Darmstädter Tagblatt 1933


07. Februar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Dienstag, den 7. Februar 1933.
Nummer 38
196. Jahrgang

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Landtagsauflöſung in Preußen.
Eine neue Nolverordnung: Ueberkragung der Befugniſſe des preußiſchen Skaatsminiſteriums auf den
Reichskommiſſar. Dreimänner-Kollegium beſchließt Landkagsauflöſung. Neuwahlen am 5. März.
Neue Klage beim Staaksgerichtshof.

Die Nolverordnung
zur Herſtellung geordneter Regierungsverhältniſſe
in Preußen.
Berlin, 6. Februar.
Es wird folgende Verordnung zur Herſtellung geordneter
Regierungsverhältniſſe in Preußen veröffentlicht:
Auf Grund des Artikels 48 Abſ. 1 der Reichsverfaſſung ver=
ordne
ich folgendes:
81.
Durch das Verhalten des Landes Preußen gegenüber dem Ur=
teil
des Staatsgerichtshofes für das Deutſche Reich vom 25. Okto=
ber
1932 iſt eine Verwirrung im Staatsleben eingetreten, die das
Staatsleben gefährdet.
Ich übertrage deshalb bis auf weiteres dem Reichskommiſſar
für das Land Preußen und ſeinen Beauftragten die Befugniſſe,
die nach dem erwähnten Urteil dem preußiſchen Staatsminiſterium
und ſeinen Mitgliedern zuſtehen.
8 2.
Mit der Durchführung dieſer Verordnung beauftrage ich den
Reichskommiſſar für das Land Preußen.
8 3.
Die Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Verkündung in
Kraft.
Berlin, den 6. Februar 1933.
Der Reichspräſident
(gez.) v. Hindenburg.
Für den Reichskanzler
(gez.) v. Papen, Stellvertreter des Reichskanzlers.
Die Begründung der Reuordnung.
In der Begründung zur Verordnung über die
Uebertragung der Befugniſſe des preußiſchen
Staatsminiſteriums auf den Reichskommiſſar
wird auf die Entſcheidung des Staatsgerichtshofes hingewieſen,
in der es u. a. heißt:
Soweit die Landesregierung in dem ihr verbleibenden Be=
reiche
die Geſchäfte in einer Art führen ſollte, in der eine Pflicht=
verletzung
gegenüber dem Reich zu erblicken iſt, würde der Reichs=
präſident
auf Grund von Artikel 48 Abſ. 1 weitergehende Ein=
griffe
in die Rechte des Landes vornehmen können. Im übrigen
ſtehe es bei dem preußiſchen Landtag, zu verſuchen, ob durch Bil=
dung
einer neuen preußiſchen Landesregierung dem jetzigen Zu=
ſtande
ein Ende bereitet werden könne.
Im Anſchluß hieran wird in der Begründung zur Verord=
nung
ausgeführt, daß der gegenwärtige proviſoriſche Zuſtand un=
erträglich
und mit dem Wohl des Staates unvereinbar ſei. In
den Handlungen des Landtages und des Miniſterpräſidenten, die
tatſächlich bewirkten, daß dieſer Zuſtand aufrecht erhalten bleibe,
liege die Pflichtverletzung des Landes, auf der die gegenwärtige
Notverordnung beruhe.
Auflöſung des preußiſchen Landtags.
Auf Veranlaſſung des Präſidenten des Preußiſchen Landtags
fand am Montag nachmittag im preußiſchen Staatsminiſterium
eine Beſprechung über die Auflöſung des Preußiſchen Landtags
gemäß Artikel 14 der preußiſchen Verfaſſung ſtatt, an der der
Präſident des Preußiſchen Staatsrats, Dr. Adenauer, der Präſi=
dent
des Preußiſchen Landtags Kerrl, und der Reichskommiſſar
für das Land Preußen, Vizekanzler v. Papen, teilnahmen. Nach
längerer Ausſprache über die politiſche Lage gab Präſident
Adenauer folgende Erklärung ab:
Die Verordnung des Reichspräſidenten vom 6. Februar wider=
ſpricht
dem Artikel 17 der Reichsverfaſſung und den vom Staats=
gerichtshof
in dem Urteil vom 25. Oktober 1932 daraus gezogenen
Folgerungen. Ich bin daher nicht in der Lage, anzuerkennen, daß
der Herr Reichskanzler von Papen das nach Artikel 14 der preu=
Riſchen Verfaſſung dem Miniſterpräſidenten zuſtehende Recht aus=
zuüben
befugt iſt. Ich lehne es daher ab, an der Abſtimmung teil=
zunehmen
, und verweiſe in ſachlicher Hinſicht auf meine Erklärung
vom 4. Februar.
Die beiden anderen Herren nahmen von dieſer Erklärung
Kenntnis und beſchloſſen: Gemäß Artikel 14 der preußiſchen Ver=
faſſung
wird der Preußiſche Landtag mit Wirkung vom 4. März
1933 aufgelöſt.
* Das politiſche Spiel, das in den letzten Tagen in Preu=
ßen
getrieben wurde, machte den Eindruck einer etwas nervöſen
Unſicherheit. Rückwärts geſehen aber iſt es offenbar nur inſze=
niert
worden, um den Nachweis zu erbringen, daß auf Grund
des einmal gegebenen Tatbeſtandes der Reichspräſident zu
einem Eingreifen gezwungen wurde. Daher der Verſuch, im
Landtag ſelbſt eine Mehrheit für die Auflöſung zu finden, dazu
auch die Einberufung des Drei=Männerkollegiums, obwohl min=
deſtens
in dieſem Fall der Mißerfolg von vornherein feſtſtand.
Aber es hat ſich für die Regierung offenbar darum gehandelt,
alle vorhandenen Möglichkeiten auszuſchöpfen, um dadurch dem
Staatsgerichtshof gegenüber eine möglichſt ſichere Stellung zu
bekommen.
Nachdem das geſchehen iſt, hat Herr von Hindenburg am
Montag vormittag eine neue Notverordnung unterzeichnet, wo=

durch die Regierung Otto Braun zwar nicht abgeſetzt, aber doch
der ihr noch verbliebenen Vollmachten entkleidet wurde die
gleichzeitig auf den Reichskommiſſar übergingen. Daraufhin iſt
dann der Dreimännerausſchuß am Montag nachmittag noch ein=
mal
einberufen worden, wobei jetzt Herr von Papen als preu=
ßiſcher
Miniſterpräſident erſchien. Damit war eine Mehrheit für
die Auflöſung des preußiſchen Landtages gegeben, obwohl der
Präſident des preußiſchen Staatsrates Dr. Adenauer ſich an der
Abſtimmung nicht beteiligte, weil er, wie er erklärte, die juriſti=
ſchen
Vorausſetzungen für die Verordnung des Reichspräſiden=
ten
nicht anerkennen könne.
Der preußiſche Landtag iſt alſo aufgelöſt, und zwar mit Wir=
kung
vom 4. März ab. Das hat den Nachteil, daß er ſehr wahr=
ſcheinlich
vorher noch einmal zuſammentreten wird, ſo daß das
deutſche Volk unter Umſtänden noch einmal das beſchämende
Schauſpiel parlamentariſcher Krawalle erleben kann. Gleichzeitig
hat die Regierung Braun angekündigt, daß ſie erneut den Staats=
gerichtshof
zur Entſcheidung anrufen werde. Es iſt aber kaum
anzunehmen, daß ſie damit Erfolg haben wird, denn ſoweit wir
wiſſen, hat die Reichsregierung vor dem Erlaß der Notverord=
nung
mit dem Vorſitzenden des Deutſchen Staatsgerichtshofes,
Präſident Bumke, Fühlung genommen. Bei dieſer Gelegenheit hat
ſie ihm ſicherlich die Gründe entwickelt, die ſie zu ihrem neuen
Vorgehen in Preußen veranlaßt haben.
Gewiß hat Herr von Hindenburg dieſe Notverordnung nicht
leichten Herzens unterſchrieben. Am 5. März wird nun alſo
gleichzeitig zum Reichstag und zum Preußiſchen Landtag gewählt
werden. Eine ſehr ernſte Frage iſt mit dem preußiſchen Vorgehen
auf alle Fälle wieder geſtellt. Es iſt anzunehmen, daß bei dem
außerordentlich ſtarken Intereſſe der ſüddeutſchen Länder durch das
erneute Vorgehen der Reichsregierung gegen Preußen das Pro=
blem
Reich und Länder, in ſeiner ganzen Schwere wieder auf=
gerollt
wird.
Die Regierung Braun ruff den Skaatsgerichtshof an.
Berlin, 6. Februar.
Ueber die Auffaſſung des preußiſchen Staatsminiſteriums
über die Verordnung des Reichspräſidenten zur Wiederher=
ſtellung
geordneter Verhältniſſe in Preußen wird folgendes mit=
geteilt
:
Das preußiſche Staatsminiſterium erhebt ſchärfſten Wider=
ſpruch
gegen die Beſchuldigung, daß das Land Preußen ſeine
Pflichten gegenüber dem Reich verletzt habe.
Die amtliche Begründung der Reichsregierung zu der Ver=
ordnung
ſieht das angebliche Verſchulden des Landes Preußen
darin, daß der preußiſche Landtag keine Mehrheitsregierung ge=
bildet
und ſich nicht aufgelöſt habe und daß der Miniſterpräſident
dazu mitgewirkt habe, daß die Auflöſung unterblieb. Demgegen=
über
wird zunächſt folgendes feſtgeſtellt: Die Bildung einer
Mehrheitsregierung durch die NSDAP. und das Zentrum ſchei=
terte
daran, daß die Reichsregierung ihrerſeits keine verpflich=
tenden
Zuſicherungen abgab, daß ſie nach Bildung dieſer Regie=
rung
den für Preußen eingeſetzten Reichskommiſſar zurückziehen
werde.
Zur vorzeitigen Auflöſung des Landtags beſteht im übrigen
keinerlei rechtliche Pflicht, geſchweige denn eine Pflicht gegenüber
dem Reich. Die Reichsregierung hatte nicht einmal eine Aufforde=
rung
zur Auflöſung an die preußiſche Regierung gerichtet. Es lag
lediglich der Wunſch der NSDAP. und des Landtagspräſidenten
Kerrl vor.
Für die Nichtauflöſung des Landtags im jetzigen Zeitpunkt
war weſentlich, daß in der augenblicklichen unruhigen Zeit nicht
beide Parlamente in der Reichshauptſtadt gleichzeitig vollſtändig
ausgeſchaltet werden können.
Wenn die Reichsregierung ferner hervorhebt, daß die Preußen=
regierung
ſich zu ihrer Information der preußiſchen Akten und Be=
amten
bedient habe, ſo iſt dazu feſtzuſtellen, daß dies der preußi=
ſchen
Regierung durch die Verordnung des Reichspräſidenten vom
18. November 1932 vorgeſchrieben iſt. Dort heißt es ausdrücklich
in Nummer 10, daß den Miniſtern mit der Bearbeitung der ihnen
verbliebenen Aufgaben betrauten Miniſterialbeamten zum Vor=
trag
zur Verfügung zu ſtellen und Akten vorzulegen ſind. Hiervon
haben die Staatsminiſter ſparſamſten Gebrauch gemacht.
Wenn die jetzigen Zuſtände unbefriedigend ſind, beruht das
auf der Einſetzung und Ausgeſtaltung des Reichskommiſſariats
und der wenig entgegenkommenden Ausführung der Entſchei=
dung
des Staatsgerichtshofes durch den Reichskommiſſar, die
in vielen Punkten dem Sinne der Entſcheidung widerſpricht. Die
neue Verordnung verſtößt hiernach gegen die Reichsverfaſſung
und gegen die Grundſätze der Entſcheidung des Staatsgerichts=
hofes
. Die preußiſche Staatsregierung wird unverzüglich die
Entſcheidung des Staatsgerichtshofs anrufen.
Auswärkiger Ausſchuß nichk mehr vor den Wahlen.
Wie das Nachrichtenbüro des Vdx. meldet, rechnet man in
parlamentariſchen Kreiſen jetzt nicht mehr damit, daß der Aus=
wärtige
Ausſchuß des Reichstages noch vor den Neuwahlen ein=
berufen
wird. Der Vorſitzende, Reichsinnenminiſter Dr. Frick,
hatte die übrigen Fraktionen von dem Wunſch der Sozialdemo=
kraten
und Kommuniſten auf ſofortige Einberufung des Aus=
wärtigen
Ausſchuſſes unterrichtet. Er hatte die Rückfrage damit
begründet, daß die Ausſchußmitglieder durch die Wahl wohl
anderweitig in Anſpruch genommen ſeien. Die übrigen Fraktio=
nen
, mit Ausnahme der beiden Antragſteller, haben denn auch
den Standpunkt eingenommen, daß der Auswärtige Ausſchuß
jetzt nicht tagen ſolle. Damit dürfte auch die als Eventualfall
vorgeſehene Einberufung durch den ſtellvertretenden Vorſitzen=
den
Abgeordneten Scheidemamn (Soz.) wegfallen.

* Die Stunde Deukſchlands.
Dreifranzöſiſche Spekulakionen.Spiel mit Oſtlocarno.
Eine gnle Gelegenheik und eine große Gefahr.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
v. H. Genf, 3. Februar 1933.
Die Arbeiten des großen Abrüſtungsausſchuſſes haben mit
einer Ausſprache über den ſogenannten Plan conſtructiv
wieder begonnen. Das iſt vielleicht für Deutſchland überraſchend
gekommen, da man hier vielfach geneigt war, anzunehmen, daß
der franzöſiſche Plan durch die Gleichberech=
tigungsformel
vom Dezember überholt ſei. Tat=
ſächlich
iſt nicht einzuſehen, warum der franzöſiſche Plan noch
beſprochen werden ſoll, da er ſich ja mit den deutſchen Forde=
rungen
auf Gleichberechtigung nicht vereinbaren läßt. Gleich=
berechtigung
und franzöſiſcher Plan ſtehen ja ſo ſtark miteinan=
der
in Widerſpruch, daß der franzöſiſche Plan völlig umgearbei=
tet
werden müßte, um auch nur zum geringen Teil den deutſchen
Forderungen zu entſprechen. Warum, ſo wird man daher gewiß
in Deutſchland fragen, wird dieſer Plan denn überhaupt noch
in Genf ſo eingehend behandelt?
Nun, das iſt nicht ſchwer zu erklären. Die innenpoli=
tiſchen
Ereigniſſe in Frankreich haben zwar die
Stellung des eigentlichen Inſpirators der franzöſiſchen Außen=
politik
, Paul=Boncour, und des hinter ihm ſtehenden franzö=
ſiſchen
Generalſtabes nicht berührt, ſie haben aber doch ſoviel
Unruhe geſchaffen, daß die Franzoſen inzwiſchen
nicht dazu gekommen ſind, neue Ideen zu finden und durch neue
Vorſchläge die Abrüſtungsarbeiten weiter zu fördern. Sie
haben ſich daher auf ihren alten Plan zurückge=
zogen
, um mit der Beſprechung dieſes Plans
Zeit für neue Aktionen zu gewinnen. Dabei iſt es
ihnen ſelbſt offenbar noch völlig unklar, wie dieſe Aktionen aus=
ſehen
ſollen. Aber ſie hoffen darauf, daß Ereigniſſe an ande=
ren
Stellen der Erde eine Gelegenheit geben werden, doch noch
die Abrüſtung endgültig zu ſabotieren oder Deutſchland erneut
in eine Ifolierung zwingen zu können.
Das Ereignis, auf das man in Frankreich
vor allem in den letzten Wochen ſpekulierte, war
erſtaunlicherweife eine Verſtändigung mit Ita=
lien
. Die Ernennung eines neuen Botſchafters für Nom, de
Jouvenel, und der Verſuch, durch enge Beſprechungen mit Rom
zu einer Verſtändigung zu kommen, ſind jedenfalls mit einer
Jutenſität geführt worden, die darauf ſchließen läßt, daß man
es ſehr ernſt, gemeint hat. Frankreich war diesmal anſcheinend
bereit, den italieniſchen kolonialen Wünſchen weitgehend ent=
gegenzukommen
. Dieſe Beſprechungen ſind aber völlig ergebnis=
los
geblieben, ſo daß ſich dieſe franzöſiſche Hoffnung nicht er=
füllt
hat.
Die ander Hoffnung war, daß es in Deutſch=
land
zu Unruhen kommen würde, und daß dann die
SA. und der Stahlhelm irgendwie offiziell und amtlich als
Schutztruppe des Staates eingeſetzt werden würden, was man
denn in Frankreich gern als einen Bruch der Beſtimmungen
des Verſailler Friedensdiktates hingeſtellt hätte. Das hätte die
Möglichkeit ergeben, die Verhandlungen auf der Abrüſtungskon=
ferenz
zum mindeſten zu vertagen, und zwar mit der Begrün=
dung
, daß man nun erſt abwarten müſſe, wie ſich die Verhält=
niſſe
in Deutſchland entwickeln, und daß man daher Frankreich
nicht zumuten könne, irgendwelche Zugeſtändniſſe bezüglich ſeiner
Sicherheit zu machen. Dieſer Plan, der natürlich noch nicht
aufgegeben iſt, fiel jedoch ebenfalls ins Waſſer,
ſo daß für die diplomatiſche Vorbereitung der Ab=
rüſtungskonferenz
nur ein weiterer Komplex
übrig blieb, der der Oſtſtaaten.
Gerade hier liegen die Dinge aber für Frankreich wenig
erfreulich. Herr Beneſch, der eine für franzöſiſchen Geſchmack ſehr
komiſche Rede über die deutſche Gleichberechtigung gehalten hat,
hat ſich an allen Plänen desintereſſiert gezeigt, die darauf
hinausliefen, ein neues Oſtlocarno zu ſchaffen. Er ſtellte ſich auf
den Standpunkt, daß ein Konflikt zwiſchen der
Tſchechoſlowakei und Deutſchland unwahr=
ſcheinlich
ſei, und daß die Tſchechoflowakei bei einem deutſch=
polniſchen
Konflikt ſich wahrſcheinlich neutral verhalten würde.
Das heißt alſo, der Verſuch, die Sicherheitsfrage auf Umwegen
über die Oſtſtaaten aufzurollen, war ausſichtslos, da eine
alleinige Initiative Polens doch zu durchſich=
tig
geweſen wäre, um nicht zu erkennen, daß hier Polen
für Frankreich focht, und daß Frankreich ſich von den übrigen
Oſtſtaaten diſtanziert hätte. So mußte man dieſe Idee vorläufig
fallen laſſen, da ja hier keine Ausſicht beſtand, mehr als frucht=
loſe
Ausſprachen hervorzubringen.
Das muß man wiſſen, um zu verſtehen, warum der erſte
Tag der Ausſprache der großen Abrüſtungskonferenz einen ſo
merkwürdigen Verlauf genommen hat. Denn die große
Ueberraſchung für Genf und für die nicht Eingeweihten
war, daß die Italiener der Privatſekretär Muſſolinis,
Aloiſi es auf ſich nahmen, den Franzoſen eine
Abfuhr zu verpaſſen, während der deutſche Vorſtoß, auf
den die Franzoſen ſtark gehofft hatten, in der Form ſo milde
war, daß ſie darauf ſchlecht reagieren konnten. Der Vorſtoß des
Aloiſi zeigte eben, daß die Vorbereitungen der Franzoſen ver=
geblich
geweſen waren, und daß ſie mit ihrem großen Ab=
rüſtungsplan
tatſächlich erfolglos geblieben ſind. Die Kerbe in
die nicht nur Aloiſi, ſondern auch Nadolny ſchlug, war außer=
dem
zu deutlich. Hier wurde klar verlangt, daß die Fran=
zoſen
erſt einmal eine Reihe von effektiven Ab=
rüſtungsmaßnahmen
zugeſtehen ſollten, ehe
man weiter verhandeln würde. In dieſer Linie be=
wegten
ſich auch die Engländer, die der Anſicht ſind, daß
die Franzoſen erſt einmal poſitive Abrüſtungszugeſtändniſſe
(Verminderung der Tanks, der ſchweren Artillerie, der Flug=
zeuge
uſw.) machen müſſen, ehe man weiter verhandeln kann.
Der Druck, der in dieſer Richtung auf Frankreich ausgeübt wird,
dürfte ſich daher in den nächſten Tagen und Wochen noch be=
deutend
verſtärken.
Die große Frage, die vom deutſchen Standpunkt aus erhoben
werden muß, iſt jedoch, was man von uns verlangen wird, wenn
die Franzoſen tatſächlich dazu gezwungen werden, die genannten
Abrüſtungsmaßnahmen zuzugeſtehen. Hier haben Nadal=

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Seite 4 Nr. 38

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 7. Februar 1933

Abrüſtung und Mandſchurei=Konflikt.
Reſtloſe Ablehnung der franzöſiſchen Sicherheitswünſche. Franzöſiſche Ablenkungsmanöver.
Deukſchland drängt auf konkrete Enkſcheidungen. Ein Beſchluß gegen Japan.

Bayeriſcher Skaaksrak beim Pizekanzler.
Wiederholtes Erſuchen um Audienz beim Reichs=
präſidenken
abſchlägig beſchieden.
Der Vizekanzler empfing am Sonntag den bayeriſchen
Staatsrat Schäffer, der ihm zugleich ein Schreiben des bayeriſchen
Miniſterpräſidenten übermittelte. Im Verlaufe der Ausſprache
betonte der Vizekanzler, daß ſein wiederholt abgelegtes
Bekenntnis zu der föderaliſtiſchen Grundlage
des Reiches unter Wahrung der Eigenrechte der
Länder gerade den bayeriſchen Herren bekannt ſei. In dieſer
ſeiner Auffaſſung ſei kein Wandel eingetreten, und ihm ſei nicht
bekannt, daß irgend ein Anlaß vorläge, der die Befürch=
ungen
der bayeriſchen Staatsregierung gegen=
üiber
der neuernannten Reichsregierung rechtfer=
Eigen könnte.
* Ueber den Beſuch des Führers der Bayeriſchen Volkspartei,
SStaatsrat Dr. Schaeffer, beim Vizekanzler von Papen iſt von
der Wilhelmſtraße ein Communiqué ausgegeben worden, das
nach Anſicht der Bayern den Verlauf der Unterhaltung nur zum
Teil richtig wiedergibt. Es wird bemängelt, daß man die Oef=
fentlichkeit
nicht darüber unterrichtet hat, daß Staatsrat Dr.
Schaeffer die Erklärung von Papens vom Standpunkt der Län=
der
für unbefriedigend angeſehen hat. Papen hatte in der Unter=
haltung
noch einmal ein Bekenntnis zum föderativen Staat
abgelegt. In dem Geſpräch iſt auch ein Schreiben des bayeriſchen
Miniſterpräſidenten Held behandelt worden, das Staatsrat Dr.
Schaeffer dem Vizekanzler übergeben hat. Dr. Schaeffer hat
gleichzeitig um eine Unterredung beim Reichspräſidenten nach=
geſucht
, hat aber eine abſchlägige Antwort erhalten, weil der
Reichspräſident Parteiführer nicht mehr empfängt. Herr Schaeffer
wollte dann in ſeiner Eigenſchaft als Mitglied der bayeriſchen
Staatsregierung den Reichspräſidenten ſprechen, hat ſich aber auch
hier einen Korb geholt mit der Begründung, daß der Reichs=
präſident
nicht in der Lage ſei, eine Unterhaltung mit Schaeffer
in die Reihe der vorgeſehenen Beſuche einzurangieren. Der
Reichspräſident hat aber hinzufügen laſſen, daß er bereit ſei, den
bayeriſchen Miniſterpräſidenten Dr. Held anzuhören, falls er um
einen Empfang nachſuchen würde. Staatsrat Schaeffer hat ſich
mit dieſem Beſcheid am Montag nach München zurückbegeben.
Prokeſt der Chriſtlichen Gewerkſchaften.
Die Sozialdemokraten müſſen damit rechnen, daß jede Zeitung,
die ihren Parteiaufruf für die Wahl veröffentlicht, verboten wird,
und daß ihre Flugblätter, die den Aufruf verbreiten, der Beſchlag=
nahme
verfallen. Ein Paſſus im Aufruf hat jedenfalls dem Ber=
liner
Polizeipräſidenten bereits eine Handhabe zum Verbot des
Vorwärts gegeben.
Jetzt beklagen ſich die Chriſtlichen Gewerkſchaften darüber, daß
die Sozialdemokraten eine gemeinſchaftliche Erklärung der Gewerk=
ſchaften
benutzen, um unter ihrem Schutz einen Wahlaufruf in die
Oeffentlichkeit zu bringen. Sie laſſen Flugblätter verteilen, die
dieſe Erklärung bringen, auf der Rückſeite aber den ſozialdemo=
kratiſchen
Wahlaufruf enthalten.
Die Chriſtlichen Gewerkſchaften legen gegen dieſes Manöver
bereits ſchärfſten Proteſt ein, zumal durch die gemeinſame Ver=
bindung
dieſer Erklärung und des Wahlaufrufs der SPD. der
Eindruck entſtehen könnte, als deckten die Chriſtlichen Gewerk=
ſchaften
auch den Wahlaufruf der Sozialdemokratiſchen Partei.
Es wird ſogar im Deutſchen ein drohender Ton angeſchlagen und
feſtgeſtellt, daß die Freien Gewerkſchaften eine derartige unehr=
liche
, parteipolitiſche Agitation unterbinden müſſen, wenn ſie
Wert auf gemeinſame Gewerkſchaftserklärungen legen.

Genfer Rückzugsgefechte.
Genf, 6. Februar.
Das unumwundene non possumus der engliſchen
Regierung hat mit einem Schlage die Illuſionen zer=
ſtört
, denen man ſich in Frankreich über die Verwendbarkeit des
Konſtruktivplanes als taktiſches Mittel im Kampfe um die Ab=
rüſtung
hingegeben hatte. England iſt mit erfreulicher Deut=
lichkeit
zu ſeiner ſchon vor Jahren gemeinſam mit
Deutſchland vertretenen Auffaſſung zurückge=
kehrt
, daß für die Sicherheit, ſoweit ſie überhaupt durch
Verträge erreicht werden kann, ſchon mehr als ge=
nug
geſchehen iſt, und daß der zuverläſſigſte Sicher=
heitsfaktor
eben in der Abrüſtung liegt. Die
italieniſche Preſſe nimmt nach den entſchiedenen Genfer
Erklärungen Aloiſis auch kein Blatt mehr vor den
Mund und ſpricht von einem Plan zur Umgehung der Abrüſtung
und zur Sicherung des franzöſiſchen Bündnisſyſtems, wobei ſie auf
die eigenartige Rolle gewiſſer Verbündeter Frankreichs hinweiſt,
die auf allen Seiten von entwaffneten Staaten umgeben ſind und
doch am lauteſten nach neuen Sicherheiten rufen.
Die Umſtellung der franzöſiſchen Taktik
gegenüber dieſer reſtloſen Ablehnung weiterer
Sicherheiten durch die für Europa maßgebenden Großmächte,
tritt bereits in die Erſcheinung. Man verſucht den unvermeidlich ge=
wordenen
Rückzug durch verſchiedene Ablenkungsmanöver
zu decken, indem die Pariſer Preſſe eine plumpe Hetze gegen
den Freiwilligen Arbeitsdienſt, den ſie als ver=
kappte
Aufrüſtung hinſtellen will, unternimmt. Daladier
ſprach in ſeiner Regierungserklärung von den befreundeten
Mächten und allen, die guten Willens ſind. Will er nach berühm=
ten
, aber von ihm ſelbſt ſtets abgelehnten Vorbildern nunmehr
auch unter fadenſcheinigen Vorwänden die Böswilligkeit‟ Deutſch=
lands
zum Ausgangspunkt ſeiner Politik machen? Das würde die
Vermutung begründen, daß auch er den möglichſt geringen
Rüſtungsaufwand, von dem die gleiche Erklärung ſpricht, auf
einem möglichſt hohen Niveau halten möchte.
Unkerredung zwiſchen Paul=Boncour und Nadolny.
Der franzöſiſche Außenminiſter Paul=Boncour empfing am
Montag vormittag den Beſuch des deutſchen Vertreters auf der
Abrüſtungskonferenz, Botſchafter Nadolny. In der Beſprechung,
die etwa ¼4 Std. dauerte, wurde das Arbeitsprogramm der Ab=
rüſtungskonferenz
beſprochen. Wie man hört, hat Botſchafter
Nadolny dem franzöſiſchen Außenminiſter den deutſchen Stand=
punkt
hierüber dargelegt und dabei vor allem betont, daß die
Konferenz nunmehr endlich zu konkreten und wirkſamen Ab=
rüſtungsmaßnahmen
kommen müſſe.
Paul=Boncour hatte im Verlaufe des Vormittags weitere
Beſprechungen mit dem engliſchen Vertreter Unterſtaatsſekretär
Eden und dem Vizepräſidenten der Abrüſtungskonferenz, Politis.
Paul=Boncour wird vorausſichtlich am Dienstag im Hauptaus=
ſchuß
der Abrüſtungskonferenz eine große Rede halten und dabei
auf die ſcharfe Kritik, die der franzöſiſche Sicherheitsplan in der
Debatte bisher gefunden hat, antworten.

Scharfe ruſſiſche Krikik am franzöſiſchen Plan.
Im Hauptausſchuß der Abrüſtungskonferenz wurde die Aus=
ſprache
über den franzöſiſchen Sicherheitsplan fortgeführt. Dabei
ſetzten ſich der griechiſche Delegierte Politis und der polniſche Ver=
treter
Raczinſky für den franzöſiſchen Plan ein, während der
ruſſiſche Außenkommiſſar Litwinow an dieſem Plan eine ſcharfe
Kritik übte. Er ſtellte abermals die Forderung auf, daß die Sicher=
heit
aller Völker durch eine vollkommene Abrüſtung garantiert
werden müſſe. Litwinow reichte der Konferenz einen dreiſeitigen
Entſchließungsentwurf ein, durch den feſtgeſtellt werden ſoll, daß
jeder Staat als Angreifer und Verletzer des Kellogg=Pakts er=
klärt
werden ſolle, der einem anderen Staat den Krieg erklärt
oder militäriſche Handlungen gegen deſſen Gebiet eröffnet. Hierbei
dürften weder innerpolitiſche Entwicklungen noch Wirtſchafts=
oder
ſonſtige Fragen einen Vorwand für einen Angriff bieten.
Mandſchukuo wird nichk anerkannk.
Genf, 6. Februar.
Der Neunzehnerausſchuß der Völkerbundsverſammlung hat
am Montag bei der Beratung des Schlußberichtes des Völker=
bundes
im chineſiſch=japaniſchen Mandſchureikonflikt Beſchlüſſe
gefaßt, die ſich im weſentlichen gegen Japan richten und in
Genf erhebliches Aufſehen hervorgerufen haben. Der Ausſchuß
einigte ſich dahin, in den Empfehlungen die Gültigkeit der inter=
nationalen
Verträge, d. h. des Völkerbundspaktes, des Kellogg=
Pakts und des Neunmächte=Vertrages zu betonen. Weiter ſoll
der Bericht auf der Grundlage des 9. Kapitels des Lyttonberichts
aufgebaut ſein, der die Anerkennung der Hoheitsrechte Chinas
in der Mandſchurei und Vorſchläge für eine weitgehende Auto=
nomie
dieſes Gebietes ausſpricht. Ferner ſoll in den Empfehlun=
gen
die Nichtanerkennung des von Japan ins Leben gerufenen
Mandſchureiſtaates ausgeſprochen werden. Nach der Ausarbei=
tung
des Berichts ſollen auch die Vereinigten Staaten und Ruß=
land
um ihre Zuſtimmung zu dieſen Grundſätzen gebeten werden.
Damit haben die von China mit großer Schärfe aufgeſtellten
Forderungen im Völkerbund einſtweilen den Sieg davon getra=
gen
; es iſt nunmehr Aufgabe des Redaktionsausſchuſſes, den
Bericht in entſprechender Form auszuarbeiten.
Welche Rückwirkungen dieſe Beſchlüſſe auf die Haltung
Japans gegenüber dem Völkerbund haben werden, bleibt noch
abzuwarten.
Beginn der japaniſchen Offenſive gegen die
Provinz Dſchehol.
Von chineſiſcher Seite wird mitgeteilt, daß die große japa=
niſche
Offenſive gegen die Provinz Dſchehol am
Sonntag nach ſtarker Artillerievorbereitung begonnen habe.
Der Stabschef der japaniſchen Armee, General Kaiſcho, er=
klärte
, der Befehl zum Angriff auf die Provinz Dſchehol
ſei ſoeben vom japaniſchen Kriegsminiſterium er=
teilt
worden. Die japaniſchen Truppen würden gegen die
Chineſen vorgehen, um die Provinz Dſchehol inden Be=
ſitz
der mandſchuriſchen Regierung zu bringen.

O

Max Mauer
Sofi Mayer
geb. Götz
Vermählte
Darmstadt, 5. Februar 1933
Kaupstr. 54.

Anläßlich meines 80. Geburtstages
erwieſene Aufmerkſamkeiten in Ge=
ſchenken
und Gratulationen, ſage
ich hiermit meinen herzlichſten Dank.
Frau M. Willenbücher Bwe.

Am 8. Febr. 1933 begehen die Eheleute
Jakob Roſenkranz u. Frau Helene
das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen!
Pankratiusſtr. 13.
Darmſtadt

Herr Daniel Marx in Als=
bach
a. d. B. feierte am 6. Febr.
ſeinen 70. Geburtstag. (2040

Todes=Anzeige.
Heute vormittag verſchied nach
längerem Leiden meineliebe Frau,
meine gute Schweſter
Margarethe Göttmann
geb. Scharkau
im Alter von 48 Jahren.
Im Ramen d. trauernd. Hinterbliebenen:
Ernſt Göttmann.
Darmſtadt, den 6. Februar 1933.
(2047
Darmſtr. 10.
Die Beerdigung findet am Don=
nerstag
vormittag 11½ Uhr auf
dem Waldfriedhof ſtatt.

Heute iſt unſer guter, treuer Vater
prof. Franz Bock
Oberſiudienrat i. R.
infolge eines Herzſchlags plötzlich und unerwartet von
uns gegangen.
Ria Bock
Hedwig Bock
Ilſe Bock
Otti Bock.
Darmſiadt, den 3 Febr. 1933.
Mathildenſtraße 31.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, nachmittag 2 Uhr, auf dem

Todes-Anzeige.
Der liebe Gott hat heute nacht unſeren lieben,
guten Bruder, Onkel und Vetter
Herrn Rudalf Wiegand
nach kurzem ſchweren Leiden, verſehen mit den
hl. Sterbeſakramenten, im 87. Lebensjahre zu ſich
genommen.
Eberſtadt (Neue Schwanenſtr. 33), 6. Febr. 1933.
In tiefer Trauer:
Marie Wiegand.
Die Beerdigung findet in Darmſtadt von der
Kapelle des Friedhofs an der Nieder=Ramſtädter
Straße am Mittwoch, nachm. 3½ Uhr, ſtatt.

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Waldfriedhof ſtatt.

Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und Bekannten die trau=
rige
Mitteilung, daß geſtern mittag ½2 Uhr unſere
treue, liebe Mutter, Schweſter, Tante und Schwägerin
Frau Dorothea Lehr
geb. Lehr
im Alter von 64 Jahren nach kurzem Leiden ſanft dem
Herrn entſchlafen iſt.
Die tieftrauernden Kinder:
Gretel und Lina Lehr.
(2036
Darmſtadt, den 6. Februar 1933.
Die Beerdigung findet ſtatt: Mittwoch, den 8. Febr.
1933, nachm. ½3 Uhr, auf dem Beſſunger Friedhof.

Heute früh ½7 Uhr iſt meine liebe Frau, unſere
gute Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Johanna Marmor
geb. Hartkopf
von kurzem ſchwerem Leiden erlöſt worden.
Darmſtadt, New=York, New=Orleans und Mieder=
Ingelhelm, den 5. Februar 1933.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Marmor, Wilh. Gläſſingſtr. 8.
Die Beiſetzung findet in der Stille ſtatt.

Makraßen
aufarb. v. 7 an.
Ang. u. D. 246 Gſch.*
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bei Stichel.
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Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgang unſeres lieben Eniſchlafenen
Herrn Georg Heinrich Schenkel
ſagen wir von Herzen Dank. Ganz beſonders danken wir
HerrnPfarrer Berckfürdie troſtreichenWorte am Grabe, dem
Geſangverein, Liederkranz und dem MilitärvereinRoßdorf,
ſowie allen denen, die ihm die letzte Ehre erwieſen haben.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Roßdorf, Hintergaſſe 4, den 5. Februar 1933. (2052
Eliſabethe Schenkel, geb. Hanſtein.

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Kochen, quirlt indeſſen zwei Eidotter (bevorzugen
Sie hierbei deutſche Friſcheier) in ¼ Liter Milch
und gießt unter beſtändigem Umquirlen das
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[ ][  ][ ]

Dienstag, 7. Februar 1933

Nr. 38 Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 7. Februar 1933.
Einigung im Darmſtädker Flugſpork.
Den vereinigten Bemühungen Prof. Linkes=Frankfurt und
Prof. Georgiis=Darmſtadt iſt es am Montag gelungen, eine
Einigung unter den Flugſport treibenden Vereinen, zwiſchen dem
MFS. und den Heſſenfliegern, herbeizuführen. Der MFS. mit
mehr als 40 aktiven Piloten übernimmt auf Grund des einmütig
beſchloſſenen Abkommens den Motorflugbetrieb. Die Heſſen=
flieger
betreuen den Segelflugbetrieb. Damit iſt auch den Ab=
ſichten
des neuen Luftfahrtminiſters, alle Flugſportverbände in
einem Verband zuſammenzufaſſen, in Darmſtadt der Boden be=
reitet
.
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregie=
rung
wurde dem Pfarrer Hans Heuſel zu Kirch=Brombach die
evangeliſche Pfarrſtelle zu Mainz=Mombach, Dekanat Mainz,
übertragen.
40jähriges Jubiläum. Der Generaldirektor und Regiſſeur
Willy Roemheld begeht heute ſein 40jähriges Jubiläum. Es
zog den jungen Roemheld . zur Bühne. Unterricht gab ihm
Emil Werner, der ehemalige Generaldirektor des Hoftheaters und
der Hofmuſik. Am 7. Februar 1893 alſo vor nun 40 Jahren
gaſtierte Roemheld in Aſchaffenburg als Chevalier Dumont im
Verſchwender. Im ſelben Jahre noch kam ein Engagement ans
Lübecker Stadttheater. Ein Jahr ſpäter Reſidenztheater und Neues
Theater in Berlin, Später übernahm Roemheld die Leitung am
Friedrich Wilhelmſtädtiſchen Theater in Berlin. Dies vom Schau=
ſpieler
und Regiſſeur. Nicht beſchränkt und begrenzt auf einen
kleinen Wirkungskreis, vermochte er ſeine Tatkraft am beſten auf
Tourneen zu entfalten, auf die er ſich mit ſeinem ſüddeutſchen
Dialekttheater begab, einer Gründung von ihm. Schon vor
35 Jahren begab ſich der Jubilar von Berlin aus mit eignem
Enſemble auf Gaſtſpielreiſen, die von durchſchlagendem künſtle=
riſchem
Erfolg begleitet waren und die ihn nach allen Großſtädten
Deutſchlands und des Auslands führten. Und dann ſchritt er zur
Gründung des Saalbautheaters in Darmſtadt im Jahre 1902 und
des Woogsplatztheaters. Später eröffnete Roemheld noch das
Willy=Roemheld=Theater im früheren Coloſſeum in Worms. In
den letzten Jahren hat Generaldirektor Roemheld in Verbindung
mit Bühnenvolksbildungsvereinen u. a. muſtergültige Vorſtellun=
gen
in verſchiedenen Landſtädten veranſtaltet und iſt auch jetzt
noch dauernd auf dieſem Gebiet tätig. In weiten Kreiſen wird
man ſeines Jubiläums gerne gedenken.
Wohlfahrtsfeier. Die Frauenhilfsgruppe der STA. ( Mit=
glied
des Deutſchen Paritätiſchen Wohlfahrtsverbandes Fünfter
Wohlfahrtsverband) hält ihre diesjährige Wohlfahrtsfeier am
Donnerstag, den 9. Februar 1933. 4 Uhr nachmittags, im Saale
der Loge, Sandſtraße 10. Freunde und Gönner ſind herzlich will=
kommen
. Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Oberfürſorgerin
Schweſter Hulda Joſt, Berlin hält einen Fachvortrag, während
die Schüler des Seminars Marienhöhe, mit muſikaliſchen Dar=
bietungen
dienen.
Evang. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Wir bit=
ten
nochmals ebenſo herzlich wie dringend, alle unſere Mitglieder,
ihre Angehörigen, ſowie die übrigen Gemeindeglieder und Jugend,
den Beſuch der Monatsverſammlung heute abend nicht zu ver=
ſäumen
, da das wichtige Thema Sekten der Gegenwart von
Herrn Pfarrer Köhler behandelt wird, an das ſich eine Aus=
ſprache
anſchließt.
Reichsverband deutſcher Kriegsopfer e. V. General=
verſammlung
. Nachdem der 1 Schriftführer Kamerad Göbel das
Protokoll der vorjährigen Generalverſammlung verleſen hatte.
erſtattete der 1. Vorſitzende Kamerad Maul den Jahresbericht.
Er gedachte hierbei der verſtorbenen 4 Mitglieder und wies
darauf hin, daß die allgemeine große Notlage den Kriegsopfern
durch die wiederholten Notverordnungen und die hierdurch be=
dingten
Aenderungen der Verſorgungsgeſetze außerordentlich
große Härten gebracht haben. Der im Juli vorigen Jahres er=
folgte
Zuſammenſchluß der beiden Verbände: Zentralverband=
Reichsverband bewies die Notwendigkeit des Zuſammenhaltens.
Hierauf erſtattete der Rechner Kamerad Bayer, den Kaſſen=
bericht
. Der Mitgliederſtand iſt faſt der gleiche geblieben. Die
Neuwahl des Vorſtandes ergab mit Ausnahme einiger kleiner
Veränderungen die Wiederwahl des alten Vorſtandes. Zum
Schluß richtete noch der Gauvorſitzende Kamerad Mosbach, wel=
cher
ebenfalls erſchienen war, einige Worte an die Mitglieder
mit dem Dank für die muſtergültige Leitung und den beſten
Wünſchen für das weitere Wohl der Ortsgruppe Darmſtadt.
Das Bild des Todes in der neueren Malerei. Ueber die=
ſes
Thema ſpricht Herr Dr. R. Péerard in einem Lichtbilder=
vortrag
am Freitag, den 10. Februar, um 20 Uhr, im Landes=
muſeum
(Paradeplatz Turmeingang) Der Vortrag behandelt
die Einſtellung der Menſchen zum Tode und das Ringen der
Künſtler um die Form für dieſe Anſchauungen. Zu dieſem Vor=
trag
iſt jedermann herzlichſt eingeladen. Es wird ein kleiner
Unkoſtenbeitrag erhoben. Karten in der Geſchäftsſtelle der Volks=
hochſchule
und am Saaleingang.
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Dienstag,
Februar 202134 Uhr.
Fünftes Sinfonie=Konzert. Pr. 0.905. Mirtwoch
8 Februar 19½22 Uhr, B 14
Tosca.
Pr. 0.605. Donnerstag.
9. Februar 19½22 Uhr. Darmſt. Volksb. C, Gr. 11V
Pr. 0.504.50 Mk.
Katharina Knie. Kleines Haus Dienstag.
2Jfraaß Anf. 19½, Ende nach 221 Uhr. Außer Miete,
Pr. 0.502.50 Mk.
Der Muſtergatte. Mittwoch,
8 Februar Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Zuſ.Miete V9
Pr. 0.703.80 Mk
Marius ahoi! Donnerstag.
9. Februar Anf. 19½. Ende b. 22 Uhr. Zuſ.=Miete III7
Die Entführung aus dem Serail. Pr. 0.804,50

Landestheater. Heute abend wird im fünften Sym=
phoniekonzert
der berühmte und weltbekannte Violoncello=
Künſtler Emanuel Feuermann das Konzert für Violoncello
und Orcheſter in 4=Moll von Robert Schumann und das Kon=
zert
für Violoncello und Orcheſter von L. Boccherini ſpielen.
Robert Schumann ſchrieb dieſes Konzert im Jahre 1850, die drei
knapp gehaltenen Sätze ſind zu einem durchgeſpielten Ganzen
zuſammengefügt. Das Landestheaterorcheſter bringt unter Lei=
tung
von K. M. Zwißler Debuſſys La Mer zur hieſigen
Erſtaufführung. Der Meiſter der impreſſioniſtiſchen Muſik hat
die drei ſinfoniſchen Skizzen Vom Morgen bis zum
Abend am Meer Wellenſpiel und Zwie=
geſpräch
des Windes mit dem Meer überſchrieben.
Am Anfang der Vortragsfolge ſteht eine Orcheſterſuite von H.
Hagen, die hier ihre Uraufführung erlebt. Am Freitag,
den 10. Februar, geht die Klaſſikeraufführung Der Richter
von Zalamea von Calderon in der deutſchen Bearbeitung
von Eugen Gürſter, zum erſten Male in Szene. Inſzenierung:
Kurt Hirſchfeld. Bühnenbild: Reinking Philipp II.
Weſtermann, Creſpo Faber. Don Lope Keim Don Alvaro
Ginsberg, Juan Kutſchera, Jſabel Hoffart, Ines
Corinth, Sergeant Baumeiſter, Rebolledo Gallinger,
Chiſpa Palmer, Ratsſchreiber Keßler.

* Pom deutſchen Münzweſen.
Als 260 verſchiedene Münzſorken in Deutſchland umliefen. wie die deutſche Münzeinheit enkſtand.
Der Kaufmann krug viele Kilogramm Silber und Kupfer im Geldbeukel.
Münzſorten ſollten dadurch ihre Gültigkeit verlieren. Der Ge=
danke
war ſehr ſchön, denn es wäre dadurch nicht nur ein Münz=
Der Taler und ſeine Geſchichle.
chaos beſeitigt worden, ſondern man hätte auch die Geldbeutel der

Die Regierung will das Münzweſen vereinfachen,
den Taler und das Zweimarkſtück abſchaffen und
das Fünfmarkſtück kleiner machen.
Unſer Münzweſen ſoll vereinfacht und erleichtert werden.
Das Zweimarkſtück und der Taler ſollen verſchwinden, und das
Fünfmarkſtück ſoll kleiner und leichter werden, denn es werden
ſeit langer Zeit Klagen darüber laut, daß wir zu viele und zu
ſchwere Geldſorten haben. Die heutigen Menſchen können ſich keine
Vorſtellung davon machen, wie es in vergangenen Jahrhunderten
in Deutſchland ausgeſehen hat, denn ſonſt würden ſie ganz ſtill und
beſcheiden ſein. Von der ungeheuren Anzahl der verſchiedenen
Münzſorten, die noch bei Regierungsantritt Friedrichs des Großen
in Deutſchland im Umlauf waren, macht ſich wohl heute kein
Menſch mehr eine richtige Vorſtellung. In zwei Reichsgutachten
vom 13. April 1737 und 10. September 1738 wurde bereits der
Antrag geſtellt, einen für das ganze Reich gültigen Münzfuß her=
zuſtellen
. Kaiſer Karl II., der im Oktober 1740 ſtarb, hat kurz
vor ſeinem Tode dieſem Gutachten beigeſtimmt und eine Unter=
ſuchung
der wichtigen Frage angeordnet. Es wurden darum die
Münzwardeine nach Regensburg berufen, um die Vorarbeiten für
eine einheitliche Reichsmünze zu machen. Sie ſtellten zunächſt feſt,
daß in Deutſchland damals nicht weniger als 260 verſchiedene Sil=
ber
= und Goldmünzen im Umlauf ſeien, nämlich 25 ausländiſche
Goldmünzarten und 38 ausländiſche Silbermünzarten ſowie 58
inländiſche Gold= und 139 inländiſche Silbermünzarten. Dazu
kamen noch die verſchiedenen Kupfermünzarten. Man mußte alſo
geradezu ein ungewöhnliches Wiſſen haben, um ſich in dieſem un=
geheuren
Wirrwarr des Münzweſens auszukennen. Man wollte
nunmehr als einzige Goldmünzen den Dukaten zu 4 Gulden und
den Golddukaten zu 3 Gulden ſowie als einzige Silbermünze den
Taler zu 2 Gulden ſchaffen. Alle die zahlreichen verſchiedenen

Anmeldung von Schülern und Schülerinnen
für die höheren Schulen.
Die Anmeldungen zu den höheren Schulen Darmſtadts,
insbeſondere für diejenigen Schüler und Schülerinnen, die nach
vierjährigem Beſuch der Grundſchule in eine höhere Schule über=
treten
wollen, müſſen in den nächſten Tagen erfolgen. Aus zahl=
reichen
Anfragen an die Schulen geht hervor, daß es den Eltern,
deren Kinder hierfür in Betracht kommen, gerade in dieſem Jahr
oft recht ſchwer fällt, ihren Entſchluß zu faſſen. Die außerordent=
lichen
Schwierigkeiten, bei der derzeitigen Wirtſchaftslage junge
Menſchen nach abgeſchloſſener Schulbildung in einem Beruf un=
terzubringen
, und die vorläufige Ausſichtsloſigkeit faſt jeden
Studiums an einer Hochſchule laſſen leicht die Meinung aufkom=
men
, als ſei der Beſuch einer höheren Schule überhaupt zwecklos
und bedeute Zeit= und Geldverſchwendung. Dieſe Anſicht iſt
durchaus irrig. Wie die allgemeinen Verhältniſſe liegen wer=
den
, wenn die jetzigen Sextaner nach vielen Jahren die Schule
verlaſſen werden, läßt ſich mit dem beſten Willen nicht voraus=
ſehen
. Eine Umſchulung in ſpäteren Jahren bereitet aber erfah=
rungsgemäß
Schwierigkeiten und Koſten oder iſt oft überhaupt
nicht mehr möglich. Auf jeden Fall wird gerade die Enge der
Berufsausſichten leider, aber unausbleiblich zu einem um ſo
ſchärferen Wettbewerb führen, bei dem ſich ſchließlich diejenigen
durchſetzen werden, die neben perſönlicher Tüchtigkeit auch alle
vorhandenen Schulbildungsmöglichkeiten weitgehendſt ausgenutzt
haben. Die Erfahrungen, die mit den in den letzten Jahren in
Induſtrie und Handel oder in anderen Berufen untergebrachten
Abiturienten gemacht worden ſind, beſtätigen dies bereits jetzt
einwandfrei. Auch iſt ganz abgeſehen von den praktiſchen Be=
rufszwecken
, eine ſorgfältige, vielſeitige und vertiefte Bildung,
um die ſich die höheren Schulen bemühen, von gar nicht abzuwä=
gendem
Wert für das ganze Leben, doppelt unentbehrlich in einer
Zeit, wo ſie meiſtens den einzigen unverlierbaren Beſitz dar=
ſtellen
wird, den beſorgte Eltern, ihren Kindern mit auf den
Lebensweg geben können. Auch minderbemittelte Eltern ſollten
nicht das Opfer ſcheuen, ihre Kinder der höheren Schule zuzu=
führen
, ſofern dieſe wirklich begabt ſind. Es iſt bis jetzt noch
immer möglich geweſen, ihnen in dieſem Falle die Möglichkeit
eines verbeſſerten Bildungsweges zuteil werden zu laſſen.
Die Frage nach der Schulgattung, die man wählen ſoll, iſt
recht ſchwer zu beantworten, muß aber auf das ſorgfältigſte er=
wogen
werden, da unzweckmäßige Einſchulung u. U. einem Kind
die ganze Schulzeit verleiden kann. In Darmſtadt ſtehen den
Eltern alle Arten der höheren Knabenſchule, das Gymnaſium,
das Realgymnaſium und die Oberrealſchule, zur Auswahl zur
Verfügung. Die beiden letztgenannten Anſtalten haben außer=
dem
Klaſſen, die nach dem Lehrplan des Reformrealgymnaſiums
unterrichtet werden, wodurch es möglich iſt, Schüler nach der
Obertertia ihrer Begabungsrichtung entſprechend einzuſchulen.
Eltern, die ſich über weitere Einzelheiten (Lehrplan, Stun=
dentafeln
, Lehrziele uſw.) unterrichten wollen, erhalten bei der
Direktion jeder höheren Schule bereitwilligſt Auskunft. Die An=
meldungen
, auf die noch durch beſondere Anzeige in dieſem
Blatte hingewieſen werden wird, finden am 15. und 16. Februar
ſtatt.

Du frierſt und hungerſt nicht
und gabſt noch nicht zur

Winterhilfe?

Film=Vorführung der Sonderfahrten=Abteilung der Heag.
Vor zirka 10 Tagen veranſtaltete die Sonderfahrten=Abteilung der
Heag eine Ausflugsfahrt an den zugefrorenen Rhein. Die ge=
ſamte
Fahrt wurde gefilmt und iſt nun den Teilnehmern Ge=
legenheit
geboten, die Eindrücke dieſer gemütlich verlebten Stun=
den
im Film noch einmal zu ſehen. Die Filmvorführung findet
am Donnerstag, 9. Februar, abends 20,15 Uhr, im Vortragsſaal
des Heaghauſes bei freiem Eintritt ſtatt. Um einen zu ſtarken
Andrang zu vermeiden, wird die Sonderfahrten=Abteilung koſten=
loſe
Eintrittskarten bei dem Pförtner verabfolgen. Anſchlie=
ßend
an die Vorführung wird, das Fahrten=Programm für die
Fernfahrten des Jahres 1933 bekanntgegeben. (Alles Nähere ſiehe
Inſerat.)
Chriſtlicher Verein Junger Männer e. V., Eliſabethen=
ſtraße
17 I. Wir machen darauf aufmerkſam, daß die regelmäßi=
gen
Bibelſtunden ab dieſen Monat Mittwochs und nicht, wie
ſeither. Dienstags ſtattfinden. In der Familien=Bibelſtunde
morgen abend 8.30 Uhr wird Herr Studienrat Knöpp ſprechen.
Gäſte willkommen.

Kaufleute ſtark erleichtert. Sie mußten häufig viele Kilogramm
Silber und Kupfer bei ſich führen, wenn ſie eine Zahlung leiſten
wollten. Auf der am 21. September 1753 ſtattfindenden Münzkon=
vention
des Deutſchen Reiches traten aber nur Oeſterreich, Bayern,
Sachſen und die Pfalz den Verträgen bei. Die ſüddeutſchen Zoll=
vereinsſtaaten
nahmen durch Vertrag vom 25. Auguſt 1837 den
24½=Guldenfuß an, ſo daß erſt im 19. Jahrhundert einige Münz=
verträge
zur Münzeinheit auf größeren Ländergebieten führten.
Dem Vertrag von 1837 folgte am 30. Juli 1838 die Doppelkonven=
tion
zu Dresden, in der die norddeutſchen Staaten den preußiſchen
14=Talerfuß einführten. Dieſe Münzſorten wurden immer wieder
geändert, hauptſächlich durch den Wiener Vertrag vom 24. Januar
1857, der erſt durch die Einführung der deutſchen Reichswährung
hinfällig wurde. Eine der beliebteſten und älteſten Münzen dieſer
Währungen war der Taler, der jetzt verſchwinden ſoll. Sein Name
iſt vom Joachimstaler abgeleitet, der aus dem Silber aus
Joachimstal in Böhmen hergeſtellt wurde und ſeit dem Jahre 1518
eine deutſche Hauptmünze iſt. In Brandenburg gibt es ſeit dem
Jahre 1551 den Taler. Schließlich wurde dieſe Geldmünze ſo be=
liebt
, daß es mehr als 30 verſchiedene Sorten von Talern gab, wie
z. B. den Albertus=, Kronen=, Kreuz=, Laub= und Speziustaler,
die ungefähr die häufigſten waren. Durch die Reichsgeſetzgebung
wurde der Taler im Jahre 1566 anerkannt. Auch Wallenſtein ſchuf
einen beſonderen Taler. Der jetzige deutſche Taler, der ſogenannte
Reichstaler, der in Wirklichkeit gar kein Taler iſt, ſondern ein
Dreimarkſtück und auch den Namen Taler gar nicht mehr führt, iſt
aus dem preußiſchen Taler, von 1764 hervorgegangen. Dieſer
preußiſche Taler wurde für die meiſten Staaten Norddeutſchlands
das Vorbild. Allerdings haben die verſchiedenen Taler auch ver=
ſchiedene
Werte gehabt. So hatte z. B. der ſächſiſche Taler einen
Wert von 30 Neugroſchen zu 10 Pfennig, der Hannoverſche zu 24
guten Groſchen zu 12 Pfennig. Allen dieſen verſchiedenen Münz=
arten
machte die deutſche Münzeinheit ein erfreuliches Ende.

Arksgewerbeverein und Handwerker=Vereinigung
Darmſtadl.
In der vierten Winterverſammlung hielt Herr Ober= Inge=
nieur
Wilh. Groß aus Darmſtadt vor einer außerordentlich zahl=
reichen
Zuhörerſchaft, unter der ſich außer den Mitgliedern auch
viele Gäſte befanden, in dem ganz überfüllten Fürſtenſaale des
Reſtaurants Chriſt, Grafenſtraße, einen auf eigene Erfahrungen
geſtützten Vortrag, über Erlebniſſe und Eindrückeüber
Arbeiterverhältniſſe und Wirtſchaftslage im
heutigen Rußland. Nach Begrüßung der Mitglieder und
Gäſte und einigen einleitenden Worten durch den Leiter des Vor=
tragsausſchuſſes
. Herrn Prof. Dr. W. Sonne, ſprach Herr Ober=
Ing. W. Groß in vollſtändig freier, ebenſo anſchaulicher wie in=
tereſſanter
Rede über die genannten ruſſiſchen Verhältniſſe. Aus
den feſſelnden Ausführungen des Redners ſei kurz einiges hervor=
gehoben
.
Bei einer kritiſchen Betrachtung der Wirtſchaftslage in Ruß=
land
muß ſtets berückſichtigt werden, daß dieſes Reich mit ſeiner
Entwicklung vom Agrar= zum Induſtrieſtaate um viele Jahre im
Rückſtand iſt. Wenn dieſer Maßſtab zugrunde gelegt wird, ſo ſind
die erzielten Erfolge durchaus anzuerkennen. Der Perſonenverkehr
iſt auf den Hauptbahnen, welche mit gepolſterten Klaſſen und
Schlafwagen verſehen ſind, erträglich, die meiſt überfüllten eleitri=
ſchen
Straßenbahnen ſind kaum benutzbar. Bei dem Grenzüber=
gang
beſtehen ſehr unangenehme Umwechſlungsverhältniſſe. Der
Gepäck= und Güterverkehr iſt völlig unzuverläſſig und hat große
techniſche Mängel, welche die rechtzeitige Belieferung von Bauſtel=
len
mit Materialien oft unmöglich machen. Die Wohnungsver=
hältniſſe
in den Großſtädten ſind kataſtrophal. Es fehlt. nament=
lich
für kinderreiche Familien, an Wohnraum und Brennmaterial.
faſt alle Speiſen werden auf den ſtark rußenden Petroleumkochern
hergeſtellt. Die Wohnungsverhältniſſe auf dem Lande ſind etwas
beſſer, die Räume jedoch ſehr unſauber. Die Verſorgung der Be=
völkerung
mit Lebensmitteln iſt jetzt ſehr ſchlecht, die Menge der
rationierten Nahrungsmittel iſt um 200300 Prozent verringert.
Beſonders ſchlecht iſt die Ernährung auf dem Lande, etwas beſſer
in den Städten, weil es dort möglich iſt, auf dem freien Markte
zu kaufen, allerdings zu phantaſtiſchen Preiſen im Verhältnis
zum Einkommen. Die herrſchende Unterernährung und das Ver=
ſagen
der Verſorgung iſt zurückzuführen einesteils auf erhöhten
Export infolge der geſunkenen Weltmarktpreiſe, andernteils auf
das Verſagen der bäuerlichen Kollektivwirtſchaften. Die Leitungen
der Geſchäfte unterſteht nur den Parteimitgliedern, die Fachleute
fehlen. Demzufolge werden die Maſchinen, insbeſondere die Trak=
toren
, ſchlecht behandelt, die Schmiermittel, Werkzeuge und Erſatz=
teile
fehlen häufig. Anzuerkennen ſind die großen Induſtrie=
anlagen
, beſonders die Waſſerkraftanlagen im Kaukaſus, bei denen
die theoretiſche Bearbeitung von ruſſiſchen Ingenieuren beſorgt
wird, während die praktiſche Ausführung in den Händen der aus=
ländiſchen
Spezialiſten liegt. Es iſt abzuwarten, ob ſich dieſe Werke
im Betriebe bewähren werden, da es an genügenden geſchulten
Facharbeitern fehlt. Die günſtig gehaltene Statiſtik des 5= Jah=
resplanes
iſt ſehr ſkeptiſch aufzufaſſen, da in den Zahlen auch der
Ausſchuß, welcher zeitweiſe über 100 Prozent betrug, enthalten iſt.
Anlagen, die bereits im Jahre 1932 fertig ſein ſollten, ſind heute
noch unfertig, oder gehen ſogar wieder ihrem Verfall entgegen.
das es an den nötigen Materialien fehlt. Andererſeits werden
dann wieder neue Großwerke aus Propagandazwecken in Angriff
genommen. Trotz der ſchlechten Ernährungsverhältniſſe iſt aber
objektiv eine Hebung des Standards der ruſſiſchen Arbeiterklaſſe
anzuerkennen.
Man gibt ſich in den Schulen große Mühe, ſorgt für Weiter=
bildung
und politiſche Aufklärung durch regelmäßige Kurſe und
Meinungsaustauſch in Klubs. Unter der Jugend herrſcht durchweg
ein großer Arbeitsenthuſiasmus, der auch bei uns erwünſcht wäre.
Die allgemeine Stimmung iſt jedoch ſehr unzufrieden, ſtellenweiſe
infolge eines ausgedehnten Spitzelſyſtems und der rigoroſen
Ueberwachung ſehr bedrohlich. Es gibt viel mehr Klaſſen wie bei
uns und infolgedeſſen eine ganz verſchiedene Zuteilung von
Lebensmitteln. Textilien uſw. Die Ausſichten für ausländiſche In=
genieure
und Facharbeiter ſind in Rußland augenblicklich ſehr
ſchlecht. Die Zahlung erfolgt nur in Rubeln, ohne Vergütung der
Reiſekoſten. Die Lebensmittelrationen ſind zurzeit mindeſtens auf
die Hälfte gekürzt. Rußland wird aber ſehr bald einſehen, daß es
dringend ausländiſche Spezialiſten braucht, eine vielleicht baldige
Beſſerung der dortigen Zuſtände iſt ſehr wohl möglich. Zu emp=
fehlen
iſt jedoch, daß nur ſolche Fachleute hinübergehen, die ihr Ge=
ſchäft
gründlich verſtehen, da ſonſt Enttäuſchungen unvermeidlich
ſind. Die zahlreiche Zuhörerſchaft folgte den intereſſanten Mit=
teilungen
des Redners mit großer Anteilnahme, da wohl jeder der
Anweſenden etwas Neues über die Zuſtände in dem großen ruſſi=
ſchen
Reiche hörte, und gab ihrer Befriedigung über den Vortrag.
dem noch eine kurze Beſprechung durch Kenner ruſſiſcher Verhült=
niſſe
folgte, durch lebhaften Beifall Ausdruck. Der Leiter der Ver=
ſammlung
dankte Herrn Ober=Ing. Groß namens des Ortsgewerbe=
vereins
und der Handwerkervereinigung herzlich für ſeine Dar=
legungen
und wies auf die folgenden Veranſtaltungen des Ver=
eines
hin.

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anerkannt besten Rohstoffe verarbeitet. Chlorodont, morgens und vor allem abends benutzt:
beseitigt häßlichen Zahnbelag und üblen Mundgeruch
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Ktzt

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 38

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 7. Februar 1933

Nohwerk für die weibliche Ingend.
Mit der erſten Durchführung einer Maßnahme im Rahmen
des Notwerks für die weibliche Jugend wurde in Darmſtadt am
1. Februar begonnen; Träger der Maßnahme iſt das Arbeits=
amt
Darmſtadt, mit der Durchführung betraut wurde die Alice=
Eleonorenſchube. 45 weibliche Erwerbsloſe erhalten 8
Wochen tägliche Weiterbildung während 4 Stunden am Nach=
mittag
. Die Jugendlichen ſind zur Hälfte erwerbsloſe Hand=
werkerinnen
(Weißzeugnäherinnen und Schneiderinnen), zur
Hälfte Hausangeſtellte. Der Stundenplan umfaßt für alle
Teilnehmerinnen gemeinſam täglich geiſtige Schulung, berufliche
Fortbildung, Leibesübungen. Ein gemeinſames Abendeſſen ver=
einigt
die Teilnehmerinnen, die nach Maßgabe ihrer Berufs=
zugehörigkeit
getrennt arbeiten. Für die Handwerkerinnen um=
faßt
die geiſtige Schulung Fragen des Handwerks, Arbeitsrecht,
Verſicherungsweſen, Geſchichte des Handwerks, das Handwerk in
der Literatur, Geſundheitspflege mit beſonderer Berückſichtigung
der Berufskrankheiten und deren Verhütung. Für die Haus=
angeſtellten
kommen entſprechende Themen zur Behandlung, und
für beide Berufsgruppen Familienrecht, Familienpflege, Heim=
geſtaltung
, allgemeine Geſundheitspflege, Kranken= und Säug=
lingspflege
. Zur beruflichen Weiterbildung erhalten die Hand=
werkerinnen
Unterricht im Maßnehmen Schnittzeichnen, An=
probieren
. Sie üben ſich im Gebrauch elektriſcher Näh= und Spe=
zialmaſchinen
, die in der Alice=Eleonorenſchule zur Verfügung
ſtehen, und erhalten Anweiſung zur Beurteilung und Bewertung
von Textilwaren.
Die Hausangeſtellten arbeiten in wechſelndem Stundenplan
gruppenweiſe in den Gebieten Kochen, Waſchen, Plätten, Haus=
arbeit
, Flicken und Stopfen. Der Arbeitsplan wird beſtimmt
durch das Ziel dieſes Kurſus, nämlich Ablegung der Hausange=
ſtelltenprüfung
für die Teilnehmerinnen, die die Vorausſetzun=
gen
zur Ablegung dieſer Prüfung erfüllt haben. Da die Teil=
nehmerinnen
beider Kurſe täglich ein warmes Abendeſſen er=
halten
, iſt der Kochgruppe eine Aufgabe geſtellt, die ſie voll in
Anſpruch nimmt.
Die Leitung der Kurſe liegt in den Händen der Direktorin
der Alice=Eleonorenſchule. Mit der Durchführung des Unter=
richts
ſind erwerbsloſe techniſche Junglehrerinnen betraut.
Auf dieſe Weiſe werden ſich bald Arbeitsgemeinſchaften zwiſchen
Lehrenden und Lernenden bilden und ſich ein wechſelſeitiges
Geben und Nehmen entwickeln. In der Durchführung des
Jugendnotwerks bieten ſich Möglicheiten zur Erhaltung und Wei=
terentwicklung
beruflicher Fähigkeiten, zur Gewinnung von Ein=
ſichten
und Kenntniſſen zur Geſtaltung des Familienlebens und
zu körperlicher Ertüchtigung. Dieſe Möglichkeiten werden ſich
als durchführbar erweiſen, wenn alle Beteiligten in der gleichen
Geſinnung zuſammenarbeiten.

Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die 2. Wanderung
im neuen Jahre führte in den Taunus. Dank des Entgegenkom=
mens
der Reichsbahn, die uns wegen des rechtzeitigen Anſchluſſes
in Frankfurt einen Sonderzug zur Verfügung ſtellte, kamen wir
bereits um 8,.45 Uhr an dem Ausgangspunkt der Wanderung Saal=
burg
(Lochmühle) an. Ein kurzer Aufſtieg und vor uns lag das
Jahrhunderte alte Römerkaſtell: die Saalburg. Aus früheren Wan=
derungen
bekannt, war diesmal der Aufenthalt in den Befeſtigungs=
anlagen
nur kurz. Auf bequemen Wegen erreichten wir den Herz=
berg
, einen Ausflugsort mit einem prächtigen ſteinernen Ausſichts=
turm
. Leider konnten wir des dieſigen Wetters wegen nichts von
der Ausſicht genießen, ſondern mußten mit dem zufrieden ſein was
zu ſehen war von der nächſten Umgebung. Nach einer kurzen Früh=
ſtücksraſt
in dem Gaſthauſe, deſſen Beſitzer uns alle vortrefflich
verpflegt hatte, begrüßte uns im Freien der Wanderwart des
Frankfurter Taunusklubs, Herr Jacob Stern, der mit den Wan=
derfreunden
aus der benachbarten Stadt ebenfalls bei der heu=
tigen
Wanderung hier Raſt hielt. Nach einem kräftigen Friſch
auf in der friſchen Morgenluft führten uns ſchöne, aber von
unten her weiche Wege, nach dem Sandplacken und von da nach
dem Feldberg. Auch hier nur Nebel und Dunſt und keine Ausſicht.
Jetzt ging es abwärts nach dem ſchönen Städtchen Cronberg dem
Endziel der Wanderung. Im gaſtlichen Hauſe des Frankfurter
Hofes fand das gemeinſame Mittageſſen ſtatt, bei dem der Be=
ſitzer
des Hotels, Herr Weidmann, ebenfalls alle Ehre einlegte.
Herr Forſtmeiſter Valentin der Vorſitzende der Ortsgruppe Cron=
berg
des Taunusklubs, erſchien mit ſeinen Getreuen und begrüßte
mit freundlichen Worten die heſſiſchen Wanderfreunde aufs herz=
lichſte
. Ein ſchöner Zufall war es, daß gerade an unſerem Wander=
tage
das Wandererehrungsfeſt der dortigen Ortsgruppe des Tau=
nusklubs
ſtattfand, ſo daß für Unterhaltung durch kernige Wander=
lieder
und prächtige Tänze der Jugendgruppe aufs beſte geſorgt
war. Unſer Vorſitzender, Herr Profeſſor Dr. Köſer, der es ſich nicht
hatte nehmen laſſen, nachzukommen, dankte in beredten Worten den
Cronberger Freunden und beglückwünſchte die Getreuen der Ge=
treueſten
zu ihren Ehrenzeichen, die ihnen ihre Ortsgruppe heute in
Geſtalt des ſo begehrten Wanderſtocks verleihen konnte. Nicht zu=
letzt
ſoll auch der Ortsgruppe Frankfurt des Odenwaldklubs ge=
dacht
werden, die eine Abordnung ihrer Wanderer von dem nahen
Schönberg, wo deren heutige Wanderung endete, zu uns geſandt
hatte, ein ſchönes Zeichen der inneren Zuſammengehörigkeit der
großen Familie des Odenwaldklubs. Nach der Abſtattung des
Danks an die beiden Führer der heutigen Wanderung, den Herren
Karg und Berntheiſel, die mit großer Sorgfalt und Gewiſſenhaftig=
heit
die Wanderung vorbereitet und auch durchgeführt hatten.
wurde die Rückfahrt angetreten mit dem Bewußtſein, einen ſchönen
Wandertag erlebt zu haben, der ſich an alle Wanderfahrten in den
Taunus würdig anreihen kann, wenn auch heute der traditionelle
Schnee, wie wir ihn aus früheren Fahrten von dort kennen, ge=
fehlt
hat. Die nächſte Wanderung, die am 5. März als Stern=
wanderung
gedachtliſt, muß wegen der Reichstagswahl verlegt wer=
den
. Der neue Termin wird noch feſtgelegt und rechtzeitig bekannt=
gegeben
werden.

Aus den Parkeien.

In einer ſtark beſuchten Verſammlung des Chriſtlich=
ſozialen
Volksdienſtes ſprach deſſen weſtdeutſcher Ge=
ſchäftsführer
Ernſt Bach aus Siegen. Der Redner ſchilderte
zunächſt die deutſche Not und zeigte, daß der Marxismus ſie
nicht beheben kann, weil er nicht die ſittlichen und religiöſen
Kräfte zur Erneuerung des Staates und der Wirtſchaft dienſtbar
macht. Parteiegoismus und Mißwirtſchaft hätten die Not nur
noch vergrößert. Auch die neue Regierung Hitler=Papen= Hu=
genberg
werde nur Erfolg haben, wenn ſie mit allen Mitteln
an der ſittlichen Erneuerung unſeres Volks= und Wirtſchafts=
lebens
arbeite. Der Volksdienſt werde die neue Regierung wie
ihre Vorgängerinnen nach ihren Taten beurteilen. Erfreulich
ſei, daß die Regierung den außenpolitiſchen Befreiungskampf be=
wußt
fortführen wolle und daß die Außenpolitik in den bewähr=
ten
Händen des Herrn von Neurath liege. Zu begrüßen ſei, daß
die große nationalſozialiſtiſche Bewegung nunmehr auch Verant=
wortung
übernommen habe. Aber die Zuſammenſetzung der
Regierung gebe doch zu ernſteſten Bedenken Anlaß. Wer wird
die Führung haben? Hitler oder Hugenberg? Wie wird ſich
der Sozialismus Hitlers mit dem Kapitalismus Hugenbergs auf
die Dauer vereinigen laſſen? Wird die Nationalſozialiſtiſche
Arbeiterpartei die wohlbegründeten Rechte der Arbeiterſchaft
ſichern oder wird der ſozialreaktionäre Kurs Hugenbergs ſiegen?
Eine Blankovollmacht für vier Jahre könne der Volksdienſt der
Regierung aus Gewiſſensgründen nicht geben. Dem Volksdienſt
fielen jetzt ganz beſondere Aufgaben zu. Er müſſe das ſoziale
Gewiſſen der Regierung werden, auf daß nicht auf die Aermſten
und Schwächſten die Not abgewälzt werde, Schutzbedürftige ent=
rechtet
werden und Kleinbauern, Handwerk und Gewerbe ver=
derben
, während Generaldirektoren noch unglaubliche Gehälter
beziehen und Großgrundbeſitzer auf Reichskoſten ſaniert werden.
Ferner habe der Volksdienſt darüber zu wachen, daß eine chriſt=
liche
, evangeliſche Kulturpolitik getrieben werde, frei von Schund
und Schmutz der Großſtadt. Oder ſollte Hugenberg mit ſeiner
Berliner Nachtausgabe dafür ſorgen? Tief bedauerlich ſei,
wenn das deutſche Volk in zwei todfeindliche Lager auseinander=
geriſſen
würde. Hier habe der Volksdienſt die Aufgabe, Brücke
zu ſein. Nur dann könne der außenpolitiſche Freiheitskampf Er=
folg
haben, für den ſich der Volksdienſt von Anfang an in erſter
Linie eingeſetzt habe. Geſang des Volksdienſtchorales Wach
auf, du deutſches Land und des Lutherliedes. Ein feſte Burg
umrahmte die Veranſtaltung, die einen tiefen Eindruck bei den
Anweſenden hinterließ.
Tageskalender für Dienstag, den 7. Februar 1933.
Union=Theater)Abenteuer im Engadin; Helia=Lichtſpiele: Der
weiße Dämonf; Palaſt=Lichtſpiele: Tod über Schanghai.
Reſi: Die Verkaufte Braut,

*Anſteckende Blutarmut der Pferde.
Von Ober=Vet.=Rat i. R. Nuß=Darmſtadt.

Im Hinblick auf die ſtarke Zunahme der anſteckenden Blut=
armut
(infektiöſe Anämie) bei Pferden im Kreis Groß=Gerau
und in Oberheſſen, womit ſich jetzt auch der Finanzauſchuß des
Heſſiſchen Landtages beſchäftigte, iſt wohl eine kurze Beſprechung ein Drittel ihres Körpergewichts einbüßen oder binnen 2 Wochen
über das Weſen und die Merkmale dieſer Krankheit, über die
Maßnahmen zur Verhütung ihrer Verſchleppung uſw. für jeden ſuchung zeigt, daß die Zahl der roten Blutkörperchen raſch abnimmt.
Pferdehalter von beſonderem Intereſſe.
Sie iſt eine dem Pferdegeſchlecht eigentümliche Krankheit, die
durch einen unbekannten Anſteckungsſtoff hervorgerufen wird und
bald raſch, bald langſam und ſchleichend mit fortſchreitender, maſ=
ſenhafter
Zerſtörung der roten Blutkörperchen, mit anhaltendem
oder zeitweilig nachlaſſendem Fieber und mit verſchiedengradigem
Kräftezerfall verläuft.
Urſprünglich wurde die Krankheit ſchon Mitte des vorigen
Jahrhunderts zuerſt in Frankreich, ſpäter auch in der Schweiz und
vereinzelt auch in Deutſchland beobachtet, ohne daß man ſich über
das Weſen derſelben, insbeſondere über ihren anſteckenden Cha=
rakter
ganz im Klaren oder einig war. Erſt zu Beginn dieſes
Jahrhunderts haben zwei franzöſiſche Forſcher auf das ſtärkere
Auftreten in Frankreich und auf die Einzelheiten dieſer Krank=
heit
aufmerkſam gemacht. Schon bald darauf hatte auch der Ver=
faſſer
Gelegenheit, ſie in verſchiedenen Orten an der Südgrenze
von Heſſen zu beobachten und ſich von ihrer ſtarken Anſteckungs=
fähigkeit
zu überzeugen. Vorſorglich wurde ſchon damals wegen
der Bekämpfung und des Studiums der Krankheit mit Miniſte=
rium
und Univerſität in Verbindung getreten; auch ein erkrank=
tes
und ein verdächtiges Pferd zur Beobachtung dorthin geſandt,
ohne jedoch einen nennenswerten Erfolg damit zu erzielen.
Die Uebertragung erfolgt in der Hauptſache auf infi=
zierten
Weiden mit hohem Grundwaſſerſtand, wo der anſteckende
Harn nicht alsbald verſickert und beim Weiden wieder aufgenom=
men
wird, oder in unhygieniſchen Ställen, wo zur Verunreini=
gung
des Futters, der Streu und vielfach auch des Trinkwaſſers
mit Harn und mit den im Fieberanfall oder bei Durchfall anſtek=
kungsfähigen
Darmentleerungen ſich oft Gelegenheit bietet. Die
natürliche Anſteckung ſoll auch durch Vermittlung fliegender blut=
ſaugender
Inſekten erfolgen, indem dieſe den Anſteckungsſtoff wohl
rein mechaniſch von kranken oder verdächtigen oder anſcheinend
geneſenen Pferden übertragen. Ob dies jedoch für die Fälle in
Heſſen zutrifft erſcheint nach den bisherigen Beobachtungen ſehr
zweifelhaft. Eine Uebertragung wäre auch denkbar bei Außer=
achtlaſſen
entſprechender Vorſichtsmaßregeln, bei Einſpritzungen
und Impfungen mit nicht genügend gereinigten Inſtrumenten
uſw. Der Anſteckungsſtoff iſt ſchwer zerſtörbar und namentlich
gegen chemiſche Desinfektionmittel ſehr widerſtandsfähig.
Die Einſchleppung der Blutarmut erfolgt in der
Regel durch neu zugekaufte angeſteckte, aber nicht offenſichtlich er=
krankte
ſowie ſcheinbar geneſene Pferde, deren Blut jahrelang
ſeine Anſteckungsfähigkeit behält. Es iſt deshalb beim Einkauf
von Pferden die größte Vorſicht geboten. Irgendwie verdächtige,
beſonders ſchlecht genährte und blutarme leicht ermüdende Pferde
mit unverhältnismäßigem Anſtieg der Pulszahl, ſchon bei leich=
ter
Bewegung ſollten überhaupt nicht oder höchſtens nach drei=
monatiger
Beobachtung und täglicher Temperaturmeſſung in
einen Pferdebeſtand eingeſtellt werden.
Krankheitsmerkmale: Bei natürlicher Anſteckung
beträgt die Zeit bis zum Ausbruch der Krankheit meiſt zwiſchen
530 Tagen, kann aber auch je nach der Empfänglichkeit des
Tieres länger oder kürzer ſein. Die Erſcheinungen wechſeln je
nach dem Verlauf der Krankheit.
Beider akuten Form beobachtet man plötzlich auffal=
lende
Mattigkeit und Schwäche in der Nachhand. Die Tiere er=
müden
raſch. Gleichzeitig tritt Fieber auf, das unter Umſtänden
ſchon in wenigen Stunden ſeinen Höhepunkt von 40,5 Grad und
mehr erreicht und dann bis zum tödlichen Ausgang abwechſelnd
fällt und ſteigt. Die Pulszahl ſteigt ebenfalls auf 60 bis 90 in
der Minute und der Herzſchlag wird pochend, an Zahl vermehrt
und unregelmäßig. Schon ganz kurze Bewegung vermehrt derart
die Aufregung und den Schlag des geſchwächten Herzens, daß
dieſer ſchon von einiger Entfernung aus hörbar iſt. Die Binde=
haut
des Auges erſcheint gleichmäßig verwaſchen rot oder gelblich

verfärbt, gewöhnlich glaſig geſchwollen, bisweilen mit kleineren
oder etwas größeren Blutungsflecken beſetzt. Auffällig iſt auch
die raſche Abmagerung, wodurch die Tiere in wenigen Tagen faſt
bis zum Skelett abmagern können. Eine genauere Blutunter=
Der Ausgang dieſes akuten Verlaufs iſt entweder Tod innerhalb
515 Tagen, ſeltener nach 34 Wochen, oder der allmählige
Uebergang mit abgeſchwächten Erſcheinungen oder ſcheinbarer
Heilung unter Rückkehr der Freßluſt in die chroniſche Er=
krankung
.
Sie kennzeichnet ſich durch fortſchreitende Blutarmut, allmäh=
lich
zunehmende Abmagerung und Entkräftung ſowie durch zeit=
weilige
Fieberanfälle, die ohne erkennbare Urſache auftreten, 13
oder mehrere Tage, oft auch nur wenige Stunden andauern und
nach Pauſen von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen oder
ſelbſt Monaten wiederkehren. Gewöhnlich wird die blaſſe bis
leicht gelbliche Färbung der Lidbindehäute immer auffallender,
ſo daß ſie ſchließlich porzellanweiß ausſehen. Die Tiere machen
einen müden Eindruck; ſchon bei geringer Bewegung ſteigt die
Pulszahl auf 100150 in der Minute; es tritt Herzklopfen, Atem=
not
und Schweißausbruch ein. Allmählich zeigen ſich auch An=
ſchwellungen
am Unterbauch und den Gliedmaßen. Bei Unter=
ſuchung
des Blutes ergibt ſich regelmäßig eine ſtarke Verminde=
rung
der roten Blutkörperchen und ſeiner Gerinnungsfähigkeit.
Chroniſch erkrankte Pferde gehen nach einer Krankheitsdauer, die
ſich auf mehrere Monate und ſelbſt auf Jahre erſtrecken kann,
unter den Erſcheinungen der Erſchöpfung ein.
Man kennt zur Zeit keine wirkſame Behandlungsart
der anſteckenden Blutarmut; deshalb erſcheint es mit Rückſicht
auf die Tilgung der Seuche und Erzielung von Seuchefreiheit
eines Beſtandes empfehlenswert, ſobald als möglich alle offen=
ſichtlich
erkrankten, alle ſeuchenverdächtigen und anſcheinend ge=
neſenen
Pferde durch Schlachtung bzw. Tötung aus dem Beſtande
zu entfernen, wobei nicht zu vergeſſen iſt, daß der Anſteckungsſtoff
im Blut und deshalb auch im Fleiſch ſich befindet, weshalb dieſes
nur nach ſorgfältiger Abkochung in den Verkehr gebracht werden
darf.
Zur Feſtſtellung der Krankheit iſt das Ergebnis der
Blutunterſuchung allein nicht entſcheidend. Nur dann, wenn die
Krankheitserſcheinungen ſo deutlich ſind, daß ſie eine andere
Krankheit ausſchließen oder beſondere Unterſuchungsergebniſſe
(Blut, Organe uſw.) die kliniſche Diagnoſe beſtätigen oder unter=
ſtützen
oder, wenn bei der Sektion die hauptſächlichſten Merkmale
der Krankheit ſich zeigen und eine andere Krankheit ausſchließen,
gilt die anſteckende Blutarmut als feſtgeſtellt.
Wie oben ſchon erwähnt, waren bisher alle Verſuche einer Be=
handlung
ohne Erfolg. Um ſo wichtiger ſind daher die Maß=
nahmen
zur Verhütung ihrer Verſchleppung. Hierzu
gehören: Vorſicht beim Einſtellen fremder Pferde, Abſonderung
verdächtiger Pferde nötigenfalls im Kuhſtall, baldmöglichſte
Schlachtung oder Tötung kranker Pferde, da ſie immer Träger
und Ausſcheider des Anſteckungsſtoffes ſind; Verhütung von Ver=
unreinigung
des Futters und Trinkwaſſers mit Entleerungen
kranker Tiere, Sperre verſeuchter Weiden für Einhufer auf min=
deſtens
ein Jahr, außerdem Desinfektion der Stallungen, des
Düngers und der Jauche, ebenſo etwaiger blutbeſchmutzter Stel=
len
(Aderlaß, Schlachtplätze). Auch der Perſonenverkehr in den
verſeuchten Stallungen iſt tunlichſt einzuſchränken, wenn der Ver=
ſchleppung
wirklich vorgebeugt werden ſoll. Der Verfaſſer konnte
ſchon im Jahre 1905 eine ſolche nach einer etwa drei Stunden ent=
fernten
Ortſchaft einwandfrei nachweiſen.
Schließlich gehört hierher auch noch die Genehmigung von Bei=
hilfen
bei derartigen Verluſten, wie ſie der Staat vorbehaltlich
der Beachtung der dazu gegebenen Vorſchriften gewährt, um bei
jeglichen derartigen Erkrankungs= oder Verdachtsfällen, die
Pferdebeſitzer zu alsbaldiger Anzeige zu veranlaſſen. Ob ſolche
Beihilfen jedoch mit Rückſicht auf die oben geſchilderten diagnoſti=
ſchen
Schwierigkeiten und alles, was damit zuſammenhängt, auf
die Dauer aufrecht erhalten werden können oder ſollen, iſt eine
Frage, die hier nicht weiter erörtert werden kann.

* Bunke Slunden im Saalban.
Die luſtigen bunten Stunden, die mittags und abends die
Beſucher des Saalbaues erlebten, verdanken dieſe vor allem dem
köſtlichen Humor, des ſchwäbiſchen Meiſters der leichten Muſe
Willy Reichert aus Stuttgart. Er hatte es mit ſeinem En=
ſemble
unternommen, dem grauen Alltag am Sonntag nachmittag
und abend einmal ein froheres Geſicht zu geben. Und es iſt
ihm ausgezeichnet gelungen. Er markierte einen Anſager, der
blendend, immer wieder mit neuen Witzen ſeine Zuhörer von
Minute zu Minute zu beſſerer Laune brachte. Aber nicht nur
anſagen kann Willy Reichert er mimte auch in einem entzücken=
den
Sketch Katharina‟. Er ſtellte hierbei einen typiſchen
Profeſſor auf die Bühne, der in ſeiner ganzen Eigentümlichkeit
erfriſchend und zugleich erheiternd wirkte. Unterſtützt wurde er
dabei von einem kleinen Stab ſehr guter Partner, Renate Fer=
ber
. Hugo Bettin und Oskar Heiler. Reichert vor allem
verfügt über fabelhafte mimiſche und geſtiſche Gaben, aber auch
ſeine Partnerin ſtellt ſich ihm ebenbürtig an die Seite.
Die bunten Stunden brachten noch manchen Schlager, ſo
vor allem den Akkordeon=Virtuoſen Hans Groſſer mit ſeinen
Geſangsdarbietungen und das muſikaliſche Genie Fritz Winker
mit ſeinen Parodien am Flügel. Alle Künſtler mußten ſich immer
wieder zu Zugaben verſtehen, beſonders lebhaften Beifall ern=
teten
auch die drei Wiener Original=Straßenſänger Franz
Wohlmuth, Hans Kafka und Hans Steiner. Die Zu=
hörerinnen
und Zuhörer amüſierten ſich köſtlich. Wirklich gute
Kleinkunſtbühne wird in Darmſtadt ſelten geboten, und daher iſt
es verſtändlich, wenn derartige Veranſtaltungen, die angenehme,
leicht=fröhliche und heitere Stunden vermitteln, gerne und ſtark
beſucht werden und ſtets großen Erfolg haben, erſt recht, wenn
Kräfte wie W. Reichert mit ſeinen Künſtlern ein buntes Pro=
gramm
zuſammengeſtellt haben.

Bei Grippe=Gefahr

Das ärztliche Merkblatt Verhaltungsmaß=
regelnbeiGrippe
auf Wunſch koſtenfreidurch
Bauer & Cie., Berlin SW 68, Friedrichſtr. 31

Im Union=Theater läuft ab heute das überall mit ſtürmi=
ſcher
Heiterkeit aufgenommene Winterſport=Luſtſpiel Abenteuer
im Engadin Mitwirkende ſind die vom Weißen Rauſch her
bekannten grotesken Skiakrobaten Guzzi Lantſchner und Walter
Riml; ferner Hella Hartwich, Walter Haſenclever und Uli Ritzer.
Sport, Flirt und Liebe beherrſchen die Handlung.
Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch kurze Zeit Hans Albers
in dem großen Rauſchgift=Film der Ufa Der weiße Dämon.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute und folgende Tage den
neuen deutſchen Senſations= und Abenteurerfilm Tod über
Schanghai mit Theodor Loos, Elſe Elſter, Peter Voß und Gerda
Maurus in den Hauptrollen.
Reſi=Theater. Willi Domgraf=Faßbender, der gefeierte
Bariton von der Berliner Staatsoper und Liebling des Rund=
funks
, ſpielt mit Jarmila Novotna die Hauptrolle in Die ver=
kaufte
Braut nach der Oper von Smetana. Ferner wirken mit:
Paul Kemp, Karl Valentin und Lieſl Karlſtadt. Dazu das
reiche Beiprogramm.
Briefkaſten.
F. A. Unſeres Erachtens gehört der Backofen, weil dem Ge=
werbebetrieb
dienend, zum Gewerbeſteuerkapital. Dringen Sie auf
die Erledigung des Einſpruchs beim Finanzamt. Davon hängt die
Klärung der Angelegenheit ab. Die angeforderte Steuer müſſen
Sie, da der Beſcheid vollſtreckbar iſt, einſtweilen zahlen.

Aus Heſſen.
J Griesheim, 5. Febr. Hohes Alter. Seinen 88. Ge=
burtstag
begeht am Montag, 6. Februar, unſer allverehrter Orts=
bürger
der ehemalige Schmiedemeiſter Jakob, Hörr, bekannt
unter dem Namen Schmied=Jakob, in ſelten geiſtiger und kör=
perlicher
Friſche. Trotz ſeines hohen Alters war er noch nie
ernſtlich krank. Er iſt heute noch tagtäglich in der Landwirt=
ſchaft
tätig und nimmt es noch mit manchem jungen Burſchen
in der Arbeit auf. Sein jovialer Sinn und ſein geſunder Humor,
der ihn von jeher auszeichnete, iſt ihm bis zum heutigen Tage
erhalten geblieben und an ſeinem Stammtiſch bei Kaut iſt er
ſtets ein gern geſehener Geſellſchafter. Wir gratulieren dem
alten Kämpen zu ſeinem Wiegenfeſte. Einen Tobſuchts=
anfall
erlitt am Zölterplatz ein im 55. Lebensjahre ſtehender
Kriegsinvalide. Polizeibeamte und hilfsbereite Leute verbrachten
den Bedauernswerten in ſeine Wohnung, von wo er auf ärzt=
liche
Anordnung dem Stadtkrankenhaus in Darmſtadt überwieſen
wurde. Der in hieſiger Gemarkung in Flur Xyl und Xfll ge=
legene
fiskaliſche Grundbeſitz, 5 Feldgrundſtücke und 1 Wieſe, iſt
dem Verkauf ausgeſetzt. Die Bedingungen und näheren Be=
ſchreibungen
liegen auf der Bürgermeiſterei. Zimmer 3, in der
Zeit vom 6. bis 19. Februar zur Einſicht offen.
Villenkolonie Eberſtadt, 6. Febr. Die Intereſſengemein=
ſchaft
(J. G.) Villenkolonie hielt ihre vierte Jahresverſammlung.
Aus dem Jahresbericht iſt zu entnehmen, daß die Vereinigung
auch im abgelaufenen Jahre die Angelegenheit der Kolonie in
vieler Beziehung fördern konnte. Mit Befriedigung wurde dabei
feſtgeſtellt, daß durch die Tätigkeit der J. G. bei der Gemeinde=
vertretung
in Eberſtadt ein wachſendes Verſtändnis für die Inter=
eſſen
der Kolonie erreicht worden ſei, wenn auch die Erfüllung
mancher an ſich berechtigter Wünſche bei der ungünſtigen Finanz=
lage
nicht möglich war. Bedauert wurde, daß immer noch eine
größere Zahl von Einwohnern der Vereinigung fernſteht. Der bis=
herige
Vorſtand wurde wiedergewählt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 6. Febr. Krieger= und Vete=
ranenverein
Nieder=RamſtadtWaſchenbach. Familien=
feier
. Der Vorſitzende, Kam. Willi Block, konnte als Gäſte
im beſonderen begrüßen die Vertreter des Haſſia=Verbandes.
Im Verlaufe der Feier nahm der Bezirksvorſitzende die Dekorie=
rung
verdienter Mitglieder vor. Es konnten ausgezeichnet wer=
den
Altveteran Chr. Nungeſſer aus Anlaß ſeines 85. Ge=
burtstags
mit einem eigenhändig unterſchriebenen Bildnis unſe=
res
ehemaligen Großherzogs; ferner wurde verliehen die Haſſia=
Verdienſtmedaille dem Fahnenträger des Vereins, Kamerad
W. Ritſert. Das Abzeichen für 25jährige Mitgliedſchaft er=
hielten
die Kameraden Pfarrer Weigel, Ludw. Thomas. Wilh.
Buß, Fritz Nungeſſer, Gg. L. Bernhardt, ferner noch die Schützen=
medaille
die Kameraden L. Burkhardt, Andr. Huthmann und Hch.
Bender. Dem Verein ſelbſt wurde von ſeiten der Kriegerkamerad=
ſchaft
Haſſia aus Anlaß ſeines 60jährigen Beſtehens eine Ehren=
tafel
überreicht. Bezirksvorſitzender Eidenmüller fand bei
der Vornahme der Dekorierung paſſende Worte der Pflichterin=
nerung
und der Ermahnung zum treuen Zuſammenhalten der
Kameraden. Namens der Dekorierten ſprach Kamerad Pfarrer
Weigel einige Dankesworte.
f. Roßdorf, 6. Febr. Invalidenverſicherung. Am
Donnerstag, dem 9. d. M., von 9.30 bis 12 Uhr vormittags und
von 1.30 bis 3 Uhr nachmittags nimmt ein Kontrollbeamter der
Landesverſicherungsanſtalt Heſſen auf dem Rathaus eine Nach=
prüfung
der Quittungskarten der invalidenverſicherten Perſonen
in bezug auf ordnungsmäßige Beitragsentrichtung vor.
Mütterberatungsſtunde. Die nächſte Mutterberatungs=
ſtunde
findet am Donnerstag, dem 9. Februar, von nachmittags
23 Uhr in der Kleinkinderſchule durch Kreisfürſorgerin Schwe=
ſter
Emma Wecker in Anweſenheit des prakt. Arztes Herrn Dr.
Heck ſtatt.
k. Dieburg, 6. Febr. Vom Karneval. Die am Sonn=
tag
abend im Mainzer Hof vom Karnevalverein veranſtaltete
Herren= und Damenſitzung erfreute ſich eines ſehr zahlreichen Be=
ſuches
, ſo daß ein anſehnlicher Betrag der Winterhilfe zufließen
dürfte. Neben gemeinſamen Geſängen beſtritten bekannte Faſt=
nachtshumoriſten
, ſo der Darmſtädter Gutkäſe und die hiſtoriſche
Dieburger Faſtnachtsfigur Verrer Gunkes, den närriſchen Teil
des Programms. Frl. Muhn, Schülerin der Darmſtädter Aka=
demie
für Tonkunſt, gab anſehnliche Leiſtungen ihres geſanglichen
Könnens zum Beſten, die reichen Beifall ernteten.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten

Nr. 38 Seite 7

Dienstag, 7. Februar 1933

Aus den Gemeinderatsſihungen.
An. Groß=Zimmern, 6. Febr. Nichtöffentliche Ge=
meinderatsſitzung
. Die Urſache hierzu gab das wieder=
holte
Anſinnen der Landeskommunalbank=Girozentrale Darmſtadt.
die betr. der Zinsrückſtände zur Eintragung einer Grundſchuld
auf das Grundeigentum der Gemeinde drängt. Der Rat lehnte
wiederholt das Anſinnen der Gläubigerin mit der Begründung
ab, daß alle Gläubiger der Gemeinde geſichert ſeien. Betr.
Arbeitsbeſchaffungsprogramm erteilt der Bürgermeiſter Auskunft.
Als erſtes Programm iſt vorgeſehen: Inſtandſetzung des alten
Schulhauſes in der Hauptſtraße nebſt Beheizung. Herſtellen eines
Teilkanals der Hauptſtraße ſowie Umpflaſtern derſelben mit An=
lage
von Trottoirs., Ferner die Erweiterung des Friedhofs. Ge=
ſamtkoſten
66 000 RM. Der Gemeinderat gab hierzu ſeine Zu=
ſtimmung
.
Ed. Winterkaſten, 5. Febr. Gemeinderatsbericht.
Der Gemeinderat beſchloß, die rückſtändige Kirchenſteuer für 1931
in Raten von 200 Mark abzutragen. Das Liquidationsver=
zeichnis
wurde von den Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet.
Der öffentlichen Fernſprechſtelle ſoll eine Vergütung von jähr=
lich
10 Mark gewährt werden. Die Holzverſteigerung wurde
genehmigt. Ein Gemeindefaſel ſoll verſteigert werden. Es
wurde eine Kommiſſion gebildet, die einen anderen Faſel kaufen
ſoll. Sonntag, den 12. Februar, veranſtaltet der Geſangverein
Liederkranz einen Theaterabend bei Joh. Jährling.
DR. Waldmichelbach, 5. Febr. Aus dem Gemeinde=
rat
. Auf günſtiges Angebot hin wurden 240 Feſtmeter Stro=
ben
=Stammholz aus den Förſtereien Zollſtock und Waldmichel=
bach
zum Preiſe von 9 RM. bzw. 8,50 RM. pro Feſtmeter an
die Firma Theurer=Bad Teinach im Schwarzwald verkauft. Das
Stroben=Nutz= und Brennholz ging an die Firma Huy=Unter=
Schönmattenwag zum Preiſe von 2 RM. bis 4,50 RM. pro
Raummeter ab. Der Antrag der Jagdpächter um Ermäßigung
der Jagdpacht wurde abgelehnt, da eine Ermäßigung bis zu den
Friedensſätzen bereits erfolgt iſt. Gemäß einem Antrag der
SPD. wurde beſchloſſen, den Kindern notleidender Eltern zur
Konfirmation und Kommunion nach Prüfung durch die Fürſorge=
kommiſſion
eine Unterſtützung zu gewähren. Der Bürgermeiſter
gab ein erſchreckendes und geradezu troſtloſes Bild über die
finanziellen Verhältniſſe unſerer Gemeinde. Die Provinzialdirek=
tion
in Darmſtadt hat ſich bereit erklärt, die Hälfte der ſach=
lichen
und perſönlichen Koſten zu übernehmen. Gemäß einem
Antrag der Frau Hering Witwe wurde die Pacht für einen
Lagerplatz in Unter=Waldmichelbach auf 20. RM. herabgeſetzt.
Die Saalmiete für Benützung des freien Schulſaales zu Vereins=
zwecken
beträgt ab 1. Januar 0,60 RM. Die vom Poſtamt betref=
fend
der Kraftpoſtlinie Waldmichelbach-Hirſchhorn verlangte
Vertragsvernflichtung für weitere 3 Jahre wurde von der Klä=
rung
einer beſonderen Frage abhängig gemacht. Bei den Kolz=
verſteigerungen
ſollen die Saalbeſitzer der Reihe nach berückſich=
tigt
werden.
r. Babenhauſen, 6. Febr. Seinen 5. Heimatabend hielt
am Samstag im Gaſthaus zum Löwen der Geſchichts= und
Verkehrsverein ab. Herr Dipl.=Ing. Pfeifer=Birkenau
ſprach über das Thema: Die römiſch =germaniſche Grenze im
Odenwald. In anſchaulicher, volkstümlicher Sprache verſtand es
der Redner meiſterhaft, ſeine Zuhörer über 2½ Stunden in ſeinen
Bann zu ziehen und ihnen unter Vorführung prächtiger, zum
größten Teil ſelbſt aufgenommener Lichtbilder und Skizzen die
römiſche Grenzſtraße und ihre noch heute ſichtbaren Spuren, wie
Turm, Straße und Pfahl, zu zeigen. Jeder Zuhörer ſpürte bei
den Ausführungen, daß ein fleißiger Forſcher in liebevoller Klein=
arbeit
aus ſeinem Arbeitsfeld zu uns ſprach. Den Dank der auf=
merkſamen
Hörerſchaft übermittelte nach dem lebhaften Beifall
der 2. Vorſitzende, Herr Oberreallehrer Müller, der auch die
Veranſtaltung geleitet hatte, mit herzlichen Worten.
Ci. Erbach, 4. Febr. Odenwälder Vereinigung für
Kunſt und Wiſſenſchaft. In feinſinniger Weiſe gelang
es geſtern abend Herrn Studienrat Dr. Freiling aus Frankfurt
am Main, ſeine Zuhörer nahezu 2 Stunden lang mit ſeinen Aus=
führungen
über Mundartforſchung unter beſonderer Berückſich=
tigung
des Odenwaldes bis zur letzten Minute zu feſſeln. Der
Vortragende unterſchied zwiſchen Mundart. Umgangsſprache und

ihren Werken unterlaufen ſei. Die Mundart hat einen viel ge=
ringeren
Wortſchatz; ſie kommt mit etwa 3000 Wörtern völlig
aus und erſetzt den Mangel an Wortreichtum durch klar unter=
ſcheidbare
Abtönungen bei der Anwendung. Die Mundart wird
ſelbſt in verkehrsarmen Gebieten immer mehr durch eindrin=
gende
Dialekt=Wortfremdlinge erſetzt. Spezialbezeichnungen bei
Maſchinen, in der Technik uſw. werden vom Bauersmann in der
Regel nicht in ſeiner Mundart weitergeſprochen, ſondern ſo, wie
er ſie gehört. So ſterben einzelne beſondere Dialektlaute völlig
aus; nur die zeigen eine längere Lebensdauer, die gleichzeitig
auch in der Schriftſprache vorkommen. Wenn die Mundart auch
viel Wörter der Schriftſprache nicht kennt, ſo hat ſie umgekehrt
auch eine ganze Anzahl Worte, die in der Schriftſprache über=
haupt
nicht vorkommen. Beſonders hervorzuheben iſt noch der
Gefühlswert, den die Worte der Mundart bergen. Die früher
angenommene Meinung, die Mundarten ſeien an die alten
Grenzen der früheren germaniſchen Volksſtämme gebunden, iſt
irrig; viel einflußreicher waren wohl die Grenzen der einzelnen
Kirchſpiele, die der zahlloſen mittelalterlichen Ländergebilde,
wirtſchaftliche und geographiſche Einwirkungen. Eine Mundart
ſteht auch niemals ſtill; ſie wandert, nimmt in ihrem neuen Ge=
biete
neue Beſtandteile auf und läßt in ihrem verlaſſenen Be=
reiche
Reſtbeſtande zurück. So war beiſpielsweiſe die Sprache
der Wetterau vor einigen Jahrzehnten auch noch ſüdlich des
Mains heimiſch; heute iſt ſie hier ganz geſchwunden und durch
Darmſtädter ſprachlichen Einfluß verdrängt. Ein ſorgfältig zu=
ſammengeſtelltes
Kartenmaterial zeigte nun den Gebrauch zahl=
reicher
Odenwälder Worte und Wörter in verſchiedenen Gegen=
den
unſerer Heimat in ihrer verſchiedenen Ausſpracheabweichung.
Von ausſchlaggebender Bedeutung auf die Odenwälder Mund=
art
war die nach dem Dreißigjährigen Kriege erfolgte Einwan=
derung
, die eine ganz neue Grundlage in der Zuſammenſetzung
unſerer Bevölkerung und ihrer Sprache ſchuf. Deutlich zu erken=
nen
ſind die Einflüſſe jener Zeit noch heute auf dem Gebiete
des Geſangs. Reicher Beifall lohnte die trefflichen Ausführun=
gen
des Redners.
Bn. Hirſchhorn. 5. Febr. Schulſchluß infolge Grippe.
Infolge weiterer Zunahme der Grippeerkrankungen mußten die
hieſigen Schulen am Samstag geſchloſſen werden. Der Unter=
richt
beginnt vorausſichtlich am kommenden Donnerstag. Auch
unter der Bevölkerung iſt eine weitere Zunahme der Grippe=
erkrankungen
zu verzeichnen.
m. Beerfelden i. Odw., 6. Febr. Tragiſcher Abſchluß
einer Sängerveranſtaltung. Der Geſangverein Sän=
gerriege
hatte in ſeinem Geſangslokal ſeine Generalverſammlung
abgehalten und ſich zur Nachfeier ins Vereinslokal, der Brauerei
Schmucker, begeben. Gegen Mitternacht erlitt hier der Sänger
J. Körber einen Herzſchlag, dem er auch alsbald erlag. K. war
ſchon längere Zeit ſchwer herzleidend.
S. Bensheim. 6. Febr. Kreisausſchußſitzung In
der öffentlichen Kreisausſchußſitzung wurde an erſter Stelle die
Klage der Gemeinde Winterkaſten wegen Zahlung von Warte=
geld
für die Gemeindehebamme verhandelt. Die Gemeinde wei=
gert
ſich, der Gemeindehebamme Wartegeld zu zahlen, und zwar
mit Rückſicht auf die ſchlechte Finanzlage der Gemeinde, und ver=
trat
die Anſicht, daß die Hebamme ein derartiges Einkommen
habe, das ihr ermögliche, in Winterkaſten ihren Lebensunterhalt
zu beſtreiten. Das Gericht ſchloß ſich dieſer Anſicht an und ab
der Klage ſtatt. In der zweiten zur Verhandlung ſtehenden
Klage des Heinrich Krämer zu Lorſch gegen die Gemeinde Lorſch
wegen Aufwertung des Einkaufgeldes hat der Kläger vor der
Sitzung ſeine Klage zurückgenommen, ſo daß er zur Koſtentragung
verurteilt werden mußte. Die dritte Sache betraf das Diſzipli=
narverfahren
gegen den Vollziehungsbeamten Gramlich zu Bens=
heim
. Dieſer wurde vor längerer Zeit vom Kreisamt wegen
Verfehlungen im Dienſte ſuspendiert. Der Angeſchuldigte war
in der heutigen Kreisausſchußſitzung nicht erſchienen, ſo daß nach
Lage der Akten verhandelt werden mußte. Die Entſcheidung
des Kreisausſchuſſes in dieſem Diſziplinarverfahren wird am
kommenden Donnerstag durch den Kreisausſchuß verkündet
werden.
Du. Jugenheim, 5. Febr. Segelflug. Wir werden in
nächſter Zeit Gelegenheit haben, den Bau und die Konſtruktion
eines Hochleiſtungs=Segelflugzeuges zu verfolgen. Unter der Ini=
tiative
der Grünen Poſt wird ſoeben ein Segelflugzeug ge=
baut
, welches die Flügelſpannweite von 10 Metern aufzuweiſen
hat. Rumpf und Tragflächen ſind ſoweit fertiggeſtellt, daß in
abſehbarer Zeit mit der Fertigſtellung zu rechnen wäre, wenn
nicht das Geld ausgegangen wäre. Um dieſem Mißſtand abzu=
helfen
, wird eine Ausſtellung der Maſchine in der hieſigen Turn=
halle
ſtattfinden. Bei dem großen Intereſſe für den Segelflug
kann mit reichlichen Spenden gerechnet werden.

Ein Mädchen auf Koxfarenjagd.
Der Schaß auf den Kokosinſeln läßt den Abenkeurern keine Ruhe.

Ein hunderkjähriges Geheimnis.
Die amerikaniſche Journaliſtin Miß Ruth Roſe iſt dieſer
Tage von einer Forſchungsreiſe nach den Kokosinſeln in die
Heimat zurückgekehrt. Die Expedition hat einen fenſationellen
Abſchluß gefunden. Die junge Amerikanerin, die die Expedition
auf ihrer Jacht Arcturus unternahm, glaubt nämlich, Spuren
von dem berühmten Korſarenſchatz des Piraten Thompſon ent=
deckt
zu haben. Dieſer Goldſchatz ſoll ſich auf ein Vermögen
von etwa einer Viertelmilliarde Mark belaufen. Thompſon hat
ihn vor einem Jahrhundert an einer geheimen Stelle auf einer
der Kokosinſeln berſteckt, ohne daß es bisher den vielen Schatz=
ſuchern
gelungen wäre, das Geheimnis aufzuklären.
Schon vor ihrer Reiſe hatte ſich Miß Roſe eingehend mit
der Thompſonlegende beſchäftigt. An Hand von Memoiren ver=
ſchiedener
Abenteurer und Seefahrer gelang es ihr bald, die
einzige Inſel, die in Frage kommen konnte, herauszufinden.
Dieſe Inſel iſt eine der kleinſten der geſamten Kokosinſeln.
Sie hat nur eine Oberfläche von einigen tauſend Quadrat=
metern
. Pflanzenwuchs iſt auf ihr nicht zu finden. Die Inſel
iſt völlig unbewohnt. Wie ein ſpitzer Felſen ragt ſie aus dem
Meer empor.
Aber nicht immer war die Inſel ſo einſam und verlaſſen
wie heute. Im Verlaufe ihrer Nachforſchungen entdeckte Ruth
Roſe an verſchiedenen Stellen des felſigen Eilands die Ein=
zeichnungen
von nicht weniger als 65 Schiffsnamen. Alle dieſe
Expeditionen konnten nur den Zweck gehabt haben, dem be=
rühmten
Thompſonſchatz nachzuſpüren. Aber allen iſt auch ihr
Vorhaben mißglückt. Alle haben ſie die Inſel, ohne das Ziel
ihrer Wünſche erreichen zu können, wieder verlaſſen müſſen.
Die Geſchichte des Thompſon=Schatzes iſt ſo abenteuerlich,
daß ſie Bände füllen könnte. Um das Jahr 1821 herum wurde
die ſüdamerikaniſche Küſte von einem ehemaligen portugieſiſchen
Marineoffizier, namens Bonito, der Seeräuber geworden war,
unſicher gemacht. Als man ihn verfolgte, fand er auf den
Kokosinſeln Zuflucht. Er wurde jedoch bald darauf verhaftet
und hingerichtet, während es ſeinem Komplizen Thompſon ge=
lang
, zu entkommen. Einige Jahre ſpäter brach ein Bürgerkrieg
in Peru aus und die wohlhabenden Bewohner von Lima,
ebenſo wie die Kirchenbehörden verluden ihr Vermögen auf das
Schiff Marh Dear das aber ſpäter durch Verrat in die
Hände des Seeräubers Thompſon fiel. Das Schiff Mary
Dear fuhr, nachdem der Schatz auf den Kokosinſeln verſteckt

war, unter Piratenflagge. Einige Zeit ſpäter wurde es von
einem peruaniſchen Segler angegriffen. Sämtliche Seeräuber
kamen dabei ums Leben. Nur Thomſon und ein Gefährte
wurden lebend gefangen genommen, in der Erwartung, ihnen
durch die Folter den Namen des Verſtecks zu entreißen.
Es gelang Thompſon jedoch, zu entfliehen. Bis zum Jahre
1844 hörte man nichts mehr von ihm. In dieſem Jahre machte
ein Engländer namens Keating an Bord eines Schiffes die
Bekanntſchaft eines geheimnisvollen Paſſagiers, der ihm eines
Tages anvertraute, der ehemalige Pirat Thompſon zu ſein. Er
ſchlug Keating vor, eine Geſellſchaft zur Hebung des Schatzes zu
gründen, und den Erlös miteinander zu teilen. Keating ging
zum Schein auf diefes Anerbieten ein. Er ließ den angeblichen
Thompſon aber ſpäter im Stich, und unternahm mit einem
Kapitän Bogue allein die Suche nach dem Piratenſchatz. Der
Kapitän verſchwand nach einiger Zeit auf geheimnisvolle Art.
Als Keating ſpäter Goldbarren im Werte von 50 000 engliſchen
Schilling verkaufen wollte, wurde er unter dem Verdacht, den
Kapitän Bogue ermordet zu haben, verhaftet. Aber man mußte
Keating mangels an Beweiſen wieder frei laſſen.
Die Frage: hat Keating den berühmten Thompſon=Schatz
gefunden? konnte bis heute nicht geklärt werden. Auch auf der
fraglichen Kokosinſel hat die amerikaniſche Journaliſtin keine
Spur von dem britiſchen Abenteuerer gefunden. Dagegen entdeckte
ſie in einer verfallenen Hütte eine Reihe von Papieren, die von
dem hartnäckigſten Goldſchatzſucher in dieſer Gegend, dem
Deutſchen Auguft Gießler ſtammen. Gießler hat ſich durch einen
portugieſiſchen Matroſen das angebliche Duplikat einer Zeich=
nung
von dem Verſteck des Gold)ehatzes verſchafft. Er ſiedelte
ſich im Jahre 1894 auf den Kokosinſeln an und er wurde
ſogar, nachdem er Bürger voni Coſta Rica geworden war,
Gouverneur der Kokosinſeln. Erſt vor dem Weltkriege verließ
Gießler die Gegend. Zwei Jahrzehnte hindurch hat er ſich auf
der Suche nach dem berühmten Goldſchatz befunden. Aber es
war ihm trotz aller Bemühungen, trotz aller Geldopfer nicht ge=
lungen
, auch nur eine Spur davon zu entdecken.
Die junge amerikaniſche Journaliſtin Miß Roſe, deren Mit=
teilungen
von ſenfationeller Wirkung ſind, iſt faſt davon über=
zeugt
, daß Keating den richtigen Goldſchatz noch nicht gefunden
hat. Sie will ſich ira kommenden Jahre wieder nach dem Kor=
farenverſteck
begeben, um endlich das Geheimnis zu lüften, das
ſchon ein Jahrhundert lang über einer der kleinſten Kokosinſeln
liegt, und bereits unzählige von Abenteurern und Glücksſuchern
angelockt hat.
B. MI. V.

Singen in der Deutkſchen Turnerſchaft.
In Bingen fanden ſich die Gaugeſangswarte des 9. Turnkreiſes
der DT. zu ihrer Jahrestagung zuſammen. Es wurde Rückblick
und Ausblick gehalten. Die wichtigſten Punkte der Tagesord=
nung
bildeten die Teilnahme der Turnerſänger am 15. Deutſchen
Turnfeſt 1933 zu Stuttgart und am Kreiswertungsſingen zu
Friedberg. Letzteres ſoll im Herbſt (September) durchgeführt
werden. Ein tiefſchürfender Vortrag über ein= und mehrſtim=
miges
Singen in der DT. als Volkstumsarbeit, fand beifällige
Aufnahme. Schließlich ſei vermerkt, daß die ſeitherigen Aus=
ſchußmitglieder
in ihren Aemtern erneut beſtätigt wurden.

Cp. Klein=Gerau, 6. Febr. Todesfall. Einer der älteſten
hieſigen Einwohner. Heinrich Daniel Kolb, iſt im Alter von
87 Jahren geſtorben.
P. Rüſſelsheim, 6. Febr. Einbruch und vorſätzliche
Brandſtiftung. In der Gemeindekieskaute wurde die der
Gemeinde gehörige Gerätehütte nachts erbrochen, ihres Inhalts
an Kleidern und Gerätſchaften beraubt, im Innern mit Petro=
leum
getränkt und angezündet. Der Innenraum iſt vollſtändig
ausgebrannt. Es liegt vorſätzliche Brandſtiftung, vermutlich aus
Rache, vor.
Af. Neu=Iſenburg, 2. Febr. Jugendnotwerk. Es hat
ſich auch hier ein Ortsausſchuß unter dem Vorſitz von Herrn Dr.
Bappert gebildet, der nunmehr die in Betracht kommenden
Jugendlichen auffordert, ſich auf dem Arbeitsamt oder der Volks=
bibliothek
zur Teilnahme zu melden. Ein Vogelfreund.
Der Vorſitzende des hieſigen Tierſchutzvereins, Herr Gärtner
Schickedanz, hat in ſeinem Garten ein heizbares Vogelhaus auf=
geſtellt
, das den Tieren auch im ſtrengſten Winter Futter und
Waſſer bietet, das nicht gefroren iſt. Scharenweiſe umſchwirren
die Vögel nun den Hof ihres Wohltäters, der übrigens auch Spe=
zial
=Niſthöhlen für die verſchiedenſten Tierarten konſtruiert hat.
Oberheſſen.
Lich, 6. Febr. Trauer, im Licher Fürſtenhaus.
Prinzeſſin Marie zum Solms=Hohenſolms=Lich, die am 19. Fe=
bruar
ds. Js. ihr 96. Lebensjahr hätte vollenden können, iſt nach
kurzem Krankenlager geſtorben. Die Entſchlafene, eine Tante
der Großherzogin Eleonore von Heſſen und des Fürſten Rein=
hardt
zu Solms=Hohenſolms=Lich, erfreute ſich bis in die letzten
Lebenstage einer ſeltenen geiſtigen Friſche. Ihr Wirken auf
dem Gebiet der Wohlfahrts= und Armenpflege brachte ihr dank=
bare
Verehrung in allen Bevölkerungskreiſen der Stadt und des
Solmſer Landes.

Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz, 6. Febr. Zweite Herrenſitzung des MCV.
Auch die zweite Herrenſitzung des MCV. in der Stadthalle hatte
einen guten Beſuch aufzuweiſen, wenn auch durch die in Mainz
ſehr graſſierende Grippe einige Lücken feſtzuſtellen waren. Die
Spitzen der Behörden waren faſt alle vertreten, man ſah u. a.
Oberbürgermeiſter Dr. Ehrhardt und Provinzialdirektor Dr.
Wehner. Nach dem traditionellen Einzug des Komitees mit den
Garden begrüßte der unverwüſtliche Präſident Bender die Narr=
halleſen
mit humorvollen Worten. Um auch einmal den jungen
Nachwuchs zu Wort kommen zu laſſen, erſchien diesmal als närri=
ſcher
Protokoller, das Komiteemitglied Joſef Racké. Sein Dank
galt Seppl Glückert, der es ihm erlaubt hatte, ſich einmal für
ihn ins Geſchäft zu legen. Der junge Protokoller zeigte ſich
ſeiner Aufgabe durchaus gewachſen und gab Proben köſtlichen
Humors. Auch ſonſt war in dem reichhaltigen Programm des
Abends, das in bunter Reihenfolge Geſangvorträge, Bütten=
reden
, Zwiegeſpräche, Quartettgeſänge und Chorlieder brachte,
der närriſche Nachwuchs ſtark in Front. Aeußerſt vielverſpre=
chend
führte ſich Eugen Becker mit einem pointereichen Vortrag
voller Witz und Satire auf unſere politiſchen Verhaltniſſe ein.
Urgelungen das Zwiegeſpräch der Narren Jeſtadt und Biſſinger
als Leopold und Stoppe‟. Mit Bezug auf das goldene Roß
auf der Kaſerne an der Großen Bleiche meinten ſie, daß der
Gaul mit einem Reichskanzler zu vergleichen ſei, denn er ſei
immer auf dem Sprung. Narr Adolf Gottron beſchäftigte ſich
in ſeinem Büttenvortrag in launiger Weiſe mit der Tunnelauf=
ſchlitzung
und dem Rodelberg. Starken Erfolg hatten auch Karl
Mörlé und H. Hilſenbeck als Schornſteinfeger Rickes und Dienſt=
mädchen
Katherinche. Schließlich ſtellte Philipp Lehmann, ein
Hauptmadator vieler Eröffnungsſpiele ſeinen Mann als aus der
Schule plaudernder Bäckerlehrling. Von auswartigen Rednern
kam der Präſident der Nackenheimer Entenbrüder Nikolaus Fleck
in einem etwas länglichen Vortrag zu Wort. Für die heitere
und belebende Ausgeſtaltung des Abends machten ſich noch Narr=
halleſe
Marquardt jun. als Liederſänger und das Geſangsquar=
tett
Rheinperle verdient. Die recht ſangbaren und einſchlagen=
den
Chorlieder ſtammten von Hans Oberdhan, Jean Gebürſch,
Karl Schell und Ernſt Jonas. So war denn dieſe zweite Herren=
ſitzung
, die Beweis davon ablegte, daß in der Narrheit über
alles Trennende hinweg Einigkeit herrſcht, ein voller Erfolg.
Ad. Nierſtein, 6. Febr. Holzabfuhr. Nach Wiederauf=
nahme
des Fährbetriebs der Fliegenden Brücken bei Oppenheim
und Guntersblum kann das auf den gegenüberliegenden Rhein=
inſeln
geſteigerte Holz jetzt ſchon abgefahren werden, wodurch
ein Zuſammentreffen mit den Pferdefuhrwerken von Geinsheim
und eine Weiterverbreitung der anſteckenden Pferde=Blutarmut
vermieden wird.

ist die ganze Woche, immer wird
gespart, Sogar an (errchens
Zigarette. CAm Sonntag aber da
leistet er sich eine (Gesttags=
Zigarette; da atmet alles aut!
Erist zufrieden, weil sie ihm gut.
schmeckt und Frauchen ist zufrie-
den
,weil die Zigarette sopreiswert
1st und es ausserdem noch Gut=
scheine
Sibt.
Blau Punkt
die preiswerte digarette, für den jesttag

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 38

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstag, 7. Februar 1933

JZriſche Skreikende bringen Schnellzug zur Enkgleiſung.

30 wuteie der Marit an der Amerntäntſchen Aktädtntnſter

Reich und Ausland.
Der Karkenſchwindel beim Hechstage=
rennen
.
Frankfurt a. M. Wie mitgeteilt wird,
iſt auch beim diesjährigen Sechstagerennen in
der Feſthalle ein umfangreicher Kartenſchwindel
aufgedeckt worden. Schon am Eröffnungstage
des Rennens waren gefälſchte Eintrittskarten
angehalten worden, und auch am Samstag
mußte die Kriminalpolizei feſtſtellen, daß wie=
der
Beſucher mit falſchen Karten kamen. Es gab
daher an den Eingängen recht lange Geſichter,
als dieſe Karten beſchlagnahmt wurden. Die
Verbreiter und Herſteller dieſer Karten wurden
durch ihre Spanner benachrichtigt daß die
Polizei ihrem Schwindel auf der Spur war.
Einige wilde Händler konnten ihre gefälſchten
Karten vernichten und wegwerfen. Noch in der
Nacht zum Sonntag gelang eine reſtloſe Auf=
klärung
der Affäre. Im Laufe der Nacht wur=
den
ſowohl die Herſteller als auch die Verbreiter
der Karten ermittelt und am Sonntag früh feſt=
genommen
. Die Durchſuchungen in den Woh=
nungen
der Beteiligten ergaben einwandfrei die
Schuld der Verdächtigen. Insgeſamt kamen ſechs
junge Leute in Haft und wurden dem Richter
vorgeführt. Den Tätern, die geſtändig ſind,
konnte weiter bewieſen werden, daß ſie auch
im vergangenen Jahr bei den Tilden= Tennis=
kämpfen
und beim Drei=Stundenrennen ge=
fälſchte
Eintrittskarten vertrieben haben. Am
Samstag wurde erſt eine geringe Menge ge=
fälſchter
Karten abgeſetzt, um auszuprobieren,
ob man ohne Gefahr dieſe Betrügereien ausüben
kann. Der Hauptverkauf ſollte erſt in den letzten
beiden Nächten vor ſich gehen. Dieſe Abſicht iſt
nun durch die Arbeit der Kriminalpolizei ver=
eitelt
worden. Die Feſtgenommenen werden ſich
wegen Betrugs, Urkundenfälſchung und Steuer=
hinterziehung
zu verantworten haben.
Von ſtürzenden Schneemaſſen erdrückt.
München. Am letzten Freitag unternahmen
vier Gäſte vom Schneefernerhaus aus eine Ski=
tour
nach dem Brunntalkopf. Als ſie einen Steil=
bang
querten, löſte ſich ein Schneebrett von etwa
100 Meter Länge und ging mit drei der Skiläu=
fer
einige hundert Meter hinunter. Während
zwei der Verunglückten ſich aus den Schneemaſſen
befreien konnten, wurde der aus Hof in Bayern
ſtammende Drogeriebeſitzer Pliſchke von den
Schneemaſſen erdrückt.
Der neue Inkendank des Berliner
Skaatsſchauſpielhauſes.

Hans Johſt,
der jetzt 42jährige Dichter, ſteht vor der Ernen=
nung
zum Intendanten des Berliner Staats=
Schauſpielhauſes, das ſeit dem Rücktritt Legals
ohne Leiter iſt. Johſt wurde vor allem durch die
Komödie Stroh und die Dramen Der Ein=
ſame
(Grabbe) und Der König (Friedrich
der Große) bekannt.

Die entgleiſten Wagen des Expreßzuges.
Sowohl im iriſchen Freiſtaat wie in Nordirland iſt ſeit Tagen ein ſchwerer Verkehrsſtreik entfeſſelt.
Nur wenige Züge können täglich über die Hauptſtrecken geleitet werden. Einer von ihnen, der
DublinBelfaſt=Expreß, entgleiſte nun, wobei 2 Perſonen getötet wurden. Man vermutet, daß ein
Sabotageakt vorliegt.

Die Aſphalt=Decke der Strandſtraße von Atlantic=City,
die durch den Anprall der haushohen Wogen buchſtäblich in Stücke geriſſen wurde.
Ein furchtbarer Orkan ſuchte die Küſte bei New York heim und verurſachte auf weite Strecken hin
ungemein ſchwere Schäden.

50 wurde jeht der Heldenfriedhof am Lingekopf umgeſtalkek.

Gründung der Mar=Eykh=Geſellſchaft.
Berlin. Während der Landwirtſchaftlichen
Woche in Berlin fand die Gründungsverſamm=
lung
der Max=Eyth=Geſellſchaft zur Förderung
der Landtechnik ſtatt. Die Max=Eyth=Geſellſchaft
iſt aus dem Verband Landwirtſchaftlicher Ma=
ſchinen
=Prüfungsanſtalten hervorgegangen und
hat ſich zum Ziel geſetzt, alle die in der Land=
technik
arbeitenden Kreiſe zur wiſſenſchaftlich=
techniſchen
Förderung, zur gegenſeitigen Anre=
gung
ſowie Vertretung nach außen zuſammenzu=
faſſen
. Die Gründung wurde auf der Verſamm=
lung
von allen beteiligten Kreiſen begrüßt, weil
man glaubt, daß in der neuen Max=Eyth= Geſell=
ſchaft
weitere Kreiſe im Sinne der Landtechnik
mitarbeiten werden als bisher in dem Ver=
bande
Landwirtſchaftlicher Maſchinen= Prüfungs=
anſtalten
. Vorſitzender der Max=Eyth=Geſellſchaft
iſt Prof. Martiny=Halle a. d. S.

Dr. h. c. Madſack geſtorben.
Hannover. Während eines Spazierganges
iſt geſtern der Herausgeber des Hannoverſchen
Anzeigers, Zeitungsverleger Dr. h. c. Madſack,
infolge eines Herzſchlages im Alter von 77 Jah=
ren
geſtorben. Dr. Madſack wurde am 16. No=
vember
1856 auf oſtpreußiſcher Scholle geboren.
Er war Ehrenmitglied im Vorſtand des Vereins
Deutſcher Zeitungsverleger. Außerdem gehörte
er dem Aufſichtsrat der Königsberger Allgem.
Zeitung an. Am 18. Januar 1929 wurde er in
Anerkennung ſeiner Verdienſte um ſeine oſtpreu=
ßiſche
Heimat von der Albertus=Univerſität =
nigsberg
zum Dr. h. c. ernannt.
Engliſcher Dampfer in Flammen.
New York. Auf der Höhe von Portland
(Oregon) iſt der engliſche Dampfer Pacific
Shipper in Brand geraten. Zahlreiche Schiffe
eilen dem Dampfer, der SOS.=Rufe ausſandte,
zu Hilfe. Es konnte bis jetzt nicht feſtgeſtellt wer=
den
, ob es ſich bei dem Schiff um einen Paſſa=
gier
= oder um einen Frachtdampfer handelt.
Der erſte Wolkenkratzer in England.
London. Der erſte Wolkenkratzer in Eng=
land
wird in Blackpool erbaut werden. Es han=
delt
ſich um ein Rieſenhotel nach amerikaniſchem
Muſter, das bei einer Höhe von 150 Metern
36 Stockwerke haben wird. Die Baukoſten wer=
den
auf rund 12 Millionen Mark veranſchlagt.
Sieger im Kanonen=Jagdſpringen
des Berliner Reiklurniers.

Oberleutnant Sahla mit Ublick,
auf dem er das Kanonen=Jagdſpringen mit
ſeiner Serie ſchwierigſter Hinderniſſe gewann.

Schweres Exploſionsungliück in einer Pariſer Aukomobilfabrik
8 Toke, 100 Verletzke.

Paris. In der bekannten franzöſiſchen Auto=
mobilfabrik
Renault ereignete ſich am Montag
kurz nach 11 Uhr vormittags in der Elektrizitäts=
zentrale
eine ſchwere Exploſion. Durch umher=
fliegende
Eiſenteile wurden mehrere Arbeiter
ſchwer verletzt, ferner wurden über 100 Arbeiter
durch die einſtürzenden Gebäudeteile getroffen.
Die ſofort herbeigeeilte Feuerwehr konnte über
100 Verletzte bergen, von denen eine ganze
Reihe in Lebensgefahr ſchweben. Acht Arbeiter
ſtarben auf dem Wege ins Krankenhaus. Der
Ausbruch eines Feuers konnte durch die Feuer=
wehr
verhindert werden. Nachdem das Krachen
der Exploſion ſich gelegt hatte, wurden herzzer=
reißende
Schreie der Verletzten hörbar. Unmittel=
bar
nach dem Bekanntwerden der Exploſion be=
gaben
ſich der Innenminiſter, der Polizeipräſi=
dent
und der Präfekt des zuſtändigen Departe=
ments
an die Unglücksſtelle, um perſönlich die
Rettungsarbeiten zu leiten. Die Urſache der Ex=
ploſion
iſt noch nicht feſtgeſtellt. Die Automobil=
fabrik
Renault liegt an der Peripherie von
Paris und beſchäftigt gegen 30000 Arbeiter. Sie
iſt erſt in letzter Zeit erheblich vergrößert wor=
den
und füllt faſt den ganzen Vorort Billan=
court
aus. Sie verſorgt nicht nur die fran=
zöſiſche
Heeresverwaltung mit Kraftwagen,
ſondern arbeitet gelegentlich auch für auslän=
diſche
Staaten, u. a. gegenwärtig für Japan.
Wie ergänzend zu dem ſchweren Exploſions=
unglück
in den Automobilwerken von Renault
verlautet, iſt das Unglück auf die Exploſion
eines großen Keſſels zurückzuführen. Das Dach
des Keſſelshauſes wurde durchſchlagen und die
Eiſen= und Mauerteile ſtürzten auf ein daneben=
liegendes
Fabrikgebäude, in dem einige hundert
Arbeiter beſchäftigt waren. Das Gebäude ſtürzte
zuſammen und begrub die Arbeiter unter den
Trümmern. Die Feuerwehr und die geſamte
Belegſchaft arbeiten fieberhaft an der Beſeiti=
gung
der Trümmer, aus denen heraus man das
Stöhnen der Verwundeten hört. Ueber 100 Ar=

beiter konnten bereits geborgen werden. Außer
den bereits gemeldeten acht Toten mußten 40
Schwerverletzte ins Krankenhaus überführt wer=
den
. Die Geſamtzahl der Opfer überſteigt 100.
Nach den Ausſagen der Arbeiter ſoll die Zahl
der Toten weſentlich höher ſein als acht, da noch
eine ganze Anzahl der in dem zuſammengeſtürz=
ten
Gebäudeteil beſchäftigten Arbeiter fehlen,
von denen man annimmt, daß ſie unter den
Trümmern begraben liegen.
Die Unglücksſtelle wird von einer nach Tau=
ſenden
zählenden Menſchenmenge umlagert, die
in Ungewißheit über das Schickſal ihrer Ange=
hörigen
auf Nachrichten warten. Mütter und
Väter, Frauen und Schweſtern laufen beſorgt
umher. Faſt die geſamte Pariſer Sanitäts=
kolonne
befindet ſich an der Unglücksſtelle, und
immer wieder verlaſſen Rote=Kreuz=Wagen mit
Verletzten das große Eingangstor. Die Unglücks=
ſtelle
wird von Polizei ſtark bewacht. Die wahren
Ausmaße der Kataſtrophe werden vorausſichtlich
erſt heute bekannt werden, wenn es gelungen iſt,
ſämtliche Trümmer zu beſeitigen. Die Urſachen
ſind noch nicht bekannt. Wahrſcheinlich dürften
ſie aber auf das Verſagen eines Sicherheitsven=
tils
an dem explodierten Keſſel zurückzuführen
ſein.
Großfeuer in einem belgiſchen Dorſ.
Brüſſel. In dem 3500 Einwohner zählen=
den
Dorf Hubert, in der Provinz Luxemburg
brach am Sonntag nachmittag ein Großfeuer
aus, das in kurzer Zeit ein Friſeurgeſchäft, ein
Hotel, eine Buchhandlung, eine Bäckerei und ein
Konfektionsgeſchäft einäſcherte. Faſt das ganze
Geſchäftsviertel wurde durch das Feuer zerſtört.
Die Telephon= und Telegraphenzentrale wurde
ebenfalls beſchädigt, ſo daß das Dorf von der
Außenwelt abgeſchnitten iſt.

Die Gedenkpfeiler des Kameraden=Grabes auf dem nun ausgebauten Heldenfriedhof
Hohord=Bärenſtall im Elſaß.
Der von bewaldeten Vogeſen=Bergen umſchloſſene deutſche Sammel=Friedhof Hohord=Bärenſtall in
der Nähe des im Weltkrieg ſchwer umkämpften Lingekopfes iſt vom Volksbund deutſcher Kriegs=
gräber
=Fürſorge würdig ausgeſtaltet worden.

[ ][  ][ ]

Dienstag, 7. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 38 Seite 9

Der Lorbeerkranz für den Kreuzer
Emden in Wilhelmshaven.
Die Feier in der Garniſonskirche.
Wilhehmshaven. Auf Anordnung der Marineleitung
wurde der Lorbeerkranz für die erſte Emden den der Hapag=
dampfer
Magdeburg im Auftrage der auſtraliſchen Regierung
nach Deutſchland gebracht hatte, der Garniſonskirche in Wilhelms=

Der in Eis eingefrorene Lorbeerkranz nach dem Eintreffen.
haven zur Aufbewahrung übergeben. Die Uebergabe in der
Kirche fand am Sonntag mittag in feierlichem Rahmen ſtatt.
Der Lorbeerkranz, den die Sidney ihrem ruhmreichen Gegner
gewidmet hatte, wurde in einem Eisblock vor dem Altar nieder=
gelegt
. Die auſtraliſche Widmung lautet: Dem fairen Gegner.
Marineoberpfarrer Ronneberger hielt die Anſprache, der er
die Worte zugrundelegte: Sagt nicht, daß Helden ſterben‟. Die
Emden=Gefallenen würden um ihrer Taten willen weiterleben
bei Freund und Feind.
Der Kranz wird nach entſprechender Konſervierung mit dem
Bugſchild des Kreuzers Emden in der Wilhelmshavener Gar=
niſonskirche
ſeinen Platz finden.

* Böhmiſche Induſtrielle als Rauſchgiffhändlet.
Aufſehenerregende Schmuggelaffäre
an der böhmiſch=ſächſiſchen Grenze.
Aus Weipert in Böhmen wird uns berichtet:
Durch die ſtarke Zunahme des unerlaubten Rauſchgifthandels
in Prag und in einigen größeren Städten Nordböhmens ſahen
ſich die Behörden genötigt, beſonders ſcharfe Ueberwachungsmaß=
nahmen
zu ergreifen und insbeſondere den Grenzgebieten, die für
die Einfuhr von ſolchen Giften in Frage kommen, erhöhte Auf=
merkſamkeit
zuzuwenden. Durch wochenlange unauffällige Ueber=
wachung
und Beobachtung polizeibekannter Kokainiſten gelang
es, eine Spur feſtzuſtellen, die nach der direkt an der ſächſiſchen
Grenze gelegenen Induſtrieſtadt Weipert führte. Wahrſcheinlich
hat der kataſtrophale Niedergang der Wirtſchaft (die Weiperter
Poſamenteninduſtrie iſt zum großen Teil auf den Export angewie=
ſen
, der ſeit langem ſtark zurückgegangen iſt) weſentlich dazu bei=
getragen
, daß gerade in den Grenzſtädten der Schmuggel unge=
heuren
Aufſchwung genommen hat, begünſtigt durch die unüber=
ſichtliche
Grenzführung, die eine dauernde und lückenloſe Kon=
trolle
außerordentlich erſchwert, wenn nicht unmöglich macht. Im
Gegenſatz zur deutſchen Weſtgrenze, wo in erſter Linie vom Aus=
lande
Waren, insbeſondere Tabake, Zigaretten und Kaffee nach
Deutſchland importiert werden, beſchränkt ſich der Schmuggel
an der Nordoſtgrenze des Reiches auf den Export von Mar=
garine
, Radioapparaten und Gebrauchsgegenſtänden des täglichen
Lebens. Meiſt wird der Schmuggel im kleinen betrieben von
arbeitslos gewordenen Grenzbewohnern, die bis weit nach Böh=
men
hinein ihre Waren verkaufen, um mit ihren Familien
exiſtieren zu können, ſelten wird der Schmuggel im großen be=
trieben
, denn hier ergeben ſich mancherlei Schwierigkeiten.
Ganz im Stillen und gewiſſermaßen nebenhei floriert aber
eine noch viel gefährlichere Art des Schmuggels: der Rauſch=
gifthandel
. Da zu ſeiner Ausführung ein größeres Kapi=
tal
, erforderlich iſt, bleibt er den Kapitaliſten unter den
Schmugglern, hier Paſcher genannt, vorbehalten.
Man hatte in Prag ſeit längerer Zeit gewiſſe Anhalts=
punkte
bezüglich der Herkunft des Kokains gefunden und ſchickte
unauffällig Detektive nach Weipert zur Beobachtung von in Frage
kommenden Perſonen. Der Verdacht, zu dieſer Paſcherorgani=
ſation
zu gehören, verdichtete ſich nach und nach u. a. gegen einen
ſehr vermögenden Induſtriellen, der mit ſeinem Perſonenauto

regelmäßige Fahrten nach Prag unternahm und nun ſcharf be=
obachtet
wurde. Es gelang einem der Detektive, ſich das Ver=
trauen
des Beobachteten zu erwerben und ſich mit ihm anzu=
freunden
und eines Tages, der Verdächtige äußerte ſich, ge=
ſchäftlich
wieder nach Prag fahren zu müſſen, bat der Detektiv
den Mann, ihn doch mitzunehmen, da er gerne etwas in Prag
erledigen wollte. Ahnungslos ſagte der Beobachtete zu ... be=
vor
aber der Kraftwagen die Stadt Weipert zur Fahrt nach Prag
verließ, wurde eine an der Strecke gelegene Behörde von ſeiten
des Detektivs in Kenntnis der Situation geſetzt, und an einer
vorher beſtimmten Stelle lüftete der Beamte ſeine Maske, d. h.
er legitimierte ſich dem verblüfften Induſtriellen als Geheim=
poliziſt
und nahm mit den auf Poſten ſtehenden Finanzwachleu=
ten
eine Durchſuchung des Autos vor. Das Ergebnis entſprach
den Erwartungen: denn ſchon nach kurzer Durchſuchung wurden
größere Mengen von Kokain vorgefunden. Es erfolgten darauf=
hin
einige Verhaftungen, und nach kurzem Verhör hatte man auch
die Mitbeteiligten feſtgeſtellt, ebenſo wie eruiert werden konnte,
daß Rauſchgift aus Gachſen bezogen und von Weipert aus
nach Prag, Teplitz=Schönau und anderswohin ſchon ſeit langem

befördert worden war. Gegen Erlag einer größeren Summe
wurde der Induſtrielle zwar auf freien Fuß geſetzt, aber es er=
warten
ihn und ſeine Mitbeteiligten, die ſich aus Angehörigen
der Induſtrie= und Bankwelt rekrutieren, ganz empfindlich hohe
Geldſtrafen.
Die Nachricht, die ſich unter dem Siegel der Verſchwiegen=
heit
wie ein Lauffeuer verbreitete, erregte ungeheures Auf=
ſehen
, denn in der Stadt Weipert hatte kein Menſch den leiſeſten
Verdacht, daß der als Millionär, angeſehene Induſtrielle ſein
Vermögen nicht durch ſeine Fabrik, ſondern durch unerlaubten
Rauſchgifthandel erworben hatte.
Gerade in dieſen Tagen wird übrigens das internationale
Abkommen über Rauſchgifthandel in Genf ratifiziert werden,
wonach bei nachgewieſenem unerlaubtem Handel mit dieſen Gif=
ten
unbedingt auf Zuchthaus und Geldſtrafe zu erkennen iſt, ſo
daß endlich der unmögliche Zuſtand ſein Ende findet, daß ein
Rauſchgifthändler durch Bezahlung einer (allerdings in jedem
Falle enormen) Summe der Gefängnisſtrafe entgeht und gleich=
ſam
den ihm verbleibenden Reſt ſeines Vermögens dann als
legalen Beſitz betrachten kann.

Sport, Spiel und Jurnen

Fußball im Kreis Skarkenburg.

Nur drei Spiele am Sonntag, 5. Februar 1933.
Die Grippe regiert zurzeit im Kreisgebiet. Von den ſieben
am Sonntag angeſetzten Spielen im Kreisgebiet kamen nur drei
zur Durchführung:
Germania 03 Pfungſtadt Sportverein Münſter 1:0 (1:0).
Sportverein Mörfelden Union Darmſtadt 4:1 (2:1).
Germania Eberſtadt Germania Oberroden 3:0.
Das wichtigſte Treffen. Dieburg Polizei, wurde wegen
dienſtlicher Behinderung der Ordnungshüter bereits vorher ab=
geſetzt
, und auch die Spiele in Egelsbach und Sprendlingen wur=
den
noch am Samstag wegen der Grippeepidemie abgeblaſen. Zu=
guterletzt
fiel aber auch noch das Walldorfer Spiel aus.
Die drei Ergebniſſe des Sonntags ſind im großen ganzen als
normal zu betrachten, höchſtens Eberſtadts Erfolg über Oberroden
iſt zahlenmäßig etwas hoch ausgefallen. Nachdem Eberſtadt ſchon
mit Erſatz antreten mußte, darf man annehmen, daß auch Ober=
roden
ſtark darunter zu leiden hatte. Mörfeldens Sieg über die
Beſſunger wurde etwa in dieſer Höhe erwartet. Pfungſtadt hatte
man klarer als Sieger angenommen, doch hätte es gerade hier ganz
anders kommen können. Münſter präſentierte ſich in ausgezeich=
neter
Verfaſſung, während die Einheimiſchen nie recht in Fahrt
kamen. Münſter hätte gut und gern ein Unentſchieden verdient
gehabt.
Der neue Tabellenſtand:

Polizei Darmſtadt
FV. Sprendlingen
Viktoria Walldorf
Haſſia Dieburg
Germ. 03 Pfungſtadt
Sportvgg. 04 Arheilgen 20
SV. Mörfelden
FV. Eppertshauſen
Germania Eberſtadt
FC. 03 Egelsbach
SV. 1898 Darmſtadt
Germania Oberroden
SV. Münſter
Union Darmſtadt
Rot=Weiß Darmſtadt 21

12
10
14

45:12
63:31
46:41
51:35
47:45
49:40
49:48
42:37
33:41
46:56
33:39
31:49
24:32
27:53
22:49

3
25
23
22
22
20
1*
14
10

Die Tabelle nimmt allmählich die Geſtalt an, wie man ſie
ſchon ſeit langem erwartete; kleinere Verſchiebungen im Mittel=
feld
werden die Geſamtlage nicht mehr groß beeinfluſſen. Auch am
Tabellenende klärt ſichs langſam. Bei einer Durchſicht der noch
auszutragenden Spiele muß man die Lage von Rot=Weiß und
Union Darmſtadt als ziemlich hoffnungslos betrachten, auch wenn
beide Mannſchaft ihre Heimſpiele ſämtlich noch gewinnen würden.
Zwiſchen Münſter, Oberroden. SV. 98 Darmſtadt, Egelsbach und
Eberſtadt dagegen wird es noch zu harten Kämpfen um die End=
placierung
kommen; es iſt dabei durchaus möglich, daß dieſen
Abſtiegskämpfen auch Vereine der Spitzengruppe zum Opfer fallen.
Aber wer von den noch bedrohten Mannſchaften der dritte Ab=
ſteigende
ſein wird, iſt heute noch nicht ſicher zu erkennen; ſogar die
in der Mitte der Tabelle liegenden Eberſtädter ſind noch ſtark be=
droht
, da ſie noch ſchwere Kämpfe auszutragen haben. Von den
vor Eberſtadt liegenden Mannſchaften kommt niemand mehr ernſt=
lich
für den Abſtieg in Frage.
Germania Eberſtadt Germania Ober=Roden 3:0 (2:0).
Die beiden Namensvettern lieferten ſich in Eberſtadt ein
ſpannendes und intereſſantes Spiel. Man ſah von beiden Teams
ausgezeichnete Leiſtungen. Vornehmlich die Blau=Weißen prä=
ſentierten
ſich in weit beſſerer Verfaſſung als gegen Pfungſtadt,
obwohl ſie ohne Kaiſer und Göttmann antraten. Man hatte
Weizenmüller in den Sturm genommen. Von Halblinks aus
führte dann der alte erfahrene Stratege den Angriff wie in ſei=
nen
beſten Tagen. Die Zuſchauer ſahen ausgezeichnete, wunder=
voll
genaue flache Zuſammenarbeit, die die Gäſteverteidigung
vollkommen in Verwirrung brachte. Durch Weizenmüller fiel
auch der erſte Treffer. Im Alleingang holte dann der junge
Kaiſer den 2. Treffer heraus. Nach dem Wechſel werden die
Gäſte wiederholt ſehr gefährlich, konnten aber nichts Zählbares
erreichen. Auch Marquart konnte einen Handelfmeter für die
Blau=Weißen nicht verwerten und knallte ihn dem Tormann in
die Hände. Im weiteren Verlauf der letzten Viertelſtunde
waren dann die Platzherren durch Kaiſer II nochmals erfolg=
reich
. Das Spiel wurde von Kaiſer (Wiesbaden=Biebrich) aus=
gezeichnet
geleitet.
Poſt Darmſtadt SV. 1910 Weiterſtadt 0:6 (0:3), Ecken 3:6.
Am Sonntag ſpielte SV. Weiterſtadt in Darmſtadt gegen
Poſt=SV. Darmſtadt. Die Gäſte mußten infolge Grippe 5 Erſatz=
leute
einſtellen. Die Weiterſtädter waren in der 1. Halbzeit
überlegen, was auch in den Toren zum Ausdruck kam. Die 3
Treffer fielen in kurzen Abſtänden nacheinander. Nach der Pauſe
änderte ſich das Bild wenig. Auch hier waren die Gäſte durch=
weg
tonangebend. Wiederum folgten nach ſchönem Zuſammen=
ſpiel
des Sturms 3 weitere Treffer. Das Eckenverhältnis ent=
ſpricht
auch der Ueberlegenheit der Gäſte. Das ungünſtige Wet=

ter und die ſchlechten Bodenverhältniſſe beeinträchtigten das
Spiel. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Sprendlingen, konnte
gefallen. 2. Mannſchaft ſpielfrei.

Beim Frankfurter Sechstagerennen wurden am Montag die
Franzoſen Broccardo/Pecquex wegen ungenügender ſportlicher
Leiſtungen aus dem Rennen genommen. In Führung lagen um
17 Uhr noch Pijnenburg/Rauſch und Schön/Tietz in einer Runde.

Geſchäftliches.

Die Orga=Geſellſchaft befaßt ſich jetzt nicht nur mit dem Ver=
trieb
der Orga=Schreibmaſchinen, ſondern hat auch die Fabrikation
der Maſchinen übernommen. Die Firma hat eine neue Maſchine,
Modell 6, geſchaffen, welche mit ihren Verbeſſerungen eine Voll=
maſchine
darſtellt und trotzdem zu einem erſtaunlich niedrigen
Preis geliefert wird. Bekanntlich hat dieſen Orga= Schreibma=
ſchinen
=Alleinverkauf die Firma A. Friedmann, Ing., Darmſtadt,
Luiſenplatz Nr. 1, ſchon ſeit Jahren in Händen, wo jeder Orga=
Beſitzer und Intereſſent eine fachmänniſche Beratung findet. (Siehe
heutige Anzeige.)

Rundfunk=Programme.

15.20:
18.25:
19.30:
19.45:
20.45.
RA
22.35.
22.45:
24.00:

10.10:
11.30:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30
18.00:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.00:
21.00:
21.45:
22.20:
Anſchl.

Frankfurt a. M.
Dienstag, 7. Februar
Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert. (Beethoven. Schubert)
Exzellenz General Dr. Bethcke: Generalfeldmarſchall Graf
Schlieffen.
18.50: W. Fahrenbruch: Fritz Boehle, ein deutſcher Meiſter, ein
Maler von urwüchſiger Kraft.
Belebtes Wort. Gedichte von Georg Heym und Georg Trakl.
: Innsbruck: Die Fis=Wettkämpfe. Hörbericht vom 2. Tag.
20.00: Sonniges Land, Bilder aus Sizilien von Anton Briſcha.
Orcheſterkonzert des Philharm. Orcheſters Stuttgart. Werke
von Mozart. Handn. Soliſt: Herm. Zanke (Flöte).
Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
Bericht vom Frankfurter Sechstagerennen.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Bericht vom Frankfurter Sechstagerennen. Mitternachtswer=
tung
.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 7. Februar
Hamburg: Schulfunk: Muſik aus dem 1. Akt der Oper:
Der Freiſchütz, von C. M. v. Weber.
Lehrgang für praktiſche Landwirte.
Jugendſtunde: Jugend und Jugendführung.
Dr. Kayſer: Geſchichten aus Schwaben.
Maria Regina Fiſcher=Jünemann: Chronik der Frau.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Zeitdienſt.
Alte Kammer=Sonaten. Ausf.: Helma Bemmer. Deta Schultz
(am Flügel).
Dr. Jahn: Die Wirtſchaftswiſſenſchaft als Ratgeber in der
Kriſe.
W. Apel: Anleitung zum Bach=Spiel.
Prof. Jäger: Das Drama der Gri chen und der Menſch der
Gegenwart: Aeſchylus.
Das Gedicht.
Politiſche Zeitungsſchau.
Königsberg: Tanzabend. Ausf.: Kl. Orag=Orcheſter. Kapelle
Ednur Runde.
Blumen. Tiere und Menſchenkinder. Eine Hörfolge.
Dr. Feinberg: Muſiker=Studien.
Wetter=, Tages und Sportnachrichten.
Hamburg: Spätkonzert des Noragorcheſters,

Wekkerberichk.

Die eingehende Störungstätigkeit nimmt noch kein Ende.
Ein neues Tief nähert ſich vom Atlantik und wird Staffeln
ſozeaniſcher Luft mitbringen, welche das milde, wechſelnd wolkige
und regneriſche Wetter fortbeſtehen laſſen.
Ausſichten für Dienstag, den 7. Februar: Mildes, wolkiges
Wetter, zeitweiſe leichtere Niederſchläge.
Ausſichten für Mittwoch, den 8. Februar: Wechſelnd wolkig und
mild mit Niederſchlägen. Südweſtliche Winde.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Politſt und Wiriſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachriſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willg Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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Dienstag, 7. Februar

Nummer 38

Die Siemens=Geſellſchaften 1934/32.

Abſchlüſſe des Konzerns.
Die Siemens u. Halske A.G. ſchließt zum 30. September 1932
unter Berückſichtigung einer Entnahme von 4,5 Mill. RM. aus
der Sonderrücklage mit einem Jahresgewinn von 6,97 (i. Vorj.
8,61) Mill. RM., der ſich um den Gewinnvortrag auf 9.19 Mill.
(11,07 Mill.) RM. erhöht, woraus 7 (i. V. 9) Prozent Dividende
vorgeſchlagen werden und nach Abſetzung der A.R.=Vergütung
2,89 Mill. RM. zu neuem Vortrag verbleiben. Die Jahresrech=
nungen
des Siemens=Konzern ergeben, da ſie gemäß den neuen
aktienrechtlichen Vorſchriften aufgemacht wurden, nur beſchränkte
Vergleichsmöglichkeiten mit dem Vorjahr. Die Gewinn= und Ver=
luſtrechnung
weiſt 107,51 Mill. RM. Ertrag nach Abzug der Auf=
wendungen
für Roh=, Hilfs= und Betriebsſtoffe, 12,93 Mill. RM.
Erträge aus Beteiligungen, 15,99 Mill. RM. Zinſen, ſoweit ſie
die Aufwandszinſen (ohne Anleihezinſen) überſteigen, ſowie ſon=
ſtige
Kapitalerträge und 4,22 Mill. RM. außerordentliche Erträge
aus. Andererſeits werden Löhne, Gehälter und Tantiemen ſowie
Abſchlußprämien an Angeſtellte und Arbeiter mit 55,57 RM.,
geſetzliche ſoziale Leiſtungen mit 4,2 (i V. 4.93) Mill. RM., frei=
willige
mit 4,71 (4.2) Mill. RM., Abſchreibungen auf Anlagen
mit 1,02, andere Abſchreibungen mit 2,67 Mill. RM. ( Abſchrei=
bungen
auf Gebäude i. V. 0,42 RM.), Anleihezinſen mit 9,77
(13,37) Mill. RM., Beſitzſteuern mit 6 22 Mill. RM., ſonſtige
Steuern und Abgaben mit 1,45 Mill. RM., und alle übrigen Auf=
wendungen
mit Ausnahme der Aufwendungen für Roh=, Hilfs=
und Betriebsſtoffe mit 52,57 Mill. RM. ausgewieſen. Der dies=
jährige
Verwaltungsbericht kommt zu dem Schluß, daß es ſcheint,
daß in der Stark= wie in der Schwachſtrominduſtrie der niedrigſte
Beſtellungseingang Mitte des Kalenderjahrs 1932 erreicht wurde.
Seither iſt er etwa gleich hoch geblieben, abgeſehen von Saiſon=
ſchwankungen
. Die Geſchäftsverbindungen mit dem Ausland, ins=
beſondere
die dortigen Fernſprechanlagen, für die dauernd Ver=
beſſerungen
und Erweiterungen durchzuführen ſind, ſind eine
große Hilfe zur Erhaltung der Arbeit für die Werksangehörigen.
Darüber hinaus geſtattete die Flüſſigkeit der Mittel, Aufträge
mit langen Zahlungszielen anzunehmen: dieſe Möglichkeit iſt je=
doch
begrenzt, wenn bei zunehmender Beſchäftigung aus eigenen
Kräften jetzt ſtilliegende Betriebsteile wieder in Gang gebracht
werden ſollen. Jede Million Aufträge erfordert ein Betriebs=
kapital
von rund 0,5 Mill. RM. für Rohmaterialien, Löhne und
normalen Kundenkredit. Trotz vieler Maßnahmen zur Unkoſten=
ſenkung
muß, wie weiter ausgeführt wird, der Apparat, mit dem
die Geſellſchaft arbeitet, noch mehr dem produktiven Arbeitsvolu=
men
angepaßt werden, wenn keine Belebung der Wirtſchaft ein=
tritt
oder die Ausfuhr weiter behindert wird. Die Zahl der bei
Siemens u. Halske und Siemens=Schuckert und den von beiden
kontrollierten Geſellſchaften im In= und Auslande Beſchäftigten
betrug Ende des Geſchäftsjahres 75 000 (im Vorj. 99 000).
Bei der Siemens=Bauunion iſt der Umſatz trotz der
Kriſe im Baugewerbe noch nicht entſprechend abgeglitten, weil
noch über mehrere Jahre ſich erſtreckende Aufträge vorliegen und
neue Auslandsaufträge hereingeholt werden konnten.
Die Bilanz vom 30. September 1932 verzeichnet in Mill RM.
ein Anlagevermögen von 45,45. Beteiligungen einſchließl. Dauer=
anlagen
ſind nach 2,67 Abſchreibungen mit 158,12 (i. V. dauernde

Beteiligungen 141,36, Unternehmungen bzw. Beteiligungen an
ſolchen 14,1) eingeſetzt. Die Beſtände ſtehen mit 22,06 (30,35) zu
Buch. Wertpapiere einſchließlich 7.12 Mill. RM. eigenen Aktien
im Buchwert von 7.07 betragen 56,41 (74,23), Aktivhypotheken
066 (0,67), Schuldner 151,16 (155,93), Wechſel 15,37 (4,67),
Kaſſenbeſtand und Schecks 0,72 (0.82), Bankguthaben 35,29 (38,3).
Abgrenzungsaktien werden mit 2,51 angegeben. (Im Vorjahre
beſtanden noch 0,8 Sicherheiten.) Auf der Paſſivſeite erſcheinen
Rückſtellungen von rd. 40 einſchließl. 2,41 (3,1) für Verzinſung der
1930er Anleihe, der früher im weſentlichen unter Gläubigern ver=
bucht
war, Wertberichtigungskonto 9,06, Gläubiger betragen 33,4
(76,98); Abgrenzungspaſſiven belaufen ſich auf 4,62 (14,67), die
Spareinlagen und Guthaben der Sparbank Siemensſtadt ermäßig=
ten
ſich auf 17,52 (17,67), die Penſionskaſſen blieben mit 5,68 un=
verändert
: Bürgſchaften werden mit 17,9 (29,73) angegeben.
Die Siemens=Schuckertwerke A. G. weiſt in ihrer
Gewinn= und Verluſtrechnung 132,06 Mill. RM. Ertrag nach Ab=
zug
der Aufwendungen für Roh=, Hilfs= und Betriebsſtoffe, 3,14
Mill. RM. Erträge aus Beteiligungen, 5,1 Mill. RM. Zinſen und
ſonſtige Kapitalerträge, 1,79 Mill. RM. außerordentliche Erträge
und 12,2 Mill. RM. Entnahme aus der Sonderrücklage aus, denen
gegenüberſtehen 75.95 Mill. RM. Löhne, Gehälter und Tantiemen
uſw., 5 38 (7.78) Mill. RM. geſetzliche und 12,04 (9 52) Mill. RM.
freiwillige Sozialleiſtungen, 1,02 Mill. RM. Abſchreibungen auf
Anlagen (i V. 1.01 Abſchreibungen auf Gebäude) 8.48 Abſchrei=
bungen
auf Beteiligungen und Daueranlagen, 4,26 (4.84) Mill
RM. Anleihezinſen, 6.07 Mill. RM. Beſitzſteuern 1 79 Mill. RM.
ſonſtige Steuern und Abgaben ſowie 39,32 Mill. RM. übrige Auf=
wendungen
mit Ausnahme der Aufwendungen für Roh=, Hilfs=
und Betriebsſtoffe
Durch Vereinfachung der Organiſation war man bemüht, dem
weiteren Umſatzrückgang entſprechend die Unkoſten zu ſenken. Der
Verluſt konnte aus ſtillen Reſerven gedeckt werden, doch wurden
die Beſtände nach den gleichen Grundſätzen wie früher unter den
Selbſtkoſten bewertet. Das Auslandsgeſchäft zeigt noch keine Beſ=
ſerung
, ſondern dauernden Rückgang.
Die Beteiligung an der Bergmann=Elektrizitäts=Werke. A. G.
erfuhr eine Abbuchung auf 20 Prozent. Die Maffei=Schwartzkopff
Werke G.m.b.H., die zur Hälfte in Siemensbeſitz iſt, hat ihren Be=
trieb
ſtillgelegt, auf deſſen günſtige Verwertung in abſehbarer
Zeit nicht zu rechnen iſt. Die Beteiligung wurde deshalb auf eine
Reichsmark abgebucht. Der Anteil am Shannon=Verluſt betrug
etwa 4,5 Mill. RM.
Die Bilanz verzeichnet ein Anlagevermögen von 65,49 Be=
teiligungen
einſchließlich Daueranlagen von 29,51 (i. V. Dauer=
beteiligungen
20 11, Unternehmungen bzw. Beteiligungen an ſol=
chen
14,6) Vorräte erſcheinen mit 35,95 (44.23), Wertpapiere mit
20.43 (22.42). Aktivhypotheken 1,29 (1,35), Schuldner 1219
(127 28) Wechſel 17.91 (12,21), Barbeſtände 0,56 (0,93) einſchließ=
lich
Poſtſcheck, und Bankguthaben mit 34,13 (12,17), Abgrenzungs=
aktiven
1,57. Andererſeits betrugen die früher unter Gläubigern
aufgeführten Rückſtellungen 30,98, Währungsunterſchiede 2,05,
Dispoſitionsfonds 3,31 (wie i. V.), ferner Gläubiger einſchl. 8,65
(14,84), Anzahlungen 41,78 (72,5), Sparbank Siemensſtadt und
Sparbank Siemens=Schuckert 13,9 (13,99), Penſionsfonds 10.13
(10.13), Paſſivhypotheken 0,62 (0,91) und Abgrenzungspaſſiven
6,62 (6,48).

Vor Stabiliſierung des Pfundes?
Die Tatſache, daß das engliſche Pfund ſeit 14 Tagen ſtetig auf
3,40 Dollar ſteht, und daß die Bank von England ſich einem wei=
teren
Anziehen des Pfundes widerſetzen wird, iſt, wie Financiel
News ausführt, von einer gewiſſen Bedeutung. Es wäre falſch,
hierin ſchon ein Uebergehen zur Stabiliſierung des Pfundes zu
erblicken; aber es beſtehe die Möglichkeit, daß man feſtſtellen
wolle, ob der Stand von 3,40 Dollar eine Grundlage für eine
weitere Vorſtabiliſierung des Pfundes ſei. Von einem tatſäch=
lichen
Verſuch der Vorſtabiliſierung könne aber natürlich wegen
der Unſicherheit in der Kriegsſchuldenfrage und in den Finanz=
verhältniſſen
Frankreichs und Amerikas nicht die Rede ſein.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Bewegung der Unternehmungen. Nach Mitteilung des Sta=
tiſtiſchen
Reichsamtes wurden im Januar 1933: 14 Aktiengeſell=
ſchaften
mit zuſammen 48 Mill. RM. Aktienkapital gegründet.
Ferner wurden 32 Kapitalerhöhungen um zuſammen 16 Mill.
RM. und 122 Kapitalherabſetzungen um zuſammen 143 Mill.
RM. vorgenommen. 70 Aktiengeſellſchaften mit einem Nominal=
kapital
von 49 Mill. RM. wurden aufgelöſt, darunter 5 wegen
Konkurseröffnung. Der Kurswert der gegen Barzahlung im
Monat Januar ausgegebenen Aktien betrug 19 Mill. RM.
Des weiteren wurden 334 Geſellſchaften m. b. H., 719 Einzelfir=
men
und Perſonalgeſellſchaften und 105 Genoſſenſchaften gegrün=
det
. Aufgelöſt wurden 357 Geſellſchaften m. b. H. (darunter 36
von Amts wegen gelöſcht), 1415 Einzelfirmen und Perſonalgeſell=
ſchaften
(darunter 153 von Amts wegen gelöſcht) und 142 Genoſ=
ſenſchaften
.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 6 Februar. Weizen, inl.,
7677 Kilo, 20,7021; Roggen, inl., 7273 Kilo 16,7016,80:
Hafer, inl. 13,8014; Sommergerſte 18,5020; Futtergerſte 17,5
bis 17,75; La Plata=Mais 19,50; Soyaſchrot 10,50; Biertreber
10,7510,90; Trockenſchnitzel, loſe 8 00; Rohzuckermelaſſe 5,20 bis
5.40; Wieſenheu, loſes 4,805,20; Rotkleeheu 4,805,20; Luzern=
kleeheu
5,606,20; Stroh Preßſtroh, Roggen=Weizen 2,602,80,
desgl. Hafer=Gerſte 2,202,60; Stroh, geb., Roggen=Weizen 2,40
bis 2,60, desgl. Hafer=Gerſte 22,20; Weizenmehl Spezial Null,
neue Mahlart mit Austauſchweizen 29,5029,75. Roggenmehl.
nordd. und ſüdd., bis 60proz. Ausmahlung, 21,7524,50; Weizen=
kleie
, feine 7.507,75; Erdnußkuchen 11,7011,90. Tendenz:
Stetig. Die Stimmung an der heutigen Börſe war recht unſicher.
In den Vormittagsſtunden war das Offertenmaterial recht klein,
verſtärkte ſich aber, als Berlin beſſere Kursmeldungen verbrei=
tete
. Das Geſchäft war klein, da die Käufer die verlangten Preiſe
nur zögernd bewilligten
Frankfurter Produktenbericht vom 6. Februar. Infolge Be=
fürchtungen
evtl. neuer agrarpolitiſcher Maßnahmen herrſchte an
der Getreidebörſe Zurückhaltung. Es notierte (Getreide je Tonne,
alles übrige je 100 Kilo) in RM.: Weizen 203.50204, Roggen
163,50; Gerſte 180182,5: Hafer 130135; Weizenmehl ſüdd.
und niederrhein. Spezial Null 28,5029,75; Roggenmehl 22,75
bis 23,50; Weizenkleie 7,50; Roggenkleie 7,858,00; Soyaſchrot
10,5010,80: Palmkuchen 8 608,75; Erdnußkuchen 12,1512,25;
Treber 107511; Heu 3,404,50; Weizen= und Roggenſtroh,
drahtgepreßt oder gebündelt, 2,20.

Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
Zum Wochenbeginn war die Tendenz an der Berliner
Börſe wieder als ſchwächer zu bezeichnen. Zwar hat das An=
gebot
im Vergleich zu den Vortagen weſentlich nachgelaſſen, doch
genügte das nur in geringem Umfang herauskommende Material.
um bei der allgemeinen Zurückhaltung Kursrückgänge von 0,51
Prozent, bei einigen Spezialpapieren, unter Führung von Tarif=
werten
, ſogar bis zu 2,5 Prozent herbeizuführen. Man konnte
aber doch eine etwas beruhigtere Stimmung feſtſtellen, da man
hoffte, daß die Reichsregierung die erwartete Erklärung zu der
Zinsfrage veröffentlichen wird, wodurch natürlich ein Unſicher=
heitsmoment
von der Börſe genommen werden dürfte. Auch am
Rentenmarkt hat das Angebot in Erwartung dieſer Erklärung
nachgelaſſen. An einigen Märkten lagen niedrig limitierte Kauf=
orders
vor, durch die ſich die davon betroffenen Werte etwas be=
feſtigen
konnten. So zogen Siemens in Erwartung der Bilanz
um 0,75 Prozent an, Gelſenkirchen Harpener Rheinſtahl. ver=
ſchiedene
Braunkohlenpapiere, Berliner Maſchinen und Schiff=
fahrtswerte
beſſerten ſich um Bruchteile eines Prozents, während
Tietz 1,5 Prozent und AG. für Verkehrsweſen 1,75 Prozent ge=
wannen
. Den ſtärkſten Rückgang hatten geſtern Salzdetfurth auf=
zuweiſen
, die um 4,5 Prozent zurückgingen. Ankegungen aus der
Wirtſchaft lagen im allgemeinen nicht vor. Der Rückgang des
Ruhrkohlenabſatzes im Januar blieb ebenſo wie der unregel=
mäßige
Verlauf der New Yorker Samstagsbörſe ohne ſtärkeren
Eindruck. Mit Befriedigung nahm man die Mitteilungen über
die Finanzierung des 500 Millionen=Planes zur Arbeitsbeſchaf=
fung
zur Kenntnis. Ziemlich ſchwach lag die Altbeſitzanleihe, die
um 1,60 Prozent zurückging, während Neubeſitzanleihe nur einen
geringen Verluſt aufwies. Im Verlaufe wurde es allgemein
freundlicher. Die Kurſe konnten ſich allgemein kräftig befeſtigen,
es wurden Deckungen und Rückkäufe vorgenommen.
Bei kleinem Geſchäftsumfang war die Tendenz der Frank=
furter
Börſe ausgeſprochen ſchwach. Der nunmehr mit erneu=
ter
Schärfe einſetzende Wahlkampf bewirkt auch in Publikums=
kreiſen
größere Unſicherheit und verſtärkt die Neigung zur Löſung
der Engagements. Vor allem Rentenwerte waren auf Grund
zahlreicher, auch kleinerer Publikums=Verkaufsorders ſtark ange=
boten
. Immerhin eröffneten am Anleihemarkt Altbeſitz 1,25, Neu=
beſitz
0,25 Prozent niedriger. Der Kurs für ſpäte Schuldbücher
konnte ſich infolge von Interventionen behaupten. Von Induſtrie=
obligationen
waren Stahlbonds 88 Prozent ſchwächer. Am Pfand=
briefmarkt
kam ziemliches Material zu weichenden Kurſen her=
aus
. Auch die Aktienwerte waren allgemein ſchwächer. JG. Far=
beninduſtrie
eröffneten 0,75 Proz. niedriger. Scheideanſtalt 1½,
Erdöl 8 Prozent niedriger. Schiffahrtswerte bis 0.25 Prozent
gedrückt. Montanaktien gleichfalls abgeſchwächt, ſo Stahlverein
0.25, Rheinſtahl und Mannesmann je 0,5, Gelſenkirchen 1 Proz.
Am Elektromarkt war die Kursbildung nicht ganz einheitlich.
AEG. 0,75 Geſfürel 0,75, Bekula 3,5, Licht u. Kraft 1,25 Prozent
und Schuckert 2,5 Prozent ſchwächer, dagegen Siemens 3 Prozent
höher. Von Einzelwerten hörte man Holzmann 0,5, Metallgeſell=
ſchaft
0,75 Prozent ſchwächer. Von Bankaktien waren beſonders
Reichsbank erheblich gedrückt und 4,5 Prozent ſchwächer. Im Ver=
laufe
der Börſe ergab ſich bei Nachlaſſen der Verkaufsaufträge
ein Tendenzumſchwung, ſo daß an den Aktienmärkten eine erheb=
liche
Befeſtigung eintrat, wodurch bei Werten des Farben=, Elek=
tro
= und Montanmarktes die Kursverluſte ausgeglichen wurden.
Die freundlichere Stimmung, die ſchon im Laufe der Mittags=
börſe
auf die Erklärungen des Reichswirtſchaftsminiſters zu der
Zinsfrage zum Durchbruch gekommen war, hielt auch an der
Abendbörſe an. Allerdings konnte man noch eine ziemlich
ſtarke Zurückhaltung feſtſtellen, und die Spekulation ſchritt nur
zögernd zu Neuengagements. Die Berliner Schlußkurſe konnten
ſich im großen und ganzen gut behaupten; vereinzelt traten noch
Beſſerungen von etwa 0,51 Prozent ein.

Mekallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
6. Februar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 46,75 RM. Die Notierun=
gen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Liefe=
rung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium,
98 bis 99 Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160
RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 164 RM.
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus
auf 3730 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 35,7539,25 RM.

Plebmärkke.

Mannheimer Biehmarkt vom 6. Febr. Aufgetrieben waren:
149 Ochſen, 124 Bullen, 243 Kühe, 312 Färſen, 751 Kälber, zwei
Schafe, 2328 Schweine. Es wurden bezahlt pro Zentner Lebend=
gewicht
in RM.: Ochſen a) 2630 b) 2024, c) 2225: Bullen
a) 2224, b) 2022. c) 1720; Kühe a) 2224, b) 2022. c) 13
bis 15, d) 1012: Färſen a) 2731, b) 2326, c) 2024: Käl=
ber
b) 3537, c) 3134, d) 2830, e) 2024: Schafe 1522;
Schweine b) 3839 c) 3839, d) 3638, e) 3436. Marktver=
lauf
: Großvieh ruhig, Kälber mittel, geräumt; Schweine mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 6. Februar. Aufgetrieben waren:
1233 Rinder, darunter 80 ſeit dem letzten Markt, 341 Ochſen, 95
Bullen, 412 Kühe und 305 Färſen; ferner 627 Kälber, 103 Schafe
und 3856 Schweine. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht
in RM.: Ochſen a) 1. 2528, 2. 2224, b) 1921; Bullen a) 24
bis 26, b) 2023; Kühe a) 2123 b) 1820 c) 1517, d) 12
bis 14:. Färſen a) 2729, b) 2426, c) 2023; Kälber b) 31
bis 35, C) 2630, d) 2125: Schafe nicht notiert. Schweine b)
3638, c) 3538, d) 3437, e) 3136.

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Kölniſche Hagel=Verſicherungs=Geſellſchaft, Köln, weiſt
für 1932 nach Zuweiſung von 309 409 RM. Prämienrücklage für
langfriſtige Verſicherungen einen Gewinn von 116 143 RM. aus.
Der Aufſichtsrat hat beſchloſſen, wie im Jahre 1930 eine Divi=
dende
für die Aktien 12 Prozent des eingezahlten Aktienkapi=
tals
zu verteilen. (Das Rechnungsjahr 1931 blieb dividenden=
los
.) Generalverſammlung 2. März 1933.
Der polniſche Eierexport nach Deutſchland iſt 1932 auf 40
Mill. Stuck gegenüber 62 Mill. Stück im Vorjahr geſunken.
Wertmäßig ſind die polniſchen Lieferungen, noch ſtärker, und
zwar auf 1.9 Mill. RM. gegenüber etwa 4 Mill. RM. im Vor=
jahr
, zurückgegangen.
Zur Hebung der Beſchäftigung im Baugewerbe hat die Lan=
desvereinigung
der Wohnbaugeſellſchaften (Building Socie=
ties
) in England einen großen Plan ausgearbeitet, der die Her=
gabe
billiger Anleihen an die angeſchloſſenen Geſellſchaften für
die Finanzierung von Dekorations= Aenderungs= und Verbeſſe=
rungsarbeiten
vorſieht. Der Plan hat die Zuſtimmung der Re=
gierung
erhalten.

Berliner Kursbericht
vom 6. Februar 1933

Deviſenmarkt
vom 6. Februar 1933

Mte
Deutſche Banlu.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban 61.50
Hapag
Hanſa Damp
Nordb. Lloyzb
A.E. G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg 45.50
Bergmann Elektr. 20.875
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt.
Deutſche Cont. Gas

Mife
72.-
17.375
31.
17.375
26.625
77.125
30.625
117.75
H08.125

Mee
Elektr. Lieferun 78.
J. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau 77.25
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 113.
alöchnerwer
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell

Vc
408.125
S5.
26.75
51.125
49.625
43.
66.125
58.25
37.25
46.

eee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Irt
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer 1.

35.625
40.
167.
36.25
32.-
415.
38.25
15.375
59.75
12.50
4.
29.25
57.

Helſingfor=

Wien
Prag
Budapeſt
Sofig
Hollant
Sslo.
Kopenhager
Stockholm
London
Buenos=Air
New Yor!
Belgien
Italien
Paris

Währung
100 finn.M.
ſto0 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengs
00 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
E=Sto.
Pap. Peſo
Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs

Ret
6.354
49.25
12.465

3.057
189.23
73.33
64.24
77.72
14.43
0.838
4.204
59.54
ai.53 3
6.43

Brief
6.36e
50.05
12.425
3.ogsl
169.57
73.97
64.36
77.88
14.47
0.842
4.21
58.66
21.57
16.47

Schwe
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir=
Zugoſlawien.
Portugal.
Athen
Iſtomb=
Kai,o
Kanada

uruguat
3sland.
Tallinn (Eſtl.)
Rigg

Bährung Radt 100 Franken
100 Peſetas 181.18
34.47 100 Gulden 81.83 1 Yen 0.879 olt Milre. 0.239 100 Dinar 5.554 100 Eseudos 13.11 100 Drachm. 2.358 ſt türk. s 2.00e ſtägypt. 2 14.81 teanad. Doll. 3.526 r Goldpeio 1.648 100 isl. Kr 64.93 100 eſtl. K: nio.s9lt 100 9a 79.721

Brief
21.34
34.53
81.89
0.881
6.241
5.566
13.13
2.362
2.012
14.85
3.534
.e52
(65.07
110.81
79.98

Burikſtaster und Karianatoutt Burmkaut, Bihnr ot Breisnet Sund
Frankfurter Kursbericht vom 6. Februar 1933.

Stenergutſcheine
jällig 1. 4. 34...
1. 4. 35...!
1.4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38...
6%Dtſch. Reichsan
v.27
6%
5½% Intern.,
62Baden ......
62 Bayern ...
6% Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 27
62 Thüringen v.27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. *2,Ab=
Göſungsanl.. . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6%Baden=Baden.
62 Berlin ...b. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden. v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze v. 29
b. 261
6%Mainz...
63 Mannheimb. 27
6% München .v. 291
6% Wiesbaben b.28l
6% Heſſ. Lanbesbr.
6% Golboblig.
5½% Heſſ. Landes
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾ X., Kom.,Obll

94rI,
88.25
81ſ,
741.
89
78.75
77.5
83.5
92.1
79.35

61.25
8.05
5.75
63

74.25
63.5

80.5
82.75

Peie
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Golboblig.
6% Landeskomm.,
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
6%o
R.12
62 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
62 Naſſ. Landesbk.
5½% Lign. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. 1
. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Shp. Bk.!
5½% Ligu.=Pfbr.
62 Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
6% Goldoblig.
16% Frkſ. Pfbr.=Bk.
5½% .Lig.=Pfbr.
63 Mein. Hhp.=Bk.
15½% Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. B!
5½%0 Lig. Pfbr.,
6%
Goldoblig.
Südb. Bod.
Creb.=Bank ..!
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benzl
6% Dt. Linol. Werke
6% Mainkw, b 2

82.5
75

80.5
83.5
84.25

55!
78.5

80.5
80
83el,
88
88.5
80.75
83.5
82.5
83
so
83.25
72.5
Ba
*
62
82.5
84

82 Mitteld. Stahl.
62 Ber. Stahlwerkel
6% Boigt & Häffner
F. G. Farben Bond=
5% Bosn. L. E. B.
2 Inveſt.
33 Bulg. Tab. b.0s
4½% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½8
4%
420 Türk. Admin.
147 1. Bagdad
Zollanl.
4½% ungarn 1913
1914
41,½
Goldr.
1910
4%
4½Budp. Stadtan!
45 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien
Aia. Kunſtzüdeuni
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauerei
Zellſto f*
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht!!
Buderus Eiſen..
Eement Heidelbergl 49.75
Karlſtadt
7. G.Chemie, Baſell;
Ehem.Werke Albert
Chabe ......."
Contin. Gummiw.

62
72:5
95

9.25

6.75
10.6
5.7
4.8

30.5
34
86

35.5
*

112.5
46.25
Ja
52.75

Manie Huech
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt!
Linolwerk.Ber!
Dortm. Nitterbräu
Dhckerhof: & Widm
Eichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Berawer
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
7. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Gui legume
Frankfurter Hof=
Gelſenk. Bergwert.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmid: Th. ..
Gritzner=Kahſer..
Grün cBilſinger. 11
Hafenmühle Frlft.
Hammerſen (Oen.)
HanauerHofbrauh.
Hanſwerke Füſſen.
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb./ 41
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil. 49
Flſe Bere .Stamml=
Genüſſel=
Junghans
Kali Chemie ...
Achersleben :1

20*
119.5
85.6
149

72.5
11.75
75,
149.5
102
111

Mei Keue
Klöcknerwerke ...
anorr C. H.... ..
ſeahmeher & Co. .
Laurahütte
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt.
FMainz. Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
5 MMansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
ſMiag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
5 MMotorenDarmſtadt!
fSberbedar
BBhönix Bergbau ..
MReiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerte
Riebe g Montan. ..
Roede: Gebr.
Rütgerswerle
Salzdetfurtl Ko.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr. 31
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Elektr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemen & Halske.
Südd. Zucker=A. G.):
Fellus Bergbau...
Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard.
unterfranken ....
Ber. Stahlwerre..

50.25

114
22.25
81.5
202
70.1
69
B8I,
36

13.5
321,
49.5
96
69
63
39.75
4631.
165
200
156
82

126.5
142

Mie MMng
Voigt & Haeffner: 30
Bahß & Frehtag.
Weſteregeln Kali. 1114
1Zellſtoff Waldho
Memel. 1 20
Auig. Dt. Creditan/ / 54.25
Badiſche Bank. . . . 1112
Bk. f. Brauinduſtr. 74.75
Baher, Hyp. u. W.
Berl. Handelsgei. / 97
Shpotherbi.!
Comm. . Privatb./ 53
Dt. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſell 70
Dresdner Ban 61.5
Frankf. Bank.
V
Hhp.=Banl. 1 70.75
Mein. Hhp.=Ban
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=An1 l136.5
Rhein. Hyp.=Banl. / 85.5
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[ ][  ][ ]

Dienstag, 7. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 38 Seite 11

e Vo eulterHen
29)
Von Paul Bergenholt.

Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck verboten.

Sie war alles und iſt nun wieder nichts!
Wanns ſo weiter geht und dran bleibt? . . Man wagt das
gar nicht auszudenken, was dann ſein wird und ſein muß!
Vor zehn Jahr war doch auch ein Hochwaſſer?
So? .. Vor zehn Jahr?"
Das iſt ja lange her. Man vergißt ſo ſchnell das Ungute
und lebt nur vom Guten! . . Aus Enttäuſchungen blühen ja
die Hoffnungen! . . . Und daraus wieder ſchatten die Ent=
täuſchungen
!
Kreislauf um und um! . . Ueber den Menſchen! . . . In den
Menſchen! . . . Vielleicht iſt’s gut, daß man vergeſſen kann!
Was? .. Vor zehn Jahr?!
Ich entſinn mich nimmer drauf!
Denk halt nach, Neißer! Du Gurggl, denk nach! . . Du
Neuner, denk nach! . . S iſt eh ein Jahr geweſen, wie heuer!.
Regen und Regen und Waſſer und Waſſer! Bis die Ach und
der Almbach und der Puitbach alles da heraußen in der Leu=
taſch
überſchwemmt haben!"
Solang iſt das ſchon her?
Freilich: So lang ſchon!
So kurz erſt?
Freilich: Auch ſo kurz!
Was ſind denn auch zehn Jahre? .. . Nicht viel! .. . Eine
Winzigkeit! .. . Die Menſchen nur glauben, es ſei eine lange Zeit.
Aber, was iſt eine lange Zeit? .. . Millionenmal zehn
Jahre ſuche der Menſchengeiſt zurück zum Anfang; millionenmal
zehn Jahre ſind noch keine Ewigkeit! .. . Nur eine Sekunde der
Ewigkeit! ... Ach, nicht einmal das! .. . Nicht einmal das!
Uebrigens hat die Ache damals einen neuen höheren Damm
bekommen. Der iſt aus ſchweren Felsbrocken gebaut, und die ſind
durch Zement verbunden. Da kann wohl nicht viel paſſieren!
Und an dieſe Zuverſicht klammern ſich die Menſchen in der
Leutaſch: Man hat aus dem Unheil vor zehn Jahren gelernt!
So ſchlimm kanns nimmer werden!
Smüßt grad ein Sintflut kommen!
Sie tröſten ſich im voraus aus ihren Hoffnungen, daß nicht
das Schlimmſte über ſie hereinbrechen möge.
Aber inwendig ſind ſie doch in Not, und ſie ſchauen ſich an und
können ihre Sorgen nicht aus den Augen bannen.
Das Waſſer da heroben . . .!? ſagt der Neuner und deutet
durch den Regen hinauf in die Richtung der Rotmoos und des
Jöchl, die man jetzt nicht ſehen kann, weil die Wolken ſie wegge=
zogen
haben.

Die Jöchlwand halt ewig und lange! ſagt der Gurggl.
Und der Neiſſer tut eine gleichgültig fallende Handbewegung,
die beſagt, daß man um ſo was keine Sorg zu haben braucht!
Grad herunter liegt der Neunerhof!, ſagt der Neuner.
Der liegt halt ſchon dreihundert Jahr da! ſagt der Gurggl.
Wir liegen ja auch da herunten, gleich unter dir, Neuner!
lacht der Neiſſer: Und faſt grad ſolang!
Dreihundert Jahre? . . . Ja, dreihundert! . . ."
Und tauſendmal länger ſteht die Jöchlwand heroben! Und nie
noch iſt den Höfen darunter etwas zugeſtoßen!
Die drei trennen ſich und jeder geht in ſein Häusl. Der Neiſ=
ſer
und der Gurggl zuerſt; dann der Neuner, der noch etwas höher
in den Hang hinauf muß, bis er daheim iſt.
Aber abends, wenn es dunkelt, und man ſitzt da, oder nachts,
wenn man in der Kammer liegt, dann ſind die Sorgen doch
wieder da. Wie aufgeſcheuchte Vögel ſchwirren ſie her.
Dritter Teil.
Nach dieſen ſieben ſonnenheißen Tagen alſo regnet es nun
ohne Unterlaß; es regnet an die drei vollen Wochen. Selbſt der
Tag iſt in dieſem ewigen Naß ſo grau, als nähme die Nacht nur
ein Ende, um in den Stuben das elektriſche Licht brennen zu laſ=
ſen
, das man am Abend zuvor auslöſchte, als man ſchlafen ging,
um in der nachtrabenſchwarzen Finſternis mit wachen Augen da
zu liegen.
Nachts, wenn der Neuner ſo daliegt, und nicht weiß, was noch
werden ſoll, lauſcht er in dies furchtbare Regenrauſchen. Und wenn
das auch nur ein einzigmal aufhört, für ein paar Minuten,
für eine Viertelſtunde, dann iſt da gleich das andere Rauſchen,
das er zuerſt in jener merkwürdigen Nacht der Zeichen und Wun=
der
vernahm! . . . Und es hat den gleichen tief brandenden Orgel=
klang
! ...
Einmal ſchickt der Neuner den Geißbuben hinauf, und der
kommt zurück und iſt faſt luſtig darüber, daß nun heroben unter
der Rotmoos der neue See iſt. Fein groß ſchon! ſagt er in ſeiner
Kindsunſchuld, die die Gefahr nicht ermeſſen kann.
Dann geht der Neuner ſelbſt hinauf. Ueberall iſt die Not.
Aber er geht und denkt nur an ſich und den Neunerbeſitz! ... Und
in dieſer laſtenden Sorge wird er hellſichtig gegen die in der Rot=
mooswand
und dem See ſich bergenden Gefahr. Denn er ſieht deut=
lich
, daß der Waſſerſturz mächtiger geworden iſt, als er damals

war. Wie ein breiter Gießbach iſt er, der weiß ſchäumend nieder
giſchtet. Aber er denkt, das Waſſer wird ſich doch noch ſeitlich einen
Abzug zum Almbach ſuchen; dann mags angehn! . . . Wenn der See
aber weiter ſteigt, muß der Waſſerdruck gegen die Jöchlwand un=
geheuer
werden! ... Wird die Wand nun ſolchem Druck ſtand=
halten
?
Dreimal ſteigt der Neuner in den Hochboden hinauf. Dreimal
ſieht er das unverſiegbare Waſſerſtürzen. Dreimal das ſtete Wach=
ſen
des Sees! ... Und dreimal erkennt er, daß das Jöchl aushält,
wiewohl er ganz klar ſieht, daß das Geſtein ein wenig blätterig
und morſch iſt! ... Dennoch: Wenn es jetzt aufhörte zu regnen.
wenn der Himmel dies Wunder täte, wäre die Gefahr wohl gleich
behoben!
Aber es regnet und regnet und regnet! .. . Wunderlos bleibt
der Himmel! .. . Und als der Neuner dann, ſorggepeitſcht, zum
vierten Male heroben iſt, hat ſich zwiſchen dem Hochboden und dem
Jöchl ein ganz winziger Riß aufgetan! Kaum ſichtbar! .. . ."
Höchſtens einen Millimeter breit! ... Ach, nicht das mal: weniger,
vielleicht haarfein!
Und aus dieſem ganz unſcheinbaren Riß perlt Waſſer; es
perlt in winzigen Tropfen; aber die bilden weiter herunten,
wenn man ſich ſeitlich neigt und ſehr genau hinſchaut, ein ebenſo
winziges Rinnſal! Gar nicht der Rede wert! Aber doch ein
Rinnſal!
Schaut man in dieſer Linie noch tiefer, aber ſo tief kann
man jetzt nicht ſehen, weil ja Menſch und Wand in Wolkendampf
eingewallt ſind, dann muß genau darunter eben der Neunerhof
liegen! .. . Luftlinie mags eine Halbſtund ſein!
Was iſt aber eine Halbſtund, wenn das Jöchl nicht hält?! . ..
In einer Minute brauſt dann See und Felsgetrümmer nieder! ...
Der Neuner iſt ſo erregt darob, daß ſeine Gedanken kunter=
bunte
Sprünge machen: Dreihundert Jahre ſteht der Hof! ..3
Soll denn nicht ein einzigmal in dieſer Zeit ein gleich ſchweres
Unwetter gewütet haben? . . . Der Neunerbär hats überſtanden,
der Stier, der Jakob, als da herin der Franzos hauſt! .. . Jenun,
warum ſollts dann grad ihn treffen, den Neuner=Lois?. .. . Hirn=
geſpinſte
ſind das! ..."
Aber dann, bei ganz kühler Ueberlegung, überfällt ihn doch
wieder die grauſame Gewißheit, daß ſich über ihn ein dunkles Ver=
hängnis
zuſammenballt, wie Gewitterwolken, die den zerſchmet=
ternden
Blitzſtrahl niederflammen laſſen! Und dieſe kühle Ueber=
legung
vertreibt jede Beſchönigung:
Man wird halt den Erdbuckel durchſtechen, zur Notlausſpren=
gen
müſſen, wann das Unheil abgewendet werden ſoll! ſagt er
ſich und bedenkt: Erſt dann wird der neue See, der da plötzlich
wie aus der Hölle emporgeſchoben wurde und nun aus der Rot=
moos
bis zum Ueberlaufen angefüllt wird, ſeinen ſicheren Abfluß
zum Almbach bekommen! Sonſt wird eine Kataſtrophe unvermeid=
bar
ſein!
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 12 Nr. 38

Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Dienstac, 7. Februar N33

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Täglich 3 00, 5.30 und 8.20 Uhr.

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Heute die große Premiere!

.. und wieder eine Spitzenleistung deutscher Tonfilm-Kunst!
Der neue Arnold Fanck-Schneeschuhfilm
Ein lustiges Spiel aus dem Winterparadies

des Hochgebirges.

Wohlfahrtsfeier
am Donnerstag, den 9. Februar, 4 Uhr nachmittags, im
Saal der Loge, Sandstraße 10.
Oberfürsorgerin
Fachvortrag Hulda Jost, Berlin
Kaffeestunde mit Konzert
Schülerorchester vom Seminar Marienhöhe.
Freunde und Gönner willkommen!
Frauenhilfsgruppe 5. T. A.
Mitglied des deutschen Parit, Wohlkahrtsverbandes
(V Wohlfahrtsverb.)
Eintritt frei!

Betein fnr ei. Beurſchran
ii Auunne
D. 9.A. Männergruppe Darmſtadi.
Wir laden hiermit unſere Mitglieder zur diesjährigen
6)
Aoerſamniniw!
auf Montag, den 20. Februax 1933, 20 Uhr, in das Oden=
wald
=Zimmer der Krone, Schuſtergaſſe, ein.
Tagesordnung:
1. Verleſung des Protokolls der Hauptverſammlung vom
4. April 1932.
Jahres= und Rechenſchaftsbericht über das Jahr 1932.
3. Vorſtandswahl.
4. Feſtſetzung des Mitgliedbeitrags für 1933.
5. Die Veranſtaltungen des laufenden Jahres.

ABENTR
IM
EiABNN
Nach einer Idee von
Dr. ARNOLD FANCK

6. Verſchiedenes.
Anträge ſind
beim Vorſtand ſchri

(2033
ſpäteſtens 5 Tage vor der Verſammlung
ftlich einzureichen (lt. S6der Satzungen).

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für Hausfrauen und Hausherren
Mittwoch, 8. Februar, im Saalbau, nachm. 3 Uhr
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Süßbücklinge ½pfd. 18
1a Sprotten ¼pfd. 20
Ta Vollheringe
Stück 7c 5 Stück 30
Stück10 . 5 Stück 45
Allerfeinſt. Holländer
Stück 15 c 5Stück 70

REGIE: MAX OBAL
In den Hauptrollen:
Guzzi Lantschner, Walter Rlml, Hella Hartwich, Arnold Hasenelever.
Ein herrlich lustiges Spiel in Schnee und Sonne, von ansteckender
Fröhlichkeit. Die beiden aus dem Weißen Rausch bekannten besten
Skiakrobaten Europas wirken mit und sind wieder von zwerchfeller-
schütternder
Komik. Spoit, Flirt und Liebe beberrschen die Handlung,
deren Hintergrund die bezaubernde Landschaft des Engadin- und
Bernina-Gebiets bildet.
Dazu ein erstklassiges Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
(F.2045
Beginn: 4,00, 6.00 und 8.20 Uhr

K4
Dienstag Mittwoch Donnerstag
HESS-ERTRA-BOCKBIER
ein stärker eingebrautes, gut abgelagertes
Spezial-Bier
OHNE PREISERHÖHUNG

0.45 Ltr. 309 1 Liter 609
im Ausschank.
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verſch. Küchenſchrke.,
Komm., Flurgard.,
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Inhalt, für alle Zwecke und Berufe, p.
Stück Mk. 0.45 abzugeben.
Kranichſteinerſtr. 9, Toreingang part.

Großes Haus 2021.45 Uhr

Hessisches
andestheater
Dienstag
7. Februar 1933

5. Sinfonie-Konzert
Leitung: Karl Maria Zwissler
Preise 0.905 Mk.

Außer Miete

Kleines Haus 19.30 bis nach 22.15

Der Mustergatte
Lustspiel von Avery Hopwood
Preise 0.502.50 Mk.

Iiim Borſahrang
Im Heag=Großkraftwagen
zum Eisgang am Rhein
Donnerstag, den 9. Februar, 20.15 Uhr,
Vortragsſaal Heaghaus. (V2051
Anſchließend:
Bekannkgabe der Sonderfahrken
für das Jahr 1933.

Guterhalt. Marken=/ 1 Ofen, 1 Hand=
5.=Fahrrad bill. abz. wagen zu verkauf.
Wienerſtr. 52, pt. *I Weinbergſtr. 41.

Oualitäts-
SONDER-ANGEBOT
S Zigarren
in der Tüte

B5zlu/6o

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Wilhelminenstrasse 9

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Mittwoch siſchereiplatz eintreffend:
im Stück Pfd. 0.22
la Kabeljau, blutfriſch
.. . Pfd. 0.15
la grüne Heringe ...."
ff. Fiſchfilet in Pergament=Port.=Packungen, Pfd. 0.25
züße Bücklinge . . . . . . . . . . . . Pfd. 0.18
la Fettheringe . . . . . . . . . . . . Stück 5½d
Süße Orangen . . . . . . . . Pſd. 0.18 und 0.15
ff. heſſ. Tafelbutter . . . . . . . . . ½ Pfd. 0.60
ff. oberheſſ. Weidebutter . . . . . . . ½ Pfd. 0.64
. . Stück 11, 10, 9 und 7 8
Friſche Eler.
Bezirks=Konſum=Verein Darmſtadt
e. G. m. b. H.
(2050

oeben erschienen!
AUTOLISTE Nr. 104
Enthält die Meldungen (Ab- und Zugänge) von Kraftfahrzeugen jeder
Art der 18 Kreise des Volksstaats Hessen (Kennzeichen: VS, VR, VO)
für dle Zeit vom 16.31. Januar 1933. Diese Meldungen sind sonst
nicht zugänglich, also nur durch uns erhältlich.
Die Auto-Listen enthalten die Angaben in folgender Reihen-
folge
: Name, Beruf, Wohnort des Kraftfahrzeugbesitzers, Fahr-
zeugart
, Hubraum in ccm und PS (bei Lastkraftwagen: Eigen-
gewicht
in kg und PS), Fabrikat und Motornummer, Fabrikneue
Fahrzeugs sind durch + kenntlich gemacht. Die Meldungen sind
geordnet nach den drei Prorinzen (VS, VR, VO) und Kreisen,
und innerhalb dieser nach Fahrzeugarten. Abgemeldete
Fahrzeuge werden besonders geführt.
Die Autolisten sind unentbehrlich, weil sie laufend
neuestes Adressenmaterial
liefern. Sie erscheinen alle 14 Tage, also monatlich zwel Listen.
Die spätestens am 8. eines Monats ausgegebene Liste enthält die
Meldungen vom 16.30. (31.) des voraufgegangenen Monats und
die spätestens am 23. eines Monats ausgegebene Liste die Mel-
dungen
vom 1.15. des gleichen Monats.
Bezugspre ls:
1. Bei Bezug aller Meldungen sämtlicher 18 Kreise für
12 Monate: zum monatllchen Pauschalprels von
RM. 15--
2. Bei Bezug der Meldungen nur für einzelne Kreise
und Städte, gleichob für einen oder mehrere Monate, zu Staffel-
preisen
, die wir bei uns zu erfragen bitten.
L. C. WITTICH VERLAG DARMSTADT

Zwangsverfkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 15. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 1 Bd. 22, Bl. 1103.
Flur 1, Nr. 1285, Hofreite Nr. 44, Karlſtraße, 536 qm.
Schätzung: 5000. RM.
Eigentümer: Schwarzwälder Grundſtücks A.=G. in Freiburg
i. Br., rechtskräftig zugeſchlagen dem Karl Chriſtoph
Boßler in Darmſtadt, Orangerieſtraße 48.
(V.1406
Darmſtadt, den 16. November 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.

Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 6, Bd. 17. Bl. 803.
1. Flur 37, Nr. 47, Hofraum mit Scheuer und Geräte=
haus
unter dem Grohberg, 1184 qm. Schätzung:
3500. RM.
2. Flur 37, Nr. 46‟/vo, Acker daſelbſt, 322 qm.
Schätzung: 1000. RM.
Eigentümer: Kaufmann Felix Neumann in Darmſtadt,
Kahlertſtraße 5.
Darmſtadt, den 5. Dezember 1932.
(V2026
Heſſiſches Amtsgericht.

Zwangs
digerung.
Termin: Mittwoch, den 8. März 1933. vormittags 9 Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 3, Bd. 9, Bl. 422.
Flur 3. Nr. 1313, Hofreite Nr. 43. Landwehrſtraße,
462 qm. Schätzung: 29 000. RM.
Eigentümer: Gertrud Wilhelmine Rapp zu ſuz und Wwe.
Heinrich Rapp geb. Schmitt zu u in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 29. Dezember 1932.
(V2025
Heſſiſches Amtsgericht.