Einzelnummer 15 Pfennige
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Hefſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 78
Sonntag, den 19. März 1933.
196. Jahrgang
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(4 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf. Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fälli” ſeder
Rabatt weg. Bankonio Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Nationalbant.
Neue Notverordnung.
Verlängerung der Borſchrifken über die wegfallenden Planſtellen. — Beibehallung der ſeitherigen
Gehalks=
kürzungen bis zum 31. März 1934. — Kein Forkfall der beſonderen Einkommensbelaſtungen. — Lockerung
der Realſteuerſperre. — Einziehung der 3-RM.-Skücke. — 1-RM.-Skücke künftig aus Nickel.
Die Nokverordnung
über Finanzen, Wirkſchafts- und Rechtspflege.
Berlin, 18. März.
Der Reichspräſident hat auf Vorſchlag der Reichsregierung
unter dem 18. März eine Notverordnung über Maßnahmen auf
dem Gebiete der Finanzen, der Wirtſchaft und der Rechtspflege
erlaſſen, die u. a. Aenderungen des Beſoldungsgeſetzes, eine
Auf=
wertung der Bürgſchaftsſchuld des Deutſchen Reiches für die
deut=
ſchen Schutzgebietsanleihen, Maßnahmen auf dem Gebiete der
Zollverwaltung, Maßnahmen auf dem Gebiete der
Steuerverwal=
tung, Maßnahmen zur Arbeitsloſenhilfe, eine Aenderung des
Münzgeſetzes, die Ergänzung einiger Vorſchriften des
Bürger=
lichen Geſetzbuches über die Zwangsverſteigerungen, Vorſchriften
über die Zuziehung von Hilfsrichtern zum Reichsgericht, eine
Aen=
derung der Rechtsanwaltsordnung, eine Verlängerung des
Päch=
terkreditgeſetzes, Maßnahmen, betr. die Einrichtung von
Aus=
gleichskaſſen, 30 Millionen für die Stützung mittelſtändiſcher
Kreditinſtitute, Maßnahmen, betr. die Zulaſſung der Wertpapiere
der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft zum Börſenverkehr und
Vor=
ſchriften über die Enteignung auf dem Gebiet des Städtebaues
und des Baues von Waſſerſtraßen enthält.
Im Kapitel 1 wird das Beſoldungsgeſetz behandelt. Die
Be=
ſtimmung des Beſoldungsgeſetzes, daß von je drei
frei=
werdenden Planſtellen der
Beſoldungsord=
nung 4 eine Planſtelle wegzufallen hat, wird
bis zum 31. März 1936 in ihrer Gültigkeit
verlän=
gert, da unter den obwaltenden Verhältniſſen auf die
Beibe=
haltung der an ſich mit dem 31. März d. J. ablaufenden
Beſtim=
mungen nicht verzichtet werden kann. Ferner werden die durch
die Erſte, Zweite und Dritte Gehaltskürzungsverordnung
ange=
ordneten
Gehaltskürzungen.
die bis zum 31. Januar 1934 befriſtet waren, zur Erzielung einer
einheitlichen Veranſchlagung der Beſoldungsmittel für das
Rech=
nungsjahr 1933 bis zum 31. März 1934 verlängert.
Auf dem Gebiet der Zollverwaltung enthält die
Notverord=
nung in den Kapiteln III und IV einige weitere
Maßnah=
men zur Bekämpfung des immer noch äußerſt
ſtarken Schmuggels, ferner Vorſchriften zur
Aende=
rung des Geſetzes über das
Branntweinmono=
pol, die auf die Erhöhung der Zwangsbeimiſchung von Spiritus
zu Treibſtoffen zurückgehen, ſowie einige Vorſchriften zur
Aende=
rung des Salzſteuergeſetzes.
In den Kapiteln V bis IX werden Maßnahmen
auf dem Gebief der Skeuerverwalkung
getroffen. Da die Lage der Reichsfinanzen einen Verzicht auf
die beſonderen Einkommenbelaſtungen, die in den Jahren 1930
und 1931 eingeführt wurden, nicht geſtattet, bleiben die
Zu=
ſchläge ſowie die Abgaben zur
Arbeitsloſen=
hilfe, die auch bis zum Ende des Rechnungsjahres 1933
weiter=
gelten ſollen und der Zuſchlag der
Aufſichtsrats=
mitglieder beſtehen.
Die bisherige Regelung der Erhebung der Vermögensſteuer
wird auch auf das Rechnungsjahr 1933 ausgedehnt. Die
Ver=
mögensſteuer beträgt hiernach — ebenſo wie im Rechnungsjahr
1932 — 80 v. H. der auf Grund des Vermögens vom 1. Januar
1931 ermittelten Vermögensſteuer für das Rechnungsahr 1931.
Die Realſteuerſperre, die mit dem 31. März d. J. ablaufen
würde, wird auch für das Rechnungsjahr 1933 aufrecht erhalten,
da eine allgemeine Erhöhung der Realſteuern für die Wirtſchaft
unerträglich ſein und den zu ihrer Belebung ergriffenen
Maß=
nahmen zuwiderlaufen würde.
In gewiſſem Umfang ſoll aber die Realſteuerſperre gelockert
werden. Insbeſondere ſoll dies der Fall ſein, wenn die
beſtehen=
den Steuern außergewöhnlich niedrig ſind.
Auf dem Gebiete der Filialſteuer gibt die Verordnung die
Möglichkeit einer Verſchärfung. Für Länder, in denen eine
Warenhausſteuer beſteht, wird die Landesregierung ermächtigt,
die Steuerſätze der Warenhausſteuer bis höchſtens auf das
Dop=
pelte der bisherigen Steuerſätze zu erhöhen und den Kreis der der
Warenhausſteuer unterliegenden Betriebe zu erweitern.
In gewiſſen Punkten ſind
Vereinfachungen im Skeuerverfahren
erlaſſen worden. In den Steuerausſchüſſen, die bei den
Finanz=
ämtern beſtehen und denen auch Vertreter von Gemeinden mit
mindeſtens 300 Einwohner angehören, ſollen künftig nur
Vertre=
ter ſolcher Gemeinden vertreten ſein, deren Einwohnerzahl
min=
deſtens 2000 beträgt. Die kleineren Gemeinden können entweder
durch eine Nachbargemeinde vertreten werden, oder ſie ſollen zu
Verbänden bis zu 2000 Einwohnern zuſammengefaßt werden.
Wichtig iſt die Beſtimmung, daß zur Verringerung der Belaſtung
des Reichsfinanzhofes die Reviſionsgrenze von 200 RM. auf 500
Reichsmark heraufgeſetzt wird.
Auf dem Gebiete der Arbeitsloſenhilfe wird beſtimmt, daß
die Wohlfahrtshilfeverordnung auf das
Rech=
nungsjahr 1933 ausgedehnt wird. Damit behält auch
das Verbot, das Landesrechts des Finanzausgleichs zuungunſten
der Gemeinden zu ändern, vorerſt ſeine Geltung.
Wichtige Beſtimmungen enthält die Verordnung über
Aenderungen des Münzgeſetzes.
Die 1=RM.=Stücke ſollen künftig aus Nickel
ge=
prägt werden. Ferner iſt, um den Wünſchen des Verkehrs
entgegenzukommen, beabſichtigt, die 5=RM.=Stücke in
einer kleineren Form neu auszuprägen unter Erhöhung
der jetzigen Legierung von 500/000 auf 900/000 Feinſilber, ſo daß
die neuen 5=RM.=Stücke den gleichen Silberinhalt haben, wie
bis=
her. Die 2=RM.=Stücke werden ebenfalls in einer anderen Form
mit einer höheren Legierung neu geprägt. Die 3=RM.=Stücke
werden eingezogen und außer Kurs geſetzt. Die
entſtehenden Koſten werden durch den Verkauf des in den
einzel=
nen 1=RM.=Stücken enthaltenen Silbers gedeckt. Der beteiligten
Induſtrie und den Münzſtätten wird auf einen langen Zeitraum
Arbeit gegeben.
Das Geſetz über die Zuziehung von Hilfsrichtern zum
Reichs=
gericht, das bis zum 1. April d. J. befriſtet war, wird verlängert,
da die Geſchäftsbelaſtung des Reichsgerichts dies erforderlich
macht. — Die Rechtsanwaltsordnung wird dahin ergänzt, daß
nunmehr in den Fällen, in denen bei einem Beamten die
Sus=
penſion vom Amt erfolgen würde, vom Ehrengericht ein
Vertre=
tungsverbot verhängt werden kann. Als amtliche
Berufs=
vertretung der Anwaltſchaft gilt künftig die
„Vereinigung der Anwaltskammervorſtände‟.
Die Verordnung verlängert weiter die
Gel=
tungsdauer des Pächterkreditgeſetzes um zehn
Jahre. — Unter Zurückſtellung ihrer grundſätzlichen Bedenken
gegen jede Subventionspolitik hat ſich die Reichsregierung
ent=
ſchloſſen, dem Reichspräſidenten vorzuſchlagen, letztmalig
weitere 30 Millionen RM. zur Stützung
gewerb=
licher Kreditgenoſſenſchaften bereitzuſtellen. In dieſe
Hilfsaktion ſollen auch in gewiſſem Umfange die ſogenannten
Mittelſtandsaktienbanken einbezogen werden.
Gleichſchaltung der Wirkſchaftspolikik.
Nach der Reichsbank die Reichsbahn, die
Handels=
kammern, der Reichswirtſchaftsrat
und die Gewerkſchaffen.
* Berlin, 19. März. (Priv.=Tel.)
Nachdem die politiſche Gleichſchaltung zwiſchen dem Reich und
den Ländern ſichergeſtellt iſt, iſt jetzt auch der
Reichswirtſchafts=
miniſter Hugenberg zum Zuge gekommen, um für eine
gleich=
geartete Wirtſchaftspolitik in allen Körperſchaften Sorge zu
tragen.
Durch den Perſonalwechſel in der Reichsbank
iſt die erſte Etappe erreicht. Sobald die Regierung im
Beſitze des Ermächtigungsgeſetzes iſt, will ſie ſich auch der
Reichs=
bahn annehmen. Sie hält es für unbedingt erforderlich, die
Tarifpolitik der Reichsbahn in Uebereinſtimmung mit den
Grund=
ſätzen des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues zu bringen.
Der Gleichſchaltung der Reichsbahn ſoll die Umſtellung
in den Handelskammern und ähnlichen Körperſchaften
fol=
gen. Auch hier will die Reichsregierung eine reibungsloſe
Zu=
ſammenarbeit zwiſchen den Behörden und den
Selbſtverwaltungs=
körpern herbeiführen.
Das gleiche gilt für den Reichswirtſchaftsrat und
den Reichskohlenrat. Hier ſpielt allerdings ſchon wieder
der Neuaufbau der Gewerkſchaften eine Rolle. In
Regierungskreiſen hält man es für nötig, daß zunächſt der
Reichs=
wirtſchaftsminiſter Hugenberg und der Reichsarbeitsminiſter
Seldte die erforderlichen Vorausſetzungen ſchaffen, damit nach
einer wirtſchaftlichen Reorganiſierung der Gewerkſchaften die
wirt=
liche Gleichſchaltung fortgeſetzt werden kann.
So rundet ſich allmählich das Bild des inneren Aufbaues
immer mehr ab. Sobald der neue Rahmen geſchaffen iſt, hält
die Regierung die Zeit für gekommen, ihm einen neuen Inhalt
zu geben. Wie ſich die wirtſchaftliche Politik im einzelnen
ge=
ſtalten wird, dürfte wahrſcheinlich ſchon mit ziemlicher Klarheit
aus der Regierungserklärung hervorgehen, die der Reichskanzler
am Dienstag vormittag in der Garniſonskirche abgibt.
Dr. Luther deutſcher Bokſchafter in Waſhingkon.
Waſhington, 18. März.
Wie verlautet, iſt das Agreement zu der Ernennung des
bisherigen Reichsbankpräſidenten Dr. Luther zum deutſchen
Bot=
ſchafter von der amerikaniſchen Regierung erteilt worden.
Die Ernennung Dr. Luthers zum Botſchafter hat überall
einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Der Name Dr. Luthers
iſt in ganz Amerika gut bekannt, und ſeine offene und energiſche,
dabei aber perſönliche Art im internationalen Verkehr iſt ſowohl
im Staatsdepartement, als auch in der Waſhingtoner Preſſe
rüh=
mend hervorgehoben worden. Angeſichts der Nervoſität, die hier
über die geſpannte außenpolitiſche Lage Europas herrſcht, hat die
Berufung des Unterzeichners des Locarno=Paktes an einen
wich=
tigen Poſten in den Vereinigten Staaten eine beſondere
Beruhi=
gung hervorgerufen.
*Die Woche.
Nachdem nun allmählich die erſte Erregung über das
Wahl=
ergebnis des 5. März vorüber, geht die Reichsregierung und
die neuen Regierungen in den Ländern mit anerkennenswerter
Entſchloſſenheit an die praktiſche Arbeit. Dabei iſt man ſich
ganz offenbar deſſen bewußt, wie wichtig es gerade für eine
Regierung der Nationalen Konzentration iſt, das Verſtändnis
der Maſſen für die vielen notwendigen Maßnahmen zu wecken.
Um ſo bedeutſamer iſt die Rede, die der neue
Propaganda=
miniſter Dr. Goebbels dieſer Tage in der Berliner
Preſſe=
konferenz über ſeine Aufgabe und insbeſondere über das
Ver=
hältnis zwiſchen Regierung und Preſſe hielt. Wie wichtig dieſes
Kapitel iſt, nicht nur für Regierung und Preſſe, ſondern auch
das Volk ſelbſt, ſollte eigentlich kaum irgendwelcher Begründung
bedürfen, aber in dieſer Beziehung beſtehen ſo viele falſche
Auf=
faſſungen gerade in der breiten Oeffentlichkeit, daß es vielleicht
an der Schwelle einer neuen Epoche recht nützlich iſt, darüber
einiges zu ſagen.
Preſſefreiheit, und zwar uneingeſchränkte Preſſefreiheit iſt
ſeit über einem Jahrhundert eine immer wieder erhobene
dring=
liche Forderung geweſen. Die Weimarer Verfaſſung mußte,
aus=
gehend von demokratiſchen Gedankengängen, ganz folgerichtig zu
einer uneingeſchränkten Preſſefreiheit kommen. Man kann nicht
ſagen, daß ſich dieſe uneingeſchränkte Preſſefreiheit in allen
Fällen gerade ſehr ſegensreich erwieſen hätte. Man muß das
feſtſtellen, auch wenn oder gerade wenn man eine behördliche
Einſchränkung der Preſſefreiheit im Intereſſe des Staates für
recht bedenklich hält. Wir haben in dieſem letzten Jahrzehnt
leider mehr wie einmal Veranlaſſung gehabt, uns ſcharf gegen
Preſſeäußerungen zu wenden, die ganz gewiß nicht dem deutſchen
Anſehen und der deutſchen Politik förderlich geweſen ſind. Man
hat bei uns, und zwar leider in allen Lagern, nur zu oft die
Preſſefreiheit dazu benutzt, egoiſtiſche oder parteipolitiſche Ziele
auf Koſten der Allgemeinheit, auf Koſten des Staates zu
ver=
folgen. Daß man dadurch unter Umſtänden zu ganz
unerträg=
lichen Zuſtänden kam, iſt an diefer Stelle oft genug
ausge=
ſprochen worden. Preſſefreiheit erfordert nun einmal von jedem
Mitarbeiter einer Zeitung ein unerſchütterliches Gefühl für die
Verantwortung, die man der Oeffentlichkeit, dem Staate
gegen=
über, trägt. Sie erfordert, wenn ſie für Staat und Volk
trag=
bar ſein ſoll, eine eiſerne Selbſtdiſziplin, einen ſtarken
Idealis=
mus, der bereit iſt, ſich auch über das eigene perſönliche
Inter=
eſſe hinwegzuſetzen. An den vielen Mißbräuchen der
Preſſe=
freiheit trägt — auch das muß offen ausgeſprochen werden —
der deutſche Volkscharakter mit ſeiner Neigung zu
hemmungs=
loſer Kritik einen großen Schuldanteil. Die deutſche Zeitung iſt,
abgeſehen von wenigen Boulevardblättern in einigen
Groß=
ſtädten, eng verwachſen mit ihrer Leſerſchaft. Sie erfährt daher
auch, anders wie in anderen Ländern, aus den Kreiſen ihrer
Leferſchaft eine ſtändige Kritik. Eine Zeitung aber, die
grund=
ſätzlich eine hemmungsloſe Kritik an öffentlichen Zuſtänden
ab=
lehnt, die ſich bemüht, jeder Zeit die ſachlichen Schwierigkeiten
loyal abzuwögen, eine Zeitung, die insbeſondere auf dem
Gebiet der Außenpolitik in den Vordergrund zunächſt immer die
Erwägung ſtellt, was eine an ſich vielleicht berechtigte,
öffent=
lich ausgeſprochene Kritik unter Umſtänden dem Deutſchen Reich
ſchaden könnte, eine ſolche Zeitung wird manchmal Vorwürfe
von Leſern in den Kauf nehmen müſſen, daß ſie lau, daß ſie
„gouvernemental” ſei. Dabei iſt es doch bezeichnend, daß das
Wort gouvernemental in ſolchem Zuſammenhang einen
be=
ſonders ſcharfen Tadel ausdrücken ſoll. In anderen Ländern iſt
das anders. Wenn es ſich um die entſcheidenden Fragen der
Außenpolitik handelt, iſt z. B. die geſamte engliſche oder
fran=
zöſiſche Preſſe „gouvernemental”. Man iſt ſich dort eben ſtets
bewußt, daß alle anderen Intereſſen zu ſchweigen haben, wenn
es ſich um die Intereſſen des Landes handelt.
Es wäre wahrlich zu wünſchen, daß ſich ſolche Erkenntnis
endlich auch bei uns durchſetzt. „Sie ſollen nicht nur wiſſen, was
los iſt, ſondern auch was die Regierung darüber denkt. Eine
Preſſe alſo, die mit der Regierung, und eine Regierung, die mit
der Preſſe zuſammenarbeitet, das iſt unſer Ziel.” Man kann
dieſem Satz des Herrn Dr. Goebbels nur hundertprozentig
zu=
ſtimmen. Wir ſind der Ueberzeugung, daß die deutſche Preſſe
in ihrer Mehrheit durchaus bereit iſt, in dieſem Sinn mit der
Regierung zuſammenzuarbeiten. Aus den letzten Kundgebungen
der Reichsregierung, insbeſondere auch aus der Breslauer Rede
des Vizekanzlers v. Papen, geht ja mit erfreulicher Deutlichkeit
hervor, daß man von Regierungsſeite her nicht beabſichtigt, nun
etwa jede Kritik mundtot zu machen. Wir wiſſen, daß in der
Bevölkerung über dieſe Dinge durchaus irrige Vorſtellungen
herrſchen. Um ſo nachdrücklicher möchten wir den Satz des
Herrn v. Papen unterſtreichen: „Wir wollen nicht einen Staat
willenloſer Untertanen, der alle Freiheiten vernichtet. Der Staat
ſoll über den lebendigen Kräften des Volkes als letzte Autorität
thronen, er ſoll aber nicht das eigene Leben zerſtören.” Wenn
die Regierung vertrauensvoll mit der Preſſe
zuſammen=
arbeitet, ſo wird ſie dadurch am wirkungsvollſten den in der
Ver=
gangenheit unſtreitig vorgekommenen Mißbräuchen der
Preſſe=
freiheit entgegenarbeiten, und ſie wird eine ſachliche und poſitive
Kritik erzielen, die in einem modernen Staat für jede
Regie=
rung lebensnotwendig iſt.
Es iſt die höchſte Zeit, daß wir als Volk über die innere
Un=
ruhe hinwegkommen, die als ſelbſtverſtändliche Folge der
ſtaat=
lichen Umwälzungen dieſer Tage entſtanden iſt. Es iſt die höchſte
Zeit, da unſere außenpolitiſche Lage eine innere Konſolidierung
gebieteriſch erfordert. Die Entwicklung in Genf iſt in ein
entſchei=
dendes Stadium eingetreten. Dort geht es um unſeres Volkes
Zukunft. Wir haben wohl leider kaum Veranlaſſung, uns allzu
ſehr über den bisherigen Verlauf der Dinge zu freuen. Der
Ab=
rüſtungsplan, den der engliſche Premierminiſter Macdonald
die=
ſer Tage der Abrüſtungskonferenz unterbreitete, ſcheint uns kaum
eine Löſung darzuſtellen, mit der wir uns zufrieden geben
könn=
ten. Worum es ſich letzten Endes für uns handelt, hat Lloyd
George, einer der Väter des Verſailler Diktats, mit
dankenswer=
ter Deutlichkeit in ſeiner letzten großen Rede zu Sheffield
ausge=
ſprochen. „Wir beſtanden auf Deutſchlands Abrüſtung, wir
zer=
brachen ſeine Kanonen. Wir vernichteten Tauſende ſeiner
Ma=
ſchinengewehre, wir beſchränkten ſein Millionenheer auf bloß
hunderttauſend Mann. Wir nahmen ihm ſeine geſamte Ausrüſtung
und wir ſagten zu Deutſchland: Sobald du abgerüſtet haſt, tun
wir das gleiche. Doch kein einziges Land, das dieſe Verpflichtung
eingegangen war, hatz ſeither ſein Verſprechen gehalten. Deutſch=
Seite 2 — Nr. 78
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
land wartete all die Jahre voller Geduld. Es hatte ſeine
Ab=
rüſtung dem Buchſtaben und dem Geiſte nach erfüllt. Doch die, die
es zur Abrüſtung gezwungen hatten, brachen den Vertrag als
erſte. Deutſchland iſt nun am Ende ſeiner Geduld. Es begehrt
mächtig auf. Und Schuld daran tragen nur die, die den Pakt
nicht einhielten, nachdem ſie ſich hierzu heilig und teuer verpflichtet
hatten.” Nach dem, was wir aus England hören, hat mit dieſen
Sätzen Lloyd George die Auffaſſung der überwältigenden
Mehr=
heit der britiſchen Nation wiedergegeben. Herr Macdonald aber
will zwar Deutſchland die Gleichberechtigung zuerkennen, er
ver=
langt auch von Frankreich eine begrenzte Einſchränkung ſeiner
militäriſchen Rüſtungen, um zum Schluß die Theſe aufzuſtellen,
daß Deutſchland unter keinen Umſtänden aufrüſten dürfe. Der
deutſche Standpunkt iſt heute noch der gleiche wie zu Beginn der
Abrüſtungskonferenz. Wir verlangen die volle Gleichberechtigung
auch auf dem Gebiet der militäriſchen Rüſtungen. Wir wollen
nicht aufrüſten, ſondern wir verlangen die Abrüſtung der
an=
deren, die ſelbſt das Verſailler Diktat vorſah. Sind dieſe dazu
nicht bereit, ſo verlangen wir für uns die Freiheit, das zu tun,
was wir für richtig und notwendig halten. Der Vorſchlag
Mac=
donalds aber iſt damit kaum in Einklang zu bringen, und wenn
man in Frankreich jetzt über den engliſchen Vorſchlag ſehr
ent=
rüſtet tut, ſo iſt das doch offenbar zum guten Teil Theaterdonner.
Im übrigen täten wir wohl gut daran, wenn wir die
Ent=
wicklung der Dinge in Frankreich mit wachem Mißtrauen
verfolg=
ten, damit wir nicht eines Tages peinliche Ueberraſchungen
er=
leben. Wir müſſen damit rechnen, daß die franzöſiſche
Außenpoli=
tik verſuchen wird, an der nach dem deutſchen Zuſammenbruch
in=
augurierten Hegemonialpolitik eiſern feſtzuhalten, und wir müſſen
damit rechnen, daß das deutſch=franzöſiſche Verhältnis dadurch auch
weiterhin ſchwer belaſtet bleiben wird. In dieſem Zuſammenhang
ſcheint eine Einſchaltung notwendig: Im „Figaro”, einer durch
ihren Chauvinismus ſattſam bekannten Pariſer Zeitung, wurde
dieſer Tage behauptet, daß Führer der deutſchen Sozialdemokratie
in Paris bei ihren franzöſiſchen Geſinnungsfreunden für eine
abermalige Beſetzung des Ruhrgebietes Stimmung zu machen
ver=
ſucht hätten. Die deutſche Sozialdemokratiſche Partei hat
dem=
gegenüber ſofort erklärt, daß daran kein wahres Wort ſei, und
daß von ihren Führern überhaupt ſeit Monaten niemand mehr
in Paris geweſen ſei. Immerhin iſt der Vorwurf, der dadurch
im „Figaro” erhoben wurde, ſo ungeheuerlich, daß gerade
die deutſche Sozialdemokratiſche Partei allen Anlaß hätte, auf
eine reſtloſe Klärung zu dringen. Das iſt um ſo notwendiger, als
es ſich dabei ja nicht nur um eine deutſche innerpolitiſche
Angelegen=
heit handelt, ſondern die Veröffentlichung im „Figaro” ja auch
gleichzeitig eine außenpolitiſche Brunnenvergiftung gefährlichſter
Art darſtellt.
Das deutſche Volk wird den ihm zukommenden Platz an der
Sonne nur wieder erringen können, wenn es ohne Illuſion
drohen=
den Gefahren ins Auge ſieht. Wir haben das Vertrauen, daß die
gegenwärtige Reichsregierung feſt entſchloſſen iſt, alle Kräfte der
Nation zuſammenzufaſſen, um ſie für Deutſchlands Lebensrechte
einzuſetzen. Das deutſche Volk ſollte ſeine Regierung dadurch
unterſtützen, daß es jetzt, nachdem die innerpolitiſche Entſcheidung
gefallen, einen endgültigen Schlußſtrich unter all die
innerpoli=
tiſchen Auseinanderſetzungen der letzten Jahre zieht.
U.
Ein Seldke=Plan.
Großzügige Heimſtäkken- und Skadkrandſiedlung
mit Hilfe einer 3-Milliarden=Anleihe.
Nürnberg, 18. März.
Unter der Leitung des bayeriſchen Landesführers, Ritter
von Lex, fand in Nürnberg eine Tagung der bayeriſchen
Stahl=
helmführer ſtatt, zu der auch der Reichsarbeitsminiſter und
Bundesführer Seldte erſchienen war, der ſich über die
Zu=
ſammenſetzung des Reichskabinetts äußerte, U. a. machte er noch
folgende beachtenswerte Ausführungen:
Seldte erklärte, daß ein Arbeitsheer gebildet werden müſſe,
ohne das die Induſtrie dadurch eine Einengung erfahre. Die
Möglichkeit, die deutſche Induſtrie über den Export wieder
ge=
ſund zu machen, ſehe er nur für die Spezialinduſtrie. Um eine
gewiſſe Planung werden wir in Deutſchland nicht
herum=
kommen. Hätten wir wieder ein ſtehendes Heer, dann hätten
wir für den Binnenmarkt wieder einen guten Kunden. Wenn
man uns nicht aufrüſten laſſe, dann müſſe zur Belebung des
Innenmarktes eine Umlagerung erfolgen zur Anſiedlung der
Millionen Arbeitsloſen in Heimſtätten= und
Stadtrandſied=
lungen. Der Miniſter ſprach in dieſem Zuſammenhang von
einem von ihm erwogenen Plan, durch eine 3=Milliarden=Anleihe
die Mittel hierfür zu beſchaffen.
Das ſächſiſche Finanzminiſterium (Beauftragter des
Reichs=
kommiſſars) hat für die Zeit vom 11. März 1933 ab
Miniſterial=
rat, Geheimer Finanzrat Dr. Lehmann zum Staatskommiſſar
bei der Sächſiſchen Staatsbank und Oberregierungsrat Dr.
Hart=
mann zu deſſen Stellvertreter ernannt.
Lichk und Hauk.
Die praktiſchen Erfahrungen eilen den Theorien voraus. Daß
wir das Sonnenlicht zur Erhaltung des Lebens faſt ſo nötig
brauchen wie die Luft und die Nahrung, iſt heute eine
Binſen=
weisheit, die jedem Schulkinde geläufig iſt. Der Drang zum
Licht iſt gerade in unſerer Jugend beſonders ſtark geworden,
und wir wollen dieſes Bedürfnis fördern und unterſtützen, denn
heute wiſſen wir ſchon manches von der Heil= und Schutzkraft
des Lichtes. Am eindrucksvollſten waren die Beobachtungen des
Schweizer Arztes Rollier, der nachweiſen konnte, daß viele
For=
men der Tuberkuloſe in der ſonnendurchfluteten Luft der
Schweizer Berge überraſchend ſchnell zur Heilung kamen. Die
guten Erfolge von Liegekuren im Freien in unſeren deutſchen
Lungenheilſtätten ergänzen dieſe Beobachtungen, und der
Gegen=
beweis wird erbracht durch die verheerenden Wirkungen der
ſonnenloſen Wohnungen und Höfe auf die Großſtadtjugend,
durch die Häufigkeit der Tuberkuloſe in Gefängniszellen und
durch den traurigen Geſundheitszuſtand aller jener Menſchen,
die auf der Schattenſeite des Lebens wohnen.
Gewiß, es iſt nicht das Licht allein; Ernährung, Reinlichkeit,
körperliche und ſeeliſche Hygiene im weiteſten Sinne ſind
not=
wendig, um die Schutzkräfte unſeres Körpers gegen Krankheit
zu ſteigern, aber das Licht iſt doch ein beſonders gewichtiger
Faktor, deſſen Bedeutung bei der Abwehr der verbreitetſten
Volkskrankheit, der Tuberkuloſe, eine entſcheidende Rolle ſpielt.
Wie vermag nun das Licht ſolche Wirkungen zu vollbringen?
Es trifft ja zunächſt nur die Haut, und zwar im allgemeinen
nur einen kleinen Teil unſeres Körpers, der größere Teil wird
ja von der Kleidung bedeckt. Die Antwort auf dieſe Frage läßt
ſich nicht finden, wenn wir die Haut lediglich als ſchützenden
Körperüberzug oder als Sinnesapparat für die Taſt= und
Schmerzempfindungen auffaſſen. Auch die Feſtſtellung, daß die
Haut ein Ausſcheidungsorgan und ein Wärmeregulierapparat
iſt, bringt uns nicht weiter. Sie muß unbedingt noch mehr
leiſten, und das tut ſie auch.
Die Rötung und Bräunung der Haut nach ſtarker
Lichtbe=
ſtrahlung weiſt auf, eine beſondere Empfindlichkeit der Haut für
Lichtſtrahlen hin, ſtellt aber nur eine äußere, leicht
wahrnehm=
bare Reaktion dar. In der Tiefe unſerer viel geſchundenen und
ſich immer wieder erneuernden Haut gehen noch andere
geheim=
nisvolle Dinge vor, die in den letzten Jahren der Aufklärung
näher gebracht wurden. Schon Robert Koch konnte bald nach
der Entdeckung des Tuberkelbazillus in Verſuchen feſtſtellen, daß
eine künſtlich in der Haut hervorgerufene Infektion mit Tuber=
Vom Tage.
Geſtern abend wurden in Darmſtadt in feierlicher
Flaggen=
parade die ſchwarz=weiß=rote und Hakenkreuzfahne von den
Mini=
ſterien eingeholt. SA.= und SS.=, Polizei= und
Stahlhelmabord=
nungen waren mit Fahnen vor den Miniſterien erſchienen. Unter
den Klängen des Deutſchland= und Horſt=Weſſel=Liedes ſenkten
ſich die Fahnen des neuen Deutſchlands.
Dr. Kurt Stapelfeldt, der Direktor der Norddeutſchen
Rund=
funk=Geſellſchaft in Hamburg, iſt bis auf weiteres beurlaubt
worden.
Die braunſchweigiſche Regierung hat den Pfarrer Kek in
Herhauſen bei Seeſen in den Ruheſtand verſetzt. Nach
Zeitungs=
berichten hat Pfarrer Kek am Sonntag in der Kirche bei der
Predigt in einer Weiſe gegen die Reichsregierung Stellung
ge=
nommen, daß viele Kirchenbeſucher darüber ungehalten waren.
Pfarrer Kek war nach dieſen Vorkommniſſen in Schutzhaft
genom=
men worden.
In Limbach (Sachſen) wurden bei den Hausſuchungen der
letzten Tage umfangreiche Waffen= und Munitionsbeſtände
auf=
gefunden. Eine Reihe von Kommuniſten wurde verhaftet.
Der im Jahre 1926 von dem damaligen badiſchen
Unter=
richtsminiſter Remmele und nach erfolgter Wiederverwendung im
Jahre 1928 von Unterrichtsminiſter Leers erneut ſeiner Stelle
enthobene und aus dem öffentlichen Schuldienſt entlaſſene Lehrer
Karl Lenz iſt mit ſofortiger Wirkung zur Verſehung einer
planmäßigen Lehrerſtelle der Volksſchule in Heidelberg
zugewie=
ſen worden. Lenz war bekanntlich bis vor kurzem Gauleiter der
NSDAP. in Heſſen.
Die Erſchießung eines Polizeibeamten in Freiburg durch
einen ſozialdemokratiſchen Landtagsabgeordneten hat den
badi=
ſchen Staatsbehörden Veranlaſſung gegeben, ſämtliche der SPD.
und KPD. angehörenden Mitglieder des Badiſchen Landtags,
ſo=
wie ſämtliche in den neuen Reichstag gewählten Abgeordneten
dieſer beiden Parteien in Schutzhaft zu nehmen.
Der im Wahlkreis Köln=Aachen gewählte frühere
Reichsernäh=
rungsminiſter Dr. Hermes hat der Zentrumspartei ſein Mandat
zur Verfügung geſtellt.
Auf einer Beſprechung im volniſchen Zentral=Film=Büro
wurde einſtimmig beſchloſſen, die deutſchen Filme ſowie das Ufa=
Theater in Warſchau zu boykottieren.
Der engliſche Premierminiſter Macdonald und der engliſche
Außenminiſter Sir John Simon ſind am Samstag in Rom
einge=
troffen, wo ſie von Muſſolini auf das herzlichſte begrüßt wurden.
Am Samstag nachmittag fand bereits im Palazzo Venezia die erſte
Beſprechung zwiſchen den engliſchen und italieniſchen
Staatsmän=
nern ſtatt, die bei dem Gegenbeſuch Muſſolinis in der engliſchen
Botſchaft fortgeſetzt wurde. Eine dritte Begegnung fand am
Sams=
tag abend auf einem zu Ehren der engliſchen Gäſte gegebenen
Diner ſtatt
Der öſterreichiſche Bundesrak
ſorderk Amksenkhebung der Regierung Dollfuß.
TU. Wien, 18. März.
Nach längerer lebhafter Sitzung nahm der öſterreichiſche
Bundesrat nationalſozialiſtiſche Anträge an, in denen der
Bundesregierung das ſchärfſte Mißtrauen ausgeſprochen und die
Ausſchreibung von Neuwahlen verlangt wird. Ferner wird
ſofortige Wiederherſtellung der Aktionsfähigkeit des
National=
rats gefordert.
Ein ebenfalls angenommener ſozialdemokratiſcher Antrag
wirft der Regierung fortgeſetzten Verfaſſungsbruch vor und
ſtellt u. a. feſt, daß der Bundesrat heute mehr dem wahren
Willen des öſterreichiſchen Volkes entſpreche, als der
National=
rat, da im Bundesrat bereits die Verſchiebungen zutage träten,
die im Nationalrat noch nicht Ausdruck gefunden hätten.
Der Bundesrat beauftragte den Vorſitzenden, dem
Bundes=
präſidenten mitzuteilen, daß die Bundesregierung das Vertrauen
des Bundesrates ſowie der Landtage von Wien,
Niederöſter=
reich und Salzburg und der ſteiermärkiſchen Landesregierung
nicht mehr genieße. Sie müſſe unverzüglich durch eine
ver=
faſſungstreue Regierung erſetzt werden.
Der Bundeskanzler war trotz zweimaliger Aufforderung
nicht erſchienen. Der dem ſteieriſchen Heimatſchutz angehörende
Bundesrat Tanzmeiſter richtete an den Bundespräſidenten mit
einem Hinweis auf die Vorgänge im Reich den Appell, auch in
Oeſterreich den Weg für eine nationale Regierung frei zu
machen.
Dollfuß mobiliſiert den Beurlaubkenſtand
des Bundesheeres.
Amtlich wird mitgeteilt, daß bis zur Einreihung und
Aus=
bildung der Jungmänner die Beſtände des Bundesheeres einer
Auffüllung bedürfen, weshalb der Bundespräſident auf Antrag
der Bundesregierung gemäß § 20 des Wehrgeſetzes die
Einberu=
fung eines Teiles des Beurlaubtenſtandes verfügte.
Es handelt ſich offenſichtlich um eine Mobiliſierung des
Be=
urlaubtenſtandes, der ſechs Jahrgänge umfaßt,
kuloſe anders verlief als in inneren Organen. Sowohl lebende
wie abgetötete Tuberkelbazillen wurden verhältnismäßig ſchnell
abgetötet, wenn ſie ſich im Bereich der Wachstumsſchicht der
Haut befanden. Jeſſionek hat jetzt durch Tierverſuche
nachgewie=
ſen, daß ſich in dieſer Hautzellſchicht Stoffe bilden, die ſowohl
tuberkulöſes Gewebe wie deren Zerfallsprodukte auflöſen und
beſeitigen. Dieſe Stoffe dringen auch allmählich in die Blut=
und Saftſpalten und können im ganzen Körper verbreitet
wer=
den. Die Haut produziert alſo einen Abwehrſtoff gegen die
tuberkulöſe Erkrankung. Dieſer Abwehrſtoff entſteht aber nur
dann in ausreichender Menge, wenn die Haut geſund und
lei=
ſtungsfähig bleibt. Das iſt jedoch nur der Fall, wenn die
natürlichen Reizwirkungen, deren die Haut bedarf, ſich voll
aus=
wirken können.
Solche natürliche Reizwirkungen ſind vor allem Licht und
Luft. Eine Haut, die den Sonnenſtrahlen und den wechſelnden
Temperatureinwirkungen durch die Luft regelmäßig ausgeſetzt iſt,
zeigt eine friſche Rötung, alſo eine gute Durchblutung, eine
elaſtiſche Spannung und kräftige Verhornung der Oberfläche.
Eine vor Licht und Luft dauernd übermäßig geſchützte Haut iſt
blaß und empfindlich, ſie paßt ſich Temperaturänderungen nicht
ſo ſchnell an, iſt matt und zeigt nur geringe Verhornung der
Oberfläche. Tuberkuloſe kommt bei Naturvölkern ſolange nicht
vor, wie ſie in der ihnen angepaßten Umgebung leben. Ein
Süd=
länder, der in eine nordeuropäiſche Großſtadt verpflanzt wird
und wie ein Kulturmenſch zu leben verſucht, iſt dagegen der
Ge=
fahr einer tuberkulöſen Erkrankung in hohem Maße ausgeſetzt.
Wir Kulturmenſchen haben uns durch Wohnungsweiſe und
Kleidung ſo anpaſſungsfähig gemacht, daß wir faſt in jedem
Klima leben können. Wir ſind domeſtiziert, und bei
unhygie=
niſcher Lebensweiſe oder beſonderer Veranlagung ſind wir
Krankheiten ausgeſetzt, die den Segen und den reicheren
Lebens=
inhalt, den uns dieſe Kultur gebracht hat, aufzuwiegen drohen.
Es iſt bezeichnend, daß Tiertuberkuloſe praktiſch nur bei Haus= Wärterin war, Leiterin einer Frauenarbeitsanſtalt und eine
be=
tieren, Rindern, Geflügel, in größerem Umfang auftritt.
Wir Kulturmenſchen müſſen alſo unſerer Haut wieder mehr
Sonne zuführen. Sonnenbäder ſind aber zugleich Luftbäder, Sie
begünſtigen die Abhärtung des Körpers und regen die Haut zur
Bildung von Schutzſtoffen an. Wir vertragen aber dieſe
natür=
lichen Hautreize nur bis zu einem gewiſſen Grade. Wird die
Haut durch eine ſtärkere Beſonnung entzündet (Sonnenbrand),
ſo iſt Leiſtungsfähigkeit nicht etwa erhöht, ſondern
ge=
ſchwächt. Die Schutzſtoffbildung iſt dadurch beſchränkt, und die
Lichtwirkung verliert ihren Heilwert, Iſt die Abkühlung der
Haut zu plötzlich und ungewohnt, ſo wirkt dieſer Hautreiz
eben=
ebenſo geſchützt werden wie vor Verweichlichung, ſoll ſie ihre
Sonntag, 19. März 1933
Beurlaubungen und Ernennungen
im heſſiſchen Schuldienſt.
Der Miniſter für Kultus und Bildungsweſen hat folgende
Beurlaubungen vorgenommen: Rektor Herrmann in
Offen=
bach a. M. Rektor Ripper in Offenbach a. M., Rektor der
gewerbl. Berufsſchule Hermann Schmidt in Gießen
Studien=
rat Balſer in Ober=Ingelheim, Berufsſchullehrer Roſar in
Darmſtadt, Kreisſchulrat Goy in Oppenheim a. Rh.,
Kreis=
ſchulrat Loos in Groß=Gerau, Oberregierungsrat Henrich in
Darmſtadt (Kultusminiſterium).
Folgende kommiſſariſche Ernennungen fanden ſtatt: Lehrer
Ludwig Markert in Offenbach a. M. für die Rektorgeſchäfte
der beiden Schulgruppen an der Friedensſtraße in Offenbach
a. M., Berufsſchullehrer Oſt in Gießen für die Rektorgeſchäfte
der Berufsſchule Gießen, Lehrer Philipp Hamm in Ober=
Ingelheim für die Rektorgeſchäfte der dortigen Volksſchule,
Rektor Dr. Haag in Ober=Ingelheim für die Geſchäfte des
Kreisſchulamts Oppenheim, Rektor Karl Born in Ofſenbach
a. M. für die Geſchäfte des Kreisſchulamts Groß=Gerau, Lehrer
Theodor Repp in Offenbach a. M. als Hilfsarbeiter in das
Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen in Darmſtadt.
Das Tragen von Armbinden bei der Polizei.
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen
er=
klärt: „Die Tage der Feier des Sieges der nationalen Erhebung
ſind vorüber. Die Arbeit des Alltags beginnt wieder. Ich ordne
daher an: „Mit Ablauf des 18. März (Samstag) ſind von den
Polizei= und Gendarmeriebeamten die Hakenkreuz= und die
ſchwarz=weiß=roten Armbinden nicht mehr zu tragen. Bei der
Beteiligung an Auf= oder Umzügen iſt das Tragen dieſer
Arm=
binden geſtattet. Mit Ablauf des gleichen Tages iſt dienſtlich
wieder der normale Gruß zu erweiſen.”
Verbok einer Zenkrums=Flugſchrift.
In letzter Zeit taucht eine von Zentrumsſeite im katholiſchen
Tag=Verlag in Köln 1933 verlegte Flugſchrift „Chriſtenkreuz
oder Hakenkreuz” wieder auf (beſonders in Rheinheſſen). Der
Staatskommiſſar für das Polizeiweſen hat die Verbreitung der
Flugſchrift verboten und die Beſchlagnahme aller in der
Oeffent=
lichkeit verbreiteter Exemplare angeordnet.
Der Landesverband Heſſen
des Reichsbundes der Zivildienſtberechkigken
hinker den nakionalen Regierungen.
Die im Landesverband Heſſen des Reichsbundes der
Zivil=
dienſtberechtigten zuſammengeſchloſſenen ehemaligen langgedienten
Wehrmachts= und Polizeiangehörigen (Militäranwärter)
begrü=
ßen die nationale Erhebung im geſamten deutſchen Vaterland.
Wir alten Soldaten und Polizeibeamten, denen nationales
Denken und Handeln in langen Friedens= und Kriegsjahren zur
zweiten Natur geworden iſt, ſtellen uns vorbehaltlos hinter die
nationalen Regierungen.
Wir glauben, was jeder ehrliche Deutſche für Volk und
Vaterland erhoffen muß, an den nationalen und wirtſchaftlichen
Wiederaufſtieg Deutſchlands.
Neue Verordnung über die Krankenverſicherung.
Berlin, 18. März.
Der „Reichsanzeiger” veröffentlicht heute die vom
Reicys=
kabinett beſchloſſene 1. Verordnung zur Neuordnung der Kranz
kenverſicherung. Die Verordnung befaßt ſich mit der Aufſicht
über die Krankenkaſſen, ihre Verbände und Vereinigungen und
führt eine Stellenſperre bei Krankenkaſſen ein.
Die Oberverſicherungsämter werden ermächtigt, den
Ver=
ſicherungsämtern Weiſungen für die Aufſichtsführung zu
er=
teilen. Der Reichsarbeitsminiſter kann ſelbſt in die Aufſicht
ein=
greifen, indem er im Einzelfalle Fachbeamte als Kommiſſare
beſtellt und ſie nötigenfalls ermächtigt, die Aufgaben der Organe
zu übernehmen. Die von den großen Kaſſenvereinigungen
ein=
gerichteten Prüfungsſtellen werden der Aufſicht der
Ober=
verſicherungsämter unterſtellt. Die Verordnung ermächtigt ferner
den Reichsarbeitsminiſter, die Aufſicht über die Spitzenverbände
und ihre Eigenbetriebe ſelbſt zu übernehmen. Mit einer
ent=
ſprechenden Anordnung iſt in den nächſten Tagen zu rechnen.
Bis auf weiteres dürfen die leitenden und ſonſtigen
ge=
hobenen Stellen bei den Krankenkaſſen und ihren Verbänden
nicht neu beſetzt oder ihre Inhaber hinſichtlich der Beſoldung
pder die Dauer der Anſtellung günſtiger geſtellt werden.
Eine ähnliche Regelung iſt für die Stellenbeſetzung in der
Reichsknappſchaft getroffen.
Sl. Hee
gegen Tuberkuloſe, ſondern wahrſcheinlich auch gegen andere
Krankheitserreger und ſetzt im übrigen den geſamten Körper in
den Zuſtand einer erhöhten Abwehrbereitſchaft. Es iſt ganz
be=
zeichnend, daß gerade tuberkulöſe Hauterkrankungen am
erfolg=
reichſten mit Licht behandelt worden ſind. Auch Knochen= und
Gelenkentzündungen werden gut und verhältnismäßig ſchnell
be=
einflußt. Dagegen dauert die Heilwirkung auf Lungentuberkuloſe
längere Zeit und wird erſt durch einen zweiten Faktor, die
Er=
nährung und die Ruhigſtellung weſentlich begünſtigt.
Durch dieſe neuen Unterſuchungen und Beobachtungen ſind
wir nun auch den Gründen und Urſachen der Lichtwirkung auf
die Haut näher gekommen. Die Tatſache, daß die Haut eine der
wichtigſten Bildungsſtätten für Abwehrſtoffe iſt, ſtellt eine der
größten Entdeckungen der modernen Medizin dar, die noch
un=
ermeßliche neue Erkenntniſſe in ſich birgt.
Dr. med. G. Kaufmann.
* Sinclair Lewis „Ann Vickers”, Roman. Ernſt Rohwohlt
Verlag Berlin. RM. 7— kart. Ann Vickers iſt eine
amerika=
niſche Frau, die ſich in höchſt ſelbſtändiger Weiſe ihr Leben
ge=
ſtaltet. In einer Kleinſtadt des mittleren Weſtens verlebt ſie
ihre Jugend. Frühzeitig kommt ſie mit der Frauenbewegung in
Berührung und kämpft einige Zeit als Suffragette für die
Selb=
ſtändigkeit der Frau. Da ſie aber hier keine dauernde
Befriedi=
gung finden konnte, ging ſie bald zur ſozialen Fürſorgearbeit
über, die in Amerika in einer uns unbekannten Miſchung von
weltlicher und religiöſer Wohltätigkeit verbreitet iſt. Durch ihre
energiſche und offene Art bringt ſie es bald zur Leiterin eines
Fürſorgehauſes in New York. Ihre Tätigkeit bringt ſie oft mit
entlaſſenen Strafgefangenen in Berührung. Dadurch wird ihr
Intereſſe für das Gefängnisweſen und die Kriminologie
über=
haupt geweckt. Sie ſucht Arbeit in der Gefängnisverwaltung und
wird, nachdem ſie einige Zeit in einem berüchtigten Zuchthaus als
kannte Gefängnisreformerin. Die Auseinanderſetzung mit dem
Gefängnisweſen und die Fragen der Strafjuſtiz nimmt in dieſem
Buch den Hauptraum ein. Die Anklage des Verf. gegen das
amerik. Syſtem ſtimmt in Inhalt und Schärfe mit der Upton
Sin=
clairs überein. Natürlich lebt Ann Vickers nicht im Zölibat; ſie
hat verſchiedene Erlebniſſe mit Männern, die in feiner Art
ge=
ſchildert ſind und die Gefühle und Motive der Frau richtig
tref=
fen und werten. Letzte Aufgabe und Ziel der Frau bleibt auch
hier das Kind, in dem ſie ſich neuſchaffen kann. Es iſt ſchön, daß
ſie dem Mann, der ihr dieſe Erfüllung ſchenkt, auch die Treue
hält, als er, nicht ſchuldlos, in die Maſchinerie gerät, deren
Re=
form ihre Lebensaufgabe iſt. Wenn der Roman auch nicht als ein
Standardwerk des Verf wie „Babitt” anzuſehen iſt, ſo liefert er
falls ſchädlich. Vor Erkältung und Ueberhitzung muß die Haut, doch ein lebendiges und wertvolles Bild und berechtigte Kritik
des amerik. L bens.
Dr. W.
Sonntag, 19. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſitſche Neueſte Nachrichten
Potsdams großer hiſtoriſcher Tag.
Verfügung an die Reichswehr. — Anordnung für die Behörden. — Aufruf an das deutſche Volk.
Poksdamer Vorbereikungen.
Von unſerem nach Potsdam entſandten
Sonderberichterſtatter.
Potsdam hat am Dienstag ſeinen großen Tag. Seit ihm
mit der Revolution der Hof und die Garde genommen war, hat
es ſchon ſo etwas wie einen Dornröschenſchlaf gehalten und ſich
im weſentlichen auf die Pflege ſeiner geſchichtlichen
Erinnerun=
gen beſchränkt. Jetzt findet es mit einem Schlag wieder den
An=
ſchluß an die Gegenwart.
Ueberall werden umfaſſende Borbereitungen
gekroffen, um den Tag der
Reichstags=
etöffnung würdig zu begehen.
Beſonders um die Garniſonskirche herum herrſcht reges Leben.
Rechts vom Haupteingang das Steubendenkmal im Schmuck
fri=
ſcher Kränze. Hier werden ſich die Veteranen aufſtellen, die auf
beſonderen Wunſch des Reichspräſidenten an der Parade
teil=
nehmen. Links bauen fleißige Hände Tribünen für den
Reichs=
präſidenten und die Abgeordneten. Auf der gegenüberliegenden
Seite iſt ſogar die Reichswehr zu Hilfe gezogen worden, um „och
Tribünen für die Generalität und die anderen Gäſte
aufzu=
ſchlagen.
Die Kirche ſelbſt.
eine der ſchönſten Schöpfungen des ſpäten Barock, ein längliches
Rechteck, in der Mitte der einen Längsſeite der Altar, hinter
dem die Grabkammer Friedrichs des Großen liegt, gegenüber die
ehemalige Hofloge, an beiden Seiten das Geſtühl, durch ein
Gitter vom Altarraum abgegrenzt, darüber in zwei Stockwerken
die Emporen. Die Garniſonskirche iſt ein typiſches Beiſpiel für
die Bauart der evangeliſchen Kirchen, die mehr auf das Hören,
als auf das Sehen eingerichtet ſind. Infolgedeſſen haben die
techniſchen Arrangements große Schwierigkeiten bereitet.
Die eigentliche Feierlichkeit ſoll ſich in dem Raum
unmittel=
bar vor dem Altar abſpielen. Hier ſteht der Stuhl des
Reichs=
präſidenten, hinter ihm rechts und links je ein Stuhl für den
Reichskanzler und den Reichstagspräſidenten Goering. Dahinter
vieder noch einige Stühle für die unmittelbare Umgebung des
Reichspräſidenten. Rechts und links zwei Stuhlreihen, die für
die Mitglieder der Reichsregierung und für die Mitglieder des
Reichsrats beſtimmt ſind. Vor dem Altar ein einfaches Pult,
von dem aus der Reichskanzler nach der Begrüßungsanſprache des
Reichspräſidenten die Regierungserklärung verleſen wird.
ſehr ernſthaft geſchwebt. Er iſt fallen gelaſſen worden, einmal
weil die örtlichen Verhältniſſe denkbar ungünſtig waren, dann
vor allem aber auch, weil die Zeit zur notdürftigſten
Her=
richtung nicht ausreichte. Denn das ganze iſt ja weiter nichts
geweſen als ein überdachter Paradeplatz, den der ſparſame
Soldatenkönig errichtet hat, um bei ſchlechtem Wetter die teueren
Monturen ſeiner „langen Kerls” zu ſchonen. Jetzt hat die Poſt
hier ihr Hauptquartier aufgeſchlagen und windet ſich durch ein
Gewühl von Drähten hindurch, um an die 100
Fernſprech=
leitungen proviſoriſch zu legen, die der Preſſe dazu dienen
ſollen, die Ereigniſſe des Dienstag in alle Welt
hinauszu=
berichten.
Umfaſſende polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen.
Das Programm für den eigentlichen Staatsakt iſt auf die
Minute abgeſtellt. (Siehe unſere diesbezüglichen
Sondernachrich=
ten. Die Schriftleitung.) Man rechnet in Potsdam am Dienstag
mit einem ungeheuren Menſchenandrang. Dazu ſind umfaſſende
Vorbereitungen getroffen worden. Um 10 Uhr ſollen ſchon die
Abſperrungen der Polizei in ſchärfſtem Maße beginnen. Man
rech=
net offenbar mit der entfernten Möglichkeit eines
Störungs=
verſuchs. Die Garniſonkirche ſteht ſchon ſeit zwölf Tagen
unter dauernder Bewachung. Am Samstag
vormit=
tag hat in ihr noch eine Trauung ſtattgefunden. Von da ab bleibt
ſie bis Dienstag abend geſperrt, weil ja innen auch noch eine
ein=
fache Ausſchmückung erfolgen ſoll. Sie iſt eben ſowie die beiden
Kirchen, in denen der Gottesdienſt ſtattfindet, von der Polizei
ein=
gehend durchſucht worden. Sie wird auch vor der Feier noch
ein=
mal gründlich unterſucht werden. Man munkelt davon, daß durch
unterirdiſche Gänge oder Kanäle Ueberraſchungen möglich ſind.
Deshalb iſt die Polizei auch in das unterirdiſche Potsdam
einge=
drungen und hat alle Gänge zugemauert. Die Kanäle werden
noch einmal durchflutet, ſo daß auch da volle Sicherheit
gewähr=
leiſtet iſt. Im übrigen wird die Polizei alle Reſerven aus der
Umgegend heranziehen. Auch Hilfspolizei aus Stahlhelm und
SA. iſt mobiliſiert. In den Straßen, die der Wagen des
Reichs=
präſidenten durchfährt, müſſen ſämtliche Häuſer um 10 Uhr
ge=
ſchloſſen ſein. Nachher iſt ein Zutritt nicht mehr geſtattet. Jedes
einzelne Haus ſteht unter Bewachung eines Poliziſten, der für
die Vorgänge verantwortlich iſt. Das Mitnehmen von
Photo=
graphenkaſten, Paketen oder Blumenſträußen in dieſe Häuſer iſt
unterſagt. Die Fenſter dürfen für die Zuſchauer geöffnet bleiben.
Welche Preiſe dafür gezahlt werden, zeigt das Beiſpiel eines
Amerikaners, der am Samstag für einen Fenſterplatz gegenüber
der Tribüne des Reichspräſidenten 500 RM. zahlte. Auf dem
genzen Wege ſind auf den Häuſern Schutzpoliziſten mit
Kara=
binern aufgeſtellt, und ſogar von der Luft her iſt die Feier
ſicher=
geſtellt, weil Polizeiſtaffeln aufgeboten werden.
In der ehemaligen Hofloge,
die unmittelbar hinter dem Stuhl des Reichspräſidenten liegt,
bleiben die beiden einfachen Stühle, die Friedrich der Große und
ſein Vater benutzten, ebenſo der dahinter ſtehende Stuhl der
Königin Louiſe und daneben der Stuhl der verſtorbenen
Kaiſe=
rin frei. Der Stuhl der Königin Louiſe wird auch an dieſem
Tage mit friſchem Grün geſchmückt. Im übrigen ſcheint die
Hof=
loge für den Kronprinzen und ſeine Umgebung reſerviert zu ſein.
In der darüber liegenden Empore bleibt der Stuhl, den Kaiſer
Wilhelm zu benutzen pflegte, ebenfalls frei. Rechts und links
ſchließen ſich die Plätze für die Diplomaten, für die Preſſe und
für die Zuſchauer an, von denen aber die meiſten ſich darauf
ein=
ſtellen müſſen, daß ſie von den ganzen Vorgängen wenig zu ſehen
bekommen.
Der „lange Stall” Haupkquarkier der Reichspoft.
Unmittelbar hinter der Kirche der ſogenannte lange Stall,
der ſeinem Namen alle Ehre macht. Ein Barockportal bildet
den Zugang. Wenn man aber hindurchkommt, weiter nichts als
Raum. Eine endlos lange Halle von über 100 Metern Länge
und etwa 30 Metern Breite bei ſechs Meter Höhe. Die Wände
weiß getüncht. Oben eine einfache hölzerne Verſchalung, die —
auch ſeitlich abgeflacht — zwiſchen den hohen Fenſtern ſich
ab=
ſenkt und ſo wenigſtens etwas Architektur in den Raum bringt.
Ganz am anderen Ende — mit den Augen kaum mehr zu ſehen,
ein Spiegel, vor dem die Offiziere wohl früher Reitübungen
machten. Der Boden feſtgeſtampfte Erde, die an einer Stelle
aufgelockert iſt, weil man unterſucht hat, ob vielleicht irgendwo
etwas wie ein Fußboden zum Vorſchein käme. Denn der
Ge=
danke, den langen Stall zum Parlament auszubauen, hat doch
* Wie macht man Karriere?
Enthüllungen im Prozeß gegen den Mörder der Sängerin
Bindernagel. — Der entlarvte Manager. — Die Stimme
hätte genügt.
In Berlin lenkt der Prozeß gegen den Bankier Hintze, der
bekanntlich ſeine Gattin, die einſt berühmte Kammerſängerin
an der Städtiſchen Oper in Berlin, Frau Bindernagel, erſchoſſen
hat, alle Aufmerkſamkeit auf ſich. Die Zeitungen berichten
ſpal=
tenlang darüber, der Andrang zu den Verhandlungen iſt
außer=
ordentlich groß, es iſt einer der größten Prozeſſe der letzten
Jahre.
Die beſondere Aufmerkſamkeit der Oeffentlichkeit erregte die
anſchauliche Schilderung des Angeklagten, wie er, nach ſeiner
Meinung, ſeine Frau „lanciert” habe, wie es ihm „gelungen”
ſei, aus der kleinen Sängerin mit 500 Mark Monatsgehalt eine
Weltberühmtheit mit einem Jahreseinkommen von über 200 000
Mark zu machen. Er ſchilderte, wie er für ſeine Frau die
eni=
ſcheidenden Verhandlungen geführt habe, wie er ſie von Stufe
zu Stufe den Weg nach aufwärts zu immer größerer
Berühmt=
heit und damit verbundenem immer höherem Einkommen
ge=
führt habe. Er hat die Gaſtſpielverträge für ſie abgeſchloſſen, er
hat die Propaganda für ſie gemacht, er hat ſchließlich, nach
ſei=
uer Schilderung, auch für den äußeren Rahmen geſorgt.
Kurzum, wenn man den Angeklagten hörte, konnte man
tat=
ſächlich der Ueberzeugung ſein, daß es vor allem ſeinen
un=
ermüdlichen Bemühungen zu danken ſei, daß Gertrud
Binder=
nagel ihre unvergleichliche Karriere gemacht habe. Alſo ſo wird
Karriere gemacht, ſagte man ſich. Nur ein tüchtiger,
unermüd=
licher Manager gehört dazu. Wer ihn nicht hat und den
uner=
läßlichen äußeren Rahmen dazu, der bleibt eben unten, mit
500 Mark Monatsgehalt und kann bis an ſein Lebensende
warten.
So konnte man folgern. Aber einige faſt ſenſationell zu
nennende Zeugenausſagen, die dann nachfolgten, waren das
An=
ſchaulichſte und Wichtigſte, was man über das ſogenannte
„Karrieremachen” bislang gehört hat. Die Zeugen waren
Män=
ner, die es vor allen anderen wiſſen mußten, nämlich Max von
Schillings und der geweſene Intendant Ebert. Sie beide, vom
Richter befragt, ob es vornehmlich den Bemühungen des
An=
geklagten zu danken ſei, daß Gertrud Bindernagel ihre große
Karriere gemacht habe, verneinten dieſe Frage ausdrücklich und
entſchieden. Beide gaben der Ueberzeugung Ausdruck, daß die
Bindernagel ihren Aufſtieg auch ohne die Unterſtützung Hintzes
gemacht hätte, und zwar wäre dann, wie Profeſſor v. Schillings
ſagt, ihr Weg ſehr viel ruhiger und harmoniſcher verlaufen.
Es ergab ſich die immerhin überraſchende Tatſache, daß Herr
Das offizielle Brogramm
für den Staaksakt der Reichskagseröffnung.
Berlin, 18. März. (Amtlich.)
Der Reichswehrminiſter erläßt folgenden
Erlaß an die Behrmacht:
Anläßlich der Eröffnungsſitzung des neugewählten
Reichs=
tages findet in Potsdam ein feierlicher Staatsakt ſtatt.
Die Wehrmacht hat an dieſem Tage dienſtfrei. Sie
feiert den Tag durch Feldgottesdienſt mit
an=
ſchließendem Appell und Anſprache der
Stand=
ortälteſten. Die Standortälteſten haben einen
Vorbei=
marſch abzunehmen.
Sämtliche Dienſtgebäude der Wehrmacht ſetzen Flaggen.
Die Schiffe der Reichsmarine ſetzen Toppflaggen. An Bord
Gottesdienſt. Anſchließend Muſterung und Anſprache der
Befehls=
haber, Chefs, bzw. Kommandanten.
Blomberg.
Die militäriſchen Feiern am 21. März 1933 ſind überall
zeitlich ſo zu regeln, daß 12.45 Uhr das
Deutſchland=
lied geſungen wird. Während des Liedes iſt in den
Artillerie=
ſtandorten ein Salut von 21 Schuß abzugeben.
Küſtenſalut=
ſtationen und ſalutfähige Schiffe feuern den Landesſalut mit
21 Schuß. Ferner ſind von 18 bis 19 Uhr
Platzkon=
zerte zu veranſtalten.
v
Türen eingerannt hatte, will ſagen, daß alles das, was er allein
für ſeine Frau erreicht zu haben glaubte, ſchon beſchloſſene und
faſt ſelbſtverſtändliche Sache war.
Es iſt nicht ſo mit dem Karrieremachen, daß alles einzig
und allein auf den ſogenannten Manager ankommt. Eine
ſieg=
hafte Stimme, wie die von Frau Bindernagel, ſetzt ſich immer
durch, ſpeziell dann, wenn es nur ganz wenige Vertreterinnen
ihres Fachs gibt, die für Spitzenleiſtungen, wie etwa die Iſolde,
in Frage kommen.
Man kann im Falle Bindernagel nach dieſen
Zeugenaus=
ſagen anmerken, daß ihre Karriere faſt ebenſo glanzvoll ohne
den ſogenannten Manager verlaufen wäre. Ganz im Gegenteil,
verſicherte noch Intendant Ebert, wäre es ſogar möglich
ge=
weſen, daß Frau Bindernagel ohne Hintzes Hilfe noch günſtiger
hätte abſchließen können.
Womit das alte Märchen von der Gloriole des Managers
einen argen und heilſamen Stoß erlitten haben dürfte. A. G.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft.
Kleines Haus. — Samstag, den 18. März.
„Märchen von heuke‟
Ein heiteres Volksſtück von Heinrich Rüthlein.
Dieſes „Märchen von heute” iſt ſehr märchenhaft.
Ein Auto und ein Motorrad ſtoßen zuſammen. Auf der
Strecke bleiben bewußtlos zwei Herren und eine Dame. Zu
wem gehört die dauernd bewußtloſe Dame? Zu dem
Auto=
beſitzer oder zu dem Motorradfahrer? Beide beſtreiten die
Be=
gleitung! Zumal als die beiderfeitigen Ehefrauen an der
Unfallſtelle erſcheinen!!
Die Dame kann doch nicht vom Himmel gefallen ſein! Und
doch iſt ſie aus der Luft herabgekommen; bekleidet mit der
neueſten Erfindung, einem Wunder=Anzug der
geräuſch=
geruch= und ſchmerzloſen Fall aus höchſter Höhe ermöglicht!
Märchen von heute, Märchen von morgen, Märchen von
über=
morgen!
Dieſe und andere Märchenhaftigkeiten zugeſtanden, hat
Hein=
rich Rüthlein wieder einen ſehr unterhaltenden, heiteren
Schwank geſchrieben. Die Spannung hält bis zum Schluſſe an.
Die kleinbürgerlichen Geſtalten ſind treffend gezeichnet, die
Situationen abwechſelungsreich erfunden. Manche
kennzeichnen=
den, ſchlagkräftigen Wendungen erfreuen das Darmſtädter Ohr;
ſo wenn der Polizeidiener des Ortes ſeine Abweſenheit bei dem
Nr. 78 — Seite 34
Mfanl des Reicsniſſers ſite Balfksauifſrung
und Propaganda.
An das deutſche Volk!
Am Dienstag, den 21. März 1933, tritt auf dem geheiligten
Boden von Potsdam der vom deutſchen Volk gewählte neue
Reichstag zum erſten Male zuſammen. Die Abgeordneten
ver=
ſammeln ſich in der Garniſonkirche, um an der geſchichtlich
ge=
weihten Ruheſtätte unſerer großen preußiſchen Könige
Be=
kenntnis für die Einheit und für die Freiheit
des deutſchen Volkes und Reiches abzulegen.
Pots=
dam iſt die Stadt, in der das unſterbliche Preußentum die
Grund=
lage zu der ſpäteren Größe der deutſchen Nation gelegt hat. Die
innere Zerriſſenheit, unter der das deutſche Volk von den Anfängen
ſeiner Geſchichte an Jahrhunderte hindurch leiden mußte, ſoll von
nun ab endgültig beendigt ſein. Zum erſten Male ſeit
Menſchen=
gedenken iſt der deutſche Widerſtandswille ſiegreich durch alle
in=
nerpolitiſchen Gegenſätze durchgebrochen, und über
Klaſſenunter=
ſchiede und konfeſſionellen Zwieſpalt hinweg haben ſich alle
Stämme, Stände und Bekenntniſſe in den vielen Millionen
Men=
ſchen, die hinter der Regierung der nationalen Revolution ſtehen,
die Hand gereicht. Deutſchland iſt erwacht.
Männer und Frauen! Zeigt eure Freude und innere
Ergrif=
fenheit über das große hiſtoriſche Geſchehen, das ſich in dieſen
Wochen in Deutſchland abſpielt, indem ihr an den nationalen
Feiern, die aus Anlaß des Zuſammentritts des Reichstages in
Potsdam, in Berlin und im ganzen Reich ſtattfinden, tätigen
Anteil nehmt! Beflaggt in den ſtolzen ſchwarz=weiß=roten
und Hakenkreuzfahnen und legt damit Bekenntnis für
die Wiedergeburt der deutſchen Nation ab! Am
Abend des hiſtoriſchen 21. März ſollen ſich durch alle Städte und
Dörfer des ganzen Reiches Fackelzüge der nationalen Parteien
und Verbände, der Studentenſchaft und der Schuljugend
be=
wegen! Auf unſeren Bergen und Höhen ſollen die Freiheitsfeuer
aufflammen! Selbſt diejenigen die durch Alter oder
Gebrechlich=
keit verhindert ſind, an dieſen Feiern teilzunehmen, haben
Gele=
genheit, ihren Ablauf in Potsdam und Berlin durch den
Rund=
funk mitzuerleben.
Der kommende Dienstag, ſoll vor aller Welt zeigen, daß das
deutſche Volk, einig in ſeinen Ständen und Stämmen, aus
Schmach und Demütigung neuerſtanden iſt und ſich nach Jahren
unendlicher Trübſal wieder mit Stolz zu dem Dichterwort
be=
kennt:
Nimmer wird das Reich zerſtöret,
Wenn ihr einig ſeid und treu.
Dr. Goebbel
Blaggen= und Dienſterlaß des Reichsinnenminiſters.
Zur Feier der Eröffnung des neuen Reichstages flaggen
ſämtliche Reichsbehörden, Reichsſtellen und Reichsanſtalten im
ganzen Reich am Dienstag, dem 21. März 1933,
vorſchrift=
gemäß nach dem Erlaß des Reichspräſidenten mit der
ſchwarz=
weiß=roten Fahne und der Hakenkreuzflagge.
Ich bitte die Reichsbehörden, die ihnen unterſtellten
Reichs=
behörden, Reichsſtellen und Reichsanſtalten zu verſtändigen.
Die Landesregierungen darf ich bitten, ſich dem Vorgehen
der Reichsregierung anzuſchließen, alſo fütz die Dienſtgebäude
der Landes= und Kommunalbehörden ebenfalls Beflaggung
an=
zuordnen.
Fict
Dienſtregelung für die Reichsverwalkung am 21. März
Am 21. März, dem Tage der feierlichen Eröffnung des
neuen Reichstages wird in der Reichsverwaltung durchgängig
Sonntagsdienſt gehalten.
Für den Grenzaufſichts= und Zollabfertigungsdienſt und
den Betriebsdienſt der Reichsverwaltung kann von den
Ver=
waltungschefs eine durch die Natur der Sache gebotene
Sonder=
regelung getroffen werden. In dieſem Falle iſt den Beamten,
Angeſtellten und Arbeitern zur Teilnahme an Feiern oder
Gottesdienſten die erforderliche Zeit freizugeben, ſoweit die
dienſtlichen Verhältniſſe es irgend geſtatten. Lohnabzug oder
Lohnkürzung werden nicht vorgenommen.
Ich bitte, hiernach für den dortigen Geſchäftsbereich die
erforderlichen Anordnungen zu treffen.
Frick.
An die Unkerrichksminiſterien der Länder.
Aus Anlaß des Zuſammentritts des erſten im neuen Geiſte
gewählten Deutſchen Reichstages am 21. März in Potsdam
bitte ich die Unterrichtsverwaltungen, für dieſen Tag
Unter=
richtsausfall anzuordnen.
Frick.
Der Kultusminiſter für Preußen, Ruſt, gibt einen Erlaß
an die Schulen, wonach am 21. März an den Schulen und
Hoch=
ſchulen ſchulfrei iſt, und wonach um 11,45 Uhr in ſämtlichen
Schulen eine Feier zu veranſtalten iſt, in der auf die Bedeutung
dieſes Tages des erwachenden Deutſchlands hinzuweiſen iſt.
Unfall entſchuldigt: „Wenn die Polizei Kartoffel
ausmacht, kann ſie keinen Verkehr regeln!“ Eine
ſolche Wendung kann — weiter aufgefaßt — zum geflügelten
Wort werden. In derartigen Prägungen und in der Zeichnung
der zugehörigen kleinbürgerlichen Leute liegt Rüthleins
Stärke.
Die für eine weibliche Darſtellerin ſchwierigſte Rolle hatte
Elſe Schopp: ſie hatte drei Aufzüge lang bewußtlos zu ſein und
zu ſchweigen! Sie tat es in ſtillem Heldentum.
Prächtig war Georg Rodenhäuſer, als Bürgermeiſter
des kleinen Unfalldorfes eine köſtliche Vereinigung von Blödheit
und Bauernſchlauheit.
Um ihn ſcharten ſich die ländlichen Typen: Heinrich
Gut=
käſe und Marie Biſchoff als Wirtsleute, Fritz Arras als
Landarzt, E. L. Stein als Polizeidiener und die Kellnerin
Lo Schieferdecker.
Hermann Knöß und Marie Lamp=Welker waren ein
Gemüſehändler=Paar: ſo echt, daß ſie ſoeben aus Beſſungen,
Gries=
heim oder Pfungſtadt gekommen zu ſein ſchienen.
Einem Reiſenden gab Hans Harres kaufmänniſche
Beweg=
lichkeit, während der Lyriker Hans Eisvogel etwas mehr
dich=
teriſchen Schwung hätte zeigen dürfen. Lieſel Herrmann, Julius
Harres, Hartmuth Pfeil, H. K. Schales und Ernſt Stöſel ſeien
roch anerkennend genannt.
Eduard Göbel ſorgte im Rahmen der hübſchen
Bühnenbil=
der von Elli Büttner für flottes Zuſammenſpiel.
Das beſtens unterhaltene Haus rief Verfaſſer und Darſteller
in lebhafter Dankbarkeit wiederholt an die Rampe.
— Otto Ehrhart=Dachau: Das grüne Jahr. Eine
Landſchaftsdich=
tung. Erlebniſſe eines Fiſchers und Jägers. (Carl Schünemann,
Verlag, Bremen.
Es gibt ſolche und ſolche Landſchaftsdichtungen, je nachdem ob
der Autor als empfindſamer Betrachter der Natur gegenüberſteht,
oder ob er in die Natur als Naturgeſchöpf kämpfend und ſich
weh=
rend hineingeſtellt iſt. Von dieſer letzten Art gibt es wenige, da
Bauern und Jäger im allgemeinen wohl tief empfinden, aber ihre
Empfindungen nicht ausſprechen. Zu den ſeltenen Ausnahmen
ge=
hört Ehrhart=Dachau. Er iſt Jäger und Angler aus Beruf und
Be=
rufung und beſitzt zugleich die Gabe, ſeine Erlebniſſe dichteriſch wahr
und dicht zu geſtalten. In kleinen anekdotiſch zugeſpitzten Skizzen baut
er ſeine Welt auf, Skizzen, deren Held bald ein paar Krähen, ein
Wieſel, ein Rudel Rehe, der Wald oder der Erzähler ſelbſt iſt.
Dieſe Skizzen, die handwerklich ſauber und zugleich
empfindungs=
warm erzählt ſind, ſpiegeln das ewig ſich wiederholende Schickſal
des Landes und runden ſich zur Symphonie des grünen Jahres.
Jäger, Angler, alle, die die Natur nicht verniedlicht erleben,
ſon=
dern auch in ihrer Härte und Grauſamkeit lieben, werden ſich über
dieſes Buch frauen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 19. März 1933
Seite 4 — Nr. 78
Nach Möglichkeit ſollen die Anſprachen Hindenburgs und Hitlers
in der Garniſonskirche durch Rundfunk in den Schulen
über=
tragen werden.
2as Programm für den Staatsakk.
Das Programm für den Staatsakt, das in ſeinen
weſent=
lichen Zügen bekannt iſt, ſieht u. a. vor:
10,30 Uhr: Gottesdienſte. Nach Beendigung (11,20 Uhr)
ziehen die Teilnehmer in geſchloſſenen Zügen unter dem
Ge=
läute aller Glocken Potsdams in die Garniſonskirche.
Reichs=
wehr und nationale Verbände bilden bis zur Garniſonkirche
Spalier. Der Herr Reichspräſident fährt das Spalier ab. Vor
der Garniſonkirche ſtehen eine Ehrenkompanie der Reichswehr
und Ehrengruppen der SA., des Stahlhelms und der
Schutz=
polizei, die der Herr Reichspräſident abſchreitet.
12 Uhr: Feierlicher Staatsakt in der Garnifonkirche mit
Anſprachen Hindenburgs und Hitlers, und Kranzniederlegung
am Grabe Friedrich Wilhelm I. und Friedrichs des Großen.
Nach dem Staatsakt Vorbeimarſch der geſamten Potsdamer
Garniſon und der Verbände vor dem Reichspräſidenten.
Während des Vorbeimarſches wird ein Flugzeuggeſchwader über
dem Luſtgarten kreiſen.
17 Uhr: Zuſammentritt des Reichstages in der Krolloper
in Berlin.
20 Uhr: Fackelzug der SA., des Stahlhelms und der
Studentenſchaft.
Lufkſperre über Berlin und Polsdam.
Der Reichskommiſſar für die Luftfahrt hat auf Grund der
Verordnung über den Luftverkehr für den Tag der Eröffnung
des Reichstages, 21. März 1933, die Stadtgebiete von Berlin
und Potsdam als Luftſperrgebiete erklärt, um Störungen
jed=
weder Art bei der Feier zu vermeiden. Das Ueberfliegen der
genannten Gebiete mit Luftfahrzeugen iſt daher verboten. Es
wird beſonders darauf hingewieſen, daß die Durchführung des
Ueberfliegverbotes mit allen Mitteln, erforderlichenfalls mit
Waffengewalt, ſichergeſtellt werden wird. Für die Flugzeuge
des planmäßigen Luftverkehrs wird eine Einflugszone zum
Flughafen Tempelhof offengehalten.
Neue preußiſche Zinanzmaßnahmen.
Senkung der Schlachtſteuer.—Verſchärfte Beſteuerung
der Maenags und Ginfelsneßsgeſchifsfiſchel.
Berlin, 18. März.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit:
Die Kommiſſare des Reichs in Preußen haben in einer
Sitzung des Staatsminiſteriums die Grundzüge des
Staats=
haushaltsplans für 1933 entſprechend den Vorſchlägen des für
den Bereich des preußiſchen Finanzminiſteriums beſtellten
Kom=
miſſars Reichsminiſter a. D. Profeſſor Dr. Popitz beſchloſſen.
Im Zuſammenhang hiermit haben die Kommiſſare eine Reihe
von Geſetzesänderungen beſchloſſen, die in einer heute
veröffent=
lichten „Verordnung zur Durchführung dringender
Finanzmaß=
nahmen” zuſammengefaßt ſind.
Die Verordnung enthält neben der Ausdehnung der
preußiſchen Abgabengeſetze und des preußiſchen
Aus=
führungsgeſetzes zum Finanzausgleichsgeſetz auf das
Rechnungs=
jahr 1933 eine Reihe bedeutſamer Aenderungen. Nachdem der
Kommiſſar für den Bereich des preußiſchen Finanzminiſteriums
erſt vor einigen Tagen in dem Runderlaß vom 17. März für
die verlängerte Grundvermögensſteuer und Hauszinsſteuer vom
Beginn des Rechnungsjahres 1933 ab weſentliche
Steuer=
erleichterungen für den Hausbeſitz angeordnet hat, werden jetzt
auch für die Schlachtſteuer Erleichterungen
ge=
ſchaffen. Der Tarif für die Schlachtung älterer Ochſen wird um
rund 30 Prozent geſenkt. Um die Landwirte vor
Ueberforderungen zu ſchützen, wird die offene
Rückwälzung der Steuer durch beſondere
In=
rechnungſtellung oder durch Abzug vom
Kauf=
preis unter Androhung hoher Geldſtrafen
ver=
boten. Die Unzuträglichkeiten, die ſich aus der
ungleich=
mäßigen Erhebung der Schlachtſteuer bei Schlachtungen
außer=
halb der öffentlichen Schlachthäuſer ergeben haben, werden
be=
ſeitigt, indem die Steuer künftig bei allen Schlach=r
tungen vor der Tötung des Schlachttieres zu
entrichten ſ. wie S ſchen böcher ur die Schlachungen 1n
den öffentlichen Schlachthöfen vorgeſchrieben war.
Bei der Gewerbeſteuer iſt zum Schutze des
gewerb=
lichen Mittelſtands gegen die übermächtige
Konkurrenz der Warenhäuſer und
Einheits=
preisgeſchäfte eine ſteuerliche Verſchärfung in
der Form vorgeſehen, daß die Zweigſtellen der
Waren=
häuſer, Einheitspreis= und
Kleinpreisge=
ſchäfte in den Gemeinden, in denen ſich nicht die
Betriebsleitung befindet, ohne weiteres einer
um ein Fünftel höheren Gewerbeſteuer
unter=
worfen werden, auch wenn die Gemeinde eine erhöhte
Filial=
gewerbeſteuer nicht beſchloſſen hat.
Für die notleidenden preußiſchen
Rand=
gemeinden bei Hamburg und Bremen iſt auch im
Rechnungsjahr 1933 wiederum eine Sonderhilfe
vorge=
ſehen. Aus den übrigen Vorſchriften der Verordnung iſt noch
zu erwähnen, daß die Staatszuſchüſſe zur Pfarrbeſoldung an die
Epangeliſche Landeskirche und die Katholiſche Kirche im neuen
Rechnungsjahr ungekürzt in der gleichen Höhe wie 1932
bereit=
geſtellt werden.
Als Anlage iſt der Verordnung der Vertrag mit dem
Deutſchen Reich über die Regelung der Beteiligung an der
Deutſchen Zentral=Genoſſenſchaftskaſſe beigefügt. Das bereits im
Oktober v. J. geſchloſſene Abkommen wird nunmehr rückwirkend
in Kraft geſetzt.
Graf Hermann zu Dohna=Finckenſtein iſt als Kommiſſar zur
beſonderen Verwendung in das preußiſche Miniſterium des
Innern berufen worden.
Im ſüdlichen Berlin wurde eine große Polizeiaktion gegen
Lebensmittelplünderer durchgeführt. Es erfolgten 34
Verhaftun=
gen. Mehrere der feſtgenommenen Burſchen haben bereits
Ge=
ſtändniſſe abgelegt.
Der bisherige Intendant des Deutſchlandſenders, Profeſſor
Dr. Schubotz, iſt bis auf weiteres beurlaubt worden. Mit der
vorläufigen Leitung des Deutſchlandſenders iſt Goetz Otto
Stoff=
regen, der zur beſonderen Verwendung Eugen Hadamowſki
zuge=
teilt worden iſt, beauftragt worden.
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Sonntag, 19. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 78 — Seite 5
Darmſtadt, den 19. März 1933.
(Außer Romanen.)
Deutſche Reichsgeſchichte in Dokumenten.
Ur=
kunden und Aktenſtücke zur inneren und äußeren Politik des
Deut=
ſchen Reiches. Hrsg. v. J. Hohlfeld. 2 Bde. — Werner
Beumel=
burg: Deutſchland in Ketten. Von Verſailles bis zum
Young=
plan. 1931. 90 Bd. 70. — Giſelher Wirſing: Zwiſcheneuropa
und die deutſche Zukunft. 1932. 40 En 364. — Felix Somary;
Die Urſachen der Kriſe. 1932. 40 En. 310. — Felix Somary
Kriſenwende? 1933. 40 En. 308. — Deutſche
Wirtſchafts=
kunde. Abriß der deutſchen Reichsſtatiſtik. Bearbeitet im Stat.
Reichsamt. 1933. 45 Fn. 80. — Hjalmar Schacht: Grundſätze
deutſcher Wirtſchaftspolitik. 40 En. 303. — Hans Freyer:
Revo=
lution von rechts. 1931 15 Fp. 390. — Gregor Straſſer
Kampf um Deutſchland. Reden und Aufſätze. 1932. 15 Fp. 555.
Manfred v. Killinger: Die SA. in Wort und Bild. 1933.
40 Fp. 168. — M. H. Sommerfeldt: Hermann Göring. 1933.
90 Bd. 953. — Friedrich Wilhelm Heinz; Kameraden der
Ar=
beit. Deutſche Arbeitslager: Stand, Aufgabe, Zukunft. 50 Fs. 110.
K. J. Erbs u. a.: Der Selbſthilfeſiedler, 45 Fp. 140. — H.
Pakull und H. Pfeiffer: Handbuch zur Heimatkunde für
Stadt und Land. 1. Band: Vom Spurzeichen zur Siedlung. 1930.
30 Pa. 440; 2 Band: Heimatſcholle und Heimatleben. 1932.
30 Pa. 441. — Ernſt Hashagen: U=Boote weſtwärts 1914/18.
45 Bk. 120. — Theodor Mommſen Römiſche Geſchichte. Neue
ill. Ausgabe. 3 B. 705. — Theodor Mommſen: Das
Welt=
reich der Cäſaren. Neue ill. Ausgabe. 3 B. 706. — Guy de
Pourtalés; Richard Wagner. Menſch und Meiſter. 1933.
35 Km. — Elli Beinhorn: Ein Mädchen fliegt um die Welt.
1932. 5 G 7. — Paul=Eduard Klein: Ein billiger Zweiröhren=
Netzempfänger für Wechſelſtrom mit eingebautem Lautſprecher.
Bauanleitung. 1932. Er. 271. — Paul=Eduard Klein: Drei=
Röhren=Netz=Fernempfänger für Wechſelſtrom mit eingebautem
Lautſprecher. Bauanleitung. 1932. Er. 273. — Reimann
Kappelmayer: Der Vier=Röhren=Synchron=Empfänger.
Bau=
anleitung. 1932. Er 370. — Paul=Eduard Klein: Selbſtbau
von Lautſprechern. Mikrophon und Tonabnehmer. Bauanleitung.
1932. Er. 275.
Dekanatstagung des Dekanats Darmſtadt. Am Montag,
dem 20., findet in dem Evangeliſchen Martinsſtift, Müllerſtr. 28,
der diesjährige Dekanatstag des Dekanats Darmſtadt ſtatt. Er
wird mit einer Andacht von Pfarrer Irle=Darmſtadt eröffnet
werden. Außer dem Dekanatsbericht, dem Bericht des
Dekanats=
ausſchuſſes, der Rechnungs= und Voranſchlagsberatung bildet den
Hauptgegenſtand der Beratung. Die Kirche im
Abwehr=
kampf der Gegenwart”. Berichterſtatter iſt Pfarrer
Wer=
ner=Erzhauſen. Da die Verhandlungen öffentlich ſind, ſeien die
Gemeindeglieder hierdurch eingeladen.
Anderweite Benennung einer Poſtſtelle. Die Poſtſtelle
Villenkolonie Trautheim erhält von ſofort ab die Bezeichnung
„Villenkolonie Nieder=Ramſtadt—Trautheim‟ Dahin gerichteten
Poſtſendungen iſt in der Aufſchrift der Zuſatz Darmſtadt 2 Land
beizufügen.
— Ausſtellung in der Alice=Eleorenſchule. Friedrichſtraße 4.
Die Ausſtellung iſt vom 19 bis 23. März täglich von 11—20 Uhr
geöffnet. Eintritt frei. Für die Sonntagnachmittags=Vorführung
ſind keine Plätze mehr zu haben. Die Vorführungen werden
wie=
derholt am Montag, um 20 Uhr, am Dienstag, um 20 Uhr,
Mitt=
woch, um 16 und 20 Uhr.
— Der Heſſiſche Automobil=Club ſchreibt uns: Die im
Stra=
ßenbericht für die Woche vom 19. bis 25 März aufgeführte
Sperre der Straße Eberſtadt—Seeheim-Jugenheim-
Zwingen=
berg iſt bis Jugenheim aufgehoben. Die Straße Eberſtadt—
See=
heim-Jugenheim iſt alſo für den Verkehr freigegeben und nur
die Teilſtrecke Jugenheim-Zwingenberg bleibt vorläufig noch
geſperrt.
—Evang. Martinsgemeinde. Wir weiſen hiermit nochmals
auf die heute abend 6 Uhr in unſerer Martinskirche ſtattfindende
kirchenmuſikaliſche Abendfeier hin. Sie iſt mit einer Anſprache
verbunden, die Herr Landeskirchenrat D. Dr. Waitz halten wird.
Die Feier iſt als Paſſionsandacht gedacht. Frl, Lili Rückward
(Sopran) wird Paſſionsgeſänge von G. F. Händel ſingen und
von J. W. Franck: Auferſtehung. Unſere Chorſchule bringt
Lie=
der von Paleſtrina, Sileſius und J. W. Franck zu Gehör. Die
Feier wird umrahmt von Orgelkompoſitionen: Ciacona v.
Pachel=
bel und Präludium und Fuge C=Moll von J. S. Bach. Die
Ge=
meinde wird gebeten, die Geſangbücher mitzubringen. Der
Ein=
tritt iſt frei.
— Dr. Eugen Gürſter (Heſſiſches Landestheater) wurde von
der Direktion des Stadttheaters in Bern (Schweiz) eingeladen,
dort im Herbſt ſeine Komödie „Wetter veränderlich” zu
inſze=
nieren.
19. Mär 17—22 Uhr.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Parſifal. Dienstag,
21 März 20—22½ Uhr Bühnen=Volksbund K 13
Preiſe 0.60—5.00 Mk.
Madame Butterfly. Mittwoch, Anf. 19½, Ende vor 23 Uhr. B 17
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
22. März Figaros Hochzeit. Kleines Haus Sonntag,
19. März 19½—22 Uhr. Zuſ.=Miete IV 8
0.70—3.80 Mk.
Marius ahoi! Dienstag,
21. März 19½—22½ Uhr. Einmal. Enſemble=Gaſtſpiel
Paul Wegener, Irene Trieſch, Hedwig Wangel
John Gabriel Borckmann. Pr. 0.80—4.50 Mk=
Heſſiſches Landestheater. Aus dem
Wochenſpiel=
plan: Im Schauſpiel: Dienstag, den 21. März, einmaliges
Gaſtſpiel von Paul Wegener. Irene Trietſch, Hedwig
Wan=
gel und Enſemble mit Ibſens „John Gabriel
Bork=
mann” Schauſpielpremiere im Kleinen Haus „Der
Gwiſ=
ſenswurm, Volksſtück von Anzengruber, wird am 23. März
in der Neuinſzenierung von Arthur Maria Rabenalt zum erſten
Male aufgeführt. Am Samstag, dem 25. März, wird, Gerhart
Hauptmanns Tragödie „Roſe Bernd wiederholt. —
Opern=
premiere im Großen Haus: Am Freitag, dem 24. März, wird
Verdis Oper „Rigoletto” in der Inſzenierung und unter der
muſikaliſchen Leitung von Karl Maria Zwißler aufgeführt.
„Madame Butterfly” Oper von Puccini, in der
Inſze=
nierung von Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking,
unter der muſikaliſchen Leitung von Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt.
wird am Dienstag, dem 21. März, nach längerer Pauſe wieder
aufgenommen. Am Donnerstag, dem 23. März, wird „
Fide=
lio” von Beethoven unter der muſikaliſchen Leitung von Dr.
Schmidt=Iſſerſtedt wiederholt.
Der Heimatabend in „Alt=Darmſtadt” löſte wieder einen
zahlreichen Beſucherkreis aus. Diesmal war es „Baron von
Hüpſch und ſein Kabinett” der im Mittelpunkt des
Abends ſtand, über deſſen Wirken und Schaffen Herr
Rechnungs=
rat Jungmann ein feines Bild entwarf. Für viele iſt Baron
von Hüpſch ein unbeſchriebenes Blatt, und doch iſt dieſe
merk=
würdige Perſönlichkeit mit Darmſtadt und ſeinen Sammlungen ſo
eng verknüpft, daß es wertvoll iſt, daß dieſelbe der
Vergangen=
heit entriſſen wurde. Der Vortragende führte unter anderem aus.
daß ſeine Ausführungen gleichzeitig ein Mahnruf an die
berufe=
nen Stellen ſein ſollten, eine verſäumte Dankesſchuld nach 125
Jahren nachzuholen und mehr auf die Schätze aufmerkſam zu
machen, die wir durch dieſes Vermächtnis beſitzen.
Der frühere Hofbibliothekar Dr. Adolf Schmidt hat mit
einem ausführlichen Werk „Baron von Hüpſch und ſein
Kabinett” dieſem ein bleibendes Denkmal geſetzt, das die
Zei=
ten überdauert, nur aber einem gewiſſen literariſchen Kreis
be=
kannt iſt.
Ein noch erhaltenes Fremdenbuch aus den Jahren 1776 bis
1803. nennt Tauſende von Namen, und bildet nicht nur eine
Auto=
graphenſammlung von hohem Wert, ſondern auch einen
intereſſan=
ten Beitrag zur Geſchichte des Reiſeverkehrs am Rhein. Alle
Stände ſind als Beſucher der Hüpſchen Sammlungen vertreten,
Fürſten. Adel. Geiſtlichkeit, Gelehrte, Künſtler, bis herab zum
einfachen Handwerker.
Ein Bericht aus dem Jahre 1804 beſagt, daß es unmöglich ſei,
alles ſo zu beſchreiben, wie es ſich gebühre. Die Sammlung
um=
faßte bei Lebzeiten des Mannes gold= und edelſteingezierte
Ar=
beiten, eine vollſtändige Mineralienſammlung, eine unendliche
Menge von Seeprodukten aus allen Weltgegenden.
Verſteinerun=
gen. eine große Anzahl der ſchönſten Amphibien, Inſekten, Vögel,
Fiſche, und vierfüßige Tiere. Unter den Edelſteinen war ein ſechs
Lot ſchwerer Tovas. Ferner viele ſeltene Gemälde. Altrömiſche
Vaſen. Ringe, Tränengläſer. Inſchriften. Statuen. Götzenbilder,
Münzen. Ringe. Fibeln, antike Gemmen und Cameen. Waffen
aller Völker und Zeiten. Glasmalereien. Eine Menge wertvoller
Handſchriften und Drucke, Lateiniſch Deutſch, Franzöſiſch,
Ara=
biſch. Türkiſch. Armeniſch. Hebräiſch. Chineſiſch. Malabariſch.
Erſt=
drucke uſw
In dem Intelligenzblatt für Literatur ſchrieb ein Zeitgenoſſe
und Beſucher der Sammlungen: „Als ich zum erſtenmal das Haus
betrat, um dieſe Sammlungen zu beſehen, war mirs, als ob der
Zauberer Merlin wieder lebendig geworden ſei. Beim Eintritt in
den Hausflur kam ich plötzlich in eine andere Welt.
Neben ihm. der wohl auch ein großes Stück Sonderling war,
machte in Vertretung, öfter ſeine alte Haushälterin, eine ſehr
kluge Perſon. in vielen Beziehungen auch ein Original, den
Cicerone.
Die gelehrte Magd wird im Jahre 1789 von dem Beſucher
Joſef Gregor Lang rühmend erwähnt und das Haus in
Köln in der St. Johannisſtraße, das ſich in jenen Zeiten immer
mehr mit Schätzen füllte, bildete den Wallfahrtsort aller
Reiſen=
den und war bald in ganz Europa und darüber hinaus bekannt.
Hüpſch ſelbſt blieb unvermählt und ein höchſt originelles
Heiratsgeſuch in einer Zeitung, in der er „ein Frauenzimmer von
ungefähr 20—24 Jahren” uſw., ſuchte, hatte leider keinen Erfolg.
Auch an Anerkennung ſeiner wiſſenſchaftlichen Leiſtungen von
ſeiten der Zeitgenoſſen, fehlte es ihm nicht. Die Divlome, die ihm
verliehen wurden, ſind meiſt noch im Original erhalten. Unzählige
Akademien, gelehrte Geſellſchaften, rechneten es ſich zur Ehre an,
Hüpſch unter ihre Mitglieder zu zählen.
Die franzöſiſche Regierung, die ein ſcharfes Auge auf dieſe
Sammlungen hatte und ſich als Herr des linken Rheinufers in
jener Zeit fühlte, bot Hüpſch eine Jahresrente von 50 000 Frcs.
und ſeinen Erben eine noch feſtzuſetzende Summe an. Aber ſeine
deutſche Geſinnung lehnte es ab. den Unterdrückern ſeines
Vater=
landes ſeine Sammlungen zu überlaſſen.
Er ſtarb am 1. Januar 1805. Durch § 3 ſeines Teſtamentes
hatte er „zum Merkmal ſeiner unbegrenzten Verehrung, und auch
damit ſein mit erſtaunlicher Mühe und außerordentlich ſchweren
Koſten von mehr als 100 000 Gulden zuſammengebrachtes und
der=
malen auf mehr als eine halbe Million zu ſchätzendes Kunſt= und
Altertumskabinett. Gemälde. Manuſkripte und Bibliothek uſw.,
nicht zerſplittert würde”, den damaligen Landgrafen Ludwig X.,
„zu ſeinem einzigen Erben” ernannt. Falls die Schenkung nicht
angenommen würde, trat als Erbe Friedrich Wilhelm III. von
Preußen und dann Churfürſt von Salzburg. Großherzog von
Tos=
cana. ein
Die Stadt Köln machte die größten Anſtrengungen, die reichen
Sammlungen der Stadt zu erhalten, da ſie damals unter
franzö=
ſiſcher Herrſchaft ſtand, wandte ſich der Maire ſogar nach Paris
um den Abtransport zu verhindern. Aber das Vermächtnis an
den Landgrafen war nicht anfechtbar. Auf allerlei Bitten überließ
ihnen Ludwig X. viele Gegenſtände, deren Wert nicht im
Verhält=
nis zu den Transportkoſten ſtanden.
Die Bevollmächtigten des Landgrafen waren: Regierungsrat
Köſter. Kammerrat Klipſtein und Kriegskommiſſar
Bek=
ker. Zur Oeffnung und Entſiegelung erſchien der Magiſtrat und
das Schulkommiſſariat, 24 Perſonen, die ſich in alle Zimmer
ver=
teilten, ſo daß eine Aufſicht unmöglich war und es bedurfte einer
ausgezeichneten Diplomatie, um ſich mit den Kölnern
ausein=
anderzuſetzen, woran es den Heſſen=Darmſtädter Herren, die
viel=
fach nicht energiſch genug geweſen ſein ſollten, fehlte.
Der Landgraf ſchenkte das Haus des Barons der Stadt Köln
für eine Gemeindeſchule, mit der Verpflichtung. an deſſen
Sterbe=
tag 20 Reichstaler an das Kölner Wohltätigkeitsamt auszuzahlen.
Hüpſchs 80jährige Magd. Mechtildis Happartz, ſollte
eine lebenslängliche Rente erhalten, aber ſie erlebte dieſe Wohltat
nicht. Auf dem Trauerſchmaus für ihren Herrn tanzte ſie
der=
maßen, daß ſie erkrankte und bald darauf ſtarb.
Der Schreiber Hüpſchs. Peter Foeth. überſiedelte nach
Darmſtadt Ludwig X. ernannte ihn zum Juſtizamtsaſſeſſor;
er ſtarb 1819.
Das Grab Hüvſchs iſt nicht erhalten, da der Kirchhof St.
Kunibert in Köln 1814 in den Bauplan fiel.
Dr. Adolf Schmidt ſchreibt mit Recht: „durch das hochherzige
Vermächtnis von Baron von Hüpſch haben unſer Muſeum und die
Landesbibliothek erſt die Bedeutung erlangt, die ihnen unter
ähn=
lichen Anſtalten zukommen.
Unermeßlich war die Zahl der Gegenſtände an Kunſk, akken
Manuſkrivten aus dem 6. und 7. Jahrhundert, insgeſamt 868,
dann 1235 Bände alter Drucke. 3000 Werke aller Wiſſenſchaften
uſw. Unter den Schätzen befand ſich eine römiſche Opferſchale
(Onix), die einen Wert von 10 000 Talern darſtellte. Die
Er=
laubnis zum Abtransport mußte in Paris eingeholt werden. was
viele Mühe koſtete. Im ganzen gelangten 341 Verſchläge. Kiſten,
Fäſſer und Väcke angefüllt mit Koſtbarkeiten. zur Abſendung nach
Darmſtadt. Dienstag, den 6. Auguſt, wurden dieſe zu Schiff
ge=
bracht und am 7. Auguſt konnte das mit heſſiſchen Wimpeln und
Fahnen geſchmückte Schiff abfahren. Das Schiff landete am 11.
Auguſt in Stockſtadt, und die koſtbare Laſt wurde in 5
landgräf=
lichen und 8 Biebesheimer Wagen nach Darmſtadt gebracht. Die
übrigen Kiſten und Kaſten wurden im herrſchaftlichen Magazin
geborgen. Das ganze verlief in Darmſtadt ſang= und klanglos ohne
eine Erwähnung.
Der Redner, der ein ſchön abgerundetes Bild über die
Per=
ſönlichkeit und die Sammlungen gab. betonte am Schluſſe ſeiner
Ausführungen mit Recht, daß es heute eine Dankesſchuld für die
Nachwelt bleibe das Gedächtnis des edlen Stifters nicht nur in
Bildern und Büſten, die in den einzelnen Inſtituten hängen,
fort=
leben zu laſſen, zumar dieſe den meiſten Beſuchern fremd ſind.
Ohne das wertvolle Werk von Dr. Adolf Schmidt, das aber nur im
engeren Kreis bekannt iſt, wäre Hüpſch überhaupt ein vergeſſener
Mann.
Ein Verdienſt würde ſich unſere Stadtverwaltung erwerben
wenn dieſe bei einer demnächſtigen Straßen=, Platz= oder
Anlagen=
benennung das Gedächtnis an den Mann. dem Darmſtadts
Samm=
lungen ſoviel verdanken, wachhalten würde.
Als Beigabe brachte Herr Jungmann noch eine Anzahl feiner
Aquarelle berühmter geſchichtlicher Perſönlichkeiten im Lichtbilde
zur Vorführung. Dieſe Schönheitsgalerie fand neben dem fein
an=
gelegten Vortrag lebhaften Beifall. Mit Recht betonte der
Vor=
ſitzende. Herr Philipp’Weber, in ſeinen Dankesworten an
den geſchätzten Redner, daß hier das Lebensbild eines ſeltenen
Kunſtkenners. Sammlers. und vielſeitigen Menſchen lebendig
ge=
macht worden ſei und das Ganze einen wertvollen Beitrag zur
Kunſt=. Muſeums= und Ortsgeſchichte Darmſtadts bilde.
Die nächſte Veränſtaltung ſteht unter dem Zeichen der
Früh=
lingsfeier, wozu beſondere Einladungen ergehen.
EPH. Jahresverſammlung der kirchlich=poſitiven Vereinigung.
Die im Diakoniſſenhaus Eliſabethenſtift in Darmſtadt
abgehal=
tene Jahresverſammlung der kirchlich=poſitiven Vereinigung (Bund
für Bekenntnis und Bibel) bot, nach Erledigung der laufenden
inneren Angelegenheiten in Vorſtandsſitzung und
Mitgliederver=
ſammlung, nachmittags einen gutbeſuchten öffentlichen Vortrag
des Unirerſitätsprofeſſors D. Hupfeld=Heidelberg über das
zeitgemäße und mit Spannung aufgenommene Thema: „
Chriſten=
tum und Politik in katholiſcher und proteſtantiſcher Beleuchtung.”
Ebenſo, wie bei der abends in der Stadtmiſſion, Mühlſtr. 24 in
einem tiefgehenden, freien Vortrag behandelten Frage der „
Neu=
entdeckung der Kirche” wurde die grundſätzliche und die praktiſche
Seite vielſeitig und gründlich beleuchtet und dem geſchätzten
Red=
ner lebhafter Dank zuteil. Möge die, trotz der äußeren Ungunſt
des für unſer Heſſenland ſo bedeutungsvollen, von Sonne und
vaterländiſcher Begeiſterung umwobenen Tages zielbewußt
durch=
geführte Zuſammenkunft die alten und neuen Freunde der
kirch=
lich=poſitiven Vereinigung einander nahe gebracht haben, die
vaterländiſchen Weiheſtunden religiös zu vertiefen und kirchlich
fruchtbar zu machen.
— Hausfrauenbund. Der Hausfrauenbund hat ſich eine
beſon=
ders hübſche und reizvolle Art ausgedacht, mit ſeinen Mitgliedern
den Frühlingsanfang im Fürſtenſaal am Mittwoch, den 22. März.
abends 8 Uhr. zu feiern. In einem Lichtbildervortrag. „Die
Blumenpflege der Hausfrau” wird Herr Hermann
Schulz ir. aus der bekannten Großgärtnerei. Erbacher Straße, den
Hausfrauen zeigen, wie unſere Blumen in Haus und Garten
ge=
pflegt werden. Der Vortrag, dem ſich eine Blumentombola
an=
ſchließt, wird von muſikaliſchen Darbietungen umrahmt ſein.
Un=
ſere Mitglieder ſind herzlich eingeladen. Gäſte ſind willkommen.
— Odenwaldklub. Alle Mitglieder ſind eingeladen zu den
Lichtbildervorträgen, die der Tierſchutzverein am Montag, dem
20. März. 20 Uhr, im Fürſtenſaal bei freiem Eintritt
veran=
ſtaltet. Forſtreferendar Zeh ſpricht über Vogelſchutz in Heſſen,
Oberſtudienrat Dr. Spilger über Pflanzenſchutz in Heſſen.
Friſch auf. mein Volk!
Das Bühnenſpiel der Turngemeinde Darmſtadt 1846.
Als vor 10 Jahren auf dem großen Deutſchen Turnfeſt in
München zum erſten Male nach dem Kriege die geſamte Deutſche
Turnerſchaft ſich zu einem rieſigen Bekentnis zum deutſchen
Tur=
nen und zum Vaterland ſammelte, fand die Begeiſterung für ihre
Ideale in einem Bühnen=Weiheſpiel ihren geiſtigen Ausdruck.
Große Tage aus Deutſchlands großer Geſchichte wurden auf der
Bühne lebendig und ſprachen mahnend und doch wieder
zuverſicht=
lich zu den Herzen der vielen Deutſchen, die in einer Zeit unſeliger
Zerriſſenheit ſich eins wußten in der Liebe zu Volk und
Vater=
land.
Der tiefe Eindruck dieſes Feſtſpiels hat ſich auch bei ſeiner
bald auf die Tage von München folgenden Aufführung durch die
Turngemeinde Darmſtadt 1846 am Heſſ. Landestheater in den
zahlreichen Wiederholungen geltend gemacht.
Was damals nur ſtill genährte Hoffnung und in einer Welt
von Widerſtänden kaum gewagter Wunſch war, iſt heute zum
ein=
mütigen ſtarken Willen des ganzen Volkes geworden. Die Saat
geht auf! In dieſen Tagen der Zuverſicht hat ſich die
Turn=
gemeinde Darmſtadt 1846 entſchloſſen, mit einer Neuaufführung
des Bühnen=Weiheſpiels „Friſch auf mein Volk!” am 26. März
im Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters die Freunde ihrer
deutſchen Sache zu einem erhebenden Bekenntnis
zuſammenzu=
rufen. Wieder treten die großen Ereigniſſe und großen Männer
der deutſchen Geſchichte vor uns. Deutſche Geſtalten, deutſches
Weſen wird lebendig. Aus Urväterzeit ſprechen die alten
Ger=
manen, Kaiſer Rotbart im Kyffhäuſer verkörpert die Sage,
Fried=
rich der Große und Turnmeiſter Jahn führen uns in die Zeit der
Erhebung aus der Knechtſchaft. Lebende Bilder rollen an unſerem
Auge vorbei und ſammeln ſich in dem großen Schlußbild zu einer
eierlichen Huldigung an das Vaterland.
Deutſche Turner offenbaren den Geiſt, der ſie beſeelt. Aber
es müßten nicht echte Turner ſein, wenn zu dem Geiſt nicht auch
die ſinnvolle Bildung des Körpers käme. Ein wechſelvoller
Aus=
ſchnitt aus dem Turnbetrieb, ein Schauturnen aller Abteilungen
der Turngemeinde wird zeigen, in welcher Weiſe bei jung und
alt, Mann und Frau die Turnerſchaft für die Volksgeſundung
wirkt. Kurz und knapp, nur eine Ausleſe werden dieſe
Darbie=
tungen ſein, die ſich in ihrer Fülle und Güte zu einem
wirkungs=
vollen Schauſpiel runden.
— Der Frühjahrskurſus „Zeichnen und Malen”, (Maler A.
Hartmann) beginnt am 20. März und wird bis Ende April
Mon=
tags und Donnerstags abgehalten. (Siehe Anzeige.)
Seite 6 — Nr. 78
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 13. März 1933
Bergfahrken in der Berninagruppe.
In der Sektion Starkenburg des Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenvereins hielt im gutbeſetzten
Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule das Sektionsmitglied Herr
Dipl.=Ing. W. Priem einen Vortrag über „Bergfahrten in der
Berninagruppe‟. Die Reiſe, die der Vortragende mit einem
Freund ausführte, geht über St. Margarethen, das Rheintal
auf=
wärts bis Chur, mit der ſchönen Albulabahn nach Somaden und
Pontreſina, das 1800 Meter hoch liegt und ein günſtiger
Aus=
gangspunkt für Hochtouren iſt. Die Wanderung beginnt an den
Berninahäuſern und führt in endloſen Serpentinen auf einem
ſchmalen Saumpfad bergauf, vorbei am ſchwarzen Diavolezzaſee
(Teufelsſee) zur Diavolezza=Hütte (2977 Meter), die wohl die
ſchönſte Lage in der Berninagruppe hat. Sie bietet einen
über=
wältigenden Rundblick. Links Piz Palü mit ſeinen drei ſtolzen
Pyramiden, rechts der Bernina und Morteratſch. In der Mitte
die Ferteſſa, zu den Füßen der Persgletſcher und die Isla Pers,
die verlorene Inſel. Trotzdem den beiden Touriſten die
Beſtei=
gung des Piz Palü wegen der großen Gletſcherſpalten abgeraten
wurde, wagten ſie es doch. In aller Frühe geht es bei
Laternen=
ſchein in die kalte Nacht. Größte Stille herrſchte. Nach
Ueber=
querung von Gletſcherſpalten und Scheebrücken wird nach
anſtren=
gendem Marſch der Oſtgipfel (3889 Meter) erreicht. Hier bietet
ſich eine unendliche Fernſicht, bis zur Silvretta und
Ortler=
gruppe, nach Süden weit hinein nach Italien. Nach Beſteigung
des Mittelgipfels (3912 Meter) wird zum Bellaviſtaſattel im
Nebel abgeſtiegen, und weiter mit Blick auf Craſt Agizza, das
Matterhorn der Bernina, und Marco e Roſa zur ſtark beſuchten
Boval=Hütte (3598 Meter). Von der Hütte wird zum Craſt
Agizzaſattel zurückgewandert und auf den Südgrat des Bernina
an einer Schneewand in vielen Serpentinen in die Höhe
geſtie=
gen, und nach einer Felskletterei der Gipfel (4055 Meter)
er=
reicht. Nachdem die prächtige Ausſicht genügend genoſſen wurde,
geht der Abſtieg flott von ſtatten nach dem Bellaviſtaboden und
der Forteſſa, im reichen, blendenden Schnee bei höchſter Sonne,
bis zum Morteratſch=Gletſcher und zur Boval=Hütte, dann
wei=
ter zur Station Morteratſch und nach Pontreſina zurück. Ein
Ruhetag wird benutzt, um Pontreſina und St. Moritz und nähere
Umgebung eingehend zu beſichtigen. — Nun geht es das ſchöne
Roſegtal hinauf. Von der Alp Ota hat man einen wundervollen
Ueberblick über Bernina, Scerscen, Roſeg, Sella, Glüſchaint, den
Leuchtenden, Chaputſchin, den Kapuziner, Tſchierva und
Agua=
gliouls. An letzterem fließt der Roſeggletſcher mit dem
Tſchierva=
gletſcher zuſammen. An der Seitenmoräne dieſes Gletſchers, der
wie ein Lavaſtrom vom Roſeg herunterfließt, bergauf gelangt
man zur Tſchierva=Hütte, ein trotziges Steinhaus des Schweizer
Alpenklubs. Da das Wetter nicht günſtig iſt, um von hier aus
den Roſeg zu beſteigen, wird der Gipfel des Morteratſch (3751
Meter) und des Tſchierva (Hirſchberg, 3561 Meter) erklommen,
von denen doch noch ſchöne Ausſicht genoſſen werden konnte. Da
das Wetter ſich gebeſſert hat, wird zum Roſeg aufgebrochen. Ueber
den zerriſſenen Gletſchern und Felſen wird der Eſelsgrat erreicht
und in prächtiger Kletterei der ſchmale Grat und bald der
Gipfel (3949 Meter) erſtiegen. Der Abſtieg wird über den
Sella=
gletſcher, von dem ein Adler geſichtet wird, zur Colzhütte
genom=
men. Durch einen Unfall, von dem die beiden Touriſten betroffen
wurden, konnten weitere Touren nicht mehr ausgeführt werden.
Der Vortrag war von ſchönen Lichtbildern begleitet.
Der 1. Vorſitzende der Sektion Starkenburg, Herr
Miniſte=
rialrat Guntrum, der dem Vortragenden herzlichſt für das
Ge=
botene dankte hob hervor, daß die Wanderung eine große
Lei=
ſtung ſei, da ſie ohne Führer ausgeführt wurde und es die erſte
Hochgebirgswanderung des Vortragenden war.
— Gartenbauverein Darmſtadt. Die Monatsverſammlung
wurde von Herrn Brohm mit einigen geſchäftlichen
Mitteilun=
gen eröffnet. Von dieſen ſei erwähnt, daß über die Benutzung
der auf Vereinskoſten angeſchafften Baumſpritze in aller Kürze
nähere Beſtimmungen in den Tagesblättern veröffentlicht
wer=
den, und daß ferner noch in dieſem Jahre mit den Vorarbeiten
zu einer mit der Hundertjahrfeier verbundenen größeren
Garten=
bauausſtellung zu beginnen ſeien. Weiter verlas der
Vereins=
rechner, Herr Dieter, den Voranſchlag für 1933. Zum
wiſſenſchaft=
lichen Teil übergehend, ſprach Herr Miniſterialrat Profeſſor Dr.
Heyl über die Gewinnung des Korkes. Der Korkbaum
(Quereus suber) wächſt beſonders im Mittelmeergebiet (
Portu=
gal, Spanien, Balearen, Sardinien, Algier, Tunis, Marokko uſw.)
und iſt ein gewaltiger Baum, der bis zu 200 Jahren alt wird.
Die Gewinnung des Korkes geſchieht derart, daß zunächſt die
außere Schicht, der ſog. Jungfern= oder männliche Kork, mit der
Axt entfernt wird. Dieſer iſt weniger wertvoll und wird mehr
zum Bekleiden von Hölzern, Balkonkäſten uſw., aber auch als
Wärmeiſolierungsmittel benutzt. Für die Flaſchenkorkherſtellung
iſt er unbrauchbar. Nach Entfernung des männlichen Korkes
wächſt die ſog. „Korkmutter” heran und bildet den dichten
weib=
lichen Kork, der in mächtigen Längs= und Querſtücken vom
Stamm abgelöſt wird, und zwar, ohne den Baum zu ſchädigen, in
Zeiträumen von 15 zu 15 Jahren. Die gewonnenen Korkplatten
werden in heißem Waſſer gebrüht, alsdann geglättet und in
mächtigen Lagern aufbewahrt. Die Herſtellung der Korkſtopfen
wurde an ſehr inſtruktivem Material, das die Firma Friedrich
Sanne in Auerbach (Heſſen) dem Vortragenden bereitwilligſt zur
Verfügung geſtellt hatte, demonſtriert. — Im zweiten Teil des
Vortrags wurde über den Mate=Tee berichtet, jenes
National=
getränk ſüdamerikaniſcher Staaten, beſonders Braſiliens,
San=
ſalvadors, Uruguays, Argentiniens uſw. Der Mategenuß hat ſich
dort ſo verallgemeinert, daß wohl 20—25 Millionen Menſchen
bei allen Gelegenheiten dieſes eigenartige Genußmittel trinken.
Seit einigen Jahren hat ſich der Mate auch bei uns in
Deutſch=
land in weiteren Kreiſen eingebürgert. Zahlreiche anſchauliche
Lichtbilder unterſtützten den hochintereſſanten Vortrag, den Herr
Geh. Rat Dr. Heyl mit ſehr feinem Humor zu würzen verſtand
und für all das Gebotene reichen Beifall ernten konnte.
Der Sterbekaſſeverein „Ruhe‟ Darmſtadt, gegründet 1880,
welcher dem Reichsaufſichtsamt für Privatverſicherung, Berlin,
unterſtellt iſt, hielt ſeine 53. ordentliche Hauptverſammlung ab.
Der 1. Vorſitzende eröffnete die Verſammlung und dankte den
Anweſenden für ihr Erſcheinen. Der im Jahre 1932 verſtorbenen
Mitglieder gedachte der 1. Vorſitzende in warmen Worten, und
zum Zeichen des Gedenkens erhoben ſich die Anweſenden von
ihren Plätzen. Nach Entgegennahme des Jahresberichts durch
den 1. Vorſitzenden erſtattete der Rechner den Geſchäftsbericht,
woraus zu entnehmen war, daß ſich die Kaſſe ſowie die Bücher in
beſter Ordnung befinden. Es wurde dies auch von den
Kontrolleu=
ren beſtätigt, ſo daß dem Rechner ſowie dem Geſamtvorſtand
Ent=
laſtung erteilt werden konnte. Beachtenswert iſt es, daß der
Ver=
ein zurzeit 500 RM. Sterbegeld ohne jeden Abzug an die
Hin=
terbliebenen auszahlt, dem nur ein geringer Sterbebeitrag
gegenüberſteht. Dem Verein können Perſonen im Alter von 18
bis 55 Jahren als Mitglieder beitreten, was gerade in der
heu=
tigen Zeit beſonders zu empfehlen ſein dürfte. Mit Worten des
Dankes und mit der Bitte um Werbung neuer Mitglieder ſchloß
der 1. Vorſitzende die Verſammlung um 10.50 Uhr.
Sonderfahrten der Heſſ. Autobus=Verkehrsgeſellſchaft. Die
Heſſ. Autobus=Verkehrsgeſellſchaft Darmſtadt veranſtaltet am
heu=
tigen Sonntag eine Fahrt nach Neunkirchen i. Odw. Die Hinfahrt
geht über Ober=Ramſtadt. Groß=Bieberau. an Lichtenberg vorbei,
Lützelbach; zurück über Brandau. Kuralpe Jugenheim. Für den
kommenden Mittwoch iſt eine Fahrt nach Seeheim vorgeſehen. Die
Fahrt geht über die neue Chauſſee Jugenheim—Seeheim. Die
Bergſtraße fängt ſchon jetzt an grün zu werden. (Siehe heutiges
Inſerat.)
Gasvortrag. Die außerordentliche Nachfrage
nach Karten zu den Donnerstagsvorträgen
desGas=
werks. die nun ſchon Wochen anhält, veranlaßt die ſtädt.
Be=
triebe den Vortrag: „Schmackhafte Mehl= und Eierſpeiſen in der
Gaskürche” am Donnerstag, den 23. März 1933, zum vierten
Male zu halten. Der Vortrag findet abends in der Gasſchau,
Eliſabethenſtr. 25½, ſtatt. (Siehe Anzeige.)
Muſikverein. Am Montag. 20. März. findet für die Damen
Probe zum Deutſchen Requiem von Brahms ſtatt. Dieſes Werk
wird am 7. Mai zum 100. Geburtstag des Meiſters zuſammen
mit dem Landestheater aufgeführt. Die nächſte Geſamtprobe iſt
auf Freitag, den 24. März. feſtgeſetzt und wird von Dr. Schmitt=
Iſſerſtedt geleitet. Beide Proben beginnen pünktlich um 8 Uhr.
Wirtſchaftsformen und Lebensführung.
Auf der Jahreshauptverſammlung des Hausfrauenbundes im
Muſikvereinsſaal ſprach die bekannte Volkswirtſchaftlerin Frau
Emma Kromer, die ſtellvertretende Vorſitzende des
Reichsver=
bandes Deutſcher Hausfrauenvereine, über „Wirtſchaftsformen
und Lebensführung”
Die Rednerin unterſuchte zunächſt die Wirtſchaftsformen, wie
ſie ſich im Laufe der letzten Jahre herausgebildet haben, und die
alle im Zeichen der Kriſe ſtehen. Die Lebensführung der Völker,
nicht nur die des deutſchen, wird entſcheidend beeinflußt durch die
Arbefksloſigkeit. Die Maſchine hat ihren urſprünglichen Sinn und
ihre eigentliche Beſtimmung, Freund und Helfer des Menſchen
zu ſein, verloren und ſich ins Gegenteil verkehrt. Durch die
hun=
dertfache Arbeitsleiſtung bewirkt ſie das Ueberflüſſigwerden und
damit die Entlaſſung des Arbeiters. Es muß verſucht werden,
dem Leben dieſer Arbeitsloſen wieder einen Sinn und Inhalt
zu geben und aus dieſem Streben heraus iſt der Gedanke des
frei=
willigen Arbeitsdienſtes entſtanden. Aus kleinen Anfängen hat
er ſich bereits zu bedeutendem Ausmaß entwickelt.
Die Hausfrauenvereine, die den Zuſammenſchluß der
Ver=
braucher darſtellen, haben die Verpflichtung, durch den Kauf
ein=
heimiſcher Waren deutſchen Arbeitern und deutſcher Wirtſchaft zu
helfen. Die Hausfrauenvereine fordern reſtloſen Verbrauch alles
deſſen, was das deutſche Land hervorbringt. Sinnvolles
Sparen und ſinnvolles Kaufen muß die Loſung
ein=
ſichtiger Hausfrauen ſein. Eine möglichſt enge Fühlungnahme mit
der Landwirtſchaft aus der Erkenntnis unſerer
Schickſalsverbun=
denheit heraus muß zum Nutzen des landwirtſchaftlichen
Erzeu=
gers und des ſtädtiſchen Verbrauchers mit allen Mitteln verſucht
werden. Für eine innere Umkehr haben in erſter Linie wir
Frauen zu ſorgen, indem wir den Schwerpunkt des Lebens, der
ſeither ſo ſtark in Aeußerlichkeiten geſucht wurde, wieder nach
innen verlegen
An den Vortraa, der mit lebhaftem. dankbarem Beifall
auf=
genommen wurde, ſchloß ſich eine rege Ausſprache, in der noch
manche Frage geklärt wurde. Dem Vortrag gina der geſchäftliche
Teil der Jahreshauptverſammlung voraus. Fräulein Tilla de
Weerth erſtattete den Jahresbericht, der einen Ueberblick über die
reiche und vielgeſtaltige Arheit des Vereins hot. Die
Geſchäfts=
führerin. Frau Olaa Moeller, erſtattete Rechnungsablage über
die Geſchäftsſtelle, Fräulein Luiſe v. Stein über die
Mittelſtands=
küche, Frau Mathilde Hubmann über die Kleiderſtelle. Ein
Sta=
tutenänderung wurde gutgeheißen. Zur 1. Vorſitzenden wurde
ein=
ſtimmig Fräulein Tilla de Weerth gewählt, die
dankens=
werterweiſe das arbeitsreiche Amt noch einmal übernahm. Die
Wahl zur 2. Vorſitzenden ergah Einſtimmigkeit für Frau Anna
Kloos. Den ſcheidenden Vorſitzenden wurde der herzliche Dank
der Verſammlung für ihre treue und verdienſtvolle Arbeit
ausge=
ſprochen.
ein Tatbekenntnis deutſcher Kaufmannsjugend.
Die häufig geäußerte Befürchtung, daß die junge Generation,
als einer der weſentlichſten Träger der nationalen Erhebung,
aus ihrem verſtändlichen Gefühlsüberſchwang heraus die harte
Welt der zu meiſternden Wirklichkeit überſähe, hat ſich, Gott ſei
Dank. als irrig erwieſen. Die alten Tugenden der Diſziplin und
Pflichterfüllung erſtehen neu. Beſonders deutlich wird das durch
eine Aktion der im Deutſchnationalen
Handlungs=
gehilfen Verband (DHV.) zuſammengeſchloſſenen jungen
Kaufmannsgeneration, nämlich den am Sonntag, dem 19. März,
an etwa 400 Plätzen Großdeutſchlands, alſo Deutſchlands und
Deutſch=Oeſterreichs, ſtattfindenden
Reichsberufswett=
kampf. Die jungen Lehrlinge und Gehilfen zwiſchen dem 14.
und 22. Lebensjahr, die ſich hier zu einer ernſten Berufsprüfung
zuſammenfinden, und zwar aus freiwilligem Entſchluß, ohne
Rückſicht auf ihre Verbandszugehörigkeit, bekunden damit ihre
Ueberzeugung, daß Arbeitsleiſtung und Arbeitskönnen der
Berufsſtände Grundpfeiler des Aufſtiegs der Nation ſind. Dieſe
Jugend ſetzt einem von ihr überwundenen Ungeiſt des
Materia=
lismus, der die Arbeit nur als Ware begreift, einen neuen
deut=
ſchen Sozialismus als „Heiligtum der Arbeit” entgegen.
In Anerkennung dieſes Strebens haben ſich Männer der
neuen nationalen Staatsführung bereit erklärt, das Protektorat
für dieſe Berufswettkämpfe zu übernehmen, und zwar: der
Reichs=
kommiſſar für das preußiſche Kultusminiſterium Dr. Ruſt=
Ber=
lin; der Staatspräſident von Heſſen, Profeſſor Dr. K.
Wer=
ner=Darmſtadt: Miniſterpräſident Röver=Oldenburg,
Staatsminiſter Dietrich Klagges=Braunſchweig: der
Kom=
miſſar für das ſächſiſche Volksbildungsminiſterium Dr.
Hart=
nacke=Dresden: Staatsminiſter Wilhelm Marſchler=
Wei=
mar, Reichskommiſſar Dr. Markert=Bremen und Senator
Bannemann=Lübeck.
Es darf erwartet werden, daß jeder deutſche Jungkaufmann,
der den hohen ſittlichen Sinn der Berufsarbeit als Dienſt an
Stand und Nation begreift, ſich auch öffentlich durch Teilnahme
an dieſem Berufswettkampf zu der Front der Schaffenden
be=
ennt. Heraus am 19. März zur Schlacht der Arbeit!
In Darmſtadt findet der Berufswettkampf vormittags 9 Uhr
im Heim der Kaufmannsgehilfen, Rheinſtraße 35 I, ſtatt.
— Evangel. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Unſere
letzte Monatsverſammlung brachte ein vollbeſetztes Haus mit dem
Vortrag von Herrn Prof. Dr. Münch: „400jährige Wiederkehr
der Zerſtörung des Inkareiches durch Franz Pizarro‟. Der 1.
Vor=
ſitzende, Oberreallehrer Frank, gedachte der ſeit der letzten
Ver=
ſammlung Verſtorbenen. In weihevoller Stimmung erhoben ſich
die Anweſenden von ihren Sitzen. Dann galt es, zwei
verdienſt=
volle Mitglieder, den ſeinerzeitigen 1. Vorſitzenden, Herrn
Ver=
waltungsinſpektor Roth und den früheren Rechner, Herrn
Oberſtadtſekretär Laubenheimer, durch Ueberreichung
ſchlichter, aber würdiger Ehrenurkunden zu ehren. Der Redner
des Abends führte folgendes aus: Das Inkareich befand ſich am
Quellgebiet des großen Amazonenſtromes, ſüdlich vom Aequator.
Die Hauptſtadt Cuzco war mächtig aufgeblüht. Eine Feſtung
und unterirdiſche Gänge ſchützten die Stadt. Der Wille des Inka,
des Herrſchers, galt unbedingt; von ihm ging alles aus. Die
Geſetze waren ſehr ſtreng. Nach zwei vorausgegangenen,
erfolg=
loſen Unternehmungen, trat Pizarro im Jahre 1532 von der
Land=
enge von Panama aus die dritte große Reiſe zur Eroberung des
Inkareiches an, nachdem ihn der König von Spanien, der
dama=
lige deutſche Kaiſer Karl V., zum Oberbefehlshaber über das neue
Land, ſowie über die Schiffe und Mannſchaften ernannt hatte.
Nach glücklicher Fahrt landete er und trat den beſchwerlichen
Marſch über die Anden in das Inkareich an. Beim Hinabſteigen
ſank auch den Tapferſten der Mut, als man eine Zeltſtadt mit
etwa 30000 Bewaffneten erblickte. Pizarro faßte einen
verzwei=
felten Plan. Nur durch Ueberrumpelung konnte er ſich Anſehen
verſchaffen und ſich des Inka bemächtigen. Auf eine Einladung
kam der Inka mit 5000 bis 6000 waffenloſen Begleitern. Mit
dem Cruzifix und der Bibel in der Hand ging ihm der ſpaniſche
Geiſtlicke entgegen. Mit Kanonen und anderen Feuerwaffen
wurde die Begleitung niedergemetzelt der Inka gefangen
genom=
men. Die Aufforderung, auf ſeinen Thron zu verzichten und ſich
Karl V. zu unterwerfen, lehnte er ab. Eine Unmenge Gold und
Silber wurde als Löſegeld verlangt und allmählich auch
beige=
bracht. Inzwiſchen waren die Heere des Inka ohne Befehlshaber
und ohne Weiſung und unternahmen nichts. Die unermeßliche
Beute wurde geteilt. Den unglücklichen Inka verurteilte ein
Ge=
richt unter den fadenſcheinigſten Gründen zum Tode. Das Urteil
wurde vollſtreckt, nachdem der Inka unmittelbar vorher noch
ge=
tauft worden war. Nach der Beſtattung wurde eine Seelenmeſſe
geleſen. Das Inkareich ging allmählich aus den Fugen. Herr
Dr. Münch zeigte dann noch einige intereſſante Lichtbilder aus
Peru. Reicher Beifall der aufmerkſamen Zuhörer wurde Herrn
Prof. Dr. Münch zuteil.
— Paulusgemeinde. Am kommenden Donnerstag hält unſer
Frauenverein ſeine diesjährige Hauptverſammlung ab. Außer den
üblichen Berichten wird ein Vortrag, von Schweſter Lina über
„Die Arbeit der Zuflucht” gehalten. Der Abend wird in Geſtalt
eines Teeabends ſtattfinden. Muſikaliſche Einlagen ſind
vorge=
ſehen. Alle Mitglieder werden erwartet. (Siehe Anzeige.)
Neuzeilliche Verkehrsbedienung bei der Deutſchen
Reichsbahn.
Im Rahmen ſeiner Wintervorträge veranſtaltete der
Orts=
gewerbeverein und die Handwerkervereinigung
Darmſtadt am letzten Mittwoch im „Fürſtenſaal” unter Vorſitz
von Herrn Profeſſor Dr. W. Sonne, einen Lichtbildervortrag,
der ſehr gut beſucht war. Herr Direktor Stieger von der
Reichs=
bahndirektion Mainz war dabei als Redner gewonnen worden
und verſtand es. die Zuhörer während ſeiner 1½ſtündigen
inter=
eſſanten Ausführungen bis zuletzt zu feſſeln. Der Redner gab zu
Beginn einen intereſſanten Ueberblick über die augenblickliche
Lage der Reichsbahn im allgemeinen ſowie ihre Sorgen und Nöte
im beſonderen. Ausgehend von der Bedeutung der Eiſenbahnen
als Rückgrat des Verkehrs und der Wirtſchaft wurde dargelegt,
wie die Kriſe der letzten Jahre ſich im Großbetriebe der
Reichs=
bahn bislang ausgewirkt hat, und welche Abwehrmaßnahmen
die Reichsbahn getroffen hat, um ihrer hohen volkswirtſchaftlichen
Aufgabe als Dienerin der Geſamtwirtſchaft dennoch gerecht zu
werden. Aus den Ausführungen war zu entnehmen, daß die
Ein=
nahmen aus dem Güterverkehr der Reichsbahn gegenüber dem
Jahre 1929 um 52 Prozent zurückgegangen ſind, wogegen der
Per=
ſonenverkehr, der eine größere Widerſtandsfähigkeit zeigt, nur eine
Schrumpfung der Einnahmen um 36 Prozent aufweiſt. Als
Haupturſache für dieſen Einnahmerückgang bezeichnete der
Refe=
rent neben dem Wettbewerb des Kraftwagens die allgemeine
Gütertarifſenkung vom 1. Dezember 1932. die infolge weiterer
Verſchlechterung der allgemeinen Wirtſchaftslage den erhofften
Mehrverkehr nicht gebracht habe. Bei der Erörterung des zurzeit
aktuellen Eiſenbahn=Kraftwagenproblems wurden vor allem die
wichtigen der Eiſenbahn obliegenden ſtaatlichen Aufgaben betont,
die letzten Endes notleiden müſſen, wenn das Problem nicht
als=
bald einer endgültigen ſtaatlichen Regelung zugeführt wird. Die
durch die Eiſenbahn geübte gemeinwirtſchaftliche
Verkehrsbedie=
rung, der gegenüber der Kraftwagen den Verkehr lediglich aus
rein eigenwirtſchaftlichen Gründen betreibt, wurde in dieſem
Zu=
ſammenhang beſonders hervorgehoben. Mit dem Rückgang der
Einnahmen der Deutſchen Reichsbahn iſt leider zwangsläufig auch
eine erhebliche Verminderung der Aufträge verknüpft, welche die
Reichsbahn früher in großem Umfange der Wirtſchaft zufließen
ließ. Trotz der ungemein ſchwierigen Lage iſt, wie der Referent
weiter ausführte die Reichsbahn indeſſen nicht dazu
übergegan=
gen. Verkehrseinſchränkungen vorzunehmen, vielmehr ſind ſowohl
im Perſonen= wie im Güterverkehr fortgeſetzt Verbeſſerungen
durchgeführt worden. Der Verkehr hat insbeſondere eine
erheb=
liche Beſchleunigung erfahren. Eine weitere Erhöhung der
Zug=
geſchwindigkeiten wird im kommenden Sommerfahrplan im
Per=
ſonenverkehr eintreten. Der Güterumſchlag hat neben der
Er=
höhung der Geſchwindigkeit der Güterzüge durch eine beſſere
An=
paſſung der Anſchlüſſe. Zuſammenlegung von Rangierbahnhöfen,
Aufhebung zahlreicher Umladeſtellen und Verwendung modernſten
Ladegeräts eine außerordentliche Vervollkommnung erfahren
Der Vortrag wurde wertvoll ergänzt durch zahlreiche Lichtbilder,
die einen höchſt intereſſanten Einblick in den Betrieb der
Reichs=
bahn gaben und gerade aus dem Güterverkehr Ausſchnitte boten.
die der Außenſtehende nicht ſo leicht zu Geſicht bekommt. Die
feſ=
ſelnden Ausführungen zeigten, wie die Reichsbahn nicht nur um
ihrer ſelbſt willen, ſondern im Intereſſe der geſamten deutſchen
Volkswittſchaft alle Kräfte aufwendet, um auf der Höhe zu
blei=
ben, ſie bewieſen. mit welch geſundem Optimismus und großem
Geſchick ſie die Nöte der Zeit zu meiſtern verſteht. — Reicher
Bei=
fall. dem der Vorſitzende beredten Ausdruck gab, lohnte den
Vor=
tragenden für ſein ſo überaus anregendes Referat. Als Geſchenk
der Reichseiſenbahndirektion Mainz kam dann noch eine
reich=
illuſtrierte Veröffentlichung über den Mittelrhein zur
Vertei=
lung, wofür auch an dieſer Stelle noch herzlichſt gedankt ſei. In
einer kurzen, anſchließenden Ausſprache ergriffen noch der
Vor=
ſitzende des Vereins. Herr Malermeiſter Kraus und Herr Dr.
Kollbach das Wort.
Darimundianer=Stiftungsfeſt. Heute Sonntag, den 19.
März. feiert das Mundharmonika=Orcheſter „Darimundia” ſein
1. Stiftungsfeſt im Konkordiaſaal und tritt dabei zum erſten
Male in eigener großer Veranſtaltung vor die Oeffentlichkeit, um
dem Publikum Proben ſeines Könnens zu zeigen. (Wir
verwei=
ſen auf die Anzeige in dieſer Nummer.)
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Montag abend 8 Uhr führt der Schleſier=Verein im
Kronenſaal, Schuſtergaſſe, einen wertvollen Kulturfilm „
Schle=
ſien in ſeiner Schönheit und ſeiner Arbeit” vor,
Die Mitglieder von „Alt=Darmſtadt” ſind dazu freundlich
ein=
geladen. Getreu unſerer Loſung, für Heimat und Volkstum,
wollen wir unſere Bundesbrüder vom Schleſier=Verein in ihrem
ſchweren Kampf um die Oſtmark unterſtützen.
— Deutſcher Oſtbund e. V. Die letzte Reichstagswahl brachte
ein überwältigendes Bekenntnis aller deutſchen Stämme zur
Reichseinheit. Seit Kriegsende klärt der Deutſche Oſtbund,
immer ſchon national und als nationale Organiſation oft genug
aufs ſchärfſte bedroht und bekämpft, unermüdlich über die
Be=
deutung der Oſtprobleme auf. Der Deutſche Oſtbund weiß, daß
die deutſche Revolution auch die Oſtmark, die Heimat an
Weich=
ſel, Warthe und Memel befreien wird. Die deutſchbewußte
Be=
völkerung Darmſtadts wird aufgerufen zur Teilnahme an der
heute abend im „Fürſtenſaal” ſtattfindenden Veranſtaltung, bei
der in Wort und Bild die wechſelreiche, erſchütternde und
er=
hebende Geſchichte der deutſchen Oſtmark aufgezeigt werden wird.
Redner iſt Direktor Dipl.=Ing. Fricke, Frankfurt a. M., der dem
entriſſenen Gebiet entſtammt. Der Eintritt iſt frei.
— Konzert der Ballonſchule. Wir verweiſen noch einmal auf
das bereits angekündigte Konzert der Ballonſchule, das morgen
Montag, den 20. März, abends, im Städtiſchen Saalbau
ſtattfindet. Der Schülerchor ſingt unter ſeinem bisherigen Leiter,
dem nunmehrigen Kreis= und Stadtſchulrat, Herrn A. Born.
— Hunde=Ausſtellung. Heute Sonntag findet die mit großer
Spannung erwartete große Hunde=Ausſtellung in der Städtiſchen
Feſthalle in der Rheinallee ſtatt. Einige Hundert der ſchönſten
und edelſten Vertreter aller Hunderaſſen ſind dort verſammelt.
Es ſollte ſich deshalb jeder Tierliebhaber dieſe einmalige
Ge=
legenheit zu einer eingehenden Beſichtigung der Ausſtellung nicht
entgehen laſſen, zumal die Eintrittspreiſe vormittags und
nach=
mittags niedrigſt gehalten ſind. Da außerdem nachmittags um
4 Uhr eine vollendete Polizeihundevorführung mit fingierten
Raub= und Straßenüberfällen gezeigt wird, ſo iſt der Beſuch
dop=
pelt empfehlenswert.
Oſter=Skikurſus in der Silvretta. Der bekannte Innsbrucker
Skiläufer Ludwig Lantſchner wird bei dem Heſſen=
Skikur=
ſus auf dem Verſailhaus Skiunterricht erteilen und Touren
füh=
ren, wobei er von dem hieſigen Skilehrer Hans Bach unterſtützt
wird. Das Verſailhaus, das als Standquartier auserſehen iſt,
ſteht inmitten des ſchonſten Skigeländes, das ſich ausgezeichnet
für Anfänger und fortgeſchrittene Läufer eignet. Durch ſeine
Höhenlage von 2400 Metern iſt es unbedingt ſchneeſicher. Der
Preis dieſes Kurſus iſt günſtig. (Siehe heutige Anzeige.)
— Frauenleiden. Frauengeſundheit iſt für die körperliche,
gei=
ſtige und ſeeliſche Entwicklung eines Volkes von ſo gewaltiger
Be=
deutung, daß eigentlich von früheſter Jugend an die Frau darüber
aufgeklärt ſein müßte. Herr Dr. Flamm. als Redner bekannt,
wird in ſeinem Vortrag am Dienstag, den 21. März. im
Fürſten=
ſaal. den Frauen. aus ſeiner reichen Erfahrung ſchöpfend. genaue
Aufklärung über die Entſtehung und Verhütung der
Frauenkrank=
heiten geben. Zum Vortrage ſind nur Frauen und Mädchen über
18 Jahre zugelaſſen. (Siehe Inſerat.)
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher
Erkran=
kung ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am
Sonn=
tag, dem 19. März 1933, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung
bereit: Dr. med. O. Gros, Heinrichſtraße 49. Telephon 201;
Dr. med. Holzmann, Schwanenſtraße 73. Telephon 22; Dr.
med. Stern 2., Ludwigsplatz 6. Telephon 2587.
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Samstag, den 18. März, abends, bis Samstag, den 25. März,
früh: die Apotheke am Juſtizpalaſt, Bismarckſtr. 9, und
die Einhornapotheke, Kirchſtraße 10½.
Sonntag, 19. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 78 — Seite 7
* Schwurgericht.
Aw. Das Schwurgericht verhandelte am Freitag bis
in den ſpäten Abend hinein gegen einen Schreinermeiſter
aus Nieder=Ramſtadt wegen Meineids.
Kon=
kursverbrechens, Pfandverſchleppung und
Be=
trugs und gegen ſeinen Schwager, einen Autoſchloſſer
aus Nieder=Ramſtadt, wegen Beihilfe zum
Kon=
kursverbrechen. Der Angeklagte wird beſchuldigt, einmal
bei einem Offenbarungseid, den er im September vorigen Jahres
vor dem hieſigen Amtsgericht ablegte, wiſſentlich unwahre
An=
gaben gemacht zu haben. Weiter ſoll er während des
Konkurs=
verfahrens Sachwerte verheimlicht und bei Seite geſchafft,
For=
derungen zu hoch angegeben haben und außerdem unter Beihilfe
ſeines Schwagers einen Scheinvertrag zugunſten ſeines Sohnes
und zum Schaden ſeiner Gläubiger aufgeſtellt zu haben. Er ſoll
außerdem Schreibmaſchinen, die gepfändet waren, weiterverkauft
haben und ſich bei zwei hieſigen Firmen durch unwahre Angaben
Geld erſchwindelt haben. Für den letzten Anklagepunkt kann in
der Verhandlung kein Beweis erbracht werden, ſo daß der
An=
geklagte hier freigeſprochen wird. Auch der Schwager wird
mangels Beweiſes freigeſprochen und der Schreinermeiſter
wird ſo lediglich wegen Meineids und Konkursverbrechens zu
insgeſamt einem Jahr und einem Monat Zuchthaus
verurteilt. Das Gericht erkennt außerdem auf drei Jahre
Ehr=
verluſt und dauernde Eidesunfähigkeit, erklärt ſich aber bereit,
ein eventuelles Gnadengeſuch des Angeklagten um Umwandlung
in Gefängnisſtrafe zu befürworten.
— Volksbankprozeß vertagt. Da der beim Volksbankprozeß
als Beiſitzer fungierende Landgerichtsrat Gilmer infolge der bei
einem nächtlichen Ueberfall erlittenen Verletzungen weder
kör=
verlich noch ſeeliſch in der Lage iſt, der Verhandlung
beizuwoh=
nen, ſah ſich der Vorſitzende gezwungen, die nächſte Sitzung auf
Dienstag, den 21. März vormittags 9 Uhr feſtzuſetzen.
Die Verhandlung findet in dem Saale der Kammer für
Handels=
ſachen ſtatt. Im übrigen iſt der Ueberfall auf Landgerichtsrat
Gilmer noch völlig ungeklärt. Wie wir hören, wird man die
Angelegenheit nachdrücklichſt unterſuchen und mit aller Schärfe
gegen die Schuldigen vorgehen.
— Oeffentliche Gedenkfeier der Volksabſtimmung in
Ober=
ſchleſien. Wie in früheren Jahren, veranſtaltet der Schleſier=
Ver=
ein e. V. Darmſtadt, eine öffentliche Gedenkfeier, die in dieſem
Jahre beſonders vom Verein „Alt=Darmſtadt” der Darmſtädter
Reiſevereinigung und der Ortsgruppe des Oſtbundes beſucht
wer=
den wird. Wenige werden wiſſen, daß Polen und Frankreich
urſprünglich ganz Oberſchleſien ohne Volksabſtimmung vom Reiche
trennen wollten, und erſt die gewaltige Schleſierbewegung,
ge=
ſtützt vom ganzen deutſchen Volke, zwang die Feindmächte, uns
die Volksbefragung zuzubilligen, die am 20. März 1921 zu einem
großen Siege des Deutſchtums führte. Und trotzdem nahm man
uns wertvollſte Teile Schleſiens, ein Unrecht welches unbedingt
wieder gut gemacht werden muß. Der Schleſier=Verein will die
Bevölkerung, beſonders aber die Jugend mit dem „Land
unterm Kreuz” vertraut machen und führt einen hervorragenden
Film (1½ſtündige Dauer) Montag, den 20. März, abends, im
Saale der Krone vor,
— Der Wanderklub „Falke 1916‟ Darmſtadt, unternimmt am
Dienstag, dem 21. März, vom Stadion des Sportvereins 98 aus
Wanderungen am Sternenhimmel. Die Teilnehmer treffen ſich
pünktlich um 20 Uhr beim Tierbrunnen (Nieder=Ramſtädter
Straße), Gemeinſamer Spaziergang zur Stadiongaſtſtätte (
Stein=
berg), dortſelbſt (Nebenſaal) Vortrag von Oberſtudienrat Pickert=
Darmſtadt. Anſchließend Führung von Sternbild zu Sternbild
im freien Gelände. Der Vortrag findet bei jeder Witterung
ſtatt. Gäſte ſind herzlich willkommen.
— Orpheum. Heute Sonntag zwei Vorſtellungen:
Nachmit=
tags 3.30 Uhr bei ungekürztem Abendprogramm Volks= und
Jugendvorſtellung bei halben Kaſſenpreiſen und abends 8 Uhr
bei Preiſen von 80 Pf. an. — Ferner wird darauf hingewieſen,
daß die Großſchau Kasfikis, genannt der griechiſche Hexer,
täglich, alſo auch an den Wochentagen, von Montag ab ihre
Vor=
ſtellungen zeigt. — Der Sonntagskartenverkauf für die beiden
Vorſtellungen: Kiosk am Verkehrsbüro von 9—1 Uhr. Kiosk am
Paradeplatz von 1—7 Uhr, an der Kaſſe des Orpheums von 11
Uhr ab ununterbrochen und telephoniſch 389.
— Im Union=Theater ſieht man bis auf weiteres Greta Garbo
in dem Großtonfilm in deutſcher Sprache. Menſchen im Hotel”,
in dem außer Greta Garbo noch eine ganze Reihe namhafter
Dar=
ſteller mitwirken. Die neueſte Ufawoche zeigt u. a. die hiſtoriſche
Garniſonkirche in Potsdam. die Propagandamärſche der SS. und
SA. an den Vortagen der Wahl ſowie den Aufmarſch von 26000
Mitgliedern des Staklhelm am Wahlſonntag in Berlin.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage einen
echten deutſchen Heimatfilm „Grün iſt die Heide”, ein Tonfilm
nach Motiven von Hermann Löns, dem unſterblichen Sänger der
Lüneburger Heide. In den Hauptrollen ſind beſchäftigt: Camilla
Spira. Peter Voß, Th. Loos, Fritz Kampers u. v. a.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute, zum letzten Male
der ſpannende, ſenſationelle Kriminal=Tonfilm „Arſene Lupin”,
ſowie das gute Beiprogramm.
— Helia=Film=Morgenfeier. Heute, Sonntag, vorm. 11.15 Uhr.
läuft im Rahmen einer der beliebten Film=Morgenfeiern in den
Helia=Lichtſpielen, anſtatt des vorgeſehenen Films „Im Berner
Oberland”, welcher aus unvorhergeſehenen Gründen verſchoben
werden nußte, der hervorragende Landſchafts=Kulturfilm der Ufa
Die blaue Adria‟. Der Film zeigt in glänzend photographierten
Bildern die Schönheiten dieſes wundervollen Landſtriches.
Jugend=
liche haben Zutritt.
— Reſi=Theater. Ein beſonders luſtiger Film, der Siegfried
Arno beim Sechstage=Rennen zeigt, läuft im Reſi in
Erſtauffüh=
rung. Um eine Naſenlänge‟. Lucie Engliſch. Ernſt Verebes,
Paul Kemp und Julius Falkenſtein haben ebenfalls ſehr luſtige
Rollen. Mittags Jugendvorſtellung.
— Die Beſſunger Lichtſpiele im Chauſſeehaus. Heidelberger
Straße 89 bringen bis einſchließlich Dienstag ein
Doppelpro=
gramm: „Nie wieder Liebe” mit Lilian Harvey, Felix
Breſſart und Harry Liedtke „Buſter hat nichts zulachen”.
ein deutſchſprachiges Ton=Groß=Luſtſviel mit Buſter Keaton. Wer
faſt drei Stunden recht herzlich lachen will, dem ſei der Beſuch
empfohlen. (Siehe Anzeige.)
*
Steuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. März 1933.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
20. März: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 15. März 1933 erfolgten Lohnzahlungen
im Markenverfahren und im Ueberweiſungsverfahren;
im letzteren jedoch nur dann, wenn die in der erſten
Hälfte des Kalendermonats einbehaltenen
Lohn=
ſteuerbeträge für ſämtliche in einem Betrieb
beſchäf=
tigten Arbeitnehmer den Betrag von 200 RM.
über=
ſtiegen haben. (Keine Schonfriſt.)
20. März: Abführung der im Steuerabzugsverfahren
einbehalte=
nen Ledigenſteuer.
20. März: Entrichtung der Abgabe zur Arbeitsloſenhilfe,
ſoweit dieſe an die Finanzkaſſe zu zahlen iſt.
25. März.: Sechſtes und letztes (gemeindliches) Ziel der
Ge=
meinde=, Kreis= und
Provinzialumla=
lagen für das Rechnungsjahr 1932/33. Schonfriſt
bis 5. April 1933.
25. März: Entrichtung der Filialſteuer in der Stadt Darmſtadt,
ſechſtes und letztes Ziel für das Rechnungsjahr
1932/33. Schonfriſt bis 5. April 1933.
25. März: Zahlung der Müllabfuhr=,
Straßenreini=
gungs= und Kanalbenutzungsgebühr in
der Stadt Darmſtadt, ſechſtes und letztes Ziel für das
Rechnungsjahr 1932/33. Schonfriſt bis 5. April 1933.
31. März: Entrichtung des Beitrags zur
Handwerks=
kammer, viertes und letztes Ziel für das
Rech=
nungsjahr 1932/33. Zu zahlen laut
Anforderungs=
zettel an die Stadtkaſſe in Darmſtadt. (Keine
Schon=
friſt.)
H. W. Wohmann.
— Kampfbund für deutſche Kultur. Ortsgruppe Darmſtadt.
Das Darmſtädter Kammerorcheſter des KfdK. veranſtaltet
Don=
nerstag, den 23. März, abends, im kleinen Saal des Städtiſchen
Saalbaus unter der muſikaliſchen Leitung von Hans Simon den
zweiten Abend in der Reihe ſeiner hieſigen dieswinterlichen
Kon=
zerte. Der Soliſt dieſes Abends iſt der bekannte Komponiſt und
Pianiſt Willy Renner=Frankfurt a. M. Zur Aufführung
gelan=
gen: Sinfonia de Camera von Fr. T. Richter, das D=Moll=
Klavier=
konzert von Joh Seb. Bach, ſodann in der zweiten Abteilung
Kompoſitionen von Willy Renner, und zwar: „,Bach=Studien für
Klavier” und „Variationen über ein alldeutſches Volkslied” in
der Faſſung für Kammerorcheſter (Uraufführung). Da auf den
außergenöhnlichen Erfolg des erſten Abends die Nachfrage für
dieſes Konzert ſehr rege iſt, empfiehlt es ſich, rechtzeitig Karten
zu beſorgen. Der Vorverkauf bei Buchhandlung Carius,
Schul=
ſtraße 10 hat bereits begonnen.
— Bühnenvolksbund. Aus unſeren Mitgliederkreiſen werden
wir aufgefordert, unſere Stellungnahme gegenüber der
natio=
nalen Bewegung bekannt zu geben. Es diene daher nachfolgendes
als Aufſchluß: „Schon über zehn Jahre kämpft der
Bühnenvolks=
bund in den erſten Reihen der chriſtlich=nationalen Bewegung
ge=
gen den Kulturbolſchewismus. Wir bitten unſere Mitglieder,
unſer neues Flugblatt in der Geſchäftsſtelle abzuholen und nach
Möglichkeit zu verbreiten. Es gibt eine Ueberſchau unſerer
Kampf=
tätigkeit ſeit unſerem Beſtehen bis heute und damit ein Stück
der Theatergeſchichte des Landestheaters.”
Straßenſperre. Nach einer Bekanntmachung des Heſſiſchen
Kreisamts Darmſtadt vom 10. März 1933 wird die
Provinzial=
ſtraße von Ober=Ramſtadt nach Rohrbach wegen Ausführung von
Straßenbauarbeiten vom 20. März bis 25. März 1933 für
Kraft=
fahrzeuge und Fuhrwerke jeder Art geſperrt. Der Umweg für
den Durchgangsverkehr geht über Hahn oder Nieder=Modau. Die
aufgeſtellten Schilder ſind zu beachten. Zuwiderhandlungen
wer=
den zur Anzeige gebracht.
Aus den Barkeien.
Die hieſige Ortsgruppe der Deutſchen
Staats=
partei hat ſich aufgelöſt, da unter den augenblicklichen
Ver=
hältniſſen eine Einflußnahme auf den Gang der Ereigniſſe
aus=
geſchloſſen erſcheint.
Lokale Veranſtalkungen.
— Städtiſcher Saalbau. Wie bereits bekannt, findet
Sonntag, den 19 März, abends 8 Uhr. ein Abend deutſcher Muſik
ſtatt. Obermuſikmeiſter Matthias Weber wird mit ſeinem
Darm=
ſtädter Orcheſter der Berufsmuſiker dem Zuhörer, angenehme
Stunden bieten. Alte Armee= und Märſche neuerer Zeit werden
dem Abend ein beſonderes Gepräge geben. Im Anſchluß an das
Konzert Tanzgelegenheit. (Näheres ſiehe Anzeigenteil.)
— „Reſtaurant Sitte‟ Heute Sonntag abend ſpielt im
Reſtaurant Sitte” ab 1930 Uhr, das auf künſtleriſch hoher Stufe
ſtehende Soliſten=Trio: Melchior. Pietſch. Sell.
Vereinskalender.
— Verein der Pioniere und Verkehrstruppen
Darmſtadt und Umgegend. Sonntag, den 19. d. M.,
nachmittags 3.15 Uhr, Monatsverſammlung mit Stiftungsfeier
auf dem Heiligen Kreuzberg. — Donnerstag, den 23. d. M.,
abends 8.30 Uhr, Zuſammenkunft bei Kamerad Gander,
Frank=
furter Straße 53.
Tageskalender für Sonntag, den 19. März 1933.
Union: „Men=
Helia, vorm 11.15 Uhr: „Die blaue Adria”.
Palaſt:
ſchen im Hotel”. — Helia: „Grün iſt die Heide
„Arſene Luvin, der König der Diebe‟ — Reſi=Theater: Um
jeder Liebe‟
eine Naſenlänge‟. Beſſunger Lichtſpiele:
jeum, 15.30 und 20
und „Buſter hat nichts zu lachen”.
Uhr: Zauberſchau Kasfikis. — Städt. Saalbau. 20 Uhr: „Ein
Abend deutſcher Muſik”, — Konkordiaſaal: Stiftungsfeſt des
Mundharmonikaorcheſters „Darimundis”. — Konzerte: Reſt.
Bender Rheingauer Weinſtube. Cafs Pfänder Hotel=Reſt.
zur Poſt, Sportkaffee am Böllenfalltor, Perkeo, Waldſchlößchen,
Reichskrone Mühlſtraße: Reſtaurant Sitte, Karlsſtraße 15.
Feſthalle: Hundeausſtellung.
Aus Heſſen.
Schulſeiern im Land.
As. Erbach, 18. März. Aus Anlaß der vaterländiſchen
Er=
hebung und der Neugeſtaltung der heſſiſchen Regierung fand am
Samstag morgen im Schulhofe des neuen Schulhauſes eine
wür=
dige Feier ſtatt, an der ſich außer der Volksſchule die Staatliche
Fachſchule und weite Kreiſe der Bevölkerung beteiligten.
Vater=
ländiſche der Bedeutung des Tages angepaßte Lieder und Gedichte
umrahmten die Anſprache des Schulleiters. Herr Rektor Weber
führte etwas folgendes aus: Vor kaum 8 Tagen feierten wir das
Gedächtnis an unſerer Gefallenen, die ihr Leben ließen für ihr
Vaterland, das, von guten Baumeiſtern gebaut, unter der
ruhm=
reichen Fahne ſchwarz=weiß=rot feſt gefügt ſtand. Neid und Haß
unſerer Nachbarn verſuchten nun, dieſen ſtolzen Bau zu ſtürzen; es
kam zum Krieg. Unſere Feldgrauen legten zwar eine gewaltige
Mauer um ihr geliebtes, gefährdetes Vaterland. Doch langſam
begannen böſe Kräfte, dieſe Mauer zu zerbröckeln und einen Stein
nach dem anderen zu zerſtören. Nach dem Zuſammenbruch entſtand
dem deutſchen Volke in der Perſon des jetzigen Reichskanzlers ein
neuer Baumeiſter, der ſchon früh auf die Schäden aufmerkſam
machte. Am 13. März erfolgte dann der Aufbau des
Neben=
gebäudes, des heſſiſchen Staates. Mit dem Wunſche, es möge ſich
doch jetzt keiner abſeits ſtellen, es möge jeder an ſeinem Teil
mit=
helfen am weiteren Ausbau des Vaterlandes, ſchloß der Redner
ſeine dankbar aufgenommene Anſprache, die mit dem gemeinſamen
Geſang des Horſt=Weſſel= und des Deutſchlandliedes einen
würdi=
gen Abſchluß fand.
B. Breitenbrunn, 18. März. Trotz Sturm und Regen
ver=
ſammelten ſich die Schulen von Breitenbrunn, Haingrund, Lützel=
Wiebelsbach, Rimhorn und Seckmauern auf dem Lützelbacher
Sportplatz zu einer gemeinſamen vaterländiſchen Schulfeier Mit
flatternden Fahnen und begeiſtertem Geſang kamen die Kinder
in geſchloſſenen Reihen aus allen Richtungen anmarſchiert. Ein
mehrſtimmiger Chor, der Lützelbacher Oberklaſſe leitete die
er=
hebende Feier ein. Nach einigen Gedichtvorträgen, hielt Herr
Lehrer Schreikert=Wiebelsbach eine zündende Rede.
Vielhundert=
ſtimmig erſcholl das Horſt=Weſſel=Lied über die waldigen Höhen.
Nun folgte ein Sprechchor der Rimhorner Oberklaſſe: „Friſch auf,
mein Volk, die Flammenzeichen rauchen!” Zwei Breitenbrunner
Mädchen trugen dann aus dankerfülltem Herzen ein Gedicht vor.
Zum Schluß erklang das Deutſchlandlied, von jung und alt mit
einhelliger Begeiſterung geſungen.
Berichte über ähnliche Feiern liegen aus faſt allen Orten
Heſſens vor. Wegen Raummangels muß der Abdruck unterbleiben.
— Eberſtadt, 18 März. Hohes Alter. Am 19. März
1933 feiert Frau Chriſtina Glückert Witwe, Elfengrund 88,
ihren 85. Geburtstag.
Griesheim. 18 März. Gemeinderatsbericht. Vom
Kulturbauamt Darmſtadt war der Gemeinde Griesheim im
Rah=
men des Generalkulturplanes für die Riedentwäſſerung ein Plan
in Vorlage gebracht, der die Entwäſſerung des weſtlichen Teiles
der Gemarkung Griesheim und eines Teiles des öſtlichen
Gemar=
kungsteils Wolfskehlen vorſieht. Nach dieſem Plan ſoll die
Ent=
wäſſerung teilweiſe durch einen offenen Graben eventuell mit
Befeſtigung durch Betonſchalen erfolgen, während für den zweiten
Teil ein geſchloſſener Zementrohrkanal in Frage kommt. Der
offene Graben ſoll vom Küchlergraben aus längs der Wolfskehler
Chauſſee und des Bahnkörpers der Strecke Darmſtadt—Worms
bis zum Oſtrande des Ortes Wolfskehlen geführt werden und
dann in den geſchloſſenen Kanal einmünden, der dann wiederum
bei Erfelden in den Altrhein einmünden ſoll. Für die
Rückſtau=
ung des Rheinwaſſers bei Hochwaſſer ſind zwei Schleuſen
vorge=
ſehen, die eine am Anfang des geſchloſſenen Kanals, und die
an=
dere an der Einmündung des Kanals in den Altrhein. Die
Ge=
ſamtkoſten des Unternehmens belaufen ſich auf 355 000 RM. der
auf die Gemeinde Griesheim entfallende Anteil beträgt 260 000
RM. und erhöht ſich bei Befeſtigung des offenen Grabens durch
Betonſchalen auf den Betrag von 285 000 RM. Die Verzinſung
des Kapitals beträgt vom Jahre 1935 ab 3 bzw. 4 Prozent. Die
Angelegenheit löſte eine ſehr ausgedehnte Debatte aus. Der
Aus=
führung des Projektes wurde unter dem Vorbehalt zugeſtimmt,
daß der Vorflutgraben, um ſeinen Zweck reſtlos zu erfüllen, an
der tiefſten Stelle der Gemarkung Griesheim, alſo an der
nord=
weſtlichen Gemarkungsgrenze, beginnen ſoll. Es ſoll jedoch den
be=
teiligten Grundbeſitzern in einer öffentlichen Verſammlung
zu=
nächſt noch einmal Gelegenheit zur Stellungnahme zu dem ganzen
Projekt gegeben werden; um ſo mehr. da die Aufbringung der
Koſten vorausſichtlich doch den Grundbeſitzern zufällt. Bei dem
großzügigen Projekt iſt die Tatſache bemerkenswert, daß nach dem
ſachverſtändigen Gutachten des Kulturbauamts im Falle ſeiner
Verwirklichung aus dem umfangreichen Sumpfwieſengelände
hoch=
wertiges Kulturland geſchaffen würde. — Von der Verwaltung
wurde dem Gemeinderat Kenntnis gegeben, daß ſie dem
Anerbie=
ten der Bauhütte, die Geſchäftsanteile der Gemeinde in Höhe von
600 RM. zurückzuzahlen, zugeſtimmt habe.
be. Büttelborn, 18 März. Hier verhaftete man einen jungen
Mann, der im Darmſtädter Wald ein Mädchen aus Groß=Gerau
vom Rad geriſſen haben ſoll und es zu vergewaltigen verſuchte. —
Sein 10jähriges Stiftungsfeſt feierte der
Ziegenzucht=
verein. Der 2. Vorſitzende P. Haun eröffnete den Abend mit
herz=
lichen Worten der Begrüßung. Hieran ſchloß ſich ein
gemein=
ſames Eſſen. Landwirtſchaftslehrer Dr. Werner hielt einen
Vor=
trag über Ziegenhaltung. Zum Schluß wurden der 1. Vorſitzende
Bader und Rechner Ruckelshauſen mit einem Diplom für treue
Dienſte ausgezeichnet.
G. Ober=Ramſtadt, 18 März. Obſt= und
Gartenbau=
verein. Dem Verein iſt auch in dieſem Jahre das Beſpritzen
der Obſtbäume zur Bekämpfung der Obſtbaumſchädlinge ſeitens
der Gemeinde übertragen. Das Beſpritzen der Bäume wird
an=
fangs nächſter Woche beginnen. Beſpritzt werden alle Obſtbäume
in den Fluren nördlich des Frankenhäuſerweges über die Nieder=
Ramſtädter Straße den Bahnkörper bis zur naſſen Gewann, alſo
ſämtliche Bäume, die bis jetzt noch nicht behandelt worden ſind.
1B6133b
Zum Aufwaschen, Spülen, Reinigen für Geschirr und alles Hausgerät! Hergestellt in den Persilwerken
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 78
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 19. März 1933
*Die erſten Frühlingsvögel.
Mitte März erſcheinen die Kiebihe. — Schwalbe, Skorch und Kuckuck. — Der Weidenlaublänger als Vorboke
des Frühlings. — Skeinſchmätzer, Bachſtelzen.
Enkdeckung eines Waffen= und Sprengſtofflagers.
Ad. Oppenheim, 18. März. Im Kläuerchen fand die
Oppen=
heimer Polizei, von ſachkundiger Seite gut verpackt und
konſer=
viert, ein umfangreiches Waffen= und Sprengſtofflager. Es
be=
ſteht aus einer größeren Menge Waffen, Munition, Sprengſtoff
und Zündſchnur. Die Waffen waren beim Auffinden in beſter
Ordnung und mit Staufferfett gut gegen Roſt geſchützt. Der
überraſchende Fund wies nach Nierſtein, und wurden dort einige
Kommuniſten verhäftet und in das Amtsgerichtsgefängnis
ge=
bracht. Bei Kommuniſten des Kreiſes Oppenheim wurden Liſten
mit den Namen derjenigen Perſonen gefunden, die im Falle eines
Putſches „erledigt” werden ſollten. An hundert Bürger, die ſchon
am erſten Tage der Revolution „umgelegt” werden ſollten, ſtehen
auf der Todesliſte. — Bei dem ehemaligen Beigeordneten Ritter
wurde gelegentlich einer Hausſuchung umfangreiches Material
gefunden, das Oppenheimer Verhältniſſe betrifft. Deshalb wurde
er erneut der Polizei vorgeführt. Der Häuptling der
Sozial=
demokratiſchen Partei, Stadtverordneter Jakob Steffan, iſt und
bleibt verſchwunden. Es wird angenommen, daß er ſich bei einem
Geſellſchafter der Nödlingſchen Firma in Frankreich aufhält.
Ge=
genwärtig werden die Bücher der Krankenkaſſe geprüft, wozu auch
noch Aerzte zugezogen werden ſollen.
Dx. Ernſthofen, 18. März. Am Montag, den 20. März, feiert
ſicherlich einer der älteſten Veteranen im Modautal, Herr
Wil=
helm Heyd 1., ſeinen 90. Geburtstag. Herr Heyd hat den
Krieg 1866 und 1870/71 mit Auszeichnung mitgemacht und hat
auch während des Weltkrieges der Gemeinde Ernſthofen ſeine
Dienſte als Feldſchütz zur Verfügung geſtellt.
Mümling=Grumbach. 17. März. Odenwaldklub.
Zwar iſt die Zahl der Mitglieder der Ortsgruppe infolge der
Wirtſchaftskriſe etwas geſunken, auch die Beteiligung an den
Wanderungen iſt zurückgegangen, es zeigte ſich aber, daß ein
Stamm treuer Mitglieder vorhanden iſt, der die Veranſtaltungen
des Klubs unterſtützt. Die Wahlen ergaben die einſtimmige
Wie=
derwahl des Vorſtandes. Für die Ausſchmückung und Erhaltung
des Landſchaftsbildes ſoll mehr als ſeither gearbeitet werden.
Ungefähr 20 neue Ruhebänke finden demnächſt an geeigneten
Plätzen Aufſtellung.
Bn. Hirſchhorn. 18. März. Umfangreicher
Wald=
brand. In den Waldungen oberhalb des Feuerbergtunnels
ent=
ſtand im ſtaatlichen Diſtrikt „Feuerberg” ein größerer Waldbrand.
Begünſtigt durch die Trockenheit und den herrſchenden ſtarken
Wind verbreitete ſich das Feuer mit raſender Geſchwindigkeit an
dem ſteilen Hang. Mehrere Meter hohe Flammen und dichte
Rauchſchwaden kennzeichneten die Brandſtelle. Nach mehrſtündiger
Arbeit der Hirſchhorner Bevölkerung und der herbeigerufenen
Feuerwehren aus Kortelshütte, Rothenberg und Eberbach, gelang
es, das Feuer einzudämmen. Es dürften ungefähr 20 Hektar,
größ=
tenteils Fichten= und Kiefernkulturen, als vernichtet anzuſehen
ſein. Es ſcheint, daß der „Feuerberg” ſeinen Namen nicht zu
Un=
recht führt, da er in dem vergangenen Jahrzehnt nun zum dritten
Male von Waldbränden heimgeſucht wurde
Du. Jugenheim. 18. März. Straßenbau. Das langſame
Fortſchreiten der Arbeiten an der Provinzialſtraße löſt in der
hieſigen Geſchäftswelt große Beſorgnis aus; in ganz kurzer Zeit
ſteht Jugenheim vor ſeiner Hauptſaiſon „Oſtern”, wenn nicht bald
energiſche Maßnahmen ergriffen werden, iſt bis dahin die
Berg=
ſtraße immer noch vom Verkehr abgeſchnitten. Der hieſige
Ver=
kehrsverein hat dieſerhalb an zuſtändiger Stelle eine
entſpre=
chende Eingabe gemacht. — Unſer Altveteran Karl Horſt
feierte dieſer Tage ſeinen 83. Geburtstag Vorgeſtern abend
marſchierte auch durch unſeren Ort der Stahlhelm unter
Voran=
tritt der gutbekannten Stahlhelmkapelle. Es war eine ſchneidige
und impoſante Veranſtaltung.
Ca. Lorſch. 18. März. Ausgrabungen einer
römi=
ſchen Villa. Der hiſtoriſche Verein für Heſſen war heute
nach=
mittag im Kraftwagen von Darmſtadt aus hier erſchienen, um die
jüngſten Ausgrabungen von Profeſſor Behn=Mainz zu beſichtigen.
die er auf der Kreuzwieſe nahe dem alten Münſter,
vorgenom=
men hat. Profeſſor Dr. Behn hatte dabei feſtgeſtellt, daß das
Kloſter auf einer römiſchen Villa aufgebaut war. Nach der
nun=
mehr ſtattgefundenen Beſichtigung der Intereſſenten werden die
Grabungen bereits in den nächſten Tagen wieder zugeworfen.
Errichtung eines Pumpwerks. Im Zuſammenhang mit
einer großzügigen Entwäſſerung des nördlichen Teiles der
Feld=
gemarkung Heppenheim, die ſich von der Weſchnitz bis zu der
Main=Neckar=Bahnlinie erſtrecken ſoll, iſt in unſerer Gemarkung
auf Grund des Generalkulturplans der heſſiſchen Regierung die
Errichtung eines Pumpwerkes geplant.
Bm. Hofheim (Ried), 15. März.
Gemeinderats=
ſitzung. Die Abänderung des Artikels 2 der
Nachtragsorts=
ſatzung über die Erhebung der Bierſteuer tritt am 1. April in
Kraft. — Da die Gemeinde auf Anordnung der
Landeskommu=
nalbank Darmſtadt für kurzfriſtige Darlehen keine Bürgſchaft
lei=
ſten kann, ſoll verſucht werden, die Darlehen in langfriſtige
um=
zuwandeln. — Zur Blutlauskommiſſion wurden die
Ratsmitglie=
der Litters und Strack gewählt. — Betreffs Herſtellung eines
Grabens in der Hahnlache ſoll zuerſt hinſichtlich eines
ausreichen=
den Gefälles mit dem Kulturbauamt, eine Rückſprache erfolgen
und dann in nächſter Sitzung auch die Entlöhnung der Arbeit
und Beſtimmung einer Aufſichtsperſon geregelt werden.
D
Der Frühling naht! Bald beginnt wieder das liebliche
Kon=
zert unſerer gefiederten Frühlingsboten, die ſich nach und nach
einfinden. Die wahren Künder des Frühlings ſind die Kiebitze,
die bereits Mitte März bei uns erſcheinen und die Landſchaft,
be=
ſonders in hannoverſchen, frieſiſchen und oldenburgiſchen Gebieten.
bevölkern. Leider ſind dieſe Boten des Lenzes zahlreichen
Verfol=
gungen ausgeſetzt, die ihre Vermehrung verhindern. Die
Kiebitz=
eier ſind eine beliebte Speiſe und werden darum eifrig geſammelt.
Dadurch wird das Brutgeſchäft der Kiebitze empfindlich geſtört.
Jeder wahre Freund der Natur muß es verhindern, daß ein
der=
artiger Raubbau getrieben wird, wenn auch die leckeren Zungen
der angeblichen Feinſchmecker „Entbehrungen” erleiden müſſen.
Dann wird das ſüße „Kiewitt. Kiewitt!” der Frühlingsboten
hoffentlich wieder öfter gehört werden. Ein weiterer Künder des
Lenzes iſt der Weidenlaubſänger, der kurze Zeit nach dem Kiebitz
auf den Fluren ſeine Stimme erſchallen läßt. Auch er iſt der Vogel
des Vorfrühlings, und ſein ſtändiges Zilp=Zalv!” leitet das große
Konzert der Natur ein. Von den ſeltenen oder wenig bekannten
gefiederten Frühlingskündern ſei weiterhin der Fitislaubſänger
erwähnt, der dem Weidenlaubſänger ähnlich iſt, nur mit dem
Unterſchiede, daß er ein Caruſo unter den Vögeln iſt. In den
deutſchen Laubwäldern, erklingt vom Beginn des April ab ſein
Lied, daß die Menſchen entzückt, ohne daß ſie meiſt wiſſen, woher
es ſtammt. Der Fitis trägt nämlich ein Gewand, das eine
vor=
zügliche Schutzfarbe aufweiſt. Es iſt gelbgrün, wie die Blätter
der Bäume, zwiſchen denen er lebt. Er iſt recht ſcheu und wird
darum nur ſelten in der Nähe beobachtet werden können. Zu den
erſehnteſten und am freudigſten begrüßten Frühlingsboten gehören
die Störche. Schwalben und Kuckucke. Wenn ſie erſcheinen, herrſcht
Straßenbericht
für die Woche vom 14. bis 25. März 1933.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
40 Mainz—Alzey (zw. Wörrſtadt und Ensheim) Klm. 22,5—23,8
vom 14. Februar bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Rom=
mersheim.
41 Gau=Algesheim—Genſingen-Kreuznach (zwiſchen Ockenheim
und Genſingen), Km. 25,4—29,4. vom 27. bis 29. 3., jeweils
von 22.00—6.00 Uhr, geſperrt. Umleitung: Büdesheim-
Die=
tersheim und Grolsheim.
45 Heldenbergen—Windecken bis auf weiteres für allen Verkehr
geſperrt. Umleitung für den Durchgangsverkehr: Friedberg,
Vilbel, Bergen, Mainkur, Hanau; für den Lokalverkehr:
Eichen, Oſtheim, Windecken.
Hauptſtraßen in Heſſen:
Alzey—Nieder=Flörsheim-Monsheim (zwiſchen Ober=Flörsheim
und Dalsheim), Km. 8,5—10,7. vom 20. 3. bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Flomborn, Weſthofen, Gundheim. Nieder=
Flörsheim.
Schlitz—Fulda (zwiſchen Hemmen und Landesgrenze) vom 20. 3.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Salzſchlirf.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Eberſtadt—Seeheim-Jugenheim-Zwingenberg (alte Bergſtraße)
vom 8. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Seeheimer
Tanne. Bickenbach.
Langgöns—Holzheim vom Abzweig Grüningen bis Holzheim vom
22. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Grüningen.
Kirchgöns—Bahnhof vom 7. 11. bis auf weiteres geſperrt.
Oert=
liche Umleitung
Bad=Nauheim—Ockſtadt vom 20. März bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Friedberg.
Ober=Ramſtadt—Rohrbach vom 20. bis 25. 3. geſperrt.
Umlei=
tung: Hahn oder Nieder=Modau.
Sprendlingen—Bad Kreuznach (Ortsdurchfahrt Boſenheim) vom
13. 3. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Hoheſtraße,
Gen=
ſingen, Planig.
m. Vom Lande, 16. März. Ehrung
landwirtſchaft=
licher Dienſtboten. Die Landwirtſchaftskammer hat für
langjährige treue Dienſte an landwirtſchaftliche Dienſtboten
wie=
der folgende Auszeichnungen verliehen. Es erhielten die
Ehren=
urkunde für 10jährige ununterbrochene Dienſtzeit 3 männliche
und 6 weibliche, die Bronzemedaille für 25jährige Dienſtzeit zwei
männliche, die Bronzebroſche für dieſelbe Dienſtzeit zwei
weib=
liche, die Goldene Medaille für 50jährige Dienſtzeit ein
männ=
licher Dienſtbote. Die mit Medaillen und Broſchen
Ausgezeich=
neten erhielten je eine Ehrenurkunde.
—Gernsheim, 18. März. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 17. März — 0,60 Meter, am 18. März — 0,73 Meter.
frohe Lenzesſtimmung, denn nun iſt es gewiß, daß die Härte der
winterlichen Jahreszeit vorüber iſt. Eine neue Epoche des
Wach=
ſens und Werdens beginnt, die Natur verjüngt ſich wieder und
lockt die Menſchen ins Freie, um die Herrlichkeiten des Lebens zu
genießen. Stare. Grünfinken, Buchfinken ſind, kurz darauf
be=
müht, ihre Stimmen in dem großen Frühlingskonzert zur
Gel=
tung zu brinnen. Der graue Steinſchmätzer findet ſich auch
be=
reits um die Monatswende ein, ein kleines, unanſehnliches
Vögel=
chen. das alte Steinhaufen, Sandgruben und verfallene Bauten
belebt. Entzückend ſind die Bachſtelzen, die ſich durch große Anmut
der Erſcheinung und Bewegungen auszeichnen. Auch ſie gehören
zu den erſehnten Frühlingskündern. Die Stare laſſen nunmehr
wieder ihre Stimmen erſchallen. Wer die Melodien der Natur
gut kennt. weiß auch, wieweit bereits die Jahreszeit vorgeſchritten
iſt, ohne einen Kalender zu Rate ziehen zu müſſen. Ein tüchtiger
Landwirt, der eng mit der Natur verbunden iſt, kennt ihre
Stim=
men. Wunderbar iſt auch der Ortsſinn unſerer Frühlingsboten.
Wenn ſie heimkehren, finden ſie meiſt ihr Neſt oder den Platz. wo
es im vergangenen Jahr beſtanden hat. Die Störche kehren,
eben=
ſo wie die Schwalben, gern an die alte Stelle zurück, wo ſie
ge=
brütet haben. Dieſer Ortsſinn iſt der Wiſſenſchaft noch ein
Ge=
heimnis, ebenſo wie die rätſelhafte Kenntnis der Wege die die
Zugvögel nehmen, wenn ſie uns verlaſſen, und wenn ſie wieder
zurückkehren. Es ſcheint, als ob die Natur hier eins ihrer
uner=
klärlichen Wunder geſchaffen hat, das auch nicht — wie es jüngſt
geſchah — durch angebliche Wellen erklärt werden kann, die von
den Dingen ausſtrahlen. Wir wollen uns damit beſcheiden, daß
wir uns dieſer Wunder freuen, denn ſie bringen uns unſere
Früh=
lingsboten zurück.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 18. März. Städtiſche
Kapellmeiſter=
ſtelle. Der Verwaltungsausſchuß für Theater= und
Muſik=
angelegenheiten hat in ſeiner geſtrigen Sitzung dem Vorſchlag der
Bürgermeiſterei, Herrn Kapellmeiſter Hans Schwieger zum
ſtädtiſchen Kapellmeiſter zu beſtellen, zugeſtimmt.
Be. Mainz. 17. März. Verſtärkter Freiwilliger
Arbeitsdienſt im Mainzer Bezirk. Der Freiwillige
Arbeitsdienſt im Bereich des Arbeitsamtes Mainz ſteigt mit dem
kommenden Frühjahr wieder ſtark an. Dem Ziel der
Reichsregie=
rung einer allmählichen Entwicklung zur Arbeitsdienſtpflicht iſt.
durch die überwiegende Schaffung geſchloſſener Arbeitslager
Rech=
nung getragen. Unter den 76 genehmigten Maßnahmen befinden
ſich 50 ſolcher Dienſtlager. Die 50 geſchloſſenen Arbeitslager ſind
ſo ausgebaut, daß die jetzt vorhandenen 1500 Arbeitsdienſtwilligen
um weitere 2000 verſtärkt werden können. Die jugendlichen
Arbeitsloſen ſind in dieſen Lagern den größten Teil des Tages
in freier Natur, da in erſter Linie Maßnahmen der Landeskultur
ausgeführt werden. Das Arbeitsamt Mainz wird in aller Kürze
vorausſichtlich weitere 20 geſchloſſene Lager eröffnen. Die heute
beſtehenden Lager verteilen ſich wie folgt auf die einzelnen Kreiſe:
Mainz 19. darunter 6 für weibliche Teilnehmer, Alzey 11. Bingen
9. Groß=Gerau 6. Oppenheim 5.
Wochenſpielplan des Mainzer Skadktheakers
für die Zeit vom 19. bis 26. März 1933.
Sonntag, den 19. März. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17.15 Uhr.
„Hurra, ein Junge‟
Sonntag, den 19. März. Anfang 20 Uhr. Ende etwa 23 Uhr.
„Die Zirkusprinzeſſin”
Montag, den 20. März. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.15 Uhr.
„Der Templer und die Jüdin”
Dienstag, den 21. März. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.15
Uhr. „Der Templer und die Jüdin”.
Mittwoch, den 22. März. Anfang 20 Uhr. Ende etwa 22.15 Uhr.
6 Symphonie=Konzert des Städtiſchen Orcheſters.
Muſikaliſche Leitung: Hans Rosbaud=Frankfurt a. M. Soliſtin:
Amalie Merz=Turner (Sopran).
Donnerstag, den 23. März. Anfang 20 Uhr, Ende etwa 22 Uhr,
„Der 18. Oktober”
Freitag, den 24. März. Anfang 20 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr,
„Tosca.”
Samstag, den 25. März. Anfang 19.30 Uhr, Ende etwa 22.30
Uhr. „Die Zirkusprinzeſſin”
Sonntag, den 26. März. Anfang 11 Uhr, Ende gegen 12.30 Uhr.
„Der ruhmreiche Soldat”
Sonntag, den 26. März. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17.15 Uhr.
„Hurra, ein Junge‟
Sonntag, den 26. März. Anfang 19.30 Uhr, Ende etwa 22.30 Uhr.
„Die Zirkusprinzeſſin”
WARUN NOCK
ARTERIENTERKKLKUNa2
wo ſie doch dieſes Uebel ſo leicht durch
unſeren hochkonzentrierten
„RuSNN HNOBLHÜcHSHET
verhindern und beſeitigen können.
Er verjüngt den ganzen Körper,reinigt
Blut und Darm, ſchafft geſunde Säfte,
ſcheidet Harnſäure und Darmgifte
Aaus und ſetzt den Blutdruck herab.
Nach einer Kur mit (1V.64
RLSAI‟ HNOBLHUCNShET
fühlen Sie ſich wie neugeboren.
1. Originalflaſche koſtet Mk. 2.—
1 Doppelflaſche Mk. 3.50. Zu haben:
Med.=Drog, F. Beckenhaub, Schulſtr.
(Ecke Kirchſtr. ), Drog. E. Berg,
Pallas=
wieſenſtr. 44, Adler=Drog. A. Fiſcher,
Frankfurterſt. 12/14, Palais=Drog. Pohl,
Eliſabethenſtr. 36, Drog. Ph. Secker
Nachf., Ludwigshöhſtr. 1, Drogenhdlg.
Chr. Schwinn, Rheinſtraße 8, Gebr. A von 200 RM. aufw.
Vierheller,Schuſtergaſſel4, Schwanen=W8. Wartezeit. Auf
Drog. O Walter, Gardiſtenſtraße 17.P Wunſch Zwiſchen=
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gegen gute Sicherh.
Päd Muf.
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Sonntag, 19. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 78 — Seite 3
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Ihre Verlobung beehren sich anzuzeigen
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19. März 1933
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Die Vermählung unſerer Tochter Ruth
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Fecht beehren wir uns anzuzeigen
Regierungsrat Rudolf Schäfer
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Darmſtadt, den 18. März 1933
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Ruth Fecht, geb. Schäfer
Vermählte
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Die Eheleute Johann Hommer und
Frau Wilhelmienie, geb. Eggert,
Ober=
gaſſe (Alter Ratskeller) feiern heute
das Feſit der
(3850
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen.
Am 21. März d8. Jahres begehen der
Metzgermeiſter Konrad Laux und deſſen
Frau, geb. Trautmann, das Feſt der
Silbernen Hochzeit
verbund. mit 25 jähr. Geſchäftsjubiläum
Glückauf zur Goldenen. (3848
Unerwartet und plötzlich entſchlief am 16. März meine
liebe, gute Frau, unſere herzensgute und treuſorgende
Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Hau eind eselwen
geb. Brohm
kurz vor Vollendung ihres 58. Lebensjahres.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Familie Eberwein.
Darmſtadt, den 18. März 1932.
Die Beerdigung ſindet am Montag, den 20. März,
nachmittags 2 Uhr, auf dem alten Friedhof (Nieder=
Ramſtädterſtraße) ſtatt.
Dienstag, 21. März, abends 20 Uhr, im Fürstensaal, Grafenstraße
spricht
Dr. med. s. Flamm, Badwörishofen
Fradenleiden
Nur für Frauen und Mädchen über 18 Jahre!
(3818
Kneipp-Verein Darmstadt
Am 14. März wurde unſere gute Mutter, unſere
liebe Schwiegemutter und Großmutter
Frau Verwalter
Amalie Kircher Wwe.
geb. Heibert
im 86. Lebensjahre, von ihrem ſchweren Leiden
durch einen ſanften Tod erlöſt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Wilhelm Kircher
Die Beerdigung fand auf Wunſch der Verſtorbenen
in aller Stille ſtatt.
Darmſtadt, den 19. März 1933.
Hohler Weg 11.
Für die Gebete des Herrn Geiſtlichen, ſowie der
liebevollen und aufopfernden Pflege und Fürſorge
der Barmherzigen Schweſtern ſagen wir unſeren
allerherzlichſten Dank.
Vereinigung früherer
Leibgardiſten
Darmſtadt.
Am 17. März
1933 verſchied nach
ſchwerem Leiden
unſer langjähriges
treues Mitglied,
(3862
Zun Konliemation
und Kommumion!
Todes=Anzeige.
Nach langjährigem, ſchweren und qualvollen Leiden
wurde heute unſer lieber Vater, Großvater, Schwager
und Onkel
Hermann Löffler II., Kaufmann
durch einen ſanften Tod erlöſt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
(3844
Roßdorf, den 17. März 1933.
Die Beerdigung findet Montag, den 20. März,
nach=
mittags 3.30 Uhr, vom Sterbehauſe, Schwanenſtr. 3
aus ſtatt.
Statt Karten.
Für die überaus liebevolle Teilnahme, Blumen= und
Kranzſpenden, die uns beim Heimgang unſerer
un=
vergeßlichen Entſchlafenen zu teil wurden, ſprechen
wir unſeren herzlichſten Dank aus.
Heinrich Becht
Lydia Becht.
Traiſa, im März 1933.
(3833
Verwaltungsaſſiſtent i. R.
Beerdigung: Montag nachmittag
2 Uhr Waldfriedhof. Wir bitten
unſere Mitglieder dem verſtorbenen
Kameraden durch recht zahlreiche
Beteiligung die letzte Ehre zu
er=
weiſen.
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Kirchenmusikalischen Institut
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Ist dem Landeskonservatorium neuerdings ein
Institut für RundFunkkunst
— Leitung Dr. Fritz Kohl und Prof. Ludwig Neubeck —
angegliedert worden, das dle Möglichkeit einer Ausbildung für dle
besonderen Aufgaben des Rundfunks und damit für die Heranbildung
eines künstlerischen Nachwuchses auch auf diesem Geblete schafft.
Anmeldungen für das Sommersemester 1933
für alle drei Abteilungen bis zum 19, April,
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am Montag, den 24. u. Dienstag, den 25.April
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Seite 10 — 9
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 78 — Seite 11
Reich und Ausland.
Prokeſt der Frankfurker Kinobeſiher.
Der Neffe des früheren Bürgermeiſters Gräf
erhält Steuervergünſtigungen.
Frankfurt a. M. In einer geſtern
ſtatt=
gefundenen Proteſtverſammlung der Frankfurter
Kinobeſitzer wurde eine Entſchließung
angenom=
men, in der gegen die einſeitige Bevorzugung
des Lichtſpieltheaterbeſitzers Gräf, eines Neffen
des ehemaligen Bürgermeiſters, proteſtiert
wird. Gräf zahlt für ſeine zwei Bockenheimer
Theater einen Vergnügungsſteuerpauſchalſatz von
5 RM., während alle anderen Unternehmer
12.28 bzw. 14 Prozent der
Bruttobilleteinnah=
men an Vergnügungsſteuern entrichten müſſen.
Teilweiſe durch die Mitſchuld der
Vergnügungs=
ſteuerſtelle hätten in den letzten Jahren in
Frankfurt 15 Lichtſpieltheaterbeſitzer die
Zah=
lungen einſtellen und Konkurs anmelden müſſen.
Von der neuen kommiſſariſchen Leitung im
Rat=
haus wird in der Reſolution die Abberufung der
für dieſe Mißſtände verantwortlichen Beamten
verlangt
Der Waldbrand bei Kaſſel.
Kaſſel. Durch das Feuer im „Urwald von
Sababurg” wurden etwa 25 Hektar des 60
Hek=
tar großen Naturſchutzparkes vernichtet. Durch
den Sturm hat der Brand ſchnell eine größere
Ausdehnung erfahren. Den Flammen fielen
auch 16 rieſenhafte Eichen zum Opfer, desgleichen
ein 4 Hektar großer Fichtenbeſtand. Als das
Feuer entdeckt war, nahmen ſofort Waldarbeiter
unter Leitung eines Forſtbeamten die
Bekämp=
fung auf, insbeſondere galt es, das
Bodenlauf=
feuer zu löſchen, das eine beſondere Gefahr
bil=
dete. Der materielle Schaden iſt
verhältnis=
mäßig gering, um ſo größer jedoch war der
ideelle Wert der jetzt vernichteten,
jahrhunderte=
alten Rieſenbäume.
Mit der Dogge gegen Polizeibeamte.
Wetzlar. Ein Fleiſchersſohn aus Wetzlar
ſollte von der Polizei ſiſtiert werden, weil er
ſich bedrohlich gegen den Betriebsnachfolger
ſei=
nes Vaters benommen hatte. Er fügte ſich
zu=
nächſt, nahm aber eine große Dogge mit, die
ihre Treue zu ihrem Herrn nun auf eine recht
unangenehme Art bekundete. Als der junge
Mann nämlich das Weitergehen verweigerte
und von den Polizeibeamten angefaßt wurde,
ſtürzte ſich die Dogge auf die Beamten und
ver=
biß ſich derart im Oberſchenkel eines Beamten,
daß dieſer Monatelang dienſtunfähig war und
heute noch Beſchwerden hat. Wegen
Widerſtan=
des gegen die Staatsgewalt hatte der junge
Mann 60 Mark Strafe erhalten. Anſtatt ſich
dabei zu beruhigen, legte er Einſpruch ein.
Da=
mit erzielte er das Gegenteil, denn der
Wetz=
larer Einzelrichter verurteilte ihn zu 2
Mona=
ten Gefängnis, weil das Gericht annahm, der
Hund ſei auf den Mann dreſſiert und abſichtlich
auf die Beamten losgelaſſen worden.
Vom Rheinſelſen abgeſtürzt.
Neuwied. In der vorvergangenen Nacht
wurden Ortsbewohner des Dorfes
Oberhammer=
ſtein durch gellende Hilferufe, die vom
Hammer=
ſteiner Felſen kamen, aus dem Schlaf geſchreckt.
Der Hammerſteiner Felſen fällt an dieſer Stelle
etwa 100 Meter faſt ſenkrecht zum Rhein hinab.
Mit Leitern und Seilen begab man ſich auf den
Felſen und ſtellte feſt, daß auf einem
Felsvor=
ſprung hilflos ein junger Mann lag. Dieſer
konnte mit Leitern und Seilen gerettet werden.
Wie der junge Mann, der 30jährige Gärtner
Paulſen aus Neuwied, mit ſeinem Fahrrad, das
ebenfalls zertrümmert am Fuß des Felſens
auf=
gefunden wurde, abſtürzen konnte, iſt ein Rätſel.
Vermutlich liegt ein Selbſtmordverſuch vor. Der
Verletzte wurde in bedenklichem Zuſtand in das
Krankenhaus Neuwied eingeliefert.
Wiesbadener Auto in Sachſen verunglückt.
Ein Toter, drei Verletzte.
Wiesbaden. Ein mit vier Perſonen
be=
ſetzter Wiesbadener Kraftwagen rannte in
Genthien (Provinz Sachſen) gegen einen Baum.
Sämtliche Inſaſſen wurden verletzt, darunter
der Kaufmann Dr. Schweizer, Vorſtandsmitglied
der Firma Dyckerhoff u. Widmann, ſo ſchwer,
daß er auf dem Weg zum Krankenhaus ſtarb.
Der Schauſpieler von Alken †.
Ferdinand von Alten,
der im ganzen Reiche beliebte Schauſpieler und
Darſteller großer Charakterrollen, iſt an den
Folgen einer Grippe plötzlich in Deſſau geſtorben,
wo er ſich auf einer Gaſtſpielreiſe befand.
(Foto: Ufa.)
Skäkken, an denen die deukſche Volksverkrelung kagke.
Oben links: Die Pauls=Kirche in Frankfurt a. M., in der die Sitzungen der deutſchen
National=
verſammlung von 1848 bis 1849 ſtattfanden. Oben rechts: Das Gebäude des alten deutſchen
Reichstags in der Leipziger Straße in Berlin, das dem Parlament bis zum Jahre 1894 als
Tagungsſtätte diente. — Mitte: Das monumentale Reichstagsgebäude in Berlin, das nach den
Plänen Wallots 1884—1894 erbaut wurde und in dem die deutſche Volksvertretung bis zum Jahre
1918 und vom Jahre 1920 bis zu dem kürzlichen Brand tagte. — Unten links: Das
National=
theater in Weimar, in dem die deutſche Volksvertretung im Jahre 1919 zuſammentrat. — Unten
rechts: Die hiſtoriſche Garniſonkirche in Potsdam, in der der neugewählte Reichstag am 21. März
mit einem feierlichen Staatsakt eröffnet wird.
Bereitſchaftszüge für die Reichsbahnüberwachung.
Einer der Bereitſchaftszüge der Reichseiſenbahn,
die bei der Eiſenbahndirektion Trier in Dienſt geſtellt wurden.
Die Eiſenbahndirektion Trier hat zur Verhütung irgendwelcher Sabotageakte und zur
Aufrecht=
erhaltung eines geordneten Dienſtbetriebes zwei Bereitſchaftszüge mit je 30 Mann Beſatzung
ein=
geſtellt. Dieſe Züge ſind in erſter Linie dazu beſtimmt, die im Eiſenbahndirektionsbezirk Trier
befindlichen 1651 Brücken und 58 Tunnels gegen Gewaltakte zu ſchützen.
Am Aeguakor r
Vater Neptun iſt an Bord eines Paſſagierdampfers geſtiegen, um die feierliche Aequatortaufe
abzuhalten.
Es iſt ein alter Brauch jeder Schiffsbeſatzung, daß ſie Mannſchaften und Paſſagiere, die zum
erſtenmal den Aequator kreuzen, einer Taufe unterzieht. Luſtig iſt dieſe Prozedur aber nur für
die Zuſchauer, denn für den Täufling iſt es kein reines Vergnügen mit einem hölzernen Meſſer
raſiert und in ein Waſſerbecken getaucht zu werden.
Eine Berliner Reichsadler=Plaſtik
wurde wieder mit der Kaiſerkrone"
verſehen.
Der ſchmiedeeiſerne Adler
an der Weidendammer=Brücke in Berlin,
an dem auf Veranlaſſung des Berliner
Polizei=
präſidenten die Kaiſerkrone befeſtigt wurde, die
nach der November=Revolution im Jahre 1918
entfernt worden war.
Mißglückker Erbſchaftsſchwindel.
Limburg. Vor einiger Zeit ſtarb der recht
vermögende Metzgermeiſter und Gaſtwirt
Höpp=
ner in Dillenburg. Von der Hinterlaſſenſchaft
hätte anſcheinend auch gerne das frühere
lang=
jährige Dienſtmädchen des Hauſes Höppner ihr
Teil gehabt. Sie verſuchte es daher mit einem
Schwindel, 4000 RM. der Erbmaſſe an ſich zu
bringen. Ein „guter unbekannter Freund”
über=
mittelte ihr angeblich ſchriftliche Aufzeichnungen
des Verſtorbenen, wonach ſie 4000 RM. von ihm
erben ſollte. Mit dieſen Aufzeichnungen begab
ſie ſich zu der Frau des Verſtorbenen und
mel=
dete ihre Anſprüche an. Dieſe aber bezweifelte
die Echtheit des Legats und wollte von der
„Miterbin” nichts wiſſen. Das Dienſtmädchen
brachte weitere Schreiben bei, die ſeine
Anwart=
ſchaft erhärten ſollten. Frau Höppner übergab
die Angelegenheit kurzerhand dem Gericht, und
dieſes deckte den ganzen Schwindel auf. Die
Erbſchleicherin kam wegen Betrugs und
Urkun=
denfälſchung unter Anklage. In erſter Inſtanz
gab man ihr zwei Monate Gefängnis. Dagegen
legte ſie Berufung ein. Von der Großen
Straf=
kammer in Limburg wurde die „Erbſchaft” noch
einmal eingehend behandeit. Die „Miterbin”
leugnete hartnäckig jede Fälſchung. Die
Beru=
fung wurde verworfen, und das Gericht
bedau=
erte nur, daß nicht auch die Staatsanwaltſchaft
Einſpruch erhoben hatte, ſonſt hätte es der
Erb=
luſtigen ein wirklich antretbares Erbe
ver=
ſchafft.
Eine Braunkohlenhalde abgebrannt.
Stolberg. In Münſterbuſch geriet
vor=
geſtern abend die große Braunkohlenhalde des
Zinkwerkes Heinrichshütte der Stolberger Zink=
A.=G. in Brand. Die Halde bildete in kurzer
Zeit ein einziges Feuermeer. Da die
Fabrik=
wehr nicht ausreichte, wurde die Kreisfeuerwehr
alarmiert, der es im Laufe der Nacht gelang,
den Brand zu dämmen. Ungefähr 300
Wag=
gons Braunkohle, die für den Betrieb der
Gene=
ratoren benötigt werden, ſind vernichtet worden.
Man vermutet, daß der Brand durch
Funken=
flug hervorgerufen worden iſr.
Der „Plat der Republik” in Berlin
wird „Königsplaß”.
Ein proviſoriſches Schild mit der Aufſchrift
„Königsplatz” wurde von Stahlhelmmitgliedern
auf dem Platz der Republik angebracht. Dieſes
iſt die Bezeichnung, die der Platz früher trug,
bevor er nach dem Umſturz ſeinen neuen Namen
erhielt.
Seite 12 — Nr. 78
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 19. März 1933
SAsssSasTagät
Wichkiges über den Waldlagf.
Von Dr. Otto Peltzer.
Wenn man vom Waldlauf ſpricht, ſo meint man im
allgemei=
nen bei uns in Deutſchland das Langſtreckenlaufen im Frühjahr,
Herbſt oder Winter, auf geſchützten Waldwegen und zumeiſt ebenem
Gelände. In Amerika, England und Frankreich kennt man dieſe
Art Waldlauf nicht. Es trainieren wohl die Langſtreckler in
dieſer Art, aber es gibt keine regelrechten Waldlaufkonkurrenzen,
an denen auch Mittelſtreckler und Läufer teilnehmen, die im
Sommer faſt nie längere Strecken laufen. Man hat in dieſen
Län=
dern lediglich den Querfeldeinlauf oder eine Art
Geländehinder=
nislauf. Die Entwicklung in Deutſchland geht immer mehr in
Richtung dieſes ausländiſchen Vorbildes. Von dieſem ſoll hier
weniger die Rede ſein, ſondern ich möchte den eigentlichen deutſchen
Waldlauf behandeln, der in ſportlicher Hinſicht oder beſſer
ſport=
techniſcher Hinſicht viel wertvoller erſcheint und der außerdem viel
mehr die Naturverbundenheit und das Naturgefühl, das uns
Deutſchen ſo nahe liegt, fördert
Der Waldläufer, im Gegenſatz zum Geländeläufer, braucht faſt
gar nicht auf die Unebenheiten des Bodens zu achten. Der
Wald=
läufer entwickelt daher auch ein viel rhythmiſcheres Lauf= und
Atemgefühl als jede andere Art Lauf. Ja, ich glaube, daß
Wald=
läufe für jeden Sportler nicht nur zur Stärkung der inneren
Or=
gane beitragen, ſondern auch ſehr ſtark das Lauftrhythmusgefühl,
das harmoniſche Mitſchwingen des ganzen Körpers im Lauf wecken
können, wie keine andere Uebung. Der Waldlauf iſt ſomit die
ideale Vorübung für jedes Sporttraining.
Wenn man ſich das Bild der meiſten Waldläufer
vergegenwär=
tigt, ſo wird man finden, daß obige Sätze nicht mit den Tatſachen
ganz im Einklang ſtehen. Dies liegt nun hauptſächlich daran, daß
die meiſten Teilnehmer von Waldläufen ganz falſche Vorſtellungen
vom Lauf haben. Entweder ſie ahmen falſchen Vorbildern nach
oder ihnen ſind falſche Anweiſungen gegeben worden. Ich
erin=
nere mich ſehr wohl, daß man mir beim Laufen als Knabe lehrte,
daß ich die Arme hoch anwickeln müſſe dicht an der Bruſt, und daß
man weich in den Knien jeden Laufſchritt auffedern müſſe. So
ſieht man vielfach auch heute noch die meiſten Waldläufer
trai=
nieren. Das Gegenteil iſt richtig. Man beachte einmal Kinder
im Alter von 5—6 Jahren, die noch nicht durch das Sitzen an der
Schulbank körperliche Haltungsfehler erworben haben, wie ſie in
ihren Spielen laufen. Leicht elaſtiſch ſchnellt hinten das Bein ab,
das andere Bein vorn wird zur gleichen Zeit locker, weit
vor=
geſchwungen um möglichſt langes Schweben zu erreichen. Die Knie.
d. h. Oberſchenkel, gehen möglichſt hoch, die Arme liegen weit ab
vom Körper, ſchwingen leicht mit, in der ganzen Geſtalt iſt keine
Spur Verkrampfung. Dieſes Bild eines leichten, lockeren Läufers
ſehen wir auch bei allen erfolgreichen großen Sportlern wie
Ladou=
megue, Beccalli, Edwards, dem ſchwarzen Naturläufer, Jſohollo,
Wide, bei den Deutſchen beſonders bei Syring, Schilgen, auch
Hellpapp u. a. m.
Wenn unſere Läufer ſich zu einem Lauf zuſammenfinden, ſo
ſieht man ſie gleichfalls vorher meiſt noch entſpannt und ziemlich
leicht dahinlaufen. Sobald es aber heißt, daß es ernſtlich
los=
geht (man braucht nur einmal die 10=Kilometer=Sportabzeichen=
Läufer zu beobachten), dann nehmen ſie wieder ihre Arme feſt
hoch, und dann kommen ſo abgehakte Bewegungen zuſtande, wie
wir ſie an unſeren meiſten Läufern zu ſehen gewohnt ſind. Auch
Nurmi iſt völlig mißverſtanden worden. Sein Lauf ſieht nicht ſo
leicht, fliegend und ungebunden aus (ſchon dadurch nicht, weil er
ſchwerer gebaut iſt wie Ladoumegue, Syring), aber auch weil er
Hüftentechnik, das weitere Vordrehen des Beckens übertreibt, das
vielleicht für Langſtrecklex eine noch verbeſſerte Form des
ratio=
nellen Laufens darſtellt.
Alſo eine Vorbedingung bei jedem Waldlauf iſt, daß man ſich
erſt völlig lockert, daß man zunächſt einmal bewußt hoch läuft, den
Körper aufrichtet, die Arme mit den Ellenbogen weit ab von den
Lungen hält und bei jedem Schritt ſo lange wie möglich in der
Luft zu ſchweben trachtet. Wenn man dann wirklich ſpürt, daß
man leicht dahinläuft, verkürze man die Schritte. Bei ernſtlichem
Waldlauf im Wettkampf muß man natürlich von vornherein mit
kleinen Schritten rechnen. Man möge ſich das ungefähr ſo
vor=
ſtellen wie mit den Ueberſetzungen beim Auto. Wenn der Wagen
in Schwung iſt, kann man etwas größeren Gang einſchalten. Iſt
die Geſchwindigkeit im ganzen aber nicht ſehr groß, darf man eben
nicht den letzten, den größten Gang einſchalten. Dies kommt dann
höchſtens für Zwiſchenſpurts oder Endſpurts beim Waldlauf in
Frage.
Große Leute eignen ſich, da ſie immer größere Schritte
neh=
men müſſen, um bei dem Abdruck des Beines einen günſtigen
Win=
kel zum Schwerpunkt ihres Körpers zu erhalten, nicht ſehr gut
zum Geländelauf. Beſonders ſind ſie im gebirgigen Gelände im
Nachteil. Bergauf iſt ja ſchon beim Bergſteigen jeder Kleine
einem Langbeinigen unterlegen. Bergab aber erſt recht, denn
beim ſchnellen Berg=ab=Laufen nimmt jeder Läufer große Schritte.
Bei den Großen werden ſie aber zu groß, und vor allen Dingen
wird der Schritt zu tief nach unten, der Aufſtoß wird zu ſtark.
das Schwergewicht des Körpers wirkt ſich nicht nur in den
Ge=
lenken aus, ſondern auch die inneren Organe können dieſes
häu=
fige harte Aufkommen gar nicht vertragen, und der Läufer
be=
kommt Stiche. Ich erinnere hierbei an die
Waldlaufmeiſterſchaf=
ten in Frankfurt a. d. O., wo ich ſah, wie ſich der große Holthius
vergebens abmühte, an der Spitze zu bleiben. Die bedeutend
kleineren Cohn und Petri waren nicht zu halten. Mir erging es
ebenſo. Wenn Holthius und ich doch manchmal bei Waldläufen
gut abſchneiden, ſo liegt das höchſtens am Mangel gleichwertiger
Konkurrenz. Neben den Langbeinigen iſt auch ſelbſtverſtändlich
der ſchwer gebaute Läufertyp dem leichtgewichtigen im
Lang=
ſtreckenlauf unterlegen.
Um das Auftreten von Stichen im Lauf zu vermeiden, iſt vor
allen Dingen auch auf eine richtige Atemtechnik zu achten. Man
atmet möglichſt rhythmiſch mit den Schritten etwa zwei= oder
dreimal hintereinander ein, um dann nach einer kleinen Pauſe
mit einem Stoß auszuatmen uſw. Beſonders gegen Wind muß
möglichſt durch die Naſe geatmet werden, nicht etwa zur Schonung
der Lungen, dieſe werden auch durch die Erwärmung der Luft im
Kehlkopf genügend geſchützt, aber zur Vermeidung des
Luft=
ſchluckens. Zur Vermeidung von Sticken iſt es auch wichtig, daß
man vorher wenig trinkt und möglichſt 24 Stunden vorher keine
blähenden Hülſenfrüchte und dergleichen ißt.
Ein ſcharf durchgekämpfter Waldlauf mit Tempo von Anfang
an macht beſtimmt nicht weniger hart als die vom Zufall des
Ge=
ländes und von den Gewichts= und Größenproportionen der
Teil=
nehmer abhängenden Querfeldeinläufe. Die Vorſtellungen, daß
dieſe beſonders hart machen, ſind eine Einbildung von Laien. Die
größte Härte liegt immer im eigentlichen Wettkampfe, im
un=
beugſamen Durchhalten und Nicht=nachgeben.
Der Deutſche Tennisbund hat ſeine diesjährigen Termine
eſtgelegt. Die internationalen Meiſterſchaften finden vom 5. bis
3. Auguſt in Hamburg ſtatt, die nationalen Meiſterſchaften
wer=
en vom 23. bis 27. Auguſt in Braunſchweig abgewickelt, die
Ju=
ioren ermitteln ihre Meiſter vom 8. bis 11. Juni in Frankfurt
m Main und die Seniorenmeiſterſchaften gehen vom 14. bis 16.
uli in Düſſeldorf in Szene.
Der ſchon ſeit einiger Zeit geplante Zuſammenſchluß im
deut=
hen Luftſport ſoll nunmehr in nächſter Zeit zur Tatſache werden.
dem neuen Einheitsverband werden die Verbände Aero=Club von
Deutſchland. Rhön=Roſitten=Geſellſchaft, Ring deutſcher Flieger,
deutſcher Luftfahrtverband, Nationalſozialiſtiſches Fliegerkorps.
Fliegergruppen des Stahlhelms und SA=Flugabteilungen
ange=
hören.
Die New Yorker Boxkommiſſion hat nun, nachdem ſie
ſeiner=
zeit beim Tode von Ernie Schaaf den Italiener Carnera nicht
nehr boxen laſſen wollte, deſſen Kampf gegen Sharkey nicht nur
genehmigt, ſondern ihn ſogar als Weltmeiſterſchaftskampf
aner=
kannt.
Handball.
Dornheimer Weg: Poſt — Poſt Pfaffenbeerfurth,
Pol.=Pl.: Eintr. Frankfurt — Phönix Mannheim.
Stadion: SV. 98 — SV. Waldhof.
Kranichſt. Str.: Tgeſ. 75 — SV. 98 Darmſtadt, Reſ.
Maulbeerallee: Merck — Tſch. Griesheim.
Fußball.
Rennbahn: Union — Rot=Weiß Darmſtadt.
Müllersteich: Fr. Tgde. — BSV. Frankfurt a. M.
Fechten.
Soderſtr. 3
Juniorenfechten der Gruppe III.
Schießſport.
Pallaswieſenſtr.: SSC. Windmühle: Pokalkampf.
Handball.
TSV. Braunshardt.
1. Mannſchaft iſt ſpielfrei. 2 Mſch. empfängt nachmittags
2 Uhr Rot=Weiß Darmſtadt 2. zu einem Privatſpiel.
Fr. Tgde. Darmſtadt — Ober=Roden.
Wieder iſt Darmſtadt die Möglichkeit geboten, den
Kreis=
meiſtertitel zu erringen, und wieder iſt es Ober=Roden, das auf
eigenem Platz die Entſcheidung herbeiführen ſoll. Für Darmſtadt
iſt es der dritte Anhieb, um auf die höchſte Sproſſe zu gelangen,
und wenn Sprichwörter eine Bedeutung haben, dann könnte man
auf dieſes Spiel mit einer gewiſſen Zuverſicht für Darmſtadt
tip=
pen, denn es heißt doch ſo ſchön: „Aller guten Dinge ſind drei”,
Nach dem ſehr guten Start in der Runde der Gruppenmeiſter
kommt Darmſtadt mit ſeinen 3 Spielen und den 6 Pluspunkten
in der Kritik am beſten weg, und es müßte mit dem Deubel
zu=
gehen, wenn in Ober=Roden, nicht die Meiſterſchaft zugunſten
Darmſtadts lauten würde. In den letzten 2 Spielen zeigte die
Elf etliche Mängel und Schwächen, die in Ober=Roden
verſchwin=
den müſſen. Wir hoffen, daß die Elf ſich des Ernſtes des Spieles
bewußt iſt und weiß, was auf dem Spiele ſteht, und auch erkennt,
daß Ober=Roden mit demſelben Geiſte in dieſes Treffen geht.
Spielbeginn 3 Uhr. Vorher Jugendmannſchaften. Abfahrt ab
Landestheater Sonntag 12.30 Uhr. Einzelne Intereſſenten
kön=
nen noch mitfahren. — Darmſtadts 2. ſpielt in Götzenhain und
fährt mit dem Rad dorthin.
Fußball.
Union Darmſtadt — Rot=Weiß VfR. Darmſtadt.
Zum fälligen Rückſpiel empfängt heute Sonntag
nach=
mittag 3.00 Uhr die Union ihren Lokalgegner Rot=Weiß. Die
Spiele beider Vereine waren, immer raſſige Kämpfe um die
Punkte, und beide zeigten immer, daß ihr Können doch beſſer iſt
als der Tabellenſtand beſagt. Trotz des Lokalcharakters erwarten
wir von den Spielern einen fairen und ritterlichen Kampf und
wünſchen dem Spiel, der Bedeutung entſprechend, einen korrekten
Spielleiter.
Vorher um 13.15 Uhr Reſerven. — Die Junioren empfangen
um 10.30 Uhr den SV. Weiterſtadt zum fälligen Rückſpiel. Das
Vorſpiel wurde ſeinerzeit von der Ligamannſchaft ausgetragen.
Durch die Verbandsſpiele der Liga wurde dieſes Spiel den
eifri=
gen Junioren übertragen, und dieſe ſind ſich auch bewußt, ein
ehrenvolles Reſultat herauszuholen.
Kreisliga Südheſſen.
Der Tag der Entſcheidung?
Noch nie hielt in einer Verbandsſpielſerie die Spannung um
Meiſterſchaft und Abſtiegskandidaten ſo lange an wie in dieſer
Saiſon. Heppenheim und Olympia Lampertheim kämpfen auf
linksrheiniſchen Plätzen um den Lorbeerkranz; ein weiteres Spiel
auf linksrheiniſchen Gefilden ſoll den zweiten Abſtiegskandidaten
erbringen. Die intereſſanten Paarungen lauten:
Spv. Horchheim — Starkenburgia Heppenheim.
Normannia Pfiffligheim — Olympia Lampertheim.
FV. Biblis — Concordia Gernsheim,
VfL. Lampertheim — Spv. Hochheim.
Spv. Weinsheim — Viktoria Neuhauſen.
Gelingt es den Bergſträßern, in Horchheim auch nur einen Punkt
zu holen, ſo wird ihnen die Meiſterſchaft nicht mehr zu nehmen
ſein, denn ſie haben auf eigenem Platze noch gegen den
Abſtiegs=
kandidaten Neuhauſen zu ſpielen, was ſoviel beſagt, als daß ſie
nach einem Punktgewinn in Horchheim nicht mehr von Olympia
Lampertheim eingeholt werden können. Es liegt durchaus im
Bereich der Möglichkeit, daß die Heppenheimer in Horchheim
min=
deſtens ein Unentſchieden erzwingen, genau wie Olympia
Lam=
pertheim in Pfifffligheim ſicherlich, zu beiden Punkten kommen
wird. Damit wäre dann der Kampf um die Meiſterſchaft am
Ende, den Heppenheim zum Schluß alſo doch noch ſiegreich
been=
den würde. Immerhin, geſpielt muß werden, zumal die Chancen
für beide Vereine jetzt noch faſt gleich ſind, denn in Pfiffliaheim
iſt eher etwas zu holen als in Horchheim. Im Kampf um den
dritten Tabellenplatz empfängt der FV. Biblis die ſpielſtarke
Gernsheimer Mannſchaft. „Man erwartet hier ein ſchönes, faires
Spiel, das von den Gaſtgebern wohl ſicherlich gewonnen wird.
Die bereits zum Abſtieg verurteilten Hochheimer werden in
Lam=
pertheim nicht viel zu beſtellen haben. In Weinsheim kämpfen
zwei „Abſtiegbedrohte‟. Derartige Exiſtenzkämpfe ſind oft kein
Nutzen für das Anſehen des Fußballſportes. Es wäre zu
wün=
ſchen, daß auch dieſes Spiel, wie alle übrigen Spiele ſeither in
unſerer Kreisliga, nicht aus dem Rahmen fällt, ſo daß wir mit
Stolz auf die letzte, gut verlaufene Saiſon zurückſchauen können.
Das Deutſche Bundeskegeln, das vom 15. bis 23. Juli in
Frankfurt a. M. ſtattfindet, wird auch aus dem Auslande eine ſehr
ſtarke Beſchickung erfahren. Namentlich die deutſch=amerikaniſchen
Kegler werden mit einer ſtarken Abordnung vertreten ſein.
Drei bekannte finniſche Leichtathleten, und zwar Paavo
Ka=
rikko, Armas Wahlſtedt und Matti Järvinen, hat der Italieniſche
Leichtathletik=Verband zur Ausbildung ſeiner Leichtathleten für
die Olympiſchen Spiele 1933 als Trainer verpflichtet.
Einen neuen Rekord im Skiſpringen ſtellte der Kanadier
Ro=
bert Lymbourne in Revel Stoke mit einer geſtandenen Weite von
87½ Meter auf.
Sporkliteratur.
Heft Nr. 12 der bekannten Motorfachzeitſchrift „Motor und
Sport” bringt wieder eine reiche Anzahl bemerkenswerter
Auf=
ſätze und Berichte, die für jeden Kraftfahrer von Intereſſe ſind.
Der reiche techniſche Teil, aus dem eine beſondere Beilage: „Motor
und Sport führt Sie durch die JAMA. 1933” hervorgehoben
wer=
den muß, bringt mehrere Artikel, die außerordentlich
aufſchluß=
reich ſind, u. a. „Iſt das moderne Automobil degeneriert?” zwei
Kraftfahrzeugeteſts. „Mehrzylindermotorräder”. „Das
Rennfri=
ſieren von Motorrädern” mit vielen Bildern, Zeichnungen und
Diagrammen, neben Artikeln juriſtiſchen und wirtſchaftlichen
In=
halts. Eine „Auslandspreſſeſchau” gibt einen Ueberblick über
die motortechniſchen Fragen, die im Ausland auf der
Tagesord=
nung ſtehen. Das Heft weiſt alſo einen überaus reichen Inhalt
auf. Preis 50 Rpf. In Kiosken und Buchhandlungen oder direkt
beim Vogel=Verlag, Pößneck, erhältlich.
Die Fußball=Sommerſperre wurde vom Süddeutſchen Fußball=
und Leichtathletik=Verband in dieſem Jahre für die Zeit vom 1.
bis 28. Juli feſtgeſetzt.
Das diesjährige ADAC.=Avusrennen findet am 21. Mai ſtatt
und iſt diesmal mit 35 000 Mark Geldpreiſen ausgeſtattet.
4,31 Meter Stabhoch ſprang der amerikaniſche Student Keith
Brown bei einem Hallenſportfeſt in New York.
Geſchäftliches.
Der Kaffee wird erheblich billiger, wenn man
mit Mühlen Franck ebenſo praktiſch Kaffee kocht, wie es
Millio=
nen von Hausfrauen ſchon immer tun. Mühlen Franck, die
Würze zum Bohnenkaffee — altbewährt — iſt erſt recht zu
Malz=
kaffee und zu jedem gewöhnlichen Getreidekaffee notwendig,
Jeder Kaffee bekommt durch Mühlen Franck herzhaften, kräftigen
Geſchmack, wundervollen Duft und eine ſchöne, goldbraune Farbe.
Soll der Kaffee billig ſein — tue Mühlen Franck hinein!
Urlaub auf See. Die nächſte Mittelmeerfahrt der
Hamburg=Süd wird von Genua aus in Gemeinſchaft mit dem
Reiſeausſchuß der Akademiſchen Verbände nach Aegypten.
Palä=
ſtina und Syrien durchgeführt. Dauer vom 30. März bis
20. April. Näheres heutige Anzeige.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge, 6.15: Wetter, Gymnaſtik.
6.45: Gymnaſtik. O 7.15: Nachrichten. 7.20: Wetter. 6 7.25:
Choral. 7.30: Konzert o 8.25: Waſſerſtand. o 11.45: Zeit,
Programm. Nachrichten Wirtſchaftsmeldungen, Wetter. o 12.00:
Konzert. O 13.15: Ncchrichten. Wetter o 13.30: Konzert. o 14:
Nachrichten S 14.10. Werbekonzert Sa. 14.40). 0 15: Gießener
Wetterbericht, Sa 1520). o 15.10: Zeit, Wirtſchaftsmeldungen
(Sa. 15.25). o 16.50 u. 18.15: Wirtſchaftsmeldungen. o 19.153
Di. 18.50): Zeit. Programm, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
Sonntag, 19. März
6,35: Bremer Hafenkonzert. — Das gr. Geläute vom Bom.
8.15: Morgenfeier der Evangeliſchen Gemeinſchaft.
9.30: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.: Geſangverein Sängerluſt,
Walldorf b. Frankfurt a. M.
10.30: Kammermuſik. Max Reger. Ausf.: Lena Stülpnagel (Alt),
Friedrich Seufert Klavier), Ernſt Meiſter (Flöte).
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Sehet, wir gehn hinauf gen
Jeru=
ſalem.
12.00: München: Mittagskonzert. Werke von Boieldieu, Liſzt,
We=
ber. Jenſen, Lehar, Kreisler. Leitung: E. Kloß.
13.00: Köln: Mittagskonzert. Leitung: Leo Eyſoldt.
14.00: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
14.10: Landwirtſchaftsrat Dr. Iwerſen: Wie erhält der Landwirt
ſein Milchvieh geſund? — Ernſt Wimmers=Sonderegger=
Aus einer alten Geſchichts= und Weinchronik des Rheingaus.
15.00: Stunde der Jugend: Sigismund Rüſtig. Elf Szenen für den
Jugendfunk nach dem Buch des Kapitän Frederick Marryat
von Will Tiſſot.
16.00: Wiesbaden: Nachmittagskonzert des Städt. Kurorcheſters.
Werke von Rich. Strauß, Berlioz, Schubert. Delibes u. a.
18.00: Otto Klen: Rechts der Kyll — unbekannte Eifel.
18.25: Vergnügliches Zwiſchenſpiel.
18,55: Herbert Kayſer: Was ſteckt hinter dem neuen Schlagwort4
Technokratie?
19.20: Sportnachrichten.
19.30: Konzert auf Schallplatten.
20.15: Das Geiſterhaus von Weinsberg. Eine Hörfolge um
Juſti=
nus Kerner, von Felix Butterſack.
21.15: Unterhaltungsmuſik des Philharmoniſchen Orcheſters
Stutt=
gart. Deutſche Meiſter.
22.10: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22,35: Breslau: Kundgebung der Verbände heimattreuer
Ober=
ſchleſier. Hörbericht=Wiedergabe.
22.45: Köln: Nachtmuſik und Tanz. Leitung: Leo Eyſoldt.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender. Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15
Gymnaſtik. 6.30; Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.;
Frühkonzert. o 10: Neueſte Nachrichten. O 11: Deutſcher
Seewetter=
bericht. O 12: Wetter für den Landwirt. — Anſchl. Konzert.
— Wiederholung des Wetterberichts. 12.55: Nauener Zeit. o
13.45: Nachrichten 14: Konzert. O 15.30: Wetter. Börſe. o
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft. — Kurzbericht des
Draht=
loſen Dienſtes. O 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag, 19. März
6.15: Berlin: Funk=Gymnaſtik.
6.35: Bremer Hafenkonzert.
8.00: Stunde des Landwirts.
8.55: Berlin: Morgenfeier. — Anſchl.: Glockengeläut des Doms.
10.05: Berlin: Wettervorherſage.
11.00: Deutſcher Seewetterbericht.
11.30: Leipzia: Bach=Kantate: Sehet, wir geh’n hinauf gen
Jeru=
ſalem.
12.00: Leipzig: Das Leipziger Sinfonieorcheſter ſpielt Beethoven.
Mozart. Brahms, Joh. Strauß. Soliſt: W. Schulz CCello).
12.55: Nauener Zeitzeichen.
13.00: Hamburg: Militärkonzert ausgeführt von fünf vereinigten
Reichswehrmuſikkapellen.
14.00: Elternſtunde: Wie Eure Kinder bei uns in der Schule leben.
14.30: Kinder=Kapelle: Die Raſſelbande ſpielt.
15.00: Mit dem Do X über den Atlantik. Erlebnisbericht von
Flug=
kapitän Merz.
15.30: Max Kretzer lieſt aus ſeinem Roman: Meiſter Timpe.
15.50: Tägliches Hauskonzert: Quartett für Flöte. Guitarre,
Brat=
ſche und Violoncell von Franz Schubert.
16.20: Dr. Eberlein: Friedrich der Große als Bauherr.
16.45: Königsberg: Nachmittagskonzert. Orcheſter des Kbg.
Opern=
hauſes.
17.30: Max Reger zum Gedächtnis. Prof. Unger Einleitung).
18.35: Das Emsland, ein Notſtandsgebiet im Weſten.
19.00: Königsberg: Hermann von Balcke. Paſticcio=Oper von G.
F. Händel. Geſchrieben zur 500=Jahrfeier der Stadt Elbing
1737. Einführung: Prof. Dr. Müller=Blattau.
20.00: Städtebild: Elbing.
20.40: Köln: Tänze und Märſche.
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
22.45: Deutſcher Seewetterbericht.
23.00: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Gerhard Hoffmann,
Wekterbericht.
Mit dem Weiterzug der Störung nach Skandinavien zu
kom=
men wir in den Bereich ihrer Rückſeite. Kühlere Ozeanluft fließt
von den britiſchen Inſeln nach dem Feſtland und geſtaltet unſer
Wetter zunächſt noch veränderlich. Neben wechſelhafter
Bewöl=
kung wird aber zeitweiſe auch Aufheiterung einſetzen. Vereinzelt
ſind noch Regenſchauer zu erwarten. Die Temperaturen werden
im allgemeinen einen geringen Rückgang erfahren.
Ausſichten für Sonntag, den 19. März: Wechſelnd bewölkt mit
Aufheiterung, etwas kühler, vereinzelt Regenſchauer,
weſt=
liche Winde.
Ausſichten für Montag, den 20. März: Etwas ruhigeres, aber
zunächſt noch kein beſtändiges Wetter.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politit und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
ür den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftiſche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: E. C. Wittich — ſämilſch in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 20 Seiten.
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Agesſ
degel i Bild ind Work
19. März 1833
Nummer 12
Raketen ſprechen mit dem Flu
Feug
Warnungsſignale des Flughafens in Nebel, Nacht und Sturm.
Wer mit der Einrichtung eines Slugplatzes nicht ſo ganz vertraut iſt, wird es
höchſt eigenartig finden, daß die Beamten der Flugpolizei immer ſchwerbewaffnet
herumlaufen. Ob ſie auf dem Verkehrsturm Dienſt tun oder auf dem Platze ſelbſt,
ob ſie den Befehlsſtab in der Hand haben oder Flaggenzeichen geben, eins fehlt nie
an ihrer Ausrüſtung: die rieſenhafte Waffe, die große Piſtole. Es iſt höchſt ſeltſam
für den Laien zu ſehen, wie ein Poliziſt noch die Mordwaffe, die aus der Urzeit des
Schießgewehrs zu ſtammen ſcheint, mit ſich ſchleift, denn heute gibt es bereits viel
modernere Nevolver. Es wäre aber ein Irrtum, zu glauben, daß dieſe Schießeiſen
wirklich Mordwaffen ſind. Im Gegenteil, ſie dienen zum Schutze des menſchlichen
Lebens. Es ſind nämlich Leuchtpiſtolen, die bei den Requiſiten des
Flug=
beamten nie fehlen dürfen. Sie ſind die weiße Hand des Flugſchupos, das Sprachrohr,
mit dem er ſich dem Piloten in der Luft verſtändlich macht;
eine Einrichtung, die die Ampeln der Luftſtraße enthält.
Mit dieſer Piſtole ſchießt der Luftpoliziſt ſeine roten,
gel=
ben und grünen Naketen gegen den Himmel, und durch dieſe
Naketen regelt er den Verkehr über der Erde. Die Farben
der Naketen haben das gleiche zu ſagen wie die der
Verkehrs=
ampeln auf der Straße. Bei Sturm, Nebel und in der Nacht
und beſonders auf kleinen Flugplätzen iſt dieſe Naketenſprache
unerläßlich. Freilich gibt es noch viel mehr Seichen und
Der Sturmball wird gezogen: Landung verboten.
Unten: Der Rauchofen des Slugplatzes, der nie ausgeht.
Er dient zur Feſtſtellung der Windrichtung und wird
durch eine unterirdiſche Leitung geſpeift.
Eine Fallſchirmrakete.
Sie zeigt an, ob auf dem Flugplatz mittels Fallſchirm
gelandet werden kann oder nicht.
Der Luftſchupo mit der Leuchtpiftole.
Bei ſtürmiſchem und nebligem Wetter und in der Nacht gibt
der Flugſchupo die Signale mit der Naketenpiſtole. Er ſchießt
rote, grüne oder gelbe Naketen ab, je nachdem ob ein Flugzeng
landen und ſtarken darf oder nicht.
Signale, und alle dienen dem gleichen Sweck: der Sicherung
der Menſchen, die ihr Leben, einer Flugmaſchine anvertraut
haben. Es gibt Nauchraketen, Fallſchirmraketen, Bomben,
Granaten, und alles das zur Verhütung von Unfällen. Wenn
der Sturm zu ſtark wird, zieht man an einem Maſt einen roten
Korb als Warnungszeichen hoch; es bedeutet: Landung
ver=
boten. Ehe ein Flugzeug landen oder ſtarten darf, muß es eine
ganze Reihe Sicherungsmaßnahmen paſſieren, und alle dieſe
Maßnahmen ſind noch viel vorſichtiger und verwickelter als
für Fahrzeuge auf feſtem Boden oder auf dem Waſſer.
Nebenbei bemerkt: die Flugpolizei iſt nicht, wie das
ſo gerne im Ausland, beſonders in Frankreich, behauptet wird,
eine dem Verſailler Vertrag zuwiderlaufende fliegende
Polizei; ſie hat mit den Sliegern nur inſofern etwas zu tun,
Die Bahn iſt frei.
als ſie ihnen von der Erde aus Verhaltungsmaßregeln gibt,
wie wir oben geſehen haben, und dafür ſorgt, daß alles
ord=
nungsmäßig verläuft, ſobald ſie wieder mit dem Boden in
Berührung kommen. Daneben hat ſie für die
Benachrichti=
gung der Slieger über die Landungsverhältniſſe, für den
„Wetterdienſt, für die Seſtſtellung der meteorologiſchen
Ver=
hältniſſe, für die Diſziplin der Sluggäſte im Flughafen zu
ſor=
gen; gegebenenfalls hat ſie wohl auch einmal Hilfsdienſte für
die Sollbehörde zu leiſten, der ja in vielen Flughäfen auch im
Innern des Landes die Aufgabe obliegt, die beim Landverkehr
nur an den Grenzen wahrzunehmen iſt. Eigentliche
kriminal=
polizeiliche Aufgaben, wie etwa die Verfolgung von auf dem
Luftwege geflüchteten Verbrechern, gehören nicht zu ihren
Sunktionen, können aber imn Notfall durch Kriminalpolizei auch
von ihr verlangt werden.
Es iſt alſo ein recht vielſeitiger und anſpruchsvoller Beruf,
und die Beamten, die beſonderen Wert auf ihre ſchmucke
Ausſtattung legen, die überdies häufig auch mehrſprachig
ge=
bildet ſind, nehmen eine gewiſſe Sonderſtellung im Polizeidienſt
ein. Deshalb iſt vielleicht auch ein bißchen Koketterie dabei,
wenn ſie immer und überall mit ihrer gewaltigen
Naketen=
piſtole bewaffnet einhergehen.
Die Flugwetterkarke
wird ſtündlich für den gamzen Kontinenk nen eingezeichnet.
Am Fuße des Aebel Derſa, am linken Ufer
und etwa zehn Kilometer von der Mündung des
Sluſſes Martin taucht inmitten von üppigen
Härten und Olivenplantagen Cetuan auf, die
Hauptſtadt des ſpaniſchen Protektorats von
Marokko. Aus der Ferne macht die
hoch=
gebaute weiße Stadt mit ihren betürmten
Seſtungsmauern, ihren weiten Coren, ihren
zinnengekrönten Moſcheen, Minarets und den
flachen Dächern vor einem trotzigen
Gebirgs=
gürtel einen überaus wehrhaften Eindruck. Vom
Bahnhof ſteigt man auf langen Creppen zu der
Stadt empor durch ein befeſtigter C r. Sobald
man durch das europäiſche Viertel iſt, und die
palmenbewachſene Plaza de Eſpaüa
überſchrit=
ten hat, ſteht man vor der Moſchee, die der
jugendliche Kalif „Moulai Haſſan” jeden
Frei=
tagvormittag um 12 Uhr, von zahlreichen
Wür=
denträgern begleitet, beſucht.
In Alt=Cetuan ſind zwei ſtreng geſchiedene,
wenn auch dicht aneinander ſtoßende Viertel.
Die Stadt der Mauren und das jüdiſche „Mel=
Das
Tanger-Tor
in Tetuan
Die spanische Stadt Linea de la Conception und die englische Seelestung Gibraltar,
A. 4
DAS BAGDAD VON SPANTSCH-MAROKRO.
Wer nach Südſpanien kommt, bis Sevilla,
Granada und Cordoba, ſollte den kleinen
Ab=
ſtecher nach Algeciras machen, über die Straße
von Gibraltar fahren und Cetuän beſuchen.
Kaum anderswo offenbart ſich ein ſo
gedräng=
tes, überſchauliches typiſch=charaktervolles Bild
der mauriſchen Welt und ihrer Sitten, wie in
dieſer kleinen, prachtvollen Stadt, um deren
Beſitz Spanier und Nifkabulen noch bis vor
kurzem hart und blutig geſtritten haben.
Von Algeciras fährt ein Dampfer in
fünf=
viertel Stunden an dem Penon von Gibraltar,
einem mächtigen Kalkfelſen, vorüber nach Ceuta,
das ſeit über drei Jahrhunderten ſpaniſcher
Altbeſitz iſt, und bis vor etwa zwei Generationen
Strafkolonie war. Crotz ſeiner landſchaftlich
wundervollen Lage gegenüber Gibraltar iſt
Ceuta eine recht unerquickliche Stadt geblieben.
Die vom Sufall banalſter Notwendigkeit in
Eile gebauten engen, verwinkelten Straßen ſind
faſt immer von ſpaniſchen Soldaten aller
Waf=
fengattungen überfüllt. Hier liegt auch ein
Ne=
giment des „Cercio”, der ſpaniſchen
Sremden=
legion, dem ſich mancher junge, abenteuerliche
Deutſche verpflichtet hat, ohne etwas von den
furchtbaren Strapazen zu ahnen, die ihn in dem
glühenden Sonnenbrand der Cage, in den
eiſig=
kalten Nächten und in den ſchrecklichen
Früh=
lingsſtürmen von Marokko erwarten, auch
wenn der Kampf mit den kriegstüchtigen
Rif=
kabulen zeitweilig ruht. Man braucht dieſes
Klima in den verſchiedenen Jahreszeiten nur
einmal erlebt zu haben, um zu begreifen, daß
es ein ſehr wetterharter, karker Volksſtamm
ſein muß, der ihm ſtandhält. Als Hafen und
Küſtenbefeſtigung iſt Ceuta für Spanien von
unſchätzbarem Wert.
Von hier fährt die Eiſenbahn in knapp zwei
Stunden durch Cunnels, Steppe und bergiſches
Land, oft dicht am Meer entlang, nach Cetuän.
Man kann auch mit einem der großen
Kraft=
wagen „Ceuta—Canger” reiſen.
Hinter Ceuta hat die Landſchaft drohenden
Charakter, als ob die Menſchen, die ſich ſeit
Jahrhunderten hier würgten, ihr etwas von
ihren wilden Leidenſchaften mitgeteilt hätten.
Auf jeder Anhöhe ſteht ein Wachtturm. Nohe
Stein=Blockhäuſer liegen auf den Hügeln,
hin=
ter Stacheldrahtverhau, düſter und unſagbar
einſam. Nach allen Seiten ſtarren die ſchwarzen
Schießſcharten. Ein Poſten mit aufgepflanztem
Seitengewehr ſchlendert auf und ab. Den
fünf=
zehn Mann Beſatzung mag die Seit der 14 Cage
bis zur Ablöſung oft recht lang werden. Als
Abdel Krim noch Krieg führte, wurden viele
dieſer verlorenen Vorpoſten nächtlich
überrum=
pelt und die kleine Mannſchaft nach
verzweifel=
ter Gegenwehr niedergemacht. Die
Eiſenbahn=
linien und Brücken werden von Feldgendarmen
und Carabineros bewacht. Meiſt zu zweien
ſitzen dieſe robuſten Burſchen
auf ihren raſſigen
Araber=
pferden, den Rücken dem
Schienenſtrang und Meere
zugekehrt, unbeweglich wie
Statuen, und lugen
landein=
wärts nach den Bergen und
Schluchten, von wo der
ge=
fürchtete Erbfeind ſeit
Jahr=
hunderten kam und von wo
er immer wieder kommen
kann.
Durch das Strauchwerk
zieht hie und da ein
ein=
geborener Hirte. Er treibt ſein ärmliches
brau=
nes Nindvieh über die kärgliche Weide.
Lang=
ſam ſtreicht ein großer Naubvogel über die
troſtloſe Steppe. Dann und wann weißgraue
Slecken in dunklem Grün: eine kleine
Schaf=
herde. Der Schäfer liegt, in einen Sack
gewik=
kelt, kaum ſichtbar, in einem Büſchel Schilf.
Ein Crupp hochbeiniger Schweine, ockerrot,
wie das von der Hitze geborſtene Erdreich,
praſſelt mit erſtaunlicher Behendigkeit einen
Steilhang hinab, in eine Mulde, auf eine
küm=
merliche Behauſung zu. Auf der Landſtraße
reitet eine kriegsmäßig ausgerüſtete Kompagnie
Mosche=
im Tetuan
lah‟. Das letztere iſt faſt ſo bunt wie die erſtere.
Beide Naſſen leben in verhältnismäßig gutem
Einvernehmen, denn die Juden waren bei
krie=
geriſchen Konflikten ſtets neutral. Der Handel
iſt vornehmlich in ihren Händen.
Sobald wir in eine der engen Straßen
ein=
dringen, umgibt uns raſchgeſchäftiges Creiben.
Hier ſchleppt ein ſtämmiger Bengel mit rotem
Sez eine ſchwarze Siege auf ſeinen Schultern,
dort zerren zwei andere einen ſtörrigen Hammel
an Schwanz und Hörnern durchs Gedränge.
Weiß=
verſchleierte Frauen mit leuchtendroten Pan=
Tetuan
„Cazadores de Africa”, reitende Jäger, mit
Sack und Pack. Der ſcharfe Steppenwind hat
die Ciere nervös gemacht, und die
ſchwerbepack=
ten Reiter mühen ſich mit den aufgeregten,
aus=
brechenden ſchönen Pferden. Wir überholen einen
langen Sug von 14 Panzerautos, die langſam
landeinwärts ſteuern. Dieſe flüchtige Viſion
gibt dem Gelände tragiſchere Bedeutung. In
einem Getreidefeld ſchneiden ein paar
Einge=
borene ſpärliches Korn. Mit der Sichel machen
ſie die tauſendjährige Bewegung ihrer
Vor=
fahren. Der Wald, der früher hier ſtand, iſt
bei den Schlachten und Kämpfen, die ſeit
Jahr=
hunderten ohne Unterlaß hier wüteten,
nieder-
gebrannt worden, um das Nahen des Feindes
zu ſichten und ihm kein Verſteck zu bieten.
toffeln ſchreiten geheimnisvoll vorüber. Ein
alter Nabbiner in ſchlohweißem Bart,
ſchwar=
zem Kaftan und Curban windet ſich langſam
und ernſt durch dieſes Menſchen= und
Cier=
gewimmel. Swei kleine Mädchen in grellgelben
Nöcken, die bis über die Knöchel reichen,
trei=
ben mit drolligen Bewegungen ein paar Schafe
vor ſich her. Die behenden Kinder ſehen aus
wie zwerghafte Frauen. Barfüßige Laſtträger
ſchieben ihre hochbeladenen Eſel durch das
Ge=
wühl. Vermummte Weiber, Naſe und Mund
verhüllt, unter rieſigen Strohhhüten, mit
Waſ=
ſerkübeln, Holzkohlenlaſten, Kiſten, Viehfutter,
Reiſig beladen und Kindern, die in um
Schul=
tern und Bruſt gewundenen Cüchern ſtecken
und auf der Hüfte der Mutter reiten, veran=
Auf der Jagd mit einem ſchönen Buch
Von Heinrich Hauſer.
Swölf Jahre war ich nicht mehr auf dem Gut
meines Großonkels geweſen. Alles war
unver=
ändert, nur die Bäume ſchienen etwas niedriger
geworden, und der Wald war nicht mehr ganz
ſo groß und wild wie damals, als ich 13 Jahre
war, und meine alte Flinte hatte Noſt
bekom=
men. Aber in dem alten Simmer ſtand noch das
Bücherbrett mit den Indianerbüchern, die ich
damals nachts und heimlich geleſen hatte mit
der Lampe unter der Bettdecke, weil die Cür
nicht luftdicht war. Ich ſchlug eines der Bücher
auf und las:
Aus dem Kapitel „Die rote Seder”
„Eine rauhe, ſtarke Stimme rief im reinſten
kaſtilianiſchen Dialekt:
„Wer da?"
„Guter Freund!” antwortete darauf der
Skalpjäger.
Nachdem der Näuber noch ſeinen. Namen
genannt hatte, lud ihn der Unbekannte ein, die
Brücke zu überſchreiten, was er ſich nicht wie=
derholen ließ, ſondern ſogleich den Baumſtamm
betrat, welchen er nach einigen Augenblicken
überſchritten hatte. Die beiden Männer,
augen=
ſcheinlich alte Bekannte, begrüßten ſich auf das
zuvorkommendſte und gingen nach dem Innern
der Höhle. Dieſelbe war weit und hoch und
durch ſenkrecht herabhängende, ungefähr acht
Suß hohe Matten in zehn Gemächer oder
Sel=
len geteilt, von denen je fünf zu beiden Seiten
der Höhle lagen und ungefähr zwanzig Suß
vom Eingang entfernt waren, welcher Naum
zugleich als Küche und Speiſeſaal diente. Ein
natürlicher Korridor zog ſich unter dem Berge
hin und mündete nach vielen Windungen eine
Stunde weiter in eine faſt ganz unzugängliche
Schlucht.
Neun bis an die Sähne bewaffnete Männer
ſaßen ſchweigend und rauchten am Seuer, über
welchem eine große Hirſchkeule briet. Als die
rote Seder eintrat, ſtanden ſie ehrerbietig auf
und eilten auf ihn zu, um ihn zu bewillkommnen.
Die Männer trugen die Kleidung der Jäger
oder Waldläufer. Ihre ſcharfen Güge und ab=
ſtoßenden Geſichtsbildungen, auf welchen ſich
die verworfenen Leidenſchaften ausprägten,
flößten beim geſpenſterhaften Scheine des
Seuers Schrecken und Abſcheu ein. Man erriet
auf den erſten Blick, daß jene Leute, der
Ab=
ſchaum aller Völker der Welt, welche, um der
Strafe für ihre Verbrechen zu entgehen,
ge=
nötigt geweſen, ſich in die Wildnis zu flüchten,
denjenigen eine bittere Feindſ haft geſchworen,
welche ſie aus der menſchlichen Geſellſchaft
aus=
geſtoßen, und ſich — um es kurz zu ſagen —
dem Gewerbe ergeben hatten, das den Piraten
der Prärie eigen iſt.”
Ich las und las. Wie ſpät war es
eigent=
lich? Drei Uhr. Die Nacht war zwar noch
ſchwarz, hatte aber an Dichtigkeit verloren; ich
ſpürte an der Kälte, daß es Morgen war.
Natürlich hatte man das Haus verriegelt und
verſchloſſen, und ich hatte den Schlüſſel nicht.
Alle Fenſter hatten große bauchige Gitter mit
einer Art Lanzenſpitzen oben. Das war für
mich nicht ſo ſchlimm wie für den Hund, den ich
mitnehmen wollte auf meine Jagd. Auch er
wollte und kannte die Umſtände der Haustür ſo
gut wie ich. Das Fenſter ſtand jetzt offen. Ich
klopfte mit der Hand aufs Fenſterbrett, der
Hund verſtand und ſprang mit einem Satz her=
ſchaulichen die Fronſtellung des Weibes. Solche
Laſten werden hier nur dem Eſel aufgebürdet
und der Frau. Suweilen klammert ſich ein
klei=
nes Mädchen an den Nock der Mutter. Es
trägt bereits das kleinſte Brüderchen in einem
Cuch auf dem Rücken, während die größeren
Brüder auf der Gaſſe herumſtrolchen und ſich
mit anderen Jungen um ein paar Kupfermünzen
balgen. Vor einer Ceeſtube, wo grüner Cee
mit Pfefferminz parfümiert getrunken wird,
und wo mauriſche Kellner dem Gaſt die kleine
Pfeife anrauchen, ſteht ein blinder Neger. Er
ſpielt auf einer Art Banſo mit zwei Saiten.
Er iſt das Bild tiefſter Armut. Ein zerlumpter
Sack iſt ſeine ganze Kleidung. Er iſt blind,
allein, aber unbekümmert und ſorglos=luſtig. Er
ſingt mit gutturalen Lauten kurze Soten.
In einer Anzahl Straßen und auf
weinüber=
rankten, ſchattigen Plätzen ſind Märkte. Hier
wird alles ver= und gekauft, was ein Maure
ſich wünſchen kann. Bäuerinnen unter den
typi=
ſchen rieſigen Strohhüten mit den
hochgeſchnür=
ten Nändern bieten rundes Schwarzbrot feil.
Daneben kauert ein Fruchthändler mit Orangen
und Datteln. Ein anderer verkauft Cöpfe,
Seilerwaren, Meſſingbetten, die ſehr beliebt
ſind, Ceppiche oder Waffen. Getreidehändler
ſchütten Korn in weite Körbe. Sünverzuckerte
Kuchen, die von Fett triefen, finden reißenden
Abſatz. Man handelt alte und reue Sachen.
Dieſe feilſchenden Märkte mit der ſtänd;
wech=
ſelnden bunten Menge, vom hellſten Arabertyp
vornehmer Erſcheinung bis zu dem dunkelſten
Sudanneger verſetzen uns in eine Ieltſame,
berückende Welt. Die Gaſſe mit den
Leder=
arbeitern und geſchickten Handwerkern, die in
winzigen Holzbuden ihre ſchönen zitronengelben
und roten Pantoffeln fertigen, die
buntdurch=
flochtenen Caſchen, die Kiſſen, das Sattelzeug,
die Armbänder uſw., liegt hinter dem großen
Marktplatz unter dem lauſchigen Blätterdach
alter Bäume. Von weitem ſehen die Buden mit
ihrem bunten Farbenſchimmer wie eine
Maler=
kolonie aus.
Ein außerordentliches Ereignis iſt draußen
vor den Stadtmauern eines jener wilden
ferde=
rennen, bei dene die beſten Reiter eine
toll=
kühne „Fantaſia” reiten. Die herrlichen Pferde,
der Rauſch von wehenden Stoffen und Farben
in blendender Sonne zaubert plötzlich den Pomp
und Prunk des Orients vor das entzückt. Auge.
In dieſem Juwel Marokkos, in Cetuän, erſteht
die Märchenwelt von Cauſend und einer Nacht
in der farbenſprühenden Kundgebung des
All=
tags. Wenn man in Ceuta das peinliche Gefühl
nicht loswerden kann, daß ſich dort banalſte
Plattheit europäiſcher Siviliſation am Saume
einer andersgearteten Kultur unter dem Schutze
der Panzerautos breitmacht, ſo fällt dem
auf=
merkſamen Beobachter auf, wie ſtreng ſich hier
noch von der europäiſchen die mauriſche Welt
ſcheidet und ihre Sitten und Gebräuche fanatiſch
zu erhalten ſucht. Adolf Siegler.
auf. Jetzt ſtellte ich mich ſelber auf das Brett,
breitbeinig; hob mit Anſtrengung das zitternde
und leiſe winſelnde Cier an mein Geſicht. Es
tappte mit den Pfoten zwiſchen den
Lanzen=
ſpitzen Wir beide nahmen Kraft und Mut
zu=
ſammen, und mit einem Nuck warf ich ihn über
das Gitter hinaus. Er zappelte einen
Augen=
blick in der Luft und kam mit vorgeſtreckten
Vorderbeinen gut abgefedert unten an. Jetzt
mußte ich mich ſehr beeilen, denn er konnte ſich
ſcheinbar nicht enthalten, ſeine erregten und
freudigen Gefühle laut zu äußern.
Die Schleichwege führten im Sickzack längs
den Wieſen, ſo daß man immer ſehen konnte,
was ſich dort bewegte, ohne ſelber geſehen zu
werden. An manchen Stellen ſtanden Kanzeln;
vier Pfähle, die einen hölzernen Kaſten trugen.
Eine Leiter führte hinauf. In dem Kaſten war
eine Bank, eine Schießſcharte und Stroh, die
Füße warm zu halten. Wenn man auf dem
Abendanſtand ſaß, hörte man die Fledermäuſe
in den Balkenwinkeln raſcheln. Da ſaß man
und bekam ſteife Knochen und wartete auf den
Bock. Aus der Schießſcharte ſtieß der blaue
Pfeifenrauch, er verjagte die Mücken un zeigte
dem Jäger die Windrichtung.
Drei Mädels verdienen
Cankwark Helga.
Helga K. iſt an der „Cechniſchen Hochſchule‟,
immatrikuliert und ſtudiert Maſchinenbaufach.
Nur ein Stipendium ermöglichte ihr dieſen
Wunſch — aber für die Ferien gibt es keine
Stipendiengelder. Alſo muß etwas verdient
werden. Aber wie? Alle Stellen ſind
beſetzt-
durch das Studentenwerk etwas zu bekommen,
hoffnungslos, denn Hunderte ſind vor ihr dran.
Da kommt ihr der Sufall zu Hilfe. Sie wohnt
irgendwo, Hinterhaus 5 Creppen; aber in dem
Vorderhaus iſt eine Auto=
Neparatur=
werkſtatt. Der Meiſter kennt ſie, und der
junge Monteur auch, und dieſer Monteur in
dem verölten Arbeitsanzug wurde zum Retter.
„Fräulein, Sie ſtudieren doch auf Maſchinen,
und mit Autos wiſſen Sie doch auch Beſcheid
— wollen Sie uns nicht aushelfen ?“
Begeiſterte Zuſage. „Viel verdienen werden
Sie nicht, aber ſo fürs Cägliche wird’s langen.
Wir haben draußen eine Cankſtelle, der
Mann iſt plötzlich krank geworden. Hier
kön=
nen wir keinen entbehren, wollen Sie
Cank=
wart werden?”
Und nun iſt Stud. ing. Helga K. ſeit acht
Cagen Cankwart. Füllt Brennſtoff auf, Waſſer,
Luft, wechſelt verruſte Kerzen aus, legt neue
Reifen auf und gibt fachkundigen Nat bei
Pannen. Den ganzen Cag kommt ſie nicht aus
dem blauen Monteurkittel heraus; aber ſie iſt
mit Feuereifer an der Arbeit. Abends iſt ſie
todmüde — aber mächtig ſtolz!
„Werdet ſchlank durch Spbille!”
Sie trägt das Sportabzeichen auf ihrer
Koſtümjacke, hat kurzgeſchnittene, hellblonde
Haare und ſieht aus wie ein Knabe. Den
durch=
trainierten Körper verdankt ſie der „Hochſchule
für Leibesübungen”, wo ſie, die neunzehnjährige
Sybille von H., im zweiten Semeſter
eingeſchrie=
ben iſt. Der letzte Cag vor den
Univerſitäts=
ferien brachte ihr einen Brief von Verwandten
aus Pommern. Sybille wurde aufgefordert, in
den Ferien gegen freie Koſt und Logis auf dem
Gut der Verwandten den Kindern
Curnſtun=
den zu geben.
Sybille aber baute den Plan aus: Nicht nur
die Kinder — auch die Erwachſenen
ſoll=
ten die Segnungen von Körperkultur und Sport
kennen lernen. Nun iſt Sybille in Pommern, hat
von den umliegenden Gütern ungefähr 20
Schü=
ler, die ſich alle bei ihr auf die Prüfung zur
Erringung des Sportabzeichens eintrainieren
laſſen. Da wird geſprungen, gelaufen,
gewan=
dert und geſchwommen. Sybille bleibt im
Crai=
ning, und ihr Kapital von 50 Pfg., mit dem ſie
in die Ferien ging, hat inzwiſchen erfreulichen
Suwachs bekommen.
Elifabeth die „Vierke‟.
„Warum die Vierte?” fragte ich das erſetzt. In höhere Partien als um einen viertel
ſchmale, dunkelhaarige Mädchen, das ſich im „Pfennig trete ich nicht ein — alſo kann der
Speiſeſaal der Studentenhilfe im Berliner Verluſt auch nicht ſo hoch ſein. Mir mächt die
Schloß einen Celler mit Apfelreis geben ließ. Sache Freude, obwohl ſie anſtrengend iſt
Sie lachte: „Ich bin wirklich — nur die eins weiß ich allerdings beſtimmt: im Laufe der
Vierte, nie die Erſte oder die Dritte, das nächſten Seit werde ich freiwillig nicht
gehört zu meinem Beruf. Sch bin nämlich auf Bridge ſpielen — es iſt mir ein bißchen über.
eine ganz komiſche Idee verfallen. Sie wiſſen
doch, ich muß mir meinen Lebensunterhalt ver=
Die Allererſte.
Von Richard Gerlach.
Wir waren etwa dreizehn Jahre alt, Heino
und ich, zwei faule Schüler, die jeden
Nach=
mittag die verſchiedenen Bänke des Soologiſchen
Gartens abſaßen, ein halbes Stündchen vor dem
Löwenkäfig, ein halbes am Ententeich, ein
halbes im Antilopenhaus, philoſophierend und
herrliche Pläne ausſtreuend. Wir ließen uns
von der Sonne braten und rafften uns dann
plötzlich auf, um hinten bei den Wildſchweinen,
wo uns niemand ſtörte, Kugel zu ſtoßen. Ein
Pflaſterſtein diente dazu, Heino ſchwang den
Stein mit der Rechten ebenſoweit wie mit der
Linken, ich blieb einige Meter hinter ſeinen
athletiſchen Leiſtungen zurück. Sch würde nie ein
Weltmeiſter werden, bei ihm war es noch nicht
gewiß. Wenn wir unſeren Stein unter einer
Baumwurzel verſteckt hatten, pflegten wir uns
mit einem ſtolzen Kraftgefühl wieder unter die
Menſchen und Ciere zu begeben, und es konnte
Ich ſuchte mir ein Plätzchen, zog das Buch
aus der Caſche hervor und las weiter, im
auf=
glimmenden Frühlicht:
Aus dem Kapitel „Die ſchwarze Katze‟.
„Als das Lager ſtill war und alles ſchlief,
ſchlich ſich der Jäger behutſam nach der Stelle,
wo der Gefangene gebunden am Boden lag.
Dieſer ſah ihn kommen und heftete ſofort ſeine
kleinen grauen Augen mit ſeltſamem Ausdruck
auf ihn. Der Jäger durchſchnitt, nachdem er
ſich überzeugt hatte, daß ihn niemand belauſche,
ſchweigend ſeine Feſſeln. Der Apache ſprang
wie ein Jaguar in die Höhe, fiel aber ſogleich
wieder auf den Boden zurück, da die Stricke,
mit welchen man ihn gebunden hatte, ſo feſt
gezogen war, daß ſie ihm ins Fleiſch eindrangen.
„Mein Bruder ſei vorſichtig,” flüſterte der
Weiße leiſe, „ich will ihn retten.”
Mit dieſen Worten ergriff er ſeine
Feld=
flaſche und goß einige Cropfen Branntwein auf
die dünnen Lippen des Häuptlings, der nach und
nach wieder zu ſich kam und endlich wieder
auf=
recht ſtehen konnte.
„Warum will mich der bleiche Jäger retten?”
fragte er mit heiſerer Stimme.
ſich ihr tägliches Brot!
dienen — und jetzt in den Univerſitätsſerien
habe ich Seit genug dazu. Sch ſtudiere
Mathe=
matik, ſtehe kurz vor dem Staatsexamen. Mein
Kommilitone Peter M. hat mich auf die Idee
der Vierten” gebracht. Peter war nämlich im
Winter „Vierzehnter”
Mein Geſicht wird immer fragender. Da
packt ſie ihr Geheimnis aus. „Sehen Sie, der
Peter war nämlich im Winter auf die Idee
ge=
kommen, ſich mit „Lückenbüßen” Geld zu
verdienen. Es gibt hier ein Inſtitut, wo man
alles leihen kann, vom Celler und Ciſchtuch
an bis zum vierzehnten Gaſt”. Ja, viele
aber=
gläubiſche Leute ſetzen ſich doch nicht gern
zu Dreizehn an den Ciſch — da wird eben der
Vierzehnte bei dem Inſtitut beſtellt. Sie
lachen — aber es iſt wirklich ſo. Was Peter
kann, das kann ich auch. Geſelligkeit gibt es ja
jetzt kaum, außerdem lädt man ja auch lieber
einen Herrn ein, als eine Dame — aber wie oft
wollen Leute Bridge ſpielen, und es fehlt
der „vierte Mann”! Ich habe mich alſo mit
einem mir bekannten Bridge=Klub in
Verbin=
dung geſetzt — und man hat mich als „Vierte‟
engagiert. Ich muß dort immer zur Verfügung
ſtehen, wenn einer in der Partie fehlt, dann
ſpringe ich auf Gebot der Klubleiterin ein. Ich
bin alſo bezahlter Lückenbüßer!” Sie löffelt
ihren Neisbrei.
„Und dabei verdient man etwas?”
„Ich bekomme ein kleines Caſchengeld
außerdem bin ich ja auch am Spielgewinn
beteiligt, Spielverluſte werden mir vom Klub
aber augenblicklich bin ich froh und dankbar,
daß ich „Eliſabeth die Vierte” ſein kann!”
vorkommen, daß wir einen Dauerlauf von fünf
Kilometer durch den Wald anſchloſſen.
Es war an dem Cage, als ich Heinos Nekord
erreichte — auch ich brachte es auf
zweiund=
dreißig Meter — als wir mit vereinigten
Hoch=
gefühlen unter die langſamen Spaziergänger
zurückkehrten. Eben hatten wir uns
verachtungs=
voll über die vielen hängenden Schultern und
ſchlürfenden Schritte ausgeſprochen, da hielt
Heino mich am Aermel feſt und flüſterte:
„Ein fabelhaftes Weib ..."
Ich war überraſcht, denn ich war dieſe
Sprache nicht von ihm gewöhnt. Am
Bären=
zwinger ſtand ein Mädchen in unſerem Alter,
einen kleinen Jungen an der Hand. Sie lachten
beide, weil der Bär ſich aufgerichtet hatte und
mit der Catze um Futter bettelte, während ſeine
Stimme weinerlich brummte. Ich hätte das kleine
Mädchen nicht geſehen, wenn der Freund mich
nicht aufmerkſam gemacht hätte. Jetzt ſtrichen
wir zum Bärenkäfig hin und begannen ebenfalls
ulachen. Der Bär ſchien ſich dadurch in ſeiner
Ehre verletzt zu fühlen, denn er langte plötzlich
„Weil mein Bruder eine großer Krieger bei
ſeinem Volke iſt,” antwortete Valentin, ohne
ſich zu beſinnen, und er daher nicht ſterben ſollz
er iſt frei.”
Der Jäger nahm die Flinte, den Köcher von
Pantherfell und den Bogen des Häuptlings,
ſowie ſein Meſſer, welches er mitgebracht hatte,
und reichte ſie ihm.
Der Indianer griff nach ſeinen Waffen.
Seine Glieder zittern krampfhaft; denn die
Freude ſiegte über den indianiſchen Gleichmut.
Der Mann, der ſo oft dem Code kühn ins
An=
geſicht geblickt hatte, und der eben jetzt noch,
ohne mit den Wimpern zu zucken, grauſamen
Martern entgegengeſehen hatte, war von der
edlen Handlungsweiſe des Jägers aufs höchſte
ergriffen. Sein hartes Herz ſchmolz ihm im
Buſen und eine Cräne, wahrſcheinlich die erſte,
welche er ſeit ſeiner Kindheit je vergoſſen,
be=
feuchtete ſeine brennenden Augen und ein
er=
ſtickter Seufzer entrang ſich ſeiner Bruſt.
„Ich danke!” ſagte er in kurzen, abgeriſſenen
Cönen, ſobald er imſtande war, ein Wort über
die Lippen zu bringen, „ich danke! Mein
Bru=
der iſt gut; er hat einen Freund!”
Ein Schweigen von w nigen Minuten folgte
gun, während welchem ſich die zwei Männer
aufgebracht mit den Pranken heraus und brüllte
uns wütend an. Der kleine Junge bekam vor
Schreck Cränen in die Augen und riß die
Schweſter mit fort. Sie aber blickte ſich nach
uns um. Heino ſtieß mich an. Mit ſchlakſigen,
unbeholfenen Bewegungen folgten wir den
beiden. Mir war es eigentlich etwas peinlich,
denn ich wußte nicht, was wir ſagen ſollten.
So trieben wir ins Affenhaus. Hier war
nun freilich Gelegenheit, uns in günſtigem Lichte
zeigen, denn die Affen kannten wir alle, und
ſie kannten uns auch. Lulu, die Mohrenmangabe,
wetzte ſofort vom Baum herab, ſetzte ſich auf
meine durch das Gitter geſtreckte Hand und
wiegte ſich hin und her, indem ſie mich aus
ihren guten braunen Augen zärtlich anſchaute.
Der kleine Junge lachte. Heino lockte das
Weibchen des Bärenpavians herunter und
be=
gann, ihr m: Lippenſchnalzern auf Pavianart
Freundlichkeiten ins Ohr zu ſagen, worauf
plötz=
lich mit Wutgeheul und gefletſchtem Gebiß der
alte Pavian herunterſtürzte.
„Er iſt eiferſüchtig”, ſagte Heino zu dem
Mädchen.
„Ach, wie komiſch”, lächelte ſie.
Somit war das Geſpräch angeknüpft, und
wir begleiteten ſie hinaus, indem wir uns
über=
eifrig beide zugleich auf die Cür warfen, um ſie
aufzureißen.
Unſer gemeinſamer Spaziergang dauerte nur
einige Minuten; wir unterhielten uns über die
Hähmbarkeit wilder Ciere, wenn ich nicht irre.
Der Bruder ſagte Käthe zu ihr. Am Cor
ver=
abſchiedeten wir uns mit zwei tiefen
Ver=
beugungen.
„Nun, wie gefällt ſie dir?” fragte mich
Heino.
„Sie iſt wirklich ſehr zierlich”, antwortete
ich zerſtreut.
Ich malte mir jeden Abend vor dem
Ein=
ſchlafen ihr Geſicht aus, und auf allen
Löſch=
blättern meiner Hefte ſtand viele Male „Käthe‟,
ohne daß ich mich erinnern konnte, wann ich es
geſchrieben hätte.
An einem der nächſten Cage traf ich ſie allein
im Soologiſchen Garten. Sie kam gleich auf mich
zugelaufen. Ich war etwas befangen, aber ſie
erzählte, ſie wäre ſchon dreimal hier geweſen in
der Swiſchenzeit und habe mich nie getroffen.
Wir gingen wieder von Käfig zu Käfig, aber ich
zeigte meine Künſte nun nicht mehr. Die
Papa=
geien ſträubten die Hauben und nickten mit den
Köpfen, als ſie mich ſahen, aber ich ſtreichelte
ſie nur gedankenlos.
Das Buch, Freund und
Swei lateiniſche, geflügelte Worte ſind um
das Buch geprägt. Das eine von linius dem
Jüngeren „kein Buch iſt ſo ſchlecht, daß es nicht
in irgendeiner Beziehung nütze”, das andere
„Bücher haben Schickſale” ſoll von
Ceren=
tianus Maurus ſtammen.
Das Geſchick der Bücher iſt ſo vielgeſtaltig
wie das der Menſchen. Auch ſie erleben einen
Aufſtieg, Höhepunkt und Abſtieg. Oft wandert
ein Buch kurz nach ſeiner Geburt von Hand zu
Hand, es wird geprieſen und in den Himmel
ge=
hoben, um nach nicht allzulanger Seit im
Buch=
verſchleiß zu enden. Um ſolch’ Schickſal zu
er=
leben, braucht ein Buch durchaus nicht ſchlecht
zu ſein. Je aktueller es iſt, je raſcher wird es
von unſerer ſchnellebigen Seit auf ein totes
Ge=
leiſe abgeſtoßen. Auch ein ſchlechtes Buch kann
nützen, als Maßſtab für ein beſſeres. Gut und
aufmerkſam beträchteten. Endlich nahm der
Apachenhäuptling wieder das Wort:
„Will mir mein Bruder ſeine Feldflaſche
leihen?” ſagte er.
Der Jäger nahm ſie und überreichte ſie ihm.
Der Apache ſetzte ſie haſtig an die Lippen, tat
einen Sug und gab ſie dem Jäger wieder zurück.
Hierauf neigte er ſich vom Pferde aus zu ihm
herab, legte ihm beide Hände auf die Schultern
und küßte ihn auf die Lippen, wobei er dem
Franzoſen einen Ceil des Getränkes einflößte,
welches er im Munde behalten hatte. In den
Prärien des Far Weſt wird durch dieſe
Sitte eine Art geheimnisvoller Gemeinſchaft
begründet; es iſt der größte
Freundſchaftsbe-
weis, welchen ſich ein Mann dem anderen geben
kann. Wenn ſich zwei Männer einmal auf dieſe
Weiſe geküßt haben, ſo gehören ſie einander
unwiderruflich an, und nur der Cod kann ſie
trennen, und ſie ſind genötigt, einander zu jeder
Seit und unter allen Umſtänden beizuſtehen.”
Ich las und las. Die Wieſen deckten ſich
weiß. Die Morgennebel ſtanden über dem Gras
wie eine dicke Daunendecke, die der Frühwind
lüften ſoll. Die Wolken am Horizont färbten
ſich zart wie die Apfelblüten, ſie ſtiegen immer
höher, als ſpannte ſich ein ungeheurer Bogen,
Es wurde ſpäter, und in der Dämmerung
gingen wir dann durch den Wald nach Hauſe.
Sie wohnte in demſelben Viertel wie ich. Wir
ſprachen ſehr gebildet und altklug miteinander,
aber dann verſtummte das Geſpräch allmählich.
Käthe ſchien auf etwas zu warten. So hakte ich
ſie unter.
Ich war noch nie mit einem Mädchen
ge=
gangen, aber ich redete mir vor, daß es dazu
gehöre, ſie zu küſſen. Ach, wie ſollte ich es
an=
fangen? Jetzt würde der Wald gleich zu Ende
ſein, und auf der Straße war keine Möglichkeit
mehr. Mir war ſehr elend zumute. Aber nun
päckte ich ſie einfach und küßte ſie auf den
Mund. Sie aber zog die Lippen ſo auseinander,
daß ich eigentlich nur die Sähne küßte.
Sie ſtand ganz ſtill, ſie hatte darauf gewartet,
ihre Freundinnen hatten gewiß davon erzählt,
daß es etwas Großartiges ſei, und daß es dazu
gehöre.
Ich hatte nur Angſt, daß ich etwas verkehrt
machte. Nun löſte ſie ſich ſanft, legte ihre Haare
zurecht, und dann gingen wir weiter.
Auf der Straße ſprachen wir noch über die
alltäglichſten Dinge. Sie erzählte mir, ſie zöge
täglich reine Strümpfe an, und das war gewiß
ſehr fein".
An einer Ecke blieb ſie plötzlich ſtehen und
ſprach: „Wir dürfen uns nicht wiederſehen.”
Das mußte ſie irgendwo geleſen haben, es
paßte doch gar nicht auf uns, ich wollte etwas
entgegnen, aber ſie reichte mir nur ſchnell die
Hand.
Wenn wir uns fortan begegneten, taten wir
errötend, als kannten wir uns nicht.
Gefährte des Menſchen.
ſchlecht ſind keine, feſtſtehenden Begriffe. Der
geiſtigen Veranlagung, dem Bildungsgrad des
Leſers entſpricht ſein Werturteil über ein Buch.
Man kann von einer Wandlung des
Ge=
ſchmacks in der Wandlung der Seit ſprechen,
jede Kunſtform iſt ihr unterworfen. Nur
Meiſterwerke haben Ewigkeitswert. Neine
Unterhaltungslektüre trägt den Stempel der
Vergänglichkeit.
Unſere Seit, die beſtrebt iſt, zu typiſieren,
bringt die Unmenge geiſtiger Produktion, die
durch die Druckerpreſſe in Suchform
feſtgehal=
ten wird, auf Hauptnenner. Wir unterſcheiden
vielerlei Buchtypen. — Das Buch begleitet den
Menſchen auf ſeiner Lebensreiſe. In der
Kin=
derſtube lehrt ihn das Bilderbuch die Umwelt
kennen. Es wird vom Schulbuch und
Märchen=
buch abgelöſt. Die Bibel, das Buch der Bücher,
iſt ihm Gefährte von der Jugend über die
Reifezeit bis zur Endſtation. Je nach ſeiner
Veranlagung wird er unter wiſſenſchaftlichem,
dichteriſchem und Unterhaltungsleſeſtoff Sreunde
finden, Freunde, denen er oft bis zum
Lebens=
ſchluß die Treue hält. Oberflächliche Menſchen
werden ſich nur leichte Bücher wählen, während
tiefſchürfende Naturen ſich in „Senker” (
No=
valis) vergraben. Auch gibt es Bücher, die uns
mit dem Leben verſöhnen, weil aus ihnen jener
befreiende, abgeklärte Humor ſpricht, der unter
Cränen lächelt.
Für die meiſten Menſchen bedeutet das Buch
eine Seierſtunde. Oftmals vermag es uns aus
dem grauen Alltag hinauszuführen auf einen
hohen Berg, von dem aus wir alle Herrlichkeit
der Welt erblicken.
Mala Birth.
aus dem die Sonne Strahlen hervorſchießen
konnte.
Das Wild zog in den Wald, es wurde zu naß
in den Wieſen. Ich ſah die wippenden Köpfe
der Nehe durch den Nebel ziehen, ſchräg an
mir vorbei, der ich regungslos ſtand wie ein
Baum; ihre weißen Spiegel verſchwanden
zwi=
ſchen den Bäumen. Es war faſt komiſch, wie
ſie ſich zurückzogen, ungeheuer vorſichtig,
mimo=
ſenhaft empfindlich für den Menſchenblick, für
die Näſſe und für das Sonnenlicht. Ihre
Pan=
ſen waren dick gefreſſen von der Leckerei des
jungen Graſes. Nur der Bock fühlte ſich ſtark
und brach das Gras wie Wellen mit ſeiner
tie=
fen Bruſt.
Ich hockte hinter einem Schirm verwelkter
Sweige; die erſten Sonnenſtrahlen blendeten
meine Augen. Wir warteten auf Wärme, der
Hund und ich. Er legte ſich auf meine Füße, um
mich deutlich auf ſeine Anweſenheit
aufmerk=
ſam zu machen. Er hechelte, ließ etwas
Spei=
chel fallen; in ſeinen Augen und in den Falten
um die Schnauze herum war ein verdächtiger
Sug von Spott: „Odiot, warum haſt du
eigentlich nicht geſchoſſen?
Ja, warum hatte ich eigentlich nicht
ge=
ſchoſſen?
Sunndags Noochmiddags=Bedrachdunge
Soooche, däre Katz weer alſo aach geſtraat,
un mir hawwe alſo en neie Staatsbräſendend.
Un wie ich am letztemol ſchun vorausgeſagt
hab, en geborene Heſſi. Sogar en
Owwer=
heß!
Un wann ich do emol ausnamsweis die
Betonung uff däß Wort „Owwer” lege dhu, ſo
därf mer däß net verwexele, mit dene
hoch=
nowele Dienſtbezeichnunge, wie ſe ſo nooch em
Krieg gang un gäwe ſin worn, wo mer gornet
ſchnell genuch die aldehrwirdiche Diddel hott
abſchaffe kenne, un hott dodefor de Herr
Owwer” ageſchafft dorch alle Kaddeſchorie. —
Naa, däß hott mit dem gornix zu dhu, dann
Owwerheß, däß kann mer net wärrn, däß
muß mer ſei, nemlich vun Geburt aus.
Jawollche!
No, un ich hoff, daß mer däß die
Stacke=
borjer, un die Rheiheſſe net weiders iwwel
nemme, wann ich do e bische ſtolz druff bin,
daß mer grad en Owwerheß zum
Staats=
bräſendend krickt hawwe. Mer muß mir däß
emol ausnahmsweis zugud halte, indem
nem=
lich aach in meine Adern Owwerheſſer Blut
rolle dhut. No, un mer ſegt jo net
ver=
gäwens: „Owwrheſſer Blout eas kag
Boad’r=
milch!”
Freilich, mei Endebärzelſen, was bekanntlich
mei Freundin is die hott nadierlich wäje däre
Staatsbräſſendendewahl allerhand Bedenke
ge=
hatt, nemlich weil ſe ausgerechnet uff de
drei=
zehnte März gefalle is. — Awwer däß hott
äwenfalls ſei Bewandnis un beweiſt doch
bloß, daß mer bei däre allgemeine
Märzaus=
märzerei aach zu gleicher Zeit den alde
Awwerglaawe un Irrwahn ausmärze will ...
Un wann gar mei Endebärzelſen die
Be=
färchdung geaißert hott, 8 weer am End net
ausgeſchloſſe daß mer bei däre allgemeine
Aus=
märzerei aus Verſähe aach den Friehling
verwiſche kennt, un kennten haamſchicke, odder
gar in Schutzhaft nemme, ſo befind ſe ſich in
dem Fall ganz beſtimmt uff m Holzwähk.
Ganz im Gäjedaal, aach was däß bedrifft, kann
mer ſage: der Bann is gebroche, nun armes
Härze ſei nicht bang, nun muß ſich alles, alles
wenden. —
Dohärngäje kann mer ehnder ſage, daß ſich
der Winder nooch „beriehmte‟ Muſter
recht=
zeidig aus de Aeſt, un iwwer die Grenz in
Sicherheit gebracht hott. — Jedenfalls kenne
odder miſſe unſer winderhadde Winderſportler,
un unſer winderſportliche Mägdulein un
Weib=
lein ſich damit abfinne, daß es for’s erſte emol
aus is mit dene ſportliche Winderfreide. Un ſie
kenne jetzt emol for=e Weil ihr Schiehbretter
als Biejelbredder benitze.
Freilich, ich verſteh däß jo vollkumme, daß
die junge Leit, un die annern, wo ſich noch
jung vorkumme, un uff lange Bretter
rum=
ruttſche mechte, daß die dißjohr net uff ihr
Koſte kumme ſin, wenichſtens net bei uns
de=
haam im Heſſelendche, indem nemlich mit dem
Schnee nix los war. Däß bische, wo ſo uff de
Neukärcher Höh, vdder uffm Katzebuggel —
vun de Ludwichsheeh, un m Frankenſtaa
gor=
net zu redde — rumgeläje hott, däß hott mer
gut mitm Subbeleffel zuſammenkratze kenne,
un do hotts kaum en Kaffeedibbe voll gäwwe.
Un do kann ich, im vabeigeh geſagt, unſerm
heſſiſche Verkehrsverband, un diddo desgleichen
unſerm Darmſtädter Verkehrsverein en große
Vorworf net erſparn. Do redd mer als, un red
mer als, was mer dhu kennt, um die Fremde
ins Heſſelendche erei zu locke, un dodobei
fahrn ehnder die Eiheimiſche aus em Lendche
enaus.
Alſo ſtatts daß mer hergange weer, un hett
beiſpielsmeßich aus de Schweiz e paar
Gieder=
wage voll Schnee kumme loſſe, un hett den zu
zifiele Preiſe an die verſchiedene
Winderſport=
vereine abgäwwe, ſtatt dem hott mer ehnder
die Schieſportler noch druffhie gewiſſe, wo ſe
billig in de Schweiz odder in Tyrol ihrm
Ge=
luſte fröhne kenne.
No, un was dohärngäje wiederum unſer
„Heag” bedrifft, die is jo bekanntlich for jed
Wreechung dankbar, die wo ihr ſo geläjendlich
aus Publigummskreiſe zugeh dhut.
Däſſent=
wäje mecht ich ihr beſcheidenerweis de
Vor=
ſchlag mache kimfdich net die Darmſtädter
Winderſportler in de Schwarzwald zu fahrn,
ſundern afach mit=ere elektriſche Schneemaſchien
ſälbſt ſoviel Schne zu fawriziern, als nedich.
un den in e paar Ahengerwage, mitſamſt dene
Winderſportler, uff. die Neukärcher Heeh. zu
dranspordiern. Uff die Art bleibt wenichſtens
es Gäld im Land —
No alſo wie geſagt, däß ſin e paar
Vor=
ſchleech for de nechſte Winder, im Fall der, ganz
widder Erwadde, äwenfalls ſo mau ausfalle
ſollt, wie diß Johr. — Was dohärngäje den
Friehling bedrifft, wäje dem brauche mer
uns kaa Gedanke zu mache, der is, ſolang mir’s
denkt, noch kaa Johr ausgebliwwe, un aach an
kaan Rechierungswexel gebunne. Un net nor
mir gewehnliche Dorchſchnittsmenſche ſundern
gaach unſer hoche Rechierunge, un Wärtſchaftler
kennte allerhand vunem lärne. — Freilich, der
Friehling kann ſich aach uff ſei Leit un ſei
Helfeshelfer verloſſe. 8 is net wie bei uns, wo
der gane „Hü” will, un der anner „Hott”, un
wo der aane bei däre ewiche Akurwlerei emol
ſorum, un der anner emol ſorum dreht. un
wo mer ſich dann aach noch wunnert, wanns
hinnenooch ſchief geht ..
Naa, beim Friehling geht alles ſein
geord=
nete un wohliwwerlegte Gang, un die „
Ver=
waldungsarweit” is nor uffs
allernod=
wennichſte beſchrenkt. Do gibt’s kaa
Arweits=
un kaa Wohlfahrtsemter, un kag
Konjunktur=
forſchungsinſtidude —
— Do hott jeder un
jedes ſein beſtimmte Arweitsblatz, un kaans is
neidich uff m annern ſei Dädichkeid. Do gibt’s
kaa Bedriebsrät un kaan Streik. Mer waaß
genau, was gebraucht wärd, un was mer vun
vornerei als „Abmangel” in Rächnung ſtelle
muß —
Freilich, 18 is äwe alle Johr „desſällwe in
Grie”. — 3 wärrn aach kaa Experimende
ge=
macht, un drotzdem hott ſich der Friehling noch
nie iwwerlebt, ſundern alles, was er bringt, is
immer widder nei, un ſchee, un gud, un
herr=
lich wie am erſte Dag.
Wie geſagt, vum Friehling kennte mir
Menſche viel lärne, ſowohl die Rechierer, wie
die Rechierte, un die Wärtſchaftler, wie die
Verwärtſchaftler ...
Awwer ſei dem jetzt, wie em mag,
jeden=
falls geht äwwe emol e großer, neier
Frieh=
lingsglaawe dorch’s deitſche Volk, un die
deitſche Lande. Un wann ich do, meiner
Ge=
wohnheit gemeß, aach e bische dibbſche mecht,
weil jo bekanntlich net alle Bliedendräume
reife, ſo mecht ich drotzdem ſage: nun armes
Härze ſei net bang, nun muß ſich alles, alles
wenden — —
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Ich waaß zwar
net ob unſer Herr Owwerowwer ſchun ſein
Beſuch gemacht hott, bei unſerm Herr
Staats=
bräſſendend, jedenfalls, geſagt hott er mer nis
devo. Noja, mir hawwe uns jo aach ſeit Jahr
un Dag net mehr geſähe, 8 hott äwe jedes
mit ſich ſo ſei Laſt, daß es kaum noch zu=eme
gemiedliche Schwätz kimmt. Awwer wie geſagt,
wann mer unſer Owwerowwer, was geſagt
hett, wer ich mitgange zu dem Atrittsbeſuch.
Däß weer dann in aam uffweſche hiegange.
Allaans mag ich nadierlich net hiegeh. Dann
unſer Herr Statsbräſſendend, hott äwe
Wich=
dicheres zu dhu, als nor im aam fort Beſuche
zu embfange. Awwer ich denk, es wärd ſich
bei=eme Kobbche Kaffe ſchun emol die
Ge=
läjenheit biede, daß aach ich als
großherzoglich=
freiſtaatliche Neehdern ihm mei Winſch an’s
Härz leeche kann. Jedenfalls is mer ſchun emol
en Haubſtaa vum Härz gefalle, indem de Herr
Staatsbräſſendend unſerm Schäff=Redackteer
verſichert hott, daß er ſich unner alle Umſtend
for die Erhaldung vun unſerm heſſiſche
Volks=
ſtamm eiſetze will, un ſomit aach for unſer
Vadderſtadt, un daß alſo die Frankforter ſich
nor emol kag große Roſiene in Kobb ſetze ſolle,
So ſchnell ſchieße die Preiſe dann doch net,
un daß die Heſſe net ſo ſchnell ſchieße, däß
waaß mer jo noch vun anno ſexunſächzig her:
Alſo die Beruhigung hab ich emol, s
Wei=
dere wärd ſich finne
Bei all dem wolle mer awwer drotzdem als
Deitſche in aller Nod zuſammehalte. Un däß
kenne mer net beſſer zeiche, als daß mer aach
Obfer bringe for die ſchwerbedroffene
Be=
völkerung bei dem Neukärcher
Exbloſions=
unglick. Bei unſere Zeidung liggt e Liſt uff. wo
mer uns eidrage un eibezahle kenne, 8 wärd
aach die klennſt Gab agenumme. Un wann aach
mancher Verluſt net mehr gut zu mache is, wo
die un die Familie valleicht e Liewes verlorn
hott, ſo gibt’s doch noch genug Nod zu lindern.
Un was kann aam iwwer die ſchwere un ernſte
Zeide beſſer ewäck hälfe, als Gudes dhu
un net miede wärrn!.
Küchenzettel vom 20.—26. März 1933.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Hühnerbrühe mit Reis (
Reſtever=
wendung) Bratwurſt, Rotkraut, Kartoffeln.
Dienstag: Zwiebelſuppe
Grünkernſchnit=
ten, Tomatentunke Kartoffeln.
Mittwoch: „Gerſtenſuppe, ſaure, Nieren,
Spätzle.
Donnerstag: Brotſuppe, gebackene
Kalbs=
haxen mit Kartoffelſalat.
Freitag: Rheiniſche Suppe T. Fiſch im
Dampf, Kaperntunke, Kartoffeln.
Samstag: Linſenſuppe mit Würſtchen.
Vanille=Flammerie mit Fruchttunke.
Sonntag: Grünkernſuppe m. Markklößchen.
Sauerbraten, Kartoffelklöße. Igel.*)
*) Fgel. 100 Gr. Löffelbiskuit oder
Schei=
ben von einfachem Biskuit. Zur Creme: 9
Eßl. Staubzucker, 150 Gr. Butter, 3 Eigelb,
6 Eßl. Kaffee (von 50 Gr. Bohnen). —
Man=
deln zum Spicken, 2 Löffel Zucker zum Bräunen.
Die Butter ſchaumig rühren, abwechſelnd
Ei=
gelb, geſiebter Zucker und der warme Kaffee
dazurühren. Die Biskuits auf der Unterſeite
mit Creme beſtreichen und zu der Form eines
Igels (oder Würfels) zuſammenſetzen. Dann
beſtreicht man die Oberfläche mit Ereme,
ſo, daß ſie ganz bedeckt iſt, und ſtellt den
Igel kalt. Die Mandeln brühen, abziehen, in
Streifen ſchneiden, auf ein Backblech legen, mit
Zucker beſtreuen und im Ofen backen. Oder
den Zucker bräunen, die Mandeln mit den
breiten Seiten hineintauchen, und auf ein
der Igel geſpickt und bis zum Gebpauch wieder
Igel geſpickt und bis zum Gebrauch wieder
kalt geſtellt.
Nummer 5.
Partie Nr. 30.
Am 18. Dezember 1932 in einem Bereinswettkampf i
Amſterbam geſpielt.
Abgelehntes Damengambit.
Schwane=
Weiß:
A. Speher.
Dr. M. Euwpe.
zne9
1. d2—34
ef—8
2. 69—o4
Keß—fg
8. Sg1—43
efe6
4. 8b1—s
8bs—a7
be8-es
6. If1—48
Tf8—d8
Te7 iſt ſtärker, denn nach dem folgenden Vorſtoß braucht
Schwarz nur einmal (mit dem Bauern) auf e4 zu ſchlagen, wenn
kein Läufer auf d8 ſteht.
7.e3—g4!
Rochiert Weiß erſt, fo kann Schwarz nach 7. 0—0, 0—0 8.04
auch 45 s o4 ſpielen.
„.
(r4
swo 24
8. 8a5 2A
2. Ja3 F04
807—4
10.I94-8
fdé—b4 4
11. Tel—d2
1b4x 424
12. D41 * 42
bn.58
Trotz des weitgehenden Abtauſches hat Weiß noch
Eröffnungs=
vortell, wie ein Vergleich der Birkſamkeit der Läufer zeigt.
13.0—0
Te8—hn
14. D42—44
Verhindert die beſte Entwicklung der ſchwarzen Dame (c7).
14....
Da8-er
15.33—41
925
1e. Fu—ch
Dr8—88
17.94—a5
8r6—h5
18. Mk4—e4
Sh5—18
19. De4—34
Sré—15
30 bi4—c
8h5—t6
21. Ta1—a3
Damit kündigt ſich ein gbnigsangriff an. Der Turm ſtrebt
offenbar nach es oder h3. Euwe nutzt die freiere Stellung ſeiner
Figuren ſehr fein aus. Schwarz kann ſich weder mit eß—es noch
mit es —oh befreien.
De7—b4
21...
22. a5—a6
Ibi—8
23. Deß-es
Db4—d6
Da D:b2 an 24. 1:h7 — ſcheitert, hat der Angriffsverſuch auf
banur zu weiterer Entwicklung des weißen Spiels geführt.
24. Sf3—e5!
Teß—e7
Anſcheinend plant Schwarz 847, was jetzt an Dh5 mit
Doppel=
angriff auf k7 und h3 ſcheitert.
h7—h6!
25. Ta3—h8!
Es drohte 26. L.:h7 8:h.7 27. Dh5.
26. De2—13!
Le8 8 a6
Schwarz muß natürlich verhindern, daß er einen Bauern
verliert. Er nimmt ſich für den bedrohten Beß den Baß, aber
Weiß hat höhere Ziele,
Stellung nach dem 26. Zuge von Schwarz:
z b d gh
Der verwandelte März.
Durch Umlegung von ſechs Hölzchen und
Ent=
fernung der beiden Punkte wird der
Frühlings=
monat zum Vogel.
Carl Deubel.
Ein berühmter Gärtner.
Brett. Gang. Land. Ger, Recht, dingen, Mann,
Mund. Biß. Teil, Affe.
Jedem der obigen Wörter iſt eine Silbe
vor=
zuſetzen, ſo daß Hauptwörter entſtehen, deren
Anfangsbuchſtaben einen berühmten
Gärtner=
nennen.
Dam. Ein. Fin. Gir, Her, Im Leu. Nach,
Ro. Rup, Ur.
Carl Deubel.
Was wir uns bald erhoffen.
Geſcheidt, außen, verſchweigen, ſchlecht, oben,
hell. geſellig, alt, weit, deutlich, heiter, beherzt,
rund, himmliſch, billig.
Man ſuche zu obigen Wörtern die Gegenſätze;
ihre Anfangsbuchſtaben ſagen, was wir alle uns
baldigſt erhoffen ..
Carl Deubel.
Das zweite Frühjahrsmoden=
Heft der „Eleganten Welt” iſt ſoeben
erſchienen. Die außerordentlich reichhaltige, im
Umfang verſtärkte Nummer bringt wieder viel
neue Frühjahrsmodelle: Nachmittags= und
Abendkleider, Hüte, Mäntel, Abendjacken,
Schals, Jumper u. v. a. —
Macht der Gewohnheit.
Palindrome.
An Stelle der Punkte ſind Buchſtaben zu
ſetzen, ſo daß 17. Wörter erſcheinen, die vor= und
rückwärts geleſen gleich lauten. Die auf die
ſtarken Punkte fallenden Buchſtaben nennen
einen Spruch.
1. Lebensverhindung, 2. edles Pferd. 3. Teil
des Hauſes, 4. Tier zum reiten, 5. Stützen der
Baukunſt, 6. edler Mann, 7. Männername, 8.
Na=
turerſcheinung, 9. Gegenteil von nie. 10.
Neben=
fluß des Po. 11. Frauenname 12. wohlhabender
Mann, 13. Männername, 14. altes Maß, 15.
Aus=
druck des Widerſpruches, 16. Ortsbezeichnung,
17. babyloniſche Stadt.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel ans Nr. 11.
Magiſche Figur.
1 Abfalom, 2 Salon, 3 Alwin, 4 Lotre.
5 Honneur.
Wer erräts?
An der Leine.
„Was iſt denn das für eine komiſche
Ange=
wohnheit von Dir — an jedem Baume bleibſt
Du ſtehen.”
„Ja, ich denke immer, ich habe meinen Hund
bei mir.”
O dieſe Kriſe!
Vier Leute ſitzen im Café.
Der eine ſeufzt: „Ja, ja, ja!"
Der zweite ſchüttelt den Kopf: „Traurig,
traurig!”“
Der dritte ſtöhnt: „Unglaublich — — ja..
Worauf der vierte empört aufſpringt und
ſchreit: „Wenn Ihr nicht endlich aufhört, von
den Geſchäften zu ſprechen, verlaſſe ich das Lokal!”
Zwei Männer geraten am Stammtiſch über
eine politiſche Streitfrage in Wolle.
„Nur eines kann mich davon abhalten, Sie
einen kahlköpfigen Lügner zu nennen”, ruft der
eine.
„Und was iſt das?‟
„Ihr Schnurrbart!”
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbachdruckeref. Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1. 2389—2392. — —le Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten.
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Er iſt ſicherlich ſehr intereſſant und ſchon die
Tatſache, daß er ſich in ſo vielen Formen, ſo
eigenartigen Materialien und ſo ganz
entzücken=
den Farben präſentiert, iſt vielverſprechend
Und noch eines: er iſt abſolut ungezwungen,
was ſo viel heißen will, als daß es heuer kein
ausgeſprochenes Modediktat gibt, das auf den
Eigenwillen unſerer Damen hemmend einwirken
würde, ſo daß die neuen Frühjahrsentwürfe
phantaſievoll und vielſeitig ſind. Damit iſt
na=
türlich auch ſchon die Gewähr dafür gegeben, daß
nan heuer ſicherlich niemals jene peinliche mo=
neue Mantel?
dies auf die allerverſchiedenſten Arten geſchehen.
Zu den aparteſten Möglichkeiten aber zählt
ſicherlich ein „Matroſen=Capekragen” (Figur 1),
der trotz aller Sachlichkeit ungemein
phantaſie=
voll iſt; der breite Ledergürtel iſt nicht der
ein=
zige Verſchluß, denn man verwendet gerne auch
noch vier große, aus Metall oder Edelholz
ge=
arbeitete „Platten=Knöpfe‟
Große Bedeutung miß, man jenen Mänteln
bei, deren Aermel ausknöpfbar ſind, weil ſie
gleichzeitig ſchon als Umhüllen für die
vorge=
ſchrittene warme Jahreszeit in Frage kommen.
diſche Monotonie des Straßenbildes feſtzuſtellen
haben wird, die bekanntlich ſchon gar manche
Modeſaiſon ungünſtig beeinflußt hat.
Im Prinzip iſt die Silhouette des neuen
Mantels ſchlank und ſchmal; das will aber nicht
heißen, daß er unbedingt ganz gerade gearbeitet
ſein müſſe, denn ſehr viele Modelle bringen
leichtglockige Bewegungen, ohne ſie aber zu
über=
treiben.
Der bauſchige Aermel, der die vergangene
Mode durchaus beherrſchte, iſt offenbar im
Ver=
ſchwinden begriffen (oder zum mindeſten in der
Straßenmode nicht gerne geſehen), was ja auch
ſehr begreiflich iſt, da dieſer Effekt der Haſt des
Alltags keineswegs entſpricht, weil allenfalls
ſehr viel Muße dazu gehört, markante und
auf=
fällige Momente zu interpretieren.
Für die Straße läßt die elegante Frau nur
eine Umhülle gelten, die durch Schnitt und
Farbe wirkt, niemals aber wird ſie eine
Ueber=
triebenheit gutheißen.
Und gerade in dieſem Sinne ſcheint die neue
Mantelmode das zu halten, was man ſich von
ihr verſpricht.
Auch die Garnierungen der neuen Umhüllen
ſind niemals ins Auge fallend. Ab und zu ein
Falteneffekt, eine markante Naht, ein
intereſ=
ſanter Knopf, häufige Verwendung von Paſpeln
und ähnlichen Wirkungen, ein Kontraſteffekt in
der Farbe und vor allen Dingen: vielerlei heller
Aufputz das iſt alles. Niemals ein
krampf=
haft erdachter Beſatz: immer Zwangloſigkeit,
Sachlichkeit, Selbſtverſtändlichkeit.
Dabei aber eine oft ſchneidertechniſch
keines=
wegs einfache Linienführung, deren Wiedergabe
ſehr großes Können erfordert.
Man beachte etwa unſer drittes
Mantel=
modell, bei dem durch einen höchſt intereſſanten
Schnitt aus einem angedeuteten Cape die
Vor=
dervartie mit den abſtehenden Taſchen entſteht:
ſolche und ähnliche Umhüllen, auf einen Knopf
verſchloſſen und durch helle (auswechſelbare),
Aufſchläge garniert, werben erfolgreich für die
reizvolle Note der kommenden Mode.
Wie graziös, wie ſieghaft in ihren
wirkungs=
ſicheren Kontraſten ſind doch immer wieder
ſchwarze Mäntel mit weißer Garnierung.
Sehen wir uns unſer zweites Bild an: nichts
anderes als ein gerader, eng zum Halſe
abſchlie=
ßender Mantel, der durch eine große Maſche aus
weißem Stoff zuſammengehalten wird. Weiß iſt
auch die geknöpfte „Stulpe” des kelchartigen
„Ueberärmels”
Schon bei dem Cape=Effekt unſeres dritten
Modells konnte man ſehen, daß die Schultern
gelegentlich verbreitert werden. Natürlich kann
Unſer vorletztes und letztes Bild zeigt
deut=
lich, wie man ſich dieſe Idee in der Praxis
vorzuſtellen hat.
Der Mantel iſt ganz gerade, auf zwei große
Knöpfe verſchloſſen. (Vorletzte Skizze.)
Wenn der leicht gebauſchte Aermel
ausge=
knöpfelt und dadurch die (oft dreiviertellange)
Aermelpartie des Kleides ſichtbar wird, iſt der
Eindruck ein vollkommen veränderter und aus
dem frühjahrsmäßigen, ſchlichten Mantel iſt
eine elegante Umhülle für die warme
Jahres=
zeit entſtanden.
Solche Modelle, die die Möglichkeit einer
„Verwandlung” in ſich bergen, ſind natürlich
unſeren Damen ſehr willkommen, da die
„Sparzeit”, in der wir leben, es notwendig
macht, ein und dasſelbe Stück vielen
Gelegen=
heiten dienlich zu machen. (Letztes Bild.)
Nun noch ein paar Worte über die Farbe
der neuen Umhüllen:
Schwarz und dunkelblau gilt als
durch=
greifende Mode für jene, die einen Mantel oft
tragen wollen. Die ſchönen grauen und
beige=
farbenen Stoffe ſind natürlich recht
empfind=
ich, aber wunderſchön.
Willy Ungar.
Sonne vor dem Fenſter — Sonne im Raum!
Die moderne Innenarchitektur fordert
kathe=
goriſch Licht und Sonne für das neue Heim. Es
darf keine düſteren Winkel, keine Staubfänger
geben, alles ſoll klar, leicht faßlich, kurzum:
ſach=
lich ſein.
Ein wichtiges Moment ſind die farbenfrohen
„Blickfänger”, die ſowohl durch keramiſche als
auch hölzerne Plaſtiken, durch die gute
Beſpan=
nung eines Letterbetts oder einer kleineren
Sitzgelegenheit, durch einen kunſtgewerblichen
Teppich uſf. erreicht werden können. Die aller=
Das ſind die letzten Hüte!
tung iſt, ſo wird man verſtehen, daß das
Stu=
dium der Hutmode heuer Konzentration
er=
fordere und ein Kapitel ſei, das nicht flüchtig
behandelt werden kann.
Wir ſagten ſchon früher, daß „für jede
Ge=
legenheit der richtige Hut” der Leitſatz der
neuen Mode ſei, ſo daß es ſicherlich am beſten
iſt, die einzelnen Typen ins Auge zu faſſen,
um das ganze, große Gebiet der Hutmode
voll=
kommen kennen zu lernen.
Beginnen wir alſo mit dem ſportlichen
Hut, der ja nicht nur für Ausflüge, ſondern
auch für den Vormittag in der Stadt beſtimmt
iſt, alſo am häufigſten benötigt wird. In
unſerer Skizze haben wir ein ſolches Modell
an letzter Stelle feſtgehalten. Selbſt ein
flüch=
tiger Blick zeigt, daß der niedere Hutkopf
und der tellerartige Eindruck charakteriſtiſche
Momente der neuen Mode ſeien; eine leichte
Schwingung des Randes iſt trotz vielfach
be=
tonter gerader Krempen beliebt und kleidſam
und die Zuſammenſtellung verſchiedener
Far=
ben ein Effekt, der niemals außer Acht gelaſſen
wird; unſere Figurine ſoll einen Filzhut in
tiefem Mandelgrün darſtellen (eine Farbe, die
faſt zu jeder Modeſchattierung paßt und darum
auch ungemein erfolgreich iſt!), wobei die
Zacken des Hutrandes ein noch dunkler
abge=
töntes Lederband feſthalten, das ſich bei
ſport=
lichen Faſſons ſehr ſchick ausnimmt.
Ganz anders als dieſe verhältnismäßig
ſchlichte Type iſt der Hut der für den
Nachmittag beſtimmt iſt. Er lehnt ſich zwar
einigermaßen an die „Kaſſetten=Modelle” der
Reizend ſind ſie, dieſe vielfältigen Formen,
die der ganzen Aufmachung ſoviel Originalität
und ſolch’ erleſenen Stil und ſo oft auch den
Stempel perſönlicher Note geben.
Längſt weiß die elegante Frau, daß die
Wirkung der Erſcheinung vielfach durch den
Hut beſtimmt werde und darum iſt ſeine Wahl
auch nicht bloß eine Saiſonfrage, ſondern eine
willkommene „Aufgabe”, die einiger
Vorberei=
tung und ſogar eines gewiſſen Studiums
be=
darf.
Früher einmal hatten es ja die Frauen ſehr
leicht, denn ſie trugen ein und denſelben Hut
eine ganze Saiſon lang, und zwar zu allen
Kleidungsſtücken — und man war dadurch aller
Sorgen ledig.
Die Welt iſt aber heute trotz der Ungunſt
der Verhältniſſe ganz entſchieden
anſpruchs=
voller geworden und man hat das Bedürfnis,
zu jeder Art der Aufmachung auch den ganz
geſonderen Hut zu beſitzen.
Um ſo intereſſanter iſt es, die neue
Hut=
mode zu ſtudieren, da ſie begreiflicherweiſe
tauſenderlei Anregungen bietet und eine Fülle
modiſcher Eindrücke vermittelt.
Es war ſchon oft der Fall, daß die Wirkung
eines Hutes aus dem Materiale geholt wurde,
ebenſo häufig aber geſchah es, daß der
beſon=
dere Effekt von der Farbe ausging. Heuer aber
iſt es ganz entſchieden die Form, die als
ausſchlaggebendes Moment zu werten iſt.
Und im Zuſammenhange damit iſt es
ge=
radezu verblüffend, welche Wandlungsfähigkeit
der Frau mit einem Male durch den
Ideen=
reichtum der Hutmode geboten wird.
Wenn man nun in Erwägung zieht, daß
ja neben der Form immerhin auch Farbe und
Material, wenn auch keine dominierende, ſo
doch eine ſehr wichtige Rolle ſpielen und daß
vor allen Dingen die Garnierung von Bedeu=
beliebteſten Farbflecke des modernen Raumes
aber ſind die Polſter.
Als ganz neue Anregung ſind die
ſogenann=
ten „Polſterreihen” aufzufaſſen, worunter man
gleichmäßig große, aber verſchiedenartig
über=
zogene Polſter zu verſtehen hat (meiſt handelt
es ſich um vier Stücke, von denen je zwei und
zwei gleichartig deſſiniert ſind!), die durch ein
etwa handbreites, an die Polſter fixiertes und
an ſeinen beiden Enden verknotetes Band
zu=
ſammengehalten werden. Dieſe „Polſterreihen”
bieten eine ſehr bequeme Rückenſtütze und
ſind ſicherlich ein nicht alltäglicher Gedanke, den
man für die „Sonnen=Ecke” der Wohnung, für
den Sitzraum des Wochenendhäuschens oder für
die Veranda gerne zur Geltung bringen wird.
Wir führen bei dieſer Gelegenheit außer der
eben beſprochenen „Polſterreihe”, die wir in
unſerer Skizze feſtgehalten haben, auch noch ein
paar aparter Einzelſtücke vor Augen, und zwar
an erſter Stelle einen dreieckigen Leinenpolſter
mit waſchechter, ſtiliſierter Malerei. Die nächſte
Skizze: ein geometriſch vielfarbig behandeltes
Modell mit primitiv aufgefaßten Schilf=Motiven
in Applikationstechnik. Das letzte Modell: eine
aus geſtreiftem Material hergeſtellte „Rolle” in
aparter, in der Mitte „eingehaltener” Form, zu
beiden Seiten mit Wollquaſten garniert!
vorigen Saiſon an, doch ſtrebt jetzt der Rand
rückwärts hoch auf, wodurch eine ganz neue
Silhouette gegeben iſt. (Bild 1 der zweiten
Reihe.) Natürlich entſteht hier auch die
Mög=
lichkeit der Verwertung von zweierlei
Mate=
rial und von abſtechenden Farben, wobei
ſchwarz=weiß, dunkelblau mit hellblau, hellgrün
mit dunkelgrün und beige mit braun — in
allerletzter Zeit auch beige oder braun mit
weiß (!) hervorzuheben wären.
Indem man Hüte dieſer Art mit einer
Blume, mit einem Bande oder mit einer Feder
garniert, erzielt man ſehr ſchöne Wirkungen;
auch kann hierdurch die Zuſammenſtellung von
zwveifarbigem Stroh, aber auch von Filz mit
Seide oder von Seide mit Stroh ein aparter
Eindruck erreicht werden.
Für wärmere Tage iſt der breitrandige,
flache Hut beſtimmt, der alſo ſchon als
charak=
teriſtiſcher Vorläufer der Mode zu
wer=
ten wäre. Er erſcheint inſoferne beachtenswert,
als der eingebogene Hutkopf rückwärts höher
und vorne niederer iſt, wodurch die Form —
wie man zu ſagen pflegt — eine nicht
alltäg=
liche Bewegung” erhält, die ſicherlich jedem
ins Auge fällt. Ein Bandaufputz iſt hier
immer ſehr geſchmackvoll, aber auch Girlanden
und Tuffs aus flachen Blumen, die aus
Flamiſol oder Band, aber auch aus Pikee oder
Organdy gearbeitet ſind, können einen ſehr
ſchicken und durchaus künſtleriſchen
Geſamtein=
druck erzielen (Bild 2, obere Reihe).
Blumen ſind ja überhaupt ein Detail, das
heuer in der Hutmode eine ſehr wichtige Rolle
ſpielt und ſich der Haartracht der Frau, der
entzückenden Lockenfriſur, ſtilvoll anpaßt.
Es gibt unter anderem ungemein
inter=
eſſante Strohhüte, die — flott drapiert
— eine Verſchmelzung von Kappen= und
Tonking=Form anſtreben, wobei eine
Blüten=
girlande einen ausgezeichneten Uebergang
dar=
ſtellt.
Willy Ungar.
Nummer 28
Sonntag, 19. März
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: Der Kommiſſar
des Reiches für das preußiſche Miniſterium für Wirtſchaft und
Arbeit, Dr. Hugenberg, hat eine Umgeſtaltung der
Börſenord=
nung angeordnet, die auch eine grundlegende Reform der Berliner
Börſe herbeiführen wird.
Nach den Anordnungen des Miniſters hat bis zum 29. April
ds. Is. eine Neuwahl des Börſenvorſtandes ſtattzufinden. Die
Geſamtzahl der Vorſtandsmitglieder wird von 72 auf 43
herab=
geſetzt. Sämtliche Berufsgruppenvertreter in dem Börſenvorſtand
erfahren eine weſentliche Verminderung. Lediglich die Zahl der
Vertreter der Kursmakler, der Landwirtſchaft und der
Angeſtell=
ten bleibt unverändert. Dieſe Tatſache iſt für die Produktenbörſe
von beſonderer Bedeutung. In Zukunft wird die
Hauptlandwirt=
ſchaftskammer die landwirtſchaftlichen Vertreter ſelbſt auswählen.
Die landwirtſchaftlichen Mitglieder werden in Zukunft
vollberech=
tigte Mitglieder des Börſenvorſtandes ſein.
Der Kernpunkt der Reform iſt die Sicherſtellung des
Ein=
fluſſes der Regierung auf die Beſetzung des Börſenvorſtandes. Die
Anordnungen des Miniſteriums ſchreiben bindend vor, daß die
Wahlen zum Börſenvorſtand der Beſtätigung der Induſtrie= und
Handelskammer bedürfen, die ohne Angabe von Gründen verſagt
und zurückgenommen werden kann. Es iſt insbeſondere
beabſich=
tigt, eine Vertretung der Sparer in dem Börſenvorſtand
vorzu=
ſchreiben, da der Sparer an der Entwicklung des Marktes der
feſt=
verzinslichen Werte lebhaft intereſſiert iſt.
Die neuen Beſtimmungen werden ferner Gewähr dafür bieten,
daß in Zukunft das Amt der Börſenvorſtandsmitglieder nicht mehr
ausgeübt wird, wenn gegen ſie ein gerichtliches oder
ehrengericht=
liches Verfahren eingeleitet wird.
Die miniſteriellen Beſtimmungen ſehen beſonders vor, daß
auch Verfahren wegen Zuwiderhandlungen gegen die
Deviſen=
beſtimmungen zur Beendigung des Amtes als
Börſenvorſtandsmit=
glied führen.
Damit im Zuſammenhang ſtehen verſchärfte Beſtimmungen
gegen die Börſenbeſucher, gegen die derartige Verfahren
eingelei=
tet werden. Anträgen des Staatskommiſſars an der Börſe auf
das Ruhen des Rechts zum Börſenbeſuch muß in Zukunft ſofort
entſprochen werden. Damit wird für die Zukunft die Möglichkeit
geſchaffen, ungeeignete Elemente von der Betätigung an der Börſe
auszuſchließen.
Die neuen Beſtimmungen treten mit ſofortiger Wirkung in
Kraft. Der Miniſter beabſichtigt, für die übrigen preußiſchen
Bör=
ſen ähnliche Reformbeſtimmungen zu erlaſſen.
Das am 31. Dezember 1932 zwiſchen Holland und Deutſchland
abgeſchloſſene und am 10. Januar 1933 in Kraft getretene
Deviſen=
abkommen, deſſen Dauer bis zum 31. März beſchränkt war, gilt
ſtillſchweigend als für unbeſtimmte Zeit verlängert, da keine der
beiden Parteien von der bis zum 15. März vorhandenen
Kündi=
gungsmöglichkeit Gebrauch gemacht hat. Beide Parteien behalten
aber das Recht, die Kündigung jeweils am 1. oder 15. eines
Mo=
nats vorzunehmen, wonach das Abkommen einen halben Monat
ſpäter außer Kraft tritt. Auf holländiſcher Seite ſcheint man aber
bis auf weiteres eine ſolche Abſicht nicht zu haben, da man der
Meinung iſt, daß das Abkommen eine weſentliche Verbeſſerung im
deutſch=holländiſchen Zahlungsverkehr gebracht hat.
Indexziffer der Großhandelspreiſe. Die vom Statiſtiſchen
Reichsamt für den 15. März errechnete Indexziffer der
Großhan=
delspreiſe ſtellt ſich auf 91,2 (1913 — 100); ſie iſt gegenüber der
Vorwoche (91,5) um 0.3 Prozent geſunken. Die Indexziffern der
Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 83,4 (minus 1,6) Prozent,
in=
duſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 87,3 (plus 0,3 Prozent) und
induſtrielle Fertigwaren 111,6 ( minus 0,1 Prozent).
Die Sommer=Rabatte beim Rheiniſchen Braunkohlen=Syndikat.
Gemäß Bekanntmachung der A.=G. Reichskohlenverband ändern ſich
die Preiſe des Rheiniſchen Braunkohlen=Syndikates bezüglich der
Verteilung der Sommer=Rabatte und der Sondervergütung mit
Wirkung ab 1. April 1933 wie folgt; Hausbrandbriketts 13,60
RM. je Tonne ab Werk mit Frachtgrundlage Liblar. Auf den
vorſtehenden Preis werden folgende Sommer=Rabatte gewährt:
April 2.— RM., Mai 2.—, Juli 1,50. Juni 1,80, Auguſt 1.—.
Sep=
tember 0,70 RM. Außerdem nach Jahresſchluß eine
Sonderver=
gütung von 3,50 RM. je Tonne auf die geringſte Monatsabnahme
des Jahres. Doof=Briketts jeweils 1,80 RM. höher.
Induſtrie=
briketts 10,73 RM. für Jahresabſchlüſſe bei gleichmäßiger
Monats=
abnahme. Rohbraunkohlen nicht über 25 Prozent des
Brikett=
preiſes ab Werk.
Be. Mainze= Produktenbericht. Großhandelspreiſe per 100
Kilo loco Mainz am Freitag, den 17. März: Weizen (76 Kilo
Hek=
tolitergewicht) 21,00—21,25, Roggen rheinh. 16,75—17,00, Hafer
14,00—15,00, Braugerſte 18,25—18,75, Induſtriegerſte 17,00—17,25,
Füttergerſte 15,50—15,75 Malzkeime 11,00—12,00, Südd
Weizen=
mehl Spezial 0 31.15—31,40, Roggenmehl (60proz.) 23,75—24,25,
feine Weizenkleie 8,30, grobe Weizenkleie 8,90—9,15, Roggenkleie
9,00—9,50, Biertreber 12,50, Erdnußkuchen 12,00—12,25,
Kokos=
kuchen 11,50—13,25, Palmkuchen 9,00—9,25, Rapskuchen 8,75—9,00,
Soyaſchrot 10,25—10,50, Trockenſchnitzel 7,75—8,00, loſes Kleeheu
6,20, geb. Kleeheu 6,60, loſes Wieſenheu 4,20, geb. Wieſenheu 4,60,
Maſchinenſtroh 2,40, Drahtpreßſtroh 2,60. Tendenz zurückhaltend.
Frankfurter Eiergroßhandelspreiſe. Das Geſchäft ſtagnierte
in dieſer Woche faſt vollkommen. Die Tendenz neigte unter dem
Eindruck der ſtarken Zufuhren von deutſchen Eiern zur Schwäche,
während aus dem Auslande infolge der Zollerhöhung wenig Ware
angeboten wurde. Es notierten: bulgariſche 7,50—7,75 Pfg. pro
Stück, jugöſlawiſche 7,50—7,75, rumäniſche 6,75—7,00, holländiſche
6,50—8,75, flandriſche 7,75—8,25, bayeriſche Landeier 7.00—8,00,
deutſche Friſcheier 6,00—9,00 Pfg. per Stück ab Frankfurt a. M.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Die Preiſe neigten
zwar ſtark zur Schwäche, doch war das Geſchäft auf der ermäßigten
Baſis etwas beſſer. Die Zufuhren von deutſcher Butter waren
nicht mehr ſo dringen, dagegen bietet das Ausland zu jedem
Preis in großen Mengen an. Deutſche Butter 95—98 (minus 4.
RM.), holländiſche Butter 102—106 (minus 4—6) RM. für 50
Kilogramm im Faß.
* Zuchtviehmarkt in Reinheim. Der Reinheimer
Zuchtvieh=
markt erfreute ſich einer guten Beſchickung und eines befriedigenden
Verlaufes. Aufgetrieben waren insgeſamt 25 Faſelochſen, 37
Kühe, 26 Rinder, 10 Eber, 23 Mutterſchweine und 25 Ziegen. Der
Raſſe nach handelte es ſich dabei um Herdbuchfaſel, Kühe und
Rin=
der des heſſiſchen Fleckviehſchlages, um Zuchteber und Zuchtſauen
des deutſchen weißen Edelſchweines bzw. veredelten Landſchweines
und um Ziegen der weißen deutſchen Edelziegenraſſe.
Weinheimer Schweinemarkt vom 18. März. Zugeführt
waren 401 Stück. Verkauft wurden 253 Tiere, und zwar
Milch=
ſchweine das Stück zu 10—18 RM., Läufer das Stück zu 20—28
RM. Marktverlauf: mittel.
Die Sätze am Berliner Geldmarkt blieben zwar
unverän=
dert, doch war die Situation eher etwas leichter. Das Angebot in
Privatdiskonten iſt nur noch ganz gering, während die Nachfrage
bei weitem überwiegt. In Reichsſchatzanweiſungen per 15.
No=
vember war etwas Geſchäft zu verzeichnen, während Reichswechſel
vernachläſſigt blieben.
Zu Beginn der Wochenſchlußbörſe war trotz einer gewiſſen
Geſchäftseinengung und obwohl die Kurſe gegen vorgeſtern abend
nicht immer behauptet lagen, ein freundlicher Grundton
unver=
kennbar. Die Intereſſenverlagerung des Publikums ſetzte ſich
ſort, und die als zurückgeblieben erachteten Märkte traten weiter
in den Vordergrund. Im Anſchluß an die Frankfurter
Abend=
hörſe waren Hapag und Lloyd beſonders ſtark gefragt und
erſchie=
nen mit Plus=Plus=Plus=Zeichen. Bei einem Umſatz von je einer
halben Million ca, ſtellte ſich die erſte Notiz bei 3½ Prozent über
vorgeſtern mittag. Sonſt hielten ſich die Beſſerungen im Rahmen
von 1 bis 2 Prozent. Darüber hinaus waren Eintracht
Braun=
kohle, die Kali=Nebenwerte, Goldſchmidt, Bekula, Chade=Aktien,
Aſchaffenburger Zellſtoff und Allgemeine Lokalbahn bis zu 3
Pro=
zent ca. gebeſſert. Auffallend ſchwach lagen mit minus 3½
Pro=
zent Deutſche Atlanten und mit minus 2½ Prozent Schubert und
Salzer, wobei die Warnungen der Verwaltung hinſichtlich Bonus=
Hoffnungen eine Rolle ſpielten. Montane waren durch den
Ten=
denzumſchwung an der Brüſſeler Eiſenbörſe angeregt, doch kam
das Intereſſe des Publikums, beiſpielsweiſe bei Hoeſch und
Phö=
nix, mehr in den Umſätzen als in den Kursbeſſerungen zum
Aus=
druck. Tarifwerte waren aus den bekannten Gründen weiter
be=
achtet und erholt. Eine Anregung hierfür bildete wohl auch die
Dividendenerklärung der Stettiner Elektrizitätswerke in Höhe von
10 Prozent nach 8 Prozent im Vorjahre. Aber auch für Renten
hielt die Kaufneigung der Kundſchaft an. Zum Teil lagen noch
Aufträge vor, die am Vortage nicht mehr zur Ausführung kommen
konnten, ſo daß man am Markte der Goldpfandbriefe mit
Kurs=
ſteigerungen bis zu 2½ Prozent rechnet. Auch deutſche Anleihen
waren ſehr feſt. Die Altbeſitzanleihe gewann 1,40 Prozent.
Reichs=
ſchuldbuchforderungen eröffneten ca. ¼ Prozent über vorgeſtern.
Auch am Wochenſchluß war die Grundſtimmung der
Frank=
furter Börſe weiter freundlich bei anhaltend ziemlich lebhafter
Geſchäftstätigkeit. Aus Publikumskreiſen lagen verſchiedentlich
nicht unerhebliche Kaufaufträge vor, beſonders für die bereits in
der letzten Zeit ſtärker favoriſierten Werte. Demgegenüber
be=
ſtand allerdings auch vereinzelt Realiſationsneigung, ſo daß ſich
auch Abſchwächungen ergaben, ohne jedoch ein weſentliches
Aus=
maß anzunehmen. Stärkeres Intereſſe zeigte ſich für die bisher
etwas vernachläſſigten Schiffahrtswerte nach einer Meldung von
bevorſtehenden Maßnahmen für die Schiffahrt. Der Wechſel im
Reichsbankpräſidium und die Hoffnung für eine aktive
Wirtſchafts=
politik der Reichsregierung gaben der Börſe im Grunde das
Ge=
präge. JG. Farben lagen eingangs ³/ Prozent niedriger, konnten
dieſen Verluſt aber wieder ausgleichen. Daneben waren Deutſche
Erdöl und Scheideanſtalt ½ Prozent ſchwächer, während
Gold=
ſchmidt um 3 Prozent anzogen. Elektrowerte durchſchnittlich
freundlicher, ſo gewannen Siemens ¼. Schuckert 1½, Lahmeyer
½, Bekula 1 Prozent, nur AEG. leicht gedrückt. Nicht ganz
ein=
heitlich lag vor allem zu Beginn der Börſe der Montanmarkt, wo
ſich einige Abſchwächungen ergaben, ſo Rheinſtahl ¼,
Mannes=
mann ¼, Harpener 1 Prozent, Buderus. Ilſe Bergbau waren gut
behauptet, dagegen Gelſenkirchen 2 Klöckner 1½, Phönix
insge=
ſamt 1, Stahlverein ¼ Prozent höher. Schiffahrtsaktien
gewan=
nen aus den oben angeführten Gründen bis 1½ Prozent, auch
Reichsbahnvorzüge ³ Prozent freundlicher. Kaliaktien ebenfalls
freundlich, Salzdetfurth bis 1½ Prozent gebeſſert. Am
Zellſtoff=
markt Aſchaffenburger 1, Waldhof ¼ Prozent höher. Von
Kunſt=
ſeidewerten Aku ¼ Prozent gedrückt. Am Markt für Einzelwerte
waren Zement Heidelberg bevorzugt, die 2½ Prozent anzogen.
Reichsbank waren 1½ Prozent feſter. Für Renten beſtand
weiter=
hin Intereſſe, beſonders für Altbeſitz, die um 1 Prozent anzogen,
auch Neubeſitz 0,10, ſpäte Schuldbücher ¼ Prozent freundlicher.
Der Pfandbriefmarkt zeigte ebenfalls freundliche Grundſtimmung,
wenn auch das Geſchäft hier im Vergleiche zum Vortage ruhiger
war und auch vereinzelt Mate ial herauskam.
Berliner Kursbericht
vom 18. März 1933
Der Medio brachte eine Verknappung am Tagesgeldmarkte,
die indeſſen keine größeren Ausmaße annahm. Anſchließend
ver=
größerte ſich die Flüſſigkeit, um gegen Ende der Woche einer
neuer=
lichen Anſpannung Platz zu machen. Dieſe letzte Verſteifung dürfte
auf die Entnahme gewiſſer Beträge, für Effektenkäufe aus dem
Markte zurückzuführen ſein, deren Rückfluß noch nicht beendet iſt.
Außerdem machte es ſich bemerkbar, daß infolge der neuerlichen
Diskontſenkungshoffnungen wieder Diskontmaterial zurückgehalten
wurde. Während Privatdiskonten anfangs der Woche ſehr rege
abgegeben und umgeſetzt wurden, herrſchte gegen Wochenende
Zurückhaltung in der Abgabe von Wechſeln. Warenwechſel waren
geſucht mit 3‟u Prozent. Die Reichsbank gab Schatzwechſel und
Schatzanweiſungen zu unveränderten Sätzen ab, in
Schatzanwei=
ſungen liegt gegenwärtig eine Serie per Medio November aus.
Termingelder zeigten gegenüber der Vorwoche unveränderte Sätze
und gleiches Geſchäft; es wurde nur wenig neues Geld angeboten.
Die währungspolitiſchen Maßnahmen der amerikaniſche
Regie=
rung haben dazu geführt, daß der Bankbetrieb in den Vereinigten
Staaten mit geringen Ausnahmen wieder funktionieren konnte.
Beim amerikaniſchen Publikum hat das Vertrauen ſtark an Boden
gewonnen, und große Mengen von gehorteten Noten und Gold ſind
an die Banken zurückgefloſſen. Lediglich höhere Reportſätze für
Termindollars deuten noch auf die jetzt überwundenen
Schwierig=
keiten hin. Die aus der Zeit der Bankenkriſe noch ſchwebenden
Geſchäfte ſind im Laufe dieſer Woche reibungslos abgewickelt
wor=
den. Der internationale Deviſenmarkt kann daher wieder als
normal bezeichnet werden. Der Dollar hat ſich anfangs aus
markt=
techniſchen Gründen (Baiſſepoſitionen) ſprunghaft erhöht, hat ſich
dann allerdings teilweiſe bis unter den unteren Goldpunkt wieder
abgeſchwächt. Gegen Wochenende zog der Dollarkurs wieder an.
Erwähnt ſei in dieſem Zuſammenhang, daß der Tagesgeldſatz in
New York, der ſich während der Kriſe ſtark erhöht hatte, ſich
wie=
der abſchwächte und zuletzt mit ca. 3 Prozent notierte. Der
fran=
zöſiſche Franken hat die aus der Vorwoche gemeldete
Kursſteige=
rung nicht behaupten können und ſchwächte ſich in dieſer
Berichts=
zeit etwas ab. Der gleiche Vorgang, wenn auch in geringerem
Maße, iſt bei Schweizer Franken und holländiſchen Gulden
feſt=
zuſtellen. Die Lira liegt zurzeit ziemlich feſt, und auch die Peſeta
ſetzt ihre Aufwärtsbewegung fort. Die Veränderungen des
Pfund=
kurſes waren gering. Ein Eingriff der Interventionsſtelle wurde
nicht bemerkt. Aehnlich verhielten, ſich die Norddeviſen. Die
Reichsmark iſt nach wie vor feſt, die Kursfeſtſetzung in Berlin läßt
darauf ſchließen, daß vorläufig auch der Dollarkurs der jeweiligen
Marktlage angepaßt werden ſoll, d. h. alſo, daß eine ſtarre
Kurs=
feſtſetzung (bisher 4,2130 RM.), wie wir ſie über 1½ Jahre
ge=
kannt haben, vorläufig nicht wieder aufgenommen werden dürfte
— und zwar ſcheint es ſo, als ob die Reichsbank den Dollarkurs
mehr der Auslandsbewertung der Reichsmark angleichen wolle.
Infolge der wirtſchaftspolitiſchen Differenzen mit der
Tſchecho=
ſlowakei mußte die Reichsbank die Notiz der Tſchechenkrone
ein=
ſtellen und eine Zahlungsſperre gegen die Tſchechoſlowakei
ver=
hängen.
Die auf Freitag, den 7. April 1933, vormittags 10 Uhr,
ein=
berufene ordentliche Generalverſammlung der
Reichsbankanteils=
eigner ſieht folgende Tagesordnung vor: 1. Vorlegung des
Ver=
waltungsberichts nebſt Bilanz und Gewinnberechnung für 1932;
2. Beſtätigung der Wahl von Mitgliedern des Generalrates durch
die die deutſche Reichsangehörigkeit beſitzenden Anteilseigner der
Reichsbank; 3. Ergänzungswahlen zum Zentralausſchuß; 4.
Son=
ſtiges.
Der Zentralverband der deutſchen Metall=Walzwerks= und
Hütten=Induſtrie e. V. gibt folgende, ab 17. März geltenden Preiſe
(in RM. je 100 Kilogramm für Abſchlüſſe für 100 Kilogramm)
bekannt: Kupfer; Rohre 107,25 (bisher 107,50), Drähte und
Stangen 73,90 (74,15) Die Preiſe für Kupferbleche und =ſchalen
ſowie Aluminium= und Meſſing=Halbzeug blieben unverändert.
Zwiſchen den Gewerkſchaften und dem Verband Rheiniſcher
Bimsbauſtoffwerke wurde ein neuer Tarifvertrag abgeſchloſſen,
der das ſeit dem 1. Juli 1932 beſtehende Lohnabkommen bis Ende
ds. Js. verlängert und ebenſo den Rahmentarif weiter in Geltung
läßt. Der Rahmentarif kann erſtmalig am 31. März 1934
gekün=
digt werden, der Lohntarif zum 31. 12. ds. Jahres=
Die franzöſiſche Handelsbilanz weiſt für den Monat Februar
einen Einfuhrüberſchuß von 1113,5 Millionen Franken bei 2654,5
Millionen Geſamteinfuhr und 1540 Millionen Franken Ausfuhr
auf. In den beiden erſten Monaten des neuen Jahres beläuft ſich
der Einfuhrüberſchuß auf 2155 Millionen Franken.
Oeviſenmarkt
vom 18. März 1933
Berl. Handels=Geſ
Deutſche Ban 1u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm!
Deutſche Cont. Gas
93.50
70.25
61.50
20.625
33.—
22.—
34.50
114.50
49.—
14.—
44.—
139.75
117.375
MMeiue
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe!
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Unterr
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klödnerwerke
Kolsw. Chem. Fabr
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
Mette
91.875
127.625
70.5o
89.875
95.—
72.25
58.50
140.—
66.25
83.75
6.375
49.25
54.—
Polhphonwerke
Rütgerswerte.
Salzdetfurth Kali
Leon 1. Tietz
Verein. Stahlwerle
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſal: Lin
Berl. Karlsr. Ind.
Hir ſch Kupfe:
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Werke
42.—
54.625
209.75
33.25
45.375
141.—
55.—
31.50
87.875
8.50
24.75
86.50
37.—
78.—
Helſingfors
Wien
Prag
Budape!
Sofia
Solland
Lslo
Kopenhagen
Stockholm
London
Buenos=Aires
New York
Belgien
Italien
Paris
.4
Währung
100 finn.M
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
00 Pengö
100 Leva 3.047
100 Gulden 1169.36
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 2=Stg.
Pap. Peſo / 0.818
1 Dollar
100 Belga 58.64
100 Lire
1100 France
Gelt.”
6.304
48.45
74.08
64.49
76.4:
14.49
4. 186
21.52
16.50
Brieff
6.406
48.55
3.05
169.7.
74.22
64.61
76.63
14.53
0.522
4. 194
58.76
21.56
16.54
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambul
Kairo
Kanado
Uruguah
Jsland
Tallinn (Eſtl. )
Riga
Zrief
81.28
35.39
82.23
0.911
C.241
5.455
13.20
2.369
2.012
4.91
3.524
1.652
65.32
710.81
76.58
Frankfurter Kursbericht vom 18. März 1933.
Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34...
1. 4. 35..
1. 4. 36 ...!
1. 4. 37.
1. 4. 38 ...!
6% Dtſch. Reichsan!!
„ v. 2
512 %Intern.,
6% Raden ...."
6% Bahern ....."
6% Heſſen .. . v. 2
6% Preuß. St. v. 28
60 Sachſen v. 2
6% Thüringen v. 271
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +‟=
Ab=
löſungsanl. .
Dtſche. Anl. Ablö
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe .. ..
6% Baden=Baden.
6%Berlin ... v. 24
6% Darmſtadt .
60 Dresden. . v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze. v. 291
v. 26
62Mainz ....
% Mannheimv. 27
% München .v. 2‟
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbl.
„ Goldoblig.
½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾ %„ Kom.=Obl.
951
88
82½1,
78
75.25
96.9
84.5
85.5
87
84
98.4
84
79.5
7.45
76.5
69
0
80.5
2% Preuß. Landes=
Pfd.=Anſt. G. P
2o „ Goldoblie
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
R.12
6% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr..
6% Naſſ. Landesbk
5½% Liqu. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöf.=Anl.
FAuslSer. 1
„ „ Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
/ Berl. Hyp.Bf.
½%„Liqu.=Pfbr
% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
„Goldoblig.
Frlſf. Pfbr.=B!
.. Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
% „ Lig. Pfbr.
% Pfälz. Hyp.=Bk.
% „ Lig. Pfbr.
5% Rhein. Hyp. B
5½% „ Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Südd. Bod.=
Cred.=Bank
½ %0 „ Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B
Daimler=Benz
2 Dt. Linol. Werkel
Mainkrw. v 261
90
80.5
91
92.5
72
85.75
91.75
Nar
92.75
Mitteld. Stahl.
6% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffne
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
% Bulg. Tab. v. 02
½%0 Oſt. Schätze
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
41
40 Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
Zollanl.
O4 ungarn 1913
1914
2%0
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
4% Liſſabon
4½ Stockholm
Aßtien
Alg. Kunſtziideuni
A. E. G.
AndreaeNoris Zahr
Aſchaffbg. Brauere
Zellſto
Bemberg, J. P... / 49.75
Berl. Kraft u. Lichtl121
Buderus Eiſen. ..
Cement Heidelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſe
Chem.Werke Alber
Chade ..........
Contin. Gummiw. 140
Ref
83.5
09.25
N6.
15.25
12‟
6.6
10.25
5.65
4.5
5.1
38.75
.. .. ./ 351),
105
26.25
60.5
68
Iae
61
Mai Hue
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
„Erdöl ......"
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt
. Linolwerl.Ber
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhoſ & Widm
Eichbaum=Werger
Elettr. Lieferg.=Ge
Licht u. Kraf=
Eſchw. Bergwe.
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleiche
F. G. Farbeninduſr
Feinmech. (Jetter
Felt. & Gui leaume
Fran1furterHof ..
Gelſent. Bergwer!
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmid: Th.
Gritzner=Kahſer..
Grün & Bilſinger.
Hafenmühle Frlft
Hammerſen (Ten.)
HanaueHofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. . . .
Hochtief Eſſen ....!
Hofzmann, Ph.
Ilſe Bergb. Stamr
Genüfſel
Jungbans ...."
Kali Chemie .....
Aſchersleben.
172.5
87.25
24.75
58
91
105
203
39.25
128
71
47.25
34
66
30
95.75
46.5
A
Klein, Schanzlin
29.5 Klöcknerwerke ..
Knorr C. H.
1106 Lahmetzer & Co
FLaurahütte".
Lech, Augsburg.
38.75 Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br.
Mannesm.=Röhre=
Mansfeld. Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
FMiag. Mühlenbau
Montecatin iMaild
Motoren Darmſtat
fSberbedar
Phön xBergbau.
(Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerie
Riebea Montan.
Roeder, Gebr. ..
Rütgerswerle
KSalzdetfurtl Kali
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
Schriftg. Stempel
Schucker:, Elektr.
Schwarz=Storchet
Siem. Glasinduſtr.
Siemens& Halske.
Südd. Zucker=A. G.
kZellus Bergbau.
Thür. Liefer.=Gef..
Tietz Leonhard.
ſunterfranken .. . .
Ver. Stahlwerfe..
50
65.25
125.5
24
91.5
222.5
2(
15.25
45.75
50
210.5
101
87.2!
76
54.5
30.5
4.5
140
56.5
156
162
79.75
45.75
„e Mec
Voigt & Haeffner
Wahß & Frehtag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtr / Waldho
Memel.
Alig. Dt. Creditant
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſty
Bayer. Hhp. u. W
Berl. Handelsge
Hhpothekbl.
Comm. .. Privatb
Dt. Ban lund Dis
Dt. Eff. u. Wechſ
Dresdner Bank.
Franlf. Bant. .
Hhp.=Ban:
Mein. Hhp.=Ban1
Pfälz. Hyp.=Ban1
Reichsbant=An . ..
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.=Cr. B
Württl Notenban
A.-G. .„Verlehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7% Dt. Reichsb. Vze
Hapag
Nordd. Llohzd.
Südd Eiſenb.=Ge
Allianz u. Stutig
Verſicherung ..
. .. Verein. Verſ
Frankona Rück=u. Ml
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen ....
SchantungHandelsl 37
52.5
112
85.25
83.5
93.5
53
70.25
31.5
95.25
48.5
82.75
98.75
21.9
22.75
41
Sonntag, 19. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 78 — Seite 19
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
26)
„Le jeu eſt fait, rien ne va plus — — rouge perd et la
conleur gagne — treize, noir, impair manque.”
„Mon Dieu!” ſagte eine alte Dame, deren Geſichtszüge
unter der Puderſchicht unbeweglich blieben.
Gelaſſen ſchob der Darkehmer die achtzehn
Tauſendmark=
ſcheine in die Brieftaſche:
„Ca ſuffit!“
„Herrlich! Ich bewundere Sie!” Madame Valtier hing ſich
an ſeinen Arm. „Sie ſind ein Held! Mitten in der Glücksſträhne
aufzuhören!"
„Ich habe zum erſtenmal in meinem Leben haſardiert
und auch zum letztenmal!‟ Er blieb ſtehen, ſtarrte hinüber. Da
tanzte Annemarie mit dem Vicomte — — er beugte ſich zu ihr
nieder, ſtreifte faſt das goldſchimmernde Haar mit ſeinen
Lippen —
Kreuth holte tief Atem, ballte die Fäuſte.
„Hélas! Was iſt Ihnen?”
„Nichts, gnädige Frau".
Er führte ſie an den Tiſch zurück, eine korrekte Verbeugung.
Zwei Minuten ſpäter kamen der Vicomte und Annemarie.
Das junge Mädchen ſah blaſſer aus als ſonſt, nippte an
ihrem Glas. Der Darkehmer neigte ſich hinüber.
„Wird dir der Trubel zu viel?”
„Ach nein — — wo warſt du denn?"
„Drüben ..." Zwei junge Damen traten an den Tiſch,
hielten lächelnd eine Sammelbüchſe hin: „Für das
Reichs=
waiſenhaus in Lahr.”
„Oh
Das Annemarietſcherl griff nach ihrem
Hand=
täſchchen. „Die armen Haſcherln ..
Da lächelte Hanns=Joachim:
„Laß nur — Pauſchale für die ganze Tiſchgeſellſchaft, meine
Damen — —” und er reichte jeder eine Roſe, legte achtzehn
Tauſendmarkſcheine in das Behältnis.
„Mein Herr! Wir wiſſen wirklich nicht . . . eine . . . eine
ſo hochherzige Spende . . Ihr Name?”
„Der tut nichts zur Sache. Im übrigen, ein Spielgewinn
—— ich habe Ihnen zu danken, daß Sie mir Gelegenheit geben,
das Geld ſeiner Beſtimmung zuzuführen.”
„Bravo, Junge!” ſagte Frau von Kreuth, und Annemarie
drückte unter dem Tiſch ſeine Hand während der Vicomte ſein
Einglas putzte.
„Ah, ich verſtehe — ein Opfer, um den Neid der Götter
nicht heraufzubeſchwören — einen Tag vor dem „Großen
Preis”!“
Roman von H. A. von Byern
(Nachdruck verboten!)
„Gewiß”, ſagte der Darkehmer ironiſch, „das war mein
einziger Grund — — liebe Annemarie, willſt du mir bitte den
nächſten Tanz ſchenken?”
Sie ſtand auf, lächelte, ſchmiegte ſich in ſeinen Arm —
Und wieder ſangen die Geigen, raſte das Schlagzeug, quäkte das
Saxophon und die Pikkoloflöten lockten.
Als die beiden wieder an den Tiſch zurückkehrten, fehlten
Madame Valtier und der Vicomte, Frau von Kreuth legte den
Finger auf den Mund:
„Pſcht! Da drüben tanzen’s. Wißt ihr, wir drücken uns auf
Franzöſiſch, iſt eh’ glei Mitternacht.”
„Großartig, Muttchen, ganz meine Anſicht! Oder —
Annemarietſcherl, möchteſt du noch gern ein biſſel bleiben?”
„Net für a Schloß in Schwaben
Net für a Schauſpielhaus,
Net für a weißen Raben,
Net für a blaue Maus — — huah,
Bin i ſchön müd, ſo—o ſchön müd!”
Sie hing ſich bei dem Darkehmer ein, lächelte, gähnte noch
einmal herzhaft und ſagte ganz leiſe:
„Lieber Achim!“
Vom Richterhäuschen herab dröhnte das Megaphon:
„Meine Damen und Herren! Als viertes Rennen wird der
„Große Preis von Baden=Baden” gelaufen. Diſtanz: 2400
Meter. Ehrenpreis und 60 000 Reichsmark. Ich gebe jetzt die
Namen der ſtartenden Pferde, der Reiter und Ställe, die
Ge=
wichte und das Alter jedes Pferdes bekannt, ebenſo die
Start=
nummern.”
Minutenlange Stille, während der man nur die ſachliche
Stimme hörte, die Beſitzer, Pferd und Reiter nannte und dann
ein Summen wie vor einem aufgeſchreckten Horniſſenſchwarm.
„Wiener Blut”.
Raſtlos klapperten hinter den Tribünen die
Totaliſator=
maſchinen, durch Megaphone riefen die Buchmacher ihre Kurſe
aus.
Und nun tauchten überall kleine Fähnchen auf, prangten
an den Kleiderausſchnitten der Damen, an den Rockaufſchlägen
der Herren: Frankreichs Trikolore, Alt=Oeſterreichs Schwarzgelb,
das Rot=Weiß der Polen, vereinzelt auch Schwarz=Rot=Gold.
In der Reihe ihrer Startnummern bahnten ſich die zehn
Vollblüter vom Sattelplatz her eine ſchmale Gaſſe durch die
drängende, ſtoßende, ſchiebende Menſchenmenge.
Ein heller Ruf wie der Jagdſchrei des Edelfalken:
„Heil, „Wiener Blut”! — Heil, Szäbor!”
Der Ungar ſah empor, lächelte, fing mit akrobatenhafter
Geſchicklichkeit die zugeworfene Roſe auf.
„Vive, „Gloire de France‟!
„Hipp-hipp-hurra for Oh ſo ſlow!“
Dazwiſchen vereinzelte. Eljen!” der anfeuernde
Olympia=
ruf: „Na — Ra— Germania!”
Unbeachtet in der bis zum Siedepunkt geſteigerten Erregung,
promenierten die Mannequins vor dem Teepavillon, lächelten
maskenhaft, blinzelten verſtohlen dort hinüber, wo ein Herr vor
dem Mikrophon ſtand und des Augenblicks harrte, in welchem
Millionen von Rundfunkhörern die Kunde der auf Bruchteile
von Sekunden zuſammengedrängten Entſcheidung übermittelt
werden ſollte.
Yvonne Valtier zerknüllte nervös ihr ſpinnwebdünnes
Taſchentuch aus koſtbaren Valencienne=Spitzen. Gaſton René
Vicomte de la Tour d’Auvergne, in deſſen Knopfloch das
blut=
rote Bändchen der Ehrenlegion flammte, beugte ſich vor:
„Gilt Ihre Erregung nur dem Sieg von „Gloire de France”,
Madame?!“
Aber er bekam keine Antwort, drehte ſich lächelnd um und
pfiff halblaut ein paar Schlagertakte vor ſich hin.
Drüben intonierte ſchmetternd die Kurkapelle den Einzugs=
Marſch.
Annemarie neigte ſich über die Brüſtung der Loge. Hoch zu
Häupten wehten im lauen Südweſt die Flaggen faſt aller
Länder: Deutſchlands neue Farben, Ungarns grün=weiß=rotes
Panier, Amerikas Sternenbanner neben dem Union=Jack, der
Trikolore, dem Helvetiakreuz.
Händeklatſchen knatterte auf wie Salvenfeuer, als „Gloire
de France” das Geläuf betrat. Der maſſige Hengſt ſchien noch
wuchtiger, noch muskelbepackter zu ſein als damals in Berlin.
„Graf Iſolani” etwas zu leicht, etwas zu durchtrainiert,
„Stromſchnelle”, edelſter Stutentyp und „Alba” der „
Wallen=
ſtein”=Sohn aus der „Arabis” „Oleanders” würdiger
Nach=
folger! Gleich darauf ſein großer Rivale „Ladro” mit
Deutſch=
lands populärſtem Reiter, mit Otto Schmidt im Sattel.
Bei=
fall, immer neuer Beifall.
Und dann ſtand da mitten auf dem ſmaragdgrünen, Raſen
ein knapp mittelgroßes Pferd mit großen, feuchtſchimmernden
Augen, leicht gewellter Mähne, mit Feſſeln, ſo zart wie die
Ge=
lenke eines ſchlanken Mädels. Stand da im grellen Sonnenlicht,
gleich einer Statue aus Goldbronze, glänzend, gleißend,
ſchim=
mernd, flimmernd ſchien das Haarkleid Funken zu ſprühen.
„Wiener Blut”! — — „Wiener Blut”!”
Ein Aufbranden heller Begeiſterung, winkende Arme, Hüte,
Hände, Tücher: „Heil! — Heil!”
Und wieder das taktmäßige „Ra — Ra Germania!”
(Fortſetzung folgt.)
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[ ← ][ ]Seite 20 — Nr. 78
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 19. März 1933
Fahrpreis
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30. März ab GENUA — 20. April in VENEDIG
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Beginn: 2, 4, 6 und 8.20 Uhr
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Heute Sonntag, 19. März, abends 8 Uhr
(3808
Taterländisoher Abend
Gr. Orohester KOnZert mit deutschem Programm
Leitung: Obermusikmeister Matthias Weber
Hach dem Honzerl Tanz! Einkrill 50 Pig, einschl. Tanz
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Mühlſtraße 5. — Inh.: Theo Kümmel.
Heute Sonntag, 8 Uhr abends: (3849
Kenzert.
Die Generalverſammlg.
Polizei=Sporkvereins
Darmſtadt
findet am 5. April 1933, abends 8 Uhr,
im Speiſeſaal der Polizeiunterkunft
„Nord”, Holzhofallee 25, ſtatt.
Tagesordnung:
1. Jahresbericht.
2. Bericht der Fachleiter.
3. Kaſſenbericht.
4. Anträge.
5. Bericht der Kaſſenprüfer.
6. Entlaſtung u. Neuwahl d. Vorſtandes.
7. Wahl der Delegierten zur
Jahres=
hauptverſammlg. d. Hauptvorſtandes.
8. Verſchiedenes.
Anträge ſind bis ſpäteſtens 3. April
1933 bei der Vereinsleitung einzureichen.
Es ergeht hierdurch an alle
Mitglie=
der die Einladung, möglichſt vollzählig
an dieſem Abend zu erſcheinen. (3855
Der Vorſtand.
Senderfaheken
der Heſſ. Autobus=Verkehrs=Geſellſchaft,
Darmſtadt, Luiſenplatz 1, Telefon 3673.
Sonntag, 19. März, Abfahrt 13.30 Uhr:
Fahrpreis
Nach Neunkitchen. RM. 1.80.
Mittwoch, 22. März, Abfahrt 14.00 Uhr:
über Bickenbach—
Nach Seeheiee Jugenheim.
(Kaffeetrinken im Hotel Hufnagel.)
Fahrpreis RM. 1.—
Sonntag, 26. März, Abfahrt 13.30 Uhr:
An der Bergſtr. fängt es an zu grünen!
Weinheim-Lindenfels.
Fahrpreis RM. 2.80.
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Kartenvorverk. auch Sonnt. v. 10-13 Uhr.
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Melchior
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19. März 1933
17—22 Uhr
Außer Miete
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Harry Liedtke.
Buster hat nichts zu lachen mit Buster Keaton.
Beginn 4 Uhr. Von 2—4 Jugend-Sondervorstellung
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Letzte Vorstellung
täglich 8½ Uhr
Infolge der außerordentlichen Nachfrage wiederholen
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wir zum dritten Male den Vortrag:
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in der Gasküche
am Donnerstag, den 23. März 1933, abends 8 Uhr, im
Vortragssaal des städt. Gaswerks, Elisabethenstr. 25½
Eintrittskarten kostenlos dort erhältlich.
Direktion der Städtischen Betriebe
Vereinigung für Arbeitsbeſchaf
fung und Eigenkumswirtſchaft
Ev. Frauenverein
der Paulusgemeinde.
Unſere Mitglieder werden hierdurch zur
Hauptverſammlung unſeres Vereins
auf Donnerstag, den 23. März, abends
8 Uhr, im Gemeindeſaal eingeladen.
Tagesordnung: Jahresbericht,
Kaſſen=
berichte, Verſchiedenes. Danach: Vortrag
von Schweſter Lina über „Die Arbeit
der Zuflucht:. Muſikaliſche Darbie=
(3875
tungen. Teepauſe.
Der Vorſtand: Müller, Pfarrer.
HEUTE EINLASS
ERSTAUFFÜHRUNG
Ein Volltreffer der Lustigkeit,
1½ Stunden kommt man nicht
aus dem Lachen heraus. (3879
Um eine Kalenlänge
Siegfried Arno, Lucie Englisch,
Ernst Verebes, Paul Kemp.
„Was tut man nicht alles aus
Liebe für eine entzückende Frau
.. . im lustigen Milien eines
Sechs Tage-Rennens
— Jugendliche zugelassen —
Im nächsten Programm:
Weiß Ferdl, Max Adalbert
Der Cshützenkönig!
Wanderklub
„Falke 1916‟
Darmſtadt.
Dienstag, 21. März
Wanderung
a. Sternhimmel.
Treffpunkt 20 Uhr
am Tierbrunnen.
Spaziergang nach
dem Stadion des
„Sportvereins 98‟
Vortrag
in der
Stadiongaſt=
ſtätte a. Steinberg.
Führung und
Vor=
trag: Herr
Ober=
ſtudienrat Pickert.
(3861)
e. V. — Darmſtadt.
Die für Dienstag, den 21. März 1933
vorgeſeh. Mitgliederverſammlung muß
infolge Verhinderung der beiden
Vor=
ſitzenden verſchoben werden. Die
Mit=
glieder werden zur nächſten
Verſamm=
lung noch beſonders eingeladen. (3836
Berichkigung!
„FRieErTAeT
WEIN VOLKT
Bei der geſtrigen Annonce „
Hunde=
ausſtellung” iſt ein Fehler
unter=
laufen. Die Polizeihunde=
Vorfüh=
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