Darmstädter Tagblatt 1933


21. August 1933

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Nummer 231
Montag, den 21. Auguſt 1933.
196. Jahrgang

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Der Dollfuß=Beſuch in Rom.
Politiſche Ausſprachen zwiſchen dem öſterreichiſchen Kanzler und Muſſolini. Erörterung
der zentraleuropäiſchen Fragen. Verböſe Begleitmuſik der Pariſer Preſſe.
Franzöſiſche Nationaliſten hetzen gegen Rom und Berlin.

Die amtlichen Mitteilungen.
EP. Rom, 20. Auguſt.
Der öſterreichiſche Bundeskanzler Dr. Dollfuß iſt am Sams=
tag
abend um 6 Uhr im Flughafen von Rimini eingetroffen, wo
er vom Unterſtaatsſekretär des Aeußern, Suvich, empfangen
wurde. Die Staatsmänner begaben ſich darauf nach Riccione
ins Grandhotel, wo die erſte Unterredung zwiſchen Dr. Dollfuß
nd dem Duce ſtattfand, die über 1½ Stunden dauerte. Dr.
Dollfuß war von ſeinem Ratgeber Hornboſtel begleitet. Die Ver=
reter
Oeſterreichs unterrichteten den italieniſchen Regierungschef
über die wirtſchaftliche und finanzielle Lage Oeſterreichs und
vas Verhältnis zu Deutſchland.
Die Unterhaltung wurde am Sonntag vormittag fortgeſetzt.
Dabei haben die vier Staatsmänner die Möglichkeiten einer
wirkſamen Hilfe für Oeſterreich eingehend beſprochen.
EP. Wien, 20. Auguſt.
Ueber die heutige Unterredung des öſterreichiſchen Bundes=
anzlers
Dr. Dollfuß mit dem italieniſchen Regierungschef
Muſſolini in Riccione wird amtlich mitgeteilt:
In einer weiteren Unterredung, die heute im Grand=Hotel
im Riccione ſtattgefunden hat, haben Dr. Dollfuß und Muſſolini
die politiſche Lage in ihren allgemeinen Zügen und in ihrer be=
ſwonderen
Beziehung auf Oeſterreich einer eingehenden Prüfung
unterzogen. Der italieniſche Miniſterpräſident hat den Stand=
nunkt
der italieniſchen Politik hinſichtlich des Beſtandes und der.
Bukunft Oeſterreichs bezüglich des Komplexes des Donau=
problemes
und der weitergehenden Fragen, deren Löſung mit
diem Funktionieren des Viererpaktes verbunden iſt, neuerlich
feftgeſtellt. Bundeskanzler Dr. Dollfuß hat die innere und die
imiternationale Lage Oeſterreichs dargelegt und, von dem Grund=
ſatz
der Unabhängigeit Oeſterreichs ausgehend, erklärt, eine Poli=
täk
des Friedens und der Zuſammenarbeit mit allen Nachbarn,
imsbeſondere mit Italien und Ungarn, und auch, ſoweit wie
niöglich, mit Deutſchland zu führen. Beide Staatsmänner haben
zuum Schluß ihrer Unterredungen feſtgeſtellt, daß zwiſchen ihnen
Uebereinſtimmung hinſichtlich der einer Prüfung unterzogenen
Brobleme herrſcht.
Das Pariſer Echo.
EP. Paris, 20. Auguſt.
Die Zuſammenkunft des öſterreichiſchen Bundeskanzlers Dr.
Dollfuß und Muſſolinis in Riccione hat in Pariſer diplomatiſchen
Kreiſen Beachtung gefunden. Beſonders wird die Tatſache unter=
ſtrichen
, daß an den Unterredungen auch der italieniſche Unter=
ſtaatsſekretär
des Aeußern Suvich und der Ratgeber von Dr.
Dollfuß, Hornbeſtel, teilnehmen. Man zieht daraus den Schluß,
daß während der Beſprechungen bereits techniſche Einzelheiten
ſür die Unterſtützung Oeſterreichs durch Italien erörtert wurden.
Ueber den Anlaß und über den Zweck der Reiſe Dollfuß
herrſcht in der franzöſiſchen Auffaſſung Einſtimmigkeit: die Er=
ſchwerung
der deutſch=öſterreichiſchenn Beziehungen. Der Petit
Wariſien meint, im Augenblick müßten Frankreich und England
ihre beſten Kräfte auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiete
einſetzen, um Oeſterreich und ſeinen Kanzler zu ſchützen. Der Quai
vOrſay werde auch ſeinen Einfluß aufbieten, um die Mithilfe
ber Staaten der Kleinen Entente zu dieſem Zweck zu erhalten.
Die Aktion der italieniſchen Diplomatie und die wirtſchaftlichen
Zemühungen Englands und Frankreichs müßten dann in naher
Zukunft Oeſterreich und mit ihm Mitteleuropa von der drohen=
den
Gefahr befreien.
Während vereinzelte Nachmittagsblätter die Möglichkeit
einer neuen Demarche Muſſolinis offen laſſen und in dieſem Fall
eine gemeinſame Aktion zwiſchen Rom, London und Paris ver=
langen
, berichtet der Paris Midi, Muſſolini und Dollfuß ſeien
Ech darüber klar geworden, daß jeder neue Schritt in Berlin die
internationale Spannung nur noch verſchärfen müſſe. Italien
werde daher ſeiner Rolle als politiſcher Schiedsrichter treu blei=
ben
. Im übrigen aber beabſichtige es, falls keine neuen Zwi=
ſachenfälle
einträten, eine finanzielle und wirtſchaftliche Hilfe
für Oeſterreich bereitzuſtellen. Auch die Gewährung militäriſcher
Konzeſſionen für Oeſterreich ſoll in der Sonntagvormittag= Aus=
ſwrache
erörtert worden ſein.
Der Intranſigeant weiſt darauf hin, daß Muſſolini etwas
ganz Bedeutendes vorbereite. Der Duce denkt an endgültige =
ſtungen
und keine vorübergehenden Hilfsmaßnahmen. In dieſem
Plan dürfte die Reviſion der Verträge an erſter Stelle ſtehen.
Muſſolini hätte ſich auch ſchon Macdonald gegenüber für dieſe
Reviſion ausgeſprochen. So werde die franzöſiſche Diplomatie bald
außergewöhnlich ſchwierigen Problemen gegenüberſtehen, deren
Töſung in Rom ausgearbeitet würde.
In ſchroffem Gegenſatz zu den teils vermittelnden Anſichten
der gemäßigten Preſſe ſtehen die Anſichten der Militärkreiſe und
der Nationaliſten. Man iſt in dieſen Kreiſen aufgebracht über
mhlreiche italieniſche Preſſeäußerungen, die den Franzoſen eine
abſichtliche tendenziöſe Uebertreibung der deutſch=öſterreichiſchen
Spannung vorwerfen. Die Ausführungen der Tribuna, daß
Frankreich bisher noch nichts für die Lebensfähigkeit Oeſterreichs
getan habe, ſtatt deſſen aber eine Politik der Kleinen Entente
betreibe, um Oeſterreich und Ungarn in einem Zuſtand der Infe=
iorität
zu erhalten, haben wie Keulenſchläge auf dieſe Kreiſe
gewirkt. Andererſeits werfen die franzöſiſchen Nationaliſten der
Regierung Daladier vor, den Tardieuſchen Donauplan fallen ge=
lsaſſen
zu haben aus Angſt vor der italieniſchen Empfindlichkeit.
Daladiers Regierung überlaſſe es dem Fascismus, Mitteleuropa
zum Tummelplatz ſeiner Expanſionspolitik zu machen. Es iſt un=
werſtändlich
, ſchreibt das Echo de Paris, das Blatt des Gene=

ralſtabes, warum Frankreich neben ſeinen wirtſchaftlichen Plä=
nen
nach dem Mißerfolg der diplomatiſchen Aktion vom 5. und
7. Auguſt nichts auf politiſchem Gebiet unternehmen will. Nach
dem Mißerfolg der freundſchaftlichen Vorſtellungen in Berlin
müſſe man mit den deutſchen Machthabern nun ohne Umſchweife
und Schonung ſprechen. Was warten wir noch, um dies zu tun?
ſo lautet die empörte Frage des Echo de Paris.
Der Temps hekl.
Der Temps ſchreibt heute zur deutſch=öſterreichiſchen Frage,
England und Frankreich ſtudierten gegenwärtig die Möglichkei=
ten
einer ſchnellen Hilfe für Oeſterreich durch Begünſtigung der
Einfuhr gewiſſer öſterreichiſcher Produkte. Italien müſſe ſich die=
ſer
Politik anſchließen. Rom ſtehe übrigens jedem Anſchluß
feindlich gegenüber. In ſeinen weiteren Ausführungen be=
müht
ſich das franzöſiſche Blatt, mit vagen Anſpielungen auf eine
Wiederkehr des Heiligen Römiſchen Reiches
deutſcher Nation durch die Warnung vor einer Machtaus=
dehnung
Deutſchlands bis an die Adria Muſſolini gegen Deutſch=
land
aufzuhetzen.
Feldgoktesdienſtie der iriſchen Blauhemden.
TU. Dublin, 20. Auguſt.
Die Blauhemden des Generals ODuffy hielten am Sonntag
Feldgottesdienſte ab. Es wurde der drei iriſchen Nationalhelden,
Griffins, O’Higgins und Collins, gedacht, und ihnen zu Ehren ein
zwei Minuten langes Schweigen beobachtet. Hierauf wurde eine
Botſchaft des Generals ODuffy verleſen, in der es heißt: Aus
der Parteien Zank und Hader könne nichts Gutes entſtehen. Wenn
die Politik nur aus derartigen Streitigkeiten beſtehe, ſo wäre es
beſſer, die Politik überhaupt ganz abzuſchaffen.
Geheimpoliziſten und Polizei beobachteten die Feierlichkeit aus
der Entfernung. Als dieſes Werk beendet war, ſtieß eine Kolonne
der iriſchen republikaniſchen Armee de Valeras gegen das Ge=
bäude
der Blauhemden vor, drang in die Büroräume ein und be=
mächtigte
ſich der Fahne. Es entſtand ein Kampf mit den Blau=
hemden
, in deſſen Verlauf die Flagge in Stücke geriſſen wurde.
Die Republikaner verbrannten den Teil der Fahne, den ſie ſich
angeeignet hatten.
In Dublin herrſcht Ruhe. ODuffy hatte angeordnet, daß
ſeine Blauhemden ihre Feierlichkeiten außerhalb der Stadt, ab=
ſeits
der großen Verkehrsſtraßen, abhalten ſollten. Die Regierung
hatte die wichtigſten Punkte der Stadt durch Polizeiaufgebote be=
ſetzen
laſſen. Die Truppen wurden in den Kaſernen in Bereit=
ſchaft
gehalten.
Porkugals Präſidenk iſt Hitler dankbar.
Der Präſident der portugieſiſchen Republik, Salazar, erklärte
in einem Preſſe=Interview, Hitler habe Europa einen großen
Dienſt erwieſen, indem er mit erſtaunlicher Energie die Grenzen
des Kommunismus zurückgeſchoben habe. Ferner erklärte Salazar,
daß die internationalen Parlamente heute ihre Rolle ausgeſpielt
hätten und daß internationale Konferenzen immer ergebnislos
bleiben müßten. Dagegen ſei der Viererpakt die beſte Arbeits=
methode
.

Senſgkionelle Verkaufsergebniſſe
des Volksempfängers Ve 301.

100 000 weitere Geräke in Aufkrag gegeben.
TU. Berlin, 20. Auguſt.
Die Nationalſozialiſtiſche Rundfunkkammer teilt mit:
Senſationelles Verkaufsergebnis am erſten Ausſtellungstag.
Die Auflage des Volksempfängers verdoppelt! Der erſte Tag der
Funkausſtellung, die im Zeichen der nationalſozialiſtiſchen Maſſen=
werbung
für den Volksempfänger Ve 301 ſteht, hat einen gerade=
zu
ſenſationellen Verkaufserfolg gebracht. Es hat ſich nämlich
gezeigt, daß die zunächſt herausgebrachte Auflage von 100 000
Geräten den Bedarf der Hörer nach einem billigen Einheits=
empfänger
ſchon am erſten Tage bei weitem nicht mehr genügte.
Aus dieſem Grunde hat ſich die Funkinduſtrie entſchloſſen, weiter=
hin
100 000 Geräte ſchnellſtens in Auftrag zu geben. Die national=
ſozialiſtiſche
Funkausſtellung hat ſomit ſchon in ihrem Anfangs=
ſtadium
einen phantaſtiſchen Erfolg zu verzeichnen. Dieſer bei=
ſpielloſe
Markterfolg, mit dem die Schaffung des Volksempfän=
gers
, dieſe ſoziale Tat der deutſchen Funkinduſtrie, ihre verdiente
Anerkennung findet, bedeutet zugleich eine neue Wirtſchafts=
belebung
. 200 000 Empfänger bedeuten einen Umſatz von 15,2
Millionen Reichsmark und damit eine weitere geſunde Beſſerung
des funkinduſtriellen Arbeitsmarktes.

Ernennung beim Kampfbund für Deutſche Kulkur.

Die Reichsleitung des Kampfbundes für deutſche Kultur
teilt laut NSK. mit:
1. Zum Leiter der Fachgruppe Muſik wurde Pg. P:ofeſſor
Dr. Stein. Direktor der Staatlichen Hochſchule für Muſik in

Berlin, ernanut.
2. Zum Leiter der Fachgruppe Körperbildung und
Tanz, mit den Untergruppen Gymnaſtik, Kunſttanz, Volkstanz
und Geſellſchaftstanz wurde Dr. Bode ernannt, der gleichzeitig
Reichsleiter der Fachſchaft Gymnaſtik und Tanz im Reichsver=
band
der deutſchen Turn=, Sport= und Gymnaſtiklehrer im natio=
nalſozialiſtiſchen
Lehrerbund iſt.

Die Deutſche Oftmefſe eröffnel.
Eine Rede des Reichswirkſchaftsminiſters Schmitk.
Königsberg, 20. Auguſt.
Am Sonntag vormittag wurde die 21. Deutſche Oſtmeſſe in
Königsberg mit einem feierlichen Feſtakt im Neuen Schauſpiel=
haus
eröffnet. Das Opernhausorcheſter ſpielte zum Eingang
Beethovens Weihe der Tauſend‟. Dann nahm der Ober=
bürgermeiſter
der Stadt Königsberg, Dr. Will, das Wort. Er
begrüßte den Reichswirtſchaftsminiſter und preußiſchen Miniſter
für Wirtſchaft und Arbeit, Dr. Schmitt den Oberpräſidenten
Staatsrat und Gauleiter Erich Koch, Gauleiter der Provinz
Pommern, Karpenſtein, Staatsſekretär im Reichswirtſchafts=
miniſterium
Feder, den Botſchafter in Moskau Dr. v. Dirckſen,
den Leiter der Oſtabteilung des Auswärtigen Amtes, Miniſte=
rialdirektor
Meyer, und die diplomatiſchen Vertreter im öſtlichen
Ausland. Im weiteren Verlauf erklärte er die diesjährige
Deutſche Oſtmeſſe ſei ein Zeuge, durch den ſtärker als durch viele
Worte der Selbſtbehauptungswille und der fortſchreitende
Wiederaufbau Oſtpreußens und der ganzen deutſchen Wirtſchaft
bewieſen werde.
Unter großem Beifall führte dann Wirtſchaftsminiſter Dr.
Schmitt aus, die Oſtmeſſe habe die Aufgabe, die Verbindung
zwiſchen Oſtpreußen und der übrigen deutſchen Wirtſchaft zu
beweifen, und darüber hinaus ein Mittler zu ſein zwiſchen
Deutſchland und den benachbarten Ländern im Oſten. Er ſprach
weiter der Stadt Königsberg und den Männern, die ſich um
die Meſſe verdient gemacht haben, herzlichen Dank aus und be=
glückwünſchte
vor allem Oberpräſident Koch und ſeinen Stab,
daß es Oſtpreußen als erſtem Land im deutſchen Kompf gelun=
gen
ſei, die Arbeitsloſigkeit zu beſeitigen. Der Miniſter erklärte
weiter, die deutſche Reichsregierung ſei durchaus von der Wich=
tigkeit
durchdrungen, die der Entwicklung unſeres Außenhandels
und beſonders der Entwicklung des wirtſchaftlichen Wiederauf=
ſtieges
und Aufblühens des deutſchen und des ganzen euro=
päiſchen
Oſtens zukomme. Sie hoffe zuverſichtlich, daß der all=
gemeine
Aufſchwung ſich fortpflanzen und dazu führen möge,
daß der Handel und die Wirtſchaft im Oſten Europas einen
Aufſchwung nehme, und damit eine allgemeine Beglückung und
Befriedung der Völker bringe. Heute beſeele uns ein Glaube,
der auch wirtſchaftlich die Vorausſetzung für alles ſei, was man
Wiederaufſtieg nenne. Ein Volk, das nicht an ſich ſelbſt glaube,
und das nicht durchdrungen ſei von dem Willen, ſich ſelbſt zu
behaupten, werde auch dann nicht beſtehen können, wenn es ſich
aus tüchtigen Kaufleuten zufammenſetze. Der Glaube, den uns
das Dritte Reich und unſer Führer Adolf Hitler gebracht habe,
ſei der Grund, auf dem ſich alles aufbaue und auf dem auch
die wirtſchaftliche Wiedererſtarkung Deutſchlands allein ſich er=
möglichen
laſſe. Der Redner ſchloß mit dem Wunſch, daß Oſt=
preußen
blühen und wachſen und ſeine Wirtſchaft erſtarken möge.
In dieſem Zuſammenhang gedachte er auch des ehrwürdigen
Sohnes der Provinz, des allverehrten Reichspräſidenten, der ja
auch gegenwärtig in Oſtpreußen weilt.
Der Rede folgte anhaltender Beifall. Dann nahm Ober=
präſident
Staatsrat, Gauleiter Koch, gleichfalls von Beifall be=
grüßt
, das Wort. Er führte aus, die Oſtmeſſe ſei ein Leiſtungs=
nachweis
des deutſchen Volkes. Sie ſolle aber auch den Nach=
weis
erbringen, daß es ſich im Staat der nationalſozialiftiſchen
Weltanſchauung nicht um ein imperialiſtiſches Staatsgebilde
handele. Wir wollten nicht imperialiſtiſche Wirtſchaft treiben, ſon=
dern
wir verlangten für uns nur eines, das jedes Volk von Ehre
als ſelbſtverſtändlich in Anſpruch nehme: Laßt dieſem deutſchen
Volk ſeine Ehre und Freiheit, und Ihr werdet ſehen, daß das
deutſche Volk der Friedensgarant in Europa zum Segen der zwi=
ſchenſtaatlichen
Beziehungen im oſteuropäiſchen Raum ſein wird.
Genehmigung einer heſſiſchen 5=Millionen=Anleihe
für Arbeitsbeſchaffung.
Durch Geſetz vom 18. Juli hat der heſſiſche Miniſterpräſident
angeordnet: Zur Durchführung von Arbeitsbeſchaffungsmaß=
nahmen
kann ein Betrag von 5 Millionen Reichsmark im Wege
des Staatskredits flüſſig gemacht werden und zu dieſem Zwecke
können Schuldverſchreibungen, Schatzanweiſungen und Wechſel in
einem Nennbetrage, der zur Beſchaffung des genannten Betrages
erforderlich iſt, und zu Bedingungen ausgegeben werden, die der
Lage des Geldmarktes entſprechen. Das Geſetz iſt vom Reichs=
ſta
thalter in Heſſen Sprenger ausgefertigt und unter dem 25.
Juli verkünde worden.

Vom Tage.
Am Sonntag fanden in Berlin eindrucksvolle Ehrungen des in
der Nacht nach der Machtübernahme durch die Regierung Hitler
von Kommuniſten aus dem Hinterhalt erſchoſſenen SA.= Sturm=
führers
Hans Eberhard Maikowſki ſtatt.
Der Präſident des Deutſchen Induſtrie= und Handelstages,
Dr. v. Renteln, iſt auf einer Dienſtreiſe in der Nähe von Hannover
mit ſeinem Kraftwagen verunglückt. Infolge Reifenſchadens ge=
riet
der Wagen ins Schleudern und fuhr eine ziemlich tiefe
Böſchung hinab. Dabei überſchlug ſich der Wagen und begrub Dr.
v. Renteln unter ſich. Mit Mühe konnte er ſich unter dem Wagen
hervorarbeiten. Außer äußeren Verletzungen hat Dr. v. Renteln
keine ernſtlichen Verletzungen erlitten.
Die Halleſche Pfännerſchaft. Abteilung der Mansfeld AG. für
Bergbau und Hüttenbetrieb, hat ſich zur Unterſtützung des Wirt=
ſchaftsprogramms
der Regierung entſchloſſen, neben den bereits
aufgewendeten erheblichen Summen zuſätzliche Aufträge im unge=
fähren
Ausmaße von 100 000 Reichsmark zu vergeben.
Der Generalpoſtmeiſter Farley kündigte die Herausgabe einer
neuen 50=Zent=Briefmarke anläßlich des bevorſtehenden Fluges des
Graf Zeppelin nach Chicago im Oktober an. Wie Farley weiter
mitteilte, beabſichtigt Dr. Eckener Friedrichshafen mit dem Luft=
ſchiff
ungefähr Mitte Oktober zu verlaſſen, um zuerſt nach Bra=
ſilien
und dann über Miami und Acron nach Chicago zu fliegen.
Nach Blättermeldungen ſollen große Unterſchleifen beim ſpa=
niſchen
Finanzminiſter aufgedeckt worden ſein, die bis zum Jahre
1929 zurückreichen.
Die in der Schanghaier Preſſe verbreiteten Gerüchte über an=
gebliche
kommuniſtiſche Drohbriefe und einen Bombenanſchlag auf
das deutſche Generalkonſulat entbehren jeder Grundlage.

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Seite 2 Nr. 231

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 21. Auguſt 1933

Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 21. Auguſt 1933.
Vom 308. Quarkal
der Darmſkädker Raksherrnbrüderſchaft.
Es gibt wohl wenige Gilden in unſerem deutſchen Vater=
lande
, die ſo das Vätererbe zu wahren ſuchen, wie die altehrwür=
dige
Darmſtädter Ratsherrnbruderſchaft. Es war
in den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, beſonders von 1632
bis 1635, wo das große Sterben, die Peſt, durch die Lande ging
und beſonders hier in Darmſtadt den Höhepunkt erreicht hatte.
Es wurden an einem Tage manchmal 30. 40, 50 einmal ſogar
67 Tote begraben ſo daß man nicht imſtande war, ſie namentlich
zu verzeichnen. In dieſer Notzeit verbanden ſich eine Anzahl Bür=
ger
und Mitglieder des Rats und gründeten am 15. Auguſt
1625 eine Vereinigung unter dem Namen Ratsherrn=
brüderſchaft
, die es ſich zur Pflicht machte, die Toten wür=
dig
zu beſtatten.
In alten Zeiten kamen die Brüder halbjährlich zum Quar=
tal
(Generalverſammlung) zuſammen. Später wurde dasſelbe
nur einmal jährlich abgehalten, und zwar an dem dem Grün=
dungstag
folgenden Dienstag. Bei verſchloſſenen Türen, bren=
nenden
Kerzen, wurde vom Oberälteſten feierlichſt die Lade ge=
öffnet
. Dann erfolgte jeweils die Neuwahl der Aelteſten und
des Oberälteſten, die Aufnahme neuer Brüder, Rechnungsablage
und Ausſprache; nach Schluß der feierlichen Handlung wurde die
Lade wieder geſchloſſen und die Familienangehörigen fanden ſich
ein, und es folgte dann das Brudermahl, wobei jedem Bruder
ein halb Maß Wein und zwei Brezeln gereicht wurden, jede
Bruderswitwe erhielt einen Schoppen Wein und eine Brezel.
Am 15. Auguſt 1725 feierte man das 100jährige Jubiläum
in beſonders feierlicher Weiſe, mit gemeinſchaftlichem Kirchgang,
wobei Stadtprediger Joh. Wolfgang Braun in der Stadtkirche
die Feſtpredigt über Ebr 2, V. 17 hielt. Die Feier ſelbſt wurde
im Gaſthaus Zum fröhlichen Mann, in der Schuſtergaſſe. ge=
halten
, wo Bruder Joh. Philipp Würtz und ſeine Ehefrau
Suſanne geborene Schnauberin, Gaſthalter waren. Das
150jährige Jubiläum fand am 17. Auguſt 1775 ebenfalls mit
einem Kirchgang ſtatt, wobei Pfarrer Olf über Joſua 22. 26
predigte. Das darauf folgende Brüdermahl fand im Gaſthaus
Zum Goldenen Anker ſtatt. Beſonders feierlich war das
200jährige Jubiläum, das im Rathausſaal abgehalten wurde, und
beim 250. verſammelte man ſich im Hotel zum Darm=
ſtädter
Hof, in der Rheinſtraße, wo dann lange Jahre bei
Bruder Wiener jeweils das Quartal begangen wurde.
Den Vätern folgten die Söhne, die das Erbe wahrten, und
von Geſchlecht zu Geſchlecht hat die Brüderſchaft ſich erhalten und
trotz der manchmal ungünſtigen Zeitläuften iſt das 1625 ge=
pflanzte
Bäumlein gewachſen und gediehen, ſo daß in dieſem
Jahre die Ratsherrnbrüderſchaft zum 308. Male
in alter Weiſe ihr Quartal begehen durfte. Das diesmalige
Quartal fiel wieder einmal auf den Gründungstag vor 308 Jah=
ren
, Dienstag, den 15. Auguſt.
Im Fürſtenſaal, wo die Brüderſchaft ſeit Jahren tagt, fand
ſich die große Familie der Ratsherrnbrüderſchaft wiederum zu=
ſammen
, nachdem wie üblich, bei geöffneter Lade, im geſchloſ=
ſenen
Kreis ſich die Brüder zur Beratung zuſammengefunden hat=
ten
, wobei Oberälteſter Bruder Dr. jur. Wilh. Michel, an=
knupfend
an die große Vergangenheit der Ratsherrnbrüderſchaft,
über die Bedeutung der Brüderſchaft in unſeren Tagen ſprach.
und mahnte, das Erbe der Väter zu wahren, fand dann an=
ßhließend
das Quartal als Familienfeier ſtatt, wobei jedem Bru=
der
die übliche Flaſche Wein und Brezel gereicht werden konnte,
wo auch die Jugend, von den Kleinſten anfangend, beim Kinder=
feſt
, und das heranwachſende Geſchlecht bei froher Feſtesfeier zu
ihrem Recht kamen. Ernſte und heitere Reden, froher Sang, edle
Muſica und gemeinſam geſungene Lieder zum Preiſe der Brü=
derſchaft
von Bruder Ph. Weber verfaßt, wechſelten mitein=
ander
. Die würdige Feier ſchloß mit dem alten Ausklang, wills
F. W.
Gott, auf Wiederſehn beim nächſten Quartal!

Jubiläum. Am Dienstag, dem 22. Auguſt, begeht Herr
Joh. Willemann, Betriebsbeamter, Speſſartring 4, ſein
25jähriges Dienſtjubiläum bei der Firma E. Merck.
Hohes Alter. Herr Georg Mager, Rundeturmſtraße 14,
früher Schuldiener an der Viktoriaſchule, feiert am 22. Auguſt
ſeinen 80. Geburtstag.
Urlaub für die Teilnehmer am Nürnberger Parteitag!
Der ſtellvertretende Gauleiter Kramer erläßt folgenden Aufruf:
Anläßlich des Reichsparteitages der NSDAP. in Nürnberg,
welcher als erſter Parteitag im nationalſozialiſtiſchen Staate be=
ſondere
innen= und außenpolitiſche Bedeutung hat, fordere ich
alle Arbeitgeber auf, ihren Arbeitnehmern ohne Lohnabzug die
Zeit freizugeben, die ſie zur Teilnahme am Parteitag benötigen.
Ich appelliere an das Gefühl der Staats= und Volksverbunden=
heit
jedes Arbeitgebers und erwarte, daß in jedem Falle, in dem
der Arbeitnehmer die Teilnahme nachweiſen kann, dem gern und
freudig Rechnung getragen wird. Die Arbeitgeberverbände er=
ſuche
ich, ihrerſeits für die Verbreitung dieſer Gedanken Sorge
zu tragen.
100 000=Mark=Gewinn gezogen. In der Samstagnachmit=
tagsziehung
der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie wurde auf
die Losnummer 55 991 in beiden Abteilungen der 100 000=Mark=
Gewinn gezogen. Das Los wurde in Achteln in Berlin und Pom=
mern
geſpielt.

Evang. Kundgebung für Glaube und Volk.
Die evangeliſche deutſche Reichskirche muß kommen! Kirche und Skaat ſind die gokkgegebenen
Ordnungen dieſes Lebens.

Veranſtalkung des Evangel. Bundes
iM Hrangeeirgarten.
* Auf geſtern Sonntag nachmittag hatte der Zweigverein
Darmſtadt des Evangeliſchen Bundes in engſter Verbindung mit
den nationalen Kreiſen der Stadt Darmſtadt zu einer großen
evangeliſchen Kundgebung in den herrlich gelegenen und für der=
artige
Veranſtaltungen ſo trefflich geeigneten Orangeriegarten
aufgefordert, die in der evangeliſchen Bevölkerung Darmſtadts
einen gewaltigen Widerhall fand. Die Fahnen des neuen Reichs
und der evangeliſchen Kirche wehten von den Flaggenmaſten und
auf dem hochgelegenen Platz um das Rednerpult ſcharten ſich
viele Tauſende, als gegen 4 Uhr mit dem feierlichen Einmarſch
der evangliſchen Jugend mit ihren Fahnen und Wim=
peln
, die ſich dann um das Rednerpult gruppierten, die eigent=
liche
Kundgebung ihren Anfang nahm. Der Einzug der unzähli=
gen
jungen, friſchen Menſchen in ihrer ſtraffen Haltung bezeugte
ſo recht den feſten Zuſammenhalt der Jugend mit der evangeli=
ſchen
Kirche. Ein eindrucksvoller Vortrag der vereinigten Po=
ſaunenchöre
der Petrus= und Martinsgemeinde
unter der Stabführung des Herrn Wehkon leitete über zu den
Chören, die von den vereinigten evangeliſchen
Jugendvereinen der Stadt Darmſtadt unter der Leitung
des Herrn Landesjugendpfarrers von der Au innig und wir=
kungsvoll
zum Vortrag gebracht wurden.
Hert Pfarrer Dr. Bergör
begrüßte die Anweſenden im Namen des Evangeliſchen Bundes
und führte aus, daß wir an dieſem Nachmittag zuſammengekom=
men
ſind, weil uns alle etwas bewegt. Wir erleben ein Stück
deutſcher Geſchichte von allergrößtem Ausmaß. Wir wiſſen wie=
der
, daß wir ein Volk ſind, aber wir ſind das nur ſo lange,
als wir in der Einigkeit des Geiſtes ſtehen, ſo lange wir etwas
von dem wiſſen, daß eine Volksgemeinſchaft ſich aufbauen muß
auf der Gemeinſchaft des Glaubens im Glauben an Gott, der
unſer aller Vater und der unſer aller Herr iſt. Gott der Herr
möge unſere heutige Zuſammenkunft ſegnen. Wir wollen einig
bleiben in der Treue zu unſerem Volk. Ein Volk! Ein Glaube!
Ein Gott!
Als nächſter Redner ſprach
Herr Prälat 9. Dr. Dr. Diehl.
der die Feſtverſammlung im Namen der Kirchenregierung be=
grüßte
, und daran erinnerte, daß er heute vor 10 Jahren als
Prälat der Landeskirche eingeführt wurde Wir verſpüren jetzt
deutlich die Hand Gottes, und es geht aufwärts. Dieſe 10 Jahre,
die nun vergangen ſind, haben viel Opfer und Entbehrung, viel
Kampf und Niederlagen gekoſtet. Glaube und Volk,
Kirche und Vaterland, dieſe Loſung haben wir auf
unſere Fahnen geſchrieben und auch gehalten. Jetzt ſtehen
wir vor einem Abſchluß; in vier Wochen gibt es
keine heſſiſche Landeskirche, keine heſſiſche
Kirchenregierung und keinen heſſiſchen evan=
geliſchen
Prälaten mehr. Das alte iſt vorbei;
aber wir wollen den alten Kampfgeiſt hinüber
retten in die neue Zeit. Durch Opfer hinauf zur
Größe des Vaterlandes. Heil!
Herr Oberkirchenrak Dr. Müller
führte hierauf etwa folgendes aus: Es iſt eine erhebende Stunde,
wenn aus allen Gemeinden der Landeshauptſtadt Darmſtadt hier
evangeliſche Chriſten zu einer ſolchen Kundgebung verſammelt
ſind. Wir ſind alle erfüllt von dem Willen, Bekenntnis abzulegen
für die heiligſten Güter unſeres Lebens, für unſeren evangeli=
ſchen
Glauben und für unſer deutſches Volkstum. Hier gilt es,
öffentlich Zeugnis dafür zu geben, was uns im Tiefſten unſerer
Seele bewegt. Ich wünſche, daß jeder Einzelne etwas in ſeine
Gemeinde hinaustragen möge von dem ſeeliſchen Gehalt und dem
willensmäßigen Inhölt dieſer Kundgebung. Liberaliſtiſches Bür=
gertum
und marxiſtiſche Weltanſchauung haben uns in den letz=
ten
Jahrzehnten den Grundſatz beibringen wollen: Religion iſt
Privatſache! Das iſt nicht wahr!. Um dies zu bekunden, ſind
wir hier zuſammengekommen. Das Schickſal eines Volkes hängt
in letzter Linie von ſeiner ſeeliſchen Geſtaltung ab. Die
Religion gehört hinein in das Volks= und Staatsleben, in Arbeit
und Familie, in die Oeffentlichkeit. Die evangeliſche Kirche er=
hält
durch die Mitwirkung des neuen Staates endlich eine ein=
heitliche
und geſchloſſene Form. Laßt uns aufwachen und Gott
mehr gehorchen als den Menſchen, das muß die Parole der evan=
geliſchen
Kirche ſein.
Die Hauptanſprache hielt
Herr Pfarter Schumacher=Frankfurk.
Auch die Stillſten in der Kirche merken, daß wir in einer
neuen Zeit ſtehen; die äußere Revolution unſeres Volkes iſt
endgültig abgeſchloſſen, die innere muß kommen, wenn unſer

Volk auf dem Wege fortſchreiten will, den es begonnen hat. Wir
verlangen den Mut zum Wagnis; wir, die Jugend, wir wollen
die müde gewordenen Alten fortreißen, auf daß ſie wieder
glauben:

Wir wollen die Kirche, aber Kirche allein iſt uns nicht genug,
ſie muß ſchlagfertig ſein, und nur dann kann ſie ihre Kräfte im=
mer
ſofort an der richtigen Stelle einſetzen, wenn ſie Formationen
der Getreuen bildet. Wir wollen eine einige, einzige, in ſich
gefeſtigte Kirche, die ausgebaut wird zu einer deut=
ſchen
evangeliſchen Reichskirche mit einem deut=
ſchen
Reichsbiſchof an der Spitze!. Wir freuen uns,
daß die groß=heſſiſche Kirche marſchiert. Wir wollen eine leben=
dige
, ſtarke Glaubenskirche. Wir wollen eine freie Kirche, die
dem Staate treu zur Seite ſteht und nicht als ſein Anhängſel
gilt. Wir wollen aber auch keine neutrale Kirche denn die Kirche
ſoll mitten im Leben ſtehen, und wir evangeliſchen Chriſten be=
kennen
uns ſtolz zu dem deutſchen Volksſtaat und unſeren Volks=
kanzler
. Kirche und Volk ſind die gottgegebenen Ordnungen
des Lebens. Mit Gott und Volk als Kirche des Volkes. Das
walte Gott!
Hert Pfarrer Berc-Roßdorf

betonte, daß wir es ja nicht ſind, die da ſtehen und ſtreiten ſon=
dern
einer ſtehet da und ſtreitet für uns, der Herr und Führer
dort oben! Wir erſchrecken nicht vor den Feinden des Evange=
liums
und des deutſchen Volkstums, vor den Feinden des evan=
geliſchen
Chriſtenglaubens und unſerer völkiſchen Geſtaltung.
Wir im Evangeliſchen Bund erheben die Degen und wir grüßen
die Gegner, weil wir einen ritterlichen Kampf beginnen möchten
um die Seele des deutſchen Volkes. Wir wollen ſtreiten und
beten, wir wollen geloben und bekennen für unſer Deutſchtum
und unſer evangeliſches Volkstum. Segnen möge der herrliche
Gott unſer Deutſchland. Sieg=Heil!
Die offizielle Kundgebung ſchloß mit dem Geſang des Deutſch=
land
= und des Horſt=Weſſel=Liedes, und Herr Pfarrer Irle hielt
ein kurzes Schlußwort, in dem er allen Rednern und ins=
beſondere
Herrn Prälat D. Dr. Dr. Diehl herzlichſt für das,
was ſie zu der Kundgebung beigetragen hätten, dankte.
Unterdeſſen war, von der Menge ſtürmiſch begrüßt,

Herr Miniſterpräſident Prof. Dr. Werner.
der es doch noch ermöglichte, auf dem Wege von dem Bauernkag in
Langen zu einer Fahnenweihe in Dieburg an der Kundgebung
im Orangeriegarten teilzunehmen, eingetroffen und wies in einer
kurzen Anſprache darauf hin, daß er, einer inneren Stimme
folgend, noch hierher gekommen ſei, um an einem ſolchen Tage
wie dem heutigen von den Notwendigkeiten des Tages zu ſpre=
chen
. Es gelte in dieſer Zeit, wenn auch der Sieg jetzt errungen
ſei, den Helm feſter zu binden. Die Reformation des deutſchen
Volkes dürfe noch nicht abgeſchloſſen ſein. Das deutſche
Volk wird leben, wenn wir es wollen! Wir ſtel=
len
das Chriſtenkreuz, neben das Hakenkreuz;
zwei Dinge, die einander unterſtützen und ergänzen, wie auch die
ſtolzen Fahnen des alten Bismarckſchen Reiches nicht wieder er=
ſtanden
wären, wenn ſie ihre Erfüllung nicht im tiefſten und letz=
ten
Sinn gefunden hätten durch die Fahnen des 3. Reichs! Redner.
ſchloß mit einem dreifachen Sieg=Heil auf das deutſche Volk in
Heſſen, dem deutſchen Vaterland und überall dort, wo es in der
ganzen Welt auf Vorpoſten ſteht.
Herr Pfarrer Irle beendete dann ſein Schlußwort und
ſchloß in ſeinen Dank ein den Herrn Miniſterpräſidenten, der wie=
der
einmal aus ſeiner tiefen Volksverbundenheit heraus zu uns
Worte lebendigſter Kraft geſprochen habe,
Erfriſchungen und ällerlei Unterheltungen für die Jugend
ſchloſſen die Veranſtaltung ab. Sie war von kühlem Wetter be=
günſtigt
und durch die Wolken brach immer wieder ſiegreich die
Sonne durch wie ein Zeichen dafür, daß nun nach langer Nacht
die Kräfte der neuen Zeit ſich durchgerungen haben, im deutſchen
Volk wie im evangeliſgen Volkstum.

Das Uebergangsgeld für entlaſſene Angeſtellte. Ausge=
ſchiedene
Behördenangeſtellte haben vor dem Empfang des Ueber=
gangsgeldes
durch eine ſchriftliche Erklärung mit Sichtvermerk
des Arbeitsamtes nachzuweiſen, daß ſie keine andere Beſchäfti=
gung
angetreten haben. Im Hinblick darauf aber, daß Angeſtellten
über 65 Jahren vom Arbeitsamt Arbeitsplätze kaum mehr nach=
gewieſen
werden, hat ſich der Reichsfinanzminiſter damit einver=
ſtanden
erklärt, daß bei dieſen Angeſtellten von dem Sichtvermerk
des Arbeitsamtes abgeſehen werden kann. Dasſelbe gilt auch
für ehemalige weibliche Angeſtellte, die wegen Verheiratung aus
dem Reichsdienſt ausgeſchieden ſind.
Orpheum. Ein Deutſcher Abend! Heute, Montag=
abends
8,15 Uhr, gaſtiert die bekannte Film= und Bühnendar=
ſtellerin
Grete Reinwald, welche auch die weibliche Haupt=
rolle
in dem neuen Horſt=Weſſel=Film ſpielt, perſönlich im Or=
pheum
. Außer Grete Reinwald wirkt im Rahmen des Deut=
ſchen
Abends noch eine Reihe weiterer Kunſtkräfte mit, die aus
der heutigen Anzeige erſichtlich ſind Der Eintrittspreis iſt ſo
niedrig, daß der Beſuch weiteſten Kreiſen ermöglicht iſt. (Siehe
Anzeige.)

Das Mikrophon wunderk ſich.
Von Egon Larſen.
Rundfunkzauber auf dem Brocken.
Als der Zeitfunk entſtand und man mit dem Mikrophon
auf Reiſen ging, beſchloß man als erſte Uebertragung: Walpur=
gisnacht
auf dem Brocken. Die Vorbereitungen dazu erinnerten
an die, wie ſie eine Expedition ins Innere Tibets erforderi.
Das Friſchluft=Mikrophon war von allem befreit nur nicht
von der Drahtleitung an der es hing. Es galt alſo, Verbin=
dungen
herzuſtellen: BlocksbergSchierkeHalberſtadt Braun=
ſchweig
HannoverHamburg, vom Hexentanzplatz bis zum
Haus der Norag.
Aber nicht nur die Drähte, auch die Verſtärker mußten auf
den Blocksberg geſchafft werden. Die Autos blieben an der
Schneegrenze ſtecken. Ein ſimpler Eſel hilft weiter. Die Funk=
kolonne
marſchiert hinauf durch Eisbäche, rutſcht Abhänge
hinunter, begegnet der ſteckengebliebenen Brockenbahn. Endlich
iſt man oben mitten im Nebel. Die Leitung wird geprüft. Die
Schaltungen ſind in Ordnung. Das Mikrophon iſt ſprechreif...
Acht Uhr! Die Sendung beginnt. Muſik, Geſang, Proſa und
Poeſie . .. bis zur Geiſterſtunde. Zwölf Uhr die Hexen reiten
auf Beſen daher, und die zwei Funkreporter packen die eiſernen
Mikrophonſtänder: hinaus auf den mitternächtlichen Blocksberg.
Sie ſtolpern über die Schwelle des Brockenhauſes, rutſchen über
den Schnee, ſtehen wieder auf aber ſie reden: ſie erzählen vom
Mond, der die Nebel durchbricht, von den Feuern, die auf den
Höhen aufflammen, vom Teufel, der die Hexenkanzel beſteigt...
Sie glühen vor Begeiſterung, Millionen von Hörern dieſe Stunde
miterleben zu laſſen.
Da ein gellender Schrei vom Brockenhaus herüber. Im
Mondlicht ſteht der Techniker vor der Tür. Hilfe ...!
Was iſt geſchehen? Unterbrochen! ſchreit der Techniker
herüber und kommt gleich ſelbſt nachgelaufen. Die ganze Zeit
nichts zu hören! Rätſelhaft In dieſem Augenblick, wäh=
rend
er ſich trotz Schnee und Eis den Schweiß von der Stirn
wiſcht, weiten ſich ſeine Augen, er ſtarrt wie gebannt auf den
Fuß des einen Funkreporters, ein unterdrückter Fluch entflieht
ſeinen Lippen . . . Um beſagten Fuß windet ſich der abge=
riſſene
Mikrophondraht".
Hei lüggt!
Eine der peinlichſten Situationen erlebte jener Funkreporter,
der für den norddeutſchen Rundfunk einen Städteſchaubericht
zu liefern hatte. Um einen packenden Ausſchnitt ausdem

Leben der betreffenden Stadt zu geben, hatte man eine Bahn=
hofsſzene
gewählt, die als Hörbericht geſendet werden ſollte.
Tags zuvor hatte ſich der Sendeleiter vergewiſſert, daß hier
wirklich etwas los war: Züge kamen an, Poſtwagen rollten
ab, Menſchengewirr füllte die Hallen, der Bahnhof brauſte. Eine
herrliche Introduktion für die Symphonie einer Stadt.
Pünktlich zur ſelben Stunde begann am nächſten Tag die
Sendung. Das Mikrophon war aufgebaut und eingeſchaltei.
Aber als hätte ein böſer Funkgeiſt den Bahnhof verzaubert
nichts mehr von dem Leben, das vor 24 Stunden hier abrollte,
war zu ſpüren. Kein Zug kam an, kein Poſtwagen war zu ſehen,
Menſchengewirr füllte nicht die Hallen, ſtumm und tot blieb der
Bahnhof
Angſtſchweiß brach dem Reporter aus. Meine Damen und
Herren, ſtotterte er, wir ſtehen mit unſerem Mikrobhon
Und dann begann er, einer plötzlichen rettenden Idee folgend,
das zu ſchildern, was er am vorigen Tag geſehen hatte.
Während er ſprach, begannen die Paſſanten ſtehen zu bleiben.
Immer größer wurde der Haufen, der das Mikrophon um=
lagerte
aber auch immer unruhiger. Und plötzlich tönte ein
vielſtimmiger Sprechchor ins Mikrophon: Hei lüggt! Hei lüggt!
Ueberſchnell wurde die Sendung abgebrochen. Was aber war
die Urſache dieſes Unglücks, das einen belebten Bahnhof von
heute auf morgen umbrachte? Ein harmloſer, unbeachteter
Federſtrich: am Tag der Sendung war ein neuer Fahrplan in
Kraft getreten ..."
Per Schiff und per Auto.
Bald begann der deutſche Rundfunk das Mikrophon auf
die Wanderſchaft zu ſchicken. Mit einem der erſten Benz=Autos
von 1898 fuhr es von Berlin nach Hamburg. Der Zweck war:
die Leiſtungsfähigkeit ſelbſt der älteſten deutſchen Automobile
zu zeigen und den Hörern das Erlebnis der heimatlichen Land=
ſchaft
zu vermitteln.
Eine aufregende Fahrt! Beſonders deshalb, weil ein Auto
von 1898 kein moderner Achtzylinder iſt. Bei Perleberg ſprang
ein Stein gegen den Tank, das Benzin lief aus. Ein Stück
Leukoplaſt und der Kreuzkönig des mitreiſenden Kartenſpiels be=
hoben
den Schaden. Aber der Wagen fuhr nur mit gereinigtem
Benzin. Radfahrer holten das Lebenselixier des Wagens aus
Perleberg. In der Apotheke bekamen ſie es unter der aus=
drücklichen
Verſicherung, daß es für einen Kranken ſei .. .
Nicht minder ſenſationell war die Uebertragung von Bord
der Bremen, die ihre Jungfernfahrt antrat. Damals, vor
einigen Jahren, machte ſolch eine Sendung noch außerordentliche
techniſche Schwierigkeiten, denn von Bord aus mußte ein Kurz=
wellenſender
die Uebertragung zum Kontinentvermitteln. Oft

mußte eine Sendung fünfmal wiederholt werden, weil atmoſphä=
riſche
Störungen auftraten. Die Gäſte des Ozeanrieſen erhielten
Rollen und mußten richtige Szenen ſpielen, die bei Wieder=
holung
der Sendung aus dem Stegreif rekapituliert wurden.
Endlich klappte die Verbindung. Unglücklicherweiſe war es
gerade Nacht, und die Schauſpieler ſchliefen in ihren Kabinen,
Der Funkreporter kletterte verzweifelt auf die Kommandobrücke,
um Menſchen zu ſuchen. Hier gelang es vorzüglich, alte See=
bären
ſpannen ihr Garn vor dem Mikrophon über Tiefſeelot,
Atlantis und geheimnisvolle Gebirge auf dem Meeresgrund.
Ueberglücklich bedankte ſich der Funkreporter, klemmte ſein Mikro=
phon
unter den Arm und ſtieg hinunter zum Funkraum, um ſich
vom Techniker die Lebendigkeit der Schilderungen beſtätigen zu
laſſen.
Hier ſtarrte man ihn an wie einen Verrückten. Kein Wort
war zu hören geweſen . . . denn ein braver Schiffsjunge hatte
mit ſeinem Schrubber die überflüſſigen‟ Drähte beſeitigt!
Götz von Berlichingen am Mikrophon.
Dieſe wahre und ſchöne Geſchichte ereignete ſich vor etwä
zwei Jahren in Wien. Hier wirkte ein Anſager, deſſen Humor
und Geſchicklichkeit ihn ungeheuer beliebt gemacht hatten. Es
war auch wirklich ein netter Menſch nur eine kleine, harm=
loſe
Angewohnheit hatte er: des Nachts, wenn er ſein letztes
Sprüchlein heruntergeſagt hatte Gute Nacht, meine Damen
und Herren , wenn die rote Lampe erloſchen war, die den
Betrieb des Senders verkündete dann pflegte er ſich vor das
nun tote und taube Mikrophon hinzuſtellen und in liebens=
würdigſtem
Tonfall hineinzurufen: So meine Damen und
Herren und jetzt könnts ihr mich alle . . ." Dieſes klaſſiſche
Zitat entſchädigte ihn reſtlos für all die Mühe und Arbeit des
nun beendeten Funktages. Es erleichterte ſeine Seele und tat
doch niemandem weh . . . Eines unheilvollen Abends jedoch
war wiederum die rote Lampe erloſchen aber aus irgend
einem Grund war der Sender trotzdem noch in Betrieb. Und
als der beliebte Anfager nun ſeinen Götz von Berlichingen
zitierte da hörte ganz Wien, ganz Oeſterreich, halb Europa
den bekannten Ausſpruch mit an ..
Selbſtverſtändlich trug die Geſchichte dem Unglücklichen die
friſtloſe Entlaſſung ein. Als jedoch am nächſten Morgen die
Zeitungen das vorſchnelle Ende dieſer hoffnungsvollen Laufbahn
berichteten da flutete eine Woge von Briefen, Telegrammen,
Ferngeſprächen über das Funkhaus: der Mann müſſe unbedingt
bleiben, man ſei ihm keineswegs böſe, im Gegenteil, ganz im
Gegenteil. Das goldene Wiener Herz ſiegte. Die Kündigung
wurde zurückgenommen, und der beliebte Anfager blieb auf
ſeinem Poſten gewitzigt durch die Erfahrung, daß ein rotes
Licht nicht immer hält, waszesrverſpricht,

[ ][  ][ ]

Montag, 21. Auguſt 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 231 Seite 3

Nationalſozialiſtiſcher Bauerntag für Seſſen und Heſſen=Naſſau.
Eindrucksvolle Kundgebung für den Bauernſtand. Erziehung des nationalſozialiſiſchen Bauern. Kein Stand
kann ohne den anderen beſtehen, Volksgemeinſchaft! Alle Ehre dem Führer! Es geht um die geſamte deutſche
Arbeit. Die freie Scholle muß dem Bauern für alle Zeiten geſichert werden. Heiliger deutſcher Boden
darf nie wieder Handelsobiekt werden! Bodenrecht und Reichslandſiand.

Aufgabe und Wert
des deutſchen Bauernſtandes.
Eigenbericht des Darmſtädter Tagblatts.
II.
Der Hauptfeſttag begann im äußeren Rahmen mit fürchter=
lichen
Regengüſſen und Sturmböen, gegen die die Zelte auf dem
Feſtplatz ſchweren Stand hatten. So ſchweren, daß das hübſche Zelt
der landwirtſchaftlichen Frauenvereine zum Teil abgedeckt wurde.
Gegen Mittag aber war der Schaden wieder repariert.
Die Feſtveranſtaltungen begannen früh um 7 Uhr mit dem
Wettkampf um die Bundesmeiſterſchaft der Jung=
bauernſchaft
im Kleinkaliberſchießen auf den
Schießſtänden der K. K.S.=Gruppe Langen. Die Reſultate, folgen
weiter unten
Um 10 Uhr war Feſtgottesdienſt und nach Beendigung
desſelben begannen die Straßen der Stadt ſich zu füllen mit Feſt=
gäſten
und Teilnehmern, ſo daß ab 12 Uhr jeder Durchgangsver=
kehr
geſperrt werden mußte. Man rüſtete zur Aufſtellung des
Feſtzuges, der eine ungeheure Beteiligung fand. Beſonders
bewundert wurden die Reitergruppen und die farbenfrohen
Koſtüme der Trachtengruppen. Weiter ſah man eine Reihe ſchöner
Feſtwagen und Gruppen, die die bäuerliche Arbeit, beſonders in
der Ernte ſymboliſierten.
Nach der Aufſtellung des Feſtzuges auf dem Lindenplatz be=
wegte
ſich der Zug durch die Fahrgaſſe. Ludwigſtraße, Bahnſtraße,
Taunusſtraße, Horſt=Weſſel=Straße zum Bahnhofsplatz. Hier wurde
geſchwenkt, ſo daß die Zugteilnehmer zum großen Teil aneinander
vorbeimarſchierten. Weiter durch reichgeſchmückte Feſtſtraßen gings
zum Feſtplatz, wo inzwiſchen die Ehrengäſte. Ihre Kgl. Ho=
heiten
der Großherzog und die Großherzogin, die be=
hördlichen
Vertreter, an der Spitze die Herren Vertreter des
Reichsſtatthalters Gauleiter Sprenger, Miniſterialrat Rings=
hauſen
, Miniſterpräſident Prof. Dr. Werner, uſw. ſich ein=
gefunden
hatten. Die
große Kundgebung
wurde nach dem Aufmarſch der SA.=Formationen und Vereine
mit den Fahnenabordnungen vor der Feſttribüne, mit dem von
den vereinigten Geſangvereinen geſungenen Deutſchen Sänger=
gruß
und weiteren Geſangsvorträgen eingeleitet. Viele Hundert
Brieftauben, die vom Feſtplatz aufgelaſſen wurden, trugen
die Kunde vom Beginn der Kundgebung in die über weites deut=
ſches
Gebiet verteilten heimatlichen Schläge. Den Reigen der An=
ſprachen
eröffnete Herr
Bürgermeiſter Göckel=Langen
mit herzlicher Begrüßung aller Erſchienenen im Namen der Siadt
Langen. Sein Sonderwillkomm galt dem Vertreter des Reichs=
ſtatthalters
, Herrn Miniſterialrat Ringshauſen. Wie der
Gemeinderat der Stadt die Herren Reichskanzler Hitler und Statt=
halter
Sprenger durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts ihren
Dank und ihrer Treue Ausdruck gegeben, habe er beſchloſſen, um
den Namen Ringshauſen mit dem der Stadt für alle Zeiten zu
verknüpfen, ihre Volksſchule in die Ringshauſenſchule um=
zutaufen
. (Lebh. Bravo!) Er begrüßte weiter die Herren Miniſter=
präſident
Dr. Werner, deſſen Verdienſte gerade um den Bauern=
ſtand
allgemein bekannt ſind, für den er allezeit Vorkämpfer war,
Herrn Polizeipräſident Dr. Beſt und vor allem Ihre Kal. Hohei=
ten
den Großherzog und die Großherzogin. (Lebh.
Bravo!)
Miniſterialrat Ringshauſen richtete ſeine Grußworte an die
deutſchen Volksgenoſſen, an die heſſiſche Bauernſchaft, die Bürger
von Langen und an die SA.= und SS.=Kameraden, denen er die
herzlichſten Grüße des Herrn Reichsſtatthalters zu überbringen
die hohe Ehre habe der alle Wünſche zuſammenfaſſe in der Hoff=
nung
, daß für die heſſiſche Bauernſchaft alles in Erfüllung gehen
möge, was ſie in dem letzten Jahrzehnt in heißem Ringen um
eine beſſere Zeit erſtrebte, Beſonders herzlichen Gruß laſſe der
Herr Reihsſtatthalter dem Oberhaupt der Stadt Langen ent=
bieten
, dem alten Kampfgenoſſen, der ſchon in vorderſter Reihe
ſtand, als noch ſchwer um die Freiheit gekämpft werden mußte.
Dann aber grüßte er die heſſiſche Bauernſchaft, für die der Reichs=
ſtatthalter
mit ihm. Redner, und dem Bürgermeiſter ſeit langen
Jahren Schulter an Schulter kämpfte, als für den Teil des deut=
ſchen
Volkes, der urewiger Quell deutſcher Volkheit und deutſcher
Kraft ſei. Mit Genugtuung könne man feſtſtellen, daß dieſer
Bauernſtand den engen Rahmen der Vergangenheit geſprengt hat.
Heute ſtehen die Bauern nicht mehr allein. Heute iſt auch dem
übrigen Volke durch unſere Arbeit zum Bewußtſein gebracht wor=
den
, daß kein Stand ohne den anderen beſtehen
kann. Wir haben endlich den Weg gefunden über den eigenen
Berufsſtand hinweg zum großen Gedanken des deutſchen Vol=
kes
. Dem galt das Wollen unſeres Führers, der einmal ſagte,
daß Bauern, Bürger und Arbeiter gemeinſam die Freiheit der
deutſchen Nation erringen müſſen. Dieſen Weg werden wir weiter
gehen in alle Zukunft. Der Baum des deutſchen Volkes kann nur
blühen und Früchte tragen, wenn er auf dem gewaltigen Stamm
der Bauernſchaft wächſt, des Standes, der mit der heiligen Mutter
Erde die engſte Berührung hat. Wir werden das, was wir in
ſchweren Kämpfen errungen haben, feſthalten und zu verteidigen
wiſſen. Wir Nationalſozialiſten werden nicht dulden, daß über
unſere Leichen die Reaktion wieder durchbricht. Eher werden wir
wieder auf die Straße gehen und den Kampf wie=
der
aufnehmen und durchführen wie ehemals gegen jeden,
der uns das ſchwer Erkämpfte wieder rauben will. Den Glauben
an den einen Mann, an den Führer, werden wir dem Volke
niemals nehmen laſſen. Wir wollen neue Staatsformen ſchaffen,
damit die Nation wieder leben kann. In erſter Linie wollen wir
dem Führer danken. Alle Ehren, die uns zuteil werden, fallen auf
ihn. Darum bitte ich Sie, im Namen des Statthalters, dem Herr=
gott
zu danken, daß er uns dieſen Führer gab und ihn zu grüßen
mit einem kräftigen Sieg=Heil! (Lebh. Beifall.)
Miniſterpräſident Prof. Dr. Werner, mit Bravo und Hände=
klatſchen
am Mikrophon begrüßt, führte etwa aus: Wir haben in
Heſſen ſchon viele Bauerntage und =Feſte erlebt. Denn die heſſiſche
Bauernbewegung als Standes= und politiſche Freiheitsbewegung
iſt nicht von heute und nicht von geſtern. Sie führt zurück in die
tiefſte Erniedrigung des deutſchen Bauernſtandes, in die Zeiten,
wo das internationale Finanzkapital triumphiert hat über das
deutſche Volk. Es iſt notwendig, denen zu danken, und es ver=
ſchlägt
nicht die Achtung vor den Erfolgen des großen Führers,
wenn wir heute der Männer gedenken, die lange vorher Gut und
Leben einſetzten im Kampf um die Bauernſchaft. Ich denke in erſter
Linie an Dr. Böckel und Köhler=Langsdorf (lebh. Zuſtim=
mung
) Dieſer beiden Vorkämpfer heute dankend zu gedenken, iſt
mir Ehre und Pflicht zugleich. Nur dann erkennen wir die großen
Aufgaben der Gegenwart, weun wir verſtehen, was die Ver=
gangenheit
uns erkennen lehrt. Wir wollen nie vergeſſen,
denen zu danken, die im Kampf für das Heute verblichen am
Wege liegen. Wenn wir den Führer grüßen, grüßen wir auch die
Schatten der Vergangenheit. Und wie für den deutſchen Bauern,
wollen wir für den deutſchen Arbeiter kämpfen. Es gibt kein
ſchöneres Wappen in der Welt, als den Pflug im Ackerfeld! Wenn
wir heute dieſes Bauernfeſt feiern, ſoll es ein Bekenntnis ſein für
die deutſche Arbeit überhaupt. Wenn Sie das Arbeitspro=
gramm
der heſſiſchen Regierung durchſehen, werden Sie das ge=
rade
in der Provinz Starkenburg beſtätigt finden. Alles, was wir
in unſeren Kampf=Verſammlungen verſprochen haben, wird in die
Tat umgeſetzt, ein Beweis dafür, daß wir nicht nur behaupten

und reden, ſondern arbeiten. Wir grüßen mit dem Bauern den
Arbeiter der Stirn und der Fauſt. Aus den Verhältniſſen des
Heute erwächſt die Erkenntnis, daß es wie um den Bauern, um
die geſamte deutſche Arbeit gehen muß. Es iſt kein Zu=
fall
, daß dieſer Aufbruch der Nation, wie wir ihn in tauſend Jah=
ren
deutſcher Geſchichte nicht erlebten, das Erinnern wachruft an
die Zeit von vor mehr als hundert Jahren. Männer wie Stein
und Jahn waren unſere Vorkämpfer. Wenn ihnen auch das Letzte
verſagt blieb, ohne ſie war vielleicht die ungeheure Tatſache der
Auferſtehung, des Oſtern der deutſchen Nation, wie wir es heute
erleben, nicht denkbar. Der Stadt Langen und ihrem Bürger=
meiſter
überbringe ich herzlichen Dank und herzlichſte Wünſche der
beſſiſchen Regierung. Der deutſchen Arbeit in Stadt und Land
Sieg=Heili! (Stürmiſches Bravo!)
Landesbauernpräſident Dr. Wagner ſprach zunächſt eben=
falls
der Stadt Langen und ihrem Bürgermeiſter herzlichſte
Wünſche zu ihrem Jubiläum aus. Es iſt das erſtemal, daß die
Bauernſchaft Heſſens und Naſſaus zuſammen den Bauerntag
feiert. Ein Beweis dafür, daß ſie erkannt hat, daß nur die Ge=
meinſamkeit
zu dem führen kann, was dem Bauerntum not=
tut
: Auf freier Scholle zu arbeiten, und den Beſitz der Scholle zu
ſichern für Kind und Kindeskinder! (Bravo))
Drei hohe Ziele ſind es, die wir zu erreichen ſtreben. Erſtens
aus den letzten Jahren der Schande das wenige Gute herauszu=
ſchälen
, was für uns noch zu haben iſt, um über die ſchwere Zeit
des Ueberganges hinwegzukommen, zweitens ein Erbbaurecht
zu ſchaffen, das es unmöglich macht, daß jemals wieder deutſcher
Boden, das heiliigſte Gut der Nation, zum Handelsobjekt gemacht
wird, und drittens der Aufbau eines Reichslandſtandes.
Zum erſten iſt zu ſagen: Wir müſſen aus den gegebenen
Wirtſchaftsverhältniſſen das herausnehmen, was für uns unerläß=
lich
notwendig iſt. Der Grundſatz unſeres Handelns muß dabei
ſein: Wir dürfen nicht in die Fehler einer liberaliſtiſchen Ver=
gangenheit
zurückverfallen, die in den letzten Jahrzehnten gemacht
wurden, ſondern ganz neu aufbauen. Es iſt nicht leicht die Bau=
ern
dieſem Ziel zuzuführen. Es machen ſich Widerſtände bemerk=
bar
. Aber ich ſage, wer den Führern Widerſtand entgegenſetzt,
iſt kein Nationalſozialiſt, das ſind Bürokraten, die aus dem alten
Syſtem ſtammen und für die im nationalſozialiſtiſchen Staat kein
Platz iſt. Es geht heute nicht um die Schaffung von Mindeſt=
preiſen
für Roggen und Frucht. Es geht jetzt darum, die Preis=
geſtaltung
der geſamten bäuerlichen Wirtſchaft bis herunter zum
Ei ſo zu geſtalten, daß überhaupt die Möglichkeit einer Gefähr=
dung
des Weiterbeſtehens eines bäuerlichen Wirtſchaftsbetriebes
ausgeſchieden wird. Das Ziel iſt nicht leicht, aber wir werden
nicht ruhen, bis die Erkenntnis ſeiner Notwendigkeit allen in
Fleiſch und Blut übergegangen iſt. Wir Nationalſozialiſten wer=
den
niemals in der geſamten bäuerlichen Wirtſchaft eine Maß=
nahme
durchbrechen laſſen, die gegen den Sinn der Aufbauarbeit
verſtoßen würde. Kein Bauer darf mehr Getreide verkaufen, als
zur Deckung der dringendſten Verpflichtungen erforderlich iſt.
Dann wird der Staat ihn ſchützen und ſtützen. Wenn ſo oft geſagt
wird Wir ſind am Ende! ſo ſage ich denen allen: Wir ſtehen
am Anfang! Jeder Anfang bringt Widerſtände, aber wir werden
ſie brechen im Intereſſe des ganzen Standes. Unſer Führer
Darrs hat geſagt, er werde dafür ſorgen, daß die Getreidepreiſe
im Laufe des Jahres ſo ſein werden, daß Verluſte wettgemacht
werden. Darauf dürfen wir bauen. Wir haben vom Herrgott
eine Ernte beſcheert bekommen, die in Qualität viel beſſer iſt
als die des Vorjahres. Dafür wollen wir danken.
Zum zweiten das Bodenrecht. Alle Vorbereitungen zu ſeiner
Schaffung ſind getroffen. In Zukunft wird kein deutſcher Boden
mehr zum Handelsobiekt werden. Die Feldbereinigung wird
durchgeführt ohne den Bauern zu belaſten. Das neue Bodenrecht
wird den Sinn der Neubildung des deutſchen Bauernſtandes ver=
wirklichen
. Kein Acker, der zuſammengelegt wird, wird unter
2500 Quadratmeter heruntergehen.
Das Dritte: Die Errichtung des Reichslandſtandes. Das heißt
für Heſſen die Errichtung des Landesbauernſtandes. Es gibt
keine Landbünde und keine Vereine mehr. Es gibt nur noch drei
Hauptabteilungen. In der erſten wird jeder Bauer zum national=
ſozialiſtiſchen
Bauern erzogen werden. Die zweite iſt dazu da,
den Betrieb zu erhalten und zu ſchützen, die dritte wird den Ge=
meinſchaftsgedanken
pflegen. Sie wird den Zuſammenſchluß aller
Bauern fördern in der Aufgabe, zum Wohle des geſamten deut=
ſchen
Volkes zu arbeiten, aber auch dafür eintreten, daß er das
Recht erhält, ſo zu leben und arbeiten zu können, daß ſein Beſitz
für alle Zeit ſichergeſtellt iſt.
Wir kämpfen den letzten Endkampf ſo ſchloß Dr. Wagner
ſeine temperamentvolle, aber ſtark ſachliche Rede um die
nationale Erneuerung der deutſchen Nation. In dieſem Kampf
muß der Bauer an der Spitze ſtehen. Ein kräftiges Sieg Heil!
dem Führer Darré, der deutſchen Scholle und dem deutſchen
Bauerntum! (Bravo!)
Metz=Naſſau herzlichſte Glückwünſche aus. Auch er bezeichnete es
als ein glückverheißendes Symptom, daß die Zuſammenlegung
der Feſte zum Ausdruck bringt, daß die allgemeine Volksverbun=
denheit
wieder hergeſtellt iſt. Ueber allem ſteht und muß ſtehen
der Gedanke und der Wille, dem deutſchen Bauern, wieder die
Gewißheit zu geben, daß kein Menſch ihn und ſeine Nachkommen
von der Scholle verdrängen kann. Wir wollen mit dem deutſchen
Bauerntum das deutſche Volkstum errichten!
Teilnehmer aus. Damit ſchloß die Kundgebung.
Jubiläums=Reik= und Fahrkurnier.
ſo wie die Kundgebung viele Tauſende von Beſuchern angelockt.
Es wird von zwanzig= bis dreißgtauſend Beſuchern des Feſtes ge=
ſprochen
. Durchweg gute bis erſtklaſſige Leiſtungen der länd=
lichen
Reitſportler begeiſterten die Zuſchauer. Nachſtehend die
Ergebniſſe:
1. Wettkampf der Reitabteilung (Anfänger). Dreſſurprü=
fung
. Die drei beſten Reiter einer jeden Abteilung werden
placiert:
1. Preis: Reitabteilung Eberſtadt unter Reitlehrer
und Georg Darmſtädter). 2. Preis: Reitabteilung Sprend=
lingen
. (1. Preis: Georg Gerhardt jun., 2. Pr. F. R. Schmidt,
3. Pr. Wilh. Beck.) 3. Preis: Reitabteilung Dietzenbach.
(1. Pr. Karl Böff, 2. Pr. Adam Sehnert, 3. Pr. Ph. Wolf.)
2. Vorgeſchrittene (ſiehe oben).
1. Preis: Reitabteilung Griesheim unter Reitlehrer
Reußling. (1. Pr. Phil. Höhl. 2. Pr. Phil. Höhl, je ein 3. Pr.
Adam Stumpf und Heinrich Kuhlmann.) 2. Preis: Reitabtei= beite und diene deinem Volke, dann tuſt du deine Pflicht! endet
lung Neu=Iſenburg unter Reitlehrer Konrad Schmidt, das Motin dieſes Bekenntnisſtückes. Die Preiſe der Plätze
(1. Pr. Lotti Schaub, 2. Pr. Heinr. Sträb, 3. Pr. F. R. Götzel=
mann
.)
3. Jagdſpringen (Vorgeſchrittene): 1. Pr. Friedr. Beyer=Eberſtadt
3. Pr. Feldmann=Griesheim; 4. Pr. Heinrich Streb=Neu=
Iſenburg auf Bubi; 5. Pr. Ernſt Frey=Wirhauſen auf Lotte;
6. Pr. P Büttner=Arheilgen auf Mietze; 7. Pr. H. Wanne=
macher
=Arheilgen auf Mürza.
4. Jagdſpringen (Sonderklaſſe). 1. Pr. (gleichwertig); Nr. 60
Friedr. Beyer=Eberſtadt auf Vagabund und Ph. Höhl=Gries=
Höhl=Griesheim auf Draufgänger und Wilh. Beck= Sprendlin=
gen
auf Wanda; 4. Pr. (ungenannt); 5. Pr. Feldmann=
Griesheim.

5. Jagdſpringen Klaſſe I. für Angehörige der Heſſ. Schutzpolizei.
Die Herren Offiziere werden unter ſich placiert: 1. Oberlt.
Schmidt auf Koralle, 0 F., 58 Sek.; 2. Hauptmann Spatz auf
Adler 0 F. 66 Sek.; 3. Hauptmann Jetſchin, 7 F. Von
den Mannſchaften erhielten: 1. Pr. Oberwachtm. Gauterer
auf Wiſcher, 4 F. 60 Sek. 2. Pr. Oberwachtm. Müller auf
Bella, 8 F., 76 Sek.; 3. Pr. Oberwachtm. Kraus auf Cora,
12 F., 66 Sek.; 3. Pr. Wachtm. Horn auf Arnim, 12 F., 66 Sek.
Patrouillenſpringen für Anfänger: 1. Pr. Patr. Eberſtadt I
(Führer Friedrich Beyer auf Vagabund), 4 F., Stiel 3,0:
2. Pr. Patr Wixhauſen (Führer Georg Frey auf Berta),
8 F., St. 2,3: 3. Pr. Patr. Griesheim II (Führer Ph.
Höhl), 13 F., St. 3,0; 4. Pr. Patr. Eberſtadt II (Führer
Eugen Fiſcher), 15 F., St. 2,5.
Das Turnierprogramm wurde noch ausgefüllt durch eine
Reihe von Schaunummern, die bei den zahlreichen Zuſchauern
beſonderen Anklang gefunden hatten. Beſonderes Intereſſe er=
regte
, wie ſchon öfters, eine Reitabteilung der Heſſiſchen Schutz=
polizei
, die unter Pol.=Hauptmann Spatz, das komplizierte und
reichhaltige Exerzieren eines berittenen Zuges vorführte. Eine
SA.=Gruppe der Reitabteilung Griesheim zeigte ausgezeichnetes
Können in einer unter Leitung ihres Reitlehrers Herrn Futter=
meiſter
Räuſchling exakt gerittenen Quadrille. Daran ſchloß
ſich ein Schaufahren in Kutſchwagen (Ein= und Zweiſpänner)
Eine Eignungsprüfung für Ackerwagen beſchloß die Vorführun=
gen
, die durchweg mit lebhaftem Beifall begrüßt wurden.
Hierbei wurden folgende Preiſe zuerkannt:
Einſpänner=Kutſchwagen: 1. Pr. Georg Frey 4.=Wixhauſen, 2. Pr.
Phil. Keller=Griesheim, 3. Pr. Hans Ritter=Neu=Iſenburg,
4. Pr. Heinrich Anthes=Arheilgen.
Zweiſpänner=Kutſchwagen: 1. Pr. Konrad Schmidt=Neu=Iſenburg,
2. Pr. Ph. Höhl=Griesheim, 3. Pr. Hch. Fiſcher=Eberſtadt.
Eignungsprüfung für Ackerwagen: ein 1. Pr.: Gg. Frey 5. Wix=
hauſen
.
Um 8 Uhr fand in der Hauptfeſthalle die Preisverteilung
ſtatt, die von den Herren Landespolizeipräſident Dr. Beſt und
Landeshauernpräſident, Dr. Wagner perſönlich vorgenommen
wurde. Die Sieger erhielten neben goldenen und ſilbernen Schlei=
fen
auch ſchöne und praktiſche Ehrenpreiſe.
Zum Schluß der Preisverteilung ſprach Bürgermeiſter Göckel
allen Turnierteilnehmern und allen Herren, die an der Durch=
führung
des Turniers mitbeteiligt waren, den herzlichſten Dank
für ihre ſchwere Arbeit aus, in erſter Linie der Turnierleitung,
den Herren Pol=Hauptmann a. D. Rettig=Darmſtadt. Landes=
geſchäftsführer
Weber=Darmſtadt und Pol=Hauptwachtm. a. D.
Bünz=Weiterſtadt; ferner den Preisrichtern, den Herren Pol=
Hauptm. Spatz und Pol.=Hauptm. a. D. Rettig=Darmſtadt,
Gutsbeſ. Bundſchuh=Lengfeld. Landſtallmeiſter Dr. Dencker=
Darmſtadt, Gutspächter Karl Fritſch jun=Dilshofen und Land=
wirt
Auguſt Nahm=Heubach. Schließlich ſprach Bürgermeiſter
Göckel die Hoffnung aus, daß die Turnierveranſtaltung vor allem
auch der Langener Reitabteilung ein Anſporn ſein möge, zu er=
reichen
, daß ſie künftig auch unter den Siegern placieren.
Landesbauernpräſident Dr. Wagner ſchloß ſich den Dankes=
worten
ſeines Vorredners an. Er beglückwünſchte die ſieghaften
Turnierreiter zu ihren ſchönen Erfolgen und gab der Hoffnung
Ausdruck, daß die Reiter nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen
mögen, ſondern daß ihnen dieſe Erfolge Anſporn ſein werden, das
reiterliche Können namentlich der Jungbauern zu immer wei=
terer
Vollendung zu führen. Seine Unterſtützung ſei ihnen für
alle Zeiten gewiß.
Der Abend war ausgefüllt mit Volksbeluſtigungen aller Art,
Tanz und einem großen Kinderfeſt.
M. 8t.

Techniſche Nokhilfe.

Wochenplan für die Zeit vom 21. bis 27. Auguſt, allen
Nothelfern zur Kenntnis:
Montag, den 21. Auguſt, 18.30 Uhr: Nachrichtentrupp I u. II.
für Gas= und Luftſchutz, Marſtall.
Mittwoch, den 23. Auguſt, 18.30 Uhr: Hilfspionierkurſus I
Müllersteich, 19 Uhr: Hilfsvionierkurſus II Marſtall. 19
Uhr: Nachrichtentrupp I und II Blinken, Marſtall.
Donnerstag, den 24. Auguſt 18.30 Uhr: Nachrichtentrupp
I und II für Gas= und Luftſchutz, Marſtall.
Samstag den 26. Auguſt, Hilfspionierkurſus I, 7 Uhr,
Müllersteich, Hilfspionierkurſus II. 17 Uhr, Marſtall.

Velocived=Club 1899 e V. Anläßlich des Empfanges der
Als letzter Redner zur Kundgebung ſprach Landesobmann Weltmeiſter=Mannſchaft im Zweier=Radball, Schreiber=Blerſch,
vom Radfahrerverein Wanderluſt. Frankfurt a. M., weilte der
Velocived=Club 1899 e. V., Darmſtadt, am Samstag abend mit
25 Perſonen in Frankfurt a. M., um an der offiziellen Empfangs=
feier
teilzunehmen. Der Feier ſelbſt, die im Steinernen Haus,
Frankfurt a. M., ſtattfand, ging ein Fackelzug des Gaues durch
verſchiedene Hauptſtraßen der Stadt voraus, angeführt durch eine
Muſikkavelle der SA. Frankfurt a. M. An der Feier, die im
Rahmen einer Kundgebung für die nationale Erhebung durch=
Allen Rednern, ſprach Bürgermeiſter Göckel den Dank der geführt wurde, nahmen auch die Vertreter des Staates und der
Stadt teil. Nach den verſchiedenen Reden, in denen die beiden
neuen Weltmeiſter, Schreiber=Blerſch wiederholt geehrt wurden.
dem Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Lied, und dem Bericht des
Reiſeleiters der Mannſchaft, folgte die Bekanntgabe verſchiedener
Die umfangreichen reiterlichen Veranſtaltungen hatten eben= Glückwunſchtelegramme und Briefe Gleichzeitig gab Reichsjugend=
führer
Schulze einen eingehenden Bericht von der ſoeben beendeten
Radfernfahrt nach Zürich und zurück, an der 64 jugendliche Mit=
glieder
, darunter auch ein Jugendmitglied des V.C. Darmſtadt,
teilnahmen. Damit war die offizielle Feierlichkeit beendet.
Uraufführung im Orpheum! Die Kreisleitung der
NSDAP. die NSBO. ſowie der NS.=Beamtenbund und die
Nationalſozialiſtiſche Frauenſchaft bringen in einer gemeinſamen
Veranſtaltung ein Provagandaſtück des Parteigenoſſen Bartho=
lomäus
(Gießen) am Dienstag, den 22. Auguſt, zur Urauffüh=
Fiſcher. (1. Preis Wilhelm Reimund, je ein 2.: Eugen Fiſcher rung unter der Spielleitung von Intendant Hans König, ge=
ſpielt
von Mitgliedern des Stadttheaters Gießen. Arbeit! Dienſt!
Pflicht! ein Stück Leben und Erleben unſerer Gegenwartstage,
ein Appell an die Abſeitsſtehenden, eine Botſchaft an unſere Brü=
der
: Steht nicht beiſeite, ſondern marſchiert mit uns für alle,
für Deutſchland! Auch wir glaubten einſt an die weltbeglücken=
den
Ideen politiſcher Irrlehren. Das Gemeinſchaftserlebnis, die
deutſche Idee, findet aber wieder Eingang bei uns allen. Ar=
ſind
60 Pfg. und 1 RM.: Erwerbsloſe zahlen gegen Vorzeigung
ihres Ausweiſes nur 30 Pfg. Die Vorſtellungen für die Kreis=
leitung
finden am Dienstag, den 22. Mittwoch, den 23. und
Samstag, den 26. Auguſt, ſtatt. Den Vorverkauf hierfür haben:
auf Vagabund; 2. Pr. Adam Stumpf=Griesheim auf Lina; Verkehrsbüro, Völkiſche Buchhandlung, Rheinſtr. 22. Geſchäfts=
ſtelle
der Frauenſchaft, Rheinſtraße 48, und die Amtswalter der
Ortsgruppen. Die Vorſtellung für die NSBO. findet Don=
nerstag
, den 24. Auguſt, ſtatt.

Tageskalender für Montag, den 21. Auguſt 1933.
heim auf Soortmädel: je zwei 3. Preiſe (gleichwertig): Ph. Union: Die Fahrt ins Grüne‟. Helia: Was Frauen träu=
men
. Palaſt: Zwei gute Kameraden. Orpheum: Ein
Deutſcher Abend mit Gretel Reinwald.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 231

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Monkag, 21. Auguſt 1933

60jähriges Zubiläum und Schießſtandeinweihung
des Kriegervereins Büttelborn.

Be. Büttelborn, 20. Auguſt.
Am Samstag und Sonntag feierte der hieſige Kriegerverein
Haſſia ſein 60jähriges Beſtehen und die Einweihung ſeiner neu=
erbauten
Schießſtätte. Die beiden Feſttage werden für Büttelborn
ein Gedenktag bleiben: Erſtens durchfuhr unſer Volkskanzier Adolf
Hitler am Sonntag nachmittag in langſamer Fahrt unſeren Hei=
matort
und begrüßte ſeine SA., dann war Miniſterpräſident Dr.
Werner Gaſt in Büttelborn.
Schon am Samstag hatten die Einwohner Büttelborns in
reicher Art ihre Häuſer mit den Bannern der nationalſozialiſti=
ſchen
Revolution geſchmückt. Faſt kein Haus, an dem nicht die
ruhmbedeckte Vorkriegsfahne oder das Banner der deutſchen Frei=
heitsbewegung
, das Banner des erwachten Deutſchlands wehten.
Das Feſt ſelbſt wurde durch einen Fackelzug eröffnet. Auf dem
Feſtplatz hielt, nachdem die Standartenkavelle 168 einen Eröff=
nungsmarſch
geſpielt hatte, der Führer des Vereins Barthel
die Begrüßungsanſprache. Er führte ungefähr aus: Wir feiern
heute das 60jährige Jubiläum des Kriegervereins, weiter die Ein=
weihung
unſerer erbauten Schießhalle. Aus einem Nichts iſt ein
idealer Schießſtand erwachſen, und wir müſſen heute all denen,
die mitgeholfen haben, auf das herzlichſte danken. Mit einem drei=
fachen
Siegheil auf den Führer des neuen Deutſchland ſchloß er
ſeine Ausführungen, denen das Horſt=Weſſel=Lied folgte. Jetzt bot
ſich eine Ueberraſchung: Im Lichte der Scheinwerfer und Lampen
ſprengten plötzlich zwei Ulanen auf den Platz. Wie leuchten die
Augen der alten Krieger und Soldaten, als ſie die beiden Reiter
(Max Schneider und Sohn) in den alten Traditionsuniformen
ſcharfe Attacken reiten ſahen. Letzterer trug einen Prolog vor, in
dem der deutſchen Kavallerie ein Loblied geſungen wurde. Es
folgten turneriſche Vorführungen der Schülerinnen des Turnver=
eins
1888, Geſangsvorträge der Geſangvereine Liederkranz und
Frohſinn und Muſikſtücke der Standartenkavelle, die auch hier
wieder durch ihre ſchneidigen Märſche hervorſtach. Erſt ſpät trenn=
ten
ſich die alten Krieger.
Der Sonntag wurde eröffnet mit einer Gefallenenehrung an
den beiden Kriegerdenkmälern. Von der Kranzniederlegung ging
es zu dem Feſtgottesdienſt. Die Kirche ſelbſt hatte die Banner der
Nationalen Erhebung und die Kirchenfahne gehißt. Im Gottes=
dienſt
wirkte die Standartenkapelle mit. Unterdeſſen hatte ſich auf
dem Schießſtand reges Leben entwickelt, aus allen Gauen waren
Schützen eingetroffen, um ſich an dem großen Preisſchießen zu be=
teiligen
. Am Nachmittag formierte ſich ein Feſtzug, wie man
ihn in Büttelborn wahrſcheinlich in einem ſolchen Ausmaße noch
nicht geſehen hat. Der SA.=Reiterſturm mit den Uniformträgern
der Kavallerie eröffneten den Zug. Es folgten dann die SA.=
Stürme 13 und 14/168, der B. D.M., das Jungvolk, die einzelnen
Vereine und Kriegerkameradſchaften mit ihren Fahnen.
Gegen 3.30 Uhr traf dann, von Langen kommend, Miniſter=
präſident
Prof Dr. Werner bei dem Ortsgruppenleiter Alex
Neumann ein. Hier waren der Ortsvorſtand, der Ortsgeiſtliche ſo=
wie
der Vertreter des Kreisleiters und Sturmbannführer
Engeroff mit ſeinem Stab. Die SA. hatte ſich vor dem Hauſe for=
miert
. Als die SA. ſich an dem Parteilokal aufſtellte, ertönte
plötzlich der Ruf: Der Führer kommt! Alles drängte,
denn, ſchon fuhr in langſamer Fahrt der Führer in Begleitung
ſeines Stabes, bei dem ſich Stabschef Röhm. Reichs=SS=Führer
Himmler, der Bruder von Hitlers Adjutant Brückner und weitere
prominente Führer befanden, mit freudigen Augen und erhobener
Hand vorüber.
Als der Miniſterpräſident aus dem Hauſe des Ortsgruppen=
leiters
heraustrat, ſchritt er die Front der SA., des B.D.M. und
des Jungvolkes ab. Hiernach ſetzte ſich Miniſterpräſident Profeſſor
Dr. Werner mit ſeiner Begleitung an die Spitze der SA. und
unter den Klängen der Standartenkapelle marſchierte man zum

Feſtplatz. Die Maſſen zu beiden Seiten der Straßen brachen im=
mer
wieder in begeiſterte Heilrufe auf den Miniſterpräſidenten
aus. Die Büttelborner Schuliugend hatte ſich mit ihren Lehrern
und Lehrerinnen, dem B.D.M. ſowie den Jüngſten der Bewegung,
dem Jungvolk, vor dem Feſtplatze zur Spalierbildung aufgeſtellt.
Auf dem Feſtplatz wurde der Miniſterpräſident mit ſtürmiſchen
Heilrufen begrüßt. Der Vorſitzende des Kriegervereins Büttel=
borns
, Barthel, begrüßte Prof. Dr. Werner mit herzlichen Wor=
ten
, Ortsgruppenführer Alex Neumann gedachte mit eindrucks=
vollen
Worten des unerwarteten Beſuches durch den Führer. Eine
hohe Ehre ſei es, daß Büttelborn nun auch den höchſten Beamten
des heſſiſchen Staates begrüßen dürfe. Nach dem gemeinſamen Ge=
ſang
des Horſt=Weſſel=Liedes nahm
Miniſterpräſident Prof. Dr. Werner
das Wort. Er führte u. a. aus: Nach dieſem wundervollen und
ſtimmungsvollen Empfang, den mir Büttelborn bereitet hat, fällt
es mir ſchwer, nur ſo kurze Zeit bei Ihnen verweilen zu können.
Der Sonntag des politiſchen Führers kennt nicht nur Freuden,
ſondern in erſter Linie Pflichten. Ich grüße heute die deutſche
Wehr. Man hatte dieſe fortgeworfen, und hat nicht bedacht, daß
ohne Wehr keine Ehre iſt. Wenn wir dieſe Lehre wieder be=
herzigen
, daß mit dem Verluſt der Wehr ein Volk zu politiſchem
Untergang verurteilt iſt, und daß Glaube und Nationalbewußtſein
eines Volkes ſeine Exiſtenz gewährleiſten, dann wird es auch wie=
der
in unſerem Vaterlande aufwärtsgehen. Wo Glaube und
Ueberlieferung herrſcht, kann ein Volk wohl erſchüttert werden,
aber nicht zuſammenbrechen. Bei uns wehen das völkiſche Zeichen
des Hakenkreuzes und das chriſtliche Kreuz. Wenn wir uns an
dieſe beiden halten, dann wird Deutſchland niemals untergehen.
Der Marxismus, Liberalismus und die Demokratie ſind aus
Deutſchland verſchwunden und Gottes Sonne leuchtet wieder frei
und klar über ein innerlich befreites Volk. Mainlinie, Elbelinie,
Konfeſſionstrennung, Klaſſenhaß und alle anderen Trennungs=
linien
ſind von unſerem Volke überwunden worden. Ein neues
Deutſchland wurde geboren, in dem der Einzelne nicht mehr iſt
als eine Welle im Meer. Dr. Werner ſchloß mit einem Treue=
gruß
an den Führer und einem begeiſtert aufgenommenen Sieg=
heil
auf Hindenburg und den Volkskanzler.
Der Ortsgeiſtliche Pfarrer Dörr hielt danach die Feſtrede.
Nach dem Deutſchlandlied überbrachte Regierungsrat Dr.
Straub die Grüße der Kreisverwaltung Groß=Gerau. Der Ver=
treterdes
1. Haſſia=Führers. Generalleutnant Oidmann, überbrachte
die Glückwünſche der Haſſiaführung und ſchloß mit einem drei=
fachen
Hurra auf den Kriegerverein Büttelborn, an das ſich der
Geſang der Wacht am Rhein ſchloß. Hierauf übernahm der Red=
ner
die Ehrung verdienſtvoller Kriegervereinsmitglieder vor. Die
Haſſia=Ehrenmünzen erhielten Bürgermeiſter. Wilhelm
Barthel, Ph. Raiß 14. Förſter Ph. Raiß. Chriſt. Nau, Mart, Bar=
thel
3., Ph. Barthel 6. Nikl. Barthel 3. und Ludwig Klink. Im
Namen der Ausgezeichneten dankte Bürgermeiſter Barthel mit
einem Treuegelöbnis.
Der ſtellvertretende Kreisleiter Becker=Rüſſelsheim übergab
hierauf dem Führer des Kriegervereins Büttelborn im Auftrage
des Gauleiters und Reichsſtatthalters in Heſſen, Sprenger, den
von dieſem geſtifteten Ehrenpreis, einen ſilbernen Pokal. Nach dem
gemeinſam geſungenen Horſt=Weſſel=Lied nahm der Führer des
Haſſiabezirks Groß=Gerau Metz, das Wort. Ein Sieg=Heil auf
Hindenburg und Hitler beendete den eindrucksvollen Feſtakt. an
dem ſich ein gemütliches Beiſammenſein anſchloß. Die Standarten=
kapelle
unter der bewährten Leitung des Kavellmeiſters Rudi
Getroſt und die Ortsvereine ſorgten für die nötige Unterhaltung.
Am Abend fand die Preisverteilung mit Tanz ſtatt.

Ek. Pfungſtadt, 19. Auguſt. Gemeinderatsſitzung.
Schon die äußeren Zeichen deuteten darauf hin, wie gewaltig ſich
die Zeiten geändert haben. Unter anderem ſtand der Gemeinde=
voranſchlag
1933 zur Genehmigung. Eine Angelegenheit, welche
früher Wochen gebrauchte, bis ſie unter Dach war, unter ſtarkem
Publikumsandrang. Anders heute, da die Partei der NSDAP.
allein zu beraten hat und ein kaufmänniſch nüchterner Voranſchlag
vorgelegt wurde, an dem es nichts zu deuteln gab. Zuhörer waren
nicht anweſend. Zuerſt fanden eine ganze Anzahl von Ausſchuß=
Protokollen des Bau=, Feld= und Wohlfahrtsausſchuſſes die Zu=
ſtimmung
des Rates. Wichtige Beſchlüſſe: Die Randſiedlung
am Seeheimer Weg wird beiderſeitig erbaut. Im Programm der
Arbeitsbeſchaffung wird ein Darlehen aufgenommen zur Finan=
zierung
der Legung von Waſſer und Licht nach der Randſiedlung.
Aus 55 gemeldeten Bewerbern für dieſe Siedlung wurden die 18
Siedler beſtimmt unter Prüfung der Verhältniſſe, die gefordert
waren, um eine Stelle zu erhalten. Schneidermeiſter Eichmann
erhält die freigewordene Wohnung des Schneidermeiſters Lang
zur monatlichen Miete von 30 Mark. Hch. Britſch darf in der
Eberſtädter Straße einen Verkaufsſtand errichten unter der Vor=
ausſetzung
, daß er binnen einem Jahre keine Unterſtützung ſeitens
der Gemeinde in Anſpruch nimmt. Zu Wohnzwecken hat die Ver=
waltung
bei der Eiſenbahn=Werkſtätte in Darmſtadt zwei Per=
ſonenwagen
zu je 180 Mark und einen Packwagen zu 70 Mark
gekauft. Den Transport und die Aufſtellung führt der Fuhr=
unternehmer
Gründler=Darmſtadt mit Spezialwagen zum Preis
von 100 Mk. pro Stück aus. Die Angebote zur Reparatur des
Schwimmbaddaches erſchienen als zu teuer, weshalb die Verwen=
dung
anderen Materials geprüft werden ſoll. Inſtandſetzung
verſchiedener Wohnungen und gemeindlicher Gebäude, u. a. der
Schulen, wurden gutgeheißen, wobei ausdrücklich darauf hinge=
wieſen
wurde, daß der Rat ſich 100prozentig zu der Forderung
bekannt hat, daß die Handwerksmeiſter ebenſoviele Geſellen als
eigene Leute einſchließlich des Meiſters beſchäftigen müſſen. Nach=
dem
der Heſſiſche Landgemeindetag im nationalſozialiſtiſchen Sinn
in den Heſſiſchen Gemeindetag, umgebildet wurde, beſchließt der
Rat den Beitritt als Mitglied mit einem Beitrag von 2½ Pfg.
pro Kopf. der Bevölkerung. Auf Privatdienſtvertrag werden
Karl Polſter als Schutzmann und Joſef Gmeinder als Feldſchütze
angeſtellt. Die Schätzer bei Viehſeuchen wurden neu beſtimmt mit
Hch. May 2. und Ludwig Steinmetz 9.; Erſatzleute: Ludwig Cröß=
mann
37 und Ludwig Gerhardt. Die Sätze für Steuern und Um=
lagen
behalten für 1933 dieſelbe Höhe wie 1932. Dagegen kommt
die Getränkeſteuer ab 1. Sept. 1933 in Fortfall. Metzgerei Stern,
ſowie Schade u. Füllgrabe und der Konſum ſind nicht berechtigt,
die von der Gemeinde ausgegebenen Gutſcheine für Fleiſch und
Brot in Zahlung zu nehmen. Der im Dienſt verunglückte Hilfs=
poliziſt
Adam Hechler erhält eine Zuwendung von 30 Mk. Durch
Verhandlung mit den Pächtern iſt es der Verwaltung gelungen,
die um 40 Prozent gedrückten Pachtpreiſe wieder auf die Taxation
zu bringen. Die Wohlfahrtsunterſtützten ſind ſeit Ende März
von 726 auf 464 Perſonen geſunken, wobei der freiwillige Arbeits=
dienſt
und die Landhilfe einen großen Prozentſatz aufgeſaugt
haben. Die Verwaltung brachte eindeutig zur Sprache, daß man
von der Beſſerung der Verhältniſſe in Pfungſtadt noch wenig ge=
ſpürt
habe. Falſche Regierungspolitik habe die ſtarke Zündholz=
induſtrie
dem ſchwediſchen Truſt ausgeliefert. Die Pappfabriken
ſind geſchloſſen. Ein Lichtblick bleibe jetzt nur noch die Erbauung
der Autoſtraße, die weite Strecken durch die Gemarkung geführt
werden muß, wobei die Arbeitsloſen Beſchäftigung finden müß=
ten
. Ein Mißſtand, der unbedingt behoben werden muß, iſt die
Betreuung der Arbeitsloſen durch die Gemeinde. Es geht nicht
an, ſo führte Bürgermeiſter Steinmetz aus, daß die Nachbar=
gemeinde
Hahn z. B. keinen Wohlfahrtsempfänger hat, weil
dort keine Fabriken zugemacht wurden, wogegen der Haushalt der
hieſigen Gemeinde durch die hohen Wohlfahrtslaſten einfach nicht
auszugleichen iſt. Einen detaillierten und im einzelnen begründe=
ten
Voranſchlag verſprach, der Bürgermeiſter den anweſenden
Preſſevertretern zuzuſtellen. Er wies auf die Schwierigkeit bei
der Aufſtellung hin, zumal nach dem marxiſtiſchen Zeitalter reiner
Tiſch gemacht werden mußte. Nackte Zahlen ohne Erklärung zu
veröffentlichen, würde Mißverſtändniſſe auslöſen. Es wurden
100 000 Mark eingeſpart, und trotzdem ſtehen in den Endzahlen
einer Ausgabe von 828 000 Mk. nur eine Einnahme von 613 000
Mark gegenüber.
Ck. Pfungſtadt, 20. Aug. Sommerfeſt des Turnver=
eins
e. V. 1875. Mit bangem Hoffen ſah die Vereinsführung
dem Abend entgegen, da die Witterung der letzten Tage einen
unberechenbaren Charakter gezeigt hatte. Sollte doch das tradi=
tionelle
Sommerfeſt des Turnvereins im offenen Garten des
Hotels Strauß ſtattfinden. Erträglicher Aufenthalt im Freien und
der vollbeſetzte Gartenſaal bildeten den äußeren Rahmen, unter
dem ſich in raſcher Reihenfolge ein großes turneriſches Pro=
gramm
abwickelte mit Muſikeinlagen, vorgetragen durch den
Muſikverein. Nach dem Eröffnungsmarſch begrüßte Dietwart

Hoffmann die Gäſte und knüpfte an das Stuttgarter Turnfeſt an.
Er gedachte beſonders der Aufgabe der Jugend und betonte die
Parallele des Jahnſchen Geiſtes mit dem des Dritten Reiches. Es
folgte ein Sprechchor von Kindern der letzten Schulklaſſen, be=
titelt
: Dje Klage der Seberin‟. Der vortreffliche Inhalt be=
gann
mit der troſtloſen Zukunftsausſicht, die die Jugend in den
letzten Jahren ſehr hart verſpürt hat. Jetzt aber iſt ſie gewillt,
für ein Sonnenland der Jugend zu arbeiten. In bunter Reihen=
folge
zeigten dann die Riegen ihre Uebungen an Reck, Barren
und Pferd. Erſtmalig trat die vor einem Jahr gegründete Män=
nerriege
auf, bis zum Alter über 50 Jahre, die dem Grundſatz
huldigt: Erhalte den Körper geſchmeidig bis ins Alter, es iſt
die beſte Medizin, Körperſchule und ausgefeilte Leiſtungen der
Spezialgeräteturner folgten. Die Turnerinnenabteilung, zurzeit
die ſtärkſte im Verein, heimſte ſtarken Beifall ein. Sie pflegt ne=
ben
der Körperbildung den Volkstanz und mit ihrem Wiener
Walzer bot ſie ein Kabinettſtückchen, das beſonders beifällig auf=
genommen
wurde. Der geſpendete Beifall war ehrlich verdient.

Dg. Arheilgen, 19. Aug. Gedächtnisfeier. Der Krieger=
und Militärverein hatte für geſtern abend zu einer ſchlichten Ge=
dächtnisfeier
für die Kämpfer von Gravelotte und Saint=Privat
am alten Kriegerdenkmal eingeladen und die geſamte Einwohner=
ſchaft
hatte ſich hierzu eingefunden. Die Feier nahm einen er=
hebenden
Verlauf. Nach dem Aufmarſch der Vereine, SA., Stahl=
helm
uſw., wurde die Gedenkſtunde mit Böllerſchüſſen und Glok=
kengeläute
eingeleitet. Mit ehrenden Worten legte der Führer
des Kriegervereins, Herr Beigeordneter Zeidler, für die
Kämpfer von 1870/71 und 1914/18 einen Kranz nieder. Die Ge=
dächtnisrede
hielt Herr Pfarrer Grein, der der Kämpfer dieſes
Ringens gedachte und einen geſchichtlichen Ueberblick über jene
denkwürdigen Tage und bis in die Jetztzeit gab. Sie ſind nicht
tot, ſie ſchlafen nur, ſangen die zum Maſſenchor vereinigten hieſi=
gen
Geſangvereine treues, feierliches Gedenken beim Lied vom
guten Kameraden. In einer kurzen Anſprache wandte ſich Herr
Bürgermeiſter Birkenſtock an die verſammelte Gemeinde und
dankte unſerem Volkskanzler, der dieſe Feier überhaupt erſt er=
möglichte
, mit einem begeiſtert aufgenommenen Sieg=Heil.
Poſaunenchor und SA.=Kapelle gaben der Feier den würdigen
Rahmen, Anſchließend gruppierten ſich die Teilnehmer mit ihren
Fackeln zu einem Zuge, der ſich nach der Turnhalle bewegte, wo
eine Nachfeier ſtattfand. Hier ergriff Herr Oberleutnant Kröm=
melbein
das Wort zu einer Anſprache, in der er noch einmal
jene denkwürdigen Tage erſtehen ließ, auf den ſoldatiſchen und
kameradſchaftlichen Geiſt einging und den Friedenswillen, aber
auch den Kampfesmut des deutſchen Volkes hervorhsb. Weitere
Anſprachen hielten der Führer des Turnvereins, Herr Lehrer
Frank, und Beigeordneter Zeidler. Muſikaliſche Dabietun=
gen
der SA.=Kavelle und des Spielmannszuges der Sportvereini=
gung
ſawie gemeinſame Soldatenlieder beſchloſſen die denkwür=
dige
Feier. Hohes Alter. Frau Anna Völger Witwe,
geb. Benz, Weiterſtädterſtraße, beging dieſer Tage ihren 75. Ge=
burtstag
. Feldſchluß. Der Feldſchluß in hieſiger Gemar=
kung
wurde von 8.30 Uhr abends bis 5 Uhr früh feſtgeſetzt und
läuft bis zum 1. September. Während der feſtgeſetzten Zeit dür=
fen
keinerlei Feldarbeiten erledigt werden, auch nicht von Land=
wirten
.
G. Ober=Ramſtadt, 18. Aug. In einer am 17. d. M. ſtattge=
fundenen
Sitzung der evangeliſchen Kirchengemeindevertretung
wurden als Mitglieder in den Dekanatstag die ſeitherigen Mit=
glieder
Bürgermeiſter i. R. Rückert und Rektor i. R. Hofmann,
ſowie deren ſeitherige Stellvertreter Kaufmann Philivp Jakoby 2.
und Landw. Theodor Breitweiſer, ferner als ausführendes welt=
liches
Mitglied des Kirchenvorſtandes Bürgermeiſter i. R. Rückert
und als Kontrolleur k. Bürgermeiſter Jörgeling gewählt.
Feuerwehrinſpektion. Die diesjährige Inſpektion der
hieſigen Feuerwehr findet am Sonntag, den 20. d. M., vormittags,
ſtatt. In einer dieſer Tage ſtattgefundenen Verſammlung des
Kohlen= und Sterbevereins Friede wurde als Führer der ſeit=
herige
2. Vorſitzende, Kaufmann Jakob Müller 2., gewählt.
Roßdorf, 18. Aug. Verſammlung. Der am Dienstag,
den 22. Auguſt, ſtattfindende Schulungskurſus der NSDAP. im
Saale Zur Sonne iſt mit einer öffentlichen Verſammlung ver=
bunden
. Es ſpricht Kreisleiter Zürtz über Der Arbeitsloſigkeit
mitten ins Herz. Vermißt. Der als vermißt gemeldete 21 Ludwig Kraft befindet ſich bei einem Landwirt in Hütten=
feld
in Stellung.
Em. Heppenheim, 18. Auguſt. Schwerer Unfall. Im
Nachbarort Hambach verunglückte der dort beſchäftigte 19jährige
Landhelfer Hans Bläſer aus Heppenheim beim Aufmachen
der Leier eines beladenen Futterwagens. Er rutſchte dabei aus
und fiel ſo unglücklich, daß der Wagen über ihn hinwegging.
Schwer verletzt wurde er ins Krankenhaus verbracht; an ſeinem
Aufkommen wird gezweifelt. Die Prüfung des Ret=
tungsſchwimmens
zur Erlangung des Grundſcheins der
Deutſchen Lebensrettungsgeſellſchaft, die in unſerem Schwimm=
bad
unter dem Vorſitzenden der Deutſchen Turnerſchaft, Herrn
Dr. Grimm, ſtattfand, beſtanden 11 von 12 Teilnehmern, dar=
unter
eine Dame. Obſtpflück= und Verpackungs=
kurſe
. Um ſich mit den neuzeitlichen Methoden der Obſternte
vertraut zu machen, können Ob4tbauvereine und Obſtabſatzgenoſ=
ſenſchaften
die Abhaltung ſolcher Kurſe, die von 1tägiger Dauer
ſind, bei dem Obſtbauinſpektor für die Kreiſe Heppenheim und
Erbach, Herrn Ohrtmann=Heppenheim, beantragen. Jeder
48. Kreisbewohner beſitzt ein Kraftfahrzeug.
Die am 1. Juli d. Js. durchgeführte Zählung der Kraftfahrzeuge
hatte folgendes Ergebnis: 786 (im VVorjahre 717) Motorräder,
darunter 443 (389) Kleinkrafträder, 296 (261) Perſonenwagen
und 63 (66) Laſtwagen.
Dr. Sprendlingen, 18. Aug. Hohes Alter. Herr Wilh.
Stapp 4., welcher über 50 Jahre bei der Stadt Frankfurt als
Pflaſterer tätig war, kann am Sonntag, den 20. Auguſt, in kör=
verlicher
und geiſtiger Friſche ſeinen 80. Geburtstag begehen.
Das Goldene Jubiläum der Schützengeſellſchaft
Sprendlingen findet am Sonntag. 20. d. Mts., auf ihren
ſchönen Schießſtänden ſtatt.
Aus dem Neckartal, 19. Aug. Den Vater erſtochen,
Im Verlauf eines Streites zwiſchen dem Gaſtwirt Zur Sonne
in Obrigheim Emil Hämmerle, und ſeinem Sohne drang
letzterer auf ſeinen Vater mit dem Metzgermeſſer ein und verletzte
dieſen durch einen Stich in den linken Oberarm ſo ſchwer, daß
ſchon nach kurzer Zeit der Tod eintrat. Der Täter ſtellte ſich
ſelbſt der Staatsanwaltſchaft Mosbach.

14. Rhön=Segelflug=Wettbewerb 1933.
Großarkige Dauerleiſtungen an den lehzken Wekibewerbskagen. Zahlreiche Flugzenge gehen auf Skrecke.
Hakenios überbieket den Rhön=Dauerrekord mit 13½ Skunden.

* Waſſerkuppe, den 19. Auguſt 1933.
Hakenjos hat es geſchafft. Seit Tagen bemühen ſich die ein=
zelnen
Gruppen, dieſen Preis zu erringen. Aber immer fehlte es
an dem nötigen Wind, um die geforderten 12 Stunden durchhalten
zu können. Nun iſt es am drittletzten Wettbewerbstag gelungen.
Mit unermüdlicher Ausdauer und Geduld hat Hakenjos ausge=
halten
und eine Zeit von 13½ Stunden erreicht. Damit iſt der
von Schleicher im vergangenen Jahre aufgeſtellte Rhöndauerrekord
von 12 Stunden weſentlich überboten. Es erſcheint unter den
gegenwärtigen Verhältniſſen ausgeſchloſſen, daß eine weitere
Steigerung dieſer Leiſtung erfolgt. Es iſt ſchon eine erhebliche
Leiſtung, die Hakenjos vollbracht hat. Man muß bedenken, daß für
die Durchführung dieſes Fluges ein Hang von knapp einem Kilo=
meter
Ausdehnung zur Verfügung ſtand, an dem das Flugzeug
nun dieſe lange Zeit ununterbrochen kurven mußte. Daß Hakenjos
ausgehalten hat, daß er ſogar 1½ Stunden in dichtem Nebel ge=
flogen
iſt, kennzeichnet ihn als einen Piloten, deſſen Fähigkeiten
noch manche beachtliche Leiſtungen erwarten laſſen.
Weiterhin brachte der vergangene Tag noch eine ganze Reihe
von ſchönen Dauerflügen, von denen die weſentlichſten hier
aufgeführt ſeien: Glaſer auf, Muſterle 8 Stunden 5 Min.; Rich=
ter
auf Pommernland 7 Stunden 38 Min und Richter auf
Pommernland 5 Stunden 44 Min:; Huth auf Nobel 4 Stun=
den
46 Min. Ahrens auf Krefeld 4 Stunden 32 Min.: Peters
auf Aachen 4 Stunden 28 Min.; Kenſche auf Windhund 4
Stunden 1 Min.
Insgeſamt wurden am Freitag 34 Flüge über eine Stunde
Dauer ausgeführt, die eine Geſamtzeit von über 100 Stunden er=
reichten
. Es war wirklich prachtvoll, was unſere Segelflieger da=
mit
wieder geleiſtet haben, und es hat den Anſchein, als ob dieſe
letzten Tage des 14. Rhönwettbewerbes Großkampftage würden,
wie wir ſie von früheren Wettbewerben her gewohnt ſind. Fiſcher
auf der Darmſtadt hat mit 45,6 Kilometer die größte Strecke des
Tages zurücklegen können und dafür auch den Tagespreis erhalten.
Baur erzielte auf der Fledermaus 44,6 Kilometer und Riedel=
Schmalkalden 42,4 Kilometer
Der heutige vorletzte Wettbewerbstag ſteht im Zeichen der
Dauer= und Streckenflüge Schon frühzeitig ſetzte der Start ein.
Die ausgezeichneten Aufwindverhältniſſe bei ſtarker Cumulus=
bewölkung
ſorgten für regen Flugbetrieb. Teilweiſe waren wieder
15 bis 16 Maſchinen gleichzeitig in der Luft, kurvten längere Zeit
über dem Weſthang, bis ihnen der Anſchluß an eine Wolke gelang,
der dann den erforderlichen Höhengewinn einbrachte, Mitunter
kreiſten 7 bis 8 Flugzeuge unter einer Wolke, mit ihr über die
Kuppe hinwegziehend, dann wieder zum Weſthang vorſtoßend oder
mit ihr weiterziehend. Kenſche auf dem Windhund und Endres
auf der Würzburg konnten heute neben zahlreichen anderen eine
Flugdauer von mehr als 5 Stunden erreichen und damit die letzte
Bedingung für ihr Leiſtungsabzeichen erfüllen. Auch heute werden
große Dauerflüge durchgeführt und wohl in manchen Fällen 8 und
9 Stunden erreicht werden. Jedoch kann hierüber noch nicht be=
richtet
werden, da die Flugzeuge bei Niederſchrift noch in der Luft

ſind. Beſonders beachtlich ſind die erheblichen Streckenflüge, zu
denen die Flieger durch die günſtigen Aufwindbedingungen ver=
führt
worden ſind. Insgeſamt ſind 10 Flugzeuge auf Strecke ge=
gangen
. Die Landemeldungen liegen bereits vor. Danach hat
Krekel auf dem Thermikus mit zirka 85 Kilometern die größte
Strecke zurückgelegt. Dittmar und Riedel ſind an derſelben Stelle
gelandet und haben etwa 80 Kilometer erreicht. Riedel konnte
mit ſeinem. Fafnir nach dem Thüringerwald fliegen und landete
nach 75 Kilometer glatt bei Maſſerberg. Philipp auf dem Ma=
rabu
, der ſeinen erſten Ueberlandflug ausführte, flog 55 Kilo=
meter
weit und ſtellte damit eine ſehr ſchöne Leiſtung auf die
wiederum bezeichnend für die Jungflieger iſt. Alle in dieſem Wett=
bewerb
von noch nicht auf Strecke gegangenen Führern erreichten
Entfernungen ſind Leiſtungen, die vor wenigen Jahren Rekord=
flüge
darſtellten. Selbſtverſtändlich ſind an dieſem Geſchwaderflug
auch wieder die Darmſtädter beteiligt. Utech auf Darmſtadt
konnte 40. Kilometer zurücklegen. Auch die Askania, die von
Pernthaler geflogen wird, erreichte dieſelbe Strecke. Peters auf
der Aachen ſtattete Meiningen einen Beſuch ab mit beinahe
40 Kilometer. Wiegmeyer flog nach Nordheim; etwa 25 Kilometer.
Steinig und Hanna Reitſch erzielten 20 Kilometer. Noch ſind zahl=
reiche
Maſchinen in der Luft. Es erſcheint bei der vorgeſchrittenen
Zeit unwahrſcheinlich, daß noch weitere Streckenflüge ausgeführt
werden, aber die geflogenen Zeiten werden recht erheblich werden
und damit beſtimmend auf den Preis für die größte Geſamtflug=
dauer
wirken. Bis jetzt liegt hier Richter auf der Pommernland
an der Spitze, der bis geſtern insgeſamt 33 Stunden erreicht hat,
aber auch heute ſchon wieder bald 10 Std in der Luft iſt. An zwei=
ter
Stelle ſteht Philipp auf dem Marabu, der etwa 15 Stunden
geflogen iſt. Nun iſt aber Philipp auf Strecke gegangen und hat
außerdem ſeinen Vogel beſchädigt, ſo daß ſeinen Platz ein anderer
einnehmen wird. Hierüber kann aber noch kein Urteil gefällt wer=
den
. In der Höhe ſteht nunmehr Vandieken mit weit über 2000
Meter an der Spitze. Doch können auch hier noch Verſchiebungen
eintreten. Die weſentlichen Preiſe ſind nun ausgeflogen. Lediglich
der 2000=Mark=Preis für die größte Höhe, mindeſtens 2000 Meter
ſteht noch offen. Es iſt ausgeſchloſſen, daß dieſe Bedingung noch
erfüllt wird. Von den Piloten mit Leiſtungsabzeichen führt Riedel.
der zwei der großen Preiſe erflogen hat: Die Kiſſinger Hütte mit
Rückkehr zur Startſtelle (1500 Mark) und Fernzielflug neben Hirth
mit 167 Kilometer. Dieſer Entfernung entſprechen etwa 900 Mark.
Bis zum vergangenen Abend wurden insgeſamt 439 Starts
ausgeführt. Mit den heutigen Flügen werden bald 500 erreicht
werden, ſo daß nunmehr als ſicher angenommen werden kann, daß
die Zahl der Flüge des vergangenen Wettbewerbes, die 540 be=
tragen
hat, ebenfalls erreicht werden wird.
Die Witterungsausſichten für den kommenden letzten Wett=
bewerbstag
ſind ausgezeichnet. Es wird ſich ſicher ein erheblicher
Flugbetrieb entfalten und im weſentlichen wieder große Zeiten,
vielleicht auch Strecken erflogen werden, ſo daß die für Sonntag
zu erwartenden großen Zuſchauermengen auf jeden Fall auf ihre
Koſten kommen.
A. K.

[ ][  ][ ]

Montag, 72f.Auguſt 1933

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 231 Seite 5

Emmgtemtängen dei dei Hrauen=semchiäiglein genterſchäften.
Ein vielverſprechender Nachwuchs bei unſeren Leichtathletinnen. Zwei neue deutſche Rekorde.
Totes Rennen über 4 mal 100 Meter. Berlin im Hitler=Handballpokal ausgeſchaltet.
Magdeburg und Puppertal im Endſpiel. Zußball=Ueberraſchungen.

Beſſer als im Vorjahr!
Hinter den Deutſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften der Män=
ner
, die eine Woche vorher in Köln ſo hervorragende Leiſtungen
brachten, wollten auch die Frauen nicht zurückſtehen. Sie boten
am zweiten Tage ihrer in Weimar durchgeführten Titelkämpfe
wahre Glanzleiſtungen. Es gab an dieſem Tage allein zwei neue
deutſche Rekorde, aber auch in allen übrigen Konkurrenzen konn=
ten
ſich die Reſultate ſehen laſſen. Die Vorjahrsleiſtungen wur=
den
faſt in ſämtlichen Wettbewerben überboten. Eine Ausnahme
machte allein das Speerwerfen. Allerdings waren auch am Sonn=
tag
die äußeren Umſtände denkbar günſtig. Das Wetter war
ſchön, der Beſuch ſehr befriedigend, und die Kampfanlagen ließen
in ihrer Beſchaffenheit nichts zu wünſchen übrig. Die erſte neue
deutſche Höchſtleiſtung war bereits am Vormittag fällig. Die
Rekordhalterin im Hochſprung, Frl. Notte=Düſſeldorf, unterbot
im Vorlauf zum 80=Meter=Hürdenlaufen den von Frl.
Pirch=Charlottenburg mit 123 Sek, gehaltenen alten Rekord um
eine Zehntel=Sekunde. Der neue Rekord von 122 Sek kann ſich
ſehen laſſen. Im Endlauf am Nachmittag war Frl. Notte dann
allerdings indisponiert. Sie wurde mit weitem Abſtand nur
Letzte, während, der Sieg in 123 Sek. an Frau Engelhardi=
Berlin fiel.
Eine ganz hervörragende Athletin iſt Frl.
Mauermeyer aus Neuhauſen bei München. Sie er=
reichte
im Fünfkampf 357 Punkte, während der alte Rekord
von Ellen Braumüller nach der neuen Berechnung ſich nur auf
337 Punkte ſtellt. Im einzelnen bot Frl. Mauermeher die fol=
genden
Leiſtungen: Kugelſtoßen: 12,90 Meter, Weitſprung 5,32
Meter Speer 33,96 Meter. Hochſprung 1,46 Meter, 100 Meter in
132 Sek. Den zweiten Platz beſetzte Frl. Buſch=Köln mit 322
Punkten vor der Titelverteidigerin Ellen Braumüller=Berlin
301 Punkte.
Im 200=Meter=Laufen wurde Frl. Krauß=Dresden
von Frl. Dollinger=Nürnberg, die in 26,0 Sek. ganz überlegen
ſiegte, entthront. Die beiden Damen halten nun alſo die Litel
in umgekehrter Reihenfolge wie im Vorjahre.
Im Weitſprung verteidigte Frl. Grieme=Bremen mit
der ausgezeichneten Leiſtung von 5,79 Meter ihren Titel erfolg=
reich
. Aber auch die Nächſten boten gute Leiſtungen. Hier wie in
einigen anderen Wettbewerben tauchten erfreulich viele neue
Namen junger Athletinnen auf. Wie bei den Männern, ſo brau=
chen
wir nun auch bei den Frauen um den Nachwuchs nicht
mehr beſorgt zu ſein.
Einen ungewöhnlichen Ausgang nahm die 4 mal 100=
Meter=Staffel. Nach äußerſt erbittertem Ringen durch=
riſſen
Eintracht Frankfurt und Dresdener SC. in totem Rennen
in 510 Sek. das Zielband. Die übrigen Staffeln waren klar
geſchlagen. Wie man nun die Titelvergebung vornehmen wird,
ſteht zur Stunde noch nicht feſt.
Im Schlagballweitwerfen erreichte, die Siegerin,
Frl. Buhl=Nordhauſen mit 72,68 Meter eine bislang in Deutſch=
land
noch nicht erzielte Leiſtung, jedoch wird dieſer Wettbewerb
noch nicht in der deutſchen Rekordliſte geführt.
Die vielſeitige Turnerin Frau Schröder=Mundenheim holte
ſich erneut den Titel im Kugelſtoßen. Mit dem famoſen
Wurf von 1360 Meter blieb ſie nur um 10 Zentimeter hinter
dem deutſchen Rekord.
Weſentlich mäßiger war dagegen das Ergebnis im Speer=
werfen
, das im Vorjahre von Frl. Fleiſcher=Frankfurt mit
4407 Meter gewonnen wurde. Diesmal brauchte Frl. Schumann=
Eſſen nur 39,35 Meter zu werfen, um Siegerin zu bleiben. Frl.
Fleiſcher wurde mit 37,50 Meter hinter Frl. Link aus Siegen
mit 37,83 Meter nur Dritte.
Die Ergebniſſe:
200 Meter: 1. Frl. Dollinger=1. FC. Nürnberg 26.0 Sek.: 2. Frl.
Krauß=Dresdener SC. 26.4 Sek.; 3. Dörffeldt=Berlin 26,8
Sek.; 4. Hadler=Kaſſel 283 Sek.
80 Meter Hürden: 1. Frau Engelhardt=Berlin 12,3 Sek.: 2.
Kluſenwerth=Charlottenburg 12.5 Sek. 3. Frl. Fraubös=Halle
12.5 Sek. 4. Frl. Pirch=Charlottenburg 128 Sek.; 5. Frl.
Notte=Düſſeldorf 13.3 Sek.
4mal 100 Meter: 1. Totes Rennen zwiſchen Eintracht Frankfurt
und Dresdener SC. in 51.0 Sek.; 3. St. Georg Hamburg
51.2 Sek.: 4. SC. Charlottenburg 51.5 Sek. 5. Magdeburger
Frauen=SC. 51.,8 Sek.,; 6. Bremer Sportfreunde 52,0 Sek.
Fünfkampf: 1. Frl. Mauermeyer=Neuhauſen b. München 357
Punkte (Neuer Deutſcher Rekord.); 2. Frl. Buſch=Viktoria
Köln 322 Punkte; 3. Ellen Braumüller=Olympiſcher SC.
Berlin 301 Punkte: 4. Frl. Link=Siegen 299 Punkte; 5. Frl.
Göppner=Danzig 275 Punkte.
Weitſprung: 1. Frl. Grieme=Bremen 5,79 Meter; 2. Frl. Maſcher=
Erfurt 5,69 Meter; 3. Frl. Göppner=Danzig 5,52 Meter;
4. Inge Braumüller=Berlin 5,29 Meter; 5. Frl. Dollinger=
Nürnberg 5,29 Meter (durch Stechen entſchieden); 6. Frl.
Buſch=Köln 5,11 Meter.
Schlagball=Weitwerfen: 1 Frl. Buhl=Nordhauſen 72,68 Meter
(bisher beſte DSB.=Leiſtung); 2. Schellmann=Kaſſel 72,65
Meter; 3. Nichers=Wiſchhafen 71,75 Meter; 4. Frl. Jobſt=
Harburg 71,39 Meter.
Speerwerfen: 1. Frl. Schumann=Schwarz=Weiß Eſſen 39,35 Mer.;
2. Frl. Link=Siegen 37,83 Meter: 3. Tilly Fleiſcher=Eintracht
Frankfurt 37,50 Meter;, 4. Frl. Richers=Wiſchhafen 36,25
Meter: 5. Frl. Kuhlmann=Hamburg 36.15 Meter; 6. Dollin=
ger
=1.FC. Nürnberg 3606 Meter.

Kugelſtoßen: 1. Frau Schröder=Mundenheim 13,60 Meter; 2.
Heublein=Barmen 12,72 Meter; 3. Mauermeher=Neuhauſen
12,44 Meter; 4. Frl. Link=Siegen 12,03 Meter.
Die Entſcheidungen des erſten Tages:
100 Meter: 1. Krauß=Dresdener SC. 120 Sek.; 2. Dollinger=
1. FC. Nürnberg 12.2 Sek.; 3. Dörffeldt=Berlin 123 Sel.,
4. Köhler=Gericke=SC. Charlottenburg 12.4 Sek.
Hochſprung: 1. Niederhoff=Velbert 1,58 Meter; 2. Grieme= Bre=
men
: 3. Kluſenwerth=Charlottenburg; 4. Notte=Düſſeldorf,
alle 1,52 Meter, durch Stechen entſchieden.
Disruswerfen: 1. Ellen Braumüller=Berlin 38 75 Meter: 2. Reut=
ter
=SC. 80 Frankfurt 37,70 Meter; 3. Mollenhauer=Hamburg
37,28 Meter.
Polizei=Provinzial=Sportfeſt
in Zruntfarr u. M.
Schöne Erfolge der Darmſtädter Polizei=Sporkler.
Neu ſn Amdfif zune.
Im weiteren Verlaufe des Sportfeſtes gab es am Samstag
durchweg herrliche Kämpfe bei wunderbarem Sportwetter. In
allen Sportkonkurrenzen verſtanden es die Poliziſten aus Darm=
ſtadt
, ſich bis in die Entſcheidung durchzuſetzen. Polizei Frank=
furt
hatte die Organiſation tadellos aufgezogen. Dank dafür war
ein immer ſtarker Beſuch des Stadions. Am Samstag ſelbſt
fielen folgende Entſcheidungen:
1500=Meter=Lauf: 1. Eckhardt=Darmſt. 4:29,7 Min., 2. Winkel=
mann
=Frkf. 4:30.4, 3. Perne=Darmſt. 4:31.2.
400=Meter: 1. Hölge=Hanau 53,3 Sek., 2. Stahl=Darmſtadt 54,3,
3. Gerſteier=Wiesbaden 55,0 Sek.
Olympiſche Staffel: 1. Kaſſel 3:48.2 Min, 2. Frkf. 3:504 Min,
3. Darmſtadt 3:55,8 Min., 4. Hanau 3:56,8 Min.
Stabhochſprung: 1. Jochum=Darmſt. 3,00 Meter, 2. Althenhein=
Hannover 2,95 Meter, 3. Bierwirth=Darmſtadt 2,90 Meter.
Keulenwerfen: 1. Sommer=Darmſt. 67,28 Meter, 2. Seitherer=Fr.
66,18 Meter, 3. Rothärmel=D, 65,02 Meter, 4. Walter=D.
64,75 Meter.
Am Samstag morgen wurde noch die Vorentſcheidung im
Handballturnier ausgetragen. Es ſtanden ſich Frankfurt
und Darmſtadt gegenüber. In der Darmſtädter Elf wirkte
zum erſten Male Spalt (früher SV. 98) in der Stürmerreihe mit,
und man kann dieſen Zuwachs als eine Verſtärkung bezeichnen.
Das Spiel wurde ſehr hart durchgeführt und hatte einen Halb=
zeitſtand
von 6:5 für Frankfurt. Erſt, nach der Halbzeit kam
Darmſtadts Sturm auf Touren. Er ſchoß noch 6 Tore, während
Frankfurt kein Gegentor mehr erzielte. Darmſtadt ſiegte
11:6.
3X1000=Meter=Staffel: 1. Darmſtadt (Bünſack, Bruder, Eckhardt)
in 8:48,8 Min., 2. Kaſſel 8:51.3, 3. Wiesbaden 8:53.2 Min,
4. Frankfurt 8:59.3 Min.
Diskuswerfen: 1. Schneider=D. 41,52 Meter, 2. Eckhardt=D. 36,53
Meter, 3. Lotz=Hanau 34,08 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Schneider=D. 14,41 Meter, 2. Tülges=Hanau 12,81
Meter, 3. Lotz=Frankfurt 12,52 Meter.
Steinſtoßen: 1. Schneider=D. 9,05 Meter, 2. Franzke=Frankfurt
8,89 Meter, 3. Frick=Frankfurt 8,77 Meter.
Am Sonntag nachmittag begann vor ungefähr 12000 Zu=
ſchauern
das volkstümliche Polizeifeſt. Es war ein Volksfeſt im
wahrſten Sinne des Wortes, denn Polizei Frankfurt hatte den
Kontakt mit dem Frankfurter Publikum fabelhaft gefunden.
Muſterhaft wie am Vortag klappte auch diesmal die Organiſation.
Zuerſt ſtanden ſich die Fußballer von Darmſtadt und Frank=
furt
gegenüber. Der Klaſſenunterſchied zugunſten Darmſtadts war
in der ganzen Spielzeit unverkennbar. Sie ſiegten deshalb auch
durch Tore von Pfeiffer, Seipp, Müller mit 3:1 Toren. Eine herr=
liche
Darbietung waren die tadellos diſzipliniert ausgeführten
Frejübungen der Frankfurter Schupo. Den Abſchluß bildete ein
von den Sportlern gelegtes lebendes Hakenkreuz. Spontan wurde
von den Zuſchauern das Horſt=Weſſel=Lied angeſtimmt.
In der Tauziehentſcheidung unterlag dann die Darmſtädter
der Frankfurter Polizei. Beim Geſchicklichkeitsfahren der Motor=
radfahrer
ſah man viele Beweiſe ihres ſehr guten Könnens. Mit
Programmpünktlichkeit kam dann die 4X100=Meter=Staffel der
Zivilvereine zum Austrag. Ergebnis: 1. Eintracht=Frankfurt
in 44,2 Sek., 2. Poſtſportverein Frankfurt 44,5 Sek., 3. JG. Sp.=
Verein 45,3 Sek.
Das beifallsfreudige Publikum ſah dann eine prächtig gerit=
tene
Quadrille der Polizei Frankfurt, die für ihre Leiſtung leb=
haften
Beifall erntete.
Dann ſtanden ſich zur Handball=Entſcheidung die Polizeimann=
ſchaften
aus Kaſſelund Darmſtadt gegenüber. Das Spiel
ſelbſt hinterließ einen ſehr guten Eindruck bei dem Frankfurter
Publikum. Man ſah raſante Angriffe, wunderbare Abwehr, all
das, was zu einem vollendeten Handballſpiel gehört. Der 16:9
(6:4)=Sieg der Darmſtädter ſtand im ganzen Spielver=
laufe
nie in Frage. In großer Form holten ſich die Darmſtädter
Poliziſten den ſchönen Wanderpreis. Deshalb ein Geſamtlob der
ganzen Mannſchaft, die die Handballhochburg. Darmſtadt in
Frankfurt vor 12 000 Zuſchauern ſo würdig vertrat.
Nach dem Handballſpiel führte der berittene Zug Frankfurts
eine fabelhafte Schaunummer Wild=Weſt vor. Beifallsſtürme

des Publikums bewieſen den ſtarken Eindruck. Das bunte Pro=
gramm
zeigte nun weiter großartige Leiſtungen der Polizeihunde.
Praktiſche Fälle (Ueberfall auf einen Landbriefträger) erweckten
lebhaftes Intereſſe. Eine 10mal halbe Bahnrundenſtaffel ohne
Darmſtadt gewann Frankfurt vor Kaſſel und Wiesbaden. Einen
würdigen Abſchluß dieſes einzigartigen Feſtes bildete dann das
halsbrecheriſche Motorradrennen auf der Aſchenbahn. In fünf
Läufen zeigte Naujoks=Frankfurt ſeine ſehr gute Klaſſe.
Turngemeinde Beſſungen Turngeſ. Eberſtadt 75 59: 49 Pkt.
Am Samstag trafen ſich erſtmals beide Vereine auf der
Rennbahn zu einem volkstümlichen Wettkampfe. Bei ſchönem
Wetter, vor zahlreichen Zuſchauern und bei angemeſſenen Lei=
ſtungen
beider Mannſchaften, wurde ein ſpannender Kampf aus=
getragen
.
Pünktlich um 18 Uhr betraten unter Vorantritt ihrer Mann=
ſchaftsführer
beide Mannſchaften das Kampffeld. Der Führer
der Turngemeinde Beſſungen, Turnbruder Hering, begrüßte mit
warmen Worten beide Mannſchaften, beſonders aber die Gäſte,
denen er einen ſchönen Blumenſtrauß überreichte. Seine Worte
galten der nunmehr vollzogenen Gleichſchaltung aller Turnver=
bände
. Er betonte, daß unſere Kämpfe dem Beſten für Volk und
Vaterland dienen Mit einem Gut Heil auf die Führer des
Reiches und der Deutſchen Turnerſchaft nahmen die Wettkämpfe
ihren Anfang. Nachſtehend die ausgetragenen Kämpfe.
Hochſprung: 1. Brecht (E.) 1.60 Meter: 2. Lotter (B.) 1,55 Meter;
3 Bergſträßer (E.) 1,50 Meter: 4. Kehmptzow (B.) 1.45 Met.
800=Meter=Lauf: 1. Beckmann 2:19,8 Min.; 2. Walter 2:20,3 Min,
Gbeide Beſſungen); 3. Götz 2:25 Min.; 4. Günther 2:408 Min.
(beide Eberſtadt).
100=Meter=Lauf: 1. Sieß (B.) 12.5 Sek.; 2. Schardt (E.) 12.,6 Sek.;
3. Göbel (B.) 12.7 Sek.; 4. Heyer (E.) 13.2 Sek.
Kugelſtoßen: 1. Holletſchek (B.) 10,50 Meter: 2. Kraft (E.) 10,30
Meter; 3. Krämer (E.) 9,60 Meter; 4. Geyer (B.) 9,52 Meter.
Speer: 1. Schardt (E.) 40.50 Meter; 2. Kaltenbach (B.) 3880
Meter; 3. Lotter (B.) 38,50 Meter; 4. Götz (E.) 3720 Meter.
Diskus: 1. Kraft (E.) 31,40 Meter; 2. Krämer (E.) 23,90 Meter;
3. Vollhardt (B.) 23 Meter; 4. Holletſchek (B.) 20 Meter.
Schleuderball: 1. Kraft (E.) 43 Meter; 2. Holletſchek GB.) 41
Meter; 3. Geyer (B.) 39 Meter; 4. Krämer (E.) 37,50 Meter.
3 mal 1000=Meter=Staffel: 1. Beſſungen 9:44,5 Min.: 2. Eberſtadt
9:58 Min.
4mal 100=Meter=Staffel: 1. Beſſungen 50.2 Sek.; 2. Eberſtadt
518 Sek.
Keulenwerfen: 1. Kaltenbach (B.) 55,80 Meter; 2. Speckhardt (E.)
55 Meter: 3. Vollhardt (B.) 54 Meter; 4. Hebermehl (E.)
51,50 Meter.
Weitſprung: 1. Lotter (B.) 5,52 Meter; 2. Schardt (E.) 5,32
Meter 3. Vollhardt (B.) 5.16 Meter; 4. Heyer (E.) 4,90 Met.
10 mal ½ Bahnrunden: 1. B. 3:585 Min.; 2. E. 4:43 Min.
Klubkampf Rot=Weiß Merck Darmſtadt.
Für kommenden Mittwoch abend hat Rot=Weiß die
Merckſportler zu einem Klubkampf verpflichtet. Freunde der
Leichtathletik werden am Mittwoch abend 6 Uhr auf dem Platz
an der Rheinallee einige intereſſante Kämpfe ſehen. Zum Aus=
trag
kommen: 100, 400. 1500, 5000 Meter, ſowie Diskuswerfen,
Lugelſtoßen Schwedenſtaffel und eine 4mal 100=Meter=Staffel.
Den Rot=Weißen erwachſen diesmal auf den langen Strecken
ſtarke Konkurrenzen. Auch in Sprung und Wurf ſind die Merck=
ſportler
auf der Höhe Für Rot=Weiß könnte man die kurzen
Strecken und die Staffeln als ausſichtsreich nennen. Aller=
äußerſte
Anſtrengungen können hier nur vor Ueberraſchungen
ſchützen.
Radſport.
3. Trainingslauf des Darmſtädter Radſportklubs.
Bei dem ſtattgefundenen Trainingslauf im Mannſchaftsfah=
ren
über 35,7 Kilometer gab es in der Tabelle weſentliche Ver=
ſinderungen
. So erleidet Meißner ein paar Kilometer vor dem
Ziel einen Wadenkrampf und fällt mit ſeinem Partner Keim auf
den vierten Platz zurück. In Dieburg werden von dem als Mal=
fahrer
geſtarteten Paar Klöß=Jäger, das Paar Meißner=Keim
zuerſt aufgeholt; ein Zeichen für die Stärke des nur mit einer
Minute Vorgabe fahrenden Paares. Kurz vor dem Meenze=
Buckel wird das ſich nun zuſammengeſchloſſene Feld geſichtet,
nochmals wird das Tempo bis zum äußerſten verſchärft don=
nernd
geht es den Berg hinauf, voran der lange, zähe Keim,
jeder wußte hier kann die Entſcheidung fallen. Ein neuer Vor=
ſtoß
des Paares Klöß=Jäger war dann auch nicht mehr abzufan=
gen
. Bei der Talfahrt manchmal oft zum greifen nahe, iſt ihnen
doch bis zum Ziele nicht mehr beizukommen.
Ergebnis: Klöß=Jäger 52,05 Min., Keil=Kratz 59,38 Min.,
Dietz=Fleiſchhacker, Ferd. 59,39 Min. Keim=Meißner 60, 45 Min.
Tabellenſtand; Klöß=Jäger 20 Pkt., Keil=Kratz 14 Pkt., Kein=
Meißner 12 Pkt., Dietz=Ferd. Fleiſchhacker 4 Pkt.
Vierter und letzter Trainingslauf am Donnerstag, den 24.
Auguſt, abends 7 Uhr. Die Strecke wird hier noch bekanntgegeben.
Neben dem Sieg im Länderkampf gegen England konnte der
deutſche Sport noch einige andere ſchöne Auslandserfolge
erzielen. Unſere Amateure ſiegten im Radländerkampf
gegen die Schweiz in Zürich mit 16:9 Punkten. Raymond Deiters=
Köln gewann das Schwimmen Quer durch Brüſſel mit ganz
großer Ueberlegenheit und bei den 1. Kanu= Europameiſter=
ſchaften
, die in Prag zum Austrag kamen, blieben in insge=
ſamt
ſieben Wettbewerben nicht weniger als viermal die deut=
ſchen
Vertreter ſiegreich.

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Seite 6 Nr. 231

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 21. Auguſt 1933

Freundſchaftsſpiele der Fußballer.

Gauligen werden erweikerk.
Gane 13, Brandenburg, Bayern und Niederrhein
erhalten 12 Bereine.
Der Führer des Deutſchen Fußball=Bundes, Felix Linnemann=
Berlin, hat folgende Verfügung erlaſſen:
Die Neueinteilung der Gauligen hat für mehrere Vereine
unberechtigte Härten mit ſich gebracht. Der Herr Reichsſport=
führer
, der für dieſe Schwierigkeiten vollſtes Verſtändnis zeigte,
hat dem Unterzeichneten die Genehmigung erteilt, die Zahl der
Gauligavereine für verſchiedene Gaue um einen oder zwei Ver=
eine
zu erhöhen. Die Gaue 13 (Südheſſen, Saar, Pfalz) Bran=
denburg
und Niederrhein erhalten nun 12 Gauliga=Vereine, die
Gaue Freiſtaat Sachſen und Mittelrhein je 11 Vereine. Es ſtei=
gen
in dieſen Gauen ſolange drei Vereine ab und zwei auf, bis
die endgültige Ziffer von zehn Vereinen erreicht iſt. In den
Bezirksligen ſind die Plätze für die mehr abſteigenden Vereine
freizuhalten. Die Anweiſung, welche Vereine in die Gauliga ein=
nuteilen
ſind, geht den Gauführern beſonders zu.
Die Gauliga des Gaues 13.
Wie wir erfahren, werden in die Gauliga des Gaues 13
(Südheſſen, Pfalz, Saar) die folgenden 12 Vereine Aufnahme
finden: Eintracht Frankfurt, FSV. Frankfurt, Offenbacher Kickers,
Mainz 05, Wormatia Worms Alemannia=Olympia Worms, SV.
Wiesbaden, Boruſſia Neunkirchen, ein Saarbrücker Verein, Phönix
Ludwigshafen, 1. FC. Kaiſerslautern und FK. Pirmaſens. Die
Entſcheidung über den Saarbrücker Verein ſteht zur Stunde noch
aus, da abgewartet werden ſoll, welchen Verlauf die in Saar=
brücken
angeſtrebte Fuſion mehrerer Vereine nimmt.
Die Fußball=Ergebniſſe.
Freundſchaftsſpiele in Süddeutſchland.
Samstag: FSV. Mainz 05 Rot=Weiß Frankfurt 7:3.
Kickers Offenbach VfR. Offenbach 6:0. 1. FC. Nürnberg
FC. Schalke 04 4:2. VfB. Karlsruhe/Mühlburg FK. Pirma=
ſens
4:2. Sppgg. Mundenheim Phönix Ludwigshafen 0:2.
VfB. Ingolſtadt/Ringſee DSV. München 1:3. Würzburger
Kickers Union Böckingen 3:3. Stuttgarter SC. Sport=
freunde
Stuttgart 2:3. Sonntag: Viktoria Aſchaffenburg
FSV. Frankfurt 1:3. SV. 98 Darmſtadt VfR. Mannheim 2:5.
VfL./Germania 1894 Frankfurt Rotweiß Frankfurt 0:2. FG.
Kirchheim Kickers Offenbach 5:6. FG. 03 Ludwigshafen
Spvgg. Sandhofen 2:1. VfB. Stuttgart FC. Schalke 04 4:4.
Freiburger FC. FC. Rheinfelden 5:1. FV. Lahr SV.
Mannheim=Waldhof 2:1. Schwaben Augsburg SV. Feuer=
bach
4:4. SSV. Ulm Teutonia München 2:3. FC. Schwein=
furt
Boruſſia Fulda 6:1. FV. Kehl Phönix Karlsruhe 0:5.
Spvgg. Schramberg VfR. Heilbronn 3:1. Bayern Hof
Adlerhofer BC. (Berlin) 2:2.
Süddeutſche Vereine auf Reiſen.
SV. 05 Wetzlar Eintracht Frankfurt (Sa.) 0:6. VfB.
Koblenz=Lützel Eintracht Frankfurt 1:6. Germania Fulda
1. FC. Hanau 1893 2:4. Germania Fulda Sportfreunde Frank=
furt
2:1. Young Boys Bern SC. Freiburg 3:2.
Wichtige Spiele im Reich.
Berlin. Berliner SV. 92 Hamburger SV. 5:3. Hertha=
BSC. Berlin DFC. Prag 3:2. Minerva 93 Viktoria 89 3:0.
Mitteldeutſchland. Dresdener SC. Fortuna Düſſeldorf 4:1.
Spvgg. Leipzig 3. Bezirk Budapeſt (Sa.) 5:3. VfB. Leipzig
Hamburger SV. 0:2. FC. Zwickau Polizei Chemnitz 2:7. VfB.
Auerbach Polizei Chemnitz 2:9. Wacker Halle Gutsmuts
Dresden 3:3. Wacker Gera 3. Bezirk Budapeſt 2:4.
Norddeutſchland. Eimsbüttel Hamburg Holſtein Kiel 3:3.
Altona 93 Hildesheim 06 5:1. St. Georg Hamburg Viktoria
Hamburg 2:0. Arminia Hannover Hannover 96 3:3.
Weſtdeutſchland. SC. Sonnborn BV. 04 Düſſeldorf 3:2.
SSV. Barmen Turu Düſſeldorf 1:2. Schwarzweiß Barmen
SSV. Elberfeld 2:2. Duisburg 1900 Meiderich 06 0:2.
Duisburger SV. Kölner BC. 1:1. Weſtfalia Herne Kölner
BC. 3:3. Alemannia Dortmund Ofener Elf Budapeſt 4:4.
Schwarzweiß Eſſen Meidericher SV. 3:1. VfR. Köln
Kölner BC. 0:1. Mülheimer SV. Kölner CfR. 5:2. Blau=
weiß
Köln Baesweiler 2:1. Städteſpiel: Hagen Wanne=
Eickel 0:4. Kurheſſen Kaſſel Fortuna Düſſeldorf 2:1.
Allmählich tritt nun auch der Fußball wieder ſtärker in
Erſcheinung. Zwar beginnen die Meiſterſchaftsſpiele erſt im Sep=
tember
, jedoch gewinnen die vorbereitenden Freundſchaftsſpiele
von Sonntag zu Sonntag mehr an Bedeutung. Auch die Zuſchauer=
zfifern
ſteigen wieder. Das bedeutendſte fußballſportliche Ereignis
des Sonntags war der 4:1(3:0)=Sieg des Dresdener SC. über den
Deutſchen Fußballmeiſter Fortuna Düſſeldorf. Dieſer Sieg wurde
allerdings nur durch das große Spiel ermöglicht, das zur Be=
geiſterung
der 25 000 Zuſchauer unſer ehemaliger Nationaltormann
Kreß, der nach langer Disqualifikation erſtmalig wieder ſpielte,
zeigte. Der Deutſche Vizemeiſter Schalke 04 weilte in Süd=
deutſchland
, konnte hier aber keine Erfolge erzielen. Gegen den
1. FC. Nürnberg verlor er 2:4 und in Stuttgart reichte es gegen
den VfB. nur zu einem 4:4 (3:3). In Berlin beſiegte der Meiſter
Hertha/BSC. den DFC. Prag mit 3:2 (2:2).
Dresdener SC. Zorkung Düſſeldorf 4:1 (3:0).
Dresden hatte am Sonntag ein großes Fußballereignis, das
gleichzeitig zwei Senſationen verſprach: Einmal ſpielte nach lan=
ger
Disqualifikation Deutſchlands ehemaliger National=Tormann,
der Frankfurter Willibald Kreß, wieder, dann aber war der Geg=
ner
des Dresdener SC., für den Kreß nun ſpielt, der Deutſche
Fußballmeiſter Fortuna Düſſeldorf. Obwohl es ſich bei dieſem
Treffen doch nur um ein Privatſpiel handelte, erſchienen die
Diesdener in hellen Scharen, 25 000 Menſchen fanden ſich auf dem
Platz am Oſtragehege ein. Zum äußeren Erfolg geſellte ſich für
den DSC. auch ein großer ſportlicher. Es muß vorweg geſagt wer=
den
, daß der DSC. dieſen Erfolg in erſter Linie ſeinem neuen
Tormann verdankt. Die unfreiwillig lange Ruhepauſe hat dem
Frankfurter nichts geſchadet, er ſtand mit der Eleganz, der Ruhe
und Sicherheit ſeiner beſten alten Tage zwiſchen den Pfoſten und
trug durch ſein kaltblütiges und doch ſo ſchönes Spiel in die
Sturmreihe des Deutſchen Meiſters Verwirrung und Unſicherheit.
Immer wieder jubelten die Maſſen dieſem ausgezeichneten Tor=
mann
zu.
Der 4:1=Sieg des DSC. war im übrigen zumindeſt in dieſer
Höhe nicht verdient. Fortuna trat ohne den Verteidiger Traut=
wein
an und verlor zudem bald nach Spielbeginn auch noch ſeinen
zweiten Standardverteidiger Bornefeld durch eine Verletzung. Die
Mannſchaft zeigte trotzdem eine ſchöne Leiſtung. Bender war wie=
der
ein ganz ausgezeichneter Mittelläufer. Der Sturm ſpielte
flüſſig zuſammen und ſchoß auch gut, aber er ſcheiterte an dem
großen Können von Kreß.
Kreß war der überragende Mann des DSC. Dagegen ver=
ſagte
der zweite Internationale der Dresdener, die alte Schuß=
kanone
Richard Hofmann, völlig. König Richard war der
ſchwächſte Mann ſeiner Elf. Durch zwei Tore von Schlößer und
einen Treffer von Sackenheim ging Dresden bis zur Pauſe 3:0
in Front. Nach dem Wechſel war Fortuna überlegen, aber gegen

Kreß blieben die Stürmer machtlos. Erſt zehn Minuten vor Schluß,
nachdem inzwiſchen Dresden durch Müller auf 4:0 erhöht hatte,
kam auch Fortung durch Hochgeſang zu einem Treffer.
Süddeutſcher Meiſter enttäuſcht in Aſchaffenburg.
Viktoria Aſchaffenburg FSV. Frankfurt 1:3 (1:1).
Der bis auf Knöpfle und Heldmann komplett antretende ſüd=
deutſche
Meiſter enttäuſchte in Aſchaffenburg ſtark. In der ganzen
Mannſchaft war kein Mann, der das Können eines ſüddeutſchen
Klaſſeſpielers gezeigt hätte, lediglich der Linksaußen Henſel wußte
zu gefallen. Auch die Aſchaffenburger Mannſchaft war nicht auf
gewohnter Höhe. Beiderſeits wurde hart gekämpft, von Flüſſig=
keit
und Zuſpiel war aber nichts zu ſehen. Die Frankfurter Mann=
ſchaft
mußte ſich ſogar in der zweiten Halbzeit auspfeifen laſſen.
Der Halbrechte Sadtler brachte die Bornheimer in der achten
Minute in Führung, Viktoria zog in der 23. Minute durch Kle=
ment
gleich. In der 70. Minute erhöhte Knapp auf 2:1 für den
FSV. und drei Minuten ſpäter ſtellte der junge Rechtsaußen
Hartwig auf 3:1. Klimm=Offenbach leitete zufriedenſtellend.
SV. 98 Darmſtadt VfR. Mannheim 2:5 (1:4).
Als Zugnummer für den Abſchluß ſeiner Jubiläumswoche
hatte ſich SV. 98 den Gau=Klaſſevertreter VfR. Mannheim ver=
pflichtet
; doch entſprach der Beſuch dieſes ſtarken Gegners nicht
ganz den Erwartungen im Hinblick auf die Zuſchauerzahl.
Nach dem einleitenden Treffen der 98er alten Herren gegen
die verſtärkte Sondermannſchaft der Beſſunger Union, das die
jüngeren Gäſte 6:3 (1:3) für ſich buchen konnten, und drei Schau=
kämpfen
der 98er Box=Abteilung betraten die erſten Garnituren
das Feld. Mannheim in der angekündigten ſtarken Beſetzung,
SV. 98 zum erſten Male mit Langenbach (früher Eintracht Darm=
ſtadt
) als Torwart. Unter der zufriedenſtellenden Leitung von
Engelhardt=Pfungſtadt entwickelte ſich ſofort ein ſchnelles und
ſchönes Spiel, in dem die kultivierte und reife Spielweiſe der
Gäſte begeiſtern konnte. Neben feiner Ballbehandlung gefiel be=
ſonders
der ſchnelle Start und das taktiſche Verſtändnis jedes ein=
zelnen
Spielers, die dadurch und namentlich in der zweiten
Hälfte den Gaſtgebern ein deutliches Plus voraus hatten.
Dennach war die Tordifferenz vor der Pauſe dem Verlauf ent=
ſprechend
zu hoch.
Der Anſtoß der 98er endet mit einem ſchnellen Angriff der
Raſenſpieler; doch prallt der Schuß Theobalds an die Torlatte.
Die 98er kommen zweimal vor das Gäſtetor, doch der energiſche
Betſch klärt die Situation. In der 8. Minute geht Mannheim
durch unhaltbaren Schuß Theobalds in Führung. Es folgt bei
ausgeglichenem Feldſpiel eine Pechſträhne der 98er Stürmerreihe:
2 Lattenſchüſſe und zweimal hebt Böhner in ausſichtreicher Stel=
lung
das Leder über das Tor; durch mutigen Einſatz des Hüters
verſandet ein ſchneller Durchbruch der Blauen. Ein Eckball der
Gäſte bleibt ungenutzt, doch in der 20. Minute erwiſcht Langen=
bein
eine weite Vorlage und aus vollem Lauf jagt er den Ball
unter die Querlatte. Wieder hat der blaue Sturm eine Chance
herausgeſpielt, doch Lehr verſchießt. Ein Eckball für SV., von
Hebeiſen hereingegeben, landet auf dem Tor, ſo hoch da droben.
Wieder hilft die Latte den Gäſten, als nach einer zu kurzen Ab=
wehr
der Nachſchuß aufs leere Tor ans Holz knallt. Im un=
mittelbaren
Anſchluß nimmt Geyer einen Flankenball auf und
köpft ihn zum erſten Gegentreffer ein. Obwohl die 98er ſich mäch=
tig
anſtrengen, bleiben ihre Bemühungen ohne Erfolg. Die Gäſte
dagegen buchen durch ihren Mittelſtürmer, der zweimal un=
gedeckt
Flankenbälle einköpft, darunter einmal haltbar, noch
2 Tore.
Nach dem Wechſel wird das Treffen zeitweiſe etwas härter.
SV. liegt ein Weilchen mehr im Angriff; 2 Strafſtöße von der
Abſeitslinie werden von der ſtarken Gäſtedeckung ſäuberlich ab=
gewehrt
, einen kurzen ſcharfen Schuß Württenbergers fängt Bertſch
gerade noch ab. Mannheims Sturm iſt glücklicher. Langenbach
iſt bei einem Angriff aus dem Tor gelaufen, die Verteidigung
läßt Simon jedoch ungeſperrt, der ſo in Seelenruhe den Ball ins
Tor befördern kann. Nach dieſer Drangperiode der 98er nimmt
Mannheim das Heft wieder in die Hand. In der 98er Elf ſchei=
den
Geyer und Reeg vorübergehend verletzt aus und ſind dann
Statiſten. In der 33. Minute flankt Reeg von links und Heb=
eiſen
verlängert den Ball ins Tor. Einige Vorſtöße der Gäſte
werden abgewehrt, doch zu einer Verbeſſerung der Tordifferenz
reicht es den 98ern nicht mehr. Alle Vorſtöße ſcheitern an der
ſicheren und energiſchen Abwehr der Raſenſpieler.
Auch dieſes Lehrſpiel hat neben ſeinem ſportlichen Reiz für
die Zuſchauer den 98ern einiges gezeigt. Vor allem, daß ein
Stürmer in ausſichtsreicher Poſition ſelbſt und plaziert ſchießen
muß, daß mit Zuwarten und immer noch einmal abgeben nur die
gegneriſche Abwehr, die in dieſem Falle beſonders ſtabil war,
gefördert wird. Zum weiteren waren die Halbſtürmer des SV.
in der Abwehr weniger aktiv als ihre Gegenſpieler auf dem glei=
chen
Poſten. Langenbach im Tor, noch etwas lampenfiebrig,
kann noch beſſer werden, wenn er länger in der Elf ſpielt und
ſeine Vorderleute noch beſſer verſteht. Reeg in der Verteidigung
war heute nicht ſo gut als Eßlinger. Mit der Läuferreihe konnte
man reſtlos zufrieden ſein. Im Sturm vermißt man, wie ſchon
geſagt, den letzten Einſatz und gezieltes Einzelfeuer; an ab=
wechſlungsreichem
Angriffsſpiel und Eifer mangelte es nicht.
Bei den Gäſten wurde man nicht enttäuſcht. Am beſten ge=
fielen
mir das Abwehrtrio, Mittelläufer und Mittelſtürmer; die
anderen fügten ſich genau und erfolgreich in das Ganze ein. 3
Turngeſ. 1875 FSV. Groß=Zimmern 3:3 (3:0).
Die 75er errangen in der erſten Viertelſtunde eine 3:0=
Führung, doch Groß=Zimmern erzielte durch 3 Ueberraſchungs=
tore
in der letzten Viertelſtunde den Ausgleich. Das Spiel an
ſich ſtand ganz im Zeichen der Ueberlegenheit der 75er, die es
aber nicht verſtanden, ſie in Toren entſprechend auszudrücken.
Sie ſpielten lediglich in den erſten 20 Minuten produktiv und
erzielten auch durch Pfeifer, der einen Eckball ſchön verwandelte,
durch einen Bombenſchuß von Straub, und nach ſchöner Einzel=
leiſtung
von Schütz drei Tore, bei denen es bis zur Halbzeit
blieb. Nach der Pauſe ſpielten ſie wohl weit überlegen, doch
ohne Drang (Ueberheblichkeit), und mußten ſich drei Gegentore
gefallen laſſen. Eine Umſtellung, die ſich zum Nachteil auswirkte,
da ſie das ſehr zuverläſſige Verteidigerpaar auseinanderriß,
gab dem Gegner Gelegenheit zu drei Ueberraſchungstoren. Der
Platzbeſitzer ſoll ſich dieſes Spiel als Lehre dienen laſſen.
2. Mannſchaften 2:6 (0:5).
Not=Weiß Dſtdt. (komb.) Turnv. Alsbach 7:0 (2:0).
Den Alsbacher Turnern ſtellte Rot=Weiß eine kombinierte
Mannſchaft gegenüber, die den Gäſten in jeder Beziehung über=
legen
war und das Spiel ſelbſt in dieſer Höhe verdient ge=
winnen
konnte. Bei etwas weniger Schußpech der Darmſtädter,
hätte das Reſultat ſogar leicht noch höher lauten können. Sehr
angenehm wirkte die faire und ruhige Spielweiſe der Alsbacher.
Die Elf zeigte einen großen Eifer, der jedoch nicht ausreichte,
die Niederlage abzuwenden, immerhin hätten die Turner das
Ehrentor verdient gehabt. Als Schiedsrichter amtierte Herr
Wedel vom Platzverein für beide Parteien korrekt und zufrieden=
ſtellend
.

Die Nationalen Tennismeiſterſchaften von
Deutſchland finden in der Zeit vom 23. bis 27. Auguſt in Braun=
ſchweig
ſtatt. Auch v. Cramm und Hilde Krahwinkel werden
teilnehmen.
Unſer Spitzenſpieler Gottfried von Cramm wurde zu
den Internationalen Tennismeiſterſchaften von Paris (ab 23. 9.)
eingeladen.

Vorſchlußrunde um den Adolf=Hitler=
Hunedun Borat.
Magdeburg und Wupperkal im Endſpiel.
Am Sonntag wurden in Magdeburg und Leipzig die Von=
ſchlußſpiele
um den Adolf=Hitler=Handballpokal ausgetragen.
Vor 6000 Zuſchauern ſchaltete in Magdeburg die einheimiſche
Elf die Berliner Vertretung mit 13:8 (10:3) aus. Selbſt in
dieſer Höhe war der Sieg der ganz ausgezeichneten Mitteldeut=
ſchen
durchaus verdient. Im zweiten Spiel des Tages mußte
ſich Leipzig zu Hauſe vor 2000 Zuſchauern der Vertretung von
Wuppertal 4:5 (1:2) beugen, ſo daß ſich am 3. September
Magdeburg und Wuppertal im Endſpiel gegenüberſtehen.
Sporkverein Darmſtadt 1898
beim N. 5.-Sporlwerbefeſt in Worms.
T.V. Herrnsheim SV. 98 6:5 (1:3).
Der Sportkommiſſar für den Kreis Worms veranſtaltete in
der Zeit vom 5. 8. bis 20. 8. 33 eine N.S.=Sportwerbewoche.
Der Höhepunkt dieſes Feſtes war jedoch die Veranſtaltung am
20. 8. 33. Fünfkämpfe Gepäckmärſche, turneriſche Vorführungen
ſowie das Handballſpiel des Süddeutſchen Altmeiſters Spori=
verein
1898 Darmſtadt gegen den vorjährigen Deutſchen Turner=
meiſter
Herrnsheim kamen auf dem Adolf=Hitler=Stadion zur
Durchführung. Ein großer Feſtzug der geſamten Sportverbände
des Kreiſes Worms bewegte ſich durch die Straßen der Stadi
zum Stadion. An Stelle des verhinderten Herrn Reichsſtatthal=
ters
Sprenger ergriff Herr Staatsſekretär Jung das Wort. Die
ca. 4000 Zuſchauer verfolgten mit ſehr großem Intereſſe die
ſportlichen Vorführungen. Schon auf dem Wege durch die Stadt
fiel uns die Feſtſtimmung auf. Die Straßen waren dicht be=
völkert
. Jedermann bekundete ſomit ſein Intereſſe im beſonderen
Maße den Gepäckmärſchlern, die ſich trotz des ſehr ſchwülen
Wetters ſehr zahlreich auf die 25=Kilometer=Strecke begaben.
Und nun zum Handballſpiel. Herrnsheim trat komplett, die
98er dagegen mit Erſatz für Dittmar, Rothenburger und Fiedler
zu dieſem Werbeſpiel an. Leider wurde das Treffen etwas zu
hart zur Durchführung gebracht, ſo daß der Schiedsrichter nur
zu oft zum Strafſtoß pfeifen mußte. Hierbei fiel die harte Spiel=
weiſe
der Herrnsheimer beſonders ins Auge. Das Spiel war
vollkommen offen, die beſſere Spielweiſe zeigten doch die Darm=
ſtädter
. Der heute beſonders weich ſpielende Sturm der Lilien=
träger
konnte ſich nicht richtig durchſetzen. Feick verwandelt in
der 3. Minute einen Strafſtoß und in der 11. Minute eine
ſchöne Abgabe Werners durch Doppelhänder. Erſt in der 17.
Minute verwandelt Embach für Herrnsheim einen Strafſtoß
und ſtellt ſomit das Ergebnis auf 2:1. Ein erneuter Strafſtoß
Feicks bringt den Halbzeitſtand 3:1 für Darmſtadt. Da die
Darmſtädter die 1. Halbzeit gegen den Wind ſpielen mußten,
erwartete man allgemein in der zweiten Halbzeit mehr Tor=
erfolge
von ihnen. Jedoch waren ſie vom Unglück verfolgt, da
ſich der Wind drehte. Herrnsheim kann gleich zu Beginn durch
Embach 2 Tore aufholen und den Gleichſtand erzwingen. Das
Spiel wird nun noch härter. Wiederum ift es Embach, der im
Alleingang das Reſultat auf 3:4 ſtellt. Vom Anſtoß weg, ſpielen
ſich Ploch und Werner gut durch und letzterer ſchießt unhaltbar
ein. Feick verwandelt noch einen Strafſtoß zum 5:4 und gegen
Schluß erzielt der Herrnsheimer Rechtsaußen und Halbrechte
noch je ein Tor, um ſomit das Endreſultat 6:5 für Herrnsheim
herzuſtellen. Beſonders fielen die ſehr guten Leiſtungen des
Herrnsheimer Halblinken Embach und des Darmſtädter Tor=
hüters
Henß auf. Ein Schiedsrichter von Alemannia Worms
konnte gefallen, er zeigte jedoch des öfteren Schwächen in der
Auslegung der Vorteilsregel.
2.T. Bezirk Odenwald Auswahlelf Gr.-Zimmern
3:8 (2:4).
Anläßlich des Jugendtreffens im zweiten Kreis des Be=
zirkes
Odenwald fand ein Handball=Werbeſpiel zwiſchen einer
Auswahlelf und dem Odenwaldmeiſter Groß=Zimmern in Richen
ſtatt. In der Auswahlelf ſpielten: Roth=Altheim, Heck=
mann
=Lengfeld, Steiner=Richen, Fenchel=Schaafheim,
Heiß=Lengfeld, Weickert=Altheim, Schott=Lengfeld,
Brunner=Schaafheim, Hirſchel=Richen, Fendt=Altheim
und Dintelmann=Gundernhauſen.
In flottem Tempo begann das Spiel und man merkte es
dem Eifer der Repräſentativen an, daß ſie gewillt waren, dem
Odenwaldmeiſter Groß=Zimmern Achtung abzuringen. Bald nach
Anpfiff lag die Auswahlelf 1:0 in Führung. Erſt nach 10 Min
gelang Groß=Zimmern der Ausgleich. Abermals ging die Füh=
rung
an die Repräſentativen mit 2:1. Dann kam der Meiſter
etwas auf, zog 2:2 gleich und erhöhte in den letzten Minuten
vor der Pauſe auf 4:2. Allmählich gewann Groß=Zimmern noch
mehr vom Spiel und ſtellte mit zwei ſchönen Feldtoren auf 6:2.
Dann kam der Gegner auf 6:3. In dem vom Meiſter gewohnten
Endſpurt wurde die Partie auf 8:3 geſtellt und dabei blieb es.
Die Auswahlelf, in der Spieler aller Klaſſen mitwirk=
ten
, fand ſich überrafchend gut zuſammen. Mit einem derartigen
Eifer hatte der Meiſter nicht gerechnet. Daher kam es, daß die
Auswahlelf faſt bis zur Pauſe mithalten konnte. Später über=
ragte
dann Groß=Zimmern. Vor allen iſt die Abwehr mit Fendt
und Dintelmann zu nennen. Dem Hüter Roth gebührt ein be=
ſonderes
Lob, da er ſeine Elf vor einer höheren Niederlage
bewahrte.
Groß=Zimmern lief nicht zur Beſtform auf, woran teils
der durch einen Gewitterregen naſſe Boden ſchuld war. Der
Meiſter gewann jedoch verdient und ſicher wenn auch Ball=
abgabe
und das Verſtändnis einzelner Spieler unter ſich heute
einige Wünſche offen ließ. Schiedsrichter Ballonier=Lützel=
Wiebelsbach gut wie immer.
Rot=Weiß II. SV. 98 III. 8:5 (5:2).
Die Begegnung dieſer Mannſchaften am Samstag abend
darf als gelungen anzuſehen ſein. Das Spiel wurde recht flott
durchgeführt und blieb auch fair bis zum Schluß. Die gebotenen
Leiſtungen darf man für eine zweite Garnitur als gut be=
zeichnen
.
SV. Erzhauſen Rot=Weiß Dſtdt. (Reſerve) 3:8 (2:3).
Für Sonntag nachmittag hatte ſich die wieder friſch ins
Leben gerufene Handballabteilung des SV. Erzhauſen die
Reſerve von Rot=Weiß verpflichtet. Als Ueberraſchung hätte es
beinahe gereicht für den Neuling. In noch nicht 5 Minuten
hatten die Gaſtgeber ſchon 2 Führungstore geſchoſſen, dazu nicht
unverdient. Die Gäſte brauchen geraume Zeit, bis ſie ſich finden.
Erſt als ſie ein ſchnelleres Zu= und Abſpiel zeigen, fallen auch
die Früchte des beſſeren Zuſammenſpiels. Die Erzhäuſer Elf
zeigte ſich auch nach der Pauſe noch angriffsfreudig, aber ihr
Pulver war bald verſchoſſen. Ihr erſtes Debüt war ausgezeich=
net
. Schiri gerecht.

Der neue Gau Nordheſſen vereinigt in ſeiner Fuß=
ball
=Gauliga die folgenden zehn Mannſchaften: Boruſſia Fulda,
Kurheſſen Kaſſel, Kurheſſen Marburg, Heſſen Hersfeld, Germania
Kaſſel, SC. 03 Kaſſel, Spielverein Kaſſel, Sport Kaſſel, FC. 03
Hanau und VfB. Hanau.
Poſeidon Köln ſchlägt München 99 in der Vorentſchei=
dung
um die Deutſche Waſſerball=Meiſterſchaft knapp 3:2 (1:0).
Deutſcher Meiſter im 20 Klm.=Bahngehen wurde
Schnitt=Charlottenburg in 1:40.27 Std. mit 400 Meter Vorſprung
vor dem Favoriten Sievert=Berlin.

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Montag, 21. Auguſt 1933

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

13. Seilttse and 9. Jugensſclsimmen
Des Mamn aihein Beintts 9.a.
Im neuzeitlichen Gemeindeſchwimmbad von Heppenheim fan=
den
geſtern die beiden vorgenannten Schwimmen ſtatt. Aus 17
Vereinen waren über 200 Teilnehmer zu der reichhaltigen Wett=
kampffolge
angetreten, die bei gutem Beſuch unter der bekannt
flotten Leitung von Bezirks=Schwimmwart Bingel einen überaus
lebhaften Verlauf nahmen. Neben den Schwimmen in den ver=
ſchiedenen
Lagen, dem Springen uſw. waren diesmal auch Hin=
dernisſchwimmen
und insbeſondere Mehrkämpfe eingeflochten. Die
Jugend übevbot mehrfach die älteren Klaſſen in ihren Leiſtungen.
Schauſpringen, Rettungsvorführungen uſw. boten entſprechende
Abwechſlung. Zu Beginn der Nachmittagskämpfe entbot der Führer
des Tv. Heppenheim. Dr. Grimm, allen Beteiligten und Zu=
ſchauern
herzlichen Willkommgruß mit der Mahnung, ſich in die
Reihen der DT. zu ſtellen und in ihr für die Ertüchtigung des
Volkes zu kämpfen. Den Löwenanteil der Siege heimſten die
Tgſ. 1875 mit 24 Siegen und die Tgde. mit 19 Siegen ein.
Die Ergebniſſe.
400 Meter Kraul, Turner: 1. P. Schuſter, Tgeſ. 1875 6:01
Min.; 2. W. Treuſch, Tgſ. 1875, 6:01,1 Min. 200 Meter Lagen,
Turner Mittelſtufe: 1. H. Habich, Tgſ. 1875, 3:15,5 Min.; 2. H.
Schneider, Tgde. 46, 3:16,4 Min. Turner Mittelſtufe, offen: 1..
O. Langjahr, Tgſ. 75, 3:07,4 Min. 200 Meter Lagen, Turner
Unterſtufe: 1. Th. Eidenmüller, Tgmd. 46, 3:52 Min.; 2. L. Zim=
mer
, Beſſungen, 4:02,6 Min. 50 Meter Bruſt, Schüler: 1. H.
Gerſtenſchläger, Tgmd. 1846, 44,2 Sek. 2. G. Geſſer, Tgſ. 75, 45,2
Sek.; 3. Fr. Krell, Tgmd. 46, 48,4 Sek.; 4. W. Metzger, TV. God=
delau
, 48,6 Sek.; 5. H. Sperling, TV. Gr.=Gerau, 49,2 Sek.; 6. Ph.
Pfaff, Tgmd. Sprendlingen, 49,3 Sek.; 7. G. Lorenz, Tgſ. 1875,
50,1 Sek.; 8. H. Geyer, TV. Erfelden, 51,1 Sek.; 9. W. Orth.
Tgmd. Sprendlingen, 52,0 Sek. 10. H. Theis, Reichsbahn Dſtdt.,
52,1 Sek.
Springen, Jugendturner Jahrgang 1915/16: 1. R. Klüber,
Sprendlingen, 56 Punkte. Jugendturner Jahrgang 1917/18: 1. W.
Wolf, Tv. Goddelau, 46,35 P.; 2. W. Eichelsheimer, Tv. God=
delau
, 42,35 P.; 3. K. Klöhr, Tv. Godedlau, 41,85 P.; 4. H. Wöll,
Tv. Goddelau, 39,20 P. Turner Unterſtufe: 1. Arnold, Tgſ. 75,
50,45 P.; 2. L. Walther, Rüſſelsheim, 46,15 P.; 3. W. Knob,
Bensheim, 36,05 P. Altersturner: 1. M. Gerbig, Tgde. 46, 57.30
P.: 2. G. Klöhr, Goddelau, 47,60 P.; 3. Phil. Fink ſen, Groß=
Gerau, 39,10 P. Turner Mittelſtufe: 1. Ph. Fink, Groß=Gerau,
74,80 P.; 2. G. Bauer, Rüſſelsheim, 72,50 P.; 3. G. Klör, Tv.
Goddelau, 56,90 P. Jugendturnerinnen, Jahrgang 1916/17:
1. Gretel Schönwaldt, Rüſſelsheim, 32,90 Punkte; 2. Hildegard
v. d. Ropp, Auerbach, 31,65 P.; 3. Friedel Heyder, Tv. Goddelau,
29,50 P. Turnerinnen: 1. Lotte Treber, Tv. Rüſſelsheim, 38,30
Punkte; 2. Trude Frank, Tv. Pfungſtadt, 34,10 P.
3 mal 50 Meter Kraul, Jugendturner Jahrgang 1917/18: 1.
Tgde. 1846 1:38,1 Min.
100 Meter Rücken, Jugendturner Jahrgang 1915/16: 1. K.
Markwardt, Tgmde. 1846, 1:22,8 Min. Turner Unterſtufe: 1. E.
Jöſt, Tgſ. 75, 1:35 Min.; 2. G. Klinger, Stockſtadt, 1:42 Min.
Turner Mittelſtufe: 1. K. Leonhard Tgſ. 75, 1:30,5 Min.; 2. Fr.
Dingeldey, Tv. Jugenheim, 1:39,5 Min. Turner, offen: 1. J. Loh=
rer
, Tgſ. 75 1:24 Min.
50 Meter Hindernis, Altersturner: 1. M. Gerbig, Tgmd. 46,
2 Min.; 2. W. Franz, Tv. Jugenheim, 2:24 Min. Jugendturne=
rinnen
: 1. M. Fürſtenfeld, Tgmd. 46; 2. M. Löffler, 3. A. Liebig,
beide Tgmd. 46. Jugendturner Jahrgang 1917/18: 1. K. Mark=
wart
, Tgmd. 46,; 2. H. Feuerbach, Tgmd. 46; 3. H. Maul, Beſſ.
109 Meter Hindernis, Turnerinnen, offen: 1. Anna Klös,
Tgmd. 46; Marga Hees, Tgmd. Beſſ.
Mehrkampf für Turner, Mittelſtufe: 1. Gg. Kramer, Beſſ.,
91,55 Punkte.
100 Meter Bruſt, Turner, offen: 1. K. Müller, Tgſ. 75, 1:28,2
Min.; 2. H. Götz, Gr.=Gerau, 1:31,1 Min.; 3. H. Schneider, Tgmd.
46, 1:36,8 Min. Mittelſtufe: 1. H. Habich, Tgſ. 75, 1:32,6 Min.;
2. Dan. Emmer, Erfelden, 1:33,8 Min.; 3. E. Hüther, Tgſ. 75,
1:35,6 Min.; 4. H. Bender, Gr.=Gerau, 1:37,4 Min.; 5. Wilh.
Waſſer, Reichsb. Dſtdt., 1:39,0 Min. Unterſtufe: 1. H. Ormanoin,
Gr.=Gerau, 1:31,0 Min.; 2. H. Boßler, Tgm. 46, 1:40,6 Min.;
3. P. Weber, 1:41,3 Min.; 4. G. Schäfer, beide Tgſ. 75, 1:42,8
Min.; 5. O. Braun, 1:46,1 Min.; 6. A. Pfeiffer, beid Tv. Er=
felden
., 1:48,2 Min.
3 mal 50 Meter Kraul, Schüler: 1. Tgſ. 75 1:57,8 Min. Tur=
nerinnen
, Jugend, offen: 1. Tgmd. 46 Dſtdt. 2:35,2 Min.
100 Meter Kraul, Turnerinnen, Oberſtufe: 1. A. Klös, Tgmd.
46,,1:30,3 Min.; 2. Kl. Fleiſchmann, Tgmd. 46, 1:33,0 Min.
Mittelſtufe: 1. K. Kaſten, Tgſ. 75, 1:37,6 Min.
50 Meter Bruſt, Altersturner: 1. M. Gerbig 45,0 Sek.: 2. L.
Penk, beide Tgmd. 46, 45,2 Sek.; 3. W. Franz, Tv. Jugenheim,
56,2 Sek.; 4. G. Klör, Tv. Goddelau, 1:03 Min.
100 Meter Seite, Turner, offen: 1. O. Langjahr, Tgſ. 75,
1:24,8 Min. Mittelſtufe: 1. H. Götz, Tv. Gr.=Gerau, 1:26,2 Min.;
2. D. Emmer, Tv. Erfelden, 1:28,4 Min.; 3. G. Lautenſchläger,
Tgſ. 75, 1:30,2 Min. Unterſtufe: 1. K. Müller, Tgſ. 75, 1:25,5
Min.; 2. H. Kern, Tv. Gr.=Gerau, 1:31,6 Min.; 3. W. Olivier,
Tgmd. Beſſ., 1:32,1 Min.
6 mal 50 Meter Kraul: 1. Tgſ. 75 3:14,6 Min.; 2. Tamd.
46 3:20,2. Min.
100 Meter Kruſt, Tugendturner, Jahrgang 1915/16: 1. W.
Volz, Tgmd. 46, 1:36,2 Min.; 2. H. Bauer, Lindenfels, 1:38,2 M.
50 Meter Kraul, Jugendturnerinnen, Jahrgang 1916/17: 1.
A. Liebig, Tgde. 46, 48,8 Sek.; 2. M. Schwinn, Tgde. 46 50,2 Sek.
50 Meter Bruſt, Schülerinnen: 1. M. Fürſtenfeld, Tgmd. 46,
47,3 Sek.; 2. M. Löffler, Tgmd. 46, 50,4 Sek.; 3. E. Wagner,
Gr.=Gerau, 52,0 Sek.
50 Meter Kraul, Schüler: 1. Fr. Grein, Tgſ. 75, 32.9 Sek.;
2. H. Gerſtenſchläger, Tgmd. 46, 36,5 Sek.; 3. K. Schmitt, Groß=
Gerau, 37,7 Sek.
100 Meter Bruſt, Turnerinnen Mittelſtufe: 1. G. Reinhart,
Pfungſtadt, 1:48 Min. Unterſtufe: 1. G. Schmitt, Tgſ. 75. 1:50,6
Min.; 2. W. Barth, Reichsbahn D., 1:52,0 Min.
100 Meter Kraul, Jugendturner Jahrgang 1915/16: 1. P.
Schuſter, Tgſ. 75, 1:16,0 Min.; 2. H. Georig, Tgmd. 46, 1:18,4 M.
4 mal 100 Meter Bruſtſtaffel, offen: 1. Tgſ. 75 6:20,3 Min.;
2. Tv. Groß=Gerau 6:22,4 Min.; 3. Tgmd. 46 6:40,6 Min.
50 Meter Bruſt, Jugendturnerinnen, Jahrgang 1916/17: 1. J.
Bernhardt, Tgmd. 46, 50,0 Sek.; 2. W. Wenner 52,2 Sek.; 3. M.
Schwinn, Tgmd. 46, 52,6 Sek. Jahrgang 1918/19: 1. H. Federikſen,
Tgmd. 46, 52,2 Sek.; 2. L. Keil, Tgmd. 46, 53,8 Min.; 3. M.
Schüßler, Erfelden, 54,0 Sek.
100 Meter Kraul, Turner, Mittelſtufe: Hugo Braun, Reichs=
bahn
, 1:19,0. Unterſtufe: 1. Hch. Mitſchdörfer, Tgſ. 75, 1:19,0;
2. Franz Eckert, Tgde. 46, 1:21,6; 3. Franz Körner, Tgde. Beſſun=
gen
, 1:23,4.
3mal 50 Meter Kraul offen: 1. Tgde. 46, 2:07
50 Meter Kraul, Jugendturner, Jahrg. 1917/18: 1. Hans
Feuerbach, Tgde. 46, 0:34,6.
3mal 50 Meter Bruſt, Schüler: 1. Tgſ. 75 2:34,8: 2. Tgde. 46
2:35,0.
50 Meter Bruſt, Jugendturner, 1917/18: 1. Hans Feuerbach,
Tgde. 46, 0:43,4: 2. Hch. Möll, Tv. Goddelau, 0:45,0; 3. Walter
Wolf, Tv. Goddelau, 0:48,2.
4mal 100 Meter Lagenſtaffel, Offen: 1. Tgſ. 75 Darmſtadt 1
5:35,8; 2. Tgde. 46 Darmſtadt 5:45,2; 3. Tgſ. 75 Darmſtadt 2
5:52,4.
100 Meter Kleider=Hindernis. Offen: 1. Hch. Habich, Tgſ. 75,
2. Gg. Lautenſchläger, Tgſ. 75, 3. Franz Körner, Tgde. Beſſungen,
Jugend=Tu., Jahrg. 15/16. Offen: 1. Heinz Möſer, Tgde. Beſ=
ſungen
, 1:47,5; 2. Walter Wilhelm, Tv. Goddelau, 2:10,0.
4mal 100 Meter Kraul, Turner, offen: 1. Tgſ. 75 Darmſtadt
V
5:27,3.

4. Alkrhein=Kurzſkrecken=Regakka
ierſeiben.

Tänzelnde, ſilbergekrönte Wellen, zeigt Vater Altrhein. Iſt er
verärgert, weil Mutter Sonne ſich ab und zu hinter Wolken ver=
birgt
? Dennoch oder erſt recht, es fehlte nicht an ſportlich In=
tereſſierten
und Schauluſtigen oder Klubfreunden. Ahoi! und
auf gehts zum ernſten Kampf.
Ergebniſſe:
Faltbootzweier=Meiſterſchaft von Darmſtadt: 1. Paul Fasler=
Ludwig Müller, ID.. 4.24,4; 2. Karl Scherer=E. Herzig, Rotweiß,
4,27. Holzbootzweier (70 cm) für Anfänger: 1. Gg. Federlin=
A. Orlemann, JD., 5.3,6: 2. H. Kolb=Adolf Fasler, JD., 5.4,1.
Einerkajak=Meiſterſchaft vom Altrhein: 1. E. Herzig, Rotweiß,
4.35,9; 2. Paul Fasler, ID., 4.36,2. Damen, Faltbooteiner,
600 Meter: 1. Elſe Horſt, JD., 4.34,3; 2. Erika Meinhardt, ID.
8.1. Zweierfaltboot für Anfänger: 1. Fritz Schmitt=Ernſt Vogel,
Rotweiß, 4.40,9. 2. Hans Kolb=Adolf Fasler, JD., 4.41,3.
Zweierkajak=Meiſterſchaft vom Altrhein: 1. Paul Fasler=Ludwig
Müller, JD., 4.9,6. Einerfaltboot, Jugend, 600 Meter: 1. Walt.
Köhler, Rotweiß, 3.40,1. 2. Fritz Haußmann, ID., 3.41,5.
Zweierfaltboot: Dame und Herr, 600 Meter: 1. Elſe Horſt= Lud=
wig
Müller, ID., 3.14. 2. Eriko Meinhardt=Paul Fasler, ID.,
3.15,5. Einerfaltboot für Anfänger, Lauf 1: 1. Otto Sommer,
Rotweiß, 5.4,3. 2. Hans Kolb, JD., 5.12., desgl. 2. Lauf. 1. Gg.
Federlin, JD., 5.6,5. 2. Ernſt Vogel, Rotweiß, 5.11. Einerfalt=
boot
=Meiſterſchaft vom Altrhein, 1. Lauf: 1. Walter Bernſee, ID.,
5.10. 2. Werner Bohländer, ID. 5.12,3., desgl. 2. Lauf: 1. Max
Thomas, ID., 5.4,6. 2. Paul Fasler, JD., 5.4,8. Zweierfaltboot
für Erſtlinge ohne Start: 1. Aug. Orlemann=Karl Herber, JD.,
4.32,1. 2. Karl Spatz=Dr. Fritz Böcher, JD., 4.43,4.
Geſamtleiſtung: Sieger 1933 Jungdeutſchland mit 43 Punkten
(Rotweiß 25 Punkte).
Kurzſtrecken erfordern Kraft und Technik. Die Teilnehmer
haben deren Beherrſchung bewieſen und erkennen laſſen, daß
Sportideale und eiſerne Selbſtzucht Leiſtungen vollbringen, die
beachtenswert ſind. Zur Ehre der Sieger ſei dies geſagt, den an=
deren
aber ſoll der Siegerwille ein oberſters ſportliches Geſetz
ſein. Sportlicher Geiſt beherrſchte alles Tun: Die Organiſation,
die Austragung. Ausgeprägt war er beſonders in einer ungeteil=
ten
ehrlich=freudigen Stimmung und Arbeitswilligkeit von
Schwimmklub JD. und Rotweiß. Warum ſtanden andere Klubs
und Vereine fern?
Die Gebundenheit von Sport und Natur gab der Preisver=
teilung
im Deutſchen Haus ein würdiges Gepräge. Klubwimpel
und Hakenkreuzflagge zierten den Saal. Und, wie das farben=
freudige
Bild, ſo auch die Stimmung. Die Ehrung der Sieger und
Verteilung der Diplome nahm der erſte Vorſitzende Herr Medi=
zinalrat
Dr. Friedrich vor. Seine Einleitungsworte anerkannten
die Erfolge, die Schlußworte galten dem Sportler als Menſch und
Kämpfer. Dank wurde auch den Spendern der Preiſe ſowie den
Helfern.
Herr Dipl.=Ing. Becker, ſtellvertretender Kreisleiter der
NSDAP., Kreis Groß=Gerau, ein alter Altrheinpaddler, fand
treffende Worte für die Regattaleiſtung. Sie gipfelten in dem
Ausſpruch: Sport verlangt Opferwille und freudige Hingabe an
ein Ziel. Eiſerner Wille, mit dieſen Eigenſchaften verbunden,
führt zum Sieg. Pflege und Schutz ſolchen Geiſtes durch beide
Klubs und deren Mitglieder beweiſen die heutige Veranſtaltung.
Deutſcher Sport iſt nicht Selbſtzweck, nein Arbeit zum Wohl des
Ganzen. Die kernigen Worte klangen aus in dem Ruf Heil
Hitler! Feierlich erklang das Horſt=Weſſel=Lied aus aller Mund.
Luſtige Weiſen der Paddlerkapelle führten zu fröhlicher Stimmung
und zum Tanz. Ahoi!
Herbſt=Regakka in Rüſſelsheim.
Ungünſtige Wind= und Waſſerverhältniſſe, daher Zufallsſiege.
Die 10. Herbſtregatta des Mittelrheiniſchen Regattaverban=
des
, welche vom RV. Rüſſelsheim auf einer 1900 Meter langen
Strecke auf dem Main gut aufgezogen war, hatte ſehr unter den
herrſchenden ſchlechten Wind= und Waſſerverhältniſſen zu leiden.
Die Mannſchaften mußten äußerſt ſchwer kämpfen, wodurch auch
die gefahrenen Zeiten ſtark beeinträchtigt wurden. Auch ſonſt
gab es kaum Vergleichsmöglichkeiten bezüglich der Kräfteverhält=
niſſe
, weil, wie in Frankfurt vor drei Jahren, mancher Zu=
fallsſieg
herauskam. Der Beſuch der Regatta war gut, wozu
allerdings der freie Eintritt viel beigetragen haben mochte. Die
Regatta konnte ohne Zwiſchenfälle zu Ende geführt werden, ob=
wohl
viele Boote ganz gehörig Waſſer übernehmen mußten und
einige auch kenterten.

Deutſche Vereinsmeiſterſchaft im Schwimmen.
Bei den Prüfungen zur Deutſchen Vereins=Meiſterſchaft im
Schwimmen wurden bei den in Frankfurt ausgetragenen Kämp=
fen
recht gute Leiſtungen erzielt. Am beſten ſchnitten in den ein=
zelnen
Klaſſen folgende Vereine ab: Kl. 1: Erſter Frankfurter
SC. (allein) 1141 Punkte; Kl. 2: 1. Offenbach 99 647,9 Punkte.
2. SC. Wiesbaden 1911 643,9 Punkte; Kl. 3: 1. Moenus Offen=
bach
356,1 Punkte, 2. 1. Frankfurter SC. II 353,8. Damen.
Kl. 3: 1. Damen=SV. Frankfurt 374,5 P. An den Prüfungen
waren 21 Mannſchaften beteiligt.
Mannſchaftskämpfe der Odenwälder Schühen=
Vereinigung in Sprendlingen.
Geſtern fand u. a. auf den Schießſtänden der Schützengeſell=
ſchaft
e. V. Sprendlingen das Mannſchaftsſchießen der O.S.V. für
das Jahr 1933 ſtatt. In dankenswerter Weiſe hatte Sprendlingen
auf dem Schützentage in Langen das Mannſchaftsſchießen über=
nommen
. Die geſamte Leitung lag in Händen unſeres bewähr=
ten
und beliebten Oberſchützenmeiſters Hofkammerrat Engel=
Darmſtadt, der es auch diesmal wieder in ausgezeichneter Weiſe
verſtand, die Organiſation der Kämpfe bis ins Kleinſte durch=
zuführen
. Gemäß den Vorſchriften wurden die Kämpfe in 5er=
Mannſchaften auf Groß=Kaliber (175 Meter) und Klein=Kaliber
(50 Meter) mit je 15 Schuß ausgetragen. Sämtliche gemeldeten
Vereine traten an. Neu und zum erſten Male wurde lt. Beſchluß
des letzten Schützentages auf Wehrmann, Ifd. Keiler und
Piſtole in Zer=Mannſchaften geſchoſſen und ſtellte ſich das
Reſultat von 36 Mannſchaften wie folgt:
Groß=Kaliber: Stand, 1. Klaſſe: 1. Windmühle, 1079 R.;
2. Sprendlingen, 937 R.; 3. Groß=Umſtadt, 936 R.; 4. Michel=
ſtadt
, 933 R.; Priv.=Sch.=Geſ. Darmſtadt 874 R., Dieburg 857 R.
2. Klaſſe: 1. Langen, 871 R.; 2. Dreieichenhain, 829 R.; 3.
Babenhauſen 805 R. K. K. S. 1. Klaſſe: 1. Windmühle,
775 R.; 2. Sprendlingen, 697 R.; 3. Michelſtadt, 686 R.; 4.
Babenhauſen, 671 R.; 5. Darmſtadt, 668 R. 2. Klaſſe:
1. Langen, 646 R.; 2. Dieburg, 626 R.; 3. Groß=Umſtadt, 624
R.: 4. Roßdorf (Weidmannsheil), 575 R.; 5. Dreieichenhain, 564
Ringe. Piſtole: 1. Michelſtadt, 531 R.: 2. Ober=Ramſtadt, 506
R.; 3. Dreieichenhain, 443 R.; 4. Sprendlingen, 431 R.; 5. Gr.=
Umſtadt, 311 R. Lfd. Keiler: 1. Darmſtadt, 277 R.: 2. Michel=
ſtadt
, 247 R.; 3. Sprendlingen, 240 R.; 4. Groß=Umſtadt, 215 R.
Wehrmann: 1. Windmühle, 643 R.; 2. Pr.=Sch.=Geſ., 633 R.;
3. Groß=Umſtadt, 4. Sprendlingen, 601 R.; 5. Michelſtadt, 596 R.;
6. Dreienchenhain, 586 R.; 7. Babenhauſen, 576 R.; 8. Langen,
518 Ringe.
Zu Beginn des Schießens hieß Oberſchützenmeiſter Engel=
Darmſtadt die Schützen herzlich willkommen und nahm Gelegen=
heit
, der Schützengeſellſchaft Sprendlingen, welche zugleich das
50jährige Jubiläum feierte, die beſten Wünſche von ſei=
ten
der O,S.V. ſowie der Priv. Schützengeſellſchaft Darmſtadt zu

Nr. 231 Seite 7

überbringen. Die beiden überreichten wunderſchönen Intarſien=
ſcheiben
werden beſtimmt einen ehrenvollen Plaß bei Sprend=
lingen
finden. Das Schießen, welches durch den Regen eine
kleine Zeit unterbrochen werden mußte, nahm am Nachmittag
ſeinen Fortgang. Der Feſtzug, welcher an den Schießſtänden ſein
Ende fand, brachte recht viel Abwechſlung unter die Schützen. Ein
Preisſchießenſchloß ſich an und ſtanden zum Teil ſehr wertvolle
und geſchmackvolle Preiſe zur Verfügung. Alle sin allem kanm
der O.S.V. auf eine gute Beteiligung und vor allem auf vfel
beſſere Reſultate zurückblicken. Gaumeiſter wurde der Schieß=
ſporthlub
Windmühle‟ Darmſtadt mit der Geſamtring=
zahl
von 1854 R. auf Stand und Kl.=Kal. Michelſtadt, welches
zwei Jahre lang den Titel innehatte, mußte ihn den Reſidenzlern
überlaſſen, welche, wie allgemein bekannt, eine ganz vortreffliche
Mannſchaft ſtellen. Es gilt daher für die einzelnen Mannſchaf=
ten
, feſte zu üben, um im kommenden Jahre dem Titelverteidiger
einen ebenbürtigen Gegner vorzuſetzen, denen nur dann die Schie=
ßerei
auch Freude macht, wenn ſie einen ſtarken Konkurrenten
neben ſich haben.
Kegler-Bereinigung Darmſtadk und Umgebung.
50=Kugelkampf der Senioren und Frauen im Konkordiaſaale:
Vom 12.19. Auguſt haben ſich die Senioren und Frauen
in einem 50=Kugelkampf ſportlich betätigt. Die Beteiligung war
gut. Man darf mit den Ergebniſſen ſehr zufrieden ſein, iſt es
doch eine ganz beſondere Leiſtung, wenn als Höchſtreſultat 295
Holz gebucht werden durften.
Die weſentlichen Ergebniſſe ſind:
1. Senioren: 1. Kern, Adam=Konkordia 295 Holz: 2. Reichert,
Herm.=Zwölfer 292 Holz (außer Konkurrenz); 3. Thümmel,
Herm.=D.K. 1911 BV. 281 Holz (außer Konkurrenz); 4. Schen=
ermann
, Eugen=Sportkegler 274 Holz; 5. Eigenbrodt, Jakob=
D.K. 1911 BV. 273 Holz; 6. Horn, Fritz, Einzelmitglied 272
Holz; 7. Hörr, Valentin=Lokälchen 268 Holz; 8. Kemmerzehl,
Heinrich=Fall um 263 Holz: 9. Harres, Peter=Chattia 258 Holzx
10. Andres, Jean, Eberſtadt, Rau Holz 256 Holz.
2. Frauen: 1. Frau S. Raab=Gold. Kugel 258 Holz; 2. Frl.
Emmi Bäumer=Roll. Glück 258 Holz; 3. Frau Döll, Einzelmit=
glied
253 Holz; 4. Frau A. Reichert=Gold. Kugel 251 Holz.
Konzelmann=Wanderpokal.
Im Rahmen der ſportlichen Kämpfe kommt der Austragung
des wertvollen Konzelmann=Wanderpokals beſondere Bedeutung
zu. Um ihn ſtreiten ſich Fünfer=Klubriegen, die einen Vorkampf
über 500 Kugeln in die Vollen und im Rückkampf ein Figuren=
ſpiel
auszutragen haben. Der Vorkampf begann am Samstag
in der Eintracht und wurde am Sonntag fortgeſetzt. Den Pokal
hat der Klub Zwölfer T. G.D. 46 zu verteidigen und es ge=
lang
ihm ein ausgezeichnetes Reſultat zu erzielen, das die
Hoffnung zuläßt, im Vorkampfe die Führung zu erreichen.
Es wurden bisher nachſtehende Ergebniſſe erreicht: 1. Klub
Zwölfer, T. G.D. 46 2723 Holz; 2. Klub Haſſia 1919 2681
Holz; 3. Klub DK. 1911 BV. 2680 Holz; 4. Klub D.K.
1923 2586 Holz. Das Kegeln wird am 26. und 27. Auguft
fortgeſetzt.
Deutſche Golf=Meiſterſchaften in Bad Ems.
Die in Bad Ems ſtattfindende 8. Herren= und 7. Damen=
meiſterſchaft
von Deutſchland, deren Spiele als Lochwettſpiels
ohne Vorgabe über 18 Löcher ausgetragen werden, konnte bereits
am zweiten Tage ſo weit gefördert werden, daß in Ricardo und
Bentley die Gegner der Vorſchlußrunde in der oberen Hälfte feſt=
ſtehen
. In der unteren Hälfte machen de Foreſt und der Japaner
Ynoue den Platz in der Schlußrunde unter ſich aus. Bereits in
der erſten Runde mußte der Sieger von 1931, Mc.Nair=England,
eine Niederlage einſtecken. Bei den Damen ſtehen Frau Sellſchopp
und die Engländerin Gaxon bereits für den Endkampf feſt. Frau
Sellſchopp konnte vorher die Engländerin Rudgard beſiegen, auf
der anderen Seite zeigte ſich Frau Garon nur knapp Frau Haag
überlegen.
Die Spiele um den Walker=Pokal, der nur unter
Reichsdeutſchen ausgekämpft wird, haben in dem Hamburgen
Hellmers, der zunächſt über Arntzen=Köln mit 5 und 4 trium=
phierte
und ſich dann über Rechenberg=Köln mit 8 und 7 hinweg=
ſetzte
, den Sieger der erſten Runde ergeben, nachdem er ſpäter
noch mit Benzinger, dem Bezwinger von Theo Haag=Frankfurt
(6 und 4), den entſcheidenden Kampf beſtritt. Hellmers ſollte in
der Vorſchlußrunde gegen Dr. Voß=Wannſee antreten. Da der
Berliner aber am Freitag wieder abreiſen mußte, kommt der
Hamburger ohne Spiel in die Schlußrunde mit Dr. v. Limbur=
ger
=Gaſchwitz.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Montag, 21. Auguſt
7.15: Muſſck am Morgen. Schollplatten.
12.00: Mittagskonzert des Funkorcheſters.
13.30: Konzert auf Schollplatten. Heikabaretk.
14.20: Jeder hört zu!
15.00: Für die Funkausſtellung: Hausmpſik Soliſt: Ernſt Fleifch=
hauer
(Bariton).
16.30: Nürnberg: Nachmittagskonzert der Kapelle Joſef Schwarz.
1800: Deutſcher Almanoch. 18.10: 3 mal 5 Minuten.
18.25: Otto Foulon: Vom Heldiſchen.
18.45: Kurzbericht vom Tage.
19.00: Stunde der Nation: Weſtfäliſche Waſſerburgen.
20.00: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Waßzer.
21.20: Völkiſche Erziehung u. deutſche Auslandsſchule. Geſpräc.
21.45: Albert Fiſcher ſingt neuere deutſche Lieder,
22.15: Zeit, Nachrichten. Wetter, Sport.
22.45: Leipzig: Nachtmuſik des Funkorcheſters.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 21. Auguſt
9.00: Kindergymnaſtik. 9.15: Fröhlicher Kindergarten.
9.45: Kadidia Wedekind: Krönung im Kinderreich.
10.10: Schulfunk: Hörbericht aus einem Jungvolkzeltlager in
Fürſtenwalde (Aufnahmel. 11.30: Zeitfunk.
15.00: Für die Frau: Kragen aus Leinengarn mit Gabelborte.
15.45: Bücherſtunde: Oſtpreußenbücher.
16.00: Doppelkonzert im Funkgarten. Ausf.: Das Deutſche Sym=
phonieorcheſter
. Die Rüdersdorfer Bergkapelle.
18.00: Das Gedicht. 18.05: Jugendſportſtunde: Querſchnitt durch
das Training der deutſchen Fußball=Nationalmannſchaft.
18.25: Hörbericht aus der Funkausſtellung: Die Nachrichtenabteilung
der Reichswehr zieht auf.
19.00: Köln: Stunde der Nation: Weſtfäliſche Waſſerburgen.
20.00: Kernſpruch.
20.05: Berlin: Aus der Funkausſtellung: Volkslied u. Volkskunſk.
23.00: Leipzig: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.

Weikerbericht.
Durch die dauernde Zufuhr ozeaniſcher Luft hat die nörd=
liche
Störungstätigkeit auch bei uns wieder Platz ergriffen und
Niederſchläge hervorgerufen. Da an der Rückſeite des Nordmeer=
tiefes
weiterhin kühle maritime Luft abwärts fließt, bleibt das
Wetter zunächſt etwas wechſelhaft, ſo daß noch mit dem Auftreten
einzelner ſchauerartiger Niederſchläge zu rechnen iſt.
Ausſichten für Montag, den 21. Auguſt: Wechſelnd wolkig mit
Aufheiterung, mäßig warm, noch Neigung zu ſchauerartigen
Niederſchlägen.
Ausſichten für Dienstag, den 22. Auguſt: Weiterhin etwas wech=
ſelhaftes
Wetter.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuiſleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
ſür den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Btid und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

[ ][  ]

Seite 8 Nr. 231

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Rachrichten

Montag, 21. Auguſt 1933

TAlltAIO Saäde

Original-Roman
von
Hans Hirthammer

60)

(Nachdruck verboten!

Ach Gott, Herr Wendrich, Sie werden ſich eine andere
Wohnung beſorgen müſſen. Seit Sie fort ſind, verfolgt mich das
Unglück. Zuerſt flog ich bei der Filmgeſellſchaft hinaus. Es war
ein ſchrecklicher Krach. Bloß weil mir einmal die Zunge durch=
ging
. Ich hätte eine zu laute Stimme für den Film, ſagen ſie.
Das hielt kein Mikrophon aus. Ja, und dann wurde meine
Rente gekürzt. Ich kann die teuere Wohnung nicht mehr behal=
ten
, zwei Monate bin ich ſchon mit der Miete im Rückſtand.
Das ſind ja ſchreckliche Dinge! lächelte Wendrich. Aber
laſſen Sie nur, ich habe das beſtimmte Gefühl, daß ſich alles
zum Guten wenden wird. Wie wäre es denn, wenn wir uns
zuſammen ein hübſches Häuschen kaufen würden?
Frau Krüger war nahe daran, zornig zu werden. Wenn
Sie mir keinen anderen Troſt wiſſen, als ſich über mich luſtig
zu machen
Wendrich klopfte ihr begütigend auf die Schulter. Dann zog
er ſich um und verließ das Haus.
Sein erſter Weg führte in die Geſchäftsſtelle der Deutſchen
Bank. Immer noch nagte ein leiſer Zweifel in ihm, ob es mit
dieſer märchenhaften Erbſchaft tatſächlich ſeine Richtigkeit habe.
Als er dem jungen Schalterbeamten ſeinen Namen genannt
hatte, ſtarrte ihn dieſer einen Augenblick faſſungslos an, dann
verſank er vor Ehrerbietung faſt in den Boden.
Wendrich mußte unwillkürlich lachen. Sein Glücksfall ſchien
ſich ja hier ſchon recht herumgeſprochen zu haben.
Wünſchen Sie eine Abhebung zu machen, Herr Wendrich?
Welcher Betrag?
Nein, richten Sie mir, bitte, ein Konto ein! Dreiviertel
des Guthabens kann auf weite Sicht feſtangelegt werden, über
den Reſt will ich aber jederzeit frei verfügen können.
Sehr wohl, Herr Wendrich! dienerte der Angeſtellte.
Wendrich ließ ſich noch über die verſchiedenen Bedingungen
unterrichten, dann beſtieg er aufatmend ein Taxi und ließ ſich
zu Kempinſki fahren.
Und dann ſtürzte er ſich mit geradezu fanatiſchem Eifer in
das neue, herrliche Leben.
Er ſah ſich die verkäuflichen Villen im Grunewald an, hatte
hange Unterredungen mit Häuſermaklern, verhandelte mit Archi=
tekten
.

Auf die Art gelang es ihm tatſächlich, die heimlich nagende
Sorge um Jennys Schickſal zu betäuben. Wenn er tauſend
Pläne ſchmiedete und wieder verwarf, wie ſeine und Jennys
Zukunft am köſtlichſten einzurichten ſei, vergaß er faft, daß die
Geliebte ihm für den Augenblick unerreichbar war.
Er glaubte an die Beſtändigkeit ſeines Glückes, es erſchien
ihm undenkbar, daß dieſes Glück ihn auf halbem Wege im
Stich laſſen könnte.
Es war am zweiten Morgen ſeines Berliner Aufenthaltes,
als ihn eine Maklerfirma anrief. Wendrich erfuhr, daß ſoeben
eine ſehr hübſche Villa am Ufer des Schlachtenſees zur Ver=
ſteigerung
gelange. Man empfehle ihm, auf raſcheſtem Wege hin=
zufahren
. Vielleicht könne er noch zurecht kommen. Es handle ſich
um ein außergewöhnliches günſtiges Objekt.
Wendrich geriet in einen Taumel der Unternehmungsluſt.
Er eilte aus dem Haus, erwiſchte ein Taxi und jagte zum
Grunewald.
Der Wagen wäre faſt mitten in die Schar der an Ort und
Stelle verſammelten Intereſſenten hineingerannt.
Wendrich achtete nicht auf die empörten Zurufe der Leute.
Er verließ das Auto und drängte ſich nach vorne.
Dreiundvierzigtauſend zum Zweiten! Bietet niemand mehr?
Dreiundvierzigtauſend zum
Fünfundvierzigtauſend! ſchrie Wendrich. Mit einem
raſchen Blick hatte er die Villa überflogen. Es war ein ſehr
komfortables Landhaus im engliſchen Stil, mit hohen Fenſtern,
einer prachtvollen Terraſſe und einem ausgedehnten Garten, der
allerdings ein ziemlich verwahrloſtes Ausſehen hatte.
Fritz Wendrich erhielt den Zuſchlag. Er betrat das Podium
des Auktionators und füllte mit freudiger Erregtheit den erſten
Scheck aus.
Die Neugierigen verliefen ſich. Der Beamte packte ſeine
Akten zuſammen. Alles weitere wird Herr Wieland erledigen!
ſagte er und wies auf einen einfach gekleideten alten Mann,
der bei der Nennung ſeines Namens befcheiden nähertrat.
Ich bin der frühere Verwalter des Hauſes! ſtellte er ſich
dem neuen Beſitzer vor. Darf ich Sie führen? Ich nehme an,
daß Sie Ihr Haus gleich einmal beſichtigen wollen.

Für Wendrich, der Zeit ſeines Lebens in gemieteten Räu=
men
gewohnt hatte, war es ein ſeltſam ſtolzes und dabei doch
faft beklemmendes Gefühl, als er nun zum erſtenmal über die
Schwelle des eigenen Hauſes trat,
Wie eine ſymbolhafte, weihevolle Handlung war es ihm,
wie der Schritt in ein neues, einzigartiges Leben. Vor wenig
Tagen noch ein Irgendwer, einer von Tauſenden, ein An=
geſtellter
, der auf eine höchſt leichtſinnige Art ſeinen Urlaub
verbrachte, war er jetzt Träger einer Macht, ein Auserwählter,
von einem freundlichen Schickſal hinaufgeſtellt auf den Gipfel
des gläſernen Berges, den zu erklimmen ſich die anderen ihr
Leben lang vergeblich mühten.
Er betrat eine geräumige Diele, die ſich durch die ganze
Breite des Hauſes hinzog und nach hinten in einen Winter=
garten
mündete. Eine breite Treppe führte in das obere Stock=
werk
.
Wendrich war von der faſt prunkhaften Architektonik über=
raſcht
. Wer war eigentlich der frühere Beſitzer?
Der Alte machte eine wegwerfende Handbewegung. Ein
verſchuldeter Baron! Es war ein rechtes Elend. Der Mann
kümmerte ſich die letzte Zeit überhaupt nicht mehr um das Haus.
Na, das wird ja jetzt anders werden, lieber Mann! Das
Haus ſoll ſo rafch als möglich hergerichtet, die Räume modern
ausgeſtaltet werden. Ich werde bereits in den nächſten Tagen
nach hier überſiedeln.
Da werde ich dann wohl meine Sachen packen und mein
Dachzimmer räumen müſſen! klagte der Mann.
Aber nein, Herr Wieland, Sie wiſſen hier mit allem Be=
ſcheid
! Ich möchte Ihre Dienſte nicht entbehren. Und ich, denke,
daß wir gut mitſammen auskommen werden!
Der Verwalter drückte ſeinem neuen Herrn dankbar die
Hand. Sie werden mit mir zufrieden ſein!
Im Gartengeſchoß fand der Redakteur zwei helle Stuben
und eine niedliche Küche. Eine hübſche kleine Wohnung, gerade
recht für Mutter Krüger!
Das große Erkerzimmer im Erdgeſchoß, deſſen Fenſter nach
Südweſten gingen, würde eine ideale Arbeitsſtube werden,
während der Raum daneben als Bibliothekzimmer eingerichtet
werden konnte.
Die andere Seite des Hauſes würde Jennys Reich wer=
den
. Neben dem Wintergarten fand ſich noch ein halbrunder
Eckraum, für den Wendrich nicht gleich eine Verwendung wußte.
(Foriſetzung folgt.)

Der große Erfolg
Ein Film voll Laune, Heiterkeit und
ansteckendem Frohsinn:
Die Fahrt ins Grüne‟
mit Hermann Thiwig, Lien Deyers
und Fritz Kampers.
Jugendliche haben Zutritt.

Hente letzter Tag
Ein heiteres Volksstück aus dem
Soldatenleben: (V. 10193
Zweigute Kameraden
mit Fritz Kampers, Paul Hörbiger,
Jessie Vihrog und Margot Walter.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.30 Uhr.

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