Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
Bel wöchentlich 7mallgem Erſchelnen vom 1. März
bie 31. März 2.— Reiſchemart und 20 Pfennig
Wbragegebühr abgeholt 2.— Reſchemar, durch die
Agenluren 2.20 Reſchemari ſrel Haut. Poſtbezugspreis
im Mär; ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Reiſchsmart.
Verantwortliſchkelt für Aufnahme von Anzelgen an
beſtimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nſcht=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berchtigt den Bezſeher, nſcht zur Kürzung des
Bezugspreiſet, Beſtellungen und Abbeſſellungen durch
Fernruf obne Verbindlichkelt für uns. Poſtſcheckonto
Franffurt a. M. 4391.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesfpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 72
Montag, den 13. März 1933.
196. Jahrgang
Anzeigenpreis:
21 mm breiſie Zelle im Kreiſe Darmſtadt 23 Reſchspfg.
FinanzAnzelgen 35 Reichepfg. Rellamezelle (92 mm
breitl2ReſchemarlAnzelgen von auswärts ss Reſchepſg.
Finanz=Anzeigen 50 Reſchspfg. 92 mm breite
Rellame=
zeiſe 300 Reſchemark. Alle preiſe in Reſchemark
ſt Dollr — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streilt uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leſſung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerichtlicher Beltrelbung fäll jeder
Nabat weg. Banſionto Deutſche Bant und Darme
ſädter und Nailonalbank.
Nag
generlaß des Reichspräſidenten.
(
Bis zur endgülligen Regelung der Flaggenfrage ſind Schwarz=Weiß=Rok und Hakenkreuz gemeinſam zu hiſſen.
Milikäriſche Gebäude und Schiffe ſehen Reichskriegsflagge. — Ein Aufeuf der Reichsregierung an die Bevölkerung.
Hitler an die NSDAP.: Bolk und Wirkſchaft iſt das Gefühl der unbedingken Sicherheik zu geben!
Der Erlaß Hindenburgs.
Berlin, 12. März.
Reichskanzler Adolf Hitler gab am Sonntag nachmittag im
Rundfunk folgenden Erlaß des Reichspräſidenten dem deutſchen
Volke bekannt:
„Am heutigen Tage, an dem in ganz Deutſchland die alten
ſchwarz=weiß=roten Fahnen zu Ehren unſerer Gefallenen auf
Halb=
maſt wehen, beſtimme ich, daß vom morgigen Tage ab bis zur
end=
gültigen Regelung der Reichsfarben die ſchwarz=weiß=rote Fahne
und die Hakenkreuzflagge gemeinſam zu hiſſen ſind. Dieſe Flaggen
verbinden die ruhmreiche Vergangenheit des Deutſchen Reiches
und die kraftvolle Wiedergeburt der deutſchen Nation. Vereint
ſollen ſie die Macht des Staates und die innere Verbundenheit
aller nationalen Kreiſe des deutſchen Volkes verkörpern.
Die militäriſchen Gebäude und Schiffe hiſſen nur die
Reichs=
kriegsflagge.
Berlin, den 12. März 1933.
Der Reichspräſident
Der Reichskanzler
gez. v. Hindenburg.
gez. Adolf Hitler=
Der Aufeuf der Reichsregierung.
Amtlich wird mitgeteilt:
Nach dem Flaggenerlaß des Herrn Reichspräſidenten vom
Heu=
tigen verbinden die alte ſchwarz=weiß=rote Flagge und die
Haken=
kreuzflagge die ruhmreiche Vergangenheit des deutſchen Volkes
und die kraftvolle Wiedergebürt der deutſchen Nation. Vereint
ſollen ſie die Macht des Staates und die Verbundenheit aller
nationalen Kreiſe des deutſchen Volkes verkörpern.
Um dieſem Willen des Herrn Reichspräſidenten Ausdruck zu
verkeihen und damit gleichzeitig den Sieg der nationalen
Revo=
lution zu feiern, hat der Reichsminiſter des Innern angeordnet,
daß in den Tagen von morgen (Montag) bis
kommen=
den Mittwoch einſchließlich alle Reichsbehörden, Reichsſtellen
und Reichsanſtalten die ſchwarz=weiß=rote Fahne und die
Haken=
kreuzflagge gemeinſam hiſſen. Die militäriſchen Gebäude hiſſen
nur die Reichskriegsflagge.
Der Reichsminiſter des Innern hat die Landesregierungen
und die Kommiſſare des Reiches in den Ländern gebeten, für die
Landes= und Kommunalbehörden die
Maß=
nahme der Reichsregierung zu übernehmen.
Die Reichsregierung ruft das ganze deutſche Volk auf,
ſich ihrem Vorgehen anzuſchließen und damit der
Ver=
bundenheit aller nationalen Kreiſe des Volkes mit der ſtaatlichen
Macht feierlichen Ausdruck zu verleihen.
Die Eeklärung des Reichskanzlers.
Reichskanzler Adolf Hitler gab im Anſchluß an die
Bekannt=
gabe des Flaggenerlaſſes des Reichspräſidenten eine Erklärung
ab, in der er u. a ſagte: Mit dieſem Erlaß hat der Herr
Reichs=
präſident bis zur endgültigen Regelung von ſich aus verfügt, daß
die Fahne der nationalen Erhebung nunmehr auf den Staats=
und öffentlichen Gebäuden neben unſerer unvergeßlichen,
ehrwür=
digen Troditionsfahne des alten Deutſchen Reiches künftighin zu
weben hat.
Nationalſozialiſten! SA.= und SS.=Männer! Damit iſt nach
außenhin ſichtbar durch dieſe Vermählung der Sieg der nationalen
Revolution gekennzeichnet, uns alle muß in dieſer hiſtoriſchen
Stunde, da wir gerade zurückkehren von den Feiern für unſere
toten Kameraden, neben dem Gefühl der tiefen Dankbarkeit für
den hochherzigen Entſchluß des Generalfeldmärſchalls eine ſtolze
Befriedigung erfüllen. Ein 14jähriger Kampf um die Macht hat
nunmehr ſeinen ſichtbaren ſymboliſchen Abſchluß gefunden. Es iſt
aber nunmehr an uns ſelbſt, dafür zu ſorgen, daß dieſe Macht
von jetzt ab durch nichts mehr erſchüttert wird. Als euer Führer
und im Namen der Regierung der nationalen Revolution fordere
ich euch daher auf, die Ehre und damit auch die Würde des neuen
Regiments ſo zu vertreten, daß es vor der deutſchen Geſchichte
dereinſt auch in Ehren und Würde zu beſtehen vermag.
Ich befehle euch daher von jetzt ab ſtrengſte
und blindeſte Diſziplin! Alle Einzelaktionen
haben von jetzt ab zu unterbleiben. Nur dort, wo
die Feinde der nationalen Erhebung ſich unſeren geſetzlichen
An=
ordnungen mit Gewalt widerſetzen oder wo ſie einzelne unſerer
Männer oder marſchierende Kolonnen überfallen, iſt der Widerſtand
dieſer Elemente ſofort und gründlich zu brechen. Im übrigen
aber iſt es nun unſere Aufgabe, dem ganzen
deut=
ſchen Volk und vor allem auch unſerer
Wirt=
ſchaft das Gefühl der unbedingten Sicherheit
zu geben. Wer es von jetzt ab verſucht, durch
Ein=
zelaktionen Störungen unſeres
Verwaltungs=
oder des geſchäftlichen Lebens herbeizuführen,
handelt bewußt gegen die nationale Regierung.
Denn heute ſind wir für das Reich
verantwort=
lich, weil es in unſere Hand gegeben iſt. Hütet
euch aber vor Provokateuren und Spitzeln, die, wie wir heute
durch Belege wiſſen, von der KPD. in unſere Formationen
ent=
ſandt worden ſind. Indem ich euch ſo die Reinheit und damit
die Ehre unſerer nationalen Erhebung zu ſchützen befehle, danle
ich euch aber auch für das Uebermaß von Treue, Diſziplin und
Opfern, die ihr dieſer Idee gebracht habt. In wenigen Wochen iſt
in erſter Linie durch eure Arbeit und durch euer Wirken eine der
größten Umwälzungen vollzogen worden, die Deutſchland bisher
kennt. Sie wird dem deutſchen Volk ſichtbar gezeigt werden durch
die Anordnung des Reichsinnenminiſters Dr. Frick,
die ich hiermit bekanntgebe:
„Zur Feier des Sieges der nationalen Revolution haben
ſämtliche öffentlichen Gebäude des Reiches von morgen, Montag,
ab auf die Dauer von drei Tagen in den vom Herrn
Reichspräſi=
denten anbefohlenen beiden Fahnen zu flaggen.”
Der Reichskanzler ſchloß: „Meine Parteigenoſſen! Es lebe
die nationale Revolution! Es lebe unſer heißgeliebtes deutſches
Volk und unſer ſtolzes Deutſches Reich!”
Die Blaggenverordnung in Heſſen.
Der Inhaber der Polizeigewalt in Heſſen, Regierungsrat Dr.
Müller, hat entſprechend dem Flaggenerlaß des Reichspräſidenten
in einem Rundtelegramm an die ihm unterſtellten
Be=
hörden angeordnet, daß ſämtliche Reichsbehörden dem
Wunſche des Reichspräſidenten entſprechend und aus Anlaß des
Sieges der nationalen Revolution von Montag bis Mittwoch
einſchließlich mit Schwarz=Weiß=Rot und der Hakenkreuzfahne zu
flaggen haben. Sämtliche Landes= und Kommunalbehörden,
ſo=
wie die geſamte Bevölkerung werden gebeten, ſich dieſem
Vor=
gehen anzuſchließen, um ſo eine machtvolle Verbundenheit aller
nationalen Kreiſe des deutſchen Volkes mit dem Staat zu
be=
kunden.
*
Soweit ſich die preußiſchen Kommunalwahlen
bis=
her überblicken laſſen, iſt die Wahlbeteiligung gegenüber dem
5. März zurückgegangen — am ſtärkſten bei den Linksparteien —,
während die prozentualen Machtverhältniſſe faſt durchweg den
Vorſonntagziffern nahekommen.
Der Volkskrauerkag in Berlin.
Hindenburg und Hiler bei der Gedenkfeier
in der Staaksoper.
Der Volkstrauertag wurde in Berlin in ernſter und würdiger
Weiſe unter außerordentlich ſtarker Teilnahme aller
Bevölke=
rungsſchichten unter den ſchwarz=weiß=roten und ſchwarz=weißen
Fahnen begangen. Zum Ehrenmal Unter den Linden zogen
wäh=
rend des ganzen Tages Abordnungen der nationalen Verbände,
der Studentenſchaft, der bündiſchen Jugend und zahlreicher
Ver=
eine, um dort Kränze niederzulegen.
Den Mittelpunkt bildete, wie immer die Gedenkfeier des
Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge, die, ſtatt wie bisher
im Reichstag, in dieſem Jahr in der Staatsoper Unter den
Lin=
den ſtattfand.
Um punkt 12 Uhr erſchien Reichspräſident von Hindenburg,
der die Generalfeldmarſchallsuniform trug, mit den Mitgliedern
der Reichsregierung. Er nahm in der früheren kaiſerlichen Loge
Platz Neben ihm ſaßen Reichskanzler Hitler, Reichswehrminiſter
v. Blomberg, Reichsminiſter Göring, Vizekanzler v. Papen und
Reichsinnenminiſter Dr. Frick. Außerdem befanden ſich in der
Loge der Chef der Heeresleitung, General v. Hammerſtein, und
der Chef der Marineleitung, Admiral Raeder. Auch die übrigen
Mitglieder der Reichsregierung, der Präſident des Volksbundes
von Winterfeldt=Menkin, Reichsminiſter a. D. Geßler, der
Präſi=
dent des Kyffhäuſerbundes General v. Horn. Dr. Goebbels,
Oberſtleutnant Düſterberg und zahlreiche andere Perſönlichkeiten
des öffentlichen Lebens nahmen an der Feier teil.
Auf der Bühne ſah man Reichswehrſoldaten mit ihren
ruhm=
reichen Regimentsfahnen, SA.=Leute, Stahlhelmer,
deutſchnatio=
nale Kampfbündler, ſtudentiſche Chargierte mit insgeſamt etwa
200 Fahnen.
Nach muſikaliſchen und geſanglichen Darbietungen hielt
Pfar=
rer Dr. Schaack aus Konſtanz die Gedenkrede, wobei er von den
Worten des Dichters Walter Flex ausging, „die Beſten unſeres
Volkes ſind nicht geſtorben, damit die Lebenden tot ſeien, ſondern
daß die Toten lebendig würden”. Anſchließend ehrten die
Ver=
ſammelten das Andenken an die Toten des Weltkrieges durch eine
Minute ſtillen Gedenkens und Betens. Trommelwirbel leitete
über in die Klänge des Liedes vom guten Kameraden, dem
Zapfenſtreich und Gebet folgten. Die Gedenkfeier ſchloß mit dem
Geſang des Deutſchlandliedes.
Während der Feier hatten ſich Zehntauſende vor dem
Opern=
haus und dem Ehrenmal eingefunden, die den Reichspräſidenten
und den Reichskanzler beim Verlaſſen der Oper ſtürmiſch
begrüß=
ten. Unter den Klängen des Präſentiermarſches ſchritt der
Reichspräſident mit ſeinem Gefolge die Front der Ehrenkompagnie
und der nationalen Verbände ab, um ſich nach dem Ehrenmal
hin=
über zu begeben, wo er einen Kranz niederlegte. Unter lauten
Heilrufen der Menge fuhr der Reichspräſident alsdann zur
Wil=
helmſtraße zurück.
Außer der Gedenkfeier der Reichsregierung fanden in der
Reichshauptſtadt zahlreiche weitere Feiern ſtatt, die den
Gefalle=
nen des Weltkrieges galten. Im Zirkus Buſch hielt der
Stahl=
helm ſeine Gedenkfeier ab, im Großen Schauſpielhaus der
Pro=
vinzialkriegerverband, im ehemaligen Herrenhaus die
Reichs=
vereinigung ebemaliger Kriegsgefangener.
Reichskanzler Hikler in München.
Monkag Reichs=Propagandaminiſterium.
der Auenfiffer FHk NFf ruß Gell.
Berlin, 12. März.
Reichskanzler Adolf Hitler iſt am Sonntag in den
Nachmit=
tagsſtunden nach München geflogen und dort begeiſtert empfangen
worden. Sein dortiger Aufenthalt iſt im weſentlichen privater
Natur. Der Zeitpunkt ſeiner Rückehr iſt noch unbeſtimmt.
Aus dieſem Grunde iſt auch der Zeitpunkt des nächſtmaligen
Zuſammentritts des Reichskabinetts noch ungewiß.
Nichtsdeſto=
weniger rechnet man bereits für Montag mit der Ernennung des
nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten Dr. Göbbels zum
Reichs=
miniſter des neugeſchaffenen
Propagandamini=
ſteriums mit dem Sitz im Palais Leopold Berlin, dem Sitz
der Preſſeabteilung der Reichsregierung. Der Leiter dieſer
Ab=
teilung, Miniſterialdirektor Funk, dürſte dann zum
Staatsſekretär ernannt werden. Die
Auslands=
ahteilung der Preſſeabteilung der Reichsregierung bleibt dem
Auswärtigen Amt direkt unterſtellt, und es iſt auch
nicht anzunehmen; daß in der Leitung dieſer Abteilung eine
Aenderung eintritt. Sie unterſteht dem Dirigenten der
Preſſe=
abteilung. Vortragenden Legationsrat Aſchmann.
Auch darüber, ob der Reichsaußenminiſter
entfpre=
chend den Wünſchen insbeſondere Englands ſich.
nach Genf begibt, iſt bisher keine Entſcheidung
ge=
fallen. Es hat nicht den Anſchein, daß ſich für Deutſchland die
Notwendigkeit einer Genfer Reiſe des Reichsaußenminiſters
er=
gibt, zumal in der Lage in Genf keine Aenderung eingetreten iſt
und Deutſchland nach wie vor auf Abrüſtungsentſchlüſſe der
ge=
rüſteten Mächte wartet.
Wechſel in der Berliner Skädtiſchen Oper.
Am Samstag hat in der Berliner Städtiſchen Oper ein Wechſel
der Leitung ſtattgefunden, nachdem zwei Tage vorher auf dem
Dach des Hauſes die Hakenkreuzflagge gehißt worden war. Die
kommiſſariſche Leitung des Theaters übernahm Stadtverordneter
Matſchuck und für alle künſtleriſchen Angelegenheiten Intendant
Otto Wilhelm Lange. Der bisherige Intendant KarlEbert
und einige Mitglieder des Bühnenvorſtandes wurden ihrer
Aem=
ter enthoben. In den Abendſtunden wurde die Städtiſche
Oper zur Sicherung einer reibungsloſen Fortführung des
Theater=
betriebs durch ein SAl.=Kommando beſetzt.
Verſchärfte Konkrolle der Rundfunk Reklame.
Wie wir erfahren, haben einzelne Reklamedurchſprüche des
Rundfunks den Eindruck erweckt, als ob ſich dieſer nicht nach den
wirtſchaftspolitiſchen Zielen der nationalen Regierung richte,
ſondern ungeprüft Warenhäuſern und anderen Firmen
Gelegen=
heit zur Fortſetzung ihrer früheren Anpreiſungen gibt. Obwohl
dieſe morgendlichen Reklamemitteilungen nicht unter die
Pro=
grammverantwortung der Intendanten fallen, hat der
Reichsrund=
funkkommiſſar des Reichsminiſters des Innern, Dr. Kruckenberg,
die Rundfunkgeſellſchaften darauf hingewieſen, daß auch für die
Reklamemitteilungen die Beſtimmung gilt, alles zu vermeiden,
was der Reichspolitik entgegenwirkt.
Milikäriſche Abreden der Kleinen Enkenke
gegen Deutſchland und Oeſferreich.
Die Budapeſter Blätter veröffentlichen einen in der
„Stampa” erſchienen großen Artikel Italo Zingarellis, der
mit einer bis in die kleinſten Einzelheiten gehenden
Genauig=
keit die militäriſchen Verpflichtungen der
Staa=
ten der Kleinen Entente für den Ernſtfall
ent=
hält.
Es ſind alle Möglichkeiten aufgezählt, nämlich Fälle von
kriegeriſchen Konflikten mit einzelnen oder mit allen drei
Staa=
ten der Kleinen Entente mit Ungarn oder mit anderen Staaten,
bzw. für den Fall eines kriegeriſchen Konflikts zwiſchen Italien
und Frankreich. Eine der wichtigſten Vereinbarungen beſteht
danach darin, Ungarn und Oeſterreich durch Vereinigung der
tſchechiſchen und ſerbiſchen Armee über Weſtungarn oder über
Kärnten zu trennen. Für den Fall eines Anſchluſſes
Oeſter=
reichs an Deutſchland würde — nach Zingarelli — die
Tſchecho=
flowakei Wien, Linz, Salzburg und ſämtliche kriegstechniſch
wichtigen Schlüſſelſtellungen bis Wiener Neuſtadt beſetzen.
35 Todesurkeile vollſtreckl.
WIB. Moskau, 12. März.
Die Preſſe veröffentlicht, wie TAS. meldet, eine Mitteilung
des Kollegiums der Vereinigten Staatlichen Politiſchen
Verwal=
tung, daß am 11. März auf Grund der Verordnung des
Zentral=
exekutivkomitees der Sowjetunion vom 15. November 1923 35
Ab=
ſtämmlinge aus bourgeoiſen und Gutsbeſitzerklaſſen wegen
konter=
revolutionärer Schädlingsarbeit zum Tode durch Erſchießen
ver=
urteilt und die Todesurteile bereits vollzogen ſind. — Weiter
ſind 22 Perſonen zu je 10 Jahren und 18 zu je 8 Jahren (
fängnis verurteilt worden.
Seite 2 — Nr. 72
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 13. März 1933
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 13. März 1933
Die 25-Jahr=Zeier des Paulus=Chores zu Darmſtadk
Als im Jahre 1907 die Pauluskirche geweiht wurde, da war
es anfangs Abſicht der beiden Beſſunger Gemeinden, den
beſtehen=
den Kirchengeſangverein als gemeinſamen Chor beider Kirchen
zu erhalten. Bald aber zeigte es ſich, daß ſich namentlich an den
hohen Feſttagen Unzuträglichkeiten ergaben, und ſo ſchritt man
ſchon 1908 in der Paulusgemeinde zur Gründung eines eigenen
Kirchenchores, der unter Profeſſor D. Gottfried Weimars Leitung
am 4. Marz ſeine erſte Probe hielt und am Karfreitag erſtmalig
im Gottesdienſt ſang. Bis 1924 war Weimar der begeiſterte und
überaus gewiſſenhafte Leiter des Chores, dann übernahm Herr
Pfarrer Rückert die Leitung, um ſie bei ſeinem Scheiden aus dem
Amt und aus unſerer Stadt Herrn Lehrer Born zu übergeben. Bei
der Jubiläumsfeier am Sonntag Reminiſcere ſang der Verein
am Vormittag im Hauptgottesdienſt dreimal in vorbildlicher
An=
paſſung der gewählten Geſänge an den Aufbau des Gottesdienſtes.
und Herr Pfarrer Wolf widmete einen Teil ſeiner Predigt der
Würdigung der religiöſen und geiſtigen Bedeutung der
Kirchen=
muſik. Der Abend verſammelte nochmals die Mitglieder des
Chores und viele Gemeindemitglieder und Feſtgäſte im
Gemeinde=
ſaal. wo Herr Pfarrer Wolf in einer einleitenden Anſprache der
Geſchichte des Vereins gedachte und des jüngſt verſtorbenen
Ehren=
mitglieds. Arnold Mendelsſohns. gedachte. Sehr intereſſierte ein
Ausſpruch Mendelsſohns, der erzählt hatte, daß zur Zeit ſeiner
Jugend die Kirchenmuſik noch ſo wenig angeſehen war, daß man
ſich faſt ſchämen mußte, wenn man geſtand, daß man ſich der
Kir=
ckenmuſik widmen wollte. So ſehr hat ſich in dem letzten
Menſchen=
alter die Bedeutung der musica sacra gehoben. Mehrere
Mitglie=
der, die ſeit der Gründung ununterbrochen im Chor mitſangen,
erhielten Ehrengaben: Frau Profeſſor Fölſing. Frau Dr. Steffan.
Frau Ruppel und Fräulein Colin. Der Redner dankte mit
be=
wegten Worten allen, die die Arbeit des Chores in den langen
Jahren geleitet und unterſtützt hatten, verlas einen
Glückwunſch=
brief von Herrn Pfarrer Rückert und ſchloß mit dem Brief Luthers
über die musica. Danach hielt Prof. Dr. Noack einen Vortrag über
Heinrich Schütz, in dem er das Leben des großen Vorbachſchen
Tonmeiſters in kurzen Zügen ſchilderte und dann eine Ueberſicht
über die Hauptwerke des Meiſters gab, die durch eine Reihe von
Beiſpielen illuſtriert wurde die der Vortragende teils ſelbſt, teils
mit Unterſtützung von den Damen Betty Aßmuth und Erika Hahn
(Sopran) und Herrn Breitwieſer (Tenor) bot. Auch der
Kirchen=
chor trug unter Herrn Born eine Motette und zwei Lieder des
Meiſters vor, deſſen Schaffen wohl allen Teilnehmern an der
Feier nähergetreten ſein dürfte. Zum Schluß ſprach Herr Pfarrer
Wolf dem Vortragenden und den Mitwirkenden den Dank des
Vereins aus.
Die „Marquiſe von O.” abgeſetzt. Geſtern abend kurz vor
Beginn der Vorſtellung beſetzte ein ſtarkes Aufgebot
National=
ſozialiſten die Eingänge zum Kleinen Haus wo die „Marquiſe
von O.” gegeben werden ſollte. Da viele Beſucher umkehrten und
eine ungeſtörte Aufführung nicht garantiert werden konnte, wurde
die Vorſtellung abgeſagt und das Theater geſchloſſen. Von
natſoz. Seite wird erklärt, daß das Verlangen der SA. auf
Ab=
ſetzung dieſes Stückes damit begründet wurde, daß ſein Inhalt
dem Charakter des Volkstrauertages widerſpreche. Gegen das
Stück ſelbſt wurde kein Einwand erhoben, es habe daher auch am
Samstag ungeſtört aufgeführt werden können.
Hefſiſches Landestheater.
E Montag, 13. März Anfang 20, Ende nach 22 Uhr.Zweites Konze t des Muſikvereins
Joſef Haydn Die Schöpfung” Pr. 1—4.50 Mk Mittwoch, K fte Anf. 19‟ Ende geg. 22½ Ulr. Außer Miete.
Im weißen Rößl.
Preiſe 0.50—3 Mk. Donnerstag,
16. März Anf. 19, Ende geg. 23½4 Uhr. L. 17.
Preiſe 0.70—5.56 Mk.
Die Walküre. Meite Hie Mee 14. März 120—22½ Uhr. Zuſatz.Miete I.8
Die Entführung aus dem Serail. 0.80-4.50 Mk. Mittwoch. 15. März Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.=Miete (I, 8
Pr. 0.30—3.80 Mk.
2ie Marguiſe von 5.
Anf. 19½, Ende 22½ Uhr. Zuſ.=Miete Vl, 10.
Donnerstag,
16. März Marius ahoi!
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Landestheater. Am Dienstag wird Mozärts komiſche Oper
„Die Entführung aus dem Serail” in der erfolgreichen
Neuinſzenierung unter der muſikaliſchen Leitung von Dr. Hans
Schmidt=Iſſerſtedt wiederholt. — „Im weißen Rößl”
Am Mittwoch wird die immer wieder ausverkaufte
Revue=
operette „Im weißen Rößl” von Benatzky wiederholt.
Inſzenie=
ung Hans Strohbach. Muſikaliſche Leitung: Beppo
Gei=
ger. — Richard Wagners „Walküre” wird am Donnerstag,
den 16. März, in den Spielplan neu aufgenommen. Muſikaliſche
Leitung: Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt.
Zu Ehren der Toten des Beltkriegs.
Gedächknis-Feier des Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge.
Reminiſzere!
Sie ſtarben, damit wir leben.
Volkstrauertag — die Flaggen wehen Halbſtock, und trotz des
Sonnenſonntags iſt an dieſem Gedenktag das deutſche Volk in
Trauer um die zwei Millionen gefallener Brüder, die mit ihrem
Blut und Leben die Liebe zu Volk und Vaterland beſiegelten.
Aber nicht wehklagen wird Deutſchland an dieſem Tage, ſondern
es trägt in ſtiller Trauer in dem Bewußtſein, daß das Opfer
ſei=
ner beſten Söhne nicht umſonſt gebracht wurde.
Wie alljährlich, wurde auch geſtern vom Volksbund Deutſche
Kriegsgräberfürſorge, Ortsgruppe Darmſtadt, im Kleinen Haus
des Heſſ. Landestheaters, deſſen Bühne mit der alten Reichsfahne und
friſchem Grün dekoriert war, eine ſchlichte, erhebende
Gedächtnis=
feier abgehalten, an der Staatspräſident Dr. Adelung,
Oberbür=
germeiſter Mueller und eine große Trauergemeinde teilnahm.
Nach der ausgezeichneten Darbietung des Andante aus der
H=Moll=Sinfonie durch das Stadtorcheſter unter Leitung von
Kapellmeiſter Schlupp ſang Frau Kuhn=Liebel vom
Heſſi=
ſchen Landestheater mit wundervoller Stimme das Lied „Dem
Unendlichen” von Schubert.
Oberſtudiendirektor Prof Kiſſinger hielt eine von echtem
deutſchen Geiſt und Vaterlandsliebe getragene Gedenkrede, in der
er anſchauliche Bilder aus den Tagen des großen Krieges gab:
Vor der Majeſtät des Todes treten wir zuſammen, wir denken
der Toten am Sonntag Reminiſzere, am Sonntag des Gedenkens.
Und unſere Gedanken wogen zurück in jene erſten Auguſttage des
Jahres 1914, in jene Stunden, die für Millionen ſchickſalsſchwer
werden ſollten. Der Kriegserklärung folgte die Einberufung,
aber das Vaterland brauchte nicht zu rufen, alle waren da, alt
und jung, Mann und Frau. Wir alle brachten gerne Opfer auf
dem Altar des Vaterlandes. Und dann kam der Abſchied, zu
Beſchneiden der Hecken und des Buſchwerks.
Das Polizeiamt weiſt darauf hin, daß nach der
Polizei=
verordnung über den Schutz der Hecken und des Buſchwerks vom
28. Auguſt 1932, Zweige von Hecken und Buſchwerk im Intereſſe
des Vogelſchutzes nach dem 1. März nicht mehr zurückgeſchnitten
werden dürfen.
— Die Not der techniſchen Junglehrerinnen. Man ſchreibt
uns: Gewiß zählt das Heer der Arbeitsloſen nach Millionen. Doch
wird in ſehr vielen Fällen wenigſtens einigermaßen finanziell
ge=
holfen durch Erwerbsloſenunterſtützung uſw. Schlimmer iſt die
Lage der techniſchen Junglehrerinnen, die zu guter Zeit, teilweiſe
ſchon 1927. ihre Ausbildungszeit beendigt hatten und damals auf
baldige Verwendung im Schuldienſt hoffen durften. Dann kam
der große Abbau und damit die ſtändige Verſchlechterung der
Ausſichten. Gar manche hat den letzten Pfennig an die
Ausbil=
dung ihrer Tochter gehängt in der Hoffnung, daß dieſe bald
ver=
dienen und ſie bald unterſtützen könne. — Hunderte von techniſchen
Lehrerinnen ſind aber ſeitdem neu ausgebildet worden und
ver=
mehren nun die Zahl der erwerbsloſen techniſchen Lehrerinnen.
Vor kurzer Zeit erhielten nun die Jahrgänge von 1927 an von
der Regierung die Nachricht, daß ſie ſich nicht mehr zu melden
brauchten, da eine Verwendungsmöglichkeit in abſehbarer Zeit
nicht gegeben iſt — trotzdem bildet man weiter alljährlich
tech=
niſche Lehrerinnen aus. Warum? Nun man weiſt ſie darauf hin,
daß ſie in großen Küchenbetrieben uſw. ja arbeiten könnten. Ja,
hat man dazu nötig eine zehnklaſſige höhere Mädchenſchule zu
be=
ſuchen, dann ein Jahr Vorſeminar und zwei Jahre
Hauswirt=
ſchaftsſeminar und Handaxbeitsſeminar, dann zum Schluß noch
ein Jahr techniſches Seminar, alſo 14 Jahre Ausbildung und dann
Köchin in einem Großbetrieb oder etwas derartigem? — Wir
geben zu, daß dieſe Ausbildung für eine Hausfrau ſehr gut iſt,
aber, kann man ſich aber die hierfür nötige Ausbildung nicht ſehr
viel billiger erwerben? Und dann — wo ſind in unſerer Zeit die
Ausſichten auf Heiratsmöglichkeit, wenn die Männer keine
Fa=
milien gründen können? — Mehrere techniſche Anwärterinnen,
die die Not am eignen Leibe ſpüren, halten es für ihre Pflicht.
den Eltern heranwachſender Töchter dieſe Verhältniſſe einmal klar
vor Augen zu ſtellen.
KOLAMALT
das ideale Anregungsmittel Wet
Hauſe lauſchte man auf Nachricht und Grüße, und draußen
er=
wartete man die Poſt aus der Heimat. Und alle taten ihre
Pflicht. — Dann kam unheimliche Stille. Es kam die Nachricht
„gefallen”. Solch kleines, inhaltsſchweres Wort zerriß die
Her=
zen, und die Hinterbliebenen haben ein Recht auf Schmerz, aber
ſie wiſſen auch, es iſt ihr eiſernes Kreuz, das ſie würdig tragen
im Gedenken an die, die als Helden gefallen ſind. Wir gedenken
der Gräber in der Ferne, des hunderttauſendfachen Heldenleidens,
des Opfertodes unſerer gefallenen Brüder. — Leiſe intonierte die
Kapelle das Lied vom guten Kameraden, während ſich die
An=
weſenden von den Plätzen erhoben.
Dann fuhr Prof. Kiſſinger u. a. fort: Der Kampf fürs
Vater=
land iſt geweiht, der Tod auf dem Schlachtfeld iſt leichter wie
jeder andere, denn ſie gaben bewußt ihr Leben für ihr
Vater=
land. Wir wollen die Entſetzlichkeit der Schlacht nicht
verklei=
nern. aber wir wollen die verſöhnende Weihe ſehen, die über den
Gräbern liegt. Das Vaterland war ihnen lieber als das Leben.
Die Klänge des Liedes vom guten Kameraden eilen dorthin, wo
ſie ruhen, und wir grüßen ehrwürdig die Stätte, auf denen
Tau=
ſende von Kreuzen ſtehen, wo für uns heilige Erde iſt, Stätten, die
vom Volksbund Deutſche Kriegsgräberfürſorge betreut werden.
Wir gedenken der Helden, die für Deutſchlands Größe und Ehre
fielen. Wir, die wir heimgekehrt ſind, haben nicht ein glückliches
Deutſchland gefunden, wie wir hofften, unſere Pflicht iſt es aber,
alle Kräfte einzuſetzen für den Wiederaufbau und Wiederaufſtieg
unſeres Vaterlandes. Um die Gefallenen weht das Wahrzeichen
des Opfertodes, das Reminiſzere, das Gedenken heißt, den
Glau=
ben an unſer Volk nicht aufgeben, denn ſie ſtarben, damit wir
leben. Und ein Volk iſt geſund in ſeinem Kern. das Männer hat,
die ihre Pflicht tun bis zum letzten an dem Platze, an dem ſie
ſtehen.
Im Anſchluß an die eindringlich zu Herzen gehende
An=
ſprache ſang Frau Kuhn=Liebel drei Lieder von Hugo Wolf,
Wo find ich Troſt” „Gebet” und. Ueber Nacht kommt ſtill das
Leid‟. Die Ouvertüre zu Oper „Rienzi” beſchloß die erhebende
Gedächtnisfeier.
Kirchenkonzert.
Geſtern abend fand in der Stadtkapelle zum Beſten der
Kin=
derfürſorge der Schloß= und Kaplaneigemeinde eine Aufführung
des Oratoriums „Der verlorene Sohn” ſtatt. Der Text iſt
zu=
ſammengeſtellt nach Worten der heiligen Schrift und eigener
Dichtung von Georg Beleites, Paſtor an der Peter=Paulkirche zu
Liegnitz, die Muſik ſtammt von Wilhelm Rudnick. Es iſt ſein
Opus 100. Das Werk hat namentlich in Norddeutſchland viel
Beachtung gefunden und verdient ſie auch. Es iſt das Werk
eines Mannes, der mit dem Stil der Kirchenmuſik wohl
ver=
traut iſt, und ein großes Lob ſcheint es uns zu ſein, daß die
Wirkung, die dem Werk unleugbar innewohnt, mit einfachſten
Mitteln erzielt wird. Streichquartett und Orgel, gemiſchter Chor
und 4 Solopartien. Dem Chor fällt dabei die Hauptleiſtung zu,
unter den Sologeſängen ragt hervor die Arie des Baſſiſten, die
die Freude des Vaters wiedergibt über die Rückkehr des
ver=
lorenen Sohnes. Das Werk klingt aus in einem durch
Hinzu=
tritt eines Kinderchores beſonders wirkungsvoll aufgebauten
Schlußgeſang, den ein ſchönes Sopranſolo auf die Worte „Wie ſich
ein Vater über Kinder erbarmt” einleitet.
Die Aufführung war aufs beſte von dem dirigierenden
Muſikoberlehrer H. Pfaff vorbereitet worden. Unterſtützt durch
die gute Akkuſtik in der Stadtkapelle, klangen die exakt und
ſau=
ber einſtudierten Chöre ſehr voll und kräftig, und die
Tonrein=
heit geriet nie ins Wanken; das gleiche gilt von dem
begleiten=
den Streichorcheſter. Von den mitwirkenden Soliſten ſei zuerſt
genannt Frau Suſanne Horn=Stoll, deren keuchtende Höhe dem
Sopranſolo zu glänzender Wirkung verhalf; Herr Landzettel
(Tenor), ſowie Herr Schäfer (Baß) führten ihre Partien in
ge=
wohnt zuverläſſiger und überlegener Weiſe durch. Der Baritoniſt
Fritz Riepert, der verſchiedene kleinere Partien übernommen
hatte, überraſchte aufs angenehmſte durch ſeine, namentlich in
der Höhe vollſtrömende Stimme, die den jungen Sänger in
aus=
ſichtsreicher Weiſe auf die Bühnenlaufbahn hinweiſt. Der
Orga=
niſt der Schloßkirche, Herr Adam Weber, bewährte ſich auch
dies=
mal aufs beſte.
Verband Darmſtädter Frauenvereine. Die Kunſthiſtorikerin
Frl. Marie Frölich ſpricht am Donnerstag abend über „Das
klaſſiziſtiſche Darmſtadt” mit Lichtbildern. (Näh. heut. Anzeige.)
Hausfriedensbruch. In der Nacht von Samstag auf
Sonn=
tag verſuchten vier junge Burſchen im Alter von 20—22 Jahren
in die Wohnung des Berufsſchullehrers Wilhelm Ziegler
ein=
zudringen. Als dies abgewehrt war, erſchienen ſie nach etwa 2
Stunden zum zweiten Male und zertrümmerten eine Anzahl
Fen=
ſterſcheiben. Unterſuchung iſt eingeleitet.
Der Enkdecker des Sauerſtoffs.
Zum zweihundertſten Geburtstag Joſeph Prieſtleys am 13. März.
Von Dr. Franz Kittler.
Am bekaunteſten iſt Joſeph Prieſtley dadurch geworden, daß
er den Sauerſtoff entdeckte, der von vielen als das wichtigſte
aller chemiſchen Elemente bezeichnet wird. Aber dieſe Entdeckung
ſtellt nur einen Teil deſſen dar, was die Chemie dem großen
Forſcher verdankt, der zugleich ein hervorragender Phyſiker, ein
berühmter Philoſoph und in ſeiner Lebensſtellung Theologe war.
Auf welchem dieſer Gebiete er auch arbeitete, ſtets ſchuf er
Neues, verkündete er Lehren, die abſeits des Bekannten lagen.
Schwer iſt es, ſeinem umfaſſenden Wirken voll gerecht zu
wer=
den, gehörte er doch zu den Männern, wie ſie damals öfters
anzutreffen waren, zu jenen, die das ganze Wiſſen ihrer Zeit
beherrſchten und es nach Kräften mehrten.
Die Entdeckung des Sauerſtoffs iſt und bleibt Prieſtleys
größte Tat. Ihr geſellen ſich noch zahlreiche weitere hinzu, jede
einzelne von weitgehender Bedeutung. Die Chemiker zählten ihn
mit Stolz zu den ihrigen. Ebenſo aber auch die Phyſiker. Die
Philoſophen zollten ihm ihre höchſte Bewunderung. Auf
theo=
logiſchem Gebiet war er ein Kämpfer für ſeine Anſichten, die
von denen anderer in erheblichem Maße abwichen. Eine
Un=
menge von Büchern iſt aus ſeiner Feder hervorgegangen. Nach
jeder Richtung hin war alſo ſein Leben ausgefüllt.
Dieſer Reichtum an teils erfolgreicher teils umſtrittener
Ar=
beit iſt umſo merkwürdiger, als Prieſtleys Leben in
abenteuer=
licher und oft ſehr unruhiger Weiſe verlief. Wenn man das
überblickt, was er geleiſtet hat, ſtaunt man, woher er überhaupt
die Zeit zu dieſen umfangreichen Unterſuchungen, zur
Nieder=
ſchrift dieſer dicken, vielfach mehrbändigen Werke, zu der äußerſt
ſorgfältigen Arbeit nahm, die er insbeſondere auf den Gebieten
der Chemie und der Phyſik leiſtete. Er iſt umſo mehr zu
bewun=
dern, als er lange Zeit in ärmlichen und bedrückten
Verhält=
niſſen lebte."
Schon ſein Werdegang weicht vom üblichen ab. Am 13. März
1733 iſt er zu Fieldheat, einem Dorfe bei Leeds in England
geboren. Sein Vater brachte ihn in die kaufmänniſche Lehre,
an der er aber keinen Gefallen fand. Dagegen beſchäftigte er ſich
diel mit alten Sprachen. Immer unangenehmer wurde ihm die
kaufmänniſche Tätigkeit. Schließlich verließ er ſeine Stellung, um
ſich auf der Akademie zu Daventry der Theologie zu widmen.
Bereits damals äußerte er religiöſe Anſichten, die ihm eine ſtarke
Gegnerſchaft eintrugen. Dieſe Verhältniſſe wurden ſpäter
be=
ſtimmend für die Geſtaltung ſeines äußeren Lebens. Von 1755
an war er Prediger in Suffolk. Da er mit ſeiner Gemeinde in
Zwiſtigkeiten geriet, nahm er 1758 eine andere Stellung an.
Schließlich wendete er ſich von der Theologie ab und wurde
Sprachlehrer. Um dieſe Zeit begann er, ſich mit den Natur=
wiſſenſchaften zu beſchäftigen. Bereits 1767 erſchien von ihm ein
Werk über die Elektrizitätslehre, das allgemeines Aufſehen
er=
regte. Als Anerkennung ernannte ihn die Univerſität Edinburgh
zum Doktor der Rechte. Bald darauf wurde er wieder Prediger.
Dann bereiſte er große Teile Europas. Dieſe Reiſen wurden
durch einen wohlhabenden Freund ermöglicht und endeten, als
ſich Prieſtley auch mit dieſem überwarf. Lange Jahre lebte er
nunmehr in Armut, bis er wieder eine Stellung als Prediger
fand. Abermals Zerwürfniſſe, die ſich 1791 bis zu einem Grade
ſteigerten, daß die offene Empörung gegen ihn ausbrach. Sein
Haus wurde angezündet, er ſelbſt floh. Niemand in England
wollte ihn mehr aufnehmen. Es blieb ihm nichts übrig, als ſich
1795 nach Amerika einzuſchiffen. Dort ließ er ſich in der
Ein=
ſamkeit nieder. Raſtlos war er weiter tätig. Er arbeitete auf
chemiſchem Gebiete, ſchrieb eine vierbändige Kirchengeſchichte und
philoſophiſche Abhandlungen. Am 6. Februar 1804 iſt Prieſtley
geſtorben.
Von dem, was er an philoſophiſchen und theologiſchen
Wer=
ken verfaßte, iſt viel beim Brande ſeines Hauſes zugrunde
ge=
gangen. Wir haben alſo trotz der zahlreichen Arbeiten, die er
ſonſt hinterließ, keinen vollkommenen Ueberblick über ſeine
Tätig=
keit und ſeine Anſichten auf dieſen Gebieten. Wir wiſſen nur,
daß er ſich als Philoſoph viel mit der Entwicklung des
menſch=
lichen Geiſtes und über die Gründe des Denkens beſchäftigte.
Um ſo lückenloſer ſteht das feſt, was ie Chemie und die Phyſik
ſeinen Forſchungen verdankten. Von ihm rührt ein Verfahren
her, um Gaſe aller Art zu unterſuchen. Eine ſeiner erſten
Arbei=
ten bezog ſich auf die Herſtellung künſtlicher Sauerbrunnen
durch Sättigung des Waſſers mit Kohlenſäure. Seine größte
Entdeckung, die des Sauerſtoffs, erfolgte im Jahre 1774, wo er
dieſes Gas durch Erhitzen von rotem Queckſilberoxyd herſtellte.
Lange Erörterungen, an denen die bedeutendſten Chemiker jener
Zeit, vor allem Lavoiſier in Paris, beteiligt waren, knüpften ſich
an die neue Erkenntnis. Noch eine Reihe weiterer Gaſe iſt von
Prieſtley entdeckt worden, unter ihnen das Salzſäuregas und
die ſchweflige Säure. Bei vielen dieſer Entdeckungen ging es
ohne wiſſenſchaftliche Streitigkeiten mit anderen nicht ab. Mit
Eifer und Geſchick verteidigte Prieſtley ſeine Anſichten, an denen
er mit einem gewiſſen Starrſinn ſelbſt dann feſthielt, wenn ſie
ſich, wie einzelne davon, als nicht richtig erwieſen. Das
Nach=
geben iſt niemals ſeine Sache geweſen. Im Jahre 1799 ſchloß er
ſeine chemiſchen Forſchungen mit einem großen Erfolg, mit der
Entdeckung des Kohlenoxyds, ab. Von da an widmete er ſich
den Reſt ſeines Lebens anderen Arbeiten. Seine phyſikaliſchen
Arbeiten liegen hauptſächlich auf den Gebieten der
Elektrizitäts=
lehre und der Optik. Auf dem letzteren Gebiet beſchäftigte er ſich
in der Hauptſache mit dem Licht und den Farben. Mit
Prieſt=
ley iſt einer der größten Naturforſcher aller Zeiten
dahinge=
gangen, ein Mann, deſſen Tätigkeit auf dem Gebiete der Chemie
von einſchneidender Bedeutung war.
* Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — 12. März.
„Fidelio”
Oper von L. van Beethoven.
Heute dirigierte Dr. Schmidt=Iſſerſtedt. Welch ein
Unterſchied gegenüber der letzten Aufführung! Mit dieſem ſich
kräftig entwickelnden Kapellmeiſter ſtand der rechte Mann am
rechten Platz. Unter freudigem Mitgehen unſeres vortrefflichen
Orcheſters erwuchs diesmal eine Wiedergabe des unſterblichen
Meiſterwerks und ſeiner beiden Ouvertüren, die deren ſeeliſchen
Gehalt aus dem Innern ſchöpfend und großzügig geſtaltend
un=
mittelbar zum Herzen ſprechen ließ. Seine Einwirkung, ſich bis
zum grandioſen Schluß ſteigernd, beflügelte die guten Leiſtungen
aller Mitwirkenden und ergriff das dankbar Beifall ſpendende
Publikum.
H. Schlüter ſang aushilfsweiſe die Rolle des Miniſters. v. H.
Ausſtellung Markin Kraus.
Bücherſtube Bodenheimer.
Der Darmſtädter Maler Martin Kraus eröffnete geſtern
mittag in der Bücherſtube Bodenheimer eine Ausſtellung ſeiner
Paſtellarbeiten. Es ſind durchweg gute Arbeiten kleinen
For=
mats. Farbige Freudigkeit leuchtet aus allen. Teils voll
rau=
ſchend, wie in einigen ſonnedurchglühten Landſchaftsausſchnitten,
und in vollgrünen Waldſtücken und bunten Stilleben, teils zart
und zurückhaltend, wie in den farbenfroh ſchillernden Leibern
exotiſcher Fiſche im Aquarium uſw. Eine geſunde, freudige,
un=
komplizierte, ernſt genommene durchdachte Kunſt. —
Zur Eröffnung, zu der ſich trotz vielerlei Abhaltungen des
bewegten Sonntags erfreulich zahlreiche Kunſtfreunde und
Künſt=
ler eingefunden hatten, ſprach Cuſtos am Landesmuſeum Dr.
Freund. Er hielt die merkwürdigſte Anſprache, die wohl je
eine Ausſtellung eröffnete. Er erzählte eine Fabel. Von ihm
ſelbſt erdacht. Eine Fabel vom Schuſter, der ein Denkender
und ein Mann war und ſich eines Tages darüber ärgerte, daß alle
von ihm beſchuhten und beſtiefelten Füße ſich abends unter den
Tiſch des Wirtes ſtreckten. Der darob Schreiner wurde,
damit ſeine Schuhe unter ſeinen Tiſch geſtreckt würden. Und
der darob von den Zünften bös angefeindet wurde. Weil er
kein Schuſter und kein Schreiner mehr ſei! — Die Fabel ſchloß
mit der Frage: „Macht die Zunft den Meiſter, oder ſollte
nicht vielleicht der Mann die Zunft ehren? —
Zum Verſtändnis der Fabel und der Nutzanwendung iſt
wichtig, zu wiſſen, daß Martin Kraus Schriften formte,
Pla=
kate entwarf, kurz Gebrauchsgraphiker iſt, aber doch auch
Maler! Und daß er neben ſeine Gebrauchskunſt die freie Kunſt
in den Raum ſtellt und auf die Fläche bannt. —
Montag, 13. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 72 — Seite 3
*Der Stahlhelm marſchiert!
wieder das feldgraue Ehrenkleid in den Straßen der Landeshaupkſtadi. — Ein vorbildlich
diſziplinierter Werbe-Aufmarſch. — Zehnkauſende in den Straßen.
Der Stahlhelm geht nicht auf die Straße aus politiſchen
Gründen. Wenn er einmal ſeine Kameraden mit klingendem
Spiel durch die Straßen marſchieren läßt, um der Bevölkerung
das feldgraue Ehrenkleid der Deutſchen zu zeigen, hat das mit
Politik nichts zu tun. Es ſoll werben für den
Stahlhelm=
gedanken, für die große nationale befreiende Idee, die der
große Bund der Frontſoldaten verkörpert. Dementſprechend wirkt
ſein Aufmarſch anders. — Ernſt! — Erinnerungen weckend an
Zeiten einſtiger ſieghafter Größe und an tiefſtem nie
verlöſchen=
dem Schmerz. Aber auch Hoffnung löſend. — Und wenn
geſtern im Scheiden der Sonne auf dem von vielen Tauſenden
umſtandenen Marktplatz, vor dem altehrwürdigen, im neuen Kleid
ſich präſentierenden Reſidenzſchloß, von dem wieder ſymbolhaft
das ſchwarz=weiß=rote Banner weht, der Bundesführer ſagen
konnte, die Bevölkerung der Landeshauptſtadt habe den
Feld=
grauen „zugejubelt”, als ſie ernſt, ſoldatiſch ſtramm durch die
Straßen marſchierten, ſo war das doch richtig! Aber es war
kein lauter, jauchzender Jubel in den Maſſen. Es war eine ſtille,
ſtolze Freude ein, wenn auch noch zagendes Hoffen. In
den Augen vieler ſah man Tränen!
Die Augen der Jungen und Alten im feldgrauen Rock aber,
die ſtrahlten voll Stolz und froher Zuverſicht, Sie fühlen ſich als
Träger der Zukunft des deutſchen Volkes, wie ſie einſt für ſeinen
Beſtand bluteten auf allen Schlachtfeldern der Erde. Und wie in
der diſzipliniert marſchierenden Dreierkolonne alte Offiziere in
beſter Kameradſchaft neben dem ehemaligen Musketier oder
Kano=
nier gingen — der Stahlhelm fragt nicht nach Rang und Stand,
der feldgraue Rock ehrt jeden — ſo verkörpert er das Symbol
der deutſchen Einheit, wie es ſo wunderbar aufleuchtete in den
Auguſttagen von 1914. — Und wie es einſt wieder aufleuchten
muß!
Weit über 1000 Kameraden in Feldgrau nahmen an der
geſt=
rigen Stahlhelm=Kundgebung teil. Und obwohl die Veranſtaltung
erſt in letzter Stunde bekanntgegeben werden konnte, waren
unge=
zählte Tauſende in den Straßen und ſtanden ſtundenlang auf dem
Marktplatz, wo der Aufmarſch erfolgen ſollte. Und hielten aus,
trotz der durch verſpätetes Eintreffen auswärtiger Teilnehmer
be=
dingten Verſpätung. Hielten aus in muſterhafter Ordnung und
Diſziplin. Die Schutzpolizei, die, wie immer, ausgezeichnet den
Ordnungs= und Abſperrdienſt inne hatte, brauchte nirgends in
Tätigkeit zu treten.
Vor dem Feſthaus wurde angetreten. Aus dem ganzen Gau
waren die Kameraden gekommen, und als der Zug, eskortiert von
je einer Abteilung berittener Schutzpolizei, gegen 4 Uhr
abmarſch=
bereit war, konnten über tauſend Mann dem 2. Gauführer
ge=
meldet werden. Die Fahnen waren zu einer Abordnung
zu=
ſammengezogen, die dem Zug hinter der Muſikkapelle der
Schutz=
polizei mit den Spielleuten der SA. eröffnete. Vor den
ein=
zelnen Ortsgruppen marſchierte an Stelle der Fahne der Wimpel,
weitere Kapellen, auch die des Mainzer Stahlhelms, im Zuge.
Nach dem über zwei Stunden dauernden Marſch durch die
Haupt=
ſtraßen der Stadt — überall freudig begrüßt, nahmen die
feld=
grauen Kolonnen auf dem Marktplatz vor dem Reſidenzſchloß
Auf=
ſtellung. Hier erfolgte die eindrucksvolle
Kundgebung.
Nach der Meldung durch den Ortsgruppenführer Kam. von
Geldern, ſchritt der zweite Landesführer Kam. Lochner (der
1. Landesführer Kapitän Weiße iſt erkrankt) mit den
Unter=
führern die Front ab, und hielt darnach eine kurze, kernige
An=
ſprache, die im weſentlichen dem Gedenken der
Gefal=
lenen galt. Unſere toten Kameraden, führte er aus die wir
bisher nur betrauert haben, können uns heute wieder als
Vorbild dienen, dem wir nacheifern können und dürfen. Bis
heute ſchienen ſie vergebens gefallen. Jetzt iſt eine neue Zeit
an=
gebrochen, wir können und wollen das Erbe, das ſie hinterlaſſen
haben, antreten. Wir wollen es aber erwerben, um es zu
beſitzen. Wir Stahlhelmer wollen jeder unſeren Mann ſtellen, wie
unſere Väter, Brüder und Söhne es taten, vor allem, die ihr
Blut verſtrömten auf den Schlachtfeldern des Weltkrieges. Ihrer
zu gedenken in dieſer feierlichen Stunde iſt uns kameradſchaftliche
Pflicht.
Während die Fahnen ſich ſenkten, die Trommeln gedämpften
Wirbel ſchlugen, intonierte die Muſik „Ich hatt’ einen
Kamera=
den”. — In vieler Augen ſtanden Tränen.
Nach kurzem Schweigen trat der neuernannte Gauführer,
Kamerad Reg.=Rat Kerp=Eberſtadt vor und hielt etwa
fol=
gende Anſprache an die Stahlhelmkameraden: Mehr als 14 Jahre
ſind vergangen, ſeitdem die letzten Soldaten der alten,
ruhm=
bedeckten Armee in Darmſtadt, der Geburtsſtadt unſeres verehrten
zweiten Bundesführers Düſterberg, geſehen worden ſind. Mehr
als 14 Jahre ſind es her, daß man in Darmſtadt das graue
Ehren=
kleid tragen und zeigen durfte, in dem viele Hunderttauſende
un=
ſerer Väter, Brüder und Söhne für das Vaterland geblutet haben
und gefallen ſind. Auf Befehl der Botſchafterkonferenz der
ehe=
maligen Feindmächte mußten, wie im übrigen Deutſchland, ſo auch
in Darmſtadt, die Kaſernen und ſonſtigen militäriſchen Anlagen,
ſoweit ſie nicht für unſere lächerlich kleine und mangelhaft
aus=
gerüſtete Reichswehr behalten werden durften, abgerüſtet d. h.
für militäriſche Zwecke unbrauchbar gemacht oder gar geſchleift
werden. Ungeheure Werte ſind auf dieſe Weiſe verloren gegangen.
Aber brav kam das deutſche Volk ſeinen ihm durch das verruchte
Lügen= und Raubdiktat von Verſailles auferlegten Verpflichtungen
nach. So weit hatten die Machthaber der Vergangenheit das
deutſche Volk, das in einem viereinhalb Jahre dauernden Kriege,
in dem ihm die ganze Welt als Gegner gegenüberſtand, keinen
Fuß breit deutſcher Erde verloren hatte, ſondern bei Abſchluß des
Waffenſtillſtandes noch überall tief in Feindesland ſtand, gebracht.
Die Machthaber der letzten 14 Jahre ſind es, die die Schuldlüge
nicht nur nicht bekämpft, ſondern ſie teilweiſe noch gehegt und
ge=
pflegt haben. Vergebens war der Kampf der nationalgeſinnten
Kreiſe des deutſchen Volkes, unſer deutſches Vaterland wieder frei,
geachtet unter den Völkern und machtvoll, unſer durch die rote
Revolution und die Nachkriegswirren zerriſſenes Reich wieder zu
einem geordneten und ſauberen Staatsweſen zu machen, den
Internationalismus und zermürbenden Pazifismus wirkſam
nie=
derzuringen. Nun endlich nach einer ſchier endlos langen Zeit
der Qual, des Elends und der Unterdrückung, hat uns der 5. März,
den die Reichsregierung hoffentlich zum Nationalfeiertag erheben
wird die Erlöſung gebracht.
Kameraden! Ein neues 1813 iſt angebrochen das deutſche
Volk hat ſich in ſeiner überwiegenden Mehrheit auf ſich ſelbſt
be=
ſonnen. Daß dies gelungen iſt, das iſt nicht zum mindeſten das
Verdienſt des Stahlhelms, des Stahlhelms, der den Geiſt der
Kameradſchaft gepflegt, und ruhig und vornehm ſeinen ihm von
ſeinen Bundesführern vorgeſchriebenen Weg gegangen iſt. Auch
an dieſer Stelle ſei es noch einmal betont: Der Stahlhelm will
keine Partei ſein und iſt keine Partei. Aber er iſt in ſeiner engen
Zuſammengeſchloſſenheit und in ſeiner engen Verbundenheit durch
das Kriegserlebnis ein von niemand zu unterſchätzender
Machtfak=
tor im Staate.
Euch, meine lieben Kameraden, iſt es vergönnt, der Stadt
Darmſtadt nach langer Zeit zum erſten Male wieder, das graue
Ehrenkleid zu zeigen. Daß die Darmſtädter das zu ſchätzen wiſſen,
hat euch der ungeheure Jubel und die Begeiſterung gezeigt, die
uns auf unſerem Durchmarſch zuteil geworden ſind. Vergeßt aber
nicht, Kameraden, daß aus der nationalen Stimmung ein echter
nationaler Geiſt, daß aus gärendem Moſt ein klarer Wein werden
muß. Legt nicht die Hände in den Schoß, ſondern tragt Sorge,
die Stellung, die ſich der Stahlhelm erkämpft hat, auszubauen. zu
verſtärken und zu vergrößern. Wir, der Stahlhelm. die
Reprä=
ſentanten der alten grauen Armee, ſind das Herz der
Na=
tion. In dieſem Sinne, Kameraden ſtimmt mit mir ein in den
Ruf: Unſer heißgeliebtes, deutſches Vaterland, unſer allverehrter
Herr Reichspräſident, Generalfeldmarſchall von Hindenburg:
Hurra!
Muſik und Geſang des erſten und vierten Verſes des
Deutſch=
landliedes, in das viele der Umſtehenden einſtimmten, beſchloſſen
die Kundgebung. Der Zug der Feldgrauen ſetzte ſich wieder in
Marſch, um auf dem Marienplatz nochmals Aufſtellung zu
nehmen. Ein ſchneidiger Vorbeimarſch vor dem 2. Bundesführer
beendete hier die gewaltige Kundgebung. Mit klingendem Spiel
zogen die einzelnen Gruppen ab und belebten noch lange das
Straßenbild.
Abends gab die Stahlhelmkapelle der Ortsgruppe Mainz in
der dicht beſetzten Turnhalle am Woogsplatz ein Konzert. M. St.
— Gaskoch=Vortrag: „Schmackhafte Mehl= und Eierſpeiſen in
der Gasküche” des ſtädtiſchen Gaswerks wird wiederholt. Die
Wie=
derholung findet am Donnerstag, den 16. März 1933, abends, in
der Gasſchau, Eliſabethenſtraße 25½, ſtatt. Es iſt ganz
ſelbſtver=
ſtändlich, daß die Hausfrau heute mit jedem Pfennig
rech=
nen muß. Um ſie gerade in dieſer Beziehung in jeder Form zu
unterſtützen, wird auch diesmal wieder neben der Zubereitung
einer Reihe von Mehl= und Eierſpeiſen der Preis für die
Her=
ſtellung eines vollſtändigen Mittageſſens einſchließlich Zutaten,
Gasverbrauch uſw. durchgerechnet werden. (Näh. ſiehe Anzeige.)
Vortrag Studienrat Knöpp. Am Dienstag abend 8.30 Uhr
ſpricht im Heim des Jugendbundes für E. C. (Mühlſtraße 24) Herr
Studienrat Knöpp über das Thema: „Die Entſtehung des Neuen
Teſtamentes”. Gäſte willkommen.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man ab heute Liane Haid
und Iwan Petrovich in der reizenden Tonfilm=Operette „Der
Diamant des Zaren‟ (Der Orlow). Die Vertonfilmung hält ſich
eng an die Bühnenfaſſung, enthält ſämtliche bekannten Schlager
und gibt Liane Haid, Iwan Petrovich und einer Reihe weiterer
bekannter Darſteller Gelegenheit, ſich ſchauſpieleriſch und
geſang=
lich von ihren beſten Seiten zu zeigen.
— Das Union=Theater zeigt heute und folgende Tage den
neuen ſenſationellen Kriminal=Tonfilm in deutſcher Sprache:
„Arſene Lupin, der König der Diebe”, mit John Barrymore,
Lionel Barrymore und Karen Morley. Regie: Jack Conway.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute zum letzten Male
das heitere Tonfilm=Luſtſpiel: „Skandal im Grandhotel”, (Fürſt
Seppl), das in den wundervollen bayriſchen Bergen ſpielt und
einen prachtvollen Ausſchnitt aus echteſtem Volksleben bringt.
Darmſtädter Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 11 März
(alles per Pfund oder Stück, in Rpfg.); Gemüſe;
Erdkohl=
raben 5—8. Gelbe Rüben 5—8 Rote Rüben 6—8, Weiße
Rü=
ben 6—8, Schwarzwurzeln 20—25. Spinat 25—30, Rotkraut 8—15
Weißkraut 7—10, Wirſing 12—15, Grünkohl 8—12 Roſenkohl
25—30 Zwiebeln 8—10, Knoblauch 60—80 Feldſalat, Lattich
120—160 Endivienſalat 10—25, Kopfſalat 25—30, Blumenkohl
30—45, Rettich 5—10, Meerrettich 60—70. — Kartoffeln;
Spätkartoffeln 3—4. — Obſt: Tafeläpfel 15—28,
Wirtſchafts=
äpfel 10—20, Apfelſinen 5—15, Zitronen 4—10, Bananen 30—40.
—Eßwaren; Süßrahmbutter 130—150, Landbutter 100—120,
Weichkäſe 20—25, Handkäſe 3—12. Eier, friſche 9—11. — Wild
nd Geflügel: Hühner 70—80, Enten 90—100, Tauben 10
bis 60, Ziegenlämmer 60—70. — Fleiſch= und
Wurſt=
waren: Rindfleiſch, friſch 56, Kalbfleiſch 70. Hammelfleiſch 60.
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Nächſte Veranſtaltung: Donnerstag abend 8.30 Uhr,
Fürſtenſaal, Grafenſtraße. Herr Rechnungsrat Jungmann
wird über den einſt weit über Deutſchlands Grenzen berühmten
Sammler und Kunſtkenner Baron von Hüpſch und ſein
Ka=
binett ſprechen. Eine Perſönlichkeit, deren Andenken verdient
wachgerufen zu werden, zumal Darmſtadt demſelben, als
Mit=
ſchöpfer ſeiner Sammlungen, zu großem Dank verpflichtet iſt.
An=
ſchließend an den Vortrag wird Herr Jungmann noch eine
An=
zahl wertvoller Lichtbilder vorführen. Gäſte ſind durch
Mitglie=
der einzuführen!
— Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg—Amerika=Linie
(Auſtral=/Kosmos=Linien). Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen
vorbehalten. Ab Hamburg: Nach New York: D. Albert
Ballin 15. 3. (ab Cuxhaven 16. 3.), D. Hamburg 29. 3. (30. 3.),
D. New York 5. 4. (6. 4.). D. Albert Ballin 12. 4. (13. 4.).—
Nach Boſton, Philadelphia (Gemeinſchaftsdienſt Hapag
Lloyd): D. Eifel 23. 3., D. Alrich 6. 4. — Nach der
Weſt=
küſte Nordamerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd);
D. Eſte 18. 3., MS. Ooakland 29. 3., D. Vancouver 8. 4., MS.
Seattle 15. 4. — Nach Mittelamerika/Weſtindien:
(in Gemeinſchaft mit dem Nordd. Lloyd, Bremen, und der
Ree=
derei H. C. Horn, Flensburg): D. Kyphiſſia 25 3. MS.
Magda=
lena 1. 4., D. Iſerlohn 15. 4. — Nach der Weſtküſte
Zen=
tral=Amerikas (Gemeinſchaftsdienſt Hapag/Lloyd): D. Eſte
18. 3., D. Jonia 28. 3., MS. Oakland 29. 3.. MS. Magdalena
1. 4. — Nach Uruguay und Argentinien: MS.
Phry=
gia (ab Antwerpen 15. 3.). D. General San Martin 25. 3.,
D. Kennemerland (ab Antwerpen 31. 3.). Nach
Mittel=
braſilien: D. General San Martin 30. 3., MS. Bahia
(ab Bremen 25. 3.). MS. General Oſorio 14. 4. — Nach
Süd=
braſilien, (in Gemeinſchaft mit der Hamburg=
Südamerikani=
ſchen Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft und dem Nordd. Lloyd): MS.
Bahia 29. 3., D. Paraguay 19. 4. — Nach der Weſtküſte
Südamerikas (in Gemeinſchaft mit der Roland=Linie
Bre=
men und Deutſche Dampfſchiffahrts=Geſ Kosmos, Hamburg):
D. Planet 14. 3., D. Alda 21. 3., MS. Iſis 4. 4. — Nach
Nie=
derländiſch=Indien (Gemeinſchaftsdienſt der Deutſch=
Auſtral. Dampfſchiffs=Geſ., A.=G., Hamburg, und der N. V.
Nederlandſche Stoompaart Maatſchappif „Oceaan”): D. Uckermark
25. 3., D. Polydorus 15. 4. — Nach Südafrika (Deutſch=
Auſtral. Dampfſchiffs=Geſ. A.=G., Hamburg): D. Lüneburg 11. 3.,
D. Dortmund 22. 4. — Mitgeteilt durch das Reiſebüro der
Ham=
burg—Amerika=Linie, Darmſtadt, Luiſenplatz 1, Tel. 1308.
Hauplverſgmmlung
der Darmftädter Reiſevereinigung.
Beginn der neuen Fahrkſaiſon.
„Gut Fahrt!”
Die Darmſtädter Reiſevereinigung hatte ihre
Mitglieder und Gäſte zur Hauptverſammlung in das Reſtaurant
Sitte eingeladen. Wenn auch von den Hunderten von
Mitglie=
dern nicht alle erſchienen waren, ſo hatte ſich doch immerhin eine
ſtattliche Zahl eingefunden, die mit Intereſſe den Verhandlungen
folgten. Der Vorſtand verſteht es, ſeine Fahrteilnehmer in ſchöner
Geſelligkeit zuſammenzuführen und die Verbundenheit im
Ge=
nießen von Gottes ſchöner Natur immer enger zu geſtalten. Und
ſo bildeten auch bei dieſer Hauptverſammlung alle eine große
Familie, die verlebter ſchöner Stunden gerne gedachten und gerne
unter der Deviſe der Darmſtädter Reiſevexeinigung „Gut Fahrt!”,
wenn auch nur im Lichtbilde, eine kurze Fahrt nach Italien
mit=
machten, die der Reiſeleiter von Oelhafen anſchaulich ſchilderte.
Die Verſammlung leitete Freiherr v. Wangenheim, der
zunächſt einen ausführlichen Bericht über das abgelaufene
Ge=
ſchäftsjahr erſtattete, dem wir u. a. folgendes entnehmen: Am
16. Februar 1932 wurde im Reſtaurant „Zur Krone” zu
Darm=
ſtadt unter Anweſenheit des jetzigen Vorſtandes die „Darmſtädter
Reiſevereinigung” gegründet. Von einer Eintragung in das
Vereinsregiſter wurde für das Jahr 1932 Abſtand genommen, da
die ſeinerzeit beſtehende Mitgliederzahl 55 betrug. Im Laufe
des Jahres hat ſich die Mitgliederzahl auf 168 erhöht. Außer
dieſen Einzelmitgliedern haben ſich eine Reihe korporativer
Ver=
bände und Vereine angeſchloſſen u. a. der Skiklub Darmſtadt=
Odenwald, der Starkenburger Automobilklub und als
unter=
ſtützender Verband der Speſſartbund in Aſchaffenburg. Ferner wird
ſich der Schleſierverein, Ortsgruppe Darmſtadt, anſchließen. Die
Vergunſtigungen der Reiſevereinigung, wie Rabattſätze,
verbil=
ligte Penſionen in Hotels und Privathäuſern, wurden von
zahl=
reichen Mitgliedern im vorigen Jahre in Anſpruch genommen.
Im Laufe des Jahres 1932 wurden außer verſchiedenen
inter=
eſſanten Lichtildervorträgen auch eine Reihe verbilligter
Sonder=
fahrten zur Durchführung gebracht. Die größte Veranſtaltung war
die in der Vereinigten Geſellſchaft im Monat Oktober 1932
ſtatt=
gefundene „Herbſt= und Modeſchau”, an der ſich die Darmſtädter
Geſchäftswelt ſtark beteiligte. Eine weitere Veranſtaltung war
die große Mitgliederfahrt „Ins Blaue”, die über Klingenberg
nach Aſchaffenburg führte und mit gemütlichem Beiſammenſein
ſämtlicher Mitglieder endigte. Aber nicht nur im
Großkraft=
wagen wurden Reiſen getätigt, ſondern auch eine größere
Unter=
nehmung mit der Deutſchen Reichsbahn über die Weihnachtstage
wurde durchgefuhrt. Trotz der großen Ausgaben und den
gerin=
gen Mitgliederbeiträgen, zumal ſich der Verein aus einem Nichts
heraus gegrundet hat, brachte er auch für die Kaſſe einen
be=
ſtimmten Fonds, der nun im Jahre 1933 zu einer gemeinſamen
Fernfahrt verwendet werden ſoll.
Für das Jahr 1933 ſind ebenfalls verſchiedene größere
Ver=
anſtaltungen geplant. U. a. findet für die Mitglieder und deren
Gönner eine ſevarate „Freilichtaufführung” in Dreieichenhain
ſtatt betitelt „Die Hexe von Eich”. Ferner ſind zwei Fahrten
ins Blaue geplant, die wieder einen ſehr fröhlichen Ausgang
fin=
den dürften. Für die Pfingſttage ſind zwei größere Fahrten
vor=
geſehen, eine wieder nach Venedig, und die andere, für die
Mit=
glieder beſonders verbilligte, an den Bodenſee.
Auch hat ſich im Laufe des Jahres 1932/33 eine ſehr
erfreu=
liche Zuſammenarbeit mit dem Verkehrsverein Darmſtadt
gebil=
det, und es iſt geplant, mit verſchiedenen ortsanſäſſigen
Ver=
einen eine größere gemeinſame Veranſtaltung zu treffen.
Ein beſonderes Entgegenkommen im Geſchäftsjahr 1932/33
fand die Vereinigung in der Unterſtützung von ſeiten der
Heſſi=
ſchen Eiſenbahn=AG., die den Mitgliedern auf ſämtlichen
Fahr=
ten einen Rabatt von 5 Prozent gewährte, was bei den großen
Fernfahrten teils bis zum doppelten Jahresbeitrag ausmachte.
Die geſamte Arbeit des Vorſtandes wurde ehrenamtlich
ge=
führt unter der Mithilfe von einzelnen Fachausſchüſſen und
Be=
ratern, die ſich aus den Reihen der Mitglieder jederzeit zur
Ver=
fügung geſtellt hatten.
Den Kaſſenbericht erſtattete der „Rechner Günther. Die
Kaſſe weiſt einen günſtigen Beſtand auf. Dem Rechner wurde
für ſeine Tätigkeit warmer Dank ausgeſprochen und ihm, ebenſo
wie dem Vorſtand, Entlaſtung erteilt.
Es wurden dann einige Anträge geſtellt und behandelt. So
wurde beſchloſſen, die Verteilung der Blätter „Urlaubsreiſe”
ein=
zuſtellen und die Eintragung des Vereins in das Vereinsregiſter
in die Wege zu leiten. Nach dann erfolgter einſtimmiger Wahl
ſetzt ſich der geſamte Vorſtand aus folgenden Herren zuſammen:
1. Vorſitzender Freiherr v. Wangenheim, 2. Vorſitzender
Werk=
ſtättenvorſtand Karl Kiſon, 3. Vorſitzender und Berater Direktor
Knierim, Geſchäftsführer L. v Oelhafen, ſtellvertr
Geſchäfts=
führer und öffentliche Geſchäftsſtelle Ph. Kolb.
Wilhelminen=
ſtraße, 1. Schriftführer Frl. G. Spieß 2. Schriftführer G. Rebel.
Durch Ausſcheiden des 1. Rechners W. Lotz hat H. Günther die
Kaſſengeſchäfte übernommen. Beiſitzer im ſtändigen Arbeits=
Aus=
ſchuß ſind die Herren Buchprüfer Schölzel, Ad. Trinkaus,
Amts=
gerichtsrat Dröll, Gottl. Wolff, Langsdorf als ſtellvertr.
Reiſe=
leiter, techniſche Berater im Reklame= und Fach=Ausſchuß Karl
Heß und Otto Etzold, Rechnungsprüfer: Dr. Paetzold und
Bahn=
hofsinſpektor Weiß.
Unter Punkt „Verſchiedenes” gab der Reiſeleiter einen
kur=
zen Ueberblick über das Reiſeprogramm des Jahres. Aus den
vielen Halb=, Ganz= und Mehr=Tagesfahrten ſeien nur die
Fünf=
länderfahrt, die Venedig=, Romreiſen, eine Nordlandsreiſe, eine
Fahrt zur Schloßbeleuchtung nach Heidelberg uſw. erwähnt. Die
Fahrtſaiſon beginnt am 15. März. Die
Einzelfahr=
ten werden jeweils bekannt gegeben.
Im Anſchluß an die Tagesordnung hielt Herr v. Oelhafen
einen lebendigen Lichtbildervortrag über das Thema
„Kennſt du das Land, wo die Zitronen blühen?‟ Er führte die
Zuhörer im Geiſte nach Italien, erklärte die vorzüglichen
moder=
nen Autoverkehrsſtraßen und zeigte ſchließlich — in Wort und
Bild — Rom, Neapel, Pompeji und viele andere herrliche
Fleck=
chen des von der Natur ſo verſchwenderiſch beſchenkten Italien.
Seine Ausführungen fanden lebhaften Beifall.
Während des Abends ſpielte fleißig und flott das
Mund=
harmonikaorcheſter „Darimundia” hübſche Weiſen und Märſche.
Nach gemütlichem Beiſammenſein trennte man ſich mit dem
fro=
hen Wunſche für die kommende Saiſon „Gut Fahrt!”
Aw. Das Schwurgericht beginnt vorausſichtlich am 13. März
mit einer Anklage wegen Meineid. Am 14. März iſt ein
Ver=
brechen gegen das Sprengſtoffgeſetz vorgeſehen am 16. März
wie=
der ein Meineid und am 20. März ſoll die Verhandlung
begin=
nen gegen die Offenbacher Raubmörder, die wohl acht bis zehn
Tage in Anſpruch nehmen wird. Den Vorſitz hat vorausſichtlich
Landgerichtsdirektor Schmidt.
Tageskalender für Montag, den 13. März 1933.
Heſſ. Landestheater, Gr. Haus, 20 Uhr: Muſikvereinskonzert.
Union=Theater: „Arſene Lupin, der König der Diebe‟: Helia=
Lichtſpiele: „Der Diamant des Zaren”; Palaſt=Lichtſpiele:
„Skandal im Grandhotel” — Reſi=Theater: „Das blaue Licht”.
Seite 4 — Vr. 72
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Reueſte Rachrichten
Montag, 13. März 1933
Schätzentag der Odeniälder Schützen=Pereitigurg
Berwallungsgerichishof.
* Der ordentliche Schützentag der Odenwälder
Schützen=
vereinigung fand geſtern in Langen im Gaſthaus „Zum Adler”
ſtatt. Oberſchützenmeiſter Fritz Engel=Darmſtadt eröffnete die
Tagung mit herzlichen Begrüßungsworten und dankte den
Ver=
tretern der einzelnen Vereine. Rückblickend auf das abgelaufene
Vereinsjahr, ſtreifte Herr Engel noch einmal die wichtigſten
Er=
eigniſſe: ſeine Freude gipfelte insbeſondere darin, daß auch dieſe
große Notzeit bis jetzt nicht imſtande war, unſerer edlen
Schützen=
ſache ſehr großen Abbruch zu tun — das Gegenteil iſt der Fall. und
überall findet ein Zuwachs, insbeſondere bei dem Kleinkaliber=
Schießſport, ſtatt. Herr Engel gedachte in beredten Worten des
Volkstrauertags und unſerer lieben Gefallenen und verſtorbenen
Schützenbrüder. Die Verſammlung erhob ſich zu ihren Ehren von
den Sitzen. Im Anſchluß gab Herr Fendt=Babenhauſen das
Protokoll bekannt, das ebenſo wie der Kaſſenbericht den er
an Stelle des erkrankten Schatzmeiſters Hauptmann a. D. Kraft=
Babenhauſen zur Verleſung brachte, von der Verſammlung mit
Dank einſtimmig anerkannt wurde. Die Rechnungsprüfung hat
keinerlei Beanſtandungen ergeben. Zur Entlaſtung des
Vorſtan=
des dankte Herr Illig=Michelſtadt allen Vorſtandsmitgliedern
für die geleiſtete Arbeit. Die Neuwahl des Vorſtandes erledigte
ſich durch. Zuruf recht ſchnell. Herr Oberſchützenmeiſter Engel
dankte der Verſammlung für das entgegengebrachte Vertrauen
und bekundete, daß er auch weiterhin ſeine ganze Kraft in den
Dienſt der edlen Schützenſache ſtellen würde.
Der Beitrag für das Jahr 1933 bleibt in Höhe der alten Sätze.
Sprendlingen erhält, verbunden mit dem 50jährigen
Be=
ſtehen, das Mannſchaftsſchießen, Michelſtadt das ebenfalls
ſein 50jähriges Beſtehen begeht, das Verbandsſchießen zugeteilt.
Die beiden Anträge von Groß=Umſtadt und Langen wurden von
den betr. Vereinen zurückgezogen. Der ordentliche Schützentag für
1934 findet in Roßdorf ſtatt, was einſtimmige Annahme fand.
Herr Engel teilte im Namen der Priv. Schützengeſellſchaft
Darmſtadt mit, daß Darmſtadt nun jedes Jahr ein Preisſchießen
abhalten wolle, um der Landeshauptſtadt zu zeigen, daß auch noch
dort der alte und edle Schützengeiſt nicht erloſchen iſt. Es iſt dieſe
Maßnahme um ſo mehr zu begrüßen, da es gerade auch Darmſtadt
Aus Heſſen.
Griesheim. 13. März. Die Ortsgruppe Griesheim der
NSDAP. hatte für den geſtrigen Sonntag (Volkstrauertag) zu
einer Kundgebung aufgerufen. Nach einem gemeinſamen
Kirch=
gang der SA., NSBO., einer größeren Anzahl der
Parteigenoſſen=
ſchaft und Anhänger bewegte ſich ein ſtattlicher Zug nach dem
Kriegerdenkmal zum Zwecke der Abhaltung einer kleinen Feier.
Die Feier wurde eingeleitet durch einen Choral des Harmonie=
Orcheſters, dem eine temperamentvolle, von echtem deutſchen Geiſt
getragene Anſprache von Lehrer Schrauth folgte, die von den
zahl=
reich erſchienenen Zuhörern mit Begeiſterung aufgenommen wurde.
Hirauf erfolgte die Niederlegung eines Kranzes für die im
Welt=
krieg Gefallenen, worauf das Orcheſter das Lied vom guten
Kame=
raden intonierte. Lehrer Schrauth gedachte dann der Gefallenen
in rührenden Worten. Unter den Klängen des Horſt=Weſſel=
Lie=
des. in das die Verſammelten begeiſtert einſtimmten, fand die
Feier ihren Abſchluß.
Eberſtadt. 13. März. Polizeiverordnung. Mit
Rückſicht auf die dauernden Verkehrsſtörungen durch
Zuſammen=
rottungen in den Straßen Eberſtadts hat das Kreisamt durch.
eine Polizeiverordnung vom 10. März 1933 ein
Zuſammen=
ſtehen von mehr als 3 Perſonen in den Straßen
bei Meidung einer Geldſtrafe bis 150 RM. aufdie
Dauer von 4 Wochen verboten — Hohes Alter. Ein
Kriegsveteran von 1870/71, der weit und breit bekannteWeinhändler
Jakob Jacob. feierte geſtern ſeinen 84. Geburtstag.
Ci. Erbach. 11. März. Odenwälder Vereinigung
für Kunſt und Wiſſenſchaft. In feſſelnder Weiſe ſprach
geſtern abend vor einer aufmerkſam lauſchenden Zuhörerſchaft
Herr Oberlandmeſſer Buxbaum aus Michelſtadt über die
Ver=
gangenheit Starkenburgs. Bodenfunde aller Art zeugen davon.
daß dieſes Gebiet gegen Ende der Bronzezeit ſchon
verhältnis=
mäßig gut beſiedelt war, im weſentlichen handelte es ſich um
Ein=
zelſiedlungen. Bevorzugt waren vor allem die fruchtbaren Gebiete
der Provinz am Rhein und Main, aber auch unſer unteres
Müm=
lingtal: die Beſiedlung des höher gelegenen Odenwaldes erfolgte
weſentlich ſpäter, Reicher fließen die geſchichtlichen Quellen dann
ſchon über die Römerzeit, in der der Odenwald durch die
Limes=
linie mit ihren verſchiedenen Kaſtellen erhöhte Bedeutung
er=
langte. Die Römer unterhielten damals ein ausgezeichnetes
Straßennetz, das vor allem militäriſchen Zwecken diente und
na=
mentlich in Dieburg und der Groß=Gerauer Gegend ſeine
Haupt=
knotenpunkte hatte. In überzeugender Art wies der Vortragende
nach, wie ſich der Verlauf der Straßen an den vorhandenen
Flur=
namen folgerichtig feſtſtellen läßt: in mühevoller Arbeit ſtellte er
in den die Provinz Starkenburg ausfüllenden Gemarkungen etwa
150 000 Flurnamen zuſammen, die ihm dann in ſeiner
Forſchungs=
arbeit die allerbeſten Wegweiſer wurden. Der römiſchen Herrſchaft
folgte der Zuſammenbruch der Einzug germaniſcher Stämme, die
beſonders erfolgreiche Aufbauarbeit der Franken, die Einführung
des Chriſtentums. Infolge der von da ab vorhandenen ſchriftlichen
Aufzeichnungen geſtaltet ſich die Forſchungsarbeit leichter; eine
reiche Fundgrube bietet der Lorſcher Kodex. Eine eingehendere
Behandlung fanden dann noch die Heppenheimer Mark mit all den
durch vielfache Schenkungen hervorgerufenen Grenzverſchiebungen
und die Verhältniſſe in den Zenten und Gauen der verſchiedenen
Gebiete. Ein Gang durch die Geſchichte des Mittelalters und der
Neuzeit unter beſonderer Berückſichtigung der durch Napoleon I.
veranlaßten Umwälzungen, ſchloß ſich an. Beſonders aufſchlußreich
geſtaltete ſich dann noch die Behandlung der Wüſtungen, wobei
wiederum die Flurnamen unſchätzbare Dienſte erweiſen, und an
iſt, das jahrelang unter dieſer drückenden Laſt der franzöſiſchen
Beſatzung zu leiden hatte.
Rechtsänwalt Vogel=Dieburg gab über das im
vergange=
nen Jahre, abgehaltene Verbandsſchießen Aufklärung, wonach die
Schützengeſ. Dieburg mit einem recht guten Ueberſchuß auf den
fraglichen Scheiben abſchließen konnte. Die Ehrengaben an die
betr. Jubiläumsvereine bleiben in der gleichen Weiſe beſtehen
wie ſeither. Zum Punkt Mannſchaftsſchießen waren von
Baben=
hauſen und Dreieichenhain Anträge eingebracht, wonach erſtere
das Wehrmannsgewehr, letztere die Piſtole, mit in die
Mann=
ſchaftskämpfe aufgenommen wiſſen wollten. Eine größere Debatte
ſchloß ſich an, die den Vorſchlag des Vorſtandes ergab, daß für
das kommende Mannſchaftsſchießen neben Feuer und Kleinkaliber,
welche für die Erringung der Verbandsmeiſterſchaft notwendig
ſind, als freie Wahl in einer Dreier=Mannſchaft Piſtole,
Wehr=
mann und laufender Keiler zugelaſſen werden, wenn bei der
Mel=
dung drei Vereine ſich zum Kampfe ſtellen. Sollte dieſe
Bedingung nicht erfüllt werden, kann der betreffende
Kampf in der einzelnen Waffengattung nicht ſtattfinden.
Nach Behandlung verſchiedener Wünſche ſchloß Oberſchützenmeiſter
Engel mit einem dreifach aufgenommenen „Schützen Heil” den von
echtem Schützengeiſt getragenen Schützentag 1933. Herr Jung=
Langen dankte der OSV. für den guten Beſuch und wünſchte auch
fernerhin, daß der Geiſt der Schützen recht gute Früchte tragen
möchte. Der Antrag Langens, für das kommende Jahr das
Ver=
bandsſchießen zu erhalten, wurde, da Langen den Antrag auf ein
offizielles Schießen zurückgezogen hat, gebührend vorgemerkt.
Studienrat Ullmann. als 2. Vorſ. der O. S.V. ging als Abſchluß
der Verſammlung nochmals auf den Volkstrauertag ein, der nun
unter den alten Fahnen „Schwarz=weiß=rot” gefeiert würde. Als
beſondere Mahnung richtete der Redner an die Anweſenden die
Aufforderung, ſich der Jugend mit offenen Armen anzunehmen.
um dem Wehrgedanken in bereitwilligſter Weiſe
entgegenzukom=
men. Damit fand die Verſammlung ihren Abſchluß. Der „
in=
offizielle‟ Teil hielt die Schützenbrüder noch recht angeregt einige
Stunden zuſammen.
längſt vergangene, einſt blühende Siedlungen erinnern. Mit
war=
men Worten pries der Redner zum Schluſſe ſeiner Darſtellung
den Wert der Kenntnis über das Werden der Heimat und des
Heimatbodens; reiche Beifallsbezeugungen dankten für die Güte
und die Reichhaltigkeit des Gebotenen. — Kommenden Freitag
findet die Winterarbeit der Vereinigung in einem Vortrag von
Fräulein Dr. Lilli Seibold über „Die höfiſche Kultur” und in der
ſich daran anreihenden Jahreshauptverſammlung ihren Abſchluß.
z. Offenthal, 9. März. Märzverſammlung des
Krie=
gervereins. Vorſitzender Kam. Dörr begrüßte beſonders den
Bezirksſchießleiter v. Rieffel=Offenbach. Nach der Erhebung der
Beiträge wurde feſtgeſetzt, geſchloſſen an der Trauerfeier am 12.
März teilzunehmen. Hierauf ergriff Kam. v. Rieffel das Wort
und überreichte zunächſt Herrn H. Reitz 2. die höchſte
Schießaus=
zeichnung des Haſſia=Verbandes, wobei er den Wunſch ausſprach,
daß der Dekorierte auch weiterhin, für den Schießſport wirken
möge. Sodann gab der Redner einige Erläuterungen über den
Gebrauch des Gewehres bei Verbandsſchießen. Hierauf hielt er
einen Vortrag: „Wehrmacht, Wehrgeiſt tut not” Kam. Dörr
dankte zuſammenfaſſend dem Redner für die intereſſanten
Aus=
führungen und ſchloß mit einem dreifachen Hoch auf unſer
deut=
ſches Vaterland.
Af. Neu=Iſenburg 11 März. Von der Polizei. Im
Schul=
hof der Goethe=Realſchule fand geſtern mittag um 1 Uhr die
feier=
liche Verpflichtung der Hilfspolizei durch einen Beauftragten der
Polizeigewalt in Heſſen ſtatt. Nach Verleſung der
Einſtellungs=
verfügung wurden etwa 20 Mann der SS. und 30 Mann der SA.
durch Handſchlag verpflichtet und ermahnt, ſich ſtreng an die
ge=
gebenen Weiſungen zu halten. Im Anſchluß daran wurden an der
Poſt und an den beiden Volksſchulgebäuden die Hakenkreuzfahnen
gehißt. Von der Begulären Polizei ſind heurlaubt, der Polizei=
Oberinſpektor Rommel und der Polizei=Hauptwachtmeiſter
Hart=
mann von hier.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz. 11. März. Die Arbeiten an der
Main=
zer Straßenbrücke. Die Arbeiten an der Verbreiterung der
Mainzer Straßenbrücke nehmen in ſtetiger und planvoller Weiſe
ihren ſyſtematiſchen Fortgang. Als letzter Bauabſchnitt iſt kürzlich
der mittlere Bogen in Angriff genommen, nachdem die anderen
Bogen nun ſämtlich fertiggeſtellt ſind. Auch die Abänderung der
Pfeilerſchäfte, die durch das Fallen der Pilaſter eine moderne, dem
heutigen Brückenbau angepaßte Form verlangten, iſt nahezu
voll=
endet. Im Laufe des Juli gedenkt man die Stahlüberbauten
fer=
tig aufmontiert zu haben. Hieran anſchließend werden die
Fuß=
ſteige und die Fahrbahn gelegt. Abſchnittsweiſe fällt mit dieſen
Arbeiten noch im Sommer endlich auch die läſtige und
ausſichtver=
ſperrende Bretterwand. Mit der Freilegung der Rheinpromenade
dürfte ſchon zu Anfang des Sommers zu rechnen ſein. Die
Geſamt=
fertigſtellung der Straßenbrücke wird nach zweijähriger Bauzeit
Ende September erfolgen. Damit iſt jedoch nur vorerſt die
eigent=
liche Brückenverbreiterung beendet. Ueber die Rampenfrage, die
zugleich eine Frage der Neugeſtaltung des Straßenbildes an den
beiderſeitigen Ufern iſt, liegt eine endgültige, die verſchiedenen
Pro=
jekte betreffende Entſcheidung heute noch nicht vor.
Oberheſſen.
p. 1. Klage des Wilh. Böhm in Eberſtadt wegen
Unterſagung des Gewerbebetriebs als
Där=
lehensvermittler und Nechtsberater. Der
Provin=
zialausſchuß hat die Unterſagung bezüglich beſtimmter Geſchäfte
ausgeſprochen, gegen die ſich die Berufung Böhms wendet. B.
de=
trieb ein Detektivbüro, Auskunftei und Inkaſſogeſchäft; der
Be=
trieb ſollte eine Filiale von Müfer=Berlin werden. Das Kreisamt
verbot ihm die Vermittlung von Darlehen, die in der Zeitung
an=
gezeigt war. B. gab an, er gebe nur die Anträge an ſeine
Auf=
traggeber weiter Bei dieſer Verteidigung bleibt er auch in dieſer
Inſtanz. Das Urteil verwirft die Berufung.
2. Einwendungen gegen die
Bürgermeiſter=
wahl in Harbach. In Harbach war am 29. November 1931
Bürgermeiſterwahl. Mit 5 Stimmen Mehrheit ſiegte der
Bewer=
ber Münch. Der Kreisdirektor in Gießen beanſtandete die Wahl
von Amts wegen wegen verſchiedener Unregelmäßigkeiten, die das
Wahlergebnis beeinflußt hätten. Der Kreisausſchuß erklärte die
Wahl des Bürgermeiſters für gültig, da die behaupteten
Un=
regelmäßigkeiten nicht genügend bewieſen ſeien. Auf Berufung
entſchied der Provinzialausſchuß und erklärte die Wahl für
gültig, beſtätigte alſo die Wahl und änderte nur die getroffene
Koſtenentſcheidung ab. Dagegen hat der unterlegene Bürgermeiſter
Reviſion eingelegt mit dem Antrage, die geſchehene Wahl für
un=
gültig zu erklären. Die Reviſion ſtellt insbeſondere darauf ab,
daß es nur darauf ankomme, ob die geſchehenen
Wahlbeeinflu=
ſungsverſuche geeignet geweſen ſeien, das Wahlergebnis zu
beeinfluſſen. Wahlbeeinfluſſungsverſuche ſeien aber doch
vorgekom=
men und die Differenz betrage doch nur 5 Stimmen.
Ausſchlag=
gebend wären doch ſchon 3 Stimmen geweſen. Die Befragung der
Zeugen, wie ſie gewählt hätten, verletze zudem den Grundſatz der
geheimen Wahl. Gerügt wird weiter die Begründung der
Nichtbeeidigung von Zeugen, weil zu befürchten ſei, daß ein
Mein=
eid geleiſtet ſein könne. Schließlich ſei der Beweisantrag, es ſei
von der Gegenpartei Freibier geſpendet worden,
unzuläſſiger=
weiſe abgelehnt worden. Der Anwalt des Gewählten beſtritt, daß
der unterlegene Bürgermeiſter ſelbſtändig zur
Rechtsmittelein=
legung befugt ſei, materiell ſcheitere dieſe letztere an den
tatſäch=
lichen Feſtſtellungen des Provinzialausſchuſſes, dahingehend, daß
ein Erfolg der Beeinfluſſungsverſuche nicht eingetreten ſei. Die
Beeidigung von Zeugen ſei Ermeſſungsfrage, die in dieſem
Rechts=
zuge nicht gerügt werden könne. Feſtgeſtellt nach den Wahlliſten
ſei nur, daß gewählt worden ſei. Auch die Gemeinde als Pariet
beantragt durch den Beigeordneten die Verwerfung der Reviſion.
Der Vertreter des Staatsintereſſes betont. Vorgänge außerhalz
des Wahlverfahrens könnten nach der Entſtehungsgeſchichte des
Geſetzes, insbeſondere wie hier, unlautere Machenſchaften nichr
nur vom Kreisdirektor geltend gemacht werden, aber dieſe
An=
fechtung ſei hier nicht in formgerechter Weiſe erfolgt. Darüber
hätte der Kreisausſchuß befinden müſſen. Deshalb ſei der
unter=
legene und beigeladene Bewerber auch zur Rechtsmitteleinlegung
befugt. So habe der Verwaltungsgerichtshof ſchon früher
ent=
ſchieden. Dagegen, erſcheine die Reviſion materiell nicht begründet.
Unlautere Machenſchaften, die das Wahlergebnis hätten alterieren
können, ſeien im vorliegenden Falle nicht dargetan.
Unzuläſſig ſei nicht, daß der Zeuge freiwillig erkläre, wie er
ge=
wählt habe. Der Provinzialausſchuß habe nur in einem Falle
einen Wahlbeeinfluſſungsverſuch feſtgeſtellt, der aber erfolglos
ge=
blieben ſei. Die Frage des Freibiers habe der Kreisdirektor nicht
zum Gegenſtand der Beanſtandung gemacht; die Partei könne
ſie nicht nachträglich geltend machen. Das Urteil
verwirft die Reviſion.
h. Bad=Selters. 11 März. Ein Einbruch in das
Bade=
haus erfolgte dieſer Tage. Es wurden eine Anzahl Seſſel. Hocker
und Badekittel geſtohlen. Bei einem früheren Einbruch fielen
den Dieben im Kurhaus zahlreiche Lebensmittel in die Hände.
Bisher 151 Toke in Kalifornien geborgen
Neue Erdftöße.
EP New York. Das Erdbeben an der kaliforniſchen Küſte
dauerte bis Sonntag früh fort, jedoch waren die Erdſtöße, im
gan=
zen 200, ſchwächer als die erſten. Die Zahl der Toten beträgt
ge=
genwärtia 151. davon 82 in Lona Beach. Man befürchtet jedoch.
daß noch mindeſtens ebenſo viel Leichen unter den Trümmern der
eingeſtürzten Häuſer liegen. 10 000 Marineſoldaten und viele
tau=
ſend Freiwillige ſind gegenwärtig mit der Aufräumung des
Trüm=
merfeldes und mit dem Einreißen zahlreicher beſchädigter Häuſer
beſchäftigt.
In dem etwa 400 Quadratmeilen umfaſſenden Erdbebengebiet
wird der Sachſchaden auf 15 bis 20 Millionen Dollar geſchätzt.
Wekkerberichl.
Nach wie vor ſteht die Wetterlage im Zeichen des hohen
Druckes, ſo daß unvermindert der frühjahrliche
Witterungscharak=
ter anhält, jedoch verurſacht die nächtliche Wärmeausſtrahlung
immer noch Temperaturrückgang bis um den Gefrierpunkt.
Ausſichten für Montag, den 13. März: Nachts Abkühlung bis
unter den Gefriervunkt, in den Morgenſtunden Nebel= und
Dunſtbildungen, ſonſt aufheiternd, tagsüber weitere
Mil=
derung, trocken.
Ausſichten für Dienstag, den 14. März: Fortdauer der
herrſchen=
den Wetterlage, nachts etwas milder und tagsüber wärmer.
Haupiſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantworilich für Politit und Wirtſchaſt: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe;, für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. HerbertNette;
fär den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
Statt beſonderer Anzeige.
Todes=Anzeige.
Heute nacht 3/44 Uhr verſchied ganz unerwartet
infolge eines Schlaganfalles meine liebe Gattin,
unſere liebe herzensgute Mutter,
Schwieger=
mutter und Tante
Frau Margarethe Ohl
geb. Eidmann
im vollendeten 53. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Georg Ohl X.
Gaſthaus „Zur Brücke‟
Georg Heinrich OhlII.
Elſe Ohl, geb. Wörner
Groß=Umſtadt, den 12. März 1933.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 14. März,
nachmittags ½2 Uhr ſtatt. (3579
Am 10. März wurde meine gute Mutter,
unſere liebe Schwiegermutter, Großmutter und
Urgroßmutter
Frau Geheime Juſtizrat
Minna Wehner Wwe.
geb. Köllner
im 80 Lebensjahre von ihrem ſchweren Leiden
durch einen ſanften Tod erlöſt.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Dr. Wilhelm Wehner
Provinzialdirektor der provinz Rheinheſſen.
Mainz, den 13. März 1933
Statt Karten.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim
Hin=
ſcheiden unſeres lieben Vateis
ſprechen wir allen unſern
auf=
rchtigſien Dank aus 3569
Familien
Herrmann u. Pollheim.
8 Jahretuberkuläs
beide Lungen u.
Kehl-
kopf, 2 Jahre lang
bettlägerig, Stimme
verloren. 14Tagenach
Beginn einer Kur im
Hause konnte ich
schon täglich 2
Stun-
den ausgehen.
Seit-
dem bessert sich der
Zustand zusehends.
Kann auch wieder
sprechen Geg.
Rück-
porto gebe ich
Aus-
kunft Das Mittel
darf nur inA potheken
verkauft werden
Wilh. Hederer
München 78,
Herbst-
str. 17b. (I Mch 2913
Optiker
Spaethe
1754
billiger.
Schuchardstr. 11.
Darmstadt
Dasmerke dir!!
Nicht nur d. Name,
auch meine Arbeit
macht Reklame!
Schuh’ ſohlt u. färbt
wie neu ſo ſchön,
nur Alexanderſtr. 10
Sohlen=Wagner
(1514a)
K
2 vollſt. ſ. gut erh.
Frackanzüge
f. mittl. Fig. billig
geg. bar zu verkauf.
Anzuſeh. nachm. zw.
1—½5 Uhr. Näher.
in der Geſchäftsſt.
Schlafzimmer
Birnbaum poliert,
nur 420 Mark.
Bleichſtraße 27.
Werkſtätte. (219a
Herd lks. und eine
Badew. zu vkf.
Hei=
delbergerſtr. 132,II*
Ein gut erhaltenes
ſchw. Pianino
erſtklaſſig. Fabrikat,
iſt umſtändehalber
preiswert zu verkf.
Offerten u. J. 140
a. d. Geſchſt. (3514b
Adler 7
Schreibmaſchine
preiswert (3572b
Waldſtr. 2. 2. Stock.
Adler
Schreibmaſchine,
ſehr gut erhalten,
RM. 80.—.
Müller & Ober,
Rheinſtr. 39. (3497b
Während meiner Abwesenheit werden
mich vertretén:
Die Herren
(IV 3566
Dr. Hein, Hermannstr. 25
Dr. Hammer, Karlsstr. 95
Dr. Kautsch, Riedeselstr. 37
Dr. Wagner, Annastr, 3
Dr. Hof, Gervinusstraße 46½
Dr. Degen
Günſtiges Sonder=Möbelangebot!
Im Auftrage 2 herrlich pol. Schlafzim.,
finn. Birke u. Mahagoni Drapé ſtatt
1050 Mk. für 650 Mk., 2 vol Speiſezim.
2—m=Büfett, ſtatt 875 Mk. für 585 Mk.
Möbel=Klohe, Grafenſtraße 43. (3367b
VierJahrzehnte
im Sinne des Goethewortes:
Altestes bewahrt mit Treue
Freundlich aufgefaßtdas Neue
Mode
Schneldern
Handarbeit
Hauswirtschaft
Unterhaltung
Beyers
Deutsche Modenzeitung
Uberall 14tägig für 45 Pfg.
Schnittmusterbogen
für sämtliche Modelle
Beyer — der Verlag für die Frau
Leipzig — Weststr. 72
159a
Montag, 13. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 72 — Seite 5
Zweifrontenkampf der ſüddeutſchen Fußballer.
Revanche für Bordegur: Südweſtfrankreich in Mannheim von Süddeukſchland 10:0 geſchlagen. — Enkkäuſchung in Skukkgark:
Süd-B. gegen Schweiz-B. korlos! —Nur drei Endſpiele.
Südweſtfrankreich 19:0 13:0) geſchlagen
Ueberlegenes Spiel der ſüddeutſchen Ell
n Manſfeil.
Die Revanche für die 3:4=Niederlage, die im Vorjahre eine
ſüddeutſche Mannſchaft in Bordeaux gegen Südweſtfrankreich
er=
litt, iſt gelungen. Im Mannheimer Stadion wurden die
Fran=
zoſen aus dem Südweſten, Spieler aus Bordeaux, Pau, Baſtidiene
und Scolaire glatt mit 10:0 (3:0) Treffern geſchlagen. Die
ſüd=
deutſche Elf war in ihrer Spielauffaſſung, der Zuſammenarbeit,
an Ballbehandlung und Schußſicherheit dem Gegner klar
über=
legen. Das Spiel der Franzoſen wirkte weſentlich primitiver.
Elan und Schnelligkeit waren die Haupttugenden auch dieſer
Franzoſen. Die Gäſte hatten nur einen überragenden Mann, den
linken Läufer Apariſi, der allerdings ein wirklicher
Qualitäts=
ſpieler iſt. Gegen ihn hatte der rechte Flügel der Süddeutſchen
einen ſchweren Stand. Recht ſolide war auch die Abwehr der
Gäſte
Die Süddeutſchen traten mit der folgenden Mannſchaft an:
Gispert (Wormatia); May (FSV. Frankfurt), Haber (Waldhof);
Gramlich (Eintracht), Hergert (Pirmaſens), Größle (Neckarau);
Weidinger (Waldhof). Wagner (Pirmaſens), Siffling (Waldhof),
Lindner (Eintracht Frankfurt), Fath (Wormatia). Der
über=
ragende Mannſchaftsteil dieſer Elf war der linke Flügel Lindner=
Fath, der ſich auch in der Nationalelf ſehen laſſen könnte. Der
rechte Flügel fiel dagegen etwas ab. Ausgezeichnet arbeitete die
Läuferreihe, die in Gramlich und Hergert ihre beſten Kräfte
hatte. In der Verteidigung war der ſchnelle und harte
Frank=
furter May weſentlich beſſer als ſein etwas unſicherer Nebenmann
Haber. Gispert im Tor bekam nicht allzuviel Arbeit, er hielt
aber einige ſcharfe Schüſſe recht ſicher.
Das Spiel hatte 10 000 Zuſchauer an ſich gezogen.
Platz= und Witterungsverhältniſſe waren ideal.
Der Auftakt des Spieles war für die ſüddeutſche Elf
ver=
heißungsvoll. Schon in der erſten Minute ſchoß Fath nach einer
Flanke des Rechtsaußen den Führungstreffer. Damit war die
ſüd=
deutſche Elf gleich gut in Fahrt gekommen. Mit ihrem guten
Zuſammenſpiel drängte ſie den Gegner in ſeine Hälfte zurück.
Ganz hervorragend war vor allem die linke Seite, jedoch wurden
ſchöne Vorlage von Lindner und Fath in der Mitte ausgelaſſen.
Bei verſchiedenen Schüſſen hatte übrigens auch der franzöſiſche
Torhüter Glück. Gegenvorſtöße der Franzoſen fanden anfangs
eine etwas unſichere Verteidigung, jedoch fand ſich dann May
ſchnell, und an ihm ſcheiterte mancher Angriff. Einmal rettete er
in höchſter Not noch knapp zur Ecke. Nach einer kurzen
Gedenk=
pauſe für die Gefallenen des Weltkrieges fiel wenig
ſpäter, in der 30. Minute, durch Lindner, der ſich elegant
durch=
geſpielt hatte, der zweite Treffer. Die Ueberlegenheit des Südens
hielt an, und in der 40. Minute konnte Wagner nach guter
Vor=
arbeit von Fath und Siffling auf 3:0 erhöhen.
Nach der Pauſe wuchs die Ueberlegenheit der Süddeutſchen
noch mehr, die Franzoſen hatten überhaupt nichts mehr zu
be=
ſtellen. Ihre wenigen Vorſtöße wurden ſicher abgefangen. Schon
in der 2. Minute erhöhte Lindner auf 4:0. Wagner und Siffling
ließen in der 17. und 18. Minute zwei weitere Treffer folgen.
Einen Hände=Strafſtoß verwandelte Lindner mit einer unheimlich
ſcharf geſchoſſenen 30=Meter=Bombe auf 7:0, und kurz darauf war
der Frankfurter Halblinke noch ein weiteres Mal erfolgreich. Den
Reſt ſchoſſen die Mannheimer Weidinger und Siffling in der
40. und 42. Minute.
Wingenfeld=Fulda hatte in dieſem Spiel als Schiedsrichter
ein leichtes Amt, das er befriedigend verwaltete.
Der Skurm in Skukkgark enkkäuſchte.
Süddeutſchland — Schweiz B 0:0.
10 000 Zuſchauer erlebten in Stuttgart eine ganz große
Ent=
täuſchung, denn einer ziemlich ſtark aufgeſtellten ſüddeutſchen
Auswahlmannſchaft gelang es nicht, die Schweizer B=Kombination
zu beſiegen. Verantwortlich für dieſes Fiasko zeichnet der Sturm
der Süddeutſchen, der ſich einfach unfähig zeigte und ſelbſt die
ſicherſten Torgelegenheiten nicht zu verwerten vermochte.
Ange=
fangen vom Rechtsaußen Langenbein bis zu dem für Fath auf
dem Linksaußenpoſten, ſpielenden Feuerbacher Dürr zeigte ſich
kein Mann in beſter Verfaſſung. Nur Rühr und Müller ragten
etwas hervor, aber auch ſie verſagten vor dem Tore vollkommen.
Die Schweizer gaben einen ſehr achtbaren Gegner ab, doch wären
ſie ſehr leicht zu ſchlagen geweſen, zumal die Verteidigung ſich
manchen Schnitzer leiſtete. Als Schiedsrichter amtierte der
Franzoſe Leolere zur Zufriedenheit. Das Spiel ſelbſt war ſehr
ſchnell und ungemein fair. In der ſüddeutſchen Mannſchaft, die
in der Aufſtellung: Jakob (Jahn Regensburg); Huber (KFV.),
Dienert (VfB. Karlsruhe); Seibold (VfB. Stuttgart). Link
(Stuttgarter Kickers), Wehrle (KFV.); Langenbein (VfR.
Mann=
heim), Müller (KFV.), Föhrſohler (Feuerbach), Rühr (
Schwein=
furt), Dürr (Feuerbach) antrat, verſagte, wie ſchon geſagt, der
geſamte Sturm. Namentlich Förſohler in der Sturmmitte
erin=
nerte in keiner Spielphaſe an ſeine ausgezeichnete Leiſtung in
Marſeille. In der zweiten Halbzeit wurde er ſogar auf den
rech=
ten Flügel genommen und dafür Langenbein in die Sturmmitte
geſtellt. Langenbein war aber auch kein Innenſtürmer und
ver=
wiſchte auf dieſem Poſten nur den Eindruck ſeiner anfänglich
guten Leiſtung. Ausgezeichnet ſpielte dagegen die Läuferreihe,
Der Kickersmann Link verteilte recht geſchickt, und auch die
bei=
den Außenläufer wurden ihrer Aufgabe vollkommen gerecht. In
der Verteidigung überragten Jakob und Huber.
Bei den Schweizern gefiel der flüſſig kombinierende Sturm,
die Läuferreihe hatte ebenfalls ſehr gute Momente, dagegen fiel
die Verteidigung etwas ab. Gut war noch Schlegel im Tor, er
hatte aber nicht allzuviel Gelegenheit, ſein Können zu beweiſen.
Die deutſche Elſ
für das Länderſpiel am 19. März gegen Frankreich.
Der Spielausſchuß des Deutſchen Fußball=Bundes, der am
Sonntag noch die Spiele in Mannheim Stuttgart und München
beobachten ließ, hat die folgende Mannſchaft für das am 19. März
in Berlin ſtattfindende Länderſpiel gegen Frankreich nominiert:
Jakob (Jahn Regensburg); Haringer (Bayern München), Wendl
(München 1860); Gramlich (Eintracht Frankfurt), Hergert (FK.
Pirmaſens), Mantel (Eintracht Frankfurt); Fiſcher (Pforzheim),
Lachner (München 1860), Rohr (Bayern München). Lindner (
Ein=
tracht Frankfurt), Kobierſki (Düſſeldorf). — Erſatz; Buchloh
(Speldorf), Brunke (Tennis Boruſſia), Appel (Berliner SV. 92),
Richard Hofmann (Dresdener SC.).
Die Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Repräſentativſpiele.
In Stuttgart: Süddeutſchland — Schweiz B . . . . 0:0
In Mannheim: Süddeutſchland — Südweſtfrankreich . 10:0 (3:0)
Endſpiele.
1:1 (1:1)
Abt. I: 1. FC. Nürnberg — SpVgg. Fürth
Bayern München — 1860 München ..
1:2 (1:1)
Abt. II: Union Böckingen — Phönix Karlsruhe . . . 2:4 (1:1)
Um den Verbandspokal.
Main=Heſſen: Rot=Weiß Frankfurt — Kick. Offenbach 3:2
Union Niederrad — 1. FC. Langen . .."
6:2
SV. Wiesbaden — V. f. L. Neu=Iſenburg.
5:1
3:1.
A.O. Worms — Germania Bieber ..
4:0
FVgg. Kaſtel — V. f. R. Bürſtadt . .
1:0
FVgg. Mombach — Spfr. Frankfurt ...
Bayern: SSV. Ulm — Wacker München 5:3. Teutonia München
— Germania Nürnberg 1:0. FC. Bayreuth — ASV.
Nürn=
berg 5:1. Schwaben Augsburg — FC. Schweinfurt 05 1:1.
FV. Würzburg 04 — V. f. R. Fürth 4:1. FV. Würzburg 04
— Ulm 94 (kampflos für Würzburg gewonnen).
Rhein=Saar: Spfr. Saarbrücken — Saar Saarbrücken 0:0.
Ein=
tracht Trier — Boruſſia Neunkirchen 2:2.
Württemberg=Baden: SC. Freiburg — FC. Birkenfeld 5:4. Frank.
Karlsruhe — Stuttgarter SC. 2:3. FC. Mühlburg —
Frei=
burger FC. 2:2.
Um den Aufſtieg in die Bezirksliga:
Gruppe Württemberg: V. f. R. Heilbronn — SV. Göppingen 1:1.
FC. Eutingen — SpVgg. Cannſtatt 1:0.
Gruppe Baden: FC. Daxlanden — FC. Villingen 5:0.
Privatſpiele.
Boruſſia Fulda — Eintracht Frankfurt 4:3. Tura Bonn —
Wor=
matia Worms 1.5.
Berliner Fußball.
1. Meiſterſchafts=Endſpiel: Hertha BSC. — Stettiner SC. 4:1.
Ausſcheidungsſpiel: Greiswalder SC. — Berliner SV. 92 0:7.
Weitere Spiele: Viktoria 89 — Blau=Weiß 3:2. Wedding
Union Oberſchöneweide 2:2. Norden=Nordweſt — Preußen 7:1.
Südſtern — V. f. B. Pankow 2:1. Berolina LSC. — Tennis=
Boruſſia 1:4. Wacker 04 — Spandauer BC. 3:1. Spandauer
SV. — Minerva 3:2. Adlershofer BC. — Bewag 3:4.
Die Endſpiele
erlitten durch die beiden Repräſentativſpiele eine Einbuße. Es
waren nur vier Spiele angeſetzt, und auch von dieſen wurde noch
das Treffen Pirmaſens — Ludwigshafen wegen des Mannheimer
Treffens gegen Südweſtfrankreich abgeſagt. Die Abteilung 1
hatte aber trotzdem ein äußerſt intereſſantes Programm, denn
hier ſtanden die beiden Nürnberg=Fürther und Münchener Lokal=
Großkämpfe an. In Nürnberg trennten ſich Club und
Kleeblätt=
ler mit einem Unentſchieden von 1:1 (1:1). Die 10 000 Zuſchauer
wurden von den ſchwachen Leiſtungen beider Mannſchaften
ent=
täuſcht. Das Münchener Derby hat erneut gezeigt, daß
Mün=
chen 60 zurzeit, beſſer iſt als der vorjährige Deutſche Meiſter
Bayern München. Die „Löwen” ſiegten nach hartem Kampf
ver=
dient mit 2:1 und haben ſich damit an der Tabellenſpitze
behaup=
ten. Nach Verluſtpunkten gerechnet, beträgt der Abſtand der 6oer
zum Tabellennächſten, dem 1. FC. Nürnberg, bereits 5 Punkte.
In der Abteilung 2 war nur ein Spiel angeſetzt und
auch dieſes Treffen hatte, keine beſondere Bedeutung. Union
Böckingen erwies erneut, wie ſtark die Mannſchaft ſeit
Saiſon=
beginn zurückgefallen iſt. Diesmal unterlag ſie auf eigenem Platze
gegen Phönir Karlsruhe mit 2:4 (1:1). Wenn auf dem
Ver=
bandstag das Projekt des Verbandsvorſtandes durchgehen ſollte,
ſo dürfte Böckingen kaum noch eine große Chance haben, mit in
die Verbandsliga zu kommen.
„Bayern” wieder von „1869‟ geſchlagen.
Bayern München — 1860 München 1:2 (1:1).
In München brachte man dem Rückſpiel zwiſchen den beiden
einheimiſchen Teilnehmern der ſüddeutſchen Meiſterrunde wieder
ein ſehr großes Intereſſe entgegen, wie die Zahl von 15 000
Zuſchauern beweiſt. Prachtvolles Wetter und gute
Platzver=
hältniſſe ſchufen günſtige Vorbedingungen für einen ſchönen
Kampf, der denn auch nicht ausblieb, zumal beide Mannſchaften
in ſtärkſter Beſetzung antraten. Wieder ſiegten die „Löwen” nur
knapp, diesmal aber etwas glücklicher, denn die Bayern hatten
Chancen genug, ihrem Gegner ein Unentſchieden abzuringen. 1860
war aber vor dem Tore gefährlicher, als der Deutſche Meiſter.
Bemerkenswert war, daß die Außenläufer des Deutſchen
Mei=
ſters faſt immer gegenüber den Flügelſtürmern des Gegners den
Kürzeren zogen. Welker brachte den Deutſchen Meiſter in der 15.
Minute in Führung. Nach der eingelegten Gedenkpauſe für die
Gefallenen des Weltkrieges ſchoß Kiener in der 17. Minute für
Bayern den Ausgleich. Der Siegestreffer fiel in der 32. Minute
der zweiten Halbzeit durch Stiglbauer. Schiedsrichter Heß=
Stuttgart leitete den Kampf einwandfrei.
Die Bayern hatten in Rohr, Foldbrunner und Haringer
ihre beſten Leute. Rohr im Sturm konnte es aber ebenſowenig
allein ſchaffen wie Goldbrunner in der Läuferreihe, da ſowohl im
Sturm als auch in der Läuferreihe die übrigen Spieler nicht auf
beſonderer Höhe waren. Ein Geſamtlob verdient die ganze Elf
von 18 60. Pledl als Mittelläufer erwies ſich wieder als der
große Stratege. Verteidiger Wendl hatte den Hauptanteil daran.
daß der Bayernſturm im Strafraum nicht mehr erreichte. Im
Sturm war Kronzucker am rechten Flügel der beſte Mann.
Klub —Kleeblalt unentſchieden.
1. FC. Nürnberg—SpVg. Fürth 1:1 (1:1).
10 000 Zuſchauer wohnten am Sonntag im Nürnberger „Zabo”
dem 109. Treffen zwiſchen dem 1. FC. Nürnberg und der SpVg.
Fürth bei, einem der traditionellſten und bedeutendſten
Lokal=
treffen des ſüddeutſchen Fußballs. Die Bilanz dieſer Treffen ſieht
den „Klub” mit 64 gewonnenen Treffen weitaus im Vorteil, da
die Spielvereinigung nur 27 Spiele ſiegreich beſtehen konnte.
Mit dem heutigen Spiele endeten 18 Treffen zwiſchen den
bei=
den deutſchen Altmeiſtern unentſchieden; das Torergebnis lautet
303:154 zugunſten der Nürnberger. Bemerkenswert bei dem
ſonn=
täglichen Treffen iſt, daß der Klub beide Tore des
Spie=
les ſchoß. Er ging in der 37. Minute des Treffens durch
einen unhaltbaren Treffer von Kundt in Führung, und eine
Minute vor der Halbzeit prallte ein von Frank geſchoſſener Ball
von dem Läufer Oehm ab ins Tor. Bei dieſem Stande blieb
es dann auch während der ganzen zweiten Halbzeit. Das
Tref=
fen war hinſichtlich der gebotenen Leiſtungen eines der
ſchwäch=
ſten, das ſich die beiden Mannſchaften bisher lieferten, obwohl
neben dem Beſuch noch durch ausgezeichnetes Wetter und ſtärkſte
Beſetzung beider Mannſchaften alle Vorbedingungen zu einem
guten Spiele gegeben waren.
Pokalſpiele im Bezirk Main/ Heſſen.
A. 9. Worms und Sp. Wiesbaden im Endkampf.
Nach den beiden Niederlagen, die Kickers Offenbach und VfL.
Neu=Iſenburg am Sonntag erlitten, iſt die Zahl der Anwärter
auf den Pokalſieg in Main/Heſſen auf die beiden heſſiſchen
Ver=
eine A.O. Worms und SV. Wiesbaden zuſammengeſchmolzen.
Worms führt zurzeit noch mit einem Punkt vor Wiesbaden, es
wird alſo einen ſpannenden Endkampf geben. Wiesbaden war in
ſeinem 5:1 (1:1)=Spiel gegen Neu=Iſenburg wieder in beſter
Form. A.O. Worms konnte trotz des 3:1 (3:0)=Sieges über
Ger=
mania Bieber weniger gefallen. Die Offenbacher Kickers haben
ſich ihre Chancen durch die 2:3 (1:1)=Niederlage verſcherzt, die
ſie in Frankfurt bei Rot=Weiß einſtecken mußten. Union
Nieder=
rad fertigte Langen mit 6:2 ab, kommt aber für eine
Wieder=
holung ſeines vorjährigen Pokalſieges auch nicht mehr in Frage.
In den weiteren Spielen des Tages blieb Mombach über die
Sportfreunde Frankfurt mit 1:0 (1:0) ſiegreich, während Kaſtel
den VfR. Bürſtadt 4:0 (2:0) abfertigte.
* Fußball im Kreis Skarkenburg.
FV. Sprendlingen — SV. 98 Darmſtadt .
.. 6:0 (2:0)
Viktoria Walldorf — Germania 03 Pfungſtadt . . . 6:0 (2:0)
Polizei=SV. Darmſtadt — SV. Mörfelden.
4:0 (1:0)
SV. Münſter — Haſſia Dieburg ..
3:3 (0:3)
SpVgg. 04 Arheilgen — Union Darmſtadt.
5:0 (1:0)
FV. 1922 Eppertshauſen — FC. 03 Egelsbach ..
5:2
Rot=Weiß Darmſtadt — Germania Oberroden . . . 2:1 (2:0)
Die Spiele zeichneten ſich durch einige bemerkenswert hohe
Ergebniſſe aus, die aber die allgemeine Lage nicht ſonderlich
än=
dern konnten. So ſchickte Sprendlingen die Darmſtädter 98er mit
6:0 klar geſchlagen nach Hauſe. Trotz des 0:6 ſchlugen ſich die
Böl=
lenfalltorleute recht gut, aber Sprendlingen war in Hochform.
Ebenfalls mit 6:0 wurde Pfungſtadt in Walldorf geſchlagen. Mit
einer Schlappe hatte man gerechnet, aber nicht mit 6:0.
Mil=
derungsgrund iſt für Pfungſtadt das Fehlen ſeines
Standardver=
teidigers Nickel. Aber auch Walldorf war in ausgezeichneter Form.
Ueberraſchend kommt der klare 5:0=Sieg der Sportvgg. Arheilgen
Montag, 13. März 1933
Seite 6 — Nr. 72
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
über die Darmſtädter Union. Scheinbar hat man ſich in Arheilgen
wieder auf altes Können beſonnen. — Mit einem Tor weniger
blieb Polizei Darmſtadt gegen Mörfelden in Front. Die
Ord=
nungshüter mußten ſich lange abmühen und konnten erſt in den
letzten 20 Minuten den ſich zäh wehrenden Gegner niederringen.
Guter Beſuch und eine famoſe Leiſtung des jungen Mörfelder
Tor=
hüters waren die Hauptmerkmale dieſes Kampfes. Die Polizei
konnte noch nicht recht überzeugen. — In Eppertshauſen konnten
ſich die Einheimiſchen an Egelsbach faſt gerade ſo revanchieren,
wie die Gäſte das Vorſpiel gewonnen hatten. — Recht erbittert
wurde in Münſter gekämpft. Die Dieburger Gäſte waren in guter
Form und lagen bei der Pauſe mit 3:0 in Front. Der Kampf
wurde recht hart, ſo daß ein Münſterer Verteidiger vom Platz
ge=
ſtellt wurde. Nach der Pauſe hielt ſich Dieburg ſichtlich zurück, und
Münſter kam zum Ausgleich. In dem Darmſtädter
Vormittags=
ſpiel rangen die Rot=Weißen ihren Gegner aus Oberroden mit
2:1 nieder. Man muß den Rot=Weißen wirklich Anerkennung
zollen, wie ſie trotz ihrer ausſichtsloſen Poſition ihr Letztes
her=
gaben. Durch dieſen Sieg iſt die Mannſchaft zum erſtenmal vom
letzten Platz fortgekommen. Sonſt hat ſich in der Tabelle nur
wenig geändert. Münſter iſt auf 22 Punkte gekommen und hat
da=
mit bereits zwei Punkte Vorſprung vor dem SV. 98 Darmſtadt
und Germania Eberſtadt. Es ſcheint alſo, daß tatſächlich zwiſchen
beiden letztgenannten Vereinen die Frage nach dem dritten
Ab=
ſteigenden entſchieden werden wird.
Der Tabellenſtand nach dem 12. März 1933:
Polizei dagegen ſtellte erſtmals ihre komplette Elf. Trotzdem
konnte man von Anfang an mit dem Spiel der Polizeimannſchaft
nicht zufrieden ſein. Wohl gab ſich jeder einzelne die beſte Mühe,
es wollte jedoch nicht klappen. Immer wieder konnte die gute
Gäſtehintermannſchaft die Situationen klären. Der in den letzten
Wochen durch die ſtarke dienſtliche Inanſpruchnahme bedingte
Aus=
fall des Trainings machte ſich hier ſtark bemerkbar. Beſonders
fehlte das früher ſo gute Verſtändnis auf dem rechten Flügel,
wo=
zu auch die ſchlechte Tagesform von Göbel beitrug. Erſt 20
Mi=
nuten vor Schluß kam wieder Ruhe in die Reihen, und auch der
Sturm zeigte dann ſein wirkliches Können. Bei dieſer Spielweiſe
mußten einfach Tore fallen, denn der Sturm zögerte auch nicht
mit dem krönenden Schuß.
Mörfelden ſpielte den gewohnt hohen Fußball, was die
Poli=
zei aus dem Konzept brachte. Der beſte Teil der Mannſchaft war
die Hintermannſchaft. Neben den fabelhaften Leiſtungen des
Tor=
warts, der einige gute Schüſſe ganz hervorragend meiſterte, fielen
die beiden Verteidiger noch angenehm auf. Die übrigen Leute
ar=
beiteten wohl alle recht fleißig, kamen jedoch in ihren Leiſtungen
nicht an ihre Gegenſpieler heran.
In der erſten Halbzeit kämpft die Polizei mit der Sonne im
Rücken und iſt immer leicht im Vorteil. Nachdem der Gäſtehüter
einige gute Torſchüſſe gehalten hatte, gelingt es Kaltwaſſer in
der 25. Minute, das erſte Tor für ſeine Farben zu ſchießen. Mit
dieſem Reſultat geht es in die Pauſe. Gleich nach Wiederanſtoß
hat Polizei wieder eine glänzende Torgelegenheit. Der ſcharfe
Schuß von Müller geht jedoch an den Pfoſten und der Nachſchuß
von Kaltwaſſer landet an der Außenſeite des Netzes. Endlich, kurz
vor Schluß, bricht Müller durch ein zweites Tor den Bann. Von
jetzt ab läuft das Zuſammenſpiel wieder wie in früheren Tagen,
was auch in zwei Toren von Pfeiffer und Müller zum Ausdruck
kommt. Schiedsr. Schneider=Niederrad hatte das Spiel jederzeit
in der Hand, jedoch konnte man mit ſeinen Entſcheidungen nicht
immer einverſtanden ſein.
Rot=Weiß Darmſtadt — Germania Ober=Roden 2:1 (2:0).
Nach Münſter mußte nun auch Ober=Roden einſehen, daß bei
dem Tabellenletzten die Trauben ziemlich hoch hängen. Die Gäſte
können noch zufrieden ſein, daß ſie ſo davonkamen, denn dem
Spielverlauf nach hätte das Ergebnis weit eindeutiger ausfallen
müſſen. Daß dies nicht der Fall war, können ſich wieder einmal
die Stürmer von Rot=Weiß zuſchreiben, die wohl ganz nett
mit=
einander kombinierten, dafür aber den Torſchuß vermiſſen ließen.
Das Spiel begann ſofort mit einem forſchen Tempo auf
bei=
den Seiten. Rot=Weiß mit ſeiner aufgeweckten Hintermannſchaft
kommt mehr und mehr in Fahrt und wird überlegen, während
die Gäſte nur vereinzelt vorkommen. Durch den Mittelſtürmer
fallen in der 16. und 35. Minute die beiden Treffer, und es hat
den Anſchein, als ſollten die Gäſte gründlich hineingelegt werden,
aber außer einigen Ecken wurde nichts mehr erzielt. Nach der
Pauſe zeigte ſich dasſelbe Bild. Rot=Weiß ſchnürte ſeinen
Geg=
ner vollſtändig ein, welcher nun mit faſt allen Mannen ſein
Hei=
ligtum reinzuhalten verſucht. Der Darmſtädter Halblinke wird
zweimal von hinten im Strafraum gelegt, aber
unverſtänd=
licher Weiſe ließ der ſonſt korrekte Schiedsrichter dieſe beiden
Fälle ungeſtraft. Eine Serie von Ecken, die wohl alle gut
ge=
treten, aber nicht verwandelt wurden, war die einzige Ausbeute
der Ueberlegenheit. 5 Minuten vor Schluß macht ſich Ober=Roden
dann endlich frei und kann durch einen Eckball den Ehrentreffer
erzielen. Als Schiedsrichter amtierte ein Herr aus Wiesbaden
bis auf den oben erwähnten Fall zufriedenſtellend. — Die
Reſer=
ven hatten den Poſt=SV. zu Gaſt und gewannen nach fairem
Ver=
lauf 5:0.
FV. Sprendlingen — SV. 98 Darmſtadt 6:0 (2:0).
Man hätte den 98ern nach ihren Leiſtungen in den letzten
Wochen ein beſſeres Abſchneiden auf dem Platze des
Meiſter=
ſchaftsanwärters in Sprendlingen zugetraut. Es kam aber ganz
anders. Nur in den erſten 20 Minuten lieferten die Lilienträger
eine gleichwertige Partie. Als dann jedoch die Platzelf im
An=
ſchluß an einen Eckball, durch Kopfſtoß des ungedeckt ſtehenden
Halbrechten die Führung erkämpfte und wenig ſpäter wieder auf
Eckball hin zum 2. Treffer kam, deſſen Berechtigung allerdings
ſtark umſtritten war, da Frey nicht hinter der Linie, ſondern
direkt auf der Torlinie abgewehrt haben dürfte, wurde das Spiel
der Sportvereinler von Minute zu Minute ſchlechter. Der Elan
der Mannſchaft ſchien vollſtändig gebrochen. Im gleichen
Aus=
maße, wie das Spiel der Darmſtädter zerfiel, verbeſſerten die
Sprendlinger ihre Spielweiſe. Beſonders in der 2. Halbzeit
lie=
fen dieſe zu einer Form auf, die uneingeſchränkte Anerkennung
verdient. Geſichert durch die 2:0=Führung, überwanden die
Schwarz=Weißen vollſtändig ihre Nervoſität und zwangen die 98er
faſt reſtlos zur Verteidigung. Vier weitere Tore waren die
Aus=
beute dieſer Ueberlegenheit. Die vereinzelten Gegenangriffe der
Darmſtädter wurden von der ſicheren, aber reichlich rückſichtslos
ſpielenden Deckung des Gegners, in der beſonders die Läuferreihe
vorzügliche Arbeit leiſtete, abgewehrt.
Die Lehre aus dieſer unerwartet hohen Niederlage: Nur
auf=
merkſamſte Deckungsarbeit ſchützt vor überraſchenden Erfolgen des
Gegners. Und gerade in dieſer Hinſicht waren die Sprendlinger
reichlich überlegen, wie ſie auch den großen Vorteil des viel
här=
teren, jedoch nicht unfairen körperlichen Einſetzens hatten.
Beſt (Höchſt) leitete mit Ausnahme der Entſcheidung beim
2. Tar einwandfxei.
In den beiden Spielen gegen den hieſigen
Reichsbahnſport=
verein kamen die 98er zu 2 Siegen. Die Reſerveelf gewann 7:4,
die 3. Mſchft. 6:3.
SV. 1898 (Jugend).
1. Junioren — 1. Junioren Ober=Ramſtadt, dort, 1:1: 2.
Ju=
nioren — Junioren Münſter, hier, 10:0; 1. Jugend — 2. Jugend
SV. 98 1:3; 1. Schüler — 1. Schüler Weiterſtadt, hier, 7:1;
2. Schüler — 1. Schüler Polizei, hier, 0:5.
SVgg. 04 Arheilgen — Union Darmſtadt 5:0 (1:0).
Man hat ſchon beſſere Leiſtungen am Arheilger Mühlchen
geſehen, aber das Publikum fand, ſich damit ab, nachdem beide
Parteien ſich befleißigten, unter der guten Leitung von Klimm=
Offenbach ein äußerſt faires Spielzuzeigen. DerGaſtgeber blieb auch
heute weit hinter ſeiner früheren Form, daran ändern auch die
5 wunderbar erzielten Tore nichts. Von den Gäſten hatte man
nach dem ſtarken Widerſtand in Pfungſtadt wirklich mehr
ver=
mutet, aber Union war tatſächlich nicht mehr zu erkennen. Der
Kampfgeiſt ging ganz ab, dafür zeigte aber die Mannſchaft ein
anſtändiges Spiel. Der Sieg Arheilgens ſtand niemals in Frage
und iſt in ſeiner Höhe vollauf verdient.
Bis zum Wechſel kann der Gaſtgeber, gegen den ſcharfen Wind
kämpfend, nur einmal erfolgreich ſein, während Union, ſelbſt mit
Wind ſpielend, es nicht fertig brachte, ein Tor zu erzielen. Nach
der Pauſe iſt Arheilgen viel ſchußfreudiger und kann noch 4 ſchöne
Tore erzielen. Zum Gedenken der im Weltkriege Gefallenen
ver=
harrten Spieler und Zuſchauer eine Minute im Schweigen.
Union Darmſtadt Junioren — Haſſia Dieburg Junioren 18:3.
Schützenfeſt auf der Rennbahn: die Union=Junioren ſtellten
mit dieſem eindrucksvollen Sieg ihre derzeitige Spielſtärke erneut
unter Beweis. Die Mannſchaft zeigte techniſch und taktiſch ſchöne
Leiſtungen, ſo daß der Verein auf ſeinen hoffnungsvollen
Nach=
wuchs ſtolz ſein kann. Die eifrige Gäſteelf hielt das Spiel
jeder=
zeit offen und nahm die hohe Niederlage mit ſportlichem Anſtand
hin. Schiri Krämer (SVgg. 04 Arheilgen) gut. — 1. Jugend —
1. Jugend Groß=Gerau 5:1; 1. Schüler — 1. Schüler Viktoria
Griesheim 1:4.
Eintracht Darmſtadt—SV. Jugenheim 6:3. (3:1).
Ein Verbandsſpiel, das aber im allgemeinen, beſonders von
Eintracht, im Sinne eines Privatſpiels zum Austrag kam.
Jugen=
heim hatte nichts mehr zu verlieren und Eintracht nicht viel zu
gewinnen. Die Einheimiſchen mit 3 Erſatzleuten lieferten
teil=
weiſe ein ſehr befriedigendes Spiel. Die Ueberlegenheit von
Eintracht war weſentlich größer, als das Reſultat beſagt. Durch
ſchönes flaches Zuſammenſpiel, in dem befonders Hoffmann durch
techniſche Einzelleiſtungen hervorragte, kam Eintracht zu einem
verhältnismäßig leichten Sieg. Jugenheim hat an Spielſtärke
weſentlich nachgelaſſen, das dritte Tor des Gaſtgebers geht auf
Konto des Eintracht=Torwächters. Straub und Hoffmann ſorgten
für die Tore. Mit der Leiſtung des Schiedsrichters Lohr=
Sprend=
lingen war Jugenheim ſehr unzufrieden. Eintracht 2.—
Gries=
heim 3. 1:2.
Bensheim—Fr. Tgde. Darmſtadt 1:3 (1:1).
Endlich nach langer Zeit wieder einmal ein Sieg, obwohl
die erſte Halbzeit nicht danach ausſah, hatte doch Bensheim alle
Anſtrengungen gemacht, auf eigenem Platze keine Niederlage
ein=
zuſtecken. Die erſte Halbzeit hatte B. beſtimmt mehr vom Spiel
und der koloſſale Eifer war vorbildlich, aber man vergaß das
Schießen. Nach der Pauſe kam Bensheim nicht mehr recht mit,
Darmſtadt dagegen lieferte jetzt geſchloſſenere Angriffe, ſo daß
Tore fallen mußten. Der Sieg iſt verdient, trotzdem die Elf nur
mit 10 Mann die 2. Halbzeit beſtreiten mußte. Darmſtadts
Re=
ſerve ſpielte in Dornheim unentſchieden. 3. Mſch. verlor dort 4:0.
erſcheinungen dieſer Veranſtaltung. Beſonders in den Reihen
der Darmſtädter kämpfte man derart unproduktiv, daß eine
Wie=
derholung des Vorkampfreſultats ſchon von vornherein unmöglich
ſchien. Zudem war die Mannſchaftsaufſtellung, die infolge
Ge=
wichtsſchwierigkeiten einzelner geändert werden mußte,
uneinheit=
lich. Aber auch die Gäſte zeigten nichts Beſonderes, ſie nutzten
jedoch die Blößen ihrer Gegner eifrig aus und konnten damit,
wenigſtens mit ihrer Erſten, das beſſere Ende für ſich behalten.
Wenn ihr Erfolg auch mit viel Glück zuſtande kam, ſo iſt er doch
verdient, denn ihre Aktionen waren viel zielbewußter. Für die
Einheimiſchen mag dies eine Lehre ſein. Derartige EExperimente
gehen immer auf Koſten des Vereinsanſehens.
Die Kampfleitung lag bei Heckmann=Dieburg, der infolge des
fairen Verhaltens aller Akteure kein ſchweres Amt hatte.
Die Ergebniſſe: 1. Mſch.: Bantam: Ph. Schäfer=D.—Bauer=A.
0:3. Feder: P. Schwarz=D.—Schunk=A. 2:3. Leicht: Gg.
Schnau=
ber=D.—Rückerich=A. 3:4. Welter: Fr. Daum=D.—Anthes=A. 3:6.
Mittel: W. Keitel=D.—Weber=A. 4:7 Halbſchwer: Gg. Veith=D.
—Lücker=A. 7:7. Schwer: Alb. Schmitt=D.—Rückerich=A. 7:10. —
2. Mſch.: Bantam: Ad. Schnauber=D.—Stein=A. 0:2. Feder: Hch.
Schäfer=D.—Göbel=A. 0:5. Leicht: Fr. Borowſki=D.—Beck=A. 1:6.
Welter: P. Winkel=D.—Bauer=A. 4:6. Mittel: Gg. Aßmuß=D.,
kein Gegner 7:6. Halbſchwer: Fr. Egly=D.—Fiedler=A. 10:6.
Schwer: H. Zimmermann=D, kein Gegner 13:6.
Abſchluß des Frankfurker Reit= und Springkurniers.
Das Frankfurter Reit= und Springturnier wurde am
Sonn=
tag abend beendet. Wiederum war das Hippodrom gut gefüllt.
Eingeleitet wurden die Kämpfe mit dem Jagdſpringen um den
Otto=Koch=Erinnerungspreis, bei dem Lt. Niemack einen bös
aus=
ſehenden Sturz tat, der aber noch gut ablief. Frau Opels Arnim
und A. Holſts Egly abſolvierten den Kurs fehlerlos. Im
entſchei=
denden Stechen blieb A. Holſt mit Egly ſiegreich. Im Preis der
Kür wurden Major Bürkners Caracalla und A. Maetjens
Burg=
dorff zuſammen auf den erſten Platz geſetzt. Das Amazonen=
Jagd=
ſpringen ſah die Frankfurterin Frau Gömöry mit Lausbub und
Tantris auf den beiden erſten Plätzen erfolgreich.
Mydlinghovens Hoppegarkener Streikmacht.
Erfreulicherweiſe hat Ernſt Biſchoff, der tatkräftige und
überaus paſſionierte Beſitzer des rheiniſchen Geſtüts
Mydling=
hoven, von der Abſicht Abſtand genommen, den Mydlinghovener
Rennſtall aufzulöſen. Jedenfalls iſt die dem tüchtigen Harry
Naſh unterſtellte Hoppegartener Abteilung des Rennſtalles
zahlenmäßig wieder erfreulich umfangreich. Das 15köpfige Lot
beſteht im einzelnen aus drei Vier= und ſechs Dreijährigen ſowie
ſechs Vertretern des jüngſten Jahrganges. Von den Vierjährigen
gehören Wappenſchild und Inſtanz — die Stute über
kür=
zere Wege — zur guten Mittelklaſſe, während Gardejäger
in Handicaps ſeinen Hafer verdienen wird. Unter den
Dreijäh=
rigen ſtecken in Glaubensmut. Jahrhundert und
Heim=
wehr drei bereits gut erprobte Pferde. Vor einer Zukunft
könnte beſonders Glaubensmut ſtehen, deſſen einziger Ausgang
mit einem eindrucksvollen Sieg über hochgehaltene
Altersgefähr=
ten endete. Aber auch von Jahrhundert wird man beſſere
Leiſtun=
gen zu gewärtigen haben. Noch nicht hervorgetreten iſt der
Ana=
kreon=Sohn Feldhüter, gänzlich unerprobt ſind Forſtwart und
Per=
lenreihe, das von Anakreon ſtammende Erſtlingsprodukt der
famoſen Poſtenkette. Bei den Zweijährigen findet man einige
großartig gezogene Pferde, die ſchon auf Grund ihrer Abſtammung
etwas leiſten müßten. Als Jockey wurde J. Vinzenz verpflichtet.
Verbandsoffenes Schwimmfeſt
in Hrautfner.
Hervorragende Zeiten. — Rekordverſuche mißglückt.
Bei dieſem verbandsoffenen Schwimmfeſt des 1. Frankfurter
Schwimmklubs gab es ſehr ſchöne Leiſtungen, die bewieſen, daß
es im Schwimmſport vorwärts geht. Den Hauptteil der
Teil=
nehmer ſtellten naturgemäß die Vereine Süddeutſchlands, doch
war auch der deutſche Weſten durch die Meiſterſtaffel und
Waſſer=
ballmeiſtermannſchaft des Poſeidon Köln und den deutſchen
Mei=
ſter und Olympiateilnehmer im Kunſtſpringen Eſſer (Jſerlohn)
glänzend vertreten. Die Kölner kamen auch erwartungsgemäß in
der 4X100=Meter=Staffel zu einem leichten Sieg über Moenus
Offenbach und gewannen durch den Ex=Darmſtädter Heiko
Schwartz das 100=Meter=Schwimmen, der allerdings gegen den
jungen Karlsruher Faaß und den Offenbacher Maus ſchwer zu
kämpfen hatte. Wie erwartet, war Eſſer ſeinen Gegnern weit
überlegen, ebenſo der Göppinger Welt=Rekordmann Schwarz im
Bruſtſchwimmen 200 Meter, in dem er mit 2.47,8 allerdings 4,2
Sek. über ſeinem Rekord blieb. Mit erfreulichen Leiſtungen
warteten die jungen Stuttgarter Schraag, Kienzle und
Küm=
merle im 400=Meter=Kraulſchwimmen auf, der Bielefelder Meyer
im 100=Meter=Schwimmen TC. und eine ganze Reihe weiterer
Leute, von denen man noch viel erwarten kann. Zwei
Rekord=
verſuche von Poſeidon Köln und dem SC. Göppingen in Staffeln
hatten keinen Erfolg.
Darmſtadt war durch Jung=Deutſchland und Rot=Weiß
in einigen Wettkämpfen vertreten. Wenn es auch den
Darmſtäd=
tern nicht zu Siegen langte, ſo können ſie doch mit ihren
Lei=
ſtungen zufrieden ſein. Jung=Deutſchland lieferte dem E.F. S.C. in
der abſchließenden 10X50=Meter=Staffel einen herrlichen Kampf,
den Frankfurt knapp gewinnen konnte. Das Fehlen der ſchnellen
Wolfsholz und Kloſtermann koſtete ID. in dieſem wertvollen
Kampf den Sieg. Von Rot=Weiß hat man in dieſer Staffel ſchon
beſſere Leiſtungen geſehen. Dafür gelang es Rot=Weiß in der
4X100=Meter=Staffel, Klaſſe 2 a, die der E.F.S. C. gewann, Jung=
Deutſchland knapp auf den 3. Platz zu drängen. In den
Einzel=
wettkämpfen über 100 Meter der Klaſſen 1b und 2a konnten ſich
Weicker und Richter (beide Jung=Deutſchland) trotz ſchwerer
Kon=
kurrenz recht gut placieren.
Ein ſchöner Erfolg gelang Jung=Deutſchland im
Waſſerball=
ſpiel gegen den weſtdeutſchen Meiſter Poſeidon Köln, der die
Darmſtädter im vorigen Jahr dreimal ſchlagen konnte. Die
Darm=
ſtädter, mit Költer; Orlemann, Schüßler; Mayer, Weicker,
lie=
ſerten einen ganz hervorragenden Kampf und trotzten den
körper=
lich viel ſtärkeren Kölnern ein Unentſchieden von 5:5 ab. Die
Mannſchaft ſpielte glänzend und konnte faſt bis zum Schluß durch
Tore von Mayer, Schüßler, Orlemann und Mayer 2 in Führung
liegen.
Die Ergebniſſe:
Staffelkämpfe, Klaſſe 1a: 4X100 Meter Kraul: 1. Poſeidon
Köln 4:15,2: 2. Mönus Offenbach 4:26,2. — 4X200 Meter Kraul:
Poſeidon Köln 10:00,6 (Rekordverſuch, im Alleingang mißglückt).
— 4X100 Meter Bruſt: 1. Göppingen 04 5:22,6 (Rekordverſuch
im Alleingang mißglückt). — 10X50 Meter Kraul: 1. Erſt. Frankf.
SC. 4:57; 2. Jung=Deutſchland Darmſtadt 4:59,2; 3. Rot=Weiß
Darmſtadt 5:22,4 Minuten. — Klaſſe 1b: 4X20 Meter Kraul:
1. Karlsruhe 99 10:50,2: 2. Offenbach 96 1:54,8. — 100, 200,
100 Meter Lagenſtafel: 1. Erſter Frankf. SC. 5:23: 2. Neptun
Karlsruhe 5:33. — Klaſſe 2: 4X100 Meter Kraul: 1. Erſt. Frankf.
SC. 4:34,6; 2. Rot=Weiß Darmſtadt 4:44,2; 3. Jung=Deutſchland
Darmſtadt 4:46,2 Min. — Einzelkämpfe, Klaſſe 1a: 100 Meter
Freiſtil: 1. Schwarz (Poſeidon Köln) 1:02,4; 2. Faahs
Karls=
uhe 99 1:02,6; 3. Mäus (Moenus Offenbach) 1:02,8. — 400
Me=
ter Freiſtil: 1. Schraag=Ludwigsburg 5:16,1; 2. Kienzle=
Schwa=
ben=Stuttgart 5:16,2. — 200 Meter Bruſt: 1. Schwarz (Göppingen
1904) 2:47,8: 2. Wunſch (Neptun Karlsruhe) 2:56. —
Kunſt=
ſpringen: 1. Leo Eſſer=Iſerlohn 160,43 Punkte; 2. Boſſo=
Mann=
heim 132,93 Punkte. — Klaſſe 1b: 100 Meter Kraul: 1. Meyer=
Bielefeld 1:04,8; 4. Weicker (JD. Darmſtadt) 1:06,8. — 400
Me=
ter Freiſtil: 1. Küſimerle (Schwaben Stuttgart) 5:25,2. — 200
Meter Bruſt: 1. Endres Erſt. Frankf. SC. 2:59. — Klaſſe 2 a:
100 Meter Freiſtil: 1. Kümmerle (Schwaben Stuttgart) 1:07;
2. Richter (JD. Darmſt.) — 100 Meter Rücken: 1. Franz (Erſter
Frankf. SC.) 1:18,4. — Waſſerball: Poſeidon Köln —
Jungdeutſch=
land Darmſtadt 5:5 (2:3).
Bootslacke
alle Oelfarben (3540b
Gebr. Vierheller
Schustergasse 74, Telefon 200
Bezirksmeiſterſchaffen
im 3. Bezitk des Süddeulſchen Keglergaues.
Zum vierten Kampfe trafen ſich am Sonntag die Verbände
des 3. Bezirks in Offenbachs Kegelſporthalle. Den Anwurf hätte
Offenbach. Seine Riege wußte den Vorteil der eigenen
Bah=
nen gut auszunützen Es erzielte mit 2719 Holz die beſte
Tages=
leiſtung und hatte ſeine Scharten von den Vorkämpfen etwas
aus=
gemerzt. Hanau erreichte zwar nicht das Heim=Ergebnis vom
Vorſonntage, erzielte aber 2675 Holz. Darmſtadt zeigte wider
Erwarten eine geringere Leiſtung gegenüber den Vorkämpfen in
Aſchaffenburg und Hanau. Mit 2632 Holz verließ die Riege die
Bahnen. Im einzelnen erzielten: 1. Thümmel 559, 2. Bangert
538, 3. Grün und Rößler je 521 und Reichert, der ſeinen ſchwarzen
Tag hatte, 493 Holz.
Gelnhauſen hat Darmſtadt überrundet, ſeine Riege
brachte es auf 2639 Holz, bleibt aber im Geſamtergebnis hinter
Darmſtadt zurück, das den 3. Platz gehalten hat.
Die ſchwächſte Leiſtung des Tages zeigte Neu=Iſenburg, deſſen
Riege ſich auf den Offenbacher Bahnen nicht zurechtfand.
Aſchaf=
fenburg hat mit 2663 Holz den zweiten Platz gehalten. Beſte
Ein=
zelleiſtung des Tages zeigte Hoffmann=Offenbach mit 570
Holz.
Der Tabellenſtand nach dem vierten Kampftage:
1. Hanau, 16 690 Holz; 2. Aſchaffenburg, 16 677 Holz; 3
Darm=
ſtadt. 16 631 Holz; 4. Gelnhauſen, 10 621 Holz; 5. Offenbach,
10 567 Holz; 6. Neu=Iſenburg, 10 349 Holz.
Die Hockey=Ergebniſſe.
Geſellſchaftsſpiele.
SC. Frankfurt 80 — TV. 78 Heidelberg 1:3. Damen: Grün=
Weiß Koblenz — 1880 Frankfurt 4:1. JG.=SV. Frankfurt — TV.
Mainz 1817 3:4. Damen 2:0. Frankfurter TV. 60 — Höchſter
HC. 3:0. Damen 0:0. TV. Sachſenhauſen 57 — Poſt=SV.
Frank=
furt 6:0. Damen: Sachſenhauſen 57 — BSC. Oberrad 7:0. Stadt=
SV. FSV. Frankfurt (Sa.) 0:1. Rot=Weiß — Eintracht 4:3.
Damen 1:4. TFC. Hanau — Poſt=SV. (Reſ.) 2:3. Damen 1:1.
BSC. Oberrad — TV. 57 Sachſenhauſen (Reſ.) 0:2. TV. 46
Nürnberg — Tgm. Würzburg 3:0. Damen 5:0.
Rugby=Probeſpiele der National=Mannſchaft.
In Frankfurt: National=Mannſchaft — Mainkreis . 39:5
In Heidelberg: National=Mannſchaft — Neckarkreis . 32:3
Privatſpiele.
Eintracht Frankfurt — SC. Neuenheim 3:20. SC. Frankfurt
1880 — BSC. Offenbach 23:10. SC. Frankfurt 1880 II. — Undine
Offenbach 38:8.
Bei der Eishockey=Weltwirtſchaftsrevanche
zwiſchen USA. und Kanada im Berliner Sportpalaſt zeigten ſich
erneut die Amerikaner überlegen, ſie ſiegten mit 3:0 (2:0, 1:0, 0:02,
Monkag, 13. März 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 72 — Seite 7
Säddeutſchlands zweiter Pofalſieg
Mikkeldeukſchland in Leipzig im Endſpiel um den Handball=Pokal der 29B. 9:4 (5:2) geſchlagen.
Das achle Endſpiel
um den DSB.=Handballpokal zwiſchen Mitteldeutſchland und
Süd=
deutſchland endete am Sonntag in Leipzig vor 5000 Zuſchauern
mit dem auf Grund der bisher gleichmäßig guten Leiſtungen
Süddeutſchlands erwarteten Siege der ſüddeutſchen Vertreter. Mit
9:4 (5:2) wurde die mitteldeutſche Elf, die bis auf eine
Aus=
nahme in der gemeldeten Aufſtellung antrat, von den komplett
ſpielenden ſüddeutſchen Gäſten bezwungen. Zum zweiten Male
hat damit Süddeutſchland den Pokal in ſeinen Beſitz gebracht. In
den bisherigen Austragungen fiel der Pokal dreimal an
Mittel=
deutſchland, je zweimal an Süddeutſchland und Berlin und
ein=
mal an Weſtdeutſchland. Ausſchlaggebend für den ſüddeutſchen
Sieg war die gute Arbeit des Sturmes und auch der
Hinter=
mannſchaft, beſonders des Tormannes Fürther. Die ſüddeutſchen
Treffer erzielten Zacherl=Fürth (4), Pabsdorf.=
Schwan=
heim (3), Spengler=Waldhof und Feick=Darmſtadt. Für
Mitteldeutſchland waren Ruck=Weißenfels (2), Berthold=
Leipsig und Böttcher=Burg erfolgreich. Schiedsrichter
Hertzig=Berlin war der gegebene Mann für dieſes Treffeg
und leitete einwandfrei.
Die Mitteldeutſchen mußten den Weißenfelſer Läufer
Schneider erſetzen, für den Poprawa in Deckung ging, während
Ruck=Weißenfels halbrechts ſpielte und der beſte Mann im
An=
griff war. Poprawa war dagegen auf dem ungewohnten Poſten
ſchwach, und darunter litt die geſamte mitteldeutſche
Deckungs=
reihe.
Süddeutſchland hatte zunächſt in der Hintermannſchaft
ein ſtarkes Bollwerk; beſonders Fürther zwiſchen den Pfoſten war
in ausgezeichneter Form. Der Sturm war ſehr gut. Weit
vor=
getragene Angriffe unter Einſatz der Flügel und die ſchnellen
Durchbrüche Zacherls brachten die mitteldeutſche Abwehr immer
wieder in Verwirrung. Die Läuferreihe unter Gebhardts
Füh=
rung war im Aufbau und in der Abwehr ſehr gut; der Sieg des
Südens war in jeder Beziehung als verdient anzuſprechen.
Die Handball=Ergebniſſe.
Endſpiel um den DSB.=Pokal.
In Leipzig: Mitteldeutſchland — Süddeutſchland 4:9 (2:5)
Endſpiele in den Landesverbänden.
Weſtdeutſchland.
Meiſterſchafts=Endrunde: SC. Kaſſel 03 — Hindenburg
Min=
den 9:4. Ausſcheidungsſpiel: Alemannia Aachen — Tura
Barmen 5:11.
Norddeutſchland.
Vorrunde: St. Georg Hamburg — Sp u. Sp. Hannover 11:6.
Nordmark Flensburg — Polizei Hamburg 6:7. SV. Harburg
— Polizei Schwerin 6:7 n. Verl. Polizei Hannover —
Wer=
der Bremen 8:5.
Mitteldeutſchland.
Nunde der Gaumeiſter: Aegir — Chemnitz — V. f. L. 96 Halle
7:6. Brandenburg Dresden — T. u. B. Werdau 7:6. Polizei
Erfurt — Polizei Gotha 8:7. C. f. L. Neuſtadt/Coburg —
Gelb=Rot Meiningen 3:4.
Runde der Zweiten: Viktoria Stendal — Olympia Magdeburg
3:9. Polizei Halle — V. f. B. Apolda 13:3.
Südoſtdeutſchland.
Vorrunde: Poſt=SV. Oppeln — Cherusker Görlitz 7:5. Boruſſia
Carlowitz — SV. 96 Liegnitz 10:2.
Städteſpiele.
Trier — Merzig 8:10. Mannheim — Ludwigshafen 10:7.
*
Mundoult in ver 9.4.
Privatſpiele: Griesheim — Lorſch 7:2 (3:1), Beſſungen
— Weiterſtadt 5:14 (4:5)!, Heppenheim — Pfungſtadt 7:4 (2:3),
2. Mſch. 11:0 (2:0), Worfelden — Tgſ. 1875 Darmſtadt 7:3 (4:2),
2. Mſch. 10:7 (4:6), Egelsbach — Walldorf 9:1, Arheilgen —
Nie=
der=Ramſtadt 14:3, Büttelborn — Königſtädten 3:2 (2:1), 2. Mſch.
9:3, Eberſtadt — Crumſtadt (Cr. abgeſagt wegen Grippe), TSV.
Braunshardt — Tgd. 1846 Darmſtadt 8:5 (3:4), Tgd. Schwanheim
— Vorwärts Langen 12:1, Dietzenbach — Sprendlingen 6:3,
Vor=
wärts Nieder=Roden — Urberach 6:2.
Die Bedeutung des Zuſammentreffens der Griesheimer mit
dem Gaumeiſter Lorſch geht nun doch über ein gewöhnliches
Freundſchaftsſpiel hinaus, und man wird allerſeits aufhorchen,
weil Griesheim den Beweis erbracht hat, daß ſeine ſpieleriſchen
Leiſtungen den Anforderungen der Kreisklaſſe entſprechen.
Griesheim (Eigenbericht): Die Platzelf war vollzählig,
Lorſch hatte zwei Erſatzleute im Sturm, die nicht genügend auf die
Abſichten ihres bekannten Rechtsaußen Gärtner eingingen. Bald
nach Beginn merkte man ſchon, daß die Serie von 32 Siegen der
Lorſcher diesmal eine Unterbrechung erfahren würde. Ohne
Zim=
perlichkeiten trug der ſehr flinke Griesheimer Sturm ſeine
An=
griffe vor, wobei die Spieler den Kampf Mann gegen Mann nicht
ſcheuten, und es war auffällig, daß die Griesheimer faſt ſtets
Sie=
ger blieben, dank ihrer katzenartigen Wendigkeit (Menneckes),
Lorſch übte ſein bekanntes Innenſpiel mit Steilvorlage für den
hereinlaufenden Rechtsaußen Gärtner. Doch der ihn bewachende
Läufer Klinger ließ keinen ausſichtsreichen Torſchuß zu. Zwei
ſchöne Feldtore fallen für Griesheim. Das dritte Tor war
ab=
ſeits. Der Schiedsrichter entſchuldigte ſich nach dem Treffen mit
der gleichen rot=weißen Kleidung der Spieler; ein Pflichtſpiel
hätte er deshalb gar nicht angepfiffen. Dieſer Vorfall ſchlug
keine Breche. Dann folgte ein Strafwurftor Gärtners. Halbzeit
3:1. Durch Feldtor, Strafwurf und abermals Feldtor vergrößerte
Griesheim den Vorſprung auf 6:1. Jetzt ſetzte ein Spurt der
Lorſcher ein. Scharfe Schüſſe gingen auf das Tor der Platzelf.
Schließlich landete ein Wertſchuß in der oberen Ecke zum 6:2. Vor
dem Anwarf Pauſe zum Gedächtnis der Gefallenen. Die
reſt=
lichen 5 Minuten gehörten der Platzelf, aber der Rechtsaußen fand
nur einmal das Tor, und mit 7:2 bejubelten Griesheims
An=
hänger einen verdienten Sieg. Die umſichtige Leitung von
Schiri Hahn=Weiterſtadt verdient Anerkennung, da er es verſtand,
die ſich einſchleichenden Härten bei den Griesheimer Erfolgen
un=
auffällig zu unterbinden, ſo daß das Treffen ſehr gut ausklang.
Ein Lob den Gäſten, da ſie die Flügel nie hängen ließen. Ihr
Spurt gegen Spielende hat ihnen die Hochachtung der
Gries=
heimer eingetragen.
Heppenheim: Nach den Spielberichten beider Parteien
trat Pfungſtadt mit Erſatz für Rothmann, Fey, Nickel und Becker
an. Trotzdem entwickelte ſich ein flottes und gutes Spiel. Bei der
Pauſe lagen die Gäſte noch 3:2 in Führung. Der etwas hohe Sieg
Heppenheims geht auf Konto ſeines Rechtsaußen, der es verſtand,
dem Pfungſtädter Hüter Grünig zum erſtenmal vier Strafwürfe
in einem Spiel ins Tor zu ſetzen. Bei richtiger Abdeckung wären
der eine oder andere Erfolg verhindert worden. Heppenheim iſt
eine ausgeſprochene Kampfmannſchaft, die mehr Wert auf Erfolge,
als auf ſchönes Spiel legt. Ihr Tabellenſtand in der
Meiſter=
klaſſe wäre beſtimmt ein anderer, wenn die derzeitige Elf alle
Pflichtſpiele beſtritten hätte. Pfungſtadt zeigte reifere und vor
allem techniſch beſſere Leiſtungen. Einerſeits rettete mehrmals die
Latte, und zum andern machte Heppenheims ſtabile Abwehr nicht
lange Federleſens. Sie hatte einen Glanztag.
Worfelden: Ein raſches und ſpannendes Spiel,
zeit=
weiſe etwas rauhbeinig. Zuerſt hielten ſich die Darmſtädter ſehr
gut. Das Pauſenergebnis mit 4:2 entſprach den Leiſtungen. Dann
fiel ein Gäſteſpieler aus. Worfeldens beſſeres Zuſammenſpiel
ſchraubte dann den Vorſprung auf 7:3. Trotz dieſer Torbeute
zeigten beide Hüter noch eine ganze Reihe ſehr ſchöner Abwehren.
Das Egelsbacher Ergebnis läßt aufhorchen; trotz der in
den letzten Spielen zutage getretenen Formverbeſſerung der
Platz=
elf hätte man dieſen hohen Sieg gegen die ſtarken Gäſte, die ſich
ſehr energiſch zur Wehr ſetzten (Halbzeit 3:0!), nicht erwartet.
Der Arheilger Sieg gegen Nieder=Ramſtadt, iſt
dem Spielverlauf nach etwas zu hoch ausgefallen. Bei etwas
auf=
merkſamerer Deckung der Gäſte waren einige Treffer vermeidbar.
Der von den Gäſten aufgebotene Eifer genugte nicht, das taktiſche
und teilweiſe techniſche Plus der Platzelf auszugleichen, deren Sieg
nie in Frage ſtand.
Sonderbar iſt der ſpieleriſche Werdegang Weiterſtadts.
Hohe Siege und unerwartete Niederlagen laſſen erkennen, daß
der Elf noch die Beſtändigkeit fehlt. Diesmal gab ſie den
Beſ=
ſungern einiges zu raten auf. Wir verkennen nicht, daß es
ſich bei Beſſungen um das Ausprobieren neuer Kräfte handelte,
wobei Mißerfolge weniger tragiſch zu nehmen ſind. Allerdings
ſcheint Kaltenbachs Lücke, der zur Polizei übertrat, noch nicht
ausgefüllt zu ſein.
Die Niederlagen der Sprendlinger und die zweiſtellige
Langens, als Vertreter der Kreisklaſſe, werden das Anſehen
des Main—Rhein=Gaues nicht heben, zumal er keinen Vertreter
in die Endrunde der Kreismeiſterſchaftsſpiele entſendet.
Rot=Weiß Darmſtadt—TV. Mörfelden 9:7.
Das geſtrige Spiel entſprach voll und ganz den Erwartungen.
Mörfelden ſtellte eine flinke, faire Mannſchaft ins Feld, in
wel=
cher der Sturm und Mittelläufer etwas hervorſtachen. Das
Re=
ſultat entſpricht nicht ganz dem Spielverlauf, denn es hätte für
Rot=Weiß günſtiger ausfallen müſſen. Rot=Weiß zeigte ein ganz
gutes Spiel. Zeitweiſe kombinierte der Sturm ſehr ſchön und
ver=
gaß auch das Schießen nicht. Gegen Ende des Spiels gab es eine
kleine Schwächeperiode der Hintermannſchaft von Rot=Weiß, die
die Gegner voll ausnützten und dabei 4 Tore erzielten. Beide
Mannſchaften machten dem Schiedsrichter Spiegel das Amt leicht.
TSV. Braunshardt—Tgde. 1846 Darmſtadt 8:5 (3:4).
Die Braunshardter hatten ſich mit der Tgde. 1846 einen ſehr
ſpielſtarken Gegner aus dem Turnerlager verpflichtet. Es kam
auch zu dem erwarteten ſpännenden und an ſchönen
Kampfmomen=
ten reichen Spiel, das beiderſeits ſehr anſtändig durchgeführt
wurde. Die ſympathiſche Gäſteelf hinterließ einen guten
Ein=
druck und ihre Leiſtungen verrieten, daß ſie zur Spitze der
Mei=
ſterklaſſe zählt. Beide Mannſchaften waren ſich ziemlich
gleich=
wertig und lagen abwechſelnd in Führung. Braunshardt führte
anfangs 2:0. Die Gäſte legten dann mächtig los, erzielten den
Ausgleich und ſtellten bis Halbzeit das Ergebnis von 4:3 zu
ihren Gunſten her. In der erſten Hälfte kam Braunshardts neu
zuſammengeſtellter Sturm nicht recht in Fahrt. Nach dem
Wech=
ſel fand er ſich weit beſſer zuſammen und ſchoß dann auch noch
5 Tore, während die 46er nur noch zu einem Erfolg kamen.
Braunshardts Sieg iſt auf Grund der beſſeren Stürmerleiſtungen
in der zweiten Hälfte als verdient zu bezeichnen. Auf beiden
Seiten ragten die Torwächter hervor. Schiedsrichter Niebling
leitete zufriedenſtellend.
Tgde. Beſſungen—TV. Weiterſtadt 5:14 (4:4).
Ein wahres Schützenfeſt veranſtalteten die Weiterſtädter auf
der Rennbahn. Beſſungen, im Feldſpiel noch nicht einmal ſchlecht,
konnte ſich mit ſeiner geſtrigen erſatzgeſchwächten Mannſchaft
ab=
ſolut nicht durchſetzen. Ging die erſte Hälfte noch an, ſo war es
in der zweiten geradezu kataſtrophal. Jedenfalls iſt der Sieg
der Gäſte vollauf verdient, wenn auch nicht in dieſer Höhe. Als
Wertmeſſer der beiderſeitigen Kräfte iſt er keinesfalls zu
betrach=
ten. Ohl=TG. Darmſtadt gut, wie immer. 2. Mſch. 8:2 für B.
Fr. Tgde, Darmſtadt—Fr. T. Dietesheim 13:9 (6:4).
Bei nicht recht befriedigenden Leiſtungen der Heimiſchen ſtand
dennoch ihr Sieg nie in Frage. Für die Kreisendſpiele müſſen
die Darmſtädter allerdings ganz andere Leiſtungen zeigen, wenn
ſie zu einem Erfolg kommen wollen. 2. Mſch. 8:2 (6:1).
1. Süddeutſcher Gelände=Skaffelauf
in Arheilgen.
* Die Sportvereinigung 04 Arheilgen hatte für dieſe
neu=
artige Veranſtaltung gute Vorbereitungsarbeit geleiſtet. Auch die
Verbindung der Leichtathleten mit den Fußballern war kein
Fehlgriff. Prächtiger Sonnenſchein, eine tadelloſe
Staffelrund=
ſtrecke und eine nach der langen Winterpauſe recht freudige
Kampfſtimmung der Teilnehmer gaben die weiteren Grundlagen
für eine ſichere und erfolgreiche Durchführung unter Leitung von
Sportwart Lindner=Darmſtadt, der dieſe Geländeſtaffel angeregt
hatte. Ueberdies waren etwa 400 Zuſchauer erſchienen, die die
wirklich ſpannenden Kämpfe der einzelnen Mannſchaften um
Füh=
rung und Sieg mit Intereſſe verfolgten, was um ſo leichter war,
als nicht nur Start und Ziel, ſondern auch alle Wechſel auf der
Laufbahn des Platzes lagen.
Für Süddeutſchland hatte allerdings dieſe Veranſtaltung nicht
ganz die erwartete Beteiligung der Vereine gefunden. So mußte
die Frauenklaſſe ausfallen. Die Teilnehmer kamen, mit
Aus=
nahme von MTG. Mannheim, alle aus dem Bezirk Main=Heſſen.
Dennoch gab es wirklich ſpannende Kämpfe.
In der Klaſſe I (offen für alle) traf unſere Vorausſage
ein, denn tatſächlich konnten die Frankfurter Poſtſportler mit
Kaufmann, Ohly, Siegel und Hetzel die 1. Mannſchaft der
erſatz=
geſchwächten Lilienträger um etwa 50 Meter ſchlagen. Hübner,
Gellweiler, Leiß und Habich gaben jedenfalls ihr Beſtes. In
Ab=
weſenheit von ASC. wurde Rot=Weiß Dritter.
In der Klaſſe II (offen für Leiſtungskl. II und III)
ſiegten die Poliziſten aus Wiesbaden mit Hornung, Dörr. Blum
und Heeſe vor den MTGern aus Mannheim und der Mannſchaft
des SV. 98 Darmſtadt (Hebel, Leichtlein, Cloos, Marquardt).
Die Jugendklaſſe (1915 ff.) konnte diesmal, da ſie
zu=
ſammen mit den Aktiven über die gleiche Strecke lief, ihre
Qua=
lität unter Beweis ſtellen. Die beiden erſten Plätze belegten die
Jung=Leichtathleten des SV. 98, den erſten durch Schrauth,
Schulze, Kleinſchmidt, Held, den zweiten durch Boller,
Weide=
mann, Stumpf und Raab. Auf den nächſten Plätzen ſchob ſich
dann zwiſchen Eppertshauſen und Arheilgen die 3. Mannſchaft
der Lilienträger. Manche aktive Mannſchaft mußte ſich —
un=
abhängig von der Klaſſeneinteilung — von der Jugend ſchlagen
laſſen, was ſich durch einen Vergleich der nachſtehend mit den
Ergebniſſen veröffentlichten Zeiten verfolgen läßt.
Klaſſe I: 1. Poſt=SV. Frankfurt in 52:34 Minuten, 2. SV. 98
Darmſtadt 52:40, 3. Rot=Weiß Darmſtadt 63:38 Min. — Klaſſe II:
1. Polizei Wiesbaden in 53:31 Minuten, 2. MTG. Mannheim
55:00, 3. SV. 98 Darmſtadt 57:45, 4. TV. 1880 Mörfelden 58:20,
5. Polizei Darmſtadt 62:12 Min. — Jugendklaſſe: 1. SV. 98
Darmſtadt 1. 56:23, 2. SV. 98 Darmſtadt 2. 56:58, 3. TAV.
Eppertshauſen 57:46, 4. SV. 98 Darmſtadt 3. 59:25, 5. Sppgg. 04
Arheilgen 61:15.
Dritkes Hallenſporkfeft der 2.S.
Mn Rantädei.
Mittelrheinkreis ſiegt im Geräteturnkampf gegen Schwaben. —
Winter (Tg. Eintracht Frankfurt) und Herrmann (Tbd. Ulm) beſte
Einzelturner.
Das dritte Hallenſportfeſt der Turnerſchaft Groß=Stuttgart
war wie ſeine Vorgänger ein voller Erfolg und übertraf in
ſei=
nen Darbietungen alle Erwartungen. Neben der Maſſenarbeit,
die die Turnerſchaft immer betont bevorzugt, gaben auch
hervor=
ragende Vorführungen der Spitzenkönner ein eindrucksvölles Bild
von dem ſchneidigen und zielbewußten Schaffen in der D.T. und
waren ein Vorzeichen von den großen Darbietungen, die das
Deutſche Turnfeſt 1933 bringen wird.
Ein ſeltener Genuß war das Schauturnen der
Olym=
piaſieger von Amſterdam und Los Angeles; Profeſſor Miez
(Chiaſſo=Schweiz) und Stefan Felle (Budapeſt) zeigten Turnen
in höchſter Vollendung, beſonders was der junge geſchmeidige
Un=
gar in kaltblütiger Ruhe und nicht zu übertreffender Exaktheit
am Barren, Pferd, in den Ringen und bei den Freiübungen zeigte.
Prof. Miez ſtand ihm keineswegs nach; ſeine Uebungen waren
zwar weniger auffallend, aber ſehr ſchwierig und vorzüglich
durch=
geführt.
Der Gerätewettkampf der beiden Turnkreiſe
Mittel=
rhein und Schwaben ſtellte den Mittelpunkt der Veranſtaltung
dar. Die Gäſte waren, mit einer ſehr ſtarken Riege erſchienen.
Neben den beiden Erſten der letzten Deutſchen Meiſterſchaft, Frey=
Kreuznach und Winter=Frankfurt, ſtanden durchweg kampferprobte
Turner, gegen deren ausgezeichnete Geſamtleiſtung, die
ſchwä=
biſchen Vertreter nicht aufkamen. In der württembergiſchen
Mann=
ſchaft mußten in letzter Stunde zwei Turner erſetzt werden. Der
Sieg von 415 zu 404 Punkten war durchaus verdient. Am Barren
und am Pferd machte ſich bei den Gäſten ihre große Erfahrung
geltend, ſie turnten hier ihre Nummern ſehr ſauber, ſicher und in
tadelloſer Haltung. Die Schwaben riskierten manches, was nicht
immer glückte. Der Deutſche Meiſter, Frey=Kreuznach, erzielte:
die höchſt erreichbare Punktzahl von 20 am Barren, während
Winter=Frankfurt dieſe Zahl am Reck herausholte. Nach den
erſten beiden Uebungen lagen die Württemberger bereits mit
14½ Punkten im Rückſtande, ſo daß es nach einem ſicheren Siege
der Gäſte ausſah. Aber ſchon die Freiübungen, die nur von
je drei Teilnehmern beſtritten wurden, waren gleichwertig. Am
Reckwaren dann die Gäſte wieder überlegen, nur Frey und
Herr=
mann=Ffm.=Bockenheim fielen hier etwas ab, ſo daß die Schwaben
durch ihr gleichmäßiges Abſchneiden die beſtehende Differenz
hal=
ten konnten. Neu war das Turnen an den Ringen, wobei ſich
zur allgemeinen Ueberraſchung die Schwaben ihrem großen
Geg=
ner überlegen zeigten, ſo daß ſie die Differenz auf 11 Punkte
ver=
ringern konnten.
Die Füllnummern, daben ein beredtes Zeugnis der
Breitenarbeit der D.T. ab. Glänzend gelungene
Maſſen=
vorführungen der Turnerſchaft Groß=Stuttgarts in moderner
Kör=
perpflege für Männer und Frauen, Bundesſpiele der Jugend
wurden ausgeführt von der geſamten Turnerſchaft. Das
volks=
tümliche Turnen kam in einem
Kurzſtreckendrei=
kampf, der von Beguin (Tbd. Georgii/Allianz=Stuttgart)
ſicher gewonnen wurde, in zwei Staffeln und in einem
Hand=
ballſpiel zu Wort. Im Handball ſchlug die Nürnberg=
Fürther Städtevertretung die Stuttgarter Städteelf mit 3:2
(2:1).
Neuer Weltrekord im Gewichtheben.
Im Rahmen einer Kraftſport=Veranſtaltung am Sonntag in
Erfurt ſtellte der Einheimiſche Leopold mit 179 Pfund einen.
neuen Weltrekord im linksarmigen Reißen in der
Halbſchwer=
gewichtsklaſſe auf. Mit dieſer unter offizieller Kontrolle
erreich=
ten Leiſtung verbeſſerte er den bisherigen Weltrekord des
Mün=
cheners Gietl um 4 Pfund.
Das Endſpiel um den Pokal des Deutſchen Fußball=
Bun=
des zwiſchen den Mannſchaften von Süd= und Südoſtdeutſchland
findet am 23. April im Mannheimer Stadion ſtatt.
Die deutſche Ringermannſchaft, tritt in der
Be=
ſetzung Ehrl, Möſchel, Földeak, Sperling, Brendel und Hornfiſcher
am Montag die Reiſe nach Köln zu den Europameiſterſchaften an.
Adolf Witt, der Kieler Halbſchwergewichtsborer, ſchlug
in Hamburg den Franzoſen Screve bereits in der erſten Runde k. o.
Beim Tennisturnier in Mentone kam der deutſche
Spitzenſpieler Gottfried v. Cramm durch einen 7:5, 6:3=Sieg über
den Franzoſen Leſieur in die Schlußrunde, woer nun auf den
Fran=
zoſen Martin Legeay trifft.
Englands Davispokalmannſchaft beim
Vorrun=
denſpiel gegen Spanien wird von Perry, Auſtin, Lee und Hughes
gebildet. Man ſchickt alſo die ſtärkſte Vertretung nach Barcelona.
Der 50 Klm.=Dauerlauf bei den Jubiläumsrennen des
finniſchen Skiverbandes in Lathi wurde von dem finniſchen
Olym=
piaſieger Veli Saarinen vor ſeinem Landsmann Viitanen
gewon=
nen. Von den Ausländern, ſchnitt der Norweger Nordfjeldmark
mit einem fünften Platz am beſten ab. Der ſchwediſche Favorit
Utter”. m c jed wonan Skihruch aus.
"
hundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 13. März
15.20: Dr. Marie Baum: Was mir die Fürſorgerinnen erzählten
früher und jetzt.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert des Kammerorcheſters. — Soliſten:
Kläre Hanſen (Sopran), L. Aramesco (Tenor). Werke von
Joh. Strauß. Benatzky, Lehar, Ertl.
18.25: Herm. Keſſer: Ich ſah Ferdinand Hodler. Zum 80.
Geburts=
tag am 14. März.
19.05: Arbeitslager. Hörfolge
20.00: Nordiſche Muſik geſpielt vom Philharm. Orcheſter Stuttgarr,
Soliſtin: Karin Roſander (Violine).
21.00: Deutſchland, Land der Arbeit. Eine Hörfolge von H. W.
Golk.
22.00: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.25: München: Nachtmuſik. Leitung: E. Kloß.
10.10:
12.05:
Anſchl.
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
18.00:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.00:
21.00:
21.30:
22.10:
B.00:
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 13. März
Köln: Schulfunk: Szenen aus: Wallenſteins Lager, von
Friedrich von Schiller.
Schulfunk: Volk und Staat in England.
PerGynt=Suite Nr. 1 op. 46 (Schallplatten).
Künſtleriſche Handarbeiten: Neuer Schmuck für das
Straßen=
koſtüm.
Bücherſtunde: Der Menſch und die Kunſt.
Stunde der Unterhaltung: Wir reiſen in die Sahara.
Berlin: Nachmittagskonzert.
Dr. Draeger: Der politiſche Kampf gegen die
Kriegsſchuld=
lüge.
Tägliches Hauskonzert: Lieder von Mendelsſohn. Schubert,
Schumann u. a. Lilian H. v. Granfelt (Sopran).
E. Meſſerſchmidt: Die Berufsausbildung des
Kommunal=
beamten.
Dr. Juſt: Muſizieren mit unſichtbaren Partnern.
Franzöſiſcher Sprachunterricht.
Das Gedicht.
Unterhaltungskonzert.
Stuttgart: Nordiſche Muſik des Philh. Orcheſters.
H. v. Gleichen: Deutſche Gemeinvertretung.
Claudio Arrau ſpielt. M. P. Muſſorgſki: Bilder aus einer
Ausſtellung.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Adalbert Lutter,
Seite 8 — Nr. 72
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 13. März 1933
Auch Du wirſt mich einmal beglücken...
20)
Roman von H. A. von Byern
(Nachdruck verboten!)
Am Start ein kleiner Aufenthalt. „Phönix” wollte nicht an
die Maſchine heran, wendete, war in Linie — — in dieſem
Augenblick ſchnellten die Gummibänder hoch!
Wie ein Aufatmen ging es durch die Menge. „Aurelian”
und „Oſiris” kämpften um die Führung, legten ein Tempo vor,
als ginge die Reiſe über zwölfhundert. Nun lag der
Oppen=
heimſche Hengſt knapp in Front, dicht dahinter das
zuſammen=
geſchloſſene Rudel mit „Wiener Blut” am Schluß, der ganz an
der Außenſeite galoppierte. Keine Veränderung bis zum Bogen.
Mit einem Ruck ſchnellte „Gloire de France” vor, war im Nu
auf zwei Längen Vorſprung weggezogen, gleichzeitig fielen
„Aurelian” „Phönix” und „Oſiris” zurück. Toben, Schreien, wie
irrſinnig geſtikulierten die Menſchen, drunten an den Barrieren,
auf dem Sattelplatz.
„Alba”, „Ladro” und „Graf Iſolani” verſuchten
aufzuſchlie=
ßen. Otto Schmidt griff zur Peitſche.
Die Gerade! Noch immer lag der Franzoſe in Front, führte
anſcheinend ganz überlegen.
Da — —! Ein tauſendſtimmiger Aufſchrei. — —
Toten=
ſtille. — —
Szäbor hatte ſeinem Hengſt den Kopf freigegeben. Im
hellen Sonnenlicht leuchtete der blutrote Dreß, flammte das
goldene Haarkleid des Derbyſiegers. Mit der Exaktheit einer
Maſchine paſſierte „Wiener Blut” einen Gegner nach dem
anderen, kaum ſchienen die eiſenblitzenden Hufe den Raſen zu
berühren. Nun tauchte der Fuchs an den Gurten des Franzoſen
auf, Rabbe lag faſt auf dem Hals des Pferdes, ritt mit allen
Kräften, mit zäher Verbiſſenheit, allem Jockeiſhip, ritt ein
Rennen auf Biegen und Brechen, brauchte rückſichtslos Peitſche
und Sporen.
Und Szäbor lächelte, ein ſtarres, maskenhaftes Lächeln,
klopfte aufmunternd „Wiener Blut” den Hals: „Go! Go!”
Wie ein von der Sehne geſchnellter Pfeil ſchoß der
Gold=
fuchs in Front, immer freier, immer ſchneller wurde ſeine Aktion,
noch hundert Meter — — noch fünfzig — — noch zwanzig
mit geſpitzten Ohren, im gewöhnlichen Handgalopp, ging „
Wie=
ner Blut” durchs Ziel.
Ein Aufbrüllen. Anbranden — —. „Wiener Blut”!
„Wiener Blut”!
Mit elementarer Wucht machte ſich die Begeiſterung Luft,
riß auch die mit fort, welche nur gekommen waren, um ein
geſellſchaftliches Ereignis zu erleben.
Todblaß, die Hände in die ſamtbezogene Brüſtung der Loge
verkrampft, ſtand das Annemarietſcherl droben, ſchien wie aus
einem Traum zu erwachen und wandte ſich dann um, ſtrahlend,
glückſelig:
„Achim!“
„Ah!” Yvonne Valtier hob die Lorgnette, ſtreifte das junge
Mädchen mit einem lächelnden Blick:
„Monſieur de Kreuth, meinen Glückwunſch! Und
Revanche in Paris!”
„Gewiß, gnädige Frau — wenn mein Pferd geſund bleibt,
und das Training durchhält. Ihr „Gloire de France” hat ſich
prachtvoll geſchlagen!“
Drüben wurden die Nummerntafeln aufgezogen:
1 „Wiener Blut” 2 „Gloire de France”, 3 „Alba”, 4 „Graf
Iſolani”, 5 „Ladro”, 2½ Längen, ½ Länge, Kopf, Hals. 21:10,
12. 13, 15:10.
„Achim!” ſagte das Annemarietſcherl noch einmal und ſtreckte
ihm beide Hände hin. Er ſchüttelte ſie wie einem guten
Kame=
raden:
„Ich hab’s ja gewußt daß du mir Glück bringſt! Gnädige
Frau, ich bitte tauſendmal um Verzeihung, aber jetzt hat mein
braves Pferd Anſpruch auf mich.
„Wir begleiten Sie,” ſagte Madame Valtier raſch. „Nun,
Gräfin?”
„Gelt Tanterl, wir bleiben hier?”
„Ja, Kind’l.‟ Die alte Dame nickte ihr zu: „Weißt, daß iſt
nix für uns.”
Yvonne beugte ſich vor:
„Gnädige Frau — Komteſſe, ich darf doch darauf rechnen,
Sie im Herbſt als meine lieben Gäſte bei mir zu ſehen? Ja?
Oh — ich war entzückt, Sie kennen zu lernen! Gräfin, Sie und
„Wiener Blut” werden in Saint=Cloud Aufſehen erregen.”
Nach rechts und links mußte der Darkehmer Händedrücke
austeilen, wie eine Mauer ſchoben ſich die Menſchenmaſſen
heran, um den glücklichen Beſitzer des Wunderpferdes von
An=
geſicht zu Angeſicht zu ſehen. — Da leuchtete wieder die rote
Jacke.
„Na, Szäbor! Großartig! Diesmal mußte ſich „Wiener Blut”
wohl mehr anſtrengen als im Derby?”
„Ober nain, hob ich nur gonz klaines biſſerl aufgerüttelt.
baſſom! — hätt’ auch mit zehn Längen gewinnen können!“
Salztrocken war der Hengſt, hatte kein naſſes Haar, ging
ſo friſch, als ſei das mörderiſch ſcharfe, in neuer Rekordzeit
ge=
laufene Rennen nur eine gewöhnliche Morgenarbeit geweſen.
„Oh . .. mein armer Liebling!” Madame Valtier klopfte
den ſchweißnaſſen, von fingerdicken Aderſträngen bedeckten Hals
ihres „Gloire de France‟. Der ſchien dem Zuſammenbrechen
nahe, war völlig ausgepumpt, ſetzte todmüde, mit geſenktem
Kopf, ein Bein vor das andere, blieb zitternd ſtehen.
Geſtiku=
lierend ſprudelte Rabbe einen Schwall Entſchuldigungen hervor:
„Madame! Das Pferd hat ſein Beſtes hergegeben, hat
ge=
kämpft wie ein Löwe! Aber dieſer „Wiener Blut” — oh — das
iſt ein Teufel! Und ich bitte, die Schuld liegt nicht an mir .
„Nein, das weiß ich.” Sie lächelte. „Ich danke Ihnen.”
„Keine Urſache, leider, Madame!”
Bahnfunktionäre und Schupoleute mußten die angeſtaute
Menge zurückdrängen, damit die Pferde eine ſchmale, kaum
meterbreite Gaſſe bis zur Waage hatten.
In der Vorſtandsloge des „Union=Clubs beugte ſich der
Landwirtſchaftsminiſter zu dem Oberlandſtallmeiſter hinüber:
„Man müßte einmal anfragen — vielleicht, daß ſich Herr
von Kreuth doch entſchließen würde, den Hengſt an das
Haupt=
geſtüt Graditz zu verkaufen .. .
„Ausgeſchloſſen, Exzellenz, ich habe bereits vorſichtig
ſon=
dieren laſſen.”
Und der amerikaniſche Botſchafter ſchob den Zylinder etwas
zurück, ließ ſich von den Staatsſekretären den in dieſer Stunde
populärſten Rennſtallbeſitzer zeigen.
Ein Triumphzug war es von der Bahn bis zur Waage,
ein Spießrutenlaufen zwiſchen bewundernden, neugierigen,
nei=
diſchen Blicken.
Hanns=Joachim blieb ſtehen.
„Gnädige Frau verzeihen, meine Damen warten auf mich. Es
war mir ein beſonderer Vorzug, daß mich die ſchönſte und
er=
folgreichſte Rennſtallbeſitzerin Frankreichs die Ehre ihrer
Geſell=
ſchaft gewürdigt hat!“
„Ich denke, wir ſehen uns bald wieder,” ein heißer Blick
unter halb geſenkten Lidern: „Sie werden nach Baden=Baden
kommen?”
„Beſtimmt!“
„Dann, alſo — au revoir Monſieur de Kreuth! Guten
Erfolg!”
Er zog den Hut, küßte ihre Hand.
„Vicomte, ich empfehle mich Ihnen! — Durchlaucht, meine
gehorſamſten Empfehlungen an die Prinzeſſin!“
Hochaufgerichtete, unter einem Kreuzfeuer auf ihn gerichteter
Objektive, ſchritt Hanns=Joachim von Kreuth den Tribünen zu.
Gewitterſchwüle lag in der Luft. Schlaff, regungslos, nach
Regen lechzend hingen die Blätter des Spitzahorns herab, und
in der Linde rief unabläſſig ein Fink: „Schick, ſchick, ſchick”
Negen her!”
Frau von Kreuth ließ die Handarbeit ſinken, als der Diener
die Terraſſe betrat und in einerverſchloſſenen, ſchwarzledernen
Mappe die Nachmittagspoſt vor Hanns=Joachims Platz legte.
„Nix für mich dabei von der Tant Urſula?” fragte
Anne=
marie.
„Nein”, Hanns=Joachim ſtülpte die Taſche um. „Nur die
„Union” und . . . ach ſo . . ." raſch ſteckte er einen dicken,
lila=
farbenen Umſchlag in ſeine Rocktaſche.
Frau Joſefa zog die Augenbrauen hoch . . . ah, dieſe
ſelt=
ſam geſuchte Farbe hatte ſie doch ſchon einmal geſehen, damals,
vor dem Beſuch der Atkinſons . . . ſollte das doch nicht zu Ende
geweſen ſein, War da vielleicht noch ein Reſt Intereſſe oder —
mehr . . .? Und neulich, am Tage des „Großen Preiſes”, dieſes
Intermezzo mit der Madame Valtier?
Zerſtreut blätterte der Darkehmer in der Zeitung, ſtutzte
plötzlich: „Nein — aber das iſt doch . . ."
(Fortſetzung folgt.)
Verband
Darmſtädter Frauenbereine
Vortrag
von Fräulein Marie Frölich
über
„Das klafſiziſtiſche Darmſtadt”
mit Lichtbildern
Donnerstag; den 16. März, abbs. 8 Uhr,
im Muſikvereinsſaal, Wilh. Gläſſingſtr. 21,
Unkoſtenbeitrag 20 H. Gäſte willkommen. *
Hente und folgende Tage
Der sensationelle und spannende
Kriminal-Tonfilm
Irsene Lupin
Sonderfahl!
der Heſſ. Autobus=Verkehrs=Geſellſchaft.
Darmſtadt, Luiſenplatz 1. — Tel. 3673.
Mittwoch, 15. März, Abfahrt 13 Uhr
Ueber Nieder=Beerbach
zur KurAe
mit Spaziergang auf das Felſenmeer.
Zurück über Jugenheim.
Fahrpreis: 1.25 Mk. (35
Der König der Diebe
mit (V.3529
John Barrymore, Lionel Barrymore
und Karen Morley.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Ia Rasierklingen
Der große
Marke „
Schlager
Romeria‟
1955.
Die hauchdünne 0,10m Klinge aus
Ia legiertem deutschen Edelstahl, la
Handabzug, volle Gar, für jede Klinge
10 Stück RM. 0.50
Sie nehmen keine andere Klinge mehr
wennSie ſich einm,damit raſiert haben.
3089a
Nur zu haben bei
Parfümerie Tillmann
Elisabethenstr. 21
Darmstadt
Wollen Sie guk und billig um=
9. Wenden Sie ſich an Herzogs
ziehen!
Möbeltransport und Möbel=
Lagerung. — Geſchultes Perſonal iſt
geſichert. Steinackerſtr. 18. Tel. 4465.
(126a)
Qual.=Schuhwaren in bekannten Marken
Reſtbeſtand mein. Lagers verkaufe zu jed.
annehmbar. Preis. Sauerwein,
Heinrich=
ſtraße 106, part. Kein Laden. (2148a
1Poſten
ſchöne Fahrräder
1 Jahr Garantie mit
Zubeh., Stck. ſolange
Vorrat 39.50 Mk.
BENZ
Grafenſtr. 20. 3575
Wissen Sie schon,
daß wir Ihre Kleidung durch
Entstauben. Dämpfen und
Bügeln m. hygienischer Bügel-
Maschine aufs schonendste
und in kürzester Frist
er-
neuern können,
daß wir Entflecken und
Aus-
bessern bei schnellster
Lieferung,
daß wir zum Chemisch-
Rei-
nigen und Färben annehmen!
sowie Kunststopfarbeiten
erst-
klässig u. preiswert liefern?
BÜGEE-RIR
Sehützenstr. 10 (31860) Fernspr. 3403
Eum Umzug
ſowie zur Inſtandſetzung Ihrer elektr.
Anlage empfiehlt ſich: Valentin Niebes,
Arheilgerſtraße 31, Telefon 1171. (2896a
Das gute
Brikett aber nur
Kohlen- Schmit
Schwanenstr. 15, Tel. 2660
(243a)
Lohnbruf!
Geflügelhof Haag,
Kaſtanienallee 71.
(2622a)
O
Friedrichſtr. 23
part.: Schöne
5-Zimm.-Whg.
mit Zubehör per 1.
April z. vermieten.
Anfragen an Ernſt
Horſt in Goddelau,
Tel. Nr. 4. (1810a
5-Zim.-Wohng.
Roßdörferſtr. 72, pt.
(anzuſ. zw. 11 u.
1 u. 3 u. 5 Uhr),
Roßdörferſtr. 72, I.,
ver 1. April 1933.
Näh. weg. Beſichtig.
und Preis durch den
Darmſtädter
Hausbeſitzer=Verein
Telefon 560. (216a
Wendelſt.=Str. 38,pt.
ſchön mbl. Zimmer
ſof. 3z. verm. (3278a
Heute Montag Erstaufführung
Hente letzter Tag
Ein Film, der jedem gefällt!
Eine witzige, spannende, amfsante
Tonklm-Operette!
Ein heiteres Erlebnis aus der
Winterherrlichkeit Oberbayerns:
Skandal im
Karlſtr. 117, II.
kl. einf. Zim. z. vm.
(Fodo)
Mauerſtr. 15: Mbl.
Zi. a. auf kz. 3. z. v.
Mbl. W.= u. Schlz.,
2bett., m. mbl. All.., z. v. Näh. Gſt.
A
n30
Darlehen b. 3000o
RM. Bed. u. koſt. Ausk. d. Julius
Wenz, Darmſtadt,
Mollerſtr. Nr. 42.
(II. Ch.3455)
Auman
AsTgn
nach der Operette von Granichstädten
„Der Orlow”
Regie: Max Nenfeld.
Ein reizender Film mit einer ebenso
lustigen, wie abwechslungsreichen
Handlung, Kriminelle Verwicklungen
geben daneben die nötige Spannung.
Die bezaubernden Schlager:
„Für Dich mein Schatz .. . ."
„Einmal kommt die Zeit, wo man
Dummheiten mach!",
gehören zu den schönsten des Jahres.
Im tönenden Beiprogramm:
Bruno Walter dirigtert die
Oberon-Ouvertüre.
Grandhotel
(Fürst Seppl)
Jngendliche zugelassen.
Zeginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
1 Dose Bohnerwachs
12 Farben-Kraufh, Elisabeihenstr. 44 (3184a
BeitenerR Helntgang
aufdämpten und Nachfüllen
Inlett, Federn
alle Oualitäten billigst.
L. A. MENGER
Bleichstraße 17 (138a) Tel 1608
trämpfe
jeder Art werden gut und billig an-
Agestrickt. Füße nicht abschneiden.
Ftrickerer Schmidt
Teichhausstr. 34, I. Telefon 2536
Beachten Sie bitte unser Schaufeuster.
(1649)
Thales-Bechenmaschine
wie neu, RM. 150.—
Leonhard Lutz, Bürobedarf
(2394a
22 Rheinstr. 22
(Tel. 3409
Früher Danatbank)
allem ein
Zuverlässiges,
rasch und mildl
wirkendes Miltel, dsbeil
Stets bekömmlich. 33 Jahre
er-
probt und ärztlich empfohlen gegen
Kopischmerzen, Migräne,
Nerven-
schmerzen, Neurolgien, Unbehagen!
und Schmerzzustände. Der Versuch
überzeugt. 6 Pulver- o. 12Obloten-
Pckg. R04 1.10. Die Obletentorml
gewährt geschmacktreies Einnehmen.
Wanderer
Herrenrad, faſt neu, 48.—
Damenrad, faſt neu, 46.-
3 Jahre Garantie
BENZ
Grakenſtr. 20, 3574
10000 Damenſindbegeiſtert!
Ja, da muß es ſich in der Tat um eiwas Beſonderes
handeln. Das iſt auch der Fall. Meine Strumpfmarken
ſind an Schönheit und Preiswürdigkeit nicht zu ſchlagen.
Großes Haus 20 bis nach 22 Uhr
Hessisches
Landestheater
Montag.
13. März 1933
Josef Havn „Die Schöpfung‟
Leitung: Dr. Hans SchmidtIsserstedt.
Preise 1.00—4.50 Mk.
Kleines Haus
Keine Vorstellung.
Elegantia
feinfädig, künſil. Mattſeide.
Tegoſa
feinfädig, künſtl. Matiſeide
Emefo
feinfädig, künſtl. Fließſeide
Helga
eine Sonderklaſſe ...
Auraia der Strumpf,
der hält, was er verſpricht
paar 1.50
paar 1.95
paar 1.95
paar 2.50
paar 2.75
Handſchuh=Hauptmann
Ludwigsplatz 2
(S533
O4
14
A
SOaorhente
Atoſte Zoitung der Rheiupfalz. Göchft.
Loſerzall ſäunttudher Fritungen
inKaiſors-
lautern einſchlieblich Saargreuggebidt