Darmstädter Tagblatt 1933


13. Februar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 44
Montag, den 13. Februar 1933.
196. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strel uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der Anzeigene
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Konlurs oder gerſchticher Beitreiſbung ſäll jeder
Nabatt weg. Banfkſonto Deutſche Bank und Darm=
ſädter
und Nationalbank.

Aeue Mier fM Sinpland Steblang.

Arbeiksminiſter Seldke für enge Zuſammenarbeit zwiſchen Reich und Ländern zugunſten der Randſiedler
und des Handwerks. 40 Mill. RM. bereitgeſtell.

Günftige Erfahrungen
bei der vorſtädkiſchen Kleinſiedlung.
Berlin, 12. Februar.
In den letzten Tagen fanden im Reichsarbeitsminiſterium
eine Reihe von Beſprechungen über die weitere Durchführung
der vorſtädtiſchen Kleinſiedlung ſtatt. Die Beſprechung mit den
Vertretern der Reichsreſſorts und der Länder leitete der Reichs=
arbeitsminiſter
Franz Seldte ſelbſt ein. Er begrüßte in herz=
lichen
Worten die Ländervertreter und betonte, daß er be=
fonderen
Wert aufein gutes und erſprießliches
Zuſammenarbeiten mit den Ländern lege. Er denke
nicht daran, alles von Berlin aus nur zentral regeln zu wollen.
Was die Stadtrandſiedlung anlange, ſo ſetze er ſich
für dieſe ein, da er von ihrem Wert und ihrer Bedeutung für
die Allgemeinheit überzeugt ſei. Vor allem gebe man damit
vieken Menſchen wieder Boden unter die Füße
und bringe ſie der Erde wieder näher. Aus dieſem Grund habe
er, der Reichsarbeitsminiſter, ſich auch für die Zurverfügung=
ſtellung
von weiteren Mitteln für die vorſtädtifche Kleinfiedlung
eingeſetzt. Es ſei gelungen zu erreichen, daß die Reichsregierung
nunmehr den Betrag von 40 Millionen RM. aus dem
Arbeitsbeſchaffungsprogramm endgültig zur Verfügung geſtellt
habe. Der Miniſter bat weiter, daß die Stadtrandſied=
lung
und der Arbeitsdienſt in nahen Beziehungen ge=
halten
und die Kriegsopfer beſonders berückſichtigt werden.
Auf keinen Fall dürften dabei die berechtigten Intereſſen des
Handwerks beeinträchtigt werden.
In der darauf folgenden Ausſprache wurde von allen
Ländern übereinſtimmend zum Ausdruck ge=
bracht
, daß man der Reichsregierung dankbar für die Bereit=
ſtellung
der Mittel zur Fortführung der Stadtrandſiedlung ſei.
Die Erfahrungen, die mit dieſer Siedlung gemacht worden
ſeien, ſeien durchweg günſtig. Sodann wurde in die
Einzelberatungen über den Entwurf der vom Reichsarbeits=
miniſterium
ausgearbeiteten neuen Richtlinien eingetreten. Mit
der Veröffentlichung der neuen Richtlinien iſt demnächſt zu
rechnen.
Die preußiſche Volksſchule wird geſäuberk.
CNB. Hannover, 12. Februar.
Auf einer großen Wahlkundgebung der NSDAP. hielt
Reichskommiſſar Ruſt eine Rede über die kulturellen und er=
zieheriſchen
Aufgaben des Natioalſozialismus.
Der Reichskommiſſar betonte, daß der ſeeliſche und geiſtige
Wiederaufbau des deutſchen Volkes von Grund auf neu begon=
nen
werden müſſe. Die Volksſchule müſſe von allen
Nichtdeutſchen gereinigt werden, und er gebe
als preußiſcher Kultusminiſter die Verſiche=
rung
, daß er alles das, was dort nicht hinein=
gehöre
und undeutſch ſei, geſetzmäßig abſchnei=
den
werde mit aller Brutalität der Pflicht.
Schon in den nächſten Wochen ſeien Verfügungen
zu erwarten, die über den neuen Willen keinen
Zweifel mehr laſſen würden.
In den Volksſchulen ſei in erſter Linie die Volkstugend zu
lehren. Weiter werde eine genaue Ueberprüfung des
Unterrichtsſtoffes durchgefühert werden. Die ver=
ſchiedenen
Formen der höheren Schulen könnten an ſich be=
ſtehen
bleiben, doch komme es darauf an, ihnen allen den rech=
ten
Geiſt zu geben. Auch die Hochſchulen müßten ſich
bewußt ſein, daß ſie ſich vom Volk ernähren müſſen. Es dürfe nie
vergeſſen werden, daß Profeſſoren und Studenten gemeinſame
Kämpfer der Wiſſenſchaft ſeien, die auf dem Boden der gemein=
ſamen
Beziehungen an dem Wiederaufſtieg Deutſchlands und des
deutſchen Volkes mitarbeiten müſſen. Der letzte große Sinn des
Nationalſozialismus ſei die freiwillige Unterwerfung unter das
allgemeine Wohl des deutſchen Volkes.
Eniſchließung der deutſchnakionalen Reichskags=
frakkion
.
Berlin, 12. Februar.
Im Rahmen des deutſchnationalen Parteitages in Berlin
traten am Sonntag vormittag der Parteivorſtand und am Nach=
mittag
die Parteivertretung der DNVP. im Reichstag zu einer
Sitzung zuſammen. Im Anſchluß an ein ausführliches Referat
des Parteiführers Dr. Hugenberg fand eine Ausſprache ſtatt, in
der folgende Entſchließung angenommen wurde:
Die Parteivertretung, der Deutſchnationalen Volkspartei
daukt dem Parteiführer Dr. Hugenberg und ſeinen engeren Mit=
arbeitern
für die in den letzten Wochen geleiſtete verantwortungs=
volle
Arbeit. Der Parteiführer hat mit der ihm eigenen Zähig=
keit
au dem Gedanken des Zuſammenſchluſſes der nationalen
Gront in Deutſchland feſtgehalten, und in der entſcheidenden Mi=
wirkung
bei der Bildung der mit Begeiſterung in allen Gauen
unſeres Vaterlandes begrüßten Regierung einen großen hiſto=
riſchen
Erfolg errungen. Die Parteivertretung billigt alle vom
Parteiführer gefaßten Beſchlüſſe. Sie begrüßt mit beſonderer
Zuſtimmung das Bündnis, das er mit den Herren von Papen
und Seldte auf der Liſte: Kampffront Schwarz=Weiß=Rot ge=
ſchloſſen
hat. Sie iſt ſich bewußt, welche Verantwortung der
Parteiführer mit der Uebernahme der geſamten wirtſchaftlichen
Miniſterien übernommen hat. Treue Gefolgſchaft und kampfes=
freudiger
Einſatz aller Gliederungen der Partei ſollen ihme
danken und ihm den Rückhalt geben, deſſen er für ſeine ſchwere
und verantwortungsvolle Arbeit bedarf.
Die Parteivertretung nahm zum Schluß eine Reihe von
Zuwahlen zum Parteivorſtand vor. Neue Mitglieder des Partei=
vorſt
,ns tpurden Landesgerichtsdirektor Gräf (Thür), Di.

Poensgen, Führer der Arbeitsgemeinſchaft Rheinland=Weſtfalen
der DNVP., und Major a. D. Borch, Geſchäftsführer der preu=
ßiſchen
Landtagsfraktion.
Im Rahmen des deutſchnationalen Parteitages fand am
Sonntag ein Jugendappell ſtatt, an dem weit über 1000 Unifor=
mierte
teilnahmen.
Die Blukkat in Bensheim.
Ueber die Vorgeſchichte der politiſchen Bluttat am Samstag
nachmittag in Bensheim wird von ſeiten der Polizei noch mit=
geteilt
: Am Samstag fand um 15 Uhr eine kommuniſtiſche Kund=
gebung
in Auerbach und um 17 Uhr eine Kundgebung der Kom=
muniſten
und der Eiſernen Front in Bensheim ſtatt. Beide Kund=
gebungen
verliefen unter polizeilicher Sicherung reibungslos.
Gegen 17 Uhr kam es in Auerbach vor dem Lokal der NSDAP.
zu einer Schlägerei, die jedoch infolge des raſchen Eingreifens
eines nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten harmlos verlief. Etwa
15 bis 20 beteiligte Bensheimer Kommuniſten wurden nach
Bensheim zurückgejagt. Auf dem Wege dorthin begegneten ihnen
in der Nähe des Sportplatzes vier Nationalſozialiſten. Als dieſe
beſchimpft wurden, entſtand eine Auseinanderſetzung, bei der die

Nationalſozialiſten auf die fliehenden Kommuniſten 30 bis 40
Schüſſe abgaben. Dabei erhielt ein Unbeteiligter einen Ober=
ſchenkelſchuß
und ein vermutlicher Kommuniſt einen Ferſenſchuß.
Ein Reichsbannermann, der nach Angabe der Nationalſozialiſten
gleichfalls geſchoſſen haben ſoll, wurde feſtgenommen, ebenſo ein
SA.=Mann, der als Schütze einwandfrei ermittelt iſt. Nach die=
ſem
Zuſammenſtoß hatte der Bensheimer SS.=Führer die Rei=
chenbacher
SS. alarmiert. Von ihr kamen 5 Mann mit Rädern
nach Bensheim. In der Nähe des Ritterplatzes wurden ſie von
politiſchen Gegnern überfallen und zwei zu Boden geſchlagen. Der
SS.=Mann Heinrich Arnold gab einige Schüſſe ab, die den unbe=
teiligten
22jährigen Joſef May, der auf dem Wege zur Poſt
war, in die Bruſt trafen. May war ſofort tot. Arnold iſt flüch=
tig
gegangen.

Sonntag gegen 3,30 Uhr wurde der 25jährige Dreher Krucke
aus Bochum bei einem Zuſammenſtoß mit zwei Polizei=
leutnanten
durch einen Halsſchuß getötet. Der Polizeileutnant,
der den Schuß abgab, will in Notwehr gehandelt haben.
Am Sonntag gegen 12 Uhr wurde in Dortmund=Aſſeln der
Kommuniſt Bernekau von einem Nationalſozialiſten erſtochen.
Der Täter iſt noch unbekannt.
Anläßlich eines Propagandamarſches der NSDAP. durch
die Straßen Eislebens wurden die Teilnehmer plötzlich aus
dem Haus Buchhandlung Klaſſenkampf im Breiten Weg von
Kommuniſten beſchoſſen. Die Polizei, SA. und SS. griffen
ſofort zur Gegenwehr. Es entſtand ein Feuergefecht, in dem,
etwa 60 bis 80 Schüſſe abgegeben wurden. Nach den bisherigen
Feſtſtellungen iſt ein SS.=Mann aus Halle erſchoſſen
worden. 16 Schwerverletzte, zum größten Teil ſollen es Kom=
muniſten
ſein, ſind ins Krankenhaus eingeliefert worden.

Dar Meumtitcener Marafttoshe.
Unkerſuchung der Urſache noch im Gange. Explofion des Gasbehälters infolge Knallgaſes. Noch immer
brennende Teeranlagen. Energiſche Aufräumungsarbeifen.

Wie entſtand das Anglück?
Das Gewerbeaufſichtsamt berichkel.
Saarbrücken, 12. Februar.
Nach den vom Gewerbeaufſichtsamt Saarbrücken bisher ange=
ſtellten
Ermittelungen ſteht über den Hergang der Exploſion etwa
folgendes feſt:
Etwa um 18 Uhr erfolgte eine ſchwache Exploſion, die durch
Knall vernehmbar war. Zeugen bekunden übereinſtimmend, eine
ſehr hohe lodernde Flamme vor dem Gaſometer geſehen zu haben.
Etwa 5 Minuten nach dem erſten ſchwachen Knall folgte die
ſchwere Exploſion des Gaſometers. Dieſer hatte zur Zeit der Ex=
ploſion
einen Inhalt von etwa 10000 Kubikmeter. Wie ſich aus
dem Befund ergibt, liegt der kolbenartige im Gaſometer befind=
liche
Deckel unten. Das beweiſt, daß die Exploſion oberhalb die=
ſes
Deckels entſtanden ſein muß. Im anderen Falle, wäre er in
die Luft geſchleudert worden. Danach ſcheint die Exploſion ſich ſo
entwickelt zu haben, daß ſich zunächſt aus bisher noch nicht geklärter
Urſache vor dem Gaſometer Gasluft entzündete. Die ſo entſtan=
dene
Flamme bewirkte eine teilweiſe Erwärmung des Gaſometer=
mantels
und dadurch eine Verwerfung, die ihrerſeits einen Gas=
austritt
zwiſchen Mantel und dem Deckel des Gaſometers ermög=
lichte
. Dieſes ausſtrömende Gas miſchte ſich mit der über dem
Deckel befindlichen Luft und bildete das Knallgasgemiſch, das
einige Zeit ſpäter explodierte. Bezüglich der Beantwortung der
Frage nach der Urſache der erſten Entzündung, die von ausſchlag=
gebender
Bedeutung für die Erklärung des Unglücks überhaupt iſt,
iſt die Unterſuchung noch nicht abgeſchloſſen.
Weiterführung des Neunkirchener Hütkenwerks.
Die Hüttenleitung gab heute abend vor Vertretern der Preſſe
Erklärungen ab über die Folgen, die die Exploſion auf die Wei=
terführung
des Betriebs ausführen werde. Generaldirektor Teghart
ſagte, man werde zum Wiederaufbau der geſamten
Anlagen etwa dreiviertel Jahre nötig haben. Im
Eiſenwerk könnten die Arbeiten in etwa zehn Ta=
gen
wieder aufgenommen werden. Allerdings in der
Wäſcherei, der Kokerei und in den Stätten für Nebenprodukte
könne dies noch nicht geſchehen. Dagegen würde der Hochofen=
betrieb
aufrechterhalten werden dadurch, daß man ihn
beſchränkt weiterführe. Das Walzwerk und das Stahl=
werk
dagegen könnten in etwa zehn Tagen den normalen Be=
trieb
wieder aufnehmen. Die Urſache des Unglücks ſei nach wie
vor in völliges Dunkel gehüllt.
Die Kommuniſten haben ein Flugblatt herausgegeben, in dem
zum Generalſtreik aufgefordert wird.
Die Aufräumungsarbeiten
ſchreiten trotz fieberhafter Arbeit nur langſam vorwärts.
Die Teerreinigungsanlagen brennen immer noch.
Rieſige Rauchſchwaden ſteigen unausgeſetzt in die Höhe. Trotz
aller Vorkehrungsmaßnahmen befürchtet man auch noch eine Ex=
ploſion
der unterirdiſchen Benzolbehälter. In einer zweiten Be=
ſprechung
mit der Preſſe, konnten von der Hüttendirektion über
dieſen Punkt noch keine näheren Angaben gemacht werden.
Weiter wird mitgeteilt, daß zu dem von dem Eiſenwerk Neun=
kirchen
bereitgeſtellten Betrag von 5000 Franken weitere 300 000
Franken kommen. Die Regierungskommiſſion des Saargebietes
hat zur Linderung der Not 500 000 Franken überwieſen. Die Höhe
des Schadens läßt ſich noch nicht annähernd angeben. Die Be=
erdigung
der Opfer ſoll am Dienstag ſtattfinden.

Neunkirchen iſt von einer ungeheuer großen Zahl Fremder
aus der näheren und weiteren Umgebung ſowie aus dem Aus=
lande
überſchwemmt. Journaliſten aller Sprachen beſuchen die
Unglücksſtätte. Die Geſchäfte ſind geſchloſſen. Die Landjäger
haben Mühe, den ungeheuren Verkehr auf den Straßen zu regeln.
Die Bevölkerung macht ſich ſchon jetzt wieder daran, die Schä=
den
zu reparieren. Die Läden der Geſchäfte ſind mit Brettern zu=
genagelt
, um Diebereien zu verhindern. Die Häuſer in der
Saarbrücker Straße, die zur Unglücksſtätte führt, ſind vollkommen
gekäumt, da weiterhin Einſturzgefahr beſteht. Der
Regenerator, der noch die ganze Nacht und den Tag über brannte,
iſt in den ſpäten Nachmittagsſtunden erloſchen. Er bietet jedoch
in ſeiner tiefen Lage eine dauernde Gefahr. Dauernd brechen aus
den noch ſtehenden Benzoltanks Stichflammen empor
und erzeugen immer wieder eine neue Panik unter den Bergungs=
mannſchaften
. Die früheren Bewohner der zerſtörten Häuſer ſind
damit beſchäftigt, den letzten Hausrat zu bergen. Man hat im
Laufe des Tages noch mehrere Tote geborgen.
Die amtliche Berluſtliſte von Neunkirchen.
Die Geſamtzahl der Todesopfer von Neunkirchen beträgt
nach amtlichen Feſtſtellungen 54. Die Zahl der Vermißten wird
mit 9 angegeben. In den Krankenhäuſern befinden ſich noch
etwa 150 Schwerverletzte.
Gasexploſion bei Reichenhall. Niemand verletzl.
Reichenhall, 11. Februar.
Im Zollerſchen Eiſenwerk Hammerau explodierte heute abend
kurz nach 18 Uhr mit donnerähnlichem Knall die Gasanlage. Zwei
Generatoren von 10 Meter Höhe wurden in Stücke geriſſen, durch
die das ganze Gebäude demoliert wurde. Es entſtand ein Brand,
der aber durch das raſche Eingreifen der Feuerwehr ſoweit ein=
gedämmt
werden konnte, daß die übrigen Fabrikanlagen geſchützt
wurden. Da die Belegſchaft um 18 Uhr das Werk verlaſſen hatte,
iſt glücklicherweiſe niemand zu Schaden gekommen. Nur durch die
Eiſenſtücke iſt größerer Schaden in der näheren UUmgebung des
Werkes angerichtet. Die Urſache der Exploſion iſt noch nicht ge=
klärt
.

Vom Tage.

Von japaniſcher amtlicher Stelle wird mitgeteilt, die Regie=
rung
habe in ihrer Antwort an den Völkerbund unter Bezug=
nahme
auf die Stellungnahme des Neunzehner=Ausſchuſſes aus=
drücklich
erklärt, Japan habe die Mandſchurei de jure anerkannt
und denke nicht daran, ſeine Stellungnahme in dieſer Frage zu
ändern. Die Beſchlüſſe des Neunzehner=Ausſchuſſes über die
Mandſchurei hätten daher ſür die japaniſche Regierung keine
Bedeutung.
Sonntag nachmittag fand, im Gewandhaus in Anweſenheit
des Reichskanzlers Adolf Hitler und mehrerer Reichsminiſter die
Richard=Wagner=Gedächtnisfeier, der Stadt Leipzig ſtatt, wobei
Oberbürgermeiſter Goerdeler und Prof. Max v. Schillings Reden
hielten.
Am Sonntag, dem 11. Jahrestag, der Krönung des Papſtes
Pius Xl., zelebrierte, der Apoſtoliſche Nuntius Orſenigo in der
Berliner Hedwigs=Kathedrale in Gegenwart des Vizekanzlers
v. Papen, des Diplomatiſchen Korps und zahlreicher Vertreter des
öffentlichen Lebens ein feierliches Pontifikalamt.
Anläßlich der 50. Wiederkehr des Todetages Richard Wag=
ners
hat der Bayreuther Stadtrat eine Reihe von Beſchlüſſen ge=
faßt
, die der Ehrung des Meiſters und ſeines Werkes dienen. Der
Oberbürgermeiſter von Bayreuth hat eine Botſchaft an alle Welt
ausgeſandt, in der er auf die Bedeutung Wagners hinweiſt und
der Dankbarkeit der Stadt Ausdruck verleibt.
Der Berliner Polizeipräſident hat am Samstag mit ſofortiger
Wirkung das kommuniſtiſche Blatt die Rote Fahne bis ein=
ſchließlich
25. Februar 1933 verboten.

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Seite 2 Nr. 44

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 13. Februar 1933

Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 13. Februar 1933

Evangeliſcher Bund. Der nächſte Beſprechungsabend,
zu dem alle Mitglieder eingeladen ſind, wird am nächſten Don=
nerstag
abend um 8 Uhr im Konfirmandenſaal im Schloß ab=
gehalten
. Nachdem in der letzten Verſammlung der evangeliſche
Staatsgedanke erarbeitet wurde, wird diesmal der Begriff
deutſcher Staat beſprochen werden. Der Weiheabend des
kommenden Samstags mit Hildebrants einzigartiger deklama=
toriſcher
Kunſt und Steinmüllers erſchütternden Feuerrufen
in Deutſchlands Nacht iſt nach den Zeitungsberichten
von auswärts ein eignes Erlebnis. Neben den mancherlei Ver=
anſtaltungen
in unſerer Stadt in dieſer Zeit wird dieſer Abend
eine eigene Note haben, ſo daß es mancher bereuen würde, der
ihn verſäumt hat. Der Vorverkauf hat in der Buchhandlung
Waitz (Eliſabethenſtraße), Carius (Schulſtraße) ſowie Muſik=
Arnold am Weißen Turm begonnen. Der Abend ſelbſt findet in
der Otto=Berndt=Halle ſtatt. Herr Rechtsanwalt Dr. Dingeldey,
deſſen muſikaliſche Kunſt ja auch beſtens bekannt iſt, hat die Be=
gleitung
übernommen. In einem Bericht leſen wir: Stein=
müllers
viſionäre, gleichnishafte Art verträgt nur einen Mittler
wie Hildebrant, der die innere Kraft hat, ſich völlig in dieſes
Werk der plaſtiſchen Weſenheit, der anklagenden Geſte, des leiſen
Grauens, der anſchauenden Stille des triumphierenden Glau=
bens
zu verſenken, ohne je in ein falſches Pathos, einen einzigen
falſchen oder unwahrhaften Ton zu verfallen. Jenes Unſagbare,
Schwingende kommt in Hildebrants Wiedergabe zum Ausdruck,
mit den vorbeifliegenden Tönen, Worten und Bildern, das die
Menſchen unſerer Tage aus Büchern nicht mehr zu erleſen ver=
mögen"
.
Alt=Darmſtadt Verein für Ortsgeſchichte und Heimat=
kunde
. Nächſte Veranſtaltung Donnerstag abend 8.30 Uhr
im Fürſtenſaal. Auf vielſeitigen Wunſch: Vortrag von
Herrn Philipp Weber über Alte Darmſtädter Origi=
nale
mit Lichtbilderrorführung. Gäſte ſind durch Mitglieder
einzuführen.
Revue=Gaſtſpiel im Orpheum. Auf ſeiner Tournee durch
Süddeutſchland iſt es gelungen, das Enſemble des Berliner Cen=
tral
=Theaters mit der Prunkrevue Das geht auch ohne ! ab
Donnerstag, den 16. Februar, für ein kurzes Gaſtſpiel zu gewin=
nen
. Dieſe Berliner Revue mit ihren rund 30 Mitwirkenden und
prunkvoller Ausſtattung erinnert an die großen Revuen. In der
jetzigen Faſchingszeit dürfte das Gaſtſpiel beſonders Intereſſe fin=
den
. (Siehe Anzeige.)
Sonderfahrt nach Neunkirchen. Die Heſſ. Autobus=Verkehrs=
Geſellſchaft. Darmſtadt, Luiſenplatz 1, teilt in Ergänzung der ge=
ſtrigen
Anzeige mit, daß auch am Dienstag, den 14. Februar, eine
Tagesfahrt an die Unglücksſtelle in Neunkirchen erfolgt. (Näh.
ſiehe Anzeige.)
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus
Dienstag.
14. Februau Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. 4 13
Der Richter von Zalamea. Pr. 0 504.50 Mk. In Gießen: Der Roſenkavalier
Mirtwoch
15 Februar Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr.
Preiſe 0.502 Mk.
Drittes Volkskonzert. Ju Straßburg: Roſe Bernd. Donnerstag,
16. Februar Anf. 191 End. g. 23½ Uhr, Dſt. Volksb. F, Gr. 14
Preiſe 0.605 Mk.
Maria Stuart. Kleines Haus Mittwoch,
15. Februar 20221 Uhr.
Pr. 0.60 u. 0.90 Mk.
Der Glasſchrank. Donnerstag,
16. Februar Anf. 19½, Ende n. 22½ Uhr. Zuſ.=M. III.8
Preiſe 0.804,50 Mk.
Der Wildſchütz.

3. Volkskonzert (Richard=Wagner=Gedächtnis=Feier). Unter
Leitung von K. M. Zwißler ſpielt das Landestheaterorcheſter
in dem am Mittwoch, den 15. Februar, ſtattfindenden dritten
Volkskonzert, das zum 50. Todestag Richard Wagners nur
Werke des Meiſters bringt die Rienzi=Ouvertüre,
Trauermuſik beim Tode Siegfrieds aus der Götterdäm=
merung
, das Siegfried=Idyll und das Vorſpiel zu
Triſtan und Iſolde. Selten wird das Albumblatt
geſpielt, das von Otto Drumm zu Gehör gebracht wird. Jo=
hannes
Biſchoff ſingt den Abſchied Wotans aus der Wal=
küre
und Elſa Kment den unvergleichlich ſchönen Liebes=
tod
aus Triſtan und Jſolde. Inger Karen ſingt fünf Lieder
nach Dichtungen für Mathilde Weſendonck: Dr. Heinrich Allme=
roth
das Gebet aus Rienzi

Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Sonntag, den 12. Februar.
Parſifal
Ein Bühnenweihfeſtſpiel von Richard Wagner.
Die Wahl des heutigen Tages wird gerechtfertigt durch die
morgige 50. Wiederkehr von Richard Wagners Todestag. Sonſt
wäre freilich der Karnevalmonat am wenigſten geeignet für ein
Werk, das mehr als andere die ernſteſte Sammlung zur Voraus=
ſetzung
hat. Es gehört in die Karwoche. Auch zur Vorbereitung
des wie kaum ein anderes anſpruchsvollen Werkes, insbeſondere
der Chöre, kann Zeit und Stimmung mitten im Spielplan kaum
gefunden werden.
Ueber unſere Inſzenierung iſt ſchon oft berichtet worden, daß
ſie weder dem Stoff, noch der Muſik, noch der Ethik des Werks
entſpricht. Um ſo befriedigender iſt es, daß wir für die Haupt=
rollen
gute Kräfte und in K. M. Zwißler einen muſikaliſchen
Leiter von Ernſt, Verſtändnis und richtiger Einſtellung beſitzen.
Als Parſifal, in einer ſeiner beſten Rollen, Joachim Satt=
ler
wegen Krankſeins nicht zu hören, war ſehr bedauerlich.
Sein Vertreter, Joſef Witt aus Köln, iſt uns als ein
ungewöhnlicher Stolzing noch in beſter Erinnerung. Auch heute
beherrſchte er ſeine Aufgabe mit überlegener Sicherheit. Mängel
an äußerer Erſcheinung, und der doch im Ganzen zu kleinen
Stimme, werden ausgeglichen durch die Intelligenz, das Tem=
perament
, die feine Muſikalität einer hochgebildeten, intereſſanten
Perſönlichkeit und die kultivierte Art, wie er ſeine feingeſchlif=
fene
, helle Stimme zu führen weiß.
Ein ausgezeichneter Gurnemanz iſt Theo Herrmann. Er
wächſt von Jahr zu Jahr und zeigte, wie durch Ausreifen und
ernſte Konzentration eine beglückende Steigerung der künſt=
leriſchen
Leiſtung erreicht wird. Auch der Amfortas des Joh.
Drath hat gegen das Vorjahr gewonnen. Der in fortſchreiten=
der
Aufwärtsbewegung befindliche rege und begabte Künſtler
hat ſich dem rechten Ausdrucksſtil um Vieles genähert. Die
Kundry ſang Inger Karen zum erſtenmal. Sie geht damit
vermöge der ihr zu Gebote ſtehnden Höhe ins hochdramatiſche
Gebiet. Es war zu erwarten, daß der begabten, intelligenten
Künſtlerin die Rolle gut liegt, und die ſchnelle dramatiſche Ent=
wicklung
des zweiten Aktes durch die packende Kraft ihres
zündenden Temperaments beſonders wirkſam ſein würde. So
war es denn auch. Eine Leiſtung jetzt ſchon von Format, die
noch ausbaufähig iſt zu größerer, wenn ſie ſo ernſt und innerlich
ausgereift ſein wird, wie ſie angeſetzt iſt. Für die drei Schreie
ſei beſonderer Dank geſagt.
Den Klingſor ſang Heinrich Kuhn, den Titurel H.
Schlüter. Als Ritter und Knappen wirkten mit: C. Th. Ritz=
haupt
, H. Gchlüter, Eugen Vogt, Carl Walther,
S. Heilman Grete Bertholdt. Als Chorführerinnen
die Damen: Sufanne Heilmann, M. v. Spengler, Erna
von Georgi, Charlotte Krauß, Regina Harre. Die
Knabenchöre klangen tonrein und rhythmiſch ſauber, aber ohne
die überirdiſche Weihe; die Frauenchöre im 2. Akt ſehr friſch

Sekken der Gegenwark.

Kreiskreffen der ev. weiblichen Jugend in Roßdorf.

ſo lautete das Thema, über das Herr Pfarrer Köhler in der
Monatsverſammlung der Männervereinigung der evang. Petrus=
gemeinde
ſprach. Eine große Zuhörerſchaft der große Ge=
meindeſaal
war bis auf den letzten Platz gefüllt zeigte, welch
großer Wertſchätzung ſich der Redner durch ſeine früheren Vor=
träge
in unſerer Gemeinde erfreut und wie das Thema ſelbſt
anzog.
Der Redner will mit ſeinem Vortrage bezwecken, die aus der
Landeskirche ausgetretenen Sekten in ihrer Tätigkeit zu beleuch=
ten
und die Kirchenchriſten über ſie aufzuklären.
Die Sekten entwickeln gerade in der Gegenwart eine eifrige
Tätigkeit, die unſerer Kirche Abbruch tut. Es hat wenig Zweck,
mit den meiſt ſehr redegewandten Sektenleuten zu debattieren.
Ein Sektenmann ſagt, wir ſind die, die zu Chriſtus gehören und
die Schäden der Kirche zeigen. Die Kirche umfaßt das ganze
Volk; die Sekte ſchließt alle diejenigen aus, die nach ihrer An=
ſicht
nicht bekehrt ſind, und bildet unter ſich eine wirkliche Ge=
meinſchaft
. Wir finden bei ihnen vorbildliche Opferbereitſchaft
und ſehr oft durchaus einwandfreien Lebenswandel. In der
Bibel leſen die Sektenleute eifrig und ſind darin ſehr bewandert,
wie das bei uns Kirchenchriſten jetzt leider nicht mehr ſo allge=
mein
der Fall iſt. Die Mitarbeit und Beteiligung an ihren
Gottesdienſten uſw. iſt vorbildlich. Alles ſehr beachtenswerte
Dinge. Wir finden dieſe Stoßkraft in unſerer Kirche nicht in
ſolchem Maße. Schuldſchein der Kirche hat man die Sekten ge=
nannt
.
Dieſen nicht zu leugnenden Vorzügen der Sekten ſtehen nun
aber auch dunkle Schatten gegenüber.
Bei vielen Sektierern iſt es weniger die Lehre, die ſie an=
gezogen
hat, als die Befriedigung eines Geltungstriebes. Bei
ihnen gilt ein Menſch mehr als ein ſolcher in unſeren Gemein=
den
. Abſtoßend wirkt die Selbſtüberhebung der Sektenſtifter
Es fehlt ihnen der Bruderſinn und der Weitblick dafür, daß Got=
tes
Wege ganz verſchieden und für uns Menſchen oft dunkel ſind.
Sie laſſen nur ihren Weg gelten und damit ihre Unfehlbarkeit.
Den Sekten fehlt ferner das Verſtändnis für die Buße; ja viele
lehnen ſie direkt ab, ſo wie ſie auch die 5. Bitte im Vaterunſer
ausſchalten. Der Sektenmann iſt vollkommen und zur Sünde
unfähig.
Dieſem Verhalten müſſen wir die Demut Luthers gegen=
überſtellen
.
In der Heiligen Schrift werden von den Sekten beſondere
Stellen bevorzugt (insbeſondere Prophet Daniel und die Offen=
barung
Johannes) und dasjenige herausgeleſen, was ſie gerne
haben möchten.
Nach eingehender Würdigung der Licht= und Schattenſeiten
der Sekten im allgemeinen erläuterte der Redner die Merkmale
und die Entwicklung der einzelnen Sekten wie Adventiſten,
Ernſte Bibelforſcher, Alt= und Neuapoſtoliſche, Pfingſtbewegung
und Chriſtl. Wiſſenſchaft. Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen
wies der Redner darauf hin, daß wir dem ſchädlichen Treiben
dieſer Sekten gegenüber eine Zelle wirklicher, lebendiger Chriſten
haben müſſen, die ganz unſerem Heiland gehören, die in ſtetigem
Gehorſam unter Gottes Wort leben, gemäß des Heilandwortes;
Ihr ſeid das Salz der Erde und das Licht der Welt! Dann
kann die Stadt Gottes, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen
bleiben.
Reicher Beifall lohnte den Redner für ſeine tiefgründigen,
aufklärenden und belehrenden Ausführungen, was der Vorſitzende
nochmals beſonders hervorhob und darauf hinwies, daß wir als
ſündige Menſchen uns in Demut und Liebe unſerem Gott ſtets
nähern ſollten mit dem Bußgebet: Gott ſei mir Sünder
Bs.
gnädig!

Bei Anzeichen
von

Grippe r

hilft sofort eine
Schwitzpackung im

Parapack-Bad, Rheinstraße 32, part., Tel. 3527. (*s0

8. Akademie=Konzert. Es ſei nochmals auf den heute 20 Uhr
im Großen Saale des Städtiſchen Saalbaues ſtattfindenden Arien=
und Liederabend von Duſolina Giannini aufmerkſam ge=
macht
.
Sonder=Autobusfahrt nach Neunkirchen (Saargebiet). Das
Autoreiſebüro Heſſenfahrt, (Kartenverkauf nur Schul=
ſtraße
7 bei Gummi=Mörs und Parfümerie Müller, Ludwigs=
platz
1) veranſtaltet am Dienstag eine Sonderfahrt in das Kata=
ſtrophengebiet
. (Siehe geſtrige Anzeige.) In knapp 4 Stunden
iſt das Ziel erreicht. In Neunkirchen ſachverſtändige Führung
durch einen Ingenieur aus Saarbrücken.

Tageskalender für Montag, den 13. Februar 1933.
Union=Theater: Das Blaue vom Himmel; Helia=Lichtſpiele: An
heiligen Waſſern; Palaſt=Lichtſpiele: Aus dem Tagebuch
einer Frauenärztin. Städt Saalbau, 20 Uhr: 8. Akademie=
Konzert.

Am Sonntag hatte der Kreisverband Darmſtadt der evang.
weiblichen Jugend ſeine Gruppen nach Roßdorf zu einem
Jugendtreffen gerufen. Trotz der zahlloſen Grippeerkrankungen
in Stadt und Land waren 150 Mitglieder der Einladung gefolgt.
Gemeinſam wanderten die Gruppen von Darmſtadt nach Roßdorf.
Hier wurden ſie von der heimiſchen Jugend empfangen. Unter
frohem Sang und Klang ging es durch die Ortsſtraßen zur Kirche.
An der Lutherlinde ſammelte ſich die Schar, und das Lutherlied
klang auf. Dann läuteten die Glocken zum Gottesdienſt. In der
ſchlichten Feier ſprach der Ortsgeiſtliche, Pfarrer Berck, über die
Jahresloſung des Verbandes für 1933: Gott hat uns nicht
gegeben den Geiſt der Furcht, ſondern den Geiſt
der Kraft, der Liebe und der Zucht (1. Tim. 17).
Anſchließend an den Gottesdienſt fand in einem Saale die
Feier des Kreisverbandes ſtatt. Nach einem gemeinſamen Liede
begrüßte der Leiter des Kreisverbandes, Pfarrer Werner= Erz=
hauſen
, die Jugend und ſtellte ihr das Wort Zinſendorfs als
Loſung vor die Seele:
Wir wollen uns gerne wagen,
in unſeren Tagen
der Ruhe abzuſagen,
die’s Tun vergißt.
nicht an dem Amt verzagen,
uns fröhlich plagen
und unſere Steine tragen
auf’s Baugerüſt.
Die Roßdörfer Mädchengruppe bot der erſchienenen Jugend ein
tiefes, feines Spiel: Leidkämpfer im Heere des Lichtes. Nach
dem Spiel ſprach die Verbandsſekretärin Frl. E. Lindeholz
über das Thema: Jugend auf zielſicherer Fahrt,
Dann iſt die Fahrt zielſicher, wenn an ihrem Ende das eine ſteht:
Jeſus Chriſtus. Und dann iſt die Fahrt zielſicher, wenn jedes
Mitglied unſerer Gruppen ſich jeden Tag unter dieſes Ziel ſtellt.
So wird chriſtliche Jugend zum Bauſtein am Bau des Reiches
Gottes. So wird chriſtliche Jugend zum Bauſtein am Neubau un=
ſeres
Volkes. Mit einem Schlußwort des Kreiverbandsleiters
klang die Feier aus.

* Hellſehen.
Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft.
Die Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft überſchritt die ſonſt
bei ihr übliche, ſympathiſche Beſchränkung der Dauer ihrer Ver=
anſtaltungen
auf faſt die doppelte Zeit. Aber die Darlegungen
und Verſuche des Dresdener Forſchers Wilhelm Gubiſch über
Hellſehen und Okkultismus waren ſo mannigfaltig und
intereſſant, daß die Hörer geſpannt bis zum Schluſſe folgten.
Hellſehen und Telepathie ſind, wie Gubiſch ausführte, nicht
mehr Aberglaube, ſondern wiſſenſchaftliche Phänomene. Mit ſeinem
Vortrage verfolgte er den Zweck, an der Hand praktiſcher Ver=
ſuche
Schein und Wahrheit, zu trennen.
Die Verſuche, die Gubiſch unter Mitwirkung der Zuhörer vor=
nahm
, mußten Staunen erregen. Gegenſtände, die im Saale ver=
ſteckt
waren, fand er auf, nur die Hand einer Begleitperſon faſſend
oder in ihrer Nähe ſich aufhaltend. Aus der Hand der Hörer ver=
kündete
er ihre Vergangenheit, weniger die Zukunft. Die Hörer
notierten auf einen Zettel Ort und Zeit eines aufregenden Er=
eigniſſes
: Gubiſch ſchilderte das Ereignis in ſeinen Einzelheiten.
Mit verblüffender Sicherheit gelangen faſt alle Verſuche.
Im zweiten Teile des Vortrages löſte Gubiſch das Erſtaunen
ind erklärte die Verſuche. Alles hatte ſich auf durchaus natür=
liche
Weiſe vollzogen. Ueberirdiſche Kräfte waren nicht am Werk.
Beobachtung, raſche Schlußfolgerung und reiche Erfahrung waren
die Mittel, die Gubiſch zu ſeinen Ergebniſſen geführt hatten.
Der lebhafte Beifall des vollbeſetzten Saales zeigte dem Vor=
tragenden
, welches Intereſſe ſeine Ausführungen gefunden hatten.

Im Union=Theater ſieht man ab heute die neueſte ent=
zückende
Tonfilm=Operette des berühmten Komponiſten Paul
Abraham Das Blaue vom Himmel mit Martha Eggerth, Her=
mann
Thimig, Fritz Kampers Ernſt Verebes, Margarete Schlegel
u. a. in den Hauptrollen. Die Regie führt Victor Janſen. Dazu ein
reichhaltiges Beiprogramm.
Die Helia=Lichtſpiele bringen heute zum letzten Male das
packende Epos aus den Schweizer Bergen An heiligen Waſſern
nach dem bekannten Roman von J. C. Heer.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
Hertha Tbiele in ihrer bisher beſten Tonfilm=Leiſtung Aus dem
Tagebuch einer Frauenärztin. (Das erſte Recht des Kindes.)

und farbig. Die Männerchöre waren leider ohne Verſtärkung
durch Mitglieder hieſiger Vereine, daher etwas dünn.
Die Glockenfrage ſcheint mir durch das Syſtem Adolf
Weils in vollkommener Weiſe gelöſt; aber es reagiert ſehr
empfindlich und das Knattern hinterher iſt abzuſtellen.
Das Orcheſter ſpielte voll Hingabe. Der Klang der
Parſifalpartitur kann bei ſo ſchwacher Streicherbeſetzung freilich
nur angedeutet werden. Um ſo mehr müſſen Bläſer und Pauken
gedämpft werden.
Die Vorſtellung fand ein andächtiges Publikum, das geneigt
ſchien, des Meiſters Forderung, ihm ein menſchlich fühlendes
Herz und geſunde Sinne entgegenzubringen, zu entſprechen.
v.H.

Kirchenmuſik am Sonnkag, den 12. Februar.
Aus Anlaß ſeines 45jährigen Beſtehens führte der Kirchen=
geſangverein
der evang. Martinsgemeinde im Hauptgottesdienſt
das geiſtliche Konzert vom zwölfjährigen Jeſus im Tempel
von Heinrich Schütz auf. Die Feier war dadurch beſonders wür=
dig
, daß Schriftleſung Wie lieblich ſind deine Wohnungen, Pre=
digt
über das der Kantate zugrunde liegende Evangelium und
die auf die Predigt folgende Aufführung in allerengſtem Zuſam=
menhang
ſtanden. Die Wiedergabe des in ſeiner Straffheit und
Ausdruckstiefe herrlichen Werkes war wie aus einem Guß, der
Kirchenchor gab ſein Beſtes in klangſchönem und ausdrucksvollem
Geſang, trefflich unterſtützt durch 3 Soliſten, Erika Hahn, deren
klare Stimme den Jeſusknaben wiedergab, Gudrun Steuer und
Ludwig Herwig, die das geängſtete Elternpaar ausdrucksvoll ſan=
gen
. Heinrich Landzettel begleitete ausgezeichnet auf der Orgel,
und Carl Cauer und Helen Cropp ſpielten die ausdrucksvollen
Violinſoli, die mit den Geſangsſoliſten in der Deklamation der
Worte zu wetteifern ſcheinen. Ein eindrucksvoller und einer
Jahresfeier würdiger Gottesdienſt.
Am Abend hörten wir eine muſikaliſche Abendfeier zum
Beſten der Gemeindenothilfe der Schloßkirche, veranſtaltet von
dem rührigen und hochmuſikaliſchen Organiſten Adam Weber, der
in 3 Orgelſoli und im Begleiten ſich als ausgezeichneter. Be=
herrſcher
der kleinen Orgel erwies. Er ſpielte zuerſt Prälu=
dium
und Fuge in E=Moll von Buxtehude, traf den ſtets etwas
virtuoſen Stil des großen Bach=Vorgängers ſehr gut durch klare
Rhythmik und friſche Klangfarben. Sehr danken möchten wir es
Herrn Weber, daß er dann einen der zahlreichen Pariationen=
zyklen
von Chr. H. Rinck ſpielte, den Darmſtädter Altmeiſter,
über den kürzlich eine intereſſante Heidelberger Diſſertation von
Donat erſchien. Als Schüler von Kochs, als Enkelſchüler von
Bade hält Rinck faſt als einziger deutſcher Organiſt im An=
fang
des 19. Jahrhunderts den polyphonen Stil hoch, aber wie
ſtark machen ſich neben Bachſchen Einflüſſen die von Mozart
und Beethoven geltend. Der Choral Freu dich ſehr, o meine
Seele,, erſt in faſt allzu ſchmuckloſem Satz vorgetragen, tritt in
allen 6 Variationen deutlich erkennbar in einer der meiſt drei
Stimmen auf. Das wertvolle Werk wurde ſehr klangſchön und
klar wiedergegeben, gut geſteigert bis zum Schluß. Die zuletzt
erklingende Choralfuge und Variationen von D. M. Gronau
gehen faſt umgekehrt vom Komplizierten zum Schlichten über.
Die letzte Pariation iſt ein Pedalſolo, das einſtimmig figuriert

Zweiſtimmigkeit vortäuſcht. Sie wurden klanglich beſonders reich
geſtaltet.
Geſangsſoliſtin war Lili Rückward, deren große, wohlgebil=
dete
Sopranſtimme in 6 geiſtlichen Liedern von Joh. Seb. Bach
ſtarken Eindruck hinterließ. Ausdrucksvoller Geſang und gute
Sprachbehandlung mußten in der Richtung ergänzt werden, daß
das Atemholen noch mehr in den Dienſt der inhaltlichen Phra=
ſierung
geſtellt wird. Sehr gut war die Abtönung, die jedem
Lied einen eigenen Charakter gab.
Violinſoli von Lotte Dornbuſch vervollſtändigten die Vor=
tragsfolge
, die faſt ausſchließlich Werke beſten kirchlichen Stils
aus dem 18. Jahrhundert darbot. Der volle, ſchöne Ton der
Violine, die gute Technik und die warme Hingabe des Vortrags
brachten die Einzelſätze von Mattheſon und Bade, wie die herr=
liche
Kirchenſonate in A=Dur von Händel zu lebendiger Wirkung.
Geſang, Violine und Orgel vereinigten ſich in der Wiedergabe
der Arie Jeſus ſoll mein erſtes Wort aus einer Bachſchen Kan=
tate
. Hier fanden wir, daß die Stimme von Frl. Rückward am
günſtigſten in Erſcheinung trat, weil hier die Möglichkeit, dra=
matiſche
Akzente anzuwenden, am meiſten vorhanden war, und
die großzügige Geſtaltung der Kompoſition ſich am beſten mit
dem Vortragstalent der Sängerin deckte.
F. N.

Uraufführung am Mainzer Stadktheater.
Marmor von Gudmundur Kamban.
Mit ſtarkem Publikumserfolg wurde am Mainzer Stadt=
theater
das Schauſpiel Marmor von Gudmundur Kamban
uraufgeführt. Marmor iſt ein Niederſchlag des mehrjährigen
Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten und ſpielt in New York
Er gibt ſich darin geſellſchaftskritiſch und greift in revolutionärer
Terminologie gewiſſe Erſcheinungs= und Organiſationsformen der
kapitaliſtiſchen Geſellſchaftsordnung an. Im Mittelpunkt des
Schauſpiels ſteht der amerikaniſche Strafrechtsreformer Robert
Belford, der gegen die herrſchenden Dogmen der Zeit ankämpft,
von der Geſellſchaft verfemt wird, in einem Prozeß verurteilt,
ins Irrenhaus geſteckt wird und ſchließlich durch Selbſtmord endet.
Die Nachwelt errichtet dem Vorkämpfer neuer Ideen ein Denkmal
aus Marmor. Das Stück in ſeinen vier Akten, dem zu einem Vor=
und Nachſpiel vom Regiſſeur auseinander gezogenen Epilog, iſt
zweifellos recht geſchickt gemacht, außerordentlich ſpannend und
dynamiſch wirkungsvoll und geſtaltungsſicher aufgebaut. Dem Dia=
log
hat der Autor beſondere Sorgfalt angedeihen laſſen und ihn
fein, wenn auch ſtark ſophiſtiſch pointiert. Im ganzen ein ſpan=
nungsgeladenes
, bühnenwirkſames Theaterſtück, das aber wegen
ſeiner auflöſenden, nihiliſtiſchen Tendenzen abgelehnt werden muß.
Die Aufführung hatte in Eduard Wiemuth einen erfahrenen
Regiſſeur, der aus dem Geiſt des Stückes herausinſzenierte und
einen intereſſanten Theaterabend zuwege brachte, der ſeinem
Regietalent, ſeiner Begabung in der Perſonenführung und der
Verteilung der richtigen Spielakzente das beſte Zeugnis ausſtellt.
Die ſchauſpieleriſchen Leiſtungen (es war das ganze Schauſpiel=
perſonal
der Mainzer Bühne für das figurenreiche Stück aufge=
boten
) zeugten von ſtarkem Einzelkönnen und geſchloſſenem, von
einheitlichem Willen beherrſchten Enſembleſpiel. Im Mittelpunkt
ſtand Herbert Sebald als Robert Belford, eine Meiſterleiſtung
aus einem Guß, die die Tragik des Helden plaſtiſch und erſchüt=
ternd
in Erſcheinung treten ließ. Neben ihm Siegfried Nürnber=
ger
. Vertreter der herrſchenden Geſellſchaftsſchicht. Die wohlgelun=
genen
, eindrucksvollen Bühnenbilder ſtammten von Cajo Kühnly.
Die Anfführung hinterließ ſtarke Eindrücke.
C. S.

[ ][  ][ ]

Montag, 13. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 44 Seite 3

Bunke Skunden im Saalbau.
Das Stadtorcheſter Darmſtadt hat geſtern erſtmalig den Ver=
ſuch
unternommen, in einer eigenen Veranſtaltung einige frohe,
bunte Stunden zu vermitteln. Der Verſuch iſt reſtlos geglückt.
Der große Saal des Saalbaues war ſtark beſetzt, alle, beſonders die
tanzluſtige Jugend, kamen auf ihre Rechnung. Starken Beifall
fanden die als Einlagen während des karnevaliſtiſchen Konzerts
gebotenen Geſänge des Herrn Spira (vom Heſſ. Landestheater)
und der Darmſtädter Singboys. Mehrere Zugaben wurden ſtür=
miſch
gefordert und auch gerne gegeben. Frühzeitig begann der
Tanz, und es zeigte ſich, daß der rührige Dirigent unſeres Stadt=
orcheſters
, Willi Schlupp, der perſönlich das karnevaliſtiſche
Konzert leitete, eine ausgezeichnete heinerſche Tanzkapelle her=
angebildet
hat, die ſämtliche alten Tänze und modernen Schlager
in bunter Reihe ſpielt und damit Abwechſlung, Schwung und Stim=
mung
zu bringen verſteht. Auch hat Herr Schlupp ſeine Kapelle mit
Jazz= und anderen modernen Muſikinſtrumenten ausgerüſtet,
hat für das Auge gefällige beſtickte Fahnen an die Notenpulte an=
fertigen
laſſen, kurz, hat ein qualitativ hochſtehendes und reprä=
ſentables
Tanzorcheſter geſchaffen. Seiner ſelbſtgeſtellten Auf=
gabe
unterzieht ſich das Orcheſter, das bekanntlich in ſeinen Muſik=
darbietungen
Hervorragendes leiſtet, zu gegebener Zeit mit Feuer=
eifer
und, wie der geſtrige erſte derartige Abend bewies, auch mit
beſtem Erfolg.

Provinzialausſchuß.

p. 1. Klage des Heſſ. Bezirksfürſorgeverban=
des
Stadt Worms gegen den Bezirksfürſorgeverband Kreis
Groß=Gerau wegen Erſtattung von Fürſorgekoſten für Familie
Kottler und deren Uebernahme in eigene Fürſorge. Kottler zog
von Biebesheim in Worms zu, die Familie wurde, weil hilfs=
bedürftig
, unterſtützt, er ſelbſt war berufsunfähig und bezog
Rente. In Frage ſteht, ob es ſich um fortgeſetzte Hilfsbedürftig=
keit
handelt: Biebesheim will nur einen Vorſchuß auf Sozial=
rente
gewährt haben. Das Urteil gibt der Klage in der Haupt=
ſache
ſtatt.
2. Klage des Immobilienagenten Ludwig
Steinius zu Darmſtadt, Mühlſtraße 56 gegen den Be=
ſchluß
des Stadtausſchuſſes zu Darmſtadt vom 22. Dezember 1931
wegen Rückerſtattung gewährter Kleinrentnerunterſtützung an
ſeinen verſtorbenen Bruder Friedrich Steinius. Es handelt ſich
um einen Anſpruch von über 4000 RM., die die Stadt ſeit 1924
fordert. L Steinius hat den Bruder beerbt: der Wert des Nach=
laſſes
überſteigt die Forderung der Stadt. Der Kläger beſtreitet
die Erſatzpflicht, weil der Unterſtützte zu hinreichendem Ver=
mögen
nicht gelangt ſei. Der Bruder als Erbe erſchien ſelbſt
als Nachlaßgläubiger, weil er zum Unterhalt des Bruders bei=
getragen
habe. Das Anweſen Mühlſtraße 56 iſt erſt 1931 erblich
angefallen, deſſen anteiligen Wert der Vertreter des Klägers
auf 2000 RM. angibt; nur die nötigſten Inſtandſetzungskoſten
ſeien gemacht worden. Angeſichts der Laſten ſtelle ſich der an=
teilige
Ertrag aus dem Hauſe auf nur 100 RM. im Jahre. Klä=
ger
habe ſein in England erworbenes Vermögen verloren, der
derzeitige Verdienſt als Immobilienagent ſei gering. Der Ver=
treter
der Stadt betont, daß der Anſpruch mit dem Tode des
Unterſtützten entſtanden ſei, damals ſei hinreichendes Vermögen
vorhanden geweſen, einen Vergleich habe der Erbe abgelehnt.
Der Wert des Nachlaſſes überſtiege bei weitem die Anſprüche
der Stadt. Das Urteil gibt der Klage ſtatt und hebt
den Beſchluß des Stadtausſchuſſes auf
3. Klage des Otto Wilhelm Pfänder zu Darm=
ſtadt
gegen den Beſcheid des Kreisamts Darmſtadt vom 28. De=
zember
1932 wegen Nichterteilung der Erlaubnis zum Ausſchank
alkoholiſcher Getränke in der Kaffeewirtſchaft im Hauſe Kirch=
ſtraße
12. Das Kreisamt hat das Bedürfnis verneint, da ſechs
Schankbetriebe in der Nähe ſind. Perſönliche Intereſſen ( Aus=
bau
des Unternehmens) dürften nicht berückſichtigt werden. In
der Klage werden die ſeit 1930 veränderten wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
angeführt; der Ausſchuß des Stadtrats hat das Be=
dürfnis
bejaht. Das Urteil gibt der Klage ſtatt.
4. Klage des Alfred Hammer, zu Darmſtadt
gegen den Beſcheid des Kreisamts Darmſtadt vom 28. Dezember
1932 wegen Nichterteilung der Erlaubnis zum Ausſchank alko=
holiſcher
Getränke in der Kaffeewirtſchaft im Hauſe Eliſabethen=
ſtraße
48 zu Darmſtadt. Auch hier wurde die Bedürfnisfrage
verneint. Der Kläger will materiellrechtlich eine Entſcheidung
herbeigeführt ſehen, das Bedürfnis für ein Familienkaffee beſtehe
nach Anſicht des Stadtratsausſchuſſes, ein früher ergangener ab=
lehnender
Beſcheid habe Rechtskraft nicht erlangt. Das Polizei=
amt
hat das Bedürfnis bejaht. Das Urteil gibt auch bier
der Klage ſtatt.
Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 11. Februar 1. Ge=
müſe
: Erdkohlraben (Pfund) 58 Pfg. Gelbe Rüben 58,
Rote Rüben 68. Weiße Rüben 68, Schwarzwurzeln 2025,
Rotkraut 610. Weißkraut 58, Wirſing 810. Grünkohl 810,
Roſenkohl 2025, Zwiebeln 810, Knoblauch 6080 Kaſtanien
25. Feldſalat, Lattich 100180 Endivienſalat (Stück) 2025,
Blumenkohl 3050, Rettich 510 Meerrettich 6070 Pfg.
2 Kartoffeln: Spätkartoffeln (Pfund) 34 Pfg. 3. Obſt
Tafeläpfel (Pfund) 1525, Wirtſchaftsäpfel 1020. Nüſſe 40 bis
50, Apfelſinen (Stück) 515, Zitronen 410, Bananen (Pfund)
3040 Pfg. 4. Eßwaren: Süßrahmbutter (Pfund) 130150
Pfg., Landbutter 100120, Weichkäſe 2025, Handkäſe (Stück)
212, friſche Eier 11 und 12 Pfg. 5 Wild und Geflügel
Gänſe (Pfund) 80 Pfg., Hühner 70. Enten 90. Tauben (Stück)
3050, Haſen (Pfund) 3090. Hähne 100 Pfg. 6. Fleiſch=
und Wurſtwaren: friſches Rindfleiſch (Pfund) 56 Pfg.,
Kalbfleiſch 6570. Hammelfleiſch 60 Pfg.

Der Luftſchutz im Ausland und Oeutſchland.

In zukünftigen Kriegen iſt die Fliegerei anſcheinend dazu
berufen, eine weit größere Rolle als in der Vergangenheit zu
ſpielen. Der Angriff feindlicher Luftfahrzeuge wird nicht mehr
allein auf militäriſche Ziele beſchränkt bleiben, ſondern kann das
ganze Land heimſuchen.
Die Organiſation zur Verteidigung des Landes gegen Luft=
angriffe
bildet eine Ergänzung der geſamten Maßnahmen zur Ver=
teidigung
der Grenzen gegen Erd= und Seeangriffe. Sie ſtellt
einen beſonderen Teil der Geſamtorganiſation der Nation für den
Kriegsfall dar.
Der aktive Luftſchutz bezweckt, feindliche Luftfahrzeuge zu hin=
dern
, Erd= oder Seeziele überhaupt zu erreichen, er iſt als eine
militäriſche Einrichtung anzuſehen. Aber ein militäriſcher Luft=
ſchutz
allein iſt ungenügend. Die Erfahrungen des letzten Krieges
haben gezeigt, daß auch ein ausgedehnter militäriſcher Luftſchutz
die Bevölkerung und die öffentlichen Einrichtungen nicht vollkom=
men
ſchützen kann. Dagegen iſt eine gute Organiſation und aus=
reichende
Vorbereitung imſtande, die fürchterlichen Wirkungen des
Luftkrieges herabzumindern. Dies iſt die Aufgabe des zivilen
Luftſchutzes.
Mit ſeiner Hilfe wird die Bevölkerung, die rechtzeitig ge=
warnt
, ſorgfältig aufgeklärt, ausreichend ausgerüſtet und von dem
Wunſche beſeelt iſt, die verantwortlichen Stellen mit allen in ihren
Kräften ſtehenden Mitteln zu unterſtützen, in den meiſten Fällen
fähig ſein, ſich zu verteidigen und ihr Leben zu retten.
Dieſe Ausführungen ſind ein Teil des Vorwortes, das vom
franzöſiſchen Miniſterium des Innern ſeiner Prak=
tiſchen
Anweiſung für den zivilen Luftſchutz beigegeben wird. Die
Durchführung des zivilen Luftſchutzes liegt in Frankreich in Hän=
den
des Miniſters des Innern und iſt in dem Plan für den zivi=
len
Luftſchutz zuſammengefaßt. Der genannte Miniſter wird in
ſeiner Tätigkeit durch den Oberen Rat für den zivilen Luftſchutz
unterſtützt. Marſchall Pétain iſt der Generalinſpekteur der Luft=
verteidigung
des Heimatgebietes, das Programm iſt bis zum
1. Januar 1935 durchzuführen. Die Präfekten der einzelnen De=
partements
ſind für die Durchführung der Luftſchutzmaßnahmen
verantwortlich. Der Staat deckt die Ausgaben für die Verwal=
tungsbehörden
, die Kommunen kommen für die Aufgaben auf. die
unmittelbar zum Schutze der Allgemeinheit dienen.
Die Commission départementale de la defense de Paris‟
beſchäftigt ſich beſonders mit dem Schutze der Hauptſtadt! Die
Ligue de defense arienne organiſiert in Hunderten von Orts=
gruppen
die Propaganda im Lande: Die ſchleunige Anſchaffung
von Gasmasken wird der Zivilbevölkerung empfohlen.
In einem der öſtlichen Departements war zu Weihnachten in
einer Zeitung zu leſen:
Schutz der Zivilbevölkerung gegen den chemiſchen Krieg.
Schränke deine überflüſſigen Ausgaben etwas ein und kaufe
eine Gasmaske. Es wird ſich als die nützlichſte Ausgabe, die
du je gemacht haſt, erweiſen! Warte nicht bis morgen!
In der Sorbonne in Paris beſchäftigt ſich eine auserleſene
Verſammlung maßgebender Perſönlichkeiten mit dem Gasſchutz=
thema
. Es wurde dort betont, daß heutzutage in Europa niemand
ohne Gasſchutzmittel ſein dürfe.
So alſo iſt die Lage in dem mit militäriſchen Flugzeugen aller
Art ſtark gerüſteten Frankreich, das doch von deutſcher Seite wahr=
lich
keinen Luftangriff zu befürchten hat.
In Polen iſt das ausführende Organ des zivilen Luftſchutzes
die Liga Obrony Powietzony Pauſtawa (L.O.P.P.), die unter
ſtrengſter Aufſicht der Behörden arbeitet. Beſonders rührig aber
iſt die Arbeit in Pommerellen und in den an Oberſchleſien gren=
zenden
Bezirken, 1931 will die Organiſation allein in Pommerel=
len
50 000 Mitglieder gehabt haben. Mit beſonderer Sorgfalt wird
die Jugend bearbeitet. Sogenannte Schulzirkel werden eingerich=
tet
, in denen den Schülern durch Informationsvorträge an Hand
von Modellen und einer reichhaltigen Bibliothek das Weſen der
Fliegerei und des Luftſchutzes klar gemacht wird. Flugwochen und
Ausſtellungen werden in großer Zahl veranſtaltet; ſie dienen zur
Geldwerbung und beſcheinigen nach außen die enge Zuſammen=
arbeit
der Liga mit den Behörden. Polizeibeamte werden zu
dieſen Sammelzwecken offiziell zur Verfügung geſtellt. Umfang=
reiche
ſtaatliche Mittel zum Ausbau der Gasſchutzſchule in War=
ſchau
ſind bereitgeſtellt worden. Kurz. auch das kleine Polen macht
trotz ſeiner ſtarken militäriſchen Luftſtreitkräfte gewaltige An=
ſtrengungen
, um den zivilen Luftſchutz zu organiſieren.
Rußland iſt verhältnismäßig frühzeitig an die Aufſtellung
eines Luftſchutzes für die Zivilbevölkerung gegangen, es iſt dies
ein klarer Beweis, welche Bedeutung die Machthaber der Sowjet=
union
der Angelegenheit beimeſſen.
Mit Hilfe der Oſo Aviachim, einem unter ſtaatlicher Auf=
ſicht
ſtehenden Verband zur Förderung der Entwicklung der Luft=
und chemiſchen Waffe wird das Intereſſe der Bevölkerung er=
weckt
und wachgehalten. Der Präſident des Rates der Volkskom=
miſſare
hat ſich ſelbſt an die Spitze des Verbandes geſtellt, ein wei=
terer
Beweis, welche Bedeutung man der Arbeit gibt. Die Oraa=
niſation
ſoll im Rahmen des Fünfjahresplanes auf 13 Millionen
Mitglieder gebracht werden. Die maßgebenden Stellen in der
Provinz innerhalb des Verbandes ſind faſt ausſchließlich von
Parteifunktionären beſetzt. Die Einzelausbildung erfolgt in ſoge=
nannten
Zellen, von denen mehrere zu einem Rayon zuſammen=
gefaßt
ſind. Mehrere Rayons unterſtehen einer Provinzialleitung.

die ihre Weiſungen von der Zentrale des Verbandes erhält. So
wird auch dieſer Luftſchutzverband zu einem weſentlichen Beſtand=
teil
der Parteiorganiſation.
Neben der umfangreichen Arbeit dieſes Privatverbandes ar=
beiten
die Behörden auch ſelbſtändig auf dem Gebiete des zivilen
Luftſchutzes.
In England wird neben der aktiven militäriſchen Luftabwehr
dem zivilen Luftſchutz große Aufmerkſamkeit beigelegt. Hohe eng=
liſche
Regierungsbeamte haben mehrfach zum Ausdruck gebracht,
daß nichts verſäumt werden dürfe, um die Bevölkerung über die
ihr drohenden Gefahren rückhaltlos aufzuklären, mit Gasſchutzmit=
teln
auszurüſten und in ihrer Handhabung auszubilden. Die Be=
lehrung
der Jugend iſt in die Wege geleitet, ſie wird in den Schu=
len
regelmäßig über das Verhalten bei Luftangriffen unterrichtet.
In den engliſchen einflußreichen Klubs wird das Luftſchutzproblem
eifrigſt erörtert, die Regierung erhält dadurch eine beachtliche
Mithilfe in ihrer Organiſationsarbeit Earl of Harlsbury, der
Vorſitzende der engliſchen Völkerbundsgeſellſchaft, äußert ſich zu
dem Problem wie folgt:
Die Frage der Zukunft iſt nicht die, wie es den ausgebil=
deten
Truppen, ſondern den unausgebildeten Ziviliſten in
einem künftigen Kriege ergehen wird!
In Italien iſt der zivile Luftſchutz durch ein Geſetz aus dem
Jahre 1931 geregelt. Danach iſt die territoriale Luftſchutzmiliz eine
Sondertruppe der Nationalen Freiwilligen Sicherheitsmiliz
(Milizia Volontaria Sicurezza Nationale). Der Schwerpunkt der
Abwehr liegt bei den militäriſchen Stellen.
Es iſt mit ein paar Strichen die Lage in anderen Ländern
Europas gezeichnet worden, ſie alle aufzuführen erſcheint nicht er=
forderlich
es darf nur geſagt werden, daß ſelbſt die kleineren
Staaten Europas mit vollem Ernſte an die Organiſation des zivi=
en
Luftſchutzes herangegangen ſind.
*

Nicht alle Angelegenheiten, die mit einem Kriege in irgend=
einer
Beziehung ſtehen, müſſen kriegeriſcher oder politiſcher Art
ſein. Es gibt Maßregeln, die zwar eine Folge eines Krieges ſind.
die ihrer inneren Natur nach aber keine Kampfmittel, ſondern
nur Schutzmaßnahmen ſind. Es iſt ſchon verſtändlich, daß das Wort
Luftſchutz in vielen Kreiſen Gedanken zu Krieg und Zerſtörung
auslöſt und eine Reaktion hervorruft, die ſchließlich in d. Ableh=
nung
aller Schutzmaßnahmen mündet. Nichts iſt falſcher als eine
derartige Einſtellung.
Der zivile Luftſchutz bedeutet keine Verquickung mit miltäri=
ſchen
Maßnahmen, ſondern ſoll. wie ſchon der Name ſagt, lediglich
eine Angelegenheit der Zivilbevölkerung bzw. Zivilverwaltung
ſein. Es handelt ſich alſo unter keinen Umſtänden um eine poli=
tiſche
, ſondern um eine überparteiliche Angelegenheit, um den
Schutz der Allgemeinheit mit Hilfe des einzelnen, aber auch um
den Schutz des einzelnen durch die Hilfe der Allgemeinheit und um
Schutz des Lebens und Eigentums der Volksgenoſſen.
Der zivile Luftſchutz fällt in Deutſchland nicht unter die vie=
len
Verbote, die das Diktat von Verſailles uns auferlegt hat.
Er findet ſeine legale Unterlage in der Pariſer Vereinbarung
über Luftfahrt vom Mai 1926; ſomit unterliegt die Organiſation
des zivilen Luftſchutzes keinerlei Einſchränkungen von ſeiten
unſerer ehemaligen Kriegsgegner. Dieſe Feſtſtellung ſei für die
Zweifler ausdrücklich gemacht.
Die Luftſchutzarbeiten in Deutſchland ſtehen unter der Leitung
der Reichsregierung. Durchführendes Organ in den einzelnen
Städten ſind die örtlichen Polizeibehörden, denen örtliche Luft=
ſchutzbeiräte
und Arbeitsausſchüſſe zur Seite ſtehen.
Wenn die Frage aufgeworfen wird, ob die Aufgabe des Luft=
ſchutzes
den Einſatz der geſamten Volkskraft lohnt, ſo vergegen=
wärtige
man ſich, was auf dem Spiele ſteht. Nach den Erfahrungen
des Weltkrieges muß damit gerechnet werden, daß leider Kriegs=
handlungen
nicht vor der Zivilbevölkerung haltmachen werden,
ſondern daß der Feind beſtrebt ſein wird, die Kraftquellen des
Volkes zu treffen und zu zerſtören. Gas=, Waſſer= und Elektrizi=
tätswerke
, induſtrielle Werke. Knotenpunkte und wichtige Anlagen
des Verkehrs ſind die Angriffsobiekte, wobei natürlich Eigentum
und Leben der Zivilbevölkerung ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen
werden. Die große Bevölkerungsdichte Deutſchlands und die Zu=
ſammenballung
der Menſchen in den Großſtädten bedingen gerade
in unſerem Vaterlande eine große Empfindlichkeit Luftangriffen
gegenüber. Man bedenke dabei, daß nahezu alle Großſtädte Deutſch=
lands
nur 12 Luftſtunden vom nächſten ausländiſchen Bomben=
flughafen
entfernt ſind; abgeſehen aber davon iſt natürlich jeder
Punkt Deutſchlands in kurzer Zeit feindlichen Luftangriffen
preisgegeben
Die Zahl und Größe der uns im Ernſtfalle zugedachten Flug=
zeuge
wächſt täglich. Dieſe Tatſache hält aber unſere Nachbarſtaa=
ten
durchaus nicht ab, ihrerſeits neben einer gewaltigen militäri=
ſchen
Ueberlegenheit im Flugweſen den bereits oben geſchilderten
zivilen Luftſchutz zu organiſieren.
Die Durchführung der vom Reiche angeordneten Maßnahmen
liegt auch in Heſſen in den Händen der örtlichen Polizeibehörden
und wird zunächſt in Darmſtadt Mainz, Gießen. Offenbach,
Worms und Bingen durchgeführt. Sie kann nur durchgeführt wer=
den
, wenn die Bevölkerung ernſthaft mitarbeitet, denn ihrem
Schutze gelten ja die vorſorgenden Maßnahmen der Regierung.
Schneider.
Regierungsrat beim Polizeiamt Darmſtadt.

Bürgermeiſterwahl in Walldorf.
Walldorf, 12. Februar.
Heute fand hier die Bürgermeiſterwahl ſtatt. Der ſeitherige
Bürgermeiſter Jourdan (SPD.) wurde mit überwältigender
Mehrheit wiedergewählt. Auf ihn entfielen 1760 Stimmen, auf
ſeinen Gegenkandidaten, den kommuniſtiſchen Beigeordneten Em=
merich
, 499 Stimmen. Bei der letzten Reichstagswahl am 6. No=
vember
erzielten die Kommuniſten in Walldorf 872 Stimmen, die
übrigen Parteien, zuſammen 1324 Stimmen. Die bürgerlichen
Parteien hatten zur Bürgermeiſterwahl in Walldorf keine eigenen
Kandidaten aufgeſtellt, ſondern mit den Sozialdemokraten für
den ſeitherigen Bürgermeiſter Jourdan geſtimmt.

Cp. Pfungſtadt. 12. Febr. Der zweitälteſte Orts=
einwohner
, Maurermeiſter Daniel Scheuermann 2., der
im Alter von 93 Jahren geſtorben iſt, wurde am Sonntag nach=
mittag
unter großer Beteiligung zu Grabe getragen.
42. Wolfskehlen, 13. Febr. Wiederaufnahme des Un=
terrichts
. An der hieſigen Volksſchule, die gerade eine Woche
wegen ſtarker Verbreitung der Grippe unter den Schulkjindern
geſchloſſen war, wird heute Montag, der Unterricht wieder
aufgenommen.

46 Arbeitsdienſtlager in Oberheſſen.
Gießen, 11. Febr. Nach einer Mitteilung des Arbeitsamtes
Gießen iſt für das bevorſtehende Frühjahr in der Provinz Ober=
heſſen
mit insgeſamt 46 geſchloſſenen Arbeitsdienſtlagern zu
rechnen, in die 56000 junge Leute zur Arbeit eingeſtellt werden
können. Von den 46 Lagern ſind 21 Lager mit rd. 210 000 Tage=
werken
bereits genehmigt; die reſtlichen 25 Lager befinden ſich
noch in Vorbereitung. Es entfallen auf die Kreiſe Alsfeld vier
Arbeitsdienſtlager, Büdingen 7, Friedberg 5, Gießen 8, Lauter=
bach
14 und Schotten 8. Auch die Planungen von Notſtandsarbei=
ten
machen gute Fortſchritte. Dieſe Arbeiten werden ſofort nach
Genehmigung in Angriff genommen.

r. Babenhauſen, 12. Febr. Der Tiroler Abend, zu dem
die Ortsgruppe des VDA. ins Gaſthaus Zum Löwen eingeladen
hatte, war ſehr gut beſucht. Herr Studienrat Weiß bewillkomm=
nete
in herzlichen Worten die kleine Schar der Oſttiroler und for=
derte
auf zu einem einigen deutſchen Volkstum. Mit geſpannter
Aufmerkſamkeit lauſchten die Zuhörer dem Führer. Herrn
Hentze, der als Meiſter der Sprache von der großen Liebe der
Tiroler zum deutſchen Mutterland, aber auch von brutaler Ge=
walt
und Unterdrückung erzählte. Etwa 100 prächtige Lichtbil=
der
, Volkslieder, originelle Muſik und beſonders die mit einem

urwüchſigen Humor vorgeführten Schuhplattlertänze gaben allen
Anweſenden einen unvergeßlichen Eindruck von der ſchönen Tiroler
Heimat. Beifallsſtürme dankten den ſympathiſchen Gäſten.
Ay. König (Stahlbad), 10. Febr. Hauptverſammlung
des Obſt= und Gartenbauvereins. Die Mitglieder
waren faſt vollzählig erſchienen, ſo daß das Lokal kaum alle faſſen
konnte. Das Hauptthema des Abends bildete der Vortrag des
Obſtbauinſpektors Behne vom Landwirtſchaftskammerausſchuß
Darmſtadt: Die Förderung des Obſtabſatzes durch neuzeitliche
Maßnahmen‟. Der Redner verſtand es, in meiſterhafter Vor=
tragsfolge
den Baumbeſitzern an Hand von Tatſachen und Erfah=
rungen
aus anderen Obſtbaugebieten Deutſchlands nachzuweiſen,
daß der heimiſche Obſtabſatz nur durch Anlieferung guter und
ſchöner Qualitätsware zu heben iſt. Nicht die angelieferte Menge
iſt maßgebend, ſondern die Qualität. Zum Schluß ermahnte Herr
Inſpektor Behne die Verſammlungsteilnehmer eindringlich, ja
nicht die alten Maßnahmen der Obſtbauförderung zu vernach=
läſſigen
. Anſchließend fand eine Verloſung von kleinen Gegen=
ſtänden
des Obſtbaues ſtatt, wobei faſt alle Teilnehmer auf ihre
Koſten kamen.
Briefkaſten.
B., hier. 1. Die Einnahme iſt bei Beantwortung der Frage 6
anzugeben. 2. Damit entfällt die Frage 2, der übrigens der Um=
ſtand
entgegenſtehen würde, daß die Steuerbeſcheide rechts=
kräftig
geworden ſind.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 44

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 13. Februar 1933

Zu Ehren der Token des Welkrieges.

Das Koloſſal=Gemälde, das der Chemnitzer Maler Arthur Wirth zum Volkstrauertag (12. März) ſchuf.
Das Bild ſtellt eine ebenſo eigenartige wie eindrucksvolle tiefempfundene Ehrung der Helden dar,
die ihr Leben für das Vaterland im Weltkrieg hingaben. Die Ueberlebenden geloben dem viſionär
jenſeits des Rheines erſcheinenden Antlitz des gefallenen deutſchen Soldaten die Wiederauferſtehung
des deutſchen Volkes, wobei ſie die Fahnen ehrfurchtsvoll zum Gruße neigen.

Die Beuke der BBG.-Räuber aus dem Waſſer geborgen.

Kriminalpolizei und Waſſerſchutzpolizei bei der Bergung der Regiſtrierkaſſe,
die die Berliner Räuberbande Krebs, Hoheiſel und Hildebrand vor längerer Zeit in einem Vorort=
lokal
erbeuteten. Die gleiche Bande unternahm dann jenen aufſehenerregenden Ueberfall auf die
Kaſſenbooten der Berliner Verkehrsgeſellchaft, wobei ſie einen der Beamten niederſchoſſen. Von den
Räubern wurden damals rund 33 000 Mark erbeutet.

geschichten aus adler Welt.

Der Zauberkeppich.
n. Moskau Immer, wenn vor den Gerichten in einem
ukrainiſchen Bezirk ſo dreimal verdammte Klaſſenfeinde ſich wegen
ihrer Verbrechen gegen die Sowjetdiktatur zu verantworten hat=
ten
, kamen ſie ohne Strafe davon. Mehr noch. Wenn einer mal
Getreide verheimlicht und auf dem Markt dann viel zu teuer ver=
kauft
hatte, ſo geſchah es wunderbarerweiſe, daß er außer einem
Freiſpruch auch noch einen guten Regierungspoſten erhielt. Hatte
einer einmal die Zunge zu locker ſitzen gehabt und Reden gehalten
gegen die Generallinie des Kreml, ſo ſtrich er ſchon bald nach den
Gerichtsverhandlungen einen nicht zu kleinen Beamtenlohn ein;
Direktor war er geworden. Geht doch nicht mit rechten Dingen zu,
blinzelten ſich die Staatskontrolleure zu. Und fingen an, aufzu=
einen
Zauberteppich. Einen ganz gewöhnlichen Teppich nur. Aber
den hatte er von einem Kulaken zum Geſchenk erhalten, um einen
Freiſpruch herbeizuführen. Und das ſprach ſich herum. Zunächſt
nur unter den Klaſſenfeinden. So daß zu dem Teppich dann noch
Schinken kamen, dann noch zahlreiche Säcke Mehl, dann noch eine
Kuh, dann noch das Heu für ſie. Zuletzt ſogar noch ein halber
Zentner Hufnägel. Und mit denen betrieb der Staatsanwalt eine
Spekulation. Was heraus kam. Was ihm das Genick brach. Und
zu dem Zauberteppich führte.
Ein Leuchkkurm erliſcht..."
(gl.) London. Als die Leute in Bridgeport hörten, daß
der weiße, große Turm nicht mehr leuchten ſoll, der ſeit 123
Aber wie kann man nur den weißen Leuchtturm abſchaffen. John viel mehr, nämlich für 150 Dollar haben Sie ſodann die Wahl,
das Licht hell und ſtrahlend leuchte, erregte beinahe eine kleine
beruhigte ihn, in dem man ihm einen neuen, guten Poſten an
der Narranganſett Bay verſprach, wo er einen Turm zu be= desſprung auf eine gleichfalls fallende Maſchine. Und wem
treuen habe, wie dieſen hier. Für den Hafen der Schwarzen
Blinklichter, follen in Zukunft am Long Island Sund die den Zuſammenſtoß eines Kraftwagens mit dem Eilzug. Ein Zwei=
Schiffe führen.
man ihn eines Tages, wenn die Schiffer und Lotſen ſich daran, zählt ſchon zu den größeren Senſationen und verſchlingt das Hono=
gewöhnt
haben, erlöſchen läßt ., nachdem er 123 Jahre brannte, rar von einem halben Tauſender. Für zwölfhundert Dollar kann
* Die geſtohlenen Pferdeſchwänze.
Pferden in dieſem ſonſt ſo friedlichen Städtchen machten eines
Ausnahme über Nacht ſchwanzlos geworden waren! Traurig / Darüber hinaus erhalten die Wagemutigen das normale Tages=
ſtanden
die Gäule in ihren Boxen mit zurückgebogenen Köpfen
und ſchauten ſchmerzlich nach jenem Gegenpol ihres Körpers, von
dem die bisherige Zier und Pracht verſchwunden war.
Entdeckung, wenn auch nicht in dem Ausmaße wie in Temuco, lüſternen Mitmenſchen auf dieſe nervenaufpeitſchende Weiſe zu
Es handelt ſich aber nicht etwa um eine neue Pferdekrankheit,

bei der die vierbeinigen Patienten ihre Haare laſſen müſſen,
ſondern um eine neue Diebſtahlsſpezialität, zurückzuführen auf
die hohen Preiſe, die gegenwärtig für Pferdehaare gezahlt wer=
den
. Irgendwelche dunkle Elemente haben hier neue, bequeme
Verdienſtmöglichkeiten entdeckt und die Haare unter Ausſchaltung
des Zwiſchenhandels gleich vom Produzenten genommen. In
einigen Fällen begnügten ſie ſich dabei nicht mit den Schwänzen,
ſondern raubten den wehrloſen Tieren auch noch die ſtolzen
Mähnen.
Selbſtverſtändlich bekam die Polizei von der Behörde den
Auftrag, beſondere Wachſamkeit zu entfalten. Es wurden ſogar
einzelne Streifen berittener Polizei eingeſetzt, um insbeſondere
den Verkehr auf den Landſtraßen zu überwachen. Mit welchem
paſſen. Und entdeckten: Ein Staatsanwalt in jenem Bezirk beſaß Erfolg? Daß auch einigen Polizeipferden die Schwänze enteig=
net
wurden
Kurszeikel der Luftkunſtſtücke.
(() New York. Preiswerte Luftkunſtſtücke gefällig? Garan=
tiert
echte Lebensgefahr, einwandfreie Ausführung?! Man wende
ſich an die Arbeitsgemeinſchaft der Filmfabriken und der Film=
komparſen
. Wo denn anders als im Filmdorado Hollywood. Da
wird einem alles geliefert und alles zu feſten Preiſen. Nach lang=
wierigen
Tarifverhandlungen wurde nunmehr ein rechtsgültiger
Kurszettel der Luftkunſtſtücke aufgeſtellt. Die Amerikaner bringen
ſo etwas fertig. Bitte: ſchon für die Kleinigkeit von hundert Dol=
Jahren den Seeleuten aller Zonen den Weg gewieſen hatte, lar können Sie im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten einen
ſchüttelte man den Kopf. Gut, man ſoll mit der Zeit gehen. Sprung von einem Flugzeug auf das andere kaufen. Für nicht
D. Davis, der ſeit 25 Jahren Tag und Nacht dafür ſorgte, daß ob Sie den Sprung vom Flugzeug auf den raſenden D=Zug wün=
ſchen
oder aber den Sprung vom Auto auf die Eiſenbahn. Für
Revolution unter den Einwohnern von Bridgeport. Aber man denſelben Spottpreis kann man auch einen hundertprozentigen
ſenkrechten Gleitflug kaufen, auf Wunſch ebenfalls mit dem To=
auch
das noch nicht aufregend genug erſcheint, kann ſich einen regel=
Felſen aber müſſe man ein neues Licht haben. Zwei große rechten Autounfall für die ſchäbigen 600 Mark vorführen laſſen;
kampf auf dem Flügel der Flugmaſchine einſchließlich Fallſchirm=
Aber was 123 Jahre war, das kann man nicht im Nu aus= abſprung des Beſiegten iſt überaus preiswert: 225 Dollars. Der
löſchen. So wird man denn neben den beiden blinkenden elek= einfache Fallſchirmabſprung koſtet 80, der Doppelfallſchirmabſprung
triſchen Turmlichtern auch den alten Turm mit ſeiner ſchwachen, von zwei Artiſten (mit einem Schirm) 180 Dollars. Die Luftreiſe
alten Leuchte brennen laſſen einen Monat, zwei Monate, bis auf dem Flugzeugflügel, während die Maſchine Loopings ausführt,
ein formvollendetes Flugzeugunglück in Szene geſetzt werden, in=
dem
die Maſchine gegen einen Baum oder gegen ein Gebäude
geſteuert wird. Und für 1500 ſteckt man ein Flugzeug in Brand
() Santiago de Chile. Das Städtchen Temuco in oder arrangiert einen Luftzuſammenſtoß von zwei Maſchinen. In
Chile befindet ſich in hellſter Aufregung. Sämtliche Beſitzer von dieſem Preis ſind die Anſchaffungskoſten der Maſchinen natur=
gemäß
nicht miteinbegriffen; das Honorar ſteckt lediglich der Kom=
Morgens die niederſchmetternde Entdeckung, daß ihre Tiere ohne parſe in die Taſche, der die konſtruierten Kataſtrophen ausführt.
geld und die betreffende Filmgeſellſchaft trägt alle Koſten ihrer
Lebensverſicherung, ſo daß ſie zuguterletzt zu den beſtbezahlteſten Ar=
beitern
der Vereinigten Staaten gehören. Dafür ſetzen ſie aber
Auch in anderen chileniſchen Städten machte man dieſelbe auch ihr Leben ſozuſagen täglich aufs Spiel, um ihre ſenſations=
unterhalten
!

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 13. Februar
15.20: Vortrag von Gabriele Rabel.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert.
18.25: Oberbürgermeiſter a. D. Ruſſel: Von duklen Tagen vor
zehn Jahren.
18.50: Engliſcher Sprachunterricht.
19.25: Helden und Welt. Geſpräch von Heinrich von Stein. Mit
einem Vorſpruch von Rich. Wagner.
20.05: Ulm: Richard=Wagner=Konzert. Ausf.: Philharm. Orcheſter
Stuttgart. Leitung: E. Kahn.
22.00: Zeit. Nachrichten Wetter, Sport.
22.30: Zoo=Kulturlichtſpiele. Geſpräch zwiſchen Dir. Dr. Priemel
und Dr. Laven.
22.45: München: Tanzmuſik. Kapelle Ludwig Wörthmüller.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag, 13. Februar
10.10: Leipzig: Schulfunk: Richard=Wagner=Konzert f. d. Jugend.
15.00: Künſtleriſche Handarbeiten: Die Gabelborte Kragengarnitur)
15.45: Bücherſtunde: Menſchliche Dokumente
16.00: Stadtarzt Dr med. Franzmeyer: Bei welchen Krankheiten
wird die Schule geſchloſſen?
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.10: Anni Quenſel: Die indiſchen Frauen.
17.30: Tägliches Hauskonzert Saxophonquartette.
18.00: Stunde des Beamten: Die öffentliche Verwaltung in den
nordiſchen Ländern.
18.30: Dr. Juſt: Muſizieren mit unſichtbaren Partnern
19.00: Engliſcher Sprachunterricht.
19.30: Das Gedicht
19.35: Einführung zu: Triſtan und Jſolde.
19.45: Staatsoper Dresden: Triſtan und Jſolde. Oper von Ric
Wagner. 2 u. 3. Akt. In der Pauſe nach dem 2. Akt
Dr. Bedlier: Richard Wagner und wir.
22.25: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: München: Nachtmuſik. Leitung: E. Kloß.

Welterbericht.
Das britiſche Hoch hat weiter auf dem Feſtland Platz ergrif=
fen
, und abſinkende Luft führt namentlich in Mittel= und Süd=
deutſchland
zur Auflöſung der Wolkendecke, ſo daß Strahlungs=
fröſte
bis zu 7 Grad auftreten. Wenn auch der hohe Druck durch
die ſüdöſtliche Verlagerung noch ſtand hält, ſo wird aber unter
dem Einfluß der nördlichen Störungstätigkeit wieder maritime
Luft weiter ſüdwärts gelangen und die damit auftretende Bewöl=
kung
dürfte abſchwächend auf den Froſt einwirken.
Ausſichten für Montag, den 13. Februar: Bei Aufklaren noch
Zunahme des Nachtfroſtes, wolkiges und aufheiterndes Wet=
ter
, trocken.
Ausſichten für Dienstag, den 14. Februar: Leichterer Nachtfroſt,
mehr wolkiges Wetter, Neigung zu vereinzelten Schnee=
fällen
.
Hauptſchriſtleitung: RudolfMauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchafft: Rudolf Mauve; für Feuiſleton, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Mar Streeſei, für Sport: Kar! Böhmann;
für den Handel: Dr E H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratentel und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: T. C. Wittich ſämilich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,

Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

Moderne.
Leihbibliothek!
Stets das Neueſte!
2 Tage 10 3,
1 Woche 20,5 p. Bd.
Tel. 1171. Val.Niebes
Arheilgerſtr. 31.
(231a)

In drei Tagen
Nchtraucher
durch Nikot=
Mundwaffer
Nur zu haben
in der
Parfümerie
Müller
am WeißenTim

(184a)

allem ein
Zuverlässiges,
Lrasch und mildl
2wirkendes Mittel, dobeil
steis bekömmlich. 33 Jahre er-
probt
und ärztlich empfohlen gegen
Kopfschmerzen, Migräne, Nerven-
schmerzen
, Neurolgien, Unbehegen
und Schmerzzustände. Der Versuch
überzeugt. 6 Pulver- o. 12Oblsten-!
Pckg. RM 1.05. Die Oblotenform
gewährt geschmacktreies Einnehmen.

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S Schuhe, ſow Boden=
Slkram und Flaſchen.
Heinrich Saul
* Kleine Bachgaſſe 8,
Chriſtl. Händler,

DIE GRGSSTE MORGEN-
ZEITUNG FUR IEDE
WERBUNG IN NORD-
WESTDEUTSCHLAND
UNENTBEHRLICHI
Beglaubigte Druckauflage vom
8. Febr. 1931: 75 125 Exempl.

[ ][  ][ ]

Montag, 13. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Seite 5
Nr. 44

Ueberraſchungen im Fußball.
Hüddeukſche Zußballer bringen aus Marſeille 4:0-Sieg gegen Nordoſtfrankreich. Führungswechſel in Abkeilung 1
der ſüddeutſchen Meiſterſchaft. Erſte Niederlage der Fürkher. Schlechtes Spiel der Mainzer. Einkracht ſchlägt SSP.

Süddeukſcher Sieg in Marſeille.

Südoſtfrankreich mit 4:0 (3:0) geſchlagen.
Nach der kataſtrophalen Niederlage, die am Vorſonntag eine
ſogenannte ſüddeutſche Auswahlmannſchaft in Frankfurt durch die
Ungarn einſtecken mußte, brachte diesmal die nach Marſeille ent=
ſandte
ſüddeutſche Mannſchaft eine angenehme Enttäuſchung. Die
durchweg von Berufsſpielern gebildete ſtarke Mannſchaft Südoſt=
frankreichs
konnte nach ſpannendem Kampfe verdient mit 4:0 (3:0)
geſchlagen werden. Die ſüddeutſche Elf war kurz vor ihrer Abreiſe
noch einmal umgeſtellt worden. In Marſeille ſpielten:
Tor: Jakob (Jahn Regensburg); Verteidigung: Huber
(Karlsruher FV.), Dienert (VfB. Karlsruhe); Läuferreihe:
Graf (Union Böckingen), Hergert (FK Pirmaſens). Dürr ( Feuer=
bach
); Sturm: Langenbein (VfR. Mannheim). Müller ( Karls=
ruher
FV.), Förſchler (Feuerbach), Rühr (FC. Schweinfurt), Fath
(Wormatia Worms).
Trotzdem das Wetter nicht allzu günſtig war, hatten ſich auf
dem Platz von Olympique Marſeille doch 12 000 Zuſchauer
eingefunden, die den mit Trauerflor wegen des Neunkirchener
Unglückes antretenden ſüddeutſchen Gäſten einen herzlichen
Empfang bereiteten. Nachdem die Mannſchaftsführer Blumen und
Wimpel, ausgetauſcht hatten, begann der Kampf mit dem Anſtoß
der Süddeutſchen. Schon bald nach Beginn, wurde die beſſere
Durchbildung und das reifere Zuſammenſpiel der Süddeutſchen
erkenntlich. Ausgezeichnete Kombinationen brachten die fran=
zöſiſche
Abwehr immer wieder in Bedrängnis, und bereits in der
12. Minute konnte der Halbrechte Müller (KFV.) den Füh=
rungstreffer
erzielen. Die Franzoſen antworteten mit einigen
kräftigen Gegenangriffen, die jedoch von der Verteidigung und
dem gut disponierten Torhüter Jakob (Regensburg) glatt abge=
wehrt
wurden. Bald lagen dann wieder die deutſchen Spieler
überlegen im Angriff, und in der 20. Minute gelang dem Mittel=
ſtürmer
Förſchler ein zweiter Treffer. Die Franzoſen ließen
ſich jedoch nicht entmutigen, immer wieder ſtießen ſie vor, und es
bedurfte oft ſtärkſten Einſatzes, um das ſüddeutſche Tor reinzu=
halten
. In der 35. Minute zeigte Rühr (Schweinfurt) ein Ka=
binettſtückchen
. Er umſpielte die geſamte franzöſiſche Hintermann=
ſchaft
und ſchoß unhaltbar zum dritten Treffer ein.
Nach dem Seitenwechſel drängten die Franzoſen eine Weile
lang. Ihre Schüſſe wurden aber wieder eine Beute von Jakob.
Außerdem gab es noch eine Reihe von Fehlſchüſſen. Bei hartem
Kampf verlief die zweite Halbzeit ziemlich ausgeglichen. Erſt
gegen Schluß wurden die Süddeutſchen wieder überlegen. und
wenige Minuten vor dem Abpfiff glückte auch dem Wormſer Fath
nach ſchöner Vorlage von Langenbein (Mannheim) der vierte
Treffer.
Der Sieg der Süddeutſchen war in jeder Hinſicht verdient. In
der Mannſchaft des Siegers gab es kaum einen ſchwachen Punkt.
Beſonders gut gefiel der nicht nur techniſch famos ſpielende, ſon=
dern
auch äußerſt eifrige und ſchnelle Angriff. Die Hintermann=
ſchaft
wurde oft vor eine ſchwere Probe geſtellt, ſie zeigte ſich aber
allen Anforderungen gewachſen. Recht gut war auch die Läufer=
reihe
, in der der alte Hergert zeigte, daß er immer noch eine
wertvolle Kraft iſt.
Das Publikum verhielt ſich ſehr objektiv und ließ die Süd=
deutſchen
nicht ohne herzlichen Beifall vom Platz gehen. Mit der
eigenen Mannſchaft waren die Zuſchauer allerdings weniger zu=
frieden
. Die Franzoſen boten gute Einzelleiſtungen, brachten aber
nicht genug Zuſammenhang und auch nicht genügend Schußſicher=
heit
auf.

Die Spiele des 12. Februar haben bei der ſüddeutſchen Mei=
ſterſchaft
manche Ueberraſchung und Verſchiebungen in der Ta=
belle
hervorgerufen. Das gilt für beide Abteilungen. In der

Abteilung I
erlitt der bisherige Tabellenführer SpVg. Fürth in Ludwigs=
hafen
vor 12000 Zuſchauern durch Phönix eine knappe, aber
auf Grund des Eifers der Platzherren verdiente 1:0 (1:0)= Nie=
derlage
. Der 1. FC. Nürnberg lieferte zu Hauſe gegen den FC.
Kaiſerslautern eine große Partie. Er ſiegte nach Treffern von
Friedel, Schmidt (je zwei) Hornauer, Reinmann und einem
Selbſttor der Gäſte mit nicht weniger als 7:0 (2:0) und ſetzte
ſich dadurch an die erſte Tabellenſtelle. Der FK. Pirmaſens
unterlag auf eigenem Platze gegen den SV. Waldhof einiger=
maßen
überraſchend mit 0:1 (0:1). Die Pfälzer ſpielten aller=
dings
unter Vorbehalt, da ſie ihren Internationalen Hergert
für das Repräſentativſpiel in Marſeille abgegeben hatten. Mün=
chen
hatte ſein großes Ereignis im Lokalderby zwiſchen Bayern
und 1860. Bayern München, das in letzter Zeit doch in ſeiner
Spielſtärke zurückgegangen iſt, mußte mit 2:3 (1:1) eine neue
Niederlage einſtecken. Dem ſpannenden Kampf wohnten 15000
Zuſchauer bei. Die Tore ſchoſſen für 1860 Lachner, Pfedl ( Foul=
elfmeter
) und Kiener, für Bayern Krumm und Welker.
In der Tabelle der Abteilung I führt nun der 1. FC. Nürn=
berg
mit 93 Punkten vor München 60 mit 8:2, SpVg. Fürth
8:4. Waldhof 777, Ludwigshafen 6:8. Bayern München 4:6, Pir=
maſens
3:7 und Kaiſerslautern mit 3:11 Punkten. In der

Abteilung II
gab es diesmal wieder nur zwei Spiele. Eines davon aber
genoß um ſo ſtärkere Bedeutung: das Frankfurter Lokalderby.
Hier bezog vor 20 000 Zuſchauern der Fußbalſportverein, im

Kampf gegen den ſüddeutſchen Meiſter Eintracht Frankfurt mit
1:3 (1:1) ſeine erſte Niederlage in den diesjährigen Endſpielen.
Der Sieg der Eintracht, die ſich endlich wieder zu alter Kraft
gefunden hat, war verdient. Ihre drei Treffer fielen ſämtlich
durch den Linksaußen Lindner. Das Gegentor für den Sport=
verein
fiel durch den Rechtsaußen Henſel. Eine große Ueber=
raſchung
gab es in Mainz, wo die Platzherren von Phöni=
Karlsruhe mit 1:3 (1:0) geſchlagen wurden.
Die Tabelle der Abteilung II hat nach den Spielen des 12.
Februar folgendes Ausſehen: FSV. Frankfurt 10:2 Punkte,
Eintracht Frankfurt 7:5. Wormatia Worms 6:4, Kickers Stutt=
gart
6,:6, Karlsruher FV. 5:5, Union Böckingen 4:6, Phönix
Karlsruhe 4;8 und Mainz 05 2:8 Punkte. Wenn nicht alles
trügt, dürften die beiden wertvollen erſten Plätze der Abteilung
wieder von den beiden Frankfurter Mannſchaften beſetzt werden.
Die Fußhall=Ergebniſſe.
Länderſpiele.
In Marſeille: Südoſtfrankreich Süddeutſchland 0:4 (0:3)
0:4
Frankreich Oeſterreich.
In Paris:
2:9
Frankreich B Luxemburg
In Lyon:
2i3
In Brüſſel: Belgien Italien . ..
Süddeutſchland.
Endſpiele.
Abt. 1: 1. FC. Nürnberg 1. FC. Kaiſerslautern 7:0 (2:0)
1:0 (1:0)
Phönix Ludwigshafen SpVgg. Fürth
0:1 (0:1)
FK. Pirmaſens SV. Waldhof.
3:2 (1:1)
SV. 1860 München Bayern München
Abt. II: FSV. Frankfurt Eintracht Frankfurt .. 1:3 (1:1)
FSV. Mainz 05 Phönix Karlsruhe . . . . . 1:3 (1:0)
Um den Verbandspokal.
Bezirk Main=Heſſen:
.... 5:2
Al.=Ol. Worms Union Niederrad . ..
.. 2:3
V. f. R. Bürſtadt FVgg. 03 Mombach .."
0:1
Germania Bieber V. f. L. Neu=Iſenburg.
SV. Wiesbaden Sportfreunde Frankfurt
.. 6:2
.. 8:1
Kickers Offenbach FC. 03 Langen . .
Bezirk Rhein=Saar: Sportfr. Saarbrücken FV. Saarbrücken 2:0.
SpVgg. Sandhofen V. f. L. Neckarau 2:1. Amicitia Viern=
heim
V. f. R. Mannheim 0 :2. Eintracht Trier FC.
Mannheim 08 5:2.
Bezirk Württemberg=Baden: SC. Stuttgart SC. Freiburg 1:1.
Germania Brötzingen V. f B. Stuttgart 0:3. Freiburger
FC. FC. Pforzheim 1:1. Frank. Karlsruhe FC. Mühl=
burg
1.38.
Bezirk Bayern: Würzburger FV. 04 Germania Nürnberg 1:1.
Ulmer FV. 94 Teutonia München 2:2. 1. FC. Schweinfurt
1. FC. Bayreuth 2:0. V. f. R. Fürth ASV. Nürnberg 4:3.
Schwaben Augsburg Wacker München 1.:3.
Privatſpiele.
FV. Raſtatt Rot=Weiß Frankfurt 1:3. V. f. R. Heilbronn
Union Böckingen 2:3.
Berliner Fußball.
Tennis=Boruſſia Viktoria 89 2:3. Spandauer SV. Poſt
SV. 1:1. V. f. B. Hermsdorf Blau=Weiß 3:3. Hertha/BSC.
Norden=Nordweſt 5 :3. Südſtern Berliner SV. 92 2:0.
V. f. B. Pankow Bewag 8:3. Geſellſchaftsſpiele: Preußen
Wacker 04 13. Union Oberſchöneweide Minerva 1:2. Span=
dauer
BC. Wedding 4:2.
Einkracht ſiegt im Frankfurker Derby.
FSV. 3:1 (1:1) geſchlagen.
Das Frankfurter Derby behielt auch diesmal ſeine alte, un=
verwüſtliche
Anziehungskraft. 20 000. Zuſchauer waren ins
Stadion gekommen, um den Kampf zwiſchen dem bei den End=
ſpielen
bislang ungeſchlagenen Fußballſportverein und der wie=
dererſtandenen
Eintracht zu ſehen. Daß ſich die Eintracht tatſäch=
lich
wieder gefunden hat und heute wieder eine Klaſſenmannſchaft
abgibt, bewies ſie in dieſem Spiel deutlich. Während der ganzen
90 Minuten war ſie ſtändig mehr oder weniger deutlich tonan=
gebend
. Die Mannſchaft ſpielte einen flachen, flüſſigen Kombi=
nationsfußball
, dem auch die nötige Durchſchlagskraft nicht fehlte.
Auch der FSV. war nicht ſchlecht, aber ſeine Elf erreicht im Ernſt=
falle
doch nicht die Klaſſe einer gut disponierten Eintracht. Alle
drei Treffer des Siegers fielen durch den Linksaußen Lindner,
den Gegentreffer der Bornheimer ſchoß Henſel. Gröſchel=Nürnberg
hatte als Schiedsrichter kein leichtes Amt, er befriedigte jedoch.
Die meiſten Regelverſtöße waren übrigens auf den ſehr tiefen
und glatten Raſenboden zurückzuführen, der auch manchen Sturz
herbeiführte. Nach dem Spiel gab es leider einige Zuſammen=
ſtöße
, die den Einſatz der bewaffneten Macht notwendig machten,
um den reibungsloſen Abmarſch zu ſichern.
Der Mainzer Sfurm verſagte.
FSV. 05 Mainz Phönix Karlsruhe 1:3 (1:0).
Ebenſo enttäuſchend wie der Beſuch von nur 3000 Perſonen
war auch das Spiel der Mainzer, die in dieſen Kampf mit ſo
großen Hoffnungen gegangen waren. Sie lieferten ihr ſchwächſtes
Spiel der ganzen Saiſon, und beſonders der Sturm, in dem
Scherm durch den bisherigen rechten Läufer Schneider erſetzt
war, verſagte reſtlos. Er iſt auch allein für die Niederlage

verantwortlich zu machen, denn im Felde war der Heſſenmeiſter
faſt ſtändig überlegen, wie ja auch das Eckenverhältnis von
10:0 zu ſeinen Gunſten beweiſt. Phönix Karlsruhe ſpielte den
ſchnelleren, intelligenteren Fußball und gewann den Kampf ver=
dient
. Die zwei Erſatzleute, die Karlsruhe für Schleicher und
Foerch mitbrachte, ſchlugen ſich ſehr gut. Beſonders Hornung
als Erſatzmittelläufer fand ſich ausgezeichnet zurecht. Der über=
ragende
Mann auf dem Platze war der Phönix=Torwart Maier,
der für die ſchwachen Mainzer Stürmer ein unüberwindliches
Hindernis bildete. Die Tore für den Sieger ſchoſſen Grafs
und Schoſſer (zwei) in der zweiten Spielhälfte, für Mainz war
Lerch in der 25. Minute der erſten Halbzeit erfolgreich. Schieds=
richter
Fuchs=Saarbrücken leitete anſprechend.
Ohne Hergerk gehk es nicht.
FK. Pirmaſens unterliegt SV. Waldhof 0:1 (0:1).
Da der Pirmaſenſer Internationale Hergert in der ſüddeut=
ſchen
Mannſchaft in Marſeille ſpielte, wurde dieſes Treffen unter
dem üblichen Vorbehalte ausgetragen; es kann alſo unter Um=
ſtänden
nochmals wiederholt werden. Dieſe Tatſache wirkte ſich
auf den Beſuch nachteilig aus, denn es waren nur etwa 2000
Zuſchauer erſchienen. Aber auch das Spiel ſelbſt hatte ſehr
unter dem Fehlen Hergerts zu leiden, und die Einheimiſchen blie=
ben
den erwarteten Beweis, daß ſie auch ohne den Internatio=
nalen
ein gutes Spiel liefern können, kläglich ſchuldig. Eine
Halbzeit ging es noch an, aber die Pirmaſenſer Stürmer verſchenk=
ten
geradezu ſichere Gelegenheiten, während Waldhof glücklicher
war und in der 29. Minute durch Hermann den einzigen Tref=
fer
des Tages ſchoß. Auch Waldhof überzeugte nicht, denn die Elf
ſpielte dann bis zum Schluß vollkommen überlegen, ohne dieſe
Ueberlegenheit ziffernmäßig ausdrücken zu können. Schiedsrichter
Bachmann=Karlsruhe fand weder den Beifall der Zuſchauer
noch den der beiden Mannſchaften.
Club erobert die Spite.
1. FC. Nürnberg FC. Kaiſerslautern 7:0 (2:6).
Mit dem FC. Kaiſerslautern ſtellte ſich am Sonntag in Nürn=
berg/Fürth
die ſchwächſte Mannſchaft der Abteilung 1 vor. Die
Pfälzer waren in keinem Moment dem Club ebenbürtig, höch=
ſtens
im Eifer und in der Ausdauer hielten ſie den Nürnbergern
die Waage. Spieltechniſch beſtimmte der Club alle Aktionen
und drückte den Klaſſenunterſchied auch zahlenmäßig entſprechend
aus. Friedel ſchoß vor der Pauſe zwei Tore, nach dem Wechſel
waren den Nürnbergern durch Reinmann, Hornauer und
Schmidt (2) ſowie ein Selbſttor der Pfälzer noch fünf zählbare
Erfolge beſchieden. Vor 4000 Zuſchauern amtierte Schneider=
Niederrad in gewohnt korrekter und umſichtiger Weiſe.
Löwen ſiegen im Münchener Derby.
1860 München Bayern München 3:2 (1:1).
Das Münchener Lokalderby brachte bei herrlichſtem Fuß=
ballwetter
15 000 Zuſchauer nach dem Heinrich=Ziſch=Stadion.
Da die Platzverhältniſſe recht annehmbar waren, kam es zu
einem äußerſt ſpannenden und harten Kampfe, der mit dem
verdienten knappen Siege der 1860er endete. Beide Mannſchaften
ſpielten in ſtärkſter Aufſtellung; 1860 erſtmals wieder mit dem
Internationacn Lachner, der deutſche Meiſter wieder mit Heid=
kamp
. In der erſten Halbzeit gingen die Löwen durch Lachner
in Führung, die Krumm ausglich. Nach der Pauſe ſchoſſen Ertl
(Elfmeter) und Kiener zwei weitere Tore für 1860, während
die Bayern durch Welker noch auf 3:2 herankamen. Schieds=
richter
Sehfferth=Stuttgart war regeltechniſch nicht ſchlecht, zeigte
ſich aber gegenüber dem unfairen Spiel einiger Spieler macht=
los
, und war viel ſchuld daran, daß der Kampf zeitweiſe ſtark
ausartete.
Kleeblakt zum erſten Male geſchlagen!
Phönix Ludwigshafen Sp.Vg. Fürth 1:0 (1:0).
Das Endſpiel in Ludwigshafen endete mit einer Ueber=
raſchung
: nach temporeichem, allzeit fairen Spiel kam der Rhein=
gruppenzweite
Phönix Ludwigshafen über die Gäſte aus Fürth
zu einem völlig verdienten 1:0=Siege. Die Platzherren konnten
ſich mit dem moraſtigen Boden bedeutend beſſer abfinden als die
Gäſte, ſie waren in der erſten Halbzeit ein völlig ebenbürtiger
Gegner, um nach dem Wechſel zwei Drittel des Spiels überlegen
zu geſtalten. Bei dem ſchlechten Boden konnte Fürth ſein Flach=
ſpiel
nicht durchſetzen. Phönir arbeitete vor allem mit Steilvor=
lagen
, die ſtets brenzliche Situationen vor dem Fürther Tor her=
vorriefen
. Die Kleeblättler traten ohne Leupold II und Appis
an, für die Zeiß und Hecht mit von der Partie waren. Den ein=
zigen
Treffer des Tages erzielte Hörnle. Vor 8000 Zu=
ſchauern
brachte Schiedsrichter Benzinger=Schwenningen nach
anfänglicher Unſicherheit das Spiel, mit großem Geſchick unter
Dach und Fach.
* Kreisliga Südheſſen.
FV. HofheimStarkenburgia Heppenheim 2:1,
Spv, Horchheim-Bensheim 4:1,
Olympia LampertheimViktoria Neuhauſen 7:0,
FV. BiblisVfL. Lampertheim 2:1 abgebr.,
Spp. Hochheim-Konkordia Gernsheim 1:4.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 44

Die Pokalſpiele in Main/ Heſſen.
AO. Worms bleibt Tabellenführer.
Diesmal gab es im Bezirk Main=Heſſen fünf Pokalſpiele.
Nur Rot=Weiß und Kaſtel blieben ſpielfrei. Das intereſſanteſte
Spiel kam in Worms zuſtande, wo Alemannia=Olympia über
Union Niederrad mit 5:2 (3:1) einen überraſchend hohen Sieg
erzielte. A.=O. Worms bleibt damit weiter ungeſchlagener
Tabellenführer. Es gab auch ſonſt noch einige Ueberraſchungen.
Zu ihnen zählen die hohen Siege, die Offenbacher Kickers mit
8:1 (2:1) über Sportfreunde Frankfurt erzielten. Auch die 2:3=
Schlappe, die Bürſtadt auf eigenem Platz gegen Mombach bezog,
kommt einigermaßen unerwartet. Ein ſehr hartes Spiel gab
es in Bieber. Der 1:0 (1:0) Sieg des VfL. Neu=Iſenburg war
zwar verdient, aber das Spiel war voll von Unartigkeiten. Kurz
vor Schluß zog ſich ſogar der erſtmals nach längerer Pauſe
wieder ſpielende Stahlheber (Bieber) einen Beinbruch zu.
In der Tabelle führt A.,O. Worms mit 9:1 Punkten vor
VfL. Neu=Iſenburg und SV. Wiesbaden mit je 8:2 Punkten.
Es folgen Mombach mit 8:4, Offenbacher Kickers mit 6:2 Union
Niederrad mit 6:4 und Rot=Weiß Frankfurt mit 4:2 Punkten.
* Fußhall im Kreis Starkenburg.
Vor harten Abſtiegskämpfen.
SpVgg. 04 Arheilgen FV. Sprendlingen .
1:2 (0:1)
Rot=Weiß Darmſtadt Germania 03 Pfungſtadt . . 0:0
FV. Eppertshauſen SV. 98 Darmſtadt .
2:2 (2:2)
Haſſia Dieburg Germania Eberſtadt.
2:1 (2:0)
SV. Münſter Viktoria Walldorf . .
3:1 (2:0)
Germania Oberroden SV. Mörfelden . . . . . 6:3 (3:1)
Die hier ſchon oft geäußetre Meinung, daß gerade der Kampf
gegen den Abſtieg die ſpannendſten Kämpfe bringen würde, hat
ſich auch am Sonntag bewahrheitet. Ueberall wurde erbittert ge=
kämpft
und nur in einem einzigen Fall unterlag
einabſtiegbedrohter Verein, während zwei ſich je einen
Punkt ſicherten und zwei gegen ſehr ſtarke, und beſſer placierte
Gegner gewannen. Jedenfalls hat ſich die Lage am Tabellenende
erneut verwirrt. Von den weiteren Spielen fiel das Treffen
PolizeiEgelsbach wegen Grippeerkrankungen in Egelsbach aus.
Es wird langſam Zeit, daß hier einmal vorgebaut wird, denn
wenn das ſo weiter geht, kann man noch lange auf den Starken=
burger
Kreismeiſter warten. Das zweite Spiel ſah Sprendlingen
knapp mit 2:1 über Arheilgen ſiegreich. Sprendlingen trat mit
vier Erſatzleuten an, und hat es in der Hauptſache ſeinem Tor=
wart
und den Verteidigern zu verdanken, daß es beide Punkte
mitnc men konnte. Bei den Kämpfen der Abſtiegbedrohten war
es einzig Eberſtadt, das verlor; aber mit 1:2 läßt die Niederlage
in Dieburg den ſtarken Widerſtand der Gäſte erkennen. Einen
Punkt holte ſich Rot=Weiß gegen Pfugſtadt. Die Gäſte hatten
Eſſer und Eichmann erſetzt, ſo daß der ohnehin nicht überragende
Sturm nicht zur Geltung kam; auf der anderen Seite ließ aber
auch Pfungſtadts gute Verteidigung keinen Erfolg der Rot=Weißen
zu. Auch SV. 98 Darmſtadt holte ſich in Eppertshauſen einen
Punkt. Das Ergebnis ſtand ſchon bei der Pauſe feſt. Gegen
Schluß hatten ſich die Darmſtädter ſtark ihrer Haut, zu wehren,
haben ſich aber den Punkt redlich verdient. Dieſer eine Punkt
kann ſehr viel bedeuten! Zum Siege kamen Münſter und Ober=
roden
. In Münſter mußte Walldorf mit 1:3 beide Punkte laſſen,
und in Oberroden war es Mörfelden, das die erwartete Schlappe
erlitt. Hier wurde erbittert gekämpft.
In der Tabelle hat ſich vom 1. bis zum 8. Platz nichts in der
Rangfolge geändert; dieſe Gruppe darf man heute ſchon als ſicher
betrachten. Union und Rot=Weiß Darmſtadt ſind kaum mehr zu
retten; aber was zwiſchen Eppertshauſen und den beiden letzten

liegt, wird ſich noch harte Kämpfe liefern. Man kann wirklich noch nicht ſagen, wer dritter Mann für den Abſtieg ſein wird. Der neue Tabellenſtand: Polizei Darmſtadt 20 14 45:12 33 FV. Sprendlingen 15 65:32 32 Viktoria Walldorf 12 47:44 29 Haſſia Dieburg 13 53:36 27 Germania 03 Pfungſtadt 23 9 47:45 24 SpVgg. 04 Arheilgen 21 49:42 22 SV. Mörfelden 23 10 52:54 22 FV. Eppertshauſen 20 44:39 21 Germania Oberroden 12 37:52 19 Germania Eberſtadt 3 12 34:43 19 SV. Münſter 6 10 27:33 18 SV. 98 Darmſtadt 10 35:41 18 FC. 03 Egelsbach 11 46:56 17 Union Darmſtadt 14 27:33 14 Rot=Weiß Darmſtadt 22 14 22:49 11

SV. 98 Darmſtadt FV. Eppertshauſen 2:2 (2:2).
Die 98er hatten es recht ſchwer, in Eppertshauſen mit dem
unentſchiedenen Spielausgang wenigſtens einen Punkt zu
retten. Man muß dem Platzverein uneingeſchränkt zugeſtehen,
daß er die Tücken ſeines Platzes vortrefflich auszunützen ver=
ſteht
: Auf dem kurzen, äußerſt unebnen Gelände ſetzen ſeine
Spieler in halbhohem Spiele immer wieder die Flügelſtürmer
ein, die ohne jedes Zögern die Bälle ſofort vors Tor flanken.
Und da die Innenſtürmer mit Wucht nachdrängen, bedarf es
aufmerkſamſter Deckungsarbeit des Gegners, wenn Erfolge ver=
mieden
werden ſollen. Mit der konſequenten Anwendung ihres
Syſtems gelang es auch der Eppertshäuſer Elf, eine leichte
Ueberlegenheit herauszuſpielen. Zeitweiſe blieb den Gäſten
nichts anderes übrig, als die Deckung zahlenmäßig zu verſtärken.
So rettete man das Unentſchieden, das allerdings trotz des zeit=
weiſen
Drängens des Gegners als verdient bezeichnet werden
muß. Die Angriffe der Lilienträger waren faſt durchweg durch=
dachter
aufgebaut als die des Gegners, und hätten bei etwas
mehr Glück hauptſächlich in der 1. Hälfte leicht zu einer
höheren Torausbeute führen können. Zu loben iſt das auf=
opfernde
Spiel der geſamten Mannſchaft, die ſich in der zweiten
Hälfte durch die mitunter recht ſeltſamen Entſcheidungen des
Schiedsrichters Uhrig=Bürgel nicht aus dem Konzept bringen ließ.
Zu Beginn des Spieles waren die Lilienträger überlegen.
Mehrere gute Torchancen wurden knapp verſchoſſen. Nach der
1. Viertelſtunde wurde dann allerdings der Kampf ausgeglichen.
Zweimal ging die Platzelf in Führung, zweimal glichen die 98.
aus. In der 21. Minute fiel für Eppertshauſen auf Flanke
des Rechtsaußen der 1. Treffer, der durch Mahr mit hohem
Schuß in die Torecke aufgeholt wurde. In der 42. Minute
wurden die Lilienträger durch Schuß des Halblinken zum
zweiten Male geſchlagen, doch auch dieſer Treffer wurde ſofort
egaliſiert. Als Hebeiſen den Torwächter überſpielt hatte und
aufs Tor ſchoß, konnte der Verteidiger den Ball nur noch mit
der Hand abwehren; den Elfmeter verwandelte Böhner. Nach
der Pauſe hatte der Platzverein mehr vom Spiel. Die taktiſch
recht geſchickte Abwehr der Darmſtädter ließ ſich jedoch nicht
mehr überwinden, ſo daß es bei dem 2:2 blieb.
SV. 98 (Jugendabteilung); komb. Jgd. Junioren Ober=
Ramſtadt, dort 1:4: 2. Jgd. 1. Jgd. Eberſtadt, dort, 4:0;
3. Jgd. 2. Jgd. Polizei, dort, 0:2; 1. Schüler 1. Schüler
Union, dort, 3:1; 2. Schüler 1. Schüler Pfungſtadt, hier, 1:0.
Rot=Weiß Darmſtadt Germania Pfungſtadt 0:0.
In dem Spiel der Erſatzmannſchaften ſchlugen die Rot= Wei=
ßen
ihren Gegner in überlegener Weiſe mit 5:0. Anſchließend
ging das Treffen der erſten Garnituren unter der ſehr guten Lei=
tung
von Pfarr=Frankenthal von ſtatten. In der erſten Hälfte ſah
man einen ſchnellen, ausgeglichenen Kampf, bei dem ſich beſon=
ders
beide Hintermannſchaften auszeichneten, die keinem Stürmer
zu einem Erfolg Gelegenheit gaben. Nach dem Wechſel änderte
ſich das Bild inſofern, als jetzt Rot=Weiß das Spiel feſt in der
Hand behält und Pfungſtadt in ſeinem Strafraum vollſtändig

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
einſchnürt. Pfungſtadt verteidigt bis zum Schluß mit allen Man=
nen
ſein Heiligtum, und nur mit viel Glück kann die Elf einen
Punkt retten, während Rot=Weiß mit einer Eckballſerie zufrieden
ſein mußte. Dem Verlauf nach wäre ein Sieg mit 2 Toren Unter=
ſchied
mehr als verdient geweſen. In der Hintermannſchaft war
wie immer jeder auf ſeinem Poſten, und es gab kein Verſagen,
während der Sturm wohl manchmal Pech hatte mit ſeinen An=
griffen
, im großen ganzen jedoch viel zu wenig ſeine Schußkraft
ausnützte. Nach allem, was man bei dieſem Spiel wieder ſah,
muß man ſich fragen, warum der Punktunterſchied zwiſchen den
Beteiligten ſo groß ſein kann. Dem Verlauf nach wäre es beinahe
umgekehrt eher zu verſtehen, denn Pfungſtadt zeigte nicht beſon=
ders
viel. Die Mannſchaft hat in der ſicheren Verteidigung und
dem guten Torwächter ihre beſten Kräfte. Während die Läufer=
reihe
noch anging, ſah man von dem vielgerühmten Germania=
Sturm (hauptſächlich nach der Pauſe) ſehr wenig, oder ſollte das
Fehlen von Eſſer ſoviel ausmachen? Rot=Weiß hat als nächſten
Gegner Egelsbach am kommenden Sonntag auf ſeinem Platze, und
man wird gut tun, an der Elf nur im Sturm eine klärende
Aenderung vorzunehmen, ſonſt wäre dasſelbe zu erwarten.
SVgg. 04 ArheilgenFV. Sprendlingen 1:2 (0:1).
Zahlreiche Zuſchauer ſahen am Arheilger Mühlchen einen
feſſelnden, harten, aber nicht unfairen Kampf, der unter der
guten Leitung von Klimm=Offenbach einen unverdienten Aus=
gang
nahm. Der Gaſtgeber, der ſchon in den erſten zwanzig Mi=
nuten
drei totſichere Torgelegenheiten vermaſſelte, lag ſtändig
im Angriff. Sprendlingen kam in der 12. Minute überraſchend
zur Führung. Das Spiel wurde immer ſchneller, Arheilgen
ſetzte alles auf eine Karte, aber nichts wollte gelingen. Nach

Montag, 13. Februar 1933
dem Wechſel iſt Arheilgen immer wieder tonangebend, das Feh=
len
von Allmang als Sturmführer machte ſich ſtark bemerkbar.
Becker war durch leichte Grippe etwas indisponiert, ſpielte aber
ſeinen gewohnten Fußball. Im übrigen tat die Mannſchaft ihre
Pflicht. Wenn keine Tore fielen, ſo lag das an dem Sturm
und einer großen Doſis Pech. Sprendlingen ſpielte ſeinen ge=
wohnten
flachen Fußball, gefiel aber nicht ſo wie ſonſt. Die
Gäſte erhöhten ihren Vorſprung auf zwei Tore, wurden aber
trotzdem in ihrer eigenen Hälfte feſtgehalten. Schon holte Ar=
heilgen
ein Tor auf und der Ausgleich lag in der Luft, aber,
wie ſchon geſagt, Arheilgen iſt tatſächlich vom Pech verfolgt.
Stark bejubelt verlaſſen die Gäſte mit einem unverdienten Sieg
den Platz.
Fr. T. WixhauſenFr. Tgde. Darmſtadt 3:2 (0:1).
Wixhauſens Elf hat vor einer zahlreichen Zuſchauerzahl mit
dieſem Freundſchaftsſpiel erneut bewieſen, daß ſie ein nicht leicht
zu nehmender Gegner iſt. Die Mannſchaft iſt in allen Reihen
gut beſetzt und verſteht, einen guten Kombinationsfußball zu
ſpielen. Die Darmſtädter Elf ſcheint die Kriſe, mit der ſie ſchon
längere Zeit kämpft, nun endlich überwunden zu haben, denn
man ſah zeitweiſe Leiſtungen, die an vergangene Zeiten er=
innerten
.
Die erſte Hälfte ſah von beiden Seiten mit Wucht vorge=
tragene
Angriffe, doch die beiderſeitigen Hintermannſchaften ver=
ſuchten
, ihr Heiligtum rein zu halten. In dieſer Phaſe ſchälte
ſich eine leichte Ueberlegenheit der Darmſtädter Elf heraus, denn
Darmſtadts Mittelläufer gelingt das Führungstor. In der
zweiten Halbzeit dreht Wixhauſen mächtig auf und es entſtehr
das obige Reſultat. Wixhauſen 2. Mſch.Darmſtadt 2. Mſch. 4:2.

Die Handball=Endkämpfe.

Beginn der Gruppen=Spiele:
Darmſtadt und Waldhof Plakſieger.
Süddeutſche Meiſterſchaft.
Abteilung Weſt.
V. f. R. Schwanheim SV. Waldhof . ..
3:5 (2:5)
SV. 98 Darmſtadt V. f. R. Kaiſerslautern . . . 17:4 (10:2)
Rückſtändige Verbandsſpiele.
Gruppe Württemberg: Sportfreunde Tübingen Kick.
Stuttgart 2:3. Polizei Stuttgart Tb. Sindelfingen 2:3 ab=
gebrochen
.
Gruppe Rhein: FC. Mannheim 08 Frankenthal 14:2.
Gruppe Nordbayern (Frühjahrsrunde): Bayern Erlangen
1. FC. Nürnberg 3:13. Siemens=Schuckert Poſt Nürn=
berg
6:2. FC. Burgfarrnſtadt Pfeil Schweinau 6:5. Polizei
Nürnberg Bar Kochba Nürnberg 11:3. Reichsbahn Fürth
SpVgg. Erlangen 6:3. HG. Nürnberg Reichsbahn Nürn=
berg
9:5.
SV. 98 Darmſtadt BfR. Kaiſerslaukern 17:4 110:2)
* Wider Erwarten gelang der Elf des SV. 98 im Spiel
gegen Kaiſerslautern ein ſehr überzeugender Sieg, der nach den
ſchwachen Leiſtungen der letzten Treffen wieder etwas ermun=
tert
. Die Ergebniſſe des heutigen Sonntags laſſen jedoch er=
kennen
, daß die härteſten Spiele für die Darmſtädter Elf noch
bevorſtehen.
Während Kaiſerslautern den erkrankten rechten Verteidiger
durch den rechten Läufer erſetzt hatte, deſſen Poſten von Kälber
ausgefüllt wurde, brachte 98 zwei Leute aus der Reſerve; für
Henß, der ſich das Spiel ſeiner Elf lieber von außen anſah,
wehrte Lindenberger im Tor trotz einer Handverletzung recht be=
friedigend
, für den noch erkrankten Rothenburger verteidigte
Zopf ſehr verſprechend. Läuferreihe und Sturm waren erſtmals
komplett und die Stürmer beſannen ſich auf ihr Wurfvermögen.
Da Werner zudem von ſeinem angeborenen halbrechten Poſten
aus aufbaute, die wendigen Außen Feick und Spalt mit Freund
und Ploch geſchickt kombinierten und die ſtarke Läuferreihe Ditt=
mar
, Dely, Fiedler für Volldampf voraus ſorgte, ſo ſchälte ſich
bald eine deutliche Ueberlegenheit des SV. heraus. Die Gäſte
gingen überraſchend in Führung, dann aber ſpielte der blaue
Sturm in beſter Laune und Variation. Er brachte die gegne=
riſche
Abwehr bald ins Schwimmen. Trotz dicken Schußpechs
ſtand das Halbzeitergebnis ſchon hoch 10:2 für 98. Dem Gäſte=
hüter
unterliefen allerdings einige Schnitzer. Auch nach der
Pauſe ließen ſich die Pfälzer nicht entmutigen, ſie hielten das
Spiel ſtets offen und verſuchten das Beſte herauszuholen. Sie
kamen auch zu zwei ſchönen Kombinationstoren, mußten aller=
dings
ſelbſt noch 7 Treffer hinnehmen. Die Toren ſchoſſen für
Darmſtadt Feick und Freund (je 5), Ploch (4), Spalt (2) und
Werner, für K. Meng (2), Hofwärter und Heil.
Im Spielaufbau und kämpferiſchem Eifer befriedigte der
Gäſteſturm, beſonders Meng, doch im Strafraum verzettelte
man ſich zu oft in Soloſpiel und vergaß ſchnellen Torwurf. Die
Läuferreihe war nicht recht ausgeglichen und ließ den Gegner
zu oft davon ziehen. Käfer im Tor hatte keinen guten Tag,
mitbeſtimmt vielleicht durch die umgeſtellte Verteidigung.
Mit den Leiſtungen der SV.=Elf, die unbedingt ohne Rück=
ſicht
auf Stimmen aus dem Publikum uneigennützig als Mann=
ſchaft
zuſammenſpielen und ſich als Einheit fühlen und reſtlos
einſetzen muß, konnte man wieder zufrieden ſein. Angeſichts der
anſtändigen Spielweiſe, der ſich beide Gegner befleißigten, hatte
Schiedsrichter Bauer=Biebrich eine leichte Aufgabe, die er ſauber
erfüllte.
Am kommenden Sonntag haben die Leute vom Böllenfall=
tor
den ſchweren Weg nach Waldhof anzutreten, den ſie bei der
heute gezeigten Formverbeſſerung ausſichtsreich antreten können.
SV. 98 (Handball=Jgd.). 98 2. Jgd Tgde. Beſſungen 1.
6:6 (1:2): 98 1. Jgd. 1. Jgd. Polizei 3:7 (2:2).
Schlechter Start Schwanheims.
VfR. SchwanheimSV. Mannheim=Waldhof 3:5 (2:5).
Das Schwanheimer Spielfeld befand ſich in faſt troſtloſer
Verfaſſung, beſonders in der Mitte. Trotzdem ſpielte ſich das
ganze Spiel in dieſem Teil des Platzes ab. Der Rheinmeiſter
enttäuſchte etwas, da man von der Mannſchaft mehr erwartet
hatte. Ihren Sieg verdankten die Gäſte aus Mannheim nicht
etwa ihrem größeren ſpieleriſchen Können, ſondern ihrem beſſe=
ren
Stehvermögen und dem ausgezeichneten Schußvermögen ihres
Mittelſtümers Spengler, der alle fünf Treffer erzielte. Für
Schwanheim waren Pabsdorf (2) und Krauſer erfolgreich. Mül=
ler
=Wiesbaden leitete von 1000 Zuſchauern recht gut.
In der Abteilung Oſt iſt die Lage noch nicht geklärt.
Die SpVg. Fürth ſteht als bayeriſcher Meiſter feſt, wenn
nicht noch Verwickelungen durch die bekannte Spielverlegung in
Ulm entſtehen. Das wäre dann der Fall, wenn München 1860
das Rückſpiel um die ſüdbayeriſche Meiſterſchaft in Ulm verlie=
ren
würde und Ulm ein drittes Spiel auch für ſich entſcheiden
könnte. Dann wäre Ulm ſüdbayeriſcher Meiſter und die von
München 1860 in dieſer Eigenſchaft ausgetragenen Spiele könn=
ten
annlluiert werden. Wir glauben aber nicht daran, daß dieſe
Verwickelungen ſich noch ereignen. In Württemberg ſtehen die
Stuttgarter Kickers dicht vor der Meiſterſchaft, und in
Baden iſt der Freiburger FC. an der Spitze, der aber im Kampf
um die württembergiſch=badiſche Meiſterſchaft gegen die Stutt=
garter
keine Chance hat. Das Ende in der Abteilung Oſt dürfte
alſo wie im Vorjahre wieder zwiſchen den Stuttgarter Kickers
und der SpVg. Fürth liegen.

* Handball in der 2.T.
Kreisendſpiele: Aſchaffenburg Bickenbach 3:4 (2:2).
Aufſtiegsſpiel: Nieder=Ramſtadt Ober=Ramſtadt 4:4
(2:2).
Privatſpiele: Pfungſtadt Heppenheim 4:3 (2:3)), Zweite
3:1; Tgſ. 1875 Darmſtadt Worfelden 5:9 (0:7), Zweite 3:4;
Münſter Vorwärts Nieder=Roden 10:3 (5:1).
Zu dem Aſchaffenburger Spiel erhalten wir von der Preſſeſtelle
des Main=Speſſart=Gaues folgenden Bericht: Aſchaffenburg drückte
anfangs und lag nach 10 Minuten mit 2:0 in Führung. Bicken=
bach
kam auch in Schwung und holte in kurzen Abſtänden zum 2:2
auf. Nach der Pauſe zeigte Bickenbach eine ſehr gute Leiſtung.
Durch Bedienung der Flügel und wechſelndes Schneiden der Halb=
ſtürmer
kam Aſchaffenburgs Abwehr ganz aus dem Konzept. In=
nerhalb
drei Minuten erhöhten die Gäſte auf 4:2. Dann ſetzte ein
Spurt der Platzelf ein es waren noch 15 Minuten zu ſpielen
aber nur ein Tor konnte erzielt werden, da Bickenbach mit Taktik
und Feſthalten ſein Tor ſauber hielt. Kurz vor Schluß kam Zeiß=
ler
nicht ganz mit Recht vom Platz. Die beſſere Geſamtleiſtung
bot Bickenbach.
Nieder=Ramſtadt (Eigenbericht): Abermals umſäumte
eine große Zuſchauerzahl das Spielfeld, und ſie wurde Zeuge eines
feſſelnden Kampfes, den Schiri Sartorius=Tgde. Bockenheim
jederzeit ſicher leitete. Bald nach Beginn gelang den Gäſten der
Führungstreffer, und nach 10 Minuten hieß es 2:0 für Ober=
Ramſtadt. Nun fand ſich die Platzelf zuſammen und hatte einige
ſchöne Gelegenheiten. Sie holte zum 2:1 auf und erzielte aus
faſt unmöglichem Winkel beinahe vor der Torlinie den Aus=
gleich
. Dieſer Ball mußte gehalten werden. Kaum ſpäter machte
Ober=Ramſtadts Hüter dieſen Fehler wieder gut, indem er oben
im Dreieck einen Ball gerade noch abwehrte. Faſt ſah es nach
einem Tore aus, denn der Ball befand ſich teilweiſe hinter der
Linie. Doch der Schiri entſchied Abwurf vom Tor, und die über=
große
Mehrzahl hätte das auch getan. Noch einmal bot ſich der
Platzelf eine ſchöne Gelegenheit, doch der Halblinke ſchoß, frei=
ſtehend
, übers Tor. Mit etwas mehr Glück hätte Nieder=Ramſtadt
4:2 führen können. Nach der Pauſe lagen die Gäſte beſſer im An=
griff
und erhöhten auf 4:2. Dann verloren ſie einen Spieler
durch Platzverweis. Ein leichter Druck der Platzelf ſetzte ein. Sie
holte ein Tor auf. Die Spannung ſtieg. Noch 7 Minuten, ſchrie
jemand über den Platz. Ober=Ramſtadt ſpielt auf Zeitgewinn.
Aus dem Gedränge fiel der Ausgleich. Die Platzelf war weit auf=
gerückt
. Eine ſteile Vorlage der Gäſte, ein Stürmer erwiſchte den
Ball und eilte aufs Tor zu, ſchoß in dem Augenblick, als ihn der
Verteidiger erreichte. Beide Spieler lagen auf dem Schußkreis,
und der Ball ſaß im Tor. Wegen der mangelnden Abſtreuung
mag der Schiri als Uebergetreten kein Tor gegeben haben.
Gleich darauf Schluß. Begreiflicher Jubel im Lager der Gäſte,
da der Aufſtieg zur Meiſterklaſſe erzwungen war. Die Leiſtungen
der Parteien waren, ſoweit der zertretene Sandplatz ein Spielen
überhaupt zuläßt, unbedingt gleichwertig. Bei Ober=Ramſtadt
fiel der ſehr flinke Sturm auf. Die Platzelf hatte einen vorzüg=
lichen
Rechtsaußen, der nicht genügend bedient wurde, da man auf
Linksaußen einen neuen Spieler ſtehen hatte und dieſem mehr
zutraute. Zweifellos beſitzt er Fähigkeiten, beſonders im Schuß,
doch muß er ſich zuerſt einſpielen. Ein Schlußwort noch dem
Schiri: Er leitete das aufregende Spiel ſicher und ließ ſich von
keiner Seite beeinfluſſen, wenn auch bald auf der einen und dann
auf der anderen Seite gejohlt wurde. Dafür war es ein Nach=
barderby
. Jedenfalls gingen die Parteien in Frieden auseinan=
der
, und das war beſtimmt ſein Werk. Die Tabelle am Schluß
der Aufſtiegsſpiele:
Spiele gew. un. verl. Tore Punkte
Auerbach . 4
12:7 6
Ober=Ramſtadt . 4
13:13 4
Nieder=Ramſtadt . . . 4
10:15 2
Zu den Privatſpielen: Pfungſtadt: Aufgeweichter Platz,
Erſatz für beide Außenläufer und den Mittelſtürmer ließen das
gewohnte Spiel nicht aufkommen. Heppenheim war vollzählig und
ſehr eifrig bei der Sache, ſo daß das Spiel immer verteilt war.
Tgſ. 1875 Darmſtadt: Die Worfelder Gäſte zeigten vor der
Pauſe ein beſtechendes Spiel und legten 7 Tore an, an denen der
Hüter mit ſchuld war. Später änderte ſich die Lage zugunſten der
Platzelf, und ſie konnte das immerhin noch annehmbare 5:9 er=
zielen
.
Tgeſ. 1875 Darmſtadt TV. Worfelden 5:9 (0:7).
Unter Leitung von Turner Herpel=Bickenbach kam es zu
einem recht ſpannenden und packenden Kampf, der die Zuſchauer
beſtändig in Atem hielt. Leider beeinträchtigte der aufgeweichte
und glatte Boden die beiderſeitigen Leiſtungen etwas. Die Gäſte
hatten nicht, wie aus dem Ergebnis vielleicht geſchloſſen werden
könnte, mehr vom Spiel. Sie verſtanden es jedoch, die ſich
bietenden Chancen beſonders in der 1. Hälfte, reſtlos aus=
zunutzen
. Ihr Zuſpiel von der Hintermannſchaft zum Sturm
war ausgezeichnet, und vor dem Tore wurde aus allen Lagen
wuchtig und placiert geſchoſſen. Bei den Platzherren wollte da=
gegen
vor dem Wechſel nichts klappen. In der Abwehr unter=
liefen
einige bedenkliche Schnitzer und der Sturm verſiebte die
ſicherſten Sachen. Als man ſich dann endlich fand und Tor auf
Tor aufholte, verſtärkten die Gäſte ihre Deckung. Das Treffen
war für die 75er eine gute Lehre. Es zeigte wieder einmal mehr,
daß mit überlegener Technik allein ein Spiel nicht gewonnen
werden kann. Was den Platzherren fehlte, war bei den Gäſten
in hohem Maße ausgeprägt. Sie ſetzten ſich im Kampf um den
Ball viel beſſer ein und ließen auch die nötige Härte nicht ver=
miſſen
, ohne aber die Grenzen des Erlaubten zu überſchreiten.
Allerdings ſei nicht unerwähnt, daß Worfelden in punkto
Körperkraft ein bedeutendes Plus hatte. 2. Mſch. 5:4 für W.

[ ][  ][ ]

Nr. 44 Seite 7

Montag, 13. Februar 1933
Fr. Tgde. Darmſtadt Ober=Roden 5:3 (3:2).
Dieſes Spiel darf für ſich in Anſpruch nehmen, daß es
techniſch hochſtehend und bis Schluß gut durchgeführt wurde.
Die Platzverhältniſſe waren nicht die günſtigſten. Zwei gleich=
wertige
Mannſchaften rangen um die Punkte, wobei Darmſtadt
vor dem Gäſtetor ſichere Würfe anbringt und auch ſchlagkräftig
iſt. Daß Ober=Roden ſich nicht durchſetzen konnte, wie früher,
lag an der guten und ſicheren Abwehr der Darmſtädter.
Nach Anwurf geht es in mörderiſchem Tempo los, aber der
Platz mit ſeinen Tücken, teilweiſe aufgeweichter Boden, laſſen
dies bald nicht mehr zu, abgeſehen von den Außenſtürmern,
die unbehindert losraſen konnten, da die Seiten des Platzes
durchweg in guter Verfaſſung waren. In der 4. Minute fällt
das Führungstor für Darmſtadt durch den Halbrechten. Eine
Minute ſpäter zieht Ober=Roden auch von der rechten Seite
gleich und nach 10 Min. ſtellt O. auf 2:1. Der Ausgleich fällt
in der 18. Min. durch den Mittelläufer. Einige Minuten ſpäter
ſchießt, D.’s Halbrechter aus dem Lauf und erzielt unhaltbar
das 3. Tor.
Der Wechſel zeigt weniger lebhaftes Spiel. In der 34. und
42. Min. fallen die anderen zwei Tore Därmſtadts, eins von
der linken Seite. Gegen Schluß zeigt ſich O. nochmals beſſer
und erzwingt das 3. Tor. Die Jgd. trennte ſich 4:4. Darm=
ſtadt
2. Götzenhain 15:3.
Main-Rhein=Gau Deutſche Turnerſchaft.
Die Arbeit des Sonntags.
Zum erſten diesjährigen Gauübungstag berief der Gaufach=
ausſchuß
des Männerturnens zum geſtrigen Tage die Vereins=
turnwarte
und Vorturner. Dieſe waren dem Rufe ſo zahlreich ge=
folgt
, daß man von einem Rekordbeſuch berichten kann. Die Vor=
ausſetzungen
für einen Maſſenbeſuch waren gegeben, da die Fach=
leitung
als Uebungsſtoff Ausſchnitte aus der Arbeit für die dies=
jährigen
Großveranſtaltungen, wie Gauturnfeſt in Walldorf und
Deutſches Turnfeſt in Stuttgart, boten. Die Uebungen (Frei= und
Geräteübungen), die bereits im Druck erſchienen waren, wurden
bereits gut beherrſcht, und in den Vereinen iſt ſchon eine gute
Vorarbeit geleiſtet worden. Immerhin wurden an die körperlichen
Leiſtungen der Teilnehmer nicht geringe Anforderungen ge=
ſtellt
, aber freudig folgte man der Leitung. Freudigen Widerhall
fand die Entſcheidung des Männerturnausſchuſſes, der für Mittel=
und Unterſtufe wieder den Zwölfkampf, als Krone des Turner=
wettkampfes
, zur Einführung brachte. Den Abſchluß des Tages
bildete, gleichzeitig zur Entſpannung der am Vormittag erheblich
in Bewegung geſetzten Glieder, die Jahresverſammlung der Ver=
einsfachwarte
des Männerturnens. Die Beſucherzahl dürfte alle
bisherigen der aktiven Turner übertroffen haben. Walldorf und
Stuttgart galt in erſter Linie die Ausſprache. Zur erſtgenannten
Veranſtaltung verpflichtete man die Gauriege zur Sondervorfüh=
rung
an Reck und Barren. Das Vereinsriegenturnen wird gleich=
falls
wieder zur Ausgeſtaltung des Feſtes einerſeits und als Grad=
meſſer
der Vereinstätigkeit andererſeits eingeführt Für Stutt=
gart
wird die Fahrt der Gauangehörigen durch Sonderzug an=
geſtrebt
.
Turner und Segelflug.
In die Betriebsformen der DT. hat man vor etwa zwei Jah=
ren
auch den Gleit= und Segelflug übernommen. Auch innerhalb
des Main=Rhein=Gaues haben ſich Beſtrebungen bemerkbar ge=
macht
, die darauf hinzielen, den Segelflug aufzunehmen. Beſtan=
den
bis jetzt nur in den beiden der DT. angehörenden akademiſchen
Turnverbindungen in Darmſtadt Fliegergruppen, ſo hat ſich jetzt
auch in der Turngemeinde 1846 Darmſtadt eine Gruppe gebildet.
Die wertvollen Eigenſchaften des Segelfluges erkennend, ſeiner
vaterländiſchen Bedeutung bewußt, hat ſich die Gauleitung jetzt
zum Ziel geſetzt, den organiſatoriſchen Ausbau des Flugſportes
im Main=Rhein=Gebiet vorzunehmen und mit allen zu Gebote
ſtehenden Mitteln zu unterſtützen. Die ſeither von verſchiedenen
Seiten geäußerten Bedenken, daß das Segelfliegen z. B. den turn=
techniſchen
Betrieb in den Vereinen beeinträchtigen würde, ſind
von den fliegeriſch tätigen Vereinen anderer Kreiſe und Gaue zer=
ſtreut
worden. Dieſe wieſen ganz beſonders auf die belebende
Kraft, die das gemeinſame Bauen und das kameradſchaftliche
Nebeneinander auf das Vereinsleben ausüben, hin und verſichern,
daß das Fliegen ſich eher fördernd als hemmend auf den Vereins=
betrieb
ausgewirkt habe. Alſo jetzt auch heraus im Main=Rhein=
Gau=Türnerlager zum Segelflug! Anregungen und Auskünfte er=
teilt
den Vereinen die Gaugeſchäftsſtelle des Main=Rhein=Gaues
der DT., Darmſtadt, Landgraf=Georgſtraße 120.
Frauen=Fechlen in der 9.T.
Bezirksfechten der Mittelſtufe in Bürgel. A. Loeber=Tgde. 46
Darmſtadt an 4. Stelle.
Zu dem Florettfechten der Frauen des Main=Bezirks (DT.)
hatten ſich in der Mittelſtufe 25 Fechterinnen geſtellt. Darm=
ſtadt
war durch M. Boedicker und A. Loeber=Tgde. 46, ſowie
durch Frau Kraft und Frau Burkhardt=Tgde. Beſſungen ver=
treten
. Die immer ſtärkere Ausbreitung des Frauenfechtens und
der ſorgfältige Aufbau der Uebungsarbeit auf dem Fechtboden
kommen in den ſtändig wachſenden Leiſtungen der Fechterinnen
zum Ausdruck. Auch diesmal waren die Gefechte von einer leb=
haften
Anteilnahme und einem erfreulichen Können getragen.
In den Vorrunden führte F. Bryl=Fechenheim durch ihre vor=
zügliche
Fechtweiſe. A. Loeber=Darmſtadt konnte ſich an
4. Stelle für die Schlußrunde durchſetzen, während es den ande=
ren
Darmſtädterinnen für diesmal nicht zur Teilnahme an der
Endrunde gereicht hat. Hier gab es durch Wegfall der Treffer=
wertung
einige Verſchiebungen. Die acht Teilnehmerinnen ſind
von der Mittelſtufe zur Oberſtufe aufgerückt. Das Ergeb=
nis
: 1. Mehlbrecht=Rüſſelsheim, 2. Kaus=Fechenheim, 3. Eier=
mann
=Eintracht Ffm., 4. Loeber=Darmſtadt 1846 5.
Diſter=Aſchaffenburg, 6. Bryl=Fechenheim, 7. Nilſon=Offenbach,
8. Leider=Aſchaffenburg.
Kegler-Bereinigung Darmſtadt und Umgebung.

Bezirksmeiſterſchaftskämpfe.

Die erſten Kämpfe in den Bezirksmeiſterſchaften fanden am
Sonntag ſtatt. Im 3. Bezirke trafen ſich in Darmſtadt neben
Darmſtadt die Kampfriegen von Aſchaffenburg, Gelnhauſen, Ha=
nau
, Offenbach und Neu=Iſenburg. Man war geſpannt, wie ſich
das neue Syſtem der Fünfermannſchaften auswirken würde. Der
Verlauf der Kämpfe zeigte, daß das neue Syſtem ſich zum Vorteile
der kleineren Verbände auszuwirken ſcheint. Ueberraſchend war,
daß gerade die kleinen Verbände, die ſeither bei dem Zehnerſyſtem
im Hintergrunde lagen, ſich in die vorderſte Linie zu ſchaffen wuß=
ten
. Eine Enttäuſchung erlebte man bei der heimiſchen Riege,
von der man erwartet hatte, daß ſie auf eigener Bahn eine gute
Poſition ſchaffen würde. Aber es kam anders.
Die Ergebniſſe bei 500 Kugeln pro Riege ſind: 1. Aſchaffen=
burg
2740 Holz, 2. Gelnhauſen 2722 Holz, 3. Offenbach 2689 Holz,
4* Hanau 2675 Holz, 5. Darmſtadt 2632 Holz, 6. Neu= Iſen=
burg
2615 Holz.
Die Einzelergebniſſe der Darmſtädter Mannſchaft: 1. Reichert
232, 2. Grün 530, 3. Bangert 520, 4. Becher 519 und Rößler 511
Dol3. Der beſte Mann der Mannſchaften überhaupt war Eich=
Yorn=Aſchaffenburg mit 581 Holz. Die Kämpfe werden am
19. Februar in Aſchaffenburg fortgeſetzt.

Kilian/ Pützenfeld gewannen die Sechstagenacht in
Münſter i. W. mit Rundenvorſprung vor den Neulingen Küſters,
Stüpp, Preuß Tietz und Funda/Hürtgen. Die beſte Mannſcha
des Feldes, Walſ/Pijnenburg, gab vorzeitig auf, da man ihner
einwandfreie Radefekte nicht anerkennen wollte.
Scherens (Belgien) gewann in Brüfſel den belgiſcher
Rönigspreis der Flieger vor Arlet, Falck=Hanſen und Honeman,

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Die F. Z3. S.=Rennen in Jansbrack.

Der Sonder=Sprunglauf.
Sörenſen=Norwegen ſtehk 81 Meker.
Den Höhepunkt der internationalen Skirennen in Innsbruck
bildete am Sonntag auf der Berg=Iſel=Schanze der Sonder=
Sprunglauf. Da das Wetter ſich recht gut anließ es herrſchten
einige Grad Kälte und ſonniges Wetter , ſo geſtaltete ſich der
Sonntag zu einem wirklichen Feſttag. Ueber 10 000 Zuſchauer
waren in Sonderzügen und allen möglichen Verkehrsmitteln zur
Schanze gekommen. In der Ehrentribühne hatten zahlreiche Vertre=
ter
der ſtädtiſchen Behörden und Landesregierung Platz genom=
men
. Auch der öſterreichiſche Bundespräſident Dr. Miklas war
anweſend.
Die Anlage war leider nicht in beſter Verfaſſung. Durch den
Froſt war der Aufſprung etwas vereiſt, ſo daß ſich zahlreiche Stürze
ereigneten, da die Bewerber alles hergaben, um möglichſt große
Weiten zu erzielen. Eingeleitet wurde der Sprunglauf wieder
mit Vorprüfungen der Norweger, die Leiſtungen zeigten, wie ſie
ſpäter von den Teilnehmern des Wettbewerbs nicht erreicht wur=
den
. Den Vogel ſchoß hierbei Sörenſen ab, der nach einem Sprung
von 71 Meter im zweiten Gang auf 81 Meter kam und damit den
weiteſten Sprung des Tages ausführte. Birger Ruud erreichte
zuerſt 74,5 Meter, hatte aber beim zweiten Sprung von 82 Meter
das Pech, leicht den Boden zu berühren. Sein Bruder Sigmund
Ruud ſtand in guter Haltung 64,4 Meter und 75 Meter, beide im
Doppelſprung je 74 Meter.
Nach kurzer Pauſe begann, dann der Sonder=Sprunglauf,
deſſen 200 Sprünge in raſcher Folge erledigt wurden. Für den
Sieg kommen der Schweizer Marcel Reymond und der Deutſch=
böhme
Rudolf Burkert in Betracht. Reymond legte im erſten
Gang einen 69er vor und ſtellte nachher mit 70,5 Meter den
beſten Sprung in der Konkurrenz auf. Burkert kam ebenfalls auf
69 Meter und ſtand im zweiten Gang 70 Meter.
Schöne Sprünge zeigte auch Guſtl Müller (Bayriſch=
Zell) mit 60 und 68,5 Meter. Auch der Innsbrucker Gumpold iſt
mit 59,5 und 70,5 Meter mit unter den erſten Preisträgern, ferner
Hans Oſtler (Partenkirchen), der mit zwei Sprüngen von 63 und
70 Meter überraſchend gut abſchnitt, und der junge Münchener
Dietl, dem zwei Wetten von 59,5 und 63,5 bei ganz vorbild=
licher
Haltung glückten. Der Kombinations=Sieger Sven Erikſſon=
Schweden zeigte zwei gute Sprünge von 64,5 und 66 Meter und
placierte ſich damit im Vordertreffen. Ausgezeichnet im Sprung=
lauf
war auch Harald Reinl=Innsbruck, der auf 59,6 und 66,5
Meter kam. Von den übrigen Deutſchen ſchieden die meiſten durch
Sturz aus. Im allgemeinen verliefen die Stürze glimpflich für
die Betreffenden. Lediglich der Schweizer Laſueur und der Tſcheche
Barton trugen leichtere Verletzungen davon.
Anton Bader (Partenkirchen) ſtürzte bei 66,5 Meter nach
einem gelungenen Sprung von 59,5 Meter, Stoll (Berchtesgaden)
konnte ſeine Weiten von 64 und 71,5 Meter nicht durchſtehen,
ebenſo Mathias Woerndle (Partenkirchen), der bei 53,5 und 54,5
Meter fiel. Dasſelbe Pech hatte auch der Harzer Meyer, dem beide
Sprünge von 52,5 und 47,5 Meter mißlangen, auch Hopf ſtürzte
bei 58 und 51 Meter, und aus, dem gleichen Grunde büßte der
Oberhofer Henkel ſeine Ausſichten ein. Gute Mittelplätze belegten
Menzer mit 49,5 und 52 Meter, Fiſcher mit 54 und 57,5 Meter,
Leiſl Kratzer mit 57 und 62 Meter und Leonhardt mit 59,5 und
57 Meter.
Sven Eriksſon Kombinationsſieger. G. Müller beſter Deutſcher.
Bei der Ausrechnung der Sprunglaufnoten haben ſich noch
verſchiedene unerwartete Placierungen ergeben, die ſich dann
auch in der Kombination auswirkten. An dem Siege des
Schweden Sven Eriksſon war in der Kombination und im
Sprunglauf nicht zu zweifeln. Angenehm überraſcht iſt man
dagegen von dem guten Abſchneiden der beiden Deutſchen Guſtl
Müller=Bayriſch/Zell und Stoll=Berchtesgaden, die ſich
in der Kombination an vierter bzw. ſiebenter Stelle behaupteten,

während ſie im Sprunglauf in umgekehrter Reihenfolge placiert
wurden. Zurückgefallen iſt dagegen der Breslauer Leupold, der
durch ſeine geringen Sprungweiten in der Kombination nur
den 15. Rang einnimmt.
Hocken.
Süddeutſche Freundſchaftsſpiele.
SC. Frankfurt 1880 TV. Sachſenhauſen 57 2:2. Poſt=SV.
Frankfurt Wiesbadener THC. 3:4. Damen 0:4. Frankfurter
TV. 1860 Reſ. SV. 98 Darmſtadt 4:0. Höchſter HC. Rot=
Weiß Frankfurt 6:2. Damen 6:1. Stadt=SV. Frankfurt RV.
Rüſſelsheim 3:2. Damen 2:0. TV. Fechenheim RV. Mainz 3:2.
1. FC. Hanau Homburger HC. 1:0. MTG. Mannheim VfR.
Mannheim 1:1. HC. Heidelberg Techn. Hochſchule Darmſtadt
3:1. HC. Bad Dürkheim TB. Germania Mannheim 1:1. MTG.
Mannheim VfR. Mannheim 1:1.

Schwarz ſchwimmt Rekord.
Das Hallenſchwimmfeſt des Braunſchweiger SV. 02
war nur ein halber Erfolg, da Zuſchauermenge und Organiſa=
tion
zu wünſchen übrig ließen. Dafür war die ſportliche Aus=
beute
um ſo erfreulicher. Schwarz=Göppingen unternahm im
Kampf mit dem Berliner Wittenberg einen Angriff auf den
deutſchen Rekord über 200=Meter=Bruſt, der Göppinger
unterbot mit einer Zeit von 2:43,6 ſogar den erſt vor wenigen
Tagen von dem Franzoſen Cartonnet mit 2:42,6 verbeſſerten
Weltrekord des Amerikaners Spence von 2:44,6 um genau eine
Sekunde. Auch in den übrigen Konkurrenzen gab es hervor=
ragende
Zeiten, ſo konnte Fiſcher=Bremen über 100=Meter=Crawl
in 1:01,4 als Erſter anſchlagen. Der Bremer Wefing war zwei=
mal
erfolgreich. Ueber 200=Meter=Crawl benötigte er 2:21,5 und
über 400=Meter=Crawl 5:11,1.
Die Deutfche Billardmeiſterſchaft der Amateure,
die in Frankfurt zum Austrag kam, ſah wieder Oberregierungs=
rat
Poensgen=Berlin als Sieger. Die nächſten Plätze belegten
Walter Joachim=Berlin, Dr. Meyer=Hamburg, K. Förſter=Aachen
und Dr. Herbing=Hannover.
Einen k.=v.=Sieg feierte der italieniſche Ueberſchwer=
gewichtler
Primo Carnera, der den bekannten Amerikaner
Schaaf in New York in der 13. Runde zur Aufgabe zwang.
Ein Fehlurteil gab es im Berliner Spichernring. Im
Ausſcheidungskampf um die deutſche Schwergewichtsmeiſterſchaft
erhielt der Königsberger Hinzmann trotz großer Ueberlegenheit
gegen den Düſſeldorfer Wallner nur ein Unentſchieden.
Sporklikerakur.
Das Exeignis für jeden Kraftfahrzeughalter und Motor=
freund
, die Internationale Automobil= und Motorrad=Ausſtellung
iſt da! Der Vorhang hebt ſich, der ein Schauſpiel von den Er=
rungenſchaften
auf dem Gebiete der Automobil= und Motorrad=
technik
verbarg. Das im rechten Zeitpunkt erſcheinende zweite
Ausſtellungsheft Nr. 7 der bekannten Fachzeitſchrift Motor und
Sport, das Motorblatt für alle, bereitet auf dieſes Erlebnis vor.
Die von Fachleuten geſchriebenen Einführungen in den tech=
niſchen
Fortſchritt die Hinweiſe auf das wirtſchaftlich bedeutende
Ereignis vermitteln ein umfaſſendes Bild auch dem, der dieſe Aus=
ſtellung
nicht beſuchen kann. Die Aufſätze Aeſthetik und Karoſ=
erie
. Aeſthetik des Motorrades, 2= und 3=Räderſchau, Er=
fahrungen
mit Aero, ſeien herausgegriffen, um dem Intereſſier=
ten
einen Ueberblick über den reichhaltigen techniſchen Teil zu
geben. Ein Artikel Kraftverkehr Städtebau Verkehrsrege=
lung
gibt eine Ueberſicht über die Zuſammenhänge der Verkehrs=
fragen
, die einer notwendigen Klärung bedürfen. Allgemeine Fra=
gen
werden wie immer eingehend erläutert. Neben den zahlreichen
Spezialrubriken, den internationalen techniſchen Automobiltabel=
len
, ſeien noch Mode und Sport erwähnt. Dieſes reichhaltige Heft,
das Sie in jedem Kiosk, in jeder Buchhandlung, oder direkt vom
Vogel=Verlag, Pößneck, für 50 Rpf. erhalten, ſollten Sie ſich als
Einführung in die Ausſtellung, dem Ereignis vom Tage, dienen
laſſen.

UOEbTENE
der Lieblinge
von Bühne und Film
jetat
in jeder Packung
der mild-süssen

[ ][  ]

Seite 8 Nr. 44

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 13. Februar 1933

A

10 VOm

35)

VCeller
Von Paul Bergenholt.

1O1

Ein Roman
aus den Bergen

(Nachdruck verboten.

Jetzt mitten in der Nacht kann man nicht ſehen, wie groß
die Verwüſtung iſt, die der Jöchlſturz anrichtete.
Zwar erkennt man im Fackelgeflamm, das mit der drohen=
den
Finſternis ein geiſterndes Spiel ſpielt, den Jöchleinriß
ſelbſt, durch den die Flut giſchtet, um ſich ihre gewaltſame Bahn
noch breiter und tiefer auszuſpülen. Wie ſchäumendes Blut
ſpringen die Waſſer durch den roten Schein der Fackellichter.
Wie es aber drunten ausſieht, wohin Fels und Flut ſtürzen,
was aus dem Neunerhof geworden iſt und aus den noch tiefer
darunter liegenden Hauſungen, ob ſie noch ſtehen, oder ob ſie
von dem brandenden Schwall verſchüttet wurden: Das wird
man erſt ermeſſen können, wenn man dorthin kommt. Es iſt
ungewiß!
Gewiß aber iſt, daß man hier heroben jetzt nicht mehr
bleiben kann. Es hätte ja gar keinen Sinn! Denn hier kann
man nun doch nichts mehr an dieſer Kataſtrophe ändern!
Man hört hier nur das fallende Waſſerbrauſen aus der
Rotmoos, den unaufhörlichen Flutenſturz aus nächtlicher Höhe
in den abſinkenden Seeſpiegel, und das wilde Toſen, das der
ſelbſt wieder durch die Jöchlbreſche in die Tiefe ſchleudert!
Ohne daß eine Menſchenſtimme einen Befehl ausſpricht, for=
mieren
ſich die Pionierarbeiter aus Innsbruck und die Leu=
taſcher
zu einer langen Reihe. Man buckelt die Geräte. In
einem traurig ſchweigſamen langen Zuge ſteigt man ab!
Die Blicke der Männer gehen ſtummen über den Neuner
hin, der mit leeren Augen ins Nichts ſchaut, als ſei alles Denken
in ihm erloſchen oder als ſei er ſelbſt zum Nichts erſtarrt!
Wo der Neißer und der Gurggl ſind? Keiner weiß das;
ſie ſind ratlos in die Nacht geſtürzt! . . Man ruft ihre Namen;
aber da meldet ſich keine Antwort!
Als der Meithner leiſe ſeine Hand dem Neuner auf die
Schulter legt, ſchrickt der auf wie aus einem nachtwandleriſchen
Traum.
Der Meithner faßt ihn unter wie man einen alten gebrech=
lichen
Menſchen ſtützt, damit er ſich aufrecht halte!
Komm, Neuner!, ſagt der Meithner behutſam: Hier kann
ja keiner mehr helfen! . . Leicht aber iſt herunten noch was zu
retten!
Aber die Meithnerworte gehen durch den Neuner wie durch
etwas Leeres, das kein Echo gibt. So willenlos iſt der Bauer
geworden.
Ebenſd willenlos läßt er ſich dann von dem anderen ge=
leiten
, wie ein kleines Kind, das Ziel und Richtung verlor
und ſich nun ratlos der Hand des Vaters anvertraut!

So ſteigen ſie als letzte langſam ab und folgen den voraus=
ziehenden
Fackellichtern. Mühſelig iſt der Abſtieg auf dem
regenglitſchigen Fels. Ringsher wallt die geiſterhafte Nacht.
Nur ſeitlich, wo zuvor das Jöchl ſtand, dringt das würgende
Rauſchen des Waſſers her und wird in der Gleichmäßigkeit des
Regens zu einem ebenſo gleichmäßig ſtumpfen Mahlen und
Schieben, das Waſſer und Erde zu einem ſchlammig zähen Brei
mengt. Der wälzt ſich in ſich ſelbſt weiter zur Tiefe hin, und
ſeine Spur deckt alles zu!
Der Meithner hört das. Er ſagt kein Wörtl. Aber er iſt
ohne Hoffnung, daß man herunten noch viel wird retten können.
Und als ſprängen ſeine Gedanken in den Neuner, ſo ſchüttelt
der jetzt einmal langſam und müde ſeinen Kopf, und er läßt
die Arme herabſinken, wie einer der den Kampf aufgibt:
S hat eh alls doch keinen Sinn nimmer!
Der Meithner kennt ſolche Mutloſigkeiten bei den Menſchen
und weiß, daß ſie ins Hoffnungsloſe ſinken, und daß daraus
die wilde Verzweiflung wachſen kann! . . Und er weiß auch,
daß es da nur einen einzigen Ausweg gibt:
Man muß dieſen armen Menſchen wieder einen Sinn und
Inhalt geben, aus denen ſie ſich ihr neues Leben bauen können!
Ach: Das braucht zunächſt gar nichts Großes zu ſein, nichts,
was ſich ins Weite und Ferne rückt! . . Nein, es genügt auch
weniger Großes, wenn es nur ſo nahe liegt, daß es getan
werden muß!
Auf dieſes Muß kommt es an! Darauf, daß etwas in
den Bereich der inneren Pflicht gerückt wird, die das tun muß,
weils aus der nahen Wirklichkeit unabweisbar notwendig wird!
Drum erhebt der Meithner, um den Schweigſamen gewiſſer=
maßen
von ſich ſelbſt fortzureißen, nun ſeinen Proteſt:
Keinen Sinn nit? . . Ich muß ſchon ſagen: Grad von dir
hätt ich das nit erwartet, Neuner! Und da er weiß, wo er den
anzupacken hat, beſinnt er ſich nicht lange:
Ich wüßt wenigſtens nit, daß je ein Neuner ſein eigne
Leut in der ärgſten Not verlaſſen hätt, wie du das willſt!
Der Bauer ſchaut einmal aus ſeinem ſtumpfen Brüten auf:
Jamein, wer red’it dann davon, Meithner?
Der iſt froh, daß der andre überhaupt anwortet:
Nuja, wannſt ſagſt, es hat kein Sinn nimmer, dann ver=
gißt
, daß da im Kreuz herunt eine in tiefer Not ſitzt, die dir’s
Leben gab; und wieder eine, der du’s Leben gabſt! Dein
Pflicht, mein ich, iſt, für die zu ſorgen, ſo gut das eben geht,
Neuner!
Man muß an ihm ſchaben und kratzen, wie ein Gärtner
eine riſſige Baumrinde kratzt; und Mutloſigkeit iſt am Menſchen
grad ſo, wie ein Ungeziefer am Baum, denkt der Meithner.

Feig bin ich eh nit und ich weiß, was meine Pflicht iſt
gegen die Mutter und die Kinder! wehrt ſich der Neuner.
Der Widerſpruch kommt jetzt ſchon nicht mehr müde aus
ihm, ſondern unmittelbar aus dem ſich wieder regenden Leben.
Aber dann iſt da auch wieder das andere, das mutlos machen
till:
Aber das Häusl, Meithner! . . Unſer Häusl! Seine
Stimme klingt brüchig in der Not dieſes Gedankens.
Der Meithner gibt ſeinen Kampf nicht auf:
Freilich, das mitm Häusl iſt furchtbar! . Aber leicht iſt
auch im Aergſten noch ein Gutes; und wir ſehn’s nur nit ſo,
weil’s uns verborgen bleibt! ſagt er und legt wieder ſeinen
Arm um den anderen, als müſſe er ihn abermals ſtützen.
Weil er aber wirklich das Schlimmſte befürchtet, will er
den Neuner ſorglich darauf vorbereiten:
Schau, aber auch, wann’s Häusl weg wär, bliebſt doch
halt der, der vorm Herrgott eine Pflicht hat gegen die Seinen!
.. Das Häusl iſt ein: Sach! .. Und was iſt ein’ Sach gegen
Menſchen?!
Dann aber geht der Meithner auch gleich wieder ins Prak=
tiſche
über und ſucht darin einen Troſt für den Neuner:
Uebrigens mußt denken, daß du auch dann nit der Aermſte
biſt! . . Haſt noch den Wald, und s Feld und Wies heraußen
in der Leutaſch! . . ’s Vieh und 1s Möbel iſt in Sicherheit ge=
bracht
; und ein Geld haſt eh auch noch! . . Ich mein, ’s wird
neben dir viel, viel Aermere geben! . . Man muß halt neu
anfangen; das iſt der Sinn auf dieſer Erd’n!
Der Neuner nickt und muß dem Meithner ja recht geben.
Aber als ſie dann endlich herunten ſind, und die Fackeln zeigen
eine Trümmerſtatt, als hätt ein Erdbeben alles durcheinander
geworfen, da bricht aus ſeiner Qual doch ein Notſchrei, daß
den Männern das Blut erſtarren möchte! . . Wie ein Trunkener
taumelt der Neuner.
Der Meithner ſteht neben ihn und hält ihn feſt in ſeinen
Armen und ſagt nun nichts mehr als: Neuner! Neuner!
Er ſagt das ſo leiſe, daß in dem Wort nur noch ein zartes
Mitempfinden bleibt.
Das obere Feld unterm Jungwald, der wie wegraſiert
iſt iſt zu einer Moräne geworden, in der Steine und Erde
ſich verſchlammen. Der Obſtanger iſt nach vornüber gefegt, daß
kein einziger Stamm mehr ſteht, und nur die Laubkronen noch,
wirr und wüſt, aus dem ſchiebenden Geröllbrei ſtarren, wie
ſtrubelig ſchmutzige Köpfe!
Der große Schupfen, in dem die ſowieſo ſchon karge Ernte
eingebracht war, iſt völlig verſchwunden, als ſei er nie da=
geſtanden
. Auch vom Stall ſteht kein Stein und Balken mehr!
Und das Neunerhaus ſelbſt? . . Der furchtbare Niederſturz
muß die Hinterwand voll getroffen haben; dann hat er alles
andere unter ſich wie mit einer Rieſenwalze eingewalzt!
Nur ein paar Hauptbalken haben ſich gehalten und ſtehen
nun in der Fackelglut wie blutrote Marterpfähle!
(Fortſetzung folgt.)

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