Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 60
Mittwoch, den 1. März 1933.
196. Jahrgang
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Gewalt, wie Krſeg. Aufruhr. Streil uſw. erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzelgene
auſteige ud Teſaung von Schodenefſeh. Dei.
Konlurs oder gerſchtlicher Beltreibung ſähl, ieder
Radaht wes. Bonſtonio Deuſche Bant und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Derulbnanig ſan Shnn oon dont und Siagt.
Die Folgen des kommuniſtiſchen Verbrechens gegen den Reichskag. — Verhaftung ſämklicher KP9.-Führer. — Verbok der
„
ſchen und ſozialdemokrakiſchen Preſſe.— Todesſtrafe gegen kerroriſtiſche Anſchläge in Krafk geſehl.
Aufhebung der perſönlichen Freiheiken der Reichsverfaſſung.
Das durch die Flammen geſperſtiſch erleuchtete Gebäude.
Ein Löſchzug der Feuerwehr vor dem Seitenportal des Reichstages.
Die Nolverordnung
zur Abwehr kommuniſtiſcher Gewalkakke
Berlin, 28. Februar.
Der Herr Reichspräſident hat heute abend folgende
Not=
verordnung unterzeichnet. Sie wurde durch Verkündung im
Rundfunk in Kraft geſetzt.
Auf Grund des Artikels 48 Abſatz 2 der Reichsverfaſſung
wird zur Abwehr kommuniſtiſcher ſtaatsgefährdender Gewaltakte
folgendes verordnet:
8 1.
Die Artikel 114, 115, 117, 118, 123, 124 und 153 der
Ver=
faſſung des Deutſchen Reiches werden bis auf weiteres außer
Kraft geſetzt.
Es ſind daher Beſchränkungen der perſönlichen Freiheit,
des Rechtes der freien Meinungsäußerung, einſchließlich der
Preſſefreiheit, des Vereins= und Verſammlungsrechtes,
Ein=
griffe in das Brief=, Poſt=, Telegraphen= und
Fernſprech=
geheimnis, Anordnungen von Hausſuchungen und von
Beſchlag=
nahmen ſowie Beſchränkungen des Eigentums auch außerhalb
der ſonſt hierfür beſtimmten geſetzlichen Grenzen zuläſſig.
5 2.
Werden in einem Lande die zur Wiederherſtellung der
öffentlichen Sicherheit und Ordnung nötigen Maßnahmen nicht
getroffen, ſo kann die Reichsregierung inſoweit die Befugniſſe
der oberſten Landesbehörde vorübergehend wahrnehmen.
8 3.
Die Behörden der Länder und Gemeinden (
Gemeinde=
verbände) haben den auf Grund des 8 2 erlaſſenen Anordnungen
der Reichsregierung im Rahmen ihrer Zuſtändigkeit Folge zu
leiſten.
8 4.
Wer von den oberſten Landesbehörden oder den ihnen
nach=
geordneten Behörden zur Durchführung dieſer Verordnung
er=
laſſenen Anordnungen oder den von der Reichsregierung gemäß
8 2 erlafſenen Anordnungen zuwiderhandelt;
vder wer zu ſolcher Zuwiderhandlung auffordert
vder anreizt, wird, ſoweit nicht die Tat nach anderen
Vorſchriften mit einer ſchwereren Strafe bedroht iſt, mit
Ge=
fängnis nichtunter einem Monatoder mit
Geld=
ſtrafe von 150 bis zu 15000 RM. beſtraft.
Wer durch Zuwiderhandlung nach Abſatz 1 eine
gemeine Gefahr für Menſchenleben herbeiführt,
wird mit Zuchthaus, bei mildernden Umſtänden mit
Ge=
fängnis nicht unter ſechs Monaten, und, wenn die
Zu=
widerhandlung den Tod eines Menſchen
ver=
urſacht, mit dem Tode, bei mildernden Umſtänden mit
Zuchthaus nicht unter zwei Jahren, beſtraft. Daneben kann auch
auf Vermögenseinziehung erkannt werden.
Wer zu einer gemeingefährlichen Zuwiderhandlung (Abf. 2)
auffordert oder gnreizt, wird mit Zuchthaus, bei mildernden
Umſtänden mit Gefängnis nicht unter drei Monaten, beſtraft.
8 5.
Mit dem Tode ſind die Verbrechen zu beſtrafen, die das
Strafgeſetzbuch in den 88 81 (Hochverrat) 229 (
Gift=
beibringung), 307 (Brandſtiftung). 311 (
Explo=
ſion), 312 (ueberſchwemmung), 315 Abf 2 (
Beſchä=
digung von Eiſenbahnanlagen), 324 (
gemein=
gefährliche Vergiftung) mit lebenslangem Zuchthaus
bedroht.
Mit dem Tode oder, ſoweit nicht bisher eine ſchwerere
Strafe angedroht iſt, mit lebenslangem Zuchthaus oder mit
Zuchthaus bis zu 15 Jahren wird beſtraft:
1. Wer es unternimmt, den Reichspräſidenten oder
ein Mitglied oder einen Kommiſſar der
Reichs=
regierung oder einer Landesregierung zu
töten oder wer zu einer ſolchen Tötung auffordert,
ſich erbietet, ein ſolches Erbieten annimmt oder eine ſolche
Tötung mit einem anderen verabredet:
2. wer in den Fällen des 8 115 Abf. 2 StrGB. (ſchwerer
Aufruhr) oder des 8 125 Abſ. 2. StrGB. (ſchwerer
Landfriedensbruch) die Tat mit Waffen oder in
be=
wußtem und gewolltem Zuſammenwirken mit einem Bewaffneten
begeht;
3. wer eine Freiheitsberaubung (239) StrGB. in
der Abſicht begeht, ſich des der Freiheit Beraubten als Geifel
im politiſchen Kampfe zu bedienen.
S 6.
Dieſe Verordnung tritt mit dem Tage der Verkündung
in Kraft.
* Die Ankwork an den Bolſchewismus.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Reichsregierung hat noch am Dienstag abend durch den
Rundfunk ihre „Notverordnung zum Schutze von Volk und Staat”
veröffentlicht, die vom Reichspräſidenten unterzeichnet wurde,
nachdem vorher in einer mehrſtündigen Kabinettsſitzung volle
Ein=
mütigkeit unter ſämtlichen Reichsminiſtern.
erzielt worden war. Dieſe Antwort der
Reichsregierung gegen alle bolſchewiſtiſchen
Terrorverſuche iſt deswegen noch am
Diens=
tag abend durch Rundfunk in Kraft geſetzt
worden, weil die Reichsregierung glaubt,
begründeten Anlaß zu der Annahme zu
haben, daß die Kommuniſten ihre mit der
Brandſtiftung im Reichstag eingeleitete
Aktion unverzüglich fortſetzen werden.
Die Reichsregierung iſt zu dieſer
Auf=
faſſung gelangt nach Prüfung des im
Karl=Liebknecht=Haus
beſchlag=
nahmten Materials. Es wird
zur=
zeit noch geſichtet und von Oberreichsanwalt
Dr. Werner, der am Dienstag in Berlin
eingetroffen iſt, geprüft. Die bisherigen
Feſtſtellungen ſind, außerordentlich
inhalts=
ſchwer. Sie deuten darauf hin, daß auch in
anderen Teilen des Reiches geheime Plätze
vor=
handen ſind, an denen die Kommuniſten nicht nur
ihre illegalen Flugſchriften, ſondern
viel=
leicht auch Waffen und Sprengſtoffe geſammelt
haben. Die Sichtung des beſchlagnahmten Materials hat den
Eindruck ergeben, daß bei den Kommuniſten bereits ganz
be=
ſtimmte Pläne für die Durchführung von
Terror=
akten vorlagen. U. a. war gelant, Frauen und
Kin=
der von mißliebigen politiſchen
Perſönlichkei=
ten zu entführen und als Geiſeln feſtzuhalten.
Gleichzeitig ſollte in Reſtaurants, in denen politiſche Gegner
ver=
kehrten, Giftbeimiſchung in Speiſen und
Geträn=
ken erfolgen. Die Kommuniſten wollten ihre
Terrorgrup=
pen tarnen und ſie in Polizei= oder SA.= und
Stahl=
helm=Uniformen in Aktion ſetzen.
Auf Grund ihrer Unterſuchungen hält die
Reichsregierung, den Beweis für erbracht, daß
derkommuniſtiſche Abg. Torgler mit dem
verhaf=
teten Brandſtifter im Reichstagsgebäude
meh=
rere Stunden zuſammen geweſen iſt, und daß
Torgler auch mit anderen Perſonen
verhan=
delte. Der Abg. Münzenberg gilt als der Vater der
kommuniſtiſchen Zerſetzungsbewegung, konnte
je=
doch bisher noch nicht verhaftet werden.
Die Reichsregierung hat auf Grund des Vortrages von
Kom=
miſſar Goering über den Brand im Reichstag und über das
be=
ſchlagnahmte Material im Karl=Liebknecht=Haus die
Ueberzeu=
gung gewonnen, daß höchſte Gefahr im Verzuge iſt, und daß trotz
des in vollem Gange befindlichen Wahlkampfes
einſchnei=
dende Maßnahmen, zum Schutze von Staat und
Volk nicht mehr zu umgehen ſind. Von der
Ver=
hängung des militäriſchen, oder zivilen
Aus=
nahmezuſtandes wird abgeſehen, aber die neue
Notverordnungwirkt wohl in der gleichen Weiſe
abſchreckend. Weſentliche Grundrechte der
Ver=
faſſung werden außer Kraft geſetzt. Sehr weſentlich
iſt der zweite Teil, der Verordnung, der die Länder
ver=
pflichtet, die zur Wiederherſtellung, der öffentlichen Sicher=
Seite 2 — Nr. 60
heit und Ordnung notmendigen Maßnahmen zu
tref=
fen, und ihnen androht, daß bei einer Nichterfüllung
die=
ſer Verpflichtungen die Reichsregierung die Befugnis
der oberſten Landesbehörden vorübergehend
übernehmen kann. Die Reichsregierung legt Wert darauf
feſtzuſtellen, daß dieſer Paragraph mit dem vielerörterten
Reichs=
kommiſſar für die Länder nichts zu tun hat, und daß es ſich nur
darum dreht, die Polizeibefugniſſe wahrzunehmen. Da ſämtliche
ſüddeutſchen Länder den Kommunismus ablehnen und ihn von
jeher aufs ſchärfſte bekämpfen, werde dieſer Paragraph wohl
nie=
mals praktiſche Bedeutung erlangen. Pon der Einſetzung von
Standgerichten wird Abſtand genommen. Die Regierung läßt
je=
doch feſtſtellen, daß von der Todesſtrafe, die für zahlreiche
neue Delikte eingeführt wird, Gebrauch gemacht wird,
ſo=
bakd ſich die Notwendigkeit dazu herausſtellen
ſollte. Sie wird jeden unnachſichtlich verfolgen, der mit
Kom=
muniſten zuſammenarbeitet oder hinreichend verdächtig iſt, die
Beſtrebungen der Kommuniſten zu unterſtützen. Auch die
Preſſefreiheit wird in einer ſehr weitgehenden Form
auf=
gehoben. Es ſollen auch Vergehen im Ausland getroffen werden,
falls ſie von im Inland anſäſſigen Perſonen begangen werden.
Das hat bereits dazu geführt, daß auch die ſozialiſtiſche Preſſe
in ſehr empfindlicher Weiſe angegriffen wurde, die auf 14 Tage
verboten wurde. In der ausländiſchen Geſinnungspreſſe der
So=
zialdemokraten ſind in den letzten Tagen, ſehr ſcharfe Angriffe
gegen die Reichsregierung erſchienen, die ſich jetzt dagegen wehrt.
Ob allerdings das Verbor vom Reichsgericht beſtätigt wird, bleibt
abzuwarten.
Die Folgen der Brandfkifkung in Preußen
Berlin, 28. Februar.
Der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt meldet u. a.:
Am Montag abend brannte der Deutſche Reichstag. Der
Reichskommiſſar für das preußiſche Miniſterium des Innern,
Reichsminiſter Goering, verfügte ſofort nach ſeinem Eintreffen
an der Brandſtelle ſämtliche Maßnahmen und übernahm die
Leitung aller Aktionen. Auf die erſten Meldungen von dem
Brande trafen auch Reichskanzler Adolf Hitler und Vizekanzler
v. Papen ein.
Es liegt zweifelsfrei die ſchwerſte bisher in
Deutſchland erlebte Brandſtiftung vor. Die
polizeiliche Unterſuchung hat ergeben, daß im geſamten
Reichs=
tagsgebäude vom Erdgeſchoß bis zur Kuppel Brandherde
an=
gelegt waren. Sie beſtanden aus Teerpräparaten und
Brand=
fackeln, die man in Lederſeſſel, unter Reichstagsdruckſachen, an
Türen, Vorhänge, Holzverkleidungen und andere leicht
brenn=
bare Stellen gelegt hatte. Ein Polizeibeamter hat in dem
dunklen Gebäude Perſonen mit brennenden Fackeln beobachtet.
Er hat ſofort geſchoſſen. Es iſt gelungen, einen der
Täter zu faſfen. Es handelt ſich um den 24jährigen
Mäurer van der Lübbe aus Leyden in Holland,
der einen ordnungsmäßigen holländiſchen Paß bei ſich hatte und
ſich als Mitglied der holländiſchen kommuniſtiſchen Partei
be=
kannte.
Dieſe Brandſtiftung iſt der bisher
unge=
heuerlichſte Terrorakt des Bolſchewismus in
Deutſchland. Unter den Hunderten von Zentnern
Zer=
ſetzungsmaterial, das die Polizei bei der Durchſuchung des
Karl=Liebknecht=Hauſes entdeckt hat, fanden ſich die Anweiſungen
zur Durchführung des kommuniſtiſchen Terrors nach
bolſchewi=
ſtiſchem Muſter. Hiernach ſollen Regierungsgebäude,
Schlöſſer, Muſeen und lebenswichtige Betriebe
in Brand geſteckt werden. Es wird ferner die Anweiſung
gegeben, bei Unruhen und Zuſammenſtößen vor den
Terror=
gruppen Frauen und Kinder herzuſchicken, nach Möglichkeit ſogar
ſolche von Beamten der Polizei. Durch die Auffindung dieſes
Materials iſt die planmäßige Durchführung der bolſchewiſtiſchen
Revolution geſtört worden Trotzdem ſollte der Brand des
Reichstags das Fanal zum blutigen Aufruhr und zum
Bürger=
krieg ſein. Schon für Dienstag früh 4 Uhr waren in Berlin
große Plünderungen angeſetzt. Es ſteht feſt, daß mit dieſem
heutigen Tage in ganz Deutſchland die Terrorakte gegen einzelne
Perſönlichkeiten, gegen das Privateigentum, gegen Leib und
Leben der friedlichen Bevölkerung beginnen und den allgemeinen
Bürgerkrieg entfeſſeln ſollten.
Der Kommiſſar des Reiches im preußiſchen Miniſterium des
Junern, Reichsminiſter Gvering, iſt dieſer ungeheuren Gefahr
mit den ſchärfſten Maßnahmen entgegengetreten. Er wird die
Staatsautorität unter allen Umſtänden und mit allen Mitteln
aufrecht erhalten. Es kann feſtgeſtellt werden, daß der erſte
Angriff der verbrecheriſchen Kräfte zunächſt abgeſchlagen worden
iſt. Zum Schutze der öffentlichen Sicherheit wurden noch am
Montag abend ſämtliche öffentlichen Gebäude und
lebenswich=
tigen Betriebe unter Polizeiſchutz geſtellt. Sonderwagen der
Polizei durchſtreifen ſtändig die hauptſächlich gefährdeten
Stadt=
teile. Die geſamte Schutzpolizei und
Kriminal=
polizei in Preußen iſt ſofort auf höchſte
Alarm=
ſtufe geſetzt worden. Die Hilfspplizei iſt
ein=
berufen.
Die Geburk des deutſchen Feuillekons.
Ueber Helfrich Peker Skurz.
Von Wilhelm Michel.
Feulilleton iſt urſprünglich ein Beiheft, eine beigeheftete
Zu=
gabe zur Zeitſchrift oder Zeitung. Sein Inhalt iſt Kritik,
Er=
örterung, Geſpräch, namentlich über Dinge der Kunſt und des
täglichen Lebens. Das Geſprächhafte iſt für das Feuilleton nicht
„Form”, ſondern es bildet ſein Weſen. Nicht wiſſenſchaftliche
Ab=
empfänglichen und urteilsfähigen Menſchen über Zeiten, Sitten
und Leiſtungen, geſellſchaftlich und wohl gar plaudernd
vorgetra=
gen — das iſt Feuilleton.
Unter den erſten, die im deutſchen Schrifttum die
feuilletoni=
ſtiſche Form glänzend herausſtellten, ſteht Helfrich Peter Sturz,
der Darmſtädter, 1736 geboren. Er konnte zum Begründer und
Grundform ſeiner ganzen Aeußerung, das Geſpräch war, weil
er erſt Welt= und Menſchenkenner, Mann der Höfe, der Diplo=
Feder griff. „Dieſer glänzende Bemerker und Sprecher denkt in
der erſten Hälfte ſeines Lebens nicht entfernt an Literatur. Ihn
treibt nicht der Drang dichteriſchen Geſtaltens. Was er ſchreibt,
bemerkungen zahlen in kleiner Münze ein großes Wiſſen, eine
Fülle von Anſchauung und denkeriſcher Arbeit aus. Man höre,
wie er in einem Pariſer Brief, vom Jahre 1768 den Salon des
Herrn Necker, Reſidenten der Republik Genf, ſchildert:
„Jeden Freitag finden Sie daſelbſt di Francia il ſiore, einen
im Verſtande des Wortes, der Schatten Colardeau, mit erloſchenem
Blick, ganz erſchöpft von Seelenwolluſt; Barthe, ein Feuerwerk an
Witz; le gentil Bernard, der leiſe Sänger der Liebe; Dorat mit „Ich ging geſtern zu einem berühmten Modehändler, welcher
Guirlanden en falbelas, der ſo gerne buhlte mit der Natur und
dafür ein Opernmädchen erwiſcht hat; Suard, der in Perioden
zimbelt; Thomas, itzt abweſend, gehört mit dazu, ein Philoſoph
im Purpurmantel, deſſen Rede Poſaunenton iſt.
Garten ein holländiſches Blumenſtück iſt; es ſind kleine,
geſchnör=
kelte Felder, eine Minute für das Auge blendend durch den
Wider=
ſchein von Scherben und Glas. Hier wird nichtiger Stoff
ſcharf=
ſinnig durch üppige Kunſt aufgeputzt; man arbeitet Blumen aus
Federn und Stroh, baut Triumphbögen aus Zucker ſchneidet
Alpengegenden aus Poſtpapier und ergötzt ſich an den Farben —
einer Seifenblaſe. Ihre Meiſterſtucke ſind elektriſche Bildchen, mit
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Gegen zwei führende kommuniſtiſche Reichstagsabgeordnete
iſt wegen dringenden Tatverdachts Haftbefehl erlaſſen. Die
übrigen Abgeordneten und Funktionäre der
Kommuniſtiſchen Partei werden in Schutzhaft
genommen. Die kommuniſtiſchen Zeitungen,
Zeitſchriften, Flugblätter und Plakate ſind
aufvier Wochen für ganz Preußen verboten. Auf
14 Tage verboten ſind ſämtliche Zeitungen,
Zeitſchriften, Flugblätter und Plakate der
Sozialdemokratiſchen Partei, da der Brandſtifter
aus dem Reichstag in ſeinem Geſtändnis die Verbindung mit
der SPD. zugegeben hat. Durch dieſes Geſtändnis iſt die
kommuniſtiſch=ſozialdemokratiſche Einheitsfront offenbare
Tat=
ſache geworden. Sie verlangt von dem verantwortlichen Hüter
der Sicherheit Preußens ein Durchgreifen, das von ſeiner Pflicht
beſtimmt wird, die Staatsautorität in dieſem Augenblick der
Gefahr aufrecht zu erhalten. Die Notwendigkeit der ſchon früher
eingeleiteten beſonderen Maßnahmen (Schieß=Erlaß, Hilfspolizei
uſw.) iſt durch die letzten Vorgänge in vollem Umfange
be=
wieſen. Durch ſie ſteht die Staatsmacht ausreichend gerüſtet da,
um jedem weiteren Anſchlag auf den Frieden Deutſchlands und
damit Europas zu verhindern und das Feuer dieſes Aufſtandes
im Keime zu erſticken. Reichsminiſter Gvering fordert in dieſer
ernſten Stunde von der deutſchen Nation äußerſte Diſziplin.
Maſſenverhaftungen von Kommuniſten.
Im Verlauf der großen polizeilichen Aktion, die ſofort nach
der Entdeckung des Brandes im Reichstag eingeleitet worden
war, hat ſich die Zahl der in Schutzhaft Genommenen auf etwa
130 Perſonen erhöht. Bei den Feſtgenommenen wurde
umfang=
reiches Druckſchriften= und Flugſchriftenmaterial vorgefunden, das
beſchlagnahmt wurde und von politiſchen Beamten einer
ein=
gehenden Sichtung unterzogen wird, die allerdings, da das
Ma=
terial ſehr umfangreich iſt, längere Zeit beanſpruchen wird.
Unter den Verhafteten befinden ſich ſehr viele Mitglieder der
R.G.O. U. a ſind feſtgenommen die Reichstagsabgeordneten
Torgler, der ſich ſelbſt geſtellt hat, und Remmele, der
kommu=
niſtiſche Stadtrat Schminke, der Berliner Stadtarzt Dr. Hodan,
die Rechtsanwälte Dr. Apfel, Litten und Barbaſch, die
Schrift=
ſteller Erich Mühſam und Ludwig Renn. Profeſſor Felix Halle,
Lehmann=Rußbüldt, eine führende Perſönlichkeit der Liga für
Menſchenrechte, ferner Hans v. Zwehl, Friedrich Heinz, Bernhard
Rubinſtein, v. Oſſietzki, Paul Tribe, Wilhelm Wittkowſki, Walter
Stöcker, Karl Köhn, Ernſt Bogiſch, Fritz Lange, Willi Wirſing,
Kurt Stein, Rudolf Bernſtein, Egon Erwin Kiſch, Ernſt Lode, die
Abgeordneten Willi Schubring, Willi Kaſper, Werner Scholem
und der verantwortliche Redakteur der „Roten Fahne‟, Ernſt
Schneller, ferner Richard Reſchke, Willi Villwock, Johann
Sa=
watzki und der Reichstagsabgeordnete Studienrat Fritz Ausländer.
Die Erklärung der Sp9.
Der Parteivorſtand der SPD. übergibt der Oeffentlichkeit
folgenden Beſchluß:
„In der Nacht vom 27. zum 28. Februar wurde die geſamte
ſozialdemokratiſche Preſſe in Preußen für 14 Tage verboten.
Das Verbot wird mit der Behauptung begründet, ein verhafteter
Mann habe geſtanden, den Brand im Reichstag gelegt und
zu=
vor in einer gewiſſen Verbindung mit der SPD. geſtanden zu
haben. Das Verbot der ſozialdemokratiſchen Preſſe werde durch
kein Geſetz und keine Notverordnung gedeckt. Die Annahme,
die SPD. hätte irgendwie mit Leuten zu tun, die den
Reichs=
tag in Brand ſtecken, iſt ſo handgreiflich unſinnig, daß ſie bei
Menſchen von normalem Geiſteszuſtand keinen Glauben finden
wird.”
Dem ſozialdemokratiſchen Preſſedienſt iſt die Konzeſſion zur
Führung von Preſſe=Rundfunkgeſprächen entzogen worden, ſo daß
der ſozialdemokratiſche Preſſedienſt die von ihm bedienten
Zei=
tungen nicht mehr durch Radio beliefern kann.
Politiſche Zuſammenſtöße in Heſſen.
Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt: Am Dienstag
nach=
mittag verteilte eine SA.=Kolonne von etwa 30 bis 40 Mann, die
von einer ebenſo ſtarken Schutzſtaffel begleitet war, Flugblätter
in den Straßen von Worms. In der Nähe der Metzgergaſſe
entwickelte ſich eine Schlägerei mit Gegnern. Dabei erhielt ein
SA.=Mann eine nicht lebensgefährliche Stichverletzung in den
Rücken, ein Kommuniſt einen Streifſchuß an der Bruſt. Es gab
auch einige Leichtverletzte. Die ſofort alarmierte Polizei griff
ſehr energiſch durch, ſo daß weitere Ausſchreitungen verhindert
wurden.
Als Dienstag nachmittag ein Lautſprecherwagen der SPD.
mit einigen Begleitperſonen Hetzbach i. O. durchfuhr, wurde
der Wagen beſchoſſen und von drei Kugeln getroffen, die durch
die Windſchutzſcheibe, die Karoſſerie und den Führerſitz gingen.
Verletzt wurde niemand. Der Wagenführer gab aus einer
Schein=
todpiſtole einen Schutz ab und fuhr dann ſchleunigſt weiter. Die
Gendarmerie hat den Schützen, den Verſorgungsanwärter der
Reichswehr Wilhelm Hörr, der Nationalſozialiſt iſt, verhaftet,
Feuerfunken gezeichnet. Aber alle dergleichen Kampfſpiele des
Witzes, wo man ſich in Proſa und Verſen flache, klingende,
honig=
ſüße Dinge ſagt, ſind ein Gaſtgebot aus lauter Brühen, ewiges
Kitzeln ohne Genuß, Wohlgerüche, welche die Nerven ermüden;
nichts artet zu Nahrung und Kraft. Die Dame des Palaſtes hat
die Kolonie aus Liliput in ihren Schutz genommen; aber ſie ragt
unter ihnen merklich hervor. Es iſt eine verſtändige, würdige
Frau, die beſcheiden urteilt, richtig fühlt und in einer kalten
Un=
terſuchung mehr gefällt als im Epigrammengefechte. Mir kommt’s
vor, als ob ſie bloß zur Erholung einmal in der Woche ſo ein
Schattenſpiel ſich liebte.”
Man ſieht, alle Menſchen, die hier genannt werden, ſind der
handlung, nicht dichteriſche Darſtellung, ſondern die Meinung eines Erinnerung längſt entſchwunden, aber wenn Sturz ſie ſchildert,
ſpringt ihr kleines farbiges Daſein wie aus Schatten ins Licht
und agiert für einige Augenblicke wieder ſeine lächerliche, einſt ſo
wichtig genommene Rolle. Nichtiges, Vergangenes wird da zur
Augenluſt, weil der Schilderer die bunten Puppen ſo hübſch weiß
tanzen zu laſſen. Engliſche Laune — es iſt die Zeit eines Sterne —
franzöſiſche Prägungsweiſe und dazu das Feſte des deutſchen
Meiſter des deutſchen Feuilletons werden, weil die Wurzel, die Sprachgeiſtes und Menſchenurteils, das tritt hier zuſammen und
führt zu einer ſchriftſtelleriſchen Meiſterſchaft, die „noch für den
Einn heutiger Leſer lebhafte Reize hat. Wo dieſer Mann
hin=
matie, der Geſellſchaft, des vielfältigen Umgangs war, ehe er zur blickt, ſpringt eine dramatiſche Szene auf. Lichter und Schatten
fallen ein, eine Munterkeit des Geiſtes, ein Behagen des Schauens
und eine Schnelligkeit des Urteils geben, eine wunderbar ſichere
Führung; und das Wort trifft Schlag auf Schlag. Er hat den
entſteht von vornherein als Randbemerkung. Aber dieſe Rand= klaren, friſchen und vor allem auch zuverläſſigen Blick für
öffent=
liche Zuſtände. Er weiß mit zwei, drei Bildern einen Begriff von
engliſcher Verfaſſung zu geben. Er ſchildert die Wirkung des
Garrickſchen Spiels auf den Londoner Bühnen mit Worten, die
ſaftiger und ſinnlicher ſind als alle, zeichneriſchen Berichte über
denſelben Gegenſtand. Aergert er ſich in Paris über den
Mode=
engen Zirkel, der Ihre Aufmerkſamkeit verdient. Hier erſcheint, betrieb, im Gedanken an die ſklaviſche Unterwürfigkeit, mit
der man ſich daheim in Deutſchland der franzöſiſchen Mode beugt,
ſo wird ein prächtiges Briefblatt daraus (12. November 1768):
Puppen für ganz Europa verſendet. Hier ſah ich mit Unmut ein
Heer von Automaten, furchtbarer für uns als ein galliſches
Kriegsheer, weil es uns ſchon Jahrhunderte lang brandſchatzt.
Eine Puppe kam mir beſonders abgeſchmackt vor. „Iſt ſie ver=
Dieſes Kränzchen iſt in Paris, was in einem mannigfaltigen kauft?” fragte ich. — „Ja, mein Herr, ſie iſt verkauft für den
Nor=
den, wo man die ausgefallenen Farben und das Wunderliche
liebt.” — „Aber hat man ſich in Paris je ſo gekleidet?” — „Mein
Gott, nein, aber man muß doch die Lager leeren, man muß Neues
bringen, und man muß den Geſchmack jeder Nation zufrieden
ſtellen.” — Ich war erbittert bei dem Gedanken, daß vielleicht die
Puppe bald im Putzzimmer einer teutſchen Prinzeſſin anlangt,
daß ſie dann den Hof und ſeinen Staat umbildet und ganze Gar=
Mittwoch, 1. März 1933
Der verwüſteke Reichskag.
Berlin, 28. Februar.
Am Mittag teilte der vor dem Reichstagsgebäude
wacht=
habende Polizeimajor den zahlreichen Preſſevertretern mit, daß
die Tatſpuren nun ſoweit geſichert ſeien, daß eine
Preſſebeſich=
tigung erfolgen könne. Was man dann im Gebäude ſah, waren
Bilder grauenvollſter Verwüſtungen. Die große, vor dem
Sitzungs=
ſaal gelegene Wandelhalle mit dem Standbild Kaiſer
Wil=
helms I. iſt zwar beinahe unverſehrt, aber an Stelle der von
der Wandelhalle nach dem Sitzungsſaal führenden Zugänge ſieht
man jetzt ein großes Loch. Die den Saal von der Wandelhalle
trennende Wand iſt heruntergebrannt. Dahinter ſieht man kahle
Wände mit meterhohem Schutt. Nichts erinnert daran, daß hier
der Vollſitzungsſaal des Deutſchen Reichstags ſeinen Platz
ge=
habt hat. An den Stellen, wo ſich die Sitzreihen der
Abgeord=
neten, das Rednerpult, der erhöhte Platz für das Präſidium, die
Regierungseſtrade befanden, ſieht man von alledem nichts mehr.
Der ganze Boden des ehemaligen Saales iſt ein einziger
Schutt=
haufen. Verkohlte Holzreſte, gebogene Eiſenſtangen, die von der
heruntergebrochenen Oberlichtdecke ſtammen, Mauerſchutt uſw.
liegen herum.
Die Wände, die mit koſtbarer Holztäfelung verdeckt waren,
ſind jetzt kahl. Eine ungeheure Hitze muß in dieſem Raum
ge=
herrſcht haben. Ein ſtarker T=Träger über dem Präſidium iſt
voll=
ſtändig verbogen und droht herunterzuſtürzen und ſogar die
Mauerſteine der Wände ſind geplatzt. An den Plätzen der
Regie=
rung und der Reichsratsmitglieder ſteigt noch Rauch aus dem
Schutt.
Alle Tribünen ſind ausgebrannt. An der Seite der großen
Publikumstribüne hängt ein großer Teil der völlig verbogenen
Eiſenkonſtruktion der Glasdecke herunter. Auch die etwa 30
Meter über der zerſtörten Glasdecke befindliche Kuppel des
Reichstagsgebäudes iſt in Mitleidenſchaft gezogen worden. Man
ſieht geſchwärzte Eiſenträger. Kaum eine Scheibe iſt ganz
ge=
blieben. Auch in den Umgängen des Sitzungsſaales hat das
Feuer zum Teil ſehr erheblichen Schaden angerichtet. Beſonders
der Wandelgang der Linksparteien iſt ſtark beſchädigt. Dort
be=
merkt man auch noch deutlich die Spuren von zwei Brandherden,
deren einer in den Vorraum des Reichsratsſaales führt. Die
ſchweren Teppiche in den Wandelgängen ſind zum größten Teil
ein Raub der Flammen geworden.
Lokaltermin im Reichstag.
„Im Reichstagsgebäude, das noch immer in weitem Umkreis
abgeſperrt iſt, fand am Dienstag nachmittag in Gegenwart des
Brandſtifters ein Lokaltermin ſtatt. Bei dieſem Termin ſollte van
der Lübbe zeigen, wie er die einzelnen Brandherde angelegt und
wie er es fertigbekommen hat, die zur Brandſtiftung benutzten
großen Mengen Brennſtoff ungeſehen in den Reichstag zu ſchaffen
und zu verwahren. Es hat ſich, wie CNB. meldet, ganz offenbar
gezeigt, daß er unmöglich die Tat in der zur Verfügung ſtehenden
kurzen Zeit allein verübt hat.
Maßnahmen in den übrigen Ländern.
In Oldenburg, Mecklenburg=Schwerin und Braunſchweig
haben die Regierungen die gleichen Maßnahmen wie in Preußen
angeordnet. Auch hier wurde Hilfspolizei aus SA.=Leuten und
Stahlhelmern eingeſetzt. In Sachſen wurde die Polizei alarmiert
und ein verſtärkter Schutz der lebenswichtigen Kommunalbetriebe
eingerichtet. In Bayern wurden beſondere Maßnahmen zur
Sicherung des Landtages durchgeführt. Das gleiche geſchah auch
in Württemberg, wo ebenſo wie im Weimarer Landtag die
Räume der Kommuniſtiſchen Fraktion durchſucht und verſiegelt
wurden. In Thüringen wurde ebenfalls Hilfspolizei gebildet.
Das Reichsgericht wurde durch Sonderwache geſichert. Auch
Bremen hat ſich dem Vorgehen Preußens angeſchloſſen.
Der bayeriſche Miniſterpräſidenk bei Hikler.
München, 28. Februar.
Miniſterpräſident Dr. Held iſt am Dienstag abend auf
Einladung des Reichskanzlers nach Berlin gefahren und wird
am Mittwoch vormittag 9 Uhr eine Beſprechung mit dem
Kanzler haben. Es handelt ſich um eine Beſprechung der neuen
Notverordnung.
Der bayeriſchen Staatsregierung iſt außerdem wie wir von
zuſtändiger Seite erfahren, im Auftrag des Herrn
Reichs=
präſidenten von ſeiten der Reichsregierung mitgeteilt worden,
daß nicht daran gedacht iſt, die neue Notverordnung in Bayern
zur Anwendung zu bringen.
Reichskanzler Hitler wird am Donnerstag abend um 20
Uhr 30 im Rundfunk über „Weltgefahr des Bolſchewismus”
ſprechen.
Im Verlaufe des heutigen Nachmittags ſind ſämtliche
Ver=
kehrslokale der KPD. von der politiſchen Polizei geſchloſſen
worden.
deroben zum Trödel verurteilt, daß ſie manchem Ehemann
heim=
liche Seufzer, mancher modeſiechen Frau ihren Schlaf koſten wird;
daß ſie Freundſchaften trennt und Gallenfieber ausbrütet, dieſe
mißgeſtaltete Brut der Phantaſie eines elenden Weibes, das von
ihrem Boden herab uns plündert und verſpottet.”
So durchſtreifen dieſe Londoner und Pariſer Briefe den
ganzen Umkreis des geſellſchaftlichen Lebens. Sie zeigen überall
den geſchmeidigen, weltläufigen Geiſt, die raſche Anpaſſung, die
leichtfließende Kritik vom Standpunkt eines ſouveränen
Men=
ſchentums, das in der Nähe des Grafen Bernſtorff, im
vertrau=
ten Umgang mit Männern wie Klopſtock, Stolberg, Cramer,
Claudius, in höfiſcher Umgetriebenheit und in der Bearbeitung
vieler Dinge der hohen Politik zu einer erleſenen, ausgewirkten
Form kommen konnte, Sturzens Lebensweg hatte ihn, den Sohn
eines beſcheidenen Darmſtädtiſchen Hofkaſſiers, ſehr ſinnvoll
ge=
führt, indem er ihn von Anfang an in die diplomatiſche
Lauf=
bahn ſtellte. Er wurde 1759 Sekretär beim kaiſerlichen Geſandten
am Münchener Hof. 1760 kam er in derſelben Verwendung zu
dem däniſchen Kanzler v. Eyben in Glückſtadt. Mit 25 Jahren
trat er in die Dienſte des Grafen Bernſtorff, jenes am
Kopen=
hagener Hof allmächtigen Mannes, den Friedrich der Große
„das däniſche Orakel” nannte und der ohne Zweifel zu den
be=
deutendſten Diplomatengeſtalten des 18. Jahrhunderts zählte,
Was Sturz mit dieſem Manne verband, iſt zum Schluß echte
Freundſchaft geweſen; das zeigen ſeine Erinnerungen an
Bern=
ſtorff, die er ſpäter niederſchrieb. Sturz ſtieg zu hohen
Staats=
ſtellungen auf. Aber als 1770 Graf Bernſtorff geſtürzt wurde,
war es auch mit dem Glück ſeines Günſtlings vorbei. Die
Ur=
ſache dieſer Wendung, die Sturzens Leben eine unheilbare
Wunde ſchlug, war jener deutſche Arzt Johann Friedrich
Struen=
ſee, der in der Art, wie er ſich dem däniſchen Königspaar
un=
entbehrlich machte und zu autokratiſcher Machtſtellung kam, faſt
an den Mönch Raſputin erinnert. Bernſtorff wurde entlaſſen,
Sturz ſogar verhaftet; und wenn er auch die Freiheit bald
wieder erhielt, ſo blieb er doch für immer in Ungnade. Erſt 1773
fand er wieder eine Anſtellung, und zwar verſetzte ihn der
däniſche König als Regierungsaſſeſſor nach Oldenburg, das vom
däniſchen Hof ſtets als eine Art Sibirien für in Ungnade
ge=
fallene Beamte benutzt wurde.
Dieſen Umſchwung der Verhältniſſe hat Sturz, wie geſagt,
nie verwunden. Herausgeworfen aus einem bewegten, farbigen
Daſein, in eine Kleinſtadt vom engſten Lebenszuſchnitt verbannt
— darein konnte ſich ſein wendiger, geſellſchaftlicher, an reichſtes
Blickfeld gewöhnter Geiſt nicht finden. Er wurde, was man
damals einen Hypochonder nannte: ein im Innern
unbefriedig=
ter Menſch, der im Widerſpruch mit ſich und ſeiner Umgebung
lebte, ein Enttäuſchter, eine um ihre Schwungkraft gebrachte
Seele. Aber müßig blieb er in den Oldenburger Jahren nicht
Mittwoch, 1. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 60 — Seite 3
*
Hrantteiw and der Zeine oſien.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, den 28. Februar.
Der jetzt in ſein entſcheidendes Stadium getretene Konflikt
Japans mit dem Völkerbund hat für Frankreich eine Reihe von
Problemen aufgerollt, die für die geſamte franzöſiſche
Außen=
politik von Bedeutung ſind.
Bekanntlich verfolgte Frankreich ſeit langer Zeit eine
aus=
geſprochene japanfreundliche Politik, die nicht einmal allein
durch die Rückſichten auf die fernöſtlichen Kolonien bedingt war,
ſondern auf viel weitgehendere Ueberlegungen fußte. Seit
1910 wurden verſchiedene Bindungen zwiſchen
Paris und Tokio geſchaffen, die ſich nachhaltig auf
Frankreichs Haltung auswirkten.
Die franzöſiſche Rechte verficht dieſe ſchon beinahe
tradi=
tionell gewordene Außenpolitik mit beſonderem Eifer; es iſt aber
eine offene Frage, inwieweit der gegenwärtige Kurs am Quai
d’Orſay, der ſich ſtark von Paul=Boncour, Daladier und auch
durch Herriot beeinfluſſen läßt, mit der japaniſchen Freundſchaft
zu vereinbaren iſt. Darum findet man auch in der franzöſiſchen
Preſſe durchaus entgegengeſetzte Auffaſſungen.
Das Vorgehen Japans China gegenüber wurde urſprünglich
nur von den ausgeſprochen linksſtehenden Blättern verurteilt.
Sonſt war man nicht verlegen, um Japans Vorgehen zu
recht=
fertigen. Vor allem — ſo hieß es — wollte Japan nur die
Prinzipien der „weſtlichen Ziviliſation” und Ordnung gegen
chineſiſche Anarchie und ruſſiſche Bolſchewiſierung verteidigen.
Und außerdem könne man gar nicht von einem Krieg ſprechen,
da China keine Zentralregierung beſitze und darum überhaupt
nicht als ein einheitlicher und ſelbſtändiger Staat zu betrachten
ſei. Manverkündete eslaut, daß die Anwendung
der Prinzipien des Völkerbundes auf die
fern=
öſtlichen Verhältniſſe ein Unding ſei, höchſtens
geeignet, um das Anſehen der Genfer Inſtitution zu gefährden.
Der Völkerbund nahm aber offen gegen Japan Stellung.
Denn in Genf hat man noch mit ganz anderen Faktoren zu
rechnen, ſo daß der Konflikt nicht zu vermeiden war.
Inzwiſchen hat aber auch die franzöſiſche
Außenpolitik eine Kursänderung erfahren. Man
fing an, das Verhältnis zu Rußland aus anderen
Geſichts=
punkten zu betrachten als früher. In der Abrüſtungsfrage
er=
hielt man von Litwinow eine wertvolle Unterſtützung und die
Möglichkeit einer engen franzöſiſch=ruſſiſchen Zuſammenarbeit
wird in Paris eifrig erörtert. Es iſt ein offenes Geheimnis,
daß Herriot eine ſolche „Zuſammenarbeit” für unumgänglich
nötig hält und daraus ſchon manche Konſequenzen gezogen hat.
Bei ihm, dem verunglückten Schmied der franzöſiſch=italieniſchen
Freundſchaft, iſt das beſonders verſtändlich.
Nun, das Zuſammenwirken zwiſchen Moskau
und Paris hat auch gewichtige Hinderniſſe. So
die kommuniſtiſche Propagandatätigkeit in den franzöſiſchen
Kolonien, insbeſondere in Indochina, wo blutige Zuſammenſtöße
zwiſchen Kommuniſten und Behörden an der Tagesordnung
ſind. Man könnte in dieſer Beziehung auch die ruſſiſchen
Kreditwünſche erwähnen, die in einem beſonders ungünſtigen
Moment kommen. Geld iſt nämlich auch in Paris für
Anleihe=
zwecke rar geworden ..
Der Bruch zwiſchen Tokio und Genf wird hier lebhaft
be=
dauert. Die Rechte behauptet, daß der endgültige
Auszug Japans aus Genf auch das Ende der
franzöſiſch=japaniſchen Freundſchaft bedeuten
müſſe. Und das werde ſich in jedem Fall kataſtrophal auf die
fernöſtliche Politik Frankreichs auswirken. Setze ſich Tokio,
gegen den Willen des Völkerbundes, in China durch, ſo würde
das einen derartigen Preſtigezuwachs bedeuten, daß nicht
ein=
mal Indochina mehr in Sicherheit wäre. Eine offene
Nieder=
lage Japans werde hingegen Chaos im Fernen Oſten
hervor=
rufen.
Frankreich, das ſich im japaniſch=chineſiſchen Konflikt
mög=
lichſt neutral zeigen will, würde gerne die Annäherung an
Ruß=
land ſo durchführen, daß es auch die japaniſchen Sympathien
behalten kann. Man vermittelte gerne zwiſchen Moskau und
Tokio. Der Rückzug Japans aus Genf ſolle zunächſt auch keinen
endgültigen Schritt bedeuten, da der Austritt erſt nach zwei
Jahren perfekt werde. Bis dahin könnten angeblich direkte
japaniſch=chineſiſche Verhandlungen zu einem Frieden führen.
Es fragt ſich nur, wie ſich die japaniſche Diplomatie in Genf
nach dem Rückzug benehmen will; verläßt Japan auch
die Abrüſtungskonferenz, dann iſt dieſe ſo gut
wie geſprengt. Man ſieht, die Faktoren, die man in Paris
erwägt, ſind ſehr zahlreich und als letzter geſellt ſich zu ihnen
die Rückſicht auf Waſhington.
Die Verhandlungen zwiſchen Frankreich und Amerika
be=
finden ſich plötzlich wieder in einem aktiven Stadium. Die
Initiative kam aus Waſhington und man will hier keine
Gelegenheit vorbeigehen laſſen, die zu einer Entſpannung führen
könnte, denn die Stimmung in den Vereinigten
Staaten iſt ſowieſo ausgeſprochen
franzoſen=
feindlich.
Die Haltung Englands dem fernöſtlichen Konflikt gegenüber
iſt auch keineswegs eindeutig. Auf der einen Seite hielt man
in Genf Moralpredigten, auf der anderen verkauft man aber
Waffen an Japan. Man rechtfertigt ſich allerdings mit dem
Ein=
wand, daß die Unterbindung des Waffenhandels nur dann
einen Sinn habe, wenn alle anderen Mächte ebenſo handelten.
Das iſt ein recht fadenſcheiniges Argument und man wird
den Eindruck nicht los, daß auch die engliſche
Diplomatie in ihrer Haltung, ebenſowie
Frank=
reich auf ein Tauſchgeſchäft mit Waſhington
be=
dacht iſt. Man jongliert in Genf mit vielen Bällen und
Paul=Boncour hat jetzt eine vorzügliche Gelegenheit, ſeine
„Geſchicklichkeit” zu beweiſen.
Zewaltverzichtserklärung in Genf.
Neue Beikäkigung der Locarno-Mächke.
TU. Genf, 28. Februar.
Die jetzt von den Locarno=Mächten angenommene europäiſche
Erklärung über den Gewaltverzicht hat nach der amtlichen
deut=
ſchen Faſſung folgenden Wortlaut:
„Die Regierungen, in dem Wunſche, die Sache der Abrüſtung
zu fördern, indem ſie den Geiſt gegenſeitigen Vertrauens unter
der Bevölkerung Europas durch eine Erklärung ſtärken, die
aus=
drücklich den Gebrauch der Gewalt unter den Umſtänden
unter=
ſagt, wo der Pakt von Paris den Krieg unterſagt, beſtätigen von
neuem ausdrücklich, daß ſie unter keinen Umſtänden untereinander
zur Gewalt als Werkzeug nationaler Politik greifen werden.”
Die Erklärung, die heute von dem Redaktionsausſchuß
ange=
nommen wurde, wird mit einem Bericht von Politis dem
poli=
tiſchen Ausſchuß zur endgültigen Annahme vorgelegt werden.
In der Erklärung wird darauf hingewieſen, daß in dieſer
Formel eine neue Bekräftigung der für Deutſchland entehrenden
Beſtimmungen des Locarno=Vertrages vermiedn wird. Die
For=
mel entſpricht im weſentlichen den bereits in der Erklärung der
fünf Großmächte vom 11. Dezember enthaltenen Beſtimmungen
und dehnt den Verzicht auf die Gewaltanwendung in einem
Streitfall auf alle Mächte aus. Dieſe Erklärung fußt auf der
im Fernoſt=Streit deutlich zutage getretenen modernen
Entwick=
lung der Kriegsführung, ohne Kriegserklärung und Abbruch der
diplomatiſchen Beziehungen. Beſondere Bedeutung gewinnt die
Erklärung für die franzöſiſchen Sicherheitswünſche. Nunmehr
wird die franzöſiſche Regierung in den weiteren
Abrüſtungsver=
handlungen darauf aufmerkſam gemacht werden, daß in der
end=
loſen Kette der zahlreichen Sicherheitsverträge wie
Völkerbunds=
vertrag, Kelloggvertrag, Locarnovertrag und internationales
Schiedsgerichtsabkommen ein neues Glied geſchaffen iſt und ſomit
für ſofortige und wirkſame Abrüſtungsmaßnahmen keinerlei
Vor=
wände mehr beſtehen. Durch dieſe Erklärung werden Ereigniſſe
wie der Ruhreinmarſch Frankreichs ausgeſchloſſen. Das Recht der
nationalen Selbſtverteidigung bleibt jedoch, wie allgemein betont
wurde, durch dieſe Erklärung unberührt, da dieſes Recht nach der
großen Waſhingtoner Erklärung vom 23. Juli 1928 zum
Kellogg=
vertrag ſtillſchweigend als ein weſentlicher Beſtandteil aller
Ver=
träge anzuſehen iſt.
Um die Wehrverbände.
Wieder Eniſcheidung gegen deutſchland.
TU. Genf, 28. Februar.
Die Einbeziehung der privaten Wehrverbände in die
allge=
meine Abrüſtung wurde am Montag vom Hauptausſchuß der
Ab=
rüſtungskonferenz aufgerollt, und zwar unter dem Stichwort der
„vormilitäriſchen Ausbildung” bei der Feſtſetzung der Dienſtzeit
der europäiſchen Armeen. Es ergaben ſich zunächſt große
geſchäfts=
ordnungsmäßige Schwierigkeiten, ſo daß der Hauptausſchuß
zu=
nächſt einige Stunden darüber debattierte, ob dieſe Frage im
Hauptausſchuß oder im Effektivausſchuß „debattiert” werden
ſollte. Pierre Cot erklärte, die franzöſiſche Regierung verlange
jetzt eine klare Entſcheidung im Hauptausſchuß. Alle Mächte ſeien
an dieſer Frage intereſſiert und hätten das Recht und die Pflicht,
hierzu Stellung zu nehmen. Ebenſo forderte der Vertreter
Po=
lens unter ausdrücklicher Betonung der politiſchen Bedeutung
dieſer Frage eine ſofortige Entſcheidung.
Botſchafter Nadolny, der fortgeſetzt in die Ausſprache
eingriff, machte den Vertreter Frankreichs darauf aufmerkſam,
daß nach dem von Paul=Boncour vorgebrachten Antrag ſämtliche
Einzelfragen des franzöſiſchen Heeresreformplanes, nach deren
grundſätzlicher Annahme im Effektivausſchuß durchberaten
wer=
den müſſen und wies damit unter allgemeinem Gelächter den
offenen Gegenſatz im franzöſiſchen Lager nach.
Präſident Henderſon ſtellte ſich aber völlig auf den
Boden des franzöſiſchen Vorſchlages, bezeichnete den deutſchen
An=
trag als eine Verſchleppung der Arbeiten und ſuchte ihn in jeder
Form lächerlich zu machen. Botſchafter Nadolny ſah ſich daher
veranlaßt, Henderſon ironiſch ſeinen Dank für ſeine
Geſchäftsord=
nung auszuſprechen.
Der Hauptausſchuß beſchloß in der Abſtimmung mit 17 gegen
10 Stimmen, die im franzöſiſchen Fragebogen vorgeſehenen
Ein=
zelfragen über die Stellung der deutſchen Wehrverbände ſofort
im Hauptausſchuß in Angriff zu nehmen. Allgemein fiel auf, daß
faſt ſämtliche Großmächte, Deutſchland, Vereinigte Staaten,
Eng=
land, Italien, Sowjetrußland und Türkei für den deutſchen
An=
trag ſtimmten, während der franzöſiſch=polniſche Antrag die kleine
Entente, Schweden und die in Paris diplomatiſch vertretenen
ſüdamerikaniſchen Staaten um ſich ſcharte.
Einzelfragen im Genſer Haupkausſchuß.
Der Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz hat heute zu
verſchiedenen Einzelfragen prinzipiell Stelllung genommen. Die
Fragen, ob bei der Dauer der militäriſchen
Aus=
bildung die vormilitäriſche Ausbildung oder
die Ausbildung außerhalb der Armee
berück=
ſichtigt werden ſoll, und ob das
Ausbildungs=
perſonal und die Polizeikräfte auf einer
ge=
meinſamen Grundlage berechnet und feſtgeſetzt
wverden ſollen, wurden vom Hauptausſchuß durch Abſtimmungen,
an denen ſich allerdings nur ein Teil der Delegierten beteiligte,
bejaht. Botſchafter Nadolny erklärte bei der Erörterung der
Polizeifrage, daß Deutſchland den Bericht des Effektivkomitees
nicht als verpflichtend anerkennen könne, da die deutſche
Dele=
gation an den Arbeiten hierüber nicht teilgenommen habe.
Die Schwierigkeiten Daladiers.
A. Paris, 28. Februar.
Die Regierung Daladiers muß, ein Jongleurkunſtſtück
voll=
führen, wenn ſie den Konflikt zwiſchen Kammer und Senat
ver=
hindern und die Kriſe vermeiden will. Das iſt die allgemeine
Auf=
faſſung in den Couloirs. Der Senat denkt weſentlich anders über
die Finanzpolitik als die Kammer; ſie hat die Herabſetzung der
Beamtengehälter votiert. Und aus dieſer Herabſetzung iſt eine
politiſche Streitfrage erſten Ranges geworden. Es iſt faſt
unmög=
lich für die Sozialiſten, die Kürzung der Beamtengehälter zu
votieren, wenn ſie ſich aber weigern, es zu tun, ſo iſt der Konflikt
zwiſchen Kammer und Senat unvermeidlich. Daladier ſcheint
ent=
ſchloſſen, ſowohl dem Konflikt mit dem Senat als auch dem
Kon=
flikt mit den Sozialiſten aus dem Wege zu gehen. Wie er das tun
wird, das iſt ſein Geheimnis. Tatſache iſt, daß er die Beamten
ſchonen will. Dem Streik der öffentlichen Angeſtellten gegenüber,
der im voraus eine Antwort auf die Sparmaßnahmen ſein ſollte,
erwies er ſich ſehr nachgiebig. Und als man von ihm im Senat:
energiſche Sanktionen gegen die ſtreikenden Beamten forderte, gab
er, eine Erklärung ab, die ein Meiſterwerk des Nichtsſagens war.
Die ſtärkſte Stütze der Regierung iſt wieder einmal die
allge=
meine Angſt vor der Kriſe. Die Linken, insbeſondere die
Sozia=
liſten, wiſſen, daß nach Daladier eine mehr nach rechts orientierte
Regierung kommen müßte, womöglich mit einem Senator an der
Spitze. Eine ſolche Entwicklung iſt ihnen aber höchſt unerwünſcht,
denn dann wären ſie wieder einmal vor das Dilemma geſtellt,
ent=
weder auf ihren Einfluß zu verzichten oder aber aus ihrer
beque=
men Paſſivität herauszukommen.
Auch die Rechte — wenigſtens die Realpolitiker in ihren
Reihen — wünſcht keine Kriſe. Man weiß viel zu gut, daß die
her=
beigeſehnte Konzentration Herriot=Tardieu nur ein ſchöner Traum
iſt. Und Daladier hat wenigſtens den Vorteil, daß er die
Militär=
ausgaben nur ſehr mäßig zu kürzen erlaubt. Man glaubt übrigens
rechts, daß Daladiers Nachfolger Caillaux wäre. Und Caillaux
findet man weit weniger wünſchenswert als Daladier. Caillaux
iſt zwar der energiſchſte Verfechter aller Sparmaßnahmen, aber
er macht daraus keinen Hehl, daß er die „politidue des facilités‟
für die Finanzmiſere verantwortlich hält. Unter „politiaue des
kaeilités” verſteht man aber in erſter Linie die Politik Tardieus,
die darin beſtand, daß der Staat all den großen Unternehmungen,
die infolge der Kriſe in Gefahr gerieten, zu Hilfe eilte. Das hat
eine ſtattliche Reihe von Milliarden verſchlungen, aber die
Rieſen=
zuſammenbrüche verhindert. Caillaux verdammt dieſe Politik, und
darum iſt er bei den Rechten unvolkstümlich. Aber auch die
Sozia=
liſten fürchten ſich vor ihm, ſeine ausgeſprochen
privatwirtſchaft=
lichen Tendenzen ſind ihnen verhaßt. Caillaux Stärke beruht auf
ſeiner Volkstümlichkeit bei den Organiſationen der Steuerzahler
und in ſeiner feſten Poſition im Senat.
Erſt jetzt nahm er eine regelmäßige Verbindung mit
Zeitſchrif=
ten auf, namentlich mit Boies „Deutſchem Muſeum”. Ein
Auf=
ſatz über Rouſſeau, Erinnerungen an Bernſtorff, ein
vielbeach=
tetes Fragment über die Schönheit entſtanden in dieſer Zeit. Der
Stil, die geiſtige Reife dieſer Arbeiten entzückten eine Leſerſchaft,
die weit über Deutſchlands Grenzen hinausreichte. Ungebrochene
Auſchauungskraft lebt namentlich in ſeiner Schilderung
Klop=
ſtocks, die er damals verfaßte. Die Würde des eigenartigen
Mannes, ſeine hochſtiliſierte, faſt prieſterliche Weiſe des
Auf=
tretens, ſeine Schwärmerei für den Eislauf, deſſen Lob er „mit
der Salbung eines Heidenbekehrers” verkündigte, alle dieſe Züge
ſpringen hier anſchaulich hervor; dazu ſeine Naturliebe, die
be=
wirkte, daß Klopſtockſche Ausflüge über Stock und Stein, quer über
Gräben und durch Moraſt führten, einem hohen Baum zuliebe,
der von fern geſichtet wurde und auf den die bunte Geſellſchaft,
wie ein Pioniertrupp mit Aexten und Faſchinen beladen,
ſchnur=
ſtracks losmarſchierte.
Als ein Glanzpunkt hebt ſich in dieſer Reihe von Arbeiten
Sturzens Streitſchrift gegen die Todesſtrafe
heraus. Der Franzoſe Linguet hatte ſie verteidigt. Sturz trat
ihm mit Schärfe entgegen; und was er ſchrieb, hat einen
Schwung, ein Feuer im Ausdruck, daß man Sturz da im Geiſt
an der Seite ſeines Landsmannes Georg Büchner ſieht der
nachmals das Meiſterwerk der Demagogie, den „Heſſiſchen
Land=
boten”, in eine gärende Zeit warf. Schlag auf Schlag fallen
die Argumente. In dramatiſcher Hitze treten Rede und
Gegen=
rede vor einander hin. Nirgends beſſer als hier kann man das
Eeſprochene des Sturz’ſchen Stils beobachten, in dem der
Sinn=
ton jedesmal haarſcharf auf dem Satzton ſitzt. Der Schluß dieſer
Streitſchrift entwirft das großartige Bild der jungen
Kindes=
mörderin. Verführung, drohende Schande, verzweifelter Blick
auf das jämmerliche Leben, das dem Kindchen in Ausſicht ſteht
— und ſo hat ſie es in der Geburt erwürgt. Aber ungerührt,
wie eine zuſchlagende Tür, ergeht der Spruch des Gerichts:
In=
kulpatin ſei mit einem Hahn, einer Schlange und einer Katze
in einen Sack zu ſtecken und zu ertränken. Dieſes Bild hat auf
die Zeitgenoſſen einen mächtigen Eindruck gemacht. Es hatte auch
eine bedeutſame Folge: Schillers Gedicht „Die Kindesmörderin”
iſt dadurch angeregt worden.
Am 12. November 1779 iſt Helferich Peter Sturz geſtorben,
mitten in Bemühungen, einen neuen breiteren Lebenskreis zu
geſinnen, ein Dreiundvierzigjähriger, früh gebrochen durch ein
widriges Geſchick. Ein ſpätes Bildnis zeigt ein Geſicht mit
ſtar=
ker Unterhälfte, mit mächtigen Kinnladen und aufgeworfenen
Lippen. Ein Freund ſagt über ihn: „Sturz war groß,
wohlge=
wachſen, ſtark, fett; er war hypochondriſch, weichlich, indolent;
ſein Anſehen war aufgedunſen, ſein Fleiſch ſchwammig, ſeine
Farbe gelblich.” Er hat in den letzten Jahren endlos an ſich
herumkuriert. Mit grimmigem Humor ſpricht er von den Proze=
duren, die die Aerzte an ihm vornahmen, jeder mit einer anderen
Diagnoſe und mit andern Pillen und Tränklein bewaffnet, aber
keiner imſtande, ihm zu helfen.
Sturzens geiſtige Geſtalt iſt, ſoweit Bildungseinflüſſe in
Frage kommen, von der humorigen Laune der engliſchen
Litera=
tur mitbeſtimmt und franzöſiſch zugeſchliffen, aber grundlegend
iſt für ſie die darmſtädtiſche Herkunft. Er iſt ein echter Vertreter
jenes Darmſtädter Geiſtes, dem alles Breite und Schwere fehlt,
der dafür aber beweglich bis ins Letzte iſt, angelegt auf das
Helle, Feine und Zugeſpitzte, und der nie eine Note von Schärfe
und Eleganz vermiſſen läßt. Sturz erreicht in der geiſtigen
Ge=
ſamtbedeutung nicht die Höhe jener andern Darmſtädter, die
zeitlich in ſeiner Nähe ſtehen, Lichtenbergs und des Kriegsrats
Merck. Er hat weniger als dieſe ſeine literariſche Wirkſamkeit
im Objektiven und Dauernden verankert. Aber wem die deutſche
Sprache teuer iſt, wer ſie da ſehen möchte, wo ſie einen
Höhe=
punkt der malenden Kraft, der ſehnigen Beweglichkeit, des
blitz=
ſchnellen Ausdrucks erreicht, der wird von Sturzens Schriften
heute noch lebhaft gefeſſelt ſein. Er iſt nicht nur der erſte Meiſter
des deutſchen Feuilletons. Er hilft ſchon die geiſtesmächtige
Sprache ſchmieden, die ſpäter zum Werkzeug des deutſchen
Aus=
greifens im klaſſiſchen Zeitalter wurde.
Frankfurker Theakerſtudenken führen die „
Bekkler=
oper”, das Original der „Dreigroſchenoper”, auf.
Mitglieder des an der Frankfurter Univerſität beſtehenden,
von Profeſſor Pfeiffer=Belli geleiteten Theaterwiſſenſchaftlichen
Seminars haben „The beggars oper”, die Bettler=Oper”, die
Anfang des 18 Jahrhunderts in London aufgeführt wurde, die
nach den verſchiedenſten Richtungen bahnbrechend wirkte und die
ſchließlich das Urbild der Brecht=Weillſchen Dreigroſchenoper iſt,
aufgeführt.
Alleinherrſcher in muſikaliſcher Beziehung war in London
da=
mals Händel, der ein eigenes Operntheater unterhielt, an dem
Werke, vor allem Opern, für die „reichen Leute” aufgeführt
wur=
den, Werke, deren ſchwulſtige, unechte Art dem natürlichen
Emp=
finden zuwiderlief und deren Milieu auf die Geſellſchaftsſchicht
der Zuhörer zugeſchnitten war. Gegen die Maniriertheit und
Unnatürlichkeit dieſer Schöpfungen wendet ſich die „Bettleroper”,
die darüber hinaus ein nicht zu unterſchätzender Ausdruck
revo=
lutionärer Ideen iſt, der in der damaligen Zeit auffallen mußte.
Es iſt wohl anzunehmen, daß die Bühne als Podium dieſer
Ideen, die auf andere Art in dieſer Wirkſamkeit nicht zur
Gel=
tung und Kenntnis gebracht werden konnten, benutzt werden
ſollte. Hierbei iſt in dieſer Bettleroper, deren Handlung von
John Gay und deren Muſik von Gay und dem Berliner Muſiker
Johann Chriſtoph Pepuſch ſtammt, eine muſikaliſche und
künſtle=
riſche Form entſtanden, die ein Mittelding zwiſchen Singſpiel
und Cabaret iſt: Satire auf Inhalt und Form zeitgenöſſiſcher
Muſik und zeitgenöſſiſcher Geſellſchaftszuſtände, Parodie auf
Ge=
ſpreiztheit der Arien und Chöre der damaligen Oper, dazwiſchen
Verwendung von Volksliedern und Eaſſenhauern — ein
ſtili=
ſtiſches Nebeneinander von Szenen, die nur durch die
Einheit=
lichkeit der in Kaſchemmen ſich abſpielenden Handlungen und vor
allem die revolutionäre Geſinnung zuſammengehalten werden.
Es iſt verſtändlich, daß dieſe Bettleroper ſich an die zuſtändigen
Kreiſe wendet, die nicht im Parkett des Händelſchen Opernhauſes
ſitzen, denen gegenüber ſie ſich nur durch die geſchilderten naiven
Mittel verſtändlich machen kann. Der Erfolg der Bettlerover
war, ähnlich wie der der „Noces de Figaro” — wie man lieſt —
außerordentlich; nicht nur in England wurden die ſozialen
Gegenſätze, die der Ausgangspunkt des Werkes ſind, aufgeriſſen.
auch in muſikaliſcher Beziehung wirkte die Bettleroper ſich auf
die Weiterbildung des Singſpiels aus. — Vergleicht man die
„Bettleroper” mit Brecht=Weills „Dreigroſchenoper”, ſo hat die
unter allen Umſtänden die Naivität, die Unbeholfenheit des
Aus=
drucks — den damaligen Mitteln entſprechend — und die
Ori=
ginalität für ſich. Das ganze Schaffen der Autoren iſt, man
könnte ſagen ſpieleriſcher, nicht ſo ganz bewußt in den Dienſt der
Sache geſtellt, wie dies bei Brecht=Weill der Fall iſt, die allzu
intelligent und intellektuell auf den Zuhörer losgehen.
Die Aufführung, die zugunſten der Studentenhilfe
veran=
ſtaltet wurde, ſtand unter der muſikaliſchen Leitung H.
Eiſen=
ſtädts, Oskar Koplowitz beſorgte die Regie und zeitgemäße, aber
unnötige Beiverſe, L. Baumgarten das Szenenbild. Von den
Soliſten iſt H. Ritter, der Darſteller des Peachum, zu nennen,
die übrigen hielten ſich nicht immer auf dem Niveau eines
Lieb=
habertheaters. Das Orcheſter hinterließ einen guten, ſicheren
Eindruck. — Mehr als muſikhiſtoriſchen Wert hat dieſe
Ausgra=
bung ſchwerlich. Der Zuhörer von heute merkt offenſichtlich
durch=
weg die muſikaliſchen Parodien nicht, zumal ſie zu wenig
poin=
tiert gebracht wurden. Die Primitivität der Wiedergabe
ver=
hinderte auch ein Hervorheben ſonſtiger weſentlicher Momente.
Dazu kam, daß dem Tert grobe Stilwidrigkeiten beigegeben waren,
die dem äſthetiſchen Empfinden der Verantwortlichen kein
gün=
ſtiges Zeichen ausſtellen. Beſtenfalls konnte man durch die
Auf=
führung einen Blick in die Werkſtatt der Herren Becht und Weill
tun, und das war nicht ohne Intereſſe.
Dr. W. Ky.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Fritz Kredel in New Yoork erfolgreich. Der
bekannte Graphiker und Buchilluſtrator Fritz Kredel, der der
Werkſtätte Rudolf Koch angehört, hat in den Vereinigten Staaten
einen bemerkenswerten Erfolg errungen. Bei einem
Preisaus=
ſchreiben des New Yorker Limited Editions Club wurden ſeine
Illuſtrationen zu Roſtands Cyrano de Bergerac angekauft.
Fritz Kredel iſt damit der einzige Deutſche, der bei dieſem
außer=
ordentlich ſtark beſchickten Wettbewerb einen Erfolg errungen
hat. Außer ihm wurden Amerikaner, Engländer und ein
Fran=
zoſe ausgezeichnet.
Seite 4 — Nr. 60
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Finanzikandal in Amerika.
Weitere Ausbreikung der Bankenkriſe.
TU. New York, 28. Februar.
Die Bankenkriſe, die ſich vor allem in den Staaten des
mitt=
leren Weſtens weiter ausbreitet, hat zu ungeheuerlichen
Enthüllungen über die Finanzpolitik
führen=
der Finanzinſtitute und Finanzleute geführt.
So verklagte der früher Unterſuchungsbeamte im
Börſenaus=
ſchuß des Senats, Davida Olſon, auf Grund eines Geſetzes aus
dem Jahre 1863 den amerikaniſchen Botſchafter in London,
Mel=
lon, der bis vor ungefähr einem Jahr noch Staatsſekretär des
amerikaniſchen Schatzamtes war, ſowie zwei frühere Beamte des
Schatzamtes im Namen des Volkes auf
Schadens=
erſatz in Höhe von 400 Millionen Dollar wegen
angeblicher Steuerſchiebungen zugunſten
ame=
rikaniſcher Schiffahrtsgeſellſchaften in den
Jahren 1916 bis 1920.
In Chicago hat die Bundesanwaltſchaft den Elektromagnaten
Samuel Inſull ſen, ſowie zwei ſeiner Familienmitglieder und
16 Direktoren des Inſull=Konzerns wegen Betruges ihren
Aktionäre unter Vorſpiegelung falſcher Tatſachen und wegen
Miß=
brauchs des bundesſtaatlichen Poſtweſens in 25 Fällen in den
Anklagezuſtand verſetzt. Nach dem amerikaniſchen
Straf=
geſetz ſteht auf jeden einzelnen Punkt der Anklage als Höchſtſtrafe
fünf Jahre Gefängnis und 10 000 Dollars Geldſtrafe.
Wie in New York bekannt wird, iſt der Rücktritt des
Vorſitzenden der National City Bank of New
York, Mitchell, und Bakers, auf Vorſtellungen
Rooſevelts zurückzuführen.
Rooſevelt ſah ſich zu ſeinem Schritt veranlaßt, nachdem im
Bankenausſchuß des Senats aufſehenerregende Enthüllungen
ge=
macht worden waren. Dabei war mitgeteilt worden, daß das
Direktorium der National City Bank Spekulationsverluſte mit
Guthaben der Bankaktionäre in Höhe von 2,5 Millionen Dollar
gedeckt und faule Südamerika=Anleihen im Betrage von 90
Mil=
lionen Dollar trotz ungünſtiger Auskünfte auf den amerikaniſchen
Markt gebracht und dem Publikum angedreht hat. Dieſe Anleihen
haben heute nur noch einen Wert von einem Zehntel des
Nenn=
wertes. Weitere Rücktritte führender Finanzmänner werden
er=
wartet.
Inzwiſchen ſpitzt ſich die Bankenkriſe immer mehr zu. So
haben inzwiſchen 50 Banken in Ohio und 20 Banken
in Indiana ihre Schalter geſchloſſen und erwarten
die Erklärung eines Bankfeiertages durch den Gouverneur. Die
Banken zahlen nur 1 v. H. der Guthaben aus. In Maryland iſt
man beſtrebt, ein dreitägiges Bankenmoratorium zu erhalten.
Die Welle der Bankfeiertage hat nahezu alle Bundesſtaaten des
mittleren Weſtens erfaßt.
In Detroit hat Henry Ford öffentlich bekanntgegeben, daß die
beiden von ihm übernommenen Banken die gemachten Einlagen
für mündelſicher erklären, an die Induſtrie Kredite nur für
pro=
duktive Zwecke vergeben und eine geringe oder gar keine
Ver=
zinſung vornehmen.
Die Bevölkerung der von der Bankenkriſe erfaßten Gebiete
iſt im allgemeinen ruhig geblieben.
* Frankreich und Amerika.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 28. Februar.
„Wir müſſen den Dollar retten”, hört man jetzt ganz
über=
raſchenderweiſe in manchen politiſchen Geſprächen. „Wir” — das
iſt Frankreich, Frankreich und England, oder — bei den
Beſchei=
deneren — Geſamteuropa. Tatſache iſt, daß die Kriſe eine
inter=
nationale finanzielle Zuſammenarbeit notwendig macht; Tatſache
iſt auch, daß eine franzöſiſch=amerikaniſche Annäherung in der
Frage der interalliierten Schulden ſtattfand. In Frankreich
be=
tont man noch dazu — beinahe krampfhaft —, daß Amerika den
erſten Schritt unternahm.
Mittwoch, 1. März 1933
Will Rooſevelt eine effektive außen= und finanzpolitiſche
Tä=
tigkeit entfalten, ſo muß er takſächlich die Verſtändigung mit
Europa ſuchen. Der franzöſiſch=amerikaniſche Schuldenſtreit iſt
da=
bei eine der ſtachligſten Probleme. Bekanntlich iſt die
amerika=
niſche öffentliche Meinung gegen Frankreich ſehr aufgebracht,
an=
dererſeits war es Paris noch vov kurzem eine Unmöglichkeit, ein
Entgegenkommen in der Schuldenfrage vorzuſchlagen. Herriot hat
daran glauben müſſen. Aber jetzt möchte man hier die
Gelegen=
heit ergreifen, um die Schuldenfrage beizulegen.
Selbſtverſtänd=
lich muß man dazu die eigene öffentliche Meinung vorbereiten.
Vor allem müßte dazu der Unterſchied verſchwinden, den Amerika
in der Behandlung der pflichttreuen Schuldner — England
und der pflichtvergeſſenen — Frankreich — macht. Um Frankreich
mit England auf dem gleichen Fuß behandeln zu können, fordern
die Waſhingtoner Machthaber eine ſpontane Geſte ſeitens
Frank=
reichs. Die Frage iſt nur, ob die franzöſiſche Oeffentlichkeit bereit
iſt, eine ſolche Geſte ausführen zu laſſen.
Unbeſtreitbar iſt, daß Frankreichs Poſition Amerika
gegen=
über beſſer geworden iſt. Das iſt nicht allein auf die finanziellen
Schwierigkeiten in U.S.A. zurückzuführen, die es den
Waſhing=
toner Machthabern nicht mehr erlauben, einen intranſigenten
politiſchen Kurs einzuhalten.
In Paris ſpricht man nicht viel darüber, wenn auch hie und
da behauptet wird, daß der Auszug Japans aus Genf eine
An=
näherung der Vereinigten Staaten an den Völkerbund nach ſich
ziehen müßte. Ueberhaupt betrachtet man jetzt hier die Situation
in Genf weſentlich optimiſtiſcher, und manche ſprechen ſchon von
einer Zuſammenarbeit zwiſchen Waſhington, London und Paris.
Dieſe Darſtellungen fehlen auch in der Preſſe nicht und
gewöhn=
lich haben ſie eine Spitze gegen Deutſchland.
Der franzöſiſche Botſchafter Claudel teilte nach einem Beſuch
bei Stimſon mit, daß er demnächſt ſeinen hieſigen Poſten verlaſſen
werde. Sein Nachfolger ſei de la Boulaye, Dirigent der
politiſchen Abteilung des Quai d’Orſay.
Ohr Aaau
wird immer größer, wenn Sie ein schlechtsitzendes und lästiges
Bruchband tragen. Durch solche Bänder verschlimmert sich das
Leiden und kann zur Todesursache werden. (Es entsteht
Bruch-
einklemmung, die operiert werden muß und den Tod zur Folge
haben kann). Fragen Sie Ihren Arzt. Hat dieser eine Bandage
verordnet, dann muß es in Ihrem Interesse liegen, sich meine
äußerst bequeme, unverwüstliche Spezial-Bandage anfertigen
zu lassen. Durch Tag- und Nachttragen meiner Bandagen haben
sich nachweislich Bruchleidende selbst geheilt.
Werkmstr. A, B. schreibt u. a.: „Mein schwerer
Leisten-
bruch ist geheilt, Ich bin wieder in meinem 66. Lebensjahre
ein ganzer und glücklicher Mensch!‟ Landwirt Fr. St. schreibt
u. a.: „Ich sehe mich genötigt, Ihnen nach 2 Jahren meinen
innigen Dank auszusprechen ... wurde ich ganz befreit von
meinem Leiden."
Bandagen von RN. 15.— an. Mein Vertreter ist für Bruch-
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Darmstadt, Sa. 4. März, v. 8—1½ Uhr, im Hotel „Zur Post‟
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Herr Friedrich Gries
im 80. Lebensjahr,
In tiefer Trauer:
Eliſe Gries.
Darmſtadt, den 28. Februar 1933.
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Die Beerdigung findet Mittwoch
nachmittag 3 Uhr auf dem alten
Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtr.)
ſtatt.
Statt beſonderer Anzeige.
Am 27. Februar 1933 verſchied nach ſchwerer Krankheit meine liebe
Mutter, unſere treuſorgende Schwiegermutter und Großmutter
Frau Emma Hoffmann
geb. Franck
Bitwe des Oberforfimeiſters Wilhelm Hoffmann.
Im Namen der Hinierbliebenen:
Emh Soebel, geb. Hoffmann.
Einſegnung in der Kapelle des alten Friedhofes (Nieder=
Ramſtädter=
ſiraße) am Donnerstag, den 2. März 1933 um 2½ Uhr.
Dem Wunſche der Entſchlafenen entſprechend wird gebeten, von
Slumenſpenden abzuſehen.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
Todes=Anzeige.
Am Montag Abend um ½10 Uhr entſchlief nach langem, ſchweren,
mit Geduld ertragenem Leiden, im noch jugendlichen Alter von
38 Jahren, meine liebe Frau, unſere treuſorgende Mutter, Tochter,
Schweſter, Schwägerin, Tante und Nichte
Frau Anna Schröbel
geb. Steinmann.
Im Namen der auernden Hinterbliebenen:
Heinrich Schröbel, Stukateur
und Sohn Hans.
Ober=Ramſtadt, Darmſtadt, Roßdorf, Reuth b. Nürnberg, 28, Febr. 1933.
Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag um 3 Uhr vom
Trauer=
hauſe, Ober=Ramſtadt, aus ſtatt.
(3012
Oankſagung.
Für die uns anläßlich des
Hin=
ſcheidens unſerer lieben
Ent=
ſchlatenen erwieſene
Aufmerk=
ſamkeit, die troſtreichen Worte
des Herrn Pfarrer
Lauten=
ſchläger, die zahlreichen Kranz=
und Blumenſpenden, ſowie
ällen, die ihr die letzte Ehre
erwieſen haben, ſagen
herz=
ichen Dank.
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Mittwoch, 1. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 60 — Seite 5
Aus der Landeshauptftadk.
Darmſtadt, den 1. März 1933.
Aſchermitkwoch.
Nun iſt die bunte, lebensfrohe Faſchingszeit wieder einmal
vorüber.
Aſchermittwoch — das iſt der Tag des großen „Memento
Gedenke, daß du Staub biſt und wieder zum Staub zurückkehren
wirſt”, das iſt der Sinn der Worte, unter denen in den
katholi=
ſchen Kirchen der Geiſtliche ſeinen Gläubigen mit der geweihten
Aſche ein Kreuzlein auf die Stirn ſchreibt.
Bedarf es heute noch dieſes „Memento‟? Sahen wir nicht
in dieſen Jahren mit immer furchtbarerer Unabwendbarkeit
Men=
ſchenwerk über Menſchenwerk zuſammenbrechen und ins Nichts
hinabſinken. — Werk, gebaut zumeiſt von ſolchen, die da meinten,
daß ſie an die Stelle des Gewordenen, der an dem Ewigen
ge=
borenen Geſetzlichkeiten, ungeſtraft ihre errechneten, erklügelten
Satzungen und Ordnungen hinſetzen dürften. „... in pulverem
reverteris!“
Ja, deutlicher kann uns unſere Staubgeborenheit und der
Weg, den wir alle einſt gehen müſſen, nimmer gezeigt und geſagt
werden. Und doch will es, recht beſehen, ſcheinen, als ſei es nie
notwendiger geweſen, ſich das „Memento” vor Augen zu halten
und ſich bis in ſeine letzten Folgerungen hinein zu
vergegenwär=
tigen, denn heute.
Nur, wenn wir das Aeußerliche als äußerlich, das Nichtige
als nichtig, das Vergängliche als vergänglich erkannt haben —
und wenn wir alles dieſes, alles, was nicht letzten Wertungen
ſtandhält, bereit ſind, hinter uns zu werfen —
— nur dann
können wir zu jenem Grunde dringen, von dem die Fundamente
eines neuen Aufbaues ſicher und unverrückbar feſt gegründet
wer=
den können!
Faſching in Notzeit! — Aſchermittwoch! — Gewiß:
Auch heuer wollten die Stimmen nicht verſtummen, die da riefen:
Wie kann man in Faſchingsluſt ſich ergehen, wenn das ganze Volk
noch immer in ſchwerer Notzeit lebt! Wenn mitten in den
Faſchingstrubel hinein Nachrichten aufflammen von Dingen, deren
letzte Auswirkungen noch nicht abzuſehen ſind. Soll man aber mit
denen, die den Ernſt des Lebens kennen und das ganze Jahr
unter dem Druck dieſes Ernſtes ſtehen, es verübeln, wenn ſie
einmal unter Opfern ſich Freude zu verſchaffen ſuchen?
Lebensfreude, die vorübergehend Vergeſſen bringt, und die im
Ende doch neuen Mut gibt, das ſchwere Leben weiterzutragen?
Und iſt es nicht neben der ſeeliſchen Not vor allem die materielle,
die ſo drückt und das Daſein verbittert. Und geben die
Faſchings=
freuden, wenn ſie auch noch ſo beſcheiden ſind, vielen, die nicht
direkt daran teilnehmen, nicht Verdienſt, Brot! Auch das ſoll
man bedenken. Im Wirtſchaftsleben muß Geld rollen. Der
eine gibts, der andere empfängts. Und wer im Geben Freude
ſich ſchafft, bereitet ſie auch denen, die empfangen.
Faſchingsdienstag. — Ausklang! — Selbſt die Natur gab
ihren Beitrag zur allgemeinen Freude. Herrliches Sonnenwetter,
in dem die bunten Papierſchlangen luſtig und unbeſchwert
flat=
tern konnten. Die Wogen gingen noch einmal hoch auch in
un=
ſerem ſtillen Darmſtadt. Das luſtige Treiben in den Straßen,
unter dem Schutz der Maske und des Narrenkleides begann ſchon
am frühen Vormittag. Zu Fuß, im Auto und im Wagen
durch=
zogen Gruppen die Straßen, freuten ſich des Daſeins in
harm=
loſer Fröhlichkeit, mit Geſang und Muſik. Auch Reiter und
Rad=
fahrer ſah man, und ganze Muſikbanden fuhren auf Leiterwagen
oder marſchierten muſizierend durch die Straßen. Und viel
Kin=
der! Und Tauſende von Neugierigen erfreuten ſich am munteren
Narrenſpiel, wenn auch immer wieder feſtgeſtellt werden kann,
daß ſchöne und gute Koſtüme ſich in den Straßen — im Gegenſatz
zu früher — nicht mehr zeigen. Nachmittags und abends war in
der Rheinſtraße und im Zentrum zeitweiſe das Gedränge ſo ſtark,
daß der Verkehr behindert wurde und ſelbſt die Elektriſche nur
mühſam ihren Schienenweg freihalten konnte.
Abends dann noch einmal Hochbetrieb in allen Lokalen.
Muſik und Tanz überall.
.
— Aſchermittwoch!
Und heute!
— Wechſel in der Oberpoſtdirektion Darmſtadt. Präſident
Leiſter der Oberpoſtdirektion Darmſtadt tritt infolge
Errei=
chens der Altersgrenze mit Ablauf des Monats Mai in den
Ruheſtand. Der Reichspoſtminiſter hat ihn bereits vom 1. März
ab beurlaubt.
— Jubiläum. Am 1 März iſt Herr
Verwaltungsoberinſpek=
tor W. Marloff bei dem heſſiſchen Feldbereinigungskommiſſar
zu Darmſtadt 25 Jahre im Feldbereinigungsweſen tätig.
Kriminalſekretär Peter Seng begeht am 2. März 1933 ſein
25jähriges Dienſtjubiläum beim Heſſ. Polizeiamt Darmſtadt.
Herr Georg Geiger ſieht heute auf eine 45jährige
Tätig=
keit bei der Firma Thiele u. Boettinger, Herren= und
Damen=
ſchneiderei, Heidelberger Straße 11, zurück.
Heſſiſches Landestheater.
. März Anf. 20, Endeb. 22½ Uhr. Dſt. Volksb. W7 Gr. 1-4
reiſe 0.50—4.50 Mk.
Katharina Knie.
Donnerstag,
2. März 20—221 Uhr. C.16
Der Richter von Zalamea. Pr. 0.50—4.50 Mk Wee
3. März 19½—2214 Uhr. D 15
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Fidelio. Kleines Haus Werngsetace
März 20—22 Uhr.
Tanzabend Ilſe Meudtner. Pr. 0 50—2,50 Mk. Weach
3. März Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=Miete V10
Die Marquiſe von O. Preiſ. 0.70—3.80 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Katharina Knie‟. Das
Seiltänzerſtück „Katharina Knie” von Karl Zuckmayer, dem
ge=
bürtigen Mainzer, der in dieſem Schauſpiel eine dem Untergang
geweihte, liebenswerte Welt von Zirkusromantik geſtaltet, wird
heute abend in der Premierenbeſetzung wiederholt. Inſzenierung:
A. M. Rabenalt und W. Reinking — Tanzabend Ilſe
Meudtner unter Mitwirkung von Kurt Metze, am 2. März,
im Kleinen Haus. Aus dem vielſeitigen Programm: Im erſten
Teil tanzen Ilſe Meudtner und Kurt Metze einen Marſch von
Prgkofieff, danach Ilſe Meudtner allein eine Suite von Milhaud,
ein Allegro barbaro von Bartok und eine Cakewalk von Debuſſy.
Kurt Metze tanzt eine Prelüde von Rachmaninow und einen
Schwerttanz ohne Muſik. Im 2. Teil: Ilſe Meudtner allein
Mo=
tive fremder Völker. Eine Zigeunerlegende von Levithan.
Rumä=
niſche Volksweiſen von Bartok, einen Gopak von Muſſorgſky, ein
Jiddiſches Lied von Wolffſohn, Spaniſche Suite und Danſes
eſpagnoles von Granados. — Im 6. Sinfoniekonzert wird
Hans Schmidt=Iſſerſtedt eine eigene Kompoſition, Sinfonie
con=
certante, zur Erſtaufführung bringen. — „Fidelio” im Großen
Haus. Beethovens große Oper „Fidelio” wird in der
Inſzenie=
rung und unter der muſikaliſchen Leitung Hermann Adlers (mit
Elſa Kment in der Titelrolle) am Freitag, 3. März. neu in den
Spielplan aufgenommen. Den Pizarro ſingt erſtmalia Siegfried
Urigs, den Floreſtan Joachim Sattler, den Rocco Theo Herrmann.
— Freitag, den „3. März, wird Ferdinand Bruckners „
Mar=
quiſe von O.”, in der Inſzenierung Guſtav Hartungs, zum
erſten Male wiederholt. — Samstag, den 4. März, wird
wie=
derum Schillers „Maria Stuart” in der Inſzenierung Guſtav
Hartungs gegeben. — Das Stadttheater Straßburg hat unter
dem ſtarken Eindruck, den das Gaſtſpiel „Roſe Bernd” hinterlaſſen
hat, das Heſſiſche Landestheater aufgefordert, mit Schillers „Tell”
und „Maria Stuart” dort zu gaſtieren.
Tagung des Bezirksverbandes Darmſtadt
für Handwerk und Gewerbe.
Die ordentliche Mitgliederverſammlung, des Verbandes wurde
im großen Saal des „Darmſtädter Hofes” in Eberſtadt
veran=
ſtaltet. Der 1. Vorſitzende, Herr Schmiedemeiſter Nothnagel=
Griesheim, konnte als Verſammlungsleiter zahlreiche Vertreter
aus dem ganzen Kreiſe begrüßen.
Als Gäſte waren aus den benachbarten Bezirksverbänden
Bensheim=Heppenheim und Groß=Gerau, die mit dem
Bezirksver=
band Darmſtadt zuſammen die „Arbeitsgemeinſchaft Rhein=Main=
Neckar” bilden, eine Reihe von Vorſtandsmitgliedern erſchienen.
Die Grüße des Heſſiſchen Handwerks= und Gewerbeverbandes
über=
brachte deſſen 1. Vorſitzender, Herr Bildhauer Dieter.
Der Vorſitzende, Herr Nothnagel, gedachte zunächſt der
im Jahre 1932 verſtorbenen Mitglieder und widmete den Opfern
des Neunkirchener Unglücks einen warmen Nachruf. Aus dem
um=
faſſenden Tätigkeitsbericht, der anſchließend erſtattet und
mit großem Beifall aufgenommen wurde, ergab ſich ein
eindrucks=
volles Bild von der ſtetigen Arbeit des Verbandes im
Intereſſ=
der ihm anvertrauten gewerblichen Belange, Kaſſenbericht
und Voranſchlag des Rechners, Herrn Spengler= und
Inſtal=
lateurobermeiſters Ludwig Pohl, wurden ohne Ausſprache
ver=
abſchiedet. Auch den abändernden Beſtimmungen der neuen
Satzung des Verbandes, der in das Vereinsregiſter eingetragen
werden ſoll, wurde ohne Ausſprache zugeſtimmt.
In der Vorſtandswahl wurde zunächſt Herr
Schmiede=
meiſter Wilh. Nothnagel=Griesheim einſtimmia als 1.
Vor=
ſitzender gewählt. Gleichfalls einmütig fiel die weitere Wahl auf
die Herren Tapezierobermeiſter P. Frölich=Darmſtadt und
Malermeiſter Gg. Kraus=Darmſtadt, als ſtellvertretenden
Vor=
ſitzenden, Dr. Kollbach als Schriftführer und Schloſſermeiſter
Fr. Ehrhardt=Ober=Ramſtadt als ſeinen Stellvertreter, ſowie
auf Spengler= und Inſtallateurobermeiſter Ludw Pohl=
Darm=
ſtadt als Rechner und Maurermeiſter Ph. Rühl=Arheilgen als
ſeinen Stellvertreter. Als Beiſitzer gingen ſchließlich noch aus der
einſtimmigen Wahl hervor die Herren Bildhauer Dieter=
Eber=
ſtadt, Juwelierobermeiſter Haſſenzahl=Pfungſtadt, Architekt
Kern=Nieder=Ramſtadt, Zimmermeiſter Valt. Schick=
Gries=
heim, Bäckermeiſter Leonhardt Ludwig=Darmſtadt,
Schmiede=
obermeiſter Mohrmann=Darmſtadt und Schmiedemeiſter Konr.
Koch=Wixhauſen.
Der 1. Vorſitzende nahm Veranlaſſung, allen Mitgliedern des
ſeitherigen Vorſtandes, insbeſondere auch dem ehrenamtlichen
Ge=
ſchäftsführer, Herrn Dr. Kollbach, für ihre Mühewaltung
herzlichſt zu danken.
Ueber die „Arbeitsgemeinſchaft Rhein=Main=
Neckar” erſtattete Herr Dr. Kollbach einen beifällig aufge=
nommenen Tätigkeitsbericht, der in Hinſicht auf die verſchiedenen
Lebensfragen des Handwerks eine angeregte Ausſprache auslöſte.
Der poſitiven Stellungnahme gegenüber den Projekten der
Arbeitsbeſchaffung, in der Hauptſache auf Grund des
„Sofort=Programms” der neuen Reichsregierung, wie ſie in einem
Vortrag von Herrn Dr. Kollbach zum Ausdruck kam, wurde
all=
gemein beigepflichtet. Der Forderung des Reichsverbandes des
deutſchen Handwerks, daß ſich das „Sofort=Programm” auch
allge=
mein auf Arbeiten des Hochbaues erſtrecken müſſe, wurde
nachdrück=
lichſt zugeſtimmt; desgleichen ſchloß man ſich einmütig dem
Pro=
teſt der Heſſiſchen Handwerkskammer an, der ſich dagegen richtet,
daß auf Grund der abgeänderten heſſiſchen Beſtimmungen bezüglich
des Reichszuſchuſſes für Hausreparaturen der Nachweis der
Ein=
tragung in die Handwerksrolle nicht mehr erforderlich ſein ſoll.
Nach einem einleitenden Referat von Herrn Nothnagel
berich=
teten die Vertreter aus den verſchiedenen Gemeinden über ihre
Erfahrungen über das „Notwerkder deutſchen Jugend”.
Es wurde erſichtlich, daß das Handwerk auch in dieſer Hinſicht
viel=
fach führend beteiligt iſt.
Weiterhin berichtete Herr Nothnagel über die
Ermäßi=
gungsmöglichkeiten, für die
Gemeindegewerbe=
ſteuer 1932 und andere aktuelle Steuerfragen. Aus der
Aus=
ſprache ergab ſich wiederum überzeugend der Nachweis eines
un=
erträglichen Steuerdrucks, und den Forderungen des Referenten
nach gerechter Beſteuerung wurde einmütig zugeſtimmt.
Abſchließend ſprach Herr Dr. Kollbach über den
Exiſtenz=
kampf des Handwerks und die Bekämpfung der
Schwarzarbeit, und berührte dabei insbeſondere auch die
Kriſenverhältniſſe bei den
Sozialverſiche=
rungen. Die Ausführungen, die in der Forderung nach
geſetz=
lichem Verbot der Schwarzarbeit, Einführung des Großen
Befähi=
gungsnachweiſes und vernünftiger berufsſtändiger Neuordnung,
unter gleichberechtigter Eingliederung des Handwerks gipfelten,
wurden in einer längeren Ausſprache von ſämtlichen Rednern
lebhaft begrüßt.
Die mehrſtündige Tagung, die in ihrem ganzen Verlauf für
die Geſchloſſenheit, Einmütigkeit und den ungebrochenen
Kampfes=
willen des Handwerks im Darmſtädter Bezirk zeugte,
anderer=
ſeits aber auch deutlich den Ernſt der Lage beleuchtete, wurde vom
1. Vorſitzenden mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf das
deutſche Handwerk und das deutſche Vaterland geſchloſſen.
Als Tagungsort der nächſten ordentlichen
Mitgliederverſamm=
lung wurde Pfungſtadt beſtimmt.
Gedächtnisſeier am Volkskrauertag.
Am Volkstrauertag, der in dieſem Jahre auf Sonntag, den
12. März, fällt, gedenkt das deutſche Volk inner= und außerhalb
ſeiner Reichsgrenzen in beſonders feierlicher Weiſe ſeiner vielen
Brüder, die im Weltkrieg für uns alle auf dem Altar des
Vater=
landes ihr Leben laſſen mußten. In Darmſtadt wird an dieſem
Tage zu Ehren der Toten des Weltkrieges vom Volksbund Deutſche
Kriegsgräberfürſorge wiederum eine Gedächtnisfeier veranſtaltet,
und zwar im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters. Herr
Oberſtudiendirektor i. R. Prof. Kiſſinger, eine in allen
Krei=
ſen unſerer Bevölkerung als vorzüglicher Redner bekannte und
ſehr geſchätzte Perſönlichkeit, hat ſich freundlicherweiſe bereit
er=
klärt, bei dieſer feierlichen Gelegenheit die Gedenkrede zu halten.
Wer ſchon einmal an einer vom Volksbund Deutſche
Kriegsgrä=
berfürſorge veranſtalteten Gefallenengedenkfeier teilnahm,
ver=
ſäumt gewiß nicht, auch bei der diesjährigen zu erſcheinen, bei der
übrigens jedermann herzlich willkommen iſt. Es ſei noch bemerkt,
daß der wiederholt genannte Volksbund eine politiſch und religiös
neutrale Organiſation iſt, die ſich die Herrichtung und Pflege der
Kriegsgrabſtätten im Ausland beſonders angelegen ſein läßt.
Eigentlich ſollte jeder Deutſche Mitglied dieſes Bundes ſein. Der
Jahresbeitrag beträgt nur 2.— RM.
— Zum Tode Arnold Mendelsſohns. Bereits im November
vorigen Jahres hatte der Verſtorbene dem Leiter der Akademie=
Konzerte, Profeſſor Wilhelm Schmitt, die Bitte ausgeſprochen,
in einem der Konzerte des Winters 1933/34 ſein neues
Cello=
konzert mit Hans Andrä als Soliſt zur Aufführung zu bringen.
Profeſſor Schmitt erklärte ſich nicht nur hierfür bereit, ſondern
beſprach ſofort das Programm für einen ganzen Arnold=
Mendels=
ſohn=Abend zu Ehren des Ehrenbürgers unſerer Stadt. Dieſe
dem Leiter der Akademie=Konzerte ausgeſprochene letzte Bitte des
verſtorbenen Meiſters betrachtet die Städt. Akademie für
Ton=
kunſt als beſondere Ehrenſchuld und wird dieſes Programm in
die Serie der Konzerte für den kommenden Winter aufnehmen.
Sie ſieht deshalb davon ab, in den in dieſen Winter noch
vorge=
ſehenen Konzerten des Verſtorbenen mit der Aufführung eines
Werkes zu gedenken.
„Alle Bruchleidende‟
werden auf das heutige Inserat des Spezialbandagisten K. Ruffing
(10.78
aufmerksam gemacht.
— Die Ballonheiner ſingen! Man ſchreibt uns: Am Montag,
den 20. März, abends 8 Uhr, veranſtaltet die Ballonſchule wieder
einen Liederabend, der diesmal dadurch eine beſondere Note
er=
hält, daß im 1. Teil nur Darmſtädter Tondichter zu Gehör
kom=
men. Zu Eingang bringt der 120 Buben ſtarke Knabenchor drei
ſinnige geiſtliche Lieder des bekannten langjährigen Stadtkantors
und jetzigen Muſiklehrers Hubert Samper. Im Anſchluß
daran will er drei Schottiſche Volkslieder Arnold
Men=
delsſohns ſingen, die der verewigte Meiſter vor Wochen noch
mit dem Chorleiter vereinbart hat und die er wegen ihrer
neu=
artigen Satzgeſtaltung gern einmal von den Heinerbuben gehört
hätte. Es folgen zwei Uraufführungen des Komponiſten des
„Valerio” und der letzthin im Akademiekonzert uraufgeführten
„Dramatiſchen Fantaſie”, des Kapellmeiſters Hans Simon,
ein ſchweres, herrliches Morgenlied und ein entzückendes
Früh=
lingslied, das zeigt, daß dieſer junge Meiſter auch für
Kinder=
chöre ſchreiben kann. Den Abſchluß des 1. Teiles bilden drei
wei=
tere Uraufführungen Paul Ottenheimers eine
klangfar=
bige Vertonung eines Gedichts des Darmſtädters Georg
Simon, ein prächtiges, humorvolles Ständchen für kleinen Chor
und ein übermütig=luſtiger Schlager mit Inſtrumenten, betitelt:
„Buben”, zu dem der ebenfalls nicht unbekannte Dr. Eugen
Köſer die Verſe gedichtet hat, ein Stück, das in Wort und
Weiſe den Heinern auf den Leib zugeſchnitten iſt. — Der 2. Teil
bringt Volkslieder teils in einfachen, teils in polyphonem Satz,
auch wieder eines mit Inſtrumenten, aus der Feder des
preis=
gekrönten Otto Jochum. — Die Liedervorträge ſind umrahmt
von entſprechenden Inſtrumentalvorträgen des aus früheren
Jahren bekannten Orcheſters aus Studenten und Schülern höherer
Lehranſtalten (z. T. ehemalige Ballonſchüler) und der Jazzkapelle
Schlips, die ſich beide in liebenswürdiger Weiſe zur Verfügung
geſtellt haben. Außerdem wird ein junger, zwölfjähriger
Geigen=
künſtler zwei Sätze einer Händelſonate vortragen. Der
Karten=
verkauf durch die Schüler hat bereits lebhaft eingeſetzt.
Wiedereröffnung der Stadtbücherei. Die Stadtbücherei
nimmt am Donnerstag, dem 2. März, ihren Ausleihbetrieb in
vollem Umfang wieder auf.
100 000 RM. auf Nr. 197 348 gefallen. In der geſtrigen
Nach=
mittagsziehung der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie fiel ein
Gewinn von 100 000 RM. auf die Nummer 197 348. Die
Los=
nummer wird in der erſten Abteilung in Viertelloſen in Baden, in
der zweiten Abteilung in Viertelloſen in Berlin geſpielt.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Union.
„Ich bei Tag und du bei Nacht” iſt eig vielverheißender
Titel und geeignet, die Phantaſie des Filmbeſuchers zu allen
möglichen Vermutungen anzureizen. Zu viel ſei denn von
dieſer wirklich luſtigen Angelegenheit nicht vorweggenommen,
ſondern nur verraten, daß es Willy Fritſch und Käthe
von Nagy ſind, um die es ſich handelt und daß der blonde
Willy bei Tage, die reizende Käthe von Nagy bei Nacht ein und
dasſelbe Zimmer bewohnen und im ſelben Bette ſchlafen (er bei
Tag und ſie bei Nacht). Willy iſt nämlich Kellier in einem
mon=
dänen Nachtlokal (einem dieſer überaus eleganten Amüſierlokal=,
die außerhalb des Films und in der proſaiſchen Wirklichkeit noch
niemand ausfindig gemacht hat), Käthe Angeſtellte in einem
Friſierſalon, aber trotz ihres gemeinſamen Zimmers kennen ſie
einander nicht, und es gibt eine Reihe komiſcher Verwechſelungen,
bis ſie ſich endlich kennen und natürlich lieben lernen. Bis es
ſo weit iſt, ſieht der Zuſchauer eine Menge beſtens gekleideter
Damen und Herren, eleganter Wohnungen uſw., er kann häufig
lachen und manchmal gerührt ſein und kommt, ſofern er der
rich=
tige Kinobeſucher iſt, mit alledem voll auf ſeine Koſten, zumal
die beiden Hauptperſonen zu den erklärten Lieblingen der
Lein=
wand gehören. Die Muſik einſchmeichelnd und ſchmiſſig, die Regie
von Ludwig Berger geſchickt und witzig.
Helia
bringt einen recht intereſſanten Film aus dem Leben der
Berg=
bauern, und der durch falſche Spekulation in dieſes Leben
hinein=
getragenen Tragik. „Der goldene Gletſcher”, ein
Ton=
film, dem Auguſt Kern eine gute Regie gab, ſchöpft ſeine
Hand=
lung aus der Einſamkeit eines kleinen Gebirgstal=Dorfes, deren
Bewohner eines Tages aus dem Gleichmaß ihrer armen,
arbeits=
erfüllten Tage herausgeriſſen werden durch den Schrei nach Gold.
Ein Ingenieur will feſtgeſtellt haben, daß das Gebirge der
Nach=
barſchaft eine Goldader birgt, und er veranlaßt eine
Minen=
geſellſchaft, den Betrieb aufzunehmen. Gleichzeitig geben aber die
armen Dörfler ihr ſauer Erſpartes her für Aktien, um möglichſt
viel Anteil an der Goldrente zu erringen. Schließlich aber gibts
die Enttäuſchung. Der Abbau lohnt nicht, der Betrieb wird
ein=
geſtellt, die Arbeiter entlaſſen, das Geld iſt verloren.
Verzweif=
lung. Der Ingenieur ſprengt ſelbſt das Bergwerk in die Luft und
läßt unter den Trümmern ſeine unbewußte, ungewollte Schuld.
Der Regiſſeur Anton Kutter wollte mit dieſem Film ein
Experiment machen. Er verlegte den Schauplatz der ſpannenden
Handlung in das Lötſchental und ſuchte ſich faſt die geſamten
Dar=
ſteller unter Einheimiſchen aus. Außer zwei Darſtellern, dem
Schauſpieler Guſtav Dießl und dem Skifahrer Beny Führer,
hatte noch keiner von ihnen vor der Kamera geſtanden. Die
Be=
ſetzung des „Goldenen Gletſchers” ſollte einmal den Beweis
er=
bringen, daß Urwüchſigkeit und Naturverbundenheit am beſten da
zum Ausdruck kommen, wo die Darſteller, Rollen verkörpern
können, die ihrem Weſen am nächſten liegen. Das Experiment iſt
gut gelungen. Es iſt ein ausgezeichneter Film geworden.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen, vielſeitigen Wünſchen
ent=
ſprechend, noch einige Tage den neueſten Harry=Piel=Film „Das
Schiff ohne Hafen” („Das Geſpenſterſchiff‟). Dazu das gute
Beiprogramm.
— Reſi=Theater. In dem luſtigen Tonfilm „Liebe in
Uni=
form” mit den vielen Schlagern ſpielt neben Harry Liedtke, Ery
Bos, teils in Hoſenrolle, ferner Fritz Kampers, Tibor von
Hal=
may, Paul Heidemann. Dazu das beliebte Beiprogramm.
Vom Gabelsbergerſchen Stenographenverein, gegr 1861,
wird uns geſchrieben, daß die Einrichtung von neuen
Anfänger=
kurſen in der Einheitskurzſchrift und im Maſchinenſchreiben nach
der Zehnfingerblindſchreibmethode am kommenden Freitag, den
3. März, abends, in der Ballonſchule, Alexanderſtraße, bzw. in der
eigenen Maſchinenſchreibſchule, Ballonplatz 7, erfolgt. Die
Anmel=
dung geſchieht in der erſten Stunde. Auskunft wird jederzeit
be=
reitwilligſt in der Maſchinenſchreibſchule des Vereins (
Ballon=
platz 7) erteilt. Wir verweiſen auf die heutige Anzeige des
Ver=
eins.
Vereinskalender.
Der Stahlhelm, B. d. F., Ortsgruppe Darmſtadt.
Teil=
nahme an der Kundgebung der Kampffront Schwarz=Weiß=Rot,
am Donnerstag, den 2. März. Antreten: 7.45 Uhr abends, vor
dem Großen Saal der Krone, Schuſtergaſſe. Anzug: Kluft. Fahne
und Spielmannszug zur Stelle.
— Vereinigung von Kätzenfreunden.
Monats=
verſammlung am Donnerstag, dem 2. März, 20 Uhr, bei Chriſt,
Grafenſtraße, weißer Saal. Eintrit frei. Gäſte willkommen,
Wichtige Tagesordnung, daher Erſcheinen aller Tierfreunde
er=
forderlich. (Siehe geſtrige Anzeige.)
Ige
A
A
KEHH
wasserhandlungen, Apotheken, Drogerienusw. sowie bei Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl.7, Tel. 45
Grunnenschriften durch das Fachinger Zentralbüro, Berlin 108 W 8, Wilhelmstraße 55. Erhältlich in Mir
Seite 6 — Nr. 60
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 1. März 1933
Der Polksbankprozeß.
Weitere Beſprechung von Großkreditkonken. — Einflüſſe der Kriſenzeiken auf enkſtandene Verluſte.
„Sorgenkinder” der Bank.
In der Dienstagsſitzung konnte die Beſprechung eines
weite=
ren Großkreditkontos zu Ende geführt werden. Nach einer
aus=
führlichen Darſtellung der chronologiſchen Entwicklung und
Auf=
wärtsbewegung der Schuld ſeit dem Jahre 1925, aus der das
Mißverhältnis zwiſchen dem genehmigten Kredit einerſeits und
der Höhe der Schuld, ſowie des Eigenkapitals der
kreditnehmen=
den Firma andererſeits klar hervorging, ſchritt man zur
Ver=
nehmung des Prokuriſten Beinhauer. Aus deſſen Ausſagen ließ
ſich an Hand der Bilanzen aus den Jahren 1925—30 der
jewei=
lige Status der Firma am Ende der einzelnen Jahre feſtſtellen.
Die Kreditverhandlungen mit der Volksbank hat in den letzten
Jahren der Zeuge geführt. Daß dieſe Verhandlungen nicht
ein=
fach geweſen ſeien, meint der Zeuge, gehe ſchon daraus hervor,
daß die geſamte geſchäftliche Poſt täglich von der Volksbank
kon=
trolliert worden ſei. Er iſt der Anſicht, daß bei normalem
Ge=
ſchäftsgang, ohne die Schläge der Jahre 1930/31, eine
Abtra=
gung der Schuld möglich geweſen wäre. Er erinnert ſich, daß von
ſeiten der Volksbank angeregt wurde, die Firma in eine
G5. m. b. H. umzuwandeln, es ſeien daraufhin auch verſchiedene
Verſuche unternommen worden, einen Teilhaber
hereinzubekom=
men. Ein Sachverſtändigengutachten vom 31. Auguſt 1927 hatte
die Lage der Firma recht optimiſtiſch beurteilt. Der Zeuge
be=
kundet ferner, daß von ſeiten der Bank verſchiedentlich eine
Ver=
einfachung des Betriebs verlangt wurde. Im ganzen ergibt ſich,
daß man die Ueberwachung der Firma durch die Volksbank
ge=
radezu rigoros nennen konnte.
Hinſichtlich der Sicherheiten geht aus den Ausſagen des
Zeugen etwa folgendes hervor: Nach ſeiner Anſicht waren die
Uebereigungen von Maſchinen eine volle Sicherheit. Der
tat=
ſächliche Wert der Maſchinen ſei höher geweſen als der
buch=
mäßig feſtgelegte. Es iſt dem Zeugen nicht bekannt geweſen, daß
die Volksbank am 31. Dezember 1930 eine Abſchreibung in Höhe
von 80 000 RM. vorgenommen hat, indeſſen wußte er, daß der
Betrieb ein „Sorgenkind” der Kreditgeberin war, wie auch daß
die Zinſen herabgeſetzt worden waren. Der Verluſt der Bank
betrage, ſo erklärt der Zeuge, auf Grund eines Abkommens 50
Prozent des gewährten Kredits.
Der Inhaber der Firma, der als nächſter Zeuge vernommen
wird, verſichert, daß die — im Hinblick auf die Kapitalarmut —
weitgehende Kreditgewährung nichts mit Rückſichten perſönlicher
Art zu tun hätte. Soweit er ſich erinnern könne, habe die
Volks=
bank ſich ſtets um die Firma gekümmert, auch habe er die ſcharfe
Kontrolle ſeiner Geſchäftsführung durch die Bank für
vollkom=
men gerechtfertigt gehalten. Zu Abzahlungen ſei er ſtets
ge=
drängt worden.
Vor Schluß der Sitzung gibt der Vorſitzende noch eine
aus=
führliche Darſtellung eines weiteren Großkontos hinſichtlich des
Verhältniſſes der gewährten zu den genehmigten Krediten und
den Sicherheiten und verlieſt die damit zuſammenhängenden
Nie=
derſchriften in den AR.=Sitzungsprotokollen. Wegen
Verhinde=
rung des Sachverſtändigen am Mittwoch wird die Verhandlung
auf Donnerstag, vormittags 9 Uhr, vertagt.
Polizeiberichk.
(Feſtnahmen. Am 4. Februar, gegen 9 Uhr, wurden in drei
Häuſern in der Sandbergſtraße eine größere Anzahl Wäſcheſtücke
geſtohlen. Am gleichen Tage wurde, ebenfalls in Beſſungen, ein
Herrenwintermantel entwendet. Es gelang jetzt der
Kriminal=
polizei, durch umfangreiche Ermittlungen, die Täter dingfeſt zu
machen. Es handelt ſich um den Kellner Gerhard Heineck, Joſef
Struzjina, Richard Franz und Joſef Zajac. Franz und Zajac
konnten in Darmſtadt feſtgenommen und dem Richter zugeführt
werden. Gegen ſie wurde Haftbefehl erlaſſen. Heineck und
Struz=
iina ſind flüchtig. Der geſtohlene Mantel und ein Teil der Wäſche
konnten wieder herbeigeſchafft werden — Am 18. Februar wurde
ein junger Mann aus Duisburg in Darmſtadt feſtgenommen der
im dringenden Verdacht ſteht, Dynamos geſtohlen zu haben. Auch
hat ſich der junge Mann als Ladendieb betätigt. — Ein weiterer
Wäſchedieb wurde in der Perſon des K. H. aus Darmſtadt
feſt=
genommen. H. wurde am 9. Februar aus dem Krankenhaus
ent=
laſſen und hat in der Nacht zum 10. Februar aus verſchiedenen
Hofreiten Wäſcheſtücke, die dort zum Trocknen aufgehängt waren,
geſtohlen. Die Eigentümer haben ſich durch die Bekanntgabe des
Vorfalles in unſerem Polizeibericht hier gemeldet, und es konnten
ihnen die geſtohlenen Wäſcheſtücke wieder ausgehändigt werden.
Es wird dringend empfohlen, keine Wäſcheſtücke über Nacht in
Hofreiten oder ſonſt leicht zugänglichen Orten aufzuhängen, damit
es den Dieben nicht allzu leicht gemacht wird, ſolche Sachen zu
ſtehlen. — Am 18. Februar wurde der Metzger J. D.. der in
Darmſtadt zugereiſt iſt, wegen Betrugs feſtgenommen. D. iſt ein
gefährlicher Burſche, der Raubüberfälle plante und überall
ver=
ſuchte, Schußwaffen zu erwerben. Der Feſtgenommene hat auch
außerhalb Darmſtadts Betrügereien begangen.
Erwiſchte Warenhausdiebe. Am 18. Februar wurden von
der Kriminalpolizei drei Frauen aus Darmſtadt feſtgenommen,
weil ſie ſich in hieſigen Geſchäften herumtrieben und den
Unter=
ſchied zwiſchen „Mein und Dein” verwechſelten. Die drei Frauen
wurden nach Aufklärung auf freien Fuß geſetzt. — Wegen
verſuch=
ten Handels mit Rauſchgift konnten am 23. Februar vier
Saar=
länder in Darmſtadt feſtgenommen werden. Sie wurden dem
Rich=
ter zugeführt.
Diebſtähle. Am Montag, den 20. Februar, zwiſchen 23 und
24 Uhr, wurde von einem Perſonenkraftwagen, welcher vor dem
Hotel „Darmſtädter Hof” aufgeſtellt, war eine gelbe, wollene
Pferdedecke geſtohlen. — In der Nacht zum 20. Februar wurde von
einem Poſtwertzeichenautomaten an der Hauptpoſt ein 50 X10
Zentimeter großes Emailleſchild mit der Aufſchrift: „Beim
Ver=
ſagen der Markengeber bitte ſich an den Pförtner zu wenden”,
abgeſchraubt und entwendet. — Von einem in der
Pankratius=
ſtraße aufgeſtellten Möbelwagen wurde in der Nacht zum 18. Febr.
eine Sturmlaterne entwendet.
Wem gehören die Gegenſtände? Von der Kriminalpolizei
Darmſtadt wurde am 22. Februar ein Dieb feſtgenommen, bei dem
folgende Sachen gefunden wurden: Ein kleines, grünes
Stepp=
deckchen und zwei kleine Federkiſſen. Auskunft wird auf Zimmer
Nr. 29 der Kriminalpolizei erteilt.
Eigentümer eines Fahrrades geſucht! Sichergeſtellt wurde
ein Herrenfahrrad, das angeblich voriges Jahr aus dem Hofe
Roth=
ſchild (Marktpaſſage) entwendet worden iſt. Das betreffende
Fahrrad kann auf dem Polizeiamt, Zimmer Nr. 34, angeſehen
werden.
Rohheitsdelikte. In der Nacht zum 7. Februar wurde die
Umfaſſungsmauer des an der Blumenthalſtraße gelegenen
Holz=
hofes an mehreren Stellen beſchädigt. Der oder die Täter haben
an drei Stellen gewaltſam Steine aus der Mauer herausgebrochen
und dieſe auf den Burgerſteig gewörfen. Der Arbeitsweiſe
ent=
ſprechend, dürften mehrere Perſonen als Täter in Frage kommen.
Wer hat in der fraglichen Nacht verdächtige Perſonen in der
dor=
tigen Gegend wahrgenommen? Mitteilungen werden auf Wunſch
vertraulich behandelt. — In der Nacht zum 9. Februar wurden
vier Fenſtergitter an dem neuen Gerichtsgebäude am
Mathilden=
platz gewaltſam verbogen. Wer kann ſachdienliche Angaben
machen? — In einem Garten an der Rennbahn in der
Heidel=
berger Straße wurde in der Nacht zum 15. Februar ein
Schäfer=
hund vergiftet. Perſonen, die hierüber irgendwelche ſachdienliche
Angaben machen können, weden erſucht, dies bei der
Kriminal=
polizei, Zimmer Nr. 34, zu melden.
Sittlichkeitsverbrecher. Am 16 Februar iſt am Alten
Trai=
ſaer Weg eine Radfahrerin, die ihr Fahrrad an der dort
befind=
lichen Anhöhe drückte, ein Mann in unſittlicher Weiſe
gegenüber=
getreten. Der Täter wird wie folgt beſchrieben: Etwa 25 Jahre
alt, 1,65 bis 1,70 Meter groß, ſchmale Statur (abgemagert),
ſchma=
les Geſicht, dunkelblonde Haare. Er war bekleidet mit hellgrauem
Anzug mit langer Hoſe und trug eine blaue Schirmmütze. Der
Täter führte ein Herrenfahrrad mit ſich, das nicht näher
beſchrie=
ben werden kann. Nach den Angaben der Geſchädigten gehört der
Täter wahrſcheinlich dem Arbeiterſtande an. — Ein ähnlicher
Tä=
ter iſt am 24. Februar, in den Vormittagsſtunden, am
Prinzen=
berg aufgetreten. Hier kann eine nähere Beſchreibung desſelben
nicht angegeben werden. Es handelt ſich aber auch hier um einen
jungen Mann, der ein Herrenfahrrad bei ſich führte. Alle
Per=
ſonen, die zu Vorſtehendem ſachdienliche Angaben machen können,
werden erſucht, bei der Kriminalpolizei, Zimmer Nr. 4.
vorzu=
ſprechen. Auf Wunſch werden die Mitteilungen vertraulich
be=
handelt.
Leiſtungsherabſetzungen bei der Altersverſorgung der
inkangeſtellten. Vom D. H. V. wird uns geſchrieben: Der
ſeamten=Verſicherungs=Verein des Deutſchen Bank= und
Bankier=
werbes, die größte Exſatzkaſſe zur Angeſtellten=Verſicherung, hatte
m Sonntag, den 26. Februar, eine außerordentliche
Generalver=
immlung in Berlin. Es war zu entſcheiden, ob zu den
Leiſtungs=
erabſetzungen, die durch die Reichsnotverordnungen der
Ange=
ellten=Verſicherung und ihren Erſatzkaſſen auferlegt worden ſind,
ſch zuſätzliche Kürzungen für die künftig zu gewährenden
Ren=
n treten ſollen. Dahingehende Beſchlüſſe hatte zwar eine
Auf=
htsratsſitzung bereits im November 1932 gefaßt. Jedoch war
jeſer Beſchluß ſtark umſtritten worden. Er lag daher der
außer=
rdentlichen Generalverſammlung zur Beſchlußfaſſung vor. Es
ren ſeitens der Bankleitungen die Stimmen für 46 816
beſchäf=
gte Verſicherte und ſeitens der Arbeitnehmer 23 889 Angeſtellte
ertreten. Wie uns die Reichsfachgruppe Banken des
Deutſch=
tionalen Handlungsgehilfen=Verbandes mitteilt, wurden die
eiſtungsherabſetzungen bei rund 12000 Stimmenthaltungen mit
497 Stimmen gegen 8944 Stimmen ſanktioniert. Die vom
H. V. geführte Oppoſition erkannte zwar die Notwendigkeit an,
innahmen und Leiſtungen in ein gerechtes Verhältnis zu
ingen, forderte jedoch erſt die Vorlage der
verſicherungstechni=
hen Bilanz, wie es in der Angeſtellten=Verſicherung geſchieht. Ein
ahingehender Antrag wurde mit dem gleichen
Stimmenverhält=
is abgelehnt.
Aus den Parkeien.
— Die Deutſche Volkspartei in Darmſtadt ſchreibt
uns: Die in verſchiedenen Zeitungen gebrachte Meldung, die
Deutſche Volkspartei ſei von ſtarken Mitgliedsverluſten erfaßt,
iſt vollkommen irreführend und lediglich als Wahlmanöver in die
Welt geſetzt worden. Es iſt lediglich richtig, daß in Berlin zwei
oder drei Mitglieder (Hallensleben, Frau Mende) ihre
Mit=
gliedſchaft abgemeldet haben, nachdem feſtſtand, daß ſie nicht
wie=
der zu den Kommunalwahlen aufgeſtellt wurden. Irgendwelchen
Anhang haben dieſe Mitglieder nicht, ihr Entſchluß iſt deshalb
ohne politiſche Bedeutung. Andererſeits ſteht feſt, daß in den
letzten Tagen zahlreiche neue Mitglieder der Deutſchen
Volks=
partei ſich angeſchloſſen haben, u. a. die Bezirksgruppen der
frü=
heren Volkskonſervativen Vereinigung in Berlin=Mitte,
Prenz=
lauer Berg und Weißenſee, ſowie mehrere Gruppen der
deutſch=
nationalen Bismarckjugendgruppe in Nord=Bayern.
— Deutſche Volkspartei Daxmſtadt. Die Deutſche
Volkspartei veranſtaltet am kommenden Freitag im „Kaiſerſaal”
eine öffentliche Wählerverſammlung, in der der thüringiſche
Reichstagsabgeordnete Dr. Pfeffer=Weimar, Geſchäftsführer
wirtſchaftlicher Verbände, ſprechen wird.
— Deutſchnationale Frauengruppe. Wir machen
unſere Mitglieder auf die am Donnerstag, abends 8 Uhr,
in dem großen Saal der „Krone”, Schuſtergaſſe ſtattfindende
Wahlverſammlung aufmerkſam, in der Herr v. Olberg,
Reichs=
preſſechef des Stahlhelms, ſpricht. Die am kommenden Sonntag
ſtattfindende Reichstagswahl iſt die allerwichtigſte von allen
bis=
her ſtattgefundenen Wahlen, denn diesmal geht es wirklich um
alles. Wer infolge Krankheit behindert iſt, wird gebeten, dies
auf unſerer Geſchäftsſtelle, Waldſtraße 4, mitzuteilen. Die
Be=
treffenden werden dann im Wagen von ihrer Wohnung zum
Wahllokal und von da aus wieder zurück in ihre Wohnung
ge=
bracht werden. In dieſem Falle wird rechtzeitige
Benachrichti=
gung an die Geſchäftsſtelle erbeten.
— Kampffront Schwarz=Weiß=Rot. Wir weiſen
nochmals auf die öffentliche Kundgebung am Donnerstag, abends
8.15 Uhr. im Saale der „Krone”, Schuſtergaſſe hin. Es ſpricht
Herr v. Olberg, ein gebürtiger Darmſtädter, der hier auch die
Schule beſuchte und die Kriegsakademie=Uebungen bei
Darm=
ſtädter Regimentern ableiſtete. Im Anfang des Krieges ſchwer
verwundet, wurde er von Januar 1915 bis Kriegsende als Chef
des Kriegspreſſeamtes verwendet. Oberſtleutnant v. Olberg iſt
Mitbegründer der Deutſchnationalen Volkspartei, bei der er
län=
gere Zeit Preſſechef geweſen iſt. Später war er Ortsgruppen=
und Kreisführer des Stahhlhelms. Seit 1932 im Bundesamt
und ſeit Januar d. J. Reichs=Preſſechef des Stahlhelms. Ferner
ſpricht Herr Hauptmann a. D. Brunk, M. d. R., ein
Schwer=
kriegsbeſchädigter.
— Der Chriſtlich=Soziale Volksdienſt hält
morgen Donnerstag, 8.15 Uhr, im „Feierabend”. Stiftſtr. 51,
eine öffentliche Wählerverſammlung, in der der Spitzenkandidat,
der bekannte Frankfurter Altſtadtpfarrer Karl Veidt aus
Frankfurt a. M. über das Thema „Der Volksdienſt im
Kampf um Deutſchlands Zukunft” ſprechen wird.
Jeder bewußt Evangeliſche wird zu dieſer Veranſtaltung herzlich
eingeladen. (Siehe Anzeige.)
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte am
Diens=
tag wegen fahrläſſiger Tötung gegen ein junges
Mädchen, Tochter eines Lederwarenfabrikanten aus
Offen=
bach. Die Angeklagte hatte am Karfreitag 1932 ihre Familie
in Starkenburg ſpazierengefahren und hatte auf der Heimfahrt
bald hinter Dietzenbach ein junges Brautpaar, das mit Rädern
vor ihr herfuhr, von hinten angefahren. Sie hattte vorgehabt,
die beiden zu überholen, wollte es aber wieder aufgeben, da ein
anderes Auto entgegenkam. Sie konnte ihre Geſchwindigkeit aber
nicht mehr ſchnell genug abbremſen, ſo daß ſie die beiden
über=
fuhr. Der junge Mann erlag bald ſeinen inneren Verletzungen,
das junge Mädchen kam mit erheblichen äußeren Verletzungen
davon. Das Offenbacher Bezirksſchöffengericht hatte die
Ange=
klagte im Juli vorigen Jahres zu fünf Monaten Gefängnis
ver=
urteilt, die Strafkammer ermäßigte die Strafe jedoch auf drei
Monate. Sie beſchließt weiter, der Angeklagten die Strafe zu
erlaſſen, wenn ſie ſich bis März 1936 gut führt und außerdem
bis zum 1. Oktober dieſes Jahres eine Buße von 600 Mark an
die Staatskaſſe bezahlt hat.
Es wird dann gegen einen aus Pfungſtadt
gebürti=
gen Vagabunden verhandelt, der im Januar dieſes Jahres
vor dem Miniſterium ein Fahrrad klaute. Der alte, nahezu
60jährige Mann war am ſelben Tage auf der Kriminalpolizei
geweſen und hatte ſich eines Raubüberfalls und eines
Fahrrad=
diebſtahls beſchuldigt; er wollte feſtgenommen werden. Mit
Mühe und Not kriegten die Beamten ihn wieder los, denn ſeine
Angaben entſprachen nicht der Wahrheit. Dann werde er eben
etwas anderes machen er wolle unbedingt eingelocht werden.
Mit dieſen Worten entfernte er ſich und konnte eine halbe Stunde
ſpäter tatſächlich bei dem Fahrraddiebſtahl ertappt werden. Da
er bereits eine ganz hübſche Anzahl Vorſtrafen hinter ſich hat,
erkennt das Gericht gemäß dem Antrag des Staatsanwalts
wegen Diebſtahls im Rückfall auf ein Jahr Zuchthaus.
Der Angeklagte hat nichts dagegen einzuwenden und erkennt das
Urteil an, glückſelig, daß er nunmehr für die nächſte Zeit ſein
Unterkommen hat.
Mahnung. Das Schulgeld für den Monat Februar 1933
für die hieſigen höheren Schulen, ſowie die ſtädt. Maſchinenbau=,
Gewerbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der
heuti=
gen Bekanntmachung bei Meidung der Beitreibung und
Koſten=
berechnung bis zum 10. März 1933 an die Stadtkaſſe,
Grafen=
ſtraße 28, zu zahlen.
Briefkaſſen.
Jetrr Anfrage if die letzte Bezugéauſttung beizufügen. Anonyme Auſragen wurden
nſcht Seantwortet. Die Veantwortung erfolgt obne Rechtsverhindlichkelt.
N., hier. Für den Unfallſchaden der im einzelnen näher zu
erläutern wäre, wird entweder der Arbeitgeber oder die
Beruſs=
genoſſenſchaft aufzukommen haben.
Tageskalender für Mittwoch, den 1. März 1933.
Union=Theater: „Ich bei Tag und du bei Nacht”. — Helia: „Der
goldene Gletſcher”. — Palaſt=Lichtſpiele: „Das Schiff ohne
Hafen.” — Reſi: „Liebe in Uniform”,
Aus Heſſen.
o. Erzhauſen, 27. Febr. In der Ludwigshalle fand eine
Ver=
ſammlung ſtatt, bei der Herr Pfarrer Knab=Guſtavsburg über
das Thema „Arbeiter und Sozialismus” ſprach. Die
Verſamm=
lung wies einen guten Beſuch auf. — An dem Jugendnotwerk,
das hier gegründet wurde beteiligen ſich bereits 52 Jugendliche
bis zu 25 Jahren. Der Tagesplan teilt ſich in Arbeit bei den
hieſigen Meiſtern, in Vorträge, Sport und Spiel.
F. Eberſtadt, 28. Febr. VomNaturpfad. Die
Vorberei=
tungen für die kommende „Saiſon” ſind in vollem Gange.
Schil=
der, die durch Verwitterung unanſehnlich oder durch Bubenhände
mutwillig zerſtört wurden, werden zurzeit erneuert, und zwar
unter Verwendung von Aluminiumblech, das ſich als dauerhafter
und zweckmäßiger erwieſen hat als das ſeither verwendete
Zink=
blech. Zudem ſehen die Aluminiumſchilder weit gefälliger aus
als die Zinkblechſchilder. Auch neue Schilder mit Kennzeichnung
ſeither noch nicht beſchriebener Pflanzen werden angefertigt und
an den Standorten der Pflanzen innerhalb des
Naturpfadgebie=
tes eingefügt. Dieſes Jahr wird die ſtattliche Anzahl von 100
Schildern erreicht werden. Die Umzäunung des
Sandpflanzen=
ſchutzgebietes wird entſprechend dem Neuerwerb erweitert werden.
Im Jahre 1932 wurde der Naturpfad von über 5000
Natur=
freunden, hauptſächlich von Vereinen, Korporationen, Schülen
und dergleichen, beſucht. Bei vorheriger frühzeitiger Anmeldung
ſtellt der Verſchönerungs= und Verkehrsverein einen Führer zur
Verfügung. Die Beſichtigung des ganzen Naturpfades dauert
mindeſtens 3, höchſtens jedoch 5 Stunden.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 28. Febr. Ratsbericht. Hinſichtlich
der gemeindlichen Gewerbeſteuererläſſe für das Ri. 1931 ſollen
die einheitlichen Grundſätze, wie ſie von der Provinzialdirektion
Oberheſſen aufgeſtellt wurden Platz greifen. Hiernach werden
in Zukunft nur noch inſoweit Erläſſe gewährt, als die endgültige
Veranlagung zur ſtaatlichen Gewerbeſteuer hinter den
Steuer=
werten der gemeindlichen Veranlagung um mehr als 20 Prozent
zurückbleibt. — Die gemeinnützige Baugenoſſenſchaft „Wildnis”
regt erneut die Verlegung des Sportplatzes an und unterbreitet
hierzu zweckdienliche Vorſchläge. Die Verwaltung wird zu
wei=
teren Verhandlungen ermächtigt. — Der Gemeinderat nimmt
Kenntnis von der vorzeitigen Vertragslöſung mit dem
bisheri=
gen Jagdpächter, die aus zwingenden Gründen nicht mehr zu
um=
gehen war. Es wird alsbaldige Neuverpachtung der
Gemeinde=
jagd beſchloſſen. — Das von dem Kulturbauamt ausgearbeitete
Projekt über die Regulierung der mittleren Modau finder die
Zuſtimmung des Rats. — Ein Proteſtſchreiben der Ortsgruppe
des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten und des Kriegervereins
gegen die beabſichtigte Erbauung eines evangeliſchen
Gemeinde=
hauſes an einem anderen als dem urſprünglich bei dem
Ehren=
mal für die im Weltkrieg Gefallenen vorgeſehenen Platzes, wird
zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, bei
dem Kirchenvorſtand dahin vorſtellig zu werden, daß das
ur=
ſprüngliche Projekt aufrechterhalten bleibt. — Soweit
Wohl=
fahrtsunterſtützungsempfänger mit Mieten für gemeindliche
Woh=
nungen im Rückſtande ſind, ſoll an der Unterſtützung eine
ent=
ſprechende Kürzung vorgenommen werden. — Der von der
Ge=
meinde zu tragende Anteil an der Schulentlaſſungsbeihilfe wird
genehmigt.
G Ober=Ramſtadt, 28. Febr. Der Hauer= und Setzerlohn für
das Ortsbürgerlosholz wurde vom Gemeinderat auf 7,50 RM.
pro Los feſtgeſetzt. Die Verloſung findet am Donnerstag, den
2. März, ſtatt.
k. Dieburg. 28. Febr. Zeitzeichen. Die
Krankenunter=
ſtützungskaſſe „Zur Nächſtenhilfe” wurde durch Beſchluß der
Gene=
ralverſammlung mit Wirkung vom 26. Februar aufgelöſt.
For=
derungen und Zahlungen ſind bis zum 1. April 1933 an die
Liqui=
datoren zu leiſten. Die Kaſſe beſtand ungefähr 25 Jahre und
wurde als Fortführung der „Männerkrankenkaſſe” ins Leben
ge=
rufen zu der Zeit, als die freien Hilfskaſſen durch Geſetz der
Auf=
löſung verfielen.
Cg. Reinheim, 27. Febr. Die Segelfliegergruppe D.T.
Rein=
heim hatte zu einem Maskenball in den Saalbau „Zur Spitze‟
eingeladen. Am nachmittag bereits hatten die Gebr. Meyer auf
einem Anhänger mit markierten aufrecht ſtehenden Tragflächen
mit dem Opelwagen Reinheim und die benachbarten Ortſchaften
unter Teilnahme einer Anzahl =Mitglieder durchfahren, überall?
luſtig begrüßt und auf dieſe Art beſtens für den Abend geworben.
Der Spitze=Saal war ſehr gut beſetzt, und nach Einzug des
närri=
ſchen Elferkomitees wechſelten humoriſtiſche Vorträge
hauptſäch=
lich dargeboten durch eine Anzahl Darmſtädter
Segelflugkamera=
den, mit luſtigen Tänzen in anregender Weiſe ab. Dem
diskret=
luſtigen Treiben machte die Demaskierung ein Ende.
— Lichtenberg. 28. Febr. Hier trafen ſich im Kaiſerſaal des
Schloſſes etwa 220 heſſiſche Volkstanzfreunde von nah und fern,
um in hergebrachter Weiſe das Faſtnachtsvolkstanztreffen
abzu=
halten. Der Volkstanz bewährte ſeine alte Anziehungskraft. Ob
es ſich handelte um heſſiſche Volkstänze oder um Geeſtländer,
ſchwediſche oder ſudetendeutſche. Beſondere Beachtung fand ein
bisher noch unveröffentlichter Bändertanz. Oberſchulrat
Haſ=
ſinger war zur Freude aller Teilnehmer erſchienen und grüßte
in launigen Verſen. Das Volkstanztreffen war von jungen
Leu=
ten aller Richtungen beſucht, und ſie fanden in dem gemeinſamen
Volksgut eine auch heute noch nicht verſiegte Quelle gemeinſamer
Freude.
Av. König i. O. (Stahlbad), 27. Febr.
Jahreshaupt=
verſammlung des Odenwaldklubs und des Kur=
und Verſchönerungsvereins. Herr Lehrer Hartmann
leitete die Verſammlung. Aus den Jahresberichten, welche für den
Odenwaldklub von Herrn Lehrer Deltau und für den Kur= und
Verſchönerungsverein von Herrn Lehrer Hartmann erſtattet
wurden, waren eifrige Wandertätigkeit ſowie vielſeitige rege und
erfolgreiche Arbeiten auf dem Gebiete der Fremdenwerbung,
Ausbau und Unterhaltung der Kuranlagen uſw. zu erkennen. So
war im abgelaufenen Jahre König von 2012 Kurgäſten (63
Pro=
zent Private und 37 Prozent Kaſſenmitglieder) beſucht. Das
Aufkommen an Kurtaxe betrug 4450.— RM., das ausſchließlich
für Kurzwecke verwandt wurde. Ein Kaſſenüberſchuß aus
Mit=
gliederbeiträgen von 355.— RM. bleibt dem Bau eines Turmes
in den neuen Anlagen vorbehalten. Kurkonzerte wurden 36
ab=
oehalten. Ganz beſonders wurde u. a. der reichen Tätigkeit und
großen Verdienſte des verſtorbenen Schöpfers der Königer Kur,
Herrn Rektor Aug. Schäfer, gedacht und auch dem ausſcheidenden
Rechner, Herrn Adam Schnur, Dank und Anerkennung gezollt.
Die Vorſtandswahl ergab die Wiederwahl faſt ſämtlicher früherer
Mitglieder. Neugewählt wurden die Herren Baumann als
Rech=
ner und E. Thieme als 2. Schriftführer ſowie Herr Schnur als
Mitglied der Kurkommiſſion. Die Mitgliederbeiträge wurden um
10 Prozent geſenkt. Nach Erledigung weiterer Anträge,
Behand=
lung der Penſionspreisbildung und Höhe der Kurtaxe uſw.,
wor=
über in ſpäterer beſonderer Sitzung entſchieden werden ſoll, ſchloß
Herr Lehrer Hartmann die teilweiſe ſehr lebhaft verlaufene
Ver=
ſammlung mit einer ſehr ernſten Mahnung zur Einigkeit.
Ch. Hainſtadt (Kreis Erbach), 25. Februar.
Gemeinde=
ratsſitzung. Die Preiſe für das Nutz= und Brennholz aus
der Ernte 1933 wurden feſtgeſetzt — Zu der kommenden
Reichs=
tagswahl iſt Bürgermeiſter Hallſtein als Abſtimmungsvorſteher
und Beigeordneter Sauerwein als deſſen Stellvertreter beſtellt.
Auf Veranlaſſung der hieſigen Ortsgruppe des Volksbundes der
Kriegsgräberfürſorge findet in dieſem Jahre ausnahmsweiſe die
Gedenkfeier für die Opfer des Krieges in einem Saal ſtatt, außer
der Anſprache, Gedichts= und Geſangsvorträgen werden Lichtbilder
über Kriegsgräber gezeigt.
Ch. Hainſtadt. Kr. Erbach 28. Febr.
Lichtbildervor=
trag. Die Ortsgruppe des Volksbundes Deutſche
Kriegsgräber=
fürſorge veranſtaltete im „Bayriſchen Hof” eine gut beſuchte
Hel=
dengedenkfeier mit Lichtbildern. Der gemiſchte Chor des
Geſang=
vereins „Concordia” leitete, den Abend ſtimmungsvoll ein. Im
Mittelpunkt der Feier ſtand eine Gedächtnisanſprache des
Orts=
gruppenleiters der anſchließend etwa 60 Lichtbilder von deutſchen
Kriegerfriedhöfen im Ausland zeigte. Waren es die vielen
Maſſengräher vor Verdun, das rieſige Gräberfeld bei Arras, mit
allein 40 000 Kreuzen, die einzigartige Ehrenſtätte in Langemark
oder einer der vielen Friedhöfe mit unbekannten Soldaten, die
auf die Anweſenden ſo ſichtlichen Eindruck machten und ſie faſt
zwei Stunden in Bann zog.
Ai Vielbrunn, 27. Febr. Das Spielfeſt der hieſigen
Klein=
kinderſchule nahm einen äußerſt harmoniſchen Verlauf, denn
Schweſter Johanna hatte mit großer Geduld und Ausdauer es
ausgezeichnet verſtanden, ihre Zöglinge in ihre mitunter recht
reichhaltigen Rollen ſozuſagen einzuleben, und ſie erfreuten die
dichtgedrängte Zuhörerſchar im Saale, des Gemeindehauſes mit
wohlgelungenen Märchenſpielen, Reigenaufführungen und
Gedicht=
vorträgen.
Mittwoch, 1. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 60 — Seite 7
Sage und Dege i Mag.
Allerlei vom Schnepfenſkrich.
Der Monat März ſteht im Zeichen des „Schnepfenſtrichs”. Noch
immer iſt es eine beſondere Freude und Ehre, die „Erſte” im
Frühling zu erbeuten. Einſtmals war der Schnepfenſtrich viel
beſſer als heute. Was muß das einſt an milden Märzabenden ein
„Gequorre” und „Puitzen” falzender Schnepfen am Taunus
ge=
weſen ſein. Scheinbar war in der Gegend der „Saalburg” und in
den Revieren um Homburg vor der Höhe einſt das reine
Schnep=
fen=Paradies. Wer von den Bürgern zu Homburg vor der Höhe
einhundert Schnepfen auf dem Frühjahrsſtrich ſchoß, war „
Schnep=
fen=König” und für das ganze Jahr abgabenfrei. Heute iſt das
eine phantaſtiſche Zahl; die Waldſchnepfe hat derart abgenommen,
daß viele weidgerechte Jäger und Naturfreunde dafür eintreten,
im Frühjahr die Waldſchnepfe völlig zu ſchonen, alſo weder beim
Strich noch beim „Buſchieren” mit dem Vorſteh=Hund zu ſchießen,
ſondern nur im Herbſt die Jagd auf den Vogel „mit dem langen
Geſicht” auszuüben. Die Schnepfe variiert, wie manche anderen
Vogelarten, und beſonders auch gewiſſe Sumpfvögel, in Größe
und Färbung des Gefieders ſowie der Beine nicht unbeträchtlich.
So erklärt ſich die unter den Jägern viel verbreitete Anſicht, daß
es verſchiedene Schnepfenarten gibt. Faſt überall iſt die
Unter=
ſcheidung in „Eulenköpfe” und „Dornſchnepfen” oder „Blaufüße‟
üblich. Die Eulenköpfe ſollen die größeren Schnepfen mit
leb=
hafterer Färbung, fleiſchfarbigen Füßen und großem dicken Kopf
ſein, während die „Dornſchnepfe” auch „Blaufuß” oder „kleine
Waldſchnepfe” genannt, kleiner iſt, düſterer gefärbt iſt und
bläu=
lich=graue Füße hat. Es iſt zutreffend, daß ſolche Größen= und
Färbungs=Verſchiedenheiten tatſächlich vorhanden ſind. Auch
außerhalb Deutſchlands unterſcheiden die Jäger verſchiedene
Schnepfenarten. Die Engländer kennen eine „ſchwere” und eine
„leichte” Raſſe, in manchen Teilen Frankreichs unterſcheidet man
ſogar drei Raſſen. Unſer deutſcher Schnepfen=Forſcher Dr. Julius
Hoffmann erklärt in ſeiner Monographie „Die Waldſchnepfe‟
(Stuttgart 1887), daß die kleineren Exemplare junge, im erſten
Lebensjahre ſtehende Vögel ſind.
Die Waldſchnepfe brütet bei uns in Deutſchland viel
häufi=
ger, als man früher angenommen hat; ſie iſt alſo nicht nur „
Durch=
reiſender”, ſondern in vielen Revieren vom Frühjahr bis zum
Herbſt Standvogel, manche Schnepfen bleiben ſogar im Winter
bei uns als „Lager=Schnepfen”.
Ungefähr um den 4. März treffen bei uns in Süddeutſchland
die langerſehnten „Vögel mit dem langen Geſicht” ein. Altem
Jägerglauben nach haben die Schnepfen ihre „Vorreiter”; weiße
Bachſtelzchen, Rotſchwänzchen, Singdroſſeln künden uns an, daß
nun auch die „Königin der Niederjagd” bei uns ankommen wird.
Ihrer ganzen Lebensweiſe nach iſt die Waldſchnepfe ein
Nacht=
oder doch ein Dämmerungstier. Den Tag über liegt ſie, ſolange
ſie nicht aufgeſtört wird, ruhig an einem ſtillen, geſchützten
Plätz=
chen des Waldes, um mit Eintritt der Abend=Dämmerung ihrer
Nahrung nachzugehen. Dieſe beſteht aus Würmern, kleinen
Nackt=
ſchnecken, ſowie ſolchen Inſekten und Larven, wie ſie an den
Aeſungsplätzen des Vogels zu finden ſind. Dieſe ſind feuchte
Stel=
len des Waldes, wo der Vogel oft das alte modernde Laub
um=
kehrt, um hier nach Inſekten, Larpen und Puppen zu ſuchen;
fer=
ner äſt die Schnepfe an Waldwegen, Wieſen, an den Rändern
klei=
ner Tümpel. An weichen Stellen ſteckt die Schnepfe ihren
Schna=
bel oft weit in den Boden, um mit Hilfe der überaus feinfühligen
Taſtkörperchen ihre Beute herauszuholen.
Auch Kuhfladen werden nach den reichlich in ihnen zu
finden=
den Inſekten durchſtochert. Infolge dieſer Nahrung iſt die Zahl
der die Schnepfe bewohnenden Paraſiten, beſonders der
Einge=
weidewürmer, auffallend groß. Nach den Unterſuchungen von v.
Linſtow beherbergt der, als Delikateſſe geſchätzte Vogel, deſſen
gehackte und gebratene Eingeweide als „Schnepfendreck” das
Ent=
zücken der Feinſchmecker bilden, eine große Zahl paraſitiſcher
Würmer: Fadenwürmer, vier Arten Saugwürmer, ſechs Arten
Bandwürmer, alſo eine feine Abwechſelung der Speiſekarte. (Vgl.
Dr. Ernſt Schaeff, Jagdtierkunde, Berlin 1907.)
Die Waldſchnepfe war als Delikateſſe ſchon den Römern
Ee=
kannt. Der Name „Snepfo” kommt bereits im Althochdeutſchen,
alſo vor 1100, vor. Ueber ihre Jagd aber verlautet wenig; mit
Pfeil und Bogen oder mit der Armbruſt war dieſer Vogel ſchwer
zu erlegen, erſt als das leichte Schießgewehr, das „fuſil” unſerer
alten Jäger, aufkam, da fand der Schnepfenſtrich und überhaupt
die Schnepfenjagd Liebhaber. Bis dahin iſt offenbar die Schnepfe
ebenſo wie Rebhühner und Wachteln nur mit „Netzen” und „
Gar=
nen” gefangen worden. Der Kurheſſiſche Oberforſtmeiſter von
Wildungen (geb. 24. 4. 1754 zu Kaſſel, geſt. 15. Juli 1822)
berich=
tet in ſeinem „Weidmanns=Feierabenden” (Bd. 3 S. 117), daß im
Jahre 1616 zu Langenheim die erſten Schnepfen in Heſſen
geſchoſ=
ſen worden ſeien. Er erzählt: „der dortige Revierjäger begab ſich
in den Wald, nicht zum Schnepfenſtrich, denn hieran dachte
da=
mals noch niemand, ſondern um Holzfrevler zu beſchleichen.
Plötz=
liche ſah er jene holden Frühlingsgäſte, deren Ankunft das
Evan=
gelium des Sonntags Oculi uns zu verkünden pflegt. Die Vögel
waren ihm völlig unbekannt, die da auf einer Waldwieſe emſig
mit dem langen Schnabel im feuchten Erdboden bohrten.
Stau=
nend betrachtete er lange dieſe fremden, in ſeinem Forſte noch
nie=
mals bemerkten Gäſte, mit ihrer ſonderbaren Geſtalt. Er
erbeu=
tet mehrere, und bringt ſie im Triumph zu ſeinem Gebieter.
Die=
ſer kann nicht aufhören, ihre ſonderbare Geſtalt, vorzüglich aber
den langen Schnabel zu bewundern, den der Revierjäger in ſeiner
Beſchreibung mit dem „Stengel einer Tabak=Pfeife” vergleicht,
aber der Gebieter trägt Bedenken, die Fremdlinge zu koſten und
iſt, weil ſie ſo abenteuerlich ausſehen, ſogar geneigt, ſie für giftig
zu halten. Endlich aber ſiegt doch die Neugierde, ſie ſchmecken
vor=
trefflich.
Aber vor dieſer Zeit werden ſchon „Schneppen” in heſſiſchen
Urkunden erwähnt. Im April 1587 ſchickt der Kammer=Meiſter
des Landgrafen Ludwig IV. drei „Schneppen”, welche er zu
Frank=
furt gekauft, ſeinem Herrn nach Marburg. Ebenſo ſendet der
Ober=Amtmann zu Wildungen am 5. November 1592 dem
Land=
grafen Wilhelm „vier Vögel, ſo Schneppe genannt” und der Graf
Georg von Naſſau am 21. Oktober 1602 drei „Schneppen” dem
Landgrafen Ludwig nach Marburg. Sie waren alſo, wie ſich
hier=
aus ergibt, zwar ſelten, doch ſicher nicht in der Wirklichkeit,
ſon=
dern infolge der mangelhaften Jagdmittel nur ſchwieriger zu
er=
legen.
Deshalb auch der „Schnepfen=Dukaten”, welcher demjenigen
verehrt wurde, welcher beim Strich die erſte Schnepfe erlegte,
ſpäter wurde daraus ein „Schnepfen=Thaler”, heute iſt vielfach
die „Schnepfen=Münze” üblich.
Der „Schnepfen=Dukaten” war auch in dem Gebiet der Herren
von Boyneburg üblich. Als einſt der Förſter Schmeißer ſeinem
Herrn Max von Boyneburg zu Netra die erſte Schnepfe überreichte,
hatte dieſer gerade Tee=Geſellſchaft, und ließ ihm die Wahl
zwi=
ſchen dem Dukaten und einer Taſſe Tee; der ſchlichte Sohn des
Waldes wählte den Tee, weil ihm dieſes Getränk bis dahin völlig
unbekannt war.
Man vergegenwärtige ſich die Feuerwaffen der damaligen
Zeit, dann wird einem verſtändlich, warum Schnepfen ſo ſelten
geſchoſſen wurden. Erſt im 16. Jahrhundert verdrängte das
Feuer=
rohr die bis dahin gebräuchliche Armbruſt. Um das Jahr 1517 war
das Radſchloß erfunden worden, welches die Lunte überflüſſig
machte. Und erſt mit dem Ausgang des 17. Jahrhunderts kam das
Lauf= und Flugſchießen in Aufnahme. Der „Jagdſchriftſteller”
Hohberg (Adeliges Land= und Feldleben 1682) hat das
Flugſchie=
ßen zum erſtenmal vom kaiſerlichen Feldmarſchall Matthias de
Medici geſehen, als dieſer im Dreißigfährigen Kriege im Erzſtift
Bremen im Quartier lag. Kobell (Wildanger, Stuttgart, 1859)
teilt mit, daß die Schnepfen in Bayern zuerſt in einer Rechnung
des Münchener „Zwirch=Gewölbes” von 1698 erwähnt werden. Es
wurden von Forſtmeiſter Melchior Schuſter zu Aichach 60 Schnepfen
und 1022 Lerchen geliefert und zu 29 Gulden 58 Kreuzer berechnet.
1751 ſind ins „Zwirch=Gewölbe‟ 114 Schnepfen geliefert
wor=
den, 1752 deren 177 Stück, 1753 und 1754 zuſammen nur 10 Stück.
In den Jahren 1841 bis 1845 ſind jährlich im Durchſchnitt 364
Waldſchnepfen ins „Zwirch=Gewölbe” geliefert worden.
Wie ſehr übrigens die Jagdherren dagegen waren, daß das
Jagdſchutz=Perſonal ſich der Feuer=Waffen bediente, geht aus einer
Verfügung hervor, die ich hier folgen laſſe: „Die Freiherren
Riedeſel zu Eiſenbach, bis zum heutigen Tage weidgerechte Jäger
und jagdliebende Herren, erließen unterm 10. Januar 1693 aus
Lauterbach folgende Verfügung: „Nachdem Wir bis dahero zu
unſerm ſonderbaren Mißfallen vernommen, auch ſelbſt in der Tat
befunden haben, daß Unſere Förſter ſich gelüſten laſſen, die
Waldungen und Forſten mit Gewehr, Büchſen oder Flindten zu
begehen, Solches aber Unſerem Vormähligen Verordnungen und
Befehlen ſchnurſtracks zuwider läufft, Alſo ſollen ſie hinfüro bei
zehn Reichsthalern ohnnachläßliger Straff und Konfiskation des
Gewehrs ſich dießem allerdings enthalten und hingegen mit
einem düchtigen Eißen der alten Gewohnheit
nach verſehen und ſolches bey Begehung der
Wäl=
der und auf Jagden gebrauchen. Wonach ſich zu
achten.”
Mit einem „düchtigen Eißen” (Jagdſpieß) war es wohl kaum
möglich, der Wilderer Herr zu werden, die damals ſo keck wie heute
ihr unſauberes Handwerk trieben!
Der Mona3 März iſt im übrigen Hegemonatz aber auch betüglich
des Schnepfenſtrichs legt ſich der Jäger einige Beſchränkung auf, um
den immer ſeltener werdenden „Vogel mit dem langen Geſicht”
möglichſt zu ſchonen. Weidmannsheil!
Dr. Ludwig Roth.
4s. Erbach. 28. Febr. Familienabend des evangeliſchen
Kirchengeſangvereins. Der feſtlich geſchmückte, große Saal des
Hotels „Zum Schützenhof” war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Poſaunenchor eröffnete mit dem flott geſpielten „
Hoheits=
marſch aus Sommernachtstraum” den heiteren Sing= und
Spiel=
abend: hierauf folgten abwechſelnd Lieder= und Muſikvorträge.
Im Auftrag des Kirchengeſangvereins und in Vertretung des
erkrankten Vorſitzenden ſprach der Chorleiter. Herr Nektor
We=
ber, herzliche Worte der Begrüßung und verband damit den
Dank für das überaus zahlreiche Erſcheinen. Beſonders gedankt
wurde dem Poſaunenchor, den paſſiven Mitgliedern und der
Spielgruppe, die durch ihre treue Mitarbeit und Hilfsbereitſchaft
den Abend geſtalten halfen. Herr Weber hob beſonders den
fami=
liären Charakter ſolcher Veranſtaltungen hervor, die den
Ge=
meindegliedern ebenfalls Zeugnis ablegen ſollen von der
gelei=
ſteten Jahresarbeit. Beſonders dankbar aufgenommen wurden
der „Spinnſtubenzauber”, ein Spiel aus alten Tagen, von H.
Ernſt. und der „Kriſchdernchesbaum”, ein Liederſpiel in
Oden=
wälder Mundart, von Joh. Buxbaum. Die Leiſtungen der
Spie=
ler ſtanden auf einer beachtlichen Höhe, und die dankbaren
Zu=
hörer ſpendeten reichen Beifall. Die Mitgliederehrung hatte Herr
Stadtpfarrer Hahn übernommen, der im Auftrag des
Geſamt=
verbandes der Heſſiſchen Kirchenchöre für treue Mitgliedſchaft die
Auszeichung vornahm. Dem achtzigjährigen Wilhelm Fiſcher
wurde für ſeine 60jährige treue Mitgliedſchaft eine Urkunde
über=
reicht. Nach dem offiziellen Teil kamen auch die Tanzluſtigen zu
ihrem Recht, und der ſtimmungsvoll Raum hielt ſie lange, lange
beiſammen.
Ci. Erbach, 27. Febr. Odenwälder Vereinigung
für Kunſt und Wiſſenſchaft. Vor einer zahlreich
erſchie=
nenen Zuhörerſchaft ſprach Herr Profeſſor Liebrich=
Michel=
ſtadt über „Die Theorie der Kontinentenverſchiebung” von Alfred
Wegener. Dem eingangs gegebenen Ueberblick über die
verſchie=
denen Lehren der Erdentſtehung folgte eine von einem reichen,
ſorgfältig zuſammengeſtellten Kartenmaterial unterſtützte
Einfüh=
rung in Wegeners Theorie. Unſere urſprünglich aus einem
ein=
zigen Kontinente beſtehende Erde war danach von Anbeginn an
von Spalten durchſetzt, die ſich immer mehr verbreiterten und
ſchließlich ein Auseinanderberſten des Erdkoloſſes in die einzelnen
Feſtländer herbeiführten. Dieſe wie gewaltige Eisberge
ſchwim=
menden Erdteile entfernten ſich immer weiter auseinander, bis ſie
dann ihre heutige Lage erreichten. Doch iſt die Bewegung noch
keineswegs abgeſchloſſen, was dauernd angeſtellte wiſſenſchaftliche
Meſſungen ſtets von neuem beweiſen. Wegener ſelbſt fand auf
einer Forſchungsreiſe bei derartigen Feſtſtellungen im Eiſe
Grön=
lands ſein Grab. In zahlreichen Bildern, Karten und Tabellen
zeigte der Redner ſehr änſchaulich, wie die Theorie Wegeners auch
durch geologiſche, biologiſche und zoologiſche Erwägungen geſtützt
werden kann. Erdaufbau, Pflanzen= und Tierwelt ſowie
vorkom=
mende Bodenſchätze weiſen oft an den Rändern der verſchiedenen
Feſtländer an ihren früheren Zuſammenhangsſtellen größere
Aehnlichkeiten und Uebereinſtimmungen auf als Gebiete innerhalb
des Kontinents, ſelbſt wenn dieſe näher beieinander liegen. Auch
die im Laufe der Jahrtauſende auf unſerer Erde vor ſich
gegan=
gene Verlagerung der klimatiſchen Verhältniſſe läßt ſich
einleuch=
tend der Beweisreihe für Wegeners Theorie einfügen. Die
hoch=
wiſſenſchaftlichen Ausführungen, die durch geſchickt eingeſtreuten
Humor aufnahmefähiger gemacht wurden, fanden den herzlichen
Beifall der geſpannt lauſchenden Zuhörer, dem der
Veranſtaltungs=
leiter, Herr Oberſtudiendirektor Dr. Roloff, nochmals beſondere
Dankesworte anfügte.
Cf. Birkenau. 28. Febr. Der Mandolinenklub, der ſich
in allen Bevölkerungskreiſen größter Beliebtheit erfreut und
eine echte Pflegeſtätte guter deutſcher Volksmuſik iſt, hatte im
Saal „Zum Birkenauer Tal” einen Bunten Abend veranſtaltet.
der ſehr gut gelungen war. Bei einem ſchönen und
abwechſlungs=
reichen Programm vergingen die Stunden im Flug.
m. Beerfelden. 28. Febr. Turnverein D.T. —
Fami=
lienabend. Der erſte Hauptteil des Programms umfaßte ein
wechſelvolles Bild vollkommener turneriſcher Leiſtungen von
Rei=
gen und Freiübungen der Schülerinnen und Schüler, bis zu dem.
was die Turnerinnen und Turner zu bieten vermochten, der
letz=
teren Vorführungen am Reck und Barren, waren beſonders
ſtau=
nenswert. Größte Bewunderung erregten die Wiener Walzer der
Gymnaſtikabteilung in Biedermeiertracht. Brachte ſchon dieſer
erſte Teil in Koſtümierung und Darbietung des Erheiternden gar
mancherlei, ſo war der zweite Teil des Programms. „Zirkus”
be=
nannt, eine Folge herzerfreuendſter Darbietungen, welche eine
Fülle von Grazie, Kraft. Gewandtheit und aller anderen
tur=
neriſchen Fähigkeiten körperlicher und geiſtiger Art offenbarten.
alles in einer Aufmachung, wie ein ſehr leiſtungsfähiger Zirkus
ſolches zu bieten vermag.
Dk. Waldmichelbach. 28. Febr. Veranſtaltung. Der
Männergeſangverein „Liederkranz” hielt im Hotel „Kaiſerhof”
ſeine Winterveranſtaltung ab. die ſehr gut beſucht war. In der
Begrüßungsanſprache wünſchte der 1. Vorſitzende. Landwirt Heid.
den Anweſenden einen geſelligen Abend. In drei Stunden
wik=
kelte ſich ein unterhaltendes Programm ab, das lebhafte und
ver=
diente Zuſtimmung fand. In den Pauſen erfreute die
Muſik=
kapelle Rießinger durch ihre flott geſpielten Weiſen.
Du. Jugenheim. 28. Febr. Gemeinderatsſitzung.
Ueber die Verbreiterung der durch Jugenheim ziehenden
Provin=
zialſtraße ſowie verſchiedener Veränderungen in der Hauptſtraße,
insbeſondere der am Hotel Krone, wurde beraten und die
end=
gültigen Maßnahmen hierüber wurden der örtlichen
Baukom=
miſſion zugewieſen. Von mehreren Handwerkern eingereichten
An=
geboten wurde Kenntnis genommen und betont, daß das
ein=
heimiſche Gewerbe in erſter Linie zu berückſichtigen ſei.
Bt. Auerbach, 28. Febr. Generalverſammlung der
Bergſträßer Obſtbau= und
Verwertungsgenoſ=
ſenſchaft. Aus dem Geſchäftsbericht des Direktors.
Berufs=
ſchullehrer Scherer, war zu entnehmen, daß das Unternehmen im
Jahre 1932 ſich wieder günſtig entwickelt hat. Der
Mitglieder=
ſtand hat ſich um 11 erhöht. Von dem in der Bilanz
nachgewie=
ſenen Reingewinn von 662.31 RM. wurden 456,31 RM. der
Be=
triebsrücklage und 120 RM. dem Reſervefonds zugeführt;
außer=
dem wurden 4 Prozent Dividende an die Mitglieder mit voll
ein=
gezahltem Geſchäftsanteil ausbezahlt. Die Bankſchuld hat ſich um
2275,70 RM. auf 4743,80 RM. verringert; an den Immobilien
wurden 1014,50 RM. — 20 Prozent und an den Grundſtücken
651.10 RM. — 10 Prozent abgeſchrieben — die Markthalle erhält
einen neuen Außenanſtrich. Bei dem Erdbeerabſatz wurden im
vergangenen Jahr 26 Waggon an einen ſüddeutſchen Markt
ab=
geſetzt. Der feldmäßige Anbau dieſer Beerenfrucht wurde wieder
bedeutend erweitert; auch wurden im vergangenen Herbſt über
2400 Obſtbäume von der Genoſſenſchaft für ihre Mitglieder
ver=
mittelt. Der Direktor Scherer ſowie die turnusmäßig
ausgeſchie=
denen Aufſichtsratsmitglieder Johann Sponagel=Hochſtädten und
Chriſtian Rechel ir., wurden einſtimmig auf vier Jahre
wieder=
gewählt.
e. Bad Wimpfen, 27. Febr. Vom
Ortsgewerbever=
ein. Der Vorſitzende, Herr Himmelreich, eröffnete mit Worten
der Begrüßung die Hauptverſammlung. Als Zeichen der
Dank=
barkeit konnte derſelbe den Herren Altmeiſter H. Pfeiffer und
K. Moll in Anbetracht ihrer Verdienſte um den Verein und ihrer
40jährigen Zugehörigkeit Diplome überreichen und ſie zu
Ehren=
mitgliedern ernennen. Herr Feyerabend als Kammermitglied
der Handwerkskammer übermittelte mit warmen Worten die
Glückwünſche derſelben. Der Schriftführer, Herr Hofmann,
er=
ſtattete den Tätigkeitsbericht und ſchilderte die große Not im
Handwerk. Die Vereinstätigkeit erſchöpfte ſich in 1
Generalver=
ſammlung, 4 Verſammlungen, 1 Lichtbildervortrag ſowie 2
Ge=
ſellenprüfungen, bei welchen 16 Lehrlinge mit Erfolg geprüft
wurden, und 5 Ausſchußſitzungen. Der Kaſſierer, Herr Dautel,
konnte im Kaſſenbericht einen Vermögenszuwachs von 152,62
RM. aufweiſen.
Ca. Lorſch, 27 Febr. Vom Notwerk der deutſchen
Jugend. Dank der unermüdlichen Tätigkeit des Herrn
Bürger=
meiſters Huba hat das Notwerk der deutſchen Jugend hier ſchon
ſeit 14 Tagen Fuß gefaßt und umfaßt einſchließlich der männlichen
und weiblichen Jugend 150 Perſonen. In dem
Wingertsbergſchul=
hauſe hat man eine Kochſchule eingerichtet, in der ſämtliche
Jugend=
lichen geſpeiſt werden. Die männlichen Jugendlichen erhalten
durch erfahrene Lorſcher Handwerker in 6 Werkſtätten und 2 Sälen
in wöchentlich 12 Stunden in Theorie und Praxis ihre berufliche
Fortbildung. — Hohes Alter. Herr Johannes Riedel,
Bahn=
beamter a. D., feiert am Mittwoch ſeinen 78. Geburtstag — Vom
Freiwilligen Arbeitsdienſt. Beim Freiwilligen
Ar=
beitsdienſt werden eben 80 Jugendliche beſchäftigt. Die Zahl
er=
fährt im Frühjahr, wenn 2 neue Arbeitsprojekte in Angriff
ge=
nommen werden ſollen, eine Erhöhung auf 190 Mann.
— Stockſtadt a. Rh., 28. Febr. Am Mittwoch, den 1. März.
begeht Kaufmann Heinrich Graulich 3. Inhaber des Kaufhauſes
gleicher Firma, ſein 25jähriges Geſchäftsjubiläum.
— Gernsheim. 28. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
27. Februar —1.00 Meter, am 28. Februar —1.09 Meter.
Hirſchhorn. 28. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
27. Februar 1.48 Meter, am 28. Februar 1.48 Meter.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Mainz, 28. Febr. Verkehrszahlen für den
Main=
zer Karneval Der ungeheure Andrang, den der
Roſen=
montagszug für Mainz im Gefolge hatte, zeigt ſich am beſten in
den Zahlen des Eiſenbahnverkehrs. In Mainz liefen an dieſem
Tage 27 Sonderzüge von allen Richtungen ein, davon 5 aus
Frank=
furt. Im Laufe des Abends wurden 18 Sonderzüge für die
Ab=
beförderung der Maſſen geſtellt. Im ganzen wurden durch die
Reichsbahn nach Mainz an dieſem Tage 38 000 Perſonen und von
Mainz ab 44 000 Perſonen befördert. Der Unterſchied zwiſchen
dieſen beiden Zahlen iſt wohl daraus zu erklären, daß viele Leute,
die mit anderen Transportfahrzeugen gekommen waren, dieſe
verpaßten, um dann die Bahn in Anſpruch zu nehmen.
Tamtt Nid
N
Amdt Teo
md
Jedenfalls nicht eine dreifache Umsatz-Steigerung
in 12chonaten, wie sie die OBERST-Zigarette dankba
verzeichnen darf. Oankbar-weil zweifelsohne die
persönliche Empfehlung begeisterter OBERST
Freunde wesentlich zu dem erstaunlichen Erfolg
beigefragen hat.
E 14 U
die 3½Pfg-Zigarette,
beider nach teurerMarken-Art
sich-Milde mit AROMA paart.
EN
[ ← ][ ][ → ] Mit ungeheurer Wucht ſchleudert der Motorpflug den Schnee zur Seite,
der wie eine ungeheure Fontäne über die Böſchung gefegt wird.
Die amerikaniſche Regierung verwendet im Gebirge rieſige Motorſchneepflüge, die die
Gebirgs=
päſſe für den Verkehr offen halten müſſen. Hier arbeitet ein ſolcher Pflug in dem verſchneiten
Hochgebirge des Staates Waſhington.
Die erſte ſernlenkbare Welkraumrakeke.
Ueberfall auf einen Taxi=Chauffenr.
Ein Berliner Reklame-Luftſchiff
in der Nähe von Nürnberg verunglück
Nürnberg. Das Berliner
Reklameluft=
ſchiff, das vor einigen Wochen von Berlin aus
nach Friedrichshafen gefahren war und dort am
Dienstag 8 Uhr zur Rückfahrt wieder
aufge=
ſtiegen war, mußte nach anfänglich gut
verlau=
fener Fahrt auf der Höhe von Weinmannshof
bei Nürnberg notlanden, da es keinen Auftrieb
mehr hatte. In der Gondel befanden ſich eine
Dame und zwei Herren, die unverletzt
davon=
kamen. Um 12 Uhr war das Luftſchiff gerade
noch an dem Kirchturm eines Dorfes
vorbeige=
kommen. Es wird angenommen, daß die
Höhen=
ſteuerung verſagt hat. Bei dem Aufſetzen des
Luftſchiffes auf dem freien Felde wurde die
Steuerung ſtark beſchädigt, während die Gondel
nur geringen Schaden erlitt. Der Propeller
wurde zertrümmert. Auch die Ballonhülle iſt
teilweiſe zerriſſen. Das Luftſchiff wird
ab=
montiert.
General Freiherr Traugott Leuckart
von Weißdorf †.
* Berlin. Dieſer Tage, abends, iſt auf
einen Berliner Taxi=Chauffeur wieder von
Ver=
brechern ein Attentat verübt worden, das
dies=
mal noch glimpflich für den Betroffenen
aus=
ging. Die Banditen ließen ihm wenigſtens das
Leben. Im einzelnen geſchah der Ueberfall
fol=
gendermaßen: Gegen 7.30 Uhr wurde der
Chauf=
feur von drei Männern aufgefordert, ſie nach
Neukölln zu fahren. Kurz vor Beendigung der
Fahrt fielen die Burſchen über ihn her und
ver=
ſetzten ihm wuchtige Fauſthiebe. Der
Wagen=
lenker war gezwungen, zu ſtoppen. Seine
ge=
ſamte Tageskaſſe — im ganzen 11 RM.
mußte er herausgeben.
Der Konſtrukteur mit dem neuen Raketen=Torpedo.
Der Hamburger Konſtrukteur Zucker hat eine neue Rakete erfunden, die ſchräg aufſteigt und mittels
einer beſonderen Einſtellung in einer Höhe von 1000 Metern wagerecht zu fliegen vermag. Hat
ſie ein beſtimmtes Ziel erreicht, kann ſie durch eine im Innern angebrachte Vorrichtung Ballaſt
abwerfen oder photographiſche Aufnahmen machen. Nach Verrichtung dieſer Arbeiten iſt es möglich,
ſie ebenfalls durch automatiſche Lenkung zu ihrem Abſchußplatz zurückzuleiten.
Münzberg (Oberfranken). In Weißdorf
iſt General der Kavallerie Freiherr Traugott
Leuckart von Weißdorf im Alter von 75 Jahren
an den Folgen eines Schlaganfalls geſtorben.
Der Weltkrieg ſah ihn zunächſt im Großen
Hauptquartier und dann als Führer einer
Di=
viſion im Weſten und Oſten, und ſchließlich als
Generalgouverneur der Provinz Lüttich. Der
Verſtorbene war ein perſönlicher Freund des
Königs Auguſt von Sachſen.
Rieſiger Schneefall ſkoppt Londons Verkehr.
Schwere Exploſion in Schanghai.
Dreißig Tote.
Wolf Hirkh
ethielt vom Reichspräſidenken
den Hindenburg=Pokal überreichk.
Schanghai. Eine neue ſchwere
Explo=
ſion ereignete ſich am Montag in einer Gummi=
Vulkaniſierfabrik in dem Schanghaier
Chineſen=
viertel Tſchapei. Dreißig Angeſtellte, in der
Hauptſache Frauen, wurden getötet oder kamen
in den Flammen um. Das ganze Gebäude der
Fabrik wurde vernichtet.
Deckeneinſturz im Bahnhof Saarlouis.
Saarlouis. Im Bahnhof Saarlouis
ſtürzte im Warteſaal 3. Klaſſe plötzlich die
ſoge=
nannte Rabitzdecke ein. Drei ſich im Warteſaal
aufhaltende Reiſende trugen Verletzungen
da=
von. Während einer von ihnen nach Anlegung
eines erſten Verbandes wieder nach Hauſe
ent=
laſſen werden konnte, fanden die beiden
an=
deren Aufnahme im Krankenhaus. Ihre
Ver=
letzungen ſind jedoch auch nur leichterer Natur.
Die Unterſuchung über die Urſache des Unglücks
iſt eingeleitet. Der Sachſchaden iſt erheblich.
Däniſcher Dampfer von chineſiſchen Piraten
überfallen.
Drei Paſſagiere entführt.
Blick in eine Straße im Londoner Zeitungsviertel, mit der langen Reihe der ſteckengebliebenen
Autobuſſe.
Hongkong. Der däniſche Dampfer „
Died=
richſen” iſt etwa zwei Stunden von Honkong
entfernt von chineſiſchen Piraten überfallen
worden. Die Seeräuber hielten die
Schiffsoffi=
ziere mit Revolvern in Schach und zwangen ſie,
den Dampfer nach ihrem Schlupfwinkel in der
Bias=Bay zu ſteuern. Dort raubten ſie das
Schiff aus und entflohen unter Mitnahme von
drei Paſſagieren 1. Klaſſe auf chineſiſches Gebiet.
Der 1. Offizier der „Diedrichſen” iſt bei dem
Ueberfall ſchwer verletzt worden.
Ein für London ungewöhnlich ſtarker Schneefall legte den geſamten Verkehr der Innenſtadt auf
Stunden lahm und führte zu Verkehrsſtockungen, die beſonders das geſchäftliche Leben der City
ſtörend beeinflußten.
Wolf Hirth,
der bekannte Segel= und Motorflieger, vor der
Reichskanzlei, in der er vom Reichspräſidenten
ſelbſt den Hindenburg=Pokal 1932 für ſeine
ſegelfliegeriſchen Leiſtungen überreicht bekam.
Tödlicher Unfall beim Rodeln.
Dillenburg. Im Kreisort Rodenbach
verlor ein fünfjähriges Mädchen beim Rodeln
auf einer abſchüſſigen Straße die Gewalt über
ſeinen Schlitten und fuhr in andere Schlitten
hinein. Mit ſchweren Verletzungen wurde das
Kind in das Krankenhaus in Haiger gebracht,
wo es bald darauf ſtarb.
Vierzehn Bergarbeiter getötet.
Johannisburg (Südafrika). In einem
ſtaatlichen Kohlenbergwerk in Johannisburg
ſtürzte ein Förderkorb ab. Die Inſaſſen, zwei
Europäer und zwölf eingeborene Bergarbeiter,
wurden getötet. Die Kataſtophe iſt, wie man
glaubt, auf das Verſagen des elektriſchen
Stro=
mes zurückzuführen, der die ſelbſttätigen
Brem=
ſen des Förderkorbes bedient.
Exkältung, ttalsentzündung, Grippe
Vofbeudem mit.
Mittwoch, 1. März 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 60 — Seite 9.
und eine zum Eſſe. Die zum Eſer hoben wir geiten Gend
in leere Dunzingerhülfen mit flüſſiger Schokolade gefüllt.
Einen Augenblick ſtanden die Engländer wie vom Blitz ge=
Pocſcithie von den emgandein, die Sitwaus aßen, troffen. Dann fingen ſie an zu lachen, ſie lachten, wie Elefanten
gelacht hätten und hörten gar nicht auf. Es wurde ſehr luſtig
Von Kaſimir Edſchmid.
„Achtung”, ſagte Sepp Allgeier, bog die Ellenbogen
aus=
einander und zog die Ziehharmonika auf. Mit einem raſchen
Griff ſteckte er eine Mundharmonika zwiſchen die Lippen und
ſpielte dann los. Es war koloſſal luſtig.
Dann ließ er die Mundharmonika herunterfallen und fing
an zu ſingen
„Ein Mädel vom Schwarzwald und ein Stück vom Schwein,
ſind mir diel lieber als ein Mädel von Rhein”.
„Herrgottſakra”, unterbrach er ſich und nickte ein paar Mal
mit dem Kopf und blinzelte mit den Augen. „Herrgottſakra,
ſind die Engländer ſteife Baems”, wandte er ſich an den rieſigen
Mann neben ſich „waiſcht, geſtern abend waren das doch
pfun=
dige Brüder”. Und er ſtarrte erſtaunt mit ſeinem friſchen
hüb=
ſchen Männergeſicht drei großen Engländern nach, die mit
ſtar=
ren Geſichtern kaum nickend an ihnen vorübergingen und ſich an
einem Tiſch der Terraſſe neben ihnen hinſetzten.
Sie waren geſtern zuſammen dreimal die Parſenn in Davos
zuſammen hinunter gefahren und hatten am Abend ſehr
ver=
gnügt zuſammen Unſinn gemacht. Unſinn machen war faſt ſo
ſchön wie das Stilaufen ſelbſt. Und dann waren ſie zuſammen
nach St. Moritz gefahren und machten nun einen Ruhetag.
Und Allgeier ſah ſeine vier Freunde an und die vier ſahen
zu den Engländern hinüber, aber die Engländer ſahen aus, als
hätten ſie die Deutſchen noch nie geſehen.
„Seppele”, ſagte der große Pfiſter, der neben ihm ſaß, nſie
können halt tagsüber nicht luſtig ſein. Sie können nur abends”,
und er machte ſich daran, eine Pfeife anzuſtecken. „Wenn du
Engländer am Tag luſtig machen wilſt, mußt du ſchon eine
verdammt doofe Sache machen, aber dann werden ſie luſtig wie
die Elefanten gleich”. Und Pfiſter mußte es wiſſen, denn er
war viel in Grönland und in Spitzbergen bei Expeditionen
mit Engländern zuſammen geweſen. Und „luſtig ſein” ſpielt
da=
bei ja eine große Nolle, es iſt ja eine beſondere Art luſtig ſein,
was man da treibt. Die Luſtigkeit bei Expeditionen iſt dieſelbe
wie im Hochgebirge bei großen Abfahrten oder wie bei langen
ſchweren Schiffsfahrten oder bei anderen Gelegenheiten, wo
Männer zuſammen bittere Strapazen durchmachen müſſen. Und
dieſe Luſtigkeit bricht dann auch immer kataſtrophal heftig los
und zuletzt iſt oft eine Menge Zeug zerſchlagen, die klügſten
Leute kommen auf die albernſten Einfälle und am Ende war
alles wunderbar, ſo kindiſch es auch war.
Sepp Allgeier ſah ſeinen mächtigen Freund fragend an.
Allgeier war einer der erſten berühmten Skifahrer geweſen und
hatte zur Zeit, als er die Schwarzwaldmeiſterſchaft auf dem
Feldberg gemacht hatte, in ſeinen Anfällen von Luſtigkeit manche
Dinge gemacht, von denen die folgende Generation von
Ski=
läufern in der Hebelſtube des Feldbergerhofs mit Bewunderung
ſprach. Er war jetzt der bekannteſte Aufnahmechef für
Winter=
filme und faſt alle großen und berühmten Schneebilder waren
aus ſeinem Apparat hervorgegangen. Er dachte einen Augenblick
nach.
„Ich glaub du haſt recht. Bert”, ſagte er lachend, „im
Som=
mer war ich doch in Marokko. Das war eigentlich eine
franzö=
ſiſche Filmgeſellſchaft, aber es waren meiſt engliſche
Schau=
ſpieler dabei. Wenn nun mal ein Ruhetag war, Sakkrament
war das blöd. Den ganzen Tag konnt man nicht ſingen. Aber
abends gings los. Wie die Peſt.”
„Sing weiter, Sepp”, ſagte Pfiſter. Und Sepp Allgeier bog
die Ellenbogen auseinander, riß die Ziehharmonika auseinander,
und wie er ſo ſpielte, wurde es ſehr luſtig auf der Terraſſe.
Die fünf Männer ſangen, was ſie ſingen konnten und ſtreckten
ſich dabei in der Sonne, die über die Schneeflächen nach St.
Moritz hinunterfiel. Sie taxierten, während ſie ſangen, die acht
großen Touren, die ſie ſchon gemacht hatten, und die acht großen
Touren, die ſie in der zweiten Hälfte ihrer Ferien noch machen
wollten. Und ſie ſangen dabei alle Lieder, die man in St. Anton,
auf dem Feldberg und in Gurgel ſingt. Das Lied vom
König=
lich Bayeriſchen Skibataillon, das Lied von Maruſchka, dem
Polenkind, und das Lied von den Schwüngen, das mit dem
Todesſchwung aufhört und wvo der Herrgott gebeten wird, zur
Abfahrt aus dem Leben Pulverſchnee zu beſorgen.
Und alle Leute, die mit ihren Skiern aus dem Hotel kamen,
fingen an zu lachen, wenn ſie an der Ziehharmonika
vorbei=
kamen, denn eine Ziehharmonika hat im Schnee etwas, das
verhext. Und manche ſtellten ſogar ihre Skier hin und wurden
ebenfalls plötzlich luſtig, ſetzten ſich hin und grinſten und fingen
auch an zu ſingen. Es wurde ſchließlich ſo luſtig, daß die ganze
Terraſſe, die Leute, die Stühle, die Kellner luſtig wurden, die
Sonne wurde ſogar luſtig, es war kaum auszuhalten vor
Luſtigkeit. Nur die drei Engländer bewegten keine Miene. Und
als ſie aufſtanden und über die Terraſſe hinausgingen,
beweg=
ten ſie ihre ſtarren Mienen kaum zu einem leichten Nicken.
„Ich glaube, Himmelſakra”, ſagte Allgeier entrüſtet und
lachte, „die würden auch nicht luſtig werden, wenn man ihnen
einen Liter Rhizinus gäbe.”
„Kaum”, ſagte Pfiſter trocken. „Aber vielleicht”, fügte er
geheimnisvoll hinzu, „wenn man ihnen Skiwachs zu eſſen gäbe.”
„Wenn du ihnen Skiwachs zu eſſen gibſt und ſie lachen”,
ſagte Allgeier, „dann kannſt du mir meine neuen Sprungſki
ab=
nehmen und meine anderen dazu.”
„Seppele”, erwiderte Pfiſter, „dann wirſt du morgen abend
keine Hölzer mehr haben. Sing jetzt wieder.
Und Allgeier nahm die Ziehharmonika und die
Mundhar=
monika dazu und ſpielte weiter. Und ſie ſangen den ganzen
Morgen auf der Terraſſe weiter. Sie ſangen das Lied von den
geſchlachteten Mädchen, das Lied von den Seekadetten auf Skiern,
das Lied von dem Dienſtmädchen im Nachen und viel andere
Lieder
Beim Eſſen erzählten ſie Geſchichten, die ſie alle miterlebt
hatten, denn, wenn man luſtig war, waren nur die Geſchichten
ſchön, die man gemeinſam erlebt hatte.
„Wißt ihr, wie Norweger lachen?”, fragte Allgeier. Sie
wußten es natürlich alle. Und dann machte Allgeier mit
tot=
ernſtem Geſicht ihnen vor, wie Norweger lachen. Norweger
lachen nämlich ſo, daß ſie immer einen Verſuch machen zu
lachen, aber ſie lachen dann nur den Bruchteil einer Sekunde
und dann ſind ſie toternſt. Und dann probieren ſie es wieder
einmal.
Unter ſolchen Erzählungen wurden ſie mit dem Eſſen, fertig.
Und dann nahmen ſie ihre Skier, um ſich ein wenig am Ruhetag
zu bewegen, bauten ſich einen kleinen Sturmbock aus Schne
und ſprangen ein paar Stunden. Sepp Allgeier ſprang immer
mit der Mundharmonika zwiſchen den Lippen. Und ſpäter, als
es noch luſtiger wurde, machten ſie ſich mit Tannenzweigen
ſchöne Verzierungen. Sie machten ſich Vogelköpfe und ſteckten ſich
Bogelſchwänze an und ſprangen über den Bock, indem ſie wie
Birkhähne gluckſten — und ſo wurde es ein wunderbarer Tag,
von dem man noch in Jahren erzählen konnte.
Der Abend im Hotel war nicht ſo luſtig. Aber zu ihrer
Verblüffung tauten die Engländer auf. Sie ſahen faſt ſtarr vor
Verwunderung, wie ihre drei Engländer ihre Röcke in der Bar
auszogen und ſich mit Siffons ſpritzten, und wie ſchöne junge
erleſene Damen, die zu ihnen gehörten, ſich mit Salzfäſſern
wehrten, und wie ein alter Engländer mit einem militäriſchen
weißen geſtutzten Schnurrbart auf einem Servierbrett die Treppe
herunterritt.
Ein halbe Stunde ſpäter ſaßen ſie freilich wieder wie
er=
froren an ihren Tiſchen.
„Sie werden kein Skiwachs eſſen, Bert”, ſagte Allgeier, als
er hinauf ging.
„Sie werden”, meinte Pfiſter trocken.
Als die drei Engländer am nächſten Morgen auf die
Ter=
raſſe kamen, um ihre Skier hinauszutragen, ſahen ſie, daß ein
paar von den Deutſchen, mit denen ſie die Parſenn gefahren
waren, ihre Skier mit großen Tuben feſten Dunzingerwachs
wachſten und zwiſchendurch immer ein feſtes Stück aus dem
ſteinharten ſchwarzen Pech herausbiſſen, kauten und vergnügt
lächelnd verſchluckten. Die Engländer blieben daraufhin mit
großen Augen und fiebrigem Intereſſe ſtehen und ſahen ſich den
Vorgang an.
„Eſſen Sie das wirklich, Sir?”, fragte einer der Engländer
und kam dicht heran.
„Sie ſehen es ja”, ſagte Pfiſter und biß ein Stück
Dun=
zinger ab.
„Kann ich es einmal verſuchen?” „fragte der Engländer. .
„Freilich”.
Pfiſter reichte ihm die Tube und drückte das Wachs ein
Stück heraus. Der Engländer biß hinein — und es war eine
furchtbare und lange Geſchichte, bis man das harte und
ſcheuß=
liche Pech aus ſeinen Zähnen wieder entfernt hatte. Er ſah
mitleiderregend aus, als alles fertig war.
„Und nun Sie noch einmal”, wandte er ſich an Pfiſter.
„Gern”, ſagte Pfiſter, biß in das Wachs, das er in der
Hand hielt, kaute umſtändlich und ſchluckte das Gekaute
ver=
gnügt hinunter.
„Unglaublich”, meinte der Engländer und wollte es noch
einmal verſuchen.
„Einmal genügt”, meinte Pfiſter und wehrte ab.
Wie kommt es, daß Sie das Wachs ſo leicht kauen?” fragte
der Engländer erbittert.
„Das iſt ſehr einfach”, ſagte Pfiſter und ſah ſich nach Sepp
Allgeier um, der ebenfalls mit offenen Augen daſtand und den
Vorgang betrachtete. Wir haben zwei Tuben, eine zum Wachſen
an dieſem Morgen. Es wurde ſo luſtig an dieſem Morgen auf
der Terraſſe, daß, als die Engländer aufgeſtanden und zum
Eſſen gegangen waren, der alte vornehme Engländer mit dem
militäriſchen Schnurrbart an den deutſchen Tiſch kam und zu
Pfiſter ſagke: „Beg hour pardon., Sir, ich möchte Sie darauf
aufmerkſam machen, daß die Engländer, die eben hier geſeſſen
haben, eigentlich nicht ſich ſo benommen haben, wie dies
Eng=
länder in der Regel tun.”
„Thank you, Sir”, ſagte Pfiſter. „Gott ſei Dank haben ſie
das nicht getan”
„Was hat der Alte geſagt?”, fragte Allgeier, als der Mann
mit dem weißen Schnurrbart weg war.
„Er hat dir ein paar Ski verkaufen wollen, Seppele”, ſagte
Pfiſter ſtrahlend. „Denn du haſt jetzt keine mehr.,
Schwarzwald=
bübele, verdammtes. So und nun ſing weiter.”
Mm eie Ziege.
Amſterdam. Wenn auch in der letzten Zeit das Schickſal
der „Sieben Provinzen” das holländiſche Volk faſt ausſchließlich
in Atem hielt, ſo hat darunter, doch nicht die übliche
Bericht=
erſtattung der Preſſe aus den Kolonien gelitten, wo ja auch noch
andere Dinge paſſieren. Wie folgende Totſchlagsaffäre, die das
„Soerabaja=Handelsblad” meldet: Da gerieten an einem
fried=
lichen Nachmittag in einem Dorfe bei Soerakarta (Java) auf der
Straße plötzlich zwei Männer in einen Wortwechſel, der bald in
Tätlichkeiten ausartete, und ſchließlich ſtach der eine den anderen
mit dem Meſſer tot.
Politiſche Meinungsverſchiedenheiten? Um einer Frau
wil=
len?. Um eine Beleidigung zu rächen?. Nichts von alledem.
We=
gen einer Fliege.
Da gibt es nämlich auf Java unter den Eingeborenen ein
Spiel. Man hockt ſich in die Sonne und legt, jeder für ſich, ein
Geldſtück auf den Boden. Derjenige, auf deſſen Münze ſich zuerſt
eine Fliege oder ein anderes Inſekt niederläßt, darf die Einlage
des oder der anderen einſtreichen.
Dieſes Spiel hatten auch die beiden Männer in dieſem Falle
geſpielt. Zum Unglück jedoch ſetzten ſich zwei Fliegen gleichzeitig
auf beide Münzen, und dieſer in den Spielregeln nicht
vorge=
ſehene Zufall führte ſchließlich zu dem Mord. —
Immerhin; ein ganz neues und eigenartiges
Geſellſchafts=
ſpiel, das man im Sommer auch bei uns ſpielen könnte. Da
Europa in ſeiner Kurzweil immer exotiſche Anregungen braucht,
werden dieſe Zeilen wohl zu Einführung dieſes geiſtvollen
Zeit=
vertreibs auch bei uns genügen.
Amerikas allmächkiger Frauenbund.
(() New York. Die American Woman Aſſociation feierte
in dieſen Tagen das 50jährige Jubiläum ihres Beſtehens. Eine
Frauenvereinigung alſo, der man — ſo könnte man vermuten —
keine große Bedeutung beizumeſſen braucht. Ein Verband wie
jeder andere. Dieſe für europäiſche Verhältniſſe geltende Anſicht
ſcheint aber in Amerika wenig Anhänger zu haben. Die American
Woman Aſſociation iſt einer der mächtigſten Faktoren des
öffent=
lichen Lebens in den Vereinigten Staaten. Ein Schauſpieler oder
eine Schauſpielerin, die wegen ihrer „unſittlichen” Lebensweiſe
etwa von dieſem Verband boykottiert werden, bekommen nie
wie=
der in ihrem Leben ein Engagement. Große Karrieren ſind
be=
reits auf dieſe Weiſe zerſtört worden. Der Verband hat auch
Veto=
recht — oder wenigſtens bedient er ſich eines ſolchen —, wo es ſich
darum handelt, Ausländern Aufenthaltsmöglichkeiten in Amerika
zu geben. Er zenſuriert alle amerikaniſchen Filme, zwar nicht
offiziell, doch bemüht ſich jeder Filmfabrikant, vor der Premiere
die Produktion zu zeigen, um nachträgliche Verluſtgeſchäfte zu
ver=
meiden. Ein Film. der von der Aſſociation boykottiert wird, wird
von den meiſten Frauen Amerikas gleichfalls in Acht und Bann
gelegt. Die dramatiſche Produktion unterſteht der Kontrolle des
Verbandes, von Büchern und Kunſtwerken ganz zu ſchweigen. Es
handelt ſich natürlich um eine getarnte Zenſur; die intereſſierten
Kreiſe können natürlich auch ohne Einwilligung des Verbandes
ihre Produktion herausbringen, aber wenn ſie auf Maſſenabſatz
rechnen, ſo iſt es ſchon richtiger, ſich vorher das Wohlwollen der
Frauenvereinigung zu ſichern, an deren Spitze zwei Damen, Mrs.
K. Vanderbilt und Miß Anne Morgan, ſtehen, beide Angehörige
der gleichnamigen Finanzgewaltigen. Die Aſſociation errichtete
kürzlich in der 52. Straße ein 27 Etagen hohes Gebäude mit einem
Koſtenaufwand von ſieben Millionen Dollars. Dieſes Haus darf
von keinem Herrn betreten werden, und außer dem Mann alſo,
enthält das Gebäude alles Denkbare, was den Frauen ihr Leben
verſchönt: Hunderte von luxuriös eingerichteten und billigen
Hotelzimmern, Klubräume, Geſellſchaftszimmer, Bibliotheken.
Schwimmbaſſins, kosmetiſche und Friſeurſalons, wo die
anerkann=
teſten Vertreterinnen des Faches arbeiten. Eine Frau, die auf.
den Mann verzichtet, kann ihr Daſein wirklich hier angenehm
ver=
bringen.
mich einmal beglücken...
Roman von H. A. von Byern
Nachdruck verboten!)
Miß Atkinſon zerpflückte nachdenklich die Nelke.
„Ich ſtelle mir ſo einen nordiſchen Winter ſchrecklich vor!”
„Schrecklich iſt wohl ein bißchen zu viel geſagt. Es gibt
doch auch ſtille Freuden: Ein gutes Buch, Rundfunk,
Haus=
muſik und gemütliche Plauderſtündchen bei einer Handarbeit.”
Ach je!” Sie lachte hell auf: „Handarbeit! Nein, Herr
von Kreuth, ſo mittelalterlich ſind die Frauen von heute nicht
mehr!”
„Das kommt wohl ganz auf die Frauen an!” ſagte er kurz,
und zwiſchen ſeinen Brauen ſtand eine kleine, ſenkrechte Falte.
Droben, im Wipfel einer Eiche, rief ein Wildtauber: Du,
du, du! — Oh. nur du, du, du!” und der Pirol ſpottete: „Bier
hol! Mädel, Bier hol!”
Kuliſſenartig wich das Unterholz der Zierſträucher zurück,
gab den Blick frei auf ein umfriedetes Gehege. Dort äſten ein
Gabelbock und eine Ricke.
„Hans!!” rief Hanns=Joachim. Sofort warf der Bock auf,
kam in Stechſchritt näher, zögernd folgte das Schmalreh. Kreuth
hielt auf der flachen Hand ein paar Stückchen Zucker hin,
be=
hutſam nahm der Gabler den Leckerbiſſen, ſpielte mit den
Ge=
öhren und trollte dann zurück.
„Na, meine gute Mieke!‟ Der Darkehmer Gutsherr kraute
zärtlich den Hals der Ricke. „Die beiden Kerlchen habe ich mit
der Milchflaſche großgezogen, ein wildernder Polacke hatte die
Mütter in der Schlinge gefangen — na, die Quittung bekam
er dann mit Schrot Nr. 4 in die Rückengegend.”
„Sie haben ihn — erſchoſſen?”
„J. Gott bewahre, wo werd’ ich denn! Nur ſoin kleines
Andenken aus Kaliber 12: Dr. Hülſchmann hat dem Halunken
zweiunddreißig Schrote herausgepalkt, immer eines nach dem
anderen.”
„Und wenn der Menſch ſich nun einmal an Ihnen rächt?!"
„Das wird der Gute ſchön bleiben laſſen. Schon deshalb,
wveil natürlich auf ihn zuerſt der Verdacht fiele.”
Winifred hob das Näschen:
„Ich glaube, hier in Oſtpreußen iſt oft noch etwas
Wild=
weſt!”
„Mitunter, wenigſtens in der Nähe der Grenze. Aber doch
längſt nicht ſo arg wie in einer Großſtadt, dort ſchlagen ſich die
lieben Chriſtenleute am hellen, lichten Tage tot, und die Polizei
erwiſcht nur jeden fünften Schwerverbrecher, die anderen vier
wirken zum Segen der Menſchheit weiter.”
„Es ſind eben moraliſch Kranke . .
Mit einem Ruck blieb der Darkehmer ſtehen: „Meinen Sie?
Na — für dieſe Art Krankheit gibt es ein Univerſalheilmittel:
Fünfundzwanzig Hiebe auf den — — Rücken, aber nicht zu
knapp!”
In heißem, ehrlichen Zorn ſtand er vor ihr und ſah .. . ſah,
wie dieſes leere, geſchminkte Puppengeſichtchen lächelnd zu ihm
aufblickte.
„Oh, Herr von Kreuth, ich bewundere Sie, Sie ſind ſo
ſtark, ſo ..
Hanns=Joachim ſtrich ſich über die Stirn, ſpürte Verachtung,
Ekel — — das alſo war Winifred Atkinſon?
Nein, ſo erträumte er ſich ſeinen Lebenskameraden, ſeine
Weggefährtin nicht! Stark und ſtolz und frei mußte das
Mäd=
chen ſeiner Wahl, ſeiner Liebe neben ihm ſtehen — neben ihm,
nicht unter ihm!
Dunkel und Dämmerung wob in mattem Zwielicht zwiſchen
den Parkbäumen, ein Lichtpünktchen glomm auf, noch eines —
zwei Johanniskäferchen, die ſich ſuchten, fanden — erloſchen in
ſeliger Einheit.
Da lächelte der Darkehmer, ein weiches, befreiendes Lächeln.
— Allmutter Natur, auch mir wirſt du einſt die Stunde der
Erfüllung ſchenken — — auch mir!
Schweigend gingen die beiden nebeneinander her, bis
Wini=
fred lauſchend ſtehen blieb:
„Was iſt das?‟
Ein halblautes, ununterbrochenes Quarren klang durch den
ſinkenden Abend.
„Es ſind Röhlicken”, ſagte Hanns=Joachim. „Braune, grün
geſtreifte Waſſerfröſche. Die Hechte im Wallgraben haben zwar
mächtig unter der Bande aufgeräumt, aber die Quaker hocken zu
Tauſenden im Schilf, in allen Gräben und Tümpeln.
In der Veranda brannten ſchon farbige Lampions und
rotbeſchirmte Windlichter. Vier Augenpaare blickten neugierig
mit einer ſtummen Frage auf den Mann und das Mädchen.
Und dann eine leiſe, ganz leiſe Enttäuſchung: War nichts
Entſcheidendes geſchehen — — gar nichts?!
Kreuth ſchellte nach dem Diener:
„Die Bowle!”
Aha!” Graf Holm ſchmunzelte: „Der berühmte aſtpre—
ißiſche Maitrank!. Na, ich werde mich beherrſchen, ſonſt
ver=
ſchlafe ich das Aufſtehen.”
Hanns=Joachim ſchob den Stuhl zurück.
„Richtig, ich muß ja noch den Hilfsförſter anrufen — bitie
für ein paar Augenblicke um Entſchuldigung!” Naſch ging er
ins Haus trat in ſein Arbeitszimmer und griff nach dem Hörer
des Fernſprechers. Da lag ein Brief, weiche, runde
Schrift=
züge, eine Schrift wie geſtochen J. H. Frau Joſefa von Kreuth,
geb. Gräfin Rimpach‟ Der Darkehmer Gutsherr ſtutzte und
drehte das Schreiben um — kein Abſender, aber ein
Hochrelieſ=
wappen, drei Roſen über einer Lyra — — hm. irgendwo,
irgendwann mußte er das ſchon einmal geſehen haben. Na,
gleichgültig, er brauchte ja nur zu fragen.
Als Kreuth die Veranda wieder betrat, ſtand die mächtige,
ſilberne Bowle auf dem Tiſch, daneben zwei Kühler.
„So, nun kommt der große Moment, Miſter Atkinſon, regt
ſich nicht Ihr Gewiſſen?”
Der lachte, daß ſein ganzes, erfreulich maſſives Gebiß
ſicht=
bar wurde.
„Hier bin ich in Deutſchland, mit den Wölfen muß man
heulen ..."
„In dieſem Fall heult Pa ſehr gern”, erklärte Winifred
und ſah intereſſiert zu, wie Hanns=Joachim erſt zwei Flaſchen
Rheinwein, dann eine Flaſche Sekt in das bauchige Gefäß goß.
„Nun noch ein Liter Walderdbeeren, ein halbes Pfund
Zucker, Kognak können die Damen und Herren nach Belieben;
zuſetzen.”
Vom anderen Ufer des Wallgrabens her, dort wo der
Wieſenweg nach dem Dorfe führte, kam dreiſtimmiger, heller=
Mädchengeſang:
„Schatz, ach Schatz, zieh nicht ſo weit von hier!
Schatz, ach Schatz, zieh nicht ſo weit von mir!
Im Roſengarten.
Will ich deiner warten,
Im grünen Klee,
Im weißen Schnee ..
„Sehr hübſch!” ſagte Miß Winifred anerkennend. „Herr von
Kreuth — werden wir nachher tanzen?”
„Die Tanzmuſik beginnt erſt um elf Uhr,” erklärte Frau
Daiſy.
Graf Harbordt markierte diskret ein Gähnen:
„Da ich bald nach Mitternacht heraus muß, bitte ich
gehor=
ſamſt, daß mir die Damen Dispens erteilen. In ſpäteſtens einer
Stunde gehe ich in die Federn. Um Gottes willen — nicht ſo viel
Kognak, lieber Kreuth, ſonſt ſehe ich den Bock doppelt und ſchieße
den falſchen tot!”
Winifred zerdrückte den Reſt ihrer Zigarette im Aſchenbecher
und lehnte ſich zurück.
„Nun fehlt nur noch eines — Muſik!”
„Wenn Sie mit meinem ſtümperhaften Lautengeklimper
für=
lieb nehmen wollen?” fragte der Darkehmer lächelnd.
(Fortſetzung folgt)
Seite 10 — Nr. 60
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 1. März 1933
SAltbasdesgbe
2. T.-Gauſpieltag in Michelſtadk.
Der Gauſpieltag in Michelſtadt verlief in turneriſcher
Ein=
mütigkeit. Die Vereine hatten alle Vertreter geſchickt.
Gauſpiel=
wart Hoxn eröffnete die Tagung und begrüßte die Anweſenden.
Turner Schäfer (Gauwart für Volksturnen und Schwimmen)
ſprach für den TV. Michelſtadt den Willkomm. Aus dem
Jah=
resbericht des Gauſpielwarts ging hervor, daß 33. Vereine 58
„Spielmannſchaften beſitzen. 950 Spielerlaubniſſe wurden
ausge=
ſtellt. Spiele wurden ausgetragen: Freundſchaftsſpiele 365,
Pflichtſpiele 226. Werbeſpiele mit Gau=Auswahlmannſchaften der
Gaue Frankfurt und Main=Speſſart 6. Dem TV. Klein=
Umſtadt konnte ein hohes Loh gezollt werden, denn
er hatte keine Strafe und keine beſtraften Spieler.
Eindring=
lichſt forderte der Gauſpielwart zur ſtärkeren Beteiligung des
Fauſtballſpiels auf. Anſchließend gab Turnbruder Haas=Kirch=
Brombach über das Schiriweſen Auskunft und Turnbruder
Del=
tau=König gab Aufſchluß über die Berichterſtattung und die
Preſſe. Anſtände ſollen an den betreffenden Stellen vorgebracht
und auf Beſeitigung hingewirkt werden.
Nach der vorläufigen Klaſſeneinteilung ſpielen in der
Kreisklaſſe 7 Mannſchaften (Groß=Zimmern, Kirch=Brombach,
König, Groß=Umſtadt. Erbach, Lengfeld, Reinheim), in der
Mei=
ſterklaſſe 7 (Groß=Bieberau, Klein=Zimmern= Momart. Nieder=
Klingen, Schaafheim, Steinbuch und 2). in der A=Klaſſe 18
Mannſchaften, in der B= und C=Klaſſe der Reſt. Der
Gauſpiel=
ausſchuß wurde in ſeiner ſeitherigen Zuſammenſetzung bis auf
Geyer=Groß=Zimmern, der jetzt in Alzey bedienſtet iſt,
wieder=
gewählt. Für Turnbruder Geyer wählte die Verſammlung
Turn=
bruder Hofmann=Groß=Zimmern in den Ausſchuß. Auf Antrag
des TV. Spachbrücken wurde beſchloſſen, daß in Zukunft die
Schirigebühren ½ vom Platzverein und ½ von der
Gäſtemann=
ſchaft zu tragen ſind. Ueber die Beteiligung ganzer
Handball=
mannſchaften an den Waldläufen entſpann ſich eine langere
Aus=
ſprache, die ſich auch noch auf die Teilnahme der Spieler, am
übrigen Turnen erſtreckte. Geſchäftliche Mitteilungen beſchloſſen
den Gauſpieltag. — Wichtig: Alle An= und Abmeldungen von
Handballſpielen und alle Schiri=Angelegenheiten erledigt von
heute an Turnbruder Haas=Kirch=Brombach.
Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Spiele am Sonntag, dem 5. März 1933:
Lengfeld 1.—Reinheim 1. um 3 Uhr. Lengfeld 2.—
Rein=
heim 2. um 1.45 Uhr. Nieder=Klingen komb —Heubach 1. um
3 Uhr. Altheim 1.—Schlierbach 1. um 3 Uhr.
Gundernhau=
ten 1.—Tgſ. Beſſungen um 3 Uhr. Böllſtein 1.—Fränkiſch=
Crum=
bach 1. um 2.30 Uhr. Pfaffen=Beerfurth 1.—Steinbuch 2. um
2.30 Uhr. König 1.—Momart 1. um 2 Uhr.
Die alten Rivalen Lengfeld und Reinheim meſſen einmal
wieder ihre Kräfte. Bei den diesjährigen Pflichtſpielen gewann
Lengfeld das Vorſpiel 6:5, das Rückſpiel ging 2:2 aus. Wer
Sieger am Sonntag werden wird, iſt daher nicht vorauszuſagen.
Heubach dürfte gegen Nieder=Klingen in Nieder=Klingen kaum
zum Erfolg kommen, denn in Nieder=Klingen haben ſchon
er=
fahrene Mannſchaften verloren. Altheim wird Schlierbachs ſicher
Herr werden. Ob Gundernhauſen die Beſſunger packt? Im
Vor=
ſpiel mußten die Gundernhäuſer eine empfindliche Niederlage
einſtecken. König muß mit ſtarkem Erſatz antreten. Tor,
Ver=
teidigung und Sturm weiſen neue Leute auf.
Mitteldeutſchlands Handballelf.
Für das Handball=Pokalendſpiel der DSB. zwiſchen
Mittel=
deutſchland und Suddeutſchland am 12. März in Leipzig hat der
Mitteldeutſche Verband folgende Mannſchaft aufgeſtellt: Fiſcher
(Dresden); Seehaus (Weißenfels), Mordhorſt (Magdeburg);
ab mit einem fremden Ski und fremden Schuh weiter gelaufen,
bewältigte alſo den größten Teil des Weges mit ihm
ungewohn=
ten Material, was ſeine Leiſtung um ſo höher bewertet.
Das Ergebnis: Deutſcher Meiſter und Sieger über 50 Km.:
1. A. Lenze=Oberkochen 3:45,31 Stunden. 2. Darchinger=
München 3:48,05. 3. Guſtl Müller=Bayriſch=Zell 3:50 46. 4. Hagn=
Rottach 3:51,54. 5. Krebs=München 3:54,35. 6. Lang=Rottach
3:55,42. 7. Unteroffizier, Härtner=München 3:55,46 8. Jäger
Niccolay=Pfronten 3.:55,53. 9. Hölzner=Lindau Gebirgs=Jäger,
3:59 46 10. Heinle=Schelldorf 4:00,31. 11 Letzel=Breslau 4:01,07.
12. Völk=Landsberg. U.=Off., 4:01,27. 13. Freyſe=München 4:01,37.
14. W. Müller=Schaffhauſen 4:02,35. 15. Wörndle=Partenkirchen
4:04,45 16. A. Schneider=Neſſelwang und Erich Marx=
Fried=
richsroda je 4:04,52. 18. Sachſenbacher=Würzburg 4:06,17. 19.
Söhmiſch=Breslau 4:07,28. 20. Graf=Kempten 4:07,48.
Die neuen Ski=Reiſter.
(Burg).
Lenze=Oberkochen ſiegl im 50-Kilomeker-Dauerlauf.
Der Abſchluß der Deutſchen Ski=Meiſterſchaften.
Die Deutſchen Ski=Meiſterſchaften in Freudenſtadt=
Baiersbronn, die am Sonntag mit dem Sprunglauf auf
der Murgtalſchanze ihren Höhepunkt gefunden hatten, wurden am
Montag mit dem Marathonlauf der Skiſportler, dem 50=
Kilo=
meter Dauerlauf, abgeſchloſſen. Dem Schwäbiſchen
Schnee=
lauf=Bund war hier der zweite große Erfolg beſchieden.
Nach=
dem er mit Max Fiſcher=Wangen in der Kombination den
Sie=
ger ſtellte, war im 50=Kilometer=Dauerlauf der Oberkochener
Lenze mit knapp drei Minuten Vorſprung vor der Bayern
Darchinger=München, Guſtl. Müller=Bayriſch=Zell, Hagn=Rottach
und Krebs=München ſiegreich.
Die erſten 10 Kilometer wurden von der Spitzengruppe in
etwa einer Stunde zurückgelegt. Der Titelverteidiger Erich
Marx=Friedrichsroda hatte die Führung, dann folgten Hagn=
Rottach, Guſtl Müller=Bayriſch=Zell, Darchinger=München ſowie
A. Lenze=Oberkochen, die dem Thüringer hart auf den Ferſen
waren. Auf dem Schliffkopf kam Lenze in außerordentlich
fri=
ſchem Zuſtande an, dagegen zeigte Guſtl Müller anſcheinend
Er=
müdungserſcheinungen. Bei 40 Kilometern hatte ſich eine deutliche
Spitzengruppe herausgeſchält, die von Lenze und Darchinger
an=
geführt wurde, gefolgt von Hagn und Müller. Die Spitzengruppe
hatte die 40 Kilometer in etwa 3:10 bis 3:15 Stunden
durch=
laufen. Als erſter Läufer erreichte der Pfrontener Jäger
Nicco=
lay das Ziel. Nach einer Minute Abſtand folgte Hagn=Rottach,
doch ſchon als Dritter und damit als Sieger lief der
Oberkoche=
ner Lenze, der an 34. Stelle geſtartet war, mit 1½ Minuten
Ab=
ſtand hinter Hagn durch das Ziel. Die übrigen Läufer folgten
dann in geringen Abſtänden. Darchinger war vom 4. Kilometer
Im Winterſport ſind mit wenigen Ausnahmen alle großen
Entſcheidungen gefallen und der Höhepunkt iſt bereits überſchritten.
Im In= und Auslande ſtehen faſt alle Meiſter feſt. Die größte
Prüfung, die FJS.=Rennen in Innsbruck, ergab in den
zu=
ſammengeſetzten Läufen folgende Sieger und inoffizielle
Weltmei=
ſter: Abfahrt und Slalom: Anton Seelos=Seefeld, Lang= und
Sprunglauf: Erikſſon=Schweden, 50=Kilometer=Dauerlauf:
Saarinen=Finnland, 40=Kilometer=Staffellauf: Schweden.
Deutſcher Skimeiſter wurde bei den ſoeben im
Schwarz=
wald beendeten Prüfungen der junge Schwabe Max Fiſcher,
den 50=Kilometer=Dauerlauf gewann ſein, engerer Landsmann
Karl Lenze und die Staffelmeiſterſchaft holte ſich erneut der
Bayriſche Skiverband.
In den einzelnen Landesverbänden des DSV. kamen
zu Meiſterehren: Allgäu: Hans Baumann=Reutte, Bayern: Willi
Bogner=Traunſtein, Franken: Gottfried, Reiſinger=Biſchofsgrün,
Harz: Richard Jurt=Braunlage, Mitteldeutſchland: M.
Brink=
mann=Kaſſel, Norddeutſchland: Hermann Kaßler=Berlin,
Oſt=
deutſchland: Geredes=Danzig. Sachſen: Ewald Scherbaum=
Aſch=
berg, Sauerland: Wahle=Winterberg, Schleſien: W. Möhwald=
Spindlermühle, Schwaben: F. Gaiſer=Baiersbronn. Thüringen:
Max Kröckel=Neuhaus.
Im Ausland gab es bei den bisher durchgeführten
Ent=
ſcheidungen folgende Titelträger: Deutſchböhmen: Rudolf
Bur=
kert=Polaun. Oeſterreich: Hans Hauſer=Salzburg, Ungarn: O.
Maruſarcz=Polen, Schweiz: Walter Prager=Davos, Frankreich:
R. Berthet, Italien: Menardi, Jugoſlawien: Simunek=Tſchechei,
Norwegen: Olaf Lian, Vereinigte Staaten: Morriſſon.
Das internationale Berliner Hallen=Handballturnier gewann
der Polizei=SV. Berlin mit 6:5 gegen den Berliner SV. 92, der
vorher den Wiener AC. mit 4:2 ausgeſchaltet hatte.
Mit 8:3 (5:2) ſiegte die weſtdeutſche Studenten=
Hockeymann=
ſchaft in Köln über die holländiſche Studenten=Ländermannſchaft.
Kanadas Eishockey=Vertretung beſiegte zum Abſchluß der
Weltmeiſterſchaften in Prag eine Europa=Mannſchaft mit 2:0
(1:0, 1:0, 0:0).
Bei den ſüddeutſchen Endſpielen der Abteilung 1 ſpielt am
5. März Kaiſerslautern gegen Waldhof und Fürth gegen
Mün=
chen 60.
Möller und Sawall vertreten die deutſchen Intereſſen bei der
internationalen Wintermeiſterſchaft der Dauerfahrer, die am
kommenden Sonntag in Paris durchgeführt wird.
Die Amateur=Boxmeiſterſchaften des ſüdweſtdeutſchen
Ver=
bandes kommen am 19. März in Wiesbaden zur Durchführung.
die Titelkämpfe von Bayern finden am Tage vorher in Nürnberg
ſtatt.
Sporklikerakur.
Hygiene des Skilaufes. Ein kurzgefaßter Leitfaden zu einer
ſelbſt=
verſtändlich=natürlichen Körperpflege. Von Alois Koſch.
Taſchenformat, 38 Seiten. Steif geheftet 0,60 RM. Bergverlag
Rudolf Rother, München 19.
Für den Skifahrer iſt es wichtig, gewiſſe hygieniſche
Grund=
regeln zu beachten, ſo vor allem in Kleidung und Körperpflege
ſowie in der Koſt. Das Buch von Koſch ſtellt alle einſchlägigen
Fragen überſichtlich zuſammen, begleitet von guten, aus der
Er=
fahrung geſchöpften Ratſchlägen. Sehr angenehm beſonders für
Selbſtverſorger auf Hütten ſind die dem Buch beigefügten
Tabel=
len über die Kalorienwerte und Vitamingehalte der wichtigſten
Lebensmittel.
Weiterbericht.
Unſere Wetterlage ſteht immer noch unter dem Einfluß der
aus dem Hochdruckgebiet ausfließenden kontinentalen Luft, ſo daß
vorerſt keine weſentliche Aenderung eintritt.
Ausſichten für Mittwoch, den 1. März: Weiterhin Nachtfroſt.
tagsüber milder, dunſtig und wolkig mit Aufheiterung,
trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 2. März: Im weſentlichen noch
Fortdauer der Wetterlage.
Haupiſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
Ansland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Bohmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantle der Rückſendung nicht übernommen.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar fe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
27. Februar 1933
17. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 M. 395602
4 Gewinne zu 5000 M. 182243 283047
16 Gewinne zu 3000 M. 13658 86943 131580 143925 190128 363532
381956 396671
48 Gewinne zu 2000 M. 6412 13602 22217 35745 42316 44313 121421
142410 163858 173717 194089 2081 18 221313 224354 227848 287640
293661 319581 324555 329075 331345 347319 370074 373219
106 Gewinne zu 1000 M. 16430 21031 24820 28103 32961 34772
42771 43739 45652 50200 52380 55217 63080 73295 80408 88247
98065 113035 117833 132821 138974 143589 148535 158802 159778
171725 178612 180247 180635 188450 188676 202374 212238 212868
232594 236280 239802 246220 246243 257958 266230 568098 268881
271624 276013 290719 291157 298021 374441 390457 394314 394780
398208
188 Gewinne zu 500 M. 21119 22634 24756 25764 39526 42593
42884 51762 66357 70665 74621 79233 82458 90512 91906 92428
94556 95356 99674 100571 108057 107989 110878 116040 117788
128928 132358 132839 139005 139494 142919 143240 143260 145081
153767 154141 162626 187442 175776 177008 178666 178856 188100
197528 201782 203648 204072 210834 214347 217426 222295 224781
226744 229041 231636 232632 233765 245718 246601 248101 251433
252186 270493 271178 271520 275427 581406 284380 287921 289620
290677 297023 298286 306368 306498 316845 321952 328535 328004
329209 334801 335475 339284 345788 358020 364152 364346 371400
374560 375808 384222 384582 387148 394640
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 200000 m. 121427
2 Gewinne zu 10000 M. 96691
4 Gewinne zu 5000 M. 324464 362816
18 Gewinne zu 3000 M. 18663 81100 94645 96717 180259 220979
253822 258727 265359
46 Gewinne zu 2000 M. 68302 71590 120202 121651 129642 140740
143009 156259 161096 168015 173127 199641 227028 231601 267979
279786 280938 30 1944 322553 339124 341947 348074 3506881
76 Gewinne zu 1000 M. 3528 4333 11524 38849 43943 46962 107957
110201 112744 117264 122839 157270 157914 163828 166740 176139
178763 192189 192505 205322 209860 217494 233353 278569 284941
298699 298834 306092 310465 318824 339322 341959 363263 3706500
376837 378834 379781 396546
156 Gewinne zu 600 M. 1186 8024 12286 13069 14078 22038 22753
24803 25756 45848 60363 83210 87004 91542 96838 98862 168072
128058 134035 136128 137783 139996 148844 151405 154681 164803
161079 164082 168935 172845 186382 187824 188112 191403 195803
196552 200661 205107 210321 211262 213635 218312 220007 223159
224782 225660 230386 235579 238577 244980 245049 248527 260141
265412 266310 271663 273915 279967 283075 287916 285992 296955
304629 312996 317171 319073 328488 332180 342669 354433 358147
358169 360365 366538 368395 382962 396317 397342
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Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 1. März
10.20: Schulfunk: Die Schleier fallen. Bilder aus der neuen Türkei.
15.15: Stunde der Jugend. „Der Mann, der ſein Haus verſorgte‟,
Ein Jungenſpiel.
16.15: Schulkinder als Gäſte der Stadt. Ein Hörbericht aus der
ſtädt. Schulkinderſpeiſung zu Frankfurt a. M.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: H. Lingor
(Tenor). Werke von Mendelsſohn, Flotow, Rubinſtei.
18.25: Pfarrer René Wallau: Vereinigungsbeſtrebungen der Kirchen.
18.50: Zeitfunk.
19.20: Stirb und Werde. Beſinnliches zum Aſchermittwoch.
20.00; Konzert des Rundfunk=Orcheſters. Werke von Kreutzer,
Lort=
zing, Humperdinck u. a.
21.00: Dichter die wir kennen ſollten. Eine Folge von Geſprächen
von Georg von der Vring.
21.25: Kammermuſik v. Joh. Brahms. Ausf.: Prof. W. Rehberg
(Klavier). Das Wendling=Quartett.
22.10: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.35: Nachtmuſik des Rundfunk=Orcheſters. Werke von Mozart,
Beethoven, Schubert, Mendelsſohn=Bartholdy. Leitung: R.
Merten. Soliſt: F. Griem (Klavier).
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 1. März
10.10: Hamburg: Schulfunk: Vierlande. Hamburgs Gemüſelieferank.
1L30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
14.45: Jugendbühne: Der Fiſcher und ſeine Frau frei nach Grimm)
von Otto Wollmann.
15.45: Aus Karl Benno von Mechows Reiterroman: Das
Aben=
teuer.
16.00: Dr. Tänzler: Was die deutſche Studentenſchaft bewegt.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.10: Oberſt a. D. v. Oertzen: Welche Wehrſyſteme gibt es und
nach welchen Merkmalen ſind ſie zu beurteilen?
17.30: Dr. Volland: Ermäßigung und Erlaß von Reichsſteuern.
18.00: Tägliches Hauskonzert: Virtuoſe Violinmuſik,
18.25: Zeitdienſt.
18.40: Obermg. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
19.00: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Das Gedicht.
A44
19.35: Claudio Arrau ſpielt
20.15: Berlin: Schlageter. Drama von Hanns Johſt. *
21.45: Königsberg: Reichswehrmuſikabend. Wehrkreiskommando T..
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Frankfurt: Nachtmuſik des Funkorcheſters.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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rachtzeitig dogegen anzugehen, um einen Zusammenbruch zu
ver-
hüten. Größte medizinische Forscher erklären die Hormonthergpie
als wirksamste Behandlung dieser Störungen, hervorgerufen durch
mangelhafte Funktion der Hormondrösen. Der große Erfolg des
be-
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bote unter G 218 an die Geſchäftsſt. (*
Denkſcheift des Einzelhandels.
Zinanzielles Ergebnis der Zahlungseinſtellungen im Einzelhandel von 1928 bis 1931.
Ein Bild der Geſchäftsenkwicklung.
Die Hauptgemeinſchaft des Einzelhandels hat unter
Verwer=
tung des für dieſen Zweck vom Statiſtiſchen Reichsamt
ausgear=
beiteten Materials eine Denkſchrift fertiggeſtellt, die die
Zah=
lungseinſtellungen im Einzelhandel in den Jahren 1928 bis 1931
(teilweiſe 1932) — auch nach Branchen aufgegliedert —
unter=
ſucht. Die Arbeit gibt ein Bild über die Geſchäftsentwicklung des
Einzelhandels und ermöglicht Rückſchlüſſe auf ſeine
Kreditverhält=
niſſe und Kreditfähigkeit. Aus der Denkſchrift ergibt ſich, daß im
unterſuchten Zeitraum rund 40 000 Einzelhandelsbetriebe die
Zah=
lungen einſtellen mußten. Der Geſamtverluſt in den
Zahlungs=
einſtellungen in den vier Jahren (1928—32) beträgt etwa 1,2
Milliarden RM. Berückſichtigt man, daß auch in normalen
Kon=
junkturzeiten der Verluſt aus Inſolvenzen im Einzelhandel
jähr=
lich etwa 170 bis 180 Mill. RM. betrug, ſo ergibt ſich alſo ein
zuſätzlicher, durch die Kriſe bedingter Geſamtverluſt von 300 bis
350 Mill. RM. durch Inſolvenzen im Einzelhandel. Dieſer
Zuſatz=
verluſt verteilt ſich faſt nur auf die beiden letzten, der Unterſuchung
zugrundegelegten eigentlichen Kriſenjahre. Die Denkſchrift
ergib=
ferner, daß die Zahl der eröffneten Konkurſe im Einzelhandel
ſchon zu Beginn des Jahres 1932 zurückgeht, während die
Ver=
gleichsverfahren noch bis in die zweite Hälfte des Jahres 1932
anſteigen, um dann ebenfalls abzuſinken. Im Gegenſatz zu ihnen
haben die mangels Maſſe abgelehnten Konkurſe aber auch im
Ver=
lauf des Jahres 1932 noch um 11 Prozent gegenüber dem Jahre
1931 zugenommen. Die Befriedigung der Konkursgläubiger iſt
nach dieſer Denkſchrift im Einzelhandel günſtiger als im
Durch=
ſchnitt der übrigen Wirtſchaftsgruppen. Die Verwertbarkeit der
Konkursmaſſe war verhältnismäßig hoch, die Abwicklung der
Kon=
kursverfahren kurz (infolgedeſſen Maſſekoſten und Maſſeſchulden
gering). Dieſe Erſcheinung wird einmal mit dem verhältnismäßig
„großen Markt” der Einzelhandelskonkursmaſſe erklärt, ferner mit
der vorwiegend klein= und mittelbetrieblichen Struktur dieſer
Wirtſchaftsgruppe. Die Deckungsquote der nicht bevorrechtigten
Forderungen bei Betrieben mit einer Schuldenmaſſe unter 20 000
RM. betrug für die 1931. beendeten Konkursverfahren
durch=
ſchnittlich 14,7 Prozent bei Betrieben mit einer Schuldenmaſſe
von 20 000—500 000 RM. im Durchſchnitt 10—13,2 Prozent, ſinkt
aber bei Betrieben von über 500 000 RM. Schuldenmaſſe auf ca
1 Prozent ab. Der Vergleich der in den verſchiedenen
Größen=
klaſſen erzielten Deckungsquote zeigt im allgemeinen, daß je kleiner
das Unternehmen, um ſo größer die realiſierbare Quote iſt,
Kre=
ditpolitiſch iſt dieſes Ergebnis überhaupt wichtig: Es zeigt, daß
beſonders die von der Hauptgemeinſchaft ſtets geforderte ſtärkere
Einſtellung unſeres Kreditapparates auf Klein= und Mittelbetriebe
auch rein ökonomiſch vorteilhafter iſt.
Wirtſchafliche Rundſchau.
Die Reichsinderziffer für die Lebenshaltungskoſten im
Fe=
bruar 1933. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten
(Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und
„ſonſtiger Bedarf”) iſt im Durchſchnitt des Monats Februar 1933
um 0,4 v. H. auf 116,9 (gegenüber 117,4 im Vormonat)
zurück=
gegangen. Es haben nachgegeben die Indexziffern für Ernährung
um 0,7 v. H. auf 106,5, Bekleidung um 0,4 v. H. auf 111,6,
ſon=
ſtigen Bedarf” um 0,2 v. H. auf 162,3. Die Indexziffer für
Woh=
nung iſt mit 121,4, die Indexziffer für Heizung und Beleuchtung
mit 136,7 unverändert geblieben. Innerhalb der Gruppe
Ernäh=
rung ſind hauptſächlich die Preiſe für Eier, Butter, Milch und
Brot zurückgegangen, während die Preiſe für Kartoffeln und
Ge=
müſe angezogen haben.
Continentale Gummiwerke A.=G., Hannover. Nach
Infor=
mationen iſt auch bei der Conti Gummi A.=G., Hannover, 1932 der
Abſatz ſtärker zurückgegangen. Der Erlös wurde beeinträchtigt
durch die Preisermäßigungen, die teils geſetzlicher Grundlage
ent=
ſprangen und teils in der bekannten Lage am Reifenmarkt
begrün=
det waren. Auch das Auslandsgeſchäft hat eine Minderung und
Abſchreibungsbedarf erfahren. Nach Informationen iſt für das
abgelaufene Geſchäftsjahr mit einer Dividendenkürzung von 8 auf
6 Prozent zu rechnen. Wenn auch die Bilanzſitzung erſt in einigen
Wochen ſtattfindet, ſo iſt dieſe 2prozentige Dividendenkürzung als
ſicher anzunehmen.
Verlängerung Baſalt=Union G. m. b. H., Bonn. In der unter
dem Vorſitz des Landeshauptmanns der Rheinprovinz, ſchon ſeit
Jahren beſtehenden Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen der Baſalt=Union
G. m. b. H. und den Abnehmern fand die zu Jahresanfang übliche
Beſprechung ſtatt, wobei volle Uebereinſtimmung in der
Beurtei=
lung der immer noch äußerſt ſchwierigen Lage der weſtdeutſchen
Baſaltinduſtrie feſtgeſtellt wurde. Hinſichtlich der Preisgeſtaltung
wurde eine Einigung erzielt. Die Baſalt=Union G m b. H. hat
nunmehr auch die Regelung des Abſatzes nach Holland in ihren
Tätigkeitsbereich einbezogen und in einem Abkommen mit den
belgiſchen Lieferanten und den holländiſchen Abnehmern eine die
verſchiedenen Intereſſen berückſichtigende Regelung getroffen. Der
Geſellſchaftsvertrag der Baſalt=Union G. m. b. H. iſt verlängert
worden.
Siemens u. Halske A.=G. In der Generalverſammlung gab
nach der Rede des Aufſichtsratsvorſitzenden Karl Friedrich v.
Sie=
mens die Verwaltung Auskunft auf einige Anfragen. Die
Ab=
ſchreibungen und Rückſtellungen auf Beteiligungen ſeien dadurch
erforderlich geworden, daß einige Geſellſchaften mit Verluſten
ab=
ſchloſſen. Es befänden ſich unter dieſen keinerlei weſensfremde
Be=
teiligungen. Die in der Bilanz ausgewieſenen Wertpapierpoſten
beſtänden faſt ausſchließlich aus feſtverzinslichen Papieren. Eine
höhere Dividende als die vorgeſchlagene von 7 Prozent käme nicht
in Frage. Schon die Feſtſetzung der Dividende in dieſer doch
immerhin noch erfreulichen Höhe ſei erſt nach ernſthaften
Ueber=
legungen erfolgt. Mit Rückſicht auf die Aktionäre habe man aber
von einer weiteren Kürzung ſchließlich Abſtand genommen. Die
durch die Aufſichtsrats=Novelle nötigen Satzungsänderungen
wur=
den ebenſo wie der Abſchluß einſtimmig genehmigt. Vertreten
waren 73,87 Mill. RM. Stammaktien und 6,5 Mill. RM.
Vor=
zugsaktien. Der Aufſichtsrat wurde in ſeiner alten
Zuſammen=
ſetzung wiedergewählt.
Schweizeriſche Konperſionsanleihe. Der Bundesrat hat
be=
ſchloſſen, für die teilweiſe Konverſion der per 31. 3. 1933 zur
Rück=
zahlung gekündigten 4½ Prozent dritten eidgenöſſiſchen
Mobili=
ſationsanleihe von 1915, von der noch 86 854 000 Franken im
Um=
lauf ſind, eine 8½ Prozent Anleihe von 75 Mill. aufzunehmen
zum Kurſe von 98½ Prozent plus 0,60 Prozent eidgenöſſiſchem
Stempel. Barzeichnungen können nicht berückſichtigt werden. Die
Anleihe wird in den erſten Tagen des März aufgelegt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der Aktienindex des Statiſtiſchen Reichsamtes ſtellt ſich für
die Woche vom 20. bis 25. Februar auf 64,89 gegen 65.79 in der
Vorwoche, während das Kursniveau der 6prozentigen Renten auf
80,29 gegen 80,51 Prozent zurückging.
Im Januar 1933 wurden im Saargebiet 121 399 Tonnen
Roh=
eiſen gegen 122 397 Tonnen im Dezember und 112 200 Tonnen im
Januar 1932 erzeugt. Die Rohſtahlgewinnung belief ſich auf
124 600 bzw. 134 438 bzw. 110 763 Tonnen. Ein gedämpfter
Hoch=
ofen wurde wieder in Betrieb genommen, ſo daß jetzt 18 Einheiten
von insgeſamt 30 arbeiten.
Die Generalverſammlung der Schweizeriſchen Geſellſchaft für
elektriſche Induſtrie, Baſel, erledigte ohne Diskuſſion die
Jahres=
geſchäfte. Aus dem Reingewinn von 3 339 680 Franken werden
7 Prozent Dividende ausgeſchüttet und 539 680 Franken
vorge=
tragen. Dr. Carl Wiedemann wurde neu in den Aufſichtsrat
ge=
wählt.
Der Londoner Goldpreis betrug am 28. Februar 1933 für eine
Unze Feingold 121/2 8 — 87,5429 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 46,7472 d — 2,81457 RM. Zu dieſem Preiſe wurden
42 000 Lſt. Gold nach dem Kontinent verkauft. Die Bank von
England hat ihren Barrengoldbeſtand erneut um 1643 585 Lſt.
erhöht.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Unternehmungsluſt an der Berliner Börſe hat,
ſo=
weit dies überhaupt noch möglich war, eine weitere Schrumpfung
erfahren. Den Hauptgeſprächsſtoff bildete natürlich die im
Zu=
ſammenhang mit dem Brand des Reichstagsgebäudes
eingetre=
tene innerpolitiſche Spannung. Damit mahnten aber auch die
Nachrichten aus den USA. zur Zurückhaltung. Wenngleich die
Bankenkriſe jetzt zu einem gewiſſen Abſchluß gekommen zu ſein
ſcheint, dürften doch die Nachwirkungen, die auch geſtern zu
ſpü=
ren waren, noch weitere Störungsmomente darſtellen. Die
An=
fangsnotierungen lagen zumeiſt um Bruchteile eines Prozentes
niedriger. Darüber hinaus verloren BMW., Schubert u. Salzer,
Bauwerte, Reichsbank, Gelſenkirchen, die Kaliwerte des
Salzdet=
furth=Konzerns, Chem. Heyden, Conti=Gummi, Elektr.
Lieferun=
gen, Lahmeyer und Siemens 1 bis 2 Prozent. Harpener, Ilſe
Genüſſe, Rhein. Braunkohlen, Akkumulatorenfabrik und RWE.
waren ſogar bis zu 2½ Prozent gedrückt. Allerdings war das
Angebot auch bei dieſen Werten nur klein. Die Ausführungen
auf der Siemens=Generalverſammlung blieben ohne Wirkung auf
die Kursgeſtaltung. Kleine Beſſerungen waren nur ganz
verein=
zelt feſtzuſtellen. Stolberger Zink lagen auf die proviſoriſche
Ver=
längerung des internationalen Zinkkartells 1½ Prozent höher,
und Chade waren um 1,75 RM. erholt. Im Verlauf ergaben ſich
bei geringſten Umſätzen weiter kleine Abbröckelungen, die nur
ſelten bis zu 1 Prozent betrugen. JG. Farben zeigten
widerſtands=
fähige Veranlagung. Dt. Anleihen bröckelten ab, Altbeſitz
ver=
loren ½ Prozent. Reichsſchuldbuchforderungen und die übrigen
feſtverzinslichen Werte hatten ebenfalls Verluſte bis zu 4
Pro=
zent aufzuweiſen. Von Ausländern waren Oeſterreichiſche
Staats=
jente von 1914 ſowie Bosnier bis zu 9 Prozent befeſtigt. Der
Berliner Geldmarkt war am geſtrigen Ultimo nicht übermäßig
ſtark angeſpannt, Tagesgeld gleich Geld über Ultimo bedang an
der unteren Grenze 4½ Prozent, Privatdiskonten weiter etwas
ungeboten, in Reichswechſeln per 24. Mai und
Reichsſchatzanwei=
lungen per 16. Oktober waren die Umſätze ſehr gering.
An der Frankfurter Börſe wurde die Brandſtiftung im
Reichstag allgemein diskutiert. Man befürchtet jedoch nicht
wei=
tere größere Ausſchreitungen radikaler Elemente. Die
Banken=
kriſe in USA., bei der inzwiſchen 50 Banken in Ohio und 20
Ban=
ken in Indiang ihre Schalter geſchloſſen haben, wurde gleichfalls
ſtark beachtet, im Zuſammenhang mit den ungeheuerlichen
Ent=
hüllungen über die Finanzpolitik führender Finanzleute
Ameri=
kas. Wenn auch bei kleinem Geſchäft das Kursniveau ſich etwas
befeſtigt, ſo iſt doch trotz aller ungünſtigen Nachrichten darauf
hin=
zuweiſen, daß die techniſche Situation der Börſe geſund iſt, da die
Spekulation nennenswerte Engagements nicht unterhält und auch
das Publikum wie bisher an ſeinem Beſitze feſthält. Zumal ja auch
direkte Auswirkungen der amerikaniſchen Kriſe in Deutſchland
nicht zu befürchten ſind. An den Aktienmärkten eröffneten JG.
Farben /8 Prozent niedriger und blieben im Verlaufe ſo
behaup=
tet. Von ſonſtigen Chemiewerten waren Deutſche Erdöl ”
Scheide=
anſtalt 1 Prozent ſchwächer. Montanaktien vernachläſſigt aber
gleichfalls niedriger, ſo verloren Stahlverein ½ Phönix ½,
Rhein=
ſtahl 1½, Mannesmann ½ Prozent. Kaliaktien bis 2 Prozent
gedrückt. Transportwerte gaben durchſchnittlich ½ Prozent nach,
Von Induſtrieobligationen lagen Stahlbonds ebenfalls ½
Pro=
zent niedriger. Tagesgeld noch geſucht bei 4½ Prozent. Am
Deviſenmarkt lag die deutſche Mark weiter feſt und wurde in
Amerika mit 23,95½ bewertet, was einem Berliner Dollarkurs von
4,17½ entſprechen würde. London=Kabel nannte man 3,42½. Im
ſpäteren Verlaufe der Börſe blieb das Geſchäft klein bei zunächſt
behaupteten Kurſen.
Die Abendbörſe war auf Grund des Berliner Vorkommniſſes
bei ſtärkſter Zurückhaltung faſt geſchäftslos. Die Kurſe lagen auf
Baſis der leicht abgeſchwächten Mittagskurſe behauptet. Conti
Gummi, die infolge des zu erwartenden Dividendenrückganges um
2 Prozent mittags über 6 Prozent verloren, waren, wieder ½
Prozent höher geſucht. JG. Farben waren gut behauptet. Von
Montanwerten waren Gelſenkirchen ½, Mannesmann ¼ Prozent
höher, dagegen Rheinſtahl 8, Stahlverein ¼ Prozent niedriger.
Am Elektromarkt jagen Siemens und Schuckert unverändert,
AEG. ½ Prozent höher. Der Rentenmarkt verzeichnete etwas
ſchwächere Kurſe.
Verlängerung des inkernakionalen Zinkkarkells
bis Mikke Juli. — Rückgang der Vorräke.
Das Internationale Zinkkartell konnte ſoeben endgültig
rück=
wirkend vom 1. Januar (nicht vom 1. Februar, wie es bisher
immer hieß) bis Mitte Juli 1933 verlängert werden. Bis zu dem
ſieuen Termin der nächſten Kartellſitzung Mitte Juli ſollen die
Vorbereitungen für eine langfriſtige weitere Kartellverlängerung
getroffen werden. Die Grundlagen der jetzigen
Vertragserneue=
rung ſind die gleichen, wie ſie ſeit Anfang Januar in Kraft ſind,
alſo u. a. die 45prozentige Produktionsgrundlage, das
Produk=
tionsüberſchreitungsrecht gegen Zahlung einer Strafe uſw. Wie
wir weiter erfahren, hat ſich die Marktſituation beſonders
bezüg=
lich des Vorratsabbaues in der letzten Zeit günſtig entwickelt.
Nach den ſoeben zuſammengeſtellten neuen Ziffern hat ſich der
VVorratsſtock der dem Kartell angeſchloſſenen Produktion von
147 300 Tonnen Ende Dezember auf jetzt (per Mitte Februar)
141 500 Tonnen ohne die Außenſeiter in Jugoſlawien,
Tſchechoſlo=
wakei und Italien, die an ſich nur wenige tauſend Tonnen
her=
ſtellen, vermindert. Man rechnet, daß dieſe Tatſache auch auf die
Preiſe günſtig einwirkt. Wenn man auch in der nächſten Zeit eine
nach wie vor vorſichtige Produktionspolitik betreiben wird, ſo wird
bei gegebenen anhaltenden günſtigen weiteren Entwicklungen bei
der langfriſtigen Kartellverlängerung ab Juli 1933 vielleicht doch
eine Erhöhung der jetzigen Produktionsbaſis von 45 Prozent
ein=
treten.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 28. Februar ſtellten ſich für
Kupfer: März 36,75 (37), April 37 (37.50), Mai 37.50 (37 75),
Juni 37.75 (38.25), Juli 38 (38,50), Auguſt 38.25 (38.75). Sept.
38.,50 (39) Oktober 39 (39.25), November 39 25 (39.50) Dezember
39.50 (39.75), Januar 39.75 (40) Tendenz: ſtetig. — Für Blei:
März 14 (14.50), April und Mai 14 (14,75), Juni 14.25 (15),
Juli 14.50 (15.25) Auguſt 14.50 (15.50), September 14.50 (15.75),
Oktober 14.,75 (16) November 15 (16.25), Dezember 15 (16.50),
Januar 15.50 (16.50). Tendenz; ruhig. — Für Zink: März
19.50 (19.75), April 19.75 (20), Mai 20 (20.25), Juni 20.25 (20.50),
Juli 20.25 (20.75) Auguſt 20.50 (21), September 20.75 (21.25),
Oktober 20.75 (21.50) November 21 (21.75). Dezember 21.25 (22),
Januar 21.75 (22). Tendenz: feſt. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Produkkenmärkke.
Berliner Produktenbericht vom 28. Februar. Am
Produkten=
markte geſtaltete ſich das Geſchäft infolge der allgemeinen
Zurück=
haltung heute ſehr ſchleppend. Das Inlandsangebot von Weizen
war verſchiedentlich ſtärker, die Gebote lauteten am Promptmarkte
1.50 bis 2 00 RM. niedriger, und auch im Lieferungsgeſchäft traten
Preisabſchläge in etwa gleichem Ausmaße ein, obwohl die
Staat=
liche Geſellſchaft als Käufer auftrat. Die ſchwierigeren
Unter=
bringungsmöglichkeiten für Weizenexportſcheine beeinflußten
natur=
gemäß auch das Preisniveau. Roggen war verhältnismäßig
beſ=
ſer gehalten, die Umſatztätigkeit blieb aber gleichfalls gering.
Wei=
zen= und Roggenmehle haben bei unveränderten Forderungen
klei=
nes Bedarfsgeſchäft. Hafer war in prompter Ware bei kleinem
Angebot beſſer gehalten als am Lieferungsmarkt. Gerſte weiter
ruhig.
1. Weinheimer Schweinemarkt. Zugeführt waren 358 Tiere,
verkauft wurden 314 Stück, und zwar Milchſchweine das Stück zu
9,00—17,00 RM., Läufer das Stück zu 18,00—23,00 RM.
Markt=
verlauf: gut.
Friedberger Pferdemarkt. Zum geſtrigen Friedberger
Pferde=
markt waren 174 Pferde und 92 Fohlen aufgetrieben. Das
Ge=
ſchäft zeigte lebhafte Tendenz. Mit dem Markt ſelbſt war, wie
üblich eine Prämiierung des beſten Pferdematerials verbunden.
Die Wetterauer Pferdezüchter ſchnitten hierbei, wieder
hervor=
ragend ab. Die Arbeitsgemeinſchaft für Verkehrswerbung nahm
den Frühjahrspferdemarkt zum Anlaß, einen größeren
Karnevals=
zug zuſammenzuſtellen. Unter ſtärkſtem Andrang der
Bevölke=
rung aus der ganzen Wetterau paſſierte dieſer originelle Zug, der
aus einer großen Anzahl Wagen und Gruppen beſtand, geſtern
mittag die Straßen der Stadt. Ein von Obe=ſtiendirektor
Wil=
helm Philipp flott geſchriebener Schwank. Kleider machen Leute‟
fand bei einer Fremdenſitzung der Erſten Friedberger
Carnevals=
geſellſchaft begeiſterte Aufnahme.
Berliner Kursbericht
vom 28. Februar 1933
Deviſenmarkt
vom 28. Februar 1933
Berl. Handels=Gei.
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ſto0 Kronen
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100 Lire
100 Franes
s,
4a.35
12.465
3.057
170.33
64.29
n6.32
2.48
0.833
4.209
59. 12
ſ1.52
6.605
Riit
6.386
4a.55
112.385
2.o6s
170.S7
74,02
64.41
75.46
19.47
0.53
4.217
59.24
2u.58
iseisl
Schweiz
Spanien
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Japan
Rio de Janetro
Zugoſlawten
Portugal
Athen.
Iſtambu
Kairo
Kanado
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Ssland
Tallinn Eſtl.
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Frankfurter Kursbericht vom 28. Februar 1933.
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1. 4. 35 ..
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Hyp.=Bk.=Liguid.
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w
881,
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W
25.25
79.25
80"
84.5
76
9a=.
81.5
74
68.25
64
65
60.5
65
A1s
7.ns
86.5
78,75
Wie
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.,
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
R.12
68 Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
60 Naſſ. Landesbk.
5½2%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
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Dr. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz):.
Berl. Hyp. Bi.
5½%., Liqu.=Pfbr.
% Frkf. Hyp.=Bk.
%0 Lia. Pfbr.
„ Goldoblig.
2 Frkl. Pfbr.=Bk.
Lig.=Pfbr.
82 Mein,Hyp.=Bi.
12% Lig. Pfbr..
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3% Mainkrw, b 26
84
74
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84
86el,
61"
81.5
84
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33.5
88.25
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27
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85
87.5
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1914
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42 Stockholm
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Zellſto
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66I.
76
98el.
Ls
6.9‟
10.5
31
s0
Rrk
R
4
419.5
5o
128.5
56.5
125
Mn c
Daimler=Benz
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457
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33
108.7
24.5
Re
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25.75
57
29
84
42
102
21.5
76
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43.75
185
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20.5
8‟
217
67.5
581.
25
Aac
33,75
202
9
C.
42.25
160.5
33.5
24.7
69.75
135.5
143
69
34
We ga
Boigt & Haeffner
Wahß & Freytag.
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20
52.25
120‟
97
61.5
59.5
79.75
127
35
40.25
72.5
947),
16.75
41.25
J203
20
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[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 60
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der größten Schlager, dessen Melodien
die Welt singt und liebt, schrieb
die Musik
Die Schlager des Films:
Wenn ich Sonntags in mein Kinogeh‟",
„Uns kann keiner”,
Wenn Du nicht kommst, dann
haben die Rosen umsonst geblüht‟.
Dazu das tönende Beiprogramm.
Ein außergewöhnliches Filmwerk aus
den Schweizer Bergen.
Ber doldene
Sletscher
Nach einer wahren Begebenheit.)
Regie: Anton Kuttner.
Außer Gustav Diessl, dem einzigen
Berufsschauspieler unter den
Dar-
stellern und Beny Führer, dem
bekann-
ten Skifahrer, wirken nur schlichte
Bergbauein aus dem Löfschental in
Hauptrollen mit. (V.3008
Dazu das bekannt gute Beiprogramm.
Jngendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
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Vielseitigen Wünschen entsprechend
noch einige Tage!
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der Held der 1000 Sensationen
Das Schißß
ohne Hafen
O
(Das Gespensterschiff).
Eine geheimnisvolle, spannungsreiche
Geschichte aus den Geheimakten der
Küstenpolizei eines Welthatens.
Dazu das reichhaltige Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Schloßkeller, niesandersir. 5
Ab Mittwoch, den 1. März gastiert das
Original Ungarische Damen-Orchester
8 Solistinnen! Wickulay 8 Solistinnen!
Nachm. : Hausfrauen-Nachmittag.
Konzert: Täglich nachmittags ab 16.50 Uhr
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über Organisation und Ziele der Schule.
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(3035
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Donnerstag, den 2. März, abends 8.15 Uhr
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Erwachſ.), i. Küche u.
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der Bevölkerung Dar=
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Separate
ſeith, in verantw.=/Geiſtliche Aiwenaſſe
zu Darmſtadt.
Die Separate Geiſtliche Witwenkaſſe zu
Darmſtadt wird nach Beſchluß des Con=
19. Ohäuſſell, ventes vom 31. 8, 32 aufgelöſt. Die
An=
ſpruchsberechtigten, derenAdreſſen bekannt
ſonen= oder Liefer= ſind, haben bereits die 1. Rate erhalten
wag. Ang. u. G. 214 und werden demnächſt von dem
Schluß=
a. d. Geſchäftsſt. (*ergebnis benachrichtigt.
Alle, die ſich ſonſt berechtigt glauben,
noch Anſprüche an die genannte Kaſſe zu
haben, werden hierdurch aufgefordert, ſich
bis zum 1. April 1933 bei dem
unter=
zeichneten Rechner zu melden unter
Nach=
weis ihrer Berechtigung, da eine
Berück=
ſichtigung ſpäter geſtellter Anſprüche
(3031
ausgeſchloſſen iſt.
Darmſtadt, den 28. Februar 1933.
Für die Separate Geiſtliche
Witwenkaſſe Darmſtadt:
Der Rechner:
Der Vorſitzende:
Axt,
Kiſſinger.
Darmſtadt, Wittmannſtr. 5
Mahnung.
Das Schulgeld für den Monat
Fe=
bruar 1933 für die hieſigen höheren
Schulen, ſowie die ſtädt. Maſchinenbau=,
Gewerbe=, Handels= und
Haushaltungs=
ſchulen iſt bei Meidung der Beitreibung
und Koſtenberechnung bis zum 10. März
1933 an die unterzeichnete Kaſſe zu zahlen.
Darmſtadt, den 1. März 1933.
Stadtkaſſe.
st. 3026)
Rheinſand=Lieferung.
Die Lieferung von Rheinſand (350 cbm
frei Abgangsſtation und 700 chm frei
Verwendungsſtelle) ſoll vergeben
wer=
den. Lieferungsbedingungen liegen bei
dem unterzeichneten Amt, Zimmer 6,
während der Dienſtſtunden zur Einſicht
offen. Auch werden dort die
Angebot=
ſcheine abgegeben.
Angebote ſind bis Montag, 13. März
I. J., 11 Uhr, bei unterzeichneter Stelle
(St. 3017
einzureichen.
Darmſtadt, den 28. Februar 1933.
Städtiſches Tiefbauamt.
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am 3. März 1933.
Am 3. März I. J. findet wieder eine
Schweine=Zwiſchenzählung ſtatt, mit der
gleichzeitig die Erhebung der Anzahl
der nicht beſchaupflichtigen
Hausſchlach=
tungen in der Zeit vom 1. Dezember
1932 bis 28. Februar 1933 verbunden iſt.
Wer vorſätzlich die Angaben, zu denen
er bei dieſer Zählung — durch
beſon=
dere Zähler — aufgefordert wird, nicht
erſtattet, oder wer wiſſentlich unrichtige
oder unvollſtändige Angaben macht,
wird mit Gefängnis bis zu 6 Monaten
oder mit Geldſtrafe beſtraft. Auch kann
Vieh, deſſen Vorhandenſein
verſchwie=
gen worden iſt, im Urteil für dem
Staate verfallen erklärt werden.
Darmſtadt, den 1. März 1933.
Bürgermeiſterei. (St.3016
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 1 Aktenmappe mit
Porte=
monnaie, 1 ſilberner Bierzipfel, eine
Bernſtein=Halskette. 1 Doublé=Ring m.
rotem Stein, 1 Hundeleine, 1 Violine
mit Futteral, 1 Schachtel Schokolade,
2 Damenhandtaſchen mit Inhalt, ein
Doublé=Armband. 1 Poeſie=Buch, ein
Schild mit der Aufſchrift: „Aufſtellen
von Fahrrädern verboten” 1 ſchwarzer
weicher Hut, 1 grüner Herrenrock, zwei
Bund Schlüſſel. — Zugeflogen: Ein
Kanarienvogel.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet waren.
Intereſſenten können dieſe
Fundgegen=
ſtände während, der Dienſtſtunden auf
Zimmer Nr. 11 beſichtigen.