeutſche Vereine auf Reiſen.
Stadt=Elf Danzig — Nürnberg=Fürth 2:5. Thüringen Weide
— ASC. Nürnberg (Sa.) 1:1. Vogtl. FC. Plauen — ASC.
Nürn=
berg 2:4. Wacker Gera — Jahn Regensburg (Sa.) 2:4. SC.
Pla=
nitz — Jahn Regensburg 6:0.
Berliner Fußball.
Berliner SV. 92 — Norden=Nordweſt 2:1 nach Verl. Tennis=
Boruſſia — V. f. B. Leipzig 1:3, Adlershofer BC. — Viktoria 89
1:3. Union Oberſchöneweide — Minerva 93 0:3.
Für das Fußballſpiel waren auch an dieſem Wochenende
die Tage noch zu warm. Die Hitze erklärt aber die meiſten der
überraſchenden Reſultate nicht allein, es kommt natürlich noch
hinzu, daß viele Mannſchaften zu Saiſonbeginn ſtets in ihrer
Form ſchwanken. Dennoch bleiben die beiden Siege, die
For=
tuna Düſſeldorf in München über die Bayern und in
Nürn=
berg über den 1. FC. Nürnberg erzielte, für den ſüddeutſchen
Fußball nicht gerade erbaulich. Man muß ſagen, daß der keue
Deutſche Fußballmeiſter ſeinen Titel in Bayern würdig
ver=
treten hat. Die beſte Form beſitzt zur Zeit unter den großen
ſüddeutſchen Mannſchaften augenblicklich die Frankfurter
Ein=
tracht, die diesmal wieder in Würzburg ein ſehr ſchönes Können
verriet und den FV. 04 Würzburg „nach Gefallen” 5:1 ſchlagen
konnte.
Lurnen U. pporr vei der paarrundge oung
Vor 7000 Zuſchauern ſchlug die Saar=Zußballelf
Main/ Heſſen 4:2.
Auch die Turner und Sportler waren mit einer Anzahl
eindrucksvoller Veranſtaltungen in das Programm der
gewal=
tigen Saarkundgebung am Niederwald=Denkmal eingereiht.
Nach=
dem ſchon am Vorabend ein Handballſpiel zwiſchen Haſſia
Bingen und dem Saarmeiſter Sp.Vg. Merzig ſtattgefunden hatte,
das übrigens mit einem 10:6 (6:5)=Sieg der Rheinheſſen endete,
rollte ſich am Sonntag vormittag bis in die erſten
Nachmittags=
ſtunden hin vor den Augen von 7000 Zuſchauern ein ebenſo
vielſeitiges wie feſſelndes Programm turneriſcher und
ſport=
licher Darbietungen ab. 180 Jungens und Mädels von der
Saar leiteten die Feier mit ſchönen Volkstänzen ein. Es folgten
Anſprachen des Organiſationsleiters für den ſportlichen Teil
der Saarkundgebung, Kellner=Koblenz, des Bingener
Bürger=
meiſters Ritter und des Staatsrats Spaniol=Saarbrücken. Sie
klangen im Horſt=Weffel=Lied und der Deutſchlandhymne aus.
In einem Sechſer=Raſen=Radballſpiel ſchlug dann eine Saar=
Mannſchaft Südheſſens Auswahl mit 2:0.
Die Anteilnahme der Maſſen erreichte ihren Höhepunkt, als
hierauf die Repräſentativmannſchaften von der Saar und von
Main=Heſſen zum
Fußball=Auswahlſpiel
antraten. Der Kampf endete überraſchend mit einem ſicheren
und verdienten 4:2 (3:0)=Sieg der Saarleute. Die Saar=Elf
blieb erfolgreich, weil ſie die beweglichere, außerdem aber auch
mit größerem Eifer kämpfende Mannſchaft war. Die
aus=
geglichene Vertretung der Saar hatte in den Stürmern Conen
und Benzmüller (beide FSV. Saarbrücken) ganz ausgezeichnete
Kräfte, ihr beſter Mann, ja der beſte Mann beider Einheiten,
war aber der Neunkirchener Tormann Müller, der in der zweiten
Halbzeit den drohenden Ausgleich des Gegners vereitelte. Die
Mannſchaft von Main=Heſſen war körperlich ſchwerer und
ſchwer=
fälliger, ihr ſetzte anſcheinend auch die Hitze mehr zu als dem
Gegner. Der Sturm war nicht immer entſchloſſen genug, er
hatte allerdings auch etwas Schußpech. Das produktivſte Spiel
im Angriff zeigte noch der Wormſer Winkler. Auch die
hin=
teren Reihen konnten nicht voll befriedigen. Beſter Mann der
Läuferreihe war May (FSV. Frankfurt). Mittelläufer Leis
(Eintracht) kam nicht recht in Schwung. Sehr ſchwach ſpielte
die Verteidigung Kutterer (Wiesbaden) — Kienel (AO. Worms).
Der Tormann ging an. Ganz ausgezeichnet war der
Schieds=
richter Störner=Frankfurt a. M.
Die Saarelf ſpielte während der erſten Halbzeit meiſt leicht
überlegen. Sie kam auch ſchon in der dritten Minute durch
ihren Mittelſtürmer Conen zum Führungstreffer. Nach einer
halben Stunde Spielzeit verurſachte Kienel ein Eigentor und
bereits in der nächſten Minute ſtand das Reſultat nach einem
Treffer des Rechtsaußen Schmidt (SV. 05 Saarbrücken) 3:0.
Während der Pauſe zeigten Saarturner am Reck ſaubere
Vorführungen. Nach Wiederbeginn des Spieles kam die Elf
von Main=Heſſen allmählich beſſer in Fahrt. Ihr
Angriffs=
führer Ehmer (Eintracht) holte in der 6. Minute einen Treffer
auf. Allerdings war wenig ſpäter auch die Saarelf durch ihren
famoſen Linksaußen Benzmüller noch einmal erfolgreich. Gegen
die nun immer ſtärker drängende Elf Main=Heſſens vollbrachte
Müller im Tor der Saarleute wahre Heldentaten. Er wurde
nur noch einmal geſchlagen, und zwar 13 Minuten vor Schluß
durch den Wormſer Winkler.
*
Handball im Deukſchen Turnerbund.
Nieder=Ramſtadt — Lengfeld 9:4 (2:3), Arheilgen —
Büttel=
born 7:4 (4:3), 2. Mannſch. 1:3, Pfungſtadt — Reinheim 6:1
(2:1), 2. Mannſch. 1:5, Tgde. 46 — SV. 98 1b nicht ausgetragen,
Tv. Gut=Heil Auerbach — Tv. Zwingenberg 7:5 (5:0).
Im D.T. wird es auf den Handballfeldern allmählich wieder
lebendig. Obwohl der Termin für die Meiſterſchaftsſpiele noch
nicht feſtgelegt iſt, richien ſich doch die einzelnen Vereine auf
bal=
digen Beginn ein und haben ſich zum Teil ganz unbekannte (
natür=
lich nur der Spielſtärke nach) Mannſchaften verpflichtet, andere
möglichſt ſtarke, je nach dem die Anſicht auf beſte Prüfung der
eigenen Mannſchaft vertreten wurde. Bickenbach hatte ſich den
Turn= und Sportverein Langen von der DSB. verpflichtet,
Pfung=
ſtadt den Turnverein Reinheim, in Arheilgen waren als Auftakt
zu dem Vereinsſchauturnen am Samstag zwei Mannſchaften von
Büttelborn zu Gaſt; das jüngſte Mitglied der Kreisklaſſe, für den
Fall, daß die ſeitherige Einteilung bleibt, der Turnverein
Leng=
feld, war in Nieder=Ramſtadt Gaſt. Einzelne Spiele fielen dem
Vorrang anderer Veranſtaltungen zum Opfer und wurden nicht
ausgetragen. Zu den Spielberichten:
In Nieder=Ramſtadt erwartete man bangen Herzens beſtimmt
eine, wenn auch hoffentlich knappe Niederlage, da der
Bezirks=
meiſter Lengfeld vom Odenwaldbezirk in glänzender Art den
Mei=
ſtertitel errungen hatte. Nur wenige rechneten mit einem Sieg,
zumal die Nieder=Ramſtädter Mannſchaft in letzter Zeit in ihren
Leiſtungen nicht ganz gleichmäßig war. Die erſte Halbzeit des
Spieles ſtand auch deutlich im Zeichen der Gäſte, allerdings nicht
ſo ganz im Torerfolg ausgedrückt. Nach der Halbzeit waren die
Rollen vertauſcht. Lengfeld kam nicht mehr auf. Faſt ſchien es,
als würde es den Gäſten Mühe machen, das in der erſten Halbzeit
ſo groß angelegte Tempo nur halbwegs durchzuhalten. Nieder=
Ramſtadt war unerbittlich und ſchoß noch 7 Tore, denen Lengfeld
nur noch eines entgegenſetzen konnte. Den Einheimiſchen
konnte=
man nur ein Geſamtlob zollen; es war wieder mal eine Freude,
dem Spiel beizuwohnen.
In Arheilgen gab der Turnverein Büttelborn am Samstag
abend eine Probe ſeines Könnens ab; das Torverhältnis gibt
nicht die Leiſtungen deutlich wieder. Ohne Arheilgens
Mann=
ſchaft in ihrer Leiſtung zu ſchmälern, muß doch die ausgezeichnete
Spielart von Büttelborn erwähnt werden, die für die neue
Spiel=
ſerie ſchöne Spiele erwarten läßt. Zeunert=Langen gab dem Spiel
die nötige Formenſchönheit. Büttelborns Zweite konnte ſogar
durch ſchönes Stürmerſpiel die Partie für ſich entſcheiden.
Pfungſtadt konnte ſich an den Odenwälder Gäſten das
Tem=
perament zum Vorbild nehmen. Es war eine Freude, die
Unent=
wegtheit zu beobachten, mit der Reinheim immer wieder die
An=
griffe vortrug. Pfungſtadt hatte wohl die reifere Spielweiſe,
tän=
delte aber vor dem Tor zu viel, von einigen ſauber
herausgeſpiel=
ten Erfolgen abgeſehen. Die Spielpauſe hat die Pfungſtädter
Mannſchaft ſcheinbar etwas weich gemacht, hauptſächlich im
Sturm. Es war gut, daß die Verteidigung ſo ziemlich ihre
ge=
wohnte Undurchdringlichkeit aufwies. Der linke Läufer hat ſich
gut eingeführt. Sehr wahrſcheinlich wird aber das Rückſpiel ein
anderes Reſultat zeigen. Die zweiten Mannſchaften wieſen das
umgekehrte Kräfteverhältnis auf, und der Sieg Reinheims war
verdient. Die beiden Büttelborner Schiedsrichter waren gut.
Der Turnverein Zwingenberg hat ſeine Handballabteilung
er=
neut in Tätigkeit treten laſſen, vielleicht jetzt von Beſtändigkeit.
Das erſte Spiel in Auerbach brachte keinen Sieg, trotz dreier
Er=
ſatzleute des Gegners. Aber die Leiſtungen ließen doch erkennen,
daß die Mannſchaft bald wieder auf ihrer damaligen Höhe iſt.
Ein Beweis dafür iſt die Tatſache, daß in der zweiten Halbzeit
das Spiel faſt völlig von Zwingenberg diktiert wurde, erkenntlich
an den fünf erzielten Toren, denen Auerbach nur zwei
entgegen=
ſetzen konnte.
Rot=Weiß Darmſtadt — Tv. Groß=Bieberau 13:6 (8:3).
Man wurde in dieſem Spiel nicht enttäuſcht, das an Fairneß
nichts zu wünſchen übrig ließ. Tempo von Anfang bis Schluß
war das Schöne am ganzen Spiel, das auch an Technik nicht arm
war. Die Torzahl gibt nicht ganz den Spielverlauf wieder und
hätte zugunſten der Gäſte beſſer lauten müſſen. Andererſeits muß
doch die beſſere Technik der Rot=Weißen anerkannt werden. Bei
beſſerem Zuſammenſpiel des Sturmes hätte eine höhere
Toraus=
beute erzielt werden können. Vielleicht lag dies an dem
mangel=
haften Abſpiel der Verteidigung, andererſeits hatten die Gäſte
eine Läuferreihe, die den Rot=Weiß=Sturm zeitweiſe vor große
Aufgaben ſtellte. Hätte die Gäſteelf nicht ſchon in den erſten
Minuten ſich verausgabt, dann wäre ihr ein beſſerer Erfolg
be=
ſchieden geweſen. Beſonders hervor ſtachen der Gäſtemittelläufer
und Mittelſtürmer, auch im Schlußmann hatten ſie eine gute
Stütze. Das Spiel der R.=W. darf nicht als ſchlecht bezeichnet
werden, aber die Fehler im ungenauen Zuſpiel ergaben die Tore
für die Gäſte. Dem Spiel ſtand ein aufmerkſamer Leiter vor.
Das Treffen der Reſerven — Erzhauſen 15:1 (8:0) zeigte
eine Verbeſſerung der R.=W.=Mannſchaft im Vergleich mit dem
Vorſpiel in Erzhauſen. Die Gäſte konnten im Vorſpiel beſſer
ge=
fallen. Sie treiben zu viel Einzelſpiel und halten den Ball zu
lang.
Süddeutſcher Meiſter im 25=Kilometer=Laufen wurde Lenz=
Tv. Cannſtatt vor dem Favoriten Zeilnhofer=München, den Titel
im 50=Kilometer=Gehen holte ſich Franz Reichel=München.
Die Deutſchland=Riege der D.T. fand bei ihren Vorführungen
in Baden=Baden den begeiſterten Beiſall der 1500 Zuſchauer.
Montag, 28. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Wieder von Cramm u. Hilde Krahwinkel
Ddie Nakionalen deutſchen Tennis=Meiſterſchaften
Nendel.
Bei herrlichem Sommerwetter, aber zu großer Hitze, wurden
am Sonntag die nationalen Tennismeiſterſchaften von
Deutſch=
kand programmgemäß beendet. Die Entſcheidungsſpiele gingen
vor vollbeſetzten Tribünen vor ſich, unter den Zuſchauern
befan=
den ſich zahlreiche Vertreter von Staats= und ſtädtiſchen Behörden.
Wie bei den internationalen Meiſterſchaften in Hamburg,
kamen auch hier wieder Gottfried von Cramm und Hilde
Krah=
winkel zu doppelten Meiſterehren. Beide gewannen die Titel in
den Einzelſpielen und waren auch im Herren= und Damendoppel
erfolgreich.
Gottfried von Cramm ſchlägt Nourney.
Viel leichter, als man erwartet hatte, kam Gottfried von
Cramm in dieſem Spiele zum Siege. Der Kölner leiſtete nicht
den erwarteten Widerſtand und war nur hin und wieder ein
ernſthafter Gegner von Cramms. Dieſer blieb ſchließlich ſicher
mit 6:3, 7:5, 6:3 Sieger und errang damit ſeinen zweiten
deut=
ſchen Meiſtertitel.
Am Vormittag hatte von Cramm noch einen ſchweren Strauß
in der Vorſchlußrunde zu beſtehen, wo er den jungen Henkel in
zwei Sätzen 10:8, 6:3 ausſchaltete und ſich den Weg in die
End=
runde bahnte.
Hilde Krahwinkel wird kampflos Meiſterin.
Im Dameneinzel kam Hilde Krahwinkel zu einem kampfloſen
Siege, da ihre Endſpielgegnerin, Edith Sander, wegen
Ueber=
anſtrengung auf das Spiel verzichtete, zumal ſie noch mit Hilde
Krahwinkel zuſammen das Endſpiel im Damendoppel zu
beſtrei=
ten hatte.
v. Cramm/Denker ſiegen im Herrendoppel.
Aus dem erwarteten ſcharfen Endkampf im Herrendoppel
zwiſchen von Cramm/Denker und den Juniorenmeiſtern Henkel=
Wilhelmy wurde nichts. Die Juniorenmeiſter, die ſich in den
vorausgegangenen Spielen ſehr gut gehalten hatten, wurden glatt
6:2, 6:3, 6:4, beſiegt.
Hilde Krahwinkels zweiter Sieg.
Gleich Gottfried von Cramm, holte ſich auch Hilde
Krah=
winkel einen zweiten Meiſterſchaftsſieg. Zuſammen mit Edith
Sander war ſie über das Leipziger Paar Frau Ledig/Frau
Schomburgk leicht mit 6:2, 6:1 erfolgreich. Ledig/Schomburgk
hat=
ten vorher Frl. Roſt/Frl. v. Ende=Pflügner 6:2, 6:3 geſchlagen,
während Krahwinkel/Sander in der Vorſchlußrunde gegen
Roſen=
baum/Plümacher 6:1, 6:0 geſiegt hatten.
Die neuen Meiſter ſind alſo: Herren=Einzel: Gottfried
von Cramm, Herxen=Doppel: von Cramm/Denker, Damen=Einzel: Das anfangs unüberſichtliche Rennen ſpitzte ſich allmählich zu
Hilde Krahwinkel, Damen=Doppel: Hilde Krahwinkel/Edith
Sander.
Klubkurnier des Tennis= und Eisklubs Darmſtadt.
Vor einem zahlreichen, beifallsfreudigen Publikum konnte
das Klubturnier des Tennis= und Eisklubs Darmſtadt programm= iſt das Rennen bereits zugunſten der NSU.=Mannſchaft
entſchie=
gemäß am Sonntagabend beendet werden. Im Mittelpunkt des
Intereſſes ſtand die Schlußrunde des Herreneinzels um die
Klub=
meiſterſchaft zwiſchen Kleinlogel und Endriß. In einem feſſelnden
Kampf war Kleinlogel durch ſein geſchickt variiertes Spiel im
entſcheidenden Moment immer der Beſſere und ſiegte ohne
Satz=
verluſt mit 8:6, 6:4, 9:7. Die Zahlen ſprechen für die Härte des
Kampfes. Das Dameneinzel wurde ebenfalls eine Beute der Vor= Seine Klubkameraden Fleiſchmann und Haas kamen als Zweite
jahrsſiegerin, Frl. Scriba, die die erſt 15jährige Juniorin
Urſel Graetz in der Schlußrunde 6:4, 6:1 ſchlug. Das gemiſchte
Doppel war infolge des überlegenen Flugballſpiels von Kleinlogel
dem Pckar Frl. Unckekk=Kleinlogel nicht zu nehmenz ſie
ſchlugen Frl. Scriba—Werner 6:3, 6:4. — Bis in die Dunkelheit
wurde um den Sieg im Herrendoppel gekämpft. Ueberraſchend
fie=
len die erſten beiden Sätze nach hartem Kampf an Endriß=
Senne=
wald, ſchließlich ſiegte jedoch die größere, Routine des gut
einge=
ſpielten Paares Kleinlogel=Werner. Ergebnis: 4:6, 5:7,
6:0, 6:3, 6:2. Seniorenmeiſter wurde Dr. André durch einen
Sieg über Diefenboch mit 6:0, 6:2. Im gemiſchten Doppel für
Ehepaare war das Ehepaar Prof. Dr. Noack 7:5, 7:5 über das
Ehepaar André erfolgreich.
Den Endkampf des gemiſchten Doppels mit Vorgabe
gewan=
nen Frau Noock=Schmidt=Miehe gegen Frau André=Dr.
Merck mit 7:5, 6:4 nach aufregendem Kampf. — In der B=Klaſſe
gab es ebenfalls ſehr harte Kämpfe. Sieger wurde der Engländer gab es im Lizenzfahren bis 1000 ccm. Von 23
geſtar=
gegen Frl. Girmſcheid.
Alles in allem kann geſagt werden, daß die Veranſtaltung
Sport gewonnen wurden.
Der Abend vereinigte ſämtliche Turnierteilnehmer und viele
Gäſte zur Preisverteilung durch den 1. Vorſitzenden, Herrn Dr.
Karl Merck. Gemütliches Beiſammenſein und fröhlicher Tanz be= teten Wanderpreis,
ſchloſſen in harmoniſcher Weiſe das diesjährige Klubturnier.
Tgde. 1846—Sportgemeinde Frankfurt a. M. 10:7 P.
ſatz ſpielte. Die Erſatzleute Rieckhoff und Neumann gaben
ſo=
wohl im Einzel= als auch zuſammen im Doppelſpiel ihr Beſtes
Schäfer und Kabel mußten die Punkte im Einzel den
Frankfur=
tern überlaſſen. Schäfer ſpielte ſehr verhalten und unter Form.
ter gewinnen müſſen. Bei Kabel merkte man das wenige
Trai=
ning, ſonſt hätte er gegen Rupprecht gewonnen. Das Spiel war
ausgeglichen, beide placierten gut. Erſt nach einem harten
Drei=
ſatzkampf 6:8, 6:2, 6:8 war der Punkt den Frankfurtern
zuge=
fallen. Bert und Schildt gewannen im Herreneinzel die
einzi=
gen Punkte für Darmſtadt. Während Bert den Gegner Gentil
mit 6:1, 6:1 leicht beſiegte, hatte Schildt gegen Crämer einen
harten Kampf in der Mittagsſonne zu beſtehen. Mit 6:3, 4:6,
6:4 blieb er Sieger. Die Damen Wettlaufer, Trinkaus,
Kliff=
müller und Lütte ſind zur Zeit in ausgezeichneter Form. Drei
Spiele von ihnen im Einzel waren auch diesmal wieder für
Darmſtadt gewinnbringend. Die Leiſtungen einer Dame hervor= wieder am Start zu ſehen. Punkt 6 Uhr ſtartet die B=Gruppe,
zuheben, würde die anderen zurückſetzen. In den Doppelſpielen zehn Minuten ſpäter beginnt das Verfolgungsrennen der ohne
zeigte ſich gutes Verſtändnis, das für den Sieg ausſchlaggebend
war. Alles in allem, das Turnier ſtand ſpieleriſch auf ganz
chen Beifall.
Reglervereinigung Darmſtadt und Umgebung.
300=Kugel=Großkampf, verbunden mit Mannſchaftskämpfen
auf Aſphalt.
Kugel=Großkampf wickelte ſich in der Zeit vom 20. bis 27. Auguſt dörfer Buckel, wo Willy Klöß den erſten Vorſtoß unternimut.
Sei=
die Kämpfe vorbereitet und durchgeführt. Die Bahnen waren
ſchwer zu meiſtern, trotzdem wurden in dem 300=Kugelkampf, der
auf der beſſeren der beiden Bahnen ausgetragen wurde, ausge= iſt ihm aber nicht mehr zu nehmen.
zeichnete Spitzenleiſtungen erzielt. Der Verband Darmſtadt war
mit einer Stadt= und zwei Klubmannſchaften vertreten, um den
kleinen Verband Friedberg zu unterſtützen. An dem 300=Kugel=
1911=BV.) das ſehr gute Ergebnis von 1640 Holz und damit den
5, Platz erreichte. Die Stadtmannſchaft fand ſich auf der
ſchwe=
ren Bahn nicht zurecht und rangiert mit 2474 Holz an 7. Stelle,
Von den Klubmannſchaften konnte DK. 1911=BV. mit 1263 Holz / Seip 6 Pkt., Baſtian 5 Pkt., Keim 4 Pkt., Stockert 2 Pkt., Ferd.
den 4. Sieg für ſich buchen.
Die Ergebniſſe im 300=Kugel=Großkampf ſind: 1.
Düſſel=
berg=Bad Nauheim 1680 H., 2. Mell=Bad Nauheim 1678, 3. Klein=
Limburg 1647, 4. Becker=Friedberg 1643, 5. Grün=Darmſtadt 1640.
Holz. — Städtekampf (500 Kugeln): 1. Verband Bad Nauheim
2534 H., 2. Verband Limburg 2526, 3. Verband Höchſt a. M.
2509 Holz. — Klubkampf (250 Kugeln): 1. Wartburg
Frank=
furt a. M. 1309 H., 2. Niederwald 1289, 3. Fortung 1.
Frank=
furt a. M. 1281, 4. DK. 1911=BV. Darmſtadt 1263, 5. Fidele
Brüder Bad Nauheim 1235 Holz.
Konzelmann=Wanderpokal.
In Fortſetzung der am 19. Auguſt begonnenen Klubwettkämpfe
fanden geſtern auf der Eintracht=Bahn weitere Starts ſtatt,
wo=
mit die Vorkämpfe ihrem Ende entgegengeführt worden ſind. Nur
noch zwei Starts ſtehen aus. Es wurden erreicht: 1. Klub „Fall
um” 2464 Holz, 2. Klub „Gut Holz” Eberſtadt 2413 Holz, 3. Klub
„Lokälchen” 2382 Holz. — Die Rückkämpfe werden vorausſichtlich
am 10. September beginnen.
Mokorradrennen
auf dem „Hockenheimer Ring”.
Mokorſporkclub Heilbronn deutſcher Klubmeiſter.
Rüktchen-Erkelenz fährk mit 129,4 Kilometer
Neuen Bahnrekord.
Die unter der Schirmherrſchaft des badiſchen Statthalters
Wagner ſtehende Motorrad=Veranſtaltung auf Deutſchlands
ſchnellſter Rennſtrecke, dem „Hockenheimer Ring”, war vom
aller=
beſten Wetter begünſtigt. Vom frühen Morgen an waren die
Zuſchauer aus den verſchiedenſten Gegenden Badens und der
Pfalz mit Sonderzügen, per Auto, Motorrad und Fahrrad nach
der Rennſtrecke unterwegs, und Kopf an Kopf ſtanden dort die
Intereſſenten, deren Zahl man auf 50 000 ſchätzte. Die durch SA.
und SS, abgeſperrte, 12 Kilometer lange ideale Rennſtrecke
be=
fand ſich in ausgezeichneter Verfaſſung, ſo daß die Fahrer in
allen Wettbewerben das Letzte aus ihren Maſchinen herausholen
konnten.
Das Hauptrennen des Tages um die „Deutſche
Motor=
rad=Clubmeiſterſchaft von 1933” wurde zuerſt
ge=
ſtartet. 18 Maſchinen gingen unter Führung des ſiebenfachen
Meiſters, Chemnitzer Motorradclub, auf die 180 Kilometer lange
Reiſe. Vier der gemeldeten Mannſchaften waren nicht am Start
erſchienen, und zwar Motorſportklub Ludwigsburg, Motorſturm
T/171 Mannheim, AC. München und Hamburger Motorradklub.
einem Zweikampf zwiſchen dem Titelverteidiger, Chemnitzer
Mo=
torradklub (ſämtlich auf DKW.) und der NSU.=Mannſchaft des
Motorſportklubs Heilbronn zu. Der Heilbronner Spitzenfahrer
Roſemeyer abſolvierte einige Runden mit 134 Km. und ſtellte
damit einen neuen Rundenrekord auf. In der zwölften Runde
den, obwohl Rüttchen durch ein losgelöſtes Schutzblech behindert
war und viel Boden verlor. Chemnitz’ ſchnellſter Mann, Hirth,
der Drittſchnellſte des geſamten Feldes, fuhr ein großes Rennen,
da aber ſeine Kameraden immer mehr zurückfielen, konnte er
allein ſeinem Klub die Meiſterſchaft nicht retten. In 10:27,01
Min. (123,8 Stdkm.) ging Roſenmeyer als Erſter durchs Ziel.
und Vierte ein, ſo daß den Heilbronnern der Sieg ſicher war.
Im zweiten Rennen, einem Ausweisfahren aller
Klaſſen über ſechs Runden (72,270 Km.), wurden den
Stärkever=
hältniſſen der Mannſchaften entſprechend zwei Abteilungen
ge=
bildet. Bis zu 250 ccm. wurde ein Vorſprung von zwei
Minu=
ten, bis 350 ccm. ein ſolcher von einer Minute gegeben. An der
Konkurrenz, die von dem Mannheimer Bock auf Norton
gewon=
nen wurde, nahmen 35 Fahrer teil. Wetterer=Neckargemünd zog
ſich durch einen ſchweren Sturz bei dieſem Rennen eine
Gehirn=
erſchütterung zu.
Das Lizenzfahren bis 350 ccm. ſah 22 Fahrer am
Start. Schon nach der zweiten Runde ſetzte ſich der
Vorjahrs=
ſieger Richnow=Berlin auf Rudge an die Spitze, um ſie trotz
ſtärkſter Bedrängnis durch den Frankfurter Klein bis ins Ziel
nicht mehr abzugeben.
Einen ganz großen Erfolg für die deutſchen NSU.=Fabrikate
Stewart=Brown im Herreneinzel mit 6:0, 6:4; im Damen= teten Fahrern fielen allein 13 dem Tempo zum Opfer. Rütt=
Einzel ſiegte Frau Niemann erſt nach hartem Dreiſatzkampf chen=Erkelenz ſetzte ſich ſofort an die Spitze, gefolgt von ſeinem
Kameraden Roſemeyer. Schon in der dritten Runde rechnete
man damit, daß Rüttchen einen neuen Bahnrekord aufſtellen
ein ain jeder Hinſicht voller Erfolg für den Tennis= und Eisklub würde, als er mit einem Stundenmittel von 132,5 Km. ſchon
war und daß dadurch wieder neue Anhänger für den weißen die Tagesbeſtzeit erreicht hatte. Rüttchen fuhr auch weiter ein
gutes Rennen und unterbot ſchließlich den im Vorjahre von
Bullus aufgeſtellten Bahnrekord von 129 Km. auf 129,4 Km. Er
gewann damit gleichzeitig den von der UFA. Mannheim geſtif=
Den Abſchluß der ſo erfolgreichen Veranſtaltung brachte das
erſtmals in Hockenheim geſtartete Seitenwagenrennen.
Das Wettſpiel gewann die Tade, 1846, trotzdem ſie mit Er= Sicherheitshalber wurde das Rennen in zwei Abteilungen
ge=
fahren; von ſiebzehn geſtarteten Maſchinen wurden nicht weniger
als elf „ſauer”, So fielen Dürr=Ludwigsburg und das Ehepaar
her, aber zu einem Sieg langte es niemals. Die 4=Klaſſenſpieler Stärkle=Baſel auf NSU. nach einer Rundengeſchwindigkeit von
110 Km. bereits in der zweiten Runde dem Tempo zum Opfer.
Mit dem fabelhaften Stundenmittel von 110 Km. ſiegte Braun=
Trotzdem hätte er das Spiel gegen den minder guten Frankfur= Karlsruhe auf Tornax, gefolgt von Weyres=Aachen. In der
zwei=
ten Abteilung ſiegte Kahrmann=Fulda auf Herkules.
Radſport.
5. Lauf zur Clubmeiſterſchaft im DRC. über 92 Kilometer.
Schönes Wetter — außerordentlich gute Zeiten kennzeichneten
den 5. Lauf zur Clubmeiſterſchaft des Darmſtädter Radſportclubs.
Zwei ausſichtsreiche Fahrer, Keim und Jäger, konnten infolge
der am letzten Donnerstag erlittenen Sturzverletzung beim
Mann=
ſchaftsfahren nicht mit auf Fahrt gehen. Wir hoffen, ſie
aber beim „Hoffnungslauf” am kommenden Donnerstag abend
Vorgabe fahrenden A=Klaſſe. Die B=Klaſſe ſucht diesmal ihre
beachtlicher Höhe. Die zahlreichen Zuſchauer ſpendeten oft rei= Vorgabe weidlich auszunützen und fährt wie die „Feuerwehr”,
Kurz vor Reinheim hat aber die A=Klaſſe alle aufgeſogen, bis
auf einen — Keil. Wieder geht die Fahrt von neuem los, deren
Tempo die B=Fahrer nicht lange ſtandhalten, tropfenweiſe fallen
ſie wieder ab. Reichelsheim bringt auch Keil in Sicht, der heute
prächtig fährt, am Gumpener Kreuz wird er „mitgenommen”. In
flotter Fahrt geht es nun über Lindenfels—Gadernheim—Bran=
Der dem Verband Friedberg gauſeitig übertragene 300= dau-Ober= und Nieder=Modau—Ober=Ramſtadt, bis zum
Roß=
auf den beiden Bahnen im Keglerheim bei Landeck in Fried= ner Spurtſchnelligkeit und blendenden Ausdauer iſt natürlich nicht
berg ab. Der Verband Friedberg hatte damit Städtewettkämpfe beizukommen ... und ſo zieht er allein ſeinen Weg. Das Feld
und Klubwettkämpfe verbunden. Er hat in einwandfreier Weiſe folgt; am „Meenzer Buckel” gelingt es Keil, abzukommen, verfolgt
von den heute gleichfalls gut fahrenden Seip und Meißner. Der
zweite Platz und damit ein für ihn jetzt günſtiger Tabellenſtand
Ergebnis: 1. Willy Klöß 2.53,37 Std., 2. Fr. Keil 2.57,11
Std. 3. Wilh. Seip 2,58,10 Std., 4. A. Meißner 2,59,41 Std.,
5. A. Dietz 3.11,39 Std.,/ 6. W. Kratz 3.12,30 Std., 7. Baſtian
kampf beteiligten ſich 4 Kegelbrüder, von denen Grün (DK. 3.19,57 Std. (Ernſt Klöß (doppelter Reifendefekt) aufgegeben.)
Tabellenſtand zur Glubmeiſterſchaft: Willy Klöß 39 Pkt., A.
Meißner 28 Pkt., Fr. Keil 21 Pkt., W. Jäger 21 Pkt., Aug. Dietz
17 Pkt., Wilh. Kratz 12 Pkt., Karl Fleiſchhacker 6 Pkt., Wilhelm
Fleiſchhacker 2 Pkt., Ernſt Klöß 1 Pkt.
Nr. 238 — Seike 7.
30. 99 München
wieder Süddeukſcher Waſſerballmeifter,
Jung=Deutſchland Darmſtadt — Bayern München 0:2 (0:1).
Ein unerwarteter, aber gerade deshalb doppelt freudig akzey=,
tierter Genuß fiel dem Schwimm=Verein
Ludwigs=
burg in den Schoß, als ſich die Führung des Kreiſes 5 im
Deut=
ſchen Schwimm=Verbande im Laufe dieſer Woche entſchloß, dieſem
Verein die Durchführung der Endſpiele um die Süddeutſche
Waſſerballmeiſterſchaft zu übertragen.
Am Sonntag vormittag wurde alsdann zu den
Ent=
ſcheidungskämpfen geſchritten. Zuerſt trafen ſich Karlsruher
SV. — Bayern 07 Nürnberg 3:4 (2:1). Im folgenden
zweiten Spiele Jung=Deutſchland Darmſtadt — SV.
99 München 2:3 (1:1) ſcheiterten die Heſſen wieder einmal an
dem mehr wuchtigen Kampfſyſtem der Südbayern. Techniſch
ſtan=
den die Heſſen ihrem Gegner kaum nach, ſie brachten aber nicht
dieſelbe Wucht auf und wurden nach ziemlich offenem
Spielver=
lauf knapp mit 3:2 beſiegt, ein Ergebnis, das ſie in der
Haupt=
ſache dem guten Können ihres famoſen Torhüters zu verdanken
hatten. Mayer brachte Darmſtadt in Führung, knapp vor der
Pauſe erzielte Haag den Ausgleich. Derſelbe Spieler holte nach
dem Wechſel zwei weitere Erfolge für München heraus, während
Darmſtadt noch durch Weicker zu einem zweiten Erfolge kam.
Am Sonntag nachmittag wurden die Kämpfe um die
Süd=
deutſche Waſſerballmeiſterſchaft in Ludwigsburg fortgeſetzt.
Nach=
dem München 99 den Karlsruher SV. mit 5:1 (4:0) und
Bayern 07. Nürnberg Jung=Deutſchland Darmſtadt mit
2:0 (1:0) bezwungen hatten, lagen beide Vereine punktgleich an
der Spitze, ſo daß nach einer Pauſe von einer Stunde ein
Ent=
ſcheidungskampf ausgetragen werden mußte. Das entſcheidende
Treffen wurde von den Münchnern nach Verlängerung verdient
mit 5:3 gewonnen. Die Jſarſtädter ſpielten zeitweilig ſtark
über=
legen, fanden jedoch in dem Nürnberger Hüter ein faſt
unüber=
windliches Hindernis. Nürnberg ging im Anſchluß an einen
Strafwurf durch Meiſl in Führung, Haag konnte jedoch wenig
ſpäter gleichziehen. Durch einen recht harten Strafwurf gingen
die Nürnberger abermals in Führung, und durch einen weiteren
Strafwurf des gleichen Spielers zogen ſie auf 3:1 davon. Nun
ſtürmten die Münchener unaufhaltſam. Friedrich holte bald auf
3:2 auf, und knapp vor dem regulären Spielende erzwang Hauſſer
den Ausgleich. In der nun notwendig gewordenen Verlängerung
war München die eindeutig beſſere Mannſchaft. Die Südbayern
ſicherten ſich denn auch durch zwei Treffer von Reindl und Hauſſer
wiederum den Meiſtertitel.
Auftakk der Baden=Badener Rennwoche
Der Auftakt der diesjährigen Internationalen Rennwoche in
Baden=Baden ſtand im Zeichen des 75jährigen
Jubi=
läums des Internationalen Rennklubs Baden=Baden. Bei
ſtrah=
lender Sonne erſchienen am Eröffnungstage in Iffezheim
zahl=
reiche Zuſchauer, die auch ſportlich auf ihre Koſten kamen.
Tahl=
reiche Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens, an ihrer Spitze
Reichsaußenminiſter von Neurath und der badiſche
Reichsſtatthalter Wagner mit Gefolge, wohnten den
intereſſanten Rennen bei.
Im Fürſtenberg=Rennen (14 000 Mk.) der Dreijährigen über
2100 Meter waren die deutſchen Pferde unter ſich, nachdem der
Stall Widener auf die Entſendung von Magnus verzichiet hatte.
Das Rennen klang in einen ſpannenden und erbitterten Endkampf.
zwiſchen dem Derby=Zweiten Unkenruf und dem Graditzer
Ar=
jamann aus. Der Graditzer hatte auf dem erſten Teil der Strecke
geführt, verlor aber am Schluß gegen den von Max Schmidt in
der Geraden vehement vorgeworfenen Unkenruf. Arjamann
vollbrachte unter ſeinem hohen Gewicht eine prachtvolle Leiſtung
und zeigte ſich ſtark verbeſſert. Calva, der ſich ſtändig im
Fahr=
waſſer von Arjamann hielt, behauptete den dritten Platz voy
Blitz und Makarius, der auf halber Strecke weit
zurückge=
fallen war.
7.10:
12.00:
13.36:
14.20;
15.20:
16.30:
18.00:
18.30:
18.45:
19.00;
20.00:
21.25:
21.4:
22.15:
22.45:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Montag, 28. Auguſt
Leichte Koſt beim Frühſtück (Schallplatten).
Volkstümliche Muſik u. Tanzmuſik (Schallplatten)
Köln: Mittagskonzert. Ltg.: L. Eyſoldt.
Jeder hört zu!
Muſikaliſcher Zeitvertreib.
München: Nachmittagskonzert. Das Neue Münchener Sin=i
fonieorcheſter, Ltg.: Hellmut Fritz.
Edward Burne=Jones. Zur hundertſten Wiederkehr ſeierz
Geburtstages. Eine Gedenkſtunde.
X 5 Minuten.
Kurzbericht vom Tage.
öamburg: Stunde der Nation. Das Wappen von Hamburgz
Hörſpiel von Robert Walter.
Opernkonzert des Funkorcheſters.
Verſe von SA=Sturmführer Oskar Wendnagel.
Original=Aufnahme auf dem Welte=Mignon=Klavier.)
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Leipzig; Sommerabend. Leipziger Sinfonieorcheſter=
Königswuſterhauſen.
900:
9.45:
10.10:
10.35:
11.85:
11.45:
15.0:
15.45:
1600:
17.00:
21.00:
2G:
Deutſchlandſender: Montag, 28. Auguſt
Kindergymnaſtik. — 9.15: Fröhlicher Kindergarten.
Hermann Ulbrich=Hamibal: Hiſtoriſche Anekdoten.
Schulfunk: Durch die Hitlerjugend zum deutſchen Menſchen.
Ein Mehrgeſpräch.
Vormittagskonzert. Die Donkoſaken ſingen. (Schallplatten.)
Paul Kollmann: Thorn — 700 Jahre deutſch!
Zeitfunk.
Für die Frau: Künſtleriſche Handarbeiten. Ein Küchenkalender
Bücherſtunde: Sagen deutſcher Stämme: Stammeskunde
deut=
ſcher Landſchaften.
Breslau: Nachmittagskonzert.
Prof, Dr. Neckel: „Die nordiſchegermaniſche Heldenſage imn
der Schule.
Muſik unſerer Zeit. Am Flügel: Paul Eggert. Rudonl
Peterka, Lieder mit Kammerorcheſter.
Das Gedicht — Anſchl.: Jugendſportſtunde: Brett und
Turm. Eine Plauderei zwiſchen S. Viebahn u. H. E. Ziegler.
Zur Unterhaltung: Radio=Rezepte. Ungereimtes von der
Funkausſtellung.
Hamburg: Stunde der Nation: Wappen von Hamburg.
Hörſpiel von Robert Walter.
Kernſpruch. — Anſchl.: Stuttgart: Unterhaltungskonzert
des Kurorcheſters Baden=Baden. Ltg.: Karl Aßmus.
Ge
Wekkerberichl.
Da das Barometer noch weiter angeſtiegen iſt, wird das
um=
fangreiche Hochdruckgebiet das ſommerliche Wetter fortdauern
laſſen. Abgeſehen von einzelnen Dunſtbildungen wird der
Him=
mel meiſt heiter ſein, wobei tagsüber kräftige Erwärmung
ſtatt=
findet.
Ausſichten für Montag, den 28. Auguſt: Meiſt heiter, ſommerlich
warm und trocken.
Ausſichten für Dienstag, den 29. Auguſt: Fortdauer der
Schön=
wetterlage.
Haupiſchriffleitung: Rudelf Maupe
Verantwortiſch für Polltik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachriſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; füs
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nettei
für den Inſeratenteli und geſchäftiche Mittellungen: Willy Kuhlez.
Druck und Verlag: L. C.Wittich — ſämilſch in Darmſſad”.
Für unverlangte Manuſkrlpte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8 — Nr. 238
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 28. Auguſt 1933
MUMIS Säde
66
(Nachdruck verboten!)
Original-Roman
von
Hans Hirthammer
Jenny trat näher — und plötzlich weiteten ſich ihre Augen.
Sie hatte die Inſchrift entdeckt, die in altertümlichen Schnörkeln
auf dem neuen Rahmen angebracht war.
Ihre Lippen formten mechaniſch und faſſungslos die wenigen
Worte nach.
„Die blaue Inſel!”
„Ja, Jenny, das Bild ſoll dich an — die blaue Inſel
er=
innern und an den Mann, der dich ſeit dem Tag liebte, da er
aus unbekannter Ferne deine Stimme vernahm — und der dich
immer lieben wird."
„Du — biſt —
Im nächſten Augenblick hing ſie aufſchluchzend an ſeinem
Hals. „Oh, daß du dieſer Menſch biſt! Alles, alles danke ich dir!
— Die blaue Inſel! Ich hatte es für ein Märchen gehalten, aber
ich habe doch daran geglaubt, immer!“
Dann führte er ſie in ihre Zimmer. —
Zum feſtlichen Abendeſſen war natürlich auch Hildebrand
ge=
laden worden. Wendrich begrüßte ihn feierlich,
„Betrachten Sie ſich als meinen Ehrengaſt! Auch Sie haben
ja ihr Teil dazu beigetragen, daß ich den heutigen Tag erleben
durfte.”
Hildebrand wehrte lächelnd ab. „Ich glaube aber, daß noch
jemand anderes mit einem beſcheidenen Dank zu beſchenken wäre.
Ein junger Mann, der mit ſeinem Artikel Ihr Herz aufpflügte
und für das Erlebnis erſt bereit und empfänglich machte.
Viel=
leicht hätte jener Anruf von Frau Prenner damals Sie gar nicht
berührt, gar nichts in Ihnen lebendig gemacht, wenn Sie nicht
ein paar Stunden vorher den Aufſatz des braven Niklas geleſen
hätten!"
Wendrich blickte überraſcht auf. „Wahrhaftig, Sie haben nicht
unrecht! Ich werde —
Hildebrand unterbrach ihn. „Ich habe Herrn Niklas als
feſt=
beſoldeten Mitarbeiter engagiert.”
Dann kam Jenny. Sie begrüßte Hildebrand mit freudiger
Ueberraſchung. „Ah, Herr Hildebrand! Wie freue ich mich, Sie zu
ſehen! Gott, wenn ich noch daran denke, wie Sie mich damals im
Schaufenſter mit Ihren Blicken durchbohrten!“
Hildebrand blinzelte ihr warnend zu, aber Lieſe war bereits
aufmerkſam geworden. „Davon weiß ich ja gar nichts!” miſchte
ſie ſich ein. „Sollte ich mein Herz an einen Unwürdigen
weg=
geworfen haben?"
Jenny machte große Augen. „So iſt es alſo wirklich Ernſt
geworden? Nein, Lieſe, laß nur, er wird ſich ſchon beſſern. Du
hätteſt an einen Schlimmeren geraten können!“
Bei Tiſch gab es natürlich eine Menge zu erzählen. Nun erſt
erfuhr Jenny alle Einzelheiten der Verſchwörung, die gegen ſie
angezettelt worden war.
Sie drohte Hildebrand mit dem Finger. „Und ich
ahnungs=
löſe Frau hielt Sie für einen ſelbſtloſen Freund. Wenn ich
ge=
wußt hätte, daß ſich Ihre Dienſte mit Sekt bezahlen ließen!"
Hildebrand verzog das Geſicht. „Den ich übrigens bis heute
noch nicht zu ſehen kriegte! Was meinen Sie, Wendrich, es wäre
nun endlich an der Zeit! Sie haben ſicher ein paar Flaſchen im
Keller!“
„Nur Geduld, lieber Freund! Die Getränke kommen ſpäter.”
Als Frau Krüger den Nachtiſch ſervierte, beugte ſie ſich mit
vielſagender Miene über Wendrichs Schulter. Ihre Stimme
dämpfte ſich zu einem vorſichtigen Flüſtern:
„Daß ſich mit Ihnen und der jungen Dame was anſpinnen
würde, das habe ich gleich damals bei Ihrer Abreiſe geahnt. Für
ſolche Sachen habe ich einen guten Riecher, müſſen Sie wiſſen!“
Ende!
Heiratsanträge.
Von Paul Ernſt.
Im. Zwei Freundinnen ſaßen in vertraulichem und
wich=
tigem Geſpräch beieinander: eine heitere, geſunde und ſchöne
Frau von noch nicht dreißig Jahren und ein blaſſes, zartes
Mädchen mit ſchwermütigem Geſichtsausdruck, mit feinen, geiſtigen
Zügen, welche etwa die Mitte der Zwanzig erreicht haben mochte.
Sie unterbrachen das Geſpräch eine Weile und traten ans
Fenſter; im winterlichen Schnee unten tobten die Kinder der
Frau mit roten, luſtigen Geſichtern, ſchreiend, ſich mit Schnee
bewerfend, ſich kugelnd; die Mutter hatte ihnen lächelnd mit
dem Finger gedroht; der Aelteſte hatte gutmütig frech die
Be=
wegung nachgeahmt, die Freundinnen hatten gelacht, dann
hatten alle drei Kinder unten lachend den Finger erhoben, bis
die beiden Frauen vom Fenſter zurückgetreten waren.
„Was ſoll ich dir ſagen”, ſagte die Aeltere nach längerem
Schweigen. „Ich will dir meine eigene Geſchichte erzählen. Du
weißt, Curt und ich, wir waren Jugendfreunde. Unſere Eltern
hatten wohl gedacht, wie das Eltern ſo tun, daß wir einmal
ein Ehepaar werden ſollten. Wir wuchſen zuſammen auf, wir
prügelten uns und vertrugen uns. Curt beſchützte mich und ich
tröſtete ihn, wenn es in der Schule nicht ſo recht gehen wollte;
als er in den höheren Klaſſen ſaß und ich ein Backfiſch war,
nannte er mich „Sie”, holte mich zum Schlittſchuhlaufen ab und
tanzte in der Tanzſtunde mit mir und war vor mir verlegen;
als er aus dem erſten Studentenſemeſter nach Hauſe kehrte,
duzte er mich wieder und ich wurde verlegen. An meinem
acht=
zehnten Geburtstage kam er, brachte mir ein merkwürdig teures
Geſchenk, ein Armband, ſetzte ſich dann mir gegenüber in meinem
Mädchenſtübchen und fing eine längere Rede an. Ich ſpürte,
daß er mir einen Antrag machen wollte, ich wurde rot und
ſchämte mich und dachte: Wenn er dich nun plötzlich küßt? Er
hatte einen ſchönen neuen Anzug an, der kam mir ſokomiſch vor, daß
ich das Lachen verbeißen mußte; er ſah an ſich nieder, der
Schweiß ſtand ihm auf der Stirn, er zog ein Taſchentuch vor;
dabei fiel ihm, ohne daß er es merkte, ein Briefchen aus der
Taſche auf die Erde.
Ich war ihm ja gut, hätte er nicht ſo geſchwitzt und das
Taſchentuch gezogen, ſondern mich in den Arm genommen und
abgeküßt, ſo wäre alles in Ordnung geweſen. Aber nun mußte
ich immer an das Briefchen denken, das auf der Erde lag, ob
das wohl ein Liebesbriefchen war von einer Anderen, oder ein
Brief von einem Freund, oder von ſeinen Eltern; ich hörte gar
nicht mehr auf ihn hin. Dunkel nur fühlte ich, wie er zum
Schluß ſeiner Rede kam, von der ich doch kein Wort verſtanden
hatte; da ſprang ich plötzlich auf, nahm das Briefchen von der
Erde, lief ins Eßzimmer und las: es war eine Aufforderung
vom Schneider, zur Anprobe zu kommen. Ich fiel auf einen
Stuhl und lachte, und indem ich mich nicht zurückhalten konnte,
mußte ich immer ſtärker lachen. Er war mir ins Eßzimmer
ge=
folgt, in dem neuen Anzug, den Hut in der Hand; wie er mich
ſah, den Kopf auf den Armen über dem Eßtiſch liegend und
immer heftiger lachend, klappte er mit den Abſätzen zuſammen,
ſagte: „Ich empfehle mich dem gnädigen Fräulein” und ging.
Meine Mutter kam, fragte mit bekümmerter Miene, was
ge=
weſen ſei; ich weinte, verbarg mein Geſicht an ihrer Bruſt;
Curt iſt an demſelben Tag zur Univerſität zurückgekehrt.
Es war Winter damals; der Schnee lag wie heute, und wir
hatten gute Eisbahn. Ich war am andern Tage draußen auf
dem Eis; ein junger Offizier, den ich flüchtig kannte, lief viel
mit mir. Ich kann wohl ſagen, ich hatte ihn eigentlich noch gar
nicht genau angeſehen. Er führte mich auf einen unbelebten
Teil unſerer Eisbahn, ich ſpürte irgend etwas und wurde
ver=
legen, aber das war ganz anders wie den Tag vorher. Er
war ſehr erregt und ſprach wohl recht töricht; er begann, indem
er verſicherte, daß er ein anſtändiger Kerl ſei. Dann ſagte er,
ich ſei ſehr reich; das hatte ich mir noch gar nicht ſo klar
ge=
macht, und endlich ſchloß er, daß er mich trotzdem liebe. Mir
war da ſo zumute, daß ich ihm gar nichts antworten konute,
aber ich bin gewiß ſehr rot geworden, denn ich fühlte es heiß im
Geſicht. Er ſagte, wir müßten nun zu den Anderen zurücklauſen;
als wir wieder unter den Menſchen waren, verabſchiedete er ſich
und fragte, ob er mit meinen Eltern ſprechen dürfe. Ich glaube,
ich habe da immer noch nichts geſagt. Aber wie ich nach Hauſe
komme und in die Wohnſtube trete, da ſitzt er dort bei meinen
Eltern am Tiſch. Er ſtand auf und wollte mich küſſen, ich
reichte ihm aber nur die Backe hin.
Wie ich im Bett lag, habe ich viel geweint, und dann bin
ich eingeſchlafen. Meine Mutter ſprach mit mir am andern
Morgen, ob ich ihn denn wirklich ſo gern habe; ich könne ja
wählen, wie ich wolle, es ſolle mich niemand zwingen, aber
ihnen, den Eltern, wäre es ſo lieb geweſen, wenn ich Curt
ge=
wählt hätte. Da wurde mir erſt klar, daß ich den Andern liebte,
und der iſt nun auch mein Mann geworden. Er hat ja ſeine
Fehler, und ich habe es oft nicht leicht mit ihm, aber da muß
man ſich eben fügen, man hat doch auch die Kinder, und ich
bin ſchließlich eine glückliche Frau.”
Die Freundin ſah zu Boden und ſeufzte. Dann ſprach ſie;
„Ich verſtehe was du meinſt. Ich ſollte mich in dieſer
Entſchei=
dung dem Göttlichen anvertrauen und hoffen, daß ich zum
Guten geführt werde. Vielleicht ſollte man nicht zu viel denken;
ich habe vielleicht zu viel gedacht.”
Indem öffnete ſich die Tür und die Kinder kamen herein;
ſie hatten die Mäntel und Schuhe abgelegt, aber die Backen
glühten noch, die Hände waren noch kalt und rot. Das Jüngſte,
ein Mädchen von kaum drei Jahren, kletterte der Tante auf den
Schoß und ſchmiegte ſich an ſie, mit großen Augen zu ihr
hoch=
ſehend, die niederſah mit mütterlichem Ausdruck des Geſichtes.
Die Mutter verließ mit den beiden andern Kindern das
Zim=
mer, um das Veſper zu beſorgen; das kleine Mädchen auf dem
Schoß bettelte: „Eine Geſchichte vom Poſtwagen”, Sie erzählte vom
Poſtwagen, der brachte allerhand Pakete, für alle Kinder in der
Stadt, mit Puppen und Puppenſtuben. Leiſe trat ein junger
Mann ein und ſah auf die Gruppe; das Mädchen wurde glühend
rot, ließ das Kind zur Erde gleiten, das ſie erſtaunt anblickte.
Der junge Mann ging auf ſie zu, nannte ſie mit ihrem
Vor=
namen; da ſtand ſie auf, legte ihre Hand in ſeine und ſagte,
indem ſie ihn anſah: „Ja, ich will,”
E
Nur noch heute und morgen
Das ergreifende Fimwerk:
BrennendesGeheimnis
mit Willi Forst, Alfred Abel
und Hilde Wagener.
Dazu das gute Beiprogramm.
Boginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
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des Stadthauſes offen. Während dieſer
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Bemer=
kungen dazu einreichen. (St. 10462
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1933
Bürgermeiſterei.
Bis auf Weiteres
Nur noch beute.
Hans Falladas weltberühmter Roman
im Tonfilm:
Kleiner Mann was nun
mit Hertha Thiele. Hermann Thimig,
Viktor de Kowa. (V.10477
Dazu das vorzügliche Beiprogramm.
Beginn: 3 15, 5.45 und 8.20 Uhr.
Die entzückende Film-Operette;
Keinen Tag ohne Dich
(Wovon soll der Schornstein rauchen)
mit Lee Parry, Oskar Karlweiß
und Paul Hörbiger
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Beginn: 3 45, 6.00 und 8.20 Uhr.
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