Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Bezugspreis:
Bel wöchentlich Tmaligem Eiſcheinen vom 1. April
bie 30. April 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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tragegebühr, abgeholt 2.— Reichsmark, durch die
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 115
Mittwoch, den 26. April 1933.
196. Jahrgang
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27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadi 23 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 35 Reichspfg. Reklamezelle (92 mm
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zeiſe 3.— Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
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träge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurs
oder gerſchtlicher Beltreibung fällt ſeder Rabatt weg.
Banſkonto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Oas Maoiielt an der Tden.
Umbau der Arbeitsloſenhilfe: Bereinſachung des Unkerſtükungsapparakes. — Eindämmung des Zuſtroms
nach den höheren Scheilen. — Numerus clauſus für jüdiſche Schüler und Skudierende.
Kredikakkion für Konſumgenoſſenſchafken nicht verlängerk.
Die Dienskagsſihung des Reichskehinekks
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
* Der Kabinettsrat am Dienstag abend hat bis in die
erſten Nachtſtunden hinein gedauert. Die zeitliche Ausdehnung der
Beſprechungen erklärt ſich dadurch, daß man eine ganze Reihe
von Beratungen hintereinanderſchaltete.
Zunächſt hat eine Chefbeſprechung ſtattgefunden an
der neben dem Kanzler der Vizekanzler v. Papen, der
Fi=
nanz= und der Wirtſchaftsminiſter teilgenommen haben.
Hierbei drehte es ſich im weſentlichen um die
Arbeitsloſen=
hilfe. Es iſt ja bekannt, daß die Reichsregierung eine
Verein=
fachung des geſamten Unterſtützungsapparates
anſtrebt. Entſprechend den Beſchlüſſen dieſer Chefbeſprechung wird
das Reichsarbeitsminiſterium ſeine Vorlage ausarbeiten.
Jeden=
falls wird die Reichsregierung dafür ſorgen, daß bei der
Refor=
mierung des Apparates, der jetzt aus der Arbeitsloſenverſicherung,
der Kriſenfürſorge und der Wohlfahrtsunterſtützung beſteht, dem
Staat und den Unterſtützungsanſtalten keine neuen Unkoſten
ent=
ſtehen.
Ausſprache über die Außenpolikik.
An die Chefbeſprechung ſchloß ſich ein
Mini=
ſterrat an, zu dem auch der Außenminiſter Dr. v. Neurath
und der preußiſche Miniſterpräſident Göring zugezogen
wurden. Die Herren v. Papen und Göring berichteten über ihre
Italienreiſe, woran ſich eine Unterhaltung über die
ge=
ſamte außenpolitiſche Situation anſchloß. Der
Mi=
niſterrat dauerte etwa zwei Stunden, was für die gründliche
Durchſprechung der wichtigſten aktuellen Probleme Zeugnis ablegt.
Daraufhin iſt das Kabinett an die Aufarbeitung der noch aus der
vorigen Woche vorliegenden Geſetzentwürfe und Vorſchläge
heran=
gegangen. In der Sitzung, die bis gegen 22 Uhr dauerte, wurde
Beralungen der Länderminiſter über das Geſetz
zur Wiederherſtellung des Berufsbeamkenkums.
Auf Einladung des Reichsminiſteriums des Innern hatten
ſich am Dienstag die Miniſterpräſidenten und die Innenminiſter
ſämtlicher Länder, ſowie die Vertreter aller Reichsreſſorts zu
einer Ausſprache über die Ausführung des Geſetzes zur
Wieder=
herſtellung des Berufsbeamtentums im Reichsinnenminiſterium
verſammelt. Reichsinnenminiſter Dr. Frick, der den Vorſitz
führte, erläuterte in eingehenden Ausführungen die Grundzüge
des Geſetzes und die Art ſeines Vollzugs an der Hand der
bereits im Entwurf vorliegenden, vom Reichsinnenminiſter im
Einvernehmen mit dem Reichsminiſterium der Finanzen
aus=
gearbeiteten Ausführungsbeſtimmungen.
Der preußiſche Miniſterpräſident Göring ergänzte die
Darlegungen des Reichsinnenminiſters insbeſondere vom
Stand=
punkt der preußiſchen Verwaltung.
In der weiteren Ausſprache ergab ſich Uebereinſtimmung in
allen grundſätzlichen Fragen. Einzelheiten wurden einer noch im
Laufe des heutigen Dienstag ſtattfindenden Referentenbeſprechung
vorbehalten, die insbeſondere dazu dienen foll, Anregungen der
Länder entgegenzunehmen.
Es iſt damit zu rechnen, daß die Ausführungsbeſtimmungen
zum Beamtengeſetz, die für den Vollzug des Geſetzes von
be=
ſonderer Bedeutung ſind, noch im Laufe dieſes Monats
ver=
öffentlicht werden.
Keine neuen Kommiſſare für Bekriebe.
Einſehung weikerer Bekriebskommiſſare nut mit
Genehmigung des Berbindungsſtabes der NSDAP.
das Geſeß gegen die Ueberfremdung
dentſcher Schulen und Hochſchulen verabſchiedel.
Dieſes Geſetz ſieht vor, daß bei allen Schulen und Hochſchulen
die Zahl der Schüler und Studierenden ſoweit zu beſchränken iſt,
daß die gründliche Ausbildung geſichert und dem Bedarf der
Be=
rufe genügt iſt. — Bei Neuaufnahmen iſt darauf zu achten, daß die
Zahl der Reichsdeutſchen, die im Sinne des Geſetzes zur
Wieder=
herſtellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933
nicht=
ariſcher Abſtammung ſind, unter der Geſamtheit der Beſucher jeder
Schule und jeder Fakultät den Anteil der Nichtarier an der
reichsdeutſchen Bevölkerung nicht überſteigt.
Dieſe Anteilzahl wird einheitlich für das ganze Reichsgebiet
feſtgeſetzt. In erſter Linie ſind im Rahmen dieſer Anteilzahl
die=
jenigen Reichsdeutſchen nichtariſcher Abſtammung auszunehmen
oder zu belaſſen, deren Vater im Weltkrieg an der Front für das
Deutſche Reich oder ſeine Verbündeten gekämpft haben. Kinder,
bei denen ein Eltern= oder Großelternteil ariſcher Abſtammung
iſt, fallen bei dieſem Geſetz nicht unter den Begriff „nichtariſch”,
ſofern ſie aus Ehen ſtammen, die vor Erlaß dieſes Geſetzes
ge=
ſchloſſen ſind.
Ausgenommen von allen Schulen und Hochſchulen ſollen die
Kinder von Juden ſein, die nach dem 1. Auguſt 1914 aus dem Oſten
eingewandert ſind.
Ferner verabſchiedete das Reichskabinett ein Geſetz zur
Aenderung des Reichsſtatthaltergeſeßes.
Durch dieſe Aenderung kann, der Reichskanzler in ſeiner
Eigen=
ſchaft, als preußiſcher Statthalter die Ausfertigung von Geſetzen
dem preußiſchen Miniſterpräſidenten übertragen, der dieſe
Voll=
macht wieder weiter übertragen kann, alſo zum Beiſpiel auf
die ihm unterſtellten Fachminiſter. In politiſchen
Krei=
ſen nahm man übrigens an, daß noch am Dienstag
abend die Ernennung der Statthalter erfolgen würde.
Hier ſollen aber noch Beſprechungen mit den
Hanſe=
ſtädten durchgeführt werden. Es ſieht ſo aus, als ob die
Un=
kerhaltungen darüber, noch nicht abgeſchloſſen
ſind, wie die Grenzen der neuen
Statthalterbe=
dirke verlaufen werden. Darüber können noch einige
Tage vergehen. Dann ſpricht der Reichspräſident das Schlußwort,
der ja die Statthalter zu ernennen hat.
Weiter wurde ein Geſetzentwurfüber die Höhe der
Aufbringungsumlage von 1933 bis 1935 (Induſtrie=
Umlagegeſetz) verabſchiedet.
Ferner wurde ein Geſetz beſchloſſen, wonach ein Schuldner
grundſätzlich zum Zwangsverwalter beſtimmt
werden kann. DieſesGeſetzbeziehtſich
aufland=
wirtſchaftliche und forſtwirtſchaftliche Betriebe.
Auch ein Geſetzentwurf über den Verkehr mit Vieh und Fleiſch
ſowie ein weiterer Geſetzentwurf über die Höhe der Gebühren für
Schlachtviehhäuſer, Fleiſchgroßmärkte und Schlachtviehmärkte
wurde verabſchiedet.
Das Kabinett hat ferner beſchloſſen, die Kreditaktion
fur Konſumgenoſſenſchaften nicht mehr
fortzu=
führen.
CNB. Berlin, 25. April.
Der Leiter des Verbindungsſtabes der NSDAP., Reiner, hat
folgende Verfügung erlaſſen:
„Mit Wirkung vom 25. April 1933 iſt ſämtlichen
Parteidienſt=
ſtellen unterſagt, Kommiſſare in irgend welchen Betrieben
einzu=
ſetzen. Sollte ihnen die Einſetzung eines Kommiſſars in einem
Unternehmen als unbedingt notwendig erſcheinen, ſo iſt die
Ge=
nehmigung des Verbindungsſtabes der NSDAP. in Berlin
ein=
zuholen. Sachbearbeiter im Verbindungsſtab iſt Herr Dr. Otto
Wegener. Dem Geſuch um Einſtellung eines Kommiſſars muß eine
genaue Ausführung der Notwendigkeit ſowie die Geeignetheit des
beabſichtigten Kommiſſars zugrunde liegen. Erſt nach erteilter
Genehmigung des Verbindungsſtabes darf dann der Kommiſſar
eingeſetzt werden.
Staakskommifſar und Sonderbeauftragke in Bayern.
TU. München, 25. April.
Das Geſamtminiſterium des Freiſtaates Bayern hat unter
dem 24. April verfügt: Die nationale Revolution iſt noch nicht
abgeſchloſſen. Nachdem durch die Bildung einer ordnungsmäßigen
bayeriſchen Staatsregierung die reſtloſe Gleichſchaltung von
Po=
litik und Wirtſchaft mit dem Reich und ſeiner neuen Macht
ge=
ſichert iſt, wird verordnet, daß von jetzt ab ausſchließlich der von
der bayeriſchen Staatsregierung vorgeſchlagene Staatskommiſſar
z. b. V., Roehm, ausſchließlich den Titel Staatskommiſſar führt.
Die Sonderkommiſſare bei den Kreisregierungen bleiben im Amte.
Die Beſtellung der bisher tätigen Sonderbeauftragten und =
kom=
miſſare bei wirtſchaftlichen Organiſationen uſw. wird aufgehoben.
Unberührt von dieſer Aufhebung bleiben die bei den Induſtrie=
und Handelskammern ſowie den Handwerkskammern bisher
ein=
geſetzten Sonderkommiſſare. Ferner die Sonderbeauftragten und
kommiſſariſchen Vorſitzenden bei den Aerztekammern,
Anwalts=
kammern und anderen, einem Staatsminiſterium unterſtellten
Organiſationen. Die Beſtellung weiterer Sonderbeauftragten
er=
folgt ausſchließlich durch die Staatsregierung bzw. den oberſten
SA.=Führer.
Das bayeriſche Beiſpiel.
* Berlin, 25. April. (Priv.=Tel.)
In hieſigen politiſchen Kreiſen hat es ſtarke Beachtung
ge=
funden, daß die Vervollſtändigung des bayeriſchen Miniſteriums
zum erſten Male über den Kreis der Nationalſozialiſten und
Deutſchnationalen hinausgreift: die Ernennung des Grafen von
Quadt zum Wirtſchaftsminiſter Bayerns. Es iſt der erſte Fall,
in dem Adolf Hitler, getreu ſeinem Verſprechen, aufbauwillige
Kräfte auch aus anderen parteipolitiſchen Lagern heranzieht.
Graf Quadt iſt auch heute noch Reichstagsabgeordneter
der Bayeriſchen Volkspartei. In einem offiziöſen Kommentar
wird zwar feſtgeſtellt, daß er nicht als Parteianwärter,
ſondern, als wirtſchaftlich ausgezeichnete Perſönlichkeit zum
Miniſter ernannt worden ſei. Man wird auch vermutlich nicht
von irgendwelchen Abmachungen zwiſchen den Nationalſozialiſten
und der Bayeriſchen Volkspartei ſprechen können. Inſoweit bleibt
es dabei, daß die Nationalſozialiſten mit anderen Parteien
Ver=
handlungen ablehnen. Aber das Entſcheidende iſt, daß überhaupt
ein Mann irgendeiner anderen Partei zum Miniſter berufen
wer=
den konnte, und man darf vielleicht erwarten, daß dieſes
Bei=
ſpiel nach der Ernennung der Statthalter auch in anderen
gro=
ßen Ländern Schule machen wird.
Jedenfalls iſt in Bayern die neue Regierung auf breiteſter
Front aufgebaut, vielleicht nicht ganz zur Freude der
Deutſch=
nationalen, die ſelbſt das Wirtſchaftsminiſterium anſtrebten, ſich
aber jetzt mit dem Staatsſekretärpoſten begnügen müſſen.
* Herriok, Macdonald und der Dollgr.
Die Kriſe des franzöſiſchen Sozialismus.
Von unſerem A.=Korreſpondenten.
Paris, Ende April.
Herriots Reiſe nach Waſhington wird in Frankreich mit
einer Ausführlichkeit kommentiert, die jedes gewohnte Maß
über=
ſteigt. Auch die perſönliche Note fehlt dabei nicht, ja ſie
domi=
niert was verſtändlich iſt, da über die ſachlichen Probleme, die
in Waſhington beſprochen werden ſollen, keine Klarheit herrſcht.
Es läßt ſich nicht leugnen, die Wahl Herriots zum
Vertreter Frankreichs für Waſhington hat
ge=
rade in den politiſch geſchulten Kreiſen keine
reſtloſe Begeiſterung ausgelöſt. Seine Perſönlichkeit
und Unberechenbarkeit, ſein überſchwängliches Pathos, das ſelbſt
ſeine Freunde nur ſchwer ertragen, ließen vielerorts Zweifel
über die Richtigkeit ſeiner Betrauung für die Waſhingtoner
Ver=
handlungen aufkommen. Man zählt die außenpolitiſchen Fehler
auf, die er bisher beging, und die Liſte iſt lang ...
Herriot ſeinerſeits blieb aber nicht untätig und unternahm
alles, womit er noch vor ſeiner Abreiſe ſeine Volkstümlichkeit
ſtärken konnte. Und gerade darin war er immer beſonders
ge=
ſchickt, denn er beſitzt ein feines Gefühl für die
Stimmungs=
wellen des Augenblicks; ja ſeine ganze Politik beſtand
nit wenigen Ausnahmen immer daraus, daß er
die Launen Fer ſobeweglichen öffentlichen
Mei=
nung Frankreichs rechtzeitig erkannte und
ihnen rückhaltslos entgegenkam. Kein Wunder alſo,
daß er noch vor ſeiner Abreiſe Zeit dazu hatte, mit
ungewöhn=
licher Schärfe gegen Deutſchland loszuziehen. Doch neben der
hohen Politik wurde auch die kurze Pfeife, die ſeiner Silhouette
die Volkstümlichkeit verleiht, nicht vergeſſen; keinem
Zeitungs=
leſer in Frankreich war es vergönnt, die Zahl der Pfeifen, die
er täglich von ſeinen Anbetern aus allen Teilen des Landes
erhält, zu ignorieren.
Man hätte gegen all das nicht viel einzuwenden, wenn der
Augenblick nicht ſo ernſt wäre. Die breiten Maſſen in
Frank=
reich ſind bereits von Unruhe und Kriegsangſt erfaßt, die noch
durch die gewiſſenloſe Aufbauſchung lächerlicher Zwiſchenfälle
genährt werden. In der Tat, es wäre die Aufgabe der
führen=
den Politiker, durch einige Hinweife auf die tatſächliche Lage die
Oeffentlichkeit zu beruhigen. Noch viel wichtiger iſt aber all das
in bezug auf Waſhington. Die finanzpolitiſchen und
wirtſchaft=
lichen Entſcheidungen, die dort gefaßt werden können, ſind für
ganz Europa grundſätzlich. Wenn die franzöſiſche
Po=
litik, dort, wie es leider zu befürchten iſt, nur
außen=
politiſchen Preſtigeerfolgen nachjagen würde,
ſokönnte daraus für ganz Europa und nicht
zu=
letzt für Frankreich ſelbſt ein nicht wieder
gut=
zumachender Schaden erwachſen. Das ſcheinen einige
beſonnene Realpolitiker zu befürchten, aber ſie ſchweigen.
Wenn man auch in Paris über die Waſhingtoner
Be=
ſprechungen kein Geſamtbild gibt, ſo werden doch einzelne
Momente beſonders hervorgehoben. So zum Beiſpiel der
eng=
liſch=amerikaniſche Gegenſatz in der Frage der Goldwährung.
Das Weigern Englands den Pfundkurs zu ſtabiliſieren, hat doch
den Dollarſturm entfacht, der die geſamte zwiſchenſtaatliche
Hoch=
finanz in Gärung und Wallung verſetzte. Man weiß in Paris,
daß die Dollarentwertung gewollt und taktiſcher Natur iſt, aber
man fürchtet trotz alledem den Zoll= und Valutakrieg. Auch die
engliſche Politik wird hier übrigens heftig kritiſiert, und der
nahe Sturz Macdonalds wird ſo oft und mit
ſolchem Eifer vorausgeſagt, daß zuerkennen iſt,
wie ſtark dabei der Wunſch der Vater des
Ge=
dankens iſt. An die „Annäherung”, die mit England in der
letzten Zeit unzweifelhaft zuſtandekam, glaubt man ſolange
nicht, als Macdonald am Ruder bleibt.
Das große Ereignis der franzöſiſchen Innenpolitik war nach
der Vertagung der Kammer der Kongreß der
Sozia=
liſten in Avignon. Oder wenigſtens ſollte dieſer Kongreß
ein großes Ereignis werden, aber es wurde daraus eine
Enttäuſchung. Dennoch verdient er eine etwas nähere
Prüfung, denn das Nicht=Geſchehene iſt ebenſo charakteriſtiſch wie
das Geſchehene.
Viele erwarteten, daß der franzöſiſche Sozialismus aus der
Zwietracht und inneren Uneinigkeit, die ihn ſeit einiger Zeit
charakteriſieren, ſich in Avignon aufrütteln wird. Andere hofften
eine klare Entſcheidung über die innenpolitiſche Stellungnahme.
Wieder andere glaubten, daß es in Avignon zu einer Spaltung
der Partei kommen wird. Nichts von all dem iſt geſchehen.
Auch erhob ſich aus den Wegen des Parteikongreſſes keine
Per=
ſönlichkeit, die mit ſtarker Hand die auseinanderſtrebenden
Ele=
mente zuſammenhalten könnte. Der Zerfall des
Marxis=
mus in Deutſchland drückte unverkennbar auf
die Gemüter.
Die ſüdfranzöſiſchen Sozialiſten und der größere Teil der
ſozialiſtiſchen Deputierten in der Kammer kümmern ſich nicht
mehr um die marxiſtiſchen Doktrinen. Sie möchten „Realpolitik”
treiben, ſich an der Regierung beteiligen. Die Weltrevolution
intereſſiert ſie nicht, mit einem Wort ſie „verbürgerlichen” ſich.
Das kam bei der Budgetdebgtte zum Ausdruck, ſie haben nicht
nur die Regierung unterſtützt, ſondern ſogar die
Militäraus=
gaben votiert. Ihnen gegenüber ſteht jedoch der nordfranzöſiſche
Sozialismus, die Parteibürokratie, die Militanten, die
Vor=
kämpfer. Alſo die überwiegende Mehrheit der Partei, Sie ſteht
noch geſchloſſen hinter Léon Blum der ſtarr an dem Marxismus
feſthält und die Politik der Enthaltſamkeit fordert: Kein
Zu=
ſammengehen mit den bürgerlichen Parteien, keine Beteiligung
an einer bürgerlichen Regierung und keine Politik der
Tolerie=
rung auf die Dauer. Der Kongreß in Avignon hat
es bewieſen, daß die beiden Richtungen
unver=
ſöhnlich ſind. Aber es gelang, den offenen Bruch zu
ver=
meiden. Die Mehrheit der Partei hat die Fraktion in der
Kammer, die Léon Blum von der Präſidentenſchaft abſetzte,
ver=
urteilt, aber daraus wurde keine Konſequenz gezogen. Alles
bleibt beim alten, die franzöſiſchen Sozialiſten ſind weder über
ihre Doktrin im klaren, noch haben ſie einen Führer und auch
keine beſtimmte Politik. Kein Wunder daß die Rechte, die ſie
noch vor kurzem „fürch=ete, jetzt ihren Niedergang prophezeit.
Seite 2 — Nr. 115
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. April 1933
Hoffnungen auf eine Belebung des deutſchen Erporks
* Berlin, 25. April. (Priv.=Tel.)
Reichsbankpräſident Dr. Schacht wird am 5. Mai mit der
„Deutſchland” in New York eintreffen. In ſeiner Begleitung
befinden ſich zwei Sachverſtändige aus dem
Reichsfinanz=
miniſterium und der Reichsbank. Am 6. Mai kann bereits die
erſte Unterredung mit dem amerikaniſchen Präſidenten Rooſevelt
und deſſen Vertrauensmännern ſtattfinden. Dr. Schacht wird
ebenſo wie Maedonald und Herriot nur einige Tage in den
Vereinigten Staaten bleiben.
Der Auftrag Dr. Schachts geht im weſentlichen dahin,
die Amerikaner über den Standpunkt der Reichsregierung zu
allen wichtigen weltwirtſchaftlichen Problemen zu informieren
und Näheres über die Abſichten der Amerikaner zu hören. Erſt
auf der Weltwirtſchaftkonferenz, die nach den
bis=
herigen Meldungen im Juni ſtattfinden ſoll, werden die
tat=
ſächlichen Entſcheidungen getroffen werden. Daß Dr. Schacht
mit großartigen Hoffnungen über den Ozean fährt, läßt ſich
gerade nicht behaupten. Immerhin herrſcht in den Kreiſen
der Reichsregierung ein gedämpfter
Optimis=
mus. Man glaubt, daß es in wirtſchaftlichen Fragen
weſent=
lich leichter zu einer Verſtändigung kommen wird als in
rüſtungs=
politiſchen.
Soweit man in Berlin unterrichtet iſt, geht das Beſtreben
der Angelſachſen dahin, nicht wieder zum Goldſtandard
zurück=
zukehren, wohl aber Pfund und Dollar bei einer gewiſſen
Grenze zu ſtabiliſieren und die übrigen Währungen, die noch
am Golde hängen, auf die gleiche Linie herabzudrücken, ſo daß
dann ein Währungsausgleich auf breiter Front vorhanden iſt.
Damit würden alle Störungen automatiſch beſeitigt, die ſich
jetzt noch aus der verſchiedenartigen Bewertung der einzelnen
Währungen ergeben. Fürjede Exportwirtſchaft wäre
eine derartige Regelung ein bedeutungsvoller
Fortſchritt. Nur muß damit gerechnet werden, daß
ver=
ſchiedene Länder wieder Quertreibereien verſuchen werden, um
eine Begünſtigung ihrer nationalen Induſtrie herauszuſchlagen.
Daß Deutſchland bereit iſt, jeder vernünftigen
Regelung des Weltwährungsproblems ſeine
Unterſtützung zu gewähren iſt ſelbſtverſtändlich.
Dr. Schacht genießt gerade in den Vereinigten Staaten einen
guten Ruf als Währungsfachmann und er wird daher bei ſeinen
Beſprechungen in Waſhington kaum mit irgendwelchen Reſerven
behandelt werden.
Von der Erreichung der Beſeikigung der
Währungs=
unkerſchiede hängt die weitere Enkwicklang
der Weltwirkſchaft ab.
Der Kapitalflucht, wie ſie augenblicklich Amerika zu
verſpüren hat, würde dann ein Riegel vorgeſchoben,
weil es dann für die Kapitalbeſitzer keinen Anreiz mehr gibt,
aus dem Pfund in den Franken oder aus dem Dollar in andere
Währungen hin und her zu wechſeln. Das Kapital könnte dann
ſeinen natürlichen Aufgaben wieder gerecht werden. Hand in
Hand damit würde die Notwendigkeit der
zwangs=
weiſen Deviſenbewirtſchaftung, wie ſie heute faſt
überall zu finden iſt, ganz oder teilweiſe hinfällig
werden. Die eingefrorenen Kapitalien könnten
weſentlich leichter auftauen. Für den Exporthandel
würden ſich daraus ganz unerhörte Vorteile ergeben.
Dieſer Entwicklung die Wege zu ebnen, iſt jetzt die Aufgabe des
Reichsbankpräſidenten. Er kann dieſes Ziel allerdings nur
fördern, die eigentlichen Entſcheidungen liegen in der Hand
anderer Kräfte, die nun hoffentlich zugeben müſſen, daß der
gegenwärtige Zuſtand unhaltbar iſt, und alle die Hinderniſſe
beſeitigt werden müſſen, die ſich einer internationalen
Wieder=
belebung immer wieder ſtörend in den Weg geſtellt haben.
Prag, 25. April.
In der Vollſitzung des Prager Abgeordnetenhauſes hielt am
Dienstag Außenminiſter Dr. Beneſch eine lange Rede über die
politiſche Lage. Es ſei die Frage aufgeworfen, ſo erklärte er, ob
wir uns in Europa einem kriegeriſchen Konflikt näherten.
Gleich=
zeitig ſei die Reviſionsfrage aufgeworfen worden. Für Italien
ſei die Reviſionspolitik ein Mittel, um eine Aenderung der
euro=
päiſchen Verhältniſſe zugunſten Italiens herbeizuführen. Italien
Von Wilhelm Michel.
Wir brauchen bei der kulturpolitiſchen Neuordnung
Deutſch=
lands zwei Dinge: eine klare Strenge in der beherrſchenden
Linien=
führung, und eine möglichſt bald einſetzende Weitherzigkeit in
allem Einzelnen und Mittelbaren.
Nicht erſt der 5. März hat entſchieden, daß in der Kunſt, im
Theater, in Teilen der Preſſe, des Rundfunks, die Führung
wech=
ſeln mußte. Auf kulturpolitiſchem Boden haben ſich die früheren
Kräfte regelrecht zu Ende gelebt. Sie ſind nicht erſchlagen
wor=
den, ſie ſind in ſich verdorben und verfallen. Sie konnten nicht
mehr führen, weil ſie nichts Ganzes mehr verantworteten. Sie
verantworteten nichts Ganzes mehr, weil ſie keinem Ganzen mehr
Ehrfurcht und Glauben ſchenken konnten.
Man mache den Verſuch, ſeinen Ohren jetzt noch einmal die
Songs der „Dreigroſchenoper” zuzumuten. Nicht mit Unrecht iſt
dieſes Stück von Bert Brecht als ein führendes und typiſches Werk
dieſer jüngſten Vergangenheit bezeichnet worden. Horcht man den
quäkenden, grellen, verſchwiemelten Singſang ab, der ſich in ihm
begibt, ſo ſpürt man deutlich: hier ſpreizt ſich
verantwortungs=
freies Geſindel und ſeine Verlotterung. Die künſtleriſche Leiſtung
iſt gegeben, aber was in ihr Geſtalt wird, das iſt Aufſtand der
unterſten Tiefe, aus der nicht Triebe zu neuer Ordnung, ſondern
nur Triebe des Zerſtörens heraufwollen. Es iſt Laut der
ungebun=
denen und nie zu bindenden Maſſe, die ewig nur eine Freude
kennt: irgend jemandem mit der Hand an die Gurgel fahren zu
können, irgend einem Heiligen die Fratze der Verhöhnung zeigen
zu können.
Ein Kunſtgeiſt, der ſolche Dinge als weſenseigne Zeugniſſe
hervorbrachte und ihnen zentrale Bedeutung gab, hatte innerlich
die Führungskraft verloren. Er war ſchon ungeſetzlich, als ſeine
Vertreter noch unangefochten auf ihren Stühlen ſaßen. Ein
an=
derer Geiſt mußte das Steuer in die Hand nehmen. Zur Führung
mußte kommen, was ein Ganzes zu ſehen und zu lieben vermochte.
Dazu iſt der Weg frei geworden; der Weg zum Menſchen und
einer menſchengeſtaltigen Welt, der Weg zum Glauben und zum
Anerkennen übergeordneter Werte. An den führenden Stellen im
Theater, im Kunſtleben, im Funk können fortan nur Männer
ſtehen, die dieſe Haltung überlegen und mit vollem Einſatz
ver=
treten.
Aber es wird nötig ſein, dieſer Strenge der Führung ein
Wiſſen um jenen Spielraum beizugeſellen, ohne den ein volles
geiſtiges Leben nicht gelebt werden kann. Es darf im Einzelnen
keine Aengſtlichkeit vor Worten, Sachen, Beſtrebungen und
For=
men geben, ſondern es muß unter uns ein guter freier Mut
blei=
ben, von allem Möglichen zu ſprechen, wenn nur die Einbeziehung
Vom Tage.
Reichskanzler Adolf Hitler hat beſtimmt, daß die
national=
ſozialiſtiſche Fraktion im Preußiſchen Staatsrat den Leiter der
politiſchen Organiſation. Dr. Robert Ley=Köln, zum Präſidenten
des Preußiſchen Staatsrats wählt. Zum Führer der
nationalſozia=
liſtiſchen Fraktion im Staatsrat iſt Oberpoſtinſpektor Sprenger=
Frankfurt a. M. beſtimmt worden.
Die neue Standarte des Reichspräſidenten, die nach der
Ver=
ordnung der Reichsregierung an Stelle der bisher roten eine
ſchwarz=weiß=rote Umrandung erhalten hat, weht bereits ſeit
geſtern morgen auf dem Gebäude der alten Reichskanzlei in der
Wilhelmſtraße, in der der Reichspräſident bis zur Fertigſtellung
ſeines Palais Wohnung genommen hat.
Der Präſident, der Gemiſchten Kommiſſion, Calonder, hatte
mit dem ſchleſiſchen Woiwoden Dr. Graſzynſki eine längere
Be=
ſprechung. Man geht in der Annahme nicht fehl, daß dieſe
Kon=
ferenz im Zuſammenhang mit den Vorſtellungen des Deutſchen
Volksbundes über die Uebergriffe gegen die deutſche Minderheit
in der Woiwodſchaft ſtehe.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Daladier hat am Montag
nachmittag den deutſchen Botſchafter Köſter und darauf den
ruſſi=
ſchen Botſchafter Dowgalewſki empfangen.
Nach einem Funkſpruch aus Ottawa wird Kanada ſeine
Geld=
noten in Zukunft nicht mehr einlöſen. Kanada wird damit in der
Praxis vom Goldſtandard abgehen.
Das amerikaniſche Repräſentantenhaus nahm mit großer
Mehrheit die Regierungsvorlage über den Ausbau des
Großkraft=
werks Muscleshoals ſowie über die Aufforſtung, Regulierung und
Neliorierung des geſamten Tenneſſey=Flußgebiets an. Die
Vor=
lage erfordert vorläufig Staatsmittel in Höhe von 150
Mil=
ſionen Dollar.
achte aber darauf, daß die alte mitteleuropäiſche Politik
Deutſch=
lands ſich nicht wieder geltend mache. Italien ſei aus dieſem
Grunde gegen den Anſchluß. Kein ſelbſtändiger Staat werde es
in Anwendung einer Reviſionspolitik zulaſſen, daß jemand anders
über ſein Gebiet verfüge. Wenn jemand etwas ähnliches mit der
Tſchechoſlowakei machen wolle, müſſe er ſich dieſes Gebiet mit
ſei=
nem Heere holen. Wir würden es zu verteidigen wiſſen.
Weder Reparakionseingänge noch
Kriegsſchulden=
zahlungen vorgeſehen.
London, 25. April.
Schatzkanzler Neville Chamberlain legte dem Unterhaus am
Dienstag das Budget, für das Rechnungsjahr 1933/34 vor. In
ſeiner Rede gab er bekannt, daß weder für Schuldenzahlungen an
Amerika, noch für Eingänge an Reparationen und
Kriegsſchulden=
rückzahlungen irgend welche Beträge eingeſetzt ſeien, obwohl die
ſchwebende Schuld gegenüber dem Vorjahr um
200 Millionen Pfund geſtiegen ſei. England habe
an Kriegsſchulden 61 Millionen Pfund zu bezahlen, während es
von ſeinen Schuldnern 64½ Millionen Pfund erhalten ſoll. Er
wies mit Befriedigung darauf hin, daß das vergangene
Finanzjahr mit einem Fehlbetrag von nur 32
Mil=
lionen Pfund abgeſchloſſen worden ſei, der durch
An=
leihen gedeckt werde. Die Einnahmen ſeien auf rund 849 Millionen
Pfund veranſchlagt geweſen und die tatſächlichen Einnahmen
be=
liefen ſich auf etwas über 827 Millionen Pfund, was gegenüber
dem Vorjahr einen Rückgang um rund 22 Millionen Pfund
be=
deute. Die Erſparniſſe von 26 Millionen Pfund
die durch die Konvertierung der Kriegsanleihe
erzielt wurden, ſeien durch die Zahlung der
Kriegs=
ſchuldenrate von 29 Millionen Pfund an die
Ver=
einigten Staaten mehr als aufgezehrt worden.
Weiter teilte er mit, daß er dem Unterhaus ein Geſetz
vor=
legen werde, in dem eine Erhöhung der Mittel für den
Wäh=
rungsausgleichsfonds gefordert werde. Es folgte die
u. a. für ausländiſche Streichhölzer auf 4 Schilling 9 Pence für
das Gros an. Die Steuer für inländiſche Feuerzeuge wird von
6 Pence auf einen Schilling erhöht, diejenige auf ausländiſche
Feuerzeuge von 6 Pence auf 1 Schilling 6 Pence. Die Frage der
Kunſtſeidezölle könne im gegenwärtigen Augenblick noch nicht
ge=
regelt werden. Ferner ſchlug Chamberlain eine Herabſetzung der
Bierſteuer um 24 Schilling pro Faß vor. Die allgemeine
Hoff=
nung, daß auch die Einkommenſteuer herabgeſetzt werden würde,
erfüllte der Miniſter nicht, vielmehr verſprach er nur
Erleichte=
rungen bei der Entrichtung der Steuer. Im Laufe ſeiner Rede
betonte Chamberlain, daß die Aufgabe des Goldſtandards durch
die Vereinigten Staaten nur durch die innere Lage beeinflußt
worden ſei.
Sicherheit ſowie Stabiliſierung des Pfundes
und des Dollars.
Waſhington, 25. April.
Im Verlaufe der Waſhingtoner Verhandlungen hat ſich
nun=
mehr ergeben, daß Frankreich außer der Forderung politiſcher und
militäriſcher Sicherheit die ſofortige Stabiliſierung des Dollars
und des engliſchen Pfundes verlangt. Auch aus Paris liegt eine
Meldung vor, wonach ſich am Dienstag der franzöſiſche
Miniſter=
rat mit den Waſhingtoner Beſprechungen befaßt hat. Er iſt ſich
einig darüber, daß Frankreich unter keinen Umſtänden den
Gold=
ſtandard aufgeben dürfe, ſondern im Gegenteil die übrigen
Natio=
nen zu einer möglichſt baldigen Rückkehr zum Goldſtandard
ver=
anlaſſen müßte. Rooſevelt und Macdonald wollen die endgültige
Stabiliſierung der Währungen für die Londoner Konferenz als
ein Handelsobjekt aufſparen unter dem Vorwand, daß der Dollar
und das Pfund ihre natürliche Ausgleichsgrundlage ſelbſt ſuchen
müſſen.
Macdonald, Herriot und der kanadiſche Miniſterpräſident
Bennett waren am Dienstag Gäſte des Staatsſekretärs Hull im
eleganten Sulgraveklub. Abends fand im Weißen Hauſe ein
nicht amtliches Eſſen ſtatt. Die Sachverſtändigen der
ver=
ſchiedenen Abordnungen haben ihre eingehenden Beratungen
und Vorarbeiten fortgeſetzt.
Die Schweiz geht nicht von der Goldwährung ab.
Bern, 25. April.
Der Schweizer Bundesrat hat ſich mit der Aufgabe der
Gold=
währung durch die Vereinigten Staaten befaßt. Die Beratungen
haben ergeben, daß die amerikaniſchen Ereigniſſe die Währung
der Schweiz in keiner Weiſe berühren und daß die Schweiz bei der
Goldwährung bleiben werde.
Genf, 25. April.
Die Abrüſtungskonferenz hat nach faſt vierwöchiger
Unter=
brechung ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Unter dem Vorſitz
des Präſidenten Henderſon eröffnete der Hauptausſchuß heute
nachmittag ſeine Verhandlungen über den großen von Macdonald
eingereichten Abkommensentwurf der engliſchen Regierung. An
der Sitzung nahmen der amerikaniſche Sonderbotſchafter
Nor=
man Davis, Botſchafter Nadolny, Staatsſekretär Eden,
Botſchaf=
ter Dowgalewſki, und als Vertreter Frankreichs Maſſigli teil.
Entgegen, der urſprünglichen Abſicht, fand keine
Generalaus=
ſprache über den engliſchen Plan ſtatt. Der Hauptausſchuß trat
nach einer kurzen Beglückwünſchung des Präſidenten Henderſon
durch Norman Davis zu der Verleihung des Carnegie=Preiſes
ſo=
fort in die Ausſprache über den erſten Teil des engliſchen
Abkom=
mensentwurfes ein, der die ſicherheitspolitiſchen Fragen
behan=
delt. Jedoch ſteht jetzt bereits feſt, daß eine grundſätzliche
Aufrol=
lung der geſamten ſicherheitspolitiſchen Fragen zunächſt noch nicht
ſtattfinden wird. Die amerikaniſche Abordnung hat vertraulich
den Präſidenten wiſſen laſſen, daß ſie zu einer Erörterung der
ſicherheitspolitiſchen Fragen mangels Weiſungen gegenwärtig
nicht in der Lage ſei. In unterrichteten Kreiſen wird
ängenom=
men, daß dieſe auffallende Haltung der amerikaniſchen Regierung
auf die gegenwärtig in Waſhington laufenden großen
Beſprs=
hungen zwiſchen Macdonald, Rooſevelt und Herriot über die
Lö=
ſung der Abrüſtungs= und Sicherheitsfrage zurückzuführen iſt und
aus dieſem Grunde der Waſhingtoner Regierung die gleichzeitige
Behandlung der Sicherheitsfrage in Genf in keiner Weiſe
wün=
ſchenswert erſcheint. Präſident Henderſon beſchränkte ſich daher
in der Eröffnungsſitzung darauf, den Mächten die Zuſatzanträge
eingebracht hatten, das Wort zu erteilen. Man nimmt an, daß
nach einer kurzen Erörterung die grundſätzliche Ausſprache über
den erſten Teil des engliſchen Abkommensentwurfs (Sicherheit)
auf einen ſpäteren, unbeſtimmten Zeitpunkt verſchoben werden
wird.
Der Effektivausſchuß der Abrüſtungskonferenz nahm
gleich=
falls heute ſeine Verhandlungen wieder auf und beſchloß, am
Mittwoch die Arbeit mit der Frage der Einbeziehung der
Poli=
zeikräfte in die effektiven Truppenbeſtände auf Grund der
Be=
richte einzelner Abordnungen zu beginnen.
in den geſtaltgläubigen und wertgläubigen Zuſammenhang
ge=
währleiſtet bleibt.
Die Frage, ob das Deutſche oder das Widerdeutſche, das
Auf=
bauende oder das Zerreißende in unſerem Geiſtesleben die
Füh=
rung haben werde, iſt durch die „einſtweilige Verfügung” einer
revolutionären Tat entſchieden. Aber die Aufgabe, dieſer
Ent=
ſcheidung die volle geſchichtliche Beſtätigung zu verſchaffen — und
das heißt ohne weiteres: die Aufgabe, auf neuer Grundlage ein
voll ausgewirktes, deutſches geiſtiges Leben heraufzuführen
dieſe Aufgabe tritt jetzt erſt an uns heran. Sie ſteht vor uns als
die Frage: Wird das neue deutſche Leben mächtig genug ſein, um
ſich in Spruch und Widerſpruch zu entfalten? Wird es ſtark
ge=
nug ſein, um Gegenläufiges nicht etwa zu erſchlagen, ſondern es
in ſeinen höheren, größeren Rhythmus hereinzuziehen?
Leben iſt nur da, wo Spielraum für vieles gegeben iſt. Leben
iſt nur da, wo alle Kräfte, auch die nicht erkennbar
abgeſtempel=
ten, ein Feld zur Auswirkung finden — nicht um zuchtlos daher
zu fahren, ſondern um in Bändigung ihren Dienſt zu tun. Die
gotiſche Kathedrale ließ den Teufel, das Laſter, den Hohn als
Waſſerſpeier oben an den Geſimſen leben. Die Aſen duldeten in
einem tiefen germaniſchen Lebenswiſſen den Widerſacher Loki
unter ſich, und zwiſchen den Jüngern des Herrn ſteht wie ein
Schatten die Geſtalt des Judas. Das ſind vielleicht etwas
hochge=
griffene Bilder, aber in ihnen wohnt die Wahrheit, daß Leben,
um volles Leben zu ſein, Spannungen in ſich hegen muß, daß es
Feld haben muß für mancherlei Abſtufungen des Ja und des
Nein, für das kindlich Unklare und Werdende, für das vorwitzig
Wagende, das abſeits Snielende und kühn Vorſtoßende.
Die Kräfte einer gläubigen Deutſchheit ſind aus tiefſter
gei=
ſtiger Ermächtigung an die Führung gelangt. Sie müſſen nun eine
Welt, ein ganzes nationales Leben geſtalten, nicht bloß ein
puri=
ſtiſches Abſeits. Sie müſſen zu ſiegen wiſſen auf jene königliche,
großherzige Art, die das Gegenläufige nicht austilgt, ſondern in
Dienſt nimmt.
In Mainz und in Frankfurt ſind Denkmäler von Benno
El=
kan beſeitigt worden. Warum? Man hat Bedenken gegen die
Nacktheit der zwei Frauengeſtalten vorgebracht. Aber das iſt ſicher
nicht der entſcheidende Grund für das tiefe Fremdgefühl geweſen,
das die Bevölkerung vor dieſen Geſtalten empfand. Es iſt,
neuer=
dings menigſtens, nie einem Menſchen eingefallen, gegen ebenſo
nackte Geſtalten der griechiſchen Kunſt Einwände zu erheben. Der
entſcheidende Grund lag darin, daß dieſen Elkanſchen Gebilden
etwas tief Unwahres, etwas unſchicklich Schauſpielerndes
inne=
mahnt und daneben etwas Dumpfes Gehundenes. Unfreies, das
infolge ſeiner durchaus aſiatiſchen Artung vom deutſchen Gefühl
nicht mitgelebt werden konnte.
Das wird noch klarer, wenn man die gleichzeitig erfolgte
Ent=
fernung des Düſſeldorfer Füſilier=Denkmals ins Auge faßt. Bei
dieſen zwei liegenden Soldatengeſtalten kamen keinerlei morali=
ſtiſche Bedenken in Betracht. Aber in ihrer Sphinx=Stiliſierung,
in ihrem dumpf=tieriſchen, untermenſchlichen Weſen lag etwas,
mit dem ſich das Perſönlichkeits=Bewußtſein und der freie tapfere
Geiſt des deutſchen Menſchen nicht verſtehen konnte. In dieſem
Falle, wie im Falle Elkans, hat ſich deutſcher Geiſt gegen einen
Einbruch aſiatiſcher, jedenfalls exotiſcher Stimmungen oder
Stil=
gebungen gewehrt. Die gefallene Entſcheidung, daß derlei Dinge
nichts in unſerer Oeffentlichkeit zu ſuchen haben, weil ſie nicht das
abendländiſch Führende, ſondern das Unterworfene, ja
menſchen=
geſchichtlich Ver=worfene darſtellen, iſt zu vollem Recht ergangen.
Nichts darf uns hindern, einer Entwicklung zuzuſtimmen, die
ſolche Entſcheidungen wieder möglich gemacht hat; bedauerlich
ge=
nug, daß es dazu erſt einer politiſchen Machtverſchiebung bedurfte.
Es iſt dringend notwendig, daß auch in Zukunft der
deut=
ſchen Kulturpolitik die Fähigkeit zu ſolchen klaren Entſcheidungen
erhalten bleibt. Es iſt aber ebenſo wichtig, daß der Verlockung,
ins Kleinliche. Aengſtliche und Verbieteriſche zu gehen,
wider=
ſtanden wird. Was iſt in der Kunſt als „deutſch” anzuſprechen und
was nicht? Wie werden die Grenzlinien zwiſchen bloßer.
Ge=
ſinnungsküchtigkeit und künſtleriſcher Qualität gezogen? Wie
ſteht es um die Errichtung der „Neuen Mitte‟? Wie geſtaltet ſich
der Srielraum des wirklichen deutſchen Menſchen, der ja doch
nicht von bewußten Abgrenzungsgefühlen her leben und ſchaffen
kann, ſondern nur aus innerer Mächtigkeit des in ihm wirkenden
Seelentums? Das ſind Fragen, die ſich uns heute ſtellen. Täuſchen
wir uns nicht: in ihnen liegt die große Frage nach der tatſächlichen
Verwirklichung des verkündigten neuen Lebens beſchloſſen. Die
Abgrenzungsgefühle ziehen den äußeren Zaun, aber die Aufgabe,
in dem gegebenen Feld das Strählende, das Gewaltige, das
Kaiſerliche, das dem deutſchen Geiſt geſchönflich eingehoren iſt, in
Taten umfaſſender Lebensgeſtaltung zu bewähren, iſt damit erſt
geſtellt. Es geht bei dieſem „Kaiſerlichen” nicht um ein
Kaiſer=
tum der politiſchen Verfaſſung, ſondern um das Allumfaſſende und
Weltordnende, das gegeben iſt im Lieben des deutſchen Herzens
und im lebensweiten Ausgreifen des deutſchen Denkens.
Prof. Dr. Krieck Rekfor der Frankfurker Univerſikät.
Bei der Frankfurter Univerſität wird in den nächſten Tagen
die Wahl eines neuen Rektors erfolgen. Von den
national=
ſozialiſtiſchen Studenten und Profeſſoren wird die Wahl von
Profeſſor Dr. Ernſt Krieck von der Pädagogiſchen Akademie
vor=
geſchlagen, der bekanntlich ſeinerzeit vom früheren preußiſchen
Kultusminiſterium wegen ſeiner nationalſozialiſtiſchen
Einſtel=
lung ſtrafverſetzt worden war. Profeſſor Dr. Krieck hat einen
Ruf an die Frankfurter Univerſität erhalten, ſo daß ſeiner Wahl
zum Rektor nichts im Wege ſtehen dürfte.
Mittwoch, 26. April 1923
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 115 — Seite 3
der
An
Nor=
M
trat
ſon
nicht
in
Pr Braunſchweiger Deukſchnakionalen: „Das Parkeiweſen iſt kot. — Parkeikämpfe müſſen
vermieden werden. — Die Stunde gebieket Einheit der Führung.”
Politkiſche Einigung in Braunſchweig.
Brgunſchweiger Landtag erſte deutſche
Landes=
verkrelung mit nur noch nakionalſozialiſtiſchen
Abgeordneken.
TU. Braunſchweig, 25. April.
Nachdem der Vorſitzende des Landesverbandes Braunſchweig
der DNVP. Studienrat Baumann, ſein Amt niedergelegt hatte,
fand am Montag eine mehrſtündige Sitzung des Vorſtandes des
Landesverbandes in Braunſchweig ſtatt. Eine große Mehrheit
be=
ſchloß, zur NSDAP. überzutreten.
Zu dieſem Uebertritt teilt die Gauleitung Süd=
Han=
nover=Braunſchweig der NSDAP. parteiamtlich u. a.
mit: Durch den Uebertritt der weitaus
überwie=
genden Mehrheit des Vorſtandes des
Landesver=
bandes Braunſchweig der DNVP. mit ſeinen
Abge=
ordneten iſt der Landesverband praktiſch aufgelöſt.
Dies wird ſeine Beſtätigung noch dadurch finden, daß im Anſchluß
an den Schritt der verantwortlichen Führer nunmehr auch die
einzelnen Mitglieder ihren Anſchluß an die große
Freiheitsbewe=
gung Deutſchlands finden werden. Gleichfalls
überge=
treten iſt der Landesjugendführer Aretz.
Beſon=
ders begrüßenswert iſt es auch, daß der Führer des
Deutſch=
nationalen Arbeiterbundes, in Braunſchweig
über=
getreten iſt. Die deutſchnationalen Stadtverordneten der
Stadt Braunſchweig ſind ebenfalls der NSDAP. beigetreten.
Nachdem die Abgeordneten des Kampfblocks Schwarz=Weiß=Rot
dem Einheitswillen der Braunſchweiger Bevölkerung Rechnung
getragen haben, wird der Landtag von 33
national=
ſozialiſtiſchen Landtagsabgeordneten gebildet.
Er iſt damit die erſte deutſche Landesvertretung,
in der es nur noch Nationalſozialiſten gibt. Es
iſt mit Sicherheit anzunehmen, daß alle ſonſtigen Vertreter des
Kampfblocks Schwarz=Weiß=Rot in Stadt=, Kreis= und
Gemeinde=
vertretungen dem Beiſpiel ihrer politiſchen Landesführer folgen
und ebenfalls in die NSDAP. eintreten werden, ſo daß die
poli=
tiſche Einigung unter der Führung Adolf Hitlers im Bereiche des
Landes Braunſchweig als vollzogen angeſehen werden kann.”
Die Braunſchweiger deukſchnakionalen
zu ihrem Ueberkrilk.
Zum Uebertritt der DNVP. des Landes Braunſchweig zur
NSDAP. gibt die Deutſchnationale Volkspartei eine Erklärung
ab, in der es u. a. heißt:
Der Vorſtand des Landesverbandes Braunſchweig der
DNVP. ſchließt ſich mit ſeinen Abgeordneten und ſeiner
über=
wiegenden Mehrheit der NSDAP. an. Die Mitglieder
des Landesverbandes Braunſchweig der DNVP.
wechſeln nicht eine Partei gegen eine andere
rin, denn das Parteiweſen iſt tot und ſoll nach unſerem
Willen nicht wieder wachſen. Deutſchlands
Schickſaler=
fordert eine einheitliche Führung. Die
Vorſtands=
mitglieder der DNVP., die ſich der Führung Adolf Hitlers
an=
vertrauen, wollen durch ihren Schritt den Parteikampf in
Deutſch=
land zu ihrem Teil vermeiden. Hugenbergs unvergängliche
Ver=
dienſte als Wegbereiter und Mitarbeiter zur Schaffung der
nationalen Front finden freudige Anerkennung. Die Stunde
aber gebietet Einheit der Führung und deshalb die
Einmündung des deutſchnationalen Kampfwillens in das große
und ſtarke Bett des ruhm= und erfolgreichen Nationalſozialismus.
Die Reichsleikung der OnBP.
zu den Braunſchweiger Borgängen.
Berlin, 25. April.
Zu den Vorgängen in Braunſchweig erklärt die
Reichs=
oarteileitung der DNVP.:
Schon vor einigen Tagen wurde ſeitens der Partei der
Führer des Landesverbandes Hannover=Süd,
Oberſtleut=
nant a. D. v. Feldmann, als kommiſſariſcher
Führer des Landesverbandes Braunſchweig ein=
geſetzt, weil der bisherige Vorſitzende des Landesverbandes,
Studienrat Baumann, nicht mehr die Gewähr
für eine energiſche und zielbewußte Führung
des Landesverbandes bot. Auf Grund des noch
aus=
ſtehenden Berichtes des kommiſſariſchen Landesführers werden
die notwendigen Maßnahmen getroffen werden.
Deukſchnalionaler Aufruf in Braunſchweig.
Der neue deutſchnationale Landesführer für Braunſchweig,
Oberſtleutnant a. D. v. Feldmann=Hannover, hat einen Aufruf
erlaſſen, in dem es heißt: Durch den Uebertritt
zahl=
reicher bisheriger Vorſtandsmitglieder zur
NSDAP. iſt der Landesverband Braunſchweig
der DNVP. keineswegs aufgelöſt. Sein weiterer
Zu=
ſammenhalt wird davon abhängen, wie weit unſere Mitglieder
von dem Gedanken erfüllt ſind, der in der NSDAP. als
maß=
gebend erklärt iſt, nämlich der Gedanke der Treue und des
Ge=
horſams gegen den Führer. Zu dieſer Treue rufe ich hiermit auf.
Unſer Führer Hugenberg iſt von der Notwendigkeit durchdrungen,
die DNVP. zu erhalten, gerade auch aus außenpolitiſchen
Grün=
den. Dieſer Standpunkt muß auch der unſrige ſein. Wir haben
den Lebenswillen und das Lebensrecht der DNVP. klar zu
be=
tonen. Hierbei iſt es ſelbſtverſtändlich, daß wir treu und loyal
zu der nationalen Regierung ſtehen, die der Herr Reichspräſident
am 30. Januar durch das Bündnis der nationalen Führer
be=
ſchloſſen hat. Heil Deutſchland!
um den früheren Berliner 9betbürgermeiſter.
CNB. Berlin, 25. April.
Der Staatskommiſſar Dr. Lippert hat heute dem
Oberbürger=
meiſter Dr. Sahm eine Darſtellung voa Vorgängen überreicht, die
mit Liquidationen des früheren Oberbürgermeiſters Böß
zuſam=
menhängen. Gleichzeitig hat Dr. Lippert erſucht, gegen Böß
ge=
eignete Maßnahmen zu ergreifen, vornehmlich die Frage der
Pen=
ſion zu klären. Dem früheren Oberbürgermeiſter wird
vorgewor=
fen, alle Koſten ſeines Haushalts in Rechnung geſtellt zu haben,
obwohl er eine erhebliche Dienſtaufwandsentſchädigung bezogen
hat. Nach den bisherigen Feſtſtellungen beläuft ſich der Schaden,
der der Stadt durch dieſe Manipulationen entſtanden iſt, in die
Hunderttauſende.
Der Darſtellung, die der Staatskommiſſar Dr. Lippert dem
Oberbürgermeiſter Dr. Sahm überreicht hat, iſt eine mehrſeitige
Liſte der Aufwendungen für die Dienſtwohnung beigefügt. In
dieſer Liſte machen allein die Koſten für Ein= und Umbauten
einen Betrag von 150 000 RM. aus. Darunter befinden ſich
fol=
gende Beträge: Für Einrichtung einer Toilette 10 000 RM., für
die Verlegung des Schlafzimmers 3000 RM., für die Verlegung
des Badezimmers und Umbauten in anderen Räumen 12 000 RM.,
für einen Abwaſchtiſch und eine Waſchtoilette 4000 RM., für den
Umbau eines Wintergartens 15 000 RM. Aus den weiteren
un=
zähligen Poſten geht hervor, daß ſogar Gegenſtände für den
täg=
lichen Bedarf und den Haushalt liquidiert wurden. Für einen
Kühlſchrank wurden 3200 RM., für Weingläſer 4500 RM., für
Porzellan 1400 RM. angerechnet. Der Wachhund, der für die
Dienſtwohnung angeſchafft werden mußte, wurde mit 200 Mark
in Rechnung geſtellt, der Maulkorb mit 9,55 Mark und die
Ver=
pflegung für dieſen Hund mit monatlich 30 Mark. Alles, was in
dem großzügig geführten Haushalt verwendet wurde, erſcheint in
dieſen Liſten des ehemaligen Stadtoberhauptes wieder.
Guſtav Böß, am 11. April 1873 in Gießen geboren, wurde
am 10. Februar 1921 als Oberbürgermeiſter eingeführt. Er war
vorher Stadtkämmerer. Anfang 1930 wurde im Zuſammenhang
mit dem Sklarek=Prozeß ein Diſziplinarverfahren gegen ihn
ein=
geleitet, das die Dienſtentlaſſung mit zwei Drittel Penſion
aus=
ſprach. Bei der von Böß eingelegten Reviſion wurde aber nur
auf eine Geldſtrafe in Höhe eines Monatsgehaltes erkannt. Böß
trat am 1. November 1930 in den Ruheſtand. Er bezieht zurzeit
eine monatliche Penſion von 1700 RM. netto.
Neuer deutſch=holländiſcher
Handelsverkrag.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die ſeit Monaten laufenden Verhandlungen über den Abſchluß
eines Handelsvertrages zwiſchen Deutſchland und Holland ſind
jetzt zum Abſchluß gekommen. Der Vertrag iſt am Dienstag von
beiden Verhandlungspartnern paraphiert worden. Damit hat die
deutſche Regierung unzweifelhaft einen großen ſachlichen und einen
ſtarken moraliſchen Erfolg davongetragen.
Ueber die Einzelheiten des neuen Vertrages iſt im Augenblick
noch nichts bekannt. Es iſt aber ſelbſtverſtändlich, daß in ihm von
deutſcher Seite die Grundſätze der Nationalwirtſchaft gewahrt ſind,
daß alſo die berechtigten Forderungen der Landwirtſchaft
durch=
geſetzt werden konnten, ohne Schädigung der Induſtrie.
Der frühere Handelsvertrag mit Holland war im porigen
Jahr gekündigt worden und am 1. Juni abgelaufen. Wir hatten
alſo ſeither einen vertragsloſen Zuſtand. Holland
war und iſt einer unſerer allerbeſten Kunden. Unſere
Handels=
bilanz mit Holland iſt ſehr ſtark aktiv. Deshalb hatten die
Hol=
länder auch uns unter Druck ſetzen wollen und mit einem Boykott
deutſcher Waren gedroht. Auf die Holländer haben ſich auch andere
Staaten, mit denen wir in Handelsvertragsverhandlungen ſtehen,
immer wieder berufen. Nachdem unſer Verhältnis mit den
Hol=
ländern jetzt bereinigt iſt, dürfte auch dem Abſchluß der übrigen
noch laufenden Verhandlungen nicht mehr die bisherigen großen
Schwierigkeiten im Wege ſtehen. Das iſt die ſachliche Seite.
Die moraliſche Seite iſt aber im Augenblick ebenſo wichtig.
Gerade in einem Zeitpunkt, wo von allen Seiten gegen die deutſche
Wirtſchaftspolitik Sturm gelaufen wird, konnte die Regierung
dieſen Vertrag unter Dach bringen. Sie hat damit den Hetzern
gegen Deutſchland eine wichtige Waffe aus der Hand geſchlagen.
Beränderung im Völkerbundsſekrekariak.
UNB. Genf, 25. April.
Der deutſche Beamte im Völkerbundsſekretariat Dr. Egon
Wertheimer iſt vom Generalſekretär des Völkerbundes von der
Informationsabteilung, in der er ſeit Frühjahr 1930 tätig war, in
die Finanzabteilung des Völkerbundsſekretariats verſetzt worden.
Eine Entſcheidung über die künftige Wahrnehmung der deutſchen
Intereſſen in der Informationsabteilung iſt noch nicht getroffen.
Heſſiſche Polikik.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit: Die Amtszeit folgender
Bürgermeiſter wurde für beendet erklärt. Sie werden durch die
nachſtehend Benannten erſetzt:
Reiskirchen: Bürgermeiſter Schomber durch Wilhelm
Launsbach, Glaſermeiſter.
Londorf: Beigeordneter Wilh. Haſſelbach durch Heinrich
Andreas Becker.
Keſſelbach: Beigeordneter Dietz durch Wilhelm
Fanl=
ſtich.
Lindenſtruth: Der zurückgetretene Beigeordnete iſt
durch Georg Krug 11. zu erſetzen.
Allertshauſen: Bürgermeiſter Reinhardt durch
Hein=
rich Schubach.
Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen: Mit ſofortiger
Wirkung werden bis auf weiteres beurlaubt: Oberarzt Priv.=
Doz. Dr. Storch in der Nervenklinik an der Landesuniverſität
Gießen; Aſſ.=Arzt Dr. med. Grünberg an der Nervenklinik
an der Landesuniverſität Gießen; Aſſ.=Arzt Dr. Egon Winter
in der Univ.=Frauenklinik Gießen und Vol.=Arzt Dr. Ernſt
Adler an der Univ.=Frauenklinik Gießen.
Miniſterium des Innern: Ernannt wurden der Gend.=Meiſter
Hermann Bender zu Bodenheim zum Gend.=Kommiſſar und der
Gend.=Hauptwachtmeiſter Georg Müller zu König i. O. zum
Gend.=Wachtmeiſter.
75 Anwärker bei der Polizei eingeſtellk.
Die Staatspreſſeſtelle teilt mit:
In der Heſſiſchen Polizei ſind 75 Anwärter eingeſtellt
worden, die ausſchließlich aus der SA., SS. und
dem Stahlhelm hervorgegangen ſind. Damit iſt der
Regierung und auch dem heſſiſchen Volk die Bürgſchaft gegeben,
daß auch in Zukunft der neue Geiſt der Polizei niemals
ver=
wäſſert oder verfälſcht werden kann.
Aidelltas He.
Luſtige Anekdoten.
Schmähungen im Ausland.
Wie alle großen Männer hatte Friedrich bei Lebzeiten viele
Tadler, die teils aus Unwiſſenheit, teils aus Bosheit und Neid
über ihn hämiſche Gloſſen machten. So erſchienen im Ausland
eine Menge pöbelhafter Schmähſchriften und Pasquillen auf ihn,
bon denen er in ſeiner Großzügigkeit keinerlei Notiz nahm.
Dieſe Handlungsweiſe veranlaßte den als Dichter bekannten
Bauern Maus zu Paddenheim in der Pfalz folgendes
Sinn=
gedicht zu machen:
„Ich kenne zwar den Großen Friedrich wenig,
Doch wenn man aus dem Bolzen ſchließt,
Den mancher Spötter nach ihm ſchießt,
So iſt er wahrlich mehr als König!”
„Preſto”.
Die Schweſter Friedrichs, die Markgräfin von Bayreuth,
hatte einen Läufer, der Leykam hieß, ſeiner Geſchwindigkeit
wegen aber den Namen „Preſto” erhalten hatte.
Während des Siebenjährigen Krieges ſchlich er beſtändig,
als Handwerksgeſelle verkleidei, durch die feindlichen Länder,
um ſeiner Herrin Nachrichten von der Armee ihres Bruders zu
bringen. Nun befand er ſich gerade bei dieſer, als ſie ſich in
der Nähe von Roßbach aufhielt. Bekanntlich war es um die
Mittagsſtunde, als die franzöſiſche Armee anrückte.
Der König vollendete ruhig ſeine Mahlzeit, ſtieg ſodann zu
Pferde, überſah einen Augenblick die Schlachtordnung des
feind=
lichen Heeres und rief: „Preſto!”
Des Auftrages gewärtig ſtand der treue Diener gleich da.
„Getraut Er ſich wohl, durch Sachſen zu kommen?”
„O ja, Eure Majeſtät!”
„So laufe Er, ſo ſchnell Er kann und melde Er meiner
Schweſter, die Bataille ſei gewonnen.”
Der Lauſcher vor dem Fenſter.
Im zweiten Schleſiſchen Krieg brachte Friedrich eine Nacht
in einem ſchleſiſchen Dorf zu. Am Abend in der Stube, die im
Pärterre lag, umhergehend und auf ſeiner Flöte phantaſierend,
bemerkte er, daß der Schulmeiſter des Orts im feſtlichen Staai
vor dem Fenſter lauſchte, aber ſich ſorgſam an die Mauer drückte,
um nicht bemerkt zu werden.
Der König öffnete das Fenſter:
„Was will Er?”
Zu Tode erſchrocken ſtotterte der gute Mann:
„Eure königliche Majeſtät — Dero untertänigſter Knecht —
bin ſo ein großer Liebhaber von der edlen Muſik — ſo konnte
ich dem Triebe nicht widerſtehen .. ."
„Nun ſo bleib Er ſtehen!” ſagte der König, öffnete die
Fenſterflügel und ſpielte eine Weile fort.
Der ehrliche Alte hörte entzückt zu. Endlich legte der Alte
Fritz die Flöte fort und wollte das Fenſter ſchließen. Da rief
der entzückte Schulmeiſter:
„O Majeſtät — niemals hätte ich Ihnen ſolche ſanften Töne
zugetraut!”
Der neue Vorleſer.
Catt, Friedrichs Vorleſer, war erkrankt, und auf deſſen
Vor=
ſchlag geſtattete er einem anderen jungen Mann, dies Amt
in=
zwiſchen zu übernehmen.
Der neue Vorleſer wollte ſeine Sache wohl recht gut machen,
er deklamierte wie auf der Bühne und machte dabei lebhafte
Be=
wegungen mit den Armen. Ihm zur Seite ſtanden koſtbare
Kriſtall=
leuchter — in der Aufregung warf er einen zu Boden, daß er
zer=
ſplitterte.
Der Vorleſer erſchrak heftig, ward leichenblaß und zitterte in
allen Gliedern. Verlegen ſtammelte er Entſchuldigungen, doch
Friedrich — gar nicht aufgebracht über dieſe Unterbrechung —
ſagte heiter:
„Mein Freund. Bei der Sache iſt nichts weiter zu tun, als
daß man ein anderes Licht anzünden läßt!“
Gegenfrage.
Eine ſchöne junge Dame ſagte einſt zu Friedrich:
„Wie iſt es möglich, Sire, daß man nach ſo vielen glorreichen
Siegen noch nach neuen Lorbeeren geizen kann?”
„Ach, Madame,” erwiderte der Alte Fritz, „wie iſt es möglich,
noch Rot aufzulegen, wenn man ſo ſchön iſt?"
Großes Haus. — Dienstag, den 25. April.
„Der Widerſpenſtigen Zähmung”
Luftſpiel von Shakeſpeare.
„Der Widerſpenſtigen Zähmung” wird ſeit
Jahr=
zehnten auf den meiſten Bühnen in der Bearbeitung von
Dein=
hardſtein geſpielt. Sie bedeutet eine ſchlimme Vergröberung
Shakeſpeares und führt die Bändigung Kätchens unter brutalen
Drohungen durch Furcht herbei. Die geſtrige Neuinſzenierung
iſt auf die Uebertragung des Grafen Baudiſſin (Schlegel=
Tieckſche Ausgabe) zurückgegangen und hierdurch Shakeſpeare
wieder näher gekommen.
Sie hat dem Dichter gegeben, was des Dichters iſt. Sie
hat des Dichters Wort wieder zu Ehren kommen laſſen, und ſie
hat hierbei auch die Durchführung der Handlung wieder auf
ein höheres Niveau gehoben. Nicht Furcht bezwingt Kätchen,
ſondern die Erkenntnis des rechten Weges und zugleich die
zwiſchen ihr und Petruchio aufkeimenden Liebe. Hiermit
er=
halten die ſchönen Schlußworte über die Stellung der Frau
ihre innere Rechtfertigung und ihre Weihe.
So war die ganze Aufführung auf einen vornehmen und
faſt zarten Moll=Ton geſtimmt.
Scharmant war vor allem das widerſpenſtige Kätchen
von Konſtance Menz. Es war nicht widerſpenſtig aus
Bos=
heit, ſondern nur jugendlich verzogen. In reizender Naivität
fand es ſich raſch in die Zähmung durch den erſten Mann, der
ihr im Leben entgegentrat. Es erkannte, daß Widerſtand
gegen=
über dem willensſtarken Mann vergeblich iſt. Es ließ den
Wider=
ſtand um ſo leichter fallen, als die Liebe zu Petruchio in ihr
aufwuchs. In liebenswürdiger Menſchlichkeit führte Konſtance
Menz dieſe Entwicklung durch, und ließ ſie in der von
ſchön=
ſtem, weiblichem Gefühl erfüllten Anſprache über die Stellung
der Frau zum Manne gipfeln.
Joſef Keim gab dem Petruchio diejenige Eigenſchaft,
die ſein äußerlich derbes Auftreten gegen Kätchen erklärlich und
verſöhnlich erſcheinen läßt: Humor. Jenen Humor, der bei
ſeinem Handeln das höhere Ziel der Gewinung der Liebe
Kätchens durchſchimmern läßt, der ſeine eigenen realiſtiſchen
Aeußerungen mildert und ſchließlich den Uebergang von dem
Abenteuer zur Liebe findet. Gervinus will die Aufgabe,
Petru=
chios Grobheit darzuſtellen, auf eine zarte Weiſe gelöſt ſehen:
der Stoff ſei Derbheit, die Form Feinheit! Dieſer Auffaſſung
kam J. Keim mit ſicherem Geſchmack nach.
An dritter Stelle im Bunde der Liebenden muß ich Joſef
Sieber nennen. Er ſpielte nur den Diener des liebenden
Paares, den blödſchlauen Grunio; aber er ſpielte ihn mit einer
herrlichen Komik. In ſeinen Mienen und ſeinen Bewegungen
ſpiegelte ſich die ganze Handlung wider!
Gegenüber Kätchen iſt deren Schweſter Bianka von
Shake=
ſpeare in der kurzen Durchführung der Rolle recht
ſtiefmütter=
lich behandelt. Um Mine Corinth als Bianka kämpften drei
Freier: Karl Ludwig Lindt erfolgreich als ein junger, friſcher
und ſympathiſcher Vicentio, Karl Heinz Peters als bejahrter,
gezierter Gremio und Hermann Göbel als Hortenſio.
Um die Täuſchung des Brautvaters Maletzki waren
in der Verwechſelungskomödie F. Kutſchera. W.
Rieß=
land und H. Keßler bemüht. Dem an ſich entbehrlichen
Vor=
ſpiel gaben Hans Baumeiſter Emil Lohkamp, Hans
Macke und Martha Liebel Farbe.
Der von A. M. Rabenalt und W. Neinking
ge=
leiteten Aufführung wohnte ein ſtarkbeſetztes Haus bei, das
Z.
am Schluſſe mit lebhaftem Beifall dankte.
Seite 4 — Nr. 115
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. April 1933
Wachſendes Inkereſſe
an den Zurüſtungen zum 1. Mai.
Je näher der 1. Mai heranrückt, an dem ganz Deutſchland
das „Feſt der nationalen Arbeit” feiert, deſto mehr wächſt im
Volke das Intereſſe an den Veranſtaltungen der Regierung, die
für dieſen großen Tag vorgeſehen ſind. Man weiß bereits ſeit
einiger Zeit, daß der Reichskanzler Adolf Hitler an dieſem Tage
Abordnungen der Arbeiterſchaft aus dem ganzen Reiche in
feier=
licher Weiſe empfangen will, um durch dieſen Empfang
ſymbol=
haft zum Ausdruck zu bringen, daß die nationale Regierung im
Arbeiter nicht einen Menſchen zweiter Klaſſe erblickt, ſondern
einen vollgültigen, gleichberechtigten Staatsbürger. Um dieſe
Einſtellung der nationalen Regierung im Volke bekannt zu
machen, ſoweit das überhaupt noch nötig iſt, ſcheut die Regierung
keine Mittel, in den Abordnungen der Arbeiterſchaft die
Arbeiter=
ſchaft ſelbſt zu ehren und ihre Verbundenheit mit den
arbeiten=
den Schichten unter Beweis zu ſtellen.
Es mutet den unvoreingenommenen Betrachter an wie ein
Treppenwitz der Weltgeſchichte, daß Generationen hindurch die
Sozialdemokraten und ſpäter auch die Kommuniſten den 1. Mai
zum Feiertag der Arbeiterſchaft erklärten, daß aber aus dieſen
Beſtrebungen nicht anderes wurde als ein ewiger Kampf Aller
gegen Alle, ein Kampf des Proletariats gegen das Bürgertum.
Und nun ſehen wir, wie es der nationalen Regierung, die doch
von Sozialdemokraten und Kommuniſten vor ihrer
Macht=
ergreifung als eine Regierung der Reaktion bezeichnet worden
war, ſozuſagen aus dem Handgelenk heraus gelingt, den großen
Wunſch der Arbeiter zu erfüllen. Man braucht kein Prophet zu
ſein, um heute, in einer Zeit, die das ganze Volk geſchloſſen
hinter der Regierung ſieht, vorauszuſagen, daß dieſer 1. Mai
wohl die erſte Maifeier ſein wird, die reibungslos und ohne
den geringſten Zwiſchenfall verläuft. Wenn es vor einigen
Jahren noch möglich war, daß die Schutzpolizei des
ſozial=
demokratiſchen Polizeipräſidenten Zörgiebel auf kommuniſtiſche
Maifeier=Demonſtranten ſchoß, wobei über 30 Tote auf der
Wal=
tatt blieben, ſo iſt das heute unter der nationalen Regierung
vollkommen unmöglich und undenkbar, weil nämlich heute, unter
dem machtvollen Regiment des Reichskanzlers Hitler,
Arbeiter=
ſchaft und Polizei keine Feinde mehr ſind, ſondern
Bundes=
genoſſen, die Hand in Hand am gleichen großen Ziel zuſammen
arbeiten, nämlich an der Befreiung des öffentlichen Lebens von
verbrecheriſchen Auswüchſen auf der einen Seite und an der
Förderung der nationalen Arbeit auf der anderen Seite.
Jetzt erfahren wir aus dem Miniſterium für
Volksauf=
klärung und Propaganda nähere Einzelheiten über die
Ehrung, die die Abordnungen der
Arbeiter=
ſchaft von ſeiten der nationalen Regierung wie
auch von ſeiten der Berliner Verbände
erwar=
ten. 71 deutſche Arbeiter und 8 Arbeiter aus Oeſterreich werden
am 1. Mai durch zehn große Flugzeuge vollkommen koſtenlos
nach Berlin befördert werden. Aus Oberſchleſien und
Oſt=
preußen, von der See her und vom rheiniſch=weſtfäliſchen
Ge=
biet, aus dem Süden, aus Stuttgart und München und aus
Sachſen werden die ſchweren Maſchinen anbrauſen und
die=
jenigen Männer zur Maifeier auf dem Tempelhofer Feld in
Berlin bringen, die als bewährteſte und älteſte Mitglieder der
nationalſozialiſtiſchen Betriebszellen=Organiſation ſchon ſeit
Jahren in hartem Kampfe für die ſich jetzt erfüllenden Ziele
der nationalen Regierung unerſchrocken und treu eingetreten
ſind. Die Abordnungen der deutſchen Arbeiterſchaft werden in
nächſter Nähe des Reichskanzlers Hitler auf der großen
Feſt=
tribüne ihre Plätze erhalten. Sie ſind in Wahrheit die
Ehren=
gäſte des großen Feſtes der nationalen Arbeit.
Aber nicht nur die Regierung, ſondern auch private Stellen
wetteifern darin, den Abordnungen der Arbeiterſchaft ihre
Sympathien zu bezeugen. So hören wir jetzt auch, daß der
Reichseinheitsverband des Deutſchen Gaſtſtättengewerbes E. V.
ſich bereit erklärt hat, alle 80 Delegierten in den erſten Hotels
von Berlin, ſo z. B. im Hotel Briſtol oder im Eſplanade oder
im Hotel Adlon, koſtenlos aufzunehmen. Die größten und
be=
kannteſten Berliner Speiſelokale haben von ſich aus darum
ge=
beten, die Delegierten als Gäſte aufnehmen zu dürfen und
koſtenlos zu verpflegen. Die Theater und andere Betriebe haben
ſich bereit erklärt, den Delegierten für ihre Vorführungen die
beſten Plätze koſtenlos zur Verfügung zu ſtellen.
Der Gau Groß=Berlin der NSDAP. zeigt ſeine
Verbunden=
heit mit den Delegierten der deutſchen Arbeiterſchaft dadurch,
daß er jeder Delegiertengruppe von drei bis fünf Mann einen
Wagen des nationalſozialiſtiſchen Kraftfahr=Korps des Gaues
Groß=Berlin zur Verfügung ſtell..
In den 80 Arbeitern aus Oſt und Weſt, aus Nord und
Süd ehren die Regierung und das deutſche Volk die ganze
deutſche Arbeiterſchaft und damit letzten Endes auch ſich ſelbſt,
weil der deutſche Arbeiter zum deutſchen Volke gehört, und
weil ohne den deutſchen Arbeiter ebenſowenig eine deutſche
Zu=
kunft gedacht werden kann, wie es für die Arbeiterſchaft eine
Zukunft außerhalb der deutſchen Nation gibt.
*
Da in der Oeffentlichkeit verſchiedentlich Unklarheit darüber
herrſcht, ob und inwieweit, die Geſchäfte am 1. Mai zu ſchließen
haben, wird von maßgebender Seite noch einmal darauf
hinge=
wieſen, daß der 1. Mai ein geſetzlicher Feiertag iſt, für den alle
Beſtimmungen eines ſolchen Geltung haben.
Die Schleſiſche Funkſtunde bringt ab 1. Mai als Pauſenzeichen
die erſten Takte des Hohenfriedberger Marſches.
In dem Verfahren gegen den früheren Reichskommiſſar, für
Arbeitsbeſchaffung Dr. Gereke wegen Betrugs und Untreue
gegen=
über dem Verband der Preußiſchen Landgemeinden fand am
Dienstag vor der 8. Strafkammer beim Landgericht I Berlin ein
Haftprüfungstermin ſtatt. Die Kammer beſchloß den Antrag der
Verteidigung, Dr. Gereke wieder auf freien Fuß zu ſetzen,
abzu=
lehnen.
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Mittwoch, 26. April 1923
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 115 — Seite 5
Aus der Landeshauptftadt.
Darmſiadt, den 26. April 1933
Darmſtadis neuer Stadtral.
Auf Grund des Geſetzes über die Gleichſchaltung wurde
nun=
mehr die Zahl der Stadträte in Darmſtadt auf 35 feſtgeſetzt.
20 Sitze erhält die NSDAP.; die SPD. erhält neun Sitze, das
Zentrum zwei Sitze, die Kampffront Schwarz=weiß=rot zwei Sitze.
die reſtlichen beiden Sitze fallen infolge Liſtenverbindung an
DVP. und Chriſtlich=Soziale Vereinigung.
— Staatspräſident Dr. Werner hat ſeinen Wohnſitz von
Butz=
bach nach Darmſtadt verlegt. Er hat heute die Räume, die
vor=
her Staatspräſident Dr. h. c. Adelung in der Heidelberger Str. 22
innehatte, bezogen.
— Arbeits=Jubiläum. Am Samstag, den 29. April feiert
der Vorarbeiter Herr Karl Friedrich Hottes dahier bei der
Firma Gebrüder Roeder, Herdfabrik, zu Darmſtadt, ſein 25jähr.
Arbeits=Jubiläum. An Ehrungen dürfte es ihm ſeitens ſeiner
Arbeitgeber und Arbeitskollegen nicht fehlen.
— Ehrung für treue Dienſte. Das Heſſiſche Rote Kreuz (
Heſ=
ſiſcher Landesverein vom Roten Kreuz und Alice=Frauenverein)
hatte acht Hausangeſtellte aus Darmſtadt, welche über 20 Jahre
in Dienſten derſelben Familie ſtehen, ſowie deren Herrſchaften in
das Eleonorenhaus des Alice=Hoſpitals hier, eingeladen. Der
geſchäftsführende Vorſitzende, Herr Präſident i. R. von Hahn,
hielt an die Erſchienenen eine Anſprache, in der er nach Begrüßung
betonte, daß dieſe einfache Feier der Ueberreichung der
Ehren=
gaben an ſolche Hausangeſtellte dienen ſoll, die mehr als 20 Jahre
im Dienſte derſelben Familie in Heſſen geſtanden haben. Das
Heſſiſche Rote Kreuz verleiht ſolche Ehrengaben in dieſem Jahre
zum neunten Male. Es will damit einen Teil ſeines ſozialen
Programms erfüllen und die vorbildliche Treue von
Hausange=
ſtellten belohnen, die in redlicher Pflichterfüllung eine ſo lange
Reihe von Jahren zu ihrer Dienſtherrſchaft geſtanden haben. Die
Ehrengaben beſtehen in ſilbernen Broſchen, welche die Inſchrift
tragen „Für Treue Dank”, ſie gehen in das Eigentum der
Be=
liehenen über. Außerdem wird jedem Ausgezeichneten eine
Ur=
kunde übergeben, welche die Tatſache der Auszeichnung bezeugt.
Dieſesmal wurden folgende Perſonen in Darmſtadt ausgezeichnet:
1. Böning, Hedwig, bei Senatspräſident i. R. Karl Dornſeiff;
Dupont, Ottilie, bei Frau Oberſtleutnant Franck Wwe.;
3 Gehbauer, Dorothea, bei Kaufmann H. Katzenſtein; 4.
Krezeli Helene bei Eierhändler J. H. Lenner; 5. Nathan,
Johanna, bei J. Bruchfeld (geſtorben); 6. Scholl, Eliſe, bei
M. Keller Wwe.; 7. Schepp, Katharina, bei Architekt Karl
Phil. Müller;; 8. Strupp. Johanna, bei Frl. Kath. Joſeph. In
ganz Heſſen wurden bis 1932 501, in dieſem Jahre 36, insgeſamt
537 Ehrengaben bewilligt. Namens des Heſſiſchen Roten Kreuzes
wurden die Ausgezeichneten auf das herzlichſte beglückwünſcht.
Danach überreichte die Vorſitzende des Alice=Frauenvereins,
J. K. H Großherzogin Eleonore, den Jubilaren die
Auszeichnungen mit dazugehörigem Diplom. Eingeleitet und
um=
rahmt wurde die Feier mit ſtimmungsvollem Geſang eines Chors
von Aliceſchweſtern, deren eine auch durch den Vortrag eines
Ge=
dichts erfreute.
— Militär=Verſorgungsgebührniſſe. Die Zahlung der
Gebühr=
niſſe für Kriegsbeſchädigte und Kriegerhinterbliebene für Mai
beginnt bereits am Donnerstag, den 27. April, von 8—12,30 Uhr
und von 15—18 Uhr beim Hauptpoſtamt (Bahnhofſtr. 2).
— Gartenbauverein Darmſtadt e. V. Im geſchäftlichen Teil
der Monatsverſammlung wurde bekanntgegeben, daß der Verein
eine fahrbare Baumſpritze angeſchafft hat, mit der bei den
Mit=
gliedern die Schadlingsbekämpfung vorgenommen werden kann,
und zwar kommt jetzt eine Nachblütenſpritzung mit Noſpraſit=0
gegen freſſende Inſekten und Pilzkrankheiten in Frage. Die in
vorſchriftsmäßiger Verdünnung hergeſtellte Spritzflüſſigkeit ſteht
koſtenlos zur Verfügung; nur die Arbeitszeit der mit der
Aus=
führung beauftragten Männer wird berechnet. — Es folgte dann
ein Vortrag über den „Baumſchnitt”. An vielen zweckmäßigen
Lichtbildern zeigte Herr Grimm, wie die Schnittarbeiten ſich
auf beſtimmte Lebensäußerungen im Bauminnern gründen
müſ=
ſen und demgemäß in vernünftiger Weiſe auszuführen ſind, um
den Obſtbaum zunächſt aufzuziehen (Erziehungsſchnitt), ihn dann
in die jeweils gewünſchte Form als Kordon, L=Form, Palmette.
Buſchform=, Pyramide, Hochſtamm und dergleichen zu bringen
(Aufbauſchnitt), um ihn ferner fruchtbar zu machen (
Ertrags=
ſchnitt), um in zu dicht gewordenen Kronen Licht und Luft
ein=
ſtrömen zu laſſen (Auslichtungsſchnitt) und wie man endlich
ge=
wiſſe Alterserſcheinungen wirkſam bekämpft (Verjüngungsſchnitt)
Die überaus klaren Ausführungen fanden vielen Beifall, wie auch
der zweite Vortrag, in welchem Herr Brohm die „zeitgemäße‟
Düngung behandelte. Die gebräuchlichſten organiſchen Dünger,
wie Stallmiſt, Lützeldünger u. a. ſind gute Humusbildner, fördern
die Bodengare und begünſtigen die nützlichen Bodenbakterien; ſie
enthalten auch alle wichtigen Nahrungsbeſtandteile allerdings
nicht in ausreichender Menge, um das Nährſtoffbedürfnis der
gärtneriſchen Kulturpflanzen zu befriedigen. Bei intenſiver
Bo=
denbewirtſchaftung müſſen alſo die Kernnährſtoffe Stickſtoff, Kali.
Kalk und Phosphorſäure in Form von unorganiſchen Nährſalzen
ergänzt werden. Da aber nach dem bekannten Geſetz des
Mini=
mums der Bodenertrag durch denienigen Nährſtoff beſtimmt wird,
den die Pflanze an ihrem Standort am wenigſten vorfindet, ſo
ergibt ſich, daß der durch die Ernte entſtandene
Nährſtoffver=
brauch durch eine ſachgemäße Volldüngung wieder erſetzt werden
muß. Wie das im einzelnen zu geſchehen hat, das wurde von dem
Redner in faßlicher Weiſe erläutert. Es wurde auch auf einen
neuen Dünger, Huminal B” hingewieſen, bei welchem der
be=
kannte Torfmull durch einen beſonderen Fabrikationsprozeß mit
Volldungern angereichert und bei Waſſerzuſatz in einen ſofort
an=
wendbaren Humusdünger verwandelt wird.
Heſſiſches Landestheater.
26. April 20—22½, Uhr. Darmſt. Volksb. C 14, Gr. 1—
Pr. 0.50 bis 4.50 Mk.
Die Freier. Donnerstag. 20— 223, Uhr. Bühn.=Volksbund II 10
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
27. April / Rigoletto. Freitag.
28. April Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. D 20
Der Widerſpenſtigen Zähmuug. Pr. 0.50—4.50 Kleines Haus Mittwoch,
26. April Anf. 20. Ende geg. 22 Uhr. Dritter Kammermuſik=
Abend des Schaurrbuſch=Quartetts. Pr. 0.75, 1.— u. 1.50 Donnerstag. 22½, Uhr. Zuſ.=Miete III,41
27. April / Der Gwiſſenswurm. Preiſe 0.60—3.50 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. Die Freier‟. Die
anmutig=
heitere Komödie des deutſchen Romantikers Joſeph von
Eichen=
dorff. „Die Freier”, deren bisherige Aufführungen große
Anteil=
nahme beim Publikum fanden, wird heute abend im Großen
Haus wiederholt. Muſikaliſche Leitung Fritz Bohne. Beginn der
Vorſtellung 20 Uhr. Miete: Darmſtädter Volksbühne ( (14.
Vor=
ſtellung) Gruppe 1—4 — Sonntag, den 30. April
Opernpremiere im Kleinen Haus. Adams komiſche
Oper „König für einen Tag”, ein Meiſterwerk der
Spiel=
oper, das gleich berühmt geworden iſt durch ſeinen witzigen
In=
halt wie die formvollendete Muſik, wird Sonntag, den 30. April,
im Kleinen Haus in der Neuinſzenierung von Hans Strohbach
zum erſtenmal aufgeführt. Die muſikaliſche Leitung hat Dr.
Schmidt=Iſſerſtedt. Das Bühnenbild entwarf Elli
Bütt=
ner. In den Hauptrollen die Damen Harre und von Georgi.
die Herren Herrmann Kuhn Vogt, Allmeroth
Drath. Beginn der Vorſtellung 20 Uhr, nicht wie im
Wochen=
ſielplan fälſchlich angegeben, 19 Uhr. Zuſatzmiete IP 10.
Tanzabend Ilſe Meudtner verſchoben. Der für
Frei=
tag, den 28. April, im Kleinen Haus angeſetzte Tanzabend der
Solotänzerin Ilſe Meudtner findet erſt am Mittwoch, den 3. Mai,
ſtatt. Am Freitag, den 28. April. bleibt das Kleine Haus
ge=
ſchloſſen.
— Schnurrbuſch=Quartett. Heute abend, 20 Uhr findet im
Kleinen Haus der dritte Kammermuſikabend des Schnurrbuſch=
Quartetts ſtatt. Das ſelten gehörte D=Moll=Streichquartett von
Hugo Wolf kommt zum Vortrag. Ferner bringt das Programm
Mozarts berühmtes Streichquartett G=Moll.
— Feſtaufführung im Großen Haus. Am Montag, den 1. Mai,
dem Feiertag der nationalen Arbeit, wird als Feſtaufführung im
Großen Haus Richard Wagners „Meiſterſinger von Nürnberg”
gegeben. Der Vorverkauf beginnt Freitag, den 28. April.
Jugendzucht — Polfsertüchtigung.
Es wird das unverlierbare Erbe der nationalen Revolution
bleiben, daß ſie in voller Klarheit, bewußt, rückſichtslos Wege
geht, die die Erziehung des Einzelnen zur wertvollen
Perſön=
lichkeit durch die Volksgemeinſchaft, durch den Gedanken der
Nation verwirklicht. Sie beſchreitet damit auch außerhalb der
militäriſch=ſoldatiſchen Zucht und noch vor dieſer den Weg, den
Fichte für unſere Jugendertüchtigung gewieſen hatte. Heute,
wo wir die allgemeine Wehrpflicht nicht haben, möchte man zum
Beiſpiel ein tiefes Bedauern darüber empfinden, daß an unſeren
Univerſitäten nicht die Fichteſche Erziehung zur Geltung und zur
Verwirklichung gekommen iſt. Wenn man hier bei der
Hochſchul=
reform auf die harte ſtarke Gemeinſchaftserziehung, die nationale
Turnen in der Arbeitspauſe.
Lehrlinge eines großen Werks bei Uebungen auf dem Werkdach.
Hochſchulzucht der Fichreſchen Vorſchläge zurückgreifen wird, ſo
wird für die Nation und ihre Perſönlichkeiten in der Zukunft
noch mehr als ein Jahrgang unſerer Jugend für das neue
nationale Volkstum gewonnen ſein.
Die Wehrbünde haben zum Glück vieles nach dem Beſſern
ausgleichen können. Aber natürlich ſind und bleiben ſie ein
Notbehelf, eine Vorſtufe allenfalls. Ein weiterer Schritt iſt die
Arbeitsdienſtpflicht. Das Ziel iſt und bleibt die Erziehung des
Mannes in ſoldatiſcher Zucht, im Wehrwillen und in der
inter=
nationalen Selbſtbehauptung. Freuen wir uns über alle Anſätze,
die ſo zahlreich und vielverſprechend gemacht ſind. Doch
ver=
geſſen wir nicht, daß wahre Jugendertüchtigung zur Bedingung
hat die Bildung und Ausbildung in der Gemeinſamkeit, in der
Gemeinſchaft, in der Formung und Bildung der in das große
Ganze eingeordneten Perſönlichkeit.
Es iſt doch von großer Bedeutung, daß die Turnerei in
Deutſchland aufkam im Zuſammenhang mit jenem nationalen
Erwachen, das die Zeit der Befreiungskriege emportrug.
Sport=
licher Individualismus taugt uns wenig oder nichts. Das ſoll
nicht heißen, daß nicht auch aus dem Sport dieſe Ertüchtigung
der Jugend folgen kann. Sprechen wir doch vom Wehrſport und
zeigen wir doch damit, daß auch im Sport, der eine
individuali=
ſtiſche Tendenz ſehr leicht entwickelt, auch etwas Anderes, Beſſeres
gebildet werden kann. Das iſt doch der Sinn jenes ſchon ſeit
Jahren immer lauter erhobenen Abwehrrufs gegen die Rekordwut
geweſen. Woher kommt denn der Ausdruck, die abſchätzige
Be=
merkung über den „Muskelkopf”? Keineswegs bloß aus der
neidiſchen oder überheblichen Atmoſphäre des Stubenhockers.
Aber man könnte den doch nicht ſchelten, der eine körperliche
Leiſtung in Gemeinſchaft mit anderen vollbringt, wenn er
dar=
über auch verſäumt, die theoretiſche Darlegung des kategoriſchen
Imperativs in der Kritik der praktiſchen Vernunft Kants
nach=
zuleſen. Denn wie wir oben angedeutet haben:; er lebt den
kategoriſchen Imperativ.
In dieſem Sinne wird auch die Jugendertüchtigung, die
immer verbreiteter auch in den Arbeitsſtätten gefördert wird,
noch mehr ſein als eine „Gegenwirkung gegen einſeitig
körper=
liche Beanſpruchung” oder „Hilfsmittel zur Förderung des
all=
gemeinen Geſundheitszuſtandes der Lehrlinge”, So, in dieſem
Geiſte der nationalen Pflicht betrieben, wird auch das Turnen
einer kleinen Gruppe von Fabriklehrlingen zu einer echten
vaterländiſchen Tat.
Auszeichnung von landwirtſchaftlichen Dienſtboken.
Die Landw.=Kammer hat für langjährige treue Dienſte an
landwirtſchaftliche Dienſtboten nachſtehende Auszeichnungen
ver=
liehen:
a) Ehrenurkunde für 10jährige ununterbrochene Dienſtzeit.
Dem Knecht Heinrich Völpel, 12 Jahre bedienſtet bei Joh.
Hedrich, Oberſorg; der Magd Anna Hollrichter, 18 Jahre
bedienſtet bei Carl Frdr. Schwan, Gießen; der Magd Kath.
Seibert, 10 Jahre bedienſtet bei Heinrich Schaaf, Altenſchlirf;
dem Knecht Fdr. Dörr. 10 Jahre bedienſtet bei Georg Böhm 2.,
Groß=Bieberau; der Magd Maria Pillart, 11 Jahre
be=
dienſtet bei Karl Börner, Gaulsheim; dem Knecht Karl
Wer=
ner. 10 Jahre bedienſtet bei Ludwig Sattler, Airlenbach; der
Taglöhnerin Katharina Fiſcher, 20 Jahre bedienſtet bei Joh.
Gg. Schäfer, Unter=Moſſau; dem Melker Joh. Adam Fiſcher,
20 Jahre bedienſtet bei Joh Gg. Schäfer, Unter=Moſſau; dem
Taglöhner Phil. Singer, 2. 13 Jahre bedienſtet bei Guſtav
Metzler, Bubenheim; dem Dienſtmädchen Eliſe Pitz, 20 Jahre
bedienſtet bei Georg Adolf Streb Wwe., Griedel; dem Knecht
Phil. Baumgärtner, 10 Jahre bedienſtet bei
Weingutsbe=
ſitzer Wilh. Stabel, Elsheim; dem Taglöhner Phil. Böſing,
10 Jahre bedienſtet bei Jakob Heeß 2. Weſthofen; dem
Dienſt=
knecht Jakob Stichter, 11 Jahre bedienſtet bei Frdr. Kiefer 2.
Wwe, Dalsheim.
b) Bronze=Medaille für 25jährige ununterbrochene Dienſtzeit.
Dem Taglöhner Karl Sparrenberger, 25 Jahre
be=
dienſtet bei Joh. Karl Dexheimer, Wendelsheim; dem Knecht
Valentin Lautenbach * 26 Jahre bedienſtet bei Peter
Germann 2. Wwe., Groß=Rohrheim; dem Taglöhner Konrad
Minnert, 30 Jahre bedienſtet bei Hch. Schaaf, Altenſchlirf.
c) Bronze=Broſche für 25jährige ununterbrochene Dienſtzeit.
Der Dienſtmagd Margarete Klein, 25 Jahre bedienſtet bei
Heinrich Merz 3., Metzlos=Gehag; der Taglöhnerin Eliſabeth
Sparrenberger, 25 Jahre bedienſtet bei Joh. Karl
Dex=
heimer, Wendelsheim.
() Silberne Medaille für 40jährige ununterbrochene Dienſtzeit.
Dem Baumwärter Konrad Jung 3., 41 Jahre bedienſtet bei
der Gemeinde Fauerbach v. d. H.
e) Silberne Broſche für 40jährige ununterbrochene Dienſtzeit.
Der Taglöhnerin Maria Holzenthal, 46 Jahre
be=
dienſtet bei Lorenz Mayer, Lörzweiler.
Den Ausgezeichneten unter 6—e wurden auch
Anerkennungs=
urkunden für treue Dienſte verliehen.
Heute 2Uhr Ziehung
Hessische Pferdelotterſe. Bist Du dabei!
Bis 2 Uhr mußt Du Dein Los haben! 5326a
„Bibelforſcher”-Berſammlungen verboten.
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen hat folgende
Ver=
fügung erlaſſen:
Darmſtadt, den 19. April 1933. Die Propaganda der „
Inter=
nationalen Bibelforſcher=Vereinigung” (auch „Bibelforſcher Zeuge
Jehova”) hat wiederholt zur Störung der öffentlichen Sicherheit
und Ordnung geführt. Die Vereinigung ſteht außerdem im
Ver=
dacht, mit den marxiſtiſchen Parteien in Verbindung zu ſtehen.
Auf Grund der Verordnung des Herrn Reichspräſidenten zum
Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 verbiete ich
deswegen alle Verſammlungen von Angehörigen des Bundes und
jede Propaganda desſelben, insbeſondere durch Verbreitung von
Druckſchriften. gez.: Dr. Beſt.
Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Unſere Mitglieder werden auf die Hundertjahrfeier des
Hiſtoriſchen Vereins für Heſſen aufmerkſam gemacht und um
Teil=
nahme an der Akademiſchen Feier am Samstag abend 8 Uhr im
Städtiſchen Saalbau gebeten. Wer ſich an dem Ausflug nach
Op=
penheim am Sonntag beteiligen will, muß ſich bis zum 27. April
im Staatsarchiv anmelden. Die Mitglieder von „Alt=Darmſtadt”
ſind freundlichſt eingeladen.
— Volkshochſchule. Der neue Arbeitsplan für Mai=Juni iſt
allen unſeren Mitgliedern zugegangen. Er iſt ferner zu haben in
der Buchhandlung Saeng, Kirchſtraße, im Verkehrsbüro, am
Schloß und in unſerer Geſchäftsſtelle. Die Lehrgänge beginnen
am 2. Mai. Es iſt ſehr erwünſcht, daß die Anmeldungen zu den
Lehrgängen umgehend erfolgen.
— Geldzuſtellung bleibt erhalten. Anläßlich der mehrfachen
Ueberfälle auf Geldbriefträger hatten ſich Beſtrebungen geltend
gemacht, die Geldzuſtellung durch Beamte der Reichspoſt
über=
haupt aufzuheben und dafür eine Abholungspflicht der
Empfän=
ger anzuordnen. Das Reichspoſtminiſterium hat über dieſe Frage
die Meinung der Oberpoſtdirektion eingeholt und auf Grund
die=
ſer Stellungnahme von einer Neuregelung abgeſehen. In einer
Verfügung des Reichspoſtminiſters wird feſtgeſtellt, daß die
Geld=
zuſtellung durch Poſtbeamte wie bisher beſtehen bleibt.
— Schloßbeleuchtungen in Heidelberg. Neben der am 1. Mai
erſtmalig in dieſem Jahre durchzuführenden Schloßbeleuchtung
ſind für 1933 noch folgende Beleuchtungen vorgeſehen: 18. Juni,
31. Juli, letztere für die vom 15. Deutſchen Turnfeſt
heimkehren=
den Turner.
Selkſamkeiken der Hygiene.
Von Dr. Arnold Hahn.
Es gab eine Zeit — noch gar nicht ſo lange iſt es her — da
hätten vornehme Leute, ja Könige, bei dem Gedanken gelacht, daß
man nicht mit der Hand die Naſe ſchneuzt, ſondern daß man dies
in ein Tüchlein tun ſoll. Ein Tüchlein, das man dann ſamt
In=
halt in die Taſche ſteckt. Hygiene iſt anfänglich immer etwas
lächerlich und kurios. Darum wird auch heute mancher einen
Vor=
ſchlag des engliſchen Doktors Percy Edgelow (London) etwas
lächerlich finden.
Auswechſelbare Taſchen.
Dr. Edgelow ſchlägt alſo vor, an unſerer Kleidung
auswech=
ſelbare Taſchen anzubringen. Unſere jetzigen Taſchen ſind nach
ſeiner ſicherlich nicht unbegründeten Meinung der ſchmutzigſte und
am meiſten mit Bazillen bedeckte Teil unſerer Kleidung. Was
für Bazillenneſter werden hineingetan! Taſchentücher, beladen
mit dem „Müll” des Huſtens und Schnupfens, ſchmutzige Münzen;
daneben Tüten mit Zuckerzeug, das dann in die Taſche rollt uſw.
uſw. Die Taſchen ſehen wohl nie die Sonne (die Keime tötet),
ſind ſind dunkle Brutſtätten uralter Bazillengenerationen.
Un=
apretitlich. Gefährlich. — Alſo auswechſelbare, waſchbare Taſchen!
Die einfachſte Sache der Welt! Dr. Edgelow gibt gleich eine
Ausführungsform an. Schlingen an den Taſchenſäckchen und an
dem Kleidungsſtück, durch die ein Band als Verbindungsſtück
ge=
zogen wird. So iſt die Taſche leicht anzubringen und abzunehmen
und wie jedes Waſcheſtück zu behandeln. Keine ſchlechte hygieniſche
Idee!
Etwas hygieniſch paradox dagegen klingt der Warnungsruf
des franzöſiſchen Arztes Dr. Eugen Briau. Er heißt:
Nicht zu oft baden!
Welch ſeltſame Heilsbotſchaft, die mancher komiſchen Figur
aus öſtlichen Witzen recht zu geben ſcheint! Dr. Briau behauptet,
daß durch das warme Bad die Haut teilweiſe „gekocht” wird. Es
gehen nicht bloß die abgeſtorbenen Epidermiszellen der Oberfläche
ab, ſondern auch geſunde, lebende. Beſonders, wenn dazu viel
Seife benützt wird. Seife nur für Geſicht, Füße und Hände! ruft
Dr. Briau. Durch häufige Seifenbäder wird die Haut ſchutzloſer,
ſie wird gedunſen, und es kommen aus allen Verſtecken Bazillen
hervor, die dort in trockenem Zuſtande harmlos geruht haben. Auf
der trockenen Haut findet man etwa 4000 Keime pro
Quadrat=
zentimeter. Nach dem heißen Bade ſind es drei= bis ſechsmal
ſo=
viel. Keime, die noch überdies bei dieſen günſtigen
Bedin=
gungen virulent geworden ſind. Die Haut iſt dadurch viel
irri=
tabler. Dr. Briau rät, nur einmal in der Woche zu baden. In
dieſer Zeit hat die Haut jedesmal genug Gelegenheit, ſich wieder
zu erholen und widerſtandsfähig zu werden. Ob dieſes
Evange=
lium für jedermann gilt, iſt zweifelhaft. Aber ſicherlich wird es
viele Menſchen mit reizbarer Haut geben, für die der Rat Dr.
Briaus beherzigenswert iſt.
Nagelmond als Geſundheitsmeſſer.
An einer franzöſiſchen Klinik kam man durch irgendeinen
zu=
fälligen Fingerzeig auf den Gedanken, die Größe des
Nagelmon=
des während eines Krankheitsverlaufs zu beobachten. Der Mond
iſt bekanntlich jener heller gefärbte Halbkreis, der am Nagel
fingerwärts ſichtbar iſt. Die franzöſiſchen Beobachter ſtellten nun
feſt, daß dieſe Monde um ſo größer und um ſo zahlreicher ſind, je
größer die Vitalität eines Menſchen iſt. Bei ganz Geſunden und
Vitalen ſind alle zehn Monde in ſchöner Größe vorhanden. Bei
Schwerkranken fehlen oft alle. Aber auch bei Geſunden wechſelt
Zahl und Größe je nach der jeweiligen Dispoſition. Wenn ſie
ganz verſchwinden, iſt meiſt etwas nicht in Ordnung. Bei
Kran=
ken konnte man beobachten, daß zu Beginn einer ſchweren
Krank=
heit alle Monde untergegangen waren, und daß ſie dann bei
fort=
ſchreitender Beſſerung einer nach dem andern wieder erſchienen, ſo
daß nach der Heilung wieder ſechs oder acht leuchtsten. Nun hat
man alſo doch an etwas zu denken, wenn man, wie es in den
Romanen heißt, gelangweilt ſeine Nägel betrachtet.
— Johannesgemeinde. Wir machen noch auf die am nächſten
Donnerstag, den 27. April, abends 8 Uhr, im Gemeindehaus
ſtatt=
findende Mitgliederverſammlung unſerer Sterbekaſſe aufmerkſam.
— Deutſch=Evangeliſcher Frauenbund, Ortsgruppe Darmſtadt.
Kundgebung. Der Aufbruch nationalen Wollens in unſerem
Volke hat bei den Mitgliedern des Deutſch=Evangeliſchen
Frauen=
bundes freudige Bejahung gefunden. Nach ſeinem Programm iſt
das Feſthalten an den großen Zielen und der Tradition
vater=
ländiſcher Geſchichte, iſt die Pflege deutſcher Art und deutſcher
Sitte in Familie, Beruf und öffentlichem Leben ein
verpflichten=
des Ziel für die Arbeit der Mitglieder und Gruppen. Darum hat
die Bundesvorſitzende, D. Paula Mueller=Otfried, in ihrem
Leit=
artikel in der Aprilnummer des Bundesorgans, der
Evangeli=
ſchen Frauenzeitung, von Jubel und Dank geſprochen, den das
große Geſchehen des Potsdamer Feſttages im Bunde ausgelöſt
hat. Mit neuer Hoffnung will der Deutſch=Evangeliſche
Frauen=
bund die Arbeit für ein wiedererſtarkendes Vaterland auf ſich
nehmen. Die Hochſpannung dieſer „Wendung durch Gottes
Fü=
gung” muß Antrieb werden, das, was im Deutſch=Evangeliſchen
Frauenbund ſeit Jahrzehnten als Grundlage für einen geſunden
Volksaufbau angeſehen wurde, durch kraftvolle Arbeit und
hin=
gebende Liebe immer neu in die Tat umzuſetzen. Deutſch und
chriſtlich, ſozial und national, für ihn untrennbar miteinander
verknüpft, war, iſt und bleibt die Loſung des Deutſch=
Evange=
liſchen Frauenbundes.
Seite 6 — Nr. 115
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. Aprik 1933
Haben Lehre und Lehrzeik noch Sinn?
Eltern, deren Kinder jetzt vor der Schulentlaſſung ſtehen, und
die Jugendlichen ſelbſt bewegt jetzt die Frage, ob Lehre und
Lehr=
zeit noch Sinn haben in einer Zeit, wo Millionen, unter ihnen
auch die Tüchtigſten, keine Arbeit mehr finden können. Wichtige
Einwände gegen das Erlernen eines Berufes werden
dabei vorgebracht, insbeſondere folgende: drohende Entlaſſung des
Lehrlings nach Schluß der Lehrzeit, die Rationaliſierung in der
Wirtſchaft und die Entwicklung der Technik machen angeblich das
Gelernte überhaupt überflüſſig; das Erlernen eines Berufes ſei
zwecklos, Spezialiſierung und Arbeitsteilung in Produktion und
Handel geſtalte die Berufsausbildung des Nachwuchſes ohnehin
einſeitig; infolge Arbeitsmangels des Arbeitgebers ſei dieſe auch
lückenhaft, ſo daß der Ausgelernte ſich trotz Lehre im Berufe nicht
fortfinden könne. Weiter wird ins Feld geführt, daß die Eltern
der Jugendlichen in der jetzigen Notzeit auf den angeblich höheren
Verdienſt ihres Kindes als jugendlichen Arbeiters angewieſen
ſeien und es deshalb nicht als Lehrling mit geringerem
Einkom=
men in eine Lehre geben könnten. Die erwähnten Einwände ſind
jedoch nicht ſtichhaltig. Die Lehre iſt auch in der heutigen Zeit
ſehr notwendig und nützlich. Denn jede Lehre hat an ſich
einen hohen erziehlichen Wert, indem ſie den jungen
Menſchen von der Straße wegbringt und an regelmäßige
Arbeit gewöhnt und ihn zur Ordnung, Sauberkeit und
Ver=
antwortungsgefühl erzieht. Dazu vermittelt ſie dem jungen
Men=
ſchen — unterſtützt durch den Beſuch der Fachklaſſe in der
Berufs=
oder Gewerbeſchule — eine Ausbildung in einem Beruf.
die auch dann von Nutzen für ihn bleibt, wenn er nach beendeter
Lehrzeit etwa nicht ſofort in ſeinem Beruf weiterbeſchäftigt
wer=
den kann.
Die Rationaliſierung in der Wirtſchaft und
die Entwicklung der Technik haben den Gelernten
kei=
neswegsüberflüſſig gemacht. Im Gegenteil. Durch
Be=
ſchaffung von komplizierten Maſchinen und Transportanlagen —
was die Rationaliſierung meiſt mit ſich bringt — werden höchſtens
Ungelernte frei, während zur Bedienung und Inſtandhaltung
die=
ſer Maſchinen und Anlagen Facharbeiter mit gründlicher
Berufsausbildung und Spezialbildung gebraucht
werden. Die hohe Wertung des Gelernten gegenüber dem
Unge=
lernten, die auch heute noch gilt, zeigt ſich auch in den
Lohntari=
fen, nach denen das Einkommen des Gelernten das des
Angelern=
ten oder Ungelernten ganz weſentlich übertrifft.
Die Lücken in der Berufsausbildung der
Lehr=
linge, welche zufolge der Spezialiſierung oder Arbeitsteilung
ihrer Lehrfirmen verbleiben, werden durch den Unterricht in
den beruflichen Schulen ausgefüllt, welche den Lehrling
in gut eingerichteten Lehrwerkſtätten einen ergänzenden
Werk=
ſtattunterricht erteilen und auch die notwendigen
theore=
tiſchen Berufskenntniſſe vermitteln, wie Fachzeichnen,
Fachrechnen uſw.
Das Einkommen der Lehrlinge während der
Lehrzeit ſteht in Wirklichkeit kaum hinter dem des
jugend=
lichen Arbeiters zurück, weil der Lehrling ſein an ſich
gerin=
geres Einkommen regelmäßig während der ganzen Dauer der
Lehrzeit erhält, während der jugendliche Arbeiter heute
zumeiſt nur periodiſch beſchäftigt iſt und dadurch viele
Wochen im Jahr tatſächlich nichtsverdient.
Der Wert des Gelernten liegt darin, daß er vermöge
der ihm in der Lehrzeit vermittelten Kenntniſſe ſich ſelbſt
hel=
fen kann, während der Angelernte oder der
Unge=
lernte mehr zu Verrichtung rein mechaniſcher
Ar=
beiten zu verwenden iſt.
Der Gelernte findet ſich zufolge ſeiner Ausbildung in
der Lehre leichter auch in eine andere Arbeit oder in
einen verwandten Beruf hinein und wird deshalb bei
Ste lenbewerbungen, auch für neue Berufe, vom
Ar=
beitgeber häufig bevorzugt. Für ihn ſind auch die
Auf=
ſtiegsmöglichkeiten zu Stellen mit höherem Verdienſt,
wie z. B. zum Vorarbeiter, Meiſter Monteur,
Materialverwal=
ter, Kalkulator uſw. in höherem Maße vorhanden als für die
Ungelernten. Auch bei Anſtellungen im ſtädtiſchen
oder ſtaatlichen Dienſt als Maſchinenmeiſter. Feuerwehr
uſw. wird der Gelernte meiſt bevorzugt. Alle dieſe Vorteile des
Gelernten ſollten ſich die Eltern derer, die jetzt zu Oſtern die
Volks=
ſchule verlaſſen, vergegenwärtigen und deshalb ihre Kinder
lie=
ber einem gelernten Berufe zuführen, trotz der Kriſe, denn nach
dem Ende der Kriſe, das früher oder ſpäter doch einmal kommen
muß, werden die Berufsausſichten der Gelernten eher günſtig
werden, als die der Ungelernten.
Auch in Darmſtadk T-Gas gegen Schädlinge.
Seit einiger Zeit wird in deutſchen Großſtädten eine
Gas=
miſchung gegen Schädlinge angewandt, die der Bevölkerung
gegenüber kurz als L=Gas bezeichnet wird.
Was iſt nun „L=Gas‟? Dieſe chemiſche Bezeichnung
ſtellt eine Miſchung von 9 Teilen Aetylen=Oxyd mit 1 Teil
Kohlenſäure dar. Dieſes Gas, zunächſt noch in flüſſiger Form,
wird in der Weiſe verwendet, daß es lediglich in den zu
ent=
weſenden Räumen, Gebäuden uſw. aus Stahlflaſchen oder
Sy=
phons je nach der Kubikmeter=Menge, die zu durchgaſen iſt,
ab=
geblaſen wird, um ſich dann auf kaltem Wege zur eigentlichen,
ſeiner Beſtimmung zweckmäßigſten Gasform durch bloße
Verdun=
ſtung zu entwickeln. Dieſes Gas iſt hochgiftig, beſitzt eine
außer=
ordentliche Durchdringungsfähigkeit und hat die zu ſeinem
Ver=
wendungszweck, der 100prozentigen Vernichtung jeden Ungeziefers
bzw. aller Schädlinge, idealen Eigenſchaften, vollkommen
geruch=
los zu ſein und keinerlei ſchädigenden Einflüſſe auf
Einrichtungs=
gegenſtände, wie Farben. Metalle, Stoffe, Spiegel, trockenen
Lebensmittel uſw. auszuüben. In ſeiner Wirkung und ſeinen
vor=
züglichen Eigenſchaften iſt das „T=Gas, alſo der bekannten
Blau=
ſäure gleichzuſtellen.
Warum wird jetzt „T=Gas” verwendet?
Den gemeinſamen Bemühungen der deutſchen Geſellſchaft für
Schädlingsbekämpfung und anderen maßgebenden Stellen iſt es
gelungen, unter gewiſſen Bedingungen dieſes Gas zur
Schädlings=
bekämpfung freizubekommen, weil einerſeits in allen deutſchen
Großſtädten die Ungeziefer=, insbeſondere die Wanzenplage, ein
unerträgliches Maß erreicht hat und andererſeits die Gefahr der
Krankheitsübertragung ganz enorm zugenommen hat. Ganz
ab=
geſehen von den rieſigen materiellen Schäden, die durch
Unge=
ziefer und Schädlinge verurſacht werden, war bei der Freigabe
dieſes Gaſes auch die Sicherung der Volksgeſundheit ein
maßgeb=
licher Grund. Daß dieſe Plage überhaupt ſo zunehmen konnte und
ſo gefahrdrohend für die Geſundheit des einzelnen werden konnte,
lag lediglich nur an den bisherigen unzulänglichen
Bekämpfungs=
methoden.
Wer darf „T=Gas” anwenden?
Naturgemäß iſt die Verwendung derartiger Gasgemiſche, die
ſelbſtverſtändlich auch dem Menſchen gefährlich werden können,
reichs= und landesgeſetzlich geregelt. Nicht nur allein iſt der Gang
einer Entweſung faſt bis ins Detail genau vorgeſchrieben,
ſon=
dern auch die Vorausſetzungen ſind feſtgelegt, die ein T=Gas=
Techniker zu erfüllen hat, um T=Gas anwenden zu dürfen. Es
kommen hierfür alſo nur behördlich konzeſſionierte und amtlich
geprüfte Schädlingsbekämpfer in Betracht.
Wie ſoll ſich die Bevölkerung hierzu verhalten?
Vor allen Dingen ſoll ſich das Publikum darüber klar ſein,
daß alle Maßnahmen und Vorſchriften, die eine 100prozentige
Vernichtung aller Ungeziefer= und Schädlingsarten zum Ziele
haben, nicht nur im eigenſten Intereſſe der Betroffenen, ſondern
auch im Intereſſe jedes einzelnen gelegen ſind, weil durch die ſehr
leichte Verſchleppung eine außerordentliche Gefahr für die
Ge=
ſundheit beſteht. Es muß deshalb die Bevölkerung bei etwaigen
Entweſungen in verſtändnisvoller Weiſe den Anordnungen des
T=Gas=Technikers Folge leiſten, die ihm geſetzlich vorgeſchrieben
ſind.
Mit Rückſicht auf die große Gefahr für die Volksgeſundheit
und das Volksvermögen, die in der Ungeziefer= und
Schädlings=
plage verankert iſt, bleibt es zu hoffen, daß unter Mitwirkung
der Geſamtbevölkerung baldigſt dieſe Plage auf ein erträgliches
Minimum zurückgebracht wird und ſomit der Volkshygiene ein
unſchätzbarer Dienſt erwieſen wird.
— Vorübergehende Sperre des Zugangs zur
Apothekerlauf=
bahn. Um einer weiteren Ueberfüllung des Aporhekerberufes
vorzubeugen und im Hinblick darauf, daß in nächſter Zeit die
Neufaſſung der Prüfungsordnung für Apotheker und diejenige
der Apothekerbetriebsordnung zu erwarten iſt, die weſentliche
Aenderungen der jetzigen Beſtimmungen über die Annahme und
die Ausbildung von Apothekerpraktikanten enthalten werden, hat
der preußiſche Miniſter des Innern beſtimmt, daß mit ſofortiger
Wirkung ausnahmslos jedem Geſuch um Einſtellung eines
Apo=
thekerpraktikanten die Genehmigung zu vexſagen iſt.
Rorhl und Litliaftel.
Träume ſind Schäume! Leicht und flüchtig, wie der Schaum
aus dem bewegten Waſſer emporſteigt und wieder zerfließt,
tau=
chen die Traumbilder aus der Tiefe unſerer Seele empor, wenn
die ſtrenge Logik unſeres Denkens im Schlaf ausgeſchaltet iſt. Ohne
Logik laſſen ſich keine abſtrakten Begriffe formen, wie ſie die
Sprache bildet. Da gibt es weder Liebe noch Haß, weder Pflicht
noch Verantwortung. Alles ſpielt ſich in Bildern ab. Im Traum
ſind wir alle Dichter und Maler. Bildhafte Erinnerungen der
letz=
ten wirklichen Erlebniſſe ſtrömen uns zu, und mancher, der einen
Traum erzählen will, ſagt uns, er habe eben nur geträumt, was
er vor kurzem erlebt habe, er habe alſo im Traum die
Wirklich=
keit wieder erſchaut. Und doch iſt der Traum keine einfache
Spie=
gelung des Erlebten. Immer wirken erregende Momente aus der
Tiefe der Seele mit, um die Traumbilder zu geſtalten. Auch das
unbewegte Waſſer ſchäumt nicht auf. Es muß vom Winde bewegt
werden. um Schaumkronen auf den Wellen zu formen, vom Kiel
eines Schiffes durchpflügt ſein, um Giſcht und Schaum zu
bil=
den, von der Höhe als Waſſerfall herabſtürzen oder gegen
Felſen=
klippen branden. Und doch bleibt auch der Schaum Waſſer, obwohl
er mit Luft vermiſcht weiß aufglänzt und für Augenblicke von den
Geſetzen der Schwere befreit ſcheint. Die Griechen nannten die
Göttin der Schönheit die Schaumgeborene, und auch aus unſeren
Träumen ſteigen Idealgeſtalten auf, die wir erſehen, aber nicht
zum wirklichen Leben erwecken können.
Die Bilder unſerer Träume ſind aus Sinneseindrücken
ge=
woben, die wir in unſerem Gedächtnis mehr oder weniger bewußt
bewahrt und dort unter dem Einfluß irgendeiner ſeeliſchen
Er=
regung feſtgehalten haben. Um aber den Traum zu geſtalten. muß
eine Bewegung vorhanden ſein, eine erregende Kraft, die
der=
jenigen des Windes zu vergleichen iſt, der das ruhende Waſſer
zum Schäumen bringt. Dieſe ſeeliſchen Kräfte ſind unſere Triebe.
die in der Form von Wünſchen und Hoffnungen. Sorgen und
Aengſten unſer Seelenleben erregen und aufwühlen. Je ruhiger
unſer Seelenleben dahinfließt, um ſo weniger wird unſer Schlaf
durch Träume beeinflußt. In Zeiten ſeeliſcher Unruhe und
inne=
rer Kämpfe, der Trauer und der Entſagung wird unſer Schlaf
unruhig und von Träumen belebt. Traume können auch im
Wachen oder Halbwachen auftreten, aber nur dann, wenn die
ſtrenge Ordnung des Denkens ſich lockert und wir uns ganz
un=
ſerem Gefühl hingeben. Auch wenn die ſeeliſchen Hemmungen, die
uns ſonſt beherrſchen, wegfallen, wie z. B. im Rauſch. oder wenn
die Phantaſie zu ſchweifen beginnt, entſtehen traumartige Bilder.
die aber ſofort zerfließen, wenn die Aufmerkſamkeit wieder
ge=
feſſelt wird.
Durch die Forſchungen der Pſychoanalyſe ſind wir tiefer in
das Weſen des Traumes eingedrungen, und der erfahrene
Seelen=
arzt vermag aus dem Wirrſal der Träume und den dazu
beige=
brachten Erinnerungen und Einfällen des Träumers die
bewegen=
den und erregenden Kräfte zu erkennen, die die tieferen ſeeliſchen
Schichten des Träumers bewegen. Ein ſchwacher,
lebensuntüch=
tiger Menſch träumt, er ſei König oder Feldherr geworden, habe
eine große Erfindung gemacht oder einen Gegner niedergekämpft
Im Traum erfüllt ſich für ihn das, was ihm im wirklichen Leben
nie gelingt. Ein völlig Blinder träumt, er habe einen Brief
er=
halten, den er mit Hilfe beſonderer Einrichtungen zu leſen ver=
mag. Im wachen Denken hat ſich dieſer Blinde völlig mit ſeinem
Schickſal abgefunden, aber in der Tiefe der Seele kämpft er immer
noch einen hoffnungsloſen Kampf um ſein Augenlicht.
Nicht immer ſind die triebhaften ſeeliſchen Erregungen, die
einen Traum hervorbringen, beſonders erfreulicher Art. Ein
Träumer ſieht ein Leichenbegängnis. Er weiß nicht genau, war
es der Vater, den man zu Grabe trägt, oder iſt er es gar ſelbſt,
der da zur letzten Ruheſtätte gebracht wird. Es iſt ein Angſtträum.
der Schläfer wacht ſchweißgebadet auf. Liegt dieſem Traum ein
verbrecheriſcher Wunſch zu Grunde, der im Wachen niemals die
Grenze des Bewußtſeins überſchreiten durfte, eine verborgene
Haßeinſtellung gegen den Vater oder ein ſchlechtes Gewiſſen, eine
Selbſtbeſtrafung, letzten Endes die allgemein menſchliche Furcht
vor dem Tode. Verſchiedenartige niedere und primitive triebhafte
Regungen. Wünſche und Befürchtungen können ſich in einem
ein=
zigen Traume durchkreuzen und in einem ſchwer aufklärbaren,
ſinnlos erſcheinenden Knotenpunkt bilden. Es iſt gut, daß dieſe
Träume nicht im bewußten Gedächtnis haften. Vielleicht würde
uns ein Blick in die Tiefe unſerer Seele ebenſo mit Grauen
er=
füllenſwie den Taucher der Anblick des Meeresbodens. Nur bei
ſchweren ſeeliſchen Krankheiten wird der Seelenarzt genötigt ſein.
auch in dieſe Tiefen des Gemüts vorzudringen, um den Kranken
zu helfen, die angſtauslöſenden Regungen der Seele zu bannen.
Hier liegen die Grenzen unſerer Traumdeutung. Eine Deutung
des zukünftigen Geſchehens aus dem Traume, alſo Traumdeutung
im Sinne einer übernatürlichen Fähigkeit, iſt ausgeſchloſſen. Und
doch hören wir immer wieder von Menſchen, die behaupten, ſie
hätten ein Ereignis, ein Unglück oder einen Todesfall kurz vorher
im Traume erlebt. Das ſind Tauſchungen, die bei phantaſtiſch
ver=
anlagten Perſonen durch Angſtträume entſtehen können. Viele,
auch unerwartet auftretende Ereigniſſe werfen ihre Schatten
vor=
aus. Wir ſorgen uns um den Geſundheitszuſtand eines lieben
Angehörigen der in der Ferne weilt. Dieſe Sorge beſchäftigt uns
in unſeren Träumen um ſo mehr, je energiſcher wir im Wachen
ſolche Sorgen ablehnen und verdrängen. Es gelingt uns in einem
ſolchen Maße, daß wir im bewußten Leben überhaupt nicht mehr
daran denken und unſere Träume vollkommen vergeſſen. Tritt
nun aber ein wirkliches Ereignis auf, hören wir von einem
Un=
glück oder Todesfall, ſo flammt plötzlich eine mit unſerer Sorge
zuſammenhängende Traumerinnerung wieder auf, und wir
glau=
ben, das ſchreckliche Ereignis vorher im Traum erlebt zu haben.
Wir träumen wahrſcheinlich tauſendmal mehr. als von den
Träu=
men in die E innerung übergeht, aber jeder hat die Erfahrung
gemacht, daß plötzlich eine vollkommen vergeſſene
Traumerinne=
rung wieder autfaucht, und zwar im Anſchluß an irgendeine
an=
ſcheinend belangloſe Beobachtung. Hier beſteht gewöhnlich eine
ſeeliſche Verknüpfung, die im Einzelnen meiſt nicht aufzuſpüren
iſt, aber in beſonderen Fällen doch klar zutage tritt. Im wachen
Bewußtſein, ſind wir aufmerkſame Zeugen der Wirklichkeit,
ziel=
bewußt handelnde denkende Menſchen. Wenn der Sturmwind
weht, richten wir die Segel und ſteuern kühn und ſicher durch die
ſchäumende Flut. aber im Dunkel der Nacht ſind wir ein
Spiel=
ball unſerer Träume und ahnen nicht, woher der Sturmwind
kommt und brauſt, der das Meer unſerer Seele aufwühlt.
Dr. med. Georg Kaufmann.
* Aus dem Gerichtsſagl.
Aus den Darmſtädker Lichkſpielihegkern.
Aw. Eine ziemlich aufregende Sitzung fand am Montag
vormittag vor dem Bezirksſchöffengericht ſtatt.
Angeklagt war ein junger Oberwachtmeiſter der
Schutzpolizei in Frankfurt a. M. wegen falſcher
eidesſtattlicher Verſicherung und ſeine Mutter
wegen Verleitung dazu. Die Mutter lebte im Jahr 1929
in Scheidung von ihrem Mann. Sie war ihm eines Tages auf
und davon gelaufen, und verſuchte nun, ihre Möbel
zurückzube=
kommen, die ſie teilweiſe in die Ehe mit eingebracht hatte. Dazu
brachte ſie eines Tages eine eidesſtattliche Verſicherung ihres
Soh=
nes aus erſter Ehe, des Angeklagten, bei, daß er das
Herrenzim=
mer von ihr geſchenkweiſe erhalten habe. Der Mann beſtritt das
und zeigte beide an.
Heute bekundet der Sohn, daß er zwar das Zimmer
bekom=
men habe, daß er aber keinerlei Wert darauf lege, es in ſeinen
Beſitz zu übernehmen. Er habe überhaupt mit der Sache nichts
zu tun haben wollen und habe die Urkude lediglich unterſchrieben,
weil ſeine Mutter ihm ſoviel vorgejammert und geweint habe.
Auch die Muter bekundet, daß ſie das Zimmer für den Sohn
an=
geſchafft habe, daß es ihr aber natürlich eben ſo gut gehore. Den
Höhepunkt bildet die Vernehmung des geſchiedenen Mannes, eines
Landwirts aus Klein=Gerau, der ſich durch nichts dazu bringen
läßt, auf die Fragen des Vorſitzenden zu antworten. Er hat ſich
ſein Penſum für dieſen Tag zurecht gelegt und erzählt das, ohne
ſich irre machen zu laſſen. Er läßt ſich zehnmal unterbrechen und
vom Vorſitzenden erklären, daß das, was er eben erzähle, nun
ge=
rade nicht wichtig ſei in der heutigen Verhandlung, und erzählt
nachher getroſt an derſelben Stelle weiter, ſo daß durch ſeine
Ver=
nehmung ſchließlich wenig geklärt wird.
Das Gericht kommt nach eingehender Beratung zu der Anſicht,
daß hier tatſächlich eine wiſſentlich falſche eidesſtattliche
Verſiche=
rung vorliege, daß aber, da der Sohn ja lediglich ſeiner Mutter
zuliebe gehandelt habe, eine Geldſtrafe ausreichend ſei und
er=
kennt auf eine ſolche von je 150 RM. für die beiden
Angeklag=
ten. In der Beratungspauſe trompetet der geſchiedene Mann ſeine
Empörung in den Gerichtsſaal. Vergebens bitten ihn die
Polizei=
beamten um Schweigen, ſie befördern ihn ſchließlich zum Haus
hinaus, aber binnen einiger Sekunden iſt er wieder drin. Er
ſchimpft auf ſeine Frau, auf Gott und die Welt, und bringt aber
dann doch der Frau, die einen Nervenanfall bekommt, etwas zu
eſſen, und führt ſie nachher liebevoll aus dem Saal, um ſie am
nächſten Tag, wahrſcheinlich wegen irgendwelcher anderer
Un=
taten wieder anzuzeigen.
Orpheum.
Gaſtſpiel der Tegernſeer.
Die Bayern haben als neues Stück den „
Herrgott=
ſchnitzer von Oberammergau auf den Spielplan
ge=
ſetzt, jenes Volksſchauſpiel, das immer wieder die tiefe Volksſeele
des Bayern ſo recht zum Ausdruck kommen läßt, das in ſeinem
Aufbau und Inhalt mitten hinein verſetzt in die bayeriſchen
Berge. Ludwig Ganghofer hat hier ein Meiſterſtück dialektiſchen
Heimatlebens geſchaffen, das flott und lebendig über die
Bret=
ter geht.
B.. Ingerl hat wiederum die Spielleitung, die Einzelrollen
ſind ſehr geſchickt verteilt und werden von den Künſtlern mit
Temperament und Hingabe durchgeführt. Unter den vielen
Einzel=
darſtellern iſt vor allem Pauli, der Herrgottſchnitzer (Oskar
Wüchner), zu nennen, der mit außerordentlichem Geſchick ſeine
ſchwierige Rolle meiſterte und in Lori Ingerl als Loni und
feſches bayeriſches Dirndel eine flotte Partnerin hat. Dankbar
ſind auch die Rollen des Kloſterwirtes, von Mukl Wühr, und die
echten Typen der Bauern und Bäuerinnen, die von Oskar Köhler,
M. Kurz. T. Kern, Gg. Kurz, L. Eſterle und den übrigen
Mit=
gliedern des Enſembles ausgezeichnet verkörpert werden.
Die Aufführung im Orpheum iſt ſo gut, daß man dieſen
bayeriſchen Volksſtücken, die allabendlich lebhaften Beifall finden,
auch weiterhin guten Beſuch wünſchen möchte. In der Pauſe wird
eine ſehr gute Muſikeinlage zu Gehör gebracht.
*
— Orpheum=Gaſtſpiel der 20 Tegernſeer. Heute, Mittwoch,
ends 8,15 Uhr, findet die letzte Aufführung des Volksſtückes
der Herrgottſchnitzer” ſtatt. — Morgen, Donnerstag, geht
ein=
tlig das Volksſchauſpiel in 4 Aufzügen: „Aus der Art
ge=
lagen” von Joh. Weinhold in Szene. — Das Stück bringt wie
us Preſſeberichten erſichtlich, dem Publikum die erwünſchten
hlager, die ſo gut zünden, daß ſie oft ſchon vor Eintreffen
be=
belt werden, und es birgt eine tiefe Wahrheit. Da auch die
tſchlüſſe höchſt effektvoll ausgearbeitet ſind, fehlt nichts zu
nem Erfolg erſter Klaſſe. Das neue Volksſtück iſt eines der
ſten ſeiner Art, die nach Anzengruber geſchrieben wurden.
irten von 50 Pfg. an: Verkehrsbüro, De Waal, Rheinſtr. 14.
diehe Anzeige.)
Helia=Theater.
„Vollblut‟. Das Leben und Treiben auf großen Geſtüten,
die Bewegtheit und Buntheit gewaltiger Rennplatze, das Tempo
und die Hatz, die Leidenſchaft und die Intrigen rund um Pferd
und Sieg iſt Thema dieſes amerikaniſchen Films und gleichzeitig
ſeine beſte Seite. In einer mit aller Raffineſſe aufgebauten
Um=
gebung, unter Verwendung zahlreicher und hervorragender Pferde
iſt es dem Regiſſeur gelungen, ein eindrucksvolles Bild der
Aus=
maße amerikaniſcher Rennen zu entwerfen, wenn auch die Art
der in dieſer Handlung angewandten Täuſchung uns etwas
un=
wahrſcheinlich vorkommt. Die Handlung, das Geſchehen ſelbſt,
ſcheint man weniger ernſt genommen zu haben; es ſind da, wie
uns ſcheint, dem amerikaniſchen Geſchmack Zugeſtändniſſe gemachr
und Spannungsmittel angewandt, die unſeren Anſchauungen nicht
in jeder Beziehung entſprechen. Indeſſen bleibt, und das ſoll noch
einmal betont werden, das groß geſehene Milieu, und macht den
Film ſchon für ſich ſehenswert.
— Reſi=Theater. Liebe, Saxophonſpiel und Lebensglück zeigt
die entzückende Geſchichte aus dem Artiſtenleben: „Fünf von der
Jazzband‟. Ein Film voll Jugend, Humor und ſchöner Schlager.
In den Hauptrollen Jenny Jugo, Rolf von Goth und Karl
Stepauch. Die Wochenſchau bringt den 21. März: die
Feierlich=
keiten in Potsdam und Berlin. Jugendliche zugelaſſen.
Die deutſche Reichsbahn mgkoriſiert den
Berſchiebedienſt.
Nachdem Dieſelmotoren in der Fluß= und Seeſchiffahrt den
Dampfantrieb ſtark zurückgedrängt haben, ſetzt ſich der Dieſelmotor
nun auch im Eiſenbahnweſen als Antriebskraft mehr und mehr
durch, vorerſt hauptſächlich in Dieſeltriebwagen und beſonders auch
im Verſchiebedienſt in Form von Verſchiebelokomotiven.
Schon im Sommer 1931 hat die Deutſche Reichsbahn bei der
Lokomotivfabrik Krauß=Maffei A.G., München, 11
Verſchiebeloko=
motiven mit M.A.N.=Dieſelmotoren von je 65 PSe. bauen laſſen.
Die erzielten, überaus günſtigen Ergebniſſe waren Anlaß, eine
größere Zahl von Dieſellokomotiven gleicher Ausführung,
wie=
derum mit M.A.N.=Dieſelmotoren, in Auftrag zu geben.
Als beſondere Vorzüge des Dieſelbetriebes müſſen
hervor=
gehoben werden die jederzeitige Betriebsbereitſchaft ohne
lang=
wieriges Anheizen, die beträchtlichen Erſparniſſe an Brennſtoff
und der Wegfall des Abſchlackens und Keſſelreinigens nach
Be=
triebsſchluß, wodurch insbeſondere das Perſonal weniger in
An=
ſpruch genommen wird, ſich alſo verkürzte Dienſtzeiten ergeben.
Briefkaſten.
Jder Anfrage iſt die letzie Dezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen wirden
nicht Seantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlichkeit.
H. H., Darmſtadt. Benito Muſſolini wurde am 29. Juli 1883
in Predappio bei Forli geboren. Im Jahre 1904 wurde er, der
ehemals Volksſchullehrer war, aus der Schweiz, wo er 1902
zu=
gezogen war, wegen ſozialiſtiſcher Propaganda ausgewieſen. Er
war darauf bis 1912 in Trient journaliſtiſch tätig und wurde dann
Hauptſchriftleiter der Zeitung „Avanti” in Mailand. In dieſer
Stellung, wie auch als Leiter des „Popolo d’Italia” (ſeit Herbſt
1914) trat er, im Gegenſatz zur ſozialiſtiſchen Partei, für die
Teil=
nahme Italiens am Kriege ein. Als Korporal wurde er 1917
ſchwer verwundet. Nach ſeiner Geneſung begründete er die
fasciſtiſche Bewegung, deren Sieg im Marſch auf Rom (Oktober
1922) ihren Ausdruck fand. Am 1. November 1922 wurde er
Miniſterpräſident und verfügt durch Vereinigung faſt ſämtlicher
Miniſterien in ſeiner Hand über diktatoriſche Gewalt. —
Ein=
zelheiten finden Sie bei M. G. Sarfatti, Muſſolini,
Lebens=
geſchichte, 1926, welches Werk ſicher bei der Landesbibliothek
er=
hältlich iſt.
Vereinskalender.
Am Mittwoch, den 26. April 1933, um 6 Uhr,
treten die Kameraden, die ſich gemeldet haben, zur
Vorübung für Bensheim feldmarſchmäßig auf dem
Wehrſportplatz Landskronſtraße an.
— Der Verband Heſſ. Regimentsvereine nimmt
an den öffentlichen Kundgebungen am Feiertag der nationalen
Arbeit (1. Mai) mit Fahnen teil. Die Veranſtaltungen ſind um
10 und. 15 Uhr. Nähere Angaben über Zeit und Ort des
Antre=
tens erfolgen in der Sonntagszeitung.
— Bund Königin Luiſe Ortsgruppe Darmſtadt.
Samstag, den 29. April. nachmittags. Waldſpaziergang. Um
zahl=
reiche Beteiligung wird gebeten. Gäſte herzlich willkommen.
Ab=
marſch pünktlich 3,30 Uhr am Böllenfalltor.
Tageskalender für Mittwoch, den 26. April 1933.
Union: „Der Choral von Leuthen”. — Helia: „Vollblut,
Palaſt: „The Champ und „Wer andern keine Liebe gönnt”,
— Reſi: „Fünf von der Jazzband”.
Mittwoch, 26. April 1923
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 115 — Seite 7
Aus Heſſen.
Reiterlag in Arheilgen.
Am kommenden Sonntag, den 30. April d. J.. veranſtaltet
die Reitergruppe des Junglandbundes Arheilgen einen Reitertag
Die Reitergruppen des Darmſtädter Reitervereins und des Reit=
und Fahrvereigs vorderer Odenwald haben ihre Mitwirkung
zu=
geſagt. Es treten an dieſem Tage die beſten Reitergruppen, die
dem Provinzialverband Starkenburg angehören, in Konkurrenz
und verſpricht deshalb die Veranſtaltung einen intereſſanten
Ver=
lauf zu nehmen. Neben Dreſſurprüfung. Vielſeitigkeitsprüfung,
Jagdſpringen und Paarſpringen führt der Reiterverein des
vor=
deren Odenwaldes ein Tandemreiten und die Reitergruppe
Ar=
heilgen einen Springreigen vor. Weiterhin wirken die
Kinder=
abteilung des Darmſtädter Reitervereins und die
Voltigierabtei=
lung der Reitergruppe Arheilgen mit. Der am Vormittag
ſtatt=
findende Geländeritt beginnt morgens 9.30 Uhr und führt durch
den Arheilger Wald. Der Abmarſch zu der
Nachmittagsveranſtal=
tung nach dem Reitplatz iſt um 1 Uhr am Gaſthaus „Zur Sonne‟
in Arheilgen.
Alle Freunde des Reitſports werden hierdurch freundlichſt
eingeladen.
Dg. Arheilgen, 25. April. Operetten=Abend. Im
Schwanenſaale brachte der Männergeſangverein „Eintracht” die
dreiaktige Operette „Das Walzermadel von Wien” zur
Wieder=
holung. Das reizende Stück mit ſeinen einſchmeichelnden Wiener
Walzermelodien, von ſämtlichen Mitwirkenden in geſanglicher und
darſtelleriſcher Hinſicht gut wiedergegeben, fand wiederum
freu=
dige Aufnahme und den ungeteilten Beifall der zahlreichen
Be=
ſucher.
J. Griesheim, 25. April. Die Gewerbe= und
Hand=
werker=Vereinigung hielt im Gaſthaus „Zum
Rhein=
gauer Hof” eine außerordentliche Generalverſammlung ab. Der
Vorſitzende. Herr Maurermeiſter Juſtus Müller, begrüßte die
Er=
ſchienenen und gedachte der verſtorbenen Mitglieder, zu deren
Ehren ſich die Anweſenden von ihren Sitzen erhoben. Er gab ein
Schreiben der Handwerkskammer bekannt, aus deſſen Anlaß die
Generalverſammlung einberufen war, und nach dem auf Grund
der Gleichſchaltungsverordnung der nationalen Regierung der
Vorſtand der Vereinigung zu 51 Prozent aus den Reihen der
Mit=
glieder der NSDAP. zu beſtehen habe. In einer vorangegangenen
Vorſtandsſitzung, zu der auch der hieſige Kampfbundführer des
ge=
werblichen Mittelſtandes. Herr Otto Schulz. eingeladen war,
wurde zu dieſem Schreiben eingehend Stellung genommen. und
beſchloß der geſamte Vorſtand. zurückzutreten. Ueber ein weiteres
Schreiben, das in mehreren Punkten die künftigen Richtlinien
feſt=
ſetzte, gab Herr Schmiedemeiſter Nothnagel eingehende
Erläute=
rungen. In einer formulierten Erklärung gab der Geſamtvorſtand
ſchriftlich ſeinen Rücktritt kund. Die Leitung der Verſammlung
erhielt hierauf der hieſige Kampfbundführer, Herr Otto Schulz.
In der nun folgenden Wahl des 1. Vorſitzenden wurde Herr
Schmiedemeiſter Nothnagel durch Zuruf der Verſammlung zum
1 Vorſitzenden gewählt. Er übernahm den weiteren Vorſitz der
Verſammlung und ordnete die Wahl von 4 weiteren
Vorſtands=
mitgliedern auf Grund der Gleichſchaltungsverordnung an. In
einem zweiten Wahlgang wurden die reſtlichen 4
Vorſtandsmit=
glieder gewählt. Zum 2. Vorſitzenden ernannte der Vorſtand den
wiedergewählten ſeitherigen 2. Vorſitzenden Hermann Merker.
Herr Schmiedemeiſter Nothnagel ſtellte den Antrag, daß die
ſeit=
herigen Mitglieder des Vorſtandes auch für die Folge noch
be=
ratend hinzugezogen werden können, was von der Verſammlung
genehmigt wurde. Es wurde beſchloſſen, daß das Rabatt= und
Zugabeweſen mit ſofortiger Wirkung aufgehoben werden ſoll. Am
Schluſſe der Verſammlung verlas der Vorſitzende noch ein
Schrei=
ben der NSDAP. zwecks Teilnahme an dem Tag der nationalen
Arbeit am 1. Mai. Die Verſammlung beſchloß. an der Feier des
Tages der nationalen Arbeit teilzunehmen.
Cp. Pfungſtadt, 25. April. Hohes Alter. Am Dienstag
konnte Witwe W. Helene ihren 81. Geburtstag begehen. — Der
Kampfbund, des gewerblichen Mittelſtandes hat in einer
Beſpre=
chung mit den hieſigen Einzelhändlern, die in ihren Geſchäften
ſeither Rabattmarken ausgegeben haben. beſchloſſen, mit ſofortiger
Wirkung die Gewährung jeglichen Rabatts
einzu=
ſtellen. Die im Umlauf befindlichen Rabattmarkenbücher
wer=
den vom 29. April ab bis 1. Juni von den einzelnen Firmen
ein=
gelöſt. Die Art der Einlöſung iſt den Geſchäften überlaſſen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 25. April. Neubildung des
Ge=
meinderats. Dem neuen Gemeinderat gehören nach den
Feſt=
ſtellungen der Wahlkommiſſion an: 8 Nationalſozialiſten, 3
Sozial=
demokraten und 3 Vertreter der Mittelparteien, von denen
ge=
meinſam ein Vorſchlag eingereicht wurde.
Dx. Nieder=Modau, 25. April. Am 27. April vollendet unſere
älteſte Ortseinwohnerin Frau Eliſabethe Becker ihr 90.
Lebens=
jahr. Die Greiſin iſt noch ſehr rüſtig. — Das neue
Ortsvar=
lament ſetzt ſich nach der Gleichſchaltung aus 9 Mandaten
zuſam=
men. Es entfallen auf die Nationalſozialiſten 6 Sitze, auf die
Sozialdemokraten 3 Sitze.
Dx. Ernſthofen. 25. April. Odenwaldklub. Die hieſige
Ortsgruvpe führte unter großer Beteiligung ihre dritte
plan=
mäßige Wanderung aus. Die Wanderung führte über Brandau—
Gadernheim nach Knoden. Nach einem kurzen Aufenthalt wurde
der Heimweg angetreten. — Freiwilliger
Arbeits=
dienſt. Wie ſchon in anderen Gemeinden, iſt auch hier der
frei=
willige Arbeitsdienſt eingeführt und mit der Inſtandſetzung des
Modaubettes begonnen werden. — Gemeinderat. Durch die
Gleichſchaltung hat es auch in dem Gemeindevarlament Ernſthofen
weſentliche Veränderungen gegeben. Es entfallen auf
National=
ſozialiſten 6 Mandate und auf die Sozialdemokraten 1 Mandat.
Db. Urberach, 25. April. Zur Umbildung des
Ge=
meinderats. Auf Grund des Wahlergebniſſes vom 5. März
behaupten die Nationalſozialiſten ihre bisherigen 2 Sitze, während
die Sozialdemokraten 4 und das Zentrum 6 Sitze erhalten. Die
Sozialdemokraten verloren ſomit 1 Sitz, den das Zentrum dazu
gewann. — Einbruch. Kaum war der Diebſtahl der 6
Hekto=
liter Anfelwein im Orte vernommen, ſo wurde man von einem
neuen Diebſtahl gewahr, und zwar bei dem Raiffeifen=
Lagerver=
walter Michgel Genſert. Dieburger Straße. Diebe drangen durch
das offene Dachfenſter des Hauſes ein, fanden aber im Zimmer
nur zirka 25—30 RM. vor, die ſie entwendeten. Von den Dieben
fehlt jede Spur.
An. Groß=Zimmern, 25. April. Anläßlich der Ernennung
und zu Ehren des neuernannten Bürgermeiſters Fritz Bauer und
des Beigeordneten Gg. Wiedekind fand ein Umzug durch die
Ortsſtraßen ſtatt, woran ſich die drei hieſigen Geſangvereine, der
Atbletenverein, die Feuerwehr, die Gemeindebeamten uſw.
be=
teiligten. An der Bürgermeiſterei ſprach der Führer der bieſigen
Ortsgruppe der NSDAP. Begrüßungsworte und gab dem Wunſche
Ausdruck, daß alle mithelfen, um Groß=Zimmern wieder den
Na=
men nach außen hin zu verſchaffen, den es früher hatte. Auch der
neue Bürgermeiſter und Beigeordnete richteten einen warmen
Appell an die ſo zahlreichen Zuhörer und erklärten ſich bereit,
jedem die Hand zu reichen. Zwei Chorgeſänge, das gemeinſam
geſungene Horſt=Weſſel=Lied und das Deutſchlandlied umrahmten
die Feier.
4o. Altheim, 24. April. Gemeinderat. Zur
Gemeinde=
ratswahl wurde nur ein Wahlvorſchlag eingereicht, und zwar von
der NSDAV. Hiernach wird der hieſige Gemeinderat künftig aus
9 Nationalſozialiſten beſtehen.
As. Erbach, 25. April. Die Gleichſchaltung im
Ge=
meinderat. Die Neubildung des Stadtvorſtandes erfolgte auf
Grund des Gleichſchaltungsgeſetzes vom 31. März 1933. Nach dem
Abſtimmungsergehnis vom 5. März 1933 ſetzt ſich der neue
Ge=
meinderat aus 8 Nationalſozialiſten und aus 4 Sozialdemokraten
zuſammen. Da der Spitzenkandidat der NSDAP., Herr Wilhelm
Heim, durch Verfügung des Herrn Miniſters des Innern zum
Beigeordneten der Gemeinde Stadt Erbach ernannt wurde, ſtellte
der Wahlausſchuß feſt, daß an deſſen Stelle Herr Otto Müller
treten ſoll.
Ci. Erhach. 25 April. Neuer Kreistag und
Kreis=
ausſchuß. Entſprechend der zur Reichstagswahl vom 5. März
abgegebenen Stimmen erhalten die NSDAP. im Kreistag 12
Sitze die SPD. deren 3. Der künftige Kreisausſchuß ſetzt ſich aus
5 Mitgliedern der NSDAP. und 1 Mitglied der SPD. zuſammen.
Die NSDAP.=Mitglieder des Kreistages ſind die Herren Georg
Hering=Kirch=Brombach. Heinrich Ihrig=Stierbach. Friedrich
Rie=
del=Reichelsheim. Wilhelm Kumpf=Beerfelden, Jakob Heiſt=
Hem=
bach, Leonhard Rehſcher=Falkengeſäß, Ludwig Neff=Bullau.
Hein=
rich Gölz=Unter=Moſſau. Heinrich Köhler=Neuſtadt. Wilhelm
Wenzel=Rehbach, Heinrich Seibert=Haiſterbach und Eberhard
Müller=Erhach: die der SPD. die Herren Philipp Schwinn=
Lützel=Miebelsbach, Leonhard Volk=Erbach und Heinrich
Neu=
meuer=Känie
Br. Seckmauern. 25. April. Der neue Gemeinderat
dürfte ſich wie folgt zuſammenſetzen: NSDAP. 3 Sitze, SPD. 2
Sitze, Zentrum 4 Sitze.
Rund um den Sichtvermerk.
Keine Schikane. — Biel ſchärfere Handhabung im Ausland.
Wer gehl über die Grenze?
Von Rolf Langerfeldt.
Für deutſche Staatsbürger beſteht jetzt ein
Sichtvermerks=
zwang für Auslandsreiſen. Das bedeutet, daß derjenige, der aus
irgendwelchen Gründen ins Ausland fahren muß, ſich vorher bei
der zuſtändigen Polizeiſtelle einen ſogenannten
Unbedenklichkeits=
ſichtvermerk holen muß. Dieſer Vermerk im Paß bedeutet, daß
gegen die Ausreiſe des Betreffenden über einen deutſchen
Grenz=
ort nichts einzuwenden iſt.
Schon hört man da und dort Seufzer über dieſe
Unbequem=
lichkeit. Gemach! Man ſollte wirklich bedenken, daß auch mit
dem neuen deutſchen Unbedenklichkeitsſichtvermerk das deutſche
Paß= und Ausreiſeweſen erfreulich einfach und unſchikanös
ge=
handhabt wird. Wer das nicht glaubt, der ſehe ſich mal lieber
erſt im Ausland um, am beſten im ſogenannten demokratiſchen.
Er wird dort ſeine blauen Wunder erleben.
Schon in Frankreich zum Beiſpiel iſt es durchaus nicht ganz
einfach, in den Beſitz eines Reiſepaſſes zu gelangen. Es iſt
vor=
her ein Geſuch an den zuſtändigen Präfekten zu richten, dieſem
Geſuch ſind allerhand Papiere, ungefähr doppelt ſo viel wie in
Deutſchland, zur Unterſtützung des Geſuchs beizulegen. Das
Melde=
weſen wird in Frankreich für Einheimiſche recht ſcharf gehandhabt.
Jeder, der Frankreich verlaſſen will, muß ſich ausdrücklich für die
betreffende Zeit abmelden, während man das in Deutſchland,
wenigſtens bisher, bequemer hatte. Von dem ſogenannten „Billet
didentité”, um das ſich jeder Fremde nach einmonatigem Aufent=
halt in Frankreich bemühen muß, unter genauer Angabe der
Aufenthaltsgründe, der Empfehlungen uſw., ganz zu ſchweigen.
Noch viel, viel ſchwerer hat es aber der Pole, wenn er ſeine
Heimat für kurze Zeit zum Zwecke einer Auslandsreiſe verlaſſen
will. Zuerſt einmal dauert es ungefähr 4 bis 6 Wochen, bis er
glücklich in den Beſitz eines Reiſepaſſes gelangt iſt. Ein Reiſepaß
für eine dreimonatige Auslandsreiſe koſtet in Polen die
Kleinig=
keit von tauſend Zloty. Auf dieſe Weiſe iſt es Polen jedenfalls
gelungen, Auslandsreiſen ſeiner Staatsbürger auf ein Minimum
zu beſchränken. Jeder Pole muß ſchon ſeit Jahren einen
Ausreiſe=
ſichtvermerk haben, wenn er die Grenze überſchreiten will. Dieſer
Ausreiſeſichtvermerk wird beileibe nicht, wie jetzt in Deutſchland,
koſtenlos erteilt, ſondern koſtet ebenfalls zehn Zloty.
Auf Rußland braucht man in dieſem Zuſammenhang nicht erſt
hinzuweiſen. Der Weg iſt dornig, den ein Bürger der USSR.
beſchreiten muß bevor er das erſehnte Ausland betreten darf.
Es kann unter Umſtänden zwei bis drei Jahre dauern, bis
glück=
lich alle amtlichen Schwierigkeiten überwunden ſind.
Auch Rumänien zum Beiſpiel kennt den Ausreiſeſichtvermerk
ſchon ſeit längerer Zeit. Er gilt gleichmäßig für Ausländer wie
für Inländer, die das Gebiet des rumäniſchen Königreichs
ver=
laſſen wollen. Nicht anders iſt es in Serbien, Griechenland und
der Türkei.
Der deutſche Ausreiſeſichtvermerk iſt gar nichts anderes, als
in ſeiner Art ein Ausdruck der neuen Verhältniſſe. Die irrſinnige
Auslandshetze läßt es als durchaus begreiflich erſcheinen, daß ſich
die deutſchen Behorden dafür intereſſieren, wer zu welchem Zweck
Deutſchland verläßt. Manche wichtige Schlüſſe können auf dieſe
Weiſe gezogen werden. Kein Menſch, der einſieht, daß die
Staats=
ſicherheit auch ſeine Sicherheit iſt, kann daran den geringſten
Anſtoß nehmen.
Dreikägiger milchwirtſchaftlicher Lehrgang
für Landfrauen in der Landw. Haushalkungsſchule
Michelſtadt (9denwald).
DDer vom 3.—5. Mai d. X in der Lehrmolkerei der landw.
Haus=
haltungsſchule Michelſtadt ſtattfindende milchwirtſchaftliche Lehrgang
ſoll die beſſiſchen Landfrauen und =mädchen praktiſch und
theo=
retiſch in der richtigen Gewinnung. Behandlung und Verarbeitung
der Milch auf Butter und Käſe im eigenen Haushalt, wie ſie die
Landfrau für den eigenen Bedarf wie auch für den Weiterverkauf
in marktgerechter Qualität herſtellt, unterweiſen: insbeſondere
werden behandelt Zentrifugieren. Milch und Rahm kühlen,
Her=
ſtellen verſchiedener Käſearten, richtiges Anſetzen des Rahms mit
Säurewecker. Butterherſtellung, Reichsmilchgeſetz.
Markenerzeug=
niſſe u. a. m. Das Honorar beträgt 9.— RM. und iſt im voraus
auf das Poſtſcheckkonto der Landw.=Kammer Darmſtadt (
Frank=
furt a. M. 4039) einzuzahlen. Für verbilligte Uebernachtung und
Verpflegung in der landw. Haushaltungsſchule iſt Sorge getragen.
Anmeldungen ſind bis ſpäteſtens Samstag, den 29. April, an die
Landw.=Kammer Darmſtadt. Rheinſtraße 62. zu richten.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw.. 25. Aprik. Im Gaſthaus „Zur
Poſt” fand eine Vorſtandsſitzung des Kriegervereins bezüglich des
am 18. Juni 1933 ſtattfindenden Bezirksfeſtes ſtatt. Zu der Sitzung
zugezogen war auch der bereits in der Generalverſammlung
ge=
wählte Feſtausſchuß. Der Feſtplatz befindet ſich auf dem neuen
Sportplatz. Bis zur letzten Vorſtandsſitzung hatten bereits 27
Vereine aus näherer und weiterer Umgebung zugeſchrieben.
Ge=
rade im Hinblick auf die nationale Erhebung dürfte das
diesjäh=
rige Kriegervereins=Bezirksfeſt eine beſonder Note erhalten. —
Neubildung des Gemeinderats. In unſerem Oertchen
war nur von den Nationalſozialiſten ein Wahlvorſchlag eingereicht
worden, ſomit fallen der NSDAP. im neuen Gemeindeparlament
7 Sitze zu. Als Erſatzmänner wurden gleichzeitig 5 weitere
Na=
tionalſozialiſten beſtimmt.
A. Schlierbach, 25. April. Neue Gemeinderäte. In
den drei Gemeinden des hieſigen Bürgermeiſtereibezirks
Schlier=
bach, Winkel und Seidenbach werden zukünftig nur je 7
Ge=
meinderatsmitglieder der NSDAP. die Gemeindeintereſſen
ver=
treten, da andere Parteien keine Wahlvorſchläge eingereicht
hat=
ten und ihnen nach dem Wahlergebnis vom 5. März keine
Man=
date zuſtanden. — Einbruchsdiebſtahl. In einer
hieſi=
gen Hofreite wurde nachts ein frecher Einbruchsdiebſtahl
aus=
geführt und dabei aus einem Gebäude ein Herrenfahrrad
geſtoh=
len. Täter konnten bisher noch nicht ermittelt werden.
— Hirſchhorn. 25. April. Waſſerſtand des Neckars am
24. April 1.48 Meter, am 25. April 1,52 Meter, 5.30 vorm.
e Bad Wimpfen, 25. April. Der Volkswirt H. Barthel, der
zurzeit hier in Kur weilt und Saarländer iſt, hielt im Oſtſchen
Saale einen Vortrag über die Saarfrage in politiſcher und
wirt=
ſchaftlicher Hinſicht mit beſonderer Berückſichtigung der bald
ſtatt=
findenden Abſtimmung für Deutſchland oder für Frankreich. Der
Saal war ſchon lange vor Beginn dicht beſetzt, eine
Selbſtver=
ſtändlichkeit, denn jeder Deutſchdenkende wollte über die
Grenz=
landfragen unterrichtet ſein. — Unter Mitwirkung des
Poſau=
nenchors fand im Kurgarten ein Feldgottesdienſt ſtatt, an dem
250 SA.=Leute von Bad Wimpfen und Umgebung ſowie die
Ein=
wohner der Stadt teilnahmen. Nach der Predigt, die von
Stadt=
pfarrer Reinheimer gehalten wurde, marſchierte die SA. unter
Vorantritt der Kapelle in den Oſtſchen Saal, wo ſie verpflegt
wurde. Die Frauengruppe der NSDAP hatte alles gut
vor=
bereitet. Am Abend ſammelten ſich deutſche Frauen und deutſche
Männer im Oſtſchen Saale, um an einem Deutſchen Abend
teil=
zunehmen. Zur Aufführung gelangte „Horſt=Weſſel”, ein
deut=
ſcher Freiheitskämpfer.
Dp. Alsbach. 25. April. Hier wurde der „Adolf=Hitler=
Brun=
nen” im Beiſein wohl der meiſten hieſigen Einwohner eingeweiht.
Der Feier war ein Gottesdienſt in der Kirche vorangegangen. an
welchem ſich die Ortsvereine beteiligten.
Dp. Zwingenberg. 25. April. Auf Grund des
Gleichſchaltungs=
geſetzes ſetzt ſich der Gemeinderat aus 9 Nationalſozialiſten
und 3 Sozialdemokraten zuſammen.
Dp. Zwingenberg, 24. April. In der hieſigen Jugendherberge
haben bereits 40 Mann des Freiwilligen Arbeitsdienſtes
Unter=
kunft gefunden. Fünfzig weitere werden in den nächſten Tagen
fol=
gen. Da hierdurch die Jugendherberge ihrem eigentlichen Zwecke
nicht mehr dienen kann, wurde im ehemaligen Finanzamtsgebäude
eine Bleibe für Jungen und im Rathauſe eine ſolche für Mädchen
geſchaffen. Herbergsvater der erſteren iſt Herr
Schuhmachermei=
ſter Maul. Die letztere wird von Herrn Wilh. Anthes verwaltet.
Bb. Bensheim. 25. April. Die Stadt=Wahlkommiſſion ſtellte
in ihrer Sitzung feſt, daß dem neuen Stadtrat angehören: 7
Nationalſozialiſten, 7. Vertreter des Zentrums und für den
ge=
meinſamen Wahlvorſchlag mit dem Kennwort: Kampffront
Schwarz=Weiß=Rot, Deutſche Volkspartei und Chriſtlich=Sozialer
Volksdienſt ein Vertreter.
W. Heppenheim a. d. B., 25. April. Gleichſchaltung. Auf
Grund des Gleichſchaltungsgeſetzes ſetzt ſich der hieſige Stadtrat
wie folgt zuſammen: 5 Nationalſozialiſten. 2 Sozialdemokraten
und 8 Zentrumsleute — Ortsgewerbeverein. Bei der
ordentlichen Hauptverſammlung wurde neben Verſchiedenem
in=
folge der Gleichſchaltung, wonach mindeſtens 51 Prozent des
Vor=
ſtandes aus Mitgliedern der Regierungsparteien, beſtehen müſſen.
eine Neuwahl des Vorſtandes vorgenommen. Nach längerer
Aus=
ſprache wurde der alte Vorſtand wiedergewählt. Neu in den
Vor=
ſtand wurden für zwei ausgeſchiedene Mitglieder die Herren
Jo=
hann Weimar und Ludwia Maurer gewählt. Beſonders zu
er=
wähnen wäre noch ein Beſchluß, wonach vom Jahre 1934 ab Ende
Juni oder anfangs Juli ein Weinblütenfeſt in der Stadt
Heppen=
heim gehalten werden ſoll. ähnlich dem Winzerfeſt in Bensheim.
Bezirksſparkaſſe Hennenheim. Bei der 7.
Zutei=
lung der Oeffentlichen Bauſparkaſſe für Heſſen konnte auch die
Bezirksſparkaſſe Heppenheim auf Grund der Bauſparverträge zmei
Darlehenszuteilungen vergeben. — Handwerkskammer. Die
Handwerkskammer Darmſtadt hält ihren nächſten Sprechtag am
26. Avril. nachmittags von 2 bis 3 Uhr. auf dem Kreisamt
Hev=
enheim ab. — Hohes Alter. Vorgeſtern vollendete Fräulein
Amalie Werle, Kaiſerſtraße, ihr 82. Lebeasjahr. Sie iſt die
Ur=
enkelin des Mathias Werle, welcher im Jahre 1823 eine größere
Stiftung für die Ortsarmen Hepvenheims machte, welche auch noch
heute den Armen zukommt. Trotz ihres hohen Alters iſt Fräulein
Werle noch ſo rüſtig, daß ſie den Verwaltungspoſten als Rechnerin
des Werlefonds noch heute einnimmt.
Schwerer Aufounfall bei Groß=Gerau.
Groß=Gerau, 25 April. Sonntag mittag ereignete ſich auf
der Mainzer Chauſſee, zwiſchen Groß=Gerau und Nauheim, ein
ſchwerer Autounfall, der leicht ſchlimmere Folgen hätte haben
können. Ein auf der Fahrt nach Kelſterbach begriffener. mit
Stock=
ſtädter SA.=Leuten beſetzter Lieferwagen, kam von der Fahrbahn.
wohl infolge Verſagens der Steuerung, links ab gegen einen
Baum. Der Baum wurde mit den Wurzeln aus der Erde
ge=
riſſen und zerbrochen. Durch den ſtarken Anprall geriet der
Ben=
zintank des Wagens zur Exploſion und der Wagen in Brand. Die
Inſaſſen konnten ſich durch Abſpringen retten. Dennoch erlitt ein
Mann eine Gehirnerſchütterung, ein anderer eine
Oberſchenkel=
quetſchung und ein dritter einen Nervenſchock. Einige andere
wur=
den leichter verletzt. Drei der Verletzten mußten in das hieſige
Krankenhaus gebracht werden. Das Auto wurde durch den
Zu=
ſammenprall und den Brand völlig zerſtört.
— Gernsheim. 25. April. Waſſerſtand des Rheins am
24. April —1,00 Meter. am 25. April —1.02 Meter, 5.30 vorm.
Cp. Klein=Gerau. 25. April. Der neue Gemeinderat
ſetzt ſich nur aus Mitgliedern der NSDAP. zuſammen.
P. Stockſtadt a. Rh., 25. April DerneueGemeinderat
beſteht aus 9 nationalſozialiſtiſchen Mitgliedern. Die
Sozial=
demokratiſche Partei hatte wegen Auflöſung ihrer örtlichen
Or=
ganiſation eine Liſte nicht eingereicht.
be. Büttelborn, 25. April „Tragiſcher Unglücksfall.
Hier ereignete ſich ein tragiſcher Unglücksfall, dem ein
Menſchen=
leben zum Opfer fiel. Das 4jährige Söhnchen des
Metzgermei=
ſters Fritz Schwab fiel in einen Eimer kochendes Waſſer und zog
ſich ſo ſchwere Brandwunden zu, daß das bedauernswerte Kind ſofort
ins Städt. Krankenhaus Groß=Gerau gebracht, werden mußte.
Hier iſt am Samstag das Kind ſeinen Verletzungen erlegen. Den
Hinterbliebenen bringt man allgemein herzliche Teilnahme
ent=
gegen. — Gemeinderat. Der neue Gemeinderat zählt in
Zukunft nur noch 9 Mitglieder. Da die Ortsgruppe der SPD.
ſich aufgelöſt hat, entſendet ſie auch keine Gemeinderäte mehr. Es
ziehen demnach 9 Nationalſozialiſten in den Gemeinderat ein.
Die Arbeiten am Schießſtand ſchreiten rüſtig vorwärts. In
den nächſten Tagen wird der Stand fertig ſein.
Aa. Gräfenhauſen. 25. April. Der neue Gemeinderat
ſetzt ſich auf 5 ſozialdemokratiſchen und 4 nationalſozialiſtiſchen
Vertretern zuſammen.
Cp. Worfelden, 25. April Im neuen Gemeinderat
entfallen ſechs Sitze auf die NSDAP. und drei auf die SPD.
Aa. Rumpenheim a. M., 23. April. An Gasvergiftung
geſtorben. Der 34 Jahre alte Kaufmann Otto Melius
wurde in ſeinem Bette tot aufgefunden. Die Feſtſtellungen
er=
gaben, daß Melius beim Schlafengehen den Gashahn der
Decken=
lampe nicht ganz zugedreht hatte. Es liegt offenbar eine
Unvor=
ſichtigkeit vor,
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Mainz, 25. April. Der neue Mainzer Stadtrat.
In einer Sitzung der Stadt=Wahlkommiſſion wurden die
Mitglie=
der des neu zu bildenden Stadtrats feſtgeſtellt. Die NSDAP.
er=
hielt 18 Sitze, die SPD. 11 Sitze, das Zentrum 9 Sitze, die
Kampf=
front Schwarz=Weiß=Rot und der Chriſtlich=Soziale Volksdienſt
1 Sitz. Die Deutſche Volkspartei hatte, ihre Stimmen der
NSDAP. zur Verfügung geſtellt.
Bingen (Rhein), 25. April. Der neue Kreistag. Auf
Grund des Gleichſchaltungsgeſetzes werden in den neuen Kreistag
des Kreiſes Bingen einziehen: NSDAP. 7. Zentrum 6 und SPD.
2 Mitglieder: in den Kreisausſchuß: NSDAP. 3. Zentrum 2 und
SPD. 1 Mitglied. Demnach gehören dem Binger Kreistag an:
von der NSDAP.: Ingenieur Bruno Schneider=Bingen. Landwirt
Aug. Niederquer=Elsheim. Lehrer H. Koch=Aſpisheim. Arbeiter
Joſef Kuhn=Nieder=Ingelheim. Landwirt Wilhelm Hartmann=
Engelſtadt, Lehrer Ludwig Diehl=Horrweiler. Landwirt Georg
Saala=Groß=Winternheim: von der Zentrumsvartei:
Weinkom=
miſſionär Joſef Matthäi=Bingen. Landwirt Heinrich Joſef
Haſſe=
mer=Gau=Algesheim Fabrikant B. Zimmer 2.=Nieder=Ingelheim.
Holzarbeiter Fritz Rauſch=Gaulsheim. Landwirt Wilhelm Stabel=
Elsheim. Landwirt Valentin Molitor=Ockenheim: von der SPD.:
Karl Domdey=Gau=Algesheim und Johann Schniering=
Heides=
beim. Der neue Kreisausſchuß beſteht aus: NSDAP.: Gaſtwirt
Ferdinand Travp=Bingen, Landwirt Philipp Jäger=Ockenheim.
Bahnheamter Ortsgruppenleiter Kraft=Bingen: Zentrum:
Rechts=
anwalt und Notar Weber=Bingen. Landwirt Johann Heinrich
Heſſel=Ober=Ingelheim: SPD.: ſtädt. Arbeiter Heinrich Wahmke=
Bingen
Nierſtein (Rhh.), 25. April. Hiſtoriſche Funde. Das in
der Nierſteiner Gemarkung gelegene „Neunmorgengebiet” hat ſich
ſchon wiederholt durch dort gemachte hiſtoriſche Fuunde
ausgezeich=
net. So wurde vor wenigen Jahren dort ein guterhaltenes
Hocker=
grab gefunden, das aus der Römerzeit ſtammt. Bei jetzigen
Ar=
heiten in dieſem Gebiet ſtieß man abermals auf eine Grahſtätte.
Das Grab enthielt die Leichenreſte einer Frau und eines Kindes.
die nach ihrer Verbrennung in Urnen beigeſetzt wurden. Ueber
die näheren Zuſammenhänge dieſes Fundes ſind zurzeit die
Er=
mittlungen noch im Gange.
Oberheſſen.
Bad Nauheim, 25. April. Die Teilnehmer des Interniſten=
Kongreſſes in Wiesbaden beſichtigten das Kerckhoff=Inſtitut und
das wiſſenſchaftliche Univerſitäts=Inſtitut und wurden von der
Kurverwaltung durch eine kleine Feier, im Kurhaus begrüßt.
Insgeſamt waren nahezu 100 In= und Ausländer zum Beſuch
er=
ſchienen.
Butzbach, 25. April. An der Abſchiedsfeier des
Staa spräſidenten Prof. Dr. Werner beteiligte ſich
die geſamte Einwohnerſchaft, die nationalen Vereine, die SA.,
SS. ſowie die hieſige Schutzpolizei. Die Straßen trugen reichen
Flaggenſchmuck, und eine große Ehrenpforte war errichtet. Hier
hatten die Spitzen der Behörden Aufſtellung genommen.
Bürger=
meiſter Dr. Scheller hielt die Abſchiedsrede und feierte den
Staatspräſidenten als allſeits beliebten Ehrenbürger. Dieſer
dankte ſeiner unvergeßlichen Heimatſtadt. Die Straße, in der der
Staatspräſident ſeither gewohnt hat, erhielt den Namen Profeſſor=
Werner=Straße. Der Vogelsberger Hökenklub hatte am Abend
vorher eine Abſchiedsfeier im „Heſſiſchen Hof” veranſtaltet. Der
Vorſitzende des Hauptvereins, Dr. Bruchhäuſer ehrte die
Ver=
dienſte Werneus um den Vogelsberg durch Ueberreichung eines
Bildes vom Hoherodskopf.
Seite 8 — Nr. 115
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. April 1933
Reich und Ausland.
Der letzte deutſche Vorkriegs=
Bokſchafter in Paris †.
Freiherr Wilhelm von Schoen,
der frühere deutſche Botſchafter in Paris, iſt im
82. Lebensjahre einem Herzſchlag erlegen.
Die Beiſehung Adolf Sfolkes.
Frankfurt a. M. Unter großer
Beteili=
gung der Behörden Vereine und der geſamten
Bürgerſchaft wurde hier geſtern der faſt 91
jäh=
rige, weit über Frankfurt hinaus durch ſeine
ausgangs des vorigen Jahrhunderts an
größe=
ren Bühnen, darunter in Berlin, Hamburg,
München und Wien, mit Erfolg aufgeführten
Luſtſpiele und Tendenzſtücke bekannt gewordene
Dichter der „mainiſchen Mundart”, Adolf
Stoltze, beigeſetzt. Sein Hauptverdienſt iſt es,
daß er zuſammen mit ſeinem Vater,
Fried=
rich Stoltze, in vielen Dichtungen den
main=
fränkiſchen Dialekt der alten Kaiſer= und
Krö=
nungsſtadt verewigt hat. Adolf Stoltze war
überdies Frankfurts beliebteſter Bürger. Daher
machte es ſich die Stadt zur beſonderen Ehre,
die Beſtattung des Dichters in feierlicher Weiſe
ſelbſt zu übernehmen. Der neue
Oberbürger=
meiſter Dr. Krebs, der neue Intendant des
Thea=
ters, Dr. Geiſow, ein Vertreter des
Reichsver=
bandes der Preſſe u. a. hielten Anſprachen, in
denen dem prächtigen Menſchen und Dichter
Adolf Stoltze hohe Verehrung ausgeſprochen
wurde. Noch kurz vor ſeinem Tode ſchrieb Adolf
Stoltze in der Oſterwoche ein ergreifendes, von
Todesahnung durchwehtes Gedicht.
Der Konſervator des Goethe=Muſeums
in Seſenheim geſtorben.
Straßburg. In Seſenheim iſt geſtern der
Konſervator des Goethe=Muſeums, Gillig, im
Alter von 87 Jahren geſtorben. Gillig hat 1895
das Muſeum aus Erinnerungsgegenſtänden an
Goethe und Friederike Brion gegründet.
Amſterdam feiert den 409. Gebuttstag
Wilhelms von Oranien.
Amſterdam. In der mit Flaggen
ge=
ſchmückten holländiſchen Hauptſtadt Amſterdam
wurde der 400. Geburtstag des Prinzen
Wil=
helm von Oranien=Naſſau, des erſten
Statthal=
ters der Niederlande, in feſtlicher Weiſe
be=
gangen. Bei einem Vorbeimarſch zahlreicher
vaterländiſcher Verbände vor der königlichen
Familie am Vormittag erregten je eine
Fahnen=
abordnung der holländiſchen Nationalſozialiſten,
die in der braunen Uniform der deutſchen SA.
erſchienen, und der holländiſchen Faſchiſten
be=
ſonderes Aufſehen. Am Nachmittag fand eine
große offizielle Gedenkfeier im Konzertgebäude
ſtatt, zu der u. a. ſämtliche Mitglieder des
Ka=
binetts und des diplomatiſchen Korps erſchienen
waren, u. a. bemerkte man den deutſchen
Ge=
ſandten Graf Zech, den deutſchen Generalkonſul
Dr. v. Hahn ſowie eine Abordnung aus Heſſen=
Naſſau, dem Stammland der holländiſchen
Dynaſtie.
Berliner Gedenkfeier am 400.
Gebutks=
kag des Prinzen Wilhelm von Oranien.
Die Kranzniederlegung am Denkmal des Befreiers
der Niederlande vor dem Berliner Schloß.
Rechts hinter dem Denkmal (mit entblößtem
Haupt) Graf von Limburg=Stirum, der
hollän=
diſche Geſandte in der Reichshauptſtadt.
Holländiſche und deutſche Verbände gedachten
jetzt in Berlin in einer ſchlichten Feier des 400.
Geburtstages des Prinzen Wilhelm I. von
Ora=
nien, der einſt die Niederländer in ihrem
Befrei=
ungskampf gegen die ſpaniſche Tyrannei führte.
Shakeſpeare=Beier in der Geburksſtadt des Dichkers.
Oben: Die diplomatiſchen Vertreter im Feſtzug. Im Vordergrund: Scheich Hafiz Wahba, der
Geſandte des Hedſchas, hinter ihm der Sowjet=Botſchafter Maiſky. — Unten: Die Fahnen der
verſchiedenen Nationen, deren Vertreter hier zur Ehrung des Dichters zuſammenkamen, werden
in Stratford gehißt.
In Stratford on Avon wurde der 369. Geburtstag des großen Dramatikers Shakeſpeare mit einer
großen Feier begangen, an der die Abgeſandten von 30 Nationen teilnahmen.
Der neue Inkendank des Südweſtfunks
über ſeine Aufgaben.
Frankfurt a. M. Am Sonntag abend
be=
grüßte der neue Intendant des Südweſtfunks,
Walther Beumelburg, die Rundfunkhörer
am Mikrophon. In ſeiner Anſprache ſagte er u.
a.: Durch das Vertrauen des Reichsminiſters
Dr. Goebbels hier eingeſetzt, bin ich aus
Ber=
lin in die Landſchaft meiner Heimat
zurückge=
kehrt, um mitzuhelfen an dem Werk Adolf
Hit=
lers, der ſagte: „Wir haben die Macht erobert,
wir müſſen nun das Volk gewinnen”. Es war
mir vergönnt, mitzuwirken, an dem erſten
ge=
waltigen Einſatz des Rundfunks als des
ſchnell=
ſten und ſtärkſten Machtinſtruments, mit dem
eine Regierung ein Volk erfaſſen kann. Ich
konnte hierbei aus nächſter Nähe die Männer
am Werk ſehen, denen der greiſe Führer des
Krieges das Schickſal der Nation in die Hand
gegeben hat. Da habe ich das Wunder erlebt,
daß dort in der Wilhelmſtraße Menſchen der
jungen Generation wirken mit der gleichen
Lei=
denſchaft, mit der gleichen reinen Hingabe an die
Sache, mit der gleichen rückſichtsloſen
Selbſt=
aufopferung für den Nächſten, wie wir ſie ſchon
einmal vier Jahre lang erlebt haben, und wie
ſie ſchon einmal unſer Volk zu Leiſtungen
be=
fähigte, die die Weltgeſchichte noch nicht
ge=
kannt hatte. In dieſem Geiſt menſchlicher
Kame=
radſchaft, der ja der tiefſte Sinn des
National=
ſozialismus iſt, werde ich meine Mitarbeiter zu
einer Kameradſchaft machen. Der Südweſtdeutſche
Rundfunk wird ausgehen, den deutſchen
Men=
ſchen zu ſuchen und zu ſammeln, und
vornehm=
lich die Kräfte, auf denen eine Nation ſteht; die
ältere Generation, die den Krieg auf ihren
Schultern getragen hat, die heute — leidend
unter dem Bruch des 9. November und der Not
der Zwiſchenzeit — teilweiſe noch nicht
mitge=
riſſen iſt; die Gruppen der Arbeiterſchaft, die
von ihren Führern verlaſſen, noch finſter abſeits
ſtehen, und die doch, ohne ein Idol Nation
ge=
kannt zu haben, mit die Hauptlaſt trugen; die
wirkenden Männer in Wirtſchaft, Wiſſenſchaft
und Kunſt, die Stillen im Lande und die
leiden=
ſchaftlich vorwärts drängende, junge Generation,
von deren hartem Marſchſchritt alle deutſchen
Städte und Dörfer widerhallen. Und dann
wer=
den wir die Frau ſuchen und die deutſche
Ju=
gend. Der neue Rundfunk iſt keine geſchäftliche
und auch keine rein muſiſche Angelegenheit mehr,
ſondern eine Kraftzentrale, in der Unterhaltung
und Kunſt, in Ton und Wort ſelbſtverſtändlich
den breiteſten Raum des Tages einnehmen und
im fließenden Wechſel von Spannung und
Ent=
ſpannung den Hörern dienen ſollen. Für den
Rundfunk gilt es dabei, am Neubau der
deut=
ſchen Nation mitzuwirken und dem Einzelnen
das Miterleben der großen Ereigniſſe der
Hei=
mat, des Vaterlandes und der Welt zu
ermög=
lichen. Vielgeſtaltig ſind die ſtammeseigenen
Kräfte, die wir ſchon in unſerem kleinen Bezirk
zu erſchließen haben. Nahe iſt die Grenze mit
ihrer Not, die wir bei unſerer Arbeit niemals
vergeſſen werden. Helfen Sie uns durch
Mit=
erleben mit unſerer Arbeit, durch Kritik und
Anregungen bei der Aufgabe, der wir alle
dienen, daß eines Tages dem gewaltigen und
erſchütternden Umbruch und Aufbruch, der ſich
jetzt vollzieht, der Durchbruch der deutſchen
Na=
tion zum endlichen Dritten Reich folgt!
Oberlandjäger von einem Einbrecher erſchoſſen.
Winnenden (Oberamt Waiblingen).
Ge=
ſtern früh 2 Uhr wurde ein Einbrecher von zwei
Oberlandjägern geſtellt. Auf den Anruf der
Be=
amten gab der Einbrecher acht Schüſſe auf die
Landjäger ab. Einer der Beamten wurde durch
drei Schüſſe ſo ſchwer verletzt, daß er kurze Zeit
darauf verſtarb. Der Täter iſt flüchtig.
Das Hamburger Gängevierkel
ſoll verſchwinden.
Hamburg. Der Senat hat beſchloſſen, den
Polizeiſenator Richter zum Staatskommiſſar für
die Sanierung des Gängeviertels der nördlichen
Neuſtadt zu ernennen. Man denkt zunächſt an
eine Auflockerung, indem verwahrloſte Bauten,
die freiwillig zum Abreißen angeboten werden,
dem Abbruch verfallen. Der ganze Komplex ſoll
ſchließlich mit Wohnbauten und kleinen Läden
neu beſiedelt werden. Betroffen werden von
die=
ſer Maßnahme etwa. 12 500 Perſonen.
Ueberfall durch einen Bettler.
Wiesbaden. In einem Hauſe der
Weiher=
ſtraße wurde eine Frau von einem Bettler
überfallen und beraubt. Die Frau hatte
vor ihrer Wohnungstür die Kleider ihres
Man=
nes gereinigt und war in die Wohnung
zurück=
gegangen. Ein Bettler ſchlich ihr nach und
ver=
langte einen Mantel. Als die Frau die
Her=
gabe verweigerte, wurde ſie von dem Bettler
angegriffen. Bei dem Handgemenge entfiel dem
Mantel eine Geldbörſe mit 35 RM. Inhalt. Der
Mann ſchlug der Frau auf den Kopf und
ver=
ſetzte ihr Fußtrite in den Leib, ſo daß die Frau
bewußtlos zuſammenbrach. Der Strolch raubte
hierauf die Börſe mit 35 RM. und durchwühlte
mehrere Schubladen. Als der Ehemann nach
Hauſe kam, lag die Frau noch ohnmächtig am
Boden.
Zollhund ſtellk eine Schmugglerbande.
Trier. Da die Schmuggler hauptſächlich
die Nachtzeit zu ihren Schmuggelgängen
be=
nutzen, hat ſich die Zollbehörde veranlaßt
ge=
ſehen, die dienſttuenden Beamten mit
abge=
richteten Hunden auszurüſten. In einer der
letz=
ten Nächte ſtellte eine Streife von Zollbeamten
zwei junge Leute, die von der Grenze ohne
Ge=
päck kamen. Der eine von ihnen wurde
feſtge=
nommen, während der andere unerkannt
zurück=
laufen konnte. Der Zollhund beſchnupperte den
Feſtgenommenen, lief dann in den Wald hinein
und führte die Zollbeamten vor ein dichtes
Ge=
ſtrüpp, wo ſie eine aus ſieben Perſonen
be=
ſtehende Schmuggelbande vorfanden.
Beſchlag=
nahmt wurden etwa 350 Pakete Tabak, ein
hal=
ber Zentner Kaffee und 16 200 Blättchen
Ziga=
rettenpapier.
Ein Wiener Palaeontologe erſchießt ſich
und ſeinen Diener.
Wien. Der 50jährige Baron Dr. Nopcſa,
Mitglied der Geographiſchen Geſellſchaft, und
ſein Sekretär, der 45jährige Albaner Bajazid
Elmas Doda, wurden geſtern in der Wohnung
Nopcſas erſchoſſen aufgefunden. Die
Ermitt=
lungen ergaben, daß Baron Nopcſa zuerſt ſeinen
Sekretär ohne deſſen Zuſtimmung im Schlafe
und dann ſich ſelbſt erſchoſſen hat. Aus einem
Abſchiedsbrief geht hervor, daß die Urſache des
Selbſtmordes Nerven rrüttung iſt. Baron
Nopcſa war als Palaeontologe weit über die
Grenzen Oeſterreichs bekannt und beſaß von
ſeinen weitausgedehnten Reiſen her eine
wert=
volle wiſſenſchaftliche Sammlung von
Denkwür=
digkeiten. Früher gehörten ihm ausgedehnte
Güter in Rumänien und Siebenbürgen, die aber
nach dem Krieg konfisziert wurden.
Auf der Flucht erſchoſſen.
Elbing. Der Mörder des SA.=
Sturmfüh=
rers Freyburger in Deutſch=Eilau, Granitza,
wurde in der Nacht zum Dienstag aus
Königs=
berg nach Deutſch=Eilau zur Gegenüberſtellung
gebracht. Kurz vor Elbing ſprang Granitza aus
dem fahrenden Zuge. Er wurde beſchoſſen und
durch einen Lungenſchuß getötet.
Der neue Präſidenk
des Deutſchen Sängerbundes.
Rektor Georg Brauner
wurde als Nachfolger des verſtorbenen Prof.
Hammerſchmidt=München zum
Bundesvorſitzen=
den des großen Deutſchen Sängerbundes gewählt.
Deutſchlandfahrt des Luftſchiffs
„Graf Zeppelin” am 1. Mai.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” wird als Auftakt ſeiner diesjährigen
Fahrten am Tage der nationalen Arbeit, 1. Mai,
eine große Deutſchlandfahrt unternehmen. Das
Luftſchiff wird am 1. Mai, morgens um 2 Uhr,
in Friedrichshafen ſtarten. Die Fahrt geht von
Friedrichshafen über Stuttgart, Frankfurt a. M.,
Köln, über das weſtfäliſche Induſtriegebiet,
Bremen, Hamburg nach Berlin, wo das
Luft=
ſchiff gegen 15 Uhr eintreffen wird. Eine
Lan=
dung iſt nicht vorgeſehen. Das Luftſchiff wird
ſeinen Rückflug über Sachſen und Bayern
vor=
nehmen und am 2. Mai, gegen 4 Uhr morgens,
wieder in Friedrichshafen landen.
Großflugzeug „von Hindenburg”.
Berlin. Am Samstag, den 29. April,
mit=
tags 12.30 Uhr, findet auf dem Flughafen
Tem=
pelhof die Taufe des neueſten Großflugzeugs der
Deutſchen Lufthanſa „Da. 2560” auf den Namen
des Herrn Reichspräſidenten v. Hindenburg ſtatt.
Der Herr Reichspräſident wird dieſem
feier=
lichen Akt perſönlich beiwohnen. Das nähere
Programm für die Tauffeierlichkeit wird noch
bekannt gegeben.
Die Skraße von Benedig
nach dem Feſtland eröffnei.
Rom. Am Dienstag iſt in Anweſenheit des
italieniſchen Kronprinzen die neue, auf
beſonde=
ren Wunſch Muſſolinis erbaute, 4000, Meter
lange und 20 Meter breite Straße eröffnet
wor=
den, die Venedig mit dem Feſtland verbindet
und ſomit auch einen direkten Automobil= und
Straßenbahnverkehr ermöglicht. Die aus 276
Bogen beſtehende Brücke hat ſeit 1930 4600
Ar=
beiter beſchäftigt. Die Konſtruktion enthält auch
eine Rieſenautogarage, die für faſt 2000
Kraft=
wagen hergerichtet wird und ſomit die größie
Autogarage Europas darſtellt.
74 Todesopfer der Erdbebenkataſtrophe
auf der Inſel Kos.
Athen. Die Zahl der Todesopfer der
Erd=
bebenkataſtrophe auf der Inſel Kos im
Aegäi=
ſchen Meer beträgt nach den letzten
Mel=
dungen 74. 400 Verletzte wurden außerdem aus
den Trümmern geborgen.
Typhus=Epidemie am Baikal=See.
Charbin. Eine ſchwere Typhusepidemie
iſt, hier eingegangenen Berichten zufolge, in der
Gegend öſtlich von Baikal (Rußland)
ausge=
brochen. Ueber 400 Perſonen ſollen bereits an
der Krankheit geſtorben ſein.
Ein Deukſchkumsmal
an der polniſchen Grenze eingeweiht.
Ein Deutſchtumsmal,
das bei Schneidemühl, ganz nahe der polniſchen
Grenze, feierlich eingeweiht wurde. Dieſe
nationale Weiheſtätte ſoll die Verbundenheit
Deutſchlands mit den Provinzen Poſen und
Weſtpreußen bezeugen.
Mittwoch, 26. April 1923
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 115 — Seite 9
„Aeizte=Kongreſſe in Bertin und Wiesbaden.
Vereinfachung der Knechenchirurgie. — Das Knie bei Bergſteigern und Menſchen der Ebene. —
Känguruh=
ſehne im menſchlichen Knie. — Operakive Dauererfolge bei Krebs. — Sichlbarmachung der Gehirngefäße.
Blufdruckſteigsrung und Blukdruckſenkung.
Das Pigmenkhermon.
Die bis zum 22. April in Berlin tagenden deutſchen
Chirur=
gen hatten ein reiches Programm zu bewältigen, das viele
Ein=
zelfragen und Sondergebiete berührte. Es trat dabei immer
wie=
der die dringende Notwendigkeit hervor, das umfaſſende Gebiet
der Chirurgie vor Abſplitterung in Sondergebiete zu bewahren,
das Beſtmöglichſte mit einfachſten Mitteln zu erreichen und die
operative Technik weitgehend auszubauen, ſie aber auch nur dann
einzuſetzen, wenn eine konſervative Behandlung nicht zum Ziele
führt. In dem zweiten Hauptreferat über Indikationen und
Gegenindikationen in der Frakturbehandlung wies der Leiter des
Krankenhauſes Bergmannheil in Bochum, Prof. Magnus, auf
Grund ſeiner außerordentlich großen Erfahrungen darauf hin,
daß eine operative Behandlung der Knochenbrüche nur in
2 Prozent der Fälle notwendig wurde. Er iſt gegen die
Zu=
hilfenahme komplizierter Apparaturen, da ſie ja doch nicht überall
vorhanden oder anwendbar ſind, denn ein großer Teil der
Knochenbrüche muß von praltiſchen Aerzten, oder in kleinen
Krankenhäuſern behandelt werden. Die richtige Behandlung von
Anfang an iſt es, die das Endreſultat bedingt. Die
ausſchließ=
liche Behandlung der Verletzten in Spezialunfallkrankenhäuſern
lehnt Magnus ab. Von großem allgemeinen Intereſſe waren die
Verhandlungen über die Binnenverletzungen des Knies. Bircher=
Aarau konnte feſtſtellen, daß der Aufbau eines geſunden
Knie=
gelenks bei dem Menſchen der Ebene und dem Menſchen des
Gebirges weſentliche Unterſchiede aufweiſt. Feinere
Unter=
fuchungen haben ergeben, daß faft nie bei einer Verletzung des
Kniegelenks nur ein einzelner Teil betroffen iſt, ſondern immer
mehrere Teile des Gelenkapparates beſchädigt ſind. Ueber mehr
als tauſend Kniegelenkoperationen konnte berichtet werden.
Be=
ſonders ſchön waren die Ergebniſſe bei dem plaſtiſchen Erſatz
zerriſſener Kreuzbänder im Kniegelenk durch Kängeruhſehnen.
Sehr lebhafte Auseinanderſetzungen löſte die Anregung einiger
Chirurgen aus, bei der Operation der Zwiſchenknorpelſcheiben
im Kniegelenk Zurückhaltung zu üben. Tamman=Göttingen und
Magnus=Bochum äußerten die Anſicht, daß dieſe
Zwiſchen=
knorpelſcheiben zu einem großen Prozentſatz ſchon vor dem Unfall
ſchwer erkrankt waren. Unter allgemeiner Zuſtimmung wurden
die Erfahrungen der Lexerſchen Klinik aufgenommen, die auf die
große Wichtigkeit der Nachbehandlung Verletzter hinwies. Sie
muß unbedingt in der Hand der Aerzte bleiben und darf
keines=
falls ſchematiſch Maſſeuren und dem Pflegeperſonal überlaſſen
werden. Es iſt Sache des Arztes, nicht nur die Heilung
herbei=
zuführen, ſondern den Verletzten auch das Selbſtvertrauen
wiederzugeben und ſie dadurch ihrem Berufe wieder raſch und
ertüichtigt zuzuführen.
Auch diesmal nahm die Erörterung der Krebsfrage wieder
einen breiten Raum ein. König=Würzburg wendete ſich gegen die
in Laienkreiſen beſonders durch unſachliche Propaganda
verbrei=
tete Anſicht, daß die Operation in der Krebsbehandlung keine
nennenswerten Erfolge aufzuweiſen habe. Demgegenüber wird
an Hand einer großen Statiſtik aus ſüddeutſchen Krankenhäuſern
feſtgeſtellt, daß die Zahl geheilter Krebskranker in die Hunderte
geht. Dabei iſt nicht nur die Forderung erfüllt, daß ſeit der
Operation wenigſtens fünf Jahre ohne Rückfall verſtrichen ſind,
vielmehr ſind zahlreiche Kranke zehn, zwanzig und mehr Jahre
von ihrem Krebs geheilt geblieben. Die Röntgenbeſtrahlung iſt
keine Konkurrenzuethode. Sie hat ihre beſonderen
Anwendungs=
gebiete. Die Früherkennung bleibt immer das Wichtigſte.
Sie=
mens=Kiel unterſtreicht die Notwendigkeit, in Zweifelsfällen
durch einen Probeſchnitt die wahre Natur der verdächtigen
Ge=
ſchwulſt zu klären und die Diagnoſe zu ſichern. Es iſt nach
Siemens kein einziger Fall bekannt, in dem der Probeſchnitt
die radikale Operation des Krebſes beeinträchtigt hat.
Aus den zahlreichen Berichten über einzelne
Forſchungs=
gebiete der Chirurgie ſei hier nur noch auf die Mitteilungen
Löhrs=Magdeburg hingewieſen, der ſeine Unterſuchungen über
die Darſtellung der Gehirngefäße im Röntgenbild fortgeſetzt hat,
die durch Einſpritzung einer ſchattengebenden Subſtanz in die
Blutbahn ermöglicht wird. Es konnte gezeigt werden, daß dieſes
Verfahren auch da diagnoſtiſche Einblicke geſtattet, wo die
neu=
rologiſche Unterſuchung vor unüberwindlichen Schwierigkeiten
ſteht.
Während der Chirurgenkongreß durchaus in der
vorgeſehe=
nen Weiſe verlief, mußte am Programm der Wiesbadener
Tagung noch manche Aenderung vorgenommen werden. Auch er=
ſchien ein großer Teil der Teilnehmer erſt am zweiten
Verhand=
lungstag. Auf Aufforderung des Vorſtandes hielt Dr. Schellong=
Kiel einen Vortrag über Blutdruckſteigerung. Er berichtete nicht
nur über die von den Laien ſo gefürchtete Steigerung des
Blut=
drucks, ſondern ſchilderte auch ausführlich die Krankheitsbilder,
die eine chroniſche Blutdruckſenkung aufwieſen. Dieſe
Blutdruck=
ſenkung iſt nur ein Symptom für einen ganzen Komplex von
Störungen. Es handelt ſich um eine Störung der
Anpaſſungs=
fähigkeit des Gewebeſyſtems. Bei ſchweren Erkrankungen des
Zwiſchengehirns und der Hirnanhangsdrüſe treten ſolche
krank=
haften Blutdruckſenkungen, Hypotonie, auf und laſſen vermuten,
daß eine verminderte Tätigkeit dieſer Hirnorgane bei der
Blut=
druckſenkung mitſpielt. Bei aufrechter Körperhaltung und bei
Anſtrengung ſinkt der Blutdruck beſonders ſtark. Es zeigt ſich
eine allgemeine Verminderung der körperlichen und ſeeliſchen
Spannkraft. Eine diätetiſche Behandlung, die den Fettanſatz
begünſtigt, kann zu einer Beſſerung führen.
Zum Schluß ſei nur noch das Intereſſanteſte aus der Fülle
von Vorträgen erwähnt, die auf dem Wiesbadener
Interniſten=
kongreß gehalten wurden, Jores=Roſtok konnte viel
Aufſchluß=
reiches über ein neues Hormon berichten, das er „Pigment=
Hormon” nennt. Es ſtammt aus der unerſchöpflichen Fundgrube
des Hirnanhangs, Hypophyſe. Aus dieſem lirſchkerngroßen Organ
ſind bis jetzt nicht weniger als elf verſchieden wirkende Hormone
iſoliert worden. Das Pigmenthormon ſteht im Gegenſatz zum
Nebennierenhormon und läßt ſich in zwei verſchieden wirkſame
Beſtandteile aufſpalten. Man findet das Hormon ſchon bei
nie=
deren Tieren. Dort regelt es die Anpaſſung an Licht. Bei
Höhen=
ſonnenbeſtrahlung iſt das Pigmenthormon auch im Blute des
Menſchen vermehrt. Träufelt man beim Menſchen das Hormon
ins Auge, ſo iſt die Anpaſſung des Auges an die Dunkelheit
zwanzig Minuten eher beendet als ſonſt. Durch dieſe
Beobach=
tung finden die entwicklungsgeſchichtlichen Beziehungen zwiſchen
Hirnanhang und Auge eine höchſt bemerkenswerte Ergänzung.
Mit einer Ausſprache über die Metallvergiftung und einigen
kleineren Referaten ſchloß die 45. Tagung der Deutſchen
Geſell=
ſchaft für Innere Medizin.
Dr. G. K.
Der Mann mit der Bhiskynaſe.
(—) London. Nein, — dieſer Mann iſt keien Pendant zu
jenem Manne mit der berühmten Rotweinnaſe, der den
verdäch=
tigen Farbton ſeines Riechorgans dem langjährigen und
hin=
gebungsvollen Genuſſe des ſüdfranzöſiſchen Produktes verdankt
und der ihn ein ſchönes Stück Geld gekoſtet hat. Im Gegenteil.
John Brown, denn um ihn handelt es ſich hier, hat mit ſeiner
Whiskynaſe zeitlebens ſehr viel Geld verdient, denn er iſt der
bekannteſte und geſuchteſte „Whiskyriecher” der Vereinigten
Kö=
nigreiche, und heute deshalb wieder in den Vordergrund des
öffentlichen Intereſſes gerückt, weil er aus dem von April an
wie=
der feuchten Amerika ein großartiges Dollarangebot erhalten hat.
Und die engliſche Preſſe tut alles, um den berühmten Mann im
Lande zu halten.
Bevor die Fabrikanten des ſo geſchätzten ſchottiſchen Whiskys
ein neues Erzeugnis ihrer Brennereikunſt in die Welt verſenden,
laſſen ſie erſt Miſter John Brown zu ſich kommen, der ſein
fach=
männiſches Urteil über dies Produkt abzugeben hat. Gegen hohes
Honorar, wie ſich am Rande verſteht. Ein kleines, ſauberes
Kri=
ſtallfläſchchen wird von Brown ſelbſt mit der neuen Whiskyſorte
gefüllt, und dann gießt er ſich ein Portweinglas halbvoll damit.
Nun tritt ſeine berühmte Naſe in Tätigkeit. Dies auch rein
äußer=
lich ſehr anſehnlich ausgefallene Riechorgan wird in das Glas
ge=
ſteckt, und Brown läßt nunmehr bedächtig und genießeriſch erſt
einmal das Aroma hereinſtrömen. Dann nippt er einen kleinen
Schluck und läßt ihn ſchwelgeriſch über die empfindſame Zunge
hinſtreichen. Iſt dies vollbracht, ſo ſchüttet er ſich ein paar Tropfen
in die hohle Hand, läßt ſie durch die Körperwärme verdampfen,
und dieſe unſichtbaren Wolken ſteigen wiederum in Browns Naſe.
Nimmt ſein Geſicht bei dieſer Prozedur eine befriedigte und
wohlwollende Miene an, reibt ſich der Fabrikant die Hände,
er=
höht den Preis gleich um einige Schillinge und kann ſein
Erzeug=
nis ruhig der Welt vorſetzen, denn er iſt ſicher, daß ſein Whisky
den Preis wert iſt. Rümpft jedoch Miſter Brown die Naſe, ſo iſt
das ein untrügeriſcher Beweis, daß das Produkt minderwertig iſt.
Und dieſe hervorragende Kapazität ſoll vom Dollarlande
weg=
geſchnappt werden? Wir können nachfühlen, daß ſich der nationale
Stolz Old=Englands gegen dieſen Gedanken ſträubt.
Roman von
Das Rätsel Choeiander / Seofg lon der Gsbelent.
20)
Copyright by Verlag L. Staackmann
Mit Schrecken bemerkten die Gäſte, daß ſich über die das
Inntal drüben begrenzenden Berge ein finſterblaues
Wolken=
haupt drohend erhob. Wie ein Rieſe, der einen wolligen
Schaf=
pelz übergeworfen, reckte die Wolke ſich aus ihrem Bett hinter
den dunklen Berggipfeln und wälzte ſich am fahlen
Abend=
himmel empor.
Fernes Grollen begleitete das Wolkenungetüm; ab und zu
riß es ein breites, feuriges Maul zu einem zornigen Fluch
aus=
einander und ſpie einen ſchwefligen Schein an das Gewölbe
des Himmels.
Aengſtlich kreiſchend wie ein gefeſſelter Vogel drehte ſich die
röſtige Wetterfahne am Schloßturm. Die Bäume ſchüttelten ſich
unter den unſichtbaren Fäuſten des Windes, der ihnen launiſch
in die Mähnen fuhr.
„Oh, das wird ein böſes Wetter geben”, bangte Frau
von Talfer, ihren Arm in den des Gatten ſchiebend. Ihr Haar
flog.
Auch ihr Mann und die beiden Geiſtlichen ſchauten nach
dem Unwetter. Vor einer Stunde noch war der Himmel klar
geſpeſen.
Die Berghänge färbten ſich dunkelblau. Aus den Schluchten
und Wäldern wuchs die Dämmerung.
„Es wäre gut, Abſchied zu nehmen, ehe das Wetter
herauf=
kommt, nur der Herrgott kann die Dauer eines ſolchen
Berg=
gewitters vorausſehen”, meinte der Dekan, blies den Rauch
ſeiner Zigarre von ſich und verfolgte ihn, wie er nach dem
Tal hin zerflatterte.
Herr von Talfer ſtimmte ihm bei, es ſei zwar bedauerlich,
aber auf alle Fälle doch beſſer, man trenne ſich. Bald werde es
bielleicht ſchon zu ſpät ſein, und ſchließlich, zum Uebernachten
ſei man nicht eingeladen.
Da ſich die Geſellſchaft ohnehin nicht viel Neues mehr von
Virenius erwartete, nachdem er den Gedanken einer kleinen
biritiſtiſchen Sitzung von ſich gewieſen, ſo brach ſie eilig auf.
Der Hausherr geleitete die Gäſte freundlich beſorgt um ihr
Heimkommen durch die Halle hinaus. Draußen nahm ſie der
Wind in die Arme.
Sie hatten kaum einige Minuten das Schloß verlaſſen, als
ſchon die erſten ſtarken Jauchzer aus der Bruſt des
Sturm=
rieſen durchs Tal pfiffen, die Bäume biegend, Staub und
Blätter herumwirbelnd,
Leipzig, durch Dr. Präger Preſſedienſt, Wien.
Wendlow, Will Konrad und der Münchener waren mit dem
Profeſſor wieder in deſſen Zimmer hinaufgegangen. Virenius
drückte vor dem Fauchen des Wetters die Tür nach dem Söller
ins Schloß, riegelte die FenEr zu und winkte die Freunde zu
ſich. Es ſei noch zeitig, man könne wohl noch ein wenig
zu=
ſammen bleiben.
Auch im Wohnzimmer webte drückende Luft. Die Schwüle
machte die drei Männer ſchweigſam, Wendlows Gedanken
wur=
den hinabgeſogen wie Waſſer in einen Strudel.
Ein Blitz zuckte herab, ſein grelles Licht glitt über das
Ge=
ſicht des Profeſſors.
Während der junge Münchener im Zimmer auf und nieder
wanderte, Will Konrad im Stuhl lehnte, die brennende Zigarre
ſchmauchte und in ſtummen Betrachtungen über das Maleriſche
des Halbdunkels verſank, wechſelte Wendlow hin und wieder
ein Wort mit dem Profeſſor und beobachtete ihn, ſo gut dies
im Dämmerlicht des Raumes möglich war. Der Hausherr hatte
ſeltſamerweiſe nur in der entfernteſten Ecke unter einem gelben
Schirm eine Lampe entzünden laſſen. „Das erhöht die
Behag=
lichkeit”, meinte er, „und umgibt die Gedanken mit einem
ſtim=
mungsvollen Rahmen.”
Als der Blitz vom Fenſter des Söllers her einmal jäh ſein
Antlitz aus eisgrauer Nachtumhüllung in weiße Helligkeit riß,
glaubte Wendlow in der Ecke des Sofas nicht mehr den Profeſſor,
ſondern einen Fremden ſitzen zu ſehen.
„Siehe da”, dachte Wendlow, „da haben wir ja den Mann
der zwei Geſichter.”
Er fuhr ſich über die Stirn. Wohin geriet er?
„Würden Sie uns nicht die Freude machen, etwas zu
muſizieren?” fragte er einem plötzlichen Gedanken Worte gebend.
„Etwa eine Gewitterſonate?"
Er hatte bei Tiſch das Klavierſpiel des Profeſſors vom
Dekan Winterhalter rühmen hören. Freilich hatte dieſer
be=
hauptet, liebte es der Hausherr nur zu ſpielen in einer Stunde,
in der ihm lediglich Fledermäuſe und Eulen zuhören mochten.
Der Profeſſor ſtrich mit der feinen, ſchmalen Hand durchs
Haar, es war etwas Verlegenes in der Bewegung. Sein Spiel
ſei nicht viel wert, zwar liebe er die Muſik, aber als Ausübender
ſei er nur ein beſſerer Dilettant. Mächtiger als menſchliches
Rieſenfeuerwerk.
Deutſchland iſt ein armes Volk, aber obwohl die nationale
Regierung unter der Kanzlerſchaft Hitlers nicht im entfernteſten
daran denkt, mit den Steuergroſchen der Bevölkerung in ähnlicher
leichtſinniger Weiſe umzugehen, wie es unter der Regierung der
ſozialdemokratiſchen und anderen Parteien der Fall war, ſo hat
es ſich die Regierung nicht nehmen laſſen, den Tag der
nationa=
len Arbeit am Abend des 1. Mai auf dem Tempelhofer Feld
durch ein in ſolchem Ausmaße noch nie geſehenes Rieſenfeuerwerk
zu krönen. Die nationale Regierung, getragen von dem Willen
zur unbedingten Sparſamkeit, war ſich von vornherein darüber
klar, daß aus den beſchränkten Mitteln, die dem infolge der
ver=
floſſenen Mißwirtſchaft verſchuldeten Reich noch zur Verfügung
ſtehen, auch nicht ein einziger Pfennig für dieſes Feuerwerk
ver=
wendet werden darf. Die Steuergelder, über die die nationale
Regierung verfügt, dienen einzig und allein dem Wiederaufbau
des Reiches und der Wirtſchaft, ſowie der Linderung der großen
Not und der verarmten Volksſchicht, in der ſie durch die
Arbeits=
loſigkeit geraten iſt.
Das Feuerwerk wird alſo nicht aus Geldern der
Steuerzah=
lungen beſtritten, ſondern es wird getragen von den
Ein=
trittspreiſen, die die Beſucher der Tribüne zu entrichten
haben. Auch hier verfährt die nationale Regierung durchaus ſozial,
indem ſie den, der mehr Geld hat, auch mehr zahlen läßt, als den
anderen Volksgenoſſen.
Wir erfahren vom Miniſterium für Volksaufklärung und
Propaganda, in welchem Rahmen ſich das Rieſenfeuerwerk
am Tag der nationalen Arbeit vollziehen wird.
Wie wir ſchon eingangs erwähnten, iſt ein ſolches Feuerwerk
in ganz Europa noch nicht gezeigt worden. Die einzelnen
Fron=
ten, die durch das Feuerwerk erfaßt werden, ſind über 400 Meter
lang. Sie verlangen den Einſatz ſämtlicher Berliner
Feuerwerksfirmen. Die Leitung dieſer rein techniſch
ſchon ſehr ſchwierigen Anlage liegt in den Händen der Berliner
Kunſtfeuerwerke. Der Ingenieur Muſſel arbeitet mit einem
Stabe von 50 Pyro=Technikern, die das Feuerwerk abbrennen. Die
Anlage iſt ſo groß, daß die einzelnen Feuerwerkstrupps durch
Feldtelephone verbunden werden müſſen, um mit der
Feuerwerks=
leitung und untereinander in Verbindung bleiben zu können.
Bei Beginn des Feuerwerks raſt eine aus hunderten der
größ=
ten Raketen gebildete, ſich dauernd bewegende, in allen Farben
ſchimmernde Feuerwand in den dunklen Nachthimmel
hin=
ein. Dann zeigen ſich in ſtrahlendem Licht, in gewaltiger Größe
auf dem Hintergrund des Nachthimmels, zwei ſich vereinigende
Hände, unter denen in Rieſenbuchſtaben zu leſen iſt: „Tag der
deutſchen Arbeit‟. Dieſes ſymboliſche Bild wird
einge=
rahmt und umſchloſſen von tauſenden und abertauſenden
Feuer=
blumen.
Der rührige Ingenieur Muſſel, ein Fachmann auf ſeinem
Gebiet, hat außerdem noch mit dem bekannten Kunſtflieger
Kern ein Abkommen getroffen, deſſen Verwirklichung in ganz
Europa zum erſten Male vor ſich geht und das bisher nur in den
Vereinigten Staaten von Amerika gezeigt wurde. Der
Kunſt=
flieger Kern ſtößt nämlich mit ſeinem Flugzeug in die dunkle
Nacht und wird über dem Feſtplatz mit ſeiner Maſchine, die in
genialer Konſtruktion mit Feuerwerkskörpern beſtückt iſt,
gewal=
tige Feuerſpiele vorführen.
Kaum iſt der fliegende Feuerſpuk verſchwunden, ſo raſen
ſiebenhundert Bomben ſchwerſten und größten Kalibers
— Bomben bis zu 30 Zentimeter Durchmeſſer — gegen den
Him=
mel. Dieſe Bomben überſchlagen ſich auf ihrer feuerſpeienden
Fahrt und werden begleitet durch das Bombardement Hunderter
von Feuertöpfen.
Dann fällt auf einer Front von 400 Metern aus 10 Meter
Höhe ein gewaltiger Silber=Waſſerfall hernieder und
bietet dem entzückten Beſchauer einen märchenhaften Anblick.
Kaum iſt das Silberlicht des Waſſerfalls im unerſättlichen Schlund
der dunklen Nacht verſunken, ſo werden in 70 Sekunden, alſo in
kaum mehr als einer Minute, von drei Stellen aus 211
Bom=
ben batterieweiſe abgeſchoſſen und bilden am
nächt=
lichen Himmel ein neues Farbenwunder märchenhafter Pracht.
Jetzt folgt ein Trommelfeuer von 60 000 Platzkanonenſchlägen, das
die ganze Luft erſchüttert.
Auch dieſes Feuerwerk ſoll dazu beitragen, in einer Stunde
der Feier und der Freude, die Arbeiter der Stirn und die
Ar=
beiter der Fauſt, nach dem Willen der nationalen Regierung und
des Reichskanzlers Hitler zu verbrüdern und die ehemaligen
Klaſſengegenſätze aufzuheben und die Menſchen zu einer
einheit=
lichen, durch nichts mehr zu zerſtörenden Volksgemeinſchaft
zuſam=
menzuſchließen. Flammen der Freude ſtrahlen über den Tag der
nationalen Arbeit.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Spiel wirke ja draußen der Donner des Gewitters. Man ſolle
lieber dem lauſchen, den Urtönen der Natur.
„Muſik iſt ja immer nur der Verſuch, das Klingen der Natur
unſerm Ohr zu variieren.”
Doch auch der Maler und der Münchener ſchloſſen ſich
Wend=
lows Bitte an, und ſo gab der Profeſſor mit eigentümlichem
Lächeln nach.
„Sei’s denn, wenn es auch noch zu zeitig iſt!“
Er zögerte dem Inſtrument zu und öffnete die Klappe.
„Ich ſpiele nur, wenn ich allein bin und eigentlich nur in
tiefer Nacht”, bemerkte er. „Jeder Klang gewinnt im Dunkel
und ergreift uns doppelt, wenn wir uns allein ſeinen Flügeln
anvertrauen. Ich muß Sie alſo bitten, mich allein zu laſſen. Sie
hören vom Nebenzimmer aus genau ſo gut.”
Die Herren erhoben ſich. Sie mußten gehorchen. Der
Pro=
feſſor ſchloß hinter ihnen die Tür. Im übrigen ſchien der
Mün=
chener die Eigentümlichkeit ſeines Meiſters ſchon zu kennen, er
führte Wendlow und Konrad ohne weiteres in den anſtoßenden
Raum hinüber.
Auf einem Tiſch am Fenſter, über dem eine brennende
Lampe von der Decke hing, fand ſich ein Schachbrett. Die
Elfen=
beinfiguren, rot und weiß, ſtanden wartend da. Der Münchener,
der ſich als begeiſterter Schachſpieler bekannte, fragte, ob nicht
einer der Herren mit ihm eine Partie ſpielen möchte, und
Kon=
rad erklärte ſich gern bereit. Schon nach wenig Zügen waren die
beiden in ihre Partie vertieft.
Unterdeſſen ging Wendlow, wie er es gern tat, die Hände
auf dem Rücken verſchränkt, im Zimmer auf und nieder. Die
alte Diele war mit einem Teppich belegt, ſo daß ſeine Schritte
lautlos blieben und er den aus dem Nebenzimmer
herüberdrin=
genden Tönen zuhören konnte.
Virenius hatte ſich an das Inſtrument geſetzt und
phan=
taſierte. Wendlow vernahm Abwandlungen irgendwelcher
aus=
ländiſcher Tänze.
Es war ein merkwürdiges Spielen. Ab und zu warf der
Donner wie ein himmliſcher Polterer ſeine Paukenſchläge in die
leidenſchaftlichen Klänge des Flügels.
Die Schachſpieler drüben ſaßen indeſſen gebeugt über ihre
Elfenbeinfiguren, ihre Mienen waren geſpannt, ſie ſchienen auf
die Muſik kaum mehr zu achten.
Wendlow blieb mit einmal mitten im Auf= und
Ab=
wandern ſtehen, als ſei ihm da querüber ein Seil geſpannt.
Warum waren ſie ſo ausgeſperrt worden, Er mußte doch
einmal nach dem Gang draußen ſehen. Es würde ſich etwas
begeben, er wußte es genau. Aber die beiden Schachſpieler
durften keinerlei Verdacht ſchöpfen, wenn er ſie mit einmal
allein ließ.
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 115
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 26. April 1933
SAtGsbs AeAtt
SC. Ober=Ramſtadt
Fußball.
— Sp.V. Weiterſtadt 5:0 (2:0).
Dieſes Pokalſpiel entwickelte ſich unter der guten Leitung von
Lautz=Pfungſtadt vor der Pauſe zu einem prächtigen Kampf. Nach
dem Wechſel wurde leider der gute Eindruck ſtark abgeſchwächt.
Schuld daran trug der Gäſtemittelläufer, der durch ſeine harte
Spielweiſe den Halblinken der Gaſtgeber ernſtlich verletzte, ſo daß
dieſer gleich nach der Pauſe ganz ausſcheiden mußte. Leider konnte
ſich der einheimiſche Mittelſtürmer, als er, ſtatt der Ball
getrof=
fen wurde, nicht beherrſchen. Die Folge war, daß beide des
Fel=
des verwieſen wurden. Mit Ausnahme dieſer Vorfälle war es
ein ſchönes Spiel. das die Ober=Ramſtädter verdient für ſich
ent=
ſcheiden konnten. Weiterſtadt ſtellt eine gut eingeſpielte Elf. in
der die Verteidigung, der Mittelläufer und die geſamten
Stür=
mer ſchöne Leiſtungen zeigten. Der Mittelläufer, wohl einer der
beſten Kräfte der Gäſte, hatte bei ſeinem guten Können wirklich
nicht nötig, ſo rückſichtslos zu ſpielen. Ober=Ramſtadt war recht
gut im Zuge, es zeigten einzelne Spieler ganz große Leiſtungen.
Der Torwart war wieder recht zuverläſſig, er meiſterte eine Reihe
ſchwerer Schüſſe glänzend. beide Verteidiger waren in Beſtform.
auch die Läuferreihe befriedigte durchaus. Im Sturm zeigten
Halbrechts und Mittelſtürmer überraſchend gute Leiſtungen. Auch
der Halblinke zeigte bis zu ſeiner Verletzung ſein großes Können.
* Handball im Odenwaldgau der 2. T.
Die Ergebniſſe vom 23 April 1933: Groß=Zimmern —
Sachſenhauſen 12:3, Groß=Umſtadt — Erbach 12:10, König —
We=
nig=Umſtadt 6:5, 2 Mannſch. 6:6; „Lengfeld — Altheim 13:6,
Momart — Steinbach 10:8 Mümling=Grumbach — Semd 16:3,
Michelſtadt — Zell 5:5, Schaafheim — Gundernhauſen 6:4,
Nie=
der=Klingen 1./2. — Fränkiſch=Crumbach 3:3, Reinheim 2. —
Böll=
ſtein 6:5, Reichelsheim — Kirch=Brombach 2. 2:7. Reichelsheim 2.
— Fränkiſch=Crumbach 2. 1:3.
Ueber Groß=Zimmern iſt berichtet.
In Groß=Umſtadt wurde den Zuſchauern ein außerordentlich
ſchnelles, torreiches Spiel vorgeführt. Wenn beiderſeits auch hart
gekämpft wurde, ſo gab es bei der gleichen Stärke der
Mannſchaf=
ten doch wunderſchöne Spielmomente zu ſehen. — Die Gäſte aus
Wenig=Umſtadt hinterließen in König einen ſehr guten Eindruck.
Die ritterlichen Kämpfe nahmen dem Spielverlauf nach den
ge=
rechten Ausgang. Hervorzuheben iſt die prachtvolle Leiſtung des
Gäſtehüters, der dem Königer Sturm eine harte Nuß zu knacken
gab. — Bei dem ſchönen Treffen in Lengfeld kam Altheim gegen
die Einheimiſchen nicht auf, obwohl es viel Eifer aufwandte.
Schußkraft und beſſerer Spielaufbau waren ganz auf ſeiten der
Lengfelder, die bei etwas mehr Aufmerkſamkeit noch höher hätten
gewinnen können. — Die Begegnung in Momart, die zeitweiſe
harte Formen annahm, ſtand ganz im Zeichen des Kampfes von
Nachbarvereinen. Man kennt ſich gut, die Zuſchauer wiſſen
eben=
falls Beſcheid, der Schiri hat dann einen ſchweren Stand. Bei
gleicher Kräfteverteilung verdankt Momart ſeinen Sieg dem
Vorteil des eigenen Platzes. — In Mümling=Grumbach vertrug
man ſich ſehr gut. Semd brachte eine junge Mannſchaft mit der
Hüter ſtand zum erſtenmal im Tor und arbeitete noch unſicher.
Weichel, M.=Grumbach, ſchoß für ſeine Elf die meiſten Tore —
Die techniſch überlegenen Michelſtädter gaben in der 1.
Spiel=
hälfte den Ton an. Bei Zell haperte es im Sturm, auch machte
die Hintermannſchaft manchen Deckungsfehler. Nach der Pauſe
wendete ſich das Blatt; Michelſtadt wurde zurückgedrückt, ſtellte
ſich auf harte Abwehr ein und bemängelte ſtark die Schiri=
Ent=
ſcheidungen — In Schaafheim kämpften die Gegner von Anfang
an hart miteinander, was den Gäſten einen Platzverweis
ein=
brachte. Gundernhauſens Tormann verhalf Schaafheim zur
Füh=
rung, weil er leichtſinnig einige haltbare Bälle durchließ, was
auf ſeine Mannſchaft zurückwirkte, die es weiterhin am nötigen
Eifer fehlen ließ. — Fränkiſch=Crumbach ſchlug ſich gut in
Klingen. Die 1. Halbzeit waren die Crumbacher im Vorteil, nach
dem Wechſel rafften ſich die Klinger auf und erzielten noch ein
Unentſchieden, wenn ſie auch vom Schußpech verfolgt waren.
Die 10 Böllſteiner lieferten zunächſt ein überragendes Spiel
be=
ſonders der Tormann zeichnete ſich aus. Später fand ſich
Rein=
heim zuſammen, holte auf und ſiegte noch. — Die verſtärkte zweite
Mannſchaft der Gäſte gewann auf Grund dieſer Einſtellung aus
der erſten. Der Mittelſtürmer der Platzmannſchaft ſollte ſich das
eigenſinnige Spiel abgewöhnen.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Aufſtiegſpiel: Altheim —
Steinbach. 3 Uhr. — Pflichtſpiel: Erbach 2. — König 2.. 3 Uhr.
Freundſchaftsſpiele: Momart — Mlg.=Grumbach. 3.15 Uhr:2 Mſch
2 Uhr: Groß=Umſtadt — Eppertshauſen, 3.30 Uhr: 2. Mſch. 2.15
Uhr: Groß=Bieberau — Pfungſtadt. 3.30 Uhr: 2. Mſch. 2.15 Uhr:
Heubach — Hergershauſen. 3 Uhr; Fränkiſch=Crumbach —
Leng=
feld 2., 2.30 Uhr; Reichelsheim 2. — Steinbach 2., 2.30 Uhr.
Ausſchuß für Leibesübungen E. V. Darmſtadk.
Dem Ausſchuß für Leibesübungen wurde aufgetragen, bei dem
am 1. Mai, dem „Tag der nationalen Arbeit”, ſtattfindenden
Feſt=
zug die Aufſtellung und Einordnung der ihm angeſchloſſenen
Sportvereine und =verbände durchzuführen. Er fordert ſie alle auf
dieſem Wege auf, ſich zahlreich zu beteiligen. Weitere
Einzelhei=
ten folgen.
kein Sport am 1. Mal.
Der Süddeutſche Fußball= und Leichtathletik=Verband hat für
den 1. Mai im geſamten Verbandsgebiet ein
Spielver=
bot erlaſſen, ſoweit es ſich nicht um Spiele handelt, die ſich in die
örtlichen Veranſtaltungen anläßlich des „Tages der nationalen
Arbeit” organiſch eingliedern und die ausdrücklich von zuſtändigen
Stellen genehmigt worden ſind.
Um Süddeutſchlands dritte Vertreterſtelle.
Entſcheidungsſpiel in Saarbrücken.
Das Entſcheidungsſpiel um die dritte ſüddeutſche
Vertreter=
ſtelle für die Deutſche Fußball=Meiſterſchaft zwiſchen Eintracht
Frankfurt und Spielvgg. Fürth iſt im Einverſtändnis
mit den beiden Vereinen nach Saarbrücken angeſetzt worden, wo es
am 30. April, nachmittags 3.30 Uhr, auf dem „Kieſelhumes”,
ſtattfindet.
Bei der gewiß nicht allzu ſtarken Berückſichtigung des
Saar=
gebiets mit großen Fußballtreffen iſt es beſonders zu begrüßen,
daß ſich zwei führende Vereine des Mutterlandes darauf geeinigt
haben, dieſes entſcheidende Spiel im Saarland auszutragen.
Sportverein Darmſtadt 1898.
Alle Abteilungen treten am „Tag der nationalen Arbeit”
ge=
ſchloſſen an. Von den jüngſten bis zu den älteſten Mitgliedern
beſteht Teilnahmepflicht! Treffpunkt, Kleidung uſw. wird noch
bekannt gegeben.
Volkskurnen im Mitkelrhein=Kreis der 9.T.
Auf der letzten Sitzung des Sportausſchuſſes des
Mittelrhein=
kreiſes wurden die Termine der diesjährigen Veranſtaltungen wie
folgt feſtgelegt: 5. 6. Mai: Lehrgang in Kreuznach, 7. Mai;
Rödelheimer Turngemeinde (kreisoffen), 21. Mai; Polizei
Koblenz (kreisoffen und für DSB.), 5. Juni: Kyrburg=Turn=
und Spielfeſt (kreisoffen), 11. Juni; Feldbergfeſt (DT.=offen).
18. Juni: MTV. Gießen (kreisoffen), 25 Juni: TV. 1817
Mainz (kreisoffen), 2 Juli: Frankfurter TV. 1860 (kreis= und
DSB.=offen), 16. Juli: Hindenburgſtaffel in Bad Kreuznach,
13. Auguſt: TV. Koſtheim (kreisoffen), Hoferkopf=Turn= und
Spielfeſt, 20. Auguſt: Turngemeinde Hanau (DT.= und DSB.), 27. Auguſt: Stadtſtaffel in Frankfurt 10
Septem=
ber: Turngemeinde Darmſtadt (DT.= und DSB.=offen)
Zur Förderung des Wehrſportgedankens wird
den Veranſtaltern die Durchführung eines Vierkampfes für
Jugendliche zur Pflicht gemacht. Die Uebungen hierfür ſind:
400=Meter=Hindernislauf, Hochſprung, Weitſprung und
Handgra=
natenweitwerfen. Die Teilnahme hieran iſt auch Angehörigen
anderer nationaler Wehrſportverbände geſtattet. Auf dem
Deut=
ſchen Turnfeſt in Stuttgart werden die Volksturner des Kreiſes
mit einer Kugelgymnaſtik als Sondervorführung aufwarten.
Ti. Te. Cl.
Tiſch=Tennis.
„Celluloidbällchen” — 1. Offenbacher Ti. Te.Cl.
Zum Sportkommiſſar der Rheinprovinz wurde Heinz
Loh=
mann, der Direktor des Kölner Jugend= und Sportamtes, ernannt.
Heute, Mittwoch, abends 20 Uhr. findet im „Badiſchen Hof”
Ecke Blumenthalſtraße und Wendelſtadtſtraße, dieſes Wettſpiel
ſtatt. Nachdem ſich der Celluloidb.” durch die
Gruppenmeiſter=
ſchaft im hieſigen Bezirk für die Aufſtiegſpiele in die Sonderklaſſe
qualifiziert hat, muß die Mannſchaft gegen den 1. Offenbacher
Ti. Te.Cl, den dortigen Meiſter, antreten. Mit einem ſehr
ſpan=
nenden Kampf iſt zu rechnen, da beide Mannſchaften in ihrer
ſtärkſten Aufſtellung antreten.
Wetterbericht.
Durch das nordöſtliche Hochdruckgebiet wird die ozeaniſche
Störungstätigkeit noch vom Feſtland abgehalten, und die
Tages=
temperaturen werden ſehr hohe Werte annehmen. Durch die hohe
Erwärmung wird aber ein Luftdruckfall bedingt, ſo daß ſpäter
ozeaniſche Luft vordringt und Anlaß zum Aufzug
gewitterdrohen=
der Bewölkung geben wird.
Ausſichten für Mittwoch, den 26. April: Stellenweiſe leicht
dun=
ſtig, ſonſt vielfach aufheiternd, tagsüber ſehr, warm und
trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 27. April: Zunächſt aufheiternd,
ſpäterhin gewitterdrohende Bewölkung, meiſt trocken,
Geſchäftliches.
Spagyro=Zahnpaſte und Mundwaſſer.
Neue Präparate, vielen noch unbekannt, und doch haben ſie
ſchneller ihren Einzug gehalten als man glaubte. Sowohl in
kos=
metiſcher wie theräpeutiſcher Hinſicht erfüllen dieſe Kosmetica
voll und ganz ihren Zweck. Vom kosmetiſchen Standpunkt aus
ſind ſie geradezu ideale Reinigungs= und Putzmittel, die den
Zähnen einen wunderbaren Glanz verleihen, Brücken und
Kro=
nen werden von ihnen nicht angegriffen, vielmehr erlangen ſie
eine beſſere Politur. Therapeutiſche Verwendung finden die
Spa=
gyro=Präparate bei allen Zahnfleiſchaffektionen und
Entzün=
dungen, nicht zuletzt bei der Paradentoſe; ſie verleihen dem
Zahn=
fleiſch und den Zähnen Widerſtandsfähigkeit gegen alle
krank=
haften Affektionen und erfüllen alle Anforderungen, die man an
eine Paſte reſp. Mundwaſſer ſtellt; im Geſchmack ſind ſie ſehr
gut, in der Farbe und Konſiſtenz äſthetiſch, angenehm erfriſchend,
wirken auf zerſetzte Speiſereſte desodoriſierend, verhindern
wei=
tere Zerſetzung, beſeitigen den läſtigen Mundgeruch, haben keine
ſchädliche Wirkung auf die Gebilde der Mundhöhle, der Schmelz
wird nicht angegriffen, auch das Zahnfleiſch nicht in
Mitleiden=
ſchaft gezogen. Dieſe Kosmetica ſind deshalb zu dauerndem
Ge=
brauch zu empfehlen, da ſie weder die Schleimhaut verletzen,
noch eine Gefahr für den ganzen Organismus mit ſich bringen,
(Siehe Anzeige.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 26. April
7.10: Choral.
7.15: Frühkonzert. (Schallplatten).
10.10: Schulfunk: Streit um Amerigo Veſpucck. Ein Hörſpiel.
12.00: Mittagskonzert.
13.30: Köln: Mittagskonzert. Ltg.: L. Eyſoldt.
15.20: Stunde der Jugend. Ein großer Zirkus reiſt über den Ozean.
Wahre Seegeſchichten.
16.30: Pforzheim: Nachmittagskonzert. Werke von Flotow, Bizet,
Schumann. Verdi, Strauß. Ausf.: Symphonieorcheſter
Pforz=
heim. Ltg.: Muſikdirektor Schröder.
18.00: Pfenniger: Tönende Handſchrift.
18.25: Zeitfunk.
19.00: Berlin: Stunde der Nation. Feſt der Handwerker von
Louis Angely.
20.00: Berlin: Rundfunkprobeſchreiben des Deutſchen
Stenographen=
bundes
20.20: Unterhaltungskonzert des Philharmoniſchen Orcheſters
Stutt=
gart. Werther, Joh. Strauß u. a. Ltg.: G. Eörlich. Mitw.:
Gerda Hanſi (Sopran).
21.00: Junge Schauſpieler im Kampf. Eine Hörfolge von Sommerer.
21.45: Lieder von Schumann, Brahms, Pfitzner. Ausf.: Giſelg
Derpſch (Sopran), H. Pfitzner (Klavier).
22.00: Lorenz Eismayer: Zehn Minuten Verkehrserziehung.
22.15: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport,
22.45: Budapeſt: Zigeunermuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 26. Aprſl
9.00: —qulfunk: Märkiſche Heimat. Nach Oſtland wollen
wi=
reiten
10.10: Schulfunk: Große Männer deutſcher Geſchichte: Scharnhorſt,
Ein Hörbild.
14.45: Kinderſtunde: Telegraphenſtange 1003. Hörſpiel.
15.45: Otto zur Linde: Zum 60 Geburtstag.
16.00: Dr. Albers: Deutſche Schrift.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.10: Zeitdienſt.
17.30: R. Reimeſch: Neulandgewinnung für die arbeitsloſen
Saar=
gänger.
18.00: Das Gedicht.
18.05: Lebende Tonſetzer. Werke von Georg Vollerthun. Karl
Os=
kar Dittmer. Am Flügel: Der Komponiſt.
18.35: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
19.00: Berlin: Stunde der Nation: Das Feſt der Handwerker,
Von Louis Angely.
20.00: Kurzſchrift=Probeſchreiben für alle Syſteme. Ltg.: Prof.
Dr. Amſel.
20.20: Hamburg: Variete für Orcheſter. Eine Funkhomoreske für
Soloinſtrumente und Orcheſter. Text und Muſik von
Sieg=
fried Scheffler.
21.30: Wilh. Nagel. M. d. R.: Der Siegeszug der deutſchen Arbeit.
21.50: Nietzſche Aphorismen über Arbeit und Arbeiter.
22.10: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Königsberg: Nachtmuſik. Ltg.: E. Wilcken. Das Kl. Orag=
Orcheſter.
Haupiſchriftleitung: Rudolf Mauve
Veraniwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleten, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Bähmann;
fär den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
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Die Arbeitsmarktlage im Reich.
Bedeukender Rückgang der Arbeitsloſigkeit um rund 69 000. — Enklaſtlung des Arbeitsmarktes
vom Höchſtſtand der winkerlichen Arbeitsloſigkeit um 8,6 v. H.
Jaüttte Ardensisfe.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung
und Arbeitsloſenverſicherung für die Zeit vom 1. bis 15 April
1933 iſt die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten
Arbeits=
loſen in der erſten Aprilhälfte weiter geſunken. Sie verminderte
ſich um rund 69 000 auf rund 5 530 000.
Vom Höchſtſtand der winterlichen Arbeitsloſigkeit iſt bis
Mitte April eine Entlaſtung um rund 518 000 oder um 8,6 v. H.
eingetreten gegenüber einer vorjährigen Entlaſtung von nur
195 000 oder 3 2 v. H. Die Stärke des bisherigen
arbeitsmarkt=
lichen Auftriebs geht auch daraus hervor, daß nach den
Ergeb=
niſſen der Krankenkaſſenmitgliederſtatiſtik für den gleichen
Zeit=
raum die Zahl der Beſchäftigten um über 600 000 zugenommen hat.
Die Beſſerung in der Berichtszeit iſt im weſentlichen in den
Außenberufen zu verzeichnen, die durch die
Arbeitsbeſchaffungs=
maßnahmen der Regierung eine wichtige Stütze erhielten; die
Entwicklung in den übrigen Berufen war uneinheitlich. Die
Ent=
laſtung hat ſich jedoch nicht in der gleichen Stärke wie in der
zwei=
ten Märzhälfte durchgeſetzt. Dies wird darauf zurückzuführen
ſein, daß erfahrungsgemäß kurz vor den Oſterfeiertagen
Neuein=
ſtellungen von Arbeitskräften zurückgeſtellt werden. Außerdem
ſind die Abgänge in Arbeit durch Neuzugänge vielfach überdeckt.
Stärker als die Zahl der Arbeitsloſen überhaupt ging die
Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
Arbeitsloſenver=
ſicherung und Kriſenfürſorge zurück. Der Abgang betrug hier
148 000 oder 6,9 v. H. Die ſtärkere Abnahme der
Unterſtützungs=
empfänger innerhalb der Geſamtbewegung der Arbeitsloſenzahl
iſt ein weiteres Zeichen dafür, daß Neumeldungen zum
Oſterter=
min die Abgänge in Arbeit teilweiſe überdeckt haben. Am 15.
April 1933 waren noch rund 2 017 000
Hauptunterſtützungsempfän=
ger in der Arbeitsloſenverſicherung und Kriſenfürſorge
vorhan=
den, davon entfielen 580 000 auf die Arbeitsloſenverſicherung und
rund 1 437 000 auf die Kriſenfürſorge. Zahlen über den Beſtand
an Wohlfahrtserwerbsloſen liegen für die Monatsmitte nicht vor.
Die aus Mitteln der Reichsanſtalt geförderten
Notſtands=
arbeiten ſind in verſtärktem Ausmaße in Angriff genommen
wor=
den. Die Zahl der hierbei beſchäftigten Notſtandsarbeiter betrug
Ende März 88 000, eine weitere Zunahme iſt inzwiſchen
eingetre=
ten.
Die Arbeitsmarktlage in der Schweiz.
Die Zahl der Arbeitsloſen, in der Schweiz iſt im Monat
März in bedeutendem Maße zurückgegangen. Ende März waren
bei verſchiedenen Arbeitsämtern noch 71809 Stellenſuchende
ein=
geſchrieben gegenüber 96 273 am Ende des Vormonats und 52 288
Ende März 1932. Die Zahl der angemeldeten offenen Stellen
be=
trug Ende März ds. Js. 3738 gegenüber 2107 Ende Februar 1933
und 3481 Ende März 1932. Die Frühjahrsentlaſtung des
Schwei=
zer Arbeitsmarktes im Berichtsmonat war mehr als doppelt ſo
groß als vor Jahresfriſt. „Gegenüber dem Stichtag von Ende
Fe=
bruar iſt die Zahl der Stellenſuchenden insgeſamt um 24 464
zu=
rückgegangen, während die Abnahme in der gleichen Zeit des
Vor=
monats nur 11 420 betrug.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zink=Hüttenproduktion der Erde. Die Zink=Hüttenproduktion
der Erde ſtellte ſich im März 1933 auf 75 702 Tonnen gegen 68 409
Tonnen im Februar 1933 und 65 124 Tonnen im
Monatsdurch=
ſchnitt 1932. In Europa belief ſich die Produktion im März 1933
auf 35 142 Tonnen gegen 34 183 Tonnen im Februar 1933 und
33 224 Tonnen im Monatsdurchſchnitt 1932, in Amerika auf 28 687
(26 275 und 25 186) Tonnen, in Auſtralien auf 7798 (4029 und
4214) Tonnen, in Aſien auf 2500 (2500 und 2500) Tonnen) und in
Afrika auf 1575 (1422 und —) Tonnen. Im Tagesdurchſchnitt
ſtellte ſich die Produktion im März 1933 auf 2442 gegen 2443
Ton=
nen im Februar 1933 und 2133 Tonnen im Tagesdurchſchnitt 1932.
Die Beſtätigung der Wahl des Vorſtandes der Berliner
Pro=
duktenbörſe verſagt. Wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt
mit=
teilt, hat der Reichskommiſſar für das preußiſche Miniſterium für
Wirtſchaft und Arbeit, Dr. Hugenberg, die Induſtrie= und
Han=
delskammer zu Berlin angewieſne, der am 20. April bei der
Ber=
liner Produktenbörſe vollzogenen Wahl die Beſtätigung zu
ver=
ſagen. Eine zweite Wahl muß bis zum 29. April erfolgen, da
nach den Anordnungen des Miniſteriums bis zu dieſem Tage der
geſamte Börſenvorſtand neu gebildet ſein muß. Der Miniſter hat
gleichzeitig das Ehrengericht an der Berliner Börſe aufgelöſt. Es
muß bis zum 6. Mai von der Induſtrie= und Handelskammer neu
zuſammengeſetzt werden.
Süddeutſche Handelsvereinigung A.=G., Frankfurt a. M. Die
auf den 4. Mai einberufene ordentliche Generalverſammlung ſoll
über die Aufhebung des in der Generalverſammlung vom 28. Juli
1932 gefaßten Beſchluſſes über Kapitalerhöhung und über
Liqui=
dation der Geſellſchaft und Beſtellung von Liquidatoren Beſchluß
faſſen.
Frankfurter Häuteauktion. Die Frankfurter Häuteauktion
war gegenüber der Vormonatsauktion etwas lebhafter und
teil=
weiſe feſter. Die Gebote erfolgten bei gutem Beſuch recht flott.
Schaffelle blieben teils unverkauft. Ochſenhäute konnten bis zu
10 Prozent gegenüber der letzten Auktion gewinnen. Im
einzel=
nen erzielten: Ochſenhäute 20—29 Pfd. 24, 30—49 Pfd. 25—27,50,
50—59 Pfd. 37,50, 60—79 Pfd. 30—38,25, 80—99 Pfd. 33—36 75;
Rinderhäute 20—29 Pfd. 30, 30—49 Pfd. 36—44,50, 50—59 Pfd.
35,50—42.25 Pfg.; Kalbfelle ohne Kopf bis 9 Pfd. rot 48,50—53,
9.1—15 Pfd. rot 44,75—47,50, dito ohne Kopf ſchwarz 38,25—42,
9.1—15 Pfd. ſchwarz 37 75—38 Pfg.: Kalbfelle Schuß 27 Pfg.;
Freſſer 24,75 Pfg.: Schaffelle vollwollig 18,50—19, Blößen 15 bis
16,50 Pfg.: Lammfelle 14 Pfg. je Pfd.
Berliner Produktenbericht vom 25. April. Bei ſtetiger
Grundſtimmung nahm die Produktenbörſe einen ruhigen Verlauf.
Das erſthändige Offertenmaterial iſt im allgemeinen mäßig,
Rog=
gen zur Waggonverladung nach Berlin iſt über den Bedarf der
Mühlen hinaus angeboten. In Weizen kommt dagegen
verhält=
nismäßig wenig Ware an den hieſigen Platz, da die Nachfrage zu
Eoſinierungszwecken in der Provinz bleibt. Die Weizenpreiſe
waren verhältnismäßig beſſer gehalten als wie für Roggen, da
die Mühlen laufend Bedarf, zeigen, obwohl Anregungen vom
Mehlabſatz kaum vorliegen. Weizen= und Roggenmehle ſind zu
unveränderten Preiſen offeriert. Das Haferangebot bleibt mäßig,
Viehmärkke.
Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen vom 25. April. Der heutige
Rinder=Nutzviehmarkt in Gießen war mit 615 Stück Großvieh,
91 Freſſern und 137 Fälbern zum Verkauf beſchickt. Das
Handels=
geſchäft war zunächſt lebhaft, wurde dann aber flau. Man be=
Zahlte für Milchkühe oder hochtragende Kühe 1. Qualität 360—400
RM., 2. Qualität 220—280 RM., 3. Qualität 120—160 RM.
beſſere Schlachtkühe 160—250 RM”, geringerer Qualität 60—130
RM., ½—3 jährige Rinder 60—140 RM., 3—2jährige Rinder
70—180 RM., tragende Rinder 180—320 RM., Kälber 28—30
Pfg. pro Pfund Lebendgewicht.
Mannheimer Viehmarkt vom 25. April. Aufgetrieben waren
130 Ochſen, 132 Bullen, 447 Kühe, 325 Färſen, 689 Kälber, 38
Schafe, 2212 Schweine 4 Ziegen. Preiſe: Ochſen a1) 28—30,
42) 24—26, b1) 25—27: Bullen a) 23—26, b) 20—23. c) 19—20:
Kühe a) 21—23, b) 18—21, c) 14—17, d) 11—13: Färſen a) 29
bis 31, b) 25—27, c) 23—24: Kälber b) 43—45, C) 38—41, d) 35
bis 37, e) 30—33: Schafe b) 20—27: Schweine b) 36—38, c) 35.
bis 37, 3) 35—36, e) 33—35; Ziegen (Stück) 10—15.
Marktver=
lauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber mittel, geräumt;
Schweine ruhig, Ueberſtand.
Berliner und Frankfurter Effekkenbörſe.
Entgegen den Erwartungen des Vormittagsverkehrs war zu
Beginn der geſtrigen Berliner Börſe auch für Aktienwerte die
Stimmung eher ſchwächer. Neben der Ungewißheit über die
Neu=
beſetzung der preußiſchen Miniſterien ſtörte anſcheinend auch auf
verſchiedenen Märkten aus Prämienengagements herauskommende
Ware. Obwohl dieſe nicht umfangreich ſein konnte, reichte ſie bei
der geringen Unternehmungsluſt der Kuliſſe aus, um zu
Kurs=
rückgängen zu führen. Stärker gedrückt waren nur Spezialwerte
wie Bayern Motoren (minus 3 Prozent), Holzmann (minus 2½
Prozent), Bemberg (minus 2 Prozent) und Rheag (minus 2½
Prozent). Andererſeits verurſachte eine Nachfrage von
Süd=
deutſche Zucker eine Zprozentige Kursſteigerung. Auffallend
wider=
ſtandsfähig lagen auch Bekula, die im Zuſammenhang mit der
geſtrigen Generalverſammlung und in Erwartung der
Erklä=
rungen des neuen, von der Stadt Berlin eingeſetzten
Staatskom=
miſſars ½ Prozent gewannen. Im Verlaufe wurde es dann aber,
vom Siemensmarkt ausgehend, ziemlich einheitlich ſchwächer,
wo=
bei auch der Reichsbankausweis für die dritte Aprilwoche eine
gewiſſe Rolle ſpielte, da die Verminderung der Gold= und
Devi=
ſenbeſtände um 17,8 Millionen Beachtung fand. Der Rentenmarkt
lag ſehr ſtill und ebenfalls eher ſchwächer. Goldpfandbriefe
wur=
den ca. 1 Prozent niedriger taxiert, im gleichen Ausmaße büßten
die Reichsſchuldbuchforderungen ein. Induſtrieobligationen und
deutſche Anleihen lagen uneinheitlich. Die Schutzgebietsanleihe
konnte auf angeblich geplante Vergleichsverhandlungen mit dem
Reiche um 30 Pfg. anziehen. Von Auslandsrenten lagen Türken
etwas beachtet, Mexikaner dagegen gedrückt. Im weiteren
Ver=
laufe wurde es bei zunehmendem Geſchäft recht uneinheitlich.
Zu Beginn der Frankfurter Börſe herrſchte an allen
Märkten etwas Zurückhaltung. Die Berufsſpekulation ſteht in
Erwartung der Regelung der perſonellen Frage im
Wirtſchafts=
miniſterium. Vorbörslich waren etwas höhere Kurſe zu hören,
aber zu Beginn beſtand etwas Angebot, das nur zu teilweiſe
er=
mäßigten Kurſen Aufnahme fand. Günſtig wirkte die feſte New
Yorker Börſe, ſowie die Dividendenbeſchlüſſe im Lahmeyer=
Kon=
zern. Renten waren anfänglich etwas ſchwächer, im Verlaufe
aber teilweiſe eine Kleinigkeit freundlicher. Farbeninduſtrie, die
vorbörslich 143½ Prozent genannt waren, eröffneten zu Beginn
mit 143½ Prozent und blieben auf dieſem Stande zunächſt
behaup=
tet. Von ſonſtigen Chemiewerten gewannen Scheideanſtalt ½
Pro=
zent, Deutſche Erdöl waren ohne Veränderung. Der Markt der
Elektrowerte lag uneinheitlich. Bekula konnten 1½ Prozent
an=
ziehen, Lahmeyer waren ohne Veränderung, dagegen verloren
AEG. ½. Siemens 1½, Gesfürel 1½ Prozent. Kunſtſeidewerte
waren bis ½ Prozent abgeſchwächt. Am Markt für
Transport=
aktien herrſchte vollkommene Ruhe, Hapag und Nordlloyd lagen
unverändert. Von Montanwerten, die uneinheitlich lagen,
konn=
ten Buderus 1½, Gelſenkirchen ½, Mannesmann ½ Prozent
an=
ziehen, Harpener waren unverändert. Phönix und Stahlverein
verloren ½ Prozent. Der Markt für Bankaktien lag ſtill,
Reichs=
bankanteile gaben bis ½ Prozent nach. Zellſtoffwerte waren ſtill,
Aſchaffenhurger Zellſtoff unverändert. Am Kunſtſeidemarkt lagen
Aku ½ Prozent matter. Von Kaliaktien gaben Aſchersleben ½
Prozent nach, Weſteregeln lagen behauptet. Der Markt für
Ein=
zelaktien lag uneinheitlich, Zement Heidelberg waren 1, Holzmann
1 Prozent gedrückt. Dyckerhoff und Junghans waren ohne
Ver=
änderung, dagegen konnten Süddeutſche Zucker, die mit plus an der
Maklertafel verzeichnet waren, 5 Prozent gewinnen. Tietz ¼,
Daimler ½ Prozent freundlicher. — Der Rentenmarkt lag ruhig
und verzeichnete nur wenig Veränderung. Von Reichsanleihen
gaben Altbeſitzanleihe 0,25 Prozent nach. Neubeſitzanleihe lagen
behauptet. Schutzgebiete zogen um 0.40 Prozent an. Im weiteren
Verlaufe der Börſe konnten ſich die Anfangskurſe behaupten.
Im Anſchluß an den feſten Schluß der Mittagsbörſe war die
Abendbörſe weiter feſt. Am Elektromarkt lagen Bekula
gegen=
über den Mittagskurſen 3 Prozent gebeſſert. Auch die übrigen
Elektrowerte waren etwas feſter. Am Chemiemarkt konnten JG.
Farbeninduſtrie ½ Prozent anziehen. Montanwerte lagen ſtill.
Am Schiffahrtsmarkt Hapag ½ Prozent niedriger. Renten waren
weiterhin unverändert.
Der Ausweis der Reichsbank.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 22. April 1933 hat
ſich in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der
Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 155.2
Mill auf 3263,6 Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben die
Beſtände an Handelswechſeln und =ſchecks um 125 6 auf 2870,6
Mill RM., die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 25 8 Mill. auf
62 Mill. RM. die Lombardbeſtände um 3,2 Mill. auf 68,9 Mill.
RM. und die Beſtände an Effekten um 0,6 Mill. auf 317,9 Mill.
RM. abgenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
157,2 Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen, und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 144,3 Mill. auf
3278,2 Mill. RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 12,9 Mill.
auf 383,7 Mill. RM. verringert. Der Umlauf an Scheidemunzen
verringerte ſich in der Berichtswoche um 941 Mill. auf 1374,8
Mill. RM. Dementſprechend haben ſich die Beſtände der
Reichs=
bank an Rentenbankſcheinen auf 35,3 Mill. RM., diejenigen an
Scheidemünzen unter Berückſichtigung von 0,8 Mill. RM.
Neu=
ausprägungen auf 300,6 Mill. RM. erhöht. Die fremden Gelder
zeigen mit 372,1 Mill. RM. eine Zunahme um 12.1 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 17,8 Mill. auf 512,0 Mill. RM. vermindert. Im einzelnen
haben die Goldbeſtände um 14,3 Mill. auf 407,1 Mill. RM. die
Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 3,5 Mill. auf 104,9 Mill.
RM. abgenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Deviſen
betrug am 22. April 15,6 Prozent gegen 15,5 Prozent am 15. April
ds. Js. Nach Abzug der noch beſtehenden kurzfriſtgen
Depiſen=
verpflichtungen in Höhe von 45 Mill. Dollars ſtellt ſich die Deckung
auf 9,9 gegen 10,0 Prozent am Ende der Vorwoche.
Neuordnung der Außenhandelsfkellen.
Nach den vom Auswärtigen Amt und
Reichswirtſchaftsmini=
ſterium bekannt gegebenen Beſtimmungen ſind die
Außenhandels=
ſtellen gemeinnützige Einrichtungen der Wirtſchaft zur Förderung
des deutſchen Außenhandels. Träger dieſer Einrichtungen ſind die
öffentlich=rechtlichen Berufsvertretungen von Handel und Gewerbe
des für die einzelnen Außenhandelsſtellen feſtgeſetzten Bezirkes.
Den Stellen liegt es ob. auf dem Gebiete der Außenhandels=
För=
derung und des wirtſchaftlichen Auskunft= und Nachrichtendienſtes
im Intereſſe der Firmen ihres Bezirks tätig zu ſein und dieſe auf
allen Gebieten der Exportförderung nachhaltig zu unterſtützen.
Außerdem ſollen die Stellen eine Verbindung zwiſchen den
Reichs=
behörden und den amtlichen deutſchen Vertretungen im Auslande
einerſeits und dem Wirtſchaftsgeiſt andererſeits aufrecht erhalten.
Die Stellen arbeiten als Vertrauensſtellen der Zentralſtelle für
Außenhandel in Berlin, die eine gemeinſame Dienſtſtelle des
Aus=
wärtigen Amtes und des Reichswirtſchaftsminiſteriums iſt. Die
neuen Beſtimmungen ſind inzwiſchen zur Durchführung gelangt.
Von den 19 Stellen befindet ſich weiterhin eine in Frankfurt a. M.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
25. April ſtellten ſich für Eleptrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 53,25 RM. — Die
Notie=
rungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Liefe=
rung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium,
98 bis 99 Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160.
RM., desgleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf
164 RM., Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=
Regulus auf 39—41 RM., Feinſilber (1 Kg.) fein, auf 44 bis
47 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 25. April ſtellten ſich für
Kupfer: April 45,50 (45.75), Mai 45.25 (45.50), Juni 45.50
(46) Juli 45.75 (46), Auguſt 45.75 (46.25), September 45.75
(46.50), Oktober 46 (46.75), November 46.25 (47), Dezember 46.50
(46.75), Januar, Februar 46.75 (47.25), März 47 (47.50).
Ten=
denz: ſtetig. Für Blei; April, Mai, Juni 15.25 (16.75), Juli
16 (16.75), Auguſt 16 (17), September 16 (17.25), Oktober 16.25
(17.25), November. Dezember 16.25 (17.50), Januar. Februar
16.50 (17.75), März 16.75 (17.75). Tendenz: ruhig. Für Zink:
April. Mai, Juni, Juli 21.50 (22.50). Auguſt 21.75 (22.50)
Sep=
tember 22 (22.75), Oktober 22 (23) November 22.25 (23.25),
De=
zember 22.75 (23.50), Januar 22.75 (23.75), Februar 23 (23.75),
März 23 (24), Tendenz: ruhig. — Die erſten ahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Verliner Kursbericht
vom 25. April 1933
Deviſenmarkt
vom 25. April 1933
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Bank u.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag.
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. C. 6.
Bayr. Motorenw
C. P. Bemberg
Bergmann Eleltr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas
Mict
68.—
61.50
20.125
32.50
20.75
30.—
133.50
49.—
17.—
44.—
155.—
108.50
Meie
Elektr. Lieferun
F. 6. Farben
Geli. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöchnerwerke
Korsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=untn.
Orenſtein & Koppel
416.625
88.—
143.—
68.375
92.375
98.875
74.75
57.75
142.25
63.375
79.—
75.25
57.125
49.—
Mee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Ka
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwertel
Beſteregeln Alkali
Agsb. Nnrb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind 88.—
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Wer
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
ht
52.50
e03.50
27.—
45.50
43.75
67.50
27.125
10.—
19.50
91.—
65.50
97.50
Helſingtors
Re
Prag
Budape:
Sofia
Holland
Lalo
Kovenhager
Stocholm
London.
Buenoß=Aire
New Yor.
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn. Mk.
100 Schillingle
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Levo.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 S.Sta.
1 Pav. Peip
Dollar.
100 Belgo
100 Dire
100 Francs
GeidBrief
6.513
45.45 4
12.70
3.047
171.53
5.17
65.63
7602
4.76
0.853
3.84
59.39
22.09
16.76
6.527
45.55
12.72
3.053
171.87
75.33
g5.97
76. 18
14.60
0.857
3.954
59.51
22.13
6.80
Schwei;
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janero
Jugoſlawien
Portugal
Athen.
Iſtamb
Kairo.
Kanado
lirugugr
Jsland
Tallinn /Eſtl.)
Riga
Re
42.53
26.44
23.58
(.*01
(.7a1
5.205
13.51
7.452
.(42
F.18
3.283
„652
6C.82
10.91
3.32
Darmſtädter und Nationalbanf Darmſtadt, Fügle der Oresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 25. April 1933.
Keeue
Gr.IIp. 1934
„ 1935
„.. 1938
„ 193
„. „ 1938
„ Gruppe I
6 % Dtſch. Reichsan!
„ v.2
69o
5½%Intern. v. 30
62 Baden .. .v.2
69 Bayern ..b,2
62 Heſſen ...v. 2‟
6% Preuß. St. v. 27
6% Sachſen v. 2
6% T üringen v.2
Dtſch. Anl.
Auslo=
ungsſch. 4½,
Ab=
öſungsanl.
Diſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ..
6% Baden=Baden
6% Berlin ...v. 24
69 Darmſtad:
6% Dresden. „v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze b. 29
v. R
8%Mainz
6% Mannheimp. 27
62 München v. 2.
2 Wiesbaden v. 28
6% Heſ. Landesbl
Goldoblig.
5½% Heſ. Landes
Hyp.=Bk.=Liquid.
95.75
897),
83”,
78
76
84.75
97
85.25
81.5
83"
89
83.75
98
85
80.75
DKJ
13.05
8”l=
71
75.25
69
73
72.5
72
78
87.5
87.5
88.5
Mi
Hyp.=Bk. Ligu.=
Kom. Obl. ...
60 Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.
„Bk. Girozentr. für
Heſſchldobl. R.11
R.12
82 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbt.
5½% „Liqu. Obl.
Dt. Komm
Sam=
mel=Ablöf.-Anl.
-AuslSer.
AusiSer. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl.(Neubeſitz).
Berl. Hyp. Bk.
½2%0 „Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hhp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bl.
½% Lig.=Pfbr.
8% Mein. Hyp.=B.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr
62 Rhein.Hyp. Bi.
5½%0 —Lig. Pfbr.
„ Goldoblig
600 Südd. Bod.=
Cred.=Banr
Lia. Pfbr.
%0 Württ. Hyp.=B
89.5
84
74
Ade
90.5
88.25
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87
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76.5
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90.5
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9i.s5
86:
88.75
90.5
83.25
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91.5
Daimler=Benz
82Dt. Linol. Werke
8% Mgintrw. v. 26
6% Mitteld Stahl.
6% SalzmannckCo.
6% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſit.
5%
5 % Bulg. Tab v.02
4½%0 Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumän
4½2
2 Türk. Admin.
1. Bagbadl
Zollant.
½% Ungarn 1913
1914
2%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
42 Stockholm
Ahtien
Alg. Kunſtziideunie
A. E. G
AndregeNoris Bahn/102
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtof 26.5
Bemberg, 3. P..
Berl. Kraft u. Licht!
Buderus Eiſen.
Eement Heidelbergl 73.
Karlſtadt.
S. G. Chemie, Baſel;
..!.
Dt Gold=u. Silber= 116.5 1u7 ſcheide=Anſtalt 174.5 13.75 Linoleum. 40.25 13.75 Dortm. Ritterbräu Dyckerhoffc Widm 16.5 14.5 Eichbaum=Werger. 66 13.25 Elektr. Lieferg.=Ge 5.5 Licht u. Kraſt 104 9.75 Eſchw Bergwer 4.75 Eßling. Maſchinen. 4" Faber & Schleicher r1 37 3. 6. Farbeninduſtr 1142.25 5.6 Feinmech. (Jetter) Felt. E Guillegume 68.25 Frankfurter Ho 39* Gelſent. Bergweri. 67.5 Geſ.f.elektr. Untern. 92.25 33.5 Goldſchmibt Th 58.5 25 Gritzner=Kahſer. 32.5 80 Grün cBilfinger. Hafenmühle Frkft. 78 Hanauer Hofbrauh. 86 38.25 Hanfwerke Füſſen. 33 30 Harpener Bergbau 98.75 Henninger, Kempf. 85 HilpertArmaturfrb. 431, Hindrichs=Aufferm. 49" Hirſch Kupfer. 10. 106.5 Hochtie Eſſen 93.5 71.75 Holzmann, Phil. 57.5 3lſe Bergb. Stamm 176 Genüſſe
Junghans
„! 116.5 168 28
Miteite
Aſchersleben
elein, Schanzlin
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H.
Lahmeyer & Co.
Laurahütte
1Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Maintr.=W Höchſt.
Mainz.Akt.=Br.
Mannesm.=Nöhrer
Mansſeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
Reckarwert Eßling.
Oberbedau
Phönix Bergbau.
Reiniger Gebbert.
Rh. Braunlohlen..!
Elektr. Stamm
Stahlwerte
Riebeck Montan.
Roeder. Gebr.
Rütgerswerte ...!
Salzdetfurth Kaln
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfbr
Schuckert Elektr..
Schwartz Storchen
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A.6. 1
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard
Unterfranken ..
94
142.75
47
62.75
130
22,
227
68.5
74.75
37.5
13.5
45.25
50.5
210
94
91.25
88
50
53
161
104
78.5
164.5
173.25
96
Wer Kue
Ver. Ultramarin
Voig! & Haeffner.
Weſteregeln Kall.
Zellſtoſ Waldlr
Aug. Di. Creditan
Badiſche Ban!
Bk. ). Brauinduſt
Bayer, Hyp. u
Berl. Handelsg
Hypotherbi!
Comm. u. Privatb.
Dt. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechie
Dresdne Ban.
Fran1f. Ban.
Hyp.=Ban
Mei Hyp.=Ban
Pfälz. Hyp.=Bau
Reichsbant=Ant
Rhein Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.=Cr. Bk
Württ Notenbant
A.-G. . Vertehren
Allg. Lotalb. Krafty
72 Dt. Reichsb. Bze 1
Hapag
Nordd. Lloyzd
Südd Eiſenb.=Ge‟
Allianz u. Stutt
Verſicherung
.. Verein. Ve
Frankona Rück=u.
Mannheim. Ver
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53
68
61.5
43.75
93
82
136
108
50.75
100=,
20.5
20.5
59.75
228
19.5
37
Seite 12 — Nr. 115
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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(Der Weltmeister)
Vorher:
Buster Keaton in
Wer andern keine
Liebe gönnt
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„Der Herrgottschnitzer
von Oberammergau‟
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von L. Ganghofer.
Morgen Donnerstag
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m Verk.-Büro und Hngo de Waal
Beginn: 3.45. 6.00 und 8.20 Uhr
Sonntag, 30. April:
Kleiterübung
an Hohen Skein
Abfahrt 7.00 Uhr,
Sonntagskarte
Auerbach, 1.10 Mk.
Ruckſackverpflegung
(Abkochen). (5486
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leih geſ. Wer bohrt
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Arheilgerſtr. 53, p.
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Mittwoch, 26. April 1933
Neubildung
des Stadtrats.
Gemäß §6der Verordnung über
New=
bildung der gemeindlichen
Selbſtverwal=
tungskörper vom 6. April 193.3 wird
be=
kannt gemacht, daß die
Stadtwahltom=
miſſion in ihrer Sitzung vom 24. Aprik
1933 feſtgeſtellt hat, daß folgende
Per=
ſonen zu Mitgliedern des neuen
Stadt=
rats der Stadt Darmſtadt gewählt ſind:
1. Vom Wahlvorſchlag der
Na=
tionalſozialiſtiſchen Deuiſchen
Ar=
beiterpartei (Hitlerbewegung):
Abt, Ferdinand, Kaufmann, Taunusſtr. 55,
Zürtz, Alfred, Maſchiniſt Dieburgerſtr. 88,
Dr. Stroh, Ernſt, Zahnarzt, Sandſtr. 20,
Schneider, Adam, Handlungsgehilfe,
Mol=
lerſtraße 46,
Wittkopf, Wilhelm, Schloſſer, Ireneſtr. 7,
Claß Friedrich, Oberſteuerinſpektor,
Mar=
tinſtraße 31,
Dr. Gallus, Hermann, Arzt,
Bismarck=
ſtraße 23,
Keller, Ludwig, Dachdeckermeiſter,
Karl=
ſtraße 19,
Fichtmüller, Paul, Kammermuſiker,
Gu=
tenbergſtr. 31,
Eckert, Robert, Zeichenlehrer,
Hoffmann=
ſtraße 28,
Völker, Willfried, Heizer, Moosbergſtr. 24,
Dr. Schneider, Alfred, Studienrat,
Mar=
tinſtraße 70,
Meder, Heinrich, Kaufmann,
Riedeſel=
ſtraße 49.
Adorf, Willy, Preſſer, Blumenthalſtr. 24,
Selzer, Georg, Autodroſchkenbeſitzer,
Beſ=
ſungerſtr. 98,
Bendig, Eduard, Gaſtwirt, Rheinſtr. 47,
Bernius, Heinrich, Oberpoſtſekretär,
Er=
bacherſtraße 65,
Bohnſack, Ernſt, Bürovorſteher,
Rhön=
ring 143,
Zachow, Richard, Ingenieur,
Wendel=
ſtadtſtraße 11,
Mayer, Heinrich, Kaufmann, Kaupſtr. 29.
2. Vom Wahlvorſchlag der
Sozial=
demokratiſchen Partei, Darmſtadt:
Mayer, Albert, Schreiner,
Ludwigshöh=
ſtraße 61,
Preher, Wilhelm, Arbeitsvermittler,
Beſ=
ſungerſtraße 194,
Döring, Valentin, Bäcker, Kl.=
Ochſen=
gaſſe 2,
Bergſträßer, Wilhelm, Bauhilfsarbeiter,
Gr.=Ochſengaſſe 37,
Eichamüller,Philipp, Konſtrukteur,
Schwa=
nenſtraße 70,
Schmidt, Friedrich, Schriftſetzer,
Wiener=
ſtraße 89,
Wolff, Robert, Kriegsbeſchädigter,
Schwa=
nenſtraße 23,
Kögel, Chriſtian, Eiſendreher,
Feldberg=
ſtraße 82,
Schwab, Michael, Hilfsarbeiter, Gr.=
Ka=
planeigaſſe 35.
3. Vom Wahlvorſchlag der
Zen=
rumspartei Darmſtadt:
Geißner, Victor, Rechtsanwalt u. Notar,
Ernſt=Ludwigſtraße 19
Merkel, Ludwig, Betriebsinſpektor,
Roß=
dörferſtraße 84.
4. Vom Wahlvorſchlag der
Kampf=
front Schwarz=Weiß=Rot:
Schneider, Eduard, Oberrechnungsrat,
Eichbergſtraße 25,
Bauer, Ludwig, Schneidermeiſter,
Herd=
weg 62.
5. Von dem gemeinſamen
Wahl=
vorſchlag der Deutſchen
Volkspar=
tei und des Chriſtlich=Sozialen
Volksdienſtes:
Altendorf, Heinrich,
Oberlandesgerichts=
rat i. R. Mathildenſtraße 53,
Süß, Chriſtian, Schriftleiter,
Büchner=
ſtraße 4.
Das Protokoll der Wahlkommiſſion
liegt vom Mittwoch, den 26. April 1933,
bis einſchl. Freitag, den 28. April 1933,
m Stadthaus, Zimmer 33, zur Einſicht
offen. Während der Offenlegung können
bei Meidung des Ausſchluſſes
Einwin=
dungen gegen die Wahl der genannten
Perſonen ſchriftlich oder zu Protokoll er=
(St5480
hoben werden.
Darmſtadt, den 25. April 1933.
DerStaatskommifſar alsStadtwahlkommiffar:
Dr. Barth.
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 3 Portemonnaies mit
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halt, 1 Korallenkette, 2
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merkſam, daß auch noch
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ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet waren.
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