Einzelnummer 10 Pfeunige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Montag, den 3. April 1933.
196. Jahrgang
Nummer 93
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Gewali, wſe Krſeg, Aufruhr Sireſt uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der
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trägé und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konturs
oder gerſchiliſcher Beſtreibung fälli jeder Rabatt wegt
Bankſonto Deuiſche Vank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Sohlol Benmſtoniite voner un.
Boykokk=Plakake ſind zu enkfernen. — Früherer Zuſtand wiederhergeſtellk. — Einheitlichkeit einer evenkuell
neuen Abwehrakkion geficherk.
Wahrſcheinlich keine Wiederaufnahme
des Boykokks.
Abg. Skteicher über den bisherigen Erfolg.
Berlin, 2. April.
Gegenüber einem Vertreter der N.S.K. erklärte, wie die
Blätter aus München melden, der Leiter des Zentralkomitees zur
Abwehr der jüdiſchen Greuel= und Boykotthetze, Julius
Strei=
cher, als das erfreulichſte Kennzeichen der Aktion könne
feſtge=
ſtellt werden, daß ſie vom ganzen Volke getragen war. Auf die
Frage, ob er glaube, daß eine Wiederaufnahme der Aktion am
nächſten Mittwoch notwendig ſein werde, erklärte Julius Streicher,
nach den Meldungen, die aus dem Auslande
bis=
hereingegangen ſeien, ſei zuerwarten, daß eine
Wiederaufnahme vermieden werden könne. Sollte
aber das internationale Judentum den Kampf fortgeführt haben
wollen, ſo ſei die NSDAP. zu dieſem Kampf gerüſtet.
Aber auch wenn dieſe Abwehrbewegung heute ihren Abſchluß finde,
ſo werde doch ein bedeutſames Ergebnis feſtzuſtellen ſein: 1. Das
internationale Judentum ſehe, daß das neue Deutſchland nicht mit
ſich Schindluder treiben laſſe; 2. daß nicht nur das deutſche Volk,
Volk, ſondern die ganze Welt durch den uns von den Juden ſelbſt
aufgezwungenen Abwehrkampf auf die Judenfrage hingewieſen
worden ſei, die nicht nur eine Frage des deutſchen Volkes, ſondern
eine Frage der Menſchheit ſei.
Das Zentralkomitee zur Abwehr der jüdiſchen Greuel= und
Boykotthetze teilt mit:
„1. Durch Anordnung der Reichsparteileitung und des
Zen=
ralkomitees wurde der Boykott gegen jüdiſche Geſchäfte, Aerzte,
Rechtsanwälte uſw. bis Mittwoch, den 5. April, vormittags 10
Uhr, ausgeſetzt. Damit iſt der frühere Zuſtand wiederhergeſtellt.
Plakate, Anklebezettel uſw., die mit dem Boykott zuſammenhängen,
ind zu entfernen.
2. Der Boykott iſt erſt dann wieder aufzunehmen, wenn vom
Antralkomitee die Weiſung hierzu an die örtlichen
Aktionskomi=
tris ergeht.
3. Deſſenungeachtet haben die Aktionskomitees die
Vorberei=
tangen ſo zu treffen, daß auf Weiſung der Boykott zur feſtgeſetzten
Zeit wieder aufgenommen und planmäßig durchgeführt werden
kann.
4. Um eine Einheitlichkeit der Abwehraktion herbeizuführen,
wird für den Fall der Wiederaufnahme des Boykotts beſtimmt,
daß an jüdiſchen Geſchäften Plakate anzubringen ſind mit der
Aufſchrift „Jude!” und an deutſchen Geſchäften mit der Aufſchrift
„Deutſches Geſchäft!” (gez.): Streicher.”
Warnung des Reichsinnenminiſters
an die Beamkenſchaft.
„Die Mitgliedſchaft bei den nakionalen Parkeien
gibt nicht mehr Rechte, ſondern
nur höhere Pflichten.”
Berlin, 1. April.
Der Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, hat
enen Runderlaß betr. Wahrung der Diſziplin an
die Dienſtſtellen ſeines Geſchäftsbereiches gerichtet, der den übrigen
oſerſten Reichsbehörden mit der Bitte um entſprechende
Anord=
nuig zugegangen iſt. In dem Erlaß heißt es wie folgt:
Bei dem Reichsdienſt mehren ſich leider die Fälle, in denen
Beimte Beſchwerden, über ihre Vorgeſetzten in
Anzigen unmittelbar beim Miniſter anbringen, mitunter ſogar
andere Stellen der Reichsregierung zur Einwirkung auf ihre
Minſkerien erſuchen. Gegenüber Eingaben dieſer Art teile ich
völlig den Standpunkt, den der Herr Reichskommiſſar für das
preußiche Miniſterium des Innern für ſeinen Geſchäftsbereich
be=
kanntgegeen hat. Wie er, mißbillige ich ein ſolches
Verhalten aufs ſchärfſte.
In den geienwärtigen ſchweren Notzeiten hat ſich der Beamte
durch verſtärkten Dienſteifer und eiſerne Diſziplin auszuzeichnen
und nicht ſeine Aufgebe darin zu ſehen, ſeine Vorgeſetzten zu
kriti=
ſieren und damit ihre Autorität zu untergraben und zu erſchüttern.
Vornehmlich von den Beanten, die mit ihrer Ueberzeugung hinter
der Regierung des Reichsknzlers Adolf Hitler ſtehen, erwarte ich
mit aller Beſtimmtheit, dß ſie dieſe Mahnung in beſonderem
Maße beherzigen und danber hinaus der übrigen Beamtenſchaft
in Pflichttreue, Leiſtung und Diſziplin als Vorbild dienen. Die
Mitgliedſchaft bei den iationalen Parteien gibt den Beamten
nicht mehr Rechte, ſondernnur höhere Pflichten. Wer den
Befeh=
len und Anordnungen der von mir eingeſetzten oder im Amt
be=
laſſenen Vorgeſetzten nicht i jeder Richtung gehorcht, verweigert
damit auch mir gegenüber de Gehorſam.
Bisher habe ich derartig Mitteilungen unbeachtet gelaſſen,
in Zukunft werde ich indes Bamte, die entgegen meinem
aus=
drücklichen Hinweis erneut mit olchen Beſchwerden und Anzeigen
gegen Vorgeſetzte ſich unmittlebe an mich wenden, oder die
ge=
botene Gehorſamspflicht verletzen zur Verantwortung ziehen. Ich
erſuche, dieſe meine Anordnung ſentlichen Beamten, Angeſtellten
und Arbeitern ihrer Dienſtſtelle Uverzüglich bekannt zu geben.
Franzöſiſche Indiskrekion.
der Worklaut des Muſſolini=Vorſchlages veröffenklichl
WTB. Paris, 2. April.
Der „Matin” erklärt, in der Lage zu ſein, heute den
unge=
kürzten Wortlaut des politiſchen Paktvorſchlages für eine
Zuſam=
menarbeit Deutſchlands, Englands, Frankreichs und Italiens zu
veröffentlichen, den Muſſolini in Rom am 18. März Macdonald
unterbreitet habe. Er ſoll lauten:
Artikel 1. Die vier Weſtmächte Deutſchland, Frankreich,
Großbritannien und Italien verpflichten ſich untereinander, eine
effektive Politik der Zuſammenarbeit zwecks Aufrechterhaltung
des Friedens nach dem Geiſte des Kelloggpaktes und des Paktes
der Nichtanwendung der Gewalt zu verwirklichen. Sie
verpflich=
ten ſich, auf dem Gebiete der europäiſchen Beziehungen ſo zu
han=
deln, daß dieſe Friedenspolitik nötigenfalls auch von den anderen
Staaten angenommen wird.
Artikel 2. Die vier Mächte beſtätigen den Grundſatz der
Reviſion der Friedensverträge gemäß den Klauſeln des
Völker=
bundsſtatutes in dem Falle, daß ſich Situationen herausſtellen, die
dazu angetan ſind, einen Konflikt zwiſchen den Staaten
herbei=
zuführen. Sie erklären zu gleicher Zeit, daß dieſer Grundſatz der
Reviſion nur im Rahmen des Völkerbundes und in einem Geiſte
wechſelſeitiger Verſtändigung und Solidarität der gegenſeitigen
Intereſſen angewendet werden kann.
Artikel 3. Frankreich, Großbritannien und Italien
er=
klären, daß in dem Falle, daß die Abrüſtungskonferenz nur zu
Teilergebniſſen führen wird, die Gleichberechtigung, die
Deutſch=
land zuerkannt worden iſt, eine effektive Bedeutung haben muß.
Deutſchland verpflichtet ſich, dieſe Gleichberechtigung in Etappen
zu verwirklichen, die durch aufeinander folgende Abmachungen
feſtgeſetzt werden ſollen, die die vier Mächte auf gewöhnlichem
diplomatiſchem Wege abzuſchließen haben. Die vier Mächte
ver=
pflichten ſich, in demſelben Sinne bezüglich Oeſterreichs und
Ungarns und Bulgariens ſich zu verſtändigen.
Artikel 4. In allen politiſchen und nichtpolitiſchen
euro=
päiſchen und außereuropäiſchen Fragen, ſowie auf kolonialem
Ge=
biet verpflichten ſich die vier Mächte, ſoweit wie möglich eine
ge=
meinſame Verhaltungslinie anzunehmen.
Artikel 5. Dieſes politiſche Abkommen der
Verſtändi=
gung und der Zuſammenarbeit, das, wenn nötig, der Billigung
der Parlamente innerhalb von drei Monaten unterbreitet wird,
gilt auf die Dauer von 10 Jahren und gilt aus als um die gleiche
Zeit verlängert, wenn es nicht von einem der vertragſchließenden
Teile ein Jahr vor Ablauf gekündigt wird.
„Artikel 6. Der vorſtehende Pakt wird beim
Völkerbunds=
ſekretariat eingetragen.
Es handelt ſich bei dieſen Veröffentlichungen um
Indiskre=
tionen, und da der Paktvorſchlag geiſtiges Eigentum Italiens,
bzw. des italieniſchen Miniſterpräſidenten iſt, wird von deutſcher
Seite nicht an ähnliche Veröffentlichungen gedacht. Dies kann ſchon
vor allem deswegen nicht geſchehen, weil bislang überhaupt noch
keine feſten Formulierungen des Wortlautes
vorliegen und die einzelnen Kabinette der
be=
teiligten Mächte noch im Stadium der Prüfung
der Grundgedanken des Paktes ſich befinden. Es
werden auch zwiſchenſtaatliche Unterhaltungen darüber geführt,
bei denen es ſich aber nicht um direkte diplomatiſche
Verhand=
lungen handelt. Was bisher über den Pakt vorliegt, ſind
ledig=
lich Skizzierungen der Grundgedanken. Die Beſprechungen
dar=
über ſind noch vollſtändig im Fluß. Im Rahmen dieſer
Be=
ſprechungen iſt auch eine Fühlungnahme zwiſchen der
Reichsregie=
rung und der italieniſchen Regierung über den kommenden Pakt
erfolgt. Das franzöſiſche Vorgehen dürfte allein im Zuge der
bekannten Pariſer Sabotagepolitik liegen.
Lord Tyrrell überreichk einen brikiſchen
Viererpaktvorſchlag.
WTB. Paris, 2. April.
Wie die Morgenpreſſe mitteilt, hat der engliſche Botſchafter
Lord Tyrrell bei ſeinem geſtrigen Beſuch beim franzöſiſchen
Außen=
miniſter Paul=Boncour dieſen im Namen ſeiner Regierung den
Text eines neuen Viererpaktes überreicht.
Man nimmt hier als ſelbſtverſtändlich an, daß der Text dieſes
Planes auch in Berlin und Rom übermittelt wurde.
Trotzdem offiziell über ſeinen Inhalt nichts mitgeteilt worden
iſt, polemiſieren bereits eine Anzahl Blätter gegen den britiſchen
Vorſchlag. „Journal” erklärt, etwas poſitiver eingeſtellt, der neue
Text ähnele dem Abrüſtungsplan, den Macdonald vor 12 Tagen
in Genua unterbreitet habe. Gegenüber dem Entwurf Muſſolinis
enthalte aber, was die Rüſtungen anbetreffe, bedeutende
Abände=
rungen. Der offiziöſe „Petit Pariſien” ſchreibt, die neue Faſſung
berückſichtige in gewiſſem Maße die franzöſiſchen Einwendungen
und damit auch einige Vorbehalte der Kleinen Entente.
In der ausländiſchen Preſſe wird der Abwehrkampf in
Deutſchland ſtark beachtet. Der muſtergültige Verlauf wird
her=
vorgehoben.
In Berlin ſind alle jüdiſchen Lehrkräfte beurlaubt worden.
Die Zulaſſung der jüdiſchen Anwälte zu den Berliner Gerichten
erfolgt nach dem Anteil der jüdiſchen Bevölkerung an der
Geſamt=
bevölkerung.
Das Bankkonto von Profeſſor Einſtein mit 25 000 RM. in
Effekten und 5000 RM. in bar wurde beſchlagnahmt.
England rechnek mik einem Krach
der Sowiekwirkſchaft.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, Ende März.
Was den Fall der verhafteten britiſchen Ingenieure von
allen anderen, ihm vorangegangenen unterſcheidet, iſt die
Tat=
ſache, daß in den letzten Jahren die Informiertheit
der engliſchen Oeffentlichkeit über das wahre
Weſen der Ogpu in erfreulicher Weiſe
zugenom=
men und die britiſche Regierung inzwiſchen die richtige Art des
Umgangs mit dieſer barbariſchen Körperſchaft gelernt hat. Die
Zeit, da die Ogpu die britiſche Diplomatie mit Erfolg zum
Narren halten konnte, iſt endgültig vorüber. Den plumpen
Mos=
kauer Erklärungen über von den britiſchen Ingenieuren
angeb=
lich begangenen „Sabotageakten” und von ihnen angeblich
abge=
legten „Geſtändniſſen” hat diesmal niemand den geringſten
Glau=
ben geſchenkt. Oeffentlichkeit und Regierung waren ſich dieſesmal
in England von Anfang an völlig einig darin, daß nur ein
aller=
energiſchſtes Auftreten gegenüber den Sowjets am Platze ſei. Und
die von der Sowjetregierung in dieſer Angelegenheit bereits
ge=
machten Zugeſtändniſſe haben die Richtigkeit des britiſchen
Vor=
gehens vollauf beſtätigt. Gleichgültig, wie dieſe Angelegenheit
nun enden mag, eines iſt ſchon jetzt klar, nämlich, daß die
ohne=
dies keineswegs erfreulichen politiſchen und wirtſchaftlichen
Be=
ziehungen zwiſchen England und der
Sowjet=
union ſich im Ergebnis dieſer Affäre ſicherlich
noch weiter verſchlimmern, wenn nicht nach dem 17.
April, da England durch den Ablauf des zurzeit geltenden
Han=
delsvertrages freie Hand erhält, gänzlich abgebrochen werden.
England iſt von dem Stand ſeines Handels mit der Sowjetunion
bekanntlich ziemlich unbefriedigt. Der Export britiſcher Waren
nach Sowjetrußland hat in den letzten Jahren allerdings
zuge=
nommen. Aber er beträgt immerhin nur wenig mehr als neun
Millionen Pfund Sterling im Jahr. Die Sowjetregierung
da=
gegen ſetzt alljährlich in England Waren für faſt den dreifachen
Wert ab. Sie iſt im anglo=ruſſiſchen Handel alſo durchaus der
profitierende Teil. Die unerfreuliche Lena Goldfields=Affäre iſt
in England noch allen in friſcher Erinnerung. Dieſe Geſellſchaft,
die an die Sowjetmacht eine Forderung von zirka 13 Millionen
Pfund Sterling hatte, erklärte ſich nach langen Verhandlungen
mit einer einmaligen Abſchlagszahlung von bloß 800 000 Pfund
zufrieden, hat aber ſelbſt dieſen relativ beſcheidenen Betrag bis
heute nicht erhalten. Mr. Leslie Urquhardt, dem die Sowjetmacht
rund 56 Millionen Pfund Sterling ſchuldete, hat vor einigen
Tagen das Zeitliche geſegnet, ohne die Begleichung der ihm
ge=
ſchuldeten Summe abgewartet zu haben. Im Eingehen von
Ga=
rantiegewährungen an die Rußlandexporteure iſt die britiſche
Regierung ſtets überaus vorſichtig geweſen. Die Sowjetmacht
iſt bisher ihren neuübernommenen Verpflichtungen wohl
nach=
gekommen. Doch parallel hiermit iſt ſie ſtets bemüht geweſen, das
Volumen ihrer Kreditaufnahmen zu vergrößern und die
Ter=
mine zu verlängern. In England iſt ihr dieſes durchaus nicht in
gewünſchtem Maß gelungen. In England wurzelt die
Ueber=
zeugung von der graduell ſich verſchlechternden Lage der
Sowjet=
wirtſchaft und von der Unvermeidlichkeit eines Zuſammenbruchs
ſehr tief. Eines Tages, hörtman es in der Londoner
City immer öfter ſagen, wird die Sowjetmacht
ein Moratorium für alle ihre ausländiſchen
Zahlungen erklären müſſen. Der letzte Moskauer
Zwi=
ſchenfall hat dieſe Ueberzeugung der Londoner Geſchäftskreiſe nur
noch verſtärkt. England tut daher begreiflicherweiſe alles, was
in ſeiner Macht liegt, um für den Fall, daß der vorausgeſagte
Sowjetkrach eines Tages wirklich eintreten ſollte, mit ſo geringen
Verluſten wie nur möglich davonzukommen. Nicht ohne
Rückwir=
kung wird die Angelegenheit der verhafteten britiſchen Ingenieure
auch auf die Entwicklung der ruſſiſch=amerikaniſchen Beziehungen
ſein. Die Moskauer Diplomatie arbeitet bekanntlich bereits ſeit
langer Zeit hartnäckig auf die noch immer ausſtehende de jure=
Anerkennung der Vereinigten Staaten hin, und, trotz enormer
Verluſte, die eine Reihe amerikaniſcher Unternehmer durch ihre
ſowjetruſſiſchen Konzeſſionen erlitten haben, ſchienen in letzter
Zeit die Ausſichten für eine ſowjetruſſiſch=amerikaniſche
Verſtän=
digung ſich in der Tat merklich gebeſſert zu haben. Nun aber hat
die Metropolitan Vickers=Affäre das tiefwurzelnde Mißtrauen,
mit dem Regierungs= und Geſchäftskreiſe der Vereinigten
Staa=
ten die Sowjetmacht ſeit jeher betrachteten, wieder weſentlich
er=
ſtarken laſſen, und die Ausſichten, daß Präſident Rooſevelt
Sow=
jetrußland gegenüber eine andere Politik, als die von ſeinem
Vorgänger Hoover befolgte, anwenden könnte, ſcheinen wieder
weſentlich geringer geworden zu ſein.
Sozialdemokrakiſche Bürgermeiſter im Kreis
Darmſtadt ihres Amkes enkhoben.
Mit ſofortiger Wirkung wurden, wie amtlich mitgeteilt wird,
nachſtehende ſozialdemokratiſche Bürgermeiſter und
Beigeordne=
ten ihres Amtes enthoben und durch folgende Kommiſſare erſetzt:
Arheilgen: Bürgermeiſter Jakob Jung durch Julius
Birkenſtock, Beigeordneter Georg Spengler durch Arthur Zeidler.
Eberſtadt: Beigeordneter Peter Flick durch Heinrich
Dächer.
Pfungſtadt: Bürgermeiſter Johannes Schwinn durch
Georg Steinmetz 16., Beigeordneter Paul Weigel durch Wilhelm
Martin.
Roßdorf: Bürgermeiſter Wilhelm Lorenz durch Heinrich
Nikolay.
Ober=Ramſtadt: Beigeordneter Jakob Braband durch
Heinrich Muhl.
Erzhauſen: Bürgermeiſter Auguſt Lorenz durch
Ober=
ſtadtſekretär Vollrath, Beigeordneter Karl Seibold durch
Willi Lotz.
Wixhauſen: Bürgermeiſter Philipp Jung durch Peter
Volz, Beigeordneter Heinrich Bauer durch Philipp Dietz.
Gräfenhauſen: Beigeordneter Heinrich Kurz durch
Philipp Mager.
Griesheim: Beigeordueter Wilhelm Dickhart durch
Lehrer Jakob Schrauth.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 3. April 1933
Seite 2 — Nr. 93
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 3. April 1933.
Neuerwerbungen der Skadtbücherei.
(Außer Romanen.)
Werner Beumelburg: Bismarck gründet das Reich.
1932. 60 Bd 15. Gerhard Günther: Das werdende Reich.
Reichsgeſchichte und Reichsreform. 1932. 10 Bd 301. Herbert
Blank: Soldaten. Preußiſches Führertum von Waterloo bis
Ypern. Idee Geſchichte und Geſtalt des Offiziers. 1932. 1 Bk 7.
Martin Hürlimann: Die Reſidenzſtadt Potsdam. Berichte
und Bilder. 1933. 85 Cz 210. Hans Schwarz: Die
preu=
ßiſche Frage. 1932. 90 Bd 748. Friedrich Sieburg: Es
werde Deutſchland. 1933. 7 Ph 1918 H. Schlange=
Schö=
ningen; Acker und Arbeit 1932. 40 Fn 306. Franz
Ma=
riux: „Nationale Außenpolitik. 1932. 90 Bd 505. Pidder
Lüng: Nationalſozialismus. 40 Fp 176. A. von Freytagh=
Loringhoven; Deutſchnationale Volkspartei. 40 Fp 275.
Helmut Stellrecht: Der Deutſche Arbeitsdienſt. Aufgaben,
Organiſation und Aufbau. 1933. 110 Fſ 200. Georg Keil:
Vormarſch der Arbeitslagerbewegung. Geſchichte und Erfahrung.
1925—1932. 110 Fſ 70. C. W. Schmidt: Im Zaubergarten der
Welt. Naturwunder und Naturſchöpfungen in Wort und Hild.
1932. 1 Cz 178. Karl Kircheiß: Polarkreis Süd —
Polar=
kreis Nord. Als Walfiſch= und Seelenfänger rund um die beiden
Amerika. 1933. 1 Cm 80. R. Ch. Andrews; Mit Harpune,
Büchſe und Spaten. Ein Forſcherleben unſerer Tage. 40 Ca 8.
Hermann Köhl; Bremsklötze weg! Lebensbuch eines
deut=
ſchen Fliegers. 1932. Ef 340. D. von Pappenheim und
J. von Guſtedt: Memoiren um die Titanen. Erlebtes mit
Goethe und den Bonapartes im Kreiſe der Hohenzollern. 1932.
Bde. 5 L. 5584/85. Lulu v. Strauß und Torney: Vom
Biedermeier zur Bismarckzeit. Aus dem Leben eines
Neunzig=
jährigen. 5 L 7095. Bertha Schleicher: Meta von Salis=
Marſchlins. Das Leben einer Kämpferin. 1932. 5 L 6265. Fritz
Künkel: Charakter, Wachstum und Erziehung. 1931. 1 Pf 344.
O. Scheibner: Zwanzig Jahre Arbeitsſchule in Idee und
Ge=
ſtaltung. Geſammelte Abhandlungen. 15 Pa 103 F.
Kirch=
berg: Handbuch der Maſſage und Heilgymnaſtik. 2 Bde. 35 Dh
75/76. K Schütt: Einführung in die Phyſik des Fliegens.
Ef 584. J. Winckelmann: Das neue Univerſal=
Schaltungs=
buch. Vom Detektor bis zum Bandfilter=Superhet. Er 469.
Oberpoſtrat Jahn, der langjährige Abteilungsleiter und
derzeitige Leiter der Oberpoſtdirektion Darmſtadt, ſcheidet infolge
Erreichung der Altersgrenze mit Ablauf des Monats Mai aus
dem Dienſte der Deutſchen Reichspoſt. Er iſt vom Herrn
Reichs=
poſtminiſter vom 1. April ab beurlaubt worden. Herr Oberpoſtrat
Jahn erfreute ſich großer Beliebtheit beim Perſonal des
Ober=
poſtdirektionsbezirks; davon legte auch die geſtrige kurze
Ab=
ſchiedsfeier vom geſamten Perſonal der Oberpoſtdirektion beredtes
Zeugnis ab.
* Ein Achtzigjähriger. Der frühere Backofenbauer Herr Johs.
Scheuren. Wendelſtadtſtraße 34½, eine in allen Kreiſen
be=
kannte und beliebte Perſönlichkeit, feiert am morgigen Dienstag,
den 4. April, in voller Geſundheit und geiſtiger Friſche ſeinen 80.
Geburtstag. Möge ihm noch ein froher Lebensabend beſchieden
ſein.
Darmſtädter Künſtler auswärts Ueber Herta v. Hagen,
aus der Geſangsſchule Mathilde Weber, ſchreiben Kritiken aus
Nordhauſen (La Traviata): Die Violetta ſang H. v. Hagen. Mit
weicher, zarter Stimme, die aber vollkommen ausreicht, um den
Raum des Theaters zu füllen, ſang ſie ihre an lyriſchen Stellen
ſo reiche Rolle, die ſie auch durch ihr Spiel ergreifend auszugeſtalten
verſtand. — Sondershauſen: Eine erſtklaſſige Leiſtung bot H. v. H.
Die durchgeiſtigte Auffaſſung der Partie, die ſich in Erſcheinung,
Spiel und einem zum Innerſten dringenden Geſang kundtat,
wirkte erſchütternd. — Weimar: . H. v. H unzweifelhaft der
Clou des Abends. Geſanglich und darſtelleriſch war die
Künſt=
lerin ganz ausgezeichnet.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus Montag,3. April 120½—28 Uhr.
Konzert der Liedertafel Darmſtadt. 0.50—2.— Dienstag,
4. April Anf. 20, Ende nach 22½4 Uhr. A4 18
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Die Freier. Mittwoch,
5. April 30—2234 Uhr. B 18
Preiſe 0.70—5.50
Fidelio. Meinte Hfe Dienstag,
4. April Anf 20, Ende vor 22½ Uhr. B.=Volksb. 9 u.7
Die Entführung aus dem Serail. Pr. 0.80—4.50 Mk. Mittwoch,
5, April Anf. 20, Ende vor 20 Uhr.
Zweiter Kammermuſik=Abend des Drumm=Quartetts.
Preiſe 0.75, 1 und 1.50 Mk.
Landestheater. „Der 18. Oktober”. Samstag, den
8. April. 20 Uhr, wird im Kleinen Haus zum erſten Male das
nationale Schauſpiel „Der 18. Oktober” von Walter Erich Schäfer
in der Neuinſzenierung von Arthur Maria Rabenalt gegeben.
Der Entwurf des Bühnenbildes ſtammt von Elli Büttner und
Hans Strohbach. Zuſatzmiete /11 — Morgen Dienstag wird im
Großen Haus die romantiſche Verwechſlungskomödie Joſeph von
Eichendorffs: „Die Freier” in der Neuinſzenierung von Arth.
Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking wiederholt. Miete 4 18.
— Im Kleinen Haus gelangt Mozarts komiſche Oper. Die
Ent=
führung ausdem Serail” unter der muſikaliſchen Leitung
von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt zur Aufführung. Bühnenvolksbund
Wechſelmiete 9 und 1, Gr. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8.
Bismarckfeier im Geſſiſchen Landestheater.
Dem Eiſernen Kanzler zum Gedächknis.
** Geſtern vormittag fand im ſehr gut beſetzten Großen Haus
des Heſiſchen Landestheaters eine erhebende Bismarckfeier ſtatt.
Auf der Bühne die in ſchwarz=weiß=roten Farben umrahmt war,
hatte das Orcheſter, etwa 400 Sänger, zahlreiche
Fahnenabordnun=
gen der SA. SS., des Stahlhelms. der Darmſtädter Sängerſchaft
uſw. Aufſtellung genommen; es bot ſich ein eindrucksvolles Bild,
das durch den, einen aufgehenden Frühlingsmorgen
ſymboliſie=
renden hellblauen Hintergrund noch beſonders unterſtrichen wurde.
Mit der ausgezeichneten muſikaliſchen Darbietung der
Sin=
fonie in 4=Dur von Friedrich dem Großen durch das
Kammer=
orcheſter des Kampfbundes für deutſche Kultur unter Leitung von
Kapellmeiſter H. Simon wurde die Feier eingeleitet. Ein
Teil=
chor von zirka 400 Sängern der Darmſtädter Sängerſchaft brachte
dann „Deutſches Volksgebet” unter der ſicheren Stabführung ihres
Dirigenten W. Etzold zu Gehör
Die Feſtanſprache hielt der Referent für Theater und Kunſt
im Kultusminiſterium. Dr. Kulz. Er führte aus:
„Deutſche Volksgenoſſen! Der große deutſche Mann. deſſen
Geburtstag uns heute zu einer Feier und zu einem Gelöbnis
ver=
eint. — Otto von Bismarck — war der Geburtshelfer des
Deut=
ſchen Reiches, das den gewaltigſten Sturm der Weltgeſchichte
be=
ſtanden hat und — mag es auch zerſchoſſen und beſchädigt aus
dem Weltkrieg hervorgegangen ſein — in ſeinen politiſchen und
ſeeliſchen Grundfeſten noch heute beſteht. Niemals iſt es die
Nüchternheit vorhandener Tatſachen, immer iſt es die
Traum=
kraft der inneren Vorſtellung, niemals iſt es der nüchterne
Verſtand, immer iſt es der unbeirrbare Glaube, der die großen
Schöpfer zu ihren Taten befähigt — mögen dies Taten des
künſt=
leriſchen, des religiöſen oder des ſtaatenbauenden Genius ſein. —
Auch Bismarck war ſo ein Mann des großen Glaubens, der
ſchöp=
feriſchen Vorſtellung: Sein Glaube hieß Deutſchland. und
ſeine innere Vorſtellung war das Reich, das alle Stämme des
deutſchen Volkes in einem politiſchen Machtgebilde mit
einheit=
licher Leitung zuſammenſchließen ſollte. — Für dieſen Glauben.
für dieſe ſchöpferiſche Vorſtellung vom Reich hat Bismarck
ge=
kämpft und ſie Schritt für Schritt, mit eiſerner Folgerichtigkeit,
mit umſichtiger Klugheit, mit unermüdlicher Zähigkeit aus der
Vorſtellung in das körperhafte Daſein, aus dem Traum in die
Wirklichkeit erhoben — gegen eine Welt von Unglauben und
Kleingläubigkeit, gegen offene und verſteckte Widerſtände im
eige=
nen Volke und gegen ein widerwilliges Europa, das, gewöhnt an
die ihm bequeme politiſche Zerriſſenheit unſeres Volkes, ein
ſtar=
kes Reich der Deutſchen nicht wollte. Aber der große ſchöpferiſche
Mann überwand die ewig auf dem Boden der Tatſachen
herum=
tretende Mittelmäßigkeit, indem er neue Tatſachen, ſeine
Tatſachen, ſchuf. Und ſo wurde, entgegen der Wahrſcheinlichkeit,
mit Hilfe eines gläubigen Königs und dem Waffenarm eines
ganzen Volkes das Erſte neue Deutſche Reich und
Bis=
marck ſein Kanzler
Es iſt nun kein Zufall, ſondern hat tiefen weltgeſchichtlichen
Sinn, daß das Bismarck=Reich allein durch das Eiſen
verwirk=
licht wurde, und der erſte Kanzler der Eiſerne Kanzler war.
Preußen war die Waffe, die Bismarck vorfand, um ſeinen
Traum zu verwirklichen, und Preußen war ein Notgehilde, das
ſich inmitten alldeutſcher Zerriſſenheit und Schwäche Ring um
Ring mit dem Schwerte erweitert und zuſammengeſchloſſen
hatte. Dieſes preußiſche Schwert nahm Bismarck in die Fauſt,
zwang damit Oeſterreich, zurückzutreten aus der Vormacht
deut=
ſcher Geſchichte, zwang das übrige Deutſchland in die Gefolgſchaft
des preußiſchen Willens und ſchuf jenes Preußen=
Deutſch=
land, das ſtark und mächtig in den Weltkrieg zog. — Es war.
wie ich es ausdrückte, in ſeinem guten Kern ein Reich des
Eiſens. Die Seelenkräfte des Deutſchtums die
Kultur=
wellen, die religiöſen, die myſtiſchen Urkräfte
tra=
ten darin zurück. Das Reich war, wenn man ſo ſagen darf.
amu=
ſiſch. Es war kein Reich, in dem der Sänger neben dem König
ſtand, kein Reich mit Arthurs Tafelrunde (der große Könia mußte
ia ſeine Tafelrunde aus dem Auslande rekrutieren und
Sans=
ſouci war eine prinate Liebhaberei des großen Friedrich, die an
der Schöpfung des Preußenſtaates keinen tätigen Anteil hat). Das
geiſtig=ſeeliſche neue Reich der Deutſchen ging nicht aus Potsdam.
nicht aus Preußen hervor, — ſondern — und das iſt ſymboliſch —
aus dem kleinen, politiſch belangloſen Weimar der Schiller und
Goethe.
Das Amuſiſche des Erſten Reiches iſt nun von
voraus=
ſchauenden Geiſtern ſchon zur Zeit Bismarcks deutlich erkannt
worden. — Nietzſche ſprach es aus in ſchroffer und ungerechter
Form — Lagarde ließ ſeine volltönende deutſche Seele aus dem
Ungenüge am eiſernen Gebilde des Bismarckreiches ſchöpferiſch
werden und entwarf in ſeinen Schriften ein umfaſſenderes
Kul=
tur= und Mythen=trächtigeres Reich, in dem alle Schöpferkräfte
des deutſchen Menſchen nicht nur Raum haben, ſondern
geſtalthaf=
ten Ausdruck finden ſollten. Und Richard Wagner endlich ließ in
ſeinen Muſikdramen den alles umfaſſenden Reichtum deutſchen
Weſens und deutſchen Schöpfertums unmittelbare Geſtalt
anneh=
men. Das Werk Lagardes, eine bewußte und unmittelbare, das
Werk Wagners eine ſchöpferiſche Kritik am Bismarckreich.
Dennach hatte Bismarck, hiſtoriſch geſehen.
Recht, wenn er der Eiſerne Kanzler des Eiſernen Reiches
wurde: Denn das Reich mußte am Amboß geſchmiedet werden.
weil die deutſche Seele, ſchon verdünnt und verwäſſert
durch die Ideen der Aufklärung, gar nicht mehr die
Schöpferkraft hatte von ſich aus ein ſeeliſch erfülltes
Reich in den europäiſchen Raum zu ſtellen. Es gab wohl einzelne
hervorragende Menſchen, in denen die deutſche Seele noch
voll=
kräftig, unverſehrt und unverflüchtigt, lebte, aber die breiten
Maſſen, liberaliſtiſch und glaubensſchwach, wie ſie waren, konnten
nur und einzig — in jener vorhandenen Seelen= und Zeitlage —
auf dem Wege und durch das Mittel des Eiſens zur großen Tat
geführt werden. — Der Eiſerne Kanzler war geſchichtliche
Notwendigkeit!
Aber auch die Warner hatten Recht in einem zukünftigen
Sinne, deſſen Stunde noch nicht geſchlagen hatte, die aber kommen
mußte — und kam!
Beſiegt wurde im Weltkrieg nicht die deutſche Waffe ſondern
die deutſche Seele. Sie war von keinem unwiderſtehlichen
deutſchen Glauben, von keinen ſtrahlungskräftigen Idealen mehr.
erfüllt — und darum brach ſie zuſammen. Auch der Dolchſtoß
war nur möglich in eine ſchwache Seele! — Die marxiſtiſche
Glaubensloſigkeit iſt der Ausdruck innerſter Niederlage
deutſchen ſeeliſchen Schöpfertums!
Das Eiſerne Reich erlitt ſeinen tiefen Fall. weil die
Flügel des Glaubens ſchwach waren, das Eiſerne Reich
wurde entwaffnet, weil die deutſche Seele den Krieg verlor.
Es kam das Interregnum des zweiten neuen Reiches, der
Republik von Weimar — die herrenloſe, die ſchreckliche Zeit —
die ſeelenloſe, zerſetzende Zeit — Aber gerade in dieſe Zeit der
Heim=Suchung unſeres Volkes fällt das Wiedererwachen der
deutſchen Seele, die eine Bewegung von faſt religiöſer
In=
brunſt und Gläubigkeit im deutſchen Volke hervorrief.
die beiſpiellos iſt in der deutſchen Geſchichte. — Und dieſe
Be=
wegung hob in den jüngſten Tagen ihr Drittes Deutſches
Reich aus der Taufe, das ſeiner ſchickſalhaften Berufung nach
mehr iſt, weit mehr, als nur ein Eiſernes Reich: Es iſt das
mythiſche Seelenreich des glaubensſtarken,
ſchöpferi=
ſchen und aus innerſtem Antrieb wehrhaften deutſchen
Menſchen, der nun ſein Schwert führen kann aus einem
heili=
gen unbezwinglichen Glauben, daß es ailt. der
Deut=
ſchen Seele ihr ſicheres feſtes Haus zu ſchaffen und zu wahren
gegen die Welt der inneren und äußeren Feindſchaft.
Das Eiſerne Reich Bismarcks ſchuf den Grund, auf dem
wir ſtehen. — in Ehrfurcht beugen wir uns an dieſem Tage vor
dem Eiſernen Kanzler — das Dritte Reich aber, nicht minder
wehrkräftigen Geiſtes, ſoll und wird ein Reich ſein, durchſtrömt
und beſeelt von der Schöpferkraft deutſcher Seele;”
Nach einem dreifachen Hoch dem deutſchen Vaterland, der
Vereinigung von Weimar und Potsdam. wurde ſtehend die erſte
Strophe des Liedes der Deutſchen geſungen.
Der Sängerchor trug anſchließend wundervoll „Deutſchland.
dir, mein Vaterland” vor, das Orcheſter gab hervorragend gutz
die ſchwierige Muſik für ſieben Saiteninſtrumente von Rudy
Stephan wieder. Mit dem Horſt=Weſſel=Lied. deſſen erſte Stroph4;
begeiſtert mitgeſungen wurde, ſchloßdi——Gedenkſeier un der
Eiſernen Kanzler.
— Konzert des Frauenvereins der Petrusgemeinde. Es wird
nochmals auf das heute Montag, abends 8 Uhr, im
Gemeinde=
haus der Petrusgemeinde ſtattfindende Konzert zum Beſten der
Kinderſpeiſung aufmerkſam gemacht, bei dem die Damen
Anne=
lieſe Wehner (Sopran), Gertrud Walz (Alt) und die Herren
Willy Schmitt (Baß), Konzertmeiſter Paul Schnurrbuſch
(Violine) mit den Herren des Schnurrbuſch=Quartetts:
Kammer=
muſiker Emil Fillſack, Willy Horn, Hans Andrä
mitwir=
ken werden. Das Programm umfaßt Werke, von Beethoven,
Mendelsſohn, Schubert, Wagner, Bach, Gluck, Weber, Dvorak,
Tſchaikowſky und Verdi. Die Begleitung am Flügel hat für den
verhinderten Herrn Kapellmeiſter Heime in dankenswerter Weiſe
Fräulein Eliſabeth Klauß, Lehrerin an der Städtiſchen
Aka=
demie für Tonkunſt, übernommen
— Neue Kurſe in Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben
eröff=
net in ſeinen Unterrichtsräumen Ballonſchule (Alexanderſtraße)
heute abend der Gabelsbergerſche Stenographenverein von 1861.
Niedrigſte Teilnehmergebühren ermöglichen es einem jeden, ſich
in ſeinen freien Abendſtunden weiterzubilden. Wir empfehlen
den Leſern die Beachtung der geſtrigen Anzeige.
Deutſcher Nachmittag NSBO. Heag. Pünktlich 14.30 Uhr
traf ſich die Zelle Heag zu ihrem erſten Ausflug nach Nieder=
Ramſtadt. Von dem guten Wetter begünſtigt, endete der Spazier/1
gang im Parteilokal. Zum Anker” in Nieder=Ramſtadt. Alsſt
Gäſte erſchienen u. a. Bürgermeiſter Jährling und der Ortsg.
penleiter Malcomes von Nieder=Ramſtadt. Der Zellenwart
ag. amerad Maul, begrüßte in kurzen, aber kernigen WoZe
die erſchienenen Kameraden und deren Frauen. Der Deutee
Nachmittag wurde eröffnet unter den feierlichen Klängen
Hauskapelle. Ueber die Ziele und Wege der NSBO. brachte z.
Preſſewart v. Oelhafen einige Erläuterungen; er erklärte u. a.,
daß die Heag=Zelle, ſeit einigen Tagen für ſelbſtändig erklärt
wurde. Die Organiſation ſei geſchaffen, und ſomit könnte die
Arbeit beginnen. Seine Ausführungen ſchloſſen mit dem
Deutſch=
landlied. Anſchließend nahm der Zellen=Kreisleiter Zachow die
Vereidigung der Amtswalter vor. Nach einer Geſamtvorſtellung
wurden auch die anderen Kameraden zur Fahne verpflichtet. Nach
gemeinſamem Geſang des Horſt=Weſſel=Liedes ging es nun zum
gemütlichen Teil über der die Kameraden mit Angehörigen noch
lange in echt nationalſozialiſtiſchem Geiſte zuſammenhielt.
Arbei=
ter, Angeſtellte und Beamte hat der NSBO.=Geiſt
zuſammen=
geführt.
— Muſikverein. Die nächſten Geſamtproben zum „
Deut=
ſchen Requiem” von Johannes Brahms finden am Dienstag, den
4., und Freitag, den 7. April, ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen iſt
notwendig.
Aufführung von Werken von
Louis Kelkerborn
in der Stadtkirche durch den Evangeliſchen
Kirchen=
geſangverein Offenbach a. M.
am Sonntag, den 2. April 1933.
Die Werke, die in der Stadtkirche erklangen, ſind nicht leicht
zu beurteilen, da ſie unſerer herkömmlichen Kirchenmuſik ſo fremd
gegenüberſtehen, daß es nicht leicht iſt, ſich in ihren Stil
einzu=
leben und ſie objektiv zu würdigen. Denn rein ſubjektive
Wür=
digung würde für viele einer völligen Ablehnung gleichkommen.
Louis Kelterborn iſt der Sohn eines Schweizer Juriſten und
Muſikers, der faſt die letzten drei Jahrzehnte ſeines Lebens in
Amerika tätig war, dort iſt unſer Komponiſt auch geboren, kehrte
dann wieder zurück in die Schweiz, wo er hauptſächlich in Baſel
ſeine muſikaliſche Ausbildung erhielt. Ob Eindrücke der
angli=
kaniſchen Kirche auf ihn eingewirkt haben, iſt für den Hörer ſchwer
zu entſcheiden, jedenfalls verſuchen die gehörten Werke eine
Syn=
theſe zwiſchen älterem kirchlichen Stil, vor allem den älteren
Formen wie Lied, Paſſacaglia, basso ostinato, Orgelpunkt mit
der Ausdruckskraft romantiſcher Harmonik und Dynamik, dazu
tritt dann noch die Abſicht, das moderne Orcheſter mit reichlichem
Schlagzeug, den verſchiedenſten Bläſerwirkungen, einſchließlich
der Saxophone, dazu Harfe und Orgek in die religiöſe Muſik
einzureihen. Häufig klingt gregorianiſcher Stil hervor, die alten
Kirchentonarten werden reichlich angewandt, dann aber tritt
ita=
lieniſche Klangfreude und Klangſüßigkeit hervor, ſo daß wir
zu=
weilen an Enrico Boſſi, vor allem in dem Interludium für
Orgel, aber auch in den Chorſätzen mehrmals an Boſſis „
ver=
lorenes Paradies” erinnert wurden. Geiſtig ſpricht aus den
Werken eine neupietiſtiſche Innigkeit, die weg von dem ſtrengen
Proteſtantismus eines Schütz oder Bach, weg von der
dogmati=
ſchen Klarheit eines Arnold Mendelsſohn hin zu der myſtiſchen
Verſunkenheit katholiſcher Kirchenmuſik ſtrebt, Verwandtſchaft
mit Liſzt zeigt und darum für unſer Empfinden in der
pro=
teſtantiſchen Kirche eigentlich nicht recht heimiſch ſein kann.
Nun fragt es ſich nur, ob die obengenannten Elemente zu
wirklich perſönlicher Verſchmelzung gelangt ſind, eine
Frage=
ſtellung, die nach einmaligem Hören ſehr ſchwer zu beantworten
iſt, beſonders wenn manche fremde Elemente, wie die faſt
thea=
traliſchen Schlagzeugeffekte, den Hörer geradezu abſtoßen. Wir
ſind geneigt, dieſe Einheitlichkeit zu verneinen, ſo wie wir bei
der bedeutenden Markus=Paſſion von Kurt Thomas auch die
Syntheſe zwiſchen altem Chorſtil und Männerchorballadenſtil
der letzten Jahrhundertwende für unvollkommen, nicht völlig
verſchmolzen halten.
Zuerſt erklang ein großes ſiebenſtimmiges Chorwerk mit
Orgelbegleitung, „Bitt=, Bet= und Bußgeſang” nach den Worten
des Grafen von Mirandola aus deſſen „Gebet an Gott” (deutſch
von Arthur Liebert). Der wundervolle, von mittelalterlicher
Glaubenskraft durchdrungene Text, iſt in drei große Chöre
ge=
teilt, deren erſter mit großer Herbheit und Kraft beginnt, im
weiteren Verlauf aber durch faſt inſtrumental gedachte
Modu=
lation ſich ſo von reinem Geſangsſtil entfernt, daß manche
Par=
tien kaum gänzlich tonrein gelingen können. Der zweite mildere
Chor klingt großenteils ſehr ſchön, ſeine Zeilen werden durch
leiſe Orgelechos getrennt. Auch im dritten iſt der Aufbau
motettenartig, eine kraftvolle Fuge beginnt, geſtützt durch die
Orgel, die allerdings merkwürdig uneinheitlich dadurch wirkt,
daß jedesmal nach ein paar Stützakkorden ſie wieder pauſiert.
Die Chöre ſind ſehr reich klanglich differenziert, uniſone Stellen,
Gegenſatz von Männer= und Frauenchor und verſchiedenſte
Stimmzuſammenſtellungen kommen in reichem Wechſel vor.
Beſonderes Intereſſe nahm ſodann die Uraufführung einer
großen Kantate „Das große Vaterunſer” für achtſtimmigen Chor,
Soloquartett, Orcheſter und Orgel in Anſpruch, deren Dichtung
von Kuno Graf von Hardenberg ſtammt. Sie iſt eine poetiſche
Paraphraſe des Vaterunſer, zwiſchen die Bitten fügen ſich
lied=
hafte Texte, die teilweiſe dem Kirchenlied naheſtehen, z. T. freien
Gebeten gleichen. Vorſpiele und Zwiſchenſpiele der Orgel oder
Inſtrumente trennen die Geſangsſätze, alle vorkommenden
For=
men ſind kurz und prägnant, häufig iſt die ſtrophiſche Variation
vom Komponiſten angewandt. Viele Partien der Vertonung ſind
ſtark inſpiriert, es erklingen Liedmelodien von großer Innigkeit
und Schönheit. Dazwiſchen aber ſtehen Effekte von allzugroßer
Abſichtlichkeit und Aeußerlichkeit, die die Andacht nicht mehren,
ſondern ſtören, Stellen, an denen das Pathos geradezu ſchwül=
ſtig wird. Da das Werk dreißig Einzelſätze birgt, iſt es uns
nicht möglich, eingehender zu analyſieren.
Für die Aufführung ſetzte ſich der große und leiſtungsfähige
ebangeliſche Kirchengeſangverein aus Offenbach unter
Muſik=
direktor Lemcke ein, den wir von der Aufführung der Bachſchen
H=Moll=Meſſe rühmlichſt kennen. Der Verein verfügt über ſehr
gute und ausgezeichnet geſchulte Stimmen, in bezug auf
muſika=
liſche Sicherheit fiel allerdings der Baß etwas ab. Die Chöre,
waren ausgezeichnet ſtudiert und hielten ſtaunenswert die
Ton=
höhe, vor allem bewunderten wir dies nach dem erſten Teil des
einleitenden Werkes, in dem ſtarke Modulation und Chromati,
herrſcht, und der genau im richtigen Ton ſchloß. Bei dieſr
Chorleiſtung muß noch berückſichtigt werden, daß ſich in der
Stadtkirche die Stimmen gegenſeitig wenig hören. Das nar
wohl auch der Grund, weshalb im erſten Chor der Baß einnal
nicht richtig einſetzte. Erſchwerend wirkt außerdem noch, daß
Kelterborn ſtreckenweiſe von allen Chorſtimmen ungewöhiliche
Tiefe verlangt. Das Soliſtenquartett, dem in der Kantat ſehr
anſpruchsvolle und verantwortungsreiche Aufgaben zufllen, war
vertreten durch Aenny Sieben, deren kräftigem Sopnin man
zu=
weilen weichere Reſonanz wünſcht, Hety Beyer, eine Altiſtin
von ſtaunenswertem Stimmumfang, Anton Kwll, deſſen Tenor
auch in der Tiefe gut anſpricht, und Hans Leicht, deſſen Baß
ſtreckenweiſe etwas ſpröde klang. Das Orcheſter, einige
Holz=
bläſer, Hörner, Trompeten, Poſaunen, Tuba, Saxophone, Harfe
und Schlagzeug ſtellte das Tonkünſtler=Drcheſter Frankfurt a. M.,
das ſeinen ſchwierigen Aufgaben mi gutem Gelingen gerecht
wurde. Die ſehr verantwortungsreiche Orgelbegleitung erſchwert
durch die räumliche Entfernung zwiſchn Chor= und Orcheſter,
und die zahlreichen Orgelſoli, ſpielte Auuſt Niebergall, den wir
als hochmuſikaliſchen und techniſch ſichcen Orgelſpieler oft
be=
wundert haben. Muſikdirektor Lemcke ebührt der Ruhm, daß er
ſeinen Chor mit äußerſter Sorgfalt gnſtudiert hat und die
Auf=
führung mit größter Umſicht, ſtark” Beherrſchung der
Parti=
turen und großer Gefühlswärme leitete. Bei einigen
Solo=
geſängen der Kantate hatten wir dn Eindruck als ob ihre
Wir=
kung durch etwas flüſſigeres Tmpo vergrößert würde. Die
Stadtkirche wies guten Beſuch a), und man hatte den Eindruck,
als ob der Eindruck auf die Zuörer ſehr verſchiedenartig war.
Zuſtimmung und Ablehnung oar gleichmäßig zu beobachten,
F.N.
Montag, 3. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 93 — Seite 3
Jahresverſammlung der hefſiſchen
Gemeindenolizeibeamken.
Am geſtrigen Sonntag verſammelte ſich die Landesgruppe
„Vollbeſchäftigte Gemeindepolizei” in Darmſtadt in der „Krone‟
in Darmſtadt zu ihrer Jahreshauptverſammlung. Der vorläufig
mit der Wahrnehmung der Geſchäfte beauftragte Oberſchutzmann
Kramer=Pfungſtadt eröffnete die Verſammlung und begrüßte
den kommiſſariſchen Vorſitzenden des Bundes der Polizeibeamten
Heſſens, Polizeioberleutnant Schönig, ſowie die erſchienenen
Ka=
meraden. Nach kurzen einleitenden Erklärungen erteilte er
Ober=
leutnant Schönig das Wort, der ſich in der ihm eigenen zielklaren
Weſensart über die Richtlinien des zu reorganiſierenden
Ver=
bandes der Polizeibeamten Heſſens verbreitete und zu treuer
Mitarbeit an dem nationalen Aufbau desſelben aufforderte.
Der ſeinen Ausführungen gezollte reiche Beifall bezeugte, daß
ſeine Worte aus den Herzen der Anweſenden geſprochen waren.
Oberſchutzmann Kramer dankte dem Vortragenden für ſeine
auf=
klärenden Aeußerungen und verſicherte, daß die Landesgruppe
„Vollbeſchäftigte Gemeindepolizei” reſtlos hinter der nationalen
Regierung ſtehe, ſie in ihren Maßnahmen unterſtütze und bereit
ſei, in treudeutſcher Art an dem nationalen Aufbau des
Vater=
landes mitzuwirken
Im weiteren Verlauf der Tagesordnung wurden noch
ge=
ſchäftliche Angelegenheit erledigt. Um 1.30 Uhr ſchloß
Oberſchutz=
mann Kramer die Jahreshauptverſammlung mit einem dreifachen
Sieg=Heil auf den Herrn Reichspräſidenten, den Herrn
Reichs=
kanzler und das deutſche Vaterland.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieliheakern.
Morgenfeier im Helia.
Ob Frühlingsanfang oder Platzkonzert daran ſchuld ſind
die Morgenfeiern ſind nicht mehr ſo beſucht, wie ſie es wohl
ver=
dient hätten. So lief geſtern ein ſchöner und intereſſanter
Kultur=
film „Im Lande der Mitternachtsſonne”, der ſich nicht nur auf die
bekannten Bilder von Nordlandreiſen beſchränkte, ſondern —
nach=
dem er kurz die Seefahrt von „Bergen nach Trondihem und
Hammerfeſt geſchildert — vom Nordkap ſich ins Innere wandte
und eine große Reihe intereſſanter Bilder aus dem Leben der
ſeßhaften und nomadiſierenden Lappen zeigte. Ihre Trachten ihre
Bebauſungen und Lebensweiſe wurde gut illuſtriert; im
Mittel=
punkt ſteht das Renntier, das Nahrung und Kleidung, ja die
ganze Exiſtenz des Lappen bedeutet, da es das einzige
Transport=
mittel iſt. Welche Schwierigkeiten ſo eine Schlittenfahrt mit ſich
bringt und wie ſtörriſch und unbändig ſich die Renntiere dabei
benehmen, wurde ausführlich gezeigt. Im zweiten Teil ging der
Film auf Island, Schottland und vor allem Grönland über. Hier
war es vor allem die Schönheit und Großartigkeit der Natur die
im Vordergrund ſtanden. Dazu Bilder von Eskimos, ihren
Pelz=
trachten, ihren Kajaks und Hundeſchlitten. Beſonders
eindrucks=
voll waren die Bilder von kalbenden Eisbergen und von den bis
ins Meer herunterreichenden Gletſchern.
*
Im Union=Theater ſieht man nur noch heute und morgen
den ſenſationellen und ſpannenden Abenteurer=Tonfilm „
Mano=
lesku, der Fürſt der Diebe‟
„Der Tag von Potsdam”. Die Ufa=Wochenſchau, welche in
dieſer Woche nicht nur im Union=Theater, ſondern auch in den
Helia=Lichtſpielen in allen Vorſtellungen läuft, bringt den „Tag
von Potsdam”, den 21. März 1933.
Die Helia=Lichtſpiele, zeigen heute zum letzten Male das
reizende neue Tonfilm=Luſtſpiel „Kaiſerwalzer”.
In den Palaſt=Lichtſpielen läuft nur noch heute und
mor=
gen das neueſte Tonfilmwerk des genialen Regiſſeurs Fedor Ozep:
„Großſtadtnacht”.
Reſi=Theater. Otto Gebühr hat ſeine beſte Darſtellung des
alten Fritz in dem großen Ufa=Tonfilm „Das Flötenkonzert von
Sansſouci” gegeben. Man erlebt, wie die politiſchen Fäden jener
Zeit geknüpft wurden, wie am Vorabend des Siebenjährigen
Krieges in Potsdam die Würfel fielen. Es wirken ferner mit
Renate Müller und Hans Rehwann. Jugendliche zugelaſſen
Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerverein. Die
Mit=
glieder werden auf die am Dienstag abend 8.30 Uhr im
Vereins=
haus „Feierabend” (Stiftſtraße 51) ſtattfindende
Verſamm=
lung aufmerkſam gemacht. Gäſte willkommen.
Tagesordnung für die öffentliche Sitzung des
Provinzial=
ausſchuſſes der Provinz Rheinheſſen am Dienstag, den
4. April 1933. nachmittags 3.15 Uhr, im Sitzungsſaal
des Regierungsgebäudes zu Mainz, Schillerſtraße 44. 1.
Be=
ſchwerde des Paul Vogler in Mainz=Koſtheim gegen den Beſcheid
der Bürgermeiſterei Mainz vom 20. 4. 1932 wegen Nichterteilung
der Erlaubnis zur Abgabe von Milch. 2. Klage des Reinhold
Carlé Worms=Neuhauſen. Stiftſtr. 14. auf Aufhebung des
Be=
ſchluſſes des Heſſ. Kreisamts Worms vom 15. Dezember 1932.
3. Klage des Preuß. Bezirksfürſorgeverbandes, Landkreis St.
Goar, gegen den Heſſ Bezirksfürſorgeverband Stadt Mainz,
wegen Erſtattung von Unterſtützungskoſten für die Witwe Berta
Salomon in Oberweſel, früher in Mainz=Bretzenheim. 4. Klage
des Bad. Bezirksfürſorgeverbandes. Stadt Heidelberg. gegen den
Heſſ. Bezirksfürſorgeverband. Kreis Worms, wegen Erſtattung
von Krankenhauspflegekoſten, für das Kind Adolf Müller, geb.
10. 4. 1924 in Herrnsheim. Kreis Worms.
Tageskalender für Montag, den 3. April 1933.
Union: „Manolescu der Fürſt der Diebe‟. — Helia: „
Kaiſer=
walzer”, — Palaſt: Großſtadtnacht”. — Reſi: „Das
Flöten=
konzert von Sansſouci” — Landestheater, Großes Haus:
Lie=
dertafelkonzert.
12. Kaufmannsgehilfentag in Mainz.
Gaukag des Deutſchnakionalen
Handlungsgehilfen=Berbandes.
Lpd. Mainz. 2. April.
Der Gau Main=Weſer des DHV. beging am Samstag und
Sonntag ſeinen 17. Kaufmannsgehilfentag in Mainz. Rund 1000
Mitglieder aus Heſſen, Heſſen=Naſſau und dem Nahegebiet hatten
ſich eingefunden. In ſeiner Eröffnungsanſprache bei dem
Begrü=
ßungsabend am Samstag, der unter dem Motto „Der Rhein,
Deutſchlands Strom, nicht Deutſchlands Grenze” ſtattfand, führte
Gauvorſteher Auerbach (Frankfurt) u. a. aus: Zum erſten
Male ſeit Beſtehen des DHV. iſt eine Geſinnungsgleichheit dieſer
Bewegung mit den Trägern der Staatsgewalt vorhanden. Die
Gedanken, die ſich jetzt im Volk durchſetzen, ſind von dem DHV.
40 Jahre lang propagiert worden. Das Zeitalter der
liberaliſti=
ſchen Ideen iſt vorbei, und es gilt nun, dafür zu ſorgen, daß das
neue Reich der Deutſchen mit freien deutſchen Volks= und
Staats=
bürgern aufgebaut wird. Er ſkizzierte die Bedeutung von Mainz
in der deutſchen Geſchichte und wies darauf hin, daß die
berüch=
tigte Mainlinie durch die nationale Erhebung endgültig beſeitigt
worden iſt. Ein Rückblick auf die Geſchichte des DHV. zeigt den
ſchweren Kampf, der bis in die letzten Monate von
Sozialreak=
tionären unter der Behauptung geführt worden iſt, daß das
heu=
tige Wirtſchaftselend durch die gewerkſchaftliche Lohn= und
Sozial=
politik verurſacht worden ſei. Der Abwehrkampf gegen dieſe
anti=
ſozialen Kräfte, die z. T. jetzt in einem anderen Gewand, z. T.
mit anderen Begleiterſcheinungen auftreten werden, wird weiter
zu führen ſein. Hätten alle anderen Gewerkſchaften das geiſtige
Geſicht des DHV., dann brauchten wir keine Neuordnung der
Ge=
werkſchaften Schuld der marxiſtiſchen Gewerkſchaften ſei es, wenn
man jetzt einen Eingriff des Staates werde hinnehmen müſſen.
Die Stärke des DHV. beſtehe darin, daß er nicht umlernen müſſe,
ſondern mit der Staatsmacht geiſtig gleichgeſchaltet ſei.
An den Reichspräſidenten und den Reichskanzler wurden
Be=
grüßungstelegramme geſandt.
Neuordnung des Hefſ. Heimakwerkes.
Auf Grund der veränderten politiſchen Verhältniſſe und der
grundlegenden Veränderung auf dem Gebiete des Arbeitsdienſtes
iſt die Neuordnung des Heſſiſchen Heimatwerkes erforderlich. Um
dazu den Weg frei zu machen, legte der geſamte Vorſtand
mit ſofortiger Wirkung ſeine Aemter nieder.
Er=
wird die laufenden Geſchäfte weiterführen bis zu einer etwa
Ende April in Ausſicht genommenen Mitgliederverſammlung. In
dieſer Mitgliederverſammlung wird darüber zu beraten ſein, ob
und in welcher Form das Heſſiſche Heimatwerk weiterbeſtehen ſoll
und eine Mitarbeit am Arbeitsdienſt in Frage kommt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Daß ältere und kränkliche Damen und Herren einen kleinen
Spaziergang ſehr nötig haben und der Sonne bedürftig ſind,
ver=
ſteht ſich von ſelbſt. Wie ſieht es aber aus, wenn ſie 100 bis 200
Meter gelaufen ſind? Da möchten ſie etwas ruhen, um wieder
nach Hauſe gehen zu können. Iſt es da nicht möglich, in der
Landskronſtraße zwiſchen Orangerieſtraße und Goetheſtraße
min=
deſtens eine feſtſtehende Bank anbringen zu laſſen?
Zeder Kaffee verlangt
einen Zuſatz aber der
rich=
tige muß es ſein; nämlich
die gute Kaffeewürze
*
Hefſifches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, 2. April.
Triſſan und Jſolde.
Eine Handlung von Richard Wagner.
Dieſer Abend hat manche Verſäumnis wieder gutgemacht
durch die Wiederaufnahme eines Werks das den Meiſter in
ſeinem Gedächtnisjahr würdig ehrt. Wagner nennt es eine
Handlung, nicht Muſik=Drama, nicht Oper, nicht Feſtſpiel, da
keine überkommenen Formausdrücke auf dieſes einzigartige aus
perſönlichſtem Erleben entſtandene Gebilde paſſen wollen. Er
meint damit die innere Handlung, Vorgänge aus Bezirken
ſee=
liſcher Entwicklungen und Erſchütterungen, wie ſie jedes
Men=
ſchen Herz im kleinen oder großen von je berührt haben, aber
in dieſer Tiefe und Leidenſchaft noch von kaum einem Dichter.
als ſolcher er ſich hier am überzeugendſten erweiſt, geſchildert
wurden. Die äußere Handlung iſt ſo knapp, daß ſie ſich mit
wenig Worten ſagen läßt und hat dennoch eine Spannung, wie
ſie kaum einem anderen Bühnenwerk innewohnt. Sie erhält ſie
durch die Ausdruckskraft der Muſik, die hier die ihr allein
ge=
gebeite Fähigkeit in ewiger Gültigkeit offenbart, das in Worten
Unausſprechliche zu künden.
Dieſe Muſik ſtellt zum Erklingen die höchſten Anforderungen,
nicht nur an das Orcheſter, das in ihr von je ſein Beſtes
einzu=
ſetzen gewohnt iſt, auch an die Sänger. Wagner, der einmal
ausſprach, kein anderes ſeiner Werke enthalte ſoviel Muſik wie
Triſtan, verlangte geradezu Belcanto=Sänger italieniſcher
Schu=
lung dafür. Die muſikaliſche Leiſtung hervorragend ſchöner und
geſchulter Stimmen in den Hauptrollen war es denn auch, die
der heutigen Aufführung Wert und Bedeutung gaben.
Lili Hafgren=Dinkela ſang die Jſolde. Die durch
Gaſtſpiele im Ausland berühmte Wagner=Sängerin hörte ich in
Bayreuth als Freia und als Evchen. Sie hat dort auch die Elſa
geſungen und iſt inzwiſchen längſt zur Hochdramatiſchen
gewach=
ſen. Eine vornehme Erſcheinung von hohem Wuchs und
könig=
licher Haltung, in lückenloſer überzeugender Geſtaltung, die
tem=
veramentvoll und ſehr perſönlich, von vielen Einzelzügen
belebt, eine ſeltene Verſchmelzung von Wort, Ton und Gebärde
ergab, ſo ſtand die mit dem Reiz gewinnender Weiblichkeit ge=
adelte Künſtlerin als eine ſtarke Perſönlichkeit heute an
beherr=
ſchender Stelle. Ihre Stimme iſt immer noch ſchön, warm,
kul=
tiviert, dramatiſch ohne Schärfen. Eine Jſolde von großer
Leidenſchaft und erſchütternder Tragik.
Albert Seibert, den wir herzlich begrüßten, ſetzte als
Triſtan mit größtem Erfolg ſeine beſten Kräfte ein. Die Stimme
hat immer noch dieſelben Vorzüge, die ſieghafte Höhe, den
leuch=
tenden heldiſchen Glanz, die männliche Farbe. Die geiſtige
Durch=
dringung und Verinnerlichung der Darſtellung ſteigerte ſich von
Szene zu Szene und erreichte im letzten Akt eine Vollendung,
mit der er ſich ſeiner berühmten Partnerin vollwertig an die
Seite ſtellte. Die Spannkraft im Durchhalten dieſer
anſpruchs=
vollſten aller Tenorpartien war in hohem Maße
bewunderns=
wert.
Die Brangäne von Anna Jacobs und der Kurwenal,
den anſtelle des erkrankten Johannes Biſchoff gaſtweiſe
der uns wohlbekannte Albert Lohmann ſang, ſind hier
zum Teil oft bewährte, ſichere Darbietungen, die ſich mit
aus=
gezeichnetem Können in den Rahmen fügten. Hervorragend
wür=
dig und verinnerlicht der Marke Theo Herrmanns. Sehr
dankenswert war es, daß Joachim Sattler ſich als Melot
zur Verfügung ſtellte, dieſer kleinen und doch ſo wichtigen, meiſt
mißverſtandenen Rolle. Es iſt durchaus verſtändlich, daß Sattler
über ſeinen Walther, Siegmund, Parſifal, Lohengrin hinaus
heuer nicht auch noch den Triſtan bewältigen kann. Den
Steuer=
mang ſang H. Allmeroth, den Hirt Eugen Vogt, den
jungen Seemann K. Th. Ritzhaupt. Die Chöre waren in
Ordnung. Die Inſzenierung iſt, wie oft gerügt, ohne
Illuſions=
kraft und arm an Muſik und Poeſie.
Die muſikaliſche Leitung lag in der Hand Dr. Schmidt=
Iſſerſtedts. Er hat ſich in dieſer wohl härteſten,
aufſchluß=
reichſten Prüfung in hohem Grade bewährt. Trotz kurzer
Vor=
bereitungszeit — die man hoffentlich der Oper künftig nicht
mehr vorenthält — und bei 3 Gäſten, war nicht nur in der
muſikaliſchen Geſtaltung der große Zug vorhanden, auch viele
feine Einzelheiten zu hören. Der unerſchöpfliche Reichtum der
herrlichen Partitur wurde geſund und farbig erſchloſſen, mit
innerer Erlebniskraft überzeugend und temperamentvoll zum
Erklingen gebracht.
Dem Dirigent und unſerem vortrefflichen Orcheſter
ge=
bührt neben den gefeierten Gäſten ein weſentlicher Teil am
wahrhaft begeiſterten Erfolg, den dieſe feſtliche Aufführung im
nahezu ausverkauften Hauſe errang.
v. H.
Die Wahlen ergaben die Wiederwahl des Gauvorſtandes,
darunter der Herren Auerbach=Frankfurt als Gauvorſteher
und Herold=Darmſtadt als Stellvertreter. Der nächſte Gautag
ſoll erſt in zwei Jahren ſtattfinden; die Wahl des Tagungsortes
wurde dem Vorſtand überlaſſen.
Der Sonntag brachte die offizielle Tagung, in der nach
Be=
grüßungsworten des ſtellvertretenden Gauvorſtehers Herold
Gau=
vorſteher Auerbach grundſätzliche Ausführungen zu dem Thema
„Die Kaufmannsgehilfen in Staat und
Wirt=
ſchaft” machte. Für die Kaufmannsgehilfen iſt nicht die
Werk=
verbundenheit, ſondern die Berufsverbundenheit das Weſentliche.
Der Berufsverband iſt für ſie nicht nur eine wirtſchaftliche
An=
gelegenheit. Die wirklichen Kräfte der DHV.=Bewegung ſind
ſeeliſcher Art und entſtammen den wahren Lebenskräften des
Volkes. Unter dieſem Geſichtspunkt müſſen die Grundſätze
ange=
ſehen werden, die für die bevorſtehende berufsſtandiſche
Neuge=
ſtaltung maßgebend ſind. Die Neugeſtaltung darf nicht vertikal
erfolgen und damit zum Branchenſtaat führen, ſondern muß
hori=
zontal nach echten Berufsſtänden vorgenommen werden, wie das
z. B. in akademiſchen Berufen bereits allgemein anerkannt iſt.
Die vorhandenen Gliederungen ſind für den Neuaufbau zu
be=
nutzen. Alle dieſe Organiſationen müſſen den marxiſtiſchen Geiſt
ausſchalten und dies in der Umſtellung ihrer Leitung zum
Aus=
druck bringen. Auf dieſe Weiſe werden die Berufsverbände der
Arbeitgeber und Arbeitnehmer Eckpfeiler der Entwicklung
wer=
den und gleichzeitig neue Wege für ihre eigenen Leiſtungen
fin=
den. Die Sozialverſicherung muß unter der Oberaufſicht des
Staa=
tes der Selbſtverwaltung der Beteiligten übergeben werden, die
tarifvertragliche Regelung der Arbeitsbedingungen muß
ausge=
dehnt, das tarifvertragliche Schlichtungsweſen verwirklicht
wer=
den. Wenn der 5. März nicht nur eine nationale, ſondern auch
eine ſoziale Revolution gebracht hat, beſteht für Deutſchland noch
die Möglichkeit den Weltkrieg zu gewinnen
Die Ausführungen fanden ſtarken Beifall. Die Taguna war
ſehr ſtark beſucht, auch von den Vertretern der Behörden, der
Ar=
beitgeberverbände, der Handelskammern des Bezixks, ſowie der
Handwerkskammer. Als Vertreter des Heſſiſchen Staates ſprach
der Staatkommiſſar für das heſſiſche Polizeiweſen. Dr. Beſt. Der
heſſiſche Staatspräſident hatte in einem Schreiben ſeiner
Sym=
pathie für die Arbeiten des Verbandes Ausdruck gegeben.
Reichsverein der haupkamklichen Lehrerſchaff
deufſcher Berufsſchulen, Landesverein Heſſen.
Der Landesverein Heſſen hielt geſtern im „Kyffhäuſer” in
Frankfurt a. M. Kaiſerſtraße 62, ſeine 4.
Vertreterver=
ſammlung ab. Vor Beginn der Verſammlung verlas
Ge=
werbelehrer Becker=Darmſtadt nachſtehende Erklärung des
ſeit=
herigen Vorſitzenden, des Berufsſchullehrers Wilhelm Ziegler=
Darmſtadt:
Der unterzeichnete Vorſitzende des Landesvereins tritt mit
ſofortiger Wirkung von ſeinem Amt zurück. Er hält es für
ſelbſt=
verſtändlich und im Intereſſe der Organiſation für notwendig,
daß der ſeit Beſtehen der Organiſation an der Spitze ſtehende
Vor=
ſitzende, der mit der früheren Regierung die Verbindung aufrecht zu
erhalten hatte, jemandem Platz macht, der ſofortige erfolgreiche
Ver=
handlungen mit der neuen Regierung aufzunehmen in der Lage
iſt. Ich glaube, meine Maßnahmen ſtets zum Beſten der
Organi=
ſation getroffen und meine Pflicht als Vorſitzender in jeder
Be=
ziehung getan zu haben, will aber durch meinen Rücktritt vor
Beginn der 4. Vertreterverſammlung dem am 5. März d. Js.
eingetretenen Umſchwung Rechnung tragen.”
Auch der übrige Vorſtand legte ſeine Aemter nieder. Als
Verſammlungsleiter wurde zunächſt Berufsſchullehrer Engel=
Zwingenberg beſtimmt. Hinweiſend auf den Beginn einer neuen
Zeit, hielt es für notwendigg, daß nunmehr neue Männer zu
wählen ſeien, die mit ganzem Herzen auf dem Boden der neuen
Zeit ſtünden. In beſonderen Anträgen wurde einmütig
beſchloſ=
ſen, daß der Landesverein aus dem Reichsverein am
nächſtmög=
lichen Termin auszuſcheiden habe, daß eine vollſtändige
organiſa=
toriſche Neuorientierung der Beamtenſchaft unter Auflöſung des
Beamtenbundes erfolgen müſſe, daß das Ziel die Bildung einer
Lehrerorganiſation vom Volksſchullehrer bis zum Hochſchullehrer
mit nationalſozialiſtiſcher Führung ſei. Auf Befragen ſtellt der
ſeitherige Vorſitzende auch ſein Vorſtandsamt im Heſſiſchen
Be=
amtenbund ſofort zur Verfügung, tritt jedoch nicht als
Vorſtands=
mitglied des Reichsvereins zurück, da die heſſiſche
Vertreterver=
ſammlung nicht zuſtändig ſei. Deshalb wird ihm das Mißtrauen
ausgeſprochen.
Von dem ſeitherigen Vorſtand werden drei Mitglieder in den
vorläufigen fünfgliedrigen Vorſtand des Landesvereins gewählt,
darunter der nunmehrige Vorſitzende, Herr Gewerbelehrer
Schuchardt=Gießen, der nach Uebernahme des Vorſitzes den
Mitarbeitern ſeinen Dank ausſpricht und mit einem Sieg Heil
auf den Führer der Nationalſozialiſten die Verſammlung ſchließt.
Nach Abſingen des Horſt=Weſſel=Liedes findet die kurze,
eindrucks=
volle Tagung ihren Abſchluß.
— Deutſcher Offizierbund. Donnerstag, 6. April, Damen=
und Herrenabend 8 Uhr pünktlich im Reichshof. Vortrag
des Herrn Oberſt Lancelle. Eingeführte Gäſte willkommen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nichi Seantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
K. B. Der Urſprung des Hakenkreuzes, das zu den
älteſten Sinnbildern überhaupt gehört, iſt unbekannt: man kann
nur von den nachweislich älteſten Vorkommen reden. Für Europa
iſt das Hakenkreuz durch Funde aus Siebenbürgen und Beſſarabien
bis in die Jungſteinzeit, für Aſien, wo es in China und Japan
vorkommt, bis zur Mitte des 3. vorchriſtlichen Jahrhunderts
nachweisbar. In Afrika iſt es u. a. von Lederarbeiten des
Su=
dans und auf Holzplaſtiken im Kongogebiet bekannt, in Amerika
z. B. im Gebiet der alten Inkakultur. Seine Verbreitung iſt alſo
univerſal; unbekannt, iſt es bei den ſemitiſchen Völkern und
Auſtraliern. — Seine Bedeutungen ſind zahlreich. In Indien gilt
es als Glückszeichen, in Mexiko hat es die Bedeutung für
Jahres=
oder Sonnenumlauf, bei den Germanen hat man es als
Darſtel=
lung von Thors Hammer, als Bild der Sonne u. a. zu erklären
verſucht. Seine Ausdeutung als Symbol des Ariertums und
anti=
ſemitiſches Zeichen geht auf Guido Liſt (1910) zurück.
A. H. Die Renten für Unfälle aus der Zeit vom 1. Juli 1927
bis zum 31. Dezember 1931 werden um 15 v. H., die Renten für
die übrigen Unfälle um 7½ v. H. gemindert. Dieſe Vorſchrift
fin=
det keine Anwendung, ſoweit wegen der Gewährung der Renten
aus der Unfallverſicherung Bezüge des Berechtigten aus der
In=
validen=, der Angeſtellten= oder der knappſchaftlichen
Penſionsver=
ſicherung ruhen. Nach § 608 der Reichsverſicherungsordnung kann,
wenn in den Verhältniſſen, die für die Feſtſtellung der
Entſchädi=
gung maßgebend geweſen ſind, eine weſentliche Aenderung
ein=
tritt, eine neue Feſtſtellung getroffen werden. Sie werden ſich
deshalb an die Reichsbahngeſellſchaft als Trägerin der
Verſiche=
rung wenden müſſen, falls eine Verſchlimmerung des Leidens
ein=
getreten iſt.
W. W. Am 15. März 1923 waren 10 000 Papiermark gleich
2 Mark 06 Pf. in Gold.
W. 100. Für Erlaß des Zahlungsbefehls iſt das Amtsgericht
zuſtändig, welches für die im ordentlichen Verfahren erhobene
Klage zuſtändig ſein würde, wenn die Amtsgerichte in erſter
In=
ſtanz ſachlich unbeſchränkt zuſtändig wären. Wohnte der
Schuld=
ner zur Zeit der Darlehenshingabe in Darmſtadt, ſo kann auch
unterBetonungdieſes Umſtandes beim hieſigen
Amts=
gericht der Zahlungsbefehl beantragt werden.
Darlehensforde=
rungen verjähren in 30 Jahren.
F. L. 1. Ja, da auch der Untermieter Mieter iſt. 2. Aus dem
gleichen Grunde wie zu 1. 3. Dazu erſcheinen Sie nicht
ver=
pflichtet, wenn Sie beim, auch mündlichen, Abſchluß des
Miet=
vertrags dies nicht übernommen haben.
K. in O. 1. Das müßten Sie ſich in einer Verloſungsliſte
nachſehen laſſen oder eine bezügliche Anfrage an die
Reichsſchul=
denverwaltung in Berlin S., Oranienſtraße, richten. 2. Hier
wer=
den zweifellos neue Beſtimmungen ſeitens der neuen heſſiſchen
Regierung und auch der Reichsregierung zu erwarten ſein. 3.
Wen=
den Sie ſich an das zuſtändige Finanzamt.
Ein Abonnent. Wir bitten, den Briefkaſten in der
Num=
mer vom 30. März nachzuleſen.
Seite 4 — Nr. 93
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 3. April 1933
Aus Hefſen.
Das Befahren des Ginsheimer Alkrkeins
mit Kleinfahrzeugen.
Vielen Waſſerſportlern dürfte wohl der auf der Höhe von
Nackenheim abzweigende, gegen den Strom hin durch einen Damm
abgeſchloſſene Nebenarm des Rheins, der ſogenannte Ginsheimer
Altrhein bekannt ſein, der infolge ſeiner landſchaftlich reizvollen
Umgebung das Ziel ungezählter Erholungsſuchender iſt. Durch die
Ueberhandnahme des Verkehrs mit Kleinfahrzeugen auf dieſem
Altrheingewäſſer hat es ſich zum Schutze des Fiſchbeſtandes und zur
Aufrechterhaltung der Ordnung als notwendig herausgeſtellt, für
das Befahren des Ginsheimer Altrheins mit Kleinfahrzeugen
be=
ſondere Vorſchriften zu erlaſſen, die im Heſſiſchen Regierungsblatt
Nr. 3 von 1933 veröffentlicht ſind.
Im Intereſſe der Waſſerſportler, die ſich bei
Zuwiderhand=
kungen gegen die erlaſſenen Beſtimmungen nach § 366 Ziffer 10
des Strafgeſetzbuches für das Deutſche Reich ſtrafbar machen,
wei=
ſen wir hiermit auf die Beachtung der Vorſchriften beſondern hin.
Es dürfen hiernach Kleinfahrzeuge ohne eigene Triebkraft im
Gebiet des Ginsheimer Altrheins nur die Hauptrinne befahren.
Das Einfahren in die vor den Ufern liegenden Schilf= und
Weidengürtel, ſoweit ſie nicht vor von dem zuſtändigen
Waſſerbau=
amt Mainz kenntlich gemachten Anlegeſtellen gelegen ſind, iſt
ver=
boten. Das Anlanden an den Altrheinufern iſt alſo nur an dieſen
beſonderen Anlandeſtellen, und zwar auf eigene Gefahr geſtattet.
Die privatrechtliche Genehmigung zum Betreten von
Grund=
ſtücken wird hierdurch nicht erſetzt.
Fahrzeuge mit eigener Triebkraft dürfen nur den ſchiffbaren
Teil des Ginsheimer Altrheins, d. i. die Strecke von Mainz—
Ginsheim abwärts bis zur Mündung in den Hauptſtrom. befahren.
Hierbei darf mit keiner größeren Geſchwindigkeit als 12
Kilo=
meter in der Stunde gefahren werden. Die mit eigener Triebkraft
verſehenen Fahrzeuge müſſen ſo betrieben werden, daß fremde
Perſonen und Fahrzeuge weder gefährdet noch beläſtigt werden.
Uebermäßiges Gerauſch ſtarke Rauch= oder Dampfentwicklung ſind
zu vermeiden. Die Verunreinigung des Waſſers mit
Betriebs=
ſtoffen, insbeſondere öligen Flüſſigkeiten, iſt zu vermeiden.
Befreiungen von dieſen Beſtimmungen, die bereits am 1. März
1933 in Kraft getreten ſind, können auf Antrag von dem
Waſſer=
bauamt Mainz gewährt werden.
Von dem geſunden Sinn der Waſſerſporttreibenden muß
er=
wartet werden, daß dieſe Vorſchriften, die nicht ohne zwingende
Gründe erlaſſen ſind, ohne weiteres von jedem einzelnen von ſich
aus ſowie auch durch Einwirkung auf andere befolgt werden.
W. Heppenheim a. d. B., 1. April. Weiblicher Freiw.
Arbeitsdienſt. Der Freiwillige Arbeitsdienſt des Kathol.
Deutſchen Frauenbundes Heppenheim wurde am 18. März
be=
endet. Am Sonntag, den 19. März, fand eine Abſchlußfeier der
Arbeitsdienſtwilligen mit ihrer Führerſchaft und den
ehrenamt=
lichen Hilfskräften des F. A.D. ſtatt. Man bedauerte ſehr, daß
nun die Zeit des Auseinandergehens gekommen ſei. Der Kathol.
Deutſche Frauenbund hat ſich als Träger der Arbeit und des
Dienſtes ein außerordentliches Verdienſt erworben durch
mate=
rielle Hilfe ſowohl wie durch die Betreuung der arbeitsloſen
Mädchen. Es gewährt allen Beteiligten ſicher große Befriedigung,
zu wiſſen, daß in den 16 Wochen des F. A.D. für die
Hilfsbedürfti=
gen der Stadt Bedeutendes geleiſtet werden konnte.
Dk. Waldmichelbach. 1. April. Ausdem Gemeinderat.
In der geſtrigen Gemeinderatsſitzung wurde einſtimmig
beſchloſ=
ſen, aus Anlaß nationaler Erhebung des deutſchen Volkes dem
Herrn Reichspräſidenten Paul von Hindenburg und dem Herrn
Reichskanzler Adolf Hitler, das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde
Waldmichelbach zu verleihen und den freien Platz vor dem
Krie=
gerdenkmal in „Hindenburgplatz und die Karlsſtraße und
Bahn=
hofsſtraße in „Adolf=Hitlerſtraße” umzubenennen. Das
Abſtim=
mungsergebnis iſt ein Treuebeweis des hieſigen Gemeinderats zu
den Führern der nationalen Regierung, und es wurde von den
zahlreichen Zuhörern mit großer Begeiſterung aufgenommen.
e. Bad=Wimpfen, 1. April. Anläßlich der Ernennung, des
Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg zum Ehrenbürger
der Stadt Bad=Wimpfen lief nachſtehendes Dankſchreiben bei
der Bürgermeiſterei ein: „Sehr geehrter Herr Bürgermeiſter! Für
die Ehrung, die mir der Gemeinderat von Bad=Wimpfen durch die
Verleihung des Ehrenbürgerrechts Ihrer altehrwürdigen Stadt
erwieſen hat, ſpreche ich meinen aufrichtigſten Dank aus. Ich
nehme die Ehre gerne an und ſende Ihnen und meinen neuen
Mitbürgern meine herzlichen Grüße und meine beſten Wünſche
für die Zukunft der Stadt Wimpfen.”
Bm. Hofheim (Ried), 1. April. Auf Anlaß der Behörde
wur=
den hier im ganzen Ortsbereich alle Plakate, Flugblätter,
An=
ſchriften uſw. der SPD. und KPD. von den Häuſern,
Leitungs=
maſten, Zäunen uſw. entfernt. Zur Säuberung wurden
Ange=
hörige genannter Parteien herangezogen, welche unter Aufſicht
eines Gemeindebeamten dieſe Arbeit verrichten mußten. — Nach
einer gemeinſamen Beſprechung mit dem Vorſtand des Krieger=
und Soldatenvereins haben die Vertreter der Geſangvereine
Lie=
derkranz, Männergeſangverein, Evangel. Kirchengeſangverein,
Kathol. Kirchenchor „Cäcilia” und Sängerquartett ihre
Mitwir=
kung zu einem Maſſenchor beim 50jährigen
Stif=
tungsfeſt im Juni zugeſagt. Der Leiter des Maſſenchors wird
in aller Kürze gewählt werden.
KOLAMALT
das ideale Anregungsmittel
Db. Urberach, 31. März. Dienſtjubiläum. Am 1. April
ſind es 25 Jahre, daß der Friedhofswärter Johannes
Schwarz=
kopf 5. in ſeinem Amte tätig iſt. Seit ſeinem Antritt 1908 war
es ſein unermüdliches Beſtreben, dem Friedhof ein angenehmes
Aeußere zu verleihen, was ihm auch mit der Zeit der Jahre
voll=
kommen gelungen ſein dürfte. — In der letzten Zeit wurden in
der Ueberacher Gemarkung Wildſchweine beobachtet. Wie
die Tiere hierher gekommen ſind, ob irgendwo ausgebrochen oder
ſonſtwie, konnte noch nicht geklärt werden. Nachdem dieſe nun
ver=
ſchiedentlich in Aeckerlagen Wühlarbeit und dadurch Schaden
an=
gerichtet haben, unternahm man ſchon verſchiedene Jagden, die
jedoch bis jetzt erfolglos blieben.
Ah. Ober=Ingelbeim (Rheinh.), 1. April. Anſchlag auf
den Ober=Ingelheimer Bürgermeiſter. In den
ſpä=
ten Abendſtunden wurde auf den Bürgermeiſter von Ober=
Ingel=
heim Dr. Rückert ein ſchwerer Anſchlag verübt. Von bisher
noch Unbekannten wurden auf das Haus drei Schüſſe abgegeben.
Als ſich Dr. Rückert, der ſich in ſeinem Wohnzimmer befand, dem
Fernſprechapparat nähern wollte, um die Polizei zu alarmieren,
erfolgten drei weitere Schüſſe. Dieſe durchſchlugen die
Fenſter=
ſcheiben und gelangten direkt neben dem Fernſprechapparat an
ihr Ziel. Glücklicherweiſe blieb der Bürgermeiſter unverletzt. Die
Ermittlungen nach den Tätern wurden noch im Laufe des Abends
aufgenommen und am folgenden Tage fortgeſetzt. Es wird ein
Racheakt vermutet.
Nächklicher Skraßenraub.
Frankfurt a. M. Auf der Alten Brücke ereignete ſich in
der Nacht zum Sonntag ein ſchwerer Raubüberfall. Ein in den
50er Jahren ſtehender Arbeiter, der ſich auf dem Heimwege
be=
fand, wurde von bisher unbekannten Tätern überfallen und zu
Boden geſchlagen. Der Ueberfallene konnte ſich nochmals
auf=
richten und ſich zur Wehr ſetzen, wurde aber ſchließlich von den
Räubern beſinnungslos geſchlagen. Sie raubten dem am Boden
Liegenden ſeine Barſchaft von 17 RM. und eine goldene Uhr.
Paſſanten fanden ſpäter den Ueberfallenen und ſorgten für ſeine
Ueberführung in das Krankenhaus.
Raubüberfall in Wiesbaden=Biebrich.
Wiesbaden. Im Stadtteil Biebrich wurde am Sonntag
vormittag 4 Uhr ein ſchwerer Raubüberfall verübt. Mehrere
mas=
kierte Räuber überfielen die 54jährige Kolonialwarenhändlerin
Hedwig Richter in ihrem Schlafzimmer, preßten der Frau Watte
in den Mund und betäubten ſie mit Aether. Die Räuber ſtahlen
dann 200 RM. Bargeld, ſilberne Beſtecke. Schmuckgegenſtände und
hundert Schachteln Zigaretten. Bis jetzt fehlt von den Räubern
noch jede Spur.
Zwei vermißte Skifahrer in den Zillertaler Alpen
tot aufgefunden.
Innsbruck. Die Suche nach den beiden in den Zillertaler
Alpen vermißten Münchener Skifahrern, dem 25jährigen
Stu=
denten Hermann Stalf, einem Münchener Großkaufmannsſohn,
und ſeinem Begleiter, dem Studenten Mair, führte am Samstag
zum Erfolg. Eine aus Bergführern und Gendarmerie beſtehende
Expedition fand unterhalb des 3130 Meter hohen Schonbiehler
Horns die Leichen der beiden Münchener. Die beiden hatten
an=
ſcheinend ein Schneebrett abgetreten und waren von den
Schnee=
maſſen in die Tiefe geriſſen worden. Der eine war vollſtändig
be=
graben und wohl ſofort erſtickt. Sein Begleiter iſt aber auf
tra=
giſche und eigenartige Weiſe ums Leben gekommen. Er war nur
mit den Füßen im Lawinenſchnee begraben, während der
Ober=
körper und die Arme frei waren. Er war aber, während
Ober=
körper und Arme frei waren, durch das Seil mit ſeinem
Kame=
raden verbunden, und dieſes Seil ſchnitt ihm den Körper ſo ſtark
ein, daß dadurch ſein Tod herbeigeführt wurde. Der Unglückliche
hatte die Handſchuhe ausgezogen und anſcheinend verſucht, ſein
Taſchenmeſſer herauszuholen, um das Seil zu durchſchneiden.
Da=
zu war er aber nicht mehr fähig. Die Leichen konnten nur ein
Stück weit heruntergebracht werden und ſollen morgen weiter
transportiert werden.
Wetterbericht.
Obwohl der Luftdruck von Weſten her wieder angeſtiegen iſt,
bleibt das Wetter immer noch wechſelhaft. Die Zufuhr ozeaniſcher
Luft hält nämlich weiterhin an, ſo daß es neben wechſelhafter
Bewölkung auch zu vereinzelten Regenſchauern kommen wird.
Ausſichten für Montag, den 3. April: Teils wechſelnd wolkig,
teils aufheiternd. Neigung zu vereinzelten Schauern, noch
ziemlich kühl.
Ausſichten für Dienstag, den 4. April: Weiterhin bewölkt und
aufheiternd, Temperatur wenig verändert.
Haupfſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Spori: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Todes=Anzeige.
Gott hat es in ſeinem unerforſchlichen Ratſchluß
gefallen, am Samstag abend 9 Uhr meinen lieben
Gatten, unſeren guten Vater, Bruder, Schwager,
Onkel
Lokomotivführer i. R.
von längerem, ſchwerem, mit größter Geduld
er=
tragenem Le den, wohlverſehen durch den Empfang
der heiligen Sterbeſakramente, im Alter von
61 Jahren zu erlöſen.
In tiefem Schmerz:
Frau Margarete Reifenrath
geb. Schmitt
Martha Reifenrath
Ernſt Reifenrath
Griesheim b. D., den 2, April 1933.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 4. April
1933, nachmittags 3 Uhr, vom Sterbehauſe,
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 93 — Seite 5
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Süddeutſchland. — Endſpiele.
Abteilung 1: SV. Waldhof — Bayern München 1:0 (0:0).
Sppgg. Fürth — Phönix Ludwigshafen 2:0 (1:0).
1860 München — 1. FC. Nürnberg 1:1 (0:0).
FC. Kaiſerslautern — FK. Pirmaſens 1:3 (1:1).
Abteilung 2: Phönix Karlsruhe — Karlsruher FV. 3:1 (2:0).
FSV. Frankfurt — FSV. Mainz 05 3:0 (1:0).
Wormatia Worms — Eintracht Frankfurt 3:1 (3:0).
Union Böckingen — Kickers Stuttgart 0:0.
Um den Verbandspokal.
Main=Heſſen: VfR. Bürſtadt — Union Niederrad 0:3.
Kickers Offenbach — Sportfr. Frankfurt 6:9.
Rot=Weiß Frankfurt — SV. Wiesbaden 2:3.
VfL. Neu=Iſenburg — Fvgg. Mombach 2:0.
Fogg. Kaſtel — Germania Bieber 3:3.
Rhein=Saar: Boruſſia Neunkirchen — Spvgg. Mundenheim
1:3. Sportfr. Saarbrücken — Amicitia Viernheim 1:2.
„Württemberg=Baden: Germania Brötzingen —
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Karls=
ruhe ausgef. SC. Feuerbach — FC. Pforzheim ausgefallen.
Sppgg. Schramberg — FC. Mühlburg; kampflos f.
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berg. SV. Feuerbach — FC. Birkenfeld 2:1. Freiburger
FC. — VfB. Karlsr. 3:1. VfB. Stuttg. — SC. Freiburg 3:0.
Bezirk Bayern: ASV. Nürnberg — Schweinfurt 05:
kampf=
los für Nürnberg. SSV. Ulm — Teutonia München 1:4.
Wacker München — Ulm 94 ausgef. Schwaben Augsburg —
VfR. Fürth 1:2. Schweinfurt 05 — Germ. Nürnberg 2:1.
Aufſtiegsſpiele.
Gruppe Main: VfB. Groß=Auheim — Viktoria Aſchaffenburg
2:1. Blau=Weiß Bürgel — SV. Bonames 5:1. Sppgg. 03
Fechen=
heim — Sppgg. Griesheim 0:3. Gruppe Rhein: FG. Kirchheim
— TSV. Altrip 2:3. VfL. Neuſtadt — FG. Oppau 2:3. Sppgg.
Eberbach — SC. Kaiſerslautern 2:3. Gruppe Saar: Sppgg.
Idar — Viktoria St. Ingbert 2:2. Weſtmark Trier — VfB.
Dillingen 3:1. Hanſa Dudweiler — VfR. Pirmaſens 1:0. Gruppe
Württemberg: Sportfr. Stuttgart — Sppgg. Cannſtatt 6:2. SV.
Göppingen — SV. Reutlingen 1:1. Gruppe Baden: Sportfr.
Freiberg — FV. Daxlanden 3:2. FK. Konſtanz — FC.
Rhein=
felden 0:1. FC. Fillingen — Sportfr. Forchheim 5:3. Gruppe
Nordbayern: FSV. Nürnberg — Bayern Hof 3:0. FC.
Burg=
kundſtadt — TV. 1860 Fürth 1:1. Gruppe Südbayern: 1. FC.
Straubing — BC. Augsburg 4:0. VfR. Heidenheim — FC.
Luſtenau 3:0.
Privatſpiele.
Wacker München — DSV. München 2:2. Eintracht Trier —
Fola Luxemburg 3:3. FV. Saarbrücken — VfL. Neckarau 3:1.
Fußball im Reich.
Endſpiele in den DFB.=Landesverbänden.
Berlin: Viktoria 89 Berlin — Stettiner SC. (Sa.) 2:1.
Hertha=BSC. — Berliner SV. 92 2:2. Baltenverband: BuBV.
Danzig — Hindenburg Allenſtein 2:0. Pruſſia Samland
Königs=
berg — Preußen Danzig 2:0. Mitteldeutſchland (Vorſchlußrunde):
Polizei Chemnitz — Wacker Leipzig 4:3 n. Verläng. Fortung
Magdeburg — Dresdener SC. 0:6. Norddeutſchland (Runde der
Meiſter): Hamburger SV. — Arminia Hannover 1:2.
Ausſchei=
dungsſpiel: Eimsbüttel — Altona 93 4:1. Südoſtdeutſchland,
Kreis 1: Breslau 06 — Breslau 08 4:3. Beuthen 09 — Vorw.
Raſenſport Gleiwitz 5:1. Sprgg. Hoyerswerda — Kottbus 98 5:1.
Kreis 2: VfB. Liegnitz — SC. Jauer 2:2. Preußen Schweidnitz
— STC. Görlitz 2:11. Gelb=Weiß Görlitz — Waldenburg 09 2:2.
Berliner Fußball.
Poſtſportv. — Union Oberſchöneweide (Verbandsſpiel) 3:1.
Nord=Nordweſt — Tennisboruſſia 2:5. Adlershofer BC. —
Süd=
ſtern 1:2. Wedding — Spandauer BC. 5:4. Berolina LSC.
Minerva 93 1:5. Spandauer SV. — SC. Charlottenburg 2:1.
VfB. Pankow — Blau=Weiß 3:2. Spandauer SV. —
Tennis=
boruſſia (Sa.) 2:4.
Der erſte Aprilſonntag brachte in Süddeutſchland ein
launi=
ſches Wetter. Sonnenſchein wechſelte mit Regen, und ebenſo
launiſch ging es auch bei den Fußballſpielen zu. Beide Endſpiel=
Abteilungen lieferten große Ueberraſchungen. In der Abteilung I
ſchob ſich die Spitzengruppe noch näher zuſammen, ſo daß hier ein
außerordentlich packender Endkampf bevorſteht, und in der
ande=
ren Abteilung gab es ſogar einen Führungswechſel: Eintracht
Frankfurt mußte dem Lokalrivalen Sportverein weichen. Hier
fällt am nächſten Sonntag die Entſcheidung im Zuſammentreffen
der beiden Frankfurter Mannſchaften, die allein noch für die
bei=
den erſten Plätze in Frage kommen.
In der Abteilung 1: Nach Verluſtpunkten gerechnet, liegt
München 60 mit ſieben Verluſtpunkten immer noch am günſtigſten
in der Tabelle. Im folgen mit 9 Verluſtpunkten Fürth, mit je 10
Bayern München und 1. FC. Nürnberg, ſowie mit 11
Verluſt=
punkten Waldhof. Es kommen alſo dicht vor dem Abſchluß der
Spiele immer noch fünf Mannſchaften für die beiden erſten Plätze
in Frage. Ausgeſchaltet ſind bislang nur Phönix Ludwigshafen,
Pirmaſens und Kaiſerslautern,
Einkracht in Worms geſchlagen.
Wormatia Worms — Eintracht Frankfurt 3:1 (3:0).
Das Gaſtſpiel der Eintracht war für Worms ein Ereignis.
5000 Zuſchauer erlebten die Senſation einer 3:0=Halbzeitführung
für Wormatia und zudem den raſſigſten Endkampf der Saiſon.
Die Eintracht war allerdings nicht in beſter Form, ihr Sturm
enttäuſchte auf allen Poſten, und da Wormatia nicht nur mit
gro=
ßer Begeiſterung, ſondern auch mit guten Leiſtungen ſpielte, ſo
kam es zwangsläufig zu dieſer Niederlage. Gölz und Bitter
brach=
ten Worms ſchon vor der Pauſe 3:0 in Führung. Nach der Pauſe
wurde Eintracht zwar nach einigen Umſtellungen etwas beſſer,
aber die ganze Ausbeute der Frankfurter blieb ein Gegentreffer,
den Ehmer kurz vor dem Abpfiff erzielte.
Wormatia mußte wieder Völker und L. Müller erſetzen. Als
rechter Verteidiger ſpielte H. Müller aus der Reſerve erſtmalig
in der Liga. Die Frankfurter traten mit der folgenden
Aufſtel=
lung an: Schmitt; Schütz, Stubb; Gramlich, Leis, Mantel;
Trumpler, Behning, Ehmer, Dietrich, Lindner.
Eintracht hatte eine ebenſo mäßige, wie Wormatia gute erſte
Halbzeit. Die Frankfurter vermochten es nicht, gewiſſe Schwächen,
die ſich anfänglich in der Wormatia=Abwehr zeigten. auszunützen.
Die Halbſtürmer waren nicht auf dem Poſten, Lindner wurde
ſchlecht bedient und gut bewacht und Ehmer fiel als Schütze völlig
aus. Beim Stande von 1:0 für Worms ſchoß er einmal meterweit
am völlig leeren Tor vorbei. Wormatia kämpfte mit großer
Be=
geiſterung und hatte außerdem auch das moraliſche Plus, daß
ſeine Mannſchaft bereits nach 80 Sekunden 1:0 in Führung lag.
Fath hatte Schütz umſpielt, an Gölz vorgelegt und dieſer ſchoß
ſcharf unter die Latte. In der 28. Minute flankte Fath wieder
ſchön zur Mitte, Bitter war ſchneller am Ball als der Eintracht=
Tormann und ſchob leicht zum zweiten Treffer ein. Das dritte
Wormatia=Tor fiel vier Minuten vor der Pauſe. Stubb ſpielte
ſehr leichtſinnig, verlor den Ball an Bitter und dieſer konnte aus
hurzer Entfernung einſchießen. Die nach der Pauſe erwartete
Wendung ließ lange auf ſich warten. Eintracht wechſelte Behning
mit Ehmer und Dietrich mit Mantel. Aber auch nach dieſer
Um=
ſtellung wollte es noch nicht recht klappen. Wormatia hatte auch
weiterhin die beſſeren Chancen. Erſt gegen Schluß erkämpften ſich
die Frankfurter eine Ueberlegenheit, die auch in der 36. Minute
nach Flanke von Trumpler durch Ehmer zum einzigen
Gegen=
treffer führte.
Bei der Eintracht erreichte keiner der fünf Stürmer ſeine
Normalform. Matt war auch Leis. Die Verteidigung erreichte
erſt nach der Pauſe ihre gewohnte Form. Schmitt im Tor und die
beiden Außenläufer Gramlich und Dietrich waren noch die beſten
Kräfte. — Wormatia wuchs in allen Reihen zu einer
außerge=
wöhnlichen Leiſtung. Die beſten Kräfte waren A. Müller, Fath
und Gölz. Verſager gab es nicht.
Glöckler=Pirmaſens leitete das Spiel befriedigend.
Mainmeiſter ſchlägt Heſſenmeiſter.
Fußballſportverein — Mainz 05 3:0 (1:0).
Die 5000 Zuſchauer, die ſich zum Spiel der Meiſter von Main
und Heſſen am „Bornheimer Hang” eingefunden hatten, konnten
vor der Pauſe noch nicht erwarten, daß die Platzherren zu einem
ſo glatten 3:0= (1:0) Sieg kommen würden. Mainz lieferte vor
allem in der erſten halben Stunde, eine ausgezeichnete Partie.
Später ſetzte ſich dann allerdings FSV. mit ſeinem größeren
Steh=
vermögen und ſeiner reiferen Routine durch, ſo daß ſchließlich
auch der Sieg verdient war. Heldmann, J. May (Strafſtoß) und
Schlagbauer ſchoſſen drei Tore für Frankfurt. Mainz hätte einen
Gegentreffer verdient gehabt, es boten ſich auch genügend
Chan=
cen, jedoch ſchoſſen die Stürmer des Heſſenmeiſters nicht placiert
genug.
Pirmaſens erſter Sieg.
1. FC. Kaiſerslautern — FK. Pirmaſens 1:3 (1:1).
Der Kampf, der ſich in Kaiſerslautern vor etwa 3000
Be=
ſuchern zwiſchen den beiden Vertretern der Gruppe Saar
ab=
ſpielte, ſtand nicht auf einer allzu hohen Stufe. Vor der Pauſe
konnten die beiden Mannſchaften noch einigermaßen gefallen,
nach dem Wechſel jedoch fielen beſonders die ſtarken
Ermüdungs=
erſcheinungen auf beiden Seiten unangenehm auf. Die
Pirmaſen=
ſer haben ihren erſten Sieg verdient errungen, ſie zeigten das
beſſere Zuſammenſpiel und den größeren Eifer. Zängry erzielte
in der 20. Minute das Führungstor für Kaiſerslautern, das
wenig ſpäter Johanneſſen mit Bombenſchuß egaliſierte. Nach der
Pauſe ſtellten Johanneſſen und Wagner den Pirmaſenſer Sieg
ſicher. Fink=Seckbach leitete zufriedenſtellend.
Waldhof ſchlägt den deutſchen Meiſter.
SV. Waldhof-Bayern München 1:0 (0:0).
Vor 8000 Zuſchauern gab es auf dem Waldhofplatz in
Mann=
heim das ſchönſte Spiel, das während der Spielſaiſon in
den beiden Rheinmetropolen Mannheim=Ludwigshafen zu ſehen
war, Beſonders vor der Pauſe ſpielten die beiden Mannſchaften
einen ausgezeichneten Fußball, während man ſich nach dem
Wech=
ſel mehr auf eine harte Kampfesweiſe verlegte, wodurch das
Niveau des Spieles etwas zurückging. Als ſieben Minuten vor
Spielſchluß der Waldhofhalblinke Pennig mit raffiniertem Schuß
eine ſchöne Vorlage Herrmanns zum einzigen Treffer
verwan=
delt hatte und die Platzherren verſtändlicherweiſe die Deckung
verſtärkten, wurden die Bayern zwar überlegen, aber es langte
nicht mehr zum Ausgleich. — In Glaſer=Neckarſulm hatte das
Spiel einen ausgezeichneten Leiter.
Das Spiel ſelbſt war von Anfang an recht flott und bot eine
Fülle von techniſchen Feinheiten. Bei Waldhof fehlten immer
noch Spilger und Bretzing, für die Leiſt Verteidiger und Siffling
Mittelläufer ſpielten. Die Ueberraſchung des Tages war
Siff=
lings Spiel, der zwar Bretzing nicht ganz erſetzen konnte, aber
immerhin die beſte Mittelläuferleiſtung der „Bretzing=Erſatzleute‟
bot. Beſter Mann auf dem Felde war vor der Pauſe aber der
Bayern=Mittelſtürmer Rohr, der nur dank der allzu ſorgfältigen
Bewachung durch ſeine alten Bekannten nicht zum Erfolg kommen
konnte. Gut war auch die Verteidigung der Bayern, wo Bader
ſogar Haringer noch etwas übertraf. Auch die Waldhof=
Hinter=
mannſchaft ſpielte ausgezeichnet. Die beiden Stürmerreihen
hiel=
ten ſich etwa die Wage, ebenſo die Läuferreihen.
Schwer erkämpfler Sieg.
Sp.Vgg. Fürth—Phönix Lutwigshafen 2:0 (1:0).
Der erwartete Sieg der Fürther über Phönix Ludwigshafen
mußte ſehr ſchwer erkämpft werden, denn die Ludwigshafener
ent=
wickelten eine erſtaunliche Zähigkeit. Phönix war bedeutend
beſ=
ſer als in ſeinem ſeinerzeitigen Gaſtſpiel beim 1. FC. Nürnberg.
Die ganze Mannſchaft war in einer annehmharen und guten Form
und nur vor dem Tore fehlte die notwendige Entſchlußkraft. Der
Sieg Fürths war verdient, wenn auch die beiden Treffer nicht auf
gerade überzeugende Art fielen, denn der erſte reſultierte aus
einem von Leupold verwandelten Elfmeter, der zweite aus einem
Selbſttor eines Ludwigshafener Verteidigers. Der Kampf war
mit 1500 Zuſchauern nur ſehr ſchwach beſucht. — Schiedsrichter
Wacker=Niefern entſchied ſehr ſtreng und war oft außerordentlich
kleinlich.
Phönie pimmt Revguche!
Phönix Karlsruhe-Karlsruher FV. 3:1 (2:0).
Im Wildparkſtadion gab es am Sonntag vor 6000 Zuſchauern
endlich die Revanche des Phönir im Karlsruher „Derby” für die
beiden letzten unverdienten Niederlagen gegen den KFV. Sie
kam in vollkommen einwandfreier Weiſe zuſtande. Der Sieg war
für den Phönix um ſo wertvoller, als der KFV. in einer an ſich
recht guten Form ſpielte. Den Ausſchlag gab jedoch der ſchnellere
und energiſcher arbeitende Phönixſturm, der ſeine Mannſchaft bis
zur Pauſe bereits durch zwei Tore des Rechtsaußen Graß klar in
Führung gebracht hatte und nach dem Wechſel, als der KFV.
durch Seubert ein Tor aufgeholt hatte, den entſcheidenden dritten
Erfolg durch den Linksaußen Eichſteller erzielte.
„Löwen” gegen „Klub” unentſchieden.
1860 München — 1. FC. Nürnberg 1:1 (0:0).
12 000 Zuſchauer wohnten im Münchener Heinrich=Ziſch=
Sta=
dion dieſem für die Führung in der Abteilung I wichtigen Treffen
bei. Das Spiel nahm mit 1:1 einen verdienten und gerechten
Ausgang. Es litt außerordentlich unter dem ſtarken Wind, der in
jeder Halbzeit einer der beiden Mannſchaften ein weſentlicher
Bundesgenoſſe war. Während die Nürnberger in völlig
verän=
derter Aufſtellung erſchienen, beſtritten die Münchener den Kampf
in der gleichen Aufſtellung wie vor acht Tagen gegen Waldhof.
Nach torloſer Halbzeit, in der beiderſeits Chancen ausgelaſſen
worden waren, namentlich bei den Münchenern, gingen dieſe in
der zweiten Halbzeit durch Schäfer in Führung, die Sommer für
den „Klub” ausgleich. Bei dieſem 1:1 blieb es bis zum Schluß
des Treffens. Schiedsrichter Unverfehrt=Pforzheim war ein
ge=
nauer und umſichtiger Leiter des Treffens.
Schwache Leiſtungen!
Union Böckingen — Stuttgarter Kickers 0:0.
Sowohl in bezug auf die Leiſtungen als auch hinſichtlich des
ſeitens des Publikums gezeigten Intereſſes merkte man dieſem
Treffen an, daß ſich die Verbandsſpiele um die „Süddeutſche‟
ihrem Ende nähern. Nur 1500 Zuſchauer waren gekommen, und
dieſe Untentwegten erlebten eine Enttäuſchung. Sowohl die
Kik=
kers als auch die Einheimiſchen warteten nur mit ſchwachen
Leiſtungen auf. Namentlich die wieder völlig umgeſtellte Böckinger
Mannſchaft vermochte in keiner Weiſe die in ſie geſetzten
Erwar=
tungen zu erfüllen. Das Unentſchieden für die Union und damit
wenigſtens einen Punkt rettete Hengſteler im Böckinger Tor. Die
Unionſtürmer zeigten ſich unfähig, Tore zu ſchießen.
Der Unparteiſche, Höhn=Säflingen, leitete den Kaſipf
korrekt.
Die Pokalkämpfe in Main=Heſſen.
Da ſchon am Vorſonntag A./O. Worms ſeinen Pokalſieg im
Bezirk Main=Heſſen geſichert hatte, ſo kam den Spielen des 2.4.
keine beſondere Bedeutung mehr bei. In Frankfurt konnte der
SV. Wiesbaden die Rot=Weißen 3:2 ſchlagen und damit endgültig
den zweiten Tabellenplatz halten. Von den übrigen Reſultaten
des Sonntags verdienen noch der 6:2=Sieg der Offenbacher Kickers
über die Sportfreunde Frankfurt und der 3:0=Erfolg von Union
Niederrad in Bürſtadt Erwähnung.
Seite 6 — Nr. 93
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 3. April 1933
Danme des Matienontger Meistages.
*
Hundan im Meis Hariensutg.
Polizei Darmſtadt — SV. 38 Darmſtadt 1:0 (1:0).
FV. Sprendlingen — Rot=Weiß Darmſtadt 6:1 (4:1).
Union Darmſtadt — FV. Eppertshauſen 4:2 (2:0).
FC. 03 Egelsbach — Sportvgg. 04 Arheilgen 5:2 (4:1).
Privatſpiele:
Viktoria Urberach — Germania Pfungſtadt 0:2 (0:1).
SV. Münſter — SV. Niederroden 7:2.
Germania Oberroden — DJK. Oberroden 5:0.
Die Verbandsſpiele der Kreisliga am geſtrigen Sonntag
haben eigentliche Ueberraſchungen nicht gebracht, die Favoriten
haben ihre Spiele gewonnen. Immerhin macht es doch ſtutzig, daß
die Darmſtädter Polizei ihr Spiel gegen den Sportverein 98
Darmſtadt nur mit 1:0 heimbrachte. Es will bei den „Grünen”
nicht mehr recht klappen, und dieſe Tatſache ſtimmt bedenklich für
eventuelle ſpätere Kämpfe. Auffallend war der gute Beſuch des
Spieles. Der Fußballverein Sprendlingen gewann ſein letztes
Spiel, und zwar mit 6:1 recht deutlich. Damit hat Rot=Weiß
eben=
falls ſein letztes Spiel durchgeführt, Beſſer als Rot=Weiß erledigte
die Darmſtädter Union ihr letztes Spiel, indem ſie dem Fußball=
Verein Eppertshauſen mit 4:2 das Nachſehen gab. Der Sieg an
ſich bringt die Beſſunger zwar nicht vom vorletzten Platz fort,
bil=
det aber doch einen erfreulichen Abſchluß für die Jonier. Die
Sportvereinigung Arheilgen verlor ihr letztes Spiel, Egelsbach
blieb mit 5:2 überraſchend hoch in Front gegen die „Mühlchesleute‟
und hat ſich nun endgültig geſichert. Damit iſt in der Abſtiegsfrage
eine wichtige Entſcheidung gefallen: der SV. 98 kann Egelsbach
nicht mehr einholen und könnte im beſten Falle nur noch
Punkt=
gleichheit mit Münſter und Eberſtadt erreichen. Aber das wird
(gegen Walldorf) ſchwer halten. An der Spitze führt nun
Sprend=
lingen mit zwei Punkten und muß abwarten, wie die Polizei ihre
letzten Spiele erledigt. Wenn nicht alles trügt, wird die Polizei
bereits am Mittwoch gegen Egelsbach ſich zwei Punkte und damit
Sprendlingen einholen. Ein einziger Punkt aus zwei
ausſtehen=
den Auswärtsſpielen (Dieburg und Eppertshauſen) kann dann
der Polizei die Meiſterſchaft bringen. Und das ſollte wohl auch ſo
kommen.
Ueber die Privatſpiele iſt nicht viel zu ſagen. Pfungſtadt bot
in Urberach eine gute Leiſtung und gewann verdient, zumal
Ur=
berachs Angriff nicht in Fahrt kam. Die beiden anderen Spiele
zeigen klare Erfolge unſerer Kreisligiſten.
Der Tabellenſtand nach dem 2. April 1933.
24 SV. Münſter
Germania Eberſtadt 12 40:44 10 14 47:55 SV. 98 Darmſtadt 12 43:52 22 Union Darmſtadt 17 36:70 19 Rot=Weiß Darmſtadt 28 18 33:74 15
Polizei Darmſtadt — SV. 98 Darmſtadt 1:0 (1:0).
Zu dieſem wichtigen Spiel kamen gut 2000 Zuſchauer auf
den Polizeiſportplatz, um einen prickelnden Lokalkampf zu
er=
leben. Das Beſondere blieb aber aus, denn das Spiel trug
kei=
nen überragenden Charakter. Der Meiſteranwärter Polizei ſiegte
bei Glück mit dem knappſten aller Ergebniſſe; trotzdem die Elf
eine halbe Stunde deutlich das Feld beherrſchte, fehlte den
Zügen des Sturmes der Schlußeffekt. Für Auſſtiegskämpfe iſt
das ein Mangel, der beſeitigt werden muß, wenn nicht
Darm=
ſtadts Fußballgemeinde auch dieſes Jahr eine Enttäuſchung
er=
leben ſoll. Der Punktgewinn war kein Sieg in überzeugendem
Stil, denn die ſchwache Form von Müller, Seipp und der
Eigen=
ſinn Göbels in der zweiten Halbzeit, zerriſſen den ganzen
An=
griff, es fehlten infolgedeſſen der nötige Schwung und die
Präziſſion, um die Zuſchauer warm werden zu laſſen. Es war
meiſtens nur Stückarbeit, wobei Pfeiffer, Kaltwaſſer und Göbel recht
gute Momente hatten, aber ſonſt wirkte das Spiel wenig ſchmiſſig
und überzeugend genug. Ein großes Spiel lieferte die Polizei
nur in der Verbindung, und vor allem in der Abwehr.
Hau=
berger als Mittelläufer vernachläſſigte das Flügelſpiel, wodurch
die Flügelſtürmer ſich nie richtig entfalten konnten. Die meiſten
Tore fallen in der Regel nur bei rationellem Flügelſpiel. Hier
iſt Matthes unbedingt vorzuziehen. Es wäre ſicher kein
Fehl=
griff, wenn man in den noch ausſtehenden Kämpfen Matthes als
Mittelläufer und Hausberger wieder auf halblinks verwendet.
Der Mannſchaft fehlen nach dem Siege aus 3 noch ausſtehenden
Kämpfen 3 Punkte. Der Meiſtertitel ſollte ihr alſo nach
menſch=
lichem Ermeſſen nicht mehr zu nehmen ſein, denn vor weiteren
Fehlſchlägen gegen die Provinz, wird ſich die Mannſchaft ſchon
zu hüten wiſſen!
Sp. V. 98 hinterließ einen überzeugenden Eindruck. Die im
Vergleich mit der Polizei körperlich ſchwächere Elf iſt auf allen
Poſten jetzt gut beſetzt. Das Abwehrtrio ſchlug ſich tapfer. Die
brenzlichſten Situationen wußten die Verteidiger zu klären. Die
ſtarke Läuferreihe litt in der zweiten Halbzeit unter dem
Aus=
fall ihres Mittelläufers Schnegelsberger, der in der letzten
hal=
ben Stunde nur noch als Statiſt auf Linksaußen mitwirkte.
Durch dieſen Ausfall kam der körperlich ſchwächere Sturm nie
mehr zur richtigen Durchſchlagskraft. Recht gut waren Böhmer
und Mahr, die in der zweiten Hälfte immer wieder das
Polizei=
tor gefährdeten. Geher verſchuldete durch ſein rauhbeiniges
Spiel zahlreiche Strafſtöße. Schiedsrichter Weingärtner (
Offen=
bach) leitete das harte Treffen ſicher und korrekt.
In der erſten Spielhälfte iſt die Polizeimannſchaft
vorwie=
gend im Angriff. Kaltwaſſer ſchießt zweimal in ausſichtsreicher
Poſition den Torwächter an. Ein Bombenſtrafſtoß Kaſpars ſauſt
wider die Latte. Kurz vor Halbzeit erzielt Pfeiffer nach
wunder=
voller Vorlage Seipps den entſcheidenden Treffer, der von der
Latte ins Tor ſpringt. Nach Halbzeit flaut das Spiel ziemlich
ab und nur vorübergehend ſieht man ein Aufflackern des vor
Halbzeit gezeigten Kampfgeiſtes. Eine letzte Kraftanſtrengung
der 98er kurz vor Schluß kommt an der verſtärkten
Polizei=
deckung nicht vorbei. Es bleibt beim 1:0. — Reſerven ebenfalls
1:0 für Polizei.
FV. Sprendlingen — Rot=Weiß Darmſtadt 6:1 (4:1).
Auch zum letzten Verbandsſpiel gegen den Tabellenzweiten
mußte Rot=Weiß mit mehrfachem Erſatz antreten und konnte
ſo=
mit eine Niederlage nicht vermeiden. Bis Halbzeit lag
Sprendlin=
gen ſchon deutlich in Führung, während nach der Pauſe Rot=Weiß
etwas beſſer wurde und dadurch die Niederlage noch einigermaßen
erträglich halten konnte. Das Unverſtändliche bei dem Spiel war
daß es Sprendlingen trotz ſeines klaren Sieges nicht laſſen konnte,
die geſchwächten Darmſtädter während des ganzen Spieles recht
derb zu bekämpfen. Eine Elf mit ſolcher Spielkultur hätte dieſe
Sachen beſtimmt nicht nötig. Der Schiedsrichter, ein Herr aus
Hanau, bot eine ſehr ſchwache Leiſtung.
Nachdem nun für Rot=Weiß die Spiele beendet ſind, wird
man gut tun, die Elf in den kommenden Privatſpielen gut
einzu=
ſpielen, und für die nächſte Saiſon vorzubereiten, zumal es dem
Vorſtand auf dem Kreistag gelang, ſeinen Antrag auf Teilung des
Kreiſes durchzuſetzen, was den Verbleib in der Klaſſe bedeuten
dürfte. Die Alten Herren eröffneten mit einem Spiel gegen die
erſte Elf des hieſigen Poſtſport=Vereins ihre Saiſon und
gewan=
nen 2:0,
* Der Kreis Starkenburg im SF.=u.LV. hatte am Sonntag
die Vertreter ſeiner Vereine zum ordentlichen Kreistag in den
„Fürſtenſaal” berufen. Dieſem Ruf waren etwa 80 Prozent der
Stimmberechtigten gefolgt. Nach der Eröffnung und Begrüßung
der Vertreter der Behörden und der Preſſe gaben die einzelnen
Mitglieder der Kreisbehörde ihre Geſchäftsberichte, aus denen in
tereſſante Zahlen über die Entwicklung des Fußball=, Handball=
und Leichtathletik=Sportes zu entnehmen waren. Im allgemeinen
brachte die abgelaufene Geſchäftszeit eine ſportliche
Aufwärtsent=
wicklung, die insbeſondere auch dadurch eine Kennzeichnung
er=
fahren hat, daß gegenüber früheren Jahren in geringerem Maße
Strafmaßnahmen ergriffen wurden.
Der Bericht des Kreisſportwartes fand diesmal um deswillen
erhöhte Aufmerkſamkeit, weil er nicht nur die Bedeutung der
Leichtathletik im Kreis, in „Heſſen” und in Süddeutſchland und
Deutſchland klar umriß, ſondern auch darüber hinaus den
Ver=
einsvertretern nachdrücklich die Bedeutung der ſtaatspolitiſchen
Neuordnung für unſere national=deutſche Sportbewegung zur
ſtar=
ken Beachtung empfahl, beſonders im Hinblick auf die
Jugend=
arbeit des Verbandes.
Eine lebhafte Debatte löſten dann die aus Vereinskreiſen
ge=
ſtellten Anträge aus, nach welcher ſchließlich ein Antrag von
Rot=Weiß Darmſtadt angenommen wurde, der eine Teilung der
gerade in Starkenburg ſtarken Kreisliga (15 Vereine) in zwei
Gruppen vorſieht. Weiter wurde zur Weiterleitung an den
Ve=
zirkstag ein Antrag der Polizei angenommen, der eine Aenderung
des Handballfpielſyſtems durch Beſeitigung der bisherigen
Grup=
penteilung im Bezirk vorſchlägt.
Recht eindrucksvoll war die ſpontan erteilte einheitliche
Ent=
laſtung der Kreisbehörde, deren umfangreiches Arbeitspenſum
während der verfloſſenen Geſchäftszeit beſonders hervorgehoben
wurde, und deſſen ſegensreiche Erledigung lebhafte Anerkennung
fand. Vor der Neuwahl bat der verdienſtvolle Spielwart Wolff=
Pfungſtadt, von einer Wiederwahl ſeiner Perſon abzuſehen, ſo daß
der einmütige Wunſch des Kreistages, die bisherigen
Behörde=
mitglieder einheitlich wiederzuwählen, der Einzelwahl weichen
mußte. Dieſe führte unter Leitung von Sandoz=Arheilgen zur
ein=
ſtimmigen Wiederwahl von Schäfer=Groß=Gerau (Vorſitzender),
Heinz Lindner=Darmſtadt (Sportwart), Erlewein=Dieburg
(Jugendobmann), Mayer=Darmſtadt (Klaſſenleiter), und
Lohr=Sprendlingen (Jugendſpielleiter) Als Spielwart wurde
neugewählt Haardt=Darmſtadt, als Schiedsrichterbeiſitzer trat
für das neue Geſchäftsjahr Eberhard=Pfungſtadt in die
Kreis=
behörde ein. Nach Beſprechung verſchiedener Einzelfragen wurde
der Kreistag mit einem Hoch auf unſer deutſches Vaterland und
unſere deutſche Sportbewegung geſchloſſen.
Merck Darmſtadt — SV. 98 Darmſtadt 3. 3:2.
Die Fußballer des Merck=Sportvereins trugen am Sonntag
ihr drittes Spiel nach der Gründung aus und konnten es zu einem
Siege geſtalten. Als Gegner war die ſpielſtarke 3. Elf des SV. 98,
der diesjährige B=Klaſſenmeiſter, verpflichtet worden. — Die
Lilienträger traten leider nur mit 10 Mann an, gaben aber bis
Mitte der zweiten Halbzeit einen gleichwertigen Gegner ab, da
ſie bezüglich Technik und Taktik beſſer waren als die Merck=Leute.
— Das Spiel ſtand lange 2:2. In einem energiſchen Endſpurt
konnten die Gaſtgeber endlich das längſt verdiente dritte Tor
er=
zielen. Das äußerſt ſchnelle und faire Spiel wurde von Herrn
Krämer=Arheilgen gut geleitet.
Sportverein 1898 Darmſtadt (Jugend).
1. Junioren — Junioren Dieburg, hier, 3:1. 2. Junioren
Junioren Ober=Ramſtadt, dort, 7:0. — Die anderen Spiele fielen
aus, da Gegner nicht antraten.
Union Darmſtadt (Jun.) — Mainz 05 (Jun.) 3:2.
Es iſt immerhin bemerkenswert, daß ſich am Samstag abend,
alſo zu ungewohnter Stunde, auf dem Stadion des Sp.V. 98
eine anſehnliche Zuſchauerzahl einfand. Sie fahen ein
ſpannen=
des und an ſchönen Kampfmomenten reiches Spiel, das
beider=
ſeits ſehr anſtändig durchgeführt wurde. Die ſympathiſche
Gäſte=
elf hinterließ einen guten Eindruck und ihre Leiſtungen
ver=
rieten, daß ſie eine techniſch gute, flinke Mannſchaft iſt. Schiri
Müller=Griesheim gut.
Auch das Verbandsſpiel am Sonntag gegen Junioren
Mün=
ſter wurde trotz des anſtrengenden Samstagſpiels mit 5:1
ge=
wonnen. — 1. Jugend — 2. Jugend Polizei 2:1 (Pflichtſpiel).
Fr. Tgde. Darmſtadt — Frankfurt=Nord 4:1 (2:1).
Vor anſehnlicher Zuſchauermenge konnte Darmſtadt dieſes
Spiel für ſich buchen. Endlich ein Umſchwung. Immer wieder zog
Darmſtadt mit flacher Kombination vor des Gegners Tor und ſo
mußten Erfolge fallen. Frankfurt hatte im ganzen Spiel nichts
zu beſtellen. Hoffentlich hält die Formverbeſſerung der
Darmſtäd=
ter an und die Mannſchaft wird der kommenden Serie mit Ruhe
entgegenſehen können. — 1. Schüler Darmſtadt — 1. Schüler
Frankfurt=Nord 13:0 (6:0). — Ein techniſch hochſtehendes Spiel,
das Darmſtadts Schüler hier zeigten.
Starkenburgia Heppenheim Meiſter in Südheſſen.
SV. Horchheim — Starkenburgia Heppenheim 1:1.
VfL. Lampertheim — FV. Biblis 10:0.
Mit dieſem einen Punkt aus Horchheim iſt Starkenburgia
Heppenheim nun Meiſter des Kreiſes Südheſſen geworden. Die
Platzſperre über Biblis iſt aufgehoben worden.
Die Hocken=Ergebniſſe.
Silberſchild=Endſpiel in Hamburg: Norddeutſchland —
Bran=
denburg 2:3 (1:1).
Freundſchaftsſpiele: SC. Frankfurt 1880 — Wiesbadener
THC. 2:3. Damen: SC. Frankfurt 1880 — VfR. Mannheim 4:0.
Frankf. TV. 1860 — Eintracht Frankfurt 2:0. Damen: BSC.
Oberrad — TV. 1860 Fechenheim 0:1. Offenbacher Kickers
Offenbacher RV. 0:0. (Damen 0:6.) Höchſter HC. — TSG.
Höchſt 01 5:1. RV. Rüſſelsh. — Höchſter HC. 2:4. (Damen 0:2.)
Hanauer THC. — Stadtſportv. Frankfurt 1:2. Damen: Dunlop=
SV. Hanau — Stadtſportv. Frankfurt 0:0. Germania Mannheim
— TV. Frankenthal 2:1. TG. 78 Heidelberg — VfR. Mannheim
2:1. Damen: TV. 46 Mannheim — TV. Frankenthal 6:1. HG.
Nürnberg — TV. 46 Nürnberg 1:2. FV. 46 Mannheim — FV.
57 Sachſenhauſen 0:3.
Berlin wieder Silberſchildſieger.
Norddeutſchland in Hamburg 3:2 (1:1) geſchlagen.
Vor 3000 Zuſchauern ſtanden ſich in Hamburg bei ſchönſtem
Wetter und ausgezeichneten Platzverhältniſſen Norddeutſchland
und Brandenburg im Endſpiel um den Hockey=Silberſchild
gegen=
über. Es gab den erwartet heißen Kampf zweier durchaus
gleich=
wertiger Mannſchaften. Wenn die Siegespalme diesmal zum
achten Male in der Geſchichte des Silberſchildes nochmals
Bran=
denburg zufiel, ſo ſpielte dabei ſehr viel Glück eine weſentliſhe
Rolle. Berlins Tore ſchoſſen Richter (2) und Weiß, während der
Norden durch Jacob und Lockemann erfolgreich war.
Grün=Weiß Wiesbaden — SV. 98 Darmſtadt 5:2 (4:2)
Durch neuen guten Spielerzuwachs weſentlich verſtärkt, aber
widriger Umſtände halber leider nur mit 10 Mann ankretend,
trug die SV.=Mannſchaft ihr Rückſpiel in Wiesbaden a:s.
Wies=
baden war diesmal leicht überlegen und konnte ſich d rch glücklich
erzielte Tore für die erlittene 4:1 Vorſpielniederlag e revanchieren.
Rugby: BSC. 1899 Offenbach — Eintr icht Frankfurt 9:3.
Frankf. TV. 1860 II — Eintracht Frankfurt II 35;0. Heidelberger
RC. — SC. Frankfurt 1880 3:7 (0:0).
Skuktgarker Hallenſporkfeft.
Großer ſportlicher Erfolg.
Eine kurzfriſtig angeſetzte politiſche Kundgebung in
Stutt=
gart brachte es mit ſich, daß diesmal nur etwa 5000 Zuſchauer die
Stadthalle bevölkerten. Unter den Ehrengäſten ſah man als
Ver=
treter des württembergiſchen Staatspräſidenten, Miniſterialrat
Dr. Beißwenger, den Staatskommiſſar für Stuttgart, Ströhlin,
Oberbürgermeiſter Dr. Lautenſchlager ſowie den Eßlinger
Ober=
bürgermeiſter Lang von Langen. Nach dem wirkungsvollen
Ein=
marſch der Teilnehmer hielt von Halt, der Vorſitzende der
Deut=
ſchen Sportbehörde, eine kurze Anſprache, in welcher er darauf
hin=
wies, daß die Leichtathletik bewußt das Höchſtleiſtungs= und
Füh=
rer=Prinzip vertrete, daß aber das Spitzenkönnen ſich nur aus der
breiten Maſſe entwickeln könne. Er benützte auch die Gelegenheit
des 1. großen Wettkampfes ſeit dem 5. März, um dem
Reichspräſi=
denten von Hindenburg und dem Volkskanzler Adolf Hitler
ehr=
erbietige Grüße darzubieten. Dem Reichskanzler dankte er vor
allem für ſein begeiſtertes Einſetzen zur Förderung des deutſchen
Sportes. Mit einem Hinweis auf die Olympiſchen Spiele 1936,
bei denen hoffentlich die deutſche ſchwarz=weiß=rote Flagge am
Maſt wehen würde, ſchloß er ſeine Anſprache, worauf von den
An=
weſenden das Deutſchlandlied geſungen wurde.
Der ſportliche Teil war ganz ausgezeichnet. Schon zu Beginn
gab es eine Ueberraſchung, denn man hatte für Syring keinen
annähernd gleichen Gegner „auf dem Papier” entdeckt. Um ſo
freudiger war die Feſtſtellung, daß der junge Ulmer
Nachwuchs=
läufer Schwarz 2. bis zum letzten Viertel des Rennens als
Einziger dem Wittenberger hartnäckigen Widerſtand bot, ſich dann
allerdings glatt geſchlagen bekennen wußte. Ueber 1000 Meter gab
es den erwarteten ſcharfen Kampf, bei dem Dr. Peltzer den
immer in Führung liegenden Stuttgarter Paul erſt im Ziel knapp
ſchlagen konnte. Die heiß umſtrittene 4mal 400 Meter
Staf=
fel wurde von den Stuttgarter Kickers knapp gewonnen.
Der Sprinter=Zweikampf wurde eine ſichere Beute des
Olympioniken Jonath vor dem Kickersmann Scheck. Im
Hür=
denzweikampf kam der Olympiateilnehmer Welſcher=
Frank=
furt nicht in Schwung, in beiden Läuſen ſiegte der Zehnkämpfer
Sievert, der auch im Kugelſtoßen mit der ausgezeichneten
Leiſtung von 15,21 Meter ſiegte, vor Eberle (14,16 Meter) und
Lampert=Karlsruhe, einem kommenden Mann, deſſen Stöße
regel=
mäßig bei 14 Meter lagen. Den Hochſprung brachte Haag=
Göppingen mit 1,80 Meter vor dem Kickersmann Fliſter (1,80
Meter, durch Stechen entſchieden) an ſich. Sievert ſiegte auch im
Dreikampf vor Eberle. In der 3mal 1000 Meter=
Staf=
fel ſiegten überraſchend die Stuttgarter Kickers vor dem in
die=
ſer Saiſon ungeſchlagenen Tv. Wittenberg. — Im
Rahmenpro=
gramm gab es ein intereſſantes Handballſpiel, in dem die
Kickers über den Militärmeiſter Sportfreunde Tübingen glatt zu
einem 6:0 Siege kamen. In der Schwerathletik zeigte die
ſogenannte 200=Pfund=Riege Stuttgarter Schwer=Athleten, vor
allem aber die Olympiateilnehmer Ismayr=München und Schäfer=
Stuttgart prächtige Leiſtungen.
Generalverſammlung des A.v.9.
Auf der General=Verſammlung des Automobil=Klubs von
Deutſchland in Berlin wurden der Präſident Herzog Adolf
Friedrich zu Mecklenburg und die bisherigen Vizepräſidenten
Baron v. Brandenſtein, Major a. D. Szermak und C. O. Fritſch
wiedergewählt. Für Dr. v. Meiſter, der gebeten hatte, von ſeiner
Wiederwahl abſehen zu wollen, wurde Dr. Max Ilgner gewählt.
Hinſichtlich der Abhaltung des Großen Preiſes von Deutſchland
wurde beſchloſſen, die Veranſtaltung nicht am 23. Juli auf dem
Nürburgring, ſondern am 1. Oktober, dem im internationalen
Sportkalender vorgeſehenen Termin, auf der Avus abzuhalten.
Für die Durchführung des Großen Preiſes im Jahre 1934
iſt wieder der Nürburgring als Austragungsort in Ausſicht
genommen.
Der Radſpork des Sonnkags.
Der erſte April=Sonntag brachte auf offenen Bahnen im
Rab=
ſport ſchon lebhaften Betrieb, ſowohl im Auslande als auch im
Inlande gab es die erſten Premieren, die allerdings durch das
ſchlechte Wetter etwas beeinträchtigt wurden.
In Hannover zeigte ſich der Lokalmatador Erich Möller
als ſtärkſter Fahrer, er gewann zwei Läufe und wurde im dritten
nur knapp von Krewer geſchlagen. In den Fliegerrennen war der
Kölner Richter eine Klaſſe für ſich.
In Leipzig ſtartete erſtmals die deutſche National=
Mann=
ſchaft, in der ſich nach den ſonntäglichen Ergebniſſen auch der
Frankfurtere Gleim befindet. Bei den Stehern ſiegte im
Geſamt=
ergebnis der Chemnitzer Schindler nach dem Gewinn zweier
Läufer ſicher vor Hille und Schäfer=Frankfurt.
Auf der Landſtraße gab es ebenfalls zahlreiche
Wettbe=
werbe. Im Spurt entſchieden wurde das Rennen „Quer durch die
Lüneburger Heide” in Hannover. Der Exberufsfahrer Heide ſiegte
in 4,27,00 in Schumacher und Twiehaus. Köln=Münſter=Köln
ge=
wann der Dortmunder Siebelhoff in 3:34,02 ſicher vor Ebeling=
Aachen und Arentz=Köln Zu einem neuen Erfolge kam der Belgier
Schepers, der die 227 Kilometer lange „Rundfahrt durch
Flan=
dern” in 6:51,00 gewann.
Schieß=Spork.
SSC. Windmühle Dſtdt. — Polizei Mannheim 3759:3374 P.
Bei dem ſtattgefundenen Wettkampf in Mannheim ging die
Windmühl=Mannſchaft als ſicherer Sieger hervor. Mannheim war
durch dienſtliche Verhinderung benachteiligt, außerdem fanden ſie
ſich mit der großen 60=Schuß=Serie nicht zurecht. Darmſtadt holte
durch das gleichmäßige Schießen jedes einzelnen den großen
Vor=
ſprung heraus. Den Kampf leitete Schlenker=Karlsruhe; er
brachte es fertig, trotz der großen Schußzahl das Schießen in
kur=
zer Zeit durchzuführen. — Reſultate: Polizei Mannheim:
Eberle 583 Ringe, Moll 570 Ringe, Müller 564 Ringe, Geiſenhof
565 Ringe, Schey 546 Ringe, Heng 546 Ringe, zuſammen 3374
Ringe. Windmühle Darmſtadt: Gräf 646 Ringe, Ehrig 639 Ringe,
Rau 620 Ringe, Preſtel 620 Ringe, Stahl 619 Ringe, Schneider
615 Ringe, zuſammen 3759 Ringe.
Umgeſkallung des Organifakionskomikees für die
Olympiſchen Spiele 1936.
Das Nachrichtenamt der Stadt Berlin teilt mit: „
Oberbürger=
meiſter Dr. Sahm hat dem Organiſationskomitee für die 11.
Olympiade Berlin 1936 mitgeteilt, daß für die beurlaubien
Magi=
ſtrats itglieder Dr. Elſas, Nydahl und Dr. Wagner die
Staats=
keminiſſare Dr. Maretzky, Dr. Meinshauſen und
Vize=
pkäſident Kühn in den Vorſtand eintreten. Für den Werbe= und
Preſſeausſchuß werden auf Anregung des Staatskommiſſars Dr.
Lippert Dr. Krümmel, Dr. Bollmann und
Obſcher=
ningkat in Vorſchlag gebracht. Gleichzeitig hat der
Oberbürger=
meiſter darauf hingewieſen, daß er ſich die Benennung eines neuen
Oberkommiſſars für Dr. Liebrecht vorbehält.”
Die Turngemeinde Dieburg weilte bei
Frank=
furt 96 und mußte ſich eine knappe 9:10=Niederlage gefallen
laſſen.
Die Fußball=Verbände von Italien und der
Schweiz trugen am Sonntag einen Doppelkampf aus: in Genf
ſpielten die A= und in Novarra die B=Mannſchaften. In beiden
Spielen blieben die Italiener ganz überlegen Sieger. Beim Spiel
in Genf blieben die „Azumiris” vor 22 000 Zuſchauern mit 3:0
(1:0) erfolgreich, und noch leichter, nämlich mit 5:0 (1:0) gewannen
ſie das Spiel der B=Mannſchaften.
Montag, 3. April :933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 93 — Seite 7
Porkämpfe der Handballer.
Die 25B. Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Privatſpiele: Haſſia Bingen — FSV. Frankfurt 5:12. Rot=
Weiß Frankfurt — Turnerſchaft Heddernheim 9:4. Tgm.
Praun=
beim — Polizei Frankfurt 6:5. TSG. Höchſt 01 — Reichsbahn=
TSV. Frankfurt 6:11.
Endſpiele im Reich.
Brandenburg: Greif Stettin — Polizeiſportv. Berlin 5:12.
Frauen: Preußen Stettin — SC. Charlottenburg 1:9.
Nord=
deütſchland: St. Georg Hamburg — Polizei Hamburg 9:9.
Poli=
zei Schwerin — Polizei Hannover 6:9. Viktoria Hamburg —
Germania Leer 5:1. Mitteldeutſchland (Vorſchlußrunde): Runde
der Meiſter: Sportfreunde Leipzig — Polizei Burg 7:10. Polizei
Weißenfels — Brandenburg Dresden 9:4. Runde der Zweiten:
Olympia Magdeburg — Sppgg. Leipzig 8:7 n. Verl. Gutsmuts
Dresden — Polizei Halle 3:7. Frauen: SC. Weimar — Fortuna
Leipzig 3:2. Poſt Magdeburg — Halle 98 3:1. Südoſtdeutſchland:
Boruſſia Carlowitz — Polizei Kottbus 9:5. Frauen: Reichsbahn
Breslau — Preußen Glogau 2:1.
*
Mandoalt in der 9.2.
Eigener Bericht des „Darmſtädter Tagblatt”.
Kreisſpiele: Gruppe 1: Obernburg—Fechenheim 4:4 (3:2);
Offenbach—Aſchaffenburg 7:7 (4:4); Gruppe 2: Rüdesheim
—Malſtadt 6:5 (3:2); Grurppe 3: Obermendig—Algenrodt
3:4 (1:4).
Mit dieſer Hartnäckigkeit in den Kreisendſpielen hatten die
wenigſten gerechnet. Zwei Unentſchieden und die beiden anderen
Spiele mit je einem Tore Unterſchied gewonnen. Hierbei
recht=
fertigte Rüdesheim ſeinen Ruf und die knappe Niederlage gegen
Herrnsheim wird erklärlich. Algenrodt hatte mit ſo viel
Wider=
ſtand in Obermendig nicht gerechnet. Intereſſant iſt die Tatſache,
daß Obermendig nach der Pauſe zwei Tore ſchoß, während
Algen=
rodt keines mehr fertigbrachte. In der erſten Gruppe iſt die
Vor=
runde beendet und es ergibt ſich folgende Tabelle;
Spiele gew. unent. verl. Tore Pkte.
18:14
Offenbach . ..
19:18
Aſchaffenburg . .
17:13
Fechenheim .
15:18
Obernburg .
Privatſpiele: Griesheim — SpVgg. Arheilgen 5:4 (3:2);
Büttelborn-Pfungſtadt 3:6 (0:3); Wolfskehlen—Bensheim
3:9 (2:7); Eberſtadt—Beſſungen 5:6 (3:3); Rotweiß
Darm=
ſtadt (DSB.)—Tgſ. 75 5:8 (0:8); SV. 98 Darmſtadt (DSB.)
—Tgde. 46 Darmſtadt 7:6 (3:4); Braunshardt-Nauheim
8:8 (6:4); Heppenheim-Lorſch 4:12; Schwanheim-
Bie=
besheim 6:2 (5:1); Gernsheim Tv.—D.J.K. 4:4 (3:2);
Münſter—Dietzenbach 9:4; Griesheim II.—Führerſchule des
Freiw. Arbeitsdienſtes 5:3; Eppertshauſen (DSB.)—Tv.
Groß=Umſtadt 12:4 (5:2).
Griesheim: Das Erſcheinen des Bezwingers von
Pfung=
ſtadt und TV. .Arheilgen hatte eine beträchtliche Zuſchauerzahl
an=
gelockt. Arheilgen war anfangs überlegen und führte bald 1:0,
dann 2:1. In raſchen Abſtänden folgten zwei Tore der Turner,
die jetzt das Feld beſſer beherrſchten. Nach der Pauſe vergrößerte
Griesheim den Vorſprung auf 5:2. Dann holten die Gäſte ein Tor
auf. Während vor der Pauſe große Verträglichkeit herrſchte, nahm
das Spiel ſpäter an Schärfe zu. Griesheims beſter Stürmer
Men=
neckes, im völlen Laufe durch den Gäſteverteidiger Lindenlaub
un=
fair angegangen, ſtürzte ſo unglücklich, daß er beſinnungslos vom
Platze getragen und ins Darmſtädter Krankenhaus eingeliefert
werden mußte. (Man ſprach in Gr. von einem
Wirbelſäulen=
bruch; doch hat ſich im Krankenhaus ergeben, daß er wohl nur
ſchmerzhafte Quetſchungen erlitt. Anm. der Red.) Weshalb
Schiri Zeunert=Langen zu dem Platzverweis keinen 13 Meter
ver=
hängte, blieb unverſtändlich. Wegen einer Geringfügigkeit kam
dann Klinger vom Platz. Arheilgen holte dann noch ein Tor auf,
und mit 5:4 war das Treffen beendet.
Büttelborn: Die Platzelf trat ohne Jungheim an.
Pfung=
ſtadt hatte mit ſeiner Aufſtellung eine glückliche Hand, und man
wird die Elf ſo ſtehen laſſen können. Ein ſchönes und feſſelndes
Spiel ſah bald die eine, bald die andere Elf im Vorteil. Den
Ausſchlag gab die größere Erfahrung der Gäſte. Grünig im Tor
wehrte glänzend, die Verteidiger Gräff=Wenner zuverläſſig; Becker
— erſtmals als Mittelläufer — bildete das Rückgrat der Elf. Der
Sturm ſchoß ſechs prächtige Feldtore. Die Leiſtung Büttelborns
ſoll keinesfalls geſchmälert werden. Wenn die Gäſte von einem
ihrer beſten Spiele ſeit langer Zeit ſprachen, ſo hat Büttelborn
zum mindeſten ſtandgehalten, wenn es auch vor dem Tore
manch=
mal haperte. Avemarie=Griesheim pfiff; Büttelborn hätte manche
Entſcheidung gerne anders geſehen.
Wolfskehlen: Es traf ſich unglücklich mit dem
Sänger=
tag, denn das Treffen gegen Bensheim hätte tatſächlich einen
guten Beſuch verdient gehabt. Die Gäſte hatten fünf junge Spieler
eingeſtellt, die nicht als Erſatz anzuſprechen waren. Dagegen merkte
man das Fehlen zweier Etatsmäßiger bei der Platzelf eher. Eben
nach dem Anpfiff hatte W. durch ſein blitzſchnelles Innenſpiel 1:0
die Führung. Der Bensheimer Standardverteidiger Köhler hatte
die Lage ſofort erfaßt und es gelang vornehmlich ihm, weitere
Erfolge W.s zu verhindern. Bei B. zeigten Kreutzer, Fleckenſtein
und Pfeiffer im Sturm ein beſtechendes Spiel, ſo daß die Partie
bei der Pauſe mit 7:2 für die Gäſte ſtand. Kurze Ausſprache unter
der Platzelf: „Der Sturm muß ſich die Bälle weiter hinten hölen
und nicht bringen laſſen‟ Die Ermahnung half, und man ſah
ein gleichwertiges Spiel bis zum Schluß. Hahn=Weiterſtadt pfiff
korrekt.
Eberſtadt: Die Beſſunger Gäſte ließen ſich weit beſſer an,
als am Vorſonntag. Vor der Pauſe hatte E. mehrere
Gelegen=
heiten, die nicht verwertet wurden, ſo daß mit 3:3 die Seiten
ge=
wechſelt wurden. Jetzt ließ ſich ein Vorteil der Gäſte nicht
ver=
kennen, ſo daß ihr knapper 6:5=Sieg in Ordnung geht.
Braunshardt: Ein ſchönes und wechſelſeitiges Spiel. Das
8:8=Unentſchieden entſpricht den Leiſtungen. Der Schiri gefiel,
wenn er auch einmal das rohe Angehen des rechten Verteidigers
der Platzelf nicht ſcharf genug ahndete.
Gernsheim: Der Lokalkampf hatte viele Zuſchauer
ange=
lockt. Wie es immer ſo iſt: Zuerſt vertragen ſich die Parteien gut.
Nach der Pauſe nehmen derartige Kämpfe meiſtens härtere
For=
men an, und ſo war es auch hier.
Schwanheim: Ein mageres Spiel. Platzelf mit 10, Gäſte
mit 9 Spielern, kämpften recht luſtlos. Die Ueberlegenheit der
Platzelf wird im Torverhältnis mit 6:2 entſprechend ausgedrückt.
TV. Bickenbach will zur DSB. übertreten?
Wie wir hören, will der diesjährige Sieger der Kreisklaſſe,
Bickenbach, zur DSB. übertreten. Verhandlungen ſollen bereits
begonnen haben. Das letzte Wort dürfte jedoch ſo raſch nicht
ge=
ſprochen werden. Jedenfalls ſcheint uns, daß in der Hauptſache
Verärgerung zu den Bickenbacher Erwägungen führte. Auf
Drän=
gen verſchiedener Vereine der Kreisklaſſe hin wurde gegen Ende
der Pflichtſpiele eine Sitzung abgehalten, die gegen Bickenbach
nichts Poſitives ergab. Seit zwei Jahren ſchleppt die Kreisklaſſe
nun ſchon einen Fall Bickenbach nach. Spiele, die in die
Pflicht=
runde gehören, wobei das Nichtantreten eines Gegners dieſen aus
der Klaſſe ausſchließt, wurden nicht ausgetragen. Unſeres
Er=
achtens hätte die zuſtändige Spielleitung den gewählten
Mittel=
weg, der keinem wehetun will, nicht gehen ſollen. Die derzeitige
Lage der Kreisklaſſe iſt tatſächlich trübe; der Meiſter trägt ſich mit
Uebertrittsabſichten, und die wohl ſtärkſte Elf der Griesheimer
iſt dem Abſtieg verfallen.
Handball im Odenwaldgau 9.T.
Herrnsheim — Groß=Zimmern 18:3 (10:1).
Den vorjährigen DT.=Meiſter Herrnsheim gegen Rückſpiel
zu verpflichten, iſt ein Spielabſchluß, den ſich wohl jeder Verein
wünſcht. Herrnsheim ſpielte in letzter Zeit ſtets mit Erſatz.
Dies=
mal war die komplette Elf zur Stelle. Sie ließ im ganzen Spiel
kein Jota nach und ſchoß Tore, ſoviel nur möglich waren. Bei
Groß=Zimmern fehlte der Mittelläufer Wiedekind, die
Außen=
läufer waren auch erſetzt, ſo daß die Abwehr kein geſchloſſenes
Ganze darſtellte. Schließlich hatte der Gäſtehüter beſtimmt nicht
ſeinen beſten Tag, denn bei etwas mehr Aufopferung hätte er
einige Tore verhindern können. Vor großer und begeiſterter
Zu=
ſchauerzahl führte der Meiſter Herrnsheim ein Spiel vor, dem
es an nichts mangelte. Man merkte es der Elf an, daß ſie harte
Spiele kennt und beſonders die Strafwurftaktik verſteht, auf die
der Schiri prompt hineinfiel. Doch die Platzelf verſtand es auch,
dieſe Würfe direkt oder abgeſpielt auszunützen Groß=Zimmern
iſt mit der Leiſtung ſeines Sturmes recht zufrieden. Ohne
Ver=
druß hielt die Elf das Spiel offen, und hierin liegt ein weiterer
Grund für die hohe Torzahl. Der Odenwälder Sturm ſchoß drei
ſchöne Feldtore und zwang die Herrnsheimer Abwehr zur
größ=
ten Aufmerkſamkeit. Im Feldſpiel zeigte die Platzelf kaum eine
Ueberlegenheit. Doch vor dem Tore leiſtete ſich Herrnsheim öfters
wahre Kunſtſtückchen, die nur in hartem Ueben zu erwerben ſind.
Zum Schluſſe meinte Groß=Zimmern, daß das Rückſpiel mit
kom=
pletter Mannſchaft keinesfalls zweiſtellig verloren gehen wird.
Rot=Weiß Darmſtadt — Tgeſ. 75 Darmſtadt 5:8 (0:8).
In dieſem Freundſchaftsſpiel an der Rheinallee war in der
erſten Halbzeit die Tgeſ. mit dem ſtarken Wind im Rücken ſehr
im Vorteil und leicht überlegen. Es ſah nach einer ſehr hohen
Niederlage für Rot=Weiß aus, denn die Gäſte lagen bis Halbzeit
mit 8 Toren in Führung, während bei Rot=Weiß rein gar nichts
klappte. In der 2. Halbzeit wendete ſich das Blatt, Rot=Weiß
drückt jetzt leicht und holte Tor auf Tor auf, während die Turner
trotz aller Anſtrengung keinen Erfolg mehr erzielten. Der
Vor=
ſprung war aber zu groß, ſo daß die Turngeſellſchaft mit 8:5
Toren als Sieger den Platz verlaſſen konnte. Das Spiel war
ziem=
lich hart, ſo daß der Schiedsrichter gegen Schluß mehrere Spieler
von beiden Vereinen vom Platz ſtellen mußte.
Sp.V. 98 Reſerve — Tgde, 46 Darmſtadt 7:6 (3:4).
Beide Mannſchaften waren in ſehr ſpielſtarker Aufſtellung
erſchienen und lieferten ſich einen ſchnellen, jedoch zu harten
Kampf. Bei beiderſeitig guten Leiſtungen war das Spiel
jeder=
zeit offen. — Sp.V. 98 1./2. Jgd. — Polizei 1./2. Jgd. 8:5 (8:0).
Sp. V. 98 Schüler — TG. 46 Schüler 2:3 (2:1).
Arheilgen — Fr. Tgde. Darmſtadt 1:7 (0:3).
Dieſe Begegnung hatte als Lokalderby auch die entſprechende
Härte aufzuweiſen, blieb aber noch annehmbar. Das Spiel war
ſtramm und ſchnell.. Der Beginn ſieht beiderſeitiges Abtaſten,
dann dominiert Darmſtadt und führt bis zur Pauſe 3:0.
Halb=
links, Halbrechts und Mittelſtürmer zeichnen der Reihe nach für
die Tore. Nach Wiederbeginn iſt Arheilgen beſſer in Fahrt. Das
Spiel wird härter. In gleichmäßigen Abſtänden erzielt D. die
nächſten 4 Tore, denen Arheilgen 1 Strafwurftor entgegenſetzt.
— Schiedsrichter ſehr nachſichtig.
Mti dem geſtrigen 2:1=(1:1)=Sieg Pfungſtadts über Ober=
Roden iſt Darmſtadt Kreismeiſter geworden. Denn D. kann in
dem noch ausſtehenden Spiel in Ober=Roden nicht mehr eingeholt
werden. (D. 6 Punkte, O. 2 und Pf. 2 Punkte.)
Bootslacke
ee
(405b
Gebr. Vierheller
Schustergasse 74, Telefon 200
15. Deutſches
1 9 3. 3
Turnfeſt
Btuttgart
Der Siegerkranz.
Sieger auf Deutſchen Turnfeſten zu ſein, iſt eine ſehr hohe
Ehre für deutſche Turner. Wieweit ſich dieſe Ehrung auswirkt,
iſt außerhalb von Turnkreiſen in Deutſchland nicht ſo allgemein
bekannt, wie etwa in der Schweiz, wo ein „Kranzſieger” ein im
ganzen Lande gefeierter und hoch geachteter Mann iſt.
Bekannt=
lich hat die Schweizer Regierung dem Meiſterturner Miez, der
auf den Olympiſchen Spielen in Amſterdam den
Weltmeiſter=
titel im Turnen errang, ſogar den Profeſſorentitel verliehen. —
Mit den Schweizer Turnfreunden verbindet den deutſchen
Turn=
feſtſieger auch die Tatſache, daß hier wie dort ein ſchlichter Kranz
und eine einfache Urkunde die einzigen äußeren Abzeichen ſind
für den heiß errungenen Sieg, und daß trotzdem die Ehrung
den Ruhm des Einzelnen bildet im Verein, Gau und Kreis über
viele Generationen hinweg. Die Namen der erſten Turnfeſtſieger
gar kennt der Turner „vom Fach” von Dutzenden von
Turn=
feſten auswendig. — Unter den Alten erhält ſich die Elite der
Turnfeſtſieger und der unentwegten Mitkämpfer als die treueſte
Turnergarde, die die Deutſche Turnerſchaft beſitzt.
Daß der einfache Siegerkranz der den Wert von ein paar
Pfennigen beſitzt, für Millionen Turner und Turnerinnen eine
ſo ungeheure Anziehungskraft beſitzt, jedenfalls eine
unvergleich=
lich größere als der ſchonſte und (ſtofflich!) wertvollſte „Pokal”
oder „Becher”, iſt der untrüglichſte Beweis für die Erhaltung des
guten turneriſchen Geiſtes, wie er die Turner ſchon zu Jahns
Zeiten auszeichnete. Es zeigt aber auch daß die turneriſche
Ge=
meinſchaft heute nicht nur ein Wunſchbild iſt, ſondern eine höchſt
handgreifliche, lebendige Tatſache. Denn nur durch den Geiſt
der Gemeinſchaft wird die ſchlichte Handlung der Siegerehrung,
wird der einfache Siegerkranz zu einem höchſt erſtrebenswerten
Ziel. — Darin, daß der Siegerkranz ein ſchönes Ziel, aber nicht
das Ziel der turneriſchen Tätigkeit iſt, ſpricht ſich zugleich der
erzieheriſche Einfluß der turneriſchen Gemeinſchaft, der hohe
Geiſt der Ueberlieferung und der guten turneriſchen Geſinnung,
der unter den Turnern zu Hauſe iſt, aus. Turneriſche
Höchſt=
leiſtung ſoll ſich nämlich zugleich in Gemeinſchaftsarbeit, in
Vor=
turnertätigkeit gemeinnützig auswirken.
Einem Siegerkranz gleich kommt die nicht minder ſchlichte
Ehrung der verdienten Turner durch Ehrenbriefe oder =urkunden,
wie ſie von den Turnkreiſen und der Deutſchen Turnerſchaft von
Zeit zu Zeit vorgenommen wird. Hier iſt es nur ein einfaches
in der Regel handſchriftlich ausgearbeitetes Schreiben, das meiſt
bei Gelegenheit von beſonderen Feſten oder Veranſtaltungen von
Turnerführern überreicht wird. Wer derartige Ehrungen kennt,
weiß, daß für den Geehrten ein ſolcher Tag ein Feiertag iſt, der
ſein ganzes ferneres Leben übergoldet. — Die Inhaber der
Ehrenurkunde der DT. gar, von denen es nur wenige Dutzende
gibt, die „Pour=le=Mérite=Turner”, genießen unter den deutſchen
Turnern die allergrößte Hochachtung. Beim 15. Deutſchen
Turn=
feſt in Stuttgart zählen ſie wie bei allen Turnfeſten zu den erſten
Ehrengäſten.
Fuchsjagd des SV. 98 Darmſtadt.
Die Jung=Leichtathleten des SV. 98 Darmſtadt trafen ſich
am Samstag zu einer luſtigen Fuchsjagd im Stadion am
Böllenfalltor. Zwei Füchſe wurden von dort in die herrlichen
Wälder der Umgebung abgeſchickt (Schulze=Vögler). Die ſpäter
abgelaufene Meute hatte immerhin eine recht anſtändige
Lauf=
leiſtung zu vollbringen, bis ſie nach Dreiviertelſtunden an
ver=
ſchiedenen Punkten die beiden Füchſe einholen und auch fangen
konnte. Jedenſalls brachte auch dieſe Veranſtaltung den
Teiſ=
nehmern der A/B=Jugend in ihrem Verlauf viel Freude.
Schwerakhlekik.
Ldenwaldgaumeiſterſchaften im Mannſchaftsſtemmen
Darmſtadt 1910 Gaumeiſter 1933.
Die geſtrigen Meiſterſchaften des Odenwaldgaues im zweiten
Kreis des DASV. 1891 waren leider ſchwach beſchickt. Von den
vorjährigen Teilnehmern war nur die Turngemeinde Dieburg
vertreten, die im Verein mit dem hieſigen Kraft=SV. 10 der
Veranſtaltung das Gepräge eines Zweikampfes gab. Man hätte
gern geſehen, daß die beiden anderen Darmſtädter Vertreter,
der vorjährige Meiſter Athl. SV. 1895 und die Polizei, mit von
der Partie geweſen wären. Die Dieburger waren nicht der
Geg=
ner, der die Einheimiſchen zur Hergabe ihres ganzen Könnens
hätte zwingen können. Mit einem deutlichen Gewichtsplus von
375 Pfund holten ſich die Darmſtädter den Titel für 1933. Dieſe
Leiſtung iſt um ſo höher zu bewerten, da die diesjährigen
Uebungen ſchwieriger waren als im Vorjahre. Bisher waren
dieſe nach Wahl geſtattet, diesmal beſtänden ſie aus einem
Pflicht=Dreikampf, deſſen einwandfreie, Durchführung bedeutend
ſchwerer iſt. — Nachſtehend nun die Leiſtungen:
Darmſtadt 1910: Bantam: Borowſki: Einarm. Reißen
100, beidarm Reißen 115, beidarm. Stoßen 160, zuſammen
375 Pfund. Feder: Schwarz: 85, 115, 160, 360 Pfd. Leicht:
Winkel: 110, 130. 180 420 Pfd. Mittel: Scheffel: 110, 145,
195, 450 Pfd. Halbſchwer: Schmitt: 120, 145, 190, 455 Pfd.
Schwer: Veith: 125, 145, 190, 460 Pfd. Geſamt: 2520 Pfund.
Tgd. Dieburg: Bantam: Diehl: Einarm. Reißen 90,
beidarm. Reißen 100, beidarm. Stoßen 130, zuſammen 320 Pfo.
Feder: Lunkenheimer: 90, 110, 150 350 Pfd. Leicht: Kaiſer:
90, 135, 175, 400 Pfd. Mittel: Gutandin: 120, 160, — 280
Pfd. Halbſchwer: Fries: 110, 125, 170, 405 Pfd. Schwer:,
Breer 100, 120, 170, 390 Pfd. Geſamt: 2145 Pfd.
Kreuznach 03 und Eiche Hanau, die ſich geſtern 20:11.
trennten, vertreten den 2. Kreis des DASV. in den Kämpfen um
die Deutſche Meiſterſchaft.
Europameiſter im Halbſchwergewichtsboxen wurde der
Schwede John Anderſſohn, der in Brüſſel den Belgier Jack Etienne
knapp nach Punkten ſchlug.
Boxen.
Für die Endkämpfe bei den Deutſchen
Meiſter=
ſchaften der Amateurboxer, die am Montag abend
ſtatt=
finden, haben ſich in den einzelnen Gewichtsklaſſen die folgenden
Leute qualifiziert: Fliegen: Spannagel=Barmen, Weinhold=
Ber=
lin; Bantam: Ziglarſki=München. Beck=Düſſeldorf; Feder:
Tröb=
linger=Speyer, Käſtner=Erfurt; Leicht: Schmedes=Dortmund,
Leo=
pold=Berlin; Welter: Franz=Duisburg, Mahr=Breslau; Mittel:
Bernlöhr=Stuttgart, Hornemann=Berlin; Halbſchwer: Pletzſch=
Leipzig, Kyfuß=Gevelsberg; Schwergewicht: Vooſen=Köln, Holz=
Berlin.
Berliner Galopprenn-Premiere.
Die Berliner Galopprennſaiſon wurde am Samstag etwas
verſpätet wie üblich in Strausberg eingeleitet. Die kleine
Wald=
bahn, auf der eine Reihe von Verbeſſerungen vorgenommen
wur=
den, wies bei prachtvöllem Wetter einen ausgezeichneten Beſuch
auf, und die ſtark beſtrittenen Felder machten dem Püblikum den
Beſuch Strausbergs lohnend. Durch die Teilung des Straus=
Ausgleiches wuchs das Programm ſogar auf 8 Nummern an.
Wie ſtets am Premierentage, blieben auch einige Ueberraſchungen
nicht aus und ſorgten für die nötige Stimmung. Im übrigen
er=
ſchien in den einzelnen Prüfungen durchweg nur minderes
Mate=
rial am Start.
Rennen in Dresden.
Eröffnungs=Rennen. Verkaufsrennen, 2300 RM. 1100 Meter.
1. Coßmanns Campo Santo. Toto: 49; Platz: 20, 60, 26. 1—2.
Ferner: Boa, Donnergott, Eiland, Numantia, Vela. —
Wieder=
ſehens=Rennen: 2300 RM. 1200 Meter. 1. Scholz Vaſall (M.
Schmidt), 2. Südkirche, 3. Sintflut. Toto: 19; Platz: 11, 12.1 bis
2½. Ferner: Edeltanne, Dennoch. — Dreijährigen=Ausgleich:
Ausgleich III., Ehrenpreis und 2800 RM 1400 Meter. 1. Frau
Stohffs Roſella (Pudwig), 2. Maiflieder. 3. Mascotte. Toto: 82;
Platz: 31, 30, 35. 3—3. Ferner: Roman, Nr. 1, Mohrenland,
Bamberg, Limouſine, Baſtler., — Preis von Grimma. 2600 RM.
1900 Meter 1. Sandners Feldwebel (Reibl). 2. Bittſteller, 3.
Groll. Toto: 61; Platz: 26, 19. 1½—K. Ferner: Majordomus,
Teddy. — Reicker=Ausgleich. Ausgleich II. Ehrenpreis und 4200
RM. 1900 Meter. 1. Frau v. Opels Erländer (Narr). 2. Wiſa
Gloria II. 3. Madame Laffitte. Toto: 40; Platz: 17, 22. 22. K.
bis 1½. Ferner: Sopran, Feuerzauber, Pati, Kameradſchaft,
Helmbuſch, Chrysler, Henriette. — Maiden=Rennen. Für
Drei=
jährige, 2300 RM. 1100 Meter. 1. W. Kaufmanns Reißaus (
Hay=
nes). 2. Fundus. 3. Uhland. Toto: 62; Platz: 17. 19. 13. ½—K.
Ferner: Agent, Honorius, Kain, Roterberg. — April=Ausgleich.
Ausgleich III. 2300 RM. 1600 Meter. 1. Frau Ramms Honeska
(Ludwig), 2. Donnerkiel. 3 „Porcius. Toto: 98; Platz: 30, 32,
18. 2—K. Ferner Machiavel, Rodrigo, Altopold, Varro,
Vergiß=
meinnicht, Musketier, Firlefanz, Snatok. — Sieg=Doppelwette:
Feldwebel — Irländer 324:10.
Geſchäftliches.
Auf die heute nachmittag um 3 Uhr und heute abend um
8 Uhr beginnenden Kurſe für neuzeitliche Ernährung
ſei auch an dieſer Stelle noch einmal nachdrücklich hingewieſen.
Wir machen auch erneut darauf aufmerkſam, daß Karten nur im
Vorverkauf, und zwar in ſämtlichen Geſchäften des
Reform=
hauſes Braunwarth, zu haben ſind.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 3. April
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Werke von Lehar,
Puccini. Strauß, Juon. Suppé.
18.10: Dr. Bauer: Oliver Cromwell — Revolutionär und
Parla=
mentarier.
18.35: Engliſcher Sprachunterricht.
19.15: Zehn Minuten Deutſcher Almanach.
19.30: Frankfurter Oſthafen. Ein Hörbericht.
20.05: Zehntes Montagskonzert des Frankfurter Orcheſtervereins.
Ltg.: H. Rosbaud. Soliſt: E. Fiſcher (Klavier). Orcheſter:
Das Frankfurter Rundfunk=Orcheſter.
22.00: Zeit. Nachrichten Wetter Sport.
22.30: Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker,
Ltg.: H. Riſch. Mitw.: Margarete Wetter (Sopran). Am
Flügel: O. Senfert.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 3. April
15.00: Künſtleriſche Handarbeiten. Der Frühlingspullover,
15.45: Bücherſtunde: Revolutionen der Weltgeſchichte.
16.00: Der Reichskommiſſar für das Preuß. Miniſterium für
Wiſſen=
ſchaft, Kunſt und Volksbildung, Ruſt, ſpricht zur Lehrerſchaft.
16.30: Berlin: Kundgebung anläßlich der erſten Reichstagung der
Glaubensbewegung. Deutſche Chriſten.
17.30: Tägliches Hauskonzert Sudetendeutſche Muſik.
18.00: Stunde des Beamten.
18.30: Friedemann Bach. Einf. Worte Dr. Gerſtberger,
19.00: Dr. Schreyer: Der Dichter Hans Franck.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Unterhaltungskonzert. Kapelle Kirſchke.
20.00: Deutſche ohne Deutſchland. Heinrich von Kleiſt ein Hörſpiel
von Hans Franck.
21.30: Brandenburgiſches Konzert Nr. 3 in G=Dur Johann
Seba=
ſtian Bach. Kammerorcheſter des Deutſchlandſenders.
22.10: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Altenburg: Unterhaltungskonzert der Landestheaterkapelle
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8 — Nr. 93
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mantag, 3. Aprfl 1933
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
41)
Roman von H. A. von Byern
Nachdruck verboten!)
Trainer Robiezek prüfte noch einmal die Sattelgurte, klopfte
liebevoll den Hals des Goldfuchſes. Nicht eine Sekunde lang
hatten er und Szäbor den Hengſt verlaſſen, ſchliefen nachts in
der Box — beſſer vorgeſehen als nachbedacht!
Ganz Paris war hier verſammelt: Die Spitzen der
Repu=
blik, der Stadt, die Preſſe, alles, was zur Geſellſchaft zählte
oder zählen wollte, Prominente, Künſtler, Welt und Halbwelt.
Und auch von jenſeits des Kanals, aus dem Mutterlande des
Rennſports, hatten ſich die führenden Männer eingefunden:
Rennſtallbeſitzer, Züchter, Trainer Jockeis. Ein Tag, wie ihn
glanzvoller Longchamp, die ſchönſte Bahn der Welt, noch nie
geſehen hatte, der Tag des „Prix Arc de Triomphe‟.
Mit einem Gefühl herzbeklemmender atemraubender
Span=
nung blickte Annemarie hinunter auf die Tauſende und
Aber=
tauſende, die blitzenden Uniformen, ſah, wie durch einen Schleier
ſtarrende Linſen von Photographen, Ferngläſern und atmete tief
auf, lächelte, als ſie ſpürte, wie ſich Hanns=Joachims Rechte
be=
ruhigend auf ihre Hand legte.
Ein heller Fanfarenton. Ruckweiſe ſtiegen an dem
Fahnen=
maſt neben der Trikolore die Flaggen Deutſchlands, Amerikas,
Englands und Italiens empor, knatterten im aufkommenden
Winde. —
Wie Wellenwogen flutete es durch die Menſchenmaſſen hin,
brandete empor — — dann Totenſtille, als die Nummerntafel
hochgezogen wurde. — Winifred Atkinſon griff zum Opernglas
und las die klangvollen Namen der neunzehn Bewerber um den
500 000=Francs=Preis. Unwillkürlich nannte ſie halblaut
Num=
mer, Beſitzer, Pferd und Reiter derjenigen, die ſie am meiſten
intereſſierten:
1. Madame E. Harmswort 3jährige Stute „Tantine‟, 53½
Kilogramm, E. Chancelier;
2. Monſieur H. J. de Kreuth, Zjähriger Hengſt „Wiener
Blut”, 55 Kilogramm. A. Szäbor.
7. G. Blumenthal, 3jähriger Hengſt „Cogſtguard”, 55
Kilo=
gramm, F. Herve.
8 Madame Y. Valtier, 3jähriger Hengſt „Gloire de France”,
55 Kilogramm, J. Winkfield.
Die Buchmacher ſchrien, geſtikulierten, ſtrichen drei
Pferde=
namen auf den Tafeln aus — „Wiener Blut” „Gloire de
France”, „Blenheim‟ Die Wettluſt des Publikums flaute ſichtlich
ab, nur auf „Caſtel Nuovo”, „Lovelac” Tetrarque” und „Vatout”
kamen noch ein paar größere Outſiderabſchlüſſe.
Vom Waageraum her kamen die Jockeis, ſaßen auf.
„Achtung, Mesdames et Meſſieurs!”
Ueber den Köpfen der ſchiebenden, ſtoßenden
Menſchen=
maſſen ſchwankten die bunten Dreſſe bei den raumgreifenden,
ſtelzenden Schritten der Vollblüter, die das Geläuf betraten.
„Achim!”
Der neigte ſich herab, lächelte, hielt noch immer Annemaries
Hand:
„Mein Kleines, nun halte beide Daumen!“
„Ja, glaubſt’ denn . . .?!"
„Ich weiß es! Denn hier geht’s um mehr als um ſchmutzige
Banknoten, um deutſchen Sieg kämpfe ich und — — um mein
Glück — um dich!"
Drunten ſtiegen die Rennbahnbeſucher auf Tiſche, auf
Stühle, ein paar beſonders Begeiſterte erkletterten die Bäume,
hingen wie ſchwarze Trauben im Geäſt.
Winifred atmete haſtig, zerknüllte in einem Anfall plötzlicher
Nervoſität das Programm — — Himmel, war das aufregend,
zum erſtenmal die eigenen Farben, die ſchwarze Jacke mit weißen
Aermeln, am Start! Und nur Frau Joſefa ließ ſich nicht aus
der Nuhe bringen blickte ſtolz auf ihren großen Jungen und
das liebe, blonde Wiener Mädel an ſeiner Seite.
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ärztl. empfohl., wohlſchmeck. Gewichtsabnahme von 15—20 Pfd. in
Kürze. ℳ 1.50. (Verſtärkt 2.—), in Apoth. u. Drog. Verſuch überzeugt!
Tribünenparadel „Tantine” tänzelte kokett über den
oliv=
farbenen, Raſen, eine kleine, drahtige Stute mit viel
Tem=
verament.
Aufknatterndes Händeklatſchen in dem Trüpplein Deutſcher
— „Wiener Blut”! — „Wiener Blut”! Fingerdick ſprangen die
Adern am Hals des Hengſtes heraus, der ruhig, gelaſſen hart
an den Barrieren vorbeikam. Man ſtutzte war enttäuſcht Dieſer
knapp mittelgroße Goldfuchs ſollte das weltberühmte
Wunder=
pferd ſein? Der da hatte zweimal einen „Gloire de France” im
allergewöhnlichſten Handgalopp geſchlagen? Unmöglich! Und nun
der rieſige „Luvelac”, die hochbeinige, ſehr rennmäßig gemachte
„Starlight”, und „Blenheim”, der Sieger im „Epſom=Derby”—
„Ah!”
Schwarzbraun, mit breiter weißer Bläſſe ein Gigant,
mäch=
tige Gurtentiefe, das Modell eines Rennpferdes allerhöchſter
Klaſſe! Ein neuer Anſturm auf den Pari mutuel begann und
verſtärkte ſich noch, als nach „Coaſtguard” der Favorit „Gloire
de France” ſich dem Publikum präſentierte.
Yvonne Valtier winkte, lächelte, nickte, orkanartiger Beifall
— „Gloire de France”, Frankreichs Ruhm! Und unter all
den Zehntauſenden war in dieſem Augenblick keiner, der nicht
inſtinktiv gefühlt hätte: Dieſes Rennen hatte ſymboliſche
Be=
deutung, war kein Kampf der Pferde — nein Frankreichs
Eng=
lands Deutſchlands, Italiens Ehre ſtanden auf dem Spiel!
Und weiter — — weiter, wie in einem Kaleidoſkop zogen
die bunten Jacken der Reiter vorbei.
So ſtill war es, daß man den Wind im Fahnentuch rauſchen
hörte. Chancelier auf „Tantine” ſtartete zum Aufgalopp, einen
Herzſchlag ſpäter Szäbor auf „Wiener Blut”
Ganz tief flitzte „Wiener Blut” über den Raſen hin, eine
einzige gerade Linie von den Nüſtern bis zur wehenden
Schweif=
ſpitze, ſchien nur zu ſpielen — da hatte er auch ſchon die Stute
der Madame Harmsworth paſſiert, wurde aufgepullt, trabte an
den 2600=Meter=Start.
Yvonne Valtier war aufgeſtanden, ihre Hand, die das
Fern=
glas hielt, zitterte. Würde auch Winkfield ihre Reitordre richtig
verſtanden haben, die ſtrikte Weiſung den Sieg des deutſchen
Pferdes zu verhindern, um jeden Preis?! Und würde — ja
— würde — — der Einſatz — — das Vahanque=Spiel—
lohnen?!
Der Starter hob die Hand:
„Meſſieurs! Garde z vous! Numéro Quatre, Monſiem=
Haynes .. . re—tour, ſil vous plait!“
(Schluß folgt.)
A2
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für heute Montag, den 3. April 1933, abends pünktlich 8 Uhr, im
Städtischen Saalbau
ergebenst einzuladen und bitten um zahlreiches Erscheinen.
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorstandes.
Bericht des Anfsichtsrates.
—Bericht, des Gläubiger-Ausschusses.
Bericht des Verbandsrevisors:
2. Genehmigung der Bilanz nebst Gewinn- und
Verlustrechnung und Entlastung des Vorstandes.
3. Ergänzungswahl des Aufsichtsrates.
Es scheiden turnusmäßig aus die Herren
Hart-
mann, Spatz und Welz, die für die Dauer eines
Jahres nicht wieder wählbar sind.
Die Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung per 31.
De-
zember 1932 liegt in unserem Geschäftslokal zur
Einsicht-
nahme für die Mitglieder offen.
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Darmstadt, den 23. März 1933.
Der Vorstand:
Der Aufsichtsrat:
Willand Wiedemann.
Schneider, Vorsitzender.
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