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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 89
Donnerstag, den 30. März 1933. 196. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadi 23 Reſchspfg.
FnanzAlmzeſgen 5o Reſchepſa. 92mm brelte
Rellame=
zelle 3.00 Reſchsmart. Alle preiſe in Reichsmark
(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtiſcher Beltreibung fäll ſeder
Rabatt weg. Banſlonto Deutſche Banl und Darme
ſädter und Natlonalbank.
Neuer Reichswirtſchaftsrat.
Auflöſeang des bisherigen vorläufigen Reichswirtſchaftsraks mit ſoforkiger Wirtung. — Einberufung
einer neuen Körperſchaft. — Bildung von Sonderausſchüſſen geplank.
Neue Kabineklsbeſchlüſſe.
Sachabſtriche am Etal. — Aufhebung des
Wohnungs=
mangelgeſeßes. — Räumungsfriſten
Zugugſten der Mieker.
Berlin, 29. März.
Am Mittwoch fand in der Reichshauptſtadt eine
Miniſter=
beſprechung ſtatt, an die ſich eine mehrſtündige
Kabinetts=
ſitzung ſchloß. Zum Abſchluß der Sitzung wurde folgende
amtliche Mitteilung ausgegeben:
Das Reichskabinett beſchäftigte ſich in ſeiner heutigen Sitzung
mit einem Geſetzentwurf des Reichsminiſteriums des Innern über
die Gleichſchaltung der Länder und Gemeinden
mitdem Reich. Die Beratungen hierüber werden am Freitag
fortgeſetzt. Ferner genehmigte das Reichskabinett die
nachträg=
liche Feſtſtellung des Reichshaushaltsplanes
für 1932 auf Grund des Ermächtigungsgeſetzes, ſowie den
Voranſchlag des Reichsfinanzminiſters für das erſte Viertel des
Haushaltsplans 1933. Die perſönlichen Ausgaben bleiben hierbei
die gleichen wie bisher. Die ſachlichen haben eine Kürzung erfahren.
Genehmigt wurden ferner die Garantieermächtigungen für den
Außenhandel, für die Getreidebewegung und für die Seefahrt,
ſo=
wie die Aufhebung des Wohnungsmangelgeſetzes,
das mit dem 1. April außer Kraft tritt. Gleichzeitig wurde ein
Geſetzentwurf über Räumungsfriſten verabſchiedet, der
hugunſten der Mieter Härten beſeitigt, die durch
Vie Aufhebung des Wohnungsmangelgeſetzes entſtehen könnten.
Moch nicht abgeſchloſſen wurden die Beratungen über einen Geſetz=
Litwurf, betreffend Zulagen und Vergütungen für die
ſebenamtliche Tätigkeit von Beamten. Der vom
Reichswirtſchaftsminiſter vorgelegte Geſetzentwurf über die
Auflöſung und Reubildung des Reichswirkſchaftsrals
wurde ebenfalls verabſchiedet. Damit wird der bisherige
vorläu=
fige Reichswirtſchaftsrat mit ſofortiger Wirkung aufgelöſt. An
ſeine Stelle tritt ein neuer vorläufiger Reichswirtſchaftsrat, in
welchen der Reichspräſident auf Vorſchlag der Reichsregierung bis
zu höchſtens 60 Mitglieder berufen wird. Die Mitglieder werden
für vier Jahre einberufen. In jedem Jahr, vom Ende des Jahres
1934 an, ſcheidet ein Viertel der Mitglieder aus und kann durch
neue Mitglieder erſetzt werden. Wiederberufung iſt zuläſſig. Das
Geſetz regelt im übrigen die Bildung von Ausſchüſſen in
neuar=
tiger Weiſe. Neben den ſtändigen und nichtſtändigen Ausſchüſſen,
die nur aus Mitgliedern des Reichswirtſchaftsrates beſtehen
können und außenſtehende Perſönlichkeiten nur als Sachverſtändige
zuziehen dürfen, können ſtändige oder nichtſtändige
Sonderaus=
ſchüſſe beim Reichswirtſchaftsrat durch Verordnung des
Reichs=
präſidenten oder Anordnung der Reichsregierung gebildet werden.
In dieſe Sonderausſchüſſe können auch Perſönlichkeiten mit vollem
Stimmrecht berufen werden, welche nicht Mitglieder des
Reichs=
wirtſchaftsrates ſind. Zuſammenſetzung, Aufgaben und Befugniſſe
dieſer Sonderausſchüſſe werden jeweils durch den
Reichspräſiden=
ten oder die Reichsregierung beſtimmt.
* Mit der Auflöſung des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates iſt
eine weitere Nachkriegserſcheinung ausgemerzt. Dieſe
Einrich=
tung war nur als vorübergehende Inſtitution gedacht und ſollte
der Reichsregierung ebenſo wie dem Parlament durch eine
fachkundige Gutachtertätigkeit unterſtützend zur Seite ſtehen.
Infolgedeſſen entſandten die verſchiedenſten Berufsſtände
Mit=
glieder in den Reichswirtſchaftsrat, dem mehrere Hundert
Per=
ſonen angehörten. Mit dieſem Gebilde, das zu ſeinen
Unter=
ſuchungen meiſt Jahre brauchte und dann regelmäßig mit längſt
veralteten und unbrauchbaren Ergebniſſen hervortrat, hat die
Reichsregierung jetzt endgültig aufgeräumt. Selbſtverſtändlich
werden alle Organiſationen, die bisher Mitglieder entſandten,
einer Sichtung unterzogen. Es fallen alle weg, die ſich
über=
lebt haben und heute nur noch ein Schattendaſein führen.
So=
bald die Reichsregierung das Reichsreformgeſetz unter Dach und
Fach gebracht hat, worüber wohl noch einige Jahre vergehen,
wird auch das Problem des Reichswirtſchaftsrates endgültig
gelöſt.
Die Gleichſchalkung der Barlamenke. —
Mandals=
höchſtziffern vorgeſehen.
Wie Conti erfährt, ſieht der Geſetzentwurf über die
Gleichſchaltung der Länder und Gemeinden mit
dem Reich eine Vereinfachung der
Landesgeſetz=
gebung überhaupt vor. Er beſtimmt im beſonderen, daß die
Volksvertretungen der Länder mit Ausnahme
des Preußiſchen Landtags aufgelöſt und
neu=
gebildet werden.
Dieſe Neubildung erfolgt nach dem Verhältnis des
Ergeb=
niſſes der letzten Reichstagswahl, und zwar werden die
Stim=
men zugrundegelegt, die ſich am 5. März innerhalb jedes
ein=
zelnen Landes ergeben haben. Für die neu zu bildenden
Tandtage wird eine Mandatshöchſtziffer
vor=
geſehen. Ferner ſollen Beſtimmungen getroffen werden, durch
die dieſelbe Gleichſchaltung in den
Gemeinde=
ſelbſtverwaltungskörperſchaften erfolgt. Auch hier
wird das Ergebnis des 5. März als Schlüſſel zugrundegelegt,
und ebenſo werden je nach der Größe der Gemeinden auch
Höchſtzahlen für die Mandate beſtimmt.
In unterrichteten Kreiſen rechnet man mit der Möglichkeit,
daß dieſes Geſetz noch bis Ende der Woche auch dem Reichsrat
zur Kenntnis gebracht wird, ſo daß es am 1. April in Kraft
treten kann. Im Laufe des Monats April wird dann die
poli=
tiſche Gleichſchaltung in den Volksvertretungen der Länder und
Gemeinden praktiſch durchgeführt werden.
Aufdeckung einer umfangreichen
Sprengſtofforganiſakion.
Feſtinahme von 30 kommuniſtiſchen Funkkionären.
Große Waffenfunde.
WTB. Recklinghauſen, 29. März.
Der politiſchen Polizei in Recklinghauſen iſt es gelungen,
eine umfangreiche Sprengſtofforganiſation der KPD.
feſtzu=
ſtellen. Dieſe Organiſation trug den Namen „Apparat”,
Stütz=
punkte waren u. a. in Bottrop, Mülheim Oberhauſen. Die
Mit=
glieder der Sprengſtofforganiſation wurden in längeren Kurſen
von führenden Kommuniſten unterrichtet, und haben hierbei
genaue Anweiſungen für die Sprengung von Brücken, Gebäuden
und Straßen erhalten. Als Angehörige des „Apparat” bzw. als
Beteiligte bei der Sprengſtoffbeſchaffung ſind bisher in Bottrop
25 und in Oberhauſen 5 führende Kommuniſten feſtgenommen
worden, die geſtändig ſind.
Der Landeskriminalpolizeiſtelle Recklinghauſen iſt es
gelungen, bis jetzt folgende Sprengſtoffe bzw.
Waf=
fen zu beſchlagnahmen: 332 Staufferfett=Büchſen als
Hand=
granaten angefertigt, 4 Handgranaten, 8 Eierhandgranaten mit
Zünder, 14 Rohrſtücke für Handgranaten, 5 Gewehre und
Karabiner, eine Flügelmine, ein Revolverkanonengeſchoß, 10
große Mauſer=Piſtolen mit 38 Schuß Munition, 4 Wurfmeſſer,
eine Höllenmaſchine und 2 Brandbomben.
In Oberhauſen führten die Ermittlungen zur
Auf=
findung folgenden Materials: 84 Staufferfett=
Büchſen, die als Handgranaten angefertigt ſind, eine
Kugel=
handgranate, eine Granate und eine Wurfmine.
Imſüdlichen Teil des Induſtriegebiets wurde
folgendes Material beſchlagnahmt: 42 ſcharfe
Handgranaten aus Staufferfett=Büchſen gefertigt, 350 Schuß
Infanteriemunition, 30 engliſche Jagdpatronen, 69 Päckchen
Sprengſtoff, 60 Sprengkapſeln uſw.
Im Münſterland wurden in einem Steinbruch
ver=
graben gefunden 355 ſcharf geladene Patronen zum
Militär=
gewehr 98. Beſonders bemerkenswert iſt der Fund im
Bahn=
damm Bottrop—Recklinghauſen. Hier wurde im Bahndamm
vergraben eine Milchkanne mit 40 als Handgranaten geladene
Staufferfett=Büchſen, große Mengen Detonit und Ammon=
Salpeter, 6 Eierhandgranaten, ein großer Sack mit 66 mit
Sprengſtoff gefüllten Staufferfett=Büchſen, 12 Rohrſtücke für
Eierhandgranaten, eine Zinkkaſſette mit einer Pfunddoſe
Detonit, eine 10=Zentimeter=Granate mit Zünder, 3
Hand=
granaten gefunden. Ueber der Fundſtelle hatten die
Kom=
muniſten in geſchickter Weiſe eine Grasnarbe gezogen, die der
Umgebung genau angepaßt war. Unüberſehbar und fürchterlich
wäre die Kataſtrophe geweſen, wenn durch irgendeinen Umſtand
die Sprengſtoffe im Bahndamm zur Exploſion gekommen wären.
Nach den getroffenen Feſtſtellungen wurden die Staufferfett=
Büchſen durchweg von der Zeche Rheinbaben in Bottrop
ge=
ſtohlen. Ein ganz beſonderes gefährliches Material ſind die
gefüllten Staufferfett=Büchſen verheerend ihre Sprengwirkungen.
Bemerkenswert iſt, daß die Rührigkeit der Bottroper KPD. von
ruſſiſcher Seite durch die Schenkung einer roten Fahne
an=
erkannt wurde. Dieſe Fahne trägt in Deutſch und Ruſſiſch die
Inſchrift: „Proletarier aller Länder vereinigt Euch, höher die
Fahne des Kampfes für eine proletariſche Revolution”.
Bereitelles Zyankali=-Akkenkak auf die
Düſſel=
dorſer 5A. — Große Giflmengen beſchlagnahmt.
UNB. Düſſeldorf, 29. März.
Die nationalſozialiſtiſche Düſſeldorfer „Volksparole” bringt
einen amtlichen Bericht, wonach die KPD. die Abſicht hatte, durch
Einführen von Gift in die Gemeinſchaftsküchen der NSDAP. die
geſamte Düſſeldorfer SA. zu vergiften.
Die Düſſeldorfer politiſche Polizei erhielt Kenntnis, daß die
KPD. in der nächſten Zeit einen Angriff auf die NSDAP. mit
Gift und Sprengſtoff plane. Die Herkunft des Giftes wies nach
Köln, wo es der Polizei gelang, 3,5 Kilogramm Cyannatrium und
0,125 Kilogramm Kupfervitriol zu erfaſſen. Die Hälfte dieſer
Giftmenge würde genügen, um ganz Düſſeldorf zu vergiften. Die
Giftmengen ſtammen von einem gewiſſen Auguſt Hillgraf, der als
Galvaniſeur bei einem Preß= und Röhrenwerk in Köln beſchäftigt
war. In der Kölner Wohnung des Hillgraf wurden außer
Che=
mikalien und Lehrbüchern eine Anzahl Mitgliedsbücher der KPD.
und deren Unterorganiſationen, die ſämtlich auf den Namen des
Hillgraf lauteten, gefunden. In der Angelegenheit wurden ſechs
Perſonen verhaftet.
Deutſche Nakionalſozialiſten in Polen verhafket.
(NB. Warſchau, 29. März.
Wie aus Thorn gemeldet wird, ſind im Kreiſe Graudenz
zwei deutſchſtämmige Nationalſozialiſten feſtgenommen worden.
Die beiden ſollen vor einigen Tagen illegal über die Grenze
nach Oſtpreußen gegangen ſein und von dort aus
ational=
ſozialiſtiſches Propagandamaterial nac Polen geſchafft haben.
Die Verhafteten ſind dem Graudenzer 6. richt überliefert worden.
Lord Cecil
über den brikiſchen Abrüſtungsvorſchlag
und den geplanken Vier=Mächke=Pakk.
Von unſerem (7)=Korreſpondenten.
London, 27. März.
In Anbetracht des großen Intereſſes, das der britiſche
Ab=
rüſtungsvorſchlag und der Plan einer Vier=Mächte=Verſtändigung
überall in der Welt gefunden hat, ſchien es uns von Wert,
hierüber die Anſichten eines der unermüdlichſten engliſchen
Vor=
kämpfers für das Abrüſtungswerk, Lord Cecils, zu erfahren. Wir
wandten uns daher an ihn mit der Bitte um eine Unterredung.
Lord Cecil war ſo freundlich, dieſe zu gewähren und uns eine
Reihe von Fragen, die wir ihm vorlegten, eingehend zu
beant=
worten. Wir geben dieſe wortgetreu wieder, ohne uns natürlich
dabei in allem mit den Anſichten des geſchätzten britiſchen
Staats=
mannes identifizieren zu wollen.
Frage: Iſt Lord Cecil der Anſicht, daß die neueſten
briti=
ſchen Abrüſtungsvorſchläge einen praktiſchen Schritt vorwärts
dar=
ſtellen und von ſolch einer Art ſind, daß ſie Ausſicht haben, von
den Mächten als Baſis eines allgemeinen Abrüſtungsabkommens
angenommen zu werden?
Antwort: Ich bin nach wie vor der Anſicht, daß ein
Ausein=
andergehen der Konferenz, ohne ein praktiſches Abrüſtungsreſultat
erzielt zu haben, ſo gut wie undenkbar iſt. Der letzte
bri=
tiſche Abrüſtungsvorſchlag hat mich in dieſer Annahme
weiterhin beſtärkt. Obgleich die britiſchen Vorſchläge nicht genau
das darſtellen, was ich vorgeſchlagen hätte, wenn ich Führer der
britiſchen Delegation geweſen wäre, ſo glaube ich unbedingt, daß
der britiſche Plan einen ſehr großen Fortſchritt darſtellt. Der
Rahmenentwurf der bisherigen Abrüſtungsvorſchläge iſt endlich
durch konkrete Ziffern und Tatſachen ausgefüllt worden; die
Mächte wiſſen nun, worüber ſie zu verhandeln haben. Und falls
die Abrüſtungskonferenz nun willens iſt, die britiſchen Vorſchläge
mit dem Zweck zu erörtern, ſie dort, wo es nötig erſcheint,
abzu=
ändern und zu vervollſtändigen, ſo bin ich überzeugt, daß der
Plan ſich als die Baſis eines für alle annehmbaren erſten
Ab=
kommens erweiſen und die Sache der Abrüſtung einen ſehr großen
Schritt vorwärts bringen wird.
Frage: Iſt Lord Cecil nicht der Anſicht, daß einer der
weſentlichſten Mängel des britiſchen Abrüſtungsvorſchlages in dem
nicht genügenden Maß der Deutſchland im Verhältnis zu den
übrigen Mächten zugebilligten Wehrgleichheit beſteht?
Antwort: Meine hauptſächlichſte Einwendung gegen den
bri=
tiſchen Plan iſt, wie geſagt, die, daß er nicht weit genug geht.
Ich befürworte ein viel vollſtändigeres und ein viel draſtiſcheres
Abrüſtungsſchema und bin überhaupt gegen jede Art von
Auf=
rüſtung. Meine Anſicht iſt, daß ſämtliche Mächte
auf das deutſche Niveau abrüſten ſollten.
Unter=
ſeeboote, Luftflotten, Tanks und andere, Deutſchland zurzeit
ver=
botene Waffenarten ſollten für alle Mächte verboten ſein. Vor
allem halte ich es für beſonders wichtig, daß jede Art von
mili=
täriſchen Luftſtreitkräften vollſtändig abgeſchafft wird. Ich bin
auch der Anſicht, daß die britiſche Regierung einen konkreten
Vor=
ſchlag, wie den vorliegenden, ſchon vor langer Zeit hätte machen
ſollen. Doch über all dieſe Fragen zu diskutieren, iſt jetzt müßig.
Wichtig iſt die Tatſache, daß nun endlich ein Anfang gemacht
worden iſt. Es iſt der erſte Schritt, der zählt. Daher glaube ich,
daß auch Deutſchland mit den britiſchen Vorſchlägen zufrieden
ſein und ſie zur Baſis der kommenden Diskuſſionen annehmen
könnte.
Frage: Iſt Lord Cecil nicht der Anſicht, daß die Urſache aller
bisherigen Mißerfolge der Abrüſtungsbemühungen vor allem in
den politiſchen Gegenſätzen der europäiſchen Staaten zu ſuchen iſt?
Antwort: Ohne Zweifel iſt das de Fall. Ja, ich würde noch
mehr ſagen — nicht nur die politiſchen Gegenſätze der
Mächte, ſondern mehr noch die überall in Europa herrſchende
Furcht und das Mißtrauen erſchweren das Gelingen des
Ab=
rüſtungswerkes. Alles, was die Furcht und das Mißtrauen ber
europäiſchen Mächte vermehrt, e ſchwert natürlich auch die auf
Erhaltung des Friedens und der Abrüſtung gerichteten
Ze=
mühungen.
Frage: Iſt Lord Cecil nicht der Anſicht, daß die vorherige
Regelung der politiſchen Gegenſätze und eine Verſtändigung
zwi=
ſchen den Großmächten eine Vorausſetzung für die Befriedung
Europas und damit auch für die Abrüſtung iſt?
Antwort: Den Gedanken, daß eine vorherige Verſtändigung
der europäiſchen Großmächte eine unbedingte Vorausſetzung für
das Gelingen des Abrüſtungswerkes iſt, halte ich nur in
allge=
meinen Zügen für richtig, Selbſtverſtändlich iſt alles, was die
europäiſchen Großmächte zuſammenbringt, für den Frieden
Euro=
pas von größter Wichtigkeit. Könnte man zum Beiſpiel die
zwiſchen Deutſchland und Frankreich
herrſchen=
den Gegenſätze beſeitigen, ſo hätte man damit 75 Prozent
aller europäiſchen Schwierigkeiten behoben. Doch ich bin der
An=
ſicht, daß es wirklich ſchwer fallen dürfte, eine vollkommene
Ver=
ſtändigung unter den Großmächten zu erzielen, ohne dabei auch
die Intereſſengegenſätze und Schwierigkeiten der kleineren und
kleinen Staaten Europas in Betracht gezogen zu haben. Es iſt
meiner Anſicht nach überhaupt kaum möglich, Europa in große
und kleine Staaten einzuteilen und dieſe geſondert zu behandeln.
Wollte man z. B. bei einer europäiſchen Verſtändigung Ungarn
und Polen außer Acht laſſen, ſo wäre ſolch eine Verſtändigung
offenſichtlich eine nur ſehr unvollſtändige und kaum dauernd.
Frage: Stimmt Lord Cecil der Anſicht zu, daß die von
Mac=
donald und Muſſolini in Rom vorgeſchlagene Vier=Mächte=
Ver=
ſtändigung den Prinzipien des Völkerbundes nicht zuwider läuft?
Antwort: Gewiß würde eine Verſtändigung der vier
europäiſchen Großmächte den Prinzipien des
Völkerbundes nicht zuwider laufen. Vom
Völker=
bundſtandpunkt aus ſehe ich keine Gründe, weshalb die vier Mächte
ſich nicht über ein friedliches Zuſammenarbeiten im Einklang mit
den Genfer Beſtimmungen einigen ſollten. Alles, was
erforder=
lich iſt, iſt, daß ſie in ihrer Zuſammenarbeit auch die Intereſſen
der anderen Mächte berückſichtigen ſollten. Der Völkerbund kann
ja letzten Endes nur durch friedliche Uebereinkunft und freiwillige
Zugeſtändniſſe ſeiner Mitgliedſtaaten in der Praxis wirkſam ſein.
Und die ihm zur Ausübung con Gewalk zugeſtandenen Vollmach=
Seite 2 — Nr. 89
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donuerstag, 30. März 1933
ten ſind ja nur inſofern von Nutzen, als ſie dem Prinzip der
fried=
lichen Uebereinkunft und Verſtändigung der Mächte vollere
Wirk=
ſamkeit verleihen.
Frage: Teilt Lord Cecil die zurzeit in Europa vorherrſchende
Anſicht von der Notwendigkeit einer Reviſion der
Friedensver=
träge und glaubt er, daß dieſe dem Abſchluß eines
Abrüſtungs=
abkommens vorangehen müßte?
Antwort: Die durch die Friedensverträge
ange=
richteten Uebel müſſen natürlich eines Tages
wieder gut gemacht werden. Doch bei dieſem Werk muß,
meiner Anſicht nach, mit größter Vorſicht und Umſicht
vorgegan=
gen werden. Wollte man die Reviſion überſtürzen, ſo könnte man
nur allzu leicht in Europa eine neue Situation ſchaffen, die noch
gefährlicher als die gegenwärtige wäre. In Sachen der Reviſion
wird man kaum etwas Nützliches erreichen können, ehe man nicht
in Europa zuvor eine entſprechende friedliche Atmoſphäre
geſchaf=
fen hat. Es iſt, als ob man einen Kranken, der in hohem Fieber
danieder liegt, operieren wollte. Täte man es, ſo liefe man
Ge=
fahr, daß die Operation ein kataſtrophales Ende nimmt. Ganz
Europa iſt heute in der Lage eines ſchwer Fieberkranken. Das
Problem der Reviſion ſcheint mir jedenfalls im gegenwärtigen
Augenblick noch nicht reif genug, um in Angriff genommen zu
werden. Das Problem der Abrüſtung dagegen iſt viel weiter
fort=
geſchritten und bereits durchaus reif für eine Regelung. Ein
Ab=
rüſtungsabkommen, wie das von England vorgeſehene, kann daher
ſehr wohl vor einer Reviſion der Verträge vorgenommen werden.
Eine Einigung über die Abrüſtungsfrage würde in Europa die
erforderliche friedlichere Atmoſphäre ſchaffen, in der dann die
Reviſion viel leichter vorgenommen werden könnte.
Frage: Iſt Lord Cecil der Anſicht, daß das Preſtige des
Völ=
kerbundes durch den bedauernswerten Ausgang des chineſiſch=
japa=
niſchen Konfliktes gelitten hat und glaubt er, daß dieſer Fall die
Zukunft des Völkerbundes benachteiligen werde?
Antwort: Es kann nicht geleugnet werden, daß das
An=
ſehen des Völkerbundes durch ſein Verſagen im
chineſiſch=japaniſchen Konflikt, den Frieden
wiederherzuſtellen, gelitten hat. Doch die
Schwie=
rigkeiten waren in dieſem Fall beſonders groß. Die Weltkriſe
war vor allem dafür verantwörtlich, daß die Mächte ſich zu keinem
energiſchen Vorgehen entſchließen konnten. Den Völkerbund trifft
in dieſem Fall daher nur ein geringes Maß von Schuld. Der
Völkerbund bleibt nach wie vor das Zentrum, um das ſich alle
Pläne einer internationalen Verſtändigung und Organiſation
gruppieren werden. Der Völkerbund hat während ſeines kurzen,
nur 14jährigen Beſtehens, meiner Anſicht nach bereits Wunder
geleiſtet. Sein Verſagen in einigen Fällen iſt eher zurückzuführen
auf die Abgeneigtheit der Regierungen der Großmächte, vom
Völkerbund vollen Gebrauch zu machen, als auf die organiſchen
Mängel, die dem Mechanismus des Völkerbundes von Anbeginn
an anhaften.
Rückkeikt des Afa=Bundesvorſihenden.
Organiſakoriſche Reugeſtalkung der freigewerkſchaft
lichen Angeſkelltenbewegung.
UNB. Berlin, 29. März.
In der erweiterten Vorſtandsſitzung des Bundesvorſtandes
des Allgemeinen Freien Angeſtelltenbundes wurden die für den
Weiterbeſtand der Gewerkſchaften erforderlichen Maßnahmen
er=
örtert. Der Vorſtand bekannte ſich zum Grundſatz des
Kollektiv=
vertrages, ſowie zur Unabhängigkeit gegenüber allen politiſchen
Parteien und brachte den feſten Willen zum Ausdruck, auch für
die Zukunft die ſozialen und wirtſchaftlichen Intereſſen der
An=
geſtellten mit unverminderter Kraft wahrzunehmen.
Der bisherige Bundesvorſitzende, Reichstagsabgeordneter
Aufhäuſer, iſt angeſichts der politiſchen Lage auf eigenen Wunſch
von ſeinem Amt zurückgetreten.
Der Vorſtand beſchloß ferner, eine organiſatoriſche
Neuord=
nung mit dem Ziele anzuſtreben, daß das Schwergewicht in die
einzelnen Berufsverbände verlegt werden ſoll. Zu dieſem Zweck
iſt ein Organiſationsausſchuß aus drei Vorſtandsmitgliedern
ge=
bildet worden. Bis zu der von der Reichsregierung geplanten
Neuregelung des Gewerkſchaftsweſens wird der ſtellvertretende
Bundesvorſitzende Wilhelm Stähr die Geſchäfte des Allgemeinen
Freien Angeſtelltenbundes führen.
Wie verlautet, wird der Staatsſekretär im Preußiſchen
In=
nenminiſterium v. Bismarck demnächſt von ſeinem Poſten
frei=
willig ausſcheiden. An ſeine Stelle dürfte der den Natſoz,
nahe=
ſtehende Min.=Direktor Grauert, der frühere Geſchäftsführer der
Nordweſtdeutſchen Gruppe der Arbeitgeberverbände, treten.
Der Staatskommiſſar für die Krankenkaſſen Württembergs
hat die Vorſitzenden von fünf Ortskrankenkaſſen ihres Amtes
ent=
hoben.
Vom Tage.
Der Kommiſſar des Reiches für das Preußiſche
Juſtizmini=
ſterium Kerrl hat den Kammergerichtsrat Goetſch in Berlin
kom=
miſſariſch mit der Leitung der Strafrechts= und
Strafvollzugsabtei=
lung (Abteilung III) des Preußiſchen Juſtizminiſteriums betraut.
Der Rechtsanwalt Sting=Nordhauſen, Gauinſpekteur der
NSDAP., iſt zum perſönlichen Referenten des kommiſſariſchen
preußiſchen Juſtizminiſters Kerrl mit ſofortiger Wirkung ernannt
worden.
Mit Zuſtimmung des preußiſchen Innenminiſters hat der
Re=
gierungspräſident den Chefredakteur der nationalſozialiſtiſchen
„Roten Erde‟, Dr. Piclum, zum Staatskommiſſar für die Stadt
Bochum beſtellt. Gleichzeitig wurde der Prokuriſt Bruno Schüler
aus Dortmund zum Staatskommiſſar für die Stadt Dortmund
ernannt.
Der Landesſchützenverband Oberſchleſien, eine
Wehrorgani=
ſation, die die Tradition des in Oberſchleſien eingeſeſſenen
Selbſt=
ſchutzes aus den Abſtimmungskämpfen pflegt und außerordentlich
veite Verbreitung in der ganzen Provinz und Mitglieder aus
ſämtlichen Parteilagern hat, erläßt einen Aufruf, in der er ſeine
Selbſtauflöſung mitteilt. Der Aufruf iſt u. a. unterzeichnet auch
von dem Führer des Deutſchen Selbſtſchutzes. General Höfer, und
von General Hülſen.
Der Führer des aufgelöſten Freikorps Franken. Wilhelm
Stegmann=Schillingsfürſt, der vor einigen Tagen verhaftet wurde.
weil er mit verſchiedenen Geſinnungsgenoſſen angeblich verabredet
hatte, den nationalſozialiſtiſchen Führer Julius Streicher zu
be=
ſeitigen, iſt wieder auf freien Fuß geſetzt worden, da der Verdacht
gegen ihn ſich nicht aufrecht erhalten ließ.
Nach einer Mitteilung des engliſchen Schatzamtes ſind die
ruſſiſchen Geſamtſchulden an England von 508 122 000 Pfund im
Jahre 1918 auf 1058 973 000 Pfund im Jahre 1933 geſtiegen.
Präſident Rooſevelt erließ eine Verordnung, durch die die
Gehälter der amerikaniſchen Staatsbeamten und Angeſtellten vom
1. April bis 30. Juni 1933 um 15 v. H herabgeſetzt werden. Dieſe
Gehaltskürzung wurde auf der Lebenshaltungsrichtzahl feſtgeſetzt.
Nachklänge zu Braunſchweig.
Beſtellung eines kommiſſariſchen Stahlhelm=
Landesführers.
Der Stahlhelmsbundesführer Arbeitsminiſter Seldte iſt am
Mittwoch in Berlin eingetroffen. In den nächſten Tagen findet
beim Braunſchweiger Stahlhelm eine tiefgreifende perſonelle
Umgruppierung ſtatt. Am 1. April findet eine Sitzung des
Bun=
desvorſtandes des Stahlhelm ſtatt, in der hauptſächlich die
Vor=
gänge in Braunſchweig beſprochen werden ſollen. In dieſer
Sitzung ſoll auch die Entſcheidung für den Führerwechſel in
Braunſchweig fallen. Wie wir erfahren, wird der Führer des
Landesverbandes, des Stahlhelms von Hannover, General von
Henning auf Schönhoff, kommiſſariſch den Landesverband von
Braunſchweig übernehmen und bis zur endgültigen Klärung
einen Stellvertreter beſtellen. Der Landesführer Schrader iſt alſo
ſeines Amtes enthoben. Auch der Stadt=Gauführer Winter kehrt
nicht mehr zurück. Es iſt anzunehmen, daß auch eine ganze Reihe
von Unterführern teils ausſcheiden, teils verſetzt wird. Im
üb=
rigen iſt zwiſchen dem Stahlhelmführer Seldte und der
braun=
ſchweigiſchen Regierung eine völlige Einigung über die künftige
Entwicklung erzielt worden.
Der hefſiſche Stahlhelm
zu den Braunſchweiger Vorfällen.
Zu der Veröffentlichung der Gaupreſſeſtelle des Gaues Heſſen=
Naſſau Süd der NSDAP., unter der Ueberſchrift „
Stahlhelm=
dämmerung”, ſchreibt uns die Gaupreſſeſtelle Heſſen des
Stahl=
helm, B. d. F.:
Die Vorgänge in Braunſchweig haben durch Eingreifen der
Reichsregierung ihre Erledigung gefunden. Eine
Verallgemeine=
rung der Braunſchweiger Vorgänge oder ein Hinübergreifen auf
irgendeinen anderen Landesteil iſt ausgeſchloſſen.
In Heſſen ſind in keinem Fall geſchloſſene Gruppen ehemalig
marxiſtiſchen Organiſationen Angehörender aufgenommen
wor=
den. Durch Landesbefehl wurde den Untergruppen zur Pflicht
gemacht, bei allen Anmeldungen ſchärfſtens zu prüfen. Wer einer
marxiſtiſchen Organiſation angehörte, hat eine Wartezeit
von mindeſtens drei Monaten (im Gau Heſſen wird
die Wartezeit bis zu ſechs Monaten ausgedehnt) vor der
Ver=
pflichtung einzuhalten. Dieſe Wartezeit dient zur letzten
Prü=
fung. Nur wer zuverläſſig auf nationalem Boden ſteht und
be=
reit iſt, auf dem Boden der von der Reichsregierung gegebenen
nationalen Linie zu arbeiten, und ſonſt den Anforderungen des
Bundes entſpricht, wird aufgenommen.
Es iſt allen Stahlhelmbundesangehörigen zur Ehrenpflicht
gemacht, an dem großen Ziel der neuen deutſchen
Wiederaufbau=
politik mit der NSDAP. Schulter an Schulter zu arbeiten, und
zwar im Geiſte der Kameradſchaft, die höchſtes Ziel der
Stahl=
helmerziehung iſt.
Regierungsumbildung in Danzig
Aeichentett.
Keine Bekeiligung der Nalionalſozialiften.
TU. Danzig, 29. März.
Der Präſident des Danziger Senats, Dr. Ziehm, hat am
Mitt=
woch vormittag dem Fraktionsführer der Nationalſozialiſten,
Greiſer, ſchriftlich mitgeteilt, daß die derzeitigen
Regierungspar=
teien (Deutſchnationale, Zentrum und Block der liberalen Mitte)
beſchloſſen hätten, daß zu einem Wechſel in der Beſetzung des
Dan=
ziger Senatspräſidenten ein ſachlicher Grund nicht vorliege.
Die Regierungsparteien hätten zwar nach wie vor den Wunſch,
die Nationalſozialiſten in die Regierung hineinzunehmen, jedoch
müſſe auch in einer ſolchen umgebildeten Regierung Dr. Ziehm
(Dntl.) das Amt des Präſidenten weiterführen. Die
Regierungs=
parteien könnten es nicht verantworten, daß in der heutigen Zeit
auf die Erfahrungen Dr. Ziehms verzichtet werde.
Schärfſte Oppoſikion der Danziger Nakionalſozialiſten
gegen die Regierung Ziehm.
Von der Gauleitung der NSDAP. wird bekanntgegeben,
daß die Nationalſozialiſten nach Ablehnung ihrer
grundlegen=
den Bedingungen durch die Regierungsparteien von heute ab
gegen die Regierung Ziehm in allerſchärfſter Oppoſition treten
werden.
Die preußiſchen Landgemeinden zum Fall Gereke.
Der Geſamtvorſtand des Verbandes der Preußiſchen
Land=
gemeinden ſtellt zu den in der Oeffentlichkeit bereits bekannt
ge=
wordenen Anſchuldigungen gegen Landrat a. D. Dr. Dr. Gereke
nach eingehender Ausſprache und Prüfung, ohne den ſchwebenden
gerichtlichen Ermittlungen vorgreifen zu wollen, folgendes feſt:
Durch Maßnahmen, die erſt jetzt im einzelnen aufgeklärt
wer=
den konnten und ſich nach Anſicht des Vorſtandes als argliſtige
Täuſchung und Betrug darſtellen, hat Dr. Gereke bereits im Jahr
1925 erreicht, daß ihm das Eigentum an der Verbandszeitſchrift
„Die Landgemeinde, Zeitſchrift der Landgemeinden” übertragen
wurde. Aus der auf dieſe Weiſe unrechtmäßig in
ſeinen alleinigen Beſitz gekommenen
Zeit=
ſchrift ſind Dr. Gereke in den Jahren 1925 bis 1932, wie in
der Oeffentlichkeit bereits bekannt geworden iſt, erhebliche
Be=
träge zugefloſſen. Mit Rückſicht auf die Tatſache, daß die Zeitz
ſchrift im Privateigentum des Dr. Gereke geſtanden hat, war
eine Kontrolle ihrer Wirtſchaftlichkeit durch
den Verband der Preußiſchen Landgemeinden
unmöglich gemacht.
Die geſamte Finanzverwaltung des Verbandes
der Preußiſchen Landgemeinden und insbeſondere die
Ver=
bandskaſſe mit ihren ſämtlichen, vorwiegend aus
Mit=
gliedsbeiträgen beſtehenden Einnahmen und mit ihren Ausgaben.
ſind regelmäßig durch zwei von dem Vorſtand beſtellte
Kaſſen=
prüfer und außerdem durch einen vereidigten Bücherreviſor
ge=
prüft worden. Irgendwelche Verfehlungen ſind hierbei niemals
feſtgeſtellt worden, vielmehr hat ſich ſtets ergeben, daß die
Ver=
bandsfinanzen einwandfrei verwaltet und geführt worden ſind.
Von den Verfehlungen des Dr. Gereke iſt der Deutſche
Landgemeindetag ebenſo wenig betroffen wie die
Finanz=
verwaltung und die Kaſſe des Verbandes der Preußiſchen
Land=
gemeinden.
Ueber von Dr. Gereke begangene Unregelmäßigkeiten, die
bei der Abrechnung über rein politifche, füy
Wahlzwecke beſtimmte und mit dem Verband/
in keiner Weiſe in Verbindung ſtehende Geldey
vorgekommen ſind, haben Reichsminiſter a. D. von Keudell und
Miniſterialrat z. D. Schellen pflichtgemäß der Reichsregierung
Bericht erſtattet.
Zum Präſidenten des Verbandes wurde einſtimmig
Mini=
ſterialrat z. D. Schellen gewählt, ebenſo einſtimmig wurde
Reichsminiſter a. D. von Keudell in den engeren Vorſtand
ge=
wählt; die Wahl wurde angenommen. Der Vorftand ſprach dem
neuen Präſidenten ſeinen beſonderen Dank für die im engſten
Einvernehmen mit dem Verbandsvorſitzenden, Bürgermeiſter
Lange=Weißwaſſer, vorgenommenen Arbeiten zur reſtloſen
Auf=
deckung der Verfehlungen des Dr. Gereke aus. Der
Ver=
band und ſeine Leitung haben durch dieſe
ſchonungsloſe Aufdeckung bewieſen, daß auch
ſie mit allen Kräften bemüht ſind, der
altbe=
währten preußiſchen Sauberkeit im
öffent=
lichen Leben Geltung zu verſchaffen.
Die Reichsregierung hat beſchloſſen, die wöchentlichen
Zu=
lagen, die im vergangenen Winter zur verſicherungsmäßigen
Ar=
beitsloſenunterſtützung und zur Kriſenunterſtützung gewährt
wur=
den, auch über den 1. April 1933 hinaus zu zahlen.
Die hefſiſchen Künftler
bei Profeſſor Dr. Berner.
Die Freie Vereinigung Darmſtädter Künſtler
hatte dem Herrn Staatspräſidenten ihre Glückwünſche in Form
einer ſchönen wertvollen handgezeichneten Urkunde überreicht,
die folgenden Wortlaut hat:
„Die Freie Vereinigung Darmſtädter Künſtler entbietet
Ihnen, ſehr verehrter Herr Staatspräſident, zur Uebernahme der
Staatsführung in Heſſen die herzlichſten Glückwünſche. Wir ſind
gewiß, daß die Belange der Kunſt in Heſſen nunmehr ſo geordnet
werden, wie dies das Streben der 1898 gegründeten Vereinigung
von jeher war, eine wirklich einheitliche Zuſammenfaſſung der
Künſtlerſchaft in einem großen Ziel zu geſtalten. Wir erblicken
in den Zielen der Regierung ein Aufſtreben des Volksganzen und
bekennen uns zum neuen Staat freudig und willens, mit unſerer
Kunſt dieſen Zielen zu dienen.
Darmſtadt, im März 1933.
Hans Vielmetter,
Julius Kaufmann,
1. Vorſitzender.
2. Vorſitzender.
Der Herr Staatspräſident dankte mit folgendem
Schreiben:
„Sehr geehrte Herren! Für die freundlichen Glückwünſche, die
die Freie Vereinigung Darmſtädter Künſtler mir zur Uebernahme
der Staatsführung in Heſſen in ſo ſchöner Form übermittelt hat,
danke ich verbindlichſt. Ich danke der Vereinigung auch für das
Bekenntnis zum neuen Staat und für die Bereitwilligkeit, mit
ihrer Kunſt den Zielen der neuen Regierung zu dienen.
Sie können verſichert ſein, daß mir die Belange der
Kunſt in Heſſen ſehr am Herzen liegen werden, und daß die
Re=
gierung nichts unterlaſſen wird, was für die Kunſt trotz der Not
der Zeit nur irgend geſchehen kann.”
Das Zimmer des Herrn Staatspräſidenten ziert ſeit einigen
Tagen ein großes wirkungsvolles Oelgemälde des Reichskanzlers
Adolf Hitler. Das Bild ſtammt von dem bekannten Darmſtädter
Künſtler Prof. Bayer.
Filmreform.
Miniſter Dr. Goebbels über „Die zeitgemäßen
Aufgaben des deutichen Films.
Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda,
Dr. Goebbels, ſprach am Dienstag auf einer Veranſtaltung der
„Dachorganiſation der Filmſchaffenden Deutſchlands” über „Die
zeitgemäßen Aufgaben des deutſchen Films‟. Dr. Goebbels
be=
gann, wie die „Voſſiſche Zeitung” berichtet, mit der Feſtſtellung,
daß der Film einer ſchweren Kriſe verfallen ſei, einer Kriſe
nicht materiellen, ſondern geiſtigen Urſprungs. Eine
durchgrei=
fende Reform ſei notwendig. Zur Erläuterung der Richtlinien,
nach denen ſich künftig die Produktion vollziehen ſoll, benannte
er fünf Filme, in denen ſich ihm die
Produk=
tionsmöglichkeiten poſitiv und negativ am
deutlichſten ausgeprägt hätten. In erſter Linie
der Potemkin=Film. Dieſer Film ſei trotz
aus=
geſprochenſter Tendenz ein Kunſtwerk
ohne=
gleichen, ein Vorbild dafür, wie politiſch=weltanſchauliche
Ge=
ſinnung mit allen Mitteln modernſter Technik zum Ausdruck
ge=
bracht werden könne. Freilich ſei es gerade die Geſinnung
ge=
weſen, die das nationale Deutſchland veranlaßt habe, gegen den
Film Stellung zu nehmen. Dann die Anna Carenina
der Garbo, die den Beweis geliefert habe, daß der Film kein
Sourrogat ſei, ſondern im höchſten Maß eigene künſtleriſche Werte
beſitze, die Nibelungen hätten gezeigt, daß auch ein ſo
ab=
gelegenes Thema ſehr aktuell ſein könnte, während der ſogenannte
patriotiſche Film der letzten Jahre alles, nur nicht
zeitgemäß geweſen ſei. Hier ſei vielfach Geſinnung in ſo
primi=
tiver Form vermittelt worden, daß man glauben konnte, die Zeit
bewege ſich nur in Parademarſch und Trompetengeſchmetter
Schließlich nannte Goebbels noch den Rebell, das
Vor=
bild des nationaliſtiſchen Films, der auch den
poli=
tiſchen Gegner überzeugen müſſe. Man habe hier den Beweis,
daß ein Film um ſo größere Wirkungsmöglichkeiten habe, je
ſchärfer ſeine völkiſche Kontur herausgearbeitet ſei. Bisher
ſei aber der Film an ſeinen großen Möglichkeiten
vorüberge=
gangen. In einer Zeit, in der ſich ein revolutionäres Drama
ohnegleichen vollziehe, fehle es nicht an Stoff, wie ſo oft beklagt
werde, ſondern nur an dem Mut, ihn anzupacken. Hier liege der
eigentliche Grund der Filmkriſe. Anſtatt ſich den großen
Auf=
gaben der Zeitgeſtaltung zuzuwenden, habe man ſich mit
Amuſe=
ments begnügt. Jetzt, in der neuen nationalen Umwelt, müſſe
der Film, ſtatt hinter der Zeit herzulaufen, zum Fahnen=
träger der Idee werden. Dafür müßten freilich neue Kräfte
gewonnen werden. Wer 14 Jahre lang der Fahne des Syſtems
gefolgt ſei, habe nicht die moraliſche Qualifikation, jetzt eine neue
Fahne zu hiſſen. Wer künftig am Film mitſchaffen wolle, habe
dies zu tun im vollen Bewußtſein, daß nichts Lebendiges
ent=
ſtehen könne ohne Willensrichtung, ohne klare Tendenz. Wir
ſind ehrlich genug, das offen auszuſprechen, was das Syſtem vor
uns verhüllte. Aber unſere Abſicht iſt nicht parteipolitiſch
be=
grenzt. Sie gilt dem ganzen Volk. In dieſem Sinne ſehe die
Regierung ihre Aufgabe nicht nur in der Zenſur, ſondern noch
mehr in der Förderung des Films. Die Kunſt ſei frei und müſſe
frei bleiben, allerdings mit dem einen Vorbehalt, daß ſie ſich an
beſtimmte politiſche, ſittlich=nationale Normen gebunden fühle,
ohne die ein völkiſches Zuſammenleben unmöglich ſei. Es ſei ein
weiter Spielraum von dem Punkte, wo die Zenſur einſetze, bis
zu dem Film, den die Regierung als Muſter einer ganzen
Jahres=
produktion hervorheben werde. Genug Bewegungsfreiheit, um
dem ganzen künſtleriſchen Schaffen zu einem neuen Epos zu verhelfen.
Ap. China geheim. Von Egon Erwin Kiſch. (Verlag Erich
Reiß, Berlin W. 15.) Der chineſiſch=japaniſche Krieg lenkt zurzeit
wieder die Aufmerkſamkeit auf den Fernen Oſten. Das Buch des
gegenwärtig in Haft befindlichen kommuniſtiſchen Verfaſſers
be=
ſchäftigt ſich mit der Frage, wer jetzt in China regiert. Es iſt nicht
allein die Kuomintang, neben ihr Banditengenerale, die ſich ihr
Geld ſelbſt machen, Gangſters (unterirdiſche Verbrechergilden) eine
unerhörte Korruption, an der weniger die Chineſen, als die zum
Teil nicht ganz ſauberen Geſchäfte, die die Ausländer machen, die
Schanghaier Gold=Bar=Exchange, die einzige Goldbörſe der Welt.
Juden und Jeſuiten, denen das Territorium gehört, auf dem die
Exterritorialen wohnen, zum Teil auch illegale Organiſationen,
die unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit arbeiten, die
Opjumhänd=
ler, Sklavenhändler u. a. m. Jedenfalls genügt das
Sünden=
regiſter der Unterdrücker, um das unerhörte Doppelſpiel zu
er=
kennen, das die ausländiſchen Regime im Fernen Oſten treiben.
Nur 7810 Ausländer herrſchen in der franzöſiſchen Konzeſſion über
289 262 Chineſen. Die große Revue, die im Fernen Oſten geſpielt
wird, hat einen reichen Theaterzettel. Einige Proben:
Zwangs=
zölle, Zwangsanleihe, Zwangseinfuhr aus England, Korruption,
Opium=Spekulation und Kuppelei aus Frankreich. Obwohl der
Dollar regiert, herrſcht in der eigenen Währung des Landes eine
Wirrung, die nur ſchwer verſtändlich iſt. Von je fünf Talerſtücken
in China iſt mindeſtens eines falſch. Das Buch enthüllt mit oder
wider Willen des Verfaſſers das tragiſche Schickſal eines Volkes,
deſſen Nationalgefühl durch Einflüſſe von außen her
niedergehal=
ten und vergiftet und unterdrückt ward. Die Trümmer von
Tſchapai, wo ſechs Wochen lang auf einer Front von 25
Kilo=
metern die erbittertſten und grauſamſten Kämpfe tobten, die
Zehntauſenden von Menſchen das Leben koſteten, während die
Völkerbundskommiſſion bei Sekt und Wein ſaß, reden eine
ein=
deutige und deutliche Sprache.
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Par
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Donnerstag, 30. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 89 — Seite 7
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bährt wur=
Züdiſcher Krieg gegen Deutſchland krifft das Judenkum in Deutſchland ſelbſt mit voller Schärfe.
Energiſche Bolksabwehr gegen die Lügenpropaganda der Auslandsjuden mit Hilfe des Boykokls.
Angeſtellkenſchuk in den bekämpfken Bekrieben von der Regierung vorgeſehen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die von der NSDAP. aufgezogene und vom ganzen deutſchen
Volke unterſtützte Kampforganiſation zur Abwehr der
ausländi=
ſchen Lügenpropoganda ſteht bereits in ihrem weſentlichen Teil.
In München iſt ein Generalſtab unter Führung des Abg.
Strei=
cher gebildet worden. Auch die Deutſchnationalen haben einen
Kampfapparat geſchaffen.
Inzwiſchen iſt es bereits in einigen Städten zu
Sonderaktio=
nen gekommen, die zur Schließung jüdiſcher Geſchäfte geführt
haben. Hierbei handelt es ſich aber um Maßnahmen lokaler
Natur.
Der allgemeine Kampf beginnk am Samstag
vormikkag 10 Uhr.
Bis dahin wird ſich zu entſcheiden haben, ob die Drohung mit
dem allgemeinen innerdeutſchen Boykott wird durchgeführt
wer=
den müſſen. Alles hängt nach wie vor von der Haltung des
Auslandes ab. Wenn auch verſchiedentlich ein
Nach=
laſſen und Abrücken von der Greuelpropaganda zu
beobachten iſt, ſo kommen auf der anderen Seite
wieder Meldungen, diewenigerfreulichklingen.
Immer noch Greuelpropaganda.
In England wird noch immer der Boykott deutſcher Waren
forganiſiert. Der Londoner „Mancheſter Guardian” fährt fort
mit den unglaublichſten Greuelberichten eines ungenannten
an=
geblichen Sonderkorreſpondenten aus Berlin. Das Blatt muß
dann aber doch die Zuſchrift einer Engländerin aus Deutſchland
veröffentlichen, die erklärt, ganz Europa ſollte Hitler und ſeiner
Partei dankbar ſein, daß er endlich den Kommunismus ſo, wie er
außerhalb Rußlands ausſehe, aufgedeckt und bloßgeſtellt habe.
Zu einer ernſteren Ausſchreitung von engliſchen Juden gegen
einen deutſchen Reichsangehörigen kam es in einer der Londoner
Speiſeanſtalten in der Nähe des Piccadilly=Zirkus. Der Deutſche
war in ein Geſpräch mit einem Tiſchnachbar verwickelt worden
und wurde, nachdem man ſeine Nationalität erkannt hatte, von
einer Horde Juden unter körperlicher Mißhandlung zum Lokal
hinausgeworfen. Der Zeitungsverkäufer für die „Deutſche
Allge=
meine Zeitung” am Piccadilly=Zirkus iſt fortgeſetzt
Anrempelun=
gen der jüdiſchen Paſſanten ausgeſetzt. Einer von ihnen entnahm
eine Zeitung, zerriß ſie und verſchwand, ohne zu bezahlen. Der
Koreſpondent einer führenden nationalen Nachrichtenkorreſpondenz
hat anonyme Zuſchriften erhalten, in denen ihm jüdiſche
Nachſtel=
lungen angedroht werden. Der Präſident des jüdiſchen
Deputier=
tenverbandes in London, Laski, gab am Dienstag mit Bezug auf
die deutſchfeindliche Propaganda eine zur Mäßigung mahnende
Erklärung ab.
Ein Pariſer „Ausſchuß für die Aufnahme und
Unter=
ſtützung der Opfer des deutſchen Antiſemitismus” redet davon, daß
dos franzöſiſche Gewiſſen durch das Erwachen der Barbarei des
Antiſemitismus in Deutſchland tief betroffen ſei.
Die geſamte New Yorker Preſſe ſchlägt wie auf
Kom=
mando ruhigere Töne an, mit Ausnahme allerdings des „Daily
Mirror”. In dieſem Blatte erläßt der radikal eingeſtellte
Präſi=
dent des Kongreſſes der amerikaniſchen Juden, Bernhard Deutſch,
einen groß aufgemachten Aufruf, der die alte Kriegstaktik
ver=
folgt, einen Keil zwiſchen die deutſche Regierung und das Volk zu
treiben. Die „New York Times”, die während des Hetzfeldzuges
wiederum ihren alten Ruf wahr machte, das gefährlichſte
Führer=
blatt der amerikaniſchen Preſſe zu ſein, tritt in einem Leitartikel
den Rückzug von der Greuelpropaganda an und erklärt
heuchle=
riſch, daß die amerikaniſche Preſſe bezüglich der Meldungen über
die deutſchen Vorgänge nichts unterdrückt oder verzerrt habe.
Der Kanzler über den Boykokk.
Das Reichskabinett hat ſich am Mittwoch vor allem mit dem
Verhalten der Engländer befaßt und ſich dann im allgemeinen
mit den Abwehrmaßregeln gegen dieſe ausländiſche
Greuel=
propaganda beſchäftigt.
Der Kanzler hat die Kabinettsmitglieder über die Pläne
und Abſichten ſeiner Partei ins Bild geſetzt. Er betonte, daß
dieſe Abwehr organiſiert werden mußte, weil ſie aus dem Volke
ſelbſt heraus kam und ohne Organiſierung leicht unerwünſchte
Formen angenommen hätte.
Gegenüber dieſer Gefahr wies der Kanzler darauf hin, daß
die Abwehr durch die Organiſation feſt in der Hand
maßgeben=
der Inſtanzen, alſo vor allem der Führung der NSDAP., ſei.
Es werde verhindert werden, daß es zu Beläſtigungen
perſön=
licher Art und zu Gewalttätigkeiten komme. Das Judentum
müſſe aber anerkennen, daß ein jüdiſcher Krieg gegen
Deutſch=
land das Judentum in Deutſchland ſelbſt mit voller Schärfe
treffe. Der Kanzler wies darauf hin, daß auch heute wieder
eine Reihe von Nachrichten aus dem Auslande vorliegen, die
den Fortgang der Hetze gegen Deutſchland beweiſen. So wird
aus London gemeldet, daß dort immer noch in großer
Anzahl Kraftwagen mit Plakaten umherfahren,
die zum Boykott gegen Deutſchland auffordern.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſe Bewegung gegen
Deutſchland organiſiert ſei. Aehnliche Meldungen
kommen auch heute wieder aus New York. Auch
dort geht die Boykotthetze gegen Deutſchland weiter, vor allem
in der Form, daß in Maſſenverſammlungen und durch Radio
ſogar gegen amerikaniſche Staatsbürger deutſcher Abſtammung
gehetzt wird.
Im natſoz. Lager herrſcht die einmütige Auffaſſung vor,
dem Keſſeltreiben gewiſſer ausländiſcher Kreiſe durch eine
energiſche Gegenwirkung Einhalt zu bieten. Es iſt jedenfalls
nicht ausgeſchloſſen, daß am Samstag früh der Kampf auch
dann beginnt, wenn zwar die Lügenflut ſchon abebbt, die
Pro=
paganda gegen uns aber doch noch in London und New York
nicht reſtlos verſchwunden iſt. Wenn auch die Natſoz, die
Führung der Gegenbewegung in die Hand genommen haben,
ſo handelt es ſich doch um
eine Bewegung, die die ganze Rakion ergriffen haf.
Man braucht nur einmal einen Blick auf den
Telegramm=
verkehr zu werfen, um ſofort zu erkennen, daß weiteſte Kreiſe
des deutſchen Volkes ihr Möglichſtes tun, um durch aufklärende
Telegramme an ihre Geſchäftsfreunde und Bekannten für ein
Abſtoppen der Greuelpropaganda zu ſorgen. Allerdings hört
man noch nichts über die Tätigkeit der Sozialdemokraten, denen
es doch ein Leichtes ſein ſollte, ihre internationalen Beziehungen
zu benutzen, um dem Treiben der verantwortlichen
jüdiſch=
ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Kreiſe des Auslandes ein Ende zu
bereiten.
Kommt es am Samstag zum Kampf, dann wird er ſich
in der vorgeſchriebenen Weiſe abſpielen. Das deutſche Volk
wird reſtlos Diſziplin üben, wird aber dafür
ſorgen, daß die jüdiſchen Geſchäfte gemieden
werden. In der nächſten Woche wird ſich dann zeigen, ob
der erſte Kampftag ſchon genügt hat, dem Auslande Vernunft
beizubringen oder ob die Schraube noch weiter angezogen
wer=
den muß. Darüber beſteht jedenfalls kein Zweifel, daß ſich die
Abwehraktion nicht in der Schließung jüdiſcher
Geſchäfte erſchöpfen wird. Man wird vielmehr
alle Perſonen, die direkt oder indirekt für die
ausländiſche Propaganda mit verantwortlich
gemacht werden in Obhut nehmen. Es ſoll auch
da=
für geſorgt werden, daß gewiſſen linksradikalen Schriftſtellern
der Vertrieb ihrer Werke in Deutſchland unterbunden wird. Vor
allem wird aber auch für den Schutz der Angeſtellten in den
bekämpften Betrieben geſorgt werden, d. h. die Inhaber ſollen
veranlaßt werden, die Gehaltszahlung ſicherzuſtellen.
Schaufenſtereinſchlagen bedeuket Schädigung
des deutſchen Volksvermögens.
Berlin, 29. März.
In den letzten Tagen kam es wiederholt zu Ausſchreitungen,
in deren Verlauf bei zahlreichen jüdiſchen Geſchäften
Schau=
fenſterſcheiben eingeſchlagen wurden. Von beſonderer Seite wird
darauf hingewieſen, daß bei ſolchen Handlungen die wirklich
Geſchädigten nicht die betreffenden jüdiſchen Firmen ſind,
ſondern die deutſchen Verſicherungsgeſellſchaften, und daß
da=
durch letzten Endes deutſches Volksvermögen mutwillig
ver=
nichtet wird.
Geniale Sammler.
Der engliſche Kronprinz, Prinz Eduard von Wales, hat in
einer Bibliothek eine von ihm beſonders wertgehaltene, ſchon
iemlich lange Reihe koſtbar in Leder gebundener Bände ſtehen,
ie eine Sammlung darſtellen, welche noch nicht abgeſchloſſen,
ſondern immer weiter vervollſtändigt wird. Es ſind alle die
ſeitungsausſchnitte, Bilder, Notizen und dergleichen mehr, die
ich von der Geburt des Prinzen an bis auf den heutigen Tag
nit ſeiner Perſon beſchäftigen. — Alſo eine durch ihre
Voll=
tändigkeit ganz einzigartige Sammlung, die in ihrer Art
unüber=
offen iſt. Aber weit bedeutſamer ſind doch noch ſolche
zeit=
genöſſiſchen Sammlungen, wie wir ſie etwa ſeit dem erſten
roßen Autographenjäger, dem Schriftſteller Varnhagen von Enſe,
zatten der Rahel beſitzen. Er ſammelte alles und ſchnitt es
us, was ihm an Stichen und Bildern bedeutender Zeitgenoſſen,
wichtigen Notizen über ſie unter die Finger kam,
jahre=
ing, ſo daß in der Preußiſchen Staatsbibliothek dieſe
Samm=
ung einen beſonders koſtbaren Schatz darſtellt.
Jedoch hat Varnhagen von Enſe und haben viele andere
hnlicher Sammlungen nicht den Anſpruch und ſomit den Rang
er Vollſtändigkeit, wie etwa die Sammlung des Prinzen
on Wales, wenn ſie auch dieſe letztere zweifellos durch
All=
gemeinbedeutung überragen. Etwas was in der ei ien wie in
er anderen Hinſicht geleiſtet worden iſt in einer jetzt
aufgeſtell=
en Sammlung, die man das „papierene Zeughaus”, nennen
ann.
Von früher Jugend an hat Hauptmann a. D. Eberhard
ettler alle Nachrichten, Abbildungen, Beſchreibungen über
Mili=
är und Uniformen geſammelt und damit in jahrzehntelangem
mſigen Bienenfleiß eine ganz außerordentlich wertvolle
Samm=
ung zuſtandegebracht. Um ſo mehr, weil dies alles von ihm
nit ebenſo großer Sorgfalt wie Umſicht geordnet und
über=
chtlich eingerichtet worden iſt. Man braucht nur irgendeinen
Wunſch äußern: „Wie war die Uniform der Rathenower
uſaren 1870?‟ Nur ein Augenblick des Nachſchlagens iſt
not=
ſendig und man erhält buchſtäblich im Handumdrehen die
ſcherſte und erſchöpfenſte Auskunft. Und ſo über faſt alle Dinge,
ie das Militärweſen betreffen.
Es gibt nicht ſehr viele Menſchen, die den Wert ſolcher
er=
ſtaunlichen Sammlerarbeit, wie ſie ſonſt in gemeinſchaftlichem
Wirken von Bibliothekaren und Privatgelehrten, von
Lieb=
habern und Enthuſiaſten geleiſtet wird, zu chätzen wiſſen. Vor
auem wohl darum, weil wir gewöhnt ſind, alle dieſe Schätze
eines ungeheuren Erfahrungsſtoffes ſelbſtverfrändlich vor uns
hingebreitet zu bekommen, ohne viel darüber nachzudenken, was
es für Mühe und Arbeit gekoſtet hat, dies alles
zuſammen=
zutragen. Haben wir einmal eine geſchloſſene Sammlung, ſo
Ein „papierenes” Zeughaus.
Eine Sammlung aller Dokumente, die zur Heeres= und
Waffenkunde gehörten, beſitzt Hauptmann a. D. Hettler.
wie dieſe von Eberhard Hettler in ſeinem „papierenen
Zeug=
haus” vor uns, ſo kommt einem das um ſo deutlicher zum
Bewußtſein.
Es iſt eine Uneigennützigkeit in dieſer ſachlichen
Arbeits=
leiſtung, die die Perſönlichkeit ganz zurücktreten läßt, ja
gleich=
ſam auslöſcht, um nur das Ding, die Sache, die dieſer Perſön=
Regierung und Preſſe.
Ausſprache der deutſchen Zeikungsverleger
mit Miniſter Dr. Goebbels.
Berlin, 29. März.
Der Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda,
Dr. Goebbels, empfing heute Komm.=Rat Krumbhaar, Dr. h. c.
Neveu=Dumont, Dr. W. Jännecke und Direktor von Boetticher als
Vertreter des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger, der
Standes=
organiſation, die ihren Schwerpunkt im Reiche hat und der rund
2000 in der nationalen Weltanſchauung wurzelnde
Tageszeitun=
gen angehören. In der Ausſprache wurden in ſehr eingehender
Weiſe alle grundſätzlichen Fragen der Preſſe,
ins=
beſondere ihre Aufgaben und Pflichten im Dienſte
der nationalen Politik erörtert. Der Miniſter ſtellte
als das ſelbſtverſtändliche und alles beherrſchende Geſetz für die
Preſſe und für die Einſtellung der Regierung zu ihr die
unbe=
dingte Wahrung der nationalen Geſchloſſenheit
in den Vordergrund, in erſter Linie bei Behandlung aller
Fra=
gen der Außenpolitik, in der das ganze Volk einig ſein müſſe.
Zwiſchen Reichsminiſter Dr. Goebbels und den Vertretern
des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger ergab ſich
vollkom=
mene Uebereinſtimmung, insbeſondere auch über die
Pflicht der Preſſe zu nationaler Diſziplin. Der
Miniſter gab dem Wunſche nach einer von gegenſeitigem
Ver=
trauen getragenen Zuſammenarbeit Ausdruck und ſprach die
Hoff=
nung aus, daß dieſe Zuſammenarbeit ſich ſchon in kurzer Zeit
viel enger und erfolgreicher geſtalten werde, als ſeither. Die
deutſchen Zeitungen könnten, ſo betonte er, ſicher ſein,
in der Erfüllung ihrer Aufgaben und auch in der
ſachlichen Kritik nicht behindert zu werden, ſofern ſie
nur der nationalen Aufbauarbeit Deutſchlands mit allen Kräften
dienen.
Die deutſchen Zeilungsverleger für die
Abwehr=
akkion der Reichsregierung.
Der Verein deutſcher Zeitungsverleger hat ſich in einer
Prä=
ſidialſitzung mit den Gefahren der im Ausland betriebenen
Greuelpropaganda gegen Deutſchland eingehend beſchäftigt. Er
iſt in Uebereinſtimmung mit der Reichsregierung der Auffaſſung,
daß den Auswirkungen dieſer Hetze, die erneut eine moraliſche
Einkreiſung unſeres Landes herbeizuführen droht, mit allen uns
zur Verfügung ſtehenden Mitteln entgegengetreten werden muß.
Er hofft daher, daß die von der NSDAP. angekündigte
Abwehr=
aktion den Treibern der Hetze im Ausland die Folgen vor Augen
führen wird, die für diejenigen eintreten, zu deren angeblicher
Verteidigung dieſe Greuelpropaganda entfeſſelt worden iſt.
Mit der Reichsregierung iſt der Verein deutſcher
Zeitungs=
verleger davon überzeugt, daß die Entſchloſſenheit des deutſchen
Volkes, eine neue Verfemung nicht wieder hinzunehmen, bereits
ausreichen wird, um dieſen groß angelegten Verſuch einer
mora=
liſchen Iſolierung und einer ſchweren politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Schädigung unſeres Vaterlandes im Keime zu erſticken.
Empfänge beim heſſiſchen Skaakspräſidenken.
Die Preſſeſtelle der heſſiſchen Staatsregierung teilt mit:
Der Herr Staatspräſident empfing im Laufe des Mittwoch
die Vertreter bzw. die Führer folgender Organiſationen:
Verkehrs=
vereinigung Darmſtadt, Evangeliſcher Bund, Kriegerkameradſchaft
Haſſia, Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt, Vertreter des
römiſch=germaniſchen Zentralmuſeums in Mainz, Vereinigung der
heſſiſchen Gartenbaubetriebe, heſſiſche Zigarrenherſteller von Gießen
und Umgebung.
Erſekung weikerer ſoz. Bürgermeiſter
durch Kommiffare.
Amtlich: Die Säuberungsaktion in den Kommunen geht
un=
entwegt weiter. Im Kreiſe Friedberg ſind folgende marxiſtiſche
Bürgermeiſter ihres Amtes enthoben und durch Kommiſſare
er=
ſetzt worden:
Nieder=Florſtadt: Bürgermeiſter Lux durch Kaufmann Karl
Hübner.
Vilbel: Bürgermeiſter Moßdorf durch Steuerſekretär Joſef Seitz
in Bad=Nauheim.
Ober=Rosbach: Bürgermeiſter Keller durch Julius Rothenhäuſer.
Aſſenheim: Bürgermeiſter Walther durch Hermann Melchior.
Oſſenheim: Bürgermeiſter Ackermann durch Karl Walther.
Dorheim: Bürgermeiſter Gg. Bauſchmann durch Landwirt Karl
Faber.
Groß=Karben: Bürgermeiſter Buß durch Architekt Heinrich Flach.
Holzhauſen: Bürgermeiſter Fritz durch Land= und Gaſtwirt
Auguſt Schmidt.
Nieder=Erlenbach: Bürgermeiſter Baumert durch Beigeordneten
Fritz Schneider.
lichkeit lieb und wert iſt, allein zum Ausdruck kommen zu laſſen!
Unter den ganz einzigen Privatſammlungen dieſer Art wird
auch dieſe neue, das papierene Zeughaus, immer eine
hervor=
ragende Stellung einnehmen.
Zur Uraufführung des „Großen Pakerunſers”
von Louis Kelterborn in Darmſtadt.
Louis Kelterborn, deſſen Kantate. Das Große Vaterunſer”
am Sonntag, den 2. April, durch den Offenbacher Evangeliſchen
Kirchengeſangverein in der Stadtkirche zur Uraufführung gelangt,
iſt in Darmſtadt kein Unbekannter. Schon vor 11 Jahren gelangte
ein vierſtimmiger Choral „Selig iſt wer ſein Geſchick” und Teile
ſeines. Hiob” gelegentlich einer muſikaliſchen Andacht der
lutheri=
ſchen Vereinigung in der Schloßkirche zur Aufführung. Später
brachte der Mozartverein im Heſſiſchen Landestheater eine
fein=
ſinnig komponierte Tondichtung für Soli, Frauenchor und Orcheſter
„Die Seele des Waſſers und der Jüngling” und einen
Männer=
chor mit Bariton=Solo „Der Wettgeſang” erfolgreich zur
Auf=
führung.
Kelterborn, ſeit Jahren als Organiſt und Chorleiter im
Dienſte der Kirche, iſt eine tief religiöſe Natur, und daher greift
er immer mit beſonderer Vorliebe zur Vertonung religiöſer
Motive. Sein Oeupre zeigt daher eine Fülle von größeren und
kleineren Werken kirchlichen Charakters, Preludien, Interludien,
Myſterien, Chorälen, bibliſchen Balladen und dergleichen von
be=
ſonderer Eigenart. Mit dem „Großen Vaterunſer” tritt er zum
erſten Male als Kantaten=Komponiſt großen Stiles vor die
Oeffentlichkeit. Man hat alle Urſache, mit Spannung der
Ur=
aufführung entgegenzuſehen, die in vieler Hinſicht, ſowohl an
muſikaliſcher Koloriſtik, wie in der Art der Beſetzung mancherlei
Neues zu Gehör bringen wird.
In ſeinem Stil ſteht Kelterborn durchaus modern und dabei
ſelbſtändig da, womit nicht geſagt ſein ſoll, daß ſein erſtaunliches
Können nicht durch eine hohe Lehrerſchaft aus alter und neuer
Zeit geweiht wäre, einer Lehrerſchaft, die in der großen Spanne
von Bach bis Debuſſy zu ſuchen iſt.
Louis Kelterborn entſtammt einem hannoveriſchen Geſchlechte.
Sein Vater, wie er Muſiker und Muſikpädagoge, wirkte viele
Jahre in Amerika als leiden haftlicher und unermüdlicher
Vor=
kämpfer Richard Wagners. Nach ſeiner Rückkehr aus den
Ver=
einigten Staaten ließ er ſich in Baſel nieder, wo dann der Sohn
ſeine wiſſenſchaftliche und muſikaliſche Ausbildung erhielt.
Seit der Vollendung ſeines Studiums iſt Kelterborn in der
Schweiz und in Deutſchland vielerort als Organiſt, Chordirigent,
Correpetitor, Bühnenkomponiſt und Muſikpädagoge tätig geweſen.
Zur Zeit iſt er Profeſſor am Konſervatorium für Muſik in
Neuenburg.
Seite 4 — Nr. 89
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 30. März 1933
Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine liebe Frau,
unſere herzensgute, treuſorgende Mutter, Schwiegermutter,
Großmutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Katharina Let
geb. Eidenmüller
nach kurzem ſchweren Leiden im Alter von 59 Jahren zu ſich
zu nehmen.
In tiefer Trauer:
Heinrich Lepp
Ella Hartmann, geb. Lepp
Lina Weichel, geb. Lepp
Georg Hartmann
Wilhelm Weichel
Manfred Weichel.
Darmſiadt, den 30. März 1933.
Heinrich=Fuhrſtr. 19.
Dſe Beerdigung findet auf Wunſch der Verſtorbenen in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
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ſchwe=
rer Krankheit mein lieber Mann,
unſer guter Vater und Großvater
Adam Kuthmann
im 72. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Johannette Huthmann
Eliſabeth Bernhard u. Kind.
Darmſtadt, den 29. März 1933.
Blumenthalſtr. 53
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Die Beerdigung findet am
Frei=
tag, den 31. März 1933, nachm.
2 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Kriegerverein
Darmſtadt.
Am Montag verſchied unſer
Kame=
rad u. langjähriges treues Mitglied
Herr Auguſt Reitz.
Die Beerdigung findet am
Donners=
tag, den 30. ds. Mts., vormitiags
11.30 Uhr, auf dem Waldfriedhof
ſtatt.
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Die Beerdigung findet Freitag, den 31. März 1933,
um 11 Uhr vormittags, auf dem Waldfriedhof ſiatt.
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Donnerstag, 30. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 89 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 30. März 1933.
Ein verſchwundenes Meiſterwerk der
Gemälde=
galerie des Heſſiſchen Landesmuſeums in Darmſtadt
Man ſchreibt uns: In dem vor kurzem im Verlage von
Knorr u. Hirth in München erſchienenen Werke des dortigen
Uni=
verſitätsprofeſſors Hans Karlinger. „München und die deutſche
Kunſt des 19. Jahrhunderts” iſt ein bedeutendes und
kunſtgeſchicht=
lich vielfach gewürdigtes Meiſterwerk der Münchener Schule
abgebildet, das zu den Beſtänden der Darmſtädter Gemäldegalerie
gehört, aber ſeit wohl mehr als zwanzig Jahren nicht mehr
zu ſehen iſt, obwohl deſſen Beſitz unſerer Sammlung zur
höch=
ſten Zierde gereichen muß.
Es handelt ſich um das köſtliche, von prachtvoller Charakteriſtik
und Humor erfüllte Bild „Ein Gerictstag in Starnberg” von
Karl von Enhuber (1811— 1867), dem Hauptwerk des
Meiſters.
Dieſes prachtvoll komponierte und gemalte Bild kann
keines=
wegs etwa als ein veraltetes belangloſes Werk erklärt werden
und wird auch heute, nach mehr als 70 Jahren nach ſeiner
Ent=
ſtehung in vielen kunſtgeſchichtlichen Aufſätzen gerühmt. Man
findet es auch beſprochen und abgebildet in R. Muther Geſchichte
der Malerei im 19. Jahrhundert, und in F. Pechts Geſchichte der
Münchener Kunſt.
Es iſt unerfindlich, daß die Leitung unſerer Galerie ein ſo
bedeutendes Werk, an das wir jetzt wieder durch eine neue
Ver=
öffentlichung erinnert werden, ſeit ſo langen Jahren unſichtbar
gemacht hat. Es bedarf ſicher nur dieſes Hinweiſes, um das
Bild wieder aus der Verſenkung herauszuholen, wie es auch
kürzlich mit Ernſt Henſelers „Sozialdemokrat” geſchehen, der zu
unſerer Freude ſich als ein ganz ausgezeichnetes Werk erweiſt.
— Der Reichsbund jüdiſcher Frontſoldaten. Ortsgruppe
Darm=
ſtadt, bittet uns um Veröffentlichung folgender Erklärung: Wir
verbitten uns jede Einmiſchung des Auslandes
in innerdeutſche Angelegenheiten. Die deutſchen Juden haben mit
der Greuelpropaganda des Auslandes nichts zu tun und weiſen
ſie aufs ſchärfſte zurück. Wir haben gelernt. für uns ſelbſt
einzu=
ſtehen. Wir arbeiten mit am Aufbau des Vaterlandes. Wir
fin=
den uns auf dem Boden des neuen Staates mit denen
zuſam=
men, mit denen wir als Kameraden im Felde ſtanden. Wir
haben unſere vaterländiſche Pflicht erfüllt. Dieſes Bewußtſein
gibt uns deutſchen Juden das Recht am deutſchen Vaterland; auf
dieſem Recht beſtehen wir.
— Der GDA. zur Greuelpropaganda. Die Mitglieder des
frei=
heitlich=nationalen=ſozialen Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten
(GDA.), welche im Ausland als deutſche Angeſtellte tätia ſind.
ſtehen mit der Heimat in ſtändiger Verbindung. Eine eigene
Zei=
tung. „Der Handelsſtand im Ausland”, ſorgt für eine recht innige
Verbindung mit der deutſchen Heimat. An den größeren Plätzen
des Auslandes beſtehen beſondere Ortsaruppen, die regelmäßig
Zuſammenkünfte veranſtalten. Der GDA. hat ſich nun an die
Auslandsmitglieder gewandt und hat einen wahrheitsgemäßen
Be=
richt über die Vorgänge in Deutſchland gegeben. Gleichzeitig ſind
die Mitglieder aufgefordert worden, auf Grund des wahren
Tat=
ſachenberichtes gegen die Greuelprovaganda mit aller Schärfe
Stellung zu nehwen. Damit hat ſich der GDA. in den Dienſt der
Aufklärung über die Greuelpropaganda geſtellt.
— Berufsjubiläen. Die Lokomotivführer der Deutſchen Reichs,
bahn J. Hönig=Darmſtadt, Im Wingert 7. G Hätſcher
Pallaswieſenſtraße 37. J. Pieper, Waldſtraße 38, W. Mül= darunter Vertreter befreundeter Vereine und der
Studentenver=
ler. Am Nordbahnhof 25. Adam Seib, Liebfrauenſtraße 48, bindung Frankenſtein. Der 1. Vorſitzende, Herr Thomas, gab
L. Schönig. Ludwigshöhſtraße 37, 5. L. Werner=Hambach in ſeiner Begrüßungsanſprache ſeiner Befriedigung über den
bei Heppenheim J. Bickel=Weinheim Brunhildeſtraße und
J. Lapſin=Weinheim, Badeniaſtraße 6, können am 1. April
dieſes Jahres auf eine 25jährige Beamtentätigkeit zurückblicken.
Die Jubilare haben 25 Jahre den Dienſt auf ſchweren
verant=
wortungsvollen Poſten ausgeübt und während dieſer Zeit dem
Staate, ſowie dem deutſchen Volke gedient, ferner ſich im
kame=
radſchaftlichen Sinne für die Belange des Standes eingeſetzt.
Sicherlich wird es ihnen an Ehrungen nicht fehlen.
— Hobes Alter. Herr Fritz Schott, Erheber i. R., begeht
am 31. März in ſeltener geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen
80. Geburtstag.
— Volkszählung 1933. Von amtlicher Stelle wird jetzt
feſt=
geſtellt, daß die nächſte Volks=, Berufs= und Betriebszählung
ge=
ſichert iſt. Sie ſoll im Juni d. J. ſtattfinden. Die letzte Volks=,
Berufs= und Betriebszählung wurde 1925 vorgenommen.
Geſſiſches Landestheater.
30. März Anf. 20, Ende gegen 221 Uhr. C 19
In neuer Einſtudierung und Inſzeniernng.
Preiſe 0.50—4 50 Mk.
Die Freier. Frerrag.
31. März 20—2234 Uhr. Dſt. Volksb. W,8 Gr. 1—4
Preiſe 0.70—5.50
Fidelio. Samstag.
1. April 20—221z Uhr, E.18
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Die Freier. Kleines Haus M
30. Mär 20—22½, Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60 u 0.90 Mr.
Märchen von heute. Freitag.
31. Mär= 0—22½4 Uhr. Zuſ.=Miete IV.,8
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Der G’wiſſenswurm. Samstag.
1. April d—221½ Uhr. Bühn.=Volksbund kI.9
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Der Wildſchütz.
Vom Heſſiſchen Landestheater wird uns geſchrieben: Die
politiſche und kulturelle Umwälzung hat, was allgemein bekannt
iſt, beſonders einſchneidend in den inneren Betrieb des Heſſiſchen
Landestheaters eingegriffen. Wenn auch perſonelle Veränderungen
bei weitem nicht in dem Maße vorgenommen wurden, wie es
vielfach angenommen war — Gerüchte in dieſer Beziehung, die
ſich immer noch halten, ſind weit übertrieben —, ſo war doch die
Aenderung und Umbeſetzung der verantwortlichen Stellen ſowoh!
in der Verwaltung wie im künſtleriſchen Betrieb ſo
einſchnei=
dend, daß ſie in der komplizierten Maſchinerie, wie ſie ein
Thea=
terbetrieb vom Umfang des unſerigen darſtellt, nur durch
auf=
opfernde Arbeit aller dieſen aufrecht erhalten ließ. Herrn
Intendanzrat Baumeiſter und Herrn Külüs, auf deren
Schultern in den letzten Wochen die Rieſenarbeit und die
Rieſen=
verantwortung lag, haben ſich ohne Ausnahme alle
Ver=
waltungsbeamte bis zum Bühnenarbeiter und alle Künſtler
bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt, um eine fühlbare Stockung
im Betrieb unſeres Theaters nicht eintreten zu laſſen. Wir
hal=
ten es für angebracht, dieſe Tatſache mit Anerkennung und mit
Dank auch öffentlich feſtzuſtellen.
— Heſſiſches Landestheater. Schauſpielpremiere im
Großen Haus. „Die Freier”, ein Luſtſpiel des deutſchen
Ro=
mantikers Joſeph von Eichendorff (Bühnenbearbeitung Otto Zoff)
wird heute abend in der Neuinſzenierung von Arthur, Maria
Rabenalt und Wilhelm Reinking zum erſten Male
auf=
geführt. Die Beſetzung: Gräfin Adele: Deli Maria Teichen,
Flora, ihr Kammermädchen: Beſſie Hoffart, Graf Leonhard:
Emil Lohkamp. Hofrat Fleder: Paul Maletzki, Flitt, ein
Schauſpieler: Joſef Keim, Schlender, ein Muſikant: Kurt
Weſtermann, Viktor, ein Ji ger: Walter, Rießland,
Friedmann, ein Gärtner: Hans Baumeiſter, ſeine Tochter
Marie: Lilli Palmer, Knoll. ein Weinſchenk: Hugo Keßler,
ein Bote: Karl Heinz Peters. Beginn der Vorſtellung 20 Uhr.
Niete C 19. — Morgen Freitag, 20 Uhr, wird im Großen Haus
Beethovens Oper, Fidelio” wiederholt. Die Titelpartie ſingt
Elſa Kment. Miete: Darmſtädter Volksbühne W 8, Gruppe I
bis II. — Im Kleinen Haus findet eine Wiederholung des
ent=
zückenden Anzengruberſchen Volksſtücks „Der Gwiſſenswurm”
ſtatt. Zuſatzmiete IV 8. — „Triſtan und Iſolde” mit
Albert Seibert und Lily Hafgreen=Dinkela a. G.
Es iſt dem Heſſiſchen Landestheater gelungen, zu der am
Sonn=
tag, dem 2. April, ſtattfindenden Aufführung von Richard
Wag=
ners, Triſtan und Iſolde” eine der bekannteſten
Wagnerſängerin=
nen, Lily Hafareen=Dinkela, zu gewinnen. Da auch Albert
Sei=
bert gerade kürzlich erſt als Triſtan in Zürich begeiſterte
Anerken=
nung bei Publikum und Preſſe ernten konnte, verſpricht die
Vor=
ſtellung am kommenden Sonntag ein beſonderer Genuß zu werden,
Pflege der Mutterſprache eine völkiſche Tat.
anderer Aufſatz durfte ſich mit dem Titel ſchmücken: „Berlin, eine
franzöſiſche Stadt.”
Vorkragsabend
Der Deutſche Sprachverein führt deshalb auf einem großen
des deutſchen Sprachvereins.
Der Vortragsabend des deutſchen Sprachvereins, bei dem
Nikolaus Schwarzkopf — unſer Mitbürger — ſein
Trauerſpiel „Judas Iſcharioth” vorlas, wurde eingeleitet von
längeren grundlegenden Ausführungen des Obmanns, Herrn
Studienrat Pickert. Dieſer wies darauf hin, daß bei der Beſinnung
der Deutſchen auf ihr Volkstum, die das Staatsleben zur Zeit
umgeſtalte, der Deutſche Sprachverein in ſeiner Bedeutung endlich
voll anerkannt werden müſſe. Seit ſeiner Gründung wirkt er
an der Pflege unſerer Mutterſprache. Die Sprache aber iſt eine
der ſtärkſten Wurzeln unſeres Volkstums. Es iſt erwieſen, daß die
Sprache geradezu ein Volk mit geſtaltet, ja, daß ſie gar als „
Bild=
nerin der Völker” bezeichnet werden darf, wie es Schmidt=Rohr
in ſeinem ſo genannten Buch tut.
Das deutſche Volk hat die Kraftquelle der Mutterſprache wie
kein anderes Volk verunreinigt und geſchwächt, es hat ſeine
Sprache verlottern laſſen, hat ihr Ehrenkleid mit Tauſenden von
Flecken und Lumpen verunſtaltet, und hat dadurch ſich ſelbſt
ge=
ſchädigt, ſeine Einheitlichkeit zerſtört, ſeine Ehre befleckt. Ein Riß
klafft zwiſchen Gebildeten” und „Ungebildeten”, der gegraben iſt
durch die unſelige Fremdwörterei. Es gibt in der „deutſchen”
Sprache eine Unmenge Sätze, die das Sprachgeſicht des folgenden
Satzes tragen: „Das Reſoultat der Oppoſitionskonferenz war
eine abſolute Desavouierung der antigouvernementalen
Demon=
ſtration des Sozialiſtenkongreſſes” „Beſchämt müſſen wir den
Spott der Ausländer ob ſolcher Sprache einſtecken. Ein
amerika=
niſches Blatt tadelt den „Mangel an völkiſchem Stolz”, der ſich in
ſolcher Sprachbehandlung ausdrückt; ein franzöſiſcher Kenner der
deutſchen Sprache überſetzt als abſchreckendes Beiſpiel einen Satz
eines deutſchen Romans in entſprechend mit deutſchen Brocken
gemiſchtes Franzöſiſch und fragt dann: „Glauben Sie, daß eine
franzöſiſche Zeitſchrift oder irgendein franzöſiſcher Verleger ſich
getraute, ſo etwas herauszugeben?‟ Ein Aufſatz des „Figaro”
ent=
hält einen Abſchnitt: „Wie die franzöſiſche Sprache in die deutſche
eindringt.‟ Er geht von einer Inſchrift am Berliner Bahnhof
Friedrichſtraße aus: Intereſſante Touriſten=Route” und ſchließt
mit der Frage: „Finden Sie nicht, daß dies einen allerliebſten
Anklang an die Ausdrucksweiſe eines Negers hat?‟ — Ein
Teil ſeiner Linie den Kampf gegen das Fremdwort. Das hat ihm
bei ſeinen Landsleuten viel Spott eingetragen. Aber nun — nach
dem Erwachen des völkiſchen Gedankens, nach dem Beſinnen auf
des Volkes Eigenart und ſeinen Eigenwert, nach dem Lautwerden
des Gefühls für völkiſche Reinheit, jetzt muß im Volke unſer
Kampf verſtanden, gewürdigt und unterſtützt werden. Jetzt müßten
unſere Reihen ſich füllen, und dann verſchwände auch das
Zerr=
bild unſeres Vereins als eines „Puriſten‟. Dann erkennte man
auch die wichtigſte Seite der Spracharbeit, nämlich die allgemeine
Pflege einer guten, edlen, echten, unverfälſchten, ehrlichen nicht
aufgedonnerten ſchlichten deutſchen Sprache. Denn Fremdwörterei
iſt nicht das einzige Uebel unſerer Sprache.
So gehört auch die Dichtung und der Dichter in den
Pflege=
bezirk wo beide rein und deutſch ſind. So konnte der Darmſtädter
Sprachverein in ſeinen letzten Abenden Dichtung und Dichter
be=
handeln. So fügte ſich die Verleſung von Schwarzkopfs Werk gut
in des Vereins Arbeitsrahmen ein. Denn nach Sprache und
Sprachgehalt iſt unſeres Mitbürgers Werk wert gehört zu werden.
Die Geſtalt des Judas hat die Menſchen von jeher ſtark
beſchäftigt. Wie konnte ein Jünger des Herrn dieſen verraten um
ſchnöder dreißig Silberlinge willen?
Nikolaus Schwarzkopf ſchließt ſich der Deutung an, die des
Verrates Triebfeder in edlen Gründen der Seele ſucht. Judas
liebt ſein Volk über alles und will es mächtig und ſtark ſehen, will
den Römer ſchlagen. Der Meſſias zögert ihm zu lange. Er will
ihn vorwärts treiben, zur Tat zwingen, indem er ihn den Feinden
ausliefert. Er iſt überzeugt, dadurch dem Meiſter nicht zu ſchaden
(da er ja von Gott ungezählte Legionen Engel erbitten kann),
aber der völkiſchen Sache zu helfen. — Dementſprechend muß denn
auch die Bibelſtelle: „Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn
euch verrate”, eine Aenderung dahin erfahren, daß Judas den
Lohn aufgedrängt bekommt und ſich dann ſchließlich doch nicht
auf=
raffen kann, ihn zurückzuweiſen.
Das „Trauerſpiel” iſt eine Aneinanderreihung von einzelnen
Bildern und verzichtet auf eine geſchloſſene Handlung. Die Geſtalt
des Judas iſt von allen Seiten beleuchtet und taucht bald hier,
bald da im großen Geſchehen um ihn auf. Viele Bilder ſind von
packender Wucht, das Ganze von ſtraffem Bau gezwungen von
einem Willen zur Zuſammenraffung der Kräfte auf wichtige
Punkte.
Die zahlreichen Hörer folgten dem Verfaſſer in größter
Spannung und ſpendeten warmen Beifall.
Bürgermeiſter Delp
befindet ſich entgegen umlaufenden Gerüchten nicht mehr in Haft.
Er war am Dienstag in Mainz, wo er dienſtlich an einer Sitzung
teilnahm, vorübergehend in Schutzhaft genommen worden. Die
in ſeinen Amtsräumen und ſeiner Wohnung beſchlagnahmten
Akten und Schriftſtücke werden zurzeit geprüft. Da feſtſteht, daß
Bürgermeiſter Delp nicht mehr in ſein Amt zurückkehren darf, iſt
innerhalb der Stadtverwaltung bereits die notwendige
organiſa=
toriſche Maßnahme erfolgt; das Reſſort hat, Oberbürgermeiſter
Mueller ſelbſt übernommen. Die formelle Amtsenthebung und
die Ernennung des Nachfolgers für Bürgermeiſter Delp liegen
noch nicht vor.
— Heimatabend der Elſaß=Lothringer=Vereinigung Darmſtadt.
Die Mitglieder hatten ſich zahlreich eingefunden, auch viele Gäſte,
zahlreichen Beſuch lebhaften Ausdruck. Der Abend wurde
einge=
leitet durch einen Klaviervortrag „Preambule” aus „Carneval”,
von R. Schumann, geſpielt von der Pianiſtin Fräulein. Meta
Ihrig in bekannter Meiſterſchaft. Danach folgten Lieder von
Joh. Brahms „O wüßt ich doch den Weg zurück”. „Heimweh”,
„Trennung”, „Mein Mädel hat einen Roſenmund” und „Wie
komm ich denn zur Tür herein”. Unſere bekannte
Konzertſänge=
rin Fräulein Grete Nies erwarb ſich durch den vollendeten
Vor=
trag dieſer Lieder, wobei ſie von Frl. Ihrig auf dem Klavier
begleitet wurde, ſtürmiſchen Beifall, der ſie zu einer Zugabe
ver=
anlaßte. Zwiſchen dieſe muſikaliſchen Darbietungen ſchaltete Herr
Bergrat Dr. Wagner einen Vortrag ein: „Welche wirtſchaftlichen
Werte haben wir in Elſaß=Lothringen verloren?‟ Der Vortrag
begann mit der Beſiedelung Elſaß=Lothringens im Anfang ſeiner
Geſchichte, zeigte das wechſelvolle Schickſal des Landes im Laufe
der Jahrhunderte und wies nach, daß die Bevölkerung nach ihrer
Sprache, Kultur, ihren Bauten, Sitten und Gebräuchen von jeher
deutſch geweſen iſt, und daß die Franzoſen nicht aus Liebe zu
den Bewohnern dieſes Landes die Hand auf das Land gelegt
haben, ſondern um ſeinen großen Reichtum an Bodenſchätzen aller
Art, über der Erde und hauptſächlich unter der Erde, in ihren
Beſitz zu bringen. Getreide. Hopfen Bodenfrüchte mancherlei Art
ſind reichlich vorhanden, an den Abhängen der Vogeſen wächſt
ein Wein, der dem Pfälzer= und Rheinwein in nichts nachſteht.
Das Vorkommen von Kohle, Erz. Petroleum, in Verbindung mit
den ungeheuren Kalilagern, die erſt etwa 10 Jahre vor dem
Weltkriege entdeckt wurden, alles dies macht Elſaß=Lothringen
zum reichſten Lande Weſteuropas. Einen Teil der Erzgruben hat
man im Jahre 1913 auf 1½ Milliarden Mark geſchätzt, ſie
wur=
den von den Franzoſen im Jahre 1919 für 35 000 Fr.
verſchleu=
dert! Herr Dr. Wagner ſchloß ſeinen Vortrag damit daß
Deutſch=
land nun wieder im Emporſteigen begriffen ſei und durch weitere
nationale Einigung wieder ſo ſtark und mächtig werden müſſe,
daß unſere Brüder über dem Rhein aus freien Stücken wieder
den Anſchluß an das Stammland ſuchen und finden würden —
Der Vortrag fand außerordentlichen Beifall: Herr Dr. Wagner
wurde von dem Vorſitzenden und mehreren Anweſenden herzlichſt
beglückwünſcht. — Das gemeinſam geſungene Lied. O Straßburg,
o Straßburg, du wunderſchöne Stadt” war die Einleitung zu dem
heiteren Teil des Abends. Vier Tanzpaare, Mitglieder der
Ver=
einigung, tanzten in Elſäſſer Tracht den „Seſenheimer
Bauern=
tanz”, der uns ein Idyll aus den Zeiten Goethes und ſeiner
Friederike vor Augen führte. Die Tanzmeiſterin, Frl. Roſe
die den Tanz einſtudiert hatte, war eine entzückende Friederike,
und Frau Berta Schneider ſtellte den Goethe ſo echt dar, daß
niemand in dieſer Maske die Darſtellerin ſelbſt vermutet hätte.
Es ſei noch bemerkt, daß der Seſenheimer Tanz” von unſerem
Mitglied Herrn Roſe komponiert iſt und daß die ſehr gelungene
Dekoration zu dem Friederiken=Idyll von Herrn H.
Roſen=
feld hergeſtellt worden iſt. Alle, die zu dem guten Gelingen
des Heimatabends beigetragen hatten, erhielten ihren
wohlver=
dienten Beifall. Mit dem allgemeinen Geſang des
Deutſchland=
liedes fand der Abend ſein Ende.
— Frühjahrs=Geſellenprüfung 1933. Es wird auf die heutige
Anzeige der Feier zur Ueberreichung der Geſellenbriefe am
kom=
menden Sonntag, den 2. April 1933, im Städt. Saalbau für die
im Frühjahr beſtandenen Prüfungen der Induſtrie und des
Hand=
werks überwieſen. Die Feier findet um 11 Uhr ſtatt. Um
pünkt=
liches Erſcheinen wird gebeten. Mitwirkung des Orcheſters
Darmſtädter Berufsmuſiker. Leitung: Obermuſikmeiſter Math.
Weber, wird dazu beitragen, die Feier würdig zu geſtalten.
Nur am Samstag, den 1. April, findet von 10 Uhr vormittags
bis 6 Uhr abends im Städt. Saalbau die Ausſtellung der
gefer=
tigten Geſellenſtücke und Arbeitsproben ſtatt. Der Eintritt zu
beiden Veranſtaltungen iſt frei, (Vgl. Anzeige.)
— Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Auf die heutige Wiederholung
des mit ſenſationellem Erfolg aufgenommenen Volksſtücks „
Mär=
chen von heute” von H. Rüthlein, die vorläufig vor Oſtern
die letzte bleiben muß, im Kleinen Haus des Landestheaters ſei
hier nochmals hingewieſen. Es gelten die niedrigen Preiſe der
Spielgemeinſchaft.
— Verein zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte. Die
Mit=
glieder des Vereins zur Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte
wer=
den nochmals auf das am Sonntag dem 2. April, abends 8 Uhr,
in der Stadtkirche ſtattfindende Kirchenkonzert aufmerkſam
ge=
macht, zu dem alle Mitglieder auf jeden Platz 50 Prozent
Er=
mäßigung erhalten. Karten für die Mitglieder des Vereins zur
Abhaltung lutheriſcher Gottesdienſte werden nur im
Geſchäfts=
zimmer der Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde im Schloß (
Ein=
gang vom Markt aus links) ausgegeben. Zum Vortrag
gelan=
gen Werke des bekannten Komponiſten Louis, Kelterborn;
1 „Bitt=, Bet= und Bußgeſang”, für ſiebenſtimmigen Chor und
Orgel, 2. „Interludium” für Orgel, 3. „Das Große Vater Unſer”
für achtſtimmigen Chor, Soloquartett, Orcheſter und Orgel. Der
Text des „Großen Vater Unſers” iſt eine Dichtung des Grafen
Kuno von Hardenberg. Den Mitgliedern wird der Beſuch des
Konzerts wärmſtens empfohlen,
Freiwiliges Werkhalbjahr für Abikurienken.
Der Ausſchuß der Studentenſchaft der Techniſchen Hochſchule
Darmſtadt teilt mit:
Bei den Abiturienten und Abiturientinnen herrſcht über eine
Reihe von Fragen des freiwilligen Werkhalbjahres noch ſehr viel
Unklarheit. Da es nicht möglich iſt, alle in dieſer Sache
ergehen=
den Anfragen einzeln zu beantworten, gibt der Zentrale Ausſchuß
für Arbeitsdienſt und Werkjahr folgendes bekannt:
1. Alle Vorbereitungen ſind getroffen um ſämtliche
Abi=
turienten und Abiturientinnen, die ſich bis zum 1. April zum
freiwilligen Werkhalbjahr gemeldet haben, in beſonders
ſorgfäl=
tig ausgewählte Arbeitslager zum 19. April einzuweiſen. Die
Werkjahrsfreiwilligen werden nicht einzeln auf die verſchiedenſten
Arbeitlager verteilt. Die zuſtändigen Bünde für Arbeitsdienſt
und Werkjahr an den Hochſchulen ſtellen planmäßig Gruppen
der=
art zuſammen, daß etwa ein Drittel der Teilnehmer an den für
das Werkjahr ausgewählten Arbeitslagern aus
Werkjahrsfreiwil=
ligen beſtehen werden.
2. Sehr viele Abiturienten haben den Wunſch geäußert, nicht
an einem Lager ihrer Heimatprovinz teilzunehmen, ſondern in
einer anderen Landſchaft — vielfach im Grenzland —
unterge=
bracht zu werden. Es iſt Vorſorge dafür getroffen, daß derartigen
Wünſchen weitgehend Rechnung getragen wird. Mindeſtens 600
Werkjahrsfreiwillige werden allein in Oſtpreußen angeſetzt
wer=
den können. Umgekehrt werden die ſchon über 500
Werkjahrsfrei=
willigen aus Oſtpreußen, ſoweit ſie dieſen Wunſch geäußert haben.
im Reich zum Einſatz kommen
3. Der Zentxale Ausſchuß wird in engſter Zuſammenarbeit
mit den zuſtändigen amtlichen Stellen dafür Sorge tragen, daß für
diejenigen Abiturienten, die einen praktiſchen Beruf erſtreben und
ſich am Werkhalbjahr beteiligen, die bekannte „Berufshilfeaktion
für den Abiturientenjahrgang 1933” bis Anfang Oktober
ausge=
dehnt wird, damit auch dieſen Werkjahrsfreiwilligen die Vorteile
dieſer Aktion geſichert bleiben.
4. Alle Abiturienten, die ſich zum Werkhalbjahr rechtzeitig
bis zum 1. April gemeldet haben, erhalten bis ſpäteſtens 12. April
von dem zuſtändigen Bezirkskommiſſar für den freiwilligen
Ar=
beitsdienſt ihr Einberufungsſchreiben mit allen erforderlichen
An=
gaben. Solche Abiturienten dagegen, die ſich noch nach dem 1. April
bei den zuſtändigen Bünden für Arbeitsdienſt und Werkjahr an
den Hochſchulen melden ſollten, werden ebenfalls Berückſichtigung
finden. Allerdings wird ihre Einweiſung 8—14 Tage ſpäter
er=
folgen. Mit dieſer Maßnahme wird einem aus
Abiturientenkrei=
ſen vielfach geäußerten Wunſch Rechnung getragen.
5. Zur weiteren Auskunft ſtehen der Zentrale Ausſchuß für
Arbeitsdienſt und Werkjahr, Berlin SW. 11. Deſſauerſtr. 26. und
die an allen Univerſitäten und Hochſchulen beſtehenden Bünde für
Arbeitsdienſt und Werkjahr jederzeit zur Verfügung.
— Bismarckfeier am Sonntag, dem 2. April, vormittags
11.30 Uhr. Das Heſſiſche Landestheater veranſtaltet zu Ehren
des Geburtstages des „eiſernen” Kanzlers am Sonntag, dem
2. April, eine Morgenfeier im Großen Haus. Im Mittelpunkt
dieſer Feier, die ein beſonders feſtliches Gepräge durch den
Auf=
marſch der Standarten der Darmſtädter Wehrverbände auf der
Bühne erhalten wird, ſteht die Feſtrede von Dr. Werner Kulz.
350 Mitglieder der Darmſtädter Sängerſchaft werden unter der
Leitung von Gauchormeiſter Wilhelm Etzold zwei Chöre
ſin=
gen: „Wo gen Himmel Eichen ragen” (von H.
Hein=
richs) und „Deutſches Volksgebet”, (von F. Janoske).
Das Kammerorcheſter des Kampfbundes für Deutſche Kultur
(Dirigent: Kapellmeiſter Hans Simon) wird eine Sinfonie
von Friedrich dem Großen und ein nachgelaſſenes
ſinfo=
niſches Werk des im Weltkriege gefallenen jungen Komponiſten
Rudi Stephan zu Gehör bringen. Der Vorverkauf zu
die=
ſer Veranſtaltung beginnt heute.
— Reichsverband deutſcher Kriegsopfer e. V., Ortsgruppe
Darmſtadt. Nationale Kundgebung. Die Ortsgruppe
Darmſtadt veranſtaltet am Samstag. dem 1. April 1933, in ihrem
Vereinslokal, Reſtaurant Handelshof” eine nationale
Kund=
gebung, wozu die Mitglieder, ſowie kriegsbeſchädigte Gäſte und
Kriegerhinterbliebene herzlichſt eingeladen ſind. Hierzu wird noch
eine Erklärung des Hauptvorſtandes, vom 13. März d. J.
be=
kannt gegeben, in der es u. a. heißt: Den deutſchen
Kriegsbeſchä=
digten und Kriegerhinterbliebenen als den erſten Bürgern des
Staates mit lauterſter Pflichterfüllung und unwandelbarer Treue
zu dienen, iſt die hohe ſittliche und ſtaatsbürgerliche Aufgabe des
Reichsverbandes deutſcher Kriegsopfer. Die deutſchen
Kriegs=
beſchädigten und Kriegerhinterbliebenen unter Anſpannung aller
Kräfte aus Not und Bedrängnis herauszuführen und ihren
ſozia=
len und geſellſchaftlichen Aufſtieg zu fordern, iſt ſein Ziel. Die
mit der Rettung Deutſchlands verbundene Beſſerung des Loſes
der hart betroffenen Kriegsopfer iſt von ausländiſcher Hilfe nicht
zu erwarten. Sie kann nur bewirkt werden durch die ſittliche
Kraft und die wirtſchaftliche Tüchtigkeit unſeres eigenen Volkes.
Der Reichsverband deutſcher Kriegsopfer, der die Pflege der
Liebe zu Heimat und Volk zu ſeinen ſatzungsgemäßen Aufgaben
zählt, ſieht in der vollen Entfaltung des nationalen Bewußtſeins
des deutſchen Volkes die wichtigſte Vorausſetzung für deſſen
gei=
ſtige, ſittliche, politiſche und wirtſchaftliche Wiedererſtarkung und
für die Gewinnung ſeiner nationalen Freiheit. Wir bekennen
uns zu den alten Reichsfarben Schwarz=Weiß=Rot. Der
Reichs=
verband deutſcher Kriegsopfer läßt ſich bei dieſer ſeiner
Stellung=
nahme leiten von dem ehrlichen Willen und Streben, einen
Aus=
gleich der parteipolitiſchen Gegenſätze zwiſchen den deutſchen
Kriegsopfern herbeizuführen, um die glückliche Eintracht des
Vol=
kes, die unſere Kraftquelle während des Krieges war, im
Ar=
beitsleben des Friedens zu erhalten.
— Muſikverein. Am Freitag, den 31. März. findet eine
Ge=
ſamtprobe zum Deutſchen Requiem von Joh. Brahms ſtatt. Um
vollzähliges Erſcheinen wird gebeten. Am Samstag abend iſt ein
zwangloſes muſikaliſches Zuſammenſein der Mitglieder im
Ver=
einshaus. (Siehe Anzeige.)
Seite 6 — Nr. 89
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 30. März 1933
Die Nöte des Neuhausbeſitzes.
Verſammlung der Roigemeinſchaft des heſſiſchen Neuhausbeſitzes, Ortsgruppe Darmſtadt.
Die Notgemeinſchaft des heſſiſchen Neuhausbeſitzes. Ortsgruppe
Darmſtadt, veranſtaltete bei Sitte eine Verſammlung, die von dem
Vorſitzenden der Ortsgruppe. Rechtsanwalt Dr. Neuroth.
ge=
leitet wurde. Er wies einleitend beſonders auf die
Notwendig=
keit des engen Zuſammenſchluſſes aller Neuhausbeſitzer hin um
zu erreichen, daß den Forderungen der nötige Nachdruck verliehen
werde.
Der Geſchäftsführer der Notgemeinſchaft. Dipl.=Ing.
Blö=
cher. gab zunächſt einen Ueberblick über die Organiſation und
Tätigkeit der Ortsgruppe, der wir u. a. entnehmen:
Seit der Gründung der Notgemeinſchaft des heſſiſchen
Neu=
hausbeſitzes im September 1932 hat ſich die Organiſation ſtetig
und günſtig entwickelt. Während ſie bis zum 31. Dezember 1932
einen Mitgliederſtand von annähernd 1000 Mitgliedern hatte,
kann ſie heute 2600 Mitglieder in 62 Ortsgruppen zählen. Weitere
Ortsgruppengründungen ſind in Vorbereitung: ſo wird z. B. in
den nächſten Tagen die Ortsgruppe Mainz ins Leben gerufen
wer=
den Eine bereits beſtehende Organiſation, nämlich der Bund
Heſſiſcher Siedler und Neuhausbeſitzer in Offenbach, wird nach
den geflogenen Verhandlungen in allernächſter Zeit den
Zuſam=
menſchluß mit der Notgemeinſchaft des heſſiſchen Neuhausbeſitzes
vollziehen. Weiterhin ſchweben noch Verhandlungen mit einer
im Kreiſe Friedberg beſtehenden Organiſation von etwa 800
Mit=
gliedern. Die obengenannten Zahlen beweiſen, daß die
Werbe=
tätigkeit von großem Erfolg begleitet war. Der Erfolg könnte
jedoch noch größer ſein, wenn nicht die ganze Laſt des Aufbaues
der Organiſation nur auf wenigen Schultern ruhen würde und
wenn ſich mehr Mitglieder für die Werbetätigkeit zur Verfügung
ſtellen würden. Mit der Reichsarbeitsgemeinſchaft des Deutſchen
Neuhausbeſitzes in Berlin ſteht der Heſſiſche Landesverband in
ſtändiger Fühlung.
Im Dezember vor, Is wurde vom Verband eine Eingabe an
den Herrn Miniſter der Finanzen und den Herrn Miniſter des
Innern eingereicht, in der unter Darſtellung der Verhältniſſe im
Neuhausbeſitz die generelle Ausſetzung der Verzinſung und
Til=
gung der verb. Baudarlehen gefordert und weiterhin um eine
Unterredung mit den Miniſterien und den zuſtändigen Referenten
erſucht wurde. Auf dieſe Eingabe wurde erſt auf verſchiedene
perſönliche Vorſtellungen und Reklamationen Anfang Februar
d. J. die Antwort, daß eine generelle Ausſetzung der Verzinſung
und Tilgung der verb. Baudarlehen nicht in Frage kommen
könne, daß die Regierung jedoch bereit ſei, in begründeten Fällen
beſonderer Notlage die Verzinſung und Tilgung ganz oder
teil=
weiſe auszuſetzen. Die Mitteilung des Miniſteriums geht auch
wieder ausdrücklich davon aus, man könne nicht anerkennen, daß
die Notlage in der Allgemeinheit beſtände, wie es unſererſeits
be=
hauptet werde. Man ging daraufhin dazu über, der Regierung
Einzelanträge nach einem Muſter vorzulegen. Es wurden bisher
zirka 1400 derartiger Geſuche um Ausſetzung der Verzinſung und
Tilgung der verb. Baudarlehen eingereicht. Neuerdings hat die
Norgemeinſchaft den neuernannten Herrn Staatsminiſter ſchriftlich
erſucht, in dieſer Angelegenheit Vortrag halten zu dürfen.
Im Intereſſe des Ganzen wird ausdrücklich vor der Annahme
gewarnt, daß auf anderem Wege als auf dem der Verhandlungen
das Ziel erreicht werden könnte. Es darf unter keinen Umſtänden
die Zinszahlung einzelner Baudarlehensempfänger verweigert
werden, ſolange nicht ſeitens der Geldgeber Stundung. Ausſetzung
oder Nachlaß gewährt iſt. Wer finanziell nicht in der Lage iſt,
die Zinſen zu zahlen, wende ſich durch Vermittlung ſeiner
Orts=
gruppe oder der Zentrale an das geldgebende Kreditinſtitut, damit
dort verhandelt werden kann.
Was das Zinsproblem im allgemeinen anbelangt, ſo wurde
von unſerer Reichsarbeitsgemeinſchaft die Verhandlungen mit
der Reichsregierung ſtändig weitergeführt.
Als ein Teilerfolg der vom Reichsverband mit der
Reichs=
regierung geführten Verhandlungen iſt die Verordnung des Herrn
Reichspräſidenten über die Fälligkeit der Hypotheken und
Grund=
ſchulden vom 11. November 1932 zu verzeichnen, wonach alle Gold=
und Nachinflationshypotheken (mit Ausnahme der
Aufwertungs=
hypotheken und der Hypotheken für bankmäßige Perſonalkredite)
nicht vor dem 1. April 1934 zurückverlangt werden können
Als eine weitere Erleichterung für die kriegsbeſchädigten
Neuhausbeſitzer iſt die Verordnung des Reichspräſidenten zur
Mil=
derung von Härten in der Sozialverſicherung und in der
Reichs=
verſorgung vom 18. 2. 33 zu bezeichnen.
In verſchiedenen Städten, insbeſondere in Worms und
Darm=
ſtadt, haben die betreffenden Ortsgruppen Eingaben wegen
Er=
leichterungen in bezug auf Zinſen, Anliegerbeiträgen,
Straßen=
herſtellungskoſten und ſonſtigen Gefällen für die Neuhausbeſitzer
gemacht, worüber augenblick noch Verhandlungen im Gange ſind.
In Hunderten von Einzelfällen wurden ſeitens der
Darm=
ſtädter Geſchäftsſtelle mit Banken, Miniſterien, Kreisämtern,
Bauſparkaſſen und Gemeinden Verhandlungen gepflogen mit dem
Erfolg, daß in vielen Fällen vorhandene Härten beſeitigt
wer=
den konnten und daß vor allen Dingen bereits gegen einzelne
Mitglieder eingeleitete Zwangsmaßnahmen abgewendet werden
konnten.
In einer anſchließenden kurzen Ausſprache wies Stadtrat Dr.
Gauß darauf hin, daß die Antragsbehandlung der
Notgemein=
ſchaft im Stadtrat infolge der politiſchen Ereigniſſe zurzeit eine
kurze Unterbrechung erlitten hatte, daß er aber glaube, daß die
Wünſche der Neuhausbeſitzer bei der neuen Regierung ein
ge=
neigteres Ohr fänden, wie bei der früheren.
In einem längeren Referat behandelte der
Landesverbands=
vorſitzende Rechtsanwalt Dr. Neuſchäffer ſteuerrechtliche
Fragen, die für den Neuhausbeſitz wiſſenswert ſind. Er
behan=
delte kurz die Probleme der Einheitsbewertung und
Einkom=
mensfeſtſtellung und befaßte ſich dann mit der ſteuerrechtlichen
Rechtſprechung, insbeſondere den Grundſätzen nach denen die
Feſtſetzung des Wertes des Wohnens im eigenen Hauſe
ge=
handhabt wird. Die ſchwierige Berechnungsart des
Wer=
tes der Nutzung eines Hauſes wurde von dem Referenten
klar herausgearbeitet, wobei unter den grundſätzlichen Fragen
u. a. beſonders die der Lage, der Teilbewohnung eines Hauſes,
der Verzinſungserrechnung des inveſtierten Kapitals, hier der
jeweils angenommenen Zinsſätze und der wirtſchaftlichen
Entwer=
tung der Häuſer behandelt wurden. In ſeinen Ausführungen
nahm der Referent auf die Richtlinien des Reichsfinanzminiſters
für die neuveranlagten derzeitigen Einkommen Bezug. Er
be=
tonte, daß der Mietwert der eigenen Wohnung berechnet wird
einmal aus dem Erhaltungsaufwand, zum anderen aus der
lau=
fenden Verzinſung des Kapitals.
Die Verſammlung dankte dem Referenten, der als
Fachver=
ſtändiger auf dem Gebiete des Steuerrechts die Fragen eingehend
beleuchtet hatte, für ſeine klaren Ausführungen.
In der anſchließenden Ausſprache ſtellten u. a. Direktor Dr.
Gauß und General Schenk verſchiedene Fragen, die von
Rechts=
anwalt Dr. Neuſchäffer beantwortet wurden. Es wurde
beſon=
ders angeregt, die Wünſche des Neuhausbeſitzes hinſichtlich der
angeſchnittenen ſteuerlichen Fragen in einer Denkſchrift
nieder=
zulegen und den zuſtändigen Finanzbehörden zuzuleiten. Mit
Worten des Dankes ſchloß der Landesverbandsvorſitzende die Ver=
*c
ſammlung.
— Liedertafel=Konzert im Landestheater. Joſef, Herrmann,
ehemals Sänger der Liedertafel, wieder einmal zu hören, wird
vielen eine beſondere Freude ſein. Zurzeit iſt er Mitglied des
Stadttheaters Stettin. Den Kritiken nach zu urteilen, iſt er ein
überragend großer Künſtler geworden. Er ſingt Gruppen=Lieder
von Richard Sternfeld und Hugo Wolf. Um ihn auch in ſeinem
eigentlichen Element hören zu können, wird ihm im Liedertafel=
Konzert Gelegenheit gegeben, zwei Arien zu ſingen, und zwar:
Rezitativ und Arie aus: „Die Macht des Schickſals”, und Arie des
Jago aus: „Othello” von Verdi. Dies wurde getan auch auf die
Gefahr hin, daß damit die Geſchloſſenheit der Vortragsfolge, auf
die ſonſt großer Wert gelegt wird, einmal durchbrochen wird, um
dem jungen ſtrebſamen Künſtler Gelegenheit zu geben, ſeine Kunſt
von der beſten Seite zu zeigen. Kapellmeiſter Hans Simon
be=
gleitet am Flügel. Mithin ſteht ein Kunſtgenuß ſeltener Art
bevor.
Die Darmſtädter Sängerſchaft und beide Bismarckfeiern.
In der Sitzung des Gauvorſtandes wurden beide Veranſtaltungen
eingehend durchberaten. Trotz der Kürze der Zeit ſowie der
da=
durch bedingten Schwierigkeiten in der Benachrichtigung aller
aktiven Sänger iſt eine ſtarke Beteiligung bei beiden
Veranſtaltungen dringend erwünſcht. Um die Sänger
bei den Maſſenchorproben zu entlaſten, wird für beide Feiern nur
eine gemeinſame Maſſenchorprobe am Freitag
abend (31 März, 8.30 Uhr), im Perkeoſaal gehalten.
Näheres für beide Veranſtaltungen wird dabei bekannt gegeben.
Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Wir erinnern unſere Mitglieder und Freunde nochmals an den
Freitag abend ſtattfindenden Vortrag des Univerſitätsprofeſſors
Geheimerat Marx (Bonn). Der Redner wird über die Muſik
in der griechiſchen Tragödie ſprechen. (S. Anzeige.)
— Der Verkehrsverein tagt. Am Freitag den 31. März,
abends 8.15 Uhr wird im Sitzungsſaal des Rathauſes,
Markt=
platz, die diesjährige Hauptverſammlung des Verkehrsvereins
eröffnet. Die Tagesordnung, welche wir bereits vor einigen
Tagen der Oeffentlichkeit mitteilten, iſt ſo intereſſant, daß es für
jeden Darmſtädter Pflicht ſein müßte, an der Verſammlung
teil=
zunehmen.
Evang. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Für die
nächſte Monatsverſammlung, die Dienstag, 4. April, abends
8.15 Uhr, im Gemeindehaus. Eichwieſenſtraße 8, ſtattfindet, wurde
ein allbekannter und geſchätzter Redner in Herrn
Oberſtudien=
direktor i. R. Profeſſor Kiſſinger gewonnen, der einen höchſt
inter=
eſſanten Lichtbildervortrag halten wird über: „Kärntens
Land=
ſchaft und ſein Befreiungskampf in Wort und Bild”
Selbſt=
erlebtes und Selbſtgeſchautes will er über dieſes ſchöne,
kern=
deutſche Land berichten und ſollte deshalb niemand verſäumen,
dieſem Abend beizuwohnen. Umrahmt wird die Veranſtaltung von
muſikaliſchen Darbietungen unſeres Poſaunenchors.
— Der Sterbekaſſeverein „Einigkeit I‟ Darmſtadt, gegr. im
Jahre 1890, hielt ſeine 43. ordentl. Jahreshauptverſammlung ab.
Der Vorſitzende, Herr J. Storck, eröffnete die Sitzung und gedachte
mit warmen Worten der im Jahre 1932 verſtorbenen Mitglieder,
zu deren Gedenken ſich die Anweſenden von den Sitzen erhoben.
Dem nun folgenden Tätigkeitsbericht des Schriftführers, ſowie aus
dem Geſchäftsbericht des Rechners war zu entnehmen, daß auch im
vergangenen Jahre wieder eine rege Tätigkeit ſtattgefunden hatte=
Da nach Angabe der Rechnungsprüfer ſich Kaſſe und Bucher in
muſtergültiger Ordnung befinden, konnte dem Rechner, Herrn
Fr. Kilian, ſowie dem Geſamtvorſtand Entlaſtung erteilt werden.
Wir weiſen Intereſſenten nochmals darauf hin, daß nur bei einem
vorkommenden Sterbefall ein Beitrag von 0,50 RM. erhoben,
z. Zt. eine Sterberente von 260.— RM. ohne jeden Abzug
aus=
bezahlt wird. Aufgenommen werden Perſonen vom 18. — 55.
Lebensjahr.
Verbilligtes Brennmaterial. Die im Laufe des Winters
vom Städtiſchen Wohlfahrts= und Jugendamt im Rahmen der
Wirtſchaftsbeihilfe ausgegebenen Karten zum Bezug von
Brenn=
material (Holz und Briketts) verlieren mit dem 31. März 1933
ihre Gültigkeit. Vom 1. April 1933 ab kann auf dieſe Karten
nichts mehr abgegeben werden. Die Unterſtützungsempfänger
müſſen deshalb, um vor Schaden bewahrt zu bleiben, die in ihrem
Beſitz befindlichen Karten bis zum 31. März 1933 auf dem Städt.
Holzhof, Pallaswieſenſtraße 57½, oder ſoweit es ſich um Briketts
handelt, bei ihrem Kohlenhändler einlöſen.
— Promenaden=Konzert. Den Wünſchen des Publikums
nach=
kommend, ſpielt das Stadtorcheſter, verſtärkt durch
frei=
ſtehende Berufsmuſiker, unter Leitung ſeines
Kapell=
meiſters W. Schlupp heute Donnerstag, den 30. März,
nachmit=
taggs von 5.00 bis 6.30 Uhr, auf dem Paradeplatz nach folgendem
Programm: 1. „Die Himmel rühmen” (Choral) von Beethoven;
2. Ouvertüre zur Oper „Das Nachtlager von Granada” von
Kreutzer; 3. „Alt Wien”, Walzer, von Kremſer; 4. Große
Fan=
taſie aus der Oper „Der Freiſchütz” von Weber; 5. Gr
chronolo=
giſches Marſchpotpourri von Hackenberger; 6. Badenweiler=Marſch
von Fürſt; 7. a) Kreuzritter, b) 11. Konigs=Huſaren=Marſch (zwei
Fanfarenmärſche) von Henrih=
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte am
Mitt=
woch unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit gegen einen jungen
Gärtner aus Eberſtadt, der beſchuldigt wird, im
Som=
mer 1931 auf dem Eberſtädter Friedhof kleinen Mädchen
gegen=
über unzüchtige Handlungen vorgenommen zu haben. Der
Ange=
klagte war im April vorigen Jahres vom Bezirksſchöffengericht
freigeſprochen worden. Im Auguſt wurde von der Großen
Straf=
kammer auf die Berufung der Staatsanwaltſchaft hin das Urteil
erſter Inſtanz aufgehoben und der junge Mann zu vier Monaten
Gefängnis verurteilt. Das Oberlandesgericht hob jedoch dieſes
Urteil auf die Reviſion des Angeklagten hin wieder auf und
ver=
wies die Sache zur erneuten Verhandlung an die Vorinſtanz. Der
Angeklagte hatte heute wie in ſämtlichen anderen Verhandlungen
jede Schuld in Abrede ſtellt. Das heutige Gericht ſchenkt jedoch, den
Ausſagen der Kinder,die ſich faſt durchweg gleichgebliebenſind,
Glau=
ben und verurteilt den Angeklagten abermals wegen Erregung
öffentlichen Aergerniſſes in Tateinheit mit Friedhofsſchändung zu
vier Monaten Gefängnis mit einer Bewährungsfriſt für
die Hälfte der Strafe
Das Bezirksſchöffengericht verurteilt am gleichen
Tag einen jungen, jetzt arbeitsloſen Bankangeſtellten wegen
Ver=
gehens gegen die Deviſenverordnung vom Mai vorigen Jahres
zu zwei Wochen Gefängnis und einer Geldſtrafe
von 300 RM. Der junge Mann hatte fortgeſetzt ohne
Geneh=
migung Deviſen nach der Schweiz verſchoben. Das Gericht nimmt
die Strafe ſo milde, weil der Angeklagte in einer gewiſſen
Not=
lage handelte. Es wird dem Angeklagten überdies für die
Ge=
fängnisſtrafe eine fünfjährige Bewährungsfriſt zugebilligt, wenn
er die Geldſtrafe und die Gerichtskoſten innerhalb eines Monats
bezahlt hat.
*
— Der Volksbankprozeß wurde, wie wir hören, auf heute
nachmittag 3 Uhr vertagt.
— Die Helia=Lichtſpiele bringen heute zum letzten Male den
entzückenden Tonfilm. Ich will dich Liebe lehren” mit Ern Bos,
Trude Heſterberg. „Paul Weſtermeier und dem bekannten Opern=
Tenor Domgraf=Faßbender.
— Im Union=Theater ſieht man heute zum letzten Male die
neue Film=Entdeckung Marion Taal, ſowie Georg Alexander und
Felix Breſſart in dem luſtigen Tonfilm=Schwank „... und wer
küßt mich?‟ Dazu der Szöke=Szakall=Film „Eingetragener Verein”,
der Kulturfilm Erloſchene Krater”,
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute zum letzten Male
zu bedeutend ermäßigten Preiſen der Groß=Tonfilm „Menſchen
im Hotel” mit Greta Garbo und ſechs weiteren prominenten
Darſtellern.
Im Städt. Leihamt findet am Mittwoch, den 5. April,
von 9 bis 12 Uhr, und Donnerstag, den 6. April, nachmittags
von 2.30 bis 5 Uhr, Verſteigerung verfallener Pfänder
ſtatt. (Siehe heutige Bekanntmachung.)
Ein kleinerer Waldbrand war geſtern zwiſchen
Grieshei=
mer Chauſſee und Traubenweg, unweit des Hauptbahnhofs.
aus=
gebrochen und konnte bald durch die Feuerwache gelöſcht werden.
. Reichsbahn=Omnibus=Linie Darmſtadt—Roßdorf-
Habitz=
heim. Vielfachen Wünſchen entſprechend, werden ab 1. April d. J.
die Orte Zeilhard und Georgenhauſen durch die obengenannte
Reichsbahn=Omnibuslinie mitbedient. Infolgedeſſen verkehren
Fahrt 5 und Fahrt 11 5 Minuten früher, alſo Darmſtadt (
Gaſt=
haus Krone) ab 12.15 Uhr und 17.40 Uhr, Fahrt 6 und 12 ab
Roßdorf nach Darmſtadt 5 Minuten ſpäter, alſo Roßdorf ab 13.37
Uhr und 19,02 Uhr, Darmſtadt (Gaſthaus Krone) an 13,55 Uhr
und 19.20 Uhr. Der Fahrpreis für die neu angeſchloſſenen Orte
Zeilhard und Georgenhauſen beträgt nach Darmſtadt 0,70 RM.,
nach Roßdorf und Spachbrücken 0,30 RM. und nach Habitzheim
0,50 RM.
Briefkaſten.
Reichskohlenrat: Adreſſe Berlin W. 15. Pariſer Straße 44.
K. B. Nurdas Wohnungsamt iſt mit Wirkung vom 1. April
1933 aufgehoben und deſſen Tätigkeit iſt von da ab erloſchen.
Beſtehen bleibt vorerſt noch Reichsmietengeſetz und
Mieterſchutz=
geſetz, bis eine andere Regelung Platz greift.
K. 4 hier. Gegen die Benutzung des Raums in der
ange=
deuteten Art dürfte inſoweit eine Einwendung nicht zu erheben
ſein, als die anderweite Ingebrauchnahme nicht den
baupolizei=
lichen Beſtimmungen oder dem ordnungsmäßigen Gebrauch der
Mietſache widerſpricht, zumal ja die mit den vorliegenden
Ver=
hältniſſen zuſammenhängende Unbequemlichkeit ſeither ſchon mit
in Kauf genommen wurde.
Tageskalender für Donnerstag, den 30. März 1933.
Union: „... und wer küßt mich?‟ — Helia: „Ich will dich Liebe
lehren.” — Palaſt: „Menſchen im Hotel”.
Aas heiſen.
Dg. Arheilgen, 29. März. Hohes Alter. Frau Margarete
Kretſchmann, geb. Fleck, konnte am heutigen Tage ihren 84.
Ge=
burtstag begehen, während Herr Wagnermeiſter Karl
Kretſch=
mann am 12. März ſeinen 83. Geburtstag feierte.
J. Griesheim, 29. März. 20 Jahre
Frauenabtei=
lung in der Turnerſchaft Griesheim. Die vor 20
Jahren erfolgte Gründung der Frauenabteilung in der
Turner=
ſchaft Griesheim gab der Abteilung berechtigten Anlaß, dieſes
Ereigniſſes durch ein Jubiläumsturnen feſtlich zu gedenken.
Wür=
dig wurde der Abend durch einen Muſikvortrag des Muſikvereins
eingeleitet, der ſich in uneigennütziger Weiſe zur Verfugung
ge=
ſtellt hatte. Hierauf richtete der 1. Vorſitzende, Turner Kunz.
herzliche Worte der Begrüßung an die zahlreich Erſchienenen. Er
gab einen Abriß über die Geſchichte des Frauenturnens in der
Turnerſchaft Griesheim und gedachte dabei dankbaren Herzens des
unvergeßlichen Turnbruders Lehrer Karl Neuroth, des erſten
Leiters der Abteilung. Ein ſinniger Vorſpruch ſchuf ſodann die
rechte Ueberleitung zu den Darbietungen der Turnerinnen. In
ihrem erſten Teil zeigten die Kleinſten zuerſt die einfachſten
For=
men der Körperſchulung. Darauf aufbauend, ſteigerten ſich die
Schwierigkeiten der Uebungen nach den Altersſtufen und
vermit=
telten dadurch einen vortrefflichen Einblick in den Geſamtaufbau
der turneriſchen Arbeit. Der zweite Teil „Einſt und Jetzt”
machte naturgemäß auf die Zuſchauer den ſtärkſten Eindruck. Die
Zeitgebundenheit jedes Turnens fand hier ihren ſichtbaren
Aus=
druck. Der dritte Teil, „Der fröhliche Ausgang” betitelt, legte
beredtes Zeugnis ab von dem tänzeriſchen Schaffen in der
Abtei=
lung. Auch hier ſteigerten ſich nach den Altersſtufen die
Schwie=
rigkeiten der Schrittbewegung und der Ausdrucksfähigkeit und
fanden ihre Krönung im „Sommernächtlichen Tanzſpuk”.
Lebens=
frohe deutſche Jugend voll jugendlicher Kraft und Schönheit zog
ſo in herrlichen Bühnenbildern an uns vorüber. Der Aufbau
der geſamten Turnfolge des Abends war das Werk unſeres
lang=
jährigen, verdienſtvollen Leiters der Frauenabteilung Karl
Aßmus, in der Durchführung unterſtützt von der Leiterin der
Mädchenabteilung, Turnerin Eliſabeth Schuchmann. Dem
Dank für das Geſchaute verlieh auch der Vertreter des Main=
Rhein=Gaues zweiter Gauvertreter Hering „Ausdruck. Er
zollte ſeiner Arbeit vollſte Anerkennung und bedauerte nur, aus
formalen Gründen ihm den Gau=Ehrenbrief jetzt noch nicht
über=
reichen zu können. Herr Burgermeiſter Feldmann ſagte im
Namen der Gemeinde herzlichen Dank und Anerkennung für den
Dienſt der Abteilung am Volksganzen. Auch an Ehrungen von
ſeiten der Abteilung für ihren Leiter und ſeinen unermüdlichen
Begleiter am Klavier, Turner Karl Hofmann, fehlte es nicht.
Beide verſprachen, auch in Zukunft treu zur Abteilung zu ſtehen.
— Das Turnen in der DT. iſt nicht Selbſtzweck, ſondern
Volks=
arbeit im idealen Sinne des Wortes; es iſt Dienſt an der
Volks=
gemeinſchaft und am deutſchen Volkstum. Im gemeinſam
geſun=
genen Deutſchlandlied fanden dieſe Gedanken ihren erhebenden
Ausdruck. So wurde das Jubiläumsturnen der Turnerinnen=
Ab=
teilung allen zu einem tiefen Erlebnis.
Cp. Pfungſtadt, 29. März. Seinen Verletzungen
er=
legen. Der achtjährige Junge des hieſigen Hilfspoliziſten
Deh=
mer, der, wie wir bereits berichtet haben, durch das Hantieren
ſeines Schweſterchens mit dem Dienſtrevolver des Vaters durch
einen Schuß in den Kopf ſchwer verletzt worden war, iſt im
Darmſtädter Stadtkrankenhaus ſeinen Verletzungen erlegen.
Cp. Pfungſtadt, 29. März. Ein Waldbrand entſtand
geſtern nachmittag aus ungeklärter Urſache an der Heidelberger
Straße rechts des Seeheimer Wegs. Dem Brand fiel ein
unge=
fähr anderthalb Hektar großer, ungefähr 15jähriger Waldbeſtand
zum Opfer. Der Schaden iſt beträchtlich. Die alarmierte
Feuer=
wehr konnte den Brand binnen kurzer Zeit abdämmen und
löſchen. Auch Paſſanten beteiligten ſich freiwillig an der
Be=
kämpfung des Feuers.
— Traiſa, 29. März. Geſangverein Sängerluſt”
und ſein Chormeiſter. Herr Lehrer Adam Born=
Darmſtadt, der von der nationalen Regierung zum Stadt= und
Kreisſchulrat für Darmſtadt ernannt wurde, fühlte ſich gezwungen,
aus dieſem Anlaß ſein Amt als Chormeiſter des Geſangvereins
„Sängerluſt” niederzulegen. Sieben Jahre verwaltete er dieſes
Amt in Gewiſſenhaftigkeit und Treue. Er ſcheidet als ein
hoch=
geachteter Chormeiſter von uns. Seine unermüdliche Arbeit
brachte den Chor auf eine Höhe, die von allen Vereinen der
Nach=
barſchaft gern anerkannt wurde. Dazu kam das geſellige und ſtets
verbindliche Weſen des Menſchen Born, das jeden bezauberte und
fur ſeine Gedanken und Lieder begeiſterte. Zum Abſchiednehmen
hatten ſich denn auch neben den aktiven Sängern recht viele
in=
aktive Mitglieder im Vereinshaus Scheerer eingefunden. Nach
einem herzlichen Glückwunſch zum neuen Amt gedachte der
Ver=
einsvorſitzende, Herr Franz Rodemich, der hohen Verdienſte
des Scheidenden Frau Ahl überreichte mit zu Herzen gehenden
anerkennenden Worten dem Scheidenden im Namen und Auftrage
der Damen des Vereins ein Andenken. Mit humorvollen Worten
wies Herr Lehrer Meier auf die Rollenvertauſchung hin, die
nun durch das neue Amt des Herrn Born für die Traiſaer
Lehrer=
ſchaft eingetreten ſei. Er wünſchte dem Scheidenden noch alles
Gute für ſeine liebe Frau, die wir an dieſem Ehrenabend
ſchmerz=
lich vermißten. Der durch ſo viel Liebe und Wertſchätzung ſichtlich
Gerührte dankte allen Anweſenden für, die in den einzelnen
Reden ihm dargebrachten Gefühle der Dankbarkeit und
Anerken=
nung. Bei ernſten, dem Geiſte der Zeit entſprechenden Liedern
und Volksliedern, deren Pflege ſich Herr Born ja beſonders
an=
gelegen ſein ließ, verbrachte man noch einige gemütliche Stunden,
bis der Abſchied kam und ein letzter Händedruck die Mitglieder der
Sängerluſt” von ihrem allen ſo lieb gewordenen Chormeiſter
Born trennte.
* Münſter bei Dieburg, 28. März. Aus Anlaß des
gewal=
tigen nationalen Sieges fand hier am Samstag eine feierliche
Kundgebung in Form eines Fackelzuges ſtatt. Mit ganz geringen
Ausnahmen waren ſämtliche Häuſer feſtlich beflaggt. Der
Fackel=
zug, der am Bahnhofsplatz ſeine Aufſtellung nahm, brachte das
ganze Dorf auf die Beine. Mehrere SA.=Stürme und die in
Die=
burg kaſernierte Hilfspolizei, der Gemeindevorſtand, die
Schul=
jugend mit ihren Lehrern ſowie ſämtliche eingeladenen Vereine
waren erſchienen. Es mögen ca. 1200 Teilnehmer geweſen ſein.
Unter Vorantritt des Trommlerkorps des Turnvereins Münſter
machte der Zug am Kriegerdenkmal Halt. Herr Bürgermeiſter
Haus gedachte der im Weltkrieg Gefallenen. Der Muſikverein
Münſter unter Leitung des Herrn Kammervirtuoſen Kümmel=
Darmſtadt intonierte „Ich hatt’ einen Kameraden‟. Sodann wies
der Bürgermeiſter auf die hohe Bedeutung des 21. März hin und
ermahnte die hieſige Bevölkerung und ganz beſonders die Jugend
zur beſſeren Zuſammenarbeit und gegenſeitigen Unterſtützung.
Durch ſämtliche Ortsſtraßen ſetzte, ſich der Zug in Bewegung.
allerdings war eine Muſikkapelle zu wenig, aber man half ſich
durch Singen von vaterländiſchen Liedern. Die Begeiſterung, die
ſich in Heil= uſw. Rufen Ausdruck verſchaffte, war groß. Eine
ge=
waltige Menſchenmenge bildete in den Straßen Spalier. Etwas
außerhalb des Ortes auf der Tuchbleiche löſte ſich der Zug auf.
Hier hatte die hieſige Ortsgruppe der NSDAP ein großartig
an=
gelegtes Freudenfeuer entfacht. Während die Flammen hoch
auf=
loderten, hielt der Kreisleiter des Sturmes 114, Herr Burkhard=
Dieburg, vor der unüberſehbaren Menge eine Anſprache, in der
er mit begeiſterten Worten den Wendepunkt in Deutſchlands
Ge=
ſchichte und Geſchicken hervorhob. Durch Abſingen des
Deutſch=
land= und Horſt=Weſſel=Liedes fand die Kundgebung ihr Ende.
Alles ſtand unter dem gewaltigen Eindruck dieſes Zuges, von dem
man behaupten kann, daß Münſter noch nie einen ſolchen
mit=
erlebt hat.
r. Babenhauſen, 27. März. Dem Elternnachmittag des
Turnvereins 1891, verbunden mit einem
Gerätewett=
kampf der hieſigen 1. Riege mit den 1. Riegen der Turnerſchaft
Griesheim und des Turnvereins 1877 Ober=Ramſtadt,
war ein ſchöner, verdienter Erfolg beſchieden. Beſonders
erfreu=
lich war bei allen Darbietungen das Maſſenaufgebot der Kinder,
die alle ihre Uebungen durchweg ſpielend mit einem wahren
Feuereifer erledigten. Man ſpürte die neue Erkenntnis, daß es
richtiger iſt, die Maſſe zu ertüchtigen, als Spitzenleiſtungen zu
züchten. Dieſen richtigen Turnergedanken betonte auch der 1.
Vor=
ſitzende, Stud.=Rat Weiß, in ſeiner Begrüßungsanſprache, die
nach der Verleſung des Vorſtandsbeſchluſſes, der DT. zur neuen
Regierung mit einem freudig aufgenommenen „Gut Heil”, auf
die Führer des deutſchen Volkes und den DT. ausklang. Der
Gerätewettkampf der 3 Mannſchaften brachte Höchſtleiſtungen am
Barren. Reck und Pferd in vorbildlich vollendeter Ausführung.
Tv. Griesheim ſiegte verdient mit 347 Punkten, es
folg=
ten Tv. Babenhauſen mit 330 und Ober=Ramſtadt
mit 329 Punkten. Eine willkommene Abwechſelung in den
tur=
neriſchen Betrieb brachten die Singſpiele und Volkstänze der
Mädchen, die dem Können und dem großen Idealismus ihrer
Leiterin, Frau H. Henkel, das beſte Zeugnis ausſtellten.
Donnerskag, 30. März 1933
Ax. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 28. März.
Oden=
waldklub — 3. Wanderung. Zunächſt war Bahnfahrt bis
Ober=Ramſtadt. Dann ging es aufwärts (Richtung Frankenhau=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 89 — Seite 7
ſen), aber vorher abzweigend nach Waſchenbach, in einem
freund=
lichen Tälchen gelegen. In Nieder=Ramſtadt wurde kurze
Früh=
ſtückspauſe gemacht. Nun folgte die Gruppe dem Mühltal bis zur
Papierfabrik. Hier wurde recht abgebogen hinauf zum ſchönen
Buchenwald. Vorbei am Walthers=Teich, auf ſchönen Waldwegen,
bei ſtrahlender Sonne, unterwegs gegrüßt von manchen
Wander=
freunden und Bekannten, hinauf nach der Marienhöhe, wo man
eine ſchöne Fernſicht nach der Rheinebene hatte. Dann ſchritt man
auf dem kürzeſten Wege hinunter nach der Eberſtädter Straße,
Mit der Elektriſchen war man bald in Darmſtadt. Im „Braunen
Haus” wurde Mittagsraſt gehalten. Danach ging es in das
Lan=
destheater. Dort verlebte man frohe Stunden. Die Turngemeinde
Darmſtadt 1846 hatte einen großen Tag, das Bühnenfeſtſpiel
„Friſch auf, mein Volk!” war ein großartiger Abſchluß
Ay. König i. Odw., (Stahlbad), 28. März. Die Berufs= und
Volksſchule veranſtalteten im „Neuen Schulhaus” eine gemeinſame
Ausſtellung von Schülerinnen= und Schülerarbeiten. Von
den Kleinſten, der einfachen, ſauberen Schülerhandzeichnung,
net=
ten Näh= und Stickarbeiten, Koſtproben aus Küche und Haushalt,
bis zu den Lehrgängen der Berufsſchule, die ihre vielſeitige,
ſegensreiche Arbeit an ihren Zöglingen in hübſch
zuſammengeſtell=
ten Kollektionen praktiſcher, hochwertiger Fach= und
Zeichenarbei=
ten zeigte, durfte man den über
ſich für den ſchweren Daſeinskampf mit dem erforderlichen
Rüſt=
zeug zu verſehen.
— Michelſtadt, 29. März. Der Gau Starkenburg der
Chriſt=
lichen Pfadfinderſchaft Deutſchlands hielt unter Leitung des
Gau=
ſpäherführers Ernſt Neff=Michelſtadt in Reinheim ein
Späher=
treffen ab. Nach kurzem Appell zog der Gau geſchloſſen in die
Kirche. Mit wehenden Fahnen und friſchen Landsknechts= und
Soldatenliedern ſah man die Jungens nach dem Gottesdienſt durch
Reinheims Straßen ziehen. Hiernach ging es in die Gegend des
Illbachhofes, wo ein Muſterfeldkochen der einzelnen Stämme
ſtatt=
fand. Nach der Mahlzeit war eine kurze Feier, bei der der
Gau=
ſpäherführer auf die Bedeutung der nationalen Erhebung
hin=
wies und für die Jungen im Sinne chriſtlich=pfadfinderiſcher
Lebensgeſtaltung Aufgaben zum Aufbau einer geeinten
chriſtdeut=
ſchen Nation wußte.
Ba. Unter=Moſſau, 28. März. Elternabend. Die Schule
Unter=Moſſau veranſtaltete unter ihren Lehrern Haußner und
Töppel im Gaſthaus Ihrig einen erfolgreichen Elternabend. Nach
einleitenden Streichtrios unter freundlicher Mitwirkung der
Her=
ren Wieſe und Muſiklehrer Friedrich=Erbach folgte ein
ab=
wechſlungsreiches Programm, in dem erſt die großen, dann die
kleinen Schüler mit den verſchiedenſten Darbietungen aufwarteten.
Der 1. Teil ſtand unter dem Zeichen „Frühling und ſchloß mit
einem entzückenden Spiel „Der Tag einer Blume‟. Der 2. Teil
behandelte die „Schule” und hatte ſeinen Höhepunkt in dem Stück
„Kinder, lernt das ABC”, in dem das ganze luſtige ABC
anmar=
ſchierte.
m. Beerfelden, 28. März. Die Lichtbildſtelle des
Kreisſchul=
amts Erbach bot der Schuljugend von hier und Umgebung drei
Filme dar. Der erſte war ein Lehrfilm, der in äußerſt lebendiger
und für die Jugend ſpannender Art die Herſtellung des Erdals
nahe brachte, auch die Rohſtoffe, ihre Heimat und Gewinnung
fanden richtige Berückſichtigung. — „Tierfreundſchaften” machten
auf das empfängliche kindliche Gemüt großen Eindruck, in Jubel
wurden die Heldentaten des „Tapferen Schneiderleins” genoſſen.
Cf. Birkenau, 29. März. Der älteſte Einwohner und Bürger
Birkenaus und Umgebung, Herr Gendarmeriewachtmeiſter i. R.
Jakob Heckmann, wurde geſtern zur letzten Ruhe getragen.
Herr Heckmann hatte das hohe Alter von 95 Jahren und 2
Mona=
ten erreicht und war bis in die letzten Wochen hinein noch recht
rüſtig. Bis in die letzten Tage hatte er täglich einige Zigarren
geraucht. Als junger Menſch von 17 Jahren war er bereits
frei=
williger Soldat geworden. Nach Zurücklegung ſeiner 12jährigen
Dienſtzeit trat er dann zum Großherzogl. Heſſ. Gendarmeriekorps
über. Seine erſte Stelle als Gendarm war Birkenau, dann
Darm=
ſtadt, Fürth, Heppenheim und zuletzt wieder in Birkenau. Nach
ſeiner Penſionierung im Jahre 1899 bekleidete er das Amt eines
Akziſer in der Gemeinde Birkenau bis zum Jahre 1913. Herr
Heckmann war ein Beamter von ſtark ausgeprägter
Gewiſſenhaf=
tigkeit. Der Kriegerverein „Haſſia” Birkenau und eine
Abord=
nung der Gendarmerie des Kreiſes gaben ihm auf ſeinem letzten
Wege das Geleite
Dp. Zwingenberg, 29. März. Der Verein für das Deutſchtum
im Auslande, Ortsgruppe Untere Bergſtraße, veranſtaltete hier
im Löwenſaal einen deutſchen Abend. Nach der
Begrüßungs=
anſprache des Herrn Rektors Schmidt=Zwingenberg hielt Herr
Dr. Stiefenhofer=Darmſtadt einen Lichtbildervortrag über die
Hochanden, den chileniſchen Urwald und die deutſchen Koloniſten.
Seine Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Frau Krekeler=Alsbach umrahmte mit Geſangsvorträgen den
Abend, welcher mit einem Singſpiel „Mutter Schröder”, von
Schülerinnen der Aufbauſchule Darmſtadt aufgeführt, beendet
wurde. Herr Prof. Pfaff=Seeheim dankte den Darbietenden für
ihre Mühe und forderte die Verſammelten auf, die Beſtrebungen
des VDA. allezeit zu fördern.
Bb. Bensheim, 27. März. Aufmarſch der
Hitler=
jugend. Am geſtrigen Sonntag veranſtaltete die Hitler=Jugend
des Kreiſes Bensheim in Stärke von 320 Köpfen und unter
Lei=
tung einer SA.=Abteilung in den größeren Ortſchaften der
Berg=
ſtraße einen impoſanten Aufmarſch, dem die unter der Leitung
des Kapellmeiſters Kuhns=Auerbach ſtehende, 20 Mann ſtarke
Standartenkapelle beſonderen muſikaliſchen Nachdruck verlieh. Um
4.30 Uhr traf die Jugend hier in wohlgeordnetem Zuge ein und
wurden auf dem Marktplatz in Gegenwart einer großen
Volks=
menge zwei Anſprachen gehalten, in denen die Jugend als die
ſpätere Trägerin des Hitler=Gedankens bezeichnet und ihr damit
die ihr zuſtehende Bedeutung eingeräumt wurde. Darauf zogen
die Mannſchaften in mehrere ihnen zur Verfügung geſtellte
Gaſt=
ſtätten, woſelbſt ſie aus ſeitens der Hitler=Frauen geſtifteten
Mitteln verpflegt werden konnten.
Bb. Bensheim, 28. März. Geſtern nachmittag 5 Uhr fand hier
die obligatoriſche Frühjahrsübung der Freiwilligen Feuerwehr
ſtatt, bei der eine eingehende Prüfung und Ausprobierung der
Geräte vorgenommen wurde. Es zeigten ſich hierbei keinerlei
Anſtände, alles funktionierte tadellos, ſo daß auch im Ernſtfall
unſere brave Wehr jederzeit in der Lage ſein wird, hilfreich und
mit Erfolg Naturereigniſſen entgegentreten zu können. Die
Uebung ſtand unter der Leitung des Oberbrandmeiſters Holzner.
W. Heppenheim a. d. B., 26. März. Nachdem die Störche
wieder ihre alten Quartiere aufgeſucht haben und die Vogelwelt
wieder vollkommen vertreten iſt, unternahm der Bogelſchutzverein
einen Rundgang durch die Wälder, um ſich an den frohen
Vogel=
ſtimmen zu erfreuen. — Verkehrs= und
Verſchone=
rungsverein. Generalverſammlung. Der Verein
blieb ungefähr auf ſeinem alten Mitgliederſtande. Faſt alle
Be=
ſchlüſſe der letzten Generalverſammlung wurden ausgeführt. Die
Fertigſtellung der erweiterten Brunnenanlage auf dem Graben
iſt beſonders hervorzuheben. Bis jetzt konnte der Starkenburger
Weg nur teilweiſe fahrbar gemacht werden. Der Hauptbericht
von vielen weiteren geplanten Ausführungen wird in den
näch=
ſten Tagen folgen, z. B. Errichtung eines Ehrenmals,
Reſtaurie=
rung des Amtshofes, Einweihung der Starkenburg uſw. — In
der Nähe von Weinheim, in Siedelsbrunn, wird ein größeres,
geſchloſſenes Arbeitsdienſtlager (ca. 150 AD.) eröffnet. Junge
Leute im Alter bis 25 Jahren können ſich unter Ausfüllung eines
Fragebogens beim Arbeitsamt melden.
Aa. Wolfskehlen, 29. März. Hebammen=Jubiläum.
Die Gemeinde=Hebamme Margarethe Metz kann am 1. April ihr
40jähriges Dienſtjubiläum begehen.
Ca. Lorſch, 27 März. Noch glimpflich abgegangen iſt ein
Zuſammenſtoß zweier aus verſchiedenen Richtungen kommender
Perſonenwagen in der Wormſer Straße dahier. Der Anprall war
ſo heftig, daß eine Wageninſaſſin aus dem Wagen geſchleudert
wurde und Verletzungen im Geſicht erlitt. Die übrigen Inſaſſen
kamen mit dem Schrecken davon. Die beiden Fahrzeuge wurden in
ſchwer demoliertem Zuſtand in die Reparaturwerkſtatt Bluſt
ab=
geſchleppt. — Hohes Alter. Ihren 79. Geburtstag feierte
heute Frau Barbara Dorn Wwe. dahier. —
Uebungs=
ſchießen. Bei guter Teilnahme veranſtaltete der
Schützenver=
ein Lorſch am Sonntag ſein erſtes größeres Uebungsſchießen.
e. Bad Wimpfen, 27. März. Von der Gemeinde. Die
Gemeinde Bad Wimpfen hat den Herrn Reichspräſidenten von
Hindenburg und den Herrn Reichskanzler Adolf Hitler zu
Ehren=
bürgern ernannt. Gleichzeitig wurde die Umbenennung der
Karl=Ulrich=Straße in Adolf=Hitler=Straße beſchloſſen. — Aus=
Eeilung. Die hieſige Frauenarbeitsſchule unter Leitung von
Frl. Seitz veranſtaltete am Sonntag in der Turnhalle ihre
dies=
jährige Ausſtellung. Den vielen Beſuchern war Gelegenheit
ge=
boten, auf dem Gebiete der Nadelarbeit allerlei praktiſche und
ſehr ſchöne Arbeiten zu ſehen.
Da. Egelsbach, 29. März. Die hieſige Volksſchule
veran=
kaltet am Abend des 31. März, im Eigenheimſaale, eine
Ent=
laſſungsfeier.
„Wie wir mißhandelt werden!“
Beſuch im Konzenkrakionslager
der Scupguftalnge.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Unſer P.E.=Mitarbeiter hatte als einer der
erſten Journaliſten Gelegenheit, eines jener
Konzentrationslager zu beſichtigen, in denen
poli=
tiſche Schutzhäftlinge untergebracht ſind.
Sein ſachlicher Bericht widerlegt ſchlagend
jene üblen Greuelmärchen, die in dieſen Wochen
geſchäftig verbreitet werden.
In einer alten Brauerei ..."
Die rauchige Großſtadt liegt hinter uns. Wir fahren in den
Frühlingsmorgen . . Oranienburg. Ausſteigen!
Ueber eine holprige Landſtraße führt der Weg. Die Sonne
ſtrahlt.
„Kennen Sie die alte verfallene Brauerei hier?” fragt mein
Begleiter. „In ihr iſt das Konzentrationslager des Kreiſes
Niederbarnim eingerichtet. Wir ſind gleich da . .
Am Ende der Straße taucht ein Mann auf, der auf und
ab geht, Gewehr über der Schulter. Der Lagerpoſten! Kurzer
Wortwechſel mit ihm, dann öffnet er das ſchwere Holztor. Ein
bewaffneter Poſten nimmt uns in Empfang.
Ich bin im Konzentrationslager!
„Gehen Sie lieber in der Sonne ſpazieren .. .!"
Der Poſten begleitet uns zum Lagerleiter. Dieſer iſt gerade
in lebhafter Unterhaltung mit einem Herren, der einen grauen
Mantel trägt.
„Der Mann da” ſagt mein Begleiter, „iſt ein früherer
Bürgermeiſter. Unterſchlagen hat er. Militäriſche Geheimniſſe
ſind durch ihn ans Ausland verraten worden. Ein
Landes=
verräter übelſter Sorte!"
Jetzt iſt die Unterhaltung beendet. Der im Mantel
ent=
fernt ſich, ſieht mich im Vorbeigehen groß an, geht dann im
Hof unruhig ſpazieren.
Plötzlich kommt er zurück: „Und wie lange ſoll das noch
dauern?” ruft er dem Leiter zu.
„Das hängt vom Gang der Ermittlungen ab. Einſtweilen
gehen Sie lieber ruhig in der Sonne ſpazieren. Es wird Ihnen
gut tun!”
Terror? — Das ſieht nicht danach aus ...
Kommuniſten leiften Aufbauarbeit ..
Der Führer unternimmt mit mir einen Rundgang. Wir
be=
treten die Schlafräume, deren Boden dick mit ſauberem Stroh
ausgelegt iſt, ich ſehe die Decken, von denen jeder Mann zwei
Stück erhält.
Im Vernehmungszimmer ſind Oberlandjäger an der Arbeit.
„Jeder Eingelieferte wird bei uns ſofort durch die
ſtaat=
lichen Organe vernommen!” ſagt mir der Leiter. „IIn der
Hitze des Gefechts kann ja mal einer zu Unrecht gefaßt werden.
Aber ſowie ſich ſeine Unſchuld herausſtellt, wird er entlaſſen.
Er muß dann einen Revers unterzeichnen, in dem er ſich
ver=
pflichtet, nichts gegen den Staat zu unternehmen. Geſtern und
heute haben wir ſchon Entlaſſungen vorgenommen!“
Jetzt gehen wir über den Hof. Etwa 20 Mann hacken in
einer Ecke Holz: „Das ſind unſere Alten, die nicht mehr recht
zur Arbeit tauglich ſind. Aber auch ſie werden beſchäftigt. Es
gibt keine dunklen Keller, in denen die Leute „ſchmachten”, jeder
Häftling beſchäftigt ſich hier in friſcher Luft und —
nutz=
bringend!
Dieſe alte Brauerei, die uns zur Verfügung geſtellt wurde,
iſt völlig verfallen. Die Dielen ſind verfault, altes Gerümpel
ſteht herum. Das kommt nun alles wieder in Schuß. Die
Leute werden das ganze Gebäude in Ordnung bringen.
Sie ſehen: ſo leiſten auch unſere Kommuniſten
Aufbau=
arbeit am neuen Staat!”
Brandſtifter und Saboteure.
„Weswegen ſind dieſe Leute in Schutzhaft?”
„In den letzten Tagen war der ganze Kreis Niederbarnim
in Aufregung. An vier Stellen waren Brandſtiftungen vor=
gekommen, eine Scheune iſt völlig ausgebrannt. Vorgeſtern
faß=
ten wir einen Kommuniſten beim Feuerlegen!
Daraufhin ſind 50 Mann verhaftet worden. Alle,, bei denen
Waffen gefunden wurden, ſind hier, und diejenigen die
ver=
ſuchen, die Aufbauarbeit des Staates durch Gerüchte und
Hetzereien zu ſtören. Dazu Leute, die uns als Landesverräter
und Drahtzieher bekannt ſind.”
„Wieviel Juden ſind im Lager?”
„Unter den 80 Schutzhäftlingen befanden ſich insgeſamt zwei.
die aber beide ſchon entlaſſen ſind.”
„Kann hier durch Sie jeder beliebig lange eingeſperrt
werden?”
„Keineswegs! Die polizeilichen Ermittlungen liegen in den
Händen von Oberlandjägern! Höchſte Inſtanz iſt das
Miniſterium, das über alle Haftbeſchwerden zu entſcheiden hat.”
Dann ein Spaziergang unter den Häftlingen. Neugierig
und intereſſiert ſehe ich mir die Einzelnen an. Aber ich kann
auf ihren Geſichtern weder Schrammen noch Wunden entdecken.
Keinem ſind Reichsbannerpfeile in die Haare geſchnitten, ſie
ſehen alle friſch und geſund aus, jeder hat Ohr und Naſe im
Geſicht, die Hände ſind nicht abgehackt . . .
Wo bleibt bloß der Terror?
Er will nicht arbeiten ...
Ein Poſten kommt mit einem Häftling auf uns zu und ſteht
vor dem Leiter ſtramm: „Der Mann verweigert die Arbeit!”
Der Leiter ſieht den renitenten Kommuniſten an. Der ſteht
läſſig da, Hut im Genick, Hände auf dem Rücken.
„Nehmen Sie wenigſtens den Hut ab, wenn Sie mit mir
ſprechen!” ſagt ruhig der Leiter. Langſam und widerſtrebend
nimmt der Kommuniſt eine anſtändige Haltung ein.
„Sie wollen nicht arbeiten?” — „Nein, ich bin krank!”
„Der Arzt, Dr. Lazar, hat Sie heute früh unterſucht. Sie
können arbeiten! Gehen Sie zu den alten Leuten, die Holz klein
machen!“
„Nein, ich kann nicht!” — „So, Sie können nicht. Früher,
bei politiſchen Ueberfällen, waren Sie nicht ſo ſchwach. — Sie
werden jetzt ſofort an die Arbeit gehen!“
Und der Kommuniſt nimmt die Hacken zuſammen, geht
willig an die Arbeit. — Zucht iſt beſſer als Terror!
„Ich habe die ruſſiſche Revolution ſelbſt miterlebt”, ſagt mir
ein Unterführer. „Dort ſtände der Kerl jetzt ſchon an der Wand!
Aber wir ſind keine Bolſchewiſten. Wir haben ja gerade den
holſchewiſtiſchen Terror gebrochen und ſchaffen jetzt Ordnung!”
„Ich fühle mich ganz wohl .. ."
„Terror — ich lege größten Wert auf die Feſtſtellung —
wird hier nicht geduldet!” erklärt mir noch einmal der Leiter.
Und er gibt mir Gelegenheit, mich im Geſpräch mit den
Häft=
lingen davon zu überzeugen.
Zehn, zwölf Leute werden gefragt. Keiner kann mir von
Mißhandlungen berichten. Mit dem Eſſen ſind ſie zufrieden.
Nur einer ſagt: „Vorgeſtern, wie ſo viele kamen, war es etwas
wenig. Aber das iſt ja jetzt wieder in Ordnung!”
Und beinahe lächelnd erklärt mir einer: „So weit iſt es
ganz nett hier. Nur eben die Freiheit ..
„Nicht ſo eilig, Ehlers, auch das wird ſchon noch kommen!”,
erwidert ihm lachend der Leiter.
Ich ſah keinen Terror, — ich ſah das Gegenteil! Und man
würde ſelbſt die Wahrheit entſtellen, wenn man ein ſolches
Konzentrationslager auch nur mit einem Gefängnis gleichſtellen
wollte!
Denn die Häftlinge lagen im Gras und rauchten. Auf
einer Bank ſaßen zwei Gefangene und unterhielten ſich lachend
mit ihren Frauen.
Die Verpflegung iſt ausreichend, das Nachtlager warm. Die
Vernehmung und Entſcheidung liegt in Händen der ſtaatlichen
Organe.
Zum Schluß ſah ich eine Erklärung, die ſoeben 75 von den
80 Schutzhäftlingen dieſes Lagers unterzeichnet haben; die
an=
deren ſollen folgen:
„Unaufgefordert und ohne jeden Zwang erklären wir
Schutz=
häftlinge des Konzentrationslagers in Oranienburg:
Die in der Bevölkerung ausgeſtreuten Behauptungen, daß
wir ſchlecht und roh behandelt würden, ſind unwahr.
Wir ſind niemals mißhandelt worden; die Verpflegung iſt
reichlich und gut!“
Peter Engelmann.
— Gernsheim, 29. März. Waſſerſtanddes Rheins am
Pegel am 28. März — 0,76 Meter am 29. März — 0,81 Meter.
4a. Kelſterbach, 29. März. Sängerjubiläum. Der im
76. Lebensjahre ſtehende Schneidermeiſter Jakob Landua vom
Geſangverein „Teutonia” iſt am 1. April 58 Jahre aktiver
Sän=
ger. Landua iſt Inhaber des Ehrenbriefes des Deutſchen
Sänger=
bundes und der Goldenen Ehrennadel des Heſſiſchen Sängerbundes.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 29. März. Der Leiter des Mainzer
Ar=
beitsamtes beurlaubt. Der Vorſitzende des
Arbeits=
amtes Mainz, Oberregierungsrat Engelmann (SPD.), iſt durch
den Präſidenten der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung mit
ſofortiger Wirkung von ſeinen Dienſtobliegenheiten beurlaubt
worden. Die Dienſtgeſchäfte führt der ſtellvertretende Leiter des
Arbeitsamtes, Arbeitsamtsdirektor Grünthaler.
—
Stadt=
medizinaldirektor Dr. Roſenhaupt beurlaubt.
Auf Grund der Verordnung über die Aufrechterhaltung der
Ver=
waltung in den Gemeinden vom 20. März hat der kommiſſariſche
Oberbürgermeiſter Dr. Jung auf die Dienſte des
Stadtmedizinal=
direktors Dr. Roſenhaupt des Leiters des ſtädtiſchen
Geſundheits=
amtes, mit ſofortiger Wirkung verzichtet. —
Beigeordne=
ter Epſtein. Auf Grund der Verordnung des Heſſiſchen
Ge=
ſamtminiſteriums zur Sicherung der Verwaltung in den
Gemein=
den vom 20. März 1933 hat der Herr kommiſſariſche
Oberbürger=
meiſter auf die Dienſte des ehrenamtlichen Beigeordneten Epſtein
mit Wirkung vom 24. März 1933 verzichtet. — Unſchädlich
gemachte Einbrecherbande. In den letzten Monaten des
vorigen Jahres fanden in Groß=Mainz und der Umgebung
meh=
rere Einbrüche ſtatt, die nach der ganzen Art ihrer Ausführung
darauf ſchließen ließen, daß eine wohlorganiſierte Einbrecherbande
ihre verbrecheriſche Tätigkeit ausübte. Unter anderem wurde in
das Haus einer Witwe in Mainz=Zahlbach in deren Abweſenheit
eingebrochen und daraus Wäſcheſtücke im Werte von 300—400 Mk.
und ihre ſauer erſparten Gelder in Höhe von 500 Mk. geſtohlen.
Mittels Einbruchs wurde das Garten=Wohnhaus eines Ober=
Zollinſpektors bei Mainz=Bretzenheim vollſtändig ausgeraubt,
wobei die Einbrecher die vollſtändige Wohnungseinrichtung
mit=
gehen hießen. — Bei einem Einbruch in den Lagerraum einer
Firma in Gonſenheim fielen der Diebesbande 24 Eimer
Mar=
melade und durch Einbrechen in das Haus eines Landwirtes in
Mainz=Bretzenheim 15 Doſen Wurſt in die Hände. Aus dem
Gar=
tenhaus eines Steuerſekretärs holten die Einbrecher einen
Küchen=
tiſch, zwei Korbſeſſel, Kleidungsſtücke und verſchiedene
Gebrauchs=
gegenſtände im Geſamtwerte von über 300 Mk. heraus.
Außer=
dem brach die Bande in das Anweſen einer Witwe ein und ſtahl
35 Hühner, die an Ort und Stelle abgeſchlachtet wurden, einen
Waſch= und einen Nachttiſch, und in das Gartenhaus des
Kreis=
verſuchsgartens in Klein=Winternheim ein, woſelbſt ſie 3 Rollen
Draht, Spaten und Dachpappe mitnahmen. — Den eifrigen
Be=
mühungen der Kriminalpolizei gelang es im Anfang dieſes
Jah=
res, die Einbrecherbande zu ermitteln und hinter Schloß und
Riegel zu bringen. Geſtern hatte ſich die Einbrecherbande, die
ihren Wohnſitz in Mainz=Bretzenheim hat, vor dem
Bezirks=
ſchöffengericht unter dem Vorſitz des Landgerichtsrats Mann zu
verantworten. Das Gericht verurteilte die Einbrecher wegen
Bandendiebſtahls: den rückfälligen 24jährigen Gärtner Adolf
Zey zu 2 Jahren, den 37jährigen Gärtner Georg Zey, den 25 Tüncher Hch. Wölfle, den 26jährigen Arbeiter Joh.
Reis und den 38jährigen Arbeiter Franz Kropp zu je 1 Jahr
6 Monaten Gefängnis. Vier Ehefrauen der Einbrecher erhielten
wegen Hehlerei 5 Tage bis 1 Monat Gefängnis mit je 3jähriger
Bewährungsfriſt, während drei Angeklagte freigeſprochen wurden.
Geſchäftliches.
Soll man loſes Bohnerwachs kaufen? Beſſer iſt
auf jeden Fall, wenn Sie Gefeſt in Doſen kaufen. den Gefeſt
ver=
bürgt Ihnen ſtets die gleich gute, höchſtwertige Qualität. Gefeſt
Bohnerwachs und Farbwachs iſt unerreicht in Güte und
Preis=
würdigkeit. Gefeſt macht den Boden gehfeſt, Gefeſt klebt nicht
und iſt deshalb beſonders hygieniſch. Gefeſt gibt mühelos
wun=
derſchönen Hochglanz, der dauerhaft und naß wiſchbar iſt. Gefeſt
erhalten Sie in allen einſchlägigen Geſchäften. Gefeſt wird
her=
geſtellt in den Thompſon=Werken in Düſſeldorf, Fabrikanten des
ſeit über 50 Jahren bewährten und begehrten Dr. Thompſons
Schwan=Pulver.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 30. März
9.00: Köln: Schulfunk: Stahl und Eiſen. Eine Hörfolge.
15.30: Stunde der Jugend: Zwei kommen aus der Welt. Eine
Unterhaltung. — Die Wunderpfeife. Märchen.
17.00: Köln: Streichquartett op. 127 in Es=Dur von Beethoven.
Streichſextett in B=Dur, op. 18 von Brahms. Ausf.: Das
Streichquartett des Weſtdeutſchen Rundfunks.
18.25: Direktor Neuerburg: Was die Stahlhelm=Selbſthilfe
vor=
ſchlägt.
18.50: Vortrag.
19.20: Prof. Dr. Behrmann: Neues aus aller Welt.
19.30: Selbſtanzeige: Hans Chriſtoph Kaergel.
19.45: Der königliche Siedler. Eine Inſpektionsreiſe Friedrichs des
Großen im Jahre 1779.
20.30: Richard=Wagner=Konzert des Funkorcheſters. Leitung; R.
Merten.
22.00: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag. 30. März
9.00: Köln: Schulfunk: Eiſen und Stahl. Ein Hörſpiel.
10.10: Schulfunk: Wie ſpricht man in Wien?
15.00: Kinderſtunde: Wir ſpielen von Hörkindern erfundene Spiele.
15.45: Aus Goethes: Wahlverwandtſchaften. Die wunderlichen
Nach=
barkinder.
16.00: Für die Landfrau.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.10: Prof. Dr. Dietrich: Philoſophiſche Arbeitsgemeinſchaft.
17.30: Tägliches Hauskonzert: Sonate Nr. 3. D=Moll, op. 49
von Weber.
18.00: Dipl.=Ing. Dr. Lindner: Das bodenſtändige Handwerk als
Träger deutſcher Volkskultur.
18.30: Collegium muſicum: H. J. Walter (Flöte), E. Siegmund
(Klavier).
19.00: Deutſch für Deutſche: Kanzleideutſch.
19.20: Stunde des Landwirts.
19.45: Gaſtſpiel der Plattdütſch Späldäl to Stralſund: Hein
Butendörp ſin Beſtmann.
20.30: Frankfurt: Richard=Wagner=Konzert des Funkorcheſters.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Oscar Jooſt.
Die beutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 89
darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 30. März 1933
Das umkämpfte Düf
igl
n Bad Oldesloe bei Hamburg.
Das Denkmal des Füſelier=Regiments 39 wird abgeriſſen. — Links oben: Das Denkmal in ſeiner
früheren Geſtalt.
Das eigenartige Gefallenendenkmal des 39er Füſelier=Regiments in Düſſeldorf, gegen das ſeit
langem von allen national geſinnten Kreiſen aufs ſchärfſte proteſtiert wurde, iſt jetzt abgetragen
worden.
An der Unglücksſtelle wird mit den Aufräumungsarbeiten begonnen.
Bei Bad Oldesloe rutſchte der Eiſenbahndamm in einer Höhe von 15 Metern und einer Länge
von etwa 40 Metern ab. Ein in der Nähe ſtehendes Wohnhaus wurde von den gewaltigen
Erd=
maſſen, die ſich durch die Kataſtrophe in Bewegung ſetzten, vollſtändig verſchüttet.
an der
Kattowitz. Das nahende Oſterfeſt hat zu
einem rieſigen Aufſchwung des
Schmuggelbetrie=
bes an der deutſch=polniſchen Grenze geführt. Bei
Neu=Repten überſchritt eine Schmugglerbande
von 50 Perſonen die Grenze. Die Grenzbeamten
machten von der Schußwaffe Gebrauch, wobei ein
Schmuggler getötet und einer ſchwer verletzt
wurde. Die Bevölkerung des Ortes nahm
Par=
tei für die Schmuggler, ſo daß die Beamten
Ver=
ſtärkung herbeiholen mußten. Erſt dann
konn=
ten acht Schmuggler feſtgenommen und ein Teil
der Schmuggelware beſchlagnahmt werden. Die
anderen Schmuggler entkamen.
Zwiſchen Tarnowitz und Boruſchwitz
verſuch=
ten etwa 30 Schmuggler, die hauptſächlich
Ro=
ſinen und Vanille als Schmuggelware mit ſich
führten, die Grenze zu überſchreiten. Eine
Streife der Grenzpolizei war dieſem
Maſſen=
grenzübertritt gegenüber machtlos und mußte
Hilfe herbeiholen. Der Führer der
Schmuggel=
bande und ſieben Schmuggler konnten
feſtgenom=
men werden.
In der Nacht zum Dienstag wurde am
Grenzübergang zwiſchen Lipine und Chropaczow
der Schmuggler Lukoſch aus Schwientochlowitz
von einem Grenzbeamten auf der Flucht
er=
ſchoſſen.
Marlene Dietrich verunglückt.
New York. Wie aus Hollywood berichtet
wird, iſt Marlene Dietrich bei einer
Filmauf=
nahme durch Sturz vom Pferde verunglückt.
Man befürchtet, daß die Filmſchauſpielerin eine
Gehirnerſchütterung erlitten hat.
Erdbebenſicheres Wohnhaus
wider=
ſteht der Kakaſtrophe in Kaliſornien.
Ein erdbebenſicheres Wohnhaus widerſteht
der Kataſtrophe in Kalifornien.
Das Ediſon=Gebäude in Los Angeles hat
dem Erdbeben, das Kalifornien heimſuchte,
widerſtanden. Der aus 13 Stockwerken
be=
ſtehende Wolkenkratzer hat ein Stahlgerüſt, bei
deſſen Konſtruktion man beſondere Rückſicht auf
as vulkaniſche Gebiet dieſes L idſtriches
ge=
nommen hat. Das Gebäude, das nach dem
neueſten Bogenſchweißſyſtem errichtet wurde, hat
ſomit den Erwartungen, die man in dieſe
moderne Baumethode ſetzte, voll und ganz
ent=
ſprochen.
Reich und Ausland.
Deutſcher Spezialiſt für China.
* Berlin. Trotz des latenten
Kriegszu=
ſtandes mit Japan iſt die chineſiſche
Zentral=
regierung nach wie vor bemüht, das Rieſenreich
zu moderniſieren und nach modern=europäiſchen
Geſichtspunkten zu gliedern. Mit aller Gewalt
ſoll die in den letzten 150 Jahren unterbrochene
ſtaatliche und techniſche Entwicklung des Reiches
der Mitte wieder angekurbelt werden. Es iſt
ſelbſtverſtändlich, daß ſich die Nankinger
Regie=
rung für dieſes gigantiſche Werk Spezialiſten
aus Europa verſchreiben muß. Nachdem erſt
vor kurzem ein hoher Beamter der
Oberpoſt=
direktion Frankfurt a. M. nach China
ausge=
reiſt iſt, um dort — mit beſonderen Vollmachten
ausgeſtattet — das Telephon=, Telegraphen und
Rundfunkweſen zu organiſieren, iſt ihm jetzt der
frühere Regierungsräſident von Potsdam, Dr.
Jaenecke, der als Verwaltungsfachmann einen
ausgezeichneten Ruf genießt, gefolgt. Ihm iſt
von der chineſiſchen Zentralregierung der
Auf=
trag geworden, die vollkommen undurchſichtig
gewordenen Verwaltungsverhältniſſe neu zu
ordnen. Die Ernennung erfolgte durch
Ver=
mittlung des Genfer Bundes.
Diamantenes Profeſſoren=Jubiläum.
Marburg. Am 29. März waren 60 Jahre
vergangen, ſeit der Neſtor der romaniſchen
Phi=
lologie, Geheimer Regierungsrat Dr Edmund
Max Stengel, zum ordentlichen Profeſſor „für
abendländiſche Sprachen und Literaturen”, in
Marburg ernannt wurde. Der Jubilar hat faſt
45 Jahre in Frankfurt, wo er 1875 das
roma=
niſche Seminar begründete, gewirkt. Profeſſor
Stengel wirkte ſpäter in Greifswald und wurde
1913 vom Lehramt entbunden. Er lebt ſeit
die=
ſer Zeit in Marburg
Laſtkahn ſinkt am Reichstag.
Berlin. Am Montag ereignete ſich
ge=
genüber dem Reichstagsgebäude ein
folgen=
ſchwerer Schiffsunfall. Ein mit 2000 Tonnen
Kupferſchlacke beladener Laſtkahn ſtieß, da die
Steuerung verſagte, gegen einen Pfeiler der
Kronprinzenbrücke und ſank in wenigen
Minu=
ten. Es iſt beabſichtigt, den Kahn zu heben.
Zunächſt aber wird es nötig ſein, die Fracht mit
Hilfe eines Greifkrans zu heben. Bevor der
Kanal an dieſer Stelle wieder freigemacht
wer=
den kann, werden etwa acht Tage vergehen.
Geſandker a. 2. von Preger †.
Geſandter a. D. von Preger .
Der frühere bayeriſche Geſandte in Berlin, Exz.
Dr. Konrad von Preger, iſt auf einer
Schiffs=
reiſe nach Genua plötzlich an einem Herzſchlag
geſtorben. Er war vom Januar 1919 bis zu
ſeiner im vorigen Jahre erfolgten Verſetzung in
den Ruheſtand Bayerns Geſandter bei der
Reichsregierung.
Zur Flugzeugkakaſtrophe bei Dirmuiden.
Ein Flugzeug der Imperial Airway vom Typ der „City of Liverpool”,
das auf dem Fluge von Brüſſel nach London nach einer Exploſion abſtürzte.
Der Mokor explodiert.
Brüſſel. Das bei Dixmuiden verunglückte
engliſche Verkehrsflugzeug, das ſich auf dem Weg
nach London befand, iſt, wie nunmehr feſtgeſtellt
werden konnte, durch die Exploſion des Motors
in Brand geraten. Es handelt ſich um ein
drei=
motoriges Flugzeug der Imperial Airways, vom
Typ Argoſy, das den Namen „City of
Liver=
pool” führte. Von den 12 Fluggäſten waren
vier in Köln a. Rh. und acht in Brüſſel
einge=
ſtiegen. Bei den zuerſt geborgenen drei Leichen
handelt es ſich um diejenigen Perſonen, die
ver=
ſucht hatten, ihr Leben durch rechtzeitiges
Ab=
ſpringen zu retten; darunter befand ſich auch
der Radiotelegraphiſt Albert Foos, der im Jahre
1883 in Köln geboren iſt. Dieſe drei Leichen
wurden in einer Entfernung von 300 Metern
gefunden. Wie ein Augenzeuge berichtet, brach
zuerſt ein Flügel ab, worauf das Flugzeug nach
einigen hundert Metern abſtürzte. Auf dem
Felde hat man bereits mehrere von den
Flug=
gäſten hinabgeworfenen Gold= und Silberſachen
gefunden. Das Flugzeug war bereits mehrere
Jahre im Dienſt und ſollte bald ganz aus dem
Verkehr gezogen werden.
Es ſteht nunmehr feſt, daß dem
Flugzeug=
unglück bei Dixmuiden ſämtliche 12 Inſaſſen
ſo=
wie die aus drei Mann beſtehende Beſatzung
zum Opfer gefallen ſind. Die Namen der
Fahr=
gäſte ſind: Herr und Frau L. A. Dibdin, Herr
und Frau Ilrath, Fräulein Forreſter, Fräulein
Voß, Herr Rowland (wahrſcheinlich Sir John
Rowland), ſowie die Herren Dearden,
Krieg=
linger, Rowſall, Thompſon und Voß;
Flugzeug=
führer war Kapitän Leuleu. Die anderen
Mit=
glieder der Beſatzung heißen E. F. Stubbs und
W. R. Braun; den Namen nach zu urteilen,
müſſen ſich unter den Toten mehrere Deutſche
be=
finden.
Diebſtahl wegen eines Nachtquartiers.
* Berlin. Im Berliner Völkerkunde=
Muſeum konnte im letzten Augenblick ein
Dieb=
ſtahl verhindert werden. Ein Mann hatte ſich
aus den aufgeſtellten Glasvitrinen in einem
un=
bewachten Augenblick zwei Paukenſchlägel einer
Signaltrommel von Südſeeinſulanern
angeeig=
net und in einem mitgebrachten Paket
verbor=
gen. Beim Verlaſſen des Muſeums wurden
Wärter auf dieſes Paket aufmerkſam, und ſie
faßten den Unbekannten. Auf der Polizei ſtellte
ſich heraus, daß man es mit einem vielfach
vor=
beſtraften Individuum zu tun hatte. Der
Tä=
ter erklärte, den Diebſtahl begangen zu haben,
um aus dem Verkauf der wertvollen
Gegen=
ſtände ſich ein Nachtquartier zu ſichern.
Raubüberfall auf einen Juwelierladen
in Paris.
Paris. Zwei bewaffnete Banditen haben
geſtern mittag gegen 1 Uhr in einer belebten
Straße der Stadt, in der Nähe der Rue Royale,
einen Juwelierladen beraubt. Sie drangen mit
vorgehaltenem Revolver in den Laden ein,
ſchoſ=
ſen den Ladeninhaber nieder, der am Kopf
ver=
letzt wurde, und rafften die in Reichweite
lie=
genden Schmuckſachen und Juwelen zuſammen
und verſchwanden. Paſſanten waren jedoch
auf=
merkſam geworden. Eine wilde Jagd nach den
Banditen ſetzte durch die um dieſe Zeit ſtark
be=
lebten Straßen ein. Einer der Banditen, ein
Italiener, konnte verhaftet werden.
Bewachte Bahnübergänge.
Rom. Infolge der häufigen Unglücksfälle
an unbewachten Bahnübergängen werden auf
Befehl Muſſolinis jetzt alle Bahnübergänge der
Staatsſtraßen in Italien bewacht,
Kein endgültiges Urteil
im Prozeß gegen den Gefangenen des Tower.
London. Im Prozeß gegen den Gefangenen
des Tower, den des Hochverrats bezichtigten
Leutnant im Seaforth=Highlander=Regiment
Normann Baillie=Stewart, hat das
Kriegs=
gericht kein endgültiges Urteil gefällt. In drei
Punkten der Anklage, die dem Beſchuldigten
vorwarfen, ſich Informationen über das
bri=
tiſche Heerweſen verſchafft und ſie weitergeleitet
zu haben, erkannte das Gericht auf Freiſpruch.
Die Hauptpunkte der Anklage ſollen jedoch nach
Ankündigung des Gerichts noch einer
Nachprü=
fung von höherer Stelle unterzogen werden.
Nachdem noch einige Zeugen zur Perſon des
Angeklagten vernommen worden waren, wurde
der Prozeß vorläufig abgeſchloſſen.
Dampfer „Leviathan” wird außer Dienſt
geſtellt.
New York. Wie verlautet, wird der nach
Friedensſchluß an Amerika ausgelieferte
Damp=
fer „Leviathan”, die frühere „Vaterland”, laut
Beſchluß der United States Lines außer Dienſt
geſtellt werden, da die Unterhaltungskoſten die
Einnahmen überſteigen. Die letzte Ausreiſe des
„Leviathan”, des größten Ozeanſchiffes der
ame=
rikaniſchen Handelsflotte, erfolgt am 25. April.
Kaffee=Vernichtung in Braſilien.
Rio de Janeiro. Die Behörden haben
im ganzen 927 800 Doppelzentner Kaffee
ver=
nichtet, um die Lager für die neue Ernte
frei=
zubekommen. Die neue Ernte wird auf 20
Mil=
lionen Sack geſchätzt, ſo daß man befürchtet, daß
erneut die Hälfte davon zerſtört werden muß, um
einen weiteren Preisſturz zu vermeiden.
Erdrutſch in Peru.
Lima. Bei der Ortſchaft Tantaday hat ſich
ein Erdrutſch ereignet. Etwa 100 Perſonen ſind
von den Erdmaſſen verſchüttet worden.
Donnerstag, 30. März 1933
Barmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
*Die Zukunft des deutſchen Sports.
Vör einer Neuordnung in der deutſchen Turn= und Sporkbewegung. — Ernennung eines Sporkkommiſſars.
Berbok aller parkeipolikiſch beeinflußken Sporkorganiſakionen. — Für jeden Spork ein Fachverband.
Aus Breitenarbeit zu Höchſkleiſtungen.
Deulſche Jugend wird weiter mit den Beſten
der übrigen Agkionen ihr Können meſſen.
Die nachſtehenden Ausführungen ſind auf Grund
verſchiedener Unterredungen mit führenden
Perſön=
lichkeiten des deutſchen Sports und anderer
Organi=
ſationen entſtanden und werden zweifellos die
Be=
achtung unſerer Leſer finden.
Daß in die umfaſſende Neugeſtaltung des deutſchen Lebens
auch das große Gebiet der Leibesübungen mit einbezogen werden
wird, ſteht außer Frage. Die neue politiſche Führung des Reiches
ſtellt die Jugenderziehung und Volksertüchtigung mit in den
Vor=
dergrund ihrer vornehmſten Aufgaben. Sie hat auch bereits in
zahlreichen Außerungen ihrer prominenteſten Köpfe deutlich
er=
kennen laſſen, daß ſie auf dieſem Gebiet Turnen und Sport als
wichtige Faktoren anerkennt und ſich ihrer bedienen wird.
In der Oeffentlichkeit wird zwar vielfach die Meinung
ver=
treten, daß der Gelände= und Wehrſport an die erſte
Stelle der Leibesübungen treten, und alle anderen Formen von
Turnen und Sport zurückdrängen werde, jedoch iſt die Anſicht in
dieſer übertriebenen Form irrig. Sicher wird der Wehrſport zu
einer ſtarken Bedeutung kommen, jedoch dürfte er keineswegs in
eine wirkliche Konkurrenzſtellung zu den Gebieten der üblichen
Leibesübungen treten. Er iſt vielmehr als eine erſte
Ausbil=
dungsſtufe und Ertüchtigungsſchule für die Jugend gedacht.
Dar=
über hinaus und in der Zuſammenarbeit mit ihm werden Turnen
und Sport nicht nur ihre alte Stellung behaupten, ſondern neue
und wertvolle Aufgabenkreiſe zugewieſen erhalten. Neben der
Schulen und den nationalen Wehrverbänden werden auch die alten
Organiſationen der deutſchen Leibesübungen, die Träger des
Wehrſports werden. Die meiſten Turn= und Sportverbände haben
denn auch bereits den Wehr= und Geländeſport mit in ihr
Ar=
beitsprogramm eingereiht und nur einzelne Unterorganiſationen
laſſen es hier, zu ihrem eigenen Schaden, an der nötigen Aktivität
fehlen. Es ſpielt dabei allerdings weniger ein Mangel an gutem
Willen, ſondern eher ein Minus an Energie und
Weit=
blick eine Rolle.
Ueber das Gebiet Wehrſport hinaus werden, wie geſagt.
Tur=
nen und Sport im neuen Deutſchland Aufgaben erhalten, die ihre
Bedeutung eher noch ſteigern dürften. Mehr noch als zuvor und
konzentrierter werden ſie ſich mit ihren verſchiedenen Typen der
Leibesübungen der Arbeit an der Jugend zu widmen haben. Das
ſetzt jedoch voraus, daß zuvor innerhalb der bereits beſtehenden
Organiſationen eine weitgehende Um= und Neuorganiſation
durch=
geführt wird.
Man ſpricht ſchon ſeit Wochen von dem kommenden
Sport=
miniſter oder Reichskommiſſar, der die Neuordnung
der Dinge leiten und überwachen ſoll. Ob. wann und welcher Form
dieſer Reichsbeamte erſcheinen wird, das iſt zur Stunde noch nicht
zu ſagen. Aber es darf nicht mehr bezweifelt werden, daß die
Reichsregierung Turnen und Sport unter eine ſtärkere Kontrolle
bringen, daß ſie einen weitgehenden Einfluß nehmen wird.
Eine der erſten Maßnahmen dürfte das Verbot aller
parteipolitiſch beeinflußten Sport=
Organi=
ſationen ſein. Freie Turnerſchaft und Rot=Sport haben —
ſo=
weit ſie nicht ſchon örtlich in ihrer Arbeit beſchränkt wurden oder
ſich freiwillig auflöſten — mit einer allgemeinen Auflöſung zu
rechnen. Wieweit ſich dieſes Verbot oder einſchränkende
Maß=
nahmen auch auf einzelne konfeſſionelle Sportverbände ausdehnen
werden. bleibt abzuwarten.
Die Tendenz weiſt darüber hinaus auf eine
Konzentra=
tion der Leibesübungen in wenigen
Fachverbän=
den hin. Man wird für jeden Sport nur einen
Fachverband anerkennen und damit einen Zuſtand
be=
enden, der lange ſchon unhaltbar genug war. Ueberall da. wo
nicht kleinliche perſönliche Intereſſen mitſpielen, dürfte man eine
ſolche Konzentration nur freudig begrüßen. Bislang waren
Tur=
nen und Sport nicht nur nach politiſchen und konfeſſionellen,
ſon=
dern auch im bürgerlichen Lager nach den möglichſten und
unmög=
lichſten Richtungen hin zerſplittert. Dieſer Zuſtand führte zu einer
überaus ſchädlichen Kräftevergeudung und zu einem
aufgeſchwemm=
ten Verwaltungsapparat, der ſich ſchließlich nur noch hemmend
auswirkte. Man erinnert ſich, daß — um nur ein Beiſpiel zu
nennen — im Vorjahre noch elf Verbände eine Deutſche Handball=
Meiſterſchaft austrugen.
Anerkennung als Fachverband dürften die großen
Organi=
ſationen finden, die bislang ſchon — bei aller Betonung der
par=
teipolitiſchen und konfeſſionellen Neutralität — auf
bürgerlich=
nationaler Grundlage arbeiteten und die auch für die Zukunft
eine Garantie bieten, daß die Jugend in einem betont
vaterlän=
diſchen Geiſte erzogen wird. Die verſchiedenen Fachverbände wird
man dann vorausſichtlich in einem reorganiſierten Deutſchen
Reichsausſchuß zuſammenfaſſen und an die Spitze dieſes
Reichs=
ausſchuſſes dürfte der neue Reichskommiſar treten. Die
Entwick=
lung nach dieſer Richtung hin iſt ſchon ſoweit gediehen, daß man
bereits beſtimmte Namen für die neu=bzw. umzubeſetzenden
Führer=
ſtellen nennt.
Erſte Aufgabe der Fachverbände wird eine
ausge=
dehnte Breitenarbeit ſein. Aber daneben wird man auch
die Spitzenleiſtung nicht vergeſſen, und völlig irre ginge man,
wollte man glauben, daß zukünftig der internationale
Wettkampfverkehr unterbunden oder auch nur eine
weſent=
liche Einſchränkung erfahren würde. Turnen und Sport ſollen
— abgeſehen von wenigen jugendlichen Jahrgängen — weiter eine
freiwillige Angelegenheit ſein. Man unterſchätzt auch in den
maß=
gebenden Kreiſen die Bedeutung nicht, die die ſportliche
Spitzen=
leiſtung als Werbe= und Anreizmittel haben kann. Sodann ſoll
ſich die deutſche Jugend auch weiterhin mit den beſten Vertretern
des Auslandes im Kampfe meſſen, und man wird alles tun. um
die deutſche Jugend für dieſe internationalen
Kämpfe wettbewerbsfähig zu machen. Die
politi=
ſchen Führer des neuen Reiches haben nicht erſt in letzter Zeit,
ſondern ſchon bei früheren Gelegenheiten zu erkennen gegeben, wie
hoch ſie den Wert von Kampf und Sieg deutſcher Sportsleute im
Ausland einſchätzen.
Im allgemeinen unberührt dürften auch die großen ſportlichen
Veranſtaltungen, die Meiſterſchafts= und Repräſentativkämpfe,
ſo=
weit ſie einen propagandiſtiſchen Wert beſitzen. bleiben. Daß ſich
in der Form dieſer Kämpfe manches ändern wird, daß man
bei=
ſpielsweiſe die Spielſyſteme einheitlicher geſtalten
und ſie unter den Geſichtspunkt der Leiſtungsſteigerung
ſtellen wird, bedarf keiner Frage. Auch in dieſen Dingen dürfte
es zukünftig keine langen, von Eigenbröteleien und kleinem
Egoismus getrübten Auseinanderſetzungen, ſondern klare
Marſch=
routen geben.
Man muß ſchließlich auch mit manchen Veränderungen
in der Führung einzelner Verbände und Vereine
ſowie mit Eingriffen in das Vereinsleben rechnen. Es beſteht
der Wille, nur lebensfähige und leiſtungsſtarke
Vereinsgebilde zu dulden und um das zu erreichen, dürfte
man auch vor einem Zwang zu Zuſammenſchlüſſen oder
Auflöſun=
gen leiſtungsſchwacher Vereine nicht zurückſchrecken.
Intenſive und erfolgreiche Arbeit an der
Ju=
gend iſt das oberſte Prinziv, dem ſich alles andere
unterzuord=
neen hat. Mit dem Kampf gegen die widerſtrebenden Elemente
wird der gegen die mannigfachen Auswüchſe des Sports
Hand in Hand gehen. Diſziplinloſigkeiten — gleich welcher Art—
werden zukünftig eine ſchärfere Ahndung zu erwarten haben, als
als bisher der Fall war. Man wird Turnen und Sport mit allen
Mitteln fördern, wenn ſie ſich in der rechten Weiſe und mit dem
rechten Geiſt in den Dienſt der Nation ſtellen.
Bernhard Gnegel.
Au d ortſthen Turner ſtkaft
Das Arbeitsprogramm für den 2. April.
Der kommende Sonntag iſt wieder voll und ganz der
Lehr=
arbeit innerhalb des Gaues vorbehalten. Bemerkenswert iſt die
Zuſammenkunft der Altersturner des Kreiſes in
Darmſtadt (Tgde. 1846), eine Einrichtung, welche zum
erſten Male getroffen wird. Die Leitung hat Gauoberturnwart
Hofferbert=Darmſtadt, der ſeinen Lehrſtoff im erſten Teil zunächſt
auf die Uebungen zum Deutſchen Turnfeſt in Stuttgart
abge=
ſtimmt hat, während der zweite Teil ganz auf den
Vereinsturn=
betrieb eingeſtellt iſt. Ergänzt wird die praktiſche Arbeit durch
einen Vortrag von Turnlehrer Rob. Braun=Frankfurt a. M.:
„Wert des Altersturnens in den Vereinen”. Im
Gau finden weiter ſtatt je ein Uebungstag für
Kindertur=
nen in Arheilgen und Nauheim bei Groß=Gerau. Der
Lehrgang zur Ausbildung von Schiedsrichter=
Anwär=
tern im Handball nimmt in Beſſungen ſeinen
Fort=
gang. In Heppenheim findet am Samstag ein
Geräte=
wettkampf zwiſchen dem dortigen Turnverein, dem
Turnver=
ein Birkenau und der Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt ſtatt.
Aus der Kreis=Schiedsrichker=Bereinigung.
Bei der Jahreshauptverſammlung der Kreis=Schiedsrichter=
Vereinigung des Kreiſes Starkenburg wurde folgender Vorſtand
gewählt: 1. Vorſitzender: Oberleutnant J. Erſt”eld=
Darm=
ſtadt, Mühlſtraße 60½, ſtellvertr. Vorſitzender und Schriftführer:
Ph. Hillgärtner=Darmſtadt. Stiftsſtraße 52, Beiſitzer:
Joh. Reuther=Langen, Sofienſtraße 8, Obmann der
Hand=
ballſchiedsrichter: Hans Harth=Langen, Rheinſtraße 33.
Die Geſchäfte des Fußballobmanns werden von dem ſtellv.
Vorſitzenden mitgeführt.
Für die Wahl des Kr.=Schiedsr.=Beiſitzers wurde Jak.
Eber=
hardt=Pfungſtadt dem Kreistag vorgeſchlagen.
Von den Untergruppen ſind als deren Leiter folgende Herren
gewählt: Untergr. Dieburg: Gg. Sattig=Dieburg,
Spital=
ſtraße 32, Untergr. Odenwald: A. Hofmann=Beerfelden,
Neuſtraße 6. Untergr. Sprendlingen: K. Kratzenberg=
Sprendlingen, Offenbacher Straße 21.
Nr. 89 — Seite 9
Fußball.
Union Wirhauſen—Viktoria Griesheim 2:1 (2:0).
In dieſem erſten Pokalkampf in Wixhauſen kämpften beide
Mannſchaften mit großem Eifer und befleißigten ſich einer fafren
Spielweiſe. Die Blau=Weißen mußten ſich ſchwer anſtrengen, um
dieſen knappen Sieg gegen den Riedmeiſter herauszuholen. Union
iſt in der erſten Hälfte meiſt tonangebend und ließ nur ſelten
den Gegner gefährlich werden. Unverſtändlich war es, daß der
Platzbeſitzer immer und immer wieder verſuchte, in der Mitte
durchzukommen, wo doch zwei gute Flügelſtürmer zur Verfügung
ſtanden. Erſt nachdem man das Spiel auf die Flügel verlegte,
wurden in kurzer Zeit durch Arheilger und Pfaff zwei ſchöne
Tore erzielt. Griesheim zeigte im Angriff einige Schwächen,
hatte aber eine vorzügliche Hintermannſchaft zur Stelle. Nach
dem Wechſel konnten die Gäſte den Platzbeſitzer leicht
zurückdrän=
gen und hatten auch bald Gelegenheit, das Reſultat auf 2:1 zu
ſtellen. Beide Mannſchaften ſpielten jetzt ſehr aufgeregt und die
ſchönſten Torgelegenheiten auf beiden Seiten wurden verſiebt.
Gegen Schluß ließ das Tempo ſtark nach und beide
Hintermann=
ſchaften verhinderten weitere Erfolge. Die Gäſte konnten
ge=
fallen und hinterließen den beſten Eindruck. Die Unionelf ſcheint
die Kriſe überwunden zu haben und iſt zurzeit ſehr ſpielſtark.
Schiedsrichter leitete einwandfrei.
Dazu ſchreibt Griesheim u. a.: Dieſes Pokalſpiel gewann
Wixhauſen mit großem Glück und nur unter Mithilfe des
Schiedsrichters, Herrn Hillgärtner=Darmſtadt. Denn zweimal
wurden ſicher erſcheinende Tore im rrafraum mit der Hand
ab=
ſichtlich verhindert und in keinem Falle kam der fällige Elfmeter
Die Pokalrunde iſt ſomit für die Griesheimer beendet, viel iſt
nicht verloren, um ein Defizit kam man gerade noch ſo herum.
Weitere Spiele der Griesheimer: 2. Mſch.—Olympia
Biebes=
heim 2. Mſch. 0:3 (Gr. nur 8 Spieler), Sondermannſchaft-Merck
Darmſtadt 1. Mſch. 4:2 1. Jugend—Viktoria Walldorf 0:6 (0:0),
1. Schüler—SpVgg. Arheilgen, Arh. nicht angetreten.
SC. Ober=Ramſtadt—Germania Babenhauſen 4:2 (3:2).
Unter der vorzüglichen Leitung von Klinger=Groß=Gerau
ent=
wickelte ſich dieſes Pokalſpiel zu einem aufregenden und
ſpannen=
den Kampf, den die Gaſtgeber verdient für ſich entſcheiden
konn=
ten. Obwohl Ober=Ramſtadt etwas mehr vom Spiel hatte,
füh=
ren die Gäſte bald mit 2:0. Die Gaſtgeber verſchärften das
Tempo und können bis zur Pauſe durch drei ſchöne Tore die
Füh=
rung an ſich reißen. Nach Seitenwechſel iſt O.=R. leicht im
Vor=
teil und kann durch ein viertes Tor den Sieg ſicherſtellen. Die
ſchnelle wuchtige Gäſteelf wurde durch ihren öfters überraſchend
vorſtoßenden Sturm recht gefährlich. Mit der Leiſtung der Ober=
Ramſtädter konnte man zufrieden ſein. Der neue Torwart
er=
wies ſich als recht zuverläſſig. Verteidigung Mittel= und rechter
Läufer waren ihrer Aufgabe gewachſen, während der linke
Läu=
fer keinen ſeiner beſten Tage hatte. Auch der Sturm zeigte ganz
anſprechende Leiſtungen. Das recht faire Spiel hatte eine
anſehn=
liche Zuſchauermenge angelockt.
Ein Uebungsſviel zwiſchen einer ſchwach aufgeſtellten
Frankfurter Stadtmannſchaft und einer aus Teilnehmern am
ge=
genwärtigen DFB.=Kurſus in Frankfurt gebildeten DFB.=
Nach=
wuchself endete mit 3:2 (1:1), zugunſten der DFB.=Mannſchaft.
in der Stührk=Eimsbüttel Rohwedder=Eimsbüttel. Leupold=Fürth.
Conen=Saarbrücken und Hohmann=Benrath beſonders gefielen.
Waſſerſport.
Anpaddeln des Darmſtädter Schwimmklubs Jung=Deutſchland.
Das diesjährige Anrudern und Anpaddeln findet am
Sonn=
tag, dem 2. April, ſtatt. Die gemeinſame Abfahrt mit Omnibus
nach Erfelden iſt auf 8 Uhr vom Heaghaus feſtgeſetzt.
Anmel=
dung bis Freitag bei Parfümerie Müller, Ludwigsplatz 1. Der
Start der Boote nach Guntersblum erfolgt um 10 Uhr
vormit=
tags nach dem Flaggenhiſſen, die Auffahrt vor dem Bootshaus
wird um 15 Uhr ſtattfinden. Anſchließend gemütliches
Beiſam=
menſein mit den Gäſten im „Deutſchen Haus” in Erfelden.
Mit=
glieder und Freunde der Abteilung ſind herzlichſt eingeladen.
Das erſte Spiel der Glasgow Rangers auf deutſchem
Boden wird am 17. Mai in Berlin vor ſich gehen, und zwar gegen
eine Berliner Verbandself.
Welketberichl.
Obwohl der hohe Druck weiter abgebaut wurde, tritt eine
weſentliche Verſchlechterung der Wetterlage vorerſt noch nicht
ein. Wohl gelangen ozeaniſche Luftmaſſen nach dem Kontinent
und werden Dunſt und Bewölkung verurſachen, ohne daß dabei
weſentliche Niederſchläge auftreten.
Ausſichten für Donnerstag, den 30. März: Dunſtig und wolkig
mit Aufheiterung, warm und meiſt trocken.
Ausſichten für Freitag, den 31. März: Keine weſentliche
Aende=
rung der Wetterlage.
Hauptſchrifileitung: Rudolf Maupe
Verantwortlſch für Poliik und Wictſchaft: Rudolf Mauve: für Feuiſleion, Neich und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Dle Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeraientell und geſchäftliche Mitteilungen: Wilts Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämitlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
(Nachdruck verboten!
Roman von H. A. von Byern
7)
Trotz der frühen Morgenſtunde war die Rennbahn von
Neu=
gierigen, Tipſtern und Preſſevertretern belagert. Vorſichtig
pirſchte ſich der Berichterſtatter des „Paris=Sport” heran.
„Geſtatten Sie, Meſſieurs! Wäre es ſehr unbeſcheiden, wenn
ich um liebenswürdige Auskunft über die Gewichte der
Führ=
oferde bitte?"
Der Trainer klopfte ſeine Stummelpfeife aus. — „Wir haben
keine Geheimniſſe: Gleiches Gewicht.”
„Hein?! Alſo, nach der Skala zehn Pfund Aufgewicht für
„Wiener Blut”? Und die Zeit?”
„Ueberzeugen Sie ſich bitte ſelbſt.” Hanns=Joachim hielt dem
Journaliſten die Stoppuhr hin.
„Nom de pipe! Das iſt unmöglich!"
„Es ſtimmt ſchon . . . wenn ich ſonſt noch mit etwas dienen
kann?”
„Monſieur de Kreuth! Monſieur de Kreuth!‟ Der
Darkeh=
mer fuhr herum.
„Gnädige Frau und . . . Miß Atkinſon".
Winifred lachte.
„Atrappiert! Und es iſt ſchädlich Sie haben doch meinen
Brief bekommen .. haben Sie nicht? Seit zehn Tagen warte ich
auf Antwort!“
„Unſer Freund wird andere Verpflichtungen haben,
mamie,” ſagte die Valtier lächelnd und hielt Hanns=Joachim die
Fingerſpitzen hin. „Sind Ihre Damen auch mitgekommen?”
„Nein, Madame, ich fuhr allein, wollte das Training
über=
wachen.”
„Und darüber haben Sie vergeſſen, ſich anzumelden
„Ich muß wirklich um Verzeihung bitten! Die gütige
Ein=
ladung konnte ich leider nicht annehmen. Annema . .
„Wie geht es Ihrer Frau Mama und der Komteſſe?"
„Danke gehorſamſt
„Oh ... wie drollig!” Miß Winifred wippte vor Vergnügen
auf den Fußſpitzen. „Gehorſamſt ſagen Sie .. . ſagt man ſo in
Deutſchland? Und zur Strafe — Sie werden uns heute zum
Diner einladen, wo wohnen Sie?‟
„Carlton, Miß Atkinſon. Natürlich wird es mir eine ganz
beſondere Ehre ſein, die Damen als meine verehrten lieben Gäſte
begrüßen zu dürfen ... darf ich fragen, zu welcher Zeit?
„Five oclock ..
„Oh. Mignonne,” meinte Madame Valtier, „um vierzehn
Uhr kommt meine Modiſtin — nein, neunzehn Uhr, Monſieur de
Kreuth! Wollen Sie „Gloire de France” bewundern? Kommen
Sie!”
Gerade betrat der Hengſt das Geläuf.
„Wie haben Sie erfahren, daß ich in Paris bin, gnädige
Frau?” fragte Hanns=Joachim.
„Mon Dieu!” Madame Valtier lachte. „Gar nicht! Ein
Zu=
fall, daß wir Ihnen hier begegneten. Ah
„Gloire de France” war mit ſeinem Führpferd abgeſprungen,
aber es gab nur einen ruhigen Galopp über zweitauſend Meter.
Der Darkehmer ſetzte den Feldſtecher ab.
„Und „Blenheim”
„Iſt unübertrefflich,” ſagte Winifred, „er braucht keine
Ar=
beit mehr. Uebrigens — ich ſoll Sie von Pa grüßen — er hat
immer noch Geſchäfte in London
Ueberall wurde getrialt, die Kandidaten für den „Prix Arc
de Triomphe” erhielten den letzten Schliff, wurden noch einmal
auf Herz und Nieren geprüft, ehe ſie in den ſchwerſten Kampf
ihres Lebens zogen. Kein Bewerber, der nicht zum mindeſten ein
klaſſiſches Rennen gewonnen hatte.
Morgenſonnengold lag über den weiten Anlagen, den
Tri=
bünen, dem Bois. Sonnengold umzitterte mit flirrenden
Strah=
len die Türme der Lichtſtadt: Notre Dame, Madeleine, den wie
Filigran gen Himmel aufragenden Eiffelturm, das ſilberblitzende
Band der Seine.
Hanns=Joachim ſchloß ſekundenlang die Augen . ſah wie
eine Viſion ein Mädchenantlitz, goldblondes Gelock, Augenrein,
klar, ſtrahlend wie einen Spiegel, den noch kein Hauch trübte.
Du! dachte der Darkehmer, du liebes deutſches Mädel!
„Nun — unſere Wette.” Yvonne Valtier ſchritt langſam nach
der fliederfarbenen Limouſine hinüber, „hoffen Sie neoch immer,
zu gewinnen?“
„Ich werde gewinnen,” ſagte Kreuth. Miß Atkinſon hob das
Stumpfnäschen.
„Oh — was iſt das für eine Wette? Kann man ſich
betei=
ligen?”
„Gewiß,” der Darkehmer blieb neben dem Kraftwagen ſtehen,
„Ihr „Blenheim” beſitzt eine allererſte Chance, ſchlägt er meinen
Hengſt, ſo haben Sie einen Wunſch frei, im umgekehrten Fall darf
ich mir etwas wünſchen
„Das der verlierende Teil bezahlen muß!” ergänzte die
Valtier.
Winifred lachte.
„Glänzend! Dann werde ich mir Ihren „Wiener Blut” als
Erinnerung ausbitten — ſoll es gelten?‟
„Gern er ſchüttelte ihre Hand. „Sie ſind ſehr
leichtſin=
nig, Miß Atkinſon, wenn ich mir nun Ihr Scheckbuch wünſche?‟
„Dann muß Pa mein Depot auffüllen.”
„Begleiten Sie uns, Monſieur de Kreuth?"
Yvonne ſah ihn unter halbgeſenkten Wimpern fragend an.
„Ich bedauere unendlich, Madame, mein Auto wartet! Alſo
heute neunzehn Uhr?”
„Beſtimmt! Au revoir!“
Mit einiger Anſtrengung hob Frau Joſefa den
eiſenbeſchlage=
nen Deckel der alten, eichenen, wappengeſchmückten Truhe empor.
Ein ganz feiner Duft ſtieg auf. Nach Lavendel roch es und nach
Roſenwaſſer.
„Mutterl, was haſt denn da?” fragte das Annemarietſcherl
und beugte ſich vor.
Die alte Dame lächelte, ſtreichelte zärtlich über die ſchwere,
weiße, ſilberbeſtickte Seide.
„Mein Brautgewand und den grünen Kranz, da ſchau! Und
dort der Silberkranz meiner Mutter . . ." Vorſichtig hob ſie Stück
um Stück hoch, griff nach einem flachen Karton. „Das da iſt für
dich
„Für — mich?"
Behutſam öffnete die Kleine den Deckel, tat einen hellen
Schrei:
„Oh — wie lieb!“
Ein weites, weißes Chiffonkleid kam zum Vorſchein, deſſen
Rock mit Kornblumen und rotem Mohn handbemalt war.
„Schau, Kind’l.” Frau von Kreuth richtete ſich auf, „das
Gwand da hat deine Urahne, mein Großmutterl, getragen an
dem Tag, wo ſie ſich auf einem Ball beim Fürſten Metternich
verlobte. War eine Gräfin Attens und hat als die ſchönſte und
klügſte Frau ihrer Zeit gegolten.”
„Und das ſoll . . . ich?!“
„Ja, das ſollſt tragen in Paris am Tag des großen Rennens
um den Triumphbogenpreis. Is wieder modern, und es ſind die
franzöſiſchen Farben".
„Mutterl! — Mutterl!”
Die alte Dame liebkoſte das goldblonde Haar
chens.
(Fortſetzung folgt.)
Nummer 89
Donnerstag, 30. März
latte
Börſenwende in München.
Der kommiſſariſche Vorſtand der Münchener Produkkenbörſe kündigk ſtrenge Maßnahmen
gegen Verfehlungen der nokwendigen Markkdiſziplin an.
Veränderungen an der Prodakkenbörſe. Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
An der Münchener Produktenbörſe teilte der bisherige
Vor=
ſitzende Geheimrat Mair mit, daß ein Teil der Vorſtandſchaft
zu=
rückgetreten ſei. Er ſprach den Ausgeſchiedenen den wärmſten
Dank für ihre bisherige Tätigkeit aus. Der verbleibende. Teil
der Vorſtandſchaft hat ſich zur weiteren Mitarbeit zur Verfügung
geſtellt, bis die Verhältniſſe endgültig geklärt ſind.
Der neuernannte kommiſſariſche Börſenvorſtand Dr. Netſcher
gab hierauf eine Erklärung ab, wonach er in den nächſten Tagen
einen vorläufigen Börſenvorſtand, neue Schiedsrichter und eine
neue Preisnotierungskommiſſion ernennen werde. Ab 1. April
werde der Eintrittspreis für die Provinzhändler für den
ein=
maligen Börſenbeſuch auf 2.— RM. ſtatt bisher 4.— RM.
feſt=
geſetzt. Weiter erklärte Dr. Netſcher: Zur Aufrechterhaltung der
Ordnung, Ruhe und Sicherheit an der Börſe, für die
Gewähr=
leiſtung eines nationalen, der Allgemeinheit dienenden ſittlichen
Handelns auf der Börſe und für die Ueberwachung der für die
allgemeine deutſche Wirtſchaft und ihre Ziele notwendigen
Markt=
diſziplin bin ich als Sonderkommiſſar gehalten, gegen
Verfeh=
lungen nach dieſer Richtung einzuſchreiten.” „Ich werde in einem
ſolchen Falle den ſofortigen Ausſchluß eines Börſenmitgliedes auf
befriſtete Zeit oder für die Dauer verfügen. Gegen dieſen
Aus=
ſchluß ſteht dem Betroffenen Widerſpruchsrecht bei einem vom
Vorſtand noch zu bildenden Börſengericht zu.
Den jüdiſchen Mitgliedern der Produktenbörſe mache ich es
zur Pflicht, gegen alle im Ausland gegen die deutſche Regierung
erhobenen üblen Hetzereien und Verleumdungen mit allen ihren
Beziehungen Front zu machen, da es ſonſt auf die Dauer
unmög=
lich ſein wird, dem jüdigen Handel freie Betätigung auf den
deut=
ſchen Börſen und in den Handelsberufen zu gewährleiſten. Ich
bitte deshalb dieſe Herren, in ihrem eigenen Intereſſe alles zu
vermeiden, was ſich direkt oder indirekt gegen die Maßnahmen
der deutſchen Regierung auswirken könnte, damit nicht
unange=
nehme Konſequenzen für ſie entſtehen.
Aus dem bisherigen Vorſtand der Münchener Produktenbörſe
ſind ausgeſchieden: Sigwart Steinharter=München, Emil
Zecken=
dorf=München, Leo Friedſam=München und Albert Wolff=
Mün=
chen.
Produkkenwärkke.
Frankfurter Produktenbericht vom 29. März. Die heutige
Getreidebörſe lag faſt nahezu geſchäftslos. Obgleich das Angebot
kaum zugenommen hat, nannte man im freien Markt meiſt
ſchwä=
chere Preiſe, wobei man auf die Schwäche des Berliner Marktes
verwies. Die Mühlen ließen faſt jegliche Kaufneigung vermiſſen,
zumal das Mehlgeſchäft ſehr gering ſein ſoll. Futtermittel lagen
ebenfalls geſchäftslos bei unveränderten Preiſen. Es notierten
(Getreide je Tonne, alles übrige je 100 Kilogramm) in RM.;
Weizen 210,00—211,00, Roggen 171,50—172,50. Sommergerſte
180,00, Hafer 145,00—147,50. Weizenmehl ſüdd und niederrhein.
Spezial 0 30,00—31,25, Roggenmehl (60prozentige Ausmahlung)
23,50—24,50, Weizenkleie 7,75. Roggenkleie 8,40—8,50.
Berliner Produktenbericht vom 29. März. Die Stimmung am
Produktenmarkte war heute wiederum ſchwächer, und das Geſchäft
bewegte ſich nach wie, vor in ruhigen Bahnen. Das
Inlands=
angebot iſt keineswegs dringlich, überſteigt aber merklich die
Nach=
frage, zumal die Mühlen weiter über ſchleppenden Mehlabſatz
klagen. Am Promptmarkte war beſonders märkiſcher Roggen zur
Waggonverladung reichlich angeboten. An den außerhalb
Ber=
lins gelegenen Stationen lauteten die Gebote für Weizen um 1,50
RM., für Roggen etwa 1.00 RM. niedriger als geſtern. Im
Liefe=
rungsgeſchäft ergaben ſich ähnliche Preisrückgänge, wobei nur
Roggen infolge von Interventionen verhältnismäßig beſſer
ge=
halten war. Weizen= und Roggenmehle haben kleinſtes
Bedarfs=
geſchäft, obwohl die Mühlen, zu Preiskonzeſſionen bereit ſind.
Hafer und Gerſte liegen ſehr ruhig.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Zahl der Wechſelproteſte im Januar 1933: 70 600. Wie das
Statiſtiſche Reichsamt mitteilt, wurde für Ende Januar 1933 die
Anzahl der zu Proteſt gegangenen Wechſel mit rund 70 600 und
der Geſamtbetrag mit rund 10,6 Millionen RM. feſtgeſtellt. Je
Arbeitstag gingen im Januar 2714 Wechſel mit einem
Geſamt=
betrag von rund 406 000 RM. zu Proteſt. Der Durchſchnittsbetrag
je proteſtierten Wechſel machte 150 RM. aus. Erfreulicherweiſe
hat ſich gegenüber dem Dezember 1932 ein Rückgang der Anzahl
der zu Proteſt gegangenen Wechſel um 8,5 Prozent und des
Ge=
ſamtbetrages um 10 Prozent ergeben.
Maſchinenfabrik Joſef Vögele A.=G., Mannheim. In dem am
30. 9. 1932 abgelaufenen Geſchäftsjahr war ein Ausgleich des
Produktionsrückganges durch die Vielſeitigkeit der Erzeugniſſe
nicht möglich, da ſämtliche Abteilungen hart betroffen wurden.
Bei Abſchreibungen auf Anlagen von 300 230 RM. und 35 135
RM. ſonſtigen Abſchreibungen ergibt ſich ein Jahresverluſt von
1053 778 RM. (im Vorjahre 29 369 RM. Gewinn einſchließlich
Vortrag), zu deſſen teilweiſer Tilgung 425 000 RM. dem
Reſerve=
fands entnommen und die Buchgewinne aus der Ueberlaſſung von
Aktien in Höhe von 666 600 RM. und der Einziehung von 26 700
RM. eigenen Aktien verwandt werden. Für Abſchreibungen auf
Beteiligung und Außenſtände werden 306 000 RM. verwandt, ſo
daß ein vorzutragender Verluſt von 241 478 RM. verbleibt. Die
Generalverſammlung erledigte einſtimmig die Regularien. Der
ſeitherige Aufſichtsrat, deſſen Vorſitzender Dr. W. Vögele in den
Vorſtand der Geſellſchaft übergetreten iſt, wurde mit Ausnahme
von Bankdirektor Ritſcher (Dresdner Bank, Berlin)
wieder=
gewählt. Neu hinzu treten Rechtsanwalt Dr. Hachenburg und
Direktor O. Koelſch (Heinrich Lanz A.=G.) in Mannheim.
Commerzbank des Saarlandes A.=G., Saarbrücken. Die am
31. Dezember 1932 abgeſchloſſene Bilanz dieſer in Liquidation
be=
findlichen Geſellſchaft ſchließt mit einem Verluſt von 4,74 Mill.
Franken, nachdem für zweifelhafte Außenſtände 1,15 Mill. Fr.
zurückgeſtellt ſind. In der Bilanz erſcheinen bei einem
Aktien=
kapital von 2 Mill. Fr. (davon 1,52 Mill. Fr. eingezahlt) 0.45.
Mill. Fr. Reſerven und Verbindlichkeiten in Höhe von 3,1 Mill.
Fr. An Außenſtänden werden 1.55 Mill. Fr. ausgewieſen und an
ſofort greifbaren Mitteln 0,23 Mill. Fr. Da die Rückſtellung für
das Konto Dubioſe nur um 100 000 Fr. von der Höhe der
Außen=
ſtände abweicht, ſcheinen die Geſchäfte des Unternehmens alſo bis
auf die feſtgefrorenen Kredite abgewickelt zu ſein.
Internationale Petroleum=Konferenz. Die Arbeiten der
In=
ternationalen Petroleumkonferenz haben geſtern in Paris
begon=
nen. Auf dieſer Konferenz werden nur techniſche Fragen
beſpro=
chen. Sie ſteht mit der gleichzeitig in Waſhington begonnenen
Petroleum=Konferenz nicht in direkter Verbindung, doch kann das
Ergebnis dieſer Konferenz auf die Pariſer Arbeiten einen gewiſſen
Einfluß haben.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 29. März ſtellten ſich für
Kupfer: März und April 38.50 (38.75), Mai 38.75 (39), Juni
und Juli 38.75 (39.25), Auguſt 39.25 (39.50), September 39.50
(39.50), Oktober 39.50 (39.75) November 40 (40.25) Dezember
40.25 (40.50), Januar 40.50 (40.75) Februar 40.75 (41), Tendenz:
unregelmäßig. — Für Blei: März und April 13.50 (14.50),
Mai und Juni 13.75 (14.75), Juli 14 (15), Auguſt 14 (15.25),
September 14.25 (15.50), Oktober 14.50 (15.50), November 14.75
(15.75), Dezember 15 (15.75), Januar 15.50 (16). Februar 15.50
(16.50). Tendenz: luſtlos. — Für Zink: März 19.50 (20.50),
April 20 (20.50) Mai 20 (20.75), Juni 20 (21), Juli 20.50
(21.25), Auguſt 20.75 (21.25), September 21 (21.50). Oktober 21
(21.75), November 21.25 (22), Dezember 21.50 (22.25), Januar
21.50 (22.50), Februar 21.75 (22.75). Tendenz: ſtetig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Im Zuſammenhang mit dem bevorſtehenden Monatsende
er=
folgten geſtern zu Beginn des offiziellen Berliner
Effekten=
verkehrs an verſchiedenen Märkten noch Prämienverkäufe. Auf
der anderen Seite war die Unternehmungsluſt aus dem gleichen
Grunde nur recht klein. So kam es, daß die Anfangsnotierungen
recht häufig 1 bis 3 Prozent, in einigen Fällen bis 4½ Prozent
unter dem vorgeſtrigen Schluß lagen. Stärker angeboten waren
insbeſondere AEG., bei denen das Zuſtandekommen des BEW.=
Paketverkaufes als unwahrſcheinlich und ein Kapitalſchnitt als
kaum noch vermeidlich bezeichnet werden. Ein Angebot von etwa
90 Mille fand nur zu einem Kurſe von 30½ Prezent nach 33½
Prozent vorgeſtern Unterkunft. Andererſeits waren aber einige
Werte bereits anfangs bis zu 2 Prozent feſter. Im Verlaufe
zeigte es ſich, daß die Glattſtellungen beendet waren, und ſofort
trat auf dem ermäßigten Niveau wieder Nachfrage hervor.
Preſſe=
meldungen über neue Auslandsaufträge ſowie das feſtere New
York regten an. Unter Führung von Siemens die 4½ Prozent
anzogen, Schubert u. Salzer, die ſich um 3½ Prozent beſſerten,
und BMW., die weitere 2 Prozent gewannen, wurde es allgemein
feſter. Die Beſſerungen gegen den Anfang gingen im
Durch=
ſchnitt bis zu 1 Prozent, verſchiedentlich bis zu 2½ Prozent.
Deutſche Anleihen eroffneten ſchwächer. Altbeſitz verloren 1,45
Prosent, Neubeſitz 65 Pfg. Im Verlaufe wurde auch an dieſem
Markte die Hälfte der Verluſte wieder hereingeholt.
Reichs=
ſchuldbuchforderungen zogen nach 1½ Prozent ſchwächerer
Eröff=
nung um 1 Prozent an. Am Rentenmarkt dürften die Kaſſakurſe
ebenfalls nicht ſo niedrig werden, wie man dies zunächſt
angenom=
men hatte. Ausländer lagen ruhig, 5prozentige Mexikaner und
5prozentige Rumänen ſowie 4prozentige Türken verloren je ca.
30 Pfg. Der Geldmarkt lag weiter ſteif. Der Satz für
Tages=
geld zog auf 4½ Prozent an, vereinzelt wurden noch 48 Prozent
bezahlt. Privatdiskonten waren weiter angeboten.
Die Frankfurter Börſe tendierte weiterhin nach unten.
Das Geſchäft hält ſich zwar in ziemlich engem Rahmen, doch
über=
wogen die Verkaufsaufträge des Publikums, das weitere
Ent=
laſtungs= und Gewinnverkäufe vornimmt. In der Hauptſache war
die Börſenſtimmung beeinflußt durch die angekündigte
Boykott=
bewegung, die als Gegenſtrömung gegen Hetzmaßnahmen
beſtimm=
ter Auslandskreiſe ausgelöſt werden ſoll. Während die
Anfangs=
kurſe durch die Publikumsverkäufe ziemlich matt lagen, konnte ſich
im Verlaufe eine etwas beruhigtere Auffaſſung und
Kursbewe=
gung durchſetzen, wobei die feſtere New Yorker Börſe und vor
allem die Arbeitsbeſchaffungsaufträge der Reichsbahn anregten.
JG. Farben eröffneten 3½ Prozent niedriger, im Verlaufe jedoch
wieder um 11 Prozent erholt. Am Elektromarkt waren AEG.
3½, Licht u. Kraft 1½, Bekula 1, Lahmeyer 3½ Prozent
niedri=
ger. Auch Siemens lagen eingangs 2 Prozent ſchwächer, doch
er=
holte ſich der Kurs im Verlauf um dieſen Verluſt. Von
Montan=
werten verloren Gelſenkirchen 2. Phönix ½. Stahlverein 78,
Rheinſtahl 1½, Mannesmann 2½8 Prozent. Buderus eröffneten
1½ Prozent niedriger, gewannen aber wieder 1 Prozent zurück.
Transportwerte waren ½ bis ½ Prozent gedrückt. Kaliaktien
bis 2 Prozent nachgebend. Am Zellſtoffmarkt verloren Waldhof
33 Prozent, von Kunſtſeideaktien Bemberg bis 1½ Prozent
abge=
ſchwächt. Am Markt für Bankaktien gaben Reichsbank 3
Pro=
zent nach. Auch der Markt für Einzelwerte zeigte bei kleinem
Ge=
ſchäft durchweg nachgebende Kurſe. — Der Rentenmarkt verzeichnet
ähnlich wie der Aktienmarkt anfänglich eine ſtärkere
Abſchwä=
chung, der im Verlaufe eine leichte Erholung folgte.
Bei ſehr ſtillem Geſchäft waren die Kurſe an der Abendbörſe
weiter abgeſchwächt, wenn auch die Rückgänge mit Ausnahme
von JG. Farben nicht ſonderlich groß waren. Aus
Publikums=
kreiſen liegen immer noch Verkaufsaufträge vor, denen nur
ge=
ringe Aufnahmeneigung gegenüberſtand. JG. Farben gaben im
Verlaufe bei größerem Verkaufsdruck bis 1½ Prozent nach. Am
Montanmarkt gaben Buderus ½. Mannesmann ½, Harpener ½,
Stahlverein ½ Prozent nach. Von Elektrowerten waren zwar
AEG, etwas freundlicher, doch lagen die übrigen Elektroaktien
ebenfalls niedriger. Nur Conti Gummi lagen 1 Prozent feſter.
Um den Vollſtreckungsſchub für die Binnenſchiffahrt.
Wie mitgeteilt wird, wird die Entſcheidung über einen Teil
der kürzlich in der Duisburg=Ruhrorter Verſammlung der
Bin=
nenſchiffer geſtellten Forderungen nicht im
Reichsverkehrsmini=
ſterium, ſondern vielmehr im Reichsjuſtizminiſterium fallen.
Ins=
beſondere dürfte das zutreffen auf die Frage der Gewährung eines
Vollſtreckungsſchutzes für die Binnenſchiffahrt. Hierüber haben
in=
zwiſchen auch Verhandlungen zwiſchen dem Führer der NSBO. und
den Schiffs=Kreditbanken ſtattgefunden. Soweit die Deutſche
Schiffskreditbank, Berlin, in Frage kommt, iſt zugeſagt worden,
die bisher ſchon geübte äußerſte Zurückhaltung
Zwangsvollſtreckun=
gen gegenüber auch für die Zukunft walten zu laſſen. Wieweit
dieſe Zurückhaltung geht, wird daran deutlich, daß bei ſämtlichen
deutſchen Schiffsbeleihungsbanken im letzten Jahre bei insgeſamt
1575 Darlehensfällen nur 24 Zwangsvollſtreckungen zu verzeichnen
geweſen waren. Man hat ſich alſo des letzten Mittels nur da
be=
dient, wo tatſächlich kein anderer Ausweg mehr vorhanden war,
da es ſich um böswillige oder nicht vertrauenswürdige Schuldner
handelte. Infolgedeſſen beſteht auch auf Seiten der
Schiffs=
beleihungsbanken die Anſicht, daß ein Bedürfnis für eine derartig
umſtrittene Maßnahme, wie ſie der Vollſtreckungsſchutz darſtellt,
nicht vorhanden iſt.
Gegenüber der Forderung auf Senkung und Stundung der
Zinſen wird geltend gemacht, daß es beſonders häufig kleine Leute
ſind, die ihr letztes Geld zur Anlage in Schiffspfandbriefen
ver=
wendet hätten. Dieſe würden in ſehr ſchwierige Lage kommen,
wenn die Schiffsbeleihungsbanken verhindert würden, ihre
Ver=
pflichtungen ihnen gegenüber zu erfüllen.
Viehmärkke.
Be. Mainzer Viehmarkt vom 28. März. Auftrieb: 31 Ochſen,
13 Bullen, 505 Kühe oder Färſen, 292 Kälber, 750 Schweine.
Marktverlauf: Bei Schweinen flott, leichte Ware vernachläſſigt,
geringer Ueberſtand; bei Großvieh mäßig belebt. Ueberſtand; bei
Kälbern lebhaft, ausverkauft. Preiſe pro 50 Kilogramm
Lebend=
gewicht in RM.: Ochſen a1) 25—30, b2) 16—21; Bullen c) 18—24:
Kühe a) 20—25, b) 16—19. c) 14—16; Färſen (Kalbinnen) a) 26
bis 32; Kälber c) 26—34, d) 21—25: Schweine b) 41—43, c) 41.
bis 43, d) 38—40.
Gießener Frühjahrspferdemarkt. Der Gießener
Frühjahrs=
pferdemarkt erfreute ſich auch in dieſem Jahre außerordentlich
ſtarken Beſuches. Der Auftrieb ließ bei Kalt= und Warmblütern
gutes Material erkennen, beſonders bei den Stuten mit mehreren
Nachkommen zeigte ſich die fortſchreitende und erfolgreiche
züch=
teriſche Leiſtung. Insgeſamt waren 217 Pferde und 34 Fohlen
aufgetrieben. Der Handel war ſchleppend, es blieb geringer
Ueberſtand, obwohl ſtarke Kaufluſt vorherrſchte. Für gute Tiere
wurden 1050 bis 1250 RM. für geringere 850 bis 950 RM. und
für Schlachtpferde 50 bis 150 RM. gezahlt. Die Trödelbuden auf
dem Pferdemarkt hatten Pfenniggeſchäfte.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Daimler=Benz A.=G. hat einen Auftrag auf einen
Probe=
motor für das neue Zeppelinluftſchiff erhalten. Es handelt ſich
um einen in aller Stille entwickelten und bereits fertiggeſtellten
1200 P8 waſſergekühlten Dieſelmotor. Dem Auftrag an Daimler
war ein ähnlicher Probeauftrag an MAN. bereits
voraus=
gegangen.
Nach den Angaben der Statiſtiſchen Abteilung der
Metall=
geſellſchaft A.=G., Frankfurt a. M., betrug die Welt=Zinn=
Berg=
werksproduktion im Februar 1933: 6360 metr. To. gegen 7569 im
Januar 1933 und 7405 im Dezember 1932. Im
Monatsdurch=
ſchnitt 1932 betrug die Produktion 8219 mtr. To. Im
Tagesdurch=
ſchnitt betrug ſie im Fernar rund 227 mtr. To. gegen 244 mtr. To.
im Januar und 269 im Tagesdurchſchnitt 1932.
Wie wir hören, iſt am 28. ds. Mts eine neue und zwar die
11. Freigabe für Verbrauchszucker für das Geſchäftsjahr 1932/33
in Höhe von 5 v. H. zur Lieferung März=April erfolgt. Damit
ſind 56 v. H. des laufenden Freigabekontingents zum Verkauf
frei=
gegeben worden.
Der Londoner Goldpreis betrug am 29 März 1933 für eine
Unze Feingold 120/11½ s — 86,7876 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 46,6668 d — 2,79028 RM. Zu dieſe Preiſe wurden
am freien Markte 10 000 Lſt. Gold gehandelt, die nach dem
Kon=
tinent gingen.
Das amerikaniſche Schatzamt hat durch eine Verordnung vom
Dienstag die Wiedereröffnung einiger hundert weiterer Banken
unter beſtimmten Vorausſetzungen und auf Widerruf zugelaſſen.
Die in Frage kommenden Banken dürfen in beſchränkten Umfange
Depoſiten auszahlen.
Berliner Kursbericht
vom 29. März 1933
Deviſenmarkt
vom 29. März 1933
Me de
Deutſche Bank u. /
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordb. Llohyd
A. E. 6.
Bahr.Motorenw.
C. P.Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
DeutſcheCont. Gas 1
9s—
70.—
61.50
20.875
34.50
21.875
31.25
126.75
49.25
19.—
46.875
137.—
114.75
Me
Elektr. Lieferung
J. 6. Farben 129.25
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerke.
Koksw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel l
rfe
83.—
65.55
92.875
85.25
65.375
54.875
132.
59.75
7875
69.375
56.—
48.875
Bolzphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Beſteregeln Alkali 1
Agsb.=Nnrb.Maſch,
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah=
Wanderer=Werke
„Ni
51.75
2oo.
29.
44—
134.—
70.—
25.75
85.50
10.625
22.—
80.—
36.25
72.—
Helſingfors
Wien
Prag
Zudapeſ
Ree
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stocholm
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Währung
1o0 finn. Mk.
1o0 Schilling
to0 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 S.Sta.
1 Pav. Peſo
Dollar.
100 Belga
100 Lire.
100 Franes
Geld
6.3241
al4s.45
3.047
169.89
73.38
63.94
75.32
14.33
0.819
4.1961
58.46
ſei.53
16.4751 1
Brief
6.336
48.55
Zurd
169.42
73.52
64.06
75.98
14.31
0.322
4.204
58.58
21.57
16.5is
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio deJaneirolt
Jugoſlawien
Portugal
Athen
t
Iſtambul
Kairo
Kanada
Uruguah
3sland
Tallinn (Eſtl.) 1
Riga
Bährung
ſto0 Franken”
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
1 Milreis
100 Dinar
100 Escudoslt
100 Drachm.
türk. 2
tägypt. 2
canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 isl. Kr.
100 eſtl. Kr. 11
100 Lais
Gelds
go. 91
95.26
81.85
0.899
0.239
5.745
13.04
2.359
2.009
14.71
3.47,
1.6481
64. 69
110.59
74.93
Brief
81.07
35.34
82.03
0.301
C.281
5.155
13.06
2.362
2.072
7.75
3.483
1.752
64.81
710.81
75.07
Zuruftädter and Kariokarbant Burmftabt, Biinn orr orrsgher Bant
Frankfurter Kursbericht vom 29. März 1933.
„Mee
„ Gr.II p. 1934
„ „ 1935
„ „ „ 1936
„ „ 1937
„. 1939
„ Gruppe I
6 % Dtſch. Reichsanl
„ b. 27
5½0 Intern. v.30
62 Baden ... b.27
6% Bahern ..v,27
6% Heſſen .„.b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 2
63 Thüringen v. 2:
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. -I=
Ab=
löſungsanl..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden
6% Berlin .. . v. 24
20 Darmſtadt .
6% Dresden. ,b. 20
6% Frankfurt a.M.
Schätze, b. 29
v. 26
82 Mainz
6% Mannheimv. 27
69 München b. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
„ Goldoblig.
5½% Heſſ.Landes=
Hyp.=Bk=Liquid.
95.25
89.25
83
78.5
75.5
84.2
96.5
84.5
82
881,
96
85!
98.55
88.75
79.25
76.5
13
8.3
73.5
73.5
73
73
88
80
1434.% Heſ. Landes.
Hyp. =Bk. Ligu.=
Kom. Obl. . ...
6 % Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig
6‟ Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
HeſſGhldobl. R.11
o „ „ R.12
68 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
16%Naſſ. Landesbk.
5½%0 „ Liqu.Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
„AuslSer. I
„AuslSer.k
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).;
5% Berl. Hyp. Bk.
½% „Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hhp.=Bk..
5½2%0 n Lig. Pfbr
„ Goldoblig.
Frkf. Pfbr.=Bk.
2% „ Lig.=Pfbr
6%Mein, Hhp.=Bk.
½%0 n Lig. Pfbr..
6% Pfälz. Hhp.=Bk.
5½%0 n Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. Bk.
½ %0 n Lig Pfbr.
„ Goldoblig
832 Südd. Bod=
Cred.=Bank ....
½%0 n Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B.
80.5
86
76
90
89.5
88.25
73:
89
89
88.25
89.75
29.25
87.75
91
89.5
89.75
91
92.25
88.5
88.55
81.5
93.5
30 Mitteld. Stahl
62 SalzmanncCo.
F. G. Farben Bond.
5% Bosn. L. E.B.
2 Inveſt.
58 Bulg. Tab. v. 02
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
14o „„
48 Türk. Admin.
ſo „ 1.Bagdad
„ Zollanl.
234
Goldr.
1910
*
7
42 Liſſabon. „
420 Stockholm
Aßtien
Alg. Kunſtzüideunie
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht/111.75
Buderus Eiſen. ...
Fement Heidelberg
Karlſtadt.
5.G,Chemie, Baſel 157.25
„." —h
MKali Chemie ....
„ Aſchersleben
alein, Schanzlin.
Klöcknerwerke ....
Knorr C. H......
2ahmeher & Co. ..
Laurahütte
FLech, Augsbure
Löwenbr. Münch.
Mainkr.=2
Mainz.Akt.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Motoren Darmſtadt
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Riebeck Montan.
Roeder, Gebr.
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali".
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schuckert, Elektr.
Schwartz Storchen
Siemens & Halske
Sübd. Zucker=A. 6. 1
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ...
91—7
59
185.25
129
20.5
224
74
69
69.25
R
13.5
44.5
207.75
83
87.25
52
149.5
36
98.5
78
157.25
159
We Kuee
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Allg. Dt. Creditanſt
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W.
Berl. Handelsgeſ.
„ Hypothekbk.
Comm. u. Privatb.
Dt. Ban und Disc.
Ot. Eff. u. Wechſell
Dresdner Bank..
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„ Hhp.=Bank.
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Württb. Notenbank
A.=G.f. Verkehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vzg
Hapag.
....."
Nordd. Lloyzd..
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung ..
„Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. Ml
Mannheim.Berſich.
i
132
52.25
87.25
grl.
53.5
1a3
163
84
99.25
21.5
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[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 30. März 1933
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Am Dienstag, den 4. April, bleibt das
Amt wegen der Vorarbeiten zur
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ſteigerung nur eine Stunde — von 12
bis 1 Uhr — geöffnet, und zwar für
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Darmſtadt, den 29. März 1933.
St. 4300) Städt. Leihamt.
Vergebung von Fuhrleiſtungen.
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pflaſterung bezw. Verbreiterung der
Kleinpflaſterfahrbahn der
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ſtraßen Bensheim — Reichenbach bezw.
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Spälung des Waſſerrohrnetzes
In der Zeit vom Samstag, den 25.
März 1933, bis Samstag, den 8. April
1933, wird das ſtädtiſche Waſſerrohrnetz
geſpült. Dabei läßt ſich eine Trübung
des Leitungswaſſers nicht vermeiden
auch muß die Waſſerlieferung von 22
Uhr bis 5 Uhr unterbrochen werden
Den Waſſerabnehmern wird deshalk
empfohlen, ſich rechtzeitig mit Waſſer
zu verſorgen. Bei den
Druckrohrſpülun=
gen wird die Waſſerlieferung nur
ver=
ringert.
Straßenverzeichniſſe mit der
Bezeich=
nung der einzelnen Spülabteilungen
können an den bekannten
Aushang=
ſtellen der Bürgermeiſterei eingeſehen
werden. Außerdem erteilt die ſtädtiſche
Fernſprechzentrale (Fernruf 3500) ſowie
die Feuerwache (Fernruf 600) Auskunft.
Spülplan.
Hochdruckſtrang I: Samstag, d. 25. März
1933. von 22 Uhr ab.
II: Montag, d. 27 Marz
1933, von 22 Uhr ab
III: Dienstag, d. 28. März
1933, von 19 Uhr ab.
Hochbehälter Mathildenhöhe u.
Dachs=
berg: Donnerstag, den 30. März 1933,
von 8 Uhr ab.
Abteil, A: Freitag, den 31. März 1933,
„ B: Samstag, den 1. April 1933,
b: Montag, den 3. April 1933,
C: Dienstag, den 4. April 1933,
c: Mittwoch, den 5. April 1933,
D: Donnerstag, d. 6. April 1933,
d: Freitag, den 7. April 1933,
E: Samstag, den 8. April 1933,
immer von 22 Uhr ab.
Darmſtadt, den 20. März 1933.
Direktion
St.3941)
der ſtädt. Betriebe.
Am Freitag, den 31. März 1933.
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe
meiſt=
bietend gegen ſofortige Barzahlung
ver=
ſteigert werden:
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20 H. Fäßchen, 1 Schnellwaage, 1
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apparat, 1 Kaſſenſchrank, 2
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1 weißlackierter Küchenſchrank, 1 Tiſch,
2 Stühle. Möbel aller Art u. a. m.
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werden:
1 Schreibtiſch, 1Bücherſchrank, 1 Partie
Lederſtühle und altdeutſche Stühle,
10 Dutzend Dauerwaſchkragen, 10 Dutz
Kindermützen, 50 Karton Perlgarn,
39 Dutzend Kämme, 10 D. Häkelnadeln.
Darmſtadt, den 29. März 1933.
Scharmann
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers
Jungermann Darmſtadt. (4310
Vergebung von Fuhrleiſtungen.
Die Anfuhr des im Rechnungsjahr
1933 nötigen Unterhaltungsmaterials
für die Provinzialſtraßen der Provinz
Starkenburg in nachfolgend
aufgeführ=
ten Bezirken ſoll im öffentlichen
Wett=
bewerb vergeben werden.
Angebotsvordrucke und Bedingungen
liegen vom 3. bis 8. April 1933 auf dem
Amtszimmer der Bezirksbeamten an
den Werktagen von 4—6 Uhr
nachmit=
tags zur Einſicht offen und werden
dort zum Selbſtkoſtenpreis abgegeben.
Für den
Bezirk Erbach: bei Herrn B. J.
Flecken=
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Bezirk Reichelsheim: bei Herrn B.Pr.
Herbert, Reichelsheim i. O
Bezirk Rimbach: bei Herrn B. J. Knaup.
Birkenau i. O.
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Degen, Beerfelden i. O.
Bezirk Darmſtadt I: bei Herrn O.B.Sr,
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Bezirk Darmſtadt II: bei Herrn Techn.
Bleibtreu, Darmſtadt, Neckarſtraße 3.
Zimmer 30.
Bezirk Darmſtadt III: bei Herrn O.B.J.
Weber, Darmſtadt, Neckarſtraße 3,
Zimmer 30.
Bezirk Groß=Umſtadt: bei Herrn B.J.
Dietrich. Dieburg.
Bezirk Groß=Gerau: bei Herrn B.J.
Gerlach. Groß=Gerau.
Die Angebote ſind verſchloſſen,
porto=
frei und mit entſprechender Aufſchrift
verſehen bis Samstag, den 8. April
1933, vormittags 11 Uhr, bei dem
oben=
genannten Bezirksbeamten einzureichen.
Darmſtadt, den 27. März 1933.
Provinzialdirektion Starkenburg
Tiefbau.
(4279
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 2 Herrenfahrräder, 4
Por=
temonnaies mit Inhalt, 1
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Handſchuhe. 6 Paar Handſchuhe. 1
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tengewehr, 1 ſchw. Damenhut, 1 Dam.=
Hemd, 1 Herrenhemd, 1
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chen. 1 Füllfederhalter. 1
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imhang, 2 Schals, 1 grauer Gürtel,
1 Roſenkranz, 1 Broſche, 2 Hefte „Stern
u. Heiden”, 7. Einkaufsnetze, 1
Stoff=
tier 1 Kinderkörbchen, 1 Strang Garn,
2 Spazierſtöcke, 3 Schirme, 2 kl. Pinſel,
1 Satteltaſche, 1 wollene Baskenmütze,
einzelne Gamaſche, 1 ſilberne Kette,
1 Gießkanne, 1 Hornbrille, 1 Stehleiter,
1. Gummiknüppel. 6 Bund Schlüſſel. —
Zugelaufen: 1 Deutſcher Schäferhund.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet waren.
Intereſſenten können dieſe
Fundgegen=
ſtände während der Büroſtunden auf
Zimmer Nr. 11 beſichtigen.
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Am Freitag, den 31. März 1933, 15
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werden: 1 Klavier, Möbel, Einricht.=
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1 Schreibmaſch., 1 Büroſchrank. Schuhe
aller Art u. a. m.
(4308
Darmſtadt den 30. März 1933.
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Vermögensüberſicht der Bezirksſparkaſſe Groß=Bieberau
auf den 31. Dezember 1932.
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Forderungen
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1. Kaſſevorrat
191 783.70
2. Wertpapiere.
27 496.68
3. Bankguthaben.
„.. 15 608.21
4. Wechſel ....
5. Hypotheken u. Kaufgelder 1180 345.36
6. Darlehen an Gemeinden 577 934 02
7. Darlehen an Private
gegen Bürgſchaft . . . . 264 447.58
8. Konto=Korrentſchuldner . 368 783.35
3 501.17
9. Aufwertungskonto . .
25 000.00
10. Immobilien . . . .
1.00
11. Mobilien . . . . ..
2686 494. 45
Berpflichtungen
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1. Spareinlagen
„ . 2390 874.76
2. Konto=Korrent=Gläubiger 166 719.09
3. Bankſchulden . .
15 316.70
4. Im Voraus vereinnahmte
Zinſen ..."
3 583.90
5. Rücklage einſchl.
Zuwen=
dung aus dem Reingewinn 110 000.00
386 494.45
Broß=Bieberei, den 2. März 1933.
Bezirks=Sparkaſſe Groß=Bieberau
4200
Der Direktor: Glenz. Der Rechner; Bermond.
Seite 12 — Nr. 89
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 30. März 1333
Silerätncher Derein.
Montag, den 3. April, nachm. 5½ U8r,
im Geſchäſtszimmer
Ordentl. Hauptverſammlung
Tagesordnung: 1. Jahresbericht des Vorſ.
2. Rechnungsablage, 3.
Vorſtands=
wahl. 4. Beſchlußfaſſung über
vor=
liegende Anträge.
Der Vorſtand.
Heute letzter Tag
Felix Bressart
der deutsche Grotesk-Komiker
Marion Taalu Georg Alexander
in dem lustigen Tonfilm-
Schwank:
Ortsgewerbeverein
und Handwerkervereinigung
Darmſtadt
Am Sonntag, den 2. April 1933,
vor=
mittags pünktlich 11 Uhr, im großen
Saale des Städtiſchen Saalbaues
Feierliche Ueberreichung der
Geſellenbriefe
an alle in der Frühjahrsprüfung
beſtan=
denen Lehrlinge der Induſtrie und des
Handwerks, u. Mitwirkung d. Orcheſters
Darmſtädter Berufsmuſiker, Leitung
Obermuſikmeiſter Matthias Weber.
Nur am Samstag, den 1. April 1933,
von vormittags 10 bis nachmittags
18 Uhr, findet die Ausſtellung der
ge=
fertigten Geſellenſfücke und
Arbeits=
proben im „Großen Muſikzimmer” des
Saalbaues, Eingang Ecke Saalbau=
und Riedeſelſtraße ſtatt.
Zu den beiden Veranſtaltungen laden
wir alle Eltern, Angehörige, Lehrer,
Ge=
ſellen und Meiſter, Freunde, Gönner und
unſere Mitglieder herzlichſt ein. Der
Ein=
tritt zu den Veranſtaltungen iſt frei.
Geſellenprüfungsausſchuß
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und Wer
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zu der am Samstag, den 1. April 1933,
abends 8 Uhr im Restaurant „
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verbunden mit einem
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Unglückskatastrophe Neunkirchen (Saar).
Der Lichtbildervortrag wird von
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Unsere Mitglieder werden höflichst
gebeten, zahlreich zu erscheinen,
ebenso sind kriegsbeschädigte Cäste
und Kriegerhinterbliebene herzlich
willkommen.
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Lebendfriſche Nordſee=Schollen Pfd. 0.55 Rotzungen Pfd. 0.65
Friſch gebackene Fiſchkoteletts, heiß aus der Pfanne Pfund 0.40
Alle Räucherwaren, Marinaden, Salz=„Matjesheringe und Filets
ſowie alle Delikateſſen. — Reichsverbilligungsſcheine werden
angenommen.
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