Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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50 30 Junl 2— Reſchemark und 20 Pfennia
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ugepreſe. Beſtellungen und Abeſelungen durch
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Franfurt a. M. 4301
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 162
Dienstag, den 13. Juni 1933.
196. Jahrgang
2 mm breſie Zeiſe im Kreſe Darmſfadt 23 Reſchspfg.
FinanzAlnzeſgen 35 Reſchepfg. Rellamezelle (92 mm
breſt! 2 ReichsmarkAnzeigen von auswärts 2SReſchspfg.
FinanzAlnzelgen 80 Reſchepfg. 92 mm breie
Rellame=
zeſſe 3. Reſchemark. Ale Preiſe in Reſchemark
(1 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krſeg, Aufruhr. Sireſt uſw, erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
Anzeigenauf=
iräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konlurs
oder gerſchilicher Beſtreſbung fällt jſeder Rabat weg.
Banſionto Deuſche Bank und Darmſſädter und
Nationalbank.
Denit der Tenbmicafigtbiferenſe
Appell des engliſchen Königs an 66 Rakionen der Erde zur Auswerkung der neuen Erkennknis von der gegenſeitigen
Abhängigkeik und den gemeinſamen Inkereſſen der Menſchheik. — Lauſanne darf unker keinen Amfkänden zufammenbrechen
Krankheit. Dies zeigt ſich nur zu klar durch das
Anſteigen der Arbeitsloſenziffern. Die Bedeutung Die Bedeukung der Londgner konſetenz.
London
dieſer Zahlen in ihrer Wirkung auf das Leiden der Menſchheit
Begrüßung der deutſchen Abordnung.
im Zeichen der Weltwirtſchaftskonferenz.
TU. London, 12. Juni.
Am Montag ſteht ganz London im Zeichen der
Weltwirt=
ſchaftskonferenz, zu der die Vertreter von 66 Nationen oder zwei
Milliarden Menſchen aller Völker und Raſſen erſchienen ſind. Alle
großen Gebäude, beſonders die Hotels und Geſchäftshäuſer, haben
geflaggt. Gegenüber dem Muſeum ſtehen die Menſchen viele Reihen
tief. Die Fenſter des gegenüberliegenden Viktoria= und Albert=
Muſeums ſind mit Zuſchauern dicht beſetzt. Die Eintrittshalle iſt
mit einem Baldachin für den König und ſein Gefolge überſpannt.
Prächtiger Blumenſchmuck auf Treppen und in den Räumen
bringt einen freundlichen Ton in das Bild. In den Hotels
hat=
ten ſich die Teilnehmer in das in England bei dieſer Gelegenheit
übliche Morning=Coat mit Zylinder geworfen. Ueberall vor den
Toren der Hotels warten Schauluſtige, um ſich anzuſehen, wie die
Teilnehmer der verſchiedenſten Nationalitäten ihr Auto beſtiegen.
Kurz vor 14.40 Uhr füllte ſich die Verſammlungshalle,
Diploma=
ten nehmen auf der rechten Seite des Saales, die 168 Vertreter
der 66 beteiligten Nationen mit ihren Sachverſtändigen in der
Mitte des Raumes Platz, und rund herum gruppieren ſich über
400 Journaliſten aus aller Herren Länder und allen Raſſen
an=
gehörend.
Als die deutſche Abordnung etwa zehn Minuten vor Beginn
der Eröffnungskonferenz den Saal betrat, wurden die
deut=
ſchen Herren lebhaft begrüßt. Außenminiſter
Frei=
herr von Neurath iſt durch ſeine frühere Tätigkeit als
Bot=
ſchafter in London dem diplomatiſchen Korps und fonſtigen
Anwe=
ſenden ſehr gut bekannt. Aber es iſt auch bemerkenswert, mit
welcher Freundlichkeit und Herzlichkeit Reichswirtſchaftsminiſter
Dr. Hugenberg, Reichsbankpräſident Dr. Schacht und die
beiden nationalſozialiſtiſchen Mitglieder der Abordnung,
Krog=
mann und Keppler, begrüßt wurden. Beſondere
Aufmerk=
ſamkeit erregt die öſterreichiſche Abordnung, an deren
Spitze der Bundeskanzler Dollfuß ſteht. Er iſt ſicherlich
der kleinſte im Kreis der Delegierten, und der engliſche
Volks=
mund hat ihm bereits den Beinamen „Weſtentaſchen=
Napoleon” gegeben. Es wird plötzlich ſtill im Saal. Der
König iſt in ſeinem Automobil vorgefahren. Am
Ein=
gang empfängt ihn der Miniſterpräſident Macdonald in ſeiner
Eigenſchaft als Präſident der Konferenz, der Generalſekretär des
Völkerbundes, Sir Erie Drummond, und der Sekretär der
Kon=
ferenz, Avenol. Die Verſammlung erhebt ſich. Der König tritt
ein, er verbeugt ſich zur Mitte, nach rechts und nach links und
betritt dann das Podium, von wo aus er ſeine Rede hält, die
durch ein goldenes Mikrophon auf den Funk in die ganze Welt
übertragen wurde.
Die Eröffnungsrede des Königs.
In ſeiner Rede führte der König aus:
Meine Herren! Zu dieſer Zeit des allgemeinen
wirtſchaft=
lichen Tiefſtandes begrüße ich Sie mit einem Gefühl tieſer
Ver=
antwortung in dieſem Lande. Ich glaube, dies iſt das erſte Mal
in der Geſchichte, daß ein ſouveräner Herrſcher bei der Eröffnung
einer Konferenz aller Staaten der Welt den Vorſitz geführt hat.
Ich wünſche meine Befriedigung darüber auszudrücken, daß eine
ſolche Verſammlung möglich war, und meine
Erwarkung, daß dieſe allgemeine Bemühung
u vfifſcen egelifer inen wichle.
Ich begrüße die Vertreter der Mitgliedſtaaten des Völkerbundes.
Ich bin der Arbeit des Völkerbundes immer mit dem tiefſten
In=
tereſſe und Wertſchätzung gefolgt. Der Völkerbund hat dieſe
Kon=
ferenz einberufen und hat das Programm für Sie durch die
wert=
vollen Dienſte des Sachverſtändigen=Ausſchuſſes vorbereitet. Ohne
den Völkerbund und ohne die Ideale des Völkerbundes bezweifle
ich, ob dieſe große Verſammlung hätte jemals ſtattfinden können.
Ich begrüße die Vertreter derjenigen Staaten, die nicht
Mitglie=
der des Völkerbundes ſind, ebenſo herzlich. Ich erkenne den Geiſt
der hilfsbereiten Zuſammenarbeit an, der Sie dazu veranlaßt hat,
ſich an den Beſprechungen zu beteiligen. Ich wünſche ferner, die
Vertreter meiner Dominions und meines indiſchen Reiches
beſon=
ders zu begrüßen. Meine Herren Abgeordneten! Mit tiefſter
Be=
wegung ſehe ich um mich dieſe repräſentative Verſammlung, die ſo
groß erſcheint, die aber eine viel größere Idee repräſentiert,
nämlich
die Hoffnungen und die Wünſche der ganzen Well.
Die Welt befindet ſich in einem beunruhigenden Zuſtand, und für
Sie, meine Herren, die von heute das Werk der Wiederherſtellung
beginnen, iſt die Aufgabe ſchwer. Sie kann nur mit gutem Willen
und ernſter Zuſammenarbeit erfüllt werden. Meine Herren
Abge=
ordneten! Ich reiche Ihnen die Hand, und ich hoffe von ganzem
Herzen, daß ihre Bemühungen zu einem glücklichen Ergebnis
füh=
ren werden, das die Völker der ganzen Welt mit Ungeduld
er=
warten. Ich erkenne die Größe der Aufgabe dieſer Konferenz voll
und ganz, aber es beſtehen Anzeichen eines wirklichen Wunſches,
zu einer Einigung zu kommen, die mich mit Hoffnung erfüllen
Alke Nationen leiden an einer gemeinſamen
war meine ſtändige Sorge in den letzten Jahren, wie es die Sorge
vor jedermann von Ihnen war, die Sie hier verſammelt ſind, und
auf denen die Verantwortung der Regierung geruht hat.
Angeſichts der Kriſe, die wir alle erkennen.
zuelie in mn Ae. it des läcfe Naf.
der ganzen Welk zuſammenzuarbeiken.
Es kann nicht außerhalb der Kräfte der Menſchheit liegen, die
gro=
ſen Quellen der Welt zu benützen, um den materiellen Fortſchritt
der Ziviliſation ſicherzuſtellen. Keine Verringerung dieſer Quellen
iſt eingetreten. Im Gegenteil, haben ſich die Erfindungen, die
Ent=
deckungen und die Organiſation ihrer Möglichkeiten zu einem
ſol=
chen Ausmaß vermehrt, daß der Ueberfluß der Produktion ſelbſt
neue Wege geſchaffen hat und zuſammen mit dieſem erſtaunlichen
materiellen Fortſchritt eine neue Erkenntnis der gegenſeitigen
Abhängigkeit der Nationen und des Wertes der Zuſammenarbeit
zwiſchen ihnen in Erſcheinung getreten. Jetzt iſt die Gelegenheit,
dieſes neue Bewußtſein der gemeinſamen Intereſſen der
Menſch=
heit auszuwerten in dem feſten Glauben, daß gegenſeitige
Aus=
ſprach der erſte Schritt zum richtigen Handeln auf dieſer
Konfe=
renz iſt.
Ich werde Ihren Beſprechungen mit dem größten Intereſſe
und der größten Aufmerkſamkeit folgen, und ich hoffe dringend,
daß das Ergebnis Ihrer Arbeiten die Welt wieder auf den Weg
der Wohlfahrt und des geordneten Fortſchrittes bringen wird.
Macdonald meldel Englands Forderung
Ma Regelung der Hiegsſciden m.
Nachdem der König geendet hatte, entbot Macdonald als
Präſident der Konferenz unter den Beifallskundgebungen der
De=
legierten den Willkommensgruß. Er ſagte u. a., daß die
Auf=
gaben der gegenwärtigen Verſammlung außerordentlich wichtig
ſeien, daß die Konferenz mit einer Autorität ſprechen könne, wie
noch keine andere zuvor. Er wies dann auf die Schäden hin,
die der internationale Handel im Verlaufe der
letzten Jahre erlitten habe. Er belegte dies im
ein=
zelnen mit Zahlen. Dieſer Zuſtand könne nicht weiter andauern.
Uebergehend auf die Frage der Kriegsſchulden
ſagte er, daß dieſe als allererſte behandelt und als
allerer=
ſtes Hindernis aus dem Wege geräumt werden
müſſe. Die Regelung der Kriegsſchulden ſei
eine logiſche Folge des Lauſanner Abkommens
und, ſo ſagte Macdonald, das Lauſanner Abkommen dürfte unter
keinen Umſtänden zuſammenbrechen, ſondern müſſe vervollſtändigt
werden. Er wies dann darauf hin, daß ſchon im Lauſanner
Ab=
kommen die einzelnen Aufgaben für die Regelung der
Kriegs=
ſchulden geſtellt waren.
Gegen Schluß ſeiner Rede umriß Macdonald kurz die
Auf=
gaben der Konferenz dahin, daß ſie ſich darauf beſchränken müſſe,
das zu tun, wofür man die Regierungen verantwortlich machen
könne, ſo daß dieſe gemeinſam handeln ſollten.
Auf die Rede Macdonalds folgte die Einſetzung des
Man=
datsprüfungsausſchuſſes, der nach einer kurzen Unterbrechung der
Sitzung ſeinen Bericht vorlegte. — Auf Vorſchlag von Maedonald
wurde ſodann das Büro der Konferenz gebildet, in dem 16
Staa=
ten, darunter die Großmächte Deutſchland, Frankreich, England,
Italien, die Vereinigten Staaten, Rußland und Japan vertreten
ſind. Die Sitzung wurde auf Dienstag vormittag zum Beginn der
allgemeinen Ausſprache vertagt.
Noch nie dageweſener Tiefſtand des Welthandels. —
Wieder=
herſtellung des internationalen Vertrauens. — Das alles
über=
ſchattende Problem der Kriegsſchulden. — Hebung der
Welt=
marktpreiſe und Abbau der Zollmauern. — Der Poſitionskampf
zwiſchen England und Amerika. — Rückkehr zum Goldſtandard?
Englands Streben nach Wiedererlangen der finanziellen
Vor=
machtſtellung in der Welt.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 12. Juni.
* Die von England angeregte und urſprünglich auf den
November 1932 einberufene große Weltwirtſchaftskonferenz iſt
nun, mit einer Verſpätung von über 7 Monaten, hier
zuſammen=
getreten. Der Augenblick, da dieſes langerwartete Ereignis
end=
lich erfolgt iſt, kann ohne Uebertreibung die elfte Stunde
der Weltwirtſchaft genannt werden. Etwa 2 Wochen vor
Zuſammentritt der Konferenz veröffentlichte die
Wirtſchaftsabtei=
lung des Völkerbundes Daten über den gegenwärtigen Stand
der Weltwirtſchaft. Dieſe Daten ſprechen eine Sprache, die an
Deutlichkeit und Tragik nichts zu wünſchen übrig läßt. Der Wert
des Welthandels (in Millionen von Golddollars gerechnet)
be=
trug in den erſten 3 Monaten:
in 9. Ausfuhr
in 80 1929 7972 7317 100 100 1930 7364 6520 99 1931= 5154 4531 65 69 1932..1 3434 3084 43 41 1933 2829 2559 35 35
Mithin iſt der Welthandel in keinem der letzten Jahre ſo
er=
ſchreckend tief geſunken, wie dieſes während der erſten 3 Monate
des laufenden Jahres 1933 der Fall geweſen iſt. Der Wert des
Welthandels beträgt zur Zeit wenig mehr als ein Drittel des
1929 bemeſſenen Wertes. Dabei iſt der Tiefſtand allem Anſchein
nach noch keineswegs erreicht. Der Welthandel fährt fort in
erſchreckender Weiſe weiter zu ſchrumpfen. Sollte es in gleichem
Tempo weiter gehen, ſo hätte man mit einem faſt völligen Eingehen
des Welthandels innerhalb von 1 bis 2 Jahren zu rechnen. Und
die Tatſache, daß die meiſten Länder der Welt in ihrer Handels=
und Währungs=Politik noch immer weiter auseinanderſtreben,
beſchleunigt das zum Abgrund treibende Tempo immer mehr
und mehr. Dieſes iſt, in Kürze die fürwahr kataſtrophale
Situation, die die zur Weltwirtſchaftskonferenz nach London
kommenden Delegierten der 50 Länder in der Welt vorfinden.
Ihrer harrt eine Aufgabe von kaum dageweſenem Ernſt. Sie
haben das Abgleiten der Welt in einen Zuſtand, völliger
wirt=
ſchaftlicher Verelendung zu verhüten. Die Londoner Konferenz
iſt daher in der Tat eine Zuſammenkunft, die für das Schickſal
der Welt und das Wohlergehen der Menſchheit von allergrößter
und entſcheidenſter Bedeutung ſein wird.
Das Wort „Wirtſchaft” ſollte die breite Oeffentlichkeit nicht
irre führen. Es ſollte die Welt nicht glauben machen, daß es
ſich hier bloß um die Erörterung techniſcher Spezialfragen
han=
delt, die den „Mann auf der Straße” nichts oder ſo gut wie
nichts angehen. Die große Londoner
Wirtſchafts=
konferenz von 1933 geht jeden einzelnen
Men=
ſchen in der Welt an! Ja, es hat in der Geſchichte — mit
Ausnahme von Verſailles, natürlich — ſelten eine internationale
Konferenz gegeben, die die Intereſſen des Einzelnen in ſo
un=
mittelbarer Weiſe berührte, wie das jetzt in London der Fall
ſein wird. Die Fragen, die auf der offiziellen Tagesordnung
ſtehen, ſind ſchon an und für ſich wichtig genug, um einen
jeden Einzelbürger im Ausgang der Londoner Konferenz aufs
unmittelbarſte intereſſiert zu machen. Das iſt es aber nicht
allein. Die Londoner Konferenz iſt in gleichem Maße eine
poli=
tiſche, wie eine wirtſchaftliche Konferenz. Nicht umſonſt ſenden
faſt ſämtliche 50 Staaten, die an ihr beteiligt ſind, ihre
Außen=
miniſter nach London. Die Londoner Konferenz verſpricht ganz
allgemein zu einer großen internationalen Ausſprache über die
die Weltgeſundung und Weltbefriedung verhindernden Probleme
zu werden. Die bekannte Theſe, daß in unſerer Zeit Welt=
Politik und Welt=Wirtſchaft ein und dasſelbe ſind, gilt heute
mehr denn je. Der Geſundungsprozeß der Wirtſchaft wird
be=
kanntlich durch die Zerſtörung des Vertrauens in der Welt
hintenangehalten. Wenn die Regierungen einander nicht
ver=
trauen, ſo tun es auch die Individuen nicht. Ohne
internatio=
nales Vertrauen in eine gewiſſe Stabilität der Dinge können
keine Geſchäfte abgeſchloſſen, kein Handel getrieben, keine
Bin=
dungen auf lange Sicht eingegangen werden. Will man dieſes,
für ein reibungsloſes Funktionieren des Mechanismus der
Weltwirtſchaft unerläßliche Vertrauen des Weltkaufmanns
wie=
derherſtellen, ſo müſſen die Regierungen in erſter Linie das
Vertrauen in die politiſche Weltſicherheit wiederherſtellen. Hierin
iſt die Verbindung zwiſchen Politik und Wirtſchaft, zwiſchen
Abrüſtung und Wirtſchaft, zwiſchen Kriegsgefahr und Wirtſchaft.
zwiſchen Genf und London gegeben. Die Londoner Konferenz iſt
von dieſem Standupnkt geſehen, eine direkte Fortſetzung der
Genfer Unterhandlungen. Nur mit dem Unterſchied, daß man
in London, wo man die Dinge in erſter Linie von der
wirt=
ſchaftlichen Seite anpacken will, vielleicht leichter vorwärts
kom=
men wird, als in Genf. Und die Zölker ſind durchaus berechtigt,
von der Londoner Konferenz jene Wendung zum Beſſeren zu
erhoffen, die die bisherigen Genfer Verhandlungen der Wel:
leider noch nicht in gewünſchtem Maße gebracht haben.
Die von den GenferExperten ausgearbeitete „Tagesordnung”, die
für die Arbeiten der Londoner Konferenz als Richtlinie dienem
Seite 2. — Nr. 162
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte=Nachrichten
Dienstag, 13. Junf 1933.
ſoll, ſtellt eine vorbildliche und erſchöpfende Analyſe der
Wirt=
ſchaftskriſe dar. Es iſt aber ein Werk von Theoretikern der
Weltwirtſchaft und hat für die Praktiker der Politik, die die
zur Konferenz kommenden Regierungsvertreter nun mal ſind,
nur einen recht beſchränkten und akademiſchen Wert. In dieſer
Hinſicht iſt beſonders bezeichnend, daß das wichtigſte
Wirt=
ſchaftsproblem unſerer Zeit, die
Kriegsſchul=
denfrage, auf der offiziellen „Tagesordnung”
überhaupt nicht vermerkt iſt. Daß die Konferenz
deſſen=
ungeachtet gleich von Anfang an ganz unter dem Schatten dieſes
„inoffiziellen Programmpunktes” ſtehen wird, verſteht ſich von
ſelbſt. England hat, wie an dieſer Stelle bereits mehrfach
hervor=
gehoben, längſt anerkannt, daß die Kriegsſchulden eine der
Haupturſachen der Weltkriſe ſind und daß eine radikale Regelung
dieſes Problems der Inangriffnahme aller anderen Fragen
un=
bedingt vorangehen muß. Auch darüber, wie dieſes zu geſchehen
hätte, beſtehen in England kaum mehr irgendwelche Zweifel.
Während noch im Nodember vorigen Jahres die Mehrzahl der
engliſchen Blätter nicht müde wurde zu betonen, daß „eine
ein=
fache Zahlungsverweigerung engliſcherſeits völlig ausgeſchloſſen
ſei” haben die gleichen Blätter heute ihre Anſicht vollkommen
geändert und geſtehen mit erſtaunlicher Offenheit ein, daß das
Wort „Zahlungsverweigerung” heute keinen Engländer mehr
ſchockiere. Dieſe engliſche Stimmungsänderung zur Schuldenfrage
iſt faſt ausſchließlich durch die Erkenntnis herbeigeführt worden,
daß die gegenwärtigen chaotiſchen Währungsverhältniſſe ein
unmittelbares Ergebnis der enormen Kriegsſchuldzahlungen und
der mit ihnen verbundenen unproduktiven Finanzoperation ſind.
Schon die Verwirklichung des erſten, auf der Tagesordnung der
Konferenz ſtehenden Programmpunktes die
Stabiliſie=
rung der internationalen Währungen, dürfte nach
engliſcher Anſicht völlig ausgeſchloſſen ſein, ehe nicht zuvor die
eigentliche Urſache der dauernden Währungsſchwankungen, das
Kriegsſchuldenproblem endgültig geregelt iſt. Dieſe Erkenntnis
iſt denn auch der Grund, weshalb die geſamte britiſche Preſſe in
ihren Erörterungen der Konferenzausſichten, trotz des offiziellen,
über das Kriegsſchuldenproblem verhängten Tabus auf der
Notwendigkeit beharrt, dieſes Problem in erſter Linie zur
Sprache zu bringen und zu regeln. Und erſt nachdem man ſich
zu dieſer ſchmerzlichen, aber unvermeidlichen Operation
ent=
ſchloſſen haben wird, werden die einzelnen Staaten die
Mög=
lichkeit erhalten, die verſchiedenen, zur Zeit geltenden
Deviſen=
beſtimmungen abzubauen und den erſten Schritt zur
gewünſch=
ten größeren Freiheit im internationalen Handelsverkehr
vor=
zunehmen.
Von den weiteren, zur Erörterung der Londoner Konferenz
ſtehenden Fragen ſind die wichtigſten: Hebung des Preisniveaus
und Beſeitigung der Hinderniſſe im internationalen
Handels=
austauſch. An einer ſpürbaren Hebung des
Niveaus der Weltmarktpreiſe vor allem der
Preiſe für landwirtſchaftliche Produkte iſt
England kaum weniger als irgendein anderes
Land der Welt intereſſiert. In den verfloſſenen vier
Jahren ſind die Warenpreife kataſtrophal zurückgegangen, mit
dem Ergebnis, daß namentlich in den ackerbautreibenden
Län=
dern die Kaufkraft der Bevölkerung faſt auf Null geſunken iſt.
Dieſer Umſtand hat ſich natürlich aufs nachteiligſte auf den
engliſchen Außenhandel ausgewirkt. Der britiſche Schatzkanzler,
Neville Chamberlain, meint nun, daß zur Hebung der
Welt=
marktpreiſe eine Regelung der Produktion erforderlich wäre.
Andere britiſche Wirtſchaftsſachverſtändige empfehlen hierzu eine
großzügige Verflüſſigung des Kredits. Indeſſen ſieht es ſo aus,
als ob wirklich greifbare Vorſchläge zur Hebung der
Weltmarkt=
preiſe auch auf engliſcher Seite noch kaum vorhanden ſind.
Die=
ſes iſt jedenfalls eine der ſchwierigſten, zur Erörterung
ſtehen=
den Aufgaben der Konferenz. Es hat ſich mehrfach gezeigt, daß
eine großzügige Bereitſtellung von Krediten zur Ankurbelung
der Wirtſchaft keineswegs genügt. Es muß auch eine
In=
anſpruchnahme derſelben erfolgen: Solange aber die
Verhält=
niſſe in der Welt derartige ſind, daß ſie jeden Handel
entmuti=
gen, vermäg ſelbſt die liberalſte Kreditpolitik den lahmgelegten
Unternehmergeiſt nicht wiederaufzurichten. Die Frage der
Hebung der Weltmarktpreiſe iſt alſo letzten Endes ebenſo mit
politiſchen Vorausſetzungen verknüpft, wie die meiſten anderen
wirtſchaftlichen Probleme der Welt. Die Frage der Be
ſeitigung der den internationalen Handel be
hindernden Zölle und Quoten, die der britiſche
Schatz=
kanzler in ſeiner letzten Unterhausrede als dritte Vorbedingung
zu einer Wiederbelebung des Welthandels nannte, wird der
Konferenz vorausſichtlich nicht geringere Kopfzerbrechen bereiten.
Neville Chamberlain ſagte: die fortwährende Steigerung der
Zölle zu ſolchen Höhen, daß ſie ſich ſchließlich nicht nur als
„ſtörende Hinderniſſe”, ſondern als regelrechte Mauern gegen
jeden normalen Handelsaustauſch erweiſen, ſei eine Politik, die
nicht nur diejenigen Länder, gegen die die Zölle errichtet
wer=
den, ſondern letzten Endes auch die Befolger einer ſolchen
Politik der Selbſtgenügſamkeit innerhalb einer Feſtung von
Schutzzöllen ſchwer ſchädige Das klingt gewiß ſehr
einleuch=
tend und einſichtig. Doch die britiſche Regierung iſt in dieſer
Hinſicht den übrigen Mächten noch keineswegs mit gutem
Bei=
ſpiel vorangegangen. Ihre geſamte Wirtſchaftspolitik iſt vielmehr
Das Hakenkreuz.
Es iſt wohl als ſicher anzunehmen, daß das Hakenkreuz in
vor= und frühgeſchichtlicher Zeit in Deutſchland eine beſtimmte
Bedeutung beſaß, die mit der Götter=Verehrung zuſammenhing.
Die Gelehrten unſerer nordgermaniſchen Stammesbrüder halten
Hakenkreuz aus Pferdeköpfen.
das Hakenkreuz für das Zeichen des Donars; des
Blitzeſchleu=
derers. Da Sonnenverehrung und Feuerverehrung in engem
Zuſammenhange ſtehen, ſo iſt die Möglichkeit nicht von der Hand
zu weiſen, daß das Hakenkreuz ein gemeinſames Zeichen für
beide war.
In frühchriſtlicher=germaniſcher Zeit wurde das Hakenkreuz
als freundliches Zeichen, als Heilszeichen, unverhohlen gebraucht
und angebracht, z. B. an der ſogenannten „Ruperts=Kaſel” des
Benediktiner=Stifts Sankt Peter in Salzburg. Dies liegt
durch=
aus im Rahmen deſſen, was man ſonſt in glaubensgeſchichtlichen
Dingen beobachtet. Die Einſtellung gegenüber heidniſchen
Zei=
chen. Sitten und Bräuchen iſt bei den verſchiedenen
Veranlagun=
gen und Auffaſſungen der Menſchen ganz abweichend. Ein
hoch=
ſtehender Menſch, wie Papſt Gregor der Große, will die
vorhan=
dene Ehrfurcht der Menſchen benutzen, um ſie zu den, von ihm
für richtig gehaltenen Anſchauungen ſanft hinüberzuführen. Des=
Vgl. „Die Entſtehung der Fahne Schwarz=Weiß=Rot” in
29 der D.T.
Nummer 95
Vom Tage.
Der Reichskommiſſar und Leiter des Wirtſchaftspolitiſchen
Amtes der NSDAP. Dr. Wagener ſpricht am Mittwoch, den
14. Juni, abends um 22.30 Uhr, im Deutſchkandſender über das
Thema „Grundlagen nationalſozialiſtiſcher Wirtſchaftspolitik”.
Der Chef des Außenpolitiſchen Amtes der NSDAP. Alfred
Roſenberg hat den Bundesführer des „Bundes deutſcher Oſten”
Dr. Franz Lüdtke, zum Hauptabteilungsleiter im
Außenpoliti=
ſchen Amt und Dr. Ernſt Thiele zu ſeinem Stellvertreter berufen.
Dr. Franz Lüdtke hat den Zeitungsverleger des „Hannoverſchen
Anzeigers”, Dr. Erich Madſack, in den Wirtſchaftsausſchuß.
Abtei=
lung I, Organiſation, berufen.
Die nationalſozialiſtiſche Fraktion des neuen Danziger
Volks=
tages hat einen Antrag eingereicht, der umfangreiche
Aende=
rungen und Verſchärfungen der Geſchäftsordnung vorſieht. U. a.
wird es in Zukunft nur drei Fraktionen, die der NSDAP., der
SPS. und des Zentrums geben.
Vor dem Strafſenat des Kreisgerichts Pilſen haben ſich 42
deutſche Bürger aus Aſch in Nordböhmen wegen Hochverrats zu
verantworten, weil ſie an einer nationalſozialiſtiſchen
Verſamm=
lung in Deutſchland teilgenommen haben.
vor der Hand noch darauf begründet, in ihren Verhandlungen
mit den Mächten die Karte der Ottawa=Präferenzen
auszuſpie=
len und auf dieſem Wege ihrer eigenen, ſchwer daniederliegenden
Induſtrie neue Antriebe zu verſchaffen. Von einem
weltwirt=
ſchaftlichen Denken, geſchweige denn Handeln iſt auf britiſcher
Seite bisher leider noch nichts zu merken geweſen.
England iſt urſprünglicher Einberufer der Konferenz, und
dieſe Tatſache läßt annehmen, daß England am Abhalten
der=
ſelben aus ganz beſonderen, eigenen Gründen intereſſiert iſt.
Als Weltmacht mit weitverzweigten, über den ganzen Erdball
ſich erſtreckenden Bindungen iſt Englands Intereſſiertheit an
einem Wiederaufleben des Welthandels natürlich evident. Doch
vieles deutet darauf hin, daß England an dieſe Konferenz noch
eine Reihe eigener Sonderwünſche und Sonderhoffnungen
knüpft. Das iſt zunächſt der gewaltige
Poſitions=
kampf zwiſchen England und den Vereinigten
Staaten, der nun immer mächtiger zur Entſcheidung drängt.
Nach Aufgabe des Golddollars fühlt Amerika ſich allerdings
durch die unſtabile Pfundwährung auf ſeinen Märkten nicht
mehr ſo unmittelbar bedroht wie zuvor. Doch die
Präferenz=
politik von Ottawa, die ſich mit ihrer Front vor allem gegen
die amerikaniſchen Rohſtoffe und Fabrikate richtet, bedroht die
Intereſſen Amerikas nach wie vor in unverminderter Weiſe.
Wird England ſich nun geneigt zeigen, an Amerika, im
Aus=
tauſch gegen eine Streichung der Kriegsſchulden,
Zugeſtänd=
niſſe in bezug auf die Ottawaer Verträge zu machen? Dieſe
Frage dürfte während der nächſten Wochen in London gewiß
einen nicht geringen Teil der inoffiziellen Erörterungen zwiſchen
den britiſchen und amerikaniſchen Delegierten ausfüllen.
Ueber=
aus eng mit ihr verkünpft iſt endlich die Frage der Rückkehr
Englands zum Goldſtandard. Der britiſche Schatzkanzler hat
während ſeiner erwähnten Unterhausrede einige unverbindliche
Aeußerungen über die prinzipielle Wünſchbarkeit
einer Rückkehr Englands zum Goldſtandard
(aber natürlich keineswegs zum alten
Gold=
ſtandard!) fallen laſſen. Wie weit iſt es England hiermit
ernſt? Man weiß zur Genüge, das England in Wirklichkeit
keineswegs darauf brennt, ſeine Goldwährung ſo ſchnell wie
möglich wiederherzuſtellen. Doch vielleicht gibt es Gründe, die
England veranlaſſen könnten, für ſein Papierpfund eine
Quaſi=
ſtabiliſierung auf einem für den britiſchen Handel erträglichen
Niveau anzuſtreben, Und könnte nicht einer dieſer Gründe
eventuell der Wunſch Englands ſein, erneut zum „Bankier der
Welt” zu werden? An Anhaltspunkten hierfür fehlt es
keines=
wegs. Die engliſche Geſchäftswelt iſt ſtets feſt davon überzeugt
geweſen, daß die Proſperität der Vorkriegswelt aufs engſte mit
der finanziellen Weltvormachtſtellung Großbritanniens verknüpft
war. Wollte man jetzt der Weltwirtſchaft wieder auf die Beine
helfen, ſo wird irgendeine der Großmächte den Hauptanteil beim
Aufbringen der hierzu erforderlichen internationalen Anleihen,
d. h. beim Finanzieren des neuangekurbelten Welthandels
über=
nehmen müſſen. Wer iſt für die Uebernahme dieſer Rolle am
eheſten geeignet? Frankreich ſcheidet wegen ſeiner mangelnden
Erfahrung mit den überſeeiſchen Geldmärkten von vorneherein
aus. Amerikas Chancen haben ſich nach dem letzten Bankkrach
äußerſt verringert. Bleibt nur Großbritannien übrig. Die
Lon=
doner City drängt denn auch in dieſer Richtung zielbewußt und
beharrlich. Daher iſt es durchaus nicht ausgeſchloſſen, daß nach
Abſchluß der Londoner Konferenz ſich vor allem eine merkliche
finanzielle Erſtarkung Englands oder gar ein Wiedererlangen
ſeiner traditionellen Rolle des Weltbankiers ergeben könnte.
Dieſes aber wäre ein Ergebnis, das der britiſchen Regierung
die enormen Koſten, die ihr die Abhaltung der
Weltwirtſchafts=
konferenz in London verurſacht, doppelt und dreifach bezahlt
machen würde . . ."
Genſer Ausſchußbeſchluß
gegen die deulſche Arbeitsdienſtpflichk.
FU. Genf, 12. Juni.
Der einzige hier noch tagende Effektivausſchuß der
Abrüſtungs=
konferenz hat mit großer Stimmenmehrheit ein offenſichtlich gegen
Deutſchland gerichtetes Verbot der Arbeitsdienſtpflicht beſchloſſen.
Auf engliſchen Antrag hin wurde zunächſt die geſamte
vormilitä=
riſche Ausbildung der Jugend den effektiven Truppenbeſtänden
der einzelnen Länder nicht eingerechnet, jedoch auf franzöſiſchen
Antrag das Verbor der Arbeitsdienſtpflicht mit der
merkwür=
digen Begründung des Vorhandenſeins zweier militäriſcher
Ele=
mente, der Diſziplin und der ſtraffen Zuſammenfaſſung in
Grup=
pen, beſchloſſen.
Gegen dieſen Beſchluß legte der deutſche
Vertreter, General Schönheinz, formell
Vev=
wahrung ein. Von deutſcher Seite iſt energiſch darauf
hin=
gewieſen worden, daß die Diſziplin keineswegs ein beſonderes
militäriſches Merkmal ſei, da man nach deutſcher Auffaſſung
überall auch ſonſt im Leben, in der Schule, in der Fabrik und
in der Familie Diſziplin zu halten habe. Zur Frage der
ſtraf=
fen Zuſammenfaſſung in der Arbeitsdienſtpflicht iſt von deutſcher
Seite dargelegt worden, daß dies aus dem praktiſchen
Arbeits=
zweck der Arbeitsdienſtpflicht heraus erfolge, und nicht nach
mili=
täriſchen Geſichtspunkten. Die Arbeitsdienſtpflicht ſei
weſentlich ein Mittel zur Bekämpfung der
Arbeitsloſigkeit. Ihr Wert ſei nicht militäriſcher,
ſon=
dern ſittlicher Natur. Wolle man die deutſche Arbeitsdienſtpflicht
international erörtern, ſo ſei eher die Weltwirtſchaftskonferenz
ein geeigneter Ort hierfür.
Auf franzöſiſchen Antrag hin wurde ferner auffallenderweiſe
beſchloſſen, den Staaten, die keine obligatoriſche vormilitäriſche
Ausbildung beſitzen, einen gewiſſen Ausgleich in Geſtalt der
Er=
höhung ihrer zuläſſigen effektiven Truppenbeſtände zuzubilligen.
Zur Frage der außermilitäriſchen und nachmilitäriſchen
Ausbil=
dung hat der Effektivausſchuß ein vorläufiges Verzeichnis von
Kriterien aufgeſtellt, die auf deutſcher Seite ebenfalls als völlig
abwegig bezeichnet werden, da ſie lediglich auf die neuen
Vor=
ſchriften des Reichskuratoriums für Jugendertüchtigung abgeſtellt
ſind und Entfernungsſchätzen, Geländeübungen,
Kleinkaliber=
ſchießen uſw. als militäriſche Merkmale bezeichnen.
Bezeichnen=
derweiſe iſt das Schießen mit Armeegewehren ausgenommen
worden.
Das Geſeh gegen Berrak
der deutſchen Bolkswirkſchaft
zur Wiederherſtellung der Kapikal= und
Stener=
ehrlichkeik.
TU. Berlin, 12. Juni.
Staatsſekretär Reinhardt vom Reichsfinanzminiſterium, der
Schöpfer des Geſetzes gegen Verrat der deutſchen Volkswirtſchaft,
ſprach auf allen deutſchen Sendern über dieſes Geſetz ſowie über
die freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit.
Staatsſekretär Reinhardt führte u. a. aus, daß die
Straf=
beſtimmungen, die bisher gegen Kapital und Steuerflucht
beſtan=
den hätten, viel zu milde geweſen ſeien. Durch das Geſetz gegen
Verrat der deutſchen Volkswirtſchaft vom 12. Juni 1933 würden
alle Handlungen der Kapitalflucht und der Steuerflucht, die vor
dem 1. Juni 1933 begangen ſind, für ſtraffrei erklärt, wenn der
Schuldige ſeine Verfehlungen bis zum 31. Auguſt 1933 anzeigt,
Wenn ein deutſcher Reichsangehöriger von dieſer Möglichkeit der
Straffreiheit nicht Gebrauch mache, ſo werde er erſtens wegen
Steuerzuwiderhandlung oder Deviſenzuwiderhandlung und zwei
tens wegen der Unterlaſſung der im Geſetz vorgeſchriebenen
An=
zeige mit langjährigen Zuchthausſtrafen beſtraft. Ausländer
wür=
den mit Gefängnis beſtraft. Durch dieſes Geſetz ſolle die Kapital=
und Steuerehrlichkeit wieder hergeſtellt und der Deviſenbeſtand
der Reichsbank erhöht werden.
Die freiwillige Spende zur Förderung der
nationalen Arbeit, für die auch die kleinſten Beträge
will=
kommen ſeien, könne in bar, durch Ueberweiſungen, durch Hingabe
von Schatzanweiſungen oder durch Uebertretung von Forderungen,
die in das Schuldbuch des Deutſchen Reiches, der Länder oder
Gemeinden eingetragen ſind, gezählt werden. Der Spendenſchein,
den der Einzahler erhält, bringe den großen Vorteil, daß man mit
ihm zu wenig gezahlte Steuern bezahlen könne, ohne daß Zinſen
und Verzugszuſchläge erhoben werden oder eine Beſtrafung wegen
Steuerhinterziehung erfolgt.
Die erſten Beträge für die Spende zur Förderung der
natio=
nalen Arbeit ſind bereits gezeichnet worden. Es befinden ſich
unter den Zeichnungen, die zahlreich einlaufen, namhafte Beträge
von 100 000, 40 000, 30 000 RM.
halb verbietet er, die alten Heiligtümer zu zerſtören und
ver=
ächtlich zu machen, infolgedeſſen fand das Hakenkreuz als „
Heils=
zeichen” Eingang.
Ein anderer Prieſter, leidenſchaftlicher, bzw. „fanatiſcher”,
hält es für die dringlichſte Bekehrungs=Arbeit, die alten
Heilig=
tümer des Volkes möglichſt herabzuwürdigen, zu verbrennen
und zu zerſtören. Uralter Brauch und Sitte ſollten ausgerottet
werden, die alten heiligen Zeichen, — auch das Hakenkreuz—
wurden verboten. Noch im Jahre 1898 — alſo vor 35 Jahren—
ieß der Erzbiſchof Kohn von Olmütz ein Hakenkreuz wegmeißeln,
das ſich der einige Jahre vorher verſtorbene Domherr von
Premerſtein auf ſeinen Grabſtein hatte ſetzen laſſen.
Das Hakenkreuz kommt auf ſogenannten „Zierſcheiben” vor;
dieſe Zierſcheiben, die man in Gräbern gefunden hat, tragen
vielfach das Abzeichen der Sonne und das Hakenkreuz. Das
Hakenkreuz iſt mehrfach aus Pferdeköpfen zuſammengeſetzt. Hier
kommen alſo zwei Sinnbilder zuſammen, nämlich Hakenkreuz
und Sonnenroſſe, die mit Sonnenzauber und mit
Sonnenver=
ehrung zu tun haben. Es iſt ausgeſchloſſen, daß dieſe bekannten
und verbreiteten Sinnbilder nun hier auf den Zierſcheiben
plötz=
lich reine Schmuckform geworden ſein ſollen, und die beſondere
Bedeutung verloren hätten, die jedem geläufig war. Auch in der
Bildhauerei kommt das Hakenkreuz vor. An dem Türgewände
des Peterskirchleins bei Flintsberg im Ober=Inntal findet ſich
ein aus Schlangenleibern verknotetes ausgemeißeltes
Haken=
kreuz. In Straßburg wird ein ſchönes dreiarmiges Hakenkreuz
aus Pferdeköpfen aufbewahrt. (Fundort Gerſtein bei Erſtein),
ein vierarmiges aus Schlangenköpfen (Fundort Nieder=
Ehn=
heim). Ein ſiebenarmiges Hakenkreuz findet ſich im germaniſchen
Muſeum in Nürnberg. Im Maximilians=Muſeum in Augsburg
wird eine ſchöne, auf dem Nordendorfer Gräberfeld
aufgefun=
dene Scheibe mit dem Hakenkreuz gezeigt. Das Hakenkreuz kommt
auch im ſpäteren Mittelalter noch recht häufig vor, unter
ande=
rem finden wir es als Steinmetzzeichen.
Wie immer, ſollte auch das Hakenkreuz von auswärts
„importiert”, alſo nicht germaniſcher Herkunft ſein. Bekanntlich
wird allemal zuerſt nach einer ſüdlichen oder öſtlichen Herkunft
geſucht, wenn in den nordiſchen Ländern etwas auftaucht, was
Kultur und Kunſtſinn verrät. Skandinaviſche Gelehrte haben
zuerſt nachgewieſen, daß die meiſten dieſer zum Teil werklich
und künſtleriſch höchſt=vollendeten Stücke an ihren nordiſchen
Fundſtellen, nämlich in Norddeutſchland und Skandinavien auch
hergeſtellt ſein müſſen. Daß daneben auch ſüdliche Einfuhr von
Erzgefäßen beſtand, wird nicht beſtritten. Wir wiſſen aber heute,
daß die Metallarbeiten der Merowingiſchen Zeit von
einheimi=
ſcher Arbeit ſind. Allmählich ſind uns auch eine ganze Reihe von
germaniſchen Künſtler=Namen aus den Jahrhunderten der
Wanderungszeit und aus dem frühen Mittelalter bekannt
ge=
worden. Aus unſerer deutſchen Heldenſage wiſſen wir, wie
hoch=
angeſehen die „Schmiede” die „Waldſchmiede” waren, die nicht
nur Schwerter, Speere, Brünen und Schilde ſchmiedeten, ſondern
auch Ringe Spangen und anderen koſtbaren Schmuck zu formen
verſtanden. In unſeren alten deutſchen Volksrechten hatten die
Goldſchmiede ein ganz beſonders hohes Wergeld. Alle dieſe
Um=
ſtände beweiſen, daß die Schmiedekunſt und auch die feinere
Metallarbeit ſchon von alters her von Einheimiſchen betrieben
wurde. Wir brauchen alſo nicht in das Ausland zu gehen, wenn
wir die Herſteller der Zierſcheiben mit dem Hakenkreuz ſuchen
wollen.
Auf der berühmten „Müncheberger Speer=Spitze” (vgl.
Rudolf Henning: Deutſche Runen=Denkmale) findet ſich neben
anderen Figuren auch das Hakenkreuz in Silber eingelegt, dieſer
Fund iſt gemacht bei Müncheberg in der Mark Brandenburg. Jene
Speerſpitze ſtammt aus der Völkerwanderungszeit, man nimmt an,
daß ſie weſtgotiſchen Urſprungs iſt. Das Hakenkreuz und die
ande=
ren Figuren und Runen darauf haben zweifellos eine heilige
Bedeutung. Man denkt an den mit „Sieg=Runen” beſchriebenen
Speer „Gungnir”, den Wodan führt und den er demjenigen
Helden leiht, dem er den Sieg gewähren will. Altgermaniſche
Waffenſegen und uralte Spruchweisheit wird vor uns lebendig.
„Sieg=Runen ſchreibe, wenn du den Sieg willſt haben, grabe
ſie auf des Schwertes Griff.
Auf die Seiten einige, andere auf das Stichblatt
Und rufe zweimal Tyr (Ziu — den Schwertgott).
Wir denken aber auch an die „heilige Lanze‟
unter den alten deutſchen Reichskleinodien, ſie
hat König Heinrich I. vor tauſend Jahren in
der Ungarnſchlacht am 15. März 933 geführt,
Kaiſer Otto I. hat ſie am 10. Auguſt 955 in der
ſiegreichen Schlacht auf dem Lechfelde
geſchwun=
gen. Nach der frommen Legende iſt es die
Lanze, mit der einſt auf Golgatha die Seite
des Heilands geöffnet wurde. So hat ſich
chriſt=
licher und germaniſcher Geiſt in dieſem
Glau=
ben von der heiligen Lanze aufs engſte
ver=
bunden. Wir aber entnehmen daraus, daß
Speer=Spitze mit Hakenkreuz. „Müncheberger Speer=Spitze‟,
Fundort: Müncheberg in der Mark Brandenburg.
Dienstag, 13. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 162 — Seite 3
Geſpannte Lage in Oeſterreich.
Zunehmende Berſchärfung der Gegenſäße. — Scharfes Vorgehen der Bundesregierung gegen die RSDAP.
20s Braune Haus in Wien geſchloſſen. — Zahlreiche Verhaftungen von
Nalional=
ſozialiſten in Wien und Jnnsbruck.
Skurmzeichen.
CNB. Berlin, 12. Juni.
Die Weltwirtſchaftskonferenz verſammelt ſich, wie allgemein
zugegeben wird, in einer politiſch wenig günſtigen Atmoſphäre.
Am Tage ihres Zuſammentritts ſind nicht nur die meiſten
poli=
tiſchen und wirtſchaftlichen Probleme noch völlig ungelöſt, deren
Regelung als Vorausſetzung für den Erfolg der Konferenz
be=
trachtet werden, ſondern es haben ſich auch neue bedenkliche
Ver=
wicklungen ergeben. Im Augenblick ſtehen die öſterreichiſchen
Dinge im Vordergrund des europäiſchen Intereſſes. Die Politik
des Syſtems Dollfuß hat in Oeſterreich eine Lage geſchaffen, die
nunmehr in einen unverſöhnlichen Kampf zweier Richtungen
aus=
zuarten droht. Die Anſchläge in Innsbruck und Graz, deren
Motive und Hintergründe bisher nicht bekannt ſind, ſind
zweifel=
los Symptome der zunehmenden Verſchärfung der Gegenſätze, und
es iſt zu befürchten, daß ſie, noch ehe die Täter überführt ſind,
einen Vorwand zu neuen Ausnahme=Maßregeln geben werden,
die zu allem anderen als zur Entſpannung beitragen können
Die planmäßige Ausſchaltung einer großen Bewegung vom
politi=
ſchen Leben und ihre hartnäckige Bekämpfung mit allen Mitteln
der inneren und leider auch der äußeren Politik hat ſchon lange
aufgehört, eine inneröſterreichiſche Angelegenheit zu ſein. Der
öſterreichiſche Bundeskanzler and ſeine Mitarbeiter haben es
ver=
ſtanden, überall die Kräfte wieder auf den Plan zu rufen, die
Oeſterreich ſeiner deutſchen Miſſion entfremden und zu einem
Vorpoſten anderer Intereſſen machen wollen. Man hat den
Ein=
druck, daß Oeſterreich, um endlich die in Lauſanne vereinbarte
Anleihe zu erhalten, in dieſer Richtung immer neue
Zugeſtänd=
niſſe machen muß, und daß auch die angekündigte Einführung des
Milizſyſtems weniger auf die Abrüſtungskonferenz, als auf den
Exiſtenzkampf der Regierung Dollfuß zurückzuführen iſt, die ſich
damit überdies mitten in der Kriſe der Abrüſtungskonferenz
ſicht=
bar von der deutſchen Politik diſtanziert. Die Nervoſität, die in
Oeſterreich zu herrſchen ſcheint, muß für Deutſchland ein Anlaß
ſein, mit um ſo größerer Ruhe die Entwicklung der Ereigniſſe zu
verfolgen.
Unruhiges Wien.
TU. Wien, 12. Juni.
In Wien verlief der Montagvormittag in äußerſter Unruhe.
Gegen 10,20 Uhr wurde auf der Meidlinger Hauptſtraße von einem
unbekannten Täter ein Exploſivkörper, der in Papier eingewickelt
war, in ein Juweliergeſchäft geſchleudert.
Der Juwelier Futterweis wurde getötet und fünf weitere
Perſonen ſchwer verletzt. Die Auslage, ſowie die
Geſchäftseinrich=
tung wurden teilweiſe zertrümmert. Hunderte von Goldſachen,
Uhren und Juwelen, wurden aus der zerſtörten Anslage auf die
Straße geſchleudert und von der Polizei zuſammengeleſen.
* In der inneren Stadt, in der Stadiongaſſe, die in
unmittel=
barer Nähe des Rathauſes liegt, explodierten ebenfalls um die
gleiche Zeit in den Haustoren Feuerwerkskörper mit ſtarker
Rauchentwicklung. An der Univerfität demonſtrierten zu gleicher
Zeit nationalſozialiſtiſche Studenten. Die Polizei, auch berittene,
rückte mit ſtarken Kräften an. In der Nähe des Burgtheaters und
des Rathauſes kam es dabei wiederholt zu Reibereien, wobei
einige Perſonen erheblich verletzt wurden.
Bei den Demonſtrationen auf der Univerſität, die von der
Wache zerſtreut wurden, gelangte auch eine Gruppe in die innere
Stadt, wo in der Schullerſtraße, dem Zeitungsviertel,
Auslage=
ſcheiben des „Neuen Wiener Tagblattes” und des „Wiener Tag”
eingeſchlagen wurden. Auf dem Elterlein=Platz iſt in einer
Deli=
kateſſenhandlung ein Tränengasanſchlag verübt worden. Der
Ge=
ſchäftsinhaber will einen jungen Burſchen bemerkt haben, der
beim Verlaſſen des Geſchäftes aus einem Fläſchchen eine
Flüſſig=
keit auf den Boden ſchüttete. Bisher ſind gegen 15 Verhaftungen
vorgenommen worden. Die Polizei hat beſondere
Sicherheitsvor=
kehrungen getroffen. Das Gebäude der Polizeidirektion hat ſeine
ganzen Verteidigungseinrichtungen inſtandgeſetzt und ſich für einen
Belagerungszuſtand vorbereitet.
Fund einer Höllenmaſchine in einem Wiener
Kaffeehaus.
Im Kaffeehaus „Produktenbörſe”, das in dem in der
Leopold=
ſtadt befindlichen Börſengebäude untergebracht iſt, wurde am
Montagnachmittag ein Koffer gefunden, aus dem ein Ticken zu
hören war und Schnüre heraushingen.
Nach Ausſagen der Kellner hatten ſich angeblich zwei junge
Leute mit Hakenkreuzabzeichen unmittelbar vorher mit
auffallen=
der Haſt aus dem Kaffee entfernt. Die Unterſuchung des Koffers
durch einen Sprengſtoffſachverſtändigen des Bundesheeres ergab
einen primitiven Mechanismus, anſcheinend eine Art
Höllen=
maſchine. Im Koffer befanden ſich zwei Blechbüchſen mit noch
un=
bekanntem Inhalt, im Gewicht von 10,6 Kg., verſehen mit
Zünd=
ſchnüren. Die Zündſchnüre waren angebrannt. Sie ſcheinen
ledig=
lich infolge nicht einwandfreien Zuſtandes verlöſcht zu ſein.
Außer=
dem befand ſich in dem Koffer eine Weckeruhr.
Auf dem Kohlmarkt in der inneren Stadt wurden in der
Konditorei Gerſtner von jungen Burſchen die Fenſterſcheiben
ein=
geſchlagen und faule Eier in das Lokal geworfen. Bei der
polizei=
lichen Vernehmung gaben die Burſchen an, angeblich
National=
ſozialiſten zu ſein. Am Nachmittag iſt der bei dem
Sprengſtoff=
anſchlag auf den Juwelierladen in Meidling ſchwer verletzte
Malergehilfe ſeinen Verletzungen erlegen. Es iſt das alſo das
zweite Todesopfer des Anſchlages.
Die nationalſozialiſtiſche „Nachtpoſt” wurde beſchlagnahmt,
weil ſie die Attentate als eine Folge des Regierungskurſes
er=
klärte.
Verhaftung von Nakiongliozialiſten in Innsbruck.
EP. Innsbruck, 12. Juni.
Der Anſchlag auf den Heimwehrführer Dr. Steidle hat
be=
ſonders in Heimwehrkreiſen größte Erregung hervorgerufen. Die
Gendarmerie hat ſofort nach Bekanntwerden des Attentats die
ſtrengſte Ueberwachung der Grenzen angeordnet, um ein
Ent=
kommen des Kraftwagens mit den Attentätern nach Möglichkeit
zu verhindern.
In Innsbruck wurde auf Weiſung des Sicherheitsminiſters
Fey noch im Laufe der Nacht die Beſetzung des Braunen Hauſes
durchgeführt und alle anweſenden Nationalſozialiſten in Haft
ge=
nommen, obwohl ein Zuſammenhang zwiſchen den
Nationalſozia=
liſten und dem Attentat in keiner Weiſe erwieſen iſt. Auch ein
an=
deres bekanntes Verkehrslokal der Nationalſozialiſten wurde
be=
ſetzt und die dort angetroffenen Nationalſozialiſten verhaftet.
Unter den verhafteten führenden Nationalſozialiſten befinden
ſich der Gauleiter von Tirol und Vorarlberg, Stadtrat Franz
Hofer, ferner der ſtellvertretende Gauleiter Denz, der
Be=
zirksparteileiter der NSDAP. von Innsbruck, Ingenieur
Ullmann, der Standartenführer Glück, ſowie
meh=
rere Innsbrucker nationalſozialiſtiſche
Gemein=
deräte; außerdem ſind noch zahlreiche Führer der SA.
und SS. verhaftet.,
Der Kraftwagen, von dem aus die Schüſſe auf den Tiroler
Heimwehrführer Dr. Steidle abgegeben wurden, iſt in den
Mor=
genſtunden in der Nähe der öſterreichiſch=bayeriſchen Grenze bei
Scharnitz aufgefunden worden.
Der nationalſozialiſtiſche „Kampfruf am Montag” ſchreibt zu
dem Attentat, daß die politiſche Lage in Tirol eine
Siedehitze erreicht habe. Die Aufſtellung der Hilfspolizei,
für die man Steidle verantwortlich mache, ſtoße auf den ſchärfſten
Widerſtand der Bevölkerung. Auch in anderen Gegenden hätte
die=
ſer Exekutive=Erſatz nicht beruhigend gewirkt, ſondern habe nur
die Gegenſätze noch verſchärft und die Unruhe vermehrt.
Das Wiener Braune Haus geſchloſſen.
Die Bundespolizei hat am Montag das Braune Haus in
Wien beſetzt und geſchloſſen. Gleichzeitig wurden ſämtliche
Be=
zirksheime der Nationalſozialiſtiſchen Partei in Wien ebenfalls
polizeilich beſetzt und geſchloſſen.
Vor neuen Ankerdrückungsmaßnahmen
gegen die öſterreichiſche NSDAP.
Nach einer Meldung der „Politiſchen Korreſpondenz” wird
die Bundesregierung angeſichts der geſtrigen Vorgänge in Tirol
und Steiermark und der heutigen Vorkommniſſe in Wien
be=
ſtimmte, noch nicht näher bezeichnete Maßnahmen treffen, als
deren erſte ein Verbot des Deutſchen
Soldatenbun=
des und der Ausweiſung ausländiſcher
Perſo=
nen, die bei der Nationalſozialiſtiſchen Partei
Oeſterreichs tätig ſind, zu erwarten ſeien. Die
beabſich=
tigten Maßnahmen ſollen auf Grund eingehender telephoniſcher
Unterredungen des in London weilenden Bundeskanzlers mit
ſeinen Wiener Kabinettskollegen beſchloſſen worden ſein.
*
Durch Erlaß des öſterreichiſchen Heeresminiſteriums iſt allen
Heeresangehörigen die Mitgliedſchaft und die Betätigung bei der
NSDAP. verboten worden.
Bor der Berhäugung des Belagerungszuſtandes
in Oeſterteich?
Wie das der Heimwehr naheſtehende „Oeſterreichiſche
Abend=
blatt” erfahren haben will, ſei es ſicher, daß das Verbot
der Nationalſozialiſtiſchen Partei und die
Auf=
löſung ihrer ſämtlichen Organiſationen und
Formationen noch im Laufe des morgigen Tages erfolgen
werde. Gleichzeitig mit dieſem Verbot werde
wahrſchein=
lich über ganz Oeſterreich der
Belagerungszu=
ſtand verhängt werden, der allerdings nur von beſchränkter
Dauer ſein und nach vollendeter Auflöſung der
nationalſozia=
liſtiſchen Organiſationen aufgehoben werden ſoll.
Erforderlichen=
falls werde, dem Blatt zufolge, Bundeskanzler, Dr. Dollfuß
ſeinen Londoner Aufenthalt vorzeitig abbrechen und bereits am
Mittwoch nach Wien zurückkehren.
Eine Erklärung der öſterreichiſchen
Nakional=
ſozialiſten zu den Akkenkaken.
UNB. Berlin, 12. Juni.
Der „Angriff” veröffentlicht folgende Erklärung der
öſter=
reichiſchen Landespreſſeſtelle der NSDAP.:
Die Landesleitung Oeſterreich der NSDAP. erklärt zu den
Attentaten auf den Sicherheitskommiſſar von Tirol, Dr. Steidle,
und den Landeshauptmann der Steiermark, Dr. Rintelen, daß die
NSDAP. ſelbſtverſtändlich den Anſchlägen vollkommen fernſteht
und weder die Urheber noch die Täter ſelbſt kennt. Sie mißbilligt,
getren ihrer ſeit Jahren betonten legalen Einſtellung, derartige
Attentate — gleichviel, von wem ſie ausgehen — auf das ſchärfſte,
ſiehr ſich aber andererſeits zu der Feſtſtellung gezwungen, daß dieſe
Attentate durch die Terrormaßnahmen der höchſten Stellen direkt
provoziert und heraufbeſchworen werden.
Ein Sanierungsplan
für den befſiſchen Skaak.
9as Ziel: Beſeiligung des Fehlbefrages
im Staalshaushalt.
Staatsſekretär und ſtellv. Staatsminiſter Jung
veröffent=
licht durch die Staatspreſſeſtelle nachſtehende Erklärung „Die
Lage Heſſens”=
„Die Regierungen des „Syſtems” ſind von der Auffaſſung
ausgegangen, daß es zweckmäßig ſei, das Volk zu täuſchen und zu
belügen. Innenpolitiſch — und außenpolitiſch wagte man nicht
die Wahrheit zu ſagen. Diejenigen, die es doch taten, ſperrte
man in Gefängniſſe ein. Man erwartete Wunder, wirtſchaftete
in den Tag hinein, hatte hie und da vielleicht richtige
Erkennt=
niſſe, doch fehlte der Mut zur Ausführung.
Das Syſtem ſcheiterte ſo an ſeiner Entſchlußloſigkeit, ſeiner
Feigheit und ſeinem gänzlichen Mangel an Ehrlichkeit. Vielfach
nannte man das Staatsklugheit, was in Wirklichkeit nur
Poli=
tik der Unwahrhaftigkeit und des Fortwurſtelns war.
Ein Muſter dafür bieten die heſſiſchen Voranſchläge der
letz=
ten Jahre und die dazugehörigen Denkſchriften des
Finanzmini=
ſters. „Der Voranſchlag iſt ausgeglichen.‟ Das iſt die
Behaup=
tung, wie ſie in den Denkſchriften enthalten iſt und immer
wie=
derholt wurde: Eine Behauptung, die der Wahrheit nicht
ent=
ſprach und die nur aufgeſtellt werden konnte, weil man in voll=
das Hakenkreuz auf der Speerſpitze ein Siegeszeichen war. Nach
alledem ergibt ſich, daß das Hakenkreuz eine beſondere
Wichtig=
keit beſaß und ein hohes Anſehen genoß. Die verſchiedenen
Natur=Formen werden in die Hakenkreuz=Darſtellung gebracht.
Es gibt Hakenkreuze aus Menſchenleibern, aus Schlangenleibern,
aus Drachenköpfen, mit fiſchähnlichen, mit vogelähnlichen Armen.
So iſt das Hakenkreuz ein altgermaniſches Zeichen der
ſiegenden Sonne, ein Heils= und Siegeszeichen.
Nach Abſchluß der Arbeit ging mir von der Redaktion
freund=
licher Weiſe das ſoeben erſchienene Buch Wilhelm
Scheuer=
manns: „Woher kommt das Hakenkreuz?” zu. Dieſes
außer=
ordentlich fleißige, mit vorzüglichen Abbildungen verſehene Werk
behandelt das Hakenkreuz eingehend und gibt uns eine
licht=
volle Ueberſicht, über den gegenwärtigen Stand der Hakenkreuz=
Forſchung. Man darf Scheuermanns prächtige Darſtellung wohl
das beſte zur Zeit vorliegende Buch über dieſes uralte Zeichen
nennen; eine Karte über die Verbreitung des Hakenkreuzes über
die Erde iſt dem Werk beigegeben. Befonders reizvoll iſt der
Hinweis darauf, daß ſich in Ravenna auf dem Grabmal des
von den Römern im Jahre 408 gemeuchelten Vandalen Stilicho,
der das Imperium vor dem Anſturm des jugendlichen Goten=
Königs Alerich errettete, dasſelbe Hakenkreuz befindet, das uns
wahrſcheinlich begegnen würde, wenn einmal das Grab ſeines
Gegners Alarich im Buſento ſein Geheimnis preisgeben ſollte.
So ſprechen die alten Quellen von der Art unſerer Väter,
als ihnen das Hakenkreuz zugleich ein Zeichen des ſicheren
Sie=
ges und der hohen ſittlichen Verpflichtung geweſen iſt. Und
die=
ſem Sinn entſpricht die tief in die gemeinſamen Kindertage der
Völker zurückreichende heilige Rune. Sie kann keinen andern
haben, weil ſie ihren Urſprung auf das leuchtende Licht zurück=
Dr. Ludwig Roth.
führt.
Goldmünzenfund in Rheinhefſen.
Anfang Juni erhielt die Direktion des Muſeums der
Stadt Worms die Mitteilung, daß beim Abbruch eines
Hauſes in Kriegsheim (Kreis Worms) in dem ſchon
abgefahre=
nen Bauſchutt ein kleines Tongefäß mit 37 Goldmünzen
gefun=
den worden ſei. Nach einer daraufhin von Muſeumsdirektor
Dr. Grill ſofort vorgenommenen Unterſuchung und Beſtimmung,
handelte es ſich um prächtig erhaltene Goldgulden des 15. und
16. Jahrhunderts. Die älteſte undatierte Münze iſt offenbar
ein Schwabacher Goldgulden des Albrecht Achilles von
Brandenburg (1440—71). Daran reihen ſich 2 Prägungen
ſeiner Nachfolger Friedrich und Sigismund (1486—95),
unter deren Regierung die Brandenburgiſche Herrſchaft ihre erſte
größere Ausbreitung gewann.
Nicht viel jünger ſind zwei ſpaniſche Doppelgoldgulden
mit den Bruſtbildern von Ferdinand von Aragonien und
Iſabella von Caſtilien, deren Heirat bekanntlich die
Grund=
lage zu Spaniens zeitweiliger Weltherrſchaft ſchuf, da ſie es
waren, die Columbus ſeine großen Entdeckungsfahrten
ermög=
lichten.
Von Spanien ſind außerdem noch zwei Goldgulden
Philipps II. vertreten, unter dem ſich der heldenhafte
Be=
freiungskampf der Niederlande abſpielte. Die ſpäteren, datierten
Münzen aus Deutſchland, Oeſterreich, Frankreich,
Savoyen und Portugal reichen von 1513—1583. So
ſpiegelt ſich in dieſem kleinen intereſſanten Goldſchatz ein
Ab=
ſchnitt großen Weltgeſchehens. Religiöſe Fragen waren es, die
damals die Menſchen im Zeitalker der Reformation und
Gegen=
reformation bewegten. Unter den führenden Perſönlichkeiten,
deren Namen oder Bildniſſe auf den Münzen erſcheinen, wären
beſonders zu erwähnen: Kaiſer Karl V, ſein politiſcher
Gegenſpieler Franz I. und deſſen Nachfolger Franz II.
Ferner der Mainzer Erzbiſchof Albrecht IV. von
Brandenburg, der durch ſeinen Ablaßhandel Luther zum
An=
ſchlag der Theſen herausforderte, und von dem auch ein
Gold=
gulden von 1521, aus dem Jahr des Lutherreichstages zu
Worms, vorhanden iſt.
Neben den weltlichen und geiſtlichen Fürſten ſind endlich die
Städte, als Träger eines machtvollen Bürgertums, vor allem
die bedeutende und blühende Handelsmetropole Nürnberg,
beachtenswert. Daneben repräſentieren ſich Bonn mit einem
Doppelgulden, Metz mit zwei „Florentinern”. Nördlingen und
Lüneburg, Köln und Deventer mit je einem Goldgulden. Leider
enthält der ganze Fund keine einzige Wormſer Münze. Da der
Goldſchatz den Zeitraum von etwa 1440—1600 umfaßt, darf
an=
genommen werden, daß er wahrſcheinlich zu Beginn des
Drei=
ßigjährigen Krieges vergraben wurde.
Dr. Biehn.
Gerhard Frommel, Der Geiſt der Antike bei Richard Wagner.
Verlag die Runde, Berlin.
Noch heute, fünfzig Jahre nach ſeinem Tod, iſt der Streit
der Meinungen über Richard Wagner nicht geſchlichtet. Der
neue Staat feiert Wagner als einen Großen der Nation, weite
Kreiſe der künſtleriſchen und geiſtigen Welt lehnen ihn ſchroff
ab, zwiſchen leidenſchaftlicher Liebe und blindem Haß ſchwanken
die Urteile, in denen ihm jeder Rang zuerkannt und
abgeſpro=
chen wird: Erneuerer der Kunſt, Wiederbringer des
germani=
ſchen Mythos, genialer Theatermann, Opernkomponiſt,
roman=
tiſch dilettierender Muſikant. Wenn auch ſolche Urteile durch
verſchiedene Grade von Verſtändnis und Sympathie bedingt
ſind, ſo deuten ſie doch auf eine Problematik der Geſtalt ſelbſt.
Dasſelbe Phänomen, ſagt Frommel, das die umgreifendſten
Viſionen großer Geiſter beſchwört, läßt auch Spielraum für die
flachen Sentiments des Spießbürgers, der ſich an Bärenfellen,
Papierkronen und blonden Perücken begeiſtert.
Das Buch verſucht nun, indem es Wagner ſelbſt reden läßt,
zu der Geſamtmenſchlichkeit des Künſtlers vorzudringen und
damit einen Schlüſſel zum Zugang ſeines innerſten Weſens
zu geben. Jenſeits aller Einzelanlagen ſieht es die
Grund=
kraft Wagners im Element des urkünſtleriſchen Menſchen,
dem es nicht um irgendeine Einzelkunſt, ſondern um Kultus
geht. Ein ſolcher Menſch iſt Seher, Dichter, Sänger, Handelnder
in eins, und ſein Wirkungsziel iſt, den Kern des Menſchen zu
erſchüttern. In eine unreligiöſe und kulturloſe Zeit geboren,
erblickte Wagner im Theater die einzige Möglichkeit den
Men=
ſchen wirklich zu ergreifen. Das Ziel der Kunſt ſei der ſtarke
und ſchöne Menſch, ſagt er einmal ganz im antiken Sinne und
lange vor ſeiner Begegnung mit Nietzſche erkennt er aus der
Betrachtung der helleniſchen Kultur und der attiſchen Tragödie,
was das Theater ſein kann. — Sicher iſt er in ſeinen
Muſik=
dramen weit von der Schau, die ihn in jener Zeit beſeelte
abgeirrt, ja ſpäter unter dem Einfluß Schopenhauers und des
Chriſtentums zu dem denkbar unantiken Parſifal gekommen.
Die Reizhaftigkeit ſeiner Muſik, die ſich mitunter bis zum
Erotiſch=Narkotiſierenden ſteigert, das theatraliſch=Opernhafte,
das auf Verzauberung der Maſſen ausgeht, das Uebermaß
an=
gewandter äußerer Mittel trüben die urſprüngliche Idee. Und
doch liegt ein Schimmer jener Viſion auf ſeinem Schaffen und
an manchen Stellen zeigt ſich noch deutlich jene Konzeption einer
echten Tragödie, einer dramatiſchen Feier, in deren Mittelpunkt
der heldiſche Menſch ſteht.
Durch eine Auswahl aus ſeinen Proſa=Schriften macht
Frommel jenes urſprüngliche Wunſchbild ſichtbar, aus dem
Wagners Schaffen zutiefſt entſprang. Es ſind vorwiegend jene
Sätze und Seiten, in denen er über die Antike, den Geiſt der
Muſik, ſeine Viſion einer neuen Tragödie ſpricht, und die
Zu=
ſammenſtellung iſt ſo vorgenommen, daß der
Zuſammen=
hang Wagners mit der aus dem Geiſt der Antike
geborenen deutſchen Bewegung hergeſtellt und
ſicht=
bar gemacht wird. Zu einem tieferen, umfaſſenderen und
gerech=
teren Verſtändnis Wagners iſt damit ein wertvoller Beitrag
geleiſtet.
Dr. N.
Das beſondere Forſtzivilrecht Heſſens von Landgerichtsrat Dr.
Lud=
wig Fuchs=Darmſtadt. (Sonderabdruck aus: „Das Forſtzivilrecht
im Deutſchen Reich”, herausgegeben von Hermann Görike,
je=
weiliger Amtsgerichtsrat und Honorarprofeſſor an der
Forſt=
lichen Hochſchule zu Eberswalde.) Broſchiert 4,50 RM. Verlag
J. Neumann.Neudamm.
ſtellt das „Forſtzivilrecht im Deutſchen Reich” deſſen heſſiſcher Teil
jetzt vorliegt, kein gelehrtes Werk, ſondern ein praktiſches
Hand=
buch für die beteiligten Kreiſe dar. Der bekannte Verfaſſer iſt
dieſem Zwecke in vollem Umfange gerecht geworden. Das Werk
dient ſowohl zur Einführung in ein ſehr wichtiges, landesrecht
lich ſehr verſchieden geregeltes Rechtsgebiet, als es auch anderer
ſeits als ein unſchätzbares Nachſchlagebuch immer willkommen ſein
wird,
Juſtizrat Lindt=Darmſtadr.
Seite 4 — Nr. 162
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Juni 1933
kommen unzuläſſiger Weiſe mit Zahlen auf dem Papier
jong=
lierte, deren fiktiven Wert man aber durchaus kannte.
Ich erachte es deshalb bei Uebernahme der
Miniſterialabtei=
lung I, zu der auch das ehemalige Finanzminiſterium gehören
wird, als meine Pflicht, feſtzuſtellen, was wir bei Uebernahme
der Regierung angetroffen haben und wie die Lage des Landes
zu beurteilen iſt. Der Fehlbetrag im Voranſchlag für das Jahr
1933 beträgt mehr als 6 Millionen Mark. Dieſer Fehlbetrag iſt
nicht nur auf das Nachlaſſen der Steuerquellen zurückzuführen,
ſondern auch auf geſetzlich organiſatoriſche Maßnahmen der
ver=
floſſenen Regierungen in den letzten 14 Jahren, die als
durch=
aus fehlerhaft bezeichnet werden müſſen. Der Objektivität halber
ſei jedoch feſtgeſtellt, daß es offenbar an Warnungen einzelner,
aus der alten Schule ſtammender höherer Regierungsbeamten
nicht gefehlt hat. Doch konnten dieſe ſich nicht durchſetzen, und
hatten, auch nicht die Kraft, zu erklären, daß ſie es ablehnen
müßten, die Verantwortung für das Treiben und die
Dumm=
heiten einer liberaliſtiſch parlamentariſchen Parlamentsclique zu
übernehmen. Dazu kam, was allerdings auch geſagt werden
muß, das Beſtreben, das eigene Reſſort möglichſt auszubauen, ihm
einen beſonderen Umfang zu geben, um das Reſſort, und damit
auch ſich, in ſeiner Bedeutung zu heben.
Eng damit verbunden war eine, ſich wenigſtens in den
An=
fängen zeigende ſchamloſe Bereicherung am Staate. Wenn es
vorkommen konnte, daß hochgeſtellte Kommunalbeamte ſich neben
ihrem mehr als fürſtlichen Gehalt noch erhebliche
Nebeneinnah=
men verſchafften, ohne zu erröten, wenn es vorkommen konnte,
daß ein Beamter mit ungewöhnlich hohem Gehalt für 2
Konfe=
renzen im eigenen Dienſtgebäude und am gleichen Tage ſich
Sitzungsgelder in einer Höhe auszahlen ließ, wofür ein
Arbei=
ter faſt eine ganze Woche arbeiten muß, dann kann man
ver=
ſtehen, wenn dieſes Syſtem mit ſeinen Lügen= und Korruptions=
erſcheinungen zu einem Niederbruch der Finanzen führen mußte.
In dieſer Lage wird man es billigen, wenn wir, geſtützt durch
das dankbar empfundene Vertrauen des Herrn Reichsſtatthalters,
entſchloſſen ſind, den rückſichtsloſen Kampf, unbeeindruckt durch
ſentimentale Erwägungen, für die Geſundung der Finanzen des
Landes und der Gemeinden zu führen.
Das Ziel iſt klar: Beſeitigung des Fehlbetrages im
Vor=
anſchlag. Der Weg wird vorgeſchrieben durch den oberſten
Grund=
ſatz des Nationalſozialismus: Gemeinnutz geht vor Eigennutz;
dem Wohle der Geſamtheit hat ſich alles unterzuordnen.
Kein Zweifel ſoll darüber gelaſſen werden, daß die Wege, die
wir gehen müſſen, ſteil erſcheinen. Es wird mit alten
Ueber=
lieferungen, Gewohnheiten gebrochen werden müſſen;
Kirchturms=
politik ſcheidet bei unſeren Erwägungen aus. Auch kann nicht
von Einfluß ſein, ob die Intereſſen einzelner getroffen werden.
Der Plan des Herrn Reichsſtatthalters, eine weſentliche
Ver=
einfachung, und damit eine fühlbare Verbilligung der
Verwal=
tung Heſſens herbeizuführen, wird und muß zur Tat werden.
Widerſtände kennen wir nicht.
Der Sanierungsplan liegt dem Herrn Reichsſtatthalter
be=
reits vor. Er wird nach eingehender Ueberprüfung in einer
ſol=
chen Form durchgeführt werden müſſen, daß eine weſentliche
Ent=
laſtung der Finanzen eintritt.
Dies um ſo mehr, weil die Reichsregierung und der Herr
Reichsfinanzminiſter ſich mit Recht auf den Standpunkt ſtellen,
daß die Geſundung nicht nur von Maßnahmen der Regierung
er=
wartet werden darf, daß vielmehr auch die Länder die letzten
Möglichkeiten einer Sanierung aus eigener Kraft auszuſchöpfen
haben.
Dieſe Möglichkeiten ſind zweifellos vorhanden.
Es fehlte bisher nur der feſte Wille und die ſtarke Hand
zur Durchführung.
Wir ſind gewillt, dem Verlangen der Reichsregierung und des
Herrn Reichsſtatthalters zu entſprechen.
Deshalb möge ſich auch jeder, der im unmittelbaren oder
mittelbaren Dienſte des Staates ſteht, darüber klar ſein, daß
von nun ab von ihm ein außergewöhnliches Maß Arbeitswillen
und Arbeitsfreudigkeit verlangt werden wird.
Der Grundſatz der nationalſozialiſtiſchen Regierung in Heſſen
iſt: Diene dem Volke! Arbeite, ſolange es Tag iſt.
Das Weſen des neuen Deutſchen Beamkenbunges.
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Das Seelenamt findet am Mittwoch, den 14. Juni,
um 8.15 Uhr, in der St. Ludwigskirche ſtatt, die
Be=
erdigung nachmittags 3 Uhr auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße von der Kapelle aus.
Ueber 12 Jahre hat er in unſerer Vereinigung als
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ſtandsmitglied mit Hingabe gewirkt, bis eine tückiſche
Krankheit ihn allzufrüh aus unſerer Mitte riß. Tief
erſchüttert ſiehen wir an ſeiner Bahre. Wir verlieren
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allen, insbeſondere Herrn Pfarrer
Goethe für ſeine troſtreichen.
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ſw. ſind für den Einſender wertvoll
u. werden in vielen Fällen dringend
benötigt. Unſere Auftraggeber
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den daher gebeten, Bewerbungs=
Unterlagen jeweils ſchnellſtens
zurück=
zuſenden.
Auf Chiffre=Anzeigen keine
Original=
zeugniſſe einſenden.
Der Aufbau des deutſchen Ständeſtaates fand am Montag
ſeine Fortſetzung durch den Zuſammenſchluß der preußiſchen
Juſtiz=
beamten in der „Fachgruppe Juſtiz” des Deutſchen Beamtenbundes.
Im Rahmen der Gründungsverſammlung erläuterte der
ſtell=
vertretende Reichskommiſſar für die
Beamtenorga=
niſation, Neef, das Weſen des neuaufgebauten
Deutſchen Beamtenbundes. Mit den
nationalſozialiſti=
ſchen Fachſchaften habe dieſe Organifation nichts zu tun, denn ſie
beſchränke ſich nicht auf die Parteimitglieder, ſondern umfaſſe alle
Beamten. Der Deutſche Beamtenbund verdiene erſt jetzt nach
ſei=
nem Aufbau dieſen Namen. Das Reichskommiſſariat für
Beamtenorganiſation ſoll keine
Dauereinrich=
tung ſein, ſondern in abſehbarer Zeit müſſe die einheitliche
Beamtenorganiſation feſt gefügt daſtehen, daß das Kommiſſariat
überflüſſig werde. Zu den Beamten müßten organiſatoriſch auch
die Beamtenanwärter und Dauerangeſtellten gerechnet werden.
Im neuen Staat könnten ſelbſtverſtändlich die organiſierten
Be=
amten nicht mehr nach der Art von Gewerkſchaften Forderungen
an den Miniſter ſtellen und bei ihrer Ablehnung
Proteſtreſolutio=
nen faſſen. Die Organiſation könne lediglich beratend wirken, aber
die Entſcheidung liege allein beim Miniſter.
G
Dienstag, 13. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 162 — Seite 5
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 13. Juni 1933.
Kein Sprechkag.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Der Herr
Staatsſe=
kretär und ſtellvertretende Staatsminiſter
dieſem Werktag zuſammenfallende Sprechtag fällt daher für den
unmittelbaren Arbeitsbereich des Herrn Staatsſekretärs und
ſtell=
vertretenden Staatsminiſters aus.
Heute erſter Lehrkurſus der Gasſchußſchule
des zivilen Luftſchußes.
Heute, Dienstag, den 13. Juni, abends 8.20 Uhr beginnt der
erſte Lehrkurſus der Gasſchutzſchule des zivilen Luftſchutzes. Dem
feierlichen Eröffnungsakt werden die Spitzen der Behörden
bei=
wohnen. Unter anderen werden Staatskommiſſar Dr. Beſt,
Poli=
zeimajor Dr. Ivers und der Leiter der Luftſchutzſchule
Polizei=
hauptmann Bechtel ſprechen. Es wird darauf hingewieſen, daß
neben dieſem Kurſus noch andere, darunter ein Damenkurſus
ab=
gehalten werden. Es beſteht daneben die Abſicht, die
Induſtrie=
betriebe in Verbindung mit der Induſtrie= und Handelskammer
auszubilden. Zu der feierlichen Eröffnung, die im Schulſaal des
Glockenbaues im Schloß ſtattfindet, wird hiermit nochmals
ein=
geladen.
Handwerker=Schalung für Geſellen und Jungmeiſter
in Darmſtadk am 13. Juni.
Es wird hierdurch nochmals an die von der Heſſiſchen
Hand=
werkskammer geleitete Handwerker=Schulung für Geſellen und
Jungmeiſter aus der Provinz Starkenburg erinnert. Dieſe
Schu=
lung iſt am heutigen Dienstag, den 13. d. Mts., von vormittags
10—12 und nachmittags von 2—4 Uhr im großen Saale des Städt.
Saalbau. Zu ihr haben von jeder Starkenburger Innung und
Fachvereinigung je 2 Geſellen und Jungmeiſter (u. a.
Meiſter=
ſöhne) zu erſcheinen. Der zweite Tag der Handwerker=Schulung
für die Herren Organiſationsführer aus Starkenburg iſt
bekannt=
lich in Darmſtadt, am Mittwoch, den 21. Juni.
— Arbeitsjubiläum in der L. C. Wittichſchen Hofbuchdruckerei.
Geſtern konnte in der Offizin der L. C. Wittichſchen
Hofbuch=
druckerei der Maſchinenſetzer Herr Karl Müller ſein 25jähriges
Arbeitsjubiläum feiern. Seine Setzmaſchine und ſein Arbeitsplatz
waren ſinnig mit Blumen geſchmückt. Im Rahmen einer ſchlichten,
eindrucksvollen Feier, an der die ganze Belegſchaft, die
Geſchäfts=
leitung und Redaktion des „Darmſtädter Tagblatts” teilnahm,
beglückwünſchte der Juniorchef des Hauſes. Herr Dr. W.
Wit=
tich, den Jubilar mit herzlichen Worten. Er wies darauf hin,
daß die in faſt regelmäßigen Abſtänden wiederkehrenden
Arbeits=
jubiläen der beſte Beweis der innigen Verbundenheit zwiſchen
Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Hauſe Wittich ſeien. Er
wünſchte dem Jubilar im Namen der Geſchäftsleitung noch lange
Jahre gleich vertrauensvoller und harmoniſcher Zuſammenarberr
an ſeinem wichtigen Platze. Von der Belegſchaft unterſtrich Herr
Herr in ſeiner Gratulationsanſprache, die er im Namen ſeiner
Kollegen hielt, das ſelten ſchöne Einvernehmen aller Mitarbeiter
in der Firma Wittich und verband mit den perſönlichen wärmſten
Wünſchen den Wunſch, der von den Kollegen beſonders geſchätzte
Jubilar möge in ſeiner ſeitherigen Friſche und Arbeitsluſt auch
im Dritten Reiche an ſeinem Platze mitarbeiten am Wiederaufſtieg
des deutſchen Vaterlandes. Herr Müller dankte für die ihm
er=
wieſenen Ehrungen und Geſchenke in bewegten Worten; der Tag
ſei für ihn ein frohes Erleben, das er all ſeinen Kollegen
eben=
falls wünſche.
— Hausfrauenbund. Es wird nochmals auf den heute.
Diens=
tag, abends 8 Uhr, im Saal der „Traube” ſtattfindenden
Licht=
bildervortrag „Sommerliche Speiſen und Getränke‟
aufmerkſam gemacht. Ein Beyerfilm bringt in 72 zum Teil
far=
bigen Bildern wertvolle Anregungen für die Geſtaltung des
ſom=
merlichen Speiſezettels. Daneben iſt noch die Beratung
ſommer=
licher Getränke ſowie kleiner Erfriſchungen für einfache
Geſellig=
keit nach dem Abendbrot berückſichtigt worden. Unſere Mitglieder
ſind herzlich eingeladen, Gäſte, durch Mitglieder eingeführt,
will=
kommen.
„Alt=Darmſtadt”. Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Die diesmalige Veranſtaltung. Donnerstag abend 8.30 Uhr,
gilt unſerer Heimatdichtung die neben dem großen Gedanken
Heimat und Volkstum in Alt=Darmſtadt gepflegt wird. Unſer
Heimatſchriftſteller Adam Karrillon wird im Mittelpunkt des
Abends ſtehen. Herr Profeſſor Dr. K. Eſſelborn ſpricht im
Fürſtenſaal über „Erinnerungen aus Karrillons Leben”. Herr
Schauſpieler Eduard Göbel wird allerlei aus Karrillons
Dich=
tungen leſen. Gäſte müſſen durch Mitglieder eingeführt werden.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzial=Ausſchuſſes am
17. Juni 1933, vormittags 9 Uhr 1. Klage des
Bezirksfürſorge=
verbandes Stadt Frankfurt a. M. gegen den
Bezirksfürſorgever=
band Stadt Darmſtadt wegen Erſtattung von Unterſtützungskoſten
für die Margarete Hattemer. 2. Beſchwerde des Johannes
Ar=
nold II zu Richen gegen den Beſcheid des Kreisamts Dieburg vom
18. April 1933 wegen Nichterteilung der Erlaubnis zur Abgabe
von Milch. 3. Klage des Joſef Lebrecht Heckwolf zu Münſter
gegen den nach § 24 der Ueberlandverkehrsordnung erteilten
Straf=
beſcheid des Kreisamts Dieburg vom 31. Januar 1933. 4. Klage
des Martin Seipel zu Darmſtadt gegen die Entſcheidung der
Bür=
germeiſterei Darmſtadt vom 11. Februar 1933 wegen Anforderung
von Bürgerſteuer, 5. Klage des Dr. jur. N. Hattemer, Bad=
Nau=
heim, gegen die Stadt Bensheim wegen Anforderung von
Bür=
gerſteuer für 1932.
Heſſiſches Landestheater.
Der heilige Eriſpin. Zum erſten Male:
Preiſe 0.50—4.50 Mk. Mittwoch, 14. Juni Anf. 19½, Ende gegen
Der Vogelhändler. 22½ Uhr. B 25.
Preiſe 0.70—5.50 Mk. Donnerstag,
15. Juni —221 Uhr. B 27
Der heilige Eriſpin. Preiſe 0.50—4.50 Mk
Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag, den 13. Juni,
wird zum erſten Male das Luſtſpiel Der heilige Criſpin”
des kürzlich verſtorbenen Schriftſtellers Paul Ernſt in Szene
gehen. Die Spielleitung liegt in Händen von Joſef Firmans=
Leipzig a. G. Die Bühnenbilder entwarf Lothar Schenck v. Trapp.
Für die plötzlich erkrankte Conſtance Menz iſt Frl. Herta Schiller=
Leipzig als Aurelia raſch eingeſprungen. Die übrige Beſetzung iſt
folgende: Felicia: Teichen, Cilinia: Palmer, Johanna: Gothe,
Engel: Jacobſen, Criſpinus: Lohkamp Dionyſius: Maletzki, Fus=
Cianus: Keßler, Piato: Baumeiſter, Roscius: Keim. Quintinus
und Teufel: Weſtermann. Diocletianus; Faber, Rictiovarus:
Peters. — Morgen, Mittwoch, den 14. Juni, wird Zellers
er=
folgreiche Opexette „Der Vogelhändler” in der
Munche=
ner Faſſung, Inſzenierung Rabenalt=Schenck v. Trapp, die den
ſtärkſten Beifall der ausverkauften Häuſer fand, wiederholt. Die
muſikaliſche Leitung hat Fritz Bohne.
Gragen des Tanlvertenls.
Schädigungen durch Luftſchiffe, insbeſondere bei Noklandungen, und Bekriebshaftung.
völlig losgelöſt von dem Nachweiſe einer Verſchuldung und ohne
daß es Exkulpationsgründe zulaſſen würde.” „Wir ſtehen hier
Modeine Prooieme.
vor einem Geſetze, das von großen Geſichtspunkten ausgegangen
p. Die raſche Entwicklung des Flugzeugverkehrs wird es
er=
klärlich erſcheinen laſſen, daß auch außerhalb der Fachzeitſchriften
mit dem Luftverkehr, zuſammenhängende Fragen, in einer auch
dem Laien verſtändlichen Weiſe behandelt und betrachtet werden.
Einer der wichtigſten Punkte dürfte die Frage des
Schadenserſat=
zes ſein.
Wohl gar vielen unſerer Leſer dürfte es unbekannt ſein, daß
ſich bereits der 31. Deutſche Juriſtentag in Wien im
September des Jahres 1912 mit Fragen des Luftrechts
beſchäf=
tigte, zu einer Zeit, als Graf Zeppelin nach langen Mühen das
ſchwierige Problem der Luftdurchquerung gelöſt hatte.
Als Frage 4 wurde die Fortbildung des Schadenserſatzrechts
für Schäden durch Luftſchiffe und Flugmaſchinen beraten. Man
entſchied ſich für ſolche im Sinne der Betriebshaftung, wie
ſolche auch im Deutſchen Luftverkehrsgeſetz vom 1. Augguſt 1922 zur
Anerkennung gelangt iſt.
Einen wichtigen Beitrag zu dieſer Frage hat damals der auf
dem Gebiete des internationalen Rechts als Autorität betrachtete
Züricher Profeſſor Dr. Meili geliefert; wir finden ihn in
der Nr. 16/17 der „Deutſchen Juriſtenzeitung” vom 1. Sept. 1912
abgedruckt und laſſen einen kurzen Auszug daraus im
Nachſtehen=
den folgen:
„Ueber dieſe Frage wurden für den Juriſtentag zwei
Gut=
achten erſtattet, das eine von Prof. Dr. Sperl=Wien, das
an=
dere von Juſtizrat Dr. Niemeyer=Eſſen. Sperl ſtellt den
Antrag, neue Normen zu erlaſſen, und zwar in der Weiſe, daß
der Eigentümer des Fahrzeugs, der Unternehmer und der Lenker
der Fahrt jeden Schaden ſolidariſch zu erſetzen haben, der durch
die Bewegung des Luftfahrzeugs oder durch eine von ihr
aus=
gelöſte Kraft entſteht. Von dieſer Haftung ſoll derjenige Lenker
oder Mitfahrer frei ſein, der im Dienſte und Auftrag des
Eigen=
tümers, des Unternehmers oder des Leiters der Fahrt tätig iſt.
Die Haftung entfällt, wenn eine eigene Schuld des Beſchadigten
oder höhere Gewalt vorliegt. — Sperl bezeichnet als
empfehlens=
wert, die Geſamtheit der Luftfahrer in
Zwangsberufsgenoſſen=
ſchaften zu vereinigen; überdies ſollen dieſe Genoſſenſchaften durch
einen internationalen Rechtsvertragg (zunächſt in allen Staaten
Europas) zu einem einheitlichen Erſatz= und Verſicherungsverband
organiſiert werden. Er iſt der Meinung, daß die Erlaſſung
be=
ſonderer Geſetze zwar nicht dringend ſei, aber doch bald in Angriff
genommen werden ſollen. Niemeyer dagegen kommt zu dem
Schluß, daß zur Zeit geſetzliche Normen nicht zu ſtatuieren ſeien,
eventuell genüge es, zur Beſeitigung des Beweisnotſtandes die
Beweislaſt des normalen Zivilrechts umzukehren, wobei höhere
Gewalt und eigenes Verſchulden des Geſchädigten weiter
liberie=
rend wirkten.”
Mit Sperl betont Meili, „es könne auch gegenüber der
Luft=
ſchiffahrt folgendes Axiom aufgeſtellt werden: Wer eine offen
er=
kannte Gefahr in die Welt bringt, der übernimmt ſie zugleich auf
ſich und auf ſeine Rechnung. Man kann ſich auch anders
aus=
drücken und ſagen, daß ſich die ſtrenge Haftung auf das
Berufs=
riſiko gründe, das dem Betriebe der Luftſchiffahrt anhafte. Wer
in der Luft herumfährt oder herumfliegt, gefährdet die Perſonen=
und Sachgüter, die ſich auf dem Grundſtaate befinden; er tut es
auf eigene Gefahr, und deswegen muß er den Schaden tragen,
möge es ſich um Verſchulden handeln oder nicht. Er trägt eben
die Konſequenzen desjenigen Handels, das von ihm abhängt. Es
entſpricht allein dem Recht, daß derjenige, der die Gefährdung
erzeugt, ſie auch trage.”
Als neues Moment erwähnt Meili a. a. O. ein Geſetz des
nordamerikaniſchen Staates Connecticut vom 8. Juni 1911, „das
eine obiektive und generelle Schadenserſatzpflicht für jede von
einem Luftfahrzeug verübte Schädigung ſtatuiert hat, und zwar
Jngendkundgebung am 24. Juni auf dem Marienplaßz
Der Reichsbund der Kinderreichen bittet um Aufnahme
fol=
gender Notiz: „Deutſcher Knabe vergiß nicht, daß du ein
Deut=
ſcher biſt, und Mädchen gedenke, daß du eine deutſche Mutter
wer=
den ſollſt.” So ſchreibt unſer Reichskanzler Adolf Hitler in dem
Kapitel. Der Kampf ums Deutſchtum” ſeines Buches „Mein
Kampf” Er fährt fort: „Wer der Jugend Seele kennt, der wird
verſtehen können, daß gerade ſie am freudigſten die Ohren für
einen ſolchen Kampfruf öffnet. Und einen Kampfruf an die
deutſche Jugend ſoll die Kundgebung am 24. Juni des
Reichs=
bundes der Kinderreichen ſein. Einen Kampfruf an den
Jung=
mann und das Jungmädchen, daß ſie die Träger von Deutſchlands
Zukunft ſind, daß dieſe Zukunft unlöslich mit dem Schickſal der
Familie verknüpft iſt. Die Jugend ſoll und muß wiſſen, daß alles
daran geſetzt werden muß, um in Wahrung höchſter Sitte und mit
Einſatz höchſten Opfermutes die deutſche Familie und damit unſer
Vaterland erhalten werden müſſen und erhalten werden können.
Wir rufen daher alle Jugendgruppen und Verbände zur
Teil=
nahme an dieſer Kundgebung auf. Es iſt nationale Pflicht, daran
teilzunehmen!
Bevor Sie einen Wagen kaufen probieren Sie die neuen
B.M. W.-Modele,
5/30 PS,6Cvl. Alle Wagen
3/20 PS, 4 CI. Or M. Wa mit Schwingachse und
allen techn. Neuerungen. Sie kaufen keinen anderen Wagen. (7426b
Gen.-Vertr.: J. Donges & Wiest, Heinrichstr. 52.
Die Anträge der kriſenunterſtützten uſw. Erwerbsloſen auf
Erlaß der Rundfunkgebühren für Juli ſind am Montag, den
19 Juni für die Buchſtaben A—K und am Dienstag, den 20. Juni.
für 8—3 in der Zeit von 9—12 und 16—18 Uhr am Schalter 3
des Poſtamts 1, Bahnhofſtraße, abzugeben.
— Volkshochſchule Darmſtadt. „Nationalſozialismus und
Goethezeit”. Infolge Verhinderung des Vortragenden muß der
für Dienstag, den 13. Juni vorgeſehene 3. Vortragsabend von
Dr. Rudolf Erckmann ausfallen. Der nächſte findet am 20. Juni
ſtatt.
Union=Theater. Kammerſänger Carl Jöken von der
Ber=
liner Staatsoper, der deutſche Jan Kiepura, ſingt ab heute in der
luſtigen Tonfilm=Operette „Liebe auf den erſten Ton”, einem
heiteren Filmſpiel nach der Komödie, „Kammermuſik” von
Ilgen=
ſtein. Seine reizende Partnerin iſt die blonde Lee Parry. Die
Regie führte der Meiſterregiſſeur Carl Froelich. Dazu ein
erſt=
klaſſiges Beiprogramm.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man ab heute Marie
Dreß=
ler, Amerikas beſte Schauſpielerin, in der deutſchſprachigen,
luſtigen Tragikomödie. Emma, die Perle des Hauſes”. Wer iſt die
Hauptperſon im Hauſe? Wer entſcheidet über die wichtigſten Dinge
im Haushalt? Wer ſchlichtet Streite, wer ſchafft Ruhe und
Ord=
nung im Hauſe? Emma, die Perle! Tränen werden gelacht.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute in Neuaufführung
Greta Garbo, die Königin des Films, in dem abenteuerlichen und
ungemein ſpannenden Filmwerk „Das Geheimnis der Mata Hari”,
in dem ſie eine berühmte Tänzerin und Spionin verkörpert. für
die ihre Bewunderer Pflicht. Ehre und Ruhm vergaßen. Dazu
ein reichhaltiges Beiprogramm.
Die Beſſunger Lichtſpiele, Heidelbergerſtraße 89 zeigen
heute wieder ein Doppelprogramm an, das in dieſer
Zuſammen=
ſetzung Beachtung verdient, und zwar Der Sieger” mit Hans
Albers und Käthe von Nagy und „Die Schlacht von Bademünde‟
mit Max Adalbert, Fritz Schulz und Claire Rommer.
iſt und das in ſeiner abſoluten Faſſung an die ſcharf ausgeprägten
Edikte der Römer erinnert. Wenn auch das römiſche Edikt de
ekfusis et dejectis hier nicht als Vorbild gedient hat, ſo liegt es
doch nahe, das erwähnte Geſetz in eine gewiſſe Parallele damit
zu ſtellen. Ja, es darf in dieſem Zuſammenhange wohl geſagt
werden, daß der römiſche Prator nicht gezögert hätte, im Sinne
des Edikts gegenüber der Luftſchiffahrt die Perſonen= und
Sach=
güter ſicherzuſtellen. Iſt denn dieſer Schutz nicht eine Sorge des
Rechts, die in erſter Linie ſteht? Und haben ſich die Römer nicht
auch ſchon in verſchiedenen Richtungen von dem
Verſchuldungs=
prinzip losgeſagt? Wir müſſen dieſem Beiſpiel folgen.”
„Den neuen Gefahrenquellen, welche die Luftſchiffahrt
eröff=
net, muß auch ein Rechtsſatz begegnen, der den Rechtsgütern auf
dem Grundſtaate einen ernſthaften und wirkſamen Schutz verleiht.
Dieſer Rechtsſatz kann nur in der Statuierung der
Gefährdungs=
oder Zufallshaft beſtehen, alſo in derjenigen Moderniſierung des
Schadenerſatzrechts, die von dem Geiſte der Zeit ernſthaft gefordert
wird. Die Welt iſt großzügig geworden, möge es auch die
Juris=
prudenz werden.”
Der am 15. Januar 1914 verſtorbene Völkerrechtslehrer hat
die ihm vorſchwebende großzügige Jurisprudenz nicht mehr erlebt.
Erſt faſt zehn Jahre ſpäter iſt im Deutſchen Reich das
Luft=
verkehrsgeſetz vom 1. Auguſt 1922 verabſchiedet worden die
Ge=
fährdungshaftung wurde adoptiert, der Höchſtbetrag bei
Sach=
ſchäden betragt bis auf weiteres 5000 Goldmark.
Beſonderes. Intereſſe verdient — gerade mit Rückſicht auf
den jetzt wieder von der Reichsregierung mit Recht betonten
weit=
gehenden Schutz der Scholle — die Frage der
Notlan=
dungen. Letztere ſind dem Piloten überall (auf
eingefriedig=
ten wie nicht eingefriedigten Grundſtücken) geſtattet, wie
anderer=
ſeits dieſer ja auch in der Benützung des Luftraums frei iſt, ſoweit
nicht das Geſetz ſelbſt Beſchränkungen ſetzt. Dieſe Notlandungen
können nun große Beſchädigungen der betroffenen Grundſtücke
hervorrufen, andererſeits auch benachbarte Grundſtücksteile durch
Herbeieilen von Hilfsmannſchaften, Ordnungspolizei, Zuſtrömen
Neugieriger ſtark in Mitleidenſchaft ziehen. Es ware zu wünſchen
geweſen, daß dieſe durch Notlandungen verurſachten Schädigungen
durch das Luftverkehrsgeſetz näher geregelt worden wären. Vor
einigen Jahren hat ſich deshalb die Württembergiſche
Landwirt=
ſchaftskammer an die Staatsregierung gewendet; allein man hat
ſeither in bezug auf dieſe Frage nichts mehr gehört. Man wird
auf dieſe Dinge zurückkommen müſſen. Zur Zeit wird bezüglich
des Erſatzanſpruches des Berechtigten für Notlandungsſchäden auf
Satz 2 des § 904 BGB. verwieſen: „Der Eigentümer kann Erſatz
des ihm entſtehenden Schadens verlangen.‟ Der Kommentar von
Staudinger zum BGB. 9. Aufl, bemerkt dazu auf S. 904 unter †:
„Gegenüber der mit der Notlandung zuſammenhängenden
Ein=
wirkung hat der Eigentümer kein Selbſt= oder Abhilferecht.” Es
leuchtet ein, daß die Bezugnahme auf das BGB. hier nicht
genü=
gen kann, da dafür Vorſorge getroffen werden muß, daß der
Grundeigentümer in die Lage geſetzt iſt, ſeine Schadensanſprüche
auch zu realiſieren. Es wäre alſo eine Spezialregelung dieſer
Frage unbedingt nötig. Berückſichtigt man zudem den Umſtand,
daß auch ausländiſche Flugzeuge ſolche Notlandungen
ge=
zwungen vornehmen werden, ſo wird es klar, wie richtig der
Ge=
danke Sperls war, wenn er empfiehlt, die Geſamtheit der
Luft=
fahrer in Zwangsberufsgenoſſenſchaften zu vereinigen und dieſe
Genoſſenſchaften durch einen internationalen Rechtsvertrag (
zu=
nächſt in allen Staaten Europas) zu einem einheitlichen Erſatz=
und Verſicherungsverbande zu organiſieren.
Deshalb ſollten die berufenen Regierungsſtellen ihr
Augen=
merk darauf richten, gerade in der Frage der Notlandungen dieſe
Sperlſchen Gedanken möglichſt beld in die Tat umzuſetzen!
Kundgebung des Deutſchen Werkmeiſter=Verbandes.
Der Deutſche Werkmeiſter=Verband Frankfurt a. M., als
Berufsverband, der Werkmeiſter in der N S A.
(Nationalſozialiſtiſche Angeſtellenſchaft), veranſtaltet in dieſen
Ta=
gen allenthalben Kundgebungen. So fanden ſich am geſtrigen
Montag abend im überfüllen Fürſtenſaal zahlreiche Vertreter und
Mitglieder des Verbandes aus den Bezirken Darmſtadt und
Bensheim und Umgebung zu einer ſolchen öffentlichen
Kundge=
bung zuſammen
Ueber das Thema: „Die Einheitsfront der
Werk=
meiſter in der nationalſozialiſtiſchen
Angeſtell=
tenſchaft” ſprach der Kollege Bücklein=Worms, Mitglied
des Verwaltungsrates. Der Redner ging aus von dem Leitſatz
des Volkskanzlers Adolf Hitler in ſeinem Werk „Mein
Kampf” in dem Adolf Hitler die Gewerkſchaften als
den Unterbau der kommenden berufsſtändiſchen
Ordnung in Deutſchland bezeichnet. Nun beſtünden
verſchie=
dene Auffaſſungen über die Eingliederung der Gewerkſchaften in
dieſe berufsſtändiſche Front. Hierzu gehöre die Zuſammenfaſſung
in wenigen Berufsbünden, um Verwaltungsarbeit und
Verwal=
tungsaufwand zu ſparen. Nur zu begrüßen ſei es, daß von
141 Angeſtellten=Verbänden jetzt nur noch 9
be=
ſtänden. Mit dem Fall der vielen Trennungslinien höre auch
der oft häßliche Kampf der vielen Richtungen gegeneinander auf,
und für den deutſchen Werkmeiſter ſei der Platz nur in dem
Deuk=
ſchen Werkmeiſter=Verband, als Berufsverband in der
national=
ſozialiſtiſchen Angeſtelltenſchaft. Nun werde auch hoffentlich die
Verbandsmüdigkeit wieder aufhören. Nach dem Entwurf zu dem
neuen deutſchen Staatsbürgerrecht ſei damit zu rechnen, daß jeder.
der nicht auf dieſes Recht verzichten wolle, ſeinem Berufsverband
angehören müſſe! Früher, in der Erziehung der liberaliſtiſchen
Wirtſchaft, habe man zuerſt an die Wirtſchaftlichkeit, dann an
die Vollendung der Technik und zuletzt erſt an den Menſchen als
Wirtſchaftsfaktor gedacht. Jetzt müſſe umgekehrt in der neuen
Wirtſchaftsordnung, die kommen werde und müſſe zum Segen
der deutſchen Wirtſchaft und des deutſchen Vaterlandes, zuerſt
an den Menſchen gedacht werden. So wolle auch der neue Staat
den Aufbau nicht von oben, ſondern organiſch von unten. In
der Zukunft ſolle jeder, der in den Wirtſchaftsprozeß eingeſpannt
ſei, auch an dem Ertrag ſeinen Anteil haben. Viele Not und
viele Verbitterung hätte früher vermieden werden können, wenn
die Verbundenheit in den Betrieben zwiſchen
Ar=
beiterſchaft und Betriebsleitung, die jetzt erſtrebt werde und ſich
überall rege, ſchon früher vorhanden geweſen wäre. Hier zu
ver=
mitteln, ſei eine beſondere Aufgabe des Werkmeiſters. Der
Red=
ner begrüßte die Moßnahmen der Reichsregierung auf dem
Ge=
biet der Arbeitsbeſchaffung und ſchloß mit dem Ausſpruch: Das
deutſche Vaterland, das deutſche Volk und der Deutſche
Werk=
meiſterverband würden in Zukunft ſo ſein, wie wir es wollten!
Die Kundgebung ſchloß mit einem Sieg=Heil auf den
Reichspräſidenten v. Hindenburg und den Volkskanzler Adolf
Hitler.
— Evang. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Es wird
nochmals auf die heute abend punkt 8.15 Uhr beginnende
Monats=
verſammlung hingewieſen und herzlich dazu eingeladen. Die
Wichtigkeit des Themas: „Das Ringen um eine einheitliche
deutſch=
evangeliſche Kirche in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft”
behandelt von den beiden Gemeindegeiſtlichen, und die daran ſich
anſchließende ausgiebige und gründliche Ausſprache läßt hoffen,
daß ſich alle kirchlich intereſſierten Gemeindeglieder beiderlei
Ge=
ſchlechts in der größten Mehrzahl einfinden.
Hautpflege
An8
AlleA
der Tauf!
Das ist die fortschrittlichste
Haut-
behandlung. Die präparierten
glanzlosen Creme Mouson-Fette
dringen in das unterste Zellgewebe
ein und bewirken so von innen
heraus eine Erneuerung, Festigung
und Verjüngung der Haut. Creme
Mousonistkeine gewöhnliche
Fett-
creme oder Sonnenbrandereme
mit nur Oberfächenwirkung.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Juni 1933
Seite 6 — Nr. 162
ayp
Wiederanſiedlungsplan für den Uhu.
Was foll der Ahu im deutſchen Walde?‟
Von Dr. Karl Rudolf Fiſcher, Gießen.
Das Bekanntwerden der Pläne von der Wiedereinbürgerung
des Uhus in oberheſſiſchen Waldrevieren hat in der Oeffentlichkeit
die Frage aufgeworfen, welche Gründe für dieſen
Heimatbereiche=
rungsverſuch maßgebend geweſen ſind. Denn daß ſie rein idealer
Natur wären, nur vorgenommen, um unſerer verödeten Natur
eine der repräſentativſten Großvogelgeſtalten wieder zu ſchenken,
ohne dabei einen volkswirtſchaftlichen Gewinn zu erzielen, kann
man ſich offenbar angeſichts des Aufwandes an Koſten und Mühe
nicht gut denken. Inſonderheit hat man im Zuſammenhang mit
den Wiedereinbürgerungsverſuchen Betrachtungen angeſtellt, ob es
die Jagdſchädlichkeit des Uhus als eines ausgeſprochenen
Nachtraubvogels von reſpektabler Größe (ſeine Flügelſpannweite
beträgt bis zu 1,80 Meter) rechtfertige, einen derartigen Zuwachs
in unſere Wälder hineinzubringen.
Es ſei dabei von vornherein feſtgeſtellt, daß in den 80er
Jah=
ren, als der Uhu bei uns noch häufiger war, die Waldreviere des
Vogelsberges und Randgebiete der Wetterau noch einen bedeutend
beſſeren Beſtand an Haſen, Rehen und Füchſen, ſowie einen
aus=
gezeichneten Beſatz an Hühnern, Wachteln und Tauben gehabt
haben als heutzutage, wo Rabenvögel und anderes Gelichter ſich
bei uns allzu breit gemacht hat auf Koſten jener Kulturfluchter
des Singvogelbereiches, deſſen Abnahme wir aufrichtig beklagen.
Deshalb muß hinſichtlich der jagdwirtſchaftlichen Eingriffe des
Uhus feſtgeſtellt werden, daß man bislang einen nennenswerten
Schaden noch nicht feſtgeſtellt hat. Mag er auch gelegentlich zur
Nachtzeit einen jungen Haſen oder ein krankes Kitz geſchlagen
haben, oder dort, wo es viele Enten gibt, den Beſtand dieſer
Breitſchnäbel gezehntet haben, wirklich fühlbar iſt ſein
Schaden nie geworden. Der Jagdzoologe Uttendörfer
hat feſtgeſtellt, daß unter 800 Uhumahlzeiten ſich nur ein Anteil
von 3,4 Prozent jagdlich wichtiger Tiere vorfand, während der
Großteil von über 90 Prozent aller verzehrten Beutetiere ſich aus
gleichgültigen oder gar ausgeſprochen wirtſchaftsſchädlichen und
vermehrungsſtarken Tieren zuſammenſetzte. Trägt doch zum
Bei=
ſpiel der Krähenbeſtand, ſowie Eichelhäher, Eichhörnchen und das
Kontingent der Ratten und Mäuſe bei weitem den Löwenanteil
an der Verköſtigung des Königs der Nacht, Tiere alſo, die ſeit dem
Fehlen ihrer natürlichen Feinde, zu denen auch der Baum= oder
Edelmarder gehört, im deutſchen Walde zu einer
kataſtro=
phalen Uebervermehrung gekommen ſind, und ob ihrer
ſeit jener Zeit fühlbar gewordenen Schädigung des
landwirtſchaft=
lichen Produktionsgutes einen rückſichtsloſen Vernichtungskampf mit
allen Mitteln zu einer Kronnflicht des menſchlichen Selbſtſchutzes
gemacht haben. Bei der Einſchaltung aller zur Verfügung
ſtehen=
den Möglichkeiten in dieſen Abwehrkampf gegen ſchädliche Tiere
iſt der Menſch zwangsläufig dazu verleitet worden, zu Mitteln zu
greifen, die ſich nicht mit den Geſichtspunkten des Tier= und
Natur=
ſchutzes vereinbaren laſſen und die ihre Rechtfertigung bislang
nur in Gründen der menſchlichen Notwehr gefunden haben, ſo
z. B. die Verwendung von Gift im Dienſte der
Krähenbekämp=
fung. Und dennoch waren dieſe Maßnahmen blutnotwendig und
ſowohl vom Standpunkt des Jägers als auch des Landwirtes aus
betrachtet, verzeihlich, wenn man bedenkt, eine wie große
Schädi=
gung allwinterlich in den letzten Jahren die Millionenheere der
oſtiſchen Krähenſchwärme am Saatgur und Niederwild verurſacht
haben. Unter dieſem Geſichtspunkt war es als ein Gebot der
Stunde, der Natur die ihr einſt vom Menſchen
ent=
wundene Selbſtregulation ihres biologiſch
ab=
gewogenen Haushaltes wiederzugeben, und die
Wiedereinführung des Nachtkönigs Uhu in
un=
ſere Wälder iſt ſomit weiter nichts als eine
Wiederherſtellungfrage des natürlichen
Gleich=
gewichts mit natürlichen Mitteln. Wie wenig ſich von
dieſer Maßnahme kommende Jagdſchädigung dürfte erwarten
laſ=
ſen, kann nicht beſſer und überzeugungsgerecht gezeigt werden
als an dem Beiſpiel, das ein Forſtmeiſter aus Schwaben bekannt
gegeben hat, welcher ſeit Jahren in ſeinem Reviex mehrere
Uhu=
pärchen als Brutvögel beherbergt und dennoch Jahr für Jahr in
unmittelbarer Nähe der Horſte alle Rehkitze hochgebracht hat, von
denen nie eines aus dem Gefolge der ſäugenden Geiß verſchwunden
iſt. Dazu kommt noch, daß der Uhu nachts ein Revier von über
20 bis 30 Kilometern bejagt, ſo daß der nun noch verbleibende
Jagdſchaden an ſich ſchon gar nicht mehr auf kleinſtem Raume
fühl=
bar zu werden vermag. Eine Irreführung oder
Beun=
ruhigung der jagdlich intereſſierten
Oeffent=
lichkeit iſt daher vollkommen ungerechtfertigt.
Auch iſt die Frage angeſchnitten worden, ob einem derartigen
teueren Unternehmen nach menſchenmöglicher Vorberechnung
be=
gründete Ausſicht auf Erfolg verliehen ſei. Dieſe Frage kann
nur beantwortet werden, wenn man die Gründe unterſucht hat,
welche ſeinerzeit zur Ausrottung des Uhus in Deutſchland
füh=
ren mußten. Wie allüberall in jenen Landſtrichen, in denen der
Uhu früher zu Gaſt geweſen iſt, iſt auch bei uns die Verfolgung
durch Menſchenhand in allen Stadien ſeiner Entwicklung einzig
und allein als Urſache für ſein ſchnelles, nur wenig Jahre
währendes Ausſterben anzuſehen. Allein ſchon die
Eier=
ſammlerei, die ſonſt in Süddeutſchland weniger beliebt iſt,
forderte ihre Opfer und führte zwangsläufig um ſo ſchneller zum
Verſchwinden dieſer Großeule aus unſeren Wäldern, als das
jähr=
liche Uhugelege nur 2 Eier umfaßt und, genau wie beim Adler,
die Jungen erſt im dritten, vielleicht aber auch erſt im vierten
oder fünften Jahre zur Fortpflanzung ſchreiten. Kommt weiter
hinzu, daß der Uhn nicht jedes Jahr brütet, daß er weiterhin im
Jahr nur eine Brut macht und ſofort auf die Beendigung des
Brutgeſchäftes verzichtet, wenn er dabei irgendwie geſtört wird.
Früher hatte ſich ein ſchwunghafter Handel mit den jungen
aus dem Neſt genommenen Uhus im Laufe der Zeit in ganz
Süd=
deutſchland und auch in Heſſen entwickelt. Und in dem
Grundge=
danken, Geld aus dieſer Großeule und ihrer Brut zu machen, iſt
ausſchließlich der Grund der allgemeinen Uhuperfolgung zu er=
blicken. Der Handel war geſetzlich zuläſſig und wohlorganiſiert,
und ſo kam es, daß weitaus die Mehrzahl der bei uns erbrüteten
Uhus jenſeits der ſchwarz=weiß=roten Grenzpfähle verpflanzt
wurde. In Heſſen ſind in früherer Zeit wenig Uhus zur
Hütten=
jagd verwendet worden. Oft genug iſt es auch vorgekommen, daß
ſich, nachdem die Jungen von Menſchenhänden ausgehorſtet waren.
die Alten im Pfahleiſen, dem gefährlichſten Mordinſtrument für
alles Raubflugwild, gefangen haben. Beſonders der Uhu iſt mehr
als jeder andere Vogel der Gefahr des Schlageiſens ausgeſetzt,
einmal, weil er wenig intelligent iſt und immer wieder auf die
Eiſenbügel geht, zum anderen aber, weil es ſeiner
Lebensgewohn=
heit entſpricht, ſich nachts auf erhöhte Punkte zu ſetzen und von
dort aus Umſchau in der nächtlichen Natur zu halten, oder
Ver=
dauungsſieſta einzulegen. In der dunkelſten Nachtzeit döſen alle
Eulen, ihre eigentliche Jagdſtunde, die „Ulenflugt”, iſt die Zeit
nach Sonnenuntergang und die Verdämmerung des frühen
Morgens.
Einbürgerungsverſuche mit Uhus ſind in Deutſchland ſchon in
früheren Jahren angeſtellt worden. Sie waren je nach der
Sach=
kenntnis des Unternehmers von anfänglichem Erfolg oder zu
ſo=
fortigem Scheitern verurteilt.
Leider war in keinem dieſer Fälle jemand ein Dauererfolg
beſchieden, da trotz anfänglichem Gelingen die Tiere immer wieder
durch die Dummheit der Menſchen vernichtet wurden. Erſt
1926 gelang ein
großzügigerWiederanſiedlungs=
plan auf der Schwäbiſchen Alb. Hier haben ſich die
ein=
geführten Tiere inzwiſchen vermehrt und ſind ſamt ihren Jungen
bis zum heutigen Tage in den Felswänden der Alb verblieben.
Heute kann der Uhu in Württemberg als
wieder=
eingebürgert gelten. Nach den Ergebniſſen des dortigen
Verſuches, der richtunggebend für alle übrigen deutſchen
Trans=
plantationen geworden iſt, wird auch in den übrigen Fällen
ver=
fahren, und nach aller bis jetzt möglichen Vorausſicht wird der
Plan gelingen. Die Hauptſache, daß die Oeffentlichkeit ihm mit
Wohlwollen gegenüberſteht und uns Fehlſchläge der vorgenannten
Art erſpart bleiben!
*) Zurzeit werden in Deutſchland allenthalben
Wiederanſied=
lungsverſuche mit Uhus vorgenommen, ſo z. B. auf der
Schwäbi=
ſchen Alb, im Vogelsberg (Heſſen), in Schleſien und in
Nord=
deutſchland.
Die Polizei meldek:
Wieder Fahrraddiebſtähle. In der Grafenſtraße wurde ein
Herrenfahrrad, Marke und Fabriknummer unbekannt, geſtohlen;
vor einem Kaffee am Hochſchulplatz ein Herrenfahrrad, Marke
Brentano, Fabriknummer 681532; in der Wieſenſtraße ein
Damen=
fahrrad. Marke Alemannia, Fabriknummer 83549. In allen
Fäl=
len waren die Fahrräder wiederum nicht genügend geſichert. In
einem Fall gelang es, den Täter in der Perſon eines Jugendlichen
aus Darmſtadt zu ermitteln. — Am Montag wurde am Weißen
Turm ein Herrenfahrrad, Marke NSU., Fabriknummer
unbe=
kannt, geſtohlen.
Motorraddiebſtahl. Am Montag wurde in Mannheim ein
Kleinkraftrad, Marke Preſto, Kennzeichen IV B 74413, geſtohlen.
Vor Ankauf wird gewarnt.
Leichenländungen. Am 7. Juni ſprang eine etwa 50jährige
Frau in Offenbach in ſelbſtmörderiſcher Abſicht in den Main. Sie
wurde am 11. Juni geländet. — Am Samstag wurde bei Worms
eine männliche Leiche aus den Rhein geländet, die durch den
Er=
kennungsdienſt Darmſtadt am Montag als der 66jährige Reiſende
Bernhard Dinſe aus Landau ermittelt wurde. — Am gleichen Tag
wurde bei Worms eine weitere unbekannte männliche Leiche
ge=
ländet. Es handelt ſich um eine etwa 65jährige Mannsperſon, die
beim Baden ertrunken iſt. Die Leiche trug einen
blauweißgeſtreif=
ten Badeanzug und hat ſcheinbar längere Zeit im Waſſer gelegen.
Vermißte. Seit 6. Juni wird der 16jährige Fabrikarbeiter
Walter Brück aus Leihgeſtern vermißt. Beſchreibung: 1.65 Meter
groß, ſchlank, hellblonde Haare, blaue Augen, blonde Augenbrauen,
kräftige gebogene Naſe, bartlos, vollſtändige Zähne. Kleidung:
blauer Anzug, braune Halbſchuhe, führte helle Hoſe und Fahrrad
bei ſich. Er iſt geiſtig beſchränkt.
Seit 7. Juni wird der 17jährige Bürolehrling Walter Schäfer
aus Steinheim (Oberheſſen) vermißt. Beſchreibung: 1.72 groß,
ſchlank, ovales, friſches Geſicht, dunkleblondes, zurückgekämmtes
Haar, graue Augen, dunkelblonde Augenbrauen, lange ſtumpfe
Naſe, bartlos, geſunde Zähne. Kleidung: SA.=Uniform, führt
außerdem braune Kletterweſte, lange graue Hoſe, Halbſchuhe und
Fahrrad mit ſich. Er iſt feſtzuhalten.
Feſtgenommener Wechſelgeldfallenſchwindler. Am Montag
ge=
lang es der Polizei, einen Wechſelgeldfallenſchwindler in der
Per=
ſon des 25jährigen Schloſſers Hans Ooſterloo aus Wiesbaden
feſt=
zunehmen. Der Betrüger kaufte eine Kleinigkeit in einem hieſigen
Geſchäft ein und ließ ſich einen Zehnmarkſchein wechſeln, in der
Tür kam der Betrüger nochmals zurück und fragte, ob er nicht für
20 RM. Silbergeld wechſeln könnte. Als der Ladeninhaber
be=
reitwilligſt darauf einging, verwickelte ihn Ooſterloo ins Geſpräch,
währenddeſſen er den vorher gewechſelten 10=Markſchein geſchickt
wieder in die Taſche ſteckte, Kurz nach ſeinem Weggehen bemerkte
der Ladeninhaber den fehlenden Geldſchein, ſo daß es mit Hilfe
der Polizei gelang, den Betrüger alsbald feſtzunehmen. Welche
Geſchäftsleute wurden von Ooſterloo in gleicher Weiſe geſchädigt?
Ooſterloo iſt etwa 1.75 Meter groß, blond und trägt
graugeſpren=
kelten Anzug. Geſchädigte wollen ſich auf der Kriminalvolizei
melden.
Einbruchsdiebſthal. In der Nacht vom 9. auf 10. Juni wurde
in dem unbewohnten Jagdhaus eines Darmſtädter Kaufmanns,
in der Gemarkung Ernſthofen, von unbekannten Tätern
eingebro=
chen und folgende Gegenſtände geſtohlen: Ein
Photographen=
apparat (Leyka) mit Entfernungsmeſſer und Selbſtauslöſer, ein
Paar braune Halbſchuhe, Größe 41, ein Paar braune Jagdſtiefel.
Größe 42, ein Füllfederhalter, zwei Zeitſonnenbrillen, zwei
Unter=
hoſen, eine Reihe Servietten und Taſchentücher, ein Rehgeweih
(Sechsender), ſowie eine große Menge Flaſchenweine, Spirituoſen.
Zigarren, Zigaretten und Schokolade. Die Einbrecher hatten in der
Nacht nach feſtlichem Mahl in dem Jagdhaus übernachtet. Die Art
des Einbruchs iſt die gleiche, wie ſie in der letzten Zeit auf der
Marienhöhe und in den Gartenhäuschen der Umgegend verübt
wurden, weshalb anzunehmen iſt, daß es ſich um die gleichen Täter
handelt. Wer hat die Täter beobachtet?
Beſichkigungsfahrt des
Landwirkſchafts=
kommiſſars Dr. Wagner durch
den oberen Bogelsberg.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
Im Anſchluß an eine große Bauernverſammlung in
Lauter=
bach, bei der der Herr Staatskommiſſar für die Landwirtſchaft in
Heſſen in einer äußerſt intereſſanten Anſprache ſeine Pläne für
den bereits begonnenen ſtändiſchen Aufbau des heſſiſchen
Bauern=
ſtandes entwickelte, und an eine Beſichtigung mehrerer
oberheſſi=
ſcher Landwirtſchaftsämter, veranſtaltete Herr Staatskommiſſar
Dr. Wagner zuſammen mit ſeinen beiden engeren Mitarbeitern,
Vertretern der heſſiſchen Bauern, der Landwirtſchaftsämter und
der Beiſpielswirtſchaftskommiſſion eine Rundfahrt durch die von
dem Heſſiſchen Staate und der heſſiſchen Bauernkammer vor vier
Jahren eingerichteten Beiſpielswirtſchaften im oberen Vogelsberg,
die durch Verfügung des Herrn Staatskommiſſars nunmehr unter
der Oberleitung der Bauernkammer einheitlich zuſammengefaßt
ſind, und die ein Vorbild geben ſollen für die beſte Anpaſſung des
Bauernbetriebes an die durch das ungünſtige Klima des
Vogels=
bergs gegebene Lage. Alle Teilnehmer überzeugten ſich davon, daß
in den Betrieben ſchon manche Erfolge erzielt wurden, die z. T.
auch von anderen Bauernbetrieben der betr. Gemeinden
nachge=
ahmt wurden. Der Herr Staatskommiſſar beauftragte die mit der
Beratung der Betriebe betrauten Stellen, auf dem begonnenen
Wege fortzuſchreiten, der ſicher zu einem günſtigen Ziele führt.
wenn es gelingt, die Grundlagen der bäuerlichen Wirtſchaft, die
Viehwirtſchaft und Milchwirtſchaft, wieder rentabel zu geſtalten.
Die tatkräftigen Maßnahmen des Staatskommiſſars auf dieſem
Gebiet berechtigen uns hier zu den beſten Hoffnungen.
Während der Rundfahrt ſtattete der Herr Staatskommiſſar
auch dem Verſuchsgut der Landwirtſchaftskammer im Vogelsberg,
dem Selgenhof, ſeinen Beſuch ab, wo er ſich beſonders lobend
über den ausgezeichneten Zuſtand der Vogelsberger Rotviehherde
äußerte. Der Herr Staatskommiſſar bringt den von der
Land=
wirtſchaftskammer auf dem Selgenhof durchgeführten Maßnahmen
lebhaftes Intereſſe entgegen. Das Verſuchsgut hat die Aufgabe,
für die Grünlandwirtſchaft und die Viehzucht im Vogelsberg
prak=
tiſche Ziele und Wege zu zeigen.
Mit großem Intereſſe beſichtigte der Staatskommiſſar auch
einige Gemeindeviehweiden, deren Bedeutung für die
Hebung der Viehzucht leider bei den beteiligten Bauern heute noch
nicht genugend erkannt wird. Die Bauern unterſchätzen häufig den
Gewinn, den ihnen eine richtig gepflegte und gedüngte Weide
bringen kann, und bevorzugen die alte Hutweide, bei der ſie ohne
Aufwendungen nur ernten wollen, und die daher ſchon nach
weni=
gen Wochen, ſobald im Frühjahr der erſte Wuchs von dem Vieh
abgefreſſen iſt, zur Hungerweide wird. Der Herr Staatskommiſſar
hat den Grünlandſachverſtändigen der
Landwirt=
ſchaftskammer zum Vorſitzenden der
Hutweiden=
kommiſſion ernannt und erwartet von ihm; daß er in
Zu=
ſammenarbeit mit den Landwirtſchaftsämtern
und vor allem auch mit den beteiligten Bauern
im Vogelsberg bei den Gemeindeweiden
als=
bald eine Wirtſchaftsform einführt, die zu einer
wirkſamen Förderung der Rindviehzucht des
Vogelsberges tatkräftig beiträgt.
Die ganze Rundfahrt hat das Verhältnis unſeres heſſiſchen
Bauernführers und des Leiters unſerer landwirtſchaftlichen
Staatsverwaltung zu den einzelnen Bauern noch enger geſtaltet.
Alle Teilnehmer der Veranſtaltung und alle aufgeſuchten
Land=
wirte haben aus der Rundfahrt neue Hoffnungen geſchöpft für das
Wiederaufleben unſeres in den letzten Jahren leider ſo ſchwer
be=
drückten heimiſchen Bauernſtandes.
Kampfbund für deutſche Kultur. Am Freitag, den 16. Juni,
8.15 Uhr abends, wird Kunſtmaler Julius Kaufmann, Darmſtadt,
in der Aula des Realgymnaſiums über moderne Kunſt und ihr
Verhältnis zur deutſchen Kultur ſprechen. Die Ausführungen des
bekannten Künſtlers werden nicht nur für das kunſtintereſſierte
Publikum von weſentlicher Bedeutung ſein, ſondern auch in den
Kreiſen der Künſtlerſchaft ſelbſt auf geſpauntes Intereſſe ſtoßen,
insbeſondere das Thema im Lichte der Aktualität, eine der
bren=
nendſten Gegenwartsfragen, behandelt. Der Vortragende wird
mit dem ihm eigenen Fingerſpitzengefühl die Richtlinien
aufzu=
zeigen verſuchen, auf die unſere Zeit in ihrer künſtleriſchen
Ent=
wicklung hindeutet. Der Beſuch des Vortrages, der im Rahmen
einer Veranſtaltung des Kampfbundes für Deutſche Kultur
ſtatt=
findet, ſei wärmſtens empfohlen. (Siehe Anzeige am Donnerstag,
den 15. Juni.)
— Turngemeinde Beſſungen 1865, e. V. Die für Sonntag,
den 18. Juni I. J., vorgeſehene Wanderung kann, eingetretener
Schwierigkeiten halber, erſt am Sonntag, den 25. Juni I. J.,
ſtatt=
finden.
Sonderfahrten nach Bayern. Das MER.=Reiſebüro,
Frank=
furt a. M., im Hauptbahnhof, veranſtaltet in dieſem Sommer eine
Anzahl Sonderfahrten nach Oberbayern und ins bayeriſche Allgäu.
Die Abfahrt erfolgt in bequemen Eilſonderwagen der Reichsbahn,
jeweils Samstags früh, die Rückreiſe am folgenden Sonntag. Die
Preiſe ſind zeitgemäß. (Vgl. Anzeige.)
— Steuerbevolkmächtigten=Vereinigung. Wie uns mitgeteilt
wurde, iſt letzter Tage eine Vereinigung der bei dem
Landes=
finanzamt Darmſtadt zugelaſſenen Steuerbevollmächtigten ins
Leben gerufen worden. Der Zweck der Vereinigung ſoll in erſter
Linie dazu dienen, einen Zuſammenſchluß der betreffenden
Steuerbevollmächtigten zu erreichen, um gemeinſam gegen
un=
lautere Elemente vorzugehen.
Schwurgericht.
Aw. Vollkommen ergebnislos verlief am Montag die erſte
Schwurgerichtsſitzung. Angeklagt war ein junger Bäcker
aus Viernheim wegen Meineids. Die ganze
Ange=
legenheit reſultiert aus einem Alimentenprozeß, den eine junge
Viernheimerin im Namen ihrer unehelichen Tochter, gegen den
heutigen Angeklagten führte. Durch die Blutunterſuchung war
feſtgeſtellt worden, daß der Angeklagte der Blutgruppe nach
un=
möglich der Vater des Kindes ſein konnte, und das Mädchen
wurde daraufhin, zuſammen mit einem anderen Kavalier, wegen
fahrläſſigen Falſcheids angeklagt. Sie wurden jedoch beide im
Dezember vorigen Jahres mangels Beweiſes freigeſprochen. In
dieſer Verhandlung nun ſoll der heutige Angeklagte einen
Mein=
eid geleiſtet haben. Nach der Vernehmung der Kindesmutter
ſchließt jedoch das Gericht heute die Beweisaufnahme, da das
Mädchen genau das Gegenteil von dem ſagt, was ſie früher
be=
hauptet, und die Ausſage derartig von dem damaligen
Mitange=
klagten beeinflußt ſcheint, daß das Gericht die Vernehmung der
anderen Zeugen unterläßt, da wohl lediglich ein Rattenſchwanz
neuer Meineidsprozeſſe zu befürchten ſteht, aber keine
Aufklä=
rung. Der Angeklagte wird auf den Antrag des Staatsanwalts
und der Verteidigung hin mangels Beweiſes
freige=
ſprochen.
Der Amtsrichter verurteilt unter anderem zwei
Frauen und zwei Männer wegen Vergehens
gegen die Verordnung des Reichspräſidenten
zum Schutze von Volk und Staat zu je zwei
Mo=
naten Gefängnis. Sie werden beſchuldigt. Flugblätter der
antifasciſtiſchen Aktion mit hochverräteriſchem Inhalt
weiterver=
breitet bzw. vorrätig gehalten zu haben. Die ſämtlichen
Ange=
klagten geben zu. daß ſie die Flugblätter in Beſitz hatten,
be=
haupten jedoch übereinſtimmend, ſie hätten nur ein geſchloſſenes
Paket bekommen, und den Inhalt nicht gekannt. Da ſie ſämtlich
Kommuniſten ſind oder wenigſtens der Partei naheſtehen, iſt der
Richter der Anſicht, daß ſie ahnten, was in dem Paket enthalten
war. Demnach haben ſie fahrläſſig gehandelt und müſſen beſtraft
werden.
— Provinzialtag Starkenburg iſt am 19. Juni. Die für
Mitt=
woch in dem Rathausſaal zu Darmſtadt anberaumte Sitzung des
Provinzialtages wird auf Montag, den 19. Juni, nachmittags
3 Uhr, verlegt. Die Tagesordnung bleibt dieſelbe.
Mahnung. Das Schulgeld für die Monate April und Mai
1933 für die hieſigen höheren Schulen, ſowie die ſtädtiſche
Ma=
ſchinenbau=, Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach
der heutigen Bekanntmachung bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung bis zum 22. Juni 1933 an die Stadtkaſſe,
Grafenſtraße 28, zu zahlen.
Aus den Wehrverbänden.
— Wehrſporttreffen in Hanau a. M. am 10. und
11. Juni 1933. Die Stahlhelm=Kreisgruppe Darmſtadt nahm mit
mehreren Wettkampfgruppen an dem Wehrſporttreffen teil Unter
ſtarker Konkurrenz gelang es, zwei Bronze=Plaketten zu erkämpfen.
Gruppe Iven 5 Preis (aktive Klaſſe) Gruppe Enders
2. Preis (Frontkämpfer=Gruppen). Das Wehrſport=Training für
die weiteren Wehrſportkämpfe beginnt am Donnerstag, 15. Juni,
6.45 Uhr, auf dem Wehrſportplatz, Landskronſtraße, unter der
Leitung des Gau=Wehrſportführers Kamerad Volz. Zu dieſem
Wehrſporttraining ſind alle Leiter wehrſporttreibender Vereine
als Gäſte herzlichſt eingeladen.
Lokale Veranſtaltungen.
Oie Hierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu befradhlen
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
— Die Stahlhelmkapelle unter Leitung des
Ober=
muſikmeiſters Mickley veranſtaltet am kommenden Donnerstag,
den 15. Juni von abends 8 Uhr ab im Garten und allen
Räu=
men des Städt. Saalbaues das 1. Große Sommerfeſt im
Rah=
men der Vorkriegsſommerfeſte mit großem Militär=Konzert und
Tanz bei jeder Witterung. Ein reichhaltiges vaterländiſches
Pro=
gramm wird zu Gehör gebracht. (Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Dienstag, den 13. Juni 1933.
Union: „Liebe auf den erſten Ton”, Helia: „Emma, die Perle‟:
Palaſt: „Das Geheimnis um Mata Hari”. — Beſſunger
Licht=
ſpiele: „Der Sieger” und „Die Schlacht von Bademünde‟,
Techn. Hochſchule, Saal 326. 20.15 Uhr: VDJ. Vortrag des
Herrn Direktors Karl Ludwig Lanninger, Frankfurt a. M.,
über „15 Jahre Erfahrungen in der Beregnungstechnik und
ihre praktiſche Auswirkung im In= und Ausland” mit
Licht=
bildern.
Dienstag, 13. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 162 — Seite 7
Aus Heſſen.
Heſſiſche Bauernſchaft
Die Landesführergemeinſchaft deutſcher Bauern in Heſſen wurde
am Montag, den 12. Juni, von dem Landesbauernführer,
Staats=
kommiſſar Dr. Wagner, nach Darmſtadt in den Sitzungsſaal des
Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft einberufen. Es wurde
einſtimmig folgender Beſchluß gefaßt:
Die Landesführergemeinſchaft deutſcher Bauern in Heſſen.
be=
ſtehend aus den Führern des Heſſiſchen Landbundes, des Heſſiſchen
Junglandbundes und des Reformbundes der Gutshöfe, wird zu
der Heſſiſchen Bauernſchaft umgebildet.
Der Führer der „Heſſiſchen Bauernſchaft” * der
Landes=
bauernführer Dr. Wagner=Darmſtadt, ſein SteSvertreter iſt der
Landtagsabgeordnete Seivel=Fauerbach v. d. Höhe.
Es wird ein Vorſtand gebildet, dem außer den vorgenannten
Herren angehören: Dr. von Helmolt=Niederwöllſtadt als Führer
der Altbauernſchaft (bisher Heſſiſcher Landbund, Altlandbund),
Robert Schmidt=Steinheim als Führer der Jungbauernſchaft (
bis=
her Heſſ. Junglandbund), Gutspächter Otto Raabe=Mönchhof als
Führer des Reformbundes der Gutshöfe.
An den Reichspräſidenten Generalfeldmarſchall von
Hinden=
burg wurde folgendes Telegramm abgeſandt:
„Die Heſſiſche Bauernſchaft, die zu 90 Prozent
nationalſozia=
liſtiſch gewählt hat, bittet durch ihre in Darmſtadt verſammelten
Führer dem Reichsbauernführer Darré die Leitung des
Reichs=
ernährungsminiſteriums zu übertragen.
Die Zwingenbergfahrt 1933 der Oeutſchen Landsmannſchaft.
Dg. Arheilgen, 12. Juni. Kirchenkonzert des
Evan=
geliſchen Poſaunenchors. Im Rahmen der
Veranſtaltun=
gen zur Feier ſeines 75jährigen Beſtehens gab der Poſaunenchor
geſtern abend, in der Kirche ein Konzert, das dem Gedächtnis
Johann Sebaſtian Bachs gewidmet war und ausſchließlich Werke
dieſes großen Meiſters zu Gehör brachte. Die Vortragsfolge war
von Herrn Studienrat Borngäſſer=Darmſtadt feinſinnig
zu=
ſammengeſtellt und brachte auserleſene Werke Bachs. Als
Soli=
ſten waren gewonnen Frau Dr. Roeſener=Darmſtadt (Alt),
die Herren Oskar Kleinberg=Darmſtadt (Violine),
Botter=
buſch=Darmſtadt (Oboe). Beſonders erfreulich für die überaus
zahlreichen Beſucher war es, an der Orgel Herrn Karl
Geiß=
ein Sohn Arheilgens, zu hören. Mit dem Präludium in D=Moll
für Orgel leitete Herr Geiß den Abend ein. Es folgte die
vor=
reformatoriſche Weiſe. Allein Gott in der Höh ſei Ehr”, vom
Po=
ſaunenchor geſpielt. Den erſten Vers ſang dann der
Kirchen=
geſangverein, den 2. Vers wiederum der Kirchengeſangverein unter
Begleitung eines kleinen Bläſerchors und den 4. Vers die Gemeinde
unter Begleitung des Poſaunenchors. Ueber das Leben und
Schaf=
fen Bachs und ſeine Bedeutung für die evangeliſche Kirchenmuſik
ſprach in ehrenden und dankbaren Worten Herr Dekan
Zim=
mermann=Darmſtadt. Nach dem Choral „Lobe den Herren,
den mächtigen König” nach der Stralſunder Melodie durch den
Poſaunenchor ſang Frau Dr. Roeſener die Arie aus der
Pfingſt=
kantate „Mein gläubiges Herze” unter Orgelbegleitung, worauf
Herr Kleinberg die Arie aus der D=Dur=Suite und Sarabande
auf der Violine, ebenfalls mit Orgelbegleitung, zu Gehör brachte.
Es folgten die Choralbearbeitung „Nun kommt der Heiden
Hei=
land” für Orgel, der Oboe=Solo aus dem Weihnachts=Oratorium,
geſpielt von Herrn Botterbuſch unter Orgelbegleitung, und das
Vorſpiel zu dem Choral „Liebſter Jeſu wir ſind hier” ſowie der
Choral ſelbſt auf der Orgel. Dann brachte der
Kirchengeſang=
verein „Vater unſer im Himmelreich” (Text von Martin Luther)
zum Vortrag. Weiter brachte das Programm das Siciliano aus
der Sonate für Violine in G=Moll (Solovioline) und das Adagio
aus dem Violinkonzert in B=Dur (Violine und Orgel),
An=
ſchließend ſang Frau Dr. Roeſener die Arie mit obligater Oboe
damore (ein Altſolo mit Oboe und Orgelbegleitung) ſowie zwei
geiſtliche Lieder für Alt unter Orgelbegleitung, und zwar. Gib
dich zufrieden und ſei ſtille” und. Der Tag geht hin, die Sonn‟
geht nieder”, die gerade in ihrer Schlichtheit beſonders
eindrucks=
voll waren. Nach dem Choral Nun lob” mein Seel' den Herrn”,
(Poſaunenchor, dann Kirchengeſangverein und zuletzt Gemeinde)
beſchloß Herr Geiß mit dem Poſtludium für Orgel den
Gedächtnis=
abend. Kirchengeſangverein unter Leitung von Herrn Chriſtian
Weber=Arheilgen und Poſaunenchor unter Leitung von Herrn
Breitrück=Darmſtadt hatten an dieſem Abend Gelegenheit, ihr
großes Können unter Beweis zu ſtellen, und die Soliſten ſind mit
ihren Leiſtungen beſtens bekannt — Toten=Gedenkfeier.
Der hieſige Poſaunenchor veranſtaltete anläßlich ſeines 75jährigen
Jubiläums geſtern morgen nach dem Gottesdienſt eine ſchlichte
Gedenkfeier zu Ehren ſeiner verſtorbenen und gefallenen
Mitglie=
der am Ehrenmal auf dem Friedhofe. Nach einem einleitenden
Choral hielt Herr Pfarrer Grein eine Anſprache, in der er der
verſtorbenen und gefallenen Mitglieder in ehrenden Worten
ge=
dachte. Nach der Kranzniederlegung durch den Vorſitzenden des
Poſaunenchors, Herrn Philipp Weſp, intonierte der Chor das
Lied vom guten Kameraden. Auch des Gründers des
Poſaunen=
chors wurde an deſſen Grab ehrend gedacht.
Be. Büttelborn, 12. Juni. Rektor Gilchsletzte Fahrt.
Am Samstag nachmittag wurde auf dem Waldfriedhof Rektor
Gilch, der jäh durch einen Herzſchlag, aus dem Leben geriſſen
wurde, beigeſetzt. In der Kapelle fand die Einſegnung ſtatt. Von
hier aus bewegte ſich der Trauerzug zu dem Grabe Pfarrer Dörr=
Büttelborn hielt die Grabrede. Er ſchilderte den Verſtorbenen als
Menſchen und Freund. Kränze wurden niedergelegt durch den
ſtellvertretenden Schulleiter, Lehrer Hebermehl, im Namen des
Schulvorſtandes und der Lehrerſchaft, ein Kranz von der
Bezirks=
lehrerſchaft, von den Büttelborner Schulkindern und dem
Turn=
verein Horrweiler, deſſen Ehrenmitglied der Verſtorbene war.
Kreisſchulrat Born hielt am Grabe eine kurze Anſprache, in der er
den Verſtorbenen, ſoweit er ihn kannte — Born iſt noch nicht lange
in Groß=Gerau — ſchilderte. Die Beerdigung fand unter allgemeiner
ſtarker Beteiligung ſtatt. — Siegesfeier. Der
Bürger=
geſangverein „Frohſinn” hielt am vergangenen Samstag im
Gaſt=
haus „Zum Schützenhof” eine Siegesfeier ab.
G. Ober=Ramſtadt, 12. Juni. Nach einer Bekanntgabe der
Bürgermeiſterei werden die Bezüge der Klein= und Sozialrentner
für Monat Juni am Donnerstag, den 15. Juni, nachmittags von
2—5 Uhr bei der Gemeindekaſſe ausgezahlt.
Cp. Dieburg, 12. Juni. Der Mitteldeutſche
Bank=
verein A.=G. i. Liquid, hielt am geſtrigen Sonntag nachmittag
im „Ochſen” eine durch den Aufſichtsratsvorſitzenden Ebert
gelei=
tete ordentliche Mitgliederverſammlung (Generalverſammlung)
ab, die ſich zunächſt mit der Vorlage der Bilanz und der Gewinn=
und Verluſtrechnung beſchäftigte. Beide wurden genehmigt. An
Stelle der ſeitherigen, zurückgetretenen Aufſichtsratsmitglieder
Ebert, Fäth und Petermann ſetzt ſich der neue Aufſichtsrat auf
Grund der durch ſchriftliche Abſtimmung vorgenommenen
Neu=
wahl aus Karl Reis Heinrich Kolb und Adam Lang zuſammen.
Bei entſprechender Satzungsänderung ſoll der Aufſichtsrat noch
durch zwei weitere Mitglieder (Karl Enders und Heinrich Dotter)
ergänzt werden. Auf Grund einer bereits vorgenommenen
Satzungsänderung wurde beſtimmt, daß Aufſichtsratsmitglied des
in Liquidation befindlichen Bankvereins nur ein Gläubiger und
nicht ein Schuldner ſein kann. Allgemein kam in der
General=
verſammlung zum Ausdruck, daß die Liquidation ſo ſchnell wie
möglich reſtlos durchgeführt werden ſoll. — Der
Eiſenbahn=
verein Dieburg unternahm am geſtrigen Sonntag mit nahezu
1000 Teilnehmern einen Ausflug nach Heidelberg, der leider vom
Regen ſtark beeinträchtigt war.
Cg. Reinheim, 12. Juni. Tragiſches Ableben. Am
geſtrigen Abend verſtarb der hier durchreiſende Chriſt, Huther
aus Münſter bei Dieburg infolge eines Schlaganfalles direkt am
Eingang zu dem hieſigen Bahnhof kurz nachdem er ſich ſeine
Heim=
reiſekarte gelöſt hatte. Nach Erledigung der gerichtlichen
Formali=
täten brachte man die Leiche zunächſt in das Leichenhaus des
Rein=
heimer Friedhofes. — Odenwaldklub. Die Wanderung
geſtern früh ſollte bereits um 6.45 Uhr mit dem Zuge erfolgen,
doch regnete es ſo ſtark, daß die Abreiſe auf 8.30 Uhr verſchoben
wurde. Es ging im Regen mit dem Zuge bis Bad König und dort
aufwärts nach dem Hainhaus. Unterwegs ſchon mußte einmal
Unterſchlupf geſucht werden, da es zu ſtark regnete. Die trotz
mie=
ſen Wetters immer gute Stimmung ließ den Aufenthalt ſowohl
auf dem Hainhaus als auch nachher in Vielbrunn, wo die
Mit=
tagsraſt bei Metzger und Gaſtwirt Hofmann gehalten wurde, mehr
als kurzweilig werden. Infolge des unwirſchen Wetters entſchloß
man ſich zur früheren Rückkehr mit dem um 6.19 Uhr vom
Oden=
wald in Reinheim eintreffenden Zug. Eine Abordnung des Klubs
war zu der außerordentlichen Vertreterverſammlung nach
Wein=
heim gefahren, um dort mitzuberaten und abzuſtimmen über die
Neuordnung im Klub.
Bg. Unter=Moſſau. 12. Juni. Kirchweihe. Als erſte
Kirchweihe im Kreis Erbach war am Sonntag und Montag die
Kirchweihe der beiden Gemeinden Unter= und Ober=Moſſau. Nach
der Kirchweihe beginnt nach einem alten Brauch hier im
erſte Ernte des Jahres, die Heuernte.
Wiederum, wie alljährlich, rief auch in dieſem Jahre die
deutſche Landsmannſchaft ihre Mitglieder, inſonderheit die in
der näheren und weiteren Umgebung von Zwingenberg
wohnen=
den Verbandsbrüder auf, diesmal die 40. Zwingenbergfahrt
feier=
lich zu begehen und der 1868 erfolgten Gründung des
Geſamtver=
bandes zu gedenken. Leider hatte der Wettergott es nicht
ſonder=
lich gut mit uns gemeint, denn es regnete faſt während des
gan=
zen Nachmittags in Strömen.
Zum erſten Male trifft ſich die D. L. nach der nationalen
Er=
hebung in Zwingenberg, zum erſten Male nach dem auf der
Pfingſttagung in Koburg abgelegten Bekenntnis zum
Führerprin=
ziv. Der wirtſchaftlichen Not Rechnung tragend, verſammelten ſich
die Teilnehmer mit ihren Angehörigen erſt am Nachmittag im
alten Zwingenberger Stammlokal „Zum Löwen”. In bunten
Mützen erſchienen die Vereinigungen alter Landsmannſchafter
Darmſtadt, Frankfurt und Heidelberg, ſowie die Heidelberger,
Darmſtädter, Frankfurter und ſogar Gießener Korporationen und
andere Verbandsbrüder in ſtattlicher Anzahl. Ein buntbewegtes
Bild in Zwingenberg, wie alljährlich am Sonntag nach Pfingſten.
Der Marktplatz feſtlich mit den alten und neuen Reichsfarben,
ſo=
wie den Farben der Gründungslandsmannſchaften geſchmückt,
zu=
mal auch Herr Verbandsbruder Miniſterpräſident Profeſſor Dr.
Werner (Charriae Gießen) ſein Erſcheinen angekündigt hatte.
Um 3.30 Uhr begann die Veranſtaltung im großen Saale des
„Löwen”, der überaus gut beſetzt war, mit der
Begrüßungs=
anſprache des Vorſitzenden der V. A. L. Frankfurt, Herrn
Ver=
bandsbruder Nies, Chattiae=Gießen. In kurzen Worten brachte
der Redner den wichtigſten Beſchluß des L.C.=Tages zur
Kennt=
nis, wonach auch die deutſche Landsmannſchaft in Koburg ſich
ge=
ſchloſſen zum Führerprinzip und zur nationalen Erhebung
be=
kannt habe und wünſchte der Veranſtaltung einen recht guten und
feuchtfröhlichen Verlauf.
Gegen 4 Uhr erſchien, von allen Feſtteilnehmern mit
ſtürmi=
ſchen Heilrufen bearüßt. Vbhr. Miniſterpräſident Prof Dr.
Wer=
ner, worauf die Verſammelten ſpontan das Horſt=Weſſel=Lied
an=
ſtimmten. Nach kurzer Pauſe ergriff Vbbr. Dr. Werner, vom
Vor=
ſitzenden der V. A.L. Frankfurt in warmen Worten begrüßt, das
Wort und führte, von der Heſſentreue und dem Heſſenſtamm
aus=
gehend, an, daß es gerade die deutſche Landsmannſchaft ſei, die die
Stämme als die Wurzeln deutſcher Eigenart pflege. Deutſche
Stammesart müſſe trotz aller Gleichſchaltung als Kraftſvender
deutſchen Volkstums erhalten bleiben. Alles müſſe im großen
deut=
ſchen Konzert harmoniſch zuſammenklingen, damit „die
Lands=
mannſchaft eine treudeutſche Standmannſchaft” bleibe. Eng mit
dieſer Stammesfrage ſei auch die Baſſenfrage verbunden, beides
Ideale, die er als Kämpfer ſeit 30 Jahren wohl am beſten zu
be=
urteilen und zu würdigen wiſſe. Dieſen höchſten Idealen der
natio=
nalen Erhebung zuzuſtreben, ſei die ſchwere Aufaabe nicht nur der
nächſten vier Jahre, ſondern erfordere unermüdliche
Kraftanſtren=
gung und Ausdauer. Dazu mitzuhelfen, ſei nicht zuletzt auch
Auf=
gabe unſerer deutſchen Landsmannſchaft; jeder an ſeinem Platz, ob
Führer oder einfacher Kämpfer, Mainlinie, konfeſſioneller Hader
und Klaſſenkampf ſeien zwar überwunden, aber auch im
zukünfti=
gen Ständeſtaat müſſe das Standesbewußtſein gepflegt werden.
nur müßten wir uns vor Ueberheblichkeiten hüten. Dann erſt
werde unſer Volk wieder emvorgehoben aus dem Wellental und
ein neuer deutſcher Geiſt werde wehen über Deutſchlands Gauen.
Ein ſtarkes und mächtiges Volk werde erſtehen, das ſich innerlich
zu friedlichem Aufbau der Nation hindurchgerungen habe.
Der Redner ſchloß mit einem Siegheil auf die D. L., auf unſer
Heſſenland, unſere große Heimat, die Nation, und auf unſere
überragenden Führer Hitler und Hindenburg, in das die
Teil=
nehmer freudig einſtimmten.
Im Verlaufe des Nachmittags, deſſen Pauſen durch eine
rüh=
rige Kavelle ausgefüllt wurden, überbrachte SS.=Mann
Zeil=
felder (Teutonige=Heidelberg) Grüße und Wünſche der Stadtver=
waltung Zwingenberg, die ſchon von jeher mit der D.L. eng
ver=
bunden geweſen ſei, und die beſondere Wünſche auch ihrem
ver=
ehrten Miniſterpräſidenten entbiete, deſſen Perſon und Name es
nicht zum geringſten geweſen ſei, die Zwingenberg geſchloſſen
hin=
ter die nationalſozialiſtiſche Bewegung geführt hätten. Nach den
Dankesworten Prof. Werners und einigen kurzen, aber
eindrucks=
vollen Worten über die Bedeutung unſeres geliebten Heſſenlandes
und ſeiner Aufgaben für die Geſamtnation, ſtimmten die
Teil=
nehmer ergriffen das Deutſchlandlied an.
Nach einigen Stunden gemütlichen Beiſammenſeins, wobei
auch die Jugend zu ihrem Rechte kam, brachten die Züge und
Autos die Teilnehmer wieder in die Heimat zurück. So hat auch
die 40. Zwingenbergfahrt 1933 ihren harmoniſchen Ausklang
ge=
funden.
Verbandskag der Kriegerkameradſchaft „Haſſia”.
Nidda, 12. Juni. Der Landesverband der Kriegerkameradſchaft
„Haſſia” führte einige Hundert Vertreter aus allen Teilen des
Heſſenlandes in Nidda zuſammen, Reichsſtatthalter Sprenger und
Miniſterpräſident Dr. Werner hatten Begrüßungsſchreiben
ge=
ſandt. Den Vorſitz führte Generalleutnant Oidtmann=Darmſtadt,
Er begrüßte neben den alten Soldaten auch die Altveteranen und
eröffnete den Verbandstag mit dem Hinweis, daß auch die „
Haſ=
ſia” eine Gleichſchaltung vornehmen müſſe, obwohl dies nur
for=
melle Bedeutung habe, denn die Kriegervereine ſeien ſtets
natio=
nal geweſen. Er gedachte dann beſonders der Kameraden im
be=
ſetzten Gebiete, die für uns leiden und für das Vaterland
eintre=
ten „Zum Führer der „Haſſia” wurde Generalleutnant a. D. von
Oidtmann ernannt. In Zukunft muß von den üblichen beiden
Füh=
rern bis in die Ortsvereine hinein einer der NSDAP. angehören.
Von den übrigen Vorſtandsmitgliedern müſſen mindeſtens 50
Pro=
zent Teilnehmer am Weltkriege und Nationalſozialiſten ſein. Zum
zweiten Führer der „Haſſia” wurde Staatsſekretär. Jung
Darm=
ſtadt, zum dritten Landesfinanzamtsdirektor Lindenſtruth=
Darm=
ſtadt ernannt. Die bisherigen Präſidialmitglieder wurden zu
Ehrenmitgliedern ernannt. Im Geſchäftsbericht wird betont, daß
der Vertrag mit der Allianzverſicherung ſich als nutzbringend
er=
wieſen habe und daß die Verſicherung obligatoriſch eingeführt
wer=
den ſoll. Der Kleinkaliberſchießſport ſoll zum Volksſport wie in
der Schweiz ausgebaut werden. Der nächſte Verbandstag ſoll in
Darmſtadt ſtattſinden. — An der Kundgebung am Feſtplatz
nah=
men auch der Großherzog und Erbgroßherzog mit Gemahlin teil.
Rheinfahrk als Abſchluß der Kolonial=Tagung.
Be. Mainz, 12. Juni. Von der Kolonialtagung in Frankfurt
am Main kommend, trafen am Sonntag nachmittag über 300
Teil=
nehmer der Tagung, darunter Gouverneur v. Schnee mit
zahl=
reichen führenden Perſönlichkeiten der Kolonialbewegung hier
ein, um nach einer kurzen Stadtbeſichtigung mit dem
Sonder=
dampfer „Rheingold” der Rheiniſchen Perſonenſchiffahrt Friedrich
eine Rheinfahrt nach Bingen zu unternehmen. Zu Ehren der
Teil=
nehmer hatte die Stadtverwaltung in Bingen die Burg Klopp
feſtlich beleuchtet. Von Bingen aus kehrten die Reiſeteilnehmer mit
der Eiſenbahn in ihre Wohnorte zurück
Klein=Umſtadt. 12. Juni. In unſerer Gemeinde wiro am
Sonntag den 2. Juli, das Dekanatsmiſſionsfeſt des
evang. Dekanats Groß=Umſtadt gefeiert werden. Der
Feſtgottes=
dienſt beginnt nachmittags um 1 Uhr, die Nachfeier um 3.15 Uhr.
Bei beiden Miſſionsverſammlungen wird Herr Miſſionar Michel
von Darmſtadt, der im Auftrag der Baſler Miſſionsgeſellſchaft
jahrelang in China war, zu Wort kommen.
Seite 8 — Nr. 162
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Juni 1933
Namen von gutem Klang.
Die Geſchichke einer Kirche und eines deutſchen Edelgewächſes.
Die Wormſer Liebfrauenkirche
und Liebfrauenmilch.
Von Peter Bauer.
Die Liebfrauenkirche iſt das einzige gotiſche Gotteshaus in
Worms. Mit ihren beiden Türmen ragt ſie weithin ſichtbar an
der nördlichen Peripherie der Stadt inmitten eines ſonnigen
Weinberggebietes zwiſchen Rheinufer und Mainzer Straße empor.
Sie hatte, wie Urkunden und Geſchichtsſchreibung zuverläſſig
bezeugen. zwei Vorgängerinnen auf gleichem Grund und Boden.
Die erſte Kirche, an die ein fränkiſcher Friedhof grenzte, hieß das
alte Münſter. Es war aller Wahrſcheinlichkeit nach die Kapelle
in der Vorſtadt, die Biſchof Burchard von Worms im Jahre 1006
von König Heinrich II aus ſeinem Eigentum zum Geſchenk erhielt.
Denn ſie erwies ſich ſehr bald als zu klein, da ſie, wie der
Worm=
ſer Geſchichtsſchreiber Schannat berichtet, wegen zahlreicher
Wun=
der, die durch die Fürbitte der heiligen Jungfrau geſchahen,
ſtän=
dig ſtark beſucht wurde. Eine größere Marienkirche ſollte Abhilfe
ſchaffen. Aber erſt in den Jahren 1276 und 1277 konnte man die
Kapelle abtragen und mit Hilfe frommer Spenden, für die die
Biſchöfe von Speyer. Würzburg und Lemberg Abläſſe
ausſchrie=
ben, den Neubau beginnen. Nachdem er in ſeinen Hauptteilen im
Jahre 1298 vollendet war, erhob der damalige Wormſer Biſchof
Emicho die neue Marienkirche zum Kollegiatſtift mit einem
Kol=
legium von zwölf Kanonikern, deren Zahl aber ſchon einige Jahre
ſpäter wegen zu ſpärlicher Einkünfte auf ſechs vermindert werden
mußte. Aus dem gleichen Grunde gerieten auch die Schlußarbeiten
an dem Gotteshaus ins Stocken und mußten ſchließlich trotz aller
Bemühungen des Erzbiſchofs von Mainz und des Biſchofs von
Worms gänzlich eingeſtellt werden. Man mag zunächſt dieſe
Not=
maßnahme bedauert haben, aber als der Zuſtrom der auswärtigen
Marienverehrer weiter anwuchs, und die Kirche die Menſchen
nicht mehr aufnehmen konnte, erkannte man wohl, daß hier mit
halber Arbeit nichts getan ſei, und beſchloß, wiederum eine größere
Kirche zu bauen. Dieſer glücklichen Einſicht verdankt die heutige
Liebfrauenkirche ihr Daſein.
Im Jahre 1310 begann man die Kirche ab= und von Weſten
her neu aufzubauen. Stiftungen und Vermächtniſſe ermöglichten
die erſten Arbeiten. Aber die Mittel erſchöpften ſich bald wieder,
ſo daß nur langſam und in Pauſen gebaut werden konnte. Im
Jahre 1318 wurde die Errichtung der Seitenſchiffe in Angriff
ge=
nommen. Um dieſe Zeit vereinigte der Wormſer Biſchof Heinrich
die Amanduspfarrei mit dem Stift, um ihm wohl die Laſt des
Bauens erleichtern zu helfen. Aber die Geldknappheit blieb auch
weiterhin die immer wieder zu überwindende Schwierigkeit. Sie
hemmte und verzögerte dauernd den Fortſchritt der Arbeiten, und
man muß die Zähigkeit und Ausdauer bewundern, mit der man
das einmal geſteckte Ziel verfolgte. Zwiſchen den Jahren 1350 bis
1381 wurde der Weſtbau mit ſeiner doppeltürmigen Faſſade
vol=
lendet, ferner das Langhaus, ein Teil des Querſchiffes und der
Chorumgang. Die wuchtigen, maſſiven Untergeſchoſſe der Türme
erhielten erſt Jahrzehnte ſpäter ihre leichteren, fröhlich
empor=
ſtrebenden achteckigen oberen Stockwerke. Der baſilikalen Anlage
des Mittelſchiffs gliederte man als reizvollen Abſchluß den
poly=
gonen Chor an, ein Achteck, um deſſen fünf Außenſeiten der
Chor=
umgang geführt wurde eine Verlängerung der Seitenſchiffe von
impoſanter Wirkung. Nach dieſer Bauperiode trat erneut eine
Pauſe ein, die ſich über fünfzig Jahre hin ausdehnte, weil wieder
jegliche Mittel fehlten. Schließlich kam die Stadt zu Hilfe und
unterſtützte den Weiterbau der Kirche, ſo daß er in den Jahren
1449 bis 1453 mit allen Kräften gefördert werden konnte. Endlich
brachte das Jahr 1468 die Vollendung des Gotteshauſes, nachdem
zum Schluß noch eine zweiſtöckige Sakriſtei an der Südoſtecke des
Querhauſes und ein Kreuzgang an der Südſeite angebaut worden
waren.
Die vielen Drangſale, die Worms in den nächſten
Jahrhun=
derten zu erdulden hatte, gingen auch nicht an der Liebfrauenkirche
ſpurlos vorüber. Zwar konnte im Dreißigjährigen Krieg die
Ge=
fahr einer Zerſtörung durch die Schweden von ihr abgewendet
werden, aber noch keine fünfzig Jahre ſpäter, als die Soldaten
Ludwigs XIV. die Pfalz und Rheinheſſen verwüſteten und Worms
in Brand ſteckten, wurde auch an der Liebfrauenkirche vieles
zer=
ſtört. Der ganze Dachſtuhl ging in Flammen auf, und die
Ge=
wölbe bis auf die der Seitenſchiffe und des Chorumgangs ſtürzten
ein. Der Steinhelm des Südturmes wurde herabgeſchoſſen. In
den Jahren 1709 und 1710 erfolgte die Wiederherſtellung dieſer
verwüſteten Teile. Aber es vergingen noch keine hundert Jahre,
da ſaßen die Franzoſen wieder in Worms, und abermals erging
es der Liebfrauenkirche ſchlecht. Im Jahre 1803 wurden der
Kreuzgang ſamt dem angrenzenden Kapuzinerkloſter von den
Franzoſen verkauft. Danach brach man ſie ab. zumal ein Jahr
vorher ſchon das Stift aufgehoben worden war. Von da ab geriet
die Kirche mehr und mehr in Verfall, beſonders als ſie vom Jahre
1814 ab als Heu= und Strohſpeicher vermietet war. Zwei Jahre
blieb das Gotteshaus in dieſem unwürdigen Zuſtand, bis man ſich
ſchließlich eines Beſſeren beſann und Liebfrauen der Pfarrei Sankt
Martin zuteilte. Dem damals dort amtierenden Pfarrer Reuß,
der ſich die Inſtandſetzung der ſehr mitgenommenen Kirche zur
Lebensaufgabe gemacht hatte, iſt die endgültige Wiederherſtellung
zu verdanken, ſo daß im Jahre 1868 der Mainzer Biſchof Wilhelm
Emanuel von Ketteler, die feierliche Konſekration vornehmen
konnte. Im Jahre 1898 wurde Sankt Liebfrauen zu einer
Pfarr=
kuratiekirche erhoben. Eine herrliche Bereicherung der
außer=
ordentlich glücklichen Raumgeſtaltung ihres Innern. deren
Schön=
heit man hinter dem einfachen Aeußern nicht vermutet, ſind die
neuen Chorfenſter im Umgang, die ſie vor einigen Jahren geſtiftet
bekam. als die kitſchigen Vorläufer bei der Oppauer Exploſion in
Trümmer gegangen waren. Wer die Kirche betritt, der ſieht ſchon
beim erſten Blick zum Altar hin die glühenden Farben der neuen
Fenſter durchleuchten und iſt gebannt von der wundervollen
Wir=
kung einer faſt myſtiſchen Stimmung.
Der Liebfrauenkirche verdankt der Wein von anerkannter
Güte und Weltruf, der in den Wingerten um ſie herum wächſt,
ſeinen Namen: Liebfrauenmilch. Worms iſt uralte Weinſtadt.
Schon im Nibelungenlied iſt von dem „Guoten Win” die Rede.
der am Wormſer Königshof den Gäſten kredenzt wurde. Und der
ſogenannte Siegfriedſtein hinterm Dom. den die Sage zu einem
Wurfſtein des Helden gemacht hatte, iſt nach neueren
Feſtſtellun=
gen — der in ſeine obere Fläche eingetiefte Napf deutet ſchon
dar=
auf hin — ein Kelterſtein, der bereits kurz nach Chriſti Geburt
gebräuchlichen Baumkelter. Auch die ſpätere Zeit bezeugt den
Weinreichtum der Stadt. In den kurz vor Beendigung des
Drei=
ßigjährigen Krieges erſchienenen Kupfertafeln des Matthäus
Merian d. Ae, der „Topographia Palatinus Rheni”, einer
wert=
vollen Darſtellung unſerer Rebkultur des 17. Jahrhunderts, nimmt
Worms einen hervorragenden Platz ein. Und in dem zu Merians
Zeichnungen von M. Zeiler verfaßten Text wird von Worms
ge=
ſagt: „Es liegt die Stadt auf einem ſehr fruchtbaren Boden, hat
an Getraid. Wein und Fiſch u. a. einen großen Vorrath.‟ Der gute
Klang, den alſo Worms ſchon immer als Weinſtadt hatte, konzen=
W
trierte ſich nun mehr und mehr im Laufe der Jahre auf das um
die Liebfrauenkirche gelegene Rebengelände, deſſen Wein an Güte,
Raſſigkeit und Zartheit alle anderen Wormſer Lagen übertraf.
Dieſes Weinberggebiet war ehemals einheitlicher Beſitz des
Lieb=
frauenſtifts oder des Kapuzinerkloſters, ſoweit deſſen Garten in
Betracht kam. Es führte damals im Kataſter die Bezeichnung „
Lieb=
fraumilchgut” heute lautet die Eintragung nur noch „Im
Lieb=
frauenſtift” Als der geiſtliche Beſitz aufgeteilt wurde, erwarb
die im Jahre 1786 gegründete älteſte Wormſer Weinfirma P. J
Valckenberg den größten Teil des Geländes. Ihr Beſitz umfaßt
die kataſteramtlich eingetragenen Weinbergslagen der rühmlichſt
bekannten Weltmarken: „Liebfrauen=Stiftswein” „
Liebfrauen=
ſtift Kreuzgang” und „Liebfrauenſtift Kloſtergarten” Ueber dieſe
Weine ſchreiben Wilhelm Hamm und Freiherr A. v. Babo in ihrer
im Jahre 1886 in Leipzig erſchienenen Fachſchrift „Das Weinbuch”
unter anderem: „In die erſte Rangklaſſe der Weine gehört von
den rheinheſſiſchen nur die Liebfrauenmilch. Dieſer berühmte Wein
wächſt zu Worms zwiſchen Ruinenmauern eines Kloſters, auf nur
wenig gegen Süden geneigtem Terrain. An den
Liebfrauen=
milch=Weingarten ſtößt der Kapuzinergarten und anderes
Wein=
gelände zwiſchen ähnlichen Mauern. Im Jahre 1831 wurde das
Stück 1828er Liebfrauenmilch mit 6500 Mk. verkauft. Sie iſt ein
Wein voll feiner Würze. Blume, Lieblichkeit und Wohlgeſchmack.”
Daß das köſtliche Getränk heute von den Kennern in allen Ländern
mit Behagen geſchlürft wird und den Namen der alten
Nibelun=
genſtadt als Weinort in immer fernere Zonen getragen hat, iſt
das Verdienſt der oben erwähnten Firma, deren Wirkſamkeit Prof.
J. Nover in ſeinem vor ungefähr vierzig Jahren erſchienenen Buch
Das alte und neue Worms” folgendes Lob zollt: „Ohne das Haus
Valckenberg wäre der weltberühmte Ruf der Wormſer
Liebfrauen=
milch nicht begründet worden, denn nur dem unternehmenden
Geiſt dieſer Familie, welche unabläſſig die weite Welt bereiſte,
war es zu verdanken, daß in allen Welttheilen der Zaubername
dieſes Weines bekannt geworden iſt.
Daß der Name „Liebfraumilch” heute auch oft noch in anderer
Hinſicht ein Zaubername iſt, ſoll nicht verſchwiegen werden. Oft
zaubert er nämlich dem. der einen Tropfen aus den Weinbergen
um Sankt Liebfrauen zu koſten glaubt, nur etwas vor, weil es
auch einen Phantaſienamen Liebfraumilch gibt, der für jeden
„Rheinwein von qualitativ guter lieblicher Art” zugelaſſen iſt. mit
dem alſo ein Wein, der noch nicht einmal Worms, geſchweige denn
die Liebfrauenkirche geſehen hat. getauft ſein kann. Hier bürgen
nur die alten. mit der Geſchichte der Kirche verbundenen Namen
für echte, ihren Rebengärten entſtammte Liebfrauenmilch.
As Erbach, 12. Juni. Kreistagsſitzung. Am Dienstag,
den 13. Juni, vormittags 10 Uhr. findet im Sitzungsſaal des
Kreisamtes zu Erbach eine öffentliche Sitzung des Kreistages des
Kreiſes Erbach ſtatt. — Von der Landkrankenkaſſe des
Kreiſes Erbach. In dieſen Tagen fand durch die
Verbands=
prüfer des Reichsverbands der deutſchen Landkrankenkaſſen unter
Beteiligung des Verſicherungsamtes Erbach eine unvermutete
Reviſion der Kaſſen= und Geſchäftsführung der
Landkranken=
kaſſe für den Kreis Erbach ſtatt. Das Ergebnis dieſer Prüfung war
ſehr befriedigend. Es wurde daher von der Aufſichtsbehörde die
ſaubere und gewiſſenhafte Verwaltung und Geſchäftsführung der
Kaſſe vorbehaltlos anerkannt. —
Kirchenſteuerſprech=
ſtunden finden vom 12. bis 23. Juni jeden Dienstag und
Freitag im Gemeindehaus von 5—7 Uhr ſtatt. Erſte
Sprech=
ſtunde am 13. Juni, letzte Sprechſtunde am 23. Juni.
Neuſtadt, 12. Juni. Während in unſerer Gemeinde im
vori=
gen Jahr die ſämtlichen Gruppen des Odenwaldbezirkes des
evan=
geliſchen „Heſſenbundes” zuſammenkamen, werden ſich in dieſem
Jahre nur die Jungſcharen treffen. Dieſes Kreistreffen wird am
Samstag und Sonntag, den 8 und 9. Juli, hier ſtattfinden. Der
Bundesführer, Herr Pfarrer Page von Mainz, hat ſelbſt ſein
Er=
ſcheinen zugeſagt. Mancherlei Vorbereitungen ſind ſchon getroffen.
Neben allerlei Wettkämpfen wird diesmal auch um einen
Singe=
wimpel gerungen werden. Das Treffen ſoll zeigen, wie rechte
deutſche evangeliſche Jugend fromm und fröhlich Feſte zu feiern;
verſteht.
Stockſtadt a. Rh., 12. Juni. Die hieſige Ortsgruppe der N. S.
D.A.P. veranſtaltet am 25. Juni das Feſt der Fahnenweihe. Die
Vorbereitungen hierzu ſind bereits in vollem Gange. Das Feſt
ſoll der Zeit entſprechend ſchlicht und einfach durchgeführt werden.
Pfarrer Knab=Guſtavsburg wird vorausſichtlich die Feſtrede
hal=
ten. Die Nachbar=Ortsgruppen haben ihr Erſcheinen bereits
zu=
geſagt.
— Gernsheim, 12. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
11. Juni: 0,54 Meter: am 12. Juni: 0,59 Meter. (Morg. 5,30 Uhr.)
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 12. Juni. Ausſtellung „Haus, Herd und
Technik”. Mit dem geſtrigen Tage ging die am 24. Mai
eröff=
nete Ausſtellung „Haus, Herd und Technik” ihrem Ende entgegen.
Der geſtrige verbilligte Volkstag brachte der Ausſtellung
unge=
fähr 8000 Beſucher. Die Geſamtzahl der Beſucher während der
Ausſtellungszeit wird vorläufig auf 80 bis 85 000 Perſonen
ge=
ſchätzt. Die Ausſteller ſelbſt haben größtenteils über die getätigten
Geſchäfte und neuen Geſchäftsverbindungen ihre Zufriedenheit
ausgeſprochen. Ueber den finanziellen Erfolg der Ausſtellung kann
erſt in einigen Tagen berichtet werden. Doch kann jetzt ſchon geſagt
werden, daß die Ausſtellungsleitung mit dem finanziellen
Ergeb=
nis nicht unzufrieden iſt.
Spork, Spiel und Turnen.
Turn= und Sporkabzeichen.
Am Donnerstag, den 15. Juni, nachmittags 18.00 Uhr,
fin=
den auf dem Sportplatz „Woogswieſe Abnahmeprüfungen für
das Turn= und Sportabzeichen in allen volkstümlichen Uebungen
ſtart.
Fußball.
FC. Union Darmſtadt — Sp.=Cl. Olympia Lorſch.
Am kommenden Mittwoch abend 6.30 Uhr erwartet die Union
den beſtbekannten Bezirksligiſten Olympia Lorſch zum Rückſpiel.
Das Vorſpiel ſeinerzeit wurde von Union knapp 1:0 verloren.
Die junge Liga=Elf Unions wird hier gleich vor eine ſchwere
Aufgabe geſtellt, denn die Gäſte ſind hier in Darmſtadts Mauern
von früher her noch in allerbeſter Erinnerung. Aber wir wiſſen
auch, daß Union in techniſcher Beziehung hervorragendes leiſten
kann. Es wird beſtimmt zu einem raſſigen und intereſſanten
Spiel kommen und deshalb dürfte ein zahlreicher Beſuch erwartet
werden.
Im Davispokalkampf Auſtralien — Südafrika wurde am
Montag in London das Doppel ausgetragen. Ueberraſchend gelang
es hier den Südafrikanern Kirby=Farqueharſon die erprobte
auſtra=
liſche Kombination Crawford=McGrath 6:4 6:4, 6:4 zu ſchlagen.
Damit führt Auſtralien nur noch mit 2:1 Punkten.
Das internationale Tennisturnier von Gelbweiß Breslau
konnte am Montag abgeſchloſſen werden. In der Schlußrunde des
Herreneinzels ſiegte Graf Bawarowſki=Wien 6:4 8:6. 6:4
über den jungen Berliner Tübben. Im Herrendoppel behielten die
Italiener Sertorio=del Bono 4:6. 6:1, 6:4, 6:2 über Lorenz=Henkel
(Berlin) die Oberhand und im Damendoppel triumphierten Frau
Schomburgk=Frau Eiſenmenger leicht 6:2. 6:3 über Frau Halpaus=
Frl. Erti.
Nach den am Sonntag in Breslau ausgetragenen Rennen
hat die Nationalmannſchaft des Bundes Deutſcher Radfahrer
fol=
gendes Ausſehen: 1. Ungethüm=Dortmund 43 Punkte, 2. Gleim=
Frankfurt 34 P. 3. Lorenz=Berlin 30 P., 4. Gangel=Berlin 26 P.,
5. Marklewitz 26 P. 6. Merkens=Köln 24 P., 6. Kiebs 24 P.,
8. Kohlhardt 21 P., 9. Golz 19 P. und Grothuis=Münſter 13. P.
Die deutſche Mannſchaft für die am 27. Juni
begin=
nende „Tour de France” wurde jetzt endgültig zuſammengeſtellt.
Sie beſteht aus den Fahrern Sieronſki, Buſe, Geyer, Kutſchbach,
Altenburger, Max Bulla (Wien), Stövel und Thierbach.
Geſchäfliches.
Polar= und Nordkapfahrten des Norddeutſchen Lloyd.
Mit ſeinem hervorragend eingerichteten
Erholungsreiſen=
dampfer „General von Steuben” (zirka 15 000 B.R.T.) und dem
mit erleſenem Geſchmack ausgeſtatteten 11 500 B.R. T. großen
Paſ=
ſagierdampfer „Sierra Cordoba” veranſtaltet der Norddeutſche
Lloyd Bremen in den Monaten Juli bis Auguſt eine Polar= und
drei Nordkapfahrten. Auf der Polarfahrt (D. „General von
Steu=
ben”) werden Schottland, Fär Her und Island, die gletſcherreichen
Buchten Spitzbergens und die ſchönſten Punkte an den
norwegi=
ſchen Fjorden beſucht. Die drei Nordkapfahrten (D. „Sierra
Cor=
doba”) führen in die einzigartige Fjordwelt des ſüdlichen und
nördlichen Teils der Weſtküſte Norwegens. Alle vier Fahrten
ver=
mitteln den Teilnehmern unvergeßliche Eindrücke von der
Groß=
artigkeit der nordiſchen Welt mit ihren Bergen und Gletſchern,
ihren Meeren und Fjorden, ihren rauſchenden Waſſerfällen und
lieblichen Tälern und dem myſtiſchen Glanz der
Mitternachts=
ſonne. — Intereſſenten wenden ſich zweckmäßig an die am Platze
befindliche Vertretung des Norddeutſchen Lloyd. (Siehe Anzeige.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt: Dienstag, 13. Juni
7.10: Choral.
7.15: Frühkonzert auf Schallplatten.
12.00: Nürnberg: Mittagskonzert. Das Joſef Schwarzſche Orcheſter,
13.30: Köln: Mittagskonzert. Ltg.: Leo Eyſoldt.
15.30: Der Hausfrau zur Erholung.
16.30; Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Ltg.: W. Brückner.
18.00: Michael Waldeck: Volk und Buch.
18.25: Hans Friedrich Blunck lieſt aus eigenen Werken.
18.45: Kurzbericht vom Tag.
19.00: München: Stunde der Nation. Bayer. Reigen. Ein fröhliches
Anſingen und Aufſpielen in Volksweiſen und Bauerntänzen.
20.00: München: Weltpolitiſcher Monatsbericht erſtattet von Univ.=
Prof. Dr. Haushofer.
20.25: München: Unterhaltungskonzert des kl. Funkorcheſters. Ltg.:
E. Kloß. 21.00: 3 mal 5 Minuten.
21.20: München: Abendkonzert des Funkorcheſters. Ltg.: Winter,
22.20: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik des Funkorcheſters. Ltg.: G. Görlich.
Königswuſterhauſen.
10.10:
11.30.
15.00:
15.45:
16.00:
17.00:
17.35.
18.00;
18.05:
18.30:
19.00:
20.00:
D.25:
21.30:
22.20:
B3.00:
Deutſchlandſender: Dienstag, 13. Juni
Schulfunk: Wilhelm Tell: Die Szenen der Volkserhebung.
(Aufnahme.)
Zeitfunk.
Jugendbaſtelſtunde: Wir bauen uns ein Boot.
Friedrich Gebhardt: Bauerngeſchichten.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Für die Frau. — 17.25: Zeitfunk.
Muſik für zwei Klaviere: W. A. Mozart: Sonate D=Dur
Das Gedicht.
Lebende Tonſetzer: Lieder von Rudolf Bode. — Lieder
von Robert Ziegler. — Ausf.: Geſang: Inge Broderſen.
Am Flügel: Die Komponiſten.
Hauptſchriftleiter Fritzſche: Politiſche Zeitungſchau.
München: Stunde der Nation: Bayeriſcher Reigen. Ein
fröhliches Anſingen und Aufſpielen in Volksweiſen und
Bauerntänzen.
Kernſpruch. — Anſchl.: München: Univ=Prof. Dr.
Haus=
hofer: Weltpolitiſcher Monatsbericht.
Blasorcheſterkonzert. Das Adolf=Becker=Orcheſter.
Berlin: Tanzabend der Kapelle Felix Lehmann.
Zeitfunk.
Hamburg: Spätkonzert. Ltg.: G. Maaß. Funkorcheſter.
Wetterbericht.
Tiefer Druck und verſchiedenartige Luftzufuhr geſtalten den
Witterungscharakter immer noch wechſelhaft. Nach
vorübergehen=
der Aufheiterung iſt daher wieder Bewölkungszuzug mit einzelnen
gewitterartigen Schauern zu erwarten. Auch die Temperaturen
ſind dabei gewiſſen Schwankungen unterworfen.
Ausſichten für Dienstag: Noch wechſelhaftes Wetter, teils bewölkt,
teils aufheiternd, einzelne gewitterartige Schauern.
Tempe=
raturen ſchwankend.
Ausſichten für Mittwoch: Noch keine weſentliche Aenderung der
Wetterlage.
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Dienstag, 13. Juni 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 162 — Seite 9
Im Geologiſchen Muſeum
Bont SJoulg Aeafmstsn.
Von unſerem Korreſpondenten.
G. P. London, 12. Juni.
Das Londoner Geologiſche Muſeum, in dem die
Weltwirt=
ſchaftskonferenz ſtattfindet, liegt im Weſten Londons, im
Stadt=
teil South Kenſington. Es iſt ein höchſt ehrſamer, bürgerlicher
Stadtteil, der von Angehörigen des höheren Mittelſtandes
be=
wohnt wird. Die Straßen ſind viel breiter und gradliniger, als
die Gaſſen der City und des alten Weſtends, des Mayfair. Viele
Straßen in South Kenſington ſind — für London eine
Aus=
nahme — mit Bäumen bepflanzt.
Die ganze Gegend macht einen viel europäiſcheren, kontinentaleren
Eindruck, als das übrige London. Bis zum Hydepark ſind es
bloß fünf Minuten. Und diejenigen Mitglieder der Konferenz,
denen gelegentlich von all den Währungsfragen,
Weltmarktprei=
ſen, Zollmauern, Quoten und anderen verquickten Problemen der
Kopf rauchen ſollte, werden jederzeit Gelegenheit haben, für ein
Viertelſtündchen nach dem Hydepark zu ſchlüpfen, um dort im
Schatten des prächtigen engliſchen Laubwerkes ſitzend oder auf
vem wunderbaren grünen Raſen liegend, etwas Erholung von all
den ekelhaften Wirtſchaftsſorgen unſerer Zeit zu ſuchen.
Das Innere des Geologiſchen Muſeums, das urſprünglich,
wie der Name ſagt, für ganz andere Zwecke beſtimmt war, iſt in
den letzten Wochen mit ſehr viel Mühe und noch mehr Geſchick
in einen Zuſtand verwandelt worden, der dem Inneren des
Gen=
fer Völkerbundsſekretariats täuſchend ähnlich ſieht. Auch der
große Konferenzſaal hat bereits jetzt, d. h. ehe ihn noch die
Dele=
gierten der 50 Nationen bevölkern, eine unverkennbare Genfer
Atmoſphäre angenommen. Die Tiſche und Sitze der einzelnen
Delegierten ſind in der gleichen Klaſſenzimmermanier aufgeſtellt,
wie im großen Verſammlungsſaal des Völkerbunds. Auf manchen
Tiſchen ſieht man die bekannten Täfelchen mit den Namen der
verſchiedenen Länder; es iſt gut, ſich die verſchiedenen Bänke zu
merken, um nachher von der Preſſetribüne aus ſchneller die
Delegierten der verſchiedenen Länder erkennen zu können. Die
Tribüne des Präſidenten, von der aus der König die
Eröff=
nungsrede halten und von der aus ſpäter der britiſche Premier
Ramſay Macdonald über der Konferenz präſidieren wird, iſt
halbmondförmig errichtet und in grün und gold gehalten.
Un=
mittelbar hinter der Tribüne des Präſidiums gewahrt man
einen merkwürdigen, aus Glaswänden beſtehenden Raum. Es
iſt das Zimmer für die Rundfunkoperateure, von dem aus nicht
nur die wichtigſten Reden über die ganze Welt verbreitet,
ſon=
dern auch die Tonfilme zum Vorführen in allen Kinos der Welt
aufgenommen werden. Die Wände des Konferenzſaales ſind mit
den Fahnen der Nationen geſchmückt. Und obgleich zur
Konfe=
renz bloß die Vertreter von 50 Staaten erſcheinen, ſo hängen
hier dennoch nicht weniger als 66 verſchiedene Fahnen,
anſchei=
nend um anzudeuten, daß hier Dinge erörtert und beſchloſſen
werden, die eben nicht nur die 50, ſondern ſämtliche 66 und noch
mehr Nationen der Welt angehen.
Auch in der Herrichtung der Nebenräume hat die britiſche
Regierung große Anſtrengungen gemacht und zuguterletzt
wirk=
lich Vorbildliches geſchaffen. Im Geologiſchen Muſeum gibt es
nicht weniger als 600, über fünf Etagen verteilte Zimmer.
Je=
dem dieſer Räume iſt jetzt ſeine beſondere Beſtimmung
zugewie=
ſen worden. Ein Preſſezimmer bietet Raum für über 300
Jour=
naliſten. Ein Informationsbüro erteilt über ſämtliche, die
Kon=
ferenz betreffende Fragen Auskunft. Ein Reiſebüro beſorgt
den=
jenigen Delegierten, die es mit der Abreiſe eilig haben ſollten
oder ſich die Schönheiten Englands anſehen wollen, die
gewünſch=
ten Fahrkarten Dutzende von Zimmern beherbergen buchſtäblich
Hunderte von Sekretären, Tippfräuleins und anderen techniſchen
Hilfskräften. Ja, es gibt ſogar ein Zimmer, das aus lauter
Safes und Geldſchränken beſteht, in denen die verſchiedenen
De=
legationen, die Möglichkeit haben werden, wichtige und geheime
Staatsdokumente zu verſchließen. Die wichtigſte Bequemlichkeit
für manche Delegierten dürfte jedoch das Reſtaurant ſein. Hier
iſt auch eine rieſige, 25 Meter lange „Bar der Nationen”
aufge=
baut worden. Die britiſche Regierung iſt in ihrer Fürſorge um
das leibliche Wohlergehen der Konferenzmitglieder ſogar ſo weit
gegangen, daß ſie ſich bei ſämtlichen fremden Geſandtſchaften
da=
nach erkundigt hat, welches die nationalen Getränke der
betref=
fenden Nationen ſind und die verſchiedenen Herrlichkeiten für die
Bar der Weltwirtſchaftskonferenz beſorgt hat. Desgleichen hat
ſie das Terrain der Weltwirtſchaftskonferenz inſofern als
exter=
ritorial erklärt, als die üblichen engliſchen Beſchränkungen für
den Alkoholausſchank hier nicht gelten ſollen. So daß das
Geo=
logiſche Muſeum zu South Kenſington nun im Laufe der nächſten
Wochen der einzige Ort in ganz England ſein wird, wo man
von früh morgens bis ſpät abends völlig frei jedes beliebige
durſtſtillende Getränk wird erhalten können.
Das techniſche Perſonal der Weltwirtſchaftskonferenz
unter=
ſteht dem Oberkommando des Generalſekretärs des Völkerbundes,
Monſieur Joſeph Avenol. Als er vor etwa einer Woche zum
er=
ſtenmal einen Blick ins Geologiſche Muſeum warf, fand er hier
Afghanen=Geſandter erſchießt Spionin.
Eine Diplomaken-Affäre in Moskau. — Ein Schüler der Tſcheka.
Es dauerte — trotz guter Werkzeuge — beinahe eine halbe
A/hantftan Wacht von ſich reden. Stunde, ehe es ihr gelang, das komplizierte Schloß eines
be=
ſtimmten Schubes zu öffnen. Sie fand die geſuchten Schlüſſel.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Afghaniſtan hat wenig Glück mit ſeinen Diplomaten!
In dieſen Tagen wurde in Berlin der Geſandte Sirdar
Mohamed Aziz Khan von einem afghaniſchen Studenten
er=
ſchofſen, — und erſt vor wenigen Tagen berichtete man über den
Entführungsſkandal eines anderen afghaniſchen Diplomaten.
Im Mittelpunkt der ſenſationellen Affäre, über die hier
berichtet wird, ſteht der afghaniſche Geſandte in Moskau!
Die Geſchichte ereignete ſich bereits vor mehreren Monaten; ſie
iſt aber jetzt bekannt geworden.
Die ſchöne Ruſſin.
Afghaniſtans Geſandter in Moskau — ein noch jugendlicher
Herr — lernte eines Tages eine junge Ruſſin kennen. Sie war
auffallend ſchön und ſpielte an einer Moskauer Bühne kleinere
Rollen. Der Geſandte verliebte ſich in die Schauſpielerin,
ſeine Gefühle wurden erwidert. Kurze Zeit danach war die
Ruſſin die Freundin des Geſandten. Sie verzichtete auf ihre
Bühnenlaufbahn, und zog in das Palais des Diplomaten.
Sie war eine ideale Freundin, — ſchön, klug, beſcheiden
und aufopfernd. Sie teilte mit dem Geſandten nicht nur ſeine
Freuden, ſondern auch all ſeine privaten und beruflichen
Sor=
gen. Viele Stunden konnte ſie ihrem Freund lauſchen, wenn
dieſer von ſeinen Hoffnungen oder Befürchtungen ſprach.
Vor allem — ſie zeigte ein ſtaunenswertes Intereſſe für die
oft recht verſchlungenen Wege der hohen Diplomatie.
Weibliche Neugier — meinte der Geſandte — und lächelte.
Wenn ein Geſandter verreiſt ..."
Die Freundſchaft zwiſchen dem afghaniſchen Geſandten und
der ſchönen Ruſſin dauerte bereits ein Jahr, als eines Tages
der Gefandte erklärte, — er müſſe für kurze Zeit verreiſen. Er
verabſchiedete ſich herzlich von ſeiner Freundin und fuhr nach
dem Bahnhof. Doch — er beſtieg den Zug nach Warſchau nicht.
Sondern ſetzte ſich in ein Reſtaurant, ſaß hier viele Stunden
und verließ dann heimlich den Bahnhof.
Zur ſelben Zeit ſchlich die Schauſpielerin mit klopfendem
Herzen durch die Gemächer der Geſandtſchaft. Endlich gelangte
ſie in das Arbeitszimmer ihres Freundes. Sie drehte das Licht
an, verhängte die Fenſter ſorgfältig, dann ſchritt ſie an den
Schreibtiſch des Geſandten.
Den Panzerſchrank zu öffnen, — war jetzt das Werk einer
Minute!
Gierig raffte ſie den Inhalt des Schrankes zuſammen:
Dokumente! Sie ging an den Schreibtiſch . . Entfaltete
die Papiere . . . Ihr Blick überflog den Text. Sie vertiefte ſich
dermaßen in die für ſie offenbar ſehr intereſſante Lektüre, daß
ihren Ohren das leiſe Geräuſch einer ſich öffnenden Tür
ent=
ging!
„Guten Abend!” ſagt eine Stimme.
Die Ertappte ſchnellte auf. In der Tür ſtand der Geſandte
. .. Hielt in der Hand einen Revolver . . . Das Mädchen ſchrie auf.
Dann ſpürte ſie die Fauſt des Freundes auf ihrem Mund.
„Keine Geſchichten, Madame!”
Er ſchleppte die halb Ohnmächtige in ein Kellergelaß des
Hauſes. Es folgte ein peinliches Verhör. Der Geſandte war
offenbar ein zu guter Kenner der Rethoden der Tſcheka und
G.P.U., um ſich als Betroffener ihrer nicht ebenfalls zu
be=
dienen.
Die Frau geſtand. Sie war eine —
Agentin der Sowjet!
Schon ſeit Anfang ihrer Bekanntſchaft mit dem Geſandten
bediente man ſich ihrer Dienſte!
Mit einem kalten Lächeln hörte der Geſandte ihr Geſtändnis
an. Er verfaßte ordnungsgemäß ein kurzes Protokoll, ließ es
von der Spionin unterſchreiben. Dann exekutierte er das
Mäd=
chen eigenhändig, — mit einem einzigen Schuß ſeines Revolvers!
Die Leiche wurde noch in der ſelben Nacht im Garten der
Geſandtſchaft begraben. Der Geſandte legte das Original des
Protokolls zu den Akten. Der Fall war für ihn erledigt.
Den Sowjetbehörden blieb das Schickſal ihrer Agentin
natürlich nicht lange verborgen. Es ging eine etwas verlegene
Anfrage an die afghaniſche Geſandtſchaft. Der Herr Geſandte
zuckte die Achſeln — wußte von nichts.. . Und da die nächtliche
Tragödie die Geſandtſchaft einer fremden Macht — alſo
exterri=
toriales Gebiet — zum Schauplatz hatte, mußten ſich die
Sowjet=
behörden mit dieſem Beſcheid begnügen, zumal ja auch ihr
eigenes Gewiſſen in dieſer Angelegenheit keineswegs rein war.
Dr. Andreas Poltzer.
einen entſetzlichen Wirrwarr vor. Doch er lächelte zuverſichtlich
und ſagte: „Der Völkerbund iſt gewohnt, Ordnung aus dem
Chaos zu ſchaffen”, und tat, wie er verſprochen. Wird dieſe
Rührigkeit des Generalſekretariats ein Symbol für die geſamte
Tätigkeit der Konferenz ſein? Das Geologiſche Muſeum ſollte
urſprünglich Erze, Minerale und andere unorganiſche Dinge
be=
herbergen. Es iſt zurzeit zu nützlicheren Zwecken beſtimmt. Hier
ſollen die Foſſilien und Verſteinerungen der Weltwirtſchaft zu
neuem Leben erweckt werden. Die Welt hofft zuverſichtlich, daß
dieſes geologiſche Wunder nun in South Kenſington in der Tat
verwirklicht werden wird. . . ."
Der Feuerausbreiter.
(k) New York. Pleſantville iſt ein kleines Städtchen in der
Nähe von New York. Mit allen landesüblichen Einrichtungen der
Kleinſtädter vorbildlich ausgeſtattet. So beſitzt man auch eine
ent=
ſprechend ſchneidige Freiwillige Feuerwehr. Dieſe hatte nun in
letzter Zeit über alle Maßen viel zu tun. Sie mußte jede Nacht
ausrücken, in der es — regnete. Und jedesmal ſtellten die aus dem
Schlaf getrommelten Feuerwehrleute zähneknirſchend feſt: Falſcher
Alarm! Die Zähne knirſchten immer wütender, denn es gab
häu=
fig ein kleines Verkehrsunglück bei den nächtlichen Ausrückungen,
bloß kein Feuer! Der einzige Mann der Kompagnie, ein gewiſſer
Edward Vogt, ſchien aber eher beluſtigt, als ungehalten zu ſein
über die nächtliche Ruheſtörung. Das war verdächtig. Nun
began=
nen die Kameraden Vogt genauer zu beobachten. Da ſtellten ſie
feſt, daß er meiſt ſchon fix und fertig bei ſeinem Wagen ſtand, wo
die anderen noch reichlich ſchlaftrunken aus ihren Betten
torkel=
ten. Das war noch verdächtiger. Und am allerverdächtigſten fand
man, daß der falſche Alarm jedesmal in ziemlicher Nähe der
Woh=
nung von Vogt abgegeben wurde. Ein Kreuzverhör des Mannes
ergab, daß in der Tat Vogt die falſchen Alarmzeichen abgegeben
hatte. Begründung? Kaum zu glauben! „Ich liebe es
leidenſchaft=
lich, bei ſtrömendem Regen mit unſerem Wagen durch die Straßen
zu jagen!”, erklärte der Feuerausbreiter mit aller Gemütsruhe.
Als ihm vorgehalten wurde, 120 Kollegen in etwa 30 Fällen aus
dem Schlaf getrommelt zu haben, meinte er gelaſſen, er könne
gegen ſein loderndes „Feuerwehr=Temperament” nicht aufkommen,
er handele unter „ſeeliſchem Zwang”,
Der Feuerausbreiter mit dem ſeeliſchen Zwang wird zurzeit
im Krankenhaus beobachtet. Auf der Nervenabteilung
ſelbſtver=
ſtändlich. Und vorläufig können ſeine vielgeplagten Kollegen
ruhig ſchlafen.
Das „blühendſte‟ Gewerbe der USA.
(s) New York. Die amerikaniſche Zeitſchrift „Spectator”
ſtellt ſchlicht und ſachlich feſt, daß das blühendſte Gewerbe der
Vereinigten Staaten der — Menſchenmord ſei! Allein im
Kalen=
derjahr 1932 wurden rund 12 000 Yankees von ihren lieben
Mit=
bürgern „künſtlich” ins Jenſeits befördert, und in den letzten
fünf Jahren belief ſich die Zahl der Opfer, die durch
Menſchen=
hand getötet worden ſind, auf 51 206. Auf 100 000 Einwohner
entfallen 10,8 Morde. Im Durchſchnitt natürlich. Es gibt dabei
natürlich recht lehrreiche Abſtufungen nach Wohngegenden. Die
Stadt Memphis ſchlägt alle Rekorde: hier kann man mit 54,2
Morden rechnen auf 100 000 Köpfe. Weitere ſieben Städte des
Südens ſind nun eifrig beſtrebt, dieſe bisherige Höchſtleiſtung
zu überbieten, müſſen ſich aber vorläufig mit dem Prozentſatz
40: 100 000 begnügen. Demgegenüber erſcheint Chicago, in
Europa als Zentrum der ſogenannten Unterwelt bekannt und
berüchtigt, geradezu geſittet mit nur 12,8 und Detroit mit 9,6,
Los Angeles mit 8,4, New York mit 8 hinken recht beſcheiden
hinterher. — Die Zeitſchrift ſchließt ihre erſchütternde Statiſtit
mit folgendem Hinweis: „Die Aktionsunfähigkeit und
Korrumpiert=
heit der USA.=Polizei müßte ſelbſt das verrohteſte und
gleich=
gültigſte Volk der Erde wachpeitſchen!“ Die Ausführungen
ver=
dienen beſondere Aufmerkſamkeit in einem Zeitalter der
ſoge=
nannten Greuelpropaganda gegen Deutſchland. Die oben
wieder=
gegebenen Zahlen ſprechen für ſich!
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veranwortlich für Polſtik und Wiriſchaſf: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; füe
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilſch in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Ber letzte Aemaad.
Original=Roman von Hellmuth auast-Peregrin.
(Nachdruck verboten.)
28)
Er betrachtet die Fremden mit andern Augen. Alſo
Branden=
burger, Blauröcke ſind es. Wenn auch die zerfetzten blauen
Röcke heute eine unbeſchreibliche Farbe angenommen, und die
Leute, die darin ſtecken, krank und halbverhungert ſind, darum
bleiben ſie doch Soldaten jenes frechen Kommandeurs, der
Groß=Friedrichsburg gebaut, der mit allen ſeinen Geſchützen vor
El Mina eine Drohſalve abgegeben hat. Solche Kerle ſoll man
im Walde verrecken laſſen oder nur als Gefangene mitnehmen,
die gehören in das feuchte, dunkle Rattenloch, das der
Gouver=
neur unten in der Naſſau=Schanze hat anlegen laſſen. Der
Kor=
poral macht aus ſeiner Meinung keinen Hehl, und van ter
Meu=
len muß ſehr vorſichtig bei ſeinem Hilfswerk ſein, er darf ſich
nicht ſo freundſchaftlich geben, wie er wohl möchte. Dieſe
Män=
ner ſind Feinde — hier, inmitten der Schwarzen ſollte zwar der
weiße Mann den Begriff der eigenen Raſſe gegenüber nicht
ken=
nen — aber dieſe halbtoten Landſtreicher ſind eben Feinde Man
muß ihnen die Waffen abnehmen, ſie zu Gefangenen erklären,
ſie füttern und mitſchleppen, um ihnen nachher den Prozeß zu
machen ..."
Aber van ter Meulen iſt noch zu jung, um ſich nicht
beein=
fluſſen zu laſſen. Korporal Smoutpot iſt auch zu ſehr erpicht auf
ſeinen Rechtsſtandpunkt. Alſo fügt ſich van ter Meulen, empfängt
Jochen und Sabine mit eiſiger Zurückhaltung.
Sabine iſt betroffen von dem kalten Willkomm, den ein
weißer Mann ihnen mitten in einer feindſelig geſonnenen
frem=
den Welt bietet. Trotzdem weiſt ſie auf Jochen, den die
Akim=
leute im Tragſtuhl heranſchleppen, bittet um ein
Fiebermedi=
kament, einige Lebensmittel . .
„Wir ſind Ihnen für die kleinſte Unterſtützung dankbar. Wir
wollen Ihnen auch nicht zur Laſt fallen, Mijheer, und werden
unſern Weg zur Küſte allein zu machen verſuchen.”
„Sie werden mit uns gehen, ich dulde es nicht, daß Sie
den Schwarzen in den Dörfern, durch die Sie kommen noch
länger zum Schauſpiel dienen. Sie händigen uns Ihre Waffen
aus, wir nehmen ſie mit uns und übergeben Sie dem
Komman=
danten von El Mina ..
„Wie?” Jochen will in ſeinem armſeligen Geſtühl
hochfah=
ken, fällt aber kraftlos zurück. „Wie? — Sie wollen uns als
Gefangene behandeln? Seid ihr Wegelagerer? Oder wahnſinnig
gewordene Sklavenhändler, daß ihr jetzt ſchon weiße Menſchen
einfangt?”
So etwas läßt ſich der Korporal Smoutpot nicht ſagen,
zor=
nig tritt er dicht vor Jochen, ſchreit ihn überlaut an.
„Wir ſind die Vertreter der Generalſtaaten, wir laſſen uns
nicht von Ihnen beſchimpfen. Sie haben Ihre Waffen
abzu=
liefern und ſich unſeren Anordnungen zu fügen. Verſtanden?”
„Weiter” ſtöhnt Jochen, „tragt mich weiter. Wenn ich nicht
ein armſeliges Lumpenbündel wäre, ſchlüge ich dieſem
naſe=
weiſen Bengel das Hirndach mit einem Fauſthieb ein. Tragt
mich weiter. Von ſolcher Gaſtfreundſchaft machen wir keinen
Gebrauch.‟ Er ſieht, daß Sabine noch mit van ter Meulen
ſpricht, „Sabine, laß ſein — he, Kamerad”, verbeſſerte er ſich
erſchrocken, daß ihm der Name ſeiner Frau über die Lippen
ge=
ſchlüpft iſt, „gib den Leuten nicht unnötig gute Worte ..
„Sie ſind gefangen!” brüllt Smoutpot und legt ſeine braune
Pranke an das klapprige Traggeſtell, das die Neger anheben
wollen.
Das iſt van ter Meulen zuviel. Er ſieht Tränen in Sabines
Augen.
„Halt — nicht ſo. Wenn ich recht hörte”, wendet er ſich an
Sabine, „ſo habe ich in Ihnen eine Dame vor mir, ja?"
Sie nickt hilflos, ihre Nerven verſagen. Sie iſt am Ende
ihrer Kraft.
„Sie ſind die Gattin dieſes Herrn,”
„Kerl!” brüllt Jochen dazwiſchen, er hebt die Fauſt, um
Smoutpot zu ſchlagen, der ihn vorn an der Bruſt gepackt hat,
„Kerl, ich bin ein kurbrandenburgiſcher Offizier, unterſteh’ dich,
Kerl mich anzupacken!“
Mit einem Satz iſt ter Meulen neben Smoutpot.
„Korporal, ich verbiete Ihnen, die Fremden ſo zu behandeln;
„mein Herr”, wendet er ſich an Jochen, „leider muß ich Sie zu
meinem Gefangenen erklären, aber ich will Ihnen Ihre Waffen
nicht abnehmen. Ich bitte nur um Ihr Ehrenwort, daß Sie
weder die Waffen gegen uns gebrauchen, noch einen
Fluchtver=
ſuch machen wollen. Ich verbürge mich dafür, daß man Sie als
Offizier nur in ehrenvoller Haft halten wird.”
„Nein, ich will nicht”, lehnt Jochen trotzig ab, „ich ergebe
mich nicht. Freiwillig nicht Nein!”
van ter Meulen tritt zur Seite.
„Bitte, mein Herr, der Weg iſt frei. Nur halte ich es für
ſinnlos, in dieſem Zuſtande, in dem Ihre Gattin, Sie und
Ihre Leute ſich befinden, allein zur Küſte marſchieren zu wollen.
Vier Wochen haben rüſtige, geſunde Männer damit zu tun. Alſo
entſcheiden Sie.”
Sabine iſt entſetzt, als ſie hört, wie weit die Küſte noch
ent=
fernt iſt. Sie fühlt, daß ſie bald liegen bleiben wird.
„Jochen”, mit demütig geſenktem Kopf tritt ſie an ihn
heran, wagt ihm nicht in die Augen zu blicken, „Jochen, gib
nach. Sie werden als Ehrenmänner an uns handeln. Gib nach,
wir können nicht mehr weiter!“
Er ſtarrt ſie mit weit aufgeriſſenen Augen an.
„Du warſt bisher ſo tapfer, und jetzt redeſt du mir zu, mich
ſchimpflich zu ergeben, in Gefangenſchaft zu gehen? Sabine —
du kannſt eine ehrloſe Handlung von mir verlangen? Weiß
Gott, mir wäre wohler, wenn mich einer der Speere der Aſanti
niedergeſtreckt hätte. Dann wäre mir dieſe Schmach erſpart
ge=
blieben.”
Den Holländer dauert die Frau, die elend und hinfällig
ausſieht. Er gibt Jochen gute Worte, bis er ihm endlich die
Hand hinſtreckt:
„Gut, Mijnheer, ich baue auf Ihr Wort und geb Ihnen das
meine. Glauben Sie mir, es fällt mir nicht leicht. Noch nie iſt
ein von Kolk freiwillig in die Gefangenſchaft gegangen.”
Do horchte der Holländer auf.
„von Kolk? Haben Sie Verwandte in Amſterdam?”
„Mag ſein. Mein Großvater hat in Dienſten der Holländiſch=
Oſtindiſchen Kompanie geſtanden, hatte ſich in Amſterdam zum
zweiten Male verheiratet und iſt auch dort geſtorben. Möglich,
daß dort Nachkommen von ihm leben.”
„Dann ſind Sie alſo Holländer?”
„Nein. Mein Großvater iſt ein Brandenburger geweſen=
Wir ſind alle Brandenburger.”
Damit iſt das Verhör beendet, van ter Meulen betrachtet ſie
jetzt als ſeine Gäſte und läßt ſofort ein Eſſen für ſie herrichten,
Und damit ſie ſich zum Weitermarſch erſt ſtärken können, bleibt
er mit ſeiner Karawane noch einen Tag länger an dieſer Stelle
liegen. Dann aber geht es weiter, Tag um Tag, bis endlich
der Zug den Rand der letzten Geländeſchwelle erreicht und über
das breite Küſtental hinweg das leuchtende, ſchimmernde Meer
erblickt. Und impulſiv kniet Sabine nieder und grüßt ſtumm
mit ausgebreiteten Armen das ferne Meer — jetzt hat die
end=
loſe Qual ein Ende. Ruhe winkt.
So mögen einſt die Kreuzfahrer nach langer Irrfahrt durch
feindliches Land die Zinnen Jeruſalems begrüßt haben, das Zich
ihrer Sehnſucht, die Stätte des Ausruhens, Ort der Erlöſungl=
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 162
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 13. Junf 152
Reich und Ausland.
Ein Hehlerneſt und eine
Einhruchs=
werkzeugfabrik ausgehoben.
Berlin. Der Berliner Kriminalpolizei iſt
ein neuer großer Schlag im Kampf gegen die
Verbrecherwelt gelungen. So wurde in der
Woh=
nung eines Kaufmanns im Norden Berlins ein
umfangreiches Hehlerneſt aufgehoben, das voll
geſtohlener Waren ſteckte. Außerdem gelang es,
in der Annenſtraße im Südoſten der Stadt eine
vollkommen eingerichtete Fabrik für
Einbrecher=
werkzeug aufzuſpüren. Dieſe Fabrik iſt wohl
einzig in ihrer Art, und in Berlin hat es eine
derartige Einbrecherwerkzeugfabrik noch niemals
gegeben. Dem Unterſuchungsrichter wurden
be=
reits drei Verhaftete zugeführt, unter denen ſich
zwei langgeſuchte Schwerverbrecher befinden. Der
Kaufmann betrieb früher in der Nähe das
Stettiner Bahnhofs ein gutgehendes
Zigarren=
geſchäft. Dann machte er aber ſeinen Laden zu
und glaubte mit den Hehlergeſchäften beſſer zu
fahren. In ſeiner Wohnung ſetzte bald ein
ge=
ſchäftiges Treiben ein. Tags und häufig auch
nachts, kamen Autos vorgefahren und brachten
geheimnisvoll verſchnürte Pakete jeden
Um=
fangs. Wenn einmal jemand danach fragte, was
er denn in dieſen Paketen alles zugeſtellt
be=
komme, dann erklärte er immer nur, das ſeien
„Reſtbeſtände” aus ſeinem früheren Geſchäft.
Als die Polizei zugriff, fand ſie fertige
Kra=
watten, Pelze, ganze Stoffballen, Koffer,
Zi=
garren, Zigaretten — alles geſtohlenes Gut, das
teilweiſe genau auf ſeine Herkunft beſtimmt
werden konnte. Mehrere Wagen mußten das
be=
ſchlagnahmte Zeug nach dem Polizeipräſidium
fahren. Der Hehler mußte über ſehr gut
funk=
tionierende Abſatzquellen verfügen, denn er
hatte immer bares Geld und zahlte auch die
beſten Preiſe. Das hatte ſich in den Kreiſen der
Einbrecherkolonnen ſehr ſchnell herumgeſprochen,
und ſo muß hier ein fabelhafter Umſatz im Laufe
der Zeit getätigt worden ſein. Ganz
außerordent=
lich war auch die Entdeckung, die die Polizei in
der Annenſtraße machte. Hier hatte ſich ein
„Schneidermeiſter” eine mit den modernſten
Werkzeugen ausgeſtattete richtiggehende kleine
Fabrik eingerichtet. Hochwertige Drehbänke,
Fei=
len und Werkzeuge für Feinmechanik wurden
entdeckt. Wenn eine Einbrecherbande ihr „Ding
drehen” wollte, dann beſtellte ſie ſich bei dem
„Schneidermeiſter” das Werkzeug dazu, der die
Aufträge dann pünktlich erledigte, natürlich
gegen eine anſtändige Bezahlung. Der verhaftete
Inhaber dieſer Werkſtätte, der 47jährige Max
Weber, iſt ſchon oftmals vorbeſtraft, und
nach=
dem er erſt kürzlich eine längere Freiheitsſtrafe
verbüßte, war er nach ſeiner Entlaſſung wieder
ſpürlos verſchwunden. Er hatte ſich auf die
An=
fertigung von Nachſchlüſſeln und Dietrichen
„ſpezialiſiert”. Als Vermittler diente ihm ein
alter Zuchthäusler, der in der Unterwelt den
Namen „Der Schrecken von Güſtrow” (eine kleine
Stadt in Mecklenburg) trug. Er war von
dort=
her von zahlreichen Raubüberfällen bekannt.
Ge=
rade als die Polizei die Durchſuchung der
Werk=
ſtätte vornahm, erſchien der Alte auf der
Bild=
fläche und verlangte nach einem geheimen
Klopf=
zeichen Einlaß. Als die Tür aufging, ſtand er
der Polizei gegenüber. Bei einer
Leibesunter=
ſuchung fand man u. a. einen ſcharf geladenen
Revolver in ſeiner Taſche. Die beiden
Verhaf=
teten wurden unverzüglich nach dem
Polizei=
präſidium gebracht.
Mitkwoch Skart zum ikalieniſchen
9zean=Geſchwaderflug?
Rom. Im italieniſchen Seeflughafen
Or=
betello iſt nunmehr alles bereit für den großen
Geſchwaderflug nach Nordamerika.. Es herrſcht
jene fieberhafte Stimmung, die großen und
ſchwierigen Ereigniſſen vorher geht. 24 Apparate
und 96 Mann Beſatzung — vom
Luftfahrt=
miniſter bis zum Motorenwärter — erwarten
das Signal zum Abflug. Wie wir hören, wird
dieſes wahrſcheinlich am Mittwoch morgen um
7 Uhr gegeben, wenn es das Wetter erlaubt.
„Graf Zeppelin” auf der Rückfahrt nach Europa.
Hamburg. Das Luftſchiff „Graf Zeppelin”,
hat ſich geſtern früh 6 Uhr MEZ. in Richtung
der Kanariſchen Inſeln der afrikaniſchen
Weſt=
küſte genähert.
Abſchied der engliſchen Sportflieger
von Hamburg.
Hamburg. Die engliſchen Sportflieger ſind
geſtern mittag zum Rückflug über Amſterdam
nach London geſtartet.
Zurkwängler Erſter skaatskapellmeiſter
in Berlin.
Wilhelm Furtwängler,
der weltberühmte deutſche Dirigent, wurde für
fünf Jahre mit dem neugeſchaffenen Titel „Erſter
Staatskapellmeiſter” an die Berliner
Staats=
zper verpflichtet.
Die lekzte Fahrt des ermordeten afghaniſchen Geſandken in Berlin.
Der Sarg des in der Reichshauptſtadt von einem afghaniſchen Studenten erſchoſſenen Geſandten
Sirdar Muhammad Azziz Khan wird zur Ueberführung in die zentralaſiatiſche Heimat des toten
Geſandten auf dem Berliner Bahnhof Friedrichſtraße in den Zug gebracht. Eine
Reichswehr=
kompagnie erweiſt auf dem Bahnſteig dem ſo tragiſch geendeten Bruder des afghaniſchen Königs
die militäriſchen Ehren.
Vom Rok=Kreuz-Tag.
Die Veranſtaltungen in der Reichshauptſtadt.
Oben: Eine Schweſterngruppe zieht durchs Brandenburger Tor. — Unten: Reichsminiſter
Dr. Frick legt nach der Luſtgarten=Kundgebung am Ehrenmal Unter den Linden einen Kranz zu
Ehren der im Weltkrieg gefallenen Rot=Kreuz=Helfer nieder. — Im ganzen Reiche wurde ein
Opferdanktag des Roten Kreuzes veranſtaltet, bei dem der ſegensreichen Tätigkeit dieſer großen
Organiſation der Menſchenliebe gedacht wurde.
Hinab in die Tiefe!
Der ſinkende amerikaniſche Flußdampfer „George M. Cox”,
der in der Nähe von Hougton (Michigan) auf einen Felſen aufgelaufen war, wodurch ein rieſi=
Leck entſtand. Mit knapper Not konnten die 120 Paſſagiere und die Mannſchaft gerettet werde
200. Jahrestag
der Heirak Friedrichs des Großen.
Eliſabeth Chriſtine von Braunſchweig,
mit der ſich Friedrich II. von Preußea vor letzt
200 Jahren, am 12. Juni 1733, vermählte.
(Zeitgenöſſiſches Gemälde von Antonie Pesne.)
Aufräumungsarbeiten im Reichskag.
Berlin. Die Bauarbeiten in den
zerſtör=
ten Teilen des Reichstagsgebäudes ſind weiter
im Gange. Die aus dem Sitzungsſaal und den
übrigen Räumen inzwiſchen reſtlos entfernten
Schuttmaſſen umfaßten nicht weniger als 700
Kubikmeter. Zur Zeit wird, wie die „
Wandel=
halle” berichtet, die Dachkonſtruktion wieder
ge=
ſtrichen und die Kupferverkleidung aufgedacht.
Mit der Verglaſung der Kuppel wird in etwa
acht Tagen begonnen, ſo daß dann von außen
her keinerlei Spuren des Zerſtörungswerkes
mehr zu ſehen ſein werden. Im Sitzungsſaal iſt
aber noch viel Arbeit zu leiſten, zahlreiche
Bau=
arbeiter und Handwerker finden hier
Beſchäf=
tigung. Die Tragkonſtruktion der Decke iſt jetzt
zum größten Teil herabgelaſſen und zerſchnitten
und wird zum Verkauf als Alteiſen eingelagert.
Bei der Entfernung der Rabitzwände und des
Putzes hat ſich herausgeſtellt, daß auch die
eiſernen Tribünenſtützen vom Feuer in
Mitlei=
denſchaft gezogen worden ſind, und zwar ſo ſtark,
daß ſie ſich um drei bis fünf Zentimeter
ver=
bogen haben. Die ſchwierige und gefahrvolle
Entfernung der rieſigen Eiſenträger iſt zum
Glück ohne jeden Unfall vor ſich gegangen. Die
Fortführung der Wiederherſtellungsarbeiten
hängt zu einem weſentlichen Teil auch von der
Geſtaltung des Wiederaufbauplanes ab, die
allerdings noch geraume Zeit in Anſpruch
neh=
men wird. Die letzte Entſcheidung über den
Neuaufbau des Sitzungsſaales liegt bei dem
Reichstagspräſidenten Göring.
Flugzeugkakaſtrophe auf dem Gelände
der Chicagger Welkausſtellung.
Zehn Tote.
New York. Auf dem Gelände der
Welt=
ausſtellung in Chicago ereignete ſich ein
furcht=
bares Flugzeugunglück, bei dem der Führer, der
Mechaniker und acht Paſſagiere getötet wurden.
Die Maſchine war zu einem Rundflug
aufgeſtie=
gen. In der Nähe von Glenview ſtürzte das
Flugzeug plötzlich ab; im ſelben Augenblick
ſchlugen hohe Flammen aus dem Flugzeugrumpf.
Etwa 5000 Automobiliſten hatten den Abſturz
beobachtet und eilten ſofort an die Unglücksſtelle,
konnten aber keine Rettung mehr bringen, da
die furchtbare Glut jede Annäherung an die
brennende Maſchine unmöglich machte.
Die ſzaniſchen Ozeanflieger auf Kuba gelandet.
New York. Die ſpaniſchen Militärflieger
Barberan und Collar, die am Samstag früh in
Sevilla zum Ozeanflug nach Kuba und Mexiko
ſtarteten, ſind in Camaguey (Kuba) gelandet.
Der Reichsverband der deutſchen
Schriftſteller gegründel.
Intendant Gätz Otto Stoffregen
wurde der Vorſitzende des Reichsverbandes
deut=
ſcher Schriftſteller, in dem die bisherigen
Or=
ganiſationen der deutſchen Erzähler, Lyriker und
Dramatiker aufgehen. Damit iſt eine
einheit=
liche Standesvertretung für die vielen tauſende
deutſcher Schriftſteller eine vollendete Tatſache
geworden.
Nummer 162
Dienstag, 13. Juni
eſ Neueſte Nachrichten
In Erwartung der Weltwirtſchaftskonferenz.
Skarke Zurückhalkung und rückläufige Kursgeſtalkung.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe
Auch an der geſtrigen Berliner Börſe übten Kundſchaft
und Spekulation im Zuſammenhang mit der beginnenden
Lon=
doner Weltwirtſchaftskonferenz weiter Zurückhaltung. Hinzu kamen
Verhandlungen innerhalb der Maklerſchaft über eine Fortführung
der Börſenreform des Berliner Platzes, die zurzeit im preußiſchen
Wirtſchaftsminiſterium erwogen werden ſoll und die naturgemäß
zu der geringen Unternehmungsluſt beitrug. Trotz faſt völliger
Geſchäftsſtagnation gingen die Kurſe aber ſelten mehr als 1
Pro=
zent zurück. Von Montanwerten waren Mannesmann bis zu 1½
Prozent, Buderus bis 1 Prozent gedrückt, auch Braunkohlenwerte
mußten von ihren vortägigen Gewinnen wieder etwas hergeben.
insbeſondere Niederlauſitzer Kohle 1½ und Rhein Braunkohle
2½ Prozent. Von Kaliwerten lagen Weſteregeln bis zu 3
Pro=
zent unter Samstagsſchluß. Auch die chemiſchen Werte gaben faſt
durchweg nach, wenn auch JG. Farben im Verlaufe die
urſprüng=
liche Einbuße von ½ Prozent faſt wieder aufholen konnten. Von
den bis zu 1½ Prozent abgeſchwächten Gummi= und
Linoleum=
werten wieſen Elektropapiere ein etwas uneinheitliches Bild auf,
da verſchiedene Papiere wie Chade mit plus 1½ RM., Bekula
plus ½ Prozent und Elektr, Schleſien mit plus ½ Prozent feſter
lagen, während andererſeits die Abſchwächungen mit bis zu
Prozent überwogen. Beſonders ſchwach eröffneten Siemens mit
einem Kursverluſt von 3½ Prozent bei einem Angebot von 15
Mille. Von Gas= Kabel=, Draht=, Metall= und Papier= und
Zell=
ſtoffwerten, die Kursſchwankungen nach beiden Seiten bis zu /
Prozent aufwieſen ſind als auf eine Zufallsnachfrage feſt Deſſauer
Gas mit einem 2prozentigen Kursgewinn zu erwähnen. Von
Maſchinenfabriken verloren Maſchinenbau=Unternehmungen 2½
Prozent, von Bauaktien Julius Berger 2½ Prozent, während von
Textilwerten Bremer Wolle ihre Aufwärtsbewegung um 2½
Pro=
zent fortſetzten. Feſter lagen auch Brauerei=Aktien, während bei
ſonſtigen Induſtrie=Papieren die Abſchwächungen, ſo bei Südd.
Zucker mit 2½ Prozent, überwogen. Geringfügige Veränderungen
wieſen Bahn=, Schiffahrts= und Bankaktien auf; von letzteren
ver=
loren im Verlaufe Reichsbank ihren anfänglichen ½prozentigen
Gewinn.
Zum Wochenbeginn lag die Frankfurter Börſe ohne jede
Anregung. Das Geſchäft iſt auf ein Minimum
zuſammenge=
ſchrumpft, da ſeitens der Bankenkundſchaft keinerlei Aufträge
vor=
liegen und die Spekulation ziemlich ſtark zurückhält. Der Beginn
der Währungsausſprache zwiſchen Frankreich, England und
Ame=
rika wird mit Spannung verfolgt, dazu tritt naturgemäß die
Be=
achtung der Stimmen über den Beginn der
Weltwirtſchaftskon=
ferenz an ſich. Die engliſchen Preſſeſtimmen lauten zurückhaltend
und eher peſſimiſtiſch bezüglich, eines tatſächlichen Erfolges der
Konferenz. Wenn trotzdem die Kursrückgänge angeſichts der
Ge=
ſchäftsſtille ſich in erträglichem Ausmaße halten, ſo ſind dafür die
einlaufenden Meldungen über konjunkturelle Beſſerung der
inner=
deutſchen Wirtſchaftslage maßgebend. Dt. Erdöl hat eine ſehr
günſtige und flüſſige Bilanz vorgelegt, der Kurs ſelbſt war 1
Pro=
zent feſter. Im übrigen eröffneten JG. Farben 1½ Prozent
ſchwächer und zogen ſpäter ½ Prozent wieder an. Rütgers gaben
1 Prozent, Scheideanſtalt 3 Prozent nach. Am Elektromarkt
ver=
loren Siemens zunächſt 3, AEG. ½, Schuckert 58. Lahmeyer 1½
Prozent. Montanwerte lagen gleichfalls ſchwächer. So
Rhein=
braun um 2. Mannesmann 8, Klöckner 2, Harpener 1½, Buderus
½ Prozent. Von Kaliwerten gaben Aſchersleben 2 Prozent nach,
Schiffahrtsaktien etwa ¼ Prozent ſchwächer. Gut gehalten waren
Reichsbankanteile. Ruhig war die Marktlage am Zellſtoff= und
Kunſtſeidemarkt, wo nur geringfügige Kursabſchläge eintraten.
Im einzelnen verloren Dt. Linol. 3, Zement Heidelberg 1.
Holz=
mann ½, Conti Gummi 1½ Prozent. — Auch der Rentenmarkt
lag ziemlich geſchäftslos, wodurch auch hier Kursrückgänge
ein=
traten. Altbeſitz verloren 1, ſpäte Schuldbücher ½, Neubeſitz ½
Prozent. Im weiteren Börſenverlauf trat nach den anfänglichen
Abſchwächungen eine geringfügige Erholung ein, zumindeſt
wur=
den die Kursrückgänge abgeſtoppt. Ein völliger Ausgleich der
Anfangsverluſte wurde nicht erreicht. Das Geſchäft blieb ſtill.
Tagesgeld 3½ Prozent.
Auch an der Abendbörſe verhielt ſich die Kuliſſe bei
fehlen=
der Beteiligung der Bankenkundſchaft ſehr reſerviert, ſo daß die
Umſatztätigkeit bei kaum veränderten Kurſen gegenüber dem
Ber=
liner Schluß äußerſt gering war. Einige Umſätze fanden in JG.
Farben ſtatt; der Kurs zog zunächſt leicht an, ging aber im
Ver=
laufe unter dem Druck der Geſchäftsſtille wieder zurück. Auf den
übrigen Marktgebieten herrſchte Geſchäftsloſigkeit. Die feſtere
Eröffnung Wall=Streets blieb ohne Einfluß.
Vom Holzmarkkt.
Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Nachdem ein erheblicher Teil
des Holzhandels die dringendſten Holzeinkäufe zur Ergänzung der
ſtark gelichteten Läger bewirkt und dadurch dem Markt zur
Be=
lebung verholfen hat, iſt es jetzt wieder etwas ruhiger geworden.
Man hört zwar noch hier und da von einigen größeren Abſchlüſſen
in guter, namentlich mecklenburgiſcher und oſtpreußiſcher
Stamm=
ware, aber im großen und ganzen beſchränkt ſich das Geſchäft
zur=
zeit auf Abſchlüſſe in einzelnen Waggonladungen, deren Inhalt
meiſt nicht über die Lagerplätze genommen, ſondern unmittelbar
an die Holzverbraucher geliefert wird. Die Preiſe ſind feſt und
beſtändig geblieben. Verſuche, ſie weiter zu ſteigern, was den
Wünſchen der Waldwirtſchaft, aber auch denen des
Sägemühlen=
gewerbes für einzelne Sortimente entſprechen würde, waren
uner=
füllbar, weil die Großtiſchlereien und Möbelfabriken einer
Er=
höhung widerſtrebten, um beim Verkauf konkurrenzfähig zu
blei=
ben. Langſam beginnt ſich das neue Arbeitsbeſchaffungsprogramm,
zunächſt in der weſtfäliſchen und thüringiſchen Möbelinduſtrie,
auszuwirken. Dort, wo billige Kücheneinrichtungen hergeſtellt
werden, erklärte ſich der Möbelhandel im Hinblick auf die in
Aus=
ſicht ſtehenden Eheſchließungen zu Abſchlüſſen auf Lieferung in den
Monaten Juli und Auguſt bereit. Daraufhin konnten die
Säge=
werke bereits Mittelblöcke und Zopfholz aus vorjährigem
Ein=
ſchnitt verkaufen. Es meldeten ſich auch Käufer für gleichartiges
Schnittholz aus der Winterproduktion. Man erwartet den
höch=
ſten Vorteil aus dem Beſchaffungsprogramm, für das deutſche
Möbelgewerbe, das ſich von der Fabrikation der
Luxus=
möbel, dort, wo es nicht der Fall war, auf die Herſtellung ſolider
und preiswerter Gebrauchsmöbel umſtellen muß. Auch das
Tief=
baugewerbe dürfte mit verſtärkten Aufträgen rechnen können.
Allerdings werden ſich daraus für die Holzwirtſchaft keine
nen=
nenswerten Aufträge, außer in Bauhölzern, ergeben können.
Leb=
haftigkeit entwickelte ſich am Eichenholzmarkt.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 12. Juni. Weizen inländ.
(76—77Kilogramm), gut, geſund und trocken 21,30—21,50
Eoſin=
weizen 15,75, Roggen inländ. 17,60—17,75, Hafer inländ. 15,25
bis 15,75, Sommergerſte 18,00—18,15, Futtergerſte 16,75, La=Plata=
Mais 20,50—20,75, Palmkuchen, Kokoskuchen per Juni=September,
Seſamkuchen per Juni=September. Biertreber mit Sack 11.25,
Trockenſchnitzel loſe 7,90—8.00 Wieſenheu loſe, 4,80—5 10,
Rot=
kleeheu 4 90—5,30, Luzernkleeheu 6,00—6,80 Stroh: Preßſtroh
Roggen=Weizen 2,80—3,00, Hafer=Gerſte 2 40—2,80, geb. Stroh
Roggen=Weizen 2,70—2,90, Hafer=Gerſte 2,30—2,50, Weizenmehl
Spezial 0 (neue Mahlart mit Austauſchweizen) mit Sack 31,25 bis
31,50, Roggenmehl (60—70prozentige Ausmahlung je nach
Fabri=
kat) nordd. 22,75—23.75, dito ſüdd. und pfälz. 24,00—25,00, feine
Weizenkleie mitSack 7,75—7,90, Rapskuchen, Erdnußkuchen prompt,
Erdnußkuchen per Juli=September, Leinkuchen. Tendenz feſter.
Die Preiſe für Brotgetreide ſind ziemlich unverändert bei weiterer
Zurückhaltung der Käufer. Futtermittel liegen feſt. Die Preiſe
für ölhaltige Futtermittel ſind infolge der Monopolabgabe noch
nicht geklärt.
Frankfurter Produktenbericht vom 12. Juni. Die
Getreide=
börſe war bei abwartender Haltung recht feſt geſtimmt, wobei die
neuen Monopolpreiſe für Futtermittel dem Brot= und
Futter=
getreidemarkt etwas Anregung gaben. Das Angebot war klein,
trotzdem kam es kaum zu nennenswerten Umſätzen. Das
Mehl=
geſchäft blieb bei unveränderten Preiſen gering. Der
Futter=
mittelmarkt hatte zwar feſte Tendenz, doch übte man auf Grund
des Monopolzuſchlags von 6.— RM. je 100 Kilogramm ſtärkſte
Zurückhaltung. Die Preiſe ſtellten ſich um 25 bis 50 Pfg. höher.
Von Getreide zog Hafer um 5.— RM. per Tonne an. Es
notier=
ten: Weizen 210,00, Roggen 172,50—173,50 Hafer 150 00—155,00,
Weizenmehl ſüdd. und niederrhein. Spezial 0 30,25—31,50,
Rog=
genmehl (60prozentige Ausmahlung) 23,50—25,25. Weizenkleie
8,00 Roggenkleie 8,75 Soyaſchrot alte Abſchlüſſe 10,40
einſchließ=
lich Monopolabgabe. Soyaſchrot neue Abſchlüſſe 9,75—102
Palm=
kuchen neue Abſchlüſſe 9,90—10,15, Erdnußkuchen 12,25 Brief neue
Abſchlüſſe (die drei letzten Notierungen verſtehen ſich ohne den
Monopolzuſchlag von 6.— RM. je 100 Kilogramm), Treber 11,00,
Heu 4,50, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt 2,60—2,80. dito
gebündelt 2,20. Kartoffeln: Induſtrie hieſiger Gegend 2,00
bis 2,15 RM. per 50 Kilogramm bei Waggonbezug. Tendenz feſt.
Berliner Kursbericht
vom 12. Juni 1933
Eichengerbrinden=Berkauf im Odenwald.
Durch die mißliche Lage auf dem Gerbrindenmarkt, die
beſon=
ders im Odenwald, wo der Handel nur kleine Mengen zu äußerſt
gedrückten Preiſen zwiſchen 2,30 und 2,80 RM. je Zentner frei
Verſandbahnhof aufnehmen konnte, die Not der Waldbauern
uner=
träglich werden ließ, ſah ſich der Badiſche Waldbeſitzerverband
ver=
anlaßt, den Rindenverkauf in dieſem Jahre auch im Odenwald in
eigene Hände zu nehmen. Die Zweigſtelle des Verbandes in
Mos=
bach konnte eine Anzahl, größerer Lederwerke, die bisher ihren
Bedarf im Ausland deckten, veranlaſſen, zunächſt, die einheimiſche
Produktion aufzunehmen, und war, dadurch in der Lage, rund
13 000 Zentner Eichenrinde für den Odenwälder Bauern zum
Preis von 3,20 RM. frei Waggon Verſandbahnhof abzuſetzen. Da
es ſich im weſentlichen um zuſätzlichen Abſatz an Stelle bisheriger
Einfuhr handelt, hat ſich hierdurch eine zeitweilig ſichtbare
Ent=
laſtung des ländlichen Arbeitsmarktes ergeben. Man kann dieſe,
da die Aufbereitung eines Zentners Rinde nicht ganz ein
Tage=
werk erfordert, einſchließlich der Arbeitsleiſtung der
hauptberuf=
lichen Bauern auf rund 10 000 Tagewerke ſchätzen.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 12. Juni ſtellten ſich für
Kupfer: Juni 53 (54) Juli 53.50 (54.25), Auguſt. September
53,75 (54) Oktober 54 (54.50) November 54.50 (55). Dezember
54.75 (55.25), Januar 55 (55.50), Februar 55.50 (56), Marz 56
(56.50), April 56.25 (57), Mai 56.50 (57,50). Tendenz: flau. Für
Blei; Juni 18.75 (1925), Juli 18.75 (19), Auguſt 19 (19.25)
September 19 (19.50), Oktober 19.25 (19.75), November 19.25
(20.25) Dezember 19.50 (20.50) Januar 19.75 (20.75) Februar
20.75 (21.50). März 21 (21.75), April 21 (22), Mai 21.50 (22.50).
Tendenz: ſchwach. Für Zink: Juni 23.25 (23.75), Juli 23.75 (24).
Auguſt 24 (24.50), September 24.25 (24.50), Oktober 24.25 (24.75),
November 24.50 (25), Dezember 24.75 (25.25). Januar 25.25 (26),
Februar 25.50 (26), März 25.50 (26.25). April 25.75 (26.75), Mai
26 (27). Tendenz: ſchwächer. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern Brief.
Piehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 12. Juni. Aufgetrieben waren
1439 Rinder, darunter 89 ſeit dem letzten Markt, 395 Ochſen,
113 Bullen, 467 Kühe und 375 Färſen, ferner 604 Kälber, 47.
Schafe und 4020 Schweine. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebend=
gewicht: Ochſen a1) 30—33, a2) 26—29 b1) 22—25; Bullen
a) 26—30 b) 21—25: Kühe a) 25—28, b) 21—24 c) 17—20 d) 12
bis 16; Färſen a) 30—33, b) 27—29, c) 22—26; Kälber b) 37—40,
c) 33—36, d) 25—32: Schafe nicht notiert: Schweine b) 36—39,
c) 37—40, d) 35—39, e) 33—38. Marktverlauf: Rinder ruhig,
geringer Ueberſtand; Kälber und Schafe ruhig, geräumt: Schweine
ruhig, nahezu ausverkauft. Der Rindermarkt war ſtärker als in
der Vorwoche beſchickt. Bei ruhigem Geſchäft verblieb geringer
Ueberſtand. Die Preiſe für Färſen gaben, etwas nach, für die
übrigen Großviehgattungen hielten ſie ſich auf der Höhe des
Vor=
marktes. Etwa 48 Prozent des aufgetriebenen Viehes wurden
wieder in die umliegenden Verſorgungsgebiete ausgeführt. Auch
der Schweinemarkt war ſtärker als der vorwöchige Hauptmarkt
be=
ſchickt. Die Preiſe gingen gegenüber dem vorwöchigen Hauptmarkt
etwas zurück.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Deutſche Landvolkbank A.=G., deren Aktienmehrheit nach
der Kapitalerhöhung auf 3 Mill. RM. größtenteils bei der
Deut=
ſchen Rentenbankkreditanſtalt liegt, ſchließt 1932 mit 69 000 RM.
Gewinn ab, wovon 65 000 RM. zurückgeſtellt werden. Die
Vor=
jahresbilanz war ausgeglichen.
Die zum Intereſſenkreis des RWE. gehörende Oberſtein=Idarer
Elektrizitäts A.=G. weiſt für 1932 einen Verluſt von 350 000 RM., der bei der Herabſetzung des Aktienkapitals von 3,3 auf 2
Mill RM. Deckung findet.
In Paris tagt eine Sonderkommiſſion der internationalen
Rohſtahl=Exportgemeinſchaft, die ſich mit einer Reihe von Fragen
befaßt, die ſich aus der inzwiſchen begonnenen Tätigkeit der
inter=
nationalen Verkaufsverbände ergeben. Wir wir erfahren, dürften
im Laufe dieſer Woche die Cif=Preiſe für die einzelnen europäiſchen
und außereuropäiſchen Häfen feſtgeſetzt werden, um dadurch ein
einheitliches Preisniveau für die ſyndizierten Walzwerksprodukte
ſicherzuſtellen.
Als Nachfolger des verſtorbenen Hüttendirektors der
Bude=
rusſchen Eiſenwerke in Wetzlar, Dr. Carl Humperdinck, iſt der
langjährige Leiter des Hüttenwerks der Borſigwerk A.=G.,
Hütten=
direktor Fritz Gorſchlüter, als techniſcher Oberleiter in die Dienſte
der Buderusſchen Eiſenwerke eingetreten.
Oeviſenmarkt
vom 12. Juni 1933
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Heſſiſche Roggenanleihe. Der Durchſchnittspreis der
amt=
lichen Notierungen für den Zentner Roggen an der Frankfurter
Produktenbörſe im Monat Mai 1933 iſt nach der Bekanntmachung
vom 12. 12 1923, die „Aufnahme einer Roggenanleihe des
Volks=
ſtaates Heſſen” betreffend (Anleihebedingung 3) durch die
Land=
wirtſchaftskammer für Heſſen in Darmſtadt auf 8,65 RM.
feſt=
geſtellt worden. Demgemäß berechnet ſich der am 1. Juli 1933
fällige Jahreszinsbetrag für einen Zentner Roggen auf 0,43 RM.
Dampfkeſſelfabrik vorm. Arthur Rodberg A.=G., Darmſtadt.
Die Generalverſammlung genehmigte den Abſchluß per 30. 9. 1932,
der nach 12 030 RM. Abſchreibungen einen neuen Verluſt von
57 000 RM. ausweiſt. Der vorgetragene Verluſt wird hierdurch
auf 117 000 RM. erhöht. Im laufenden Jahr trat noch keine
Beſſerung der Verhältniſſe ein.
Inanſpruchnahme von Deviſengenehmigungen inländiſcher
Firmen durch Importeure in Lübeck, Stettin und Königsberg.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat an die
Deviſenbewirtſchaftungs=
ſtellen folgende Anweiſung gegeben: „Die im Runderlaß Nr. 33/34
für die Hamburger und Bremer Importeure getroffene Regelung
wird mit ſofortiger Wirkung auch auf die Lübecker, Stettiner und
Königsberger Importeure ausgedehnt. Die den Importfirmen
zur Verfügung geſtellten Deviſenbeträge ſind darauf zu prüfen,
ob ſich die hiermit geleiſteten Auslandszahlungen im Rahmen des
Geſchäftsbetriebes der abgebenden Firmen halten. Zum 15. jeden
Monats iſt mir eine kurze Meldung über die in vorſtehender Weiſe
übertragenen Beträge zu erſtatten.” In dem Runderlaß 33/34
vom 16. Mai 1933 hat der Reichswirtſchaftsminiſter das
Auslands=
geſchäft für die binnenländiſchen Firmen, ſoweit ſie ihre
Waren=
bezüge über Hamburger oder Bremer Importeure leiten,
verein=
facht und riſikoloſer geſtaltet.
Adler=Magarine=Werke A.=G., Frankfurt a. M. Die
Geſell=
ſchaft, die bekanntlich nur noch ihre Grundſtücke verwaltet,
ver=
zeichnet für 1932 den ſchon ſeit Jahren vorgetragenen Verluſt von
650 000 RM. bei ebenſo hohem Aktienkapital, nachdem wieder die
Gläubiger auf 120 398 RM. Forderungen bedingt verzichtet haben
zwecks Vornahme von 412 810 RM. (im Vorjahre 0)
Abſchrei=
bungen auf Anlagen und von 1904 (0) RM. ſonſtigen
Abſchrei=
bungen. Gegenüber den durch den Gläubigerverzicht auf 116 568
(235 966) RM. ermäßigten Schulden ſtehen Grundſtücke mit 40 000
(57 603), Gebäude mit 77 600 (172 808) und Maſchinen nur noch
mit einem Markpoſten von 1 (2360) RM. zu Buch.
Bedeutende AEG.=Lieferungen. Der AEG. ſind in letzter
Zeit wieder große Aufträge, insbeſondere auf
Kraftverſorgungs=
einrichtungen, zugegangen. Erfreulich iſt hierbei, daß das Inland
mit größeren Objekten vertreten iſt. So liefert die AEG z. B.
für ein weſtdeutſches Elektrizitätswerk, ein Drehſtrom=Turbo=
Aggregat von 9000 Kilowatt Leiſtung. In Oſtpreußen wird von
ihr der Bau einer 67 Kilometer langen 60 000=Volt=Freileitung
ausgeführt. Eine Großgleichrichteranlage von 4000 Amp. und eine
Dampfturbine von 6250 Kilowatt Leiſtung wurden von zwei
ſtäd=
tiſchen Elektrizitätswerken in Auftrag gegeben. An bedeutenden
Auslandsaufträgen wurden u. a. hereingenommen: für Spanien
10 elektriſche Hafenkranausrüſtungen, für die oſteuroväiſche
In=
duſtrie ein größerer Turboſatz, für Südamerika ein größerer
Auf=
trag auf Kabel und Hochſpannungsmaterial.
Me He
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt.
DeutſcheCont. Gas
Mic
59.75
49
17.875
19
25.875
130,875
48.625
14.5
39.25
160.—
116.—
Oe
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau 106.75
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann 59.—
Kali Aſchersleben 1
Klöcknerwerke
Koksw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=untn.
Orenſtein & Koppel
Nige
91
134.—
63.,5
94.5
69.125
132.25
58.50
84.—
69.375
52.50
48.25
Me
Rütgerswerke
Salzbetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerle
Weſteregeln Alkali
Tgsb.=Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Aupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drahtl
Wanderer=Werke
36.
G1.—
180.—
23.625
40.625
134.5
24.50
77.25
9.50
80.—
65.50
95.75
Helſingfort
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo.
Koperhagen
Stocholm.
London.
Buenos=Aires
New York.
Belgien.
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schillinglt
100 Tſch.Kr.
100 Pengö
100 Leba.
100 Gulden
100 Kronen 5
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.
1 Pap. Peſv
Dollar
100 Belge
100 Dire
100 Franes
Geld
6.3a9
6.98
12.64
3.047
170.33
72.28
62.84
73.73
14.32
0.899
3.412
56.94
22.04
6.62
„Brieff
6.341
7.0s
12.,88
3.053
2 1170.85
72.42
63.26
73,67
14.36
0.302
3.418
59.06
22,08
16.66
Schwei
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janeiro
Jugollawien.
Portugal.
Athen
Iſtambu
Kairv.
Kanabo
Urugnah
Fsland.
Tallinn (Eſtl.)
Niga
Darmſtädter und Rationalbank Darmſtadt. Sugte der Aresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 12. Juni 1933.
KHeu
„ Gr.II p. 1934
„. 1935
„. 1986
1937
„ 1938
Gruppe!
6% Dtſch. Reichsanl
„ v.27
%Intern. ,v.30
839 Baden .„. v.27
6% Bayern .. v.27
Heſſen ...b. 29
% Preuß. St. b. 28
2 Sachſen v. 27
32 Tyüringen v.27
dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4/4Ab.
löſungsanl..
dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...
32 Baden=Baden
2 Berlin ...v. 24
2a Darmſtadt
%5 Dresben, „v. 26
68 Frankfurt a.M.)
Schätze. b. 29/
b. 26
8Mainz ....
3Mannheimv. 27
München v. 29
2a Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6%
Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
96I.
30,5
84.25
7821,
76‟
85.5
905
84.5
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118
25
Seite 12 — Nr. 162
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken
Dienstag, 13. Junf 1533
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der lustigen Tragikomödie:
Emma,
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die Tolpatschigkeit
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Igenstein.
Regie Carl Froelich.
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