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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 221
Freitag, den 11. Auguſt 1933.
196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfz.
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(1 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
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oder gerſchtlſcher Beſtreibung ſällt ſeder Rabatt weg.
Banſkionio Deutſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Italien und der engliſch=franzöſiſche Schritt.
Durch die amlliche ikalieniſche Erklärung die Vorgeſchichke des engliſch=franzöſiſchen Schrikkes in Berlin
in allen Einzelheiten klargeſtellk.
Die ikalieniſche Verlautbarung.
WTB. Rom, 10. Auguſt.
Wie die Agenzia Stefani meldet, werden in verantwortlichen
römiſchen Kreiſen mit Bezug auf den kürzlich erfolgten Schritt
in Berlin wegen der Frage der öſterreichiſch=deutſchen
Beziehun=
gen folgende Mitteilungen gemacht:
Im Laufe einer langen Unterhaltung über die europäiſche
Geſamtlage und über die italieniſch=deutſchen Beziehungen hat
Miniſterpräſident Muſſolini die Aufmerkſamkeit des
Vizekanz=
lers v. Papen bei Gelegenheit ſeines Beſuches in Rom im
ver=
gangenen Juli auf die Notwendigkeit gelenkt, eine Entſpannung
zwiſchen Oeſterreich und Deutſchland zu erzielen, die im
Inter=
eſſe der Beziehungen zwiſchen dieſen beiden Ländern und dieſer
Länder mit den anderen Nationen liege. Vizekanzler v. Papen
hat darauf die Erklärung abgegeben, daß er dem Reichskanzler
darüber Bericht erſtatten werde, und iſt dieſer Zuſage
nachge=
kommen.
Zwiſchen den diplomatiſchen Vertretern der beiden
Regie=
rungen folgten dann Unterhaltungen über dieſen Gegenſtand,
die — was eigentlich überflüſſig iſt, beſonders zu bemerken —
ſtets einen ſehr diskreten und privaten Charakter trugen.
Da die britiſche Regierung inzwiſchen die Initiative zu
einem Schritt in Berlin ergriffen hatte, wies die italieniſche
Regierung darauf hin, daß es ihr im Intereſſe des gewünſchten
Erfolges zweckmäßiger erſcheine, den Ausgang der im Zuge
be=
findlichen privaten und vertraulichen Unterhaltungen
abzu=
warten.
Im Verfolg dieſer Unterhaltungen hat die deutſche
Regie=
rung dem italieniſchen Botſchafter beruhigende Verſicherungen
über die Radio=Propaganda und die Ueberfliegung
öſterreichi=
ſchen Gebietes abgegeben. Die italieniſche Regierung beeilte ſich
darauf den Inhalt dieſer Antwort dem engliſchen und dem
franzöſiſchen diplomatiſchen Vertreter bekanntzugeben, und
be=
tonte dabei, daß ſie es für zweckmäßig erachte, den Schritt in
Berlin nicht ſtattfinden zu laſſen. Dieſer Schritt hätte vermieden
werden können, wenn die für die entſprechenden Mitteilungen
von London und Paris nach Berlin notwendige Zeit zur
Ver=
fügung geſtanden hätte.
Die römiſchen Kreiſe ſind der Anſicht, daß es in Zukunft
durchaus notwendig iſt, der Reihe von Zwiſchenfällen Einhalt
zu tun, um die erbetene Rückkehr zu normalen Beziehungen
zwiſchen Berlin und Wien herbeizuführen.
Durch die amtliche italieniſche Erklärung iſt jetzt auch die
Vorgeſchichte des engliſch=franzöſiſchen Schrittes in allen
Einzel=
heiten klargeſtellt und damit der Verſuch einer unerfreulichen
Legendenbildung, die vor allem von Paris aus betrieben wurde,
im Keim erſtickt. Wir ſehen daraus auch, was es mit den
„freundſchaftlichen Schritten” tatſächlich für eine Bewandtnis
ge=
habt hat. Selbſtverſtändlich hat die deutſche Regierung Italien
gegenüber nach der ſachlichen Seite hin, ſoweit berechtigte
Be=
ſchwerden in Frage kommen konnten. Abhilfe zugeſagt. England
und Frankreich hatten es aber ſo eilig, nur eben noch mit ihrer
Demarche rechtzeitig zu kommen, daß ſie, obwohl ſie von den
vertraulichen italieniſchen Verhandlungen wußten, keine Zeit
hatten, das Ergebnis der Bemühungen Muſſolinis abzuwar en.
Sie haben alſo ſelbſt Schuld daran, wenn ſie ſich dabei eine
Abfuhr geholt haben, und wir können es verſtehen, wenn ſie in
der Verärgerung über dieſe Niederlage jetzt die Schuld auf
andere Schultern abzuwälzen ſuchen, was ihnen allerdings nicht
gelingen wird. Politiſche Bedeutung haben dieſe Rückzugsgefechte
nicht mehr.
Enkkäuſchung in Baris über das italieniſche Vorgehen
EP. Paris, 10. Auguſt.
Die von der italieniſchen amtlichen Nachrichten=Agentur
ver=
öffentlichte Samstags=Ausſprache des italieniſchen Botſchafters in
Berlin, Cerutti, mit den Berliner Stellen hat in Paris
erheb=
lichen Eindruck hervorgerufen. Die der franzöſiſchen Regierung
nabeſtehenden Blätter begnügen ſich mit dem bloßen Abdruck der
„Stefani”=Meldung. Aus den Kommentaren der übrigen Blätter
geht jedoch hervor, wie peinlich man in Paris das getrennte
Han=
deln der italieniſchen Diplomatie empfindet. Man macht es der
italieniſchen Regierung beſonders zum Vorwurf, Paris und
Lon=
don nicht unterrichtet zu haben. So ſchreibt u. a. das „Journal”,
man müſſe feſtſtellen, daß zwiſchen Samstag und Montag
vormit=
tag die italieniſche Regierung nicht die Zeit gefunden habe, in
Paris und London über ihre Demarche in Berlin Bericht
abzu=
geben. Dank der Ergebniſſe dieſes italieniſchen Schrittes hätte
eine weitere diplomatiſche Intervention in Berlin vermieden
wer=
den können. Es ſei alſo klar, daß es im diplomatiſchen Verkehr
noch Fortſchritte zu machen gäbe, zumal, wenn es ſich eine ſo
deli=
kate Zuſammenarbeit handele.
Im Kommentar des „Matin” kommt die Enttäuſchung über
das iſolierte Vorgehen der italieniſchen Diplomatie noch ſtärker
zum Ausdruck. „Es iſt alſo bewieſen”, ſo ſchreibt der „Matin”, „daß
Italien, obwohl es ſich der Demarche der Großmächte widerſetzt
hatte, ſich ſchon als erſtes Land mit der deutſch=öſterreichiſchen
Spannung befaßte und praktiſch bereits die Frage durch eine
freundſchaftliche und wirkungsvolle, gleichzeitig aber auch
ge=
räuſchloſe Intervention regelte, als in Paris und London noch
Aufregung herrſchte. Die italieniſche Regierung hat alſo mit ihren
Ergebniſſen den alliierten Regierungen eine Lehre erteilt.
Gleich=
zeitig, aber bemüht ſich Italien, nachzuweiſen, daß es der
natürliche Schiedsrichter im deutſch=
öſterrei=
chiſchen Streitfall iſt. Dabei bezieht es ſich auf die
Freund=
ſchaften, die es gleichzeitig mit Deutſchland und Oeſterreich
unter=
hält. Italien verlangt jetzt das Recht, in Mitteleuropa eine
be=
herrſchende politiſche Stellung einzunehmen.”
Die beſondere Erregung des nationaliſtiſchen „Echo de Paris”,
über das italieniſche Verhalten kommt in der Forderung zum
Ausdruck, Frankreich müſſe ſofort den Viererpakt kündigen und
ſelbſtändig Interventionen in Berlin unternehmen.
Unkerredung Daladiers mit Lord Tyrell.
Paris, 10. Auguſt.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Daladier empfing am
Don=
nerstag den engliſchen Botſchafter Lord Tyrell. Ueber den
Gegen=
ſtand der Unterredung wird, den diplomatiſchen Gepflogenheiten
gemäß, nichts mitgeteilt. Die Zuſammenkunft dauerte etwas mehr
als eine Stunde. Die „Liberté” behauptet, daß die Unterredung
der öſterreichiſchen Frage gegolten habe.
Die Erhöhung der öſterreichiſchen Heeresſtärke.
Zu den bevorſtehenden Verhandlungen, des öſterreichiſchen
Bundeskanzlers Dr. Dollfuß mit Muſſolini veröffentlicht der
römiſche Sonderberichterſtatter des „Temps”, der ſeine
Infor=
mationen häufig von der franzöſiſchen Botſchaft in Rom bezieht,
folgende Meldung: Die öſterreichiſche Regierung habe die Abſicht,
den Antrag zu ſtellen, die durch den Friedensvertrag
Oeſter=
reich zugeſtandene Kopfſtärke des Heeres um 30000 Mann zu
er=
höhen. Dieſe 30000 Mann ſollen nach den öſterreichiſchen Plänen
eine Dienſtzeit von 6 Monaten haben. Im übrigen meldet der
„Temps”, daß man angeblich in römiſchen Kreiſen beſonderen
Wert auf die Verteidigung der öſterreichiſchen und der ungariſchen
Unabhängigkeit legt, und zwar ſowohl gegenüber der Kleinen
Entente als auch gegenüber Deutſchland
Offenbar handelt es ſich bei der genannten Zahl von 30000
Mann, die der Berichterſtatter des „Temps” erwähnt, und um
die das öſterreichiſche Heer angeblich erhöht werden ſoll, um ein
Verſehen des „Temps”=Korreſpondenten. Der „Intranſigeant”
weiß nämlich zu berichten, daß die öſterreichiſche Regierung die
Ermächtigung zur Bildung einer Spezialpolizei bei der engliſchen,
der franzöſiſchen und der italieniſchen Regierung eingeholt habe.
Dieſe drei Regierungen hätten das öſterreichiſche Geſuch bereits
geprüft und in nähere Erwägung gezogen, aber mit dem
aus=
drücklichen Vorbehalt, daß dieſe Mannſchaften nur für eine
be=
grenzte Zeit eingezogen werden dürften und unter den Befehl des
Kriegsminiſters geſtellt werden müßten. Da Oeſterreich laut den
Beſtimmungen des Friedensvertrags von St. Germain Anſpruch
auf ein Heer von 30000 Mann hat, in Wirklichkeit aber nur
22 000 Mann unter den Fahnen hält, würde die Ergänzung um
8000 Mann nicht die vorgeſehene Höchſtgrenze von 30 000 Mann
überſchreiten. Polen und die Kleine Entente ſollen ebenfalls von
Oeſterreich als Signatarmächte des Friedensvertrags befragt
wor=
den ſein. Sie haben nach den Erkundigungen des „Intranſigeant”
keine Einwände erhoben.
Gegen die Knebelung der deutſchen
Preſſe im Saargebiek.
CNB. Berlin, 10. Auguſt.
Der Verein der ſaarländiſchen Preſſe hat an den
Völker=
bundsrat ein Schreiben gerichtet, in dem gegen die Unterdrückung
der deutſchen Preſſe im Saargebiet energiſch proteſtiert wird. In
dieſem Schreiben kommen diejenigen Geſichtspunkte erneut zum
Ausdruck, die in der Sitzung des ſaarländiſchen Landesrates vom
25. Juli von dem Vertreter der Deutſchſaarländiſchen Volkspartei
dargelegt worden ſind. Die Regierungskommiſſion des
Saarge=
bietes hat in den letzten Monaten die ſaarländiſche Preſſe mit
Verboten geradezu überſchüttet. So wurden am 24. Juli neun
Zeitungen, am 25. eine, am 8. Auguſt zwei und geſtern erneut
eine Zeitung verboten.
Die Regierungskommiſſion, die es nicht für angebracht hielt,
wenn in den letzten Monaten im Saargebiet erſcheinende
Zei=
tungen Mitglieder der Reichsregierung beſchimpften, dagegen
ein=
zuſchreiten, wie es ſchon die korrekte Einſtellung einem Mitglied
des Völkerbundsrates gegenüber geboten hätte — dieſe gleiche
Regierungskommiſſion glaubte bei jeder Gelegenheit, den Schutz
derjenigen Kreiſe übernehmen zu müſſen, die offen oder verſteckt,
ſeparatiſtiſche Propaganda betreiben. Eine Ueberprüfung der
Verbotsanläſſe in den letzten Monaten zeigt, daß regelmäßig dann
von der Regierungskommiſſion vorgegangen wurde, wenn eine
deutſch geſinnte Zeitung gegen die unheilvolle Tätigkeit dieſer
ſeparatiſtiſchen Wühler Verwahrung einlegte.
Die Erregung, die ſich nicht nur der unmittelbar betroffenen
journaliſtiſchen Kreiſe, ſondern der geſamten ſaarländiſchen
Be=
völkerung angeſichts dieſer Tatſachen bemächtigt hat, iſt nur
all=
zu verſtändlich. Es dient nicht der Aufrechterhaltung
und Förderung der notwendigen ſaarländiſchen
Freiheit, wenn der überwältigende Teil der
Be=
völkerung der Organe ſeiner öffentlichen
Wil=
lens= und Meinungsbildung ſyſtematiſch
be=
raubt wird. Die Regierungskommiſſion hat zu wiederholten
Malen, ſo durch ihre am 19. 7. veröffentlichte Erklärung zur
kommenden Abſtimmung, die zutreffend als ein „Schutz für
Ver=
räter” bezeichnet wurde, bewieſen, daß ſie nicht die mit ihrer
Stellung zu vereinbarende einzig und allein korrekte Haltung
einnimmt. Man darf erwarten, daß ſich der Völkerbundsrat der
hohen Verantwortung bewußt iſt, die ihm für ſeine durch den
Proteſt der ſaardeutſchen Preſſe veranlaßte Entſcheidung auferlegt
wird. Die notwendige Berückſichtigung der berechtigten Wünſche
der ſaardeutſchen Preſſe iſt nicht nur eine Vorausſetzung für eine
gedeihliche Entwicklung im Saargebiet, ſondern eine
Vorbe=
dingung für die im Intereſſe des Friedens zu fordernde
inter=
nationale Zuſammenarbeit, die durch das Vorgehen der
Regie=
xu gskommiſſion ernſthaft gefährdet wird.
Teuerung in USA.
Beſorgniſſe und Hoffnungen. — Der Sozialismus des
Präſidenken Rooſevelt. — Das Ende des Lohnchaos.
Von unſerem Berichterſtatter.
He. New York, Anfang Auguſt.
Daß die Vereinigten Staaten ſich mitten in einer Inflation
befinden, von der man noch nicht weiß, wo ſie halt machen wird,
kann niemand, trotz des vorübergehenden Stillſtandes der
Wechſelkurſe für den Dollar, beſtreiten. Die Regierung
hat aber vorerſt einmal gebremſt, um eine
über=
ſtürzte Entwicklung zuverhindern und um in Ruhe
den „Induſtrial Recovery Act” (induſtrielle Induſtrie=Geſundungs=
Aktion) durchführen zu können, der die Einführung einheitlicher
Arbeitszeit und einheitlicher Entlöhnung für die einzelnen
In=
duſtriezweige vorſieht. Trotzdem iſt nicht zu leugnen, daß bereits
jetzt eine weitgehende Beunruhigung in der Bevölkerung Platz
gegriffen hat, die nicht ohne eine gewiſſe Sorge in die Zukunft
ſieht. Denn die erſte Folge der neuen
Wirtſchafts=
politik in den u. S. A. iſt ein allgemeines
Stei=
gen der Preiſe für den täglichen Bedarf, vor allem für alle
Nahrungsmittel, die zum großen Teil Verteuerungen um bis zu
60 v. H. aufweiſen, alſo um einen Betrag, der ſehr erheblich
und ſpürbar iſt. Die Frage, die daher allgemein intereſſiert, iſt
wohl, wie man das in den U. S.A. aufnimmt, und was der
einzelne wohl zu dieſer Teuerung ſagt. Man könnte ſich wohl
vorſtellen, daß eine ſolche Teuerung allgemeine Entrüſtung
er=
regte, wenn nicht gleichzeitig die Einkommen ſtiegen. Gerade
das iſt doch aber nicht der Fall, denn gerade jetzt werden überall
erſt einmal die Einkommen für die großen Maſſen genau
feſt=
gelegt.
Die hier aufgeworfene Frage läßt ſich erſtaunlicherweiſe ſehr
ſchnell und ganz anders beantworten, als man das in Europa
anzunehmen ſcheint: Man muß feſtſtellen, daß die
große Maſſe zunächſt einmal noch durchaus
zu=
frieden iſt; und daß ernſtliche Zweifel an der
Vernunft des Regierungsprogrammes vorerſt
nicht geäußert werden. Im Gegenteil, trotz der Teuerung ſieht
man der Zukunft noch durchaus optimiſtiſch entgegen, und man
hat weitgehend das Gefühl, es ginge wieder aufwärts — trotz
des letzten Börſenkrachs. Daß die Regierung dieſen Krach ſo
ſchnell abgeſtoppt hat, hat übrigens weſentlich zur Stärkung des
Vertrauens in Rooſevelts „Neues Spiel” beigetragen.
Es iſt eben etwas anderes, wenn eine Teuerung plötzlich
aus heiterem Himmel einſetzt, gegen den Wunſch der Regierung,
oder wenn eine Teuerung erwartet wird wie ein Regen vom
Landmann nach langer Dürre. Man hat der Bevölkerung ſeit
langem, und zwar recht gründlich, eingehämmert, daß die
Ur=
ſache der Kriſe die niedrigen Preiſe ſeien. Nur ſie wären daran
Schuld, daß die Farmer nicht mehr kaufen könnten, und daß der
Induſtrieabſatz zurückgegangen ſei. (Der Außenhandel zählt in
Amerika nicht.) Die Preiſe müßten wieder ſteigen, dann werde
alles wieder beſſer. Das hat man ſo oft wiederholt, daß jeder
däran glaubt, ſo daß der einzelne auch bereit iſt, dafür Opfer
zu bringen. Ja, es beſteht kein Zweifel daran, daß
die große Mafſe das Steigen der Preiſe freudig
begrüßt hat, weil ſie nun hoffte, daß die
ſchlechte Zeit vorbei ſei. Davon, daß die Wechſelkurſe
fielen, hat man ja nichts gemerkt, denn man kauft in Amerika
eben keine ausländiſchen Waren.
Es kommt hinzu, daß das Steigen der Preiſe ſich zunächſt
einmal nicht auf allen Gebieten gleichmäßig bemerkbar gemacht
hat. Die Lebensmittel und die Textilien ſind teurer geworden,
aber noch nicht die Mieten, die in Amerika faſt bis 50 v. H. der
kleineren Einkommen aufzufreſſen pflegen, nicht die
Fahrgelegen=
heiten und nicht ein ganzer Haufen ſonſtiger Bedarfsartikel. Die
Teuerung ſetzt hier vielmehr erſt langſam ein, ſo daß ſie nicht
ſo ſpürbar wird, wie das wohl ſonſt der Fall wäre. Auch hat
ſie im allgemeinen noch nicht das Ausmaß der Dollarentwertung
erreicht, ſo daß nur einzelne Artikel die angegebene hohe
Ver=
teuerung aufweiſen — was in den Einzelfällen prompt zu
Schwierigkeiten geführt hat (Brotkrawalle in einzelnen Städen),
Aehnlich günſtig iſt auch zunächſt die Wirkung des
In=
duſtrial Recovery Acts mit ſeiner Feſtſetzung der Löhne und der
Arbeitszeit. Aus europäiſchen Kritiken geht hervor, daß man
Sinn und Urſache dieſer Maßnahme im allgemeinen in Europa
mißverſtanden hat. Es handelt ſich nicht um eine „marxiſtiſche‟
Planwirtſchaft, die man hier einführt, ſondern zum erſten
Male um eine Regelung der Verhältniſſe auf
dem Arbeitsmarkt, die gerade infolge der Kriſe
notwen=
dig geworden war. Man hat in Europa die primitive
Vorſtel=
lung, daß in Amerika alles ungeheuer modern, typiſiert und
vereinheitlicht ſei, weil man immer nur New York im Auge hat.
Nichts iſt jedoch ſo falſch wie das, und zwar ganz beſonders in
der amerikaniſchen Induſtrie. Neben Anlagen, die ſo
mechaniſiert ſind, daß der Menſch daneben faſt
überflüſſig geworden iſt, gibt es ganz
veral=
tete und primitive Fabrikationsmethoden,
neben hochmodernen Einrichtungen ſolche, die
noch aus der Mitte des vorigen Jahrhunderté
ſtammen, und die ſich nur dank der Tatſache zu halten
ver=
mögen, daß es keine Regelung der Arbeitslöhne gab, und daß
jeder Unternehmer nur ſoviel zahlte, wie er bei entſprechendem
Gewinn zahlen konnte.
Das hat in der Kriſe dazu geführt, daß jeder Arbeitgeber
nur noch den Lohn zahlte, der ihm paßte, daß die Arbeitszeit
überall endlos ausgedehnt wurde — bis zu ſechzehn Stunden
am Tag (!) — und daß ſchließlich überhaupt kaum eine rechte
Kalkulation möglich war, da die amerikaniſchen Unternehmer
natürlich die Gelegenheit wahrnahmen, um zu drücken, wo ſie
konnten. Es iſt ſo dazu gekommen, daß zweifellos der
amerika=
niſche Arbeiter, einſt nominell der beſtbezahlte in der Welt, heute
einer der ſchlechtbezahlteſten und am ſchamloſeſten ausgenutzten
geworden war. Dagegen haben auch die
amerika=
niſchen Gewerkſchaften nichts durchzuſetzen
ver=
mocht. Nicht nur, daß ihnen überhaupt nur etwa ein Sechſtel
der Arbeiterſchaft angehörte, die Arbeiter waren der Auffaſſung,
daß ihnen die Gewerkſchaften doch nicht zu helfen vermochten,
ſo daß auch Terrorakte einzelner Gewerkſchaften an der Lage
nichts änderten. Die Folge war denn auch, daß die Belebung
Seite 2 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 11. Auguſt 1933
der Induſtrie zunächſt nur ſehr wenigen zugute kam und ſo gut
wie nichts zur Behebung der Arbeitsloſigkeit tat.
Da hat man es außerordentlich begrüßt, daß die Regierung
durchgegriffen hat, und zunächſt einmal einheitliche Löhne und
Arbeitszeiten feſtgeſetzt hat, ſelbſt wenn das in Einzelfällen
Opfer koſtete: Erſt ſo kann ja die Maſſe an dem Aufſchwung
teilnehmen, und erſt mit dieſem Mittel wird der Unternehmer
ge=
zwungen, mehr Arbeiter einzuſtellen, wenn mehr Arbeit gegeben
iſt, anſtatt wie bisher einfach Ueberſtunden machen zu laſſen.
Und auch erſt durch dieſe Mittel wird der elende
Konkurrenzkampf der Arbeiter gegeneinander
das ſich gegenſeitige Unterbieten der einzelnen
Arbeiter untereinander um die einzelne Stelle
beſeitigt, was in den letzten Jahren den Arbeiter zum Lohn=
Iklaven gemacht hatte. Wenn gleichzeitig nun auch Gewerkſchaften
für alle Arbeiter und Angeſtellten, und zwar
Zwangsgewerk=
ſchaften, geſchaffen werden, ſo iſt das zwar Sozialismus, aber
eben ein Sozialismus, der begrüßt wird, weil er dem Kampf
aller gegen alle ein Ende bereitet, der ſich bisher in der
ameri=
kaniſchen Wirtfchaft breit machte
Das macht es auch verſtändlich, warum man angeſichts der
Teuerungswelle zunächſt einmal mit einer Feſtlegung der Löhne
einverſtanden iſt: Bedeutet das doch eben einen ſo
unge=
heuren Fortſchritt gegenüber dem Chaos des
bisherigen Zuſtandes, daß man darüber die
Ge=
fahr der Inflation zu vergeſſen geneigt iſt. Es
muß eben eine gewiſſe Zeit dauern, bis man merkt, daß die
Bindung der Löhne bei ſteigenden Preiſen auch ihre
Schatten=
ſeiten haben kann.
Die Lage auf dem deutſchen
Arveltsmwert.
Beſprechung in der Reichsanſtalt.
Berlin, 10. Auguſt.
Von der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und
Arbeits=
boſenverſicherung wird berichtet:
Ueber den gegenwärtigen Stand der Bekämpfung der
Ar=
beitsloſigkeit und die weiter zu ergreifenden Maßnahmen fand
am vergangenen Dienstag unter dem Vorſitz des Präſidenden der
Reichsanſtalt eine Beſprechung ſtatt, an welcher ſämtliche
Präſi=
denten der Landesarbeitsämter teilnahmen. Die Reichsanſtalt zielt
weniger dahin, für den Sommer einzelne Teilbezirke frei von
Arbeitsloſen zu ſtellen, vielmehr wird eine organiſche Entwicklung
angeſtrebt, welche auf längere Sicht arbeitet und insbeſondere
Rückſchläge im Winter vermeiden will. Hierzu dienen die von der
Reichsregierung durchgeführten großen
Arbeitsbeſchaffungsmaß=
nahmen, der verſtärkte Einſatz von Notſtandsarbeiten, und die
Landhilfe. Wichtig ſind daneben die Beſtrebungen der
Arbeit=
geber, durch ſachgemäße Durchprüfung der Betriebe auf
Doppel=
verdiener und unzuläſſige Frauenarbeit durch Bekämpfung der
Schwarzarbeit, Arbeitsplätze, insbeſondere für die langfriſtig
Er=
werbsloſen und ſozialbedürftigen Volksgenoſſen frei zu machen.
Es kam allgemein zum Ausdruck, daß alle dieſe Bemühungen von
einer weit größeren Wirkſamkeit als früher ſind, weil ſeit
Be=
ſtehen der neuen Regierung ein Anwachſen des allgemeinen
Ver=
trauens feſtzuſtellen iſt und darüber hinaus ſich in weiten Kreiſen
der Bevölkerung ein begeiſterungsvoller Opferwille zeigt.
Ange=
ſichts dieſer von der Regierung geweckten Kräfte ſprach der
Präſi=
dent der Reichsanſtalt die Erwartung aus, daß die Zahl der
ſtati=
ſtiſch erfaßten Arbeitsloſen, die im Februar mehr als ſechs
Mil=
lionen betrug, Ende September die Viermillionengrenze erreichen
wird. Die Anſtrengungen der Landesarbeitsämter und
Arbeits=
ämter müßten jedoch ganz beſonders darauf gerichtet ſein, dieſe
Zahl auch im Winter nicht weſentlich anwachſen zu laſſen.
Not=
wendig iſt zur Erreichung dieſes Zieles u. a. ein Einwirken auf
die von der Saiſon beeinflußten Wirtſchaftsbetriebe, vor allen
Dingen ein Appell an die Landwirtſchaft, im Intereſſe der
Ge=
ſamtheit in dieſem Winter möglichſt viele ihrer Arbeitskräfte
ein=
ſchließlich der Landhelfer weiter zu beſchäftigen. Das Durchhalten
dieſer Arbeiter in den Wintermonaten iſt die beſte Winterhilfe
der Landwirtſchaft. Im Baugewerbe muß dahin geſtrebt werden,
die winterliche Arbeitsruhe auf die Zeit des ſtrengen Froſtes zu
beſchränken und durch geeignete Sondermaßnahmen die
Fortfüh=
rung der Arbeiten auch in den Wintermonaten ſicherzuſtellen.
Die Dienſtflagge des Reichsſkakthaltets in Heſſen.
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen gibt
be=
kannt: „Die Dienſtflagge des Reichsſtatthalters für Heſſen zeigt ein
Rechteck mit drei gleichbreiten Querſtreifen in ſchwarz, weiß und
rot. In der Mitte des weißen Streifens befindet ſich der in
ſchwar=
zer Farbe gehaltene Reichsadler. Im Dienſt befindliche Vertreter
der Behörden und ſämtliche Uniformträger (Landespolizei,
Gen=
darmerie, Gemeindepolizei, ſowie die uniformierten Mitglieder der
nationalen Verbände) haben die Dienſtflagge des Reichsſtatthalters
zu grüßen."
Vom Tage.
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Schmitt wird am Sonntag im
Rahmen einer Veranſtaltung „Deutſche Arbeit am Rhein” in Köln
eine große Rede halten.
In der Frage der Gehälter der leitenden Beamten der
Reichs=
bahn wurde in Anpaſſung an die Beſoldungsſätze der
Reichs=
beſoldungsordnung eine Neuregelung vorgeſehen, die auch als
Maßſtab dienen ſoll für die Leiter der Nebenbetriebe und
Tochter=
geſellſchaften der Reichsbahn.
Dr. Silverberg hat ſein Mandat als Mitglied des
Verwaltungs=
rates der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft niedergelegt.
Die feierliche Eröffnung des Preußiſchen Staatsrates, für die
ein genauer Termin noch nicht beſtimmt iſt, wird vorausſichtlich im
Aulagebäude der Berliner Univerſität am Kaiſer=Franz=Joſeph=
Platz (Opernplatz) ſtattfinden. Von der urſprünglichen Abſicht,
den Weißen Saal im Königlichen Schloß für den Staatsakt zu
wählen, iſt abgeſehen worden.
An Stelle des zum Reichskommiſſar ernannten bisherigen
Miniſterpräſidenten Granzow iſt Staatsrat Engell zum
Miniſter=
präſidenten von Mecklenburg=Schwerin durch Reichsſtatthalter
Hildebrand ernannt worden.
Der Verband der Polizeibeamten Deutſchlands hat auf einer
außerordentlichen Verbandstagung einſtimmig die Auflöſung des
Verbandes zum 31. Auguſt 1933 beſchloſſen.
Von unkontrollierbarer Seite wird das Gerücht verbreitet, das
Außenpolitiſche Amt der NSDAP. habe die ruſſiſch=
nationalſozia=
liſtiſche Vereinigung (R.O.N.D.) ins Leben gerufen bzw. die Zeit
über gefördert. — Das A.P.A. legt Wert auf die Feſtſtellung, daß
es der genannten Gründung und ähnlichen Organiſationen
fern=
ſteht, dieſe vielmehr private Angelegenheiten von Teilen der
ruſſi=
ſchen Emigranten darſtellen.
Bei über 100 neuerdings als kommuniſtiſche Funkti näre
be=
kannten Perſonen wurden geſtern früh in München Hausſuchungen
vorgenommen. Insgeſamt wurden 68 Perſonen feſtgenommen. —
Die Polizei hob weiter eine Druckerei aus, in der kommuniſtiſche
Hetzſchriften hergeſtellt worden waren.
Der Präſident der Frankfurter Handelskammer und
Treu=
händer der Arbeit für den Wirtſchaftsbezirk Heſſen, Dr. Carl Luer,
ſpricht am Freitag, den 11. Auguſt, von 21.45 bis 22.10 Uhr über
das Thema: „Die Treuhänder der Arbeit im Südweſtdeutſchen
Rundfunk”
In dem Uebereinkommen vom 5. Auguſt 1933 über die
Aus=
nutzung des Danziger Hafens ſind Zuſammenkünfte der beiden
Re=
gierungen vorgeſehen, um dem Danziger Hafen eine gleiche
Betei=
ligung im ſeewärtigen Verkehr zu ſichern. Die erſte
Zuſammen=
kunft dieſer Art hat auf Einladung der volniſchen Regierung
geſtern in Warſchau begonnen.
Der engliſche Abſchnitt der öſterreichiſchen 300 Mill. Schilling=
Anleihe in Höhe von 4,5 Millionen Pfund iſt überzeichnet worden.
Die Zeichnungsliſte mußte bereits nach einer Minute wieder
ge=
ſchloſſen werden. Dieſer Erfolg iſt jedoch keineswegs ein Ausdruck
der öſterreichiſchen Kreditwürdigkeit, ſondern einzig und allein
dar=
auf zurückzuführen, daß Verzinſung und Amortiſation der Anleihe
von der engliſchen Regierung garantiert ſind, womit die Anleihe
praktiſch zu einer engliſchen Anleihe geworden iſt.
Ehrenkaſeln und Ehrenurkunden für
Arbeits=
beſchaffung.
TU. Hannover, 10. Auguſt.
Der Beauftragte der Landespropagandaſtelle Niederſachſens
für die Stadt Hannover, Senator Schwager, erläßt einen
Auf=
ruf an die Bevölkerung Hannovers, in dem es u. a. heißt:
„Die NSDAP. wird in allen Hannoverſchen Zeitungen
wöchent=
lich eine Ehrentafel derjenigen Unternehmer veröffentlichen, die
im Kampfe für Arbeit und Brot ihre Pflicht getan haben und
die Einſtellungen in dieſer Ehrentafel bekanntgeben. Außerdem
werden die Unternehmer, die den Nachweis erbracht haben, daß
ſie die Angeſtellten mindeſtens bis zum 1. Mai 1934 beſchäftigen
werden, hierüber eine Ehrenurkunde der NSDAP. bekommen.
Arbeik Nordweſt für Arbeitsſtreckung.
TU. Düſſeldorf, 10. Auguſt.
Der Vorſtand des Arbeitgeberverbandes für den Bezirk der
norweſtlichen Gruppe des Vereins Deutſcher Eiſen= und
Stahl=
induſtrieller hat im Einverſtändnis mit dem Landesarbeitsamt
Weſtfalen den nachſtehenden Beſchluß gefaßt: Im Kampfe um die
Verminderung der Arbeitsloſigkeit müſſen alle Möglichkeiten zur
Einſtellung neuer Arbeitskräfte ausgenutzt werden. Die Verteilung
der Arbeit auf eine größere Zahl von Arbeitnehmern durch
Ar=
beitsſtreckung iſt unter den gegenwärtigen Verhältniſſen ein
er=
folgverſprechender Weg. Wir empfehlen daher unſeren
Mitglieds=
firmen dringend, dafür Sorge zu tragen, daß die
Durchſchnitts=
arbeitszeit des Geſamtbetriebes oder einer geſchloſſenen
Werks=
einheit an den ſechs Wochentagen 40 Stunden für Arbeiter und
Angeſtellte nicht weſentlich überſteigt, ſoweit nicht wichtige
be=
triebliche oder wirtſchaftliche Gründe entgegenſtehen. Ein
Mehr=
anfall von Arbeit iſt alſo nach Möglichkeit nicht durch eine
Ver=
längerung der Arbeitszeit, ſondern durch die Beſchäftigung von
neueinzuſtellenden Arbeitern zu bewältigen
Neue preußiſche Berordnungen:
Straſvollzug, Gnadenrecht und Unkerſuchungshaft.
TU. Berlin, 10. Auguſt.
Der preußiſche Juſtizminiſter hat nunmehr die
Ausführungs=
verordnung zu dem kürzlich erlaſſenen Geſetz über das preußiſche
Strafvollſtreckungs= und Gnadenrecht herausgegeben.
Die ſehr eingehende Verordnung ſtellt ſich als eine dem
neuen Geiſte entſprechende Zuſammenfaſſung der
Verwaltungs=
beſtimmungen auf dem Gebiete des Gnaden= und
Strafvoll=
ſtreckungsrechtes dar. Dieſe Materie war bisher in einer Fülle
von Einzelbeſtimmungen geregelt, deren Ueberſicht ſelbſt dem
Sachkenner kaum mehr möglich war. Alle dieſe alten
Beſtim=
mungen werden jetzt aufgehoben und durch die überſichtlich
ge=
gliederte Verordnung erſetzt.
Außer den erforderlichen Ausführungsbeſtimmungen zu den
einzelnen Paragraphen des Geſetzes gibt die Verordnung auch
noch grundſätzliche
Richtlinien über die Handhabung des Gnadenrechks
durch die Oberſtaaksanwälke.
So wird u. a. hervorgehoben, daß in der Bewilligung
beding=
ter Strafausſetzung bei allen ſolchen Straftaten beſondere
Zu=
rückhaltung geboten ſei, die dem allgemeinen Rechtsempfinden
als beſonders verabſcheuungswürdig erſcheint, oder die wegen
ihrer Häufigkeit oder allgemeinen Folgen geeignet ſeien, die
Be=
lange der Allgemeinheit beſonders ſtark zu gefährden.
Beiſpiels=
weiſe werden hierfür aufgeführt Wucher= und Münzverbrechen
und Münzvergehen. Es wird ferner beſtimmt, daß bei der
Prüfung von Gnadengeſuchen von Ermittlungsaufträgen an die
ſoziale Gerichtshilfe abzuſehen ſei, da es ſich mit dem Gedanken
des autoritären Staates nicht vereinbaren laſſe, daß die
Juſtiz=
behörden die für ihre Entſcheidung erforderlichen Ermittlungen
durch private oder nur halbamtliche Einrichtungen vornehmen
ließen.
In den Schlußbeſtimmungen der Ausführungsverordnungen
werden alle früheren Beſtimmungen gleichen oder
entgegenſtehen=
den Inhalts ſoweit ſie nicht ausdrücklich in dem Geſetz oder in
der Verordnung ſelbſt erwähnt ſind, außer Kraft geſetzt. Die
Verordnung gilt als am 8. September 1933 verkündet und tritt
zuſammen mit dem Geſetz am 15. September 1933 in Kraft.
Außer der Ausführungsverordnung hat der preußiſche
Juſtiz=
miniſter
eine neue Dienſt= und Vollzugsordnung
erlaſſen, in der entſprechend den Grundſätzen des neuen
Straf=
vollſtreckungsgeſetzes in 94 Paragraphen alle mit der
Durchfüh=
rung des Strafvollzugs und den Dienſtgang bei den
Strafanſtal=
ten zuſammenhängenden Einzelfragen geregelt werden. Die neue
Dienſt= und Vollzugsordnung ſtellt außerdem eine
Zuſammen=
faſſung aller bisherigen teilweiſe ſehr zerſtreuten
Einzelbeſtim=
mungen und Verordnungen über dieſes Gebiet dar. Wichtig iſt
ferner die weiter von dem preußiſchen Juſtizminiſter erlaſſene
Verordnung über
die Durchführung der Unkerſuchungshaft.
In dieſer Verordnung wird der Unterſchied zwiſchen Strafhaft
und Unterſuchungshaft beſonders herausgearbeitet. Der
Unter=
ſuchungsgefangene wird auch künftig nicht mehr als Gefangener,
ſondern als Häftling bezeichnet. In § 1 der Verordnung wird
als Grundſatz feſtgelegt, daß die Unterſuchungshaft lediglich dem
Zwecke dienen ſoll, eine Flucht des Häftlings zu verhüten oder
einer Verdunkelung des Tatbeſtandes vor übeugen. Dem
Häft=
ling dürfen daher nur ſolche Beſchränkungen auferlegt werden,
die zur Sicherung des Haftzweckes notwendig ſind,
Bequemlich=
keiten und Beſchäftigungen, die dem Stande und dem
Ver=
mögensverhältniſſe des Häftlings entſprechen, darf er ſich auf
ſeine Koſten verſchaffen, ſoweit ſie mit dem Zwecke der Haft
vereinbar ſind. Die den Häftling betreffenden Anordnungen hat,
ſoweit nicht anderes beſtimmt wird, der Richter zu treffen.
In weiteren Einzelbeſtimmungen wird dann der Vollzug der
Unterſuchungshaft näher geregelt. Die Durchführung der
Unter=
ſuchungshaft erfolgt in beſonderen Unterſuchungsgefängniſſen
oder in Gerichtsgefängniſſen, und zwar in der Regel in
Zellen=
haft. Die Häftlinge unterliegen keinem Arbeitszwang. Sie haben
das Recht, ſich ſelbſt zu beköſtigen und können ferner auch eigene
Kleidung und Wäſche tragen. Sie können mit Zuſtimmung des
Richters eigene Bücher leſen und ſich auf eigene Koſten
Zeitun=
gen und Zeitſchriften halten. Die Erlaubnis zum Beſuch eines
Häftlings erteilt der Richter, der auch im Einvernehmen mit
dem Anſtaltsvorſteher die näheren Beſtimmungen über die
Be=
ſuchsregelung trifft. Solange das Hauptverfahren nicht eröffnet
iſt, iſt dem Häftling der perſönliche Verkehr mit dem Verteidiger
geſtattet, falls keine richterliche Einſchränkung erfolgt iſt. Nach
der Eröffnung des Hauptverfahrens unterliegt der Verkehr des
Verteidigers mit dem Häftling keiner Beſchränkung.
*
Sattw or9 4- Inlernätionglen
Polar=
jahres Laser 33.
Arbeiten — Ergebniſſe — Ausblicke.
13 Monate bedeutſamſter wiſſenſchaftlicher Zuſammenarbeit der
Völker. — Nicht nur Polarforſchung, ſondern die geſamte
erdball=
umſpannende Atmoſphäre wurde unterſucht. — Unterſchied
gegen=
über dem erſten Polarjahr vor 50 Jahren.
Das „2. Internationale Polarjahr 1932/33” das am 1.
Auguſt 1932 ſeinen Anfang nahm, wird am 31. Auguſt
be=
ſchloſſen. Dreizehn Monate bedeutſamſter wiſſenſchaftlicher
Zu=
ſammenarbeit der Kulturvölker liegen nunmehr hinter uns und
jetzt wird es möglich ſein, einen Ueberblick über die Ergebniſſe
der Geſamtleiſtung zu erlangen. Für die antarktiſchen Stationen
begann das Polarjahr übrigens nicht ſchon am 1. Auguſt vorigen
Jahres, ſondern erſt am 1. Januar dieſes Jahres, da dieſe
Stationen vorher nicht erreichbar waren. Es mußte die für die
Antarktis günſtigſte Zeit gewählt werden. Der Name „
Polar=
jahr” für das Forſchungsjahr iſt übrigens nicht zutreffend, denn
es wurden nicht nur die Polarländer mit Beobachtungsſtationen
überzogen, ſondern die geſamte erdballumſpannende Atmoſphäre
mußte erfaßt werden, wenn der große Zweck erreicht werden
ſollte. Insbeſondere waren zahlreiche Seebeobachtungsſtationen
erforderlich, da die Ozeane faſt 7/s der Erdoberfläche einnehmen
und darum für die Bewegung und Zuſammenhänge der
Luft=
maſſen und ihre Auswirkungen von größter Bedeutung ſind. In
erſter Reihe galt es, die meteorologiſchen Probleme zu klären, die
nur durch die Zuſammenarbeit zahlreicher Völker einer Löſung
nähergebracht werden können, da die örtlichen Wetterverhältniſſe
in hohem Grade von den Erſcheinungen der Atmoſphäre des
ganzen Erdballes abhängig ſind. Die geſamten geophyſikaliſchen
Verhältniſſe des Erdballes (Erdmagnetismus, luftelektriſche und
Polarlichterſcheinungen) waren ebenſo zu unterſuchen, wie die
Luftbewegung in niedrigen und hohen Schichten der Atmoſphäre.
Man mußte bis an die Grenzen des Luftkörpers bis zu 100 Km.
vorſtoßen, um alle für die Wetterbildung in Betracht kommenden
Einflüſſe zu erfaſſen. Nun reichen die techniſchen Hilfsmittel nicht
aus, um in derartige Höhen vorzudringen. Andererſeits haben
Unterſuchungen, die mit Hilfe von Schallwellen angeſtellt
wur=
den, überraſchende Ergebniſſe gezeitigt, ſo daß die Vorgänge in
den Höhen über 50 Km. als bedeutſam für die Wettergeſtaltung
angeſehen werden müſſen. Mit Hilfe der zahlreichen, über der
ganzen Erde ausgebreiteten Beobachtungsſtellen iſt es aber doch
gelungen, einen Einblick in die Zuſammenhänge zu gewinnen,
die von den verſchiedenen Stationen bei der Wetterbildung
be=
obachtet wurden. Aus den Folgen verſuchte man auf Urſachen
und innere Verbindung der Wettererſcheinungen zu ſchließen.
Schon darum war die Beteiligung aller Kulturvölker an dem
großen Forſchungsjahr von hohem Wert. Die langfriſtigen
Wettervorausſagungen, die ſeit einiger Zeit mit Erfolg
durch=
geführt werden, beruhen auf Beobachtungen ähnlicher Art. Es iſt
darum zu hoffen, daß die Forſchungen des Polarjahres
inter=
ſſante und wichtige Erkenntniſſe über Wetterbildung und
wetter=
bildende Faktoren bringen werden, zumal die Wettervorherſage
für Landwirtſchaft, Schiffahrt, Luftverkehr uſw. von großer
Be=
deutung iſt. Das zweite Polarjahr unterſcheidet ſich vom 1., das
vor 50 Jahren eingerichtet worden war, durch eine ganz
beträcht=
liche Ausweitung der Wiſſensgebiete und vor allen Dingen durch
eine Erweiterung der Beobachtungen über die ganze Erde. In
mühſeliger Kleinarbeit wurde ein ungeheures Material
zuſam=
mengetragen, das aber erſt durch Ordnungen, Unterſuchungen
und vergleichende Arbeiten wiſſenſchaftlich ausgewertet werden
muß, bevor es der Praxis zugänglich gemacht werden kann.
Ins=
beſondere der Einfluß der „magnetiſchen Kraftfelder der Erde‟
nämlich der Polargebiete, die dem Forſchungsjahr den Namen
gegeben haben, iſt eingehend unterſucht worden, da hier nicht
nur die Polarlichtprobleme zu klären ſind, ſondern auch die
Zu=
ſammenhänge zwiſchen den luftelektriſchen Erſcheinungen und der
Wetterbildung.
Kleine Geſchichken am Rande der Muſik.
Wagner und Schumann am Biertiſch.
Schumann und Wagner wohnten eine Zeitlang in
Dres=
den. Beide Künſtler trafen ſich öfters am Biertiſch, kamen
einan=
der jedoch nicht näher. Ihre Temperamente waren zu verſchieden:
Wagner ſtets lebhaft, voller Ideen und unterhaltſam, Schumann
gewöhnlich verſonnen und einſilbig. So kann es nicht
über=
raſchen, daß Schumann einmal von Wagner ſagte: „Er iſt ein
bedeutender Künſtler, außerdem ein geiſtreicher Kerl voll toller
Einfälle — aber er redet unaufhörlich. Auf die Länge kann man
das gar nicht aushalten.” Wagner hingegen äußerte ſich über
ſeinen Kollegen folgendermaßen: „Schumann iſt ein hochbegabter
Muſiker, aber ein unmöglicher Menſch. Ich beſuchte ihn, ſprach
von . . ., aber er blieb beinahe ſtumm auf alles eine Stunde
lang. Ja, man kann doch nicht immer allein reden.”
Gewiſſensfrage an Schumann.
Wie die meiſten Komponiſten brauchte auch Schumann eine
Reihe von Jahren, ehe er beim Publikum durchdrang. Vorher
war ſein Name weniger durch ſeine Kompoſitionen als durch
den Pianiſtenruhm ſeiner Gattin bekannt. 1847 unternahm das
Ehepaar eine Konzertreiſe nach Wien. Die Künſtlerin wurde
wie überall mit Ehren überhäuft. Anläßlich eines Hofkonzertes
zog der Kaiſer ſie in ein längeres Geſpräch. Schumann ſtand
unterdes unbeachtet beiſeite, nicht gerade in beſter Stimmung.
Schließlich fiel dem Herrſcher die Situation auf. In dem
Empfinden, dem Manne einer ſo berühmten Frau auch etwas
ſagen zu müſſen, winkte er Schumann heran und begann das
Geſpräch mit den Worten: „Sind Sie auch muſikaliſch?"
Händel und die Primadonna.
Händel war im wahrſten Sinne des Wortes ein großer
Künſtler. Von gewaltiger, imponierender Statur, verfügte er
über die Kräfte eines Rieſen. Auch war ſein Zorn von allen
gefürchtet. Bekannt iſt die Geſchichte von der Sängerin Cuzzoni,
einer damals berühmten Primadonna, deren Eigenſinn Händel
dadurch zähmte, daß er ſie ohne Umſtände packte und zum
Fen=
ſter hinaushielt, wobei er die klaſſiſchen Worte ſprach: „Ich
weiß, daß Sie ein Teufel ſind, aber ich bin ein Beelzebub und
verſtehe mit Teufeln umzugehen.‟ Die in Todesangſt ſchwebende
Sängerin wurde von dieſem Moment an ganz gefügig. Bald
darauf ſprach ein Unbekannter Händel an und dankte ihm für
dieſe Behandlung der Cuzzoni mit den Worten: „Endlich hat
ſie ihren Meiſter gefunden!” Es war — der Gatte der
Prima=
donna.
Bruckner bei Hofe.
Anton Bruckner, der Dorfſchullehrerſohn, blieb Zeit ſeines
Lebens ſchlicht, unbeholfen und weltfremd. Das änderte ſich auch
ſpäter nicht, als er anfing, berühmt zu werden. Im Verkehr mit
hochgeborenen Herren, dem er nicht immer ausweichen konnte,
verſank der geniale Muſiker ſtets in lauter Ergebenheit und
Demut. Geradezu köſtlich war ſein Zuſammentreffen mit dem
öſterreichiſchen Kaiſer. Bruckner hatte ſeine Achte Symphonie
Kaiſer Franz Joſeph I. „in tiefſter Ehrfurcht” gewidmet.
Majeſtät hatten geruht, die Dedikation anzunehmen und ſich
durch Verleihung eines Ordens revanchiert. Bruckner geriet in
höchſte Aufregung, da er ſich in ſeiner Audienz für den Orden
bedanken mußte. An dem feſtgeſetzten Tage begab ſich der
Mei=
ſter, die ungefügige Figur in den ungewohnten Frack gezwangt,
klopfenden Herzens nach der Hofburg. Der Anblick des Palaſtes
mit ſeiner prachtvollen Einrichtung, die Würdenträger, die
glan=
zende Dienerſchaft verwirrten ihn aufs äußerſte; er hatte balg
keine Vorſtellung mehr, wie er ſich in dieſer Umgebung benehz.
Freitag, 11. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Was gehl in Irland vor?
Erbitkerte Fehde zwiſchen de Valera
und den Blauhemden.
Dublin, 10. Auguſt.
Die politiſche Spannung in Irland wächſt ſtündlich und es
verſtärkt ſich der Eindruck, daß Irland nach einer Periode
ver=
hältnismäßiger Ruhe am Vorabend blutiger Ereigniſſe ſteht. Die
Entſcheidung muß im Laufe dieſer Woche fallen und hängt
da=
von ab, ob es de Valera gelingen wird, die Nationalgarde
und ihren Führer O:Duffy an die Wand zu drücken und die
für nächſten Sonntag angekündigte Parade der
Blau=
hemden zu verhindern.
Seit der Beſetzung des Regierungsviertels durch Polizei
und Zivilgarden am Samstag, haben die Verhaftungen und
Hausſuchungen unter den Blauhemden, ſowie die Beſchlagnahme
von Waffen in Privatbeſitz große Ausmaße erreicht, ohne daß es
möglich iſt, genaue Zahlen zu erhalten. Daneben aber häufen ſich
die Gerüchte über einen ausgedehnten Waffenſchmuggel nach
Irland, und es beſteht Anlaß, zu glauben, daß die
National=
garde im Beſitz großer Waffenvorräte, wie Gewehre und
Maſchi=
nengewehre, iſt, mit denen ſie in den letzten Nächten heimliche
Uebungen vorgenommen haben ſoll. General O’Duffy ſelbſt
er=
klärt, daß ſeine Blauhemden nicht bewaffnet ſeien.
und daß an der für nächſten Sonntag feſtgeſetzten
Demonſtra=
tion, die, wie er betonte, auf jeden Fall durchgeführt werden
würde, nur mit Stöcken bewaffnete Blauhemden teilnehmen
würden. Er ſagt weiter, daß das einzige Ziel ſeiner Bewegung
ſei, de Valera zur Durchführung von Neuwahlen zu zwingen,
um den Wählern Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu allen
aktuellen Problemen zu geben. de Valera ſeinerſeits weigert
ſich, Neuwahlen abzuhalten und läßt keinen Zweifel darüber,
daß er entſchloſſen iſt, ſich mit allen Mitteln an der Macht zu
halten.
Blauhemden-Aufmarſch
gegen die Regierung de Valera.
Heneral O’Duffy, der Führer der Blauhemden, hat eine
Erklärung veröffentlicht, in der er betont, daß er es als ſeine
heilige Pflicht anſehe die für Sonntag ungeſetzte Parade der
Blauhemden durchzuführen, und daß er dieſe Pflicht erfüllen
werde, „komme was wolle‟. Weiter betonte er, daß es ſeine
Ab=
ſicht ſei, ſobald wie mögſich eine nationale Regierung zu bilden.
Abſchließend teilte O’Duffy mit, daß die Bildung von Frauen=
und Jugendgruppen große Fortſchritte mache, wobei er
hinzu=
fügte, daß die Frauengruppen keiner militäriſchen Diſziplin
unterworfen würden.
Die Ziele der Blauhemden.
Ueber ſeine politiſchen Pläne erklärte General O’Duffy, der
Führer der „Nationale Garde” genannten Blauhemden=
Organi=
ſation, er ſei davon überzeugt, daß die Zahl der Mitglieder
ſeiner Organiſation ſich bis Ende des Jahres verzehnfacht haben
werde. Es ſtehe den neuen Mitgliedern frei, jeder politiſchen
Partei anzugehören, wenn ſie ſich verpflichteten, innerhalb dieſer
politiſchen Parteien für die „Nationale Garde” einzutreten. Als
Ziele der „Nationalen Garde” bezeichnete O’Duffy die nationale
Sammlung, Beſeitigung der Parteipolitik und entſchloſſenen
Kampf gegen den Kommunismus. Eine derartige Politik würde
nach ſeiner Anſicht auch am beſten geeignet ſein, die ſchließliche
Vereinigung von Süd= und Nordirland herbeizuführen,
de Valera will die Verfaſſung ändern.
Kurz vor der Vertagung des iriſchen Parlaments hat die
iriſche Regierung mehrere Geſetzesvorſchläge eingebracht, die
geeignet ſind, die bereits beſtehende Spannung noch weiter zu
verſchärfen.
Die vom Miniſterpräſidenten de Valera perſönlich
vertrete=
nen Vorſchläge laufen praktiſch auf die Bildung einer
iriſchen Republik hinaus. Sie ſchränken die Vorrechte des
im Iriſchen Freiſtaat die engliſche Krone vertretenden
General=
gouverneurs ſo erheblich ein, daß der Gouverneurpoſten damit zu
einer reinen Formalität wird und überhaupt keine Bedeutung
mehr hat. Weiter wird der iriſche Gerichtshof die oberſte iriſche
Gerichtsbehörde ſein und das bisher noch beſtehende Recht der
Berufung an die engliſche Krone abgeſchafft.
Dieſe Maßnahmen zerſtören die letzten Hoffnungen auf eine
Einigung zwiſchen dem Freiſtaat und England und dürften
darüber hinaus die bereits beſtehenden Gegenſätze noch erheblich
vertiefen. Daneben haben ſie auch eine ſehr erhebliche
inner=
politiſche Bedeutung. Augenſcheinlich hofft de Valera, damit die
Reihen ſeiner Anhänger zu konſolidieren und ſich für die
kom=
menden Auseinanderſetzungen mit den Blauhemden ſich eine
günſtige taktiſche Poſition zu ſchaffen.
Der Bruderkampf in Irland.
Mit der von ſtürmiſchen Szenen begleiteten Vertagung des
Iriſchen Parlamentes in den frühen Morgenſtunden des
Don=
nerstag, wobei Miniſterpräſident de Valera vergeblich verſuchte,
ſich gegen die Oppoſition durchzuſetzen, iſt die Auseinanderſetzung
zwiſchen der Regierung und den Blauhemden nunmehr akut
ge=
worden. Man rechnet allgemein damit, daß de Valera mit einem
Verbot der für Sonntag angeſagten Kundgebung der Blauhemden
den erſten Schritt tun wird, doch war bis nachmittags noch keine
Erklärung der Regierung erlaſſen worden, und die Regierungs=
Nr. 221 — Seite 3
kreiſe verweigerten jede Auskunft über die von de Valera
geplan=
ten Maßnahmen.
Die Blauhemden ihrerſeits laſſen keinen Zweifel daran, daß
ſie das Verbot des Aufmarſches nicht achten werden.
Inzwiſchen treffen aus allen Teilen des Landes geſchloſſene,
aber nicht uniformierte Abteilungen der Blauhemden in Dublin
ein. Am Samstag ſollten urſprünglich Sonderzüoe für die
ein=
zelnen Gruppen aus den hauptſächlichſten Teilen des Freiſtaates
bereitgeſtellt werden. Es wird jedoch jetzt damit gerechnet, daß
die Eiſenbahnverwaltung dieſe Sonderzüge nicht ſtellen wird, ſo
daß der Anmarſch auf anderen Wegen vor ſich gehen muß.
SS=Appellde= GruppeOſtiBerlin
Lagerleben in Döberik. — Pflege des Kameradſchafts- und Gemeinſchaftsgedankens. — Der Schellenbaum
des Infankerie-Regimenks Nr. 24 das neue Ehrenzeichen der S5.-Staffel Oſt.
* Der große S5.=Aufmarſch.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Am Wochenende wird die Reichshauptſtadt wieder unter dem
Zeichen eines großen Aufmarſches der Truppen des Dritten
Rei=
ches ſtehen. In dem weiten Rund des Stadions im Grunewald
bei Berlin wird die Gruppe Oſt der Schutzſtaffel=Organiſation zu
einer glanzvollen Parade aufmarſchieren. Stabschef Röhm wird,
wie am vergangenen Sonntag bei dem Generalappell der
Ber=
liner SA., zuſammen mit dem Oberſten SS.=Führer Himmler
und dem Führer der SS.=Gruppe Oſt, Daluege, die Parade
ab=
nehmen.
Das SS.=Treffen wird eingeleitet durch ein großes
feldmäßi=
ges Zeltlager, das am Freitag in Döberitz bei Berlin ſeinen
An=
fang nimmt. Es iſt das erſtemal, daß ſeit dem Beſtehen der
NSDAP. überhaupt ein derartiger Appell der SS. durchgeführt
wird. Zu der Gruppe Oſt zählen die Abſchnitte III mit Berlin
und der Provinz Brandenburg, der Abſchnitt XII mit der
Grenz=
mark und der Abſchnitt XIII mit der Provinz Pommern. So
wer=
den es etwa 10 000 SS.=Männer ſein, die durchwegs auf eigenen
Motorfahrzeugen der SS.=Motorſtaffel an Berlin herangebracht
werden und in keinem Falle die Eiſenbahn oder ein anderes
Ver=
kehrsmittel benutzten.
Auf dem Truppenübungsplatz in Döberitz wird um einen
Hügel herum ein rieſiges Zeltlager entſtehen. Auf dem Hügel ſelbſt
werden die Führerzelte errichtet und in weiteren 400 Zelten
wer=
den die einzelnen Abteilungen der SS.=Männer untergebracht. Seit
Anfang der Woche iſt ein Sonderkommando der SS. mit den
er=
forderlichen Vorarbeiten in Döberitz bereits beſchäftigt. Der ganze
Lagerplatz, den das Feldlager einnehmen wird, mußt abgeſteckt
werden. Von den Führerzelten werden 12 Kilometer
Telephon=
leitungen gelegt, die die Führer mit den Kommandoſtellen der
ein=
zelnen acht Standarten verbinden.
Eine beſondere Telephonzentrale neben den Führerzelten
ſtellt den Anſchluß mit den öffentlichen Leitungen der Reichspoſt
her. Für die Verpflegung werden 38 Feldküchen, die beliebten
Goulaſchkanonen ſorgen. Das Trinkwaſſer liefern 22
Waſſer=
wagen mit je 15 000 Liter Faſſungsvermögen für die beiden
Tage und Nächte des Feldlagers. 24 Lagerfeuer, für jede
Stan=
darte je drei, werden während des ganzen Lagers unterhalten.
Dafür mußten 24 Kubikmeter Brennholz herbeigeſchafft werden.
Auch eine Feldbäckerei iſt eigens für das Lager eingerichtet
wor=
den, die die rieſigen Berge von Kommisbrot backen wird, und
unabſehbar ſcheint die lange Reihe der Fuhren, die das Stroh
für die Zelte herbeiſchaffen.
Im Zeltlager wird ſich das regelrechte Leben eines
Zelt=
biwaks abſpielen: Sportliche Veranſtaltungen, ein großer
Fahnen=
appell, die üblichen Morgen= und Abendappelle und
Feldgottes=
dienſte werden das Programm füllen. Die vereinigten
Spiel=
mannszüge und Muſikkorps der acht Standarten werden Samstag
nachmittag auf dem Königsplatz vor dem Reichstag konzertieren
und ſich dabei den Berlinern erſtmalig repräſentieren. Es
werden etwa 400 Muſiker teilnehmen.
Am Sonntagmorgen geht es dann mit feldmarſchmäßigem
Ge=
päck auf den Marſch über 60 Kilometer vom Feldlager Döberitz zu
dem Stadion nach Grunewald. Die Paradeaufſtellung erfolgt in
einem offenen Viereck. Dann werden die angetretenen Standarten
dem Stabschef, dem SS.=Führer und dem Gruppenführer
gemel=
det. Anſchließend findet dann der parademäßige Vorbeimarſch
ſtatt. Dann geht es unter Vorantritt der Kapelle in langem Zug
über die große Einfallſtraße aus dem Weſten in das Stadtinnere,
durch das Brandenburger Tor, über die Linden nach dem
Luſt=
garten zum Schloß, wo der Zug dann aufgelöſt wird und das
Treffen ſein Ende nimmt.
Bei dem Marſch nach Berlin wird der Schellenbaum des
frü=
heren Inf.=Regts. 24 aus Neu=Ruppin vorangetragen werden, der
am Donnerstag mittag feierlich von einer Berliner Standarte
der Berliner SS. eingeholt wurde. Dabei wurde nach dem Marſch
unter den Linden vor dem Preußiſchen Innenminiſterium Halt
gemacht und unter den Klängen des Präſentiermarſches erſchien
Gruppenführer Daluege auf dem Freibalkon und grüßte das neue
Ehrenzeichen der SS.=Gruppe Oſt. Das alte Inf.=Regt. 24 konnte
gerade in dieſem Jahre ſein 120jähriges Beſtehen feiern. Es hat
in der Völkerſchlacht bei Leipzig, bei Waterloo und an der
Katz=
bach, bei Vionville und Mars=la=Tour und im Weltkriege bei der
berühmten Erſtürmung des Forts Douaumont mitgekämpft. Die
24er waren immer dabei, wenn es um Deutſchlands Freiheit und
Waffenehre ging, und darum ſoll der Schellenbaum dieſes
Regi=
ments auch das Ehrenzeichen der SS. ſein, die an dem inneren
Befreiungskampf des neuen Deutſchlands einen hervorragenden
Anteil hat. Der Appell ſelbſt aber ſoll für alle Teilnehmer ein
Erlebnis der Gemeinſchaft und der Kameradſchaft ſein.
Der Reichswirkſchaftsminiſter
gegen Umgeſtalkung der Beamkenbanken
und Angriffe auf Geldinſtikuke.
CNB. Berlin, 10. Auguſt.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat an den Leiter der
Beam=
tenabteilung bei der Reichsleitung der NSDAP. und Führer des
Deutſchen Beamtenbundes Hermann Neef ein Schreiben
gerich=
tet, in dem er Bezug nimmt auf einen Vortrag Neefs bei einer
Beamtentagung in Schwerin am 3. Auguſt. Neef hatte bei dieſer
Kundgebung eine Umgeſtaltung der Beamtenbanken in Spar=
und Darlehnskaſſen mit einem zentralen Reichsinſtitut gefordert,
das alle überſchüſſigen Liquiditätsreſerven ſammeln ſoll, um ſie
der öffentlichen Hand zur Verfügung zu ſtellen und ſie planvoll
in die Wirtſchaft zu lenken. Der Miniſter erhebt gegen eine
der=
artige Umgeſtaltung Einſpruch und erklärt ſich gegen eine
Zer=
ſplitterung und Aufblähung des Kreditapparates durch die
Neu=
ſchaffung von berufsſtändiſchen oder Branchebanken. Da die
Bankenenquete im Gange ſei, müſſe die Schaffung einer
Deut=
ſchen Beamten=Spar= und Darlehnskaſſe, die mit Umlagerung
von Geldern in größerem Ausmaße verbunden wäre, nur zu
Störungen in der Geldwirtſchaft führen.
Vorſicht bei Finanzierungsangeboken.
Von zuſtändiger Seite wird mitgeteilt: In letzter Zeit häufen
ſich die Fälle, daß verſchiedene Vereine und Verbände (
insbeſon=
dere im Bereiche der Bauwirtſchaft), die vorgeben,
Finanzierun=
gen von Unternehmungen und Bauten mittels neuartiger
Metho=
den vornehmen zu können (durch Ausgabe von
Arbeitsbeſchaf=
fungsſchecks, ſogenannten Zabel=Wechſeln uſw.), ſich darauf
be=
rufen, daß ihre Methoden vom Herrn Staatsſekretär Feder
gebil=
ligt würden. Dieſe Vereine und Verbände ſtützen ſich ſämtlich
mehr oder weniger auf die theoretiſchen Gedanken Silvio Geſells.
Herr Staatsſekretär Feder hat von jeher in ſchärfſtem Gegenſatz zu
den Ideengängen Silvio Geſells geſtanden und lehnt ſie heute nach
wie vor als in volkswirtſchaftlichem Sinne höchſt bedenklich und
ſogar gefährlich ab. Keiner dieſer Verbände hat daher das Recht,
ſich auf Herrn Staatsekretär Feder zu berufen.
men ſollte. Plötzlich öffnen ſich die Türen zum Audienzzimmer.
Ein Seſſel wird ſichtbar und daneben ſteht, ſteif und ſtarr, ein
Lakai in blitzender Hausuniform. Bruckner glaubt den Kaiſer
zu ſehen, ſtürzt auf den Lakai zu, dienert mehrmals und
mur=
melt einige unzuſammenhängende Worte. In demſelben Moment
tritt der Kaiſer durch eine Seitentüre ein. Der Meiſter gewahrt
ſeinen Irrtum und weiß ſich nun vor Verlegenheit nicht mehr
zu helfen. Doch einige huldvolle Worte des Kaiſers brachten die
Situation wieder ins Gleichgewicht. Im Laufe des Geſprächs
brach ſogar etwas von „Wieneriſcher Gemütlichkeit” durch. Am
Ende fragte der Kaiſer den Komponiſten, ob er noch irgendeinen
beſonderen Wunſch hätte. Beglückt rief Bruckner aus: „J hätt
ſchon einen!” ſchwieg dann aber wieder verlegen ſtill. Nun,
er=
munterte ihn der Kaiſer freundlich, und da rang es ſich zögernd
in der „Freien Preſſe” über mich nicht gar, ſo viel ſchimpfen
von den Lippen des Meiſters: „Wenn Majeſtät vielleicht die
Gnade hätten, dem Herrn Kritiker Hansblick zu verbieten, daß er
täte.”
Kunſtjugend.
NSStK. Am 30. Januar wurde Adolf Hitler Reichskanzler.
Das nationalſozialiſtiſche Deutſchland jubelte und atmete
er=
leichtert auf. Vertrocknete, reaktionäre „Auchnationalſozialiſten”
glaubten, nun ſei ihre Zeit gekommen. Konjunkturpolitiker
ſchwenkten um. So auch in der Kunſt. Die wenigen
national=
ſozialiſtiſchen Künſtler, die nicht nur dem Abzeichen und der
Theorie nach Nationalſozialiſten waren, ſondern ihrer Geſinnung
und Weltanſchauung auch in ihrem Schaffen Ausdruck verliehen,
wurden von Dankbarkeit und Zuverſicht erfüllt. Jetzt aber
machten ſich zwei ſehr gefährliche Cliquen bemerkbar. Die eine,
die in verkappter Art bolſchewiſtiſche Tendenzen einzuſchieben
verſucht auf die Freiheit der Kunſt pochend, glaubten mit
libe=
raliſtiſchen Arbeitsmethoden die verlorenen Poſitionen retten
zu können. Nicht oft genug kann vor dieſen Elementen gewarnt
werden.
Eine nicht minder gefahrvolle Gruppe bilden die, die glauben,
nun ihren Poſtkartentiſch zur deutſchen Kunſt erheben zu können.
Dilettantiſche und konſervative Schaffensweiſe aber iſt nie und
nimmer der Ausdruck unſerer Zeit. Wir leben im 20.
Jahr=
hundert und nicht im Mittelalter, aber auch nicht in Rußland.
Wir bejahen das Gute vergangener Zeiten. Wir lernen von den
großen alten Meiſtern, dieſe aber kopieren — nein. Auch
reſpektieren wir Geſtaltungsideen der Zukunft. Die große
Auf=
gabe, die den nationalſozialiſtiſchen Künſtlern von Deutſchland
geſtellt wird, aber iſt deutſch zu ſchaffen, deutſch zu fühlen und
zu bilden. Bodenſtändig und aus der Volksgemeinſchaft heraus
ſollen die Kunſtwerke entſtehen. Die Unſicherheit, die das
kunſt=
intereſſierte Publikum erfaßt hatte, muß verſchwinden. Der
Künſtler hat nicht das Recht in egoiſtiſcher, und nur ihm und
ſeinem kleinen Kreiſe verſtändlicher Art, Werke zu ſchaffen.
Beſonders ſchwer iſt es aber für die Jugend, das Richtige
zu finden. Da die jungen Künſtler, immer ſuchend und ringend,
leicht von dieſen „Ichkünſtlern” ins Schlepptau genommen und
deren Opfer wurden, ſo muß jetzt, da die Zeit gekommen, alles
der deutſchen Kunſt Art= und Weſensfremde ausgeſchaltet werden.
Den jungen Menſchen, die im Suchen durch die zahlreichen
Richtungen unſicher wurden, muß der richtige Weg gezeigt und
zur Entwicklung notwendige Grundlage gegeben werden.
In Deutſchland muß in Zukunft deutſche Kunſt entſtehen.
Münchener Theaker.
Das Münchener Schauſpielhaus (Kammerſpiele) hat jetzt ſeine
Pforten geſchloſſen, um angeblich im September unter Führung
eines neuen Konſortiums und der künſtleriſchen Betreuung
Fal=
kenbergs ſeine Tätigkeit wieder aufzunehmen — Doch darüber
ſollte man ſich im klaren ſein, daß die alten Kammerſpiele, die
zu den führenden Bühnen deutſcher Sprache gehörten, nach einem
heroiſchen Kampfe erlegen ſind. Zuerſt verloren ſie ihr
Reper=
toire, das, der Gegenwartskunſt gewidmet, häufige und nicht zu
Unrecht Anſtoß erregte. Dann bröckelte ihr einſt ſo gewähltes
En=
ſemble ab, zu denen bekannte Namen, wie Balſer,
Eich=
heim, Thereſe Giehſe, E. Beſſel Paul Rühmann.
F Dohm A. Drews, E. Schulze=Weſtrum u. a. m.
ge=
hörten, und ſchließlich ſchwand dieſem Theater ſein getreues
Stammpublikum. — Es erſcheint nun recht fraglich, ob
unter den z. Zt. noch beſtehenden wirtſchaftlichen Verhältniſſen der
Neuaufbau für ein künſtleriſches Unternehmen möglich iſt, das
faſt keine Subventionen bezieht und trotzdem nicht dem reinen
Publikumsgeſchmack dienen ſoll. — Auch das Volkstheater
kann trotz der anerkennenswerten Anſtrengungen eines Direktors
Hahn nicht mehr die Pachtſumme von 60 000 RM. aufbringen
und wendet ſich hilfeſuchend an die Oeffentlichkeit. — Trotz dieſer
Erfahrungen hat ſich das Bayeriſche Kultusminiſterium entſchloſſen.
kommenden Winter das Prinzregententheaterwieder dem
Staatsſchauſpiel zu überlaſſen. — Gegenwärtig füllen die
Wag=
ner=Feſtſpiele die mit Stuckpracht geſättigten Räume dieſes
ſchon veralteten Hauſes mit neuem Leben. — Die Aufführungen
bewegen ſich dank der guten Kräfte des Münchener Opernenſembles,
verſtärkt durch prominente Gäſte wie Völker=Wien (Siegmund),
F. Leider=Berlin (Brünhilde) u. a. m. auf beachtlicher Höhe.
— Allerdings verſagte wiederum ein junger Tenor, der den Rienzi
und Walter Stolzing ſang, in nicht unerwartetem Maße — was
bei „Feſtſpielen” — (der Name verpflichtet) — doch vermieden
werden müßte. — Ganz ungetrübten Genuß verheißend, folgen
würdig der Münchener Tradition die Mozart=Feſtſpiele im
heiteren Rokokotheater der Reſidenz, indem ſie die unvergängliche
Kunſt eines Meiſters interpretieren, der ebenfalls einſt in
Mün=
chens Mauern lebte und wirkte.
A. G.
p. Vom Sänger Schaljapin. Der berühmte Sänger vergißt
nicht, daß er ſein Leben als Hufſchmied begonnen hat. Er
verleugnet auch dieſen Beruf keineswegs; im Gegenteil, er iſt
ſtolz darauf. Beweis deſſen iſt, daß er eines Tages ſeinen
Freun=
den gezeigt hat, daß er nichts verlernt hat; denn in Gegenwart
ſeiner Tochter, die den Halfterriemen hielt, hat er mit
Meiſter=
ſchaft ein Pferd beſchlagen.
Alfred Hein: Sturmtrupp Brooks. Roman. Ganzleinen 4,80 RM.,
geheftet 3.— RM. Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig.
Der Verfaſſer des berühmten Kriegsromanes „Eine
Kom=
pagnie Soldaten” hat hier mitten aus dem Erleben unſerer
revo=
lutionären Zeit, aus Not und Schande der letzten 14 Jahre und
aus der gewaltigen Bewegung zu einer neuen Volkwerdung
her=
aus dieſes zeitwichtige Werk geſchaffen. Der Hauptmann und
Sturmtruppführer in vielen Schlachten des Weltkrieges, Hellmuth
Brooks, lebt in der Nachkriegszeit als Landrat in ſeiner
oſtpreu=
ßiſchen Heimat, bis ihm marxiſtiſche Bonzen die Weiterführung
ſeines Amtes unmöglich machen. Er tritt zurück und faßt nun den
Plan, ſeine alte Kompagnie um ſich zu verſammeln, um mit ihr
als kleiner geiſtiger Zelle die neue Front der Kameradſchaft und
der nationalen Erhebung vorzubereiten. Dieſe Aktion gewinnt
praktiſche Bedeutung. Neben dieſer Haupthandlung laufen noch
viele Einzelſchickſale oſtpreußiſcher Menſchen, die in voller
Ur=
wüchſigkeit geſchildert ſind — ein Umkreis lebendig geſehener
Ge=
ſtalten, die uns oſtpreußiſches und deutſches Schickſal der letzten
Jahre, den Wirtſchaftskampf und Volkstumskampf der umdrohten
Provinz erſchütternd miterleben laſſen.
* „Dr. Joſeph Goebbels” Von Wilfrid Bade. Verlag Ch.
Cole=
man, Lübeck. Kart. und reich illuſtriert 1.50 RM.
In der Reihe der „Kleinen Biographien” des Cleman=
Ver=
lages erſchien aus der Feder Wilfrid Bades, Referent im
Reichs=
propagandaminiſterium, Abt. Preſſe, dieſe flott geſchriebene Skizze
des Mannes, der aus der Geſchichte der nationalſozialiſtiſchen
Be=
wegung und ihres Sieges nicht wegzudenken iſt. Es wird nicht
ver=
ſucht, den Herold des Führers mit dem Seziermeſſer des Verſtandes
zu analyſieren; das Buch iſt eigentlich die Darſtellung der
Erobe=
rung der Reichshauptſtadt für die NSDAP. durch den Rheinländer
Dr. Goebbels, der in nie verſiegendem Ideenreichtum ſtets neue
Breſchen in die Front der Gegner und Lauen ſchlug, bis er im
letzten Sturmangriff auch die einſt rote Millionenhauptſtadt
über=
rannte. Das leſenswerte Buch zeigt alſo den Mann im Angriff
auf den Staat und den Menſchen von geſtern; ſeine erſtaunliche
Vielſeitigkeit und die kraftvolle Durchführung der ungeheuren
Auf=
gaben, die Dr. Goebbels in ſeinem Amt als Reichsminiſter bisher
ſchon bewieſen hat, darzuſtellen, ſeine Perſönlichkeit auch
biogra=
phiſch etwas mehr herauszuarbeiten, iſt zweifelsohne einer
Er=
gänzung vorbehalten.
Seite 4 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 11. Auguſt 1933
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Heute nachmittag verſchied plötzlich und unerwartet
unſere liebe Mutter, Großmutter, Schwiegermutter,
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im 76. Lebensjahr.
geb. Funk
Die trauernden Hinterbliebenen:
Margarete Schirmann, Tochter
Familie Lange, Darmſiadt
Familie Lommel, Mainz
Familie Jacob, Reinheim i. O.
Darmſtadt, den 10. Auguſt 1933.
Gervinusſtraße 39,
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Die Beerdigung findet Samstag, den 12. Auguſf,
vor=
mittags 11 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ram=
ſtädterſtraße ſtiatt.
Während ſeines Ferienaufenthaltes an der Nordſee iſt
uns unſer lieber
Günther
im Alter von 10½ Jahren an den Folgen einer kurzen
heimtückiſchen Krankheit entriſſen worden.
prof. F. Punga u. Familie.
Villenkolonie Eberfiadt, den 8. Auguſt 1933. (*
Die Beerdigung ſindet in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abſehen zu wollen.
Todes=Anzeige.
Nach langem ſchweren Leiden entſchlief heute mein
lieber Mann, unſer guter Vater, Bruder, Schwager
und Onkel.
Johannes Wembacher II.
im 45. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Lina Wembacher, geb. Betzold u. Kinder.
Nieder=Ramſtadt, den 10. Auguſt 1933,
Die Beerdigung findet am Samstag, 12. Auguſt,
nachmittags 3½ Uhr, vom Sterbehauſe aus ſtatt. *
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Frektag. 11. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 221 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt
Darmſtadt, den 11. Auguſi 1933.
Die Berien ſind zu Ende.
Es war ein wenig hart, der erſte Weg in die Schule nach den
großen Sommerferien. Das hat nicht nur die Mutter morgens
beim Aufſtehen gemerkt wo es gar nicht ſo recht flitzen wollte, wie
in den vergangenen Wochen, auch die Lehrer werden davon zu
erzählen wiſſen und in den erſten Tagen die Zügel noch ein bißchen
locker laſſen. Und man kann es ihr eigentlich gar nicht verdenken,
unſerer ſchulpflichtigen Jugend, wenn ſie ſich nur mit gewiſſen
Schwierigkeiten erſt wieder an den Alltag der Schule gewöhnt.
Erſtens weil ja jeder von uns ſelbſt einmal dieſe Erfahrung hat
machen müſſen, und dann gibt es für die Großen ja jedes Jahr
ähnliche Hemmungen, wenn ſie von ihrem Urlaub in die
Tret=
mühle des Berufs zurückkehren.
Darüber hinaus ſollte man ſich vor Augen halten, daß ja die
Jugend die Freiheit der Ferienzeit viel intenſiver genießt, weil es
ihr viel leichter fällt, mit den kleinen und großen Sorgen der
Schule fertig zu werden, in dem Augenblick, in dem ſich ihre Tore
auf Wochen geſchloſſen haben. — Die Ferienzeit ach, ſie iſt ja ſooo
lang, drei Wochen, da läßt ſich — zum mindeſten zu Beginn —
gar kein Ende abſehen. Und welche Luſt iſt es, ohne immer an
allerlei leidige Aufgaben denken zu müſſen, an Zenſuren und wer
weiß was ſo ein Schulbetrieb noch alles für Unannehmlichkeiten
mit ſich bringt, ohne all das ſich ſo recht ausleben zu können.
Aus=
leben, das heißt zuerſt einmal ausſchlafen, richtig ausſchlafen. Und
dann, da gibt es ja ſo viel Möglichkeiten, von der Freiheit
Ge=
brauch zu machen. Da ſind die Sportplätze und der Woog, und der
Woog und die Sportplätze. Da bleibt manchmal nicht die Zeit zum
Eſſen. Und nirgends ſteht drohend im Hintergrund der Gedanke
an Vokabeln, die noch nicht ſitzen, und Gleichungen die der
Lö=
ſung harren. Bei manchen Beſinnlichen will aber dieſe ungetrübte
Freude nicht über die erſte Hälfte der Ferien hinaus anhalten,
ſie fangen da ſchon an zu rechnen, und mit jedem Tag der noch
einmal neue Freuden bringt, wird das Ergebnis der
Berechnun=
gen betrüblicher. Es möchte faſt ſcheinen, als ob die Zeit ſchneller
dahinfließe, und als ob es nötig wäre, jede Minute, die noch
bleibt intenſiver auszukoſten. Mancher wirft da ſchon einen leicht
gequälten Blick nach der Bücherecke, die man in all den Wochen
vorher gar nicht mehr geſehen hatte. — Der /Schulbeginn wirft
ſeine Schatten voraus. —
Eine leiſe Wehmut beſchleicht den Fritz und die Grete, es iſt
wie ein Abſchiednehmen von einem ſchönen Stück Erde, von dem
man weiß, daß man es ſo ſchnell nicht wieder ſieht. —
Nun, das iſt jetzt alles überſtanden, die Schule hat ihre Tore
wieder geöffnet, es erweiſt ſich daß ihr Zwang doch nicht ſo hart
iſt, wie es von der Ferne erſcheinen wollte. Da ſind vor allem
die wunderbaren heißen Tage, bei denen das Thermometer jeden
Tag ſchon vor elf auf die vorſchriftsmäßigen 25 Grad
hinauf=
klettert, ohne daß man es nötig hätte, mit Hauchen und ſonſtigen
Manipulationen ein wenig nachzuhelfen — iſt es nicht, als ob der
Petrus es egal ſo eingerichtet hätte, daß die lieben Kinder ſich nur
ganz allmählich an den andern Ton gewöhnen ſollten? Man
braucht alſo auch jetzt noch nicht ganz auf die Annehmlichkeiten der
Ferien zu verzichten, und das verſöhnt mit dem Schulbetrieb und
den Lehrern. Aber, und das ſcheint mir noch viel wichtiger, es
gibt da noch eine kleine Hoffnung, die das Leben ein wenig roſiger
erſcheinen läßt, kann man nicht ſchon heute ein bißchen an den
Fingern abzählen, wie lange es nur noch dauern kann, bis der
Herbſt mit all ſeinen Freuden kommt, mit Aepfeln. Nüſſen und
Kartoffelfeuern und den — Herbſtferien?
Bekannkmachungen des Perſonalamkes.
Ernannt wurden: am 28. Juli: der Lehrer an der
Be=
rufsſchule in Lauterbach, Kurt Vogel, zum Rektor an der
Volks=
ſchule zu Lauterbach mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
an; der Oberſtudienrat an dem Ludwig=Georgs=Gymnaſium in
Darmſtadk, Dr. Heinrich Breidenbach, zum
Oberſtudiendirek=
tor an dem Gymnaſium in Bensheim mit Wirkung vom 16. Auguſt
1933 an:
am 1. Auguſt: der Lehrer Wilhelm Schneider zu
Darm=
ſtadt zum Rektor an der Volksſchule zu Darmſtadt mit Wirkung
vom 1. Auguſt 1933 an.
Auf Grund des § 4 des Geſetzes zur Wiederherſtellung des
Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 (RGBl. S. 175) wurden
aus dem heſſiſchen Staatsdienſt entlaſſen: am
. Auguſt: der Studienrat an den Techniſchen Lehranſtalten zu
Offenbach a. M., Ernſt Wild: der Rektor an der Volksſchule zu
Darmſtadt, Julius Reiber; der Amtsgehilfe an der
Oberreal=
ſchule zu Michelſtadt i. Odw., Georg Ernſt Weber, ſämtlich mit
Wirkung vom 1. Auguſt 1933 an
In den Ruheſtand verſetzt wurden auf Nachſuchen: am
28. Juli: der außerordentliche Profeſſor für Kinderheilkunde an
der Landesuniverſität in Gießen. Dr. Hans Koeppe, Gießen;
am 29. Juli: der ordentliche Profeſſor für Baukunſt an der
Tech=
niſchen Hochſchule in Darmſtadt, Paul Meißner; am 1. Auguſt:
der Direktor der Kunſt= und Gewerbeſchule in Mainz Profeſſor
Arno Koernig, ſämtlich mit Wirkung vom 1. Auguſt 1933 an;
der ordentliche Profeſſor für Anatomie an der Landesuniverſität
in Gießen, Dr. Bruno Henneberg, mit Wirkung vom 1.
Ok=
tober 1933 an.
In den Ruheſtand verſetzt wurde auf Nachſuchen der
Kommunalforſtwart Otto Leidner zu Bettenhauſen mit
Wir=
kung vom 1. Oktober 1933.
Auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze der
Staats=
beamten vom 2. Juli 19 Dezember 1923 (Reg.=Bl. 209 und 211)
in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S.
249) tritt in den Ruheſtand am 1. September 1933 der Förſter
Heinrich Johannes Rauber zu Bürſtadt.
Gegen Ueberſtunden.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Die Durchführung des
Reichs=
arbeitsbeſchaffungsprogramms und die Unterbringung der großen
Zahl der Erwerbsloſen machen es unbedingt notwendig, daß über
die durch die Verordnung über die Arbeitszeit in der Faſſung der
Bekanntmachung vom 14. April 1927 für die regelmäßige
Arbeits=
zeit feſtgelegten Grenzen im allgemeinen nicht hinausgegangen
wird. Wir ſehen uns bei der ungeheuren Not zahlreicher
Volks=
genoſſen daher auch veranlaßt, erneut darauf hinzuweiſen, daß von
den Gewerbeaufſichtsbeamten und den Bergaufſichtsbeamten
Ueber=
arbeit auf Grund der 88 6 und 9 der Arbeitszeitverordnung nur
im äußerſten Falle der unbedingten Notwendigkeit genehmigt
wer=
den darf. Es iſt in jedem Einzelfall ſtrengſtens zu prüfen, ob nicht
die Ueberarbeit durch geeignete Maßnahmen insbeſondere aber
durch Einſtellung von Arbeitsloſen vermieden werden kann. Im
übrigen müſſen aber auch die Vorausſetzungen für die
Ueber=
arbeitsgenehmigung, wie ſie die Arbeitszeitverordnung und die
von dem Herrn Reichsarbeitsminiſter hierzu ergangenen
Ausfüh=
rungsbeſtimmungen vorſchreiben, gewiſſenhaft beachtet und
Ueber=
arbeit nur dann genehmigt werden, wenn auch dieſe
Vorausſetzun=
gen unzweifelhaft erfüllt ſind.
Wir machen Ihnen die Einhaltung der geſetzlichen Vorſchriften
wiederholt nachdrücklichſt zur ſtrengſten Pflicht und weiſen
gleich=
zeitig darauf hin, daß uns nach bereits früher ergangenen
Aus=
ſchreiben von allen Ueberarbeitsgenehmigungen und der dabei
geſtellten Bedingungen eine Abſchrift einzuſenden iſt.
(gez.) Bergner.
— Hohes Alter. Katharina Eidenmüller, geb. Schlöſſer,
Hof=
mannſtr. 5½, begeht heute in voller Geſundheit ihren 80.
Ge=
burtstag.
— Heſſiſches Landestheater. Der Termin zur Erneuerung der
Mieten iſt bis einſchließlich Samstag, den 12. Auguſt 1933
ver=
längert. Proſpekte und Auskunft unentgeltlich durch die
Miet=
abteilung, wochentäglich von 9—13.30 Uhr. Telephon 3782 und
5001. Nebenſtelle 677.
— Sommerſpielzeit Kleines Haus, Darmſtadt. Heute abend
20 Uhr: Geſchloſſene Vorſtellung für die „Heſſiſche
Landeszei=
tung”. Abonnenten erhalten für die ausgefallene Vorſtellung
einen Gutſchein an der Theaterkaſſe zu einer Vorſtellung nach
Wahl. — Samstag, den 12. Auguſt: „Das
Dreimäderl=
haus”, die entzückende Operette, zum letzten Male und zu
be=
deutend ermäßigten Preiſen von 0,50 bis 1,50 RM. als
Volks=
vorſtellung. Ende gegen 23 Uhr. — Sonntag, den 13. Auguſt,
abends 20 Uhr, außer Abonnement, die Operette: „Wo die
Lerche ſingt”, von Franz Lehar. Spieldauer von 20 bis
23 Uhr. Preiſe B, von 0,80 bis 4,00 RM.
Die Beamken der Landesverſicherungsanſtallt Heſſen bekennen ſich zum neuen Staal.
Die Beamten und Angeſtellten der Landesverſicherungsanſtalt
Heſſen und der Ernſt=Ludwig=Heilſtätte in Sandbach i. Odw.
hat=
ten zu einer außerordentlichen Hauptverſammlung in das
Reſtau=
rant Sitte zu Darmſtadt aufgerufen.
Dieſem Rufe war die Beamtenſchaft in außerordentlich ſtarker
Zahl gefolgt.
Der Führer des Fachvereins Heſſen des Verbandes der
Lan=
des=Verſicherungsbeamten Deutſchlands, E. V., Kollege Ruhl,
begrüßte die Erſchienenen, insbeſondere den derzeitigen
Vorſitzen=
den der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen, Herrn Ober=
Regie=
rungsrat Emmerling, ſowie die Herren Mitglieder des
Ge=
ſamtvorſtandes der Landesverſicherungsanſtalt, Bürgermeiſter
Göckel M. d. L., Langen, Fabrikant Ernſt Gündner,
Darm=
ſtadt, und Georg Petr Landzettel, Roßdorf. Herr
Bürger=
meiſter Haug, M. d. L., Darmſtadt, der für dieſen Abend ein
Neferat zugeſagt hatte, war leider kurz vorher telegraphiſch zu einer
wichtigen Verhandlung nach Berlin abgerufen worden, verſprach
aber in einem an die Verſammlung gerichteten Schreiben, bei ſich
zuerſt bietender Gelegenheit, ſein Referat nachzuholen. Desgleichen
ließ ſich Herr Staatskommiſſar Kern, der durch ſeine
Verſamm=
lungstätigkeit verhindert war, durch Herrn Landzettel
entſchuldi=
gen. Anſchließend hieran gab Kollege Ruhl einen kurzen Bericht
über die Arbeit des Fachvereins ſeit den Tagen der
nationalſozia=
liſtiſchen Revolution und betonte nochmals ausdrücklich, wie
be=
ſonders ſchwer gerade die Beamten und Angeſtellten der
Landes=
verſicherungsanſtalt unter dem marxiſtiſchen Syſtem zu leiden
ge=
habt hätten. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß der vor kurzem
neu beſtimmte Geſamtvorſtand beſtrebt ſein möge, nach Möglichkeit
alle die früher eingetretenen Härten wieder gut zu machen.
Im Namen des Geſamtvorſtandes dankte Herr Ober=
Regie=
rungsrat Emmerling für die herzlichen Begrüßungsworte und
erklärte, daß der nunmehrige Vorſtand der Behörde jederzeit für
die berechtigten Belange der Beamten und Angeſtellten eintreten
werde.
Nach Erledigung verſchiedener geſchäftlicher Punkte ſprach
dann der erſte Schriftführer, Kollege Hanſel, über den
Neuauf=
bau und die Organiſation des Deutſchen Beamtenbundes. Er
ſchil=
derte in eingehender Weiſe, wie die nationalſozialiſtiſche
Revolu=
tion, die wir in den letzten Monaten erlebt haben, zur
Revolu=
tion des geſamten deutſchen Staatsweſens geworden iſt und wie
dem Nationalſozialismus die überlebten Formen eines
liberali=
ſtiſch=marxiſtiſchen Syſtems von Tag zu Tag weichen mußten.
Der Redner umriß in großen Zügen den Aufgabenkreis des
Deutſchen Beamtenbundes und ging alsdann auf die Organiſation
des Deutſchen Beamtenbundes näher ein. Er zeigte, wie durch die
nur nach ſachlichen Geſichtspunkten aufgezogene Neuorganiſation
der Deutſche Beamtenbund in der Lage iſt, alle im Intereſſe von
Volk, Staat und nicht zuletzt der Beamtenſchaft ſelbſt liegenden
Aufgaben zu erfüllen. Die Standesintereſſenvertretung der
Be=
amten erfolgt in Zukunft durch die 18 Reichsfachgruppen des
Deutſchen Beamtenbundes, die politiſche Vertretung der Beamten
dagegen erfolgt einzig und allein in der Organiſation der
Be=
amtenabteilung der NSDAP.
Die Fachſchaften der NSDAP., ſo führte der Redner aus, ſeien
die altbewährten Kampftruppen, denen die politiſche Erfaſſung
Neuer Reichsbahndirektionspräſidenk
für Mainz.
Errichhmg von neuen Bauämkern in Mainz
und Darmſtadt.
Wie wir erfahren, hat der Verwaltungsrat der Reichsbahn
in ſeiner Sitzung am Donnerstag den Direktor bei der
Reichs=
bahn. Dr. Goudefroy, zum Reichsbahndirektionspräſidenten
in Mainz mit Wirkung vom 1. September 1933 ab ernannt. Der
Verwaltungsrat gab außerdem ſeine Zuſtimmung zu dem
Ent=
wurf für die Satzungen des Unternehmens „Reichsautobahnen”,
das der Reichsregierung zur Genehmigung vorgelegt wird. Er
begrüßte es, daß für die baldige Inangriffnahme des Baues der
erſten Teilſtrecke die Errichtung von drei neuen Bauämtern in
Frankfurt, Mainz, Darmſtadt und Mannheim die erforderlichen
Vorbereitungen getroffen ſind.
Krankenbeförderungs= und Rettungsdienſt in der Stadt
Darmſtadt. Wie wir bereits berichteten, hat der Stadtrat am
13. Juli 1933 zur Erſparung der ſeither notwendig gewordenen
Zuſchüſſe die Auflöſung der ſtädtiſchen Rettungswache und die
Uebertragung des ſeither von ihr ausgeübten Rettungsdienſtes
auf die Freiwillige Sanitätshauptkolonne vom Roten Kreuz
be=
ſchloſſen. Nachdem der Heſſ. Landesverein vom Roten Kreuz dem
von der Stadt Darmſtadt ausgearbeiteten Vertragsentwurf
zuge=
ſtimmt hat, wurde die Städt. Rettungswache am 1. Auguſt 1933
aufgelöſt und der geſamte Krankenbeförderungs= und
Rettungs=
dienſt auf die Freiwillige Sanitätshauptkolonne vom Roten Kreuz
übergeleitet. In allen Fällen, in denen es ſich um die
Beför=
derung von Kranken, Verletzten und Verunglückten handelt, iſt
deshalb künftig nur die Freiwillige Sanitätshauptkolonne vom
Roten Kreuz, Saalbauſtraße 4 (Fernruf 400) anzurufen.
— Volksküche, Mackenſenſtr. 18. Gemeinnutz geht vor Eigennutz,
das war ſchon immer oberſter Grundſatz des Vorſtandes des
Ver=
eins Volksküche, welcher ſeit faſt 40 Jahren in dieſem Sinne
han=
delt. Wer die vorbildlich ausgebauten Räume der Volksküche
ge=
ſehen hat, und die ſchmackhaften Speiſen gekoſtet, der kehrt mit
ſeinen beſcheidenen Mitteln immer wieder zu dieſer Gaſtſtätte
zu=
rück, um ſich für wenig Geld ſatt zu eſſen. Auch der hervorragend
gute Kaffee verdient Anerkennung, koſtet doch der Becher nur
5 Pfennig.
Gerade an heißen Tagen...
wird die herrlich erfriſchende Wirkung der Chlorodont=Zahnpaſte und des
hochkonzentrierten Chlorodont=Mundwaſſers überaus angenehm
empfunden. Gepflegte weiße Zähne und reiner Atem ſind überall und
zu jeder Zeit eine Empfehlung. Chlorodont Tube 50 Pf., große Tube
80 Pf., auch in den kleinſten Orten erhältlich.
(TV,8146
— Pilzlehrgang. In Verbindung mit der Tagung der
Deut=
ſchen Geſellſchaft für Pilzkunde findet ein
gemeinverſtänd=
licher Lehrgang ſtatt zur Einführung in die Biologie
und Syſtematik der höheren Pilze mit einer
be=
ſonderen Anleitung zur praktiſchen
Haus=
ſchwamm=Beratung. Vormittags (Sammelpunkt Montag,
den 14. Auguſt, um 7.30 Uhr, am Oſtbahnhof; am Dienstag, dem
15. Auguſt. um 7.30 Uhr, am Paradeplatz vor dem Muſeum)
fin=
den Exkurſionen ſtatt. Nachmittags wird das geſammelte
Material in den Beſtimmungsübungen verarbeitet.
Abends ſind entſprechende Vorträge im Gewerbemuſeum,
An=
meldungen zu dem koſtenloſen Lehrgang ſind bei der Heſſiſchen
Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=Beratung, Fernruf 4755,
erforderlich, die auch Auskunft über nähere Einzelheiten erteilt.
— Krieger= und Militärverein Graf von Haeſeler Darmſtadt.
Mit einem Sieg=Heil aufs Vaterland, unſern verehrten
Reichs=
präſidenten und Reichskanzler eröffnete der 1. Führer des Vereins
die gut beſuchte Monatsverſammlung. Er gab zur angeordneten
Gleichſchaltung die neue Zuſammenſetzung des Vorſtands bekannt.
Auf ſeine Anregung wurde ein Beitrag zur Förderung der
natio=
nalen Arbeit von 50 RM. aus der Vereinskaſſe debattelos
be=
willigt. Auf die nächſte Woche ſtattfindenden Veranſtaltungen wie
am 13. Auguſt Familienausflug nach Kaffee Henn; Zuſammenkunft
nachmittags 3 Uhr am Marienplatz; am 17. Auguſt abends
Grave=
lottefeier im Felſenkeller bei Todt und am 20. Auguſt Bezirkstag
in Nieder=Ramſtadt wird aufmerkſam gemacht und die Kameraden
gebeten, ſich mit ihren Angehörigen recht zahlreich an denſelben zu
beteiligen. Das auf den 20. Auguſt planmäßig fallende Schießen
findet wegen des Bezirkstages ſchon am 13. Auguſt von 10 Uhr
ab ſtatt.
und die Erziehung der Beamten im Sinne der
nationalſozialiſti=
ſchen Weltanſchauung obliege. Am Schluſſe ſeiner mit ſtarkem
Bei=
fall aufgenommenen Ausführungen richtete Kollege Hanſel an
die Beamten die Aufforderung, mit allen Mitteln für den
Wie=
deraufbau des neuen Reichs ſich einzuſetzen. Als oberſter
Grund=
ſatz für die Mitarbeit ſtellte er das Mahnwort Adolf Hitlers auf:
„Erſt Deutſcher, dann Beamter”
Hierauf wurde ein von dem Vorſtand des Fachvereins
einge=
brachter Antrag auf Auflöſung des Fachvereins und Ueberführung
in die Fachgruppe 9, „Sonſtige Reichsverwaltungen”, einſtimmig
angenommen.
Dem ſeitherigen Führer des Fachvereins, Kollegen Ruhl,
wurde unumſchränkte Vollmacht in allen Vereinsangelegenheiten
erteilt. Herr Ruhl gab nochmals einen Ueberblick über die
ſeit=
her geleiſtete Arbeit, dankte dem früheren Vorſtand des
Fachver=
eins für ſeine Tätigkeit und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die
zukünftige Fachgruppe eine machtvolle Vertretung der
Beamten=
ſchaft bilden möge.
Mit einem Sieg=Heil auf den Herrn Reichspräſidenten und
den Volkskanzler Adolf Hitler ſowie dem Geſang des Horſt=
Weſ=
ſel=Liedes war der offizielle Teil geſchloſſen.
Bei dem ſich nun anſchließenden gemütlichen Zuſammenfein
ergriff das Mitglied des Geſamtvorſtandes, Herr Bürgermeiſter
Göckel= M. d. L., Langen, das Wort zu einer längeren, von den
Anweſenden mit ſtürmiſcher Begeiſterung aufgenommenen Rede.
Bürgermeiſter Göckel ſchilderte, wie es vor dem 5. März im
deutſchen Vaterlande unmöglich geweſen ſei, daß die einzelnen
Berufsſtände in Frieden miteinander zuſammen leben konnten.
Politiſche Hetzer eines marxiſtiſchen Syſtems hätten immer wieder
die einzelnen Stände unter ſich ausgeſpielt, um ſo leichter ihre
rein egoiſtiſchen Ziele erreichen zu können. Er ſelbſt, als alter
Bauernführer, hätte dieſe Tatſache nur zu oft in Verſammlungen
feſtſtellen können. Er hoffe, daß das bei der heutigen
Veranſtal=
tung herrſchende harmoniſche Einvernehmen auch für die Zukunft
beſtehen bleibe.
Dem Redner wurde durch langanhaltenden Beifall für ſeine
vorzuglichen Ausführungen gedankt.
Schließlich konnten noch Herrn Ober=Regierungsrat
Em=
merling, ſowie dem früheren Fachvereinsvorſitzenden, Herrn
Kollegen Schwinn, die Glückwünſche zum Geburtstag
übermit=
telt werden.
Bei dieſer Gelegenheit ſprach das Vorſtandsmitglied, Herr
Landzettel, namens des Geſamtvorſtandes der
Landesverſiche=
rungsanſtalt in ſehr beifällig aufgenommenen Worten. Er drückte
beſonders ſeine Freude darüber aus, daß zwiſchen Vorgeſetzten und
Beamtenſchaft bei der Landesverſicherungsanſtalt zurzeit feſtes
Vertrauen die Grundlage zu einer erſprießlichen Arbeit im
Dienſte der Anſtalt bilde.
Die Glückwünſche der Beamtenſchaft übermittelte der Führer
Ruhl.
Die ganze Veranſtaltung wurde durch vortreffliche Vorträge
der Hauskapelle unter Leitung des Kollegen Stöckner
um=
rahmt.
Für Glaube und Volk!”
Kundgebung des Evangeliſchen Bundes im Orangeriegarten
am Sonntag, den 20. Auguſt.
Die geplante Veranſtaltung ſoll ein machtvolles Bekenntnis
zum evangeliſchen Glauben und der Treue zu
deutſchem Volkstum ſein. Sie ſoll der Einigkeit und
Geſchloſſenheit der Evangeliſchen in dieſer
entſcheidungs=
vollen Zeit dienen. Es wird die Teilnahme aller Evangeliſchen,
aus allen Kreiſen, Schichten und Ständen, erhofft.
Der Herr Miniſterpräſident Profeſſor Dr.
Werner hat ſein Erſcheinen in Ausſicht geſtellt und wird eine
Anſprache halten, falls nicht unvorhergeſehene Dringlichkeiten
da=
zwiſchen kommen ſollten. Er hat damit ſein großes Intereſſe an
der Veranſtaltung bekundet. Ferner hat der Herr Prälat D. Dr.
Dr. Diehl ſein Erſcheinen und der Herr Superintendent von
Starkenburg Herr Oberkirchenrat Dr. Müller eine
An=
ſprache zugeſagt. So wird Staatsleitung und
Kirchen=
leitung anweſend ſein.
Nach dem offiziellen Teil der Anſprachen Lieder und Muſik
wird die Jugend für weitere reichliche Unterhaltung ſorgen. Ebenſo
iſt Vorſorge für Erfriſchungen mancherlei Art getroffen.
Das Ganze wird eine evangeliſche
Volksveranſtal=
tung im beſten Sinne des Wortes ſein. Die enge Verbundenheit
von Kirche und Staat, von Proteſtantismus und Volkstum, wie ſie
ſeit der Reformation zur Selbſtverſtändlichkeit geworden iſt, wird
deutlich in Erſcheinung treten.
é.
— Das Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift zu Darmſtadt.
Er=
bacherſtraße 25, läßt von Mitte Auguſt an durch die beiden Herren
Körner und Weiſe in der Stadt Darmſtadt ſeine alljährliche
Hauskollekte einſammeln. Bei dem Jahresfeſt am 14. Mai wurde
des 75jährigen Beſtehens des Eliſabethenſtifts gedacht. Sollen wir
erinnern an den Segen, den die Stadt Darmſtadt vom
Eliſabethen=
ſtift und ſeinen Liebesdienſten gehabt hat; arbeiten doch in ſieben
Gemeindepflegen 17 Schweſtern, in der Krippe und ſechs
Kinder=
ſchulen 9 Schweſtern und 5 Helferinnen die zugleich in den
Kinder=
gottesdienſten mitwirken; in acht kirchlichen Jungfrauen=Vereinen
und Mütter=Abenden, in Nähvereinen und Strickſchulen; 45
Schweſtern und 14 Hilfsſchweſtern ſind auf den
Kranken=
ſtationen des Stifts tätig, 7 Schweſtern und 1 Helferin in
den vier Alters= und Siechenheimen:; 3 Schweſtern und
1 Helferin im Martha=Hauſe; 1 Schweſter und 1
Hand=
arbeitslehrerin in der Tabeaſchule; 3 Lehrdiakoniſſen und 19
Lehr=
kräfte in der Eliſabethenſchule mit Töchterheim. Auf dem ſchwerſten
Poſten ſtehen 2 Schweſtern und 1 Helferin in der Zufluchtsarbeit.
Vielleicht iſt unter den Leſern mancher, der den Dienſt unſerer
Schweſtern erfahren hat in guten und böſen Tagen. Wenn der
Sammler fürs Stift vorſpricht, iſt Gelegenheit zu einem
Dank=
opfer.
— Vereinskonzert. Die ſeit Jahren auch von muſikverſtändigen
Perſönlichkeiten anerkannten Leiſtungen der Mitglieder des
Reichs=
bundes der ehem. Militärmuſiker bieten auch für das am
kommen=
den Dienstag, den 15. Auguſt abends im Saalbaugarten
ſtatt=
findende zweite diesjährige „Große Vereinskonzert” den
Beſuchern die Gewähr angenehmen auch der Erholung dienenden
Kunſtgenuſſes. Die abwechſlungsreiche Spielfolge bringt außer den
bewundernswerten Bravourſtücken des Piſtonſoliſten und
Kompo=
niſten E. Ehlers (früher im Regiment 61 dahier) und den
zahlreichen Marſcheinlagen ausgewählte Werke von: Latann,
Kienzl. Reindel. Kerling, Waldteufel, Schreiner, Wallace u. a.
Meiſter Greilich wird, wie immer, mit ſicherer Hand den Stab
führen. Er hat ſich mit ſeinen Getreuen wieder ehrenhalber in
den Dienſt der guten Sache geſtellt, ſo daß, günſtige Witterung
vor=
ausgeſetzt, vorausſichtlich ein geeigneter Betrag der „Hitler=
Spende” zugeführt werden kann. Der Vorverkauf hat einen
viel=
verſprechenden Anfang genommen und ſollte niemand verſäumen,
ſich rechtzeitig eine Karte zu ſichern.
— Im Union=Theater läuft ab heute in Erſtaufführung der
gewaltigſte Film der modernſten Luftwaffe „Die Himmelsflotte‟,
ein Lebensbild aus dem Italien von heute. Dieſer Film wurde
unter der Aufſicht amtlicher italieniſcher Luftfahrtſtellen
geſchaf=
fen. Er beweiſt die hohe Kameradſchaft, die unter den
italieni=
ſchen Fliegern herrſcht, und er gibt ein unübertreffliches Bild
von dem Schneid, von der Exaktheit und von der
außerordent=
lichen Schlagkraft, die die italieniſche Fliegertruppe beſitzt.
Jugendliche haben Zutritt.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute Kalmans
welt=
berühmte Operette „Gräfin Mariza” mit Dorothea Wieck und
Hubert Mariſchka. Jugendliche haben Zutritt. Beginn 3.45, 6.00
und 8.20 Uhr.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute und folgende Tage
das Koloſſalfilmwerk. Die Sklavenkönigin”, ein Millionenfilm
wie „Ben Hur” und „Quo Vadis”, deſſen Herſtellung ca. 2
Mil=
lionen Mark erforderte. Maria Corda ſpielt die Hauptrolle. War
der Film ſchon in ſeiner ſtummen Ausgabe ein Großerfolg in
allen Theatern des Reiches, ſo wird er auch in Tonfaſſung ſeinen
Siegeszug fortſetzen. Dazu ſieht man, ein buntes Vorprogramm.
Jugendliche haben Zutritt
Seite 6 — Nr. 221
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 11. Auguſt 1933
Mit der Reichsbahn in die Eifel und nach Maria Laach
Am Sonntag, den 13. Auguſt, fährt die Reichsbahndirektion
Mainz einen beſonders billigen Sonderzug in die Eifel. Pilgert
frommer Sinn in dieſen Wochen gern nach Trier, ſo zieht ſich
Be=
ſinnlichkeit gern zurück in die zeitloſe Einſamkeit am Laacher See,
wo die Benediktiner, in mehr als tauſendjähriger Arbeit dem
deutſchen Kulturleben einen Brennpunkt gegeben haben. Der
Reiſeplan iſt ſo feſtgelegt, daß zunächſt am Morgen zu dem ſchönen
Eifelſtädtchen Mayen gefahren wird. Dieſer Ort wird alles
auf=
bieten, den Sonderzüglern, die ja noch in beſter Erinnerung
ſtehen, den Aufenthalt ſo angenehm wie möglich zu machen.
Mit=
tags gehts mit dem Sonderzug nach Niedermendig, wo man kurz
nach 13.30 Uhr eintrifft. Zu Fuß oder mit Geſellſchaftskraftwagen
der Reichspoſt kann man dann bequem Maria Laach, ſeinen
ſchö=
nen See und ſein Kloſter erreichen, um an der um 15 Uhr
be=
ginnenden liturgiſchen Veſper teilzunehmen. Auch wer die
be=
rühmten Steinbrüche mit den Bierkellereien von Niedermendig
beſuchen will, hat reichlich Zeit bis zur Abfahrt des Sonderzuges
um 18.45 Uhr, der die Mitfahrenden in ſchneller Fahrt in die
Heimat zurückbringt. Da der Zug beſtimmt fährt, empfiehlt es
ſich, rechtzeitig bei einem amtlichen Reiſebüro oder einer
Fahr=
kartenausgabe die Sonderzugrückfahrkarte zu beſorgen deren
Preis um 60 Prozent ermäßigt iſt. Bei der ganzen Veranſtaltung
wird jeder Teilnehmer auf ſeine Rechnung kommen und an einem
billigen Vergnügen teilnehmen.
— Elektriſches Kochen. Gerade während der heißen
Tage werden die Beſitzer elektriſcher Herde die
Annehmlich=
keiten des elektriſchen Kochens beſonders empfinden, da die
zuge=
führte elektriſche Energie faſt reſtlos für das Kochgut verwendet
wird und die Töpfe nur geringe Wärmemengen an den Raum
abſtrahlen. Bei jeder anderen Energieart wird die durch
Ver=
brennung entſtehende Wärme nur teilweiſe dem Kochgut
zuge=
führt während ein hoher Prozentſatz der Wärme die an und für
ſich ſchon allzu warme Küche zuſätzlich bis zur Unerträglichkeit
er=
hitzt, wobei die unnötig ſtarke Dampfbildung ſich noch beſonders
unangenehm auswirkt. Dieſe unangenehmen Erſcheinungen waren
in früheren Jahren für die empfindliche Hausfrau vielleicht mit
ein Grund, ein kaltes Mittageſſen zu verabfolgen. Ob für
ange=
ſtrengt Tätige, die durch die Hitze ſowieſo ſchon zuſätzliche Kraft
verbrauchen, die dann meiſt minder nährkräftige Nahrung
aus=
reichend iſt, iſt nicht geklärt. Heute iſt es der Hausfrau allein
durch den elektriſchen Herd nicht nur möglich, mit weniger Arbeit
in nicht überhitzter, faſt dunſtfreier Küche die Mahlzeit
zuzube=
reiten, ſondern zuſätzlich durch die milde Wärme ein
vitaminrei=
ches, alſo beſonders nährkräftiges Eſſen zu verabfolgen. Näheren
Aufſchluß erhalten Sie in dem heute, Freitag, den 11. d. M.,
abends 8 Uhr, im Vortragsſaal des Heaghauſes ſtattfindenden
Vortrag „Die Küche ohne Feuer”. Jeder fortſchrittlichen und
werdenden Hausfrau iſt deshalb der Beſuch des Vortrages
beſon=
ders zu empfehlen.
p. Hausgehilfinnen und Eheſtandshilfe. Ab 1. Juli 1933 wird
in ſehr vielen Fällen ein Abzug für letztere zu machen ſein, da
dieſe bereits bei Einkommen von 75 Mark zu zahlen iſt. Als
Einkommen einer Hausgehilfin gilt nun nicht nur der Barlohn,
ſondern auch Sachbezüge und beſondere Entgelte. Ueber die
Höhe der Sätze für Wohnung und Verpflegung gibt das
Finanz=
amt Auskunft. Selbſtverſtändlich ſind dem Barlohn Beträge die
der Hausgehilfin zur Laſt fallen, aber vom Arbeitgeber
über=
nommen ſind, zuzuzählen (z. B. die Arbeitnehmeranteile zur
Kranken= und Invalidenverſicherung, Lohn= und Bürgerſteuer,
ſo=
wie Eheſtandshilfe). Im Zweifelsfalle beſchafft man ſich das
koſtenlos und portofrei abgegebene Merkblatt vom Verlag für
Reichsſteuertabellen m. b. H., Berlin NW. 87. Elberfelder
Straße 30.
Polizeiberichk.
Entſprungener Geiſteskranker. Am Donnerstag früh iſt der
Geiſteskranke Jakob Cölſch aus Darmſtadt (Spitzname Cölſche=
Jockel) aus der Heil= und Pflegeanſtalt Philippshoſpital Goddelau
entſprungen. Da es ſich um einen außerordentlich
gemeinge=
fährlichen Menſchen handelt, iſt äußerſte Vorſicht bei
Feſt=
nahme geboten. Alle Perſonen, die von ſeinem Aufenthalt
Kennt=
nis erhalten, werden dringend gebeten, ſofort die nächſte
Polizei=
ſtelle zu benachrichtigen.
Vermißt. Seit 7. Auguſt wird der 49jährige Paul Thiel aus
Darmſtadt vermißt. Nach einem hinterlaſſenen Brief beabſichtigt
er, im Erzhäuſer Wald aus dem Leben zu ſcheiden. Beſchreibung:
Etwa 1,80 Meter groß, mittelſtark, ovales, braunes Geſicht.
dun=
kelblondes Haar, geſtutzter Schnurrbart, an beiden Unterarmen
Metzgerzeichen=Tätowierung. Bekleidung: „Gelbe Sommerjacke,
blaue Hoſe, beigen Pullover, verblaßtes, roſa Schillerhemd, ſchwarze
Schnürſchuhe.
Gräßlicher Unglücksfall. Am Mittwoch, gegen 19 Uhr
ereig=
nete ſich in Urberach ein bedauerlicher Unglücksfall. Das 9jährige
Töchterchen des Weichenwärters Michael Genßert, das mit
An=
gehörigen im Wald bei Urberach Tannäpfel geleſen hatte, kam
auf dem Heimweg an dem Grundſtück eines Landwirtes, wo
ge=
rade etwa 20 Fuhren Spreu verbrannt wurden vorbei. Um
ſchnellſtens durch die infolge der Verbrennung entſtandenen
ſtar=
ken Rauchſchwaden zu kommen, band ſich das Kind ſeine Schürze
vor das Geſicht und lief ſeinen Angehörigen voraus. Durch die
Sichtbehinderung kam es dabei vom Wege ab und ſtürzte in den
brennenden Spreuhaufen. Mit ſchweren Brandverletzungen mußte
das Kind ins Marienhoſpital Darmſtadt eingeliefert werden, wo
es lebensgefährlich darnieder liegt.
Sichergeſtelltes Fahrrad. Bei der Kriminalpolizei wurde ein
herrenlos aufgefundenes altes Damenfahrrad, ohne Marke mit
halber Glocke, einem roten Gummigriff, ohne Schutznetz und
Ket=
tenkaſten, ſichergeſtellt. Wer iſt der Eigentümer?
Aus der NSDAP.
Der Gauleiter macht bekannt:
Reichs=Parteitag. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß
namentliche Meldung der für die Teilnahme in Ausſicht
genomme=
nen Jg. bis ſpäteſtens 12. d. Mts. eingegangen ſein muß.
Motorſtaffel. Die Unterbannführer melden bis 15. d. Mts dem
Motorſtaffelführer Walter Blumenröder, Michelſtadt, Stadtſchule,
diejenigen, die im Beſitz eines Fahrzeuges (Auto oder Motorrad)
ſind.
Bann 117. Der Bannführer Hermann Kraft und ſein
Adju=
tant bzw. Unterbannführer Fritz Geiſt ſind bis auf weiteres
beur=
laubt. Mit der Führung des Bannes 117 iſt mit ſofortiger Wirkung
Jg. Walter Blumenröder, Michelſtadt. Stadtſchule, beauftragt.
gez.: Sprenger.
der Skahlhelm B.d.5.
Gaubefehl.
Der Stahlhelmtag 1933 findet am 8. bis 10.
Der. ) September in Hannover in dem bereits früher an=
WSahlheim) gegebenen Ausmaß ſtatt. Alle Kameraden der
Sta=Reſerve und Landwehr, ſoweit ſie im Beſitze
eines Dienſtanzuges (Kluft) ſind, werden zur Beteiligung
auf=
gefordert. Umgehende verbindliche Meldungen bei den
Geſchäfts=
ſtellen der Kreiſe und Ortsgruppen erforderlich. —
Tagungs=
abzeichen: Preis 1.50 RM. bei Vorauszahlung auf den
Geſchäfts=
ſtellen werden den Kameraden ſpäter geliefert.
Frontheil!
(gez.) Delp, ſtellv. Gauführer.
Kreisbefehl.
Am Sonntag, den 13. Auguſt, findet in Dieburg ein
Wehrſporttreffen der Stahlhelm=Standarte Starkenburg” ſtatt.
Die Sta=Reſerve hat dienſtlich daran teilzunehmen. Wer
verhin=
dert iſt, rechtzeitige ſchriftliche Entſchuldigung unter Angabe des
Grundes an die Geſchäftsſtelle. Kameraden der Landwehr können
ſich beteiligen.
Antreten: 4.45 Uhr vormittags, Paradeplatz. (Nachzügler
mit Zug 5.14 Uhr ab Hauptbahnhof, an Dieburg 5.41 Uhr.)
Transport: Durch Motorſtaffel. — Anzug: Dienſtanzug.
Verpflegung: Für Frühſtück hat jeder Kamerad ſelbſt zu
ſorgen. Mittageſſen: 12.30 Uhr Dieburg,
Feldküchenverpfle=
gung gegen Eßmarken zu 20 Pfg.
Frontheil!
(gez.) Delp, Kreisführer.
Regelung der Milchverwertung.
Anordnung bekreffend die Bildung des Milchverſorgungsverbandes Rhein=Main vom 2. Auguft 1933.
Die Beſtimmungen des Reichs=
Tomnmtgars für Matahlbirrſchaft.
Auf Grund des § 38 Abſ. 7 des Milchgeſetzes vom 31. Juli
1930 (Reichsgeſetzbl. 1 S. 421), in der Faſſung des Zweiten
Ge=
ſetzes zur Aenderung des Milchgeſetzes vom 20. Juli 1933 (
Reichs=
geſetzbl. I S. 527) erlaſſe ich unter Aufhebung meiner
Anord=
nung, betreffend die Bildung des Milchverſorgungsverbandes
Heſſen, vom 10. Juni 1933 als Beauftragter des Reichsminiſters
für Ernährung und Landwirtſchaft folgende Anordnung:
8 1.
Zur Regelung des Abſatzes und der Verwertung von Milch
und Milcherzeugniſſen, in dem in 8 2 näher bezeichneten
Ver=
bandsgebiet werden ſämtliche
a) Betriebe, welche Milch erzeugen.
b) Betriebe, welche Milch oder Milcherzeugniſſe bearbeiten
oder verarbeiten,
c) Betriebe, welche mit Trinkmilch, Magermilch und Rahm
handeln.
zu einem Verband zuſammengeſchloſſen
Der Verband führt den Namen „Milchverſorgungsverband
Rhein=Main” und hat ſeinen Sitz in Frankfurt/Main. Der
Ver=
band iſt rechtsfähig.
S 2.
Das Verbandsgebiet umfaßt:
a) vom Land Heſſen:
die Provinz Oberheſſen,
von der Provinz Starkenburg die Kreiſe Darmſtadt,
Dieburg, Groß=Gerau, Offenbach,
vom Kreis Erbach die Gemeinden nördlich der Linie
Schöllenbach. Hetzbach Hüttenthal. Ober=Hiltersklingen,
Weſchnitz, ausſchließlich der vorerwähnten Gemeinden.
vom Kreis Bensheim die Gemeinden nördlich der Linie
Lorſch, Biblis, Wattenheim. Nordheim, ausſchließlich der
vorerwähnten Gemeinden.
von der Provinz Rheinheſſen die Kreiſe Mainz, Bingen,
den Kreis Oppenheim, mit Ausnahme der
Gemein=
den Bechtolsheim Biebelsheim, Eimsheim, Gabsheim,
Gun=
tersblum, Hillesheim. Ludwigshöhe, Spiesheim,
Winters=
heim Iversheim.
den Kreis Alzey. mit Ausnahme der Gemeinden Albig,
Alzey. Dautenheim, Dintesheim, Erbes=Büdesheim,
Eſſel=
born, Flomborn, Framersheim, Freimersheim, Gau=
Kön=
gernheim, Gau=Odernheim, Kettenheim, Heimersheim,
Hep=
penheim. Schafhauſen. Wahlheim, Weinheim;
b) von Preußen:
den Regierungsbezirk Wiesbaden.
von dem Regierungsbezirk Kaſſel die Kreiſe
Marburg, Kirchhain, Hunfeld, Fulda, Schlüchtern,
Geln=
hauſen, den Stadt= und Landkreis Hanau.
vom Regierungsbezirk Koblenz den Kreis Kreuznach;
*) von Bayern: die Bezirke Aſchaffenburg, Stadt und Land,
Alzenau. Obernburg und Miltenberg.
Sämtliche heſſiſchen Gemeinden, die nach der in Abſ. 1
ge=
nannten Abgrenzung des Verbandsgebietes nicht zu dem
Ver=
ſorgungsverband Rhein=Main gehören und rechts des Rheins
lie=
gen, unterſtehen dem milchwirtſchaftlichen Zuſammenſchluß
Nord=
baden, Geſchäftsſtelle: Heidelberg, Lochheimerſtr. 3 und, ſoweit ſie
links des Rheins liegen, dem Milchverſorgungsverband Pfalz.
Ge=
ſchäftsſtelle: Kaiſerslautern. Dr.=Frick=Str. 11.
8 3.
Die Rechte und Pflichten der Verbandsmitglieder und die
ſonſtigen Rechtsverhältniſſe des Verbandes regeln ſich nach der
von mir zu erlaſſenden Satzung.
§ 4.
Der Verband kann:
a) die von den Mitgliedern des Verbandes zu liefernde Menge
Trinkmilch feſtſetzen.
b) beſtimmen, wie das Sammeln und Befördern der Milch zu
geſchehen hat; auch Maßnahmen zur Verbilligung dieſer
Tä=
tigkeit treffen,
vorſchreiben, an welche Stelle die in den Verkehr zu bringende
Milch zu liefern iſt, insbeſondere auch die Lieferungen an
Be=
oder Verarbeitungsbetriebe anordnen; dabei muß den
Mit=
gliedern, die Inhaber von Erzeugerbetrieben ſind,
grundſätz=
lich die Entſcheidung darüber überlaſſen werden, in welcher
Weiſe ſie die von ihnen gewonnene Milch innerhalb ihres
Be=
triebes verwerten wollen,
4) vorſchreiben, von welcher Stelle Milchhändler und ſonſtige
Milchverteiler Milch zu beziehen haben.
e) einen Ausgleich der Abſatzverhältniſſe für Trink= und
Werk=
milch herbeiführen und zu dieſem Zweck eine Ausgleichsabgabe
erheben,
I) die Art der Verrechnung und Bezahlung der Milchlieferungen
regeln,
g) wirtſchaftlich angemeſſene Milchpreiſe und Handelsſpannen im
Verkehr mit Milch unter Beachtung der Vorſchrift des 8 5
Abſ. 2 feſtſetzen.
h) anordnen, daß Erzeugerbetriebe ſich örtlich zuſammenſchließen
oder ſich beſtehenden örtlichen Vereinigungen anſchließen,
1) zur Deckung der Verwaltungskoſten von den Mitgliedern des
Verbandes Beiträge nach Maßgabe ihrer Milchlieferungen
er=
heben.
8 5.
Bis zur ordnungsmäßigen Beſtellung der Organe des
Ver=
bandes nach den Vorſchriften der zu erlaſſenden Satzung wird mict
der vorläufigen Wahrnehmung der Aufgaben und Geſchäfte des
Verbandes der Dipl.=Landwirt J. Birkenholz. Frankfurt/Main.
Bethmannſtr. 50, beauftragt
Zur vorläufigen Wahrnehmung der Befugniſſe der nach § 38
Abſ. 8 des Milchgeſetzes einzuſetzenden Preisausſchüſſe wird dem
Beauftragten ein vorläufiger Preisausſchuß beigegeben, der
be=
ſteht aus:
a) 4 Vertretern der Milcherzeuger.
b) je 1 Vertreter der Bauernkammern in Darmſtadt.
Wies=
baden, Kaſſel und Würzburg,
Vertretern von Genoſſenſchaftsmolkereien,
) 1 Vertreter von Privatmolkereien.
2 Vertretern des Handels.
1) 2 Vertretern der Verbraucher.
Die Vertreter mit Ausnahme der unter b) genannten,
wer=
den von dem Reichskommiſſar im Benehmen mit den zuſtändigen
Organiſationen beſtellt.
§ 6.
Verſtöße gegen Beſtimmungen und Anweiſungen, die auf
Grund dieſer Anordnung ergehen, werden von mir mit einer
Ordnungsſtrafe bis zu 300 RM. im Einzelfalle belegt. Auf dieſe
Strafen findet die Zweite Preußiſche Verordnung zur
Durchfüh=
rung des Milchgeſetzes vom 6. Oktober 1932 (Geſetzesſammlung
S. 325) mit Ausnahme von Artikel 1 Abſ. 1 und 2 Anwendung
bzw. erfolgt die Beitreibung im Wege des
Veßwaltungszwangs=
verfahrens ſowie der geltenden landesrechtlichen Beſtimmungen.
Die eingezogenen Strafgelder fließen dem
Milchverſorgungsver=
band Rhein=Main zu, ſoweit ſie nicht auf Grund der genannten
Verordnung anderen Stellen verbleiben.
8 7.
Dieſe Anordnung tritt am 7. Auguſt 1933 in Kraft.
Berlin, den 2. Auguſt 1933.
Der Reichskommiſſar für Milchwirtſchaft:
Freiherr von Kanne.
Verwahrloſte Jugend.
Zwei 16=Jährige hatten ſich geſtern vor der Großen Strafkam:
mer wegen fortgeſetzten gemeinſamen leichten und ſchweren
Ein=
bruchsdiebſtählen zu verantworten. Beide ſind bereits wegen
ähn=
licher Delikte vorbeſtraft, hatten aber in den früheren Fällen
Strafaufſchub erlangt, was ihnen nicht etwa Anlaß gab, ſich zu
beſſern, ſondern in etwa 20 Fällen ihr Weſen weiter zu treiben.
Vorſchub und Hehlerdienſte leiſtete ihnen dabei ein 37jähriger
Arbeiter, der mit einem Dienſtmädchen zuſammenlebt. Die
Bur=
ſchen ſtahlen bei Privaten und Gaſtwirten auf Bettelgängen und
bei jeder paſſenden Gelegenheit und nahmen mit, was gerade
un=
bewacht und ſich verzehren oder leicht beiſeit ſchaffen ließ;
Kon=
ſerven. Bier, Wein, Wurſt, Hühner, eine Handtaſche, einen
Mun=
tel, einen Photo=Apparat, einen Füllfederhalter, eine ſilberne
Schüſſel mit Schlagjahne und auch einen Revolver. Sie haben ſich
darum auch wegen Vergehens gegen das Schußwaffengeſetz zu
ver=
antworten. Ein beſonderer Streich von ihnen war folgender: Am
8. März, als die Altſtadt abgeriegelt war, brachen ſie dort in den
Apfelweinkeller eines Roßdörfer Gaſtwirts ein, ſchlugen die
Spunde aus, und ließen das Getränk auslaufen. Sie wurden zu
einem Jahr ſechs Monaten bzw. einem Jahr ſieben Mongten
ver=
urteilt, der Arbeiter zu einem Jahr drei Monaten und das
Dienſt=
mädchen zu acht Monaten Gefängnis. Obwohl Bandendiebſtahl
anzunehmen iſt, ſollen den beiden Jugendlichen je 4½ Monate
Unterſuchungshaft als verbüßt angerechnet werden.
Lokale Veranſtaltungen.
Oie Nermnter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu bchrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kriſt.
— Heſſiſcher Hof. Das heutige Freitagskonzert ſteht
unter dem Kennwort „Aus ſonniger Zeit” und enthält im erſten
Teil populäre Opern= und Operettenmuſik, während der zweite
Teil der leichteren Muſe gewidmet iſt und vorzugsweiſe Walzer
und neuere Märſche bringt, wobei der hieſige Marſchkomponiſt
Paul Probſt mit ſeinem Marſch „An die Geſchütze” (Herrn M.
Weber gewidmet) alte Erinnerungen wachrufen wird. (Siehe
Inſerat.)
Vereinskalender.
— Militär=Verein Darmſtadt. Allen Kameraden
zur Kenntnis, daß am Samstag, den 12. Auguſt. nicht eine
Monats=
verſammlung, ſondern eine außerordentliche Generalverſammlung
ſtattfindet. — Tagesordnung; Gleichſchaltung, Feſtlegung der
Rheinfahrt, Verſchiedenes. Die Kameraden werden hiermit
einge=
laden. Es wird erwartet, daß ſie erſcheinen.
— Verein der Pioniere und Verkehrs=
Trup=
pen Darmſtadt und Umgegend. Die Kameraden, die an
der Fahnenweihe und Wiederſehensfeier aller Pionier=Kameraden
in Offenbach teilnehmen, treffen ſich heute abend 8,30 Uhr beim
Kameraden Gander, Reſtaurant Odeon am Marienplatz.
Tageskalender für Freitag, den 11. Auguſt 1933.
Union: „Die Himmelsflotte‟;
Die Sklavenkönigin”. —
8 Uhr: Vortrag „Die Küche
ſcher Hof.
Helia: „Gräfin Mariza”; Palaſt:
Heaghaus, Luiſenſtr. 12. abends
ohne Feuer”. — Konzert: Heſſi=
Gokkesdienſt der Iſraelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 11. Auguſt: Vorabendgottesdienſt 7.30 Uhr.
Samstag, 12. Auguſt: Morgengottesdienſt 8.30 Uhr.
Sabbatausgang 8.40 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.00, abds. 7.15 Uhr.
Aus Heſſen.
— Arheilgen, 10. Aug. Evangel. Volkstag in
Ar=
heilgen. Am Sonntag, 20. Aug., findet im Pfarrwald in der
Täubcheshöhle wie alljährlich ein evangel. Volkstag ſtatt, zu dem
alle Evangeliſchen der benachbarten Orte Arheilgen Weiterſtadt,
Wixhauſen, Erzhauſen, Gräfenhauſen u. a. herzlich eingeladen
ſind. Die Feſtrede hält Pfarrer Knab= Guſtavsburg;
Kirchen=
geſangvereine ſingen, der Arheilger Poſaunenchor wirkt mit. Die
Jugend führt ein neues Spiel auf: „Der Bauer” von Nowack. —
Der gemeinſame Abmarſch erfolgt um 2 Uhr vom Gemeindehaus
Arheilgen, ſo daß der Beginn des Volkstags im Wald um halb 3
Uhr iſt. Der Pfarrwald liegt an der Nordoſtecke der
Täubches=
höhle, öſtlich des Sensfelder Weges. Fleißige Hände haben in
dem letzten Winter dort eine prachtvolle Naturbühne geſchaffen,
und auch für Sitzgelegenheit iſt geſorgt. Für Erfriſchungen wird
Sorge getragen. — Möge der Volkstag wie in früheren Jahren
durch ſtarken Beſuch aller benachbarten Orte ein machtvolles
Be=
kenntnis evangeliſchen Glaubens werden.
— Eberſtadt, 10. Aug. Turnverein Eberſtadt 1876
e. V. Am 11. d. M. ſind es 155 Jahre, daß unſer Altmeiſter und
Turnvater Friedrich Ludwig Jahn zu Lanz das Licht der Welt
erblickte. Allüberall, wo deutſche Turner ſind wird man in dieſen
Tagen ſeiner gedenken. Unſer Dietwart wird am Freitag abend
in der Turnſtunde uns Jahns Werden und Arbeit vor Augen
führen. In der am Samstag, den 19. Aug., im Schwanen
ſtatt=
findenden Mitgliederverſammlung, in der unſere Stuttgartfahrer
uns ihre Eindrücke und Erlebniſſe zum Beſten geben, wollen wir
nochmals Jahns in würdigſter Weiſe gedenken.
Dieburg, 10. Auguſt. Schadenfeuer. In der Scheune
des Metzgermeiſters Lotz in der Spitalſtraße brach in
Abweſen=
heit des Beſitzers Feuer aus, dem die friſch eingebrachte Ernte zum
Opfer fiel. Die Scheuer ſowie die angrenzende Stallung brannten
vollſtändig nieder. Das Pferd konnte nur mit Mühe gerettet
wer=
den während eine Ziege den Flammen zum Opfer fiel. Der
Frei=
willige Arbeitsdienſt ſperrte den Brandplatz ab, ſo daß die
Feuer=
wehr ungeſtört die Löſcharbeiten ausführen konnte. Die
Ent=
ſtehungsurſache des Brandes iſt noch nicht geklärt.
Lu. Groß=Umſtadt, 9. Aug. Kirchliches. Anſchließend an
eine Anſprache des Pfarrers Hartmann, an die neugewählten
Vertreter der evangeliſchen Kirchengemeinde fand geſtern abend
die Wahl der Kirchenvorſteher ſtatt. Es wurden acht lutheriſche
und fünf reformierte Vorſteher gewählt. Die feierliche
Verpflich=
tung der Neugewählten findet nächſten Sonntag im Gottesdienſt
ſtatt — Infolge der Beſtimmung über die Doppelverdiener wurde
an Stelle des ſeitherigen Rechners Bühne Aug. Handwerk jr.
zum Kirchenrechner ernannt. Auch wurde der endgültige Beſchluß
gefaßt, eine Gedenktafel für die im Weltkriege Gefallenen
Glieder der evangeliſchen Gemeinde in unſerem Gotteshauſe
an=
zubringen. Der Entwurf wurde von dem Denkmalpfleger Prof.
Dr. Meißner angefertigt. Mit der Ausführung wurde der
Bild=
hauer Huth=Darmſtadt beauftragt.
— Jugenheim a. d. B., 9. Aug. Im Hotel „Goldene
Krone” gaſtiert am Samstag, den 12. Auguſt, und Sonntag, den
13. Auguſt, Henry Kaßbon mit ſeinen 11 Soliſten
und ſpielt zum Tanz auf. — Die „B.=Z. am Mittag”, Berlin,
ſchreibt: Henry Kaßbon und ſein berühmtes Orcheſter, ein Erſatz
für 10 Kapellen, Konzert, Jazz, Sinfonie, Schau, Solis,
En=
ſembles, ein Rauſch von Muſik, geiſtreich artiſtiſch gefärbt, eine
Senſation für Berlin, eine allabendliche Völkerwanderung zum
Kurfürſtendamm . . . . — Sie haben Gelegenheit, über Kaßbon und
ſeine Künſtler zu urteilen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Dp Zwingenberg, 7. Aug. Herr Lehrer Johs. Bauer ſeit
einer Reihe von Jahren in Zwingenberg tätig, wurde zum
Rek=
tor der hieſigen Volksſchule ernannt. Herr Bauer war mit einer
der erſten ſeiner Berufskollegen, welche ſich zum
Nationalſozialis=
mus bekannten.
P Rüſſelsheim, 10. Aug. Der Vorſitzende des Geſangvereins
„Harmonie” und der Ortsgruppe Rüſſelsheim des Kampfbundes
für den gewerblichen Mittelſtand Pg. Wirſing wurde, zum
führerſtellvertreter des Gaues Mainſpitze des Heſſiſchen
Sänger=
bundes ernannt. Führer iſt Bürgermeiſter Pg. Einſiedel=
König=
ſtädten, Gauchormeiſter und Vorſitzender des Muſikausſchuſſes
wurde Ehrenchormeiſter Heuß (Harmonie Rüſſelsheim).
Freitag, 11. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 221 — Seite 7
Abhalkung von Abſtpflück= und Verpackungskurſen
im heroſt 1933.
Im Sinne der Beſtrebungen der Reichsregierung liegt es,
daß die Obſtanbauer in Heſſen, trotz vielfach unbefriedigender
Ernteausſichten in Spätobſt, ſich mit den neuzeitlichen Methoden
der Obſternte uſw. vertraut machen. Dazu gehören auch die
nun=
mehr als Standardverpackungen beſtimmten Gefäße. Die Heſſiſche
Bauernkammer will, ſoweit das mit den gegebenen Einrichtungen
und den vorhandenen Mitteln möglich iſt, Gelegenheit geben, dieſe
Aufgaben praktiſch und theoretiſch kennen zu lernen, durch
Ver=
anſtaltung dieſer Kurſe.
Vorausſetzung für Abhaltung ſolcher Kurſe iſt
1. Antragſtellung durch örtlichen Obſtbauverein oder Obſt=
und Gemüſeabſatzgenoſſenſchaft:
Stellung genügender Bäume mit ausreichendem Behang
3. Unentgeltliche Stellung von einfachen und doppelten
Lei=
tern, ortsüblichen Pflück=, Ernte= und Transportkörben
bzw. Kiſten, Holzwolle uſw.
4. Bereitſtellung einer Halle oder Scheune mit Tiſchen um
auch bei Regenwetter die Sortierungs= und Packarbeiten
praktiſch vornehmen zu können,
Träger der Veranſtaltungg, ſoll ſtets ein Obſtbauverein ſein.
Obſtabſatzgenoſſenſchaften werden vorerſt, ſolange die Organiſation
im Obſtbauvereinsweſen noch nicht durchgeführt iſt, den Vereinen
gleichgeſtellt. Die Kurſe ſind von eintägiger Dauer und ſtehen
unter Leitung des Obſtbauinſpektors der zuſtändigen Inſpektion.
Anmeldungen ſind an dieſe zu richten. Es beſtehen die folgenden
Inſpektionen:
Inſpektion I für die Kreiſe Darmſtadt, Bensheim Groß=Gerau,
Sitz Darmſtadt. Inhaber, Herr Obſtbauinſpektor
Behne. Darmſtadt, Rheinſtraße 62:
II für die Kreiſe Dieburg und Offenbach. Sitz in Gr.=
Umſtadt, Inhaber Herr Obſtbauinſpektor Heeſe in
Groß=Umſtadt.
Obſtbauinſpektion III für die Kreiſe Heppenheim und Erbach Sitz
der Inſpektion Heppenheim, Inhaber Herr
Obſtbau=
inſpektor Ohrtmann in Heppenheim a. d. B.*
Inſpektion IV für die Kreiſe Friedberg und Gießen, Sitz der
In=
ſpektion Friedberg, Inhaber Herr
Gartenbauinſpek=
tor Rentſch=Friedberg;
für die Kreiſe Büdingen und Schotten. Sitz der
In=
ſpektion Büdingen. Inhaber Herr Obſtbauinſpektor
Metternich=Büdingen:
II für die Kreiſe Alsfeld und Lauterbach. Sitz der
In=
ſpektion Lauterbach, Inhaber Herr Obſtbautechniker
Kurz, Schadges bei Lauterbach;
UII für die Kreiſe Mainz und Bingen, Sitz der
Inſpek=
tion Mainz Inhaber Herr Obſtbauinſpektor
Schell in Gonſenheim bei Mainz:
UIII für die Kreiſe Worms und Alzey, Sitz der Inſpektion
Worms, Inhaber Herr Obſtbauoberinſpektor
Ma=
zarin in Worms;
IX für den Kreis Oppenheim Sitz der Inſpektion
Oppen=
heim. Inhaber Herr Obſtbauinſpektor Enkler in
Oppenheim.
Anmeldeſchluß: 1. September 1933.
Allgemeine Orkskrankenkaſſe Offenbach
hebk Krankengeld für freiwillig Verſicherke auf.
— Offenbach, 9. Aug. Der Vorſtand der Ortskrankenkaſſe
Offen=
bach hat zur Exiſtenzerhaltung der Kaſſe beſchloſſen, daß das
Kran=
kengeld für die freiwillig Verſicherten wegfallen muß. 77 Prozent
der freiwillig Verſicherten gehörten den beiden niedrigſten
Lohn=
klaſſen an. Die Aufwendungen der Kaſſe für dieſe beiden
Lohn=
klaſſen ſind pro Jahr um 240 000 RM. höher als die von ihnen
eingezahlten Beträge. Das widerſpricht dem Verſicherungsprinziv,
das auf Leiſtung und Gegenleiſtung beruht. Bei allem
Verſtänd=
nis für die Not der Zeit muß die naheliegende Gefahr einer
Schädigung der Allgemeinheit ſoweit als möglich abgewendet
werden. Das hat den Vorſtand veranlaßt, den freiwilligen
Kaſſen=
mitgliedern bis auf weiteres kein Krankengeld mehr zu gewähren
und ſie, dem Verſicherungsgeld entſprechend, abzuſtufen. Um
Zwei=
fel zu beheben, wird jedoch ausdrücklich bemerkt, daß nur das
Krankengeld wegfällt; das Anſpruchsrecht auf ärztliche
Behand=
lung, Arznei, Heilmittel uſw., Wochenhilfe,
Krankenhausbehand=
lung und Sterbegeld bleibt unberührt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
— Mainz, 9 Aug. Am Sonntag, den 13. d. M., unternimmt
die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs ihre 8.
Plan=
wanderung, verbunden mit einer Rheinfahrt nach Bingen,
an der ſich Darmſtädter Klubfreunde in großer Zahl beteiligen
werden. Zur Fahrt, nach Bingen ſteht ein Sonderdampfer der
Köln=Düſſeldorfer zur Verfügung, der um 8 Uhr pünktlich vom
Landebock vor der Stadthalle abgehen wird.
Oberheſſen.
Ee. Vilbel, 10. Aug. Spielende Kinder ſtecken ein
Wochenendhaus in Brand. Am Mittwoch nachmittag
brannte in der Friedberger Straße das Wochenendhaus von Prott
bis auf die Grundmauern nieder. Zahlreiches Möbel, Kleider und
der ganze Viehbeſtand wurden vernichtet. Der Brand entſtand
durch Kinder, die mit Feuerzeug ſpielten.
h. Friedberg, 10. Aug. Ein tödliches Unglück
ereig=
nete ſich auf der Straße bei Ober=Wöllſtadt. Ein Melker von
Okarben wurde von hinten durch einen Laſtwagen angefahren und
zu Boden geſchleudert. Er war ſofort tot.
Hervorragende Leiſtungen aufder Waſſerkuppe
Durchführung ſchwierigſter Flugbedingungen. — Reger Flugbekrieb. — 3½ Skunden größter Dauerſlug des
Tages. — Der Tagesſtreckenflugpreis erflogen, größle Tageseniſernung 180 Kilomeker.
14. Rhön=Segelflug=Wekkbewerb.
Von unſerem nach der Waſſerkuppe entſandten
Sonderberichterſtatter.
Waſſerkuppe, 10. Auguſt.
Das Wetter am heutigen Tage war überaus günſtig für
un=
ſere Segelflieger, die denn auch bereits frühzeitig zum Start
zogen. Im Vordergrund des Intereſſes ſtand
Die Bewerbung um den Tagespreis.
den Fernzielflug= und Fernſtreckenflug=Preis.
Fiſcher auf „Windſpiel” eröffnete den Reigen und
konnte nach kurzer Zeit große Höhen gewinnen, die es ihm
ermög=
lichten, nach dem Heidenſtein vorzuſtoßen, und wieder
zurückzukehren. Damit hat er als erſter die Bedingung der
Tagesausſchreibung erfüllt und ſeiner Gruppe den Preis geſichert.
Anſcheinend hat Fiſcher aus Traditionsgründen dieſen Flug
aus=
geführt, der erſtmalig von Nehring im Jahre 1927 unternommen
worden iſt. Nehring hat allerdings damals 2000 Mk. für dieſen
Flug bekommen, während Fiſcher heute nur 125 Mk. erhielt.
Solche Leiſtungen ſind eben heute keine Höchſtleiſtungen mehr.
Riedel und Philipp unternahmen den Verſuch, die
Kiſſinger Hütte zu umrunden, um den zweiten
wert=
vollen Preis mit 1500 Mk. zu erringen. Beide Flugzeuge konnten
das Ziel erreichen und weiterhin die ſchwierigſte Bedingung, die
Rückkehr zur Startſtelle, durchführen. Da aber Riedel als erſter
den Flug vollendet hat, kommt Philivp für den Preis nicht mehr
in Frage. Riedel hat ſomit mit Dittmar zuſammen den 3000 Mk.=
Preis errungen.
Am Weſthang der Waſſerkuppe hatte ſich inzwiſchen ein reger
Flugbetrieb entwickelt, der teilweiſe 10 bis 12 Maſchinen in der
Luft zeigte. Die größte Dauer des Tages konnte Renner auf „
As=
cania” mit dreieinhalb Stunden Dauer erzielen.
Die hervorragend günſtigen thermiſchen Verhältniſſe waren
noch für mehrere Piloten eine Veranlaſſung, einen
Strecken=
flug zu wagen. Die hierbei gezeigten Leiſtungen ſind
glänzend. Die größte Entfernung erzielte Hirth, der bis nach
Zwickau gelangte und 180 Km. zurücklegte. Riedel war nach
ſeinem Fernzielflug nach kurzer Unterbrechung wieder geſtartet
und ging, kurz, nachdem Hirth abgeflogen, auf Strecke. Es gelang
ihm, mit 160 Km. bis nach Gera zu gelangen. Mit dieſen beiden
Flügen iſt nunmehr auch der zweite größte Preis der
Rhönaus=
ſchreibung, der Tagesſtreckenflugpreis erflogen, der mit 2000 Mk.
unter diejenigen Piloten verteilt wird, die die größte Entfernung,
mindeſtens aber 120 Km., erreichen. Es iſt aber anzunehmen, daß
noch mehrere ähnliche Leiſtungen vollbracht werden.
Einen beſonders beachtlichen Flug führte Baur auf
„Fledermaus” aus, der als junger Anfänger auf Strecke ging
und 115 Km. zurücklegen konnte. Seine Landung erfolgte bei
Kulmbach. Fiſcher von der „Akaflieg‟, Darmſtadt, flog 25 Km.
weit und mußte infolge ungünſtiger Verhältniſſe vorzeitig ſeinen
Flug abbrechen.
Nach den bisher vorliegenden Auswertungen hat Riedel auf
ſeinem Segelflug eine Höhe von über 1000 Metern erreicht. Auch
Renner konnte annähernd 900 Meter erzielen. Fiſcher überhöhte
auf ſeinem Flug die Startſtelle um 600 Meter, Dittmar um 725
Meter. Mit den ausgeführten Einzelflügen ſteigt die Geſamtzahl
der Wettbewerbsflüge auf 167.
Waſſerkuppe, 9. Auguſt.
Grohartige Leiſtungen unſerer Rhönflieger. Ueber 110 Stunden
Geſamtflugdauer an einem Flugtag. Steinig erreicht faſt 100 Km.
Riedel 83, Dittmar erringt am 4. Wettbewerbstag den erſten
gro=
ßen Preis der Rhön=Ausſchreibung.
Ein ereignisreicher Tag liegt hinter uns. Bei herrlichſtem
Flugwetter haben unſere Jungflieger glanzvolle Leiſtungen
voll=
bracht. Insgeſamt wurden 63 Flüge durchgeführt, womit die
Ge=
ſamtzahl der Wettbewerbsflüge auf 103 geſtiegen iſt. Die
Ergeb=
niſſe des vergangenen Tages ſind wirklich hervorragend und
wir=
ken beſonders darum überwältigend, weil es keine
Einzelleiſtun=
gen mehr ſind, die von Piloten großen Formats durchgeführt
wur=
den, ſondern weil ſolche Leiſtungen heute guter Durchſchnitt ſind
und aus dieſem Grunde zeigen, in welcher Weiſe die Entwicklung
des Segelflugs fortgeſchritten iſt, daß es heute nicht mehr einige
wenige begabte Flieger ſind, denen beſondere Leiſtungen möglich
ſind, ſondern daß auch die jüngſten Piloten gelernt haben, ihre
theoretiſchen Erfahrungen in der Praxis mit Erfolg zu verwerten.
Nachfolgend ſeien die weſentlichſten Dauerflüge des vergangenen
Tages zuſammengeſtellt:
Richter auf „Pommerland”
Min.
td.
Fiſcher auf „Windſpiel”
td. 22 Min.
Utech auf „Darmſtadt”
Std. 42 Min.
Schmid auf „Würzburg., Generalanzeiger” . . . 5 Std. 44 Min.
Krekel auf „Thermikus”,
4 Std. 55 Min.
Philipp auf „Marabu”
4 Std. 31 Min.
4 Std. 26 Min.
Renner auf „Askania”
Wagner auf „Hornberg”
. . 4 Std. 22 Min.
Hofmann auf „Wolkenbummler” . . . . . . 4 Std. 19 Min.
Hemmer auf „Storman”
4 Std. 5 Min.
Deffner auf „Profeſſor”
„. . . . . 3 Std. 50 Min.
Endres auf „Würzburg”
„ . . . . 3 Std. 31 Min.
Baur auf „Fledermaus”
..... . . 3 Std. 14 Min.
Zeller auf „Paefke‟
.. . . 3 Std. 13 Min.
Schyle auf „Hauptmann Göring‟ . . . . . . 3 Std. 7 Min.
Außerdem wurden noch 22 weitere Flüge mit Zeiten zwiſchen
1 und 3 Stunden ausgeführt. Bei Betrachtung von Flugzeiten
über 1 Stunde und ohne die durchgeführten Streckenflüge, die
teilweiſe auf 4—5 Stunden dauerten, wurde eine Geſamtflugzeit
von über 110 Stunden erflogen. Eine wirklich großartige
Geſamt=
leiſtung!
Aber neben dieſen Dauerflügen ſind beſonders eindrucksvoll
auch die großen über der Startſtelle erreichten Höhen, die vielfach
im Wolkenaufwind unter und in Wolken erflogen werden konnven:
1435 Meter,
Vandieken auf „Niederrhein‟ ..
950 Meter,
Riedel auf „Fafnir”
950 Meter,
Hirth auf „Moazagot!”
934 Meter,
Utech auf „Darmſtadt”
-
934 Meter,
Fremd auf „Frankenhauſen‟ . . .
779 Meter,
Dittmar auf „Condor”
.
926 Meter,
Krekel auf „Thermikus‟ . . . . . .
779 Meter,
Philipp auf „Marabu. ......
775 Meter,
Renner auf „Askania‟ .. . ..
Fiſcher auf „Windſpiel”
753 Meter,
„
663 Meter.
Vandieken auf „Niederrhein‟ ..
600 Meter,
Wagner auf „Hornberg”
600 Meter.
Schyle auf „Hauptmann Goering”
600 Meter.
Hemmer auf „Storman”
Neben dieſen Dauer= und Höhenflügen waren mehrere
Pilo=
ten auf Strecke gegangen und hatten auch hier ſchöne Erfolge
er=
zielen können. Die größte Entfernung erreichte Steinig auf „
Sor=
genkind” mit 96,5 Km. dann Riedel mit 83 Km., Fremd flog nach
Zella=Mehlis mit 55 Km., und Schleicher landete ſeine „
Nürnber=
ger Zeitung” auf dem Flugplatz Meiningen nach 37 Km. Flugſtrecke.
Mit dieſen Flügen ſind die für den vergangenen Tag
gefor=
derten Bedingungen erfüllt und damit die Tagespreiſe
ausgeflo=
gen worden, und zwar fallen die Höhenpreiſe an Vandieken und
Utech, während der Streckenpreis von Steinig und Riedel
gewon=
nen worden ſind. Die Witterungsverhältniſſe waren ſelbſt am
geſtrigen Abend noch ſo ausgezeichnet, daß bis 8 Uhr immer noch
17 Flugzeuge in großer Höhe über der Kuppe ſegeln konnten. Um
8 Uhr wurde durch Abſchießen von Leuchtkugeln Startſchluß
an=
geordnet, ſo daß nunmehr die Flugzeuge zur Landung ſchreiten
mußten. Lediglich Hemmer auf „Storman” blieb noch trotz
wieder=
holter Landeaufforderung oben, um nach Möglichkeit einen neuen
Rhöndauerrekord aufſtellen zu können. Infolge eintretender
Wind=
flaute mußte er jedoch um 10 Uhr in ſtockfinſterer Nacht landen.
Hinderniſſe und Hangkanten waren durch Laternen gekennzeichnet
und außerdem wurde der Motorlandeplatz durch Leuchtkugeln
er=
hellt, ſo daß die Landung glatt von ſtatten ging. Hemmer hat auf
dieſem Fluge etwas über 6 Stunden erreicht. Die über Land
ge=
gangenen Piloten wurden noch in der Nacht mit ihren Maſchinen
abgeholt, ſo daß ſie heute bereits wieder ſtartklar ſind.
Für den heutigen 4. Wettbewerbstag hat die Sportleitung
wieder Tagespreiſe um die größte Höhe und Strecke
ausgeſchrie=
ben, um die aber infolge des ſchwachen Windes noch nicht
ſonder=
lich geſtartet worden iſt. Sehr intereſſant war ein Flug von
Fiſcher auf dem Darmſtädter „Windſpiel”, der nach dem Start bald
große Höhe erreichen konnte, und nun verſuchte, den 1500 Mk.=
Preis der Rhön=Ausſchreibung für die Ueberfliegung der 19 Km.
ſüdlich der Waſſerkuppe gelegenen Kiſſinger Hütte und Rückkehr
zur Startſtelle zu erringen. Fiſcher konnte in prachtvollem
Segel=
flug unter Ausnutzung von Wolkenaufwinden das Ziel erreichen.
Leider langte aber die Höhe nicht mehr zum Rückfluge aus, ſo daß
er ſchließlich — 10 Km. von der Startſtelle entfernt — den Flug
abbrechen mußte. Weſentlich mehr Glück hatte Dittmar, der ſeinen
ausgezeichneten „Condor” kurze Zeit danach zum Start brachte.
Auch er konnte trotz des ſchwachen Windes im thermiſchen Aufwind
große Höhe erzielen und flog dann in weſtlicher Richtung davon.
In größerer Entfernung von der Startſtelle flog er dann die
ſüd=
lich vorgelagerte Bergkette entlang, immer wieder durch längeres
Kurven an Aufwind ſpendenden Stellen ſeine Höhe vergrößernd
und erreichte ſchließlich die Kiſſinger Hütte. Der Rückweg geſtaltete
ſich infolge des großen, zwiſchen der Waſſerkuppe und der
vorge=
lagerten Kette gelegenen Tales erheblich ſchwierig. Aber Dittmar
ſchaffte es glänzend. Immer wieder Wolken anfliegend oder an
kleineren Hängen ſegelnd, kehrte er nach nahezu dreiſtündigem
Fluge zur Waſſerkuppe zurück, die er in großer Höhe überflog.
Mit Turns und Steilſpiralen ging er dann zur Landung über,
die in Höhe der Startſtelle neben der Fliegerſchule erfolgte. Nach
dem Barogramm hat Dittmar eine marimale Höhe von 1650 Mtr.
über der Startſtelle erreicht. Mit dieſem Flug hat Dittmar den
erſten großen Preis der Rhön=Ausſchreibung mit 1500 Mk.
er=
flogen. Nach der Ausſchreibung ſind weitere 1500 Mk. für den
Piloten vorgeſehen, der als zweiter dieſelben Bedingungen
er=
füllt. Dittmar beabſichtigt, bei günſtiger Witterung nochmals
die=
ſen Verſuch zu unternehmen.
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Küchen=
hilfe, die Ihnen die
Klein=
anzeige beſchafft!
Fortſchritt=
liche Hausfrauen bezeichnen
die Kleinanzeige im
Darm=
ſtädter Tagblatt als die beſte
Mittſerin auf dem
Stellen=
markt!
10
Srlige Hausmit
gegen Koplschmerzen,
Nüigräne, Nowenschmersen
Unbehogen und
Schmerzru-
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10-12 u. 3.6. (3188a
Seite 8 — Nr. 221
Darmffüdter Tagbtatt 7 Heiſtſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 11. Auguſt I
Künftler verkaufen Loſe zugunſten der Arbeiksbeſchaffung.
Lil Dagover, die bekannte Filmdarſtellerin,
verkauft Loſe der großen Geldlotterie, die die NSDAP. jetzt zugunſten der Arbeitsbeſchaffung
veranſtaltet.
Werbung für den Luftſchuhgedanken in den Skraßen der
Männer in Entgiftungsanzügen in einer der belebteſten Straßen Berlins.
Durch den jedem Paſſanten ſofort in die Augen fallenden Aufzug warben ſie eindringlich für
den Gedanken des Luftſchutzes, der für alle Bürger ſo überaus wichtig iſt.
Ein Brieftaubenheer ruftk zum S5.-Appell.
SS.=Leute vor den kleinen Gitterkäfigen von 8000 Brieftauben,
die in Wuſtermark bei Berlin aufgelaſſen wurden, um überall für den großen Appell der SS.=
Gruppe Oſt zu werben, der vom 11.—13. Auguſt in der Reichshauptſtadt abgehalten wird.
Franzöſiſcher Dampfer „Frobin”brennk
Glückwünſche des Reichspoſt= und
Zur Eröffnung des Nachtflugverkehrs.
Poſtbeförderung Frankfurt a. M.—London
in zehn Stunden.
Frankfurt a. M. Zur Eröffnung der
Nachtflugſtrecken Frankfurt a. M.—Stuttgart und
Frankfurt a. M.—München wurde in einer
Preſſebeſprechung darauf hingewieſen, daß der
Nachtflug eine ausgeſprochene
Aufwärtsentwick=
lung nehme und ſich allmählich neben dem
Nacht=
verkehr der Reichsbahn eine Stellung erworben
habe. Es ſei nicht daran zu denken, daß man bei
der Nachtfliegerei blindlings in die Nacht
hin=
einfliege, das Primäre iſt, wie überhaupt im
Flugverkehr, die Sicherheit. Die Sicherheit der
Nachtflüge müſſe gewährleiſtet ſein beim Start,
beim Flug unterwegs und ſchließlich beim
Lan=
den. Im Flughafen iſt die Sicherheit
gewähr=
leiſtet durch ein rotes Lampenlicht für das
Roll=
feld, ferner werden Hinderniſſe beleuchtet und
ſchließlich durch Anſteuerungsfeuer. Die
Sicher=
heit unterwegs iſt gegeben durch optiſche
An=
lagen, und zwar ſind etwa alle 40 bis 50
Kilo=
meter Blinklichter durch Leuchttürme zu ſehen,
was übrigens von der Schiffahrt übernommen
wurde. Auf der Strecke Frankfurt a. M.—
Stutt=
gart ſind 4 ſolcher Leuchttürme, nach München
allein neun. Des weiteren werden noch
Hilfs=
landeplätze vorgeſehen, z. B. in Griesheim bei
Darmſtadt, Mannheim uſw. Die Flugzeuge ſelbſt
ſind natürlich auch beleuchtet. Bei Nebel iſt
er=
höhte Sicherheit erforderlich und auch
vorhan=
den. Sie geſchieht einmal durch die ſogenannte
Fernpeilung, die Standort und Flugrichtung
angibt und dann durch die ſogenannte
Nachpei=
lung; hierfür gibt es verſchiedene Syſteme.
Seitens der Deutſchen Lufthanſa wird alſo
alles Mögliche getan, um Luftexpreßgut und
Luftpoſt regelmäßig und pünktlich auch bei Nacht
zu befördern. Nur erfahrene, zuverläſſige
Pilo=
ten werden verwendet. Es iſt beſonders zu
be=
tonen, daß auf die Erhöhung der Schnelligkeit
der Flugzeuge beſonderer Wert gelegt wird. Der
Nechtflugverkehr, der bis jetzt lediglich für Poſt=
und Frachtverkehr beſtimmt iſt, kommt in der
Hauptſache der Wirtſchaft zugute. Um nur ein
Beiſpiel zu geben, liegt die Schnelligkeit der
Poſt= und Frachtgutbeförderung darin, daß die
Briefbeförderung von Frankfurt a. M. nach
Lon=
don noch nicht zehn Stunden vom Abſender zum
Empfänger beanſprucht.
Geiſtesgegenwark eines Chauffeuts.
Ein Laſtwagen fährt 50 Treppenſtufen hinab.
Frankfurt a. M. Auf der Sachſenhäuſer
Seite der Obermainbrücke ereignete ſich geſtern
vormittag ein eigenartiger Unfall, der einen
furchtbaren Ausgang hätte nehmen können, wenn
der Chauffeur nicht bis zum letzten Augenblick
ſeine Kaltblütigkeit bewahrt hätte. Ein aus
Eberſtadt bei Darmſtadt kommendes
Liefer=
auto wollte auf der Brückenrampe einem von
der Frankfurter Seite kommenden Perſonenauto
ausweichen, geriet dabei aber auf den
Bürger=
ſteig und von da auf die Treppe, die nach dem
Mainufer führt und zirka 50 Stufen lang iſt.
Mit großem Gepolter ſprang der Wagen von
Stufe zu Stufe immer ſchneller die ſteile Treppe
hinab und drohte bald an der Mauer bald an
dem ſteinernen Brückengeländer zu zerſchellen
oder ſich einfach zu überſchlagen. Der Chauffeur
blieb aber mannhaft auf ſeinem Sitze und
ver=
hinderte ſo gut es eben ging, daß die Tragödie,
die man von oben jeden Augenblick erwartete,
eintrat. Unten auf der Mainwieſe angelangt,
war die Schreckensfahrt noch nicht beendet, denn
das Auto ſauſte nun direkt auf den Main los.
Aber auch jetzt bewährte ſich die Kaltblütigkeit
des erfahrenen Führers, denn knapp vor dem
Waſſer brachte er den Unglückswagen zum Stehen.
Auf dem Wagen befanden ſich fünf Perſonen,
die die Schreckensfahrt von Anfang bis zu Ende
mitmachen mußten, ohne daß ihnen das geringſte
geſchehen wäre. Auch das Auto iſt
verhältnis=
mäßig gut weggekommen. Eine halbe Stunde
ſpäter konnte das mit dem Auto nach Frankfurt
geſchaffte Obſt und Gemüſe bereits in der
Groß=
markthalle zum Verkauf angeboten werden.
Reichsverkehrsminiſters für Dr. Eckener
Berlin. Der Reichspoſt= und
Reichsver=
kehrsminiſter Freiherr v. Eltz=Rübenach hat dem
zurzeit in Rio de Janeiro weilenden Dr.
Ecke=
ner zur Vollendung des 65. Lebensjahres
tele=
graphiſch ſeinen Glückwunſch ausgeſprochen und
dabei der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß Dr.
Eckeners bewährte Kraft der deutſchen
Luft=
ſchiffahrt noch lange erhalten bleiben möge.
Generalleuknank a. 2. Karl Düll F.
München. Hier ſtarb im 71. Lebensjahr
Generalleutnant a. D. Karl Düll. Er war am
1. April 1917 zum bayeriſchen Inſpekteur der
ge=
ſamten Artillerie (Diviſionskommandeur)
er=
nannt worden und war zuletzt Kommandeur der
2. Bayeriſchen Infanteriediviſion. Im Kriege
wurde Düll bei Chateau de Villers ſchwer
ver=
wundet. Er trat im Mai 1919 in den Ruheſtand
und erhielt im Januar 1920 den Charakter als
Generalleutnant.
Rieſiger Vulkanausbruch auf dem
Sakurn?
Potsdam. Nach Beobachtungen des
Ber=
liner Liebhaber=Aſtronomen Dr. Weber, die
übrigens auch von engliſchen und amerikaniſchen
Gelehrten gemacht wurden, iſt ſeit einigen
Ta=
gen auf dem Saturn ein großer weißer Fleck
ſicht=
bar. Dieſe Wahrnehmung wird nunmehr auch
von der Potsdamer Sternwarte beſtätigt. Der
Fleck, der nach den Potsdamer Meſſungen etwa
ein Drittel der Länge und etwa ein Fünftel der
Breite des Planetendurchmeſſers hat, taucht am
weſtlichen Rande des Planeten auf und zieht ſich
in etwa fünf Stunden über die Saturnſcheibe
dahin. Schon mit einem kleinen
Beobachtungs=
fernrohr ſoll dieſe ſeltene Erſcheinung gut
be=
obachtet werden können. Der nächſte Durchgang
über die Mitte der Scheibe erfolgt am 12. Aug.
gegen 2.30 Uhr früh und gegen 23 Uhr abends.
—Ob die Annahme der engliſchen Aſtronomen
zutrifft, daß es ſich um den Ausbcuch eines
Vul=
lans mit rieſenhaften Ausmaßen handelt, kann
noch nicht geſagt werden.
200 Schafe und 100 Fuder Heu verbrannt.
Königsberg. Auf dem Vorwerk Schönau
des Rittergutes Quittainen bei Preußiſch=
Hol=
land brach ein Feuer aus, bei dem mit einem
60 Meter langen Stall 200 Schafe und 100
Fu=
der Heu verbrannt ſind".
an der Unglücksſtelle der „George Philippar”.
Paris. An Bord des franzöſiſchen 7000=
Tonnen=Dampfers „Forbin”, der ſich auf der
Fahrt nach Indochina befindet, iſt Feuer
ausge=
brochen, das ſich auf das ganze Schiff ausgedehnt
hat. Der Brand entſtand am Mittwoch im
ara=
biſchen Meer unweit von der Stelle, wo die „
Ge=
orge Philippar” untergegangen war. Einem
Te=
legramm aus Italieniſch=Somali=Land zufolge
geriet die „Forbin” etwa 600 Meilen vor Kap
Guardafui entfernt in Brand. Der holländiſche
Dampfer „Sembilan” und das franzöſiſche
Motor=
ſchiff „Felix Ruſſels” eilen dem Dampfer zur
Hilfe. Die „Forbin” iſt 1923 gebaut und hat eine
Beſatzung von 58 Mann.
Eine neue Gasmaske erfunden.
London. Der ſozialiſtiſche „Daily Herald”,
meldet, daß eine Gruppe engliſcher
Wiſſenſchaft=
ler eine Gasmaske hergeſtellt habe, die eine
Stunde lang gegen das neueſte und tödlichſte
Giftgas, das ſogenannte Pfeffergas, Schutz
ge=
währe. Die Maſſenherſtellung der Gasmaske
habe bereits begonnen. Chemikern anderer
Län=
der ſei es bisher nur gelungen, die Träger ihrer
Gasmasken auf fünf Minuten gegen die
Wir=
kungen des Pfeffergaſes immun zu machen.
Fabrikbrand. — Millionenſchaden.
Lille. In einem Vorort von Lille iſt eine
Fabrik für die Verwertung von Lumpen und
Abfällen in Flammen aufgegangen. Das Feuer
griff mit ſo großer Schnelligkeit um ſich, daß die
Feuerwehr ſich darauf beſchränken mußte, die
benachbarten Häuſer zu ſchützen. Der Schaden
beträgt viele Millionen Franken.
Codos und Roſſi zum Rückflug geſtartet.
Aleppo. Wie aus Rayak gemeldet wird,
ſind die franzöſiſchen Ozeanflieger Codos und
Roſſi, die einen neuen Weltrekord im
Lang=
ſtreckenflug aufgeſtellt haben, geſtern in der
ſie=
benten Stunde zum Rückflug nach Marfeille
ge=
ſtartet.
Schweres Flugzeug=Unglück bei den Hawai=Inſeln
Honolulu. Fünf amerikaniſche Marineflieger
fanden vorgeſtern abend bei einem
Flugzeug=
unglück den Tod, ein ſechſter kam mit leichteren
Verletzungen davon.
Lindbergh ködlich abgeffürzk?
London. Hier iſt das Gerücht verbreitet,
daß Lindbergh in Grönland tödlich abgeſtürzt
ſei. Die däniſchen amtlichen Stellen ſind bemüht,
genaue Nachrichten über Lindbergh einzuholen.
Zur Ankunft des Balbo=Geſchwaders
in Liſſabon.
Liſſabon. Zur Ankunft der italieniſchen
Flieger in Liſſabon iſt ergänzend zu melden, daß
General Balbo ſofort nach ſeiner Ankunft im
Hotel einen fernmündlichen Flugbericht an
Muſ=
ſolini durchgab. Hierauf ließ er ſich mit ſeiner”
Frau und ſeinen Kindern verbinden. Die
Nach=
richt von dem Tode des Fliegerleutnants
Squa=
glia in Ponta Delgada wurde ihm erſt bei der
Ankunft im Hotel mitgeteilt. Balbo war ſehr
er=
ſchüttert und bat die portugieſiſchen Behörden,
das Feſteſſen und die anderen Feſtlichkeiten
ab=
zuſagen.
Beim Niedergehen auf dem Tajo wurde der
Flügel eines italieniſchen Flugbbotes beſchädigt.
Die Maſchine mußte zur Reparatur in den
See=
flughafen abgeſchleppt werden. Wie aus Ponta
Delgada gemeldet wird, iſt der Fliegeroffizier
Squaglia an den Folgen der bei dem
Start=
unfall erlittenen Gehirnerſchütterungen
geſtor=
ben. Die drei übrigen Beſatzungsmitglieder
kön=
nen das Krankenhaus wahrſcheinlich bald wieder
verlaſſen.
Balbo fliegt ohne weitere
Zwiſchen=
landung nach Oſtia.
Paris. Das franzöſiſche Luftfahrtminiſterium
gibt bedauernd bekannt, daß General Balbo
be=
ſchloſſen habe, mit ſeinem Geſchwader in
Süd=
frankreich keine Zwiſchenlandung vorzunehmen,
ſondern am 12. Auguſt von Liſſabon direkt nach
Oſtia zurückzukehren.
Dieſer Beſchluß iſt, wie aus Liſſabon berichtet
wird, in einer telephoniſchen Beſprechung
zwi=
ſchen General Balbo und Muſſolini gefaßt
wor=
den. Als Grund gibt Balbo an: „Unſer Flug
neigt ſich ſeinem Ende zu. Wir ſind ermüdet und
aufgefordert worden, nach Rom zurückzukehren.”
Bei einem Preſſeempfang in Liſſabon erklärte
General Balbo u. a., daß ſeiner Anſicht nach die
ſchlechten Hafenanlagen von Konta Delgada die
Urſache des Unfalles geweſen ſeien, dem einer
ſeiner Offiziere zum Opfer gefallen iſt. Die
Azoren könnten, ſo meinte General Balbo, ein
ſehr intereſſanter internationaler Mittelpunkt
für den Luftverkehr werden, vorausgeſetzt, daß
die Konzeſſion für die Einrichtung von
Luft=
linien über dieſen Mittelpunkt nicht einer, ſon=
,dern allen Nationen zugeteilt werde. Die
ver=
ſchiedenen Luftfahrtgeſellſchaften könnten
even=
tuell gemeinſam den notwendigen Ausbau der
Azorenhäfen finanzieren.
Das Todesopfer beim Skarkunglück des
Balbo=Geſchwaders auf den Azoren.
Fliegerleutnaut Squaglia,
der Führer der beim Start in Punta Delgada
verunglückten Maſchine des Balbo=Geſchwaders,
ſtarb im dortigen Krankenhaus an den erlittenen
Verletzungen.
Freitag, 11. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 221 — Seite 9
Saü.Sads dasAat
150 Jung=Leichkakhleken am Stark.
10. Nakionale Jugend=Jubiläumswettkämpfe
des 55. Darmſtadt 1898.
Im 35. Jahr ſeines Beſtehens führt der SV. 1898 Darmſtadt
zum 10. Male ſeine in ganz Deutſchland beſtbekannten „
Nationa=
len Jugend=Wettkämpfe” am kommenden Sonntag im Stadion am
Böllenfalltor durch. Die ganzen Jahre hindurch hat dieſe
zweifel=
los erſtklaſſige Jugendveranſtaltung ſtets eine ausgezeichnete
Be=
ſetzung gefunden und demgemäß auch immer zu prachtvollen
Leiſtungen unſeres Leichtathletiknachwuchſes geführt, zu
Leiſtun=
gen, die von Jahr zu Jahr zumeiſt als Beſtleiſtungen gegen Ende
der Saiſon in der Süddeutſchen Jugend=Beſtenliſte wieder zu
fin=
den waren. Im Dienſte unſerer deutſchen Sportjugend hat der
SV. 1898 Darmſtadt ſeine „Nationalen Jugendkämpfe” ins Leben
gerufen, mit Abſicht und Zweck in einer Zeit, in der unſer
deut=
ſches Volk und Vaterland innerlich und äußerlich geknechtet und
geſchlagen am Boden lag. Der Jugend wird immer die Zukunft
gehören. Und dieſe Jugend in unermüdlicher, wenn auch gar oft
hindernisreicher, ja erſchwerter Arbeit zu geſunden, willensſtarken
und ritterlichen Kämpfern im Sport und damit vor allem auch im
Leben heranzubilden, iſt eine Aufgabe, die zu löſen gerade unſere
herrliche Leichtathletik in beſonderem Maße berufen iſt. Wenn
bisher im Deutſchland der vergangenen Jahre unſere
Leichtathle=
ten meiſt wenig Beachtung bei ſtaatlichen und anderen Behörden
und auch bei einem Großteil der Sportintereſſenten gefunden und
mehr oder weniger im Schatten anderer Sportarten gekämoft
haben, ſo haben die umwälzenden Ereigniſſe der letzten Wochen
und Monate bewieſen, daß im neuen Deutſchland die Erkenntnis
von den großen Werten, die gerade den leichtathletiſchen Kämpfen
innewohnen und die ſo überaus vorteilhaft zur Erziehung des
jungen Mannes und Jugendlichen beitragen können, bis in die
höchſten Stellen im Reich, im Staat und in den Gemeinden
vor=
gedrungen iſt. Dieſe Tatſache läßt nun die Erwartung aufkommen,
daß der Kernſport des alten und des neuzeitlichen Olympia
nun=
mehr in Deutſchland eine breitere Grundlage erhält, zumal wir
1936 in Berlin die Olympiſchen Spiele durchzuführen haben.
Leichtathlet ſein, heißt Kämpfer ſein, mit großem Herz und
ſtar=
kem Willen, und wer einmal die harte Schule der Leichtathletik
durchlaufen hat, der wird zu ſeinem Teil einen guten Dienſt zum
Wohle unſerer Volksgemeinſchaft geleiſtet haben.
Am kommenden Sonntag werden nun zum 10. Male hier in
Darmſtadt „Nationale Jugendkämpfe” im Stadion am
Böllenfall=
tor durchgeführt, und auch in dieſem Jahr hat dieſe Veranſtaltung
des SV. 1898 wieder einmal mehr ein gutes Meldeergebnis
ge=
funden. 150 Jung=Leichtathleten — meiſt nur die beſten Könner
der einzelnen Vereine — werden am Sonntag an den Start gehen,
und wir werden wieder Jungens aus Köln und Nürnberg,
Kob=
lenz und Würzburg, Gießen, Frankenthal, Fulda, Mainz,
Frank=
furt, Offenbach und der näheren Umgebung, zuſammen mit den
Jung=Leichtathleten Darmſtadts, im Kampf um den Sieg ſehen.
Es wird wiederum herrliche Kämpfe und beſtimmt auch ſehr gute
Leiſtungen geben, iſt doch der Rahmen der Veranſtaltung ähnlich
dem der Vorjahre, ſo daß auch diesmal wieder in 3 Altersklaſſen
jeweils Einzel= und Staffelläufe, Dreikämpfe, Sprung=, Wurf=
und Stoßübungen zum Austrag gelangen, die durch ihre
verſchie=
dene Eigenart den Zuſchauern abwechſlungsreiche Kampfbilder
bringen werden. Wir werden auf das Programm der
Veranſtal=
tung nochmals eingehen. Heute ſei nur noch darauf hingewieſen,
daß die Vorkämpfe um 9 Uhr, die Entſcheidungen um 14.15 Uhr
beginnen, daß am Samstag in der „Krone” um 10.15 Uhr ein
„Begrüßungsabend” für die auswärtigen Jugendlichen
ſtattfindet, und daß nachmittags auch der 3090=Meter=
Hindernis=
lauf um die Meiſterſchaft der Gruppe Heſſen ausgetragen wird.
Anſchließend: Handballſviel SV. 1898 gegen den Deutſchmeiſter,
Mannheim=Waldhof.
SV. Darmſtadt 1898 — Mannheim=Waldhof.
Das Erſcheinen des Deutſchen Handballmeiſters Mannheim=
Waldhof am kommenden Sonntag auf dem Stadion am
Böllenfall=
tor hat allgemein in der Darmſtädter Sportbevölkerung Freude
hervorgerufen Ein Handballgroßkampf ſteht bevor. Gilt es doch
für die Waldhöfer, den Titel des Deutſchen Meiſters zu
repräſen=
tieren. Die 98er dagegen werden alle Regiſter ihres Könnens
auf=
ziehen, um einen Sieg zu erzielen. Nach den in letzter Zeit
ge=
zeigten Leiſtungen dürfte dies möglich ſein. Nachſtehende
Spiel=
ergebniſſe der Waldhöfer laſſen jedoch erkennen, daß ſie den Titel
des Deutſchen Meiſters hart und ſomit verdient erkämpft haben.
Gegen ihren Rivalen VfR. Mannheim konnten ſie 8:5 und 9:9,
gegen Polizei Mannheim 14:4 und 15:3, gegen VfR. Schwanheim
5:3 und 8:4, gegen Polizei Halle 9:5, Tura Barmen 6:5. Polizei
Berlin 10;6 und gegen Polizei Burg im Endſpiel 7:5 gewinnen.
Lediglich in den Spielen um die Süddeutſche Meiſterſchaft gegen
den alten Rivalen Fürth mußten ſie das Vorſpiel in Fürth 2:6 und
das durch den Rückſpielſieg von 12:3 notwendig gewordene
Ent=
ſcheidungsſpiel 4:6 verlieren. Zu berückſichtigen war hierbei, daß
das letzte Spiel erſt nach der Deutſchen Meiſterſchaft zum Austrag
kam und die Waldhöfer abgekämpft waren. Vergeſſen wollen wir
hierbei nicht die Spielreſultate gegen die 98er in den Spielen um
die Weſtgruppenmeiſterſchaft. In Waldhof verloren die
Lilien=
träger hoch 4:10, aber in Darmſtadt nahmen ſie im Rückſpiel mit
8:3 recht heftig Revanche. Das Spiel beginnt am kommenden
Sonn=
tag um 5 Uhr im Anſchluß an die um 2.30 Uhr ſtattfindenden
Ent=
ſcheidungen der 10. Nationalen Jugendwettkämpfe. Die
Eintritts=
preiſe ſind ſehr niedrig gehalten, ſo daß es jedermann ermöglicht
iſt, das Spiel zu beſuchen. Hoffentlich weiſt das Stadion am
kom=
menden Sonntag wieder einmal einen Maſſenbeſuch auf
Vormittags um 10.30 Uhr ſpielt die Reſerve der 98er gegen
die erſte Mannſchaft des Turnverein Wolfskehlen.
Deutſcher Turnverband.
Verlegung des Feldbergfeſtes.
Wie der Führer des Feldbergausſchuſſes bekannt gibt, iſt das
Feldbergturnen nochmals verlegt worden, und zwar auf den 10.
September 1933. Der Meldeſchluß für Nachmeldungen iſt auf den
30. Auguſt feſtgeſetzt worden. — Der Führer der Deutſchen
Turner=
ſchaft, Herr Reichsſportführer v. Tſchammer=Oſten hat den
Aus=
ſchluß des ehem. Gauführers des 9 Gaues (Mittelrh.) Herm. Topp
us der DT. rückgängig gemacht.
Main=Rheinbezirk (Deutſcher Tobd.)
Lehrgangsarbeit.
Die Turner nehmen mit dem am Samstag, den 12., und
Sonntag, den 13. Auguſt, auf dem Turnplatze der Griesheimer
Turnerſchaft ſtattfindenden Lehrgang für Männerturnen ihre
Lehrarbeit wieder auf. Der Beginn iſt für Samstag auf
nachmit=
tag 4 Uhr, für Sonntag auf 8 Uhr vormittags angeſetzt. Für
Uebernachtung iſt in der dort befindlichen Jugendherberge Sorge
getragen. In Anbetracht des umfangreichen Arbeitsplanes, der ſich
auf die Arbeit in den Vereinen nur fördernd auswirken dürfte,
iſt der Beſuch dieſes Lehrganges nur zu empfehlen. Wer von den
Bezirksvereinen auf die Beſchickung dieſes Lehrganges Verzicht
zu leiſten glaubt, wird rückſtändig in der Ausbildungsarbeit
bleiben.
Aus der Turngeſellſchaft 1875
Die Vorturnerſchaft hat den noch ausſtehenden letzten
Geräte=
wettkampf zwiſchen den Turnvereinen Birkenau=Heppenheim=Tak
1875 auf den 17. September feſtgeſetzt. In dem erſten Kampfe, der
in Heppenheim ſtattfand, wurden die 1875er auf den dritten Platz
verwieſen, während ſie im zweiten Kampfe in Birkenau die zweite
Stelle einnehmen konnten. Das eifrige Ueben der 1875er deutet
darauf hin, daß ſie diesmal ſich den erſten Platz ſichern möchten.
Jedoch dürften ſie immerhin gegen die ganz hervorragend guten
Mannſchaften der beiden Konkurrenten einen ziemlich ſchweren
Stand haben.
Turngeſellſchaft 1875 (Wanderabteilung). Die nächſte
Ver=
einswanderung führt am kommenden Sonntag, laut dem
Wander=
plan, in den Odenwald. Die Abfahrt erfolgt um 6 Uhr an
Oſt=
bahnhof (Sonntagskarte nach König). Die Führung hat Tbr.
Müller übernommen, der für eine genußreiche Wanderung
garun=
tieren dürfte.
Herausforderungsrunde um die
Tennis=Bezirksmedenmeiſterſchaft.
Tennis- u. Eisklub Darmſtadt — Sporkklub
Forſthaus=
ſtraße Frankfurk.
Am Sonntag, den 13. Auguſt, wird der Tennis= und Eisklub
die im Vorjahre gewonnene Mannſchaftsmeiſterſchaft des Bezirks
Heſſen und Heſſen=Naſſau auf ſeinen Plätzen, am Böllenfalltor
verteidigen. Als Gegner hat ſich der Sportklub Forſthausſtraße
Frankfurt qualifiziert, welcher ſo ſtarke Vereine wie den Tennis=
und Hockeyklub Wiesbaden ſowie den Tennisklub 1931 Kaſſel
ein=
wandfrei ſchlagen konnte. Letzterer hatte den Sieger des
Vor=
jahres, den Frankfurter Tennisklub 1914, ausgeſchaltet.
Die Mannſchaften werden in folgender Aufſtellung ſpielen:
Frankfurt: Sigwart, Bäumer, Donner, Cayard, Jung, Mehl.
Darmſtadt: Dr. Landmann, Kleinlogel, Werner, Endriß,
Senne=
wald. Vollrath.
Beſonderes Intereſſe dürfte das Auftreten des Darmſtädter
Spitzenſpielers Dr. Landmann finden, welcher erſt letzten
Sonn=
tag den bekannten Mannheimer Spieler Dr. Buß in einem
auf=
regenden Kampf beſiegte. Sein Spiel beginnt 10.30 Uhr, die
üb=
rigen Spiele 9.30 Uhr.
Leichtathletik=Sporkfeſt
des Turn= und Sporkvereins e. B. Meſſel
am 5. und 6. Auguſt 1933.
Bei herrlichſtem Sonnenſchein fand die feierliche Einweihung
unſeres Sportplatzes ſtatt. Eingeleitet wurde das Ganze am
Sams=
tag mit einem Spiel der 1. Mannſchaft gegen die Liga=Mannſchaft
des FV. Eppertshauſen, das letztere verdient, wenn auch
zahlen=
mäßig viel zu hoch, mit 4:0 gewann. Außerordentlich großes
Schuß=
pech verhinderte, daß Meſſel auch nur zum Ehrentreffer kam. Das
Spiel wurde als wirkliches Werbeſpiel ausgetragen und hatte in
Klinger=Groß=Gerau einen vorzüglichen Leiter. Am Abend fand
ein Fackelzug durch die Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz ſtatt. Ein
Kommers auf dem Feſtplatz beſchloß den 1. Tag. Am Sonntag früh
begannen bei ſchönſtem Wetter die leichtathletiſchen Mehrkämpfe.
Die Kämpfe ſelbſt wickelten ſich ſchnell und reibungslos ab. Leider
mußten mehrere Teilnehmer infolge Verletzung frühzeitig den
Kampf abbrechen. Starter war Wolfenſtätter=Meſſel. Nachdem die
Teilnehmer von den ihnen vom T.u. Sp. Ver. Meſſel zur Verfügung
geſtellien Freitiſchen regen Gebrauch gemacht hatten, fand um
2.30 Uhr ein Umzug durch die Ortsſtraßen ſtatt. Nach der
Be=
grüßung durch Herrn Lehrer Hickler=Meſſel, der auf die Bedeutung
des Platzes hinwies, und Anſprachen von dem 2. Bezirksführer der
DT. Schneider=Langen, unter deſſen Leitung die Kämpfe
durch=
geführt wurden und des Gaudietwarts Hauff ſpielte die 1.
Mann=
ſchaft gegen die gleiche des Sp.=Vereins Offenthal, das Offenthal
mit Glück 6:5 für ſich entſchied. Auch hier wurde auf beiden Seiten
fair gekämpft. Schiedsrichter Mühlbach=Darmſtadt konnte im
all=
gemeinen gefallen. Die Staffeln und der 3000=Meter=Lauf für
Männer wurden vor und nach dem Spiel ausgetragen. Hier ſay
man ſpannende Kämpfe. Um 6 Uhr fand die Siegerverkündigung
ſtatt.
Die Ergebniſſe:
Männer. 1. Jugend A. (Vierkampf): 1. Fratzky, Kark (Tv.
1888 Altheim) mit 80 Punkten; 2. Schönig. Gg. (Pol Sp.V. Dſtdt.)
mit 78 Punkten: 3. Weihert, Hch. (Tv. 1888 Altheim) mit 77½
Punkten. — 2. Jugend B. (Dreikampf); 1. Blank, Karl (Pol.=
Sp.V. Dſtdt.) mit 70 Punkten; 2. Klipſtein (Pol. Sp.Ver. Dſtdt.)
mit 62 Punkken: 3. Plaum, Hans (T.u. Sp. Ver, Langen) mit 54½
Punkten. — 3. Unterſtufe (Fünfkampf): 1. Michel. Adam (Pol.=
Sp.Ver. Dſtdt.) mit 105 Punkten; 2. Jung, Hugo (Tv. Münſter)
mit 99 Punkten; 3. Dörr. Martin (Pol. Sp.Ver, Dſtdt.) mit 98½
Punkten. — 4. Oberſtufe (Fünfkampf): 1. Schroth. Karl (T.
u. Sp.Ver. Langen) mit 98½ Punkten; 2. Braun, Rudolf (
Turn=
verein Arheilgen) mit 94 Punkten: 3. Waldmann. Adam (T. u.
Athl. Ver. Eppertshauſen) mit 92½ Punkten; 4 Fendt. Wilh. (Tv.
Altheim) mit 89 Punkten; 5. Rüdert. Wilh. (T. u. Sp. Ver.
Lan=
gen) mit 83 Punkten; 6. Müller, Martin (T. u. Athl. V.
Epperts=
hauſen) mit 82½ Punkten.
Frauen. 1. Unterſtufe (Dreikampf); 1. Knörzer, Luci
(Tgde. Beſſungen) mit 56 Punkten; 1. Mößer, Annelies (Tgde.
Beſſungen) mit 56 Punkten; 2. Geiger. Emmy (Tv. Arheilgen)
mit 55 Punkten; 3. Katzenmaier, Kätha (Pol. Sp.Ver, Dſtdt.) mit
53 Punkten. — 2 Oberſtufe (Vierkampf); 1. Walter. Lina
(Pol. Sp.Ver. Dſtdt) mit 76 Punkten; 2. Fiſcher Gretel (Tgde.
Beſſungen) mit 74 Punkten; 3. Pfeiffer, Kätha (Pol. Sp.V. Dſtdt.)
mit 59 Punkten.
4 mal 100=Meter=Staffel Turner Oberſtufe: 1 PolizeiSp.
Ver=
ein Dſtdt. mit 48,6 Sek.; 2 Turn= und Sp.Ver. Langen mit
49,4 Sek.; 3. T. u. Athl.Ver, Eppertshauſen mit 51,1 Sek.
4 mal 100=Meter=Staffel Turner Unterſtufe: 1. Turngeſellſch.
Eberſtadt mit 51 Sek; 2. Turngde. Beſſungen mit 52 Sek.; 3. T. u.
Athl. Ver. Eppertshauſen mit 52,5 Sek.
4 mal 100=Meter=Staffel Jugend: 1. Polizeiſp.Ver. Darmſt.
mit 51 Sek.; 2. T. u. Athl.=Ver. Eppertshauſen mit 52,9 Sek.
4 mal 100=Meter=Staffel Frauen (Unterſtufe): 1. Polizeiſp.=
Ver. Dſtdt. mit 58,7 Sek.; 2. T. u. Sp.Ver. Langen mit 62 Sek.;
3. T. u. Sp.Ver Meſſel mit 63 Sek.
4 mal 100=Meter=Staffel Frauen (Oberſtufe): 1. Tgde. 1865
Beſſungen mit 60.5 Sek.
3 mal 1000=Meter=Staffel Männer: 1. Sportabtlg.. Merck
(Brücher. Menger Waffenſchmidt) 8,50 Min ; 2. Turn= u. Athl.=
Ver. Eppertsh. 8,55 Min. 3. Turn= u Sp.Ver Meſſel 9,10 Min.
3000=Meter=Lauf: 1. Brücher (E. Merck) 9.52,4 Min.: 2.
Waf=
fenſchmidr (E. Merck) 10.2,1 Min.; 3. Held (Sp V. 98 Dſtdt.)
dichtauf: 4. Müller (Eppertshauſen T. u. Athl.Ver.); 5. Roß
(Turnverein Arheilgen); 6. Leis (Sp.V. 98 Dſtdt.).
Gtoße Golfwoche in Bad Ems.
Deutſche Meiſterſchaften und Walker=Pokal.
Die vom Deutſchen Golf=Verband in den Tagen vom 11. bis
20. Auguſt in Bad Ems veranſtaltete Große Golf=Woche erhält
einen erfreulich ſtarken Zuſpruch. Unter den Meldungen zur
„Offenen Golf=Meiſterſchaft von Deutſchland‟
befinden ſich die von den beſten britiſchen
Berufs=
ſpielern, wie Percy Alliß, Aubrey Boomer. A. J. Lacey,
Henry Cotton uſw. Die franzöſiſche Mannſchaft die
mit neun Spielern anrückt. bringt u. a. Auguſte Boyer und R.
Golias, die Sieger der beiden letzten deutſchen Meiſterſchaften,
mit. Die deutſchen Berufsſpieler werden ſich mit mindeſtens
30 Mann beteiligen. Schließlich werden auch wieder Spieler aus
Polen, Holland, der Schweiz, Schweden und
Dä=
nemark vertreten ſein.
Auch die Deutſche Herren=Meiſterſchaft findet
guten Anklang. Hier iſt der britiſche General A. C. Critchley,
der eben erſt die franzöſiſche Herren=Meiſterſchaft gewann und der
im letzten Sommer in Bad Ems mit einer 69 den wundervollen
Platzrekord aufſtellte, die intereſſanteſte Figur. Der General wird
von einer größeren Anzahl ſeiner Landsleute begleitet,
Erfreu=
licherweiſe treten diesmal auch die deutſchen Amateure in großer
Zahl an.
Die Deutſche Damen=Meiſterſchaft weiſt
eben=
falls eine glänzende Beteiligung auf. Sechs erſte britiſche
Gol=
ferinnen kommen über den Kanal, darunter Mrs. Garon, die
deutſche Meiſterin von 1931. Bei den deutſchen Damen iſt Frau
Erika Sellſchopp=Hamburg nach langer Pauſe erſtmalig wieder
am Start, ſelbſtverſtändlich kommt auch die letztjährige Meiſterin,
Frau Nora Haag=Frankfurt a. M. Von Köln beteiligen ſich Frl.
Liſelotte Herbſt und Frl. Schmeltzer, die ſchon im Frühjahr auf
dem Emſer Golfplatz ſchöne Leiſtungen zeigten
Das Programm der Großen Golfwoche weiſt neben den
Mei=
ſterſchaftskämpfen noch einen Gemiſchten Vierer (Damen
und Berufsſpieler, offen) ein Verbandsmannſchaftsſpiel Damen
gegen Herren, ſowie den Wettbewerb um den Deutſchen Walker=
Pokal (nur für Reichsdeutſche) auf.
Reichsſportführer v. Tſchammer=Oſten bat ſein
Erſcheinen zu den deutſchen Golfmeiſterſchaften, die in der Zeit
vom 11. bis 20. Auguſt auf dem Golfplatz Bad Ems ausgetragen
werden, zugeſagt.
Die „letzten Vier” im Herreneinzel bei den
internationa=
len deutſchen Tennismeiſterſchaften in Hamburg ſind Gottfried
von Cramm, die Japaner Nunoi und Satoh und der Deutſchböhme
Roderich Menzel. In der Vorſchlußrunde treffen ſich von Cramm
und Nunoi ſowie Menzel und Satoh. von Cramm ſchaltete W.
Menzel 6:1, 6:3, 6:1 aus. Nunoi ſchlug den Italiener d’Oſtiani
6:0, 6:1, 5:7, 6:2, Roderich Menzel bezwang Itoh 6:1, 6:1, 6:1
und Satoh ſchlug Malecek 6:2, 6:4, 6:3.
Der weſtdeutſche Fußballmeiſter, FC. Schalke 04,
war am Mittwoch bei Tura Bonn zu Gaſt und landete einen
ver=
dienten Sieg mit 4:1 (3:0).
27 Nationen, darunter auch Deutſchland, haben zu den
Internationalen Studenten=Spielen vom 1. bis 10. September in
Turin Meldungen abgegeben.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 41. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe. Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II.
9. Auguſt 1933
2. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Bewinne zu 10000 M. 83036 206240
8 Gewinne zu 6000 M. 132914 134549 144450 327363
14 Gewinne zu 3000 M. 33072 137860 188261 204640 279766
383673 391496
58 Gewinne zu 2000 M. 10343 10680 46766 48640 65676 62588
67776 68341 76414 89768 90151 132936 138856 141918 162052
173234 175637 180323 206786 240481 264850 272295 275429 286344
287206 332096 346537 372602 392475
124 Gewinne zu 1000 M. 1325 11988 141f9 24297 34206 37058
47047 51478 57500 58779 67006 67541 67733 68843 74744 84582
108902 117784 127336 128285 141909 176682 176684 182167 184164
186602 186147 184512 203832 215366 219353 219666 228253 237405
247258 252682 259803 262256 264351 265239 266064 288548 294708
308878 316856 311738 312216 313280 314951 321670 322683 334572
342984 346583 351304 356688 36 7366 372324 378012 389704 390046
394656
180 Bewinne zu 500 M. 2887 11236 14403 21325 24458 24820 25275
31170 38707 47778 52813 63437 65240 68246 64387 64665 71691
82732 86603 91324 93174 98225 99574 106376 107734 109544
115937 116302 116713 118001 119233 122300 127770 129547 130063
133455 142138 152323 154935 157856 163208 163531 183771 183992
197388 198697 201028 209985 216395 221386 223364 226880 933286
236281 243544 244985 246574 263590 254793 264265 264809 273608
274538 281800 283095 2889 19 289963 292114 2939 16 298528 299106
308877 311332 313676 315484 319719 323428 323671 325166 335926
336972 361792 355593 379260 381993 385198 387963 390321 394803
398334
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 10000 M. 152688 204631
10 Sewinne zu 5000 M. 115657 121285 156776 174462 392088
14 Gewinne zu 3000 M. 189636 205680 297744 308462 327878
353928 395373
56 Gewinne zu 2000 M. 8836 13907 19555 31914 41039 46028
51416 78497 105192 136653 137462 149033 175482 239427 243393
244398 244600 249106 257869 274781 275764 314624 335220 368093
369884 387764 388012 392202
112 Gewinne zu 1000 M. 2367 15822 19659 29993 30735 31735
45277 63072 63608 73243 74621 86348 86926 100314 102010 106592
116764 121826 124263 128954 136112 138814 141765 169402 181716
184498 189133 189537 191465 200282 204295 204894 213438 214289
223736 237776 240634 264058 284 153 295788 298259 302878 305815
307771 320498 342331 347731 349586 361614 362353 361862 362894
364302 369989 377962 396681
230 Gewinne zu 500 M. 683 5480 6136 15309 19277 22678 25445
37695 47383 54553 55511 609B1 63962 64680 64999 66860 68742
73241 74834 76771 78028 83181 83426 84789 86369 87608 89256
89764 90376 95953 97548 102857 104691 115717 117799 118006
118387 118474 119735 125014 125019 127505 128115 128124 186718
143171 150117 150986 166286 179361 187912 189571 192481 193218
198136 209380 309383 210664 215372 219264 220826 228187 228554
231607 232746 235946 246635 248884 257646 257713 269472 269994
271194 273102 279231 288720 289011 292243 293137 300394 304666
305837 306141 314101 316217 317118 318180 321871 333440 338282
338834 340181 345147 345299 348134 348227 350007 350031 361301
353166 368618 360016 360162 363166 363293 365786 380542 384563
386465 385694 389451 389494 392214 393638 397508
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000 und
100 Prämien zu je 3000, 2 Gewinne zu je 500000, 2 zu je 300000,
2 zu je 200000, 4 zu je 100000, 6 zu je 75000, 12 zu je 50000,
30 zu je 25000, 182 zu je 10000, 466 zu je 5000, 940 zu je 3000,
2778 zu je 2000, 5556 zu je 1000, 9210 zu je 500, 27748 zu je
400 Mark.
7.10:
12.00,
13.30:
15.20:
16.30:
18.00:
18.20:
19.60:
20.00:
20.26:
21.45:
22.15:
22.45:
9.00:
9.35.
10.10:
11.30;
14.40:
15.00:
15.45:
16.00:
17.00:
17.25:
18.00:
18.05:
18.30:
19.00.
20.00:
20.30:
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Freitag, 11. Auguſt
Bad Ems: Frühkonzert des Kurorcheſters.
München: Mittagskonzert. Ltg.: Erich Kloß.
Köln: Mittagskonzert. — 14.20: Jeder hört zu!
Muſikaliſcher Zeitvertreib.
Pforzheim: „Nachmittagskonzert. Symphonie=Orcheſter.
Fichtes Vermächtnis an die nationale Revolution. Von
Paul H. Darapſky.
Zeitfragen. — 18.45: Kurzbericht vom Tag.
Vom Deutſchlandſender: Stunde d. Nation: Dtſch. Balladen
3 mal 5 Minuten.
Symphoniekonzert des Südfunkorcheſters. Ltg.: Droſt.
Wie ſoll man reiſen? Plauderei von Dr. Hans Geiſow.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik. Ausf.: Das Darmſtädter Kammerorcheſter des
„Kampfbundes für deutſche Kultur.”
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſnender: Freitag, 11. Auguſt
Berlin: Schulfunk: Das Orcheſter und ſeine Inſtrumente.
(Mit muſikaliſchen Beiſpielen.)
Fröhlicher Kindergarten.
Schulfunk: Als man unſere Heimat nahm.
Zeitfunk. — 11.45: Rudolf Stanke: Von Knurrkiſten=
Dompteuren und anderen Schwindlern.
Walzer und Mazurken von Chopin.
Jungmädchenſtunde: Drei Generationen erleben Geſchichte.
Dichter reiſen: Aus: Kleine Reiſe, von Paul Alverdes.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Franz Köppe: Hitleriugend und Lehrerſchaft.
Zeitfunk.. — 17.35: Altklaſſiſche Kammermuſik für Oboe
Das Gedicht.
Unterhaltungsmuſik. Kapelle Nera Monti.
Dämmerſchoppen mit Hans Deppe.
Stunde der Nation: Deutſche Balladen.
Kernſpruch. — Anſchl.: Gerda von Bremen: Die Frau und
der Rundfunk. — 20.10: Stunde der Arbeit.
Neue deutſche Unterhaltungsmuſik. Kapelle Sonntag. —
Als Einlage: „Scharrvogel=Gezwitſcher”. Luſtige Szenen von
Georg Mühlen=Schulte.
23.00: Stuttgart: Tanzmuſik.
Weiterberichl.
Die Wetterlage ſtieg weiterhin unter dem Einfluß hohen
Druckes, der ſich von Weſten her erneut kräftigt. Abgeſehen von
vorübergehender gewitterdrohender Bewölkung, die ſich bei den
wechſelhaften Winden bilden kann, bleibt das heitere und heiße
Wetter fortbeſtehen.
Ausſichten für Freitag, den 11. Auguſt: Aufheiternd, nur
vor=
übergehende gewitterdrohende Bewölkung, heiß und trocken.
Ausſichten für Samstag, den 12. Aguſt: Fortdauer der
ſommer=
lichen Wetterlage.
Hauptſchriftleitung: J. V.: Max Streeſe
Verantwortlich für Polltlk: J. V.: Andreas Bauer: für Feuilleion, Reich u d
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: J. V.: Dr. C. H. Queiſch;
zür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer
für „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: 1r. Herbert Neite:
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſſadt.
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garantie der Rückſendung wicht übernommer
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
enn sio der deutſcen AapenhandeissSewegung.
Der deutſche Außenhandel nach Erdteilen und Ländern im erſten Halbjahr 1933.— Preismäßige Einflüſſe
auf die Einfuhr. — 2as Ausfuhrvolumen zurückgegangen.
Beiminderang der Ainiontat.
Im erſten Halbjahr 1933 betrug die Geſamteinfuhr 2087 Mill.
RM., die Geſamtausfuhr 2378 Mill. RM. Gegenüber dem erſten
Halbjahr 1932 hat die Einfuhr dem Wert nach um rund 13 v.H.
die Ausfuhr um rund 20 v.H abgenommen. In der Einfuhr iſt
dieſer Rückgang faſt ausſchließlich preismäßiger Natur; das
Ein=
fuhrvolumen hat ſich ungefähr auf dem Stand des Vorjahres
ge=
halten. In der Ausfuhr beruht der Rückgang dagegen zum
größe=
ren Teil auf einer Verminderung des Volumens, die etwa 12 v. H.
beträgt.
Nach den Ergebniſſen über den Außenhandel mit den einzelnen
Ländern, die in ausführlicher Form im Juliheft der „Monatlichen
Nachweiſe über den auswärtigen Handel Deutſchlands”
veröffent=
licht werden, war der Rückgang der Einfuhr aus europäiſchen
Ländern gegenüber dem erſten Halbjahr 1932 im ganzen etwas
größer als aus Ueberſee. Aus Europa hat die Geſamteinfuhr um
178 Mill. RM. oder um rund 14 v. H., aus Außereuropa um 113
Mill. RM oder um 10 v.H. abgenommen.
Innerhalb Europas iſt die Einfuhr verhältnismäßig am
ſtärkſten aus denjenigen Ländern geſunken, die vorwiegend oder
doch in größerem Umfang Lebensmittel nach Deutſchland liefern.
So iſt die Einfuhr aus UdSSR. um rund 65 Mill. RM., d. h. um
44 v. H., geſunken (Getreide). Erheblich vermindert iſt ferner auch
die Einfuhr aus den Niederlanden (min. 29 Mill. RM.),
Rumä=
nien (min. 13 Mill. RM.) Dänemark (min 29 Mill. RM.)
Bel=
gien=Luxemburg (min. 7 Mill. RM.), Spanien (min. 7 Mill.),
Polen (min. 4 Mill.), Danzig (min. 3 Mill.), ſowie Lettland und
Eſtland (je 3 Mill. RM.). Aber auch die Einfuhr aus den
In=
duſtrieländern hat ſich vorwiegend vermindert, ſo aus
Großbri=
tannien um 25 Millionen RM. (Kohlen), aus der
Tſchechoſlo=
wakei um 14 Millionen RM. (Fertigwaren), aus Frankreich um 13.
Mill. RM. (Fertigwaren) und aus der Schweiz um 13 Mill. RM.
(Fertigwaren). Steigerungen der Einfuhr ſind nur in wenigen
Fällen feſtzuſtellen. Zugenommen hat die Einfuhr aus dem
Saar=
gebiet um 9 Mill. RM. (hauptſächlich Fertigwaren) Schweden
um 9 Mill. RM. (Rohſtoffe) und Jugoſlawien, um 6 Mill. RM.
Stark erhöht ausgewieſen iſt auch die Einfuhr aus Norwegen (pl.
21 Mill. RM.) Dies hat jedoch überwiegend ſtatiſtiſch=techniſche
Gründe. Die Einfuhr von Tran, die bisher zum weitaus größten
Teil als Einfuhr aus dem Eismeer angeſchrieben wurde, wird
jetzt als Einfuhr aus denjenigen Ländern erfaßt, unter deren
Flagge der Tran gewonnen wird.
An dem Rückgang der Einfuhr aus Ueberſee ſind
aus=
ſchlaggebend amerikaniſche Länder beteiligt. Insgeſamt hat die
Einfuhr aus Amerika dem Wert nach um 93 Mill. RM.
abgenom=
men. Hiervon entfallen allein 64 Mill. RM. auf die Vereinigten
Staaten von Amerika. Vermindert iſt im übrigen auch die
Ein=
fuhr aus Argentinien (min. 15 Mill. RM.) und aus Braſilien
(min. 11 Mill. RM.). Dagegen iſt die Einfuhr aus Kanada
vor=
wiegend infolge erhöhten Weizenbezugs um rund 10 Mill. RM.
höher ausgewieſen. Die Einfuhr aus aſiatiſchen und afrikaniſchen
Ländern hat ſich nur wenig vermindert; die Einfuhr aus
Auſtra=
lien iſt überhaupt nicht verändert.
An dem Rückgang der deutſchen Ausfuhr gegenüber dem
erſten Halbjahr 1932 ſind überwiegend, die europäiſchen Länder
beteiligt. Die Ausfuhr nach Europa hat insgeſamt um 569 Mill.
RM. oder um 23 v.H abgenommen, während die Ausfuhr nach
den Ueberſeeländern nur um 42 Mill. RMl oder um 8 v. H.
ge=
ſunken iſt.
Innerhalb der Ausfuhr nach Europa zeigt die ſtärkſte
Schrumpfung der Abſatz nach Rußland, der um rund 183 Mill.
RM., d. h. um mehr als die Hälfte, gegenüber dem Vorjahr
ab=
genommen hat. Starke Rückgänge ergaben ſich ferner aber auch
in der Ausfuhr nach Frankreich (min. 64 Mill. RM.) der
Tſchecho=
ſlowakei (min. 56 Mill. RM.), der Schweiz (min. 49 Mill. RM.).
Großbritannien (min. 46 Mill. RM.), den Niederlanden (min. 43
Mill. RM.) und nach Schweden (min. 23 Mill. RM.).,
Im Verkehr mit Ueberſee hat die Ausfuhr verhältnismäßig
am ſtärkſten nach Aſien, und zwar Britiſch=Indien, abgenommen
(min. 16 Mill. RM.). Bei der Ausfuhr nach Afrika und Amerika
iſt die Verminderung im ganzen verhältnismäßig unbedeutend.
Die Ausfuhrentwicklung nach den einzelnen amerikaniſchen
Län=
dern war jedoch ſehr unterſchiedlich. Einem Rückgang der
Aus=
fuhr nach den Vexeinigten Staaten um 34 Mill. RM., d. h. um
mehr als einem Fünftel, ſtehen hier Ausfuhrſteigerungen nach
Argentinien, Mexiko und insbeſondere Braſilien gegenüber.
Die Handelsbilanz ſchließt im erſten Halbjahr 1933 mit
einem Ausfuhrüberſchuß von 291 Mill. RM. gegen 602 Mill. RM.
im erſten Halbjahr 1932 ab. Die Verminderung der Aktivität
beruht ausſchlaggebend auf, einem Rückgang des
Ausfuhrüber=
ſchuſſes im Verkehr mit europäiſchen Ländern. Dieſer hat von
1161 Mill. RM. im Vorjahr auf 770 Mill. RM. in den erſten ſechs
Monaten 1933, d. h. um rund 391 Mill RM., abgenommen
Weit=
aus am ſtärkſten, nämlich um mehr als die Hälfte, hat ſich der
Ausfuhrüberſchuß im Verkehr mit UdSSR. vermindert. Aber
auch im Verkehr mit den meiſten übrigen europäiſchen Ländern hat
die Aktivität abgenommen. Eine Aktivierung der Handelsbilanz.
d. h. eine Steigerung des Ausfuhrüberſchuſſes bzw. Verminderung
des Einfuhrüberſchuſſes, iſt nur gegenüber wenigen Ländern, ſo
bei Danzig, Lettland und Spanien, feſtzuſtellen.
Im Außenhandel mit den außereuropäiſchen Ländern iſt die
Handelsbilanz nach wie vor ſtark paſſiv. Der Einfuhrüberſchuß,
der ſich in den letzten Jahren bereits ſtark vermindert hatte, hat
jedoch auch gegenüber dem Vorjahr nochmals um rund 70 Mill.
RM. abgenommen. Dieſer Rückgang entfällt ausſchlaggebend auf
den Außenhandel mit Amerika. Hier hat insbeſondere der
Ein=
fuhrüberſchuß gegenüber den Vereinigten Staaten eine
Vermin=
derung von 171 Mill. RM. im erſten Halbjahr 1932 auf 141 Mill.
RM. im gleichen Zeitraum dieſes Jahres erfahren. Dieſer
Rück=
gang des Einfuhrüberſchuſſes aus den Vereinigten Staaten von
Amerika entſpricht aber im weſentlichen der allgemeinen
Schrump=
fung des Handelsverkehrs mit dieſem Land. Nach wie vor
über=
ſteigt die Einfuhr aus den Vereinigten Staaten die deutſche
Aus=
fuhr dorthin um mehr als 100 Prozent.
Viehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 10. Auguſt. Aufgetrieben waren
6 Ochſen, 20 Schweine, 153 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich für
Kälber a) auf 28—31, b) 23—27 c) 18—22 Pfg. pro Pfund. Die
Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: ſchleppend, Ueberſtand.
Ferkelmarkt Groß=Gerau am 9. Auguſt. Auftrieb: 806 Tiere.
Ferkel koſteten 7,50—13,00 RM. pro Stück. Der nächſte
Ferkel=
markt findet am Mittwoch, den 23. Aug., vorm. 8.30 Uhr, ſtatt
auf dem Marktplatz zu Groß=Gerau.
Mannheimer Viehmarkt vom 10. Aug. Aufgetrieben waren:
78 Kälber, 25 Schafe, 130 Schweine, 698 Ferkel und Läufer, ſowie
3 Lämmer. Notiert wurden lediglich Ferkel bis vier Wochen mit
7—10 RM. pro Stück, desgl. über vier Wochen 10—14 RM. und
Läufer 15—18 RM. Marktverlauf: Kälber, Schweine und Schafe
nicht notiert; Ferkel und Läufer ruhig, Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 10. Auguſt. Auftrieb: Kälber
1351 (gegen 737 am letzten Donnerstagsmarkt), Schafe 105 (119),
Schweine 891 (694), Rinder 140 (116) Notiert wurde für den
Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber a) 33—36, b) 28—32,
c) 24—27, d) 18—23. Schafe e) beſte Schafe 24—27, f) mittlere
Schafe 20—23: Schweine a) und b) 39—42. c) 40—42,50. d) 38
bis 42. Verglichen, mit den Preiſen des letzten Donnerstags
gaben Kälber 2—5 Schafe 1 und Schweine 3 Mark nach
Markt=
verlauf: Kälber ſchieppend, Schafe langſam, Schweine ſchleppend,
geräumt. — Fleiſchgroßmarkt. Beſchickung: 732 Viertel
Rind=
fleiſch, 157 ganze Kälber 14 ganze Hämmel, 358 Schweinehälften.
Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in RM.: Ochſen= und
Rind=
fleiſch 1. 52—56, 2. 48—54: Bullenfleiſch 48—54: Kuhfleiſch 2.
35—42, 3. 25—32; Kalbfleiſch 2 60—72: Hammelfleiſch 60—65:
Schweinefleiſch 1. 60—65. Geſchäftsgang des Fleiſchgroßmarktes
ſchleppend.
Berliner und Frankfurter Effekkenbörſe.
Die Umſatzloſigkeit auf den meiſten Marktgebieten und das
geringe Intereſſe außenſtehender Kreiſe bewirkten auch geſtern,
daß die ſtimmungsmäßige Freundlichkeit an der BerlinerBörſe
kursmäßig nicht zum Ausdruck kam. Weder das feſtere New York
noch der weitere ſtarke, Rückgang der Arbeitsloſenziffer in der
zweiten Julihälfte wirkten nachhaltend genug, um die kaum noch
zu überbietende Geſchäftsſtille auszugleichen. Die Kurſe der
Stan=
dardwerte waren zwar verhältnismäßig behauptet, während
be=
ſonders einige Nebenwerte unter Berückſichtigung ihres niedrigen
Kursſtandes teilweiſe erheblich gedrückt waren. So gingen
Schiff=
fahrtsaktien einheitlich bis zu 1,25 Prozent zurück. Montanwerte
unter Führung von Harpener und Stahlverein verloren bei
klei=
nen Umſätzen bis zu 1 Prozent. Von Braunkohlenaktien erſchienen
Ilſe mit Minus=Minus=Zeichen und gelangten auf ein Angebot
von ſechs Mille 8 Prozent unter geſtern zur Notiz, während zehn
Mille, wie Genußſcheine, um 4,5 Prozent im Kurs ſank. Auch
Linoleumwerte litten unter einigem Angebot und büßten bis zu
2,25 Prozent ein. Relativ freundlich lag der Elektromarkt, an
dem die Kurſe mit Ausnahme der RWE. und Geffürel bis zu 1
Prozent anzogen. Chadeaktien gewannen 1,25 Mk. Bei
Kaliwer=
ten ſchien die Kursgeſtaltung ziemlich zufälliger Natur zu ſein,
während Salzdetfurth 2 Prozent einbüßten, gewannen
Weſter=
egeln 1,5 Prozent. In chemiſchen Werten war die Umſatztätigkeit
gering. Farbenaktien hatten im Gegenſatz zu geſtern kaum
Ge=
ſchäft. Am Markte der Bauwerte gaben Julius Berger ihren
vor=
geſtrigen Gewinn wieder her, während Holzmann erneut um 0.5
Prozent anziehen konnten. Am Berliner Geldmarkt blieb die
Situation geſtern unverändert. Tagesgeld war zum Satze von
4½ bzw. 4.25 Prozent zu haben. Für Privatdiskonten beſtand
wie=
der Intereſſe, ebenſo waren Reichswechſel gefragt.
Entgegen den Erwartungen, die man in Verbindung mit dem
weiteren Rückgang der Arbeitsloſenziffer und dem feſteren Schluß
der New Yorker Börſe für eine günſtige Geſtaltung des
Mittags=
verkehrs hegte, traten bei Beginn der Frankfurter Börſe
meiſt Abſchwächungen von 0,5—1 Prozent ein. Allgemein wurde
die rückläufige Tendenz auf die Schwäche des Schiffahrtsmarktes
zurückgeführt, an dem Hapag mit 12,5 Prozent um 0.75 Prozent,
d. h. zirka 6 Prozent ihres Kurswertes niedriger eröffneten. Es
ſollen hier Exekutionen vorgenommen worden ſein; nach anderer
Lesart hätten die Ruſſen im Antwerpener Hafen Konzeſſionen
er=
halten, die eine neue Konkurrenz für die deutſche Schiffahrt
be=
deuten könnten. Von Montanaktien verloren Harpener 2 Proz.,
Stahlverein und Phönix je 1 Proz,, dagegen lagen Mannesmann
0,25 Prozent höher. Chemiewerte waren uneinheitlich: JG.
Far=
ben 3 Prozent gedrückt und nach den erſten Kurſen weitere 0.25
Prozent nachgebend: dagegen Metallgeſellſchaft 0,5 und
Scheide=
anſtalt ½ Prozent über vorgeſtern abend. Der Elektromarkt zeigte
AEG. 0.25 Prozent niedriger, während Siemens ½ Prozent
ge=
wannen und Schuckert zu Pari unverändert waren. Von
ſonſti=
gen Werten konnten ſich Südd. Zucker um 1 Proz. verbeſſern,
wo=
gegen Zellſtoff Waldhof Aku und Daimler Motoren je etwa 0.25
Prozent verloren. Im Verlaufe bröckelten die Kurſe überwiegend
weiter ab. Ilſe Bergbau verloren nach Pauſe etwa 9 Proz., Ilſe
Genuß 2,75 Proz. Klöcknerwerke und Rheinſtahl gaben bis 0,75
Prozent. JG. Farben nochmals 0,5 Proz. Harpener 1 Proz. und
Siemens ³ Proz. ab. Auch Nordd. Lloyd lagen 0,5 Proz,
ſchwä=
cher. Der Rentenmarkt paßte ſich der Tendenz an den
Aktienmärk=
ten, wenn auch in geringerem Ausmaße, an. Von deutſchen
An=
leihen waren Altbeſitz ½ Proz., Neubeſitz wieder 10 Pfg. niedriger.
Späte Reichsſchuldbuchforderungen verloren im Verlauf ca. 0,75
Prozent. Auch Stahlvereinbonds neigten mit minus 8 Proz. zur
Schwäche.
An der Abendbörſe herrſchte eine außergewöhnliche
Zu=
rückhaltung von Bankenkundſchaft und Spekulation. Bei ſehr
ſtil=
lem Geſchäft neigten die Kurſe mit geringen Ausnahmen meiſt
nach unten. Auch mußten ſich viele Werte mangels Intereſſes mit
einer Strichnotiz begnügen. Farben lagen unverändert, dagegen
bröckelten Montanwerte bis zu 1 Prozent ab. Wenig
Umſatztätig=
keit wies auch der Rentenmarkt bei gegen Mittag unveränderten
Kurſen auf. Nur Neubeſitzanleihe ½ Prozent leichter. Die
Ge=
ſchäftsſtille hielt auch im weiteren Verlaufe an.
Die Neuordnung des Handels an den amerikaniſchen
Die Vertreter der amerikaniſchen Getreidebörſen
unterbrei=
teten den zuſtändigen Regierungsſtellen einen Entwurf der
end=
gültigen Satzungen für die Neuordnung des Getreidehandels.
Der Entwurf enthält in der Hauptſache die Empfehlungen, die
bereits Ende Juli wirkſam geworden ſind. Es handelt ſich
hier=
bei um die Beſchränkung der Preisſchwankungen ſowie die
Ein=
ſtellung des Prämiengeſchäfts im Getreideterminhandel. Ferner
ſollen Mindeſteinſchüſſe für ſpekulative Geſchäfte eingeführt
wer=
den, und zwar in Höhe von 10 Proz. des Marktwertes bei offenen
Kontrakten bis zu 250 000 Buſhels. Bei Kontrakten bis zu zwei
Millionen Buſhels beträgt der Mindeſteinſchuß 10 Prozent für die
erſten 250 000 Buſhels, und 15 Proz. für das Reſtquantum für
Kontrakte, die über zwei Millionen Buſhels hinausgehen, wird
eine Einſchußzahlung von 20 Prozent des Marktwertes gefordert.
Die Beſtimmungen werden zehn Tage, „nachdem ſie durch den
Präſidenten Rooſevelt und den Landwirtſchaftsminiſter Wallace
gebilligt worden ſind, in Kraft treten, jedoch behalten ſich
Rooſe=
velt und Wallace Abänderungen vor.
Produkkenmärkke.
j. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 9. Auguſt. Amtliche
Preis=
notierungen (pro Pfund in Pfg.): Pflaumen 5—10. Zwetſchen
10—12, Birnen 1. Sorte 10—17, 2. Sorte 5—10. Aepfel 7—16.
Pfirſiche 9—25. Aprikoſen 27. Brombeeren 23—27, Himbeeren 21,
Türkiſche Kirſchen 6—9, Bohnen 9—12. — Anfuhr 350 Zentner.
Nachfrage gut. Tägliche Verſteigerungen außer Samstag um
14 Uhr, Sonntags um 13 Uhr.
Mannheimer Produktenbericht vom 10. Auguſt. Weizen inl.
(76—77 Kilo) 19—19,25; Roggen inländ. (72—73 Kilo) 16—
16,25; Hafer inländ,, alter 15—15,25; Gerſte inländ.,
Sommer=
gerſte 18,50—19,25. neue Wintergerſte 15,50—16; Futtergerſte 15;
La Plata=Mais 17 50—18: Soyaſchrot 14,50—14,75; Biertreber
13—13,25; Trockenſchnitzel loſe 7,75: Erdnußkuchen prompt 15,50
bis 16: Erdnußkuchen Auguſt 15—16: Wieſenheu neues 4,40 bis
4,80 Rotkleeheu 4,60—4 90, Luzernekleeheu neues 5,60—6:
Preß=
ſtroh neues, Roggen=Weizen 1,80—2 desgl. Hafer=Gerſte —: geb.
Stroh, Roggen=Weizen 1.70—1,90: Weizenmehl Spezial Null mit
Austauſchweizen 29,50—30; desgl. alte Ernte 28,50—29, desgl.
neue Ernte 27,50—28: Roggenmehl. bis 70proz. Ausmahlung,
altes 22.50—23.50, desgl neues 22—23,50; Weizenkleie feine 7.75;
Rapskuchen 11,50—12: Palmkuchen 13.75: Leinkuchen 15,25—15,50;
Kokoskuchen 14,75: Seſamkuchen 14,75—15. — Tendenz: ruhig.
Wegen der Unmöglichkeit, das Mehlgeſchäft zu beleben, konnte der
Markt für Getreide auch im heutigen Verkehr nur eine
ausgeſpro=
chen ruhige und abwartende Tendenz zeigen.
Berliner Produktenbericht vom 10. Auguſt. Die
Unternehmungs=
luſt am Getreidemarkt war heute zumeiſt ſehr gering. Die
geſtri=
gen Erklärungen des Deutſchen Landhandelsbundes über die
Marktlage wurden weiter lebhaft erörtert. Am Promptmarkt war
das Angebot nach Berlin zu geſtrigen Preiſen weiter ausreichend.
Geſtrige Gebote waren allerdings nicht immer erhältlich; die
Ex=
portpreiſe ſind zwar ziemlich ſtetig, der Mehlabſatz läßt dagegen
weiter zu wünſchen übrig. Am Lieferungsmarkt war nur
Dezem=
berweizen um 0,5 RM. abgeſchwächt, während die anderen
Notie=
rungen auf Grund der Interventionen der ſtaatlichen Stelle
un=
verändert blieben. Das Geſchäft im Zeithandel war bei den erſten
Notierungen wieder ziemlich umfangreich. Am Mehlmarkte iſt
die Lage unverändert. Das Angebot in Hafer alter und neuer
Ernte iſt mäßig und die Preiſe waren zienlich gehalten.
Sommer=
gerſte iſt in feinen Qualitäten weiter etwas gefragt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Umlage beim Rheiniſch=Weſtfäliſchen Kohlenſyndikat auf
Verkaufsbeteiligung wird für den Monat Juli 1933 mit RM. 4,04
(Juni: 4,03) erhoben. Unter Berückſichtigung des umlagefreien
Teiles der Verbrauchsbeteiligung ſtellt ſich die Umlage je Tonne
Abſatz auf Verbrauchsbeteiligung auf RM. 2,64 (2,54).
Der Präſident der Frankfurter Handelskammer und Treuhän=
der der Arbeit für den Wirtſchaftsbezirk Heſſen, Dr. Carl Luer.
ſpricht am Freitag, den 11. Auguſt, von 21.45—22.10 Uhr über das
Thema „Die Treuhänder der Arbeit” im Südweſtdeutſchen
Rund=
funk.
Für die Spende der Arbeit wurde im Monat Juli von der
Be=
legſchaft und der Geſchäftsleitung der Firma Schade u. Füllgrabe
A.=G. die Summe von RM. 2800 gezeichnet und dem Finanzamt
überwieſen.
Berliner Kursbericht
vom 10. Auguſt 1933
Deviſenmarkt
vom 10. Auguſt 1933
Me H
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Vee
53.—
44.75
12.25
18.50
13.—
20.—
133.50
48.—
10.—
62.—
156.—
114.625
Mee
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Berow.
Geſ. f. elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und 1
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr
Maſth.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppe
Me
85.75
130.75
58.25
79.50
89.50
61.50
50.—
53.50
78.50
60.—
41.—
31.25
Ke
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerie
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Aupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke
77ac
57.625
170.25
15.—
35.125
124.—
54.—
20.—
71.75
6.—
16.—
65.—
53.—
84.50
Helſingfor:
Wien
Prag
Budape
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New Yorl
Belgien
Italien
Paris
Währung
00 finn. M.
100 Schillinglt
100 Tſch. Kr.
100 Pengs
100Leva.
100 Gulden
100 Kronen ſ69.98
100 Kronen e
100 Kronen
1 2.Sta.
1 Pap. Peſol
Dollar.
100 Belga
100 Lire
100 Francs
Geldg
6.144
47.45
12.42
3.0a7
169.68
62.09
71.68
3.30
0.320
3.097
58.59
22.08
16.445
Brief
8.156
7.55
12.44
2.053
170.02
7o.19
62.21
71.82
13.94
0.934
3.103
s6.71
22.12
16.485
Schweiz
Spanien.
Danzig
Japan
Nio de Janere
Jugoſlawien
Portugal.
Athen
Iſtambu
Kairo
Kanada
Uruguay
Fsland
Tallinn (Eſt.
Rigg
Darmſtädter und Nationalbank Darmſtadt, sügle der Dresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 10. Auguſt 1933.
Keee
„Gr. IIp. 1934
„. 1938
„. 1938
„. 1937
„. . 1938
Gruppe I
6% Dtſch. Reichsan!
„ v. 27
67
5½% Intern.,v.30
6%Baden. . . v. 27
6% Bahern . v. 27
82 Heſſen... v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen.. v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4I=
Ab=
löſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe.
6%Baden=Baden
6% Berlin. . ..b. 24
69 Darmſtad
6% Dresden. .v. 26
69 Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
68 Maunz
6% Mannheim v. 2:
62 München v. 29
6% Wiesbaden v. 2s
6% Heſi. Landesb!
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Syp.=Bk.=Liquid.
97.5
91:),
85
80,
771,
86:I.
99.5
83
84.5
82:),
85
74
101.75
83
77.75
11.025
6.8
70
601.
56.5
68
81.25
94
42,8 beſſ. Landes
Hyp.=Bk. Liqu.
Kom. Obl. . ....
6% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Br. Girozentr. für
HeſſGldobl. R. 11
% „ „ R. 12
8% Kaſſeler Land.
fredit Goldpfbr.
6% Naſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöf. Anl.
*AuslSer I
*AuslSerII
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bi.
½220 — Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig
6%0 Frif. Pfbr.=Bk.
5½% -Lig.=Pfbr
6% Mein. Hhp.=Bk.
5½%0 Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hhp.=Bk.
90 „ Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp Bi.
½%0 — Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
Südd. Bod.=
Cred.=Bonk ....!
2 — Lig. Pfbr.
ſ6 Württ. Hyp.=B.
84.25
72
63
80.5
80.5
84.5
71.25
90.75
82
81.75
84.75
66.
81.25
84.75
82
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85
86
82.
85
75
87
86.25
d
20 Dt. Linol.Werkel
6% Mainrrw. v. 26
6% Mitteld. Stahl
162 Salzmann u. Col
825 Ver= Stahlwerke
16% Voigt u. Häffnerl
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E.B.
5%0 „ L. Inveſt!
5% Bulg. Tab. v. 02
4½%0 Sſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
4%
„!
42 Türk. Admin.
42 „ 1.Bagdadl
42 „Zollan!.
4½½ Ungarn 1913
4½% „ 19141
Goldr.
49
1910
48
4½ Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
4 2 Stockholm
Aktien.
R.a. Kunſtziide Unie
A. E. G.
Andrege Noris Zahn
Aichaffba. Brauerei
Zel ſtoff
Bemberg, 3. P....
Berl. Kraft u. Licht!1
Buderus Eiſen. ...
Cemen: Heidelbera
Karlſtadt
J. G. Chemie, Bsfellz20
89
84/,
66
5971,
112.25
5.9
11.25
11.5
4
7.4
3.425
4.3
34.25
36.5
71
30.9
19.75
49
21
48
109
69
81.75
78
Wen
Chade ......."
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum
Daimler=Benz
Dt. Atl. Telegr. .I
„ Erdöl .......
Dt. Gold=u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt 11
Linoleum
Dortm. Ritterbräu
Onckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger.
Elettr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwert.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter)
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof.
Gelſenk. Bergwert.
Geſtf.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th.
Gritzner=Kayuer...
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frrft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerte. Füſſen
Garpener Bergbau
benninger Lempf.
bilvertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil.
Zlſe Bergb. Stamml136
„ Genüfſel
Junghens ....
u
28.25
107
41.
88
84.75
Aa
35
130.5
46.75
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33.25
897,
29.5
6
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50
MKali Chemie .
Aſchersleben .
155.25 glein, Schanzlin..
34.75 IKlödnerwerte ...
Knorr C. o....
Lahmener & Co.
Laurahütte ...
Lech. Augsburg..
173.25 Lzwenbr. Münch.
Mainkr.W Höchſt.
Mainz. Akt. Br. . ..
Mannesm.= Röhren
Mansfeld Vergb.
Metallge), Franki.
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darm ſtadt
Meckarwert Cſlng.
Sberbedar
fPhönix Ber(bau
Reiniger. Gebber:
Rb Braunloblen.
Elettr. Stamm
„ Stahlwerte.
Riebea Montan
Roeder. Gebr
Rütgerswerie
Salzdetfurtt Ta
Salzw. Seilbronn. 1
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfor
Schucker:, Eleftr.
Schwartz, Storchen
Siemens & Halsle.
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ..
lunterfranken .... .!
121.25
43
5:
181
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60
67
60.25
52.5
52
35
80.5
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36
194.75
87.75
47
57.
171
190
158
3
100.25
153.25
14.5
Mie Knee
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldkof.
Aulg. Dt. Creditanſ.
Badiſche Bant..
Bf. f. Brauinduſtr
Bahzer. Hyp. u. W
Berl. Handelsge).
„ Hypothelbi.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bankund Disc.
Di. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban:
Frankf. Bank
Syp.=Ban!
Mein Onw.=Ban!
Pfälz. Hyp.=Bonl.
Reichsbant= An:
Rhein. Syp.=Bani.
Südd. Bob. Cr.B!.
Württb. Notenbon!
A.. G. I. Veriehrsw.
Allg. Loralb. Kraftm
72 Dt. Reichsb. Vzc
Hapag .....
Nordd. Liond.
Südd Eiſenb.=Gei.
Alltanz u. Stung.
Verſicherung ...
„ Verein Verſ.
FrankonaRück=u. Ml=
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen
Schantung Handelsl
60.55
106.5
22
40.25
44.75
112
85
61.5
85.5
48:l,
53
73
44.75
66.75
65
64
150.5
96.5
43.25
81.25
28:),
13/,
54
11
[ ← ][ ][ → ]Freitag, 11. Auguſt 1933
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 221 — Seite 11
AlAn ”
50)
Siädee
Original- Roman
von
Hans Hirthammer
Sie nannte dem Chauffeur die Adreſſe einer Villa in
Dahlem.
Schließlich hatte Robert recht. Es war ja eigentlich kein
Grund mehr, das Haus zu meiden, das ihre Heimat war. Vater
hatte ſeine Lehre weg, ſie vergab ſich nichts, wenn ſie der Stimme
ihrer Sehnſucht nachgab und für ein paar Stunden in die
ver=
traute Welt ihrer Kindheit zurückkehrte.
Als ſie nach faſt einſtündiger Fahrt das Gittertor
durch=
ſchritt, an deſſen Steinſockel der Name „Dr. Konrad Bergius”
auf einem blitzenden Meſſingſchild prangte, fühlte ſie ſich plötzlich
wunderſam geborgen. Das bunte, wechſelvolle Leben draußen
verſank, ſie war nach langen Jahren wieder aufgenommen in
den Schutz und in die Behütung des Vaterhauſes.
Robert war er erſte, dem ſie begegnete. Er ſteckte in einer
ſchrecklichen, alten Militärhoſe, hatte die Aermel aufgeſtülpt und
werkte mit einem rieſigen Spaten in dem kleinen Garten vor
dem Haus.
Erſt glaubte er ſeinen Augen nicht trauen zu dürfen, kniff
ſie blinzelnd zuſammen und beſchattete ſie mit den Händen.
„Sie iſt es wirklich!” ſchrie er plötzlich, wuchtete den Spaten
in den Boden, und ſprang mit langen Sätzen auf Lieſe zu. In
ſeiner Freude bedachte er nicht, daß ſeine Hände von Erde
be=
ſchmutzt waren. Mit ſtürmiſcher Heftigkeit ergriff er Lieſes Kopf
und küßte die Verdutzte ſchallend auf den Mund.
Dann fand er endlich Zeit, ſeiner Begeiſterung mit Worten
Ausdruck zu verleihen. „Großartig, Lieſe, daß du endlich
herge=
funden haſt! Nun wird hoffentlich wieder etwas Schwung in die
Bude kommen. Dein Zimmer haben wir ſchon hergerichtet. Gorge
fragt jeden Tag, wann du denn endlich kämeſt.”
Gorgo hieß eigentlich Magdalene und war ſeit undenklichen
Zeiten im Haus. Unter ihren rauhen, liebevollen Händen waren
die Kinder groß geworden. Jetzt war die gute Gorgo freilich alt
und bedenklich ſchwach in den Beinen, aber ſie ließ das Haus
Bergius nicht im Stich. So bildete ſie ſich’s ein. Man konnte
freilich genau ſo gut ſagen: Das Haus Bergius ließ ſie nicht im
Stich, denn allzu viel vermochte das Weiblein nicht mehr
aus=
zurichten.
Vor der Tür zu des Vaters Arbeitszimmer zögerte Lieſe.
„Wollen wir nicht bis zur Tiſchzeit warten?” Sie erinnerte ſich,
daß es der Vater nicht liebte, während der Arbeit geſtört zu
werden.
„Quatſch!” machte Robert, klinkte die Tür auf und gab Lieſe
einen Stoß, daß ſie wie ein ſchwebender Erzengel vor des Vaters
Schreibtiſch landete.
(Nachdruck verboten!)
„So, ihr beiden Dickköpfe!” rief er ins Zimmer. „Nun ſeht
zu, wie ihr euch zuſammenrauft!” Er überließ die Schweſter ihrem
Schickſal und kehrte in den Garten zurück.
Vater und Tochter rauften ſich prächtig zuſammen. Zuerſt
hielten ſie ſich wortlos umſchlungen. Beide fühlten mit einer
feſt=
lichen Freude das Geſchenk des Augenblicks.
„Robert ſagte mir ſchon, daß wir dich in dieſen Tagen
er=
warten dürften. Ich habe mich ſehr auf dein Kommen gefreut!”
Er iſt in den wenigen Jahren ſehr alt geworden! ging es ihr
flüchtig durch den Sinn, als ſie die Züge des Vaters muſterte.
Sie erzählte ihm alles. Auch die Geſchichte mit Hildebrand.
Bergius lächelte. „Die eine Freude mußt du mir aber
machen, Lieſekind, daß ihr hier im Haus euer Neſt aufſchlagt.
Platz iſt ja genug da, ihr könnt das obere Stockwerk nehmen.
Weißt du, ich möchte dich in meiner Nähe haben, ſo lange ich noch
lebe!”
Damit war Lieſe gern einverſtanden. „Aber ich muß
natür=
lich erſt Hildebrand fragen, ob es ihm recht iſt.”
Bergius überlegte. „Die Möbel ſind ein wenig altmodiſch.
Wir können ſie aber durch moderne erſetzen. Und das eine
Zim=
mer, in welchem du früher geſchlafen haſt, weißt du, das richten
wir als Kinderzimmer ein.”
„Ach, damit hat es doch noch keine Eile!” lachte Lieſe. Dann
ſprach ſie davon, daß ſie nun wieder aufbrechen müſſe.
Doch daraus wurde nichts, ſie mochte ſich ſträuben, wie ſie
wollte.
„Aber meine Sachen muß ich doch wenigſtens holen!” klagte
ſie, als man ſie überhaupt nicht mehr aus dem Haus laſſen
wollte.
Da trat Robert in Tätigkeit. Wozu hatte er denn ſeine
„Urſula‟?
So geſchah es, daß Hildebrand die Wohnung in der
Kloſter=
ſtraße leer fand, eine Entdeckung, die ihn nahe an den Rand
der Verzweiflung brachte.
Am anderen Tag nämlich, als Hans Hildebrand während
der Mittagspauſe ahnungslos die Zeitung durchflog, fand er
eine kleine Notiz, deren Inhalt ihm die Farbe aus dem Geſicht
jagte.
— „Selbſtmord aus Liebeskummer! — Heute vormittag,
kurz vor neun Uhr, wurden die Beſucher des U=Bahnhofes
Kloſterſtraße Zeugen eines grauenvollen Vorfalles. In dem
Augenblick, als ein Zug aus der Richtung Alexanderplatz
ein=
fuhr, warf ſich ein j———2 Mädchen, deſſen erregtes Weſen den
Paſſanten bereits aufgefalldn war, auf die Gleiſe und wurde
von den Rädern zermalmt, bevor der Führer den Zug zum
Stehen bringen konnte. Die Lebensmüde, deren Perſonalien
noch nicht feſtgeſtellt werden konnten, trug einen dunkelbraunen
Rock, eine fahlgelbe Seidenbluſe und einen kleinen grünen
Filzhut. In ihrer Handtaſche fand man einen Zettel, aus deſſen
Inhalt hervorgeht, daß das Motiv der Tat in enttäuſchter Liebe
zu ſuchen iſt. Die Leiche wurde in Schauhaus überführt.
Sach=
dienliche Mitteilungen an das Polizeipräſidium, Zimmer 248.”—
Lieſe hatte einen braunen Rock und eine gelbe Bluſe
ge=
tragen — und ſie wohnte in der Kloſterſtraße.
Es war ſonderbar, im erſten Augenblick fühlte Hildebrand
kaum einen Schmerz, keine Beſtürzung, kaum eine leichte
Ver=
wunderung über die Verworrenheit der irdiſchen Geſchehniſſe.
Erſt nach einer Zeit zuckte wie von ferne ein dämmernder
Schmerz auf, kam brauſend näher und brach plötzlich mit
nieder=
ſchmetternder Gewalt über ihn herein.
„Lieſe!” ſtöhnte er und preßte die geballten Fäuſte ans
Geſicht.
Nun — zu ſpät — wußte er, wie ſehr er ſie liebte. In den
lodernden Flammen des Schmerzes ward das verkruſtete Herz
von allen Schlacken gereinigt, geläutert und der wehen
Erkennt=
nis aufgetan. Er hatte ſie geliebt, wie man nur einen Menſchen
lieben kann. Oh, daß er ſich von der Verzerrtheit ſeines Lebens
ſo unſelig hatte narren laſſen! Wie jämmerlich, wie feig, wie
ſchlecht war er geweſen!
Dem Wahnſinn nahe, von Gewiſſensqualen gehetzt, jagte
Hildebrand zum Polizeipräſidium. Irgend etwas noch von ihr
ſehen, jenen Zettel, einen Fetzen ihres Kleides! Sich anklagen,
ſeine Schuld hinausſchreien dürfen!
Eine Viertelſtunde ſpäter wußte Hildebrand, daß jene arme
Tote nicht Lieſe Bergius war. Taumelnd verließ er das
Präſi=
dium, der Glanz des Lebens, das goldene Licht der Sonne nahm
ihn auf, hüllte ihn ein. Ein Wunder war geſchehen, ein ſeliges
Wunder hatte ſich ſeiner erbarmt.
Er eilte, ſo ſchnell ihn ſeine Beine trugen, in die
Kloſter=
ſtraße hinüber, wie von Tod und Grauen erlöſt. Ein
Schluch=
zen des Glücks durchſchüttelte ihn.
Lieſe war nicht da, geſtern abend, ſo berichtete die
Woh=
nungsinhaberin, habe Fräulein Bergius ihre Sachen gepackt und
ſei in Begleitung eines jungen Mannes im Auto weggefahren.
Hildebrand war dem Heulen nahe. „Hat ſie denn keine
Adreſſe zurückgelaſſen?” fragte er hilflos.
Die Frau ſchüttelte den Kopf. „Ich vergaß, ſie zu fragen.
Aber ſie will von Zeit zu Zeit vorbeikommen und Nachſchau
halten."
Hildebrand ſtieg müde die Treppe hinab. „Nun muß ich
ſie mir erſt wieder verdienen!” ſagte er laut und trat auf die
Straße.
(Fortſetzung folgt.)
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Schreibnaſahine nii
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WINKEL
Rheinstr. 28
Montag, den 14. August 1933
abends 8 Uhr
BafGete Gerfe.
Lustspiel von Cammerlohr und Ebermayr.
Auf allen Plätzen
einheitlicher Preis:
50 Pfennig
Kartenabgabe für diese Vorstellung ab heute nur am Schalter
der Geschäftsstelle des Darmstädter Tagblatt, Rheinstraße 23.
Wie
ein siegreicher Feldherr
fühlt sich Fritze von Stegmüller.
Man kanns ihm nachfühlen,
denn der Erfolg seiner großen
Reduzierungs-Aktion
war überraschend. Wer bisher
dem Stegmüllerischen
Saisonschluß-Verkauf
fernblieb, hat noch Gelegenheit,
das Versäumte nachzuholen!
Noch immer lagenn große
Mengen guter Fertigkleidung
im Hause, Sie brauchen nur
zu-
zugreifen! AberEiletut not, dern
Samstag ist der letzte Tagl
hinterm Darmstädter Schloß
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für 40 Pfg. 22 Stück!
„. . es lst kein Wunder,
dass MOST-MOKKETTEN
so überaus beliebt sind!
Peter Gemeinderstraße 19
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