Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 92
Sonntag, den 2. April 1933.
196. Jahrgang
21 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspfg.
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., ertiſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüſlung der
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träge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei Konkurd
oder gerichtlicher Beitreibung” fällt jeder Rabatt weg.
Bankkonto Deutſche Bank und Darmſtädter und
Nationalbank.
Die Bogkottbewegung.
Schlagarkiges Einſehen der Abwehr gegen die Greuelpropaganda. — Faſt überall Geſchäftsruhe.
Die ganze Akkion in Ruhe und Geſekzmäßigkeik verlaufen.
Der Boykokk.
Ein Plus für die Ralionale Bewegung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Samstag hat gezeigt, daß die von den
Nationalſozia=
liſten im ganzen Reich aufgezogene Abwehraktion gegen
die jüdiſchen Geſchäfte aus Anlaß der
aus=
ländiſchen Greuelpropaganda gegen
Deutſch=
land in allen Teilen tadellos funktioniert hat.
Im ganzen Reich ſetzte der Kampf ſchlagartig ein. Wo
die jüdiſchen Geſchäftsleute den Verſuch machten, die
Anord=
nungen durch Offenhaltung ihrer Geſchäfte zu durchkreuzen, trat
im Laufe des Tages faſt überall doch Geſchäftsruhe
ein, weil das Publikum den Hinweiſen der SA.=Poſten, daß
es ſich um ein jüdiſches Unternehmen handle, nachkamen. Auch
in Berlin
ſetzte die Aktion ſchlagartig ein. Ueberraſchend war eigentlich
nur, wieviel Geſchäfte im Zentrum und Weſten der Stadt
blockiert waren, ſelbſt Geſchäfte, von denen man bisher annahm,
daß die Inhaber keine Juden ſeien. Die Inhaber der einzelnen
Geſchäfte waren von den Nationalſozialiſten einzeln auf ihre
Raſſe und Religion hin durchgeprüft worden. An vielen
ge=
ſchloſſenen Geſchäften hatte man ſich damit begnügt, einen
Auf=
ruf der Reichsleitung der Propagandabewegung
anzukleben. Poſten waren vor dieſen Geſchäften bald
zu=
rückgezogen worden. Auch vor den Bürosder jüdiſchen
Aerzte und Rechtsanwälte ſtanden SA.=Poſten.
Ueberall ſtauten ſich am Samstag nachmittag nach Fabrikſchluß
die Neugierigen, die irgendwelche Senſationen erwarteten, die
jedoch überall enttäuſcht wurden, weil die ganze Aktion in
Ruhe und Geſetzmäßigkeit vor ſich ging. Zahlreiche
Wanderredner ſorgten für Aufklärung der Neugierigen.
Das Ergebnis des erſten Tages der Boykottes iſt ein
Plus für die Nationale Bewegung. Wir glauben
daher, daß dieſe Probe am Samstag genügt hat, und daß es
nicht mehr nötig iſt, nach dieſer Generalprobe am
Mittwoch vormittag zu einer Generaloffenſive
anzu=
ſetzen.
Die Boykotkbewegung im Reich.
Berlin, 1. April.
Der Boykott jüdiſcher Geſchäfte als Abwehrmaßnahme gegen
die jüdiſche Lügenhetze und Greuelpropaganda im Ausland hat
überall im Reich punkt 10 Uhr vormittags eingeſetzt. Vor allen
jüdiſchen Geſchäften und vor den Häuſern, in denen jüdiſche
Rechtsanwälte und Aerzte wohnen, haben SA.= und SS.=Leute
mit Plakaten Aufſtellung genommen, die das Publikum vor dem
Beſuch dieſer Geſchäfte warnen. Verſchiedentlich wurden
Käufer mit Pfuirufen bedacht und
photo=
graphiert.
Im ganzen Reich verläuft die Akkion in muſter=
Auder nilfe und Oflif.
In zahlreichen Städten hatten die jüdiſchen Geſchäfte ihre
Läden überhaupt geſchloſſen. Nur in Kiel iſt es zueinem
ernſten Zwiſchenfall gekommen. Aus dem
Möbel=
lager einer jüdiſchen Firma in der Kehdenſtraße wurde auf den
nationalſozialiſtiſchen Boykottpoſten geſchoſſen. Ein SA.=Mann
wurde ſchwer verletzt. Eine ſofort alarmierte SA.=Abteilung
gab daraufhin auf das Geſchäftslokal mehrere Schüſſe ab,
wo=
durch einige Schaufenſterſcheiben zertrümmert wurden, und
drang in das Gebäude ein. Bei der Durchſuchung wurde der
Täter entdeckt und verhaftet. Es handelt ſich um den Sohn des
jüdiſchen Möbelhändlers Schumm, den Rechtsanwalt und Notar
Schumm. Eine erregte Menſchenmenge verſammelte ſich vor dem
Polizeigefängnis, bevor der von dem Oberpräſidenten
angeord=
nete Abtransport des Rechtsanwalts Schumm ermöglicht werden
konnte. Die erregte Volksmenge drang in das Polizeigefängnis
ein, wo Schumm durch Revolverſchüſſe getötet wurde. Das ganze
entwickelte ſich ſo ſchnell, daß polizeilich der Vorgang nicht
ver=
hindert werden konnte. Die Menge drang auch noch in das
Geſchäft des Vaters des Rechtsanwalts Schumm ein und
zer=
ſtörte das Inventar.
Miniſter Goebbels warnk: „Nur keine Illuſionen.”
Die Nationalſozialiſtiſche Betriebszellenorganiſation (NSBO.)
Berlin veranſtaltete am Samstag nachmittag im Luſtgarten, aus
Anlaß des Boykotts, eine Proteſtkundgebung gegen die
Greuel=
nachrichten im Auslande. Die Hauptrede hielt Miniſter Dr.
Goebbels, der noch einmal in großen Zügen die
Ausfüh=
rungen ſeiner Rundfunkrede vom Vortage unterſtrich. Er erklärte
u. a., jene feigen Saboteure der deutſchen Freiheit, die 14 Jahre
ihr Vernichtungswerk am deutſchen Volke betrieben hätten, jene
Kriegsdienſtverweigerer und Räuber der deutſchen
Arbeiterfrei=
heit, alle jene wurzelloſen jüdiſchen Nomaden, die über ein
Jahr=
zehnt die nationale Ehre beſudelten, das Andenken an die
Front=
gefallenen ſchändeten, ſie hätten jetzt in London, Paris und New
York Zuflucht geſucht, um eine Hetzkampagne gegen den guten
deutſchen Namen zu inſzenieren und Deutſchland der Verachtung
preiszugeben. Haben wir denn nicht, ſo führte der Miniſter aus,
jenen Exiſtenzen gegenüber, die bei uns Gaſtrecht genoſſen,
Nach=
ſicht geübt, auf die ſie keinen Anſpruch mehr hatten? Heute
ſchwenkten die jüdiſchen Blätter um und marſchierten unter
ge=
dämpftem Trommelklang mit, in der Hoffnung, daß die
National=
ſozialiſten vielleicht nach dem Grundſatz handelten: „Alles
ver=
geben, alles vergeſſen!”. Man ſolle ſich keine Illuſionen machen,
die Leute ſeien nur zu gut bekannt, die die deutſchen
Weltkriegs=
gefallenen mit Dreck bewarfen. Unter den ſtürmiſchen Zurufen
der Maſſen wiederholte Dr. Goebbels dann noch einmal die
wahn=
witzigen Greuelmärchen, mit denen man das Ausland gegen die
deutſche Nation in den letzten Wochen aufzuhetzen verſucht habe.
Drei Tage Bedenkfriſt.”
UNB. Berlin, 1. April.
Als „Stimme zum Tag” ſprach am Samstag abend in der
Berliner Funkſtunde der nationalſozialiſtiſche
Landtagsabgeord=
nete Schulze=Wechtungen über die Boykottaktion. Er begründete
die Notwendigkeit der Aktion und erklärte dann, jetzt wolle
man dem Judentum drei Tage Bedenkfriſt geben. Es trage
damit ſein Schickſal in ſeiner Hand. Wenn das Judentum in
dieſen Tagen nicht ſofort aufhöre mit der Greuelhetze gegen
Deutſchland, dann werde man es an ſeinem Herzen, nämlich an
ſeinem Geldbeutel, packen, und es ſolange aus dem deutſchen
Wirtſchaftsprozeß ausſchalten, bis der deutſche Bauer und der
deutſcher Arbeiter, der deutſche Gewerbetreibende und der
deutſche Handwerker wieder frei ſei, damit endlich das Wort
Wirklichkeit werde: „Deutſchland dem Deutſchen!“
Aufklärungsarbeik einer Darmſtädter Sirma
im Ausland.
Die Firma Maſchinenbauanſtalt Venuleth u. Ellenberger,
Aktiengeſellſchaft Darmſtadt, iſt ebenfalls mit ihren Vertretern.
und mit ihr befreundeten Firmen in Frankreich, Belgien,
Spanien und Holland brieflich in Verbindung getreten, um ſich
gegen die Greuelpropaganda und die ausländiſche
Boykott=
bewegung gegen deutſche Waren einzuſetzen. In ihren Schreiben
wird ausgeführt, daß die Gerüchte über Mißhandlungen und
Vergewaltigungen von Volksgenoſſen, einerlei welcher Raſſe, als
erfundene Lügen anzuſehen ſeien, und daß es in Deutſchland
in den letzten Jahren nie ordentlicher und ruhiger hergegangen
ſei, als ſeit dem Antritt der nationalen Regierung. Der Wunſch
der neuen Regierung als auch der geſamten deutſchen Bevölkerung
ſei es, nur friedlich mit allen Völkern zu verkehren und der
Geſundung der Weltwirtſchaft nicht neue Hinderniſſe in den
Weg zu ſtellen. Die Firma richtet an ihre ausländiſchen
Ver=
bindungen die Bitte, ſich bei allen vorkommenden Gelegenheiten
mit ihren Beziehungen zur Regierungsſtellen, der Preſſe und
ſonſtigen maßgebenden Organiſationen für die Aufklärung über
die wahre Lage im Deutſchen Reich einzuſetzen und bittet um
Unterſtützung in dem Kampf gegen die lügenhafte
Greuel=
propaganda.
Aenderungen im Reichsverband
der Deukſchen Induſkrie.
Geheimrak Kaſtl beurlaubi.
Induſtriellen=Wirkſchaftspolikik unker
nakional-
ſozialiſtiſcher Führung.
TU. Berlin, 1. April.
Die NSDAP. teilt mit: Die nationale Revolution hat eine
entſprechende Anpaſſung der
Induſtriellenverbands=
politik erforderlich gemacht. Dr. Otto Wegner im
Verbin=
dungsſtabe der NSDAP. hat ſich deshalb am Samstag mit dem
Präſidium des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie in
Ver=
bindung geſetzt und folgende Beſchlüſſe erwirkt:
1. Als Vertrauensmann der NSDAP. wird Dr. Hans von
Lucke, als Vertrauensmann deutſchnationaler Wirtſchaftskreiſe
Al=
fred Möllers, Mitglied des Reichstages, der Vorſitzende des
Bun=
des für nationale Wirtſchaft und Werksgemeinſchaft, kommiſſariſch
in die Geſchäftsführung des Reichsverbandes der Deutſchen
In=
duſtrie aufgenommen.
2. Präſidium und Geſchäftsführung des Reichsverbandes
wer=
den in perſoneller Hinſicht umgeſtaltet.
3. Dem Urlaubsgeſuch des bisherigen geſchäftsführenden
Prä=
ſidialmitgliedes, Geheimrat Kaſtl, wird ſtattgegeben.
Mit dieſer beginnenden Aenderung der
Induſtriellenwirt=
ſchaftspolitik ſoll unſerer weltanſchaulichen Einſtellung zur
Wirt=
ſchaft Rechnung getragen werden. Die wirtſchaftspolitiſchen
Or=
gane der NSDAP. haben in Zukunft in allen induſtrie=
wirt=
ſchaftspolitiſchen Fragen aufs engſte mit unſerem neuen
Ver=
trauensmann in der Geſchäftsführung des Reichsverbandes
zu=
ſammenzuarbeiten und jegliches eigenmächtige Vorgehen
einzel=
ner Gruppen zu unterbinden.
In dringenden und wichtigen Fällen ſind die bisherigen
Wirtſchaftsbeauftragten der NSDAP. zur Herbeiführung einer
vorläufigen Entſcheidung befugt. Sie halten dauernde
Verbin=
dung mit unſerem Vertrauensmann im Reichsverbande der
Deut=
ſchen Induſtrie.
Die neuen Leiker des deutſchen Rundfunks.
WTB. Berlin, 1. April.
Nach der vor kurzem erfolgten Eingliederung des Rundfunks
in das Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda
ſind jetzt endgültig die Perſonalfragen geklärt worden. Als
Reichs=
rundfunkkommiſſar wird weiterhin Dr. Krukenberg amtieren. Zum
erſten Referenten und ſtellvertretenden Reichsrundfunkkommiſſar
des Reichsminiſters für Volksaufklärung und Propaganda wurde
Horſt Dreßler=Andreß, der Leiter der Hauptabteilung Rundfunk
in der Reichsleitung der NSDAP. berufen.
PDre TSoce.
Die zügelloſe und unerhörte Hetzpropaganda, die faſt im
geſamten Ausland gegen uns entfacht worden iſt, beleuchtet
deut=
lich unſere Lage in der Welt. Man braucht den vergifteten
Quellen dieſer Greuelpropaganda gar nicht einmal im einzelnen
nachzuſpüren. Die Tatſache, daß es faſt 15 Jahre nach dem
ſo=
genannten Friedensſchluß möglich war, ähnlich wie in den
Kriegsjahren ziemlich die geſamte öffentliche Meinung der Welt
gegen uns mobil zu machen, iſt der klare Beweis dafür, nicht
nur wie wenig die Welt Deutſchland und das deutſche Volk
kennt, ſondern auch dafür, wie wenig Verſtändnis man für uns
hat und haben will. Man kann es ſchließlich verſtehen, wenn
die Franzoſen in dem gegenwärtigen kritiſchen Stadium der
Abrüſtungsfrage nach Kräften jede Gelegenheit benutzen,
Deutſch=
land als den Störenfried der Welt hinzuſtellen, um dadurch
vielleicht für die franzöſiſche Außenpolitik peinlichen
Konſe=
quenzen zu entgehen. Man wird ſich nicht wundern können,
wenn die Trabanten der franzöſiſchen Politik im Oſten und
Südoſten Europas mit Begeiſterung in das gleiche Horn ſtoßen.
Völlig unverſtändlich aber bleibt es, wenn ſich gerade die
angel=
ſächſiſchen Länder zu Hauptträgern der Deutſchenhetze hergeben,
wenn die Regierungen dort es peinlichſt vermeiden, dieſer
phan=
taſtiſchen Hetzpropaganda irgendwie entgegenzutreten, trotzdem
politiſche und wirtſchaftliche Intereſſen ein ſolches Eingreifen
eigentlich erfordern würden. Repreſſalien ſind niemals ſchön.
Ein Kulturſtaat wird ſich zu ihnen immer nur ſchweren Herzens
entſchließen können, da ſie ſtets auch perſönlich Unbeteiligte
mit=
treffen. Wenn die deutſche Reichsregierung ſich in dieſem Fall
zu ſcharfen Repreſſalien entſchloß, ſo hat ſie dies ganz
offen=
ſichtlich in der Erkenntnis getan, daß bei einem weiteren
Zu=
warten die Vergiftung der Weltmeinung zu einer Gefahr für
den deutſchen Wiederaufbau werden mußte. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß das deutſche Volk die zu Kriegsbeginn von
unſeren Gegnern entfachte Greuelpropaganda in ihren
Aus=
wirkungen für uns verhängnisvoll unterſchätzt hat. Wenn man
daher jetzt von vornherein einen ſolchen gegen uns entfachten
Lügenfeldzug außerordentlich ernſt genommen hat, ſo iſt das nur
zu begrüßen. Ebenſo oder noch mehr zu begrüßen iſt es, daß
ſchon die Ankündigung ſcharfer Gegenmaßnahmen im Ausland
die erwünſchte Wirkung gehabt hat. Die Hoffnung iſt alſo
durch=
aus begründet, daß nach endgültiger Beendigung der
Deutſchen=
hetze im Ausland weitere Kampfmaßnahmen ſich erübrigen.
Im übrigen hat ja auch das Ausland genügend Gelegenheit
gehabt, ſich durch ſeine in Deutſchland weilenden Vertreter
da=
von zu überzeugen, daß all die Berichte über in Deutſchland
angeblich vorgekommene Greueltaten nichts weiter ſind als
bös=
willige Lügen, und ſo ſollte man erwarten dürfen, daß man
im Ausland, wenigſtens dort, wo man uns nicht ausgeſprochen
feindlich geſinnt iſt, jedes Wiederaufflackern der Deutſchenhetze
im Keim erſtickt. Gerade in den angelſächſiſchen Ländern ſollte
man ein Empfinden haben für die ſtarken politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Intereſſen, ſollte man ſich darüber klar ſein, daß
Konfliktsmöglichkeiten, wie ſie jetzt heraufzogen, eine gemeinſame
Bekämpfung der Wirtſchaftskriſis, die alle Länder in gleicher
Weiſe erſchüttert, völlig illuſoriſch machen würden. Die
Vor=
ausſetzung für den wirtſchaftlichen Wiederaufbau in allen
Ländern — das hat man doch allmählich wohl überall
ein=
geſehen — iſt die Beendigung des latenten Kriegszuſtandes, den
die „Friedensſchlüſſe” des Jahres 1919 geſchaffen, die
Wieder=
herſtellung einer politiſchen und wirtſchaftlichen
Gleichgewichts=
lage durch eine möglichſt raſche und gründliche Reviſion,
ins=
beſondere des Diktates von Verſailles. Daran, daß die deutſche
Reichsregierung an ihrer Forderung einer ſolchen Reviſion
unverrückbar feſthält und feſthalten wird, wird man ſich im
Ausland allmählich gewöhnen müſſen. Auch in franzöſiſchen
Regierungskreiſen ſcheint man ja erfreulicherweiſe die Dinge jetzt
etwas klarer zu ſehen, ſcheint man insbeſondere verſtanden zu
haben, daß man mit weiterer Vergewaltigung der deutſchen
Intereſſen in der zur Zeit wichtigſten Abrüſtungsfrage nicht
mehr durchkommen wird. Ueberflüſſig zu ſagen, daß für das
deutſche Reich von dem Ausgang des Ringens um die
Gleich=
berechtigung nicht mehr und nicht weniger als alles abhängt.
Um ſo erfreulicher iſt es, daß wir nach den Umwälzungen der
letzten Woche zu einer gewiſſen innerpolitiſchen Beruhigung
ge=
kommen ſind, die der Reichsregierung die Möglichkeit gibt,
nun=
mehr ihr umfangreiches Programm auf allen Gebieten in
An=
griff zu nehmen.
Einen Augenblick lang mußte allerdings der Braunſchweiger
Konflikt zwiſchen Nationalſozialiſten und Stahlhelm mit ernſter
Beſorgnis erfüllen. „Wenn wir”, ſo ſtellt der 1. Bundesführer
des Stahlhelm, Reichsarbeitsminiſter Seldte, mit vollem Recht
feſt, „die rieſigen Aufräumungs= und Aufbauarbeiten
durch=
führen wollen, um der Nation ein neues ſtattliches Haus zu
bauen, dann müſſen die Männer und Kräfte, die das Schickſal
durch die Entwicklung der letzten Jahre zuſammengeführt hat,
auch zuſammenhalten in treuer loyaler Kameradſchaft, wie wir
das aus dem Feld gewohnt ſind.‟ Der Stahlhelmführer hat
auch recht, wenn er weiter feſtſtellt, daß in dieſem Fall „Fehler
und Unzweckmäßigkeiten auf beiden Seiten gemacht worden
ſind”.
„.. Als die Führer des Stahlhelm=Gaues
Braun=
ſchweig=Stadt es zuließen, daß ſich geſchloſſene Formationen des
Reichsbanners zum Eintritt in den Stahlhelm anmeldeten, da
haben ſie entgegen den klaren Befehlen der Bundesführung
ge=
handelt. Sie haben fehlerhaft und politiſch bedenklich gehandelt,
weil dieſe Maſſenanmeldung geſchloſſener Schupoabteilungen
und großer Mengen bisheriger Marxiſten oder noch radikalerer
Elemente ſie über die wirkliche Abſicht der Anmeldungen hätten
aufklären müſſen.” „.. Es muß aber mit derſelben Offenheit,
mit der ich die Fehler meiner eigenen Kameraden zugegeben
habe, ausgeſprochen werden, daß das Verbot des
Landesver=
bandes nach der ganzen Sachlage nicht gerechtfertigt erſcheinen
konnte. Der Braunſchweiger Stahlhelm hatte unvorſichtig, in
keinem Fall aber böswillig gehandelt, ſo daß eine ſachliche
Ver=
anlaſſung zum Verbot nicht vorlag. Darüber hinaus iſt
natür=
lich noch auszuſprechen, daß Maßnahmen von Länderregierungen
oder nachgeordneten Behörden gegen Teile eines Bundes, deſſen
1. Führer in der Reichsregierung ſitzt, völlig unmöglich ſind,
bevor nicht der Bundesführung ſelbſt die Möglichkeit zur
Ab=
ſtellung etwaiger Beſchwerden gegeben worden iſt.” Es iſt
über=
aus erfreulich und beruhigend, daß durch ſofortiges Eingreifen
der Reichsregierung der Konflikt nicht nur lokaliſiert, ſondern
auch behoben werden konnte. Die Tatſache, daß man von Berlin
Sonntag, 2. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 92 — Seite 3
Die Gleichſchaltung der Parlamente.
Auflöſung ſänklicher Volksverkrekungen der Länder mit Ausnahme des neugewählten Preußenlandkags.
Neubildung auf Grund der Skimmenzahlen zur Reichskagswahl vom 5. Mätz.
Das Gleichſchaltungsgeſek.
Berlin, 1. April.
Das von der Reichsregierung beſchloſſene „Vorläufige Geſetz
zur Gleichſchaltung der Länder mit dem Reich” liegt nunmehr
vor. Es enthält vier Teile, und zwar „Vereinfachung der
Landesgeſetzgebung”, „Volksvertretungen der Länder” „
Gemeind=
liche Selbſtverwaltungskörper” und „Gemeinſame Beſtimmungen”.
Vereinfachung der Landesgeſetzgebung.
§ 1. Die Landesregierungen ſind ermächtigt, außer in den
in den Landesverfaſſungen vorgeſehenen Verfahren
Landes=
geſetze zu beſchließen. Dies gilt auch für Geſetze, die den in
Artikel 85 Abſ. 2 und 87 der Reichsverfaſſung bezeichneten
Ge=
ſetzen entſprechen. — Ueber Ausfertigung und Verkündung der
von den Landesregierungen beſchloſſenen Geſetze treffen die
Landesregierungen Beſtimmung.
s 2. Zur Neuordnung der Verwaltung, einſchl. der
ge=
meindlichen Verwaltung und zur Neuregelung der
Zuſtändig=
keiten können die von den Landesregierungen beſchloſſenen
Landesgeſetze von. den Landesverfaſſungen abweichen. — Die
Einrichtung der Geſetzgebenden Körperſchaften als ſolche darf
nicht berührt werden.
8 3. Staatsverträge, die ſich auf Gegenſtände der
Landes=
geſetzgebung beziehen, bedürfen nicht der Zuſtimmung der an der
Geſetzgebung beteiligten Körperſchaften. Die Landesregierungen
erlaſſen die zur Durchführung dieſer Verträge erforderlichen
Vorſchriften.
Volksverkrekungen der Länder.
§ 4. Die Volksvertretungen der Länder (
Land=
täge, Bürgerſchaften) werden mit Ausnahme des am 5. März
1933 gewählten preußiſchen Landtags hiermit aufgelöſt,
ſo=
weit dies nicht bereits nach Landesrecht geſchehen iſt. — Sie
werden neu gebildet nach den Stimmenzahlen,
die bei der Wahl zum Deutſchen Reichstag vom 5. März
1933 innerhalb eines jeden Landes auf die Wahlvorſchläge
entfallen ſind. Hierbei werden die auf Wahlvorſchläge
der Kommuniſtiſchen Partei entfallenden Sitze
nicht zugeteilt. Dasſelbe gilt für Wahlvorſchläge von
Wählergruppen, die als Erſatz von Wahlvorſchlägen der
Kom=
muniſtiſchen Partei anzuſehen ſind.
8 5. In den Ländern Bayern, Sachſen, Württemberg und
Baden werden den Wählergruppen ſoviele Sitze zugewieſen, als
die Verteilungszahl in der Geſamtzahl der für ihre
Wahl=
vorſchläge abgegebenen Stimmen enthalten iſt. Dabei wird ein
Reſt von mehr als der Hälfte der Verteilungszahl der vollen
Verteilungszahl gleichgeachtet. Die Verteilungszahl wird
feſtgeſetzt für Bayern und Sachſen auf je 40 000,
für Württemberg auf 22 000 und für Baden auf
21000.
S 6. In den übrigen Ländern darf die Zahl der Mitglieder
der neuzubildenden Landtage (Bürgerſchaften) die folgenden
Höchſtziffern nicht überſchreiten: Thüringen 59, Heſſen 50,
Hamburg 128, Mecklenburg=Schwerin 48, Oldenburg 39,
Braun=
ſchweig 36 Anhalt 30, Bremen 96, Lippe 18, Lübeck 64,
Mecklen=
burg=Strelitz 15, Schaumburg=Lippe 12. — Die den
Wähler=
gruppen hiernach zuſtehenden Abgeordnetenſitze werden nach
dem geltenden Landeswahlrecht ermittelt. Nach
Landeswahl=
recht feſtgeſetzte Verteilungszahlen werden indeſſen ſo erhöht,
daß die wie oben beſtimmte Höchſtzahl von Mitgliedern nicht
überſchritten wird.
8 7. Die Sitze werden den Bewerbern auf Grund von
Wahlvorſchlägen zugewieſen, die die Wählergruppen bis
ſpäte=
ſtens 13. April 1933 einzureichen haben. Zur Einreichung von
Wahlvorſchlägen ſind alle Wählergruppen befugt, auf deren
Wahlvorſchlag am 5. März 1933 Stimmen entfallen ſind. Dies
gilt nicht für die Kommuniſtiſche Partei und ſolche
Wähler=
gruppen, deren Wahlvorſchläge als Erſatz von Wahlvorſchlägen
der Kommuniſtiſchen Partei anzuſehen ſind. — Verbindungen
und Anſchlüſſe ſind nur inſoweit zuläſſig, als ſie bei der
Reichs=
tagswahl vom 5. März getätigt waren. — Wahlbewerbern, die
bis zum 5. März zur Kommuniſtiſchen Partei gehörten, werden
Sitze nicht zugewieſen.
8 8. Die neuen Landtage (Bürgerſchaften) gelten mit dem
5. März 1933 als auf vier Jahre gewählt. Eine vorzeitige Auf=
löſung iſt unzuläſſig. Dies gilt auch für den am 5. März
ge=
wählten preußiſchen Landtag.
8 9. Die Neubildung der Landtage (Bürgerſchaften) nach
dieſem Geſetz muß bis zum 15. April 1933 durchgeführt ſein.
§ 10. Die Zuteilung von Sitzen auf Wahlvorſchlägen der
Kommuniſtiſchen Partei für den Reichstag und den Preußiſchen
Landtag auf Grund des Wahlergebniſſes vom 5. März iſt
unwirk=
ſam. Erſatzzuteilung findet nicht ſtatt.
8 11. Eine Auflöſung des Reichstages bewirkt ohne weiteres
die Auflöſung der Volksvertretungen der Länder.
Gemeindliche Selbſtverwalkungskörper.
8 12. Die gemeindlichen Selbſtverwaltungskörper, auf welche
die Grundſätze nach Artikel 17 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung
An=
wendung finden, werden hiermit aufgelöſt. — Sie werden neu
gebildet nach der Zahl der gültigen Stimmen, die bei der Wahl
zum Deutſchen Reichstag am 5. März im Gebiet der
Wahlkörper=
ſchaft abgegeben worden ſind. Dabei bleiben Stimmen
unberück=
ſichtigt, die auf Wahlvorſchläge der Kommuniſtiſchen Partei oder
ſolche entfallen ſind, die als Erſatz von Wahlvorſchlägen der
Kom=
muniſtiſchen Partei anzuſehen ſind.
8 13. Bei den Vertretungskörperſchaften in der unteren
Selbſtverwaltung (Gemeinde= Stadträte uſw.) darf die Zahl der
Mitglieder die folgenden Höchſtziffern nicht überſchreiten: In
Ge=
meinden bis zu 1000 Einwohnern 9, bis zu 2000: 10, 5000: 12,
10 000: 16. 15 000: 20, 25 000: 24, 30 000: 26, 40 000: 29,
50 000: 31. 60 000: 33, 80 000: 35, 100 000: 37, 200 000: 45,
Neues Geſehwerk
über Bekriebsverkrekungen und wirtſchaftliche
Vereinigungen.
Berlin, 1. April.
Das Reichskabinett hat in einer Sitzung am Freitag den
Entwurf eines Geſetzes über
Betriebsver=
tretungen und über wirtſchaftliche
Vereini=
gungen angenommen, Artikel 1 gibt den oberſten
Landes=
behörden das Recht, für das Land, für einen Teil des
Landes oder für einzelne Betriebe die Betriebsrätewahl
bis längſtens zum 30. September auszuſetzen. In
dieſem Fall bleibt die alte Betriebsvertretung auch mit
ver=
minderter Mitgliederzahl im Amte, wenn nicht eine beſtimmte
Grenze unterſchritten wird. Erforderlichenfalls ernennt die
Be=
hörde neue Mitglieder.
Friſtloſe Enklaſſung
Has- der Milſchaifsendicher Berebsrie.
Das Geſetz ſieht ferner vor, daß einzelne
Betriebs=
vertretungsmitglieder wegen ſtaats=oder
wirt=
ſchaftsfeindlicher Einſtellung abberufen und
durch andereerſetzt werden können. Für die
Reichs=
verwaltung gelten Sondervorſchriften.
Artikel 2 des Geſetzes beſeitigt die
Monppol=
ſtellung, die im Reichsknappſchaftsgeſetz den
bisherigen ſogenannten anerkannten
Gewerk=
ſchaften verliehen worden iſt.
Artikel 3 des Geſetzes behandelt die Vertretung vor
den Arbeitsgerichtbehörden. Der Paragraph 11 des
Arbeitsgerichtsgeſetzes gibt den Mitgliedern der ſogenannten
300 000: 53, 400 000: 58, 500 000: 63, 600 000: 68, 700 000: 73.
von mehr als 700 000: 77. Die übrigen Vertretungskörperſchaften
der gemeindlichen Selbſtverwaltung ſind gegenüber ihrem
Be=
ſtand vor der Auflöſung (8 12) um 25 v. H. zu verkleinern.
8 14. Die beiden Wählergruppen nach 8 12 Abſ. 2
zu=
ſtehenden Sitze werden nach dem geltenden Landesrecht ermittelt.
Nach Landesrecht beſtehende Verteilungszahlen ſind entſprechend
feſtzuſetzen. Die Sitze werden den Bewerbern auf Grund von
Wahlvorſchlägen zugewieſen, die die Wählergruppen einzureichen
haben. Auch hier gilt 8 7 Abſ. 3. — Zur Einreichung von
Wahlvorſchlägen ſind alle Wählergruppen befugt, auf deren
Wahlvorſchlag im Gebiete der Wahlkörperſchaft am 5. März
Stimmen entfallen ſind. Dies gilt nicht für die KPD. uſw. —
Eine zur Einreichung von Wahlvorſchlägen berechtigte
Wähler=
gruppe kann ſich mit anderen oder allen Wählergruppen zur
Ein=
reichung eines gemeinſamen Wohlvorſchlags verbinden.
§ 15. Die neuen gemeindlichen Selbſtverwaltungskörper
gel=
ten mit dem 5. März 1933 als auf 4 Jahre gewählt.
8 16. Die Neubildung der gemeindlichen
Selbſtverwaltungs=
körper nach dieſem Geſetz muß bis zum 30. April 1933
durchge=
führt ſein.
8 17. Die 88 12—16 finden auf die gemeindlichen
Selbſtver=
waltungskörper in Preußen keine Anwendung. Indeſſen gilt
8 10 für ſie entſprechend.
Gemeinſame Beſtimmungen.
§ 18. Der Reichsminiſter des Innern wird ermächtigt,
Be=
ſtimmungen zur Ergänzung und Ausführung dieſes Geſetzes zu
erlaſſen. Im übrigen obliegt die Ausführung des Geſetzes,
ſo=
weit es ſich um Angelegenheiten des Reiches handelt, dem
Reichs=
miniſter des Innern, ſoweit es ſich um Angelegenheiten der
Län=
der handelt, den Landesregierungen.
Der Reichsminiſter des Innern kann allgemeine Anweiſungen
erlaſſen und auf Antrag einer Landesregierung Ausnahmen von
dem Geſetz zulaſſen.
8 19. Die Vorſchriften der 88 1—3 und de 8 18 finden
auch auf ſolche Regierungen in den Ländern Anwendung, die aus
Kommiſſaren oder Beauftragten des Reiches beſtehen.
wirtſchaftlichen Vereinigung von Arbeitgebern
und Arbeitnehmern das Recht, ſich durch Mitglieder oder
Angeſtellte dieſer Vereinigungen vor den Arbeitsgerichten und
Landesarbeitsgerichten vertreten zu laſſen. Als wirtſchaftliche
Vereinigungen der Arbeitnehmer wurden bisher im weſentlichen
wiederum nur die ſogenannten anerkannten Gewerkſchaften
an=
geſehen. Nach dem neuen Geſetz kann nunmehr der
Reichs=
arbeitsminiſter im Einvernehmen mit dem
Reichswirtſchafts=
miniſter und dem Reichsjuſtizminiſter andere
Vereini=
gungen den wirtſchaftlichen Vereinigungen
gleichſtellen.
Artikel 4 des Geſetzes ſieht einen Fortfall des
Kündigungs=
ſchutzes des Betriebsrätegeſetzes für den Fall vor, daß die
Kün=
digung wegen ſtaatsfeindlicher Einſtellung erfolgt.
Baldigſt grundſähliche Neuregelung
des wirkſchaftlichen Aufbaues.
In Erläuterung des vom Reichskabinett verabſchiedeten
Geſetzes über Betriebsvertretungen und über wirtſchaftliche
Ver=
einigungen iſt noch mitzuteilen, daß im allgemeinen in den
Befugniſſen der Betriebsvertretungen
zur=
zeit noch keine Aenderung vorgenommen wird.
Eine einzige Aenderung beſteht darin, daß der
Kündigungs=
ſchutz nach dem Betriebsrätegeſetz bei Entlaſſungen für den Fall
wegfällt, daß die Kündigung wegen ſtaatsfeindlicher Einſtellung
erfolgt iſt. Dieſe Einſchränkung des Schutzes gilt für alle
Be=
triebe ohne jede Ausnahme.
Im übrigen wird die Reichsregierung baldigſt die
grundſätzliche Neuregelung des wirtſchaftlichen
Aufbaues vornehmen. Vorausſichtlich wird ſich ein
beſon=
deres Gremium mit Vorſchlägen dieſer Art beſchäftigen, die
Wirtſchaftsaufbau in Vorbereitung
Beſeitigung der Monopolſtellung der „anerkannken” Gewerkſchaften. — Gleichſtellung der nakionalen
Gewerkſchaffen. — Ausſehung von Bekriebsrakswahlen bis Ende Sepkember. — Bis zur grundſählichen
Reuregelung des wirtſchaftlichen Aufbaues keine Aenderungen der ſeitherigen Arbeitsbedingungen.
„Der Hias”
Ein vakerländiſches Spiel.
Aufführung der Standarte 115, Sturm T/115, im Orpheum.
Das vaterländiſche Spiel vom „Hias”, ein Volksſtück aus dem
Weltkriege, Dichtung von Hch. Gilardone, hat ſchon vor einigen
Jahren ſeinen Siegeszug über die Bühnen genommen. Nunmehr
haben Angehörige der Standarte 115, und zwar der Sturm T/115.,,
die Tage der nationalen
Er=
hebung benutzt, um dieſes
kernhafte Soldatenſpiel
ein=
zuſtudieren und zu neuem
Leben zu erwecken.
„Hias” iſt der treue Burſche
ſeines Oberleutnants, der
auf Patrouille verwundet
gefangen wird und nun
ſchändlichem Ränkeſpiel der
Franzoſen zum Opfer fallen
ſoll. Hias gelingt es, zu
ent=
fliehen, und in einem
ſieg=
haften Gegenſtoß wird das
Schloß, in dem die
Kriegs=
gerichtsverhandlung
ſtattfin=
det, wieder genommen. In
letzter Minute werden die
Gefangenen befreit und die
Herren Franzoſen ſelbſt zu
Gefangenen.
Das iſt in kurzen Sätzen
der Inhalt der Handlung.
Die Abſicht des Autors aber
iſt nicht der Aufbau dieſer
Handlung, vielmehr zeichnet
er mit gutem Gelingen
ein Bild treuer
Kamerad=
ſchaft zwiſchen Offizier und Mannſchaft, wie ſie im Weltkrieg für
unſere Feldgrauen ſelbſtverſtändlich war und zu unvergeßlichen
Taten höchſter Aufopferung führte. Um das Spiel rankt ſich ein
bunter Strauß von Blumen aus dem Frontleben, wie ſie unſeren
Feldgrauen ſo oft erblühten. Und da es ſich um einen bayeriſchen
Truppenteil handelt, ſteht neben dem Ernſt und der Tragik
vie=
ler Szenen der biderbe Humor, der unſere Feldgrauen auch im
größten Schlamaſſel nicht verließ.
Hauptziel aber iſt, deutſche Art zu zeigen nud in
Gegen=
ſatz zu ſtellen zu welſcher Tücke, wobei aber der Feind durchaus
nicht gefliſſentlich herabgeſetzt wird. Das wirkt ſympathiſch,
Frontgeiſt erſtehen zu laſſen, Erinnerung zurückzurufen an
Hel=
dentaten, Freud und Leid derer, die die Heimat ſchützten, iſt den
Darſtellern wohl gelungen.
Dem Spielleiter, SA.=Mann Ludwig Hildenbrandt,
und dem Sturmführer Georg ſtanden in ihren
Standarten=
kameraden ausſchließlich Laienſpieler zur Verfügung, von denen
viele zum erſten Male die Bühne betraten. Gemeſſen an dieſer
Tatſache, iſt die Aufführung des Spiels ganz ausgezeichnet.
Ur=
wüchſig und ungekünſtelt, derben Humors voll in den luſtigen
Szenen bei der Königs Geburtstagsfeier. Aber auch mit den Rollen,
die höhere Anforderungen ſtellten, fanden ſich die Spieler ſehr
ſicher ab. Feine Charakteriſierungsunterſchiede im ſchlichten
Feld=
grau und der roten Franzmannsuniform. Sicheres Auftreten
auch in der Offiziersuniform. Nirgends Uebertreibung. Von
derbem Humor die bayeriſchen Spezies Waſtl und Aliſi, der SA.=
Männer Teufel und Klingelhöfer. Kernig und echt
bayeriſch der Hias, den der Spielleiter L. Hildenbrandt
ganz ausgezeichnet, lebenswahr echt verkörperte. U=berhaupt
be=
wundernswert, wie die Heiner den bayeriſchen Dialekt
beherr=
ſchen In Offiziersrollen behaupteten ſich gut die SA.=Männer
Bruno Schulz, Georg (Sturmführer), Radke, Karl
Rühl (Stabsarzt), als Franzoſen charakteriſierten gut Hans
Pflanz. Rudi Bertel und Fritz Weber.
Ein Sonderlob erheiſchen die niedliche, ſehr gewandte Ninette,
die Lieſel Stelzer ſpielte, und der Intrigant Caſtor, den Fr.
Hildenbrandt ausgezeichnet gab. Auch der alte Diener
Wallenſtein war gut, und Frau E. Hildenbrandt ſehr
ſympathiſch als Hausdame Angele. Hervorragend das
Zuſam=
menſpiel, beſonders in den Maſſenſzenen. — Die
Standarten=
kapelle 115 illuſtrierte muſikaliſch und füllte temperamentvoll die
Pauſen aus. Das Publikum war begeiſtert und dürfte es für
die nächſten Abende noch mehr ſein, wenn die Spieler vor
aus=
verkauftem Hauſe ſtehen und kleine, noch vorhandene
Hem=
mungen überwunden haben. — Das Spiel wird bis 9. April
allabendlich wiederholt.
„Orbis Catholicus”. 144 Tiefdruckbilder, Text von J. B. Malina.
Paul Franke Verlag, Berlin. Ganzleinen 6,50 RM.
Das Hauptwerk wurde bei ſeiner Erſcheinen vor zwei Jahren
hier ausführlich beſprochen. Heute erſcheint eine gekürzte
Neu=
auflage, die durch den niedrigen Preis das Buch zum
Geſchenk=
werk für die Kommunion macht. Es iſt nochmals eine Auswahl
unter dem ausgezeichneten Bildmaterial des Originalbandes
ge=
troffen worden, die als ſehr gelungen bezeichnet werden kann.
Die hervorragenden Männer der Kirche werden gezeigt (
aller=
dings vermiſſe ich unſere deutſchen Kardinäle), ſchöne Bilder von
den Feſten der Kirche und der Stille des Kloſterlebens zeigen den
Glanz und die Beſchaulichkeit des kirchlichen Jahres. Das Buch,
das ſo großen Anklang ſchon gefunden hat, wird auch in der neuen
Form zahlreiche Freunde finden.
Die Aprilnummer von Weſtermanns Monatsheften bringt
eine Novelle von Th. W. Elbertzhagen „Die Neunte‟. Sie ſchildert
einen entſcheidenden Zeitraum aus dem Schaffen Beethovens den
Aufſchwung zu ſeinem größten Werk: der neunten Sinfonie.
Ueberaus feſſelnd iſt die Abhandlung von Dr. Karl Wagner: „Die
Welt im größten und im kleinſten Raum”, Originalgetreue
Ab=
bildungen bringt ein Artikel von Proſ. Dr. Roth über Matthias
Grünewald. Ganz beſondere Beachtung wird aber die feſſelnde
Abhandlung von Regierungsrat Matthias Schmitt: „Die
Urbar=
machung und die Beſiedlung der Pontiniſchen Sümpfe” finden.
Das ſchon unter Cäſar, ſpäter unter vielen Päpſten in Angriff
genommene, aber nie durchgeführte Werk, geht ſeiner Vollendung
entgegen. Die Faſchiſten werden bis zum 13. Jahrestag ihrer
Herrſchaft hier aus einem unwegſamen Fiebergebiet eine der
blü=
hendſten italieniſchen Provinzen geſchaffen haben. Der Aufſatz
beſchreibt die Mittel und Maßnahmen, mit der dieſe Leiſtung
voll=
bracht worden iſt. — Unſere Leſer erhalten durch den Verlag Gg.
Weſtermann in Braunſchweig auf Wunſch koſtenlos und
unver=
bindlich ein früher erſchienenes Probeheft mit etwa 100 Seiten
Text, 6 Kunſtbeilagen und vielen ein= und buntfarbigen Bildern
gegen Einſendung de.
rtogebühr von 30 Pfg.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 6 — Nr. 32
Sonntag, 2. April 1933
Beginn der Auto=Fahrſaiſon.
* Zur Frühlingszeit beginnt im Deutſchen Reich in verſtärktem
Maße der Autoverkehr. Kürzere und weitere Klubfahrten werden
unternommen und gerade in Heſſen, in unſerer Nähe, beginnt ein
lebhafter Verkehr recht frühzeitig mit der Baumblüte an der
Berg=
ſtraße. Gleichſam als Auftakt zur allgemeinen Fahrſaiſon hatte der
Starkenburger Automobilklub in das Reſtaurant Sitte zu einer
Preſſebeſprechung eingeladen. Im Laufe des Abends kamen
Klub=
angelegenheiten, aber darüber hinaus namentlich Fragen zur
Sprache, die alle Automobiliſten und die Allgemeinheit angehen,
denn die Tätigkeit des Klubs ſtand von jeher unter der Deviſe:
Gemeinnutz geht vor Eigennutz.
Oberregierungsrat Dr. Bernheim erſtattete einen
ausführ=
lichen Tätigkeitsbericht, in dem er eingangs auf die große
Bedeu=
tung des Automobilweſens hinwies. Die hervorragenden
Leiſtun=
gen konnte man bereits auf der Automobilausſtellung in Berlin
bewundern. Techniſche Neuerungen, die Verbilligung der Schaffung
des Volkswagens, ſolide Ausführungen, weitgehender
Kunden=
dienſt auch in der Produktion, hat einen ſolchen Aufſchwung im
Fahrzeugweſen gebracht, daß man gerade in Heſſen auf den guten
breiten Straßen in der bevorſtehenden Fahrzeit einen noch
weſent=
lich mächtigeren Kraftfahrverkehr. zu erwarten habe. Hinzu komme
die bahnbrechende Rede des Reichskanzlers Adolf Hitler zu der
Eröffnung der Automobilausſtellung, in der in erfreulicher
Klar=
heit und in dem Erkennen der Belange des für Deutſchland
wirt=
ſchaftlich wichtigſten Verkehrsmittels, des Kraftfahrzeuges, auf
dieſes hingewieſen wurde.
Autoklub — Verkehrsverein — Preſſe ſei ein Dreibund in der
Durchführung der in wirtſchaftlichem Aufbau geſtellten Aufgaben.
Die Zeit ſei angebrochen, wo die Kraftfahrer das Ziel erreicht
ſehen, für das ſie ſtets gekämpft haben: Gleichberechtigung mit den
anderen Verkehrsinſtrumenten, die ſich der beſonderen Liebe und
Fürſorge des Staates erfreuen durften. Es war vielleicht, wenn
auch ungewollt, gut ſo, daß das Kraftfahrzeugweſen ſich durch
Kampf ſtärken mußte. Einmal für die Autoinduſtrie:
Sie hat in dieſem Kampf Produkte herausgebracht, die den
Wett=
bewerb gegen die vom Staat protegierten Verkehrsmittel
auf=
nehmen konnten und durch ihre Anpaſſung an die
Wirtſchaftsbe=
dürfniſſe ſich durchſetzten. — Ferner für die Kraftfahrer:
Da=
durch, daß Polizei, Gerichte Geſetzgebung und allgemeine Meinung
die Kraftfahrer als Stiefkinder behandelten, iſt hier eine
kampf=
erprobte treue Gruppe entſtanden, die ſich nun bei der nationalen
Erhebung und dem vaterländiſchen Zuſammenſchluß aller
poſi=
tiven Kräfte zu einem in ſich geeinten, freien, ſtolzen
Deutſch=
land als Glied in dieſe Front einreiht. Dies umſo freudiger, als
der Reichskanzler die hervorragende Bedeutung des
Kraftfahr=
weſens erſtmalig anerkannt hat und ſodann, weil gerade der
Kraft=
fahrer unſer ſchönes Deutſchland, unſere Nation, auf die die
Kraft=
fahrer ſtolz ſind, kennt und berufen iſt, deutſches Weſen, Bildung
und Diſziplin bei ſeinen Fahrten im Ausland würdig zu vertreten
und in Anſehen zu bringen.
Der Herr Reichskanzler, ſeit Jahren Mitglied des ADAC.,
verfolgt die Entwicklung des deutſchen Kraftfahrweſens und des
deutſchen Kraftfahrſports mit größter Aufmerkſamkeit und
unter=
ſtützt in Anbetracht der Wichtigkeit und Bedeutung dieſes
Wirt=
ſchaftszweigs die Kraftverkehrswirtſchaft tatkräftig.
Die Starkenburger als ADACer haben die
Kraftverkehrswirt=
ſchaft mit allen Mitteln gefördert und können mit voller
Ueber=
zeugung ſagen, daß alle im Club der Nation gedient haben, treu
dienen werden und ſchon hieraus in Treue zur Regierung und
ihrem Programm ſtehen. Er erinnere nur an die
Kriegsbeſchädig=
ten=Fahrten zur ſchönſten Zeit des Jahres in unſeren herrlichen
Odenwald, wobei Hunderten von Kriegsbeſchädigten bewieſen
Schwurgericht.
Aw. Ein junger Preſſer aus Urberach hatte ſich
am Samtag wegen verſuchten Totſchlags vor dem hieſigen
Schwurgericht zu verantworten. Die Familie ſtand ſich äußerſt
ſchlecht mit dem Mann der einen verſtorbenen Schweſter des
An=
geklagten. Die Schweſter war vor etwa Jahresfriſt an
Vergif=
tung geſtorben, und anſcheinend hielt man in der Familie den
Mann dafür nicht ganz unſchuldig. Das ſchlechte Verhältnis
ſtei=
gerte ſich, als der Mann ſich wieder verheiraten wollte. Im
No=
vember vorigen Jahres nun ſtellte der Schwager den Angeklagten,
als er nach Hauſe kam, im Flur des elterlichen Hauſes zur Rede
und beendete dieſe Unterredung damit, daß er nach ihm trat.
Der Angeklagte geriet darüber natürlich in Aufregung und eilte
in den Hof, wo er ein Beil liegen ſah. Er nahm es auf und
ging wieder zurück, doch hatte der Schwager ſich ſchon in die
Küche der Parterrewohnung zurückgezogen. Der Angeklagte ging
dann hinauf in die elterliche Wohnung, und als er nach einiger
Zeit den Schwager aus dem Hauſe herauskommen ſah, warf er
das Beil nach ihm. Zum Glück traf lediglich der Stiel des Beils
auf den Arm des Schwagers. Der mediziniſche Sachverſtändige
bekundet, daß der Angeklagte aus einer ausgeſprochen
degenerati=
ven Familie ſtamme, daß er ſehr leicht reizbar und beinahe
ſchwachſinnig zu nennen ſei. Er zweifle ſehr daran, daß der
An=
geklagte in dem Augenblick die Möglichkeit eines Totſchlags habe
ermeſſen können. Das Gericht ſchließt ſich dieſer Anſicht an und
verurteilt den Angeklagten nur wegen gefährlicher
Kör=
perverletzung zu vier Monaten Gefängnis. Für
die Hälfte der Strafe wird ihm außerdem eine Zjährige
Bewäh=
rungsfriſt zugebilligt.
Wie verlautet, ſoll mit dieſer Verhandlung die diesmalige
Schwurgerichtstagung beendet ſein.
Evangeliſche Stadtmiſſion E. V., Mühlſtraße 24. Am
heu=
tigen Sonntag, den 2. April, nachmittags um 3.30 Uhr, wird im
großen Stadtmiſſionsſaal ein Vertreter des Reichsverbandes der
evangeliſchen Jungmännerbünde Deutſchlands. Herr
General=
ſekretär W. Müller, ſprechen über das Thema: Unter dem
Schatten des Kreuzes‟. Dem Vortrag des Redners kommt
des=
halb beſondere Bedeutung zu, weil derſelbe 40 Jahre lang unter
den Auslandsdeutſchen in London im Dienſte Vater
Bodel=
ſchwinghs arbeitete und in den letzten Jahren vor allem
Süd=
amerika bereiſte. Jedermann iſt herzlich dazu eingeladen. Der
Eintritt iſt frei.
— Evangeliſche Jugendgemeinſchaft. Unſer diesjähriger
Paſ=
ſionsgottesdienſt findet am Vorabend vor Palmſonntag,
am Samstag, dem 8. April 1933, abends um 8.15 Uhr, in der
Schloßkirche ſtatt. Prediger iſt Herr Pfarrer Goethe.
—Evangeliſche Männervereinigung der Petrusgemeinde. Wir
machen nochmals auf unſere Monatsverſammlung am Dienstag,
4. April, abends 8.15 Uhr, im Gemeindehaus, Eichwieſenſtr. Z.
mit Vortrag von Herrn Oberſtudiendirektor i. R. Profeſſor
Kiſ=
ſinger über „Kärntens Landſchaft und ſein Befreiungskampf in
Wort und Bild” aufmerkſam und laden herzlichſt dazu ein.
Techniſche Nothife. Ortsgruppe Darmſtadt. Allen
Nothel=
fern zur Kenntnis, daß ab 1. April d. J. die Ortsgruppe ihre
Büroräume, nach Mathildenplatz 17. (Marſtall. rechter Flügel)
verlegt hat. Ferner wird auf die am 3. April. 8.30 Uhr.
ſtattfin=
dende Monatsverſammlung aufmerkſam gemacht, bei welcher Herr
Stud. phyſ. Prier über das Weſen des Tonfilms ſpricht.
G
wurde, daß der St.A.Kl. den Dank für ihr Opfer nicht vergeſſen
hat. Durch das ſtarke Einſetzen des Clubs für zeitgemäßen
Aus=
bau der heſſiſchen Straßen, der Viſitenkarten unſeres Landes, als
die Adern, durch die das Blut von Handel und Wandel Verkehr,
Verdienſtmöglichkeiten gerade bei uns infolge der nahen Großſtädte
mächtig pulſiert wurde Arbeitsmöglichkeit geſchaffen.
im November 1932 im Reſtaurant Sitte 102 Verbände
zuſammen=
geführt, die einſtimmig auf die wirtſchaftliche Schädigung durch
die zu hohe Kraftfahrſteuer hingewieſen haben. Die amtliche
Zu=
ſammenſtellung ergab, daß am 3. Januar 1933 allein in Heſſen
3903. Krafträder, 3164 Perſonenkraftwagen, 762 Laſtkraftwagen,
mithin zuſammen faſt 8000 Fahrzeuge, abgemeldet waren, ſomit
30 bis 70 Prozent des Geſamtbeſtandes. — In Danzig, wo
recht=
zeitig die Pauſchalſteuer um 50 Prozent geſenkt wurde, hat ſich
nach amtlicher Feſtſtellung der Beſtand an Kraftfahrzeugen von
2349 Einheiten am 1. März 1932 auf 4632 Einheiten am 1. Januar
1933 erhöht, ſomit faſt verdoppelt.
Es ſei an die ſelbſtloſe große Verkehrswerbung für die
Berg=
ſtraße im April 1930 erinnert, die einen modernen Verkehr
brachte. Die Beſchwerden kamen freilich ſpäter, und zwar
zu=
nächſt darüber, daß viel zu wenig Mandelbäume, die beſte
Pro=
paganda für den Oſterverkehr, nach der Bergſtraße, ſomit nach.
Heſſen, gepflanzt ſeien. Der Klub habe den Verkehrsverband oft
da das Kurioſum beſteht, daß in dem 30köpfigen
Verwaltungs=
gpparat des Heſſiſchen Verkehrsverbandes die Eiſenbahn, die
Schiffahrt, die Handelskammern, die Städte, die Hotels vertreten
ſind, aber nicht das Kraftfahrzeugweſen.
Weiter ſei die durchaus unnötige und den Beſucher
ab=
ſchreckende Verſchandelung ſchöner Gegenden Heſſens, wie
insbe=
ſondere der Bergſtraße, durch die gräßlichen, ſchreienden
Reklame=
nicht mit der Zeit gehenden gaſtronomiſchen Verhältniſſe an der
Bergſtraße immer wieder geklagt.
In der weiteren ſich anſchließenden Ausſprache wurde von
rigen Frühjahrsſaiſon geſtreift. Herr Brambach äußerte ſichl
über einen am 4. April in Ausſicht genommenen
Klubvortrags=
abend, in dem ein ganz neuartiger Weg inſofern beſchritten, die gleiches Blut wie wir in ihren Adern tragen, die jenſeits
werde, als eine Fahrt unter dem Titel „Wanderung durch
Süd=
europa” von verſchiedenen Rednern geſchildert werden ſoll. um
ſo im Vortrag Abwechſelung zu ſchaffen und ſtärkeren Eindruck / Brüder wird uns Ernſt Mampel ein deutliches Bild entwerfen.
mat wird den Beſuchern in guten Lichtbildern beſonders nahe= ſchaft. Wir beginnen pünktlich um 8.15 Uhr im Gemeindehaus
gebracht werden.
Herr Richter referierte dann noch über die Klubanfahrt
die an Oſtern zur Enthüllung des Carl=Benz=Denkmals nach
Mannheim ſtattfinden ſoll. Dort iſt ein beſonderer Empfang im Chriſtians, Ellen Richter, Hilde Hildebrandt, Alfred Abel, Fritz
Mannheimer Schloß vorgeſehen, am Nachmittag ſoll der hiſtoriſche
Automobilkorſo beſichtigt werden, zu dem alte Fahrzeuge aus
Deutſchland und faſt allen größeren europäiſchen Ländern
gemel=
ein Beſuch abgeſtattet, ein gemütliches Zuſammenſein in einem in den Helia=Lichtſpielen in allen Vorſtellungen läuft, bringt den
Bergſtraßeſtädtchen den Tag beſchließen. — Weitere Fahrten
wer=
den im Laufe des Sommers ausgeführt werden, auch eine
Kriegs=
beſchädigtenfahrt iſt wiederum vorgeſehen. Der Klub will auch
künftig intenſive Verkehrswerbung für Heſſen betreiben und will Nicolai=Kirche, die Reden des Reichspräſidenten und des
Reichs=
auch in den Monaten nach der Fahrſaiſon ſeinen Mitgliedern
durch Vorträge uſw. Anregungen geben. — Mit Worten des
Dankes wurde die anregende Beſprechung geſchloſſen.
EPII. Vortrag über die evangeliſche Diaſvora. Die
Jugend=
vereinigung der Martinsgemeinde. Stamm Langemark im B.DJ.
veranſtaltet am Dienstag, den 4. d. M. im Gemeindehaus,
Lieb=
frauenſtr. 6. ein Elternabend. Nach Darbietungen der
Ju=
rer Ernſt Mampel, einen Vortrag über Grenzlandfahrten halten.
Er ſpricht über ſeineErlebniſſe im Burgenland. Ungarn. Rumänien.
Tirol und Italien, und die Verhältniſſe der evangeliſchen
Dia=
ſpora. Die evangeliſche Jugend und die Gemeindeglieder ſind
herzlichſt eingeladen. Pfarrer Mampel iſt als Führer der Jugend, vergleichliche Groteskomikerin entfeſſelt mit ihrem Partner Her=
und glänzender Redner beſtens bekannt.
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Kranichſtein. Der Kranichſteiner Teich iſt jetzt wieder von
Waſſergeflügel belebt. Die weißen Schwäne ſcheinen das
Brut=
geſchäft im Schilf eröffnet zu haben, denn man ſieht nur noch
das Männchen. Die Höckergänſe zeigen auch in dieſem Jahre
wie=
der ihr poſſierliches Weſen und unterhalten durch ihre grotesken
Bewegungen und durch ihr unermüdliches Bettelgeſchrei die vielen
Spaziergänger. Im Entenmuſeum ſind einige intereſſante
Neu=
heiten eingetroffen. Vor allen Dingen ein Paar, der ſchönen
kanadiſchen Schwanengänſe, mit ſchwarzem Hals, weißen Backen
und grauem Oberkörper. Die Tiere fallen durch ihre Größe, wie
auch durch ihre Eleganz auf Sodann ſind auch noch zwei
Magelan=
gänſe eingetroffen, das Männchen weiß geſprenkelt, das Weibchen
rot=braun. Wären die Tiere nicht ſo groß, ſo könnte man ſie für
Tauben halten, da ſie weder im Schnabel noch im Kopf gänſehafte
Züge aufweiſen. Dieſe Gänſe ſind außerordentlich ſelten und
werden nicht oft gezeigt. Die Hochflugenten, die ſchon ſeit
einigen Wochen eingetroffen ſind haben bereits Freundſchaft
mit den Wildenten des großen Teiches geſchloſſen. Sobald ſie
vollſtändig eingewöhnt ſind, werden ſie dieſen beziehen. Da
Mei=
ſter Reinicke auch in dieſem Jahre der Gänſeherde Schaden
zuge=
fügt hat, müſſen die Bewohner des Entenmuſeums leider ſo
lange hinter dem Drahtgitter bleiben, bis eine befreundete
Jäger=
flinte dem Gänſedieb den Garaus gemacht hat.
— Kleinmeiſter deutſcher Romantik. In der Reihe der
Vor=
tragsabende ſpricht Hermann Kaiſer am Dienstag, dem
4. April, abends, im Gemeindehaus, Kahlertſtraße 26, über
Ro=
bert Franz. Frau Suſanne Horn=Stoll ſingt Lieder von
Franz.
Jagd im April in Heſſen.
Mitgeteilt vom Heſſ. Jagdklub. Darmſtadt.
Die Waldſchnepfe hat bis zum 15 d. M. (einſchließlich)
Schuß=
zeit. Mit dem Abſchuß des Auerhahnes deſſen Balz bevorſteht.
wird der weidgerechte Jäger warten, bis die Hennen getreten
ſind. Ueberflüſſige Faſanenhähne können immer noch abgeſchoſſen
werden.
Die Bäume, die Krähenhorſte tragen, verdienen jetzt
beſon=
dere Beachtung. Durch Abſchuß und Vergiften mit Phosphor=
Mannhaft hatte der Klub in der mächtigen Proteſtkundgebung eiern kann man dem ſchwarzen Geſindel, das dem Niederwild
großen Schaden zufügt, eben am ſtärkſten Abbruch tun. Der
Be=
ſuch der Krähenhütte iſt im April beſonders lohnend.
Zur Förderung des Haarwechſels beim Schalenwild trägt
Salz in hohem Maße bei. Wo es noch nicht geſchehen iſt, ſind
Salz=
lecken in genügender Anzahl durch Auslegen von
Salzpfannen=
ſteinen herzurichten. Auch die Gefahr des Eingehens von Reh=
und Rotwild infolge der jetzigen ausſchließlichen Aeſung von
jun=
gem Grün wird durch das Salz beſeitigt
Die Hirſche haben ihren Kopfſchmuck abgeworfen, die Rehböcke
großenteils fertig geſchoben. Letztere beginnen zu fegen. Die
Wildenten brüten.
Der Setz= und Brutzeit wegen ſind jetzt ſtreunende Hunde,
Katzen und Unberufene aller Art mit jeden Mitteln, von den
Jagdrevieren fernzuhalten,
Allen Hundebeſitzern, die ihre Lieblinge bei Spaziergängen
mitnehmen, ſei hiermit eindringlichſt ans Herz gelegt, dieſe
drau=
ßen in Wald und Feld nicht frei umherlaufen zu laſſen. Die
und dringend um Eingreifen nach dieſer Richtung gebeten, Lei= meiſten Hunde wildern, wenn ſie ſich von ihrem Beſitzer
unbeob=
der könne er nur papierene Proteſte und Bitten ergehen laſſen, achtet fühlen, und um jedes Stück Jungwild, das einem
wildern=
den Hund zum Opfer fällt, iſt es doppelt ſchade, da gerade der erſte
Satz von ausſchlaggebender Bedeutung für den Wildſtand iſt. Der
Hund gehört eben unbedingt an die Leine und die Katzen ſind im
Hauſe zu halten!
— Stamm Langemark Darmſtadt. Die Jungenſchaft des
Stammes Langemark lädt hiermit alle Jugendbünde und
Jungen=
ſchilder zu bemängeln. Schließlich wurde über die mangelhaften, ſchaften zu ihrem Lichtbildervortrag am Dienstag, dem 4.
April=
ein. Es wird an dieſem Abend der in weiten Kreiſen der
deut=
ſchen Jugend bekannte badiſche Jungenſchaftsführer Ernſt
Mam=
pel aus Neckarzimmern zu uns ſprechen über ſeine Fahrt ins
dem Klubvorſitzenden Jacobi kurz das Programm der diesjäh= Burgenland. Wir ſtehen heute ganz im Zeichen der nationalen
Erhebung. Da richten ſich unſere Blicke nicht nur auf das große
Werden im Innern unſeres Vaterlandes, ſondern auch auf die,
der Grenze, von uns getrennt, einen harten Kampf um ihr
Deutſchtum führen. Von dieſem Ringen unſerer auslandsdeutſchen
auf die Zuhörer zu erreichen. Unſere unvergleichlich ſchöne Hei= Umrahmt wird der Vortrag von zackigen Liedern der
Jungen=
der Martinsgemeinde, Liebfrauenſtraße 6.
— Union=Theater. „Manolescu der Fürſt der Diebe”, läuft
heute und folgende Tage. Hauptrollen; Ipan Petrovich, Mady
Kampers u. a.
— Der Tag von Potsdam. Die neueſte Ufa=Wochenſchau,
det ſind. Der hiſtoriſchen Automobilſchau. Einſt und jetzt” wird, welche in dieſer Woche nicht nur im Union=Theater, ſondern auch
„Tag von Potsdam”, 21. März 1933, und zwar die feierliche
Er=
öffnung des Reichstags der nationalen Erhebung, die Ankunft
des Reichspräſidenten, Zug der Miniſter und Abgeordneten zur
kanzlers, Vorbeimarſch der Reichswehr und nationalen
Ver=
bände u. a. m.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
das reizende neue Tonfilm=Luſtſpiel „Kaiſerwalzer”.
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man ab heute in
Erſtauf=
führung des neueſte Tonfilmwerk des genialen Regiſſeurs Fedor
Ozep, des Schöpfers des Karamaſoff=Films, „Großſtadtnacht”, mit
der entzückenden Dolly Haas in der Hauptrolle.
— Helia=Film=Morgenfeier. Im Rahmen einer der beliebten
gend in Wort und Lied wird der Landesführer von Baden. Pfar= kulturellen Film=Morgenfeiern wird am Sonntag vormittags
11.15 Uhr zum erſten Male der intereſſante Ufa=Kulturfilm
„Eine Reiſe unter der Mitternachtsſonne” vorgeführt.
— Reſi=Theater zeigt heute letztmalig Anny Ondra in „Kiki”.
einem Spitzenwerk der Bayeriſchen Filmgeſellſchaft. Dieſe
un=
mann Thimig immer wieder wahre Heiterkeitsſtürme, und man
dankt dieſen beiden mit Freudentränen. Mittags
Jugendvorſtel=
lung Tom Mix in „Vogelfrei”.
— Die Beſſunger Lichtſpiele, Heidelberger Straße 89, bringen
bis Dienstag ein Doppelprogramm. Lil Dagover und Ivan
Petrovich in dem Großfilm „Es gibt eine Frau, die dich niemals
vergißt” und Hanſi Nieſe in „Waſchblau und Purpur” (
Durch=
laucht, die Wäſcherin).
— Eine günſtige Gelegenheit, ſich das Stenographieren und
Maſchinenſchreiben gründlich ſchnell und gegen eine ganz geringe
Entſchädigung anzueignen, bieten die morgen abend in der
Ballonſchule, Alexanderſtraße beginnenden Anfängerkurſe, zu
deren Teilnahme der Gabelsbergerſche Stenographenverein von
1861 einlädt. Es wird auch auf die beſondere Anzeige verwieſen.
— Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 2. April 1933, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med. Bernet, Wittmannſtr. 7 (Tel. 2175); Dr. med.
Rie=
menſchneider, Otto=Wolfskehlſtr. 32 (Tel. 2955); Dr. med.
Schefers, Zimmerſtr. 8 (Tel. 2000).
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Samstag, den 1. April 1933, abends, bis Samstag, den 8. April
1933, früh: die Löwenapotheke, Ballonplatz 11. und die
Adlerapotheke, Wilhelminenplatz 17.
Lokale Veranſtalkungen.
ODie hlernnter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen mb
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritil.
— Reſtaurant Sitte, Karlſtraße 15. Sonntag, ab 19.30
Uhr, Konzert des ausgezeichneten Soliſten=Trios Melchior=
Pietſch=Sell. Die künſtleriſchen Darbietungen dieſes Trios
ſind ſo hervorragend, daß ſie mit Beifall überſchüttet, werden,
(Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Sonntag, den 2. April 193.
Helia, vorm. 11.15 Uhr: „Eine Reiſe unter der
Mitternachts=
ſonne‟. — Union: „Manolescu, der Fürſt der Diebe.” — Helia:
„Kaiſerwalzer”
— Palaſt: „Großſtadtnacht”. — Beſſunger
Lichtſpiele: „Es gibt eine Frau, die dich niemals vergißt” und
„Waſchblau und Purpur” — Reſi: „Kiki”. — Orpheum: 15.30
und 20 Uhr: „Der Hias”. — Konzerte: Herrngartenkaffee. Reſt.
Bender, Reichshof, Weißes Rößl, Schillereck, Hotel=Reſt. zur
Poſt. Café Pfänder, Perkeo. Waldſchlößchen, Reſt. Rehberger,
Rheingauer Weinſtube. — Fürſtenſaal 20 Uhr: Feier der
deutſch. Angeſtellteniugend des G. D. A. — Städt. Saalbau,
11 Uhr: Feierliche Ueberreichung der Geſellenbriefe —
Stadt=
kirche, 20 Uhr; Kirchenkonzert des Evgl. Kirchengeſangvereins
Offenbach a. M.
(H.Bln.88
Millionen von Ehemännern werden durch die
Lebensverſiche=
rung von drückenden Sorgen um die Zukunft befreit, Millionen
Mf41
von Frauen gibt die Lebensverſicherung die Gewißheit, daß
P9PARA
ſie und ihre Kinder bei Verluſt des Ernährers vor dem
Schlimmſten beſchützt ſind. Für Millionen von Familien iſt
Torungs die belferin zu einen beſſeren Zutung?
Sonntag, 2. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 92 — Seite 7
Aus Heſſen.
J. Griesheim, 1. April. Heſſ. Fechtverein „
Waiſen=
ſchutz”. Der hieſige Zweigverein des Heſſ. Fechtvereins „
Wai=
ſenſchutz” hielt eine geſchäftsführende Vorſtandsſitzung ab, bei der
über die Betreuung der zur Schulentlaſſung kommenden
Schutz=
befohlenen Bericht erſtattet wurde. In dieſem Jahre ſind 9
Kin=
der zum Teil neu eingekleidet und zum Teil nur mit Schuhen und
Wäſche verſehen worden. In der erwähnten Vorſtandsſitzung
wurden außerdem einige Auszeichnungen verdienſtvoller
Vor=
ſtandsmitglieder vorgenommen.
P. Eberſtadt, 31. März. Schulentlaſſungsfeier. Die
hieſige Volksſchule entläßt dieſes Jahr nur eine Klaſſe mit 52
Schulerinnen und Schülern. Der Führer dieſer Klaſſe, Lehrer
Heinrich Schneider, begrüßte bei der Entlaſſungsfeier den
Bürgermeiſter Dr. Uecker, Pfarrer Weißgerber, Pfarrer Braun,
die erſchienenen Mitglieder des Schulvorſtandes und Gemeinderats
ſowie das zahlreiche, den großen Saal bis auf den letzten Platz
füllende Publikum, insbeſondere die Elternſchaft der zur
Ent=
laſſung kommenden Kinder. Dann wickelte ſich in etwas mehr als
2 Stunden ein Programm ab, das nicht nur recht reichhaltig,
ſon=
dern in manchem Teile für das Publikum auch in höchſtem Grade
ergötzlich war. Es mag hier nur an das gar beluſtigende Turnen
der Knaben, das zu wahren Lachſalven herausforderte, und an die
von den Mädels ſo nett ausgeführten altheſſiſchen Volkstänze
erin=
nert ſein. Ernſterer Natur waren die Geſänge der geſchloſſenen
Klaſſe, die verſchiedentlichen Klaviervorträge der Schülerin Leni
Haber und die Gedichtsvorträge einzelner Schülerinnen. Noch
einmal gingen freudige Wogen hoch, als das Spiel: „Am nächſten
Morgen” zur Aufführung gelangte. Die darin mitwirkenden
Schülerinnen und Schüler fanden ſich mit einer ſo erſtaunlichen
Geſchicklichkeit in ihren Rollen zurecht, daß der Erfolg nicht
aus=
bleiben konnte. Lina Dächert ſprach das Schlußwort, in dem
ſie in ſinniger Weiſe an den Augen ihrer Mitſchülerinnen und
Mitſchüler noch einmal mit dem Dank an die ſie begleitenden
Leh=
rer die nunmehr der Vergangenheit angehörenden Jahre
unver=
geßlicher Schulzeit, mit ihren Erlebniſſen vorübergleiten ließ.
Pfarrer Weißgerber wünſchte der ſcheidenden Klaſſe, daß ſie
den Weg der Gemeinſamkeit mit den Mitmenſchen, der durch die
Entlaſſungsfeier angebahnt worden ſei, in der Zukunft finden und
ſtets gehen möge.
o. Erzhauſen, 30. März. Der in der Kirche gehaltene
Vor=
trag über das Thema: „Der Proteſtantismus und das neue Reich”
war von der Einwohnerſchaft äußerſt gut beſucht. Zu Beginn
trug der Kirchengeſangverein, das „Niederländiſche Dankgebet”
und den Chor „Wach auf, wach auf, du deutſches Land” vor. Der
Redner des Abends, Herr Pfarrer Berck aus Roßdorf, verſtand es,
die zahlreich Erſchienenen durch ſeine ſachlichen Ausführungen zu
feſſeln, und er richtete zum Schluſſe die Bitte an alle, daß jeder
mithelfen ſoll an dem Wiederaufbau unſeres deutſchen
Vater=
landes
Ak. Nieder=Ramſtadt, 1. April.
Schulentlaſſungs=
feier. Zu einer ſehr gut beſuchten Schulentlaſſungsfeier
ver=
ſammelten ſich die zur Entlaſſung kommenden Schüler und
Schü=
lerinnen mit den Eltern und Angehörigen. Gemeinde= und
Kir=
chenvorſtand waren vertreten. Mit dem Kinderchor „Der Herr
iſt mein Hirt” wurde die eindrucksvolle Feier begonnen. Sehr
abwechſlungsreich war die nun folgende Programmfolge.
Ge=
ſangsvortrage, Rezitationen, Theaterſtücke, Jugendſpiele, Tänze
und Reigen wechſelten fortgeſetzt miteinander ab und trugen ſo
zur Unterhaltung der Gäſte weſentlich bei. Herr Rektor
Kör=
ner hielt als Vertreter der Schule und zugleich auch als
Klaſſen=
lehrer eine dem Sinne der Feier entſprechende, von allen
Teil=
nehmern tief empfundene Anſprache, wobei er die zur Entlaſſung
kommenden Kinder im beſonderen hinwies auf den Kampf, den
ſie nunmehr im Leben zu überwinden haben. Er zeigte manchen
gangbaren Weg, und der Eindruck den er damit bei den Kindern
hinterließ, war zweifellos ein tiefgründiger. Die Kinder
ſtatte=
ten ihrem Lehrer den Dank dadurch ab, daß ſie ihm einen
präch=
tigen Blumenkorb überreichten. Die muſikaliſche Leitung der
Feier lag in Händen des Herrn Lehrers Lautenſchläger.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 1. April. Waldbrand. In der
vorletzten Nacht entſtand im fiskaliſchen Wald der Gemarkung
Traiſa in der Nähe der Oppermannswieſenſchneiſe, direkt hinter
dem Ortsbereich, ein Waldbrand, dem ungefähr 18 Morgen 20 Fichtenbeſtand zum Opfer fielen. Das Feuer iſt
zweifel=
los durch Brandſtiftung entſtanden, da es zugleich an
verſchie=
denen Stellen aufflammte. Dem raſchen Zugreifen der Feuerwehr
in Traiſa unter Mithilfe mehrerer SA.=Leute aus Traiſa war
es zu verdanken, daß das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt
wer=
den konnte. Allerdings iſt die vom Brand ergriffene Waldſtelle
total verwüſtet und der Baumbeſtand vernichtet. Der Schaden iſt
recht beträchtlich.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 1. April. Ratsbericht. Ein
An=
trag der NSDAP. auf Umbenennung der Bahnhofſtraße in
Adolf=Hitlerſtraße”, der Ober=Ramſtädter Straße in „
Hinden=
burgſtraße” und der Karlsſtraße in „Hermann=Göringſtraße”,
ſo=
wie die Ernennung zu Ehrenbürgern der Gemeinde des Herrn
Reichspräſidenten von Hindenburg und des Herrn Reichskanzlers
Adolf Hitler ſtand auf der Tagesordnung. Der Gemeinderat war
jedoch in beſchlußfähiger Zahl nicht zuſammenzubringen, weil
fünf Mitglieder der ſozialdemokratiſchen Gemeinderatsfraktion
am Nachmittag des Sitzungstages in Schutzhaft genommen und
bis zum Beginn der Sitzung noch nicht wieder entlaſſen waren.
Im Laufe der Nacht wurde jedoch die Haftentlaſſung verfügt.
— Traiſa, 30. März. Hauptverſammlung des
Koh=
lenbezug=Vereins Traiſa. Nach Begrüßungsworten
gab der Vorſitzende bekannt, daß der Verein, welcher erſt im
Ok=
tober vorigen Jahres gegründet wurde und aus dem Merckſchen
Kohlenverein hervorging, von 20 auf 73 Mitglieder angewachſen
iſt. Nach dem Geſchäftsbericht wurden die Statuten des Vereins
feſtgelegt und die Wahl des Vorſtandes vorgenommen. Es
wur=
den folgende Mitglieder mit Aemtern betraut: Johann
Faul=
haber 2., Heinrich Heß, Lehrer Brunner, Fritz Rindfrey, Hermann
Göckel und Philipp Müller. Nachdem noch einige
Aufbaumöglich=
keiten beſprochen waren, dankte der Vorſitzende den Mitgliedern
für die rege Anteilnahme an der Verhandlungen und ſchloß die
Verſammlung.
G. Ober=Ramſtadt, 1. April. Jugendnotwerk. Das
Notwerk der deutſchen Jugend, das hier ab 23. Februar 1933
ein=
gerichtet war, hat mit dem 31. März ds. Is ſein Ende erreicht.
Die Zahl der Teilnehmer betrug im Durchſchnitt 50. Die
Ein=
richtung hat ſich während der Zeit ihres Beſtehens gut bewährt.
Db. Groß=Zimmern, 1. April. Kreisfeuerwehrtag.
Der Freiwilligen Feuerwehr Groß=Zimmern wurde im
vergan=
genen Jahre der nächſte Kreisfeuerwehrtag, und zwar der 29.,
zu=
geſagt. Nun befaßte ſich die Wehr etwas näher damit, um die
äußeren Angelegenheiten zu treffen. Es wurde als Termin der
8., 9. und 10. Juli auserwählt. Zugleich verbindet auch die Wehr
mit dem Kreisfeuerwehrtag ihr 10jähriges Stiftungsfeſt.
Cp. Ober=Roden, 1. April. Die Spär= und
Dar=
lehnskaſſe Ober=Roden konnte, wie aus dem in der
Jahres=
hauptverſammlung mitgeteilten Geſchäftsbericht hervorging, im
abgelaufenen Geſchäftsjahr 1932 einen Umſatz von 1 900 000 RM.
verzeichnen.
r. Babenhauſen. 30. März. In der außerordentlichen
Mitglie=
derverſammlung, die der Schrebergartenverein im
Gaſt=
haus zum Löwen abhielt, hielt H. Schlicht=Hanau einen mit
gro=
ßem Intereſſe aufgenommenen Vortrag über das Thema „
Fell=
manns Blumen= und Gemüſe=Volldünger”. Im Mittelpunkt der
ganzen Ausſprache ſtand nach Erledigung interner
Vereinsange=
legenheiten der am 9. Juli d. J. in Babenhauſen, ſtattfindende
Heſſ. Kleingärtner=Landesverbandstag. Mit
Rückſicht auf die zurzeit noch herrſchenden ſehr ungünſtigen
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe ſoll die Tagung ſich nur auf 1 Tag
be=
ſchränken. An dem Verbandstag werden ſich vorausſichtlich etwa
45 dem Landesverband Heſſen angeſchloſſenen Vereine beteiligen.
Der Theaterabend, den die beiden Ortsgruppen der
NSDAP. von Sickenhofen und hier im Adlerſaal mit dem
glän=
zend aufgeführten Volksſtück „Das Mädel an der Grenze”
veran=
ſtalteten, war ſehr gut beſucht und hatte einen großen Erfolg. —
Im Akad. Sportlager unſerer Kaſerne dahier ſind etwa
30 Studenten zu einem mehrwöchigen Sportkurſus eingetroffen.
Mühlinig i Taudtkat.
Fiſch und Lurch beim Laichgeſchäft. — Vorſicht bei nachkommenfteſſenden Zierſiſchen.
Repkilien und Amphibien
haben Winkerſchlaf beendel.
Der April iſt der Monat, in dem man eigentlich erſt mit
der Zucht exotiſcher Zierfiſche beginnen ſoll. Zur Zucht wähle
man keine zu großen alten Tiere aus, ſondern man ſetze junge
Paare zuſammen, die beſſere Zuchterfolge verſprechen als alte
Tiere, die meiſtens über die Grenze der Fortpflanzungsperiode
hinaus ſind. Zur Zucht nehme man keine ſchwächlichen, ſchlecht
genährten Exemplare, denn dieſe werden niemals zur Zucht
ſchrei=
ten. Auch iſt dafür zu ſorgen, daß die Einrichtung der Behälter
fur die Zucht der betr. Fiſche zweckentſprechend iſt. Es iſt bei
Ein=
richtung dem beſonderen Bedürfnis der Laichenden Rechnung zu
tragen und es ſind Maßnahmen zu treffen, von deren
Vorhanden=
ſein das Gelingen der Zucht abhängig iſt. Auf eine Beſchreibung
bis ins einzelne kann man hier nicht eingehen, aber in folgenden
Ausführungen ſind allgemeine Richtlinien für die Zucht der
hau=
figſten Bewohner unſerer Aquarien angegeben. Von einheimiſchen
Fiſchen, die evtl. im Aquarium gezogen werden können, käme
unſer Bitterling und der Stichling in Betracht. Für ihre Zucht
ſind große Behälter mit reichlichem Pflanzenwuchs zu benützen.
Da ſich der Bitterling bei ſeinem Laichgeſchäft der Malermuſchel
bedient, ſo iſt bei der Einrichtung des Behälters auf dieſe
Rück=
ſicht zu nehmen. Die Malermuſchel verläßt häufig ihren
Stand=
ort und hinterläßt auf dem Boden tiefe Furchen; alle Pflanzen,
die ihr im Wege ſind, werden auf ihrer Wanderung ausgeriſſen,
und es empfiehlt ſich daher, als Bodenbelag nur reinen Flußſand
zu verwenden. Erde wird zu leicht aufgewühlt, wodurch das
Waſſer trübe wird. Die Pflanzen ſetzt man deshalb am beſten in
Blumentöpfe.
Von den fremdländiſchen Zierfiſchen erfreuen ſich beſonders
die lebendgebärenden Zahnkarpfen (Girardinus, Poezilia,
Platy=
poezilia, Gambuſia, Xiphophorus uſw.) großer Beliebtheit. Die
alten Tiere haben meiſt nur den einen, allerdings recht großen
Fehler, daß ſie oft ihre Jungen freſſen. Um dies zu verhüten
und den Jungen die Möglichkeit des Entweichens zu bieten, ſind
die Zuchtbehälter recht dicht mit Pflanzen zu verſehen, und zwar
vor allem die dem Lichte zugewendete Seite des Aquariums, denn
die eben Geborenen ſtreben bei den erſten Schwimmbewegungen
dem Lichte zu. Wenn dies geſchieht, wird der Liebhaber bei
eini=
ger Aufmerkſamkeit immer, wenn nicht alle, ſo doch den größten
Teil der Jungfiſche retten. Ablaichkäſten oder Drahtgeflechte uſw.
ſind nicht zu empfehlen, da ſich die Fiſche an ſolchen ſehr leicht
verletzen.
Bei exotiſchen Tieren iſt an kühleren Tagen durch Heizung für
eine entſprechende Erhöhung der Waſſertemperatur Vorſorge zu
treffen, doch hüte man ſich auch in dieſem Falle vor einem mehr
ſchadenden als nützlichen Uebermaße.
Der Liebhaber einheimiſcher Gewächſe hat jetzt ſchon reichlich
Gelegenheit, Pflanzenmaterial zu ſammeln. Man verſäume nicht,
die jetzt bei den Ausflügen mit ins Netz geratenen Larven den
verſchiedenen Waſſertiere in mit Gaze zugebundene Gläſer
(größere Einmachgläſer, verſehen mit Bodenbelag und Pflanzen)
— jede Art für ſich — zu ſetzen und die oft hochintereſſante
Ent=
wicklung zu beobachten.
Die Reptilien und Amphibien haben nun ihren Winterſchlaf
beendet, und muß der Liebhaber ſeine Behälter neu bepflanzen
und die Tiere den Ueberwinterungskäſten entnehmen.
Endlich=
iſt die Kälte vorüber, die Natur iſt erwacht, und draußen beginnt
ein munteres Leben. Fröſche und Kröten, die vor kurzem noch
halb erſtarrt waren, ſind nun beim Laichgeſchäft. In Bächen,
Tümpeln und Teichen hören wir ihre lieblichen Stimmen, ein
Be=
weis, daß die erſten Frühlingsboten, der Grasfroſch und die
Erd=
kröte, zur Fortpflanzung ſchreiten. Der Froſchlaich iſt an der
großen Klumpenform der Eimaſſen, die oft rieſige Dimenſionen
erreichen, leicht zu erkennen, während der Krötenlaich in Form
von Schnüren, einer Perlenkette gleich, um Waſſerpflanzen,
Rei=
ſer und dergleichen geſchlungen wird. Wir finden Froſche und
Kröten in feſter Umarmung. Außer den beiden erſtgenannten
Arten trifft man auch ſchon den Waſſer= und Moorfroſch an.
Wir bitten Eltern und Lehrer nochmals dringend, bei dem
Erwachen der Natur auf die Jugend einzuwirken, daß jede
Quäle=
rei und unnötiges Einſperren von Fröſchen, Kröten, Molchen und
dergleichen verboten wird.
(Mitgeteilt vom Verein für Aquarien= und Terrarienkunde
„Hottonia” in Darmſtadt. Vereinsabende jeden zweiten und
vier=
ten Samstag im Monat im Vereinslokal Zum Gutenberg” Ecke
Grafen= und Wieſenſtraße. Eigene Freilandanlage, Pachtung
von Teichen und Fiſcherei. Gäſte ſtets willkommen.)
Fa.
Straßenberichk
für die Woche vom 2. bis 8. April 1933.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
9 Mainz — Bingen (Ortsdurchfahrt, Mainzer Straße in Nieder=
Ingelheim vom Kleinen Markt bis zum Marktplatz) vom 3. 4.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Im Ort Nieder=
Ingelheim.
45 Heldenbergen—Windecken bis auf weiteres für allen Verkehr
geſperrt. Umleitung für den Durchgangsverkehr: Friedberg,
Vilbel, Bergen, Mainkur, Hanau; für den Lokalverkehr:
Eichen, Oſtheim, Windecken.
Hauptſtraßen in Heſſen:
Alzey—Nieder=Flörsheim—Monsheim (zwiſchen Ober=Flörsheim
und Dalsheim), Km. 8,5—10,7. vom 20. 3. bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Flomborn, Weſthofen, Gundheim, Nieder=
Flörsheim.
Schlitz—Fulda (zwiſchen Hemmen und Landesgrenze) vom 20. 3.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Salzſchlirf.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Jugenheim-Zwingenberg (alte Bergſtraße) vom 8. 9. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Bickenbach.
Langgöns—Holzheim vom Abzweig Grüningen bis Holzheim vom
22. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Grüningen.
Kirchgöns—Bahnhof vom 7. 11. bis auf weiteres geſperrt.
Oert=
liche Umleitung
Bad=Nauheim—Ockſtadt vom 20. März bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Friedberg
Sprendlingen—Bad Kreuznach (Ortsdurchfahrt Boſenheim) vom
13. 3. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Hoheſtraße,
Gen=
ſingen. Planig.
Gaulsheim—Ockenheim am 3. und 4. 4., jeweils von 5—17 Uhr,
geſperrt. Umleitung: Gau=Algesheim.
Cd. Michelſtadt, 1. April. Verkehrsunfall. Der
Kut=
ſchenweg, vom Bahnhof bis zur Schloßbrücke, iſt eben für den
Ver=
kehr geſperrt, da dort mit der Entwäſſerung der Seewieſen
zu=
ſammenhängende Kanaliſationsarbeiten, durch den Freiwilligen
Arbeitsdienſt ausgeführt werden. — Der Kraftwagen des Hugo
Speyer (Michelſtadt) kam nun geſtern nachmittag von Steinbach
her über die Schloßbrücke, wollte nach dem Kutſchenweg einbiegen,
als der Fahrer die Sperrſchilder ſah. Es gelang dem Fahrer
nicht mehr. zurückzukommen in die Gerade, und ſo rutſchte das
Auto mit ſeinen 2 Inſaſſen in den dortigen einige Meter tiefen
Waſſergraben. Verletzt wurde niemand, der Wagen wurde am
Vorderteil ziemlich beſchädigt. — Der Diebſtahl im
Für=
ſtenauer Schloß. Geſtern mittag wurde das bei dem
kürz=
lichen Einbruch im Schloſſe Fürſtenau geſtohlene Silbergerät von
einem Arbeiter in Heuberg gefunden. Dieſer benachrichtigte
ſo=
fort die Gendarmerie, die die Geräte den Beſtohlenen wieder
zu=
ſtellte.
Bb. Bensheim, 1. April. In jüngſter Zeit haben ſich die
Ein=
brüche und Diebſtähle hier ſehr gehäuft. Es wurden allein
in=
nerhalb kurzer Zeit an verſchiedenen Stellen 4 Fahrräder
geſtoh=
len. In der Olex=Tankſtelle entwendeten Einbrecher Kannen mit
Oel und eine Taſchenuhr In einem Hauſe der Wormſer Straße
erbeuteten der oder die Einbrecher bares Geld — Herr
Direk=
tor Ell. Leiter der hieſigen Filiale der Deutſchen Bank und
Dis=
conto=Geſellſchaft, tritt heute in den Ruheſtand und verzieht nach
Baden=Baden. Der evangeliſche Kirchengeſangverein brachte
ge=
ſtern abend der Gemahlin, die viele Jahre lang ein eifriges
Mitglied des Vereins geweſen iſt ein Ständchen — Herr
Zoll=
amtsſekretär Schneider beging ſein 44jähriges Dienſtjubiläum.
Bn. Hirſchhorn, 29. März. Freiwillige
Sanitäts=
kolonne — Generalverſammlung. Dem
Tätigkeits=
bericht war zu entnehmen, daß die Kolonne auch im abgelaufenen
Jahre eine ſegensreiche Arbeit im Dienſte der Allgemeinheit
ent=
faltete. Sonntagsdienſt wurde an 30 Sonntagen durchgeführt.
Außerdem wurden bei 24 Fußhallſpielen und 16 Handballſpielen
Kommandos geſtellt. Behandelt wurden durch Anlegen von
Not=
verbänden 86 Perſonen ſowie 18 Krankenhaustransporte
aus=
geführt. Zu Mitgliedern der erweiterten Gruppenführung
wur=
den Ludwig Steinbauer und Franz Blum gewählt.
Sanitätsdie=
ner wurde Wilhelm Habermeier. Der Straßen=Radfahrdienſt
zwiſchen Pleutersbach und Neckarhauſen fällt künftig weg,
wo=
für einige hundert Meter von den Ortsausgängen entfernt Tafeln
mit der Bezeichnung der Unfallmeldeſtelle angebracht werden.
An=
ſchließend fand eine Ausſprache über die erweiterte
Unfallver=
ſicherung der aktiven Mitglieder ſtatt. Der
Ausbildungsunter=
richt ſoll wieder aufgenommen werden. Die erſte
Unterrichts=
ſtunde findet am kommenden Freitag ſtatt. Mit der Aufforderung
an die Mitglieder, ſich auch fernerhin in den Dienſt der
Nächſten=
liebe zu ſtellen, konnte der Gruppenführer die anregend verlaufene
Verſammlung ſchließen
Hirſchhorn, 1. April. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 31. März 1,55 Meter, am 1. April 1,53 Meter.
— Gernsheim, 1. April. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 31. März — 0,86 Meter, am 1. April — 0.90 Meter.
e Bad Wimpfen, 28. März. Aufmarſch des
Frei=
willigen Arbeitsdienſtes in Bad Wimpfen. Der
reiche Flaggenſchmuck unſerer Stadt verkündete, daß am Sonntag
in Bad Wimpfen die Lager des Freiwilligen Arbeitsdienſtes
Forſt=
haus Wimpfen Neckarzimmern, Siglingen, Brackenheim und Bad
Rappenau ein Treffen abhielten. Um 2 Uhr marſchierten ſie unter
Vorantritt ihrer eigenen Kapelle durch die Hauptſtraße und
Salz=
gaſſe nach dem Marktplatz. Hier wurden ſie durch den Vertreter
der Stadt, Oberſekretär Diehm mit herzlichen Worten begrüßt.
Alsdann ſprachen, noch Kreisleiter G. Schnitzer=Neckarzimmern
und Hauptmann Hüttig vom Schw. Heimatwerk. Sämtliche
An=
ſprachen waren durchglüht von dem mächtigen Geiſt, der unſer
Volk erfaßt hat. Nach dem Abſingen des Deutſchlandliedes
mar=
ſchierten ſie auf den Sportplatz, wo von 15—18 Uhr ſportliche
Ver=
anſtaltungen ſtattfanden. Nach Schluß dieſer Veranſtaltungen
wurde geſchloſſen nach der Turnhalle marſchiert zu einem
kamerad=
ſchaftlichen Zuſammenſein. Unter Abſingen vaterländiſcher Lieder
wurde das Zuſammenſein verſchönert. Die Bevölkerung nahm an
den Veranſtaltungen regen Anteil. Der Zweck und Sinn der
Ver=
anſtaltung war, die Verbundenheit der verſchiedenen Lager durch
perſönliches Kennenlernen der Kameraden zu vertiefen und der
Oeffentlichkeit zu zeigen, daß die deutſche Jugend im Arbeitsdienſt
bereit iſt, tatkräftig zuzufaſſen beim Wiederaufbau unſeres
deut=
ſchen Vaterlandes.
t. Gernsheim, 31. März. Bei der nationalen Feier wurde
zu=
gunſten der bei dem Exploſionsunglück in Neunkirchen getroffenen
Familien eine Tellerſammlung veranſtaltet. Hierbei wurde der
anſehnliche Betrag von über 71.— RM. erzielt.
Aa. Wolfskehlen. 1. April. Der Gemeinderat wählte
in ſeiner geſtrigen Sitzung das Gemeinderatsmitglied Johannes
König zum Gemeindekontrolleur für das Rechnungsjahr 1933.
Die Holzverſteigerung vom 13. Februar wurde genehmigt.
4a. Langen, 1. April. Hohes Alter. Schneidermeiſter
Johann Philipp Zimmer konnte geſtern ſeinen 85.
Geburts=
tag begehen. — Mit Wirkung vom 1. April ab iſt
Oberzoll=
ſekretär Johann Müller, der 33 Jahre hier im Dienſte war,
wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruheſtand getreten.
P. Rüſſelsheim, 1. April. An derſelben Stelle, an der es am
Mittwoch im Walde in der Nähe des Schönauer Hofes brannte,
iſt am Donnerstag abend abermals ein Brand ausgebrochen, der
durch die Feuerwehr von Nauheim gelöſcht werden mußte. Es
wird vorſätzliche Brandſtiftung vermutet. Zweckdienliche Angaben
ſind bei der Gendarmerie Rüſſelsheim oder Groß=Gerau oder der
Bürgermeiſterei Nauheim zu machen. — Der ſeither zur
ſozial=
demokratiſchen Partei gehörige Geſchäftsführer der Allgemeinen
Ortskrankenkaſſe des Kreiſes Groß=Gerau, Philipp Treber=
Rüſ=
ſelsheim, hat ſein Gemeinderatsmandat und ſämtliche
Partei=
ämter niedergelegt. — Reichspräſident von Hindenburg und
der heſſiſche Staatspräſident haben den Eheleuten Balthaſar
Barth 4. und Martin Hummel 3. anläßlich ihrer Goldenen
Hoch=
zeit Glückwunſchſchreiben überſandt. — Mit der kurz gemeldeten
Verhaftung eines in den Opelwerken beſchäftigt geweſenen
deutſch=
amerikaniſchen Angeſtellten wegen Verbreitung von
Greuelmär=
chen gegen die nationale Revolution hatte es folgende
Bewandt=
nis: Der Amerikaner übergab einer Maſchinenſchreiberin ein an
eine amerikaniſche Zeitung gerichtetes Schreiben zur Abſchrift.
In dieſem Schreiben ſtanden Lügen über deutſche
Judenverfol=
gungen und Judenmißhandlungen. Die Schreiberin übergab
einem nationalſozialiſtiſchen Kollegen, einen Durchſchlag. Die
verſtändigte Polizei faßte den Artikelſchreiber nach Schluß der
Arbeitszeit am Fabrikportale ab und fand bei ihm das poſtfertige
Schreiben. Die Feſtnahme wurde durch die zuſtändige
Regie=
rungsſtelle in Darmſtadt rückgängig gemacht, weil es ſich nur um
einen Verſuch gehandelt habe. Der Feſtgenommene wurde auf
Verlangen der nationalgeſinnten Angeſtellten und Arbeiter ſofort
aus den Opelwerken entlaſſen und konnte ſich einer gründlichen
Abreibung” durch die national geſinnte Bevölkerung nur durch
ſchleunige Abreiſe aus Rüſſelsheim entziehen. Polizei und SA.=
Hilfspolizei ſchützten den Vaterlandsverräter vor der Lynchiuſtiz
und verbrachten ihn mittels Autos nach Mainz an den
Haupt=
bahnhof.
Rheinheſſen.
Ad. Armsheim, 1. April. S A.=Mann Stabel
begna=
digt. Arbeiter und SA.=Mann Peter Stabel aus Schimsheim
wurde von der heſſiſchen Regierung durch Gnadenakt aus der
Strafhaft entlaſſen. Er war einige Zeit vorher wegen
fahr=
läſſiger Tötung zu einer hohen Freiheitsſtrafe verurteilt worden.
Anläßlich ſeiner Haftentlaſſung wurde er am Bahnhof in
Schims=
heim von Kameraden und Einwohnern empfangen. —
Neu=
beſetzung. An Stelle des bisherigen Gemeindeeinnehmers
wurde vom Gemeinderat der 46jährige, zur NSDAP. gehörige
Händler Hch. Feldmann zum kommiſſariſchen Einnehmer
er=
nannt.
Oberheſſen.
Lpd. Bad Nauheim, 1. April. Motorrad vom Zuge
erfaßt. Im benachbarten Steinfurth wurde der Roſenzüchter
Konrad Philippi 6., als er mit ſeinem Motorrad den
Bahnüber=
gang überquerte, von einem Zug der Butzbach-Licher Eiſenbahn
erfaßt und zur Seite geſchleudert. Er erlitt ſo ſchwere äußere und
innere Verletzungen, daß er bald nach ſeiner Einlieferung in das
hieſige Krankenhaus ſtarb.
Wäsche waschen ? BURNUS nehmen!
Wäsche hält noch mal solange,
und das Waschen ist so leicht.
Wäschewaschen? BURNUS nehmen!
Die grosse schmutzlösende Wirkung des BURNUS beruht auf seinem
Gehalt an Enzymen id. s. Verdauungssäftel. Diese Enzyme lösen
den Schmutz während des ruhigen Liegens im Einweichwasser auf,
verdauen ihn gleichsam, können aber niemals die Wäschefaser
angre fen. BURNUS ist in einschlägigen Geschäften erhältlich
in Dosen zu 20 und 49 Rpf. Interessante Druckschriſten über
BURNUS kostenlos durch die AUGUSTMACOBA.G., DARMSTADT
Seite 8 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 2. April 1933
„Gehe zu deutſchen Mädchen und Frauen...
Königin Luiſe von Preußen, die „Gnädige Frau von Parek‟. — Lieblingsaufenkhalt der großen Königin.
Parek, das Schlößchen „Still im Land!”
Ging eine junge Königin
Durch deutſches Land,
Hielt lauter Blumen in ihrer Hand.
Wohin gehſt Du, Königin?
„Gehe zu deutſchen Mädchen und Frauen.
Will in ihre Herzen ſchauen,
Will mit ihnen reden und ſingen,
Will ihnen meine Blumen bringen.”
Als ſie die Blumen dargebracht,
Waren verwandelt ſie über Nacht:
Wurde Liebe zu Heimat und Haus,
Liebe zum deutſchen Volk daraus,
Frauenwürde und Edelſinn”
Habe Dank, liebe Königin!
Immer noch geht ſie durch deutſche Land,
Hält uns alle an feſter Hand,
Sind ſchon weit über hundert Jahr”,
Reicht noch heute uns Blumen dar.
Dieſe Verſe der Dichterin Freifrau von Gültlingen=
Schlepe=
grell vergegenwärtigen das Bild und das Wirken des Ideals
der deutſchen Frau: der Königin Luiſe, die von ſich ſelbſt ſagte
„ich bin nicht zur Königin geboren” und die auch ohne ihre
irdiſche Krone eine Königin war.
Im Reſidenzſchloſſe zu Darmſtadt hatte ihre Verlobung mit
dem preußiſchen Kronprinzen am 24. April 1793 ſtattgefunden,
am Grabe der „großen Landgräfin” hatte das Brautpaar Hand
in Hand geſtanden, der Heilige Abend 1793 war der Hochzeitstag
im Königlichen Schloß zu Berlin. Die freie, ſittenloſe
Lebens=
führung, die von Paris ausſtrömte, hatte in damaliger Zeit in
der ganzen Welt weite Verbreitung gefunden und war vielfach
in alle Schichten der Bevölkerung bis zu den Fürſtenhöfen
ein=
gedrungen. In dieſe Welt trat die 17jährige Kronprinzeſſin
Luiſe wie ein vom Himmel geſandter Engel. In ihren Adern
pulſte feuriges rheiniſches Blut, ſie tanzte gern, aber Reinheit,
Natürlichkeit und Friſche ſtrahlte ſie aus und in die Welt der
Verderbtheit hinein.
Der kronprinzliche Hof in Berlin wurde denkbarſt einfach,
jedem Prunk abhold, geführt, die Kronprinzeſſin wollte — auch
als Königin Luiſe — eine gute deutſche Hausfrau ſein, ſich mit
Sorgfalt ihren Kindern widmen und mit dieſen und ihrem
Gemahl wie glückliche Privatleute leben, wobei das höfiſche
Zeremoniell vollkommen abgeſchafft wurde. Aber nicht nur im
Familienleben, auch als Kronprinzen= und Königspaar lebten
Friedrich Wilhelm und Luiſe ganz ungezwungen: ohne Gefolge
gingen ſie Arm in Arm „Unter den Linden” und im „
Tier=
garten” ſpazieren, oft ein am Wege ſpielendes Kind liebreich
emporhebend und ein altes Mütterchen tröſtend kauften an
ver=
ſchiedenen Buden des Weihnachtsjahrmarktes, nahmen
Er=
friſchungen in einer Konditorei uſw.
Bezeichnend ſind die Worte der Königin Luiſe an die
Ab=
geordneten der Berliner Bürgerſchaft, die ihre Glückwünſche zur
Thronbeſteigung darbrachten: „Es iſt mir lieb, meine Herren,
Sie kennenzulernen. Die gütige Aufnahme von ſeiten der
preußiſchen Untertanen und ihre bisherige Liebe wird mir
unvergeßlich bleiben, und es wird mein vorzüglichſtes Beſtreben
ſein, mir dieſe Liebe zu erhalten. Die Liebe der Untertanen
iſt das ſanfteſte Ruhekiſſen der Könige; mit Freuden werde ich
jede Gelegenheit ergreifen, mich den hieſigen Bürgern dafür
erkenntlich zu zeigen.‟ Der junge König Friedrich Wilhelm III.
redete nach ſeines Vaters Tode ſeine verſammelten
Staats=
miniſter mit den beſcheidenen Worten an: „Sie haben Ihren
beſten Freund verloren, wollen Sie mich dafür nehmen?” Für
jedermann war Friedrich Wilhelm III. nach ſeiner
Thron=
beſteigung zu ſprechen: einfache Männer und Frauen trugen
perſönlich ihre Bitten und Wünſche vor und konnten mit
Er=
füllung derſelben rechnen. Das junge Königspaar verzichtete
auf das prachtvolle königliche Schloß und begnügte ſich mit dem
einfachen kronprinzlichen Palais, weil der König mit ſeiner
Familie auch weiterhin von den Einkünften des Kronprinzen
leben wollte.
Soweit die Regierungsgeſchäfte es zuließen, wurde der
Sommer auf dem Lande verlebt; das der Kronprinzeſſin Luiſe
von ihrem Schwiegervater geſchenkte Luſtſchloß Oranienburg,
das im Sommer 1795 bewohnt wurde war dem kronprinzlichen
Paare nicht behaglich, weil es mit ſeinen beiden Flügeln zu
groß und der Park mit ſeinen Pavillons zu prächtig war; ein
ſchlichter Landſitz wurde erſehnt: da kaufte der Kronprinz aus
ſeinen Erſparniſſen Gut und Dorf Paretz an der Havel, deſſen
Beſitzer ein Oberſtleutnant von Blumenthal war. Das alte
Gutshaus wurde abgebrochen und ein nur zweiſtöckiger Bau
nach den Plänen des Oberbaurates Gilly, des Vorkämpfers und
Vorgängers Schinkels, errichtet. „Nur immer denken, daß Sie
für einen ſchlichten Gutsherrn bauen” ermahnte der Kronprinz.
der auch als König hier nur als „Schulze von Paretz” wohnen
wollte, während die Königin Luiſe ſich als „gnädige Frau
von Paretz” am glücklichſten fühlte.
Das prunkloſe Gutshaus Paretz wirkt in ſeiner Schlichtheit
als ein Denkmal bürgerlicher Kunſt des neunzehnten
Jahr=
hunderts; auch die Innenräume dieſes einfachen Herrenſitzes
ſtechen wohltuend gegen die Prunkliebe der damaligen Zeit ab.
Noch heute ſtrömen die ſchlichten Zimmer des Paretzer
Guts=
hauſes einen unbeſchreiblichen Reiz aus und wecken Erinnerungen
an die unvergeßliche Königin Luiſe. Tapeten, Möbel und
Bilder wirken und entzücken durch ihre Harmonie und durch
ihre ſtilgerechte Einfachheit, die Polſtermöbel ſind mit Kattun
bezogen, engliſche Stiche und Porträts ſchmücken die Wände;
ganz beſonders feſſelt ein im Jahre 1800 gemaltes
Paſtell=
bild der Königin Luiſe, das ſie in ihrem 24. Lebensjahre jung
und glücklich darſtellt. Märchenhaft wirkt das Schlafzimmer des
Königspaares: die ſchmalen, auffallend kurzen Betten ſtehen
unter einem Baldachin von reſedagrünem Stoff; das kleine
Spinett der Königin und ihr zierliches Schreibpult am Fenſter,
ein Wunderſtück kunſtgewerblicher Feinheit, mit der durch ihre
Hand geweihten Schreibmappe üben beſondere Anziehungskraft
aus. Aus den ſchmalen Fenſtern ſchweift der Blick in den vom
Hofgärtner Garmitter angelegten idhlliſchen Park mit ſeinen
Raſenflächen und Blumenbeeten und mit den Durchblicken auf
die Havellandſchaft. In dem einſt vom alten Kaiſer Wilhelm
als Prinz bewohnten einfachen Zimmer befinden ſich noch heute
das Spielzeug der Söhne der Königin Luiſe und die Fahnen
der Jugendwehr, die von ihnen angeführt wurde, ſowie ein
reizvoller Wandſchirm, den die Königin Luiſe gemeinſam mit
ihren Kindern mit Bilderbogenfiguren beklebt hat. Die Zimmer
des oberen Stockwerks ſind ſehr klein und unglaublich niedrig.
Anheimelnd ſchlicht iſt auch die von König Friedrich
Wil=
helm III. erbaute Paretzer Dorfkirche; hier iſt beſonders „Die
Apotheoſe der Königin Luiſe” von Schadows Hand zu
er=
wähnen; eine kleine Truhe birgt das zartblaue, ſilbergeſtickte
Tuch, das die Königin Luiſe bei ihrem letzten Aufenthalt in
Paretz getragen hat.
In jedem Bauernhauſe von Paretz gab es eine „
Königs=
ſtube”, in der oft Perſonal einquartiert wurde, wenn die
Räum=
lichkeiten des Schloſſes nicht ausreichten; auch das gotiſche Haus
— das Wirtshaus — mit ſeinen Spitzbogenfenſtern ſtammt noch
aus jener Zeit.
Hier im ſtillen Paretz genoß die königliche Familie von
jedem Zwang befreit, in vollen Zügen das ruhige Landleben,
für das die Königin Luiſe und ihr Gemahl ſo viel Gefühl hatten
und das ihnen im Kreiſe ihrer Kinder ſo viel Freude und
Er=
holung bot: der innige Anteil, den die königliche Familie im
perſönlichen Verkehr mit dem Landvolk nahm, und die
Waſſer=
fahrten auf der Havel, ſowie für den König auch noch die Jagd,
bildeten die Hauptfreuden; auch das Soldatenſpiel der Prinzen
mit den Paretzer Dorfjungen, die wie kleine Kadetten in
Uni=
form eingekleidet wurden, muß erwähnt werden. Alljährlich
bil=
dete das Erntefeſt den Höhepunkt des Paretzer Aufenthaltes. An
dieſem Tage wurden viele Paretzer Bauernfamilien an einer
langen Tafel vor dem Gutshauſe geſpeiſt, die Königin teilte
perſönlich das Eſſen aus. Nach Beendigung der Mittagstafel der
königlichen Familie nahten die Schnitter und Schnitterinnen im
Sonntagsſtaat, voran die Dorfmuſik und der bebänderte
Ernte=
kranz aus Aehren und Blumen als Feldbanner. Wenn der Zug
im Halbkreiſe vor dem Schloſſe Aufſtellung genommen hatte,
er=
ſchien der königliche Gutsherr, nahm die Rede der Großmagd
entgegen und ſchickte dieſe mit der Erntekrone hinein zu ſeiner
Gemahlin, worauf die „gnädige Frau von Paretz” erſchien; nun
begannen die luſtigen Tänze: die Königin Luiſe tanzte mit
manchem Bauernburſchen — hatten doch Hochmut und Stolz
keine Heimat in dem jdylliſchen, weltentrückten Paretz —, ſogar
die ſo gerne das Zeremonielle predigende Oberhofmeiſterin Frau
von Voß, welcher der König den Spitznamen „Dame d’Etiquette‟
gegeben hatte, mußte ſich auf dieſem Bauernball „mitdrehen”
Abwechſelnd mit den Dorfmuſikanten ſpielte die königliche
Tafel=
muſik — die Garde=Hautboiſten aus Potsdam — zum Tanze
auf; gleichzeitig ließ der König aber neben dieſem bäuerlichen
Tanzvergnügen im Freien im Speiſeſaal des Schloſſes einen
Ball für ſeine Hofleute arrangieren. So wurde das traulich ſtille
Paretz am Tage des Erntekranzes ein anziehender
Wallfahrts=
ort für nah und fern; auch Verkaufsbuden wurden aufgebaut:
es entſtand eine kleine Herbſtmeſſe, auf der ſich der König und
die Königin Luiſe unter die Käufer miſchten wie auf dem
Chriſt=
markt in Berlin, und das von ihnen gekaufte Backwerk
verteil=
ten, beſonders unter die Knaben und Mädchen und die ganz
Kleinen; einmal ließ die Königin Luiſe auch ſämtliche
Dorf=
kinder zum Erntekranz neu einkleiden.
Die Kriegsnot, die im Jahre 1806 begann, ließ Lachen und
Frohſinn in Paretz verſtummen. Der Unglückstag von Jena und
Auerſtedt — die Königin Luiſe folgte ihrem Gemahl bis in den
Bereich der feindlichen Kanonen —, die Tage von Tilſit und
Memel und der Zuſammenbruch des preußiſchen Staates
be=
wirkten, daß die lebenſprühende, jugendliche Luiſe ſich zur
tief=
gläubigen, hochſtehenden Königin vollendete. Nach der Rückkehr
aus Oſtpreußen nach Abſchluß des Tilſiter Friedens zog es die
Königin Luiſe noch einmal nach ihrem Lieblingsaufenthaltsort
Paretz; hier in der Einſamkeit, im ſtillen Schatten der freien
Natur gönnte ſie den Saiten ihres Gemütes ſo gerne einige
Stunden Ruhe, um ſie dadurch von Neuem aufzuziehen: am
20. Mai 1810 nahm ſie Abſchied von der Stätte ihrer ſchönſten
Erinnerungen; noch einmal geht die Königin Luiſe ihren
Lieb=
lingsweg durch den Park nach dem chineſiſchen Teehäuschen und
nach der Muſchelgrotte; bevor ſie ihren Reiſewagen beſteigt,
war=
tete ſie am Ende des Parkes auf einer kleinen Anhöhe den
Untergang der Sonne ab, dabei leiſe vorahnend äußernd: „Die
Sonne eines Tages geht dahin, wer weiß, wie bald die Sonne
unſeres Lebens ſcheidet?” Hier, wo ihr Fuß zum letzten Male
Paretzer Boden berührt hat, ließ der König eine gußeiſerne
gotiſche Pforte — die Luiſenpforte — erreichten, unter deren L.
zu leſen iſt „den 20. Mai 1810”; die Muſchelgrotte im Park
er=
hielt die Inſchrift „Gedenke der Abgeſchiedenen.. Acht Wochen
ſpäter ſchloß die „gnädige Frau von Paretz”, dieſe wahrhaft
deutſche Frau, dieſe zärtliche, für das Wohlergehen ihrer Kinder
ſo beſonders beſorgte Mutter, die aber in erſter Linie Gattin
und Königin war ihre herzgewinnenden, ſchönen großen blauen
Augen zum ewigen Schlummer.
Still und verträumt und von vielen vergeſſen liegt heute
das liebliche Paretz; und doch birgt dieſes Dornröschenſchloß an
der Havel eine hiſtoriſche Erinnerung von größter Bedeutung:
hier ſteht der Schreibtiſch, an dem König Friedrich Wilhelm IV.,
der älteſte Sohn der Königin Luiſe — der gnädigen Frau von
Paretz —, im Jahre 1850 ſeinem Volke die neue Verfaſſung
Ei.
ſchenkte.
Onkel Paul.
(47k) Budapeſt. Leutnant a. D. Paul v. Kern, eine
be=
kannte und volkstümliche Figur der Budapeſter Nachtlokale,
ver=
dient zweifellos die Bezeichnung, der idealſte Ehemann=Anwärter
der Welt zu ſein. Der Mann lebt ſozuſagen „doppelt”! Seine
Vorliebe für Nachtkaffees iſt nicht etwa auf unſolide Veranlagung
zurückzuführen. Im Gegenteil: Onkel Paulchen, wie ihn Budapeſt
nennt, verzehrt in den Lokalen und Bars nur Mineralwaſſer
und ähnliche harmloſe Getränke. Er muß einfach ſeine Nächte
außer dem Hauſe verbringen, denn er hat einen gar ſonderbaren
Knacks. Er kann nicht ſchlafen! Er kann ſeit rund ſiebzehn
Jah=
ren nicht ſchlafen!
Man ſchrieb 1916. Leutnant v. Kern kämpfte in Rußland für
König und Vaterland. Er gehörte mit zu den tapferſten
Offi=
zieren ſeines Regiments und ſtand kurz vor der Beförderung zum
Oberleutnant. Da kam eine dumme Kugel geflogen. Kopfſchuß.
Der junge Krieger ſchwebte Monate hindurch zwiſchen Leben und
Tod. Und wurde zuguterletzt gerettet. Gerettet für ein —
doppel=
tes Leben. Seit ſeiner Verwundung iſt der ſonſt völlig geneſene
Mann außerſtande, das Auge zuzudrücken, um den normalen
Schlaf normaler Menſchen zu genießen. Er hat es nicht nötig,
er kommt auch ohne Schlaf gut aus und verſieht tadellos ſeinen
Bürodienſt, ohne jemals Müdigkeit zu verſpüren. Die
medizi=
niſche Wiſſenſchaft ſteht vor einem unlösbaren Rätſel, ſogar das
Rockefeller=Inſtitut hat kürzlich den einzigartigen Nimmerſchläfer
eingeladen, um ihn einer gründlichen Unterſuchung zu
unter=
ziehen. Allerdings lehnte Kern dieſe „Ehrung” ab mit der
ſelbſt=
bewußten Begründung, er ſei kein Schauſtellungsobjekt und
ver=
bitte ſich ein für allemal, ihn vor der Oeffentlichkeit als
Wunder=
tier hinſtellen zu wollen.
Eines kann aber der Nimmerſchläfer nicht gut verbieten. Das
nicht endenwollende Intereſſe der Damenwelt, hervorgerufen durch
die vielen Aufſätze in der in= und ausländiſchen Preſſe. Zahlloſe
Damen aller Nationen und aller Geſellſchafts= ſowie Altersklaſſen
ſchreiben dem „Mann der ſchlafloſen Nächte” glühende
Liebes=
briefe und machen ihm mitunter ganz ernſtzunehmende Angebote.
Alle behaupten, ſich zeitlebens nach einem ſolchen” Ehepartner
geſehnt zu haben, der niemals behaupten würde, ich gehe heute
abend nicht aus, ich bin müde, ich möchte ſchlafen gehen. Mit
einem Wort den idealſten Ehemann auf Erden abgeben müſſe.
Hunderte von Briefen flattern auf den Tiſch des
Nimmer=
ſchläfers, und zum erſtenmal nach ſiebzehn Jahren verſpürt er
ehr=
liche Sehnſucht nach Schlaf. Schlafen, nur ſchlafen, um nichts zu
wiſſen von den Frauen.
Intereſſierte Damen, laßt’s euch ſagen: Onkel Paul will nicht.
Er iſt feſt entſchloſſen, ſein doppeltes Leben doppelt zu genießen,
und bleibt infolgedeſſen Junggeſelle.
* Die Stadi der alten Leuke.
Die Stadt Denver, die Hauptſtadt des amerikaniſchen
Bun=
desſtaates Colorado, ſcheint ein Paradies für alte Leute zu ſein.
Eine amerikaniſche Statiſtik ſtellt feſt, daß dort prozentual die
meiſten Greiſe und Greiſinnen auf der Welt wohnen. Es gibt
dort einen Verein, in den nur Menſchen mit einem Alter von über
90 Jahren aufgenommen werden, und dieſer Verein hat nicht
wenig Mitglieder.
Merkwürdigerweiſe gibt es in Denver beſonders viel alte
Aerzte. So übt ein Arzt, der vor einigen Wochen ſeinen
hundert=
jährigen Geburtstag feiern konnte, noch immer ſeine umfangreiche
Praxis aus, in der er von ſeinem Sohn und ſeinem Enkel, die auch
Aerzte ſind, unterſtützt wird. Dieſe einzigartige „Aerztefirma”
wurde anläßlich des Jubelfeſtes des „Gründers” natürlich
ſtür=
miſch gefeiert.
In Fachkreiſen iſt man der Meinung, daß die beſonderen
Klimaverhältniſſe in Denver, am Fuß der Rocky Mountains, für
das hohe Alter und den glänzenden Geſundheitszuſtand ſeiner
Bevölkerung verantwortlich zu machen ſeien. Andere glauben, daß
die Rohkoſtbewegung, die in Denver beſonders verbreitet iſt, der
Grund ſei. Die Einwohner von Denver ſelbſt ſchreiben das hohe
Alter der Tatſache zu, daß es in der Stadt faſt überhaupt keine
Fabriken gibt, und daß der Sport aller Art in der Stadt
inten=
ſiver ausgeübt wird als irgendwo anders.
Bemerkenswert iſt übrigens, daß die Zahl der Männer über
90 Jahren über fünfmal ſo hoch iſt als die der Greiſinnen,
wäh=
rend ſonſt in der Regel, das Gegenteil der Fall, zu ſein pflegt.
Hierfür hat man überhaupt noch keine Erklärung finden können.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortſich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; füe
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr HerbertNette;
für den Inſeratentell und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Witiſch — ſämilſch in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht übernommen.
Die heutige Nummer hat 20 Seiten.
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Sonntag, 2. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 92 — Seite 9
Am 1 April ſtarb nach lurzer Krankheit unſere
liebe Schweſter und Tante
Fräulein
Auguſte Rühl
im 74. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Rüht.
Die Beerdigung ſindet Dienstag ½12 Uhr auf dem
Friedhofe Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute morgen entſchlief unſer
guter Vater und Großvater
Franz Krichbaum.
Die trauernd. Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 1. April 1933. (4486
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 4. April 1933, um 2½ Uhr,
auf dem Wald riedhof ſtatt.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Heimgange
un=
ſeres lieben, unvergeßlichen
Ent=
ſchlafenen
Ludwig Germann
ſagen wir unſeren aufrichtigſten
Dank. Insbeſondere danken wir
Herrn Pfarrer Müller für die
troſt=
reichen Worte, ſowie ſeinen
Kame=
raden für den ehrenden Nachruf
und Kranzniederlegung. (4482
Dietrauernd. Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 1. April 1933.
Dankſagung.
Für alle Beweiſe herzlicher Teilnahme
beim Heimgange unſeres lieben
Ent=
ſchlafenen
Adam Huthmann
ſagen wir hiermit herzlichſten Dank.
Insbeſondere danken wir den
Schwe=
ſtern des Städt. Krankenhauſes für
die liebevolle Pflege, ſowie Herrn
Pfarrer Marx für die troſtreichen
Worte am Grabe. Herzlichen Dank
allen denen, die den Entſchlafenen
durch Blumenſpenden ehrten.
Frau Johannette Huthmann Pw.
Eliſabeth Bernhard.
Darmſtadt, den 1. April 1933. /4499
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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nachmittags 5 Uhr 30 Minuten, das
Vergleichsverfahren zur Abwendung
des Konkurſes eröffnet worden.
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Vertrauens=
perſon wird wegen der Einfachheit und
Klarheit der Verhältniſſe und wegen
des geringen Umfangs des
Geſchäfts=
betriebes des Schuldners gemäß § 40
Abſ. 2 V.O. auf Antrag des Schuldners
abgeſehen. Ein Gläubigerausſchuß iſt
nicht beſtellt. Termin zur Verhandlung
über den Vergleichsvorſchlag iſt auf:
Mittwoch, den 3. Mai 1933.
vormittags 11½ Uhr,
vor dem Amtsgericht Darmſtadt.
Sit=
zungsſaal 118, anberaumt. An den
Schuldner wird keine Verfügungs=
Be=
ſchränkung erlaſſen. Der Antrag auf
Eröffnung des Verfahrens nebſt ſeinen
Anlagen und das Ergebnis der weiteren
Ermittlungen iſt auf der Geſchäftsſtelle
zur Einſicht der Beteiligten
nieder=
gelegt.
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Darmſtadt, den 30. März 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
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Pfungſtadt, den 30. März 1933.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 2. April 1933
Nr. 92 — Seite 11
A
neues Spot
vor.
Der „Stieglitz”, ein neues, von Focke=Wulf konſtruiertes Flugzeug, mit dem man auch Kunſtflüge
unternehmen kann. Im Kreis: Gerd Achgelis, der deutſche Kunſtflugmeiſter 1931.
Auf dem Flughafen Tempelhof wurde das neue Focke=Wulf=Flugzeug „Stieglitz” zum erſten Male
der Oeffentlichkeit vorgeführt. Vertreter der Reichsregierung und der deutſchen Luftfahrt waren
anweſend, als der deutſche Kunſtflieger Gerd Achgelis den wohlgelungenen Probeflug unternahm.
Ein Bild aus der Staatlichen Münze in Waſhington: Das Zühlen der Geldſcheine.
Infolge der Finanzkriſe ſetzte in den Vereinigten Staaten eine ſolche Geldknappheit ein, daß die
Regierung ſich veranlaßt ſah, den Druck von 2 Milliarden Dollar in fieberhafter Eile vornehmen
zu laſſen.
Dollarfabrikakion am laufenden Band.
geuftſcat und Sicherhen
Reich und Ausland.
Silberdiebſtahl im Schloß Amorbach.
Ein ſeit Jahren im Schloß Amorbach
beſchäf=
tigter Diener hat ſeit Jahren das Vertrauen
ſeines Herrn mißbraucht und eine eiſerne
Kaſſette, die ſich in einer Silberkammer befand,
aufgebrochen und alte Schmuckſachen entwendet.
Die geſtohlenen Sachen hat er nach und nach an
hieſige Goldankaufsſtellen und
Antiquitätenhänd=
ler geſchickt, mit der Angabe, daß er dieſe von
Verwandten geerbt habe und umändern laſſen
wolle. Zum Teil wurden die wertvollen
Schmuck=
ſachen von den Händlern gekauft und der andere
Teil wieder zurückgeſchickt. Den Erlös ließ er
ſich auf ſein Bankkonto überweiſen, ſo daß die
Händler keinen Verdacht ſchöpfen konnten.
Teil=
weiſe hat er auch Schmuckſachen nach München
ge=
ſchickt und dort verſetzt. Da der Beſitzer des
Schloſſes lange nicht ſeine Schmuckſachen
kontrol=
liert hatte, konnte erſt kürzlich die Straftat
auf=
geklärt und der Täter in Haft genommen
wer=
den. Von den entwendeten Sachen konnten nur
wenige wieder herbeigeſchafft werden, da ſie
größtenteils inzwiſchen eingeſchmolzen worden
ſind.
Ein prinzlicher Augenarzk feierk ſein
50jähriges Hochzeitsjubiläum.
Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern
und ſeine Gattin bei einem Spaziergang
im Engliſchen Garten in München.
Der Prinz, ein Neffe des verſtorbenen
Prinz=
regenten Luitpold von Bayern, begeht das Feſt
ſeiner Goldenen Hochzeit. Am 2. April 1883
heiratete er die Prinzeſſin Maria de la Paz,
Infantin von Spanien. Prinz Ludwig
Ferdi=
nand, der als Augenarzt in München lebt, hat
ſeine ärztliche Kunſt ganz in den Dienſt
chriſt=
licher Nächſtenliebe geſtellt. Vor allem durch
ſein ſchlichtes Auftreten genießt er in allen
Kreiſen der Bevölkerung größte Beliebtheit.
Frankfurt a. M. Unter dieſem Titel
findet in den Tagen vom 1. bis 30. April in
Frankfurt a. M. eine Ausſtellung ſtatt, die vom
Deutſchen Luftſchutzverband veranſtaltet wird.
Sie veranſchaulicht, wie eine geſtern nachmittag
ſtattgefundene Vorbeſichtigung zeigte, anhand von
zahlreichem ſtatiſtiſchem und Bildmaterial, die
außerordentlich große Gefahr eines Luftangriffs
auf Deutſchland. Die Größe der Gefahr ergibt
ſich namentlich aus der Bevölkerungsdichte, bzw.
der Verſtadtlichung Deutſchlands, ſowie der
ſtar=
ken Induſtrie, denn gerade die Induſtrie iſt durch
einen Luftangriff außerordentlich verwundbar,
während Länder mit großer Landwirtſchaft, wie
z. B. Rußland und Polen, bedeutend weniger
durch Luftangriffe geſchädigt werden können.
Wenn man nun berückſichtigt, daß Frankreich,
Polen, Jugoſlawien und die Tſchechoſlowakei
ins=
geſamt über nahezu 5000 Kriegsflugzeuge
ver=
fügen, ſo leuchtet es ohne weiteres ein, daß ein
Angriff auf Deutſchland durch eine Luftflotte
für dieſe nur ein Kinderſpiel iſt und ohne jede
Gefahr für die Angreifer bewerkſtelligt werden
kann. Da Deutſchland nun keine Luftwaffe
beſitzt, ergibt ſich von ſelbſt, daß weniger Wert
auf die Schaffung einer Luftwaffe zur
Vergel=
tung von evtl. Luftangriffen gelegt werden muß,
ſondern in erſter Linie auf die Verbeſſerung des
Selbſtſchutzes, deren Wege in der Ausſtellung an
Modellen und Zeichnungen dargeſtellt werden.
Die Erfahrungen des Krieges und die
Luftan=
griffspläne der bewaffneten Mächte zeigen, daß
nur noch in großen Geſchwadern angegriffen
wird, und daß zu 95 Prozent Brandbomben, und
Großer Waldbrand im Gebiet des
ehem. Truppenübungsplaßzes Orb.
Bad Orb. Durch die Unſitte des
Abbren=
nens von Grasflächen entſtand auf dem
Ge=
lände des früheren Truppenübungsplatzes Bad
Opb, im Bereich des ehemaligen
Gemeindewal=
des Letgenbrunn, durch Ueberſpringen von Feuer
eines benachbarten Grundſtücks ein Waldbrand,
der bald eine große Ausdehnung annahm. Das
Feuer, das bereits längere Zeit am Boden
ſchwelte, wurde erſt durch den aufſteigenden
Rauch entdeckt. Löſchverſuche der Einwohner
von Letgenbrunn hatten keinen Erfolg. Durch
den herrſchenden Wind und die Trockenheit
be=
günſtigt, fanden die Flammen im Laubwerk und
Geſträuch reichliche Nahrung. Die von den
Oberförſtereien alarmierten Arbeitsdienſtlager
Villbach und des Freiwilligen Arbeitsdienſtes
des Joßgrundes, ferner die geſamten
Waldar=
beiter aus den Oberförſtereien Burgjoß, Bad
Orb und Flörsbach, nahmen die Bekämpfung
des entfeſſelten Elementes auf, ſo daß in
kur=
zer Zeit einige hundert Perſonen damit
be=
ſchäftigt waren. Das abgebrannte Gebiet wird
von forſtamtlicher Seite auf zirka 80 Hektar
ge=
ſchätzt, von privater Seite allerdings weit höher,
da das muldenförmige Gelände keinen
Ueber=
blick geſtattet. Der Schaden dürfte Tauſende
von Mark betragen. Bemerkenswert iſt, daß bei
dem Brand mehrere Exploſionen von
Handgra=
naten uſw. erfolgten, ſcheinbare Ueberreſte des
damaligen Truppenübungsplatzes. Auch iſt
ſtel=
lenweiſe der Boden von geſchmolzenem Blei, von
Infanteriegeſchoſſen herrührend, wie überſät.
Elly Beinhorn erhält den Hindenburgpokal
für 1932.
Berlin. Der Hindenburgpokal, der zur
Förderung ſportlicher Leiſtung mit leichten
Motorſportflugzeugen ausgeſetzt iſt, wurde für
1932 der Fliegerin Elly Beinhorn zugeſprochen.
Elly Beinhorn erhielt den Pokal für ihre
Flug=
leiſtungen in den beiden vergangenen Jahren.
Beſonderes Aufſehen erregte ihr Flug über
In=
dien nach Auſtralien.
nur zu 5 Prozent Sprengbomben abgeworfen
werden. Daraus ergibt ſich die Tatſache, daß in
einer angegriffenen Stadt zu gleicher Zeit 100
und mehr Brände entſtehen können, die natürlich
nicht von den ſtädtiſchen und ſtaatlichen
Sicher=
heitseinrichtungen gleichzeitig bekämpft werden
können. Da ergibt ſich nun die unumſtößliche
Notwendigkeit, daß der Selbſtſchutz, der
Bevölke=
rung einſetzt. Eine Zeichnung ſtellt den Plan
einer modernen Großſtadt dar, die in idealer Art
und Weiſe ſo aufgebaut iſt, daß ſie bis ins
Zen=
trum der Bevölkerung ausreichenden Schutz gegen
Fliegerangriffe bietet. Dieſes Stadtbild iſt kreuz
und quer durch breite Grüngürtel in einzelne
Quartiere zerteilt, während in den Grünanlagen
große Unterſtände errichtet ſind. Eine beſſere
Antwort auf die Notwendigkeit des zivilen
Selbſtſchutzes, als durch die Tatſache, daß durch
die Abwehrmaßnahmen die Wirkung der
Flie=
gerangriffe von 1914 bis 1918 auf ein Zehntel
herabgemindert worden iſt, kann nicht gegeben
werden. Neben der eigentlichen Ausſtellung
ha=
ben noch zahlreiche Firmen der einſchlägigen
Branchen die modernſten Apparate für den
Luft=
ſchutz ausgeſtellt, und auch die Feuerwehr und
die Sanitätskolonne wartet mit ihren modernen
Einrichtungen zur ſchnellen Bekämpfung der
durch Fliegerangriffe entſtandenen Schäden auf.
Jedenfalls iſt die Ausſtellung ſehr intereſſant
und ein Beſuch ſehr zu empfehlen, man kann
ſo=
gar von einer gewiſſen Notwendigkeit ſprechen,
dieſe Ausſtellung zu ſehen, damit man ſich ein
Bild machen kann von den Gefahren, die die in
Waffen ſtrotzenden Länder für uns bedeuten.
Großer Holelbrand bei Danzig.
Eine Tote, zwei Schwerverletzte.
Danzig. In der Nacht zum Samstag
brannte, das bekannte Hotel Albin Sagert in
Tiegenhof vollkommen nieder. Die ſchlafenden
Gäſte und das Perſonal wurden von dem Feuer
vollkommen überraſcht. Drei im Dachgeſchoß
wohnende Angeſtellte ließen ſich mit Hilfe von
zuſammengeknoteten Bettlaken herunter. Dabei
ſtürzte einer der Angeſtellten ab und erlitt,
ebenſo wie ein Hotelgaſt, der aus dem erſten
Stock auf den Hof geſprungen war, ſchwere
Ver=
letzungen. Die übrigen Bewohner des Hotels
wurden von der Feuerwehr mit Leitern
gebor=
gen. Ein Verſuch der Feuerwehr, an die
bren=
nende Weſtſeite des Hotels heranzukommen,
miß=
lang, ſo daß es nicht glückte, die 26 Jahre alte
Wirtſchafterin Klara Wolff aus Danzig, die aus
ihrem Zimmer gellende Hilferufe ertönen ließ,
zu retten. Sie iſt ein Opfer der Flammen
ge=
worden.
Zugunfall im Tunnel.
Zwei Bauarbeiter verunglückt.
Ludwigshafen. Die Reichsbahndirektion
Ludwigshafen teilt mit: Am Freitag abend, etwa
um 19.15 Uhr, iſt im Tunnel zwiſchen
Pirma=
ſens und Biebermühle, wo zurzeit ſchadhafte
Gewölbeſtrecken umgebaut werden, eine drei
Me=
ter lange Umbauzone eingeſtürzt. Etwa 200
Ku=
bikmeter Maſſe verſperren den Tunnel. Ein von
Pirmaſens kommender Güterzug fuhr auf den
Schuttkegel auf. Dadurch wurden zwei hinter
der Lokomotive laufende Packwagen
ineinander=
geſchoben. Der Zugführer und ein Schaffner
wurden leicht verletzt. Der Verkehr zwiſchen
Pirmaſens und Biebermühle dürfte
vorausſicht=
lich einige Tage unterbrochen werden. Bei dem
Einſturz ſind zwei Bauarbeiter, die im Gewölbe
arbeiteten, verunglückt. Sie konnten bis zum
geſtrigen Morgen noch nicht aus den
Schutt=
maſſen geborgen werden. Die Urſache des
Ein=
ſturzes iſt noch nicht geklärt.
Einweihung des Heiligen Jahres.
Papſt Pius XI. eröffnet die Heilige Pforte.
Rom. Das Heilige Jahr 1933/34 iſt am
Samstag vormittag durch Papſt Pius XI. mit
der Eröffnung der Heiligen Pforte in St. Peter
in feierlichſter Weiſe eingeweiht worden. Der
Fülle der Geſuche um Zulaſſungskarten zur
Kirche, beſonders aber zur Vorhalle, von der
aus die Heilige Pforte ins Innere führt, konnte
in den letzten Tagen nicht mehr entſprochen
wer=
den. Bereits um 9 Uhr, faſt 2 Stunden vor dem
Beginn der Feier, war die Säulenvorhalle mit
Tauſenden von Menſchen dicht gefüllt. Gegen
11 Uhr erſchien Payſt Pius XI. an der Spitze
des Zuges, gefolgt von den Erzbiſchöfen,
Patriarchen und Kardinälen, ſtieg der Papſt in
die Vorhalle der Peterskirche hinab. Der Papſt
ließ am Eingang den Zug an ſich vorbeiſchreiten
und beſtieg dann den Tragſtuhl. Dann begab er
ſich zum Thron, wobei er die Kardinäle Ehrle
und Verde zur Seite hatte. Er ſtimmte das
Tedeum an, das vom Chor der Sixtiniſchen
Ka=
pelle fortgeſetzt wurde. Nach einigen Gebeten
ſtieg Papſt Pius vom Thron und empfing aus
der Hand des Kardinals=Großpönitentiar den
Goldenen. Hammer mit Elfenbeingriff. —Er
näherte ſich der Heiligen Tür unter tiefſtem
Schweigen der Verſammelten. Unter den
vorge=
ſchriebenen Formeln, auf die der Chor jemals
antwortete, ſchlug Papſt Pius dreimal an die
Heilige Pforte, wobei er das Pange Lingua
an=
ſtimmte und dann als erſter die Schwelle
über=
ſchritt. Ihm folgten die Kardinäle, die Biſchöfe
und die anderen Würdenträger des päpſtlichen
Hofes. Dann beſtieg er den Tragſtuhl und
be=
gab ſich an der Spitze des feierlichen Zuges zum
Konfeſſionsaltar.
Tornados und Bolkenbrüche
in Amerika.
70 Tote.
NewYork. Oſt=Texas, Louiſiana, Arkanſas,
Miſſiſſippi und Florida wurden in den letzten
36 Stunden von zahlreichen Tornados und
Wol=
kenbrüchen heimgeſucht. Insgeſamt ſind 70
Todes=
opfer zu verzeichnen.
Dder Schöpfer des Jugendſtils
70 Jahre alf.
Prof. Henry van de Velde
begeht am 3. April ſeinen 70. Geburtstag. Er
iſt der Schöpfer des Jugendſtils und hat ſich
mit ſeinem ganzen künſtleriſchen Schaffen für
die von ihm begründete Kunſtrichtung eingeſetzt.
Als Kunſtgewerbler und Architekt hatte er
ſo=
wohl in ſeiner belgiſchen Heimat als auch in
der Schweiz und in Holland gewirkt. Am
mei=
ſten dürfte ſein Schaffen mit Deutſchland
ver=
nüpft ſein, wo er die Weimarer
Kunſtgewerbe=
ſchule vom Jahre 1902 bis 1914 geleitet hat.
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Seite 12 — Nr. 92
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 2. April 1933
SAüEaAasAtt
Fragen des Wehr= und Geländeſporks.
Leitſätze.
„Mit der im Herbſt erfolgten Gründung des
Reichskurato=
riums für Jugendertüchtigung iſt als neuer Zweig der
Leibes=
übungen der Wehr= und Geländeſport in das Blickfeld der
Oeffent=
lichkeit getreten und darf ſeitdem als eine vom Staat ideell und
wirtſchaftlich beſonders bevorzugte Form der ſportlichen
Jugend=
erziehung gelten.”
„Der Gelände= und Wehrſport iſt, wie ſchon der Name
aus=
drückt, eine Form der Leibesübungen, die nicht auf kunſtvoll und
künſtlich angelegten Stadien und Sportplätzen, ſondern im freien
Gelände betrieben wird. Als Uebungsſtoff umfaßt er, aufbauend
auf einer allgemeinen Körperſchulung. Lauf. Wurf und Sprung.
das Bewegen im Gelände Marſchieren, das Zurechtfinden nach
der Karte, Kompaß und Geſtirnen. Geländeſpiele und
Kleinkaliber=
ſchießen.”
„Ziel des Wehr= und Geländeſports iſt die Heranbildung der
Jugend zu kräftigen und wehrfähigen Männern durch körperliches
Training. Schärfung der Sinne und des Geiſtes und Erziehung
zur Heimatliebe Kameradſchaftsgeiſt. Gruppendiſziplin und
Wehr=
freudigkeit. Selbſtverſtändlich kann auch der Geländeſport einer
grundlegenden allgemeinen ſportlichen Ausbildung nicht
entbeh=
ren. Hierzu gehören, wie zu jedem Sport überhaupt, in erſter
Linie Laufen. Springen und Werfen, und zwar wird im
beſon=
deren Wert auf die im Gelände praktiſch zu verwertenden
Uebun=
gen gelegt. Als ſolche gelten der Weitſprung (als Sprung über
Gräben) und der Hochweitſprung (als Sprung über Hecken. Zäune
und Hinderniſſe), Ziel= und Weitwurf mit der ein Pfund
ſchwe=
ren Keule, aber auch Kugelſtoßen. Speer= und Diskuswerfen.
Klettern und nicht zuletzt Geländelaufen. Schnellaufen und
Schwimmen. Ergänzt werden kann die Ausbildung durch die
„Nahkampf=Uebungen” Boxen. Ringen und Jiu=Jitſu.”
In 22 Lagern.
„Wehr= und Geländeſport wird betrieben in den
Wehrverbän=
den, SA.. SS. und Stahlhelm in den Schulen, in allen
Fachver=
bänden der Leibesübungen und ſonſtigen Organiſationen, die ſich
mit der Jugenderziehung beſchäftigen.
Die Ausbildung der Führer für die Wehrſportgruppen in den
Verbänden und Vereinen wird vom Reichskuratorium für
Jugend=
ertüchtigung in 22 Lägern, die über das ganze Reich verteilt ſind.
durchgeführt. Das Ausbildungsperſonal in den Lägern ſetzt ſich
durchweg aus ehemaligen Offizieren und Unteroffizieren
zuſam=
men. Alle Organiſationen, die ſich dem Wehrſport zu widmen
gedenken, können für dieſe Ausbildungskurſe in den Lägern
ge=
eignete Leute anmelden.
Merkwürdige Paſſivität.
Die Bedeutung des Wehr= und Geländeſports iſt in den
natio=
nalen Wehrverbänden, ſoweit er dort nicht bereits vorher in
einer ähnlichen Form betrieben wurde, aber auch in den Schulen
und in zahlreichen Organiſationen der Leibesübungen ſchnell
er=
kannt worden und Wehrſport wurde dort ohne langes Zögern in
das Arbeitsprogramm aufgenommen.
Auch die Sport=Fachverbände haben ſich durchweg zum
Wehr=
ſport=Gedanken bekannt, aber mit der Umſetzung des Willens in
die praktiſche Betätigung läßt man ſich in einzelnen
Organiſatio=
nen merkwürdig viel Zeit. Wir nehmen als Beiſpiel den
Süd=
deutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verband heraus, der in
die=
ſer Frage bislang ſo gut wie gar nichts getan hat.
Ueber einen nichtsſagenden Beſchluß. Wehrſport in das
Ar=
beitsgebiet aufzunehmen, iſt man in dieſem Verband bislang nicht
hinausgekommen. Dabei beſteht in den Vereinen und auch unter
den Aktiven, beſonders in Leichtathletikkreiſen, größtes Intereſſe
für den Wehr= und Geländeſport.
Die Vereine des Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=
Verbandes ſind durchweg darüber im Unklaren, wie ſie ſich dem
Wehrſport gegenüber praktiſch zu verhalten haben und wie eine
Angliederung vorzunehmen iſt. Es war bezeichnend, daß ſich
kürz=
lich unter 140 Teilnehmern an einem neuen Führerkurſus im
nordbayeriſchen Lager Hammelsburg nur ein einziger
Angehöri=
ger des Süddeutſchen Fußball= und Leichtathletik=Verbandes
be=
fand, während neben den Wehrverbänden die Deutſche
Turner=
ſchaft und ſelbſt die Deutſche Jugendkraft zahlreiche Leute
ent=
ſandt hatten.
Anſcheinend iſt an dieſer Haltung des Süddeutſchen Fußball=
und Leichtathletik=Verbandes nicht etwa eine grundſätzliche
Geg=
nerſchaft, ſondern ein Mangel an Weitblick und
Ener=
gie ſchuld. Dieſer Mangel kann ſich aber noch ſehr zum Schaden
der Organiſation auswirken. Der Wehrſport iſt nicht
aufzuhal=
ten, bemüht ſich jedoch der ſüddeutſche Verband nicht energiſcher
um ihn, ſo iſt es ſehr leicht möglich, daß er wieder einmal ins
Hintertreffen gerät, daß er gründlich zu ſpät kommt
Es bleibt immerhin möglich, daß ſich die zögernde Haltung
des Süddeutſchen Fußball= und Leichtahtletik=Verbandes, die
be=
reits in weiten Mitgliedskreiſen auf Widerſpruch ſtößt. aus
ge=
wiſſen Befürchtungen heraus entſtanden iſt, der Wehrſport könnte
für die von ihm vertretenen Fachſports eine zu große
Konkur=
renz ſein. Das wäre eine völlig irrige und unhaltbare
Einſtel=
lung
Wehr= und Fachſports können ſehr gut
neben=
einander herlaufen, beſtehen und ſich vertragen.
Der Uebungsſtoff des Wehrſports enthält ſoviel rein ſportliches
Ma=
terial, daß er den Intereſſen der Fachſports nicht nur keinen
Ab=
bruch zu tun braucht, ſondern daß er ſogar eine wertvolle
Ergän=
zung ſein kann. Fußballer und Leichtathleten können im Wehr=
und Geländeſport einen höchſt geeigneten Ergänzungsſport finden.
der durchaus dazu in der Lage iſt. die allgemeine
Leiſtungsfähig=
keit noch zu ſteigern.
Es iſt aber auch durchaus möglich, daß das ſportliche Element
im Uebungsſtoff des Wehrſports bei vielen Hunderttauſenden von
jungen Leuten, die in den letzten Jahren aus mannigfachen
Grün=
den dem Sport entfremdet oder ferngehalten waren, das
In=
tereſſe für die reinen Fachſports wieder erweckt.
daß alſo die Fachſports keine Konkurrenz und keinen Schaden,
ſondern nur Nutzen aus dem Wehrſport ziehen
kön=
nen. Es iſt nur eigenartig, daß man dies in der Führung des
Verbandes noch nicht erkannt hat.
Im Intereſſe des Verbandes und ſeiner Vereine ſelbſt wäre
es nur dringend zu wünſchen, daß man auch im Süddeutſchen
Fuß=
ball= und Leichtathletik=Verband ſchnellſtens dem Wehrſport
ge=
genüber eine poſitive Haltung einnimmt.
Be.
Boxen.
Kreismeiſter Kuhn=Rot=Weiß Darmſtadt beim Ländertreffen
Heſſen=Naſſau/Baden=Württemberg ſiegreich.
Bei dem am Freitag in Wiesbaden ſtattgefundenen
Länder=
kampf beteiligte ſich auch Kreismeiſter A. Kuhn vom Rot=Weiß
und konnte wieder einen ſchönen Sieg hereinholen. Er traf im
Fliegengewicht mit Munz=Ulm zuſammen und konnte ihn nach
3 Runden klar nach Punkten ſchlagen. Nach dieſem Siege iſt
Kuhn in die Süddeutſche Klaſſe aufgerückt, und darf man heute
ſchon geſpannt ſein, wie er ſich bei den Deutſchen Meiſterſchaften,
die an Oſtern in Tuttlingen ausgetragen werden, placieren wird.
Am Sonntag, den 2. April, kämpfen Kuhn, Köhler und
Trumpfheller von Rot=Weiß in Aſchaffenburg, ebenfalls gegen
Baden=Württemberg, und ſieht man auch dieſem Kampfe mit
großem Intereſſe entgegen.
Cambridge ſiegt mit 2½ Längen.
Am Samstag wurde auf der Themſe zum 85. Male der
klaſ=
ſiſche Ruderkampf zwiſchen Oxford und Cambridge ausgetragen.
Cambridge ſiegte zum 10 Male hintereinander in 20:52 Min. vor
Oxford (21:6 Min.) mit 2½ Längen Vorſprung.
Sporkkalender.
11.00 Uhr,
11.00 Uhr,
11.00 Uhr.
15.00 Uhr,
15.30 Uhr.
15.30 Uhr,
10.00 Uhr,
Handball.
Stadion: Sportverein 98, Reſ. — Tgde. Darmſtadt.
Rheinallee: Rot=Weiß — Tgeſ. 75 Darmſtadt.
Fußball.
Rennbahn: Union — FV. Eppertshauſen.
Exerzierplatz: Polizei — Sportverein 98 Darmſtadt.
Dornh. Weg: Reichsbahn — Viktoria Schaafheim.
Müllersteich: Fr. Tgde. — Frankfurt=Nord.
Schwerathletik.
Soderſtr. 30: Odenwaldgaumeiſterſchaft im Stemmen.
Au de euſchen Turner ſchaft
Zwei Beſchliſſe des 2.T.-Vorſtandes.
Der Vorſtand der Deutſchen Turnerſchaft hat zur Frage der
Aufnahme von Mitgliedern und Vereinen des
Arbeiter=Turn= und Sport=Kartells folgende
Richtlinien erlaſſen: a) Ganze Vereine des bisherigen Arbeiter=
Turn= und Sport=Kartells dürfen nicht aufgenommen werden.
b) Bei Einzelmitgliedern, die nachgewieſenermaßen vorher im
Arbeiter=Turn= und Sport=Kartell Mitglied waren, muß bei
ihrem Eintritt in einen DT.=Verein vorher die ſchriftliche
Aner=
kennung der Satzung der DT., insbeſondere des 8 2. verlangt
werden. ) Der Vorſtand warnt die Vereine vor überſtürztem
Handeln in der Aufnahme ſolcher Einzelmitglieder und weiſt hin
auf die Gefahr der Zellenbildung und Ueberfremdung.
Zum Tragen politiſcher Abzeichen und
Uni=
formen in der DT. wird wie folgt Stellung genommen: „Das
Tragen von Uniformen der SA., SS. oder des Stahlhelms bei
Verſammlungen und Veranſtaltungen der Vereine der DT. iſt
ſelbſtverſtändlich geſtattet. Was die Frage der Beibehaltung der
alten ſchwarz=rot=goldenen Fahnen einzelner Turnvereine
anbe=
langt, ſo iſt ſich der Vorſtand darin einig, daß derartige alte
Vereinsfahnen ſelbſtverſtändlich weiter beibehalten werden
kön=
nen, daß es ſich aber zur Vermeidung von Mißdeutungen
emp=
fehlen wird, den betreffenden Vereinen nahezulegen, ein
Fahnen=
band in ſchwarz=weiß=rot an der alten Vereinsfahne zu befeſtigen
oder eine zweite Fahne in den Reichsfarben daneben zu führen.”
Fußball.
Viktoria Griesheim — Viktoria Walldorf.
Für heute Sonntag nachmittag 3.30 Uhr iſt es den
Vik=
torianern gelungen, ihren Namensvetter aus Walldorf zu einem
Freundſchaftsſpiel zu verpflichten. Walldorf, das in kompletter
Aufſtellung antreten wird, iſt für die Einheimiſchen ein ſehr
ſchwerer Gegner, iſt doch Walldorf eine der beſten Mannſchaften
im Kreis Starkenburg. Hoffen wir, daß Griesheim dieſes Spiel
in Ehren beſtehen wird und manches Wertvolle für die
kommen=
den Aufſtiegsſpiele ſich zu eigen macht. Für die Zuſchauer wird
dieſes Treffen ein lang entbehrter Genuß ſein und wird ſich ein
Spaziergang nach dem Viktoria=Sportplatz beſtimmt lohnen
Weitere Spiele: Komb. 2. und 3. Mannſch. in Meſſel, 3 Uhr;
Sondermannſch. — „Wacker” Stockſtadt, hier. 2.30 Uhr: 1. Jgd.
SVgg. 04 Arheilgen dort. 10 Uhr; 1. Schüler — Germania
Pfungſtadt, hier, 1.30 Uhr.
Reichsbahn=TuSV.—Viktoria Schaafheim.
Heute nachmittag 15.30 Uhr empfängt die Reichsbahn auf
ihrem Platze am Dornheimer Weg Viktoria Schaafheim zu einem
alten Rückſpiel. Schaafheim hat ſeine Form beſonders im
letz=
ten Jahre bedeutend verbeſſert, ſo daß es den Reichsbahnleuten
nicht gelingen wird, den hohen Vorſpielſieg zu wiederholen.
Vor=
her treffen ſich die zweiten Mannſchaften.
* Kreisliga Südheſſen.
Entſcheidung um die Meiſterſchaft.
Das letzte Spiel der Heppenheimer ſoll entſcheiden, wem nun
in Südheſſen die Vertretung für die Aufſtiegsſpiele zur
Bezirks=
liga zufällt. Noch nie in einer Serie war die Meiſterſchaft zur
Zeit der Rückrunde ſozuſagen ſchon ſo klar „entſchieden” wie
dies=
mal, um ſchließlich am Schluſſe der ganzen Saiſon vielleicht noch
ein Entſcheidungsſpiel notwendig werden zu laſſen. Die beiden
heutigen Verbandsſpiele lauten:
Spp. Horchheim — Starkenburgia Heppenheim.
FV. 1919 Biblis — VfL. Lampertheim.
Gelingt es den Heppenheimern in Horchheim, auch nur einen
Punkt zu holen, dann ſind ſie mit knappem Vorſprung vor
Olym=
pia Lampertheim Meiſter des Südheſſenkreiſes. Es müßte den
Bergſträßern eigentlich möglich ſein, in Horchheim mindeſtens ein
Unentſchieden zu erzwingen, denn bei einem evtl.
Entſcheidungs=
ſpiel mit Lampertheim wird Heppenheim wohl kaum noch viel zu
beſtellen haben. Das zweite Spiel trägt nur
Placierungscharak=
ter. Nach Lage der Dinge wird Biblis wohl in Lampertheim
an=
treten müſſen, weil die vorläufige Platzſperre des FV. 1919
Bib=
lis noch nicht aufgehoben iſt.
Außerdem ſind keine Spiele angeſetzt, und auch die
Freund=
ſchaftsſpiele ſind ſehr ſpärlich. Dies mag zum Teil auch damit
zuſammenhängen, daß in Lorſch der Kreistag ſtattfindet,
wozu alle Vereine ſtarke Vertretungen entſenden.
Schokkland ſchlägt England.
Aber Wales wird internationaler Fußballmeiſter.
Das Spiel Schottland gegen England, das am Samstag in
Glasgow ausgetragen wurde, hatte für die internationale
Fuß=
ball=Meiſterſchaft der Verbände von England, Schottland, Wales
und Irland entſcheidende Bedeutung. Im Falle eines Sieges hätte
England noch mit dem führenden Wales auf gleiche Punktzahl
kommen können. England wurde aber von Schottland nach
har=
tem Kampf mit 2:1 Treffern geſchlagen, und ſo iſt die Meiſterſchaft
an Wales gefallen, das mit 5:1 Punkten vor Schottland mit 4:2,
England mit 3:3 und Irland mit 0:6 Punkten in der Tabelle
ran=
giert. Das Spiel in Glasgow hatte bei herrlichem Wetter eine
Rekordzuſchauermenge angelockt, 130 000 Perſonen füllten den
großen Platz im Hampden=Park bis zur letzten Möglichkeit.
Wäh=
rend die engliſche Mannſchaft einen etwas unausgeglichenen
Ein=
druck machte, ſpielten die Schotten einen hervorragenden Fußball,
der ihnen auch einen verdienten Sieg eintrug.
Arſenal ſchlug Aſton Villa 5:0.
Auf dem britiſchen Inſelreich war der 1. April ein großer
Sporttag. Das intereſſanteſte Fußball=Treffen fand in London
zwiſchen Arſenal und Aſton Villa ſtatt. Arſenal kam zu einem
ſenſationellen Siege von 5:0 Treffern und hat ſich damit an der
Tabellenſpitze behauptet. Gleichzeitig fiel auch ein anderer
hart=
näckiger Rivale der Londoner etwas zurück Sheffield Wednesday
konnte nämlich gegen Chelſea nur 2:2 ſpielen. Arſenal führt nun
in der erſten Liga mit 49:23 Punkten vor Sheffield Wednesday
mit 47:23 und Aſton Villa mit 44:24 Punkten. Der Ausgang des
Rennens iſt alſo trotz des wertvollen Sieges von Arſenal noch
völlig offen. In der zweiten Liga führen weiter Stoke City und
Tottenham Hotſpurts.
Geſchäfliches.
Wie alt werden wir? Ein neugeborenes Menſchenkind
hat nach den neueſten Forſchungen Ausſicht, 40 Jahre alt zu
wer=
den, ein Zwanzigjähriger 59 Jahre, ein Dreißigjähriger 62 Jahre
und ein Fünfzigjähriger 69 Jahre. Ob wir tatſächlich ſo alt
wer=
den hängt von unſerer Lebensführung ab. Um
Geſundheits=
ſchäden auszugleichen, nehmen viele Leute Knoblauchſaft, weil er
blutreinigend, entgiftend und aufbauend wirkt. Von 10 Leuten
geben 9 Zinſſer=Knoblauchſaft den Vorzug, weil er aus der großen
und bekannten Heilkräuterfabrik Dr. Zinſſer u. Co. in Leipzig
kommt. (Vergleichen Sie bitte das heutige Inſerat.)
Zwei Aufklärungstage über Fußleiden und ihre Heilung
ver=
anſtaltet, die hieſige Firma Chaſalla=Schuh=G. m. b. H.,
Rheinſtr 6, vom 3. April bis 4. April inkl. Die Vorträge werden
völlig koſtenlos von einem namhaften Fußexperten gehalten und
ſind nach Bedarf mit Fußunterſuchungen, wie auch Meſſungen mit
patentierten „Chaſalla”=Apparaten verbunden. Jedermann iſt
daraufhin in der Lage, vorhandene oder in der Entſtehung
be=
griffene Fußleiden mit zweckentſprechenden orthovädiſchen Mitteln
ſyſtematiſch zu beheben oder abzuwehren, ausgenommen
Spezial=
fälle des Chirurgen uſw. Zur Anwendung gelangen „Chaſalla”=
Fußgelenkſtützen mit Ferſenkorb. die individuell regulierbaren
fertigen Fußſtützen nach Maß. Der Gefahren, denen die Füße vom
Kindesalter an, ſpäter im Beruf, wie überhaupt das ganze Leben
hindurch ausgeſetzt ſind, gibt es ſo viele, daß eine vernünftige
Pflege der Füße in jedem Falle geboten erſcheint. Die an anderer
Stelle dieſer Zeitung bereits angekündigte Chaſalla”=
Demon=
ſtration der Chaſalla=Schuh=G. m. b. H., Rheinſtr. 6, ſoll der
All=
gemeinheit den richtigen Weg weiſen.
Einer der getreuen Beamten Friedrich des Großen war auch
Paul Mouſon, geboren am 29. 8. 1734. geſtorben am 16. 2. 1808.
Der Sohn dieſes kerndeutſchen Mannes hat 1798 in Frankfurt am
Main die bekannte Firma J. G. Mouſon u. Co. gegründet.
135 Jahre raſtloſer Arbeit haben die Firma zu einer der
bedeu=
tendſten deutſchen Feinſeifen= und Parfümeriefabriken werden
laſſen Mouſon=Seifen, die bekannten JGEMO=Toilettenartikel
und insbeſondere das berühmte Hautpflegemittel Creme
Mou=
ſon, ſind in jedem deutſchen Haus zu finden
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.00: Wetter, Gymnaſtik.
6.30: Gymnaſtik. 700: Nachrichten. 7.05: Wetter. 0 7.10:
Choral. O 7.15 Mo. 7.50 Di. 7.30): Konzert. o 8.25: Waſſerſtand.
11.45: Zeit Nachr, Vortragsfolge, Wirtſchaftsmelda., Wetter. 12:
Konzert. 6 13.15: Nachrichten. Wetter o 13.30: Konzert. o 14:
Nachrichten. O 14.10: Werbekonzert Sa. 14.40). 0 15: Gießener
Wetterbericht — Anſchl.: Obſervatorium Aachen: Wetter für Eifel
und Moſelgebiet (Sa. 15.20). O 15.10: Zeit. Wirtſchaftsmeldungen
Sa. 15.25). o 16.50 u. 18.15 (Mo. 18.00): Wirtſchaftsmeldungen.
o 19.15 (Mo. 19.00): Zeit. Programm. Wetter,
Wirtſchafts=
meldungen.
Sonntag, 2. April
6.35: Bremer Hafenkonzert. — Das gr. Geläute vom Dom.
8.15: Waſſerſtandsmeldungen.
8.30: Katholiſche Morgenfeier.
9.30: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.: Sängerchor Poſtalia.
10.30: Stunde der Kammermuſik: Beethoven, Reger. — Ausf.=
W. Stuhlfauth Violine) Rich. Staab (Klavier).
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: „Vergnügte Ruh. beliebte
Seelen=
luſt.
12.00: Freiburg: Platzkonzert der Standarten=Kapelle 113.
13.00: Köln: Mittagskonzert. Aus Werken von Weber. Ziehrer,
Lincke. Stolz, Suppé u. a.
14.30: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
Zur Frühjahrseinſtellung der Landwirtſchaftslehrlinge. —
Der Schimmelgeſchmack des Weines. — Das Wichtigſte
über den Kartoffelkrebs.
14.40: Stunde des Landes: Arbeit und Sorgen des Landmanns.
Geſpräch. — Redakteur Hay: Bäuerliches Kulturgut in
der Eifel.
15.30: Stunde der Jugend: Kaſperl lernt ſchwimmen.
Hörſpiel=
ſcherz für kleine und große Kinder. — Die Geſchichte vom
Kaſperl und der dummen Gretel.
16.30: Nachmittagskonzert, des Philharm. Orcheſters Stuttgart.
Aus Werken von Flotow. Weber, Kienzl. Bizet u. a.
Anſchl Alte Tänze und Märſche. Ltg.: G. Görlich. Soliſt: R.
Ritter „Tenor).
18.00: Feierſtunde im Trierer: Dom. Ltg.: Muſg. Stockhauſen.
Ausf: Der Trierer Domchor. Soliſt: Domorganiſt Boslet.
18.50: Dr. Graach: Die deutſche Entſcheidung.
19.20: Sportnachrichten.
19.30: Der Heilige Rock von Trier. Joſef Görres.
20.00: Staatstheater Kaſſel: Die Regimentstochter. Kom. Oper.
von Donizetti.
22.20: Zeit. Nachrichten Wetter Sport. — Anſchl.: Bericht über
die D. A.K. T.=Nacht=Verfolgungsfahrt von A. Chriſt.
22.45: Köln: Nachtmuſik. Ltg.: L. Eyſoldt.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werttags=Vortragsfolge. 6.15:
Gymnaſtik. 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.:
Frühkonzert. O 10: Neueſte Nachrichten. o 11: Deutſcher
Seewetter=
bericht. o 12: Wetter für den Landwirt. — Anſchl.: Konzert.
— Wiederholung des Wetterberichts. 0 12.55: Nauener Zeit.
13.45: Nachrichten. O 14: Konzert. o 15.30: Wetter, Börſe. o
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft. (außer Di.) — Kurzbericht des
Drahtloſen Dienſtes. O 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag, 2. April
6.15: Berlin: Funk=Gymnaſtik.
6,35: Bremer Hafenkonzert.
800: Stunde des Landwirts.
8,55: Berlin: Morgenfeier. Glockengeläut des Berliner Doms.
10.05: Berlin: Wettervorherſage.
11.00: Deutſcher Seewetterbericht.
1I.30: Leipzig: Vergnügte Ruh, beliebte Seelenluſt. Bach=Kantate.
12.00: Aus dem Deutſchen Haus in Flensburg: Mittagskonzert. Ltg.:
Städt. Muſikdirektor Barth. Städtiſche Orcheſter Flensburg.
12.55: Nauener Zeitzeichen
1400: Dr. Stölten: Die Bedeutung des Internats für d. Erziehung.
14.30: Kindertheater. Der Klabautermann.
15.00: Stunde der Unterhaltung: Rio und die Guanabara=Bai.
15.30; Köln: Eine Stunde im Kloſter. Gründonnerstag im
litur=
giſchen Geſang.
16.15: 10 Minuten Lyrit von Maria Franziska Forſt.
16.30: Dr. Wyneken: Aus der Gedankenwelt großer Philoſophen.
(Fichte.)
17.00: Aus dem Auguſteo in Rom: Konzert.
17.35: Prof. Trump: Kunſt im Handwerk. Schwarz=Weiß=Kunſt.
18.00: Tägliches Hauskonzert. Hugo Kaun zum Gedächtnis.
18.30: Prof. Dr. Rothacker: Probleme nationaler Bildung.
19.00: Alarm der Feuerwehr. Lehrſpiel.
20,00: Hans Frandk ſpricht eigene Dichtungen.
20.30: Köln: Arien=Abend. Sage und Märchen in der deutſchen
Oper. Orcheſter des Weſtdeutſchen Rundfunks. Ltg.: O. J.
Kühn. Verbindende Worte: P. H. Behly.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
22.45: Deutſcher Seewetterbericht.
23.00; Berlin: Tanz und Unterhaltungsmuſik. Hans=Heinrich
Drans=
mann und ſein Orcheſter.
Wetterbericht.
Der hohe Druck hat ſich weiter über das Feſtland
ausgebrei=
jet doch fließt bei meiſt weſtlichen Winden fortgeſetzt ozeaniſche
Luft zu. Daher tritt neben Aufheiterung immer noch
wechſel=
hafte Bewölkung auf und die Temperaturen bleiben ziemlich
niedrig.
Ausſichten für Sonntag, den 2. April: Weiterhin wechſelnd
be=
wölkt mit Aufheiterung, mäßig warm und meiſt trocken.
Ausſichten für Montag, den 3. April: Keine weſentliche
Aende=
rung der Wetterlage.
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BLS ZU. 79 TM
seit dem Jahre 190) regelmäßig nehme und von dem ich wöchentl. 1 Pfd. benötige, könnte ich nicht
leben. Ihre Ausführung, in der jed. Paket beigelegt. Beschreibung sind voll und ganz zutreffend.
Hätte Ihr Reinigungssalz nur irgendwelche schädl. Wirkung, so hätte ich nicht schon 15 Zentner durch meinen Magen ziehen lassen können. Mein Ausschen ist dabei
glänzend. Christoph Brehm, Oberinsp i. R., Erlangen. — Ein Teelöffel Bullrich-Salz oder 1-2 Tabletten nach jeder Mahlzeit verhindern Verdauungsstörungen,
beseitigen Magenbeschw. u. Sodbrennen. Bullrich-Salz bleibt selbst bei jahrelang., regelm. Gebrauch stets von gleich guter Wirkung u. hat vie irgendw, schädl. Folgen.
RHene
Rn.
nacht veirz
*
WtlrIERDSK
100,gramm Z,
Tabletten 20
2. April 1933
Nummer 14
eiße Möwen auf blauem Grunde, das
deutſche Segelflieger =
Ab=
zeichen, trägt der Jungflieger mit
Stolz. Es kennzeichnet ihn bereits als
einen im Segelflug erfahrenen Bezwinger des Aethers und
be=
deutet in dieſem Falle (das Abzeichen gibt es in drei Klaſſen),
daß der Cräger einen Flug von 5. Minuten Dauer über
Start=
höhe vorſchriftsmäßig ausgeführt hat. Eine der weſentlichſten
Stappen im Segelflug iſt damit erreicht. Sie hat viel Mühe
und Ausdauer, Mut und Entſchloſſenheit gekoſtet.
Angefangen bei den erſten Uebungen, wo es — um
in der Sliegerſprache zu roden — darauf ankam, „
Wackel=
kiſte umachen‟. Der junge Pilot wird hier mit den
Ein=
richtungen ſeiner Maſchine praktiſch vertraut gemacht. Er
lernt die Steuerbewegungen, den Gebrauch des Seitenſteuers
mit den Süßen und bekommt den „Knüppel”, eine Holzſtange,
die Höhenſteuer und Querruder bewegt, zum erſten Male in
die Hand. Nach einigen Stunden darf er dann in der Maſchine
den „erſten Nutſcher” in der Ebene ausführen. Die
Mannſchaft, „Startfiguren” nennt man ſie, hilft dabei durch
Anlaufen mit dem Startſeil, während die ſogen. „
Schwanz=
piloten” am hinteren Ende der Maſchine dirigieren. Nach den
„Sprüngen” im ebenen Feld, die von 1 bis 5 Meter Höhe
ausgeführt werden müſſen, folgen die erſten Flugübungen am
Viertel= und Halben= Hang. Sum erſten Male bewegt ſich der
Pilot ein paar Sekunden lang frei in der Luft und iſt ſtolz
geleiſtete Pionierarbeit geſtützt,
auf Städte und Gaue
Deutſch=
lands ausbreitete.
Das Segelfliegen iſt zwar
noch ein ganz junges Fach, aber
ſchon heute werden in größeren
Städten Deutſchlands mutige
Schuljungen darin unterrichtet.
Sie erleben hier den
anregend=
ſten Unterricht und ſind mit
Leib und Seele dabei. Fliegen
und die damit verbundenen
Mühſeligkeiten erfordern einen
ganzen Kerl. Die Junggflieger
haben es nicht leicht, denn von
den Behörden bekommen ſie
zwar Anweiſungen und Erlaſſe,
aber nur wenig Geld. Wenn die
Jungens wirklich fliegen wollen,
müſſen ſie ſelbſt die Mittel dazu
aufbringen, müſſen ſich ſelbſt in
mühevollen Stunden ihr
Flug=
zeug zimmern. Am Ende ſchwebt
dann ſo ein Heiner Pilot
höch=
ſtens 2—5 Minuten lang in der
Luft, denn der Cag iſt kurz, die
Links: Der Jungflieger „macht Wackelkiſte‟. — Rechts:
Windſtärke und =richtung zeigen Windmeſſer und Windſack an.
ſport iſt, der zu waghalſigen Experimenten führt, ſondern ein
Gemeinſchaftsſport, der ein ſtark ausgeprägtes
Kameradſchafts=
gefühl weckt, ſtärkt und verlangt.
Der Pilot, der ſeine erſten Schulungsflüge macht, fliegt
nicht ſehr hoch, 10 bis 20 Meter über dem Startfeld,
manch=
mal noch tiefer, aber er hat das Gefühl, er fliege irgendwo
über allen Wolken im ſiebenten Himmel. Und doch, ſchon nach
1—2 Minuten iſt dieſes erhebende Gefühl zu Ende, er kehrt
auf die Erde zurück. Auch das iſt keine Kleinigkeit. Man muß
ſehr aufpaſſen, damit ſich das Flugzeug nicht überſchlägt.
Hunderte von Aufſtiegen gehen in der Woche auf den
Uebungsfeldern vor ſich, und nur in den ſeltenſten Fällen
ge=
ſchieht ein Unfall. Iſt die Flugſtunde vorbei, dann trifft man
ſich in einer Werkſtatt, wo unter Führung techniſch verſierter
Lehrer Flugapparate gebaut, Modelle konſtruiert werden. Hier
lernt man ſauberes, korrektes Arbeiten, denn ſchließlich
be=
dingt das genau gearbeitete Material die ſpätere Flugſicherheit.
Dem frohen „Glück ab” dem Startgruß der Segelflieger,
oder auch dem allbekannten „Hals=und=Beinbruch”, mit dem
es auf die Segelreiſe geht, ſtehen noch viele Sportbegeiſterte
fern. Materielle Gründe tragen daran ſchuld und erſchweren
den Sugang zu dieſem Sportgebiet. Neben der Nührigkeit der
ſegelflugtreibenden Vereine und Verbände liegt es deshalb an
den Behörden, den Segelflug zum Volksſport werden zu laſſen.
Start einer Leiſtungsmaſchine zum Gewitterflug unter Benutzung der herrſchenden Aufwinde.
Schulungsmöglichkeiten mit einem Apparat beſchränkt, aber
der Anwärter ſind viele. Jeder will einmal drankommen.
Als Sport betrachtet, iſt das Segelfliegen eine geſunde und
anregende Beſchäftigung für die Jugend. Man ſchleppt das
Flugzeug aus der Halle, man trägt es auf den Startplatz, man
pannt die Gummiſeile vor und läuft mit ihnen talabwärts.
Ge=
wiß muß man bis zu dieſer Betätigung noch einige
Vorberei=
tungen treffen, bei denen es gilt, die Gedanken zuſammen zu
haben. Man ſtellt ſich vor die Stange mit dem Windſack, ſteckt
den Windmeſſer in die Erde, um genau Nichtung und Stärke
des Windes zu erfahren. Der Lehrer erteilt noch einige
theo=
retiſche Weiſungen darüber, wie man gerade bei den heutigen
Windverhältniſſen die Füße beim Seitenſteuer und den Knüppel
in der Hand gebrauchen muß. Dann kann es losgehen. Eine
Schar von Jungens läuft bergab, leicht hebt ſich der Apparat
in die Höhe, reißt ſich von den Seilen los und ſchwebt in der
Luft über das weite Seld. Swölf Jungens haben alle Hände
voll zu tun, um dieſes Kunſtſtück zu vollbringen, um einen ihrer
Kameraden ein einwandfreies „Glück ab” zu geben. Und hier
verrät ſich am beſten, daß der Segelflugſport nicht ein Einzel=
darauf, wenn ihm ſpäter ein Geradeausflug am Ganzen
Hang gelingt. Erreicht er dabei, 30 Sekunden in der Luft zu
bleiben, ſo hat er wieder eine wichtige Etappe in ſeiner
Segel=
flugausbildung erreicht. Es folgen ſpäter dann Calflüge
mit den ſchwierigen S=Kurven; es ſchließt ſich daran das
Se=
geln am Hang an, und unter Verwendung aller Kenntniſſe
und nach beſtändiger Schulung beginnt das Kapitel „
Lei=
ſtungsſegelfliegen” Mit einem kurzen „Glück ab!”
werden die Maſchinen auf die Reiſe geſchickt, und dieſer im
Sliegerlager allgemein übliche Gruß kennzeichnet hoffnungsfroh
die Entſchloſſenheit der Segelflieger.
Mit der Entwicklung und Pflege des deutſchen Segelfluges
ſind. Namen wie die Rhön (Günther Grönhoff),
Noſſit=
ten (Ferdinand Schulz), Grunau (Wolf Hirth) und die
Segelflugſchule am Dörnberg bei Kaſſel unzertrennlich
ver=
bunden. Stätten, wo in unermüdlicher Arbeit der Gedanke des
motorloſen Fluges theoretiſch verfolgt und praktiſch unter oft
großen Opfern ausgeführt wurde und heute noch wird. Dieſe
deutſchen Segelflugſchulen wurden die eigentlichen Sentren des
Segelfluges, von denen aus ſich die Bewegung, auf die dort
Ausmeſſen einer Rippe für den Slügel.
[ ← ][ ][ → ] Das junge Jahr
im Waldtal. Bon Wilh. Michel.
Schon vor Wochen gab es im Pfälzer
Wald=
land warme Berghänge, wo ſich die Sonne ein
erſtes Sommerbett gemacht hatte. Drunten im
Cal lag auf dem tiefen Weiher am Forſthaus noch
eine ſpäte brüchige Eisdecke. Aber oben, im
innerſten Bug der Halde, war ſchon ein Stück
Sommerland. Da lag die Sonne den halben
Cag auf dem welken Laub, ſie durchwärmte das
Moos und den Stein am Weg, man ſetzte ſich
nieder und legte ſich ſogar lang hin neben die
Ginſterbüſche und die jungen Cannen und
blin=
zelte wie ein alter Nabe ins Licht. Man tat
das alles leiſe und ganz beſcheiden, weil es doch
eigentlich noch viel zu früh im Jahre war.
Aber jetzt geht täglich der Weg der Sonne
höher, jeden Mittag erreicht ſie ein verſteckteres
Stückchen Garten im Cal oder einen ſteileren
Grashang an der Winterſeite. Der Mantel
bleibt ſchon von allein zu Hauſe, wenn es
mor=
gens in den Wald hinausgeht, über Landſtraße
und Brückchen durch Wieſengründe und lange
Haldenpfade hinauf auf die freie Höhe über
der Burgruine, wo hundert Waldberge unter
Wolken liegen. Die Buchen ſtehen noch kahl,
die Nadelbäume zeigen noch keine jungen
Sproſ=
ſen. Aber drüben über’m Cal ſtehen die alten
Lärchen dicht geſchart als hellbräunliche
Nauch=
kegel, weil ſie die nackten Sweige ſchon friſch
gefärbt haben, und in der Nähe ringsum geben
die jungen Cannen ſchon den beſonderen Duft
her, den die Sonne ſonſt nur in den ſchönſten
Früh= und Cauſtunden eines Sommertages in
ihren Nadeln kocht.
Sommertag! Erſt in acht Cagen werden die
Burſchen bebändert drunten die Dorfſtraße
entlangziehen, der „Winter” im Strohbund, der
„Frühling” in Efeuranken verpackt und bunt
bekränzt, und werden wie in grauer Vorzeit
ſingen:
Driſch, draſch, droh,
De Summertag is do!
Die Veile un die Blumme,
Die bringen uns de Summer,
Driſch, draſch, droh,
De Summertag is dol
Und dann wird draußen vor’m Dorf der
Win=
ter, d. h. der Strohbund, in dem er geſteckt hat,
verbrannt werden, und das ganze Cal wird
widerhallen von lärmender Fröhlichkeit.
Aber hier in der warmen Halde gibt es ſchon
heute keinen Winter mehr. Der Waldboden
duftet ſtark, die betauten Ginſterbüſche geben
einen herben Geruch, der Specht hämmert wie
ein neu eingeſtellter Saiſon=Arbeiter, die
Mei=
ſen und Einken füllen die weiten Waldräume
mit dem Perlen und Silberrieſeln ihrer
Stim=
men. Der Blick geht den warmen Hang hinauf,
und da ſteht droben über den Felſen, die ihn
zackig abſchließen, ein erſter Sommerhimmel im
ſüdlichſten Blau. Wolken wachſen groß
hin=
term Berg herauf, immer weißer und höher
gebauſcht, verſchweben in ſchimmernder Luft,
fahren in breiten Geſchwadern zur Ferne, und
aus mancher Calecke dampft Höhenrauch zu
ihnen hinauf, als winke er: Nehmt mich mit.
Was weiß der von Natur und Welt, der
nicht in dieſe erſten Blauhimmel des jungen
Jahres ſeinen Blick uferlos verſchwendet, und
mit dem Blick ſein ganzes Herz! Was gibt es
Schöneres als dieſes erſte Freiwerden aus
Stu=
ben und dicken Mänteln, dieſe erſten Stunden
der Stille, wo man ſich wieder auf das einfache,
unmittelbare Leben und Da=Sein beſinnt! Es
iſt ja doch nichts verloren! Es iſt alles wieder
da, jung und feſtlich wie in jedem Jahr, eine
unbändige Fülle von Glück ſteht bereit, blanke,
klingende Seligkeit iſt ringsum greifbar
auf=
gebaut, und wenn wir uns nicht mit Händen und
Füßen dagegen wehren, ſchenkt, ſie ſich
frei=
willig mitten in unſer Herz.
Im Waldland kommt der Frühling zögernd,
er verhält immer etwas den Schritt. An einem
Cag iſt es ein Buſch Schneeglöckchen am
Gar=
tenzaun, am anderen ein Fliederſtrauch, der aus
den Knoſpen ſchon die jungen Blätter ſpreizt.
Dann färben ſich die Weidenzweige, dann friſcht
ſich das Grün an den Böſchungen der Wege
auf, und dann kommt ein Cag, wo man plötzlich
Der einzige ſeiner Art.
Von Richard Gerlach.
„Sie ſehen ja aus wie alle anderen”, ſagte
Irmgard enttäuſcht.
Die Nacht lag über dem ſüdlichen Meer.
Die Lichter der kleinen Stadt ſtachen weiß aus
der Ciefe herauf. In der Serne flötete und
ſtampfte Muſik.
„Packen Sie nur Ihren Koffer erſt aus, ich
warte hier in einem der Liegeſtühle” antwortete
Nudolf mit entſchuldigendem Lächeln und ging in
das Halbdunkel zurück.
Abwechſelnd blitzten die Leuchttürme über
dem Waſſer: der erſte haſtig zuckend, der zweite
gleichmäßig, in langen monotonen Abſtänden;
der dritte, ſchon ganz weit draußen, im
Walzer=
takt.
Ich bin wie alle anderen, das iſt ſicher. Ich
habe Augen zum Sehen und Füße zum Gehen.
Ich unterſcheide mich durch nichts. Sie kennt
nur meine Gedichte. Sie bringt heraus, wo ich
mich aufhalte. Sie ſchreibt mir: kann ich
kom=
men? Warum nicht? Aber ſie hat ſich gedacht,
ich bin der Vogel Phönix, ein heiliger Adler
oder Neiher, der ſich mit ſcharfen Krallen
blind=
lings in die ſieben Himmel ſtürzt, der auf ſeinem
geduldig aufgebauten Neſt immer wieder von
innerer Glut verbrennt und dann wieder neu
beim Anſtieg zur alten Burg ſtillhält und ſich
fragt: War da nicht eben ein Hauch von
Veil=
chen in der Luft? Und ſchließlich wacht in dem
weiten Nauchdüſter der Buchenforſte der erſte
grüne Schimmer auf. An den äußerſten
Swei=
gen ſchäumt es heraus. Manchmal macht in
einem Schlag ein ganz junges Bäumchen den
Anfang. Wie ſteht es geputzt im Dunkel der
Waldtiefe, und wie merkt man ſchon der Farbe
ſeines Grün an, daß das etwas Blutjunges und
unendlich Sartes iſt, was ſich da hervorwagt!
Bald wird das alle Hänge, tauſend Berge, ein
ganzes Land überſchäumen, und dann wird erſt
richtig jeder zu beneiden ſein, der wandern kann
im Pfälzer Wald, auf uralter Spur dem Leben
nach, entlaufen der Welt und ihrer Corheit, die
ewig darin beſteht, das als Leben auszugeben,
was im Grunde nur Verzehr und Cod iſt.
Da liegt im Herzen des Pfälzer Waldes,
weitab von Straßen und Dörfern, eine Wieſe
im ſtillſten Grund, ringsum hohe Cannen und
benadelte Hänge mit Holzabfuhrwegen, die ſich
rotſandig im Dunkel verlieren. Hart dabei ſtand
vor Seiten ein Forſthaus, das iſt jetzt längſt
zer=
fallen. Was noch an Mauern ſteht, iſt grün
verwittert wie die Baumſtämme; ein
Keller=
gewölbe gähnt aus dem Waldboden auf, die
ehemalige Waſchküche iſt als Forſthütte
erhal=
ten geblieben und leuchtet weiß hinter den dicken
ſchwarzen Cannenſtämmen hervor. Schweigen
deckt alles zu.
Am Ende der Wieſe liegt unter Cannen
eine Quelle, die hat ein richtiges kleines Haus
von Steinplatten, die längſt ſo bemooſt und
be=
nadelt ſind wie der Waldboden ringsumher;
unten im Dunkel ſieht man die klare Flut in
ſteter Wallung der Erde entkeimen. Sie füllt
einen winzigen Weiher, in dem Stämme
mo=
dern, und fließt als ſchmales Bächlein durch die
Wieſe dem Cal zu. Eine uralte Akazie ſteht
unweit dabei, ein ſagenhaftes, bemooſtes
Un=
geheuer von Baum, auf dem ich mir ſchon als
Junge gern eine Hütte gebaut hätte, ſo wohn=
lich laden ſeine Aeſte aus, ſo ſehr iſt er eine
Landſchaft für ſich. Aber es iſt nicht dieſer
fürſtliche Baum, es iſt nicht die kühle Quelle
allein oder die gewaltigen Cannen und der
gold=
grüne Naſen, den ſie dunkel umfaſſen — es iſt
das Gebundenſein all dieſer Dinge und Weſen
im feierlichen Schweigen der Waldtiefe, was
von Kind an mein Herz verzaubert hat. Oft
auf den Straßen der Großſtädte bin ich ſtehen
geblieben, wenn mir mitten im Lärm dieſes
Schweigen in den Sinn kam, und wie wir vom
Lindenbaum im Liede ſingen, ſo war mir in
die=
em Schweigen etwas an Nuhe verſprochen, das
weit am Nande der Welt und faſt ſchon über
ſie hinaus lag, in der Ewigkeit. Und jedes Jahr
finde ich mich hier im ſtillſten aller Waldgründe
mit dieſer Nuhe beſchenkt. Iſt Nuhe das
rich=
tige Wort? Ja, wenn Nuhe” heißt: Eingehen
aus dem falſchen ins wahre Leben, aus der
Armut in die unbedingte Fülle. Das
Wald=
ſchweigen — das iſt die Fülle. Und wer den
Wald und ſein Schweigen ſo verſteht, daß er in
ihm alles geſchenkt und dargereicht findet,
wo=
für ſich zu leben lohnt, dem iſt ein großer
Sthatz geſchenkt.
Mutti kauft ein.
Juriſtiſche Plauderei von Carl Retep.
Heute iſt der Gehalt gekommen. Mutti
ſchwimmt in einem Meer von Sweifeln.
Ge=
rade war der Weltſpartag geweſen. Da konnte
man in allen Seitungen leſen, daß Sparen
un=
bedingte Notwendigkeit ſei, nicht nur für den
Sparer ſelbſt, ſondern auch für die
Volkswirt=
ſchaft, weil mit den auf die Sparkaſſe
gebrach=
ten Geldern die zur Ankurbelung der
Wirt=
ſchaft notwendigen Kredite gewährt werden
könnten. Aber in genau den gleichen Zeitungen
hatten auch eine ganze Reihe zum Kauf
ver=
lockender Annoncen geſtanden. Und viele, die
es wiſſen mußten, hatten auch geſchrieben, daß
jeder, der kaufe, die Wirtſchaft unterſtütze.
Denn der Käufer ſichere mit ſeinem Geld
wie=
der Beſchäftigung und Lohn des Arbeiters.
Wer hatte recht? Die arme Mutti. Wie ſollte
ſie dieſe volkswirtſchaftlichen Sweifelsfragen
löſen? Grübelnd geht ſie durch die Straßen.
Da ſtürzen ſich weiße Wochen aus den
Schau=
fenſtern aufdringlich in ihre Augen.
Wunder=
volle Auslagen und ſo niedrige Preiſe. Sie löſen
alle volkswirtſchaftlichen Sweifel. Mutti wird
kaufen. Sie ahnt noch nicht, welche
Verlegen=
heiten ihr dieſer Cag bringen wird. Sunächſt
überlegt ſie, ob ſie die zwei hübſchen Krawatten,
die ihr heute morgen eine ihr unbekannte
aus=
wärtige Firma unbeſtellt zugeſandt hat,
be=
halten ſoll. Der geforderte Preis ſcheint zwar
niedrig, aber Mutti iſt etwas mißtrauiſch
ge=
genüber der unbekannten Sirma. Zufällig hat
neulich beim Bridge ein Juriſt
auseinander=
geſetzt, wie man ſich ſolchen unbeſtellten
Sen=
dungen gegenüber zu verhalten hat. Wenn ſie
das Kaufangebot der Firma nicht annehmen
will, ſo braucht ſie dies der Sirma nicht
aus=
drücklich mitzuteilen. Aus ihrem Schweigen
und jung aus ſeiner eigenen Aſche hervorwächſt.
Sie nimmt das Schiff, ſie eilt den Berg herauf.
Und vor ihr ſteht ein ganz gewöhnlicher
Sterb=
licher, der wahrſcheinlich ſoeben an einem der
noch nicht abgedeckten Ciſche zur Nacht geſpeiſt
hat.
Die junge Dame zögerte einen Augenblick
in der Cür. Sie war noch ſehr jung. Sie war
in dem Alter, wo man von der Welt alles
erwartet.
„Ich bin gekommen, um Ihre
Weltanſchau=
ung zu hören”, ſagte ſie. Ihr Stuhl ſtand zurecht
gerückt.
Meine Weltanſchauung? Ich muß mich
etwas beſinnen, ob ich überhaupt eine habe. So
ſchnell hab ich ſie jedenfalls nicht bereit. Sie
ſind ſechsundzwanzig Stunden gefahren?”
„Es war herrlich. Ich habe zum erſtenmal
Delphine geſehen, ganz nah.”
Sum erſtenmal, das iſt ſchön. Wer es auch
noch ſagen könnte. Man verlernt es allmählich.
„Es gibt ſehr viel, das ſich anzuſchauen
ver=
lohnt. Die Delphine zum Beiſpiel. Die vergißt
man nicht wieder.”
„Sie leben gern?”
„Sehr gern. Obwohl ſoviel fragwürdig
ge=
worden iſt. Oder vielleicht gerade darum. Ich
war krank. Ich erhole mich hier. Sie haben
nicht gedacht, daß ich eſſen und trinken muß. Sch
habe es auch nicht gedacht. Es iſt nichts
Ernſt=
haftes mehr. Man iſt kein ſagenhaftes Cier
wie der Vogel Phönix, der ſich von Sternenlicht
nährt und im Aether dahinrauſcht. Man freut
ſich und leidet wie alle anderen. Man iſt nicht
der einzige ſeiner Art. Man will es auch gar
nicht ſein. Es gibt vielleicht Cauſende, die einem
ähnlich ſind. Und das iſt zuweilen ſogar ein
Croſt.”
Wiſſen Sie, warum ich zu Ihnen gekommen
bin? Ich wollte Schluß machen. Neinhart iſt
geſtorben. Ich habe ihn geliebt. Ich wollte nicht
zurückbleiben. Ich hatte das Gift ſchon in der
Hand. Da las ich in einer Seitung ein Gedicht
von Ihnen. Ob Sie mich retten könnten? Och
ſchrieb Ihnen. Es hatte keinen Sinn. Aber ich
tat es. Sie antworteten. Ich fuhr hierher. Ich
könnte ſchon tot ſein. Aber hier bin ich. Sie
können mir den Ausweg zeigen. Ich fragte Sie
nach Ihrer Weltanſchauung . .
Das alles klang ſo unfertig, aber konnte es
nicht doch die Wahrheit ſein?
„Ich kann Ihnen kaum helfen. Niemand
kann einem andern helfen. Man kann ſich nur
ſelbſt helfen. Aber erzählen Sie mir doch von
Ihrem Freunde.”
Er war Segelflieger. Er iſt abgeſtürzt.
Fünf Stunden ſchwebte er in der Luft. Er hatte
ſich das Flugzeug ſelbſt gebaut. Er wollte
In=
genieur werden. Ihm glückte alles. Er hatte ſich
einen Schuppen gemietet, dort arbeitete er den
ganzen Cag an ſeinen Plänen. Ich war jeden
Nachmittag bel ihm. Endlich hatte er es er=
kann nicht geſchloſſen werden, daß ſie die
Kra=
watten behalten will. Anders iſt es bei
Kauf=
leuten, die in ſtändigem Geſchäftsverkehr
ſtehen. Hier verlangen Creu und Glaube, daß
der Bezieher alsbald dem Lieferanten die
Ab=
lehnung der zuviel geſandten Ware mitteilt.
Aber Mutti iſt kein Kaufmann und ſteht in gar
keiner Beziehung zu der Sirma. Sie hat
noch=
nicht einmal die Verpflichtung, die Krawatten
etwa beſonders zu verwahren. Nur muß ſie ſich
jeder ſchädigenden Einwirkung auf ſie enthalten
und ſie demnächſt herausgeben, wenn die Sirma
ſie abholt. Sweifelhaft iſt es ſchon, ob ſie
ver=
pflichtet iſt, die Krawatten auf Verlangen der
Sirma, natürlich auf deren Koſten,
zurückzu=
ſenden. Aber Mutti liebt keinen Streit, iſt
vernünftig und ſchickt die Krawatten auf Koſten
der Sirma wieder zurück.
Nun kann alſo der Einkauf beginnen. Suerſt
das Notwendige für den Haushalt. Da lockt
ein Schaufenſter, in dem in Reih und Glied
nichts als Eier ausgeſtellt ſind, die reine
Eier=
parade. Mutti erſteht ein Dutzend, erlebt aber
am nächſten Cag eine kleine Enttäuſchung, da
zwei davon faul ſind. So etwas muß jede
rich=
tige Hausfrau mit aufrichtiger Entrüſtung
er=
füllen, und Mutti iſt eine richtige Hausfrau.
Hätte ſie doch bei ihrem gewohnten Lieferanten
gekauft, der würde die Eier beſtimmt erſetzen.
Das ihr unbekannte Geſchäft wird es wohl
nicht tun. Aber ſo ohne weiteres will ſie ihr
Geld nicht verlieren. Sie probiert den
Um=
tauſch. Su ihrem größten Erſtaunen gibt ihr
der Händler ſofort zwei andere Eier. Wirklich
ein liebenswürdiger Mann, denkt Mutti. Sie
wäre wohl weſentlich zurückhaltender mit ihrem
Lobe, wenn ſie wüßte, daß der Händler rechtlich
zum Umtauſch verpflichtet war. Der
Verkäu=
fer muß nämlich dafür einſtehen, daß die Ware
nicht mit Sehlern behaftet iſt, die den Wert
oder die Cauglichkeit zu dem gewöhnlichen oder
dem nach dem Vertrag vorausgeſetzten
Ge=
brauch aufheben oder mindern. Ebenſo haftet
er dafür, daß die Kaufſache die zugeſicherten
Eigenſchaften hat. Sugeſichert hat ihr der
Händler ja nichts. Aber der gewöhnliche
Ge=
brauch verlangt friſche und keine faulen Eier.
Iſt Gegenſtand des Kaufs aber eine
Gattungs=
ſache, ſo kann der Käufer ſtatt Wandlung des
Kaufs uſw. die Lieferung einer mangelfreien
Ware gegen Rückgabe der mangelhaften
ver=
langen. Der armen Mutti ſchwirrt der Kopf.
Was iſt denn das für ein merkwürdiges Ding,
eine Gattungsſache. Die Sache iſt gar nicht ſo
ſchwierig. Wenn du einen Perſerteppich kaufſt,
ſo biſt du mit dem Verkäufer darüber einig,
daß die Leiſtungspflicht ſich auf dieſen einen
be=
ſtimmten Ceppich beſchränken ſoll und mit einem
anderen Ceppich nicht erfüllt werden kann.
Dann liegt keine Gattungsſache vor. Aber bei
allen ſerienweiſe hergeſtellten oder erzeugfen
Waren iſt es dem Käufer einerlei, ob er dieſen
oder jenen Ceil aus der vorhandenen Menge
bekommt. Es iſt für Mutti gleichgültig, ob ſie
von einer beſtimmten Sorte Eier, die in
unzäh=
ligen Exemplaren am Markte ſind, gerade
die=
ſes oder jenes Dutzend bekommt. Das eine
Dutzend kann durch das andere Dutzend der
gleichen Gattung ohne weiteres erſetzt werden.
Das iſt bei den meiſten Nahrungsmitteln der
Fall, aber auch bei vielen anderen Waren. Da
Mutti alſo eine nur der Gattung nach
be=
ſtimmte Ware gekauft hat, war der Verkäufer
zur Lieferung von mangelfreien Eiern an Stelle
der faulen verpflichtet.
Nach dem Eierkauf landet Mutti in einem
Warenhaus. Da kauft ſie mehrere Paare
kunſtſeidene Strümpfe, die ſtark im Preis
her=
abgeſetzt ſind, weil ſie Webfehler aufweiſen.
Man ſieht die Fehler gar nicht, meint der
Ver=
käufer. Aber die Cochter, der ſie die Strümpfe
mitbringt, iſt ganz anderer Anſicht. Wofür hat
ihr der liebe Gott ſo wunderſchöne Beine mit
auf den Lebensweg gegeben? Solche Prunkſtücke
der Natur darf man nicht mit Strümpfen
ver=
ſchandeln, die ſtarke Webfehler aufweiſen. Nach
einigen vergeblichen Hinweiſen auf den
vorteil=
haften Kauf muß Mutti ſeufzend den Nückzug
antreten. Die Kinder haben halt ihre
Eigen=
heiten. Was kann man da machen? Aber ſie
hat nicht umſonſt beim Eierkauf gelernt. Sie
kann ja den Kauf wandeln, d. h. rückgängig
machen, weil die Strümpfe mit Fehlern behaftet
reicht. Ich fuhr mit in die Rhön. Ich lag auf
einem Grasberg in der Sonne und blickte empor.
Wie ſtolz war ich. Dann, als ich ſchon ganz
ſicher war, drehte ein Windſtoß das Flugzeug
plötzlich um, es fiel wie ein Stein. Ich mußte
eine halbe Stunde laufen. Die Cragflächen waren
ganz zertrümmert. Blut klebte daran. Sie
hatten ihn zugedeckt. Ich fuhr allein nach Haus.
„Haben Sie keine Eltern?”
„Sie ſind drüben in Cauenne, mein Vater
hat einen Holzhandel. Ich bin immer in
Inter=
naten geweſen, bis ich auf die Univerſität kam.
Ich habe niemand hier in Europa, ich kannte
niemand . . ."
„Wann war das Unglück?”
Vor drei Wochen. Ich ſchrieb Ihnen einige
Cage ſpäter. Ich trug das Morphium ſchon mit
mir herum.”
„Haben Sie es auch hierher mitgebracht?
Dann wollen wir es morgen in das Meer
werfen.”
„Darf ich ihm nicht folgen? Habe ich nicht
das Necht? Habe ich nicht die Pflicht?”
„Sehen Sie die Sterne. Manchmal taucht in
ihre Konſtellation ein neuer auf, manchmal
ver=
ſchwindet einer. Die anderen leuchten weiter.
Suweilen beunruhigt die Menſchen ein
unvor=
hergeſehener Komet. Wir wiſſen nicht, welche
Kraft ihn gebildet hat, woher er kommt, und
wo er bleibt. Und doch gibt es unzählige
Him=
melskörper, von denen wir nichts wiſſen. Dort
ſind, die ihre Cauglichkeit zu dem gewöhnlichen
Gebrauch, nämlich eine Sierde der Beine zu
ſein, aufheben oder mindern. Liebe Mutti, du
haſt noch nicht ausgelernt. Du haſt kein Necht
auf Rückgängigmachung des Kaufs. Denn der
Käufer, der eine mangelhafte, alſo mit Fehlern
behaftete Sache annimmt, obwohl er den
Man=
gel kennt, kann keine Nechte aus dieſem
Man=
gel herleiten, wenn er ſich nicht ausdrücklich bei
Annahme der Ware ſeine Nechte vorbehält.
Der Verkäufer iſt aber gerne erbötig, die
Strümpfe gegen ſolche ohne Webfehler
umzu=
tauſchen, allerdings gegen Sahlung des
ent=
ſprechenden Aufgeldes. Mutti denkt an die
tyranniſchen Beine ihrer Cochter und zahlt den
Mehrbetrag.
Im gleichen Warenhaus hat ſie ſich auch
einen Wintermantel gekauft. Lange hat ſie
ge=
wählt. Endlich hat ſie ſich entſchloſſen, nachdem
der liebenswürdige Verkäufer mit der
über=
zeugenden Glaubwürdigkeit, die man mit Recht
von einem mehrere Jahre in dieſer Branche
tätigen Angeſtellten verlangen kann, immer
wieder verſichert hat, daß dieſes Stück gerade
wie für ſie geſchaffen ſei. So ſtolz wie eine
Filmdiva, die ſich in einer neuen Modeſchöpfung
demnächſt dem erſtaunten Publikum in einer
illuſtrierten Seitung zeigen will, vor dem
Photoapparat, ſchreitet Mutti am Abend vor
der verſammelten Familie in dem neuen Mantel
einher. Aber ſtatt Nufe des Entzückens nur
betroffenes Schweigen. Suerſt findet natürlich
das Cöchterchen die Sprache wieder. Sie meint,
ihre ſonſt ſo mollige. Mutti weiſe in dem
Man=
tel einige Ecken auf, die für harmloſe
Paſſan=
ten die Gefahr einer Körperverletzung mit ſich
brächten. Das iſt natürlich ſtark übertrieben.
Doch Mutti ſieht ſchließlich ſelbſt vor dem
Spiegel, daß der Mantel nicht ſo gut ſitzt, wie
ſie geglaubt hat. Aber hat der Verkäufer nicht
erklärt, daß der Mantel ſie vorzüglich kleide,
daß er wie angemeſſen, wie vom Schneider
be=
ſonders für ſie gefertigt ſitze? Er hat ihr alſo
beſtimmte Eigenſchaften zugeſichert, die der
Mantel in Wirklichkeit nicht hat, und die ihr
die gleichen Nechte geben, wie wenn der
Man=
tel Sehler aufweiſt, die den Wert oder die
Cauglichkeit zu dem gewöhnlichen Gebrauch
aufheben oder mindern. Verehrte Mutti, gib
dir keine Mühe, du mußt den Mantel behalten.
Die von dem Verkäufer gebrauchten
Nedens=
arten, die jeder einigermaßen gewandte
Ver=
käufer in nie verſagender Fülle vorrätig hat,
ſind allgemeine unverbindliche Anpreiſungen.
Wäre dir ausdrücklich bei Abſchluß des
Kauf=
vertrags zugeſichert worden, daß der Mantel
eine Schöpfung der letzten Mode ſei, hätte dieſe
Suſicherung deine Wahl beeinflußt und ſich
ſchließlich herausgeſtellt, daß der Mantel ſo viel
mit der letzten Mode zu tun hat wie eine alte
Gans mit einer jungen, dann könnteſt du wegen
Fehlens einer zugeſicherten Eigenſchaft
vor=
gehen. Ebenſo, wenn man dir ausdrücklich ver=
die Plejaden und dort die Caſſiopeia, ſie
flim=
mern genau ſo wie zu den Seiten des alten
Homer. Wieviel Verzweiflung haben ſie ſchon
geſehen. Sie ſind jung. Aber das wollen Sie
nicht wiſſen. Seien Sie ſo ſtill wie die Sterne
in ihrer Bahn. Er war vielleicht der einzige
ſeiner Art, ihr Freund, beſtimmt für Sie. Weinen
Sie um ihn. Vergeſſen Sie ihn nicht. Sch kann
Ihnen nur Allerweltsweisheiten ſagen. Sch kann
Sie nicht tröſten. Ich will Sie nicht tröſten. Ich
bin wie tauſend andere Menſchen. Alle haben
ihr eigenes Schickſal, aber man weiß nicht viel
davon. Hören Sie das Dudeln des Saxophons.
Dort unten wird getanzt. Sie wirbeln wie die
Mücken um das Licht. Dort an der Küſte entlang
ſchleicht wie ein ſchwarzes Ungeheuer ein
Kriegs=
ſchiff. So iſt es jeden Abend hier. Man ſieht
die Welt von weitem, und ihre Klänge ſind
ge=
dämpft. Es genügt mir, hier zu ſein und die
Sikaden ſingen zu hören. Es iſt ſchön. Wem
tun Sie einen Gefallen, wenn Sie ſich
fort=
ſtehlen?
Ich bin ein Dutzend Jahre älter als Sie.
Mir iſt der Cod ſchon öfter begegnet.
Manch=
mal denkt man, es nicht zu überſtehen. Haben
Sie eine Arbeit?‟
„Ich ſtudiere die holländiſche Sprache.”
Da gibt es einen Phyſiker in Leyden, der
verdiente ins Deutſche überſetzt zu werden.
Wenn Sie wollen, könnten wir an ihn ſchreiben.
ſichert hätte, daß der Mantel völlig waſſerdicht
ſei, und ſchon der erſte Regenguß ſich nicht um
dieſe Behauptung gekümmert, ſondern ſich ſo
aufgeführt hätte, als ſei der Mantel gar nicht
vorhanden.
Mutti iſt auf Grund ihrer ärgerlichen
Erfah=
rungen nun doch wieder zweifelhaft geworden,
ob es nicht beſſer ſei, ſein Geld auf die Spar=
Kulturgeſchichte lieſt ſich nie leichter und
unterhaltender als aus Briefen, Cagebüchern
oder Erinnerungen von Seitgenoſſen. In der
Unbefangenheit ſolcher perſönlicher
Aufzeich=
nungen wird das Bild einer Seit oft lebendiger
als in kulturgeſchichtlichen Wälzern. Es
brau=
chen auch nicht durchaus bedeutende Menſchen
zu ſein, die ſich außern, wenn es nur
empfäng=
liche Naturen mit offenen Augen ſind und wenn
ſie ihr Schickſal an einen Platz geſtellt hat, wo
ſich im Kleinen oder im Großen Weſentliches
und Entſcheidendes vollzogen hat. Ein kürzlich
erſchienenes Erinnerungswerk: „Memoiren um
die Citanen”, ſpiegelt in der unterhaltendſten
und gefälligſten Form das Jahrhundert von
Marie Antoinette und der franzöſiſchen
Nevo=
lution bis zu den Cagen von Wilhelms II.
Chronbeſteigung. Es ſind Mutter und Cochter,
deren Erinnerungen hier in zwei ſtarken
Bän=
den erſtmalig in unentſtellter Form vorliegen —
Diana v Pappenheim und Jenny
v. Guſtedt. Beide waren Freundinnen
Goe=
hes aus ſeinem vertrauteſten Kreis; Diana trat
in engſte Beziehungen zu den Bonapartes,
Jenny war, die innigſte Freundin der erſten
deutſchen Kaiſerin, ihr älteſter Sohn ein
Ver=
trauter Kaiſer Sriedrichs, ihr Enkel
Spiel=
gefährte des ſpäteren Kaiſers Wilhelm II.
Die Siguren und manche Ereigniſſe ſind aus
dem früher vielgeleſenen Buch von Lily Braun
„Im Schatten der Citanen” bekannt; aus den
zwei ſtarken Bänden, die jetzt vorliegen, ergibt
ſich aber, daß Lily Braun, die eine Enkelin
Jenny v. Guſtedts war, den Dingen ſtellenweiſe
bis zur Unkenntlichkeit Gewalt angetan hat.
Außerdem ruhte damals noch viel im Schutz der
Samilienarchive, die ſich erſt jetzt geöffnet haben.
In der ſtolzen freiherrlichen Samilie der
Gu=
tedts wurde die Gräfin Diana noch lange als
Sünderin betrachtet, da ſie die Geliebte
Jéro=
mes, des Königs von Weſtfalen, geweſen war.
Sie war mit ihrem Gätten, der zuvor in
Wei=
mar ein Hofamt bekleidet hatte, auf die
Auf=
forderung Jéromes an alle im Ausland
leben=
den Kurheſſen, nach Weſtfalen zurückzukehren.
andernfalls ihre Güter eingezogen würden, nach
Kaſſel gekommen, wo Pappenheim zum
Ober=
hofmarſchall ernannt wurde und Diana als
Palaſtdame in den Hofſtaat der Königin
Ka=
tharina, der württembergiſchen Königstochter,
eintrat. Pappenheim, der zwanzig Jahre älter
als ſeine Frau war, erkrankte einige Seit ſpäter
an einem Nervenleiden und mußte ſich, nachdem
er in Aachen und Paris vergeblich Heilung ge=
kaſſe zu bringen. Aber dann beruhigt ſie der
Gedanke, daß tagaus, tagein unendlich viele
Käufe abgeſchloſſen werden, ohne daß es jemals
zu Streitigkeiten oder gar Prozeſſen kommt.
Und dann, liebe Mutti, haſt du hoffentlich jetzt
auch etwas gelernt und kannſt deine Kenntniſſe
n Sukunft nutzbringend verwenden, wenn du
wieder einkaufen gehſt.
ſucht hatte, auf ſein Samiliengut zurückziehen,
wo er 1814 in geiſtiger Umnachtung ſtarb.
Diana gebar ihrem Geliebten Jérome zwei
Cöchter, die ältere Jenny im Jahre 1811. Nach
der Flucht Jéromes aus Kaſſel und dem Code
ihres Mannes kehrte ſie nach Weimar und in
den vertrauten Kreis Goethes und der
Hof=
geſellſchaft zurück. Ihr Cagebuch aus dieſen
Jahren zeigt in ſeiner ſchmerzlichen Melancholie
und den Ausbrüchen leidenſchaftlicher
Selbſt=
anklagen, wie ſchwer es ihr wurde, über den
Ereigniſſen der Vergangenheit ihren inneren
Kaiser Wilbelm I.
Frieden wieder zu finden. 1817 heiratete ſie
den Weimariſchen Miniſter v. Gersdorff, dem
ſie eine Cochter Cécile, die ſpätere Gräfin
Beuſt, gebar.
Jennu lebte bis zu ihrer Verheiratung im
Hauſe der Mutter. Von ihrer äußeren
Er=
ſcheinung heißt es, daß ſie durch das ſüdliche
Feuer ihrer dunklen Augen, die warme,
dunkel=
getönte Haut und die Lebhaftigkeit ihres Geiſtes
keinen Sweifel über ihre Herkunft ließ. Goethe
ſchrieb über ſie: „Sie iſt gar ſo ſchön, ſo
un=
bewußt anmutig wie irgend ein leuchtend Holz
oder ein Glühwurm bei Cage, man weiß nicht,
wo er ſteckt.” Im Jahre 1838 folgte ſie,
nach=
dem ſie jahrelang um eine geſtorbene
Jugend=
liebe getrauert, ihrem Lebensgefährten Werner
v. Guſtedt auf deſſen Gut nach Weſtpreußen.
Aufgewachſen in der feinen und geiſtigen Luft
des Weimarer Hofes, fand ſie ſich dennoch mit
den Aufgaben, einer Landedelfrau zurecht und
nahm regen und tätigen Anteil an den
Suſtän=
den und dem mannigfachen Elend der
Land=
arbeiterbevölkerung. Von den ſozialiſtiſchen
Gedankengängen, die ihr Lily Braun aus ihren
eigenen Anſchauungen heraus zugeſchrieben und
beigelegt hat, findet ſich in den Cagebüchern
nichts. Wohl aber auf vielen Seiten Zeugniſſe
eines ſchmerzlichen Mitleids und des echt
weib=
lichen Willens, unmittelbar zu helfen. Man
baute Waiſenhäuſer und Kinderbewahranſtalten
und ſuchte den Leuten das Schnapstrinken
ab=
zugewöhnen und ſie zu erziehen. Wie
patri=
archaliſch man damals noch dachte und handelte,
geht daraus hervor, daß Prinzeſſin Auguſta
den alten Samilienſchmuck verkaufte, um zu
helfen, oder daß Prinz Wilhelm, der nachmalige
deutſche Kaiſer, ſein Simmer nicht heizen ließ,
um das Holz für den Bau von Cholerabaracken
zu ſparen.
Die enge Freundſchaft Jennus mit Prinzeſſin
Auguſta, der ſpäteren deutſchen Kaiſerin, als
deren Spielgefährtin ſie aufgewachſen, wurde
durch die Ehe nicht gelockert und blieb bis zu
ihrem Code unvermindert beſtehen. Ja, ſie fand
ihre Fortſetzung in den freundſchaftlichen
Be=
ziehungen ihres Sohnes mit dem Kronprinzen
Friedrich Wilhelm, deſſen Kinder wiederum
zu=
ſammen mit dem Enkel Jennus erzogen wurden.
Kein Wunder daß wir eine Fülle wichtiger und
intimer Ereigniſſe und Erlebniſſe aus dem
Seit=
alter Bismarcks und dem Kreiſe der
Hohen=
zollern in dieſen Aufzeichnungen finden.
Da=
neben iſt es, abgeſehen von einer Unmenge
in=
tereſſanter Einzelheiten z. B. über Jérome und
die Bonapartes, vor allem das Weimar des
alten Goethe, das uns ſehr nabegerückt wird.
Manche Perſonen treten plötzlich ganz plaſtiſch
vor uns hin; auf die natürliche, lebenstüchtige
Art Chriſtianes fällt ein gutes Licht; weniger
vorteilhaft ſchneidet die alternde und immer
noch eitle Frau v. Stein in der Beurteilung ab.
Bei Goethe ſelbſt überraſchen zwei Süge, die
man ſonſt nicht ſo an ihm geſehen und
geſchil=
dert hat. Mag ſein, daß das Weſen der beiden
Frauen einiges gefärbt hat; von Dianas
Aus=
drucksweiſe ſagt Goethe ſelbſt, ſie ſei wie mit
Blumen bekränzt. Aber auch wenn man den
Ausdruck etwas herabſtimmt, bleiben die vielen
Stellen, aus denen hervorgeht, wie ſehr den
alten Goethe die Frage des Codes, ja eines
Fortlebens beſchäftigt hat. Eine dogmatiſche
Antwort darauf hat er nicht geſucht und nicht
gefunden, aber, anders als der gealterte Fauſt,
ſcheint er ſich viel mit dem Jenſeits beſchäftigt
zu haben. Sicher iſt, daß er Jahre hindurch
gegen das Sterben und die Gedanken daran
ankämpfte und daß er ſchwer ſtarb. „Sein Cod
iſt die größte Cragödie, die er geſchrieben”,
ſagte Ottilie.
Der andere Sug, weniger überraſchenb un
leichter in das herkömmliche Bild einzufügen,
iſt die Wachheit ſeines ſozialen Gewiſſens. Daß
er in ſeinem Lebenskreis von patriarchaliſchem
Verantwortungsgefühl war und es weit über
übliche Mildtätigkeit hinaus betätigte, iſt
be=
kannt; aber es wird hier ſichtbar, daß er ſich
über die Grenzen ſolcher tätigen Menſchenliebe
des Einzelnen nicht im Unklaren blieb. Die
fol=
genden Worte beweiſen es zur Genüge. „
Ueber=
all”, ſagte Goethe „herrſcht Ordnung, aber in
den Lohn= und Arbeitsverhältniſſen herrſcht
wilde Anarchie. Ein kommender Krieg wird
eine Auseinanderſetzung zwiſchen
unverſchulde-
ter Armut und ſchuldbeladenen Geldbeuteln.
Ein Menſchheitsfeldzug gegen den Hunger
Niemand kann vor dieſem die Flucht ergreifen.
Es wächſt, holkt, von Froſt geſchüttelt, im
Simmer der Reichen, greift nach jedem Nacken
mit ſpitzen Krallen und ruft gellend in jedes
Ohr: deine Schuld, deine Schuld.”
Die Inhaltsfülle dieſer Memoiren, die über
mehrere Generationen hinweg von ſo
entſchei=
denden Perſonen und Ereigniſſen des deutſchen
geiſtigen und politiſchen Lebens berichten, iſt
damit nur flüchtig angedeutet. Ihnen ſelber zu
folgen, wird zumal für weibliche Leſer von
hohem Neiz ſein, da es nicht häufig vorkommt,
daß weibliches Erleben und Schildern ſo
viel=
ſeitig eine Seit und ihre großen Geſtalten zu
ſpiegeln vermag.
Dr. N.
Die Abbildungen ſind mit beſonderer Genehmigung des Verlags
Carl Neißner=Dresden dem Werk „Diana v. Pappenheim und Jenny v.
Guſtedt, Memoiren um die Citanen” entnommen.
Coſima Wagner erhielt eines Cages, als
ſie ſich gerade in Neapel aufhielt, den Beſuch
Verdis und lud ihn abends zu Ciſch. Nach der
Cafel begaben ſie ſich auf den Balkon und
er=
freuten ſich des bewegten Lebens, das auf der
Straße an ihnen vorbeiwogte.
Nun hatte ſich zufällig unter ihnen ein
Drehorgelmann feſtgeſetzt, der auf ſeinem
Leierkaſten nur ein Stück hatte, den
Crou=
badour, den er immer wieder herunterdrehte.
Als er eben zum ſerhſtenmal anſetzte, meinte
Verdi ärgerlich: Ach Gott, ich wollte, ich
hätte die Oper nie geſchrieben”.
Worauf Frau Coſima: „Das hat
Richard auch einmal geſagt.”
Und morgen zeige ich Ihnen die Inſel. Die
Bauern leben hier nicht anders wie vor
zwei=
tauſend Jahren.”
Er iſt einer von vielen, dachte Irmgard und
Neinhart iſt tot. Vom Imperial ſcholl ein
törichter Cango herauf.
Der Bräutigam.
Von Heinz Steguweit.
Ich will das Schickſal eines jungen Menſchen
erzählen, der einmal vertretungsweiſe die Nolle
eines Geliebten ſo ſeltſam ſpielen mußte, daß
dieſes kaum viertelſtündige Erlebnis für ihn
lebenbeſtimmend wurde.
Dieſer Jüngling hatte in Deutſchland als
blutjunger Jähnrich einen Manöverritt
auszu=
führen, auf dem er noch zu ſpäter Abendſtunde
das Quartier eines rheiniſchen Forſthauſes
aufſuchen mußte. Der Förſter gewährte ihm
nur mürriſch das ſchützende Dach, da ſeine
ein=
zige Cochter auf Cod und Leben an einem
gif=
tigen Sieber erkrenkt war und ſchon tagelang
nach ihrem Bräutigam verlangte, der, des
Mädchens überdrüſſig, feige ins Ausland
ge=
flohen war und nicht das geringſte
Lebens=
zeichen nach Hauſe gelangen ließ. Beim
Abend=
tiſch hatte der Sörſter ſeinem Quartiergaſt das
bedrückte Vaterherz ausgeſchüttet, hatte dabei
die verzweifelte Bitte geäußert, ob der junge
Herr Fähnrich vielleicht das Bett der
Fiebern=
den einmal aufſuchen wolle, da er ſelbſt und
ſeine Srau bis heute noch nicht die wilden
Phantaſien des Mädchens zu beſchwichtigen
vermocht hätten. Dem Jüngling pochte das Herz
in ungeſtümer Erregung; aber er ſchlug die
Bitte nicht ab, ſondern wagte das peinliche
Opfer, ließ ſich zu der Jungfrau führen, die ſich,
weinend wie ein Kind, mit ſingenden Lippen in
ihren Kiſſen wälzte. Kaum hatte die Kranke
den hübſchen und in der Buntheit ſeiner
Uni=
form recht ſchmucken Menſchen erkannt, als ſie
ihm auch ſchon wild an die Hände griff, ihn
umſchlang, zu ſich hinabzog und ihn mit einem
Aufſchrei letzten Glückes ſo ungeſtüm zu küſſen
begann, daß weder der Fähnrich noch die
hilf=
loſen Eltern ihre Faſſung fanden und alles
Selt=
ſame träumhaft geſchehen ließen. Immerzu rief
die Siebernde den Fremden mit dem Koſenamen
ihres Bräutigams, ſchwor ihm mit den
glü=
hendſten Worten Creue und Liebe, vergab ihm
alle Schuld ſeiner feigen Flucht und ließ ihn erſt
los, als eine Entkräftung ſie hintenüberſinken
ließ.
Der Fähnrich ritt noch zur ſelben Nacht
wei=
ter; ſein erregtes Herz verlangte nach der
Einſternis des kalten, einſamen Waldes noch
jahrelang; bis in die furchtbarſten Kriegstage
in Oſt und Weſt verfolgte ihn das ſpukhafte
Bild dieſes Mädchens, deſſen Schönheit er
hatte innewerden dürfen.
Die ängſtlichen Eltern offenbarten der
Jung=
frau niemals den Betrug ihrer Geneſung,
ob=
wohl das Mädchen nur dem reinen Opfer dieſes
Unbekannten Leben und Geſundheit zu danken
hatte. Dieſes Kind des Waldes verwand bald
den Schmerz ſeiner Verlaſſenheit; freilich
däm-
merte es tagaus, tagein wie eine Cräumende
da-
hin und vermochte ſich nie und nimmer das Siel
einer unerklärlichen Sehnſucht zu deuten, ſo daß
die Eltern es für ratſam hielten, die Werbung
eines Forſtgehilfen der blaſſen Cochter zu
empfehlen, damit ſie nicht elend und ledig
dahin=
welke. Die Jungfrau heiratete denn auch dieſen
ſchlichten Menſchen.
Nur einmal norh mußte ſie wieder nachſinnen
und an dem Wert ihres Daſeins verzweifeln,
und das geſchah an einem Sommertag, als ein
vom Kriegsleben müder und friedeſuchender
Gaſt ſie in der Jägerſtube feſthielt, mit
zittern-
dem Finger hinaus in den laubigen Garten
zeigte und ſie mit der Frage quälte:
„Sind dieſe drei Buben alle Ihre Kinder?”
Sie war dem verdüſterten Menſchen die
Ant=
wort ſchuldig geblieben; ſie ſchauderte vor
ſei=
nem ſeltſamen Geſicht und hat ihn nur noch wie
einen Hoffnungsloſen und Sertrümmerten in den
Wald von dannen ſchleichen ſehen, wo er ſich
noch einmal umblickte, um mit ſeinen Fäuſten
irgendeine Crauer aus den Augen zu reiben.
Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge
Wer heit meim Ooſepfeil ſei luſtiche Böbbcher
bedrachte dhut, die wo er do owwe hiegemolt
hott, der wärd, wann er net grad vun Gott un
alle gude Geiſter verloſſe is, uff de erſte Blick
erkenne, daß es in Deitſchland aach net im
allerallerendfärndeſte ſo ausſieht, wie’s ſo e
ruchloſe, verloge un verſtunke Hetz= un
Greil=
brobbaganda wohr hawwe will. Gewiß, es weht
mit Recht e ſchaffer Wind in Deitſchland,
aw=
wer wann aach nor en Schimmer vun dem, was
do an Schauermärcher dem ſennſatzionsliſterne
un deitſchfeindliche Ausland all uffgediſcht wärd,
zudräffend weer, ach du liewer Strohſack, do
weer mir lengſt de Adem ausgange un de
Bieb=
ſer genumme. — —
Da däß awwer net de Fall is, ſo meeche alle
Verwandte, Freunde un Bekannte, dene wo mei
zeitgemeße Bedrachdunge vun dehaam aus in’s
Ausland geſchickt wärrn, vullkumme beruhicht
ſei. s geht bei dene Hetzaddiggel genau, wie
bei dem Brandbrief im „Datterich”, wo de
Dummbach zum Eoche ſeecht: s is alles
er=
ſtunke und erloge, däß ſageg Se de Leit”—
Freilich, die Zeide ſin emol vabei, wo mer
uns bei allem un jedem, was mer dhu odder
loſſe wollte, immer erſt nooch m Ausland gericht
hawwe, un hawwe jedesmol iwwer die Grenz
geſchilcht, un hinnerum ganz ergäwenſt
age=
frogt, ob’s ſe nix degäje hedde, un ob’s
huld=
vollſt geſtatt weer, wann, un ſo. — Die ewiche
Katzebuggelerei hott uns wenich odder nix
ge=
nitzt, un wann mer’s jetzt emol in Deitſchland
annerſtrum browiern, ſo wärd ſich die
Wäld halt domit abfinne miſſe. Mir richte
unſer Haus jetzt emol nooch unſerm Geſchmack
ei, un wie mer dobei fahrn, däß ſin unſer
A=
gelägenheide, do hawwe ſich die annern
Völker=
ſchafte nix enei zu miſche. Ganz abgeſähe devo,
daß unſer ehemoliche Feind un jetziche „
wohl=
wollende” Freund allen Grund un Urſach
haw=
we, ſich an ihre Nas zu zobbele. —
So, un domit mecht ich widder uff meim
Ooſe=
pfeil ſei luſtiche Böbbcher kumme, die wo drotz
ihre „Bewaffnung” von ihrem aggräſiefe Aißere
dorchaus kaa kriegeriſches Ammazohnekohr
vor=
ſtelle dhut, wie ſich’s valleicht de Herr „Figaro”
in ſeine Eibildung denkt. Sundern ganz im
Gäjedaal, es is e Säckzion Haus= un Kiche=
Ammazohne, die wo in unſere Darmſtädter
„Alice=Eleonoren ſchul” ihr ſach= un
fachgemeße Ausbildung genoſſe hawwe, um im
Läwenskambf, un im Kambf for Haus un
Fa=
milie, jederzeit ihrn Mann ſteh zu kenne.
Küchenzettel vom 3. bis 9. April.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Spinatſuppe, Schinkenmakkaroni
mit Salat (Reſteverwendung vom Sonntag).
Dienstag: Leberſuppe, Dampfnudeln und
Vanilletunke.
Mittwoch: Haferflockenſuppe, Schmorbraten,
Spinat, Kartoffeln.
Donnerstag: „Apfelweinſuppe,
Schweine=
goulaſch. Reisgemüſe.
Freitag: gebrannte Grießſuppe, Bücklinge
mit Eiern, Kartoffelſalat.
Samstag: Suppenfleiſch,
Peterſilienkartof=
feln, ſaure Gurken.
Sonntag: Fleiſchbrühe mit Markklößchen,
Hammelbraten, grüne Bohnen, Kartoffeln.
Aprikoſeuſchnee*).
Un wie ſe, ihrn Mann” ſteh, däß hawwe ſe
die vorich Woch eme iwweraus indräſſierte
Bubbligumm zu Gemied gefieht. —
Ich muß awwer aach geſteh, ich bin mer bei
all dem, was ich do zu ſähe un zu heern krickt
hab, doch e bischer aſch rickſtendich vorkumme.
Gewiß, aach ich verſteh jo aus=em Eff=Eff, de
Leit was am Zeich zu flicke, un was des „
ſtiche=
le” bedrifft, ſo kennt ich mich do ruhich als
Schammbjohn, oder Schammbjohneeſe ſähe loſſe.
Was dohärngäje es Koche bedrifft, ſo gehn do
mei Kenntniſſe iwwer die aldehrwirdiche
Koch=
räzäbbte aus unſerm beriehmte heſſiſche
Koch=
buch „Subb, Gemieß un Flaaſch” kaum enaus.
Noja, wer hott zu meine Zeit aach was vun
Kalorie un Vidamine gewißt. Kaa
blaſſe Dunſt hatt mer devo, un ganze
Schenne=
ratzione hott’s gäwwe, die wo ganz gedankelos
ihr dägliches Brot in ſich eneigemammſcht
haw=
we, un was ſo dezu geheert, ohne ſich im Klare
driwwer zu ſei, wie ſich däß zu=ere ſinngemeße
Ernehrung verhellt. Un de Unnerſchied zwiſche
Nahrungsmiddel un Genußmiddel,
ich glaab, die kenne heit noch die Wenichſte. Un
do wunnern ſe ſich noch, wann ſe ſchlecht
aus=
ſähe; odder unſer — Hannelsbillanz, was ſo
zimmlich uff aans un desſällwe enauslaaft.
Do fellt mer iwwrichens, weil mer grad vum
Eſſe ſchwätze, der alde griechiſche Filleſof namens
Sogrades ei. Der hott emol beilaifich geſagt,
annern Leit dhete läwe um zu eſſe, er awwer
dhet eſſe um zu läwe.
Nu hott, jo bekanntlich ſäller Sogrades mit
ſeine ſogenannte „beſſere” Hälft e ſehr
unglick=
lich Famillieläwe gefiehrt, wenichſtens wann
mer die Leit ſo heert, die’s wiſſe miſſe. Un die
aane ſage ſo, un die annern ſo. Die aane
be=
haubte, ſei Fraa wer e Schlamb gewäſe, e
Dreck=
behle, un e Feiermärchel, die wo ihrn Mann
em Haus enausgeekelt hett. Sowas ſoll’s heit
aach noch gäwwe, daher der Name „Gſandibbe‟.
— Die annern dohärngäje behaubte widder,
der Sogrades weern Lumbes gewäſe. Der wo
de ganze Dag draus erum gelungert weer, un
hett große Sprich geklobbt, anſtatts ſeim
Hand=
werk noochzugeh, un for ſei Famillje zu ſorje.
Awwer ſei dem, wie em mag, jedenfalls, die
Eh vun de Famillie Sogrades is e klaſſiſches
Muſterbeiſpiel, wie ſe net ſei ſoll. Un däßhalb
ſin uns bei dene Vorfiehrunge in der Alice=
Schul aach ſo e paar abſchreckende Beiſpieler
vun ſolchene Art Hausfraue vorgefiehrt worrn,
die mit ihrm ewiche Schrubbe un Fääche eme
davon, daß an lackierten oder polierten
Bürſten=
rücken der Glanz verloren gehen würde.
Oſtern ſteht vor der Tür! Ganz gleich, ob
Sie das Feſt zu Hauſe oder irgendwo auf dem
Lande verleben, Sie werden einige
Vorberei=
tungen dafür zu treffen haben. Laſſen Sie ſich
von dem ſoeben erſchienenen neueſten Heft der
„Eleganten Welt” beraten. Wie immer finden
Sie darin intereſſante Anregungen auf jedem
Gebiet geſellſchaftlichen Lebens und auch der
Mode. Vom frühjahrsmäßigen Straßendreß bis
zum Abendkleid iſt alles in künſtleriſchen
Auf=
nahmen und flotten Zeichnungen vertreten.
Schach=Nummer 513.
Endſpielſtudie 67.
Alexei Troitzky in Penſa.
Schachmatny Liſtok, 1923.)
a b d e g b
*) Aprikoſenſchnee. Getr Aprikoſen
über Nacht einweichen, kochen, durchs Haarſieb
ſtreichen, ſüßen, mit geſchlagenem Eiweiß oder
Sahne durchziehen und ſchaumig ſchlagen.
Löwenzahnſalat für die
gemüſe=
arme Zeit. Der Löwenzahn, der, weil allen
bekannt, auch von den Kindern geſucht werden
ckann, wird mit einem Meſſer dicht über der
Erde abgeſchnitten. Er iſt ſowohl zu falſchem
Spinat, wie zu Salat zu verwenden, ſolange er
noch keine Blütenſtengel treibt. Gut ausgeleſen
und gewaſchen, wird er wie Kopfſalat mit Oel,
Eſſig oder Zitrone, Salz und Pfeffer, ſowie
jungem Zwiebeltrieb oder Schnittlauch
ange=
mengt und als Salat zu Eierſpeiſen gereicht
oder feingewiegt, dem Kartoffelſalat beigemiſcht.
Wöchentliche Reinigung der
Kämme und Bürſten — eine
hygie=
niſche Forderung. Man ſollte es zur feſten
Gewohnheit werden laſſen, Haarbürſten und
Kämme, auch die kleinen Taſchenkämme, jede
Woche einer gründlichen Reinigung zu
unter=
ßiehen. In handwarmem Seifen= oder
Salmiak=
waſſer bürſte man die Kämme und Bürſten,
letz=
tere gegenſeitig aus, ſpüle ſie in reinem, warmen,
zuletzt zur Feſtigung der Borſten, nochmals in
kaltem Alaunwaſſer nach. Längeres Liegenlaſſen
der Bürſten im Waſſer, zum Zwecke des „
Wei=
chens” verhüte man unter allen Umſtänden,
da=
mit ſich nicht die Borſten lockern, ganz abgeſehen
Weiß zieht und gewinnt.
Prüfſtellung: Kg1 Tc5 Bh5; Kd8 Ta2 Be5, 84.
Löſung der Endſpielſtudie 66.
R. Réti. Kb7 Se4Ba,6; Ka5 8b5. Weißam Zuge gewinnt.
Der Löfer wird bald grkennen, daß Weiß ſehr günſtig ſteht,
und wäre Schwarz am Zuge, ſo würde folgen: 1. . . . Kb4
2. Kb6 Ko4 3. 8e31 und Weiß gewinnt leicht, z. B. 3. ..
Sd6 4. Ke7 Seg+ 5. Ka8.
Weiß, der den 1. Zug auszuführen hat, muß alſo leider dieſe
ſo günſtige Stellung aufgeben. Weiß gelangt aber nach einem
ſehr feinen Tempoſpiel wieder zu obiger Stellung mit Schwarz
am Zuge. 1. Se4—e5! Kb4 2. Kb6 8d6 3. Se41 8e84
4. Ke7ll Kb5 5. Kb7 Ka5 6. Seß 8d6+ 7. Ke7 Sb54
8. Ka6 8a 74 9. Kb7 8b5 10. 8e4 (Diagrammſtellumg!)
Kb4 11. Kb6 Ko4 12. 8o3l und gewinnt.
Nicht 4. Ke6 (3) wegen 4. .. . Ka6 5. 8e5 Tb4 und
nicht 4. Xb7 (3) wegen 4.. .. Kbs!
Mann ſei Heim verekele, un en uff den
fille=
ſofiſche Gedanke bringe kenne, daß er nor eſſe
dhet, um zu läwe. —
Vun ſo ere Art Filleſofie, will ich awwer nix
wiſſe, dann mer ſin doch net bloß uff de Wäld,
um unſern Hunger zu ſtille. Sundern es kimmt
doch ganz druff a, un heit bei dem beſcheidene
Haushaldungsgeld mehr wie je, wie es Eſſe
zu=
bereit is, un wie s uff de Diſch kimmt. Un es
is e aldbekannt Dadſach, daß aach es Eifachſte
„mit Lieb” gekocht, un mit Geſchmack uff de Diſch
gebrocht, ganz annerſter ſchmäckt un aſchlehkt,
wie ’s Beſte uff de Dreckſchibb ſärrwiert.
Jedenfalls: es Koche is mit de Johrn zu=ere
Wiſſenſchaft worrn, un zu=ere Kunſt,
dann nooch dem alde Rezäbbt: „Man nehme.
kann heit kaa Hausfraa mehr wärtſchafte. Sie
muß lärne, an de richdiche, un net — was
meiſtens de Fall is! — an de falſche Stell zu
ſparn. Sie muß wiſſe, daß ſich’s beim Eſſe net
bloß um Kalorie un Vidamine dreht, ſundern
aach um Handelsprodukte, un ſie muß
de Unnerſchied wiſſe zwiſche Nahrungs= un
Genußmiddel, do lärnt ſe ganz vun ſälbſt, was
däß acduälle Wort „Autarkie” bedeide dhut.
Umlärne haaßt heit die Barohle un es
Feldgeſchrei, net bloß im effentliche, im
bolli=
diſche, un im Geſchäftsläwe, ſundern aach im
Haushalt; do ganz beſunners. Freilich, was
ſo die äldere Semeſter vun Hausfraue ſin, die
ſin e bische konnſervadief veralagt, un ſie meege
manches net mehr lärne, weil ſe ſich ſcheeme,
daß ſes net ſchun kenne. Awwer die junge
Mädercher odder Midder un ſolche, die s noch
wärrn wolle, die ſin jo gottlob immer noch
lärn=
un wißbegierich, beſunners, wann=ſen uff ſo e
leichtfaßliche Art beigebracht wärd.
Jedenfalls, unſer Alice=
Eleonoren=
ſchul is die beſte „Ehe=Schul‟. Däßhalb winſch
ich vun Härze all dene freehliche Schielerinne,
daß ſe ihr ſcheene Kenntniſſe recht bald „an de
Mann” bringe kenne..
No un im iwwriche laut jo heit, mehr wie
je die groß Frog: „Was fangen wir mit unſeren
ſchulentlaſſenen Mädcher an!”
Korz un bindich: Schickt ſe in die Alice=
Eleonorenſchul, dann was ſe do lärne, dreegt
Zinſe for’s ganze Läwe, un ſie dhun mit dene
Berufe kam Mann in’s Handwerk puſche, un
es wärd nie un nimmer e Maſchien erfunne,
die wo en ihr „Fehichkeide” endbehrlich macht.
un was ſo do lärne, lärne ſe jo aach net for heit,
un morje, ſozuſage for de Stutz, ſundern for
kummende beſſere Zeide, die wo doch emol kumme
miſſe, un wo ſe widder ihrm ſchennſte un
herr=
lichſte „Beruf” noochgeh kenne, nemlich: ihrm
Magiſches Quadrat.
1. 2. 3. z 2 z a 1 neues Spiel. 2. Edelſtein, 3. Sundainſel,
4. König von Norwegen.
C. D.
Verwandlungen.
Man verwandle durch Veränderung eines
Buchſtaben und dann Umſtellung der Buchſtaben:
Ulme in einen Vogel. Raſt in einen Nebenfluß
der Donau. Galle in ein Befeſtigungsmittel,
Geier in ein Haustier. Lanze in eine Stadt in
Hannover. Verona in eine Stadt in Italien,
Engel in eine Waffe. Chor in ein
Muſikinſtru=
ment. Leid in eine Stadt in Weſtfalen. Eule in
ein phyſikaliſches Inſtrument, Knie in ein
Me=
tall. Niſch in ein fernes Reich. Ingwer in einen
Fiſch. Rätſel in einen Vogel und Onkel in eine
Blume. — Die Anfangsbuchſtaben nennen ein
kleines unſcheinbares Ding, das aber oft ſchon
großes Unglück angerichtet hat.
C. Deubel.
Der verwandelte Kegel.
(Streichholzrätſel.)
Durch Umlegung der vier ſtarken Hölzchen
entſteht ein Muſikinſtrument.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 13.
1932 — 1933.
FI
W.
U
S C H N E
E E
1 A A A TERC
B N S HNSNNEK
„Schnee‟
Gedankenſplitter.
wie Zucker raffiniert.
1 2 3 4 Reck. 5 6 7 8 Faun, 9 10 11 12 Witz.
Mann e dreie Läwensgefährtin, un ihre Kinner
e gud Mudder zu ſei.
Un noch dem Beruf ſehne ſe ſich gottlob
doch all, un do ennert aach däß iwwerrixe
Ge=
babbel vun ſo e paar verſchrowene Genscher nis
dro, die wo mit ſo e paar uffgeläſene neimodiſche
Sprich hauſſiern geh’, die „Ehe” for=e rickſtendich
Eirichdung, un s Kinnerkrieje for e veraldede
„Medhode” halte ..
Bienchen Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Als Neiſtes hott
aach jetzt unſer Stadthaus e anner Geſicht
krickt; zwar noch kag endgildiches, ſunnern
vorerſt nor e kummiſſariſches; s
end=
gildiche wärd demnechſt kumme, wann aach uff
im Rodhaus die Dabeed gewäxelt is. 8 hott
alſo in de nechſte Dage noch kaan Zweck, daß
alle Vereine, Innunge un Indräſſende, alle
Klibb un Klingel unſere kummiſſariſche
Borje=
magſter das Haus eilagfe, un verſichern, daß
ſe „geſchloſſe” hinnern ſteh dhete, um mitm
gleiche Ademszug en ganze Sack voll Winſch
odder Forderunge auszupacke ..
Wann mer e Haus ganz nei uffbaue
will, muß mer am Fundamend afange, die
ganzlinge Winſch vun de verſchiedene „Mieder”
die in dem Haus wohne ſolle, kenne
ſälbſt=
redend erſt vun Stock zu Stock berickſichdicht
wärrn. No un däß geht nadierlich net vun
heit uff morje.
Annerſter is es, wann mer e Haus
rei=
niche will, do muß mer owwe afange. No
un däß geſchieht jo aach.
So is beiſpielsmeßich mei ald Forderung,
daß mer’s beim Gehaltsabbau mache ſoll, wie
beim Drebbebutze, nemlich daß mer owwe
afengt, weil dann die unnerſt Stuf ganz vun
ſälbſt drokimmt, bereits Wärklichkeit worrn,
wie mer in Bezugnahm uff die
Miniſterge=
hälter in Heſſe geläſe hott. — Die Zeit her
hott mer’s nemlich grad umgekehrt
ge=
macht, do hott mer beim Gehaltsabbau unne
agefange, mitm „butze”; beſunners bei de
Stadt
Schließlich un endlich weer noch zu
räſchis=
driern, daß am erſte Abrill aach 8
Wohnungs=
amt ’8 Zeitliche „geſäjend” hott. — Freilich
wie uff ſo viele vun dene zweifelhafte
Nooch=
kriegserrungenſchafte, ſo hott aach im große
allgemeine uff dene Wohnungsemter kaan Säje
geruht. 3 war zwar e nodwenniches Iwwel,
awwer immerhie, s war e Jwwel, vun dem
mer aach ſage konnt, daß das Läben der
Gieder heechſtes net is, ſundern der Jwwel
greßtes, wann mer e Wohnung gebraucht hott.
„Ruhe ſanft auf beiden Seiten!”
Wingn
Falſche Darſtellung.
„Alſo ewige Kopfſchmerzen, Rückenſchmerzen,
Anfälle von Rheumatismus — wie alt ſind Sie
denn?”
„25, Herr Doktor!”
„Hm. Gedächtnisſchwäche auch noch.”
Zarter Wink. „Vergangene Nacht machte ich
Ihnen einen Antrag, Fräulein, Eva. Was mag
das wohl zu bedeuten haben?‟ — „Das zeigt
nur.” erwiderte ſie ungeduldig, ,daß Sie im
Schlafen mehr Mut haben als im Wachen”
Peinlicher Irrtum. Siedebauch geht über die
Straße. Trifft Knulp. Wiſſen Sie, Tobias
Knulp, nicht Thomas. Die beiden ſind Zwillinge
und ſehen ſich ähnlich — na, alſo zum
Ver=
wechſeln!
Diebeslatein. „Wenn Sie ehrliche Abſichten
hatten,” ſagte der Richter ſtreng zu dem
Ein=
brecher, „dann brauchten Sie ſich doch nicht im
dunklen Flur zu verſtecken, als die gnädige Frau
unverhofft nach Hauſe kam!“
„Herr Richter,” ſagte der Einbrecher
ver=
ſchämt, „Sie müſſen das doch verſtehen: ich war
nämlich nicht raſiert!“
Sächſiſcher Sprachunterricht. „Baba, was for
e Ardigel ſetzt mer denn for Lehm?”
„Das gommt doch ganz druff an, mei Junge.
Der Lehm iſt das womit die Diſchler die Diſche
zuſammenlehmen. Die Lehm ſind wilde Diehre,
die ferchterlich brillen und das Lehm iſt das,
wo=
von’s bei, Schiller heeßt: E freies Lehm fiehren
mier
Ein heller Junge. Der Lehrer demonſtriert in
der Grammatikſtunde: „Ich konjugiere
folgender=
maßen: ich ſchreie nicht, du ſchreiſt nicht, er ſchreit
nicht, wir ſchreien nicht, ihr ſchreit nicht, ſie
ſchreien nicht! Fritz, wiederhole mal!”
„Keiner ſchreit, Herr Lehrer!”
Druck, Verlag u. Kliſchee
ſittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten=
TA
[ ← ][ ][ → ] Ausflu am Sonntag.
Früher einmral ſpielte es keine Rolle, das
ſechenende außerhalb der Stadt zu
ver=
gen, denn die Verhältniſſe zwangen einen
, jede wenn noch, ſo geringe Ausgabe wohl
überlegen. Heute aber muß man — unter
Druck der wirtſchaftlichen Verhältniſſe
ſehr oft auf eine ſchöne Wochenendfahrt
ver=
zichten, und ſich mit einem Sonntagsausflug
begnügen!
wobei aber auch hier aus einer eigenartigen
Zuſammenſtellung des zur Verwendung
ge=
langenden Materiales ſchöne Wirkungen zu
holen ſind. Das Allerneueſte: ein dunkler
Jumper (oder Bluſe) zu einem aus hellerem
Stoffe verfertigten Paletotkoſtüm.
Wir zeigen dieſe Idee in unſerer vorletzten
Skizze. Es handelt ſich hier um den typiſchen
Sportrock mit einem durch die Mitte geknöpften
Paletot, deſſen Knopf= und Knopfloch=Bahn,
auch wenn die Umhülle offen getragen wird
ausgezeichnet wirkt.
Natürlich iſt für ſolche Zwecke keine
ſchwer=
ſportliche Aufmachung, ſondern nur jene
typiſche „Ausflugsdreß” am Platze, die
unſeren Damen wortreffliche Dienſte leiſtet,
weil ſie gegebenenfalles ebenſogut auch für
trapazzwecke in der Stadt in
Verwendun=
nommen werden kann.
Bei ſolchen Warderobeſtücken iſt die
Zuſam=
tenſtellung verſchiedenartigen Materiales ſel
ſeil dadurch jener
Abwechflungsreich=
z entſt
der bei jedem halbſportlichen
Modell
geſchmackvollſter Art zur Geltun
Gewebe ſind hier alſo an der
da ja bekanntlich die
Geſamt=
ter ſportlichen Strapazaufmachung
Materiale ausgeht.
neue Mode ſchreibt in erſter Linie
e Stoffe vor, die eine intereſſante,
ſack=
ge Struktur aufweiſen. Vielfach ſind
aterialien auch noch mit Noppen und
Knötchen durchſetzt, die dem Gewebe jenen
gen” Eindruck ſichern, der die Stoffe der
iſon kennzeichnet. Streifen, Karos
ſchicke Pepita=Muſter ind vorherrſchend
ch Verarbeitung dief.r Gewebe in ver=
Fadenlage entſtehen intereſſante
en an denen die Kennerin nicht
übergehen wird.
ſick manche dieſer Effekte ſind, zeigt
das letzte Modell unſerer
geſchmackvolles Mantelkleid, bei
aterial quer= und ſchräg=laufend
ſeint. Ein fachlicher Ledergürtel
delholz=Knöpfe (als beſonder
ſich dem Stil des Modells
ches Beiſpiel für die geſd
inſtellung eines gemuftert;
einfarbigen Materiale:
Man hat ſich hier etwa
rne mit einer Knop
und eine beigeſ
d das mit
d mit
m ſe
Die mit einem rückwärts verſchloſſenen
„Rundkragen” garnierte Sportbluſe ift, wie
ſchon früher angedeutet wurde, in einer
mar=
kanten, dunklen Schattierung gehalten, etwa in
ſattem Moosgrün, in einer tiefen Roſtfarbe
uſw. während das ſportliche Paletotkoſtüm
im allgemeinen in einer helleren
Neutralſchat=
tierung, alſo hauptſächlich in Sandfarbe oder
Beige, allenfalls auch in einem ſogenannten
„Miſch=Ton” gewünſcht wird, da nur ſolche
Stoffe gegen Staub und Feuchtigkeit wenig
empfindlich ſind und ſich demzufolge für
Aus=
flüge viel beſſer eignen als einfarbiges
Material.
Jene, die gelegentlich Sonntags
Auto=
fahrten unternehmen, brauchen eine Umhülle,
die warm und doch nicht zu ſchwer iſt und auch
als „Allweitermantel” für die Stadt
u=
ſpäterhin für die Sommerreiſe herangezoge,
werden kann.
Füir dieſ
Zweck wären derb=geſteppte,
ganz fachlich gehaltene
Kamelhaar=
modelle
mpfehlen, die praktiſch ſind
und doch
fagen darf — jer
„ſportliche
eten, die jede Dame
anſtre
Ein aus zweierlei Leder kombinierter ſport=
Ausflüge immer am Platze.
licher Schuh iſt
Zweck immer
Die Hüt
=aus reizvolle
ſehr einfach
ypen, üver auch viele
Kappen= und 2
flache Tellerforn
— mit einem Bande
oder mit
garniert —
außerordent=
lich ſchick
enttveder in der Farbe
mit der g
tdreß übereinſtimmen oder
aber ein
markanter=gewählte
Schat=
tierung bringen, die oft zur „Aufhellung” de
ganzen Au
notwendig
Willy Ungar.
Neue Strümp
vor dem Gebrauch.
Neue Stu
ſollte man erſt recht dicht, von
links, mit n)
ußen unſichtbaren Stichen an
der ganzen Fe
ber den Halbſchuhrand hinauf
durchnähen.
alten durch dieſen Schutz
be=
deutend länger. Weiter ſollte man ſie raſch ein
nal in laues Waſſer tauchen und darin durch
en, ſie
ſich dann leichter dem Beine
nicht die häßlichen Querfalten,
obachten kann. Ihren ſchönen
wenn man ſie nach
ine
Merceri=
in Tuch wickelt und
Pikee
iſt das Material der modiſchen „
Fein=
ſchmeckerin”, iſt die bevorzugte Garnierung des
Kleidungsſtücks der eleganten Frau, iſt jenes
Gewebe, das gerade ſeiner abſichtlichen
Primi=
tivität wegen etwas beſonders Charakteriſtiſches
an ſich hat, ſo daß es die Mode dieſes Jahres
in hohem Maße zu beeinfluſſen und ihr ſogar
eine ganz beſtimmte Richtung zu geben vermag.
Natürlich hat man ſich längſt von dem
Trugſchluſſe befreit, daß Pikee ſteif und plump
wirke; auch haben die führenden Salons im
Laufe der Jahre dieſes Material in höchſ.
graziöſer Art zu verarbeiten erlernt und kennen
heute das Geheimnis, gerade die urſprüngliche
Steifheit dieſes Gewebes dem modiſchen
Ge=
ſamteindrucke zunutze zu machen.
Und weil heuer bekanntlich auf Schwarz=
Weiß=Wirkungen großer Wert gelegt wird,
kommt den Pikeegarnierungen ganz beſondere
Bedeutung zu ſo daß es niemand wundern
kann, wenn ſich die großen Werkſtätten voll
und ganz für dieſen Effekt einſetzen.
Die Vorteile der Pikeemode ſind nicht nur
in ihrem Kontraſtreichtum und in ihrer
Ele=
ganz zu ſuchen, ſondern auch in ihrer abſolut
jugendlichen Wirkung, die natürlich letzten
Endes für einen großen Erfolg
ausſchlag=
gebend bleibt.
Pikee erſcheint heuer in unzähligen
Varian=
ten, unter denen die gerillten und Sie
waffel=
förmig=gemuſterten Sorten die größte
Be=
achtung finden.
Von dieſer Deſſinierung wird auch die
nähere Bezeichnung abgeleitet, ſo daß man
heuer in der Hauptſache „Streifen”= und
„Waffel”=Pikee unterſcheidet.
bahnen ſo außerordentlich reizvoll.
einigt das Jäckchen mit einem ganz
engen Rocke und mit einer
geſtreiften Bluſe, die in den Rock zu
Bedeutend komplizierter iſt die
des zweiten Modells, eines ſchicken
kieides, das auf der Frühjahrspromer
ſicherlich Begeiſteruns auslöſen wird. 2
Aufſchlag geht hier in einen ſchmalen
Roll=
kragen über, wird durchgezogen und verbreiter
ſich zu einer koketten, ſeitlichen Schlupfe.
Apar=
ſind auch die kleinen, in Form gebundene
Blenden anſetzenden Ballons, die den Abſchluß
eines dreiviertellangen Aermels bilden, wie ihn
die Mode heuer vielfach ins Treffen führt.
Zu einem ſolchen Kleide wäre ein halbbreiter
Strohhut zu wählen.
Eine ganze Reihe von Modellen vertritt den
ſogenannten „SStudentinnen=Stil”. Es handelt
ſich in dieſen Fällen immer um einfache,
über=
aus jugendlich wirkende Entwürfe, di
auf den Schwarz=Weiß=Eindruck geſtell:
und unvergleichlichen Schick verraten.
Ein ſchlichtes Faltenkleid mit Bubenkragen,
Ueberärmeln und Manſchetten aus dem
Grund=
materiale ſieht nian beiſpielsweiſe i unſerem
vorletzten Bilde; der unterhalb des Kragens
hervorkommende gezackte Streifen, der daci1
übereinſtimmende Blendeneffekt an den Taſchen
und die weiße, gezackte Manfchette, die etwas
kleiner iſt als die dunkte des Grundkleides
ſtellen kapriziöſe Effekte dar, die immer
kleid=
ſam ſind.
Aber auch das nachmittägliche Kleid
größe=
ren Stils holt mitunter aus der Verwertung
von Pikee ſehr intereſſante Wirkungen. Mag
denke ſich heiſpielsweife eine Guirlande von
Pikeeblüten als Randung eines kurzen Cape
und als Kantung der Taſchen (letztes Bild
Wiewohl dieſes Material urſprünglich nur
für Garnierungszwecke beſtimmt war, perſuchen
einzelne Salons es inſoferne noch weiter
den Vordergrund zu rücken, als ſie ſich mit der
Abſicht tragen, für warme Tage ganze Pikee=
Strandkleider (eventuell ſogar mit dazu
gehörigen Jäckchen) zu zeigen und überdies
zu dunklen (ſchwarzen oder marineblanen
Stoff= oder Seidenmodellen kleine Pikeejäckchen
zu bringen, um einen kontraſtreichen
Complet=
eindruck zu erreichen, der ſicherlich neuartig
Für heute aber wollen wir uns mit der
Beſprechung der Pikeeſtoffe als
Gornie=
rungsmaterial begnügen, da ſich auch
hier ein weites Feld erſchließt und die
lichkeiten ſehr vielfältige ſind.
Vor allem wäre die Tatſache feſtzuhalten,
daß nicht etwa nur Kleidern Aufputzeffekte
aus Pikee gegeben werden, ſondern daß auch
die neueſten Koſtüme in dieſer Art garniert
ſind. Ebenſo beginnt man die Aufſchläge der
Promenademäntel mit Pikee=Leiſtchen und
=Revers zu verſehen oder bringt zum mindeſten
ein Anſteckſträußchen aus dieſem Materiale an,
das ſehr ſtilvoll wirkt.
In einfachſter Art präſentiert ſich die Pike
garnierung in unſerem erſten Bilde; hier
ein ſchöner „Waffelpikee” als Beſatz der
Ma=
ſchetten des halblangen Aermels, ſowie e
Belag des Se
kleinen Umhü!
Möglichkeit b
raſcheſt ausz
daran tun w
Das eben
ns dieſer bolero=ähnliche
bei aber de
Pikeegarnitt
alb man auch g.
zuhefter
en Pike
eine Zuſammenſtellung, von der die ele
Frau ſicherlich bezaubert fein wird. Natü
iſt es gut, außer dieſer Blumenkette auc
einen glatten Streifen von Pikee in
Berei=
zu haben, um ihn auswechſeln zu können
die Blütenbahn gereinigt werden ſoll,
wenn man gelegentlich einen einfacheren
wünſcht. Jene, die die Arme nicht nur in Ce
länge, ſondern vollſtändig bedeckt haben woll,
werben ſich für ſeparat zu tragende,
Gummizug gehaltene Aermel entſcheide
knapp unterhalb der Schulter enden
ihre Anfatzſtelle durch das Ca
verdeckt iſt.
Will
Der dunkele Plaſtron
iſt — zu einem heller ſchattier
eine höchſt beachtenswerte modit
die dem „kleinen Kleide‟
keiten weiſt.
Dieſe Idee zielt darauns in, ettoa zu einem
benen Stoffkleidellhinſtatt eines hellen
9
trons ein dunkelbraunes Weſtchen zu
tra=
im hellgrauen ein ſchwarzes, zu
einem paſtellblauen Mode
r ein
dunkel=
dann —
blaues Plaſtion vorz
geſchmackt
kapri
Sonntag, 2. April 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
40)
Roman von H. A. von Byern
(Nachdruck verboten!)
Das Annemarietſcherl wurde blutrot.
„Ah nix, einen Gutenacht= oder richtiger Guten=Morgengruß.
Haſt dich geſtern gut amüſiert mit den beiden — Damen?”
„Ich war heilsfroh, daß euch wenigſtens eine nähere
Kennt=
nis des Pariſer Nachtlebens erſpart blieb,” er lachte ganz
unbe=
fangen. „Als mir’s zu dumm wurde, habe ich mit dem
Zauns=
pfahl gewinkt, die Valtier und Miß Atkinſon einfach in das
Hotel=
auto genötigt und bin zu Fuß gegangen.”
„O Gott, und man lieſt immer ſo viel von
Apachenüberfäl=
len!” meinte die alte Dame ängſtlich.
Der Darkehmer reckte die mächtigen Glieder.
„Na — ſchließlich bin ich ja noch da und ich vermute, die
Herren ſehen ſich ihre Leute an. Aber nun erzählt erſt mal von
daheim!“
„Einen ſchönen Gruß von „Wotan”, „Patroclus”, „Fallada”,
„Lille”, „Max” und „Moritz” weißt. Achim, die hätt’ ich beinah
mitgebracht, ſo arg haben ’s mich gedauert.”
„Für das „Carlton” wären die beiden kleinen Satane
jeden=
falls eine Senſation geworden,” ſagte er ſchmunzelnd.
„Und wie geht es „Wiener Blut”?‟
„Danke ſchön, der kann’s kaum erwarten! Sein Schlußgalopp
war einfach großartig!“
„Ja, Kinder.” Frau Joſefa ſchob ihre Kaffeetaſſe zurück, „was
fangen wir denn nun heut” an?‟
„Einkaufengehen.” ſchlug Hanns=Joachim vor.
„Du hoffſt wohl, der Valtier oder deiner Miß zu begegnen?”
Er drohte mit dem Finger.
„Geſtichelt wird nicht, Kuſinchen! Uebrigens iſt das nicht
„meine” Miß! Alſo keine Neigung, in den Modemagazinen einen
Haufen Geld los zu werden? Wie wär’s denn mit dem Bois?"
„Gut.” die alte Dame lächelte, „und morgen?”
„Wird „Wiener Blut” den „Prix Arc de Triomphe”,
ge=
winnen!“
„Weißt das ſo gwiß?‟
„Ja. liebe Annemarie, und dabei fällt mir ein . . . du hatteſt
mir wohl . . . etwas verſprochen!“
„Ich2! dir?!” fragte ſie ganz unſchuldsvoll.
Er kniff ein Auge zu.
„Hm . . . könnten wir nicht mal ſo ine Art Generalprobe
ab=
halten, damit die Geſchichte auch richtig klappt, ſonſt blamieren
wir uns vor den Zuſchauern!“
„Nein! — Nein!” Sie flüchtete lachend hinter den Tiſch.
„Siehſte woll, auf einmal erinnerſt du dich, daß du mir doch
etwas verſprochen haſt!“
„Was denn hernach?” erkundigte ſich Frau von Kreuth
in=
tereſſiert.
Der Darkehmer ſtand auf, holte tief Atem und war vor
Er=
regung ſo weiß wie das Damaſttuch des Tiſches.
„Einen Kuß hat ſie mir verſprochen, wenn „Wiener Blut”
das Rennen macht, den hole ich mir noch auf dem Rennplatz! Und
— vier Wochen ſpäter wird Annemarie meine Frau! — Morjen,
ich zieh’ mich nur um!“
Langſam ging er zur Tür. Regungslos blickte ihm das
Anne=
marietſcherl nach und in ihrem Wiener Goldherz, das im Allegro
Hiebte Ostergaben!
Aussteuerwaren, alle Wäschestoffe,
Herren-
hemdenstoffe, Taschentücher, Bademäntel,
Frottier-Wäsche, Kleider- und Anzug-Stoffe,
E Fahnenstoffe
10 Prozent Rabatt
auf die zeitgemäß niedrigen Preise (4494
Hess. Textil-Gesellschaft
Darmstadt — Schützenstrasse 4
con amore ſchlug, fand die bange Frage Widerhall: „So—o
ſchön! Bin i jetzt verlobt, oder bin is net?!“
Ein Oktobertag voll Glanz und Klarheit, voll flutendem
Sonnengold und einem ſo reinen Blau, daß es ſchien, als
wölbe ſich eine ungeheure Kuppel aus poliertem Stahl über
dem Rennplatz von Longchamp. Seit Stunden und Stunden ein
unabläſſiger Menſchenſtrom eine endloſe, ſchwarze Schlange von
Kraftwagen, Autobuſſen, Motorrädern, Equipagen, einzelnen
Reitern, Fußgängern. Und auf dem blitzenden Schienenſtrang
rollte ſeit dem Glockenſchlag Zwölf Sonderzug auf Sonderzug
heran, ſpie in drangvoll fürchterlicher Enge ineinandergekeilte
Menſchenmaſſen aus, wurde umrangiert machte einem anderen
Zug Platz. Flieger kreiſten über den Tribünen, verſchwanden
Nr. 92 — Seite 19
wie auf Kommando, als die für das erſte Rennen beſtimmten
Pferde vom Führring nach dem Geläuf ſchritten.
Die Drehtüren knarrten, wie Schnellfeuer klapperten die
Wettmaſchinen des Pari mutuel auf dem Peſage= und Pelouſe=
Platz, verſchlangen in unerſättlicher Gier die roſabarbenen
Tau=
ſendfranenoten und die ſilbernen Fünffrancſtücke, die irgendein
„Bouif” ein „Flickſchuſter”, wie die Kleinwetter genannt werden,
zögernd riskierte.
Ein Garten Eden — — ein Paradies . . . Ueberall
Obſt=
bäume, die traditionsgemäß am Tage des „Prix Are de
Triomphe” vom Publikum geplündert werden, Roſen, Roſen,
Roſen, glutrote, ſchneeigweiße, goldgelbe und Aſtern, Georginen,
Dahlien. Ein Paradies! Da durfte auch Eva nicht fehlen, die
ewig=junge, ewig=reizvolle Allmutter Eva in ihrer verführeriſchen
Geſtalt! Ganze Bataillone, Regimenter, Brigaden von
Manne=
quins mit breiten Rembrandthüten, Koſtümen aus Chiffon,
Georgette, Crepe romain, aus Seide, Samt und ſogar aus
ge=
ſponnenen Glasfäden. Pelze in allen nur möglichen Spielarten.
Spitzengerieſel, Caps und Pelerinen, lange, halblange, ganz
lange Kleider mit und ohne Rückenausſchnitt — der letzte Schrei
der Pariſer Mode.
Dazwiſchen, gewandt wie Wieſel Verkäufer und
Verkäu=
ferinnen von Blumen, Zigaretten, Schokolade, Konfitüren, Eis
und Anſichtskarten.
Tipſter, Taſchendiebe, Hochſtapler — ah, wer fragte danach,
heute — heute am Tage des „Prix Arc de Triomphe‟
Um die Tribünenloge Nummer 27 ballte ſich ein Kreis von
Herren, klebte wie ein Volk ſchwärmender Immen auf den
Gängen, den Treppen, drängte nach dem Mittelpunkt, dort wo
alle Süßigkeiten zu finden war. —
Yvonne Valtier nickte lächelnd dem einen oder anderen
ihrer Bekannten zu, nahm eine purpurglühende Roſe zwiſchen
die Zähne und ſchloß die Augen bis auf einen winzigen Spalt
— — ah — — man wurde geſehen, wurde bewundert, war jung,
ſchön, begehrenswert! Gleichgültig,, mit dem überlegenen
Herr=
ſchergefühl der Amerikanerin des dollarmillionenſchweren City=
Girls, ſah Winifred über den Knäuel hin, halb amüſiiert, halb
mitleidig. Das waren ja keine Männer, nur wandelnde
Mode=
journalfiguren, da lohnte es ſich nicht — bis auf einen, der .. ."
Unwillkürlich blickte ſie auf Kreuth. Eanz ruh’g und gelaſſen
ſtand er da in ſeiner hünenhaften Größe und neben ihm, kaum
bis zur Schulterhöhe reichend, das Annemarietſcherl in Urahnes
Brautkleid, das — dem ewigen Kreislauf der Tyrannin Mode
folgend — wieder „totſchick” war und ganz hauchzart nach
Lavendel und Roſenwaſſer duftete.
Ueber der Tribünenloge des franzöſiſchen Präſidenten wehte
die Trikolore, und nun erklang hell, mitreißend, die Marſeillaiſe.
Franzoſen, Engländer, Amerikaner, Spanier, Italiener,
Slaven und inmitten des Völkergemiſchs ein winziges
Fähn=
lein Deutſcher, die gekommen waren, um das Wunderpferd ihres
Vaterlandes laufen zu ſehen. Laufen ... mehr nicht; denn auf
einen Sieg wagte auch der roſenroteſte Optimiſt nicht zu hoffen.
Zu oft war der Verſuch gemacht worden, , und war mißlungen.
(Fortſetzung folgt.)
Ein Leichfmoſott”
mit den Vorzügen
schwerer Maschihen
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An die Mitglieder und Freunde!
Zur Klarſtellung ſei folgendes mitgeteilt:
1. Die Darmſtädter Volksbühne iſt durch
Zuſammenſchluß mehrerer
Theater=
beſuchergruppen (Beamte, Angeſtellte,
Hochſchulaſſiſtenten. Gewerkſchaften
uſw. im Jahre 1924 gegründet worden.
2. Die Zuſammenſetzung des Vorſtandes
und der Mitgliedſchaft gewährleiſtet
ſtrengſte Neutralität. Anhänger aller
Parteirichtungen gehören der
Volks=
bühne an. Parteipolitiſche
Bindun=
gen und Einflüſſe wurden ebenſo wie
Tendenzſtücke vom Vorſtand ſtets
ab=
gelehnt.
B. Die Volksbühne arbeitet ohne jeden
Gewinn und hat nur das eine Ziel,
Minderbemittelten den Beſuch guter
Theatervorſtellungen zu ermöglichen
und der Kunſt zu dienen.
4. Der Vorſtand hat einſtimmig
beſchloſ=
ſen, alles zu tun, um die Einrichtung
der Volksbühne zu erhalten. (4444
Der einzigartig
Ufa.- Rultur-Film Eine Reise unter der Mitternachtssonne
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Neu -Einführung.
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Der sensationelle, phantastische
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U fa-Tonwoche
wird in allen Vorstellungen, sowohl im Union-
Theater als auch in den Hella-Licht-
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spielen gezeigt.
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Darmſtadt, Eſchollbrückerſtraße 25, ſtattfindenden
ordentl. Vertreter=Verſammlung
höflichſt ein.
Tagesordnung:
1. Bericht des Vorſtandes über die erſten ſechs
Monate des laufenden Geſchäſtsjahres.
2. Verleſung des Reviſionsberichtes.
3. Wahlen zum Aufſichtsrat. Es ſcheiden aus
die Herren: Jung,Heydt, Lang,Richter, Geißlinger.
4. Anträge.
Anträge, die zu ſtellen beabſichtigt ſind (ſ. 8 32II
des Statuts) müſſen bis ſpäteſtens Mittwoch.
den 5. April 1933 im Büro, Eſchollbrückerſtr. 25
eingereicht ſein.
Als Legitimation zur Teilnahme an der Vertreter=
Verſammlung und zur Abſtimmung dient die
rote Ausweiskarte.
Der Aufſichtsrat
4454)
J. Jung.