Gnzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bſs 22 Februar 2.— Reichemart und 20 Pfenng
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattei.
Nummer 33
Donnerstag, den 2. Februar 1933. 196. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichsplg
FinanzAnzelgen 50 Reſchepfa. 92mm breſte Relſame!
zeiſe 200 Reſchemart. Alle Preiſe in Reſchemarc
ſt Dollar — 420 Markl. — Im Falle, höberer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strel uſw. erliſchtl
ſede Verpflſchtung auf Erfällung der
Anzelgen=
auftrclse und Teſſung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchtiſcher Beltreibung fäll” eder
Nabat weg. Banſonio Deuiſche Bani und
Dam=
ſädter und Natonalbant.
Frechtlichen, ſozial= un
kiſchen Bragen des Zenkrums.
au
die
Neuwahlen am 5. März.
wurde. Das Vertrauen in uns allen aber iſt unbegrenzt, demn
wir glauben an unſer Volk und ſeine unvergänglichen Werte=
Bauern, Arbeiter und Bürger, ſie müfſen
ge=
meinſam die Bauſteine liefern zumneuen Reich.
Die Auftlöſungsorder.
So wird es die nationale Regierung als ihre
oberſte und erſte Aufgabe
Die Nakionalſozialiſten fordern gleichzeitig Auflöfung des preußiſchen Landlags und Preußenwahlen
anſehen, die geiſtige und willensmäßige Einheit unſeres Volkes
wiederherzuſtellen. Sie wird die Fundamente wahren und
ver=
mil den Reichskagswahlen.
teidigen, auf denen die Kraft unſerer Nation beruhen. Sie
* Berlin, 1. Febr. (Priv.=Tel.)
wird das Chriſtentum als Baſis unſerer geſam=
Der Reichspräſident hat am Mittwoch vormittag den Reichskanzler Hitler und den ſtellv.
ten Moral, die Familie als Keimzelle unſeres
Reichskanzler v. Papen zum Vortrag empfangen. Im unmittelbaren Anſchluß daran fand
Volks= und Staatskörpers in ihren feſten Schutz
nehmen. Sie wird über Stände und Klaſſen
hin=
eine längere Kabinettsſitzung ſtatt, die um 19 Uhr fortgeſetzt wurde. Das Ergebnis dieſer
weg unſer Volk wieder zum Bewußtſein ſeiner volklichen und
Sitzung iſt der Entſchluß des Kabinetts, den Reichstag mit ſofortiger Wirkung
politiſchen Einheit und der daraus entſpringenden Pflichten
aufzulöſen und die Neuwahlen zum 5. März auszuſchreiben, da die Verſuche,
bringen. Sie will die Ehrfurcht vor unſerer großen
mit dem Zentrum zu irgendwelchen Ahmachungen über eine Tolerierung zu
Vergangenheit, den Stolz auf unſere alten
Traditionen zur Grundlage machen, für die Erziehung
kommen, geſcheitert ſind.
der deutſchen Jugend. Sie wird der geiſtigen, politiſchen
Gleichzeitig haben die Nationalſozialiſten im Preußiſchen Landtag den An=
und kulturellen Nibellierung einen unbarmherzigen Krieg
an=
trag eingebracht, der Landtag möge ſeine Selbſtauflöſung beſchließen. Ob
ſagen. Deutſchland darf und wird nicht im
anar=
dieſer Antrag angenommen wird, hängt von den Kommuniſten ab, die mit den Nationalſozialiſten
zu=
chiſtiſchen Kommunismus verſinken. Sie wird an
Stelle turbulenter Inſtinkte wieder nationale Diſziplin
ſammen eine Mehrheit bilden, deren Entſcheidung aber noch ausſteht: Die Abſtimmung ſoll am
Sams=
zum Regenten unſeres Lebens erheben. Sie wird
tag ſtattfinden. Falls der Preußiſche Landtag ſeine Selbſtauflöſung beſchließen ſollte, werden die
preußi=
dabei all der Einrichtungen in höchſter Sorgfalt gedenken, die
ſchen Wahlen gemeinſam mit den Reichstagswahlen durchgeführt werden.
die wahren Bürgen der Kraft und Stärke der Nation ſind.
Die Verordnung des Reichspräſidenten hat folgenden Wortlaut:
II.
Nachdem ſich die Bildung einer arbeitsfähigen Mehrheit als nicht möglich herausgeſtellt hat, löſe
ich auf Grund des Art, 2 der Reichsverfaſſung den Reichstag auf, damit das
Die nakionale Regierung will das große Berk
deutſche Volk durch Wahl eines neuen Reichstags zu der Neubildung der Regierung des nationalen
der Feautgauiſchlanf der Mieſiaf uferes roles.
Zuſammenſchluſſes Stellung nimmt.
Berlin, 1. Februar.
gez. v. Hindenburg.
Mf Wek Nafen Ner Iaespifen Oien.
Gleichzeitig iſt durch weitere Verordnung vom Herrn Reichspräſidenten als Wahltermin der
Rettung des deutſchen Bauern zur Erhaltung der Ernäh=
5. März 1933 beſtimmt worden.
rungs= und damit Lebensgrundlage der Nation, Rettung des
deutſchen Arbeiters durch einen gewaltigen und umfaſſenden
An=
griff gegen die Arbeitsloſigkeit.
In 14 Jahren haben die November=Parteien den deutſchen
Bauernſtand ruiniert. In 14 Jahren haben ſie eine Armee von
Sün diershtes Miie dei Liemerung. 14 Millionen Arbeitsloſen geſchaffen. Die nationale Regierung
wird mit äußerſter Entſchloſſenheit und zäheſter Ausdauer
Die Regierung fordert vier Jahre Verkrauen zur Verwirklichung ihrer Pläne.
folgende Pläne
Ankündigung der Arbeitsdienſtpflicht.
Rundfunk-Anſprache Hiklers an das deutſche Volk.
Der von ſämtlichen Kabinettsmitgliedern unterzeichnete
Aufruf, den der Reichskanzler am Mittwoch abend im
Rundfunk verlas, hat folgenden Wortlaut:
„Ueber 14 Jahre ſind vergangen ſeit dem unſeligen Tage, da
von inneren und äußeren Verſprechungen verblendet, das
deutſche Volk, der höchſten Güter unſerer
Ver=
gangenheit, des Reiches, ſeiner Ehre und ſeiner
Freiheit vergaß und dabei alles verlor. Seit dieſem
Tage des Verrats hat der Allmächtige unſerem Volk ſeinen Segen
entzogen. Zwietracht und Haß hielten ihren
Ein=
zug. In tiefſter Bekümmernis ſehen Millionen beſter deutſcher
Männer und Frauen aus allen Lebensſtänden die Einheit
der Nation dahinſiechen und ſich auflöſen in ein Gewirr
poli=
tiſch=egoiſtiſcher Meinungen, wirtſchaftlicher Intereſſen und
welt=
anſchaulicher Gegenſätze. Wie ſo oft in unſerer Geſchichte, bietet
Deuiſchland feit dem Tage der Revolukion
dgs Mi eier berzerlelenden Zerfſellelt.
Die verſprochene Gleichheit und Brüderlichkeit erhielten wir nicht,
aber die Freiheit haben wir verloren. Denn den
Verfall der geiſtigen und willensmäßigen Einheit unſeres Volkes
im Innern folgte der Verfall ſeiner politiſchen Stellung in der
Welt. Heiß durchdrungen von der Ueberzeugung, daß das
deutſche Volk im Jahre 1914 in den großen
Kampf zog, ohne jeden Gedanken an eine eigene
Schuld, und nur erfüllt von der Laſt der Sorge,
das angegriffene Reich, die Freiheit und die
Exiſtenz des deutſchen Menſchen verteidigen
zu müſſen, ſehen wir in dem erſchütternden Schickſal, das uns
ſeit dem November 1918 verfolgt, nur das Ergebnis unſeres
in=
neren Verfalls.
Allein auch die übrige Welt wird ſeitdem nicht minder von
großen Kriſen durchrüttelt. Das geſchichtlich ausgewogene
Gleich=
gewicht der Kräfte, das einſt nicht wenig beitrug zum
Verſtänd=
nis für die Notwendigkeit einer inneren Solidarität der
Na=
tionen, mit all den daraus reſultierenden glücklichen
wirtſchaft=
lichen Folgen iſt beſeitigt. Die Wahnidee von Siegern
und Beſiegten zerſtört das Vertrauen von
Na=
tion zu Nation, und damit auch die Wirtſchaft.
der Welt.
Das Elend unſeres Volkes aber iſt entſetzlich. Dem
ar=
beitslos gewordenen, hungernden
Millionen=
proletariat der Induſtrie folgt die
Verelen=
dung des geſamten Mittel= und Handwerker=
ſtandes. Wenn ſich dieſer Verfall auch im deutſchen
Bauern endgültig vollendet, ſtehen wir in einer
Kckaſtrophe von müberſehbarem Ausmaß.
Denn nicht nur ein Reich zerfällt dann, ſondern eine
zweitauſend=
jährige Erbmaſſe an hohen und höchſten Gütern menſchlicher
Kul=
tur und Ziviliſation. Drohend künden die Erſcheinungen um
uns den Vollzug dieſes Verfalls.
In einem unerhörten Willens= und Gewaltanſturm verſucht
die kommuniſtiſche Methode des Wahnſinns
das in ſeinem Innerſten erſchütterte und entwurzelte Volk
end=
gültig zu vergiften und zu zerſetzen, um es einer Zeit
entgegenzutreiben, die ſich zu den Verſprechungen der
kommuniſti=
ſchen Wortführer von heute noch ſchlimmer verhalten würde als
die Zeit hinter uns zu den Verſprechungen derſelben Apoſtel im
November 1918.
Angefangen bei der Familie, über alle
Be=
griffe von Ehre und Treue, Volk und
Vater=
land, Kultur und Wirtſchaft hinweg bis zu den
ewigen Fundamenten unſerer Moral und
un=
ſeres Glaubens bleibt nichts verſchont von
dieſer nur verneinenden, alles zerſtörenden
Idee 14 Jahre Marxismus haben Deutſchland
ruiniert, ein Jahr Bolſchewismus würde
Deutſchland vernichten. Die heute reichſten und
ſchön=
ſten Kulturgebiete der Welt würden in ein Chaos und
Trüm=
merfeld verwandelt. Selbſt die Leiden der letzten einundeinhalb
Jahrzehnte könnten nicht verglichen werden mit dem Jammer
eines Europa, in deſſen Herzen die rote Fahne der Vernichtung
aufgezogen würde. Die Tauſende von Verletzten, die unzähligen
Toten, die dieſer innere Krieg ſchon heute Deutſchland koſtet,
mögen ein Wetterleuchten ſein der Warnung vor dem Sturm.
Die Miſſion der Regierung.
In dieſer Stunde der übermächtig hereinbrechenden Sorgen
um das Daſein und die Zukunft der deutſchen Nation rief uns
Männer nationaler Parteien und Verbände der greiſe Führer
des Weltkriegs auf, noch einmal wie einſt an den Fronten
nun=
mehr in der Heimat in Einigkeit und Treue für des Reiches
Rettung unter ihm zu kämpfen. Indem der verehrungswürdige
Herr Reichspräſident uns in dieſem großherzigen Sinne die
Hände zum gemeinſamen Bund ſchloß, wollen wir als nationale
Führer Gott, unſerem Gewiſſen und unſerem Volk geloben, die
uns damit übertragene Miſſion als nationale Regierung
ent=
ſchloſſen und beharrlich zu erfüllen:
I.
Das Erbe, das wir übernehmen, iſt ein
furcht=
bares. Die Aufgabe, die wir löſen müſſen, iſt die ſchwerſte,
die ſeit Menſchengedenken deutſchen Staatsmännern geſtellt
verwirklichen:
Binnen 4 Jahren muß der deutſche Bauer der Verelendung
entriſſen ſein. Binnen 4 Jahren muß die Arbeitsloſigkeit
end=
gültig überwunden ſein. Gleichlaufend damit ergeben ſich die
Vorausſetzungen für das Aufleben der übrigen Wirtſchaft. Mit
dieſer gigantiſchen Aufgabe der Sanierung unſerer Wirtſchaft
wird die nationale Regierung verbinden die Aufgabe und
Durchführung einer Sanierung des Reiches, der
Länder und Kommunen in verwaltungsmäßiger
und ſteuertechniſcher Hinſicht. Damit erſt wird der
Gedanke der föderativen Erhaltung des
Rei=
ches blut= und lebensvolle Wirklichkeit.
Zu den Grundpfeilern dieſes Programms gehört der
Ge=
danke der Arbeitsdienſtpflicht und der
Siedlungs=
politik. Die Sorge für das tägliche Brot wird aber
ebenſo die Sorge ſein für die Erfüllung der ſozialen
Pflichten bei Krankheit und Alter. In der
Spar=
ſamkeit ihrer Verwaltung, der Förderung der Arbeit, der
Er=
haltung unſeres Bauerntums, ſowie der Nutzbarmachung der
Ini=
tiative des Einzelnen liegt zugleich tie beſte Gewähr für das
Vermeiden jedes Experiments der Gefährdung
unſerer Währung.
Außenpolitiſch
wird die nationale Regierung ihre höchſte Miſſion in der
Wah=
rung der Lebensrechte und damit der
Wiedererrin=
gung der Freiheit unſeres Volkes ſehen. Indem ſie
entſchloſſen iſt, den chaotiſchen Zuſtänden in Deutſchland ein Ende
zu bereiten, wird ſie mithelfen, in die Gemeinſchaft der übrigen
Nationen einen Staat gleichen Wertes und damit
aller=
dings auch gleicher Rechte einzufügen.
„Sie iſt dabei erfüllt von der Größe der
Pflicht=
mitdieſemfreien gleichberechtigten Volk fürdie
Erhaltung und Feſtigung des Friedens
einzu=
treten, deſſen die Welt heute mehr bedarf denn je zuvor. Möge
auch das Verſtändnis all der anderen mithelfen, daß dieſer unſer
aufrichtiger Wunſch zum Wohle Europas, ja der Welt ſich erfüllt.
So groß unſere Liebe zu unſerem Heer als Träger
unſerer Waffen und Symbole unſerer großen Vergangenheit iſt,
ſo wären wir doch beglückt, wenn die Welt durch eine Beſchränkung
ihrer Rüſtungen eine Vermehrung unſerer eigenen Waffen
nie=
mals mehr erforderlich machen würde.
II.
Soll aber Deutſchland dieſen politiſchen und wirtſchaftlichen
Wiederaufſtieg erleben und ſeine Verpflichtungen anderen
Natio=
nen gegenüber gewiſſenhaft erfüllen, dann ſetzt dies eine
entſchei=
dende Tat vorans:
Seite 2 — Nr. 33
Die Ueberwindung der kommuniſtiſchen
Zerſehzung deutſchlands.
Wir Männer dieſer Regierung fühlen uns vor der deutſchen
Geſchichte verantwortlich für die
Wiederherſtel=
lung eines geordneten Volkskörpers und damit
für die endgültige Ueberwindung des
Klaſſen=
wahnſinns und Klaſſenkampfes. Nicht einen Stand
ſehen wir, ſondern das deutſche Volk, die Millionen ſeiner Bauern,
Bürger und Arbeiter, die entweder gemeinſam die Sorgen dieſer
Zeit überwinden werden oder ihnen ſonſt gemeinſam erliegen.
Ent=
ſchloſſen und getreu unſerem Eid wollen wir damit angeſichts der
Unfähigkeit des derzeitigen Reichskages.
dieſe Arbeit zu unkerſtühzen.
dem deutſchen Volke ſelbſt die Aufgabe ſtellen, die wir vertreten.
Der Reichspräſident, Generalfeldmarſchall v. Hindenburg, hat uns
berufen, mit dem Befehl, durch unſere Einmütigkeit der Nation
die Möglichkeit des Wiederaufſtiegs zu bringen. Wir
appel=
lieren deshalb nunmehr an das deutſche Volk, dieſen
Akt der Verſöhnung ſelbſt mit zu unterzeichnen.
Die Regierung der nationalen Erhebung will arbeiten, und
ſie wird arbeiten. Sie hat nicht 14 Jahre lang die deutſche Nation
zugrunde gerichtet, ſondern will ſie wieder nach oben führen. Sie
iſt entſchloſſen, in 4 Jahren die Schuld von 14 Jahren wieder
gut=
zumachen. Allein ſie kann nicht die Arbeit des Wiederaufbaues
der Genehmigung derer unterſtellen, die den Zuſammenbruch
ver=
ſchuldeten. Die Parteien des Marxismus und ſeiner Mitläufer
haben 14 Jahre lang Zeit gehabt, ihr Können zu beweiſen. Das
Ergebnis iſt ein Trümmerfeld. Nun, deutſches Volk, gib uns die
Zeit von 4 Jahren, und dann urteile und richte uns!
Getreu dem Befehl des Generalfeldmarſchalls wollen wir
be=
ginnen. Möge der allmächtige Gott unſere Arbeit in ſeine Gnade
nehmen, unſeren Willen recht geſtalten, unſere Einſicht ſegnen und
uns mit dem Vertrauen unſeres Volkes beglücken. Denn wir
wollen nicht kämpfen für uns, ſondern für Deutſchland.
* Der Aufruf der Reichsregierung an das deutſche Volk iſt
unzweifelhaft eine Arbeit aus der Feder Adolf Hitlers. Seine
Wirkung hat dadurch eingebüßt, daß Hitler vor dem Mikrophon
viel zu raſch ſprach, ſo daß vieles verloren ging. Die
Reichs=
regierung hat ſich nicht auf eine Aufzählung einer ganzen Reihe
von geplanten Maßnahmen feſtgelegt, hat vielmehr kurz und
präzis eine vierjährige Arbeitszeit zur Durchführung
eines Vierjahresplans gefordert, der Bauern und
Arbeitern die Ueberwindung ihrer Not
brin=
gen ſoll. Erwähnenswert iſt die Ankündigungder
Ar=
beitsdienſtpflicht und die Feſtſtellung, daß alles, was mit
einer geſunden Währungspolitik nicht zu vereinbaren iſt,
unter=
bleiben werde.
Die Kampffront der Regierung und der hinter ihr
ſtehen=
den Parteien iſt in dem Aufruf klar abgeſteckt. Der Angriff
richtet ſich vor allem gegen die kommuniſtiſche
Zer=
ſetzung. Wie ſie das tun will, wird in der Wilhelmſtraße
noch geheim gehalten. Wahrſcheinlich will man ſchlagartig
zu=
greifen mit beſonderer polizeilicher Ueberwachung
der kommuniſtiſchen Zentren, mit einer Vorzenſur
der kommuniſtiſchen Preſſe uſw. Die Maßnahmen
ſchei=
nen jedoch erſt eingeleitet zu werd n, wenn eine Reihe von
Perſonalveränderungen in der preußiſchen
Po=
lizeiverwaltung erfolgt ſind. In natſoz. Kreiſen
verlau=
tet beſtimmt, daß der Führer der Berliner SA., Graf
Helldorf, den Poſten des Berliner
Polizeiprä=
ſidenten übernehmen ſolle.
Die Skellung der Bayeriſchen Volksparkei.
Die „Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz” ſchreibt, die
Ent=
ſchließung der Reichstagsfraktion der BVP. entſpreche der
grad=
linigen Haltung, die die BVP. eingenommen habe, ſeit die
Pa=
role der nationalen Konzentration als die Richtlinie für die
ver=
ſchiedenen Verſuche einer Regierungsbildung auf breiteſter
Grund=
lage ausgegeben worden ſei. Die jetzige
Reichsregie=
rung könne nicht als ein Kabinett der
natio=
nalen Konzentration angeſehen werden. Seiner
ganzen Entſtehungsgeſchichte und ſeiner
Zuſam=
menſetzung nach ſei es ein Minderheitskabinett.
Harzburg bedeute von jeher einen bewußten
und provokatoriſchen Ausſchluß wertvoller
na=
tionaler Kräfte. Nach dieſem Grundſatz ſei aber die
Bil=
dung der derzeitigen Regierung betrieben worden, und es ſei ein
Ergebnis erzielt worden, das es nachträglich nicht mehr
ermög=
liche, eine grundlegende Aenderung herbeizuführen. Einer
ſol=
chen Regierung gegenüber, müſſe ſich die BVP.
völlig freie Hand wahren.
Kommuniſtiſche Propaganda
auf der Buyne.
Die „Anlwork” des Kulkus=Miniſkeriums.
Der heſſiſche Minifter für Kultus und Bildungsweſen hat
am 31. Januar folgendes Schreiben an den Präſidenten des
heſſiſchen Landtags gerichtet:
Die Kleine Anfrage der Abgeordneten Weſp und Fraktion
vom 25. d. M. — Tagebuch Nr. 657 — beantworte ich
er=
gebenſt wie folgt:
Zu 1. Die Aufführing des genannten Dramas ſollte vor
einem hierfür zuſammengeſchloſſenen, literariſch intereſſierten
Publikum als Studioaufführung herausgebracht werden,
nach=
dem eine politiſch und weltanſchaulich völlig neutrale
Ver=
einigung ſich bereit erklärt hatte, die Vorſtellung einſchließlich
der Kartenausgabe zu übernehmen. Dieſe Entſchließung wurde
nach langen und ſorgfältigen Erwägungen und Beratungen,
auch in Benehmen mit der vorgenannten Vereinigung, gefaßt,
die zu der Ueberzeugung führten, daß einerſeits das Drama
zur Diskuſſion geſtellt werden ſollte, andererſeits aber eine
Aufführung in der ſonſt üblichen Form Mißverſtändniſſen
hätte begegnen können.
Zu 2. und 3. Die Regierung wird in dieſem wie in jedem
anderen Falle nichts unterlaſſen, das Heſſiſche Landestheater
vor einer Schädigung ſeines Anſehens und vor einer
Be=
einträchtigung ſeines Beſtandes zu bewahren.
gez. Adelung.
Die vorſtehende Antwort iſt außerordentlich unklar und
gewunden. Nachdem die geplante Aufführung des Brechtſchen
Schauſpiels „Die heilige Johanna der Schlachthöfe” die
Oeffent=
lichkeit in ſo hohem Maße erregt hat, iſt vollſtändige und
lückenloſe Klärung des Sachverhaltes
erfor=
derlich.
Es iſt in der Antwort nicht gefagt ob die „neutrale
Vereinigung” durch Vertrag mit Brecht oder ſeinem
Ver=
lag das kommuniſtiſche Stück zur Aufführung erworben hat,
oder ob es nicht ſo war, daß das Heſſiſche
Landes=
theater das Stück zur Aufführung angenommen und erſt
nachdem ſich berechtigte Oppoſition hiergegen erhoben hatte,
die fragliche Vereinigung vorzuſchieben
ver=
ſucht hat. Für letztere Annahme ſpricht die Tatſache, daß
Generalintendant Hartung in einem öffentlichen Vortrag über
ſein Programm das Brechtſche Stück als in ſeinen Spiel=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Der Reichspräſident hat auf Vorſchlag des Reichskanzlers den
bisherigen Reichsminiſter für Juſtiz Gürtner in ſeinem Amte
beſtätigt.
Die in der vergangenen Woche in Wien geführten
deutſch=
öſterreichiſchen Verhandlungen über die Gewährung von
Vorzugs=
zöllen an Oeſterreich ſind ſoweit gefördert worden, daß nur noch
einzelne Fragen geklärt werden müſſen. Die deutſchen
Delegier=
ten kehrten nach Berlin zurück, um die erforderlichen
Entſchei=
dungen ihrer Regierung herbeizuführen.
Der polniſche Arbeitsminiſter hat die Leiter der öffentlichen
Angeſtelltenverſicherung ihrer Aemter enthoben und einen
Regie=
rungskommiſſar mit der vorläufigen Leitung der
Angeſtelltenver=
ſicherung beauftragt. Die Verſicherungsanſtalt hatte ſich ſinanziell
außerſtande erklärt, ihre geſetzmäßigen Leiſtungen weiterhin
durchzuführen.
Der in Algier wohnende Befehlshaber des 19. Armeekorps.
General Georges, ſoll Anfang April durch den Kommandeur der
Pariſer Diviſion, General Nogues, abgelöſt werden.
Gerücht=
weiſe verlautet, daß General Georges zum Generalſtabschef, an
Stelle von General Gamelin, ernannt werden würde, der auf
einen anderen wichtigen Poſten berufen werden ſolle.
Der von General Smuts im ſüdafrikaniſchen Parlament
ein=
gebrachte Mißtrauensantrag gegen die Regierung Hertzog wurde
mit 83 gegen 63 Stimmen abgelehnt.
Der belgiſche Kriegsminiſter hat den Verkauf und Vertrieb
ſozialiſtiſcher Zeitungen in den Kaſernen und Uebungsplätzen der
belgiſchen Armee verboten.
Die Zahl der Arbeitsloſen in den Vereinigten Staaten
be=
läuft ſich nach einer Berechnung der „Buſineß Ligue” auf
15 Millionen, ſo daß etwa 37 Millionen Menſchen unmittelbar
von der Arbeitsloſigkeit berührt werden. Die Arbeitsloſigkeit
verteilt ſich auf die einzelnen Gewerbe folgendermaßen:
Bauhand=
werk 80 Prozent erwerbslos, Autoinduſtrie 57 Prozent,
Eiſen=
induſtrie 45 Prozent, Landwirtſchaft 39 Prozent, Eiſenbahner
38 Prozent. Hotelinduſtrie 30 Prozent.
Die Fragen des Zenkrums
an den Reichskanzler Adolf Hikler.
Berlin, 1. Februar.
Der Vorſtand der Zentrumsfraktion des Reichstages hielt am
Mittwoch vormittag eine Sitzung ab, die ſich mit der
Vorberei=
tung der Fraktionsſitzung am Nachmittag beſchäftigte. Eine
Ant=
wort der Regierung auf die vom Zentrum geſtellten Fragen iſt
bisher nicht eingegangen. Die dem Reichskanzler Hitler
vorgeleg=
ten Fragen haben, wie das VDZ. erfährt, folgenden Wortlaut:
1. Die Zentrumspartei wünſcht über das Arbeitsprogramm
der neuen Regierung genau unterrichtet zu ſein.
2. Beſonders wichtig wäre die Klärung folgender
Einzel=
fragen:
A. Welche Sicherheiten können ſeitens der Regierung dafür
ge=
geben werden, daß ihre Maßnahmen ſich im Rahmen der
Verfaſſung halten?
B. Iſt die Reichsregierung insbeſondere bereit, bindende
Zuſiche=
rungen zu geben dafür, daß nicht auf Grund des ſogenannten
Staatsnotſtandes verfaſſungswidrige Maßnahmen ergriffen
werden?
C. Iſt die Reichsregierung bereit, die baldige Rückkehr zu
nor=
malen verfaſſungsrechtlichen Verhältniſſen in Preußen
zuzu=
ſagen, und in welcher Weiſe will ſie dieſe Normaliſierung
durchführen?
D. Iſt die Reichsregierung bereit, im Intereſſe des bäuerlichen
Berufsſtandes, wie auch aus volks= und nationalpolitiſchen
Gründen die Wiederaufnahme des umfaſſenden
Siedlungs=
werkes in Angriff zu nehmen und gegen alle Widerſtände
durchzuführen?
E. Iſt die Reichsregierung bereit, die größten ſozialen Härten
der Notverordnungen zu beſeitigen, und welche
Einzelmaß=
nahmen in dieſer Richtung ſind von ihr vorgeſehen?
P. Iſt es richtig, daß das Arbeitsminiſterium abgebaut werden
ſoll und weſentliche Teile ſeiner Zuſtändigkeiten dem
neuer=
nannten Kriſenminiſter unterſtellt werden ſollen?
G. Gedenkt die Regierung, das Koalitionsrecht im bisherigen
Umfange aufrecht zu erhalten?
H. Wie ſteht die Reichsregierung zur Erhaltung der deutſchen
Sozialverſicherung und des Tarifvertragsrechtes?
J. Wie denkt die Reichsregierung einen gerechten Ausgleich
zwi=
ſchen der Förderung des deutſchen Binnenmarktes und der
lebensnotwendigen Ausfuhr zu ſichern?
K. Iſt die Reichsregierung bereit, Sicherungen dafür zu ſchaffen,
daß jede Form von Inflation unterbleibt und finanzpolitiſche
Experimente, die von gewiſſer Seite privat propagiert
wur=
den, wirkſam abgewehrt werden?
plan aufzunehmen angekündigt und kein Wort von einer
„Studio=Aufführung” im geſchloſſenen Kreis geſagt hat.
Es iſt ferner auch jetzt noch nicht einmal geſagt,
ob die Aufführung ſtattfindet, und falls ſie nicht
ſtattfindet, welche finanziellen Schäden ſich hieraus
für das Landestheater und hiermit für die heſſiſchen
Steuer=
zahler ergeben. Alle dieſe Punkte bedürfen der gründlichen und
lückenloſen Klärung.
Die Tatſache, daß das Heſſiſche Landestheater die
Auf=
führung des verhetzenden Stückes geplant hat, bedeutet auf alle
Fälle, eine ſchwere Belaſtung der Leitung des
Landestheaters.
Theaker ohne Frau.
Bericht über 300 Kriegsgefangenen=Bühnen.
Jahrelange Forſchungen über das eigenartigſte Kapitel deutſcher
Theatergeſchichte. — Theaterprobleme hinter Stacheldraht. —
Sibirien als Bühnenparadies.
Eines der merkwürdigſten und in ſeiner Art ruhmreichſten
Kapitel deutſcher Theatergeſchichte ſchien vergeſſen zu werden,
noch ehe es in ſeiner Beſonderheit und Größe richtig erkannt
war. In den Lagern der deutſchen Kriegsgefangenen des
Welt=
kriegs, die in aller Welt zerſtreut lagen, ſpielten mindeſtens
300 Bühnen. Wo immer größere deutſche Trupps interniert oder
gefangen waren, erblühte hinter dem Stacheldraht aus
qual=
vollen Leiden ein intenſives Theaterleben eigenartigſter Prägung.
Die Bedeutung dieſes Theaterſpiels für das ſeeliſche
Gleich=
ſewicht der Gefangenen läßt ſich gar nicht überſchätzen, aber mit
der Heimkehr der Gefangenen fand es ſein natürliches Ende,
und es ſchien, als ſollte nicht viel mehr übrig bleiben als ein
paar Kurioſitäten, wie z. B. jenes einzig erhaltene Koſtüm aus
„Minna von Barnhelm”, das einſt aus getünchten Bettlaken,
Verbandszeug und Mull hergeſtellt wurde und das auf der
Theaterausſtellung in Magdeburg vor Jahren ſolches Aufſehen
erregte.
Es ſchien ſo — — aber im Verborgenen wurden ſeit Jahren
viele Hunderte von Dokumenten über das Kriegstheater
ge=
ſammelt, und vor allem das theaterwiſſenſchaftliche Inſtitut
der Univerſität Köln unter Prof. Dr. Niſſen hat hier große
Arbeit geleiſtet. Ein Schüler Niſſens, Dr. Hermann.
Poerz=
gen, hat allein mehrere Jahre daran gewandt, zu ſammeln,
zu ſichten und zu forſchen, und wahrhaftig, ſein Fleiß hat ſich
gelohnt. Ihm iſt es in erſter Linie zu verdanken, wenn wir
heute in die große Geſchichte der deutſchen Theaterkunſt ein
Kapitel einfügen können, das nicht ſeinesgleichen hat.
Die ſeeliſche Not der Gefangenen — man hat ſie treffend
„Stacheldrahtkrankheit” genannt — muß das Theaterſpiel gerade=
Donnerstag, 2. Februar 1933
Neue ſchwere Zufammenfköße.
Zahlreiche Todesopfer.
In der Nacht zum Mittwoch und am Mittwoch haben ſich im
Reich wieder zahlreiche Zuſammenſtöße politiſcher
Gegner ereignet, die auch bedauerlicherweiſe mehrere
To=
desopfer forderten.
In Homberg (Kreis Mörs) kam es nach Zuſammenſtößen
zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten bei dem Verſuch der
Landjägerei, eine Straße zu ſäubern, zu einer Auseinanderſetzung
zwiſchen Landjägerei und Nationalſozialiſten. Die Natſoz.
beſchoſ=
ſen die Beamten, die das Feuer erwiderten. Ein Beamter und
drei Natſoz. wurden getötet, drei Beamte ſchwer verletzt.
Außer=
dem ſollen einige Natſoz, ſchwere Verletzungen erlitten haben. Der
Kommiſſar des Reiches für das preußiſche Miniſterium des Innern
Reichsminiſter Goering, hat ſofort ſtrengſte Unterſuchung
angeord=
net und bis zur Klärung der Angelegenheit den
Ortspolizeiver=
walter ſowie ſämtliche Landjäger, die auf Nationalſozialiſten
ge=
ſchoſſen haben, vom Dienſt ſuspendieren laſſen.
Die geſamte kommuniſtiſche Ruhrpreſſe wurde für 4 Wochen
verboten. Auch die oberſchleſiſche KPD.=Preſſe verzeichnet
zahl=
reiche Verbote. Ebenſo wurde die „Süddeutſche Arbeiterzeitung”
in Stuttgart verboten.
In Bochum wurde ein Natſoz. durch einen Steckſchuß in
den Hals lebensgefährlich verletzt. In
Watten=
ſcheid wurde ein Kommuniſt durch Meſſerſtiche ſchwer
verletzt.
In Wanne=Eickel wurde die Polizei bei einem
nat=
ſoz. Fackelzug aus einem Haus von Kommuniſten
beſchoſ=
ſen, worauf ſie ebenfalls feuerte. Vier Kommuniſten
und ein parteiloſes Mädchen wurden verletzt.
In Mörs wurden die Teilnehmer eines Natſoz.=
und Stahlhelm=Fackelzuges von Kommuniſten
beſchoſſen. 4 Perſonen wurden ſchwer verletzt.
Bei einem gleichen Fackelzug in Pforzheim wurden 8
Verletzte verſchiedener Parteien mit Schuß=
und Stichverletzungen ins Krankenhaus
über=
führt.
Auch an der Waſſerkante gab es blutige
Aus=
einanderſetzungen. Einem SA.=Mann wurde ein
Blumentopf auf den Kopf geworfen, wodurch der Mann ſchwer
verletzt wurde. In Wilhelmsburg kamen drei
Stahl=
helmer mit Schußverletzungen ins
Kranken=
haus. In Lübeck wurde ein Natſoz. von einem
Sozial=
demokraten durch Meſſerſtiche getötet. In Kiel erfolgten
zahlreiche kommuniſtiſche Plünderungen in
Metz=
ger= und Fleiſcher=Läden.
In Berlin wurden in der letzten Nacht 28
Kommu=
niſten und 29 Natſoz. verhaftet. In
Charlotten=
burg unternahm die Polizei am Mittwoch nachmittag eine
Großrazzia bei Kommuniſten. Ein Ergebnis liegt
noch nicht vor.
In Zittau wurde ein natſoz. Zeitungsagent
beim Einkaſſieren ermordet. Im Regierungsbezirk
Erfurt ſind bis auf weiteres ſämtliche
kommuni=
ſtiſchen Kundgebungen unter freiem Himmel
ver=
boten worden. Das gleiche Verbot erging in
zahl=
reichen oberſchleſiſchen Bezirken.
Eine nakſoz. Trauerkundgebung in Berlin.
Am Abend des 30. Januar kam es bekanntlich nach dem
Fackelzug zu einem kommuniſtiſchen Feuerüberfall auf
National=
ſozialiſten, wobei ein Polizeibeamter Tauritz und ein SA.=
Führer Maikowſki getötet wurden. Die Natſoz. beabſichtigen,
die Toten im Berliner Dom aufzubahren und gemeinſam
bei=
zuſetzen. Der Beiſetzung werden natſoz. Sturmabteilungen und
Stahlhelm beiwohnen. Es iſt an eine große Demonſtration
gedacht.
Heſſiſche Polikik.
Der Handwerkskammer=
Unterſuchungsaus=
ſchuß des Landtages trat geſtern zu einer internen Sitzung
zu=
ſammen, in der man ſich über den Entwurf des Berichtes an das
Plenum befaßte. Beſchlüſſe wurden nicht gefaßt. Die in den
bei=
den letzten Tagen vorgenommenen Kontenprüfungen bei der
Hand=
werkerzentralgenoſſenſchaft werden heute fortgeſetzt. Am
Donners=
tag der kommenden Woche tritt der Geſamtausſchuß erneut
zu=
ſammen.
zu gebieteriſch als Erlöſung gefordert haben. Anders kann man
ſich das rieſige Ausmaß, in dem geſpielt wurde, gar nicht
er=
klären. In dem Lager Knockaloe auf der Inſel Man, in dem
32 000 Deutſche interniert waren, gab es allein 23 Theater! In
Sibiren ſpielten. 30 Truppen, in Frankreich weit über hundert
und ſelbſt in Japan gab es zehn deutſche Kriegsbühnen. Alle
dieſe Theater brachten den Gefangenen nicht nur Zerſtreuung
und Unterhaltung, ſie gaben ihnen für Stunden die Illuſion
des freien Lebens und — das iſt wohl das Wichtigſte — ſie
boten ihnen den einzigen Erſatz für die Frau, die ſie ſo
qual=
voll entbehrten.
Alle dieſe Lagerbühnen ſtanden und fielen mit ihren
„Damendarſtellern” Wußten die Männer, die die
Frauen=
rollen ſpielten, dieſe glaubhaft und täuſchend zu verkörpern, ſo
riß man ſich förmlich um ſie und zahlte ihnen oft hohe Gagen.
Man muß ſich das vorſtellen — der Damendarſteller auf der
Bühne, das war die einzige Frau, die das ganze Lager oft in
Jahren ſah. Wußte er wirklich weibliche Anmut zu verkörpern,
ſo wurde er vom ganzen Lager wie eine Diva vergöttert. Kann
man ſich noch darüber wundern, daß die Verhimmelung in den
prominenten Damendarſteller genau dieſelben Launen züchtete,
die man an weiblichen Stars zur Genüge kennt. Was im
übrigen dieſe Schauſpieler weiblicher Rollen leiſteten, iſt faſt
unglaublich. Sie ſpielten einfach Alles, vom Rautendelein bis
zu Ibſens Nora, von Salome bis zur Jungfrau von Orleans,
von der komiſchen Alten bis zur — Ballettänzerin. Daß ſie
ihre Sache gut gemacht haben müſſen, wird von tauſenden
dank=
bar beſtätigt.
Illuſion, täuſchender Erſatz des entbehrten Lebens! Dieſes
vorherrſchende Bedürfnis verbot die Verwendung der Stilbühne.
die angeſichts des Mangels an allem techniſchen Zubehör das
Gegebene geweſen wäre. Alles ſollte wirklich da ſein, um dieſ=
Realiſtik zu erreichen, entfaltete man eine unheimliche
Geſchick=
lichkeit. Man fertigte Ritterrüſtungen aus Cornedbeefdoſen, und
machte ganze Garderoben aus Kreppapier. Für Perrücken
ver=
wandte man nicht nur das beim Friſeur geſammelte
Menſchen=
haar, ſondern auch Stroh, Strümpfe, Bindfaden, Seegras,
japaniſche Kokosbeſen und vieles andere. Den Bühnenvorhang
nähte man im Notfall aus Hemden. Eine beſonders findige
Truppe konſtruierte einen Vorhang aus weiß gekalkter
Sacklein=
wand, die ſich beim Aufziehen als weißer Plafond über die
Bühne ſpannte. Den notwendigen Rauch bei Abels Opferung
(in dem Stück „Kain” von Stenzel) erzeugte man mit einer
brennenden Tabakspfeife, die man in einem Fußball ſchob.
Irgendwie wußte man ſich immer zu helfen, das kommt auch in
einem Prolog aus dem Gefangenenlager Barcelonette zum
Ausdruck:
„Wir ſpielten auf ein paar alten Bänken,
Den Vorhang mußten wir uns ſchenken.
Die Kragen waren aus Papier
Donnerstag, 2. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 33 — Seite 3
* Warum Neuwahlen?
Die politiſche Lage hat wieder einmal einen vollkommenen
Umſchwung erfahren. Während man bisher
allge=
mein angenommen hatte, daß der Reichskanzler
Adolf Hitler ſich dem Reichstag ſtellen und eine
Abſtimmung erzwingen würde, die bei der
ſchwieri=
gen Lage des Zentrums ſehr wohl poſitiv ausfallen konnte, hat
das Kabinett plötzlich alle Abſichten über den Haufen
geworfen und hat ſich die Ermächtigung des
Reichs=
präſidenten zur ſofortigen Auflöſung des
Reichstags erbeten, die auch erteilt wurde.
In Regierungskreiſen ſchiebt man dem Zentrum die „Schuld”
an dieſer Entwicklung zu. Das Zentrum hat an die
Reichsregierung einen Fragebogen gerichtet, in dem
vor allem Klarheit auf ſozial= und
wirtſchafts=
politiſchem Gebiet verlangt wurde. Nach ihrer
frü=
heren Propaganda hätten eigentlich die Nationalſozialiſten auf
dieſe Fragen ſehr leicht Antwort geben können und müſſen, da es
ſich um Fragen handelt, die in ihrer Agitation Hauptrollen
ſpiel=
ten. Adolf Hitler aber hat darauf mit der Auflöſung des
Reichs=
tags geantwortet. Dabei will man in dieſem Zuſammenhang
wiſſen, daß Hitler und Hugenberg in der Beurteilung der
näch=
ſten Notwendigkeiten etwas auseinandergingen
Adolf Hitler will den Auftrieb, den er für
ſeine Bewegung aus der Uebernahme der
Regie=
rung erwartet, zu raſchen Neuwahlen ausnutzen.
Hugenberg denkt ſkeptiſcher darüber und wollte
zunächſt mit Hilfe eines Ermächtigungsgeſetzes
poſitive und ſchnelle Arbeit beginnen. Dabei
mußte allerdings die Frage der Ermächtigung durch den
Reichs=
tag ſelbſt noch geklärt werden. Ein Ermächtigungsgeſetz, wie
wir es ſchon im Jahre 1923 gehabt haben, bedarf, wenn es
um=
faſſend ſein ſoll, einer poſitiven Mehrheit. Um
Verfaſſungsände=
rungen uſw. vorzunehmen, müßte eine verfaſſungsmäßige
Zwei=
drittelmehrheit für ein entſprechendes Ermächtigungsgeſetz
vor=
handen ſein. Gewiß läßt ſich auch mit einem
Ermächtigungs=
geſetz durch einfache Mehrheit in der Hand einer energiſchen
Re=
gierung ſehr viel anfangen, und es wäre denkbar geweſen, daß
das Zentrum eine einfache Ermächtigung befriſtet toleriert hätte.
Allerdings hätte es dann nach Ablauf der Friſt die Regierung
zum Kampf ſtellen können. Wir glauben annehmen zu dürfen,
daß es wieder Herr v. Papen geweſen iſt, der im
Kabi=
nett ſich durchgeſetzt und alle Teile für die
ſo=
fortige Auflöſung des Reichstags gewonnen hat.
Dabei dürfte die Berechnung maßgebend geweſen ſein, daß bei
den vorliegenden Wahlen Deutſchnationale und
Nationalſozia=
liſten der Mehrheit ziemlich nahekommen würden, weil eine
Re=
gierung der nationalen Front unter Umſtänden auf die
Wahl=
müden und Reſerven ſtarke Anziehungskraft beſitzt, die die
frühe=
ren Verluſte der Nationalſozialiſten wieder einholen könnte. Dies
um ſo mehr, weil das Kabinett Hitler ja über den
ganzen amtlichen Wahlapparat verfügt. Die
Be=
fürchtung der Deutſchnationalen, daß die erhoffte Welle für das
neue Kabinett über ſie ſelbſt hinweggehen könnte, iſt offenbar
durch Zuſicherungen der Nationalſozialiſten
aus=
geglichen, nicht nur dahingehend, daß nach den Neuwahlen
keine Kabinettsumbildung erfolgen ſoll, ſondern auch
dadurch, daß eine ſtarke Mittelſtandspolitik in den
nächſten Wochen die Deutſchnationalen ſelbſt populär machen ſoll.
„Die politiſchen Erwägungen, die alſo für die
An=
ſetzung der Neuwahlen maßgebend waren, haben ſich als
ſtärker erwieſen, als die Bedenken, die aus den
glei=
chen Kreiſen noch vor wenigen Tagen gegen
Neu=
wahlen allerdings unter Schleicher, erhoben
wurden.s Auch über die Bedenken der Wirtſchaftskreiſe
hat man ſich hinweggeſetzt, die poſitive Arbeit forderten, weil ſie
mit einerſentſcheidenden Veränderung auch im
neuen Reichstag nicht rechnen, die Stärkeverhältniſſe im
politiſchen Kraftfeld alſo nur unweſentliche Verſchiebungen
erfah=
ren würden. Die Regierung verſpricht ſich jedoch für eine ruhige
Reformarbeit mehr, wenn ſie einen anderen Reichstag hinter ſich
hat. Sie hat deshalb die kürzeſt mögliche Friſt für Neuwahlen
ausgewählt.
Gleichzeitig haben die Nationalſozialiſten im
Preu=
ßiſchen Landtag Selbſtauflöſung beantragt. Darüber
ſoll am Samstag abgeſtimmt werden. Findet ſich dafür eine
Mehr=
heit, dann werden die Neuwahlen zuſammen mit den Wahlen
im Reich vor ſich gehen. Da Sozialdemokraten und Zentrum den
Nationalſozialiſten ſicherlich nicht die Geſchäfte beſorgen wollen,
hängt die Entſcheidung in Preußen, von den Kommuniſten ab.
Dieſe haben ſich ſeither ſtets für Neuwahlen ausgeſprochen. Ob
ſie das auch jetzt auf Wunſch der Natſoz. tun, ſteht noch völlig offen.
Die zweite Möglichkeit zu Neuwahlen in Preußen zu kommen, der
Weg über das Drei=Männer=Kollegium, iſt ausſichtslos, da dem
natſoz. Landtagspräſidenten dort Miniſterpräſident Braun und
Staatspräſident Dr. Adenauer vom Zentrum gegenüberſtehen.
Eine noch offene juriſtiſche Frage iſt es, ob in Preußen etwa durch
Und Stroh der Damenhüte Zier.
Lackſtiefel trug man ohne Sohlen
Und ſchminkte ſich mit Eierkohlen ..
Man wird ſich ſchließlich weniger über die Primitivität
dieſer Barackentheater wundern, als über den Aufſchwung, den
viele trotz der ſchwierigen Verhältniſſe nahmen. Dieſer
Auf=
ſchwung wäre nicht möglich geweſen, wenn nicht Angehörige der
feindlichen Länder ſelbſt die Lagerbühnen geradezu gefördert
hätten. Gerade das unwirtlichſte Land, Sibirien, wurde ein
förmliches Theaterparadies. Dort war durch den ruſſiſchen
Bürgerkrieg einer halben Million Kriegsgefangener der Weg
in die Heimat zunächſt völlig abgeſchnitten. Ihre Lage ſchien
troſtlos, aber gerade darum ſtürzte man ſich mit unerhörter
Leidenſchaft auf das Spiel. Und vor dieſer Leidenſchaft
ver=
gaßen auch die brutalſten Ueberwachungsbeamten ihre Schikanen.
Kein ruſſiſcher Offizier verſäumte die Vorſtellung der deutſchen
Soldaten, ruſſiſche Zivilperſonen liehen Requiſiten aus ihrer
privaten Garderobe, ja, die fremden Gäſte zahlten unter
Um=
ſtänden für ein Billett bis zu 20 Mark, wo die deutſchen
Ge=
fangenen einen Betrag von 20 Pfennig beiſteuerten. Manches
von dem Beſtand dieſer deutſchen Theater im tiefſten Aſien
wurde ſpäter von bolſchewiſtiſchen Kommiſſaren requiriert und
iſt heute in den Muſeen von Irkutſk, Nowo Nikolgjewfk und
zahlreichen anderen Städten zu ſehen.
Die beſte aller Gefangenenbühnen ſcheint jene des
Teil=
lagers 2 im Camp 1 von Knockaloe in England geweſen zu ſein.
Sie hatte einen eigenen Theaterbau, war mit allerlei Privilegien
ausgeſtattet, hatte ein Premierenpublikum, Abonnenten und
einen „Etat”, wobei Spieler und künſtleriſche. Leitung
aller=
dings mit Stolz auf Gagen verzichteten. Deutſche Gefangene
ſpielten in Indien, Auſtralien, Amerika und Japan. Dort fand
man zunächſt dieſes Theater ſo merkwürdig, daß man die
Darſteller bei einer Räuberaufführung feſtnahm, weil, man
glaubte, es ſei eine ernſte Rauferei im Gange. Aber, ſelbſt da
förderte man das Gefangenentheater ſchließlich. Dagegen war
Frankreich das Land, in dem die Gefangenen den größten
Widerſtand und die größte Härte fanden, und in dem die
Lager=
theater erſt nach ſchweren Kämpfen ſich durchſetzen konnten. Ein
Land, in dem es keine Gefangenentheater gab, war
merk=
würdigerweiſe Italien.
Am Eingang einer Lagerbühne ſtand „Eintritt eine
Zigarette” bei einer anderen mußte das Billett mit einer
„Petroleumabgabe” für die Bühnenbeleuchtung erkauft werden.
Man bekam dafür „Halunkenloge”, das hieß „Sitzgelegenheit
mitbringen” Und „man wurde gebeten, recht dicht
zuſammen=
zurücken”. Was bekam man aber nun zu ſehen?
Man kann dieſe Frage kurz dahin beantworten, daß faſt das
ganze damalige Repertoire auch von den Gefangenenbühnen
übernommen wurde. Man ſpielte Ibſen, Sudermann,
Haupt=
mann, Thoma, Schnitzler, aber auch viel Klaſſiſches, außerdem
eine Notverordnung das Parlament aufgelöſt und Neuwahlen
aus=
geſchrieben werden können. Man wird dieſen unſicheren Weg, der
leicht eine neue Klage in Leipzig bringen könnte, wohl nur gehen,
wenn die Reichsregierung auf eine Bereinigung
derpreu=
ßiſchen Verhältniſſe durch Wahlen und nicht auf dem
Umwege über das Reichskommiſſariat ausſchlaggebendes Gewicht
legt.
Die Unterzeichnung des Auflöſungsdekrets
für den Reichstag durch den Reichspräſidenten
iſt im Laufe des Mittwochs noch erfolgt. Der Zentrumsführer
Kaas hat am Mittwoch abend die Antwort Hitlers auf ſeine 15
Fragen erhalten. Intereſſant iſt, daß Hitler in ſeiner
Unterhal=
tung mit Prälat Kaas eine einjährige Vertagung des Reichstags
verlangt hat. Jetzt richtet ſich die Reichsregierung
auf eine vierjährige Tätigkeit ein, an deren Ende
dann nach ihren Verſicherungen wiederum Neuwahlen ſtehen
ſol=
len, damit das deutſche Volk ein Urteil über die Leiſtungen der
neuen Regierung abgebe. In der Wilhelmſtraße wird verſichert,
daß die Wahlen frei und unbeſchränkt vor ſich
gehen ſollen, und daß für alle Parteien gleiche
Rechte gelten ſollen. An eine Aenderung des
Wahl=
geſetzes werde nicht gedacht, jedenfalls nicht an ſo
weitgehende Veränderungen, die etwa das
Wahl=
alter berühren werden. Es könnte ſich nur um Reformen
untergeordneter Natur handeln. Nach dem Willen der Regierung
ſollen gleichzeitig auch Neuwahlen in Preußen am
5. März ſtattfinden. Offen iſt nur die Frage, was
ge=
ſchehen wird wenn im Preußenlandtag die
er=
forderliche Mehrheit für Selbſtauflöſung nicht
erreicht wird.
Polens Kampf gegen die deutſche Minderheit
deutſchland ruft das Haager Schiedsgericht zur Enkſcheidung über die Agrarbeſchwerden der dentſchen
Minderheiten in Polen an.
Minderheikenfragen vor dem Rak.
Genf, 1. Februar.
Eine Sitzung, die der Völkerbundsrat am Mittwoch
nachmit=
tag abhielt, war faſt ausſchließlich der Behandlung der Danziger
und verſchiedener zwiſchen Deutſchland und Polen ſchwebender
Minderheitenfragen gewidmet.
Im Mittelpunkt der Sitzung ſtand die Frage der
Agrarbeſchwerden der deutſchen Minderheiten
in Polen. Die zur Aenderung des Ratsberichts hierüber
zwi=
ſchen den deutſchen Vertretern und den Mitgliedern des
Dreier=
ausſchuſſes geführten Verhandlungen, die eine Aenderung des
Berichts bezweckten, waren erfolglos verlaufen, ſo daß der deutſche
Vertreter, Geſandter von Keller, heute die Ablehnung des Berichts
durch Deutſchland ausſprechen und die Berufung an den Haager
Schiedsgerichtshof gemäß den Vorſchriften des
Minderheitenver=
trags vom Jahre 1919 anmelden mußte. Dies gab Veranlaſſung
zu einer langen Ausſprache, in der u. a. der polniſche
Außen=
miniſter der deutſchen Regierung den Vorwurf machte, ſie
ver=
lange eine Privilegierung innerhalb der auf alle
Bevölkerungs=
teile gleichmäßig angewandten Agrarreform in Polen.
Geſandter v. Keller lehnte die polniſche Auffaſſung,
wonach der Minderheitenſchutz zu einem politiſchen Zweck
miß=
braucht werde, kategoriſch ab. Die deutſche Regierung ſehe es als
Mitglied des Völkerbundes als ihre heilige Pflicht an, den
Min=
derheitenſchutz wirkſam zu machen und über den in den
Minder=
heitenverträgen feſtgelegten Rechten zu wachen. Die
Reichsregie=
rung treffe keine Schuld an dem Scheitern der Verhandlungen.
Die wahre Urſache für die Tatſache, daß ſich der Rat faſt in jeder
Sitzung mit Klagen der deutſchen Minderheit in Polen befaſſen
müſſe, liege eben in der Tatſache, daß eine unterſchiedliche
Be=
handlung der deutſchen Minderheit in Polen ſtattfinde. Die
Reichsregierung würde es durchaus begrüßen, wenn die Lage der
deutſchen Minderheit in Polen ſich ſo geſtalten würde, daß zu
wei=
teren Klagen kein Anlaß vorliege.
Der Vertreter Norwegens wies darauf hin, daß die
polniſche Regierung infolge ihrer früheren Erklärungen über die
Annahme des Berichtes nunmehr gezwungen ſei, gewiſſe darin
enthaltene praktiſche Vorſchläge für den Minderheitenſchutz noch
vor der Haager Entſcheidung in Kraft zu ſetzen.
Die Verhandlungen über die Agrarbeſchwerde wurden
dar=
auf vom Ratsvorſitzenden als endgültig abgeſchloſſen bezeichnet.
Danziger Probleme.
Ein von dem engliſchen Delegierten Eden erſtatteter Bericht,
der u. a. die Frage des Danziger Veredlungsverkehrs, Danziger
Kontingent= und Zollfragen behandelte, beſtätigte im
weſent=
lichen Entſcheidungen des Hohen Kommiſſars, welche den
Danziger Anſprüchen in der Hauptſache recht geben.
Senatspräſident Ziehm ſtellte in einer Erklärung
feſt, daß der Rat in weſentlichen Punkten der Danziger
Auf=
faſſung Recht gegeben habe. Die Verſuche von Danziger Seite,
eine direkte Einigung mit Polen herbeizuführen, ſeien leider
geſcheitert. Danzig könne in ſeiner durch den Verſailler Vertrag
geſchaffenen wirtſchaftlichen Lage nur beſtehen, wenn die in
den Verträgen gewährleiſteten wirtſchaftlichen Rechte des
Waren=
verkehrs von der polniſchen Regierung eingehalten würden.
In=
folge der polniſchen Maßnahmen ſei die Lage von Danzigs
Handel und Induſtrie verzweifelt. Ziehm wies dann auf die
dringende Notwendigkeit einer baldigen Neuregelung des
Ver=
fahrens der „action direst” hin.
Geſandter von Keller ſchloß ſich der
Stellung=
nahme Ziehms an und wies gleichzeitig auf die große
Bedeu=
tung einer Neuregelung des Verfahrens der „action direet” hin,
Außenminiſter Beck erklärte abſchließend, die
pol=
niſche Regierung ſei bereit, mit dem Senatspräſidenten Ziehm
direkte Verhandlungen über alle ſchwebenden Fragen im Sinne
einer befriedigenden Löſung aufzunehmen.
Die Ratsentſcheidungen vom Mittwoch werden im großen
und ganzen auf Danziger Seite als befriedigend angeſehen,
vor=
ausgeſetzt, daß die polniſche Regierung ſich tatſächlich
bereit=
findet, die Schwierigkeiten durch direkte Verhandlungen zu
be=
ſeitigen.
Ruſſiſche Empfindlichkeiken gegenüber Japan.
Moskau, 1. Februar.
Zwiſchen dem ſtellvertretenden ſowjetruſſiſchen Außenkommiſſar
Karachan und dem japaniſchen Botſchafter in Moskau iſt geſtern
ein Notenwechſel veröffentlicht worden.
Zu der Aeußerung Molotoffs während der Tagung des
Zentral=
exekutivkomitees der Sowjetunion, daß der japaniſche
Außenmini=
ſter Utſchida im Parlament ſowjetfeindliche Erfindungen
wieder=
holt habe, die in einem vom japaniſchen Kriegsminiſterium
aus=
gegebenen und von der Sowjetregierung nachdrücklichſt
dementier=
ten Communiqué enthalten waren, erklärte der japaniſche
Bot=
ſchafter in ſeiner Note, daß dieſe Aeußerung Molotoffs den
Tat=
ſachen nicht entſpreche. Die Rede Utſchidas habe einen ganz
an=
deren Inhalt und Sinn gehabt als das Communiqué des
Kriegs=
miniſteriums.
Deshalb erſucht der Botſchafter im Intereſſe der
Aufrechter=
haltung freundſchaftlicher Beziehungen zwiſchen den beiden
Län=
dern, ſowie zur Verhütung unrichtiger Anſchauungen in der
Oeffentlichkeit, entſprechende Maßnahmen zu treffen.
Karachan ſagt in ſeiner Antwortnote, daß die
Sowjetregie=
rueng es nicht für nötig halte, die Erklärungen in der Note des
japaniſchen Botſchafters im einzelnen einer Erörterung zu
unter=
ziehen und nimmt zur Kenntnis, daß die japaniſche Regierung, wie
aus der Note hervorgehe, nicht die Abſicht habe, ſich mit dem in
Frage kommenden Communique des Kriegsminiſteriums ſolidariſch
zu erklären. Karachan weiſt auch darauf hin, daß der Notenwechſel
gemäß dem Wunſche des Botſchafters in der Preſſe zur
Veröffent=
lichung gelangt.
Bethaffung des krogtiſchen Bauernführers.
In Belgrad iſt der Führer der Kroatiſchen Bauernpartei,
welche ein ſelbſtändiges Kroatien fordert, Dr. Macek, verhaftet
worden. Macek wird am Mittwoch nach Belgrad gebracht und
dann in einem noch nicht näher bezeichneten Ort interniert
wer=
den. Man erwartet, daß die Regierung, die offenbar, wie auch
die Internierung des Slowenenführers und ehemaligen
Miniſter=
präſidenten Dr. Koroſetſch ja beweiſt, der Oppoſition gegenüber
einen ſcharfen Kurs einſchlagen will, noch andere Verhaftungen
oppoſitioneller Politiker vornehmen wird.
natürlich zahlreiche Schwänke und Luſtſpiele, aber auch Operetten.
Das meiſtgeſpielte Stück war „Flachsmann als Erzieher”, an
zweiter Stelle kam Alt=Heidelberg, aber auch Kleiſts „
Zer=
brochener Krug” marſchierte an der Spitze. Schnitzlers „Reigen”
erlebte ſogar ſeine Uraufführung in einem ſolchen Lagertheater.
Häufig dichteten die Gefangenen auch ſelbſt, vor allem
Lager=
revuen mit allerlei Ulk, aber auch mit ſtark erotiſchem Einſchlag.
Ganz aus der Lager=Atmoſphäre ſind die Heimkehrerſtücke zu
verſtehen.
Man ſpielte Heimkehrerſtücke jahrelang vor der wirklichen
Heimkehr. Als dieſe endlich wahr wurde, verſchwanden die
Gefangenentheater. Aber gerade weil ſie nie wieder in dieſer
Form aufleben werden, verdient die Erinnerung an dieſes Stück
Theater=Kultur=Kriegsgeſchichte für immer feſtgehalten zu
werden.
Es iſt darum ſehr zu begrüßen, daß in der Reihe
dokumen=
tariſcher Schriften, die die Vereinigung ehemaliger
Kriegs=
gefangener im Oſteuropa=Verlag herausgibt, jetzt auch
Poerz=
gens Forſchungen über das „Theater ohne Frau” erſcheinen
werden.
Fred Hagenmeyer.
* Ein Tempel des Skeinzeitmenſchen.
Die älteſte Stätte religiöſer Dienſte. — Der „Dom der Myſterien”.
— Der „Saal der 1000 Flammen”. — Das Geheimnis des
Ur=
menſchen.
Die Ausgrabungsarbeiten in der Domonica=Höhle haben
überraſchende Ergebniſſe gebracht. Hier wurde ein gewaltiger
Raum gefunden, der ganz einwandfrei als ein Gotteshaus der
Steinzeitmenſchen angeſehen werden muß. Es iſt wohl die älteſte
Stätte in der Spuren von religiöſem Dienſt feſtgeſtellt worden
ſind. Dieſer Tempel des Steinzeitmenſchen, der den Namen „Dom
der Myſterien” erhalten hat, erſtreckt ſich bis zu einer Entfernung
von 700 Metern, vom Eingang aus. Er hat eine ſeltſame Form.
die an weibliche Geſtalten erinnert und darum wohl von den
ſteinzeitlichen Menſchen als der Mutterſchoß der Erde angeſehen
worden iſt. Dieſer unterirdiſche Raum. der nur mit Fackeln
be=
gangen werden konnte, war von der übrigen Höhle, durch eine
ſtarke Einzäunung abgeſchloſſen, ſo daß auch daraus ſchon zu
er=
kennen iſt, daß er zu feierlichen und heiligen Zwecken diente die
mit dem alltäglichen Leben nichts zu tun hatten. Vor dem
Tem=
pel befindet ſich ein anderer Raum, der ungefähr 150 Meter groß
iſt und den Namen „Saal der 1000 Flammen”, erhalten hat. Auch
dieſer Höhlenraum iſt völlig vom Tageslicht abgeſchloſſen. Es war
darum von Bedeutung, feſtzuſtellen, ob hier der Menſch Zuflucht
und Wohnung geſucht hat. Die Grabungsergebniſſe waren auch
hier rm größtem Erfolge und ſind geeignet, das Geheimnis des
Urmenſchen der Löſung näherzubringen. Hier hat offenbar ein
ganzer Stamm gewohnt, obwohl hier ewiges Dunkel herrſchte. Es
ſind zahlreiche Feuerſtellen entdeckt worden, die zum Teil während
vieler Geſchlechter benutzt worden ſind. Die Feuerſtellen waren
mehrfach übereinandergeſchichtet. Der Steinzeitmenſch muß ſich
alſo in den Raum. der ſtets in Nacht gehüllt war, ziemlich wohl
gefühlt haben. Er fand hier Sicherheit gegen wilde Tiere und
Schutz vor den Unbilden der Witterung. Schon damals batte der
Menſch zahlreiche Gefäße angefertigt, die zum Teil aus Stein
be=
ſtanden. Es wurden Schleifapparate für derartige Gefäße
ge=
funden. Auch fand man primitive Getreidemörſer. mit deren Hilfe
das Getreide backfertig gemacht wurde, ein Zeichen dafür, daß der
Menſch damals nicht nur von der Jagd, ſondern auch vom
Ge=
treidebau lebte. Sogar eine Straße iſt hier vorhanden, und was
noch beſonders überraſchend iſt, die Straße iſt ſogar gepflaſtert. Der
Steinzeitmenſch, der mehrere tauſend Jahre vor Chriſti Geburt
gelebt hat, hatte alſo offenbar ein Bedürfnis nach Bequemlichkeit
und Schönheit. Zur Pflaſterung wurden kleingeſchlagene
Scher=
ben von Tonkrügen benutzt. Große Scherben zerbrochener Krüge
dagegen fanden ſich auf dieſer erſten Luxusſtraße der Welt nicht
vor, ſondern ſie waren an den Wänden untergebracht, wo ſie keinen
Menſchen ſchädigen konnten. Ueberraſchenderweiſe wurden hier
auch zwei Kämme gefunden, die in zierlicher Form aus Knochen
geſchnitzt worden ſind. Offenbar, dienten ſie den Frauen als
Schmuck, wenn ſie nicht im heutigen Sine zur Pflege des Haares
gebraucht worden ſind. In jedem Fall ſind es bemerkenswerte
Kulturdenkmäler, die ein intereſſantes Licht auf das Leben der
Steinzeitmenſchen werfen. Man kann ſagen, daß durch die
Ent=
deckung in der Domonica=Höhle das private und religiöſe Leben
der Steinzeitmenſchen zum erſtenmal eine umfaſſende Aufklärung
erhalten hat, denn es iſt zum erſtenmal gelungen, eine große
Sied=
lung feſtzuſtellen und die Sitten und Gebräuche dieſer frühen
Be=
wohner Mitteleuropas zu erforſchen.
Mal ſo — mal ſo. Eine Ausleſe aus der deutſchen Rechtſchreibung
für jedermann. Nach dem Duden bearbeitet von Alfred
Czis=
zewski. Verlag des Bildungsverbandes der Deutſchen
Buch=
drucker G.mb.H. Berlin SW. 61, Dreibundſtraße 5. Karton.
1,80 RM. Porto 30 Pfg.
Dieſe Neuerſcheinung iſt ein Verſuch, allen denen gerecht zu
werden, die einmal die ganze Sippe von Quälgeiſtern in trauter
Gemeinſchaft beieinander haben möchten. In Sätzen, Reden,
Briefen uſw. ſind dieſe Kobolde hineingeſchachtelt. Wir finden ſie
mal ſo, mal ſo angewandt. Aber gemach, nicht allein die
Dop=
pelſchreibungen, denen man die ganze Schuld an dem
Dilemma aufbürden möchte, haben ſich eingefunden, nein, auch die
zweifelsfreien Wörter, die aus regelrechter Unkenntnis
falſch geſchrieben werden, lachen uns frech ins Geſicht, als wollten
ſie ſagen: Ja, da ſtaunſt du, ſo ſchreibe ich mich! — Der Inhalt
iſt jedermann verſtändlich.
— Der Seurkalender 1933 (Mit Nebenausgabe
Pfadfinderkalen=
der). 320 Seiten mit mehr als 100 Bildern. Ganzleinen 1 Mk.
Der neunte Jahrgang dieſes Kalenders übertrifft in
Geſtal=
tung. Inhalt, Umfang ſeine Vorgänger, wenn man ſeine innere
Ge=
formtheit berückſichtigt, die ihn über die meiſten ähnlichen
Ver=
ſuche hinaushebt. Lebenswille und Pioniertum der jungen
Deut=
ſchen im Einſatz für Deutſchland ſtehen neben Berichten aus der
großen Geſchichte unſeres Volkes, praktiſche Beiträge neben
Lie=
dern und einer Aufbauſchilderung der Reichswehr. Dutzende von
Bildern ſchmücken die 320 Seiten. (Ludwig Voggenreiter Verlag,
Potsdam.)
Seite 4 — Nr. 33
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 2. Februar 1933
Von den großen Leiden ſeines Lebens erlöſte ein
fanfter Tod unſeren lieben, älteren Bruder
Ingenieur
Fritz Buſchbaum
im Alter von 58 Jahren am 31. Januar 1933.
Ludwig Buſchbaum und Familie
Albrecht Buſchbaum und Familie.
Darmſtadt, Viktoriaſtr. 48, Duisburg, Berlin—Friedenau,
den 1. Februar 1933.
(1843
Die Beiſetzung erfolgt am Freitag, den 3. Februar,
nachmittags um 3 Uhr, von der Kapelle des Friedhofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Es wird gebeten, von Trauerbeſuchen abzuſehen.
Todes=Anzeige.
Heute verſchied nach längerem, mit Geduld
er=
tragenem Leiden mein lieber, guter Mann, unſer
treuſorgender Vater, Schwiegervater und Großvater
eintic Schenter
Geutg
Milchhändler
im 59. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabethe Schenkel, geb. Hanſtein
Familie Heinrich Schenkel
Familie Georg Schenkel
Familie Georg Schenkel, Zimmermann
Familie Ernſt Rodenhäuſer
Roßdorf, den 1. Februar 1933.
(1861
Hintergaſſe 4.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 3. Febr. 1933,
nachmittags 3½ Uhr, vom Trauerhauſe aus ſtatt.
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme beim Heimgange unſeres
lieben Entſchlafenen
Herrn Jacob Einsfeld
Friſeurmeiſter
ſagen wir allen Bekannten und Verwandien, für die
zahlreichen Kranzſpenden, ſowie der Friſeur= und
Perücken=
macher=Innung für die letzte Ehrung herzlichen Dank.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Agnes Einsfeld Wtw.
Darmſtadt, Gr. Ochſengaſſe 28.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Teil=
nahme beim Heimgange meines lieben
Mannes danke ich allen herzlichſi
Helene Haack.
Darmſiadt, 1. Februar 1933.
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adolf Weiſſenbruch
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Darmſiadt, den 31. Januar 1933.
Die Beerdigung findet auf Wunſch der Entſchlafenen in der Stille
ſtatt.
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wollen.
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[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 2. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 33 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 2. Februar 1933.
Maßnahmen gegen Demönſtranken.
Im Hinblick auf Vorkommniſſe, die ſich in den letzten Tagen
ereignet haben, beſteht Veranlaſſung, darauf hinzuweiſen, daß
die Polizei beauftragt iſt, gegen Demonſtranten, die ſich
beleidi=
gende Rufe gegen den Reichspräſidenten, den Reichskanzler und
gegen Mitglieder der Reichsregierung und Landesregierungen
zuſchulden kommen laſſen, mit Nachdruck einzuſchreiten und die
Perſonalien der Täter zur Strafverfolgung feſtzuſtellen.
CWinterhilfe. Der Stadthilfsausſchuß der Winterhilfe
Darmſtadt ſchreibt uns: Unſere Aufforderung an die
Bevölke=
rung, Geld zur Kohlenbeſchaffung zu ſpenden hat
erfreulicher=
weiſe dazu geführt, daß einige nicht unerhebliche Spenden
ein=
gegangen ſind. Wir danken allen Spendern hierfür. Auch
Grup=
pen von Berufsgenoſſen, ſo beſonders die Beamten der
Abtei=
lung für Arbeit und Wirtſchaft im Innenminiſterium, haben ſich
zur gemeinſamen Spende zuſammengetan und einen
dankens=
werten Erfolg gezeitigt. Wir dürfen aber noch einmal darauf
aufmerkſam machen, daß auch kleine Spenden von wenigen oder
auch nur einer einzigen Mark, ſelbſt von 50 Pf., willkommen ſind
und auch, wenn ſie ſich häufen, zur Linderung der Not erheblich
beitragen können. Wenn auch die Witterung etwas wärmer
ge=
worden iſt, ſo dauert die Notwendigkeit, die Wohnung zu heizen,
noch weiter an.
Die für die Winterhilfsküchen gezeichneten monatlichen
Beiträge und die noch nicht erhobenen einmaligen Beiträge, die
in der Wohnung abgeholt werden ſollen, werden in dieſen Tagen
einkaſſiert. Es wird gebeten, die gezeichneten Beiträge
bereitzu=
legen, damit den Sammlern die Arbeit erleichtert wird. Die
Sammler ſind verpflichtet, für jeden Beitrag den Spendern die
entſprechende Quittungsmarke auszuhändigen. Es wird gebeten,
öhne Quittung kein Geld abgeben zu wollen. Allen Spendern ſei
herzlich für die Unterſtützung des Hilfswerkes gedankt. Spenden
für die Küchen können auf Sparkaſſen=Scheckkonto Nr. 5500
ein=
gezahlt oder auf Poſtſcheckkonto Frankfurt a. M. Nr. 59 400
über=
wieſen werden.
Nachtrag zur Tagesordnung für die Sitzung des Stadtrats
am 2. Februar 1933: 9d. Straßenbenennung im Gebiet der
Stadtrandſiedlung. 9e, Dringlichkeitsantrag der
Stadtratsfrak=
tion der NSDAP. Winterhilfe betr. 9. Dringlichkeitsantrag
der Stadtratsfraktion der NSDAP. hinſichtlich der
Perſonalpoli=
tik des Intendanten des Heſſiſchen Landestheaters und der
Auf=
führung der „Heiligen Johanna der Schlachthöfe” von Bert
Brecht: in Verbindung damit „Anfrage der Fraktion der DVP.
bezüglich der Aufführung des Stückes”.
— Verein der Freunde des Heſſiſchen Landestheaters. Die
zweite Führung durch das Bühnenhaus des Großen Hauſes des
Landestheaters durch Herrn Maſchineriedirektor Richter findet
am kommenden Sonntag, 5. Februar, ſtatt. Führungsdauer
2 Stunden. Ueber Kartenausgabe ſiehe heutige Anzeige.
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2. Februg Anf. 19½, Ende n. 12½4 Uhr. Zum 50. Todestag
lotows (24 1. 33.) Martha. Preiſe 0.50—3 Mk. Mece
3. Februar Anf. 19½, Ende g. 22½ Uhr. Bühn.=Volksb, K 10,
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4, Februar Anf. 19½, Ende g. 22½4 Uhr. Zuſ.M. Vl.8
Marius ahoi:
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— Heſſiſches Landestheater. „Marius ahoi”. Am
Sams=
tag, dem 4. Februar, wird im Kleinen Haus die entzückende
Ko=
mödie von Pagnol „Marius ahoi” zum erſten Male aufgeführt.
Sie iſt unter dem Titel „Zum goldenen Anker” mit
ungewöhn=
lichem Erfolg auf vielen Bühnen Deutſchlands aufgeführt
wor=
den. Die Fanny, in der Käthe Dorſch ſeinerzeit in Berlin einen
ihrer ſtärkſten Erfolge errang, ſpielt Deli Maria Teichen,
den Marius, der aufs Meer will, ſpielt Emil Lohkamp.
Zum 50. Todestag des Komponiſten Flotow, der am Ende
ſeines Lebens aus Wiener=Neuſtadt nach Darmſtadt überſiedelte
und auch hier geſtorben iſt, wird ſeine bekannteſte und erfolgreichſte
Oper „Martha” in den Spielplan wieder aufgenommen und
heute im Kleinen Haus gegeben. Die Martha ſing Fritzi
Jokl. Muſikaliſche Leitung: Erwin Palm. — Heute
be=
ginnt der Vorverkauf für die Sonntagsaufführung der
Meiſterſinger‟. Es iſt die erſte große Opernvorſtellung,
die die Wormſer Abonnenten nach dem Brand des
Feſtſpielhau=
ſes in Darmſtadt beſuchen. — Im 5. Sinfoniekonzert,
das aus nicht zu umgehenden betrieblichen Gründen von
Mon=
tag, den 6. Februar, auf Dienstag, den 7. Februar, verſchoben
werden mußte, ſpielt einer der gefeiertſten, Violoncell=Künſtler,
Emanuel Feuermann, der auch hier von mehrmaligem
Auftreten her ſehr geſchätzt iſt, die Konzerte für Violoncello und
Orcheſter von Robert Schumann und Boccarini. Unter der
Lei=
tung von K. M. Zwißler ſpielt das Landestheaterorcheſter die
ſinfoniſchen Skizzen „La Mer” von Debuſſy, deſſen „Nocturnes” im
letzten Winter großen Erfolg hatten. Von dem ſehr begabten
H. Hagen, einem noch jungen Komponiſten, kommt eine
Orcheſter=
ſuite zur Uraufführung. — In Vorbereitung: „Der Richter
von Zalamea” von Calderon in der deutſchen
Bearbei=
tung von Eugen Gürſter. Dieſer ſpaniſche Klaſſiker gehört zu den
größten und tiefſten Dichtern aller Zeiten. Die Titelrolle des
„Richters”, des ſpaniſchen Bur Creſpo, ſpielt Erwin Faber.
*Tricks bei (rkältungen.
Salz und heißes Waſſer. — Heilwirkung harmloſer Mikkel. — Der berühmte Tropſen Jod u. ſeine Anwendung
Die Heilkraft der Zwiebel.
Alle Welt iſt erkältet, hat Huſten, Schnupfen oder gar die
Grippe. In ſchwereren Fällen wird man gut daran tun, den Arzt
zu rufen, beſonders, wenn Fieber vorhanden iſt. In leichteren
Fällen aber gibt es eine Anzahl von Tricks, die bei Erkältungen
aller Art hervorragende Wirkungen erzielen. Sie zeichnen ſich
da=
durch noch vorteilhaft aus, daß ſie wenig oder gar nichts koſten.
Kein Menſch glaubt, welche praktvollen Erfolge ſich mit heißem
Waſſer und Salz erzielen laſſen. Bei den erſten Anzeichen einer
Erkältung, die mit Kopfſchmerzen und Uebelkeit beginnt, nehme
man ein heißes Fußbad, das ungefähr 2—5 Minuten andauern
muß. Dann werden die Füße kräftig trocken maſſiert. Nun legt
ſich der Patient ins Bett, denn die Fußbäder müſſen möglichſt am
Abend genommen werden. Wenn er jetzt ein Glas heißes
Zucker=
waſſer oder Zitronenwaſſer trinkt, wird er in kurzer Zeit in einen
leichten Schweiß geraten, der viele Krankheitsſtoffe aus dem
Kör=
per heraustreibt und ſo zur Linderung oder gar zur Heilung des
Leidens beiträgt. Ganz verkehrt iſt es kopfſchmerzlindernde
Chemi=
kalien einzunehmen, denn die Kopfſchmerzen ſind nicht eine
Son=
dererſcheinung, ſondern nur eine Folge des Krankheitszuſtandes.
alſo ein Alarmzeichen. Die Behandlung mit heißem Waſſer und
mit Schwitzen wird bei leichten Erkrankungen ihre Urſachen
be=
ſeitigen und zugleich auf natürlichem Wege zur Linderung der
Kopfſchmerzen beitragen, indem das Blut dem Kopf entzogen
wird. Nach dem Schwitzen iſt eine warme Abreibung des Körpers
im gutgeheizten Zimmer erfolgreich. Auch hier hilft das warme
Waſſer. Die Poren werden von dem Schweiße befreit, können
kräf=
tiger atmen, ſo daß auch auf dieſe Weiſe der Heilungsprozeß
ge=
fördert wird.
Ein zweiter Trick zur Behebung von Krankheitserſcheinungen
beruht in der Verwendung von Kochſalz. Bei Halsſchmerzen,
Heiſerkeit, Krankheiten, die jetzt häufig anzutreffen ſind, iſt ein
regelmäßiges Spülen des Mundes mit einer warmen
Kochſalz=
löſung billig und erfolgreich. Ein Teelöffel Kochſalz wird in
einem Glas warmen Waſſers aufgelöſt. Dann ſpült man alle 1—2
Stunden damit den Mund gut aus und erhält auf dieſe Weiſe
eine angenehme Linderung der Halsſchmerzen und der
Heiſer=
keit. Wenn die Entzündung ſich bereits auf die Naſenſchleimhäute
gelegt hat, dann gibt es einen kleinen Trick, der, rechtzeitig
ange=
wandt, überraſchende Erfolge hat. Man nehme auf den kleinen
Finger ein wenig Borvaſeline und verreibe ſie gut in den beiden
Naſenhöhlen, wobei man ſehr langſam und vorſichtig mit dem
Finger ſo hoch wie möglich hinaufreichen muß. Gerade die oberen
Partien des inneren Naſenraumes weiſen nämlich die Entzündung
auf. Vorſicht iſt darum am Platze, weil man ſich ſonſt leicht
ver=
wundet. Selbſtverſtändlich muß aus dieſem Grunde der Finger
vorher gut mit Seife gereinigt und ſeines Nagels beraubt
wer=
den. Man wird mit dieſem kleinen Trick den Ausbruch des
Schnup=
fens entweder ganz verhindern oder ſtark mildern können. Leute,
die an wochenlangem Schnupfen regelmäßig litten, haben mit
die=
ſem kleinen Mittel faſt vollſtändige Heilung erlangt. Auch der
berühmte Tropfen Jod, den Prof. Bier in die Medizin eingeführt
hat, tut hin und wieder gute Wirkung. Ein Tropfen Jod muß in
ein Glas Waſſer getan und gut umgerührt werden. Wenn man
dieſe Miſchung austrinkt. hat man in vielen Fällen dem Schnupfen
vorgebeugt. In Verbindung mit der Borvaſeline iſt aber der
Tropfen Jod von größerer Wirkung.
Auch eine Zwiebel darf man nicht vergeſſen, wenn der Winter
mit ſeinen unangenehmen Folgen herannaht. Die Zwiebel erfreut
ſich in der alten Volksmedizin einer großen Beliebtheit.
Tatſäch=
lich verhütet ſie das Riſſigwerden der Haut im Geſicht und auf
den Händen und bringt alle Froſterſcheinungen ſehr ſchnell zum
Abklingen. Wo die Zwiebel nicht hilft, hilft die Zitrone denn
dieſe beiden Früchte erſetzen eine ganze Hausapotheke. Das Waſſer
einer ausgekochten Zwiebel iſt ein ausgezeichnetes Mittel gegen
Huſten und Heiſerkeit, während heißes Zitronenwaſſer bei
Hals=
ſchmerzen ſehr ſchnell Linderung bringt. So kann man mit ganz
harmloſen Mitteln die quälenden Erſcheinungen geringer
Erkäl=
tungskrankheiten ſchnell beſeitigen. Die Menſchen halten ſich aber
meiſt nicht daran, denn ſie haben im allgemeinen nur zu den
teu=
ren chemiſchen Präparaten Zutrauen. Wer aber einmal dieſe
Mittel verſucht hat, wird immer wieder zu ihnen zurückehren.
Aufgeblähte Schreibark.
„Die Vorſtellungen beginnen um 2 Uhr und um 5. Ich muß
alſo um 1 Uhr fortgehen oder um 4. Der Platz koſtet mich nur
50 Pfennig. Ich kenne das Stück zwar, aber ich ſehe es gern
wieder.”
Was iſt in dieſen Sätzen Beſonderes oder Auffälliges? („
In=
tereſſantes” ſagt der Deutſche.) — Gar nichts! Nur iſt alles ganz
ſchlicht ausgedrückt, und das iſt heute nicht jedermanns Art. Statt
der beſcheidenen Wörtchen und, oder, nur, wieder laſſen
ſich andere verwenden, die bedeutſamer klingen. „Es beginnt
um 2 Uhr, beziehungsweiſe um 5. Ich muß um 1 Uhr
fortgehen, eventuell um 4. Der Platz koſtet lediglich
50 Pfennig. („Pfennige” hört man ſogar ſchon, als ob 50
Mün=
zen hinzulegen wären, und wer „50 Reichspfennige” ſchreibt, dünkt
ſich ganz gewiſſenhaft.) Ich will das Stück erneut ſehen.”
So hat jeder Satz Gewichtigkeit erlangt. Daß bei
be=
ziehungsweiſe” vorher zwei verſchiedene Dinge genannt ſein
müſſen, die geſondert in zwei Beziehungen gebracht werden ſollen,
das läßt man außer Acht. Beinah ergötzlich iſt es wie
unbe=
kümmert geſchrieben wird: „Sie hat lediglich zwei Kinder.” „Der
Vorſtand iſt erneut zuſammengetreten”, ſo heißt es heute, auch
wenn kein einziges altes Mitglied durch ein neues erſetzt
wor=
den iſt. Obwohl die meiſten Behörden, dem Sprachverein
zuſtim=
mend, ſich befleißen, fremdwortfrei zu reden, kann man in einer
jüngſten Verfügung „eventuell” leſen, als wenn es etwa,
vielleicht, unter Umſtänden nicht gäbe!
Bald 10 Jahre liegt die Zeit der Geldaufblähung hinter
uns, die Nullenzeit, wie ſie in doppeltem Sinne zutreffend
ge=
kennzeichnet worden iſt. Könnten wir nicht auch beim Schreiben
zur alten Währung zurückkehren?
Pickert.
Haſt Du Rock und Hemé ubrig?
Trag es zur
Winterhilfe!
Der vorteilhafteſte Weg der Geldübermittlung durch die
Poſt iſt der Poſtſcheckverkehr, was in der Geſchäftswelt und in
der Oeffentlichkeit immer noch zu wenig bekannt iſt. Wer ein
Poſtſcheckkonto hat, kann völlig gebührenfrei auf ein anderes
Poſt=
ſcheckkonto überweiſen und außerdem noch dem Empfänger
gebüh=
renfrei eine Mitteilung auf dem Abſchnitt zukommen laſſen. Wer
kein Poſtſcheckkonto hat, bedient ſich zur Zahlung an einen
Poſt=
ſcheckkunden der bekannten blauen Zahlkarte, die weſentlich
bil=
liger iſt als eine Poſtanweiſung und auch auf dem Abſchnitt
Ge=
legenheit zu gebührenfreien Mitteilungen an den Empfänger
bietet. Jeder Inhaber eines Poſtſcheckkontos ſollte die Nummer
ſeines Kontos und das Poſtſcheckamt, das es führt, ſeinen
Bekann=
ten, Geſchäftsfreunden und Kunden mitteilen, am zweckmäßigſten
durch deutlichen Aufdruck auf ſeinen Briefbogen und Rechnungen.
Durch ausgiebige Benutzung des Poſtſcheckverkehrs würden auch
die von den Geldberiefträgern zuzuſtellenden Geldbeträge
weſent=
lich vermindert werden, und demzufolge wird auch der Anreiz zu
ihrer Beraubung ſinken.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber Herta von
Hagen, eine Schülerin der Overnſchule der Städtiſchen
Aka=
demie (Geſangsklaſſe Mathilde Weber), ſeit Herbſt 1932 am
Lan=
destheater in Sondershauſen, gingen u. a. nachſtehende Kritiken
zu: Die Blume von Hawai. Herta v. Hagen, war im Geſang
ein=
ſchmeichelnd, im Spiel Wirklichkeit. — Herta v. Hagen war in der
Doppelrolle als. Prinzeſſin von Hawai und Suſanne Provence
ganz ausgezeichnet. — H. v. H. konnte für die Verkörperung der
Olympia und der Giulietta eine vorzügliche Erſcheinung, gutes
Spiel und den Reiz ihres jugendfriſchen Soprans einſetzen. Als
Giulietta entfaltete ſich ihre Stimme zu beſonders ſchöner
Wir=
kung.
* Ueber Albert Seibert liegen neuerdings zahlreiche Kritiken
vor: Neue Zürcher Zeitung: . vor allem Albert
Seibert, der als Tannhäuſer über die prachtvolle, kernhafte
geſangliche Leiſtung hinaus auch in der Geſtaltung der
Leidens=
züge heldiſche Haltung zu wahren wußte. — Zürichſee=
Zei=
tung: Von Anfang an bis zum Ende feſſelte der Tannhäuſer
des Herrn Albert Seibert ſowohl geſtaltlich als auch ſängeriſch.
In Seibert haben wir einen Wagnerſänger gefunden, wie nur
wenige zu finden ſind. — Schweizer Wochenzeitung
Als Tannhäuſer trat ganz beſonders Albert Seibert
vorteil=
haft hervor als ſtimmbegabter Sänger gleich ausgezeichnet, wie
als intelligenter Darſteller. — Der Bund: In der Carmen=
Aufführung vom Sonntag ſang unſer Heldentenor Alb. Seibert
den Don Joſé. Die prachtvollen Stimmittel Seiberts, ſeine große
reife Künſtlerſchaft erfüllten die Zuſchauer aufs Neue mit
freu=
diger Bewunderung. Ganz prachtvoll, ſang Seibert u. a. die
Roſen=Romanze des 2. Aktes, mit großer, dramatiſcher
Leiden=
ſchaftlichkeit, welche ſich auch im Schlußſatz tief und voll
aus=
wirkte — Berner Tagblatt: Die bezwingende Dominante.
der Sonntag=Aufführung hieß Albert Seibert. Mit welchem
naturaliſtiſchen Brio Seibert die Rolle ſchauſpieleriſch bezwang,
mit welch ſüdländiſcher Glut er ihr Leben einhauchte und mit
ſeinem wundervoll heldiſchen Organ die Syntheſe zum Geſang
hin bildete, das bleibt unvergeſſen.
— Verein der ehemaligen Schüler und der Freunde des
Real=
gymnaſiums. Der Lichtbildervortrag, den Herr Studienrat Dr.
Götz am Freitag, den 3. d. M. abends, in der Aula des
Real=
gymnaſiums über ſeine Donaufahrt halten wird, wird von
Muſik=
vorträgen einer Abteilung des Schülerorcheſters unter Leitung
des Oberprimaners Reiber, umrahmt ſein. Außerdem werden
Aufnahmen vom Landheim in Etzean gezeigt und auf Wunſch
Aufklärungen über die Ziele und den Betrieb des
Realgymna=
ſiums und des Reform=Realgymnaſiums erteilt werden, wofür ſich
insbeſondere die Eltern der an Oſtern neu eintretenden Schüler
intereſſieren dürften. Gäſte ſind willkommen; der Zutritt iſt bis
auf einen kleinen freiwilligen Unkoſtenbeitrag unentgeltlich.
(Siehe Anzeige.)
„Der Heldenkampf eines Jungen mit den Aimaras=Indianern”
iſt eine ganz ſpannende Geſchichte für Buben, die
Reichsjugend=
ſekretär Arthur Niederhauſen heute nachmittag 5. Uhr im Heim
des C.V. J.M., Eliſabethenſtraße 17 I., erzählen wird. Kein Junge
darf es verſäumen, ſich dieſe Geſchichte einmal anzuhören. Der
Eintritt iſt frei.
Togskalender für Donnerstag, den 2. Februar 1971.
Union=Theater: „Hochzeitsreiſe zu dritt”. — Helia=Lichtſpiele:
„Der weiße Dämon”, — Palaſt=Lichtſpiele: „Erzwungene Liebe‟,
und „Der Lausbub”
Reſi=Theater: „Ein bißchen Liebe für
dich”. — Konzerte: Café=Reſt. Oper. — Akademie für Tonkunſt.
Eliſabethenſtr., 20 Uhr: „Gedok”=Vortrag. — Realgymnaſium,
Kirchſtr., 20 Uhr: Vortrag „Das Geſicht, der Spiegel der Seele‟.
— Chriſtengemeinſchaft (Saal Heidelbergerſtr. 14), 20 Uhr:
Oef=
fentlicher Vortrag Erich Trummler=Dornach.
DONeOr Torllnl, esdrT!
A OO6 OUM E EMLnawigstraße 13
Darmstadé
1805
Lad
raße 13
Seite 6 — Nr. 33
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 2. Februar 1933
Wie ich das Glück ſah.
Was Trude von Molo von ihrer Ufa=Spanienreiſe
erzähll.
„Hamburg, Paris und Liſſabon ſind die drei großen
Statio=
nen in dem neuen Ufa=Tonfilm „Der weiße Dämon”. Es
galt, für dieſen Abenteuer= und Schmugglerfilm, der voller
Sen=
ſationen iſt, die Welt der Rauſchgifthändler kennen zu lernen.
Es iſt ſchon eine abenteuerliche Jagd, die ſich in dieſem Film
ab=
ſpielt, in dem Hans Albers wieder der große Held iſt. Aber
auch ich bekomme mein gutes Teil ab, bin ich doch die Partnerin
des „Siegers”. Und neben dem Erleben im Film ging das
Er=
leben des eigenen Ichs während der Aufnahmen. Und dann die
ſchönen Tage auf dem „General Oſorio” dem wunderſchönen
Hapagdampfer, der uns über die ſpiegelglatte Biskaya nach
Liſſabon führte. Ich wünſche nur, das Publikum möge, wenn es
den Film ſieht, ebenſo von dem phantaſtiſch buntbewegten und
lauten Leben dieſer Hafenſtadt gepackt werden, wie es mir er=
Phot. Ufa
Hans Albers und Trude von Molo
in dem Ufa=Tonfilm „Der weiße Dämon”
(Regie: Kurt Gerron)
ging. Denn neben der ſpannenden Handlung gibt der Film
Ge=
legenheit, intereſſante Einblicke in die Weſensart von drei
Städten zu tun. Hamburg, Paris und Liſſabon. Beſonders
reiz=
voll blieben meine Eindrücke von Liſſabon. Eigentlich hatten
wir gar keine Zeit für uns denn Kurt Gerron, der in dieſem
Film die Regie führt, trieb immer wieder zu neuer Eile an.
Einen Nachmittag habe ich mir aber doch geſtohlen. Er führte
mich in das Land hinein. Zuerſt glaubte ich meinen Augen
nicht zu trauen, als ich die Blumenpracht ſah. Der Duft der
bunten Blumenwelt bewies mir bald ihr Leben. Und die
Men=
ſchen erſt! Immer laut, immer in Bewegung. Arm, in
zerlump=
ten Kleidern, doch immer ein ſtrahlendes Lächeln im Geſicht.
Gott, iſt das eine glückliche Welt! So beſcheiden wie dieſe
Men=
ſchen leben, ſo anſpruchslos an die tauſende äußeren Dinge, die
der größte Teil unſeres Volkes glaubt, heute nicht mehr
ent=
behren zu können. Die eigentlichen Herrſcher aber ſind die
Kin=
der. Sie ſind von ihrer geradezu rührenden rotnäſigen
Unbe=
kümmertheit, daß man ihnen gegenüber in jeder Situation
macht=
los iſt. Aus ihren Augen ſtrahlt das Glück. Es leuchtet aber
auch aus den Augen der Eltern, auch wenn ſie vom Morgen bis
zum Abend mit den Kindern abwechſelnd ſchreien und zanken,
lachen und weinen. — Und wir? Wir rollen inzwiſchen
Pro=
bleme, wie man ſich vom Dämon des Rauſchgiftes befreien kann.
Wir hetzen in wilder Jagd hinter der Arbeit her und haben ſo
gar nichts von der beweglichen Unbekümmertheit dieſes
glück=
lichen Volkes. Denn unſer Film iſt eben nicht nur ein Spiel,
ſondern ein Spiegelbild, das eins der Probleme wiedergibt, mit
denen wir glauben, uns abplagen zu müſſen. Wie, das ſoll der
Film ſelbſt erzählen.” Er läuft ab heute im Helia.
Union=Theater.
Eine Hochzeitsreiſe zu dritt” hat uns deshalb
Spaß gemacht, weil wir es nun auch im Film einmal erleben
durften, daß ein Mann ſeinen Kopf aufſetzt, wenn es gilt, zu
zeigen, daß auch die gefeiertſten Frauen es nicht immer fertig
bringen müſſen, aus dem verliebten Mann einen Hanswurſt zu
machen. Oskar Karlweis, der als „Heinz Schaller” dieſen
Mann zwiſchen zwei Frauen ſpielte, hatte es gar nicht leicht,
der „ſtarke Mann” zu ſein, wenn man bedenkt, daß eine Frau
wie Brigitte Helm die gefeierte Filmdiva „Anita Berndt” mit
allem ihr zu Gebote ſtehenden Charme und den ausgeſuchteſten
Verführungskünſten darſtellte, und auf der anderen Seite Suſi
Lanner als „Mädchen aus dem Reiſebüro” abſichtlich und mit
großer Raffineſſe, als das wohl liebe, aber „kleine, unbedeutende
Mädchen” herausgeſtellt war. Offen geſtanden, wir hatten faſt
noch kurz vor Torſchluß geglaubt, oder beſſer gefürchtet. „Heinz
Schaller” könne ſich unterkriegen laſſen, aber da kam auch ſchon
der verſöhnliche Schluß, dem dadurch alles Bittere, genommen
wurde, daß die große Verführerin nach ihrer Niederlage nicht
ins Waſſer, ſondern nach Hollywood ging.
Wenn zwiſchen all dem Hoffen und Bangen ſich manche Länge
in die Handlung einſchlich, dann wurde das wettgemacht durch
das liebenswürdige Spiel der Darſteller, durch die
einſchmei=
chelnde Muſik und die guten Aufnahmen, ſo daß wir eigentlich
niemand ernſtlich böſe ſein können, um ſo weniger, als wir ja
unſere Rache in aller Ruhe genießen konnten.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen ah heute Hans Albers in dem
großen „Rauſchgift”=Film der Ufa „Der weiße Dämon” mit
Gerda Maurus, Trude von Molo. Lucie Hoeflich, Peter Lorre,
Raoul Aslan, Alfred Abel u. v. a. Regie: Kurt Gerron. Im
Beiprogramm ſieht man eine Bild=Reportage von unſerer
Reichs=
wehr „Unſere Hunderttauſend”, ſowie die neueſte Fox=Tonwoche.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage ein
ganz neues Tonfilm=Doppelprogramm in Erſtaufführung, und
zwar erſtens den ſpannenden Film aus dem unerforſchten
Ge=
biet der Hypnoſe „Erzwungene Liebe” mit John Barrymore und
Maran Marſh, und zweitens „Der Lausbub”,
— Reſi=Theater zeigt die entzückende Tonfilmoperette „Ein
bißchen Liebe für dich” (Zwei glückliche Herzen) nach dem
er=
folgreichen Bühnenſtück „Geſchäft mit Amerika”; zündende
Schla=
ger, mitreißende Muſik. In den Hauptrollen Hermann Thimig.
Lee Parry, Georg Alexander und Magda Schneider.
Aus den Parkeien.
— „Unſere Stellung zur neuen Regierung
Hitler=Papen=Hugenberg” heißt das Thema, das der
weſtdeutſche Geſchäftsführer des Chriſtlich=Sozialen
Volksdienſtes Ernſt Bach=Siegen am Freitag, dem
3. Februar, im Feierabend” (Stiftsſtr. 51) behandeln wird. Die
evangeliſchen Wähler ſind zum Beſuch freundlichſt eingeladen,
Eintritt frei. (Siehe Anzeige.)
Der Volksbank=Prozeß.
Die Kreditpraris: Zunahme der Krediküberſchreikungen ſeik 1927. — Fehlende Aufzeichnungen ſeit dem
9. Auguff 1929. — Mangelnde Sicherungen bei der Kreditgewährung. — Zinsverluſte.
Der dritke Tag.
Die Mittwochverhandlung, die für die Beſprechung der
ein=
zelnen Konten vorgeſehen war, brachte zuerſt einen eingehenden
Ueberblick über die Kreditpraxis der Volksbank. Der Vorſitzende
legte an Hand der Reviſionsprotokolle dar, daß
Kreditüberſchrei=
tungen auch ſchon in früheren Jahren vorgekommen, daß aber
der Aufſichtsrat, im Gegenſatz zu den zur Verhandlung ſtehenden
Jahren, ſich ſtets bemüht habe, dafür zu ſorgen, daß Sicherung
in ausreichendem Maße vorhanden ſei. Das gelte auch für die
Konten der Beamten, von denen z. B. ein Reviſionsbericht von
1924 verlangt habe, daß auch bei ihnen Grundſätze angewandt
würden, die die Bank auch ihren Kunden gegenüber verfolge.
Es entſpinnt ſich dann eine ausgedehnte Diskuſſion darüber,
ob zwei verſchiedene Konten für einen Beamten, die im
Revi=
ſionsbericht erwähnt wurden, eine Rüge dieſer Maßnahme
dar=
ſtellen ſollen.
Aus den Daxſtellungen des Vorſitzenden erhellt dann weiter,
daß ſeit dem Jahre 1927 eine auffällige Zunahme
der Kreditüberſchreitungen einſetzte, ohne daß indeſſen
ſchon in dieſer Zeit die Aufzeichnungen über derartige Fälle
aus=
ſetzten. Das geſchah erſt ſeit dem 9. Auguſt 1929.
Auf die Anfrage des Vorſitzenden glaubt Dir. Paech den
Wechſel im Amt des Protokollanten für das Fehlen der
Nieder=
ſchriften verantwortlich machen zu können. Eine Anfrage an
Emmerich, der das letzte Protokoll verfaßt hatte, führt zur
weiteren Frage der Zuſammenſetzung der einzelnen
Kommiſſio=
nen im Aufſichtsrat, deren Klarſtellung ſich der Vorſitzende für
einen anderen Zeitpunkt vorbehält.
Bevor Landgerichtsdirektor Meyer zur Verleſung der
ein=
zelnen Konten ſchreitet, berührt er noch kurz die Frage der
Ver=
luſte, die durch eine Kommiſſion des Gläubigerausſchuſſes unter
Mitwirkung des Sachverſtändigen Dr. Bredenbeuker
auf=
geſtellt und von den in Frage kommenden Gläubigern im
weſent=
lichen beſtätigt wurden. Dazu bemerkt Dr. Katz, daß ſich
in=
zwiſchen eine weſentliche Erhöhung der Verluſtzahlen
herausge=
ſtellt habe.
Schließlich fragt der Vorſitzende, wie man ſich bei der
Kredit=
hergabe um die Sicherungen bemüht habe. Becker antwortet
darauf, daß man hinſichtlich der Hypotheken einen
hervorragen=
den Kenner des Darmſtädter Hypothekenmarktes zugezogen habe,
jedoch habe man eine beſondere Schätzung des Objektes nicht
vor=
genommen. Ein Widerſpruch in den Ausſagen Beckers vor dem
Unterſuchungsrichter und in der Hauptverhandlung, der die
Be=
wertung der Effekten als Sicherheit für Kredit angeht, bleibt
Polizeibericht.
— Warnung vor einer Schwindlerin! Am Donnerstag, den
26. Januax 1933, wurde ein hieſiges Schuhgeſchäft durch eine
Warenbetrügerin erheblich geſchädigt. In dem fraglichen
Schuh=
geſchäft erſchien gegen 10 Uhr ein Mädchen. Es verlangte eine
Auswahlſendung Damenſchuhe für eine Kundin dieſes Geſchäfts.
Es wurden 6 Paar Damenſchuhe ausgehändigt, und zwar drei
Paar braune Halbſchuhe und drei Paar Lack=Spangenſchuhe mit
hohen Abſätzen, Größe 5, 5½ und Nr. 38. Die Täterin wird wie
folgt beſchrieben? Größe 1,65—1,70 Meter, etwa 19—20 Jahre alt,
rotblondes Haar. Bekleidung: Heller Mantel und rote
Basken=
mütze. Perſonen, die über die vorbezeichnete Perſon Auskunft
geben können oder Damenſchuhe aus Privathand erworben haben,
werden erſucht, der Kriminalpolizei Mitteilung zu machen.
Diebſtähle. Am 26. Januar 1933, gegen 10.30 Uhr,
wur=
den an der Eingangstüre des Schuhhauſes Baar in der
Ludwig=
ſtraße ein Paar braune Schnürſtiefel, welche zu Reklamezwecken
aufgehängt waren, von einem Manne abgehängt und entwendet.
Der Täter wurde beobachtet, und als er ſich verfolgt ſah. ergriff
er die Flucht und verſchwand in der Holzſtraße. Vor Ankauf der
Schuhe wird gewarnt. — In der Nacht zum 16. Januar 1933 wurde
einem Gaſt in der Reſtauration im Saalbau ein faſt neuer
Her=
renmantel geſtohlen. Ein älterer heller Sommermantel wurde
zurückgelaſſen. Der entwendete Mantel iſt aus dunkelgrauem
Wollſtoff, mit feinen Streifen durchwirkt, zweireihig, auf Taille
gearbeitet, ſpitze Revers und iſt mit ſchwarzer oder dunkler Seide
vollkommen ausgefüttert. Auf dem Rücken unterhalb des Kragens
iſt die Firmenbezeichnung „Peek u. Cloppenburg, Berlin”
ange=
bracht. In den Manteltaſchen befanden ſich Schlüſſel und ein
Paar helle ſchweinslederne Handſchuhe. Wer kennt den Dieb?—
Aus einem Garten, der ſich in der Kaſtanienallee in der Nähe der
Kiesgrube befindet, wurden in der Nacht zum 10. Januar 1933
mehrere Obſtbäumchen geſtohlen. Es handelt ſich um Pfirſich= und
Apfelbäumchen (Zwergobſt). Vor Ankauf wird gewarnt. Wer
lann über den Täter oder über den Verbleib der Bäumchen nähere
Angaben machen?
Wo befindet ſich der nachbeſchriebene Hund? In der Woche
vor Weihnachten 1932 iſt ein wertvoller Jagdhund, Griffon, braun
mit graudurchwirkten Haaren, Rüde, entlaufen. Es wird
ange=
nommen, daß der Hund eingefangen und widerrechtlich
zuruck=
gehalten wird. Wer kann ſachdienliche Angaben über den
Ver=
bleib des Hundes machen. — Es wird wiederholt darauf
hingewie=
ſen, daß alle Mitteilungen über vorſtehende ſtrafbaren
Hand=
lungen auf Wunſch von der Kriminalpolizei vertraulich
behan=
delt werden.
Erfolgreiche Arbeit eines Polizeihundes! Am 19. Januar
1933 wurde der Kriminalpolizei gemeldet, daß an einem Hauſe in
der Karlſtraße eine Sachbeſchädigung begangen worden ſei. Der
Hauseigentümer war ſchon wiederholt durch Beſchädigungen aller
Art beläſtigt worden, hatte aber nie Anzeige erſtattet. Die
Krimi=
nalpolizei nahm nach Eingang der Meldung mit einem Polizei=
Hundeführer die ſofortigen Ermittlungen am Tatort auf. Der
Polizeihund „Cuno vom Monchwerthof (Dobermannpinſcher)
ver=
ſolgte Spuren bis an eine Haustüre und nach Oeffnung derſelben
nach einer Wohnung. Der Inhaber dieſer Wohnung machte ſich
fernerhin noch durch hinterlaſſene Spuren verdächtig und gab
unter dem Druck der gegen ihn ſprechenden Beweiſe die Tat zu.
Ein Kokainſchieber, der nicht mit der Polizei rechnete. Am
28. Januar 1933 reiſte der Saarländer Adam Schott aus
Lauter=
hach (Saargebiet) hier zu und verſuchte Kokain zu erwerben. Mit
einer vollgeſpickten Brieftaſche trat er durch Mittelsleute an
An=
geſtellte der Firma E. Merck und Privatperſonen heran und
ver=
ſuchte dieſe zu bewegen, ihm Kokain zu beſchaffen. Die Polizei
erhielt Kenntnis von dem Treiben des Rauſchgifthändlers und
verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Am 30. Januar 1933 wurde
er gegen 22 Uhr in der Nähe des Nordbahnhofes feſtgenommen.
Kokain hatte er noch nicht erhalten. Er wurde dem Richter
zu=
geführt und in Unterſuchungshaft genommen. — Durch die
Kri=
minalpolizei Darmſtadt wurde der Arbeiter J. L. aus Darmſtadt
feſtgenommen, weil er mit noch anderen Perſonen einen
Ein=
bruchsdiebſtahl in Groß=Bieberau begangen hatte. Er wurde dem
Richter zugeführt — Am 31. Januar 1933 wurde der 24 Jahre
alte Weißbinder H. D. aus Arheilgen wegen dringenden
Verdach=
tes des Einbruchsdiebſtahls feſtgenommen und dem Richter
zu=
geführt.
Vereinskalender.
— Verein der Offiziere des Großh. Heſſ.
Leib=
garde=Regiments. Der Kaſinoabend am Montag, dem
6. Februar, fällt entſprechend der Bekanntgabe im Januar aus.
aus.
— Rot=Weiß, VfR. Freitag, den 3. Februar, im
gro=
ßen Saal der „Krone” Jahreshauptverſammlung des
Geſamt=
vereins. Beginn 8.30 Uhr.
Brleſkaſten.
Jen Anfrage if die letzte Bezugsaulttung beizufügen. Anonyme Aufragen wurden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfelgt ohne Rechteverbindlichteit.
Anton Ano. Rückſprache am 3. ds., vorm. 9 Uhr, auf der
Schriftleitung erbeten mit Unterlagen.
L. W. 55. Annonyme Anfragen werden nicht beantwortet. Da
die Anfrage übrigens nicht klar geſtellt iſt wird Rückſprache
nötig, werktags vormittags 8½4 Uhr, auf der Schriftleitung.
H. G. 407. Sie ſollten auf dem Wege des Zahlungs= und
Vollſtreckungsbefehls vorgehen, um den Wagen pfänden und ſo
ſich ſichern zu können.
L. H. Wenden Sie ſich an das Stadthaus, Zimmer 50.
K., hier. Nein.
vorläufig ungeklärt. Eine ähnliche Unklarheit beſteht auch in
den Ausſagen Dir. Habichts.
Bei der Verleſung der ſog. Spekulationskonten kommt es
wegen der Frage der Genehmigung der Kredite und der
Bewer=
tung der Sicherheiten zwiſchen dem Vorſitzenden und dem
Ver=
treter der Anklage einerſeits und Dir. Becker andererſeits zu
zeitweiſe recht lebhaften Auseinanderſetzungen. Aus der
Ver=
leſung der Konten ſelbſt geht hervor, daß die Höhe des Kredits
den Wert der Deckung oft bedenklich überſchritten hat. Auf die
in vielen Fällen fehlende Genehmigung der Kredite
aufmerk=
ſam gemacht, erklärt Dir. Becker, daß die Perſönlichkeiten und
das Anſehen der Kreditnehmer Bedenken ausgeſchloſſen und eine
Genehmigung überflüſſig gemacht haben. Die Konten weiſen
fer=
ner aus, daß von einer Reihe von Krediten, von denen einzelne
jetzt als verloren angeſehen werden müſſen, mehrere Jahre keine
Zinſen bezahlt wurden.
Nach einer eingehenden Auseinanderſetzung, die die
Stellung=
nahme der Angeklagten zu den Spekulationsgeſchäften des
Vor=
ſtandes zum Thema hat, vertagt der Vorſitzende nach 2 Uhr die
Verhandlung auf Donnerstag.
Ein Gerichtsbeſchluß, der die Mittwochverhandlung abſchloß,
beſagt, daß die Abtrennung im Falle Dr. Neumann nur noch für
Donnerstag Geltung hat.
Aw. Die Große Strafkammer verhandelte am
Mitt=
woch vormittag gegen einen jungen Schloſſer aus Erbach
wegen Sittlichkeitsverbrechens. Er hatte an zwei
klei=
nen Mädchen unzüchtige Handlungen vorgenommen und erhält
unter Zubilligung mildernder Umſtände eine Gefängn:
s=
ſtrafe von 10 Monaten, abzüglich 48 Tagen
Unterſuchungs=
haft. Das Urteil wird beiderſeits anerkannt und rechtskräftig.
Auch das Bezirksſchöffengericht verhandelte, am
Mittwoch unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit gegen zwei
junge Mädchen und eine Frau aus Kelſterbach
wegen Abtreibung und gegen den Liebhaber des
einen Mädchens wegen Beihilfe dazu. Das eine
Mädchen war damals erſt 16 Jahre alt, und der Arzt, die
Lehre=
rin und auch die Frau, die ihr geholfen hatte — ſie wurde im
vorigen Jahre vom Schwurgericht wegen Abtreibung rechtskräftig
verurteilt — meinen, das ſie noch nicht die nötige Einſicht hatte.
Das Gericht kommt deshalb in dieſem Falle zu einem
Frei=
ſpruch. Die beiden anderen erhalten
Gefängnis=
ſtrafen von drei Wochen und der junge Mann eine
ſolche von einer Woche. Alle drei erbalten aber eine
fünf=
jährige Bewährungsfriſt zugebilligt, da ſie bisher noch
vollkom=
men unbeſtraft ſind und in einer gewiſſen Notlage handelten.
Aus Heſſen.
Dd. Arheilgen. 1. Febr. Gemeinderatsſitzung. Ueber
das Arbeitsbeſchaffungsprogramm fand geſtern abend eine kurze
Gemeinderatsſitzung ſtatt. Nach den Vorſchlägen der Finanz= und
Tiefbaukommiſſion ſollen folgende Arbeiten zur Ausführung
ge=
bracht werden: 1. Ausbau des Gemeindeſchwimmbades Aenderung
der Waſſerzufuhr durch eine Rohrleitung und Entwäſſerung der
Schneiderſchen Wieſen. 2. Herſtellung der Brücke in der Gerau.
3. Fortführung des Kanals in der Hirſchſtraße. Ausbau der
Hirſch=
ſtraße bis zur Jahnſtraße und der Jahnſtraße zwiſchen Hirſchſtraße
und Darmſtädter Straße, 4. Herſtellung der Bornſtraße,
Wild=
ſtraße. Ludwigſtraße und eventuell Kranichſteiner Straße.
Sämt=
liche Arbeiten ſollen öffentlich ausgeſchrieben werden. Die Koſten
ſind mit zirka 37 000 RM. veranſchlagt.
Dd. Arheilgen, 31. Jan. Kirchliches. Der neue
Pfarr=
aſſiſtent für die hieſige evangeliſche Gemeinde, Heinrich Göbel aus
Laubach, wurde in feierlichem Gottesdienſt unter Mitwirkung des
Poſaunenchors durch Herrn Dekan Zimmermann ordiniert. Er
tritt an die Stelle des Pfaxraſſiſtenten Nies, der als
Pfarrver=
walter nach Offenthal verſetzt wurde. — Einen Vortrag über
ſpezielle Fütterung hielt geſtern abend Herr Landw.=Aſſ. Seibel
vom Landwirtſchaftsamt Darmſtadt im Gaſthaus „Zur Sonne‟.
Er behandelte nacheinander die Fütterung der verſchiedenen
Tier=
gattungen unter Verwertung der Ergebniſſe, der letzten
Fütte=
rungsverſuche.
Griesheim, 31. Jan. Bunter Abend. Der Ortsausſchuß
für die Winterhilfe veranſtaltete mit Unterſtützung der
Geſang=
vereine „Frohſinn” „Germania”. „Liedertafel” und „
Sänger=
bund”, des Kirchenchors der Turnerſchaft Griesheim. des
Sport=
klubs „Viktoria”, des Muſikvereins und des Poſaunenchors zum
Beſten der hieſigen Winterhilfe im Feſtſaale. Zum grünen Laub”,
einen bunten Abend. Der große Saal war dicht beſetzt und das
reichhaltige Programm konnte erſt nach Mitternacht zu Ende
ge=
führt werden. Der Abend wurde durch einen Muſikvortrag des
Poſaunenchors eingeleitet, dem ein Maſſenchor der der hieſigen
Arbeitsgemeinſchaft angeſchloſſenen Geſangvereine folgte. Herr
Pfarrer Mangold ergriff hierauf das Wort zu einer
Begrüßungs=
anſprache, in der er hauptſächlich auf den Zweck des Abends
hin=
wies und dankte allen denen die zum Gelingen dieſes hilfreichen
Werkes ſich ſo zahlreich zur Verfügung ſtellten. Muſik= und
Ge=
ſangsvorträge der mitwirkenden Vereine, turneriſche
Vorführun=
gen am Reck und Bodenturnen der Turnerſchaft wechſelten in
bun=
ter Reihenfolge miteinander ab. Am Schluſſe des Abends
brach=
ten Mitglieder des Sportklubs „Viktoria” die zweiaktige Operette
mit Muſik und Geſang „Onkel Gullaſch” zur Aufführung. Am
Sonntag, 5. Februar, findet eine Wiederholung dieſer wohltätigen
Veranſtaltung ſtatt.
F. Eberſtadt, 30. Januar. Hauptverſammlung der
Ortsgruppe Eberſtadt des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten
und Kriegerhinterbliebenen. Der Vorſitzende der Ortsgruppe.
Ge=
meinderat Anton Pritſch, wies im Jahresbericht darauf hin, daß
ſich das Kriſenjahr 1932 auf die Kriegsopfer beſonders
kataſtro=
phal ausgewirkt habe. Abgeſehen von den
Rentenkürzungsmaß=
nahmen, von denen ſie erneut betroffen worden ſeien, ſei der
weit=
aus größte Teil der Ortsgruppenmitglieder der Arbeitsloſigkeit
verfallen und habe ihre Not in ſchlimmſter Weiſe vermehrt. Zu
Ehren der im Berichtsjahre verſtorbenen Kameraden erhoben ſich
die Verſammlungsteilnehmer. Zum Schluſſe gab der Bericht noch
einen Ueberblick über den derzeitigen Stand des Verſorgungsrechts
ſowie über die Maßnahmen, die der Bund ergriffen hat oder noch
ergreifen wird, um die Verſorgung der Kriegsopfer wieder ſo zu
geſtalten, daß von einer ausreichenden Verſorgung und Fürſorge
für ſie geſprochen werden kann. Der Rechner Haller erſtattete den
Kaſſenbericht. Dem Vorſtand wurde Entlaſtung erteilt. Die
Vor=
ſtandswahl erledigte ſich raſch durch den Antrag aus der
Ver=
ſammlungsmitte auf Wiederwahl aller bisherigen
Vorſtandsmit=
glieder, dem die Verſammlung ohne Widerſpruch zuſtimmte.
Eberſtadt, 1. Febr. Nutzholzverſteigerung. Am
Montag, den 6. Februar, vormittags, werden aus dem Eberſtädter
Gemeindewald (Diſtrikt Klingsackertanne) 180 Kiefernſtämme
(zuſammen etwa 110 Feſtmeter) öffentlich meiſtbietend
verſtei=
gert (Siehe Verſteigerungsanzeige in der heutigen Nummer
die=
ſer Zeitung.)
Cp. Pfungſtadt, 31. Jan. Der hieſige Frauenverein hat
ſich auch im vergangenen Jahre eifrig in den Dienſt der
allge=
meinen Wohltätigkeit geſtellt. So wurden durch ihn allein 2000
Liter Milch. drei Zentner Fleiſch. 400 Eier. 200 Pakete
Lebens=
mittel ſowie größere Mengen Kohlen und Kartoffeln an
Bedürf=
tige ausgegeben.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 30. Januar.
Jahreshauptver=
verſammlung des Turnvereins e. V. Der 1. Vorſitzende,
Tur=
ner E. Bauer, gedachte in ehrenden Worten der im verfloſſenen
Jahre verſtorbenen Turner. Die Berichte der einzelnen
Abteilun=
gen waren zufriedenſtellend. Im Turnbetrieb war in der letzteren
Zeit eine regere Betätigung feſtzuſtellen, die ſich in anſehnlichen
Siegen bei Turnfeſten auswirkte. Die Kraftſportabteilung hat eine
aufſteigende Bewegung zu verzeichnen. In harten Kämpfen konnte
ſie ſich bis jetzt zur 2. Stelle in der Kreisliga heraufarbeiten. Die
Handballabteilung, das jüngſte Glied des Vereins war
erfolg=
reich Sie konnte die Gruppenmeiſterſchaft in der A=Klaſſe erringen
ud liegt in den Aufſtiegſpielen noch gut im Rennen. Es wurde
beſchloſſen, an Stelle der bisherigen zweimonatlichen die
monat=
liche Kaſſierung eintreten zu laſſen. Außerdem wird der Beitrag
ab 1. April l. J. von monatlich 50 Pfg. auf 40 Pfg. geſenkt.
Donnerstag, 2. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 33 — Seite 7
Die Gebirgslandſchaft des Stromperbrauchs
Gipfel und Täler im Bedarf. — Maſchinen in Ruh.
Ein Kapikel Elekkrizikätswirtſchaft.
Es iſt ein tief eingewurzelter Weſenszug des Menſchen: der
Drang nach der Höhe, die Bezwingung ſtolz ragender Gipfel, die
Bemeiſterung naturgegebener Hemmniſſe, die unſerer Bahn geſetzt
ſind. Mit atemloſer Spannung verfolgen wir den Fipfelſtürmer,
der die höchſten Spitzen der Alpen oder die unwirtlichen Häupter
des Himalaya=Maſſivs zu erklimmen ſucht. Und doch brauchten
wir nicht in die Alpen zu ziehen, um das packende Schauſpiel zu
erleben, mitten unter uns, in den Städten, in den großen
Ener=
gieverſorgungs=Gebieten unſeres Landes kämpfen Tauſende Tag
für Tag jenen Kampf mit dräuenden Gipfeln, die ſich
gefahr=
drohend vor ihnen türmen, führen Tauſende einen ſtändigen
Kleinkrieg gegen unabwendbare Naturgegebenheiten, der für uns
von ganz außerordentlichem Intereſſe iſt, weil er uns an einer
un=
ſerer empfindlichſten Stellen, dem Geldbeutel, angeht.
Was ſind das für geheimnisvolle Höhen, um die man kämpft,
wer iſt es der ihnen zuleibe rückt und warum packen ſie uns am
Geldbeutel? — Nun, natürlich ſind es keine richtigen Berge, ja
nicht einmal Hügel oder winzige Unebenheiten, und doch ſtellen ſie
viel gewaltigere, Hemmniſſe und Schwierigkeiten dar, als es
Berge je zu ſein vermögen. Und trotzdem ſtehen ſie, genau
genom=
men, nur auf dem Papier: auf dem Papierſtreifen der
Schalt=
warten unſerer elektriſchen Zentralen, wo ſich der ſchwankende,
ſtändig zu= und abnehmende Bedarf des Verſorgungsnetzes an
elektriſcher Energie als die wechſelvolle „Belaſtungskurve” der
Werke über die Stunden des Tages hinweg dokumentieren.
Hier, auf dem Regiſtrierſtreifen, zeichnen ſich die Gipfel und
Täler des unſichtbaren Gebirges ab: die Gipfel als die Höhepunkte
des Energiebedarfs, die Täler als Tiefpunkte des
Stromver=
brauchs. Immer aber ſpiegeln ſich unſere Lebensgewohnheiten
in jenem ſchwankenden Linienzug wider; wir ſelbſt, die große
Maſſe der Stromverbraucher in den Fabriken, den Bürohäuſern
und Geſchäften, in Haus und Heim, in Reſtaurants und
Ver=
gnügungsſtätten, wir ſelbſt ſind es, die jene Zäſuren und
Schwankungen in die Energieſtröme hineinbringen, die das
Ader=
ſyſtem unſerer elektriſchen Stromverſorgung durchfließen.
Zur Nachtzeit, wenn die Mehrzahl der Fabriken ſtilliegt,
wenn die Menſchen in erquickendem Schlaf neue Kräfte für den
kommenden Tag ſammeln, da ſinkt der Strombedarf auf einen
ge=
ringen Bruchteil des Tagesbedarfs herab. In der
Belaſtungs=
kurve breitet ſich ein flaches Tal aus. Morgens früh, wenn das
Leben erwacht, flammen die Lichter in den Häuſern auf, die
Mo=
toren der Fabriken beginnen ihre Arbeit, der Strombedarf ſteigt
rapid, um erſt zur Mittagszeit, während der mittägigen
Arbeits=
pauſe der Fabriken, eine kurze Senkung zu erfahren, dann
wie=
der anzuſteigen und ſchließlich, nach Fabrikſchluß, erneut
abzu=
klingen. In den Abendſtunden ſetzt dann der gewaltige
Strom=
bedarf für die Beleuchtung — je nach der Jahreszeit früher oder
ſpäter — ein, der ſchließlich auf die Nachtbelaſtung herabſinkt.
Ein ſtändiges Auf und Ab. ein Steigen und Fallen, ein ſtändiger
Wechſel der Berge und Täler. Dann ſchließlich, in den
Winter=
monaten, wenn die Dunkelheit früh hereinbricht, die Häufung des
Bedarfs in kürzeſten Zeiträumen, die unerhörte Konzentrierung
des Verbrauchs in wenigen halben Stunden; da ſind die
Fa=
briken noch in Betrieb, die Büros haben noch Dienſtzeit, und ſchon
werden im Haus, im Geſchäft und auf den Straßen die Lichter
eingeſchaltet.
Da wächſt in ſteilem Anſchwellen der Strombedarf auf ein
Mehrfaches des gewöhnlichen Wertes an, in den Werken werden
in fliegender Eile ganze Reihen neuer Keſſel, neuer Turboſätze
in Betrieb genommen, nur um die raſch heranrückende Spitze den
drohenden Gipfel der Belaſtungskurve zu bewältigen und —
nach einer halben Stunde, nach einer Stunde iſt alles wieder
vorbei: die Fabriken ſchließen, die Bürohäuſer hüllen ſich in
Dunkel, der Strombedarf ſinkt, Turbinen werden ſtillgelegt,
Keſſel kühlen ab.
Solche Schwankungen, kann man einwenden, gibt es
ſchließ=
lich in jeder zentralen Verſorgung. Wir kennen ſie in der
Lebensmittelverſorgung und begegnen ihnen durch Speicher,
Silos, Kühlhäuſer uſw., wir kennen ſie in der Gas= und
Waſſer=
verſorgung und bedienen uns rieſiger Reſervoire für dieſe Stoffe,
um den Bedarfsſpitzen nachkommen zu können. In allen Fällen
hilft uns das Lager über die Nöte und Schwierigkeiten hinweg.
Das iſt bei der Elektrizität grundſätzlich anders: der elektriſche
Strom iſt keine ſpeicherfähige Ware, er iſt keine Stapelware, er
muß erzeugt werden im Moment des Bedarfs! Hier liegt der
Kardinalpunkt aller Schwierigkeiten, hier der Punkt. an dem die
Dinge, wie ſie nun einmal liegen, jeden Geldbeutel zu
intereſ=
ſieren beginnen. Erzeugung im Moment des Bedarfs: das heißt,
daß jedes Elektrizitätswerk ſo viele Maſchinen haben muß, wie
es zur Deckung des höchſten in ſeinem Verſorgungsgebiet
über=
haupt möglichen Bedarfs braucht.
Das bedeutet: es müſſen ganze Keſſelreihen und
Maſchinen=
ſätze im Elektrizitätswerk bereitſtehen. Tag für Tag unbenutzt,
das ganze Jahr hindurch, nur um an den paar Winterwochen, an
denen ſich der Strombedarf ſo ungeheuer ſtark zuſammenballt,
ein=
ſpringen zu können. Es liegt auf der Hand, daß der Strom, den
ſie dann täglich für ein paar Stunden liefern, ganz ungeheuer
teuer ſein muß, denn er iſt ja mit den Kapitalkoſten eines ganzen
Jahres für die bereitſtehenden Maſchinen belaſtet. Dieſe
paar=
tauſend Kilowattſtunden „Spitzenſtrom” koſten das Zwanzigfache
oder gar das Fünfzigfache des gewöhnlichen Stroms, jedenfalls
weit mehr, als der Verbraucher für ſie bezahlt. Sie bedingen
eine nicht unbeträchtliche Verteuerung des Durchſchnitts=
Strom=
preiſes. Hier berührt das Problem die Intereſſen der breiteſten
Kreiſe.
Man könnte einwenden es gebe doch im Akkumulator
tat=
ſächlich einen Speicher für Elektrizität. Das ſtimmt, doch vergißt
man dabei, daß eine Akkumulatorenbatterie in der Anlage und
Unterhaltung teuer iſt, und daß, wenn ſie nur Spitzenſtrom
lie=
fert, eben die Kapitalkoſten der Batterie jenen Strom belaſten.
Aehnlich ſteht es mit anderen Speichern, Dampfſpeichern,
Waſſer=
ſpeichern, in denen man die „Zwiſchenenergie” oder Rohenergie‟
ſpeichert. Man hat mit manchen Anlagen dieſer Art wie auch
mit Akkumulatoren gute Erfahrungen gemacht, doch laſſen ſie ſich
nicht überall anwenden und der wirtſchaftliche Erfolg iſt ein ſehr
unterſchiedlicher.
Wenn wir uns das alles vergegenwärtigen, ſo bemerken wir,
daß ſich die Verhältniſſe in der Elektrizitätswiſſenſchaft ſehr
weſentlich von den auf anderen Verſorgungsgebieten
herrſchen=
den unterſcheiden, wir begreifen, daß dieſe Unterſchiede im Grund
in einer Naturgegebenheit, in einer phyſikaliſchen Tatſache
näm=
lich der Nichtſpeicherbarkeit des elektriſ
Aitchberle „Gundgehilt” berechtid ſe. Neine
Beretſchaifs=
gebühr dafür, daß der häusliche Stromverbraucher ſeinem Netz
in jedem Augenblick ohne irgendwelche Einſchränkung ſoviel
Strom entnehmen kann, als ſeine geſamte Inſtallation verbraucht.
Dr. Gerhard Hempel.
* Traiſa, 1. Fehr. Ratsbericht. Der Bürgermeiſter gab
dem Rat die Durchführungsbeſtimmungen des
Arbeitsbeſchaffungs=
programms der Reichsregierung vom 6. Januar 1933 bekannt.
Der Rat ſtimmte dem vom Bürgermeiſter vorgelegten
Arbeits=
beſchaffungsplan im Betrage von 10 000 RM. zu und beauftragte
den Bürgermeiſter, alles zu tun, damit unſeren Arbeitsloſen und
rad geſtellt und nahm ſeine Unterſtützung in Empfang. Als er
kurze Zeit darauf ſein Fahrrad abholen wollte, war es
verſchwun=
den. Der Dieb konnte bis jetzt nicht feſtgeſtellt werden.
k Dieburg, 31. Jan. Aus den Vereinen.
Bemerkens=
wert iſt der faſt einſtimmige Beſchluß des Geſangvereins „
Sänger=
luſt”, in dieſem Jahre an einem Preisſingen teilzunehmen.
Im „Weißen Roß” fand die Abgeordnetenverſammlung des
Kreis=
verbandes der Freiw. Feuerwehren des Kreiſes Dieburg ſtatt.
Aus dem Jahresbericht war zu erſehen, daß im Jahre 1932: 8
Großbrände und 2 Kleinbrände im Kreiſe entſtanden waren. Eine
große Anzahl Mitglieder erhielten für 40jährige bzw. 25jährige
Dienſtzeit die ſtaatliche Auszeichnung. Nach einem Vortrag des
Kommandanten Schuchmann=Reinheim fand eine Schauübung der
hieſigen Freiw. Feuerwehr ſtatt, an der auch die Sanitätskolonne
unter Leitung des prakt. Arztes Dr. Jones teilnahm. — Aus
den Gemeinderatsſitzungen der Umgebung. In
Münſter wurden die drei erſten Punkte der Tagesordnung, die
der Gemeinde neue Laſten bringen würden, abgelehnt. Die
Mie=
ter in den Gemeindewohnungen wollten die Miete um 50 Prozent
geſenkt haben, was einſtimmig abgelehnt wurde. Dieſer Antrag
war auch von denjenigen unterzeichnet, die bis jetzt überhaupt noch
keine Miete bezahlt haben. — Aus der Ratsſitzung in Ober=Roden
iſt ein Punkt ſehr bemerkenswert. Die Jagdpächter hatten
er=
ſucht, die Pacht auf die Hälfte zu ermäßigen wegen des geringen
Ertrages, angeblich wegen des Wilderns. Hierüber ſollen
münd=
liche Verhandlungen geführt werden. Auch die 10prozentige
Er=
höhung der Wohlfahrtsſätze wurde, wie überall, wegen fehlender
Mittel abgelehnt.
Cr. Semd. 1 Febr. Hohes Alter. Der zweitälteſte
Orts=
einwohner von hier. Schreinermeiſter Heinrich Storck 5. feierte
am 31. Januar ſeinen 86. Geburtstag, während die Ehefrau
dem=
nächſt das 81. Lebensjahr vollendet. —
Generalverſamm=
lung des Turnvereins. Der Vorſitzende, Karl Voltz, gab den
Jahresbericht, der Rechner die Jahresrechnung. Vom 1. Turnwart
wurde u. a. gefordert, daß das diesjährige Gaufeſt in Groß=
Zim=
mern eine ſtärkere Beteiligung durch Preisturner, als das
letzt=
jährige in Heubach, erbringen ſollte. Der Frauenturnwart betont
die guten Leiſtungen ſeiner Gruppe. Ueber Handball wurde
be=
richtet, daß die Freundſchaftsſpiele zu Anfang des Jahres mit
gutem Erfolge abſchnitten, das Ergebnis der Verbandsſpiele nicht
immer ganz befriedigte. Der geplante Werbeabend ſoll am 19.
März ſtattfinden. Der Vorſtand wurde wiedergewählt.
Ax. Neuſtadt i. O.. mit Burg Breuberg, 31. Jan.
Obſtbau=
verein. Die Monatsverſammlung tagte in der „Krone‟. Im
Mittelpunkt des Intereſſes ſtanden die Ausführungen des Herrn
Ohſtbauinſpektors Behne=Darmſtadt. Er ſprach über
Obſtſorten=
wahl, Umpfropfen, das Obſt im Lichte des Großhandels,
auslän=
diſches Obſt und vor allem über die Pflicht, bei der
Schädlings=
bekämpfung praktiſch von Jahr zu Jahr das Uebel an der Wurzel
zu faſſen. In erſter Linie gilt es, im März eine allgemeine
Kar=
bolineumſpritzung (mit Kalkzuſatz) durchzuführen.
Cd. Michelſtadt, 30. Januar. Kriegerverein. Jahresfeſt
verbunden mit Reichsgründungsfeier. Der Vorſitzende Kamerad
Schiffer, begrüßte nach dem üblichen Eröffnungsmarſch die
Mit=
glieder und Freunde des Vereins, ein gut gewählter Prolog wurde
von Fräulein Martha Krämer vorgetragen. Die Feſtrede hatte
wieder Kamerad Schiffer übernommen und entledigte ſich dieſer
Aufgabe in gewohnter Weiſe. Auch der Toten wurde gedacht. An
die Anſprache ſchloß ſich der gemeinſame Geſang des
Deutſchland=
liedes. — Sehr gut ausgewählt war auch ein Sprechchor: „Die
Farben der alten Armee‟. Die Krone des Abends war jedoch das
heitere Theaterſtück: „Wenn die Soldaten...” Anſchließend trug
dann Kam. Schäfer ein von dem Kameraden Schiffer verfaßtes
Gedicht vor und dankt der 2. Vorſitzende, Kamerad Horn, allen
Mitwirkenden.
Ba. Unter=Moſſau, 30. Januar Ausden Vereinen. Der
Turnverein DT. Unter=Moſſau hielt im Vereinslokal ſeine
Jahres=
verſammlung ab. Jahresbericht und Rechnungsablage zeugten von
einem Jahr der Arbeit und des Erfolges. Der 1. Vorſitzende,
Lehrer Töppel, und der übrige Vorſtand wurden wiedergewählt.
Beiſitzer wurde W. Neff. Am Ende der Tagung hielt
Ehrenvor=
ſitzender Lehrer Aßmus=Stockheim einen Vortrag über „Geſinnung
im Sport” — Der Geſangverein „Liederkranz” Obermoſſau hielt
einen Familienabend ab. Die zahlreichen Zuhörer kamen voll auf
ihre Rechnung, zeugte doch das Gebotene von einem erſtklaſſigen
Stimmenmaterial der Sänger und einer vorzüglichen Schulung
(Dirigent: J. Spatz=Unter=Moſſau).
As Erbach 31. Jan. Kriegsgräberfürſorge. Herr
Kreisſchulrat Gerbig eröffnete im Schulhaus zu Michelſtadt die
ordentliche Hauptverſammlung der Bezirksgruppe Erbach des
Volksbundes Deutſche Kriegsgräberfürſorge. Im Jahresbericht
wurde beſonders darauf hingewieſen, daß die Aufgabe der
Be=
zirksgruppen, wie des Volksbundes darin beſtehe, die Friedhöfe
in Feindesland würdig auszugeſtalten und einen Tag im Jahre
unſeren Gefallenen zu weihen, um das Gedächtnis an ſie lebendig
zu erhalten. Ferner iſt der Bund jederzeit bereit, Auskunft zu
erteilen, Lichtbilderherſtellen und Kränze an den Gräbern
nieder=
legen zu laſſen. Von den Jahreseinnahmen in Höhe, von etwa
4000 RM., die ſich aus Mitgliederbeiträgen und den
Sammlun=
gen zuſammenſetzen, wurden 3000 RM. nach Berlin und 500 RM
nach Darmſtadt überwieſen. Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von
einer Mark ſoll in dieſem Jahr beibehalten werden. Nach längeren
Verhandlungen iſt es nun endlich gelungen, den Friedhof Dun ſur
Menſe (30 Klm. nördlich von Verdun) in Verbindung mit den
Ortsgruppen Darmſtadt und Gießen in Patenſchaft zu
überneh=
men. Von Erbach wurden bereits 3000 RM. und von Darmſtadt
10 000 RM. zur Verfügung geſtellt. Gießen hat den Betrag von
6000 RM. bewilligt. Die Geſamtkoſten für den Aus= und
Erwei=
terungsbau des Friedhofs belaufen ſich auf etwa 40 000 RM.
D. Biblis. 1. Febr. Nachdem vor einiger Zeit hier ein Verein
der Neuhausbeſitzer gegründet wurde, iſt nunmehr ein
Althaus=
beſitzerverband zur Wahrung der wirtſchaftlichen Intereſſen der
Althausbeſitzer ins Leben gerufen worden. Zum 1. Vorſitzenden
des Vereins wurde Mich. Knell. Eiſenbahnbeamter i. R., gewählt.
Cm Wallerſtädten. 1 Febr. Unglücksfall. Milchhändler
Georg Viſosky, der täglich nach Mainz fährt, um dort Milch
aus=
zutragen, geriet heute früh dort unter ein fahrendes Auto und
erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung und Kopfverletzungen. Er
wurde in das Mainzer Krankenhaus eingeliefert.
4u. Groß=Gerau, 1. Febr. Wegen zahlreicher neuer
Grippe=
erkrankungen wurden die Volksſchule in Kelſterbach ſowie die
Realſchule in Rüſſelsheim vorläufig bis zum Samstag
geſchloſ=
ſen. Ein weiteres Anſteigen der Grippekrankenziffer wird aus
den Arbeiterwohngemeinden in Mörfelden und Walldorf berichtet.
— Der Reichstagsabgeordnete Pfarrer a. D. Münchmeyer war
vom Amtsgericht Groß=Gerau auf dem Wege des Strafbefehls
wegen tätlicher Beleidigung von Bahnbeamten in Rüſſelsheim
mit einer Geldſtrafe beſtraft worden. Gegen den Strafbefehl hatte
der Abgeordnete Einſpruch erhoben, ſo daß die Angelegenheit vor
dem Amtsgericht zur Verhandlung kommen mußte. Zum erſten
Verhandlungstermin war Pfarrer Münchmeyer nicht erſchienen.
Beim zweiten Termin lehnte Münchmeyer das Amtsgericht Groß=
Gerau als befangen ab, weil auf der Vorladung wiederholt der
Pfarrertitel, den er mit Recht führe gefehlt habe. Nunmehr hat
das Landgericht. Darmſtadt ſich mit der Angelegenheit befaßt.
Der Einſpruch Pfarrer Münchmeyers wurde abgelehnt.
Münch=
meyer ſollte ſich erneut vor dem Amtsgericht in Groß=Gerau
ver=
antworten. Da weder Pfarrer Münchmeyer noch ſein
Rechts=
anwalt zu dem für geſtern erneut angeſetzten Termin erſchien,
wurde der Einſpruch Münchmeyers gegen den Strafbefehl
ver=
worfen und der Angeklagte erneut in Strafe genommen ſowie zu
den Koſten des Gericht verurteilt.
Da. Egelsbach. 1. Febr. Der Gemeinderat genehmigte
die Verſicherung der Gemeindekaſſe und ihrer erforderlichen
Geld=
transporte gegen Beraubung. — Dem Erſuchen der Kom.
Landes=
bank und Heſſ. Girozentrale um Abtretung des Gemeinde=
Jagd=
erlöſes für rückſtändige Zinſen wird vom Gemeinderat nicht
zu=
geſtimmt. — Die Anträge des Allg. Deutſchen
Gewerkſchaftsbun=
des und des Kommuniſtiſchen Jugendverbandes um Gewährung
einer Winterbeihilfe werden genehimgt und der Verwaltung
auf=
gegeben. beim Heſſ. Miniſterium Mittel hierzu zu beantragen. —
Die Freiw. Feuerwehr bittet um Ueberlaſſung des Rathausſaales
zur Abhaltung von Verſammlungen, Inſtruktionsſtunden uſw.,
weil die Mitglieder nicht mehr in der Lage ſeien, Gaſthäuſer zu
beſuchen. Für das Jahr 1933 wird dieſem Wunſche entſprochen. —
In einem kreisamtlichen Schreiben werden die
Gemeinderatsmit=
glieder erneut an ihre Schweigepflicht über nichtöffentliche
Sitzungen erinnert, weil in letzter Zeit verſchiedenenorts
Ueber=
tretungen vorgekommen ſind. — Der Gemeinderat ſieht von einer
Einreichung von Arbeitsprojekten für das Sofortprogramm der
Regierung ab, weil die evtl. in Frage kommenden Herſtellungen
einen unwirtſchaftlichen Koſtenaufwand verurſachen würden;
hin=
gegen wurde beſchloſſen, gemeinſam mit der Gemeinde Erzhauſen
die Herſtellung der Heegbachufer im freiw. Arbeitsdienſt in die
Wege zu leiten.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 1. Febr. Vater und Mutter des
Tot=
ſchlags am 12jährigen Sohn angeklagt. Vor dem
Schwurgericht der Provinz Rheinheſſen wurde gegen ein Ehepaar
wegen Totſchlags an ihrem eigenen Kinde verhandelt. Es
han=
delt ſich um den 41jährigen Kolonialwarenhändler Karl
Ro=
wold und deſſen Frau, die im September v. Js. ſich mit der
Ab=
ſicht trugen, mit Rückſicht auf ihre ſchlechte wirtſchaftliche Lage —
der Pfandmeiſter war ſtändiger Gaſt und die Gläubiger ſehr
hart=
näckig — gemeinſam mit ihrem einzigen Kinde aus dem Leben zu
ſcheiden. Schwer wurde den arbeitſamen Eltern dieſer Entſchluß,
und immer wieder ſahen ſie davon ab, bis ſie in ihrer
Ver=
zweiflung keinen Ausweg mehr wußten. Nicht mehr im Vollbeſitz
ihrer geiſtigen Kräfte, öffneten ſie den Gashahn und ſahen dem
Ende in ſtumpfer Verzweiflung entgegen. Bewußtlos wurde am
anderen Tage die dreiköpfige Familie in den gasgefüllten
Räu=
men aufgefunden und ins Krankenhaus gebracht. Für die
geret=
teten Eltern war es ein ſchreckliches Erwachen, als ſie ihr einziges
Kind, einen blühenden, hübſchen 12jährigen Knaben, als Toten
wiederſahen. Es war ein erſchütterndes Bild, als der Ehemann die
furchtbaren ſeeliſchen und materiellen Leiden der Familie in den
letzten Wochen bis zur Tat ſchilderte. Die Frau war kaum in der
Lage, etwas auf die Anklage zu erwidern. Aus den
Zeugenaus=
ſagen ging mit Deutlichkeit hervor, daß die angeklagten Eheleute
äußerſt fleißig und das Familienleben ſehr glücklich war. Das
Gericht kam zu der Auffaſſung, daß darüber, ob die Angeklagten
im Augenblick der Ausführung der Tat zurechnungsfähig geweſen
ſeien, erhebliche Zweifel beſtänden und ſprach infolgedeſſen die
Angeklagten frei.
Bc. Mainz, 1. Febr. Die Grippeerkrankungen in
Mainz nehmen zu. Die Grippeerkrankungen in Mainz ſind
im Zunehmen begriffen. Während vor acht Tagen bei der
allge=
meinen Ortskrankenkaſſe 809 Pflichtverſicherte als arbeitsunfähig
gemeldet waren, iſt deren Zahl jetzt auf 959 geſtiegen. Von
die=
ſen 959 Arbeitsunfähigen ſind 67 Prozent als an Grippe erkrankt
gemeldet. Die grippeartigen Erkrankungen in den Schulen haben
größeren Umfang angenommen. Es wurden deshalb die
Volks=
ſchulen in den Vororten Bretzenheim und Amöneburg ſowie die
Marienſchule geſchloſſen, die insgeſamt 37 Klaſſen enthalten.
Außerdem ſind bis jetzt im ganzen noch 45 Einzelklaſſen aus
Volks= und höheren Schulen geſchloſſen worden.
Mainz, 1. Febr. Ein Veteran der Preſſe. In den
wohlverdienten Ruheſtand trat am 1. Februar d. J. nach über
45jähriger Berufstätigkeit, davon 26 Jahre am „Mainzer
An=
zeiger”, Redakteur Wilhelm Schneider in Mainz. Die
Wert=
ſchätzung, deren ſich Schneider in weiten Kreiſen bei Behörden,
Vereinen und Bevölkerung erfreut. fand u. a. Ausdruck in der
überaus großen Anzahl von Anerkennungen, die ihm bei ſeinem
Berufsjubiläum, zu Beginn, des vergangenen Jahres zugingen.
Schneider iſt gebürtiger Mainzer und hat durch ſeinen Humor
und treffenden Witz in heimiſcher Mundart ſchon vielen den
Kum=
mer und die Sorgen des Alltags erleichtern helfen. Während des
Weltkrieges, in dem er ſeinen einzigen Sohn als Fliegeroffizier
verlor, war er beſonders im vaterländiſchen Hilfsdienſt tätig und
wurde hierfür durch preußiſche, heſſiſche und öſterreichiſch=ungariſche
Ordensverleihungen ausgezeichnet. Wie er bei ſeinen
Berufsge=
noſſen geſchätzt wird, zeugt, daß er ſeit Gründung der Ortsgruppe
Mainz des Reichsverbandes der Deutſchen Preſſe deren
Vorſitzen=
der iſt.
Ine Feine Uläde hat mein Herr. defst hat en
eine Zigarette aufgestöbert, die nur g Pfg kostet, abev ein
Aromd hat, wie man es sonst nur bei Sodenannten Lukus-
Ziga=
retten Findet.
Dar Voltft
Die preisverte digaretteJur den Festtag.
Seite 8 — Nr. 33
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 2. Februar 1933
60. Geburkskag eines deutſchen Pioniers des Mokorfluges.
Das junge Paar beim Verlaſſen der Kirche.
In Tabarz in Thüringen fand die Hochzeit der Prinzeſſin Marianne, Tochter der Prinzeſſin
Friedrich Wilhelm von Preußen, mit dem Prinzen Wilhelm von Heſſen ſtatt. Die Braut iſt eine
Urenkelin der unvergeßlichen preußiſchen Königin Luiſe.
Am 3. Februar begeht in Hannover der Flugzeug=Konſtrukteur Karl Jatho ſeinen 60. Geburtstag,
der wohl als Erſter die Bedeutung des Benzinmotors für das Flugzeugweſen erkannt hat. Schon
1896 — im Todesjahr Lilienthals — begann er als 23jähriger mit der Konſtruktion eines großen
Drachenfliegers, eines Doppeldeckers. Mit dieſem „Nur=Flügel=Flugzeug, in das Jatho einen kleinen
Benzinmotor einbaute, gelangen ihm die erſten kleinen Flüge. 1911 baute Jatho den erſten
Stahl=
eindecker, mit dem mehrere Flugpreiſe gewonnen wurden. Jathos wichtigſte Erfindung iſt das
Prinzip des gegenläufigen Propellers, mit dem man heute, z. B. bei der „Do. X” gute Erfahrungen
gemacht hat. Jatho, der infolge ſeiner häufigen Stürze gelähmt iſt, hat das übliche Erfinder= und
Pionierſchickſal erlitten: Der finanzielle Erfolg blieb ihm bei ſeinen wertvollen Erfindungen
gänzlich verſagt.
Eine Urenkelin der Königin Luiſe hak geheirakel.
Der Hannoveraner
Karl Jatho.
Eines der erſten Flugzeuge Jathos.
Reia und Austand.
Die Grippe=Epidemie.
14 Todesopfer in Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Die Grippe=Epidemie
in Frankfurt iſt immer noch nicht im Abflauen
begriffen. Die Krankentransportwagen ſind
fort=
geſetzt unterwegs, um Grippekranke in die
Kran=
kenhäuſer zu bringen, in denen ſich jetzt rund
1200 Grippekranke befinden. Die Anforderungen,
die an die Aerzte und das Pflegeperſonal
ge=
ſtellt werden, ſind um ſo größer, als auch ein
großer Teil der Aerzte und des Perſonals von
der Grippe ergriffen worden iſt. Die Beſuche in
den Krankenhäuſern ſind jetzt gänzlich unterſagt
worden. Wenn bisher auch 14 Todesfälle zu
verzeichnen ſind, ſo kann bei der großen Zahl der
Erkrankungen doch nicht geſagt werden, daß in
dem bisher gutartigen Verlauf der
Grippe=
erkrankungen eine ungünſtige Wendung
einge=
treten wäre.
Ausbreitung der Grippe=Epidemie
im Rhein=Lahngebiet.
Oberlahnſtein. In den letzten beiden
Tagen hat ſich hier die Grippe=Epidemie ſo ſtark
ausgebreitet, daß verſchiedene Schulen
geſchloſ=
ſen werden mußten. Nachdem in Oberlahnſtein
bereits am Montag das Gymnaſium ſeinen
Un=
terricht für eine Woche unterbrochen hat,
muß=
ten Dienstag vormittag auch die beiden
Volks=
ſchulen geſchloſſen werden, da die zahlreichen
Er=
krankungen innerhalb der Lehrerſchaft und unter
den Schulkindern die Aufrechterhaltung des
Un=
terrichts unmöglich machten. Auch in Braubach
iſt vorgeſtern morgen die Volksſchule geſchloſſen
worden. In Niederlahnſtein ſind von 620
Schul=
kindern 260 an Grippe erkrankt. Es iſt bereits
der Antrag auf Schließung des Unterrichts
ge=
ſtellt worden.
Weitere Zunahme der Grippe=Erkrankungen
in Berlin.
Berlin. Der vorgeſtrige Tag brachte ein
erhebliches Anſchwellen der Grippeerkrankungen
in Berlin. Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe
meldete vorgeſtern 572 Zugänge, gegen 393 am
Tage vorher und rund 50 zu Beginn des Monats
Januar. Eine größere Anzahl von Schulklaſſen
in den verſchiedenen Bezirken — zurzeit im
ganzen 39 — mußte geſchloſſen werden.
Guſtav Lilienkhal †.
Berlin. Mitten in der Arbeit an ſeinem
Flugzeugmodell, dem er ſich ſchon ſeit Jahren
widmete, iſt Guſtav Lilienthal, der Bruder des
Altmeiſters Otto Lilienthal, im Alter von
84 Jahren in einer Halle der Deutſchen
Verſuchs=
anſtalt für Luftfahrt in Adlershof an den
Fol=
gen eines Herzſchlages geſtorben. Als Sohn eines
Kaufmanns in Anklam geboren, ſchlug er die
Baumeiſterlaufbahn ein. Gemeinſam mit ſeinem
Bruder ſchuf er die Grundlagen der heutigen
Fliegerei. Sein Hauptziel war die Ausnutzung
des Windes zum Segelflug. Als die Verſuche
mißglückten, zog er ſich für längere Zeit zurück.
1910 machte er die für die Entwicklung des
Motorfluges bedeutendſte Entdeckung, das
Trag=
flächenprofil, mit ſtark verdickter Vorderkante,
die günſtigſte Eigenſchaften beſitzen. Spät
wid=
mete ſich Lilienthal der Erforſchung des
Vogel=
fluges, und dieſe Idee verfolgte er bis zu ſeinem
Tode.
Geheimrat Dr. Halm †.
München. Eine im ganzen deutſchen
Kunſt=
leben bekannte Perſönlichkeit, der langjährige
Leiter des Bayeriſchen Nationalmuſeums,
Ge=
heimrat Dr. Karl Halm, iſt am Mittwoch in
einer Münchener Klinik im Alter von 66 Jahren
geſtorben. Er war Mitglied der Tagung für
Denkmalspflege, referierendes Mitglied für
Süddeutſchland der Notgemeinſchaft der
deut=
ſchen Wiſſenſchaften und Vorſitzender des
Ver=
eins für Heimatſchutz. Von 1916 bis 1931 war
er Direktor des Bayeriſchen Nationalmuſeums.
Das erſte Bild von dem Bombardemenk auf Schanhaikwan.
Blick auf das Trümmerfeld, in das die Stadt durch die Schlacht verwandelt wurde.
Bei dem Sturm auf Schanhaikwan, an der großen chineſiſchen Mauer, legten die Japaner durch
Artillerie=Feuer und Bombenflugzeuge die Stadt gänzlich in Schutt und Aſche. Glücklicherweiſe
beſchränkten ſich bisher die Aktionen dieſes neuen „Krieges im Frieden” auf die Einnahme der
kleinen Grenzſtadt. Aber jederzeit kann der weiterglimmende Funke das Pulverfaß im Fernen Oſten
zu neuer furchtbarer Entladung bringen.
ein gtoßer Lig für Die Beutſce Kolome m Kanb.
(Eigenbericht des „Darmſtädter Tagblatt”).
Der Schulkreuzer „Köln” Mitte Januar
einige Tage in Alexandria vor Anker. Nach
Beſuch der dortigen Kolonie großer
Empfangs=
abend des Kommandanten und der Offiziere
beim deutſchen Geſandten Kairo. An die
hun=
dert Perſonen, mit den Vertretern der deutſchen
Kolonie und der geladenen Aegypter, darunter
der Oberbefehlshaber der ägyptiſchen Armee. Es
glänzte und prangte nur ſo von Orden und
Ehrenabzeichen aller Art an dieſem offiziellen
Begrüßungsabend.
Tags darauf Feſtabend für die Beſatzung in
Shepherds Hotel, von der deutſchen Kolonie
veranſtaltet. Welche Vorbereitungstage!
Zu=
mal für die Damenwelt! War da eine, die nicht
in neuer Seide auftauchte, ein Mann, der nicht
vorher ſchwer geblutet hätte, um dann, nun, um
dann Zuſchauer ſeines Lebens, d. h. ſeiner eignen
Tänze zu ſein. Doch trotz allem, der Abend, die
Mitternacht und der Morgen waren herrlich.
Jedem deutſchen Offizier und Kadetten wurde
beim Eintritt ein ſchmuckes Käſtchen
ägypti=
ſcher Zigaretten nebſt Freibonds überreicht. Die
Teilnehmerzahl überſchritt 600. An die einzelnen
Tiſche waren je 2 Mann von der Beſatzung als
Buketts des Feſtes verteilt. Punkt 10 Uhr ſtieg
das Hoch auf König Fuad von Aegypten,
ägyp=
tiſche Nationalhymne durch die Muſik; 10.15 Uhr
das auf Präſident Hindenburg, vom Komman=
danten des Kreuzers ausgebracht. Schneidig
wa=
ren ſeine Worte, nicht im ä=ä=Ton; hervorhebend,
daß die Marine ganz beſonders die Beziehungen
zwiſchen Heimat= und Auslandsdeutſchen feſter
knüpfe und wach halte. Seine Ueberzeugung
vom neuen Vorwärts des deutſchen Volkes
be=
kräftigte unſere Nationalhymne. Bald darauf
erſchloß ein Wiener Walzer die erſehnten
Tanz=
freuden, denen jedoch erſt die Stunden nach dem
leckeren Büfett, d. h. nach 12 Uhr, der überſetzte
Tanzſaal mehr Freiheit gewährte. Ein in der
Tat erhebendes Bild, die jugendfriſchen
Korn=
blumen allenthalben im Saal aufblühen zu
ſehen, Ausland und Heimat wie von geſtern
vereint.
Nächſten Tag beſuchte Kommandant
Schnie=
wind auch unſere vor drei Jahren gegründete
deutſche Realſchule, leider noch in einem
Miets=
haus untergebracht. Aber als ob ſich ſeine dort
geäußerten Wünſche ſogleich erfüllen ſollten, iſt
es bei den nun ſchon ſeit ſechs Jahren mit den
Engländern geführten Verhandlungen
ausge=
rechnet dieſe Woche erreicht worden, daß der
deutſchen Kolonie ihre alte Schule nebſt
Pfarr=
haus und Kirche noch in dieſem Herbſt
zurück=
erſtattet wird. Damit haben die Deutſchen ihren
vor dem Krieg ſchwer errungenen Mutterboden
in Kairo, zum Segen ihrer Jugend wie auch dem
der Aegypter, wieder in eigenem Beſitz.
Laſtkraftwagen ſamt Chauffeur vermißt.
Frankfurt a. M. Wie das
Polizeiprä=
ſidium mitteilt, wird ſeit dem 24. Januar d. J.
der Chauffeur Fritz Finkenwerder, wohnhaft in
Hannover, mit dem Laſtkraftwagen I S 27 076
unterwegs, vermißt. Auf dem Auto befinden ſich
ſechs Eiſenfäſſer mit Chemikalien, die für die
Sprengſtoffabrikation verwendet werden, im
Werte von 2700 RM., die für eine Firma in
Bomlitz bei Walsrode (Hannover) beſtimmt
waren, Ferner befanden ſich noch 62 Koli
Sam=
melgut (2869 Kilogr.), im Werte von 10 000
Reichsmark, für die Firma Bäte, Spedition in
Hannover, auf dem Wagen. Finkenwerder ſollte
am 25. Januar in Hannover eintreffen, bis jetzt
fehlt jedoch von ihm jede Spur. Trotz
eingehen=
der Recherchen konnten Finkenwerder und ſein
Wagen nicht ermittelt werden.
Mord und Brandſtiftung in Niederbayern.
Eggenfelden (Niederbayern). Im
be=
nachbarten Mooshan ſtand am Mittwoch früh
das Anweſen des Krämers Gottfried Hofweber
in Flammen. Bei den Löſcharbeiten fand man
Hofweber ermordet in ſeinem Schlafzimmer auf.
Er var durch Hiebe, vermutlich mit einer Hacke,
auf en Koof, in beſtialiſcher Weiſe getötet
wor=
den. Im Laufe der letzten Monate waren
42 Einbrüche in die Krämerei verübt worden.
Eiſenbahnerſtreik in Alſter.
Nokzug enkgleiſt. — Zwei Toke
und mehrere Verletzte.
Belfaſt, 1. Februar.
Ein ſchweres Eiſenbähnunglück ereignete ſich
heute auf der Strecke Dublin-Belfaſt. Ein trotz
des Streiks mit unzureichendem Perſonal von
Dublin abgelaſſener Notzug entgleiſte unweit
von Dundalk und ſtürzte den Bahndamm
hinun=
ter. Dabei wurden zwei als Schaffner den Zug
begleitende Arbeitswillige getötet, der
Lokomo=
tivführer des Zuges und ein Heizer ſchwer
ver=
letzt. Auch drei der in dem Zug befindlichen
zehn Paſſagiere trugen erhebliche Verletzungen
davon. Man vermutet, daß das Unglück auf ein
Attentat zurückzuführen iſt, das wahrſcheinlich
mit dem Eiſenbahnerſtreik im Zuſammenhang
ſteht, doch iſt =Beſtimmtes hierüber bisher noch
nicht bekannt. Eine ſtrenge Unterſuchung iſt
ein=
geleitet. Die Telephon= und
Tekegraphenlei=
tungen auf der Strecke Dublin—Belfaſt ſind im
Laufe der Nacht von unbekannten Tätern
durch=
ſchnitten worden.
Dienſtmädchen beim Fluchtverſuch
erſchoſſen.
Stuttgart. Ein etwa 25 Jahre altes
Dienſtmädchen aus dem Oberamt Tübingen, das
wegen Diebſtahls zu fünf Monaten Gefängnis
verurteilt worden war, wurde auf dem Wege
zum Amtsgericht in Cannſtadt, wohin es zur
Verbüßung ſeiner Strafe gebracht werden ſollte,
bei einem Fluchtverſuch von dem das Mädchen
begleitenden Polizeiwachtmeiſter erſchoſſen. Der
Wachtmeiſter machte das Mädchen unmittelbar
nach dem Verlaſſen des Krankenhauſes beſonders
darauf aufmerkſam, daß er bei einem etwaigen
Fluchtverſuch von ſeiner Waffe Gebrauch machen
werde. Trotzdem verſuchte das Dienſtmädchen zu
entkommen. Der Beamte ſchoß und traf, die
Flüchtende in den Kopf. Sie war ſofort tot.
Gegen den Wachtmeiſter war vor einiger Zeit
ein Verfahren wegen fahrläſſiger
Gefangenen=
befreiung eingeleitet worden, woraus ſich
viel=
leicht ſeine übereilte Handlung erklären laſſen
dürfte.
Blukkat in der Bahnmeiſterei
in Wilhelmsburg.
Harburg=Wilhelmsburg. Im
Bahn=
meiſtereigebäude an der Parallelſtraße in
Wil=
helmsburg erſchien am Mittwoch früh ein bis
jetzt noch unbekannter Mann, von dem man
an=
nimt, daß es ein früher dort beſchäftigt
gewe=
ſener Bahnbeamter iſt, und gab auf die beiden
dienſttuenden Beamten Revolverſchüſſe ab, durch
die der eine Beamte ſofort getötet, der andere
ſchwer verletzt wurde. Nach der Tat brachte der
Eindringling ſich einen Kopfſchuß bei. Er wurde
ſchwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die
Beweggründe zur Tat ſind nicht bekannt. Es ſoll
ſich jedoch um einen Racheakt des Täters
han=
deln, der ebenſo wie ſeine Opfer Angeſtellter der
Reichsbahn iſt. Bahnbeamte, die zufällig in der
Nähe des Tatortes waren, wollen gehört haben,
wie der Täter beim Betreten des
Bahnmeiſter=
hauſes mit lauter Stimme rief: „So, nun
wol=
len wir mal abrechnen!‟ Der Getötete iſt der
Bahnbeamte Hans Haſſe. Der Name des
Tä=
ters iſt Alex Aſt, der des Schwerverletzten
Her=
mann Frank.
Der holländiſche Dampfer wieder flott.
Koblenz. Wie die
Rheinſtrombauverwal=
tung mitteilt, reicht die obere Grenze der
Eis=
verſetzung oberhalb der Loreley noch bis
Trech=
tinghauſen. Die Eisbrecherarbeiten am unteren
Ende wurden vorgeſtern mit den beiden
Eis=
brechern der Rheinſtrombauverwaltung
fortge=
ſetzt. Der vom Eis eingeſchloſſene holländiſche
Güterdampfer wurde um 15.15 Uhr befreit und
liegt jetzt im ſtaatlichen Sicherheitshafen an der
Loreley vor Anker. Das Eistreiben hat
nach=
gelaſſen, ebenſo auf den Nebenflüſſen
Donnerstag, 2. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 33 — Seite 9
Die Tragik des iriſchen Schickſals.
Die Spalkung zwiſchen Nord und Süd. — Hinker den Kuliſſen der iriſchen Freiheitsbewegung.
Jriſche Frauen im Freiheitskampf und auf den Barrikaden.
* Zriſche Skädke.
Von Franz Fromme.
Der deutſche Reiſende, der Irland beſucht, pflegt meiſt in
Gal=
way zu landen, ſchon aus Gründen der Bequemlichkeit. Seitdem
der Norddeutſche Lloyd — im Jahre 1926 — ſeine Amerikadampfer
dieſen Hafen, die iriſche Weſtküſte, anlaufen läßt und die Hapag
ſeinem Beiſpiel folgte, iſt die Fahrt von Deutſchland nach Irland
zu einem angenehmen Aufenthalt auf großen Dampfern
gewor=
den, die einem die Durchrüttelung und den Ruß der
Eiſenbahn=
fahrt erſparen und uns die iriſche Küſte zunächſt in ihrer
land=
ſchaftlichen Schönheit zeigen.
In Galway tritt einem aber die Tragik des iriſchen
Schick=
ſals entgegen: Begünſtigung durch die Natur, Zerrüttung durch
die Geſchichte. Galway iſt einer der am günſtigſten gelegenen
Häfen Europas. Keine nordeuropäiſche Stadt liegt Amerika ſo
nahe. Aber welches Verfalls wird man anſichtig, wenn man die
Innenſtadt betritt! In den grauen, engen Straßen ſtehn zwiſchen
den Wohnungen traurige Ruinen aus neuer Zeit, Häuſer ohne
Dächer, Mauern, auf denen das Gras wächſt, Fenſter, aus denen
troſtloſe Leere gähnt. Nur wenige Schiffe ſieht man im Hafen
und auf der Reede. Einſt, in der Blütezeit Spaniens, eine
leb=
hafte Hafenſtadt, iſt Galway ſeit Jahrhunderten von der alten
Höhe geſunken, eine Folge britiſcher Politik. Wenn der
Luftver=
kehr zwiſchen Europa und Amerika regelmäßig wird, iſt ein neuer
Aufſchwung für die Stadt zu hoffen. Freundlich im Grünen liegen
ſeine Vororte, und wer ſich noch eine Sommerfriſche nach
eng=
liſchem Zuſchnitt leiſten kann, hat nicht weit nach den maleriſchen
Küſtenlandſchaften von Connemara. Wer aber Land und Leute
kennen lernen will und mit ſeinen Mitteln haushalten muß, der
tut am beſten, oſtwärts nach Dublin zu fahren, billiger und
ge=
nußreicher mit Autobuſſen als mit der Eiſenbahn.
Mehr noch als früher hat ſich das Leben Irlands auf dieſe
Hauptſtadt verdichtet, Politik und Wirtſchaft, Kunſt und
Wiſſen=
ſchaft, Sport und Vergnügen. Das Tempo iſt gemäßigter als in
deutſchen Großſtädten. Wohl laſſen die Verkehrsmittel nichts zu
wünſchen übrig; die Elektriſchen fahren häufig und raſch, und
Autobuſſe gibt es in faſt unüberſehbarer Zahl; dabei iſt das
Fah=
ren billig, ſchon für einen Penny (6 Pfg.) kann man eine
anſehn=
liche Teilſtrecke zurücklegen. Aber der Pulsſchlag des Lebens iſt
nicht ſo haſtig wie bei uns. Er hat etwas von neapolitaniſchem
„Dolce far niente‟. Liegt es am milden Golfſtromklima, am
eigen=
artigen Menſchenſchlag, an der katholiſchen Religion — der Ire
des Südens hat nicht den Bienenfleiß des Norddeutſchen, nicht die
Betriebſamkeit des Schweizers, nicht die Dollarſucht des
Nord=
amerikaners. Gern gibt er ſich einem beſchaulichen Leben hin.
Die große Zahl der Kirchen und Klöſter legt Zeugnis dafür ab.
Aber ſo beſchaulich einen das Dubliner Leben auch anmuten
mag, mit den Männern, die an den Kais des Liffey ſtehen und
plaudern, als wäre hier Santa Lucia, mit den unzähligen
Kin=
dern, die auf der Straße ſpielen — leicht kann ſich die Szene
än=
dern. Ein gewöhnlicher Bierwagen kommt gefahren, völlig leer,
hält mitten auf einem Platz und wird plötzlich die Plattform
für Volksredner und =rednerinnen, um die ſich die Menge ſchart.
Und da bricht aus dieſem unbekümmerten Volk etwas hervor, das
ihm der Fremde zunächſt nicht anſieht: Haß, unbändiger Haß gegen
England, den uralten Unterdrücker. Dieſer Haß wird von alt und
jung, hoch und niedrig geteilt. Da ſteht die junge Tochter des
Arbeiterführer neben der greiſen Schweſter des Feldmarſchalls
French; beide predigen den Boykott britiſcher Waren: Kauft keine
engliſchen Stoffe ſür eure Kleidung, kauft iriſche Erzeugniſſe!
Kauft keine engliſchen Kohlen, kauft deutſche Kohlen! Geht in kein
Kino, das noch engliſche Filme gibt und euch das Bild des
bri=
tiſchen Königs zeigt!
Frauen haben in der iriſchen Freiheitsbewegung von jeher
eine große Rolle geſpielt. Iſt man bei echten Iren zu Gaſt, ſo hat
die Hälfte aller Anweſenden wegen ihrer Ueberzeugung in den
Kerkern Englands und ſeiner Helfershelfer geſchmachtet —
beſon=
ders die Frauen. Sie haben nicht nur Reden gehalten und
ver=
botene Schriften verteilt oder verſteckt, ſie haben in den
ununter=
brochenen Kämpfen von 1916 bis 1923 Waffen verborgen,
Mu=
nition getragen und ſelbſt auf den Barrikaden gekämpft. Eine der
Führerinnen der Dubliner Oſtererhebung (1916) war Conſtance
Gore=Booth, eine angloiriſche Adlige, gewöhnlich nach ihrem
Gat=
ten die Gräfin Markiewicz genannt. Sie wurde mit rauchendem
Revolver von den Engländern gefangen genommen und wohl nur
deswegs geſchont, weil England um die Hinrichtung von Miß
Cavell durch die Deutſchen ſo viel Geſchrei gemacht hatte und nun
nicht gut dasſelbe tun konnte, was es den Deutſchen vorgeworfen
hatte: eine Frau hinrichten!
Bekanntlich genügt der Freiſtaat, den das britiſche Imperium
1922 den Iren zugeſtand, der Mehrheit des iriſchen Volkes noch
nicht. Die jetzige iriſche Regierung unter De Valera verweigert
dem britiſchen König den Eid und den engliſchen
Großgrund=
beſitzern die Jahreszahlungen, weil England das iriſche Land
einſtmals den iriſchen Clans mit Gewalt weggenommen hat. Der
Kampf um die Freiheit, an den es in Dublin, ſo viele
Erinne=
rungen in Wort und Bild, in Sang und Sage gibt, wird heute mit
wirtſchaftlichen Waffen ausgetragen, mit Boykott und Zoll,
über=
all in den 26 Grafſchaften, aus denen der iriſche Freiſtaat beſteht.
Sechs iriſche Grafſchaften im Nordoſten aber gehören ja nicht
dazu. Sie bilden einen Sonderſtaat, der in engerer Verbindung
mit England geblieben iſt: wenn man die Grenze, zwiſchen den
beiden iriſchen Staatsgebilden überſchreitet, findet eine Zoll= und
Paßreviſion ſtatt. Aber von dieſen ſechs Grafſchaften Ulſters
wün=
ſchen zwei den Anſchluß an den iriſchen Hauptſtaat, weil ſie wie
dieſer überwiegend katholiſch ſind. In den übrigen vier iſt die
Mehrheit proteſtantiſch.
Belfaſt, die Hauptſtadt dieſes britiſchen Sonderſtaates, hat
auch ein ganz anderes, moderneres, nüchterneres Geſicht als das
beſchauliche, poetiſche Dublin; es iſt raſch gewachſen, von einem
Dorfe zu einer Großſtadt mit vielſtöckigen Geſchäftshäuſen.
Tex=
tilinduſtrie und Schiffbau häuften hier im Laufe eines Jahrhun=
derts faſt eine halbe Million Menſchen an, und während im
ſüd=
lichen Irland ein ſtarker Kleinbürgerſtand vermittelnd zwiſchen
Wohlhabenden und Proletariern ſteht, ſind hier in Belfaſt die
Ge=
genſätze zwiſchen arm und reich ſchroffer. Die Weltkriſis hat dieſe
Stadt beſonders hart getroffen. Die großen Werften, die einſt
Ozeanrieſen wie die „Titanic” bauten, liegen ſtill und ſuchen einen
Reſt von Arbeitern mit Reparaturen zu beſchäftigen. Die Unzu=
friedenheit wächſt und macht ſich, wie im Oktober vorigen Jahres,
in Aus= und Aufſtänden ſtürmiſch Luft.
Ohne Zweifel würde ſich die wirtſchaftliche Lage Nordirlands
beſſern, wenn der natürliche Zuſammenhang mit dem übrigen
Ir=
land nicht durch die Zoll= und Staatsgrenze zwiſchen Nord und
Süd zerſchnitten würde. Aber die Proteſtanten, die in Nordirland
die Mehrheit bilden, wollen nicht in die Minderheit kommen (was
bei einem Aufgehen dieſer ſechs Grafſchaften in den übrigen 26
geſchehen würde). Auch würde Belfaſt, jetzt eine ſtolze Hauptſtadt,
die kürzlich von England mit dem Prachtbau des
Regierungs=
palaſtes Stormont beſchenkt wurde, ſich dem älteren und
berühm=
teren, aber minder bevölkerten Dublin wohl ſchwerlich
unter=
ordnen; es will Hauptſtadt bleiben. Vor allem wird England
nicht darein willigen, die beiden Teile Irlands zu einem
unab=
hängigen Geſamtſtaat zuſammenzuſchließen. Es wird alles. tun,
was den nordiſchen Sondergeiſt in ſeiner Eigenart fördert, vor
allem ſeinen Proteſtantismus, der vielleicht auch mit der mehr
nordiſchen Raſſe der eingewanderten Bevölkerung zuſammenhängt.
Sport, Sptel und Jucnen
Um die Handball=Bezirksmeiſterſchaft.
Sb. 98 Darmſtadt — V. ſ. R. Schwanheim.
Als letztes Spiel um die Bezirksmeiſterſchaft kommt am
be=
vorſtehenden Sonntag das Rückſpiel der 98er gegen VfR.
Schwan=
heim zum Austrag. Für die Feſtſtellung der beiden Vertreter
des Bezirks Main=Heſſen bei den Süddeutſchen Endſpielen hat
das Treffen zwiſchen Heſſen= und Mainmeiſter keine Bedeutung
mehr, da die Wiesbadener durch ihre am Vorſonntag erlittene
Niederlage gegen SV. 98 ausgeſchaltet ſind und ſomit feſtſteht,
daß die 98er und der VfR. Schwanheim den Bezirk Main=Heſſen
bei den ſüddeutſchen Endſpielen vertreten. Trotzdem iſt die
Be=
gegnung der 98er mit dem Mainmeiſter von großem Intereſſe.
Die Darmſtädter haben nämlich nicht nur die im Vorſpiel in
Schwanheim erlittene 4:5=Niederlage wettzumachen, ſondern auch
den Bezirksmeiſtertitel zu verteidigen. In den bisher
ausgetra=
genen 3 Spielen haben beide Mannſchaften je zwei Siege und
eine Niederlage zu verzeichnen, ſie ſind alſo mit je 4 Punkten
punktgleich. Der Sieger des Sonntags iſt alſo Bezirksmeiſter,
während ein Unentſchieden die Bezirksmeiſterſchaftsfrage nicht
löſen würde. Den 98ern liegt viel daran, ihren Titel erfolgreich
zu verteidigen. Dies iſt auch ohne weiteres verſtändlich, wenn
man bedenkt, daß ſich in den letzten 8 Jahren die
Sportvereins=
elf nicht weniger als 7mal die Würde eines Bezirksmeiſters
er=
kämpft hat: Man will daher ſich jetzt zum 8. Male dieſen Titel
ſichern. Daß dies gegen den kampftüchtigen Mainmeiſter keine
leichte Aufgabe ſein wird, weiß man in Darmſtadt zur Genüge
Die Schwanheimer Elf iſt ehrgeizig genug, auch in Darmſtadt
die Meiſterehren holen zu wollen. Man wird alſo damit rechnen
können, daß das Schlußſpiel Heſſen= gegen Mainmeiſter ſich zu
einem hartnäckigen, ſpieleriſch ausgeglichenen Kampf um die
Punkte geſtalten wird. — Spielbeginn 2,30 Uhr.
Winkerrunde der Darmſtädker Schwimmer.
Am Dienstag abend wurde erſtmalig die Darmſtädter
Win=
terrunde im Schwimmen eröffnet. Die Halle war gut beſucht,
ein Zeichen, daß für dieſe Veranſtaltung Intereſſe vorhanden iſt.
Am Start waren insgeſamt 88 Schwimmerinnen und
Schwim=
mer, leider fehlte die Mannſchaft des Polizei=SV., die wegen
Alarmbereitſchaft vom Start fernbleiben mußte. Die
Veranſtal=
tung brachte durchweg ſpannende Wettkämpfe, denen Zuſchauer
und Mitwirkende mit großer Begeiſterung folgten. Der Anfang
dieſer neuartigen Veranſtaltung iſt alſo gemacht, das Intereſſe
dürfte ſich nach dem Erfolg des erſten Abends ohne Zweifel noch
ſteigern.
Eingeleitet wurde das Programm mit einem 400=Meter=
Kraulſchwimmen der Klaſſe I. Am Start waren: Wolfholz,
Weicker. Jung=Deutſchland (Malleute, das heißt ohne Vorgabe),
Reſch, Schmalbach, Rot=Weiß (4. Sek. Vorgabe), Treuſch, Schuſter
Tgſ. 75 (12 Sek. Vorgabe), Schneider, Markwart, Tgde. 46 (20
Sek. Vorgabe). Das Rennen wurde in zwei Läufen
ausgetra=
gen, von denen der zweite bedeutend ſchneller war. Schuſter und
Treuſch. Tgſ., ſchwammen in gleichmäßigem Stile ein taktiſch
gutes Rennen und ließen ſich von ihren Verfolgern nicht
ſchla=
gen. Die Schwimmer kamen in folgender Reihenfolge an das
Ziel: 1. Schuſter, 2. Treuſch, 3. Weicker, 4. Wolfholz, 5.
Schmal=
bach, 6. Markwart, 7. Reſch. 8. Schneider.
Alsdann folgte eine 10X50=Meter=Bruſtſtaffel der Klaſſe II.
Am Start: Jung=Deutſchland 2. Mſch. (Malmannſchaft),
Reichs=
bahn und Deutſche Jugendkraft (je 15 Sek. Vorgabe), Tv.
Ar=
heilgen (20. Sek. Vorgabe), Tv. Beſſungen (25. Sek. Vorgabe).
Auch hier ſpannende Wettkämpfe. Jung=Deutſchland holt bald
auf und gewinnt ſicher das Rennen. Es folgen alsdann
Jugend=
kraft, Arheilgen. Tv. Beſſungen und Reichsbahn.
Die 6X50=Meter=Bruſtſtaffel der Damen ſah nur 3
Mann=
ſchaften am Start, und zwar Jung=Deutſchland 1. Mſch. (
Mal=
mannſchaft) Tgde. 1846 (9 Sek. Vorgabe), Jung=Deutſchland
2. Mſch. (12 Sek. Vorgabe). Die beiden Jung=
Deutſchlandmann=
ſchaften ſiegten vor den Damen der Turngemeinde, die in ihren
Reihen zum Teil ſehr gute Einzelkräfte hatten.
Der Abſchluß des Abends ſah die I. Klaſſe in der 10X50=
Meter=Bruſtſtaffel im Wettſtreit. Am Start: Jung=Deutſchland
(Malmannſchaft) Rot=Weiß (5 Sek. Vorgabe), Tgſ. 1875 (15
Sek. Vorgabe), Tgde 1846 (25 Sek. Vorgabe). Sieger wurde
Jung=Deutſchland. Einen recht ſpannenden Kampf gab es
zwi=
ſchen Rot=Weiß und Tgde. 1846. Rot=Weiß holte ſtark auf, der
Schlußmann der Tgde, konnte jedoch die Vorgabe bis auf 1 Sek.
noch halten. Tgſ. lag zurück.
Der nächſte Wettkampfabend iſt am kommenden Montag,
abends von 8.30 bis 9.30 Uhr. Das Programm teilen wir
noch mit.
Akademiſche Weltwinkerſpiele.
In Bardonecchia nahmen die 3. Akademiſchen
Welt=
winterſpiele ohne deutſche Beteiligung ihren Anfang. Im erſten
Eishockey=Wettſpiel ſiegte Ungarn gegen Italien mit 1:0.
Das einzige Tor des Tages fiel im letzten Drittel. Der über eine
Strecke von 2,8 Kilometer, mit 630 Meter Höhenunterſchied,
aus=
getragene Abfahrtslauf ſah drei Italiener in Front, und
zwar Orletti in 2:04,2, vor Guarnieri (2:15.4), Cobjanchi (2:16)
und dem Engländer Mc. Laren (2:23,8). Im Geſamtklaſſement
der Nationen führt Italien nach dem erſten Tage mit 15
Punk=
ten. vor England mit 3, der Schweiz mit 2 und Ungarn mit
1 Punkt.
Beim Training zum Bobrennen, ereignete ſich ein bös
ausſehender Unfall. Ein franzöſiſcher Bob flog im 80=
Kilo=
meter=Tempo aus der Kurve, doch kamen die Inſaſſen ohne
nen=
nenswerte Verletzungen davon.
Fußball.
Sport=Club Hota—FSV. 1930 Jugenheim.
Heute Donnerstag, 15 Uhr, ſteigt dieſes Freundſchaftsſpiel
auf dem Stadion. Die Elf des FSV. Jugenheim iſt in
Darm=
ſtadt nicht unbekannt und ein fairer Kampf iſt zu erwarten.
Geſchäftliches.
Die weltbekannte Firma „Herbaria=
Kräu=
terparadies” Philippsburg, G. m. b. H., in
Philipps=
burg (Baden), ſtellt ſchon ſeit vielen Jahren Kräuterheilmittel
als Spezialität her, die ſchon lange als Philippsburger „
Her=
baria”=Kräutertees Weltruf beſitzen. (Siehe Anzeige.)
Wie ſchützt man ſich vor Grippe. Atmen Sie
draußen nur durch die Naſe, und nicht durch den Mund!
Vermei=
den Sie ſo gut als möglich Orte, wo viele Perſonen beiſammen
ſind! Läßt ſich das nicht verhindern, ſchützen Sie ſich dann und
nehmen Sie einige Wybert=Paſtillen in den Mund. Sie wirken
wie gurgeln. Kinder ſind immer leichtſinnig im Umgang mit
anderen Kindern. Schützen Sie deshalb Ihre Kleinen. Verbieten
Sie ihnen, ſolange die Grippe herrſcht, den Umgang mit anderen
Kindern und geben Sie ihnen immer bevor ſie das Haus
ver=
laſſen einige Wybert in den Mund. Dadurch werden die Naſen=
und Rachenſchleimhäute geſchützt. Wybert beugt wirkſam vor.
„Sichtbare und unſichtbare Krampfadern”,
Beinbeſchwerden aller Art und Verſchönerung der Beinform, ſo
lautet das Thema, über welches die Grazianaſchweſter im
Auf=
trage der Thalyſia=Werke, Leipzig § 3, am Freitag, den 3. Febr.,
im Reſtaurant Kaiſerſaal, Weißer Saal, Grafenſtraße
nachwit=
tags 4 und abends 8 Uhr, je einen Lichtbildervortrag bei freiem
Eintritt abhalten wird. (Siehe Anzeige.)
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 2. Februar
15.30: Stunde der Jugend: Anna Pawlowa. Aus dem Leben eier
großen Tänzerin. — Fahrtgenoſſen.
17.00: München: Nachmittagskonzert, Kammerquartett Anny
Roſen=
berger.
18.25: Zeitfragen.
18.50: Dr. Schiffler: Jungakademiſche Berufsnot und Selbſthilfe,
19.20: Prof. Dr. Behrmamn: Neues aus aller Welt.
19.30: Zither und Gitarre. Ausf.: F. Mühlhölz München.
20.10: Wird noch bekanntgegeben.
22.00: Die neueſten Schallplatten.
22.20: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 2. Februar
9.00: Stuttgart: Schulfunk: So ſmgt man in Schwaben.
10.10: Schulfunk: Fahrten durch die Sibiriſche Steppe,
15.00: Muſikaliſche Kinderſtunde.
15.45: Franz Heſſel: Der Verdächtige.
16.00: Pfarrer Abramoyk: Kinder aus zerrütteten Ehen.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.10: Viertelſtunde Funktechnik.
17.30: Tägliches Hauskonzert: Mozartlieder.
18.00: Prof. Dr. Hahm: Form und Farbe im Alltag.
18.30: Collegium muſicum. Aus der frühromantiſchen Oper: Otto
Nicolai. Einführung: Prof. Kruſe. Annina Colombara
(Sopran).
19.00: Dr. Günther: Deutſch für Deutſche.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Oberförſter Hauſſendorff: Allgemeine waldwirtſchaftliche
Fragen.
19.55: Worte zur Winterhilfe.
20.10: Kopenhagen: Europäiſches Konzert.
21.15: München: Der Dom zu Unſerer lieben Frau, Hörbiſd.
22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Berlm: Bunter Abend.
Wekkerbericht.
Das kräftige Tiefdruckgebiet wandert nach Skandinavien
wei=
ter und bringt an ſeiner ſüdlichen Seite unter lebhaften Winden
ozeaniſche Luft nach dem Feſtland, die veränderliches und
regne=
riſches Wetter bringt. An der Rückſeite ſtrömt etwas kühlere,
maritim=polare Luft nach.
Ausſichten für Donnerstag: „Veränderlich und zeitweife
Nieder=
ſchläge, wechſelnd bewölkt, aufklarend.
Ausſichten für Freitag: Unbeſtändig und wechſelnd bewölkt, mit
vorübergehendem Aufklaren, mehr ſchauerartigen
Nieder=
ſchlägen. Temperaturen ſchwankend.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polſtlk und Wirtſchaff: Rudelf Mauve; für Feuiſſeton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl B3hmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteſ und geſchäftiſche Mittellungen: Wiliy Kuhle:.
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſähmilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantſe der Rückſendung nich t übernommm.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Jetzt auch NNEA Kahnnasta.
Mlild, leicht schäumend,
ganz wundervoll im
Ge=
schmack. Ein spontanes
Urteil: „ich gebe meine
Zahnpasta, die ich ein
Jahrzehnt benutzte, auf
und nehme nur noch
NIVEA-Zahnpasta‟.
Qualität: NIVEA
Preiswerk und gut!
Rf
Nives-Creme. Schon vor-
Haut
Nur Nives-Creme
ent-
hält Euzerit; sie
hinter-
läßt keinerlei Glanz.
beugen! Allabendlich und
bevor Sie ins Freie gehen
Gesicht u. Hände einreiben.
Dann wird Ihre Haut
wider-
standsfähig, sie bleibt
ju-
gendfrisch u. geschmeidig.
a9. 34, 40, 54. 6
M400
Nummer 33
DarmſtadterCagblatte
Donnerstag, 2. Februax
Stimnungsumſchwung an den Börſen.
Die innerpolikiſchen Borgänge verſtimmen. — Die Börſen befürchken infolge des bevorſtehenden
Wahl=
kampfes Hemmungen für den Forigang der wirkſchaftlichen Enkwicklung.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Berliner und Frankfurker Effektenbörfe.
Die Befriſtung der Hypokheken=
Das Intereſſe des Publikums für Aktien hat etwas
nachgelaſ=
ſen, und die Spekulation war im Hinblick auf das unregelmäßige
New York zu Glattſtellungen geneigt. Trotzdem genügten die
Pu=
blikumsaufträge noch, um zu Beginn des offiziellen Berliner
Börſenverkehrs überwiegend Kursbeſſerungen herbeizuführen.
Befondere Momente allgemeiner Natur lagen nicht vor. Im
Ver=
laufe ergaben ſich auf weitere Realiſationen kleine
Abbröckelun=
gen. Es verlautete von einer beabſichtigten Auflöſung des
preußi=
ſchen Landtages. Am Berliner Geldmarkt hat ſich nach den
Ultimo bereits ſchon eine Entſpannung bemerkbar gemacht, und
der Tagesgeldſatz ging an der unteren Grenze auf 48 bzw. 4½
Prozent zurück. Privatdiskonten waren geſucht, gleichfall
Reichs=
wechſel per 30. 4. Das Geſchäft in Reichsſchatzanweiſungen per
Juli war zwar ruhig, doch herrſchte Nachfrage. Im
internatio=
nalen Deviſenverkehr ergaben ſich im Laufe des Tages kaum
größere Veränderungen der führenden Valuten. Kopenhagen
konnte ſich auf 22,41 in London behaupten. Der kanadiſche Dollar
war ſehr ſchwach und ging bis auf 4,16 in London zurück. Man
bringt dieſe Schwäche in Verbindung mit den Wünſchen der
kana=
diſchen Farmer, den kanadiſchen Dollar zu entwerten und dem
Pfund anzupaſſen, um die Auslandskonkurrenz bekämpfen zu
kön=
nen Es wird aber berichtet, daß Kanada zur Bezahlung von
Zinſen in USA. Goldkäufe vornimmt. Die Londoner Börſe war
ruhig, jedoch im Grundton freundlich. Amſterdam war dagegen
etwas ſchwächer.
An der Frankfurter Börſe ſetzte ſich die bemerkenswerte
Feſtigkeit vor allem am Aktienmarkte fort. Auch der
Renten=
markt zeigte eine durchaus feſte Grundſtimmung. Das Tempo der
ſtürmiſchen Aufwärtsbewegung des Vortages iſt allerdings
ruhi=
ger geworden. Daneben tritt allmählich die Diskuſſion über das
neue Regierungsprogramm in den Vordergrund, worüber
An=
haltspunkte noch kaum vorliegen. Die feſte Börſentendenz fand
eine kräftige Stütze in der ſtarken Nachfrage und der Befeſtigung
der deutſchen Werte an den Auslandsbörſen und in dem
Dividen=
denvorſchlag der Siemens u. Halske mit 7 Prozent. Der
Renten=
markt zeigte beſonders für Reichsanleihen ein freundliches Bild.
Altbeſitz um ½. Neubeſitz um gleichfalls 1 Prozent höher, dagegen
ſpäte Schuldbücher eher etwas gedrückt. Auch in Goldpfandbriefen
überwog das Angebot. Man hat den Eindruck, als=ob in dieſen
Werten weitere Tauſchoperationen in Aktien erfolgen. Der
wei=
tere Börſenverlauf behauptete ſeine feſte Grundſtimmung.
Tages=
geld 4½ Prozent.
Die Abendbörſe verkehrte in ſchwacher Haltung. Die
Speku=
lation nahm in größerem Umfange Glattſtellungen vor, und gegen
die ſchon zurückgegangenen Mittagsſchlußkurſe ergaben ſich erneut
Verluſte von durchſchnittlich 1½ Prozent. Darüber hinaus lagen
beſonders JG. Farben mit minus 2 Prozent gedrückt. Die
inner=
politiſchen Vorgänge verſtimmten, zumal man die weiteren
Aus=
ſichten für ungünſtig erachtet und vor allem, weil der Fortgang
der wirtſchaftlichen Entwicklung gehemmt werden müſſe. Im
Ver=
laufe bröckelten die Kurſe bei kleinem Geſchäft erneut etwas ab.
Der Rentenmarkt tendierte ebenfalls ſchwach. Deutſche Anleihen
verloren ½ bis ½ Prozent, ſpäter Reichsſchuldbuchforderungen 1.
Prozent. Altbeſitz gaben ſpäter erneut ½ Prozent nach.
Gold=
pfandbriefe waren auf Mittagsniveau eher angeboten.
Liquida=
tionspfandbriefe gaben bis zu ½ Prozent nach, auch einige
Kom=
munal=Obligationen ſchwächten ſich von ½ bis / Prozent ab.
Frankfurter Produktenbericht vom 1. Februar. Die
Getreide=
börſe hatte auf der ganzen Linie nur ſehr kleines Geſchäft, da man
im Hinblick auf agrarpolitiſchem Gebiet die neue Reichsregierung
abwartend beurteilte. Dazu kam die wieder mildere Witterung,
die für die nächſte Zeit wieder ſtärkeres Angebot erwarten ließe.
Die Mehlpreiſe wurden von den Mühlen am Dienstag um 25 Pfg.
z. T. auch bis zu 50 Pfg., je 100 Kilogramm erhöht auch der
Wei=
zenpreis lag eher etwas höher, im übrigen blieben die Preiſe
voll=
kommen unverändert gegen die Notierungen vom Montag. Es
notierten (Getreide je Tonne, alles übrige je 100 Kilogramm):
Weizen 200,00, Roggen 162,50—163,50, Sommergerſte für
Brau=
zwecke 180,00—182,50, Hafer inländ. 130,00—135,00, Weizenmehl
ſüdd. und niederrhein Spezial 0 mit Austauſchweizen 28.10—29,00,
Roggenmehl (60prozentige Ausmahlung) 22,50—23,25,
Weizen=
kleie 7,50, Roggenkleie 7,85—8,00.
Berliner Produktenbericht vom 1 Februar. Die
Abbröckelun=
gen am Produktenmarkte ſetzten ſich heute auf den meiſten
Markt=
gebieten fort. Die Belebung des Mehlabſatzes iſt nur von kurzer
Dauer geweſen, und da nunmehr auch der Export zum Erliegen
gekommen iſt, findet das an ſich keineswegs dringliche
Inlands=
angebot nur ſchwer und auf ermäßigtem Preisniveau Aufnahme.
Am Promptmarkte lauteten die Gebote für Weizen 1.— RM., für
Roggen 0,50—1,00 RM. niedriger. Da andererſeits die Abgeber
nur zögernd zu Preiskonzeſſionen bereit ſind, geſtaltet ſich das
Geſchäft ziemlich ſchleppend. Im Zeithandel nahm die Staatliche
Geſellſchaft weiterhin Material auf: die Anfangsnotierungen
waren bei Weizen um 1.— RM. bei Roggen um 0,75 RM. gegen
den geſtrigen Schluß abgeſchwächt. Weizen= und Roggenmehle
ſind auf unverändertem Preisniveau angeboten, jedoch ſind die
Mühlen bei Geboten auch zu ermäßigten Preiſen verkaufswillig.
Am Hafermarkte hält ſich die Unternehmungsluſt in engen
Gren=
zen, vereinzelt beſteht Intereſſe für Handelsſaaten. Die Preiſe
waren etwa behauptet. Gerſte findet nur in feinen
Brauquali=
täten Beachtung, Induſtrieſorten ſind ſchwer verkäuflich.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im
Monat Januar 1933 durch den Reichsanzeiger 539 neue Konkurſe
ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf
Konkurs=
eröffnung und 194 eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben.
Die entſprechenden Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich auf 521
bzw. 280.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat am 1. 2.
ihre Preiſe um ca. 2 Prozent erhöht, nachdem ſie dieſelben am
30. 1. um ca. 4½ Prozent herabgeſetzt hatte.
Der Schiedsſpruch, der das Lohnabkommen in der
Metall=
induſtrie für das Gebiet Mainz=Wiesbaden=Rheingau neu regeln
ſollte, wurde von dem Deutſchen und dem Chriſtlichen
Metall=
arbeiter=Verband abgelehnt, weil er für die Arbeitnehmer
weſent=
liche Verſchlechterungen vorſieht. Nunmehr wird der
Landes=
ſchlichter ſich mit der Angelegenheit beſchäftigen.
Durch den Austritt eines der größten Werke aus der
Ver=
einigung Deutſcher Keſſelofenfabriken ſind die angeſchloſſenen
Werke von den Preisbindungen frei geworden, ſo daß ſich unter
ihnen nunmehr ein ſcharfer Preiskampf abſpielt.
Die Verwaltung der Vogtländiſchen Tüllfabrik A.=G., Plauen
(Vogtland), ſchlägt der auf den 14. März einberufenen
General=
verſammlung die Verteilung einer Dividende von wieder 3
Pro=
zent auf das durch Aktienrückkäufe, im Jahre 1932 ermäßigte
Stammkapital von 1,25 (im Vorjahre 2.10) Mill. RM. vor.
Im Jahre 1932 ſind in der Welt insgeſamt 307 Schiffe mit
einer Tonnage von 726 591 Bruttoregiſtertonnen vom Stapel
ge=
laufen. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um
890 524 Bruttoregiſtertonnen.
Der große italieniſche Papierkonzern Cartiere Burgo (
Aktien=
kapital 100 Mill. Lire), der zur Banca Commerciale bzw. zur
Sofindit in Beziehungen ſteht, erhält von der letzteren 25 Mill.
Lire für den Fall zur Verfügung geſtellt, daß die
Kontokorrent=
gläubiger der Burgo die Abſicht haben ſollten, ihre Kredite, die
40 Mill. Lire im ganzen betragen abzuziehen. Die Burgo
per=
fügt aus eigenen nicht über ſolche Mittel.
Verein für Zellſtoffinduſtrie A.=G., Mainz. In der
ordent=
lichen Generalverſammlung, die über die Neuordnung zu
beſtim=
men hatte, gab eine Minderheitsoppoſition mit 3712 bei 166 762
vertretenen Stimmen gegen ſämtliche Beſchlüſſe Proteſt zu
Proto=
koll. Vertagungsantrag und Antrag auf Einſetzung einer
Prü=
fungskommiſſion wurden gegen die Oppoſition abgelehnt, die die
außerordentlich ſtarke Sanierung von 20:1 für die Stammaktien
gegenüber nur 8:1 für die Vorzugsaktien bemängelte. Die 95
Prozent Stammaktionäre werden künftig bei 1 Mill. RM.
Stamm=
aktien bei 4 Mill. RM. Vorzugsaktienkapital völlig entrechtet
wer=
den und hätten wohl kaum auf eine Dividende zu rechnen. Von
den 4 Mill. RM. Vorzugsaktienkapital werden rund 3 Mill. von
der Dresdener Bank laut Verwaltungsmitteilung genommen.
Ob=
wohl die Oppoſition Anfechtungsklage gegen die Vorſchläge der
Abbauverordnung ankündigte, kann mit dem Wiederaufbau der
Geſellſchaft gerechnet werden. Sitz und Name der Geſellſchaft
wur=
den geändert in „Vereinigte Zellſtoff= und Papierfabriken
Coſt=
heim=Oberleſchen A.=G. in Mainz‟. Die bekannten Bilanzen für
1931/32 und für das Zwiſchengeſchäftsjahr Auguſt/November 1932
wurden in obigem Stimmenverhältnis genehmigt.
Bericht über die Wirtſchaftslage des Viehhandels im Monat
Januar 1933. Vom Bund der Viehhändler Deutſchlands e. V.,
Berlin, wird uns geſchrieben: Der Viehhandel geſtaltete ſich im
Monat Januar weiterhin wenig günſtig. Auch die Kältewelle hat
nicht zu einer Belebung der Fleiſchnachfrage geführt. Lediglich das
nachlaſſende Angebot, an Wild und Geflügel konnte ſich auf den
Schlachtviehmärkten etwas bemerkbar machen und ſtärkere
Preis=
einbrüche verhindern. Das Geſchäft in Schlachtrindern
be=
wegte ſich bei verſtärktem Angebot in mittleren Bahnen. Kühe
und Stiere konnten im allgemeinen die Preiſe halten, während
ſchwere Ochſen, Färſen und Bullen vernachläſſigt waren und
rück=
gängige Preiſe zeigten. Das Kälbergeſchäft war bei geringer
Zufuhr ein wenig lebhafter. Auf dem Schafmaxkt brachte der
Januar verhältnismäßig geringe Veränderungen. Sehr ungünſtig
geſtalteten ſich jedoch die Schweinemärkte, wo bei erhöhtem
Angebot eine ſtetig ſinkende Tendenz, zu verzeichnen war. Die
Preiſe für Zucht= und Nutzvieh mußten infolge der
ungün=
ſtigen Schlachtviehpreiſe ebenfalls nachgeben. Das Nutz= und
Zucht=
viehgeſchäft war ſehr ruhig bei äußerſt geringen Umſätzen.
Irgend=
welche Anhaltspunkte für eine Beſſerung der Lage des
Vieh=
handels ſind im Augenblick nicht gegeben.
Schwierigkeiten von internationalen Warentauſchgeſchäften.
Der kanadiſche Premierminiſter Bennett gab im Parlament eine
Erklärung über den Plan ab. 100 000 Stück Vieh im Austauſch
gegen Petroleum und Kohle an Sowjet=Rußland zu liefern. Die
kanadiſche Regierung habe nicht nur eine Preisgarantie für die
Hälfte des 8 Millionen Dollar betragenden Kaufpreiſes, ſondern
auch noch eine Garantie für die Einhaltung der Verpflichtungen
der Sowjet=Regierung übernehmen ſollen. Dagegen habe ſich das
kanadiſche Syndikat, das das Geſchäft machen wollte, einen Gewinn
von 20 bis 30 Prozent vorbehalten. Keine Regierung hätte auf
ein ſolches Abkommen eingehen können, und es beſtehe wenig
Aus=
ſicht, daß der Plan verwirklicht werde.
Die Goldaufkäufe der Bank von England. Die Bank von
England hat am Dienstag 2 791 000 Pfund Gold in Barren
ge=
kauft, nachdem ſie in der vergangenen Woche ſchon 4 Mill. Pfund
Gold erworben hatte. In beiden Fällen handelt es ſich um Teile
des Goldes, das von England am 15. Dezember des vorigen
Jah=
res den Vereinigten Staaten als Kriegsſchuldenrate zur
Ver=
fügung geſtellt, das aber nicht verſchifft wurde. Man nimmt in
Finanzkreiſen an, daß die Bank von England nunmehr den
größ=
ten Teil dieſes Goldes zurückerworben und den Goldbeſtand auf
26 Millionen Pfund erhöht hat.
* Die Fälligkeitstermine für Hypotheken ſind durch die
ver=
ſchiedenen Notverordnungen faſt reſtlos hinausgeſchoben worden;
nicht erfaßt werden heute im weſentlichen nur noch diejenigen
ſtädtiſchen Hypotheken, die nach dem 11. November 1932 entſtanden
ſind, und diejenigen Hypotheken auf landwirtſchaftlichen,
forſt=
wirtſchaftlichen und gärtneriſchen Grundbeſitz, deren Begründung
nach dem 27. September 1932 erfolgte. — Aus dem allgemeinen
Rahmen fallen die Aufwertungshypotheken heraus, bei denen es
gleichgültig iſt, ob ſie auf ſtädtiſchen oder landwirtſchaftlichen uſw.
Grundbeſitz eingetragen ſind. Hier kann nach dem Geſetz über die
Fälligkeit und Verzinſung der Aufwertungshypotheken vom 18
Juli 1930 der Gläubiger zu jedem Quartalsſchluß mit einer Friſt.
von einem Jahr kündigen. Binnen drei Monaten nach Empfang
der Kündigung kann der Schuldner bei der zuſtändigen
Aufwer=
tungsſtelle eine Zahlungsfriſt für das Kapital beantragen, die
nur einmal und längſtens bis zum 31. Dezemher 1934 bewilligt
werden darf. Im übrigen wurde die Grundlage für die
beſtehen=
den Moratorien durch die Notverordnung vom 8. Dezember 1931
gelegt, die die Fälligkeit der unter die damalige Zinsſenkung
fal=
lenden Hypotheken bis Ende 1933 bzw. Ende 1935 hinausſchob.
Lücken waren hierbei nur inſofern vorhanden, als die vor dem
9. Dezember 1931 mit 6 Prozent oder weniger verzinslichen neuen
Goldhypotheken nicht erfaßt wurden, weiter diejenigen
Hypothe=
ken, die im Zeitpunkte des Erlaſſes der Notverordnung bereits
gekündigt waren, und weiter die Gruppe derjenigen Hypotheken,
die aus mehr zufälligen Gründen an einem beſtimmten Termin
ohne Kündigung automatiſch fällig wurden, während ſonſt in den
Schuldurkunden gewöhnlich die Kündigung von einem beſtimmten
Zeitpunkte an mit einer beſtimmten Friſt vorgeſehen iſt.
Der ſo geſchaffene Zuſtand wurde grundlegend verändert durch
die Notverordnung vom 27. September 1932, die ſich auf alle
die=
jenigen Hypotheken bezog, die auf landwirtſchaftlichen,
fortſtwirt=
ſchaftlichen oder gärtneriſchen Grundbeſitz eingetragen ſind. Von
den Aufwertungshypotheken wurden nur die ſogenannten
Amorti=
ſationshypotheken hier einbezogen und der weiteren Zinsſenkung
auf 4 Prozent unterworfen; für die Fälligkeit ſpielte dies jedoch
angeſichts des langfriſtigen Charakters dieſer Hypotheken keine
Rolle. Im übrigen wurde die Fälligkeit allgemein bis zum 1.
April 1933 hinausgeſchoben, alſo auch dann, wenn bereits durch
die Notverordnung vom 8. Dezember 1931 eine derartige
Hinaus=
ſchiebung erfolgt war. Unter dieſe Regelung fielen auch diejenigen
Hypotheken, die in der Zeit vom 9. Dezember 1931 bis zum 27.
September 1932 neu entſtanden waren. — Die Notverordnung vom
11. November 1932 füllte ſodann diejenigen Lücken aus, die die
Notverordnung vom 8. Dezember 1931 bei den ſtädtiſchen
Hypo=
theken noch gelaſſen hatte; auch hier wurden die in der Zeit vom
9. Dezember 1931 und 11. November 1932 neu entſtandenen
Hypo=
theken nachträglich der zwangsweiſen Prolongation bis 1. April
1934 unterworfen.
Alle dieſe Verordnungen treten ſelbſtverſtändlich nur dann in
Wirkung, wenn der vertraglich vereinbarte Fälligkeitstermin vor
dem Fälligkeitstermin der verſchiedenen Moratorien lag; ſonſt
verbleibt es ſelbſtverſtändlich bei dem bisherigen Zuſtande. —
Die Notverordnung vom 11. November 1932 und das Geſetz über
die Fälligkeit und Verzinſung der Aufwertungshypotheken ſehen
Schutzmaßnahmen für ſolche Gläubiger vor, die durch Nichtzahlung
ihrer Schuldner ſelbſt in eine bedrängte Lage geraten. Im übrigen
beziehen ſich Ausnahmen lediglich auf die bankmäßigen
Perſonal=
kredite, die hypothekariſch geſichert ſind, ſowie auf Forderungen
und Grundſchulden, die einem Träger der Inpalidenverſicherung.
zuſtehen.
E. B.
Melalnokierungen.
Biehmärkke.
Be. Mainzer Viehhof=Marktbericht Auftrieb: 31 Ochſen, 22
Bullen 446 Kühe oder Färſen, 302 Kälber, 850 Schweine.
Markt=
verlauf: „Bei Schweinen ſchleppend. Ueberſtand; „bei Großvieh
ruhig, Ueberſtand; bei Kälbern ruhig Ueberſtand. Preis pro 50
Kilogramm Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 23—28, b) 15—20;
Bullen b) 18—22: Kühe a) 17—22, b) 13—16, c) 11—13: Färſen
a) 22—29; Kälber b) 22—30, c) 17—21: Schweine b) 36—38,
Die Berliner Metalltermine vom 1. Februar ſtellten ſich für
Kupfer; Februar 37,75 (38) März 37,50 (38), April 37.25
(38.25), Mai 38.50 (38.75) Juni 38.50 (39). Juli 38,75 (39.25),
Auguſt 39 (39.25), September und Oktober 39.25 (39.75).
Novem=
ber 39.50 (40), Dezember 40 (40.50), Januar 40.50 (40.75).
Ten=
denz: ſtetig. — Für Blei: Februar und März 14 (15.25), April
14.25 (15.50), Mai 14.50 (15.75), Juni 14.75 (15.75), Juli 15
(16) Auguſt 15.25 (16.25), September 15.25 (16.50), Oktober
15.50 (16.50), November 15.50 (16.75). Dezember 15.75 (17),
Januar 16 (17). Tendenz: ſtetig. — Für Zink: Februar 19
(19.50), März 19.25 (19.75) April 19.50 (19.75), Mai 19.50 (20),
Juni 19.75 (20), Juli 19.75 (20.50), Auguſt 20 (20.75)
Septem=
ber 20 (21), Oktober 20.25 (21.25), November 20.50 (21.25), Dez.
20.75 (21.50) Januar 20,75 (21,75). Tendenz: ſtetig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Verliner Kursbericht
vom 1. Februar 1933
Oeviſenmarkt
vom 1. Februar 1933
Berl.Handels=Geſ.
Deutſche Ban tu.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyb
A. E. G.
Bahr. Motoren!
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas
Veie
72.75
61.75
19.125
33.75
19.375
27.50
83.75
48.875
20.75
34.875
123.25
116.75
Deutſche Erdöl 1.91.625
Elektr. Lieferun
J. G. Farbe: 1on,so
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u. V 56.50
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 1116.75
Klöcknerwer
Kolsw Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
84.—
63.—
83.25
s3.50
50.—
48.50
73.—
64.875
42.125
44.50
ee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Kalt
Leon 1. Tietz
Verein. Stahlwerkt
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb.Maſch.
Baſalt Lin
Berl, Karlsr. r1
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer
efe
44.50
175.—
38.50
36.25
119.—
42.875
17.50
65.875
12.75
24.—
32.50
59.875
Helfingfor
Wien
Prag
Budapeſt=
Sofig.
Sollant
Lslo
Kopenhage:
Stockholm
London
Buenos=Air”
New Yor.
Belgier
Italien
Paris
Rigg 1100 Ta= 79.721 79.38
Surmſtädter ans Karlokaldant Särakast, Wiilnne Bre Ftessher Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 1. Februar 1933.
Kee
fällig 1. 4. 34..
1. 4. 35...
1. 4. 36..
1. 4. 37...
„1. 4. 38..
6% Dtſch. Reichsan!.
6%9
„ v.27
5½% Intern.,
6%Baden ...."
6%Bahern .....
6% Heſſen ...v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4i,
Ab=
löſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt .
6% Dresden. „v. 26
62 Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
Ne6
68Mainz ......
69 Mannheimv. 21
6%München „v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbl.
6%. „ Goldoblig.!
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk. Liqnid.
4X %, Kom.=Obl.
9411,
88.25
817),
741=
94:1.
78.5
82.25
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76.25
98.25
81.5
72.25
67.5
8.9705
6.6
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68
64
65
63.75
69.25
83.5
86.5
78
Wie
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.,
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
R.12
82 Kaſſeler
Land=
kredit Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbk.
5½%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
„. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).,
6% Berl. Hyp. Bk.
5½% Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
16% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6½ Mein. Hyp.=Bk.
5½%0 Lig. Pfbr.,
825 Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
82 Rhein. Hyp. B
5½%0 Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Südd. Bod.=
Cred.=Bank.
½ %0 „ Lig. Pfbr.
62 Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
6% Dt. Linol. Werke
6½ Mainkrw. v 261
85
76.5.
69
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86.25
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73.75
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84.25
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86
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66.25
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WeRu
62 Ver. Stahlwerke
62 Voigtc Häfner
J. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E.B
2 Inveſt.
5% Bulg. Tab.v.02
4½2 Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½3
48 Türk. Admin.
1. Bagdad
„ Zollanl.
2% Ungarn 1913
1914
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Goldr.)
1910
4½Budp. Stadtan!
1425 Liſſabon
42, Stockholm
Abtien
Aig. Kunſtzideunie
A. E. G.
AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauerei
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Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
3. G. Chemie, Baſell=
Chem.Werke Abert
Chade ..........
Contin. Gummiw.
67
9.7
11:,
6.15
4l.
5.35
30I.
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38.5
27.5
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49.75
120
50.25
52.75
60
124
Mai uge
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr.
Erdöl.
Di Gold= u.
Eilber=
cheide=Anſtalt!.
Linolwerl. Berl
Dortm. Nitterbräu
Dhckerhof & Widm
Eichbaum=Werger
Eleftr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwei
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleiche
J. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter
Felt. & Guf leaume
Frantfurter Hof..
Gelſenk. Berower:
Geſ.f.elektr. Untern
Goldſchmid Th.
Gritzner=Kahier.
Grün & Bilſinger.
Hafenmühle Frift
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.!
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen
Honzmann. Phil
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Jungbans .
Kali Chemie ....
Aſchersieben.
23I,
85.5
18.75
53
199.5
20.75
107.5
22.5
37
63
E3.5
411,
29
15
3
13.25
81.5
51
151
79.
116.5
Miei Euce
(glöcknerwerke ..
Knorr C. H.....
91.75 ahmeher & Co.
Laurahütte ......
156 Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Lutz Gebr Darmſt.
ſMainkr.=W. Höchſt.
Mainz.Akt.=Br.
84 Mannesm.=Nöhrer
Mansfeld. Bergb.
Metallge), Frankf
Miag. Mühlenbau.
36.25 MMontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
leberbedar
hönBerabau..
MReiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen..!
Elektr. Stamm !1
Stahlwerie
Riebes Montan.
179 Roede: Gebr..
Rütgerswerle ...
Salzdetfurtk Ko
Salzw. Keilbronn.
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Eleltr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. 6.
Kellus Bergbau...
104 Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard
lunterfranken ...
WBer. Stahliwverfe.
50.25
48:1,
185
24.25
*
38.25
14
192
162.5
76
Aa
41.5
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28.5
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Boigt & Haeffner.
Banß & Freytag.
Weſteregeln Kali. .I
Zellſtoff Waldho
Memel
Allg. Dt. Credutan;
Badiſche Bant. . . .
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher, Hyp. u. W.
Berl. Handelsgei.
Sypotherbl.
Comm. Privatb.
Dt. Ban und Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban
Frankf. Bant. .
Syp.=Ban1.
Mein. Shp.=Ban.
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbanl=An: I1
Rhein, Hyp.=Banl.
Südd. Bod.=Gr.Bi.
Württh. Notenban!
A.-G. „Veriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftn
7% Dt.Reichsb. Vze
Hapag.
Nordd. Llotzd. . ..
Südd Eiſenb.=Gei.
Altanz u. Stur/
Verſicherung...
Verein. Verſ.!
Frankona Rück.: Ml
Mannheim. Verſich.
Otavt Minen...
SchantungHandels
30
4.55
113
50.25
20
57
112
38
Kn
70
61.75
6C
76.5
76
157.,5
91.5
76
85.5
25.
74.5
93
19.5
19.5
205
*
3325
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 2. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 33 — Seite 11
AAB
10 Vom
4)
2 Teller
Von Paul Bergenholt.
10n
Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck verboten.
VII.
„Inzwiſchen iſt im Neunerhaus wieder eine Ruh geworden.
Jetzt, nach der vielen Aufregung, kommt doch über die
Alt=
bäuerin die Rückwirkung. Aber ſie lächelt doch; und um nicht
ſelbſt in der Sorge der anderen zu ſtehen, lenkt ſie ihre eigene
Sorge auf die Leni:
„Gott ſei Dank, daß das Kindl aus m Haus war!” ſagt
ſie zum Neuner: „Wie hätt das Ding ſich ſonſt fürchten müſſen!“
Und da ſie nun einmal dabei iſt, — die Leni iſt mit der
Neißer=Verena ſeit geſtern in Innsbruck bei einer Neißer=Tante,
und ſie wird da, wie zuvor die Theres die hohe Schule
be=
ſuchen, um zu allem Praktiſchen auch ihr Wiſſen zu erweitern,
— ſorgt ſie ſich gleich weiter: Ob das Kind gut untergekommen
iſt?. Wie es ſich wohl in der großen fremden Stadt zurecht
findet? . . Ach, da gibt’s ja ſo Vieles, woran man denken und
worum man ſich ſorgen muß, daß es eigentlich gar nicht
auf=
hört! Ueber alles das ſpricht ſie. Sie ſpricht indes mehr darüber,
weil ſie über die letzten Stunden hinweg kommen will!
Einmal, ſo zwiſchendurch, ſagt ſie dann auch:
„Wann’s nur alles gut wird mit der Theres und dem
Franzl?!"
Sie hätte ſo gerne eine Antwort darauf und ſchaut zum
Lois hin. Der Neuner aber ſagt kein Wörtl zu alledem. Der
ſitzt in ſeiner Bankecke hinterm Tiſch und ſtarrt vor ſich hin.
Er ſpricht nicht, ſondern weil ihm das heutige Erlebnis als
wichtig erſchiene, ſondern weil ihm das heutige Erlebnis als
noch viel wichtiger vorkommt! . . . Aber einmal ſchaut er
doch auf:
„Weißt, Mutter: Seit heut bin ich gewiß, daß der Franzl
unſchuldig iſt! . . Und wann wer der Täter ift, dann dieſer
Krug=Jager; ſonſt hätt der doch nit weg zu rennen brauchen!“
Dann ſtarrt er wieder vor ſich nieder:
„Das von heut muß ich halt ſofort nach Innsbruck
vermel=
den!” ſagt er leiſer: „Man darf nit mitſchuldig werden an einem,
der unſchuldig unter ſo furchtbarem Verdacht ſteht, daß der ihm
ans Leben gehen könnt! Auch die Büchs muß nach Innsbruck!
Und’s beſte iſt eh: Ich ſchreib gleich!”
Als die Neunerin das hört, atmet ſie erleichtert auf; und ſie
geht mit einer Hand einmal leiſe über ſeinen Kopf, der ja auch
ſchon grau an den Schläfen wird, wie ſie es tat, als der Lois noch
ein kleiner Bub war und hinter ihr her greinte.
Alſo ſie ſtreichelt ſehr ſanft und lächelt dazu:
„S iſt eh das erſte Mal, Lois, daß du dich frei machſt von Haß
und Groll, und damit vom Unrecht gegen einen Wehrloſen, der
keine andere Schuld hat, als ſeine Lieb zu deinem Madl! . . Und
wann deine Stund kommt, dann wirſt auch die Theres verſtehn!“
Aber davon will der Neuner nichts hören. Er macht ein
ver=
ſchloſſenes Geſicht. Die Mutter ſieht das wohl. Aber vielleicht
grade drum läßt ſie ihre Hand noch auf ihm:
„Mußt dich halt ganz in ſie verſetzen, Lois und dich fragen,
was du an ihrer Stell getan hättſt! . . Erſt dann verſtehſt du und
dann erſt wachſt aus dem Verſtehen dein Verzeihen!“
Als ſie indes gewahrt, daß ſeine Miene nur noch in ſich
ge=
kehrt wird, gibt ſie es auf und tröſtet ſich damit, daß man nicht
ſoviel auf einmal erwarten darf von einem, der ja erſt anfängt,
ſich zu beſinnen, und ſich ſelbſt zu ſuchen und zu finden!
„Ich ſchreib gleich und auch die Büchs verpack ich noch!”; das
iſt das einzige, was er ihr jetzt zu ſagen hat.
Dann geht ſie, ſagt ihm gute Nacht, und ſteigt langſam und
müde und doch auch ein wenig froh die Stiegen hinauf, wo ihre
Kammer neben der der Rosl iſt. Vor deren Tür hält ſie einen
Augenblick:
„Rosl. — ſchlafſt ſchon, oder .?
Die Rosl gibt keine Antwort mehr. Und damit iſt eigentlich
alles ſo, wie es immer zuvor war! Erleichtert geht die
Neu=
nerin zu Bett, denkt ein Vaterunſer vor’m Einſchlafen, und denkt
wieder ein wenig ſchmerzlich, daß es doch nicht ſo wie ſonſt iſt: Die
Theres fehlt ihr halt; ja, und s Lenerl wohl auch!
Aber man muß hoffen! . . Immerzu hoffen! Das Schöne
an den bitteren Enttäuſchungen iſt immer, daß aus ihnen die
neuen Hoffnungen geboren werden! Die Neunerin lächelt noch,
als ſchon der Schlaf über ſie geſunken iſt. Sie atmet ganz ruhig.
Ueberm Neunerhaus rauſcht und rauſcht der Regen durch die
Finſternis. Die Wetter, die den Krug auf ſeiner Flucht durch die
Schart umleuchteten, ſind höher und näher gekommen.
Der Neuner, der allein noch ein Licht im Haus brennt, geht
noch einmal hinaus. Er ſieht zu, daß überall alle Türen
verſchloſ=
ſen ſind.
Dann ſitzt er da und ſchreibt. Er meldet dem Gericht in
Inns=
bruck, was ſich heut im Neunerhaus zugetragen hat, berichtet von
ſeinem neuen Verdacht, von der Ausſage der Altbäuerin, von der
Flucht des Jägers nach ſeiner Gewalttat und verweiſt dazu noch
auf den Karabiner, der mit der gleichen Poſt dort ſein wird. Dann
geht auch er zur Ruhe.
Es iſt viel Sonderbares in dieſer Gewitternacht. Es kann
nicht nur das geiſterhafte Blitzen und Donnerrollen ſein; das iſt
etwas, worüber man ſchon gar nicht mehr nachdenkt, wenn man
zeitlebens aus der Bauernarbeit her mit der Natur verwachſen
und vertraut iſt.
Aber viel merkwürdiger ſchon iſt es, wenn einem, mitten im
tiefen Schlaf, plötzlich ein Bild vorſchwebt! Und das hat bis ins
einzelne die Züge der Theres; und die Augen ſchauen, ernſt und
traurig und bittend, zu einem her! Und man lächelt dem Bild
zu, wacht auf, reibt ſich die Augen: Aber das Bild iſt noch immer
da, wie es im Traume da war; und bleibt und lächelt und bittet..
Sonderbar, ganz ſonderbar iſt das; und er erhebt ſich, ſtarrt
die Erſcheinung des Bildes an, ſteht auf. Aber immer noch narrt
ihn dies Lächeln, dies Bitten!
Der Neuner iſt ans Fenſter ſeiner Kammer getreten. Nein,
nun iſt die Theres nicht mehr da. Aber gradaus vor ihm, ſichelt
der Mond über die Hochwand, rundet ſich, färbt die ziehenden
Wolkſäume des nun regenloſen Himmels in hellgelbes Gold und
ſteigt als runde Scheibe aus dem zackigen Berg.
Aber iſt das nicht ein neues Zeichen und Wunder? Noch
abſonderlicher, als alles andere zuvor? Dieſer honigfarbige
Mond weiſt an ſeiner linken Seite einen allmählich wachſenden
Schatten auf. Und der hält den Neuner mitten in dieſer
geheim=
nisvollen Nacht feſt, bis der Schatten eigne Rundung annimmt
und ſich weiter ſchiebt! Wie erdbraune Tinte iſt er und matt
durchſichtig, daß darunter die Honigfarbe ſich faſt ins Blutrote
wandelt!.
„Mondfinſternis!” ſagt der Neuner zu ſich. Ja, das iſt eine
ganz naturerklärliche Erſcheinung! Aber daß ſie grade in
die=
ſer zeichenvollen Nacht geſchieht, und daß ſie mit einem fernen
Niederbrauſen verbunden iſt, das kein Regen ſein kann, das aber
auch zuvor niemals vernommen wurde: Das iſt vielleicht das
Merkwürdigſte, was in die heimlich erregte Seele des Neuner
fällt!
Woher kommt denn dies Rauſchen, das ſo klingt, als
ſtürn=
ten aus einer hohen Höhe ſtarke Waſſermaſſen in ein Becken!?
Fünfzig lange Jahre denkt der Neuner zurück; es klingt, als
rauſche in einer unſichtbaren Kirche eine mächtige Orgel!"
Wo mag das herkommen und was bedeutet es in dieſer Stunde
merkwürdiger Zeichen?
(Fortſetzung folgt.)
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haut hat nämlich die Fähigkeit, die zu kalte oder zu trockene
Atemluft zu erwärmen, zu durchfeuchten und von Staub und
Bakterien zu befreien. Darum soll man durch die Nase atmen.
Atmet man nämſich durch den Mund, so gelangt die Luft kalt,
trocken und unfiltriert in Rachen und Lungen. Es entsteht
jene abnorme Trockenheit des Rachens, die nicht nur lästig
ist, sondern auch die Widerstandsfähigkeit der Mund- und
Rachenschleimhäute herabsetzt und leicht zu Erkältung und
Infektion führt. Schnupfen, Halsentzündung, Heiserkeit,
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kopf-und Rachenkatarrh oder noch Argeres sind die Folgen.
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Fein ter W. Stöhr, ohne Haut u. Grät., w. Filet, Pfd. 0 55
Die Steuererklärungen für die Ein= Prachtv. Goldbarſch, Pfd. nur 0.35 Karbonadenfiſche Pfd. 0.60
kommenſteuer Körperſchaftsſteuer und Lebendfr. Nordſ.=Seelachs, geputzt, im Schnitt . . Pfd. 0.40
Umſatzſteuer ſind in der Zeit vom 15. 1. Sorte allerfeinſt. Kablian, „
.. . . Pfd. 0.50
bis 28. Februar 1933 unter Benutzung 2.
Pfd. 0.50 u. 0.60
Schellfiſch, „
der vorgeſchriebenen Vordrucke abzu= Lebendfr. Edel=Filet ....."
... Pfd. 0.40, 0.50 u. 0.60
geben. Steuerpflichtige, die zur Abgabe Feinſt. Heilbutt, 2:3 pfünder, Pfd. 0.80, Flußzander, Pfd. 0.80
einer Erklärung verpflichtet ſind, er= Hochf, rorfleiſch. Salm, geputzt, im Schnitt, Pfund 1,40
halten vom Finanzamt einen Vordruck Friſch geback Fiſchkoteletts, heiß a. d. Pfanne Pfd. nur 0.40
zugeſandt. Die durch das
Einkommen=
ſteuergeſetz, Körperſchaftsſteuergeſetz und Fſt. ſüße Makrelenbücklinge, Pfd. nur 0.28 Sprotten /4 Pfd. 0.15
Umſatzſteuergeſetz begründete Verpflich= Ber, Schellfiſche, Lachs und Goldbarſch Koteletts Pfd. 0.50
tung, eine Steuererklärung abzugeben, Seeaal, /4 Pfd. 0.20 Fleiſch=u. Heringsſalat A. Pfd. nurd.15
auch wenn ein Vordruck nicht überſandt Schneew., gr. Rieſ.=Rollmops u. Bismarckheringe 3 St. nur 0.40
worden iſt, bleibt unberührt; erforder= Große Ausw., aller Sorten Salz=, Matjesheringe und Filets,
lichenfalls haben die Steuerpflichtigen ſowie alle Marinaden in jeder Doſenpackung, billigſt.
1839
3 große Doſen Olſardinen nur 0.70.
Vordrucke vom Finanzamt anzufordern.
Darmſtadt, den 1. Februar 1933.
Gebr., ſehr gut er=
Die Finanzämter (1817 halt. Kaſſenſchrank‟
Darmſtadt=Stadt. Darmſtadt=Land, m. Kaſſette, InnensDer/teigerandg Anzeige
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Nutzholz=Ver
Aug. verkaufen. Ang. u. zwangsweiſe gegen Barzahlung verſtei=
D. 54 an die Gſt.* gert werden:
Montag, den 6. Februar 1933, vormitt.
10 Uhr beginnend, werden aus dem Faſt neuer ſchwarz. 2 Schreibmaſchinen, 3 Kaſſenſchränke,
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Eberſtädter Gemeindewald (Diſtrikt Wintermantel all. verſchiedene Wollwaren und Herren=
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67
„ 2b — 29,03 „ſu. Müller, Neckar=
Eißer,
Gerichtsvollzieh
„ 3a — 34,27, „ſſtraße 22
60 W
a
Ludwigsplaßz 2
Bitte ausſchneiden!
Bayeriſche
Im Darm jedes Menſchen ſchmarotzen Milliarden
Fäul=
nis=Bakterien, deren giftige Abfallſtoffe ſtändig in Blut und
Drüſen dringen und dadurch den Organismus aufs ſchwerſte
ſchädigen. Vorzeitiges Altern, Nachlaſſen der geiſtigen und
körperlichen Kräfte, ja ſelbſt früher Tod ſind die Folgen
dieſer Selbſtvergiftung. Der Tod ſitzt im Darm.
Enzian=
wurzeln ſind ein Naturgewächs. Wer Geſundheit,
Leiſtungs=
fähigkeit und langes Leben ſchätzt, der trinke täglich den
garantiert echten Gebirgs=Enzian. Ein Vorbeugungsmittel
gegen Magen= und Darmleiden, Stuhlverſtopfung,
Blähun=
gen. gegen Nierenleiden, Ischias, Rheumatismus. Geſundes
Blut, blühendes Ausſehen. Enzian kann auch in Brannt=
und Weißwein angeſetzt werden. Ein hochfeines Getränk,
ſehr magenſtärkend. Die Bayeriſche Wurzel=Mirzel trifft am
Donnerstag, 2. Febr., und Samstag, den 4. Febr.,
in Darmſtadt zum Wochenmarkt
ein. Mein Stand befindet ſich neben „Hotel Schillereck”.
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Inliegend Gebrauchsanweiſung mit Firma=Aufdruck für
Wieder=Nachbeſtellung. Wer mir den Zeitungsausſchnitt
mitbringt, bekommt für 5 Liter Enzian gratis. Enzian=
Wurzeln jedes Quantum ſind zu beziehen von:
(1821
K. Schlemmer=Zach. Nürnberg, Schwabacherſtraße 94.
26
„ 3b — 1871
10
„ 42 — 9,79
„ 4b — 5,54
„ b 783
„ 6 — 1,70
„
Zuſammenkunft der Steigerer auf dem
Bäckerweg am Eingang des Waldes.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
Mohr, Neue Darmſtädterſtraße.
Eberſtadt, den 30. Januar 1933.
Heſſ. Bürgermeiſterei Eberſtadt
Bergſtraße.
(1851
Am Freitag, d. 3. Febr. 1933, 15 Uhr,
verſteigere ich Hügelſtraße 27 verſchied.
Gegenſtände öffentlich zwangsw. gegen
Barzahl. Vorausſichtlich verſteig. werd.
1 Nähmaſchine, 1 Kleiderſchrk., 1
Kla=
vier, 1 Warenſchrk., 1 Büroſchrk., zwei
Schreibmaſch., 1 Standuhr, 1
Schreib=
tiſch, Möbel, Einrichtungsgegenſt.,
Hand=
wagen, 1 Hobelbk. u. a. m. Ferner an
Ort und Stelle (Näh. Lokal): Holz,
Stangen, Dielen, Bretter, Bohlen aller
Art, 1 Handwagen, 1 H.= u.
Dickten=
maſchine mit Motor u. a. m. (1852
Darmſtadt, den 2. Februar 1933.
Craß, Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
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Ver=
ſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
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gende Pfänder meiſtbietend
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weiſe gegen ſofortige Barzahlung
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1 Silberſchrank, 1 Teppich, 1
Zimmer=
lampe, 1 Bild. 1. Ruhebett, 1
Näh=
tiſch, 1 Standuhr, 1 kompl.
Speiſe=
zimmer, Möbel aller Art u. a. m.
Ferner hieran an Ort und Stelle (wird
noch bekannt gegeben)
1 alter Opelwagen (Motor und Ka=
(1856
roſſerie defekt).
Darmſtadt, den 1. Februar 1933.
Schaarmann,
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers
Jungermann in Darmſtadt.
Die Tontilmoperette nach dem
erfolgreichen Bühnenstück
„Geschäft mit Amerika‟
ElN BlSGHEN LIEBE
FüR DICH mit
Hermann Thimig-ein Ehemann
wie ihn jede Frau wünscht.
Magda Schneider-voll Charme,
Temperament und Jugend.
Georg Alexander -Lebenswürd.
elegant,erobert ale Herzen.
Lee Parwy -entzückend, vonl
feinem Humor.
EINLASS 2.30 UHR
Nordfee=Seelachs. Pfd. 0.45
Prima Goldbarſch, Pfd. 0.40
Große Schollen . Pfd. 0.65
Bratſchollen . . . Pfd. 0.50
Große Rotzungen . . 1.00
f. Salm l. Schn., Pfd. 1.30
Ia Heilbutt i. Schn., Pfd. 1.40
Ia Geilbutt i. ganz. Fiſch 0.85
Ia Tafelzander . . Pfd. 0.75
la Flußhechte . . Pfd. 0.75
Große Breſem, Pf. 0.60, 0.50
Rheinbackſiſche . . Pfd. 0.35
Gewäff. Stockſiſche, Pfd. 0.45
Konſum=Gablau Pfd. 0.24
Konſum=Schellfiſch, Pfd. 0.26
Grüne Heringe, 3 Pfd. 0.50
Bratſchellfiſche . . Pfd. 0.25
Ia Sprotten Kiſtchen 0.35
Ia Makrelenbückiinge ½ 0.18
Ia Süßrahmbutter ½Pf. 0.60
Echtes Filderkraut, Pfd 0.18
1835
NB. Prompter Stadr= und Fernverſand
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