Darmstädter Tagblatt 1933


10. Februar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 41
Freitag, den 10. Februar 1933.
196. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der Anzeigene
aufträse und Leiſtung von Schadenerſatz. Beil
Konkurs oder gerſchtlicher Beltreibung ſäll ſeder
Nabatt weg. Banſlonto Deutſche Banl und Darm
ſädter und Nationalbanl.

Erhöhung landwirtſchaftlicher Zölle.
Verdoppelke Zollſätze für Rindvieh, Schafe, lebende Schweine und friſches Fleiſch, verfünffachter Sak für
Schmalz. Inkrafkſehung am 15. Februar. Vorbereikung von Maßnahmen auf dem Bukkermarkk.
Verkreter von Induſtrie und Handel
Zugunſten der Landwirtſchaft.
bei dr. Hugenberg.
Berlin, 9. Februar.

Amtlich wird mitgeteilt: Auf Vorſchlag des Reichsminiſters
für Ernährung und Landwirtſchaft Dr. Hugenberg hat die Reichs=
regierung
zunächſt zugunſten der beſonders ſchwer darniederliegen=
den
deutſchen Landwirtſchaft eine Reihe wichtiger Zollerhöhungen
beſchloſſen. Die neuen Zollſätze gelangen heute im Reichsanzeiger
zur Veröffentlichung. Es handelt ſich um eine Verſtärkung
des Zollſchutzes für lebendes Vieh, Fleiſch und
Schmalz. Aufdieſen Gebieten ſoll jede überflüſ=
ſige
Einfuhr vermieden werden.
Im Einzelnen iſt zu den Zollerhöhungen für landwirtſchaft=
liche
Erzeugniſſe zu melden:
Es werden erhöht: der Zoll für lebendes Rindvieh
von 27 RM. auf 50 RM. je Dz., für Schafe von 22,50 RM. auf
45 RM. und für lebende Schweine von 27 RM. auf 50 RM.
Die Fleiſchzölle für friſches Fleiſch von 45 RM. auf 100 RM.,
für Fleiſch einfach zubereitet von 60 RM. auf 150 RM. und für
Fleiſch zum feineren Tafelgenuß von 120 RM. auf 280 RM. je
Doppelzentner.
Zur Begründung wird amtlicherſeits geſagt: Einfuhrbedarf
liegt bei dieſen Erzeugniſſen nicht vor. Die deutſchen Viehbeſtände
ſind größer als vor dem Kriege und reichen für die einheimiſche
Bevölkerung aus. Ein Eingreifen war auf dieſen Gebieten drin=
gend
, da die Preiſe im Verhältnis zur Vorkriegszeit hier beſonders
niedrig liegen. Die Reichsrichtzahl bei Rindern beträgt 53 v. H.,
bei Schweinen 67. bei Schafen 64, bei Vieh insgeſamt 62 v. H.
gegenüber der Vorkriegszeit.
Die Erhöhung des Schmalzzolles von 12,50 RM. auf 50
RM. hat die Aufgabe, eine ſtärkere Deckung unſeres Fettbedarfes
auf einheimiſcher Erzeugung herbeizuführen. Dieſe Maßnahme iſt
für unſere Schweinezucht von nicht zu unterſchätzender Bedeutung.
Der außerordentliche Tiefſtand der Schweinepreiſe hat zu einem
nicht unerheblichen Teil ſeinen Grund in den Abſatzſchwierigkeiten
für Schweinefett, die unter dem Einfluß einer ſteigenden Schmalz=
einfuhr
eingetreten ſind.
Die erhöhten Zollſätze treten mit Ablauf der Zollbindungen
im deutſch=ſchwediſchen Handelsvertrag am 15. 2. 1933 in Kraft.
*
Die neuen Zollerhöhungen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung
Dieſe Zollerhöhungen platzen mitten in einen Wahlkampf
hinein, der nach den bisherigen Anzeichen an Schärfe ſicher nichts
zu wünſchen übrig laſſen wird. Für die Linksparteien werden
die Zollſätze, die im weſentlichen auf eine Verdoppelung der
alten Sätze, bei Schmalz allerdings auf eine Verfünffachung
hinauslaufen, willkommenes Agitationsmaterial ſein, mit Be=
hauptungen
über neue Verteuerungen des Fleiſches und Fettes
ins Volk zu gehen. Daher wird es Sache der Reichsregierung
ſein, dafür zu ſorgen, daß die entſtehenden Befürchtungen von
vornherein keine tatſächlichen Unterlagen erhalten. An unterrich=
teten
Stellen wird betont, daß für Preiserhöhungen
k eine Veranlaſſung vorliege, weil in der Regel an Stelle
des jetzt jenſeits der deutſchen Grenzen bleibenden Viehes,
Fleiſches und Fettes deutſche Erzeugniſſe treten, die bisher nicht
abgeſetzt werden konnten. Wenn die Marktpolizei die Preisge=
ſtaltung
aufmerkſam verfolge, ſollte es möglich ſein, ein An=
ziehen
der Preisſchraube zu verhindern, da ſehr wahrſcheinlich
der Handel mit der bisherigen Preisſpanne auskommen könne.
Für die Landwirtſchaft, deren Lage in vielen Bezirken
und in den meiſten Produktionszweigen tatſächlich kataſtrophal
iſt, werden die Zollerhöhungen günſtige Wirkungen unmittelbar
nach Inkrafttreten der neuen Zollſätze, alſo nach dem Ablauf
des Handelsvertrages mit Schweden am 15. Februar, auslöſen.
Beim Schmalz allerdings läßt ſich noch nicht überſehen,
wie ſich die Preisverhältniſſe geſtalten werden. Sachverſtändige
haben herausgerechnet, daß eine nicht unerhebliche Verteuerung
des Schmalzes zu erwarten iſt. Hier läßt ſich aber wohl noch
kein endgültiges Urteil fällen, bis die geſamte deutſche Fettwirt=
ſchaft
einer Neuordnung unterzogen iſt. Der neue Preis=
ſturz
am Buttermarkt ein Abſinken um 5 RM. pro
Zenter wird die Regierung veranlaſſen, die Beimiſchungs=
pläne
einer beſchleunigten Bearbeitung zu
unterziehen. Dabei iſt allerdings noch völlig offen gelaſſen,
ob es zu einer zwangsweiſen Beimiſchung von deutſchen Fetten
zur Margarine kommt, ob man ein entſprechendes Kontingent
Butter aus dem Markt nehmen und verbilligt ausgeben will,
oder welche anderen Wege eingeſchlagen werden. Erſt nach
Klärung dieſer Dinge wird ſich auch überſehen laſſen, ob und
inwieweit eine Veränderung des Schmalzpreiſes eintreten wird.
Im übrigen hält man im Ernährungsminiſterium daran feſt,
daß zur Rentabelgeſtaltung der deutſchen Land=
wirtſchaft
neben einem gewiſſen Schutz der Produktion und
des Abſatzes vor allem die öffentliche Belaſtung der
Scholle und des bäuerlichen Betriebes abge=
baut
werden muß.
Reichslandbund forderk völlige Sperrung
der Butkereinfuhr.
Der Reichslandbund hat an den Reichskanzler und den Reichs=
ernährungsminiſter
folgendes Telegramm gerichtet: Butterpreis
heute wieder um 5 Mark gefallen. Weiterer Preisſturz ſteht zu
befürchten. Sofortiges Eingreifen der Reichsregierung dringend
erforderlich. Gegenwärtiger Notſtand rechtfertigt ſofortige völlige
Sperrung der Grenzen gegen Butterüberſchwemmung und ſcharfe
ſonſtige Eingriffe zur Marktbereinigung.

Reichsminiſter Dr. Hugenberg empfing am Donnerstag nach=
mittag
Vertreter der Wirtſchaft und des Handels, ſo vom Reichs=
verband
der Induſtriellen Staatsſekretär v. Simſon, vom Deut=
ſchen
Induſtrie= und Handelstag den Präſidenten Grund, vom
Reichsverband des Deutſchen Groß= und Ueberſeehandels Geheim=
rat
Ravené, die Geſandten der Freien Städte Hamburg und Bre=
men
, vom Verwertungsverband Deutſcher Spiritusfabrikanten die
Herren Richter und v. Oppendorf, vom Reichsverband des Deut=
ſchen
Gartenbaus deſſen Präſidenten Werner und andere. Der
Empfang galt einer Fühlungnahme der genannten Verbände mit
dem Reichswirtſchafts= und Ernährungsminiſter. Die Ausſprache
war vertraulich.
Keine programmakiſchen Ausführungen
Hillers und Hugenbergs am Wochenende.
Die Reichsregierung nimmt ſchon in dieſen Tagen den Wahl=
kampf
auf. Der Reichskanzler ſpricht am Freitag abend in Berlin
vor ſeinen Anhängern, während Miniſter Dr. Hugenberg am
Samstag abend vor ſeinen Freunden eine Rede hält. Die Reden
werden als Auflage=Meldungen vom Rundfunk übernommen. Am
Samstag vormittag eröffnet Herr Hitler die Automobilausſtel=
lung
mit einer Rede, am abend ſpricht er in Kaſſel und am
Sonntag in Leipzig und Weimar bei den Richard=Wagner= Kund=
gebungen
. Auch hierbei wird der Rundfunk zum Teil oder ganz
eingeſchaltet.
Mit beſonderem Intereſſe hatte man in Berlin die Reden des
Kanzlers und Wirtſchaftsminiſters erwartet, weil man als ſelbſt=
verſtändlich
annahm, daß bei dieſer Gelegenheit programmatiſche
Erklärungen über einige konkrete Abſichten der neuen Regierung
erfolgen würden, die man auf die Fragen des Zentrums offengelaſ=
ſen
hatte. Nun überraſcht es einigermaßen, wenn offiziös aus=
drücklich
feſtgeſtellt wird, daß beide Reden keinen programmati=
ſchen
Charakter haben, alſo offenbar nur als Wahlreden vor Par=
teiangehörigen
gedacht ſind. Es ſollte doch der Regierung nicht un=
bekannt
bleiben, daß ſie mit dem Schweigen über ihre weiteren
Abſichten nur die Geſchäfte derer beſorgt, die daraus Kapital für
ihre eigenen Zwecke zu ſchlagen verſuchen.
Wahlabkommmen der chriftlich=
nakionalen
Mikke abgeſchlofſen.
Berlin, 9. Februar.
Die Preſſeſtelle der DVP. teilt mit: Nachdem ſich die Bil=
dung
eines chriſtlich=nationalen Blockes auf breiter Grundlage
durch die ablehnende Entſcheidung der DNVP. als unmöglich er=
wieſen
hat, haben D. V. P., Chriſtlich=Sozialer Volks=
dienſt
und Deutſche Bauernpartei das von ihren
Parteileitungen vorbereitete techniſche Wahlabkommen
in Kraft geſetzt, das dazu dienen ſoll, alle Möglichkeiten des
Wahlgeſetzes zugunſten der Sicherung aller für dieſe Parteien ab=
gegebenen
Stimmen auszuſchöpfen. Die drei genannten Parteien
ſtellen zu dieſem Zwecke einen gemeinſamen Reichswahlvorſchlag
auf, an den alle einzelnen ſelbſtändigen Kreiswahlvorſchläge die=
ſer
Parteien angeſchloſſen werden. Das Abkommen greift aber
noch über die drei genannten Parteien hinaus: Die Deutſch=
Hannoveraner ſind ihrerſeits wiederum dem Chriſtlich= Sozia=
len
Volksdienſt angeſchloſſen und es iſt weiter zu erwarten,
daß ſich auch das Deutſche Landvolk wiederum mit der
Deutſchen Bauernpartei vereinigt. In dem Abkommen wird aus=
drücklich
feſtgeſtellt, daß die politiſche Selbſtändigkeit der vertrag=
ſchließenden
Parteien nicht berührt wird.
Nach der politiſchen Seite hin findet die Bewegung zur natio=
nalen
Konzentration in dieſem chriſtlich=nationalen Block eine
ſtarke Stütze. Alle ihm angeſchloſſenen Parteien und Gruppen ſind
zur poſitiven Mitarbeit an der nationalen Front bereit. Sie ſind
aber überzeugt, daß die von ihnen vertretenen ſtaatspolitiſchen,
wirtſchaftspolitiſchen und kulturellen Kräfte und Auffaſſungen der
unentbehrliche Beſtandteil jedes aufbauenden Regierungspro=
gramms
ſein müſſe.
Der Beſchluß des Bayeriſchen Landkags:
Nicht Berſtaaklichung, ſondern Beaufſichkigung
der Großbanken.
München, 9. Februar.
Die Abſtimmung in der Mittwoch=Sitzung des Landtags in
der Frage der Verſtaatlichung der Großbanken war ſowohl im
Landtag ſelbſt wie in der Preſſe allgemein dahin verſtanden wor=
den
, daß der urſprüngliche nationalſozialiſtiſche Antrag auf Ver=
ſtaatlichung
der Großbanken angenommen worden ſei. In der
Vollſitzung des Bayeriſchen Landtags am Donnerstag erklärte nun
aber Präſident Dr. Stang, um keinen Zweifel aufkommen zu laſ=
ſen
, ſtelle er nachträglich ausdrücklich feſt, daß ſich die geſtrige Ab=
ſtimmung
über den nationalſozialiſtiſchen Antrag, betr. Verſtaat=
lichung
der Großbanken, auf den Abänderungsantrag bezogen
habe. In dieſem Abänderungsantrag aber war die Beaufſichtigung
der Großbanken verlangt. Im übrigen ſtimmt der Wortlaut des
Antrags mit dem urſprünglichen nationalſozialiſtiſchen Antrag
überein.

* Frankreich parlamenksmüde.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Mitte Februar 1933.
Der Sturz des Kabinetts Paul=Boncour hat, wenigſtens für
einige Zeit, die Uneinigkeit der franzöſiſchen Linksparteien be=
ſiegelt
. Es iſt jetzt erwieſen, daß eine Regierung, welche ſich auf
die bürgerliche Linke und die Sozialiſten ſtützt, auf die Dauer
nicht lebensfähig iſt. Ein Abgrund trennt die Sozialiſten und
die bürgerliche Linke, daran ändern alle perſönlichen Sympathien
und Wahlbündniſſe nichts. Dieſe Erkenntnis wurde aber durch
die letzte Kriſe recht teuer erkauft, denn ſie hat nur einen nega=
tiven
Wert. Mit einer linksſtehenden Mehrheit in der Kammer
iſt man gezwungen, immer wieder an der tragiſchen Liebe der
Radikalen und der Sozialiſten herumzudoktern, ein Zuſtand, der
in Kriſenzeiten recht unbequem wird. Die Energie der
Regierenden reibt ſich in den immer wieder er=
neuerten
Verſtändigungsverſuchen auf, die
ewigen Kompromiſſe und Rückſichtnahmen ver=
hindern
jede erfolgreiche Politik und geben der
Rechtsoppoſition die beſten Agitationsmittel in die Hand. Die
Hauptſchuld trifft dabei die Sozialiſten, oder vielmehr noch ihre
Doktrinen, die es ihnen unmöglich machen, auf die Dauer mit
anderen Parteien zuſammen zu arbeiten. Sie können keine Ver=
antwortung
auf ſich nehmen, andererſeits iſt es jedoch unmög=
lich
, ſie zu ignorieren. Kein Wunder, daß die Auguren
im Palais Bourbon ganze Serien von Kabi=
nettskriſen
prophezeien. Der Regierung Daladier ins=
beſondere
ſagt man ein kurzes und freudloſes Daſein voraus,
das zwiſchen Finanzſorgen und Schwierigkeiten mit der eigenen
Mehrheit troſtlos dahinfließen ſoll. Dabei wird Daladier von
ſeinen Anhängern und zahlloſen Befürwortern in allen Grup=
pen
als ein Mann von beſonderer Energie und echter Jakobi=
ner
(der Ausdruck wurde allerorts tatſächlich benützt) bezeichnet.
Daladier ſoll entſchloſſen, rauh, tapfer und aufrichtig ſein,
außerdem will er am Militärhaushalt keine Einſparungen vor=
nehmen
. Doch all das dürfte ihm nicht viel nützen.
Die rechtsſtehende Oppoſition, die wegen der Kräftevertei=
lung
in der Kammer in die Paſſivität gedrängt iſt wenigſtens
ſo lange, als die Radikalen ſich nicht einer Rechtsorientierung
bequemen, verlegt ſich auf die Kritik. Sie möchte den Beweis
erbringen, daß die Linke regierungsunfähig ſei und fordert die
Auflöſung der Kammer. Sie meint aber damit da die Auf=
löſung
praktiſch nicht durchführbar iſt nur die Nationale
Einigung, alſo eine neue Koalition. Um das den Radi=
kalen
nahezulegen, benützt ſie die antiparla=
mentariſche
Agitation. Man war in Frankreich immer
geneigt, die Kammer zu verulken eine im Grunde unſchuldige
und ungefährliche Unterhaltung. Nun haben ſich zu dieſer Nei=
gung
die Auswirkungen der Weltwirtſchaftskriſe und die Steuer=
laſten
geſellt. Die Stimmung im Lande iſt überall denkbar
ſchlecht. Die Kundgebungen gegen die Steuerlaſten wollen kein
Ende nehmen. Die Manifeſtanten führen eine drohende Sprache,
ein klaſſiſches Beiſpiel war die Warnung des comité du salut
Soonomique an die Regierung. 750 Organiſationen
haben darin die Mißwirtſchaft aller Parteien,
die der Wirtſchaft immer neue Laſten auferleg=
ten
, gebrandmarkt und in höchſt energiſchem Tone die
Einſtellung der Plünderung des Staatsvermögens gefordert.
Das geſchah unter der Einwirkung der Steuerforderungen des
Finanzminiſters Chéron. Seine Nachfolger, Georges Bonnet
und Haushaltsminiſter Lamoureux, fordern ſchon viel weniger.
Doch die Agitation geht weiter, ſie iſt zum Teil auch die Antwort
auf den ſehr fühlbaren Machtzuwachs der Gewerkſchaften, in dem
viele ein gefährliches Zeichen für die Zukunft erblicken. Jeden=
falls
hagelt von rechts und links Kritik am par=
lamentariſchen
Syſtem, während die Parteien auf beiden
Seiten nicht müde werden, zu betonen, daß ſie den Parlamen=
tarismus
gegen alle Angriffe ſchützen wollen. Bei den Wahlen
war von dieſer parlamentsfeindlichen Stimmung noch nichts zu
fühlen; mag ſein, daß ſie damals noch nicht tief wurzelte. Es iſt
wahr, daß ſeit der großen Revolution keine Staatsform ſich über
ſechszig Jahre halten konnte und Marianne, die dritte Repu=
blik
, iſt ſchon dreiundſechzig Jahre alt. Die Franzoſen neigen,
vielleicht mehr als andere Völker, zu hiſtoriſchen Betrachtungen
und manche finden, daß es ſchon notwendig Käre, zu Reformen
zu ſchreiten, um Erſchütterungen vorzubeugen. Zum Teil handelt
es ſich dabei nur um geſchichtsphiloſophiſche Theorien, die durch
die Entwicklung im Auslande angeregt wurden. Der Fascis=
mus
in Italien ließ die Geiſter hier nicht ganz
unberührt, und die nationalſozialiſtiſche Be=
wegung
in Deutſchland, die Kanzlerſchaft Hit=
lers
haben auch in dieſer Richtung gewirkt. Man
fragt ſich, ob Frankreich zwiſchen neue Wege gehenden Nachbar=
ländern
nicht gezwungen ſein wird, an den Formen ſeines
politiſchen Lebens Veränderungen vorzunehmen. Zu bemerken
iſt dabei, daß in dieſen Ueberlegungen der deutſche National=
ſozialismus
etwas ſummariſch gedeutet wird, ſowohl in ſeiner
Eigenart wie auch in ſeiner Rolle. Nun, all dieſe Gedanken ſind
hier vielleicht blauer Dunſt in der Tagespolitik ſpielen
ſie jedenfalls keine poſitive Rolle.
Man knüpft aber an die Kanzlerſchaft Hitlers auch andere
kühne Kombinationen, und es iſt intereſſant, daß die Real=
politiker
davon keine unmittelbaren Einwirkungen auf die
Außenpolitik erwarten.
Die außenpolitiſche Lage bleibt nichtsdeſtoweniger ein Faktor
der Unruhe. Von den Abrüſtungsverhandlungen in Genf erwar=
tet
man insbeſondere nicht viel Gutes. Die iſolierte Lage
Frankreichs wird von allen erkannt und in dieſer
Beziehung erſcheint auch das Verhältnis zu Italien in einer
beſonderen Beleuchtung. Die Annäherungsverſuche ſind alle fehl=
geſchlagen
; de Jouvenel ſetzt zwar in Rom ſeine Bemühungen
unverändert fort, doch in Paris glauben viele, daß ſeine Miſſion
bereits geſcheitert iſt. Die Frage iſt nur, wann man aus dieſer
Situation die Konſequenzen ziehen wird.

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Seite 2 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

reitag, 10. Februar 1933

Nochmals Herr Jouvenel.
Von unſerem =Korreſpondenten.
* Rom, Anfang Februar.
Man muß den Leſer bedauern: nochmals Jouvenel, der neue
Botſchafter Frankreichs in Rom. Aber die Sache iſt wichtig,
vielleicht das wichtigſte, was in Rom zu verzeichnen iſt.
Alſo de Jouvenel iſt angekommen, er hat ſchon ſeinen Beſuch
beim König gemacht, er iſt alſo offiziell an die Pfanne getre=
ten
, in der ein Verſöhnungsbrei zwiſchen Frankreich und Italien
gargekocht werden ſoll. Was pflegt nun ein diplomatiſcher Koch
aus dem Ententelager zu tun, wenn er neu nach Rom kommt?
Er pilgert zuerſt zum milite ignoto dem unbekannten Soldaten,
deſſen Denkgrabplatte am marmornen Siegesdenkmal an der
Piazza Venezia ruht. Dort legt man einen Kranz nieder, läßt
ſich in andächtiger Haltung filmen, und die Viſitenkarte für
Italien iſt abgegeben. Sogar ehemalige Feinde haben dieſem Sol=
daten
ohne Namen ihre Verbeugung erwieſen, Hitleranhänger
und Stahlhelmer aus deutſchem Lande.
Das iſt alſo ein ehrwürdiger Brauch, wie kein anderer für
einen Boten des Friedens aus Frankreich geeignet. Herr de Jou=
venel
aber iſt tiefſchürfender‟ Er geht als erſten Gang, noch
ehe er beim König war, in die Fasciſtiſche Revolutions= Aus=
ſtellung‟
Ein feiner Schachzug . .. denkt er. Der Franzoſe
fühlt fasciſtiſch, ſoll man glauben. Aber der ſpöttiſche Römer
munkelt: Aha, de Jouvenel iſt doch mit dem Billett der 70
Prozent Ermäßigung für die Ausſtellung gekommen, er hat ſich
ſeine Fahrkarte vorſchriftsmäßig in der Ausſtellung abſtempeln
laſſen. Alſo bleibt er kein halbes Jahr, ſondern nur die ſechs
Wochen, die den ermäßigten Fahrkarten bewilligt ſind. Viel=
leicht
zahlt er noch 20 Prozent zu, dann wird ihm ſein Billett
noch um zehn Tage verlängert.
Der Journaliſt ſchmunzelt noch obendrein: Richtiger Gedanke,
zuerſt in dieſe Ausſtellung zu gehen. Da ſieht der Botſchafter
gleich die Illuſtration zu den unzähligen Artikeln, die gerade in
den Tagen ſeiner Ankunft in Rom die italieniſche Preſſe an erſter
Stelle ſchmücken. Jene Artikel, die ſich mit erſtaunlicher Schärfe
gegen Jugoſlawien wenden, deſſen Gefahr als Kriegszunder in
recht eindringlicher Form geſchildert wird. Dieſes Jugoſlawien
als Kriegserreger aber ſchaut Herr de Jouvenel in Hunderten
von Abbildungen oder Photographien, in Photomontagen und
Zeitungsausſchnitten gerade im erſten Saal, wenn er die fasci=
ſtiſche
Revolutionsausſtellung betritt. Eine beſſere Lehre konnte
er ſich gar nicht ausſuchen, wenn er neben den römiſchen Preſſe=
erzeugniſſen
auch die geſchichtliche und ſachliche Darſtellung für
das Thema haben wollte, das alle ſeine Bemühungen um eine
Regelung der Generalfragen zwiſchen Paris und Rom und eine
Erörterung der ſchweren Balkanprobleme faſt zunichte machen
muß, ſolange man in Rom Jugoſlawien als militäriſche und poli=
tiſche
Flankenſtellung Frankreichs gegenüber Italien betrachten
muß.
Weit hinaus aber über dieſen wenig glücklichen Auftakt für
die Miſſion des Franzoſen geht die neuerdings wieder weſent=
licher
werdende Gefahr, die aus der Nordoſtecke der italieniſchen
Grenzländer droht. Die Schikanen, denen die Waffenverſorgung
Ungarns von ſeiten Italiens ausgeſetzt iſt, wobei der franzöſiſche
Antrieb offenkundig iſt, haben in Rom böſes Blut gemacht. Alſo
auch ein gutes Mittel für Verſöhnungsgeſpräche. Die jugoſla=
wiſchen
Gefahren ſind Stadtgeſpräch. Noch iſt es kalt. Sogar in
Serbien ſehr kalt, vor allem aber ſind in Albanien noch die Bäche
gefroren und die Berge verſchneit. Aber die Schneeſchmelze wird
kommen, und damit die Brandgefahr auf dem Balkan. Albanien
iſt das Fort gegen Serbiens Adriafront. Hier liegt immer die
Lunte bereit, ſeit Jahren.
In dieſem Jahr aber brennt ſchon der Zunder in Jugoſla=
wien
, man weiß ſchwer aus und ein. Auch in anderen in Frage
kommenden Staaten iſt Not am Geld nicht am Mann. Wenn
keine Ventilöffnung erreicht wird, kann der Funken is Pulver=
faß
hüben und drüben fallen. Schon lange nicht mehr war die
Gefahr ernſter, trotzdem Muſſolini tatſächlich den Frieden und
den Aufbau, nicht aber den Krieg will. Wenn Jouvenel nur für
Kleinigkeiten kommt, kann er das billige Billett bald benutzen
zur Rückfahrt. Es liegt dann nicht ſo ſehr an ihm, als an der
vollkommenen Verblendung in Paris, wo man nicht erkennen
will, daß man anders denken lernen muß, wenn man mit Italien
zu einer ehrlichen Friedenspolitik gelangen will, und nicht zu
einem Flickwerk, das in einem jugoſlawiſchen Feuer aufflackert.
Mißerfolge Ibn Sauds.
EP. Mailand, 9. Februar.
Ueber die Kämpfe, die im Süden Arabiens von Aufſtän=
diſchen
gegen die Herrſchaft des Königs Ibn Saud geführt wer=
den
, gelangen neue Nachrichten in die italieniſche Preſſe. Wie
der Corriere della Sera aus Aden erfährt, haben ſich nach
dem Siege des Emir Idriſſi von Aſir über die regulären Trup=
pen
des Königs Ibn Saud zahlreiche Grenzſtämme von Aſir den
Rebellen angeſchloſſen. Der Kommandant der Wahabitentruppen
Ibn Sauds ſoll den Rebellen als Gefangener in die Hände
gefallen ſein.
ver Maulälier
Peoro walderon ooe 1a barta)
und der Richker von Zalamea
Von Eugen Gürſter.
Es iſt heute viel von der weltanſchaulichen Gebundenheit
die Rede, aus der das wahre, dichteriſche Kunſtwerk heraus=
wachſen
müſſe, wenn es wirklich die Gemeinſchaft in tieferem
Sinne ergreifen will. Solche weltanſchaulich=religiöſe Verbun=
denheit
einer Volksgemeinſchaft, die im Menſchlichen wie im
Aeſthetiſchen ſtillbildend wirkt, beſaß das 17. Jahrhundert in
dem Spanien, in dem Calderon lebte, als vorausſetzungsloſe
Selbſtverſtändlichkeit. Die Atmoſphäre des ſpaniſchen Katholizis=
mus
war das Element, in dem ſich Calderons dramatiſches
Schaffen entwickelte, und aus ihr wuchs ſein chriſtliches Drama
ſo ſicher und endgültig heraus wie das griechiſche Drama aus
dem Geiſt der griechiſchen Sagen und das Drama Kalidaſas
aus der Welt der indiſchen Religion. Das dramatiſche Ge=
ſamtwerk
Calderons ſteht als letzte dichteriſche Aeußerung eines
geſchloſſenen religiöſen Kreiſes vor uns; was an dramatiſcher
Dichtung nach ihm geſchaffen wurde, erwuchs aus den Bedingun=
gen
eines beſtimmten geſellſchaftlichen Zuſtandes ich denke
hier an das Drama Shakeſpeares und das franzöſiſche klaſſiſche
Drama bis eine Zeit kam, wo auch die rein geſellſchaft=
liche
Bindung zu brüchig wurde, um einen tragenden Unterbau
ür das dramatiſche Schaffen herzugeben und der Dichter auf
jenen einſamen Poſten gedrängt wurde, wo er heute ſteht, und
von dem er mit ſeiner ſchwachen Stimme die Vereinzelten zu
erreichen ſucht.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß ein ſo unmittelbar aus der
religiös gebundenen Atmoſphäre ſeines Jahrhunderts und ſeines
Landes heraus ſchaffender Dichter wie Calderon in den Geſtal=
ten
, Situationen und Löſungen ſeiner dramatiſchen Werke auch
mit der geſellſchaftlichen Struktur ſeiner Zeit als mit unverrück=
baren
Gegebenheiten rechnet. In dieſem Sinne wirkt der
ſpaniſche Begriff der Ehre in den meiſten ſeiner Dramen als
menſchlicher Hebel, der die Figuren und Situationen in Bewe=
gung
ſetzt. Calderon übernimmt dieſen Geſellſchaftsbegriff der
Ehre als ein im öffentlichen Leben unentbehrliches Requiſit, es
liegt ihm ferne, ihn etwa zu vergeiſtigen immerhin weiß er
dieſem Geſellſchaftsbegriff der Ehre eine ſo großartige Steige=
rung
zu verleihen, daß er im Richter von Zalamea den ein=

Deutſcher Schrikk in Schweden.
Berlin, 9. Februar.
Wie von zuſtändiger Seite beſtätigt wird, iſt der deutſche Ge=
ſandte
in Stockholm, von Roſenberg, im Einverſtändnis mit dem
Auswärtigen Amt beim ſchwediſchen ſtellvertretenden Außen=
miniſter
wegen der unfreundlichen Haltung einiger ſchwediſcher
Blätter gegenüber der deutſchen Regierung vorſtellig geworden.
Der Geſandte, der darauf hinwies, wie unliebſam für die freund=
ſchaftlichen
deutſch=ſchwediſchen Beziehungen eine ſolche Haltung
ſei, fand volles Verſtändnis für die deutſche Auffaſſung. Es wurde
ihm eine entſprechende Einwirkung auf die in Frage kommenden
Blätter zugeſagt.
* Reichsminiſter Goering hatte die ſcharfe Kritik
einiger ſchwediſcher Blätter an Reichskanzler Hitler benutzt, um
an eine Zeitung in Göteborg ein ſehr ſcharfes Telegramm
zu richten, worin er zum Ausdruck brachte, daß er als aufrichtiger
Freund des ſchwediſchen Volkes in einer ſolch ſchmutzigen Aus=
laſſung
eine ernſte Gefahr für die freundſchaftlichen und herz=
lichen
Beziehungen zwiſchen beiden Völkern erblicke. Ehe andere
Maßnahmen ergriffen würden, bitte er um Mitteilung, inwiefern
die Redaktion in Zukunft gegen ſolche Aeußerungen einzugreifen
gedenke. Zweifellos eine Temperamentshandlung des Miniſters,
die aber den Erfolg hatte, daß nun die anderen ſchwedi=
ſchen
Zeitungen unter Hinweis auf die in Schweden be=
ſtehende
Preſſefreiheit eine ſolche Eamiſchung in ihre
eigenen Dinge ablehnen. Herr Goering hat inzwiſchen
auch wohl eingeſehen, daß er ſich zu weit vorgewagt hat,
und ſeinem Telegramm deshalb einen Kommentar nachgeſchickt,
wonach er ſelbſtverſtändlich mit der Veröffentlichung dieſes Tele=
gramms
niemals gerechnet hätte, und die Redaktion nur freund=
ſchaftlich
warnen wollte, eben aus der Bewunderung heraus, die
er für Land und Volk ſeiner verſtorbenen Frau hege. Sein Tele=
gramm
ſei alſo keine Staatsaktion, ſondern ein privater Schritt
geweſen. Allerdings hätte er dann auch nicht als Reichsminiſter
unterzeichnen dürfen. Auch im Auswärtigen Amt ſcheint
man über das Eingreifen des Miniſters Goering nicht ſehr glück=
lich
geweſen zu ſein, wenn man auch über die Vorſtellung des
deutſchen Geſandten im ſchwediſchen Außenamt in Stockholm eine
dem Miniſter Goering angenehme Darſtellung hinausgegeben hat.

Vom Tage.
Der Handwerkskammer=Unterſuchungsausſchuß des Landtags
ſetzte geſtern die Beratungen über den an das Plenum zu erſtat=
tenden
Bericht fort. Am kommenden Freitag gehen die Verhand=
lungen
weiter.
Reichspräſident v. Hindenburg hat an den ungariſchen Reichs=
verweſer
Horthy folgendes Beileidstelegramm gerichtet: Ew.
Durchlaucht ſpreche ich zu dem ſchweren Verluſt, den die ungariſche
Nation durch den Tod des Grafen Apponyi erlitten hat, mein tief=
gefühltes
Beileid aus.
Bei nächtlichen Schießereien wurden auch geſtern zahlreiche
Perſonen ſchwer und viele leichter verletzt. Es melden Schwer=
verletzte
: Berlin 3 Kommuniſten. Charlottenburg 2 Kommuniſten.
Königsberg 2 Nationalſozialiſten und 3 Reichsbannerleute, Ham=
burg
1 Polizeibeamter. 1 Nationalſozialiſt. In Berlin erfolgte
geſtern ein neuer bewaffneter Ueberfall auf eine Zeitung; diesmal
überfielen vier Burſchen den Verlag von Auffenburg. Bei der
Flucht feuerten die Eindringlinge mehrere Schüſſe ab, die glück=
licherweiſe
niemand verletzten.
Der Ueberwachungsausſchuß des Reichstages iſt von ſeinem
Vorſitzenden, Abg. Löbe (Soz.), nunmehr für Dienstag, mittags
12 Uhr, wieder einberufen worden. Auf der Tagesordnung ſteht
zunächſt eine Beratung über die Sicherung der Wahlfreiheit und
ferner die Frage der Weiterberatung der Oſthilfe.
Außer dem SA.=Führer und Abgeordneten Daluege, der zur
beſonderen Verwendung, und dem Direktor Hall, der als Hilfs=
arbeiter
für den höheren Verwaltungsdienſt in das preußiſche
Innenminiſterium berufen wurde, ſind auch die Polizeioffiziere
Major Wecke und Hauptmann Jakobi in das Innenminiſterium
kommandiert worden.
Das oldenburgiſche Innenminiſterium hat das Zentrumsorgan
Tageszeitung für den Amtsbezirk Frieſolthe auf die Dauer von
ſechs Tagen verboten. Das Verbot erfolgte wegen der Veröffent=
lichung
des Wahlaufrufes des Landesvorſtandes der oldenburgi=
ſchen
Zentrumspartei.
Der Prager Immunitätsausſchuß hat beſchloſſen, dem Abge=
ordnetenhaus
die Auslieferung der vier ſudetendeutſchen national=
ſozialiſtiſchen
Abgeordneten Jung, Kaſper, Krebs und Schubert
vorzuſchlagen und bezüglich des Abgeordneten Knirſch die Ein=
holung
weiterer Akten durch das Gericht zu veranlaſſen.
Die holländiſche Regierung iſt wegen der Ablehnung ihrer
Juſtizreform=Vorlage zurückgetreten.

fachen Dorfſchulzen eine erlittene Gewalttat mit dem Tode ver=
gelten
und dieſe Selbſthilfe durch den König bekräftigen läßt.
Wenn Calderons Schauſpiel Die Andacht zum Kreuz das
äußerſte Extrem ſeines beſeſſenen Glaubens an ein Jenſeits der
Sinnenwelt darſtellt (eines Glaubens übrigens, der ſich reſolut
zu einem Credo guia absurdum bekennt), ſo ſtreift die geiſtige
Tendenz etwa ſeines Dramas. Der Arzt ſeiner Ehre hart an
jene Grenze, wo der geſellſchaftserhaltende Ehrbegrifff des
Spaniers in einen abſurden, lebensvernichtenden Wahn um=
ſchlägt
. Don Guttiere, der ſeine der Untreue verdächtige Frau
mit kaltherziger Sachlichkeit umbringen läßt, ſteht vor uns als
eine mit keinem menſchlichen Maß mehr zu erfaſſende Geſtalt
aus einem Jahrhundert, das im Denken und im Handeln zu
einem wilden Radikalismus entſchloſſen war. Wenn wir uns
vergegenwärtigen, daß Calderons Zeit in einem unerhörten
Maße von Naturgewalten und kriegeriſcher Zerſtörung bedroht
war, gewinnen wir vielleicht ein Verſtändnis dafür, daß der
ſtarre Glaube an religiöſe Maximen, daß vielleicht auch der
überſpannte Ehrbegriff der damaligen Zeit für ein Geſchlecht,
das in jedem Sinn im Maßloſen lebte, ſo etwas wie eine
lebensbewahrende Hemmung darſtellen mußte.
Calderons für die weltlichen Bühnen beſtimmte Dramen
ſtehen als künſtleriſche Weſenheit etwa in der Mitte zwiſchen
dem antiken griechiſchen Drama und dem Drama unſerer Bühne,
wie es ſich ſeit den Tagen Shakeſpeares entwickelt hat. Mit
dem Drama der Griechen haben Calderons dramatiſche Schöpfun=
gen
die religiöſe Grundvorausſetzung ihrer Situationen und
Geſtalten gemeinſam: im weſentlichen und letzten beeinfluſſen
bei den Griechen und bei Calderon überperſönliche, außer=
weltliche
Mächte, nicht die Menſchen und ihre Entwicklungen den
Gang der Ereigniſſe. Was aber die Schauſpiele des ſpaniſchen
Dichters von dem Geiſt des antiken Dramas trennt, was
ſeine Dichtungen der Sphäre unſeres Dramas näherrückt,
iſt ſeine Auffaſſung vom Weſen der individuellen Charaktere im
Drama.
Er ſetzte, wie ſein Biograph Taſis ſich ausdrückt, ſeinen
heißen militäriſchen Impulſen ein Ziel, indem er ſich dem
ſtrengſten Dienſte des Herrn der Heerſcharen widmete. Dreißig
Jahre ſpäter ſtarb er als Großkaplan der Kongregation der
Presbitores Naturales.
In einem 81jährigen Leben als Weltmann, Prieſter und
Soldat konnte der Dichter der Bühne über 200 Stücke ſchenken.
Der Richter von Zalamea gehört zu jenen Dramen Calderons,
die feſt und höchſt irdiſch in der zeitgenöſſiſchen Hiſtorie wurzeln.
Einen Richter von Zalamea hatte ſchon Calderons älterer
Zeitgenoſſe Lope de Vega geſchrieben. Calderon übernimmt die
äußere Fabel von ihm, aber er geſtaltet den von Lope nur ge=

Prokeſt gegen die oldenburgiſche
Spartagen Berdtohung.
Oldenburg, 9. Februar.
Am Donnerstag nachmittag fand in Oldenburg eine Verſamm=
lung
der von der oldenburgiſchen Sparkaſſenverordnung betroffe=
nen
Stadt= und Gemeindevertretungen, ſowie der betreffenden
Sparkaſſenvorſtände ſtatt.
Durch die Sparkaſſenverordnung der oldenburgiſchen Regie=
rung
gehen die im Landesteil Oldenburg von Gemeinden und Ge=
meindeverbänden
betriebenen Sparkaſſen, insbeſondere die ſtäd=
tiſche
Sparkaſſe in Oldenburg, die Rüſtringer Sparkaſſe und die
Sparkaſſe der Stadt Varel mit Wirkung vom 10. Februar als
Ganzes auf die Landesſparkaſſe zu Oldenburg über, die gleich=
zeitig
in die Verträge der kommunalen Sparkaſſen eintritt. Die
Landesſparkaſſe hat am Sitz der ſo aufgehobenen Sparkaſſen wei=
terhin
ein Zweiggeſchäft zu führen. Durch dieſe ſtraffe Zuſammen=
faſſung
des Sparkaſſenweſens ſollen einmal die Kommunen der
Sorge und Arbeit für die Anſtalten enthoben werden, während
andererſeits dahin gewirkt werden ſoll, daß ſich die Sparkaſſen
nur ausſchließlich mit Geſchäften befaſſen, die in ihren Rahmen
gehören.
Der deutſche Sparkaſſen= und Giroverband hat an
den Reichskanzler, den Vizekanzler und den Reichs=
miniſter
Dr. Hugenberg ein Proteſttelegramm gegen
die oldenburgiſche Sparkaſſenverordnung geſandt, in dem dringend
gebeten wird, die erforderlichen Maßnahmen zur Aufhebung
der oldenburgiſchen Verordnung in die Wege zu
leiten und dafür Sorge zu tragen, daß die Selb=
ſtändigkeit
der deutſchen Sparkaſſen im Inter=
eſſeihrer
acht Millionen Sparer nicht angetaſtet
wird.
Bizekanzler u. Papen über die deutſch=
franzöſiſchen
Beſprechungen.
UNB. Paris, 9. Februar.
Vizekanzler von Papen hat einem Mitarbeiter des Temps
Erklärungen über die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen abgegeben,
in denen es unter anderem heißt, man rede ſich in Frankreich
künſtlich ein, daß der Friede und die Ruhe durch die Akte der Ver=
gangenheit
und durch die Verträge, die dieſe Akte inſpiriert hät=
ten
, geſichert ſeien. Das ſei ein Irrtum und gleiche dem Fall
jenes Kranken, der geſunden möchte, aber von Pflege und vom
Arzt nichts wiſſen wolle. Es ſei niemals zu ſpät, ſeine Irrtümer
einzuſehen. Mit größter Genugtuung habe er das kürzlich von
dem früheren Miniſterpräſidenten Tardieu bei einem Vortrag ab=
gelegte
Bekenntnis geleſen, daß die Ablehnung einer direkten
deutſch=franzöſiſchen Ausſprache, wie er (Papen) ſie im Juni 1932
vorgeſchlagen habe, ein Fehler ſei. Was Deutſchland Einſtellung
betreffe, ſo wünſchten alle deutſchen Parteien ohne Ausnahme eine
Entſpanung der deutſch=franzöſiſchen Beziehungen; aber auf fran=
zöſiſcher
Seite müſſe man zu begreifen ſuchen, daß man Deutſch=
land
14 Jahre nach dem Kriege nicht weiter Bedingungen auf=
zwingen
könne, die anzunehmen Frankreich ſich hüten würde,
wenn es an Deutſchlands Stelle ſtünde. Die jetzige Wirtſchafts=
kriſe
ſollte beiden Völkern den Wunſch eingeben, mit den Zwangs=
maßnahmen
ein Ende zu machen, um zu einer immer weitergehen=
den
Zuſammenarbeit zu gelangen.
Franzöſiſche Finanzianierung vom Kammerausſchuß
angenommen.
WTB. Paris, 9. Februar,
Der Finanzierungsplan der Regierung Daladier wurde vom
Finanzausſchuß der Kammer mit 16 gegen 7 Stimmen angenom=
men
. Allerdings iſt er in vielen Punkten abgeändert worden.
So wurde z. B. eine Kürzung am Budget der Luftfahrt abge=
lehnt
. An den Militärausgaben werden infolgedeſſen nur 608
Millionen Franken eingeſpart. Die Kürzung der Beamtengehäl=
ter
wurde geſtrichen und als Ausgleich eine Erhöhung der Ein=
kommenſteuer
auf Gehälter über 20000 Franken eingeſetzt.
Die Regierung wird die Forderung ſtellen, daß der Finanz=
plan
am Samstag im Plenum der Kammer zur Verhandlung
kommt.
Ein franzöſiſches Okkawa‟.
Die franzöſiſche Regierung hat beſchloſſen, eine nationale
Wirtſchafts=Konferenz einzuberufen, in der die Bedingungen über
den Warenaustauſch zwiſchen dem Mutterland und den franzö=
ſiſchen
Kolonien, insbeſondere mit Nordafrika, ſowie die beſten
Mittel zur Stärkung der Solidarität und der Verteidigung der
ranzöſiſchen Intereſſen geprüft werden ſollen.

ſtreiften Stoff zu einem Volksſchauſpiel großen Formats um:
aus zwei Hauptleuten wird einer, von den beiden Töchtern des
Bauern behält er ebenfalls nur eine bei, dieſe eine wird bei
Calderon ſchuldlos (bei Lope iſt ſie leichtſinnig) damit ge=
winnt
Calderon für die großartige Rache des Vaters mehr
Hintergrund. (Bei Lope iſt der Bauer nur ein bon homme.) Das
Eintreffen des Königs bleibt bei Lope ein techniſcher Kniff,
Calderon baut daraus einen Schluß, der in der Weltliteratur
kaum ſeinesgleichen hat. Die herrliche Figur des alten Hau=
degens
Don Lope Figueroa iſt Calderons ureigene dichteriſche
Erfindung. Die ſprachliche Höhe der Diktion Calderons, wie
etwa in der Klage Iſabels, hat Lope de Vega in ſeinem Rich=
ter
nicht erreicht.
Als die Romantiker (um Schlegel und Eichendorff) vor
hundert Jahren den ſpaniſchen Dramatiker wieder entdeckten,
rückten ſie jene Weſenszuge im künſtleriſchen Charakter Calderons
an die entſcheidende Stelle, die gemäß ihrem eigenen Programm
romantiſch gedeutet werden konnten: den Hang zum Wunder=
baren
, die religiöſe Beſeſſenheit, das Ekſtatiſche und Glitzernde
an Calderons Sprache. Der Menſch von 1931 wird von einer
intenſiveren Beſchäftigung mit dem ſpaniſchen Dramatiker nicht
ſo ſehr das Bild eines Romantikers, als den tiefen Eindruck
eines großen barocken Dramatikers mit ſich tragen, der Men=
ſchen
, von denen jeder einzelne ſeinen unverjährbaren Anſpruch
auf innere Freiheit (auch der Realität gegenüber!) verteidigt,
mit dem künſtleriſchen Mittel einer Sprache geſtaltet hat, die bei
aller Beſeſſenheit nie die Konturen der dramatiſchen Geſtalten
überflutet. Wir ſind heute mehr als jemals geneigt, das Urteil
des großen Antiromantikers Goethe über Calderon zu unter=
ſchreiben
: Seine Stücke ſind durchaus bretterecht, es iſt in ihnen
kein Zug, der nicht für die beabſichtigte Wirkung kalkuliert wäre.
Calderon iſt dasjenige Genie, was zugleich den größten Verſtand
hatte.
Calderons dramatiſche Schöpfung iſt in keinem Sinne aktuell
und ſeine Dichtungen werden kaum jemals zu jenen Werken der
Kunſt gehören, zu denen man ſich in Stunden der Bedrängnis
troſtſuchend flüchtet. Sie entſtanden und ſie leben noch in jener
Sphäre dichteriſcher Geſtaltung, in der nicht die Sehnſucht nach
einer Kunſt der entzückenden Unordnung ſondern nach einem
Genügen ohne Wechſel, einem Glück ohne Betäubung und
Rauſch geſtillt wird. Der Denker, der dieſe Worte formt, um
eine hohe Kunſt zu bezeichnen, die ſich als Ueberſchuß einer
weiſen und harmoniſchen Lebensführung ergibt, iſt Fr. Nietzſche,
und er nennt, inneren Widerſtänden zum Trotz, unter dem
Namen der großen Geſtalter, unter Homer, Sophokles, Theokrit,
Racine und Goethe ausdrücklich den Namen des ſpaniſchen
Dramatikers Calderon.

[ ][  ][ ]

Freitag, 10. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 41 Seite 3

Gefährliche franzöſiſche Taktik in Genſ.
Frankreich ſtellt Regelung der Gleichberechkigung in Abrede. Bolſchafter Nadolnn kündigt im Falle des
Berſagens der Konſerenz unüberſehhare Folgen an und erklärt Gleich=
berechkigung
als grundſählich entſchieden.

Die Konferenz muß über Rüfkungs=
verminderungen
abſkirmen.
WTB. Genf. 9. Februar.
Das Büro der Abrüſtungskonferenz trat heute zuſammen,
um das Programm für die praktiſchen Arbeiten der Konferenz
auf dem Gebiete der Abrüſtung feſtzuſetzen.
Ueber das bereits vorliegende engliſche Programm,
das aus einem ſicherheitspolitiſchen und einem
militärtechniſchen Teil beſteht, entwickelte ſich eine ſehr
bewegte Debatte, in der die Regierungsgegenſätze, die in der
Abrüſtungsfrage beſtehen, erneut zum Ausdruck kamen. Der
britiſche Vertreter Eden erklärte nach einem Hinweis darauf,
daß das engliſche Programm keineswegs ſakroſankt ſei, wenn
die Arbeiten der Konferenz in den nächſten Wochen zu keinem
Reſultat führen würden, ſei es mit den Chancen der Konferenz
endgültig vorbei. Die engliſche Regierung ſei feſt
entſchloſſen, die Abrüſtungskonferenz jetzt in
das entſcheidende Stadium zubringen.
Der deutſche Vertreter Botſchafter Nadolny
gab eine formulierte Erklärung ab, in der er ſich mit der Grund=
tendenz
des engliſchen Planes einverſtanden erklärte, für die
einzelnen Vorſchläge im abrüſtungstechniſchen Teil jedoch Ab=
änderungsanträge
der deutſchen Delegation ankündigte. Nadolny
ſtellte die Forderung auf, daß durch Abſtimmung
über die einzelnen militärtechniſchen Teile zu=
nächſt
eine klare Entſcheidung darüber herbei=
geführt
werde, bis zu welcher Grenze die Kon=
ferenz
in der Herabſetzung der Rüſtungen
heruntergehen wolle. Er erklärte mit Nachdruck, die
deutſche Delegation werde ſich mit größter Ent=
ſchiedenheit
allen Verſuchen, die Konferenz
mit ungenügenden Ergebniſſen abzuſchließen,
widerſetzen.
Sodann ſtellte er feſt, daß die deutſche Delegation ſich auf
eine Diskuſſion der Gleichberechtigungsfrage,
die durch die Abmachung vom 11. Dezember 1932
nach langen und ſchwierigen Verhandlungen
grundſätzlich geregelt worden ſei; nicht ein=
laſſen
werde. Er ſtelle mit Befriedigung feſt, daß die britiſche
Delegation bei der Aufſtellung ihres Programms dieſe Ab=
machungen
berückſichtigt habe. Eine Diskuſſion dieſer Punkte er=
ſcheine
ihm im Augenblick nicht notwendig. Indem er ſich vor=
behalte
, ſpäter bei der praktiſchen Anwendung dazu Stellung
zu nehmen, ſchlage er vor, daß dieſe Fragen aus dem Arbeits=
programm
ausgeſchaltet werden.
Starken Eindruck in den Erklärungen des deutſchen Vertreters
machte ſein Hinweis auf gewiſſe Stimmen in der Oeffent=
lichkeit
, die empfehlen, ohne wirkliche Rüſtungsherab=
ſetzung
ſo ſchnell wie möglich die Konferenz mit
einer Konvention zu beenden, die die Weltüber
den Mißerfolg hinwegtäuſchen ſolle. Nadolny er=
klärte
hierzu:
Ich warne vor einem ſolchen Vorgehen und weiſe darauf hin,
daß es unüberſehbare Rückwirkungen haben würde.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour
machte verſchiedene Vorbehalte. Zu den Ausführungen des deut=
ſchen
Vertreters für die Gleichberechtigung erklärte er, daß das
Abkommen vom 11. Dezember lediglich eine Vereinbarung zwiſchen
gewiſſen Mächten darſtelle. Zu gegebener Stunde werde
die franzöſiſche Regierung aber darauf hinwei=
ſen
, daß auch nach den Vereinbarungen vom 11.
Dezember Gleichberechtigung nur in einem Sy=
ſtem
allgemeiner Sicherheit beſtehen könne. Mit
dem von England vorgeſchlagenen Arbeitsprogramm könne er ſich
unter gewiſſen Vorbehalten einverſtanden erklären. Er bean=
tragte
, daß die politiſchen Fragen von der politiſchen Kommiſſion
behandelt würden Die abrüſtungstechniſchen Fragen dürften nicht,
wie es der engliſche Vorſchlag vorſehe, vom Büro der Abrüſtungs=
konferenz
entſchieden werden, ſondern ſie gehörten der Zuſtändig=
keit
des Hauptausſchuſſes der Konferenz an. Bezüglich der Flotten=
fragen
beanſtandete der franzöſiſche Delegierte, daß hierüber in
dem engliſchen Arbeitsprogramm kein progedurmäßiger Vorſchlag
gemacht werde und beantragte, daß der Hauptausſchuß ſich auch
mit Flottenfragen befaſſen ſolle.

Die Sitzung des Büros der Abrüſtungskonferenz mußte auf
Wunſch des Generalſekretärs vorzeitig abgebrochen werden.
Botſchafter Nadolny wird morgen auf die Erklärungen
Paul=Boncours zur Gleichberechtigungsfrage antworten. Ohne auf
Einzelheiten einzugehen, wird der deutſche Vertreter nochmals
mit aller Entſchiedenheit betonen, daß Deutſch=
land
auf Grund der Erklärung der Großmächte
vom 11. Dezember zur Abrüſtungskonferenz zu=
rückgekehrt
iſt und daß es jene Erklärungfür die
Grundlage für die praktiſche Durchführung der
Gleichberechtigung auf der Konferenz machen
wird. Dieſe Klarſtellung iſt notwendig; denn nach den heutigen
Ausführungen Paul=Boncours konnte man den Eindruck gewin=
nen
, daß er die Bedeutung des Abkommens vom 11. Dezember
ſür die Abrüſtungskonferenz abzuſchwächen verſucht. Er erklärte
ausdrücklich, daß die Vereinbarung vom 11. Dezember, die zwiſchen
einigen Staaten abgeſchloſſen worden ſei, nicht an die Stelle einer
Entſcheidung der Konferenz geſetzt werden könne.
Die Ausführungen Paul=Boncours haben nochmals klar er=
kennen
laſſen, in welche Richtung die franzöſiſche Politik auf der
Abrüſtungskonferenz gegenwärtig ſteuert. Die Fragen der qualita=
tiven
Abrüſtung des Kriegsmaterials drohen ganz in den Hinter=
grund
zu geraten, und gerade hierüber muß nach deutſcher Auffaſ=
ſung
durch einwandfreie Abſtimmungen eine klare Entſcheidung
der Konferenz herbeigeführt werden. In deutſchen Kreiſen wächſt
der Eindruck, daß die franzöſiſche Politik auf der Ab=
rüſtungskonferenz
jetzt eine Taktik verfolgt, von der ſie
ſelbſt überzeugt iſt, daß damit ein Erfolg der Ab=
rüſtungskonferenz
nicht erreicht werden kann.
In dieſem Zuſammenhang muß deshalb auf die von Botſchafter
Nadolny abgegebene Erklärung beſonders hingewieſen werden,
daß der Verſuch, die Konferenz mit einem Ergebnis abzuſchließen,
das keine wirkſame Rüſtungsherabſetzung bringt, unausbleibliche
Rückwirkungen haben würde.
Deutſchland für friedliche Beilegung
von Skreitfragen.
Amtlich wird von deutſcher Seite bekanntgegeben: Der Leiter
der deutſchen Völkerbundsabordnung, Geſandter von Keller, hat
am Donnerstag namens der Reichsregierung im Sekretariat des
Völkerbundes eine Erklärung unterzeichnet, wodurch Deutſchland
für weitere fünf Jahre der ſogenannten Fakultativklauſel zum
Artikel 36 des Zeichnungsprotokolls des Ständigen Internationa=
len
Gerichtshofes im Haag beitritt. Deutſchland erkennt dadurch
weiterhin für Rechtsſtreitigkeiten die Gerichtsbarkeit des Gerichts=
hofes
, ohne beſondere Abkommen gegenüber den Staaten, die die
gleichen Verpflichtungen übernehmen, als verbindlich an. Dies be=
deutet
die Bereitſchaft zu friedlicher Streitſchlichtung auch gegen=
über
ſolchen Staaten, mit denen Deutſchland noch durch keine
Schiedsgerichts= oder Vergleichsverträge verbunden iſt. Die von
Deutſchland erſtmalig im Jahre 1927 abgegebene Erklärung läuft
am 28. Februar 1933 ab. Ihre Erneuerung gilt dementſprechend
ab 1. März 1933.
Wie bisher ſind die Fälle ausgenommen, in denen die Par=
teien
übereingekommen ſind, oder übereinkommen werden, ſich
eines anderen Verfahrens friedlicher Regelung zu bedienen. Die
vom Deutſchen Reiche mit vielen Staaten abgeſchloſſenen Schieds=
gerichts
= und Vergleichsverträge gehen alſo weiterhin der fakul=
tativen
Beſtimmung vor. Die Erklärung iſt unter dem Vorbehalt
der Ratifikation abgegeben worden. Durch ſeinen Beitritt zur
Haager Fakultativklauſel auf weitere fünf Jahre ſetzt Deutſchland
den von ihm während der ganzen Nachkriegszeit verfolgten Weg
der friedlichen zwiſchenſtaatlichen Streitſchlichtung konſequent fort.
Franzöſiſche Geſpenſkerſeherei.
Herriol über dentſch=ikalieniſch=ungariſche Bündniſſe.
TU. Paris, 9. Februar.
Ueber die Sitzung des Auswärtigen Ausſchuſſes der Kammer,
über die die große Informationspreſſe nur die übliche amtliche
Verlautbarung veröffentlicht hat, werden in ſonſt ſtets gut unter=

richteten Kreiſen ergänzende Einzelheiten bekannt, die die Be=
deutung
der Ausſprache weſentlich erhöhen. Danach hat es den
Anſchein, als ob die ganze Sitzung unter dem Zeichen angeb=
licher
deutſch italieniſch=ungariſcher Beziehun=
gen
geſtanden hat, wobei von ſeiten des rechtsgerichteten Abge=
ordneten
Ybarnegary die Behauptung aufgeſtellt wurde, daß zwi=
ſchen
dieſen drei Mächten am 7. Auguſt v. J. ein Defenſiv=
und Offenſivabkommen unterzeichnet worden ſei.
Herriot ſoll darauf erklärt haben, daß er ein derartiges Ab=
kommen
zwar vermute, daß er aber den Quai dOrſay verlaſſen
habe, ohne poſitive Beweiſe dafür in Händen zu haben. Er ſoll
ſchließlich erklärt haben, daß zumindeſt zwiſchen Deutſchland und
Ungarn einerſeits und Ungarn und Italien andererſeits ein der=
artiger
Vertrag unterzeichnet worden ſei.
Im übrigen bezeichnete der ehemalige Miniſterpräſident die
gegenwärtige außenpolitiſche Lage als äußerſt ernſt, gab aber der
Hoffnung Ausdruck, daß die nationalſozialiſtiſche Bewegung in
Deutſchland und vor allem der Kampf gegen den Kommunismus
dazu beitragen würden, die franzöſiſch=ruſſiſchen Beziehungen zu
verbeſſern. In dieſem Zuſammenhange erklärte Herriot, daß in
der nächſten Zeit in Moskau und Paris an der franzöſiſchen und
ruſſiſchen Botſchaft wieder Militärattachées ernannt werden ſollen.
Ybarnegary erklärte ergänzend, daß Reichskanzler
Hitler Frankreich und den übrigen Großmächten
demnächſt ein Bündnis gegen den Kommunismus
anbieten werde (die Abſicht bei dieſer Behauptung iſt deut=
lich
), daß man ſich franzöſiſcherſeits aber vor einem derartigen
Angebot hüten müſſe, da das einzige Ziel der nationalſozialiſti=
ſchen
Bewegung in Deutſchland die Vergeltung ſei.
Neue Fragen des 19er=Ausſchuſſes
an Japan.
TU. Genf. 9. Februar.
Der 19er=Ausſchuß beſchloß am Donnerstag, zu den letzten
japaniſchen Vorſchlägen vorläufig keine Stellung zu nehmen,
vielmehr in ſchriftlicher Form eine Gegenfrage zu ſtellen und
eine bindende endgültige Antwort Japans zu verlangen. In der
Gegenfrage wird die japaniſche Regierung aufgefor=
dert
mitzuteilen, ob ſie bereit ſei, entſprechend Punkt 7
des Lyttonberichtes die Oberhoheit Chinas für die
Mandſchurei anzuerkennen. Von der Beantwortung
dieſer Frage wird die Weiterführung des Ermittlungsverfahrens
abhängig gemacht.
Ferner ſoll an die japaniſche Regierung in mündlicher Form
die Frage geſtellt werden, ob ſie zunächſt zur Einſtellung
aller weiterer militäriſcher Maßnahmen be=
reit
ſei. Der 19er=Ausſchuß ſteht auf dem Standpunkt, daß
eine Fortführung der Vermittlungsverhandlungen unmöglich ſei,
ſolange die japaniſche Regierung fortgeſetzt neue militäriſche
Maßnahmen (Beſetzung der Provinz Dſchehol) treffe. Der
19er=Ausſchuß betont in ſeinem Schreiben an die japaniſche
Regierung, er wäre bereit, bei der Formulierung des Abkom=
mens
zur Regelung des Streites Japan entgegenzukommen,
jedoch nur unter der Bedingung, daß die japaniſche Regierung
in der ſchriftlich formulierten Gegenfrage eine befriedigende
Antwort erteile.
Die Japaner organiſieren die mandſchuriſche Armee.
Im Auftrage des japaniſchen Generalſtabes iſt eine Gruppe
japaniſcher Offiziere nach Tſchangtſchun abgereiſt, um die man=
dſchuriſche
Armee zu organiſieren. Nach bisherigen Mitteilungen
hat die mandſchuriſche Regierung grundſätzlich die Einfüh=
rung
der Militärpflicht in Mandſchukuo genehmigt,
vorläufig aber aus finanziellen Gründen davon abgefehen, die=
ſen
Entſchluß ſchon jetzt durchzuführen. Das Heer beſteht zunächſt
nur aus angeworbenen Soldaten. Die Friedensſtärke der
künftigen mandſchuriſchen Armee ſoll auf 180 000 Mann,
darunter 20 000 Mann für den Seeſchutz, feſtgeſetzt werden.
Keine Rückkehr Englands zur
Goldwährung.
WTB. London, 9. Februar.
In Beantwortung einer Anfrage erklärte Miniſterpräſident
Macdonald im Unterhaus, daß der Führer der engliſchen Wirt=
ſchaftsdelegation
in Genf keinerlei Erklärung in dem Sinne ab=
gegeben
habe, daß Großbritannien zur Goldwährung zurück=
zukehren
beabſichtige. Ein derartiger Schritt komme unter den
gegenwärtigen Umſtänden nicht in Frage, im Gegenteil ließen
die Formulierungen, die der Vorbereitende Sachverſtändigen=
ausſchuß
in Genf gebraucht habe, klar erkennen, eine wie große
Menge wirtſchaftlicher und finanzieller Vorbedingungen erfüllt
werden müßten, ehe eine internationale Wiederherſtellung der
Goldwährung Ausſicht auf Verwirklichung haben könne.


Paragraph 218 im Film.
(Das erſte Recht des Kindes, ein Tonfilm von Thea v. Harbon.)
Der Paragraph 218, der Kampf für und wider dieſen
Paragraphen mit den erſchütternden Vorgängen, die zu dieſem
Kampf führten, iſt ſchon oft Gegenſtand auch filmiſcher Propa=
ganda
geweſen. Man hat vielfach, ſowohl auf der Bühne, wie
im Film in Werken dramatiſcher Struktur für und gegen den
Paragraphen 218 alle Regiſter ſpielen laſſen.
Eine der eindrucksvollſten Arbeiten des deutſchen Films auf
dieſem Gebiet iſt Das erſte Recht des Kindes (Aus dem
Tagebuch einer Frauenärztin).
Thea v. Harbou hat das Manuſkript zu der Filmhand=
lung
geſchrieben und Dr. Fritz Wendhauſen hat dieſe Hand=
lung
, mit allem was der Film mit der Handlung geben will,
in einer ſehr lebendigen und eindrucksvollen Regie zuſammen=
gefaßt
.
Selbſtverſtändlich hat auch dieſer Film Tendenz. Man kann
aber nicht ſagen, daß ſeine Tendenz unbedingt auf das Verlan=
gen
vollſtändiger Freiheit hinausgeht. Sie läßt vielmehr die
Entſcheidung darüber, ob die Geſellſchaft die uneheliche Mutter
tolerieren und nicht, wie bisher, mißachten ſoll, oder ob die For=
derung
ſtärker zu vertreten ſei, das beginnende Leben mit Ein=
verſtändnis
des Geſetzes gegebenenfalls zu unterbinden, offen.
Jedenfalls kann man dieſem Film ſtark ſoziales und ethi=
ſches
Wollen teſtieren. Man kann das, ohne ſelbſt über die Ent=
ſcheidung
, der ſpringendſte Punkt des heiklen Themas zu
ſprechen. Vielleicht will Regie und Dichterin die Entſcheidung
darüber abſichtlich den Theaterbeſuchern überlaſſen.
Auf jeden Fall erreicht der Film das Eine, und dieſes dünkt
uns hauptſächlich: Den furchtbaren Ernſt der Frage mit all ihren
erſchütternden Vorgängen und Folgen der breiten Maſſe der
Theaterbeſucher und damit breiten Volksſchichten einzuprägen
und alle, die ſich berufen fühlen, aufzurufen zum Suchen nach
Wegen, wie abzuhelfen iſt, einerſeits der furchtbaren ſeeliſchen
und körperlichen Not unzähliger deutſcher Frauen und Mädchen
und andererſeits doch auch ſtaats= und volkspolitiſch den rechten
Ausweg zu finden.
Die eigentliche Handlung iſt natürlich nicht originell. Hertha
Thiele widmet der kleinen Lotte Bergmann, die den Schwer=
punkt
der Handlung zu tragen hat, ihre ganze ungemein menſch=
liche
Schauſpielkunſt. Die Verkörperung gerade dieſes Mädchens,
ſo ganz untheatraliſch, ſo ganz gelebt, iſt die ſtärkſte Schau=
ſhielleiſtung
, die Hertha Thiele bisher gab. Lotte Bergmann

findet, wie es tauſend anderen auch geht, aus dieſer furchtbaren
Not, uneheliche Mutter zu werden, den Ausweg nur in dem
Selbſtmord. Sie wird gerettet, und die Aerztin, die vorher die
erbetene Hilfe mit Recht als Verbrechen abgelehnt hat, rettet
ſie körperlich und ſeeliſch.
Dieſe in Einzelheiten erſchütternde, dramatiſche Handlung
gibt nur Anlaß zum Unterſtreichen der Tendenzabſichten des
Films. Dieſe Umrahmung der Filmhandlung iſt ſowohl regie=
mäßig
wie filmtechniſch außerordentlich wirkſam, lebendig und
eindrucksvoll geſtaltet. Erſchütternde Szenen leicht angedeutet in
Einzelheiten, leiten zum tragiſchen Konflikt über, Szenen, in
denen alle Schichten des Volkes in gleicher Angſt und gleicher
Sorge leben, huſchen ſchemengleich vorüber.
Sie führen aus Wohnungen der Aermſten, die kaum noch
Wohnungen zu nennen ſind, über Sportplätze in Beratungs=
zimmer
von Aerzten und Aerztinnen und gipfeln in einer nur
angedeuteten Gerichtsverhandlung, die wiederum ein großes
Forum ſinnbildlich ablöſt, in dem alle Für und Wider von
Frauen und Mädchen vorgebracht und von Berufenen widerlegt
oder unterſtützt werden.
Man kann dieſem Film, ganz gleich, wie man zu der Frage
ſteht, nur wünſchen, daß er von möglichſt vielen geſehen wird,
allerdings nicht nur als Unterhaltung für ein paar Stunden,
wenn auch Viele Tränen in dieſer Unterhaltung vergießen, ſon=
dern
um Anlaß zu geben, über das ungemein wichtige Problem
nachzudenken.

* Uraufführung im Bremer Skadktheaker.
Karl Grethe: Wer bat das beſte Los gewäblt?:
Grethe der hauptberuflich für das Siedlungswerk tätig i
ſucht in ſeinem Volksſtück. Wer hat das beſte Los gewählt?
den Städtern, die unter Arbeitsloſigkeit ſeufzen, das beglückende
und befreiende Schaffen des Bauern nahezubringen und mund=
gerecht
zu machen. Eine höchſt verdienſtvolle Abſicht, die trotz
der Schwächen ſeines Stückes ihre Anziehungskraft auf die Hörer
nicht verlor, wenn auch nicht zu verkennen iſt, daß er ſeinen
eigentlichen Erfolg nicht durch die etwas lehrhafte Behandlung
des Siedlungsgedankens und die Herausarbeitung des Konflik=
tes
zwiſchen der ſtadtbefangenen Frau und dem landſtrebigen
Mann, ſondern durch den von Berliner Schnoddrigkeiten geſpick=
ten
Dialog macht. Das Haus fühlte ſich gut unterhalten und
rief den Verfaſſer unzählige Male heraus. Dr. Walter Falks
Regie hatte ſehr viel Gutes getan.
Berichtigung des Artikels: Calciferol das reine anti=
rachitiſche
Vitamin von Dr. Popofsſky. Von zuſtändiger Seite

wird uns mitgeteilt: Der Göttinger Gelehrte und Nobelpreis=
träger
Windaus hat als erſter bereits vor 6 Jahren die
epochemachende Entdeckung der Umwandlungsmöglichkeit des
ſchon länger bekannten Ergoſterins (engliſch: Ergoſterol) in das
antirachitiſche Vitamin D gemacht. In der Folgezeit haben ſich
ſowohl deutſche wie ausländiſche Forſcher um die Gewinnung des
wirkſamen Prinzips in kriſtalliſierter Form bemüht. An dieſen
Arbeiten haben wiederum Windaus und ſeine Mitarbeiter den
hervorragendſten Anteil, und es glückte einem dieſer Mitarbei=
ter
, Dr. Linſert, Ende 1931 als erſtem das völlig reine kriſtalli=
ſierte
Vitamin D darzuſtellen. Unabhängig und nur wenig ſpä=
ter
haben auch engliſche Forſcher unter ihnen Callow die
gleiche Subſtanz iſolieren können. Der von ihnen vorgeſchlagene
Name Calciferol iſt in Deutſchland nicht gebräuchlich. Kurze
Zeit nach der Erſtdarſtellung wurde das kriſtalliſierte D=Vitamin
bereits von den Firmen E. Merck Darmſtadt und JG. Farben=
induſtrie
Aktiengeſellſchaft in techniſchem Maßſtab gewonnen und
für die Herſtellung des bekannten antirachitiſchen Mittels Vi=
gantol
verwendet.
* Das Lexikon der Hausfrau, ein praktiſcher Ratgeber für Heim
und Familie, von Barbara von Treskow und Johannes
Weyl. Ullſtein=Verlag, Berlin. 378 Seiten. 1932.
In allen Nöten der Hausfrau wird das vorliegende Buch
ein treuer Berater ſein. Der lexikonartige Aufbau hilft ſchnell
Antwort auf Fragen aus allen Gebieten des Wirkungsbereiches
der Frau und Mutter finden. Rund 4500 Stichworte geben Auf=
ſchluß
über Familienleben, Kleidung, Volkswirtſchaft, Geſund=
heitslehre
, Haus= und Haushaltungstechnik. Rechtsfragen, Er=
ziehung
und vieles andere. Ein großer Stab hervorragender
Mitarbeiter ſtand den Herausgebern zur Seite. Selbſt der große
Meyer oder der Brockhaus werden, nicht all die Fragen der
Hausfrau beantworten können, die in dieſem kleinen handlichen
Bändchen treffend kurz und doch erſchöpfend beantwortet ſind.

Die Wahrheit über Sowjetrußland. Von Ernſt Kluge. Verlag
R. Streller. Leipzig C I. Kart. 2.40 RM., geb. 3.90 RM.
Ein Nichtſchreiber, ein Abkömmling des Bauern= und Ar=
beitertums
und ſelbſt ein Arbeitsmenſch veröffentlicht in rauher
urwüchſiger Sprache, was er in über 10jähriger Zuſammenarbeit
als Monteur nicht nur an den mit Hilfe des Auslandes ent=
ſtehenden
Aufbau=Groß=Städten, ſondern vor allem auf dem wei=
ten
Land der Sowjetunion in den baufälligen Hütten der
Bauern und Landarbeiter ſelbſt erlebte. Das Sklavendaſein der
Schaffenden unter Tſcheka und Revolver hat ihm, der ſelbſt die
Bela=Khun=Revolution in Ungarn mitmachte, den Bleiſtift in
die Hand gedrückt. Er ſchildert, wie die mißhandelte menſchliche
Kreatur trotz täglicher Erſchießungen, Wohnungs= und Lebens=
mittelentzug
zu dem letzten lebensgefährlichen Abwehrmittel
greift: zur paſſiven Reſiſtenz oder bewußten Sabotage. Die zahl=
reichen
kurierten Genoſſen, die das Arbeiterparadies verlaſſen,
beſtätigen immer wieder die Angaben und erſchütternden An=
klagen
dieſes Buches.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 10. Februar 1933

Die Geburt ihres
Ernſt=Joachim Gottfried
zeigen hocherfreut an
Gerichtsaſſeſior Otto Vierheller
und Frau Elſe, geb. Beiling
Mainz, Joſefſtraße 37
z. Zt. Städt. Krankenhaus
Mainz, 8. Februar 1933. (TV. 2146

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach kurzem,
ſchweren Leiden unſer treuſorgen=
der
Vater, Großvater, Schwieger=
vater
und Onkel
Herr
Franz Klaeden
Tapeziermeiſter
im 80. Lebensjahr.
Im Namen
der trauernd Hinterbliebenen:
Wilhelm Klgeden.
Darmſtadt, Schützenſtr. 8, Berlin,
Wien, pernitz, den 9. Febr. 1933.
Die Beerdigung findet Samstag,
den 11. Februar, nachmittags 3 Uhr,
von der Kapelle des Friedhofs an
der Nieder=Ramſtädterſtraße aus
ſtatt.
2168

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Heimgange unſerer
lieben Entſchlafenen ſage ich Allen
herzlichen Dank, insbeſondere Herrn
Pfarrer Wagner für die troſt=
reichen
Worte am Grabe, ſowie
der Direktion und den Beamten der
Städt. Sparkaſſe.
Karl Marmor.

haben nicht nur bei Hunderten von Käufern
spontanen Beifall ausgelöst, sondern fast
jedermann in größtes Erstaunen versetzt,
daß derartige Qualität für einen so über-
raschend
niedrigen Preis überhaupt
geboten werden kann!

Jeder Anaug 38.

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praktisch, äußerst widerstandsfähig.
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oder der Smoking-Anzug aus schwarz
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Todes=Anzeige.
Heute früh verſchied nach kurzem ſchweren Leiden
unſer lieber Vater, Großvater unb Schwiegervater
Herr Martin Münd
im 84. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Münd
Schloßgartenſtr. 51,
Darmſtadt, den 9. Februar 1933. (2169
Die Einäſcherung findet Samstag, den 11. Februar,
vormittags 11½ Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Nachruf.
Am 6. Februar d8. Js. wurde unſer lieber Kollege
Mitglied des Vorſtandes der
Heſſ. Kammermuſiker
Richard Handke
von ſchwerem Leiden erlöſt. Nahezu 27 Jahre gehörte
er als ausgezeichneter Poſauniſt dem Landestheater
an. Aufgeweckter Geiſt, Zielklarheit und ſoziales
Verſtändnis waren ihm neben großen künſtleriſchen
Qualitäten in hohem Maße eigen. Letzteren ver=
dankte
er auch die ſich immer wiederholende ehrenvolle
Einladung nach Bayreuth. Nun iſter von dem großen
Dirigenten aller Welten in das himmliſche Orcheſter
berufen worden. Wir ſind überzeugt, daß dem pflicht=
treuen
, tüchtigen Muſiker und aufrechten Menſchen
auch dort oben ein Ehrenplatz geworden iſt. Sein vor=
bildliches
Wirken ſichert ihm bei uns ein bleibendes
Andenken.
Das Heſſ. Landestheaterorcheſter.
Darmſtadt, den 10. Februar 1933.
(2174

Dankſagung.
Die überaus große Anteilnahme anläßlich des Heimganges
unſeres lieben
Richard Birkholz.
Reichsbabnoberſekretär i. R.
macht es uns auf dieſem Wege möglich, allen die unſerer
in unſerem Leid gedacht haben, zu danken. In Sonder=
heit
danken wir Herrn Oekan Seriba für die troſtreiche
Grabrede, dem Poſaunenchor für das letzte Geleit, dem
Starkenburger Gemeinſchaftsverband, der chriſtl. Ver=
einigung
deutſcher Eiſenbahner, der landeskirchlichen
Gemeinſchaft Groß=Gerau, Herrn Dr. Aug. Lohr, der
hilfsbereiten Nachbarſchaft, ſowie für alle Kranzſpenden.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſe Birkholz, geb. Schaffner.
Groß=Gerau, den 8. Februar 1933.
(IV 2132

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
, welche unſern lieben Eltern bei
ihrem Hinſcheiden erwieſen wurden, ſagen
wir auf dieſem Wege herzlichſten Dank.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Adam Meder, Rhönring 14.
Darmſtadt, den 9. Februar 1933.

Weinbrand
Fl. 2.80 u. 3.50
(loſe) Scharlachberg
½ Liter 2. .
Schellhaas, Karlſtr.
Nr. 50, Telef. 1697.
(2166b)

Kameradſchaftlicher
Kriegerverein 1874
Darmſtadt.

Den Kameraden zur Kenntnis,
daß unſer lieber Kamerad und
Ehrenvorſtandsmitglied
Martin Münd
verſchieden iſt.
Die Einäſcherung findet auf dem
Waldfriedhof, am Samstag, den
11. Febr. 1933, vorm. 11½ Uhr
ſtatt. Sammeln 11½ Uhr am
Krematorium. (2185

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[ ][  ][ ]

Freitag, 10. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 10. Februar 1933.
Das Erdbeben auch in Darmſtadt verſpürk?
Wie im Odenwald (Vergl. Erbach) wurde auch in Darmſtadt
das Erdbeben verſpürt. Wir erhalten u. a. nachſtehende Beob=
achtung
: Heute früh 8 Uhr 8 Minuten habe ich hier in Darmſtadt,
Mollerſtraße, einen Erdſtoß verſpürt. Ich bemerkte, ruhig liegend,
deutlich auf einmal eine wellenförmige Bewegung unter mir in
der Richtung Süd=Nord. Das gleiche wiederholte ſich etwas ſtär=
ker
, zweimal direkt hintereinander. Gleichzeitig klapperten einige
leicht aufgeſtellte Gegenſtände im Zimmer, die Hängelampe
ſchwankte leicht. Es fuhr zur Zeit kein Auto in der Gegend vorbei,
Fenſter und Türen waren geſchloſſen. Vielleicht haben noch
mehrere Aehnliches berichtet. Es handelte ſich nicht um ruckartige
Stöße ſondern um wellenartiges, deutlich empfundenes Schwanken
des Bodens. Eine Täuſchung war ausgeſchloſſen.

Ernannt wurde am 24. Januar 1933 der Gerichtsvollzieher
mit dem Amtsſitz in Alsfeld Karl Deckenbach zum Gerichts=
vollzieher
mit dem Amtsſitz in Oſthofen mit Wirkung vom
1. März 1933.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 30. Januar 1933 der
Amtsgerichtsrat Hermann von Bechtold in Oppenheim auf
Nachſuchen mit Wirkung vom 1. Mai 1933; am 1. Februar 1933
der Gerichtsvollzieher Leonhard Horn in Fürth i. Odw. auf
Nachſuchen mit Wirkung vom 1. April 1933.
Bei dem Amtsgericht Darmſtadt iſt demnächſt die
Stelle eines Amtsgehilfen zu beſetzen. Bewerbungen von
Beamten des Gerichtswachtmeiſterdienſtes können bis zum 1. März
I. J. an den Juſtizminiſter eingereicht werden.
* Ein in Hamburg lebender Darmſtädter, der Direktor des
hamburgiſchen Gewerbeaufſichtsamtes, Dr. Emil Schaefer, begeht
am 15. Februar d. J. ſein 25jähriges Dienſtjubiläum als ham=
burgiſcher
Gewerbeaufſichtsbeamter. Direktor Dr. Schaefer deſ=
ſen
betagte. Mutter, eine geborene Faix, hier lebt, iſt 1878 in
Darmſtadt geboren. Nach Abſolvierung des Gymnaſiums wid=
mete
er ſich dem Studium der Chemie, Elektrochemie und Natur=
wiſſenſchaften
an der hieſigen Techniſchen Hochſchule, wo er auch
dem Corps Obotritia angehörte, ſowie an der Techniſchen Hoch=
ſchule
zu Charlottenburg und an der Univerſität in Berlin. An
letzterer promovierte er Ende 1903 zum Dr. phil. 1904 bis 1907
war er im Salzbergbau und in der chemiſchen Großinduſtrie als
Betriebsleiter praktiſch tätig. Seit Mitte Februar 1908 wirkt
Dr. Schaefer als Gewerbeaufſichtsbeamter in Hamburg. Vor 7
Jahren wurde ihm die Geſamtleitung des Hamburgiſchen Ge=
werbeaufſichtsamtes
übertragen, das außer dem Arbeitnehmer=
ſchutz
in Induſtrie und Gewerbe auch den Arbeitsſchutz im Groß=
und Kleinhandel ſowie im Hafen und auf Schiffen wahrzuneh=
men
hat. Gleichzeitig wurde er als Vertreter Hamburgs in den
Länderausſchuß für Unfallverhütung entſandt. Der Reichs=
arbeitsminiſter
berief ihn ferner als Mitglied des Deutſchen
Azetylenausſchuſſes ſowie des Reichsausſchuſſes für Zellhorn. In
den Jahren nach dem Kriege war Dr. Schaefer mit Aufbau,
Oberleitung und Perſonalreferat der Dienſtſtelle des hambur=
giſchen
Demobilmachungskommiſſars mit ihren Abteilungen De=
mobilmachungsausſchuß
, Schlichtungsausſchuß und Kohlenwirt=
ſchaftsſtelle
betraut geweſen. Neben dem Gewerbeaufſichtsamt
leitet Dir. Dr. Schaefer auch die Abteilung für Arbeitsſchutz in
der Hamburgiſchen Aufſichtsbehörde. Auf literariſchem Gebiet iſt
Direktor Dr. Schaefer wiederholt hervorgetreten. Von ihm
ſtammen mehrere Abhandlungen und Einzelaufſätze aus dem Be=
reich
der Chemie, des Arbeitnehmerſchutzes und der Gewerbe=
hygiene
in wiſſenſchaftlichen Werken und anderen einſchlägigen
Veröffentlichungen.
Paulusgemeinde. In der Reihe der Winterveranſtal=
tungen
unſeres Frauenvereins folgt am Donnerstag, den 16. Fe=
bruar
, ein Gemeindeabend, auf dem Herr Dr. med.
Georgi, der Anſtaltsarzt der Nieder=Ramſtädter Anſtalten
über den Sinn der unheilbaren Krankheiten
ſprechen wird. Wer alſo einmal vom ärztlichen Standpunkt aus
eine Antwort finden möchte auf die quälende Frage, ob das
unendliche Leid dieſer Welt überhaupt einen Sinn habe, der
komme und höre. Der Eintritt iſt frei, es findet keine Teepauſe
ſtatt. Die Konzertſängerin Fräulein Lilli Rückward wird mit
Liedern von Bach und Brahms den Vortrag künſtleriſch um=
rahmen
.
Hefſiſches Landestheater.

Meite Hie Freitag,
10. Februar Anf. 19 ½, Ende geg. 22½4 Uhr. D13.
Der Richter von Zalamea. Pr. 0.504.50 Mk. Samstag,
11. Februar Anf. 19½. Ende geg. 22½ Uhr. E15
Der Richter von Zalamea. Pr. 0.504.50 Mk Sonntag.
12. Februar 17½22 Uhr. Heſſenland=Miete IV 7
Parſifal.
Pr. 0.705.50 Mk. Kleines Haus Sonntag,
12. Februar Anf. 19, Ende geg. 213 Uhr. Zuſ.=Miete II7.
Marius ahoi!
Pr. 0.703.80 Mk. Freitag.
10. Februar 19½22 Uhr. T, Gruppe 18
Der Barbier von Sevilla Pr. 0.804.50 Mk. Samstag,
11. Februar 19½22½ Uhr. Zuſ.=Miete VI 9
Der Wildſchütz.
Pr. 0.804,50 Mk.

Landestheater. Richter von Zalamea Heute abend
geht das Schauſpiel Der Richter von Zalamea des ſpaniſchen
Klaſſikers Calderon in der deutſchen Nachdichtung und Bühnen=
faſſung
von Eugen Gürſter zum erſtenmal in Szene. Dieſes die
tiefſten Fragen menſchlichen Gemeinſchaftslebens behandelnde
Schauſpiel Calderons, deſſen 250. Todestag vor zwei Jahren be=
gangen
worden iſt, wurde in Gürſters Nachdichtung am Mün=
chener
Prinzregententheater uraufgeführt; es kam zur Calderon=
Feier am Berliner Staatstheater zur Aufführung und iſt in=
zwiſchen
über ſo ziemlich alle großen Bühnen Deutſchlands ge=
gangen
. Inſzenierung Kurt Hirſchfeld, Bühnenbild Wilhelm
Reinking. Beſetzung: König Philipp II. Emil Lohkamp,
Don Lope Joſef Keim. Don Alvaro Ernſt Ginsberg, Creſpo
der Richter Erwin Faber, Iſabel Beſſie Hoffart. Ines Mine
Corinth. Juan Franz Kutſchera, Sergeant Hans Bau=
meiſter
, Rebolledo Hermann Gallinger, Chiſpa Lilli Pal=
mer
, Ratsſchreiber Hugo Keßler Im Kleinen Haus wird
Roſſinis beliebte komiſche Oper Der Barbier von Se=
villa
wieder aufgenommen. Inſzenierung und muſikaliſche Lei=
tung
hat Hermann Adler Beſetzung: Figaro Johannes Drath,
Almaviva Dr. Heinrich Allmeroth, Bartolo Joſef Sieber.
Roſine, Fritzi Jokl; Baſilio Theo Herrmann, Marcelline
Martha Liebel, Fiorillo Karl Walter. Es ſei nochmals auf
die Sonntagsvorſtellung des Bühnenweihfeſtſpiels Parſifal
zum Gedächtnis des 50. Todestages Richard Wagners hingewieſen.
Die muſikaliſche Leitung hat K. M. Zwißler.
Die Städtiſche Akademie hat ſich bemüht, das für den 13. an=
geſetzte
Konzert von Frau Giannini zu verlegen, ihre Bemühungen
ſcheiterten an den Terminverpflichtungen von Frau Giannini. Da=
mit
nun nicht zwei Konzerte an einem Tag zuſammenfallen, hat
ſich das Landestheater entſchloſſen, das Richard=Wagner=Konzert

vom 13. auf den 15. Februar zu verlegen.

Nr. 41 Seite 5

Ehret das Alter!
Feierſtunde der Frauenhilfsgruppe der STA. Darmſtadt. Mitglied des Dentſchen Parikäliſchen
Wohlfahrksverbandes (Fünfter Wohlfahrksverband).
Not befinden. hinterließen ſtarke Eindrücke bei den Zuhörern=
Auch ihre Tätigkeit in Oeſterreich, der Tſchechoſlowakei und Hol=
Werkvolle gegenſeikige Hilfe.
land wußte Rednerin eindringlich zu ſchildern. Als Urſache der

Als Mitglied des Deutſchen Paritätiſchen Wohlfahrtsverban=
des
(Fünfter Wohlfahrtsverband) hatte die Frauenhilfsgruppe
der S. T.A. für geſtern nachmittag in den Saal der Loge zu einer
Feierſtunde eingeladen, in der einigen alten Leuten eine be=
ſondere
Freude bereitet werden ſollte. Die Kaffeetafel war mit
viel Liebe bereitet, eine ſorgfältig zuſammengeſtellte Vortrags=
folge
, ausgefüllt durch einen Vortrag, war von Chören und
Orcheſtermuſik umrahmt.
Frl. Th. Edenweger, die umſichtige und äußerſt tätige
Vorſitzende der Frauengruppe der Siebenten Tage Adventiſten be=
grüßte
insbeſondere herzlichſt die alten Leute (Sozial= und Klein=
rentner
), die aus dem Reinertrag des Wohlfahrtsbriefmarkenver=
kaufs
betreut werden, ferner eine Anzahl offizieller Perſöglich=
keiten
, u a. Direktor Hofacker=Frankfurt a. M., den Vorſteher der
Adventiſten der Mittelrheiniſchen Vereinigung. Oberfürſorgerin
Schweſter Hulda Joſt=Berlin und die Vorſitzenden und Mitglieder
befreundeter caritativer Verbände, die als Gäſte anweſend waren.
Sie dankte für die tätige Mitarbeit aller zum Gelingen der
Feierſtunde und beleuchtete in kurzen Zügen die idealen Ziele
der Frauenhilfsgruppe der S. T.A.
Ein ſtimmungsvoller Chor der Schüler des Seminars
Marienhöhe leitete die Feier ein. Dann hielt die Oberfürſorgerin
Schweſter Hulda Joſt=Berlin eine warme Anſprache, in der ſie
ſich in herzlichen Worten von Menſch zu Menſch wandte und die
Notwendigkeit der Wahrung von Pietät und Autorität unter=
ſtrich
. Sie berichtete dann von ihren Erfahrungen im internatio=
nalen
Wohlfahrtswerk. Wahr ſei, daß geben ſeliger, denn nehmen
iſt. Das Liebeswerk des Paritätiſchen Wohlfahrtsverbandes wolle
mit der Hilfe Freude bringen, helfen wolle es von Menſch zu
Menſch, von Herz zu Herz. Eine Maſſennot verhindere es eigent=
lich
, daß der eine dem anderen näherkomme als Menſch. Viel
wichtiger ſei es aber in unſerer Zeit, der ſeliſchen Not zu ſteuern,
gegenſeitig zu vertrauen, ſich als Schickſalsgemeinſchaft zu fühlen.
Im letzten Jahre konnte überall in ähnlicher Weiſe wie heute hier
in Darmſtadt geholfen werden Dem Alter müſſe vor allem Dank
abgeſtattet werden, d. h., aber auch das Alter, das der Jugend
ſtets geholfen habe, müſſe geachtet werden. Erlebniſſe in Bul=
garien
, ihre dortige Hilfe in Durchführung der Wohlfahrtspflege
nach deutſchem Muſter, ihre Erlebniſſe in Ungarn, wo ſich tauſende
Menſchen infolge Fehlens ausreichender ſozialer Hilfe in größter
Zu den zahlreichen Uebertaſchungen des groben

das die Frauenortsgruppe des VDA. am 11. Februar im Saalbau
veranſtaltet, geſellt ſich das Kabinett eines Meiſtergraphikers.
H. Pfeil hat ſich bereit gefunden, ſeine vielbewunderte Kunſt

auckt

in den Dienſt der guten Sache zu ſtellen und ſeine Zeitgenoſſen auf
dem VDA.=Feſt zu karikieren. Das von Hausmann geſtiftete
Kliſchee zeigt ihn bei der Arbeit. Das Feſt hebt mit einem Prome=
nadenkonzert
um 7 Uhr an. Für ſeßhafte Teilnehmer ſind noch
einige genummerte Plätze bei J. Th. Leuthner zu haben.

Erhältlich in Apot
Drogerien und wo Plakate ſichtbar
letzt Beutel 55 Pfg:, Dose 40 Pfg. und 75 Pfg.
Zum 50. Todestag Richard Wagners zeigt die Buchhandlung
Bergſtraeßer in einem ihrer Schaufenſter eine Gravüre des Mei=
ſters
mit eigenhändiger Widmung. Das Blatt, einſt von Hanf=
ſtängl
nach einem Aquarell der Hauswirtin Wagners in Zürich,
Clementine Stockar=Eſcher, angefertigt, ſchenkte Wagner dem ſpä=
teren
Hofkapellmeiſter Guſtav Schmidt, dem Vorgänger Willem de
Haans, als er 1854 in Zürich mit dem Meiſter die Aufführung des
Lohengrin beſprach. Die Widmung lautet: Seinem lieben Freund
und rüſtigen Kampfgenoſſen Guſtav Schmidt der Träger obiger
Phyſiognomie: Richard Wagner. Ferner ſind die Fakſimiles
der Triſtanpartitur und des Meiſterſingertextes ausgeſtellt, und
neben der klaſſiſchen Wagnerliteratur die neueſten Bücher über den
Bayreuther Meiſter.
8. Akademie=Konzert. Dem am 13. d. Mts., 20 Uhr, im
Städt. Saalbau ſtattfindenden 8. Akademie=Konzert wird ein all=
gemeines
Intereſſe entgegengebracht. Duſolina Giannini.
die vor einigen Jahren wie ein Meteor am Konzerthimmel auf=
ſtieg
, ſingt in dieſem Konzert, von Arpad Sandor am Flügel
begleitet, Arien und Lieder, mit denen ſie allenthalben das Publi=
kum
bei ausverkauften Häuſern begeiſterte.
Wer fährt mit nach Reit im Winkel? Reit im Winkel ſüdlich
des Chiemſees hart an der Tiroler Grenze, iſt einer der beſten
Luftkurorte Oberbayerns. Wenn in ganz Deutſchland kein Schnee
vorhanden iſt, wenn im übrigen Bayernlande nur minimale
Sportmöglichkeiten ſind, ſo meldet Reit im Winkel ſtets vielen und
guten Schnee. Eine unglaublich billige und ſchneereiche Fahrt über
volle 10 Tage, mit allen Verpflegungen, Nebenausgaben, Stadt=
rundfahrten
in München, einen Tag beim Münchener Karneval,
freiem Skiunterricht, Zimmern nach Wahl, führt dorthin aus. An=
meldungen
. Proſpekte nur im Reiſebüro. (Siehe heut. Inſerat.)

großen Not erkläre ſie den kraſſen Egoismus in weiteſten Kreiſen,
nur dienende Liebe könne helfen. Die Organiſationen der Liga,
die ungefähr 800 Ortsgruppen umfaſſen, helfen und bewältigen
enorme Arbeit, denn ungeheure Arbeit ſtelle es dar, wenn im
Jahre 1932 35 000 und im letzten Winter allein 100 000 Menſchen
betreut wurden. Zu Herzen gehende Worte fand Rednerin zu den
eingeladenen alten Leuten, denen man gerne dieſen Nachmittag
in treuer Dankbarkeit bereite. Ihr Dank galt weiter der Frauen=
hilfsgruppe
Darmſtadt, die ſo energiſch die Not bekämpfe, die
ſchwere Not, die immer noch größer zu werden drohe. Möge Liebe
unter uns weilen, als unſichtbare Gaſtgeberin
Einen ausdrucksvoll=ſinnigen Spruch trug Tilde Zollmann
vor. Es folgte ein gemiſchter Chor Der Lichtſchöpfer, und an=
ſchließend
kurze Anſprachen, die alle von Liebe und Sorge für die
betreuten Gäſte getragen waren
Oberverwaltungsdirektor Hofacker als Vorſitzender des
Verbandes wies in ſeiner kurzen herzlichen Anſprache auf die vor=
nehme
Pflicht der Sorge für das Alter hin. Beſonders unterſtrich
er auch die Not der deutſchen Jugend, die leider zu übelſten Aus=
flüſſen
führe. Der Deutſche Paritätiſche Wohlfahrtsverband be=
trachte
die Altersfürſorge als eine ſeiner vornehmſten Aufgaben.
Er beglückwünſchte die hieſige Frauengruppe und wünſchte weite=
ren
Erfolg für die Arbeit.
Frau Erdmann dankte für die Einladung und gab ihrer
Befriedigung über die erfolgreiche Zuſammenarbeit mit dem fünf=
ten
Wohlfahrtsverband und der Ortsgruppenführerin Frl. Eden=
weger
Ausdruck. Sie gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Zu=
ſammenarbeit
auch in Zukunft ſo bleiben möge.
Der Vorſteher der Adventiſten der Mittelrheiniſchen Vereini=
gung
. Herr Müller, ſprach von den Verhältniſſen zwiſchen alt
und jung und gab ſeiner Zufriedenheit Ausdruck, daß die Frauen=
gruppe
den alten Leuten heute eine Stunde der Freude bereitet
habe. Er wünſchte dem Abend den reichen Segen unſeres Gottes.
Nach einem weiteren ſehr ſchönen gemiſchten Chor Hymne‟.
der dankbar angehört wurde, unterhielten ſich die Gäſte mit ihren
Gaſtgebern bei gemütlichen Kaffeeſtunden, die mit Konzertdarbie=
tungen
der Schüler des Seminars Marienhöhe noch verſchönt
wurden. Mit Lebensmittel=Liebespaketchen verließen die Gäſte
befriedigt die ſo harmoniſch verlaufene Feier des fünften Wohl=
fahrtsverbandes
.

Kunſtverein für Heſſen. Die kürzlich geſchloſſene Januax=
ſchau
, die Sulamith=Wülfing=Ausſtellung hatte einen ſehr ſchö=
nen
Erfolg, der neben einem guten Beſuch Verkäufe in einem
Umfang brachte, wie ſie ſeit Jahren nicht mehr zu verzeichnen
waren. Wenn die Kunſthalle am Rheintor kommenden Sonntag,
den 12. ds. Mts., vormittags 10 Uhr, ihre Pforten für die zweite
Ausſtellung dieſes Jahres öffnet, ſo darf mit Beſtimmtheit ge=
ſagt
werden, daß auch ſie eine gute Aufnahme finden wird. Un=
ter
den Arbeiten der über 30 Künſtler, die hier eingingen be=
finden
ſich ſo zahlreiche Werke von beſonders hoher Qualität,
daß ſchon deren Hängen eine Freude war. Es ſind ja auch keine
unbekannten Namen, die jetzt zur Ausſtellung kommen. Genannt
ſeien nur die Profeſſoren Karl Hofer, Willy Geiger, Alexander
Kanoldt. Max Unold, Rudolf Großmann und Walter Klemm.
außerdem die gern geſehenen Künſtler Joſef Hegenbarth, Alfred
Kubin, Otto Pankok, Wilhelm Heiſe. Erich Fraas, Rudolf Peſchke
und viele andere mehr. Die Ausſtellung war bereits in ver=
ſchiedenen
deutſchen Kunſtzentren und hat überall da, wo ſie ge=
zeigt
wurde, in Fachkreiſen und bei der Kritik ſtärkſte Beachtung
gefunden. Dasſelbe ſteht auch für Darmſtadt zu erwarten.
Turngemeinde 1846 Woogsplatz=Maskenball. Nachdem
die mit ſo außerordentlichem Erfolg veranſtaltete Damen= und
Herren=Sitzung vorüber iſt, wird in ähnlich ſtimmungsvoller Art
am Samstag, den 18. Februar, abends, in ſämtlichen feſtlich ge=
ſchmückten
Räumen des Turnhauſes am Woogsplatz der allſeits
bekannte große Maskenball folgen. Zwei ſtark beſetzte Muſik=
kapellen
werden in ſteter Folge die Tanzfreudigen in Bewegung
halten, und vorgeſehene Ueberraſchungen ſollen dem bunten
Maskentreiben humorvolle Abwechſlung bieten. Um diesmal den
Mitgliedern und ihren Freunden beſonders entgegenzukommen,
hat der Karnevalausſchuß den Eintrittspreis niedrig feſtgeſetzt,
Der Vorverkauf hat bereits begonnen und findet, wie üblich,
beim Hausmeiſter, Herrn Heid. Turnhallenreſtaurant, ſtatt,
(Siehe heutige Anzeige.)
Mütterſchulungskurs. Mutter werden. Mutter ſein iſt
und bleibt die edelſte Aufgabe der Frau. Von dieſem Geſichts=
punkt
aus iſt es zu begrüßen, daß zur Ertüchtigung der Mutter
ein Mütterſchulungskurſus abgehalten wurde. Der Säugling,
das Kleinkind, das Schul= und ſchulentlaſſene Kind legen der
Mutter täglich neue Aufgaben vor, denen ſie kaum in dem Maße
gewachſen iſt, wie es ſein ſollte. Im Mütterſchulungskurſus aber
werden alle einſchlägigen Gebiete eingehend erläutert wie Säug=
lingspflege
, Ernährung, Kinderkrankheiten, Wohnungseinrich=
tung
, Wohnungshygiene uſw. Schade iſt es, wenn von dieſer
günſtigen, vorzüglichen Einrichtung nicht allenthalben Gebrauch
gemacht wird. Mütter und werdende Mütter ſollten die Ge=
legenheit
nicht verſäumen, ſich für einen neuen Kurſus in der
Alice=Eleonorenſchule, Friedrichſtraße 4, zu melden.
Der Wanderklub Falke 1916 Darmſtadt unternimmt ſeine
zweite Wanderung in den nahen Odenwald am Sonntag, den
12. Februar. Die Wanderer treffen ſich an der Ecke Heidenreich=
Roßdörferſtraße pünktlich 8 Uhr. Die Wanderung führt den
Schnampelweg entlang nach Ober=Ramſtadt (kurze Frühſtücks=
pauſe
) nach Wembach-Rodau (Mittagsraſt), Breiter Stein
Rohrbach-Nieder=Modau Nieder=Ramſtadt Darmſtadt. Zurück
zirka 6.30 Uhr. Die Führer ſind: H. Dauven und K. Bieger. Auch
Gäſte ſind herzlich willkommen. (Siehe heutige Anzeige.)
(Vortrag über Die elektriſche Küche‟. Die enorme Zahl
der gerade im letzten Jahre in Deutſchland angeſchloſſenen elek=
triſchen
Herde beweiſt, daß die elektriſche Küche marſchiert. Es
iſt dies auch gleichzeitig ein Beweis dafür, daß man elektriſch
genau ſo billig kochen kann wie mit jeder anderen Energieart,
denn es würde doch in einer Zeit der Not niemand einfallen, für
eine angebliche Luxuseinrichtung mehr aufzuwenden als dies
ſeither der Fall war. Wer Gelegenheit hatte, die Arbeitsweiſe
eines elektriſchen Herdes kennen zu lernen, wird jederzeit gerne
beſtätigen, daß mit dem elektriſchen Kochen eine Reihe von Vor=
zügen
verbunden iſt, die eben nur die elektriſche Küche aufzu=
weiſen
hat. Genau wie man das elektriſche Licht einſchaltet,
wird die elektriſche Höchſtleiſtungsplatte in Betrieb genommen. Un=
ſichtbar
wirkt die ſofort erzeugte Wärme, und ohne beſonderes Zutun
garantiert die ſtets gleichmäßige milde Wärme das einwandfreie
Gelingen aller Gerichte. Man könnte noch eine Anzahl weiterer
ſehr weſentlicher Vorteile gegenüber anderen Beheizungsarten
anführen, aber überzeugender als dies iſt der Beſuch des heute
abend 8 Uhr im Heaghaus. Luiſenſtraße 12, ſtattfindenden
Vortrages, wo auf verſchiedenen elektriſchen Herden ge=
kocht
gebraten und gebacken wird und ſomit Gelegen=
heit
geboten iſt, ſich ſelbſt von den Vorzügen, der elektriſchen
Kochweiſe zu überzeugen. Nach dem Vortrag wird jede ge=
wünſchte
Auskunft gerne unverbindlich gegeben.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 10. Februar 1933

Zeliſche Augend und Serſchk.
Im Rahmen eines Werbeabends für die Lehr=
gänge
des Deutſchen Hochſeeſportverbandes
Hanſa e. V. (DHH.), zu dem die Kameradſchaft ehemaliger
Dachtſchüler in Darmſtadt geſtern abend in den Hörſaal 234 der
Techniſchen Hochſchule eingeladen hatte, wurden zwei intereſſante
Vorträge über Seefahrt gehalten. Ein früherer Seeoffizier ſprach
über Deutſchland auf See und über See, einſt und
jetzt. Ausgehend von den Anſätzen zur maritimen Entwicklung
im Zeitalter der Hanſa gab der Redner einen ausführlichen
Ueberblick über die allmähliche Aufwärtsbewegung, die die deutſche
Seeſchiffahrt nahm. Er zeigte, wie vor dem endgültigen Anſtieg
ſchon zweimal, und zwar unter dem Großen Kurfürſten, dann im
Jahr 1848 ernſtere Beſtrebungen im Gange waren, unſerem Vater=
lande
einen Platz auf dem Meer zu erobern. Ueber die machtpoli=
tiſche
Situation im deutſch=franzöſiſchen Krieg wandte er ſich zu der
Pionierarbeit eines Lüderitz und damit zu der erſten Etappe plan=
voller
deutſcher Kolonialpolitik. Die von großer Sachkenntnis ge=
tragenen
Ausführungen verſchafften dem Zuhörer ein durchaus
anſchauliches Bild von den hiſtoriſchen und politiſchen Gegeben=
heiten
rund um Deutſchlands zukunftverſprechenden ehemaligen
Kolonialbeſitz. Sie zeigten die Notwendigkeit einer ſtarken, dem
Kolonialbeſitz angemeſſenen Kriegsflotte und gingen mit Gründ=
lichkeit
auf deren Ausgeſtaltung ein, wie ſie die Zeit vor dem
Kriege und ſogar während des Krieges gebracht hatte. In einem
Schlußwort ſchilderte der Vortragende planmäßige Zerſchlagung
unſerer ſtolzen Flotte nach den Bedingungen des Verſailler Ver=
trags
und legte in Zahlen dar, was deutſche Aufbauarbeit an
unſerer Flotte bis jetzt geleiſtet hat. Die Rede klang aus in der
Zuverſicht, daß es dem Staatsmann gelingen möge, dieſe Arbeit
zum guten Ende zu führen und dem Wunſch, daß der koloniale Ge=
danke
die breiteſten Schichten unſeres Volkes ergreifen und in ab=
ſehbarer
Zeit zur Tat werden möge.
Der zweite Teil des Abends wurde ausgefüllt von einem Vor=
trag
, den der ehemalige Yachtſchüler G. Korndörfer hielt. An
Hand einer guten Auswahl wohlgelungener Lichtbilder führte der
Redner ſeine Hörer in die wertvollen Beſtrebungen des deutſchen
Hochſeeſportverbandes Hanſa ein und wies überzeugend auf
die Wichtigkeit ſeemänniſcher Ausbildung für
die heranwachſende und beſonders für die akademiſche Jugend
hin. Was ein dem Vortrag folgender Film bildhaft vor Augen
führte, das erzählte im kurzweiligen Plauderton einer, der es
miterlebt hat, von der Ausbildung junger ſportbegeiſterter Men=
ſchen
an den Yachtſchulen Neuſtadt in Holſtein und Prien=Stock
am Chiemſee. Vom Wecken am frühen Morgen bis zum Lichtaus
abends um 10 erlebte man den ſtrammen Dienſt der Yachtſchüler
mit. Sah ſie bei fröhlichem Sport, beim ernſten Drill im Boot
und bei froher Fahrt in die Weite. Und allerwegen der Blick auf
das größere Ziel: den Körper zu ſtählen, im Kampf mit Wetter
und Wind, Unterordnung, Pflichttreue und Pünktlichkeit zu üben
in dem Sinn, in dem Hindenburg ſagte: Leibesübungen ſind
Dienſt am Vaterland
Der ſtarke Beſuch des Abends läßt wünſchen und hoffen, daß
die Zahl der Kameradſchaft ehemaliger Yachtſchüler bald auch
in Darmſtadt im Wachſen iſt.

Aus den Darmſtädter Lichkſpieltheakern.
Helia.
An heiligen Waſſern heißt der neue Film der
geſtern zum erſten Male im Helia aufgeführt wurde und ſich eng
an den bekannten Roman von J. C. Heer anlehnt. Erich
Waſchneck, der die Regie ungewöhnlich geſchickt führte, hat es
verſtanden, in die überwältigende Größe und Majeſtät der
Schweizer Berge kleine Menſchenſchickſale hineinzuſtellen und ſie
doch packend und lebendig zu zeichnen. Ueberhaupt ſteht bei aller
Naturgröße das Menſchliche im Vordergrund dieſes Films, der
durch den Rahmen, den Schauplatz den Eindruck erweckt, der
nahen Wirklichkeit entnommen zu ſein. Mit ſicherem Inſtinkt
haben Regiſſeur und Künſtler einen Film von ſtarker Geſchloſſen=
heit
geſchaffen. Die Geſtalten der kerngeſunden, urwüchſigen
Bauern wurden von namhaften Filmkünſtlern, u. a. Karin
Hard, Eduard v. Winterſtein. Adalbert v. Schlettow
und Carl Balhaus, typiſch gezeichnet. Spannend von Anfang
bis Ende, greift der Roman zweier junger Leute unmittelbar
ſtark an die Herzen der Zuſchauer. Daneben die ſtarke Figur des
Gemeindevorſtehers und das aus dem Roman bekannte Erleben
einer ganzen Gemeinde. Der Film mit ſeinen überwältigend
ſchönen Bergmotiven, mit ſeiner packenden Handlung ſtellt ihn in
die Reihe der beſten Filme dieſer Art. Ein reichhaltiges Bei=
programm
, u. a. 1000 Worte Photographieren und die neueſte
Wochenſchau, vermitteln einige unterhaltende Stunden.
*
Im Union=Theater läuft heute und folgende Tage das mit
ſtürmiſchem Beifall aufgenommene Winterſport=Luſtſpiel Aben=
teuer
im Engadin. Mitwirkende ſind die vom Weißen Rauſch
her bekannten grotesken Ski=Akrobaten Guzzi Lantſchner und
Walter Rieml; ferner Hella Hartwich, Walter Haſenclever und
Uli Ritzer. Jugendliche haben Zutritt. Die neueſte Ufa= Ton=
woche
enthält Bilder von der neuen Reichsregierung und dem
Fackelzug vor dem Reichspräſidenten und Reichskanzler. Beginn
3.45. 6.00 und 8 20 Uhr.
Helia=Film=Morgenfeier. Vielſeitigen Wünſchen entſpre=
chend
wird der hervorragende Kultur= und Landſchaftsfilm Im
Land der Dolomiten am Sonntag vormittag 11.15 Uhr noch
einmal wiederholt. Einer weiteren Wiederholung kann jedoch
anderweitiger Dispoſition halber nicht mehr ſtattgegeben werden.
Jugendliche haben Zutritt.
Lokale Veranſtallungen.
Karneval bei Rehberger. Am Samstag, den 11.
und Sonntag, den 12. Februar, abends, nehmen die närriſchen
Sitzungen bei Rehberger ihren Fortgang. (S. morgiges Inſerat.)
Vereinskalender.
Kriegerverein Darmſtadt. Sonntag, den 19. d.
Mts, nachm. 3 Uhr, im Vereinslokal der Eintracht Jahres=
hauptverſammlung
.
Train=Vereinigung 18. Am Samstag, den 11.
Februar, abends 8 Uhr, bei Sitte: Lichtbildervortrag von Herrn
Helmut Hofmann.
Taesklender ſie Faeia, der 1 Felruer Ni.
Union=Theater: Abenteuer im Engadin; Helia=Lichtſpiele: An
heiligen Waſſern; Palaſt=Lichtſpiele: Aus dem Tagebuch
einer Frauenärztin Reſt. Hochſchulbräu: Kappenabend
Heaghaus, 20 Uhr: Vortrag Elektriſch kochen heißt ſparen.
Gokkesdienſt der Iſraelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 10. Februar: Vorabendgottesdienſt 5.30 Uhr.
Samstag, 11. Februar: Morgengottesdienſt 8.45 Uhr. Sabbat=
ausgang
6.25 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.15, abends 6.30 Uhr.
Gebekszeiken der Iſrgelikiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 11. Februar; Vorabend 5.05 Uhr. Morgens 8.00 Uhr.
Nachmittags 4.00 Uhr. Sabbatausgang 6.25 Uhr.
Wochentags: Morgens 6.45 Uhr. Nachmittags 5.00 Uhr.

30 Jahre beſſiſches Denkmalſchutzgeſetz.
Denkmalpflege, Heimatſchuk und Neugeftalkung.

Ueber dieſes Thema ſprach unter Vorführung guter Licht=
bilder
auf Veranlaſſung des Mittelrheiniſchen Architekten= und
Ingenieur=Vereins und Akad, Bauingenieur=Vereins Herr Min=
Rat Wagner und wies hierbei auf die hingebende Tätigkeit
der Denkmalpfleger und der ſtaatlichen Bauämter bei der Aus=
übung
der praktiſchen Denkmalpflege und auf die hierdurch er=
zielte
ſegensreiche Auswirkung des Geſetzes hin. Das heſſiſche
Geſetz umfaßt nicht nur den Schutz der großen unbeſtrittenen
Denkmäler, ſondern will auch die vielen kleineren Denkmäler
betreut wiſſen, die oft die Zierde und den Stolz der Ortſchaften
ausmachen, alſo mehr örtliche Bedeutung haben. Das Wort
Baudenkmal iſt in weiteſtem Sinn zu verſtehen, es umfaßt
nicht nur Gebäude, ſondern auch Standbilder und Grabdenk=
mäler
, die mit dem Boden feſt verbunden ſind, ſowie prähiſto=
riſche
Grabſtätten, endlich auch Teile eines Gebäudes, z. B. Por=
tale
, Erker, Treppenanlagen.
Die Frage, ob heute noch Denkmalpflege und Hei=
matſchutz
Berechtigung hätten, ob die in beiden Bewegungen
um Geltung ringenden Gefühlswerte in dem heutigen unerbitt=
lichen
Kampfe der Wirklichkeiten ſich noch durchzuſetzen vermöch=
ten
, wurde von dem Vortragenden bejaht, der in eingehenden
Darlegungen auf die Entwicklung der Denkmalpflege und des
Heimatſchutzes ſeit den früheſten Zeiten einging und ihren Fort=
gang
ſchilderte. Hierbei wurde dargelegt, wie Denkmalpflege
und Heimatſchutz nicht in Konflikt mit dem Neuſchaffen und der
Neugeſtaltung zu kommen braucht, da ſie keineswegs einer ge=
ſunden
Weiterentwicklung entgegentreten, ſondern nur erreichen
wollen, daß erhaltenswerte Schöpfungen der Vorzeit der Nach=
welt
überliefert werden und daß bei allem Neuſchaffen neben den
Erforderniſſen des Zwecks auch die Schönheit zu durchgeklärtem
Ausdruck kommt und die gebotene Rückſicht auf die bauliche Um=
gebung
und landſchaftliche Eigentümlichkeit gewahrt bleibt. Und
es iſt feſtzuſtellen, daß es gerade bedeutende Baukünſtler, alſo
Architekten, die mitten im Bauſchaffen drin ſtanden, ſeinerzeit
waren, die die Anregungen für eine praktiſche Denkmalyflege
gaben. Hier ſind es namentlich drei Namen, die an erſter Stelle
zu nennen ſind, Weinbrenner, Moller und Schinkel,
die ſich um die Wende und zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach=
drücklich
für die Erhaltung der alten Kulturgüter einſetzten. Ob=
wohl
die genannten Architekten in ihrer Stil= und Formgebung
andere Wege gingen, neue Ausdrucksmittel ſuchten, wie ſie ihnen
für die Aufgaben ihrer Zeit die richtigen ſchienen, trugen ſie die
Ehrfurcht vor den Werken früherer Evochen feſt in ſich und be=
trachteten
dieſe Werke als Urquelle auch für eigenes künſtleriſches
Schaffen; ſie fühlten und erkannten alſo den Wert einer guten
Bauüherlieferung in Form. Material und Technik und wollten
dieſe Werte nicht verloren gehen laſſen. Dies kam auch in ihren
Sammel= und Verlagswerken zum Ausdruck. Zu erinnern iſt
hier an Mollers Anteil an den Aufnahmen für das Köl=
ner
Domwerk, an das von ihm 1815 bereits begonnene
Werk Denkmäler der deutſchen Baukunſt und an
den von ihm gegründeten Verein für die Aufnahme
mittelalterlicher Kunſtwerke, der Mollers. Werk
ſpäter fortſetzte. Auch ſpäter haben die Verbände deutſcher Ar=
chitekten
und Ingenieure zum Schutz der Baudenkmäler
im Deutſchen Reich aufgerufen und ihre Inventariſie=
rung
, Aufnahme und Reſtauration gefordert, und zwar als
Ehrenpflicht des Deutſchen Reiches. In der dar=
über
verfaßten Denkſchrift Verfaſſer, Architekt Redten=
bacher
iſt der Wert der Baudenkmäler für die Ausübung
der Baukunſt als vädagogiſches Lehrmittel und lebendiges zur
Vertiefung anregendes Anſchauungsmittel beſonders gewürdigt.
In Frankreich prägte man 1833 das Motto; Les longs souve=
nirs
font les grands peuples, und die dort 1837 eingeſetzte Com-
mission
des momments historiques hat 1874 als Begründung für
ein franzöſiſches Denkmalſchutzgeſetz den Satz aufgeſtellt: Conserver
les edifices, qui racontent 1a gloire du nays, Cest faire rerivre
son passe ou profit de son présent et de son avenir. (Die Ge=
bäude
zu erhalten, die den Ruhm des Vaterlandes verkünden,
heißt deſſen Vergangenheit wieder aufleben laſſen zum Nutzen für
ſeine Gegenwart und ſeine Zukunft.) Das erſte moderne Denk=
malſchutzgeſetz
, das griechiſche, vom 10. 5. 1834 iſt auf dem Grund=
gedanken
aufgebaut: Die Geſamtheit beweglicher
und unbeweglicher Altertümer ſei National=
eigentum
der Hellenen.
Obwohl man in Deutſchland mit den Denkmalſchutzbeſtre=
bungen
voranging, hat es lange gedauert, bis dieſe hier zur Tat
werden konnten. Erſt auf Grund der 1899 in Straßburg gefaß=
ten
Beſchlüſſe des Geſamtvereins der deutſchen Geſchichts= und
Altertumsvereine wurde 1900 eine freie Organiſation, die Denk=
malpflegetage
, ins Leben gerufen, die ſich den Schutz der

Denkmäler angelegen ſein ließ und als deren erſte und bald ge=
reifte
Frucht das heſſiſche Denkmalſchutzgeſetz, das am 1. 10. 1902
in Kraft trat, bezeichnet werden darf. Andere Staaten folgten
nach. Preußen aber wartet heute noch auf ſeine geſetzliche Re=
gelung
. Im Jahre 1904 wurde dann der Deutſche Bund
Heimatſchutz gegründet im Anſchluß an die auf Rudorff
zurückgehende Heimatſchutzbewegung; ihm ſind die Heimatſchutz=
verbände
der einzelnen Länder angeſchloſſen. Während die Denk=
malpflege
ſich namentlich den bedeutſameren Zeugen der Ver=
gangenheit
annimmt, will der Heimatſchutz die ganze Heimat
ſchützen, d. h. ſchlechthin die Erzeugniſſe guter deutſcher Hand=
werks
= und Volkskunſt, wie ſie auch im kleinſten Bauernhaus ſich
kund gibt, ſodann überhaupt außer den Werken von Menſchen=
hand
die deutſche Landſchaft in ihrer Eigenart und Urſprünglich=
keit
erhalten. Er begreift auch die ſogenannte Naturdenkmal=
pflege
, den Schutz gegen Reklameunfug uſw. in ſich.
Fördernd für beide Beſtrebungen waren die vom Verband
deutſcher Architekten= und Ingenieurvereine
herausgegebenen Sammelwerke, über das deutſche Bauern=
haus
und über das deutſche Bürgerhaus. Dieſes letz=
tere
Werk iſt in Uebereinſtimmung mit dem Tag für Denkmal=
pflege
und Heimatſchutz entſtanden. Auf dem Gebiet des In=
genieurbaus
arbeitete der Heimatſchutz zuſammen mit dem großen
Fachverband, dem Verein Deutſcher Ingenieure, durch
Herausgabe zweier Veröffentlichungen: Ingenieurwerk=
und Naturſchutz und Bauten der Technik ( Werk=
anlagen
und Verkehrsbauten). Die Deutſche Reichsbahn
hat ſich in dem von ihr herausgegebenen Werk Ingenieur=
bauten
der Deutſchen Reichsbahn zu ähnlichen Zie=
len
bekannt, wie ſie unter Beachtung der Heimatſchutzgedanken
für neuzeitliche Geſtaltung maßgebend ſind. Und erſt in letzter
Zeit haben ſich Vertreter der Denkmalpflege und des Heimat=
ſchutzes
wiederum mit dem Verein Deutſcher Ingenieure
und dem Deutſchen Muſeum in München unter Oskar
von Millers Führung zu einer Deutſchen Arbeits=
gemeinſchaft
zur Erhaltung deutſcher Kultur=
denkmäler
zuſammengetan, die die Schöpfungen der Tech=
nik
vergangener Jahrhunderte pflegen, ſchützen inventariſieren
und ſammeln will. So wie die Ingenieurbaukunſt, wird auch
die Architektur, ſoweit ſie heute in ihren modernſten Vertretern
noch beiſeite ſteht, ſoweit Denkmalpflege in Frage kommt, der
großen Ueberlieferung vergangener Bauepochen bei ihren künf=
tigen
Neugeſtaltungen nicht entraten können, ohne daß der Wille
zur ſelbſtändigen Geſtaltung moderner Bauten dabei unterdrückt
zu werden braucht. Es wird auch hier ein Ausgleich eine Ver=
ſtändigung
möglich ſein, die ſich aus der weiteren Entwicklung
ergeben mag. So iſt der Beweis erbracht, daß auch heute noch
und angeſichts der Gefahren, die gerade in der Jetztzeit ihm
drohen, heute um ſo mehr lebendige Aufgaben zu erfüllen hat.
Wenn nun Architekten und Ingenieure zuſammenarbeiten oder
ſich in ihren Werken gegenſeitig ergänzen, wenn ſie die für Denk=
malpflege
und Heimatſchutz maßgeblichen Geſichtspunkte bei Neu=
ſchöpfungen
walten laſſen, dann wird auch allen neuen Anforde=
rungen
der Technik und Wirtſchaft gegenüber der Techniker auf
ſeinem Poſten ſtehen und eine tragfähige Brücke ſchlagen von der
Vergangenheit über die Gegenwart zur Zukunft!
In dem Aufruf der neuen Reichsregierung an das deutſche
Volk iſt ſehr ſtark das Wort Tradition betont. Darin er=
blicken
Denkmalpflege und Heimatſchutz die Gewähr, daß auch
weiterhin und trotz der ſchwierigen Finanzverhältniſſe die
Belange des Denkmal= und Heimatſchutzes der Fürſorge der maß=
gebenden
Organe des Reiches und der Länder ſich erfreuen dür=
fen
, wie dies ſeither ſchon der Fall war.
Der Aufruf will aber auch die Arbeitsloſigkeit in
Deutſchland in großzügiger Weiſe bekämpfen. Auch hier böte ſich
die Möglichkeit, durch Inſtandſetzungen an Baudenkmälern, die
überall nötig ſind. Arbeitsgelegenheit in reichſtem Ausmaße, und
zwar insbeſondere für gute handwerkliche Arbeit im Dachdecker=,
Spengler=, Steinmetz=, Bauſchloſſer= und Baumalergewerbe, zu
ſchaffen Es kann aber auch dabei durch die Ausführung ge=
wiſſer
Arbeiten des Arbeitsbeſchaffungsprogramms eine Gefähr=
dung
des Beſtandes an Denkmälern und durch Eingriffe
in Natur und Landſchaft eine Gefahr für die Denk=
malpflege
entſtehen. Der dringende Wunſch iſt daher, daß
bei den überall hoffentlich bald einſetzenden Arbeiten zur Be=
lebung
von Handel, Wirtſchaft und Handwerk auch die Geſichts=
punkte
der Denkmalpflege an Bauten und Natur beachtet und
ihre berufenen Vertreter rechtzeitig gehört werden, um auch hier
den Zuſammenklang des Altbewährten mit dem Neuzuſchaffen=
den
zu erzielen.

Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtadt ( Wander=
abteilung
). Für kommenden Sonntag, den 12. Februar ds. Js.,
hat der Wanderausſchuß die zweite diesjährige Wanderung an=
geſetzt
. Der wirtſchaftlichen Not gehorchend wird die Wande=
rung
als halbe Tagestour durchgeführt. Die beiden Führer
Turner Meißner und Wieſenthal haben deshalb ihre Anord=
nungen
ſo getroffen, daß Zuſammenkunft und Abmarſch pünktlich
um 12 Uhr von Ecke Jahn= und Martinſtraße erfolgt. Auf Um=
wegen
wird nach Nieder=Ramſtadt marſchiert.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 hat für Sonntag, den
12. ds Mts, einen Nachmittagsſpaziergang feſtgeſetzt, der nach
Ober=Ramſtadt führt. Der Abmarſch iſt auf 1.30 Uhr Ecke Hei=
denreich
= und Roßdörfer Straße anberaumt. Zu dieſem etwa
2½sſtündigen Spaziergang ſind alle Mitglieder herzlichſt eingela.
den.

Kampf gegen die Grippe!
Togal=Tabletten ſind ein hervorragend bewährtes Mittel gegen
Grippe und Erkältungskrankheiten. Togal iſt ſtark harnſäurelöſend
und in hohem Maße bakterientötend! Im Anfangsſtadium genom=
men
verhindert Togal den Ausbruch der Grippe Erſtaunliche Er=
folge
! Mehr als 6000 Aerzte=Gutachten! Ein Verſuch überzeugt.
In allen Apotheken M. 1,25. 12,6 Lith., 0.46 Chin., 74.3 deid. ac. sal.
(I Mch. 29)

Volkshochſchule. Wir machen nochmals darauf aufmerkſam,
daß heute, Freitag, den 10. Februar, Dr. R. Pérard ſeinen Licht=
bildervortrag
über Das Bild des Todes in der neueren Malerei
hält. Der Vortrag findet ſtatt im Landesmuſeum (Paradeplatz,
Turmeingang). Es wird ein kleiner Unkoſtenbeitrag erhoben.
Eine Gemeinderatsſitzung im Odenwald im Rundfunk. Die
Zeitfunkabteilung des Südweſtfunks hat mit dem Mikrophon in
einem kleinen Odenwaldort einer Gemeinderatsſitzung beigewohnt.
Man hat damals gerade den Gemeindehaushalt beraten, und
dabei kamen all die Nöte und Sorgen, die heute keine Gemeinde
verſchonen, zur Sprache. Am Freitag, den 17. Februar, 19.40 Uhr.
wird unter dem Titel Eine Gemeinderatsſitzung im Odenwald.
der Hörhericht über dieſe Haushaltsberatung abgeſpielt.
Stenographie und Maſchinenſchreiben. Die Stenographen=
vereinigung
beginnt heute abend im Ludwig=Georgs=Gymnaſium,
Karlsſtraße, zwei neue Kurſe in Einheitskurzſchrift in Verkehrs=
und Redeſchrift. Die Kurſe ſtehen unter Leitung ſtaatlich ge=
prüfter
Lehrer.

Zur Blukkat im Markinsvierkel.
Geſtern morgen wurden am Tatort. Ecke Liebfrauen= und
Arheilger Straße, von der Kriminalpolizei Feſtſtellungen vor=
genommen
, die im weſentlichen das Bild beſtätigten, das wir
geſtern von dem Hergang der rohen Tat gaben. Die Erregung
der Einwohner des Martinsviertels iſt außerordentlich groß.
Die Polizei konnte ſehr ſchnell, noch am Mittwoch abend die
Täter, 5 junge Burſchen, und zwar die Gebrüder Volk berufslos,
wohnhaft im Rhönring, Adolf Wanner, Schreiner. Ludwig Wolf,
Maurer, und Heinrich Wenck. Steinmetz, feſtnehmen. Ueber den
Grad ihrer Beteiligung an der Bluttat muß die Unterſuchung,
die noch nicht abgeſchloſſen iſt, Klarheit ſchaffen. Der ſchwer=
verletzte
W. Groß ſoll ſich, wie wir erfahren, verhältnismäßig
gut befinden, ſo daß man hofft, ihn am Leben zu erhalten.
Zur Bluttat in der Liebfrauenſtraße. Als ſchwerverletzter
Gaſt wird Wilh. Groß genannt. Herr Obering. Wilh. Groß,
Bleichſtraße, bittet darum, mitzuteilen, daß es ſich nicht um ihn
handele.

Orpheum 2 Varieté=Gaſtſpiele. Der Spielplan für
Samstag und Sonntag, 11. und 12. Februar, bringt u. a. den
Jongleur Brandini, genannt der neue Raſtelli, ein Artiſt von be=
achtlichem
Können, nebſt einem Enſemble von Kunſtkräften der
bunten Schaubühne! Ein Spielplan guter Leiſtungen, der
luſtige und unterhaltende Stunden bietet. Beſonders hervorzu=
heben
Elſe Raſſus, Vortragskünſtlerin, Knox, der tönende Komö=
diant
: Mixturen in Muſik, Zauberei und Komik Ferry Verry
Revueſängerin. Hans Kramer, Humoriſt und Anſager u. a. m.

Monatsverſammlung des Bundes der techniſchen Angeſtell=
ten
und Beamten, Ortsverwaltung Darmſtadt. Nach Eröffnung
durch den 1. Vorſitzenden und Erledigung geſchäftlicher Angele=
genheiten
hielt Kollege Haug von der Gauverwaltung Frank=
furt
a. M. einen Vortrag über das Thema: Warum gehen wir
am Ueberfluß zugrunde? Der Redner verſtand es in aus=
gezeichneter
Weiſe, dieſes aktuelle Thema ſachlich zu behandeln.
Eine zwangloſe Ausſprache im Sinne einer Arbeitsgemeinſchaft
zeigte lebhaftes Intereſſe in dieſen Fragen. In Dankesworten
an den Vortragenden und Mahnung an die Anweſenden, im
Sinne des Referats aufklärend mitzuarbeiten, ſchloß der 1. Vor=
ſitzende
die gut beſuchte Verſammlung.

Im letzten Steuerkalender muß es ſtatt
1933 heißen: Vermögenſteuer 1932, letzte Rate.

Vermögenſteuer

auf Schokoladen
0 oAaBd MBdF und Pralinen
10‟o Rapatt in Bar auf Kakao
O
Der Ausbau unserer neuen Verkaufsorganisation ist vollendet und ermöglicht uns, diese großen
Vergünstigungen den Freunden unserer Marke zu gewähren.
Selbstverständlich bleibt die altberühmte MOST-Qualität unverändert!
MOSTadualität durch MogTesvstem

Verkaufsstellen: Wilhelminenstraße 19, und in Frankfurt: Kafserstraße 21, nahe Frankfurter Hof.

II.Ha. 54

[ ][  ][ ]

Freitag, 10. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 41 Seite 7

Aus Heſſen.

beſondere wurden Maßnahmen zur Bekämpfung der ſtark über=

J. Griesheim, 9. Febr. Gewerbe= und Handwerker=
Vereinigung Generalverſammlung. Der zweite
Vorſitzende, Maurermeiſter Juſtus Müller II., bedauerte außer=
ordentlich
, daß in Anbetracht der ſehr reichhaltigen und wichtigen
Tagesordnung die Verſammlung beſonders ſchwach beſucht war.
Der vorgetragene Jahres= und der Kaſſenbericht wurden geneh=
migt
. An Stelle des ſeitherigen 1. Vorſitzenden, Herrn Zimmer=
meiſter
Valentin Schick I, der trotz allſeitigen Verlangens der
Anweſenden eine Wiederwahl entſchieden ablehnte, wurde einſtim=
mig
der ſeitherige 2. Vorſitzende, Herr Maurermeiſter J. Müller II.,
zum Voxſitzenden gewählt. Die turnusmäßig alljährlich ausſchei=
denden
Vorſtandmitglieder wurden wiedergewählt. Der geſchäft=
liche
Teil der Verſammlung wickelte ſich in verhältnismäßig kurzer
Zeit ab, galt es doch, zur derzeitigen kataſtrophalen wirtſchaft=
lichen
Not in Handwerk und Gewerbe Stellung zu nehmen. Ins=
handgenommenen
Auswüchſe, wie Schwarzarbeit, Auswärtskaufen
uſw., erwogen.
F Eberſtadt, 9. Febr. Hohes Alter. Frau Ludwig Büt=
tel
l. Wwe, wohnhaft Alte Schwanenſtraße 34, feiert am 10. 2.
ihren 75. Geburtstag.
Cp. Pfungſtadt, 9. Februar. Der Ortsgewerbeverein
(Handwerkervereinigung) wählte in ſeiner diesjährigen Haupt=
verſammlung
den ſeitherigen Vorſtand einſtimmig wieder. Im
Jahre 1934 ſoll bei hoffentlich auch für das Handwerk beſſeren
Zeiten das 60jährige Vereinsjubiläum begangen werden. Nach
längerer Ausſprache wurde eine Betätigung des Handwerks an
dem Jugendnotwerk abgelehnt. Mit Genugtuung wurde es auf=
genommen
, daß mit Beginn des neuen Schuljahres an Oſtern ein
beſonderer Schulvorſtand für die Fortbildungsſchule gebildet wer=
den
ſoll.
C. Ober=Ramſtadt 9 Febr. Sterbefall. Im hohen Alter
von 82 Jahren verſtarb hier Herr Schneidermeiſter H. Keller I.
Er war einer der älteſten Einwohner unſerer Gemeinde und u. a.
Mitglied des Militärvereins Germanig Epangeliſcher
Kirchenchor. Die großartige Aufnahme, die der am letzten
Sonntag vom Evgl. Kirchenchor zugunſten der Winter=
hilfe
veranſtaltete Theaterabend in allen Bevölkerungskreiſen
fand, veranlaßt den Chor, die Veranſtaltung am Sonntag. 12. 2.,
zu wiederholen.
Groß=Umſtadt, 9. Febr. Geſangverein Sänger=
luſt
Winterkonzert. Die unter der ſicheren und be=
währten
Leitung des Herrn Rektor Maſer geſungenen Chöre
fanden großen Beifall. Zwei Mitglieder des Vereins, die Herren
Jakob Gottfr. Gebhardt und Joh. Kirchmeyer 2., erhiel=
ten
für ihre 25jährige Mitgliedſchaft im Vorſtand des Vereins die
ſilberne Bundesnadel des Heſſiſchen Sängerbundes. Der Gauvor=
ſitzende
, Herr Steinmetz aus Dieburg, überbrachte den beiden Ge=
nannten
die Glückwünſche des Gaues und Bundes. Zugleich hob
er in ſeiner Anſprache die Verdienſte des Herrn Rektor Maſer um
die Entwicklung des Vereins gebührend hervor. Die Chordar=
bietungen
ſelbſt wurden unterbrochen durch Geſang= und Violin=
vorträge
Frau Maria Maſer=Schilling (Darmſtadt)
brachte die große Arie der Dalila aus Samſon und Dalila, ſo=
wie
Lieder von Bach. Gounod, Papini, Schumann, Schubert. Re=
ger
und Brahms tonſchön und mit tiefer Einfühlung in die Eigen=
arten
der einzelnen Kompoſitionen zu Gehör. Herr, Müller
aus der Meiſterklaſſe Göſta=Andreaſſon, der hier kein Fremder
mehr iſt, ſtellte auch an dieſem Abend ſein hervorragendes Können
bei dem Vortrag von Violinſtücken von Gounod, Papini und Beet=
hoven
unter Beweis. Vor allem war es die geradezu glänzend
vorgetragene, techniſch ſehr ſchwierige Polonaiſe von Wieniawſkr.
die dem Künſtler großen Beifall einbrachte, für welchen dieſer mit
Kreislers reizendem Schön=Rosmarie dankte. Frau Selma
Eidmann war den Geſang= und Violindarbietungen, eine
A.I."
ſichere und feinfühlende Begleiterin.
Cd. Michelſtadt, 9. Febr. Freiwillige Feuerwehr
Generalverſammlung. Veranlaſſung dazu bot der Rück=
tritt
des 1. Brandmeiſters Burger. Es entwickelte ſich eine lange
und ausgiebige Ausſprache über das Für und Wider dieſer Sache.
Die Abſtimmung ergab: Für die Annahme des Rücktritts Burger
50, für nochmalige Verhandlung 21 Stimmen. Damit iſt der Rück=
tritt
Burgers nun leider zur Tatſache geworden. Wie ſich dieſe
Entſcheidung auswirken wird, muß die Zukunft zeigen. Burger
gehörte bereits ſeit 29 Jahren dem Vorſtand an und bekleidete ſeit
acht Jahren das Amt eines 1. Brandmeiſters, und ſoll ihm von
ſeiten der Wehr in gebührender Form der Dank für die ſeither in
raſtloſer Arbeit der Wehr geleiſteten Dienſte ausgeſprochen wer=
den
. Anſchließend wurde die Wahl eines neuen erſten Brand=
meiſters
vorgenommen und wurde hierzu der ſeitherige 2. Brand=
meiſter
Kaffenberger einſtimmig durch Zuruf beſtimmt.
Ci. Erbach, 9. Febr. Erdbeben! Das im Gebiet des Ober=
rheins
bei Raſtatt aufgetretene Erdbeben wurde auch hier ver=
ſchiedentlich
bemerkt. Ueberall wurde ein leichtes Knacken und
Kniſtern in den Häuſern und das Erzittern von Bildern und Spie=
geln
feſtgeſtellt.
Dy. Beerfelden, 9. Febr. Ausdem Gemeinderat. Einer
Eingabe des neugegründeten Kleinkaliber=Schützenvereins um
koſtenloſe Abgabe von Stangenholz für die Herſtellung einer
Schießhalle bei der Einrichtung eines Schießſtandes in der Strieht
wurde ſtattgegeben, da auch die anderen Vereine ähnliche Vergün=
ſtigungen
erhalten. Ferner wurde ein Beitrag zur Kinderſpeiſung
in der Schule in Höhe von 30 Mark bewilligt unter der Voraus=
ſetzung
, daß von den anderen intereſſierten Stellen, wie im Vor=
jahre
, auch für dieſen Winter ein entſprechender Beitrag geleiſtet
wird. (Wie von berufener Seite mitgeteilt wird, ſind von der
Roſenthalſtiftung für dieſen Zweck 150 Mark bewilligt und ange=
wieſen
.) Geſtern morgen gegen 8 Uhr machte ſich auch hier ein
leichtes Erdbeben bemerkbar; die Dauer desſelben betrug ca.
zwei Sekunden.
O. Reichenbach i. O., 7. Febr. Der Unterhaltungs=
abend
des Geſangvereins Liederkranz war ſehr
gut beſucht. Der 1. Vorſitzende. Herr Bürgermeiſter Mink, be=
grüßte
die Erſchienenen. Das Luſtſpiel Der Wildſchütz wurde
von den Darſtellern recht flott geſpielt und fand großen Beifall.
Ebenſo die Darbietungen des Zitherquartetts und die noch fol=
genden
kleineren Vortragsſtücke.
Be. Gadernheim i. Odw., 8. Februar. Herr Johann Philipp
Bünau feierte heute Mittwoch, in körperlicher und geiſtiger
Rüſtigkeit ſeinen 78. Geburtstag.
Seeheim. 9. Febr. Alles rüſtetſich zum Masken=
ballin
Seeheim, der diesmal wieder, trotz der ſchweren Zeit,
etwas ganz Beſonderes zu werden verſpricht und, alles vergeſſend,
Fröhlichkeit garantiert. Die künſtleriſche Geſtaltung der Säle des
Hotels Hufnagel, die neuen Gartenanlagen der Nebenräume ſo=
wie
die flotte Kapelle ſorgen für beſte Stimmung.

Akkuelle Handwerkerfragen.
Ausſchußfihung des Bezirksverbandes Groß=Gerau
Mr Hndpe und Genere.
Au. Groß=Gerau, 9. Februar.
Der Bezirksverband für Handwerk und Gewerbe hielt in
Groß=Gerau im Hotel Zur Krone eine Ausſchußſitzung ab. in
der verſchiedene aktuelle Fragen des Handwerks behandelt
wurden.
Vorſitzender Dasbach eröffnete die Verſammlung, wobei er
beſonders herzliche Begrüßungsworte den anweſenden Gäſten,
Direktor Eiſenhardt vom Bezirksverband Bensheim=Heppenheim,
Bauunternehmer von Gemünden=Ober=Ingelheim, Ehrenvorſitzen=
der
Donat=Goddelau und den Vorſitzenden der Handwerkskam=
mer
=Nebenſtelle Nothnagel=Griesheim ſowie Bankdirektor Raiß=
Groß=Gerau widmete.
Hierauf erſtattete Vorſitzender Dasbach Bericht über den
Stand der Weſthilfe. Unzufriedenheit herrſche über die unter=
ſchiedliche
Verteilung der Weſthilfemittel im Handwerk, nach der
andere Bezirksverbände 30 bis 70 000 Mark erhielten. Groß=
Gerau aber nur 15 000 Mark. Die dem Bezirksverband Groß=
Gerau zur Verteilung zur Verfügung ſtehenden Mittel ſollen als=
bald
an die angeſchloſſenen Organiſationen für kulturelle Zwecke
ausgeſchüttet werden. Die rückſtändigen Beiträge dieſer Organiſa=
tionen
müſſen hierbei in Abzug gebracht werden.
Im weiteren Verlauf der Sitzung beſchäftigte man ſich mit
dem Verhältnis zwiſchen Bezirksverband und Ortsverein Mör=
felden
.
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen beſchäftigte ſich der
Ausſchuß auf Anregung von Nothnagel=Griesheim mit der
Frage der Reichszuſchüſſe für Reparaturarbeiten. Folgende Reſo=
lution
wurde hierzu einſtimmig angenommen:
In der Ausführungsbeſtimmung vom 27. Dezember 1932 iſt
geſagt, daß nur ſolche Handwerksmeiſter zu den Reparaturarbei=
ten
zugelaſſen werden können, die in der Handwerkskammerrolle
eingetragen ſind, d. h., daß der Gewerbebetrieb mindeſtens drei
Monate polizeilich angemeldet ſein muß. Mit Verfügung vom
30. Januar 1933 iſt dieſe Regelung aufgehoben, bzw. dahin geän=
dert
worden, daß nur ſolche Bauunternehmer und Lieferanten be=
rückſichtigt
werden, deren Geſchäftsbetrieb polizeilich angemeldet
iſt. Wir erblicken darin eine Benachteiligung des ſelbſtändigen
Gewerbes, da es jedem Unterſtützungsempfänger dadurch ermög=
licht
iſt, ſich von der Unterſtützung abzumelden, ſein Patent anzu=
melden
und zu gleicher Zeit als ſelbſtändiger Unternehmer auf=
zutreten
und ſolche Arbeiten auszuführen, die mit Staatsmitteln
bezuſchußt werden. Wir erheben gegen dieſe Maßnahme ſchärfſten
Proteſt und bitten, daß dieſe Verfügung wieder in ihre urſprüng=
liche
Faſſung gebracht wird.

KS

in Apocheken und Droserien RM 0.30, 0.55, 1.10 5
4a. Leeheim, 9. Febr. Tot aus dem Rhein gezogen.
Ein 18jähriger junger Arbeiter von hier, der ſich bereits einige
Tage aus dem elterlichen Hauſe entfernt hatte, wurde heute früh
tot aus dem Rhein gezogen. Die näheren Umſtände, die zu ſeiner
Tat geführt haben, ſind noch nicht geklärt.
Bm. Hofheim (Ried) 9. Febr. Bauernverſammlung.
Im Kaiſerhof waren die Landwirte von hier, Bobſtadt. Nord=
heim
, Bihlis und Wattenheim verſammelt, um über verſchiedene
wichtige Berufsfragen Auskunft und Aufklärung zu erlangen. Zu=
erſt
ſprach Herr Schmidt= Maſſenheim über Krankenhilfe des
Landbundes‟ Das Hauptintereſſe galt dem Referat des Geſchäfts=
führers
des Heſſiſchen Landbundes, Herrn Dümas=Darmſtadt. In
äußerſt klarer, leicht verſtändlicher Weiſe ſprach der Redner über
Steuergutſcheine, Zuſchüſſe für Hausreparaturen, Vollſtreckungs=
ſchutz
, Vermittlungsverfahren für ungeſicherte Schulden, ſowie über
die politiſche und organiſatoriſche Lage des Bauernſtandes. Dem
Redner wurde für ſeinen aufſchlußreichen Vortrag allſeitiger
Dank und Beifall zuteil. Eine allgemeine Ausſprache über ver=
ſchiedene lokale Fragen ſchloß ſich an.
4f. Neu=Iſenburg, 7. Febr. Grippeferien. Die Volks=
ſchule
und die Goethe=Realſchule, die am Montag den Unterricht
wieder aufnehmen wollten, mußten, da die Erkrankungen immer
noch nicht weſentlich nachgelaſſen haben, weiterhin bis Donners=
tag
ſchließen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 9. Febr. Mehldiebſtähle im Großen. Der

ſeiner Firma, der Mainzer Lagerhausgeſellſchaft, nach und nach
22 Sack Mehl. Das Mehl ließ er durch einen Mitarbeiter, den 25 Beifahrer Chriſtian Seiderer von hier, an verſchie=
dene
Bäckereien zu billigem Preiſe, abſetzen. S. erhielt für ſeine
Tätigkeit pro Sack 5 Mark. Als Sch. eines Tages von ſeiner Ge=
liebten
abließ, zeigte ihn dieſelbe der Polizei an. Sch. wurde feſt=
genommen
und hatte ſich geſtern mit dem S. vor dem Bezirksſchöf=
fengericht
zu verantworten. Außerdem waren der 26jährige Bäk=
kergehilfe
Julius Metzler aus Mainz=Koſtheim, der 43jährige
Bäckermeiſter Karl Robert Rieger, von hier und der 30jährige
Bäckermeiſter Aug. Anton Bärtz aus Mainz=Bretzenheim wegen
Hehlerei mitangeklagt. Das Gericht erkannte gegen den Schorr
auf 1 Jahr Gefängnis, und den Seiderer auf 1 Monat.
Be. Mainz, 9. Februar. Schupobeamter von der An=
klage
des Totſchlags freigeſprochen. In 2tägiger
Sitzung wurde vor dem Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen
unter dem Vorſitz des Landgerichtsrats Cordes gegen den 23 jähri=
gen
Polizeibeamten der Schupo Adam Jung aus Leeheim ( Star=
kenburg
), zuletzt in Mainz bei der 8. Bereitſchaft, verhandelt. In
der Nacht vom 23. auf 24. Juli v. J. kam der dienſtfreie, in Zivil
befindliche Beamte an der Rückſeite des Hotels Holländer Hof
in der Löhrſtraße mit drei jungen Burſchen in Konflikt, gegen die
er wegen ruheſtörenden Lärms glaubte einſchreiten zu müſſen. Die
jungen Leute konnten ſich das Vorgehen des in Zivil befindlichen
Schupobeamten nicht erklären und forderten deſſen Ausweis. Der
Schupobeamte glaubte ſich angegriffen und zog gleichzeitig mit ſei=
nem
Ausweis den Revolver und verletzte den 18jährigen Maurer
Guſtav Gold, einziges Kind der Wirtsleute Gold in der Schafs=

gaſſe, durch drei Schüſſe tödlich am Kopfe. Der Schunobeamte ging
darauf flüchtig, wurde in der Rheinpromenade geſtellt und auf die
Polizeiwache gebracht. Jung wurde dem Schwurgericht aus der
Unterſuchungshaft zur Aburteilung vorgeführt. Er ſtützte ſich in
ſeiner Verteidigung darauf, daß er von den drei jungen Leuten
umringt, getreten und geſtoßen und von dem erſchoſſenen Gold mit
Untergriff gefaßt und an die Wand des Holländiſchen Hofs ge=
drückt
worden ſei. Er habe zuerſt einen Schreckſchuß und, als Gold
ihn nicht losgelaſſen, zwei Schüſſe auf denſelben abgegeben. Dieſe
Darſtellung wurde von einer Reihe von Zeugen beſtritten. Staats=
anwalt
Müller beantragte, den Angeklagten wegen fahrläſſiger
Tötung zu einem Jahr Gefängnis zu verurteilen. Der Verteidiger
plädierte auf Freiſprechung, da der Angeklagte in Notwehr und
nach den erhaltenen Inſtruktionen gehandelt habe. Das Schwur=
gericht
war der Auffaſſung, daß der Angeklagte in Notwehr ge=
handelt
habe und ſprach ihn deshalb frei.

i. Lützelſachſen. 9. Febr. Zum Gattenmord in Lützel=
ſachſen
a. d. Bergſtraße erfahren wir noch folgendes: Das ſtille
Dörfchen an der Bergſtraße iſt in fieberhafter Aufregung über die
furchtbare Bluttat an dem allſeits geachteten Mann. Nach der
Mordnacht rief die Frau einen Mann auf der Straße an, er möge
den Vorſtand der Landwirtſchaftlichen Ein= und Verkaufsgenoſſen=
ſchaft
deſſen Rechner der Ermordete war herſchicken. Als
der Vorſtand kam, ſagte die Frau: Da drin liegt er tot. Die
Frau iſt 41 Jahre alt und war 19 Jahre mit ihrem Mann ver=
heiratet
. Die Ehe ſoll eine gute geweſen ſein. Den vollſtändig
verſtörten Eindruck, den die Frau machte, verlor ſie auch nicht,
als die Gendarmerie und ſpäter der Staatsanwalt aus Mann=
heim
eintrafen. Auf die gerichtliche Leichenöffnung konnte ver=
zichtet
werden, da die Todesurſache einwandfrei in dem erſten
Arthieb erkannt wurde. Die Täterin wurde in die Pſpchiatriſche
Klinik nach Heidelberg gebracht, wo ſie auf ihren Geiſteszuſtand
unterſucht wird. Es ſteht feſt, daß ſie ihren Mann in einem An=
fall
geiſtiger Umnachtung getötet hat. Wenn die Unterſuchung
ihre dauernde Geiſtesſtörung ergibt dann wird die Staatsanwalt=
ſchaft
das Verfahren vorausſichtlich einſtellen müſſen.

Geſchäftliches.
Am Montag, den 13. Februar, beginnt wieder im Kaiſer=
ſaal
(Grafenſtraße) Graefes beſtens bekannter zweitägiger Tiſch=
deck
= und Servierkurſus bei ermäßigtem Honorar. Sofortige An=
meldung
am Büfett im Kaiſerſaal. Alles Nähere ſiehe heutige
Anzeige.

Grippe breitet ſich nicht aus.
Haſt du Olbas ſtets im Haus.
Der heutigen Ausgabe für Darmſtadt und nähere Umgebung
liegt ein Proſpekt des bekannten Reformhaus Braun=
warth
über Grippe=Verhütung und Bekämpfung bei. (2164

Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Nachdruck verboten
Ohne Gewähr
T fN
gefallen, und zwar ſe eſner auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II.
8. Februar 1933
1. Ziehungstag
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen

2 Gewinne zu 10000 M. 42744
6 Gewinne zu 6000 M. 165624 334808 340132
16 Gewinne zu 3000 M. 40800 86349 98077 182372 183180 194360
2e3104 328851
50 Gewinne zu 2000 M. 8348 24600 106372 110539 119236 138666
138887 163679 175374 224840 24 1407 258165 267708 268200 302145
311988 311693 321467 323813 338105 367621 372691 377076 378079
391183
90 Bewinne zu 1000 M. 6303 17800 25606 30651 31148 44497
45385 47530 48351 60801 84015 66208 66263 69628 71843 77854
79330 89450 93131 98848 105562 1027806 135257 148292 161873
178869 180538 183542 186054 207114 215818 230525 24 4745 260955
264004 271668 277258 278222 292421 299826 317600 326506 381280
384597 386846
172 Gewinne zu 500 M. 13549 13745 19000 19839 24126 25367
26765 27416 33053 34105 36554 36444 32860 42629 28703 54888
60403 66680 79653 84645 92205 93602 112161 118510 121693 122018
196372 1830686 142827 143857 146540 147725 151910 153632 155938
162822 169988 165867 1e7699 174785 178457 179406 179648 183220
183264 185126 188815 198240 206863 205948 206003 203871 208986
125430 393175 239885 228819 231855 255188 337981 348681 387470
261762 266428 271524 273405 293014 288740 289627 319363 314521
316597 326284 342414 343340 346600 348708 350902 354 169 367063
370648 372678 376006 375606 379170 380897

In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
D M
2 Gewinne zu 300000 M. 347087
2 Gewinne zu 10000 M. 344999
14 Gewinne zu 5000 M. 54891 60444 120732 129087 164051 225194
Ret
18 Gewinne zu 3000 M. 1149 103569 124435 182070 216357 323411
255066 369106 389008
54 Gewinne zu 2000 M. 1252 5327 8203 38457 56030 73082 79030
95295 96302 101211 108042 174528 205423 208539 214848 223138
2a8739 284093 303638 325507 354428 363569 365524 373576 376931
579871 394494
118 Gewinne zu 1000 M. 1176 5287 7504 22042 22995 30266 30298
32040 38506 50326 63657 66473 72422 75719 89608 87860 94873
99346 113381 129555 130851 133440 146074 147737 149924 151828
171005 181827 189605 192885 208535 210096 226280 259139 263512
269547 281072 297386 298137 301446 306580 310024 312961 314565
392618 3398 18 340945 345540 348865 350144 351740 362004 356376
360414 369628 370590 378174 388687 390679
198 Gewinne zu 500 M. 4176 14174 15563 19074 22497 22870 25860
27028 28355 32088 35401 36421 37884 39929 64627 58650 64081
71000 73081 75384 81050 84126 84544 85032 80300 100867 198379
103111 103138 103370 104426 106028 117964 122823 132705 138223
144880 156028 161135 160830 163741 185119 173810 177670 186484
192561 196018 208306 211250 21 2541 226517 227211 231694 233505
239966 242752 243562 244366 245582 246450 250778 269338 273689
275747 279387 280531 286981 293813 296 128 996366 297340 398388
598405 303474 312507 314816 321865 326710 309410 329660 337626
340788 340961 343634 345065 347099 348256 353433 368788 382471
383169 386238 391779 892661 393199 393777 397309 398410 398821

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Seite 8 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 10. Februar 1933

Reich und Ausland.
Kardinal Frühwirth .
Rom. Der Dekan des Kardinalskollegiums
und Kanzler der römiſchen Kirche, Kardinal An=
dreas
Frühwirth, iſt geſtern früh im 88. Le=
bensjahre
geſtorben.
Mit dem verſtorbenen Kanzler der römiſchen
Kirche, Kardinal Andreas Franziscus Früh=
wirth
, iſt einer der bedeutendſten katholiſchen
Kirchenfürſten heimgegangen. Er wurde am
21. Auguſt 1845 zu St. Anna am Eiger in der
Steiermark geboren und trat im Jahre 1863 zu
Graz in den Dominikaner=Orden ein. Von 1907
bis 1916 bekleidete er den Poſten eines apoſto=
liſchen
Nuntius in München. Seit 1917 lebte er
in Rom, wo er von 1925 bis 1927 die Stellung
eines Großpönitentiar bekleidete, um im Jahre
1927 zum Kanzler der römiſchen Kirche ernannt
zu werden.
Neben ſeiner amtlichen Tätigkeit konnte er
die zur Durchführung ſeiner wiſſenſchaftlichen
Arbeiten nötige Zeit erübrigen.

Rieſenbeſtechungen
bei einem Frankfurker Zollamk.
Ueber 2 Millionen Mark Geldſtrafen
und 6 Jahre Zuchthaus verhängt.
Frankfurt a. M. Vor der Strafkammer
iſt ein ſeit Wochen größtenteils unter Ausſchluß
der Oeffentlichkeit geführter Prozeß zu Ende ge=
gangen
, der gegen einen Kaffeegroßhändler,
einen früheren Autovertreter, den Expedienten
einer Speditionsfirma, einen ehemaligen Eiſen=
bahnladeſchaffner
und ſechs Zollbeamte geführt
wurde, die teils aktiv, teils paſſiv an Durch=
ſtechereien
auf dem Zollamthauptgüterbahnhof
in Frankfurt a. M. beteiligt waren. Wie ſich in
der Verhandlung ergab, haben die Beamten
körbeweiſe Lebensmittel nach Hauſe geſchafft, die
ihnen für die Anfertigung falſcher Wiegeſcheine
und Zolldeklarationen gegeben worden ſind.
Außerdem habe ſie ſich in Wirtſchaften freihalten
laſſen und in vereinzelten Fällen auch Bargeld
oder größere Darlehen empfangen, die nie zurück=
gezahlt
worden ſind. Die hinterzogenen Zollbe=
träge
machen über 150 000 Mark aus. Gegen 26
Beamte iſt noch im Laufe dieſes Verfahrens das
Diſziplinarverfahren eingeleitet worden. Insge=
ſamt
wurden vom Gericht wegen fortgeſetzter ge=
winnſüchtiger
Falſchbeſcheinigung, Zollhinter=
ziehung
und Beſtechung 6 Jahre 4 Monate Zucht=
haus
und 8 Monate Gefängnis und für Wert=
erſatz
Zollſtrafen und eingezogene Beſtechungs=
gelder
2264 531 Mark Geldſtrafen verhängt.
Einer der Angeklagten wurde amneſtiert, gegen
einen anderen iſt das Verfahren abgetrennt wor=
den
und einer wurde freigeſprochen.

Gefährlicher Einmietedieb feſtgenommen.
Frankfurt a. M. Durch die Aufmerkſam=
keit
einer Geſchädigten konnte vor kurzem ein
Einmietedieb, der auch Unterſchlagungen und
Betrügereien begangen hatte, in der Perſon des
24jährigen Autoſchloſſers Willi Berger feſtge=
nommen
werden. Am Tage zuvor hatte er dieſer
Frau in einem Café aus einer Handtaſche eine
Geldbörſe mit Inhalt und eine Uhr geſtohlen.
Die Frau traf den Dieb auf der Straße wieder
und ließ ihn von einem Polizeibeamten feſtneh=
men
. Berger hat, wie ſich bei den Vernehmungen
herausſtellte, ſich bei mehreren Familien hinter=
einander
eingemietet und in unbewachten Augen=
blicken
Geldbörſen ſeiner Vermieter geſtohlen.
Schüſſe auf einen Perſonenzug?
Frankfurt a. M. Am Mittwoch abend um
20,10 Uhr ſollen junge Leute auf einen Zug, der
von Frankfurt nach Höchſt fuhr, zwiſchen Haupt=
bahnhof
und Griesheim geſchoſſen haben. Der
Polizei gelang es, fünf junge Leute feſtzuſtellen,
die im Verdacht ſtehen, die Tat verübt zu haben.
Der Komponiſt des Rheiniſchen Mädchens
geſtorben.
München. Am Alter von 88 Jahren ſtarb
in München der Komponiſt Paul Hoppe. Er war
zuletzt in Köln als Profeſſor für Sologeſang
tätig und iſt durch ſein Volkslied Ein rheini=
ſches
Mädchen beim rheiniſchen Wein weit über
die Grenzen ſeiner Heimat bekannt geworden.
Schwerer Unfall des Dirigenken
Klemperer bei einer Probe in Leipzig.

Generalmuſikdirektor Otto Klemperer
erlitt bei einer Probe in Leipzig mit dem Ge=
wandhaus
=Orcheſter einen ſchweren Unfall. Er
ſtürzte vom Dirigentenpult herunter und erlitt
nicht unerhebliche Verletzungen.

Baußen feierk ſein 19gojähriges Jubiläum.

Blick auf die Nicolai=Ruine mit der Ortenburg.
In dieſem Jahre feiert die größte Stadt der Sächſiſchen Lauſitz, Bautzen, ihr 1000jähriges Jubi=
läum
. Bautzen war einer der am weiteſten vorgeſchobenen deutſchen Grenzpoſten gegen den ſla=
wiſchen
Oſten, deſſen Eroberung das 10. und 11. Jahrhundert ausfüllt.

Uebergabe des Namenſchildes
des Krenzers Emden in 14 Tagen.
London. Times meldet, daß die Namens=
tafel
des deutſchen Kreuzers Emden in unge=
fähr
zwei Wochen dem Reichspräſidenten v. Hin=
denburg
von dem auſtraliſchen Geſandten in
London Bruce übergeben werden wird. Die
deutſche Regierung hat den Geſandten nach Ber=
lin
eingeladen. Der Geſandte beabſichtigt, nach
Beendigung der Völkerbundsverſammlung in
Genf nach Berlin zu kommen.
Die Namenstafel iſt auf einer Platte auſtra=
liſchen
Holzes befeſtigt, die folgende Inſchrift
trägt: Dem deutſchen Volke übergeben das
auſtraliſche Volk und die auſtraliſche Regierung
dieſe Namenstafel des berühmten Kreuzers
Emden in Anerkennung der Tapferkeit ſeines
Kommandanten, ſeiner Offiziere und Mann=
ſchaften
in dem Kampf mit dem auſtraliſchen
Kreuzer Sydney auf hoher See bei der Cocos=
Inſel am 9. November 1914 und zum Gedächtnis
der Mäner und Frauen beider Nationen, die im
Weltkriege ihr Leben hingegeben haben.

36 Todesfälle durch Kälke und Schnee=
ftürme
in Amerika.
New York. Wie aus Chicago gemeldet wird,
hat ein furchtbarer Schneeſturm, dem ein kata=
ſtrophaler
Kälteinbruch folgte, mindeſtens 36
Todesfälle zur Folge gehabt, davon allein 14 im
Staate Illinois und neun in der Stadt Chicago.
Der Schneefall, der ganz ungewöhnlich ſtark war,
hat nachgelaſſen. Unter der ſtarken Kälte leidet
beſonders die ärmere Bevölkerung, unter der es
eine große Anzahl Arbeitsloſe gibt.

Zum Non=Stop=Flug London-Kapſkadk.

Links: Karte der Flugſtrecke.

Unten: Die Fairey=Napier=Maſchine, mit der
der Flug unternommen wurde.

Die engliſchen Flieger Gayford und Richoletts
haben, wie bereits gemeldet, von London aus
einen Non=Stop=Flug durchgeführt, der bis in
die Nähe von Kapſtadt führte. Sie haben da=
mit
den Langſtrecken=Weltrekord um etwa 2000
Kilometer überboten.

Zu den ſchweren Erdfkößen
im nördlichen Baden.

Karte von Südweſtdeutſchland
mit den am ſtärkſten betroffenen Orten.
(Der Kreis bezeichnet den Herd des Bebens.)
Ein außergewöhnlich ſtarkes Erdbeben ſuchte den
nördlichen Teil von Baden heim und richtete
vor allem in Raſtatt erhebliche Zerſtörungen an.
Die Ausläufer der Erdſtöße wurden ſogar noch
in Worms verſpürt, wo Bilder von den Wänden
fielen und verſchloſſene Türen aufſprangen.

Emnes der größken japaniſchen Marine=
flugboote
geſunken. Drei Toke.
Tokio. In der Nacht zum Donnerstag er=
eignete
ſich in der Bucht von Tokio ein ſchweres
Flugzeugunglück. Eines der modernſten und
größten Marineflugboote ſtürzte infolge Motor=
ſchadens
ab und ging unter. Ein Leutnant und
zwei Unteroffiziere ertranken, da ſie ſich nicht
aus dem Führerraum befreien konnten. Die
übrige Beſatzung von ſieben Mann ſchwamm an
Land.

Eine Deutſche in Luxemburg ermordet.
Trier. Seit dem Tag vor Weihnachten letz=
ten
Jahres wurde eine Hausangeſtellte in Ech=
tersbach
, die aus Bitburg gebürtig war, vermißt.
Das Mädchen war bereits zwei Jahre in ihrer
Stelle, einer Konditorei, beſchäftigt. Die Nach=
forſchungen
, die ſowohl von der Luxemburger
Polizei als auch von den Bitburger Landjägern
betrieben wurden, führten lange Zeit zu keinem
Ergebnis. Der Verdacht eines Verbrechens hielt
ſich hartnäckig. Jetzt wurde auf der Luxemburger
Seite aus der Sauer eine weibliche Leiche ge=
borgen
. Man erkannte in der Toten das ſeit
Weihnachten vermißte Mädchen aus Bitburg.
Man fand noch Anhaltspunkte für ein Ver=
brechen
. Das Mädchen iſt durch einen Schuß in
den Kopf getötet worden. Der Sohn des Kondi=
toreibeſitzers
, bei dem die Bitburgerin in Stel=
lung
war, iſt unter dem Verdacht der Täterſchaft
verhaftet worden. Er beſtreitet bis jetzt nähere
Beziehungen zu dem Mädchen gehabt zu haben.
Beiſetzung der Todesopfer von Billancourt.
Paris. Die Beiſetzung der acht Todesopfer
der Exploſionskataſtrophe in den Renaultwerken
fand geſtern in Billancourt unter Teilneahme
zahlreicher Regierungsvertreter und einer rgo=
ßen
Volksmenge ſtatt.

Beim Kohlendiebſtahl erſchoſſen.
Hamborn. In der vergangenen Nacht wur=
den
auf dem Gelände der Auguſt Thyſſen=Hütte
am Hafen Welgern etwa 1012 Perſonen von
Wächtern beim Kohlendiebſtahl überraſcht.
Einer der Diebe konnte feſtgehalten werden,
während die andern die Flucht ergriffen und
aus einer Entfernung von etwa 3040 Metern
die Wächter beſchoſſen. Dieſe erwiderten das
Feuer.Hierbei wurde ein 40jähriger Maurer er=
ſchoſſen
. Die anderen Perſonen konnten ent=
kommen
.
Mißglückte Flucht aus der Fremdenlegion.
Paris. Zwei Angehörige der franzöſiſchen
Fremdenlegion, ein Deutſcher namens Rudi
Bachmann und ein Schweizer Reimond Hans, die
im 1. Regiment der Fremdenlegion in Saida
Dienſt taten, verſuchten in der Nacht zum Mitt=
woch
mit einem franzöſiſchen Militärflugzeug zu
flüchten. Sie hatten bereits aus einem Flug=
zeugſchuppen
ein großes Flugzeug herausgeholt,
als der Poſten ſie bemerkte und ſofort ſchoß. Bach=
mann
wurde verletzt, der Schweizer Hans konnte
in der allgemeinen Aufregung flüchten. Bach=
mann
wurde verhaftet. Er ſagte aus, er und ſein
Kamerad hätten nach Italien fliehen wollen.
Pocken an Bord eines engliſchen Paſſagier=
dampfers
.
London. Der engliſche Paſſagierdampfer
Strathaird, der von Auſtralien und Indien
kommend geſtern in Plymouth landete, hatte die
gelbe Flagge gehißt. An Bord des Dampfers
war kurz nach dem Verlaſſen von Bombay eine
Erkrankung von den Pocken vorgekommen. Die
Paſſagiere und Mannſchaften, die ſämtlich wäh=
rend
der Reiſe geimpft worden waren, wurden
bei der Ankunft ärztlich unterſucht und der vor=
geſehenen
Quarantäne unterworfen.
Die Tochker des Mikado der Liebling
Japans.

Prinzeſſin Teru auf einem Bahnhof in Tokio.
Die älteſte Tochter des Kaiſers von Japan,
Prinzeſſin Teru, genießt bei den ohnehin kinder=
lieben
Japanern eine ganz beſondere Beliebt=
heit
. Da ſie ſtets die altjapaniſche Tracht trägt,
bedeutet dieſes Kind für die Bewohner des
Inſelreiches gleichſam ein Symbol für die alte
Kultur ihrer Heimat, die ſie den europäiſchen
Kulturerzeugniſſen mit großem Selbſtbewußtſein
entgegenſetzen.

T

D

Mund-und Rachenhöhle.
desinfizieren mit.

[ ][  ][ ]

Freitag, 10. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 41 Seite 9

4Bombenattentate werden unterſucht.
Die Chemiſch=kechniſche Reichsanſtall. Lebensgeſährliche Experimenke.

Der ahnungsloſe Spaziergänger horcht verwundert auf.
Laute Detonationen in unmittelbarer Nähe. Verſchiedene Explo=
ſions
=Geräuſche erſchüttern abwechſelnd die Luft. Der langjährige
Frontkämpfer fühlt ſich verſucht, ſein Ohr auf die Feſtſtellung
verwendeter Kalibergrößen einzuüben.
Aber ſo ernſt iſt es nicht. Geht man weiter durch die
Tegeler Schrebergärten und anſchließenden Waldgelände im
nördlichen Berlin, dann findet man dicht hinter dem Spandauer
Schiffahrtskanal die Chemiſch=Techniſche Reichsanſtalt mit ihren
Schießplätzen. Hier ſind in einem größeren Gebäudekomplex des
ehemaligen Militärverſuchsamts über dreißig Wiſſenſchaftler täg=
lich
mit gefährlichen Unterſuchungen beſchäftigt.
Geheimnisvolles Pulver.
Der Laie wird ſich tiefe, unterirdiſche Gewölbe, dicke Panzer=
kammern
, ſchwere Stahltüren und die Menſchen hinter großen
Bleiplatten vorſtellen. Aber nichts von alledem. Vorerſt ſieht
man in nichts von den üblichen chemiſchen Laboratorien ſich
unterſcheidende Räume. Lange Tiſche mit blinkenden Gläſern,
dickbauchigen Retorten und zierlichen Reagenzgläschen. Glas=
ſchränke
, vollgeſtellt mit vielen Flaſchen. Darin allerlei geheim=
nisvolle
Chemikalien und Pulver.
Es gibt viele Sorten von Pulver, aber eigentlich hat nur
noch das alte Schwarzpulver die mehlige Form. Man findet die
wunderlichſten Gebilde: kleine Blättchen, alle Arten von Hohl=
ſtangen
, Würfel. Sternchen, ſogar ſchwarze Locken, die von den
Belgiern ſtammen und das ſogenannte Siebenlingspülver in
wunderlichen Formen mit ſieben Luftkanälchen durchzogen. Wie=
der
ein Sprengſtoff iſt Gummiringen zum Verwechſeln ähnlich
und ein anderer hat die Form von Nudeln. Der Unbefangene
wird hier alles mögliche feſtſtellen, aber ſicher bleibt ihm die
Gefährlichkeit dieſer Chemikalien ungewiß.
Gefährliche Düngeſalze.
Die furchtbare Exploſion eines rieſigen Silos mit über 1000
Tonnen Düngeſalz im Jahre 1921 in Oppau, die mehreren
hundert Arbeitern das Leben koſtete, gab in der Hauptſache die
Veranlaſſung zur ſyſtematiſchen Unterſuchung aller exploſions=
ähnlichen
Stoffe durch die Reichsanſtalt.
Es gibt eine Menge Möglichkeiten plötzlicher Exploſionsent=
wicklung
bei der Herſtellung chemiſcher Stoffe, die durch einen
falſchen Arbeitsgang plötzlich exploſive Verbindungen eingehen
und große Betriebsunfälle verurſachen können. Solche und ähn=
liche
Gefahrenmomente rechtzeitig zu erkennen, füllt einen großen
Teil der Arbeit der Reichsanſtalt aus. Außerdem hat der
Sprengſtoff als induſtrielles Hilfsmittel im Bergbau eine be=
ſondere
volkswirtſchaftliche Bedeutung. Naturgemäß arbeitet die
Reichsanſtalt neben den rein wirtſchaftlichen Unterſuchungen für
die chemiſche Induſtrie, Bergbau und Landwirtſchaft auch mit
der Reichswehr und erprobt neue Sprengſtoffe und vor allen
Dingen deren Verwendungsmöglichkeiten.
Vorſicht, Sprengplatz!
Ein Warnungszeichen unwillkürlich geht man langſamer
und blickt geſpannter. Hinter Baumgeſtrüpp ein einfacher feſter
Bretterzaun. Ein heulendes Warnungsſignal ſchreckt auf. Kurze
Zeit iſt es ruhig, dann zerreißt plötzlich die Luft durch einen
Knall. Die Ohren ſind plötzlich taub.
Kommen Sie hierher! Man wird ſchnell in einen kleinen
dunklen Unterſtand geſchoben. Durch kleine, mit dicken Glas=
ſcheiben
verſehene Löcher, kann man auf einen Sprengſtand
ſehen Wieder ein Schuß! Alles ſtürzt vor zum Verſuchsplatz
und prüft das Reſultat. In einer Entfernung ſteht ein Zement=
block
, auf dem in Verbindung mit einer dicken Eiſenplatte eine
primitive Zielvorrichtung eingebaut iſt. Ringsherum ſind arg
zerfetzte Bohlenwände zum Schutz aufgerichtet.
Es ſind gerade Verſuche im Gange, wie weit das neue
patentierte kugelſichere Glas exploſiven Beanſpruchungen ſtand=
hält
. An einem Geſtell iſt eine Sprengkapſel aufgehängt, die
durch elektriſche Zündung die Glasplatte darunter zertrümmert.
In einem anſchließenden Raum iſt die Bleikammer unter=
gebracht
. Hier werden koloſſale Bleizylinder gegoſſen, in deren
Innern die Sprengſtoffe zur Verſuchsexploſion gebracht werden.
Die aufgeſchnittenen Blöcke geben ein anſchauliches Bild von
der Exploſionswirkung. Man kann deutlich die Expanſionsten=
denz
des Pulvers erkennen und ſeinen Charakter genau be=
ſtimmen
.
Die Bombenattentate.
Der Wiſſenſchaftler riskiert Kopf und Kragen bei den Ana=
Iyſen der verſuchten Bombenattentate. Alle gefundenen Spreng=
körper
kommen in die Reichsanſtalt zur Unterſuchung. Da findet
man in einer kleinen Sammlung die merkwürdigſten Kombi=
nationen
, die oft harmlos ausſehen und doch die verheerendſten
Wirkungen haben können. Im Jahre 1932 war Hochbetrieb in

der Bombenabteilung. Die Reihe der vielen Sprengſtoffanſchläge
politiſch radikaler Gruppen wird wieder lebendig.
Da ſind 1924 bei der Denkmalsweihe des Garde du Corps
in Potsdam, bei der Hindenburg und der Exkronprinz anweſend
waren, Feldflaſchen als Bomben konſtruiert worden, die harm=
loſe
Wandervögel am Schulterband trugen. Ein Vorſtecker
herausgezogen, löſte einen Schlagbolzen, der eine Zündſchnur
zum Glimmen brachte, die ihrerſeits in ſpäteſtens ſechs Sekunden
die Exploſion auslöſte. Faſt durchweg iſt bei allen Attentats=
verſuchen
der gleiche Mechanismus angebracht. Man kann bis
zur Gegenwart eine ganz unbewußte Schulung der Bombenher=
ſteller
und eine äußerſt ſichere Attentatsſyſtematik feſtſtellen. In
neuerer Zeit benutzt man, wie die Funde in einer Lauben=
olonie
im Jahre 1929 im Berliner Norden ergaben, geſchickt ver=
bundene
Gasrohrſtücke in der Form von Handgranaten, die
ebenfalls durch den Schlagbolzenmechanismus ausgelöſt werden.
Erſt verſucht man allerlei Vorſichtsmaßregeln anzuwenden.
Bald gibt man dieſes zweckloſe Beginnen aber auf und greift
herzhaft hinein! Das kann aber oft ſchief gehen. Wurden doch
in Bremen exploſiv konſtruierte Eiſenbahnbüchſen gefunden,
deren Sprengſtoffinhalt durch Schwefelſäure entzündet werden
ſollte. Wenn man die Büchſe ſchräg hält, läuft die Schwefelſäure
über und bringt den Inhalt zur Exploſion. Da der Wiſſenſchaft=
ler
die Konſtruktion dieſer Bomben von außen nicht erkennen
konnte, befand er ſich gerade bei den Oeffnungsverſuchen in
großer Lebensgefahr.
Eine Margarinekiſte aus der nur zwei kurze Drähte heraus=
ragen
, wurde bei den Bauernunruhen in Oldenburg 1929 zu
Attentaten benutzt. 5 bis 6 Kilogramm Sprengſtoffinhalt konn=
ten
durch den Mechanismus einer Höllenuhr zur Detonation ge=
bracht
werden. Blechbüchſen, die genau dem Profil der Eiſen=
bahnſchienen
angepaßt wurden, ſollten von Kommuniſten zu
Eiſenbahnattentaten benutzt worden ſein.
Nicht immer ſind die Bomben ſo gefährlich, wie ſie aus=
ſehen
. Da wird dann mit größter Vorſicht herangegangen und
ſchließlich ſtellt ſich das verwirrende Gewirr von elektriſchen
Schnüren und raffinierten Kontaktverbindungen als Bluff
heraus. Einige Künſtler ſcheinen von Zeit zu Zeit aufregende
Neklame nötig zu haben. So wurde von einer Filmſchau=
ſpielerin
eine Höllenmaſchine in ihrer Wohnung gefunden,
die ſich bald als Spielzeug entpuppte. Oder einem Kapellmeiſter
eines Berliner Vergnügungspalaſtes wurde anſcheinend von
einer enttäuſchten Liebhaberin ein Paket geſchickt, das beim
Oeffnen explodieren ſollte. Der Mechanismus verſagte aber
glücklicherweiſe, ſonſt wäre dem Muſenjünger erheblich das Ge=
ſicht
verbrannt worden.
Immerfort ſteht der Tod neben den Wiſſenſchaftlern und
Mitarbeitern der Reichsanſtalt. Solange mit theoretiſchen Er=
fahrungen
die Verſuche und Unterſuchungen vorberechnet werden
können, iſt mit verhältnismäßig geringen Unfällen zu rechnen.
Merkwürdigerweiſe kommen Verletzungen viel eher bei der Be=
handlung
von Leuchtmunition vor, weil oft deren Beſtandtetle
Veränderungen eingehen, die unbekannt ſind und erhebliche
Ueberraſchungen bringen. Dort draußen wird unter eigener
F.W.
Lebensgefahr vielen Menſchen das Leben gerettet.

Der Lehrſtuhl im Gefängnis.
bk. Chicago. Selten iſt jemand zu einer längeren Pro=
feſſur
berufen worden, kaum jemals hat jemand eine ſo gewiſſe
Ausſicht auf eine Lebensſtellung gehabt, wie Richard Loeb der
jetzt zum Profeſſor auf dem Gefängnislehrſtuhl in den Straf=
anſtalten
von Illinois geworden iſt. Richard Loeb dürfte manchen
noch in Erinnerung ſein. Zuſammen mit Nathan Leopold beging
er aus Studienzwecken einen Mord an dem zwölf Jahre alten
Bobby. Franks. Man verurteilte die beiden Mörder erſt zum
Tode, begnadigte ſie aber zu lebenslänglichem Zuchthaus. Ver=
ſchiedene
Verſuche der Eltern, ſie im Laufe der Jahre frei zu be=
kommen
, ſind mißglückt. Aber Loeb und Leopold haben ihre Stu=
dien
fortgeführt und ſogar ihr Examen im Gefängnis abgelegt.
Richard Loeb iſt jetzt Leiter und Lehrer des Gefängnislehrſtuhls
geworden. Dieſe eigenartigſte aller Univerſitäten iſt offen für
alle Sträflinge, die eine mittlere Schulbildung haben. 29 Sträf=
linge
ſind bereits eingetragen als Hörer, 64 weitere Sträflinge
haben den Antrag auf Zulaſſung geſtellt. Leopold lieſt; engliſche
Sprachkunde, Geſchichte Spaniſch Unter ſeinen Schülern iſt der
Salonbandit Toddy Dillon, der Banknotenfälſcher Mark Oettinger,
der Entführer Joe Purſifull, um nur einige aus einer großen Liſte
zu nennen. Es fehlt nur noch, daß die Eingeſponnenen auch den
Doktor machen können auf Grund der Semeſter, die ſie hier abge=
kloppt
haben. Uebrigens iſt es für manchen von ihnen nicht ſchwer,
hier ein ewiger Student zu ſein. ..

Da Deutſchland bekanntlich weder Kriegsflugzeuge noch Flug=
abwehrbatterien
unterhalten darf, wird in der Reichswehr die
Flugabwehr mit Attrappen aus Pappe geübt. Die Flugzeuge
werden auf dem Uebungsplatz an einem hohen Gerüſt aufgehängt
und durch ein Drahtſeil bewegt, ſo daß ſie den M. G.=Schützen als
Ziel dienen können.

Mit Maſchinengewehren gegen Pappflugzeuge.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.

Freitag, 10. Februar
10.10: Leipzig: Schulfunk: Theodor Körner Ein Lehrſpiel.
16.15: Berlin: Geſpräch zwiſchen dem Weltrekordfahrer Ernſt Henne,
München und Eduard Voigt, Berlin.
17.00: Konzert des Funkorcheſters. Soliſt: W. Renner (Klavier).
Leitung: H. Rosbaud.
Anſchl Charakterſtücke Leitung: W. Caſpar.
18.25: Aerzte=Vortrag: Zuckerkrankheit im Alter.
19.00: Innsbruck: Die Fiswettkämpfe Hörbericht vom 5. Tag.
19.30: Februar. Das zweite Kalenderblatt.
20.05: Symphoniekonzert des Philharm, Orcheſters Stuttgart.
Soliſtin: Duſolina Giannini (Sopran).
22.00: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.30: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.

Deutſchlandſender: Freitag, 10. Februar
10.10: Leipzig: Schulfunk: Theodor Körner. Lehrſpiel.
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Jungmädchenſtunde: Jugend hilft der Jugend.
15.45: Wolf. Juſtus Hartmann: Zum Urwald.
16.00: Stud.=Rat Dr. Bork: Der Lehrer und ſeim Zeitalter=.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.10: Zur Automobilausſtellung.
17.30: Priv.=Doz. Dr. Zechlin: Japans Miſſionsidee.
18.00: Bekannte Hugo=Wolf=Lieder. Ausf.: J. Andreſen. Am Flü=
gel
: M. Narath.
18.30: Stunde der Arbeit.
19.00: Generalſuperintendent D. Dr. Dibelius: Kirche u. Arbeits=
loſigkeit
.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Breslau: Unterhaltungskonzert der Funkkapelle.
20.05: Stuttgart: Sinfoniekonzert des Philh. Orcheſters.
21.10: Unbekannte Polonaiſen von Robert Schumann. Einführung:
Dr. Geiringer. Am Flügel: H. E. Riebenſahm.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Berlin: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Gregori Alexander.

Haupiſchriſtleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Btild und Wort: Dr. Herbert Neitei
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſfadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten

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dung
und großen Kofferkasten zeigen sich
alle Adlerwagen in ihrer neuen Form als letzte Modeschöpfungen,
Die neuen Modelle Adler Primus, Trumpf, Favorit und Standard werden auf der internationalen Automobil-
ausstellung
, Berlin (11.23. Februar/ Halle / Stand77 Personenwagen), Halle 11 Stand 247 LLast- und Liefer-
wagen
) in reicher Auswahl zur Schau gestellt.
Die füngsten ADLER-Erfolge auf dem Winterfahrbarkeits-Wettbewerb des ADAC, Januar 1933:
Adler Primus gewinnt die Bergprüfung
Adler Trumpf fährt durch seine Fahrsicherheit in der Schleuderprüfung beste Zeit
Adler Standard 6 wird Sieger im Schneefahrbarkeits-Wettbewerb

IDAAH
18

Vertreter: Müller & Ober, Darmstadt, Rheinstraße 39, Fernsprecher 2498.

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Seite 10 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 10. Februar 1933

Sport, Sptel und Jucnen

Der Spork des Sonnkags.
Ein recht ſtattliches Sportprogramm beſchert uns der zweite
Sonntag im Februar.
Fußball.
Mit großem Intereſſe und einer gewiſſen Spannung ſieht man
in Süddeutſchland dem Kampf einer ſüddeutſchen Auswahlelf in
Marſeille entgegen. Da die großen Klubs wieder in den Endſpie=
len
beſchäftigt ſind, mußte der Verband wieder eine Verlegen=
heitsmannſchaft
aufſtellen, der man nur wünſchen kann, daß ſie
ſich gut ſchlägt. Ein neues Fiasko 2 la Frankfurt dürfte dazu
führen, daß man künftig während der Zeit der Endſpiele ſolche
Spiele nicht abſchließt Die ſüddeutſchen Farben vertreten: Jakob=
Regensburg; Huber=Karlsruher FV., Dienert=VfB. Karlsruhe;
Graf=Böckingen. Hergert=Pirmaſens. Oehm=Nürnberg; Langen=
bein
=VfR. Mannheim, Müller=Worms. Strauß=Kickers Stuttgart,
diniele
Rühr=Schweinfurt Fath=Worms. Die ſüddeutſe
gehen mit einem Teilprogramm weiter. Die Abteilung 1 ſpielt
mit komplettem Programm: 1. FC. Nürnberg FC. Kaiſers=
lautern
, Phönix Ludwigshafen Sppgg. Fürth, FK. Pirmaſens
SV. Waldhof, 1860 München Bayern München. Außer dem
1. FC. Nürnberg kann man keine Mannſchaft als ſicheren Sieger
erwarten. Im Münchener Derby ſollte nach der bisherigen Form
1860 die beſſeren Ausſichten haben. In Ludwigshafen und Pir=
maſens
ſind die Ausſichten offen. In der 2. Abteilung gibt es
nur zwei Spiele: FSV. Eintracht Frankfurt und Mainz 05
Phönix Karlsruhe. Im Frankfurter Derby wird man nicht ohne
weiteres dem ungeſchlagenen Fußballſportverein die Punkte zu=
rechnen
dürfen, denn gegen dieſen Gegner hat Eintracht noch ſel=
ten
verſagt. Unter den augenblicklichen Umſtänden ſtehen aller=
dings
die Ausſichten mehr für die Blauſchwarzen, denen ein Sieg
die Spitze ſo gut wie endgültig ſichern würde. In Mainz erwarten
wir die Einheimiſchen in Front. Im Kampf um den Verbands=
vokal
ſtehen die Termine in Main=Heſſen bis auf ein Treffen ( Ger=
mania
Bieber VfL. Neu=Iſenburg) noch nicht feſt. In den
Landesverbänden des D.F.B. ſtehen wichtige Entſcheidungen auf
dem Programm. In Weſtdeutſchland verzeichnet Heſſen=Hannover
folgende Spiele: Kaſſel 03 Tura Kaſſel, Kurheſſen Herman=
nia
Kaſſel. Germania Marburg Spielv. Kaſſel, Göttingen 15
Boruſſia Fulda. Aus dem Ausland nennen wir das Länderſpiel
zwiſchen Frankreich und Oeſterreich in Paris als wichtigſtes Er=
eignis
. Für uns iſt dieſes Treffen angeſichts des bevorſtehenden
Länderſpieles gegen Frankreich von beſonderem Interſſe. Frank=
reichs
B=Elf ſpielt in Lyon gegen Luxemburg und in Brüſſel iſt
Italien zu Gaſt.
Handball.
Der Sonntag bringt in der Abteilung Weſt den Start zur
ſüddeutſchen Meiſterſchaft mit den Spielen: V.
Schwanheim SV. Waldhof und SV. 98 Darmſtadt V.f. R.
Kaiſerslautern. Wichtig ſind noch die Spiele der Gruppe Würt=
temberg
, weil dort die Entſcheidung bevorſteht. Auch die weſt=
deutſche
Meiſterſchaft ſtartet am Sonntag mit vier Spie=
len
der Runde der Meiſter‟. Es treffen ſich: Mülheim=Ruhr
Tura Barmen. Alemannia Aachen Koblenz=Mülheim, Hagen
1905 Polizei Dortmund und Hindenburg Minden Kaſſel 03.
Rugby.
Im zweiten Spiel zur ſüddeutſchen Meiſterſchaft
greift der Neckarkreismeiſter RG. Heidelberg mit ſeinem Spiel
gegen den Cannſtatter RC. in die Ereigniſſe ein.
Hockey.
Aus der großen Zahl von Freundſchaftsſpielen nennen wir als
wichtigſte Ereigniſſe die Spiele: TV. 57 Sachſenhauſen SC.
Frankfurt 1880 und V. f. R. Mannheim gegen MTG. Mannheim.
Boxen.
Das ſchon lange geplante Zuſammentreffen des deutſchen
Schwergewichtlers Walter Neuſel mit Europameiſter Pierre Char=
les
ſoll jetzt endgültig am Sonntag in Brüſſel ſtattfinden. Man
wird darauf geſpannt ſein dürfen, wie ſich der Weſtdeutſche gegen
dieſen Gegner ſchlägt.
Radſport.
Das Programm am Wochenende beſchränkt ſich in Deutſchland
auf die zweite Dauerfahrer=Veranſtaltung im Berliner
Sportpalaſt, bei der Sawall, Möller, Metze und Lohmann an
den Start gehen und auf Die Nacht in Münſter, ein Acht=
ſtunden
=Mannſchaftsrennen nach Sechstageart, bei dem zahlreiche
Teilnehmer des Frankfurter Sechstagerennens an den Start
gehen.
Schwimmen.
Der Städtekampf zwiſchen Leipzig und Magdeburg kollidiert
mit einem verbandsoffenen Schwimmfeſt in Braunſchweig, zu dem
gleichfalls die Magdeburger Spitzenklaſſe gemeldet iſt. In Kopen=
hagen
und Warſchau ſteigen internationale Schwimmfeſte mit
deutſcher Beteiligung.
Winterſport.
Die Durchführung des Winterſportprogramms iſt durch das
milde Wetter ſtark in Frage geſtellt. Das wichtigſte Ereignis im
Skiſport iſt der Abſchluß der F.J S.=Rennen in Innsbruck,
mit dem Sonder=Sprunglauf. Weitere Skiwettkämpfe ſind in den
deutſchen Mittelgebirgen und im Ausland geplant. Süddeutſch=
land
iſt an den Schwarzwald=Skimeiſterſchaften und Fränkiſchen
Meiſterſchaften in Biſchofsgrün beſonders intereſſiert. Im Eis=
hockey
verdient das erſte Europa=Gaſtſpiel der Toronto= Natio=
nals
in Glasgow Erwähnung. In Aroſa wird das Turnier um
den Goldpokal abgeſchloſſen. Im übrigen nennen wir noch die
Kunſtlauf=Weltmeiſterſchaften für Damen und
Paare in Stockholm und die Zweierbob= Weltmeiſter=
ſchaften
in Schreiberhau.
* Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Am kommenden Sonntag ſpielen: Steinbach Erbach, 2.45
Uhr; 2. Mannſch. 1.30 Uhr; Steinbuch Kirch=Brombach, 2.30
Uhr; Momart 2. Böllſtein, 1 30 Uhr; Schlierbach Altheim,
2.30 Uhr; Gundernhauſen Münſter 1., 3.00 Uhr; Mümling=
Grumbach Pfaffen=Beerfurth 1., 2.30 Uhr.
Am letzten Sonntag machte das Tauwetter die Plätze un=
betretbar
, ſo daß in unſerem Gau alle Spiele bis auf eines aus=
fallen
mußten. Hoffentlich erleben wir kommenden Sonntag
keine Wiederholung! Die Spielleitung hat ſich entſchloſſen, die
paar noch rückſtändigen Pflichtſpiele bei beſtändigerem Wetter
austragen zu laſſen. Bei den Paarungen für Sonntag ſind von
Intereſſe: Steinbach Erbach und Steinbuch Kirch= Brom=
bach
. Steinbuch und Steinbach ſtehen an der Tabellenſpitze von
4=Süd und können an ihrem Gegner ihr ſpieleriſches Können
meſſen. Münſter ſpielte ſchon öfter in unſerem Gau, und wir
meinen, wenn Gundernhauſen daheim Merck bezwang, müßte es
auch über Münſter Sieger bleiben.

* Fußball im Kreis Skarkenburg.
Platzſperre beim SV. Mörfelden. Der Spielbetrieb
am 12. Februar.
Ueber den SV. Mörfelden iſt vom Verbandsſpielausſchuß die
vorläufige Platzſperre verhängt worden. Die Gründe ſind in
dem Spiel Mörfelden Sprendlingen (am 29. Januar) zu
ſuchen, wobei der hohe 5:1=Sieg der Sprendlinger derart auf=
reizend
gewirkt zu haben ſcheint, daß man in Mörfelden ſcheinbar
verſchiedentlich die guten ſportlichen Manieren vergeſſen hat. Die
Behandlung des Falles durch das Gruppengericht wird jedenfalls
Näheres und auch erſt das eigentliche Urteil zutage bringen.
Sollte es zu einer Beſtätigung der Sperre kommen, ſo wird Mör=
felden
wohl oder übel einige Heimſpiele auswärts austragen
müſſen, und ſo um ſonſt wohl ſichere Punkte kommen. Eine Ge=
fährdung
des Vereins dürfte aber kaum mehr eintreten, da Mör=
felden
mit bereits 22 errungenen Punkten wohl ſchon als ge=
ſichert
anzuſehen iſt.
Für den 12. Februar iſt für die Kreisliga wieder vol=
ler
Spielbetrieb vorgeſehen. Bis heute ſind Abſagen noch nicht
bekannt geworden, ſo daß folgende Spiele ſtattfinden:
Rot=Weiß Darmſtadt Germania 03 Pfungſtadt (11 Uhr).
Polizei=SV. Darmſtadt FC. 03 Egelsbach.
Sportvgg. 04 Arheilgen FV. Sprendlingen.
Haſſia Dieburg Germania Eberſtadt.
SV. Münſter Viktoria Walldorf.
FV. Eppertshauſen SV. 1898 Darmſtadt.
Germania Oberroden SV. Mörfelden.
Bei dieſen Treffen geht es in der Hauptſache um die weitere
Placierung und gegen den Abſtieg. Bereits vormittags um 11 Uhr
treten die Pfungſtädter Germanen an der Rheinallee gegen Rot=
Weiß an. Im Vorſpiel erzwangen die Darmſtädter ein über=
raſchendes
3:3, und da die Mannſchaft ſich in allen Spielen auf
eigenem Platz ſehr gut geſchlagen hat, ſo iſt es nicht unmöglich,
daß auch die Pfungſtädter beide Punkte abgeben müſſen. Am
Nachmittag erwartet der Tabellenführer den FC. 03 Egelsbach.
Im Vorſpiel hieß es 2:1 für die Grünen; morgen müßten die
Ordnungshüter eigentlich klarer gewinnen. Am Arheilger Mühl=
chen
tritt Sprendlingen an. Bringen die Gäſte die guten Lei=
ſtungen
ihrer letzten Spiele auch in Arheilgen auf, ſo ſind ſie als
Sieger zu erwarten (Vorſpiel 3:2 für Sprendlingen) ſonſt iſt der
Spielausgang offen. Einen intereſſanten Kampf wird es in
Dieburg geben, wo Eberſtadt antritt. Wir glauben aber den
Gäſten keine Chance geben zu können, da Dieburg auf eigenem
Platz kaum zu ſchlagen iſt. (Vorſpiel 1:0 für Dieburg). Vielleicht
noch ſpannender wird der Kampf Münſter Walldorf werden.
Münſter ſchwebt noch in Abſtiegsgefahr, und das wird die an ſich
ſehr gute Elf zu erhöhten Leiſtungen anſpornen. Walldorf gewann
das Vorſpiel mit 3:1 und wird ſeine liebe Not haben, ungeſchlagen
heimzukehren. Auch in Eppertshauſen wird gegen den Abſtieg ge=
kämpft
, nur ſind es hier die Gäſte, die bedroht ſind. Im allge=
meinen
muß man hier dem Platzverein die beſſeren Ausſichten zu=
billigen
(Vorſpiel 3:1 für Eppertshauſen); vielleicht raffen ſich aber
die 98er zu einer guten Leiſtung auf und ſichern ſich wenigſtens
einen Punkt. In Oberroden darf man mit einem knappen Sieg
der ebenfalls noch abſtiegbedrohten Einheimiſchen über Mörfelden
rechnen; das umſomehr, als Oberroden eine 0:6=Schlappe vom
Vorſpiel zu korrigieren hat.
Die A=Klaſſe am 5. Februar.
Wie nicht anders zu erwarten, hatte auch die A=Klaſſe unter
den gleichen widrigen Verhältniſſen zu leiden wie die Kreisliga,
ſo daß auch hier Spiele nicht ſtattfanden. Es fielen ausdie Tref=
fen
Roßdorf Ober=Ramſtadt, Beerfelden Groß=Umſtadt, Gr.=
Gerau Eintracht Darmſtadt und Griesheim Dornheim. In
den beiden erſten Fällen waren es ſchlechte Platzverhältniſſe, in
Groß=Gerau die Grippe, und in Griesheim das Nichtantreten
Dornheims, was die Ausfälle zur Folge hatte. So ſind heute nur
folgende Ergebniſſe zu melden:
Bergſtraße: Poſt Darmſtadt SV. Weiterſtadt 0:6 (0:4).
Odenwald: Höchſt Babenhauſen 2:2 (1:1), Groß=Zimmern
Schaafheim 8:0 (4:0), Erbach Lengfeld 9:0 (6:0). Dreieich:
Dietzenbach Erzhauſen 7:0 (das Spiel wurde abgebrochen, da
Erzhauſen durch freiwilligen Abtritt einiger Spieler nicht mehr
ſpielfähig war); Meſſel Tgd. Sprendlingen (am 29. Jan.) 7:1.
Die A=Klaſſe am 12. Februar.
Odenwald: Viktoria Schaafheim SC. Ober=Ramſtadt, VfR.
Beerfelden SV. Höchſt, VfL. Michelſtadt SV. Lengfeld,
Viktoria Kleeſtadt FSV. Groß=Zimmern. Die Spiele Ba=
benhauſen
Roßdorf und Erbach Groß=Umſtadt ſind wegen
Grippe abgeſetzt worden.
Bergſtraße: SV. Weiterſtadt Viktoria Griesheim, SV. Geins=
heim
FSV. Jugenheim. Sehr wichtig iſt das Weiterſtädter
Spiel. Verliert hier Griesheim, ſo kann es von der Darm=
ſtädter
Eintracht eingeholt werden.
Dreieich: FC. 02 Dreieichenhain Sportverein Offenthal.
Polizei Darmſtadt FC. 03 Egelsbach.
Am Sonntag ſteigt dieſes Verbandsſpiel auf dem Polizei=
ſportplatz
. Wenn Polizei vor 14 Tagen nicht gegen Walldorf
verloren hätte, würde man das Spiel ſchon etwas anders be=
urteilen
. Die Egelsbacher, die noch immer um den Abſtieg
kämpfen, werden ihr Letztes hergeben, um ſich gut aus der Affäre
zu ziehen. Gerade gegen abſtiegsverdächtige Mannſchaften haben
die Spitzenmannſchaften immer erbittert zu kämpfen. Polizei
erlitt in einem unglücklichen Spiel in Walldorf die erſte Nieder=
lage
. Soweit wir die Elf kennen, hat ſie unerwartete Schlappen
durch ſchöne Erfolge meiſt wieder wettgemacht, und die in der
Elf vorhandenen kämpferiſchen Energien waren meiſt die Grund=
lage
der ſchnellen Sammlung und Konzentration. Wir hoffen
das auch diesmal, um ſo mehr, als der Sturm durch das Mit=
wirken
Müllers verſtärkt wird. Die Mannſchaft wird in folgen=
der
Aufſtellung antreten: Klein; Kaſpar, Bönſel; W. Kaſpar,
Haueberger, Scheuermann; Göbel, Kuhn, Seipp, Müller, Kalt=
waſſer
. Spielbeginn 14.30 Uhr.
SV. 1898 (Jugend).
2. Jugend 1. Jugend Eberſtadt, dort. Abfahrt mit Rad
945 Uhr von Beſſunger Turnhalle; 1. Schüler 1. Schüler
Polizei, Stadion, 13 Uhr; 2. Schüler 1. Schüler Pfungſtadt,
hier, 14 Uhr.
Viktoria Griesheim.
Kommenden Sonntag trägt Viktoria Griesheim ihr letztes
Verbandsſpiel in der Saiſon 1932/33 aus. Gegner iſt der Sport=
verein
Weiterſtadt, der auch in dieſem Jahre, wieder in der
4=Klaſſe eine gute Rolle ſpielte und nur durch mancherlei Pech
etwas zurückfiel. Das Vorſpiel konnte Griesheim nur knapp mit
2:1 für ſich entſcheiden, und die Viktoriamannſchaft wird ihr gan=
zes
Können aufbieten müſſen, um in dieſem entſcheidungsvollen
Kampfe die Oberhand zu behalten. Schon die Erringung eines

einzigen Punktes bringt für Griesheim die Meiſterſchaft. Es iſt
alſo in Weiterſtadt am Sonntag ein Großkampf zu erwarten der
zahlreiche Zuſchauer aller intereſſierten Vereine auf die Beine
bringen wird. Anhänger werden gebeten, die Mannſchaft zu be=
gleiten
. Die Mannſchaft fährt 1.15 Uhr per Omnibus und kön=
nen
noch etliche Perſonen mitfahren. Die 2. Mſcht. ſpielt vorher.
Am Sonntag abend im Vereinslokal Zum Rebſtock Eröff=
nungs
=Galamaskenball. Alle Sportfreunde ſind herzlichſt ein=
geladen
.
SVgg. 04 Arheilgen FV. Sprendlingen.
Am Sonntag 14.30 Uhr empfängt die Sportvereinigung
am Arheilger Mühlchen den Tabellenzweiten Sprendlingen. Die
Sprendlinger haben ſich nach anfänglichen Mißerfolgen wieder,
wie alle Jahre, zu einer ſehr ſpielſtarken Mannſchaft entwickelt.
Von der Mannſchaft kann man ruhig ſagen, daß ſie zurzeit den
beſten Fußball im Kreiſe Starkenburg ſpielt. Arheilgen hat kei=
nen
richtigen Erſatz für ſeinen geſperrten Torwächter, und dadurch
leidet das Geſamtgefüge der Mannſchaft. Das Spiel iſt inſofern
von großer Wichtigkeit, da, wenn Sprendlingen gewinnt, es weiter
Mitanwärter auf die Meiſterſchaft bleibt. Die Gäſte werden
deshalb wohl alles aufbieten, um die Punkte zu holen, aber auch
Arheilgen wird am Sonntag mit einem anderen Torhüter ver=
ſuchen
, den Sieg an ſich zu reißen, ſo daß ein recht ſpannender
Kampf ſicher iſt.

Hochſchulſpork.

Heute abend 20 Uhr großes Schauturnen in der
Otto=Berndt=Halle der Techniſchen Hochſchule, veranſtaltet vom
Amt für Leibesübungen der Darmſtädter Studentenſchaft. Alle
intereſſierten, Sportfreunde ſind willkommene Gäſte. Eintritt
frei.
Main-Rhein=Gau Deutſche Turnerſchaft.
Das Arbeitsprogramm für den 12. Februar.
Der erſten diesjährigen Zuſammenkunft der Vereinsturn=
warte
und Vorturner zum Gauübungstag in der Turnhalle der
Turngemeinde 1846 Darmſtadt iſt der kommende Sonntag vor=
behalten
. Gleichzeitig treten zu dieſem Uebungstag die Alters=
turner
des Gaues an. Die Arbeitsfolge für dieſen Tag beſteht
aus dem Einüben der Wettkampfübungen der Einzelkämpfe für
das Gauturnen in Walldorf und das Deutſche Turnfeſt in Stutt=
gart
. Ebenſo erfolgt eine Einführung in den Uebungsſtoff der
von Kreis und Gau vorgeſehenen Sondervorführungen vorgenann=
ter
Großveranſtaltungen. Am Nachmittag treten die Vereinsturn=
warte
zur Jahrestagung zuſammen. Die Schiedsrichter für Hand=
ball
treffen in Beſſungen zuſammen. Die im Monatsprogramm
bereits veröffentlichten Uebungstage im Kinderturnen
finden erſt am 19. Februar und nicht, wie angegeben, am
12. Februar, in Langen und Heppenheim ſtatt.
Kegler=Vereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Bezirksmeiſterſchaften des Süddeutſchen Keglergaues.
Der Süddeutſche Keglergau beginnt am Sonntag in vier von
fünf Bezirken mit der Austragung ſeiner diesjährigen Bezirks=
meiſterſchaften
. 25 Stadtverbände beteiligen ſich mit ihren Fün=
ferriegen
an den Begegnungen, die ſich bis Ende März in den
Sporthallen der beteiligten Verbände abwickeln. Den Kämpfen
ſind bereits in den einzelnen Verbänden ſelbſt mehrwöchentliche
Ausſcheidungen vorausgegangen, ſo daß ſpannende Begegnungen
zu erwarten ſind. Die Erſtplacierten erhalten Startberechti=
gung
zur Süddeutſchen Gaumeiſterſchaft in Mainz, der wiederum
das große 18. Bundeskegeln im Juli in Frankfurt a. M. folgt.
Darmſtadt tritt im 3. Bezirk mit den Mannſchaften von Neu=
Iſenburg. Offenbach, Hanau, Gelnhauſen und Aſchaffenburg in
den Kampf und dürfte wohl den Vorteil der eigenen Bahnen
ausnutzen.
Das Frankfurker Sechskagerennen
gewannen geſtern abend Rauſch/Pijnenburg mit 848
Punkten und 3316,48 Kilometer Strecke. 1 Runde zurück trafen
Schön/Tietz mit 501 Punkten ein. 2 Runden zurück lagen Ehmer=
Rieger mit 413 P., Dinale/Wals mit 259 P., 3 Runden zurück
Kilian/Pützfeld, mit 484 P., Severgnini/Bresciani mit 331. P.
4 Runden zurück Vopel/Korsmeyer 557 P. Zims/Oeſterreich 234
P., Lehmann/Marczynſki 126 P. und Schaefer/Altenburger 117 P.
Oeſterreich beim Fis=Slalomlauf in Fronk.
Friedel Däuber=Berchtesgaden Zweiter.
Am vierten Tage der internationalen Skirennen in Inns=
bruck
wurde der zur Kombination zählende Slalomlauf aus=
getragen
. Nachdem die mit vieler Sorgfalt und Mühe her=
gerichtete
Strecke auf dem Mentelberg wegen des Tauwetters
unbenutzbar geworden war, hatte Hannes Schneider auf der See=
grube
eine neue Bahn eingeflaggt, die allerhand Schwierigkeiten
bot. Ganz fabelhaft lief wieder der Oeſterreicher See=
los
, der diesmal mit 1:18,8 eine Zeit, die nicht annähernd von
ſeinen Mitbewerbern erreicht wurde, herauslief. An zweiter
Stelle kam der Berchtesgadener Däuber mit 1:15,2 ein,
der damit auch in der Kombination den zweiten Platz ſicher
haben dürfte. Allerdings muß erſt noch die Entſcheidung des
Schiedsgerichtes abgewartet werden, da ein italieniſcher Schieds=
richter
geſehen haben will, daß Däuber mit dem Fuß ein Tor
ausließ. Die vorläufige Placierung:: 1 Seelos=Seefeld, 1:19,1,
1:18,8: 2. Friedel Däuber=Berchtesgaden. 1:22,6, 1:15,2; 3. Frie=
del
Pfeiffer=Oeſterreich 1:24,1. 1:15; 4. Guzzi Lantſchner, 1:21,
1:18,1; 5. Fritz Steuri=Schweiz, 1:24,6, 1:16,1: 6. Otto Furrer=
Schweiz, 1:22, 1:18,9; 7. W. Prager=Schweiz, 1:24,3, 1:27,3:
8. David Zogg=Schweiz, 1:25,4, 1:29,4.
Nach Däuber war der beſte Deutſche Toni Bader mit 1:30
und 1:24,6 wobei der Bayer ohne zwei Stürze noch eine weit
beſſere Zeit hätte erzielen können. Hans Schindel kam auf 1:35
und 1:26,8 und Pfnür auf 1:33 4 und 1:31,2. Sehr mäßige Lei=
ſtungen
ſah man von Martin Neuner mit 1:42,9 und 1:33,3 und
dem Freiburger Höfflin mit 1:45 und 1:51.

Tiſchtennis=Weltmeiſterſchaften.
Bei den Tiſchtennis=Weltmeiſterſchaften in Baden bei Wien
wurden nun auch die beiden Doppelſpiele zu Ende geführt. Bei
den Herren ſiegten die Ungarn Barna/Glancz über ihre Lands=
leute
David/Kelen 21:16 20:22 21:18, 16:21. 21:16, während im
Damendoppel Frau Mednyanſki/Sipos gegen Frl. Racz/Gal er=
folgreich
blieben. Gelegentlich der Meiſterſchaften fand eine
Tagung des Tiſchtennis=Weltverbandes ſtatt, wobei Polen und
die Schweiz aufgenommen wurden. Die Weltmeiſterſchaften 1934
finden in Paris ſtatt.

Wekkerbericht.

An der ſkandinaviſchen Küſte rückt das kräftige Tjef weiter.
Die ihm folgende Kaltluft bringt auch bei uns Abkühlung. Vor=
übergehend
dürfte daher ein Nachlaſſen der Niederſchläge ein=
treten
.
Ausſichten für Freitag, den 10. Februar: Im allgemeinen wech=
ſeld
bewölkt, bei weſtlichen Winden weitere Niederſchläge.
Ausſichten für Samstag, den 11. Februar: Kühleres Wetter,
vereinzelte Niederſchläge.

Waxum die neue NINEN- ahnnagta?

Weil Sie für 50 H. eine gwße Tube
Zahnpasta bekommen, die den bis-
herigen
guten Zahnpasten aben-
bürtig
it, und deren köstlicher
Geschmack Sie begeistem wind. Der
niedrige Preis erspart es Ihnen, ad
eins der vielen unerprobten Zahn-
pflegemittel
zurückgreifen zu müssen.

Qualität: NIVEA
Preiswert und gut!

NS58

Nur Nivea-Creme ent-
hält
Euzerit; sie hinter-
läßt
keinerlei Glanz.

W
Nivea-Creme. Schon vor-
beugen
! Allabendlich und
bevor Sie ins Freie gehen
Gesicht u. Hände einreiben.
Dann wird Ihre Haut wider-
standsfähig
, sie bleibt fu-
gendfrisch
u. geschmeidig.

IHbg 261

13, 24, 40, 54, 60 Pf. u. RM 1.00

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Nummer 44

Februar

Die Arbeitsmarktlage im Reich und in Heſſen.
Leichte Erhöhung der Arbeitsloſigkeit im Januar im Reich. Im Bezirk des Landesarbeitsamkes Heſſen
leichter Rückgang der Arbeitsſuchendenzahl. Erſtmalig berufliche Gliederung.
Geringe Veränderung des Allgemein- Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Das Geſchäft an den Berliner Aktienmärkten hat keine
bildes.
Belebung erfahren. Die Politik intereſſiert nicht mehr ſo ſtark

Die Entwicklung des Arbeitsmarktes wurde durch den ſtren=
gen
Froſt ungünſtig beeinflußt. Trotzdem blieb die Zahl der bei
den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitsloſen mit rund 6014000
nach einer Zunahme um rund 48 000 Ende Januar hinter der ent=
ſprechenden
Zeit des Vorjahres (6 042 000) zurück. In der zweiten
Januarhälfte 1932 belief ſich die Zunahme noch auf rund 76 000.
Die Kurve, die zurzeit dicht vor ihrem jahreszeitlichen Höhepunkt
angelangt ſein dürfte, hat ſich alſo weiterhin verflacht.
Die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden bei den Arbeits=
ämtern
betrug Ende Januar d. J. 339 608 gegenüber 341,817 Mitte
Januar 1933 und 345 819 Ende Januar 1932. Gegenüber dem
Vorſtichtag ergibt ſich ſomit für Ende Januar eine Abnahme
um 2209 oder 0,6 v. H. Sie erklärt ſich nach den Berichten der
Arbeitsämter daraus, daß aus dem freiwilligen Arbeitsdienſt
Ausgeſchiedene zum Teil ihr Arbeitsgeſuch nicht weiterhin aufrecht
erhielten: ferner daraus, daß eine größere Zahl Arbeitſuchender
infolge Erkrankung vorübergehend ausgeſchieden iſt. Auch konnten
Arbeitſuchende beſonders als Erſatz für Erkrankte vermittelt wer=
den
. Bei zehn Arbeitsämtern ging die Zahl der verfügbaren Ar=
beitſuchenden
zurück, während ſie ſich bei den übrigen acht erhöht
hat. Die Erhöhung war bei den Arbeitsämtern mit vorwiegend
landwirtſchaftlichem Arbeitsmarkt verhältnismäßig am höchſten
(Treyſa 13,1 v.H., Corbach 9,2 v. H.). Der Rückgang der Arbeit=
ſuchenden
während der Berichtszeit war bei den Frauen zwar ab=
ſolut
(884) geringer, relativ (1,7 v. H.) aber weſentlich höher als
bei den Männern (1325 oder 0,4 v. H.).
Ende Januar dieſes Jahres iſt erſtmalige die berufliche Glie=
derung
der verfügbaren Arbeitſuchenden bzw. Arbeitsloſen nach
dem mit Wirkung vom 1. Januar 1933 eingeführten neuen Berufs=
verzeichnis
feſtgeſtellt worden. Die höchſte Belaſtung an der
Geſamtzahl hat die Gruppe der ungelernten Arbeiter (17,4 v. H.);
demnächſt die Gruppe der Eiſen= und Metallerzeugung und = ver=
arbeitung
(17,3 v.H.), das Baugewerbe (12,5 v.H.) 18,3 v.H.
einſchließlich der Bauhilfsarbeiter, und die drei Angeſtelltengrup=
pen
(11,0 v. H.). Der Anteil der Gruppe der Induſtrie der Steine
und Erden an der Geſamtzahl betrug 4,8 v. H., der der Landwirt=
ſchaft
3,6 v. H.
In der Arbeitsloſenverſicherung wurden Ende Januar 45 858,
in der Kriſenfürſorge 70 382, zuſammen 116 240 Hauptunterſtüt=
zungsempfänger
gezählt. Gegenüber der Beſtandszahl von Ende
Dezember ergibt ſich alſo eine Zunahme um 4387 in der Arbeits=
loſenverſicherung
, 4849 in der Kriſenfürſorge, zuſammen um 9206.
Unter den verfügbaren Arbeitſuchenden waren Ende Januar nach
der vorläufigen Zählung der Arbeitsämter 121 137 männliche,
13 542 weibliche, zuſammen 134 679 anerkannte Wohlfahrtserwerbs=
loſe
. Das bedeutet gegenüber der endgültigen Zahl der von den
Arbeitsämtern anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen am 31. Dez.
1932 (134 572), daß die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbs=
loſen
eine weitere Zunahme nicht mehr erfahren hat; das erklärt
ſich daraus, daß Ausſteuerungen aus der Kriſenfürſorge bis 31. 3.
1933 nicht mehr erfolgen dürfen,

Wirtſchaftliche Rundſchan.

Hammel u. Roſenfeld A.G., Offenbach a. M. Dieſe Leder=
warenfirma
ſchließt 1931/32 (31. März) nach 65 930 RM. Abſchrei=
bungen
mit einem Verluſt von 141 877 RM. (i. V. 66 354 RM.).
Aus der Bilanz iſt erſichtlich, daß eine Sanierung vorgenommen
wurde, wobei das AK. von 300 000 auf 200 000 RM. ermäßigt
wurde, während die Reſerve, die i. V. noch mit 172 394 RM. notiert
war, nun noch mit 20 000 RM. erſcheint. Trotz des ſo erzielten
Buchgewinns, von rd. 250 000 RM. wird noch ein Verluſt von
15 837 RM. vorgetragen.
Neue 6prozentige Bayeriſche Staatsanleihe. Die 6prozentige
40 Millionen Mk. Bayeriſche Staatsanleihe, die bekanntlich in der
Hauptſache zur Einlöſung der 35 Mill. Mk. prozent. Bayeriſchen
Schatzanweiſungen von 1928, fällig am 1. Juni d. J., dienen ſoll,
wird, wie wir von maßgebender Seite erfahren, vom 15. Februar
bis zum 4. März d. J. zur Zeichnung aufgelegt. Nachdem der
Zeichnungskurs 92,5 v. H. beträgt, würde ein Disagio von 7,5 v.H
dazu der an den umzutauſchenden Stücken haftende Zinsſchein mit
2,5 v. H., und das Agio auf die umzutauſchenden Schatzanweiſungen
von 10 v. H., insgeſamt eine Barauszahlung von 20 v. H. ergeben.
Inſoweit die Stücke nicht umgetauſcht werden, können Zeichnungen
gegen Barzahlung erfolgen. Der Zeichnungskurs hierfür beträgt
ebenfalls 92,5 v. H.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
9. Februar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 47 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver=
ſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= ode rDrahtbarren, auf 160 RM., des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM. Antimon=Regulus
auf 3739 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 35,7539,25 RM.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 9. Februar. Weizen, in=
ländiſcher
7677 Kilo, 20,6020 80: Roggen, inländiſcher, 7273
Kilo, 16,6516,75: Hafer, inländiſcher 13 8014: Sommergerſte
18,5020: Futtergerſte 17,5017,75: La Plata=Mais 19,50:
Soyaſchrot 10.3010,40; Biertreber 10,5010,75: Trockenſchnitzel
8.00: Rohzuckermelaſſe 5.205,40; Wieſenheu, loſes 4,805,20;
Rotkleeheu 4,805,20; Luzernkleeheu 5,606,20; Stroh Preß=
ſtroh
, Roggen=Weizen 2,602,80, desgl. Hafer=Gerſte 2,202,60:
Stroh, geb., Roggen=Weizen 2,402,60; desgl. Hafer=Gerſte 2,00
bis 2,20: Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 29,50
29,75; Roggenmehl. nord=ſüddeutſches, bis 60proz. Ausmahlung
21,5024; Weizenkleie 7,507,60; Erdnußkuchen 11,7011,90.
Tendenz: Stetig. Trotzdem die Verkäufer zu Preiskonzeſſionen
bereit ſind, nahm der Markt in Anbetracht der Zurückhaltung der
Käufer einen äußerſt ruhigen Verlauf.
Diehmärkke.
Darmſtädter Viehmarkt vom 9. Februar. Aufgetrieben waren
11 Ochſen, 32 Schweine und 162 Kälber. Die Preiſe ſtellten ſich
für Kälber a) auf 2730, b) 2326, c) 1822 Pfg. pro Pfund.
Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: ſchleppend, Ueberſtand.
Mannheimer Viehmarkt vom 9. Februar. Aufgetrieben: 123
Kälber, 65 Schafe, 119 Schweine, 681 Ferkel, zuſammen 988 Tiere.
Es wurde bezahlt pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber
b) 3234, c) 2830, d) 2426: Schafe b) 1523: Schweine
nicht notiert. Ferkel bis vier Wochen koſtete pro Stück 712 Mk.,
desgl. über vier Wochen 1315 Mk. Läufer 1518 Mk. Markt=
verlauf
: Kälber ruhig, Ueberſtand; Ferkel und Läufer lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Februar. Aufgetrieben waren
137 Rinder ſeit dem letzten Markt, 940 Kälber, 227 Schafe und 764
Schweine, darunter 270 Memelländer. Bezahlt wurde pro Zntner
Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 3236, c) 2731, d) 2226;
Schafe a) 1. 2325, b) 2032 c) 1719: Schweine c) 3638,
D) 3437. Marktverlauf: Kälber, Schafe und Schweine langſam
ausverkauft.

wie bisher und aus der Wirtſchaft lagen nennenswerte Anregun=
gen
kaum vor. Das feſtere New York, die flüſſige Lage am Geld=
markt
, die Hauſſe an der Brüſſeler Eiſenbörſe und der ziemlich
günſtige Kaliabſatzbericht, für den Monat Januar bewirkten aber
immerhin, daß die Anfangsnotierungen vielfach bis zu 1 Prozent
höher lagen. Angebot war geſtern kaum vorhanden. Montane
eröffneten nicht ganz einheitlich. Gelſenkirchen und Höſch waren
etwas höher, Harpener auf kleines Angebot 2 Prozent gedrückt.
Von Braunkohlenwerten waren Eintracht und Niederlauſitzer
Kohle bis zu 3,25 Prozent feſter. Von Kaliaktien gewannen Salz=
detfurth
bei kleinſtem Geſchäft 3,5 Prozent. Chemiſche Werte ge=
wannen
bis zu etwa 1 Proz. Chemiſche Heiden zogen 17 Prozent
an. Gummi= und Linoleumwerte lagen bis zu 1 Prozent höher.
Elektroaktien gewannen bis zu 1 Prozent. Chade und AEG. waren
etwas ſchwächer. Bei letzteren verſtimmten wenig günſtige Um=
ſatzſchätzungen
.) RWE. eröffneten 18 Prozent höher. Gas=, Bau=
und Metallwerte hatten Beſſerungen bis zu 1 Proz. aufzuweiſen.
Autoaktien gewannen bis zu 18 Proz. Kabel= und Drahtwerte
lagen geſchäftslos. Maſchinenfabriken und Kunſtſeideaktien ſowie
Papier= und Zellſtoffwerte waren bei geringfügigen Veränderun=
gen
nicht ganz einheitlich. Von ſonſtigen Textilwerten waren
Stöhr 1,5 Prozent gedrückt. Unter Brauereien fielen Dortmunder
Union durch einen 2,5prozentigen Gewinn auf. Waſſerwerke blie=
ben
ziemlich unverändert. Verkehrswerte, darunter Schiffahrts=
aktien
, waren eine Kleinigkeit freundlicher. Von Banken zogen
Reichsbank faſt 3 Prozent an. Im Verlauf bröckelten die Kurſe
bei ſtockendem Geſchäft ziemlich allgemein bis zu 1 Prozent
An der Frankfurter Börſe war die Stimmung weiter
zuverſichtlich. Die Tendenz erhält einen kräftigen Rückhalt durch
die fortſchreitende Beruhigung am Rentenmarkt, wobei beſonders
anregend wirken die Kursſteigerungen der deutſchen Anleihen im
Ausland. Einzelne Stadtanleihen konnten in New York geſtern
34 Prozent gewinnen, auch Young= und Dawes=Anleihe waren
bis 2 Prozent höher. Weiter anregend wirkt auch der günſtige
Stand der Verhandlungen um die Wiederaufrichtung der Roh=
ſtahlgemeinſchaft
, wovon beſonders Montanaktien profitieren. Das
Börſengeſchäft iſt zwar klein, doch liegen eine Reihe Kauforders
aus Publikumskreiſen vor. Die vorbörslich genannten feſten
Kurſe konnten zu Börſenbeginn nicht mehr erzielt werden, und er=
öffneten
JG. Farben ½ Prozent höher; auch Scheideanſtalt 1.25
Prozent gebeſſert. Montanwerte durchweg freundlich, Gelſenkir=
chen
1. Rheinſtahl ½, Stahlverein 0,5 Prozent höher. Zellſtoff=
werte
0,51 Prozent gebeſſert. Schiffahrtsaktien und die übrigen
Transportwerte bis 0,25 Proz. anziehend. Auch am Elektromarkt
überwogen eingangs die Kursſteigerungen, wobei Licht u. Kraft
0.25, Geſfürel 0.75, Lahmeyer ½ und Siemens immer noch auf den
Abſchluß 0,5 Prozent anzogen, während andererſeits AEG. ½,
Schuckert 0,25 Proz. niedriger lagen. Am Markt für Einzelwerte
gewannen Deutſche Linol ½, Tietz 1½ Proz. Am Rentenmarkte
waren die Kursbefeſtigungen nicht ſehr groß, doch gewannen Alt=
beſitz
½. Neubeſitz 0,25 Prozent ſpäte Schuldbücher nur knapp ge=
halten
. Pfandbriefe und Liquidationspfandbriefe weiter gefragt.
Im ſpäteren Verlaufe der Börſe konnten ſich die erſten Kurſe nicht
behaupten, ſo daß ſich beſonders bei den führenden Werten des
Montan=, Elektro= und Chemiemarktes leichte Kursrückſchläge er=
gaben
, wobei die Tendenz im Grunde widerſtandsfähig blieb.
An der Abendbörſe war die Geſchäftstätigkeit außer=
ordentlich
klein infolge größter Zurückhaltung des Publikums, das
anſcheinend weitere Dispoſitionen zurückſtellt, bis über die Linien
der Regierungspolitik größere Klarheit herrſcht. Anregende Mo=
mente
lagen nicht vor. Die Börſe blieb jedoch im Grunde wider=
ſtandsfähig
. J.G. Farben lagen 0.25 Prozent niedriger. Auch
Montanwerte teilweiſe 0.250.50 Prozent gedrückt. Elektroaktien
blieben knapp gehalten. Reichsbankanteile nochmals 0,25 Prozent
unter dem Schlußkurs. Aku gewannen 0,75 Prozent auf Grund
des feſten Auslandskurſes. Am Anleihemarkt waren Alt= und
Neubeſitzanleihe etwas freundlicher. Pfandbriefe wenig verän=
dert
. Rheiniſche Hyotheken=Liqui. lagen 0,5 Proz. ſchwächer.

Der Ausweis der Reichsbank.
Weikere normale Enkwicklung.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Februar 1933 hat
ſich in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalsanlage der
Bank an Wechſeln, Schecks, Lombards und Effekten um 105,3 Mill.
auf 2891,0 Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben die Be=
ſtände
an Handelswechſeln und Schecks um 66,2 Mill. auf 2392,8
Millionen, die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 26,1 Millionen
auf 1800 Millionen RM. und die Lombardbeſtände um 13,1 auf
79,4 Mill. RM. abgenommen, die Effektenbeſtände um 0,1 auf
400,8 Millionen zugenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
115,0 Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen, und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 95,6 Millionen
auf 3242,2 Mill. RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 19,4
Millionen auf 391,6 Mill. RM. verringert. Entſprechend haben.
ſich die Beſtände der Reichsbank, an Rentenbankſcheinen auf 35,4
Mill. RM. erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 315,6 Mill.
RM. eine Abnahme um 29,4 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 2,3 Millionen auf 920,2 Mill. RM. verringert. Im einzelnen
haben die Goldbeſtände um 6,4 Millionen auf 822,3 Mill. RM.
angezogen, und die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 2,7
auf 97,9 Mill. RM. abgenommen. Die Deckung der Noten durch
Gold und deckungsfähige Deviſen betrug am 7. Februar 28,4 Pro=
zent
gegen 27,6 Prozent am Ultimo Januar d. J.
Die Entwicklung bei der Reichsbank war in der erſten Februar=
woche
durchaus normal. Die ſonſtigen Aktiven, die in der Vor=
woche
wegen Inanſpruchnahme des Reichskredits ſtärker geſtiegen
waren, haben ſich in ungefähr demſelben Ausmaß wieder ermäßigt
infolge Rückzahlungen der öffentlichen Hand.
Der Notenumlauf ermäßigte ſich um 95,6 Millionen auf 3242
Millionen, die Girogelder um 29 Millionen. Der Rückgang ver=
teilt
ſich auf die privaten Girogelder und diejenigen der öffent=
lichen
Hand. Der Gold= und Deviſenbeſtand hat ſeit längerer Zeit
zum erſten Male eine erhebliche Ermäßigung erfahren. Es han=
delt
ſich hier nicht um beſondere Rückzahlungstermine, ſondern der
Rückgang iſt hervorgerufen durch ſchlechtere Deviſeneingänge. Der
geſamte Zahlungsmittelumlauf beträgt 5047 gegen 6170 Mill. zu
der gleichen Zeit des Vorjahres.
Kleine Wirlſchaftsnachrichken.
Das Leipziger Meßamt teilt mit: Die Leipziger Frühjahrs=
meſſe
wird am 5. März zur gewohnten Stunde eröffnet werden.
Vom Reich und von Preußen ſind ausgiebig Anordnungen getrof=
fen
zur Errichtung beſonderer Stimmlokale (nach Art der Stimm=
abgabe
im Reiſeverkehr) auf dem Meßgelände und in der Innen=
ſtadt
.
Die im Mai 1931 gegründete International Rubber Thread
Aſſociation, Köln, der unter Einſchluß Amerikas ſämtliche gummi=
erzeugenden
Länder angeſchloſſen ſind, hat ſich nach Anſicht der
Produzenten ſo gut bewährt, daß man das Kartell nach einmali=
ger
kurzfriſtiger Erneuerung, die als Anlaufsfriſt galt, nunmehr=
auf
unbeſtimmte Zeit mit feſtgeſetzten Kündigungsterminen ver=
längert
hat.
Wie gemeldet wird, iſt nach längeren Verhandlungen eine
Konvention der deutſchen Aſbeſtfabriken zuſtandegekommen. Die
deutſchen Aſbeſtwerke arbeiteten in den vergangenen Jahren mit
ſtarkem Verluſt. Die neue Konvention ſoll die Grundlage für
eine feſte Preisbildung darſtellen. Preiserhöhungen in gewiſſem
Ausmaße werden unvermeidlich ſein, doch dürften dieſe nicht
weſentlich ſein.
Im Alter von 58 Jahren ſtarb in Wetzlar ganz überraſchend
an Grippe eine markante Perſönlichkeit des weſtdeutſchen Wirt=
ſchaftslebens
, das Vorſtandsmitglied der Buderusſchen Eiſen=
werke
, Hüttendirektor Dr. Carl Humperdinck. Er bekleidete eine
Reihe leitender Stellungen bei den bedeutendſten Unternehmun=
gen
der Eiſengießerei= und Gießereimaſchinen=Induſtrie.
Am internationalen Kupfermarkt werden zur Zeit Spezial=
preiſe
nicht genannt, da keine Offerten nach Europa vorliegen,
Die offizielle Elektrolytkupfernotiz iſt unverändert.
Die holländiſche Kunſtſeidenausfuhr erreichte im Januar ein
Nettogewicht von 605 9 Tonnen im Werte von 1.19 Mill. Gulden
gegen 681,7 To. im Werte von 1,36 Mill. Gulden im Januar des
Vorjahres. Der Durchſchnittspreis iſt je Kilo von 1,99 auf 1.96
Gulden zurückgegangen.
Der Londoner Goldpreis betrug am 9. Februar für eine Unze
Feingold 120/2 s gleich 86,7604 RM., für ein Gramm Feingold
demnach 46,3614 d gleich 2,78 941 RM. Zu dieſem Preiſe wurden.
170 000 Lſtrl. Gold nach dem Kontinent verkauft.

Berliner Kursbericht
vom 9. Februar 1933

Oeviſenmarkt
vom 9. Februar 1933

Berl. Handels.Geſ.
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
BergmanrdElektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas

9.375
72.25
61.50
UI.K75
32.50
18.125
27.50
84.25
48.50
20.55
34.
121.50
113.

Me
Elektr. Lieſerung 81.25
J. 6. Farbe! 107.75
Gelſ. Bergw.
Geſ.felektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen 9
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöchnerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell 42.

Mef
5o.855
79.75
82.
53.
49.125
115.25
44.50
69.375
60.875
40.,875

Menuee
Rütgerswerle 43.25
Salzdetfurth Kali
Leon h. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkalt !
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Ind. 65.50
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte 22.
Lindes Eismaſch. 75
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.

Ncche
172.50
39.
34.375
17.50
38.625
17.
12.875
30.25
58.

Helſingfors
Vien
Prag
Zubapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London

Währung Geld‟
100 finn.M., 6.374
100 Schillinglzs. 35
100 Tſch. Kr. 12,48s
100 Pengö
100 Lepa 3.057
1o0 Gulden 189.181
100 Kronen H3.73

100 Kronen
100 Kronen
1 2.Stg.

Buenos=Aires 11 Pap. Peſo
New York. 1 Dollar
Belgien
100 Belga
Stalien.
100 Lire
100 Franes
Paris

64.19
77.17
14.32
0.s33
4.209
58.53
21.52
16.325

Brief
6.386
42,05
12.485
3.ogs
69.52
73.87
64.31
77.33
14.38
0.93,
4.211
58.,65
1.56
6.465

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janerro
Jugoſlawien
Portugal

Aihen.
Iſtambul
Kairo
Kanado
Uruguah
3sland
Tallinn (Eſtl.)
Riga.

Währung m Brief 100 Franken) 81.16 81.32 100 Peſetas 64.59 34.58 100 Gulden a1.77 81.93 1 Yen 0.889 (.591 olt Milrei 0.239 C.241 100 Dinar 5.554 5.566 100 Escndos 13.11 13.13 100 Drachm. 2.358 2.362 1 türk. 2 2.008 2.0f2 räghpt. * 14.80 14.84 tcanad. Doll. 3.536 3. 544 1 Goldpeſo 1.648 1.652 100 isl. Kr ſ64.93 65.07 to0 eſtl. Kr. 10.59 110.81 100 Lats 79.72 79.89

Surmſtäuter uns Mariokätoant Burafkaut, Hindte oit Srrscher Bank
Frankfurter Kursbericht vom 9. Februar 1933.

Keu
fällig 1. 4. 34...
1. 4.35..
1.4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38..
6% Dtſch. Reichsan!
6%
v.27
5½ Intern.,
62Baden ......
62 Bahern .....
6% Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4P, Ab=
löſungsanl
.. ...
Diſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt .
6% Dresden. . v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze. v. 29
v. 2
62Mainz ..:
8% Mannheimv. 27
69 München v. 29
62 Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbk.
68 Golboblig
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾ %., Kom.=Obl.!

94:1.
88.35
817
74,
91.75
78.25
81.75
8071,
84
75
94.5
81.25
72.25

64.75
8.5
16.0705
64
68.a5
64.,25
63.75
66.5
64
5
82.25
71
85.25
78

We
Pfd.=Anſt. G. Pf
62o Goldoblig.
6% Landeskomm.,
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
1a8
R.12
69 Kaſſeler Land.,
kredit Goldpfbr.
62 Naſſ. Landesbk.
5½% Ligu. Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
tAuslSer.
Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)9 Berl. Hyp.B!
5½ %0 Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
16% Frkf. Pfbr.=Bk.
½%0 Lig.=Pfbr.
6%Mein,Hhp.=Bk.
1a% Lig.Pfbr..
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
o Lig. Pfbr.
82Rhein.Hyp.B.
5½% Lig. Pfbr.,
Goldoblig.
83 Südd. Bod=
Cred.=Bank .
½% Lig. Pfbr.
8% Württ, Hyp.=B.
6% Daimler=Benz
6% Dt. Linol. Werke
6% Mainkrw. v 26

83.5
75

67.75
88
85
85.75

60
80
7.75
82
83.75
85
72.5
83.5
30
84.2:
84.5
86

Rrr6
8i
85
66.5
82.5
83.9

WeRu
6% Ver. Stahlwerke
62 Voigtc Häffnel
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Imveſt.
5% Bulg. Tab. v.02
1%0 Oſt. Schätze
2 Oſt. Goldrente
Lo vereinh. Rumän
4½%
48 Türk. Admin.
7 1. Bagbad
Zollanl.
413% ungarn 1913
1914
4½9
Golbr.
1910
42
4½Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
4% Stockholm
Abtien

Ala. Kunſtziideunie
A. E. 6. ....
AndregeNorisZahnl 93
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſto
Bemberg, J. P.../ 48.5
Berl. Kraft u. Lichtl117.5
Buberus Eiſen. .../ 50.35
Eement Heibelberg
Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Chade
Contin. Giummiw. 421

67.5
n6
96eI.

10.75
5.9
4.9

Re
3

B.n

Contin. Linoleum.
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr.
Erdö)
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linolwerk.Ber!
Dortm. Ritterbräu
Dyckerho) & Widm
Eichbaum=Werger.
Elettr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.)
Feinmech. (Zetter)
Felt. & Guitleaume
FrankfurterHof ./ 37.25
Gelſenk. Bergwert.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmid Th. :.
Gritzner=Kahſer. ../ 30.5
Hafenmühle Frlft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.!
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfe
HochtiefEſſer
Holzmann, Phi
Flſe Bergb. Stamm/150.5
Genüſſel102.5
Junghans ......."
Kali Chemie ....

Arc
90.5

152,
35

18.5

94
205
19.5
36
107.5
231),
53
80S.
39
Grün cBilſinger. 1180 Roede: Gebr.

As
78.5
48.55
24.8

Klein, Schanzlin .
Klöcknerwerke..
Knorr C. H.... . . .
Lahmeher & Co.
Laurahütte ......!
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
MainzAkt.=Br.
MMannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge), Frankf.
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
MotorenDarmſtadt
(Sberbedar
PPhönix Bergbau..
MReiniger, Gebbert.
(Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerte.
Niebe g Montan. .
Rütgerswerie
(Salzdetfurtk Kali =
Salzw. Heilbronn /
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Elektr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. 0.
Kelus Bergbau.
Thür. Liefer.=Gei=
Tietz Leonhard.
ſunterfranken ..

Aſchersteben 1114,5 Ber. Stahlwerre

50.25 Ver. Uramarin.
Voigt & Haeffner.
182 Wahß & Freytag.
Beſteregeln Kali.
21.75 Zellſtoff Waldhof
83.5
Memel.

201

69
61
36.75

13
34I.
50

68.5
39.75
42.75
171.5
260
156
31

142
6o

Rre

1Aluig. Dt. Creditanf
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr.
Bahzer. Hyp. u. W.
Berl. Handelsge.
Hypothelbl.
Comm. . Privatb.
Dt. Ban und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank
Frankf. Bank.
Hyp.=Ban1.
Mein. Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=An ...ſ.
Rhein. Hyp.=Banl.
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150
95.5
42.5

17
18.05

195
*

3

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 10. Februar 1933

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[ ][  ][ ]

Freitag, 10. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 41 Seite 13

A5

10 Vom

32)

Celer 101
Von Paul Bergenholt.

Ein Roman
aus den Bergen.
Mochdruck varbeten.

Aus dieſem ewig gleichmäßigen Niederſtrömen kommt dann
der Theres die Altneunerin entgegen; müde, läſſig faſt, wie
unempfindlich geworden unter dem Anſturm all dieſer letzten
Nöte, ſo geht ſie daher und hat doch noch ein kleines weh=
mütiges
Lächeln, als ſie die Theres ſo vor ſich ſieht und deren
Sorg erkennt.
Der Vater? Wo iſt der Vater, Groß?! ſchreit die
Theres auf, ſchmiegt, ohne es zu wiſſen, wie in einem Bedürf=
nis
zu ſchützen und geſchützt zu werden, ihren jungen Leib an
den alten der Groß und weiß nur noch, daß ſie jetzt weinen
muß.
Ja, was haft dann, Madl?, beruhigt die Altneunerin die
Erregte.
Iſt dem Vater was paſſiert? . . Wo iſt er?, drängt die
Theres.
Der Vater iſt im Berg heroben; aber er wird in Sicher=
heit
ſein! . Nur unſer Neunerhäusl, weißt, unſer Häusl.."
Weiter kann ſie nichts mehr ſagen, weil es ihr die Kehle
faſt zuſchnürt. Und nun iſt es, als ſuche ſie einen Halt bei der
Jungen, und ſie legt ihre Arme um deren Hals.
So gehen die beiden, die älteſte und die junge Neunerin
mitſammen den Schmalpfad hinab, und ſie halten und ſtützen
ſich gegenſeitig, bis ſie auf die Rauthin treffen.
III.
Während hier, in der Gaſſen, die Drei im Kreuz ſitzen, wo
ein großer Teil des aus dem Neunerhaus Geretteten in einem
leeren Fremdenzimmer untergebracht iſt, auch das Vieh iſt
hier im Kreuzhäusl eingeſtallt, wohingegen alles Uebrige in den
Nachbarhäuſern Platz und Bleibe gefunden hat : während alſo
die Drei da ſitzen und voll quälender Ungewißheit ſind, drängt
ſich trotz all ihrer Herzensnot doch auch ſchon wieder das Not=
wendige
an ſie.
So ſorgt die Kreuzwirtin zuerſt einmal dafür, daß vor
allem die Altneunerin ein trockenes Zeug anzieht, was die
Kreuzin ihr gerne herleiht, wenn es auch bei deren ſtattlicher
Fülle ſo weit iſt, daß die Mutter es gleich zweimal um ihre
hageren Glieder legen könnte!
Ueberhaupt iſt die Wirtin voll Anteilnahme: Sie richtet
einen heißen Kaffee, bringt auch ein Zubrot und ſteht bei den
Dreien, ob ſie denen ſonſt noch wird zur Hand ſein können. Nur
zu ſagen brauchen ſie ein Wörtl, und was ſie, die Kreuzin tun
kann, das tut ſie!

Damit aber kommt dann gleich das andere Notwendige: Wo
die Neunermutter und der Lois eine Unterkunft finden, falls
wirklich das Schlimmſte eintrifft?! . . Die Altbäuerin fragt da=
nach
, obzwar ſie ganz einfach ſagen könnte, daß ſie ins Rauthhäusl
kommt!
Aber ſie mag das nicht. Alte Leute ſind oft ſo: Man ſoll ſie
bitten in derlei Fragen, ihnen etwas anbieten, nahelegen, was
ihnen ja ohne weiteres zur Verfügung ſteht! . . Und da die Rau=
thin
dieſe kleine Schwäche kennt, ſo richtet ſie ſich danach:
Wie kannſt dann nur ſo da herfragen, Mutter! . Natürlich
kommts ihr zwei zu mir ins Rauthhäusl! . . Shat ja Platz für uns
alle und es laßt ſich kommod für uns vier richten!
Die Altneunerin, die ihre Hände gefaltet im Schoß liegen
hat, ſchaut dankbar auf, nimmt das Anerbieten an, und ſo wäre
auch das erledigt. Aber ſie hofft, daß es nicht nötig wird:
Geb’s Gott, daß uns das Neunerhäusl bleibt!
Natürlich hoffen ſie das alle und ſitzen und warten auf eine
Nachricht aus der Klamm! Die aber kommt und kommt nicht!
Leicht, daß man wen als Boten zum Lois ſchickt, daß er weiß,
wo er uns nacha find’t!, ſagt die Mutter und verſchleiert darunter
nur ihre eigne Sorge um den Sohn.


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Ihres Kindes
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(1 12

Auch einen Boten ſtellt die Kreuzin den dreien zur Ver=
fügung
, und der radelt dann auch gleich los, wiewohl es regnet,
als göſſe wer das Waſſer in Kübeln aus den Wolken nieder.
Dann ſitzen ſie wieder ſtumm beieinander, weil ſie ja doch nur
von ihren Aengſten und Nöten ſprechen würden, und weil einer
die Laſt des andren nicht noch ſchwerer machen will.
Man muß damit ſelbſt fertig werden können, denken ſie. Und
ſo ſchauen ſie mit leeren Augen, in denen dennoch immer die Sorge
wach bleibt, durch die Kreuzſtube: Zum Herrgottswinkel, der mit
harzigem Latſchengrün ausgeſchlagen iſt; zur Decke empor, von der
zwei ſchon faſt eingetrocknete Fliegenfänger im Zugwind nieder=
ſchwanken
; zu den Fenſtern hin, vor denen ſich unterm vorkra=
genden
Dachſchutz Neugierige ſich drängen, die die drei ſehen
wollen!
Wenn ſie ſelbſt über dieſe Neugierigen hinweg die anſteigende
Straße ſehen, möchte faſt eine Mutloſigkeit über ſie kommen: Schon
die nächſten Nachbarhäusl verſchwimmen in dem Dunſtgebrodel
wie in einer ſchmutzigen Milchlache und ertrinken darin!
Grad, daß man gegenüber einige Ebereſchen erkennen kann.
Die gilbenden lanzettfiedrigen Blätter hängen matt, und die
ſchon roten Beerendolden triefen vor Näſſe, die die ſonſt grauen
Stämme glänzend ſchwarz lackiert. Hinter den Bäumen ſteht die
graue Wand des niedrigen Himmels, der ſich faſt auf die Erde
legt.
Und es regnet und regnet und regnet!
Aus den randvollen Straßengräben quillt das Waſſer, lachig
und faulig trübe, ſchon längſt in die Wieſen und die noch auf=
ſtehenden
Kartoffeläcker, und wo die eine kleine Senke haben, ſtehen
Seen, aus denen hier und da das verfallene Kartoffelgeſtrünk
hinausſchaut, oder ein paar Schierlingsköpfe mit braunem Samen.
Wo in den ſieben heißen Erntetagen noch ein Reſt Frucht
oder Grummet auf den Trockenſtöcken blieb, da treibt nun der
Erntereſt mitſamt den Hölzern in einer ſchwelenden Flut und
ſchwängert die laſtende unbewegliche Luft mit Moderdunſt! ..
Es iſt, als hätten alle Meere der weiten Welt ſich in den ſie=
ben
Gluttagen kreiſend in den Himmel verflüchtigt, und der liege
nun in unvorſtellbar hohen Waſſerſchichten nur über der Leutaſch,
um hier eine neue Sintflut beginnen zu laſſen!
Man iſt gott= und weltverlaſſen; man ſitzt in einer Wüſte
von Waſſer und Wolkendampf; man wird ſtumpf vor Hilfloſig=
keit
, gelaſſen vor Hoffnungsloſigkeit, gleichgültig vor der Unab=
wendbarkeit
dieſer Not. Man ſieht ja nichts anderes mehr:
Es regnet und regnet und regnet!.
Inzwiſchen iſt der Kreuzwirtbote ans Neunerhaus gekommen,
hat da ſein Radl in den verlaſſenen Schupfen geſtellt, und iſt
weiter in den Berg hinein, den Schlangenbiegungen des Pfades
nach, bis er nach langer Zeit auf die Männer trifft. Er gibt dem
Neuner Beſcheid, daß das Häusl völlig, geräumt iſt, bis auf
die Ernte, die man ja nicht hat wegkarren können, und daß
die Mutter und die Rauthin und die Theres im Kreuz ſitzen und
dort gut untergebracht ſind.
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Seite 14 Nr. 41

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Kl. 3 +4 9.45 fm
13 St. Eichen
Kl. 1 3 3,69 fm
13 St. Eſchen
Kl. 2 +3 5,16 mm
10 St. Ahorn
0,49 fm
1 St. Kirſchbaum Kl. 3
33 St. Kiefern Kl. 2b5 26,73 fm
116 St. Lärchen Kl. 1a+1b 23,95 fm
(zu Gartenpfoſten geeignet)
19St. Lärchen Kl. 2a3a 13,64 mm
(teils Stammabſchnitte)
1.61 fm
5 St. Fichten Kl. 1a
6 St. Fichten=Abſchn. 3a4a 8.00 Im
Derbſtangen: 115 St. Lärchen Kl. 1
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II 3,94: IV 1.93: W 4,08: Bu III 1.93:
WV 20,20: V 891: Nuß II 0.20: Eſ 1 037:
Ah II 1,52: Kir T 0.58: II 1,55: III 0.71:
la 2,82: Ib 4,90; II 3,37: Kie IIa
0,70; IIIa 2,00; IIIb 2,25; Weykie IIa
070: IIIb 0.57: IIIb 0,56: Ia 4,28:
IIb 2,51: Ta la 0.18; Ib 1,35: Fi la 2,21
Ib 2,88: Ua 0,57. Stangen, Stück: Eſ
T 2: II 2: III 22: I70: II 67: I70:
Fi dgl. I 51: II 143: III 288: HV 218:
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