Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Dienstag, den 7. Februar 1933.
Nummer 38
196. Jahrgang
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Kädter und Naiſonalbank.
Landtagsauflöſung in Preußen.
Eine neue Nolverordnung: Ueberkragung der Befugniſſe des preußiſchen Skaatsminiſteriums auf den
Reichskommiſſar. — Dreimänner-Kollegium beſchließt Landkagsauflöſung. — Neuwahlen am 5. März.
Neue Klage beim Staaksgerichtshof.
Die Nolverordnung
zur Herſtellung geordneter Regierungsverhältniſſe
in Preußen.
Berlin, 6. Februar.
Es wird folgende „Verordnung zur Herſtellung geordneter
Regierungsverhältniſſe in Preußen” veröffentlicht:
Auf Grund des Artikels 48 Abſ. 1 der Reichsverfaſſung
ver=
ordne ich folgendes:
81.
Durch das Verhalten des Landes Preußen gegenüber dem
Ur=
teil des Staatsgerichtshofes für das Deutſche Reich vom 25.
Okto=
ber 1932 iſt eine Verwirrung im Staatsleben eingetreten, die das
Staatsleben gefährdet.
Ich übertrage deshalb bis auf weiteres dem Reichskommiſſar
für das Land Preußen und ſeinen Beauftragten die Befugniſſe,
die nach dem erwähnten Urteil dem preußiſchen Staatsminiſterium
und ſeinen Mitgliedern zuſtehen.
8 2.
Mit der Durchführung dieſer Verordnung beauftrage ich den
Reichskommiſſar für das Land Preußen.
8 3.
Die Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in
Kraft.
Berlin, den 6. Februar 1933.
Der Reichspräſident
(gez.) v. Hindenburg.
Für den Reichskanzler
(gez.) v. Papen, Stellvertreter des Reichskanzlers.
Die Begründung der Reuordnung.
In der Begründung zur Verordnung über die
Uebertragung der Befugniſſe des preußiſchen
Staatsminiſteriums auf den Reichskommiſſar
wird auf die Entſcheidung des Staatsgerichtshofes hingewieſen,
in der es u. a. heißt:
Soweit die Landesregierung in dem ihr verbleibenden
Be=
reiche die Geſchäfte in einer Art führen ſollte, in der eine
Pflicht=
verletzung gegenüber dem Reich zu erblicken iſt, würde der
Reichs=
präſident auf Grund von Artikel 48 Abſ. 1 weitergehende
Ein=
griffe in die Rechte des Landes vornehmen können. Im übrigen
ſtehe es bei dem preußiſchen Landtag, zu verſuchen, ob durch
Bil=
dung einer neuen preußiſchen Landesregierung dem jetzigen
Zu=
ſtande ein Ende bereitet werden könne.
Im Anſchluß hieran wird in der Begründung zur
Verord=
nung ausgeführt, daß der gegenwärtige proviſoriſche Zuſtand
un=
erträglich und mit dem Wohl des Staates unvereinbar ſei. In
den Handlungen des Landtages und des Miniſterpräſidenten, die
tatſächlich bewirkten, daß dieſer Zuſtand aufrecht erhalten bleibe,
liege die Pflichtverletzung des Landes, auf der die gegenwärtige
Notverordnung beruhe.
Auflöſung des preußiſchen Landtags.
Auf Veranlaſſung des Präſidenten des Preußiſchen Landtags
fand am Montag nachmittag im preußiſchen Staatsminiſterium
eine Beſprechung über die Auflöſung des Preußiſchen Landtags
gemäß Artikel 14 der preußiſchen Verfaſſung ſtatt, an der der
Präſident des Preußiſchen Staatsrats, Dr. Adenauer, der
Präſi=
dent des Preußiſchen Landtags Kerrl, und der Reichskommiſſar
für das Land Preußen, Vizekanzler v. Papen, teilnahmen. Nach
längerer Ausſprache über die politiſche Lage gab Präſident
Adenauer folgende Erklärung ab:
„Die Verordnung des Reichspräſidenten vom 6. Februar
wider=
ſpricht dem Artikel 17 der Reichsverfaſſung und den vom
Staats=
gerichtshof in dem Urteil vom 25. Oktober 1932 daraus gezogenen
Folgerungen. Ich bin daher nicht in der Lage, anzuerkennen, daß
der Herr Reichskanzler von Papen das nach Artikel 14 der preu=
Riſchen Verfaſſung dem Miniſterpräſidenten zuſtehende Recht
aus=
zuüben befugt iſt. Ich lehne es daher ab, an der Abſtimmung
teil=
zunehmen, und verweiſe in ſachlicher Hinſicht auf meine Erklärung
vom 4. Februar.”
Die beiden anderen Herren nahmen von dieſer Erklärung
Kenntnis und beſchloſſen: Gemäß Artikel 14 der preußiſchen
Ver=
faſſung wird der Preußiſche Landtag mit Wirkung vom 4. März
1933 aufgelöſt.
* Das politiſche Spiel, das in den letzten Tagen in
Preu=
ßen getrieben wurde, machte den Eindruck einer etwas nervöſen
Unſicherheit. Rückwärts geſehen aber iſt es offenbar nur
inſze=
niert worden, um den Nachweis zu erbringen, daß auf Grund
des einmal gegebenen Tatbeſtandes der Reichspräſident zu
einem Eingreifen gezwungen wurde. Daher der Verſuch, im
Landtag ſelbſt eine Mehrheit für die Auflöſung zu finden, dazu
auch die Einberufung des Drei=Männerkollegiums, obwohl
min=
deſtens in dieſem Fall der Mißerfolg von vornherein feſtſtand.
Aber es hat ſich für die Regierung offenbar darum gehandelt,
alle vorhandenen Möglichkeiten auszuſchöpfen, um dadurch dem
Staatsgerichtshof gegenüber eine möglichſt ſichere Stellung zu
bekommen.
Nachdem das geſchehen iſt, hat Herr von Hindenburg am
Montag vormittag eine neue Notverordnung unterzeichnet, wo=
durch die Regierung Otto Braun zwar nicht abgeſetzt, aber doch
der ihr noch verbliebenen Vollmachten entkleidet wurde die
gleichzeitig auf den Reichskommiſſar übergingen. Daraufhin iſt
dann der Dreimännerausſchuß am Montag nachmittag noch
ein=
mal einberufen worden, wobei jetzt Herr von Papen als
preu=
ßiſcher Miniſterpräſident erſchien. Damit war eine Mehrheit für
die Auflöſung des preußiſchen Landtages gegeben, obwohl der
Präſident des preußiſchen Staatsrates Dr. Adenauer ſich an der
Abſtimmung nicht beteiligte, weil er, wie er erklärte, die
juriſti=
ſchen Vorausſetzungen für die Verordnung des
Reichspräſiden=
ten nicht anerkennen könne.
Der preußiſche Landtag iſt alſo aufgelöſt, und zwar mit
Wir=
kung vom 4. März ab. Das hat den Nachteil, daß er ſehr
wahr=
ſcheinlich vorher noch einmal zuſammentreten wird, ſo daß das
deutſche Volk unter Umſtänden noch einmal das beſchämende
Schauſpiel parlamentariſcher Krawalle erleben kann. Gleichzeitig
hat die Regierung Braun angekündigt, daß ſie erneut den
Staats=
gerichtshof zur Entſcheidung anrufen werde. Es iſt aber kaum
anzunehmen, daß ſie damit Erfolg haben wird, denn ſoweit wir
wiſſen, hat die Reichsregierung vor dem Erlaß der
Notverord=
nung mit dem Vorſitzenden des Deutſchen Staatsgerichtshofes,
Präſident Bumke, Fühlung genommen. Bei dieſer Gelegenheit hat
ſie ihm ſicherlich die Gründe entwickelt, die ſie zu ihrem neuen
Vorgehen in Preußen veranlaßt haben.
Gewiß hat Herr von Hindenburg dieſe Notverordnung nicht
leichten Herzens unterſchrieben. Am 5. März wird nun alſo
gleichzeitig zum Reichstag und zum Preußiſchen Landtag gewählt
werden. Eine ſehr ernſte Frage iſt mit dem preußiſchen Vorgehen
auf alle Fälle wieder geſtellt. Es iſt anzunehmen, daß bei dem
außerordentlich ſtarken Intereſſe der ſüddeutſchen Länder durch das
erneute Vorgehen der Reichsregierung gegen Preußen das
Pro=
blem Reich und Länder, in ſeiner ganzen Schwere wieder
auf=
gerollt wird.
Die Regierung Braun ruff den Skaatsgerichtshof an.
Berlin, 6. Februar.
Ueber die Auffaſſung des preußiſchen Staatsminiſteriums
über die Verordnung des Reichspräſidenten zur
Wiederher=
ſtellung geordneter Verhältniſſe in Preußen wird folgendes
mit=
geteilt:
Das preußiſche Staatsminiſterium erhebt ſchärfſten
Wider=
ſpruch gegen die Beſchuldigung, daß das Land Preußen ſeine
Pflichten gegenüber dem Reich verletzt habe.
Die amtliche Begründung der Reichsregierung zu der
Ver=
ordnung ſieht das angebliche Verſchulden des Landes Preußen
darin, daß der preußiſche Landtag keine Mehrheitsregierung
ge=
bildet und ſich nicht aufgelöſt habe und daß der Miniſterpräſident
dazu mitgewirkt habe, daß die Auflöſung unterblieb.
Demgegen=
über wird zunächſt folgendes feſtgeſtellt: Die Bildung einer
Mehrheitsregierung durch die NSDAP. und das Zentrum
ſchei=
terte daran, daß die Reichsregierung ihrerſeits keine
verpflich=
tenden Zuſicherungen abgab, daß ſie nach Bildung dieſer
Regie=
rung den für Preußen eingeſetzten Reichskommiſſar zurückziehen
werde.
Zur vorzeitigen Auflöſung des Landtags beſteht im übrigen
keinerlei rechtliche Pflicht, geſchweige denn eine Pflicht gegenüber
dem Reich. Die Reichsregierung hatte nicht einmal eine
Aufforde=
rung zur Auflöſung an die preußiſche Regierung gerichtet. Es lag
lediglich der Wunſch der NSDAP. und des Landtagspräſidenten
Kerrl vor.
Für die Nichtauflöſung des Landtags im jetzigen Zeitpunkt
war weſentlich, daß in der augenblicklichen unruhigen Zeit nicht
beide Parlamente in der Reichshauptſtadt gleichzeitig vollſtändig
ausgeſchaltet werden können.
Wenn die Reichsregierung ferner hervorhebt, daß die
Preußen=
regierung ſich zu ihrer Information der preußiſchen Akten und
Be=
amten bedient habe, ſo iſt dazu feſtzuſtellen, daß dies der
preußi=
ſchen Regierung durch die Verordnung des Reichspräſidenten vom
18. November 1932 vorgeſchrieben iſt. Dort heißt es ausdrücklich
in Nummer 10, daß den Miniſtern mit der Bearbeitung der ihnen
verbliebenen Aufgaben betrauten Miniſterialbeamten zum
Vor=
trag zur Verfügung zu ſtellen und Akten vorzulegen ſind. Hiervon
haben die Staatsminiſter ſparſamſten Gebrauch gemacht.
Wenn die jetzigen Zuſtände unbefriedigend ſind, beruht das
auf der Einſetzung und Ausgeſtaltung des Reichskommiſſariats
und der wenig entgegenkommenden Ausführung der
Entſchei=
dung des Staatsgerichtshofes durch den Reichskommiſſar, die
in vielen Punkten dem Sinne der Entſcheidung widerſpricht. Die
neue Verordnung verſtößt hiernach gegen die Reichsverfaſſung
und gegen die Grundſätze der Entſcheidung des
Staatsgerichts=
hofes. Die preußiſche Staatsregierung wird unverzüglich die
Entſcheidung des Staatsgerichtshofs anrufen.
Auswärkiger Ausſchuß nichk mehr vor den Wahlen.
Wie das Nachrichtenbüro des Vdx. meldet, rechnet man in
parlamentariſchen Kreiſen jetzt nicht mehr damit, daß der
Aus=
wärtige Ausſchuß des Reichstages noch vor den Neuwahlen
ein=
berufen wird. Der Vorſitzende, Reichsinnenminiſter Dr. Frick,
hatte die übrigen Fraktionen von dem Wunſch der
Sozialdemo=
kraten und Kommuniſten auf ſofortige Einberufung des
Aus=
wärtigen Ausſchuſſes unterrichtet. Er hatte die Rückfrage damit
begründet, daß die Ausſchußmitglieder durch die Wahl wohl
anderweitig in Anſpruch genommen ſeien. Die übrigen
Fraktio=
nen, mit Ausnahme der beiden Antragſteller, haben denn auch
den Standpunkt eingenommen, daß der Auswärtige Ausſchuß
jetzt nicht tagen ſolle. Damit dürfte auch die als Eventualfall
vorgeſehene Einberufung durch den ſtellvertretenden
Vorſitzen=
den Abgeordneten Scheidemamn (Soz.) wegfallen.
* Die Stunde Deukſchlands.
Dreifranzöſiſche Spekulakionen.—Spiel mit Oſtlocarno.
Eine gnle Gelegenheik und eine große Gefahr.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. H. Genf, 3. Februar 1933.
Die Arbeiten des großen Abrüſtungsausſchuſſes haben mit
einer Ausſprache über den ſogenannten „Plan conſtructiv”
wieder begonnen. Das iſt vielleicht für Deutſchland überraſchend
gekommen, da man hier vielfach geneigt war, anzunehmen, daß
der franzöſiſche Plan durch die
Gleichberech=
tigungsformel vom Dezember überholt ſei.
Tat=
ſächlich iſt nicht einzuſehen, warum der franzöſiſche Plan noch
beſprochen werden ſoll, da er ſich ja mit den deutſchen
Forde=
rungen auf Gleichberechtigung nicht vereinbaren läßt.
Gleich=
berechtigung und franzöſiſcher Plan ſtehen ja ſo ſtark
miteinan=
der in Widerſpruch, daß der franzöſiſche Plan völlig
umgearbei=
tet werden müßte, um auch nur zum geringen Teil den deutſchen
Forderungen zu entſprechen. Warum, ſo wird man daher gewiß
in Deutſchland fragen, wird dieſer Plan denn überhaupt noch
in Genf ſo eingehend behandelt?
Nun, das iſt nicht ſchwer zu erklären. Die
innenpoli=
tiſchen Ereigniſſe in Frankreich haben zwar die
Stellung des eigentlichen Inſpirators der franzöſiſchen
Außen=
politik, Paul=Boncour, und des hinter ihm ſtehenden
franzö=
ſiſchen Generalſtabes nicht berührt, ſie haben aber doch ſoviel
Unruhe geſchaffen, daß die Franzoſen inzwiſchen
nicht dazu gekommen ſind, neue Ideen zu finden und durch neue
Vorſchläge die Abrüſtungsarbeiten weiter zu „fördern”. Sie
haben ſich daher auf ihren alten Plan
zurückge=
zogen, um mit der Beſprechung dieſes Plans
Zeit für neue Aktionen zu gewinnen. Dabei iſt es
ihnen ſelbſt offenbar noch völlig unklar, wie dieſe Aktionen
aus=
ſehen ſollen. Aber ſie hoffen darauf, daß Ereigniſſe an
ande=
ren Stellen der Erde eine Gelegenheit geben werden, doch noch
die Abrüſtung endgültig zu ſabotieren oder Deutſchland erneut
in eine Ifolierung zwingen zu können.
Das Ereignis, auf das man in Frankreich
vor allem in den letzten Wochen ſpekulierte, war
— erſtaunlicherweife — eine Verſtändigung mit
Ita=
lien. Die Ernennung eines neuen Botſchafters für Nom, de
Jouvenel, und der Verſuch, durch enge Beſprechungen mit Rom
zu einer Verſtändigung zu kommen, ſind jedenfalls mit einer
Jutenſität geführt worden, die darauf ſchließen läßt, daß man
es ſehr ernſt, gemeint hat. Frankreich war diesmal anſcheinend
bereit, den italieniſchen kolonialen Wünſchen weitgehend
ent=
gegenzukommen. Dieſe Beſprechungen ſind aber völlig
ergebnis=
los geblieben, ſo daß ſich dieſe franzöſiſche Hoffnung nicht
er=
füllt hat.
Die ander Hoffnung war, daß es in
Deutſch=
land zu Unruhen kommen würde, und daß dann die
SA. und der Stahlhelm irgendwie offiziell und amtlich als
Schutztruppe des Staates eingeſetzt werden würden, was man
denn in Frankreich gern als einen Bruch der Beſtimmungen
des Verſailler Friedensdiktates hingeſtellt hätte. Das hätte die
Möglichkeit ergeben, die Verhandlungen auf der
Abrüſtungskon=
ferenz zum mindeſten zu vertagen, und zwar mit der
Begrün=
dung, daß man nun erſt abwarten müſſe, wie ſich die
Verhält=
niſſe in Deutſchland entwickeln, und daß man daher Frankreich
nicht zumuten könne, irgendwelche Zugeſtändniſſe bezüglich ſeiner
Sicherheit zu machen. Dieſer Plan, der natürlich noch nicht
aufgegeben iſt, fiel jedoch ebenfalls ins Waſſer,
ſo daß für die diplomatiſche Vorbereitung der
Ab=
rüſtungskonferenz nur ein weiterer Komplex
übrig blieb, der der Oſtſtaaten.
Gerade hier liegen die Dinge aber für Frankreich wenig
erfreulich. Herr Beneſch, der eine für franzöſiſchen Geſchmack ſehr
komiſche Rede über die deutſche Gleichberechtigung gehalten hat,
hat ſich an allen Plänen desintereſſiert gezeigt, die darauf
hinausliefen, ein neues Oſtlocarno zu ſchaffen. Er ſtellte ſich auf
den Standpunkt, daß ein Konflikt zwiſchen der
Tſchechoſlowakei und Deutſchland
unwahr=
ſcheinlich ſei, und daß die Tſchechoflowakei bei einem
deutſch=
polniſchen Konflikt ſich wahrſcheinlich neutral verhalten würde.
Das heißt alſo, der Verſuch, die Sicherheitsfrage auf Umwegen
über die Oſtſtaaten aufzurollen, war ausſichtslos, da eine
alleinige Initiative Polens doch zu
durchſich=
tig geweſen wäre, um nicht zu erkennen, daß hier Polen
für Frankreich focht, und daß Frankreich ſich von den übrigen
Oſtſtaaten diſtanziert hätte. So mußte man dieſe Idee vorläufig
fallen laſſen, da ja hier keine Ausſicht beſtand, mehr als
frucht=
loſe Ausſprachen hervorzubringen.
Das muß man wiſſen, um zu verſtehen, warum der erſte
Tag der Ausſprache der großen Abrüſtungskonferenz einen ſo
merkwürdigen Verlauf genommen hat. Denn die große
Ueberraſchung für Genf und für die nicht Eingeweihten
war, daß die Italiener — der Privatſekretär Muſſolinis,
Aloiſi — es auf ſich nahmen, den Franzoſen eine
Abfuhr zu verpaſſen, während der deutſche Vorſtoß, auf
den die Franzoſen ſtark gehofft hatten, in der Form ſo milde
war, daß ſie darauf ſchlecht reagieren konnten. Der Vorſtoß des
Aloiſi zeigte eben, daß die Vorbereitungen der Franzoſen
ver=
geblich geweſen waren, und daß ſie mit ihrem großen
Ab=
rüſtungsplan tatſächlich erfolglos geblieben ſind. Die Kerbe in
die nicht nur Aloiſi, ſondern auch Nadolny ſchlug, war
außer=
dem zu deutlich. Hier wurde klar verlangt, daß die
Fran=
zoſen erſt einmal eine Reihe von effektiven
Ab=
rüſtungsmaßnahmen zugeſtehen ſollten, ehe
man weiter verhandeln würde. In dieſer Linie
be=
wegten ſich auch die Engländer, die der Anſicht ſind, daß
die Franzoſen erſt einmal poſitive Abrüſtungszugeſtändniſſe
(Verminderung der Tanks, der ſchweren Artillerie, der
Flug=
zeuge uſw.) machen müſſen, ehe man weiter verhandeln kann.
Der Druck, der in dieſer Richtung auf Frankreich ausgeübt wird,
dürfte ſich daher in den nächſten Tagen und Wochen noch
be=
deutend verſtärken.
Die große Frage, die vom deutſchen Standpunkt aus erhoben
werden muß, iſt jedoch, was man von uns verlangen wird, wenn
die Franzoſen tatſächlich dazu gezwungen werden, die genannten
Abrüſtungsmaßnahmen zuzugeſtehen. Hier haben Nadal=
Seite 4 — Nr. 38
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 7. Februar 1933
Abrüſtung und Mandſchurei=Konflikt.
Reſtloſe Ablehnung der franzöſiſchen Sicherheitswünſche. — Franzöſiſche Ablenkungsmanöver.
Deukſchland drängt auf konkrete Enkſcheidungen. — Ein Beſchluß gegen Japan.
Bayeriſcher Skaaksrak beim Pizekanzler.
Wiederholtes Erſuchen um Audienz beim
Reichs=
präſidenken abſchlägig beſchieden.
Der Vizekanzler empfing am Sonntag den bayeriſchen
Staatsrat Schäffer, der ihm zugleich ein Schreiben des bayeriſchen
Miniſterpräſidenten übermittelte. Im Verlaufe der Ausſprache
betonte der Vizekanzler, daß ſein wiederholt abgelegtes
Bekenntnis zu der föderaliſtiſchen Grundlage
des Reiches unter Wahrung der Eigenrechte der
Länder gerade den bayeriſchen Herren bekannt ſei. In dieſer
ſeiner Auffaſſung ſei kein Wandel eingetreten, und ihm ſei nicht
bekannt, daß irgend ein Anlaß vorläge, der die
Befürch=
ungen der bayeriſchen Staatsregierung
gegen=
üiber der neuernannten Reichsregierung rechtfer=
Eigen könnte.
* Ueber den Beſuch des Führers der Bayeriſchen Volkspartei,
SStaatsrat Dr. Schaeffer, beim Vizekanzler von Papen iſt von
der Wilhelmſtraße ein Communiqué ausgegeben worden, das
nach Anſicht der Bayern den Verlauf der Unterhaltung nur zum
Teil richtig wiedergibt. Es wird bemängelt, daß man die
Oef=
fentlichkeit nicht darüber unterrichtet hat, daß Staatsrat Dr.
Schaeffer die Erklärung von Papens vom Standpunkt der
Län=
der für unbefriedigend angeſehen hat. Papen hatte in der
Unter=
haltung noch einmal ein Bekenntnis zum föderativen Staat
abgelegt. In dem Geſpräch iſt auch ein Schreiben des bayeriſchen
Miniſterpräſidenten Held behandelt worden, das Staatsrat Dr.
Schaeffer dem Vizekanzler übergeben hat. Dr. Schaeffer hat
gleichzeitig um eine Unterredung beim Reichspräſidenten
nach=
geſucht, hat aber eine abſchlägige Antwort erhalten, weil der
Reichspräſident Parteiführer nicht mehr empfängt. Herr Schaeffer
wollte dann in ſeiner Eigenſchaft als Mitglied der bayeriſchen
Staatsregierung den Reichspräſidenten ſprechen, hat ſich aber auch
hier einen Korb geholt mit der Begründung, daß der
Reichs=
präſident nicht in der Lage ſei, eine Unterhaltung mit Schaeffer
in die Reihe der vorgeſehenen Beſuche einzurangieren. Der
Reichspräſident hat aber hinzufügen laſſen, daß er bereit ſei, den
bayeriſchen Miniſterpräſidenten Dr. Held anzuhören, falls er um
einen Empfang nachſuchen würde. Staatsrat Schaeffer hat ſich
mit dieſem Beſcheid am Montag nach München zurückbegeben.
Prokeſt der Chriſtlichen Gewerkſchaften.
Die Sozialdemokraten müſſen damit rechnen, daß jede Zeitung,
die ihren Parteiaufruf für die Wahl veröffentlicht, verboten wird,
und daß ihre Flugblätter, die den Aufruf verbreiten, der
Beſchlag=
nahme verfallen. Ein Paſſus im Aufruf hat jedenfalls dem
Ber=
liner Polizeipräſidenten bereits eine Handhabe zum Verbot des
„Vorwärts” gegeben.
Jetzt beklagen ſich die Chriſtlichen Gewerkſchaften darüber, daß
die Sozialdemokraten eine gemeinſchaftliche Erklärung der
Gewerk=
ſchaften benutzen, um unter ihrem Schutz einen Wahlaufruf in die
Oeffentlichkeit zu bringen. Sie laſſen Flugblätter verteilen, die
dieſe Erklärung bringen, auf der Rückſeite aber den
ſozialdemo=
kratiſchen Wahlaufruf enthalten.
Die Chriſtlichen Gewerkſchaften legen gegen dieſes Manöver
bereits ſchärfſten Proteſt ein, zumal durch die gemeinſame
Ver=
bindung dieſer Erklärung und des Wahlaufrufs der SPD. der
Eindruck entſtehen könnte, als deckten die Chriſtlichen
Gewerk=
ſchaften auch den Wahlaufruf der Sozialdemokratiſchen Partei.
Es wird ſogar im „Deutſchen” ein drohender Ton angeſchlagen und
feſtgeſtellt, daß die Freien Gewerkſchaften eine „derartige
unehr=
liche, parteipolitiſche Agitation” unterbinden müſſen, wenn ſie
Wert auf gemeinſame Gewerkſchaftserklärungen legen.
Genfer Rückzugsgefechte.
Genf, 6. Februar.
Das unumwundene non possumus der engliſchen
Regierung hat mit einem Schlage die Illuſionen
zer=
ſtört, denen man ſich in Frankreich über die Verwendbarkeit des
„Konſtruktivplanes” als taktiſches Mittel im Kampfe um die
Ab=
rüſtung hingegeben hatte. England iſt mit erfreulicher
Deut=
lichkeit zu ſeiner ſchon vor Jahren gemeinſam mit
Deutſchland vertretenen Auffaſſung
zurückge=
kehrt, daß für die Sicherheit, ſoweit ſie überhaupt durch
Verträge erreicht werden kann, ſchon mehr als
ge=
nug geſchehen iſt, und daß der zuverläſſigſte
Sicher=
heitsfaktor eben in der Abrüſtung liegt. Die
italieniſche Preſſe nimmt nach den entſchiedenen Genfer
Erklärungen Aloiſis auch kein Blatt mehr vor den
Mund und ſpricht von einem Plan zur Umgehung der Abrüſtung
und zur Sicherung des franzöſiſchen Bündnisſyſtems, wobei ſie auf
die eigenartige Rolle gewiſſer Verbündeter Frankreichs hinweiſt,
die auf allen Seiten von entwaffneten Staaten umgeben ſind und
doch am lauteſten nach neuen „Sicherheiten” rufen.
Die Umſtellung der franzöſiſchen Taktik
gegenüber dieſer reſtloſen Ablehnung weiterer
Sicherheiten durch die für Europa maßgebenden Großmächte,
tritt bereits in die Erſcheinung. Man verſucht den unvermeidlich
ge=
wordenen Rückzug durch verſchiedene Ablenkungsmanöver
zu decken, indem die Pariſer Preſſe eine plumpe Hetze gegen
den Freiwilligen Arbeitsdienſt, den ſie als
ver=
kappte Aufrüſtung hinſtellen will, unternimmt. Daladier
ſprach in ſeiner Regierungserklärung von den „befreundeten
Mächten und allen, die guten Willens ſind”. Will er nach
berühm=
ten, aber von ihm ſelbſt ſtets abgelehnten Vorbildern nunmehr
auch unter fadenſcheinigen Vorwänden die „Böswilligkeit‟
Deutſch=
lands zum Ausgangspunkt ſeiner Politik machen? Das würde die
Vermutung begründen, daß auch er den „möglichſt geringen
Rüſtungsaufwand”, von dem die gleiche Erklärung ſpricht, auf
einem möglichſt hohen Niveau halten möchte.
Unkerredung zwiſchen Paul=Boncour und Nadolny.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour empfing am
Montag vormittag den Beſuch des deutſchen Vertreters auf der
Abrüſtungskonferenz, Botſchafter Nadolny. In der Beſprechung,
die etwa ¼4 Std. dauerte, wurde das Arbeitsprogramm der
Ab=
rüſtungskonferenz beſprochen. Wie man hört, hat Botſchafter
Nadolny dem franzöſiſchen Außenminiſter den deutſchen
Stand=
punkt hierüber dargelegt und dabei vor allem betont, daß die
Konferenz nunmehr endlich zu konkreten und wirkſamen
Ab=
rüſtungsmaßnahmen kommen müſſe.
Paul=Boncour hatte im Verlaufe des Vormittags weitere
Beſprechungen mit dem engliſchen Vertreter Unterſtaatsſekretär
Eden und dem Vizepräſidenten der Abrüſtungskonferenz, Politis.
Paul=Boncour wird vorausſichtlich am Dienstag im
Hauptaus=
ſchuß der Abrüſtungskonferenz eine große Rede halten und dabei
auf die ſcharfe Kritik, die der franzöſiſche Sicherheitsplan in der
Debatte bisher gefunden hat, antworten.
Scharfe ruſſiſche Krikik am franzöſiſchen Plan.
Im Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz wurde die
Aus=
ſprache über den franzöſiſchen Sicherheitsplan fortgeführt. Dabei
ſetzten ſich der griechiſche Delegierte Politis und der polniſche
Ver=
treter Raczinſky für den franzöſiſchen Plan ein, während der
ruſſiſche Außenkommiſſar Litwinow an dieſem Plan eine ſcharfe
Kritik übte. Er ſtellte abermals die Forderung auf, daß die
Sicher=
heit aller Völker durch eine vollkommene Abrüſtung garantiert
werden müſſe. Litwinow reichte der Konferenz einen dreiſeitigen
Entſchließungsentwurf ein, durch den feſtgeſtellt werden ſoll, daß
jeder Staat als Angreifer und Verletzer des Kellogg=Pakts
er=
klärt werden ſolle, der einem anderen Staat den Krieg erklärt
oder militäriſche Handlungen gegen deſſen Gebiet eröffnet. Hierbei
dürften weder innerpolitiſche Entwicklungen noch
Wirtſchafts=
oder ſonſtige Fragen einen Vorwand für einen Angriff bieten.
Mandſchukuo wird nichk anerkannk.
Genf, 6. Februar.
Der Neunzehnerausſchuß der Völkerbundsverſammlung hat
am Montag bei der Beratung des Schlußberichtes des
Völker=
bundes im chineſiſch=japaniſchen Mandſchureikonflikt Beſchlüſſe
gefaßt, die ſich im weſentlichen gegen Japan richten und in
Genf erhebliches Aufſehen hervorgerufen haben. Der Ausſchuß
einigte ſich dahin, in den Empfehlungen die Gültigkeit der
inter=
nationalen Verträge, d. h. des Völkerbundspaktes, des Kellogg=
Pakts und des Neunmächte=Vertrages zu betonen. Weiter ſoll
der Bericht auf der Grundlage des 9. Kapitels des Lyttonberichts
aufgebaut ſein, der die Anerkennung der Hoheitsrechte Chinas
in der Mandſchurei und Vorſchläge für eine weitgehende
Auto=
nomie dieſes Gebietes ausſpricht. Ferner ſoll in den
Empfehlun=
gen die Nichtanerkennung des von Japan ins Leben gerufenen
Mandſchureiſtaates ausgeſprochen werden. Nach der
Ausarbei=
tung des Berichts ſollen auch die Vereinigten Staaten und
Ruß=
land um ihre Zuſtimmung zu dieſen Grundſätzen gebeten werden.
Damit haben die von China mit großer Schärfe aufgeſtellten
Forderungen im Völkerbund einſtweilen den Sieg davon
getra=
gen; es iſt nunmehr Aufgabe des Redaktionsausſchuſſes, den
Bericht in entſprechender Form auszuarbeiten.
Welche Rückwirkungen dieſe Beſchlüſſe auf die Haltung
Japans gegenüber dem Völkerbund haben werden, bleibt noch
abzuwarten.
Beginn der japaniſchen Offenſive gegen die
Provinz Dſchehol.
Von chineſiſcher Seite wird mitgeteilt, daß die große
japa=
niſche Offenſive gegen die Provinz Dſchehol am
Sonntag nach ſtarker Artillerievorbereitung begonnen habe.
Der Stabschef der japaniſchen Armee, General Kaiſcho,
er=
klärte, der Befehl zum Angriff auf die Provinz Dſchehol
ſei ſoeben vom japaniſchen Kriegsminiſterium
er=
teilt worden. Die japaniſchen Truppen würden gegen die
Chineſen vorgehen, um die Provinz Dſchehol inden
Be=
ſitz der mandſchuriſchen Regierung zu bringen.
O
Max Mauer
Sofi Mayer
geb. Götz
Vermählte
Darmstadt, 5. Februar 1933
Kaupstr. 54.
Anläßlich meines 80. Geburtstages
erwieſene Aufmerkſamkeiten in
Ge=
ſchenken und Gratulationen, ſage
ich hiermit meinen herzlichſten Dank.
Frau M. Willenbücher Bwe.
Am 8. Febr. 1933 begehen die Eheleute
Jakob Roſenkranz u. Frau Helene
das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen!
Pankratiusſtr. 13.
Darmſtadt
Herr Daniel Marx in
Als=
bach a. d. B. feierte am 6. Febr.
ſeinen 70. Geburtstag. (2040
Todes=Anzeige.
Heute vormittag verſchied nach
längerem Leiden meineliebe Frau,
meine gute Schweſter
Margarethe Göttmann
geb. Scharkau
im Alter von 48 Jahren.
Im Ramen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Ernſt Göttmann.
Darmſtadt, den 6. Februar 1933.
(2047
Darmſtr. 10.
Die Beerdigung findet am
Don=
nerstag vormittag 11½ Uhr auf
dem Waldfriedhof ſtatt.
Heute iſt unſer guter, treuer Vater
prof. Franz Bock
Oberſiudienrat i. R.
infolge eines Herzſchlags plötzlich und unerwartet von
uns gegangen.
Ria Bock
Hedwig Bock
Ilſe Bock
Otti Bock.
Darmſiadt, den 3 Febr. 1933.
Mathildenſtraße 31.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, nachmittag 2 Uhr, auf dem
Todes-Anzeige.
Der liebe Gott hat heute nacht unſeren lieben,
guten Bruder, Onkel und Vetter
Herrn Rudalf Wiegand
nach kurzem ſchweren Leiden, verſehen mit den
hl. Sterbeſakramenten, im 87. Lebensjahre zu ſich
genommen.
Eberſtadt (Neue Schwanenſtr. 33), 6. Febr. 1933.
In tiefer Trauer:
Marie Wiegand.
Die Beerdigung findet in Darmſtadt von der
Kapelle des Friedhofs an der Nieder=Ramſtädter
Straße am Mittwoch, nachm. 3½ Uhr, ſtatt.
mit 100 gr
Feinsilber-
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RM. 58.—
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Ratenzahlang.
50 Jahre Fadrik-
Carantie.
Kata-
log v. Musterfrei
Waldfriedhof ſtatt.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten die
trau=
rige Mitteilung, daß geſtern mittag ½2 Uhr unſere
treue, liebe Mutter, Schweſter, Tante und Schwägerin
Frau Dorothea Lehr
geb. Lehr
im Alter von 64 Jahren nach kurzem Leiden ſanft dem
Herrn entſchlafen iſt.
Die tieftrauernden Kinder:
Gretel und Lina Lehr.
(2036
Darmſtadt, den 6. Februar 1933.
Die Beerdigung findet ſtatt: Mittwoch, den 8. Febr.
1933, nachm. ½3 Uhr, auf dem Beſſunger Friedhof.
Heute früh ½7 Uhr iſt meine liebe Frau, unſere
gute Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Johanna Marmor
geb. Hartkopf
von kurzem ſchwerem Leiden erlöſt worden.
Darmſtadt, New=York, New=Orleans und Mieder=
Ingelhelm, den 5. Februar 1933.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Marmor, Wilh. Gläſſingſtr. 8.
Die Beiſetzung findet in der Stille ſtatt.
Makraßen
aufarb. v. 7 ℳ an.
Ang. u. D. 246 Gſch.*
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Alice Hotz,
Saalbauſtr. 70.
bei Stichel.
(1968b)
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgang unſeres lieben Eniſchlafenen
Herrn Georg Heinrich Schenkel
ſagen wir von Herzen Dank. Ganz beſonders danken wir
HerrnPfarrer Berckfürdie troſtreichenWorte am Grabe, dem
Geſangverein, Liederkranz” und dem MilitärvereinRoßdorf,
ſowie allen denen, die ihm die letzte Ehre erwieſen haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Roßdorf, Hintergaſſe 4, den 5. Februar 1933. (2052
Eliſabethe Schenkel, geb. Hanſtein.
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Nachſtehend das Rezept:
1 Liter Köſtritzer Schwarzbier, 1 Stückchen Zimt,
etwas dünn geſchälte Zitronenſchale und nach
geſchmack Zucker. Man bringt das Bier zum
Kochen, quirlt indeſſen zwei Eidotter (bevorzugen
Sie hierbei deutſche Friſcheier) in ¼ Liter Milch
und gießt unter beſtändigem Umquirlen das
kochende Bier allmählich zu.
Köſtritzer Schwarzbier iſt in den Bierhandlungen
u. Lebensmittelgeſchäften erhältlich. Hertretungen
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Dienstag, 7. Februar 1933
Nr. 38 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 7. Februar 1933.
Einigung im Darmſtädker Flugſpork.
Den vereinigten Bemühungen Prof. Linkes=Frankfurt und
Prof. Georgiis=Darmſtadt iſt es am Montag gelungen, eine
Einigung unter den Flugſport treibenden Vereinen, zwiſchen dem
MFS. und den Heſſenfliegern, herbeizuführen. Der MFS. mit
mehr als 40 aktiven Piloten übernimmt auf Grund des einmütig
beſchloſſenen Abkommens den Motorflugbetrieb. Die
Heſſen=
flieger betreuen den Segelflugbetrieb. Damit iſt auch den
Ab=
ſichten des neuen Luftfahrtminiſters, alle Flugſportverbände in
einem Verband zuſammenzufaſſen, in Darmſtadt der Boden
be=
reitet.
—Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die
Kirchenregie=
rung wurde dem Pfarrer Hans Heuſel zu Kirch=Brombach die
evangeliſche Pfarrſtelle zu Mainz=Mombach, Dekanat Mainz,
übertragen.
— 40jähriges Jubiläum. Der Generaldirektor und Regiſſeur
Willy Roemheld begeht heute ſein 40jähriges Jubiläum. Es
zog den jungen Roemheld . zur Bühne. Unterricht gab ihm
Emil Werner, der ehemalige Generaldirektor des Hoftheaters und
der Hofmuſik. Am 7. Februar 1893 — alſo vor nun 40 Jahren
gaſtierte Roemheld in Aſchaffenburg als „Chevalier Dumont” im
„Verſchwender”. Im ſelben Jahre noch kam ein Engagement ans
Lübecker Stadttheater. Ein Jahr ſpäter Reſidenztheater und Neues
Theater in Berlin, Später übernahm Roemheld die Leitung am
Friedrich Wilhelmſtädtiſchen Theater in Berlin. Dies vom
Schau=
ſpieler und Regiſſeur. Nicht beſchränkt und begrenzt auf einen
kleinen Wirkungskreis, vermochte er ſeine Tatkraft am beſten auf
Tourneen zu entfalten, auf die er ſich mit ſeinem ſüddeutſchen
Dialekttheater begab, einer Gründung von ihm. Schon vor
35 Jahren begab ſich der Jubilar von Berlin aus mit eignem
Enſemble auf Gaſtſpielreiſen, die von durchſchlagendem
künſtle=
riſchem Erfolg begleitet waren und die ihn nach allen Großſtädten
Deutſchlands und des Auslands führten. Und dann ſchritt er zur
Gründung des Saalbautheaters in Darmſtadt im Jahre 1902 und
des Woogsplatztheaters. Später eröffnete Roemheld noch das
Willy=Roemheld=Theater im früheren Coloſſeum in Worms. In
den letzten Jahren hat Generaldirektor Roemheld in Verbindung
mit Bühnenvolksbildungsvereinen u. a. muſtergültige
Vorſtellun=
gen in verſchiedenen Landſtädten veranſtaltet und iſt auch jetzt
noch dauernd auf dieſem Gebiet tätig. In weiten Kreiſen wird
man ſeines Jubiläums gerne gedenken.
Wohlfahrtsfeier. Die Frauenhilfsgruppe der STA. (
Mit=
glied des Deutſchen Paritätiſchen Wohlfahrtsverbandes „Fünfter
Wohlfahrtsverband”) hält ihre diesjährige Wohlfahrtsfeier am
Donnerstag, den 9. Februar 1933. 4 Uhr nachmittags, im Saale
der Loge, Sandſtraße 10. Freunde und Gönner ſind herzlich
will=
kommen. Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Oberfürſorgerin
Schweſter Hulda Joſt, Berlin hält einen Fachvortrag, während
die Schüler des Seminars Marienhöhe, mit muſikaliſchen
Dar=
bietungen dienen.
— Evang. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Wir
bit=
ten nochmals ebenſo herzlich wie dringend, alle unſere Mitglieder,
ihre Angehörigen, ſowie die übrigen Gemeindeglieder und Jugend,
den Beſuch der Monatsverſammlung heute abend nicht zu
ver=
ſäumen, da das wichtige Thema „Sekten der Gegenwart” von
Herrn Pfarrer Köhler behandelt wird, an das ſich eine
Aus=
ſprache anſchließt.
— Reichsverband deutſcher Kriegsopfer e. V. —
General=
verſammlung. Nachdem der 1 Schriftführer Kamerad Göbel das
Protokoll der vorjährigen Generalverſammlung verleſen hatte.
erſtattete der 1. Vorſitzende Kamerad Maul den Jahresbericht.
Er gedachte hierbei der verſtorbenen 4 Mitglieder und wies
darauf hin, daß die allgemeine große Notlage den Kriegsopfern
durch die wiederholten Notverordnungen und die hierdurch
be=
dingten Aenderungen der Verſorgungsgeſetze außerordentlich
große Härten gebracht haben. Der im Juli vorigen Jahres
er=
folgte Zuſammenſchluß der beiden Verbände: Zentralverband=
Reichsverband bewies die Notwendigkeit des Zuſammenhaltens.
Hierauf erſtattete der Rechner Kamerad Bayer, den
Kaſſen=
bericht. Der Mitgliederſtand iſt faſt der gleiche geblieben. Die
Neuwahl des Vorſtandes ergab mit Ausnahme einiger kleiner
Veränderungen die Wiederwahl des alten Vorſtandes. Zum
Schluß richtete noch der Gauvorſitzende Kamerad Mosbach,
wel=
cher ebenfalls erſchienen war, einige Worte an die Mitglieder
mit dem Dank für die muſtergültige Leitung und den beſten
Wünſchen für das weitere Wohl der Ortsgruppe Darmſtadt.
— Das Bild des Todes in der neueren Malerei. Ueber
die=
ſes Thema ſpricht Herr Dr. R. Péerard in einem
Lichtbilder=
vortrag am Freitag, den 10. Februar, um 20 Uhr, im
Landes=
muſeum (Paradeplatz Turmeingang) Der Vortrag behandelt
die Einſtellung der Menſchen zum Tode und das Ringen der
Künſtler um die Form für dieſe Anſchauungen. Zu dieſem
Vor=
trag iſt jedermann herzlichſt eingeladen. Es wird ein kleiner
Unkoſtenbeitrag erhoben. Karten in der Geſchäftsſtelle der
Volks=
hochſchule und am Saaleingang.
Heſſiſches Landestheater.
Februar 20—2134 Uhr.
Fünftes Sinfonie=Konzert. Pr. 0.90—5.— Mirtwoch
8 Februar 19½—22 Uhr, B 14
Tosca.
Pr. 0.60—5.— Donnerstag.
9. Februar 19½—22 Uhr. Darmſt. Volksb. C, Gr. 1—1V
Pr. 0.50—4.50 Mk.
Katharina Knie. Kleines Haus Dienstag.
2Jfraaß Anf. 19½, Ende nach 221 Uhr. Außer Miete,
Pr. 0.50—2.50 Mk.
Der Muſtergatte. Mittwoch,
8 Februar Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.Miete V9
Pr. 0.70—3.80 Mk
Marius ahoi! Donnerstag.
9. Februar Anf. 19½. Ende b. 22 Uhr. Zuſ.=Miete III7
Die Entführung aus dem Serail. Pr. 0.80—4,50
— Landestheater. Heute abend wird im fünften
Sym=
phoniekonzert der berühmte und weltbekannte Violoncello=
Künſtler Emanuel Feuermann das Konzert für Violoncello
und Orcheſter in 4=Moll von Robert Schumann und das
Kon=
zert für Violoncello und Orcheſter von L. Boccherini ſpielen.
Robert Schumann ſchrieb dieſes Konzert im Jahre 1850, die drei
knapp gehaltenen Sätze ſind zu einem durchgeſpielten Ganzen
zuſammengefügt. Das Landestheaterorcheſter bringt unter
Lei=
tung von K. M. Zwißler Debuſſys „La Mer” zur hieſigen
Erſtaufführung. Der Meiſter der impreſſioniſtiſchen Muſik hat
die drei ſinfoniſchen Skizzen „Vom Morgen bis zum
Abend am Meer” „Wellenſpiel” und
Zwie=
geſpräch des Windes mit dem Meer” überſchrieben.
Am Anfang der Vortragsfolge ſteht eine Orcheſterſuite von H.
Hagen, die hier ihre Uraufführung erlebt. — Am Freitag,
den 10. Februar, geht die Klaſſikeraufführung „Der Richter
von Zalamea” von Calderon in der deutſchen Bearbeitung
von Eugen Gürſter, zum erſten Male in Szene. Inſzenierung:
Kurt Hirſchfeld. Bühnenbild: „Reinking Philipp II. —
Weſtermann, Creſpo — Faber. Don Lope — Keim Don Alvaro
— Ginsberg, Juan — Kutſchera, Jſabel — Hoffart, Ines
Corinth, Sergeant — Baumeiſter, Rebolledo — Gallinger,
Chiſpa — Palmer, Ratsſchreiber — Keßler.
* Pom deutſchen Münzweſen.
Als 260 verſchiedene Münzſorken in Deutſchland umliefen. — wie die deutſche Münzeinheit enkſtand.
Der Kaufmann krug viele Kilogramm Silber und Kupfer im Geldbeukel.
Münzſorten ſollten dadurch ihre Gültigkeit verlieren. Der
Ge=
danke war ſehr ſchön, denn es wäre dadurch nicht nur ein Münz=
Der „Taler” und ſeine Geſchichle.
chaos beſeitigt worden, ſondern man hätte auch die Geldbeutel der
Die Regierung will das Münzweſen vereinfachen,
den Taler und das Zweimarkſtück abſchaffen und
das Fünfmarkſtück kleiner machen.
Unſer Münzweſen ſoll vereinfacht und „erleichtert” werden.
Das Zweimarkſtück und der Taler ſollen verſchwinden, und das
Fünfmarkſtück ſoll kleiner und leichter werden, denn es werden
ſeit langer Zeit Klagen darüber laut, daß wir zu viele und zu
ſchwere Geldſorten haben. Die heutigen Menſchen können ſich keine
Vorſtellung davon machen, wie es in vergangenen Jahrhunderten
in Deutſchland ausgeſehen hat, denn ſonſt würden ſie ganz ſtill und
beſcheiden ſein. Von der ungeheuren Anzahl der verſchiedenen
Münzſorten, die noch bei Regierungsantritt Friedrichs des Großen
in Deutſchland im Umlauf waren, macht ſich wohl heute kein
Menſch mehr eine richtige Vorſtellung. In zwei Reichsgutachten
vom 13. April 1737 und 10. September 1738 wurde bereits der
Antrag geſtellt, einen für das ganze Reich gültigen Münzfuß
her=
zuſtellen. Kaiſer Karl II., der im Oktober 1740 ſtarb, hat kurz
vor ſeinem Tode dieſem Gutachten beigeſtimmt und eine
Unter=
ſuchung der wichtigen Frage angeordnet. Es wurden darum die
Münzwardeine nach Regensburg berufen, um die Vorarbeiten für
eine einheitliche Reichsmünze zu machen. Sie ſtellten zunächſt feſt,
daß in Deutſchland damals nicht weniger als 260 verſchiedene
Sil=
ber= und Goldmünzen im Umlauf ſeien, nämlich 25 ausländiſche
Goldmünzarten und 38 ausländiſche Silbermünzarten ſowie 58
inländiſche Gold= und 139 inländiſche Silbermünzarten. Dazu
kamen noch die verſchiedenen Kupfermünzarten. Man mußte alſo
geradezu ein ungewöhnliches Wiſſen haben, um ſich in dieſem
un=
geheuren Wirrwarr des Münzweſens auszukennen. Man wollte
nunmehr als einzige Goldmünzen den Dukaten zu 4 Gulden und
den Golddukaten zu 3 Gulden ſowie als einzige Silbermünze den
Taler zu 2 Gulden ſchaffen. Alle die zahlreichen verſchiedenen
Anmeldung von Schülern und Schülerinnen
für die höheren Schulen.
Die Anmeldungen zu den höheren Schulen Darmſtadts,
insbeſondere für diejenigen Schüler und Schülerinnen, die nach
vierjährigem Beſuch der Grundſchule in eine höhere Schule
über=
treten wollen, müſſen in den nächſten Tagen erfolgen. Aus
zahl=
reichen Anfragen an die Schulen geht hervor, daß es den Eltern,
deren Kinder hierfür in Betracht kommen, gerade in dieſem Jahr
oft recht ſchwer fällt, ihren Entſchluß zu faſſen. Die
außerordent=
lichen Schwierigkeiten, bei der derzeitigen Wirtſchaftslage junge
Menſchen nach abgeſchloſſener Schulbildung in einem Beruf
un=
terzubringen, und die vorläufige Ausſichtsloſigkeit faſt jeden
Studiums an einer Hochſchule laſſen leicht die Meinung
aufkom=
men, als ſei der Beſuch einer höheren Schule überhaupt zwecklos
und bedeute Zeit= und Geldverſchwendung. Dieſe Anſicht iſt
durchaus irrig. Wie die allgemeinen Verhältniſſe liegen
wer=
den, wenn die jetzigen Sextaner nach vielen Jahren die Schule
verlaſſen werden, läßt ſich mit dem beſten Willen nicht
voraus=
ſehen. Eine Umſchulung in ſpäteren Jahren bereitet aber
erfah=
rungsgemäß Schwierigkeiten und Koſten oder iſt oft überhaupt
nicht mehr möglich. Auf jeden Fall wird gerade die Enge der
Berufsausſichten leider, aber unausbleiblich zu einem um ſo
ſchärferen Wettbewerb führen, bei dem ſich ſchließlich diejenigen
durchſetzen werden, die neben perſönlicher Tüchtigkeit auch alle
vorhandenen Schulbildungsmöglichkeiten weitgehendſt ausgenutzt
haben. Die Erfahrungen, die mit den in den letzten Jahren in
Induſtrie und Handel oder in anderen Berufen untergebrachten
Abiturienten gemacht worden ſind, beſtätigen dies bereits jetzt
einwandfrei. Auch iſt ganz abgeſehen von den praktiſchen
Be=
rufszwecken, eine ſorgfältige, vielſeitige und vertiefte Bildung,
um die ſich die höheren Schulen bemühen, von gar nicht
abzuwä=
gendem Wert für das ganze Leben, doppelt unentbehrlich in einer
Zeit, wo ſie meiſtens den einzigen unverlierbaren Beſitz
dar=
ſtellen wird, den beſorgte Eltern, ihren Kindern mit auf den
Lebensweg geben können. Auch minderbemittelte Eltern ſollten
nicht das Opfer ſcheuen, ihre Kinder der höheren Schule
zuzu=
führen, ſofern dieſe wirklich begabt ſind. Es iſt bis jetzt noch
immer möglich geweſen, ihnen in dieſem Falle die Möglichkeit
eines verbeſſerten Bildungsweges zuteil werden zu laſſen.
Die Frage nach der Schulgattung, die man wählen ſoll, iſt
recht ſchwer zu beantworten, muß aber auf das ſorgfältigſte
er=
wogen werden, da unzweckmäßige Einſchulung u. U. einem Kind
die ganze Schulzeit verleiden kann. In Darmſtadt ſtehen den
Eltern alle Arten der höheren Knabenſchule, das Gymnaſium,
das Realgymnaſium und die Oberrealſchule, zur Auswahl zur
Verfügung. Die beiden letztgenannten Anſtalten haben
außer=
dem Klaſſen, die nach dem Lehrplan des Reformrealgymnaſiums
unterrichtet werden, wodurch es möglich iſt, Schüler nach der
Obertertia ihrer Begabungsrichtung entſprechend einzuſchulen.
Eltern, die ſich über weitere Einzelheiten (Lehrplan,
Stun=
dentafeln, Lehrziele uſw.) unterrichten wollen, erhalten bei der
Direktion jeder höheren Schule bereitwilligſt Auskunft. Die
An=
meldungen, auf die noch durch beſondere Anzeige in dieſem
Blatte hingewieſen werden wird, finden am 15. und 16. Februar
ſtatt.
Du frierſt und hungerſt nicht
und gabſt noch nicht zur
Winterhilfe?
Film=Vorführung der Sonderfahrten=Abteilung der Heag.
Vor zirka 10 Tagen veranſtaltete die Sonderfahrten=Abteilung der
Heag eine Ausflugsfahrt an den zugefrorenen Rhein. Die
ge=
ſamte Fahrt wurde gefilmt und iſt nun den Teilnehmern
Ge=
legenheit geboten, die Eindrücke dieſer gemütlich verlebten
Stun=
den im Film noch einmal zu ſehen. Die Filmvorführung findet
am Donnerstag, 9. Februar, abends 20,15 Uhr, im Vortragsſaal
des Heaghauſes bei freiem Eintritt ſtatt. — Um einen zu ſtarken
Andrang zu vermeiden, wird die Sonderfahrten=Abteilung
koſten=
loſe Eintrittskarten bei dem Pförtner verabfolgen. —
Anſchlie=
ßend an die Vorführung wird, das Fahrten=Programm für die
Fernfahrten des Jahres 1933 bekanntgegeben. (Alles Nähere ſiehe
Inſerat.)
Chriſtlicher Verein Junger Männer e. V.,
Eliſabethen=
ſtraße 17 I. Wir machen darauf aufmerkſam, daß die
regelmäßi=
gen Bibelſtunden ab dieſen Monat Mittwochs und nicht, wie
ſeither. Dienstags ſtattfinden. In der Familien=Bibelſtunde
morgen abend 8.30 Uhr wird Herr Studienrat Knöpp ſprechen.
Gäſte willkommen.
Kaufleute ſtark erleichtert. Sie mußten häufig viele Kilogramm
Silber und Kupfer bei ſich führen, wenn ſie eine Zahlung leiſten
wollten. Auf der am 21. September 1753 ſtattfindenden
Münzkon=
vention des Deutſchen Reiches traten aber nur Oeſterreich, Bayern,
Sachſen und die Pfalz den Verträgen bei. Die ſüddeutſchen
Zoll=
vereinsſtaaten nahmen durch Vertrag vom 25. Auguſt 1837 den
24½=Guldenfuß an, ſo daß erſt im 19. Jahrhundert einige
Münz=
verträge zur Münzeinheit auf größeren Ländergebieten führten.
Dem Vertrag von 1837 folgte am 30. Juli 1838 die
Doppelkonven=
tion zu Dresden, in der die norddeutſchen Staaten den preußiſchen
14=Talerfuß einführten. Dieſe Münzſorten wurden immer wieder
geändert, hauptſächlich durch den Wiener Vertrag vom 24. Januar
1857, der erſt durch die Einführung der deutſchen Reichswährung
hinfällig wurde. Eine der beliebteſten und älteſten Münzen dieſer
Währungen war der Taler, der jetzt verſchwinden ſoll. Sein Name
iſt vom „Joachimstaler” abgeleitet, der aus dem Silber aus
Joachimstal in Böhmen hergeſtellt wurde und ſeit dem Jahre 1518
eine deutſche Hauptmünze iſt. In Brandenburg gibt es ſeit dem
Jahre 1551 den Taler. Schließlich wurde dieſe Geldmünze ſo
be=
liebt, daß es mehr als 30 verſchiedene Sorten von Talern gab, wie
z. B. den Albertus=, Kronen=, Kreuz=, Laub= und Speziustaler,
die ungefähr die häufigſten waren. Durch die Reichsgeſetzgebung
wurde der Taler im Jahre 1566 anerkannt. Auch Wallenſtein ſchuf
einen beſonderen Taler. Der jetzige deutſche Taler, der ſogenannte
Reichstaler, der in Wirklichkeit gar kein Taler iſt, ſondern ein
Dreimarkſtück und auch den Namen Taler gar nicht mehr führt, iſt
aus dem preußiſchen Taler, von 1764 hervorgegangen. Dieſer
preußiſche Taler wurde für die meiſten Staaten Norddeutſchlands
das Vorbild. Allerdings haben die verſchiedenen Taler auch
ver=
ſchiedene Werte gehabt. So hatte z. B. der ſächſiſche Taler einen
Wert von 30 Neugroſchen zu 10 Pfennig, der Hannoverſche zu 24
guten Groſchen zu 12 Pfennig. Allen dieſen verſchiedenen
Münz=
arten machte die deutſche Münzeinheit ein erfreuliches Ende.
Arksgewerbeverein und Handwerker=Vereinigung
Darmſtadl.
—In der vierten Winterverſammlung hielt Herr Ober=
Inge=
nieur Wilh. Groß aus Darmſtadt vor einer außerordentlich
zahl=
reichen Zuhörerſchaft, unter der ſich außer den Mitgliedern auch
viele Gäſte befanden, in dem ganz überfüllten Fürſtenſaale des
Reſtaurants Chriſt, Grafenſtraße, einen auf eigene Erfahrungen
geſtützten Vortrag, über „Erlebniſſe und Eindrückeüber
Arbeiterverhältniſſe und Wirtſchaftslage im
heutigen Rußland”. Nach Begrüßung der Mitglieder und
Gäſte und einigen einleitenden Worten durch den Leiter des
Vor=
tragsausſchuſſes. Herrn Prof. Dr. W. Sonne, ſprach Herr Ober=
Ing. W. Groß in vollſtändig freier, ebenſo anſchaulicher wie
in=
tereſſanter Rede über die genannten ruſſiſchen Verhältniſſe. Aus
den feſſelnden Ausführungen des Redners ſei kurz einiges
hervor=
gehoben.
Bei einer kritiſchen Betrachtung der Wirtſchaftslage in
Ruß=
land muß ſtets berückſichtigt werden, daß dieſes Reich mit ſeiner
Entwicklung vom Agrar= zum Induſtrieſtaate um viele Jahre im
Rückſtand iſt. Wenn dieſer Maßſtab zugrunde gelegt wird, ſo ſind
die erzielten Erfolge durchaus anzuerkennen. Der Perſonenverkehr
iſt auf den Hauptbahnen, welche mit gepolſterten Klaſſen und
Schlafwagen verſehen ſind, erträglich, die meiſt überfüllten
eleitri=
ſchen Straßenbahnen ſind kaum benutzbar. Bei dem
Grenzüber=
gang beſtehen ſehr unangenehme Umwechſlungsverhältniſſe. Der
Gepäck= und Güterverkehr iſt völlig unzuverläſſig und hat große
techniſche Mängel, welche die rechtzeitige Belieferung von
Bauſtel=
len mit Materialien oft unmöglich machen. — Die
Wohnungsver=
hältniſſe in den Großſtädten ſind kataſtrophal. Es fehlt.
nament=
lich für kinderreiche Familien, an Wohnraum und Brennmaterial.
faſt alle Speiſen werden auf den ſtark rußenden Petroleumkochern
hergeſtellt. Die Wohnungsverhältniſſe auf dem Lande ſind etwas
beſſer, die Räume jedoch ſehr unſauber. Die Verſorgung der
Be=
völkerung mit Lebensmitteln iſt jetzt ſehr ſchlecht, die Menge der
rationierten Nahrungsmittel iſt um 200—300 Prozent verringert.
Beſonders ſchlecht iſt die Ernährung auf dem Lande, etwas beſſer
in den Städten, weil es dort möglich iſt, auf dem freien Markte
zu kaufen, allerdings zu phantaſtiſchen Preiſen im Verhältnis
zum Einkommen. Die herrſchende Unterernährung und das
Ver=
ſagen der Verſorgung iſt zurückzuführen einesteils auf erhöhten
Export infolge der geſunkenen Weltmarktpreiſe, andernteils auf
das Verſagen der bäuerlichen Kollektivwirtſchaften. Die Leitungen
der Geſchäfte unterſteht nur den Parteimitgliedern, die Fachleute
fehlen. Demzufolge werden die Maſchinen, insbeſondere die
Trak=
toren, ſchlecht behandelt, die Schmiermittel, Werkzeuge und
Erſatz=
teile fehlen häufig. — Anzuerkennen ſind die großen
Induſtrie=
anlagen, beſonders die Waſſerkraftanlagen im Kaukaſus, bei denen
die theoretiſche Bearbeitung von ruſſiſchen Ingenieuren beſorgt
wird, während die praktiſche Ausführung in den Händen der
aus=
ländiſchen Spezialiſten liegt. Es iſt abzuwarten, ob ſich dieſe Werke
im Betriebe bewähren werden, da es an genügenden geſchulten
Facharbeitern fehlt. — Die günſtig gehaltene Statiſtik des 5=
Jah=
resplanes iſt ſehr ſkeptiſch aufzufaſſen, da in den Zahlen auch der
Ausſchuß, welcher zeitweiſe über 100 Prozent betrug, enthalten iſt.
Anlagen, die bereits im Jahre 1932 fertig ſein ſollten, ſind heute
noch unfertig, oder gehen ſogar wieder ihrem Verfall entgegen.
das es an den nötigen Materialien fehlt. Andererſeits werden
dann wieder neue Großwerke aus Propagandazwecken in Angriff
genommen. Trotz der ſchlechten Ernährungsverhältniſſe iſt aber
objektiv eine Hebung des Standards der ruſſiſchen Arbeiterklaſſe
anzuerkennen.
Man gibt ſich in den Schulen große Mühe, ſorgt für
Weiter=
bildung und politiſche Aufklärung durch regelmäßige Kurſe und
Meinungsaustauſch in Klubs. Unter der Jugend herrſcht durchweg
ein großer Arbeitsenthuſiasmus, der auch bei uns erwünſcht wäre.
Die allgemeine Stimmung iſt jedoch ſehr unzufrieden, ſtellenweiſe
infolge eines ausgedehnten Spitzelſyſtems und der rigoroſen
Ueberwachung ſehr bedrohlich. Es gibt viel mehr Klaſſen wie bei
uns und infolgedeſſen eine ganz verſchiedene Zuteilung von
Lebensmitteln. Textilien uſw. Die Ausſichten für ausländiſche
In=
genieure und Facharbeiter ſind in Rußland augenblicklich ſehr
ſchlecht. Die Zahlung erfolgt nur in Rubeln, ohne Vergütung der
Reiſekoſten. Die Lebensmittelrationen ſind zurzeit mindeſtens auf
die Hälfte gekürzt. Rußland wird aber ſehr bald einſehen, daß es
dringend ausländiſche Spezialiſten braucht, eine vielleicht baldige
Beſſerung der dortigen Zuſtände iſt ſehr wohl möglich. Zu
emp=
fehlen iſt jedoch, daß nur ſolche Fachleute hinübergehen, die ihr
Ge=
ſchäft gründlich verſtehen, da ſonſt Enttäuſchungen unvermeidlich
ſind. — Die zahlreiche Zuhörerſchaft folgte den intereſſanten
Mit=
teilungen des Redners mit großer Anteilnahme, da wohl jeder der
Anweſenden etwas Neues über die Zuſtände in dem großen
ruſſi=
ſchen Reiche hörte, und gab ihrer Befriedigung über den Vortrag.
dem noch eine kurze Beſprechung durch Kenner ruſſiſcher
Verhült=
niſſe folgte, durch lebhaften Beifall Ausdruck. Der Leiter der
Ver=
ſammlung dankte Herrn Ober=Ing. Groß namens des
Ortsgewerbe=
vereins und der Handwerkervereinigung herzlich für ſeine
Dar=
legungen und wies auf die folgenden Veranſtaltungen des
Ver=
eines hin.
Zur Herstellung der herrlich erfrischend schmeckenden Chlorodont-Zahnpaste werden nur die
anerkannt besten Rohstoffe verarbeitet. Chlorodont, morgens und vor allem abends benutzt:
beseitigt häßlichen Zahnbelag und üblen Mundgeruch
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Ktzt
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 7. Februar 1933
Nohwerk für die weibliche Ingend.
Mit der erſten Durchführung einer Maßnahme im Rahmen
des Notwerks für die weibliche Jugend wurde in Darmſtadt am
1. Februar begonnen; Träger der Maßnahme iſt das
Arbeits=
amt Darmſtadt, mit der Durchführung betraut wurde die Alice=
Eleonorenſchube. 45 weibliche Erwerbsloſe erhalten 8
Wochen tägliche Weiterbildung während 4 Stunden am
Nach=
mittag. Die Jugendlichen ſind zur Hälfte erwerbsloſe
Hand=
werkerinnen (Weißzeugnäherinnen und Schneiderinnen), zur
Hälfte Hausangeſtellte. Der Stundenplan umfaßt für alle
Teilnehmerinnen gemeinſam täglich geiſtige Schulung, berufliche
Fortbildung, Leibesübungen. Ein gemeinſames Abendeſſen
ver=
einigt die Teilnehmerinnen, die nach Maßgabe ihrer
Berufs=
zugehörigkeit getrennt arbeiten. Für die Handwerkerinnen
um=
faßt die geiſtige Schulung Fragen des Handwerks, Arbeitsrecht,
Verſicherungsweſen, Geſchichte des Handwerks, das Handwerk in
der Literatur, Geſundheitspflege mit beſonderer Berückſichtigung
der Berufskrankheiten und deren Verhütung. Für die
Haus=
angeſtellten kommen entſprechende Themen zur Behandlung, und
für beide Berufsgruppen Familienrecht, Familienpflege,
Heim=
geſtaltung, allgemeine Geſundheitspflege, Kranken= und
Säug=
lingspflege. Zur beruflichen Weiterbildung erhalten die
Hand=
werkerinnen Unterricht im Maßnehmen Schnittzeichnen,
An=
probieren. Sie üben ſich im Gebrauch elektriſcher Näh= und
Spe=
zialmaſchinen, die in der Alice=Eleonorenſchule zur Verfügung
ſtehen, und erhalten Anweiſung zur Beurteilung und Bewertung
von Textilwaren.
Die Hausangeſtellten arbeiten in wechſelndem Stundenplan
gruppenweiſe in den Gebieten Kochen, Waſchen, Plätten,
Haus=
arbeit, Flicken und Stopfen. Der Arbeitsplan wird beſtimmt
durch das Ziel dieſes Kurſus, nämlich Ablegung der
Hausange=
ſtelltenprüfung für die Teilnehmerinnen, die die
Vorausſetzun=
gen zur Ablegung dieſer Prüfung erfüllt haben. Da die
Teil=
nehmerinnen beider Kurſe täglich ein warmes Abendeſſen
er=
halten, iſt der Kochgruppe eine Aufgabe geſtellt, die ſie voll in
Anſpruch nimmt.
Die Leitung der Kurſe liegt in den Händen der Direktorin
der Alice=Eleonorenſchule. Mit der Durchführung des
Unter=
richts ſind erwerbsloſe techniſche Junglehrerinnen betraut.
Auf dieſe Weiſe werden ſich bald Arbeitsgemeinſchaften zwiſchen
Lehrenden und Lernenden bilden und ſich ein „wechſelſeitiges
Geben und Nehmen entwickeln. In der Durchführung des
Jugendnotwerks bieten ſich Möglicheiten zur Erhaltung und
Wei=
terentwicklung beruflicher Fähigkeiten, zur Gewinnung von
Ein=
ſichten und Kenntniſſen zur Geſtaltung des Familienlebens und
zu körperlicher Ertüchtigung. Dieſe Möglichkeiten werden ſich
als durchführbar erweiſen, wenn alle Beteiligten in der gleichen
Geſinnung zuſammenarbeiten.
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die 2. Wanderung
im neuen Jahre führte in den Taunus. Dank des
Entgegenkom=
mens der Reichsbahn, die uns wegen des rechtzeitigen Anſchluſſes
in Frankfurt einen Sonderzug zur Verfügung ſtellte, kamen wir
bereits um 8,.45 Uhr an dem Ausgangspunkt der Wanderung
Saal=
burg (Lochmühle) an. Ein kurzer Aufſtieg und vor uns lag das
Jahrhunderte alte Römerkaſtell: die Saalburg. Aus früheren
Wan=
derungen bekannt, war diesmal der Aufenthalt in den
Befeſtigungs=
anlagen nur kurz. Auf bequemen Wegen erreichten wir den
Herz=
berg, einen Ausflugsort mit einem prächtigen ſteinernen
Ausſichts=
turm. Leider konnten wir des dieſigen Wetters wegen nichts von
der Ausſicht genießen, ſondern mußten mit dem zufrieden ſein was
zu ſehen war von der nächſten Umgebung. Nach einer kurzen
Früh=
ſtücksraſt in dem Gaſthauſe, deſſen Beſitzer uns alle vortrefflich
verpflegt hatte, begrüßte uns im Freien der Wanderwart des
Frankfurter Taunusklubs, Herr Jacob Stern, der mit den
Wan=
derfreunden aus der benachbarten Stadt ebenfalls bei der
heu=
tigen Wanderung hier Raſt hielt. Nach einem kräftigen „Friſch
auf” in der friſchen Morgenluft führten uns ſchöne, aber von
unten her weiche Wege, nach dem Sandplacken und von da nach
dem Feldberg. Auch hier nur Nebel und Dunſt und keine Ausſicht.
Jetzt ging es abwärts nach dem ſchönen Städtchen Cronberg dem
Endziel der Wanderung. Im gaſtlichen Hauſe des „Frankfurter
Hofes” fand das gemeinſame Mittageſſen ſtatt, bei dem der
Be=
ſitzer des Hotels, Herr Weidmann, ebenfalls alle Ehre einlegte.
Herr Forſtmeiſter Valentin der Vorſitzende der Ortsgruppe
Cron=
berg des Taunusklubs, erſchien mit ſeinen Getreuen und begrüßte
mit freundlichen Worten die heſſiſchen Wanderfreunde aufs
herz=
lichſte. Ein ſchöner Zufall war es, daß gerade an unſerem
Wander=
tage das Wandererehrungsfeſt der dortigen Ortsgruppe des
Tau=
nusklubs ſtattfand, ſo daß für Unterhaltung durch kernige
Wander=
lieder und prächtige Tänze der Jugendgruppe aufs beſte geſorgt
war. Unſer Vorſitzender, Herr Profeſſor Dr. Köſer, der es ſich nicht
hatte nehmen laſſen, nachzukommen, dankte in beredten Worten den
Cronberger Freunden und beglückwünſchte die Getreuen der
Ge=
treueſten zu ihren Ehrenzeichen, die ihnen ihre Ortsgruppe heute in
Geſtalt des ſo begehrten Wanderſtocks verleihen konnte. Nicht
zu=
letzt ſoll auch der Ortsgruppe Frankfurt des Odenwaldklubs
ge=
dacht werden, die eine Abordnung ihrer Wanderer von dem nahen
Schönberg, wo deren heutige Wanderung endete, zu uns geſandt
hatte, ein ſchönes Zeichen der inneren Zuſammengehörigkeit der
großen Familie des Odenwaldklubs. Nach der Abſtattung des
Danks an die beiden Führer der heutigen Wanderung, den Herren
Karg und Berntheiſel, die mit großer Sorgfalt und
Gewiſſenhaftig=
heit die Wanderung vorbereitet und auch durchgeführt hatten.
wurde die Rückfahrt angetreten mit dem Bewußtſein, einen ſchönen
Wandertag erlebt zu haben, der ſich an alle Wanderfahrten in den
Taunus würdig anreihen kann, wenn auch heute der traditionelle
Schnee, wie wir ihn aus früheren Fahrten von dort kennen,
ge=
fehlt hat. — Die nächſte Wanderung, die am 5. März als
Stern=
wanderung gedachtliſt, muß wegen der Reichstagswahl verlegt
wer=
den. Der neue Termin wird noch feſtgelegt und rechtzeitig
bekannt=
gegeben werden.
Aus den Parkeien.
In einer ſtark beſuchten Verſammlung des
Chriſtlich=
ſozialen Volksdienſtes ſprach deſſen weſtdeutſcher
Ge=
ſchäftsführer Ernſt Bach aus Siegen. Der Redner ſchilderte
zunächſt die deutſche Not und zeigte, daß der Marxismus ſie
nicht beheben kann, weil er nicht die ſittlichen und religiöſen
Kräfte zur Erneuerung des Staates und der Wirtſchaft dienſtbar
macht. Parteiegoismus und Mißwirtſchaft hätten die Not nur
noch vergrößert. Auch die neue Regierung Hitler=Papen=
Hu=
genberg werde nur Erfolg haben, wenn ſie mit allen Mitteln
an der ſittlichen Erneuerung unſeres Volks= und
Wirtſchafts=
lebens arbeite. Der Volksdienſt werde die neue Regierung wie
ihre Vorgängerinnen nach ihren Taten beurteilen. Erfreulich
ſei, daß die Regierung den außenpolitiſchen Befreiungskampf
be=
wußt fortführen wolle und daß die Außenpolitik in den
bewähr=
ten Händen des Herrn von Neurath liege. Zu begrüßen ſei, daß
die große nationalſozialiſtiſche Bewegung nunmehr auch
Verant=
wortung übernommen habe. Aber die Zuſammenſetzung der
Regierung gebe doch zu ernſteſten Bedenken Anlaß. Wer wird
die Führung haben? Hitler oder Hugenberg? Wie wird ſich
der Sozialismus Hitlers mit dem Kapitalismus Hugenbergs auf
die Dauer vereinigen laſſen? Wird die Nationalſozialiſtiſche
Arbeiterpartei die wohlbegründeten Rechte der Arbeiterſchaft
ſichern oder wird der ſozialreaktionäre Kurs Hugenbergs ſiegen?
Eine Blankovollmacht für vier Jahre könne der Volksdienſt der
Regierung aus Gewiſſensgründen nicht geben. Dem Volksdienſt
fielen jetzt ganz beſondere Aufgaben zu. Er müſſe das ſoziale
Gewiſſen der Regierung werden, auf daß nicht auf die Aermſten
und Schwächſten die Not abgewälzt werde, Schutzbedürftige
ent=
rechtet werden und Kleinbauern, Handwerk und Gewerbe
ver=
derben, während Generaldirektoren noch unglaubliche Gehälter
beziehen und Großgrundbeſitzer auf Reichskoſten ſaniert werden.
Ferner habe der Volksdienſt darüber zu wachen, daß eine
chriſt=
liche, evangeliſche Kulturpolitik getrieben werde, frei von Schund
und Schmutz der Großſtadt. Oder ſollte Hugenberg mit ſeiner
„Berliner Nachtausgabe” dafür ſorgen? Tief bedauerlich ſei,
wenn das deutſche Volk in zwei todfeindliche Lager
auseinander=
geriſſen würde. Hier habe der Volksdienſt die Aufgabe, Brücke
zu ſein. Nur dann könne der außenpolitiſche Freiheitskampf
Er=
folg haben, für den ſich der Volksdienſt von Anfang an in erſter
Linie eingeſetzt habe. — Geſang des Volksdienſtchorales „Wach
auf, du deutſches Land” und des Lutherliedes. Ein feſte Burg”
umrahmte die Veranſtaltung, die einen tiefen Eindruck bei den
Anweſenden hinterließ.
Tageskalender für Dienstag, den 7. Februar 1933.
Union=Theater)Abenteuer im Engadin”; Helia=Lichtſpiele: „Der
weiße Dämon”f; Palaſt=Lichtſpiele: „Tod über Schanghai”. —
Reſi: „Die Verkaufte Braut”,
*Anſteckende Blutarmut der Pferde.
Von Ober=Vet.=Rat i. R. Nuß=Darmſtadt.
Im Hinblick auf die ſtarke Zunahme der anſteckenden
Blut=
armut (infektiöſe Anämie) bei Pferden im Kreis Groß=Gerau
und in Oberheſſen, womit ſich jetzt auch der Finanzauſchuß des
Heſſiſchen Landtages beſchäftigte, iſt wohl eine kurze Beſprechung ein Drittel ihres Körpergewichts einbüßen oder binnen 2 Wochen
über das Weſen und die Merkmale dieſer Krankheit, über die
Maßnahmen zur Verhütung ihrer Verſchleppung uſw. für jeden ſuchung zeigt, daß die Zahl der roten Blutkörperchen raſch abnimmt.
Pferdehalter von beſonderem Intereſſe.
Sie iſt eine dem Pferdegeſchlecht eigentümliche Krankheit, die
durch einen unbekannten Anſteckungsſtoff hervorgerufen wird und
bald raſch, bald langſam und ſchleichend mit fortſchreitender,
maſ=
ſenhafter Zerſtörung der roten Blutkörperchen, mit anhaltendem
oder zeitweilig nachlaſſendem Fieber und mit verſchiedengradigem
Kräftezerfall verläuft.
Urſprünglich wurde die Krankheit ſchon Mitte des vorigen
Jahrhunderts zuerſt in Frankreich, ſpäter auch in der Schweiz und
vereinzelt auch in Deutſchland beobachtet, ohne daß man ſich über
das Weſen derſelben, insbeſondere über ihren anſteckenden
Cha=
rakter ganz im Klaren oder einig war. Erſt zu Beginn dieſes
Jahrhunderts haben zwei franzöſiſche Forſcher auf das ſtärkere
Auftreten in Frankreich und auf die Einzelheiten dieſer
Krank=
heit aufmerkſam gemacht. Schon bald darauf hatte auch der
Ver=
faſſer Gelegenheit, ſie in verſchiedenen Orten an der Südgrenze
von Heſſen zu beobachten und ſich von ihrer ſtarken
Anſteckungs=
fähigkeit zu überzeugen. Vorſorglich wurde ſchon damals wegen
der Bekämpfung und des Studiums der Krankheit mit
Miniſte=
rium und Univerſität in Verbindung getreten; auch ein
erkrank=
tes und ein verdächtiges Pferd zur Beobachtung dorthin geſandt,
ohne jedoch einen nennenswerten Erfolg damit zu erzielen.
Die Uebertragung erfolgt in der Hauptſache auf
infi=
zierten Weiden mit hohem Grundwaſſerſtand, wo der anſteckende
Harn nicht alsbald verſickert und beim Weiden wieder
aufgenom=
men wird, oder in unhygieniſchen Ställen, wo zur
Verunreini=
gung des Futters, der Streu und vielfach auch des Trinkwaſſers
mit Harn und mit den im Fieberanfall oder bei Durchfall
anſtek=
kungsfähigen Darmentleerungen ſich oft Gelegenheit bietet. Die
natürliche Anſteckung ſoll auch durch Vermittlung fliegender
blut=
ſaugender Inſekten erfolgen, indem dieſe den Anſteckungsſtoff wohl
rein mechaniſch von kranken oder verdächtigen oder anſcheinend
geneſenen Pferden übertragen. Ob dies jedoch für die Fälle in
Heſſen zutrifft erſcheint nach den bisherigen Beobachtungen ſehr
zweifelhaft. Eine Uebertragung wäre auch denkbar bei
Außer=
achtlaſſen entſprechender Vorſichtsmaßregeln, bei Einſpritzungen
und Impfungen mit nicht genügend gereinigten Inſtrumenten
uſw. Der Anſteckungsſtoff iſt ſchwer zerſtörbar und namentlich
gegen chemiſche Desinfektionmittel ſehr widerſtandsfähig.
Die Einſchleppung der Blutarmut erfolgt in der
Regel durch neu zugekaufte angeſteckte, aber nicht offenſichtlich
er=
krankte ſowie ſcheinbar geneſene Pferde, deren Blut jahrelang
ſeine Anſteckungsfähigkeit behält. Es iſt deshalb beim Einkauf
von Pferden die größte Vorſicht geboten. Irgendwie verdächtige,
beſonders ſchlecht genährte und blutarme leicht ermüdende Pferde
mit unverhältnismäßigem Anſtieg der Pulszahl, ſchon bei
leich=
ter Bewegung ſollten überhaupt nicht oder höchſtens nach
drei=
monatiger Beobachtung und täglicher Temperaturmeſſung in
einen Pferdebeſtand eingeſtellt werden.
Krankheitsmerkmale: Bei natürlicher Anſteckung
beträgt die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit meiſt zwiſchen
5—30 Tagen, kann aber auch — je nach der Empfänglichkeit des
Tieres — länger oder kürzer ſein. Die Erſcheinungen wechſeln je
nach dem Verlauf der Krankheit.
Beider akuten Form beobachtet man plötzlich
auffal=
lende Mattigkeit und Schwäche in der Nachhand. Die Tiere
er=
müden raſch. Gleichzeitig tritt Fieber auf, das unter Umſtänden
ſchon in wenigen Stunden ſeinen Höhepunkt von 40,5 Grad und
mehr erreicht und dann bis zum tödlichen Ausgang abwechſelnd
fällt und ſteigt. Die Pulszahl ſteigt ebenfalls auf 60 bis 90 in
der Minute und der Herzſchlag wird pochend, an Zahl vermehrt
und unregelmäßig. Schon ganz kurze Bewegung vermehrt derart
die Aufregung und den Schlag des geſchwächten Herzens, daß
dieſer ſchon von einiger Entfernung aus hörbar iſt. Die
Binde=
haut des Auges erſcheint gleichmäßig verwaſchen rot oder gelblich
verfärbt, gewöhnlich glaſig geſchwollen, bisweilen mit kleineren
oder etwas größeren Blutungsflecken beſetzt. Auffällig iſt auch
die raſche Abmagerung, wodurch die Tiere in wenigen Tagen faſt
bis zum Skelett abmagern können. Eine genauere Blutunter=
Der Ausgang dieſes akuten Verlaufs iſt entweder Tod innerhalb
5—15 Tagen, ſeltener nach 3—4 Wochen, oder der allmählige
Uebergang mit abgeſchwächten Erſcheinungen oder ſcheinbarer
Heilung unter Rückkehr der Freßluſt in die chroniſche
Er=
krankung.
Sie kennzeichnet ſich durch fortſchreitende Blutarmut,
allmäh=
lich zunehmende Abmagerung und Entkräftung ſowie durch
zeit=
weilige Fieberanfälle, die ohne erkennbare Urſache auftreten, 1—3
oder mehrere Tage, oft auch nur wenige Stunden andauern und
nach Pauſen von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen oder
ſelbſt Monaten wiederkehren. Gewöhnlich wird die blaſſe bis
leicht gelbliche Färbung der Lidbindehäute immer auffallender,
ſo daß ſie ſchließlich porzellanweiß ausſehen. Die Tiere machen
einen müden Eindruck; ſchon bei geringer Bewegung ſteigt die
Pulszahl auf 100—150 in der Minute; es tritt Herzklopfen,
Atem=
not und Schweißausbruch ein. Allmählich zeigen ſich auch
An=
ſchwellungen am Unterbauch und den Gliedmaßen. Bei
Unter=
ſuchung des Blutes ergibt ſich regelmäßig eine ſtarke
Verminde=
rung der roten Blutkörperchen und ſeiner Gerinnungsfähigkeit.
Chroniſch erkrankte Pferde gehen nach einer Krankheitsdauer, die
ſich auf mehrere Monate und ſelbſt auf Jahre erſtrecken kann,
unter den Erſcheinungen der Erſchöpfung ein.
Man kennt zur Zeit keine wirkſame Behandlungsart
der anſteckenden Blutarmut; deshalb erſcheint es mit Rückſicht
auf die Tilgung der Seuche und Erzielung von Seuchefreiheit
eines Beſtandes empfehlenswert, ſobald als möglich alle
offen=
ſichtlich erkrankten, alle ſeuchenverdächtigen und anſcheinend
ge=
neſenen Pferde durch Schlachtung bzw. Tötung aus dem Beſtande
zu entfernen, wobei nicht zu vergeſſen iſt, daß der Anſteckungsſtoff
im Blut und deshalb auch im Fleiſch ſich befindet, weshalb dieſes
nur nach ſorgfältiger Abkochung in den Verkehr gebracht werden
darf.
Zur Feſtſtellung der Krankheit iſt das Ergebnis der
Blutunterſuchung allein nicht entſcheidend. Nur dann, wenn die
Krankheitserſcheinungen ſo deutlich ſind, daß ſie eine andere
Krankheit ausſchließen oder beſondere Unterſuchungsergebniſſe
(Blut, Organe uſw.) die kliniſche Diagnoſe beſtätigen oder
unter=
ſtützen oder, wenn bei der Sektion die hauptſächlichſten Merkmale
der Krankheit ſich zeigen und eine andere Krankheit ausſchließen,
gilt die anſteckende Blutarmut als feſtgeſtellt.
Wie oben ſchon erwähnt, waren bisher alle Verſuche einer
Be=
handlung ohne Erfolg. Um ſo wichtiger ſind daher die
Maß=
nahmen zur Verhütung ihrer Verſchleppung. Hierzu
gehören: Vorſicht beim Einſtellen fremder Pferde, Abſonderung
verdächtiger Pferde nötigenfalls im Kuhſtall, baldmöglichſte
Schlachtung oder Tötung kranker Pferde, da ſie immer Träger
und Ausſcheider des Anſteckungsſtoffes ſind; Verhütung von
Ver=
unreinigung des Futters und Trinkwaſſers mit Entleerungen
kranker Tiere, Sperre verſeuchter Weiden für Einhufer auf
min=
deſtens ein Jahr, außerdem Desinfektion der Stallungen, des
Düngers und der Jauche, ebenſo etwaiger blutbeſchmutzter
Stel=
len (Aderlaß, Schlachtplätze). Auch der Perſonenverkehr in den
verſeuchten Stallungen iſt tunlichſt einzuſchränken, wenn der
Ver=
ſchleppung wirklich vorgebeugt werden ſoll. Der Verfaſſer konnte
ſchon im Jahre 1905 eine ſolche nach einer etwa drei Stunden
ent=
fernten Ortſchaft einwandfrei nachweiſen.
Schließlich gehört hierher auch noch die Genehmigung von
Bei=
hilfen bei derartigen Verluſten, wie ſie der Staat vorbehaltlich
der Beachtung der dazu gegebenen Vorſchriften gewährt, um bei
jeglichen derartigen Erkrankungs= oder Verdachtsfällen, die
Pferdebeſitzer zu alsbaldiger Anzeige zu veranlaſſen. Ob ſolche
Beihilfen jedoch mit Rückſicht auf die oben geſchilderten
diagnoſti=
ſchen Schwierigkeiten und alles, was damit zuſammenhängt, auf
die Dauer aufrecht erhalten werden können oder ſollen, iſt eine
Frage, die hier nicht weiter erörtert werden kann.
* Bunke Slunden im Saalban.
Die luſtigen bunten Stunden, die mittags und abends die
Beſucher des Saalbaues erlebten, verdanken dieſe vor allem dem
köſtlichen Humor, des ſchwäbiſchen Meiſters der leichten Muſe
Willy Reichert aus Stuttgart. Er hatte es mit ſeinem
En=
ſemble unternommen, dem grauen Alltag am Sonntag nachmittag
und abend einmal ein froheres Geſicht zu geben. Und es iſt
ihm ausgezeichnet gelungen. Er markierte einen „Anſager”, der
blendend, immer wieder mit neuen Witzen ſeine Zuhörer von
Minute zu Minute zu beſſerer Laune brachte. Aber nicht nur
anſagen kann Willy Reichert er mimte auch in einem
entzücken=
den Sketch „Katharina‟. Er ſtellte hierbei einen typiſchen
Profeſſor auf die Bühne, der in ſeiner ganzen Eigentümlichkeit
erfriſchend und zugleich erheiternd wirkte. Unterſtützt wurde er
dabei von einem kleinen Stab ſehr guter Partner, Renate
Fer=
ber. Hugo Bettin und Oskar Heiler. Reichert vor allem
verfügt über fabelhafte mimiſche und geſtiſche Gaben, aber auch
ſeine Partnerin ſtellt ſich ihm ebenbürtig an die Seite.
Die „bunten Stunden” brachten noch manchen Schlager, ſo
vor allem den Akkordeon=Virtuoſen Hans Groſſer mit ſeinen
Geſangsdarbietungen und das muſikaliſche Genie Fritz Winker
mit ſeinen Parodien am Flügel. Alle Künſtler mußten ſich immer
wieder zu Zugaben verſtehen, beſonders lebhaften Beifall
ern=
teten auch die drei Wiener Original=Straßenſänger Franz
Wohlmuth, Hans Kafka und Hans Steiner. Die
Zu=
hörerinnen und Zuhörer amüſierten ſich köſtlich. Wirklich gute
Kleinkunſtbühne wird in Darmſtadt ſelten geboten, und daher iſt
es verſtändlich, wenn derartige Veranſtaltungen, die angenehme,
leicht=fröhliche und heitere Stunden vermitteln, gerne und ſtark
beſucht werden und ſtets großen Erfolg haben, erſt recht, wenn
Kräfte wie W. Reichert mit ſeinen Künſtlern ein buntes
Pro=
gramm zuſammengeſtellt haben.
Bei Grippe=Gefahr
Das ärztliche Merkblatt „
Verhaltungsmaß=
regelnbeiGrippe auf Wunſch koſtenfreidurch
Bauer & Cie., Berlin SW 68, Friedrichſtr. 31
— Im Union=Theater läuft ab heute das überall mit
ſtürmi=
ſcher Heiterkeit aufgenommene Winterſport=Luſtſpiel „Abenteuer
im Engadin” Mitwirkende ſind die vom „Weißen Rauſch” her
bekannten grotesken Skiakrobaten Guzzi Lantſchner und Walter
Riml; ferner Hella Hartwich, Walter Haſenclever und Uli Ritzer.
Sport, Flirt und Liebe beherrſchen die Handlung.
— Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch kurze Zeit Hans Albers
in dem großen Rauſchgift=Film der Ufa „Der weiße Dämon”.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute und folgende Tage den
neuen deutſchen Senſations= und Abenteurerfilm „Tod über
Schanghai” mit Theodor Loos, Elſe Elſter, Peter Voß und Gerda
Maurus in den Hauptrollen.
— Reſi=Theater. Willi Domgraf=Faßbender, der gefeierte
Bariton von der Berliner Staatsoper und Liebling des
Rund=
funks, ſpielt mit Jarmila Novotna die Hauptrolle in „Die
ver=
kaufte Braut” nach der Oper von Smetana. Ferner wirken mit:
Paul Kemp, Karl Valentin und Lieſl Karlſtadt. Dazu das
reiche Beiprogramm.
Briefkaſten.
F. A. Unſeres Erachtens gehört der Backofen, weil dem
Ge=
werbebetrieb dienend, zum Gewerbeſteuerkapital. Dringen Sie auf
die Erledigung des Einſpruchs beim Finanzamt. Davon hängt die
Klärung der Angelegenheit ab. Die angeforderte Steuer müſſen
Sie, da der Beſcheid vollſtreckbar iſt, einſtweilen zahlen.
Aus Heſſen.
J Griesheim, 5. Febr. Hohes Alter. Seinen 88.
Ge=
burtstag begeht am Montag, 6. Februar, unſer allverehrter
Orts=
bürger der ehemalige Schmiedemeiſter Jakob, Hörr, bekannt
unter dem Namen „Schmied=Jakob”, in ſelten geiſtiger und
kör=
perlicher Friſche. Trotz ſeines hohen Alters war er noch nie
ernſtlich krank. Er iſt heute noch tagtäglich in der
Landwirt=
ſchaft tätig und nimmt es noch mit manchem jungen Burſchen
in der Arbeit auf. Sein jovialer Sinn und ſein geſunder Humor,
der ihn von jeher auszeichnete, iſt ihm bis zum heutigen Tage
erhalten geblieben und an ſeinem Stammtiſch bei Kaut iſt er
ſtets ein gern geſehener Geſellſchafter. Wir gratulieren dem
alten Kämpen zu ſeinem Wiegenfeſte. — Einen
Tobſuchts=
anfall erlitt am Zölterplatz ein im 55. Lebensjahre ſtehender
Kriegsinvalide. Polizeibeamte und hilfsbereite Leute verbrachten
den Bedauernswerten in ſeine Wohnung, von wo er auf
ärzt=
liche Anordnung dem Stadtkrankenhaus in Darmſtadt überwieſen
wurde. — Der in hieſiger Gemarkung in Flur Xyl und Xfll
ge=
legene fiskaliſche Grundbeſitz, 5 Feldgrundſtücke und 1 Wieſe, iſt
dem Verkauf ausgeſetzt. Die Bedingungen und näheren
Be=
ſchreibungen liegen auf der Bürgermeiſterei. Zimmer 3, in der
Zeit vom 6. bis 19. Februar zur Einſicht offen.
— Villenkolonie Eberſtadt, 6. Febr. Die
Intereſſengemein=
ſchaft (J. G.) Villenkolonie hielt ihre vierte Jahresverſammlung.
Aus dem Jahresbericht iſt zu entnehmen, daß die Vereinigung
auch im abgelaufenen Jahre die Angelegenheit der Kolonie in
vieler Beziehung fördern konnte. Mit Befriedigung wurde dabei
feſtgeſtellt, daß durch die Tätigkeit der J. G. bei der
Gemeinde=
vertretung in Eberſtadt ein wachſendes Verſtändnis für die
Inter=
eſſen der Kolonie erreicht worden ſei, wenn auch die Erfüllung
mancher an ſich berechtigter Wünſche bei der ungünſtigen
Finanz=
lage nicht möglich war. Bedauert wurde, daß immer noch eine
größere Zahl von Einwohnern der Vereinigung fernſteht. Der
bis=
herige Vorſtand wurde wiedergewählt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 6. Febr. Krieger= und
Vete=
ranenverein Nieder=Ramſtadt—Waſchenbach.
Familien=
feier. Der Vorſitzende, Kam. Willi Block, konnte als Gäſte
im beſonderen begrüßen die Vertreter des „Haſſia=Verbandes”.
Im Verlaufe der Feier nahm der Bezirksvorſitzende die
Dekorie=
rung verdienter Mitglieder vor. Es konnten ausgezeichnet
wer=
den Altveteran Chr. Nungeſſer aus Anlaß ſeines 85.
Ge=
burtstags mit einem eigenhändig unterſchriebenen Bildnis
unſe=
res ehemaligen Großherzogs; ferner wurde verliehen die „Haſſia=
Verdienſtmedaille” dem Fahnenträger des Vereins, Kamerad
W. Ritſert. Das Abzeichen für 25jährige Mitgliedſchaft
er=
hielten die Kameraden Pfarrer Weigel, Ludw. Thomas. Wilh.
Buß, Fritz Nungeſſer, Gg. L. Bernhardt, ferner noch die
Schützen=
medaille die Kameraden L. Burkhardt, Andr. Huthmann und Hch.
Bender. Dem Verein ſelbſt wurde von ſeiten der
Kriegerkamerad=
ſchaft „Haſſia” aus Anlaß ſeines 60jährigen Beſtehens eine
Ehren=
tafel überreicht. Bezirksvorſitzender Eidenmüller fand bei
der Vornahme der Dekorierung paſſende Worte der
Pflichterin=
nerung und der Ermahnung zum treuen Zuſammenhalten der
Kameraden. Namens der Dekorierten ſprach Kamerad Pfarrer
Weigel einige Dankesworte.
f. Roßdorf, 6. Febr. Invalidenverſicherung. Am
Donnerstag, dem 9. d. M., von 9.30 bis 12 Uhr vormittags und
von 1.30 bis 3 Uhr nachmittags nimmt ein Kontrollbeamter der
Landesverſicherungsanſtalt Heſſen auf dem Rathaus eine
Nach=
prüfung der Quittungskarten der invalidenverſicherten Perſonen
in bezug auf ordnungsmäßige Beitragsentrichtung vor. —
Mütterberatungsſtunde. Die nächſte
Mutterberatungs=
ſtunde findet am Donnerstag, dem 9. Februar, von nachmittags
2—3 Uhr in der Kleinkinderſchule durch Kreisfürſorgerin
Schwe=
ſter Emma Wecker in Anweſenheit des prakt. Arztes Herrn Dr.
Heck ſtatt.
k. Dieburg, 6. Febr. Vom Karneval. Die am
Sonn=
tag abend im „Mainzer Hof” vom Karnevalverein veranſtaltete
Herren= und Damenſitzung erfreute ſich eines ſehr zahlreichen
Be=
ſuches, ſo daß ein anſehnlicher Betrag der Winterhilfe zufließen
dürfte. Neben gemeinſamen Geſängen beſtritten bekannte
Faſt=
nachtshumoriſten, ſo der Darmſtädter Gutkäſe und die hiſtoriſche
Dieburger Faſtnachtsfigur „Verrer Gunkes”, den närriſchen Teil
des Programms. Frl. Muhn, Schülerin der Darmſtädter
Aka=
demie für Tonkunſt, gab anſehnliche Leiſtungen ihres geſanglichen
Könnens zum Beſten, die reichen Beifall ernteten.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten
Nr. 38 — Seite 7
Dienstag, 7. Februar 1933
Aus den Gemeinderatsſihungen.
An. Groß=Zimmern, 6. Febr. Nichtöffentliche
Ge=
meinderatsſitzung. Die Urſache hierzu gab das
wieder=
holte Anſinnen der Landeskommunalbank=Girozentrale Darmſtadt.
die betr. der Zinsrückſtände zur Eintragung einer Grundſchuld
auf das Grundeigentum der Gemeinde drängt. Der Rat lehnte
wiederholt das Anſinnen der Gläubigerin mit der Begründung
ab, daß alle Gläubiger der Gemeinde geſichert ſeien. Betr.
Arbeitsbeſchaffungsprogramm erteilt der Bürgermeiſter Auskunft.
Als erſtes Programm iſt vorgeſehen: Inſtandſetzung des alten
Schulhauſes in der Hauptſtraße nebſt Beheizung. Herſtellen eines
Teilkanals der Hauptſtraße ſowie Umpflaſtern derſelben mit
An=
lage von Trottoirs., Ferner die Erweiterung des Friedhofs.
Ge=
ſamtkoſten 66 000 RM. Der Gemeinderat gab hierzu ſeine
Zu=
ſtimmung.
Ed. Winterkaſten, 5. Febr. „Gemeinderatsbericht.
Der Gemeinderat beſchloß, die rückſtändige Kirchenſteuer für 1931
in Raten von 200 Mark abzutragen. — Das
Liquidationsver=
zeichnis wurde von den Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet.
— Der öffentlichen Fernſprechſtelle ſoll eine Vergütung von
jähr=
lich 10 Mark gewährt werden. — Die Holzverſteigerung wurde
genehmigt. — Ein Gemeindefaſel ſoll verſteigert werden. Es
wurde eine Kommiſſion gebildet, die einen anderen Faſel kaufen
ſoll. — Sonntag, den 12. Februar, veranſtaltet der Geſangverein
„Liederkranz” einen Theaterabend bei Joh. Jährling.
DR. Waldmichelbach, 5. Febr. Aus dem
Gemeinde=
rat. Auf günſtiges Angebot hin wurden 240 Feſtmeter
Stro=
ben=Stammholz aus den Förſtereien Zollſtock und
Waldmichel=
bach zum Preiſe von 9 RM. bzw. 8,50 RM. pro Feſtmeter an
die Firma Theurer=Bad Teinach im Schwarzwald verkauft. Das
Stroben=Nutz= und Brennholz ging an die Firma Huy=Unter=
Schönmattenwag zum Preiſe von 2 RM. bis 4,50 RM. pro
Raummeter ab. Der Antrag der Jagdpächter um Ermäßigung
der Jagdpacht wurde abgelehnt, da eine Ermäßigung bis zu den
Friedensſätzen bereits erfolgt iſt. Gemäß einem Antrag der
SPD. wurde beſchloſſen, den Kindern notleidender Eltern zur
Konfirmation und Kommunion nach Prüfung durch die
Fürſorge=
kommiſſion eine Unterſtützung zu gewähren. Der Bürgermeiſter
gab ein erſchreckendes und geradezu troſtloſes Bild über die
finanziellen Verhältniſſe unſerer Gemeinde. Die
Provinzialdirek=
tion in Darmſtadt hat ſich bereit erklärt, die Hälfte der
ſach=
lichen und perſönlichen Koſten zu übernehmen. Gemäß einem
Antrag der Frau Hering Witwe wurde die Pacht für einen
Lagerplatz in Unter=Waldmichelbach auf 20. RM. herabgeſetzt.
Die Saalmiete für Benützung des freien Schulſaales zu
Vereins=
zwecken beträgt ab 1. Januar 0,60 RM. Die vom Poſtamt
betref=
fend der Kraftpoſtlinie Waldmichelbach-Hirſchhorn verlangte
Vertragsvernflichtung für weitere 3 Jahre wurde von der
Klä=
rung einer beſonderen Frage abhängig gemacht. Bei den
Kolz=
verſteigerungen ſollen die Saalbeſitzer der Reihe nach
berückſich=
tigt werden.
r. Babenhauſen, 6. Febr. Seinen 5. Heimatabend hielt
am Samstag im „Gaſthaus zum Löwen” der Geſchichts= und
Verkehrsverein ab. Herr Dipl.=Ing. Pfeifer=Birkenau
ſprach über das Thema: „Die römiſch =germaniſche Grenze im
Odenwald”. In anſchaulicher, volkstümlicher Sprache verſtand es
der Redner meiſterhaft, ſeine Zuhörer über 2½ Stunden in ſeinen
Bann zu ziehen und ihnen unter Vorführung prächtiger, zum
größten Teil ſelbſt aufgenommener Lichtbilder und Skizzen die
römiſche Grenzſtraße und ihre noch heute ſichtbaren Spuren, wie
Turm, Straße und Pfahl, zu zeigen. Jeder Zuhörer ſpürte bei
den Ausführungen, daß ein fleißiger Forſcher in liebevoller
Klein=
arbeit aus ſeinem Arbeitsfeld zu uns ſprach. Den Dank der
auf=
merkſamen Hörerſchaft übermittelte nach dem lebhaften Beifall
der 2. Vorſitzende, Herr Oberreallehrer Müller, der auch die
Veranſtaltung geleitet hatte, mit herzlichen Worten.
Ci. Erbach, 4. Febr. Odenwälder Vereinigung für
Kunſt und Wiſſenſchaft. In feinſinniger Weiſe gelang
es geſtern abend Herrn Studienrat Dr. Freiling aus Frankfurt
am Main, ſeine Zuhörer nahezu 2 Stunden lang mit ſeinen
Aus=
führungen über „Mundartforſchung unter beſonderer
Berückſich=
tigung des Odenwaldes” bis zur letzten Minute zu feſſeln. Der
Vortragende unterſchied zwiſchen Mundart. Umgangsſprache und
ihren Werken unterlaufen ſei. Die Mundart hat einen viel
ge=
ringeren Wortſchatz; ſie kommt mit etwa 3000 Wörtern völlig
aus und erſetzt den Mangel an Wortreichtum durch klar
unter=
ſcheidbare Abtönungen bei der Anwendung. Die Mundart wird
ſelbſt in verkehrsarmen Gebieten immer mehr durch
eindrin=
gende Dialekt=Wortfremdlinge erſetzt. Spezialbezeichnungen bei
Maſchinen, in der Technik uſw. werden vom Bauersmann in der
Regel nicht in ſeiner Mundart weitergeſprochen, ſondern ſo, wie
er ſie gehört. So ſterben einzelne beſondere Dialektlaute völlig
aus; nur die zeigen eine längere Lebensdauer, die gleichzeitig
auch in der Schriftſprache vorkommen. Wenn die Mundart auch
viel Wörter der Schriftſprache nicht kennt, ſo hat ſie umgekehrt
auch eine ganze Anzahl Worte, die in der Schriftſprache
über=
haupt nicht vorkommen. Beſonders hervorzuheben iſt noch der
Gefühlswert, den die Worte der Mundart bergen. Die früher
angenommene Meinung, die Mundarten ſeien an die alten
Grenzen der früheren germaniſchen Volksſtämme gebunden, iſt
irrig; viel einflußreicher waren wohl die Grenzen der einzelnen
Kirchſpiele, die der zahlloſen mittelalterlichen Ländergebilde,
wirtſchaftliche und geographiſche Einwirkungen. Eine Mundart
ſteht auch niemals ſtill; ſie wandert, nimmt in ihrem neuen
Ge=
biete neue Beſtandteile auf und läßt in ihrem verlaſſenen
Be=
reiche Reſtbeſtande zurück. So war beiſpielsweiſe die Sprache
der Wetterau vor einigen Jahrzehnten auch noch ſüdlich des
Mains heimiſch; heute iſt ſie hier ganz geſchwunden und durch
Darmſtädter ſprachlichen Einfluß verdrängt. Ein ſorgfältig
zu=
ſammengeſtelltes Kartenmaterial zeigte nun den Gebrauch
zahl=
reicher Odenwälder Worte und Wörter in verſchiedenen
Gegen=
den unſerer Heimat in ihrer verſchiedenen Ausſpracheabweichung.
Von ausſchlaggebender Bedeutung auf die Odenwälder
Mund=
art war die nach dem Dreißigjährigen Kriege erfolgte
Einwan=
derung, die eine ganz neue Grundlage in der Zuſammenſetzung
unſerer Bevölkerung und ihrer Sprache ſchuf. Deutlich zu
erken=
nen ſind die Einflüſſe jener Zeit noch heute auf dem Gebiete
des Geſangs. Reicher Beifall lohnte die trefflichen
Ausführun=
gen des Redners.
Bn. Hirſchhorn. 5. Febr. Schulſchluß infolge Grippe.
Infolge weiterer Zunahme der Grippeerkrankungen mußten die
hieſigen Schulen am Samstag geſchloſſen werden. Der
Unter=
richt beginnt vorausſichtlich am kommenden Donnerstag. Auch
unter der Bevölkerung iſt eine weitere Zunahme der
Grippe=
erkrankungen zu verzeichnen.
m. Beerfelden i. Odw., 6. Febr. Tragiſcher Abſchluß
einer Sängerveranſtaltung. Der Geſangverein
Sän=
gerriege hatte in ſeinem Geſangslokal ſeine Generalverſammlung
abgehalten und ſich zur Nachfeier ins Vereinslokal, der Brauerei
Schmucker, begeben. Gegen Mitternacht erlitt hier der Sänger
J. Körber einen Herzſchlag, dem er auch alsbald erlag. K. war
ſchon längere Zeit ſchwer herzleidend.
S. Bensheim. 6. Febr. Kreisausſchußſitzung In
der öffentlichen Kreisausſchußſitzung wurde an erſter Stelle die
Klage der Gemeinde Winterkaſten wegen Zahlung von
Warte=
geld für die Gemeindehebamme verhandelt. Die Gemeinde
wei=
gert ſich, der Gemeindehebamme Wartegeld zu zahlen, und zwar
mit Rückſicht auf die ſchlechte Finanzlage der Gemeinde, und
ver=
trat die Anſicht, daß die Hebamme ein derartiges Einkommen
habe, das ihr ermögliche, in Winterkaſten ihren Lebensunterhalt
zu beſtreiten. Das Gericht ſchloß ſich dieſer Anſicht an und ab
der Klage ſtatt. — In der zweiten zur Verhandlung ſtehenden
Klage des Heinrich Krämer zu Lorſch gegen die Gemeinde Lorſch
wegen Aufwertung des Einkaufgeldes hat der Kläger vor der
Sitzung ſeine Klage zurückgenommen, ſo daß er zur Koſtentragung
verurteilt werden mußte. — Die dritte Sache betraf das
Diſzipli=
narverfahren gegen den Vollziehungsbeamten Gramlich zu
Bens=
heim. Dieſer wurde vor längerer Zeit vom Kreisamt wegen
Verfehlungen im Dienſte ſuspendiert. Der Angeſchuldigte war
in der heutigen Kreisausſchußſitzung nicht erſchienen, ſo daß nach
Lage der Akten verhandelt werden mußte. Die Entſcheidung
des Kreisausſchuſſes in dieſem Diſziplinarverfahren wird am
kommenden Donnerstag durch den Kreisausſchuß verkündet
werden.
Du. Jugenheim, 5. Febr. Segelflug. Wir werden in
nächſter Zeit Gelegenheit haben, den Bau und die Konſtruktion
eines Hochleiſtungs=Segelflugzeuges zu verfolgen. Unter der
Ini=
tiative der „Grünen Poſt” wird ſoeben ein Segelflugzeug
ge=
baut, welches die Flügelſpannweite von 10 Metern aufzuweiſen
hat. Rumpf und Tragflächen ſind ſoweit fertiggeſtellt, daß in
abſehbarer Zeit mit der Fertigſtellung zu rechnen wäre, wenn
nicht das Geld ausgegangen wäre. Um dieſem Mißſtand
abzu=
helfen, wird eine Ausſtellung der Maſchine in der hieſigen
Turn=
halle ſtattfinden. Bei dem großen Intereſſe für den Segelflug
kann mit reichlichen Spenden gerechnet werden.
Ein Mädchen auf Koxfarenjagd.
Der Schaß auf den Kokosinſeln läßt den Abenkeurern keine Ruhe.
Ein hunderkjähriges Geheimnis.
Die amerikaniſche Journaliſtin Miß Ruth Roſe iſt dieſer
Tage von einer Forſchungsreiſe nach den Kokosinſeln in die
Heimat zurückgekehrt. Die Expedition hat einen fenſationellen
Abſchluß gefunden. Die junge Amerikanerin, die die Expedition
auf ihrer Jacht „Arcturus” unternahm, glaubt nämlich, Spuren
von dem berühmten Korſarenſchatz des Piraten Thompſon
ent=
deckt zu haben. Dieſer Goldſchatz ſoll ſich auf ein Vermögen
von etwa einer Viertelmilliarde Mark belaufen. Thompſon hat
ihn vor einem Jahrhundert an einer geheimen Stelle auf einer
der Kokosinſeln berſteckt, ohne daß es bisher den vielen
Schatz=
ſuchern gelungen wäre, das Geheimnis aufzuklären.
Schon vor ihrer Reiſe hatte ſich Miß Roſe eingehend mit
der Thompſonlegende beſchäftigt. An Hand von Memoiren
ver=
ſchiedener Abenteurer und Seefahrer gelang es ihr bald, die
einzige Inſel, die in Frage kommen konnte, herauszufinden.
Dieſe Inſel iſt eine der kleinſten der geſamten Kokosinſeln.
Sie hat nur eine Oberfläche von einigen tauſend
Quadrat=
metern. Pflanzenwuchs iſt auf ihr nicht zu finden. Die Inſel
iſt völlig unbewohnt. Wie ein ſpitzer Felſen ragt ſie aus dem
Meer empor.
Aber nicht immer war die Inſel ſo einſam und verlaſſen
wie heute. Im Verlaufe ihrer Nachforſchungen entdeckte Ruth
Roſe an verſchiedenen Stellen des felſigen Eilands die
Ein=
zeichnungen von nicht weniger als 65 Schiffsnamen. Alle dieſe
Expeditionen konnten nur den Zweck gehabt haben, dem
be=
rühmten Thompſonſchatz nachzuſpüren. Aber allen iſt auch ihr
Vorhaben mißglückt. Alle haben ſie die Inſel, ohne das Ziel
ihrer Wünſche erreichen zu können, wieder verlaſſen müſſen.
Die Geſchichte des Thompſon=Schatzes iſt ſo abenteuerlich,
daß ſie Bände füllen könnte. Um das Jahr 1821 herum wurde
die ſüdamerikaniſche Küſte von einem ehemaligen portugieſiſchen
Marineoffizier, namens Bonito, der Seeräuber geworden war,
unſicher gemacht. Als man ihn verfolgte, fand er auf den
Kokosinſeln Zuflucht. Er wurde jedoch bald darauf verhaftet
und hingerichtet, während es ſeinem Komplizen Thompſon
ge=
lang, zu entkommen. Einige Jahre ſpäter brach ein Bürgerkrieg
in Peru aus und die wohlhabenden Bewohner von Lima,
ebenſo wie die Kirchenbehörden verluden ihr Vermögen auf das
Schiff „Marh Dear” das aber ſpäter durch Verrat in die
Hände des Seeräubers Thompſon fiel. Das Schiff „Mary
Dear” fuhr, nachdem der Schatz auf den Kokosinſeln verſteckt
war, unter Piratenflagge. Einige Zeit ſpäter wurde es von
einem peruaniſchen Segler angegriffen. Sämtliche Seeräuber
kamen dabei ums Leben. Nur Thomſon und ein Gefährte
wurden lebend gefangen genommen, in der Erwartung, ihnen
durch die Folter den Namen des Verſtecks zu entreißen.
Es gelang Thompſon jedoch, zu entfliehen. Bis zum Jahre
1844 hörte man nichts mehr von ihm. In dieſem Jahre machte
ein Engländer namens Keating an Bord eines Schiffes die
Bekanntſchaft eines geheimnisvollen Paſſagiers, der ihm eines
Tages anvertraute, der ehemalige Pirat Thompſon zu ſein. Er
ſchlug Keating vor, eine Geſellſchaft zur Hebung des Schatzes zu
gründen, und den Erlös miteinander zu teilen. Keating ging
zum Schein auf diefes Anerbieten ein. Er ließ den angeblichen
Thompſon aber ſpäter im Stich, und unternahm mit einem
Kapitän Bogue allein die Suche nach dem Piratenſchatz. Der
Kapitän verſchwand nach einiger Zeit auf geheimnisvolle Art.
Als Keating ſpäter Goldbarren im Werte von 50 000 engliſchen
Schilling verkaufen wollte, wurde er unter dem Verdacht, den
Kapitän Bogue ermordet zu haben, verhaftet. Aber man mußte
Keating mangels an Beweiſen wieder frei laſſen.
Die Frage: hat Keating den berühmten Thompſon=Schatz
gefunden? konnte bis heute nicht geklärt werden. Auch auf der
fraglichen Kokosinſel hat die amerikaniſche Journaliſtin keine
Spur von dem britiſchen Abenteuerer gefunden. Dagegen entdeckte
ſie in einer verfallenen Hütte eine Reihe von Papieren, die von
dem hartnäckigſten Goldſchatzſucher in dieſer Gegend, dem
Deutſchen Auguft Gießler ſtammen. Gießler hat ſich durch einen
portugieſiſchen Matroſen das angebliche Duplikat einer
Zeich=
nung von dem Verſteck des Gold)ehatzes verſchafft. Er ſiedelte
ſich im Jahre 1894 auf den Kokosinſeln an und er wurde
ſogar, nachdem er Bürger voni Coſta Rica geworden war,
Gouverneur der Kokosinſeln. Erſt vor dem Weltkriege verließ
Gießler die Gegend. Zwei Jahrzehnte hindurch hat er ſich auf
der Suche nach dem berühmten Goldſchatz befunden. Aber es
war ihm trotz aller Bemühungen, trotz aller Geldopfer nicht
ge=
lungen, auch nur eine Spur davon zu entdecken.
Die junge amerikaniſche Journaliſtin Miß Roſe, deren
Mit=
teilungen von ſenfationeller Wirkung ſind, iſt faſt davon
über=
zeugt, daß Keating den richtigen Goldſchatz noch nicht gefunden
hat. Sie will ſich ira kommenden Jahre wieder nach dem
Kor=
farenverſteck begeben, um endlich das Geheimnis zu lüften, das
ſchon ein Jahrhundert lang über einer der kleinſten Kokosinſeln
liegt, und bereits unzählige von Abenteurern und Glücksſuchern
angelockt hat.
B. MI. V.
Singen in der Deutkſchen Turnerſchaft.
In Bingen fanden ſich die Gaugeſangswarte des 9. Turnkreiſes
der DT. zu ihrer Jahrestagung zuſammen. Es wurde Rückblick
und Ausblick gehalten. Die wichtigſten Punkte der
Tagesord=
nung bildeten die Teilnahme der Turnerſänger am 15. Deutſchen
Turnfeſt 1933 zu Stuttgart und am Kreiswertungsſingen zu
Friedberg. Letzteres ſoll im Herbſt (September) durchgeführt
werden. Ein tiefſchürfender Vortrag über ein= und
mehrſtim=
miges Singen in der DT. als Volkstumsarbeit, fand beifällige
Aufnahme. Schließlich ſei vermerkt, daß die ſeitherigen
Aus=
ſchußmitglieder in ihren Aemtern erneut beſtätigt wurden.
Cp. Klein=Gerau, 6. Febr. Todesfall. Einer der älteſten
hieſigen Einwohner. Heinrich Daniel Kolb, iſt im Alter von
87 Jahren geſtorben.
P. Rüſſelsheim, 6. Febr. Einbruch und vorſätzliche
Brandſtiftung. In der Gemeindekieskaute wurde die der
Gemeinde gehörige Gerätehütte nachts erbrochen, ihres Inhalts
an Kleidern und Gerätſchaften beraubt, im Innern mit
Petro=
leum getränkt und angezündet. Der Innenraum iſt vollſtändig
ausgebrannt. Es liegt vorſätzliche Brandſtiftung, vermutlich aus
Rache, vor.
Af. Neu=Iſenburg, 2. Febr. Jugendnotwerk. Es hat
ſich auch hier ein Ortsausſchuß unter dem Vorſitz von Herrn Dr.
Bappert gebildet, der nunmehr die in Betracht kommenden
Jugendlichen auffordert, ſich auf dem Arbeitsamt oder der
Volks=
bibliothek zur Teilnahme zu melden. — Ein Vogelfreund.
Der Vorſitzende des hieſigen Tierſchutzvereins, Herr Gärtner
Schickedanz, hat in ſeinem Garten ein heizbares Vogelhaus
auf=
geſtellt, das den Tieren auch im ſtrengſten Winter Futter und
Waſſer bietet, das nicht gefroren iſt. Scharenweiſe umſchwirren
die Vögel nun den Hof ihres Wohltäters, der übrigens auch
Spe=
zial=Niſthöhlen für die verſchiedenſten Tierarten konſtruiert hat.
Oberheſſen.
Lich, 6. Febr. Trauer, im Licher Fürſtenhaus.
Prinzeſſin Marie zum Solms=Hohenſolms=Lich, die am 19.
Fe=
bruar ds. Js. ihr 96. Lebensjahr hätte vollenden können, iſt nach
kurzem Krankenlager geſtorben. Die Entſchlafene, eine Tante
der Großherzogin Eleonore von Heſſen und des Fürſten
Rein=
hardt zu Solms=Hohenſolms=Lich, erfreute ſich bis in die letzten
Lebenstage einer ſeltenen geiſtigen Friſche. Ihr Wirken auf
dem Gebiet der Wohlfahrts= und Armenpflege brachte ihr
dank=
bare Verehrung in allen Bevölkerungskreiſen der Stadt und des
Solmſer Landes.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz, 6. Febr. Zweite Herrenſitzung des MCV.
Auch die zweite Herrenſitzung des MCV. in der Stadthalle hatte
einen guten Beſuch aufzuweiſen, wenn auch durch die in Mainz
ſehr graſſierende Grippe einige Lücken feſtzuſtellen waren. Die
Spitzen der Behörden waren faſt alle vertreten, man ſah u. a.
Oberbürgermeiſter Dr. Ehrhardt und Provinzialdirektor Dr.
Wehner. Nach dem traditionellen Einzug des Komitees mit den
Garden begrüßte der unverwüſtliche Präſident Bender die
Narr=
halleſen mit humorvollen Worten. Um auch einmal den jungen
Nachwuchs zu Wort kommen zu laſſen, erſchien diesmal als
närri=
ſcher Protokoller, das Komiteemitglied Joſef Racké. Sein Dank
galt Seppl Glückert, der es ihm erlaubt hatte, ſich einmal für
ihn „ins Geſchäft” zu legen. Der junge Protokoller zeigte ſich
ſeiner Aufgabe durchaus gewachſen und gab Proben köſtlichen
Humors. Auch ſonſt war in dem reichhaltigen Programm des
Abends, das in bunter Reihenfolge Geſangvorträge,
Bütten=
reden, Zwiegeſpräche, Quartettgeſänge und Chorlieder brachte,
der närriſche Nachwuchs ſtark in Front. Aeußerſt
vielverſpre=
chend führte ſich Eugen Becker mit einem pointereichen Vortrag
voller Witz und Satire auf unſere politiſchen Verhaltniſſe ein.
Urgelungen das Zwiegeſpräch der Narren Jeſtadt und Biſſinger
als „Leopold und Stoppe‟. Mit Bezug auf das goldene Roß
auf der Kaſerne an der Großen Bleiche meinten ſie, daß der
Gaul mit einem Reichskanzler zu vergleichen ſei, denn er ſei
immer auf dem Sprung. Narr Adolf Gottron beſchäftigte ſich
in ſeinem Büttenvortrag in launiger Weiſe mit der
Tunnelauf=
ſchlitzung und dem Rodelberg. Starken Erfolg hatten auch Karl
Mörlé und H. Hilſenbeck als Schornſteinfeger Rickes und
Dienſt=
mädchen Katherinche. Schließlich ſtellte Philipp Lehmann, ein
Hauptmadator vieler Eröffnungsſpiele ſeinen Mann als aus der
Schule plaudernder Bäckerlehrling. Von auswartigen Rednern
kam der Präſident der Nackenheimer Entenbrüder Nikolaus Fleck
in einem etwas länglichen Vortrag zu Wort. Für die heitere
und belebende Ausgeſtaltung des Abends machten ſich noch
Narr=
halleſe Marquardt jun. als Liederſänger und das
Geſangsquar=
tett Rheinperle verdient. Die recht ſangbaren und
einſchlagen=
den Chorlieder ſtammten von Hans Oberdhan, Jean Gebürſch,
Karl Schell und Ernſt Jonas. So war denn dieſe zweite
Herren=
ſitzung, die Beweis davon ablegte, daß in der Narrheit über
alles Trennende hinweg Einigkeit herrſcht, ein voller Erfolg.
Ad. Nierſtein, 6. Febr. Holzabfuhr. Nach
Wiederauf=
nahme des Fährbetriebs der Fliegenden Brücken bei Oppenheim
und Guntersblum kann das auf den gegenüberliegenden
Rhein=
inſeln geſteigerte Holz jetzt ſchon abgefahren werden, wodurch
ein Zuſammentreffen mit den Pferdefuhrwerken von Geinsheim
und eine Weiterverbreitung der anſteckenden Pferde=Blutarmut
vermieden wird.
ist die ganze Woche, immer wird
gespart, Sogar an (errchens
Zigarette. CAm Sonntag aber da
leistet er sich eine (Gesttags=
Zigarette; da atmet alles aut!
Erist zufrieden, weil sie ihm gut.
schmeckt und Frauchen ist
zufrie-
den,weil die Zigarette sopreiswert
1st und es ausserdem noch
Gut=
scheine Sibt.
Blau Punkt
die preiswerte digarette, für den jesttag
Seite 8 — Nr. 38
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 7. Februar 1933
JZriſche Skreikende bringen Schnellzug zur Enkgleiſung.
30 wuteie der Marit an der Amerntäntſchen Aktädtntnſter
Reich und Ausland.
Der Karkenſchwindel beim
Hechstage=
rennen.
Frankfurt a. M. Wie mitgeteilt wird,
iſt auch beim diesjährigen Sechstagerennen in
der Feſthalle ein umfangreicher Kartenſchwindel
aufgedeckt worden. Schon am Eröffnungstage
des Rennens waren gefälſchte Eintrittskarten
angehalten worden, und auch am Samstag
mußte die Kriminalpolizei feſtſtellen, daß
wie=
der Beſucher mit falſchen Karten kamen. Es gab
daher an den Eingängen recht lange Geſichter,
als dieſe Karten beſchlagnahmt wurden. Die
Verbreiter und Herſteller dieſer Karten wurden
durch ihre „Spanner” benachrichtigt daß die
Polizei ihrem Schwindel auf der Spur war.
Einige wilde Händler konnten ihre gefälſchten
Karten vernichten und wegwerfen. Noch in der
Nacht zum Sonntag gelang eine reſtloſe
Auf=
klärung der Affäre. Im Laufe der Nacht
wur=
den ſowohl die Herſteller als auch die Verbreiter
der Karten ermittelt und am Sonntag früh
feſt=
genommen. Die Durchſuchungen in den
Woh=
nungen der Beteiligten ergaben einwandfrei die
Schuld der Verdächtigen. Insgeſamt kamen ſechs
junge Leute in Haft und wurden dem Richter
vorgeführt. Den Tätern, die geſtändig ſind,
konnte weiter bewieſen werden, daß ſie auch
im vergangenen Jahr bei den Tilden=
Tennis=
kämpfen und beim Drei=Stundenrennen
ge=
fälſchte Eintrittskarten vertrieben haben. Am
Samstag wurde erſt eine geringe Menge
ge=
fälſchter Karten abgeſetzt, um auszuprobieren,
ob man ohne Gefahr dieſe Betrügereien ausüben
kann. Der Hauptverkauf ſollte erſt in den letzten
beiden Nächten vor ſich gehen. Dieſe Abſicht iſt
nun durch die Arbeit der Kriminalpolizei
ver=
eitelt worden. Die Feſtgenommenen werden ſich
wegen Betrugs, Urkundenfälſchung und
Steuer=
hinterziehung zu verantworten haben.
Von ſtürzenden Schneemaſſen erdrückt.
München. Am letzten Freitag unternahmen
vier Gäſte vom Schneefernerhaus aus eine
Ski=
tour nach dem Brunntalkopf. Als ſie einen
Steil=
bang querten, löſte ſich ein Schneebrett von etwa
100 Meter Länge und ging mit drei der
Skiläu=
fer einige hundert Meter hinunter. Während
zwei der Verunglückten ſich aus den Schneemaſſen
befreien konnten, wurde der aus Hof in Bayern
ſtammende Drogeriebeſitzer Pliſchke von den
Schneemaſſen erdrückt.
Der neue Inkendank des Berliner
Skaatsſchauſpielhauſes.
Hans Johſt,
der jetzt 42jährige Dichter, ſteht vor der
Ernen=
nung zum Intendanten des Berliner Staats=
Schauſpielhauſes, das ſeit dem Rücktritt Legals
ohne Leiter iſt. Johſt wurde vor allem durch die
Komödie „Stroh” und die Dramen „Der
Ein=
ſame” (Grabbe) und „Der König” (Friedrich
der Große) bekannt.
Die entgleiſten Wagen des Expreßzuges.
Sowohl im iriſchen Freiſtaat wie in Nordirland iſt ſeit Tagen ein ſchwerer Verkehrsſtreik entfeſſelt.
Nur wenige Züge können täglich über die Hauptſtrecken geleitet werden. Einer von ihnen, der
Dublin—Belfaſt=Expreß, entgleiſte nun, wobei 2 Perſonen getötet wurden. Man vermutet, daß ein
Sabotageakt vorliegt.
Die Aſphalt=Decke der Strandſtraße von Atlantic=City,
die durch den Anprall der haushohen Wogen buchſtäblich in Stücke geriſſen wurde.
Ein furchtbarer Orkan ſuchte die Küſte bei New York heim und verurſachte auf weite Strecken hin
ungemein ſchwere Schäden.
50 wurde jeht der Heldenfriedhof am Lingekopf umgeſtalkek.
Gründung der Mar=Eykh=Geſellſchaft.
Berlin. Während der Landwirtſchaftlichen
Woche in Berlin fand die
Gründungsverſamm=
lung der Max=Eyth=Geſellſchaft zur Förderung
der Landtechnik ſtatt. Die Max=Eyth=Geſellſchaft
iſt aus dem Verband Landwirtſchaftlicher
Ma=
ſchinen=Prüfungsanſtalten hervorgegangen und
hat ſich zum Ziel geſetzt, alle die in der
Land=
technik arbeitenden Kreiſe zur
wiſſenſchaftlich=
techniſchen Förderung, zur gegenſeitigen
Anre=
gung ſowie Vertretung nach außen
zuſammenzu=
faſſen. Die Gründung wurde auf der
Verſamm=
lung von allen beteiligten Kreiſen begrüßt, weil
man glaubt, daß in der neuen Max=Eyth=
Geſell=
ſchaft weitere Kreiſe im Sinne der Landtechnik
mitarbeiten werden als bisher in dem
Ver=
bande Landwirtſchaftlicher Maſchinen=
Prüfungs=
anſtalten. Vorſitzender der Max=Eyth=Geſellſchaft
iſt Prof. Martiny=Halle a. d. S.
Dr. h. c. Madſack geſtorben.
Hannover. Während eines Spazierganges
iſt geſtern der Herausgeber des „Hannoverſchen
Anzeigers”, Zeitungsverleger Dr. h. c. Madſack,
infolge eines Herzſchlages im Alter von 77
Jah=
ren geſtorben. Dr. Madſack wurde am 16.
No=
vember 1856 auf oſtpreußiſcher Scholle geboren.
Er war Ehrenmitglied im Vorſtand des Vereins
Deutſcher Zeitungsverleger. Außerdem gehörte
er dem Aufſichtsrat der „Königsberger Allgem.
Zeitung” an. Am 18. Januar 1929 wurde er in
Anerkennung ſeiner Verdienſte um ſeine
oſtpreu=
ßiſche Heimat von der Albertus=Univerſität
Kö=
nigsberg zum Dr. h. c. ernannt.
Engliſcher Dampfer in Flammen.
New York. Auf der Höhe von Portland
(Oregon) iſt der engliſche Dampfer „Pacific
Shipper” in Brand geraten. Zahlreiche Schiffe
eilen dem Dampfer, der SOS.=Rufe ausſandte,
zu Hilfe. Es konnte bis jetzt nicht feſtgeſtellt
wer=
den, ob es ſich bei dem Schiff um einen
Paſſa=
gier= oder um einen Frachtdampfer handelt.
Der erſte Wolkenkratzer in England.
London. Der erſte Wolkenkratzer in
Eng=
land wird in Blackpool erbaut werden. Es
han=
delt ſich um ein Rieſenhotel nach amerikaniſchem
Muſter, das bei einer Höhe von 150 Metern
36 Stockwerke haben wird. Die Baukoſten
wer=
den auf rund 12 Millionen Mark veranſchlagt.
Sieger im „Kanonen=Jagdſpringen”
des Berliner Reiklurniers.
Oberleutnant Sahla mit Ublick,
auf dem er das „Kanonen=Jagdſpringen” mit
ſeiner Serie ſchwierigſter Hinderniſſe gewann.
Schweres Exploſionsungliück in einer Pariſer Aukomobilfabrik
8 Toke, 100 Verletzke.
Paris. In der bekannten franzöſiſchen
Auto=
mobilfabrik Renault ereignete ſich am Montag
kurz nach 11 Uhr vormittags in der
Elektrizitäts=
zentrale eine ſchwere Exploſion. Durch
umher=
fliegende Eiſenteile wurden mehrere Arbeiter
ſchwer verletzt, ferner wurden über 100 Arbeiter
durch die einſtürzenden Gebäudeteile getroffen.
Die ſofort herbeigeeilte Feuerwehr konnte über
—100 Verletzte bergen, von denen eine ganze
Reihe in Lebensgefahr ſchweben. Acht Arbeiter
ſtarben auf dem Wege ins Krankenhaus. Der
Ausbruch eines Feuers konnte durch die
Feuer=
wehr verhindert werden. Nachdem das Krachen
der Exploſion ſich gelegt hatte, wurden
herzzer=
reißende Schreie der Verletzten hörbar.
Unmittel=
bar nach dem Bekanntwerden der Exploſion
be=
gaben ſich der Innenminiſter, der
Polizeipräſi=
dent und der Präfekt des zuſtändigen
Departe=
ments an die Unglücksſtelle, um perſönlich die
Rettungsarbeiten zu leiten. Die Urſache der
Ex=
ploſion iſt noch nicht feſtgeſtellt. Die
Automobil=
fabrik Renault liegt an der Peripherie von
Paris und beſchäftigt gegen 30000 Arbeiter. Sie
iſt erſt in letzter Zeit erheblich vergrößert
wor=
den und füllt faſt den ganzen Vorort
Billan=
court aus. Sie verſorgt nicht nur die
fran=
zöſiſche Heeresverwaltung mit Kraftwagen,
ſondern arbeitet gelegentlich auch für
auslän=
diſche Staaten, u. a. gegenwärtig für Japan.
Wie ergänzend zu dem ſchweren
Exploſions=
unglück in den Automobilwerken von Renault
verlautet, iſt das Unglück auf die Exploſion
eines großen Keſſels zurückzuführen. Das Dach
des Keſſelshauſes wurde durchſchlagen und die
Eiſen= und Mauerteile ſtürzten auf ein
daneben=
liegendes Fabrikgebäude, in dem einige hundert
Arbeiter beſchäftigt waren. Das Gebäude ſtürzte
zuſammen und begrub die Arbeiter unter den
Trümmern. Die Feuerwehr und die geſamte
Belegſchaft arbeiten fieberhaft an der
Beſeiti=
gung der Trümmer, aus denen heraus man das
Stöhnen der Verwundeten hört. Ueber 100 Ar=
beiter konnten bereits geborgen werden. Außer
den bereits gemeldeten acht Toten mußten 40
Schwerverletzte ins Krankenhaus überführt
wer=
den. Die Geſamtzahl der Opfer überſteigt 100.
Nach den Ausſagen der Arbeiter ſoll die Zahl
der Toten weſentlich höher ſein als acht, da noch
eine ganze Anzahl der in dem
zuſammengeſtürz=
ten Gebäudeteil beſchäftigten Arbeiter fehlen,
von denen man annimmt, daß ſie unter den
Trümmern begraben liegen.
Die Unglücksſtelle wird von einer nach
Tau=
ſenden zählenden Menſchenmenge umlagert, die
in Ungewißheit über das Schickſal ihrer
Ange=
hörigen auf Nachrichten warten. Mütter und
Väter, Frauen und Schweſtern laufen beſorgt
umher. Faſt die geſamte Pariſer
Sanitäts=
kolonne befindet ſich an der Unglücksſtelle, und
immer wieder verlaſſen Rote=Kreuz=Wagen mit
Verletzten das große Eingangstor. Die
Unglücks=
ſtelle wird von Polizei ſtark bewacht. Die wahren
Ausmaße der Kataſtrophe werden vorausſichtlich
erſt heute bekannt werden, wenn es gelungen iſt,
ſämtliche Trümmer zu beſeitigen. Die Urſachen
ſind noch nicht bekannt. Wahrſcheinlich dürften
ſie aber auf das Verſagen eines
Sicherheitsven=
tils an dem explodierten Keſſel zurückzuführen
ſein.
Großfeuer in einem belgiſchen Dorſ.
Brüſſel. In dem 3500 Einwohner
zählen=
den Dorf Hubert, in der Provinz Luxemburg
brach am Sonntag nachmittag ein Großfeuer
aus, das in kurzer Zeit ein Friſeurgeſchäft, ein
Hotel, eine Buchhandlung, eine Bäckerei und ein
Konfektionsgeſchäft einäſcherte. Faſt das ganze
Geſchäftsviertel wurde durch das Feuer zerſtört.
Die Telephon= und Telegraphenzentrale wurde
ebenfalls beſchädigt, ſo daß das Dorf von der
Außenwelt abgeſchnitten iſt.
Die Gedenkpfeiler des Kameraden=Grabes auf dem nun ausgebauten Heldenfriedhof
Hohord=Bärenſtall im Elſaß.
Der von bewaldeten Vogeſen=Bergen umſchloſſene deutſche Sammel=Friedhof Hohord=Bärenſtall in
der Nähe des im Weltkrieg ſchwer umkämpften Lingekopfes iſt vom Volksbund deutſcher
Kriegs=
gräber=Fürſorge würdig ausgeſtaltet worden.
Dienstag, 7. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 38 — Seite 9
Der Lorbeerkranz für den Kreuzer
„Emden” in Wilhelmshaven.
Die Feier in der Garniſonskirche.
Wilhehmshaven. Auf Anordnung der Marineleitung
wurde der Lorbeerkranz für die erſte „Emden” den der
Hapag=
dampfer „Magdeburg” im Auftrage der auſtraliſchen Regierung
nach Deutſchland gebracht hatte, der Garniſonskirche in Wilhelms=
Der in Eis eingefrorene Lorbeerkranz nach dem Eintreffen.
haven zur Aufbewahrung übergeben. Die Uebergabe in der
Kirche fand am Sonntag mittag in feierlichem Rahmen ſtatt.
Der Lorbeerkranz, den die „Sidney” ihrem ruhmreichen Gegner
gewidmet hatte, wurde in einem Eisblock vor dem Altar
nieder=
gelegt. Die auſtraliſche Widmung lautet: „Dem fairen Gegner”.
Marineoberpfarrer Ronneberger hielt die Anſprache, der er
die Worte zugrundelegte: „Sagt nicht, daß Helden ſterben‟. Die
„Emden”=Gefallenen würden um ihrer Taten willen weiterleben
bei Freund und Feind.
Der Kranz wird nach entſprechender Konſervierung mit dem
Bugſchild des Kreuzers „Emden” in der Wilhelmshavener
Gar=
niſonskirche ſeinen Platz finden.
* Böhmiſche Induſtrielle als Rauſchgiffhändlet.
Aufſehenerregende Schmuggelaffäre
an der böhmiſch=ſächſiſchen Grenze.
Aus Weipert in Böhmen wird uns berichtet:
Durch die ſtarke Zunahme des unerlaubten Rauſchgifthandels
in Prag und in einigen größeren Städten Nordböhmens ſahen
ſich die Behörden genötigt, beſonders ſcharfe
Ueberwachungsmaß=
nahmen zu ergreifen und insbeſondere den Grenzgebieten, die für
die Einfuhr von ſolchen Giften in Frage kommen, erhöhte
Auf=
merkſamkeit zuzuwenden. Durch wochenlange unauffällige
Ueber=
wachung und Beobachtung polizeibekannter Kokainiſten gelang
es, eine Spur feſtzuſtellen, die nach der direkt an der ſächſiſchen
Grenze gelegenen Induſtrieſtadt Weipert führte. Wahrſcheinlich
hat der kataſtrophale Niedergang der Wirtſchaft (die Weiperter
Poſamenteninduſtrie iſt zum großen Teil auf den Export
angewie=
ſen, der ſeit langem ſtark zurückgegangen iſt) weſentlich dazu
bei=
getragen, daß gerade in den Grenzſtädten der Schmuggel
unge=
heuren Aufſchwung genommen hat, begünſtigt durch die
unüber=
ſichtliche Grenzführung, die eine dauernde und lückenloſe
Kon=
trolle außerordentlich erſchwert, wenn nicht unmöglich macht. Im
Gegenſatz zur deutſchen Weſtgrenze, wo in erſter Linie vom
Aus=
lande Waren, insbeſondere Tabake, Zigaretten und Kaffee nach
Deutſchland „importiert” werden, beſchränkt ſich der Schmuggel
an der Nordoſtgrenze des Reiches auf den „Export” von
Mar=
garine, Radioapparaten und Gebrauchsgegenſtänden des täglichen
Lebens. Meiſt wird der Schmuggel im kleinen betrieben von
arbeitslos gewordenen Grenzbewohnern, die bis weit nach
Böh=
men hinein ihre Waren verkaufen, um mit ihren Familien
exiſtieren zu können, ſelten wird der Schmuggel im großen
be=
trieben, denn hier ergeben ſich mancherlei Schwierigkeiten.
Ganz im Stillen und gewiſſermaßen nebenhei floriert aber
eine noch viel gefährlichere Art des Schmuggels: der
Rauſch=
gifthandel. Da zu ſeiner Ausführung ein größeres
Kapi=
tal, erforderlich iſt, bleibt er den „Kapitaliſten” unter den
Schmugglern, hier „Paſcher” genannt, vorbehalten.
Man hatte in Prag ſeit längerer Zeit gewiſſe
Anhalts=
punkte bezüglich der Herkunft des Kokains gefunden und ſchickte
unauffällig Detektive nach Weipert zur Beobachtung von in Frage
kommenden Perſonen. Der Verdacht, zu dieſer
Paſcherorgani=
ſation zu gehören, verdichtete ſich nach und nach u. a. gegen einen
ſehr vermögenden Induſtriellen, der mit ſeinem Perſonenauto
regelmäßige Fahrten nach Prag unternahm und nun ſcharf
be=
obachtet wurde. Es gelang einem der Detektive, ſich das
Ver=
trauen des Beobachteten zu erwerben und ſich mit ihm
anzu=
freunden — und eines Tages, der Verdächtige äußerte ſich,
ge=
ſchäftlich wieder nach Prag fahren zu müſſen, bat der Detektiv
den Mann, ihn doch mitzunehmen, da er gerne etwas in Prag
erledigen wollte. Ahnungslos ſagte der Beobachtete zu ...
be=
vor aber der Kraftwagen die Stadt Weipert zur Fahrt nach Prag
verließ, wurde eine an der Strecke gelegene Behörde von ſeiten
des Detektivs in Kenntnis der Situation geſetzt, und an einer
vorher beſtimmten Stelle lüftete der Beamte ſeine Maske, d. h.
er legitimierte ſich dem verblüfften Induſtriellen als
Geheim=
poliziſt und nahm mit den auf Poſten ſtehenden
Finanzwachleu=
ten eine Durchſuchung des Autos vor. Das Ergebnis entſprach
den Erwartungen: denn ſchon nach kurzer Durchſuchung wurden
größere Mengen von Kokain vorgefunden. Es erfolgten
darauf=
hin einige Verhaftungen, und nach kurzem Verhör hatte man auch
die Mitbeteiligten feſtgeſtellt, ebenſo wie eruiert werden konnte,
daß Rauſchgift aus Gachſen bezogen und von Weipert aus
nach Prag, Teplitz=Schönau und anderswohin ſchon ſeit langem
befördert worden war. Gegen Erlag einer größeren Summe
wurde der Induſtrielle zwar auf freien Fuß geſetzt, aber es
er=
warten ihn und ſeine Mitbeteiligten, die ſich aus Angehörigen
der Induſtrie= und Bankwelt rekrutieren, ganz empfindlich hohe
Geldſtrafen.
Die Nachricht, die ſich „unter dem Siegel der
Verſchwiegen=
heit” wie ein Lauffeuer verbreitete, erregte ungeheures
Auf=
ſehen, denn in der Stadt Weipert hatte kein Menſch den leiſeſten
Verdacht, daß der als Millionär, angeſehene Induſtrielle ſein
Vermögen nicht durch ſeine Fabrik, ſondern durch unerlaubten
Rauſchgifthandel erworben hatte.
Gerade in dieſen Tagen wird übrigens das internationale
Abkommen über Rauſchgifthandel in Genf ratifiziert werden,
wonach bei nachgewieſenem unerlaubtem Handel mit dieſen
Gif=
ten unbedingt auf Zuchthaus und Geldſtrafe zu erkennen iſt, ſo
daß endlich der unmögliche Zuſtand ſein Ende findet, daß ein
Rauſchgifthändler durch Bezahlung einer (allerdings in jedem
Falle enormen) Summe der Gefängnisſtrafe entgeht und
gleich=
ſam den ihm verbleibenden „Reſt” ſeines Vermögens dann als
legalen Beſitz betrachten kann.
Sport, Spiel und Jurnen
Fußball im Kreis Skarkenburg.
Nur drei Spiele am Sonntag, 5. Februar 1933.
Die Grippe regiert zurzeit im Kreisgebiet. Von den ſieben
am Sonntag angeſetzten Spielen im Kreisgebiet kamen nur drei
zur Durchführung:
Germania 03 Pfungſtadt — Sportverein Münſter 1:0 (1:0).
Sportverein Mörfelden — Union Darmſtadt 4:1 (2:1).
Germania Eberſtadt — Germania Oberroden 3:0.
Das wichtigſte Treffen. Dieburg — Polizei, wurde wegen
dienſtlicher Behinderung der Ordnungshüter bereits vorher
ab=
geſetzt, und auch die Spiele in Egelsbach und Sprendlingen
wur=
den noch am Samstag wegen der Grippeepidemie abgeblaſen.
Zu=
guterletzt fiel aber auch noch das Walldorfer Spiel aus.
Die drei Ergebniſſe des Sonntags ſind im großen ganzen als
normal zu betrachten, höchſtens Eberſtadts Erfolg über Oberroden
iſt zahlenmäßig etwas hoch ausgefallen. Nachdem Eberſtadt ſchon
mit Erſatz antreten mußte, darf man annehmen, daß auch
Ober=
roden ſtark darunter zu leiden hatte. Mörfeldens Sieg über die
Beſſunger wurde etwa in dieſer Höhe erwartet. Pfungſtadt hatte
man klarer als Sieger angenommen, doch hätte es gerade hier ganz
anders kommen können. Münſter präſentierte ſich in
ausgezeich=
neter Verfaſſung, während die Einheimiſchen nie recht in Fahrt
kamen. Münſter hätte gut und gern ein Unentſchieden verdient
gehabt.
Der neue Tabellenſtand:
Polizei Darmſtadt
FV. Sprendlingen
Viktoria Walldorf
Haſſia Dieburg
Germ. 03 Pfungſtadt
Sportvgg. 04 Arheilgen 20
SV. Mörfelden
FV. Eppertshauſen
Germania Eberſtadt
FC. 03 Egelsbach
SV. 1898 Darmſtadt
Germania Oberroden
SV. Münſter
Union Darmſtadt
Rot=Weiß Darmſtadt 21
12
10
14
45:12
63:31
46:41
51:35
47:45
49:40
49:48
42:37
33:41
46:56
33:39
31:49
24:32
27:53
22:49
3
25
23
22
22
20
1*
14
10
Die Tabelle nimmt allmählich die Geſtalt an, wie man ſie
ſchon ſeit langem erwartete; kleinere Verſchiebungen im
Mittel=
feld werden die Geſamtlage nicht mehr groß beeinfluſſen. Auch am
Tabellenende klärt ſichs langſam. Bei einer Durchſicht der noch
auszutragenden Spiele muß man die Lage von Rot=Weiß und
Union Darmſtadt als ziemlich hoffnungslos betrachten, auch wenn
beide Mannſchaft ihre Heimſpiele ſämtlich noch gewinnen würden.
Zwiſchen Münſter, Oberroden. SV. 98 Darmſtadt, Egelsbach und
Eberſtadt dagegen wird es noch zu harten Kämpfen um die
End=
placierung kommen; es iſt dabei durchaus möglich, daß dieſen
Abſtiegskämpfen auch Vereine der Spitzengruppe zum Opfer fallen.
Aber wer von den noch bedrohten Mannſchaften der dritte
Ab=
ſteigende ſein wird, iſt heute noch nicht ſicher zu erkennen; ſogar die
in der Mitte der Tabelle liegenden Eberſtädter ſind noch ſtark
be=
droht, da ſie noch ſchwere Kämpfe auszutragen haben. Von den
vor Eberſtadt liegenden Mannſchaften kommt niemand mehr
ernſt=
lich für den Abſtieg in Frage.
Germania Eberſtadt — Germania Ober=Roden 3:0 (2:0).
Die beiden Namensvettern lieferten ſich in Eberſtadt ein
ſpannendes und intereſſantes Spiel. Man ſah von beiden Teams
ausgezeichnete Leiſtungen. Vornehmlich die Blau=Weißen
prä=
ſentierten ſich in weit beſſerer Verfaſſung als gegen Pfungſtadt,
obwohl ſie ohne Kaiſer und Göttmann antraten. Man hatte
Weizenmüller in den Sturm genommen. Von Halblinks aus
führte dann der alte erfahrene Stratege den Angriff wie in
ſei=
nen beſten Tagen. Die Zuſchauer ſahen ausgezeichnete,
wunder=
voll genaue flache Zuſammenarbeit, die die Gäſteverteidigung
vollkommen in Verwirrung brachte. Durch Weizenmüller fiel
auch der erſte Treffer. Im Alleingang holte dann der junge
Kaiſer den 2. Treffer heraus. Nach dem Wechſel werden die
Gäſte wiederholt ſehr gefährlich, konnten aber nichts Zählbares
erreichen. Auch Marquart konnte einen Handelfmeter für die
Blau=Weißen nicht verwerten und knallte ihn dem Tormann in
die Hände. Im weiteren Verlauf der letzten Viertelſtunde
waren dann die Platzherren durch Kaiſer II nochmals
erfolg=
reich. Das Spiel wurde von Kaiſer (Wiesbaden=Biebrich)
aus=
gezeichnet geleitet.
Poſt Darmſtadt — SV. 1910 Weiterſtadt 0:6 (0:3), Ecken 3:6.
Am Sonntag ſpielte SV. Weiterſtadt in Darmſtadt gegen
Poſt=SV. Darmſtadt. Die Gäſte mußten infolge Grippe 5
Erſatz=
leute einſtellen. Die Weiterſtädter waren in der 1. Halbzeit
überlegen, was auch in den Toren zum Ausdruck kam. Die 3
Treffer fielen in kurzen Abſtänden nacheinander. Nach der Pauſe
änderte ſich das Bild wenig. Auch hier waren die Gäſte
durch=
weg tonangebend. Wiederum folgten nach ſchönem
Zuſammen=
ſpiel des Sturms 3 weitere Treffer. Das Eckenverhältnis
ent=
ſpricht auch der Ueberlegenheit der Gäſte. Das ungünſtige Wet=
ter und die ſchlechten Bodenverhältniſſe beeinträchtigten das
Spiel. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Sprendlingen, konnte
gefallen. 2. Mannſchaft ſpielfrei.
Beim Frankfurter Sechstagerennen wurden am Montag die
Franzoſen Broccardo/Pecquex wegen ungenügender ſportlicher
Leiſtungen aus dem Rennen genommen. In Führung lagen um
17 Uhr noch Pijnenburg/Rauſch und Schön/Tietz in einer Runde.
Geſchäftliches.
Die Orga=Geſellſchaft befaßt ſich jetzt nicht nur mit dem
Ver=
trieb der Orga=Schreibmaſchinen, ſondern hat auch die Fabrikation
der Maſchinen übernommen. Die Firma hat eine neue Maſchine,
Modell 6, geſchaffen, welche mit ihren Verbeſſerungen eine
Voll=
maſchine darſtellt und trotzdem zu einem erſtaunlich niedrigen
Preis geliefert wird. Bekanntlich hat dieſen Orga=
Schreibma=
ſchinen=Alleinverkauf die Firma A. Friedmann, Ing., Darmſtadt,
Luiſenplatz Nr. 1, ſchon ſeit Jahren in Händen, wo jeder Orga=
Beſitzer und Intereſſent eine fachmänniſche Beratung findet. (Siehe
heutige Anzeige.)
Rundfunk=Programme.
15.20:
18.25:
19.30:
19.45:
20.45.
RA
22.35.
22.45:
24.00:
10.10:
11.30:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30
18.00:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.00:
21.00:
21.45:
22.20:
Anſchl.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 7. Februar
Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert. (Beethoven. Schubert)
Exzellenz General Dr. Bethcke: Generalfeldmarſchall Graf
Schlieffen.
18.50: W. Fahrenbruch: Fritz Boehle, ein deutſcher Meiſter, ein
Maler von urwüchſiger Kraft.
Belebtes Wort. Gedichte von Georg Heym und Georg Trakl.
: Innsbruck: Die Fis=Wettkämpfe. Hörbericht vom 2. Tag.
20.00: Sonniges Land, Bilder aus Sizilien von Anton Briſcha.
Orcheſterkonzert des Philharm. Orcheſters Stuttgart. Werke
von Mozart. Handn. Soliſt: Herm. Zanke (Flöte).
Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
Bericht vom Frankfurter Sechstagerennen.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Bericht vom Frankfurter Sechstagerennen.
Mitternachtswer=
tung.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 7. Februar
Hamburg: Schulfunk: Muſik aus dem 1. Akt der Oper:
Der Freiſchütz, von C. M. v. Weber.
Lehrgang für praktiſche Landwirte.
Jugendſtunde: Jugend und Jugendführung.
Dr. Kayſer: Geſchichten aus Schwaben.
Maria Regina Fiſcher=Jünemann: Chronik der Frau.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Zeitdienſt.
Alte Kammer=Sonaten. Ausf.: Helma Bemmer. Deta Schultz
(am Flügel).
Dr. Jahn: Die Wirtſchaftswiſſenſchaft als Ratgeber in der
Kriſe.
W. Apel: Anleitung zum Bach=Spiel.
Prof. Jäger: Das Drama der Gri chen und der Menſch der
Gegenwart: Aeſchylus.
Das Gedicht.
Politiſche Zeitungsſchau.
Königsberg: Tanzabend. Ausf.: Kl. Orag=Orcheſter. Kapelle
Ednur Runde.
Blumen. Tiere und Menſchenkinder. Eine Hörfolge.
Dr. Feinberg: Muſiker=Studien.
Wetter=, Tages und Sportnachrichten.
Hamburg: Spätkonzert des Noragorcheſters,
Wekkerberichk.
Die eingehende Störungstätigkeit nimmt noch kein Ende.
Ein neues Tief nähert ſich vom Atlantik und wird Staffeln
ſozeaniſcher Luft mitbringen, welche das milde, wechſelnd wolkige
und regneriſche Wetter fortbeſtehen laſſen.
Ausſichten für Dienstag, den 7. Februar: Mildes, wolkiges
Wetter, zeitweiſe leichtere Niederſchläge.
Ausſichten für Mittwoch, den 8. Februar: Wechſelnd wolkig und
mild mit Niederſchlägen. Südweſtliche Winde.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politſt und Wiriſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachriſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willg Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſfadt
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Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Dienstag, 7. Februar
Nummer 38
Die Siemens=Geſellſchaften 1934/32.
Abſchlüſſe des Konzerns.
Die Siemens u. Halske A.G. ſchließt zum 30. September 1932
unter Berückſichtigung einer Entnahme von 4,5 Mill. RM. aus
der Sonderrücklage mit einem Jahresgewinn von 6,97 (i. Vorj.
8,61) Mill. RM., der ſich um den Gewinnvortrag auf 9.19 Mill.
(11,07 Mill.) RM. erhöht, woraus 7 (i. V. 9) Prozent Dividende
vorgeſchlagen werden und nach Abſetzung der A.R.=Vergütung
2,89 Mill. RM. zu neuem Vortrag verbleiben. Die
Jahresrech=
nungen des Siemens=Konzern ergeben, da ſie gemäß den neuen
aktienrechtlichen Vorſchriften aufgemacht wurden, nur beſchränkte
Vergleichsmöglichkeiten mit dem Vorjahr. Die Gewinn= und
Ver=
luſtrechnung weiſt 107,51 Mill. RM. Ertrag nach Abzug der
Auf=
wendungen für Roh=, Hilfs= und Betriebsſtoffe, 12,93 Mill. RM.
Erträge aus Beteiligungen, 15,99 Mill. RM. Zinſen, ſoweit ſie
die Aufwandszinſen (ohne Anleihezinſen) überſteigen, ſowie
ſon=
ſtige Kapitalerträge und 4,22 Mill. RM. außerordentliche Erträge
aus. Andererſeits werden Löhne, Gehälter und Tantiemen ſowie
Abſchlußprämien an Angeſtellte und Arbeiter mit 55,57 RM.,
geſetzliche ſoziale Leiſtungen mit 4,2 (i V. 4.93) Mill. RM.,
frei=
willige mit 4,71 (4.2) Mill. RM., Abſchreibungen auf Anlagen
mit 1,02, andere Abſchreibungen mit 2,67 Mill. RM. (
Abſchrei=
bungen auf Gebäude i. V. 0,42 RM.), Anleihezinſen mit 9,77
(13,37) Mill. RM., Beſitzſteuern mit 6 22 Mill. RM., ſonſtige
Steuern und Abgaben mit 1,45 Mill. RM., und alle übrigen
Auf=
wendungen mit Ausnahme der Aufwendungen für Roh=, Hilfs=
und Betriebsſtoffe mit 52,57 Mill. RM. ausgewieſen. Der
dies=
jährige Verwaltungsbericht kommt zu dem Schluß, daß es ſcheint,
daß in der Stark= wie in der Schwachſtrominduſtrie der niedrigſte
Beſtellungseingang Mitte des Kalenderjahrs 1932 erreicht wurde.
Seither iſt er etwa gleich hoch geblieben, abgeſehen von
Saiſon=
ſchwankungen. Die Geſchäftsverbindungen mit dem Ausland,
ins=
beſondere die dortigen Fernſprechanlagen, für die dauernd
Ver=
beſſerungen und Erweiterungen durchzuführen ſind, ſind eine
große Hilfe zur Erhaltung der Arbeit für die Werksangehörigen.
Darüber hinaus geſtattete die Flüſſigkeit der Mittel, Aufträge
mit langen Zahlungszielen anzunehmen: dieſe Möglichkeit iſt
je=
doch begrenzt, wenn bei zunehmender Beſchäftigung aus eigenen
Kräften jetzt ſtilliegende Betriebsteile wieder in Gang gebracht
werden ſollen. Jede Million Aufträge erfordert ein
Betriebs=
kapital von rund 0,5 Mill. RM. für Rohmaterialien, Löhne und
normalen Kundenkredit. Trotz vieler Maßnahmen zur
Unkoſten=
ſenkung muß, wie weiter ausgeführt wird, der Apparat, mit dem
die Geſellſchaft arbeitet, noch mehr dem produktiven
Arbeitsvolu=
men angepaßt werden, wenn keine Belebung der Wirtſchaft
ein=
tritt oder die Ausfuhr weiter behindert wird. Die Zahl der bei
Siemens u. Halske und Siemens=Schuckert und den von beiden
kontrollierten Geſellſchaften im In= und Auslande Beſchäftigten
betrug Ende des Geſchäftsjahres 75 000 (im Vorj. 99 000).
Bei der Siemens=Bauunion iſt der Umſatz trotz der
Kriſe im Baugewerbe noch nicht entſprechend abgeglitten, weil
noch über mehrere Jahre ſich erſtreckende Aufträge vorliegen und
neue Auslandsaufträge hereingeholt werden konnten.
Die Bilanz vom 30. September 1932 verzeichnet in Mill RM.
ein Anlagevermögen von 45,45. Beteiligungen einſchließl.
Dauer=
anlagen ſind nach 2,67 Abſchreibungen mit 158,12 (i. V. dauernde
Beteiligungen 141,36, Unternehmungen bzw. Beteiligungen an
ſolchen 14,1) eingeſetzt. Die Beſtände ſtehen mit 22,06 (30,35) zu
Buch. Wertpapiere einſchließlich 7.12 Mill. RM. eigenen Aktien
im Buchwert von 7.07 betragen 56,41 (74,23), Aktivhypotheken
066 (0,67), Schuldner 151,16 (155,93), Wechſel 15,37 (4,67),
Kaſſenbeſtand und Schecks 0,72 (0.82), Bankguthaben 35,29 (38,3).
Abgrenzungsaktien werden mit 2,51 angegeben. (Im Vorjahre
beſtanden noch 0,8 Sicherheiten.) Auf der Paſſivſeite erſcheinen
Rückſtellungen von rd. 40 einſchließl. 2,41 (3,1) für Verzinſung der
1930er Anleihe, der früher im weſentlichen unter Gläubigern
ver=
bucht war, Wertberichtigungskonto 9,06, Gläubiger betragen 33,4
(76,98); Abgrenzungspaſſiven belaufen ſich auf 4,62 (14,67), die
Spareinlagen und Guthaben der Sparbank Siemensſtadt
ermäßig=
ten ſich auf 17,52 (17,67), die Penſionskaſſen blieben mit 5,68
un=
verändert: Bürgſchaften werden mit 17,9 (29,73) angegeben.
Die Siemens=Schuckertwerke A. G. weiſt in ihrer
Gewinn= und Verluſtrechnung 132,06 Mill. RM. Ertrag nach
Ab=
zug der Aufwendungen für Roh=, Hilfs= und Betriebsſtoffe, 3,14
Mill. RM. Erträge aus Beteiligungen, 5,1 Mill. RM. Zinſen und
ſonſtige Kapitalerträge, 1,79 Mill. RM. außerordentliche Erträge
und 12,2 Mill. RM. Entnahme aus der Sonderrücklage aus, denen
gegenüberſtehen 75.95 Mill. RM. Löhne, Gehälter und Tantiemen
uſw., 5 38 (7.78) Mill. RM. geſetzliche und 12,04 (9 52) Mill. RM.
freiwillige Sozialleiſtungen, 1,02 Mill. RM. Abſchreibungen auf
Anlagen (i V. 1.01 Abſchreibungen auf Gebäude) 8.48
Abſchrei=
bungen auf Beteiligungen und Daueranlagen, 4,26 (4.84) Mill
RM. Anleihezinſen, 6.07 Mill. RM. Beſitzſteuern 1 79 Mill. RM.
ſonſtige Steuern und Abgaben ſowie 39,32 Mill. RM. übrige
Auf=
wendungen mit Ausnahme der Aufwendungen für Roh=, Hilfs=
und Betriebsſtoffe
Durch Vereinfachung der Organiſation war man bemüht, dem
weiteren Umſatzrückgang entſprechend die Unkoſten zu ſenken. Der
Verluſt konnte aus ſtillen Reſerven gedeckt werden, doch wurden
die Beſtände nach den gleichen Grundſätzen wie früher unter den
Selbſtkoſten bewertet. Das Auslandsgeſchäft zeigt noch keine
Beſ=
ſerung, ſondern dauernden Rückgang.
Die Beteiligung an der Bergmann=Elektrizitäts=Werke. A. G.
erfuhr eine Abbuchung auf 20 Prozent. Die Maffei=Schwartzkopff
Werke G.m.b.H., die zur Hälfte in Siemensbeſitz iſt, hat ihren
Be=
trieb ſtillgelegt, auf deſſen günſtige Verwertung in abſehbarer
Zeit nicht zu rechnen iſt. Die Beteiligung wurde deshalb auf eine
Reichsmark abgebucht. Der Anteil am Shannon=Verluſt betrug
etwa 4,5 Mill. RM.
Die Bilanz verzeichnet ein Anlagevermögen von 65,49
Be=
teiligungen einſchließlich Daueranlagen von 29,51 (i. V.
Dauer=
beteiligungen 20 11, Unternehmungen bzw. Beteiligungen an
ſol=
chen 14,6) Vorräte erſcheinen mit 35,95 (44.23), Wertpapiere mit
20.43 (22.42). Aktivhypotheken 1,29 (1,35), Schuldner 1219
(127 28) Wechſel 17.91 (12,21), Barbeſtände 0,56 (0,93)
einſchließ=
lich Poſtſcheck, und Bankguthaben mit 34,13 (12,17),
Abgrenzungs=
aktiven 1,57. Andererſeits betrugen die früher unter Gläubigern
aufgeführten Rückſtellungen 30,98, Währungsunterſchiede 2,05,
Dispoſitionsfonds 3,31 (wie i. V.), ferner Gläubiger einſchl. 8,65
(14,84), Anzahlungen 41,78 (72,5), Sparbank Siemensſtadt und
Sparbank Siemens=Schuckert 13,9 (13,99), Penſionsfonds 10.13
(10.13), Paſſivhypotheken 0,62 (0,91) und Abgrenzungspaſſiven
6,62 (6,48).
Vor Stabiliſierung des Pfundes?
Die Tatſache, daß das engliſche Pfund ſeit 14 Tagen ſtetig auf
3,40 Dollar ſteht, und daß die Bank von England ſich einem
wei=
teren Anziehen des Pfundes widerſetzen wird, iſt, wie „Financiel
News” ausführt, von einer gewiſſen Bedeutung. Es wäre falſch,
hierin ſchon ein Uebergehen zur Stabiliſierung des Pfundes zu
erblicken; aber es beſtehe die Möglichkeit, daß man feſtſtellen
wolle, ob der Stand von 3,40 Dollar eine Grundlage für eine
weitere Vorſtabiliſierung des Pfundes ſei. Von einem
tatſäch=
lichen Verſuch der Vorſtabiliſierung könne aber natürlich wegen
der Unſicherheit in der Kriegsſchuldenfrage und in den
Finanz=
verhältniſſen Frankreichs und Amerikas nicht die Rede ſein.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Bewegung der Unternehmungen. Nach Mitteilung des
Sta=
tiſtiſchen Reichsamtes wurden im Januar 1933: 14
Aktiengeſell=
ſchaften mit zuſammen 48 Mill. RM. Aktienkapital gegründet.
Ferner wurden 32 Kapitalerhöhungen um zuſammen 16 Mill.
RM. und 122 Kapitalherabſetzungen um zuſammen 143 Mill.
RM. vorgenommen. 70 Aktiengeſellſchaften mit einem
Nominal=
kapital von 49 Mill. RM. wurden aufgelöſt, darunter 5 wegen
Konkurseröffnung. Der Kurswert der gegen Barzahlung im
Monat Januar ausgegebenen Aktien betrug 19 Mill. RM. —
Des weiteren wurden 334 Geſellſchaften m. b. H., 719
Einzelfir=
men und Perſonalgeſellſchaften und 105 Genoſſenſchaften
gegrün=
det. Aufgelöſt wurden 357 Geſellſchaften m. b. H. (darunter 36
von Amts wegen gelöſcht), 1415 Einzelfirmen und
Perſonalgeſell=
ſchaften (darunter 153 von Amts wegen gelöſcht) und 142
Genoſ=
ſenſchaften.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 6 Februar. Weizen, inl.,
76—77 Kilo, 20,70—21; Roggen, inl., 72—73 Kilo 16,70—16,80:
Hafer, inl. 13,80—14; Sommergerſte 18,50—20; Futtergerſte 17,5
bis 17,75; La Plata=Mais 19,50; Soyaſchrot 10,50; Biertreber
10,75—10,90; Trockenſchnitzel, loſe 8 00; Rohzuckermelaſſe 5,20 bis
5.40; Wieſenheu, loſes 4,80—5,20; Rotkleeheu 4,80—5,20;
Luzern=
kleeheu 5,60—6,20; Stroh Preßſtroh, Roggen=Weizen 2,60—2,80,
desgl. Hafer=Gerſte 2,20—2,60; Stroh, geb., Roggen=Weizen 2,40
bis 2,60, desgl. Hafer=Gerſte 2—2,20; Weizenmehl Spezial Null,
neue Mahlart mit Austauſchweizen 29,50—29,75. Roggenmehl.
nordd. und ſüdd., bis 60proz. Ausmahlung, 21,75—24,50;
Weizen=
kleie, feine 7.50—7,75; Erdnußkuchen 11,70—11,90. — Tendenz:
Stetig. Die Stimmung an der heutigen Börſe war recht unſicher.
In den Vormittagsſtunden war das Offertenmaterial recht klein,
verſtärkte ſich aber, als Berlin beſſere Kursmeldungen
verbrei=
tete. Das Geſchäft war klein, da die Käufer die verlangten Preiſe
nur zögernd bewilligten
Frankfurter Produktenbericht vom 6. Februar. Infolge
Be=
fürchtungen evtl. neuer agrarpolitiſcher Maßnahmen herrſchte an
der Getreidebörſe Zurückhaltung. Es notierte (Getreide je Tonne,
alles übrige je 100 Kilo) in RM.: Weizen 203.50—204, Roggen
163,50; Gerſte 180—182,5: Hafer 130—135; Weizenmehl ſüdd.
und niederrhein. Spezial Null 28,50—29,75; Roggenmehl 22,75
bis 23,50; Weizenkleie 7,50; Roggenkleie 7,85—8,00; Soyaſchrot
10,50—10,80: Palmkuchen 8 60—8,75; Erdnußkuchen 12,15—12,25;
Treber 1075—11; Heu 3,40—4,50; Weizen= und Roggenſtroh,
drahtgepreßt oder gebündelt, 2,20.
Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
Zum Wochenbeginn war die Tendenz an der Berliner
Börſe wieder als ſchwächer zu bezeichnen. Zwar hat das
An=
gebot im Vergleich zu den Vortagen weſentlich nachgelaſſen, doch
genügte das nur in geringem Umfang herauskommende Material.
um bei der allgemeinen Zurückhaltung Kursrückgänge von 0,5—1
Prozent, bei einigen Spezialpapieren, unter Führung von
Tarif=
werten, ſogar bis zu 2,5 Prozent herbeizuführen. Man konnte
aber doch eine etwas beruhigtere Stimmung feſtſtellen, da man
hoffte, daß die Reichsregierung die erwartete Erklärung zu der
Zinsfrage veröffentlichen wird, wodurch natürlich ein
Unſicher=
heitsmoment von der Börſe genommen werden dürfte. Auch am
Rentenmarkt hat das Angebot in Erwartung dieſer Erklärung
nachgelaſſen. An einigen Märkten lagen niedrig limitierte
Kauf=
orders vor, durch die ſich die davon betroffenen Werte etwas
be=
feſtigen konnten. So zogen Siemens in Erwartung der Bilanz
um 0,75 Prozent an, Gelſenkirchen Harpener Rheinſtahl.
ver=
ſchiedene Braunkohlenpapiere, Berliner Maſchinen und
Schiff=
fahrtswerte beſſerten ſich um Bruchteile eines Prozents, während
Tietz 1,5 Prozent und AG. für Verkehrsweſen 1,75 Prozent
ge=
wannen. Den ſtärkſten Rückgang hatten geſtern Salzdetfurth
auf=
zuweiſen, die um 4,5 Prozent zurückgingen. Ankegungen aus der
Wirtſchaft lagen im allgemeinen nicht vor. Der Rückgang des
Ruhrkohlenabſatzes im Januar blieb ebenſo wie der
unregel=
mäßige Verlauf der New Yorker Samstagsbörſe ohne ſtärkeren
Eindruck. Mit Befriedigung nahm man die Mitteilungen über
die Finanzierung des 500 Millionen=Planes zur
Arbeitsbeſchaf=
fung zur Kenntnis. Ziemlich ſchwach lag die Altbeſitzanleihe, die
um 1,60 Prozent zurückging, während Neubeſitzanleihe nur einen
geringen Verluſt aufwies. Im Verlaufe wurde es allgemein
freundlicher. Die Kurſe konnten ſich allgemein kräftig befeſtigen,
es wurden Deckungen und Rückkäufe vorgenommen.
Bei kleinem Geſchäftsumfang war die Tendenz der
Frank=
furter Börſe ausgeſprochen ſchwach. Der nunmehr mit
erneu=
ter Schärfe einſetzende Wahlkampf bewirkt auch in
Publikums=
kreiſen größere Unſicherheit und verſtärkt die Neigung zur Löſung
der Engagements. Vor allem Rentenwerte waren auf Grund
zahlreicher, auch kleinerer Publikums=Verkaufsorders ſtark
ange=
boten. Immerhin eröffneten am Anleihemarkt Altbeſitz 1,25,
Neu=
beſitz 0,25 Prozent niedriger. Der Kurs für ſpäte Schuldbücher
konnte ſich infolge von Interventionen behaupten. Von
Induſtrie=
obligationen waren Stahlbonds 88 Prozent ſchwächer. Am
Pfand=
briefmarkt kam ziemliches Material zu weichenden Kurſen
her=
aus. Auch die Aktienwerte waren allgemein ſchwächer. JG.
Far=
beninduſtrie eröffneten 0,75 Proz. niedriger. Scheideanſtalt 1½,
Erdöl 8 Prozent niedriger. Schiffahrtswerte bis 0.25 Prozent
gedrückt. Montanaktien gleichfalls abgeſchwächt, ſo Stahlverein
0.25, Rheinſtahl und Mannesmann je 0,5, Gelſenkirchen 1 Proz.
Am Elektromarkt war die Kursbildung nicht ganz einheitlich.
AEG. 0,75 Geſfürel 0,75, Bekula 3,5, Licht u. Kraft 1,25 Prozent
und Schuckert 2,5 Prozent ſchwächer, dagegen Siemens 3 Prozent
höher. Von Einzelwerten hörte man Holzmann 0,5,
Metallgeſell=
ſchaft 0,75 Prozent ſchwächer. Von Bankaktien waren beſonders
Reichsbank erheblich gedrückt und 4,5 Prozent ſchwächer. Im
Ver=
laufe der Börſe ergab ſich bei Nachlaſſen der Verkaufsaufträge
ein Tendenzumſchwung, ſo daß an den Aktienmärkten eine
erheb=
liche Befeſtigung eintrat, wodurch bei Werten des Farben=,
Elek=
tro= und Montanmarktes die Kursverluſte ausgeglichen wurden.
Die freundlichere Stimmung, die ſchon im Laufe der
Mittags=
börſe auf die Erklärungen des Reichswirtſchaftsminiſters zu der
Zinsfrage zum Durchbruch gekommen war, hielt auch an der
Abendbörſe an. Allerdings konnte man noch eine ziemlich
ſtarke Zurückhaltung feſtſtellen, und die Spekulation ſchritt nur
zögernd zu Neuengagements. Die Berliner Schlußkurſe konnten
ſich im großen und ganzen gut behaupten; vereinzelt traten noch
Beſſerungen von etwa 0,5—1 Prozent ein.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
6. Februar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 46,75 RM. — Die
Notierun=
gen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Liefe=
rung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium,
98 bis 99 Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160
RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 164 RM.
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus
auf 37—30 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 35,75—39,25 RM.
Plebmärkke.
Mannheimer Biehmarkt vom 6. Febr. Aufgetrieben waren:
149 Ochſen, 124 Bullen, 243 Kühe, 312 Färſen, 751 Kälber, zwei
Schafe, 2328 Schweine. Es wurden bezahlt pro Zentner
Lebend=
gewicht in RM.: Ochſen a) 26—30 b) 20—24, c) 22—25: Bullen
a) 22—24, b) 20—22. c) 17—20; Kühe a) 22—24, b) 20—22. c) 13
bis 15, d) 10—12: Färſen a) 27—31, b) 23—26, c) 20—24:
Käl=
ber b) 35—37, c) 31—34, d) 28—30, e) 20—24: Schafe 15—22;
Schweine b) 38—39 c) 38—39, d) 36—38, e) 34—36.
Marktver=
lauf: Großvieh ruhig, Kälber mittel, geräumt; Schweine mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 6. Februar. Aufgetrieben waren:
1233 Rinder, darunter 80 ſeit dem letzten Markt, 341 Ochſen, 95
Bullen, 412 Kühe und 305 Färſen; ferner 627 Kälber, 103 Schafe
und 3856 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht
in RM.: Ochſen a) 1. 25—28, 2. 22—24, b) 19—21; Bullen a) 24
bis 26, b) 20—23; Kühe a) 21—23 b) 18—20 c) 15—17, d) 12
bis 14:. Färſen a) 27—29, b) 24—26, c) 20—23; Kälber b) 31
bis 35, C) 26—30, d) 21—25: Schafe nicht notiert. Schweine b)
36—38, c) 35—38, d) 34—37, e) 31—36.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Kölniſche Hagel=Verſicherungs=Geſellſchaft, Köln, weiſt
für 1932 nach Zuweiſung von 309 409 RM. Prämienrücklage für
langfriſtige Verſicherungen einen Gewinn von 116 143 RM. aus.
Der Aufſichtsrat hat beſchloſſen, wie im Jahre 1930 eine
Divi=
dende für die Aktien — 12 Prozent des eingezahlten
Aktienkapi=
tals zu verteilen. (Das Rechnungsjahr 1931 blieb
dividenden=
los.) Generalverſammlung 2. März 1933.
Der polniſche Eierexport nach Deutſchland iſt 1932 auf 40
Mill. Stuck gegenüber 62 Mill. Stück im Vorjahr geſunken.
Wertmäßig ſind die polniſchen Lieferungen, noch ſtärker, und
zwar auf 1.9 Mill. RM. gegenüber etwa 4 Mill. RM. im
Vor=
jahr, zurückgegangen.
Zur Hebung der Beſchäftigung im Baugewerbe hat die
Lan=
desvereinigung der Wohnbaugeſellſchaften (Building
Socie=
ties) in England einen großen Plan ausgearbeitet, der die
Her=
gabe billiger Anleihen an die angeſchloſſenen Geſellſchaften für
die Finanzierung von Dekorations= Aenderungs= und
Verbeſſe=
rungsarbeiten vorſieht. Der Plan hat die Zuſtimmung der
Re=
gierung erhalten.
Berliner Kursbericht
vom 6. Februar 1933
Deviſenmarkt
vom 6. Februar 1933
Mte
Deutſche Banlu.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban 61.50
Hapag
Hanſa Damp
Nordb. Lloyzb
A.E. G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg 45.50
Bergmann Elektr. 20.875
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt.
Deutſche Cont. Gas
Mife
72.-
17.375
31.—
17.375
26.625
77.125
30.625
117.75
H08.125
Mee
Elektr. Lieferun 78.—
J. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau 77.25
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 113.—
alöchnerwer
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
Vc
408.125
S5.
26.75
51.125
49.625
43.—
66.125
58.25
37.25
46.
eee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Irt
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer 1.
35.625
40.—
167.—
36.25
32.-
415.
38.25
15.375
59.75
12.50
4.
29.25
57.—
Helſingfor=
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig
Hollant
Sslo.
Kopenhager
Stockholm
London
Buenos=Air”
New Yor!
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn.M.
ſto0 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengs
00 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
E=Sto.
Pap. Peſo
Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs
Ret
6.354
49.25
12.465
—
3.057
189.23
73.33
64.24
77.72
14.43
0.838
4.204
59.54
ai.53 3
6.43
Brief
6.36e
50.05
12.425
3.ogsl
169.57
73.97
64.36
77.88
14.47
0.842
4.21
58.66
21.57
16.47
Schwe
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir=
Zugoſlawien.
Portugal.
Athen
Iſtomb=
Kai,o
Kanada
uruguat
3sland.
Tallinn (Eſtl.)
Rigg
100 Peſetas 181.18
34.47 100 Gulden 81.83 1 Yen 0.879 olt Milre. 0.239 100 Dinar 5.554 100 Eseudos 13.11 100 Drachm. 2.358 ſt türk. s 2.00e ſtägypt. 2 14.81 teanad. Doll. 3.526 r Goldpeio 1.648 100 isl. Kr 64.93 100 eſtl. K: nio.s9lt 100 9a 79.721
Brief
21.34
34.53
81.89
0.881
6.241
5.566
13.13
2.362
2.012
14.85
3.534
.e52
(65.07
110.81
79.98
Burikſtaster und Karianatoutt Burmkaut, Bihnr ot Breisnet Sund
Frankfurter Kursbericht vom 6. Februar 1933.
Stenergutſcheine
jällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35...!
1.4. 36 ...
1. 4. 37...
„ 1. 4. 38...
6%Dtſch. Reichsan
„ v.27
6%
5½% Intern.,
62Baden ......
62 Bayern ...
6% Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 27
62 Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. *2,Ab=
Göſungsanl.. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
62 Berlin ...b. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden. v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze v. 29
b. 261
6%Mainz...
63 Mannheimb. 27
6% München .v. 291
6% Wiesbaben b.28l
6% Heſſ. Lanbesbr.
6% „ Golboblig.
5½% Heſſ. Landes
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾ X., Kom.,Obll
94rI,
88.25
81ſ,
741.
89
78.75
77.5
83.5
92.1
79.35
61.25
8.05
5.75
63
74.25
63.5
80.5
82.75
Peie
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Golboblig.
6% Landeskomm.,
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
6%o
R.12
62 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
62 Naſſ. Landesbk.
5½% Lign. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. 1
„. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Shp. Bk.!
5½% „ Ligu.=Pfbr.
62 Frkf. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% „ Goldoblig.
16% Frkſ. Pfbr.=Bk.
5½% .Lig.=Pfbr.
63 Mein. Hhp.=Bk.
15½% „ Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. B!
5½%0 „ Lig. Pfbr.,
6%
Goldoblig.
Südb. Bod.
Creb.=Bank ..!
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benzl
6% Dt. Linol. Werke
6% Mainkw, b 2
82.5
75
80.5
83.5
84.25
55!
78.5
80.5
80
83el,
88
88.5
80.75
83.5
82.5
83
so
83.25
72.5
Ba
*
62
82.5
84
82 Mitteld. Stahl.
62 Ber. Stahlwerkel
6% Boigt & Häffner
F. G. Farben Bond=
5% Bosn. L. E. B.
2 Inveſt.
33 Bulg. Tab. b.0s
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½8
4%
420 Türk. Admin.
147 „ 1. Bagdad
Zollanl.
4½% ungarn 1913
1914
41,½
Goldr.
1910
4%
4½Budp. Stadtan!
45 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien
Aia. Kunſtzüdeuni
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauerei
Zellſto f*
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht!!
Buderus Eiſen..
Eement Heidelbergl 49.75
Karlſtadt
7. G.Chemie, Baſell;
Ehem.Werke Albert
Chabe „......."
Contin. Gummiw.
62
72:5
95
9.25
6.75
10.6
5.7
4.8
30.5
34
86
35.5
*
112.5
46.25
Ja
52.75
Manie Huech
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl
Dt. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtalt!
Linolwerk.Ber!
Dortm. Nitterbräu
Dhckerhof: & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Berawer
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Gui legume
Frankfurter Hof=
Gelſenk. Bergwert.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmid: Th. ..
Gritzner=Kahſer..
Grün cBilſinger. 11
Hafenmühle Frlft.
Hammerſen (Oen.)
HanauerHofbrauh.
Hanſwerke Füſſen.
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb./ 41
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil. „ 49
Flſe Bere .„Stamml=
Genüſſel=
Junghans
Kali Chemie ...
„ Achersleben :1
20*
119.5
85.6
149
72.5
11.75
75,
149.5
102
111
Mei Keue
Klöcknerwerke ...
anorr C. H.... ..
ſeahmeher & Co. .
Laurahütte
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
FMainz. Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
5 MMansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
ſMiag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
5 MMotorenDarmſtadt!
fSberbedar
BBhönix Bergbau ..
MReiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerte
Riebe g Montan. ..
Roede: Gebr.
Rütgerswerle
Salzdetfurtl Ko.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr. 31
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Elektr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemen & Halske.
Südd. Zucker=A. G.):
Fellus Bergbau...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard.
unterfranken ....
Ber. Stahlwerre..
50.25
114
22.25
81.5
202
70.1
69
B8I,
36
13.5
321,
49.5
96
69
63
39.75
4631.
165
200
156
82
126.5
142
Mie MMng
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Dienstag, 7. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 38 — Seite 11
e Vo eulterHen
29)
Von Paul Bergenholt.
Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck verboten.
Sie war alles und iſt nun wieder nichts!
„Wanns ſo weiter geht und dran bleibt?‟ . . Man wagt das
gar nicht auszudenken, was dann ſein wird und ſein muß!
„Vor zehn Jahr war doch auch ein Hochwaſſer?”
„So? .. Vor zehn Jahr?"
Das iſt ja lange her. Man vergißt ſo ſchnell das Ungute
und lebt nur vom Guten! . . Aus Enttäuſchungen blühen ja
die Hoffnungen! . . . Und daraus wieder ſchatten die
Ent=
täuſchungen!
Kreislauf um und um! . . Ueber den Menſchen! . . . In den
Menſchen! . . . Vielleicht iſt’s gut, daß man vergeſſen kann!
„Was? .. Vor zehn Jahr?!”
„Ich entſinn mich nimmer drauf!“
„Denk halt nach, Neißer! Du Gurggl, denk nach! . . Du
Neuner, denk nach! . . S iſt eh ein Jahr geweſen, wie heuer!.
Regen und Regen und Waſſer und Waſſer! Bis die Ach und
der Almbach und der Puitbach alles da heraußen in der
Leu=
taſch überſchwemmt haben!"
„Solang iſt das ſchon her?”
„Freilich: So lang ſchon!“
„So kurz erſt?‟
„Freilich: Auch ſo kurz!”“
Was ſind denn auch zehn Jahre? .. . Nicht viel! .. . Eine
Winzigkeit! .. . Die Menſchen nur glauben, es ſei eine lange Zeit.
Aber, — was iſt eine lange Zeit? .. . Millionenmal zehn
Jahre ſuche der Menſchengeiſt zurück zum Anfang; millionenmal
zehn Jahre ſind noch keine Ewigkeit! .. . Nur eine Sekunde der
Ewigkeit! ... Ach, nicht einmal das! .. . Nicht einmal das!
Uebrigens hat die Ache damals einen neuen höheren Damm
bekommen. Der iſt aus ſchweren Felsbrocken gebaut, und die ſind
durch Zement verbunden. Da kann wohl nicht viel paſſieren!
Und an dieſe Zuverſicht klammern ſich die Menſchen in der
Leutaſch: Man hat aus dem Unheil vor zehn Jahren gelernt!
„So ſchlimm kanns nimmer werden!“
„Smüßt grad ein Sintflut kommen!“
Sie tröſten ſich im voraus aus ihren Hoffnungen, daß nicht
das Schlimmſte über ſie hereinbrechen möge.
Aber inwendig ſind ſie doch in Not, und ſie ſchauen ſich an und
können ihre Sorgen nicht aus den Augen bannen.
„Das Waſſer da heroben . . .!?” ſagt der Neuner und deutet
durch den Regen hinauf in die Richtung der Rotmoos und des
Jöchl, die man jetzt nicht ſehen kann, weil die Wolken ſie
wegge=
zogen haben.
„Die Jöchlwand halt ewig und lange!” ſagt der Gurggl.
Und der Neiſſer tut eine gleichgültig fallende Handbewegung,
die beſagt, daß man um ſo was keine Sorg zu haben braucht!
„Grad herunter liegt der Neunerhof!”, ſagt der Neuner.
„Der liegt halt ſchon dreihundert Jahr da!” ſagt der Gurggl.
„Wir liegen ja auch da herunten, gleich unter dir, Neuner!”
lacht der Neiſſer: „Und faſt grad ſolang!”
Dreihundert Jahre? . . . Ja, dreihundert! . . ."
Und tauſendmal länger ſteht die Jöchlwand heroben! Und nie
noch iſt den Höfen darunter etwas zugeſtoßen!
Die drei trennen ſich und jeder geht in ſein Häusl. Der
Neiſ=
ſer und der Gurggl zuerſt; dann der Neuner, der noch etwas höher
in den Hang hinauf muß, bis er daheim iſt.
Aber abends, wenn es dunkelt, und man ſitzt da, oder nachts,
wenn man in der Kammer liegt, — dann ſind die Sorgen doch
wieder da. Wie aufgeſcheuchte Vögel ſchwirren ſie her.
Dritter Teil.
Nach dieſen ſieben ſonnenheißen Tagen alſo regnet es nun
ohne Unterlaß; es regnet an die drei vollen Wochen. Selbſt der
Tag iſt in dieſem ewigen Naß ſo grau, als nähme die Nacht nur
ein Ende, um in den Stuben das elektriſche Licht brennen zu
laſ=
ſen, das man am Abend zuvor auslöſchte, als man ſchlafen ging,
um in der nachtrabenſchwarzen Finſternis mit wachen Augen da
zu liegen.
Nachts, wenn der Neuner ſo daliegt, und nicht weiß, was noch
werden ſoll, lauſcht er in dies furchtbare Regenrauſchen. Und wenn
das auch nur ein einzigmal aufhört, — für ein paar Minuten,
für eine Viertelſtunde, — dann iſt da gleich das andere Rauſchen,
das er zuerſt in jener merkwürdigen Nacht der Zeichen und
Wun=
der vernahm! . . . Und es hat den gleichen tief brandenden
Orgel=
klang! ...
Einmal ſchickt der Neuner den Geißbuben hinauf, und der
kommt zurück und iſt faſt luſtig darüber, daß nun heroben unter
der Rotmoos der neue See iſt. „Fein groß ſchon!” ſagt er in ſeiner
Kindsunſchuld, die die Gefahr nicht ermeſſen kann.
Dann geht der Neuner ſelbſt hinauf. Ueberall iſt die Not.
Aber er geht und denkt nur an ſich und den Neunerbeſitz! ... Und
in dieſer laſtenden Sorge wird er hellſichtig gegen die in der
Rot=
mooswand und dem See ſich bergenden Gefahr. Denn er ſieht
deut=
lich, daß der Waſſerſturz mächtiger geworden iſt, als er damals
war. Wie ein breiter Gießbach iſt er, der weiß ſchäumend nieder
giſchtet. Aber er denkt, das Waſſer wird ſich doch noch ſeitlich einen
Abzug zum Almbach ſuchen; dann mags angehn! . . . Wenn der See
aber weiter ſteigt, muß der Waſſerdruck gegen die Jöchlwand
un=
geheuer werden! ... Wird die Wand nun ſolchem Druck
ſtand=
halten?
Dreimal ſteigt der Neuner in den Hochboden hinauf. Dreimal
ſieht er das unverſiegbare Waſſerſtürzen. Dreimal das ſtete
Wach=
ſen des Sees! ... Und dreimal erkennt er, daß das Jöchl aushält,
wiewohl er ganz klar ſieht, daß das Geſtein ein wenig blätterig
und morſch iſt! ... Dennoch: Wenn es jetzt aufhörte zu regnen.
wenn der Himmel dies Wunder täte, wäre die Gefahr wohl gleich
behoben!
Aber es regnet und regnet und regnet! .. . Wunderlos bleibt
der Himmel! .. . Und als der Neuner dann, ſorggepeitſcht, zum
vierten Male heroben iſt, hat ſich zwiſchen dem Hochboden und dem
Jöchl ein ganz winziger Riß aufgetan! Kaum ſichtbar! .. . ."
Höchſtens einen Millimeter breit! ... Ach, nicht das mal: weniger,
vielleicht haarfein!
Und aus dieſem ganz unſcheinbaren Riß perlt Waſſer; es
perlt in winzigen Tropfen; aber die bilden weiter herunten,
wenn man ſich ſeitlich neigt und ſehr genau hinſchaut, ein ebenſo
winziges Rinnſal! Gar nicht der Rede wert! Aber doch ein
Rinnſal!
Schaut man in dieſer Linie noch tiefer, — aber ſo tief kann
man jetzt nicht ſehen, weil ja Menſch und Wand in Wolkendampf
eingewallt ſind, — dann muß genau darunter eben der Neunerhof
liegen! .. . Luftlinie mags eine Halbſtund ſein!
Was iſt aber eine Halbſtund, wenn das Jöchl nicht hält?! . ..
In einer Minute brauſt dann See und Felsgetrümmer nieder! ...
Der Neuner iſt ſo erregt darob, daß ſeine Gedanken
kunter=
bunte Sprünge machen: Dreihundert Jahre ſteht der Hof! ..3
Soll denn nicht ein einzigmal in dieſer Zeit ein gleich ſchweres
Unwetter gewütet haben? . . . Der Neunerbär hats überſtanden,
der Stier, der Jakob, als da herin der Franzos hauſt! .. . Jenun,
warum ſollts dann grad ihn treffen, den Neuner=Lois?. .. .
Hirn=
geſpinſte ſind das! ..."
Aber dann, bei ganz kühler Ueberlegung, überfällt ihn doch
wieder die grauſame Gewißheit, daß ſich über ihn ein dunkles
Ver=
hängnis zuſammenballt, wie Gewitterwolken, die den
zerſchmet=
ternden Blitzſtrahl niederflammen laſſen! Und dieſe kühle
Ueber=
legung vertreibt jede Beſchönigung:
„Man wird halt den Erdbuckel durchſtechen, zur
Notlausſpren=
gen müſſen, wann das Unheil abgewendet werden ſoll!” ſagt er
ſich und bedenkt: Erſt dann wird der neue See, der da plötzlich
wie aus der Hölle emporgeſchoben wurde und nun aus der
Rot=
moos bis zum Ueberlaufen angefüllt wird, ſeinen ſicheren Abfluß
zum Almbach bekommen! Sonſt wird eine Kataſtrophe
unvermeid=
bar ſein!
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12 — Nr. 38
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Saal der Loge, Sandstraße 10.
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Kaffeestunde mit Konzert
Schülerorchester vom Seminar Marienhöhe.
Freunde und Gönner willkommen!
Frauenhilfsgruppe 5. T. A.
Mitglied des deutschen Parit, Wohlkahrtsverbandes
(V Wohlfahrtsverb.)
Eintritt frei!
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D. 9.A. Männergruppe Darmſtadi.
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Aoerſamniniw!
auf Montag, den 20. Februax 1933, 20 Uhr, in das
Oden=
wald=Zimmer der „Krone”, Schuſtergaſſe, ein.
Tagesordnung:
1. Verleſung des Protokolls der Hauptverſammlung vom
4. April 1932.
Jahres= und Rechenſchaftsbericht über das Jahr 1932.
3. Vorſtandswahl.
4. Feſtſetzung des Mitgliedbeitrags für 1933.
5. Die Veranſtaltungen des laufenden Jahres.
ABENTR
IM
EiABNN
Nach einer Idee von
Dr. ARNOLD FANCK
6. Verſchiedenes.
Anträge ſind
beim Vorſtand ſchri
(2033
ſpäteſtens 5 Tage vor der Verſammlung
ftlich einzureichen (lt. S6der Satzungen).
Be-la Nachmittag
für Hausfrauen und Hausherren
Mittwoch, 8. Februar, im Saalbau, nachm. 3 Uhr
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kessel China während der letzten
chinesisch-japanischen Kriegswirren
behandelt
Dazu das interessante Belprogramm.
Beginn 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Fiſchhaus
Gelegenheit! H.= u.
D.=Rad, n. neu, m.
Garant. ſpottbill.
Döngesborngaſſe 3.
Gebr. Herrenrad.
w. neu, ſehr bill. b.
Fahrzeug=Schneider,
Mühlſtr. 1. (2048
Markt 4 Karlſtr. 47
Telefon 641
Empfehle
lebendfriſch!
Prima tafelfertiges
Fiſchfiletpfd. 45, 60, 70
Schellfiſch pfd. 60,50
Nordſ.=Cabliaupfd. 55
Rordſ=Seelachs „ 45
Ia Goldbarfch „ 40
Grüneseringe 3pfd.50
la Backſiſche „ 25
Konſ.=Schellfiſch „ 26
Konſum=Kabliau , 24
Süßbücklinge ½pfd. 18
1a Sprotten ¼pfd. 20
Ta Vollheringe
Stück 7c 5 Stück 30
Stück10 ₰. 5 Stück 45
Allerfeinſt. Holländer
Stück 15 c 5Stück 70
REGIE: MAX OBAL
In den Hauptrollen:
Guzzi Lantschner, Walter Rlml, Hella Hartwich, Arnold Hasenelever.
Ein herrlich lustiges Spiel in Schnee und Sonne, von ansteckender
Fröhlichkeit. Die beiden aus dem „Weißen Rausch” bekannten besten
Skiakrobaten Europas wirken mit und sind wieder von
zwerchfeller-
schütternder Komik. Spoit, Flirt und Liebe beberrschen die Handlung,
deren Hintergrund die bezaubernde Landschaft des Engadin- und
Bernina-Gebiets bildet.
Dazu ein erstklassiges Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
(F.2045
Beginn: 4,00, 6.00 und 8.20 Uhr
K4
Dienstag — Mittwoch — Donnerstag
HESS-ERTRA-BOCKBIER
ein stärker eingebrautes, gut abgelagertes
Spezial-Bier
OHNE PREISERHÖHUNG
0.45 Ltr. 309 1 Liter 609
im Ausschank.
Nur bei
„HESS
Kirchstraße 3.
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2 pol. Kleiderſchrke.,
verſch. Küchenſchrke.,
Komm., Flurgard.,
Auszugtiſch b. z. vk.
Kleine Bachgaſſe 1.
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Gelegenheitskauf!
neu, braun, innen u.
100 Skeinköpſe außen glaſiert. 5 Ltr.
Inhalt, für alle Zwecke und Berufe, p.
Stück Mk. 0.45 abzugeben.
Kranichſteinerſtr. 9, Toreingang part.
Großes Haus 20—21.45 Uhr
Hessisches
andestheater
Dienstag
7. Februar 1933
5. Sinfonie-Konzert
Leitung: Karl Maria Zwissler
Preise 0.90—5 Mk.
Außer Miete
Kleines Haus 19.30 bis nach 22.15
Der Mustergatte
Lustspiel von Avery Hopwood
Preise 0.50—2.50 Mk.
Iiim Borſahrang
„Im Heag=Großkraftwagen
zum Eisgang am Rhein”
Donnerstag, den 9. Februar, 20.15 Uhr,
Vortragsſaal Heaghaus. (V2051
Anſchließend:
Bekannkgabe der Sonderfahrken
für das Jahr 1933.
Guterhalt. Marken=/ 1 Ofen, 1 Hand=
5.=Fahrrad bill. abz. wagen zu verkauf.”
Wienerſtr. 52, pt. *I Weinbergſtr. 41.
Oualitäts-
SONDER-ANGEBOT
S Zigarren
in der Tüte
B5zlu/6o
KULLMANN
Wilhelminenstrasse 9
A3.2
direkt vom
Mittwoch siſchereiplatz eintreffend:
im Stück Pfd. 0.22
la Kabeljau, blutfriſch
.. . Pfd. 0.15
la grüne Heringe ...."
ff. Fiſchfilet in Pergament=Port.=Packungen, Pfd. 0.25
züße Bücklinge . . . . . . . . . . . . Pfd. 0.18
la Fettheringe . . . . . . . . . . . . Stück 5½d
Süße Orangen . . . . . . . . Pſd. 0.18 und 0.15
ff. heſſ. Tafelbutter . . . . . . . . . ½ Pfd. 0.60
ff. oberheſſ. Weidebutter . . . . . . . ½ Pfd. 0.64
. . Stück 11, 10, 9 und 7 8
Friſche Eler.
Bezirks=Konſum=Verein Darmſtadt
e. G. m. b. H.
(2050
oeben erschienen!
AUTOLISTE Nr. 104
Enthält die Meldungen (Ab- und Zugänge) von Kraftfahrzeugen jeder
Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Kennzeichen: VS, VR, VO)
für dle Zeit vom 16.—31. Januar 1933. Diese Meldungen sind sonst
nicht zugänglich, also nur durch uns erhältlich.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in folgender
Reihen-
folge: Name, Beruf, Wohnort des Kraftfahrzeugbesitzers,
Fahr-
zeugart, Hubraum in ccm und PS (bei Lastkraftwagen:
Eigen-
gewicht in kg und PS), Fabrikat und Motornummer, Fabrikneue
Fahrzeugs sind durch + kenntlich gemacht. Die Meldungen sind
geordnet nach den drei Prorinzen (VS, VR, VO) und Kreisen,
und innerhalb dieser nach Fahrzeugarten. Abgemeldete
Fahrzeuge werden besonders geführt.
Die Autolisten sind unentbehrlich, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die spätestens am 8. eines Monats ausgegebene Liste enthält die
Meldungen vom 16.—30. (31.) des voraufgegangenen Monats und
die spätestens am 23. eines Monats ausgegebene Liste die
Mel-
dungen vom 1.—15. des gleichen Monats.
Bezugspre ls:
1. Bei Bezug aller Meldungen sämtlicher 18 Kreise für
12 Monate: zum monatllchen Pauschalprels von
RM. 15--
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Kreise
und Städte, gleichob für einen oder mehrere Monate, zu
Staffel-
preisen, die wir bei uns zu erfragen bitten.
L. C. WITTICH VERLAG DARMSTADT
Zwangsverfkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 15. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 1 Bd. 22, Bl. 1103.
Flur 1, Nr. 1285, Hofreite Nr. 44, Karlſtraße, 536 qm.
Schätzung: 5000.— RM.
Eigentümer: Schwarzwälder Grundſtücks A.=G. in Freiburg
i. Br., rechtskräftig zugeſchlagen dem Karl Chriſtoph
Boßler in Darmſtadt, Orangerieſtraße 48.
(V.1406
Darmſtadt, den 16. November 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6, Bd. 17. Bl. 803.
1. Flur 37, Nr. 47, Hofraum mit Scheuer und
Geräte=
haus unter dem Grohberg, 1184 qm. Schätzung:
3500.— RM.
2. Flur 37, Nr. 46‟/vo, Acker daſelbſt, 322 qm.
Schätzung: 1000.— RM.
Eigentümer: Kaufmann Felix Neumann in Darmſtadt,
Kahlertſtraße 5.
Darmſtadt, den 5. Dezember 1932.
(V2026
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangs
digerung.
Termin: Mittwoch, den 8. März 1933. vormittags 9 Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 3, Bd. 9, Bl. 422.
Flur 3. Nr. 1313, Hofreite Nr. 43. Landwehrſtraße,
462 qm. Schätzung: 29 000.— RM.
Eigentümer: Gertrud Wilhelmine Rapp zu ſuz und Wwe.
Heinrich Rapp geb. Schmitt zu u in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 29. Dezember 1932.
(V2025
Heſſiſches Amtsgericht.