Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
196. Jahrgang
Nummer 73
Dienstag, den 14. März 1933.
A mm breite Zelle im Kreiie Darmſtadt 23 Reichspfg.
2wm
Inanzanzeigen 50 Reſchepfg, 92mm breite
Relleme=
zeile 3.00 Reſchomark. Alle Preiſſe in Reichemark
ſ Doller — 420 Mar. — Im Falle heherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Strell uſw. erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchticher Beſtreibung fäll jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Banl und Darme
Kädter und Nationalbant.
Roſe D. Selnet gefſtcer Sinatsgrafidennt
Dr. Werner auch Kulkusminiſter. — Dr. Müller übernimmt Innen. Jufkiz= und Finanzminiſterium. —Regierungsrak dt. Beſt
Verbok der SP9. Preſſe bis 19. März. — Waffenablieſerungspflicht bis Miktwoch 12 Uhr.
zu
Ermächkigungsgeſek und Ekaf 1933 verabſchiedek.
Der 13. März 1933
iſt ein hiſtoriſcher Tag in der heſſiſchen Geſchichte. Nach
zweijäh=
riger Tätigkeit einer nur noch geſchäftsführenden Regierung hat
das Heſſenland eine neue verfaſſungsmäßig regierende Spitze
er=
halten. Wir begrüßen den neuen Staatspräſidenten, deſſen
Amts=
führung alle die großen Hoffnungen erfüllen möge, die heute die
Mehrheit des heſſiſchen Volkes hegt.
Schon Stunden vor dem Zuſammentritt des Parlaments
ſam=
melten ſich Tauſende vor dem Landtagsgebäude. In qualvoller
Enge drängten ſich die Zuhörer auf den Landtagstribünen.
Die Kommuniſten ſind nicht erſchienen. Drei Abgeordnete der
KPD. und SAP. ſind in Schutzhaft.
Mit einer kleinen Verſpätung infolge der Beratungen des
Geſetzgebungsausſchuſſes, des Aelteſtenrates und der natſoz,
Frak=
tion eröffnet Vizepräſident Weckler die Sitzung und gibt den
Wechſel auf zwei Abgeordnetenplätzen bekannt: für Dr. Dohn der
Schiffer Fr. Keſſel für Miniſter a. D. Leuſchner der Neu=
Iſen=
burger Bürgermeiſter Arnould.
Punkt 1 der Tagesordnung:
Wahl des Skaakspräſidenken
wufgerufen, benennt Abg. Jung namens der natſoz. Fraktion
den Landtagspräſidenten Prof Dr. Werner.
Die Sozialdemokraten ſtellen ihren ſeitherigen
Staatsprä=
ſidenten Dr. Adelung zur Wahl.
Abg. Min.=Rat Hoffmann
gibt eine Erklärung ab, in der es heißt: Um dem heſſiſchen Volk
Neuwahlen zu erſparen und möglichſt raſch klare politiſche
Ver=
hältniſſe zu ſchaffen, iſt die heſſiſche Zentrumsfraktion
bereit, bei der Wahl des Staatspräſidenten Folgerungen aus
dem Ergebnis der letzten Reichstagswahl zu ziehen. Nach einer
Ausſprache mit den maßgebenden Stellen, ſtimmt ſie
des=
halb für den Kandidaten der NSDAP. in der
Ueber=
zeugung, dadurch im Sinne der Verfaſſung zu handeln und in der
Erwartung, daß die neue Regierung auch ihrerſeits alles tut, um
Ordnung und Rechtsſicherheit zu gewährleiſten und eine
Befrie=
dung der Bevölkerung herbeizuführen. Die Zentrumsfraktion wird
die Regierung in allen Maßnahmen unterſtützen, die das
allge=
meine Wohl fördern. chriſtlichen Glauben und chriſtliche Sitte in
Schule und Oeffentlichkeit verwirklichen, die Wirtſchaft heben und
mit dazu beitragen, unſer deutſches Vaterland in ſeiner Macht und
ſeinem Anſehen zu fördern.
Abg. Böhm (Dntl.)
begrüßt die politiſche Entwicklung im Reich, die teilweiſe zu den
von den Deutſchnationalen ſchon ſeit Jahren erſtrebten
Ergeb=
niſſen geführt habe. Wir Deutſchnationalen hoffen zuverſichtlich,
erklärt der Redner, daß es den verantwortlichen Kräften der
Reichsregierung gelingt, das ganze deutſche Volk einer beſſeren
Zukunft entgegenzuführen. Wir begrüßen es mit Genugtuung,
daß dem deutſchen Volke in allen ſeinen Schichten und Ständen
wieder die Möglichkeit gegeben iſt, ſich frei und offen zu den
glor=
reichen Farben Schwarz=Weiß=Rot zu bekennen und unter dieſer
Fahne für das zu leben und zu kämpfen, was wir für die
Grund=
lagen eines geſunden Staatslebens halten, für Vaterland. Volk
und Familie. In Heſſen haben Natſoz. und Deutſchnationale nach
dem Ergebnis der Wahlen vom 5. März zuſammen die abſolute
Mehrheit der abgegebenen Stimmen. Auf Grund dieſes
Ergeb=
niſſes werde ich für den von den Natſoz, vorgeſchlagenen
Kan=
didaten zum Staatspräſidenten, Prof. Dr. Werner, ſtimmen.
2as Ergebnis der geheimen Wahl
erklärt den bisherigen Landtagspräſidenten Prof. Dr. Werner zum
Staatspräſidenten.
Auf ihn ſind 45 Stimmen der Natſoz., des Zentrums, der
Deutſchnationalen und der Deutſchen Volkspartei gefallen. Dr.
Adelung, der ſelbſt eine weiße Karte abgab, erhielt 15 Stimmen.
Vizepräſident Weckler beglückwünſcht Staatspräſident Dr.
Werner, der die Wahl annahm, und wünſcht ſeiner Arbeit im
In=
tereſſe des heſſiſchen Staates und des heſſiſchen Volkes den beſten
Erfolg.
Das neue Geſamkminiſterium.
Staatspräſident Dr. Werner erklärt: Nach der Verfaſſung
habe ich nunmehr das Geſamtminiſterium zu bilden. Als
Staats=
präſident und Miniſter des Aeußeren übernehme
ich zugleich die Leitung des Miniſteriums für
Kultus und Bildungsweſen. Als meinen
Stell=
vertreter berufe ich den Landtagsabgeordneten
Dr. Müller deſſen Leitung die Miniſterien der
Finanzen, des Innern und der Juſtizübertragen
werden. Ich bitte dementſprechend den Landtag, zu beſchließen,
daß das Geſamtminiſterium aus zwei Mitgliedern beſteht, und
die Berufung des Abg. Dr. Müller in der vorgeſchlagenen Art
zu beſtätigen.
Ohne Gegenerklärung wird dem Antrag des
Staatspräſiden=
ten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten Zuſtimmung
er=
teilt.
Staatspräſident Prof. Dr. Werner.
Prof. Dr. phil. Ferdinand Werner iſt am 27.
Ok=
tober 1876 in Weidenhauſen bei Biedenkopf geboren. Nach dem
Beſuch der Realſchule und des Gymnaſiums in Gießen ſtudierte
er von 1896 bis 1900 Germaniſtik, römiſche Sprachen und
Ge=
ſchichte an der heſſiſchen Landesuniverſität Gießen. 1900 trat er
in den Staatsdienſt ein und promovierte als Oberlehrer 1906 zum
Dr. phil. In frühen Jahren wurde er Anhänger von Theodor
Fritſch (Herausgeber des „Hammers”), und des bekannten
anti=
ſemitiſchen Bauernführers Dr. Otto Böckel. 1909 wurde er
Vor=
ſitzender des Landesverbandes Heſſen der Deutſchſozialen Partei
und des Alldeutſchen Verbandes. 1911 trat er als Deutſchſozialer
in den Reichstag, dem er bis zur Revolution 1918 angehörte. Von
1915 bis 1918 war er Vorſitzender der Deutſchvölkiſchen Partei,
die 1918 in der Deutſchnationalen Partei aufging. Dr. Werner
zählt zu den ſechs Hauptgründern der DNVP. und war einige
Jahre Vorſitzender des Hauptvorſtandes und der
Reichstagsfrak=
tion. Vor dem Weltkrieg wurde er in den Heſſiſchen Landtag
ge=
wählt, kurz vor der Revolution zum Mitglied des Heſiſchen
Staatsrates. Seit 1921 gehört er wieder dem Heſſiſchen Landtag,
von 1924 bis 1928 dem Reichstag als deutſchnationaler Abg an.
1930 ſchloß er ſich der NSDAP. an. 1931/33 war er heſſiſcher
Landtagspräſident. Außerhalb ſeines Berufes betätigte er ſich ſehr
rege ſchriftſtelleriſch und redneriſch ſowohl im Reiche wie in Deutſch=
Oeſterreich.
Innenminiſter Dr. Müller.
Als neuer Landkagspräſidenk
wird der ſeitherige natſoz. Fraktionsführer Jung=Worms
vorgeſchlagen, als Gegenkandidat der ſozdemokr. Abg.
Bürgermei=
ſter Delp. Abg. Jung wird mit 44 Stimmen zum
Landtagspräſi=
denten gewählt. Mit einem dreifachen Heilgruß übernimmt er
(Fortſetzung auf Seite 2, 1. Spalte.)
Programmakiſche Aenßerungen
des Skaakspräſidenken.
Der neue Staatspräſident Dr. Werner empfing den
Haupt=
ſchriftleiter des „Darmſtädter Tagblatt” und =äußerte ſich in
dieſer Unterredung über die Auffaſſungen und Abſichten der
neuen Regierung.
„Wir werden”, ſo äußerte Staatspräſident Dr. Werner,
„nachdem wir jetzt die Regierung übernommen haben, und
nach=
dem jetzt die Ruhe im Lande wiederhergeſtellt iſt, ohne
Zögern an die Arbeit gehen. Neben den
Staats=
präſidenten, der das Kultusminiſterium übernimmt, wird noch
ein Miniſter treten, und zwar Herr Dr. Müller, der ſämtliche
anderen Miniſterien übernehmen wird. Sobald Herr Dr. Müller
heſſiſcher Miniſter iſt, erlöſchen die Vollmachten, die er bisher
als Beauftragter des Reichs beſaß.”
Auf die Frage, wie er zu dem Problem
Bundes=
ſtagt oder Einheitsſtaat ſtehe, erklärte der
Staats=
präſident: „Ich bin Föderaliſt aus Ueberzeugung, aber doch
nicht in dem Sinne, daß ich mich unbedingt für eine Erhaltung
der Länder in der bisherigen Geſtalt einſetzen könnte. Die
dynaſtiſchen Beweggründe, die bei der Geſtaltung der Länder
in der Geſchichte vielfach eine Rolle geſpielt haben, ſind ja in
Fortfall gekommen, und ſo ſcheint mir eine Neugliederung
des Reichs nach Stämmen die gegebene. Damit iſt,
ſoweit es uns hier in Heſſen angeht, keineswegs geſagt, daß
nun etwa Frankfurt zwangsläufig die Hauptſtadt eines neuen
Landes Heſſen werden müßte, ich bin im Gegenteil ein
aus=
geſprochener Gegner der Konzentrierung der
Bevölkerung in wenigen Großſtädten.
Ein ſchwieriges Problem ſtellen die Finanzen
des Landes dar. Wir werden ſelbſtverſtändlich den größten
Wert legen auf eine möglichſt einfache ſaubere Verwaltung.
Trotzdem wird man damit rechnen müſſen, daß ſehr große
Einſparungen im Etat kaum möglich ſind nach
den Einſchränkungen, die in der
voraus=
gegangenen Kriſenzeit ja ſchon erfolgt ſind.
Immerhin hoffe ich, daß es gelingen wird, den Fehlbetrag des
heſſiſchen Staates in abſehbarer Zeit wegzubringen, da wir
erwarten, daß das Reich ſeinen alten
Ver=
pflichtungen, die es dem Lande Heſſen
gegen=
über hat, nachkommen wird. Ich denke dabei in erſter
Linie an die Verpflichtungen, die aus der Uebernahme der
Eiſenbahn durch das Reich entſtanden ſind.
Auf die Frage, wie er zum Berufsbeamtentum ſtehe,
er=
klärte Staatspräſident Dr. Werner mit Nachdruck, daß er
ſelbſt=
verſtändlich ein unbedingter Anhänger eines
ge=
ſunden Berufsbeamtentums ſei. Die neue Regierung
werde unter gar keinen Umſtänden daran denken, an die
Grund=
lagen des Berufsbeamtentums und an die in dieſer Beziehung
beſtehenden geſetzlichen Bindungen zu rühren. Man denke auch
nicht daran, etwa nun alle eingearbeiteten Beamten aus
irgend=
welchen politiſchen Gründen in die Wüſte zu ſchicken. Wo die
bisherigen Inhaber von Beamtenſtellen aus zwingenden
Grün=
den entfernt werden müßten, werde man, abgeſehen von
be=
gründeten Einzelfällen, qualifizierte Berufsbeamte an ihre
Stelle ſetzen.
Zur Frage des Heſſiſchen Landestheaters
er=
klärte Staatspräſident Dr. Werner, der als neuer Kultusminiſter
darüber die kommenden Entſcheidungen zu treffen haben wird:
„Ich ſehe im Heſſiſchen Landestheater einen ſtarken
Kultur=
träger, deſſen Erhaltung und Feſtigung bei aller notwendigen
Sparſamkeit ermöglicht werden ſollte. Ich bin allerdings der
Auffaſſung, daß das Heſſiſche Landestheater unter
ſeiner bisherigen Leitung ſeinen Aufgaben
nicht gerecht werden kann und werde daher in dieſer
Beziehung alsbald eine Aenderung eintreten
laſſen.”
„Es liegt mir”, ſo erklärte Staatspräſident Dr. Werner zum
Schluß, „ſelbſtverſtändlich ſehr viel an einer
vertrauens=
vollen Zuſammenarbeit mit der heſſiſchen
Preſſe. Um die Verbindung ſtändig zu halten, wird die
Staatliche Preſſeſtelle, die wir möglichſt mit einem
erfahrenen Journaliſten beſetzen werden, erhalten bleiben.
Ich bin mir der Schwere der Aufgabe, die ich übernehme, und
der Verantwortung vor Staat und Volk voll bewußt. Ich werde
daher auch nicht empfindlich ſein gegen eine ſachliche Kritik.
Wir wollen einen neuen nationalem ſtaatlichen
Aufbau und rechnen dabei auf die Unterſtützung
aller Kreiſe des Volkes, die gleich uns in der
nationalen Einſtellung des Staates und der
Regierung die unerläßliche Vorausſetzung für
jeden Wiederaufbau ſehen.”
Seite 2 — Nr. 73
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Hefſiſcher Landtag.
(Fortſetzung von Seite 1, 2. Spalte.)
das Präſidium und erklärt, daß er die Geſchäfte des Landtages
ent=
ſprechend der Geſchäftsordnung objektiv zu führen verſuche.
Er ſpricht dem neugewählten Staatspräſidenten die
Eides=
formel vor:
„Ich ſchwöre Treue der Reichs= und Landesverfaſſung,
Ge=
horſam den Geſetzen und gewiſſenhafte Erfüllung meiner
Amts=
pflichten.”
Dr. Werner beſtätigt mit erhobener Schwurhand: „Ich
ſchwöre es.
Die Regierungserklärung
Staatspräſident Dr. Werner gibt darauf folgende
Re=
gierungserklärung ab:
Die neugewählte nationalſozialiſtiſche Regierung des
Heſſen=
landes iſt der Ueberzeugung, daß die Reichsleitung unter der
Füh=
rung Adolf Hitlers alles tun wird, um den Lebensbelangen der
einzelnen Länder in Wahrung eines geſunden Föderalismus zu
entſprechen.
Sie verzichtet deshalb an dieſer Stelle darauf, Forderungen
an die Reichsregierung auf dem Gebiet der Weſthilfe, des
Finanz=
ausgleichs und des Arbeitsbeſchaffungsprogramms ſowie der
Eiſenbahnſchuldverpflichtung des Reiches zu erheben. Sie wird
auch in der Löſung innerheſſiſcher Fragen den Gleichklang mit der
Regierung der nationalen Erneuerung zu wahren wiſſen.
Chriſtentum und Deutſchtum werden die Leitſterne der
Re=
gierung ſein. Zur völkiſchen Erneuerung wird die
Erziehungs=
arbeit das Deutſchtum zum Ausgangs= und Endvunkt machen.
Schmutz und Schund ſollen auf allen Gebieten bekämpft werden.
In einträchtigem Zuſammenarbeiten der beiden großen
chriſt=
lichen Konfeſſionen erblickt die Regierung eine der weſentlichſten
Vorausſetzungen des deutſchen Aufſtiegs.
An alle deutſch Geſinnten im Lande ergeht der Ruf, die
Re=
gierung in ihrem Aufbauwillen rückhaltlos zu unterſtützen. (
Leb=
hafter Beifall.)
Der Landtag verabſchiedet darauf in beiden Leſungen
das Ermächkigungsgeſekz.
„Die Regierung wird ermächtigt, alle Maßnahmen im
Rah=
men der Verfaſſung zu treffen, die ſie im Hinblick auf die Not von
Volk und Land, ſowohl zur Sicherung von Perſonen und
Eigen=
tum, als auch auf finanzrechtlichem, wirtſchaftlichem und ſozialem
Gebiet für erforderlich und dringend erachtet.”
Dieſes Geſetz tritt mit dem Tag der Verkündung in Kraft,
Es tritt am 1. Oktober 1933 außer Kraft.
Die Sozialdemokraten enthalten ſich der Stimme.
Abg. Boehm (Dntl.)
gibt der Erwartung Ausdruck, daß die Regierung im Beſitze
die=
ſer Ermächtigung nur Maßnahmen treffen möge, die ſich in der
gleichen Richtung bewegen wie diejenigen der Reichsregierung,
und daß keine Anordnungen getroffen werden, weder auf
wirt=
ſchaftlichem, noch auf ſozialem Gebiet, die mit der Auffaſſung der
Deutſchnationalen Partei nicht vereinbar ſeien.
Anſchließend werden der Staaksvoranſchlag 1933,
das Finanzgeſetz mit der Anleiheermächtigung, wie ſie von der
früheren Regierung vorgelegt ſind, in erſter und zweiter Leſung,
bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten, angenommen.
Eine Etatberatung findet alſo in dieſem Jahre nicht mehr
ſtatt.
Abg. Kloſtermann,
der neue Fraktionsführer der NSDAP., betonte in einer
Erklä=
rung, daß die Natſoz, den Haushaltsvoranſchlag 1933 annehmen,
um der Regierung die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeit ſofort
aufzunehmen. Die geplanten Verwaltungs= und
Erſparnismaß=
nahmen werden im Verwaltungs= und Verordnungsweg
durch=
geführt.
Damit iſt die Tagesordnung erſchöpft und der Landtag
ver=
tagt ſich gegen 16.30 Uhr bis zum 1. Oktober 1933.
Vor dem Landkagsgebäude
hatte ſich eine unüberſehbare Menſchenmenge angeſammelt, die
beim Erſcheinen des neuen Staatspräſidenten Prof. Dr. Werner
mit dem Innenminiſter und den ſämtlichen natſoz. Führern dieſen
eine begeiſterte Ovation darbrachten.
Gauleiter Sprenger erklärte, ſoeben habe die alte
Regie=
rung Adelung=Kirnberger ihr Amt endgültig niedergelegt und
an ihre Stelle ſeien Männer der nationalen Freiheitsbewegung
getreten. Unter dem neuen Staatspräſidenten Dr. Werner und
Die zerſtörke „Amerikaniſche Riviera”
Die Badeorke der Millionäre.
Der teuerſte Boden Amerikas. — Vereinſamte Märchenpaläſte.
Der Tanz auf dem Pulverfaß. — Das gefährliche Paradies.
Das ſüdkaliforniſche Küſtengebiet, das durch das jüngſte
Erdbeben teilweiſe zerſtört worden iſt, heißt die „amerikaniſche
Riviera”, denn es iſt das herrlichſte Land, über das Amerika
verfügt. Die Ueppigkeit der Vegetation, die Nähe des Meeres
und die ewige Sonne erinnern an die europäiſche Riviera.
Kalifornien unterſcheidet ſich aber von der Gegend um Nizza
dadurch angenehm, daß hier auch ewiger Sommer herrſcht.
Dabei werden die Tropengluten, die ſonſt in dieſen Breiten
an=
zutreffen ſind, durch die kühlende Nähe des Ozeans gemildert.
Es iſt darum weder ein Zufall noch ein Wunder, daß ſich hier
die ſchönſten Badeorte der Welt befinden. Die Millionäre
Amerikas haben die Südküſte Kaliforniens als ihre
Erholungs=
ſtätte gewählt. Es entſtanden beſonders in der Nachkriegszeit
zahlreiche Seebadeorte, wie Long Beach, Santa Barbara, Santa
Monica und andere, in denen die „Oberen Vierhundert”
Er=
holung und Ruhe nach den aufreibenden Geſchäften ſuchen. Der
Boden dieſes Gebietes, der noch vor wenigen Jahren für ein
paar Dollar zu haben war, ſtieg in der letzten Zeit ungeheuer
im Preiſe, denn der Andrang der reichen Leute, die ſich hier
Villen bauen wollten, war gewaltig. In kurzer Zeit wurden
20——50fache Preiſe gefordert und gezahlt. Die Filmſtars von
Holkywood waren oft die Spekulanten, die große Terrains
an=
kauften, um ſie mit erheblichem Gewinn weiter zu veräußern.
Beſonders Greta Garbo und Mary Pickfort ſollen geradezu
genialen Geſchäftsſinn bewährt haben. In der Zeit der
Pros=
peity gab es Tauſende von reichen Leuten, die hier eine
Weekendvilla haben wollten, nachdem bekannt geworden war,
daß die Familien Morgan, Withney, Aſtor, Rockefeller u. a. ſich
in Santa Barbara, Long Beach uſw. angeſiedelt haben. Prächtige
Paläſte wuchſen tatſächlich faſt über Nacht wie Pilze aus der
Erde. Geld ſpielte keine Rolle, wenn der großmächtige Millionär
die Forderung ſtellte, daß das Haus in kurzer Zeit fertig
werden mußte. Ganze Gegenden, die noch kurz vorher
Schutt=
haufen waren, wurden im Handumdrehen zu Parks
umgeſchaf=
fen, und aus einem ärmlichen Dorf entſtand eine Wohnſtätte
für die Herren der Erde. Prächtige Gartenanlagen, ſchöne
Autoſtraßen und rieſige Geſchäftshäuſer wurden in größter Eile
hergeſtellt, denn es winkten große Geſchäfte. Hier war wahrhaft
das Schlaraffenland. Niemand wußte etwas von der Not und
den Sorgen des Lebens. Die Welt ſchien nur für Vergnügen,
Sport und Aufenthalt am Badeſtrand geſchaffen zu ſein. Ewige
Dienstag, 14. März 1933
Aufruf der hefſiſchen Regierung.
Die neugewählte heſſiſche Regierung hat am Montag abend
folgenden Aufruf an die heſſiſche Bevölkerung erlaſſen:
Volksgenoſſen im Lande Heſſen!
Endlich hat der Wille der Mehrheit der heſſiſchen
Bevöl=
kerung ſeine Erfüllung gefunden. Das Syſtem vom November
1918 iſt auch in Heſſen endgültig beſeitigt und durch eine aus
der nationalſozialiſtiſchen Bewegung hervorgegangene
Regie=
rung erſetzt.
Getragen von dem Vertrauen des Volkes iſt die neue
Staatsregierung gewillt, die Schäden der Vergangenheit bis ins
Letzte zu tilgen.
Dieſe Aufgabe iſt nach vierzehnjähriger Zerſetzung und
Durchſetzung des Staates durch die Parteien des alten Syſtems
nicht leicht. Sie wird deshalb einige Zeit in Anſpruch nehmen,
zumal das Volksintereſſe fordert, daß nicht der Staatsapparat
durch gleichzeitige Wegnahme zuvieler Beſtandteile lahmgelegt
wird. Aber das Volk darf ſich darauf verlaſſen, daß nichts
ver=
geſſen wird, wenn auch die Ordnungs= und Reinigungsarbeit
Monate in Anſpruch nimmt.
Ordnung und Reinigung ſind die Abſicht der Regierung,
nicht kleinliche Rache, die unſerer unwürdig wäre. Die
Regie=
rung wird in einem höheren Sinne Gerechtigkeit üben, die jedem
das Seine gibt, und auch den Geſinnungsdruck, der unter dem
alten Syſtem auf der Beamtenſchaft laſtete, durchaus
berück=
ſichtigt.
In zielbewußter, zäher Arbeit ſoll ein Staatsweſen
auf=
gebaut werden, das unſerer nationalſozialiſtiſchen Idee entſpricht.
Heſſiſches Geſamtminiſterium:
gez Dr. Werner, gez. Dr. Müller.
Innenminiſter Dr. Müller werde das heſſiſche Volk einer beſſeren
Zukunft entgegengehen.
Staatspräſident Dr. Werner erinnerte daran, daß er vor
etwa 25 Jahren ſchon als Kämpfer des völkiſchen Gedankens nach
Worms verſetzt worden ſei. Heute ſtehe er als Mitkämpfer Adolf
Hitlers auf dieſem Platze als der heſſiſche Staatspräſident. 1919
habe er im Heſſiſchen Landtag prophezeit, die ſchwarz=weiß=rote
Fahne werde einſt wieder auferſtehen. Heute flattere ſie auf
Wunſch des Reichspräſidenten und des Führers Adolf Hitler neben
der Hakenkreuzfahne auf ungezählten Gebäuden. Zum Schluß
dankte Staatspräſident Dr. Werner allen, die zu dem Siege der
nationalen Wiedererweckung beigetragen hätten.
Innenminiſter Dr. Müller ergriff ebenfalls das Wort
und ſkizzierte die ſeiner harrenden Aufgaben auf dem Gebiete der
Polizeiſicherheit, der Volksgeſundheit und der Juſtizpflege. In
der Geſetzgebung müſſe deutſcher Geiſt und deutſches Volksrecht
ausgeprägt zum Ausdruck kommen. Schwer ſei die Arbeit, die ihm
als Finanzminiſter bevorſtehe, aber der Führer habe ihn auf
die=
ſen Poſten geſtellt und er werde ihm getreulich dienen.
Landtagspräſident Jung richtete zum Schluß einige Worte
an die Menge, die das Deutſchlandlied und das Horſt=Weſſel=Lied
entblößten Hauptes ſang.
Fackelzug der NSDAP.
Gegen 9.30 Uhr abends bewegte ſich ein eindrucksvoller
Fackel=
zug der NSDAP. durch die Straßen Darmſtadts. An dem Zuge
nahmen neben den SA.=Stürmen auch Abordnungen der
Schutz=
polizei, der Poſt=, Bahn= und Heag=Beamten teil. Auch der
Stahl=
helm und die Haſſia hatten Fahnengruppen entſandt. Tauſende
ſäumten die Straßen, durch die ſich der Zug bewegte. An dem
Marienplatz wurden die Fackeln zuſammengeworfen. Ein
Flam=
menmeer loderte gegen den nächtlichen Sternenhimmel.
Land=
tagsabg. Abt hielt eine kurze markige Anſprache, in der er auf
die Bedeutung des Tages der Befreiung Heſſens hinwies. Seine
Anſprache klang in ein dreifaches Sieg=Heil aus, in das die Menge
begeiſtert einſtimmte. Die Kavellen intonierten das
Deutſchland=
lied, das die Tauſenden entblößten Hauptes mitſangen. Vorher
hatte die Muſik den großen Zapfenſtreich geſpielt. Ergriffen und
in tiefer Stille hörte die Menge die erhebenden Klänge des
Nie=
derländiſchen Dankgebets „Wer treten zum Beten”
Dr. Beſt Staakskommiſſar für das Polizeiweſen.
Das heſſiſche Geſamtminiſterium hat durch Verordnung vom
heutigen Tage beſtimmt:
Art. 1: Es wird ein Staatskommiſſar für das Polizeiweſen
in Heſſen eingeſetzt, dem die einheitliche Bearbeitung aller
das Polizeiweſen, ſowie aller den Volksſchutz, die
Jugendertüchtigung und die Sicherheit des
Landes betreffenden Angelegenheiten übertragen werden.
Art. 2: Der Staatskommiſſar iſt dem Miniſter des Innern
unmittelbar unterſtellt. Zum Staatskommiſſar für das
Polizeiweſen wird mit ſofortiger Wirkung der
Regierungs=
rat Dr. Werner Beſt, bisher Sonderkommiſſar für das
Polizeiweſen in Heſſen, ernannt.
Heſſ. Geſamtminiſterium: gez. Dr. Werner, Dr. Müller.
Runderlaß des Beichsinnenminifters
an De Hunder.
Gegen Willkür. Uebergriffe, Schließungen und
Bedrohungen von Einzelhandelsgeſchäften.
Berlin, 13. März.
Der Reichsminiſter des Innern, Dr. Frick, hat an die
Innenminiſterien der Länder und die Reichskommiſſare in
München, Stuttgart, Dresden, Karlsruhe, Darmſtadt
Bremen, Lübeck und Schaumburg=Lippe folgenden Runderlaß
gerichtet:
In zahlreichen Städten des Reiches finden immer wieder
Schließungen und Bedrohungen von Einzelhandelsgeſchäften
ſtatt. Davon werden nicht nur die Inhaber der Geſchäfte,
ſondern auch die Arbeiter und Angeſtellten der Geſchäfte ſowie
das kaufende Publikum und der allgemeine Wirtſchaftsverkehr
ſchwer betroffen. Auch die Staatsautorität und die für den
Wiederaufſtieg Deutſchlands unentbehrliche Bertrauensbelebung
leiden unter ſolchen Willkürhandlungen Schaden. Im Intereſſe
der öffentlichen Sicherheit und Ordnung bitte ich, dieſen
Ueber=
griffen nachdrücklichſt entgegenzutreten und die dazu
erforder=
lichen Anordnung zu treffen.
Anordnung des Polizeikommiſſars
Der Staatskommiſſar für das Polizeiweſen in Heſſen hat
ſoeben folgende Anordnung erlaſſen:
Um in den auf die Regierungsbildung folgenden Tagen zu
verhüten, daß durch die Herausforderung der nationalen
Ge=
fühle der Bevölkerung die öffentliche Ordnung und Sicherheit
geſtört wird, ordne ich auch Grund der Verordnung des Herrn
Reichspräſidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Febr.
1933 an:
1. Die folgenden ſozialdemokratiſchen
Zeitun=
gen werden bis zum 19. März 1933 einſchließlich
ver=
boten: 1. Volksfreund — Druckerei in Darmſtadt. 2.
Oberheſ=
ſiſche Volkszeitung — Druckerei in Gießen. 3. Offenbacher
Abend=
blatt — Druckerei in Offenbach. 4. Mainzer Volkszeitung —
Druckerei in Mainz. 5. Wormſer Volkswacht — Druckerei in
Mainz.
2. Warenhäuſer und andere Geſchäfte können
von der örtlichen Polizeibehörde bis zur Friſt von 24 Stunden
polizeilich geſchloſſen werden, wenn durch die Bedrohung eines
ſolchen Geſchäfts die öffentliche Ordnung und Sicherheit
gefähr=
det iſt.
3. Alle im Beſitz von Privatperſonen, die nicht Inhaber eines
Waffenſcheines ſind, oder der SA., SS. oder dem Stahlhelm
an=
gehören, befindlichen, zum Schießen gebrauchsfähigen
Schußwaffen ſind bis Mittwoch, den 15. März 1933, 12 Uhr,
bei der örtlichen Polizeibehörde gegen Quittung zur
Aufbewah=
rung zu übergeben.
4. Wer den Anordnungen zu 1—3 zuwiderhandelt
oder wer zu ſolcher Zuwiderhandlung auffordert oder
an=
reizt, wird gemäß § 4 der Verordnung des Herrn
Reichspräſi=
denten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933,
ſoweit nicht die Tat nach anderen Vorſchriften mit einer
ſchwere=
ren Strafe bedroht iſt, mit Gefängnis nicht unter einem
Monat oder mit Geldſtrafe von 150 bis zu 15 000
Reichsmark beſtraft.
„Bravo, Schuhpolizei!”
Gaupreſſewart Falk der NSDAP. ſchreibt unter der
Stich=
marke „Bravo, Schutzpolizei u. a.: Bekanntlich iſt die heſſiſche
Hilfspolizei, die ſich aus SA.= und SS.=Männern und
Stahl=
helmern zuſammenſetzt, ehrenamtlich tätig. Nur wenn ihr
Dienſt ſie über die Mittagszeit von zu Hauſe fernhält, erhalten
ſie eine Mahlzeit. Für dieſe Verpflegung konnten aber pro
Mann und Tag nur 40 Rpf. ausgeworfen werden. Es iſt
erklär=
lich, daß zu dieſem Preis nicht eine ſo kräftige Mahlzeit
herge=
ſtellt werden kann, als ſie etwa die Schutzpolizei erhält.
Kaum hatten dies die Schutzpoliziſten erfahren, als auch ſchon die
Vertreter ihrer Küchenkommiſſion und der Hauptwachtmeiſter bei
Herrn Major Hauck vorſprachen, die erklärten, daß die heſſiſchen
Schutzpoliziſten ihre Kameraden von der Hilfspolizei nicht
ſchlech=
ter verpflegt wiſſen wollten, als ſich ſelbſt. Deshalb hatten ſie
folgendes beſchloſſen: Jeder verheiratete Schutzpoliziſt bezahlt
monatlich 1,50 RM., jeder ledige 10 RM., Offiziere entſprechend
mehr. Mit dieſem Geld und dem täglichen Zuſchuß ſeitens des
Staates von 40 Rpf. pro Mann werde es dann gelingen, auch die
Kameraden von der Hilfspolizei ausreichend und kräftig zu
ver=
köſtigen. — Das nennen wir echte, deutſche Kameradſchaft! Das
iſt auch — das ſei allen Zentrumsanhängern geſagt —
Chriſten=
tum der Tat! — Dieſer ſpontane Ausbruch eines ganz neuen
nationalen und ſozialen Denkens und Fühlens berechtigt zu den
ſchönſten Hoffnungen für die Zukunft. Das iſt derſelbe Geiſt,
die=
ſelbe Kraft, die uns vier Jahre aufrecht erhielt gegen eine Welt
von Feinden.
Ferien! Ewige Feiertage! Am Abend wurden Feſte aller Art
veranſtaltet. Man ſah die koſtbarſten Juwelen, die ſchönſten
Autos und die eleganteſten Frauen. Da kam die Kriſe und
da=
mit begann auch hier der Abſtieg. Die „amerikaniſche Riviera”
lernte Frau Sorge kennen. Paläſte und Villen ſtanden zum
Verkauf und wurden für einen Bruchteil des Erſtehungspreiſes
ausgeboten. Für eine prächtige palaſtähnliche Behauſung, deren
Herſtellung 225 000 Dollar gekoſtet hatte, denn ſie hatte einen
eigenen Reitſtall und andere teure Einrichtungen, wurden 50 00)
Dollar gefordert. Aber auch dieſer Preis lockte nicht, denn
für die Kriſenzeit waren 50 000 Dollar zuviel Geld. So war
das Leben hier in der Zeit der Hochkonjunktur tatſächlich der
Tanz auf dem Pulverfaß, ſelbſt wenn man von der
Gefährlich=
keit dieſes Paradieſes abſieht, die durch die geologiſche
Be=
ſchaffenheit gegeben iſt. Das große Erdbeben des Jahres 1925,
durch das Long Beach und Santa Barbara verwüſtet wurden.
fiel noch in die Zeit der Hochkonjunktur, ſo daß in kurzer Zeit
alle Schäden beſeitigt werden konnten. Die Millionäre wollten
nichts Häßliches ſehen, keine Zerſtörung, die ſie an die
Ver=
gänglichkeit alles Irdiſchen gemahnte. Es ſchien, als ob der
große Zuſammenbruch ſymboliſch gerade an dieſer Stätte des
Reichtums und der Sorgloſigkeit angedeutet werden ſollte. Jetzt
ſind viele Märchenpaläſte vereinſamt. Die amerikaniſche Riviera
iſt zum großen Teil verlaſſen.
Schallplatkenbeſprechung.
Die kurze Unterbrechung unſerer regelmäßigen
Platten=
beſprechungen iſt nicht auf eine Lücke in der Produktion
zurück=
zuführen. Im Gegenteil, die Platteninduſtrie iſt erfreulich
pro=
duktiv und ſie geht als eine unſerer modernſten und auf
Aktua=
lität eingeſtellten Induſtrien durchaus mit der Zeit. Jede leiſe
Geſchmacksänderung auf muſikaliſch und geſanglich=künſtleriſchem
Gebiet findet alsbald ihren Niederſchlag. Da iſt erfeulicherweiſe
die Abnahme des Intereſſes an negriler Muſik auch im Tanz
zu regiſtrieren. Man beſinnt ſich wieder auf gute alte deutſche
Muſik und Tanz und läßt ihn, wenn auch etwas moderniſiert,
wieder aufleben. Vom Engliſh Waltz zum Walzer und Ländler
war nur ein kurzer Schritt.
Beſonders produktiv ſind die im Lindſtröm=Konzern
zuſam=
mengeſchloſſenen Fabrikate, die ſtets eine ſympathiſche Miſchung
von künſtleriſchen und unterhaltenden Platten herausbringen. Auf
Parlophon ſingt Herbert Ernſt Groh aus Flotows „
Stra=
della”, die Hymnen des 3. Aktes ungemein eindrucksvoll
(B. 48 237), und Joſeph, Schmidt zeigt in der Serenade „Buon
anotte, ſchöne Signoarita”, wie in dem ſchönen Tango. In deinen
Augen las ich ein Märchen” (B 48 804) beſte Geſangskultur.
Gitta Alpar tirilliert in ſchwindelnden Höhen auf Odeon
(0. 11 785) in einem köſtlichen Tango und ſchmelzenden Engliſh
Waltz aus der Operette „Ball im Savoy”. Sehr luſtig ſingen und
ſpielen die luſtigen Odeon=Muſikanten auf O 11787 in „Die
Dorfmuſik” Walzer und Ländler, und das Odeon=
Tanz=
orcheſter ſpielt ſchmiſſig und temperamentvoll aus
Zigeu=
ner der Nacht” auf O. 11713. — Wer ganz große Kunſt
liebt, dem empfehle ich die Platte 0. 6788, mit
Knapperts=
buſchs großem Sinfonie=Orcheſter, das den Tanz der Salome
aus Richard Strauß „Salome” wundervoll ſpielt.
„Gloria” legt in erſter Linie Unterhaltungs= und
Tanz=
muſik vor. Fred Bird mit ſeinem Tanzorcheſter ſpielt eine
be=
ſonders weiche und doch ſchmiſſige Tanganilla von Bazant und
eine ebenſolche von Bernhard Grün auf G O 10415, Toni
Meindl und Hans Leßmann ſingen zu Accordeon=
Beglei=
tung aus dem Tonfilm „Stürme über dem Mont Blanc auf
G. O. 10 427 und die berühmten Singing Babies den
Slowfox „Ich lieb dich” und „Auf Wiederſehn Baby”, einen
Fox=
trott auf G. O. 10 462. Eine beſonders intereſſante Platte für
Freunde „eindringlicher” Volksweiſen iſt G. O. 10 466, auf der
Ernſt Buſch in Hamburger Mundart „Min Jehann” und das
köſtliche Seemannslied „Der brave Peter” (Ahoi! Kameraden!)
ſingt.
Grammophon, die Stimme ſeines Herrn, hat ſich
unbe=
ſtreitbares Verdienſt erworben mit den billigen, ſchnell beliebt
gewordenen Braun=Etikett=Serien, in denen beſonders
leichte und luſtige Unterhaltungsmuſik mit Geſang und Tanz
ge=
boten werden. Platten, die gern auf Ausflügen und
Bootsfahr=
ten mitgenommen werden. Zum Mitſingen ſind die gedruckten
Texte beigefügt. Auf 1256 ſpielt das Grammophon=Enſemble
zum Solo=Geſang von Alexander Fleßburg und Chor „Auf m
Heuboden” und Sportpalaſt=Walzer und „Denkſt du denn, du
Ber=
liner Pflanze. Der Tenor Leo Monoſſon mit Ilja
Lio=
ſchakoff=Tanz=Orcheſter bringt den ſchönen Engliſh Waltz „Der
ſchönſte Gedanke” und den Slow=Fox „Kinolied (Gilbert) auf
1284, und der bekannte Auguſt Batzem friſcht auf 1156 mit
bekannten Soldatenliedern Kriegserinnerungen auf.
Männer=
quartett und Orcheſterbegleitung erheben die Platte voll ins
Künſtleriſche. — Eine köſtliche Tellparodie, in der eine ganze
Reihe von Schlagern und klaſſiſche” Zitate auch aus
Opern=
muſik verarbeitet iſt, bringt Paul O’Montis auf 1178. Freunden
künſtleriſcher Satire und des Humors beſonders empfohlen!
Sehr hübſch iſt auch die Paul=Godwin=Platte 1213, mit Erwin
Hartun g. und Chor, die das Walzerlied aus „Die Dorfmuſik”
und den heiteren Meier=Foxtrott „Immer luſtig, immer froh”
bringen. Auch 1183 iſt eine zum mindeſten intereſſante Platte.
Paul Godwin mit ſeinem Tanzorcheſter bringen das Tonfilm=
Schlager=Potpourri „Wir kurbeln an!” — Alexander Fleßburgs
Volkspotpourri „Olle Kamellen (1227) iſt ein köſtliches
Gegen=
ſtück dazu. Das Ufa=Jazz=Orcheſter mit Borgmann=Gilberrs
Engl. Waltz „Meine ganze Liebe ſchenk ich dir”, Walter Carlos
mit dem Rheinländer Modern (1179) und der beſonders ſchöne
Tango „Schöne Frauen muß man immer gut behüten”, mit dem
Lied und Engl. Waltz „Es klopft an die Tür” des Ilja=
Lio=
ſchakoff=Tanz=Orcheſters (1230) beſchließen dieſe Reihe.
Dienstag, 14. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 73 — Seite 3
kegrerangsſieg ver ven Kommnamaiwahlen.
Auch in den Gemeinden der Einzug der neuen Zeif. — Polikiſcher Gleichklang in den Kommunen
mit den Zenkralen Volksverkrekungen und Regierungen.
Der Umſchwung in Preußen.
Der Skurm auf die Rakhäuſer gelungen.
Die preußiſchen Kommunalwahlen haben den Sieg der
Regierungsparteien vom 5. März noch überboten. Zahlenmäßig
iſt zwar die Wahlbeteiligung bei weitem nicht ſo ſtark — am
ſtärkſten hat ſie bei den Linksparteien nachgelaſſen —, prozentual
haben aber die Natſoz, weſentlich beſſer abgeſchnitten als vor
8 Tagen, da ihre Wähler ſehr ſtark an die Urnen gegangen ſind.
Zum erſtenmal iſt auch das Zentrum in den Strudel gezogen
worden, und es hat in ſeinen Hochburgen im Weſten und in
Oberſchleſien ſtarke Einbußen erlitten, die teils zum Verluſt der
abſoluten Mehrheit innerhalb der
Stadtverordnetenverſamm=
lungen geführt haben. Das bemerkenswerteſte Moment der
Kommunalwahlen iſt
der kalaſtrophale Rückgang der Kommuniſſen.
Die Anhänger dieſer Partei ſind offenbar nach dem
Wahl=
ergebnis vom letzten Sonntag, das trotz der geſtiegenen
Wahl=
beteiligung den Kommuniſten ein Fünftel ihrer Stimmen und
Sitze koſtete, mutlos geworden und halten eine weitere
Be=
teiligung an Wahlen offenbar für nutzlos. In beſchränktem
Um=
fang trifft dieſes — von wenigen örtlichen Ergebniſſen
ab=
geſehen — auch auf die SPD. zu, die 20 bis 30 Prozent ihrer
Stimmen und Sitze einbüßte. Der Rückgang der
Regierungs=
parteien iſt dagegen im Durchſchnitt geringer als der Rückgang
der Wahlbeteiligung, die man nach dem vorläufigem
Ueber=
ſchlag mit 80 Prozent annehmen kann.
In zahlreichen Skädken hal ſich eine abſolute
Mehrheit der Regierungsparkeien ergeben.
vielfach ſogar eine abſolute Mehrheit der Nationalſozialiſten.
In Weſtdeutſchland iſt in vielen Städten eine
Zweidrittelmehr=
heit aus Nationalſozialiſten und Zentrum zu verzeichnen. Die
abſolute Mehrheit errungen haben die Nationalſozialiſten z. B.
in Liegnitz mit 24 zu 22 Sitzen, in Beuthen mit 26:21 Sitzen,
in Hindenburg mit 29:22 Sitzen. in Frankfurt/Oder mit 27:18
Sitzen, in Colberg mit 18:17 Sitzen, in Wilhelmshaven mit
14:10 Sitzen. Eine abſolute Mehrheit der beiden
Regierungs=
parteien ergab ſich u. a. in Forſt mit 20:16 Sitzen, in
Senften=
berg mit 16:11 Sitzen, in Wiesbaden mit 34:20 Sitzen, in Halle
mit 37:21, in Görlitz mit 28:19, in Koblenz mit 22:21, in
Wuppertal mit 44:32, in Oppeln mit 22:16, in Kiel mit 36:28
Sitzen. In Münſter trat an die Stelle der abſoluten Mehrheit
des Zentrums eine Mehrheit der Regierungsparteien von 25:23
Sitzen, während in Trier das Zentrum ſeine abſolute
Mehr=
heit erhalten konnte. Mehrheiten aus Nationalſozialiſten und
Zentrum ergaben ſich u. a. in Köln, Duisburg, Eſſen und
Düſſel=
dorf. Sehr bemerkenswert iſt das Wahlergebnis in
Branden=
burg/Havel, wo bisher die SPD. allein bzw. mit der KPD.
zuſammen über die Mehrheit verfügte. Dort hat ſich jetzt eine
Mehrheit der Regierungsparteien von 24:21 Sitzen ergeben, in
Altona iſt an die Stelle der Linksmehrheit eine
Regierungs=
mehrheit von 36:25 Sitzen getreten.
Bemerkenswerte Mehrheitsperſchiebungen
in den oberſchleſiſchen Gemeinden.
In Oberſchleſien haben die Wahlen zu einer völligen
Ver=
ſchiebung der Mehrheitsverhältniſſe geführt. Während bisher
in den ſechs Stadtkreiſen Gleiwitz, Oppeln, Hindenburg, Beuthen,
Ratibor und Neiße ausſchließlich das Zentrum und die SPD.
über eine eindeutige Mehrheit verfügten, iſt dieſe jetzt — außer
in Neiße — von einer ebenſo eindeutigen Rechtsmehrheit
ab=
gelöſt worden. Die ungeheuere Zunahme der Stimmen der
NSDAP. hat ihr in Beuthen ſogar die alleinige abſolute
Mehr=
heit verſchafft. In Gleiwitz, Hindenburg, Oppeln und Ratibor
verfügen NSDAP. und Schwarz=Weiß=Rot über eine
einwand=
freie Mehrheit. Nur in Neiße hat das Zentrum ſeine alleinige
Mehrheit mit 18 von 35 Mandaten aufrechterhalten können.
Von den 14 oberſchleſiſchen Kreistagen hatte bisher nur der
des Kreiſes Kreuzburg eine Rechtsmehrheit, beſtehend aus
DNVP. und DVP. aufzuweiſen. Jetzt beſtehen ausgeſprochene
Rechtsmehrheiten in den Kreiſen Koſel, Beuthen=Tarnowitz,
Grottkau, Falkenberg, Gleichwitz=Toſt, Kreuzburg und Guttentag,
alſo in ſieben Kreiſen, Fraglich ſind die Mehrheiten in den
Kreiſen von Oppeln, Ratibor, Neuſtadt und Groß=Strelitz, wo
Polen und KPD. jeweils ausſchlaggebend in Erſcheinung treten
können. In den Kreiſen Neiße Leobſchütz und Roſenberg
ver=
fügt das Zentrum über die Schlüſſelſtellung.
Das Ergebnis der Berliner Stadkverordnekenwahlen
iſt geradezu ſenſakionell,
denn es hat gegenüber den Ergebniſſen vom vorigen Sonntag noch
einmal einen erheblichen Ruck nach rechts gebracht und eine
ab=
ſolute Mehrheit der Regierungsparteien hergeſtellt. Damit iſt
das ſeit vielen Jahren traditionell „rote Berlin” ſchwarz=
weiß=
rot geworden. Während noch am vorigen Sonntag die beiden
marxiſtiſchen Parteien zuſammen mehr Stimmen aufbrachten als
die Regierungsparteien und eine bürgerliche Mehrheit nur unter
Einbeziehung der Mitte möglich geweſen wäre, iſt die Mitte zur
Mehrheitsbildung jetzt nicht mehr notwendig.
Am letzten Sonntag erhielten die Regierungsparteien
zu=
ſammen 1 359 309 Stimmen (1 032 342 plus 326 967), die
marxiſti=
ſchen Parteien 1377 794 Stimmen. Jetzt haben erhalten die
Re=
gierungsparteien 1 295 545 (984 243 plus 311 302), die
marxiſti=
ſchen Parteien 1 065 780 (SPD. 565 943, KPD. 499 847). Die
Ab=
nahme der Regierungsparteien beträgt 63 764, die der
marxiſti=
ſchen Parteien 312 014. Berückſichtigt man die geringe
Wahlbe=
teiligung, dann haben die Regierungsparteien ſogar gewonnen.
Die Mittelparteien haben zuſammen 152 224 Stimmen erhalten,
ſie bringen zuſammen mit den Linksparteien 1 270 675 Stimmen
auf gegen 1 295 545 Kopffront Schwarz=Weiß=Rot und
National=
ſozialiſten. Man kann dabei die Stimmen der Chriſtlich=Sozialen
und der DVP. wohl unbedingt der Rechten zurechnen, ſo daß ſich
das Endergebnis zu deren Gunſten noch verſchiebt.
Abſoluke Mehrheit der Regierungsparkeien
in Staaksrak und Reichsral.
Das geſtrige Wahlergebnis wird ſich im Reichsrat und im
preußiſchen Staatsrat ſtark bemerkbar machen. Nach den
bisheri=
gen Ziffern iſt damit zu rechnen, daß die preußiſche Regierung,
die 13 der 26 Preußenſtimmen im Reichsrat inſtruiert, noch
wei=
tere 11 Stimmen aus den hinter ihr ſtehenden Provinzen erhalten
wird. Im Preußiſchen Staatsrat gehörten von 81 Vertretern
bis=
her 29 den jetzigen Regierungsparteien an (unter Einbeziehung
der DVP.), während die SPD. über 22, das Zentrum über 19,
die KPD. über 6 und Splitterparteien über 5 Sitze verfügten.
Künftig dürften von 81 Staatsratsvertretern mindeſtens 55 bis
56 den Regierungsparteien zuzurechnen ſein. Die Kommuniſten
fallen im Staatsrat ganz aus, ſo daß die Regierung durch die
ver=
äuderte Zuſammenſetzung in den Kreis= und Provinzialbehörden
im Staatsrat eine faſt reſtloſe Zweidrittelmehrheit mit den
Deutſchnationalen und der Volkspartei beſitzen. Auch die
Stel=
lung des Berliner Oberbürgermeiſters iſt noch
völlig ungeklärt. Praktiſch für die Reichsregierung iſt
auch, daß nunmehr die ſüddeutſchen Reichsratsſtimmen faſt reſtlos
hinter ihr ſtehen, ſo daß alſo bei ihren weiteren Maßnahmen kaum
Schwierigkeiten im Reichsrat zu erwarten ſind.
Reichsminiſter Goering gegen unmitkelbare Akkionen
WTB. Berlin, 13. März.
Der Reichskommiſſar für das preußiſche Innenminiſterium
gibt bekannt: In den letzten Tagen ſind aus zwingenden Gründen
von ſeiten der nationalen Verbände unmittelbare Eingriffe in
Kommunalverwaltung, Rechtspflege, Kunſtinſtitute, insbeſondere
in Theaterbetriebe, vorgekommen. Auf Grund des Erlaſſes des
Herrn Reichskanzlers vom 12. März ſind derartige Eingriffe
un=
nötig geworden. Die Reinigungsaktion innerhalb meines Reſſorts
wird von mir planmäßig ſelbſt vorgenommen werden. Sollte
irgendeine Gefahr im Verzug ſein, ſo bin ich telephoniſch
anzu=
rufen, damit ich eingreifen kann. Ich bin überzeugt, daß die
natio=
nale Bevölkerung zu meinen Maßnahmen das notwendige
Ver=
trauen beſitzt und unmittelbare Handlungen in Zukunft aus
die=
ſem Grunde für unnötig halten wird.
Polizeiakkion gegen die KP9.
Rieſiges Sprengſtofflager im Weſtharz enkdeckk.
UNB. Göttingen, 13. März.
Im Verlaufe einer Polizeiaktion gegen die Kommuniſten
und „Eidgenoſſen” entdeckte man im Weſtharz ein rieſiges
Sprengſtofflager. Das Lager befand ſich im Walde und war auf
raffinierte Art und Weiſe verſteckt worden. Die Bergung des
Sprengſtoffes wird in dieſen Tagen durch Pioniere
vorgenom=
men werden. Ein Teil des Sprengſtoffes iſt für Uebungen, die
die Kommuniſten und „Eidgenoſſen” in den Wäldern von
Hannoverſch=Münden vorgenommen haben, verwendet worden.
U. a. haben die Täter ſelbſtgebaute Brücken in die Luft
ge=
ſprengt. Der genaue Ort des Lagers wird von der Polizei, um
eine Beunruhigung des Publikums zu vermeiden, nicht bekannt
gegeben. 30 Perſonen ſind bis jetzt verhaftet worden.
Dr. Goebbels zum Reichsminiſter für
Volks=
aufklärung und Propaganda ernannk.
Der Reichspräſident hat den Abgeordneten Dr. Goebbels
zum Reichsminiſter für Volksaufklärung und Propaganda und
den bisherigen Miniſterialdirektor Walter Funk zum
Staats=
ſekretär dieſes Miniſteriums ernannt.
Amtlich wird hierzu mitgeteilt:
Für Zwecke der Aufklärung und Propaganda unter der
Be=
bölkerung über die Politik der Reichsregierung und den
natio=
nalen Wiederaufbau des deutfchen Vaterlandes wird ein
Reichsminiſterium für Volksaufklärung und Propaganda
er=
richtet.
Der Leiter dieſer Behörde führt die Bezeichnung „
Reichs=
miniſter für Volksaufklärung und Propaganda‟. Die einzelnen
Aufgaben des Reichsminiſters für Volksaufklärung und
Propa=
ganda beſtimmt der Reichskanzler. Er beſtimmt auch im
Ein=
vernehmen mit den beteiligten Reichsminiſtern die Aufgaben,
die aus deren Geſchäftsbereich auf das neue Miniſterium
über=
gehen, und zwar auch dann, wenn hierdurch der
Geſchäfts=
bereich der Betroffenen Miniſterien in den Grundzügen berührt
wird.
Der zum Reichsminiſter für Volksaufklärung und
Propa=
ganda ernannte Dr. Joſef Goebbels wurde am 29. Oktober 1897.
in Rheydt (Rheinland) geboren und iſt katholiſcher Konfeſſion.
Nach einem Studium der Geſchichte, Kunſtgeſchichte,
Literatur=
geſchichte und Philoſophie an zahlreichen deutſchen Univerſitäten
promovierte er in Heidelberg zum Doktor phil. und wandte ſich
im Jahre 1922 der Politik zu. 1924 wurde er Schriftleiter der
völkiſchen „Freiheit” in Elberfeld und gründete 1925 zuſammen
mit Gregor Straſſer die „Nationalſozialiſtiſchen Briefe‟. 1926
wurde er als Gauführer der NSDAP. nach Berlin berufen, wo
er im Jahre 1927 Herausgeber des „Angriff” wurde. Dr.
Goeb=
bels iſt ſeit 1928 Mitglied des Reichstages. Auch als Schriftſteller
iſt Dr. Goebbels hervorgetreten. Neben zahlreichen
nationalſozia=
liſtiſchen Kampfſchriften hat er auch zwei Bühnenwerke verfaßt.
Weikere Beurlaubungen in Heſſen
mit ſofortiger Wirkung: Min.=Rat Bornemann,
Staats=
miniſterium; Staatsrat Karcher. Innenminiſterium, Abt.
Arbeit und Wirtſchaft; Reg.=Rat Zinnkann,
Innenmini=
ſterium, Abt. Arbeit und Wirtſchaft; Oberregierungsrat Ritzel,
Prov. Dir. Oberheſſen, Gießen; Kreisdirektor Rechthien;
Friedberg; ſämtlich SPD. Staatsrat Schwamb,
Innen=
miniſterium; Geſandter Nuß, Berlin (Zentrum); Kreisdirektor
Uſinger, Groß=Gerau; Min.=Dir. Neuroth,
Juſtiz=
miniſterium (SPD.); Oberſchulrat Friedrich
Kultusmini=
ſterium (SPD.); Staatsrat Balſer, Finanzminiſterium: Min.=
Rat Dr. Siegert. Innenminiſterium; Staatsrat v. Eyff=
Juſtizminiſterium (Zentrum); Kreisdirektor Merck, Offenbach;
Min.=Rat Dr. Kammer, Kultusminiſterium.
Kreisdirektor Stammler wurde mit ſofortiger Wirkung
nach Alsfeld zurückverſetzt, um das ihm angetane
Unrecht wieder gut zu machen.
In verſchiedenen Gemeinden Heſſens und auch in
Darm=
ſtadt wurden von Natſoz. Warenhäuſer und andere
Geſchäfte veranlaßt, zu ſchließen. Zum Teil hat die
Polizei eingegriffen und feſtgeſtellt, daß es ſich um unbefugte
Einzelaktionen handelt, die dem Willen der Reichs= und
Landesregierung widerſprechen.
Oberreg.=Rat dan Baßhuyſen bittet uns um
Richtig=
ſtellung, daß es ſich bei den in ſeiner Wohnung „beſchlagnahmten
Waffen” um ſeine Dienſtwaffen handelte, die ihm ebenſo wie
anderen gleichartigen Beamten ſeinerzeit dienſtlich zur
Ver=
fügung geſtellt worden waren und nach ſeiner Beurlaubung
jetzt abgeholt wurden.
2. Konzerk des Muſikvereins Darmſtadk.
Montag, den 13. März.
Joſeph Haydn: Die Schöpfung.
Zu einer glücklichen Zeit ſind Haydns beide
Meiſter=
oratorien entſtanden. Noch beſtand die große Tradition barocker
Ausdruckskraft und religiöſer Innigkeit, zugleich hatte das
Ro=
koko die Melodik zierlicher und graziöſer geſtaltet, hatte über
Händel hinaus ein feines Filigranwerk melodiſchen Ausdrucks
entwickelt, und nun kamen Rouſſeaus Naturſchwärmerei und die
große geiſtige Bewegung der Zeit Schillers und Goethes und
ſchufen die geiſtige und künſtleriſche Empfänglichkeit, die der
Kunſt um die Jahrhundertwende ſo günſtige Bedingungen ſchuf.
Aus all dieſen Strömen ſchöpft Haydn, der ſchlichte, aus den
einfachſten Kreiſen ſtammende Künſtler, fromm, heiter
natur=
empfänglich, ſchönheitsdurſtig und miſcht Naives, Inniges,
Tiefes und Erhabenes in den beiden Oratorien, die heute noch
jugendfriſch, begeiſternd und urgeſund wirken. Die Aufführung
war ausgezeichnet und ſtand von Anfang an unter einem
glück=
lichen Stern. Entfeſſelte das Erſcheinen des Großherzoglichen
Paares in ſeiner altgewohnten Loge ſchon ſpontanen Beifall,
ſo wurde die Einleitung, die Darſtellung des Chaos und die
Erſchaffung des Lichtes in hervorragender Weiſe wiedergegeben.
Ausgezeichnet wirkten die Chöre, deren Einſtudierung durch
die Herren Dr. Schmidt=Iſſerſtedt und Fritz Bohne beſonders
ſorgfältig war, die klangſchön, rhythmiſch einwandfrei und ſehr
tonrein geſungen wurden. Einzig der erſte Einſatz des
Schluß=
chors im zweiten Teil war etwas unſicher. Sehr wohltuend
wirkte es daß der Männerchor durch Mitglieder der „
Sänger=
luſt” verſtärkt war. Das Landestheaterorcheſter löſte ſeine gar
nicht leichte Aufgabe mit großer Muſizierfreude, faſt alle
In=
ſtrumente haben wichtige Soloſtellen, die fein ausgeführt wurden.
Zwar klangen die Bläſer anfangs nicht ganz rein, und es
miß=
langen zwei Hornſtellen, ſonſt aber gelang beſonders die
Zart=
heit und Durchſichtigkeit der Geſangsbegleitungen hervorragend.
Herr Kapellmeiſter Dr. Schmidt=Iſſerſtedt beherrſchte die
Partitur ausgezeichnet. Er hatte, um die Dauer der Aufführung
zu kürzen, eine größere Anzahl von Strichen in einzelnen
Chören und Soloſtücken durchgeführt, die uns bis auf den im
Schlußchor des erſten Teiles und den im 1. Duett von Adam
und Eva ſehr geſchickt erſchienen, an dieſen beiden Stellen
fanden wir allerdings die Geſamtform etwas geſtört. Dann
be=
herrſchte der Dirigent auch vorzüglich den Stil des Haydnſchen
Oratoriums, traf bis auf wenige etwas überraſche
Tempo=
nahmen die Tempi ſehr gut, brachte z. B. das Poco Adagio des
Terzettes „Zu dir, o. Herr, blickt alles auf” als flüſſiges Andante
und verſtand auch in den großen Steigerungen die traditionelle
Freiheit und Flüſſigkeit des Tempos zu benutzen, die aus dem
alten Chorſtil ſtammend, dem Oratorium ſtets eigen blieb.
Be=
ſonders rückſichtsvoll war die Art wie er begleiten ließ, dadurch
kamen die Soloſtimmen hervorragend zur Geltung.
Von den Soliſten iſt an erſter Stelle die Vertreterin der
Sopranpartie Hilde Weſſelmann=Barmen zu nennen.
Ihre entzückende Stimme iſt von außergewöhnlicher Weichheit und
Geſchmeidigkeit, in allen Lagen gleichwertig, und als einziges
wäre auszuſetzen, daß an einigen Stellen die Höhe allzu laut
her=
ausgehoben wurde. Sehr ſchön war der Vortrag der Rezitalive,
hervorragend die Klarheit der Koloratur und die feine Dynamik
in den Arien, Duetten und Terzetten, als Ganzes eine ſtilſichere,
geſchmackvolle und hochkünſtleriſche Leiſtung. Hans Hoefflin=
Freiburg ſang die weniger hervortretende Tenorpartie. Auch er
iſt im Vortrag der Rezitative ein Meiſter. Der Höhepunkt ſeiner
Leiſtung war die prachtvoll geſungene Arie „Mit Würd’ und
Hoheit angetan”, dagegen fiel uns auf, daß Hoefflin an
patheti=
ſchen Stellen gegen früher ſich eine etwas forcierte Tongebung
angewöhnt hat, die den Ton weniger klar und präzis erſcheinen
läßt. Sehr ungleich zu bewerten iſt die Leiſtung von Theo
Herrmann, der die umfangreiche, von Haydn mit beſonderer
Liebe komponierte Baßpartie ſang. Die ſchöne Stimme,
bedeu=
tende Muſikalität und große Sicherheit in der Beherrſchung ſeines
Parts wirkten überaus vorteilhaft, ſtörend war dagegen die ſtarke
Hemmung im freien Vortrag des Rezitativs; hier iſt der Sänger
noch allzu abhängig von den einzelnen Notenwerten, die im
rezi=
tativiſchen Vortrag völlig der freien Deklamation untergeordnet
werden müſſen. Störend wirkte ferner die oft auch an leichten,
graziöſen Stellen dicke und ſchwere Tongebung und die nicht ganz
mundartfreie Ausſprache, allzu oft hörte man ſch ſtatt ch, und auch
die Vokaliſation war aus ſtimmtechniſchen Gründen oft allzufrei.
Das durchſichtige Orcheſter Haydns verträgt nicht „läuſe rauſchend
gleitet fort” oder „hohlde Gattin”. So hervorragend Herrmann
als Bühnenkünſtler iſt, ſo ſtilunſicher ſingt er einſtweilen noch im
Oratorium. Ausgezeichnet wirkten die Duette und Terzette der
Soliſten, ein Beweis für die hervorragende muſikaliſche
Sicher=
heit der Künſtler.
Hätte auch das Konzert noch beſſer beſucht ſein können, ſo
gibt hoffentlich der ausgezeichnete künſtleriſche Verlauf neuen
An=
trieb und erwirkt dem Muſikverein neue ſingende und fördernde
Mitglieder.
F. N.
* Mainzer Stadkkheater.
Shaws „Kaiſer von Amerika”.
Etwas verſpätet gelangte Bernhard Shaws politiſche
Komö=
die „Der Kaiſer von Amerika” in Mainz zur Erſtaufführung.
wenn auch das Stück jetzt nach der neuerlichen politiſchen
Ent=
wicklung einen gewiſſen Aktualitätsreiz hat. Handelt es ſich doch
um eine ſatiriſche Auseinanderſetzung über Monarchie,
Parla=
mentarismus und wahres Führertum. Siegfried Nürnberger, der
ſchon ſeinerzeit bei der Darmſtädter Erſtaufführung die
Haupt=
rolle des Königs Magnus inne hatte, betreute in der Mainzer
Aufführung die Regie. Er ließ dem Dialog ſeine beſondere
Pflege angedeihen und zeigte ſeine Stärke in der ſauberen
Durch=
formung der witzig=dialektiſchen Geſprächsthemen. In der
Kari=
kierung der Perſonen ging er manchmal etwas zu weit, wie auch
der zweite — an ſich ſchwächſte — Akt, der des Königs
Spiele=
reien mit ſeiner preziöſen Geliebten zeigt, gut eine Dämpfung
vertragen hätte. Siegfried Nürnberger hatte wiederum die Rolle
des Königs Magnus inne, die er ſicher und durchdacht mit
welt=
männiſcher Blaſiertheit und ironiſcher Ueberlegenheit durchführte.
Unter den zahlreichen Darſtellern verdienen hervorgehoben zu
werden Wulf Rittſchers ungeſchlachter Bonzenminiſter, Karl
Für=
ſtenbergs gut gezeichneter Premier. Luiſe Duraths ſcharmante,
kapriziöſe königliche Geliebte Orynthia, Ernſt Walther Mitulſkys
gelungener amerikaniſcher Botſchafter, Erich Keddys zeremonieller
Privatſekretär, Gertrud Fiſchers hyſteriſche Verkehrsminiſterin.
Die animierte Aufführung hinterließ nette, wenn auch nicht
über=
wältigende Eindrücke.
* Uraufführung im Bremer Schaufpielhaus.
Max Alsberg: Konflikt.
Wenn ein Verteidiger vom Format Max Alsbergs in die
Fülle ſeiner Erfahrungen faßt und einen Fall herausgreift, der
den Rechtsanwalt im Konflikt zwiſchen menſchlichem und
gött=
lichem Recht zeigt, dann darf man gewiß ſein, daß er
Weſent=
liches zu ſagen hat und daß ein Theaterſtück herauskommt, das
alle ſeeliſchen Vorgänge und äußeren Geſchehniſſe in einer
un=
unterbrochen ſpannenden Handlung zuſamenreißt. Zwar ſind ihm
die Menſchen letzten Endes nur Gefäße, die er mit ſeinen
Mei=
nungen und Anſichten erfüllt, werden bewegt, wie er es zum
Beweis ſeiner Auffaſſung benötigt, aber ſein Vorgehen iſt ſo
klug und wohlüberlegt, daß man ihm immer mit Freude und
Genuß folgt. Selbſt die Auseinanderſetzungen über die
Pflich=
ten des Richters und des Verteidigers, des Verteidigers und
Prieſters ſind ſo packend geſtaltet und ſo fein in die Handlung
eingeſponnen, daß ſie niemals den Fortgang hemmen oder der
Bühne letzte Wirkungsmöglichkeiten nähmen. Ganz
ausgezeich=
net war die Bühnenbearbeitung und Regie. Wilhelm
Chmel=
nitzky hatte alle Stärken des Stückes lebendig gemacht, alle
Fein=
heiten und Gefühle herausgeholt und die Darſteller in eine
wahre Begeiſterung hineingeriſſen, die lebhafteſten Beifall
er=
rang. Ergreifend in ihrer ſchlichten Verzagtheit Eliſabeth
Tuerſchmanns Mutter, beſtechend Erwin Klietſchs Verteidiger und
vortrefflich auch Hans Stelzer als fanatiſcher Wahrheitsſucher.
Die nächſten Aufführungen des bühnenſtarken Schauſpiels
brin=
gen Prag und Berlin=
9. N.
Seite 4 — Nr. 73
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 14. März 193
Sonerbagosehſcheibang abte Benterpictte berrägt.
Polniſche Phankaſien über einen „kevolukionären Anſchlag” auf die Weſterplakte. — Skimmung in Genf
für ſofortige Zurückziehung der
Polniſche Ausflüchte.
Genf, 13. März.
Die für Montag vormittag angeſetzte Sitzung des
Völ=
kerbundsrats zur Behandlung des Konflikts
zwiſchen Danzig und Polen in der Frage der
widerrechtlichen Verſtärkung der polniſchen
Be=
ſatzung auf der Weſterplatte iſt auf Dienstag
verſchoben worden, weil Polen gegen die Feſtſtellungen und
Forderungen des Berichterſtatters, des engliſchen Außenminiſters
Sir John Simon, Einſpruch erhoben hat. Wie man hört, hat ſich
der engliſche Außenminiſter in ſeinem Bericht
entſchie=
den gegen das Vorgehen Polens ausgeſprochen, das
ſeine Maßnahmen getroffen hat, ohne vorher den
Völkerbunds=
kommiſſar Roſting zu verſtändigen. Der Berichtsentwurf verlangt,
wie verlautet, die ſofortige Zurückziehung der
Truppenverſtär=
kungen.
In Völkerbundskreiſen herrſcht die Auffaſſung vor, daß der
Völkerbundsrat nach der Rechtslage von der polniſchen Regierung
eine ſofortige Zurückziehung der Truppen verlangen muß, und
daß hierzu überhaupt keine weitere Erörterung möglich iſt. Es
beſteht der Eindruck, daß auf franzöſiſcher Seite die
Zurück=
ziehung der Truppen als unerläßlich angeſehen wird. Dagegen
werden von polniſcher Seite heute wiederum Gerüchte verbreitet,
als ob ein revolutionärer Anſchlag auf die Weſterplatte
bevor=
ſteht und aus dieſem Grunde die Beibehaltung der polniſchen
Truppen auf der Weſterplatte unerläßlich ſei. Die polniſchen
Be=
hauptungen werden nur als der übliche Vorwand aufgefaßt, um
die wahren polniſchen Abſichten zu verſchleiern.
Vergebliche Bemühungen Danzigs um Freigabe
des Munikionsbeckens für den Handelsverkehr.
In einer längeren Mitteilung von zuſtändiger Danziger Seite
wird feſtgeſtellt, daß das zur polniſchen Kriegsmarine gehörige
Transportſchiff „Wilja”, das nach den vertraglichen
Beſtimmun=
gen die Weſterplatte bis ſpäteſtens den 8. März, 14 Uhr 30,
hätt=
verlaſſen müſſen, immer noch dort liegt. Am 9. März teilte die
diplomatiſche Vertretung Polens auf Anfrage des Danziger
Se=
nats mit, daß die „Wilja” wegen Maſchinenſchadens „leider” nicht
auslaufen könne. Als Danzig am 11. März darauf hinwies, daß
noch nicht einmal Schlepperhilfe angefordert worden ſei, teilte
Polen mit, daß „in dieſem Augenblick” der Schaden behoben
wor=
den ſei. Trotzdem liegt die „Wilja” jetzt noch auf der
Weſter=
platte. Polen hat nämlich gleichzeitig mit der Nachricht von der
Behebung des Maſchinenſchadens dem Danziger Senat mitgeteilt,
daß die „Wilja” das Kriegsmaterial von der Weſterplatte
mit=
nehmen ſoll, deſſen Ankunft dem Senat am Samstag ebenfalls
durch ein beſonderes Schreiben angekündigt worden iſt. In
die=
ſem Schreiben wird mitgeteilt, daß in den nächſten Tagen ein
zum Export beſtimmter Transport Kriegsmaterial aus Dirſchau
nach der Weſterplatte durch das Gebiet der Freien Stadt Danzig
fahren wird.
Auf dieſe Benachrichtigung hat der Senat am Samstag
ſo=
fort geantwortet und darauf hingewieſen, daß die Sperrung des
Hafenbeckens auf der Weſterplatte bis auf unbeſtimmte Zeit nicht
in Einklang zu bringen ſei mit den vertraglichen Beſtimmungen.
Die Ankündigung, daß „in den nächſten Tagen” ein
Kriegsmate=
rialtranspoxt zu erwarten ſei, könne nicht geeignet ſein, die
Weſterplatte dem friedlichen Handelsverkehr auf unbeſtimmte Zeit
zu entziehen. Der Danziger Senat hat deshalb die alsbaldige
Freigabe des Beckens von Polen verlangt. — Dieſe Forderung
entſpricht nicht nur der klaren Rechtslage, ſie iſt auch in
wirt=
ſchaftlichem Intereſſe Danzigs dringend geboten. Bemerkt ſei
ſchließlich noch, daß nach den Mitteilungen Polens am Samstag,
dem 11. März, ein Kriegsmaterialtransport von der Weſterplatte
auf das Schiff „Slaſk” (zu deutſch „Schleſien”) verladen und nach
dem Auslande verſandt worden iſt.
Danzig prokeftiert gegen Anlage von Feld=
befeſtigungen auf der Weſterplatte.
Die Danziger Delegation hat am Montag dem
Völkerbunds=
kommiſſar Roſting Mitteilung gemacht, daß die polniſche
Beſatzung auf der Weſterplatte dazu
übergegan=
gen ſei, Befeſtigungsanlagen und
Stachel=
drahtverhaue zu errichten, Maſchinengewehrübungen
abzuhalten, eine Tätigkeit alſo, die mit dem Auftrag der
Be=
ſatzung, der Bewachung der Munitionstransporte, nicht vereinbar
ſei. Es wird darauf hingewieſen, daß die Danziger Verfaſſung
die Errichtung von Befeſtigungsanlagen auf Danziger
Hoheits=
gebiet unterſagt. In einer weiteren Mitteilung wird darauf
auf=
merkſam gemacht, daß bereits Störungen des
Wirt=
ſchaftslebens in Danzig infolge des Vor ſtoßes
der Polen auf der Weſterplatte feſtgeſtellt ſind.
Danziger Kaufleute, die Warenniederlagen auf der Weſterplatte
unterhalten, haben ſeit zehn Tagen keinen Zutritt mehr.
* Befterplakke.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, Mitte März.
Die italieniſche Preſſe kannte ſeit dem Tage der
Reichs=
tagswahl natürlich nur ein Hauptthema außenpolitiſchen
Charak=
ters: den Wahlſieg Hitlers und damit des nationalſozialiſtiſchen
Gedankens in Deutſchland, der einem Sieg des fasciſtiſchen
Gedankens gleichgeſetzt wurde. Man kann ſich denken, daß die
italieniſchen Zeitungsſtimmen durchaus freundlich waren, oft
ſo enthuſiaſtiſch und begeiſtert, daß man hätte glauben können,
deutſche nationalſozialiſtiſche Parteiblätter vor ſich zu haben.
Es herrſcht alſo eine innenpolitiſche Uebereinſtimmung
zwiſchen der vorherrſchenden Meinung der deutſchen
Oeffentlich=
keit und der italieniſchen Volksmeinung, daß man mit einem
gewiſſen Recht von einer italieniſch=deutſchen „Verſtändigung”
ſprechen darf, die allerdings keinerlei offizielle oder geheime
Bindung oder auch nur Beſprechung beſitzt. Man muß ſich
vielmehr bei aller Herzlichkeit, die zwiſchen Rom und Berlin
beſteht, immer und immer wieder klar machen, daß es für
Italien nur ein außenpolitiſches Prinzip gibt: zuerſt kommt
Italien. Italien allein ſteht im Mittelpunkt aller Politik des
Duce und dem Schickſal und Glück Italiens allein dient die
Arbeit Muſſolinis. Läßt ſich dieſe Linie mit dem Schickſal
Deutſchlands vereinen, ohne daß Italien irgendwie
geſtört wird, ſo wird man es mit Freuden begrüßen, wenn
man eine artverwandte Regierung Hitler unterſtützen kann.
Man darf ſogar ſoweit gehen, feſtzuſtellen, daß zur Zeit
ein paralleler Verlauf mancher politiſcher Linien vorhanden iſt.
die gerade in außenpolitiſcher Beziehung für beide Staaten von
erheblichem Nutzen ſein können. Nur muß man immer dabei
denken, daß dieſe Parallelität nicht durch lebenswichtige „
Be=
lange” Italiens geſtört werden darf. Italien wird viel daran
ſetzen, dieſe Gemeinſamkeit im Ziele aufrechtzuerhalten, aber es
polniſchen Truppenverftärkungen.
wird in ſeinem Wege unter Umſtänden eine Haltung
ein=
nehmen, die nicht immer ſogleich in Deutſchland verſtanden
werden wird. Man darf in Deutſchland nicht denken, daß mit
dem gemeinſamen Verſtändnis für den Fascismus und dem
Willen, gegen den Marxismus anzukämpfen, nun in der
Außen=
politik Italiens ein ſolider und vollkommen zuverläſſiger Halt
für die deutſchen außenpolitiſchen Ziele gefunden iſt. Der Duce
wird, ſolange es irgendwie geht, mit Deutſchland an einem
Strange ziehen, aber er wird, wenn das Spezialintereſſe Italiens
auf dem Spiele ſteht, auch unbeirrt ſeine eigenen Wege gehen.
Ohne den Wert einer Uebereinſtimmung mit Italien deshalb
zu unterſchätzen, ſollte man ſich in Deutſchland ganz klar ſein,
daß wir noch immer allein ſtehen, wenn es hart auf hart
gehen ſollte.
Wir ſtehen gerade wieder einmal vor einem typiſchen
Bei=
ſpiel: der Fall der Weſterplatte. Wir haben hier relativ ſpät
von dem wirklichen Verlauf der polniſchen Verletzung der durch
den Völkerbund gewährleiſteteten völkerrechtlichen Abmachung
gehört. Man kann beim beſten Willen nicht ſagen, daß der
deutſche Nachrichtendienſt, weder der offiziöſe noch die
Infor=
mierung der italieniſchen Korreſpondenten in Berlin, raſch und
ganz unzweideutig gearbeitet hat. Man hat es wieder einmal
verabſäumt, von Berlin aus ſo laut das Unrecht in alle Welt
hinauszupoſaunen, die Anklage ſo raſch zu erheben, daß
gegneriſche Darſtellungen oder Erwägungen zu ſpät kommen
mußten.
Jetzt erſt erſcheint in der italieniſchen Preſſe eine
halb=
amtliche Darſtellung, die einigermaßen genau iſt, aber doch noch
nicht ſo wirkſam aufgemacht erſcheint, daß ſie jenes packende
Jutereſſe erregt, mit dem man die Aufmerkſamkeit der breiten
Oeffentlicheit erweckt. Denn es kommt doch ſehr viel darauf an,
daß gleich von Anfang an die nötige Stimmung erzeugt wird,
die eine Angelegenheit verlangt, hinter der die Note von
Hirten=
berg an Bedeutung vielleicht zurückſtehen wird.
Man darf geſpannt darauf ſein, ob Italien bei dieſem
Zwiſt, der auf das Gebiet des Völkerbundes hinüberſpielt, für
das deutſche Recht eintritt. Man darf es hoffen. Aber die
Gefahr gewiſſer Weiterungen, die von Polen auf Frankreich
hinüberzielen könnten, befteht doch, und es iſt die Frage, ob bei
einer derartigen Angelegenheit, bei der tatſächlich faſt die Lunte
am Pulverfaß auf der Weſterplatte liegt, in Italien die
Nei=
gung beſteht, klar Partei zu ergreifen. Da das Recht durchaus
auf der Seite Danzigs liegt, darf man bei dem Sinn für
Recht und Unrecht in Rom wohl auf eine Rückendeckung
rechnen. Aber es wäre gut, etwas mehr von Weſterplatte zu
erzählen, denn das Pulver liegt dort verdächtig trocken, und der
Frieden wird bei ſolchen Zuſtänden nicht gerade gefeſtigt.
England hebk das Waffenausfuhrverbok wieder anf.
Im engliſchen Unterhaus gab Baldwin im Namen der
Re=
gierung die Erklärung ab, daß das vorläufige
Waffenausfuhrver=
bot nach Japan und China vom geſtrigen Tage ab außer Geltung
geſetzt werden ſoll, da ſich ein internationales
Waffenausfuhrver=
bot nicht verwirklichen laſſe. Unter dieſen Umſtänden ſei es für
England zwecklos, allein das Waffenausfuhrverbot durchzuführen.
Verordnungen
der öfterreichiſchen Regierung.
Berbol von Einheitspreisläden. —
Bollſtreckungs=
ſchut für die Landwirtſchaft.
TU. Wien, 13. März.
In einem Miniſterrat, der den ganzen Sonntag andauerte,
hat die öſterreichiſche Regierung 12 Verordnungen beſchloſſen,
die auf Grund des kreditwirtſchaftlichen Ermächtigungsgeſetzes
ſofort in Kraft treten. Sie betreffen Angelegenheiten des
Ge=
werbes und Steuerfragen der Erwerbsgeſellſchaften. Unter ihnen
befindet ſich auch ein Verbot von Einheitspreisläden, das ſich
auf die ungünſtigen Erfahrungen beruft, die mit derartigen
Geſchäften im Deutſchen Reich gemacht worden ſind. Ferner ſoll
eine Reihe weiterer Verordnungen erſcheinen, die
Angelegen=
heiten auf dem Gebiete des Rechtsweſens regeln, vor allem eine
Verordnung über den Vollſtreckungsſchutz für die Landwirtſchaft.
Skreichung der Tſchechenkrone in Berlin.
Eine deutſche Gegenmaßnahme.
Die Notierung der tſchechiſchen Krone an der Berliner Börſe
iſt auf Veranlaſſung der deutſchen Behörden eingeſtellt worden.
* Dieſe Maßnahme hat eine Vorgeſchichte: Die Prager
Re=
gierung hat in der vorigen Woche angeordnet, daß alle Zahlungen
an deutſche Lieferanten zunächſt an eine Prager Großbank gehen
müſſen. Man will auf dieſe Weiſe einen Ueberblick über die
Ein=
zelheiten der Zahlungen an Deutſchland gewinnen. Der deutſche
Einfuhrüberſchuß nach der Tſchechoſlowakei iſt den Prager
Macht=
habern unangenehm, und ſie wollen ihn offenbar auf irgendeine
Weiſe droſſeln. Deshalb haben die Tſchechen auch ſchon vor
einigen Wochen verſucht, die Einfuhr nur auf tſchechiſchen
Schif=
fen durchzuſetzen. Aber die deutſche Regierung hat ſich der
Inter=
eſſen der deutſchen Elbeſchiffahrt angenommen. Das Einſtellen
der Notierung an der deutſchen Börſe iſt für die Prager
Regie=
rung außerordentlich peinlich, da Berlin der Haupthandelsplatz
für Tſchechenkronen iſt. Der geſamte Zahlungsverkehr wird
da=
durch in Mitleidenſchaft gezogen, weil es nicht möglich iſt, einen
genauen Kurs feſtzuſetzen. Sobald die Tſchechen ihre Maßnahmen
gegen Deutſchland einſtellen, erfolgt auch die Notierung wieder.
Sollten ſie jedoch an der Benachteiligung deutſcher Waren
feſt=
halten, dann iſt damit zu rechnen, daß weitere
einſchnei=
dende Maßnahmen gegen Prag unternommen werden.
Graf Arco in Schußhaft.
Anſchlag auf den Reichskanzler geplank.
WTB. München, 13. März.
Nach einer Mitteilung der Polizeidirektion wurde am
Sonn=
tag Graf Arco in Schutzhaft genommen, weil er nach eigenen
An=
gaben ein Attentat auf den Reichskanzler vorbereiten wollte.
Es handelt ſich um denſelben Grafen Arco, der im Februar
1919 den bayeriſchen Miniſterpräſidenten Eisner, der den
Sozial=
demokraten angehörte, erſchoſſen hat. Graf Arco trug bei dem
Attentat ſelbſt eine Schußverletzung davon. Im Januar 1920
wurde Graf Arco zum Tode verurteilt, aber bereits einen Tag
ſpäter zu lebenslänglicher Feſtungshaft begnadigt. Im April 1924
wurde Graf Arcos Feſtungshaft unterbrochen. Bei der Amneſtie
anläßlich des 80. Geburtstages des Reichspräſidenten ſprach die
bayeriſche Regierung Arcos volle Begnadigung aus.
Die SA. in der enkmilikariſierken Zone.
Ueberflüſſige Einmiſchung des Auslandes
in innerdeutſche Angelegenheiken.
WTB. London, 13. März.
Reuter veröffentlicht folgende inſpirierte Mitteilung:
„Die Beſetzung von Kehl, Speyer und Köln in der
entmilita=
riſierten Zone durch Nazitruppen bildet heute den Gegenſtand
ſorgfältiger Erwägungen in britiſchen amtlichen Kreiſen. Die
Auffaſſung geht dahin, daß, wenn die Nazi=Sturmtruppen als
Militär klaſſifiziert werden, eine mögliche Verletzung des
Ver=
ſailler Vertrages erwogen werden müßte. Wenn ſie jedoch als
Polizei klaſſifiziert werden ſollen, ſo würde die Frage in den
Bereich des Boulogner Schriftwechſels fallen, der die Zahl der
Polizei feſtſetzte, die in der entmilitariſierten Zone verwandt
werden darf.”
Anmerkungdes WB: Hierzu iſt zu bemerken, daß es
ſich, wie z. B. bei dem Vorfall in Kehl, um längſt erledigte
Ange=
legenheiten handelt, inſofern, als die vorübergehend in Kehl
an=
weſenden Mitglieder der SA. bereits Mitte vergangener Woche
an ihre ländlichen Arbeitsſtätten zurückgekehrt ſind. Im übrigen
haben ſich im früher beſetzten Gebiet bereits nach der Räumung
der einzelnen Zonen SA.=Formationen gebildet, die man nicht
plötzlich mit militäriſchen oder polizeilichen vergleichen kann, weil
ſich nach dem Sieg der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
inner=
politiſche Vorgänge revolutionärer Art abſpielen. Das Reuter=
Büro charakteriſiert die ſogenannte Beſetzung von Köln ſelbſt am
beſten, wenn es ſchreibt, daß die Nationalſozialiſten
blumenge=
ſchmückt durch die Stadt ziehen und daß niemand von ihnen
be=
waffnet iſt.
Die Märchen von den deutſchen „Geheimrüſtungen”
Der Pariſer Berichterſtatter des „Sunday Expreß” berichtet
in großer Aufmachung über die angeblichen deutſchen
Geheim=
rüſtungen, wie ſie in der berüchtigten franzöſiſchen „
Material=
ſammlung” aufgeführt ſeien, deren Veröffentlichung Herriot vor
einigen Monaten angedroht hatte. Die Zahlen ſtützen ſich auf
eine große Menge von Nachrichten, die franzöſiſche Spione bei
jahrelangen gefährlichen Nachforſchungen und unter Aufwendung
rieſiger Geldſummen zuſammengetragen hätten. Der
Bericht=
erſtatter ſpricht jedoch bereits in der Einleitung aus, was von
den Angaben zu halten ſei, indem er ſagt, daß Spione natürlich
in ihren Berichten zum größten Teil das herausfinden, was ihre
Auftraggeber herausgefunden haben möchten.
In dem Bericht werden die üblichen franzöſiſchen
Behauptun=
gen von der deutſchen Reichswehr (Armee Nr. 1)
wie=
dergegeben, die nur eine Kernarmee ſei, um die ſich
Hun=
derttauſende von voll ausgebildeten Rekruten ſcharen würden,
wenn der Ruf zu den Waffen komme. Jedes Regiment würde im
Augenblick der Mobilmachung automatiſch eine Diviſion werden.
Die Soldaten der Reichswehr würden nicht nach 12 Jahren
ent=
laſſen, ſondern nach ſechs Jahren in eine Reſerve übergeführt.
Jeder gemeine Soldat würde im Notfalle zum Unteroffizier und
jeder Unteroffizier zum Offizier werden. Jedes
Kavalleriexegi=
ment habe acht „Lufteinheiten”, deren Offiziere als
Flugzeug=
führer ausgebildet würden. Die Reichswehr=Munitionsreſerven
beſtünden aus 240 000 Gewehren, 18 000 Maſchinengewehren und
1800 Feldgeſchützen. Der Bericht ſpricht dann von den „neuen
deutſchen Tanks”, die nach engliſchem Muſter gebaut würden,
fer=
ner von chemiſchen Gasfabriken in Deutſchland ſelbſt und einem
geheimen Gaslager in Trotſk in Rußland.
Hinſichtlich der Polizei (Armee Nr. 2) () weiſt der
Bericht darauf hin, daß die Polizeiſtärke ſich von 80 000 Mann im
Jahre 1913, die nur mit Revolvern und Säbeln ausgerüſtet
waren, auf 115 000 Mann erhöht habe, die in dem Gebrauch von
Maſchinengewehren und Handgranaten ausgebildet ſeien. 35 000
Mann lebten unter dem Befehl von Reichswehroffizieren in
Ba=
racken und nähmen — ſo behautet der Bericht — insgeheim an
den Armeemanövern teil. Hitlers Braunhemden ſeien
zwar ſämtlich geſunde, kräftige Leute, aber ſie ſeien nicht ſo
aus=
gebildet wie die reguläre Polizei und würden jetzt als
Verſtär=
kung der Polizei benützt.
Der Stahlhelm (Armee Nr. 3) ()) ſei die
haupt=
ſächlichſte Reſerve der Reichswehr. In Deutſchland
gebe es 16 000 Schützenvereine mit insgeſamt 800 000 Gewehren,
deren Konſtruktion nur wenig verſchieden von dem Gewehrmodell
der Reichswehr ſei und die im Kriegsfalle leicht in
Normal=
gewehre umgewandelt werden könnten. (12) Die Organiſationen,
wie Stahlhelm, nationalſozialiſtiſche Sturmtruppe uſw.,
umfaß=
ten, ſo heißt es weiter, 3 600 000 Mann, von denen 1 200 000 mit
Stahlhelm, Gewehren, Bajonetten, Revolvern und Munition
be=
waffnet ins Feld ziehen könnten.
Die deutſchen Verkehrsflugzeuge könnten im Kriegsfalle in
Kampfflugzeuge umgewandelt werden.
Böswillige Gerüchte.
In einem Teil der ausländiſchen Preſſe werden die
unſinnig=
ſten, von angeblichen Flüchtlingen ſtammenden Gerüchte aus
Deutſchland veröffentlicht. Danach ſollen u. a. Verhaftete in
grauſamer Weiſe mißhandelt und insbeſondere auch Ausländer
vielfach tätlich angegriffen werden. Es liegt auf der Hand, daß
dieſe Gerüchte von den Feinden der nationalen Regierung in
bös=
williger Abſicht verbreitet werden, um in Ermangelung anderer
Mittel durch eine wohlorganiſierte Greuelpropaganda das
An=
ſehen und die Autorität der nationalen Regierung zu untergraben.
Mit allem Nachdruck muß feſtgeſtellt werden, daß alle ſolche
Ge=
rüchte in das Reich der Fabel gehören. — Im übrigen iſt der Herr
Reichskanzler, wie er in ſeiner öffentlichen Erklärung betont hat,
feſt entſchloſſen, die bisherige Diſziplin der nationalen Revolution
mit aller Energie auch weiterhin aufrechtzuerhalten. Die
Ueber=
griffe Einzelner, die vorwiegend auf Provokateure zurückzuführen
ſind, ſind für die Zukunft durch ſcharfe Kontrollmaßnahmen
unter=
bunden.
Kokarden-Erlaß der Reichsbahn.
die ſchwarz=rok=goldenen Kokarden
werden abgeſchafft.
CNB. Berlin, 13. März.
Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft hat an die
Reichsbahn=
direktionen ein Telegramm gerichtet, in dem ſie darauf hinweiſt,
daß in letzter Zeit wiederholt Reichsbahnbedienſtete wegen
Tra=
gens ſchwarz=rot=goldener Kokarden an der Dienſtmütze
angegrif=
fen und beleidigt worden ſeien. Sie hat daher angeordnet, daß
das Tragen von ſchwarz=rot=goldenen Kokarden bis auf weiteres
dort unterlaſſen werden ſoll, wo dadurch Ruhe und Ordnung auf
dem Bahngebiet gefährdet ſind. Einige Reichsbahndirektionen
haben darüber hinaus in den Ausführungsbeſtimmungen den
Reichsbahnbedienſteten das Tragen von ſchwarz=weiß=roten
Ko=
karden an der Dienſtmütze bis zur endgültigen Neuregelung der
Reichsfarben und der Reichskokarden freigeſtellt.
Wie wir hören, ſind gleiche Maßnahmen auch bei anderen
Behörden in Vorbereitung, deren Bedienſtete an der
Uniform=
mütze die ſchwarz=rot=goldene Kokarde tragen.
Zum geſchäftsführenden Präſidenten des Reichskuratoriums
für Jugendertüchtigung an Stelle des vor einigen Tagen
verſtor=
benen Generals a. D. von Stülpnagel iſt der Landesführer des
Stahlhelm für Baden und Württemberg. Major a. D. von
Neuf=
ville, in Ausſicht genommen.
Dienstag, 14. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 73 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 14. März 1933.
Der Regierungswechſel und die Landeshauptſtadt.
Herr Oberbürgermeiſter Mueller gibt der Darmſtädter
Preſſe Kenntnis von nachfolgenden Schreiben:
Herrn Staatspräſidenten Profeſſor Dr. Werner
Darmſtadt.
Hochgeehrter Herr Staatspräſident!
Ich bitte Sie, auch von dem Oberbürgermeiſter der Heſſiſchen
Landeshauptſtadt und von mir perſönlich die aufrichtigſten und
herzlichſten Glückwünſche zu Ihrer ehrenvollen Berufung an die
Spitze unſeres Landes entgegenzunehmen, J. bin gewiß, daß
dieſe Wahl unter den gegenwärtigen Umſtänden vom ganzen
heſſiſchen Volke als überaus glücklich und als die beſte Gewähr
für eine nun hoffentlich folgende ruhige und ſtetige
Aufwärts=
entwicklung im deutſchen Geſamtrahmen empfunden werden wird.
Eine gründliche Kenntnis unſerer heimatlichen Verhältniſſe eine
reiche parlamentariſche und allgemeine Erfahrung, durchlebt mit
den offenen Augen und Sinnen des vielſeitig gebildeten,
charak=
terlich unanfechtbaren Mannes, ſtehen Ihnen als wertvolles
Rüſt=
zeug zur Verfügung. Die Stadt Darmſtadt bringt Ihnen ihr
volles Vertrauen entgegen in der Ueberzeugung, daß Sie gewillt
ſein werden, auch ihr das Wohlwollen und die ſtaatliche
Für=
ſorge angedeihen zu laſſen, deren ſie bedarf, um auf dem Grunde
einer bedeutungsvollen geiſtigen und kulturellen Tradition
wei=
ter aufzubauen und auch wirtſchaftlich wieder zu geſunden und
gefeſtigten Verhältniſſen zu gelangen.
Ich wäre dankbar, wenn Sie, Herr Staatspräſident mir
durch Bezeichnung eines entſprechenden Termins baldtunlichſt
Ge=
legenheit geben wollten, Ihnen meinen Beſuch zu machen und
dabei auch einige für unſere Stadt wichtige aktuelle Fragen zu
erörtern.
Mit ausgezeichneter Hochachtung und verbindlichſter
Empfeh=
lung verbleibe ich, Herr Staatspräſident,
Ihr aufrichtig ergebener
gez. Mueller, Oberbürgermeiſter.
Herrn Staatspräſidenten Dr. Adelung,
hier.
Hochgeehrter Herr Staatspräſident!
Beim Scheiden aus Ihrem hohen Amte, das Sie nach dem
Urteil der weiteſten Kreiſe des Landes unter den gegebenen
ſchwierigen Verhältniſſen vorbildlich verwaltet und bis zuletzt
mit Würde und feinem Takt als aufrechter Mann geführt haben,
erlaube ich mir, Ihnen im Namen unſerer Stadt wie im eigenen
Namen ein herzliches Lebewohl zuzurufen. Wenn wir auch Ihre
ſeinerzeitige Entſcheidung hinſichtlich unſerer Pädagogiſchen
Aka=
demie nicht verſtanden und bis heute nicht verwunden haben, ſo
drängt es mich doch, in dieſer Stunde auszuſprechen, daß auch
die Hauptſtadt des Landes Ihnen für ſo manche fürſorgliche und
wohlwollende Maßnahme zu beſonderem Dank vernflichtet iſt. Ich
darf Sie bitten, meine aufrichtigen Wünſche für Ihren ferneren
Lebensweg entgegenzunehmen.
Mit ausgezeichneter Hochachtung und verbindlichſter
Empfeh=
lung verbleibe ich
Ihr ergebenſter
gez. Mueller, Oberbürgermeiſter.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte,
Kriegshinterblie=
bene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Mittwoch, dem
15. d. M., vormittags von 8—12 Uhr, durch die Stadtkaſſe.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Wir erinnern unſere Mitglieder und deren Angehörige ſowie
ſon=
ſtige Freunde von Handwerk und Gewerbe nochmals an unſeren
5 Vortragsabend im Fürſtenſaal”, am Mittwoch, den
15. d. M. — Herr Direktor Stieger, von der
Reichsbahndirek=
tion Mainz, wird über das hochintereſſante Thema ſprechen:
„Neuzeitliche Verkehrsregelung bei
derReichs=
eiſenbahnverwaltung”. Ohne Zweifel iſt damit zu
rechnen, daß dieſer Lichtbilderyortrag in weiteſten Kreiſen
großem Intereſſe begegnet.
— Hausfrauenbund. Wir laden nochmals unſere Mitglieder
ein zur Hauptverſammlung heute Dienstag, den 14. März
nach=
mittags 4 Uhr, im Muſikvereinsſaal, Wilhelm=Glſäſing=
Straße 24. Nach Ablauf des geſchäftlichen Teils ſpricht die
ver=
dienſtvolle Vorſitzende der ſüddeutſchen Arbeitsgemeinſchaft im
Reichsverband Deutſcher Hausfrauenvereine, Frau Emma
Kro=
mer, über: „Wirtſchaftsformen und Lebensführung”.
— Ausſtellung und Vorführungen in der Alice=
Eleonoren=
ſchule, Friedrichſtraße 4. In der Zeit vom 19. bis einſchließlich
23. März findet die Frühjahrsausſtellung ſtatt. Es ſind zu ſehen:
kunſthandwerkliche Arbeiten Wäſchemodelle, 6 verſchiedene
ge=
deckte Tiſche für häusliche Feſte (Rezepte ſind erhältlich),
Lehr=
gänge der verſchiedenen Ausbildungsabteilungen. Es wird
Aus=
kunft erteilt über Ausbildungsmöglichkeiten für die
ſchulentlaſ=
ſene Tochter. Die Ausſtellung iſt geöffnet täglich von 11—20
Uhr. Eintritt frei. Während der Ausſtellung finden
Vorfüh=
rungen zum Beſten der Schülerinnenhilfskaſſe ſtatt, und zwar
Sonntag 4 Uhr, Montag 8 Uhr, Dienstag 8 Uhr. Mittwoch 4
und 8 Uhr, Dauer etwa 2 Stunden. Muſikaliſche Darbietungen.
Modenſchau. Während der Vorführung werden Kaffee Tee,
Ge=
bäck, belegte Brote, hergeſtellt von den Hauswirtſchafts=
Schüle=
rinnen, verabreicht. (Siehe Anzeige.)
Kurſus zur Erlernung der Notenſchrift für Sänger und
muſikaliſche Anfänger. Zu dem am Donnerstag, dem 16. März,
beginnenden Lehrgang ſind weitere Anmeldungen an die
Ge=
ſchäftsſtelle der Volkshochſchule oder am Abend ſelbſt an den
Lei=
ter des Lehrgangs, Herrn Bernd Zeh. zu richten.
Teilnehmer=
gebühr für 4—5 Abende etwa 2 RM. Der Lehrgang beginnt
um 20.15 Uhr, Mühlſtraße 70, pt., rechts.
— Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Die geiſtige
Situation der Gegenwart wird Profeſſor Dr. Schreyvogl=
Wien in dem Vortrage, den er auf Einladung der Literariſch=
Künſtleriſchen Geſellſchaft heute. Dienstag, 8 Uhr, im Feſtſaal
der Loge über. Die Rückkehr der Mutter” hält,
dar=
legen. Da Profeſſor Schreyvogl als einer der geiſtigen Führer
Oeſterreichs gilt, dürfte ſein Vortrag ſtarkes Intereſſe erregen.
(Siehe Anzeige.)
Heſſiſches Landestheater.
E Mtitwoch,15. März Anf. 19½, Ende geg, 22½4 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.50—3 Mk.
Zu weißen Rößl. Donnerstag,
16. März Anf. 19, Ende geg. 23½4 Uhr. B17
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Die Walküre. Metche
17. März 19½—22½ Uhr. D 18.
Die Blume von Hawai. Pr. 0.60—5.— Mk. Kleines Haus Meſe
14. März 20—221 Uhr. Zuſatz Miete I.8
Die Entführung aus dem Serail. 0.80-4.50 Mk. Mitch
15. März Anf. 19½, Ende geg. 22½4 Uhr. Zuſ.=Miete II,8
Pr. 0.70—3.80 Mk.
Die Marquiſe von O. Donnerstag.
16. März Anf. 19½, Ende 22½ Uhr. Zuſ.=Miete Vl. 10.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Marius ahoi:
— Heſſiſches Landestheater. „Entführung aus dem
Serail”. Heute abend wird Mozarts Oper „Die Entführung
aus dem Serail” unter der muſikaliſchen Leitung von Dr.
Schmidt=Iſſerſtedt wiederholt. — Die erſte Aufführung von Rich.
Wagners Oper „Walküre” in dieſer Spielzeit findet unter der
muſikaliſchen Leitung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt am Donnerstag,
den 16. März, ſtatt. Die Sieglinde ſingt Elſa Kment, den
Sieg=
mund Joachim Sattler — „Parſifal.” Am Sonntag, den
19. März, wird das Bühnenweihfeſtſpiel „Parſifal” unter der
muſikaliſchen Leitung von K. M. Zwißler wiederholt. Den
Par=
ſifal ſingt Joachim Sattler — In der morgigen Aufführung der
Revueoperette „Im Weißen Rößl” ſpielt Paul Maletzki für
Die
der
findet im Kleinen Haus ein einmaliges Gaſtſpielvon Paul
Wegener, Irene Trieſch und Hedwig Wangel und
Enſemble ſtatt, mit Ibſens. John Gabriel Borkmann”, deſſen
Berliner Aufführung ein ſehr ſtarker Erfolg war.
Der Polksbankprozeß.
Die Spekulakionen und „Anlagegeſchäfte” des früheren Vorftandes. — „Indibiduelle Kuudenbehandlung.”
Allerhand Verluſtgeſchäfte.
Die Montagsſitzung brachte die Fortſetzung der Behandlung
der Spekulationskonten des Vorſtandes mit der Beſprechung des
Kontos Weiler und Becker. Auf die Frage des Vorſitzenden,
warum der Angeklagte Becker nicht ſämtliche
Spekulations=
geſchäfte auf ſeinem eigenen Konto gemacht habe, erwidert
die=
ſer, es handele ſich bei dem Konto W. und B. um reine
Anlage=
geſchäfte, das gehe ſchon aus der Art der Papiere hervor. Da
auf dem Konto für die beiden Inhaber enorm hohe Schuldſalden
erſcheinen, während keinerlei Einſchüſſe gemacht wurden, hält der
Vorſitzende dem Angeklagten vor, es ſeien hier die baren Mittel
der Bank zum Kauf von Aktien benutzt worden. Ja, die
Volks=
bank habe Bankverpflichtungen eingehen müſſen, um den
Kredit=
bedürfniſſen genügen zu können, was ohne die Geſchäfte des
Vor=
ſtandes in dieſem Maße nicht notwendig geweſen ſei. Während
die Belaſtung des Angeklagten auf dieſem Metakonto ſchon recht
erheblich geweſen ſei, habe er auf ſeinem eigenen Konto
eben=
falls 50 000 RM. an Spekulationswerten gehabt, ſo daß ſich das
Bild ergab, daß in dem kurzen Zeitraum von 2 Monaten 118000
Reichsmark Volksbankgelder für Spekulationsgeſchäfte der
Direk=
toren in Anſpruch genommen waren. Und zwar Gelder, für
die hohe Bankzinſen bezahlt werden mußten, die aber nicht den
wirtſchaftlichen Kreditanſprüchen zur Verfügung geſtellt werden
konnten, und für die ſchließlich den Vorſtandsmitgliedern auch
noch Vorzugszinsſätze eingeräumt waren. Nach Anſicht des
Vorſitzen=
den mußte dieſe Geſchäftsgebarung beträchtliche Verluſte für die
Volksbank in ſich ſchließen. Demgegenüber betont Becker, daß es
ſeinen perſönlichen Bemühungen gelungen ſei, anſehnliche
Sum=
men billiger Gelder hereinzubekommen, auch ſei bis November
1930 nie ein berechtigter wirtſchaftlicher Kreditanſpruch
zurück=
gewieſen worden. Der Vorſitzende ſtellt darauf die Frage, ob es
irgendeinem Genoſſen, außer ihm dem Angeklagten, möglich
ge=
weſen ſei, ähnliche hohe Spekulationskredite in Anſpruch zu
nehmen? Becker verweiſt wiederholt auf die durch ſeinen
perſön=
lichen Einfluß hereinbekommenen Gelder und bittet, entſprechende
Feſtſtellungen zu treffen. Der Vorſitzende hat den Eindruck, daß
auch bei den ſog. Anlagewerten Gewinnabſichten im Spiel
ge=
weſen ſein müſſen, da auch auf dem Konto W. und B., das doch
Anlagekonto ſein ſollte, oft Verkäufe getätigt wurden, und da
man doch im allgemeinen die Anſicht vertrete, daß ein auf
An=
lage erworbenes Papier auch tatſächlich „liegen” bleibt. — Als
der Vorſitzende dem Angeklagten eine frühere Ausſage vorhält,
nach der man bei Depotgeſchäften 60 Prozent Deckung verlangt
habe, und ihm die Frage vorlegt, warum er ſelbſt ſich dann nicht
an dieſe Forderung gehalten habe, erwidert Becker, man habe
das je nach der Perſönlichkeit des Kunden ganz individuell
be=
handeln müſſen. Der Angeklagte, ſo meint der Vorſitzende, habe
die Pflicht gehabt. für eine Genehmigung ſeines Kontos zu
ſor=
gen, als er merkte, daß ein Riſiko entſtand, um ſo mehr, als er
nur dann die moraliſche Berechtigung hatte, gegen Kunden
auf=
zutreten, die ſich nicht an die Vorſchriften hielten, wenn er ſelbſt
ſie auf das peinlichſte befolgte. So ſei es auch eigenartig, daß der
Angeklagte von dem Konto W. und B., auf dem er doch ſehr
ſtark im Soll geſtanden habe, einen Uebertrag von 10 000 RM.
auf das Konto Becker habe vornehmen können, und befremdend
müſſe es wirken, daß dieſe Transaktion gerade am 19. Dezember,
alſo kurz vor Bilanzſchluß, erſcheine, beſonders im Hinblick auf
die Tatſache, daß die Bilanz die Aufgabe habe, zu klären, nicht
aber zu verſchleiern. Dieſer Uebertrag, ſo erklärt Becker, habe
keinen Einfluß auf die Bilanz ausgeübt. — Was er denn
ge=
ſagt hätte, fragt der Vorſitzende den Angeklagten, wenn ein
Kunde, der, ſo wie er, ſeit dem „ſchwarzen Freitag” im Debet
geſtanden hätte, noch neue Geſchäfte habe tätigen wollen. Das
habe ganz von der Perſönlichkeit des betreffenden Kunden
ab=
gehängt, erwidert Becker.
Der Vertreter der Anklage ſtellt hinſichtlich der Bezeichnung
„Anlagekonto” für das Konto W. und B. einige Fragen an den
Angeklagten und iſt der Auffaſſung, daß von Anlage nur in dem
Sinn geſprochen werden könne, als auf dieſem Konto das Geld
der Volksbank „angelegt” wurde. Es entſpinnt ſich daraufhin
noch eine ausgedehnte Debatte über die Frage, inwieweit durch
die Geſchäfte der beiden Direktoren die Gewährung von
wirt=
ſchaftlichen Krediten beeinträchtigt wurde, und bis zu welchem
Grad die Höhe des Bankkredits von dem durch den Vorſtand in
Anſpruch genommenen Spekulationskredit abhängig war. In
die=
ſem Zuſammenhang wirft der Sachverſtändige die Frage des
wirtſchaftlichen Sinns eines Anlagekontos auf, wenn für die
Käufe Geld aufgenommen werden muß.
Der nun folgende Teil der Verhandlung war ausgefüllt von
umfangreichen Erörterungen über das Zuſtandekommen der ſog.
Effektenabwicklungskonten I und II, über die Art der Verbuchung
dieſer Konten, die nach den Ausſagen Beckers dazu gedient
hat=
ten, die Abwicklung der hohen Effektenſchuldkonten der beiden
Direktoren zu ermöglichen, ohne daß dies innerhalb der
Beam=
tenſchaft Aufſehen erregte.
Am Schluß der Sitzung teilt der Vorſitzende mit, daß wegen
einer Dienſtreiſe des Sachverſtändigen die Verhandlung auf
Don=
nerstag, den 16. März, vormittags 9 Uhr, vertagt wird.
Provinzialverſammlung des Junglandbundes
Heſſen=Skarkenburg.
Am kommenden Sonntag, den 19. März, nachmittags 2.30 Uhr,
hält der Junglandbund Heſſen=Starkenburg in Darmſtadt,
in den Räumen der Vereinigten Geſellſchaft, Rheinſtraße 36, ſeine
diesjährige Provinzialverſammlung ab. Das Hauptreferat hält
der Geſchäftsführer des Junglandbundes Anhalt, Herr Dr.
Burghardt=Cöthen, der von „Der nationalen
Sen=
dung des deutſchen Jungbauerntums” ſpricht. Ein
weiteres Referat, das ſich insbeſondere an die Jungbäuerinnen
richtet, hält die Geſchäftsführerin der Mädchengruppen des
Thü=
ringer Junglandbundes Frl. Crome=Weimar, über das Thema
„Die Jungbäuerin im neuen Deutſchland”. In
der heute politiſch bewegten Zeit wird die Tagung des
Jungland=
bundes von beſonderem Intereſſe ſein. Die beiden Referenten,
die ſchon ſeit langen Jahren im Dienſte der Bewegung ſtehen,
ſind weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus als Vorkämpfer
in der nationalen Bewegung bekannt. Anſchließend an die
offi=
zielle Tagung findet im gleichen Saal ab 6 Uhr abends ein
Deutſcher Abend mit Tanz ſtatt. Alle Landwirte mit ihren
Familien, Jungbauern und Jungbäuerinnen, ſowie der
Land=
wirtſchaft naheſtehende Perſonen ſind zu der Tagung freundlichſt
eingeladen.
— Der Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, weiſt noch
ein=
mal darauf hin, daß im Reſtaurant Sitte Karlsſtraße 15, oberer
Eingang, eine beſondere Geſchäftsſtelle errichtet wurde,
die von 9 bis 7 Uhr geöffnet iſt. (Fernſprecher Nr. 52.) Daſelbſt
werden alle Auskünfte erteilt und Neuanmeldungen
entgegen=
genommen. — Zu dem Bericht über den Aufmarſch des „
Stahl=
helm” am Sonntag werden wir gebeten nachzutragen, daß der
„Bund Königin Luiſe” die Verpflegung der Stahlhelmer
übernommen hatte. Die Damen des Bundes ſtifteten und
ver=
abreichten über tauſend Portionen an die Teilnehmer.
— Ein große Wehrſport=Werbeveranſtaltung des
Landesver=
bands Groß=Heſſen des „Stahlhelm”, B. d. F., findet am 26. März,
mittags von 1 Uhr ab, auf dem Kavallerieſand hinter dem
Bahn=
hofsdamm ſtatt. An der Veranſtaltung werden ſich außer dem
Stahlhelm alle ihr naheſtehenden Verbände, auch die Techniſche
Nothilfe, beteiligen. Weitere Mitteilungen folgen.
Der Waldlauf des Main=Rhein=Gaues in Beſſungen. Den
Auftakt der diesjährigen Veranſtaltungen bilden in allen Gauen
der Deutſchen Turnerſchaft die Frühjahrswaldläufe, in denen ſich
die Volksturner zu einem friedlichen Wettkampfe treffen. Die
Läufe die über Strecken bis zu 7000 Meter führen, ſind für den
einzelnen Läufer ſehr abwechſlungsreich, denn unter dem
dauern=
den Verändern der Landſchaftsbilder iſt es geradezu ein Genuß,
ſolche Strecken zu durchlaufen. Der Main=Rhein=Gau hat zum
erſtenmal den diesjährigen Waldlauf der Turngemeinde Beſſungen
übertragen, die für die reibungsloſe Abwicklung alle
Vorberei=
tungen getroffen und die Strecken ſo zuſammengeſtellt hat, daß es
allen Teilnehmern nicht ſchwer fallen wird, das Ziel zu erreichen.
Die über 5000 Meter und 7000 Meter führenden Strecken haben
alle die Ludwigshöhe zu überlaufen und ſtellen an die Läufer
große Forderungen. Alles weitere demnächſt an dieſer Stelle.
— Evangeliſche Jugendgemeinſchaft. Unſeren nächſten
Aus=
ſpracheabend, der auf den kommenden Donnerstag, den 16.
März, feſtgeſetzt war, müſſen wir um 8 Tage verſchieben, da an
dem vorgeſehenen Termin der Konfirmandenſaal im Schloß nicht
frei iſt. Wir kommen alſo am Donnerstag, dem 23. März, abends
8 Uhr. im Konfirmandenſaal im Schloß wieder zuſammen, wo wir
über folgende Frage ſprechen wollen: „Was können wir für
un=
ſere arbeitsloſen Brüder und Schweſtern tun?” Wir verbinden
mit dieſem Abend gleichzeitig eine
Vertreterverſamm=
lung, um über den diesjährigen Paſſionsgottesdienſt der
evan=
geliſchen Jugendgemeinſchaft Darmſtadt zu ſprechen.
Odenwaldklub. Ortsgruppe Hochſtädten. Begeiſterte
Hei=
matfreunde, fanden ſich am letzten Sonntag in der Wirtſchaft
Jakob=Hochſtädten zuſammen. Nach eingehender Darlegung des
Zweckes und der Ziele des Odenwaldklubs durch den Vertreter
des Hauptausſchuſſes, Direktor Schäfer=Darmſtadt, wurde
ſo=
fort eine Ortsgruppe des Odenwaldklubs gegründet, der 21
Mit=
glieder beitraten. Zum 1. Vorſitzenden wurde Herr,
Bürger=
meiſter Kadel, zum Stellvertreter Herr P. Jährling
ge=
wählt. Als Schriftführer wird Herr Nickel arbeiten, die
Kaſſen=
führung übernimmt Frl. Jakob. Die erſte Wanderung findet
am nächſten Sonntag ſtatt, ſie hat als Endziel Lindenfels.
Friſch auf!
Heag=Frühlings=Fahrten. Am Mittwoch den 15. März,
beginnen die Ausflugsfahrten der Heſſiſchen Eiſenbahn=A.=G.
Außerdem liegen die Proſpekte für die Oſterfahrten auf, die
jeder=
zeit koſtenlos im Heaghaus erhältlich ſind. Platzbeſtellungen für
die Gardaſeefahrt ſind bis ſpäteſtens 31. März vorzunehmen. Da
gerade die Oſtertage am Gardaſee beſonders reizen und die Fahrt
in die Vollblüte fällt, müſſen die Quartierbeſtellungen bis 3. April
getätigt ſein. Alles Nähere in der heutigen Anzeige.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute und folgende
Tage Liane Haid und Iwan Petrovich in der reizenden Tonfilm=
Operette: „Der Diamant des Zaren‟ (Der Orlow). Schon lange
hat man auf die Vertonfilmung der bekannten Operette „Der
Orlow” von Granichſtaedten und Mariſchka gewartet, die jetzt
unter dem Titel „Der Diamant des Zaren” von der Aafa
heraus=
gebracht worden iſt. Im tönenden Beiprogramm dirigiert Bruno
Walter die Oberon=Ouvertüre.
— In den Palaſt=Lichtſpielen wurde, zahlreichen Wünſchen
entſprechend, das heitere Tonfilm=Luſtſpiel „Skandal im
Grand=
hotel” (Fürſt Seppl) bis einſchließlich Mittwoch verlängert.
Das Union=Theater zeigt heute und folgende Tage den
neuen ſenſationellen Kriminal=Tonfilm in deutſcher Sprache „
Ar=
ſene Lupin, der König der Diebe”, mit John Barrymore, Lionel
Barrymore und Karen Morley. Regie: Jack Conway.
* Schwurgericht.
Aw. Wie üblich, fängt das Schwurgericht am Montag mit
einem Meineidsprozeßan. Den Vorſitz führt
Landgerichts=
direktor Schmidt. Die Sitzung mußte für diesmal in den
Strafkammerſaal im Neuen Gerichtsgebäude verlegt werden, da
vorläufig noch die „Volksbank” im Schwurgerichtsſaal tagt, und
es iſt nicht zu ändern, daß das Gericht in drangvoll fürchterlicher
Enge an dem weſentlich kleineren Gerichtstiſch ſitzt.
Die Anklage vertritt Staatsanwalt Aſſeſſor Dr.
Weinhei=
mer. Auf der Anklagebank ſitzt ein hübſches junges Mädchen,
und am Tiſch der Verteidigung ſehen wir zum erſten Male im
Schwurgericht die erſte weibliche Rechtsanwältin Darmſtadts. Frl.
Dr. Victora. Das junge Mädchen, das augenblicklich als
Haus=
angeſtellte in Miltenberg wohnt, wurde im Jahre 1929 als
Zeu=
gin in dem Alimentenprozeß ihres 1928 geborenen Kindes vor
dem Amtsgericht Michelſtadt vernommen, und die Anklage
be=
hauptet, daß die Zeugin hier wiſſentlich unwahre Angaben über
ihr Verhältnis mit einem anderen jungen Mann als dem von ihr
angegebenen Kindesvater gemacht habe. Das Mädchen gibt das
heute zwar bis zu einem gewiſſen Grade zu, meint aber, ſie habe
darüber keine Angaben machen brauchen, da dieſes Verhältnis vor
der damals in Betracht kommenden Empfängniszeit gelegen habe.
Da nicht feſtſteht, ob das Mädchen bei dem damaligen Termin
auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht aufmerkſam gemacht wurde,
muß für ſie der hierfür geltende Strafmilderungsgrund in
An=
wendung gebracht werden, und das Gericht erkennt, da der
An=
geklagten von allen Seiten die beſten Zeugniſſe ausgeſtellt
wer=
den, auf die Mindeſtſtrafe von viereinhalb
Mona=
ten Gefängnis und außerdem auf eine dreieinhalbjährige
Bewährungsfriſt für zweieinhalb Monate.
Aw. Wir berichteten unter der Rubrik: Aus dem
Gerichts=
ſaal, in Nr. 56 unſerer Zeitung, daß der ehemalige
Verſicherungs=
direktor Georg Bickelhaupt wegen Erregung öffentlichen
Aergerniſſes zu vier Wochen Gefängnis verurteilt worden
ſei. Wir berichtigen heute auf Wunſch des Verurteilten
dahin=
gehend: daß die Anklage allerdings dahin lautete, daß die
Be=
weisaufnahme die Anklage auch beſtätigte, daß jedoch, da
HerrBickel=
haupt die Tat in einem Hausflur ausübte, der Amtsrichter die
Oeffentlichkeit nicht für gegeben erachtete, und den Angeklagten
infolgedeſſen unter Aenderung lediglich des rechtlichen
Ge=
ſichtspunktes wegen Hausfriedensbruchs zu der
genannten Strafe verurteilte. Gegen das Urteil wurde Reviſion
eingelegt.
Seefiſch für Erwerbsloſe und Wohlfahrtspfleglinge. Auch
im Monat März können von Erwerbsloſen und
Wohlfahrtspfleg=
lingen auf Reichsverbilligungsſcheine für Lebensmittel, und zwar
auf Abſchnitt 11, zwei Pfund friſcher Seefiſch oder ein Pfund
Fiſchfilet bezogen werden. Durch reichliche Seefiſchanlandungen
zeigen ſich überall mäßige Preiſe, ſo daß der genannte
Ab=
ſchnitt 11, im Werte von 30 Pfg., vorteilhaft für den
Seefiſchein=
kauf ausgenutzt werden kann, worauf die Bezugsberechtigten
hier=
mit aufmerkſam gemacht werden.
Kunſinokizen.
Aeber Werke, Künſier oder künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchiebt, bebält ſich die Redaltion ihr Urteil vor.
— Eine öffentliche Studienreiſe nach Italien.
Unter perſönlicher Leitung von Prof. Dr. Ludwig Curtius=Rom
für Archäologie, des Prälaten Dr. J. P. Kirſch. Direktor des
päpſtlichen Inſtituts für chriſtliche Archäologie in Rom. Prof.
Dr. Hans v. Eckhardt, Univerſität Heidelberg, für Staat und
Wirtſchaft, und des Architekten Dr. Paul Zucker=Berlin
veran=
ſtaltet der Reiſedienſt der Leſſing=Hochſchule vom 9. April bis
Mai 1933 eine Studienfahrt nach Italien und Sizilien zum
Beſuch der wichtigſten Stätten der Antike und hervorragender
Denkmäler italieniſcher Kunſt. Es ſollen hier nicht die
ſüd=
liche Romantik italieniſcher Nacht, die Poeſie der Grotten und
Oſterien, nicht nach Anweiſungen der Baedeker=Sternchen die
„Sehenswürdigkeiten” aufgeſucht werden. Nicht nur Muſeen und
Kirchen ſollen Objekt der Betrachtung ſein. Man will ebenſo
etwa die Trockenlegung der pontiniſchen Sümpfe und die neueren
Ausgrabungen in Pompeji und Herkulanum bewußt ſehen und
in ein beſtimmtes Kulturbild einordnen. Dem Drang des
heu=
tigen Menſchen nach bewußtem Reiſen und Sehen entſprechend,
ſoll das Geſamt der Kulturerſcheinungen antiken und heutigen
Italiens gefaßt werden; ſeine zur Form geprägten geiſtigen
In=
halte religiöſer, wiſſenſchaftlicher, künſtleriſcher, ſtaatlicher,
ökono=
miſcher und ſoziologiſcher Natur ſollen in Beziehung zur
ſpezi=
fiſch deutſchen Kultureinheit begriffen werden. Dieſe Reiſe iſt
bei den wichtigſten ſtaatlichen und akademiſchen Stellen Italiens
lebhaft begrüßt, und es iſt eine ganze Reihe von Empfängen,
Führungen und ſachlich informatoriſchen Beſprechungen
vorge=
ſehen worden. Weitere Auskünfte und Anmeldungen: Leſſing=
Hochſchule, Abteilung Reiſedienſt, Berlin W. 62, Keithſtraße 11.
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe Ortsgruppe Darmſtadt.
Pflichtverſammlung Mittwoch, 15. März, 20.30 Uhr, bei Sitte,
Karlsſtraße. Lichtbildervortrag über das Leben der Königin
Lyiſe. Gäſte ſind herzlichſt eingeladen.
Tageskalender für Dienstag, den 14. März 1933.
U- Jon: „Arſene Lupin, der König der Diebe‟
Helia: „Der
Diamant des Zaren”. — Palaſt=Lichtſpiele: Skandal im
randhotel” — Loge Sandſtraße 10 20.00 Uhr: Freie Liter,=
Hſinſtl. Geſellſchaft: Vortrag „Die Rückkehr der Mutter”.
Seite 6 — Nr. 73
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 14. März 1933
Aus Heſſen.
Dd. Arheilgen. 13. März. Generalverſammlung der
Spar= und Darlehenskaſſe Die geſtrige
Generalverſamm=
lung der örtlichen Kreditgenoſſenſchaft wurde von dem
Vorſitzen=
den des Aufſichtsrates, Herrn Beigeordneten Spengler, geleitet.
Nach Feſtſtellung der üblichen Formalititen gab er einen Bericht
über die letztjährige Verbandsreviſion. Herr Direktor Hergert
er=
ſtattete ſodann den Geſchäftsbericht für 1932. Aus ihm ging
her=
vor, daß das abgelaufene Jahr auch noch im Zeichen der
Wirt=
ſchaftskriſe ſtand. Es wurden noch erheblich mehr Spareinlagen
zurückgefordert, als eingezahlt wurden (184 000 RM. zu 78000
RM.) Von den gekündigten Hypotheken iſt ebenfalls nur ein Teil
mit 8500 RM. zurückgefloſſen. Erheblicher waren die Rückflüſſe
bei den Konten in laufender Rechnung, ſo daß die Kaſſe jederzeit
ihren Verpflichtungen gerecht werden konnte. Einige Zahlen
geben ein Bild von dem Umfang des Geſchäftsumſatzes mit der
Landesgenoſſenſchaftsbank 528 000 RM., Wechſelverbindlichkeiten
am Ende des Jahres 19 000 RM.. Einträge im Hauptjournal
7540. Geſamtumſatz 2 783 000 RM., davon in bar 684 000 RM.,
3100 RM. Sparkartengelder. Heimſparbüchſen 1500 RM.,
Spar=
einlagen Ende 1932 582 000 RM., im Durchſchnitt für jeden
Ein=
leger 240 RM.. Umſatz in laufender Rechnung 992 000 RM.,
Poſt=
ſcheckverkehr 104 000 RM. Genoſſen=Soll 588 000 RM., Genoſſen=
Haben 124 000 RM. Schuldſcheine 53 000 RM., Hypotheken 130 000
RM.. Reſtkaufſchillinge 34 000 RM.. Wertpaviere mit 40 Prozent
des Nominalwertes 13 300 RM., Reſervefonds 26 059,42 RM.,
Verwaltungskoſten 12 786 RM.. Rückſtellungskonto für
zweifel=
hafte Forderungen 13 000 RM. Die Zinſen betrugen zwiſchen 3½
und 7 Prozent. Die Bilanz ſchließt mit 865 692,48 RM. in Aktiva
und 859 588,97 RM. in Paſſiva. Der Reingewinn beträgt 6103,51
RM. Die Mitgliederzahl belief ſich am Jahresende auf 581 mit
60 000 RM. Geſchäftsguthaben und 396 500 RM. Haftſumme.
Nachdem der Rechner der Kaſſe, Herr Hatzenberger, die
Jahres=
rechnung und Bilanz vorgetragen hatte, gab der Vorſitzende des
Aufſichtsrates einen kurzen Bericht und beantragte Entlaſtung
der Organe. Sie wurde ohne Debatte erteilt. Zur
Gewinnver=
teilung beſchloß die G.=V. 5 Prozent Dividende auszuwerfen und
den Reſt mit 3000 RM. dem Reſervefonds zuzuſchreiben. Die Wahl
von zwei Vorſtands= und vier Aufſichtsratsmitgliedern ergab die
Wiederwahl der ausſcheidenden. Zum Schluſſe fand noch eine
auf=
klärende Ausſprache über Steuergutſcheine und Wechſel ſtatt.
E. Wixhauſen. 13. März. Generalverſammlung der
Spar= und Darlehnskaſſe. Herr Rektor Krausmüller
er=
ſtattete als Rendant Bericht. Die Mitgliederzahl betrug am
An=
fang des Geſchäftsjahres 192. Zugegangen ſind 3 Mitglieder,
2 Mitglieder hat die Kaſſe durch Todesfall verloren. Der
Jahres=
umſatz betrug im abgelaufenen Geſchäftsjahr 366 447,06 Mk., der
Reingewinn beträgt 2067,76 Mk., der Reſervefonds 3369 Mk., die
Betriebsrücklage 4177,12 Mk. Der Kartenverkauf konnte im
ab=
gelaufenen Jahre als gut bezeichnet werden. Die Reviſion der
Kaſſe durch den Reviſionsverband fand am 28. März und 8. April
1932 ſtatt und gab zu Beanſtandungen keinen Anlaß. Die
turnus=
gemäß ausſcheidenden Vorſtandsmitglieder wurden durch Zuruf
wiedergewählt. Das Amt des Rendanten hat Herr Rektor
Kraus=
müller dieſes Jahr 25 Jahre inne. Der Vorſitzende, Herr Peter
Volz, ſprach Herrn Krausmüller den Dank der Kaſſe aus. Er
be=
tonte, daß der Rendant ſein Amt mit großer Umſicht verwaltet
habe, beſonders in den Nachkriegsjahren, wo die Amtstätigkeit
beſonders ſchwierig geweſen ſei. Herr Volz ehrte dann Herrn
Rektor Krausmüller, für ſeine verantwortungsſchwere Tätigkeit
durch Ueberreichung eines Diploms.
Cp. Pfungſtadt. 13 März. Waldbrand. Ende der
ver=
gangenen Woche brach im Pfungſtädter Wald, ungefähr 60 Meter
vom Jugenheimer Eiſenbahnhäuschen entfernt, ein Waldbrand
aus. Eiſenbahner und Arbeiter an der Torfgrube, die dort
Schilf=
rohr ernteten, eilten herbei und konnten das Feuer vor dem
Ein=
treffen der alarmierten Feuerwehr löſchen. Dem Feuer fielen
mindeſtens anderthalb Morgen eines ſieben= bis achtjährigen
Waldbeſtandes zum Opfer. Es handelt ſich größtenteils um zur
Pfungſtädter Gemarkung gehörenden Privatwald. — Hobes
Alter. Heute Montag konnte Heinrich Voß 1., wohnhaft
See=
heimer Straße, ſeinen 80. Geburtstag begehen. Der Jubilar
ge=
hört bereits über 50 Jahre der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr
an. zuletzt als deren zweiter Kommandant, und über 40 Jahre
dem hieſigen Krieger= und Militärverein.
W. Heppenheim a. d. B., 13. März. Ausſtellung eines
Laubſägenkunſthandwerks. In monatelanger,
uner=
müdlicher Arbeit hat Herr Petermann ein Laubſägekunſthandwerk
in Geſtalt des Liebfrauendomes von 2.10 Meter Länge und 2.15
Meter Höhe geſchaffen. Nicht weniger als 44 Türmchen und zwei
Glockentürme zieren das Dach. Was das Meiſterwerk beſonders
auszeichnet, iſt das Dominnere. Wohl ſelten iſt es gelungen, das
Innere einer Kirche ſo naturgetreu zu kopieren und haltbar zu
geſtalten, wie es bei dieſen Ausſägearbeiten der Fall iſt. Bänke,
Beichtſtühle. Kanzel. Taufſtein, Figuren. Hochaltar. Seitenaltäre,
Empore, Kommunionbank uſw. ſind ſtumme Zeugen einer
unüber=
trefflichen Leiſtung. Durch Roſetten und kunſtvolle Fenſter fällt
gedämpftes Licht. Ueber dem Portal erhebt ſich der Glockenturm.
der außerdem noch eine Spieluhr enthält, die zu jeder Stunde
ein anderes Bild aus dem Leben Chriſti enthält. Eine elektriſche
Anlage von 17 Lampen läßt den Dom in feierlicher Weiſe
erſtrah=
len — Einzugder Familie Adebar. Als einer der erſten
Frühlingsboten, traf dieſer Tage Herr Langbein mit ſeiner
Ge=
mahlin hier ein und bezog traditionsgemäß ſein Standquartier
auf dem Dach des Hotels „Halber Mond”. — Im ganzen Kreis
Heppenheim waren, im vergangenen Jahre 1932 20 Brände zu
verzeichnen.
A. Schlierbach. 13. März. Beerdigung eines
Altvete=
ranen. Am Sonntag nachmittag wurde im Alter von 88
Jah=
ren der Kriegsveteran von 1866 und Förſter i R. Reinhard von
hier beſtattet. An ſeinem Grabe legten der Vorſitzende des
hie=
ſigen Kriegervereins und Herr Förſter Kochhafen=Seidenbuch, als
Vertreter des Forſtwartvereins, Kränze nieder. Der Verſtorbene
war mehrere Jahrzehnte Forſtwart im Gemeindebezirk
Schlier=
bach, Winkel. Seidenbuch und Glattbach.
Ca. Lorſch. 13. März. Gefährliches Spiel. Als ſich der
zehnjährige Schüler Schuſter im elterlichen Hauſe beim
Bogen=
ſchießen verſuchte, entglitt ihm vom geſpannten Bogen
unver=
ſehens der Pfeil und traf die danebenſtehende Mutter derart
un=
glücklich ins Auge, daß es auslief und verloren iſt. — Vortrag
Der Lorſcher Spar= und Darlehenskaſſenverein Lorſch verband mit
ſeiner Generalverſammlung einen Vortrag von Herrn Dipl.=
Land=
wirt Evel=Darmſtadt, dem ſich die Vorführung eines Lehr= und
Unterhaltungsfilms vom deutſchen Kaliſyndikat anſchloß. Herr
Evel ſprach über ſachgemäße Düngeranwendung, und fanden ſeine
Worte viel Intereſſe.
Au. Groß=Gerau. 13. März. Blockierung jüdiſcher
Ge=
ſchäfte in Groß=Gerau. Heute früh poſtierten ſich vor den
hieſigen jüdiſchen Geſchäften SA.=Poſten, die mit Gewehren
be=
waffnet waren und das Publikum vom Betreten, der Geſchäfte
abhielten. Die Geſchäftsleute proteſtierten bei der Bürgermeiſterei
und dem Kreisamt, gegen dieſe Blockade. Bis in die
Nachmittags=
ſtunden waren die Poſten noch nicht zurückgezogen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz. 13 März. Schwere Dienſtvergehen Der
ledige 51jährige Oberverwaltungsinſpektor Friedrich Reiß von
hier, der früher bei der liquidierten ſtädtiſchen Kleiderſtelle und
ſpäter bei der Kleiderſtelle des Wohlfahrtsamtes in der
Emerans=
ſtraße tätig war, wurde von der Bürgermeiſterei wegen ſchwerer
Dienſtvergehen mit ſofortiger Wirkung am Samstag vom Dienſt
ſuspendiert. Seit Jahren hat er in äußerſt verwerflicher Weiſe
die große Not hilfloſer Frauen mißbraucht, indem er ſie während
des Dienſtes in den Amtsräumen durch Geſchenke aus dem von
ihm amtlich betreuten Vorrat an Kleidern, Lebensmitteln und
Geldern ſich gefügig machte. Reiß verſtand es durch ſeine guten
Beziehungen, ſich beim ſtädtiſchen Kriegswirtſchaftsamt einen guten
Poſten zu ſichern. Ohne irgend welche Qualifikation und Examen
wurde er zum Oberinſpektor befördert. Wie verlautet, ſoll der
ſaubere Vogel flüchtig ſein Reiß wurde ſofort ſeines Dienſtes
enthoben und friſtlos entlaſſen. Die Geſchäftsführung wurde
ſo=
fort einem anderen, ſeit zwei Jahren bei dem Wohlfahrtsamt
be=
ſchäftigten Angeſtellten übertragen.
Polfstrauertag in den Landgemeinden.
Aberheſſen.
h Gießen, 13. März. Schwer verunglückt iſt geſtern
früh im hieſigen Güterbahnhof der Anfang der 50er Jahre ſtehent!
Rangiermeiſter Emil Walther aus Daubringen. Eine
Rangieo=
abteilung erfaßte ihn und ſchleifte ihn einige Meter mit. Waltlbr
erlitt ſehr ſchwere Kopfverletzungen und einen Beinbruch. In
Ve=
denklichem Zuſtand wurde er der Chirurgiſchen Klinik zugefülrtt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 13. März. Volkstrauertag. Auch
in hieſiger Gemeinde wurde der Volkstrauertag in durchaus
wür=
diger Weiſe begangen. Am Ehrenmal für die im Weltkrieg
Ge=
fallenen wurden von ſeiten der Gemeinde und den ſonſt
inter=
eſſierten Korporationen Kränze mit entſprechenden Widmungen
niedergelegt. Der Gottesdienſt in der Kirche, an dem ſich der
Kriegerverein und die SA.=Abteilung der NSDAP. geſchloſſen
mit ihren Fahnen beteiligten, war außerordentlich ſtark beſucht.
Herr Pfarrer Schneider von den Nieder=Ramſtädter Anſtalten, der
die Predigt an Stelle des beurlaubte Ortsgeiſtlichen übernommen
hatte, fand paſſende und ermahnende Worte an die
Ueberleben=
den, die hoffentlich ihren Zweck nicht verfehlen, getreu dem
Wahl=
ſpruch „Seid einig, einig, einig”,
(. Ober=Ramſtadt, 13. März. Volkstrauertag. Am
Sonntag fand in unſerer Kirche ein Gedächtnisgottesdienſt für die
Gefallenen des Weltkrieges ſtatt. Das Gotteshaus war bis auf
den letzten Platz beſetzt. An der Feier nahmen geſchloſſen mit
ihren Fahnen teil der Militärverein „Germania” und die hieſige
SA. und SS. Unter Zugrundelegung des Bibelwortes „Sei
ge=
treu bis in den Tod, ſo will ich dir die Krone des Lebens geben”
führte unſer Ortsgeiſtlicher, Herr Pfarrer Nürnberger, die
an=
dächtige Gemeinde im Geiſte hinaus in das große Völkerringen
1914—1918, ſchilderte die Tage des Auszuges des deutſchen Heeres
1914, den beiſpielloſen Kampf von Millionen, Haus Hof und
Vaterland zu ſchützen, die namenloſen Leiden in den 4 Jahren
die=
ſes gewaltigen Ringens und das heldenmütige Sterben unſerer
Feldgrauen für uns. Selbſt Mitkämpfer in dieſem ſchrecklichſten
aller Kriege verſtand es Herr Pfarrer Nürnberger, in ſeiner
ein=
dringlichen Predigt das Gefühl der Dankbarkeit für unſere Helden
erneut wachzurufen. Nie und nimmer dürfen ſie die da ſtarben,
damit wir leben, vergeſſen werden, und ihr Opfermut und ihre
Treue ſollen uns beſonders in der Jetztzeit leuchtendes Beiſpiel
ſein und für alle Zukunft bleiben. Während eines ſtillen
Geden=
kens an unſere Toten intonierte der Poſaunenchor das Lied vom
guten Kameraden, womit dieſe eindrucksvolle Feierſtunde ihren
Abfchluß fand. — Nach dem Gottesdienſt erfolgten am
Gefalle=
nenehrenmal auf dem Friedhof unter dem Geläute der
Kirchen=
glochen Kranzniederlegungen ſeitens des Militärvereins und der
Ortsgruppe Ober=Ramſtadt der NSDAP. Ein ſinnvoller
Ge=
dichtvortrag unſeres treudeutſchen Joſeph Kleber beendete dieſe
Nachfeier. Neben den öffentlichen Gebäuden hatten aus Anlaß
des Volkstrauertages auch zahlreiche Privathäuſer die Fahnen auf
Halbmaſt geſetzt.
f. Roßdorf, 13. März. Anläßlich des Volkstrauertages hatten
die öffentlichen Gebäude Halbmaſt geflaggt. Zum
Vormittags=
gottesdienſt hatte ſich eine überaus große Zahl von Teilnehmern
eingefunden, ſo daß die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt
war. Die Vereine nahmen geſchloſſen mit umflorten Fahnen
am Gottesdienſte teil. Herr Pfarrer Berck hielt eine kernige, ſich
auf Hebräer 13 Vers 7 gründende Predigt, die mit dem
gemein=
ſamen Geſang „Wir treten mit Beten vor Gott den Gerechten”
ſchloß. Nach dem Verleſen der im Weltkrieg aus der Gemeinde
geſtorbenen Helden ſang der Kirchengeſangverein in erhebender
Weiſe das Lied vom guten Kameraden. Die Feier des
Volks=
trauertages hinterließ einen tiefen Eindruck.
An. Groß=Zimmern, 13. März. Volkstrauertag. Am
Sonntag wurde auch in hieſiger Gemeinde der Volkstrauertag
in der üblich ſchlichten Weiſe gefeiert. Um das Andenken der
Gefallenen wachzuhalten, iſt auch hier endlich ein Ehrenmal
ge=
plant. Mit der Ausführung des Planes ſoll in abſehbarer Zeit
begonnen werden. Um einen Grundſtock für die Errichtung des
Ehrenmals zu ſchaffen, wurden geſtern von den Kindern der
oberen Schulklaſſen Bauſteine vertrieben.
Le Groß=Umſtadt, 13. März. Gedächtnisfeier für
die Gefallenen. In unſerer altehrwürdigen Stadtkirche
verſammelten ſich in dem geſtrigen Vormittagsgottesdienſt etwa
600—700 Andächtige, um an der Gedächtnisfeier für die
Gefalle=
nen unſerer Stadt teilzunehmen. Unter den ernſten Weiſen einer
Muſikkapelle hielten ſämtliche vaterländiſche Vereine und die
Jugendbünde ihren Einzug in das Gotteshaus. Es war ein
er=
greifender Augenblick, als die 19 Fahnenabordnungen und
Wim=
pel unter dem von einer Kapelle geſpielten Choral „Jeſus, meine
Zuverſicht” einzogen. Der tiefangelegten und zu Herzen
gehen=
den Predigt lag der Text: „Sei getreu bis in den Tod, ſo will ich
dir die Krone des Lebens geben” zugrunde. Zwei von dem
Ge=
ſangverein „Sängerluſt” ſtimmungsvoll vorgetragene Chöre
tru=
gen weſentlich zur feierlichen Geſtaltung des erhebenden
Gottes=
dienſtes bei. Nach Beendigung der kirchlichen Feier begaben ſich
etwa 700—800 Teilnehmer unter den ernſten Klängen der
Ge=
dächtnisglocke” nach dem auf dem Friedhof gelegenen Ehrenhain,
woſelbſt Studienrat Lang eine der Bedeutung des Tages, von
vaterländiſchem Geiſte durchwehte Anſprache hielt und im Namen
der Stadt einen Kranz niederlegte. Mit einem ergreifenden
Chor des Geſangvereins „Sängerluſt” und dem von der Kapelle
geſpielten Lied vom guten Kameraden ſchloß die eindrucksvolle
Feier.
Cg. Reinheim, 13. März. Volkstrauertag. Am
Vor=
mittag fand in der evang. Kirche Gottesdienſt ſtatt, an welchem
u. a. mit Fahnen der Kriegerverein, die Freiwillige Feuerwehr
und die Reinheimer SA. teilnahmen. Herr Pfarrer Dr.
Mei=
ſinger brachte in greifbaren Bildern in der Predigt die Größe
des Opfers unſerer Weltkriegtoten den die Kirche bis auf den
letzten Platz füllenden Zuhörern zum Bewußtſein. Der
Poſaunen=
chor ſpielte zu Anfang und zum Schluß des Gottesdienſtes dann
noch das Niederländiſche Dankgebet. Nachmittags um 1 Uhr fand
dann auf dem Friedhofe an dem Gefallenendenkmal eine Feier
ſtatt. Unter Vorantritt des Poſaunenchors bewegte ſich der mit
den verſchiedenen Vereinen mit umflorten Fahnen und der SA.
beginnende Zug zum Friedhof, wo Dr. Meiſinger anknüpfend an
die weit über alle Erdteile zerſtreuten Kriegergräber und die
paſ=
ſenden Strophen des Liedes „Ich hatt” einen Kameraden”,
er=
greifende Worte für die fand, die in dem großen Kriege die Väter,
Söhne, Brüder, Gatten für Volk und Vaterland hatten
dahin=
geben müſſen. Mit dem durch den Poſaunenchor vorgetragenen
Liede „Ich hatt; einen Kameraden” nahm die Feier ihr Ende, und
während ſich die Teilnehmer an die Gräber ihrer Angehörigen
zerſtreuten, ſpielte der Poſaunenchor noch einige Choräle.
Bf. Brensbach, 13. März. Gefallenenfeier. Die
ge=
ſtrige Gedächtnisfeier für die Gefallenen des Weltkrieges konnte
eine überaus große Beteiligung des geſamten Kirchſpiels
auſwei=
ſen. Die Teilnahme war ſo ſtark daß es in den letzten 20 Jahren
nicht vorgekommen iſt, daß die Kirche derart überfüllt war. Es
beteiligten ſich ſämtliche Vereine, die SA., SS. in Uniform mit
umflorten Fahnen. Herr Pfarrer Blankerts betonte in ſeiner
Predigt im Gedenken an das angefangene Werk der Gefallenen,
die Befreiung Deutſchlands, nunmehr durch die neue Generation
fortzuſetzen, daß jedoch alle Taten mit Gott und in einem
reli=
giöſen Verantwortungsgefühl geſchehen müßten, dann wird der
Erfolg nicht ausbleiben und eine geeinte Nation geſchaffen
wer=
den. Anſchließend wurde am Denkmal eine Nachfeier gehalten.
Mit Reiters Morgenlied „Morgenrot” vom Geſangverein
Män=
nerchor fand die Eröffnung ſtatt. Dann ſprach wiederum Herr
Pfarrer Blankerts die Gedenkrede und führte etwa aus, daß heute
ſeit 14 Jahren die erſte geſchloſſene Feier in Einmütigkeit der
ganzen Gemeinde ſtattfindet. Er erwähnte weiter, daß eigentlich
der Krieg erſt am 5. März 1933 beendet war, und ſpäter werden
auf den Tafeln der Gefallenen auch die Namen derjenigen ſtehen,
die im Kampf um die Befreiung Deutſchlands in den letzten 14
Jahren ihr Leben haben laſſen müſſen. Der Geſangverein „
Sän=
gerluſt” ſang dann „Still ruht dein Herz”, worauf Bürgermeiſter
Schanz einen Kranz der Gemeinde niederlegte. Hierauf wurde
von der ganzen Gemeinde „Ich hatt’ einen Kameraden” geſungen.
Nach dem Schlußwort des Geiſtlichen bildete das Abſingen des
erſten Verſes des Deutſchlandliedes den Schluß der Feier.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 13. März.
Gefallenengedenk=
eier. Unter außerordentlich großer Beteiligung der Gemeinde
fand geſtern die Gefallenengedenkfeier ſtatt. Anſchließend an den
Vormittagsgottesdienſt, in welchem der Kirchengeſangverein unter
Leitung von Herrn Pfarrer Fernges und der Poſaunenchor
mit=
wirkten, ſammelten ſich die Ortsvereine hinter dem
Kriegerdenk=
mal. Zum erſten Male ſeit Kriegsende hatte die SA. der
hieſi=
gen Ortsgruppe der NSDAP. vor dem Kriegerdenkmal
Auf=
ſtellung genommen. Nach einer kernigen, echt deutſchen Anſprache
von Herrn Pfarrer Fernges legte Bürgermeiſter Hotz mit
war=
men Worten im Auftrage der Gemeinde einen Kranz nieder.
Von dem Ortsgruppenleiter der NSDAP., Trinkaus und dem 1
Vorſitzenden des Reichsbundes, Joſt, wurden Kränze niedergelegt.
Nach einem Prolog von Elſe Born trug der Poſaunenchor unter
Glockengeläute „Ich hatt” einen Kameraden” vor. Mit einem
Lied des Mänergeſangvereins „Eintracht” und einer Ehrenſalve
des Kriegervereins fand die würdige Feier ihren Abſchluß. Am
Nachmittag fand ein Umzug der Hitlerjugend ſtatt, wobei Herr
Walter Blumenröder=Eſſen eine ſehr inhaltsreiche Anſprache
hielt.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 13. März. Geſtern fand an
dem Kriegerdenkmal die Feier anläßlich des Volkstrauertages
ſtatt. Es beteiligten ſich hieran außer den zahlreich erſchienenen
Einwohnern der umliegenden Ortſchaften auch die Lehrerſchaft
von Gerſprenz, Bockenrod ſowie Kirch= und Pfaffen=Beerfurth mit
ihren Klaſſen, außerdem ſämtliche Ortsvereine. Herr Pfarrer
Fernges aus Fränkiſch=Crumbach hielt die Anſprache. Er führte
in ſeiner Rede u. a. aus, daß man heute mit ganz anderen
Ge=
fühlen an den Ehrenmälern ſtehe wie ſeither, und zwar aus
die=
ſem einen Grunde, weil ſich das deutſche Volk wieder
zuſammen=
gefunden hat, um gemeinſam wieder aufwärts zu ſtreben. Auch
in den einzelnen Gedichten, vorgetragen von den Schülern der
verſchiedenen Schulklaſſen, wurde immer wieder die treue
Hin=
gabe der gefallenen Helden für das Vaterland hervorgehoben.
Der hieſige Bürgermeiſter, Herr Dingeldein, legte im Namen der
Gemeinde einen Kranz nieder. Zum Schluſſe ſenkten ſich
ſämt=
liche Fahnen vor dem Denkmal, und die Feier nahm einen ſehr
eindrucksvollen Verlauf
R Reichelsheim i. Odw., 13. März. Volkstrauertagin
der hieſigen evang. Kirche. Unter großer Anteilnahme
der hieſigen Bevölkerung wurde am Sonntag in der hieſigen
Kirche der Volkstrauertag begangen. An dem Gottesdienſt
betei=
ligten ſich insbeſondere die zahlreichen Vereine aus den
Filial=
dörfern, ebenſo die SA.=Stürme der näheren Umgebung. Die
Feier wurde eingeleitet mit dem Choral „Wir treten zum Beten”.
Herr Pfarrer Munk legte ſeiner Predigt das Wort heiliger
Schrift aus dem 2. Brief an die Korinther zugrunde. Der
Poſau=
nenchor ſowie der hieſige Geſangverein, letzterer unter Leitung
des Herrn Rektors Greim, trugen durch einzelne auserleſene
Lie=
dereinlagen zur Verſchönerung der Feier bei. Im Anſchluß fand
dann am Nachmittag an dem Gefallenendenkmal am Hange des
Reichenberg eine ſchlichte Gedenkfeier ſtatt.
Ct. Heubach, 13 März Volkstrauertag. In feierlicher
Weiſe beging die hieſige Gemeinde im Gedenken ihrer im
Welt=
kriege gefallenen Helden den Volkstrauertag. Ein ſtattlicher Zug
ſämtlicher Ortsvereine verſammelte ſich am alten Kriegerdenkmal
auf dem Marktplatz nachdem der Deutſche Turnverein ſeine
Ge=
dächtnisfeier am Turnerehrenmal auf dem Friedhofe gehalten
hatte. Unter Vorantritt der vereinigten Heubacher Muſiker zog
man unter den Klängen von Trauermärſchen durch die mit
Schwarz=Weiß=Rot auf Halbmaſt geflaggten Ortsſtraßen zum
neuen Kriegerdenkmal. Mit dem alten deutſchen Soldatenlied
„Ich hatt” einen Kameraden” wurde die Feier eröffnet. Die
Schuljugend ſprach einen Prolog über deutſche Helden, der
Ge=
ſangverein „Liederkranz” trug ein dem Tag angepaßtes Lied vor
und der Ortsgeiſtliche. Herr Pfarrer Götz, hielt eine markante
Rede im heutigen Zeitgeiſt.
Al. Höchſt i. Odw., 13. März. Volkstrauertag. Ein
blauender Frühlingstag, ein Sonntag voll knoſpendem Ahnen und
Auferſtehungsglauben, ſo galt der heutige Tag wiederum denen,
die für uns ſtarben. Sie ſtarben unter dem Banner Schwarz=
Weiß=Rot, in dem unerſchütterlichen Glauben an Deutſchlands
Sieg. Und heute flatterten auf Halbmaſt geſetzt, zum erſten Male
wieder nach vielen ſchickſalsſchweren Jahren, die alten ſiegreichen
Farben in unſeren Straßen. Die Teilnehmer an der
Trauerkund=
gebung hatten ſich auch zahlreicher wie in früheren Jahren
ein=
gefunden. Kurz vor 9.30 Uhr bewegte ſich ein impoſanter Zug,
unter Vorantritt der Feuerwehrkapelle, vom Rathaus zum
Krie=
gerdenkmal, wo ſich die übrige Einwohnerſchaft bereits
verſam=
melt hatte. Der Vorſitzende des Volksbundes Deutſcher
Kriegs=
gräberfürſorge gedachte mit ehrenden Worten unſerer gefallenen
Helden und legte einen Kranz nieder. Im Namen der
Gemein=
den Höchſt und Duſenbach legte Beigeordneter Göttmann in
treuem Gelöbnis, unſere toten Brüder nicht zu vergeſſen auch
einen prächtigen Kranz nieder. Eine weitere Kranzniederlegung
erfolgte durch Studienreferendar Ruppert für die Ortsgruppe
Höchſt der NSDAP. Die Feier war umrahmt von
Geſangsvor=
trägen des Herbertſchen Männergeſangvereins und des
Geſang=
vereins Liederkranz. Eine Ehrenſalve des Kriegervereins und
das gemeinſame Lied vom toten Kameraden bildeten den
Ab=
ſchluß der erhebenden Feier. In der evangeliſchen Kirche, die
kaum ausreichte, um alle Beſucher faſſen zu können, fand
an=
ſchließend ein Trauergottesdienſt ſtatt. Herr Pfarrer Koch
er=
mahnte in ſeiner Predigt, der toten Helden nicht nur heute zu
gedenken. Die Vereine zogen nach dem Gottesdienſt wieder
ge=
ſchloſſen zum Rathaus, wo ſich der Zug auflöſte.
Ax. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 13. März. Anläßlich
des Volkstrauertages fanden ſich alle vaterländiſchen Vereine
unſeres Städtchens beim Hauptgottesdienſte ein Pfarrer Strack
hielt die Gedächtnispredigt. Ebenſo beteiligte ſich das
Freizeit=
lager der Mädchen unter Führung des Landesjugendpfarrers
v. d. Au an der Feier. Nicht zuletzt ſei feſtgeſtellt, daß auch die
NSDAP. dem Gottesdienſt beiwohnte. Anſchließend war auf dem
Friedhofe durch die beteiligten Vereine eine ſchlichte
Gedächtnis=
feier am Ehrenmal, wobei Herr Lehrer Koch der Kriegsopfer in
ehrenden Worten gedachte und am Schluſſe einen Kranz
nieder=
legte. Der Männergeſangverein umrahmte durch 2 Chöre die
einfache Feier. Im Namen der Ortsgruppe der NSDAP. ehrte
Herr Köbler, Beig., die Gefallenen durch Kranzniederlegung.
B Breitenbrunn i. Odw., 13. März. Während die erſte
Früh=
lingsſonne verheißungsvoll über das ſtille Waldtal leuchtete,
ver=
ſammelte ſich unſere kleine Gemeinde zu einer ernſten Trauerfeier
auf dem Friedhof. Am Denkmal für die Gefallenen, nahe bei der
uralten Dorflinde, ſenkten ſich die flatternden Fahnen der
Ver=
eine unter den Klängen der Poſaunen zur geweihten Erde nieder.
Wie eine Mahnung der Toten klang aus dem Munde der Kinder
das ernſte Wort des gefallenen Walter Flex: „Wir ſanken hin
für Deutſchlands Glanz” mit dem verheißungsvollen Schluß:
„Blüh‟ Deutſchland, überm Grabe mein — jung, ſtark und ſchön
als Heldenhain”. Auch die packenden Worte des Pfarrers ließen
in den Herzen der Feiernden trotz aller Trauer die Hoffnung
lebendig werden, daß die Toten nicht umſonſt geſtorben ſind und
daß jetzt in einem neuen, einigen Vaterland allmählich die Saat
der Gefallenen zur vollen Reife gelangt. Feierlich und tröſtend
erklang nach Schluß der Predigt das Lied „Der Du von dem
Himmel biſt, alles Leid und Schmerzen ſtilleſt. . .‟, geſungen vom
Geſangverein „Eintracht‟. Das alte Soldatenlied „Morgenrot”,
von den Schulkindern tiefempfunden vorgetragen, ließ noch
ein=
mal in allen Herzen die Erinnerung an die Vergangenheit
leben=
dig werden. Der Poſaunenchor beſchloß die ernſte Feierſtunde
mit dem Choral „Wir treten zum Beten
Ai. Vielbrunn, 13. März. Volkstrauertag.
Vormit=
tags fand ein Gefallenen=Gedächtnisgottesdienſt in der
vollbeſetz=
ten Kirche ſtatt, an dem die Kriegervereine von hier und
Kim=
bach mit trauerumflorten Fahnen, ſowie SA. teilnahmen. Um
12 Uhr erklang Glockengeläute. Nachmittags fand die Feier am
Denkmal ſtatt. Herr Pfarrer Scriba gedachte der Gefallenen in
ehrender Anſprache, die Geſangvereine ehrten ſie durch Lieder.
und zwei Schülerinnen durch Gedichtvorträge. Der Bürgermeiſter
legte namens der Gemeinde einen Kranz nieder. Auf Anregung
des Vorſitzenden der hieſigen Ortsgruppe der „
Kriegsgräberfür=
ſorge, Herrn Lehrer Koch, wurde gemeinſam das Deutſchlandlied
geſungen, womit die Feier ihren Abſchluß fand.
Cd. Michelſtadt, 13. März. Der Volkstrauertag wurde
auch hier in würdiger Weiſe unter ſtarker Teilnahme der
Bevöl=
kerung begangen. Schon am frühen Morgen marſchierte der
Turnverein (D.T.) nach ſeinem Turnplatze in der Jahnſtraße, um
dort an dem Denkmal der gefallenen ca. 40 Turner ſeiner
Ehren=
pflicht zu genügen. Der Vorſitzende des Vereins, Ph. Eckart,
legte dort nach einer ſinnigen, ernſten Anſprache einen Kranz
nieder. Auch an dem neuen Ehrenmale auf dem alten
Turn=
platze waren in der Zwiſchenzeit verſchiedene Kranzniederlegungen
erfolgt, ſo vom Deutſchen Pfadfinderbund (Horſt Michelſtadt),
Stadtverwaltung, Stahlhelm. Kriegerverein uſw. An dem
Trauergottesdienſt in der Stadtkirche, bei dem der Poſaunenchor
mitwirkte, nahmen eine ganze Reihe von Vereinen ſowie die
Formationen der NSDAP. offiziell teil. Nach Schluß des
Got=
tesdienſtes ſetzte ſich dann ein langer Trauerzug nach dem neuen
Ehrenmal auf dem alten Turnplatze in Bewegung. Die dortige
Feier wurde eingeleitet durch einen Choral, geſpielt von der
Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr, auch der Geſangverein.
Lie=
derkranz” hatte ſeinen aktiven Chor in den Dienſt der guten Sache
geſtellt. DieAnſprache hatte Dekan Schäfer übernommen und
wies dieſer in packenden Worten auf die Bedeutung des
Volks=
trauertages hin. Beſonders ergreifend und eindrucksvoll war der
Moment, als in einer Pauſe der Anſprache aus einiger
Entfer=
nung hinter dem Denkmal als Trompetenſolo das Lied vom
guten Kameraden ertönte. Dekan Schäfer legte dann noch im
Auftrage des Volksbundes für Kriegsgräberfürſorge einen Kranz
nieder, für die NSDAP. tat dies Ortsgruppenleiter Ziegler. Die
Feier wurde dann in würdiger Weiſe mit dem Deutſchlandlied
ge=
ſchloſſen. — In den Straßen der Stadt ſah man den ganzen Tag
reichen Flaggenſchmuck auf Halbmaſt in den alten Reichsfarben
ſchwarz=weiß=rot, Hakenkreuzflaggen und die heſſiſchen
Landes=
farben.
Dienstag, 14. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 73 — Seite 7
Ay. König i. O. (Stahlbad), 13. März.
Totengedenk=
feier. Die Gefallenen des Weltkrieges wurden in unſerer
Ge=
meinde in eindrucksvoller Weiſe geehrt. Im
Vormittagsgottes=
dienſt, an welchem ſich Fahnendeputationen der hieſigen Vereine,
die SA. in ſtarker Anzahl in Uniform. beteiligten und den der
Kirchenchor mit zwei Chören verſchönte, wies Herr Pfarrer
Brieg=
leb in tiefgehender Predigt, unter Zugrundelegung von Pſalm 25,
Vers 1—7, auf Opfer und Heldentum der Gefallenen hin. Unter
Vorantritt des Poſaunenchors und Teilnahme der Ortsvereine
bewegte ſich nachmittags ein großer Trauerzug zum
Kriegerdenk=
mal auf dem Friedhof. Dortſelbſt begrüßte Herr Beig. Keller
namens der Gemeinde die Erſchienenen Anſprachen, zum Teil
unter Kranzniederlegung, des Herrn Pfarrers Brieglieb, des
Vertreters der NSDAP., Herrn Lehrer Glenz, der Ortsgruppe
König des Volksbundes Deutſcher Kriegsgräberfürſorge, Herrn
Majors a. D. Beck, des Stahlhelms, Herrn Fabrikanten Kunkler,
der Gemeinde König, Herrn Gemeinderat Müller und des
Krie=
ger= und Militärvereins Herrn Landwirt Gg. Heilmann, waren
dem Gedächtnis und Heldentum unſerer Gefallenen gewidmet. in
deren Geiſt und Opfermut ein neues Deutſchland unter Schwarz=
Weiß=Rot erſtehe. Entſprechende Chöre der beiden Geſangvereine
Liederkranz, Liedertafel und der Schulkinder, ſowie
Gedichtsvor=
träge und weihevolle muſikaliſche Vorträge des Poſaunenchors
gaben der Feier, die bei geſenkten Fahnen mit dem Lied vom
gu=
ten Kameraden ausklang, einen wurdigen Rahmen.
As. Erbach, 13. März. Volkstrauertag. Der
Volks=
trauertag wurde dieſes Jahr in unſerem Städtchen in würdigſter
Weiſe und unter ſtärkſter Beteiligung der Bevölkerung gefeiert.
Um 10 Uhr fand in der ehrwürdigen Stadtkirche ein
Gedächtnis=
gottesdienſt ſtatt, und wohl noch ſelten hatte das geräumige
Gor=
teshaus einen ſolchen Beſuch aufzuweiſen. Außer den
Krieger=
vereinen von Erbach, Erlenbach und Ebersberg, den beiden
Ge=
ſangvereinen „Liederkranz und „Tugendbund” und der Freiw.
Feuerwehr waren noch der „Stahlhelm” (Bund der
Frontſolda=
ten), die Frauenſchaft der NSDAP. von Ebersberg und die
ge=
ſamte SA. mit ihren Fahnen und Wimpeln vertreten. Die
er=
greifende Predigt des Herrn Stadtpfarrers Hahn wurde
um=
rahmt von Muſik= und Geſangsvorträgen des Poſaunenchors und
des Männergeſangvereins „Tugendbund . Nach den kirchlichen
Feiern beider Konfeſſionen formierten ſich die beteiligten
Ver=
eine mit den beiden Oberklaſſen der Stadtſchule auf dem
Markt=
platz. Unter den Klängen der Feuerwehrkapelle ſetzte ſich der
Zug nach dem Ehrenmal am Schöllenberg in Bewegung. Nachdem
ſich die einzelnen Abteilungen mit den Fahnen am Denkmal
gruppiert hatten, wurde die Feier mit einem Choral eingeleitet.
Anſchließend ſang die Schuljugend das Niederländiſche Dankgebet.
Dazwiſchen rauſchten immer wieder die Wipfel der Bäume und
trugen die verhallenden bekannten Klänge an die fernen Gräber
in Feindesland. Das ſinnvolle Gedicht „Den Gefallenen” und die
packende Anſprache des Herrn Rektors Weber waren dazu
an=
getan, unſere Gedanken von dem Tun und Treiben des Alltags
ab= und unſeren gefallenen Brüdern zuzuwenden. In einer
feſ=
ſelnden Sprache erinnerte der Redner an das große Geſchehen am
Anfang des Krieges und an die einzig daſtehenden Heldentaten
während desſelben. Die ſtummen Gräber mahnen uns an unſere
Pflicht und an Opferbereitſchaft, denn ohne Opfer gibt es keinen
Sieg. Mit dem feierlichen Gelöbnis, die Toten des Weltkrieges
nicht zu vergeſſen, und in Dankbarkeit und Ehrfurcht legte Herr
Weber im Namen der Ortsgruppe Erbach des Volksbundes
Deut=
ſche Kriegsgräberfürſorge einen Kranz am Fuße des Denkmals
nieder. Weitere Kranzniederlegungen erfolgten durch Herrn
Bei=
geordneten Lenz für die Stadt Erbach, durch Seine Erlaucht den
Erbgrafen Alexander zu Erbach für den Stahlhelm, durch Seine
Erlaucht den Grafen zu Erbach für das Gräfliche Haus und durch
Herrn Wilhelm Heim für die Nationalſozialiſtiſche Deutſche
Ar=
beiterpartei. Nach dieſer überaus würdigen Ehrung folgte das
Gedicht „Heilige Gräber in Feindesland”. Mit einem weiteren
Lied= und Muſikvortrag war die Feier am Ehrenhain beendet.
Auf dem Marktplatz wurde anſchließend auch der Helden von
1870/71 in ehrender Weiſe gedacht durch Niederlegung von
Krän=
zen. Einen würdigen Abſchluß fand die Feier mit dem Geſang
des Liedes „Deutſchland, Deutſchland über alles” — Der
Volks=
bund Deutſche Kriegsgräberfürſorge (Ortsgruppe
Erbach) hatte, wie alljährlich, am Sonntag abend zu einer
ſchlich=
ten Feier ins Gemeindehaus eingeladen. Auch dieſe
Veranſtal=
tung war ſehr gut beſucht.
Cy. Falken=Geſäß i. Odw., 13. März.
Gefallenengedenk=
feier. Am Sonntag ſtellten ſich die hieſigen Vereine
gemein=
ſam mit der Ortsbehorde und den Schulkindern am Schulhaus zu
einem eindrucksvollen Zuge auf. Unter Vorantritt der Fahnen
bewegte ſich ein feierlicher Zug, dem ſich ein großer Teil der
übri=
gen Bevölkerung anſchloß, nach dem Gefallenendenkmal. Dort
hielt Lehrer Nicklas die Gedächtnisrede. Zwei Chöre des
Geſang=
vereins „Eintracht” ſowie das Lied der Schulkinder „Morgenrot”
umrahmten dieſelbe. Nachdem ſeitens der Gemeindebehörde, des
Kriegervereins, der NSDAP. gemeinſam mit der SA. ſowie der
Schulkinder zum Andenken an ihre gefallenen Väter und Brüder
Kränze niedergelegt wurden, ſchloß die erhebende Feier mit dem
gemeinſam geſungenen Liede „Ich hatt’ einen Kameraden".
Aw. Rothenberg, 13. März. Volkstrauertag. In
un=
ſerer Gemeinde wurde auch in dieſem Jahre der Volkstrauertag in
würdiger Weiſe begangen. Um 9 Uhr traten der Kriegerverein,
Geſangverein Eintracht” Rothenberg ſowie die beiden
Poſaunen=
chöre an zum Aufmarſch ans Denkmal auf dem Friedhof. Voraus
marſchierten die SA.=Mannſchaft und die Schulkinder. An die
Vereine ſchloſſen ſich die übrigen Teilnehmer an. Am Denkmal
ſelbſt brachte der Geſangverein „Eintracht” das Lied „
Helden=
grab” zu Gehör. Pfarrer Luxius hielt eine kernige Anſprache.
Der Vorſitzende des Kriegervereins, Herr Mergenthaler, legte mit
kurzer Anſprache einen Kranz nieder; für die SA. wurde von H.
Foshag ein Kranz niedergelegt. Auch der Geſangverein „
Ein=
tracht” widmete ſeinen gefallenen Sängern den Kranz, der durch
Sangesbruder Beiſel mit kurzen Worten niedergelegt wurde. Die
Feier war umrahmt mit Muſik und Geſang. Mit dem Lied vom
guten Kameraden ſchloß die eindrucksvolle Feier.
e. Bad=Wimpfen, 13. März. Volkstrauertag. Selten
ſah man eine ſo gut beſuchte Kirche, als im
Vormittagsgottes=
dienſt des geſtrigen Volkstrauertages. Herr Pfarrer Harlmann,
der in ſeiner Predigt den Text aus Pſalm 127,1 „An Gottes
Segen iſt alles gelegen” zugrunde legte, verſtand es der Gemeinde
klarzumachen, daß es einen Aufbau ohne Gott nicht gibt. Er
ge=
dachte der 2 Millionen Deutſcher und der SA. und SS., die alle
im Kampfe zur Wiederauferſtehung unſeres Volkes und Vater
landes ihr Leben freiwillig dahingegeben haben, damit
Deutſch=
land leben kann. Er kritiſierte die Klaſſen= und
Konfeſſions=
gegenſätze und ſprach ſich für die Einheit des deutſchen Volkes und
für die chriſtlich=ſoziale Tat aus. Die Feier wurde durch die
Stadtkapelle umrahmt. Nach dem Kirchgang bewegten ſich die
SA. und die Kirchenteilnehmer zu dem Ehrenmal der Gefallenen
auf dem alten Friedhof. Der Vorſitzende der NSDAP., Herr
Haſenmeyer, ſprach Gedenkworte für die toten Soldaten und SA.
und legte im Namen der Partei einen Kranz nieder. Er zeichnete
den Opferſinn für ihr Leiden und Kämpfen für den Schutz der
Heimat und des Vaterlandes. Sie ſeien nicht umſonſt gefallen,
denn Deutſchland ſei wieder erwacht und ſtehe an der Schwelle
des Frühlings und bringe die Hoffnung auf die
Wiederaufer=
ſtehung des deutſchen Volkes. Ueberall ſehe man heute auf
öffent=
lichen Gebäuden, die ſchwarz=weiß=roten Fahnen auf Halbmaſt
wehen, unter denen wir gekämpft und jene 2 Millionen ihr
Le=
ben hingegeben haben. Er erklärte ſich bereit, jedem die Hand zu
reichen, der an Deutſchlands Wiederaufbau mithelfen wolle.
Da=
mit war die Feier beendet.
O. Reichenbach i. Odw., 13. März. Volkstrauertag.
Der Volkstrauertag wurde hier wiederum in würdiger Weiſe
ge=
feiert. Am Gottesdienſt beteiligten ſich die Kriegervereine und
die Geſangvereine von Reichenbach, Elmshauſen und Lautern
ſo=
wie die Freiwillige Feuerwehr und die Formationen der NSDAP.
Die Feſtanſprache des Herrn Pfarrers Scheid wurde umrahmt
von Darbietungen des Poſaunenchors. Nach dem Gottesdienſt
fand am Kriegerdenkmal eine Feier ſtatt, bei der Herr
Bürger=
meiſter Mink nach einer Anſprache im Namen der Gemeinde einen
Kranz niederlegte. Außer dem Geſangverein Eintracht” der
unter Leitung des Herrn W. Trodt ein Lied zum Vortrag brachte,
wirkte auch hier wiederum der Poſaunenchor unter Leitung des
Herrn W. Mink mit. Hieran anſchließend begab ſich der
Turn=
verein in Begleitung des Kriegervereins, der SA. und SS. ſowie
der Freiwilligen Feuerwehr und des Poſaunenchors nach dem
Gefallenendenkmal des Turnvereins auf dem Turnplatz, woſelbſt
nochmals eine Feier mit Kranzniederlegung ſtattfand.
Dp. Zwingenberg, 13. März. Geſtern, am
Volkstrauer=
tag zur Erinnerung an die im Weltkrieg Gefallenen, fand in
der Evangeliſchen Kirche ein Gedenkgottesdienſt ſtatt. Der
Sol=
daten= und Kriegerverein Zwingenberg, der Deutſche Turnverein
von 1884, die hieſige Ortsgruppe der NSDAP., deren
Jugend=
gruppe und der Poſaunenchor nahmen geſchloſſen mit ihren
Ban=
nern am Gottesdienſt teil. Der Poſaunenchor brachte während
des Gottesdienſtes und auch daran anſchließend einige Chöre zum
Vortrag.
Volkskreuertag in Groß=Mainz.
Be. Mainz, 13. März. Anläßlich des Volkstrauertages waren
geſtern ſämtliche ſtaatlichen und ſtädtiſchen Gebäude ſowie eine
große Anzahl von Privathäuſern mit den Fahnen ſchwarz=
weiß=
rot, den heſſiſchen Landesfarben und der Hakenkreuzfahne auf
Halbmaſt geflaggt. Die Synagogen und Privatbanken hatten
ebenfalls die alte Reichsfahne und die heſſiſche Fahne aufgezogen.
Die Bezirksgruppe Mainz des Volksbundes Deutſche
Kriegs=
gräberfürſorge e. V. hatte für Sonntag vormittag 11.30 Uhr die
Behörden, Verbände, Vereine, Innungen und die Bevölkerung
von Groß=Mainz uſw. zu einer Gedenkfeier auf dem
Ehrenfriedhof eingeladen. Eine ungeheure Menſchenmenge
bewegte ſich frühzeitig nach dem ſtädtiſchen Friedhof, um der
Ge=
denkfeier beizuwohnen. Vor Beginn der Feierlichkeit legte der
Vorſitzende der Bezirksgruppe der Kriegsgräberfürſorge, Herr
Ober=Regierungsrat Falck, an den alten Gedenkſteinen der
Ge=
fallenen früherer Kriege, darunter auch an denjenigen der
Oeſter=
reicher und Franzoſen, Kränze nieder. Auch die Stadtverwaltung
hatte in dieſer Hinſicht ihrer Pflicht genügt. Von den Behörden
waren u. a. die Herren Provinzialdirektor Dr. Wehner,
Ober=
bürgermeiſter Dr. Ehrhard und Vizepräſident Dr. Schneider von
der Reichsbahndirektion erſchienen. Außerdem fanden ſich
zahl=
reiche Vertreter von Verbänden, Korporationen, Militär= und
Kriegervereinen, Studentenverbindungen, Innungen, Turn= und
Sport= und Geſangvereinen, der Freiwilligen Feuerwehr, der
Sanitäts=Hauptkolonne vom Roten Kreuz ſowie über 50
Fahnen=
deputationen am Ehrenmal ein. Ferner war der Mainzer
Stahl=
helm mit ſeiner Kapelle erſchienen, um ſich an der Feier zu
be=
teiligen. — Das Ehrenmal ſelbſt und ſeine Umgebung waren
durch das Gartenamt geſchmackvoll dekoriert. Römiſche Pilonen
mit aufſteigenden Weihrauchwolken, flankiert von den zahlreich
aufgeſtellten Fahnendeputationen mit trauerflorumhüllten
Fah=
nen, gaben ein weihevolles Geſamtbild ab. Die Gedenkfeier
ver=
lief in überaus erhebender Weiſe. — Bevor die offizielle Feier
begann. hatte die NSDAP. auf dem Ehrenfriedhof ihre
Gedenk=
feier abgehalten, da bei einer gemeinſamen Feier der Platz nicht
ausgereicht hätte. — Nach einer Anſprache des heſſiſchen
Hilfs=
kommiſſars und Kreisleiters der NSDAP., Herrn Dr. Beſt=
Darmſtadt. legte derſelbe am Ehrenmal einen Kranz nieder.
Die offizielle Feier wurde eingeleitet durch das „Ave verum”,
von Mozart, ausgeführt von der Kapelle des Katholiſchen
Lehr=
lingshauſes, Dirigent Herr Lübke, und den Chor „Sanktus”
aus der Deutſchen Meſſe von Schubert, vorgetragen vom
Männer=
geſangverein „Einigkeit=Concordia” unter Leitung ſeines
Dirigen=
ten Herrn Heinrich Schacker. Herr Pfarrer Diebener von
der Chriſtuskirche hielt eine inhaltsreiche Gedenkrede, an deren
Schluß er allen Deutſchen ans Herz legte, wieder wie in früheren
Jahren die Treue, die Tapferkeit, die innere und äußere
Sauber=
keit zu hegen und zu pflegen, im Gedenken an die Opfer des
Welt=
krieges. Die Stahlhelmkapelle unter Leitung ihres
Kapellmei=
ſters Herrn Holzapfel intonierte das „Niederländiſche
Dank=
gebet”, worauf die Kranzniederlegungen erfolgten. Kränze
wur=
den niedergelegt durch die Stadtverwaltung, den 1. Vorſitzenden
der Kriegsgräberfürſorge, Herrn Profeſſor Rohr, Herrn
Stu=
dienrat Metzner für den Haſſia=Bezirk Mainz, Herrn Dr.
Pricken für ſämtliche militäriſchen Vereine, Herrn Kreisführer
Minthe für den Stahlhelm, Vertreter des Marinevereins, des
Reichsverbandes deutſcher Kriegsopfer und des Reichsbundes
jüdi=
ſcher Frontſoldaten. Mit einem weiteren Chorgeſang und einem
Muſikſtück war die Feier beendet.
Selkener Rönerſund im Rginzer Tunnel.
Mainz, 13. März. Bei den Ausſchachtungsarbeiten im
Main=
zer Tunnel wurde ein ſenſationeller Römerfund gemacht. Man
entdeckte etwa zwei Meter unter der Erdſchicht ein noch vollſtändig
erhaltenes Römerbad. Dieſer Fund gehört zu den ſeltenſten und
wichtigſten, der in den letzten Jahren gemacht worden iſt. Dieſes
Römerbad zeigt eine großzügige Anlage und weiſt auf den hohen
Kulturſtand der römiſchen Legionen hin.
Das tägliche Leben ſtellt an jeden Menſchen
Anforde=
rungen, die dem aufgeklärten Weltenbürger in Fleiſch und Blut
übergehen. So notwendig wie das Schlafen für den Körper, iſt das
Waſchen des von Staub beſchmutzten Hautgewebes. So nötig wie
das Eſſen iſt auch das Reinigen der zur guten Verdauung
unent=
behrlichen Zähne. Die Reinigung der Zähne und des Mundes am
Morgen, und beſonders vor dem Schlafengehen, unter
Verwen=
dung der hochwertigen Chlorodont=Zahnpaſta ſollte jedem Menſchen
des heutigen Zeitalters zur unbedingten Gewohnheit werden, denn
dies iſt eine Lebensnotwendigkeit.
Die Private Zuſchneide=Fachſchule von Marg.
Becker, Eliſabethenſtr. 34, weiſt durch Anzeige in der heutigen
Nummer auf einen am 3. April beginnenden neuen
Zuſchneide=
kurſus hin.
Dem größten Teil der heutigen Stadtauflage liegt ein
Proſpekt des Union=Theaters bei, worauf die Leſer
V 3608
an dieſer Stelle aufmerkſam gemacht werden.
Bt. Auerbach, 13. März. Volkstrauertag. Auf
An=
regung des Kriegervereins wurde geſtern die
Gefallenengedächt=
nisfeier unter großer Beteiligung der Gemeinde begangen. Zum
Vormittagsgottesdienſt waren die Kriegervereine, die Ortsgruppe
des Stahlhelms, die SA.=Formationen, der Turnverein „Gut
Heil”, die Sanitätskolonne des „Roten Kreuzes”, der
Geſangver=
ein „Sängerluſt” und Geſangverein Männerquartett „
Sänger=
luſt” zum gemeinſamen Kirchgang mit ihren Fahnen erſchienen.
Das Gotteshaus hatte einen ſo ſtarken Beſuch ſchon lange nicht
mehr aufzuweiſen. Anſchließend zogen die Vereine unter
Voran=
tritt des Bläſerkorps, unter Leitung von Obermuſikmeiſter Urbach,
zum Ehrenmal. Nach einer Anſprache des Herrn Pfarrers
Eß=
linger erfolgten Kranzniederlegungen für den Kriegerverein durch
Herrn Berufsſchullehrer Scherer, für den Stahlhelm durch Herrn
Major a. D. Grotowſki und die Hitler=Formationen durch Herrn
Lehrer Siebert. Das Bläſerkorps half die Feier würdig zu
ge=
ſtalten. Die Veranſtaltung war eine einmütige, machtvolle und
würdige nationale Kundgebung unſerer Gemeinde.
D. Biblis, 13. März. Geſtern nachmittag fand am neuen
Ehrenmal eine eindrucksvolle Gedenkfeier für die im Weltkrieg
Gefallenen ſtatt. Eine über tauſendköpfige Menge wohnte der
Feierlichkeit bei, die in ihrer ſchlichten Art um ſo überwältigender
war. Herr Bürgermeiſter Kärcher legte im Namen der
Geſamt=
einwohnerſchaft einen Kranz nieder. Die Ortsſtraßen wieſen
rei=
chen Flaggenſchmuck auf. Am Abend zuvor fand zu Ehren der
Befreiung der Nation ein von der Bürgermeiſterei angeregter
Fackelzug ſtatt, an dem ſich außer den Hitlerformationen der
Stahlhelm, die Feuerwehr und verſchiedene Kreiſe beteiligten.
Der impoſante Zug fand in allen Straßen zahlreiches begeiſtertes
Publikum.
Bm. Hofheim (Ried), 13. März. Gefallenenfeier. In
äußerſt würdiger Weiſe wurde hier der Gefallenen gedacht. Am
Ehrenmal wehte die alte Reichsflagge auf Halbmaſt, und viele
Fähnchen in den Landesfarben wehten im leichten
Frühlings=
wind. Zahlreich waren die deutſchdenkenden Einwohner
verſam=
melt, als mit dem evang. Poſaunenchor der Krieger= und
Sol=
datenverein und die hieſige SA. mit umflorter Fahne
aufmar=
ſchierten. Nach feierlicher Einleitung durch den Poſaunenchor
hielt Herr Pfarrer Volp eine warmempfundene Gedächtnisrede
und würdigte trefflich die Verdienſte der toten Helden. Feierlich
erklang das Lied vom guten Kameraden, die Häupter entblößten
ſich, und viele Arme reckten ſich empor zum Gruß des neuen
Deutſchland an die Kämpfer einer ruhmreichen Vergangenheit.
Mit markigen Worten legte Herr Martin Schmidt für den
Krie=
ger= und Soldatenverein einen Kranz nieder. Mit dem
Deutſch=
landlied wurde die würdige Gedenkfeier beendet.
Cm. Wallerſtädten, 13. März. Volkstrauertag.
Sämt=
liche Ortsvereine und die Schulkinder verſammelten ſich am
Sonn=
tag nachmittag an der Kirche, um geſchloſſen hinauszugehen auf
den Friedhof, an das Kriegerehrenmal, wo eine beſinnliche und
würdige Feier zu Ehren der im Weltkrieg Gefallenen ſtattfand.
Pfarrer Vogt hielt eine Anſprache, auch der Bürgermeiſter und
der Vorſitzende des Kriegervereins gedachten der Toten und
leg=
ten Kränze nieder. Der Geſangverein trug ein Lied vor, und
alle Teilnehmer ſangen zum Abſchluß gemeinſam das Lied: „Ich
hatt’ einen Kameraden‟. Die Erkenntnis daß wir Lebenden den
toten Helden des Weltkrieges zu allergrößtem Dank verpflichtet
ſind, hatte es allen Einwohnern zur Ehrenpflicht gemacht, an der
Gedenkfeier teilzunehmen.
Au. Groß=Gerau, 13. März. Zum Volkstrauertag
fanden Sonntag vormittag an den Gräbern der im Weltkriege
Gefallenen auf dem hieſigen Friedhof Kranzniederlegungen ſtatt.
Kränze wurden niedergelegt von der Ortsgruppe ſowie der
Kreisgruppe des Volksbundes Deutſcher Kriegsgräberfürſorge,
von der NSDAP. und der Ortsgruppe des Stahlhelms, B. d. F.
Nachmittags fand am Ehrenmal im Alten Rathaus eine
Gedenk=
feier ſtatt, bei der Bürgermeiſter Dr. Lüdecke der im Weltkriege
Gefallenen gedachte. Abends fand dann noch von der Ortsgruppe
Deutſche Kriegsgräberfürſorge in der Turnhalle eine
eindrucks=
volle Feier ſtatt. Die öffentlichen Gebäude des Kreiſes und der
Gemeinde zeigten Schwarz=Weiß=Rot= und Hakenkreuzflaggen auf
Halbmaſt. Auch an zahlreichen Privathäuſern ſah man dieſe
Flaggen. Das Kreisamt hatte zur Beflaggung mit Schwarz=
Weiß=Rot= Hakenkreuzfahnen und Landesflaggen aufgefordert
By. Langen, 13. März. Volkstrauertag. Bei ſehr
ſtarker Beteiligung der Bevölkerung und der nationalen Vereine
fand der Gedenktag für unſere Gefallenen ſtatt, der am Vormittag
durch einen Gottesdienſt in der Kirche eingeleitet wurde. Nach
deſſen Beendigung formierte ſich unter Vorantritt der Kapelle
der Freiwilligen Feuerwehr ein Zug, der zum Kriegerdenkmas
am Friedhofe führte, wo eine ſchlichte Feier den Abſchluß bildete.
z. Offenthal, 13. März. Eine eindrucksvolle
Trauerkund=
gebung für unſere gefallenen Helden fand nach dem Gottesdienſt
am 12. März an dem Gefallenendenkmal ſtatt. Zu beiden Seiten
desſelben hatten die SA.=Leute und vor dem Denkmal der
Krie=
gerverein Aufſtellung genommen. Der hieſige Muſikverein
er=
öffnete die Feier mit. Wie ſie ſo ſanft ruh’n”. Nun ſang der
Männergeſangverein „Sängerbund” unter Leitung von Herrn
Chormeiſter Würz, Dreieichenhain: „Morgenrot” Sodann hielt
Herr Pfarrer Nies die Gedächtnisrede, in der er ganz beſonders
betonte, daß nur dann unſere Toten nicht umſonſt gefallen wären,
wenn ſich unſer Volk wieder als ein Ganzes in inniger Liebe
zuſammenfände. Nach der Rede legte Herr Ph. Haller 1. im
Na=
men des Vereins der Kriegsgefangenen und Verwundeten einen
Kranz am Ehrenmal nieder. Nachdem dann der Geſangverein
„Sängerbund” in überaus ſtimmungsvoller Weiſe das Lied vom
„Weltfrieden” vorgetragen hatte, ſchloß die Kundgebung mit dem
vom Muſikverein geſpielten Liede „Vom guten Kameraden”.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterle.
Nachdruck verbofen
Ohne Gewähr
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
28. Ziehungstag
11. März 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 25000 M. 142865 185303
4 Bewinne zu 10000 M. 190966 323435
18 Gewinne zu 5000 M. 10 72568 74802 160228 188512 283738
328375 369636 398772
18 Gewinne zu 3000 M. 22938 27877 61581 73861 88349 89656
150074 314282 374618
60 Gebinne zu 2000 M. 123 579 11776 20608 31462 32097 49762
50255 53048 102160 103597 110625 114199 164936 204315 222119
238403 238505 261168 280831 307675 319443 322068 328462 331295
344648 386587 378334 388633 396283
122 Gewinne zu 1000 M. 913 2855 16626 19524 29662 44501 49591
53768 67579 60260 65102 67932 70066 71666 72095 72660 83173
97089 99681 106811 112543 113759 115735 129519 137218 139640
143162 148132 180187 161852 166090 172270 173515 180973 183862
185854 190770 197228 222105 222931 223772 232055 244276 251812
253003 260692 262081 269739 280078 281116 296332 299669 299870
300250 337538 341529 351065 362784 368194 391403 396064
214 Gewinne zu 500 M. 6010 6144 7117 7683 7713 8755 14639
16669 23199 28026 30033 30731 32060 35857 36928 38825 43579
44861 56388 57730 58996 61883 68628 83798 89434 94385 99911
100657 102687 108053 109177 111976 123502 124275 124767 131080
131108 131150 133980 137135 138604 139436 147581 150789 150887
155865 164748 165735 166249 170286 174696 179214 182806 191665
195180 195611 208582 212048 213016 216724 219240 222250 226919
228431 230461 232025 233776 248721 250468 252900 256164 259198
268674 271505 273370 284826 288152 291540 292631 296914 299034
310356 315212 321439 322696 323267 328869 332493 333679 336016
336092 349788 351981 352343 357774 360208 361866 369753 371228
374644 376058 376081 378116 379042 384480 393920 398304
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 100000 m. 314448
2 Gewinne zu 10000 M. 133916
2 Gewinne zu 5000 M. 334848
12 Gewinne zu 3000 M. 56932 105064 207308 244836 289958
333064
60 Gewinne zu 2000 M. 14878 37702 41783 42620 45934 46240
52266 58957 69154 88046 98742 146735 167866 173083 182662
211864 223705 232127 253099 255169 257010 258780 310094 328161
349443 357300 380847 365029 375015 384427
96 Gewinne zu 1000 M. 16791 20757 65040 67524 74262 74443
87594 81168 105703 123362 129598 137808 140151 154346 158898
170554 173199 186747 203743 204329 210807 221558 225434 231700
248805 250580 251798 257555 268035 270642 283226 288898 291 104
292179 282750 299836 308415 310706 312305 330091 340183 345732
354163 356657 360434 370476 372845 377543
124 Gewinne zu 500 M. 2189 12942 31621 32896 33876 36232 38798
43264 49790 59557 63408 69256 69942 71043 93982 111612 120382
126724 126740 134033 138618 140222 142185 160396 170698 174087
183531 185188 190648 195348 203171 208534 212070 214704 217663
222113 225531 225640 230809 233040 237363 243461 261947 263627
270394 270416 272697 278294 301167 303391 312748 324882 325785
326033 331543 331856 343724 353086 370396 373030 386055 399140
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 8 Gewinne
zu je 10000, 8 zu je 5000, 32 zu je 3000, 46 zu je
2000, 134 zu je 1000, 202 zu je 500. 672 zu je 400. und
100 Schlußprämien zu 3000 M.
15.20:
17.00:
Anſchl.
18.25:
18.50:
19.30:
22.00:
22.20:
10.10:
11.30:
12.05:
Anſch
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30
18.00:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35
19.55:
2.00:
20.,35:
21.10:
22.10;
23.00:
Frankfurt a. M.
Dienstag, 14. März
Hausfrauen=Nachmittag: Wochenſchau. — Kl. Fleiſchgerichte.
Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Soliſtin: Lili
Rück=
ward, (Sopran). Leitung: R. Merten. Werke von Schubert.
Beines
Alte Marſchmuſik. Leitung: W. Caſpar.
Und ſie bewegt ſich doch! — Der Galilei=Prozeß des Jahres
1633. von Herm. Herrigel.
Engliſcher Sprachunterricht.
Aus dem Frankfurter Opernhaus: Falſtaff, Oper von G.
Verdi.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik. Mitw.: W. Maurer
Tenor), Leitung: Riſch.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 14. März
Leipzig: Schulfunk: Brahms=Konzert für die Jugend,
Lehrgang, für praktiſche Lanſdwirte.
Schulfunk: Franzöſiſch für Fortgeſchrittene.
Georg Knieſtädt ſpielt. (Schallplatten)
Jugendſtunde: Neue Winke für den Photobaſtler.
Albrecht Schaeffer: Aus dem: Parzival.
Für die Frau.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Geh. Reg.=Rat Prof. Dr. ing. Seeſelberg: Einheik von
Univerſität und Techniſcher Hochſchule?
Tägliches Hauskonzert: Franz Schubert. Duo A=Dur op.
162 für Violine und Klavier.
Landrat a. D. v. Wilmowſki: Die Naturverbundenheit von
Landwirtſchaft und Gewerbe in Deutſchland.
Gleiche Texte — andere Vertonungen: Dr. Günther: Zum
Verſtändnis des deutſchen Liedes. Mitw.: Elſa Koch (Sopran)
Prof. Dr. Jäger: Das Drama der Griechen und der Menſch
der Gegenwart: Sophokles.
Das Gedicht.
Politiſche Zeitungsſchau.
Worte zur Winterhilfe.
München: Oberbayeriſche Volksmuſik.
Zeitgenöſſiſche Chöre mit Inſtrumenten. Kammerchor.
Junge Soldaten und alte Bettler. Hörbilder und Muſiken aus
dem 30jährigen Krieg.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Hamburg: Spätkonzert.
Haupiſchrifileitung: RudolfMauve
Terantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
A.island und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Seite 8 — Nr. 73
Dienstag, 14. März 1933
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
700-Jahr=Beier der Skadk Pirna.
Mit ſolchem Nokgeld hilft ſich Amerika.
Der Marktplatz von Pirna, umrahmt von Bauten im Stile des 16. und 17. Jahrhunderts.
Pirna, der reizend gelegene Eingangsort zur Sächſiſchen Schweiz, begeht in dieſen Tagen ſein
700jähriges Beſtehen als Stadt. Pirna, das wirtſchaftlich unter den Lehnſtreitigkeiten und
poli=
tiſchen Verwicklungen Jahrhunderte lang litt, iſt heute durch ſeinen Gewerbefleiß und ſeine
indu=
ſtriellen Erzeugniſſe weithin bekannt. Geſchichtlich ſpielte es als Schlachtort im ſiebenjährigen Krieg
eine Rolle (1756 zwang hier Friedrich der Große nach ſeinem Einmarſch in Sachſen däs Heer des
Kurfürſten zur Uebergabe).
K
Oben: Holzgeld des Staates Waſhington. — Unten: Korngeld des Staates Jowa.
Um dem Mangel an Bargeld abzuhelfen, der durch die Schließung der Banken entſtanden war,
haben ſich viele amerikaniſche Staaten genötigt geſehen, eigenartiges Notgeld herauszugeben. So
gibt es nun in USA. Hilfsgeld, das aus Holz beſteht, und ſolches — ſo wie wir es in der Inflations=
und Nachinflationszeit auch bei uns erlebten —, dem Kornbeſtände als Wert zugrunde liegen.
Reich und Ausland.
Der Prozeß gegen Hinhe.
Berlin. Vor dem Schwurgericht begann
heute der Prozeß gegen den Bankier Hintze, der
im Oktober v. J. ſeine Frau, die bekannte
Opern=
ſängerin Gertrud Bindernagel, erſchoſſen hat.
Die Anklage lautet auf vorſätzliche Tötung.
Hintze erklärt, nicht zu wiſſen, wie er zu dem
Schuß gekommen ſei. Bei der Schilderung ſeines
Lebenslaufes erklärt der Angeklagte, daß ihm
am 9. November 1918 auch das E. K. I
ver=
liehen und er zum Hauptmann befördert worden
ſei. Vorſitzender: Nach den Feſtſtellungen der
Staatsanwaltſchaft iſt den militäriſchen
Dienſt=
ſtellen weder von der Ernennung zum
Haupl=
mann, noch von der Verleihung des E. K. T
etwas bekannt. Die Unterſchriften unter dem
ſogenannten Beſitzzeugnis, das Hintze angeblich
von zwei Herren überreicht worden iſt,
ſtim=
men nicht, da es dieſe Namen im
Wehrkreis=
kommando überhaupt nicht gibt. — Im weiteren
Verlauf der Schilderung ſeines Lebenslaufs
er=
klärte der Angeklagte, daß er 1925 Gertrud
Bin=
dernagel geheiratet und ihr Kind adoptiert habe.
Es habe ſich um eine reine Liebesheirat
gehan=
delt. Unter Tränen ſchilderte er dann das Glück.
ſeiner Ehe. Die ehelichen Beziehungen ſeien mehr
als harmoniſch geweſen, bis die
Schwiegermut=
ter und die Schwägerin ins Haus kamen. Ueber
die finanzielle Auseinanderſetzung mit ſeiner
Frau führte er aus, daß ihm alle Geldfragen
vollkommen gleichgültig geweſen ſeien. Er habe
nur um ſein Kind gekämpft. Dann wurden die
Abſchiedsbriefe Hintzes, die er an ſeinen
Schwa=
ger, den Rechtsanwalt Türk, an ſeinen
Stamm=
tiſch und die beiden Schwägerinnen Alice und
Thereſe geſchickt hatte, beſprochen. Dabei
er=
klärte Hintze, ſeine Frau ſolle auf dem
Sterbe=
bett erklärt haben, wenn ſie geſund würde, kehre
ſie zu ihrem Mann zurück. Bei der Verleſung
dieſer Briefe brach der Angeklagte weinend
zu=
ſammen. Darauf wurde in die Pauſe
einge=
treten.
Nach der Mittagspauſe wandte ſich die
Ver=
nehmung des Angeklagten der Schilderung der
Tat, dem 23. Oktober v. J., zu. An dieſem Tag,
führte Hintze aus habe er noch einen
Ausſöh=
nungsverſuch mit ſeiner Frau unternomnmen, der
aber ſcheiterte.
Schwerer Verkehrsunfall.
Frankfurt a. M. Sonntag nachmittag
befuhr der Führer eines Perſonenkraftwagens
die Farbenſtraße in Richtung Höchſt. Vor ihm
fuhr ein Radfahrer. Als der Führer des Autos
dicht an ihn herangekommen war, bog der
Rad=
fahrer plötzlich ohne Grund links ab. Er wurde
von dem Perſonenkraftwagen erfaßt und zu
Bo=
den geworfen. Hierbei erlitt er einen
Unter=
ſchenkelbruch und Verletzungen an der Milz. Es
beſteht Lebensgefahr. Der Schwerverletzte wurde
in das Höchſter Krankenhaus gebracht.
Manfred Kyber †.
Berlin. Der bekannte Schriftſteller
Man=
fred Kyber iſt, wie die Blätter melden, in
Leip=
zig im Alter von 53 Jahren geſtorben. Kyber
war bekannt als Verfaſſer zahlreicher köſtlicher
Tiergeſchichten.
Der Lahuſen=Prozeß bis auf weiteres vertagt.
Bremen. Die Juſtizpreſſeſtelle teilt mit:
Auf Grund einer Beſprechung des
Reichskoni=
miſſars für Bremen mit der
Staatsanwalt=
ſchaft, hat die Staatsanwaltſchaft beantragt, mit
Rückſicht auf die gegenwärtige Lage den
Haupt=
verhandlungstermin in der Strafſache Lahuſen
bis auf weiteres zu vertagen. Das Gericht hat
dem Antrag entſprochen.
Hinrichtung eines Mörders.
Weimar. Am Montag morgen fand in
Weimar die Hinrichtung des Schloſſers Walter
Schwab aus Bergern bei Bad Berka ſtatt, der
die Grete Arnold aus Hottelſtedt (Lanndkr.
Weimar) am 5. Juli 1932 erdroſſelt hatte. Die
Hinrichtung vollzog der Scharfrichter Gröpler
aus Magdeburg.
Enien von ſchweren Erdb
geſu
Long Beach, der elegante Badeort und einer der Lieblings=Strandplätze
der Filmwelt Hollywoods, hat unter der Kataſtrophe am meiſten gelitten.
Das pompöſe Rathaus von Los Angeles,
das Wahrzeichen der Millionenſtadt, die ebenfalls von den
ſchweren Erderſchütterungen betroffen wurde.
Die Erdßebenkakaſtrophe in Kalifornien
Los Angeles. Nach den letzten Meldungen
aus dem Erdbebengebiet, das ſeit Freitag von
insgeſamt 35 Erdſtößen heimgeſucht wurde,
be=
trägt die Zahl der bisher feſtgeſtellten
Todes=
fälle 135. 5000 Perſonen erlitten Verletzungen,
die jedoch zum größten Teil leichterer Natur
ſind. Die Ortſchaften, die am ſchwerſten gelitten
haben, ſind Long Beach, Compton, Hunting Park,
Watts, Santa Anna und die zwiſchen dieſen
Städten liegenden Gebiete. Der Sachſchaden
in Los Angeles allein wird auf eine
Viertel=
million Dollar geſchätzt. Die traurige Arbeit
des Grabens unter den Trümmern nach Toten
nimmt trotz der damit verbundenen Gefahr
lang=
ſam, aber ſtetig ihren Fortgang. Die
Kranken=
häuſer ſind mit Verletzten angefüllt. In die
Hilfsarbeiten teilen ſich Staats= und
Gemeinde=
beamte, Polizei, Kontingente des Heeres und
der Marine, die Heilsarmee und das Rote
Kreuz. Infolge der Notwendigkeit, im Freien zu
kampieren, haben ſich viele Einwohner
Lungen=
entzündungen zugezogen. — Geſtern früh brach
die Haupt=Gasleitung, die von dem Kettleman
Hills=Petroleum=Feld nach der ſüdkatiforniſchen
Febrik der Ediſon=Geſellſchaft in Los Angeles
führt, in der Nähe der Stadt Watſon, und
zeit=
weilig ſchoſſen Flammen empor, bis die Röhren
durchgeſchnitten und geſchloſſen wwurden.
Die Mikglieder der „Mekeor”=Expedikion nach Grönland.
Die Führer der Beſatzung und die wiſſenſchaftlichen Teilnehmer an der Expedition
an Bord des Schiffes.
Von Wilhelmshaven aus hat ſich das von vielen wiſſenſchaftlichen Fahrten her ſo bekannte deutſche
Vermeſſungsſchiff „Meteor” unter dem Kommando des Korvetten=Kapitäns Kurze (auf dem Bilde
Vierter von links) auf eine 2½ Monate lange Forſchungsreiſe in die isländiſchen und grönländiſchen
Gewäſſer begeben. An den meteorologiſchen und ozeanographiſchen Arbeiten, die im Intereſſe der
deutſchen Hochſeefiſcherei im Tordmeer durchgeführt werden, ſind fünf deutſche Wiſſenſchaftler unter
Leitung von Dr. Böhnecke (Zweiter von rechts) beteiligt.
Schüfſe an der Grenze.
Brüx. In der direkt an der böhmiſchen
Grenze gelegenen ſächſiſchen Gemeinde
Rothen=
thal wurde der Ortsvorſteher, ein
Sozialdemo=
krat, von einer SA.=Abteilung in Schutzhaft
ge=
nommen und abgeführt. Zeugen dieſes
Ab=
transports wurden mehrere tſchechoſlowakiſche
Staatsangehörige, Mitglieder marxiſtiſcher
Par=
teien, die, auf dem böhmiſchen Grenzgebiet
ſtehend, gegen die SA.=Leute Schmährufe
aus=
ſtießen. Daraufhin machte die SA.=Abteilung
von der Schußwaffe Gebrauch und feuerte etwa
acht Schüſſe auf die Tſchechoſlowaken ab, die
ſo=
gleich die Flucht ergriffen und der Gendarmerie
in Brandau die Anzeige von dem Vorfall
er=
ſtatteten. Bei einer Intervention der
tſchecho=
ſlowakiſchen Gendarmerie beim SA.=Führer
Schneider in Rothenthal ſtellte dieſer feſt, daß
ſeine Leute erſt geſchoſſen hatten, nachdem von
böhmiſcher Seite her einige Schüſſe gefallen
ſeien. Die Erhebungen hierüber ſind noch im
Gange.
Noch 130 Verletzte vom Neunkirchener Unglück
in den Krankenhäuſern.
Neunkirchen. Nach einer neuerlichen
Aufnahme in den Krankenhäuſern wurden noch
etwa 130 bei dem Exploſionsunglück von
Neun=
kirchen verletzte Perſonen gezählt.
Ein amerikaniſches Verkehrsflugzeug
ſpurlos verſchwunden.
London. Nach Meldungen aus Santiagode
Chile iſt ein amerikaniſches Verkehrsflugzeug der
Pangara=Geſellſchaft auf dem Wege von
Men=
doza nach Santiago de Chile ſpurlos
verſchwun=
den. Die Nachforſchungen chileniſcher Militär=
und Verkehrsflugzeuge blieben ohne Erfolg. In
der Maſchine befand ſich kein Fahrgaſt, ſondern
nur der Flugzeugführer und ein Funker.
Dienstag, 14. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 73 — Seite 2
Eines Dichters Lebenskampf.
Menſch und Dichker. — Die Werke Löns” ein Spiegel ſeines Charakkers. — Das Leben des Dichters
des Liedes „Grün iſt die Heide‟.
den Gegenſpieler des britiſchen Weltreichs, die anderen den
ver=
worrenen Kämpfer gegen die moderne Ziviliſation, der wie ein
Von dem Menſchen Hermann Löns.
Asket lebt und die Weltenuhr um 3000 Jahre zurückdrehen
Von Heinrich Wittlingen.
Hermann Löns hat für weite Kreiſe des
deutſchen Volkes die Schönheit der Heide entdeckt
und in ſeinen Naturſchilderungen,
Landſchafts=
bildern, Liedern und Romen immer wieder das
Lob der Heide geſungen. Seine Bücher ſind in
Millionen=Auflagen erſchienen, ſeine Lieder
ſingen Millionen Menſchen, doch der Menſch und
Dichter Löns iſt noch nicht ſo bekannt, wie er es
verdient. Aus Anlaß der Aufführung des
großen Löns=Filmes „Grün iſt die Heide”
ver=
öffentlichen wir den folgenden Beitrag über den
Menſchen Hermann Löns. Mit dem Film
er=
ſcheint bei Sponholtz=Hannover unter gleichem
Titel eine Sammlung der beſten Novellen und
Skizzen aus dem Geſamtwerk des Dichters mit
Bildern aus dem Film.
Kann man den Menſchen von dem Dichter trennen? Sind
nicht Menſch und Werk immer eine untrennbare Einheit? Für
Hermann Löns dürfte das unbedingt zutreffen. Niemand kann
den Dichter in ihm bejahen und den Menſch ablehnen, obwohl
der eigenartige Charakter von Löns allerlei Ecken und Kanten
zeigt. Es lohnt ſich aber, in die inneren Tiefen dieſes
Menſchen=
lebens hineinzuleuchten.
Ueberaus empfindlich und reizbar war der Dichter des
„Zweiten Geſichts”, ein Stimmungsmenſch durch und durch. Er
konnte unwirſch und freundlich oder ſogar abſtoßend und
an=
ziehend zu gleicher Zeit ſein. An ſeinem Charakter zerbrachen
zwei Ehen und viel Freundſchaft, Und doch hatte er viele
menſchliche Vorzüge. Aber etwas Dunkles in ihm, ſo etwas vom
zweiten Geſicht, das machte ihm das Leben ſchwer, ſo ſchwer,
daß ihm das Sterben leichter dünkte
Seine Werke ſind gleichſam ein Spiegel ſeines Charakters.
Auf den knorrigen „Werwolf” läßt er die zarten Lieder des
„Kleinen Roſengarten” folgen. Seinen Bauerngeſchichten der
Novellenbände ſtehen die an Oskar Wilde mahnenden Kapitel
des „Zweiten Geſichts” gegenüber. Wir können ihn ſchon
ver=
ſtehen, den Löns=Hagenrieder, wie er die Menſchen, die es gut
mit ihm meinen, von ſich ſtößt und nachher nach Liebe ſchreit.
„Sein weiches Herz ſchrie nach warmer Liebe”, ſagt ſein Bruder
in der „Lönsſchen Art” und er mag wohl Recht haben.
Es iſt ſein Schickſal einſam zu bleiben, obwohl er ſich
nach einem Weggenoſſen ſehnt. „Ich bin allein, allein wie
immer, wie allezeit ſo ganz allein” klagt er in einem Gedicht.
Beide Frauen mußten von ihm gehen, weil ſie ihr Menſchentum
nicht neben ihm bewahren konnten. Erſt ein Mädchen aus dem
Volke, das ſich durch ſeine krankhafte Reizbarkeit nicht
beein=
fluſſen ließ und keine Seelenkämpfe kannte, blieb es vorbehalten,
neben ihm auszuharren. Wir wiſſen zu wenig über dieſe Frau,
um zu einem abſchließenden Urteil zu kommen. Brauchte Goethe
eine Chriſtiane, ſo iſt es durchaus möglich, daß Hermann Löns
in einem einfachen Bauernmädchen, die ihm wie ein Käthſchen
von Heilbronn ergeben war und nichts von dem hohen Herrn
wünſchte als ſeine Liebe, die Lebensgefährtin fand.
Wie jener Wetter von Strahl, war Löns eine
Herren=
matur. Ob es der Stolz des Bauern war oder ſeine geiſtige
Ueberlegenheit, jedenfalls beſaß er ein übergroßes
Selbſt=
bewußtſein, das ihm zum Kämpfer machte. Es iſt wieder ein
Stück von dem Lönsſchen Charakter, wenn er nur das gelten
läßt, was dem niederſächſiſchen Bauerntum, der niederſächſiſchen
Landſchaft entſpringt. Seine Einſtellung iſt ſo einſeitig, daß er
die Schönheit der ſchweizeriſchen Gebirgslandſchaft ablehnt mit
den Worten: „Die aufgedonnerte Landſchaft mit ihrer
Eis=
konditorei in ihrer Faſtnachtsſtaffage macht mir Keſſelfieber”.
Man hat den Eindruck, als ob dieſer Mann keiner
Selbſt=
kritik fähig iſt, und doch müſſen wir ihm Abbitte leiſten, wenn
wir uns das Buch ſeines Lebens „Das zweite Geſicht” genau
anſehen.
Der Maler Hagenrieder, der Held des Buches, hat als
Künſtler ſeinen Weg gemacht, Ruhm und Anerkennung gefunden,
ein Vermögen erworben, auch eine Frau, die ihn mit Liebe
um=
ſorgt, iſt ihm geworden. Er hat ſo alle Stationen menſchlichen
Glücks durchlaufen, und dennoch iſt er im Grunde unbefriedigt
geblieben. Seine inneren Wunſchträume haben keine Erfüllung
gefunden. Ihn verzehrte die Liebe zu einem Mädchen, das ihm
Freund, Kamerad, Muſe und Helfer war, das ihm aber nie
Weib wurde, und gerade dieſe eine hatte er immer und immer
wieder begehrt. Es iſt nicht ſo, daß ſeine Liebe nicht erwidert
wurde. Swaantje liebt auch ihn, und trotzdem haben ſie ſich
nicht gefunden. Immer wieder ſchreckt er vor brutaler Eroberung
zurück, während bei ihr die jungfräuliche Keuſchheit die
Sehn=
ſucht der liebenden Frau überwiegt. So hat Löns die
Zwie=
ſpältigkeit des Menſchen Hagenrieder zum Inhalt ſeines Buches
gemacht, nach außen hin erfolgreicher Künſtler, im Innern
deutſcher Träumer, der an einer romantiſchen Liebe
zu=
grunde geht.
Hier zeichnet Löns die Seele eines Künſtlers zwar mit
allen Vorzügen, aber auch mit allen Fehlern. Er hat ſich ſelbſt
richtig geſehen. Er ſchildert den Hagenrieder ſtarrköpfig,
her=
riſch, ſtolz und manchmal auch prahleriſch, beſonders wenn er
von Liebesabenteuern ſpricht. Es ſind ſeine Weſenszüge. Wenn
auch nicht jeder Federſtrich mit der Wirklichkeit übereinſtimmt,
viele dieſer Züge, die Löns dem Hagenrieder gibt, ſind ſeinem
eigenen Antlitz entnommen.
„Das zweite Geſicht” iſt der Niederſchlag eines großen
Ringens ſeines guten Geiſtes mit dem Böſen in ihm. Aus
Stimmungen heraus, die zwiſchen Sein und Nichtſein, Erleben
und Unterbewußtſein pendelten, vollendete er dieſes, ſein Not
und Schmerzbuch. Er fühlte ſelbſt, daß es ſo zur
Veröffent=
lichung nicht geeignet war. Als er es ſchließlich doch in Druck
gab, löſte er ſich völlig von der Vergangenheit und zog —
Frau und Kind vergeſſend — in die Welt hinaus. Niemand
weiß genau wo er in jener Zeit geweſen iſt. Spuren führen
nach der Schweiz und nach Oeſterreich. Hermann Heimlos
unterzeichnet er Briefe, die er Freunden ſchickt. In dieſer Zeit
muß er ſehr, ſehr gelitten haben. Seine Schaffenskraft aber
war nicht erlahmt, damals ſtellte er das Buch „Die Häuſer von
Eloenhof” zuſammen. Dieſe Dorfgeſchichten gehören nicht nur
zu dem Beſten, was Löns geſchrieben, ſondern zu den beſten
Dorferzählungen unſerer Literatur.
Suchte Löns nun einen Lebensabſchluß, als er als
acht=
undvierzigjähriger Kriegsfreiwilliger ins Feld ging? Wir
können die Frage nicht beantworten. Jedenfalls fand er den
würdigſten Abſchluß für ſein Leben, den er ſich hätte ausdenken
können, den Tod auf grünem Felde. Ende September 1914
traf ihn ein franzöſiſches Geſchoß. In einem Maſſengrab —
unerkannt — ruht er, der Dichter der vielen Volkslieder, der
Dichter des Liedes „Grün iſt die Heide‟.
nöchte, der mit der altindiſchen Volksweisheit gegen moderne
Hygiene und Bakteriologie, mit der Spindel gegen die
mechani=
ſchen Webſtühle zu Felde zieht.
Wenn er nichts anderes wäre als das, ſo wäre ſeine
Wir=
kung auf Indien kaum zu begreifen. Indien iſt von jeher das
klaſſiſche Land der Büßer, der Fakire, der Sadhus geweſen.
Von Alexander dem Großen bis auf die neueſte Zeit hat ihr
Opfermut großen Eindruck auf den Europäer gemacht. Aber
letzten Endes kaſteiten ſie ſich für ihr eigenes Wohl, ganz im
Gegenſatz zu Gandhi, der ſich nicht ſelbſt erlöſen will, der ſeine
eigene Perſönlichkeit umgekehrt zum Opfer bringt, um ſein
Volk zu erlöſen. Wenn er den Hungertod erleiden will, ſo tut
er es als Sühne dafür, daß ſein Volk das uralte Kaſtenvorurteil
gegen die „Unberührbaren” nicht ablegen will. Das iſt ein
Ge=
danke, der in Indien neu iſt und der vielleicht — bewußt oder
unbewußt — aus dem Chriſtentum ſtammt, dem Gandhi
einge=
ſtandenermaßen den gewaltloſen Widerſtand verdankt. Dieſe
neuen Gedanken und die Energie, mit der er ſie zu Ende führt,
heben ihn aus der Reihe der vielen Sadhus heraus und machen
ihn zum Mahatman, der „großen Seele‟. Durch ſie erreicht er
die ungeheure Wirkung auf ſein Volk. Als der ganz anders
geartete Tagore in Marburg gefragt wurde, ob Gandhi ſein
Ziel erreichen würde, da ſagte er: „Wer kann es wiſſen? Ich
weiß aber das Eine, daß er ein Wunder bewirkt hat: er macht
uns einig, er gab uns Würde, er erhob uns zu uns ſelbſt.”
Im Verlag von Ernſt Reinhardt in München iſt ſoeben eine
kleine Schrift über Gandhi zum Preiſe von nur Mk. 1,80 erſchie=
nen, in der der Inder Bedi und die Engländerin Freda
Houl=
ſton die Grundlagen ſeiner Lehre in ſeinen eigenen Ausſprüchen
und Aufſätzen wiedergeben, die in Deutſchland bisher kaum
be=
kannt waren. Profeſſor Rudolf Otto, der feine Kenner indiſcher
Religionsgeſchichte, gibt eine gerundete Darſtellung der
Per=
ſönlichkeit Gandhis und ihrer unſichtbaren Quellgebiete aus dem
Chriſtentum und dem Hinduismus. Nach ſeinen eigenen Angaben
erlebte er ſeine Bekehrung — um den chriſtlichen Terminus zu
gebrauchen — in Südafrika. Der Gott, zu dem er ſich bekehrte,
hatte zwar viele chriſtliche Züge, aber es war ſein Gott, der
ihn rief, und der Ruf klang indiſch. Noch jetzt ſetzt er ſich gerne,
wie der ſchwediſche Pfarrer Birger Forell am Schluß des
klei=
nen Bandes berichtet, mit Angehörigen anderer Religionen
zu=
ſammen, um mit ihnen über geiſtige Dinge zu reden, ſogar im
Freidenker ſieht er den Gottſucher, denn Gott iſt ja die
Wahr=
heit, und wer die Wahrheit ſucht, ſucht Gott.
Aber nicht nur die religiöfen Grundlagen der
Gandhibewle=
gung werden dargelegt, auch die wirtſchaftlichen werden berührt.
Wenn jemand den Kampf Gandhis gegen die Salzſteuer, die
den Inder mit nur wenigen Mark im Jahr belaſtet, zwecklos,
ſein Eintreten für das Spinnrad grotesk findet, ſo darf man
darauf hinweiſen, daß nach der amtlichen engliſchen Statiſtik
das Durchſchnittseinkommen des Inders an ſeinem Kaufwert
bemeſſen Mk. 20,— bis Mk. 27,— im Jahr beträgt und daß der
indiſche Bauer, alſo die große Maſſe der Bevölkerung, nur fünf
Monate im Jahr beſchäftigt iſt und 7 Monate der Not ins
Ge=
ſicht ſieht. Wenn jemand über die unbeſtreitbaren Wohltaten
der Engländer berichtet, die ſie dem Lande erwieſen haben, ſo
darf man auch auf den Bericht der Simon=Kommiſſion
hin=
weiſen, nach dem 58,8 Prozent des indiſchen Ausgabenbudgets
für Heer, Polizei und Verwaltung und nur 7,2 Prozent für
Erziehung, 3,6 Prozent für Geſundheitspflege ausgegeben
ſverden.
Die große Wirkung der Perſönlichkeit Gandhis auf ſeine
Volksgenoſſen iſt dem Europäer zunächſt unverſtändlich. Er
kommt ihrer Wirkung erſt nahe, wenn er ſieht, wie ſie religföſer
Art iſt und in dem uralten indiſchen Kulturgut wurzelt, das
uns fremd, dem Inder aber von Jugend auf vertraut iſt. Nur
vom indiſchen Standpunkt aus iſt die Bewegung verſtändlich.
Ein Führer dazu iſt dieſe Schrift, die auf kleinem Raum viel
wenig bekannte Tatſachen bringt.
E. R.
Sport, Spiel und Jucnen
Gandhi.
Der Heilige und der Staatsmann.
Es fällt dem Europäer ſchwer, über Gandhi zu einem
rich=
tigen Urteil zu kommen, denn bei ihm verſagen alle europäiſchen
Maßſtäbe. Die einen ſehen in ihm den verſchlagenen Politiker,
Geräte=Maunſchaftskampf
der Turnvereine Biebesheim, Crumſtadt, Goddelau, Stockſtadt
am Rhein. — Sieger Tv. Biebesheim mit 709 Punkten.
Zum dritten Male trafen ſich die genanten Turnvereine im
Gerätewettkampf um den geſtifteten Wanderpreis in Stockſtadt.
Der dichtbeſetzte Saal bewies, welch großes Intereſſe dieſem
Wett=
kampf entgegengebracht wurde. Unter Mitwirkung des
Spiel=
mannszuges der Tgde. Stockſtadt erfolgte der Aufmarſch der Wett=
Turner. Der Vorſitzende der Tade. Stockſtadt, Turner Nold, hieß
die zahlreich Erſchienenen herzlich willkommen und wies ganz
beſonders auf die große Bedeutung des Geräteturnens hin. Unter
Leitung des Oberturnwarts Merz begann der Wettkampf mit
dem Turnen am Baren. Die beſte Leiſtung bot hier Turner
Müller (Biebesheim) mit 39 Punkten. Das Ergebnis nach dem
Barrenturnen ſtand: Tv. Biebesheim 179 Punkte, Tv. Goddelau
160, Tv. Crumſtadt 143 und Tgde Stockſtadt 139. Wie
vorauszu=
ſehen war, bot ſchon der erſte Teil des Kampfes ſpannende
Mo=
mente zwiſchen den Siegeranwärtern Tv. Biebesheim und
Godde=
lau. Fielen Crumſtadt und Stockſtadt ſchon ſehr zurück, ſo ſollte
doch der Verlauf des Wettkampfes zeigen, daß um den dritten
und vierten Platz ebenſo ſcharf gerungen wurde. Das Turnen
zeigte, daß gerade das Pferdeturnen viele Schwierigkeiten
berei=
tet. Hierbei fiel die Entſcheidung bereits um den 1. Platz,
Tur=
ner Müller (Biebesheim), der einwandfrei der beſte Einzelturner
des Abends geweſen iſt, konnte die Höchſtpunktzahl erreichen. Tv.
Biebesheim behielt mit nun 352 Punkten gegen Tv. Goddelau
mit 321 Punkten die Führung, während Tv. Crumſtadt 278 und
Stockſtadt 272 Punkte nun zu verzeichnen hatten. Bei den nun
folgenden Mannſchaftsfreiübungen, bei welchen Tgde, die höchſte
Punktzahl erreichen konnte, ſtand der Kampf: Tv. Biebesheim 387
Punkte, Tv. Goddelau 355, Tv. Crumſtadt und Stockſtadt gleich
mit 308 Punkten. Nun folgte das Reckturnen. Hierbei
erreich=
ten Turner Müller (Biebesheim) und L. Hartung (Goddelau)
von 40 erreichbaren Punkten je 38. Tv. Goddelau konnte an
die=
ſem Gerät 3 Punkte mehr als Tv. Biebesheim verbuchen. To.
Biebesheim führte immer noch mit nun 556 Punkten gegen Tv.
Goddelau mit 527, Crumſtadt mit 579 und Stockſtadt mit 563
Punkten.
Die Entſcheidung des Kampfes war hier ſchon gefallen. Das
nun folgende Pferdſpringen konnte eine Aenderung nicht mehr
herbeiführen. Das Endergebnis des Kampfes war: Tv
Biebes=
heim 709 Punkte. Tv. Goddelau 691 Punkte. Crumſtadt 579
Punkte und Tgde. Stockſtadt 563 Punkte. Oberturnwart Merz
nahm die Siegerehrung vor, und ſomit war ein ſchöner und
friedlicher Bruderkampf verlaufen. Der wirklich Beſſere wurde
Sieger, und ehrenvoll war die Niederlage der anderen.
Herr=
liche Bilder von Kraft und Schönheit bot dieſer Kampf.
Deut=
ſches Geräteturnen, umrahmt von deutſchem Frauenturnen, wird
weiterhin wertvolle Gemeinſchaftsarbeit für unſer Volk bereiten.
Uns wird dieſer Kampf ein Anſporn zur Leiſtungsſteigerung ſein,
um im nächſten Jahre beim letzten Kampf einen weiteren Schritt
vorwärts verzeichnen zu können.
* Kreisliga Südheſſen.
Punktgleich...!"
Nun iſt es wahrhaftig noch ſoweit gekommen, daß Olumpia
Lampertheim die vor wenigen Wochen noch ſo überzeugend
führen=
den Heppenheimer einholen konnte. Dieſe Punktgleichheit kann
nun kurz vor dem Ende der Saiſon tatſächlich noch bewirken, daß
Heppenheim von Olympia Lampertheim abgelöſt wird und ſomit
den Bergſträßern die Meiſterſchaft, die ſie auf Grund ihrer zähen,
guten Durchſchnittsleiſtung verdient hätten, kurz vor „
Laden=
ſchluß” verloren geht. Olympia Lampertheim lieferte diesmal
in Hofheim einen aufopferungsvollen Kampf. Die beiden Punkte
ſind von den Lampertheimern verdient errungen worden. Dem
Großkampf wohnten wiederum 2000 Menſchen bei. Hofheim
ging zuerſt durch einen Elfmeter in Führung. Natürlich war es
für die Lampertheimer jetzt erſt recht ſchwer, Ausgleich und
Sie=
gestreffer zu buchen. Den Löwenanteil am Lampertheimer Sieg
trägt der Mittelläufer Baier, der ein ganz großes Spiel
lie=
ferte. Das zahlreiche Publikum verfolgte lebhaft die
Geſcheh=
niſſe auf dem Spielfeld, war jedoch jederzeit anſtändig. Aus allen
umliegenden Dörfern ſelbſtverſtändlich natürlich auch aus
Hep=
penheim, waren die Sportintereſſenten in Maſſen herbeigeſtrömt.
Das zweite Spiel des letztſonntäglichen Programms. V. f. L.
Lam=
pertheim gegen Bensheim, brachte inſofern eine Ueberraſchung
als die Bergſträßer einen Punkt von Lampertheim mit nach
Hauſe bringen konnten.
Spiele gew. un. verl. Punkte
Starkenbg. Heppenheim
15
Olympia Lampertheim
3
16
F.=V. Hofheim
11
F.=V. Biblis
10
F.=Cl. 07 Bensheim
Sportv. Horchheim
Konkordia Gernsheim
V. f. L. Lampertheim
2
Normannia Pfiffligheim
Viktoria Neuhauſen
20
Sportv. Weinsheim
Sportv. Hochheim
21
Bei den Spielen um den Bezirkspokal konnten ſich die
Vereine der Gruppe 3, Ried, ſehr gut behaupten. Der Meiſter,
Olympia Biebesheim ſiegte in Rheindürkheim 4:1;
Bobſtadt erzwang in Dalsheim bei halbſtündiger
Spielver=
längerung, ein Unentſchieden, 2:2. Die Biebesheimer
Turner wurden durch einen glatten 6:0=Sieg der Groß=
Rohrheimer ausgeſchaltet, während Eich nach
Verlänge=
rung in Hangenweinsheim 4:3 verlor. Gimbsheim verzichtete auf
das Spiel in Alsheim und ſcheidet damit ebenfalls aus.
15. Deutſches
1 9 3 3
Turnfeſt
Btuttgart
Der Feſtplatz des 15. Deutſchen Turnfeſtes befindet ſich
auf dem Waſen bei Cannſtatt. Er iſt 650 000
Quadrat=
meter groß und wird durch eine neugebaute. 36 Meter breite
Straße, die Wernerſtraße, in zwei Teile geteilt. Auf der
Neckar=
ſeite liegt die große Feſtwieſe, 410: 290 Meter groß, umſäumt
von den Zuſchauerwällen, der Haupttribüne und der 396 Meter
langen Stehtribüne, auf denen insgeſamt etwa 240 000 Zuſchauer
Platz haben. An die Feſtwieſe ſchließen ſich die Spielfelder
für Handball. Fußball. Fauſtball und Schlagball an mit den dazu
gehörigen Zelten und einem Zuſchauerwall für 20—25 000
Zu=
ſchauer. Der freie Raum am Neckar wird das Feld abgeben für
das große Zeltlager der Jugend.
Jenſeits der Wernerſtraße liegen die Mehrkampfplätze
für Männer und Frauen mit einem Flächenraum von
140 000 Quadratmetern. Zelte für Wettkampf= Umkleide=
Ver=
pflegungs= und Sanitätszwecke in einer Länge von 1800 Metern
und einer Breite von 30 Metern umgeben ſie. Rund 200 Bahnen.
für Lauf= Sprung= und Wurfübungen ſtehen zur Verfügung. Die
Hauptkampfbahn in der Mitte weiſt die neuzeitlichſten
Ein=
richtungen in der Anlage des Rennovals wie der Tribüne auf.
Die Tribüne iſt mit freitragendem Dache ohne ſtörende Säulen
gebaut. Die Kampfbahn bietet etwa 45 000 Zuſchauern Raum.
In=
mitten der angrenzenden Tennisplätze liegen zwei
Turnier=
felder mit Wällen für etwa 5000 Zuſchauer. Den Abſchluß nach der
Wernerſtraße zu bildet ein Verwaltungsgebäude für die Feſtleiter.
Am Haupteingang zwiſchen dem Poſtgebäude und dem
Ein=
gangsgebäude, das den Vorplatz in einem Viertelkreis umzieht,
erhebt ſich ein 40 Meter hoher Fahnenturm mit Ausſichtsplatte.
Zehn Zelte von je 4000 Quadratmetern Grundfläche bilden das
Verpflegungsdorf, in dem gleichzeitig etwa 80 000
Be=
ſucher verpflegt werden können. In dem Vorraum befindet ſich
die Straßenbahnharfe für die von Cannſtatt herkommenden Linien.
Die nach rechts hin verlaufende Straße führt über die neuerbaute
Neckarbrücke zu den Vororten Gaisburg und Gablenberg. In dem
freien Raum nach dem Vordergrunde zu iſt Raum für etwa
15000 Autos.
Neckaraufwärts bei Untertürkheim befindet ſich die
Bade=
inſel, auf der die turneriſchen Schwimmwettkämpfe abgewickelt
werden. Drei 100=Meter=Bahnen. Sprungbecken und ein neuer
Sprungturm ſowie alle für die Abwicklung der Wettkämpfe
er=
forderlichen Anlagen werden im Juli verfügbar ſein
Das Geſamtbild wird beherrſcht von dem Württemberg, auf
dem einſt die Stammburg des Hauſes Württemberg ſtand.
Fechken.
Fechtklub Offenbach — FC. Darmſtadt.
Am Sonntag traten je eine Damen= und Herrenmannſchaft
des Darmſtädter Fechtclubs in Offenbach zum Florettrückampf
gegen den dortigen Fechtclub an. Mit großer Spannung ſah man
dieſem Kampf in der Fechthochburg Offenbach entgegen. Die
Darmſtädter waren durch eifriges Training in guter Form und
den erfahrenen Offenbachern ein ebenbürtiger Gegner. Den
Kampf begannen die Damenmannſchaften. (Für Darmſtadt
foch=
ten Frl. Fuchs, Frl. Grimm, Frl. Melcher und Frl. Niebel. für
Offenbach Frl. Abbe, Frl. Lenhard, Frl. Melzer, Frl. Hein.) Da
nur 3 Offenbacherinnen antreten konnten, mußte Frl. Hein durch
das Los entſchieden, auf deren Seite fechten. Die Darmſtädter
leiſteten heftigen Widerſtand, mußten ſich aber ſchließlich doch mit
10:6 geſchlagen bekennen. Für den Darmſtädter Fechtclub waren
Frl. Fuchs und Frl. Niebel durch ihre ausgezeichneten Angriffe
erfolgreich. Danach kreuzten die beiden Herrenmannſchaften die
Klingen. (Für Offenbach fochten: Böttcher, E. Hirth. R. Hirth,
Werzbach und Stark, für Darmſtadt fochten die Herren Koch,
Melcher Sack, Singert und Steuernagel.) Die einzelnen Kämpfe
waren äußerſt ſpannend, dauernd wechſelte die Führung. Erſt das
Schlußgefecht brachte Offenbach einen knappen 13:12=Sieg ein.
Von den Darmſtädter Herren waren beſonders Melcher und Sack
in ausgezeichneter Form. Durch ihre blitzſchnellen Angriffe und
ſicheren Paraden konnten beide vier Siege erringen. Gegen den
Vorkampf war bei den Darmſtädter Fechtern ein bedeuteader
Fortſchritt feſtzuſtellen. Dieſe feinen Leiſtungen laſſen ein gutes
Abſchneiden auf dem am nächſten Sonntag in Darmſtadt
ſtattfin=
denden Juniorenturnier erhoffen.
Der deutſche Tennismeiſter v. Cramm mußte beim
Tennis=
turnier in Mentone eine Niederlage einſtecken. Er unterlag im
Finale des Einzelſpiels dem Franzoſen Legeay mit 4:6, 7:5,
6:2, 6:4.
Wellerberichl.
Noch immer lagert der hohe Druck über Deutſchland und läßt
das ſchöne Wetter fortbeſtehen. Durch nördliche Störungen miſcht
ſich langſam ozeaniſche Luft ein, ſo daß Dunſt und Wolkenbildung
entſtehen.
Ausſichten für Dienstag, den 14. März: Morgens dunſtig, ſonſt
aufheiternd und trocken, mild, nachts Temperaturen um den
Gefrierpunkt.
Ausſichten für Mittwoch, den 15. März: Aufkommende Dunſt= und
Wolkenbildung, aufheiternd, tröcken. Temperaturen wenig
verändert.
Nummer 73
Dienstag, 14. März
Die Börſe als Wirtſchaftsbarometer.
Lebhaftes Geſchäft. — Beſſerungen bis zu 7 Prozenk. — Sehr feſte Tendenz.
Berlinet und Frankfurker Efſekkenbörſe.
Schon im geſtrigen Berliner Vormittagsverkehr war eine
weſentlich beruhigtere Stimmung feſtzuſtellen. Als ſich dann zu
Beginn der Börſe herausſtellte, daß ſeitens der Kundſchaft faſt auf
allen Marktgebieten Kauforders eingetroffen waren, wurde die
Tendenz ausgeſprochen feſt. Das Kaufintereſſe erſtreckte ſich
vor=
nehmlich wieder auf Spezialpapiere. In dieſen Werten nahm das
Geſchäft recht lebhaften Charakter an, und die Gewinne gingen
hierbei, während ſie ſonſt durchſchnittlich nur 1 bis 2 Prozent
be=
trugen, weſentlich darüber hinaus bis zu 7 Prozent. So
eröff=
neten JG. Farben bei einem Umſatz von 120 000 RM. 3) Prozent
höher, Siemens gewannen 3½ Prozent, Conti Gummi 4½
Pro=
zent, Kaliwerte, die teilweiſe mit Plus=Plus=Plus=Zeichen
erſchie=
nen, bis zu 7 Prozent. Salzdetfurth erreichten hierbei die 200=
Grenze. Ferner waren Harpener und Eiſenbahnverkehrsmittel je
3 Prozent gebeſſert, Leonhard Tietz zogen um 3½ Prozent an,
Bayern=Motoren um 4 Prozent und Deutſche Waffen um 4½
Prozent. Für die im Kurſe niedrig ſtehenden Werte wie Daimler,
Maſchinen=Aktien uſw. war zunehmende Kaufneigung zu
beobach=
ten. Auch die Tarifwerte lagen erholt, nachdem die Befürchtungen
hinſichtlich einer Aenderung in der Tarifpolitik als unbegründet
bezeichnet wurden. Ebenſo hatte das Dementi bezüglich der
Zins=
konverſionserklärungen Hugenbergs eine freundlichere Stimmung
am Anlagemarkt ausgelöſt. Deutſche Anleihen waren ſchon zu
Beginn ca. ½ Prozent feſter und im Verlaufe, weiter erholt,
Reichsſchuldbuchforderungen und auch Induſtrieobligationen
ge=
wannen bis zu 1 Prozent. Am Markte der Goldpfandbriefe war
das Geſchäft ziemlich klein. Reichsbahnvorzugsaktien eröffneten
28 Prozent über Samstag. Der Markt der Auslandsrenten lag
vernachläſſigt. Auch im Verlaufe blieb die Grundſtimmung
freund=
lich, überwiegend ergaben ſich kleine Beſſerungen.
Die weitere Befeſtigung der Regierungspoſition durch die
Kommunalwahlen wurde an der Frankfurter Börſe mit
Be=
friedigung aufgenommen, und im Hinblick auf die weitere
Ge=
ſtaltung der wirtſchaftlichen Lage iſt man optimiſtiſcher, zumat
man bis auf weiteres mit einer innerpolitiſchen Beruhigung
rech=
net. Beachtung fanden auch die Beſſerungsanzeichen in USA. und
der Erlaß des Reichskanzlers für Ruhe und Sicherheit. Die Börſe
eröffnete daher in feſter Tendenz, das Geſchäft war aber infolge
des zunächſt nur ſpärlichen Ordereingangs klein, belebte ſich aber
im Verlaufe auf einigen Teilgebieten nicht unweſentlich.
Gegen=
über dem Wochenſchluß ergaben ſich durchſchnittliche
Kurserhöhun=
gen von 1 bis 2 Prozent. Prägnante Befeſtigungen hatten vor
allem Kaliaktien, von denen Salzdetfurth 8 Prozent, Aſchersleben
und Weſteregeln je 6 Prozent anzogen. Ferner lagen Siemens
mit zunächſt plus 4½ Prozent und dann weitere 2 Prozent,
Har=
pener Bergbau 3½ Prozent, JG. Farben 3 Prozent, Licht u.
Kraft, Conti Gummi, Reichsbank. Deutſche Erdöl, Schuckert,
Mannesmann und Cement Heidelberg von 2—2½ Prozent höher
Auf den Nebenmärkten betrugen die Erhöhungen etwa ½ bis 1
Prozent. Schiffahrtsaktien waren kaum verändert, Scheideanſtalt
lagen 1 Prozent niedriger. Im Verlaufe ſetzten ſich die
Befeſti=
gungen zunächſt um durchſchnittlich ½—1 Prozent fort, die Kurſe
unterlagen aber mehrfachen kleinen Schwankungen, und teilweiſe
ergaben ſich auf Gewinnmitnahmen Abbröckelungen, die aber
ſpä=
ter meiſt wieder aufgeholt wurden. Gegen Schluß der Börſe wurde
es weſentlich ruhiger. Abgeſchwächt waren Bekula (minus 3
Prozent), Siemens (minus 2 Prozent), andererſeits lagen
Klöck=
nerwerke 4½, Buderus 1½, Conti Gummi 1½ und Reichsbank
1 Prozent feſter. Höher lagen noch Kali Chemie mit plus 6
Pro=
zent. Der Einheitsmarkt lag überwiegend feſter, beſonders JG.
Chemie Baſel, volle mit plus 6 Prozent, dito leere mit plus 4½
Prozent, Mainkraft (plus 3 Prozent), Frankfurter Bank (plus
3 Prozent), wogegen u. a. Aluminium=Induſtrie Neuhauſſen 3
Prozent nachgaben. Von Freiverkehrswerten lagen Adlerwerke
Kleyer feſt und 2½ Prozent höher (Kurs ca. 31½ Prozent),
während Burbach Kali mit 120½ Prozent kaum verändert waren.
Am Rentenmarkt lagen Goldpfandbriefe uneinheitlich bei
Ab=
weichungen von etwa 4 Prozent, Kommunal=Obligationen lagen
meiſt ſchwächer. Von Staatsrenten kamen geſtern Heſſen
Volks=
ſtaat von 1928 mit 76 Prozent auf der am Samstag um 2½
Pro=
zent ermäßigten Taxe zur Notiz. Steuergutſcheine lagen
unver=
ändert. Durchſchnittskurs der Gruppe 1 83,80. Im übrigen
lagen feſtverzinsliche Werte ruhig. Lebhafter waren ſpäte
Reichs=
ſchuldbuchforderungen mit plus 19 Prozent, ferner Altbeſitz, die
unter Schwankungen 1 Prozent gewannen, ſowie Neubeſitz (plus
½ Prozent) und Schutzgebiete (plus ½ Prozent). Von
Auslands=
renten lagen Schweiz. Bundesbahnanleihen weiter gedrückt, im
übrigen lag dieſer Markt ſehr ſtill und unverändert. Am
Geld=
markt blieb der Satz für Tagesgeld zu 3¾ Prozent unverändert.
An der Abendbörſe war das Geſchäft ziemlich klein. Von der
Kundſchaft waren kaum Orders eingetroffen, auch die Spekulation
betätigte ſich nur wenig, wobei die ſchwächeren
Auslandsbörſen=
meldungen etwas zur Zurückhaltung beitrugen. Im allgemeinen
fehlte es an Anregungen. Die Kurſe lagen im Vergleich zum
Berliner Schluß gut behauptet. Der Verlauf brachte keine
Be=
lebung des Geſchäfts aber auch die Kurſe waren kaum verändert.
Nur JG. Farben bröckelten geringfügig ab. Im freien Markt
er=
hielt ſich etwas Intereſſe für Adlerwerke Kleyer bei 31½ Prozent.
Auch am Rentenmarkt herrſchte bei gehaltenen Kurſen
Geſchäfts=
ſtille. Schutzgebietsanleihe lagen mit 7.10 Prozent etwas feſter.
Neubeſitzanleihe 9,80, Altbeſitzanleihe 69,75, Dresdner Bank 61,50,
Reichsbank 1397.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 13. März ſtellten, ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt. cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 49.50 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz 164 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 39—41 RM.,
Fein=
ſilber (1 Kilogr. fein) 39.25—40 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 13. März ſtellten ſich für
Kupfex: März 40,75 (41.75), April 41 (41.75), Mai 41.25
(41.75), Juni 41.25 (42). Juli 41.50 (42), Auguſt und September
42 (42.25), Oktober 42.25 (42.75), November 42.75 (43),
Dezem=
ber 42.75 (43.25) Januar 43 (43.50), Februar 43.25 (43.50).
Ten=
denz: feſter. — Für Blei: März, April und Mai 15.50 (16),
Juni 15.75 (16), Juli 16 (16.25). Auguſt 16 (16.50), September,
Oktober und Notember 16 (17). Dezember 16.25 (17.25), Januar
16.25 (17.75), Februar 16.50 (18). Tendenz: ſtetig. — Für Zink
März 20.75 (21.25), April 21 (21), Mai 21 (21.50). Juni 21.25
(21.75), Juli 21.50 (22). Auguſt 21. 75 (22.50). September 23
(22.75), Oktober 22 (23) November und Dezember 22,25 (23.25),
Januar und Februar 22.50 (23.50). Tendenz: befeſtigt. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
In der Aufſichtsrats=Sitzung, der Frankfurter Bank,
Frank=
furt a. M., wurde beſchloſſen, der am 5. April 1933 ſtattfindenden
Generalverſammlung die Verteilung einer Dividende von 5 (0)
Prozent vorzuſchlagen (im Vorjahre Zuſammenlegung 4:3).
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat ihre Preiſe
um ca. 2 Prozent erhöht, nachdem bereits am 8. ds. Mts. eine
Erhöhung um 2½ Prozent erfolgt war.
Der engliſche Bankenausſchuß für den Deviſenhandel hat
be=
ſchloſſen, die Notierung des Dollars wieder aufzunehmen.
Die engliſche Kraftwagenfirma Rolls=Royce Ltd. hat im
ver=
gangenen Geſchäftsjahr ihren Gewinn um 6782 auf 150 979 Pfund
erhöht und bringt eine unveränderte Dividende von 8 Prozent und
einen Bonus von 2 Prozent zur Auszahlung.
Erhöhler Baumwoll=Bellverbrauch.
Nach den Feſtſtellungen der Internationalen
Baumwoll=
ſpinner= und Weber=Vereinigung in Mancheſter betrug der
Welt=
verbrauch der Baumwollſpinnereien in der erſten Hälfte des
laufenden Baumwolljahres (1. 8. 1932 bis 31. 1. 1933) 11,88 Mill.
Ballen gegen 11,53 Mill. im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Der Verbrauch war alſo 3 Prozent höher als im Vorjahre. Die
Zunahme iſt vor allem für amerikaniſche Baumwolle und für
Baumwolle verſchiedener Herkünfte zu verzeichnen, während der
Verbrauch von oſtindiſcher und von ägyptiſcher Baumwolle
zurück=
gegangen iſt. Die Weltvorräte der Spinner in ſämtlichen
Baum=
wollſorten beliefen ſich am 31. 1. 1933 auf 4,56 (4,61) Mill. Ballen.
Die Vorratshaltung in den Spinnereien hat ſich gegenüber der
Vergleichszeit des Vorjahres nur unweſentlich verändert. Der
Verbrauch der deutſchen Spinnereien an Baumwolle aller Sorten
belief ſich im angegebenen Zeitraum auf 579 000 Ballen (gegen
573 000, 623 000 und 556 000 in den drei vorangegangenen
Halb=
jahren). Die Baumwollvorräte in den deutſchen Spinnereien
ſtellten ſich am 31. 1. auf 173 000 Ballen (195 000). Die
Geſamt=
ſpindelzahl der Weltbaumwollinduſtrie iſt infolge der Kriſe weiter
zurückgegangen. Sie betrug am 31. 1. 1933: 159 055 000 (161 002 000
am 31. 7. 1932). In Deutſchland betrug der Spindelbeſtand zu den
gleichen Zeitpunkten 9 846 000 (10 233 000) Spindeln.
Wirlſchaftliche Rundſchau.
Die deutſchen Abrechnungsſtellen im Jahre 1932. Nach der
Veröffentlichung der Statiſtiſchen Abteilung der Reichsbank über
den Abrechnungsverkehr ſtellte ſich die Stückzahl der
Einlieferun=
gen bei den Abrechnungsſtellen im Jahre 1932 auf insgeſamt 37,24
(im Vorjahre 39,62) Mill. Wertmäßig ergab ſich eine
Geſamt=
ſumme von 55,31 (85. 84) Mrd. RM. Von den Einlieferungen
wur=
den 21,97 (25,30) Mrd. RM. auf Girokonto gutgeſchrieben und
60,3 (70,5) Prozent durch Verrechnung ausgeglichen. Die
durch=
ſchnittliche Größe der Einlieferungen betrug 1486 (2167). Die Zahl
der Teilnehmer betrug am Jahresſchluß 669 gegen 730 am Ende
1931.
Superphosphat=Marktbericht für Februar. Nach Mitteilung
der Deutſchen Superphosphat=Induſtrie G.m.b.H., Berlin, lagen
im Februar die Abrufe, für Superphosphat, Ammoniak=
Super=
phosphat und Am.=Sup.=Ka., wie im Januar, erheblich über den
entſprechenden Mengen des Vorjahres, obgleich im Februar an
und für ſich ſchon ſtärker abgerufen wird als im Januar. Damit
ergibt ſich für den bisher abgelaufenen Zeitraum der Frühjahrs=
Verſandzeit faſt eine Verdoppelung der Abrufe gegenüber dem
Vorjahr. Die Ausſichten für den weiteren Verlauf der
Verſand=
zeiten werden günſtig beurteilt. Der Verſand erfolgte
ordnungs=
gemäß.
Stundung der Breslauer Schatzanweiſungen für 1929. Die
Stadt Breslau wird bei der für den 30. März einberufenen
Gläu=
bigerverſammlung Stundung der Breslauer Schatzanweiſungen
für 1929 erbitten. Verhandlungen des Breslauer Magiſtrats mit
den beteiligten Banken ſowie mit den zuſtändigen Miniſterien um
Unterſtützung durch Reich und Staat ſind noch nicht abgeſchloſſen.
Wollwäſcherei und =kämmerei. Döhren bei Hannover. Die
Generalverſammlung genehmigte den Abſchluß für 1932 mit
wie=
der 12 Prozent Dividende auf die Stammaktien. Neu in den
Aufſichtsrat gewählt wurde Bankdirektor Paul Narjes (Komm.=
und Privatbank, Filiale Hannover). Der bisherige Verlauf des
neuen Jahres ſei zufriedenſtellend.
Gläubigerverſammlung der Heidelberger Stadtanleihe von
1931. Geſtern vormittag fand in Heidelberg die vom
Oberbürger=
meiſter einberufene Verſammlung der Anleihebeſitzer von
Gpro=
zentigen Schatzanweiſungen der Stadt Heidelberg von 1931 (früher
ſprozentig) ſtatt, da die Stadt Heidelberg die am 1. 4. fällige
Rück=
zahlung nicht leiſten kann. Es waren 36 Gläubiger mit
zuſam=
men 2 225 000 RM. Schatzanweiſungen vertreten. Damit war die
für eine Aenderung der Bedingungen nötige Zweidrittelmehrheit
nicht erreicht. Landeskommiſſar a. D. Geheimrat Hebting=
Heidel=
berg wurde zum Gläubigervertreter gewählt. Außerdem wurde
ihm zur Unterſtützung ein Beirat zur Seite gegeben, der aus den
Herren Prof. Bonte=Heidelberg. RA. Hallier=Hamburg und
Ka=
pitän a. D. Goetze=Heidelberg beſteht. Für den 1. April wurde
eine neue Verſammlung angeſetzt. Zurzeit werden mit der
badi=
ſchen Regierung Verhandlungen wegen Hilfsmaßnahmen geführt,
die aber noch nicht zum Abſchluß gekommen ſind.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Produktenbericht vom 13. März. Die
Getreide=
börſe lag nahezu geſchäftslos, und nennenswerte
Preisverände=
rungen traten nicht ein. Das Angebot war in Weizen etwas
ſtärker, während Roggen weiter knapp war. Das Mehlgeſchäft
lag ſtill. Am Futtermittelmarkt war ſofort greifbare Ware etwas
gefragt, während ſpätere Sichten vernachläſſigt und etwas gedrückt
lagen. Es notierte (Getreide je Tonne, alles übrige je 100 Kilo)
in RM.: Weizen 212,50, Roggen 174,00 Sommergerſte für
Brau=
zwecke 180,00—182,50, Hafer 145,00—147,50. Weizenmehl ſüdd. und
niederrhein. Spezial 0 30,50—31,50, Roggenmehl (60prozentige
Ausmahlung) 23,75—24,50, Weizenkleie 8,00, Roggenkleie 8,50,
Soyaſchrot 10,15—10,75. Palmkuchen 9,25. Erdnußkuchen 11,80 bis
12,00, Treber 12,25, Heu ſüdd. 4,30—4,50, Weizen= und
Roggen=
ſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 2,20. Kartoffeln=
In=
duſtrie hieſiger Gegend 1,70 RM. per 50 Kilo bei Waggonbezug.
Tendenz ruhig.
Mannheimer Produktenbericht vom 13. März. Weizen
in=
länd. (76—77 Kilo) 21,65—22,00, Roggen inländ (72—73 Kilo)
17,50, Hafer inländ. 15,00—15,50, Sommergerſte 19.25—20,25,
Futtergerſte 17,75—18,00, La=Plata=Mais 21,00, Soyaſchrot
(Mannheimer Fabrikat) prompt 10,25, Biertreber mit Sack 12.50,
Trockenſchnitzel loſe 8,00, Rohzuckermelaſſe 5,20—5,40, Wieſenheu
loſe 4,80—5.20, Rotkleeheu 4,80—5,20, Luzernkleeheu 5,60—6,20,
Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,60—2,80, Hafer=Gerſte 2,20 bis
2,60, geb. Stroh Roggen=Weizen 2,40—2,60, Hafer=Gerſte 2,00 bis
2 20. Weizenmehl mit Austauſchweizen Spezial 0 mit Sack (neue
Mahlart) 31,25—31,50, Roggenmehl nord=ſüdd. (60—70prozentige
Ausmahlung je nach Fabrikat) mit Sack 23,00—25,00, feine
Wei=
zenkleie mit Sack 8,00—8,25, Erdnußkuchen 11,75—12,00. Tendenz
ruhig. Wie ſchon in den Vormittagsſtunden, ſo zeigten Verkäufer
und Käufer beiderſeits große Zurückhaltung. Von ſeiten des
Kon=
ſums wurde nur der allernotwendigſte Bedarf gedeckt. Vor allem
am Mehlmarkte waren Einkäufe auf Abruf recht ſchleppend.
Berliner Produktenbericht vom 13. März. Nach ſehr
abwar=
tendem Vormittagsverkehr war das Geſchäft auch an der erſten
Produktenbörſe der neuen Woche wieder ruhig. Das geringe
In=
landsangebot und die vorſichtige Konſumnachfrage glichen ſich bei
unveränderten Preiſen aus. In der Provinz zeigt ſich vereinzelt
Nachfrage, beſonders für Weizen zu Eoſinierungszwecken. Am
Lie=
ferungsmarkte vermochten ſich die Preiſe auch auf Samstagsniveau
zu behaupten, wobei lediglich in Mairoggen vereinzelt
Stützungs=
käufe erfolgten. Von morgen an ſoll im Zeithandel auch
Juli=
lieferung notiert werden. Weizen= und Roggenmehle haben
klei=
nes Bedarfsgeſchäft bei unveränderten Preiſen. Das
Offerten=
material in Hafer hat ſich nicht verſtärkt. Gebote ſind aber auch
ſchwer erhältlich. Gerſte hat ruhiges Geſchäft bei unveränderten
Preiſen.
Biehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 13. März. Aufgetrieben waren:
Rinder 1398, darunter 54 ſeit dem letzten Markt, 396 Ochſen, 105
Bullen, 450 Kühe und 393 Färſen, ferner 541 Kälber, 78 Schafe
und 4659 Schweine. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht:
Ochſen a1) 27—30, a2) 24—26, b) 21—23: Bullen a) 25—28,
b) 21—24; Kühe a) 23—26, b) 20—22, c) 16—19, d) 12—15:
Fär=
ſen a) 27—31. b) 24—26, C) 21—23; Kälber b) 36—40, c) 29—35,
d) 23—28: Schafe wegen des geringen Auftriebs nicht notiert;
Schweine b) 37—39, c) 36—40, d) 35—39, e) 34—36.
Marktver=
lauf: „Rinder ruhig, geringer Ueberſtand; Kälber und Schafe
ruhig, geräumt: Schweine langſam, geringer Ueberſtand. — Der
Rindermarkt war erheblich ſtärker als in der Vorwoche beſchickt.
Bei ruhigem Geſchäft verblieb geringer Ueberſtand. Bei Färſen
und Kühen konnten ſich die Preiſe auf der vorwöchigen Höhe
be=
haupten. Bei den übrigen Großviehgattungen gaben ſie etwas
nach. Etwa 49 Prozent des aufgetriebenen Viehes wurden wieder
in die umliegenden Verſorgungsgebiete ausgeführt. Auch der
Schweinemarkt wies eine erheblich ſtärkere Beſchickung als der
vorwöchige Hauptmarkt auf. Bei langſamem Geſchäft verblieb
geringer Ueberſtand. Die Preiſe gingen gegenüber dem
vorwöchi=
gen Hauptmarkt erheblich zurück. Kälber und Schafe bei ruhigem
Geſchäft geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 13. März. Auftrieb: 183 Ochſen,
123 Bullen, 311 Kühe, 303 Färſen. 753 Kälber, 18 Schafe, 2570
Schweine 2 Ziegen, zuſammen 4404 Tiere. Preiſe: Ochſen a1) 28
bis 31, a2) 22—25, b) 24—26: Bullen a) 22—26, b) 21—23 c) 18
dis 21; Kühe a) 22—25, b) 18—21, c) 14—17, d) 11—14: Färſen
a) 28—32, b) 24—27, C) 22—24: Kälber b) 41—43, c) 36—40,
d) 33—35, e) 26—29; Schafe b) 18—25: Schweine b) 41—42, c) 41
bis 42. d) 39—41. e) 36—38, f) 33—36; Arbeitspferde (Stück)
300—1200, Schlachtpferde 20—100 Marktverlauf: Großvieh ruhig,
langſam geräumt; Kälber ruhig, langſam geräumt: Schweine
ruhig, kleiner Ueberſtand; Arbeits= und Schlachtpferde ruhig.
Berliner Kursbericht
vom 13. März 1933
Oeviſenmarkt
vom 13. März 1933
Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Ban lu.
Disconto=Geſ.
Dresdne: Ban1
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. 6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt.
Deutſche Cont. Gas
Mcch
70.50
61.50
18.—
28.—
18.50
33.25
114.—
45.50
48.75
136.625
115.25
Me
Elektr. Lieferung
F. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.eleltr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben 1
Klöcnerwerke
Kolsw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
Mf
94.—
124.75
65.25
90.75
93.125
G7.625
53.50
137.—
57.50
78.75
70.375
51.625
49.—
Polhphonwerke
Rütgerswer!e
Salzdctſurth Kali
Leon l. Tietz
Verein. Stahlweriel
Weſteregeln Alkali!,
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfe:
Hohenlohe=Weite
Lindes Eiemaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Vf
51.50
200.—
34.25
28.50
141.—
46.—
95.75
17.50
86.—
32.50
70.—
Helſingfors
Wien
Prag
Buboge
Sofig.
Holland
Eslo
Kopenhagen
Stocholm.
London
Buenos=Aires
New York.
Belgien.
Italien
Paris
Währung
100 finn.M.,
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva 3.047
100 Gulden 169.68
100 Kronen ſ4. 18
100 Kronen
100 Kronen
1 L.Sta.
1 Pap. Beſo
1 Dollar
100 Belgg
100 Lire ſ21.43
100 France
Geld‟
6.424
49.45
64.59
6.62
9.48
0.823
4.148
89.74
16.56 1
Brief
6.426
48.55
3.a53
170.02
74.32
84.71
78.78
14.52
0.827
4.1541
58.86
21.47
6.60
Schweiz
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janeirt
Jugoſlawien.
Portugg!
Athen
Iſiambu
Kairo
Kanade
Uruguay
3sland
Tallinn (Eſtl.
Riga
Brief
e1.55
35.14
0.321
C.241
5.*66
13.30
2.267
2.072
14.90
3.514
1.E52
65.57
710.81
77.83
Darmktädter ans Katlondlount Burmſtabt, Bindte Hrötesgner Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 13. März 1933.
Keeue
fällig 1. 4. 34...
. 1. 4. 35...
1. 4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38...
6%Dtſch. Reichsanl
„ v.27
5½8% Intern.,
6%Baden ...."
6%Bahern ....
69 Heſſen . .v. 20
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4ſ,
Ab=
löſungsanl.. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt .
6% Dresden. v. 26
6%0 Franffurt a.M.
Schätze, v. 29
v. 26
88 Mainz
62 Mannheimb. 27
69 München v. 29
69 Wiesbaden b. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6%9 „ Goldoblig.
% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
474 %, Lom.=Obl.
951
88.75
82.25
78
75
96
81.5
81.5
85.5
76.5
95.75
81.5
68.75
9.4
64
87.5
65.5
63.5
65
69.5
73.75
85.5
73.5
87.75
78.75
Mee
Pfd.=Anſt. G. Pf.
62 „ Goldoblig
6% Landeskomm.,
Br. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
„ R.12
68 Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
83Naſſ Landesbi.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4AuslSer.
„ „ Ser.II
Dr. Komm. Samm.,
Abl. (Neubeſitz).
6%g Berl. Hyp. Bl.
15½%0 7„ Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½s %o Lig. Pfbr.
Goldoblig.
820 Friſ. Pfbr.=Bk.
2 %0 7I Lig.=Pfbr.
6%Mein, Hyp.=Bl.
%0 „ Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hhp.=Bl.
%. Lig. Pfbr.
16% Rhein. Hhp.B.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
Goldoblig.
Südd. Bod==
Cred.=Bank..
½%0 „ Lig. Pfbr.
62 Württ. Hyp.=B.
%o. Daimler=Benz
2 Dt. Linol. Werke
2 Mainkrw. b 26l
85.25
76.5
70
86
85
86.25
641
82.5
8
84.25
851!
87.5
88.5
91.75
85.75
87
88.5
88.75
86.5
87.4
89
87.25
89.25
86.5
87.5
M Ruh
69 Ver. Stahlwerke
62 Boigt& Häfſner
F. G. Farben Bondsl
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
520 Bulg Tab. b. 02
12% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
425 Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
„ Zollanl.
%0 Ungarn 1918
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
42 Lifſabon
42 Stockholm
Aktien
A1g. KunſtzüdeUlnie
A. E. G. .......
AndregeNoris Bahn!
Aſchaffba. Brauereil
Zelſto
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Licht 121.5
Buderus Eiſen..../ 55.5
Cement Heidelbere
Karlſtadt
J. G.Chemie, Baſel/136
Chem.Werke Abert
Chade .........."
Contin. Gummiw. 135.5
75.5
69.5
103.75
15.25
13
6.95
10.25
5.5
4.5
5.4
7
86
36
33.9
62
59.25
„Contin. Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Tetcgr. ..
„ Crdö. .......
Dt. Gold= u.
Eilber=
ſcheide=Anſtalt
Linolwert. Berl
Dortm. Ritterbräu
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Eleltr. Lieferg.=Geſ.
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Felt. & Gui leaume
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Aſchers eben
172
18
5‟
93
103
203
42.5
63
Mie Huce
317, Klöcknerwerke...
129 Knorr C. H......
104.25 2ahmeher & Co. .
Laurahütte ....
Lech, Augsburg ...
37.25 Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt.
(Mainkr.=W. Köchſt.
Mainz. Akt.=Br. .
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
22.5 Miag. Mühlenbau.
Montecatin:Maild.
124.25 Motoren Darmſtadt
29 ſSberbedar
PhönBergkau:
36.5 MMeiniger; Gebbert.
65 (Rh. Braunkohlen.
89.75 1 „ Elettr. Stamm
Stahlwerie.
29.25 Niebec Montan. .
Roede: Gebr...
Rütgerswerle.
Salzdetfurtl Kali,
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
937), ISchramm, Lackfhr.
Schriftg. Stempel.
41.5 Schucker:, Eleltr.
58 Schwarz=Storchen
Siem. Glasinduſtr.
85½, Siemens& Halsle: /1
Südd. Zucker=A. G.
(Tellus Bergbau..
114.75 Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard..
24
93 lunterfranken ...
Ver. Stahlwerke
50.25
57
133
23
84
222
71.5
70.25
36
18
12.5
28
56
102
85.5
71.5
42
51.75
199
160.25
34
96.75
71.5
155
74.75
34.75
38.75
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Voigt & Haeffner.
Bahß & Fretztag.
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1140.5
18
52.25
111.55
3s
53
70.5
7..
61.5
86.75
85.5
80
138
33
35.5
96.5
18.25
18:0
41
213
20
Dienstag, 14. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 73 — Seite 11
Auch Du wirſt mich einmat beglücken...
Roman von H. A. von Byern
21)
Was haſt” denn?” Neugierig ſah ihm das junge Mädchen
über die Schulter, las halblaut eine Notiz vor:
„Kurz vor Redaktionsſchluß erhalten wir von
beſtunter=
richteter Seite die ſenſationelle Mitteilung, daß der dem
Prinzen Aga Khan gehörige vorjährige Derbyſieger „
Blen=
heim” für die phantaſtiſch anmutende Summe von 100 000
Pfund Sterling an Miß Winifred Atkinſon, die Tochter des
weltbekannten amerikaniſchen Multimillionärs, verkauft
wurde und zu Trainer Reginald Day überſiedelte. Wie
wei=
terhin bekannt wird, beabſichtigt Miß Atkinſon den Hengſt,
der zweifellos das beſte Pferd im Lande des Rennſports iſt,
im „Prix Arc de Triomphe” zu ſtarten. „Blenheim” ſoll
ſobald wie möglich England verlaſſen, um in Paris an Ort
und Stelle trainiert zu werden und eine Spezialvorbereitung
für die ihm geſtellte Aufgabe zu erhalten. — Ein
Zuſammen=
treffen von „Wiener Blut” mit „Blenheim” und „Gloire de
France”, der drei beſten Pferde aller Länder und Zeiten,
würde das ſenſationellſte rennſportliche Ereignis werden!“
„Jeſſas, muß die Göld haben!” rief Annemarie. „
Hundert=
tauſend Pfund — zwei Millionen Mark! Achim, jetzt is s aber
Ehrenſach’, daß du gwinnſt!“
Er zerdrückte die kaum angerauchte Zigarette im
Aſchen=
becher.
„Ich werde Reugeld erklären ..
„Wa—as willſt?! Reugeld erklären?! Ja, biſt denn net
gſcheit? Weshalb denn?!“
„Um den zwei verrückten Weibern einen dicken Strich durch
die Rechnung zu machen!“
„Ach ſo—o! Und wenn ſie 8 dir als — Feigheit auslegen?”
„Js' mir auch Wurſcht” entgegnete er wütend und knüllte
das gelbe Zeitungsblatt zuſammen.
Die alte Dame lächelte.
„Man ſoll bekanntlich niemals „niemals” ſagen! Bis zum
Oktober iſt noch lange Zeit, und vorher kommt die Baden=
Badener Woche.”
Hanns=Joachim ſtand auf.
„Ob ich da laufen laſſe, weiß ich auch noch nicht. Mein
Pferd iſt wahrhaftig hoch genug ausprobiert, eine Siegesſerie,
wie ſie noch nie da war. Im Vorjahr „Hertefeld”, „Badener
E
m
(Nachdruck verboten))
Zukunfts=Rennen” und „Preis des Winterfavoriten” jetzt
„Henkel=Rennen”, „Union” „Derby” „Großer Preis von
Ber=
lin”, man darf keinen Raubbau treiben. Bitte um
Entſchul=
digung, ich muß noch ein paar eilige Briefe erledigen, an oie
Landwirtſchaftliche Genoſſenſchaft und ſo.
„Was hat er nur?” fragte das junge Mädchen erſtaunt. „So
reizbar und nervös iſt er doch ſonſt net?”
Frau Joſefa griff wieder zu ihrer Kreuzſticharbeit. „
Viel=
leicht liegt’s am Wetter, ich ſpür’s auch in allen Knochen, wird
wohl auf den Abend Gewitter geben.”
Als Kreuth ſein Arbeitszimmer betreten hatte, ſchloß er
hinter ſich die Tür ab, griff in die Taſche und riß mit einem
ungeduldigen Ruck den fliederfarbenen Umſchlag auf. Ein
ſchma=
les Bild fiel heraus — Winifred Atkinſon in großer Toilette
und quer über den unteren Rand in ſteilen, ſelbſtbewußten
Schriftzügen die Widmung:
„Herzlich, Winifred!”
Sonſt nichts, keine Zeile .. . oder doch, da, ein Bogen
aus hauchdünnem, chineſiſchem Reispapier:
„Dear Miſter von Kreuth!
Unſer Konto iſt noch nicht ganz ausgeglichen. Sie ſind
mir eine Revanche ſchuldig. Sind Sie nicht? Ich denke
ſo. — Ich werde „Blenheim” kaufen. Sie wiſſen, den
Hengſt des Aga Khan. Und werde mein Pferd gegen
Ihren „Wiener Blut” im „Triumphbogen=Preis” ſtarten.
Ein Match zwiſchen Ihnen und mir. Ich werde am 14.
Oktober in Paris ſein und dem Laufen des Hengſtes
bei=
wohnen. Dann werden wir uns wiederſehen. Werden
wir nicht? Fair play, Miſter von Kreuth! Wer wird
ſiegen?!
W. A.”
An der Tür ein leiſes Klopfen, einmal . . . zweimal.
Aerger=
lich ſtand Hanns=Joachim auf, öffnete —
„Annemarie — du?!"
„Ja, ich. — Bitte, du brauchſt kein ſo offizielles Geſicht zu
machen, ich komm nur aus Pflichtgefühl.”
„Jawohl, weil wir uns verſprochen haben, gute Kameraden
zu ſein, und weil ein Kamerad dem anderen helfen muß.”
„Wer ſagt dir denn, daß ich Hilfe brauche?” fragte er unſicher.
„Erlaubſt du, daß ich mich ſetze?”
„Verzeihung!‟ Der Darkehmer wurde dunkelrot, nahm
unwill=
kürlich die Hacken zuſammen wie vor einem Vorgeſetzten: „Ich bin
ſonſt nicht unhöflich, liebe Annemarie, aber
Sie lachte. „Aber heut iſt dir Verſchiedenes gegen den Strich
gegangen, zum Beiſpiel die Zeitungsnotiz.”
„Ja, das heißt, ich fürchte nicht etwa die Gegnerſchaft für mein
Pferd.
Annemarie nahm eine Zigarette, aus dem ſilberplattierten
Sandelholzkäſtchen und brannte ſie in aller Gemütsruhe an:
„Nein, natürlich net — — jemand wollt’ dich ärgern, und
du haſt dich geärgert.”
„Woher weißt du denn das?"
„Weil ich Augen im Kopf und ein paar Lot Verſtand im
Hirnkäſtl hab.”
„Hat dir vielleicht Muttchen Andeutungen gemacht?”
„Keine Idee!” Sie lehnte ſich zurück und kreuzte die ſchlanken
Beine: „Weißt, eigentlich is das a Beleidigung, ſchau i ſo
minder=
begabt aus?”
Da mußte Kreuth doch lächeln.
„Ich habe immer gewußt, daß meine Kuſine ebenſo klug wie
ſchön iſt!“
„Ah geh’, ſtrapazier di net — ſoll das a Kompliment ſein?”
„Frag deinen Spiegel!”
„Alsdann, laß ma das Perſönliche — wo druckt der Schuh,
Achim? Kann i dir net a biſſerl helfen?”
So herzlich klang es, daß er am liebſten die kleine, feſte Hand.
gedrückt hätte.
„Helfen? Das iſt Gott ſei Dank nicht nötig. Sieh mal, ich
will dir ganz reinen Wein einſchenken, damit du nicht etwa auf
irrige Vermutungen kommſt.” Und dann erzählte er ihr von dem
Derbytag in Hamburg=Horn, dem Beſuch der Atkinſons, gab ihr
Winifreds Brief. Sie las Zeile für Zeile, faltete das Schreiben
zuſammen, lächelte.
„Nun?” fragte er.
„Fahr' halt nach Paris, Zweifrontenkampf.”
„Zweifrontenkampf — wie meinſt du das?"
Sie tippte mit dem Zeigefinger an ihre Stirn: „Biſt ſo ſchwer
von Begriff? Die Amerikanerin halt und die Franzöſin!"”
„Madame Valtier?‟
„Grad' die.” Annemarie blies eine Serie kunſtvoller
Rauch=
ringe. „Dös hat doch a Blinder gmerkt! Und weil du net auf
d' ſüße Leimrutn ghupft biſt, probiert ſie ’s erſt recht. In Baden=
Baden oder Paris.”
(Fortſetzung folgt.)
Marg. Becker Priv. Zuschneide-Fach-
schule, Elisabethenstr. 34 Beginn eines neuen Zuschneide- Kurses Schnitte nach Maß. am 3. April. (117a
Statt beſonderer Anzeige.
Goft dem Allmächtigen hat es in ſeiner
unergründ=
lichen Weisheit gefallen, unſere innigſigeliebte Frau
und treue Mutter,
Frau Magdalene Becht
geb. Fey
am Sonntag, den 12. März, abends ½11 Uhr, in die
ewige Heimat abzurufen.” Sie darf nun ſchauen,
was ſie felſenfeſt geglaubt hat.
Off. Joh. Kap. T, V. 13—17.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Becht.
(3600
Traiſa, den 13. März 1933.
Die Beerdigung findet auf dem alten Darmſtädter
Friedhof, Nied.Ramſtädterſtraße, von der
Friedhofs=
kapelle aus, am Mittwoch, den 15. März, vormittags
10 Uhr, ſtatt.
Allen Verwandten und Bekannten die traurige
Mitteilung, daß unſer lieber Bruder, Schwager
und Onkel
Friedrich Haub
von ſeinem langen Leiden erläſt wurde.
Die trauernden Geſchwiſter.
Darmſtadt, den 13. März 1933.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 14. März, 3½ Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſiatt.
Statt Karten.
Allen Freunden und Bekannten die traurige
Nach=
richt, daß mein lieber, guter Mann, unſer
treu=
ſorgender Vater, Sohn, Bruder, Schwiegerſohn,
Schwager und Onkel
Georg Seelbach
von ſeinem ſchweren Leiden durch einen ſanften Tod
erlöſt wurde.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Hilde Seelbach, geb. Ritter.
Kein Fallen und Wackeln
falscher Zähne!
Kein Besitzer falscher Zähne braucht aupmehr
aurob deren Fallen oder Kutschen im unrechten
Moment in Veriegenbeit zu geraten, Beseitigen
Sie dieso Belürebtunsen. Eiy wenig „Dontollx”-
Pulver hält das Gebiß für den gapzen Tag lest.
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Darmſtadt, 12. März 1933.
(3585
Die Einäſcherung findet am Mittwoch, den 15. März,
vormitlags 11 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Herz’ichen Dank
für die große aufrichtige Anteilnahme,
ſowie die vielen Kränze und Blumen
beim Heimgang unſerer lieben
Ent=
ſchlafenen
Frau dr. Auguſt Behzſer Awe.
geb. Mahr
Die trauernden Hinterbliebenen.
Eberſiadt u. Darmſtadt. 9. März 1933.
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Seite 12 — Nr. 73
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſtiche Neueſte Nachrichten
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Termin: Mittwoch, den 22. März 1933, vormittags 9½ Uhr.
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk V. Band XXV.
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1. Flur VII. Nr. 472, Grabgarten, Moſerſtraße, 433
Schätzung: 40 500.— RM.
3. Flur VII, Nr. 476‟, Grasgarten (Vorgarten)
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ſelbſt, 65 qm. Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer: Kaufmann Ludwig Schmidt in Darmſtadt.
(V.1407
Darmſtadt den 10. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
qm, Schätzung: 4000.— RM.
2. Flur VII. Nr. 476, Hofreite Nr. 9 daſelbſt, 318 qm.
gerang.
9i0d
9
Termin: Freitag, den 24. März 1933, nachmittags 3½ Uhr,
auf dem Ortsgericht in Roßdorf.
Blatt 681:
Grundſtück: Gemarkung Roßdorf, Band
Flur 1 Nr. 241 Hofreite, Darmſtädterſtraße, 190 qm.
Schätzung: 12 000.— RM.
Eigentümer: Kaufmann Albert Marx in Roßdorf b. D.
Darmſtadt, den 6. Dezember 1932.
(F.3580
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwe
gerung.
15
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 9 Uhr,
Saal 118 neues Gerichtsgebäude in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 3, Bd. 12, Bl. 598:
Flur 3 Nr. 1013, Hofreite Nr. 41 Kahlertſtraße, 136 qm.
Schätzung: 18 000 — RM.
Eigentümer: Schloſſer Karl Glenz in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 8. Februar 1933.
KT 2075
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwang.
eigerung.
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 9½ Uhrz
Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5. Bd. 13. Bl. 903:
Flur 22 Nr. 17/o, Bauplatz in der Landskron, 837 qm=
Schätzung: 29 000 — RM.
Eigentümer: Karl Chriſtoph Boßler in Darmſtadt,
Orange=
rieſtraße 48.
Darmſtadt, den 31. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
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Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
Saal 118 neues Gerichtsgebäude Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 33. Bl. 2147:
Flur 21 Nr. 174, Grabgarten vor der Saubach, 482 qm.
Schätzung: 3300.— RM.
Eigentümer: Eheleute Adam Schäfer und Urſula geb. Bayer
in Darmſtadt, Heidelbergerſtraße Nr. 126, zu je ½.
Darmſtadt, den 23. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
CT2974
Zwang
ing
Termin: Mittwoch, den 29. März 1933, vormittags 93 Uhr,
Saal 118 des neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6. Bd. 20, Bl. 996:
Flur 16 Nr. 171½/zo. Fußpfad am Bachgang, 23 qm.
Schätzung: 100.— RM.
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Schätzung: 2000.— RM.
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Darmſtadt, den 9. Februar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
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Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 5. April 1933, vormittags 9½ Uhr,
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Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 1. Bd. 3, Bl. 166:
Flur 1 Nr. 172, Hofreite Nr. 4 Kleine Ochſengaſſe,
63 qm. Schätzung: 2500.— RM.
Eigentümer: Friedrich Bruchmüller, Gaſtwirt in Webern
bei Klein=Bieberau.
Darmſtadt den 9. Februar 1933.
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Termin: Mittwoch, den 5. April 1933, vormittags 9½ Uhr,
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 5, Bd. 30. Blatt
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Frankenſteinſtr. 60.
(V.3257.
Darmſtadt, den 24. November 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.