Darmstädter Tagblatt 1933


05. Juli 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Bel wöchentilich Tmaligem Eiſcheinen vom 1. Juli

bis 31 Juſſi 2. Reichsmark und 20 Pſennig Ab=
ragegebübr
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im Juli ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reichsmart.
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beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nicht=
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Franffurt a. M. 1301

Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 184
Mittwoch, den 5. Juli 1933.
196. Jahrgang

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Finanz=Anzeigen 50 Reiſchspfg. 92 mm breie Rellame=
zeiſſe
3. Reſchsmark. Alle Preiſe in Reſchsmart
(1 Dollar 4.20 Mark). Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzelgenauf=
träge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerſchtilſcher Beitreibung fällt ſeder Rabatt weg.
Banſkonto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Natſonalbank.

Die Ponoonet Konfereng n dei Sihweve.

Die Konferenz infolge der wirtſchaftlichen Unabhängigkeitserklärung der Bereinigken Skaaken
vor dem Auffliegen. Das Büro der Konferenz auf Donnerstag verkagk.

Hochſpannung in London.
London, 4. Juli.
ſtündigen Sitzung, auf Donnerstag vertagt. Zu der Vertagung
des Büros der Weltwirtſchaftskonferenz auf Donnerstag ver= ger, beſchlagnahmte einen 4000=Tonnen=Dampfer und ein 100, daß dieſe Maßnahme infolge dringender Vorſtellungen ſei=
tens
der amerikaniſchen Delegierten ergriffen wurde. Es ver=
lautet
, daß die Amerikaner noch immer auf eine weitere Mittei=
lung
von Präſident Rooſevelt hoffen, eine Beſtätigung hierüber
iſt jedoch zurzeit nicht erhältlich. Staatsſekretär Hull betonte,
daß Amerika gegen eine Vertagung der Konferenz ſei.
Der heutige Tag brachte eine Senſation für die Weltwirt= ruſſiſchen Botſchafter, der ihm einen Proteſt wegen der Beſchlag=
ſchaftskonferenz
: Der holländiſche Miniſterpräſident Coliin hat
den Mut gehabt, aus der Situation, die ſich nach der Ablehnung
der Vorſchläge der Goldblockländer in der Währungsfrage durch Botſchafter verlangt die Freigabe der beſchlagnahmten Dampfer.
Amerika ergeben hat, die Konſequenzen zu ziehen, und hat die Die japaniſche Regierung hat die Freilaſſung der beiden Dampfer
Vertagung der Konferenz beantragt. Es hieß, daß dieſer Antrag
die Unterſtützung der franzöſiſchen und belgiſchen Delegations=
führer
gefunden habe. Staatsſekretär Hull hatte zwei Stunden
vor Beginn der auf 6 Uhr abends angeſetzten Sitzung des Kon=
ferenzbüros
, die die Entſcheidung über das Schickſal der Kon=
ferenz
ſelbſt bringen ſollte, eine lange Unterredung mit dem
Konferenzpräſidenten Macdonald, von der man ſo etwas wie eine
Löſung der Spannung erwartete.
Indeſſen iſt die Sitzung des Konferenzbüros nach dreiviertel=
ſtündiger
Dauer zu Ende gegangen; es wurde verkündet, daß das
Büro am Donnerstag vormittag wieder zuſammentreten werde. Greiſer ſind am Dienstag früh aus Warſchau wieder zurückge=
In welcher Form die Bemühungen, das Schickſal der Konfe=
renz
nach außen hin zu retten, feſte Geſtalt annehmen werden, iſt
noch offen. Man ſcheint die Möglichkeit ins Auge zu faſſen, die
wirtſchaftlichen Unterausſchüſſe vielleicht in Genf weiter=
arbeiten
zu laſſen und unter Umſtänden im Herbſt ſogar, eine
Vollſitzung nach Genf einzuberufen. Die Währungsfrage, die der
Schlüſſel zu all den Schwierigkeiten der Konferenz iſt, wird alſo
zunächſt offen bleiben, bis vielleicht die Entwicklung den ameri=
kaniſchen
Präſidenten geneigter machen wird, zu einer Stabili=
ſierung
des Dollars zu ſchreiten.
Holländiſcher Skaaksbankpräſident verläßt Lendon.
Der Gouverneur der Bank der Niederlande, Dr. Trip, reiſte
am Dienstag abend von London ab, ohne die Zuſammenkunft des
Büros der Konferenz abzuwarten, da es für ihn, wie er er=
klärte
, nichts mehr zu tun gebe‟. Dr. Trip fügte hinzu, daß die
Zuſammenkunft der Banken in Paris am kom=
menden
Samstag das unvermeidliche Ergebnis der Er=
klärung
der Goldſtandardländer ſei.
In Erwarkung einer amerikaniſchen Erklärung.
Die amerikaniſche Abordnung hat am Dienstag verſucht, mit
Rooſevelt Verbindung aufzunehmen, um ihm die völlig verfah=
rene
Lage der Konferenz darzuſtellen. Die Wetterverhältniſſe
haben aber eine telephoniſche Verbindung über den Atlantik un=
möglich
gemacht. In amerikaniſchen Kreiſen hofft man, daß bis
zum Donnerstag vormittag, wenn das Büro wieder zuſammen=
tritt
, ſich die Aufregung gelegt habe. Weiter erwartet man daß
Rooſevelt heute abend oder morgen, eine in freundſchaftlichem
Tone gehaltene Botſchaft an die Konferenz richten wird.
Ein weiterer Pakt der oſteuropäiſchen Mächke.
London, 4. Juli.
Am Dienstag nachmittag iſt die Unterzeichnung eines Paktes
zur Definition eines Angreiferſtaates durch Rußland, Rumänien,
Jugoſlawien, die Tſchechoſlowakei und die Türkei erfolgt. Der
Text iſt derſelbe wie der des geſtern von Rußland und ſeinen
Nachbarſtaaten unterzeichneten Paktes. Die Unterzeichnung wird
als ein Schritt zur Anerkennung der Sowjetunion
durch Rumänien und die Tſchechoſlowakei ange=
ſehen
, die bisher keine Beziehungen zu Rußland unterhielten. Im
Gegenſatz zu dem geſtrigen Uebereinkommen, das auf die Nachbar=
ſtaaten
beſchränkt war, ſteht der heute unterzeichnete Pakt allen
Staaten offen.
Der polniſche Außenminiſter über den Oſt=Pakt.
Warſchau, 4. Juli.
Das von den großen Oſtſtaaten geſchloſſene Abkommen über
die Definition des Angreifers hat Außenminiſter Oberſt Beck ver=
anlaßt
, der Agentur Iskra eine Erklärung zur Verfügung zu
ſtellen, in der es u. a. heißt: Das Abkommen über die Definition
des Angreifers betrachte ich als einen ſchöpferiſchen politiſchen
Akt. Der geographiſche Bereich dieſes Abkommens charakteriſiert
am beſten die eigentliche politiſche Bedeutung.
Für die Außenpolitik Polens iſt dieſes Abkommen die logiſche
Falge einer Reihe von politiſchen Pakten, auf deren Grundlage
ſich die polniſch=ſowjetruſſiſchen Beziehungen, immer günſtiger
geſtalten.
Mit Rückſicht auf das Bündnis, das uns mit Rumänien ver=
bindet
, wie auch mit Rückſicht auf die polniſch=ruſſiſchen Beziehun=
gen
iſt die Unterſchrift Sowjetrußlands und Rumäniens uuter
einem politiſchen Dokument gemeinſam mit Polen für uns Urſache
einer beſonderen Befriedigung.


Neuer japaniſch=ruſſiſcher Zwiſchenfall.
EP. Tokio, 4. Juli.
Ein neuer japaniſch=ruſſiſcher Zwiſchenfall ereignete ſich in
Das Büro der Konferenz hat ſich heute, nach einer etwa ein= den Gewäſſern ſüdlich der Inſel Paramuſchiro. Japaniſche Poli=
zei
, die beauftragt war, Berichte über angebliche Spionagetätig=
keit
von Sowjetagenten nachzuprüſen, verhaftete 30 Sowjetbür=
Tonnen=Fiſcherfahrzeug. Die Schiffe und die Gefangenen ſind
nach Nemuro, auf der Inſel Hokaido, gebracht worden.
Ruſſiſcher Prokeſt in Tokio. Weitere Zuſpikung
der Beziehungen.
TU. Tokio, 4. Juli.
Der japaniſche Außenminiſter Graf Utſchida empfing den
nahme von zwei ruſſiſchen Dampfern übermittelt hat. Auf den
Dampfern ſoll Spionage getrieben worden ſein. Der ruſſiſche
abgelehnt und erklärt, daß alle verhafteten Ruſſen vor ein Ge=
richt
geſtellt werden würden. Dadurch haben ſich die ruſſiſch= japa=
niſchen
Beziehungen weiter zugeſpitzt.

Das Ergebnis des Danziger Skaaksbeſuchs
in Warſchau.
Danzig, 4. Juli.
Senatspräſident Dr. Rauſchning und Senatsvizepräſident
Somit bleibt das Schickſal der Konferenz ſolange in der Schwebe, kehrt. Der Senatspräſident äußerte ſich vor den Vertretern der
Preſſe durchaus befriedigt über den Beſuch, der die Schaffung
einer freundlicheren Atmoſphäre zwiſchen Dan=
zig
und Polen bezweckt habe. Dieſes Ziel iſei erreicht
worden. Man könne deshalb hoffen, daß man in Zukunft leich=
ter
zu ſachlichen Verhandlungen kommen werde. Noch im
Sommer ſei ein polniſcher Gegenbeſuch zu erwarten.
Zuſammenfaſſend iſt zu dem Beſuch der Danziger Regierung
in Warſchau feſtzuſtellen, daß die Danziger Regierung den
Beweis ihrer Bereitſchaft erbracht hat, aus dem Dan=
ziger
Pulverfaß den Zündſtoff zu entfernen.
Man erwartet in Danzig, daß die polniſche Re=
gierung
unter Anerkennung des deutſchen Cha=
rakters
und der Eigenſtaatlichkeit der Freien
Stadt Danzig auch zu ihrem Teil dazu beiträgt,
daß dieſes Ziel erreicht wird.

Der Auflöſungsprozeß.
Helbſtaufläſung der Deutſchen Volksparkei.
Berlin, 4. Juli.
Der Parteiführer der D. V. P., Reichstagsabgeordneter
Dingeldey, teilt mit:
Da mit dem Weſen des jetzigen nationalſozialiſtiſchen Staa=
tes
Parteien im alten Sinne nicht vereinbar ſind, werden hier=
durch
mit ſofortiger Wirkung ſämtliche Organiſationen der Deut=
ſchen
Volkspartei aufgelöſt. Die Liquidation iſt nach Möglichkeit
zu beſchleunigen. Ueber die Stellung der Mandatsträger ſind
Verhandlungen mit den maßgebenden Stellen aufgenommen.
Ich erwarte von allen Freunden der Deutſchen Volkspartei,
daß ſie, getreu ihrer Ueberlieferung, verantwortungsfreudig an
des Vaterlandes Größe und Freiheit mitarbeiten. Einigkeit und
Recht und Freiheit ſind des Glückes Unterpfand.
gez. Dingeldey.

Selbſtauflöſung der Bayeriſchen Volksparkei.
TU. München, 4. Juli.
In der heutigen Miniſterratsausſprache, die in Anweſenheit
des Reichsſtatthalters in Bayern ſtattfand, wurde vor allem die
Lage erörtert, die durch die Auflöſung der Parteien nunmehr ge=
geben
iſt. Die offizielle Mitteilung der Landesparteileitung der
Bayeriſchen Volkspartei über die Selbſtauflöſung der Partei
wurde entgegengenommen.
Die Auflöſung wird es, wie amtlich mitgeteilt wird, dem
Innenminiſterium möglich machen, die über Funktionäre der auf=
gelöſten
Partei verhängte Schutzhaft aufzuheben, ſoweit nicht der
Verdacht ſtrafbaver Handlungen vorliegt.

Mikiwoch Zentrumsentſcheidung zu erwarken.
UNB. Berlin, 4. Juli.
Wie wir erfahren, dürfte am Mittwoch nunmehr mit der
ndgültigen Entſcheidung über die Auflöſung der Deutſchen
Zentrumspartei zu rechnen ſein. Die Fühlungnahme mit den
ührenden Männern der NSDAP. iſt ſoweit gediehen, daß ein
Abkommen vorbereitet werden konnte, durch das den poſitiv
tigen Kräften der bisherigen Zentrumspartei auch weiterhin
ine politiſche Betätigung ermöglicht werden kann. Der mit allen
Follmachten ausgeſtattete Reichsführer des Zentrums, Reichs=
nzler
a. D. Dr. Brüning, dürfte daher am Mittwoch die Auf=
öſung
der Deutſchen Zentrumspartei verkünden. Da inzwiſchen
uch die DVP. ſich aufgelöſt hat, ſind mit der Auflöſung der
eutſchen Zentrumspartei ſämtliche politiſchen Parteien neben
der NSDAP. von der Bildfläche verſchwunden.

20s Torpedo Rooſevelts.
Der nachſtehende uns aus London zugehende
Bericht iſt zwar noch vor den Dienstagverhand=
lungen
verfaßt, dürfte aber bei der entſcheiden=
den
Wendung, die die Dinge jetzt nehmen, von
beſonderem Intereſſe ſein. Die Schriftleitung.
Selten hat ſich wohl eine Konferenz in ſo großer Spannung
befunden, wie die Weltwirtſchaftskonferenz in den letzten Tagen,
in denen ſie auf die Antwort Rooſevelts auf den Vorſchlag zur
vorläufigen Stabiliſierung der Währungen wartete. Die Ge=
rüchte
eilten hin und her. Der franzöſiſche Finanzminiſter
Bonnet verſchob gleichfalls ſeine Abreiſe, und Macdonald, der
gute Konferenz=Papa, tat ein Uebriges die aufgeregten Ge=
müter
zu beſchwichtigen. Um ſo größer iſt daher jetzt
die Enttäuſchung, nachdem Rooſevelts Antwort
eingetroffen iſt. Sie iſt eine glatte Abſage an
die Konferenz, lehnt den mühſelig ausgearbeiteten Kom=
promiß
für die Stabiliſierung der Währungen rundweg ab, und
bringt die ganze Konferenz in eine Lage, die äußerſt verwickelt
iſt. Wenn es ſchon nicht gelingt, auf dem Gebiet der Wäh=
rungen
der Frage der Stabiliſierung der Preiſe zu einer Ver=
einbarung
zu kommen wie ſoll es dann möglich ſein, auf den
ſehr viel ſchwierigeren Gebieten der Zollvereinbarungen und
der Frage der Stabiliſierung der Preiſe zu einem Erfolg zu
gelangen? Die Peſſimiſten, die die Konferenz damit bereits als
geſcheitert anſehen, ſind jedenfalls in der Mehrzahl, obwohl
noch einmal Verſuche zur Rettung der Konferenz
unternommen werden ſollen.
Wie es zu dieſer Lage gekommen iſt, dürfte unſchwer feſt=
zuſtellen
ſein. Man muß ſich darüber klar werden, daß die
Amerikaner durchaus ihre eigenen Intereſſen
verfolgen und nicht daran denken, wirtſchaft=
liche
Vorteile, die ſie ſich von ihrer Währungs=
politik
erhoffen, preiszugeben. Nun glauben ſie
aber an die Inflation und an die Abwertung des Dollars. Seit=
dem
der Dollar geſunken iſt, ſteigen in ganz Amerika die Preiſe,
und zwar nicht nur die Papierdollarpreiſe, ſondern auch die
Preiſe in Gold. Die Wirtſchaft iſt wieder wie angekurbelt. Der
Umfang der Produktion ſteigt. Die Börſen ſind wieder feſt.
Kurzum: Es hat eine Wirtſchaft eingeſetzt, die dem Spuk der
Krife ein Ende bereitet zu haben ſcheint. Die Amerikaner ſuchen
nun zweifellos nicht zu Unrecht den Grund für dieſe Erſcheinung
in der Dollarinflation. Sie befürchten daher auch, daß jeder
Verſuch, den amerikaniſchen Dollar zu ſtabiliſieren, dem erfreu=
lichen
Prozeß der Wirtſchaftsbelebung in Amerika ein Ende
macht und damit die Vereinigten Staaten in die Kriſe zurück=
ſtürzen
, die ſoeben überwunden erſcheint. Die Inflatio=
niſten
regieren in Amerika jedenfalls die
Stunde, und wehe dem Politiker, der es wagen
wollte, den Kurs des Dollars der unaufhalt=
ſam
abwärts führt, aufhalten zu wollen.
Das muß man wiſſen, wenn man die Haltung Rooſevelts
verſtehen will, die ſichtlich in Widerſpruch zu den Erklärungen
geſtanden hat, die ein Teil der amerikaniſchen Abordnung, ins=
beſondere
der Schatzkanzler Hull und der Profeſſor Mooley,
abgegeben haben. Gewiß haben die Amerikaner in London ſehr
deutlich geſehen, wie notwendig auch nur ein Anſchein eines
Entgegenkommens an die Weltwirtſchaftskonferenz durch die
Amerikaner geweſen wäre. Aber Rooſevelt, der ſich gerade auf
einer Vergnügungsfahrt auf ſeiner Yacht Lumber=Jack II
befand, ſah die Dinge nüchterner und vom rein amerikaniſchen
Standpunkt aus und ließ ſich auf nichts ein. Das hat er wohl
auch nicht anders gekonnt, da ja ſonſt ſeine ganze Wirtſchafts=
politik
durchkreuzt geweſen wäre, die doch darauf abzielt, zu=
nächſt
einmal durch Abwertung des Dollar und eine Währungs=
inflation
die Wirtſchaft wieder anzukurbeln. Denn auch für
Rooſevelt, der eines Tages ſelbſtverſtändlich den Dollar wieder
ſtabiliſieren will, iſt der Zeitpunkt hierfür noch nicht gekommen.
Er muß erſt abwarten, bis noch größere Erfolge als die bis=
herigen
auf dem Gebiet der Wirtſchaftsankurbelung zu ver=
zeichnen
ſind. Er konnte nicht anders, als den Vorſchlag auf
Stabiliſierung der Währungen ablehnen.
Auch der Anſchein einer anderweitigen Haltung hätte ja
dem Prozeß der Wirtſchaftsbelebung, der in Amerika eingeſetzt
hat und der zum größten Teil pſychologiſch begründet iſt,
gerade dieſe ſeine pſychologiſche Grundlage entzogen.
Das haben ruhige Beobachter auch in Europa vorausſagen
können. Ueberraſchend iſt das nur für die Teil=
nehmer
an der Konferenz gekommen, wo man in
echter, man möchte faſt ſagen; Völkerbunds=
manier
, einen Kompromiß in der Stabiliſie=
rungsfrage
ausgeknobelt hatte, der nach etwas
ausſah und doch nichts war. Man hatte tatſächlich
geglaubt, daß die Amerikaner etwas Derartiges zugeſtehen
würden, und iſt nun überaus, enttäuſcht, daß die Dinge ganz
anders gelaufen ſind. Der Schlag, der mit dieſer Abſage Rooſe=
velts
der Weltwirtſchaftskonferenz verſetzt wurde, iſt zweifellos
ſo groß, daß es fraglich erſcheint, ob ſie überhaupt noch einen
Erfolg haben wird. Der Zollwaffenſtillſtand gilt ja nur für
die Dauer der Konferenz. Auf allen anderen Gebieten ſind bis=
her
lediglich Entwürfe, Entſchließungen und ähnliche Maß=
nahmen
ohne Inhalt zuſtandegebracht, und zwar immer, weil
man hoffte, daß man auf dem Gebiet der Währungen zu einem
Ergebnis kammen würde. Erſt wenn dieſer Erfolg da war,
wollte man weiter gehen. Dieſe Taktik hat die Kon=
ferenz
ſomit nahe an den Nand des Scheiterns
gebracht, und nun, nachdem die Währungsfragen zu den
Akten gelegt werden müſſen, nachdem die Goldländer auf eigene
Fauſt eine Entſchließung faßten, die ſich im Effekt gleichmäßig
gegen England und Amerika richtet, iſt kein rechter Aus=
weg
mehr ſichtbar. Daß England ohne Amerika ſich
etwa entſchließen ſollte, einer Währungsſtabiliſierung zuzu=
ſtimmen
, iſt eben auch ausgeſchloſſen, weil das bedeuten würde,
daß England ſich entgegen all ſeiner geſchichtlichen Tradition
in eine amerikafeindliche Lage hineinmanöverieren ließe.
Es iſt kein Zweifel, daß damit aber auch der
Urheber der Konferenz ſelbſt, Macdonald,
eine außerordentlich ſchwere Schlappe erlitten
hat, die wahrſcheinlich für ſein Preſtige weitgehende Folgen
haben wird. Die Weltwirtſchaftskonferenz war Macdonalds
ureigenſte Idee. Er hoffte, durch dieſe Weltwirtſchaftskonferenz
all die Schwierigkeiten verbrücken zu können, die nun einmal

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Seite 2 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 5. Juli 1933

in den Beziehungen zwiſchen England und Amerika gegeben
ſind. Aber gerade damit iſt er geſcheitert. Denn es hat ſich
herausgeſtellt, daß es eine gemeinſame Linie zwiſchen England
und Amerika zurzeit nicht gibt, und daß England, wenn es ſich
nicht klar auf eine antiamerikaniſche Linie ſtellen will, noch
dazu Gefahr läuft, auch ſeine europäiſchen Verbändeten zu
verlieren.

Wir alle müſſen erſt wieder Kirche werden.
Berlin, 4. Juli.
Zur gegenwärtigen kirchlichen Lage äußerte ſich Wehrkreis=
pfarrer
Müller gegenüber einem Vertreter des Evangeliſchen
Preſſedienſtes wie folgt:
Wir müſſen uns daran gewöhnen, daß weder die Deut=
ſchen
Chriſten noch die Jungreformatoriſche Bewegung, weder
die Kommiſſare des Staates noch die alten Kirchenvertretungen
die Kirche ſind. Wir alle müſſen erſt wieder Kirche werden.
Das Wichtigſte iſt im Augenblick die neue Verfaſſung der Kirche,
die Verfaſſung der neuen deutſchen evangeliſchen Geſamtkirche.
Aber dieſes große Werk, das in Kürze gelingen muß, iſt gering
und beinahe unanſehnlich, verglichen mit der ungeheuren, ge=
radezu
unvorſtellbaren Aufgabe dieſer Kirchenorganiſation, die
lebendigen Glieder zu gewinnen, das kirchenentfremdete Volk or=
ganiſch
neu zu erfaſſen. Wer dieſe Aufgabe ſieht und ernſt
nimmt ſo fügt der Evangeliſche Preſſedienſt hinzu, muß ſich
innerlich hinter die Arbeit des nunmehr zuſammengetretenen
Verfaſſungsausſchuſſes für die deutſche evangeliſche Geſamtkirche
ſtellen. Man darf hier nicht zunächſt kompetenzmäßige Beden=
ken
erheben wollen. Nur in gemeinſamer Zuſammenarbeit kann
echtes Vertrauen entſteben. Das brauchen wir zum Abſchluß des
Kirchenſtreites jetzt am allernotwendigſten.
Die Großheſſiſche Kirche im Kommen.
WSN. Frankfurt a. M., 4. Juli.
Der Bevollmächtigte der evangeliſchen Landeskirchen Naſſau
und Frankfurt a. M., Pfarrer Walther, Wiesbaden= Bier=
ſtadt
, hatte die Preſſevertreter zu einer Beſprechung eingeladen.
Er umriß dabei die ihm vom Staatskommiſſar geſtellte Auf=
gabe
und führte u. a. aus: Die von Staats wegen getroffenen
Maßnahmen ſollen lediglich dazu dienen, die weitere Zerſpal=
tung
des evangeliſchen Kirchenvolkes zu verhindern, wie ſie ſich
zuerſt in dem unſeligen Streit über die Reichsbiſchofsfrage
zeigte. Es iſt für den Staat Adolf Hitlers ein unerträglicher
Gedanke, daß die eben geſchaffene Volkseinheit nun durch kirch=
liche
Streitigkeiten gefährdet wird. Die Subſtanz der kirch=
lichen
Verkündigung des reformatoriſchen Evangeliums bleibt
unangetaſtet; ebenſowenig iſt an einen Eingriff in die innere
Verwaltung der Kirche gedacht. Die Bevollmächtigten haben
ausſchließlich die Aufgabe, die durch die Auflöſung der kirch=
lichen
Vertretungen notwendige Neubildung dieſer Vertretungen
durchzuführen. Lediglich inſoweit treten ſie neben oder an die
Stelle des bisherigen Kirchenregiments, das im übrigen unge=
hindert
weiterarbeitet. Die Neubildung der Kirchenvorſtände
bzw. Presbyterien geſchieht nicht durch Wahl, ſondern ihre
Mitglieder werden von dem Bevollmächtigten ernannt. Zu
dieſem Zwecke reichen die Pfarrer der Kirchengemeinden einen
Vorſchlag der neu in den Kirchenvorſtand zu berufenden Per=
ſonen
ein. Bei dieſem Vorſchlag iſt in erſter Linie die kirch=
liche
Eignung ausſchlaggebend, aber zugleich muß die Be=
wegung
Deutſche Chriſten die im Nationalſozialismus
wurzelt, als machtvolle Volksbewegung in ihrer vollen Be=
deutung
gewürdigt werden. Auch die Mitglieder der Synoden
wie diejenigen der Landeskirchenverſammlung oder des Landes=
kirchentages
werden ſämtlich von dem Bevollmächtigten ernannt.
Die Neubildung der kirchlichen Vertretungen ſoll möglichſt raſch
durchgeführt werden und von dem einen Gedanken beherrſcht
ſein, daß es heute nur das eine große Ziel gibt, nämlich die
Schaffung einer deutſchen Reichskirche. Da dieſe nur Kirchen=
länder
kennen wird, rückt damit auch die Zuſammenfaſſung der
Kirchen Heſſen=Darmſtadt, Frankfurt und Naſſau in unmittel=
bare
Nähe.
Im Anſchluß hieran erklärte der ſtellvertretende Präſident
des Landeskirchenrats, Landeskirchenrat Trommershauſen, daß
der Landeskirchenrat Frankfurt a. M. ſich bereitwillig unter die
neue Führung ſtelle und mitarbeiten wolle an dem Aufbau der
deutſchen Reichskirche, zumal ſchon ſeit Jahren dieſes Ziel vom
Landeskirchenrat verfolgt werde. Damit ſei nun auch endlich
der Weg geebnet für die Schaffung der Großheſſiſchen Kirche.
Pfarrer Oberſchmid gab noch bekannt, das der
heſſiſche Landeskirchentag in einem Notgeſetz
ſämtliche Befugniſſe auf Prälat Dr. Diehl über=
tragen
habe, damit der Abſchluß der jahre=
langen
Arbeiten zum Zuſammenſchluß der

Zu Arioſtos vierhundertſtem Todestage am 6. Juli.
Von Dr. Johannes Günther.
Der Dichter Lodovico Arioſto iſt von ſeinen Landsleuten
der Göttliche genannt worden und die Italiener waren
nicht etwa verſchwenderiſch mit dieſem Beiwort: ſie geben es
nur vier Männern, Dante, Arioſto Michelangelo und Rafael;
alſo nicht einmal ein Petrarca, ein Taſſo, Leonardo, Tizian
oder Correggio wurden dieſes Ruhmesnamens für würdig ge=
halten
. Aber eben Arioſto erhielt ihn, Arioſto, der Dichter des
Orlando kurioso, des Raſenden Rolands, wie man gemein=
hin
überſetzt, oder Des hohen Liedes der Leidenſchaft wie
nan ſinngemäß ſagen ſollte.
Er dichtete ſein großes Rolandswerk nicht auf Latein, der
internationalen, unperſönlichen Sprache der vornehmen, weiten
Welt, ſondern auf Italieniſch. Dieſen Schritt aus dem Literaten=
tum
heraus ins Völkiſche hinein hatten allerdings ſchon Dante
und Petrarca gewagt, aber Dantes Italieniſch erſchien dem
Geſchmack des ſechzehnten Jahrhunderts bereits zu rauh und
veraltet, und Petrarca war ein ausgeſprochener Poet der Damen=
welt
ſo konnte der italieniſch dichtende Arioſto ſprachlich noch
eine neue‟ Erſcheinung ſein. Arioſto ſuchte unter ſtarker Aus=
nützung
der volkstümlichen Ausdrucksweiſen eine italieniſche
Hochſprache. Er ſtellte die naturgegebenen Schönheiten ſeiner
Mutterſprache ins rechte Licht. Er war ein unermüdlicher
Künſtler. Die Drucklegung ſeines Orlando kurioso die er nach
langen Jahren ſorgſamſter Arbeit wagte, betrübte ihn mehr als
daß ſie ihn erfreute. Er hat bis zu ſeinem Tode an dem Werke
gefeilt und geändert.
Der Orlando kurioso iſt eine gigantiſche Krönung der
Romanzen=Manier. Das Leben des Paladins Karls des
Großen ſetzt ſich aus vielen Abenteuern zuſammen, Abenteuer
anderer Helden und Heldinnen ranken ſich dazwiſchen; das ganze
Heldenleben eines Zeitalters, ſpiegelnd auch noch Kunſtwelt und
Heldenleben des fünfzehnten und ſechzehnten Jahrhunderts,
wird in einen mächtigen Rahmen geformt. Eine Kette von
Romanzen iſt da, von einer zur andern ſpannt ſich die Erwar=
tung
der Zuhörer und niemals werden ſie in ihren Erwar=
tungen
enttäuſcht, freilich oft genug über Erwarten überraſcht:
immer wird etwas Neues geboten, und nie mit billigen Mitteln.
Kein Stand wird als Leſer= oder Zuhörerſchaft bevorzugt, der
Geringe, wie der Gebildete, der Formfreudige wie der Tief=
gewandte
findet ſeine Vefriedigung.
Rolands Kampfleben iſt mehr, weit mehr als ein bunter
Strauß wilder Geſchichten, und das Buch, das Arioſt über ihn

Vom Tage.
Das Reichskabinett verabſchiedete das vom Reichsminiſterium
für Volksaufklärung und Propaganda vorgelegte Geſetz über Ver=
mittlung
von Muſikaufführungsrechten. Im Anſchluß bieran ſand
eine eingehende Ausſprache über allgemeine politiſche, wirtſchafts=
und ſozialpolitiſche Fragen ſtatt.
In den Räumen der Reichsbank ſind geſtern Beſprechungen
mät den ausländiſchen Gläubigern aufgenommen worden, die ſich auf
die Verwendung der bei der Konverſionskaſſe zuſammenfließenden
Tilgungs= und Zinsraten beziehen.
Die von Preſſe und Rundfunk wiederholt verbreitete Nachricht
der Ernennung des Präſidenten Willikens zum Staatsſekretär im
preußiſchen Landwirtſchaftsminiſterium entbehrt jeder Grundlage.
Es iſt in dieſer Angelegenheit bisher noch keinerlei Entſcheidung
getroffen worden.
Entſprechend dem Antrag des Reichskanzlers hat der Reichs=
innenminiſter
zu Freitag, den 7. Juli, eine Beſprechung mit den
Vertretern der preußiſchen Regierung und der Kirchen über
die Kirchenfrage anberaumt.
Der Entwurf über die zwiſchen Vizekanzler von Papen und
dem Vatikan getroffenen Vereinbarungen wird zurzeit in Berlin
geprüft. Es iſt anzunehmen, daß dieſe Prüfung binnen kurzem
abgeſchloſſen werden kann.
Wie die Deutſche Studentenſchaft mitteilt, hat die Führung
der Deutſchen Studentenſchaft die Beziehungen zur Leitung des
Verbandes Cöſener Korpsſtudenten abgebrochen.
Die NSBO.=Zelle des Märkiſchen Elektrizitätswerks hat, dem
Aufruf der Reichsregierung Rechnung tragend. mit den Zellen
ihrer beiden Tochtergeſellſchaften ſofort mit der Sammlung für
die freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit be=
gonnen
und als erſten Teilbetrag 12 500 RM. an die Sammel=
ſtelle
überwieſen.
Das Schwurgericht in Brieg verurteilte den Arbeiter Karl
Ziebolz, der ſich an dem Ueberfall auf Nationalſozialiſten am
10. Juli vorigen Jahres in Ohlau beteiligt und dabei den SA.=
Mann Konietzke mit einer Latte erſchlagen und in die Ohle ge=
worfen
hatte, wegen Totſchlags zu 12 Jahren Zuchthaus.
Der öſterreichiſche Bundeskanzler hat die in München erſchei=
nende
Wochenſchrift Simpliziſſimus für die Dauer von drei
Monaten in Oeſterreich verboten.
Die ruſſiſche Regierung wird zu den großen Feierlichkeiten
anläßlich des 10. Jahrestages der Gründung der Türkiſchen Re=
publik
Litwinow und Woroſchilow entſenden. Stalin, der in er=
ſter
Linie eingeladen war, lehnte aus materiellen Gründen ab.
Der frühere argentiniſche Präſident Irigoyen iſt im Alter
von 83 Jahren geſtorben. Irigoyen war zweimal Präſident der
argentiniſchen Republik, und zwar das erſtemal im Jahre 1916
und das zweitemal im Jahre 1928. Im Jahre 1930 wurde er
durch die Revolution abgeſetzt. Die letzten Jahre ſeines Lebens
verbrachte Präſident Irigoyen in der Verbannung.

heſſiſchen Landeskirche mit der Frankfurter
nunmehr unter der neuen Führung bald voll=
zogen
werden könnte. Dieſes Notgeſetz ſei vor allem
der tatkräftigen Unterſtützung des Reichsſtatthalters in Heſſen,
Sprenger, und des Miniſterpräſidenten Werner zu verdanken.
In etwa 6 Wochen könne wohl auch mit der Bekanntgabe der
neuen Reichskirchenverfaſſung gerechnet werden, in deren Aufbau
die Großheſſiſche Kirche ein wichtiges Glied ſei.
Neue Bürgermeiſter und Beigeordnefe.
Die Staatspreſſeſtelle meldet:
Die nachſtehenden Bürgermeiſter und Beigeordneten wurden
kommiſſariſch in ihr Amt eingeſetzt: Ober=Schmitten:
Rudolf Kirchhoff anſtelle des zurückgetretenen Beigeordneten
Schnabel. Dieburg: Franz Burkart anſtelle des in den
Ruheſtand getretenen Bürgermeiſters Wick. Neu=Iſenburg:
Die Amtszeit des Beigeordneten Bauer wurde für beendet er=
klärt
. Der Poſten wurde nicht mehr beſetzt. Schlierbach:
Heinrich Michael Körbel anſtelle des freiwillig zurückgetretenen
Bürgermeiſters Sehnert. Erbach: Paul Treuſch anſtelle des
ſeitherigen 2. Beigeordneten Philipp Lenz, da dieſer zum kom=
miſſariſchen
Bürgermeiſter von Erbach ernannt wurde. Etzen=
geſäß
: Georg Friedrich anſtelle des freiwillig zurückgetretenen
Bürgermeiſters Wolf. Eckelheim: Walter Reiß anſtelle des
aus Geſundheitsrückſichten zurückgetretenen Beigeordneten Philipp
Seibert 1.: Diplomlandwirt Walter Wolf anſtelle des frei=
willig
zurückgetretenen Bürgermeiſters Lahr. Boſenheim:
Heinrich Mees anſtelle des zurückgetretenen Bürgermeiſters
Hermann Büttner. Mees bleibt daneben noch weiter kom=
miſſariſcher
Bürgermeiſter in Planig. Jakob Georg Beutel
anſtelle des freiwillig zurückgetretenen Beigeordneten Johann
Korell 5. Tiefenthal: Heinrich Grün 2. anſtelle des
Beigeordneten Heinrich Grün. Wahlheim: Zellenleiter
Ferdinand Wick anſtelle des Bürgermeiſters Decker. Gumbs=
heim
: Adam Schultheiß anſtelle des Bürgermeiſters Ludw.
Jung. Wendelsheim: Reinhardt, ſeither kommiſſariſcher
Beigeordneter, anſtelle des Bürgermeiſters Zahn; Heinrich
Mann 1. anſtelle des ſeitherigen kommiſſariſchen Beigeordneten
und jetzigen kommiſſariſchen Bürgermeiſters Reinhardt.

dichtete, überragt eine zeitgebundene Weltchronik. Es handelt
ich weltgeſchichtlich um einen entſcheidenden Aufeinanderprall
der Raſſen der Mohren und der Chriſten, wie es naiv
heißt der Dunkelhäutigen und der Hellen, der Arier und der
Nichtarier, die um das Herz der kultivierten Welt, um Europa,
ſtreiten.
Arioſts. Werk kann, menſchlich und geſchichtsphiloſophiſch,
auch auf uns Heutige wirken. Uns Deutſchen fehlt freilich die
Ueberſetzung. Mehrere Uebertragungsverſuche ſind gemacht
worden: man ging aber nur auf den Inhalt aus und be=
dachte
nicht, daß es beſonders in der romaniſchen Sprache auch
gerade auf die Form ankommt. So haben wir bisher arge
Stückwerke und auf ſolche Weiſe kommt auch der Inhalt oft
wie eine Parodie heraus. Zunächſt kann uns nur das italieniſche
Original Arioſts ſprachliches, dichteriſches Meiſtertum offen=
baren
.
Auch Arioſtos Leben und ſonſtiges Schaffen vermag uns
in ſeinen Strom hineinzuziehen, als wäre es ein Roman: Die
Arioſte gehörten bereits im 11. Jahrhundert zu den edlen
Geſchlechtern Bolognas. Die Schweſter Nicolo Arioſtos, der
nach Ferrara auswanderte, war die um ihre Schönheit willen
weitberühmte Lippa, die Geliebte des Abizzo dEſte. Die
Urenkel Nicolos wurden in den Grafenſtand erhoben. Einer
von ihnen, gleichfalls Nicolo geheißen, Feſtungskommandant und
Statthalter, war wegen ſeines übertriebenen Gerechtigkeits=
gefühls
bekannt: er brachte es zum Beiſpiel fertig, in einem
Rechtsfall nicht den Ehebrecher zu beſtrafen, ſondern den, der
ſich hatte Hörner aufſetzen laſſen, aber, um dem Gerede der
Leute zu entgehen, die Sache vertuſchen wollte. Daß Nicolo
Graf Arioſto bei der Erziehung ſeiner Kinder keine Weichlich=
keit
aufkommen ließ, verſteht ſich von ſelbſt. Mit Spießen und
Lanzen hat er mich in die Geſetze gejagt, erzählt ſein Sohn
es iſt Lodovico Arioſto. Ein tüchtiger Juriſt und kein lumpiger
Phantaſt ſollte aus dem Jungen werden. Der Vater, deſſen bei
aller Härte vorbildlichen Charakter Lodovico ſtets anerkannt hat
ſagte endlich ja zur Aeſthetenlaufbahn des Sohnes, ermöglichte
ihm ſogar Studien bei berühmten Lehrern. Jäh riß ihn aus
der Beſchaulichkeit der Tod ſeines Vaters: nun galt es für die
Familie zu ſorgen. Ihr zuliebe hätte er ſeine Dichtkunſt ganz
aufgegeben, wenn ſein Vetter Pandolfo es nicht verſtanden
hätte, ihn dann und wann den Sorgen zu entheben. Mit Pan=
dolfo
verband Lodovico eine Freundſchaft, die ſo ſprichwört=
lich
geworden wie die Davids und Jonathans und wie die
Herzog Ernſts und Werners. Aber der Tod nahm Lodovico
dieſen köſtlichen Beſitz.
Zunächſt ſtand der Dichter im Dienſte des Cardinals
Jppolito d’Eſte, führte wichtige Geſandtſchaften aus, widmete
ihm auch ſo ſtark wurde er doch von ſeiner herriſchen Per=

dem Befehl der oberſten SA.-Führung unkerſtelll.
CNB. Berlin, 4. Juli.
Die parteiamtliche Verordnung über die Eingliederung des
Stahlhelms hat folgenden Wortlaut:
Unter der Leitung des Chefs des Stabes der SA. fand vom
1. bis 3. Juli in Bad Reichenhall eine Tagung der höheren SA.=
und SS.=Führer ſtatt, zu der Bundesführer Seldte mit zahlrei=
chen
höheren Stahlhelmführern geladen war.
Die Tagung, die auch beſonders dem gegenſeitigen Kennen=
lernen
der in einer Front kämpfenden Führer diente, war von
herzlichem, kameradſchaftlichem Geiſte getragen. Das gemein=
ſame
Ziel und die perſönliche Verbundenheit der nunmehr ge=
ſchaffenen
ſoldatiſchen Front verbürgen eine dauerhafte Kampf=
gemeinſchaft
.
Im Einvernehmen mit Bundesführer Seldte
ordne ich daher an:
Der geſamte Stahlhelm tritt unter den Befehl der oberſten
SA.=Führung und wird nach ihren Richtlinien neu gegliedert.
Der Jungſtahlhelm und die Sporteinheiten werden durch die
Stahlhelmdienſtſtellen auf Befehl der oberſten SA.=Führung ent=
ſprechend
den Gliederungen der SA. neu zuſammengefaßt.
Dieſe Umſtellung muß bis zu einem Zeitpunkt beendet ſein,
den die oberſte SA.=Führung noch beſtimmt.
Für die übrigen Teile des Stahlhelm gibt der Bundesführer
die erforderlichen Befehle.
Als Zeichen der Verbundenheit des Stahlhelm mit der natio=
nalſozialiſtiſchen
Bewegung tragen dieſe Teile des Stahlhelm die
feldgraue Armbinde mit ſchwarzem Hakenkreuz auf weißem
Grunde.
Dem Jungſtahlhelm und den Sporteinheiten verleihe ich als
einem Teil meiner SA, deren Armbinde und das an der Mütze
zwiſchen den Kokarden zu tragende Hoheitsabzeichen.
Ausführungsbeſtimmungen erläßt der Chef des Stabes.
Adolf Hitler.
Der für Dienstag abend vorgeſehene Rundfunkvortrag des
Reichsminiſters Seldte über Die Eingliederung des Stahlhelm
in den nationalſozialiſtiſchen Staat fällt wegen anderweitiger
Inanſpruchnahme des Miniſters aus. Der Vortrag wird voraus=
ſichtlich
am Mittwoch nachgeholt werden.
Der Stahlhelm=Skudenkenring Langemarck
unkerſtellk ſich dem NSDSkB.
TU. München, 4. Juli.
Zwiſchen dem Bundesführer des Nationalſozialiſtiſchen Deut=
ſchen
Studentenbundes, Oskar Stäbel, und dem Führer des
Stahlhelm=Studentenringes Langemarck, Heinz Kiekebuſch, wurde
folgende Vereinbarung getroffen:
1. Der Stahlhelm=Studentenring Langemarck unterſtellt ſich
dem Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund.
2. Dr. Kiekebuſch wird als Führer des Stahlhelm= Studen=
tenringes
Langemarck in die Bundesleitung des NSDStB. be=
rufen
.
3. Die Kreisführer des Stahlhelm=Studentenbundes Lange=
marck
treten in den Stab der Kreisführer des NSDStB.
4. Die Hoch= und Schulgruppenführer des Stahlhelm= Stu=
dentenringes
treten in den Stab der Hoch= bzw. Fachſchulgruppen=
führer
des NSDStB.
5. Die von dem Bundesführer des Stahlhelm angeordnete
Aufnahmeſperre gilt ſinngemäß und für die gleiche Zeitdauer für
den Stahlhelm=Studentenring Langemarck.
6. Auf Grund dieſer Vereinbarung wird den Mitgliedern
des Stahlhelm=Studentenringes Langemarck die Mitgliedſchaft
zum Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen Studentenbund freigegeben.
Führerkagung der Hitlerjugend in München.
TU. München, 4. Juli.
Reichsjugendführer Baldur von Schirach eröffnete im Alten
Rathaus die Führertagung der Hitlerjugend. Der Führer=
tagung
wohnen ſämtliche Mitglieder der Reichsjugendführung,
Gebiets= und Bannführer der Hitlerjugend, Gebietsjungvolk=
und Jungbannführer, die Gauführerinnen und Untergauführe=
rinnen
des Bundes Deutſcher Mädchen, die Gauführer der
Jugendbetriebszellen und die Kreisführer des Studentenbundes
bei. Zum erſten Male nahm an der Tagung auch der Bundes=
führer
des Scharnhorſt teil. Der Reichsjugendführer
von Schirach gab in einer großen Rede die zukünftigen Arbeits=
ziele
der Hitlerjugend bekannt, und umriß die Aufgaben der
unter der Führung der Hitlerjugend ſtehenden geſamten organi=
ſierten
Jugend Deutſchlands.

ſönlichkeit angezogen ſein Lebenswerk. Auf die Dauer konnte
er ſich aber doch den Egoismen ſeines Herrn nicht fügen, ließ es
zum Bruch kommen und näherte ſich Ippolitos älterem Bruder,
dem Herzog Alfonſo einem kunſtliebenden, menſchlich vor=
nehmen
Fürſten, in deſſen Auftrage er die Provinz Garfaguana
verwaltete: welch ein überlegener Menſch muß Arioſto geweſen
ſein, daß es ihm gelang, in dieſem von Räuberbanden durch=
ſchwärmten
Lande Ruhe und Ordnung herzuſtellen. Arioſto
hatte danach Gelegenheit, Höfling beim Papſte Clemens VII.
zu werden. Aber das ſchlug er ab. Der ſchlichte Mann, der ſich
in Stille und Beſcheidenheit am wohlſten fühlt, zog es vor, in
Ferrara auf ſeinem eigenen Stückchen Acker die Rüben zu
bauen, die ihm, mit Eſſig und Senf gewürzt, als Nahrung
genügten, ſich daſelbſt nach eigenen, zum Teil höchſt wunder=
lichen
Angaben ein Landhäuschen zu errichten und im Palaſte
des Herzogs Komödienregie zu führen: dies mit hervorragender
Fähigkeit. Das Schloßtheater brannte ab, als er im Sterben
lag. Es war im Jahre 1533.
Die Krone ſeines Lebens war Aleſſandra, die Witwe Tito
Strozzis, geweſen. Er, der Sänger der Leidenſchaft, hatte ſie
in Florenz bei einem Johannisfeſt kennen gelernt. Er gab gern
zu, daß ſeine Freiheitsſucht vor ihr die entſcheidende Nieder=
lage
erlitten hatte. Er wurde nicht müde, ihre Schönheit zu
feiern, und war ſich doch deſſen bewußt, daß er nur ein Weniges
unvollkommen beſang von all dem, was ihn an ihr begeiſterte.

Die nationalſozialiſtiſche Revolution. Tatſachen. Urkunden, Re=
den
und Schilderungen vom 1. Auguſt 1914 bis 1. Mai 1933.
Herausgegeben von Dr. Walther Gehl. 152 S. 24 Bilder.
(Hirts Deutſche Sammlung, Gruppe G II: Band 6.) Geh. 0,65
RM., Ganzleinen 1 RM.
Die erſten Monate der Revolution 1933 ſind im Sturm an uns
vorübergebrauſt. Das Bedürfnis nach einem Ueberblick über das
Geſchehen dieſer Tage ſtellt ſich ein. In dieſer knappen Quellen=
ſammlung
von Kriegsbeginn bis zur unmittelbarſten Gegenwart
verfolgen wir an Hand von Urkunden aller Art den furchtbaren
Leidensweg Deutſchlands nach dem Kriege; die ſchweren Kämpfe,
die Adolf Hitler und ſeine Getreuen zu beſtehen hatten, und er=
leben
in den Reden, Aufrufen und Berichten, die den zweiten Teil
des Buches füllen, noch einmal die herrlichen Wochen der Erhebung
mit, die hinter uns liegen. Nichts Wichtiges fehlt in dieſer Aus=
wahl
. Ein Kenner der deutſchen Geſchichte, der ſich durch Jahre
hindurch tagaus, tagein mit dem Zeitgeſchehen beſchäftigte, hat
die Dokumente zuſammengeſtellt. Bilder des Reichspräſidenten,
des Führers und vieler großer Männer der Gegenwart, des Pots=
damer
Staatsaktes und des Fackelzuges vom 21. März ſchmücken
das Buch. Der niedrige Preis ermöglicht allen Ständen und Be=
rufen
den Erwerb dieſes Buches. Verlag Ferd. Hirt u. Sohn,
Leipzig C. 1. Salomonſtraße 15

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 5. Juli 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 3

Gruntteic gegen beulfce Pongeltaggenge.
Deutſche Luftfahrt in Feſſeln. Offene Luftgrenzen für feindliche Bombengeſchwader. Ausreichende
Sicherungen gegen die Gefahren aus der Luft dringend nok.

* Der Kampf um die Polizeiflugzeuge.
Die Franzoſen ſind wegen unſerer Forderung nach eigenem
aktiven Luftſchutz reichlich nervös geworden. Ihre Unruhe hat
ſich noch mehr geſteigert, nachdem kürzlich eine große engliſche
Zeitung die Times die Feſtſtellung gemacht hatte, daß
im Verſailler Vertrag keinerlei Beſtimmungen
vorhanden wären, die die Unterhaltung von Po=.
lizeiflugzeugen verböten. Bald darauf konnte man
in einer franzöſiſchen Zeitung die Behauptung finden, daß
Deutſchland zwei Polizeiflugzeuge bauen wolle. Dieſe Notiz iſt
zum einen wohl nur erſchienen, um darauf hinzuweiſen, daß wir
im Begriffe ſeien, den Verſailler Vertrag zu verletzen, zum an=
dern
aber, um eine neue Gelegenheit zu erhalten, ſich mit dem
Thema der deutſchen Luftpolizei auch weiterhin beſchäftigen zu
können.
Das hat jetzt der Petit Pariſien getan, der in einer aus=
führlichen
Stellungnahme, die aller Wahrſcheinlichkeit nach von
oben her eingegeben iſt, der Reichsregierung das Recht abſpricht,
die Luftpolizei mit Maſchinen zu verſehen. Deutſchland würde
damit nicht nur den Verſailler Vertrag, ſondern auch das deutſch=
alliierte
Abkommen vom Mai 1926 verletzen, in dem die Satzun=
gen
der deutſchen Luftfahrt noch einmal genau aufgeſtellt worden
ſeien. Dieſes Abkommen, das kurz nach Locarno getätigt wurde,
ſtelle in ſeinem erſten Anhang feſt, daß jede militäriſche Ausbil=
dung
in der deutſchen Luftfahrt verboten ſei. Im zweiten An=
hang
ſei dann noch einmal ausdrücklich darauf hingewieſen, daß
dieſes Verbot ſich auch auf die Polizei erſtrecke. Wenn man 50
Polizeibeamten geſtattet habe, das Flugzeugführerexamen abzu=
legen
, ſo habe man auf der anderen Seite in dem Abkommen
darauf hingewieſen, daß dieſes Examen nicht dazu dienen dürfe,
den Polizeibeamten die praktiſche Ausübung der Fliegerei zu er=
möglichen
, ſondern nur als eine Bereicherung der techniſchen
Kenntniſſe gewertet werden dürfe, die den Beamten ermöglichen
ſolle, eine genauere Kontrolle der Handelsluftfahrt durchzufüh=
ren
. Es ſei außerdem ausdrücklich feſtgeſtellt, daß die Polizei
über keinerlei Flugzeuge verfügen dürfe.
Das Blatt erinnert alſo an das Luftabkommen vom Mai
1926 und behauptet weiter, daß das Mai=Abkommen uns die
Führung von Polizeiflugzeugen unterſage. Unſere Forderung
nach einem wirkſamen Luftſchutz bedeutet aber noch lange nicht,
daß wir irgendwelche Abmachungen bereits getroffen haben. Die
Ueberfliegung Berlins und oſtpreußiſcher Städte durch unbekannte
Flugzeuge hat uns und der übrigen Welt klar gemacht, wie leicht
es für fremde Flugzeuge iſt, das deutſche Luftgebiet zu verletzen
und wie raſch und ungehindert fremde Bombengeſchwader ihre
todbringende Laſt über deutſche Städte und Dörfer abwerfen
können. Wir wollen nichts anderes als eine Sicherung gegen die
Gefahren aus der Luft. Wir forderten daher auf der Abrüſtung
dauernd die Abſchaffung der Luftwaffe. Trotzdem fordern wir,
da die anderen Staaten an ihrer Uebermacht in der Luft feſt=
halten
, daß wir wenigſtens Polizeiflugzeuge erhalten, die jeder=
zeit
in der Lage ſind, das deutſche Luftgebiet zu überwachen,
fremde Flugzeuge, die unſere Grenzen überfliegen, zu kontrollie=
ren
, weil heute auch die entlegenſten Länder ſich der Polizei=
flugzeuge
bedienen, um ihrer Hoheit Ausdruck zu verleihen. Wir
können dieſe Forderung insbeſondere geltend machen, nachdem
unſere Gleichberechtigung feierlich zugeſagt wurde. Mit unſerer
Forderung nach Luftpolizei wollen wir lediglich den dauernden
Verletzungen der deutſchen Lufthoheit ein Ende bereiten, die ſonſt
leicht zu Konflikten mit unſeren Nachbarſtaaten ſich auswachſen

könnten.

Henderſons Europa=Rundreiſe.

Der Zeitung Paris Midi wird aus Genf gemeldet, daß
der Vorſitzende der Abrüſtungskonferenz, Henderſon, ſich heute
abend privatim nach London begeben wird, um die ſofort nach
der Vertagung der Abrüſtungskonferenz angekündigten Be=
ſprechungen
über das weitere Schickſal der Konferenz aufzu=
nehmen
. Alsdann beabſichtigt er, Ende dieſer Woche Verhand=
lungen
mit den einzelnen Hauptſtädten Europas einzuleiten.
So ſei die Möglichkeit einer Begegnung Henderſons=Daladier
Ende dieſer Woche in Paris gegeben. Dann würde Henderſon
zwecks weiteren Verhandlungen nach London reiſen und darauf
nach Berlin und Rom. Gelegentlich ſeiner Europarundreiſe
würde Henderſon je nach dem Fortſchreiten der Verhandlungen
auch Prag, möglicherweiſe Warſchau und Wien oder auch
Budapeſt beſuchen, um durch dieſe perſönlichen Unterhandlungen
den Erfolg der Abrüſtungskonferenz vorzubereiten.

65,3 Millionen.
Das Ergebnis der Volkszählung. Die Folgen
des Verſailler Dikkats.
Berlin, 4. Juli.
Nach den ſoeben im Statiſtiſchen Reichsamt zuſammengeſtell=
ten
vorläufigen Ergebniſſen der Volkszählung vom 16. Juni 1933
beträgt die ortsanweſende Bevölkerung des Deutſchen Reiches
ohne Saargebiet 65,3 Millionen, zuſammen mit den rund 830 090
Einwohnern des Saargebiets, in dem wegen der vorübergehen=
den
Lostrennung von der deutſchen Verwaltung nicht gezählt
werden konnte, beziffert ſich die Reichsbevölkerung auf 66,1 Mil=
lionen
. Dieſes Ergebnis bleibt noch um rund 1,7 Millionen hin=
ter
der Einwohnerzahl des Deutſchen Reiches vor dem Kriege
zurück (67,8 im alten Gebietsſtand des Reiches). Gegenüber
der Zählung vom 16. Juni 1925 hat die Reichsbevölkerung (ohne
Saargebiet) um rund 2,7 Millionen oder 4,4 v. H. zugenommen.
* Das erſte große Ergebnis der Volkszählung liegt vor, die
Einzelheiten über die Aufgliederung des deutſchen Volkskörpers
werden noch einige Zeit auf ſich warten laſſen, erſt dann werden
auch eingehende kritiſche Bemerkungen am Platze ſein. Doch ſchon
heute läßt ſich ſagen, daß das Ergebnis alle Merkmale der Fol=
gen
des Verſailler Diktates widerſpiegelt.
Vor dem Kriege lebten innerhalb der ſchwarz=weiß=roten
Grenzen 67,8 Millionen Menſchen, heute nur 65,3 Millionen.
Durch die Grenzziehung im Jahre 1919 ſind zahlreiche dichröevöl=
kerte
Gebiete im Norden, Oſten, Süden und Weſten entriſſen
worden. Aber auch innerhalb unſerer Grenzen iſt nicht alles ſo
geblieben, wie es 1919 ausſah. Gegenüber den Hiffern vom 16.
Juni 1925 hat die Bevölkerung eine Zunahme von 2,7 Millionen
erfahren. Die Zunahme iſt aber nicht allein auf einen Geburten=
überſchuß
zurückzuführen, vielmehr hat die Verdrängungs= und
Entdeutſchungspolitik unſerer Nachbarſtaaten zur Folge gehabt,
daß viele deutſche Volksgenoſſen gezwungen in das Reichsgebiet
zurückkehren und ihre früheren Wohn= und Arbeitsplätze auf=
geben
mußten, um den dortigen Staatsangehörigen Platz zu
machen. Darüber hinaus ſind aber auch viele Staaten dazu
übergegangen, ihre Grenzen oder Arbeitsplätze ganz abzuſchließen.
Dieſe Politik hat ebenfalls dazu geführt, daß viele tauſend Volks=
genoſſen
, die unter normalen Umſtänden in überſeeiſchen Ge=
bieten
oder in den einſt deutſchen Kolonien ſich Exiſtenzen ge=
gründet
hätten, in ihrer Heimat bleiben mußten.
Gegen verächtliches Angeberkum.
Ein Brief Hillers an den Reichsſtakthalter Loeper.
Reichskanzler Adolf Hitler hat nach einem=braunſchweiger
Bericht der DAZ. an Reichsſtatthalter Loeper ein Schreiben
gerichtet, in dem er ſagt, es ſei, um die Aufbauarbeit nicht zu
ſtören, erforderlich, daß die in den letzten Wochen
beobachtete Sucht, überall Nachforſchungen
nach Vergehen aus früheren Zeiten feſtzu=
ſtellen
aufhöre. Der Kanzler ſpricht in dieſem Zuſammen=
hang
von einem verächtlichen Angebertum und fährt
dann fort:
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß in vielen
Fällen nicht das Verlangen nach Gerechtigkeit der Antrieb iſt,
führende Männer der Wirtſchaft vor Gericht zu ziehen, ſondern
oft perſönliche Gefühle, vielfach ſogar Rachſucht und die Ver=
folgung
eigener egoiſtiſcher Ziele die Triebfedern des Handelns
ſind. Wenn die Staatsanwaltſchaft und die Polizei in jedem
Falle, der zur Anzeige kommt, die vorläufige Feſtnahme ver=
fügen
, ſo wird auf der einen Seite jenes Angebertum groß=
gezogen
, das den niedrigen Inſtinkten der Menſchen und nicht
der ſittlichen Erhebung des Volkes entſpringt. Auf der anderen
Seite entſteht mit der Zeit bei den Führern der Wirtſchaft ein
Gefühl der Vogelfreiheit, das geradezu die Lähmung der Ver=
antwortlichkeit
der wirtſchaftlichen Unternehmungen nach ſich
zieht.
Der Kanzler ſchließt: Bedeutende Fälle von Korruption
müßten natürlich geahndet werden. Es iſt jedoch Großzügigkeit
am Platze bei Verfehlungen, die weniger aus Eigennutz als im
Ringen um die nackte Exiſtenz begangen worden ſind.

Brieftaube über Deutſchland.
Ihr ſchlimmſter Feind das Radio.
Von Hans Kurth.
In ganz Deutſchland hat die große Flugzeit
der Brieftauben begonnen. Sie müſſen in den
Monaten bis zum Auguſt beweiſen, ob ſie ihrem
Rufe Ehre machen und immer wieder hineinfin=
den
zu ihrem Schlag. Der größte europäiſche
Langſtreckenenflug für Brieftauben in dieſem Jahr
geht über 1000 Kilometer von Budapeſt nach
Hamburg. Ein Kenner verrät neue Geheimniſſe
der Taubentierſeele und über die Feinde dieſer
Brieftaube.
Brieftaubenzüchten iſt, wenn man die Serien der Liebhabe=
reien
durchgeht, noch lange nicht das ſchlechteſte. Man vereinigt
hier ein hohes Maß von reiner Liebe zum Tier mit einem ſtarken
wiſſenſchaftlichen Intereſſe für Zucht und Pflege, man muß aber
auch eine ſportliche Liebhaberei mit Wetterkunde und einer ein=
gehenden
Kenntnis des modernen Nachrichtenweſens vereinigen.
Wir wiſſen, um was es bei der Brieftaube geht: ſie verfügt
über einen erſtaunlichen Ortsſinn, kann im geſchloſſenen Korb
weit weggebracht werden und kehrt doch wieder in ſchnurgerader
Linie nach Hauſe zurück.
Der Entwicklung dieſer erſtaunlichen Eigenſchaften gilt nun
die Sorge der vielen deutſchen Brieftaubenzüchter und Vereine,
die in dieſen Tagen eifriger, denn je an der Arbeit ſind. Die
Prüfungsmonate, in denen Wind und Wetter dem Flug am gün=
ſtigſten
ſind, beſchränken ſich auf die Sommerzeit etwa von dem
Maianfang an.
Wie man die Wundertiere ſchult . . .
Wir fangen klein an, denn wir haben ja auch junge Tauben
dabei, die nie einen größeren Flug unternahmen. Auch Tauben
müſſen ſchließlich lernen. 20 Kilometer, 50 Kilometer. Dann
überſchreiten wir die Entfernungsgrenze von 100 Kilometer und
entſchließen uns dann ſchließlich zu dem ganz großen Flug. In
dieſem Jahr eine Rekordangelegenheit von faſt 1000 Kilometer.
Von Budapeſt bis Hamburg. Wer von dem Flug heimkehrt, der
verdient einen Orden. Und wer am ſchnellſten zurückkehrt, der
verdient die goldene Medaille, denn wir treiben ſchließlich eine
wohlüberlegte Zuchtwahl mit dieſen Experimenten und Nekord=
flügen
. Somit ſtehen unſere Verſuche weit über dem rein ſport=
lichen
Rekordintereſſe, wer nun die ſchnellſte Taube hat . . ."

Wie ſchnell die Tauben fliegen.
Sie fragen, wie ſchnell die Brieftauben fliegen? Das läßt
ſich nur bedingt beantworten, denn wir müſſen ſchon eine Taube
kontrollieren, die aufgelaſſen wird und, ohne eine Pauſe einzu=
legen
, den heimatlichen Schlag erreicht. Wir haben ſolche Meſſun=
gen
vorgenommen.
Da iſt eine Taube aus Altona geweſen, die nachweisbar 1600
Meter in der Minute zurücklegte. Aber das iſt keine alltägliche
Leiſtung. 1200 Meter oder gar nur 1000 Meter in der Minute
findet man öfters.
Die Frage nach der Schnelligkeit iſt vielleicht dahin zu be=
antworten
, daß dieſe, wie beim Menſchen ſchließlich auch, eine
höchſt individuelle Angelegenheit iſt.
Aber iſt eRnicht erſtaunlich, wenn man von einem ſolchen klei=
nen
Tier ſagen kann, daß es auf dem Heimflug durchſchnittlich
1000 Meter in der Minute entwickelt?
Und die Feinde . . . .
Sie ſprachen von Ausleſe. Kommen denn viele Brieftauben
nicht mehr heim?
Die Verluſtliſte iſt ſehr klein. Und ſie verbeſſert ſich immer
noch, weil manchmal verlorene Brieftauben nach ein oder zwei
Tagen, oft auch erſt nach Monaten oder Wochen und in ganz be=
ſonders
erſtaunlichen Fällen nach Jahren auf einmal wieder auf=
tauchen
. ..
Was ſie aufgehalten hat? Manchmal wiſſen wir es. Das
Wetter, der Wind, eine Liebſchaft. Und wenn ſie gar nicht heim=
kehren
, dann war die Brieftaube keine echte Brieftaube, oder aber
ſie fiel einem Schuß oder einem Fanggerät oder einem Raubvogel
zum Opfer. Auch durch das Flugzeug ſind mehrfach Tauben zu=
grund
gegangen. Zufälle gibt es immer. Aber wir haben jetzt, ſeit
einigen Monaten, und wir ſprechen erſt darüber nach ſorgfältigen
Studien, einen ganz neuen Feind entdeckt, der uns manchen ganz
unerklärlichen Verluſt verſtändlich macht..
Im Strahlenfeld des Radio.
Und wer iſt dieſer große Feind?"
Das Radio die Radioanlage genauer geſagt. Wenn eine
Taube aufgelaſſen wird nachdem man ſie z. B. von Hamburg (wie
es jetzt geſchieht) nach Budapeſt brachte, und wenn ſie dann in
ganz geradem Flug über Moore und Seen, Flüſſe und Berge
hinweg nach zwei oder drei Kreiſen über der Abflugsſtelle in der
Richtung Hamburg fliegt und ſie gerät in das Strablungsfeld
eines Senders, dann wird ſie irre und verliert die Richtung.
Wir haben das genau beobachten laſſen. Es iſt, wie wenn in
dem kleinen Kopf der Taube eine große Verwirrung entſtünde.

Gleichſchalkung beim Langnampereis.
Dr. Fritz Thyſſen neuer Vorſikender.
TU. Eſſen, 4. Juli.
Am Dienstag fand in Eſſen eine gemeinſame Sitzung der
Vorſtände des Langnampereins und der nordweſtlichen Gruppe
ſowie des Arbeitgeberverbandes Nordweſt und der Vereinigung
Niederrheiniſch=Weſtfäliſcher Arbeitgeberverbände ſtatt. Der
Vorſitzende des Langnampereins und der Nordweſtlichen Gruppe,
Dr.=Ing. Fritz Springorum, teilte mit, daß er ſchon längere
Zeit den Wunſch gehabt habe, dem Neuaufbau der weſtdeutſchen
Wirtſchaft im Sinne des berufsſtändiſchen Gedankens in die
Hände eines Mannes zu legen, der jahrelang in der national=
ſozialiſtiſchen
Vewegung ſtehe und gleichzeitig im beſonderen
Maße vom Vertrauen der Wirtſchaft getragen ſei. So wolle er
Dr. Fritz Thyſſen im Namen der Verſammlung bitten, den
Vorſitz bei den Körperſchaften an ſeiner Stelle zu übernehmen.
Dr. Fritz Thyſſen erklärte ſich zur Uebernahme des Amtes
bereit, und zwar auf der Grundlage derjenigen Leitſätze, die
der Führer erteilt habe. Nach dieſen Grundſätzen werde er
arbeiten, und auch diejenigen Herren dazu verpflichten, die als
Führer der Wirtſchaft berufen ſeien.
Im Namen der Vorſtandsmitglieder ſprach Dr. Fritz Tyyſſen
Dr. Springorum ſeinen Dank aus für die Arbeit, die er im
Langnamperein und in der nordweſtlichen Gruppe geleiſtet habe
und bat ihn auch um ſeine weitere Unterſtützung.
Dr. Max Schlenker, der erſte Geſchäftsführer des Langnam=
vereins
und der Nordweſtlichen Gruppe, bat, ſeine Dienſt=
verpflichtungen
zu löſen. Die Vorſtände haben von dieſem Ent=
ſchluß
mit außerordentlichem Bedauern Kenntnis genommen
und dem Wunſch Dr. Schlenkers ſtattgegeben. Einer längſt ge=
hegten
Abſicht entſprechend, wird Dr. Schlenker nunmehr in die
Privatwirtſchaft zurückkehren. Rechtsanwalt Dr. Wellenſtein
ſcheidet ebenfalls auf ſeinen Wunſch aus der Geſchäftsführung
der beiden Körperſchaften aus.
Neue Führung und neue Richllinien des Hanſabundes
In einer Präſidialſitzung des Hanſa=Bundes für Gewerbe,
Handel und Induſtrie e. V. wurden die neuen Richtlinien und
Grundſätze ſowie der Aufgabenbereich, den der Hanſa=Bund
im Rahmen der neuen deutſchen Wirtſchaftsführung zu erfüllen
hat, eingehend beſprochen.
Nach vorheriger Fühlungnahme mit den maßgebenden Stel=
len
übertrug das Präſidium im Anſchluß daran ſeine geſamten
Befugniſſe auf Rechtsanwalt Dr. Hans Peter Danieleik=Berlin
(NSDAP.). Auf Vorſchlag des neu gewählten Präſidenten
wurden fernerhin als Mitglieder des Präſidiums Dr. h. e.
J. Vielmetter (bisheriger ſtellv. Präſident des Hanſa=Bundes
und Vizepräſident der Induſtrie= und Handelskammer Berlin
NSDAP.), Dr. Kurt Köhler=Hamburg und Dr. Koppe=Berlin
gewählt.
Im Anſchluß daran trat das geſamte bisherige Präſidium
zurück und legte ſeine Aemter nieder. Durch die neue Führung
des Hanſa=Bundes iſt eine Fortführung der Arbeiten des
Bundes im Sinne der neuen Richtlinien gewährleiſtet.
Die Richtlinien, die Dr. Hans Peter Danieleik dem Präſi=
dium
vorher unter eingehender Begründung vorgetragen hatte
und die einſtimmig noch von dem alten Präſidium angenommen
wurden, ſind in den Grundzügen folgende: Der Hanſa=Bund
wird innerhalb des Aufgabenkreifes, der ihm nach Entwicklung
und Mitgliederbeſtand zukommt, im Rahmen der Wirtſchafts=
politik
der Regierung ſeine Arbeit auf wirtſchaftspolitiſchen
Gebiet fortſetzen. Er ſtellt ſich bei dieſer Arbeit voll und ganz
hinter die Regierung.
Zu dieſen Richtlinien gab der geſchäftsführende Präſident,
Dr. Danieleik. einige Erläuterungen, denen er den Satz des
Führers der Deutſchen Arbeitsfront, Dr. Ley, voranſtellte, daß
nichts zerſtört werden dürfe, was nur irgendwie dem Volks=
ganzen
nützen könne‟. Der Hanſa=Bund habe in den ver=
gangenen
Jahren für Wirtſchaftsfreiheit gekämpft. Viele Kreiſe
hielten dieſe Wirtſchaftsfreiheit jetzt für tot. Das ſei aber nur
richtig, wenn man unter Wirtſchaftsfreiheit die Freiheit eines
überſteigerten Individualismus und Liberalismus verſtehe, eine
Freiheit vom Staate, die von allen Bindungen des Ganzen
und des Volkstums losgelöſt ſei. Wirtſchaftsfreiheit im beſten
und tiefſten Sinne ſei dagegen auch im nationalſozialiſtiſchen
Staate nicht nur zu vertreten, ſondern ſogar das erſtrebens=
werte
Ziel. Dies ergebe ſich vor allem aus den Reden des
Reichskanzlers ſelbſt ſowie aus den programmatiſchen Er=
klärungen
des Reichskommiſſars Dr. Wagener, ebenſo wie aus
früheren Ausführungen des jetzigen Reichswirtſchaftsminiſters
Schmitt. Denn nur in einer im Rahmen des Ganzen freien
Wirtſchaft ſei das Verantwortungsbewußtſein und das wahre
Führertum und damit in Verbindung mit den neuen wirtſchafts=
politiſchen
Maßnahmen der Regierung die Ueberwindung der
Wirtſchaftsnot möglich. Gleichzeitig müſſe ſich natürlich die
Wirtſchaft vor allem bewußt ſein, Dienſt am Volke zu leiſten
unter Zugrundelegung des Satzes Gemeinnutz vor Eigennutz.

Die Orientierung iſt plötzlich vollkommen verſchwunden. Die
Taube weiß nicht mehr, wohin ſie gehört, wohin ſie ſoll. . .
Noch ſind unſere Studien über die Dauer dieſer Auswirkun=
gen
oder über die Wiederkehr des Erinnerungsbildes bei der aus
dem Strahlungsfeld herauskommenden Taube nicht abgeſchloſſen.
Jedenfalls iſt dieſe Flut von elektriſchen und elektromagnetiſchen
Wellen in der Luft der ſchlimmſte Feind und gegen ihn iſt noch
keine Abwehr getroffen. Man muß vermeiden, daß die Tiere auf
der geraden Linie über Radioſtrahlungsfelder hinwegfliegen
müſſen, ſofern man nicht, wie in Italien, bei beſonderen Gelegen=
heiten
die Sendungen zeitweiſe unterbricht, um die Rekordverſuche
der Brieftauben ungeſtört beenden zu können.
Hierdurch engt ſich vielleicht die Verwendungsmöglichkeit der
Brieftauben als Nachrichtenübermittler erheblich ein. Aber ſind
nicht Schwierigkeiten dazu da, daß man ſie bekämpft und über=
windet
?

* Franz Seldte. Ein Lebensbericht von Wilhelm Kleinau.
(Stahlhelm=Verlag G.m.b.H., Berlin.)
Eine Biographie des Führers des großen Stahlhelmbundes der
Frontſoldaten iſt ſicher eine Notwendigkeit. Heute mehr denn je,
da die Perſönlichkeit dieſes einzigartigen Führers umſtritten war
und immer im Kulminationspunkt der Erörterung über Zeit= und
Führerfragen ſtehen wird. Wenn der Biograph Seldtes auch an
dieſen Dingen faſt vorübergeht, läßt doch die Zeichnung des Le=
bensbildes
Franz Seldtes Schlüſſe zu und weckt Verſtändnis. Es
erſteht eine ſtarke, ſich ihrer Sendung bewußte Perſönlichkeit. Ein
Soldat, den nicht Ehrgeiz leitete, ſondern die harte, aber klare Er=
kenntnis
: Es muß ſein! Wenns die anderen nicht ſchaffen, müſſen
wir ſelbſt ran. Für Soldaten iſt dieſer Lebensbericht ge=
ſchrieben
. Jeder Stahlhelmer ſollte ihn leſen und darüber hinaus
jeder Deutſche. Wir haben in Deutſchland nicht viel Männer, die
M. St.
ſo wurden!
* Die Dreiteilung des Winkels, von Studienrat W. Breiden=
bach
. Band 78 der mathematiſch=phyſikaliſchen Bibliothek.
Verlag B. G. Teubner, Leipzig=Berlin, 1933. Kart. 1.20 Mk.
Vor nicht allzu langer Zeit ging die Nachricht durch die Preſſe,
daß ein Amerikaner wieder einmal die Dreiteilung des Winkels
entdeckt haben wolle. Dieſe Meldung rief eine große Schar von
Intereſſenten auf den Plan, die ſich eifrig bemühten, es dem
Amerikaner nachzumachen. All dieſe Mühe leider ſind wegen
der Arbeitsloſigkeit ſehr viel brachliegende Kräfte an dieſes Pro=
blem
herangegangen ſind vergebens, denn ſchon ſeit Gauß (1777
bis 1855) haben wir den Beweis, daß eine elementare Dreiteilung
des Winkels nicht möglich iſt. Das vorliegende billige Heftchen
wird ſehr willkommen ſein, da hierin mit den Mitteln der niede=
ren
Algehra und der Geometrie der Beweis der Unausführbarkeit
und verſchiedene Näherungsverfahren, mit einfachen Mitteln und
mit beſonderen Inſtrumenten ausführlich beſchrieben ſind. b.v.k.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 5. Juli 1933

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Gott der Allmächiige hat heute me
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ſeren lieben und treuſorgenden
meinen lieben Mann, ur
Vater, Bruder, Schwager und Onkel
Konrad Knieſe
von ſeinem ſchweren, mit großer Geduld ertragenen
Leiden im Alter von 68 Jahren erlöſt.
Darmſtadt, Heinheimerſtraße 96, den 4. Juli 1933.
In tiefer Trauer:
Eva Knieſe, geb. Burger
und Kinder.
Die Beerdigung findet Donnerstag, nachmittag
3 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Allen Verwandten und Bekannten die ſchmerz=
liche
Mitteilung, daß mein lieber, guter Mann,
Vater und Schwiegervater
Georg Motir
im Alter von 59 Jahren nach kurzer, ſchwerer
Krankheit unerwartet von uns gegangen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabeih Motir
nebſt Sohn und Frau.
Darmſtadt, den 4. Juli 1933.
Die Feuerbeſtattung findet am Donnerstag, den
6. Juli, nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfried=
hof
ſtatt.

Stadt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen lieben Mann,
unſeren ſorgenden Vater und treuen Freund Herrn
Zahnarzt Or. Fritz Schlapp
am 1. Juli 1933 im Alter von 68 Jahren nach kurzem,
ſchweren Leiden in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Schlapp, geb. Schlapp.
Darmſtadt, am 4. Juli 1933.
Die Beiſetzung fand im Sinne des Eniſchlafenen in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
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Tiefgerührt durch die vielenBeweiſe herzlicherTeilnahme
bei dem Heimgange unſerer lieben Entſchlafenen,
ſagen wir hierdurch allen unſeren herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir den Krankenſchweſtern des
Marienhoſpitals für ihre liebevolle aufopfernde Pflege,
Herrn Pfarrer Beringer für die troſtreichen Worte am
Grabe, ſowie für die zahlreichen letzten Blumengrüße.
Familie Wilhelm Hofferbert.
Darmſtadt, den 4. Juli 1933.
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MItwoch, 5. Juli 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt
Wie man um 1730 im alten Darmſtadt muſizierte.
Darmſtadt, den 5. Juli 1933.

Volks=, Berufs= und Bekriebszählung
am 16. Juni 1933.
Wie uns die Bürgermeiſterei mitteilt, ergibt ſich auf Grund
des dort vorläufig abgeſchloſſenen Gemeindebogens für die
Stadt Darmſtadt eine ortsanweſende Bevölkerung von
42 025 männlichen und
48 287 weiblichen
zuſammen: 90 312 Perſonen.
Das Ergebnis der letzten Volkszählung vom 16. Juni 1925:
42 037 männliche und
47 428 weibliche
zuſammen: 89 465 Perſonen.
Es iſt mithin eine Bevölkerungszunahme von
847 Perſonen in den letzten 8 Jahren feſtzuſtellen.
Das endgültige Ergebnis wird bekanntgegeben, ſobald
die 41 000 Zählungspapiere geprüft ſind.
Neuernannte Handelsrichter.
Ernannt wurden am 29. Juni 1933:
I.
1. Direktor C. Bohnenberger, in Firma Heſſ. Eiſen=
bahn
=A.=G., 2. C. Boſſelmann, in Firma Friedrich Schäfer,
3. Bankdirektor a. D. Hugo Brink, 4. Paul Griebel. Direk=
tor
der Deutſchen Bau= und Siedlungsgemeinſchaft, 5. Dr.=Ing.
e h. A. Klefenz, in Firma Odenwälder Hartſteininduſtrie,
A.=G., 6. Wilhelm Kölb. Kaufmann, 7. Direktor Fr. May,
in Firma Motorenfabrik Darmſtadt, 8. Louis Merck, Fabri=
kant
, in Firma E. Merck, 9. Otto Ohler, Kaufmann, in Firma
Welz u. Ohler, 10. Direktor Philipp Roeder, in Firma Gebr.
Roeder, A.=G., 11 A. Schaberger Kaufmann, in Firma
Jakob Scheid, 12. Dr.=Ing. e. h. Emil Schenck, in Firma Carl
Schenck, G. m. b. H.., ſämtlich in Darmſtadt. zu Handels=
richtern

13. Otto Diefenbach, in Firma J. J. Diefenbach in Darm=
ſtadt
; 14. Dr. Wilh. Koehler, in Firma Goebel, A.=G., in
Darmſtadt: 15. Wilhelm Lahr, in Firma J. F. Lahr in Groß=
Gerau; 16. Emil Wünſche, in Firma Emil Wünſche, in
Darmſtadt, zu Ergänzungsrichtern bei der Kammer für
Handelsſachen des Landgerichts der Provinz Starkenburg in
Darmſtadt, für die Zeit vom 1. Juli 1933 bis 30. Juni 1936.

II.

1. Richard Fritze, in Firma O. Fritze u. Co.. Lackfabrik,
2. Heinrich Hoffmann, in Firma Auguſt Hoffmann, Farb=
lederfabrik
, 3. Wilhelm Gerhardt, in Firma Jakob Ger=
hardt
, Tapetenhandlung, 4. Paul Dieterle in Firma Dieterle
u. Dinges, Lederwarenfabrik, 5. Albert Hamm in Firma
Maury u. Co., Militärausrüſtungsfabrik. 6. Alfred Reimers,
in Firma Friedrich Schmaltz, G. m. b. H., Maſchinenfabrik, ſämt=
lich
in Offenbach, zu Handelsrichtern;
7. Erich Hermann Gellrich, in Firma Schneider u. Hel=
mecke
, A.=G., 8. Fritz Brockmann, Regierungsbaumeiſter a. D
9. Ernſt Keller, in Firma Gebr. Klingſpor Schriftgießerei,
10. Fritz Schleſinger, in Firma Peter Schleſinger, Metall=
warenfabrik
, 11. Otto Scharpf, in Firma Karl Seeger A.=G.,
Lederwaren= und Reiſeartikelfabrik, ſämtlich in Offenbach,
12. Heinrich Illert jr., in Firma Illert u. Ewald in Groß=
Steinheim zu Ergänzungsrichtern bei der Kammer für
Handelsſachen in Offenbach a. M., für die Zeit vom 1. Juli 1933
bis 30. Juni 1936.
III.
1. Joſeph Sauer, Kaufmann. 2. Georg Schuchard,
Kaufmann, 3. Griesbauer, Bankdirektor, 4. Karl Georgi.
Kaufmann, ſämtlich in Gießen, 5. Franz Weber in Friedberg,
6. Karl Neuſchäfer. Direktor der Buderus=Jungſchen Handels=
geſellſchaft
m. b. H. (Zweigniederlaſſung) in Hirzenhain, zu
Handelsrichtern;
7. Wilhelm Poppe, Kaufmann in Gießen, 8 Dr. Karl
Dönges, Kaufmann in Heuchelheim, 9. Balduin Vogt. In=
haber
des Hotels Trapp in Friedberg, zu Ergänzungsrich=
tern
bei der Kammer für Handelsſachen des Landgerichts der
Provinz Oberheſſen in Gießen für die Zeit vom 1. Juli 1933 bis
30. Juni 1936.
TV.
1. Karl Auguſt Barthel 2. Richard Erler 3. Fritz
Heinrich, 4. Rudolf Mettenheimer, 5. Dr. Fritz
Pricken 6. Rudolf Scholz, 7. Philipp Schreiner
8. Dr. Ludwig Strecker ſämtlich in Mainz, 9. Heinrich
Moller=Racke, Fabrikant in Bingen, zu Handels=
richtern
:
10. Albert Gaſtell in Mainz=Mombach, 11. Johannes Ger=
ſter
in Mainz. 12. Fritz Haſſelbach in Nierſtein a. Rh.,
13. Auguſt Jamin, in Mainz, 14. Karl Kohl in Mainz,
15. Ferdinand Rauch in Mainz, 16. W. Th. Römheld, Dipl.=
Ing. in Mainz, 17. A. Zimmermann, Kommerzienrat in
Mainz, 18 Ludwig Fritz, Kaufmann in Alzey, zu Ergän=
zungsrichtern
bei der Kammer für Handelsſachen des Land=
gerichts
der Provinz Rheinheſſen in Mainz, für die Zeit vom
1. Juli 1933 bis 30. Juni 1936.
V.
1. Heinrich Zaiß, Brauereidirektor in Worms, 2. Albert
Samſon in Offſtein, 3. Heinrich Döß jr., Fabrikant in
Worms. 4. Jakob Gebhard, Kaufmann in Worms. 5. Dr.
Jakob Herbert, Fabrikant in Worms, 6. Wilhelm Röpcke,
Fabrikdirektor in Horchheim, 7. Karl Löchner Direktor in
Worms, 8. Paul Hofmann, Fabrikdirektor in Pfeddersheim.
zu Handelsrichtern,
9. Ludwig Hillebold, Kaufmann in Worms. 10. Jakob
Lorenz, Kaufmann in Worms, 11. Karl Bühner, Fabri=
kant
in Oſthofen, 12. Joſef Stockhauſen, Kaufmann, in
Worms 13. Adolf Heppes, Kaufmann in Worms, 14. Wil=
helm
Noa, Fabrikdirektor in Worms, zu Ergänzungs=
richtern
bei der Kammer für Handelsſachen in Worms, für
die Zeit vom 1. Juli 1933 bis 30. Juni 1936.

Alk=Darmſtadt Berein für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.

398. Veranſtalkung.

Unter der Leitlinie: Wie man um 1750 im alten
Darmſtadt muſizierte hatte ſich der Alt=Darmſtadtkreis
zu einem Muſikabend zuſammengefunden.
Sprecher des Abends war Herr Franz Harres, der in
feinſinniger Weiſe den Abend einleitete und bei den Darbietungen
den verbindenden Text ſprach. Mitwirkende Künſtler waren:
Herr Muſiklehrer an der Eleonorenſchule. A. Niebergall,
Klavier; Herr Lehrer Frey, Violine; Herr Wilk, Flöte, Herr
Dipl.=Ing. Pfaff. Cello; Frl. Lehrerin Betty Aßmuth,
Geſang.
Zur Einführung ſprach Herr Franz Harres etwa folgende
einleitende Worte: Der heutige Abend iſt der Hausmuſik gewid=
met
, wie ſie etwa um 1750 in den Mauern unſerer Stadt er=
klungen
ſein mag. Im Herbſt des Jahres 1750 ſaß Hofkapellmeiſter
Graupner mit ſeiner Frau in trüber Stimmung im Muſik=
zimmer
des Erdgeſchoſſes der Neuen Gebäue‟. Das Schickſal hatte
dem Komponiſten die fleißige Feder jäh aus der Hand geriſſen.
Durch allzuvieles Notenſchreiben war er erblindet. Ueberdies hatte
ihm ſeine Gattin ſoeben einen Brief Telemanns aus Hamburg
vorgeleſen, der vom Tode des großen Leipziger Thomaskantors
Johann Sebaſtian Bach berichtete. Als Frau Graupner
nach dem Umſchlag des Briefes griff, flatterte ein Blatt zu Bo=
den
. Sie hob es auf und las:
Sonnet.
ſo ich. Georg Philipp Telemann, auf Bachens Abſcheiden verfertiget.
Laß Welſchland immer viel von Virtuoſen ſagen.
Die durch die Klingekunſt ſich dort berühmt gemacht;
Auf deutſchem Boden ſind ſie gleichfalls zu erfragen,
Wo man des Beifalls ſie nicht minder fähig achtit.
Erblich’ner Bach! Dir hat allein dein Orgelſchlagen
Das edle Vorzugswort des Großen längſt gebracht;
Und was für Kunſt dein Kiel aufs Notenblatt getragen,
Das ward mit höchſter Luſt, auch oft mit Neid betracht’t.
So ſchlaf! Dein Name bleibt vom Untergange frei,
Die Schüler deiner Zucht, und deren Schüler Reih‟
Bereiten für dein Haupt des Nachruhms Ehrenkrone.
Auch deiner Kinder Hand ſetzt ihren Schmuck daran;
Doch, was inſonderheit dich ſchätzbar machen kann.
Das zeiget uns Berlin in einem würd gen Sohne.
Des Blinden Gedanken aber ſchweiften zurück in das Jahr
1722. Damals hätte der Rat der Stadt Leipzig Telemann und
Graupner viel lieber als Thomaskantor geſehen, als den nun
Verſchiedenen.
Mit Sorge betrachtet Frau Graupner die umwölkte Stirn
ihres Gatten. Da konnte nur eine helfen Frau Muſika. Leiſe
ſchlich ſie hinaus und ſchickte, zu den Freunden. Und ſiehe, es
dauerte nicht lange, da kamen ſie und hatten Violine. Cello und
Flöte mitgebracht, auch ein Klavierſpieler und eine liebliche
Sängerin waren darunter.
Jetzt aber kommt das Wunderbare und Märchenhafte. Eine
Kutſche am Scheuerhof ſchleppte einen Sack mit Salz. In feier=
lichem
Gänſemarſch erreichte der ſonderbare Zug Graupners Haus.

Kaum hatte Münchhauſen die Haustür mit der Springwurz be=
rührt
, ſo ſprang ſie lautlos auf. Leiſe ſchlichen die vier in die
Diele. Hatte doch Münchhauſen ſein einſtiges Erlebnis mit dem
eingefrorenen Jagdhorn in raſtloſer Arbeit zu einem Verfahren
entwickelt, um ganze Muſikſtücke eingefrieren zu laſſen. Der Ver=
ſuch
gelang ausgezeichnet. Eine Schicht Waſſer in den Eimer, nach
Beendigung der Nummer drei Hände voll Salz. eine neue Waſſer=
ſchicht
, und das zweite Muſikſtück konnte im Eimer feſtgehalten
werden. Genannten muſikaliſchen Eisblock fand ich im Keller des
Prinz=Emil=Schlößchens. Wir tauten den Inhalt des Ledereimers
mit unendlicher Mühe auf, und heute ſind wir imſtande, im Für=
ſtenſaal
der Alt=Darmſtadt=Gemeinde die eingepökelte Muſik aus
dem Jahre 1750 vorführen zu können.
Wer die Münchhauſen=Geſchichte übrigens nicht glaubt, zahlt
einen Taler.
Die Vortragsfolge, in hochkünſtleriſcher Weiſe dargeboten,
brachte zuerſt von Chriſtoph Graupner: Monatliche Kla=
vierfrüchte
einen Teil. Dann folgten: Georg Friedrich
Telemann: Die Trioſonate in E=Dur für Flöte, Violine,
Cello und Klavier‟. Die Sätze waren: Soave, Preſto Andante,
Scherzando. Von Johann Philipp Krieger erfreute Frl.
Aßmuth mit einigen Arien aus der Oper Flora. Sie ſang
in formvollendeter Weiſe: An den Sonnengott Der Heiß=
verliebte‟
. Die ſchlimmen Männer. Von Johann Jakob
Walther kamen zum Vortrag Präludien und Arie mit Varia=
tionen
für Violine und Klavier. Von Karl Heinrich Grau
folgte: Abſchied von Phylis, von Andreas Hammer=
ſchmied
Das feine Liedlein. Die Kunſt des Küſſens, und
von Heinrich Albert das Lied Jetzund heben Wald und
Feld, Text von Simon Dach. Von Joachim Quantz:
Sonate für Flöte und Klavier, mit den Sätzen Adagio. Allegro,
Largo, Allegro. Von Georg Friedrich Haendel, mit obli=
gater
Violine und geſungen von Frl. Aßmuth: 1. Das zit=
ternde
Glänzen der ſprudelnden Wellen; 2. Süße Stille, ſanfte
Quelle; 3. Singe Seele, Gott zum Preiſe; und von Hein=
rich
Keiſer die Trioſonate in D=Dur für Flöte, Violine, Cello
und Klavier. Die Sätze lauteten Lento cantabilo, Allegro lamen=
tabilo
, Allegro.
Da alle die oben genannten Künſtler ihr Beſtes gaben, iſt es
ſchwer, dem Einzelnen eine beſondere Siegespalme darzubringen.
Es war echte Hausmuſik, wertvolles Kulturgut, und vor allem
Spiel mit Harmonie und Seele.
Der immer wieder einſetzende Beifall nach jeder einzelnen
Darbietung zeugte von der dankbaren Aufnahme der zahlreichen
Gemeinde, und die Dankesworte des Vorſitzenden, Herrn Phil.
Weber, an die Künſtler klangen darin aus, daß Frau Muſika
zu allen Zeiten in unſerer Vaterſtadt eine Heimſtätte gehabt habe,
und daß es in Darmſtadt zu allen Zeiten geklungen und geſungen
habe, und daß die mit Hingabe geſpielten Stücke, die immer wie=
der
die Zuhörer in Atem hielten, als wertvolles Heimatgut wie
Sterne in unſerer Zeit hineinleuchten.
Der Abend zeugte davon, wie Muſik und Geſang Seele in ſich
bergen und wie gute Muſik immer wieder zum Erlebnis werden
kann.
Nächſte Veranſtaltung am 13 Juli. Herr Hugo Stieſi
berichtet über Darmſtädter hiſtoriſche Kleinigkei=
ten
aus dem 19. Jahrhundert.

Warnung.

Lehrer Leonhard Daum zu Kailbach, Kreis Erbach i. O.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 27. Juni 1933 der Beſſunger Mädchenſchule bält Herr Bringmann über den
Handelsſtudiendirektor an der Berufsſchule zu Offenbach a. M. Philipperbrief. Zu den Veranſtaltungen der Stadtmiſſion iſt
Dr. Robert Gebhardt auf ſein Nachſuchen vom 1. Juli 1933 an, jedermann herzlich eingeladen.

Die Staatspreſſeſtelle meldet: Aus verſchiedenen Teilen des
Landes treffen Meldungen über beſchlagnahmtes kommuniſtiſches
Propagandamaterial mit hoch= und landesverräteriſchem Inhalt
ein, das auf folgende Art und Weiſe verbreitet wird:
Gewiſſe Leute erhalten eine äußerlich ganz harmloſe Druck=
ſache
mit dem Firmenaufdruck: Tabak=Verſandhaus. Berlin
W. 135 oder, Tee=Verſandhaus oder unter der Firmenbezeich=
nung
irgendeiner beſtehenden oder nicht beſtehenden Verſiche=
rungsgeſellſchaft
. Manchmal enthalten die Umſchläge noch einen
großen Aufdruck, wie Sonderangebot, oder ähnlich, um der be=
treffenden
Sendung erſtens einen rein geſchäftlichen Anſtrich zu
geben und zweitens den Empfänger zum Durchleſen zu veranlaſ=
ſen
. All dieſe unter den verſchiedenartigſten Abſenderfirmen ver=
ſchickten
Druckſachen enthalten aber kein Wort von einem verlocken=
den
Angebot, ſondern maſchinenſchriftlich geſchriebene und verviel=
fältigte
kommuniſtiſche Hetz= und Hochverratſchriften
gewöhnlich 6 Seiten mit ganz ungeheuerlichem Inhalt.
Jeder Empfänger einer ſolchen Sendung iſt verpflichtet, die=
ſelbe
ſeiner örtlichen Polizeibehörde auszuhändigen. Etwaige
öffentliche oder geheime Weiterverbreitung zieht ſchwere Beſtra=
fung
nach ſich. Wird jemand im Beſitz einer ſolchen Schrift ange=
troffen
, wird ihm nicht geglaubt werden, daß er ſie nicht geleſen
hat und unbeachtet weggelegt habe.
Wer ein derartiges Schreiben bekommt und ſofort Meldung
macht hat keinerlei Beſtrafung zu erwarten. Die Polizeibehörden
behandeln derartige Fälle ſtreng vertraulich.
Halten Sie sich den
15. und 16. Juli 1933 für die
Südd. Schwimm-Meisterschaften
im Hochschulstadion frei! (8296
Stadtratsſitzung verſchoben. Die für Montag, den 10.
Juli 1933, angeſetzte Sitzung des Stadtrats muß auf Don=
nerstag
den 13 Juli 1933, 17 Uhr, verſchoben wer=
den
. Die Tagesordnung bleibt die gleiche.
In der neu gegründeten Reichsrechtsanwaltskammer, welche
durch je ein ordentliches Mitglied und je einen Stellvertreter der
29 deutſchen Anwaltskammern gebildet wird, iſt Vertreter der
heſſiſchen Anwaltskammer deren Vorſitzender Rechtsanwalt
Meiſel Darmſtadt. Stellvertreter iſt der ſtellvertretende
Vorſitzende, Nechtsanwalt Scheer, Lauterbach.
Evangeliſche Stadtmiſſion E. V., Mühlſtraße 24. Den Mit=
gliedern
und Freunden der Stadtmiſſionsarbeit zur Kenntnis, daß
die Familienbibelſtunde am Donnerstag abend von Herrn Pfar=
Beurlaubt mit ſofortiger Wirkung wurde bis auf weiteres rer Stotz=Darmſtadt gehalten werden wird Die Beſſunger
Bibelſtunde am kommenden Freitag abend um 8.30 Uhr in der

Bildberichterſtakkung bei Kundgebungen uſw.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Bei allen Empfängen, Kundgebungen, Aufmärſchen und der=
gleichen
, an denen der Herr Reichs= bzw. Staatsminiſter oder
deren Vertreter teilnehmen wird gebeten, nur die Photographen
zwecks Aufnahmen zuzulaſſen, die der Reichsverband deutſcher
Bildberichterſtatter, Vorſitzender Herr Dr. F. K. Hermann. Ber=
lin
SW. 68, Schützenſtraße 67, benennt. Herr Dr. Hermann wird
bei Anforderungen es iſt bitte die zugelaſſene Zahl der Bild=
berichterſtatter
anzugeben die betreffenden Photographen, mit
Einſchluß der amerikaniſchen Firmen, namhaft machen und mit
einem Sonderausweis des Reichsminiſteriums für Volksaufklä=
rung
und Propaganda verſehen.

Ausgeſchloſſene Kaſſenärzke.

Wie uns der Verband der Kaſſenärzte in der Provinz Star=
kenburg
mitteilt, iſt auf Grund der Entſcheidung des Herrn
Reichsarbeitsminiſters der Ausſchluß der nachſtehenden Aerzte
aufgehoben worden: 1. Dr. med. Julius Stern I., Darm=
ſtadt
, Wendelſtadtſtraße 5; 2. Dr. med. Goldmann, in Rein=
heim
i. Odw.
Beſichkigung des heſſiſchen Konzenkrakionslagers
Oſthofen.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Da das heſſiſche Konzentra=
tionslager
in Oſthofen in der letzten Zeit von Neugierigen über=
laufen
worden iſt, durch deren Führung im Lager die Lagerwache
übermäßig in Anſpruch genommen wurde, wird bekannt gegeben,
daß die Beſichtigung des Lagers in Zukunft nur noch mit der
Genehmigung des Staatskommiſſars für das
Polizeiweſen zuläſſig iſt.

Mit ſofortiger Wirkung wurden bis auf weiteres beurlaubt:
Pfleger Emil Bauer, Pfleger Wilhelm Brunner, Wilhelm Engel=
ter
, Adam Heckmann. Johannes Keil, Wilhelm Kohlbacher Georg
Müller, Georg Pfeifer, Friedrich Georg Schäfer, Philipp Schäfer,
Johannes Schlörit, Karl Werth, ſämtlich bei der Landes=Heil=
und Pflegeanſtalt Philippshoſpital bei Goddelau.
El. Rettungsdienſt in Darmſtadt nur noch durch das Rote
Kreuz. Zur Erſparung der ſeither notwendig geweſenen Zuſchüſſe
ſoll die Städtiſche Rettungswache alsbald aufgelöſt und der von
ihr ausgeübte Rettungsdienſt der Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz übertragen werden. Zu dieſem Zweck wurde mit dem Heſ=
ſiſchen
Landesverein vom Roten Kreuz ein entſprechender Ver=
trag
abgeſchloſſen. Hiernch verpflichtet ſich der Landesverein,
den Rettungsdienſt in vollem Umfange auf ſeine eigene Rettungs=
wache
ohne beſonderen Zuſchuß der Stadt zu übernehmen. Nach=
dem
der Verwaltungsausſchuß für die ſtädtiſchen Betriebe die=
ſem
Vorgehen zugeſtimmt hat, wird der Stadtrat in nächſter
Sitzung dazu Stellung nehmen.

e o

Vorzuge sehen Sie nicht?
und welche
ein treu seinen Dienst tut. Jetzt bewährt
Daß ein Opel-Wagen schön ist, können Sie

sehen. Daß er jede Bequemlichkeit bieter,
bei größter Wirtschaftlichkeit Hervorragen-
des
leistet und unübertroffen sicher ist, be-
weist
die Probefahrt. Doch lernen Sie seine
größten Vorzüge erst kennen, wenn er in nie
erlahmender Widerstandskraft jahraus, jahr-

sich die vorbildliche Oualität seines Mate-
rials
, seine ausgereiſte Konstruktion, die
sorgfältige Fertigung jedes Einzelteils.
Diesen unsichtbaren, für jeden Käufer maß-
gebenden
Vorzügen verdankt er seinen
stolzen Namen:

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E 19/21
RI
K

GENERAL-VERTRETER: HAAS & BERNHARD,

170a

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 184
Brüder in Nok!
Helft den hungernden Deutſchen in Rußland!
Große Kundgebung im Städk. Saalbau.
Skraßenſpende zur Rekkung der Bolksgenoſſen.
Ueber der ganzen Welt liegt die furchtbare Geißel der Ar=
beitsloſigkeit
. Mit am ſchlimmſten über dem deutſchen Volk Mil=
lionen
von Arbeitsloſen friſten kümmerlich ihr Daſein aus Wohl=
fahrtsmitteln
.
Und trotzdem: Ihre Not iſt nicht im entfernteſten zu ver=
gleichen
mit der entſetzlichen Not, die unſere deutſchen
Brüder in Rußland gegenwärtig durchmachen.
Dort ſteht über eine Million deutſcher Menſchen buchſtäblich
vor dem Hungertod.
Die Bedauernswerten friſten ſeither ihr Leben von Kar=
toffelſchalen
, Baumrinde und Aas. Mehl, Getreide
und Brot ſind ſchon ſeit Monaten unbekannt. Hunde und
Katzen gibt es nicht mehr, weil ſie bereits alle verzehrt ſind
Alles hat ihnen die Sowjetregierung genommen, ſelbſt das Ge=
treide
zur neuen Ausſaat. Die Menſchen ſind ſchon ſo
entkräftet, daß ſie ſich nicht mehr bewegen kön=
nen
und aus Schwäche beim Betteln am Wege lie=
gen
bleiben und zugrunde gehen. Mit geſchwol=
lenen
Leibern liegen ſie in ihren zerfallenden
Hütten und erwartet das Ende. Erſchütternde Briefe
treffen aus allen Teilen Rußlands ein; immer wieder ertönt aus
ihnen der Notſchrei:
Helft uns! Wir verhungern!
Angeſichts dieſer furchtbaren Not unſerer deutſchen Volks=
genoſſen
in Rußland heißt es, die eigene Not zurückſtellen, um
Hunderttauſende vor dem ſchrecklichſten Tode, dem Hungertode, zu
retten. Hier muß die Zuſammengehörigkeit des gan=
zen
deutſchen Volkes ſich bewähren. Es iſt eine heilige
Verpflichtung für das deutſche Volk, ſeinen Brüdern, die mit dem
Tode ringen, zu Hilfe zu eilen.
Die Augen der Sterbenden richten ſich auf uns im Reich!
Ihre Stimmen rufen in höchſter Todesnot um Hilfe. Soll
uns der Blick der Sterbenden nicht rühren? Soll ihr Ruf
ungehört verhallen?
Der Volksbund für das Deutſchtum im Aus=
land
(VDA.), der führende Verband im Kampfe für die Erhal=
tung
deutſchen Volkstums in aller Welt, ruft zur Hilfe. Der
VDA. übernimmt die Garantie, daß die Geldmittel auf geſicher=
tem
Weg den hungernden Rußlanddeutſchen zugute kommen.
Auch Darmſtadts Bevölkerung darf nicht zurückſtehen,
wenn es gilt, dieſen Unglücklichen zu helfen. Am kommenden
Sonntag, 9. Juli, findet ein allgemeiner
Sammeltag aller volksdeutſchen Verbände für deutſche
Brüder in Not
ſtatt. Deutſche Jugend wird Margueriten anbieten und um eine
freundliche Gabe bitten. Jedes Scherflein iſt will=
kommen
.
Am nächſten Freitag, 7. Juli 1933, findet abends
8 Uhr eine
große Kundgebung im Städtiſchen Saalbau
(großer Saal) ſtatt, zu der Darmſtadts Bevölkerung in Maſ=
ſen
erſcheinen muß. Der Eintritt iſt frei. Es gilt, eine
machtvolle Kundgebung für die hungernden Deutſchen in Ruß=
land
zuſtande zu bringen. Nähere Mitteilungen folgen an dieſer
Stelle. Schon heute ergeht an alle Volksgenoſſen die her liche
Bitte:
Gebt ſpendet, ein jeder nach Kräften, damit
nicht das deutſche Volk ſich mitſchuldig macht an dieſem
Untergang von einer Million deutſcher Men=
ichen
.
Gz.
Helft alle, unſere Volksgenoſſen zu retten!

* Stener= und Wirtſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Juli 1933.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. Juli: Letzter Tag für die Entrichtung des Schulgeldes
für die Darmſtädter höheren Schulen und die gewerb=
lichen
Fortbildungsſchulen für den Monat Juni 1933
an die Stadtkaſſe. (Schonfriſt bis 10. Juli 1933.)
1. Juli: Die Beſtimmungen über die Ermäßigung der

Einkommenſteuer bei der Beſchäftigung
von Hausgehilfinnen treten in Kraft, Lohn=
empfänger
, die auf die Ermäßigung Anſpruch machen,
müſſen bei der Bürgermeiſterei die Berichtigung ihrer
Steuerkarte veranlaſſen.
1. Juli: Die Beſtimmungen über die Eheſtandshilfe treten
in Kraft. Der bisherige Ledigenzuſchlag fällt
fort. Die Arbeitgeber haben Merkblätter von
dem Finanzamt erhalten.
1. Jult: Beginn des Zeitpunktes, von dem ab bei der Einkom=
menſteuer
bei der Gewinnberechnung Erſatzbeſchaf=
fungen
bei dem Anlagekapital unter beſtimmten
Vorausſetzungen abgeſetzt werden können
5. Juli: Abgabe der Beſcheinigung an die Finanz=
kaſſe
, daß die Summe der im Juni 1933 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im gleichen
Monat einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt.
(Keine Schonfriſt
5. Juli: Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe, ſoweit dieſe
an die Finanzkaſſe abzuführen iſt.
5. Juli: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
16 bis 30. Juni 1933 erfolgten Lohnzahlungen, Falls
die bis zum 15. Juni 1933 einbehaltenen Beträge 200
Reichsmark nicht erreicht haben, im Ueberweiſungsver=
fahren
Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1 bis 30. Junf 1933 erfolgten Lohnzahlungen.
5. Juli: Ablauf der Schonfriſt für die am 25. (26.) Juni 1933
fällig geweſene zweite Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel)
auf die ſtaatliche Grundſteuer, Sonder=
gebäudeſteuer
und Gewerbeſteuer für das
Rechnungsjahr 1933/34.
5. Juli: Entrichtung der Bürgerſteuer ſoweit dieſe im
Juni 1933 von den Arbeitgebern durch Lohnabzug ein=
zubehalten
und nicht bereits am 20. Juni 1933 abzu=
liefern
war. (Keine Schonfriſt.)
6. Juli: Vorlage der Aufſtellung der Deviſenge=
ſchäfte
, die von einem Unternehmer mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat Juni 1933

getätigt worden ſind

richten iſt.
10. Juli: Entrichtung eines Teilbetrages der Bürgerſteuer

10. Juli: Anmeldung und Zahlung der Börſenumſatz=
ſteuer
, ſoweit dieſe im Ab

rechnungsverfahren zu ent=

für Arbeitnehmer. Näheres iſt aus der Steuer=
karte
zu entnehmen.
10. Juli: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung des
Schulgeldes für die Darmſtädter höheren Schulen
und die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den
Monat Juni 1933.
10. Juli: Umſatzſteuer=Voranmeldung und Vorauszahlung,
und zwar bei Vierteljahrszahlern für das 2. Kalender=
vierteljahr
1933 und bei Monatszahlern für den Mo=
nat
Juni 1933. (Schonfriſt für beide bis 17. Juli 1933.)
Beiträge zur Handwerkskammer,
Nähere Mitteilungen über die Fälligkeit des erſten Zieles
können noch nicht gemacht werden. Die Anforderungszettel ſind
noch nicht herausgebracht. Es wird auf den nächſten Steuer=
kalender
verwieſen.
H. W. Wohmann.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Aus den Darmſtädter Lichtſpieliheatern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen einen recht guten Film Das letzte Erlebnis. Zwar ein
amerikaniſcher Film, aber ſehr gut deutſch ſprachlich überſetzt und
ſauber geſpielt. Tay Garnett führt die Regie und hält die
Handlung ſehr ſauber in Fluß. Wie ſelten bei den Amerikanern
gehen die darſtellenden Künſtler, voran Kay Francis und
Williams Powell, auf die Intentionen der Regie und des
Drehbuchs ein. Das letzte Erlebnis wird unſentimental und
ehrlich, faſt untheatraliſch geſpielt, und wirkt darum beſonders
feſſelnd und ſpannend. Es umfaßt die letzten 4 Wochen eines
zum Tode Verurteilten. Dieſer Todeskandidat hat einen Er=
preſſer
in der Notwehr erſchoſſen. Zum Tode verurteilt, gelingt
es ihm, zu fliehen. Nach 3 Monaten jedoch wird er von einem
tüchtigen Greifer in Europa gefaßt und wird zurücktranspor=
tiert
. Die drei Wochen Fahrt auf dem Schiff ſind ſein letztes
Erlebnis. Er iſt kein Mörder im gewöhnlichen Sinne des Wor=
tes
, er iſt Kavalier und ein hochanſtändiger Menſch. Seine Tat
war, wie geſagt, Notwehr. Auf dem Dampfer findet er und
mit ihm eine ſchöne Frau das Schickſal ihres Lebens. Wie es
ſich löſt und die einzelnen Phaſen des Erlebens dieſes Schickſals
zeigt der Film in einer Reihe ſchöner, feſſelnder Bilder
Ferner läuft in dieſem Programm in Neuaufführung Der
Rächer des Tong. Wir haben den Film anläßlich ſeiner
Erſtaufführung an dieſer Stelle ausführlich gewürdigt. Die groß=
zügige
Behandlung des eigenartigen Milieus, die überragenden
Leiſtungen der Hauptdarſteller ergeben zuſammen mit einer bis
zum letzten Augenblick mit Spannung geladenen Handlung eine
abgerundete, eindrucksvolle Geſamtwirkung, die eine Wieder=
holung
des Films in Darmſtadt voll und ganz rechtfertigt.
In den Helia=Lichtſpielen läuft nur noch zwei Tage der
1. SA.=Tonfilm SA.=Mann Brand der nach jeder Vor=
ſtellung
begeiſterten Beifall auslöſt. Man hat nicht nur das
Recht, ſondern auch die Pflicht, ſich dieſen erſten wirklich deutſchen
Film anzuſehen.
Im Union=Theater dröhnen in jeder Vorſtellung Lach=
ſalven
, ſo amüſiert ſich das Publikum über Weiß=Ferdl. die baye=
riſche
Urtype, in Der Meiſterdetektiv‟ Der Film
bleibt nur noch heute und morgen auf dem Spielplan.
Reſi=Theater. Ab heute zeigt das Reſi das entzückende
Jenny Jugo auf einer
Großluſtſpiel Ich bleib bei dir
erlebnisreichen Flucht am Vorabend ihrer Hochzeit, die endlich
doch zu einer Ehe mit Hermann Thimig führt.
Ausflug=Sonderzug nach Schwehingen u. Heidelberg
Am Sonntag, dem 9. Juli d. J., wird die Reichsbahndirek=
tion
Mainz einen Ausflugſonderzug nach Schwetzingen und Hei=
delberg
fahren. Den Reiſeteilnehmern ſteht hier zweifellos eine
ſchöne und genußreiche Fahrt bevor. Das Schloß in Schwetzin=
gen
, von dem kunſtſinnigen Kurfürſten Karl Theodor erbaut, iſt
mit ſeinem herrlichen Park viele Jahre hindurch der Sammel=
punkt
geiſtigen und künſtleriſchen Lebens geweſen. Goethe, Schil=
ler
, Mozart, Leſſing und Klopſtock, ſowie bekannte Maler und
Bildhauer waren Beſucher von Schwetzingen, deſſen herrlicher
Park in ſich die Vornehmheit von Sansſouci und Weimar, die
Mannigfaltigkeit der Kunſtwerke Veitshöchheims bei. Würzburg
und die landſchaftliche Schönheit der Nymphenburg bei München
in ſich vereinigt. Die mächtigen ſpringenden Waſſer, die uralten
Baumbeſtände, die zahlloſen Kunſtſchätze und Gartenbauten (u. a.
prächtige Moſchee, griechiſche Tempelbauten, über 100 Marmor=
ſtandbilder
der berühmteſten Bildhauer uſw.) ſind in ihrer Ge=
ſamtheit
ein Bild von eindringlicher Wucht und Größe. Um
14.05 Uhr wird der Sonderzug die Reiſeteilnehmer nach Heidel=
berg
, der älteſten deutſchen Univerſität der Stadt der deutſchen
Romantik mit ihrer weltberühmten Schloßruine führen. Der
Eintritt zur Beſichtigung des Schloßgartens in Schwetzingen iſt
weſentlich ermäßigt. Auch für die Beſichtigung der Sehenswür=
digkeiten
in Heidelberg und bei Benutzung der Bergbahn nach
dem Heidelberger Schloß, Molkenkur und Königſtuhl werden den
Sonderzugteilnehmern weſentliche Ermäßigungen gewährt.

Hausfrauenbund. Dienstag, den 11. Juli. gemeinſame
Autofahrt mit den ſchönen Heagwagen in den herrlichen Speſſart
nach Rohrbrunn. Abfahrt 2 Uhr, ab Heaghaus Karten ſind in
der Geſchäftsſtelle, Rheinſtraße 7, in den Sprechſtunden ab 5. Juli
zu haben.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die Wanderung
am nächſten Sonntag, dem 9. d. M., eröffnet die zweite Hälfte
des Wanderjahres, und ſie wird wieder eine echte Gebirgswan=
derung
ſein, an der jeder unſerer Wanderfreunde ſeine Freude
haben wird. Mitten hinein in den Odenwald führt ſie durch
ſchöne Waldungen in ihrer ſommerlichen Entfaltung und die viel=
geſtaltige
Landſchaft unſeres Heimatgebirges. Sie beginnt in
Erbach, führt über Ober=Moſſau nach dem Lärmfeuer, und von
da nach Hammelbach, wo uns liebe Klubgenoſſen erwarten. Zum
Schluß werfen wir beim Abſtieg nach Fürth noch einen Blick
in das Weſchnitztal, des Odenwaldes ſchönſte Talſenke. Die
Bahnfahrt ab Oſtbahnhof wird als Geſellſchaftsfahrt zum er=
mäßigten
Preis von 2,60 RM unternommen. Die Fahrkarten
hierzu ſind von Mittwoch ab bei Klubgenoſſen Tillmann zu löſen,
ſpäteſtens Freitag abend in der Krone‟ Dasſelbe gilt auch
für die Tiſchkarten. (Siehe auch die Anzeige in der heutigen
Nummer.)
Verband evangeliſcher Männervereinigungen Darmſtadt=
Zeſſungen E. V. Wir laden unſere verehrten Mitglieder zu der
Hauptverſammlung auf Donnerstag, den 6. Juli, abends 8 Uhr,
in das Gemeindehaus Kiesſtraße Nr 17 herzlichſt ein. Dieſelbe
wird außer den üblichen geſchäftlichen Mitteilungen, wie Jahres=
bericht
, Rechnungsablage, Neuwahl des Vorſtandes, auch noch
ſonſtige wichtige Gegenſtände zur Verhandlung ſtellen: vor allem
eine ausführliche Berichterſtattung über die Vertreter= und 10.
Hauptverſammlung des Heſſiſchen Landesverbandes evangeliſcher
Männervereinigungen am 24./25 Juni in Gießen. Daran wird

den Stand und die Tätigkeit des Männer= und Diakonenheims
in der Heidelberger Straße, das ſich einer geſunden und gedeih=
ichen
Weiterentwicklung unter der bewährten Leitung von Haus=
vater
Herrn Diakon Henzler und deſſen Gattin erfreut.
Heimatgeologiſche Wanderung der Volkshochſchule. Wegen
des Heſſiſchen Erziehertages muß die heimatgeologiſche Wande=
rung
nach Oppenheim=Nierſtein verlegt werden. Sie findet
nunmehr am 13. Auguſt um dieſelbe Zeit ſtatt.

anläßlich des Werbelehrgangs der 3. Vortrag ſtatt. Herr Prof.
Dr. Bötticher, Gießen, behandelt das Thema Der Ver=
trag
und ſeine Entwicklung im modernen Wirt=
ſchaftsrecht
! Die Veranſtaltung iſt koſtenfrei. Alle Be=
amten
und Angeſtellten öffentlicher Körperſchaften ſind herzlichſt
eingeladen. Auch können Freunde der Verwaltungsakademie wie=
der
an dem Vortrag teilnehmen. Anmeldungen zur Teilnahme am
ordentlichen Lehrgang können bei der Geſchäftsſtelle der Verwal=
tungsakademie
, Darmſtadt, Pankratiusſtraße 4, eingereicht werden.
Aus den Wehrverbänden.
Der Stahlhelm, B. d. F., Kreisgruppe
Darmſtadt. 1. Am Mittwoch, den 5. Juli, 8.30
ahlhelmß Uhr abends, Pflichtappell im Saalbau (alſo nicht
am Freitag, den 7. Juli). Hierzu treten die uni=
formierten
Kameraden der aktiven und Reſerve=Kompagnien,
Spielmannszug und Kapelle 8.10 Uhr vor der Geſchäftsſtelle an.
2. Die neu zu verpflichtenden Kameraden treten 8.10 Uhr im
Vorraum des Saalbaues unter Abgabe ihres Benachrichtigungs=
ſcheines
an. Dieſe Kameraden haben ihre Abzeichen bereits vor
der Verpflichtung auf der Geſchäftsſtelle gegen Barzahlung abzu=
holen
. Gäſte willkommen. (Damen auf der Galerie.) Frontheil!
gez.: von Geldern=Cr., Kreisführer.

Mittwoch, 5. Juli 1933
Ein neuer Kleinkaliber=Schühenſtand
in der Waldkolonie.
In unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofes auf dem
ausgedehnten Gelände des Reichsbahn=Turn= und Sportplatzes
am Dornheimer Weg wurde in den vergangenen Wintermonaten
mit dem Bau eines Kleinkaliberſchießſtandes begonnen, um den
zahlreichen ſchießſportluſtigen Mitgliedern des Reichsbahn=Turn=
und Sportvereins, ſowie des Poſt=Sportvereins baldigſt die ſchon
lange erſehnte Gelegenheit zur Ausübung des edlen Schießſportes
zu geben. Die den Vereinen zur Verfügung ſtehenden Geldmittel
waren infolge der allgemeinen Notlage recht knapp und es mußte
zur Erreichung des geſteckten Zieles zur Selbſthilfe gegriffen wer=
den
. Es fanden ſich auch in den beiden Vereinen bald ſport=
begeiſterte
und deutſchbewußte Männer, die mit etwa 20 arbeits=
loſen
Vereinsmitgliedern im freimilligen Arbeitsdienſt und mit
der Unterſtützung der behördlichen Stellen zunächſt die umfang=
reichen
Erdarbeiten bewältigten. Um den endgültigen Ausbau
der Anlage mühten ſich dann anſchließend eine kleine Zahl deutſch=
bewußter
Männer in ihrer dienſtfreien Zeit und ſchufen während
der letzten Wochen in aufopfernder und harter Arbeit eine in
jeder Beziehung muſtergültige Einrichtung. Landſchaftlich ſchön
am Rande eines kleinen Pappelwäldchens gelegen, ſind zwiſchen
den entſprechend hoch angeſchütteten Erdwällen 10 Scheibenſtände
mit Schießhalle und einem ſchmucken Klubhäuschen eingebaut.
Für die Bedienung der Scheiben iſt ein kugelſicherer Betonunter=
ſtand
vor den 10 Scheiben angelegt. Die Verſtändigung zwiſchen
den Schützen und dem Anzeiger kann von jedem Stand durch
eine elektriſche Signalanlage, welche nach dem Schuß auf opti=
ſchem
Weg die betreffende Standnummer in dem Anzeigeſtand
erkennen läßt, erfolgen.
Der neue Schießſtand ſoll künftig nicht nur den älteren
Schützen angenehme Erholungsſtunden bieten, ſondern auch einer
zahlreichen Jungmannſchaft die Ausbildung im Schießen zuteil
werden laſſen. Es ſoll mit der Einrichtung dieſes Schießſtandes
auch all denen wieder Gelegenheit gegeben werden, ſich an dem
edlen Schießſport zu beteiligen, die zwar früher vornehmlich
während ihrer aktiven Militärdienſtzeit, gerne geſchoſſen haben,
aber in den letzten Jahren aus irgendwelchen Gründen daran
gehindert waren.
Die feierliche Einweihung des neuen Kleinkaliberſchießſtandes
ſoll am 15. und 16. Juli 1933 ſtattfinden. Gleichzeitig wird
hiermit ein großes Werbeſchießen unter Beteiligung zahlreicher
auswärtiger Vereine ſtattfinden. Näheres wird darüber noch
bekannt gegeben.
Der Polizeibericht meldet:
Verkehrsunfall. In der Nacht zum Dienstag, gegen 2 Uhr,
fuhr Ecke Peter=Gemeinder= und Eliſabethenſtraße ein die Eliſa=
bethenſtraße
heraufkommender Perſonenkraftwagen gegen ein aus
der Richtung Adolf=Hitler=Platz kommendes Kleinauto. Das
Kleinauto wurde dabei zur Seite geſchleudert und umgeworfen.
Die Inſaſſen, zwei Darmſtädter SA.=Männer, wurden herausge=
ſchleudert
und leicht verletzt. Der entſtandene Sachſchaden iſt
gering.
Diebſtahl. In der Nacht zum 3. Juli wurde von unbekannten
Tätern von dem Hauſe Pankratiusſtraße 3 eine ſchwarz=weiß=rote
Fahne abgeriſſen, wobei die Fahnenſtange abbrach. Die etwa
35 Jahre alten Täter, die in ſtark angetrunkenem Zuſtand die
Fahne mitnahmen, wurden von einem Hausbewohner beobachtet,
als ſie ſich in der Richtung Müllerſtraße entfernten. Wer hat
die Rohlinge unterwegs beobachtet?
Hühnerdiebſtahl. In der Nacht zum 2. Juli wurden aus einer
Gartenhütte in der Nieder=Ramſtädter Straße fünf drei Wochen
alte Kakienten, fünf zwölf Wochen alte weiße Leghorn=Hühner,
ein zwölf Wochen altes ſchwarzes Leghorn, vier drei Wochen alte
weiße Leghorn, zwei drei Wochen alte ſchwarz=braune Barnefeld=
hühner
geſtohlen. Wer kann Angaben machen?
Gas= und Luftſchutzlehrgang. Eine hohe vaterländiſche
Pflicht eines jeden Familienvaters iſt, im Intereſſe ſeiner Fa=
milie
insbeſondere ſeiner Kinder, zumindeſt einen Gas= und Luft=
ſchutzlehrgang
zu beſuchen, um dem drohenden Unheil wenigſtens
einigermaßen begegnen und ſeine Familie ſchützen zu können.
Gerade für Kriegsteilnehmer, die ja mit den Folgen der Gas=
vergiftung
und deren Abwehr vom Felde her vertraut ſein dürf=
ten
, müßte es von außerordentlichem Intereſſe ſeim, die neueſten.
Abwehrgeräte und deren Handhabung kennen zu lernen. Erfreu=
licherweiſe
iſt die Anteilnahme aller Bevölkerungskreiſe eine ſehr
rege, ſo daß ſchon eine Reihe von Kurſen geſchloſſen ſind und be=
gonnen
haben. Da es aber Aufgabe der Gas= und Luftſchutz=
ſchule
iſt, möglichſt die geſamte Bevölkerung zu beſchulen und aus=
zubilden
, iſt Ende Juli ein neuer Männerkurſus vorgeſehen, zu
dem um rechtzeitige Anmeldung auf der Polizeidirektion, Hügel=
ſtraße
31/33, gebeten wird. Daſelbſt wird auch jede nähere Aus=
kunft
erteilt.
El. Reichsdarlehen für einen Straßenumbau. Für den ge=
planten
Umbau der Frankfurter Straße zwiſchen Schlageter=
ſtraße
und Gemarkungsgrenze Arheilgen hat die Deutſche
Geſellſchaft für öffentliche Arbeiten in Berlin ein Darlehen von
62000 Mark in Ausſicht geſtellt. Auch für den Umbau der Hei=
delberger
Straße zwiſchen Anna= und Landskronſtraße, der
245 000 Mark koſtet, wird ein Darlehen erwartet. Beide Arbeiten
ſollen im Rahmen des Reichsarbeitsbeſchaffungsprogramms aus=
geführt
werden.
El. Neue Bezeichnungen bei der Polizei. Auf Grund einer
Anordnung des Herrn Staatskommiſſars für das Polizeiweſen
in Heſſen führen die Polizeiämter Darmſtadt, Mainz, Offenbach,
Worms und Gießen künftig die Bezeichnung Polizeidirektionen,
Die politiſche Abteilung der Polizeidirektion führt die Be=
zeichnung
Staatspolizeiſtelle, die Kriminalabteilung die Be=
zeichnung
Kriminalpolizeiſtelle‟. Die frühere Bereitſchafts= oder
Schutzpolizei heißt jetzt Landespolizei; der leitende Poli=
zeioffizier
heißt Polizeiführer, Zur Landespolizei gehören
auch der Kraftfahrdienſt der Polizei und die Polizeifunkſtelle.
Männerquartett Eintracht‟ Darmſtadt. Laut Beſchluß
einer am 15. Juni 1933 einberufenen Mitgliederverſammlung
hat ſich der Verein als ſolcher aufgelöſt. Sämtliche aktiven
und inaktiven Mitglieder ſind daher von ihrer Mitgliedſchaft
entbunden.
Lokale Beranſkaltungen.
Oie Merunter erſcheinenden Notizen ſind ausfchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu Vetradt,
in keinem Faſſe irgendwis als Beſprochung oder Rritik.
Schuls Felſenkeller. Heute Mittwoch abend findet
ein Gartenkonzert unter Leitung von Kapellmeiſter W. Schlupp
ſtatt. Alte und neue Operetten kommen zu Gehör, u. a. Fleder=
maus
, Bettelſtudent, Gräfin Mariza. Viktoria und ihr Huſar.
(Siehe Anzeige.)
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe Ortsgruppe Darmſtadt.
Mittwoch, den 5. Juli, abends 8 Uhr, bei Sitte: Pflichtverſamm=
lung
. Vortrag von Herrn Blum, Kamerad vom Stahlhelm über
Deutſch=Südweſtafrika. Gäſte herzlichſt willkommen, auch Fami=
lienangekhörige
, ſowie Stahlhelmer.
Train=Vereinigung 18. Wir verweiſen unſere
Mitglieder auf die heute Mittwoch abend 8.30 Uhr ſtattfindende
Monatsverſammlung bei Sitte, Karlsſtraße.
Vereinigung von Katzenfreunden. Die Monats=
verſammlung
findet am Freitag, 7 Juli, abends 8 Uhr bei
Chriſt, Grafenſtraße, weißer Saal ſtatt. Herr Oberreallehrer
Frank hält einen Vortrag über Viviſektion‟. Die Bekämpfung
der letzteren iſt eine dringende Aufgabe der Tierſchützler. Ein=
tritt
frei.

Tageskalender für Mittwoch, den 5. Juli 1933.
Union: Der Meiſterdetektiv Helia: SA.=Mann Brand
Palaſt: Das letzte Erlebnis und. Der Rächer des Tong.
Reſi: Ich bleib bei dir
Orpheum. 20.15 Uhr: Der
Hias, Schuls Felſenkeller, 20 Uhr: Operetten=Abend.
Oberwaldhaus, 16 Uhr: Gartenkonzert.

WVaoth)

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 5. Juli 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 7

Aus Heſſen.

Dg. Arheilgen, 4. Juli. Jubiläumsfeier der Dreſ=
ſurvereinigung
. Die hieſige Dreſſurvereinigung beging die
Feier ihres 20jährigen Beſtehens im Gaſthaus Zum weißen
Schwanen. Nach einem einleitenden Muſikſtück begrüßte der
Vorſitzende, Herr Theodor Gimbel, die zahlreichen Anweſen=
den
. Es folgte ein Gedicht Der arme Kettenhund vorgetragen
von der Schülerin Ria Braun. Einen kurzen Ueberblick über
die Vereinsgeſchichte gab Herr Philipp Braun. Der Verein
konnte in der Zeit ſeines Beſtehens zahlreiche Erfolge auf dem
Gebiete der Hundezucht und der Ausbildung der Tiere zu Wach=
und Polizeihunden verzeichnen wovon überaus zahlreiche er=
rungene
Auszeichnungen und Ehrenpreiſe Zeugnis ablegen. Im
Mittelpunkt der Feier ſtand die Ehrung der Gründer und Jubi=
lare
, denen ſeitens des Vereins Ehrendiplome überreicht wurden.
Für den Verband überreichte der Verbandsvorſitzende, Herr
Eſter=Worms, den Geehrten Diplome, in deren Namen Herr
Heinrich Eißler den Dank zum Ausdruck brachte. Nach einem
weiteren Gedichtvortrag, verbrachten die Anweſenden bei Ge=
ſangsvorträgen
von Frl. Aenne Weſp, der Herren Konrad
Braun und Weſp=Wixhauſen, humoriſtiſchen Vorträgen des
Herrn Peter Müller=Wixhauſen ſowie Darbietungen eines
Xylophonkünſtlers und einem Tänzchen einige vergnügte Stunden.
k. Dieburg, 4. Juli Neuer Bürgermeiſter. Der ſeit=
herige
kommiſſariſche Beigeordnete Pg. Franz Burkart wurde
durch Verfügung des Miniſters des Innern zum kommiſſariſchen
Bürgermeiſter unſerer Stadt ernannt. Kaum war dieſe Ernen=
nung
am geſtrigen Montag bekannt geworden, ſo prangten die
Straßen im ſchönſten Flaggenſchmuck. Der hieſige Freiwillige Ar=
beitsdienſt
zog unter Vorantritt ſeiner Kapelle zum Rathaus und
brachte dem Ortsoberhaupt ein Ständchen. Abends fand ein
Fackelzug unter Beteiligung der SA., des FAD. des Stahlhelms
und der hieſigen Vereine ſtatt. Sturmbannführer Reis über=
brachte
im Auftrage der SA. herzliche Glückwünſche in beredten
Worten zum Ausdruck. Weiter ſprachen die Beauftragten der be=
teiligten
Vereine und ließen ihre Anſprachen in einem dreifachen
Sieg=Heil ausklingen, in das die ungeheure Menge begeiſtert
einſtimmte. Die beiden hieſigen Geſangvereine brachten einige
Lieder zu Gehör. Bürgermeiſter Burkart dankte in bewegten
Worten allen Teilnehmern für die dargebrachte Ovation und ge=
lobte
, ſein ſchweres Amt unter dem Leitſatz Gemeinnutz geht vor
Eigennutz zu führen. Mit einem Hoch auf unſere Vaterſtadt und
dem Abſingen des Horſt=Weſſel=Liedes und des Deutſchlandliedes
fand die Feier ihr Ende.
Cr. Semd, 4. Juli. Ratsſitzung. Infolge der Ernennung
des Gemeinderats Heinrich Mauß 9. zum Bürgermeiſter ſollte
Maurermeiſter Johann Schneider zum Gemeinderat verpflichtet
werden. Derſelbe war jedoch nicht erſchienen. Der Voranſchlag
für das Rechnungsjahr 1933 wurde beraten und genehmigt. Er
ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 65 652 35 RM. ab und
weiſt eine beträchtliche Senkung der Umlage auf. Im alten Ge=
meindehauſe
ſoll eine Wohnung hergerichtet und Wohnungsſuchen=
den
zur Verfügung geſtellt werden. Mit dem ſeitherigen Jagd=
pächter
ſoll ein neuer Jagdpachtvertrag abgeſchloſſen werden. Wei=
ter
gab der Bürgermeiſter ein Schreiben von dem Mutterhauſe
der hieſigen Gemeindeſchweſter, betr, deren Gehaltskürzung, be=
kannt
. Doch verharrte der Rat auf ſeinem früheren Beſchluß.
Cg. Reinheim, 4. Juli. Chorſchule. Die von ſchulpflich=
tigen
Kindern zuſammengeſtellte Chorſchule, geleitet von Frl.
Maria Hein, hatte die Kinder und Eltern zu einigen Vorfüh=
rungen
in den Gemeindeſaal eingeladen. Der Saal war bis auf
den letzten Platz gefüllt. Nach einem einleitenden Muſikſtück für
Klavier (Hilde Bernius) und einem Chor rollten luſtige Sze=
nen
aus dem Kinderreich, Soldatenſpielen, Waſchmamſellchen uſw.
vor den Anweſenden ab, auch eine Kinderhochzeit, geſtellt von zwei
Geſchwiſtern, die größten Beifall erntete. Noch zwei Chöre und
Muſikvorträge für Klavier und Violine waren eingeflochten, und
dankbar wurden die guten Leiſtungen von den Anweſenden mit
Beifall bedacht. Blutendes Deutſchland. Zurzeit
läuft hier der Film von dem Wirken und Werden der nationalen
Revolution, Blutendes Deutſchland‟. Der ſtarke Andrang zu
den Vorführungen zeigt die Teilnahme der Beſucher und ihr In=
tereſſe
.
Ea. Stockheim, 4. Juli. Stiftungsfeſt des Geſang=
vereins
Liederkranz. Bei herrlichem Sommerwetter
fand die goldene Jubelfeier des Geſangvereins Liederkranz ſtatt.
Nach Empfang der auswärtigen Vereine bewegte ſich ein ſtatt=
licher
Feſtzug durch die Straßen Stockheims nach dem Feſtplatz in
Röths Garten. Durch ein Muſikſtück der Kapelle Löb wurde die
Feſtverſammlung zuerſt begrüßt. Drauf ſang der Liederkranz
einen Willkommengruß. Darauf überbrachte der Bürgermeiſter
die Glückwünſche der Gemeinde. Der Führer des Vereins, Herr
Heinrich Lang, hieß alle Gäſte im Namen des Vereins, ganz be=
ſonders
den Gauvorſitzenden Herrn Fleckenſtein und den Gauchor=
meiſter
Herrn Göbel=Beerfelden, willkommen. Darauf ergriff Herr
Rektor Weber das Wort zur Feſtrede. Er wies beſonders auf
die Pflege des deutſchen Liedes hin. Seine Worte galten noch den
Gründern des Vereins, wovon allerdings nur Herr Wilh. Lang
das goldene Jubelfeſt mitfeiern konnte, und den beiden 40jährigen
aktiven Sängern, Herren Wilh. Heim 1. und Wilh. Grall. Sodann
gedachte er der im Weltkriege gefallenen Sänger und widmete
ihnen eine Minute ſtillen Gedenkens. Die Kapelle ſpielte den
erſten Vers des Liedes Ich hatt einen Kameraden. Mit einem
Sieg=Heil auf die Führer des Reiches ſchloß ſeine Anſprache. Der
Gauvorſitzende, Herr Fleckenſtein, überbrachte die Glückwünſche
des Mümlinggaues und überreichte den beiden Ehrenmitgliedern
den Ehrenbrief des Heſſiſchen Sängerbundes und die goldene
Ehrennadel des Deutſchen Sängerbundes. Fräulein Emma Haf=
ner
ſprach einen Prolog und überreichte eine von den Frauen
und Jungfrauen geſtiftete Fahnenſchleife. Im Auftrag des Turn=
vereing
überbrachte der Führer des Vereins, Herr Lehrer =
muß
, die Glückwünſche und überreichte ein von dieſem geſtiftetes
Lied. Hierauf verſammelten, ſich die ganzen Sänger vor der
Bühne zu den Maſſenchören, geleitet von Herrn Gauchormeiſter
Göbel=Beerfelden. Die einzelnen Vereine brachten ihre Lie=
der
zum Vortrag. Zur großen Uebexraſchung der ganzen Feſt=
verſammlung
erſchien unverhofft ein Sohn eines Gründungsmit=
gliedes
, Herr Pfarrer Hartmann aus Groß=Umſtadt, welcher
bereits Ehrenmitglied des Vereins iſt. Der Führer, Herr Lang,
begrüßte ihn und dankte ihm für ſein Erſcheinen und ſeine An=
hänglichkeit
an ſeine alte Heimat, worauf Herr Hartmann das
Wort ergriff: Wenn ich zurückdenke an die Zeit, in der ich ſelbſt
aktives Mitglied war, ſogar damals am 25jährigen Jubiläum
teilnahm, muß ich ſagen, daß damals unſer Verein ſich in den
beſten Blütejahren befand. Herr Hartmann führte den ganzen
Werdegang des Vereins auf. Im neuen Deutſchland merkt man,
daß hier in unſerem Verein wieder die deutſche Sangeskunſt ſich
langſam, aber ſicher, emporſchwingt. Die macht ſich ſchon in der
Jugend bemerkbar, denn heute in Umſtadt marſchierten Tauſende
von jungen Mädchen an uns vorüber und ſangen das Lied vom
jetzigen freien Deutſchland. Herr Hartmann ſchloß dann mit
einem Sieg=Heil auf unſeren alten verehrten Feldmarſchall von
Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler. Bei gemütlichem
Beiſammenſein, umrahmt von einigen Konzertſtücken, verlief die
Feier auf dem Feſtplatz.
Ci. Erbach, 4. Juli. Außerordentliche Vertreter=
verſammlung
des Bezirks Erbach der Krieger=
kameradſchaft
Haſſia‟. Der ſeitherige Vorſitzende, Herr
Lehrer i. R. Naumann=Langenbrombach, begrüßte die Teil=
nehmer
, gab die Richtlinien der Gleichſchaltung bekannt und ſchlug
als künftigen Führer Herrn Baurat Nodnagel=Erbach vor,
ein Vorſchlag, der angenommen wurde. Der neue Führer be=
ſtimmte
ſeine Mitarbeiter. Mit dem Amte des 2. Führers wurde
betraut, Herr Keller=König, Rechner wurde Herr Baſel=
Erbach, Schriftführer Herr Gg. Preiß=Erbach und Beiſitzer Herr
Krämer=Michelſtadt. Herr Naumann wurde in Anerken=
nung
ſeiner treuen Arbeit, die er dem Bezirke in uneigennütziger
Weiſe leiſtete, zum Ehrenvorſitzenden ernannt. Ein Sieg=Heil des
nunmehrigen Führers auf Volk, Vaterland und ſeine großen Füh=
rer
ſchloß die an Anregungen reiche Tagung ab.

Die Taffanbalvenen iin Malnzer Tannel.
Beſichtigung durch Berkreier der Tagespreſſe. Inkereſſanke Zahlen. Wichkige geologiſche Funde.

Wie geſtern kurz gemeldet, hatte die Reichsbahndirektion
Mainz zu einer Beſichtigung der Aufſchlitzarbeiten am Mainzer
Tunnel eingeladen. Der Beſichtigung wohnten außer den Ver=
tretern
der Preſſe und den Herren der Reichsbahndirektion auch
Provinzialdirektor Dr. Wehner, Oberbürgermeiſter Dr. Barth
uſw. bei. Die Herren verſammelten ſich vor dem Baubüro am
Gautor, wo ſie durch den Vertreter der Reichsbahndirektion, Vize=
präſident
Schneider, herzlichſt begrüßt wurden. Das allge=
meine
Intereſſe, das ſowohl in techniſchen wie auch in Wirtſchafts=
kreiſen
den Arbeiten am Mainzer Tunnel entgegengebracht wird,
habe die Reichsbahndirektion veranlaßt, nunmehr zu einer offi=
ziellen
Beſichtigung einzuladen. Es handele ſich bei den Arbeiten
um eine Operation, die vorgenommen werden muß, weil der Tun=
nel
in gewiſſem Sinne altersſchwach geworden iſt. Sachverſtän=
dige
haben feſtgeſtellt, daß nur dieſer operative Eingriff es ermög=
licht
, den Tunnel überhaupt zu erhalten, wenn nicht ſtändig koſt=
ſpielige
und zeitraubende, auch den Fahrplan ſtark beeinfluſſende
Wiederherſtellungsarbeiten vorgenommen werden ſollen. Der ge=
genwärtige
Stand der Arbeiten iſt beſonders intereſſant, weil mit
ihm die eigentliche Aufſchlitzung des Tunnels beginnt. Die bis=
herigen
Arbeiten waren nur vorbereitender Art. Wie wichtig und
intereſſant, beſonders in techniſcher Beziehung, die Aufſchlitzung
des Tunnels iſt, beweiſt wohl die große Zahl von Sachverſtän=
digen
die vielfach kamen, um die Arbeiten zu ſehen. Aber nicht
nur für den Techniker auch für die Wiſſenſchaft, beſonders für den
Geologen ſind die Arbeiten ungewöhnlich intereſſant, denn der
tiefe Einſchnitt in das Erdinnere öffnet einen Blick in viele Jahr=
tauſend
alter Geſchichte. Aelteſte Vergangenheit und Gegenwart
reichen ſich die Hand. Für die Gegenwart liegt die große Bedeu=
tung
der Arbeit wohl auf dem Gebiete des Arbeitsbeſchaffungs=
programms
der Reichsregierung und der Reichsbahn. Aus dieſem
Programm ſind auch der Direktion Mainz Mittel zur Verfügung
geſtellt worden, mit deren Hilfe es möglich war, die Arbeit in
Gang zu bringen und damit immerhin 120150 Menſchen über
zwei Jahre hindurch Brot und Arbeit zu geben. Die Aufgaben
der Reichsbahndirektion ſind damit allerdings noch nicht erſchöpft.
Ihre Verwirklichung bleibt abhängig von der Bewilligung wei=
terer
Mittel. Sie liegen in erſter Linie auf dem Gebiete der Fern=
autoſtraßen
, von denen beſonders die Stadt Mainz ſich ebenfalls
wirtſchaftliche Vorteile erhofft.
In einem der Betriebsräume waren plaſtiſche Modelle ſowohl
des Tunneldurchſchnittes wie auch der Anlagen, die künftig ent=
ſtehen
werden, ausgeſtellt. Dazu Pläne und Zeichnungen, an
Hand deren Reichsbahnrat Leicht einen Vortrag über die bis=
herigen
und über den heutigen Stand der Arbeiten hielt. Er
leitete ſeine Ausführungen ein mit einem hiſtoriſchen Rückblick
über das Gelände, ſoweit ſich dieſe Geſchichte aus Funden, die ge=
macht
wurden, rekonſtruieren läßt U a. wurde bei den Aus=
grabungen
ein römiſches Militärbad aus Ziegelbeton
freigelegt, das etwa aus dem Jahre 70 n. Ch. Geburt ſtammen
muß. Bruchſteine davon enthielten einen Stempel der römiſchen
22 Legion. Weiterhin wurden gefunden Bruchſtücke von Gefäßen
aller Art aus der frühgotiſchen Zeit, etwa aus dem 23. Jahr=
hundert
n. Chr. Auch das Wallmauerwerk, aus der kurfürſtlichen
Zeit ſtammend, wurde freigelegt und hat die Schachtarbeiten teil=
weiſe
weſentlich erſchwert. Auf dem Gelände ſtanden die Defen=
ſionskaſerne
und die rote Kaſerne, die aus den Jahren 1840 und
1887 ſtammten und abgeriſſen werden mußten.
Der Bau des Tunnels war notwendig geworden durch die
Verlegung des früher in der Nähe, des Holzturmes gelegenen
alten Bahnhofes, der dem heutigen Bahnhof weichen mußte, deſſen
Fertigſtellung zuſammen mit der des Tunnels in das Jahr 1884
fällt. Schon nach zwei Jahrzehnten ſtellten ſich ſchwere Schäden
heraus, die im weſentlichen durch die Rauch= und Dampfnieder=
ſchläge
hervorgerufen wurden, da der vielbefahrene Tunnel ſehr
unzulängliche Entlüftungsmöglichkeiten hatte. Der 1200 Meter
lange Tunnel lag innerhalb des inneren Feſtungsgürtels, der vom
Jahre 1910 ab geſchleift wurde. Etwa 600 Meter des Tunnel=
gewölbes
wurden in den Jahren 190610 trocken gelegt. Die
umfangreichen Arbeiten führten jedoch zu keinem dauernden Er=
folg
. Etwa 240 Züge durchfahren täglich nach beiden Richtungen
den Tunnel, der zudem noch in einer Kurve geführt iſt, ſo daß die
ſtarke Rauchbildung kaum Abzug hat. Abgeſehen von der Beläſti=
gung
der Reiſenden wurde dadurch auch die Liegedauer des
Oberbaues erheblich herabgedrückt. Während, dieſer normaler=
weiſe
1516 Jahre liegen kann, betrug die Liegedauer im Tunnel
höchſtens 34 Jahre. Für Gleisarbeiten im Tunnel ſtehen nur
12 Stunden nachts zur Verfügung.
Es blieb alſo, um eine endgültige Beſſerung zu ſchaffen, nur
übrig eine Rückendichtung und eine neue Entlüftung, die ader
die bisherigen Mängel kaum beſeitigt hätte, oder die Auf=
ſchlitzung
. Die Aufſchlitzung ermöglicht eine gute Entlüftung
der zwei ſtehenbleibenden Tunnelſtücke, etwa 600 Meter, nach
Mainz=Hauptbahnhof und 300 Meter nach Mainz=Süd. Die auf=
zuſchlitzende
Strecke iſt demnach etwas über 300 Meter lang. Mit
der Aufſchlitzung iſt eine wirtſchaftlichere Ueberwachung und Un=
terhaltung
des Oberbaues möglich und daneben die Einrichtung
eines Blockabſchnittes am neuen Weſtportal, wodurch der beengte

Hauptbahnhof nicht unerheblich entlaſtet wird. Zu den wirtſchaft=
lichen
Vorteilen ſind noch zu zählen die mit den Bauarbeiten ver=
bundenen
Aufträge an Induſtrie, Handwerk und Kleingewerbe.
Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörte zunächſt der Abbruch
der beiden Kaſernen und des Hauſes Mörbel, die auf dem Tun=
nelgelände
ſtanden. Das wichtigſte und techniſch Intereſſanteſte
iſt die Sicherung des Gewölbes während der Arbeiten
gegen evtl. Einbruchbelaſtungen. Dieſe Sicherung wird erreicht
durch den Einbau eines 40 Meter langen Eiſenge=
rüſtes
, das fortlaufend mit den Abbrucharbeiten verſchoben
werden kann. Eine techniſch hochbedeutſame Leiſtung. Das Gerüſt
beſteht aus 62 eiſernen Bögen von je 3½ Tonnen Gewicht. Der
Einbau erfolgt mit 6 Wagen in den vierſtündigen nächtlichen
Sperrpauſen. Das Gerüſt wird von der MAN. geliefert und ein=
gebaut
.
Die eigentlichen Aufſchlitzarbeiten mußten naturgemäß begin=
nen
mit der Wegnahme der Bodenmaſſen und deren Abbeför=
derung
. Es ſind insgeſamt 350 000 Kubikmeter abzuräumen, um
die vorhergeſehene Strecke des Tunnels freizulegen. Dieſe Erd=
maſſen
werden in rund 15 000 Klm.=Zugfahrten auf ein Gelände
beim Fort Hechtsheim gebracht und dort zu einem Rodelberg
aufgeſchüttet. 100 000 Kg. Zement, 220 000 Kg. Eiſenkonſtruktion
und 60 000 Kg. Rundeiſen für Eiſenbeton werden verarbeitet.
Weiter werden verbraucht für 12 000 Mk. Oele als Schmier= und
Treibſtoffe, 1,6 Mill. Kg. Kohle für Bagger und Lokomotiven:
dazu ſind noch 5000 Geſpann= und Autofuhren erforderlich. Mit
den Abbrucharbeiten war im Dezember 1931 begonnen worden,
im Juli 1932 begannen die Erd= und ſonſtigen Arbeiten, im Mai
1934 werden die Erdarbeiten und im Auguſt des gleichen Jahres
die Reſtarbeiten, Grünanlagen uſw., vollendet ſein. Die aufzu=
ſchüttenden
Erdmaſſen ſtellen einen Würfel von 70 Meter Kanten=
länge
dar, ſo daß man etwa das Reichstagsgebäude bequem in
dieſen künſtlichen Block hineinſtellen könnte. Den Berg will die
Stadt Mainz, wie bereits geſagt, zu einem Rodelberg herrichten.
Jetzt ſchon iſt er zu einer Ausſichtshöhe angewachſen, die einen
Blick weit ins Land ermöglicht.
Nach dem Vortrag unternahmen die Herren einen Rundgang
durch die Bauſtelle. Der gigantiſche Einſchnitt in die Erdmaſſen
iſt ſoweit gefördert, daß die Tunnelröhre freigelegt, die in der
Bauſtelke faſt verſchwindet. An der Herſtellung der Tunnelmün=
dung
wird mit Hochdruck gearbeitet. An dieſer Arbeitsſtelle hatte
der Direktor des naturhiſtoriſchen Muſeums, Profeſſor Schmidt=
gen
, Karten und Fundſtücke aufgeſtellt, zu denen er einen inter=
eſſanten
Vortrag darüber gab, was die Erdmaſſen dem Gelehrten
und Forſcher aus Jahrtauſende alter Vergangenheit offenbaren.
Nach ſeinen Ausführungen ſind die Erdſchichten, welche der Tun=
nel
durchſchneidet, Ablagerungen eines Meeres, wel=
ches
ſich am Beginne der Tertjärzeit zwiſchen Taunus, Odenwald,
Pfälzer Bergland und Hunsrück ausbreitete, das Meer des Main=
zer
Beckens. Es ſtand durch die heutige Oberrheiniſche Tiefebene
mit einem großen Mittelmeere in Verbindung, durch die Ober=
heſſiſche
Senke der Vogelsberg exiſtierte damals noch nicht
mit einem großen Nordmeere, welches das heutige Norddeutſchland
bis zu den deutſchen Mittelgebirgen überflutete.
Im Laufe der Tertjärzeit wurde, durch Bewegung in
der Erdrinde, dieſe Verbindung mit den großen Meeren auf=
gehoben
, es blieb zurück ein Binnenmeer, welches ſich durch Auf=
füllung
von den Rändern her, in Verbindung mit Veränderungen
in der Erdrinde immer weiter verkleinerte. Die Tunnelſchichten
ſtammen aus der letzten Zeit dieſes Binnenmeeres, deſſen Waſſer
um dieſe Zeit durch die Zuflüſſe ſchon ſehr ſtark ausgeſüßt war.
Man ſieht reine Tonſchichten abwechſeln mit Kalkmergeln und
plattigen Kalken, oft ſind ſchwarze Bänder eingeſchaltet. Die
Schichten ſind am Rande des damaligen Meeres abgelagert. Der
Boden ſenkte ſich zeitweiſe langſam, entſprechend wurde er aufge=
füllt
. Die Ablagerung geſchah in einem ſehr flachen Teile des
Meeres, Trockenriſſe beweiſen, daß manche Stellen zeitweiſe für
kurze Zeit trockengelegt waren. Die dunklen Bänder rühren von
Pflanzenreſten her, und ſind braunkohleartige Bildungen. In
Zeiten größerer Wärme war der Pflanzenwuchs üppiger, daher
zeitweiſe ſtärkere Beimiſchung von Pflanzenreſten in der Ablage=
rung
und hierdurch die Schwarzfärbung.
Die kleinen Schichtſtörungen ſind zurückzuführen auf die gro=
ßen
Abbrüche und Schollenverſenkungen z. Zt. der Rheintal=
bildung
. Dieſe große Bruchlinie zieht in kürzeſter Entfernung
vorbei. In den Kalkſchichten, welche der Geologe nach einer klei=
nen
in ungezählten Mengen in ihnen vorkommenden Schnecke
Hydrobien=Schichten nennt, finden ſich neben zahlreichen Schnek=
ken
und Muſcheln aus damaliger Zeit zahlreiche Reſte von
wohlerhaltenen Fiſchen, Landwirbeltieren und
Pflanzen, welche es der Forſchung geſtatten, ein ſelten voll=
ſtändiges
Bild der damaligen Verhältniſſe zu entwerfen. Die
Funde ſind im Naturhiſtoriſchen Muſeum der Stadt Mainz aus=
geſtellt
.
Nach dem Vortrag wurde das ganze Baugelände abgeſchritten
und beſichtigt. Beſonders intereſſant waren die gewaltigen Ar=
beiten
des rieſenhaften Baggers. Ein Beſuch des künftigen Rodel=
berges
bildete den Abſchluß der Beſichtigungsfahrt.
N. St.

Große Skenographen=Tagung in Friedberg."
h. Friedberg, 4. Juli. Der 53. Verbandstag des Heſſiſch=
Naſſauiſchen Kurzſchriftverbandes fand unter der Leitung des
Verbandsvorſitzenden Landtagsdirektor H. Werner=Darmſtadt im
Hotel Trapp ſtatt. Als Vertreter der Behörden nahmen Miniſter=
präſident
Profeſſor Dr. Werner und Landtagspräſident Müller
teil. Verbandsvorſitzender Werner dankte dem Miniſterpräſiden=
ten
Dr. Werner für die Uebernahme der Schirmherrſchaft über die
Tagung und die Stiftung eines Staatspreiſes. Ferner dankte er
der heſſiſchen Regierung für die Einführung der Einheitskurz=
ſchrift
an den höheren Schulen, Berufsſchulen und Handelsſchulen.
Miniſterpräſident Prof Dr. Werner, ſowie Landtagspräſident
Müller wieſen in ihren Anſprachen auf die große kulturelle Bedeu=
tung
der Stenographie hin, die in einem modernen Staate unent=
behrlich
ſei. An den Reichsſtatthalter, von Heſſen, Sprenger,
wurde ein Begrüßungstelegramm geſandt.
Nach dem Geſchäftsbericht des Verbandsgeſchäftsführers
Krapp=Darmſtadt zählt der Verband 126 Vereine mit rund 10 000
Mitgliedern.
Der Tagung ſchloß ſich eine gewaltige Kundgebung für die
deutſche Einheitskurzſchrift an, bei der als Regierungsvertreter
Miniſterialrat Ringshauſen anweſend war.
An dem mit der Landesverbandstagung verbundenen Wett=
ſchreiben
nahmen rund 1200 Wettſchreiber teil, an welche zahl=
reiche
Preiſe und Auszeichnungen verteilt werden konnten.

Ce. Seeheim, 4. Juli. V. D. A. Hier weilt eine Gruppe jun=
ger
Deutſcher aus dem beſetzten Oberſchleſien. Sie wurden auf
dem Heiligenberg bewirtet und durch Spiel und Vortrag unter=
halten
. Der Sonntag abend vereinigte uns mit ihnen im Hotel
Hufnagel, wo die 1. Vorſitzende, Frau v. Buri, in formvollen=
deter
Rede über die Paſſauer Pfingſttagung berichtete. Die Art,
wie ſie die erhebenden, volksdeutſchen Kundgebungen ſchilderte,
ließen, wie Herr Direktor Pfaff in ſeinem Dankeswort an die
Rednerin mit Recht zum Ausdruck brachte, etwas wie Neid in
unſeren Herzen aufſteigen, jene Tage nicht miterlebt zu haben.
Hübſche Lichtbilder zeigten uns die Reiſe der verdienten Rednerin
durch das Bayernland. Die nächſten Tage des hieſigen Aufent=
halts
der Schleſier werden ausgefüllt mit Wanderungen auf den
Tannenberg, Frankenſtein und Felsberg unter Führung der Herren
Direktor Pfaff, Lehrer Germann und Ad. Wiener.

Em. Heppenheim, 4. Juli. Ortskrankenkaſſe. Vom
Heſſiſchen Oberverſicherungsamt wurden auf Grund des Geſetzes
über Ehrenämter die Mitglieder des bisherigen Vorſtandes der
Allgemeinen Ortskrankenkaſſe ihres Amtes enthoben und ein neuer
Vorſtand, beſtehend aus 4 Vertretern für die Arbeitgeber und 8
Arbeitnehmervertretern, ernannt. 1. Vorſitzender wurde Adam
Steffan, Maſchinenſchloſſer in Birkenau, 2. Vorſitzender Fabri=
kant
Auguſt Strauch in Heppenheim, beide Mitglieder der N.S.
D.A.P. Der Vogelſchutzverein unternahm eine der
ſehr beliebten Führungen durch unſere heimiſche Vogelwelt, die
die Berghänge nördlich der Stadt zum Ziele hatte. Seit dem letz=
ten
Gang war mit Abſicht eine größere Pauſe eingelegt worden,
um die Vögel in ihrem Brutgeſchäft nicht zu ſtören. Im be=
nachbarten
Kirſchhauſen wurde das Kirchweihfeſt. bei
ſchönem Wetter und regem Betrieb gefeiert.
t. Gernsheim. 4. Juli. In einer nichtöffentlichen Sitzung
wurde durch den Gemeinderat beſchloſſen, einen zweiten Beigeord=
neten
zu beſtimmen, da der Beigeordnete Dr. Münchmayer in=
folge
ſeiner beruflichen Tätigkeit nicht in der Lage iſt den Bür=
germeiſter
während ſeiner Abweſenheit zu vertreten. Die Ernen=
Gernsheim, 4. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
3. Juli 2,50 Meter, am 4. Juli 2,42 Meter.

Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz, 4. Juli. Bürgermeiſter Dr. Kraus ſei=
nes
Amtes enthoben. Auf Grund einer Verfügung der
Regierung in Darmſtadt wurde geſtern vormittag Bürgermeiſter
Dr. Kraus, der bisherige Dezernent des Wohlfahrtsamtes,
plötzlich ſeines Amtes enthoben. Mit Dr. Kraus iſt der letzte Bür=
germeiſter
des alten Syſtems aus der Stadtverwaltung ausgeſchie=
den
. Dr. Kraus der ſozialdemokratiſcher Parteigenoſſe war,
wurde durch die SPD. aus Kehl in Baden, wo er zuletzt Bürger=
meiſter
war, in die Stadtverwaltung Mainz gebracht. Er ſollte
nach dem Abgang des Oberbürgermeiſters Dr. Külb deſſen Nach=
folger
werden, was aber durch eine kleine Mehrheit im damaligen
Stadtparlament vereitelt wurde. Schon von dieſer Zeit an machte
ſich ein Zerwürfnis zwiſchen ihm und der SPD. bemerkbar, das
noch verſtärkt wurde, als ſeine Bewerbung um einen Miniſter=
poſten
in Karlsruhe auf Betreiben der bieſigen SPD. bei ihren
dortigen Genoſſen hintertrieben wurde. Nunmehr trat Dr. Kraus
aus der SPD. aus. Dies hinderte aber nicht, daß er jetzt trotzdem
ſeinen entlaſſenen und beurlaubten Kollegen des alten Syſtems
folgen mußte.

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Seite 8 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mittwoch, 5. Juli 1933

Die deutſchen Kavalleriſten krafen ſich in Düfſeldorf.

Oben: Generalfeldmarſchall v. Mackenſen bei der Kranzniederlegung am Schlageter=Ehrenmal.
Unten: Abordnungen rheiniſcher Kavallerie=Regimenter im Feſtzug.
In Düſſeldorf fand ein großer Kavallerie=Tag ſtatt, der viele hervorragende Generäle des Welt=
krieges
mit Zehntauſenden von ehemaligen Angehörigen der Reiterregimenter vereinte.

Der nene Generaldirektor
der Berliner ſtaaklichen Muſeen.

Prof. Dr. Kümmel
wurde als kommiſſariſcher Nachfolger für Ge=
heimrat
Profeſſor Dr. Waetzold, dem General=
direktor
der Berliner ſtaatlichen Muſeen, er=
nannt
.

Gtaf Zeppelin über Fernando
Noronha.
Hamburg. Das Luftſchiff Graf Zeppe=
lin
hat auf ſeiner Südamerikareiſe, wie die
HamburgAmerika=Linie mitteilt, am Dienstag
morgen, gegen 5 Uhr, das Felſeneiland St. Paul
und gegen 9 Uhr Fernando Noronha erreicht und
jährt, um nicht vor der fahrplanmäßigen Zeit
am Abend im Zwiſchenlandehafen Pernambuco
einzutreffen, mit gedroſſelten Motoren.

Auch die Europa ſtellt neuen
Rekord auf.
London. Nachdem erſt dieſer Tage der
Schnelldampfer Bremen den von ihm gehal=
enen
Weltrekord überbieten konnte, hat jetzt
auch die Europa ihren früheren Rekord für
die Ueberquerung des Atlantik in der Oſt=Weſt=
Richtung um 40 Minuten gebrochen. Die Durch=
ſchnittsgeſchwindigkeit
des Schiffes belief ſich auf
der Fahrt von Cherbourg nach New York auf
27,9 Seemeilen je Stunde.

Der Norddeutſche Llond, Bremen,
ſtellt ſeine Schiffe dem Balbo=Geſchwader
zur Nachrichtenübermittlung zur Verfügung.
Bremen. Der Norddeutſche Lloyd in Bre=
men
hat ſämtlichen Schiffen ſeiner Nordamerika=
fahrt
Anweiſung gegeben, im Fall des Abfluges
des Balbo=Geſchwaders von Irland funkentele=
graphiſche
Nachrichten der Flugzeuge beſonders
aufmerkſam zu verfolgen und ſich zur Nachrich=
tenübermittlung
zur Verfügung zu ſtellen.
Der Start Balbos abermals verſchoben.
Londonderry. Da die Witterungsver=
hältniſſe
auch weiterhin ungünſtig bleiben, hat
General Balbo beſchloſſen, den Start des Ge=
ſchwaders
am Mittwoch zu verſchieben.

Zu dem Exploſionsunglück
anf General Blumenthal.
Herne. Zu dem ſchweren Exploſionsunglück
auf der Zeche General Blumenthal IIII, das
bisher 12 Todesopfer gefordert hat, werden noch
folgende Einzelheiten berichtet: Die Exploſion
ereignete ſich um 1.20 Uhr mittags, und zwar in
der über Tage gelegenen Verladehalle, wahr=
ſcheinlich
durch Entzündung von Kohlenſtaub.
Nach den Feſtſtellungen, die an Ort und Stelle
getroffen wurden, zeigte ſich zunächſt eine etwa
25 bis 30 Zentimeter lange Stichflamme. Durch
die Kraft der darauf folgenden Exploſion wur=
den
die an der Südſeite gelegenen großen
eiſernen Fenſter aus dem Rahmen geſchleudert
und die großen elektriſchen Birnen zerſchmolzen.
Sonſt verurſachte die Exploſion keinen weiteren
Sachſchaden. Der Zuſtand der urſprünglich als
leicht verletzt gemeldeten Bergleute gibt teil=
weiſe
zu Bedenken Anlaß. Unter den Toten be=
findet
ſich auch ein junger Bergmann, der erſt
am Samstag ſeine Arbeit angetreten hatte. Von
der Deutſchen Arbeitfront traf Bezirksleiter
Nagel, M. d. R., der in Recklinghauſen zu tun
hatte, auf der Unglücksſtelle ein. Er ſetzte ſich
ſofort mit Berlin telephoniſch in Verbindung
und erbat die Ueberweiſung von Geldbeträgen
für die Hinterbliebenen der Verunglückten.
Beileidstelegramme v. Hindenburgs und Seldtes
an die Zechenverwaltung General Blumenthal.
Berlin. Aus Anlaß des Exploſionsunglücks
auf der Zeche General Blumenthal hat der
Reichspräſident v. Hindenburg aus Neudeck an
die Zechenverwaltung nachſtehendes Telegramm
gerichtet: Mit tiefer Anteilnahme erhalte ich
die Nachricht von dem ſchweren Unglück auf der
Zeche General Blumenthal. Ich bitte Sie,
den Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute
den Ausdruck meines wärmſten Beileids und
den Verletzten meine beſten Wünſche für baldige
Wiederherſtellung zu übermitteln. Reichs=
arbeitsminiſter
Seldte ſandte folgendes Tele=
gramm
: Zu dem ſchweren Unglück ſpreche ich
der Verwaltung, der Betriebsvertretung und
der geſamten Belegſchaft mein aufrichtiges Bei=
leid
aus und bitte, den Hinterbliebenen meine
herzliche Anteilnahme und den Verletzten meine
beſten Geneſungswünſche zu übermitteln.
Beileid Preußens zum Gelſenkirchener Unglück.
Berlin. Der preußiſche Miniſter für Wirt=
ſchaft
und Arbeit hat, zugleich im Namen des
preußiſchen Miniſterpräſidenten, der Verwaltung
und der Belegſchaft der Zeche General Blumen=
thal
aus Anlaß des ſchweren Exploſionsunglücks
ſein aufrichtiges Beileid ausgeſprochen.

Typhusſeuche in Oſtoberſchleſien.
Kattowitz. In Tichau iſt eine Typhus=
ſeuche
ausgebrochen. Bisher ſind 20 Perſonen
erkrankt, von denen eine am Montag geſtorben
iſt. Auf Veranlaſſung der Behörden wurden
drei Fleiſcherläden und eine Anzahl Lebensmit=
telgeſchäfte
geſchloſſen, da man vermutete, daß
Unſauberkeit die Urſache der Seuche iſt.
Aus Unvorſichtigkeit erſchoſſen.
Linz. Der Schüler der Lehranſtalt für
Elektrotechnik Hofmann hielt geſtern im Flur
des Schulgebäudes ſeinem Freund Gayer mit
dem Rufe Hände hoch! einen Revolver aus
Freude über die beſtandene Abſchlußprüfung ent=
gegen
. Plötzlich löſte ſich ein Schuß, der Gayer
ins Herz traf. Er war ſofort tot.

1.Rationales Soramerkurnier
des Mikkelrheiniſchen Schachverbandes
2. Runde.
Am Sonntag, den 2. Juli, wurde in Bad
Münſter am Stein die zweite Runde des Mit=
telrheiniſchen
Schachturniers geſpielt. Die Aus=
leſung
ergab folgende Paarung der Spieler:
Ulrich Dr. Schultheis. Gegen den Königs=
bauern
Ulrichs verteidigte ſich Dr. Schultheis
franzöſiſch. Um Vereinfachung des Spiels zu
vermeiden, wählte er eine etwas riskante Spiel=
weiſe
, was aber zu ſeinem Nachteil ausſchlug.
Weiß erlangte übermächtigen Königsangriff und
gewann. Dr. Adam Dr. Grimm. Dieſe Par=
tie
endete unentſchieden. Dr. Adam ſpielte Da=
mengambit
und opferte im Mittelſpiel einen
Bauern ſeines Damenflügels, um im Zentrum
eine drückende Stellung aufzubauen. Schwarz
konnte ſich jedoch durch geiſtreiche Manöver be=
freien
, und es entſtand ein Endſpiel mit un=
gleichfarbigen
Läufern, welches trotz des Mehr=
bauern
für Dr. Grimm nicht zu gewinnen war.
Rohs Schomerus. Gegen das Retiſyſtem des
Weißen verteidigte ſich Schomerus mit holländi=
ſchem
Aufbau. Die Partie geſtaltete ſich ſehr
verwickelt, als Schwarz einen Königsangriff ein=
leitete
, dem Weiß mit einem Zentrumsvorſtoß
begegnete. Beide Spieler verbrauchten den
größten Teil ihrer Bedenkzeit, ſo daß ſie, um die
vorgeſchriebenen 45 Züge in 2½ Stunden zu
machen, zum Schluß ſehr raſch ziehen mußten.
Der Angriff des Schwarzen drang nicht durch,
und bei der nachfolgenden Auflöſung gewann
Weiß einen Bauern. Die Partie mußte abge=
brochen
werden, Weiß hat die beſſeren Ausſich=
ten
. Schurig Benkner. Schwarz ſpielte die
Aljechin=Verteidigung, in welcher Schurig ein
grober Fehler unterlief, ſo daß Benkner eine
Figur gewinnen konnte. Weiß verſuchte noch,
die Partie einige Zeit zu halten, konnte den
endgültigen Verluſt bei der umſichtigen Spiel=
weiſe
von Schwarz nicht abwenden. Stand nach
der 2. Runde (in Klammern die Zahl der
Hängepartien): Benkner 2. Ulrich 1½, Dr.
Adam, Schomerus (1) 1. Rohs (1), Schurig,
Dr. Grimm ½, Schultheis 0. Die 3. Runde
wird am Sonntag, den 9. Juli, in Bad Soden
geſpielt.

Skeinſchlag verhindert Brücken=
ſprengung
in Tirol.
Innsbruck. In der Nacht zum Dienstag
erfolgte auf der Bahnſtrecke zum Arlberg, bei
der großen Triſannabrücke, in der Nähe des
Schloſſes Wiesberg, eine Exploſion, durch deren
Luftdruck mehrere Fenſterſcheiben des Schloſſes
zertrümmert wurden. Die Ermittlungen erga=
ben
, daß am Anfang der 87 Meter hohen und
120 Meter langen Eiſenbahnbrücke bisher un=
bekannte
Täter eine Bombe niedergelegt hatten.
Dieſe Bombe war infolge eines Steinſchlages
vorzeitig losgegangen. Bei den weiteren Unter=
ſuchungen
wurde am anderen Ende der Brücke
noch eine zweite Bombe gefunden.

Vernehmung des Eiſenbahnattentäters Matuſchka
in Budapeſt.
Budapeſt. Der bekannte Eiſenbahnatten=
täter
Sylveſter Matuſchka iſt am Montag zur
Vernehmung in Budapeſt eingetroffen. In
Ungarn hatte Matuſchka einen Eiſenbahnviadukt
bei Bia Torbagy in die Luft geſprengt, als der
Wiener Schnellzug die Stelle paſſierte. Dabei
waren etwa 20 Perſonen ums Leben gekommen.

Großfeuer in einer Brauerei
in Brooklyn.
New York. In der Michel=Brauerei in
Brooklyn brach infolge einer Amoniakexploſion
ein Brand aus, der raſch große Ausdehnung an=
nahm
. Von 60 Arbeitern, die zur Zeit der Explo=
ſion
im Keller tätig waren, konnten ſich fünf
nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen. Man
befürchtet, daß ſie erſtickt ſind. Das Feuer
konnte trotz aller Anſtrengungen noch nicht ein=
gedämmt
werden, da 8000 Fäſſer den Flammen
reiche Nahrung bieten.
Zwei deukſche Sporkler
ſtellten neue Höchſkleiſtungen auf.

Der Turner Bornhöfft
verbeſſerte den deutſchen Hochſprungrekord, den
er ſelbſt innehielt, auf 1,943 Meter.
Der Münchener Gewichtsheber Wölpert
(unten rechts), der bei einem Eigengewicht von
nur 67 Kilogr. mit 102,7 Kilogr, einen neuen
Weltrekord der Leichtgewichtsklaſſe im beid=
armigen
Drücken aufſtellte.

Reich und Ausland.
Reichspräſidenk g. Hindenburg
übernimnt das Prokekkorak
über die Saar=Kundgebung
am Niederwalddenkmal am 3. September.
Frankfurt a. M. Aus Berlin wird uns
berichtet: Reichspräſident v. Hindenburg hat ſich
bereit erklärt, das Protektorat über die diesjäh=
rige
Jahresveranſtaltung des Bundes der
Saarvereine in Bingen am 2. September, ver=
bunden
mit der großen Saarkundgebung am Nie=
derwalddenkmal
am 3. September zu überneh=
men
. Der Bund der Saarvereine trägt mit die=
ſer
Veranſtaltung der Tatſache Rechnung, daß
das Saargebiet in dem Endkampf um ſeine na=
tionale
Freiheit, um ſeine Wiedervereinigung
mit dem deutſchen Vaterland eingetreten iſt. Die
Saargebietsbevölkerung ſelbſt wird bei dieſer
Kundgebung in Maſſen beteiligt ſein, um Zeug=
nis
vor aller Welt abzulegen, daß ſie in natio=
naler
Geſchloſſenheit die Heimkehr zu Deutſch=
land
will.

Die deutſche Roſenſchau,
ein Treuebekenntnis der Saarländer.
Frankfurt a. M. Im Rahmen der Deut=
ſchen
Jubiläums=Roſenſchau vom 8. bis 10. Juli,
im Frankfurter Palmengarten, ſtellt auch eine
Anzahl Liebhabervereine aus. Mehr als die
Hälfte aller von Liebhabern ausgeſtellten Roſen
werden aus dem Saargebiet kommen. Sechs oder
ſieben große Roſenliebhabervereine haben, ſich
gemeldet, und nach langen, ſchwierigen Ver=
handlungen
iſt es gelungen, unſern Volksgenoſ=
ſen
von der Saar alle Zoll= und Einfuhrſchwie=
rigkeiten
aus dem Wege zu räumen, ſo daß nun=
mehr
gehofft werden kann, daß der Einfuhr der
Ausſtellungsroſen nichts mehr im Wege ſteht.
5000 Roſen, in etwa 400 Sorten, werden allein
von der Saar in dieſen Tagen im Palmengar=
ten
zur Schau geſtellt werden. Auch aus dem
abgetretenen oberſchleſiſchen Gebiet hat ſich ein
Liebhaber mit einer großen Anzahl Roſen ge=
meldet
.

Vom Poſtomnibus getötet.
Cronberg. Am Montag abend, nach 18.00
Uhr, ereignete ſich vor dem Poſtamt Cronberg
ein tödlicher Unglücksfall. Der ſiebenjährige
Erich Vetter aus Cronberg lief in den Poſt=
omnibus
hinein. Er wurde zur Seite geſchleu=
dert
und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er
wenige Minuten ſpäter ſtarb. Wie die polizei=
lichen
Ermittlungen ergaben, trifft den Führer
des Omnibuſſes keine Schuld.

Fünf Todesſtrafen im B.V. G.-Prozeß
beankragt.
Berlin. Im Prozeß gegen die B.V. G.=
Räuber beantragte der Staatsanwalt gegen die
Angeklagten Hildebrandt, Hoheiſel, Willi Krebs,
Achtenhagen und Wienke die Todesſtrafe, gegen
die erſten vier außerdem je 15 Jahre Zuchthaus.
Gegen den Angeklagten Hans Krebs beantragte
der Staatsanwalt lebenslängliches Zuchthaus, ge=
gen
den Angeklagten Höhne 8 Jahre Gefängnis,
gegen den Angeklagten Klamm 2 Jahre Gefäng=
nis
und gegen Stach 6 Monate Gefängnis.
Berlin. In der Nachmittagsſitzung gegen
die B.V.G.=Räuber erklärten die Verteidiger,
man müſſe bei den Taten der Angeklagten ihre
kommuniſtiſche Einſtellung berückſichtigen. Die
unheilvolle Einwirkung durch die K.P.D. habe
mit Schuld an den Straftaten der Angeklagten.
In ihrem letzten Wort bedauerten die fünf
Hauptangeklagten ihre Straftaten. Der Ange=
klagte
Stach ſagte, er habe acht Jahre lang für
den Kommunismus gekämpft, ſei aber nach ſei=
ner
Rückkehr aus Rußland grenzenlos enttäuſcht
geweſen. In Rußland habe er den Glauben an
das kommuniſtiſche Syſtem verloren. Am Don=
nerstag
vormittag wird das Urteil verkündet
werden.
Großfeuer im Höchſter Werk
der J. G. Farben.

Die Löſcharbeiten an der Brandſtelle.
(Funkbild.)
Im Zentral=Typlager des Werkes Höchſt der
J. G. Farben brach aus bisher ungeklärten
Gründen ein größerer Brand aus. Es wurde
beträchtlicher Schaden angerichtet, Menſchen=
leben
wurden nicht gefährdet.

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 5. Juli 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 9

Erdbeben auf Sumatra.

die urve ufiner ihren mand:
Von unſerem Berichterſtatter.
Die Inſel Sumatra im Sundaarchipel wird
gegenwärtig von einem ſchweren Beben ver=
wüſtet
. Die nachſtehenden Ausführungen unſeres
Berichterſtatters beziehen ſich zwar auf ein weiter
zurückliegendes Ereignis, dürften aber trotzdem
einer gewiſſen Aktualität nicht entbehren.
Die Schriftleitung.
J. F. Surabaya, im Juni 1933.
Sumatra lebt eigentlich immer in der Angſt vor Erſchüt=
terungen
der Erdrinde. Jeder Tag kann neue Kataſtrophen her=
aufbeſchwören
. Ich erinnere mich da an einen Abend, als ich
zu ſpäter Stunde in einem Kampong, einem Dorf, hoch oben
in den Bergen von Padang, anlangte. Dieſer Kampong glich
einer Perle unter Edelſteinen. Ringsum ſteigen die mächtigen
Berge auf. Hier, in der Reſidentſchaft Muara Ajer, zeigt ſich
dem Beſchauer alle Pracht der Tropen: Palmenhaine, Tempel,
luftige, überdachte Brücken, die aus Nohr geflochten ihr
ſchwankes Netz über entſetzliche Abgründe ſpannen, auf deren
Grund der Tiger den Büffel jagt, Reisfelder, die ſich terraſſen=
förmig
den Berghang hinanziehen, blaue Bergſeen, bunte Vögel,
rieſenhafte glänzend blaue und grüne Schmetterlinge, Orchideen.
Und dies alles gleicht ebenſo ſehr einer bunten Draperie eines
myſtiſchen Lebens, wie die braunen, unergründlichen Menſchen,
die hier wohnen.
In dem Kampong befand ſich eine Fremdenherberge, ein
leichtgezimmerter Bau aus Holz, auf Pfählen errichtet, derart,
daß das Haus ſelbſt einen Meter über dem Boden ſtand.
Gegen zehn Uhr legte ich mich ſchlafen. Nachdem ich meinen
Schlafanzug angezogen, ſchloß ich die Läden, die hier im Landes=
innern
die Fenſter erſetzen. Draußen in dem von magiſchem
Mondlicht überfluteten Ort mit ſeinen Bambushütten heulten
die Hunde ſo ſeltſam, als fürchteten ſie ein Unheil.
In der Nacht erwachte ich durch ein ſchreck=
liches
Krachen. Mein Bett ward mehrere Male von ſeinem
Platz geſchleudert, indes nur Sekunden vergangen waren. Der
Spiegel, der an der Wand hing, fiel klirrend zu Boden.
Draußen aber ertönten wilde Schreie. Kaum hatte
ich begriffen, daß eins der in Niederländiſch=Indien ſo häufigen
Erdbeben ausgebrochen, als ich aus dem Bett ſprang. Ich
taumelte, mir war, als ſtände ich auf ſturmgeſchütteltem Schiff.
Ja, ſelbſt ein leichter Anflug von Unwohlſein befiel mich. Es
war ſtockfinſter in meinem Zimmer, denn die Läden waren ja
feſt geſchloſſen. Und man kennt in dieſer Welt des Primitiven
noch nicht die Segnungen der modernen Beleuchtungstechnik.
Mit einem Sturz war ich da, wo ich die Tür vermutete.
Doch, ich tappte gegen die Bretterwand. Und wie eine Streich=
holzſchachtel
finden in dieſer Verwirrung. Der Boden ſchwankte
heftig unter meinen Füßen, alles drohte auf mich herabzuſtürzen.
Da fühlte ich einen Türſchlüſſel, doch leider, es war nur die
Schranktür. Bei alledem fühlte ich mich nicht gerade in großer
Verwirrung, denn vieles Reiſen bedingt viele Gefahren, und
ſchließlich wird der Menſch ſtumpf gegen plötzliche Bedrohungen.
Dann umklammerte ich auf einmal die Klinke der Tür. Ich
riß und zerrte daran, ich ſchloß den Schlüſſel nach rechts, nach
links: die Tür gab wohl etwas nach, aber, wohl infolge einer
Verrutſchung der Balken, klemmte ſich die Tür derart, daß ſie
nicht aufzubekommen war.
Für einige ſehr kurze Augenblicke hatte ich das Gefühl,
als ſei das Beben zu Ende. Doch dann erfolgte ein ſo
furchtbarer Stoß, daß ich zu Boden ſtürzte und
mich für verloren hielt. Ich richtete mich jedoch ſofort
wieder auf. Um mich gewahrte ich ein heilloſes Durcheinander.
Ja, wie war es möglich, daß ich dies überhaupt wahrnahm?
Woher kam das Licht plötzlich in dieſe Finſternis? In dieſes
Grauen indiſcher Nacht?
Aha: Die eine der Wände war von ihrem ſonſtigen Zu=
ſammenhang
fortgeriſſen worden, und die Bretter ragten nun
als traurige Sparren teils ins Zimmer hinein, teils ſtarrten
ſie nach draußen. Das leichte Dach darüber hatte ſich ſtark ſeit=
wärts
geſenkt, ſo fiel denn das geheimnisvolle Mondlicht zu
mir hinein. Ich will hierbei erwähnen, daß alle Gebäude in
Niederländiſch=Indien ſo zuſammengeſetzt ſind, daß ſie die größt=
mögliche
Sicherheit gegen Erdbeben bieten. Selbſt das große
Hotel Des Indes in Batavia iſt in dieſem Stile erbaut.
Im Nu ſtürzte ich auf die auseinander=
gefallene
Wand zu, über zerbrochenes Waſch=
geſchirr
und Spiegelſcherben, zwängte mich
durch dieklaffenden Bretter und befand mich
im Freien. Dies alles innerhalb weniger Sekunden. Seit=
dem
ich erwachte, war kaum mehr als eine Minute vergangen.
Eine Minute, ſie kann ſo kurz und ſie kann ſo namenlos
lang ſein!
Heller Schein lag auf der Szenerie. Hohe ſchlanke Palmen
bogen ſich trotz Windſtille als raſe ein Orkan. Und wie
unheimlich dies Rauſchen der Blätter! Braune Menſchen,
ſchreiend wie Amokläufer und nicht weniger toll daher= und
dahinſtürzend wie dieſe, eilten an mir vorbei. Andere hatten
ſich in Entſetzen zu Boden geworfen und, wie mir ſchien, beteten
ſie in murmelnden Lauten. Von irgendwoher ſtürzten Waſſer=

maſſen durch dies Chaos, überhängende Felſen fielen krachend
auf ſchutzloſe Hütten, auf die Wege, über die angſtvolle Mütter
inmitten ihrer nackten Kinder irrten, rollten Erdmaſſen, durch=
ſetzt
mit Baumſtämmen, mit Geſteinreſten, mit dünnflüſſigem
Schlamm.
Nicht weit von mir, auf dem ſonſt ſo ſtaub=
bedeckten
, fandigen Wege, darin jetzt der
Schlamm glitzerte, lag ein Greis mit ſpärlichem
grauen Bart. Seine Augen, tiefliegend wie ſeltſame Irrlichter,
in dunklen Höhlen, waren weit geöffnet. Der Alte ſchien tot zu

ſein. Er bewegte die Lippen, die ſo fahlen, etwas dicken Lippen
des Südaſiaten. Doch kein Laut entfloh ſeinem Munde. Dann
ging ein Ruck durch ſeine dürren Glieder und er lag ſtarr wie
im Krampf. Er wau ohne Wunde. Hatte der Schreck ihn getötet?
Ich glaube es nicht, denn der Malaie, der alt geworden iſt, hat
viele und ſchreckliche Erdbeben erlebt. Das Beben der Vulkan=
inſel
Krakatao an der Küſte Weſtjavas tötete vor mehr denn
40 Jahren allein 186 000 Menſchen!
Die Erde war wieder ruhig. Schwer atmend ſtand ich da,
nicht wie jemand, der, einem Sturm auf hoher See glücklich
entronnen, an Land ſteht, ſondern wie einer, der den ſchwerſten,
vernichtendſten Schlag in der nächſten Minute erwartet.
Doch es blieb ſtill. Nur das Rauſchen von ſtürzendem
Waſſer ertönte. Menſchen ächzten. Von nahem Baum kreiſchte
ein Affe. Und ringsum Verwüſtung . . .

Shodt, Sptel und Jucnen

Um den Adolf=Hikler=Handball=Pokal.
Der von der Deutſchen Sportbehörde veranſtaltete Adolf= Hit=
ler
=Handball=Pokalwettbewerb. zugunſten der Spende für die
Opfer der Arbeit nimmt am 9. Juli mit der Vorrunde ſeinen An=
fang
. Für dieſe Spiele haben bekanntlich alle 16 deutſche Sport=
Gaue Städtemannſchaften zu ſtellen. Für Darmſtadt iſt folgende
Mannſchaft gemeldet:
Die Darmſtädker Elſ.
Mainheſſen=Saar (Stadtelf Darmſtadt) für das Spiel in
Darmſtadt gegen Nordheſſen (Stadtelf Kaſſel); Kipfer (Pol.):
Walter, Pfeiffer (Pol.); Daſcher (Pol.), Delv, Dittmar (SV. 98):
Feick (98), Sommer (Pol.), Ploch, Freund (98), Spalt (Pol.).
Tgſ. 1875Tv. Pfungſtadt.
Wir machen auf das heute abend 6.30 Uhr (Sportplatz Kra=
nichſteiner
Straße) ſtattfindende Eröffnungsſpiel der 75er Turner
(ehem Eintrachtler) aufmerkſam.
Die Adolf=Hitler=Zußball=Pokalrunde.
Ausloſung für die Zwiſchenrunde.
Der Deutſche Fußball=Bund hat die Paarungen für die Zwi=
ſchenrunde
zum Adolf=Hitler=Pokalwettbewerb feſtgeſetzt. Die
Spiele finden am kommenden Sonntag, jeweils 17 Uhr, ſtatt und
ihr Reinertrag fließt wieder der Spende für die Opfer der Ar=
beit
zu. Der Spielplan ſiehr die folgenden Begegnungen vor:
In Berlin (Herthaplatz); Brandenburg Pommern. In
Halle (Platz von VfL. 96): Sachſen Thüringen Mittelrhein. In
Eſſen (Platz von SV. 99): Niederrhein Nordheſſen. In Chem=
nitz
(Radrennbahn): Freiſtaat Sachſen Bayern.

Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt.
Die nächſte Wehrturnſtunde findet am Donnerstag, abends
8.15 Uhr, auf dem Sportplatz an der Kranichſteiner Straße ſtatt.
Erſcheinen aller Mitglieder bis zu 30 Jahren iſt Pflicht.
Zu dem am Sonntag, dem 9. Juli, in Dieburg ſtattfinden=
den
leichtathletiſchen Klubwettkampf zwiſchen dem Tv. Die=
burg
, Tv. Arheilgen und Tgſ. 1875 fährt die Wettkampfmann=
ſchaft
mit dem Auto nachmittags 1.30 Uhr am Vereinshaus Die=
burger
Straße, ab. Für Schlachtenbummler beſteht noch Fahrt=
gelegenheit
.
Rot=Weiß Darmſtadt.
Am Donnerstag findet auf dem Platze an der Rheinallee
der 2. Wehrſportabend ſtatt. Antreten aller dazu in Frage kom=
menden
Mitglieder pünktlich 8 Uhr. Außerdem müſſen ſämtliche
Abteilungsleiter anweſend ſein.
Fußballabteilung: Am Mittwoch fällt durch den Klubwett=
kampf
der Leichtathleten das Training aus. Es wird ausnahms=
weiſe
am Sonntag vormittag 10 Uhr unter der Leitung des
Herrn Bärenz ſtattfinden. Am Freitag abends 8.30 Uhr, Spie=
ler
= und Monatsverſammlung bei Löffler.
Wimbledon nähert ſich dem Höhepunkk.
Hilde Krahwinkel ſiegt weiter
Unter einer faſt troviſch glühenden Hitze und vor überfüllten
Tribünen wurde, am Dienstag in Wimbledon erbittert um das
Verbleiben im Wettbewerb gekämpft. Im Herren=Einzel herrſchte
Ruhe. Um ſo hartnäckiger wurden aber die Gefechte im Herren=
Doppel geführt, wo es nur wenige Entſcheidungen unter fünf
Sätzen gab. Der ſenſationelle Kampf zwiſchen den Exaländern
Olliff/Wheaterroft und den Amerikanern Stoeffen/Sutter, der
mit dem überraſchenden 5:7, 2:6, 7:5, 11:9, 8:6=Sieg der Englän=
der
endete, dauerte ſogar drei Stunden. Dennoch konnten ſchließ=
lich
die Gegner für die Viertelfinals feſtgeſtellt werden. Unter
den letzten Acht iſt England mit zwei Paaren vertreten, wäh=
rend
ſich die übrigen Paare auf ſechs Nationen verteilen. Erfreu=
licherweiſe
iſt auch Deutſchland mit ſeinem Davispokal=Doppel von
Cramm/Nourney dabei.
Nach den Herren ermittelten am Dienstag auch die Damen
im Einzel die Teilnehmerinnen der Vorſhlußrunde. Wohl den
Hauptkampf des Tages lieferten ſich vor vielen Tauſenden von
Zuſchauern auf dem Centrecourt unſere Spitzenſpielerin Hilde
Krahwinkel und der neue engliſche Tennisſtar, die Siegerin
von Paris, Peggy Scriven. Die Deutſche lieferte wieder einen
prachtvollen Kampf, bei dem ſie zwar den zweiten Satz abgab, in
dem ſie aber ſonſt ihre Bezwingerin von Paris völlig beherrſchte.
Die Deutſche gewann ſchließlich das Match mit 6:4, 3:6, 6:1. Lei=
der
trifft ſie nun ſchon in der Vorſchlußrunde auf die engliſche

Titelverteidigerin Helen Moody/Wills, die die ſchweizeriſche
Meiſterin Payot 6:4, 6:1 geſchlagen hatte. In der anderen Hälfte
heißen die Gegnerinnen Round=England und Helen Jakobs=USA.
Miß Round ſchaltete die italieniſche Meiſterin Valerio mit 6:3,
6:2 aus und Helen Jakobs blieb über Frankreichs Meiſterin Si=
mone
Mathieu mit 6:1, 1:6, 6:2 Siegerin.

Der Führer des Mittelrbeingaues der DT.,
Topp=Frankfurt, wurde vom Führer der DT., Prof. Neuen=
dorff
, ſeiner Aemter enthoben.

Rundfunk=Programme.

Frankfurt: Mittwoch, 5. Juli
7.10: Choral. 7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
10.10: Schulfunk: Schmeckt die Wurſt? Hörbericht vom deutſchen
Schlachterhandwerk.
10.45: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
12.00: Ludwigshafen: Mittagskonzert der vereinigten Kapellen der
Landespolßzei und des SS.=Muſikzuges 10.
13.30: Szenen aus Hänſel und Gretel (Humperdinck). Schallplatten.
14.20: Jeder hört zu!
15.20: Stunde der Jugend: Fünf Jungens i Gefahr! Hörſpiel.
16.30: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: G. Görlich.
18.00: Geſpräch mit einem Roſenzüchter.
18.25: Zeitfunk.
18.45: Kurzbericht vom Tag.
19.00: Vom Deutſchlandſender: Stunde der Nation: Sachs, halte
Wacht. Siebenbürgen. Hörfolge von F. H. Reimeſch.
20.00: Sonderſendung.
20.10: Aus deutſchen Opern. Ltg.: Dr. Merten.
21.10: Braune Kameraden. Ein Bild von den erſten Kämpfen um
die Straße in unſerer Heimat.
22.25: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: München: Nachtmuſik. Ltg.: E. Kloß.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 5. Juli
9.00: Schukfunk: Deutſche Geſchichte in deutſcher Dichtung: Der
Weg zum erſten Reich.
9.25: Fröhlicher, Kindergarten.
10.10: Schulfunk: Arbeitsloſe bauen ein Flugzeug. (Aufnahme.)
14.45: Kinderſtunde: Wir waren auf der Pfaueninſel in dem
Schlößchen der Königin Luiſe.
15.10: Dr. Knoche=Santiago: Indianer und Kapital.
15.45: Rudolf Huch: Altmännerſommer.
16.00: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.00: Prof. Dr. Jaeger: Die griechiſche Tragödie und der Menſch
der Gegenwart: Euripides.
17.30: Alte Klaviermuſik. Am Klavier: Käthe Conrad.
18.00: Das Gedicht.
18.05: Was uns bewegt. Wehrkreispfarrer Müller, Orgel: Hans
Georg Görner.
18.35: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
19.00: Stunde der Nation: Sachs, halte Wacht! Siebenbürgener
Hörfolge von Fritz Heinz Reimeſch.
20.90: Kernſpruch.
20.05: Köln: Il re paſtore (Der Hirt als König), Oper von
Mozart. Einführende Worte von Dr. Anheißer.
23.00: Tanzmuſik. Kapelle Herbert Fröhlich.

Wetkerbericht.

Durch die an das weſtliche Hoch angrenzenden Störungen
erfolgt noch Zufuhr kühler Luft, welche bei uns zunächſt etwas
Bewölkung mit ſich bringt und auf die Temperaturen einwirkt.
Später dürfte der hohe Druck wieder etwas mehr Einfluß ge=
winnen
und die ſtarke Sonnenſtrahlung zu Erwärmung führen.
Ausſichten für Mittwoch, den 5. Juli: Leicht wechſelnd wolkig,
zeitweiſe auch ſtark aufheiternd, trocken, etwas kühler, dann
wärmer
Ausſichten für Donnerstag, den 6. Juli: Zeitweiſe etwas bewölkt,
ſonſt aufheiternd, wärmer, trocken.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reiſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Wllly Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilſch in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nich t übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

R

WEIBLICH

Lehrmädch., das 1½
J. gelernt, ſ. Stelle
z. weit. Ausbildg.
(Friſeurgeſch) Off.
unt. B 117 Gſchſt.
Tücht., zuverl. Frl.
32 J. alt, perf. im
Haush., ſucht Stel=
lung
in frauenloſ.
Haush. od. zu älter.
Ehep. Beſte Zeugn.
u. Empfehl. Angeb.
u. B 20 Geſch. Tamg
Für mehri Stütze,
evgl., Württbg., in
all. Zweig. d. Haus=
halts
durchaus be=
wandert
. guten, zu=
verläſſig
. Charakt.,
ruh. Weſens, wird
geeign. Stellung in
herrſch. Hauſe bei
alleinſt. Herrn od.
Dame, evtl. kl. Fa=
milie
, geſucht. Näh.
Verein der Freun=
dinnen
jg. Mädch.,
Sandſtr. 24. (8308 unt B 123 Geſchſt.*
Junge Frau ſucht
Stell. in frauenloſ
H. o. allſt. Dame.* aushilfswſe. geſ.
Ang. u. B 130 Gſch
Anfertig. u. Flicken
von Wäſche w. ang.
u. prompt u. billig
ausgeführt. Ang. u.
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[ ][  ][ ]

Nummer 184

llattel

Mittw cch, 5. Juſi

LeichteBeſſerung derengliſchen Wirtſchaftslage
Abnahme der Arbeifsloſigkeik. Anziehen der Großhandelspreiſe. Anſteigende Bewegung
auf dem Akkienmarkk.

Engliſcher Wirkſchaftsbrief.
Von unſerem (O=Korreſpondente n.
London, 2. Juli.
Die von der Induſtrie, dem Handel und den Banken einlau=
fenden
Berichte zeigen, daß die leichte Beſſerung der engliſchen
Wirtſchaft, die Ende März einſetzte, ſich während des zweiten Jah=
resviertels
fortgeſetzt hat, und daß die allgemeine Wirtſchaftslage
Englands zurzeit jedenfalls etwas beſſer als um die gleiche Zeit
des Vorjahres genannt werden kann. Beſonders deutlich
machte ſich die Beſſerung in den Verhältniſſen
des Arbeitsmarktes ſpürbar. Die Zahl der Arbeits=
loſen
, die ſich noch Ende vorigen Jahres etwa um 3 Millionen be=
wegte
, betrug Ende Mai bloß 2,6 Millionen, d. h. ſie verringerte
ſich gegenüber dem Vormonat um etwa 114 000 und dürfte zurzeit
auf weniger als 2,5 Millionen geſunken ſein. (Dieſe Verringe=
rung
der Arbeitsloſigkeit in Großbritannien iſt um ſo bemerkens=
werter
, als in mehreren Ländern Europas ebenfalls ein Rück=
gang
der Arbeitsloſigkeit zu verzeichnen iſt; nächſt Deutſchland.
wo es zurzeit 1,2 Millionen Arbeitsloſe weniger als vor einem
Jahre gibt, hat ſich die Arbeitsloſigkeit im Laufe des Mai ver=
ringert
in: Frankreich um 40 000, in Oeſterreich um 30 000, in
Italien um 56 000, in der Schweiz um 11 000 in Dänemark um
20 000 und in Belgien um 10 000 Perſonen.) Das einzige Gebiet
der engliſchen Wirtſchaft, das keine nennenswerte Veränderung
der Arbeitsloſigkeit aufwies, war die Kohleninduſtrie. Sehr be=
merkbar
war dagegen die Abnahme der Arbeitsloſigkeit in ſolch
wichtigen Induſtrien wie Stahl und Eiſen, Häuſer= und Schiffs=
bau
, Kleider= und Schuhbranche und faſt ſämtlichen übrigen Zwei=
gen
der engliſchen Wirtſchaft.
Die meiſten übrigen Handelsindikatoren beſtätigen die allge=
meine
leichte Beſſerung der engliſchen Wirtſchaft. Die Groß=
handelspreiſe
zogen. laut dem Index des Econo=
miſt
, im Laufe des Mai von 61, 4auf 63,6 an und
ſtelltenſichum3. 1Punkte höher als imMaivori=
gen
Jahres. Der Index der Lebenshaltung blieb dabei unver=
ändert
. Die Produktion in der Eiſeninduſtrie wuchs von 325 000
Tonnen im April auf 340 000 Tonnen im Mai und diejenige der
Stahlinduſtrie von 510 000 auf 600 000 an. Der Wert der Waren=
einfuhr
ſtieg von 51,2 Millionen im April auf 57,3 Millionen im
Mai und derjenige der Warenausfuhr von 29, 9im April auf 34,6
im Mai. Die vorläufigen Berichte über den Stand des Detail=
geſchäftes
weiſen laut Economiſt ermutigende Anzeichen einer
Beſſerung auf und ſprechen von einer, merklichen Zunahme der
Kaufkraft und Kaufluſt des großen Publikums. Der langanhal=
tende
Rückgang in der Inanſpruchnahme von Bankkrediten ſcheint
ebenfalls ein Ende erreicht zu haben; und nach den letzten Berich=
ten
der Großbanken iſt im Laufe des Mai im Vergleiche zum Vor=
monat
eine Zunahme der Bankdarlehen um 11 Millionen Pfund
Sterling erfolgt. Parallel mit den genannten Erſcheinungen iſt
an den engliſchen Börſen eine, ziemlich kräftige Beſſerung der
Aktienkurſe zu verzeichnen geweſen. Bemerkenswerte Aufſchlüſſe
über dieſes Gebiet gibt der Bankers Magazine=Index, der auf
den Preisfluktuierungen von 365 führenden Aktien aufgebaut iſt.
Der Geſamtwert dieſer Aktien betrug vor eine Jahre 5 586 284 000
Pfund Sterling. Zurzeit iſt er auf 6 249 058 000 Pfund Sterling
angeſtiegen. Das Vermögen des britiſchen Puhlikums hat mithin
allein, was ſeinen Aktienbeſitz anbelangt, im Laufe eines Jahres
einen Zuwachs von 662 774 000 Pfund Sterlin erfahren. Vom
Maß der Kursſteigerung dürften folgende Beiſpiele einen unge=
fähren
Begriff geben:
Niedrigſter
Gegenwärtiger
Preis
Name der Aktie
Preis 1932
30/
Dunlops
6/4½
Imperial Chemicals Defd.
27½
P. & O. Defd.
16/9
11/3
16/
Sudan Plantations.
34/.
4/9
Britiſh Celaneſe.
35/6
J. & P Coats
57/3
Southern Prefd
13½
35½
14½
B. A. Gt. Southern.
938
198
Canadian Pacific.
Die anſteigende Bewegung auf dem britiſchen

Aktienmarkt iſt mehr oder weniger allgemein.
Sie iſt darauf zurückzuführen, daß der Kursſtand des Jahres 1932
übernatürlich niedrig war, und daß das britiſche Börſenpublikum
in Erwartung einer kommenden Beſſerung der Wirtſchaftslage ſein
Vermögen wieder mit mehr Zuverſicht zu inveſtieren begann. Die
Bankhauſſe hat ihrerſeits eine Zunahme der Kaufkraft des Publi=
kums
zur Folge gehabt. Dieſe wiederum iſt der Geſamtwirtſchaft
zugute gekommen. Daher gewinnt die Ueberzeugung immer mehr
an Boden, daß auf dem Umwege der Aktienumſätze vielleicht am
eheſten ein Mittel zur Ueberwindung der Kriſe und zur Ankur=
belung
der Wirtſchaft gefunden werden könnte. Es laſſen ſich alſo
zurzeit in England Wirtſchaftsſymptome beobachten, die den Vor=
gängen
in den Vereinigten Staaten nicht unähnlich ſind. Der
Economiſt, der dieſe Feſtſtellung macht, fügt jedoch hinzu, daß
hierbei zwei Tatſachen nicht vergeſſen werden ſollten: erſtens, daß
die Lage der engliſchen Wirtſchaft, trotz der leichten Beſſerung
während der letzten drei Monate, immer noch kataſtrophal ſchlecht
iſt, und zweitens, daß die weitere Entwicklung der engliſchen Wirt=
ſchaft
ganz und gar von der Entwicklung der Dinge in den übrigen
Ländern der Welt abhängt. Vor allem bezieht ſich das auf Amerika.
Denn falls Amerika ſich in der Tat einer wirtſchaftlichen Zuſam=
menarbeit
mit England und der übrigen Welt entziehen ſollte,
dürften nur ſehr geringe Ausſichten auf ein Anhalten der gegen=
wärtigen
vorübergehenden Beſſerung gegeben ſein.
Bernner und Zrantfarier eſſeiiendörfe.
Die Berliner Börſe ſtand wiederum unter dem Eindruck
der ungünſtigen Meldungen von der Londoner Weltwirtſchaftskon=
ſerenz
, die kaum noch an einem ergebnisloſen Auseinandergehen
zweifeln laſſen. Das Publikum zeigte daher weitere Zurückhal=
tung
, dem ſich auch die Spekulation anſchloß. Die feſtere Veran=
lagung
der Auslandsmärkte, insbeſondere New York, blieb völlig
einflußlos. Es ergaben ſich daher auf der einen Seite Kursein=
bußen
bis zu 2 Prozent, denen andererſeits Kurserhöhungen in
gleichem Ausmaß auf Zufallsorders hin gegenüberſtanden. Von
Montanwerten zeigten Buderus und Mannesmann mit je plus
3 Prozent eine etwas feſtere Veranlagung, während Klöckner um
1½ Prozent und Harpener um ½ Prozent gedrückt waren. Braun=
kohlenwerte
blieben unentwickelt, lediglich Niederlauſitzer Kohle
waren mit minus 1 Prozent ſtärker verändert. Von Kaliwerten
büßten Aſchersleben und Weſteregeln je 4 Prozent ein. Am chemi=
ſchen
Markt konnten JG. Farben ihren Vortageskurs um 8 Pro=
zent
erhöhen, während Chem. v. Heyden 2½ Prozent niedriger er=
öffneten
. Faſt umſatzlos ſind Gummi= und Elektrowerte. Chade
fielen mit einem Gewinn von 2. RM. auf. dagegen waren Fel=
ten
mit minus 1½ und RWE. mit minus ½ Prozent ſtärker ge=
drückt
. Kaum verändert blieben die Märkte der Gas=, Auto=,
Maſchinen= und Waſſerwerkswerte, an denen die Kursverände=
rungen
über ½ Prozent kaum hinausgingen. Von Bauwerten
konnten Julius Berger in der Hoffnung auf eine günſtige Beein=
fluſſung
durch das Straßenbauprogramm 2½ Prozent gewinnen.
Auch Textilwerte waren auf Intereſſenkäufe eine Kleinigkeit ge=
beſſert
. Am Papier= und Zellſtoffmarkt verloren Zellſtoff Wald=
hof
1½ Prozent. Von Brauwerten konnten Dortmunder Union
auf eine kleine Nachfrage um 4 Prozent anziehen. Von ſonſtigen
Induſtriepapieren ſind als ſchwächer veranlagt Südd. Zucker mit
minus 1½ Prozent, Dt. Atlanten mit minus 1½ Prozent und EB.=
Verkehr mit minus 1 Prozent zu erwähnen. Von Bankaktien
waren Bank für Brauinduſtrie um 2½ Prozent gebeſſert von
Schiffahrtspapieren Hanſa Dampf angeboten und mit Minus=

Minus=Zeichen verſehen. Der Rentenmarkt zeigte eine eher etwas
ſchwächere Veranlagung, da namentlich in Pfandbriefen wieder
einiges Material herauskam. Altbeſitz eröffneten ½ Prozent
höher, Neubeſitz dagegen ½ Prozent niedriger; ebenſo gaben
Reichsſchuldbuchforderungen zunächſt ½ Prozent nach, erholten ſich
jedoch im Verlaufe eine Kleinigkeit. Ausländiſche Renten blieben
unentwickelt. Im Verlaufe blieb die Tendenz weiterhin ſchwan=
kend
, doch überwogen gegen Schluß der erſten Börſenſtunde die
Abbröckelungen.
Die geſtrige Lage an der Frankfurter Börſe konnte als
nicht unfreundlich angeſehen werden. Die Gefährdung der Welt=
wirtſchaftskonferenz
war von keiner, nachhaltigen Wirkung auf
Stimmung und Kursgeſtaltung, eher wurde dagegen die Aufwärts=
bewegung
der amerikaniſchen Warenbörſen beachtet. Auf der
anderen Seite machte ſich die Orderloſigkeit auf vielen Gebieten
hemmend bemerkbar. Die Abweichungen gingen jedoch ſelten über
1 Prozent nach beiden Richtungen hinaus. Im Verlaufe blieb die
Börſe behauptet, vereinzelt traten leichte Befeſtigungen ein, ſo
zogen JG. Farben 1¾ Prozent, Reichsbankanteile ½ Prozent und
Rütgerswerke erneut ¼ Prozent an. In Montan= und Elektro=
papieren
ergaben ſich nur noch in wenigen Fällen zweite Kurſe.
Harpener und Goldſchmidt verloren je 1½ Prozent, recht matt ten=
dierten
Leonh. Tietz mit 15½ nach 17½ Prozent. Waldhof lagen
mit plus 1½ Prozent etwas erholt. Am Kaſſamarkt war die Hal=
tung
uneinheitlich verſchiedene Werte erſchienen mit Minus=
Minus=Zeichen. Der Rentenmarkt wies keine einheitliche Tendenz
auf. Von deutſchen Anleihen verloren Neubeſitz ¼ Prozent, wo=
gegen
Altbeſitz ½ Prozent anziehen konnten Reichsſchuldbuch=
forderungen
ca, 73 Prozent Brief nach 73½ Prozent. Nach vor=
übergehend
leichter Abſchwächung zogen von Deutſchen Anleihen
Reichsalt= Neubeſitz= und Reichsſchuldbuchforderungen im Ver=
laufe
kräftig an, die Kurſe lagen nahezu 1 Prozent feſter. In=
duſtrie
=Obligationen verkehrten uneinheitlich während Stahl=
vereins
=Bonds ½ Prozent verloren, zogen Reichsbahn=Vorzüge
und JG. Farben=Bonds bis zu 1½ Prozent an. Infolge der Wäh=
rungsregelung
in Mexiko, einer entſprechenden Bewegung am
Silbermarkt und der prägnanten Befeſtigung an der Pariſer
Börſe erſchienen Mexikaner z. T. mit Plus=Plus=Zeichen, 5 Proz.
innere Mexikaner zogen um 2 Prozent, 3=Prozenter um 1½ Pro=
zent
und 5 Prozent äußere um 1 Prozent an. Von Schweizer Ren=
ten
waren Bundesbahn=Anleihe bemerkenswert ſchwach; die Kurſe
ſchwächten ſich bis zu ca. 6 Prozent ab.
Der Aktienmarkt lag zur Abendbörſe bei geringen Umſätzen
ſehr ruhig. Die Kurſe hielten ſich durchſchnittlich auf dem Ber=
liner
Schluß. Farben blieben unverändert, Bekula waren 1, Har=
pener
½ Prozent ſchwächer. Etwas belebter war der Rentenmarkt.
Maßgebend hierfür war, daß das Angebot an Pfandbriefen zur
Mittagsbörſe reſtlos abgeſetzt werden konnte. So waren Altbeſitz
½. ſpäte Schuldbücher 1½ Prozent feſter. Neubeſitz und Schutz=
gebiete
lagen unverändert. Stahlbonds wurden bei 55½ genannt.
Der weitere Verlauf brachte keine weſentlichen Veränderungen.
Forkführung der Börſenreform.
Bereinigung der Maklerſchaft der Berliner Börſe.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: In Fortfüh=
rung
der großen Börſenreform, die der preußiſche Miniſterpräſi=
dent
in ſeiner Landtagsrede vom 18. Mai ds. Js. angekündigt
hat, iſt eine grundlegende Bereinigung bei den Maklern der Ber=
liner
Börſe angeordnet worden. Die Regierung kann es nicht
länger, dulden, daß ſich unter den Berliner Börſenmaklern
Elemente befinden, die nach Herkunft, Geſinnung und Betätigung
nicht an die Börſe gehören. Es wird daher ein radikaler Schritt
vorgenommen. Am 30. September 1933 erlöſchen ſämtliche Bör=
ſenzulaſſungen
der Berliner Makler. Wieder zugelaſſen werden
nur diejenigen Perſonen, welche die erforderlichen moraliſchen
und ſachlichen Vorbedingungen erfüllen. Es werden ſomit in Zu=
kunft
an der größten deutſchen Börſe nur ſolche Makler tätig ſein,
die von einem Zulaſſungsausſchuß als ehrenhafte und vertrauens=
würdige
Fachleute anerkannt worden ſind. Diejenigen die den
Zulaſſungsbedingungen nicht entſprechen und aus der Börſe aus=
ſcheiden
, erhalten ſelbſtverſtändlich keinerlei Entſchädigung.

Wirkſchaftliche Organiſakionsfragen
im thein=mainiſchen Wirtſchaftsgebiel.
Auf der Jahreshauptverſammlung des Verbandes Mittel=
deutſcher
Induſtrieller in Frankfurt a. M. entwickelte der neue
Handelskammerpräſident Dr. Luer, der bei dieſer Gelegenheit in
den Vorſtand des Verbandes gewählt wurde, die neuen Organi=
ſationsfragen
im rhein=mainiſchen Wirtſchaftsgebiet. Das Leben
unſerer Volkswirtſchaft müſſe wieder in geſunde Bahnen geführt
werden, und der Anfang dieſer Neuordnung ſei die Schaffung
eines Rahmens, in den der Geiſt dann zum Wohle der geſamten
Volksgemeinſchaft hineingetragen werden müſſe. Deshalb dürften
die Wirtſchaftsgebiete nicht an den Grenzen einer Landeseinteilung
halt machen, ſondern man müſſe organiſch zuſammengehörige
Wirtſchaftsgebiete ſchaffen, bei denen die wirtſchaftlichen Belange
die gleichen ſeien: Gliederung und Aufbau des neuen Wirtſchafts=
raumes
müßten logiſch vertretbar ſein. Genau wie in der Politi
müſſe auch die Stufung innerhalb, der Wirtſchaft unter einheit=
lichen
Geſichtspunkten durchgeführt werden. Unter den heutigen
Verhältniſſen ſei das Organiſationsproblem außerordentlich wich=
tig
. Man wolle in nationalſozialiſtiſchen Kreiſen weder eine
ſchlaffe Zentraliſierung, die der Planwirtſchaft gleichbedeutend
ſei, noch eine Dezentraliſation, die zu einer freien Wirtſchaft führe,
die einen ſehr oft ruinöſen Konkurrenzkampf in ſich trage und
die Wirtſchaft zu einem Staat im Staat herauskriſtalliſieren
laſſe, ſondern eine elaſtiſche Kombination, der beiden Extreme.
Das Ziel der neuen Wirtſchaftsgeſtaltung ſei feſt und unverrück=
bar
, die Wege aber labil, und die Verantwortung ſolle auf die
Schultern verantwortungsbewußter Unternehmer gelegt werden.
Damit ſoll die Gliederung innerhalb eines berufsſtändiſchen Auf=
baues
erreicht werden, wobei der Stand die Gemeinſchaft all derer
ſei, die in der Volkswirtſchaft die gleichen Aufgaben hätten. Im
berufsſtändiſchen Aufhau ſollten die Unternehmer, Angeſtellte und
Arbeiter in gleicher Weiſe erfaßt werden, wobei die Führung in
der Hand des verantwortungsbewußten Eigentümers des Un=
ternehmers
liege.
Bekannkmachung der Reichsſtelle
für Gefreide, Fukkermikkel und ſonſtige landwirt-
ſchaftliche
Erzeugniſſe.
Die Billigkeitskommiſſion hat über die Behandlung von Alt=
kontrakten
, die über Oelkuchen ausländiſcher Erzeugung bis zum
5. April 1933 einſchließlich geſchloſſen worden ſind, einen Beſchluß
gefaßt, nach dem derartige Oelkuchen mit einem Monopolaufſchlag
von 5. RM. (wie bisher) abzurechnen ſind, ſoweit ſie an den in=
ländiſchen
Verteilungshandel oder den Verbraucher verkauft wur=
den
. Noch nicht oder in waagrechter Linie verkaufte Ware iſt mit
einem Aufſchlag von 30. RM. (bisher 12. RM.) abzurechnen.
Vorausſetzung für die Anwendung der Regelung iſt, daß die Waren
bis ſpäteſtens 31. Dezember 1933 in das Zollinland verbracht wor=
den
ſind. Die Anwendung der Beſtimmung iſt in das Ermeſſen
der Reichsſtelle geſtellt, die Regelung kann jederzeit von der
Billigkeitskommiſſion widerrufen werden.
Produkkenmärkke.
i. Weinheimer Obſtgroßmarkt vom 2. Juli. Amtliche Preis=
notierungen
: Kirſchen 1. Sorte 1624 Pfg. pro Pfund, 2. Sorte
1317 Pfg.; Erdbeeren 1. Sorte 2427 Pfg., 2. Sorte 2325
Pfg.: Himbeeren 3033 Pfg.: Stachelbeeren 914 Pfg.; Johan=
nisbeeren
rot 1011 Pfg. pro Pfund. Anfuhr 60 Zentner, Nach=
frage
rege. Tägliche Verſteigerungen um 14 Uhr.

Viehmärkke.

Mannheimer Viehmarkt vom 4. Juli. Aufgetrieben waren
141 Ochſen. 85 Bullen, 324 Kühe, 236 Färſen, 694 Kälber, 26
Schafe, 2126 Schweine, 7 Ziegen. Preiſe: Ochſen a1) 3032,
a2) 2425 b1) 2528: Bullen a) 2830, b) 2426, c) 2124:
Kühe a) 2225 b) 1822 c) 1518 d) 1214: Färſen a) 31
bis 33, b) 2628, c) 2426; Kälber b) 3943, c) 3638, d) 33
bis 35, d) 2730; Schweine b) und c) 3940, d) 3840, e) 34
bis 36. Marktverlauf: Mit Großvieh, Kälbern und Schweinen
mittel, geräumt.

Berliner Kursbericht
vom 4. Juli 1933

Beutſche Sanr und Sibronto-Gefrafchaft

Deviſenmarlt
vom 4. Juli 1933

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G
Bahr. Motorenw.
C. P.Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas

Ne
56.
45.50
14.50
19.75
16.25
23.125
123.25
52.25
12.
68.75
150.75
107.

Meu
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Berow.
Geſ. f.elektr.Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen und
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel

Nc
83.25
128.375
58.375
85.
94.
62.50
55.
123.50
51.125
78.375
62.50
45.
42.50

Meeee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali ſ=
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Ber. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke

JRa
61.125
168.
16.
33.75
125.50
53.50
22.
74.25

77.50
59.50
80.

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.

Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm.
London.
Buenos=Aires
New York.
Belgien.
Italien
Paris

Währung /0
100 finn. Mk.) 6.294
100 Schillingl4
100 Tſch. Kr./12.54
00 Pengö
1ooLeva.
100 Gulden
100 Kronen R1.5s
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſol
Dollar.
00 Belgo. 5
100 Lire .
00 Franes

3.047
169.33
63.54
14.24
0.328
3.162
8.86
2.26

Brie
6.29e
46.95 47.05
12.56
3.05.
169.67
7165
63.66
N3.28 73.42
14.28
0.332
3.188
59.98
22.32
18.58 16.62

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeirt
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Fſtambu
Kairo.
Kanada
Uruguah
Fsland
Tallinn (Eſtl.)
.)
Riga

Währung /Gelds Brief 100 Franken /81.22 81.38 100 Peſetas 35.26 25.34 1o0 Gulden B2.12 (2.28 Yen 0.999 (.s01 oſt Milreis 0. 229 (.721 100 Dinar 5.1e5 5.a05 100 Escudos 12.95 2.59 100 Drachm. 2.428 7.432 t türt. 2 2.014 2.(22 t ägypt. 4 19.62 12.66 1 canad. Dol. 2.36 2.273 1 Goldpeſo 1.a0s 451 100 isl. Kr. e 64.19 64.31 100 eſtl. Kr. 74.03/ 74.17 100 Lais 73.18 73.32

Zurmſtadter and Harionatoant Süreanngr, Fitlatt 9k4 Brrsgher Sunt
Frankfurter Kursbericht vom 4. Juli 1933.


Gr. IIp. 19341
.. 1935
. 1936
. 1937
.. . 1938
Gruppe!
6% Dtſch. Reichsan!
v. 27
5½% Intern.,v.30
62 Baden. . . v. 27
6%Bayern . v. 27
6% Heſſen... v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen.. v. 27
6% Thüringenv. 27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4½. Ab=
löſungsanl
.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden
6% Berlin. . . . v. 24
6% Darmſtadt .
6% Dresden, v. 26
62 Frankfurt a. M
Schätze v. 29
v. 26
88 Mainz
6% Mannheim v. 27
6% München v. 29
6%Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk.
6% Goldoblig.
5½ % Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liguib.

97
911,
841,
86-,
771
85
891,
84
78
82.25
84.5

73

74.5
10.05

58
62
55
54
63.5
55
65.5

D
Hhp.=Bk. Ligu.=
Kom. Obl. ...."
6% Preuß. Landes=
Pfb.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſchldobl. R. 11
R. 121
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ. Anl.
*AuslSer I
4AuslSerIf
Dt. Komm. Samm.,
Abl. (Neubeſitz).
6%Berl. Hyp. Bi.
5½%0 Lig.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
1 6
Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
½% Lig. Pfbr.
25 Pfälz. Hhp.=Bk.
2 Lig. Pfbr.
8% Rhein, byp. Bk.
5½% Lig. Pfbr.
6% Goldoblig.
6% Südd. Bod.=
Fred.=Bank
5½% Lig. Pfbr.
6% Bürtt. Hhp.=B.

m.5

64.5

*

66.25
89
10
82
86
82:1,
66.5
82.5
78
85
83
83.25
80
79.5
73.5

8% Daimler=Benz
6% Dt. Linol.Werke
6% Mainkrw. v. 26
820 Mitteld. Stahl
6% Salzmann u. Col
6% Ver, Stahlwerke
82 Voigt u. Häffner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L.E. B.
9. Inveſt.
520 Bulg. Tab. v. 03
½% Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
4%0 Türk. Admin.
1. Bagdadl
Zollanl.
4½% Ungarn 1913
1914
4½%o
Goldr.
4%
1910
4%0
4½ Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
4% Stockholm
Aktien.
Alg. Kunſtziide Unie
A. E. 6.
....
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht!1
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg
Karlſtadt
J. 6.Chemie, Baſell;

86.5
80.75
65
53.75
115
14.25
15.25
16.25
5.5
9.5
3.25

Co
40
50
80
42.25
98
22
52
108
73.5
80.5

eteh
Ehade.
Contin. Gummiw.
Contin. Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. .ſ.
Erdöl.
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linoleum ....!
Dortm. Ritterbräuſ
Dnckerhoff & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
J. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt & Guilleaume.
Frankfurter Hof.
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.f.elektr. üntern.
Goldſchmidt Th. / 46
Gritzner=Kayſer...
Grün & Bilfinger
Hafenmühle Frkft.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke. Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger. Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen .
Holzmann, Phil.
3lſe Bergb. Stamm
Genüſſel.
Junghans .......

R
1511,
46
29.25
168
113.5
170.5
45

130
35

57.5
85.5
22.5
79
333,
95
92
38
8.75
95
55
156
114
30

Mſe
Aſchersleben.
Klein, Schanzlin ..
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H.....
2ahmeher & Co.
Laurahütte ....
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch. =
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt Br...
Mannesm. =Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf
Miag. Mühlenbau
Motoren Darmſtadt
Reckarwert Eßling.
Sberbedar
Bhönix Bergbau
Reiniger. Gebbert
Rh Braunkoblen /s
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke ....
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn.
Schöfferhof=Bind.: 1
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr. 11
Schwartz, Storchen
Siemens & Halske
Südd. Zucker=A. G.
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ...
hunterfranken .. . . .

79.5
Ri.
61
621
22.75
58.25
55
32
80
8.5
34
51
203
96
87.75
84
56
61.5
171
205
163
104.5
8a
158.5
70

Merdue
Ver. Ultramarin..
Voigt & Hgeffner
Beſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bant..
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer, Hyp. u. W.
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Reichsbank=Anr ..!.
Rhein. Hyp.=Bant
Südd. Bod.=Cr. Bf.
Württb. Notenban
A.- G. f. Vertehrsw
Allg. Lokalb. Kraftw
72, Dt. Reichsb. Vze
Hapag.
Nordd. Liond.
Südd. Eiſenb.=Gei.
Allianz= u. Stuttg.
Verſicherung ..
.. Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. M
Mannheim. Verſich
Otavi Minen

16.25
Schantung Handelst 31.25

Z
103.5
124
41.5
24.25
107
66
91
S0.5
56
3
45.5
81.5
(6.5
E2
142.5
97.5

4:.25
83
S9-1,
16.55

200
27.5

[ ][  ][ ]

Mittwoch, 5. Juli 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 184 Seite 11

TAlIO Saäde

Original-Roman
von
Hans Hirthammer

(Nachdruck
13)
Wendrich hielt den Kopf unter die kalte Duſche. Hol’s der
Satan! Hatte er denn wirklich den Verſtand verloren?
Ja, es ſchien wohl ſo, denn auch das kalte Waſſer übte keine
nachhaltige Wirkung auf die Richtung ſeiner Gedanken aus.
Dann war alſo, grübelte er weiter, mein eitles Vernünf=
tigſein
geſtern abend, mein Beſuch bei Alice, der Aufenthalt in
der Oper; dann war alles nur ein törichtes Zwiſchenſpiel, ein
mißglückter Fluchtverſuch vor der hypnotiſchen Kraft jenes Augen=
blickes
, da ich auf die ferne Stimme lauſchte. Ich bin neugierig,
was daraus noch werden mag.
Unſinn! Nichts, gar nichts würde werden. Ein Schnippchen
wird man ihr ſchlagen, dieſer romantiſchen Gefühlsverirrung.
Lächerlich, an einen Zwang des Schickſals zu glauben! Wenn man
ſelber nichts unternahm, was ſollte denn wohl geſchehen?"
Mit dem Bewußtſein ſtolz erkämpfter Sicherheit beendete
Wendrich den Brief an Doktor Treuner, den er noch geſtern nach
der Heimkehr begonnen hatte.
Ein paarmal trat die Verſuchung an ihn heran, von ſeinem
Erlebnis zu berichten, aber er ſtrich die Worte, mit denen er die
Schilderung eingeleitet hatte, entſchloſſen durch. Deſto gründlicher
ſchrieb er von der winkenden Erbſchaft, von ſeinen Gefühlen der
Abneigung gegen jene alte Dame in Chikago, von ſeinen Hoffnun=
gen
auf ein reiches Schlemmerleben. Er bat um gründliche Aus=
kunft
und baldige Antwort. Eine Abſchrift der Chikagoer Heils=
botſchaft
wurde beigelegt und der Brief mit Eilvermerk verſehen.
Dann brachte Mutter Krüger das Frühſtück. Sie ſtellte das
Tablett auf den Tiſch, ordnete umſtändlich die friſchen Brötchen
auf dem Teller und ſah mehrere Male nach, ob die Butterdoſe
gefüllt war.
Wendrich ſah ihr beluſtigt zu; er merkte ſchon, daß ſie etwas
auf dem Herzen hatte. Wahrſcheinlich brauchte ſie wieder einen
kleinen Vorſchuß; es war ja auch weiß Gott nicht leicht für ſie,
ſich mit Zimmervermieten durchs Leben zu ſchlagen.
Endlich rückte ſie ſachte mit der Sprache heraus. Sagen Sie
mal, Herr Wendrich, was iſt eigentlich eine Statiſtin? Iſt da
wohl etwas Unanſtändiges bei?"
Wendrich machte ein verblüfftes Geſicht. Wie kommen Sie
darauf, Frau Krüger? Er erklärte ihr den Ausdruck und zer=
ſtreute
ihre moraliſchen Bedenken.

verboten!)
Frau Krüger atmete ſichtlich erleichtert auf. Ja, und dann
noch etwas! Was bedeutet repräſentatives Ausſehen? Möchten
Sie mir das noch erklären?
Wendrich hatte immer noch keine Ahnung, worauf ſeine brave
Wirtin mit ihrer ſonderbaren Wißbegier hinaus wollte. Nun
ja, lachte er, wenn Sie Ihr hübſches ſchwarzes Kleid anziehen,
wiſſen Sie, das mit den Rüſchen, dann ſehen Sie repräſentativ
aus, ſo wie eine Frau Geheimrat, wie eine richtige feine Dame.
Frau Krüger fühlte ſie geſchmeichelt, und nun kam die Wahr=
heit
in Geſtalt der Morgenzeitung an den Tag. Sie faltete das
Blatt geſchäftig auseinader, ganz glücklich, daß ſie ihre Angelegen=
heit
ſo weit hatte.
Mit aufgeregten Fingern wies ſie auf eine Anzeige: Aeltere
Damen von repräſentativem Ausſehen werden zu Filmaufnah=
men
als Statiſtinnen geſucht. Bewerberinnen wollen ſich im Büro
der Europa=Film A. G., Kurfürſtendamm 127, wochentags zwiſchen
12 und 1 Uhr vorſtellen.
Wendrich begann zu ahnen. Ach, nun fange ich an, zu ver=
ſtehen
! Sie wollen
Glauben Sie, daß es etwas für mich wäre? unterbrach ſie
ihn, glühend vor Aufregung. Ich möchte mich melden. Man kann
es ja verſuchen, nicht?
Der Redakteur beeilte ſich, beizuſtimmen. Doch natürlich,
das wäre ja fabelhaft! Mutter Krüger als Filmſtar, ſieh einer
an! Dann gehen wir aber mitſammen in die Uraufführung, wie?"
Nun machen Sie ſich über mich luſtig! klagte Frau Krüger.
Na, aber warten Sie nur! Wenn Sie wüßten! Ich habe ſchon
einmal als junges Mädchen Theater geſpielt, auf einer Liebhaber=
bühne
. Es liegt mir im Blut, müſſen Sie wiſſen!
Wendrich gab ſich geſchlagen, er wagte es nicht mehr. Mutter
Krügers Künſtlerblut in Zweifel zu ziehen.
Insgeheim hatte er ſich bereits einen Plan zurechtgelegt. Er
wollte ein wenig Vorſehung ſpielen. Der lange Hennigs, der
frühere Theaterkritiker von der Mittagspoſt, war doch jetzt Re=
giſſeur
bei der Europa‟! Das traf ſich größartig. Man würde
ihn im Laufe des Vormittags anrufen und ihm Mutter Krüger
wärmſtens ans Herz legen. Hennigs war ein feiner Kerl, der
brachte die Sache ohne viel Worte zum Klappen.
Mutter Krüger! Was ihr alles einfiel! Wendrich machte
ſich ſchmunzelnd auf den Weg. Er befand ſich in ausgezeichneter
Stimmung.

In der Redaktion ewwartete ihn die Arbeit des Tages. Er
liebte ſeinen Beruf, den er ſich in hartnäckiger Ausdauer erkämpft
hatte. In einer Generation von Beamten war er neben
dem völlig mißratenen Onkel Albert der einzige Abtrünnige
geweſen, und es hatte aller Zielſicherheit und Begeiſterung ſeines
jungen Herzens bedurft, ſich nicht zur Ablegung des Staatsexa=
mens
überreden zu laſſen.
Noch vor Beginn der Sprechſtunde telephonierte Fritz Wen=
drich
die Europa an und ließ ſich mit Regiſſeur Hennigs ver=
binden
.
Hennigs hatte ſich ſeine laute Stimme natürlich immer noch
nicht abgewöhnt. Sein Gebrüll machte die Hörmuſchel zittern.
Ach, du biſt es, Wendelin, alter Igel! Was iſt denn los? Ich
wette, du willſt mich für heute abend einladen. Das iſt rieſig
nett! Wohin gehen wir? Ich ſchlage das Münchener Hofbräu
am Wittenbergplatz vor! Einverſtanden?
Hennigs war ein waſchechter Preuße, was ihn aber nicht hin=
derte, eine Schwäche für bayeriſches Bier zu haben.
Eine glatte Erpreſſung! proteſtierte Wendrich. Aber im=
merhin
, wir wollen es gelten laſſen unter einer Bedingung!
Du mußt mir einen Gefallen erweiſen!
Iſt gemacht! Selbſtverſtändlich willſt du für die Wochenſchau
aufgenommen werden?"
Nun ſei endlich vernünftig, Hennigs! Alſo, ihr ſucht doch
ältere Damen als Statiſtinnen, ſtimmt es?
Stimmt auffallend, aber ſag mir, willſt du uns etwa deine
Schwiegermutter andrehen?"
Nicht ganz, aber meine Wirtin intereſſiert ſich dafür und
will ſich bewerben. Alſo mach ihr ſchon die Freude! Sie könnte
den Verdienſt recht nötig brauchen. Eine frühere Schauſpielerin
übrigens!"
Geht in Ordnung, Wendelin! Ich werde mit dem Alten reden,
Und wie heißt die Holde?
Wendrich buchſtabierte den Namen und hängte ſchmunzelnd
an, nachdem er Hennigs nochmals hatte verſprechen müſſen, am
Abend pünktlich zur Stelle zu ſein.
Der Botenjunge hatte ſchon die erſten Anmeldungen für die
Sprechſtunde auf den Schreibtiſch gelegt.
Wendrich teilte die Abneigung vieler Kollegen gegen dieſen
Teil der Berufsarbeit nicht. Es gab keine beſſere Gelegenheit,
Menſchen kennen zu lernen. Junge Leute, voll Begeiſterung und
Ehrgeiz, würdevolle alte Herren mit abgeklä ten Anſichten, die
kluge und bedeutſame Worte zu ſagen wußten; Frauen, die ſich
zäh und bewundernswert mit der Arbeit ihrer Feder durchs Leben
ſchlugen; das Leben ſelbſt in ſeiner glitzernden Buntheit und viel=
fachen
Geſtalt, zog während der Sprechſtunden am Redaktions=
ſchreibtiſch
vorüber.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Seite 12 Nr. 184

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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an 14.21 Uhr. Rückfahrt ab
Heidelberg um 19.30 Uhr. Darmſtadt
Hbf. an 20.30 Uhr.
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Hin= und Rückfahrt 2.10 RM. Näheres
wird während der Fahrt durch Hand=
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bekanntgegeben. S. a. die Aus=
hänge
auf den Bahnhöfen und bei den
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Reiſebüros.
Mainz, den 3. Juli 1933.
Reichsbahndirektion Mainz.

Ortsgr. Darmſtadt.

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belanntmachung
betreffend die Bildung des Rhein=
Mainiſchen Milcherzeugerverbandes
und die Errichtung der Milchabſatz=
genoſſenſchaften
vom 26. Juni 1933.
Auf Grund der Anordnung des Reichs=
kommiſſars
für die Milchwirtſchaft,
Freiherrn von Kanne, vom 10. Juni
1933 über die Bildung des Milchverſor=
gungsverbandes
Heſſen ordne, ich als
Beauftragter des Milchverſorgungsver=
bandes
Heſſen folgendes an:
8 1.
Nach § 1 der Anordnung vom 10.
Juni 1933 werden die Milchabſatzgenoſ=
ſenſchaften
des Verbandsgebietes zu
einem Verband zuſammengeſchloſſen.
Die Vereinigung führt den Namen
Rhein=Mainiſcher Milcherzeugerver=
band‟
. Er hat ſeine Eintragung in das
Vereinsregiſter zu erwirken.
8 2.
Die Gründung der noch zu bildenden
Milchabſatzgenoſſenſchaften im Sinne des
§ 1 Abſ. 1 Ziff. a der Anordnung vom
10. Juni 1933 iſt bis zum 15. Juli 1933
im Benehmen mit den zuſtändigen land=
wirtſchaftlichen
Genoſſenſchaftsverbän=
den
durchzuführen. Beſteht in einem
Orte bereits eine Milchabſatzgenoſſen=
ſchaft
, ſo haben ſich die noch außen=
ſtehenden
Erzeuger dieſer Milchabſatz=
genoſſenſchaft
anzuſchließen.
Milchlieferer (Nichtgenoſſen) einer
Molkereigenoſſenſchaft werden entweder
unmittelbar oder über eine Milchabſatz=
genoſſenſchaft
der Molkereigenoſſenſchaft
angeſchloſſen.
§ 3.
Die Mitglieder einer Milchabſatz=
genoſſenſchaft
haben die zur Ablieferung
beſtimmte Milch an die Sammelſtelle
der Milchabſatzgenoſſenſchaft zu liefern.
Die Errichtung mehrerer Sammel=
ſtellen
ſowie die Beauftragung eines
Sammlers zur Abholung der Milch bei
den Erzeugern bedarf der Genehmigung
des Rhein=Mainiſchen Milcherzeuger=
verbandes
.
Die Verrechnung des Milchgeldes er=
folgt
ausſchließlich über die Milchabſatz=
genoſſenſchaft
.
(8303
Frankfurt/Main, den 26. Juni 1933.
Milchverſorgungsverband Heſſen.
vorm. 7 Uhr 20 C.! Der Beauftragte: Birkenholz.