Einzelnummer 10 Pfennige
Mrlg
A4
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A
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V
V A
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bis 30 Junl 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 163
Mittwoch, den 14. Juni 1933.
196. Jahrgang
21 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſfadt 23 Reichspfg
Finanz=Alnzeigen 35 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mudh
breit/ 2Reichsmark. Anzeigen von auswärts 3SReichspfg4
Finanz=Anzeigen 50 Reſchspfg. 92 mm breite Relames
zeiſe 3— Reſchsmark. Alle Preſſe in Reſchsmarc
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wſe Krieg, Aufruhr Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigenauf=
träge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurc
oder gerſchtiſcher Beitreibung fällt jeder Rabatt weg.
Banſlonto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
von der
Kredit- und Finanzverfkändigung das Primäre. — Neuordnung der Weli nur auf der Grundlage geſunder
Rakionalwirkſchaften. — Es kann der Gläubiger nichk leben, wenn der Schuldner nichk lebk.
Inkernakionale Schulden können nur durch Waren abgektagen werden.
*
Neurakhs Rede in London.
Skarke Bekonung der deutſchen Inkereſſen.
In der großen Ausſprache der Londoner
Weltwirtſchaftskon=
ferenz hat am Dienstag auch der deutſche Delegationsführer,
Außenminiſter v. Neurath, das Wort ergriffen. Seine
Rede verdient es, daß ſie vor der Verſenkung in den großen
Papierkorb bewahrt wird. Nicht nur, weil ſie die deutſche
Auffaſſung über das Arbeitsprogramm
derKon=
ferenz entwickelt, ſondern auch, weil ſie — ſoweit wir ſehen —
bisher die einzige geweſen iſt, die den Verſuch gemacht hat,
wirk=
lich an das eigentliche Zentralproblem heranzukommen. Die
Füh=
rer der anderen Staaten haben ſich bisher damit begnügt,
Son=
derintereſſen in den Vordergrund zu ſchieben und einen
Wunſch=
zettel vorzutragen, auf dem alles enthalten iſt, was ſie für ihr
Land aus der Konferenz erhoffen. Das iſt verſtändlich, bis zu
einem gewiſſen Grade auch notwendig. Die Gefahr einer ſolchen
Methode liegt nur darin, — und wir haben das leider des öfteren
auf früheren großen Konferenzen erleben müſſen —, daß man
voll=
kommen aneinander vorbeiredet und die ganze Konferenz ſich trotz
aller guten Vorbereitungen auflöſt
Daher iſt es gut und notwendig, daß Außenminiſter v.
Neu=
rath auf die eigentliche Zielſetzung der Konferenz wieder
zurück=
ging; auch das unter ſtarker Betonung der deutſchen
Intereſſen, aber doch nur um zu zeigen, daß der Weg zur
allgemeinen Hilfe nur aus der
Einzelwirt=
ſchaft heraus gehen kann. Er hat das Wort, daß die
Barm=
herzigkeit im eigenen Hauſe beginnen müſſe, dahin abgewandelt,
daß die Neuordnung der Welt nur erfolgen kann, wenn
zuerſt einmal im eigenen Hauſe Ordnung
ge=
ſchaffen wird. Jeder muß erſt verſuchen, ſich ſelbſt zu helfen,
wenn er verlangt, daß die anderen ihm helfen ſollen.
Vielleicht gelingt es auf dieſer Grundlage, auch Verſtändnis
zu finden, daß die wirtſchaftlichen Maßnahmen der
deutſchen Regierung tatſächlich nur
wirtſchaft=
lich bedingt ſind, und nicht, wie man das uns immer noch
unterſtellt, politiſch. Von der Neuregelung der
Einzel=
wirtſchaft will Deutſchland dann zur Geſundung
der internationalen Handels= und
Wirtſchafts=
beziehungen gelangen, wobei wir davon ausgehen, daß
das Primäre die Kredit= und
Finanzverhält=
niſſe ſind, die dann von ſelbſt zur Beſſerung der ganzen
Be=
ziehungen führen. Man kann uns nicht vorwerfen, daß das
ego=
iſtiſch geſehen ſei, eben weil uns ſelbſt mit der Verhängung des
Transfer=Moratoriums die finanziellen Sorgen der Welt
beſon=
ders auf den Nägeln brennen. Wir können es unter der
Transfer=
ſperre ſchließlich noch lange Zeit aushalten, länger als unſere
Gläubiger, und der fundamentale Satz, daß der Gläubiger
nicht leben kann, wenn der Schuldner nicht lebt,
— eine ſehr gute Formulierung Neuraths — wird der
Ausgangs=
punkt aller internationalen Beſſerungsverſuche ſein müſſen.
Man kann uns aber auch um deswillen den Vorwurf des
Egoismus nicht machen, weil der Außenminiſter mit Recht darauf
hinwies, daß die deutſche Regierung ſich nicht mit ſchönen Worten
begnügen will, ſondern daß ſie auf politiſchem Gebiet in der
aller=
jüngſten Zeit ſehr erhebliche Vorleiſtungen gemacht hat, trotz „der
herben Enttäuſchungen”, die wir immer wieder erlebten. Man
wird mit einiger Spannung erwarten dürfen, welches Echo Herr
v. Neurath mit ſeinen Anregungen findet, weil ſich daraus
viel=
leicht ſchon mancherlei Anhaltspunkte für die Lebensdauer und die
Entwicklungsmöglichkeiten der ganzen Londoner Konferenz
ge=
winnen laſſen.
Neurakh über die Aufgaben der Konſerenz.
In ſeiner großen Rede vor der Weltwirtſchaftskonferenz
be=
zeichnete Reichsaußenminiſter v. Neurath es als die Aufgabe
der Konferenz, praktiſche Arbeit für die Zukunft zu leiſten.
Als Vertreter der deutſchen Regierung ſehe ich deshalb ganz
be=
ſonders davon ab über die Notlage Deutſchlands Ausführungen
zu machen. Ich werde mich vielmehr nur auf einige allgemeine
Bemerkungen über die deutſche Haltung zu den die Konferenz
beſchäftigenden Problemen beſchränken.
Wir erblicken in der Zuſammenkunft der Regierungen aller
Staaten der Erde gerade den Vorteil, bei vorbehaltloſer
Dar=
legung der eigenen Schwierigkeiten für ſie Verſtändnis zu wecken.
So wird man auf der Grundlage der wieder in Ordnung
ge=
brachten nationalen Wirtſchaften die Bauſteine für die
Verbin=
dung mit den übrigen Völkern der Welt ſchaffen können. Wir
müſſen uns deshalb jedenfalls auf den Standpunkt ſtellen, daß
nur die richtige Einſicht in die Lage des um Wiedergeneſung
im eigenen Haus ringenden deutſchen Volkes die zutreffende
Ein=
ſtellung für die Wahl der Mittel geben kann, die erforderlich
ſind, um die Notlage bei uns zu meiſtern.
Es wird in unſeren Beratungen noch genügend Gelegenheit
gegeben ſein, im Einzelnen die Materie ausführlich zu
behan=
deln. Für die Generaldebatte möchte ich den allgemein
aner=
kannten und auch in dem Bericht der Experten aufgenommenen
volkswirtſchaftlichen Grundſatz erneut betonen, daß
inkernakionale Schulden letzten Endes nur durch
Waren und Zinsleiſtungen abgefragen
werden können.
Dieſer Grundſatz wird für uns bei der heutigen Lage der
deutſchen Wirtſchaft den Ausgangspunkt bilden müſſen. Es iſt
klar — ich folge auch hierin der Auffaſſung des Präſidenten
daß zwiſchen den die Konferenz beſchäftigenden finanziellen und
wirtſchaftlichen Problemen eine innere Verbundenheit befteht.
Immerhin liegt mir daran, ſchon jetzt mit aller Deutlichkeit auf
folgendes hinzuweiſen: Nach unſerer Auffaſſung werden die
wirtſchaftlichen und insbeſondere die handelspolitiſchen
Pro=
man ſich zuvor über die fundamentalen Grundſätze der Kredit=
und Finanzfragen befriedigend verſtändigt hat.
Die Welt hak bisher angenommen, daß bei all dieſen
Problemen die Inkereſſen der verſchiedenen
Skaaken nicht gleich lägen.
In der Tat ſcheinen — wenn wir jedes der Probleme für ſich
anſehen, — auch die Intereſſen gegenſätzlich zu ſein. Die
Staa=
ten mit landwirtſchaftlichem Export haben ſcheinbar andere
Intereſſen wie die Länder, die landwirtſchaftlich ſich ſelbſt
ge=
nügen oder wenigſtens einen großen Teil ihres Bedarfes im
eigenen Land produzieren. Die Gläubigerländer haben ſcheinbar
andere Intereſſen als die Schuldnerländer, die Länder mit
Gold=
währung andere als die Länder, die den Goldſtandard verlaſſen
haben oder ihre Währung durch Deviſenregelung ſchützen müſſen.
So könnte ich noch andere Intereſſengegenſätze aneinanderreihen.
Aber dieſe Konferenz in ihrem überwältigenden Willen zur
Erkenntnis der gemeinſamen Intereſſen iſt der ſchlagende
Be=
weis dafür
daß es ſich bei dieſen Gegenſäßen
nut un ſcheinbare Gegenſähe handelt.
Die Zuduſtrie kann nicht leben, wenn die Landwirtſchaft nicht 1939 einleitete,
lebt, und umgekehrt. Der Gläubiger kann nicht leben, wenn der
Schuldner nicht lebt. Die Goldwährung hat keinen Sinn, wenn
die Freizügigkeit des Goldes nicht gewährleiſtet iſt. Nachdem
dieſe Konferenz der lebendige Ausdruck dieſer Einſicht iſt,
wer=
den wir auch den Mut aufbringen müſſen, die ſich daraus
er=
gebenden Löſungen durchzuführen.
Freilich werden die Völker und Regierungen ſich dazu nur
durchſetzen, wenn das Vertrauen auf ein friedliches und
ver=
ſtändnisvolles Zuſammenleben der Völker wiederhergeſtellt wird,
wenn die großen politiſchen Aufgaben geregelt werden, die immer
noch der Löſung harren. Der Herr Präſident hat geſtern auf
eine dieſer politiſchen Aufgaben hingewieſen. Daß dieſes große
politiſche Problem, um deſſen Löſung wie ſeit Jahren ringen,
vor dieſer Konferenz nicht mehr gelöſt werden konnte, war eine
herbe Enttäuſchung.
Die deutſche Regierung kann von ſich ſagen.
daß ſie ihr Teil dazu beigefragen hat, das Verkrauen
wieder herzuſtellen.
Selten war eine Negierungserklärung in der Welt mit gleicher
Spannung erwartet worden, wie die kürzliche Erklärung des
Reichskanzlers Hitler vor dem Deutſchen Reichstag. Selten wohl
iſt eine Regierungserklärung mehr geeignet geweſen, als dieſe,
Veruhigung zu ſchaffen und der Wiederkehr des Vertrauens die
Wege zu ebnen. Der Wert dieſer Regierungserklärung kann nicht
dadurch gemildert werden, daß man erſt Taten abwarten möchte.
Die deutſche Regierung hat gehandelt. Sie hat ihr volles
Teil dazu beigetragen, um die große von ſtaatsmänniſcher
Weis=
heit eingegebene Initiative des italieniſchen Regierungschefs zu
verwirklichen und den Pakt von Rom zu ſchaffen. Sie hat der
Abrüſtungskonferenz in Genf einen neuen Impuls gegeben,
in=
dem ſie den Plan des Herrn Macdonald als Grundlage der
zukünftigen Konvention angenommen hat. Sie hat das getan,
obwohl die Erfüllung der Verſprechungen, auf die Deutſchland
einen Anſpruch hat, noch nicht ſichtbar iſt.
Vergeſſen wir nicht, daß ohne eine Löſung der großen
ſchwebenden politiſchen Fragen die Beratungen dieſer Konferenz
zu keinem befriedigenden Ergebnis führen können.
Frankreichs Sonderwünſche.
In der Vormittagsſitzung der Konferenz hatte als erſter der
franzöſiſche Miniſterpräſident Daladier
geſpro=
chen, der folgende Forderungen aufſtellte: 1. müſſe dem
Währungs=
krieg und der Unſtabilität der Währungen ein Ende geſetzt
wer=
den; 2. es müßten kontrollierte Verträge zwiſchen den
Produzen=
ten abgeſchloſſen werden, um ihre Bemühungen rationell zu
ge=
ſtalten, bzw. genau den Bedürfniſſen des Verbrauchs anzupaſſen;
3. gleichzeitig müſſe eine große Bemühung zur Organiſierung
der Arbeit erfolgen, und zwar in erſter Linie durch die 40=
Stunden=Woche, und 4. die Durchführung großer öffentlicher
Ar=
beiten, wobei Daladier auf das von der Internationalen
Ar=
beitskonferenz herausgegebene Programm hinwies.
Sodann ſprach der italieniſche Finanzminiſter
Jung, der die Auffaſſung Macdonalds unterſtützte, daß die
Kriegsſchuldenfrage gelöſt werden müſſe und ſich gegen die
Ge=
fahren der unſtabilen Währungen wandte. Die individuellen
An=
ſtrengungen der Nationen hält er keineswegs für überflüſſig,
ſondern in gleicher Weiſe notwendig, wie die internationale
Zu=
ſammenarbeit. Den Redner=Reigen des Vormittags beſchloſſen
die Vertreter Südafrikas, Uruguays und Japans.
Der Führer der japaniſchen Abordnung, Graf Iſhii forderte
Währungsſtabiliſierung, Reviſion der Kreditpolitik,
Zollherab=
ſetzung und Herabſetzung oder Abſchaffung der Handelsſchranken
ſowie die Erhöhung der Großhandelspreiſe. Beſonders wichtig ſei.
die Wiederherſtellung des Goldſtandards.
Amerika enkdeckk Europa.
Von
Otto Corbach.
Die öffentliche Meinung, die Volksvertretung und die
lei=
tenden Staatsmänner in den Vereinigten Staaten ſuchten ſich.
nach dem großen Kriege auf ſich ſelbſt zurückzuziehen, um jede
unmittelbare und tatkräftige Anteilnahme an außeramerikaniſchen
Angelegenheiten abzulehnen, ſolange nicht beſtimmte Vorauss
ſetzungen für ihre Mitwirkung erfüllt waren. Eine ſolche
Hal=
tung nahm man dem Fernen Oſten gegenüber weniger
frei=
willig als unfreiwillig, aber Europa gegenüber bewußt einz
denn man wollte gerade deswegen innerhalb des atlantiſchen
Kulturkreiſes ohne eigene Mitverantwortlichkeit ein dauerndes
Kräftegleichgewicht ſich wiederherſtellen laſſen, um ſich deſto freier
bleme erſt dann einer Löſung zugeführt werden können, wenn als pazifiſche Macht regen und rechtzeitig in die ſich
anbahnen=
den bedeutſamen Entſcheidungen in den zukunftsreichen
fern=
öftlichen Randländern des Pazifik eingreifen zu können. Man
bedachte dabei nicht, daß Amerikas Beteiligung am Weltkriege
für ſeine traditionelle Bedeutung als eine „neue‟ Welt einen
Sündenfall darſtellte, der ſich nicht wiedergutmachen ließ, weil
er die Geſchicke des Volkes der Vereinigten Staaten dauernd
an die ſeiner Stammländer kettete. Gewiß hatte den
maßgeben=
den Kreiſen in den Vereinigten Staaten bei ihrer Politik
wäh=
rend des großen Krieges nichts ferner gelegen, als irgendetwas
zu unternehmen, was ſie dauernd in die Händel der „alten”
Welt verwickeln mußte. Sie wollten im Gegenteil von dieſer
erſt recht unabhängig werden, ſich aber dennoch ihre Gefolgſchaft
für künftige weltpolitiſche Verwicklungen im Fernen Oſten
ſichern. Hartnäckig ſchloß das Yankeetum die Augen gegenüber.
allen Anzeichen, daß ſich ein mit ſeinem weltumfaſſenden
Inter=
eſſen zu vereinbarendes dauerhaftes Verhältnis zu Europa nicht
ohne eine immer engere machtpolitiſche Verflechtung zwiſchen
„neuer” und „alter” Welt erzielen laſſe. Wohl mußten die
euro=
päiſchen Staatsmänner zunächſt wohl oder übel verſuchen, ohne
amerikaniſche unmittelbare Mitwirkung mit der Verwirrung, in
die der große Krieg alle internationalen Beziehungen geſtürzt
hatte, fertig zu werden, aber früher oder ſpäter mußte die
Don=
quiſchotterie, womit die amerikaniſche Nachkriegsdiplomatie
jahre=
lang weltpolitiſche und weltwirtſchaftliche Schwierigkeiten mit
aufgewärmten kosmopolitiſchen Ideen aus dem achtzehnten
Jahrhundert zu überwinden ſuchte, im eigenen Lande zu einer
Wirtſchaftskataſtrophe führen, wie ſie der Börſenkrach im Winter
Außerordentlich langſam beſannen ſich die führenden Kreiſe
in der Union auf ihre neuen Beziehungen zur Außenwelt, aber
noch immer iſt der ſchmerzhafte Prozeß ihrer Heilung von einem
überlebten „Ifolationismus” nicht beendet. Präſident Rooſevelt
hatte ſein Amt mit dem reumütigen Bekenntnis angetreten, daß
die Union der übrigen Welt mit dem böſen Beiſpiel eines
„nationalen Wirtſchaftsegoismus” vorangegangen ſei und nun
die moraliſche Pflicht habe, auch mit der Rückkehr zu
weltwirt=
ſchaftlicher Vernunft, zu dem Prinzip des „leben und leben
laſſens” den Anfang zu machen. Und doch erleben wir
augen=
blicklich unter ſeiner Verwaltung aufs neue wahre Orgien
wirt=
ſchaftspolitiſcher nationaler Selbſtſucht, die den aufkeimenden
guten Willen zu erſprießlicher internationaler Zuſammenarbeit
zu erſticken drohen. Man darf ſich aber nicht darüber täuſchen,
daß es ſich hierbei mehr um eine ſcheinbare als eine wirkliche
Reaktion gegen den vom Präſidenten Rooſevelt bekundeten
Willen zur Preisgabe des alten ſtarren iſolationiſtiſchen Syſtems
handelt, daß das Inflationsgeſetz, die Farmbill und der
Natio=
nal Pecovery Act, durch den die Grundlagen für eine
weit=
gehende Kartellierung der amerikaniſchen Induſtrie und ſür ein
Rieſenprogramm der Regierung zur Ankurbelung der Wirtſchaft
geſchafft wurden, zwangsläufig die notwendigen Vorausſetzungen
für eine großzügige weltwirtſchaftliche Initiative, beſonders in
der Richtung auf Europa, herbeiführen werden, mögen dieſe
Maßnahmen auch mit noch ſo krampfhaften Bemühungen
ver=
knüpft ſein, damit zur traditionellen alten Iſolierung
zurückzu=
kehren. Die wahrhaft revolutionären Vorgänge im amerikaniſchen
Wirtſchaftsleben werden im Auslande aus ähnlichen Urſachen
falſch beurteilt, wie die entſprechenden Vorgänge im neuen
Deutſchland. In Wirklichkeit iſt ein neues Gemeinſchaftsgefühh
der abendländiſchen Kulturmenſchheit in der Bildung begriffen,
das ſich naturgemäß in erſter Linie innerhalb der einzelnen
Volksgemeinſchaften ausdrücken muß, wobei die notwendige
ſcharf ausgeprägte Gegenſätzlichkeit zu allen überkommenen
internationalen Ideologien leicht den falſchen Eindruck erweckt,
als handele es ſich um eine gegen internationale Verſtändigung
überhaupt gerichtete Bewegung.
Die Pſychologie des Amerikaners, der damals den Atlantih
überquerte, um an der Seite der „Alliierten” für die „
Zivili=
ſation” zu kämpfen, am „Kriege zur Ueberwindung des Krieges”
teilzunehmen, die „Welt reif für die Demokratie” zu machen,
war nicht ſehr verſchieden von der Pſychologie europäiſcher
„Konquiſtadoren”, die die Länder der „neuen” Welt „entdeckten”,
Entdecken und Erobern waren damals faſt gleichartige Begriffe.
Ein Entdecker „kam, ſah und ſiegte”; denn die „Wilden”, bei
denen es ſich in Wirklichkeit zum Teil um hochentwickelte alte
Kulturvölker handelte, hatten der europäiſchen Kriegstechnik, ſo
unvollkommen ſie damals auch war, nichts Gleichartiges
gegen=
überzuſtellen. Der europäiſche Einwanderer hatte es bei der
Entwicklung eigener Staatsweſen in der neuen Welt und der
Ausbreitung ſeiner Herrſchaft faſt nur mit dem Widerſtande von
Farbigen und Miſchlingen zu tun, ſobald die Kriege zwiſchen
europäiſchen Mächten aufhörten, auf amerikaniſchem Boden mit
ausgefochten zu werden, und viel von dem Bewußtſein
götter=
gleicher Erhabenheit, das ſich im Yankee gegenüber allem nicht
als ebenbürtig anerkannten Volkstum auf amerikaniſcher Erde
entwickelte, ging mit über in ſeinen diplomatiſchen Verkehr mit
europäiſchen wie aſiatiſchen Ländern. So kam es, daß man nach
dem großen Kriege die erzielte materielle Ueberlegenheit über die
nalte‟ Welt ohne große Anſtrengungen in eine politiſche und
kulturelle glaubte ummünzen zu können. Durch bittere
Enttäu=
ſchungen iſt man aber inzwiſchen darüber belehrt worden, daß
ſich mit reiner „Dollar=Diplomatie” auf dem alten geſchichtlichen
Boden Europas wenig erreichen, daß ſich dort nicht wie in
man=
chen lateinamerikaniſchen Ländern geldwirtſchaftliche
Abhängig=
keit ohne weiteres in politiſche umwandeln läßt
Amerika iſt durch die Nachkriegsentwicklung allmählich in
die Zwangslage verſetzt worden, die europäiſche Wirklichkeit zu
bentdecken, um ſich mit ihr auseinanderzuſetzen. Das Nachkriegs=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 2 — Nr. 163
europa wurde von Amerika mit geſchaffen und kann nur unter
ſeiner dauernden Mitarbeit und Mitverantwortlichkeit
fortbe=
ſtehen. Ohne Amerikas wohlwollende Neutralität und
unbe=
grenzte Kreditfähigkeit zugunſten der Gegner der Mittelmächte
hätte der große Krieg wahrſcheinlich kein Jahr dauern können;
er wäre Europa als Geſamtheit dann entſprechend „billiger”
zu ſtehen gekommen, ſo daß die aus ihm entſtehenden
Schulden=
probleme von ihm allein hätten gelöſt werden können.
Finanz=
politiſch wurde Amerika ja gerade durch dieſe Sachlage
ge=
zwungen, die Neutralitätsmaske fallen zu laſſen und mit
Waf=
fengewalt in den Krieg einzugreifen, weil die den Alliierten
gewährten Kredite die Niederlage Deutſchlands als Sicherheit
vorausſetzten. Nun trafen aber, als man Deutſchland zu einer
Kolonie für das Finanzkapital der Siegerſtaaten gemacht hatte,
für ein erſprießliches Funktionieren des neuen Tributſyſtems
alle die Vorausſetzungen nicht zu, die in der Vergangenheit die
Schuldſklaverei farbiger Völker für den
Ausfuhrinduſtrialis=
mus kapitaliſtiſcher Staaten fruchtbar geſtalteten, indem ſie ſie
mit billigen Rohſtoffen verſorgte. Auf dem Weltmarkt der
Nachkriegszeit entſtand raſch ein Ueberangebot an Rohſtoffen wie
Fertigwaren, ſo daß Deutſchland wie alle ſtark verſchuldeten
Staaten nur durch immer neue auswärtige Anleihen
zahlungs=
fähig erhalten werden konnte. Der Weltgläubiger Amerika mußte
dem ſchlechten Gelde, das er in Europa ſtecken hatte, immer
mehr gutes nachwerfen und ſich ſchließlich Rechenſchaft darüber
zu geben beginnen, daß er, um ſich am Weltkriege nicht zum
eigenen Schaden beteiligt zu haben, die wirtſchaftliche Erholung
der Beſiegten zu ſeiner eigenen Sache machen ſollte.
Europa braucht Amerika, um ſeine Kriſe zu überwinden
aber Amerika braucht faſt noch dringender Europa, um ſein
ver=
lorenes inneres Gleichgewicht wiederherzuſtellen und den ihm
vom Fernen Oſten her drohenden Gefahren die Stirn bieten zu
können. Es iſt dabei, das ihm völlig entfremdete Europa zu
ent=
decken und kann dabei nur die alte Heimat ſeiner weißen
Herren=
raſſe wiederfinden, in der die Quellen ſeiner Kraft liegen. Die
Vernunft für eine neue gerechte Regelung europäiſch=
amerika=
niſcher Beziehungen iſt auch in Amerika auf dem Marſche, mag
ſie auch hüben wie drüben noch einen weiten Weg zurückzulegen
haben.
Bor einem Zoll-Waffenſtillſtandsabkommen
in London?
WTB. London, 13. Juni.
Nach einem heute abend ausgegebenen Communiqué hielt
das Büro der Konferenz heute nachmittag eine Konferenz unter
dem Vorſitz Macdonalds ab, in der Macdonald mitteilte, er
werde, wenn das Büro zuſtimme, morgen eine Erklärung über
einen Zollwaffenſtillſtand abgeben. Ueber den Stand der
Arbei=
ten teilte Macdonald mit, es werde vielleicht möglich ſein, am
Donnerstag mittag die allgemeine Ausſprache zu beenden. Am
Donnerstag ſollten dann zwei Ausſchüſſe gebildet werden, einer
für die Wirtſchafts=, der andere für Finanz= und
Währungsfra=
gen. Das Büro willigte ein, daß Macdonald morgen der
Konfe=
renz ſeinen Plan unterbreitet. Schließlich ſchlug Macdonald die
Beſtellung eines ſtellvertretenden Präſidenten der Konfernz vor.
Zorkſekzung der Skillhalte-Berhandlungen in London
EP. London, 13. Juni.
Die in Berlin eingeleiteten Stillhalte=Verhandlungen
wur=
den am Dienstag in London zwiſchen Reichsbankpräſident Dr.
Schacht und den Vertretern der Inhaber von deutſchen
Obliga=
tionen fortgeſetzt, wobei auch die deutſchen Moratoriums=Pläne
erörtert worden ſein dürften. Ueber das Ergebnis dieſer
Ver=
handlungen iſt noch nichts bekannt geworden.
Engliſch=amerikaniſche Schulden=Einigung.
Die engliſch=amerikaniſchen Verhandlungen in der
Kriegs=
ſchuldenfrage haben zu einer eingehenden Regelung der engliſchen
Kriegsſchuldenzahlung geführt. Amerika wird ſich darnach mit
einer Teilzahlung Englands zufriedengeben.
Der Effektivausſchuß der Abrüſtungskonferenz hat geſtern den
Bericht des Techniſchen Unterausſchuſſes über den militäriſchen
Charakter des Arbeitsdienſtes und über die vormilitäriſche
Aus=
bildung unter deutſchem Proteſt an den Generalausſchuß
weiter=
geleitet und ſich auf den 27. Juni vertagt.
Der britiſche Botſchafter hat beim japaniſchen Außenminiſter
wegen der Boykottbewegung gegen engliſche Waren Einſpruch
er=
hoben. Die britiſche Regierung ſieht in der Duldung der
Bewe=
gung einen Verſtoß gegen den britiſch=japaniſchen Handelsvertrag.
Halbamtlich wird mitgeteilt, daß der japaniſche
Kriegs=
miniſter und der japaniſche Marineminiſter in einem Tagesbefehl
an Armee und Flotte die kommuniſtiſche, marxiſtiſche und
pazi=
fiſtiſche Propaganda in Armee und Marine verboten haben. Es
wird betont, daß Perſonen, die bei derartiger Propaganda
abge=
faßt werden, ohne Anſehen der Perſon den Kriegsgerichten
über=
antwortet werden.
Vom Tage.
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Hugenberg, der zurzeit in
Lon=
don iſt, wird am Montag, den 26. Juni, in Berlin auf einer
Reichsgruppenführertagung des Deutſchnationalen Bundes des
gewerblichen Mittelſtandes zu dem Thema: „Erſt der Betrieb —
dann die Organiſation!” ſprechen.
Im Prozeß wegen der Tötung des SA.=Mannes Thielſch wurde
der bei der Begehung der Tat minderjährige Angeklagte H.
Beil=
fuß wegen gemeinſchaftlichen Mordes zu 10 Jahren Gefängnis, der
Angeklagte Schoel wegen gemeinſchaftlichen Totſchlags zu 15
Jah=
ren Zuchthaus verurteilt. Beiden Angeklagten wurden die
bür=
gerlichen Ehrenrechte auf zehn Jahre aberkannt. Die Angeklagten
Dehling und Holzener erhielten wegen Beihilfe zum
gemeinſchaft=
lichen Totſchlag je eine Zuchthausſtrafe von ſechs Jahren. Beiden
wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf ſechs Jahre aberkannt.
Das neue Präſidium des Deutſchen Städtetages hat gegen den
früheren Präſidenten des Deutſchen Städtetages, Mulert.
Straf=
anzeige bei der Staatsanwaltſchaft I Berlin erſtattet. In der
An=
klage wird Mulert der Untreue bzw. des Betrugs zum Nachteil
des Deutſchen Städtetages beſchuldigt.
Der Volksbund für das Deutſchtum im Auslande hatte bereits
jetzt bei den zuſtändigen Stellen des Saargebietes den Antrag auf
Durchführung der Pfingſttagung 1934 in Saarbrücken geſtellt. Die
Regierungskommiſſion des Saargebietes hat in einer
Stellung=
nahme gegenüber dem V.D.A. die Durchführung der Tagung 1934
in Saarbrücken und überhaupt im Saargebiet verboten.
Im Hochverratsprozeß gegen 42 ſudetendeutſche Bürger aus
Aſch wurden 34 Angeklagte zu je vier Wochen ſtrengen Arreſtes
mit einem Faſttag verurteilt. Sieben Angeklagte erhielten fünf
Wochen ſtrengen Arreſt und einen Faſttag. Ein Angeklagter ſechs
Wochen ſchweren Arreſt mit zwei Faſttagen.
Die Luge ven Kaumourg.
Die Reichsführertagung des Stahlhelm=Studentenringes
„Langemarck” in Naumburg war ein Markſtein in der Geſchichte
dieſer Organiſation, die es ſich zur Aufgabe gemacht hat, in der
deutſchen Studentenſchaft den Gedanken des Wehrſportes und
der kameradſchaftlichen Arbeitsverbundenheit aller deutſchen
Verbände zu pflegen. Alle diejenigen, die dieſer Tagung
bei=
wohnen durften, haben einen ſtarken Eindruck von dem Geiſt des
Freiwilligen Soldatentums erhalten, der im Stahlhelm=
Studen=
tenring „Langemarck” lebt. Die Höhepunkte der Veranſtaltungen
waren die Reden des Bundesführers und Führers des
Stahl=
helm=Studentenring „Langemarck” am Freitag, und des
Vize=
kanzlers v. Papen am Sonntag. Franz Seldte hat in ſeiner
eindrucksvollen Anſprache beſonderen Nachdruck darauf gelegt,
daß die Stahlhelmidee des deutſchen Soldatentums die große
tragende Kraft geweſen iſt, die in den vergangenen 14 Jahren
den völligen Sieg unſerer Feinde auch über die deutſche Seele
verhindert hat und auf der ſich dann die große und erfolgreiche
Maſſenbewegung unter der Führerſchaft Adolf Hitlers aufbauen
konnte. Es war auch in dieſem Zuſammenhange notwendig, daß
der Bundesführer des Stahlhelm noch einmal jenes törichte
Gerede zurückwies, als wolle der Stahlhelm ſeine
Anhänger=
ſchaft zum Revanchegedanken erziehen.
Friedliche Arbeit in kameradſchaftlicher
Ver=
bundenheit für die ganze Nation, das iſt das
große Ziel, das ſich der Stahlhelm und auch der
Stahlhelm=Studentenring „Langemarck” geſetzt
hat. Auf der gleichen Linie lagen die gedankenreichen
Aus=
führungen des Vizekanplers v. Papen, der die beſonderen
gei=
ſtigen Aufgaben der deutſchen Studentenſchaft dabei klar
hervor=
hob, ſowie die Ausführungen, die der Bundeshauptmann Major
von Stephani machte. Sie gipfelten in der Forderung nach
Gleichberechtigung des Stahlhelm im neuen
Staat. Der Stahlhelm hat dieſen neuen Staat
mitgeſchaffen und gehört zu ihm neben den
braunen und ſchwarzen Kolonnen der SA. und
SS. Die Stahlhelmer ſind 14 Jahre lang für
dieſes Dritte Reich marſchiert und haben den Geiſt
des Soldatentums im deutſchen Volke wach gehalten. Man hat
in der letzten Zeit oft empfunden, daß wir ehrlos behandelt
wurden. Man muß endlich begreifen, daß diejenigen, die 14
Jahre lang im Stahlhelm ihren Mann ſtanden, gleichberechtigt
werden wollen. Deutſchland braucht den Stahlhelm.
Adolf Hitler hat das auf dem Tempelhofer Feld ausgeſprochen,
ebenſo der preußiſche Miniſterpräſident Göring und der
Stabs=
führer der SA., Hauptmann Röhm. Ein einziges Sehnen geht
durch das Volk: Endlich zur Nation zu werden.
Außen=
politiſch iſt ſo ungeheuerliches zu leiſten, daß
der Stahlhelm dem jungen Staat, der neuen
Regierung alle Kraft leihen muß. Der Stahlhelm
will in guter Kameradſchaft mit den anderen Wehrverbänden
unter der Führung Adolf Hitlers weiter marſchieren.
Für das weitere Wirken des Stahlhelm=Studentenringes
„Langemarck” bedeuten dieſe Naumburger Tage einen neuen
mächtigen Auftrieb.
Mittwoch, 14. Juni 1933
Neues Geſetz
zum Schuhe der Arbeil.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Staatskommiſſar für die Berliner Städtiſchen Betriebe,
Engel, hat auf einer Verſammlung der NSBO. ein Geſetz der
Arbeit angekündigt, das — ſoweit wir unterrichtet ſind — einen
bedeutenden Bauſtein im Gebäude des zu errichtenden
Stände=
ſtaates abgeben wird. Wie das Geſetz in ſeinen letzten
Einzel=
heiten ausſehen wird, läßt ſich natürlich heute noch nicht ſagen.
Es ſteht auch noch nicht feſt, wann es dem Reichskabinett
vor=
gelegt werden wird.
Die Richtlinien, für die Ausarbeitung des
Geſetzentwurfes ſind jedoch den Referenten des
Reichs=
arbeitsminiſteriums bereits bekannt gegeben worden. In Zukunft
wird der Arbeitgeber in ſeinem Werk wieder der
Allein=
herrſcher ſein, deſſen Beſtimmungen und Anordnungen zu
reſpek=
tieren ſind. Er ſteht aber mit ſeiner Belegſchaft in einer
Reihe, es gibt alſo keine Gegenſätzlichkeiten mehr.
Infolgedeſſen iſt auch der Arbeitgeber Mitglied des
Betriebsrates. Auf ſeinen Schultern ruht die
Hauptverantwortung. Aber auch die Verantwortung
der Betriebsräte iſt nicht minder groß. Man will durch die
Zuſammenlegung von Arbeitgebern und
Arbeit=
tehmern den betrieblichen
Gemeinſchafts=
gedanken ſtärken.
Für die Landwirtſchaft und das Beamtentum
wird natürlich eine andere Form gefunden werden.
Für die Arbeiterſchaft ſoll weiter auf Grund des
neuen Geſetzes ein großzügiges Schulungsweſen
ein=
gerichtet werden, in dem die Arbeiter mit den Aufgaben und
Zielen der Wirtſchaft im Sinne der natſoz. Bewegung vertraut
gemacht werden. Es iſt auch daran gedacht, beſondere
Hoch=
ſchulen für Arbeiter einzurichten. Dabei iſt durchaus
nicht daran gedacht, die Errungenſchaften der Neuzeit zu
beſei=
tigen.
Alles Forkſchrikiliche ſoll der Arbeit dienſtbar
gemacht werden.
Zur Vervollſtändigung der Arbeitsgemeinſchaft gehört auch
der Ausbau der gegenſeitigen Selbſthilfe. Hier
ſchwebt dem Geſetzgeber eine Reorganiſation unſeres
Alters=, Invaliden= und Krankenkaſſen=
Ver=
ſicherungsweſens vor. Es ſoll ein neues großes
Verſiche=
rungswerk geſchaffen werden, das im Rahmen des Geſetzes zum
Schutze der Arbeit einen breiten Raum einnehmen wird.
Von Wichtigkeit iſt auch die Lohnfrage. Man denkt ſich
hierbei die Sache anſcheinend ſo, daß in dem zu erwartenden
Geſetz dafür geſorgt wird, daß bei der Feſtſetzung des Lohnes von
einer fünfköpfigen Familie auszugehen iſt, d. h., daß ein
Arbeit=
nehmer, der nur 2 Perſonen zu ernähren hat, dementſprechend
weniger verdient, während für größere Familien ein Zuſchlag zu
zahlen iſt. Dabei ſoll die Lohnfeſtſetzung auf die regionalen
Ver=
hältniſſe Rückſicht nehmen.
Intereſſant iſt übrigens ein Vorſchlag auf Verleihung
des Staatsbürgerrechtes. Es ſoll eine beſondere
Ehrung ſein, die aber nur denjenigen zuteil wird,
die ihre Arbeitsdienſtpflicht abgeleiſtet
haben=
kommt alſo praktiſch erſt für die heranwachſende
Generation in Frage.
Bodelſchwingh=Kundgebung in Lübeck verboken.
TU Berlin, 13. Junf,
Die Kanzlei des Reichsbiſchofs teilt mit:
In Lübeck ſollte am kommenden Freitag eine Kundgebung
für den Reichsbiſchof Dr. v. Bodelſchwingh ſtattfinden. Die
Red=
ner der Veranſtaltung ſowie die Themen der Vorträge waren
der Polizei ordnungsgemäß mitgeteilt. Eine Ausſprache war nicht
vorgeſehen. Als der Einberufer der Kundgebung, Domprediger
Schmidt, beim Polizeiſenator eine ausdrückliche Genehmigung
einholen wollte, wurde ihm von einem Beamten mitgeteilt, daß
die Verſammlung durch polizeiliche Verfügung für den angeſetzten
Termin und für den weiteren Zeitraum einer Woche verboten
ſei und jede Werbung ſofort eingeſtellt werden müſſe. Auf
wei=
tere Fragen des Veranſtalters wurde erklärt, daß das Verbot
wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit erfolge.
*
Der Vertrauensmann des Reichskanzlers in kirchlichen
Ange=
legenheiten. Wehrkreispfarrer Müller, hat die Schirmherrſchaft
für den von der Glaubensgemeinſchaft „Deutſche Chriſten” am 10.
November d. J. im ganzen Reichsgebiet geplanten großen
Luther=
gedenktag übernommen. Die organiſatoriſche Geſtaltung des
Ge=
denktages liegt in den Händen des Reichskulturreferenten der
Glaubensbewegung.
Bayreuther Gedanken.
Von Otto Schabbel.
„Ich wandere im Geiſt durch die ſonſt ſo oft begangenen
Straßen und Gaſſen Bayreuths. Ein Fremdling, der ſich hier zu
Hauſe weiß. Wo ſonſt das bunte, internationale Feſtſpielvolk ſich
tummelt, im geſchäftigen Drange, keine der unzähligen
Be=
rühmtheiten zu überſehen, gralserfüllt die einen, ferienfroh und
naiv neugierig die andern, hallt heute der Schritt des einſamen
Wanderers laut durch die menſchenarmen Straßen. Geruhig und
verſonnen blicken die klaren Faſſaden der Bürgerhäuſer der
ehe=
mals markgräflichen Reſidenz mich an. In ihrer ſchweigenden
Sprache lebt das Geſicht von Jahrhunderten. Lebt für den, der
ſie zu leſen und zu deuten weiß. Hinter den gebuckelten
Fenſter=
ſcheiben der ſchiefergrauen Häuſer ſpäht ein neugieriger Blick. Ein
ſtilles, verſchlafenes Landſtädtchen, in altersſchwere Träume
ver=
ſunken, friedvoll und mit dem ſoliden Stil des klaſſiziſtiſchen
Reizes. Und eine geheime Glorie ſchwebt über dem ganzen
Stadt=
idyll. Eine Glorie, von der ein jeder mit gerechtem Bürgerſtolz
zehrt. Auch der letzte noch trägt insgeheim ein Zipfelchen des
Gralsbanners in Händen. Oder tut doch ſo.
Unſere Erinnerung und zugleich unſere Sehnſucht ſuchen in
dieſen Tagen mit inbrünſtigem Impuls das ſtille Frankenſtädtchen
am roten Main, das aus dem Schlaf der Jahrhunderte erſt durch
den energiſchen Zauberbann Richard Wagners zu ganz
ungeahn=
tem neuen Leben erweckt worden iſt. Hier ſchläft der Meiſter
ſeinen letzten Schlaf, hier lebt aber auch ſein Werk, wie
mir=
gends ſonſt auf der ganzen Welt. Wichtiger als die mancherlei
Spuren ſeines irdiſchen Wallens und Wirkens, denen der
Bay=
reuthpilger begegnet, am ſinnfälligſten, vom Hauſe Wahnfried
abgeſehen, und am eindrucksvollſten von wiſſender und liebender
Hand geordnet in dem kleinen, in einem Seitenflügel der Reſidenz
untergebrachten Wagnermuſeum, wichtiger und weſensvoller aber
iſt uns Heutigen, daß auch die Perſönlichkeit des Mannes, der ſich
in Bayreuth die ſtärkſte Manifeſtation ſeines Lebenswillens und
ſeiner Kunſtanſchauung ſchuf, noch lebendig iſt.
Unſere Blicke richten ſich auf den Hügel, von dem der
ſchlicht=
wuchtige Feſtſpielbau über das Tal der fränkiſchen Saale blickt,
„Hier ſchließ ich ein Geheimnis ein”, ſagte Richard Wagner, als
er den Grundſtein zum Feſtſpielhaus legte. Ein Geheimnis? Wer
je offenen Herzens und in vollhingegebener Kunſtbereitſchaft hier
das Werk Wagners in ſich aufgenommen hat, der weiß um dieſes
Geheimnis. Ihm hat es ſich entſchleiert, er weiß, daß hier der
tiefſte, der reinſte Sinn der dramatiſchen Kunſt beſchloſſen liegi.
Das Drama, das Theater — hier, auf dem grünen Hügel, wird
der Geiſt der antiken Tragödie beſchworen, aus dem es ſich
ent=
wickelte, Drama und Theater erhalten hier kultiſche Bedeutung.
Immer mehr droht ſich dem deutſchen Theaterleben ſein
eigent=
lichſter und künſtleriſcher Sinn zu entfremden. Das deutſche
Theater wankt in ſeinen Grundfeſten. Auch da, wo es nicht
ver=
rottert iſt, wie in der Reichshauptſtadt. Amüſierbetrieb und
Wirtſchaftskriſe zermalmen ſchonungslos alles Edle. Das
Kultur=
theater, in dem der Deutſche ſich irgendwie verankert fühlte, auf
das er mit nationalem Stolz zu blicken pflegte, verſinkt nach und
nach in dem alles nivellierenden Strom unſerer Zeit. Und doch
ſehnt ſich der einzelne vielleicht heute mehr den je nach der
ſee=
liſchen Erhebung, nach dem Zuſtrom neuer innerer Lebenskräfte
durch das Medium der Kunſt. In der angſtvollen Hetzjagd ſeines
Lebens, im Lärm der Städte, in dem Anſturm der Senſationen
richtet der unverſnobte Menſch ſehnſuchtsvolle Blicke nach einem
Ziel der Ruhe, wo er ſich lebendig vereint fühlt mit den ſtarken
und geſunden Kräften germaniſchen Geiſtes.
Das, was vor mehr als ſechs Jahrzehnten Richard Wagner
in Bayreuth wollte und nach unſäglichen Kämpfen und
Anfein=
dungen zur Tat machte, hat gerade in dieſen Zeiten, die von Kriſe
und Verfall erfüllt ſind, eine erhöhte Bedeutung. Je mehr die
deutſchen Bühnen von Wirtſchaftsnot und Ungeiſt in ihrer Würde
und in ihrer Exiſtenz bedroht ſind, um ſo feſter hat ſich der
Bay=
reuther Gedanke zu erweiſen. Der Bayreuther Gedanke als die
ideale Pflegeſtätte großer dramatiſcher Kunſt, abſeits vom Dunſt
und Lärm des verwirrenden Alltagslebens, die den
Einzelmen=
ſchen zu ſich ſelber zurückführt, zur Beſinnung und Selbſteinkehr,
und die Maſſe einigt zur Gemeinſchaft, die in demſelben
künſt=
leriſchen Lebensraum fühlt und atmet.
In dieſem erhöhten Sinne betrachtet, iſt uns Bayreuth und
ſein Feſtſpiel weit mehr als die bloße Darſtellungsbühne
Wagner=
ſcher Werke, auf der der dramatiſche Ausdruckswille Wagners und
die große, bedeutungsvolle Linie ſeines Stils unverfälſcht im
Sinne des Meiſters gepflegt werden. Längſt haben mit dem
rapi=
den Fortſchritt bühnentechniſcher Errungenſchaften auch andere
Theater ſich die einſt kaum zu bewältigende Apparatur der von
Wagner vorgeſchriebenen ſzeniſchen Verwandlungen zu eigen
ge=
macht, und in einzelnen Fällen ihre techniſche Erfüllung im
Bay=
reuther Feſtſpielhaus überflügelt. Aber noch lebt hier die
münd=
liche Ueberlieferung ſeiner muſikaliſchen und ſzeniſchen
Anwei=
ſungen, noch iſt der Wille ſeiner einzigartigen Perſönlichkeit hier
ſpürbar und ſchafft für die Mitwirkenden wie für Empfangende
dieſe beiſpielloſe Atmoſphäre unbedingter Hingabe an das
drama=
tiſche Kunſtwerk. Man braucht kein Ketzer zu ſein, um die Gefahr
zu erkennen und auszuſprechen, die in dem rückſichtsloſen Pochen
auf „Tradition” liegt. Es iſt auch in dem engſten Kreiſe der
Fa=
milie der Freunde und der Mitarbeiter nicht verkannt worden, daß
man ſich auf dem Wege befand, die Tradition verknöchern zu
laſſen, ſtatt ihren Geiſt in Anpaſſung an einen modernen
Ge=
ſchmack, namentlich in der Geſtaltung der Bühnenbilder und der
Koſtüme, lebendig fortzuentwickeln. Erfreulich, zu hören, daß für
die Feſtſpiele des kommenden Sommers grundlegende
Verbeſſe=
rungen verſprochen worden ſind. Die kluge und moderne Frau
Winifred, die als Witwe Siegfried Wagners das koſtbare
natio=
nale Erbe zu wahren und zu pflegen berufen iſt, hat die
Not=
wendigkeit techniſcher Verbeſſerungen und bühnenbildneriſcher
Er=
neuerungen erkannt und überwindet ihr zuliebe die Hemmungen
der Pietät. Wir werden in dem bevorſtehenden Feſtſpiel dieſes
Jahres jede äußere Erneuerung der einzelnen Werke mit
Freu=
den begrüßen, wenn der Geiſt des Wagnerſchen Kunſtwerkes in
aller Reinheit und Klarheit gewahrt bleibt.
Aber über dieſe Pflegeſtätte des Wagnerſchen Kunſtwerks
mit ihren idealen Möglichkeiten, wie ſie ſich an keinem Punkt der
Erde wiederfinden, iſt uns Heutigen Bayreuth ein Faktor im
nationalen Kulturleben, den lebendig zu erhalten dringendes
Bedürfnis iſt. Hier, wo ein genialer Wille im genialen Werk
ſich krönte, iſt ein Hort deutſchen Kulturbewußtſeins, die
muſika=
liſche Ergänzung zu Weimar. Hier findet der Deutſche auf dem
Gebiet der Muſik ſein nationales Theater und ein Stück
Erfül=
lung von der Sehnſucht, die durch die Städte geht: von der
menſchlichen Sehnſucht nach Erlöſung durch die Kunſt.
Sich zu Bayreuth bekennen aber heißt, an das Ethos der
Kunſt, an die Erneuerung des Menſchen durch das künſtleriſche
Erlebnis glauben.
Profeſſor Spranger ziehl ſein Urlaubsgefuch zurück.
Der bekannte Berliner Pädagoge Univerſitätsprofeſſor
Spranger hatte am 25. April ſein Urlaubsgeſuch eingereicht.
Die=
ſem Schritte kam inſofern demonſtrative Bedeutung zu, als er
eine ausdrückliche Stellungnahme gegen eine Reihe von
Maß=
nahmen des preußiſchen Kultusminiſters darſtellte. Herr
Pro=
feſſor Spranger hat ſich inzwiſchen davon überzeugt, daß die
Gründe für ſein Verhalten nicht ſtichhaltig waren und hat
nun=
mehr ſein Urlaubsgeſuch mit folgender Erklärung an den Herrn
Kultusminiſter zurückgezogen: „Bei der Einreichung meines
Urlaubsgeſuches vom 25. April ds. Js. kannte ich die
Maß=
nahmen des Herrn Miniſters zur Wiederherſtellung des
Ver=
trauensverhältniſſes zwiſchen Studentenſchaft und
Profeſſoren=
ſchaft nicht in vollem Umfange. Die Beſorgnis, die mich damals
erfüllt hat, darf ich als nicht mehr begründet anſehen. Mit dem
lebhaften Wunſche, meine Arbeit wie bisher in naher
Verbun=
denheit mit der akademiſchen Jugend dem deutſchen Volk und
Staat widmen zu können, habe ich im Einverſtändnis mit Herrn
Miniſter Ruſt mein Geſuch um Verſetzung in den Ruheſtand
zurückgezogen.”
Mittwoch, 14. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 163 — Seite 3
hung
dere
wird,
aben=
Maſſenverhaftungen in Oeſterreich.
Verhaflung fämklicher Funkkionäre der NSDAp. — Schließung aller SA.-Heime. — Ausweiſung der
reichs=
deukſchen Nakionalſozialiſten aus Oeſterreich. — Einſekzung von Sicherheikskommiſſaren.
Landesinſpekkeur Habicht
Reichskagsabgeordneter und Preſſe=Akkaché
der deutſchen Geſandtſchaft verhaftef.
Wien, 13. Juni.
Nach einem Bericht aus Linz iſt der Landesinſpekteur der
Na=
tionalſozialiſtiſchen Partei, der Reichstagsabgeordnete Theo
Ha=
bicht, in der Nacht zum Dienstag in Linz verhaftet worden. Außer
Habicht wurden noch eine Reihe anderer Führer der
National=
ſozialiſtiſchen Partei feſtgenommen. Habicht iſt bekanntlich Preſſe=
Attaché der deutſchen Geſandtſchaft in Wien und müßte in dieſer
Eigenſchaft das Recht der Exterritoriallität genießen. Die
öſter=
reichiſche Regierung hat jedoch dieſe Ernennung zum Preſſe=
At=
taché nicht zur Kenntnis genommen und ſich bei ihrer Haltung auf
einen anderen Präzedenzfall berufen, der vom deutſchen
Auswär=
tigen Amt ähnlich behandelt worden ſei.
Zu der Verhaftung Habichts erfahren wir noch: Die Polizei
hatte das Haus umſtellt und verlangte die Oeffnung, die jedoch
vom Abgeordneten Habicht mit Berufung auf ſeine
Exterritoria=
lität verweigert wurde. Die Türen wurden ſodann gewaltſam von
einem herbeigeholten Schloſſer geöffnet und
Reichstagsabgeord=
neter Habicht mit einem engeren Mitarbeiterſtab, darunter den
Adjutanten Steinert, Dr. Wey und Biegler in Haft genommen.
Nach Meldungen öſterreichiſcher Blätter, die der
nationalſozialiſti=
ſchen Bewegung feindlich gegenüberſtehen, ſoll Landesinſpekteur
Ha=
bicht ſeiner Verhaftung hartnäckigen Widerſtand entgegengeſetzt
haben. Die Zahl der im Lauf der Nacht verhafteten
reichs=
deutſchen Parteimitglieder wollen einige Blätter mit
80 angeben können.
Scharfer deutſcher Prokeſt in Wien.
Von der deutſchen Geſandtſchaft iſt die Verhaftung ſofort
zum Anlaß genommen worden, um bei der öſterreichiſchen
Regie=
rung einen ſcharfen formellen Proteſt anzubringen und die
Frei=
laſſung der verhafteten Reichsdeutſchen zu verlangen. Die
Unter=
haltung hat aber den Eindruck erbracht, daß die öſterreichiſche
Regierung die feſte Abſicht hat, alle Reichsdeutſchen, die
feſt=
genommen worden ſind, des Landes zu verweiſen. Der deutſche
Geſandte hat die öſterreichiſche Regierung davon verſtändigt, daß
ſich die Reichsregierung weitere Schritte vorbehalte.
Ueber 1000 Berhaftungen.
Wie von nationalſozialiſtiſcher Seite verlautet, iſt die Zahl
der verhafteten Parteimitglieder außerordentlich groß. Abgeſehen
von den höheren Funktionären ſeien nahezu ſämtliche
Bezirks=
leiter, ſoweit ſie nicht immun ſind, die Propaganda= und
Orga=
niſationsleiter der Gaue und der Bezirke und in zahlreichen
Orten auch die Ortsgruppenleiter und ſonſtigen
Ortsgruppen=
funktionäre feſtgenommen worden, ſo daß die Zahl der
Verhaf=
teten in ganz Oeſterreich über 1000 betragen dürfte. In Linz
wurden außer dem Landesinſpekteur Dr. Habicht und ſeinem
Sekretär der dortige Gauleiter, die beiden Schatzmeiſter uſw.,
insgeſamt 13 leitende Funktionäre, in Salzburg 8 führende
Par=
teifunktionäre verhaftet. In Graz wurde gleichfalls der dortige
Gauleiter und in Neuſiedl am See der burgenländiſche
Kreislei=
ter feſtgenommen. Auch aus zahlreichen kleineren öſterreichiſchen
Provinzſtädten und Ortſchaften, wie Baden bei Wien, Steyr,
Braunau am Inn uſw., wird die Verhaftung der dortigen
Orts=
führer gemeldet.
Die Akkion gegen die SA.=Heime.
Ueber die Aktion gegen die Nationalſozialiſtiſche Partei und
deren Heime werden folgende Einzelheiten bekannt: Die
Be=
ſetzung und Verſiegelung der Braunen Häuſer und natſoz. Heime
in Wien, insgeſamt 59, dauerte bis in die Morgenſtunden.
Außerhalb von Wien wurden in der Zeit von geſtern abend bis
heute früh in ganz Oeſterreich ungefähr 170 Braune Häuſer
ſo=
wie SA.=Kaſernen von den Organen der Sicherheitsexekutive
aus=
geräumt und verſiegelt.
Verfolgung nakionalſozialiſtiſcher Beamken.
Nachdem bereits in der vergangenen Nacht das
Heeresmini=
ſterium durch einen Erlaß ſämtlichen Heeresangehörigen die
Be=
tätigung in der Nationalſozialiſtiſchen Partei in= und außerhalb
des Dienſtes unterſagt hat, verbietet ein neuer Erlaß des
Sicher=
heitsminiſteriums allen Bundesangeſtellten die Zugehörigkeit zur
Nationalſozialiſtiſchen Partei. Die der Partei angehörenden
Bun=
desangeſtellten werden unter Androhung ſcharfer Strafen zum
Austritt aus der Partei aufgefordert.
Einſehzung von Sicherheitsdirektoren.
Der öſterreichiſche Miniſterrat hat außer dem Erlaß, durch
den dem Bundes=, Landes= und Gemeindeangeſtellten die
Zuge=
hörigkeit zur Nationalſozialiſtiſchen Partei unterſagt wird, die
Einſetzung von Sicherheitsdirektoren in allen Bundesländern
ein=
ſchließlich Wiens beſchloſſen. Die Ernennung dieſer
Sicherheits=
direktoren, die dem Bundesminiſter für Sicherheitsweſen direkt
unterſtellt werden, iſt bereits erfolgt. Für Wien wurde der
Wie=
ner Polizeipräſident Seidel zum Sicherheitsdirektor ernannt.
Neue Bomben-Akkenkake in Wien.
In der Nacht zum Dienstag hat ſich in Wien auf der
Favo=
ritenſtraße wieder ein Bombenattentat ereignet. In dem „
Ge=
ſchäftshaus der Kleinigkeiten” explodierte gegen 3 Uhr eine
Bombe, die das Geſchäftslokal faſt vollkommen zerſtörte. Die
Ge=
walt der Exploſion war ſo groß, daß ein Splitter der Bombe
auch noch das gegenüberliegende Geſchäft aufſprengte und dieſes
total verwüſtete. Auch auf dem Laaerberg iſt eine Exploſion
erfolgt, durch welche ein Wand zertrümmert wurde. Auch hier
hat man noch keine Spur von den Tätern.
Rakionalſozialiſtiſcher Prokeft beimBundespräſidenken
Am Dienstag mittag ſprachen die Landtagsabgeordneten
Gauleiter Frauenfeld, Dr. Riehl und Dr. Hanke beim
Bundes=
präſidenten vor und erklärten ihm, daß die Natſoz. Partei mit den
Bombenanſchlägen der letzten Tage gar nichts zu tun habe. Der
Bundespräſident nahm dieſe Mitteilung zur Kenntnis. — Auf das
weitere Erſuchen der Abordnung, die Regierung zu veranlaſſen,
die ungerechtfertigten Maßnahmen gegen die Partei einzuſtellen
bzw. zurückzunehmen, erwiderte der Bundespräſident, daß ihm die
Befugnis nicht zuſtehe, in Handlungen der Regierung
einzugrei=
fen. — Die Abgeordneten begaben ſich dann zum Vizekanzler Dr.
Winkler und machten ihm die gleichen Vorſtellungen. — Der
Vizekanzler erklärte, daß er dem Bundeskanzler berichten werde,
daß er aber weder die Freilaſſung der Verhafteten noch die
Auf=
hebung der Sperre der Parteiheime vor der Rückkehr des
Bun=
deskanzlers, die vorausſichtlich am Mittwoch abend erfolgen
werde, verfügen könne.
Neues ſpaniſches Kabinekt Azang.
EP. Madrid, 13. Juni.
Azana hat am Montag ſpät abends ſein drittes Kabinett
gebildet. Ganz allgemein geſprochen, iſt es eine Wiederholung
ſeines vor acht Tagen zurückgetretenen zweiten Kabinetts und
ſtützt ſich auf die gleichen Parteien, nämlich die Sozialiſten und
die republikaniſchen Linksparteien. Die wichtigſte Aenderung
ging im Außenminiſterium vor, wo der frühere Außenminiſter
Zulueta jetzt durch den Sozialiſten Fernando de los Rios erſetzt
wurde.
Die Zuſammenſetzung des neuen Kabinetts iſt folgende:
Miniſterpräſident und Kriegsminiſter: Azana (Rep. Aktion);
Inneres: Quiroga (galiziſcher Republikaner); Aeußeres:
Fernando de los Rios (Sozialiſt); Juſtiz: Albornoz
(Radikalſozialiſt); Finanzen: Vinuales (Rep. Aktion);
Oef=
fentliche Arbeiten: Indalecio Prieto (Sozialiſt);
Land=
wirtſchaft: Marcellino Domingo (Radikalſozialiſt);
Ar=
beit: Largo Caballero (Sozialiſt); Marine: Companys
(Katalaniſche Linke); Induſtrie und Handel: Franchy=Roca
(Föderaliſtiſche Linke).
Adolf=Hitler=Spende
der deutſchen Wirkſchaft
zur Durchführung des nakionglen
Wiederaufbau=
werkes.
CNB. Berlin, 13. Junk.
Die Spitzenverbände der deutſchen Wirtſchaft haben ſich
ent=
ſchloſſen, dem Führer der NSDAP., Adolf Hitler, einen Fonds
zur Verfügung zu ſtellen, der der NSDAP. die Durchführung des
nationalen Wiederaufbauwerkes ermöglichen ſoll. Zu dieſem
Zweck iſt die Adolf=Hitler=Spende der deutſchen Wirtſchaft ins
Leben gerufen, deren Leitung in Händen eines Kuratoriums aus
den beteiligten Wirtſchaftskreiſen unter Vorſitz des Herrn Dr.
Krupp von Bohlen=Halbach liegt.
Nakionalſozialismus u. Beamkenſchaft.
Polikiſche Zuverläſſigkeit und der Chatakter
geben den Ausſchlag.
TU. Stuttgart, 13. Juni.
Staatsrat Waldmann vom Württembergiſchen
Staats=
miniſterium äußert ſich im „NS.=Kurier” über die Durchführung
der Beſtimmungen des Beamtengeſetzes und knüpft daran im
Namen des Reichsſtatthalters Murr eine Reihe grundſätzlicher
Ausführungen. Aus dieſen Darlegungen ſei folgendes
hervorge=
hoben: Die NSDAP. werde gezwungen ſein, in alle
entſchei=
denden Stellungen Nationalſozialiſten zu ſetzen.
Die alten Nationalſozialiſten unterſchieden dabei zwiſchen
Natio=
nalſozialiſten und Parteigenoſſen. Von den neuen Parteigenoſſen
ſeien nur wenige Nationalſozialiſten. Es gehe deshalb heute nicht
an, daß Beamtenſtellen oder Verwaltungsräte, Beiräte und
der=
gleichen mit neuen Parteigenoſſen beſetzt würden mit dem
Hin=
weis darauf, daß damit die Gleichſchaltung erfolgt ſei.
National=
ſozialismus bedeute Totalität.
Der Parteiapparat werde neben dem Staat ſo ausgebaut
wer=
den, daß überall eine Kontrolle der Bewegung gegenüber den
Be=
hörden in Erſcheinung trete als Ausgleich für den Wegfall des
Parlaments.
Die Bewegung bemühe ſich, die Parteigenoſſen vor
Unüberlegt=
heiten zu bewahren und alles hintanzuhalten, was die Maſchinerie
der Verwaltung ſtören könnte. Andererſeits müſſe die Regierung
ſehen, daß die Beamten von ſich aus alles tun, um die
Regierungs=
art in Einklang zu bringen mit dem Willen des Volkes. Es werde
in manchen Fällen ſo ſein, daß die politiſche
Zuverläſ=
ſigkeit und der Charakter den Ausſchlag gebe=
und daß ein Beamter, der überhaupt zu handeln gewillt ſei, an
einer entſcheidenden Stelle ſitze, ſelbſt wenn einmal eine Handlung
nachher wieder korrigiert werden müſſe.
Es werde aber bei den übrigen Beamtenſtellen nicht die
Mit=
gliedſchaft der NSDAP. verlangt werden, wenn berufliche Eignung
und Charakter gut ſeien. Der Statthalter habe es nicht verſtanden,
daß ein ſo großer Teil von Beamten, die durchaus keine
Natiomal=
ſozialiſten ſeien, in den letzten Wochen geglaubt hätten, Mitglied
bei der NSDAP. werden zu müſſen. Es habe an einer vorherigen
Aufklärung gefehlt, ſonſt wäre dieſe Verwirrung nicht entſtanden.
Der Charakter eines Beamten, der dieſen Schritt nicht
unternom=
men habe, wenn er nicht Nationalſozialiſt ſei, ſei höher
einzu=
ſchätzen. Die nationalſozialiſtiſche Bewegung werde alle diejenigen
Beamten, die Mitglied der Partei geworden ſeien, ohne
National=
ſozialiſt zu ſein, im Laufe der Zeit wieder aus der Partei zu
ent=
fernen wiſſen.
Dizekanzler v. Papen beim Reichskanzler.
Ausſprache über den Geſellenkag.
TU. Berlin, 13. Junj.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der Vizekanzler v. Papen berichtete dem Reichskanzler über
den Verlauf der Münchener Tagung der katholiſchen
Geſellen=
vereine und die Vorgänge, die zu ſeiner vorzeitigen Schließung
geführt haben. Herr v. Papen betonte, daß die Preſſemeldungen
falſch ſeien, denen zufolge er von der Leitung des katholiſchen
Geſellenvereins irregeführt worden ſein ſollte. Der Reichskanzler
nahm dankend davon Kenntnis, daß die Tagung der katholiſchen
Geſellen ein Bekenntnis der Treue zur Regierung und zum
neuen Reich abgelegt habe. Er ſprach die Anſicht aus, daß die
Vorkommniſſe im Anſchluß an die Tagung bedauerlich ſeien und
daß von allen Seiten dahin gewirkt werden müſſe, die
Atmo=
ſphäre der gegenſeitigen Spannungen zu überwinden, da ſonſt
eine Abhaltung ſolcher Tagungen unmöglich gemacht werde.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Dienstag, den 13. Juni.
„Der heilige Criſpin”.
Luſtſpiel von Paul Ernſt.
Als ſpäte Ehrung des Lebenden hatte Hanns Johſt die
Auf=
führung des „Heiligen Criſpin” am Berliner
Staats=
theater gedacht: ſie wurde zur Totenfeier. Am Tage vor der
Premiere bettete man in Steiermark unter den rauſchenden
Bäu=
men von St. Georgen den Dichter zur Ruhe.
Drei Jahrzehnte hat Paul Ernſt, einer der wertvollſten
Deutſchen, um dichteriſche und menſchliche Geltung gerungen. Es
bedurfte des nationalen Umſchwungs, um ihn an die Sonne des
Staates gelangen zu laſſen.
Am 5. Mai 1933 wurde er — im Alter von 67 Jahren — in
die Dichter=Akademie berufen; am 13. Mai ſtarb er.
Ein reiches Werk hat Paul Ernſt hinterlaſſen. Er hätte
ſei=
nem Volk ein Führer ſein können. Er war eine ſtarke, freie, echte
Natur. Erfüllt von Bildern und Formen der Schönheit. Reich
in den Aeußerungen ſeiner dichteriſchen Begabung. Aber er konnte
ſich nicht durchſetzen.
Vorbildmenſchen ſchuf Paul Ernſt in ſeinen
Dra=
men. Er wandte ſich gegen die Lehre von dem Einfluß des
Milieus, gegen die Relativität der Sittlichkeit. Er forderte nicht
Erkenntniſſe, ſondern Werte; er verlangte die unbedingte
Sittlichkeit: „Nicht in der Einſicht liegt unſer Weſen als
Menſchen, ſondern darin, daß wir Werte erblicken, die uns das
Herz brennen machen. Sittlich kann nur der Menſch ſein, und
deshalb liegt alle menſchliche Größe nur in der Sittlichkeit‟.
Da=
her ſieht er den Inhalt der Tragödie in dem Zwieſtreit zwiſchen
dem Willen zur Integration und der menſchlichen Bedürftigkeit.
Treue gegen ſich ſelbſt iſt ihm das höchſte Gebot. Der
innere Kampf um dieſe Treue iſt der Konflikt ſeiner Dramen.
Eingänglicher, als ſeine Tragik, erwieſen ſich Paul Ernſts
Novellen. Mit einer beherrſchten Form verbinden ſie oft eine
graziöſe Leichtigkeit, eine lyriſche Heiterkeit, die man bei dem
ſtrengen Dramatiker nicht vermutet hätte.
Seine theoretiſchen Schriften bekunden das Ringen um eine
neue Welt des inneren Menſchen; unerbittlich und doch
hoffnungs=
voll!
Wie eine Erholung von dem ſchweren Ernſt dieſer Schriften
wirken die Luſtſpiele, die zumeiſt um 1910 entſtanden ſind, unter
ihnen das Spiel von dem „Heiligen Criſpin”,
Leicht und gefällig zieht es dahin und ſagt doch tiefe Worte
von ſittlichem Ernſt in verſchwebender Heiterkeit.
Seltſam ergeht es dem vornehmen, römiſchen Ritter
Criſpi=
nus. Er wirft Stand und Reichtum von ſich und tritt bei einem
Schuſter in die Lehre. Er will frei ſein in der Armut, in dem
Verzicht auf das Glück:
„Doch Glück des Lebens iſt in Wahrheit Knechtſchaft,
Und Knechtſchaft macht uns niedrig und gemein;
Doch kannſt du frei dicht halten, wenn du nie
Vom Leben nimmſt und immer nur ihm gibſt.”
In dichteriſcher Freiheit ſchmückt Paul Ernſt das Leve..
Criſpins bewegt aus. Drei junge Mädchen, darunter des Kaiſers
Tochter, umgaukeln ihn, angezogen von dem ſeltſamen Weſen des
Schwärmers.
Der Legende folgend, ſtiehlt Criſpin das Leder, um den Armen
Schuhe zu machen. Aus heiterer Verwicklung enthüllt ſich der
Diebſtahl, folgt die Verurteilung zum Tode. Doch der Herr ſelbſt
greift ein. Teufel und Engel ſtreiten ſich um die Seele Criſpins,
dem ſchließlich der Heiligenſchein um die Stirne leuchtet: „Man
nimmt den guten Willen für die Tat! Du guter Kerl, auch
du biſt Gottes Kind!"
Wohl ſind einzelne Szenen undramatiſch. Wohl ziehen manche
Strecken in der Ebene dahin. Aber immer erfreuen die poſitive
Geſinnung, die lebendige Unterhaltung, die klugen, von Güte und
Weltweisheit getragenen Worte des Dichters.
In die buntſchillernde Geſtalt Criſpins ſchlüpfte Emil
Loh=
kamp. Er tat es mit Anmut und ſchwärmeriſcher Weichheit und
ſah am netteſten aus, als er ſich den Heiligenſchein in dem
Gedan=
ken an Aurelia in heiterer Eitelkeit ſelbſt auf die Stirn ſetzte.
Man könnte ſich vorſtellen, daß die Welt um Criſpin in der
Luft lebt, wie ſie die Fresken von Fra Angelico da Fieſole in
dem Florentiner Kloſter San Marco atmen. Die Spielleitung
von Joſeph Firmans gab mit den Bühnenbildern von Lothar
Schenck von Trapp ſtärkere Realität. Auf dieſer Grundlage
gingen von dem nächtlichen Bild des Leder=Diebſtahls und der
Schlußſzene eine ſchöne ſuggeſtive Stimmung aus. Dem Garten
des Kaiſers fehlte die plaſtiſche Harmonie; auf der Baſilika war
ein Teil der Hinterbühne durch die hohe Rampe verdeckt.
Ein heiteres Panoptikum tat ſich um Criſpin auf. Den
be=
ſtohlenen Lederhändler gab Paul Maletzki die Komik
betro=
genen Geizes; ſeinen Buchhalter zeichnete Hugo Keßler, mit
ſicheren Strichen, den Maurer im Tagelohn Hans Baumeiſter
mit behäbigem Humor. Joſef Keim ſpielte als Schauſpieler ſich
ſelbſt. C. H. Peters war, wie ſtets, ein ſcharf charakteriſierter
Richter.
Wie die Schmetterlinge das Licht, umſchwirrten drei
Mäd=
chen den ſeltſamen Heiligen. Als Aurelia, des Kaiſers Tochter,
war an Stelle des erkrankten Frl. Menz Frl. Herta Schiller
aus Leipzig eingeſprungen; eine Schauſpielerin von wenig
gün=
ſtiger Bühnengeſtalt und mittlerem Talent. Es iſt dringend zu
hoffen, daß das Gerücht, Konſtance Menz werde aus dem
hieſigen Enſemble ausſcheiden, ſich nicht verwirklicht. Bei der
außergewöhnlichen Begabung der Künſtlerin, der die
Schauſpiel=
zeit des Winters ihre ſtärkſten Leiſtungen, wie z. B. „Marig
Stuart” verdankt, wäre dies ein überaus ſchwerer Verluſt,
der ſich nach jeder Richtung hin höchſt nachteilig auswirken
würde.
Mit „Aurelia” gaukelten Maria Teichen und Lilli
Pal=
mer um die Gunſt Criſpins, um jedoch gleich ihr ſchließlich zu
verzichten.
Ein Idyll in Güte und Liebe boten Kurt Weſtermann
und Käthe Gothe als altes Schuhmacher=Paar.
Ueber allen thronte Erwin Faber als machtvoller Kaiſer.
Das gutbeſuchte Haus nahm die wertvolle Gabe Paul Ernſts
mit freundlichem Beifall dankbar auf.
Es war ein beſchaulich=anregender Abend.
K. 4
Eduard Lachmann: Nachhallender Schritt. Geſellſchaft Heſſiſchen
Bücherfreunde.
Die drei Erzählungen dieſes Bandes ſind in einer Proſa
ab=
gefaßt, die auf den großen Spracherneuerer unſerer Tage hinweiſt=
Wenn deſſen Nachfolger zumeiſt mehr das Prunkvolle und
Abſei=
tige der Frühzeit übernommen haben, ſo iſt hier etwas von der
herben Einfachheit und helleniſchen Klarheit des Meiſters
über=
gegangen, und wenn auch nicht zur Mächtigkeit der Geſtaltung, ſo
doch zu einer zarten eigenwüchſigen Schönheit gebracht worden.
Es iſt eines der ſeltenen Bücher, die den Empfänglichen nach
wenigen Sätzen zu einer unwillkürlichen Verlangſamung des
Le=
ſens und zu einer inneren Stille bringen, weil ſie ſpüren laſſen.
daß hier aus dem Sprachgewirr der Zeit eine reine Stimme
lau=
tere Worte ſpricht
Von den drei Erzählungen iſt die erſte „Die neidvollen Sterne‟
die ſtärkſte und reifſte. Sie berichtet von einer Mutter, die drei
Söhne im Krieg verliert, und um den vierten zu retten, ihr
eigenes Leben dem Schickſal zum Opfer bringt. Die
geheimnis=
volle Schickſalsverbundenheit mit den Sternen wird in dem
ſelt=
ſam deutlichen Licht eines Wachtraums dargeſtellt, das
Unbegreif=
liche wird Wirklichkeit und bleibt doch unenträtſelt. Weniger zu
überzeugen vermag die zweite Geſchichte „Die Nachtwache”,
wäh=
rend die dritte, der Bericht von einer Nachkriegsreiſe nach Italien,
von Sinnenfreude und Luſt am Leben erfüllt, ſehr unmittelbar
und lebendig iſt. Da iſt der ſchillernde Zauber, die
abenteuer=
liche Luft Venedigs, das anmutig=klare Florenz mit Türmen und
Brücken, Hügeln und Gärten und das Me
Fels und Grotte bei
Neapel. Trotz des Glanzes ſüdlicher Welt, der über ihr liegt, kann
die Erzählung ihren Namen „Nauſikaa” nicht voll rechtfertigen;
ſie hat den ganzen Reiz und die unbefangene Zufälligkeit des
perſönlichen Erlebniſſes, aber ſie iſt nicht ins Allgemeine,
Bedep=
tungsvolle gehoben.
Dr. Nette.
Seite 4 — Nr. 163
Ihre Vermählung geben bekannt
Heinrich Schmitt
und Frau Helene, geb. Koob
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Kirchliche Trauung: Mittwoch, den 14. Juni, 14½ Uhr,
in der Kirche zu Auerbach.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
4iheim Rauſch
ſagen aufrichtigen Dank
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 14. Juni 1933.
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Mittwoch, 14. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 163 — Seite 5
Aus der Landeshauptftadt.
Darmſtadt, den 14. Juni 1933.
Heſſiſcher Arkilleriſtenkag.
Eale en er cen Wun de ur e e ie er ee
fahrſchein iſt von den Feſtteilnehmern auf den Empfangsbüros
un=
ter Vorzeigen des Militärpaſſes oder der Feſtteilnehmerkarte zu
löſen
Ein Zwiegeſpräch über das Artilleriſtenfeſt, das vom 1. bis 3.
Juli in Darmſtadt ſtattfindet, wird vom Südweſtfunk am 26.
Juni abends 8,30 Uhr verbreitet. Zwei heſſiſche Artilleriſten
wer=
den ſich über den Plan, Umfang und Bedeutung des Feſtes
unter=
halten.
— Sonntagskarten zum Darmſtädter Artilleriſtentag. Zu dem
Darmſtädter Artilleriſtentag vom 1.—3. Juli hat die Reichsbahn
die Ausgabe von Sonntagskarten genehmigt für einen Umkreis
von 250 Kilometern um Darmſtadt. Die Fahrt nach Darmſtadt
kann von Freitag, den 30. Juni, mittags 12 Uhr, bis 3. Juli
aus=
geführt werden, die Rückfahrt vom 1. Juli bis Dienstag, 4. Juli,
12 Uhr. Als Ausweis gilt der Militärpaß oder das
Einladungs=
ſchreiben des Feſtausſchuſſes.
Der Verein ehem. 61er Artilleriſten hatte zu einer
außer=
ordentlichen Mitgliederverſammlung im Reſtaurant Sitte
ein=
geladen, zu der über 100 Kameraden erſchienen waren. Nach den
Eröffnungsworten des 1. Vorſitzenden, Major a. D. Hertel,
ergreift der 2 Vorſitzende, Kamerad Steingaß, das Wort
und berichtet über die durchgeführte Gleichſchaltung bei dem
Ver=
band Heſſiſcher Regimentsvereine und der ſich hieraus
ergeben=
den Notwendigkeit der Gleichſchaltung im Verein. Ohne weitere
Debatte wird von der Verſammlung als 1. Vorſitzender
einſtim=
mig Pg. Dr. med. Reh. Eberſtadt, gewählt. — Nach kurzen
Worten des Dankes und klarer Darlegung der Richtlinien, unter
denen der Verein von jetzt ab geleitet und wirken wird,
be=
ſtimmt er die weiteren Mitglieder des Vorſtandes, der ſich
nun=
mehr mit über 51 Prozent aus Parteigenoſſen der deutſchen
Frei=
heitsbewegung — der NSDAP. — zuſammenſetzt. Zu
Ehren=
vorſtandsmitgliedern werden die Kameraden Major a. D.
Her=
tel und Oberſtadtſekretär Bert ernannt. Nach dem
ausführ=
lichen Bericht des Kameraden Steingaß über das vom 1. bis
3. Juli ſtattfindende Artilleriefeſt, zu dem alle ehem. 6ler
be=
ſtimmt erwartet werden, ergreifen die Parteigenoſſen
Sturm=
bannadjutant Fehrer und Sturmführer Mayer das Wort,
berichten über Zweck und Ziel der SA.=Stürme und fordern zum
Eintritt in den neugegründeten Artillerieſturm auf. Nach reger
Ausſprache ſchließt die harmoniſch verlaufene außerordentliche
Mitgliederverſammlung.
Gh.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 6. Juni 1933 der
Ver=
waltungsoberinſpektor Friedrich Wagner in Oppenheim auf
ſein Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Juli 1933.
EPH. Beamtenjubiläum. Am geſtrigen Tage waren es 40
Jahre, daß Herr Kanzleioberinſpektor Rothermel im Dienſte der
evangeliſchen Landeskirche ſtand. In einem beſonderen Schreiben
hat der Prälat der Landeskirche dem Jubilar für ſeinen ſeltenen
Pflichteifer, ſeine vorbildliche Treue und die ihm eigene
Gründ=
lichkeit, mit der er den mannigfachen Aufgaben gerecht geworden
iſt, beſondere Anerkennung und Dank ausgeſprochen.
— Auszeichnung. Dem Lokomotivführer Otto Beate=
Darm=
ſtadt, ehemals Unteroffizier d. Reſ. beim 1. Großh. Heſſiſchen
Feld=
artillerie=Regt. Nr. 25, 3. Batterie, wurde von ſeiner Konigl.
Hoheit, dem Großherzog, nachträglich das Heſſiſche
Kriegsehren=
zeichen in Eiſen verliehen.
Abänderung der Beſtimmungen über Reichsbaudarlehen für
Eigenheime. Der Heſſiſche Miniſterpräſident gibt bekannt, daß
der Reichsarbeitsminiſter die Beſtimmungen über Reichs=
Bau=
darlehen für Eigenheime vom 11. November 1932 wie folgt
ge=
ändert hat: In Ziffer 4 erhalten die Abſätze 2 und 3 folgende
Faſſung: 2. Für Eigenheime, die für Familien mit vier und
mehr im elterlichen Haushalt lebenden Kindern oder für
Schwer=
beſchädigte im Sinne des Reichsverſorgungsgeſetzes beſtimmt ſind,
darf ein zuſätzliches Baudarlehen bis zu 500 RM. gewährt
wer=
den für kinderreiche Familien jedoch nur dann, falls neben den
in Ziffer 2 Abſatz 2 bezeichneten Räumen ein dritter Schlafraum
eingebaut wird. Bei Eigenheimen, die für kinderreiche
Schwer=
beſchädigte beſtimmt ſind, dürfen beide Arten von Zuſatzdarlehen
nebeneinander bewilligt werden. 3. Das Reichsbaudarlehen —
ausſchließlich eines etwa gewährten Zuſatzdarlehens für
Kinder=
reiche oder Schwerkriegsbeſchädigte — ſoll nicht mehr als 20 v. H
der Bau= und Nebenkoſten zuzüglich des Wertes von Grund und
Boden betragen.
Städt. Akademie für Tonkunſt — Opernſchule. Hans
Kern (Baß), Schüler der Opernſchule der Städt. Akademie (
Ge=
ſangsklaſſe Prof. Beines) wurde als ſeriöſer Baß an das
Stadt=
thcater in Stralſund für die nächſte Spielzeit verpflichtet.
Schließung der Stadtbücherei. Wie alljährlich, wird auch in
dieſem Jahre der Ausleihbetrieb der Stadtbücherei wegen
Revi=
ſions= und Reinigungsarbeiten für wenige Wochen unterbrochen,
und zwar bleiben die Schalter von Montag, den 3., bis
einſchl Samstag den 30. Juli, geſchloſſen. Bis zum
1. Juli können noch Bücher verabfolgt werden. Für die in der
Zeit bis einſchl. 21. Juni entliehenen Bücher gelten verkürzte
Leihfriſten (30. Juni und 1. Juli). Verſuchsweiſe ſoll in
die=
ſem Jahre unſeren Leſern die Möglichkeit gegeben werden, auch
für die Dauer der Schließung Bücher zu entleihen. Dieſe
Aus=
leihe wird auf Schöne Literatur (Romane und Erzählungen,
Ge=
dichte und Dramen) beſchränkt und kann vom 22. Juni bis
Juli geſchehen. Fälligkeitstage ſind: 1., 2. 3., 4. Auguſt.
Bücherausgabe oder Umtauſch findet während der Schließung
nicht ſtatt.
Reichsbund der Zivildienſtberechtigten, Verein Darmſtadt.
Unſere Mitglieder werden nochmals auf den am Samstag, den
17. Juni, 20 Uhr, im großen Saal der Brauerei Krone,
Schuſter=
gaſſe 18, ſtattfindenden Familienabend aufmerkſam gemacht. Die
Anweſenheit des Bundesdirektors Krüger erfordert reſtloſe
Teil=
nahme der Kameraden und ihrer Angehörigen.
Zivildienſt=
berechtigte der Wehrmacht und Polizei, die noch nicht Mitglied
bei uns ſind, ſind höflichſt eingeladen. (Vgl. Anzeige.)
SA.=Freilichtaufführung. Unter dem Protektorat Seiner
Königl. Hoheit des Großherzogs von Heſſen veranſtalten
der Sturmbann I und II/115 Anfang Juli Aufführungen von
Wallenſteins Lager von Friedr Schiller im
Kranich=
ſteiner Park. Die künſtleriſche Geſamtleitung hat Oberſpielleiter
Hans Strohbach. Die Soliſten ſetzen ſich aus erſten Kräften des
Heſſiſchen Landestheaters und der NS.=Bühne zuſammen
Karl Walther (Tenor) ſeither Mitglied des Heſſiſchen
Landestheater (Schüler der Opernſchule der Städt. Akademie=
Geſangsklaſſe Prof. Beines) wurde als Spieltenor (Buffo für
Oper und Operette) an die Vereinigten Wuppertaler Bühnen für
die nächſte Spielzeit verpflichtet.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus
Mittwoch,
14. Jund
Anf. 19½, Ende nach 221 Uhr. B 25,
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Der Vogelhändler.
Donnerstag,
20—22½, Uhr. B. 27
funi Der heilige Criſpin.
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Anf. 2/, Ende geg. 23 Uhr. D.=Volksb. F, Gr. 1—4
Mace
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
16. Juni Der Vogelhändler.
— Heſſiſches Landestheater. Spielplanänderung. In
Abänderung des Spielplans wird Samstag, den 17. Juni, ſtatt
„Rigoletto” für den Bühnenvolksbund. Miete K. die Strobachſche
Teuinſzenierung „Die luſtigen Weiber von Windſor”
von Nicolai gegeben. Die Oper bereitet die Neuinſzenierung des
linges durch Hans Strohbach vor. „Siegfried” gelangt unter
er muſikaliſchen Leitung von Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt
erſt=
als in der Neuinſzenierung am 2. Juli zur einmaligen
Auffüh=
ung in dieſer Spielzeit. Die Titelpartie: Joachim Sattler, für die
Brünhilde iſt Lily Hafgreen=Dinkela a. G. gewonnen worden, die
ier ſeinerzeit mit größtem Erfolg die Jſolde ſang — Künneckes
eueſte Operette „Glückliche Reiſe”, der ſtärkſte
Operetten=
rfolg an faſt allen deutſchen Bühnen, wird nächſte Woche in der
Inſzenierung von Arthur Maria Rabenalt, unter muſikaliſcher
Leitung von Beppo Geiger und dem Bühnenbild von Elli Büttner
erſtaufgeführt. — Heute Abend die Revue=Operette
„Der Vogelhändler”, die bei den letzten Aufführungen den
ingewöhnlichen Beifall eines vollbeſetzten Hauſes fand. Es wird
darauf aufmerkſam gemacht, daß in dieſer Spielzeit nur noch
drei Aufführungen des „Vogelhandlers” ſtattfinden können.
Gas= und Luftſchutzſchule Darmſiadts.
Eröffnung des erſten Lehrganges. — Die Organiſakion des zivilen Lufiſchutes.
Luntſwad ais Hältonaie Pnicht.
Luftſchutz iſt nationale Pflicht. Das haben ſchon alle anderen
Länder erkannt und dementſprechende Vorkehrungen getroffen
nur Deutſchland hatte ſeither unverſtändlicherweiſe abgeſehen
von einzelnen halbamtlichen Stellen, die Notwendigkeit einer
Luftſchutzvorbereitung nicht erkannt, es geſchah in den
vergange=
nen Jahren faſt nichts Erſt die nationale Regierung ergreift
alle Mittel, das Verſäumte zum Schutze der Bevölkerung
nach=
zuholen und vor allem die Bevölkerung durch Aufklärungen und
Kurſe über die Wichtigkeit des Luftſchutzes zu unterrichten. In
Darmſtadt findet der erſte Lehrgang zurzeit im Unterrichtsraum
im Glockenbau des Schloſſes ſtatt. Meldung und Anſchrift der
Gas= und Luftſchutzſchule Darmſtadt iſt das Polizeiamt
Darm=
ſtadt, Hügelſtraße 31/33, Zimmer 24 (Fernruf 3356). Die
Schul=
leitung haben Polizeihauptmann Bechtel und
Luftſchutzrefe=
rent Velten vom Wehrpolitiſchen Amt der NSDAP., Gau
Heſſen, übernommen. Lehrer ſind Polizeioberſt a. D.
Schrö=
der Branddirektor Winter. Brandinſpektor Herborn
Dipl.=Ing. Müller, Polizeikommiſſar Laukart, Heilgehilfe
Knecht, Gasſchutzlehrer Altmannsberger und
Gasſchutz=
hilfslehrer Seligmann. Die Uebungsſtunden werden
Diens=
tags und Donnerstags abgehalten.
Geſtern abend begann der erſte Lehrkurſus im Schulſaal des
Glockenbaues im Schloß mit einer ſchlichten Eröffnungsfeier, die
Polizeimajor Dr. Ivers vornahm. Er wies kurz auf die
Bedeu=
tung dieſes Lehrkurſus hin und begrüßte die ſehr zahlreich
er=
ſchienenen Intereſſenten namentlich aus dem Hausbeſitz und
be=
ſonders die Ehrengäſte, u. a. Staatskommiſſar Dr. Beſt, die Leiter
der Luftſchutzſchule, die Vertreter der Behörden, des Roten
Kreu=
zes, der Feuerwehr und der Techniſchen Nothilfe.
Den erſten Lehrvortrag hielt Polizeioberſt a. D. Schröder
über die Organiſation des zivilen Luftſchutzes.
Ausgehend von den Beſtimmungen des Verſailler Vertrags,
nach dem jeder aktive Luftſchutz den Deutſchen unterſagt iſt,
gab er einen kurzen Ueberblick über die Begriffe: Luftfahrt,
Luft=
ſchutz und Gasſchutz. Die ganze Luftfahrt unterſteht bekanntlich in
Deutſchland dem Herrn Reichsminiſter Göring. Vor allem müſſe
betont werden, daß Gas= und Luftſchutz zwei ganz verſchiedene
Dinge ſeien. Bei etwaigen Luftangriffen gebe es wohl kaum einen
reinen Gasangriff; zum Gasſchutz müſſen vor allem grundlegende
Verbeſſerungen im Bauweſen eintreten, der Gedanke im Volk, daß
Luftſchutz unumgänglich nötig iſt, müſſe vertieft werden. Vor allem
müſſe man auch erkennen, welche Wirkungen ein Gas auf Lunge,
Blut uſw. hat. Verſchiedene Geräte, Masken, Sauerſtoffapparate,
Friſchluftgeräte ſind bereitzuſtellen. Bei Erörterung der
Luftſchutz=
fragen ſei vor allem zu unterſtreichen, daß beim Bau eines Hauſes
Luftſchutzmaßnahmen bereits zu berückſichtigen, ſo beiſpielsweiſe
der Dachſtuhl mit feuerſicherer Flüſſigkeit zu „imprägnieren” iſt.
Das unnütze Gerümpel hat von den Speichern zu verſchwinden. Auf
der Straße ſollen Schutzräume für die Paſſanten angelegt werden,
auch jeder Hausbeſitzer möge für geeignete Unterſtände ſorgen.
Nachdem der Referent alle Fragen auf dem Gebiet des
Luft=
ſchutzes in großen Zügen geſtreift hatte, kam er auf Einzelheiten
von zum Schutze gegen Luftangriffe nötigen Maßnahmen zu
ſpre=
chen. Ein Verbot des Luftkrieges etwa durch Genf ſei nach
Aus=
ſprachen fremder Staatsmänner unmöglich. Man müſſe ſich aber
vor Augen halten, daß heute Deutſchland in allen Teilen von
Bomben belegt werden könne. Die Gegner der Luftſchutzbewegung
haben hauptſächlich angeführt, daß jeder Luftſchutz zwecklos ſei. Das
iſt aber durchaus abwegig. Daß ganze Städte zerſtört oder „
weg=
raſiert” werden könnten, ſei Unfug. Wenn auch die Gefahr nicht
abzuwenden ſei, ſo könne ſie doch ſehr erheblich verkleinert werden.
Der Luftſchutz iſt unter allen Umſtanden notwendig und nützlich.
In Frankreich werde ganz gewaltig für den zivilen Luftſchutz
ge=
arbeitet. Dort iſt bis aufs kleinſte der Luftſchutz vorbereitet. In
Frankreich werden Einwoher auf Ehrenwort verpflichtet, daß ſie ſich
in Notfällen dem Luftſchutz zur Verfügung ſtellen. Man hielt
Kurſe ab, die Schüler werden auf die Gefahren aufmerkſam
ge=
macht, die Zivilbevölkerung wurde ſyſtematiſch durch Manöver
vor=
bereitet. In ganz Frankreich ſind beſondere Frauenkurſe eingerichtet.
Man hat dort angeregt (an Weihnachten z. B.), jedem Franzoſen
von der Familie aus eine Gasmaske als Feſtgeſchenk zu geben.
Auch in anderen Ländern, ſo in England, werden Leute zum
zivilen Luftſchutz ausgebildet. Hier werden Flugabwehrbatterien
durch ältere Leute der Luftſchutzvereine bedient. Auch in Italien
werde, energiſch Zivilluftſchutz betrieben. Oefter wurden
Luft=
angriffmanöver abgehalten. Der zivile Luftabwehrgedanke iſt in
anderen Ländern ſchon tief in die Bevölkerung eingedrungen.
In Polen beſteht ein Luftſchutzverband mit Ortsgruppen in jedem
kleinſten Ort. In der Tſchechoſlowakei müſſen alle Beamte dem
Luftſchutz angehören. Rußland ſteht im Luftſchutz nicht zurück.
Rumänien, die Türkei, auch in allen anderen kleinen Staaten
wird der Luftſchutz betrieben.
In Deutſchland lag der Luftſchutz ſchwer darnieder. Die
Reichsregierung richtete 1927 Schreiben an die Länder, das
bei=
ſpielsweiſe von Heſſen (auch von anderen Staaten) erſt fünf
Jahre ſpäter beachtet wurde, 1932 ergriff man die erſten
Maß=
nahmen, München bewilligt z. B. 100 RM. (!). Damit brach der
Referent ſeine Ausführungen über die Organiſation ab, die er
am nächſten Donnerstag fortſetzen wird.
Das zweite Referat hielt, Dipl.=Ing. Müller über die
phy=
ſikaliſchen und chemiſchen Eigenſchaften der hauptſächlichſten
ſchäd=
lichen Gaſe, Dämpfe und Nebel und deren Begegnung. Der
Vor=
tragende erklärte die im Saale aufgeſtellten
Gasſchutzausrüſtun=
gen und manchte ſeine Ausführungen mit Hilfe von Tabellen
und Schautafeln noch beſonders klar. — Die nächſten beiden
Lehr=
vorträge werden am Donnerstag abend im Unterrichtsraum des
Glockenbaues im Schloſſe abgehalten.
* Vorkragsabend im V.9.J.
Direktor Lanninger über Beregnungstechnik.
In der Techniſchen Hochſchule hielt, am Dienstag
abend im Hörſaal 326 Herr Direktor Karl Ludwig
Lannin=
ger, Frankfurt a. M., einen recht inſtruktiven und intereſſanten
Vortrag über „15 Jahre Erfahrungen in der
Bereg=
nungstechnik und ihre praktiſche Auswirkung
im In= und Ausland‟. Der Vortrag, den zahlreiche recht
gute, klare Lichtbilder und die Demonſtration von
Modellappa=
raten ſehr wirkſam unterſtützten, war gut beſucht.
Wir entnehmen den Ausführungen des Vortragenden
folgen=
des: Die Regenverteilung iſt von ſtarkem Einfluß auf die
Pro=
duktionsfähigkeit der Volker. Es muß daher eine geregelte
Waſſerwirtſchaft einſetzen. Dies erkannten ſchon die alten
Völ=
ker, und ſo hat jedes Jahrhundert ſeine eigenen
Bewäſſerungs=
methoden (Ueberflutung, Gräben uſw.). Aegypten und England
in erſter Linie, dann Italien und Spanien haben viel für
Ver=
beſſerungen in der Waſſerwirtſchaft getan. Die Verteilung der
Regenmengen in Deutſchland iſt ſeit 35 Jahren auf 202
Sta=
tionen beobachtet worden, ſie iſt nach Gebieten und Monaten ſehr
ungleich. In Heſſſen iſt die Domäne Mönchshof (ſeit 1912)
die Wiege der Einführung der künſtlichen Beregnung in Heſſen.
Der deutſche Ingenieur muß regulierend in die Waſſerwirtſchaft
eingreifen, um dem deutſchen Landwirt in Trockengebieten zu
helfen, ſoweit Waſſerquellen in der Nähe ſind. Dies iſt wichtig
für die Stärkung der Volksernährung aus
eige=
ner Kraft in Deutſchland und für die Zuruckdrängung der
ausländiſchen Nahrungsmittel, die unter viel günſtigeren
klima=
tiſchen Verhältniſſen erzeugt werden. Die künſtliche Beregnung
hat in Deutſchland gegenüber der Graben=Bewäſſerung den
Vor=
teil, ſparſam zu ſein und der natürlichen Beregnung am nächſten
zu kommen. Es wird dringend notwendig und eine dankbare
Aufgabe für die neue Regierung ſein, durch „
Gleichſchal=
tung” endlich einmal in Deutſchland ein
einheit=
liches Waſſerrecht zu ſchaffen. — Der Vortragende
behandelte dann eingehend die techniſche Entwicklung der
Be=
regnungstechnik, Brunnen, Zentrifugalpumpen, Motore,
Kuppe=
lungen, Rohrleitungen und die Unterſchiede zwiſchen ſtationären,
halbſtationären und fliegenden Anlagen. Durch die Einführung
von Aluminiumrohren, wurde die Beregnungstechnik in jeder
Hinſicht gefördert, dazu kam das Lanningerſche Patent der
Drei=
weg=Kuppelung. Schließlich ſprach der Redner noch über die
Düſen=Frage, die kontinuierliche, die diskontinuierliche Beregnung,
die Abwäſſer=Beregnung und zeigte zahlreiche Aufnahmen der
verſchiedenſten Anlagen, auch für Weinberge. — Der feſſelnde,
klare und eingehende Vortrag fand lebhaften Beifall.
Die Sonderfahrt ins Blaue
welche die Reichsbahndirektion Mainz am 18. Juni in die deutſche
Landſchaft und Kultur veranſtaltet, verſpricht ſehr viel. Kein
Wunder, daß die Kartenausgabe bereits eingeſetzt hat. Um
ängſt=
liche Gemüter zu beruhigen, die vor dem Wettergott und ſeinen
Launen bangen, ſei verraten, daß die getroffenen Vorbereitungen
mit Sicherheit auch dann einen genußreichen und angenehmen Tag
verſprechen, wenn der Himmel nicht ſein ſchönſtes Geſicht zeigt.
Auch darf ſich niemand an der Höhe des Fahrpreiſes ſtoßen. Es
geht weit weg, dorthin, wo der Bewohner des Mittelrheins nur
deshalb weniger hinfährt, weil er die Zwiſchenaufenthalte fürchtet.
Aber diesmal gehts direkt auf das Ziel los. Wer ſich alſo noch
nicht entſchloſſen hat, der löſe ſich bald eine Sonderzugrückfahrkarte
zu dieſer vielverſprechenden Sonderfahrt „Ins Blaue hinein”.
— Zwei beſonders billige Rheinfahrten unternimmt der große
glondampfer „Rheingold” der Rheiniſchen Perſonenſchiffahrt in
ainz am Donnerstag (Fronleichnam) und am Freitag. Die
ahrt am Donnerstag führt nach Rüdesheim (Beſuch des
Nieder=
aldes und Nationaldenkmal), Niederheimbach mit dem
ſehens=
erten „Märchenhain”, dem liebſten Ausflugsort für Kinder, und
ach Trechtingshauſen mit dem wildromantiſchen Morgenbachtal
nd der letzten Mühle. Am Freitag geht es nach Rüdesheim.
Nie=
rheimbach und der frohen Weinſtadt Bacharach. An allen
Sta=
onen iſt ein mehrſtündiger Aufenthalt. An Bord iſt Muſik und
ir die nötige Rheinfahrtſtimmung geſorgt, ebenſo für preiswerte
(eſtauration. Wer deshalb einen frohen Tag auf dem Rhein
ver=
ben will, der verſäume nicht, ſich an einer dieſer beiden Fahrten
beteiligen. Näheres ſiehe heutige Anzeige.
— Bis zu 3000 RM. Belohnung für die Ermittlung der
Fäl=
der von Reichsbanknoten. Trotz häufigen Warnungen vor der
nnahme falſcher Reichsbanknoten gelingt es Fälſchern, in erſter
linie kleine Gewerbetreibende mit falſchen Noten zu betrügen.
Ver die Verhaftung der Herſteller dieſer Noten und
Beſchlag=
ahme des Falſchmünzergeräts veranlaßt oder hierzu beiträgt,
t Anſpruch auf einen ſeiner Mithilfe entſprechenden Teil obiger
elohnung. Die Reichsbank belohnt auch diejenigen Perſonen
an=
emeſſen, durch deren Mithilfe die Feſtnahme von wiſſentlichen
Verbreitern falſcher Reichsbanknoten gelingt. Hierdurch werden
lle bisherigen Auslobungen der Reichsbank, in denen für die
rgreifung von Herſtellern falſcher Reichsbanknoten höhere
Be=
rage als 3000 RM. vorgeſehen ſind, kraftlos.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
rwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegshinter=
liebene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am
Don=
erstag den 15. ds. Mts., vormittags von 8—12 Uhr,
urch die Stadtkaſſe.
Deutſch=Evang. Frauenhund, Orisgruppe Darmſtadk
EPH. Die diesjährige Hauptverſammlung fand im Heylshof,
Weyprechtſtraße 6. ſtatt. Nach herzlicher Begrüßung der
An=
weſenden gab die 1. Vorſitzende, Frau Präſident Bernbeck.
einen umfaſſenden Bericht über die Tätigkeit der Ortsgruppe im
abgelaufenen Jahre. Sie galt der Pflege deutſch=evangeliſchen
Geiſteslebens durch wertvolle Vorträge, umrahmt von
hochwer=
tigen muſikaliſchen Darbietungen in den ſtets außerordentlich gut
beſuchten Mitgliederverſammlungen, dann aber auch dem Dienſt
helfender Nächſtenliebe. In unzähligen Fällen konnte hier
ein=
geſprungen werden, um namentlich auch der verſchwiegenen Not
des Mittelſtandes Linderung zu ſchaffen.
Der Kaſſenbericht zeigte, daß die Ausgaben und Einnahmen
angepaßt bleiben, da nicht nur jene, ſondern auch dieſe
wach=
ſende Tendenz aufwieſen. Dem Vorſtand wurde Entlaſtung
er=
teilt.
„Nach einer kurzen Teepauſe ſprach die 1. Vorſitzende des
Mitteldeutſchen Verbandes, Grotefend, über die Seele des
Kindes. Ausgehend von der Tatſache, daß die Pflege des
Klein=
kindes nicht nur in bezug auf den Körper, ſondern vor allem was
die ſeeliſche Betreuung anbetrifft, die tiefſte innerliche
Anteil=
nahme einer Mutter erfordere, betonte Frl. Grotefend, wie dieſe
Pflege ganz beſonders der evang Mutter, am Herzen liegen
muſſe. Sie weiß, daß ſie hauptſächlich die Verantwortung dafür
trägt, daß aus dem Kinde, dem Geſchenk Gottes, ein wertvoller
Menſch zu ſeiner Ehre heranwachſe. Wundervoll ſchildert die
warmherzige Rednerin, wie köſtlich es ſei, mit der
fortſchreiten=
den körperlichen Entwicklung das langſam einſetzende geiſtige und
ſeeliſche Erwachen des Kleinkindes beobachten zu konnen. Es
ſei für eine Mutter ein wunderbares Erleben, das Erwachen der
Seele des Kindes zu fühlen und ihre höchſte Pflicht, dies
Er=
wachen vor jedem ſchlimmen Einfluß zu bewahren. In
reizen=
den eigenen Erlebniſſen ſchildert die Rednerin, wie erſtaunlich
lebhaft Eindrücke bei Kleinkindern haften bleiben und ſich zu
ge=
gebenen Zeiten äußern. Mit der fortſchreitenden geiſtigen
Reg=
ſamkeit iſt dann auch vor allem der religiöſe Einfluß im Leben
des Kindes geltend zu machen. Vom kindlichen Gebet bis zum
ſichtbaren Erleben des weihnachtlichen Geſchehens bedarf das
Kind ſür ſein Gemüts= und Seelenleben der fürſorglichen
hin=
gebenden Betreuung einer verſtandnisvollen Mutter bzw. einer
gleichwertigen Umgebung. Die Vortragende ſchloß ihre von
großer Gemütstiefe zeugenden Ausführungen mit dem warmen
Mahnruf an alle: „Schenkt Kindern Sonne und Liebe!‟ — Dem
Dank der Verſammlung gab die 2. Vorſitzende, Frau Dr.
Brück=
ner, in warmen Worten Ausdruck
Nach kurzen geſchäftlichen Mitteilungen ſchloß Frau Bernbeck
gegen 7 Uhr abends die Verſammlung.
Heſſiſcher Sängerbund (Sitz Darmſtadt). Die Geſchäftsſtelle
des Heſſiſchen Sängerbundes befindet ſich nunmehr im Stadthaus,
Darmſtadt, Rheinſtraße 16/18, Zimmer 70 Fernruf 3500. Alle
Zuſchriften an die Bundesleitung und für die Hauptſchriftleitung
der „Heſſiſchen Sänger=Warte” ſind an die Geſchäftsſtelle zu
rich=
ten. Die Geſchäftsſtelle des Gaues Darmſtadt=Stadt befindet ſich
Hügelſtraße 6, Fernruf 3500. Für Anfragen, den Gau Darmſtadt=
Stadt betreffend, iſt der neue Gauvorſitzende Friedel Hofmann,
Darmſtadt, Hügelſtraße 6, zuſtändig. (gez.) Wilk.
Bundesgeſchäfts=
führer.
Vom Heſſiſchen Roten Kreuz wird uns geſchrieben: Der
Rote=Kreuz=Tag iſt vorüber. Die Straßenſammlung für das Rote
Kreuz hat in Darmſtadt gute Reſultate gezeitigt und trotz des
ſchlechten Wetters ſogar etwas mehr eingebracht wie im vorigen
Jahr. Dies iſt, nächſt dem wachſenden Verſtändnis der Bevölkerung
für die Notwendigkeit des Roten Kreuzes, zu verdanken dem
nim=
mermüden Eifer und der Aufopferung der Helfer, die in Regen
und Kälte ausharrend ihren freiwilligen Dienſt für das Wohl der
leidenden Volksgenoſſen geleiſtet haben. Wir danken beſonders den
Schülern und Schülerinnen der hieſigen höheren Lehranſtalten und
ſämtlicher Volksſchulen, den Sanitätsmannſchaften der Freiwilligen
Sanitäts=Hauptkolonne vom Roten Kreuz und der Werkkolonne
Merck, den Helfern von der SA.=Standarte 115 und vom
Stahl=
helm, ſowie den Damen, die den Verkauf der Blumen an den
Ständen durchgeführt haben, ferner der Landespolizei=Kapelle und
der Stahlhelm=Kapelle und endlich auch der Heag für den Anſchlag
unſerer Plakate und die unentgeltliche Beförderung unſerer
Samm=
ler und Sammlerinnen der Gärtner=Innung die die Blumen
ge=
ſtiftet hat, der Firma Ibel u. Lotz für den Nachlaß beim
Plakat=
anſchlag und der Firma Schlegel für die geſtifteten Fähnchen. Die
Hausſammlung hat in dieſem Jahr leider bisher noch nicht den
erwünſchten Erfolg gehabt. Wir hoffen, daß bis zu ihrer
Beendi=
gung, am 18. d. Mts., auch hier in gleicher Weiſe wie bei der
Straßenſammlung die Summen eingehen, die unbedingt notwendig
ſind, um dem Roten Kreuz die Erfüllung ſeiner dauernd
wach=
ſenden Aufgaben im Intereſſe der Allgemeinheit zu ermöglichen.
Inſtandſetzungspflicht ausländiſcher Hausbeſitzer. Der
Reichsarbeitsminiſter hat in einem Rundſchreiben an die
Re=
gierungen der Länder darauf hingewieſen, daß insbeſondere
aus=
ländiſche Hausbeſitzer notwendige Inſtandſetzungen an ihrem
deut=
ſchen Grundbeſitz unterlaſſen. Er hält daher in derartigen Fällen
ein Eingreifen der öffentlichen Hand für erforderlich, wozu die
Vorſchriften des Reichsmietengeſetzes und die baupolizeilichen
Be=
ſtimmungen der Länder eine genügende Möglichkeit bieten. Die
Länderregierungen ſind gebeten worden, den in Frage
kommen=
den Behörden entſprechende Weiſung zu erteilen und dem
Reichs=
arbeitsminiſter über das Veranlaßte zu berichten.
Seite 6 — Nr. 163
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 14. Jnni 1933
Aw. Am Dienstag verhandelte unter Vorſitz von
Land=
gerichtsdirektor Schmidt das Sondergericht bis in den ſpäten
Mittag hinein. Zunächſt ſaß der dem Gericht bekannte Buchdrucker
R. Knötzele von hier, weil er unerlaubterweiſe das
national=
ſozialiſtiſche Parteiabzeichen trug und ſich dazu in einer hieſigen
Wirtſchaft nach ſeiner Gewohnheit ganz übel aufführte. Er
ge=
hörte nie der Partei an. Er führt ſchließlich derartige
Redens=
arten, daß der Vorſitzende ihm das Wort entzieht. Er erhält
eine Strafe von 5 Monaten Gefängnis.
Fünf Monate Gefängnis erhält auch ein
Arbei=
ter aus dem Moſelland, weil er ſich im Wormſer Krankenhaus
übel über ein Arbeitsdienſtlager ausgelaſſen hatte und außerdem
das Parteiabzeichen trug, ohne der Partei anzugehören.
Ein Landwirt aus Ober=Olm erhält drei
Mo=
nate und zwei Wochen Gefängnis, weil er die SA.=
Uniform trug und einen Gummiknüppel anhängen hatte, trotzdem
er mindeſtens 10 Tage zuvor wegen Anmaßung aus der SA.
ausgeſchloſſen worden war.
Es ſitzen dann zwei eben 16jährige Jugendliche, ein
Mädchen und ein Junge aus Mainz und der Schwager
des Jungen auf der Anklagebank. Die beiden gehörten der
kommuniſtiſchen Jugend an und ſollen gemeinſam mit dem
Orts=
gruppenleiter in Mainz Flugblätter hergeſtellt und verteilt
haben. Das Mädel gibt zu, daß ſie mithalf, nachdem ſie erſt
nicht ſo recht gewollt habe. Der Führer aber, der heute flüchtig
iſt, habe ihr ſolange zugeredet, bis ſie mittat. Der Junge hat
ſeinen Vervielfältigungsapparat und ſein Zimmer zur
Anfer=
tigung der Flugblätter zur Verfügung geſtellt. Das Gericht iſt
wie der Staatsanwalt der Anſicht, daß hier eine ganz
exempla=
riſche Strafe ſchon allein zur Abſchreckung nötig ſei, und erkennt
für das Mädchen auf 8 Monate, für den Jungen auf
5 Monate Gefängnis. Beide werden ſofort verhaftet.
Der Schwager hatte den Vervielfältigungsapparat dem Zugriff
Gefängnisſtrafe von 6 Monaten, weil er von hier
nach Erzhauſen eine Botſchaft übermittelte, die geeignet war, den
Antifabund mit unlegalen Mitteln aufrecht zu erhalten — Mit
fünf anderen hat er ſich dann noch einmal zu verantworten, weil
ſie den „Roten Sender”, die Zeitſchrift des Antifabundes,
weiter=
verbreiteten. Er und ein zweiter werden indes hier
freige=
ſprochen. Drei andere erhalten je 8 Monate und ein ſechſter
9 Monate Gefängnis. Die Unterſuchungshaft wird ihnen,
da ſie im allgemeinen geſtändig ſind, angerechnet.
Verkehrsunfälle. Ecke der Frankfurter= und Landwehrſtraße
ſtieß ein Motorradfahrer mit einem Poſtkraftwagen zuſammen.
Der Motorradfahrer, der 27jährige Student Karl Helfmann aus
Darmſtadt, mußte mit einer ſchweren Kopfverletzung in das
Stadt=
krankenhaus eingeliefert werden. Das Motorrad wurde ſtark
be=
ſchädigt und von der Polizei abgeſchleppt. — Ecke Heidelberger=
und Sandbergſtraße ſtieß ein Radfahrer mit einem
Perſonenkraft=
wagen zuſammen. Das Fahrrad wurde ſtark beſchädigt. Perſonen
kamen nicht zu Schaden.
Die täglichen Farraddiebſtähle. Aus dem Keller der Ludwigs=
Oberrealſchule am Kapellplatz wurde am Montag Vormittag ein
Herrenfahrrad Marke „Prometheus”, Fabxiknummer 1700558,
ge=
ſtohlen. — Vor dem Wohlfahrtsamt am Steubenplatz wurde ein
altes Herrenfahrrad, Marke und Nummer unbekannt, entwendet.
— In beiden Fällen waren die Fahrräder wiederum nicht
genü=
gend geſichert.
Als gefunden ſind gemeldet: 1 Portemonnaie mit Inhalt 1
Lodenmantel, 1 Gummimantel, 1 goldene Nadel, 1 Double=
Lorgnette, 1 Aktenmappe 4 Bund Schlüſſel. 1 Zwicker mit Etui,
1 Roſenkranz, 3 Baskenmützen, 1 Zwicker. 1 Nickelbrille mit
Futte=
ral 1 Hornbrille mit Futteral, 1 bunter Schal, 1 Stück Uhrkette,
1 eiſerne Gartentüre, 1 Taſchenmeſſer mit Futteral. 1 Beutel mit
Sonnenbrille und Kamm. 1 einzelner Handſchuh, 1 Damenſchirm.
1 Kettenhalsband. 2 Damenhandtaſchen, 1 alte Brieftaſche, 1
ſchwarzes Drehbleiſtift, 3 Damengürtel, 2 Landſchaftsbilder.
Zugelaufen: 1 Baſtard (gelb), 1 ſchwarz=weißer Pinſcher. 1
brauner Jagdhund, 2 Schäferhunde, 1 gelbweißer Spitz.
Zugeflogen: 3 Wellenſittiche, 2 Kanarienvögel. 1 Taube.
Union.
Der Hof eines deutſchen Kleinſtaates iſt der Schauplatz des
heiteren Tonfilms „Liebe auf den erſten Ton”; d. h. nicht etwa,
daß irgendetwas aus der Vergangenheit einer unſerer kleinen
Reſidenzen in dieſem Film lebendig wird, der vielmehr, wie
Film=
operetten meiſtens, in einer durchaus phantaſtiſchen und eben für
die Bedürfniſſe eines Lichtſpiels zurechtgemachten Umgebung ſich
abſpielt. Die junge Fürſtin (Lizzi Waldmüller), die den vom
Familienrat beſtimmten Prinzen (Joh. Riemann) nicht
hei=
raten will, er Tenor (Carl Jöken), den ſie ſtatt deſſen liebt,
und deſſen Frau (Lee Parry), die ſich auf die Männer, die ſie wie
Kinder behandelt verſteht — das ſind die Hauptperſonen des
Stücks, deſſen Inhalt danach ungefähr geahnt werden kann.
Er=
wähnenswert bleibt die geſchickte, häufig recht witzige Regie Carl
Froelichs und die ſchöne Stimme Carl Jökens. Das
Span=
nendſte iſt der Witz von den zwei Indianern am Miſſiſſippi, der
leider infolge der verſchiedenſten Hinderniſſe nicht zu Ende
er=
zählt wird.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute und folgende Tage
Marie Dreßler, Amerikas beſte Schauſpielerin, in der
deutſch=
ſprachigen Tragikomödie „Emma, die Perle des Hauſes”. Wer iſt
die Hauptperſon im Hauſe? Wer entſcheidet über die wichtigſten
Dinge im Haushalt? Wer ſchlichtet Streite, wer ſchafft Ruhe und
Ordnung im Hauſe? Emma, die Perle! Man ſehe ſich dieſen
Film an. Tranen werden gelacht. Dazu ſieht man das bekannt
gute Beiprogramm.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage in
Neuaufführung Greta Garbo, die Königin des Films, in dem
abenteuerlichen und ungemein ſpannenden Filmwerk „Das
Ge=
heimnis der Mata Hari”, in dem ſie eine berühmte Tänzerin
und Spionin verkörpert, für die ihre Bewunderer Pflicht, Ehre
und Ruhm vergaßen. Dazu ein reichhaltiges Beiprogramm.
Lokale Veranſtalkungen.
Die Wernnter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Anzelgen zu beir
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſk.
— Turngemeinde Beſſungen 1865. Am Freitag,
den 16. Juni 1933, abends 8.30 Uhr: Pflichtverſammlung ſämtlicher
Aktiven beiderlei Geſchlechts.
— Auf Schuls Felſenkeller findet heute abend ein
Streichkonzert ſtatt. Die Leitung hat Kapellmeiſter Willy
Schlupp. Vorgeſehen iſt ein Opernabend. (Siehe Anzeige.)
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe Ortsgruppe
Darm=
ſtadt: Pflichtverſammlung Mittwoch, den 14. Juni 1933. 20.30
Uhr. Vortrag von Herrn Major Burgdorf über „Erdſtrahlen,
Kosmiſche Strahlen und ihre Wirkungen”, Pünktliches Erſcheinen
Pflicht. Gäſte herzlichſt willkommen. Reſtaurant Sitte, Karlsſtraße.
ſei dein Lied, deutſch dein Sang!”
ler, Sieg=Heil!” Stürmiſch ſtimmte die Feſtverſammlung in den
Heilruf ein. Vereinsvorſitzender Bürgermeiſter Einſiedel nahm
hierauf die Ehrung des langjährigen Dirigenten des
Jubiläums=
vereins vor und ernannte ihn zum Ehrenpräſidenten. Für 25
jäh=
rige Mitgliedſchaft wurde weiter Gemeinderechner Stier durch die
Ernennung zum Ehrenmitglied geehrt. Vorträge der Kavelle
Lyra=Biſchofsheim, des Geſangvereins Frohſinn ſowie
Darbie=
tungen des Königſtädter Turnvereins und des Radfahrervereins
beſchloſſen den Abend.
Sonntag vormittag fand im Kaiſerſaal das Kritikſingen der
Gauvereine ſtatt, an dem ſich folgende Vereine beteiligten:
Ger=
mania Nauheim. Arion Biſchofsheim, Liederkranz Rüſſelsheim,
Sängerbund Bauſchheim, Teutonia Kelſterbach, Liederkranz
Haß=
loch, D.M. G.V. Trebur, Eintracht Nauheim, Einigkeit
Guſtavs=
burg, Germania Raunheim, Harmonie Rüſſelsheim, Männerchor
Rüſſelsheim, Sängervereinigung Ginsheim, Liederkranz
Biſchofs=
heim, Germania Biſchofsheim, Turnverein Kelſterbach und
Froh=
ſinn Königſtädten. Man hörte hierbei außerordentlich gute
Dar=
bietungen, die herzlichen Beifall fanden. Nachmittags fand dann
ein Feſtzug ſtatt, an den ſich ein Feſtakt auf dem Feſtplatz anſchloß.
Hier hieß noch einmal Feſtpräſident Röder die zahlreichen
Feſt=
gäſte willkommen. Die Feſtrede hielt Ehrenvorſitzender Ph.
Ja=
kobi, der mit beredten Worten für die deutſche Sängerbewegung
war. Ein Maſſenchor der Gauvereine „Sonnenaufgang” von
Cor=
nelius, unter der Leitung von Gaudirigent Muſikdirektor Carl
Specht=Frankfurt a. M. fand lebhaften Beifall. Hieran ſchloß ſich
die Ehrung verſchiedener um den Geſangverein Frohſinn
König=
ſtädten verdienter Sänger an. Geſangsvorträge der Gaſtvereine.
Reigenvorführungen der Königſtädter Turnerinnen ſowie eine
Tanzbeluſtigung beſchloſſen den in allen Teilen harmoniſch
ver=
laufenen Gau=Liedertrag.
Au. Königſtädten (Kr. Gr.=Gerau), 13. Juni.
Hier fand anläßlich des 75jährigen Beſtehens des
Geſangver=
eins „Frohſinn” Königſtädten der 6 Gau=Liedertag des Gaues
Mainſpitze ſtatt, an dem zahlreiche Vereine aus der Umgebung
teilnahmen. Eine Gefallenen=Ehrung leitete am Samstag abend
die Feierlichkeiten ein. Bürgermeiſter Einſiedel=Königſtädten
hielt hierbei die Gedächtnisrede am Gefallenen=Ehrenmal. Einen
ſchönen Verlauf nahm der dann folgende Feſtkommers am
Sams=
tag abend. Feſtpräſident Georg Röder hielt die
Begrüßungsan=
ſprache und brachte ein dreifaches Hoch auf das deutſche Lied und
das deutſche Vaterland aus. Gauvorſitzender Will=Biſchofsheim
überbrachte dem Geſangverein Frohſinn die Glückwünſche des
Gau=
vorſtandes zu ſeinem 75jährigen Beſtehen. Eine glänzende
Würdi=
gung der deutſchen Sängerbewegung nahm Regierungsrat Dr.
Schmahl in ſeiner Rede als Vertreter des Kreisamtes Groß=
Gerau vor. Die Geſangvereine hätten in den letzten vierzehn
Jah=
ren das deutſche Volkslied in Ehren gehalten. „Zum echten
Deut=
ſchen gehört der Geſang”. Aber verkehrt und ſchädlich war es,
wenn man das Lied herabwürdigte, indem man es dadurch
poli=
tiſch machte, daß man politiſch eingeſtellte Geſangvereine gründete.
Grundſatz muß ſein: „Deutſch ſei dein Lied, deutſch
dein Sang!” Der deutſche Geſang iſt dem
Vaterland geweiht, dem Vaterland, dem wir uns mit Herz
und Hand ergeben haben und immer wieder neu ergeben; ihm
gilt auch in dieſer Stunde unſer Gruß. Täglich wollen wir uns
dem Dienſte für das Vaterland weihen in unwandelbarer Treue
gegen unſere Führer. Unſer verehrter Reichspräſident, der
Mar=
ſchall des Weltkrieges, unſer Führer und Volkskanzler Adolf Hit=
Aus den Wehrverbänden.
Dg. Arheilgen, 13 Juni. Obſt= und
Gartenbauver=
ein. Zu einer Beſichtigung des Botaniſchen Gartens in
Darm=
ſtadt, zu der der Verein eingeladen hatte, fanden ſich trotz des
ſchlechten Wetters zahlreiche Beſucher ein. Die Führung in dem
Botaniſchen Garten hatte in dankenswerter Weiſe Herr
Ober=
inſpektor Keſſelring übernommen, der ſachkundige
Erläute=
rungen gab, ſo daß die Teilnehmer mit der Beſichtigung vollauf
zufrieden waren.
o. Erzhauſen, 13. Juni. Am verfloſſenen Sonntag unternahm
der Eiſenbahnerverein Sprendlingen=Langen=Erzhauſen einen
Ausflug an den Rhein bis Boppard. Obwohl das regneriſche
Wet=
ter wenig zur guten Stimmung beitrug, iſt eine Rheinfahrt zur
jetzigen Zeit doch ſchon lohnend. — Am ſelben Tag hielt Dr.
Schmitt in der Ludwigshalle einen Vortrag (Schulungskurs) vor
der SA. bei vollbeſetztem Saale.
F Eberſtadt, 13. Juni. Hohes Alter. Chriſt. Junker,
Heidelberger Str. 6, feiert morgen ſeinen 70. Geburtstag.
Eh. Pfungſtadt, 13. Juni Einen Rieſenſpargel im
impoſanten Gewicht von 325 Gramm erntete Johann Jak. Sauer
auf ſeinem Spargelſtück an der Rolandshöhe.
Cp. Eſchollbrücken, 13. Juni. Hohes Alter. Eine der
älte=
ſten hieſigen Einwohnerinnen, Witwe Sophie Jockel, beging
jeſtern ihren 85. Geburtstag.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 13. Juni Geſangverein
Ein=
tracht=Freundſchaft. Der Verein beteiligt ſich am
kom=
menden Sonntag an dem Gauwertungsſingen des Gaues
Darm=
ſtadt=Land (Heſſiſcher Sängerbund) in Weiterſtadt.
G. Ober=Ramſtadt, 13. Juni. Kirchliche Gedenkfeier.
Anläßlich des Ablebens unſeres früheren Pfarrers Waas,
zu=
letzt in Gießen, fand letzten Sonntagabend in unſerer Kirche eine
eindrucksvolle Gedenkfeier ſtatt, bei der der Kirchengeſangverein
und der Poſaunenchor mitwirkten. — Arbeitsjubiläum.
Herr Ludwig Fiſcher 2., Jahnſtraße 1, konnte dieſer Tage auf
eine 25jährige Tätigkeit bei der Firma E. Merck, Darmſtadt,
zu=
rückblicken.
f. Roßdorf, 12. Juni. Mietunterſtützungsanträge.
Gegenwärtig werden auf der Bürgermeiſterei die Anträge auf
Ge=
währung von Mietunterſtützung entgegengenommen. Alle
Inter=
eſſenten haben Neuanträge zu ſtellen, auch ſolche, die ſeither ſchon
Mietunterſtützung bezogen haben. — Blutlausbekämpfung.
Die Aufforderung an die Obſtbaumbeſitzer, für Vertilgung der
Blutlaus unter allen Umſtänden Sorge zu tragen, wurde in
zahl=
reichen Fällen noch nicht befolgt. Im Intereſſe des deutſchen
Obſt=
baues ſollten alle Obſtbaumbeſitzer an der reſtloſen Vertilgung der
Blutlaus mithelfen. In einer öffentlichen Bekanntmachung wurde
letztmals hierzu bis 20. Juni aufgefordert bei Meidung von
Be=
ſtrafung.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 13. Juni. Mit einem von Herrn
Pfarrer Fernges eingeleiteten Heimatabend fand die von
dem hieſigen Verſchönerungsverein im Gaſthaus „Zur Traube‟
veranſtaltete Heimatausſtellung ihren Abſchluß. Den Mittelvunkt
der Veranſtaltung bildete ein gut gehaltener Vortrag von
Jung=
lehrer Wilhelm Eitel über Heimatpflege. Unſer Heimatmaler
Stadtoberbauinſpektor Hotz=Worms dankte ſeinem Vorredner für
die an ihn gerichteten Worte und gab der Liebe zu ſeiner alten
Heimat nochmals Ausdruck. Der Kirchengeſangverein und der
Po=
ſaunenchor halfen die Feier verſchönern.
Le. Groß=Umſtadt, 12. Juni. Evangeliſcher
Kirchen=
geſangverein. Aus Anlaß des 50jährigen Jubiläums des
hieſigen Kirchengeſangvereins wird am Sonntag, den 18. Juni,
das 49 Jahresfeſt der evangeliſchen Kirchengeſangvereine für
Heſſen in unſerer Stadt abgehalten. Der Feſtgottesdienſt beginnt
um 1.15 Uhr in der Stadtkirche. An der Feier nehmen die
Kir=
chengeſangvereine von Babenhauſen, Georgenhauſen, Zeilhard,
Groß=Umſtadt, Hering, Kleeſtadt, Lengfeld, Schaafheim und
Sickenhofen teil. Sie werden im Gottesdienſt drei Maſſenchöre
zum Vortrag bringen. Die Nachfeier beginnt um 3.30 Uhr im
großen Saale des Gaſthauſes „Zum weißen Roß”.
Ao. Altheim, 13. Juni. Jubiläum. Sein 40jähriges
Dienſtjubiläum feierte dieſer Tage der hieſige Poſtagent Chriſt.
Ad. Sauerwein. Herr Poſtmeiſter Nicolai=Dieburg
über=
brachte dem Jubilar die Glückwünſche der Poſtbehörde und
über=
reichte ihm ein Anerkennungs= und Glückwunſchſchreiben des
Herrn Reichspräſidenten; Poſtbeamtin Frl. Heußlein=Dieburg
übermittelte die Glückwünſche ſämtlicher Beamten des Poſtamtes
Dieburg und überreichte als äußeres Zeichen der Wertſchätzung
einen hübſchen Blumenſtrauß. Auch die Agenturen Münſter und
Eppertshauſen überſandten Glückwunſchſchreiben. Herr
Sauer=
wein iſt der erſte Agent der hieſigen Agentur, die vor 40 Jahren
Der Stahlhelm, B. d. F., Kreisgruppe
Darmſtadt: Donnerstag, 15. Juni. 7.45 vorm.,
Stahlfelmſ Antreten aller katholiſchen Kameraden im
Dienſt=
anzug vor der Geſchäftsſtelle zur Teilnahme an der
Prozeſſion der Eliſabethenkirche. Front Heil!
(gez.) v. Geldern=Cr., Kreisführer.
Der Stahlhelm, B. d. F., Oxtsgruppe Groß=Umſtadt.
Die Stahlhelm=Lehrer” des Staates Heſſen werden
gelegent=
lich des Mainzer Wehrſporttreffens am 18. Juni, vorm. 10 Uhr,
im Wehrſportlager in der Wallſtraße zur Beſprechung erwartet.
Der Landesobmann.
Tageskalender für Mittwoch, den 14. Juni 1933.
Union: „Liebe auf den erſten Ton”, Helia: „Emma, die Perle‟
Palaſt: „Das Geheimnis um Mata Hari”. — Schuls
Felſen=
keller, 20 Uhr: Streichkonzert.
Kirchengemeinde unter Leitung des Pfarrers Schwöbel zu
Rim=
horn und unter allgemeiner Beteiligung der umliegenden
Ort=
ſchaften konnte geſtern das neuerbaute evang. Gemeindehaus
ein=
weihen. Die SA. der Ortſchaften Breitenbrunn, Haingrund,
Seck=
mauern und Lützel=Wiebelbach nahm ebenfalls geſchloſſen an den
Feierlichkeiten teil. Fur Lützel=Wiebelsbach war es ein herrlicher
Anblick, als die neue Schar der braunen Kämpfer durch den Ort
marſchierte und ſich geſchloſſen am Kirchgang beteiligte. Es
reg=
nete faſt ununterbrochen, ſo daß alle Veranſtaltungen verkürzt und
in Räumlichkeiten abgehalten werden mußten. Gemütliches
Bei=
ſammenſein bildete den Abſchluß.
Ai. Vielbrunn, 12. Juni. Wiederſehensfeier. Am
Sonntag begingen die Sechzig= und Fünfzigjährigen des
hie=
ſigen Kirchſpiels ihre Wiederſehensfeier, wozu ſich auch ihre nach
auswärts verzogenen Altersgenoſſen und =genoſſinnen,
Pfarr=
kameraden und =kameradinnen eingefunden hatten. Um 9.30 Uhr
formierten ſie ſich im Pfarrhof zu einem Zug und begaben ſich
unter Vorantritt des Pfarrers zur Kirche. Nach Schluß des
Gottesdienſtes erfolgte gemütliches Beiſammenſein der
Sechzigjäh=
rigen bei ihrem Pfarrkameraden und Altersgenoſſen Fritz
Hof=
mann (.,Zur Krone”) der Fünfzigjährigen bei Witwe Jochim
(„Zum Hirſch”).
R Kirch=Beerfurth i. Odw., 12. Juni. Herr Pfarrer Fernges
aus Fränkiſch=Crumbach, dem unſer Oertchen als Filialgemeinde
der evang Kirche Fränkiſch=Crumbach unterſtellt iſt, hielt am
Sonntag in dem hieſigen Schulſaal ſeine Abſchiedspredigt. Die
Kirchenregierung hat die Pfarrſtelle Reichenbach (Kreis
Bens=
heim), welche ſeit Verſetzung des Pfarrers Scheid in den
Ruhe=
ſtand frei iſt, unſerem Pfarrer Fernges übertragen. Herr
Pfar=
rer Fernges iſt am 28 September 1926 zum Pfarrverwalter und
am 21. März 1928 zum Pfarrer der Gemeinde Fränkiſch=Crumbach
ernannt worden. Wir verlieren, mit Herrn Pfarrer Fernges
einen Mann, der ſich wie ſelten ein Pfarrer um das Wohl der
hieſigen Filialgemeinde kümmerte. Möge er auch auf ſeinem
neuen Arbeitsfeld mit Erfolg wirken.
Im Dienſte des Roken Kreuzes.
Stahlhelm=Sonderveranſtaltung in Erbach.
Die Ortsgruppe Erbach hatte ſich wie alle anderen
Ortsgrup=
pen des Stahlhelms, Bund der Frontſoldaten, am Sonntag voll
und ganz in den Dienſt des Roten Kreuzes geſtellt. In Erbach
ver=
anſtaltete die Kreis=Stahlhelm=Kapelle ein Frühſchoppenkonzert
in den Räumen des Erbacher Brauhauſes (J. Wörner). Bei
drangvoll fürchterlicher Enge, aber beſter und begeiſterter
Stim=
mung nahm das Konzert einen äußerſt harmoniſchen Verlauf.
Stahlhelmer, SA.=Leute, Hilfspolizei und zahlreiches Publikum
in „Civil” füllten die Räume des Erbacher Brauhauſes bis zum
allerletzten Plätzchen. Die exakten Marſchweiſen und
vaterländi=
ſchen Lieder löſten wahre Beifallsſtürme bei den anweſenden
Zu=
hörern aus und mit Befriedigung darf feſtgeſtellt werden, daß die
Kreis=Stahlhelmkapelle auf dem beſten Wege iſt, uns echte deutſche
Militärmuſik zu vermitteln und unter ihrer Leitung ſich von
einem zum anderen Male immer beſſer entwickelt. Während des
Konzertes machten Stahlhelmer die Runde und ließen nicht
lok=
ker, fürs Rote Kreuz zu ſammeln, unterdeſſen waren ihre
Kame=
raden in den Häuſern und Straßen Erbachs eifrig am Werk. um
die Sammelbüchſen möglichſt zu füllen. So wurden denn auch die
nimmermüde Arbeit der Stahlhelmer belohnt, denn ſie konnten
den anſehnlichen Betrag von 200 Mark an das Rote Kreuz
ab=
führen.
In Michelſtadt veranſtalteten die SA., der Stahlhelm,
die Vereine in Gemeinſchaft mit dem Roten Kreuz um 2 Uhr
nach=
mittags vom Bahnhof aus einen Durchmarſch durch Steinbach und
Michelſtadt. Unter Vorantritt des SA.=Spielmannszuges und der
Kreis=Stahlhelmkavelle bewegte ſich ein ſehr ſtattlicher Zug durch
die verſchiedenen Straßen, die den mit flotter Marſchmuſik
mar=
ſchierenden Zug lebhaft begrüßten. Auf dem Lindenplatz endete
der Zug, nachdem die Stahlhelmkapelle noch einige Märſche zum
Vortrag gebracht hatte.
m. Beerfelden, 12. Juni. Am Samstag abend hielt der
Orts=
gewerbeverein in ſeiner Gewerbeſchule ſeine diesjährige
General=
verſammlung ab, geleitet vom Vorſitzenden, Herrn
Dampfſäge=
werkbeſitzer H. Weber. Die vom Rechner, Herrn Arzt und den
Herren H. Hupp und A. Ihrig geprüfte Rechnung war in Ordnung
und ſtellte ein erfreuliches finanzielles Ergebnis feſt. Der
ſeit=
herige Vorſtand hatte ſeine Aemter zur Verfügung geſtellt, die ſich
anſchließende Beratung ergab folgendes Reſultat: Vorſitzender H.
Weber, Schriftführer R. Lang, Rechner W. Arzt, ferner W.
Kumpf, A. Berger, W. Freudel, W. Hinkel, S. Reis, Ad. Veit.
Da auch der Geſellenprüfungsausſchuß zurückgetreten war, erfolgte
deſſen Neu= bzw. Wiederwahl: 1. Vorſitzender R. Lang, 2.
Vor=
ſitzender Ad. Veit. Im Auftrage des Vereins werden die
Hand=
werkerſchulung in Darmſtadt die Herren K. Horn und Ad. Veit
be=
ſuchen. Dem Antrag des hieſigen Bürgervereins, zur Herſtellung
eines zweiten Einfahrtstores am Friedhof einen entſprechenden
Beitrag zu bewilligen, wurde ſtattgegeben. Mit Dankesworten an
die Anweſenden für ihre rege Anteilnahme an den Beratungen
und einem dreifachen „Sieg Heil” auf das deutſche Vaterland und
ſeine Führer, den Reichspräſidenten von Hindenburg und unſeren
Reichskanzler Adolf Hitler ſchloß der Vorſitzende die Verſammlung.
m. Beerfelden, 13. Juni. Der Auftrieb zum heutigen
Vieh=
markt betrug 210 Läufer und Ferkel, die faſt alle Käufer
fan=
den. Bei flottem Geſchäftsgang wurden bezahlt für das Paar
Ferkel 24—32 RM., für das Paar Läufer 36—48 RM., je nach
Alter und Qualität.
Cf. Birkenau, 13. Juni. Herr Kapellmeiſter Meißner
wurde zum Muſikzugführer des Sturmbann 4 der Standarte 221
ernannt. — Im Saal „Zum Birkenauer Tal” fand eine
Ver=
ſammlung der Natſoz. Kriegsopferverſorgung
ſtatt. Die Verſammlung, welche infolge des ſehr ungünſtigen
Wetters beſonders von auswärts mäßig beſucht war, ſtand unter
der Leitung des kommiſſ Kreisobmanns der NS.=
Kriegsopferver=
ſorgung Gg. Schwöbel von Birkenau. Es ſprachen in der
Ver=
ſammlung Landtagsabgeordneter Ziegler=Michelſtadt und
Gauleiter Storck=Darmſtadt von der NS.=
Kriegsopferverſor=
gung — Der Stand der Feldfrüchte darf im vorderen
Weſchnitztale als recht gut bezeichnet werden. Auf das ſehr ſchöne
Wetter der letzten beiden Wochen ſetzte Ende vergangener Woche
Regen ein, der mit beſonderer Ausgiebigkeit den Sonntag über
faſt ununterbrochen anhielt. Der Regen war von den Landwirten
begrüßt worden, doch iſt zu wünſchen, daß für die jetzt beginnende
Heuernte wieder ſchöneres Wetter eintritt.
Ee. Gadernheim i. Odw., 13. Juni. Der hieſige
Poſaunen=
chor feierte ſein 25jähriges Beſtehen, verbunden mit
einem Dekanatstreffen der evang. Poſaunenchöre des Dekanats
Zwingenberg. Trotz regneriſchen Wetters ſchmückten die
Ein=
wohner am Samstag ihre Häuſer mit Girlanden und friſchem
Grun, und am Sonntag prangte ganz Gadernheim im
Flaggen=
ſchmuck. Am Samstag abend wurde ein impoſanter Fackelzug
veranſtaltet. Die auf dem Feſtplatz unter vieler Mühe errichtete
Bühne konnte infolge des einſetzenden Regens nicht benutzt
wer=
den, und alles ſtrömte in die in unmittelbarer Nähe befindliche
Turnhalle. Hier begrüßte Herr Dekan Zaubitz aus Bensheim
die Anweſenden und hieß alle herzlich willkommen. Er würdigte
den Pflichteifer und den regen Opferwillen der einzelnen
Mitglie=
der und hob beſonders die 20jährige Tätigkeit des Dirigenten,
Herrn Hermann Kippel, hervor. Als außeres Zeichen enger
Verbundenheit übergab, der Redner dem Dirigenten einen
Diri=
gentenſtab. Nach vielen Darbietungen der einzelnen Chöre hielt
der frühere Ortspfarrer, Herr Hartmann aus Groß=Umſtadt,
einen Rückblick über die Gründung und die Entwicklung des
Ga=
dernheimer Poſaunenchors. — Am Sonntag erfolgte um 7 Uhr
ein Choralblaſen, an welches ſich um halb 9 Uhr die Hauptprobe
in der Turnhalle anſchloß. Um 10 Uhr wurde der Feſtgottesdienſt
durch Herrn Pfarrer Hartmann abgehalten. Von 11.15 Uhr ab
fand Standmuſik vor der Kirche ſtatt; hierbei wurden
ausſchließ=
lich Choräle zu Gehör gebracht. Der Feſtzug, der ſich um 2 Uhr
von der Brandauer Linde aus aufſtellen ſollte, mußte wegen des
heftigen Regens ausfallen. Vereine Gönner und Freunde
be=
gaben ſich in die geräumige Turnhalle, die ſich raſch bis auf den
allerletzten Platz füllte. Wiederum hieß Herr Dekan Zaubitz
die Erſchienenen willkommen und dankte für das große Intereſſe
an der guten Sache. Der Redner ſchloß mit einem Hoch auf den
Reichspräſidenten von Hindenburg und den Volkskanzler Adolf
Hitler. Nach dem Deutſchlandlied begannen die Poſaunenchöre
mit ihren Darbietungen. Die Jubelfeier des Poſaunenchors war
ein Freudentag für alle Feſtteilnehmer.
Dp. Zwingenberg, 13. Juni. Die vereinigten
Ortsgewerbever=
eine Zwingenberg=Hähnlein unternahmen am verfloſſenen
Sonn=
tag eine Autofahrt nach Kochendorf und Heilbronn.
— Hirſchhorn, 13. Juni. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 12. d. M.: 1,58 Meter, am 13. d. M.: 1,68 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Mittwoch, 14. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 163 — Seite 7
Muſikfeſt in Seligenſtadt.
Die Stadtkapelle in Seligenſtadt (Heſſen) feiert am 8. und 9.
Juli dieſes Jahres ihr 25jähriges Jubiläum unter Beteiligung
zahlreicher auswärtiger Muſikkapellen. Unter der Leitung ihres
begabten und tüchtigen Dirigenten, Herrn Muſikmeiſter Laue,
Hanau a. M., hat ſich die Kapelle zu einem beachtenswerten
Fak=
tor herangebildet und weit über das Maingebiet hinaus hat der
Name „Stadtkapelle” Klang und Inhalt. Heute ſchon kann geſagt
werden, daß dieſes Muſikfeſt ein Ereignis erſten Ranges zu
wer=
den verſpricht und iſt mit einem großen Andrange zu rechnen. Die
altehrwürdige Stadt Kaiſer Karl des Großen und ſeines Kanzlers
Einhard mit ſeinen berühmten Sehenswürdigkeiten rüſtet ſchon
lange zum würdigen Empfang der Gäſte. Für beſte Verpflegung
und Unterkunft iſt weitgehendſt Sorge getragen. Darum: Auf am
8. und 9. Juli zum Muſikfeſt nach Seligenſtadt.
t. Gernsheim, 13. Juni. Die Inſtandſetzungsarbeiten an der
fliegenden Brücke wurden auf 14 Tage ſpäter verlegt.
Die Außerbetriebſtellung iſt auf 14 Tage ſpäter verlegt worden,
und zwar für die Zeit vom Donnerstag, den 22. Juni, bis
ein=
ſchließlich Mittwoch, den 5. Juli. — Letzte Woche fand hier die
Gleichſchaltung des Landbundes ſtatt. Der
Mitgliedsbei=
trag beträgt jährlich 3 RM. Jeder Landwirt, der mehr als zehn
Morgen Feld beſitzt, zahlt für jeden weiteren Morgen 10 Pfg.
Der Bauernbund ſowie der Bauernverein ſollen zu einem
Reichs=
landbund vereinigt werden. Der Beitritt ſämtlicher hieſiger
Landwirt iſt daher anzuraten. Als Referent war
Landbund=
geſchäftsführer Dümas erſchienen. Herr K. Schnauber
dankte dem Redner für ſeine Ausführungen und gab u. a.
wich=
tige Aufklärungen über das Siedlungsweſen, was auch hier in
Erſcheinung treten ſoll. Hierzu iſt das Gelände unweit des
Jo=
hannishofes auserſehen und nicht die Umgebung des
Franken=
feldes. Der „Wilde Hirſch” ſoll wegen der großen Entfernung
von Gernsheim zu Hähnlein zugeteilt werden. Jeder Siedler ſoll
20 Morgen Feld erhalten, und zwar von gleichem Wert. Eine
allgemeine Ausſprache über die Allmendfrage ſchloß ſich an. Es
war nur bedauerlich, daß die Verſammlung ſo ſchlecht beſucht war.
— Gernsheim, 13. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
12. Juni: 0,59 Meter, am 13. Juni: 0,66 Meter. (Morg. 5,30 Uhr.)
Au. Groß=Gerau, 13. Juni. Verbandsſchießen des
Mitteldeutſchen Kleinkaliber=
Schützenverban=
des. Am Sonntag begann hier auf den Schießſtänden des
Schützen=
vereins „Tell” das diesjährige Verbandsſchießen des
Mitteldeut=
ſchen Klein=Kaliber=Schützenverbandes, an dem ſich mehrere
Hun=
dert Kleinkaliberſchützen beteiligten. Das Schießen, das am 24.,
25. und 26. Juni mit einem großen deutſchen Schützenfeſt ſeinen
Abſchluß finden ſoll, wurde von dem Protektor des Feſtes.
Bür=
germeiſter Dr. Lüdecke=Groß=Gerau, um 9 Uhr feierlich eröffnet.
Bürgermeiſter Dr. Lüdecke wies in einer kurzen Anſprache auf die
Bedeutung des Schießſports für Volk und Vaterland hin und gab
hierauf die drei erſten Schüſſe auf dem Schießſtand ab, womit das
Verbandsſchießen als eröffnet galt.
Verbandsehrenoberſchützen=
meiſter Hilz dankte dem Bürgermeiſter, den Gr.=Gerauer Schützen
und der Groß=Gerauer Bevölkerung für die Herrichtung des
dies=
jährigen Verbandsſchießens und gab dem Wunſche Ausdruck, daß
das Feſt einen ungeſtörten Verlauf nehmen möchte. Schon in den
Vormittagsſtunden entwickelte ſich ein recht lebhafter Schießbetrieb
auf. den Schießſtänden. Zahlreiche auswärtige Schützen waren
be=
reits zu dem erſten Schießtag erſchienen. Sonntag nachmitag fand
ein Schnellfeuerſchießen ſtatt, das ebenfalls eine ſehr zahlreiche
Beteiligung aufwies.
Au. Nauheim b. Groß=Gerau, 9. Juni.
Gemeinderats=
ſitzung. Der Gemeinderat beſchloß, in Zukunft Tagegelder an
Gemeinderäte und =Beamte nur noch zu gewähren, wenn die
Dienſtgeſchäfte mehr als ſechs Stunden am Tage beanſpruchen. Für
die Landesplanung wurden die Herſtellung der Provinzialſtraße
Nauheim-Königſtädten mit Kleinpflaſter, und die Chauſſierung
der Vizinalſtraße Nauheim-Mönchbruch vorgeſchlagen. Zur
Be=
kämpfung des Bettlerunweſens ſollen ſogenannte Bettler=
Gut=
ſcheine in Blocks von 25 Stück zu 1 und 2 Pfennig ausgegeben
werden. Schließlich beſchloß der Gemeinderat, das Gehalt des von
der Regierung beurlaubten Bürgermeiſters Kaul ſolange zu
ſper=
ren, bis dieſer einen Nachweis über den abhanden gekommenen
Ortsbauplan beigebracht hat.
Dz. Sprendlingen, 13 Juni. Die Schützengeſellſchaft
hier begeht am 20. Auguſt ihr 50jähriges Stiftungsfeſt,
verbun=
den mit größerem Preisſchießen. Die Vorbereitungen ſind in
voliem Gange. Viele auswärtige Schützen und die hieſigen
Ver=
eine haben zu den Feſtlichkeiten zugeſagt. — Hohes Alter.
Herr Karl Schäfer 2. hier konnte heute ſeinen 80. Geburtstag
in Friſche und Rüſtigkeit feiern.
Dm. Wolfskehlen, 13. Juni. Dienſtiubiläum. Am
kom=
menden Donnerstag, 15. Juni, kann Reichsbahnaſſiſtent Matthäus
Schuchmann auf eine 30jährige Dienſtzeit bei der Reichsbahn
zurückblicken.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Weinſälſcher.
Be. Mainz, 13. Juni. Auf Grund einer anonymen Anzeige
wurde anfangs d. J. bei dem 32jährigen Bäckermeiſter Jakob
Weppler in Ober=Hilbersheim durch den ſtaatlichen
Wein=
kontrolleur Rauſch eine Kellerkontrolle vorgenommen. Es wurden
4 Stück Wein vorgefunden, die durch Zuſatz von Futterzucker
ge=
fälſcht und zwei Stück Wein feſtgeſtellt, die überzuckert waren. Der
Wein ſollte am gleichen Tage als Naturwein weiterverkauft
wer=
den. Die Brühe wurde beſchlagnahmt und der Weppler zur
An=
zeige gebracht. Er wurde geſtern vom Bezirksſchöffengericht zu
einen Monat Gefängnis verurteilt und die Einziehung der ſechs
Stück Wein ausgeſprochen.
Be. Mainz, 13. Juni. Ein intereſſanter Fund aus
der Belagerung von Mainz. Wie bereits kurz berichtet,
wurde oberhalb des Michelsberges in der Nähe alter
Befeſtigun=
gen am Fort Weiſenau bei Planierungsarbeiten das Skelett eines
Soldaten aus den Belagerungskämpfen im Juli 1793 gefunden.
Nach genauer Einſichtnahme der bei dem Toten vorgefundenen
Sachen gehörte er der „Mainzer Armee” an, ob als Franzoſe oder
Deutſcher, iſt noch nicht geklärt. Bei ihm fanden ſich: Ein
Seiten=
gewehr, eine Meſſingplatte vom Bandelier, eine ſilberne Uhr, die
äußerlich ſtark verwittert iſt. Die Meſſingrädchen, die
feinorna=
mentierte Spindenbrücke, die Zeiger ſowie die Stahlteilchen, die
winzigen Räderachſen, die Unruhe uſw. ſind noch vollſtändig blank
erhalten während die eiſernen Schräubchen alle in Roſt aufgelöſt
ſind. Ein Klappmeſſer, eine Nadelbüchſe aus Knochen. zwei 1 Sol=
Stücke des 1793 geprägten Notgeldes. Ferner konnten einzelne
Durchſteckknöpfe und Perlchen aus Meſſing geborgen werden. Da
der Tote, deſſen Gebeine wieder beerdigt wurden, ſich nicht in der
üblichen Lage vorfand, iſt anzunehmen, daß es ſich um einen bei
der Exploſion einer Bombe verſchütteten Verunglückten handelt.
Die Gegenſtände werden im Altertumsmuſeum der Stadt Mainz
aufbewahrt. — Der Heſſiſche Sängerbund hatte die
Ver=
treter der Vereine zu einer ordentlichen Delegiertentagung nach
Mainz eingeladen. Mit Ausnahme von drei waren alle Vereine
des Bundes vertreten. Gauvorſitzender Lahr eröffnete die
Ver=
ſammlung und hieß alle herzlich willkommen. Er ſtellte dem
Pro=
vinzialvorſitzenden des Heſſiſchen Sängerbundes ſämtliche Aemter
zur Verfügung. Dann ergriff Herr Wallior das Wort. Er teilte
zunächſt mit, daß von der jetzigen Regierung der deutſche
Sänger=
bund nur noch als Träger des deutſchen Liedes anerkannt werde
und betonte, daß alle Vereine, die noch nicht im deutſchen
Sänger=
bund ſind, dieſem beizutreten oder ſich aufzulöſen haben. Weiter
gab er noch die Richtlinien bezüglich der Gleichſchaltung bekannt.
nach welchen 51 Prozent des Vorſtandes der NSDAP. angehören
ſollen. Es wurde beſchloſſen, nach dem Bundesliedertag in Mainz=
Weiſenau in den Vereinen Generalverſammlungen abzuhalten, in
welchen der erſte Vorſitzende gewählt werden ſoll.
Oberheſſen.
h. Gießen, 13. Juni. Motorrad gegen
Straßen=
bahn. Im engen Seltersweg rannte ein Motorradfahrer, der aus
dem Neuenweg kam. mit der Straßenbahn zuſammen. Der
Kraft=
fahrer, es handelt ſich um den Schmiedgeſellen W. Mootz aus
Gro=
ßen=Buſeck, kam zu Fall und wurde von der Straßenbahn geſchleift.
Sanitäter verbrachten den Bewußtloſen in die Univerſitätsklinik.
Er hat einen Schädelbruch erlitten und liegt ſchwerkrank
dar=
nieder.
h. Butzbach, 13. Juni. Im Ortsweiher zu Holzheim
ertrunken iſt das 6jährige Söhnchen der Witwe Wagner. Er
hatte am Weiher geſvielt und war in das Waſſer geſtürzt.
Vor=
überkommende zogen ihn raſch heraus und ſtellten mit
Unter=
ſtützung des Arztes Wiederbelebungsverſuche an. Dieſe waren
er=
folglos.
Diese/too Tulleeofe
Sigalelle lnd am
Seslbfrdloek
Seite 8 — Nr. 163
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Mittwoch, 14. Juni 1933
Deutſchlands neuer Zepp
1934 ferkig.
Helium als Traggas.
Schweröl als Treibſtoff.
Friedrichshafen. Das Gerippe des
neuen Zeppelin=Luftſchiffes LZ. 129, das zur
Zeit in der großen Montagehalle der
Friedrichs=
hafener Werft in Bau iſt, iſt bereits zu einem
Drittel der geſamten Schiffslänge fertiggeſtellt.
Darunter befindet ſich auch das Abteil für die
Fahrgaſträume, für die die Gerippearbeiten
ebenfalls weit fortgeſchritten ſind. Die
Bau=
arbeiten gehen gut voran, ſo daß das neue
Luft=
ſchiff 1934 fertiggeſtellt ſein wird. Das Luftſchiff,
das eine Länge von 248 Meter und einen
größ=
ten Durchmeſſer von 41.2 Meter erhält, wird in
ſeinem Ausſehen nicht ganz ſo ſchlank wie das
Luftſchiff „Graf Zeppelin” ſein. Für die
Auf=
nahme des Traggaſes ſind 16 voneinander
un=
abhängige Gaszellen mit einem
Faſſungsver=
mögen von 190 000 Kubikmeter vorgeſehen. Als
Antrieb dienen Dieſelmotoren mit einer Leiſtung
von 4400 Pferdeſtärken, die hier zum erſten
Male im Luftſchiffbau angewendet werden.
Durch die Verwendung von Helium als
Trag=
gas und Schweröl als Treibgas wird die
Sicher=
heit des Luftſchiffes weſentlich erhöht. Im
Bug=
teil unterhalb des Schiffskörpers wird — wie
beim „Graf Zeppelin” — die Führergondel mit
Steuer= und Führerraum, Navigationsraum uſw.
eingebaut. Die Fahrgaſträume werden in zwei
übereinanderliegenden Decks untergebracht, und
zwar befinden ſich im oberen Hauptdeck
Speiſe=
ſaal, Halle, Schreib= und Leſezimmer ſowie die
Wandelgänge und die 25 Schlafkabinen mit 50
Betten. Das kleinere Unterdeck enthält den
Rauchſalon, das Schiffsbüro und Nebenräume
wie Küche, Meßräume für die Beſatzung uſw.
Die künſtleriſche Ausgeſtaltung der
Fahrgaſt=
räume wurde Profeſſor Breuhaus=Berlin
über=
tragen.
Dr. Eckener mit „Graf Zeppelin” zurückgekehrt.
Friedrichshafen. Dienstag nachmittag
um 3.15 Uhr iſt das Luftſchiff „Graf Zeppelin”
mit Dr. Eckener und dem Ozeanflieger
Haupt=
mann Köhl an Bord auf dem Friedrichshafener
Werftgelände glatt gelandet. Dr. Eckener wurde
von der Menſchenmenge mit ſtürmiſchen
Heil=
rufen empfangen, ebenſo Hauptmann Köhl, der
ſich begeiſtert über die Fahrt äußerte. Die
nächſte Fahrt des Luftſchiffes findet am 15. Juni
in die Schweiz ſtatt.
Die Vorbereikungen
für den ikalieniſchen Geſchwaderflng
nach Amerika.
Rom. Der großangelegte italieniſche
Ge=
ſchwaderflug nach Chicago ſteht unmittelbar vor
ſeiner Ausführung. Luftfahrtminiſter Balbo hat
geſtern in der Hochſee=Fliegerſchule von
Orbe=
tello, wo das impoſante Geſchwader modernſter
See=Flugzeuge zum Abflug bereitſteht, das
Kommando über das Geſchwader übernommen,
Der Kommandant der Fliegerſchule ſtellte dem
Miniſter die Mitglieder der Beſatzung vor, an
die Balbo eine kurze Anſprache richtete. Er ſagte,
er übernehme das Kommando mit der feſten
Abſicht, das Geſchwader auch über den
Nordat=
lantiſchen Ozean zum Sieg zu führen. Balbo
gedachte der Flieger, die früher bei ähnlichen
Anläſſen ihr Leben gelaſſen haben, und ſchloß:
„Ich verberge euch die ungeheuren
Schwierig=
keiten, die uns erwarten, nicht. Aber ich weiß,
daß ich auf eure Hingabe, für die ruhmreiche
talieniſche Aviatik zählen kann.”
Sodann folgte die kirchliche Einſegnung der
Beſatzung und ihrer Flugzeuge.
Der Flug geht von Orbetello am
Tyrrheni=
ſchen Meer über Nord=Italien nach Amſterdam
und von dort über Island und Neufundland
nach Chicago.
Engliſches Militärflugzeug abgeſtürzt.
London. Ein engliſches Militärflugzeug
ſtürzte geſtern in der Nähe von Farnborough ab.
Beim Abſturz prallte das Flugzeug an die Wand
eines auf dem Militärflugplatz gelegenen
chemi=
ſchen Laboratoriums und ging ſofort in
Flam=
men auf. Der Pilot und ſein Beobachter kamen
ums Leben. Das Laboratorium geriet ebenfalls
in Brand und wurde vollſtändig zerſtört. Einige
zu Verſuchszwecken dort befindliche Tanks
konn=
ten aus dem brennenden Gebäude gerettet
werden.
Ein hübſches Bild von einem Reigentanz in alter Tracht,
der auf dem großen Dorftag in Dobbertin vorgeführt wurde, wo das erſte Heimattreffen der
Mecklenburger ſtattfand.
Major Kehler, der Präſident des Aero=Clubs,
beglückwünſcht Gerhard Fieſeler nach dem Siege
in der deutſchen Kunſtflug=Meiſterſchaft 193
die auf dem Flugplatz Berlin=Tempelhof
ausge=
tragen wurde.
Ein Monſtreprozeß wegen Betrugs.
Berlin. Vor der dritten Strafkammer
beim Landgericht I begann am Montag die
Ver=
handlung gegen den Poſtſekretär Franz Kugler
und den Dentiſten Willi Griebel wegen ſchwerer
aktiver und paſſiver Beſtechung im Amt und
wegen Betruges und Nachteil der Reichspoſt.
Der Dentiſt Griebel war durch Vermittlung des
Kügler mit der alleinigen Anfertigung des
Zahnerſatzes für die Poſtkrankenkaſſe beauftragt
worden, und er hat hierdurch in ſechs Jahren
nahezu eine Million Mark verdient, während
Kugler dafür etwa 75 000 Mark an
Beſtechungs=
geldern erhielt.
Schmuggler von Zollbeamten erſchoſſen.
Straelen (Niederrhein). In der Nähe
von Straelen ſtießen Zollbeamte am Sonntag
auf einen ſeit langem geſuchten Schmuggler.
Dieſer verſuchte, in einem nahen Wald zu
ent=
kommen und beachtete auch die Haltrufe und
Schreckſchüſſe des ihn mit einem Fahrrad
ver=
folgenden Beamten nicht. Darauf ſchoß der
Be=
amte ſcharf und traf den Schmuggler, einen
21jährigen arbeitsloſen Bergmann aus
Keve=
laer, tödlich. An Schmugglergut trug der
Er=
ſchoſſene verhältnismäßig geringe. Mengen
bei ſich.
Schwedens König 75 Jahre alt.
König Guſtav V. von Schweden,
der ohne Unterſchied der Parteizugehörigkeit
ron allen ſeinen Untertanen ſo hoch verehrte
Monarch Schwedens, begeht am 16. Jun: in
ſeltener Rüſtigkeit ſeinen 75. Geburtstag.
Guſtav, V. ſteht bereits in ſeinem 26.
Regie=
rungsjahr.
Reich und Ausland.
Aufklärung des Raubüberfalles
bei Alkendiez.
Altendiez (Lahn). In der Nacht zum
27. Mai wurde hier ein Gutsbeſitzer von zwei
Männern in ſeinem Schlafzimmer überfallen.
Die Burſchen hatten ſich mit ſchwarzen
Geſichts=
masken verſehen. Sie forderten den zu Tode
er=
ſchrockenen Mann unter Vorhaltung einer
Piſtole auf, keinen Lärm zu ſchlagen und ſich
widerſtandslos feſſeln zu laſſen. Der
Ueber=
fallene fügte ſich der Zwangslage und wurde an
Händen und Füßen gefeſſelt. Außerdem ſteckten
ihm die Banditen einen Knebel in den Mund.
Der eine Täter durchſuchte hierzuf ſämtliche
Schubladen und entwendete einen Geldbetrag
von 25 RM. Der Zufall woilte es, daß der Sohn
des Gutsbeſitzers ſeinen Vater aufſuchte. Als
er die maskierten Banditen jah. ſchrie er laut
um Hilfe, worauf die Täter flüchteten.
Nun=
mehr konnten die Verbrecher von Beamten der
Kölner Kriminalpolizei ermittelt und
feſtge=
nommen werden. Sie haben bereits ein
Teil=
geſtändnis abgelegt.
Vollſtreckung zweier Todesurkeile.
Berlin. Nachdem der preußiſche
Miniſter=
präſident ſich entſchloſſen hat, von dem Recht der
Begnadigung keinen Gebrauch zu machen,
ſon=
dern der Gerechtigkeit freien Lauf zu laſſen, ſind
geſtern um 6 Uhr morgens auf dem Hofe des
Strafgefängniſſes Plötzenſee der 26jährige
Wäch=
ter Paul Rohrbach aus Niederſchönhauſen und
der 23jährige Bäcker Hermann Wittſtock aus
Berlin=Buchholz von dem Scharfrichter Gröpler=
Magdeburg mit dem Beil hingerichtet worden.
Rohrbach und Wittſtock waren wegen
ge=
meinſchaftlichen Mordes an dem
Kraftwagen=
führer Kurt Pohl zum Tode verurteilt worden.
Die gegen dieſes Urteil bei dem Reichsgericht
eingelegte Reviſion wurde verworfen.
Der Mord an dem Zigarrenhändler Kurth
noch ungeſühnt.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum
3. Mai wurde in ſeiner Wohnung in der
Kron=
prinzenſtraße der Zigarrenhändler Adam Kurth
ermordet, dem in ſeinem Schlafzimmer mit
einem Bügeleiſen der Schädel zertrümmert ward.
Der Tat dringend verdächtig erſchien der
An=
geſtellte Fritz Langeloth, genannt Fred, der
als=
bald in Haft genommen wurde, aber die Tat
leugnete. Vor einigen Tagen fand in dieſer
Sache Haftprüfungstermin in Gegenwart des
Staatsanwalt ſtatt. Es wurde beſchloſſen,
Lan=
geloth mangels dringenden Tatverdachts aus
der Haft zu entlaſſen. Gegen dieſen Beſchluß iſt
keine Beſchwerde eingelegt worden und es
er=
folgte die Haftentlaſſung.
Tod an der Hochſpannungsleitung.
Wiesbaden. Der 36jährige Betriebsleiter
Wenig von den Klinkerwerken in Hohenſtein
war mit dem Umſchalten im
Transformatoren=
haus beſchäftigt. Dabei kam er mit der
Hoch=
ſpannungsleitung in Berührung und wurde
ſpä=
ter von ſeiner Frau tot aufgefunden.
Baer erhielt kein Geld.
Der Gerichtsvollzieher im Ring.
Recht ſenſationell kommt die Meldung, daß
Max Baer nach ſeinem Siege über Schmeling
keinen Cent von den ihm zuſtehenden 25 000
Dol=
lar erhalten haben ſoll. Nach Schluß des
Kamp=
es erſchien der Gerichtsvollzieher im Ring und
präſentierte zwei Zahlungsbefehle in Höhe von
zuſammen 31 000 Dollar. Einmal verlangte ſein
früherer Manager Hamilton Lorimer 10 000
Dollar, und die zweite Zahlung ging von ſeiner
Frau aus, die für ein nichtgehaltenes
Ehever=
verſprechen 21 000 Dollar beanſprucht. Zwar hat
der Kalifornier ſofort Gegenklage eingereicht,
zunächſt einmal mußte er aber ohne klingenden
Lohn abziehen.
Zieſeler
wieder deutſcher Kunſtflug=Meiſter.
der Aroue Mier Jagene Lug in Beriin.
Der Einmarſch in das Grunewald=Stadion.
In der Reichshauptſtadt fand eine eindrucksvolle Kundgebung der Hitler=Jugend des Gaues
Brandenburg ſtatt, an der 50 000 Jungmannen teilnahmen.
Inkerefſanke Bilder vom Gasſchukkag in Würzburg.
Einer der Plätze der Stadt
Ein „Verwundeter” wird von Sanitätern
„unter Gas”.
in Gasmasken abtransportiert.
Als eine der erſten ſüddeutſchen Städte ging nun Würzburg daran, durch großangelegte
Gasſchutz=
übungen die Bevölkerung auf die Gefahren von Luftangriffen, aber auch auf das richtige
Verhal=
ten in ſolchen Augenblicken aufmerkſam zu machen.
Die Mecklenburger zeigken ihre alken Volkskänze.
[ ← ][ ]Mittwoch, 14. Juni 1933
Nr. 163 — Seite 9
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
* Japans Zug nach Weſten.
Die Japaner haben die pſychologiſche Bedeukung der großen Mauer vernichkel. — Das weltgeſchichtliche
Geſchehen im Fernen Oſten. — Die Miſſion der Japaner.
Jehk die Mongolei?
Aus London wird uns geſchrieben:
Die große chineſiſche Mauer, die durch Jahrtauſende,
hügel=
auf, hügelab, eine Schutzmauer gegen die Barbaren aus dem
Norden war und ſchließlich zu einer Kerkermauer für die
Ge=
dankenwelt eines Volkes wurde, iſt von den Japanern
über=
rannt. Einſt hinderte dieſe große Mauer Dſchingiſchan daran,
ſeinen Eroberungszug nach Oſten zu unternehmen und deshalb
überfluteten ſeine Horden Europa. Heute? Heute iſt die Mauer
nur ein monumentaler Steinhaufen! Die Japaner haben ihre
pſychologiſche Bedeutung vernichtet. Sie iſt weder geographiſch,
noch politiſch mehr ein Trennungsſtrich in dem gelben
Welt=
reich, das die Armeen des Kaiſers Hirohito vor den Augen des
ohnmächtigen Europa im Fernen Oſten errichteten. Die
Man=
dſchurei iſt ein japaniſcher Vaſallenſtaat, das frühere
Kaiſer=
reich Korea iſt japaniſche Provinz, Dſchehol iſt erobert und
Transbaikalien liegt im Blickfeld japaniſcher Pläne. In dem
weltgeſchichtlichen Geſchehen, das ſich in Oſtaſien abrollt, ſcheint
nun die Reihe an die Mongolei zu kommen. Die Provinz
Tſchaher, nordweſtlich von Peking, hat ſich ſelbſtändig erklärt und
der Weg nach China von der Mongolei über Kalgan nach
Tientſin iſt geſperrt. Die mongoliſchen Fürſten haben in Barga
den Beſchluß gefaßt mit allen Mitteln die Befreiung der inneren
und der äußeren Mongolei von jeder Bindung mit China oder
Sowjetrußland zu löſen, und in Tſchangtſchun iſt eine
mongo=
liſche Delegation eingetroffen, um mit Exkaiſer Puji und mit
den japaniſchen Behörden zu verhandeln.
In der Mongolei prallen ſowjetruſſiſche und japaniſche
Intereſſen nicht weniger ſchroff, als in der Mandſchurei
an=
einander. Hier ſei ein kurzer Rückblick geſtattet: 1919 trat in
Moskau ein Kongreß der Oſtvölker zuſammen, auf dem beraten
wurde, wie es möglich gemacht werden könnte, die europäiſchen
Mächte aus Aſien zu verdrängen. An den Sitzungen nahmen
neben den alten Generälen aus dem Weltkrieg, Bruſſilow und
Jegorow, auch zwei Vertraute Stalins, Eliawa und Saparow,
teil. 1920 wurde der Kongreß in Baku wiederholt, auf dem
auch Ceylon, Indochina und ſelbſtverſtändlich die Mongolei
ver=
treten waren. Durch bolſchewiſtiſche Methoden wollte Moskau
den geſamten Orient für ſich gewinnen. Die Herrſchaft des
Generals Baron Ungern=Sternberg, des Freundes des
Leben=
den Buddha, des Hutuktu, in Urga, über die Mongolei, gab
den Bolſchewiken eine willkommene Gelegenheit, einen
bewaff=
neten Vorſtoß in die Mongolei zu wagen. General Ungern=
Sternberg fiel durch Verrat in ihre Hände und wurde erſchoſſen.
Die rote Armee konnte als ſtändige Okkupationsarmee im Lande
verbleiben. Die alten feudalen Verwaltungsformen wurden
zer=
ſtört, der Hutuktu wurde vertrieben und der Einfluß der Lamas
gebrochen. Nach ſowjetruſſiſchem Muſter wurden der große und
der kleine Huruldan geſchaffen und von Moskau abhängige
Beamte ernannt.
Die Mongolen ertrugen nur unwillig das Moskauer Regime,
wenn ſie auch zu ſchwach waren, ſich offen dagegen aufzulehnen.
Im Geheimen jedoch bereitete ſich in den unermeßlichen
Step=
pen der Widerſtand vor. Die junge mongoliſche und burjatiſche
Intelligenz verſuchte eigene Truppenformation ins Leben zu
rufen und einen ruſſenfeindlichen Geiſt auch über die
entfern=
teſten Jurten zu verbreiten. Auch in den altmongoliſchen,
kon=
ſervatiben Kreiſen wurde die Notwendigkeit ſozialpolitiſcher
Reformen anerkannt und ſchließlich, im Jahre 1931, vollzog ſich
eine Einigung zwiſchen dieſen beiden Richtungen und das
mongoliſche Unhabhängkeitskomitee wurde
ge=
gründet, deſſen Ziel die Befreiung des Landes von den
Feſſeln Moskaus iſt. Terrorakte gehören ſeitdem in Urga zu
den Alltäglichkeiten und einer nach dem anderen der roten
Be=
rater Moskaus wurde ermordet, ohne, daß die Schuldigen zur
Verantwortung gezogen werden können. 1931 begannen auch die
Japaner ihrerſeits ein beſonderes Intereſſe für die Mongolei
zu zeigen. Auf ihren Verträgen fußend, pachteten ſie weite
Län=
dereien und legten Zuchtfarmen an, die mongoliſchen Ponnies
eignen ſich vortrefflich als Kavalleriepferde.
Heute ſteht es bereits außer Zweifel, daß die beiden großen
Mächte, China und Rußland, die bisher über die Geſchicke der
Mongolei entſchieden, bald ihre Rolle ausgeſpielt haben werden.
China iſt von der Mongolei abgeſchnitten und zur Ohnmacht
verurteilt. Sowjetrußland aber erntet das, was es geſät hat.
Der Haß, den es gegen die anderen ſchürte, trifft es nun ſelbſt.
„Die kommuniſtiſchen Ideen aber, die es verbreiten wollte,
konn=
ten in einem Lande wie die Mongolei niemals Wurzeln faſſen
und haben ihre Zugkraft verloren.
Der Reiſende im ſibiriſchen Schnellzug ſieht, wenn er ſich
Irkutſk nähert rechts die blaue Kette der mongoliſchen Berge.
Es gibt kaum eine Straße, die dorthin führt. Dort hat die
Welt der europäiſchen Ziviliſation aufgehört. Selbſt kühnen
Abenteurern fällt es nur ſelten ein, die mongoliſche Bergkette
zu krenzen. Während des Weltkrieges haben einige deutſche
Kriegsgefangene in Sibirien verſucht, auf der Flucht
die Mongolei zu durchqueren, aber nur den wenigſten iſt der
gefährliche Marſch geglückt. Räuber, Wölfe und furchtbare
Ein=
ſamkeiten ſperren den Weg. Nur von Tſchita aus verkehren Dampfer
nach Urga, und auch aus der Mandſchurei führen
Karawanen=
ſtraßen in das Land Timurs und Dſchingischans, aber zwiſchen
der Mandſchurei und der Mongolei ſind keine Grenzen vermeſſen,
die beiden Staaten verſchmelzen geographiſch und völkerpolitiſch
ineinander. In endloſen Steppen weiden Herden um die Jurten
mongoliſcher Fürſten, die ihr Zeltlager, je nach der Jahreszeit
wechſeln. Dazwiſchen ſtößt man auf Lamaklöſter, um die ſich
Pilger ſammeln. Die Mongolei iſt ein noch ungeformter Staat.
Wird es die Miſſion der Japaner ſein, dort ordnend
einzu=
greifen? Vielleicht wird Exkaiſer Puji wieder unter dem Schutz
der Japaner in den verbotenen Stadtteil von Peking
ein=
ziehen und, wie er es als Knabe getan, als Sohn des
Him=
mels auf dem grün glaſierten Altare dem Himmel opfern. Als
Bannerträger Japans mag ihm die Aufgabe zufallen, die
Man=
dſchurei mit der Mongolei zu vereinen. Japaniſche Flugzeuge
haben wiederholt Proklamationen abgeworfen, in denen ſich die
Japaner als Befreier der gelben Raſſe von der Herrſchaft der
Weißen bezeichnen. Die Weltgeſchichte wird einſt die
Nachkom=
men darüber belehren, wie weit ſich der japaniſche Traum
er=
füllt hat.
Der brave Mann denkk an ſich ſelbſt zuerſt.
(s) New York. Im Tale des Miſſiſippi haben die
Far=
mer auch bei den beſten Ernteverhältniſſen nicht immer roſige
Zeiten. Mal iſt es die furchtbare Wirtſchaftskriſe, die ihren
Reichtum wertlos macht, ein andermal wieder werden ſie von
den Händlern ſo gewaltig übers Ohr gehauen, daß ſie keine
Freude mehr an ihrer Hände Arbeit haben. Oft genug aber
macht ihnen der Strom der zwar die gehaltvolle Lebensader
des Landes darſtellt, aber doch auch ſeine Tücken hat einen
Strich durch alle Rechnungen. Wenn der Miſſiſſippi Hochwaſſer
führt — und zwar in den uns nun ſchon ſo geläufigen
ameri=
kaniſchen Ausmaßen — dann iſt die ganze Ernte gefährdet.
Sel=
ten läßt ſich ein Dammbruch vermeiden, und wenn erſt einmal
ein Stück des Deiches durchbrochen iſt, wird das rieſige Land
auf einen gewaltigen Umkreis vom Hochwaſſer überflutet. Die
Felder ſind für lange Zeit ertraglos geworden, die Menſchen
aber haben damit zu tun, ihr Leben vor den herandringenden
und ſtändig ſteigenden Fluten zu ſchützen. Weil jede
Ueber=
ſchwemmung die Vernichtung einer Lebensarbeit bedeutet, ſind
die Farmer — das iſt menſchlich vielleicht erklärlich, wenn auch
auf keinen Fall verſtändlich —, auf ein Hilfsmittel verfallen, das
gewiß keine Nachahmung verdient. Kommt das Hochwaſſer heran,
ſchwillt der Strom immer gefährlicher an, dann begeben ſich
mutige Männer an eine Stelle des Deiches, die das Hinterland
am anderen Ufer ſchützt. Entweder durch Liſt oder auch — wie in
unſerem Falle — mit Gewalt, werden die Deichwärter von ihrem
Poſten entfernt. Eine gehörige Menge Sprengſtoff iſt
vorberei=
tet, wird in dem mächtigen Damm entzündet, und reißt ſo eine
breite Lücke in den Deich, durch die die verheerenden Fluten
nunmehr ihren Weg nehmen können. Sich ſelbſt haben die
Far=
mer auf dieſe Weiſe vor dem Verderben gerettet; daß auf der
anderen Seite ihre Berufsgenoſſen nun alle Not und alles Elend
trifft, wie es Hochwaſſer bekanntermaßen mit ſich bringt,
er=
ſcheint den „braven Männern”, die an ſich ſelbſt zuerſt denken,
nicht ſonderlich aufregend. Das ſind rauhe Hinterwäldlerſitten,
die in Europa niemand behagen würden. Auch die Regierungen
der Bundesſtaaten haben in dieſer Selbſthilfe ein Haar erblickt;
jedenfalls ſollen nach einem derartigen Vorkommnis in der
jüngſten Zeit Militärkräfte an den Deichen ſtationiert werden.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsgulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlſchkel:.
„Reichseheſtandshilfe‟. Sie iſt im Reichsgeſetz zur
Verminde=
rung der Arbeitsloſigkeit vom 1. Juni 1933 geregelt. Die Faſſung
in Abſchnitt V, 8 1, deutet an, daß der Antrag auf Gewährung
des Eheſtandsdarlehens auch vor Eingehung der Ehe geſtellt
werden kann, die Hingabe des Betrags aber erſt nach erfolgter
Eheſchließung erfolgt. Vorausſetzung für die Bewilligung des
Darlehens iſt aber: a) daß die künftige Ehefrau in der Zeit
zwiſchen 1. Juni 1931 und 31. Mai 1933 mindeſtens 6 Monate
lang im Inland in einem Arbeitnehmerverhältnis geſtanden hat;
b) daß ein ſtandesamtliches Aufgebot vorliegt und daß die
künf=
tige Ehefrau ihre Tätigkeit als Arbeitnehmerin ſpäteſtens im
Zeitpunkt der Eheſchließung aufgibt oder im Zeitpunkt der
Ein=
bringung des Antrags bereits aufgegeben hat. e) daß die künftige
Ehefrau ſich verpflichtet, eine Tätigkeit als Arbeitnehmerin
ſo=
lange nicht wieder aufzunehmen, als der künftige Ehemann
Ein=
künfte im Sinne des Einkommenſteuergeſetzes von mehr als 125
Mark monatlich bezieht und das Eheſtandsdarlehen nicht
reſt=
los getilgt iſt. Die Tatſache unter a iſt nachzuweiſen, die unter b
glaubhaft zu machen. Als Arbeitnehmertätigkeit im Sinne von
a. gilt nicht die Beſchäftigung im Haushalt oder Betrieb von
Verwandten aufſteigender Linie. Der Antrag iſt bei derjenigen
Gemeinde zu ſtellen, in deren Bezirk der künftige Ehemann
Wohn=
ſitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat. Die Gemeinde gibt im
Falle der Befurwortung den Antrag an das zuſtändige
Finanz=
amt weiter, das endgültig entſcheidet.
G. W., hier. Sie werden genau angeben müſſen, welche
Ver=
ſorgungsanſprüche in Frage kommen, umſomehr, als die
ange=
zogene Notverordnung vom 5.6. Juni 1931, 2. Teil, Kapitel IV.
ganz verſchiedenartige Verſorgungsanſprüche umfaßt.
G., hier. Eine Anſchrift iſt uns nicht bekannt. Aber Sie
ſoll=
ten ſich an das Reichsarchiv in Potsdam wenden, das Ihnen wohl
den Weg zeigen wird.
Langj. Abonnent in E. In Nr. 141 vom 22. Mai haben wir
ja bereits mitgeteilt, welche Schritte zu tun ſind und wohin Sie
ſich wenden ſollen. Anſcheinend haben Sie dieſe Antwort im
Brieftaſten nicht geleſen.
Die feierliche Einſehung des neuen bayeriſchen
Landesbiſchofs.
Der alte Kirchenpräſident Veit (vorderſte Reihe Mitte), dahinter
der neue Landesbiſchof Meiſer und in der dritten Reihe
Mit=
glieder der bayeriſchen Staatsregierung, in dem feierlichen Zuge,
der ſich nach der kirchlichen Weihe von der Lorenz=Kirche zum
Rathaus begab."
In Nürnberg wurde der neue evangeliſche Landesbiſchof für
Bayern, Meiſer, in Anweſenheit der höchſten Vertreter der
geiſt=
lichen und weltlichen Behörden und unter großer Anteilnahme
der Bevölkerung in ſein Amt eingeſetzt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Mittwoch, 14. Juni
—7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
7.10: Choral.
10.10: Schulfunk: Baumwolle. Lehrſpiel.
11.00: Praktiſche Ratſchläge für Küche und Haus.
12.00: Mittagskonzert auf Schallplatten.
13.30: Mittagskonzert des Württ. Landes=Symphonieorcheſters.
15.20: Stunde der Jugend: Kameraden vom Arbeitsdienſtlager
be=
richten von ihrem Leben.
16.30: Köln: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Celloquartett.
18.00: Amerika, wie es die meiſten nicht ſehen von Max Kruſemark.
18.25: Zeitfunk.
18.46: Kurzbericht vom Tag.
19.00: Hamburg: Stunde der Nation. Helgoland. Das Bild einer
Inſel im deutſchen Meer. Grün is dat Land — rot is de
Kant — wit is de Sand.
20.00: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Dr. Merten.
20.45: Ein Volk will leben. Geſpräche aus dem Alltag von Scholle
und Pflug.
21.30: Wiener Volksmuſik.
22.15: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.25: Köln: Nachtmuſik des Großen Orcheſters. Ltg.: Kühn.
Intermezo: Serenade op. 7. für Bläſer (Strauß).
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 14. Juni
9.00: Berlin: Schulfunk: Hörfolge v. d. Stromperſorgung Berlins,
9.45: Humoriſtiſche Geſchichten von Herm. Harry Schmitz.
10.10: Schulfunk: Das deutſche Heimweh in Amercka.
11.30: Zeitfunk.
14.45: Kinderſtunde: Wir erleben die Zeit.
15.45: Alfred Hein: Die Helden von Baracke 8.
16.00; Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.00: „Bergmann”. Erlebniſſe eines Werbſtudenten.
17.30: Ceſar Scotto ſingt. Am Flügel: Joſef Lufino.
18.00: Das Gedicht.
18.05: Dr. A. Zilz: A. 2. Merz und ſein Werk.
18.35: Ober=Ing. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
19.00: Hamburg: Stunde der Nation: Helgoland. Das Bild einer
Inſel im deutſchen Meer.
20.00: Kernſpruch.
20.05: Stuttgart: Joh. Brahms: Streichſextett Nr. 1, op. 18.
Das Wendlingquartett.
20.50: Zeitfunk: Das tägliche Leben: Roſen, ſchöne Roſen gefällig?.
Ein Hörbericht.
21.10: Berlin: Orcheſterkonzert. Funkorcheſter. Dir.: Frickhoeffer.
23.00: Königsberg: Nachtkonzert. Das Kl. Oragorcheſter.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
haben, heißt eine Leistung
vollbrin-
gen. Sonderleistungen gleich welcher
Art, die Sie mit Ihrem Kraftfahrzeug
erreichen wollen, hängen von der
Zu-
verlässigkeit Ihres Motors ab, die
im wesentlichen von der Schmierung
bestimmt wird. Machen Sie sich die oft
teuer erkauften Erfahrungen anderer
zunutze und verwenden Sie die auf der
ganzen Welt bei den schwersten
Kon-
kurrenzen erfolgreichen,
hochwerti-
gen SHELL AUTOOELE, die in deutschen
Fabriken nach zum Teil einzig
daste-
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