Einzelnummer 10 Pfennige
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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Alufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 31
Dienstag, den 31. Januar 1933. 196. Jahrgang
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Konlurs oder gerichtiſcher Beitreibung ſäll jeder
Nabatt weg. Bankkonto Deutſche Bani und
Darm=
ſädter und Nalſonalbank.
Papen.
Kabinett Sitler
Zugenber
Hitlers Kabinekt der Nakionalen Konzenkrakion an den Verſuch einer parlamenkariſchen Löſung gebunden.
Die Halkung des Zenkrums und der Bayeriſchen Volksparkei enkſcheidend für das Schickſal des Reichskags.
Hillers Kahinekl.
Berlin, 30. Januar.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichspräſident empfing am Montag vormittag Adolf
Hitler, ſowie den Reichskanzler von Papen zu einer längeren
Be=
ſprechung. Der Reichspräſident hat Hitler zum Reichskanzler
er=
nannt und auf deſſen Vorſchlag die Reichsregierung wie folgt neu
gebildet:
Reichskanzler a. D. v. Papen wurde zum Stellvertreter des
Reichskanzlers und zum Reichskommiſſar für das Land Preußen
berufen,
Freiherr v. Neurath wird Reichsaußenminiſter,
Staatsminiſter a. D. M.d.R. Dr. Frick Reichsinnenminiſter,
Generalleutnant Frhr. v. Blomberg Reichswehrminiſter,
Graf Schwerin v. Kroſigk Reichsfinanzminiſter,
Geheimrat, M. d. R. Dr. Hugenberg
Reichswirtſchafts=
miniſter und Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft,
Franz Seldte Reichsarbeitsminiſter,
Frhr. v. Eltz=Rübenach Reichspoſtminiſter und
Reichs=
verkehrsminiſter,
Reichstagspräſident Goering Reichsminiſter ohne
Ge=
ſchäftsbereich und Reichskommiſſar für den Luftverkehr. Goering
wurde gleichzeitig mit der Wahrnehmung der Geſchäfte des
preu=
ßiſchen Innenminiſters betraut.
Der Reichskommiſſar für die Arbeitsbeſchaffung Dr. Gereke
wurde in ſeinem Amte beſtätigt. Das Juſtizminiſterium bleibt
vorläufig noch offen.
* Ueber die ſachlichen Vorausſetzungen, die zur Bildung
die=
ſer Regierung geführt haben, ſchweigen ſich die Beteiligten
vor=
derhand ebenſo ſtark aus, wie über die Beſprechung, die der neue
Kanzler mit Reichspräſident v. Hindenburg gehabt hat. Der
amt=
liche Nachrichtenapparat iſt durch die Auswechſelung des
Preſſechefs plötzlich umgeſtellt und infolgedeſſen ſchweigſam
geworden. Er beſchränkt ſich auf offizielle Mitteilungen, und
was der neu ernannte Innenminiſter Dr. Frick vor der
Preſſe ſagte, ging über einige freundliche Worte nicht hinaus.
Auffallend iſt ja, daß bisher das Juſtizminiſterium noch nicht
be=
ſetzt wurde. Das wird zum Teil darauf zurückgeführt, daß Hitler
für die Verhandlungen mit Zentrum und Bayeriſcher
Volkspar=
tei noch eine Reſerveſtelle frei halten wollte — vielleicht auch für
ſpätere Verhandlungen mit der Deutſchen Volkspartei —, zum
anderen wird allerdings behauptet, daß der bisherige
Juſtizminiſter Gürtner ſich geweigert hätte, die
juriſtiſchen Unterlagen für die Möglichkeit
eines Verbots der Kommuniſtiſchen Partei und
deren Reichstagsmandate zu ſchaffen. Von der
Re=
gierung wird das allerdings mit Entſchiedenheit beſtritten, und
Herr Dr. Frick legte ſich ausdrücklich darauf feſt, daß das
Ka=
binett in ſeiner Sitzung am Montag abend ſich gegen das
Verbot politiſcher Parteien ausgeſprochen habe.
Er war ebenſo eindeutig in ſeiner Erklärung, daß die
Ver=
faſſung gewahrt werden ſolle, ohne die Einſchaltung
des Begriffes des „ſtaatlichen Notſtandes‟. Der ausländiſchen
Preſſe gegenüber hat er noch hinzugefügt, daß die
Regie=
rung keinerlei währungspolitiſche und
wirtſchaft=
liche Experimente machen wolle. Gerüchtweiſe verlautet zudem,
daß die Tarifabteilung des
Arbeitsminiſte=
riums abgetrennt und ebenfalls Herrn
Hugen=
berg im Wirtſchaftsminiſterium unterſtellt
werden ſolle. Das letzte Wort hierüber ſcheint offenbar noch
nicht geſprochen. Die Verhandlungen über das
Ar=
beitsprogramm, an dem jetzt auch der Arbeitsminiſter
Seldte beteiligt iſt, ſcheinen bereits ſehr weit gediehen zu ſein,
auch in der Richtung einer Verſärkung der
Arbeits=
lager. Eine Frage, die für die Nationalſozialiſten wegen der
Unterbringung ihrer SA.=nd SS.=Leute von
beſon=
der Wichtigkeit iſt. Hier hinein ſpielt auch der Gedanke, eigene
Abteilungen für den Schutz der Zollgrenze zur
Abwehr gegen den Schmuggel aufzuſtellen.
Bereidigung des neuen Kabinells.
Der Reichspräſident hat am Montag, bald nach Ernennung
des neuen Kabinetts, die durch das Reichsminiſtergeſetz
vorge=
ſchriebene Vereidigung des Reichskanzlers Adolf Hitler und der
Mitglieder der neuen Regierung vorgenommen.
Die erſte Sihung des Kabinekts Hiter.
Amtlich wird mitgeteilt:
Das neue Reichskabinett trat heute nachmittag zu ſeiner
erſten Sitzung zuſammen, in der Reichskanzler Adolf Hitler auf
die Bedeutung des heutigen Tages hinwies, an welchem eine
Einigung der nationalen Kräfte Deutſchlands
durch die Bildung eines Kabinetts der
natio=
nales Konzentration erreicht worden iſt. Die Politik
des Kabinetts dürfe den Ausbruch des Glaubens und
Ver=
trauens, der heute im deutſchen Volke ſpontan zum Ausdruck
gekommen iſt, nicht enttäuſchen. Der Reichskanzler gab dann
einen Ueberblick über die Grundſätze nach denen er ſeine Politik
zu führen gedenke und über das Verhalten, das
gegen=
über dem Reichstage angewandt werden ſoll. Eine
all=
gemeine Ausſprache ergab eine völlige
uebereinſtim=
mung der Anſichten. Ferner wurde beſchloſſen, dem Herrn
Dr. Lammers, zum Staatsſekretär in der
Reichs=
kanzlei, und an Stelle des zurücktretenden Miniſterialdirek=
Walther Funk zum Miniſterialdirektor und
Lei=
ter der Preſſeabteilung der Reichsregierung vorgelegt werden konnte,
vorzuſchlagen.
* Ueber das ſachliche Ergebnis der erſten Kabinettsſitzung,
die am Montag zwei Stunden dauerte, beſagt das amtliche
Communigus verhältnismäßig wenig. Innenminiſter Frick hat
auf Anfrage ſich nur dahin geäußert, daß Einigkeit beſtehe
über die Stellung gegenüber dem Reichstag.
Das iſt, ſoweit wir unterrichtet ſind, dahin zu verſtehen, daß lernt haben. Die Nationalſozialiſten rühmen ſich, einen vollen
der Kanzler vom Reichspräſidenten Vollmacht
den Fall, daß die Verhandlungen mit dem Zentrum negativ
ausgehen und das neue Kabinett der Gefahr eines
Mißtrauens=
votums ausgeſetzt wäre.
Miniſterialrak 2r. Lammers
Aaſchelreff er Feſfälafde.
rium des Innern, Dr. Lammers, zum Staatsſekretär
der Reichskanzkei und der nationalſozialiſtiſche
Reichs=
tagsabgeordnete Funk zum Leiter der Preſſeabteilung der
Reichsregierung ernannt worden. Funk war früher führendes
Mitglied der Schriftleitung der „Berliner Börſenzeitung”.
Am Dienskag Verhandlungen zwiſchen Hitler
und dem Zenkrum.
2.30 Uhr eine erſte Fühlungnahme zwiſchen den
nationalſoziali=
ſtiſchen Abgeordneten und derzeitigen Miniſtern im Kabinett,
Goering und Frick, und den Zentrumsabgeordneten Dr. Perlitius
und Bell ſtattgefunden, als deren Zweck von nationalſozialiſtiſcher
Seite bezeichnet wurde, eine Erklärung über die politiſche Lage
entgegenzunehmen. Nach den bisherigen Dispoſitionen wird Hit= alle Ausgaben behält, dann ergibt ſich daraus, daß die
National=
morgen vormittag 11 Uhr empfangen.
Aufruf der Bundesführer des Stahlhelms.
Wie die Reichspreſſeſtelle des Stahlhelm mitteilt, erlaſſen die
Bundesführer des Stahlhelms einen Aufruf an die Kamernden
des Stahlhelms, in dem es u. a. heißt:
„Auch der Stahlhelm iſt dem Rufe unſeres Reichspräſidenten.
ſeinen Erſten Bundesführer nunmehr in der Regierung
ver=
ſetzen, daß die in der Reichsregierung zuſammengefaßten
natio=
nalen Kräfte zu einer Staatsführung wahrer Volksgemeinſchaft kannte ſehr ſcharfe Sprache führte, jetzt aber, gewiſſermaßen unter
zuſammenwachſen. Wir haben Wert darauf gelegt, nur ſolche
Aufgaben zu übernehmen, die unſerer Eigenart gemäß ſind und
die in die Zukunft weiſen. Das ſind die Fragen deutſcher Arbeit,
Freiwilligen Arbeitsdienſtes und der Jugendertüchtigung. Es
zu leiſten. Zur Löſung dieſer Frage wird der ganze Bund mit
allen ſeinen geſchulten Führerſchichten entſcheidend mithelfen
müſſen. Der Durchbruch des nationalen Staates wird jetzt
vor=
bereitet. Er kann nur gelingen, wenn alle Glieder der
natio=
nalen Front ehrlich feſt entſchloſſen ſind, den Befreiungskampf
gemeinfam fortzuführen. Kameraden, ihr müßt wiſſen, daß es
Heil! Gez. Franz Seldte, gez. Düſterberg.”
Die Hallung der Bayeriſchen Volksparkei.
Die Bayeriſche Volkspartei=Korreſpondenz beſchäftigt ſich in
längeren Ausführungen mit der innerpolitiſchen Lage und umreißt
nochmals die Grundeinſtellung der Bayeriſchen Volkspartei, die
jeden Kanzler unterſtützen werde, dem eine wirkliche
Konzentra=
tion aller nationalen Kräfte gelänge. Kampfkabinetten mit Klaſ=
Reichsregierungen, denen Recht und Verfaſſung Hecuba ſeien und dann in Neuwahlen ausklingen dürfte, weil die verſchiedenen
die ſo zum Schrittmacher der Revolution werden müßten, werde
gegenſetzen.
Der lekke parlamenkariſche Verſuch?
Nun hat ſich die Harzburger Front alſo doch noch geeinigt,
nicht zuletzt durch Papens Vermittlung. Auch der Stahlhelm=
Neichspräſidenten an Stelle des zurücktretenden Staatsſekretärs führer Seldte, der als Arbeitsminiſter dem Kabinett Hitler an=
Planck den Miniſterialrat im Reichsminiſterium des Innern, gehört, hat erheblich dazu beigetragen, ſo daß nach den
Verhand=
lungen, die am Samstag und Sonntag bis tief in die Nacht hinein
tors Marks das Mitglied des Reichstages Chefredakteur dauerten, dem Reichspräſidenten nicht nur gemeinſame
Richt=
linien, ſondern auch eine Kabinettsliſte am Montag vormittag
Die Frage liegt allerdings nahe, warum das, was am 30.
Januar 1933 gelang, nicht ſchon früher, insbeſondere am 13. Auguſt
und ſpäter am 2. Dezember des Vorjahres möglich war. Viel Sinn
hat es nicht, darüber rückſchauende Betrachtungen anzuſtellen. Es
genügt anzuerkennen, daß inzwiſchen alle Beteiligten ſehr viel ge=
Sieg errungen und ihre Anſprüche reſtlos durchgeſetzt zu haben.
zur Auflöſung des Reichstags erhalten hat, für Das müſſen ſie allerdings ſchon mit Rückſicht auf ihre Anhänger,
die das raſche Zuſammengehen Hitlers mit den Männern, die er
vor einigen Monaten noch bis aufs Meſſer bekämpfte, ſonſt ſchwer
verſtehen würde. Aber es iſt doch feſtzuſtellen, daß Herr von
Papen den Auftrag hatte, die Möglichkeiten einer
Re=
gierungsbildung im Rahmen der
Reichsverfaſ=
ſung und im Zuſammenhang mit dem Reichstag
Berlin, 30. Januar. zu erkunden, daß alſo der Verſuch gemacht werde, nicht auf
Wie wir erfahren, iſt der Miniſterialrat im Reichsminiſte= autoritärer, ſondern auf parlamentariſcher
Grundlage zu arbeiten.
Es darf weiter daran erinnert werden, daß die Beſetzung
des Wehrminiſteriums wie auch des
Außenmini=
ſteriums, um die früher wegen der Forderungen
Hitlers ein heftiger Streit ging, den Wünſchen
des Reichspräſidenten entſprechend erfolgte. In
dieſen grundlegenden Fragen hat Herr Hitler ebenfalls
nachge=
geben. Nimmt man dazu, daß der deutſchnationale Führer Ge=
Wie aus Zentrumskreiſen verlautet, hat heute nachmittag heimrat Hugenberg, als ausgeſprochener Vertreter
des „Privatkapitalismus”, das ſtärkſte
Gegen=
gewicht gegen alle von nationalſozialiſtiſcher Seite
verſuch=
ten ſozialiſtiſchen Experimente iſt, und daß
Schwe=
rin v. Kroſigk als Finanzminiſter ein Vetorecht gegen
ler den Vorſitzenden der Zentrumspartei, Prälat Dr. Kaas, erſt ſozialiſten ihre Anſprüche doch um einige Pflöcke haben zurückſtecken
müſſen.
In dieſen Zuſammenhang gehört es auch, daß Herr von
Papen, der beſondere Vertrauensmann des
Reichspräſidenten, in das Kabinett eingetreten iſt, und,
wie es heißt, mit dem Recht des unmittelbaren
Vor=
trags beim Reichspräſidenten. Da Papen gleichzeitig
das Reichskommiſſariat für Preußen in der Hand hat, wurde ihm
Generalfeldmarſchall von Hindenburg, gefolgt und iſt durch Herr Goering als preußiſcher Innenminiſter beigegeben, derſelbe
Herr Goering, der bei der letzten Auflöſung des Reichstags als
treten. Der Stahlhelm wird ſeinen ganzen Einfluß dafür ein= Reichstagspräſident gegen den damaligen Kanzler Papen die be=
Herrn von Papen, die preußiſche Leitung führen muß. Hitler
ſelbſt hat die Regierungsführung bekommen,
aber nicht alle Macht in Händen. Er kommt nicht als
Diktator, ſondern als Reichskanzler, und iſt zunächſt
kommt darauf an, unter ſorgfältiger Schonung der ſauer er= mindeſtens an den Verſuch einer parlamentariſchen Mehrheit
ge=
worbenen Steuergroſchen des Volkes, Neues und Großzügiges bunden. Er hat, wie alle Kabinettsmitglieder, den Eidaufdie
Verfaſſung am Montag bereits geleiſtet.
Eine andere Frage iſt es, ob der Verſuch
einerpar=
lamentariſchen Mehrheitsbildung gelingt. Das
hängt ausſchließlich vom Zentrum ab, das
ſeltſamer=
weiſe zu den ganzen Verhandlungen nicht hinzugezogen worden iſt
jetzt gilt, die Gefahren abzuwehren, die unſer auf dem Wege der und aus der Regierung ausgeſchaltet bleibt. Das Zentrum
nationalen Erneuerung lauern. Der Stahlhelm ſteht in uner= iſt vor die Wahlgeſtellt, ob es in die Oppoſition.
ſchütterlicher Treue hinter unſerem Generalfeldmarſchall=Reichs= gehen oder das Kabinett auf längere Zeit
tole=
präſidenten. Wir wollen dafür einſtehen, daß der Lebenswunſch rieren will. Reichskanzler Hitler will ſich darüber am
Hindenburgs erfüllt wird, das ganze Deutſchland nun endlich Dienstag vormittag mit dem Zentrumund
derBaye=
einmütig an dem großen Werk der inneren und äußeren Be= riſchen Volkspartei in Verbindung ſetzen. Dabei
freiung unſeres Vaterlandes gemeinſam wirken zu ſehen, Front= würde dann auch gleichzeitig das Schickſaldes Reichstags
entſchieden. Der Aelteſtenrat des Reichstags hat am Montag
mit=
tag das Plenum auf die kommende Woche vertagt.
Herr Hitler hat den Wunſch ausgeſprochen, möglichſt bald ſeine
Regierungserklärung abzugeben. Bleibt das
Zen=
trum Gewehr bei Fuß, dann iſt eine Mehrheit
ge=
ſichert. Dann wäre auch die Ausſchaltung des Reichstags, ſeine
Selbſtausſchaltung für längere Zeit möglich, die Hugenberg als
Vorausſetzung für eine ruhige Reformarbeit verlangt hat. Geht
dagegen das Zentrum in die Oppoſition und ſtimmt es mit der
ſenkampfcharakter, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen, und Linken, dann wird eine Reichstagsauflöſung unvermeidlich, die
Gruppen der Harzburger Front glauben, daß ſie als Regierung
die Bayeriſche Volkspartei nach wie vor ihren Widerſtand ent= der nationalen Konzentration Werbekraft genug in ſich haben, um
dann im kommenden Reichstag die Mehrheit erringen zu kennen.
Seite 2 — Nr. 31
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Januar 1933
Fackelzug der 39. und des Skahlhelms
für Hindenburg und Hitler.
* Berlin, 30. Jan. (Priv.=Tel.)
Bei den Nationalſozialiſten hat die Ernennung Hitlers zum
Reichskanzler helle Begeiſterung ausgelöſt und die SA.=
Formatio=
nen waren alsbald alarmiert. Die Wilhelmſtraße war ſchon vom
Mittag ab dicht belagert mit Nationalſozialiſten und
Schauluſti=
gen. In den Abendſtunden war ein Fackelzug improviſiert
worden, gemeinſam von Stahlhelm und SA., der unter
Führung des Arbeitsminiſters Seldte und des
natſoz. Stabschefs Roehm gegen 8.30 Uhr vor der
Reichskanzlei erſchien und dem
Reichspräſiden=
ten v. Hindenburg und Reichskanzler Hitler
eine begeiſterte Ovation darbrachtze.
Weit über 2 Stunden dauerte der Vorbeimarſch. Ein Bild
von ſehr ſtarker, man möchte ſagen, faſt ſymboliſcher Bedeutung.
Der linke Flügel des alten Kanzlerpalais iſt völlig dunkel.
Nur ein Zimmer iſt hell erleuchtet durch einen vielarmigen
Leuch=
ter. In der Mitte dieſes Lichtkreiſes, vom Fenſter eingerahmt,
die hohe Geſtalt des Reichspräſidenten v. Hindenburg, der
viertelſtundenlang unbeweglich, die Arme auf das Fenſterbrett
geſtützt, den Vorbeimarſch der Maſſen abnahm. SA. und
Stahl=
helm grüßen zu ihm hinauf. Eine Kapelle, gerade gegenüber
ſeinem Fenſter, ſpielt altpreußiſche Militärmärſche. In den
Pau=
ſen ſingt die Menge das Deutſchlandlied. Nur mühſam zwängt
ſich der Fackelzug durch die Menſchenmaſſen.
Im ſüdlichen Neubau der Reichskanzlei hat Herr Hitler ſein
Arbeitszimmer. Herr Hitler, im kleinen ſchwarzen Anzug,
neben ihm Innenminiſter Dr. Frick und Miniſter
Reichstags=
präſident Goering. Hitler, aus dem Fenſter heraus von einem
Scheinwerfer angeleuchtet, grüßt ſeine Anhänger mit erhobener
Hand. Auch unter ſeinem Fenſter drängt ſich das Volk.
Der Polizei waren 17 000 SA.= und Stahlhelm=Leute
ge=
meldet. Mit den Jugendverbänden werden etwa 30000
Men=
ſchen vorübergezogen ſein und dem Reichspräſidenten und dem
neuen Kanzler ihre Ovationen dargebracht haben.
In Darmſtadt
gatte die Ernennung Hitlers ebenfalls ſtarkes Intereſſe
aus=
gelöſt. An zahlreichen Häuſern wurden Hakenkreuz=Fahnen
aus=
geſteckt und bald entwickelte ſich ein lebhafter Bummel. Um
17 Uhr hielten etwa 500 Kommuniſten eine Kundgebung ab.
Am Abend veranſtalteten Nationalſozialiſten und Eiſerne Front
gleichzeitig Umzüge durch die Stadt. Unter dem Abſingen ihrer
Lieder und Heilrufen marſchierten SA.=Leute, und Eiſerne Front
unter ihren „Freiheits”=Nufen, durch die Hauptſtraßen der
Innenſtadt. Die Polizei hatte ſtarke Kräfte aufgeboten, um
einen Zuſammenſtoß zwiſchen den beiden gegneriſchen
Demon=
ſtrationszügen zu vermeiden. Die Umzüge verliefen unter ſtarker
Anteilnahme der Bevölkerung ohne Zwiſchenfall. Am ſpäten
Abend wurde ein alleingehender SA.=Mann in der Landgraf=
Georg=Straße von einigen Rowdys überfallen und zu Boden
geſchlagen. Seine nicht lebensgefährlichen Kopfverletzungen
wurden im Krankenhaus verbunden.
Ein Polizeioberwachkmeiſter erſchoſſen.
Am Montag abend wurde in der Wallſtraße in
Charlotten=
burg ein etwa 100 Mann ſtarker Zug der NSDAP., der von der
Kundgebung am Wilhelmsplatz zurückkehrte, aus einem Hauſe
heraus plötzlich beſchoſſen, angeblich von Kommuniſten.
Der Polizeioberwachtmeiſter Bauritz erhielt einen
Bruſt=
ſchuß und verſtarb nach ſeiner Einlieferung ins Krankenhaus.
Die Täter ſind bis zur Stunde noch nicht feſtgeſtellt. Nach dieſem
Vorfall wurden ſofort mehrere Häuſer durchſucht. Das Ergebnis
ſteht noch aus. Ob weitere Perſonen verletzt worden ſind, iſt bis
jetzt noch nicht bekannt geworden.
Mißkrauensankrag der SBd. gegen die Regierung
Hitler.
Die ſozialdemokratiſche Reichstagsfraktion beſchloß
entſpre=
chend dem Vorſchlag des Fraktionsvorſtandes die Einbringung
eines Mißtrauensantrages gegen die Regierung Hitler. Der
Par=
teiausſchuß der SPD. iſt für Dienstag vormittag nach Berlin
ein=
berufen worden.
Die kommuniſtiſche Reichstagsfraktion hat ebenfalls am
Montag nachmittag folgenden Antrag beſchloſſen: Der Reichstag
entzieht der Reichsregierung Hitler=v. Papen das Vertrauen.
vom Tage.
Der Reichspräſident hat den Geſandten in Kowno. Moraht.
zum Geſandten in Montevideo und den Generalkonſul in
Lenin=
grad, Dr. Dr. e. h. Erich Zechlin zum Geſandten in Kowno
er=
nannt.
Der engliſche Geſandte und der franzöſiſche Geſchäftsträger in
Wien erſuchten im Auftrag ihrer Regierungen den
Bundeskanz=
ler, er möge ihnen in Ergänzung ſeiner bereits gegebenen
Er=
klärungen in der Hirtenberger Waffenangelegenheit noch über
einige weitere Punkte Auskunft erteilen. Der Bundeskanzler
ſagte weitere Mitteilungen zu.
Seit Freitag nacht finden in der Ukraine in Drohobycz,
Borysleu und Truskawice, ſowie in mehreren benachbarten
Ort=
ſchaften Maſſenhausſuchungen ſtatt, wobei auch zahlreiche
Ver=
haftungen vorgenommen wurden, die auf eine ukrainiſche Klage
gegen Polen beim Völkerbund gegen die unmenſchlichen
Miß=
handlungen von ukrainiſchen Gefangenen in polniſchen
Gefäng=
niſſen zurückzuführen ſind.
Die in den letzten Tagen in Geuf von dem Leiter der
Oſt=
abteilung des Auswärtigen Amts, Miniſterialrat Dr. Meyer. mit
dem Dreierausſchuß des Völkexbundsrats geführten eingehenden
vertraulichen Verhandlungen über die große Agrarbeſchwerde des
Deutſchtums in Polen ſind ohne jedes Ergebnis verlaufen.
Auf den drei holländiſchen Kreuzern „Jaya”, „Evertſen” und
„Piet Hein”, die ſich in den jananiſchen Gewäſſern befinden, ſind
Meutereien ausgebrochen. 40 Mann der Beſatzung wurden
ver=
haftet.
In Barcelona wurden neue Bombenfunde gemacht. Bei einer
Hausſuchung wurden u. a. 300 Bomben und 160 Dynamitpatronen
gefunden. Ein Kommuniſt wurde verhaftet.
Die landwirtſchaftliche Kriſe in Argentinien nimmt einen
Rieſenumfang an. In der Provinz Entre=Rios ſind 18 000
Land=
wirte infolge der Verwüſtungen durch die Heuſchrecken dem
Hungertode nahe.
Der Amerikaniſche Arbeiterverband hat ſich in einer
Erklä=
rung mit Entſchiedenheit gegen eine Anerkennung der
Somiet=
regierung durch Amerika ausgeſprochen. Der Präſident des
Ver=
bands, Green, bemerkte, viele Leute in Amerika, die eine
Aner=
kennung befürworteten, ſeien dabei von rein kommerziellen
Er=
wägungen geleitet.
Der Reſt der amerikaniſchen Atlantikflotte wird in den
hawaiſchen Gewäſſern erwartet, da ſie an den Hochſeemanövern
teilnehmen ſoll, die dieſer Tage im Pazifiſchen Ozean beginnen
werden.
Vor dem japaniſchen Konſulat in Chicago kam es zu
Kund=
gebungen einiger Hundert Extremiſten, die Plakate mit der
Auf=
ſchrift „Hände weg von China” mit ſich führten. Die Polizei
zer=
ſtreute die Kundgeber und nahm 125 Verhaftungen vor.
Schacht gegen Luther.
Während der mehrwöchigen Verhandlungen hinter den
Kuliſſen tauchte immer wieder das Gerücht auf, daß der frühere
Reichsbankpräſident Dr. Schacht im neuen Kabinett eine
maß=
gebende Rolle ſpielen würde. In der Miniſterliſte Hitlers iſt
der Name Schacht nicht enthalten. Man ſpricht in politiſchen
Kreiſen davon, daß er als Nachfolger Dr. Luthers in Ausſicht
genommen ſei. Sehr einfach wird die Durchſetzung dieſer
Ab=
ſicht Herrn Hitler allerdings nicht werden. Nachdem
Reichs=
bankgeſetziſt die Reichsbank eine von der
Reichs=
regierung unabhängige Einrichtung. Darnach hat
der Reichsbankpräſident Dr. Luther das ungeſchriebene Recht,
bei allen Kabinettsſitzungen über wichtige Wirtſchaftsfragen
an=
weſend zu ſein und als Sachverſtändiger mitzureden. Die
Reichsregierung kann Herrn Luther nicht abberufen, und
Dr. Luther iſt ein Mann, der ſeinen Poſten in der Reichsbank
nicht kampflos aufgibt. Ausſchließlich der Generalrat der
Reichs=
bank kann den Bankpräſidenten bei Vorliegen „triftiger Gründe‟
abberufen, ein Tatbeſtand, der aber nicht gegeben iſt.
Genf und das Kabinekt Hitler.
Das Hauptgeſpräch des Tages in Genfer Völkerbundskreiſen
iſt heute ausnahmsweiſe keine Völkerbundsfrage, ſondern die
Neubildung der Reichsregierung. Schon am Vormittag wurden
die deutſchen Delegationsmitglieder ſowie die Journaliſten im
Völkerbundshaus mit Fragen beſtürmt, ob ſie Nachrichten aus
Berlin hätten.
Im allgemeinen wird die neue Entwicklung in Deutſchland
ruhig und abwartend aufgenommen. Das beſondere
Inter=
eſſe, das man diesmal der Kabinettskriſe entgegenbrachte, und
das über das Intereſſe hinausgeht, mit dem hier ſonſt
Kabinetts=
neubildungen kommentiert werden, dürfte darin ſeine Erklärung
finden, daß der Führer der Nationalſozialiſten, Hitler,
Reichskanzler geworden iſt und man in dieſer Tatſache
den Anfang einer neuen Entwicklung in
Deutſch=
lands Politik zu ſehen glaubt. Man weiſt jedoch
ſowohl in engliſchen, als auch in neutralen Kreiſen darauf hin,
daß v. Neurath deutſcher Außenminiſter bleibt,
und daß damit die bisherige Politik
Deutſch=
lands in Genf im weſentlichen unverändert
fortgeführt werden dürfte.
Berlin, 30. Januar.
Der Aelteſtenrat des Reichstags trat am Montag nachmittag
um 15 Uhr zuſammen. Den Vorſitz im Aelteſtenrat übernahm
nochmals der zum Reichsminiſter ernannte Reichstagspräſident
Goering. Von der neuen Reichsregierung war außer dem
Prä=
ſidenten Goering niemand zugegen. Die Fraktionsvertreter hatten
ſich vollzählig zu den Verhandlungen eingefunden. Es wurde noch
kein Termin für die nächſte Reichstagsſitzung beſtimmt. Es wurde
aber beſchloſſen, daß der Reichstagſpäteſtensam
Diens=
tag nächſter Woche zuſammentreten ſoll. Die
end=
gültige Feſtſetzung des Termins erfolgt im Einvernehmen mit der
Regierung und hängt davon ab, wann die Regierung ihre
Erklä=
rung vor dem Reichstag abgeben will. Gegen einen ſofortigen
Zu=
ſammentritt ſchon am Dienstag hatte das Zentrum Bedenken
ge=
äußert.
Weiter wurde die Frage aufgeworfen, ob der in das
Reichs=
kabinett berufene Reichstagspräſident Goering weiterhin ſein Amt
als Reichstagspräſident wahrnehmen könne. Eine abſchließende
Stellungnahme für dieſe Angelegenheit liegt bisher nicht vor. Es
wurde lediglich im Aelteſtenrat darauf hingewieſen, daß
irgend=
eine formelle Beſtimmung, die ein weiteres Amtieren Goerings
als Reichstagspräſident hindern könnte, nicht beſtehe, auch gebe
es in der deutſchen Staatspraxis bereits einen Parellelfall; denn
der damalige preußiſche Kultusminiſter Goßler ſei zu gleicher Zeit
einmal Vizepräſident des Reichstags geweſen. Weiter wurde im
Aelte=
ſtenrat erörtert, daß der Aelteſtenrat wieder einberufen werden ſoll,
ſobald ſich an der Dispoſition für die nächſte Plenarſitzung des
Reichstages etwas ändern werde.
Dem Vorſchlage des Abg. Bell (Z.), der Regierung Hitler
zu=
nächſt Gelegenheit zu geben, die Regierungserklärung in etwas
größerer Ruhe vorzubereiten, ſchloß ſich auch Prälat Leicht für die
BVP. an. Abg. Leicht forderte hierzu, man müſſe zugleich auch
den Parteien Gelegenheit geben, ſich in den nächſten Tagen zu
überlegen, ob und wie ſie ihre Stellungnahme zu den politiſchen
Fragen zu revidieren wünſchten.
Der Antrag, das Reichstagsplenum bereits morgen
zuſam=
mentreten zu laſſen, war von den Kommuniſten und
Sozialdemo=
kraten ausgegangen. Die Kommuniſten wünſchten, daß der
Reichs=
tag bereits morgen über ihren Mißtrauensantrag entſcheide. Die
Sozialdemokraten traten dafür ein, daß das Reichstagsplenum
morgen ſchon die Verabſchiedung der Beſchlüſſe des
Haushaltsaus=
ſchuſſes gegen die Notverordnungen des Kabinetts v. Papen
durch=
führe.
Nach Ablehnung dieſer Wünſche kam es zu dem erwähnten
Beſchluß. Die Tagesordnung für die nächſte Reichstagsvollſitzung
ſoll unverändert nach der bisherigen Vorlage bleiben. Der
Reichs=
tag würde alſo zunächſt die ſozialpolitiſchen Verträge mit
frem=
den Staaten debattelos erledigen und dann die Erklärung der
neuen Reichsregierung entgegennehmen. Von der neuen
Reichs=
regierung war im Aelteſtenrat außer dem Präſidenten Goering
noch Reichsinnenminiſter Dr. Frick anweſend. Miniſterialbeamte
waren nicht zugegen.
Die Halkung der Linken.
Mahnung zur Beſonnenheit.
* Berlin, 30. Jan. (Priv.=Tel.)
Auffallend iſt das Verhalten der Sozialdemokraten und der
Freien Gewerkſchaften. Nach ihrer bisherigen Haltung durfte
man annehmen, daß ſie auf die Ernennung der Regierung Hitler=
Papen mindeſtens mit ſcharfen Kundgebungen antworten
wür=
den. Die Sozialdemokraten haben der Oeffentlichkeit jedoch nur
einen dürftigen Aufruf übergeben. Auch die Gewerkſchaften
haben es vorge’jogen, ihrer Mißſtimmung über das „Dritte
Reich” nicht allzu laut Ausdruck zu verleihen. In ihrem Aufruf
weiſen ſie lediglich darauf hin, daß infolge der veränderten
poli=
tiſchen Lage die Lebensintereſſen der geſamten Arbeiterſchaft auf
dem Spiele ſtünden. Um Angriffe gegen Verfaſſung und
Volks=
rechte im Ernſtfall wirkſam abzuwehren, ſei kühles Blut und
Be=
ſonnenheit erſtes Gebot. Der Aufruf ſchließt mit der Warnung:
Laßt euch nicht zu voreiligen und darum ſchädlichen
Einzelaktio=
nen verleiten. Das ſchließt natürlich nicht aus, daß von der
Linken in abſehbarer Zeit eine ſcharfe Gegenbewegung einſetzen
wird. Aber ſchließlich werden ſich Sozialdemokraten und
ſoziali=
ſtiſche Gewerkſchaften ſagen müſſen, daß nach dieſer
innenpoliti=
ſchen Entſcheidung jeder Generalſtreik eine ziemlich ausſichtsloſe
Sache iſt. Von den Kommuniſten allerdings ſind mit
Sicher=
heit Unruhen und Demonſtrationen zu erwarten, wie
dieſe auch in Berlin wenige Stunden nach der Ernennung
Hit=
lers einſetzten.
Hitgenſträgien anminterdat ſchlene.
Zu dem Artikel
„Leſen mit geſchloſſenen Augen. Ein neues Wunder”
Von Dr. med. F. Peltaſon, Darmſtadt.
Der hübſche Artikel von Dr. Arnold Hahn in Nr. 19
dieſes Blattes hat ſicher in weiten Kreiſen Beachtung gefunden
und auch in unſerer ſchnellebigen Zeit, der täglich „neue Wunder”
ſerviert werden, ein gewiſſes Aufſehen erregt. Es iſt hier, wie
ſo oft bei der Berichterſtattung über mediziniſche Dinge, die
Er=
ſcheinung zu verzeichnen, daß etwas, das längſt zum geſicherten
Gute der Fachwiſſenſchaft gehört, erſt dann im großen Publikum
Beachtung ſindet, wenn es als „neueſte Errungenſchaft”
womög=
lich mit dem Signum eines recht fernen Ausländers dem
ſtaunenden Leſerkreife vorgeführt wird. Werden dann noch
allerhand gewagte Folgerungen für die Behandlung bisher
unan=
greifbarer Leiden der Menſchheit angeſchloſſen, dann iſt die
mediziniſche Senſation fertig. Hoffnungen werden ſo bei vielen
Leidenden erregt, die ſich leider nicht erfüllen laſſen.
Im vorliegenden Falle handelt es ſich um eine von den
Röntgenforſchern Deutſchlands und Frankreichs ſchon vor 36
Jahren lebhaft erörterte Frage: Sind Röntgenſtrahlen
direkt ſichtbar?
Ein Altmeiſter der Röntgenkunde, Leby=Dorn ferner
Dr. Cowl=Berlin und der Berliner Augenarzt Dr.
Crzel=
litzer wieſen ſchon 1897, ein Jahr nach Röntgens
Ent=
deckung, in mehreren Arbeiten auf die Erſcheinung hin, daß
manche Menſchen bei guter Dunkelanpaſſung der Augen einen
Lichteindruck empfinden, ſobald ſie ſich im völlig verdunkelten
Raume einer im Betrieb befindlichen Röntgenröhre nähern.
Dieſe Fähigkeit ſoll allerdings ſtarken individuellen
Schwan=
kungen unterliegen.
Mit meinem Mitarbeiter Dr. E. Th. Pollak beſchloß ich,
das im obenerwähnten Artikel geſchilderte Phänomen einmal
nachzuprüfen. Nach 15 Minuten langem Aufenthalt in völliger
Dunkelheit begaben wir uns in den Strahlenkegel einer
gewöhn=
lich zu mediziniſchen Durchleuchtungen verwendeten
Röntgen=
röhre. Tatſächlich empfanden beide Beobachter beim Hinwenden
des Kopfes zur Röhre einen ſchwachen Lichteindruck bei
ge=
ſchloſſenen wie bei offenen Augen. Um die Angaben von Pirie
(ſiehe den obigen Artikel) nachzuprüfen, wurde ein kleiner
Buch=
ſtabe aus Blei auf das geſchloſſene Augenlid gelegt, und
tat=
ſächlich erſchien ein unſcharfes, etwas vergrößertes Schattenbild
desſelben, da ja bekanntlich das Blei die Röntgenſtrahlen zum
größten Teil abſorbiert. Intereſſanterweiſe erſchien das Schatten=
bild des Buchſtabens verkehrt auf der Netzhaut. Das iſt
verſtändlich, wenn man ſich klar macht, daß beim Sehen im
ge=
wöhnlichen Licht alle eintretenden Strahlen die bilmumkehrende
Linſe paſſieren, um hier nach den aus der Optik bekannten
Regeln gebrochen zu werden. Röntgenſtrahlen ſind jedoch
in=
folge ihrer außerordentlich viel kleineren Wellenlänge in dieſer
Weiſe nicht brechbar; die Brechkraft der Linſe iſt alſp bei dem
Verſuche ausgeſchaltet.
Nun ließ ſich auch ſofort nachprüfen, ob die Anſchauung
richtig iſt, daß die Netzhaut für Röntgenſtrahlen unmittelbar
empfindlich ſei. Drehten wir den Kopf zur Seite, ſo daß das
Röntgenſtrahlenbündel aus der Röhre nicht direkt von vorn
ein=
fiel, oder wendeten wir der Röhre den Hinterkopf zu, ſo entſtand
kein merkbarer Lichteindruck auch bei ſtärkſter Steigerung der
Strahlenhärte (Durchdringungsfähigkeit). Das hätte aber — die
Richtigkeit der obigen Anſchauung vorausgeſetzt — der Fall ſein
müſſen, da Röntgenſtrahlen ja auch Knochen uſw. relativ leicht
durchdringen. Da die Lichterſcheinung nur bei direktem
Strahlen=
einfall durch das Auge zu beobachten war, iſt eine Erklärung
nur möglich im Sinne einer Fluoreſzenzerſcheinung
im Augeninnern. Wie bei der mediziniſchen
Röntgen=
durchleuchtung der mit einer ſtark fluoreſzierenden Maſſe
be=
ſtrichene Leuchtſchirm, deſſen Schicht aus gewiſſen Wolfram= oder
auch Calziumſalzen beſteht, ſo blitzen unter dem Einfluſſe der
Röntgenſtrahlen auch die zwiſchen der Hornhaut und der
Netz=
haut des Auges befindlichen Medien, nämlich die Linſe und der
ſog. Glaskörper, mehr oder weniger hell auf. Vermutlich ſpielt
auch hier ein gewiſſer Gehalt an Kalkſalzen die Hauptrolle. Es
iſt durchaus möglich und im augenärztlichen Schrifttum des
öfteren erörtert worden, daß die Lichterſcheinung bei der
Rönt=
genbeſtrahlung des Auges deshalb bei älteren Leuten ſowie
auch bei Kranken mit Trübung des Glaskörpers und der Linſe
(Star) an Stärke noch gewinnt.
Und trotzdem muß der von Pirie gewieſene Weg, ſolchen
Menſchen das Leſen mittels Röntgenſtrahlen zu
er=
möglichen, leider eine Utopie bleiben. Mein Mitarbeiter und
ich hatten nach dem erwähnten, kaum 5 Minuten dauernden
Verſuche über heftiges Brennen der Geſichtshaut und über eine
tagelang anhaltende Bindehautreizung zu klagen. Man kann
eben die Röntgenbeſtrahlung, insbeſondere an den Augen, nicht
beliebig lange fortſetzen, ohne mit Sicherheit ſchwerſte
Schädi=
gungen hervorzurufen. Die gewöhnlich geübte Abſchirmung der
Röntgenſtrahlen zum Schutze der Haut bezw. Bindehaut würde
ſich nach Lage der Sache ja hier von ſelbſt verbieten!
Endlich iſt noch zu ſagen, daß die Lage eines Fremdkörpers
im Auge viel leichter und zuverläſſiger als durch den ſubjektiven
Lichteindruck des Verletzten durch die gewöhnliche, evtl.
ſtereo=
ſkopiſche Röntgenaufnahme beſtimmt wird, welche zudem den
Vorteil hat, ein bleibendes Bilddokument zu liefern. Die
Er=
kennung aller, auch der kleinſten, Netzhautdefekte bietet heute
mittels des Augenſpiegels keine Schwierigkeiten mehr. Eine
fehlende Linſe iſt durch eine Starbrille erſetzbar. Man kann
alſo Augenleidenden, die durch die vorſtehenden Ausführungen
vielleicht um eine Hoffnung ärmer geworden ſind, den Troſt
geben, daß die Augenheilkunde bereits über beſſere und vor allem
ungefährlichere Methoden verfügt. Die Bedeutung der in
kundi=
ger Hand reichen Segen ſpendenden Röntgenſtrahlen liegt
viel=
mehr auf anderen Gebieten.
* Frankfurker Theater.
Der Gegenſatz zwiſchen den dionyſiſchen und den
appo=
liniſchen Kräften des Lebens, der Zwieſpalt zwiſchen Willkür
und Geſetz, zwiſchen Trieb und Geſtaltung, ſteht hinter dem
Schau=
ſpiel von Friedrich Grieſe: „Menſch, aus Erde
ge=
macht.”
Der alternde Bauer begehrt die junge Magd. Durch das
Uebergewicht ſeiner Stellung entreißt er ſie dem Geliebten, der
wegen eines Diebſtahls flüchtet. Die Magd opfert ſich für den
Geliebten und wird des Bauern Frau. Doch es ruht kein Glück
auf der Ehe. Der Bauer zerbricht an ſeiner Schuld. Das
Nied=
rige geht an der eigenen Gier zugrunde.
Friedrich Grieſe, der Mecklenburger Lehrer, hat den Stoff
zum Drama zu formen geſucht. Eine ernſte und begabte Arbeit
Aber ſie leidet daran, daß die Rhetorik die dramatiſche
Geſtal=
tung überwiegt und daß realiſtiſche und myſtiſche Elemente
all=
zuſehr vermengt ſind. Immerhin zeigt ſie erfreuliche dichteriſche
Begabung.
Es iſt ein Verdienſt des Frankfurter
Schauſpiel=
hauſes, ein derart errſtes, poſitiv gerichtetes Werk auf der
Bühne zur Erörterung zu ſtellen und ſich erproben zu laſſen. Die
von Jakob Geis geleitete Uraufführung hatte ſtarke Auftritte.
Ellen Daub gab der Magd eine packende innere Spannung,
un=
terſtützt von I9’ze und Jungbauer, während Kurt Katſch ſich in
Pathos verlo)
Aus Beß kommt eine Umarbeitung von Freytags
„Journaſ=ſten” durch Felix Joachimſon. Das alte. feine
Luſtſpiel wind durch Schlagermuſik durchſetzt und am Schluß
voll=
ſtändig umgebogen. Es entſteht ein wenig erfreuliches Miſchmaſch
nur erträglich durch die reizende Darſtellung mit Claire Winter,
Antje Meſtern, Theodor Danegger und E. V. v Klippſtein, unter
F. P. Bucs leichter Hand.
Im Steinernen Haus vereinigt das Porza=Kabarett
unter dem Stichwort „Ruhe Tonfilm” ſeine beſcheidenen
Kräfte zu einer abwechſlungsreichen Revue. Luſtig iſt eine Film=
Inſzenierung des „Hamlet” mit „Sein oder Nichtſein” als
Eng=
liſh Walz und einige andere nette Filmeinfälle. Die politiſche
Einſeitigkeit des Kabaretts wird nicht nach jedermanns Geſchmack
ſein.
Dienstag, 31. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 31 — Seite 3
Die neuen Männer im Kabinett Hitler.
Reichswirtſchafts= und Ernährungs=
Reichswehrminiſter
miniſter Hugenberg.
Generalleutnant von Blomberg.
Reichskanzler
Adolf Hitler.
Vizekanzler und Reichskommiſſar
von Papen.
Reichsarbeitsminiſter
Seldte.
Der Reichskanzler.
Berlin, 30. Januar.
Das neue Kabinett Hitler hat aus den beiden
vorangegan=
genen Regierungen 5 Perſönlichkeiten übernommen, nämlich den
Vizekanzler v. Papen, den Reichsaußenminiſter v. Neurath, den
Reichsfinanzminiſter Schwerin v. Kroſigk, den
Reichsverkehrs=
miniſter Eltz v. Rübenach und den Reichskommiſſar für
Arbeits=
beſchaffung Dr. Gereke. Dieſe Miniſter haben bekanntlich mit
Ausnahme Papens in gleicher Eigenſchaft auch dem Kabinett
Schleicher angehört. Die Perſönlichkeit des neuen
Reichskanzlers iſt durch die Rolle, die Adolf Hitler ſeit
Jahren im politiſchen Leben Deutſchlands ſpielt, ſo hinreichend
bekannt, daß hier nur an einige Daten ſeines Lebens erinnert
zu werden braucht.
Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 als Sohn eines
Zollbeamten in Braunau am Inn (Oberöſterreich) geboren, wo
er bis zum Tode ſeiner Eltern die Realſchule beſuchte. Seine
zeichneriſche Begabung ließ in ihm den Wunſch wach werden,
ſich zum Baumeiſter auszubilden. Nach praktiſcher Tätigkeit ging
er im Jahre 1912 nach München, wo er am 2.
Mobilmachungs=
tage 1914 ein Geſuch an das bayeriſche Kriegsminiſterium um
Einſtellung als Kriegsfreiwilliger richtete. Den Krieg machte
er vom Oktober 1914 bis Oktober 1918 an der Weſtfront mit,
wo er ſich das Eiſerne Kreuz 1. Klaſſe erwarb. Im März 1919
nahm er an der Bekämpfung der Räteregierung in München
teil und trat dann der „Deutſchen Arbeiterpartei” bei, die
da=
mals nur aus 6 Perſonen beſtand. Bald übernahm er die
Führung dieſer Gruppe und fand mehr und mehr Anhang. Am
8. November 1923 kam es zu den bekannten Ereigniſſen im
Bürgerbräu=Keller, wo Hitler die Berliner Regierung für
ab=
geſetzt erklärt und eine nationale Regierung eingeſetzt hatte.
Hitler wurde verhaftet und am 1. April 1924 zu 5 Jahren
Feſtung verurteilt. Er trat die Strafe in Landsberg an, erhielt
aber ſchon nach Ablauf eines Jahres Strafunterbrechung mit
einer Bewährungsfriſt von 4 Jahren. Ein ihm auferlegtes
Rede=
verbot wurde in Bahern im Jahre 1927 und in Preußen 1928
aufgehoben. Den erſten parlamentariſchen Erfolg erzielte die
Nationalſozialiſtiſche Partei, als ſie im Januar 1930 in
Thürin=
gen mit Frick als Innenminiſter eintrat. Im Jahre 1932 ließ
ſich der neue Reichskanzler als Kandidat bei der
Reichspräſiden=
tenwahl aufſtellen, die jedoch eine Wiederwahl Hindenburgs
brachte.
Der Innenminiſter: Dr. Brick.
Der neue Reichsinnenminiſter Dr. jur. W. Frick
wurde am 12. März 1877 als Sohn eines Volksſchullehrers in
Alſenz (Pfalz) geboren. Nach dem Beſuch des Gymnaſiums in
Kaiſerslautern ſtudierte er Rechtswiſſenſchaft, und war nach
Abſolvierung der juriſtiſchen Ausbildungszeit von 1907 bis 1917
Bezirksamtsaſſeffor in Pirmaſens und dann bei der
Polizei=
direktion in München als Oberamtmann tätig.
Seit der Revolution betätigte er ſich in der Politik, und
zwar als Anhänger und Parteigänger Adolf Hitlers. Frick hatte
Adolf Hitler beim Münchener Putſch unterſtützt und vom
Volks=
gericht zu Feſtungshaft verurteilt, im Diſziplinarverfahren aber
freigeſprochen. Seit der zweiten Wahlperiode 1924 hat er ein
Mandat im Reichstag inne, und zwar auf Grund des
Reichs=
vorſchlags der NSDAP. Im Jahre 1930 übernahm Dr. Frick
in Thüringen das Miniſterium des Innern, und wurde von
ſeiner Stellung als Oberamtmann in München auf ſeinen
eigenen Antrag entbunden. Am 1. April 1931 erhielt Frick im
Thüringiſchen Landtag ein Mißtrauensvotum. Er kehrte darauf
nach München zurück und übernahm wieder ſeine frühere
Beamtenſtellung. Der neue Reichsinnenminiſter iſt ſeit langem
Vorſitzender der nationalſozialiſtiſchen Reichstagsfraktion.
Der Reichswehrminiſter:
Generallenknank von Blomberg.
Der neuernannte Reichswehrminiſter
General=
leutnant Werner v. Blomberg wurde am 2.
Sep=
tember 1878 in Stargard in Pommern geboren. 1897 trat er
aus dem Kadettenkorps als Leutnant in das Inf.=Reg. Nr. 73
(Hannover); ſeine ſpätere Laufbahn ſpielt ſich ſeit 1911 im
Generalſtab ab. Im Krieg war er zunächſt
Generalſtabs=
offizier der 19. Reſervediviſion, 1916 kam er zum Generalſtab
des 18. Reſervekorps und im März 1917 zu dem der 7. Armee.
Nach dem Krieg kam er 1919 in das neue Reichswehrminiſterium,
im Mai 1920 wurde er Chef des Generalſtabs der Brigade
Döberitz und ein Jahr ſpäter Chef des Stabes der 5. Diviſion
in Stuttgart. 1925 kam er ins Reichswehrminiſterium nach
Ber=
lin zurück; hier wurde er 1927 als Chef des Truppenamtes
Generalmajor; am 1. Oktober 1929 wurde v. Blomberg zum
Generalleutnant befördert, und übernahm als Kommandeur der
1. Diviſion und Befehlshaber im Wehrkreis I Königsberg die
Nachfolgerſchaft des ausſcheidenden Generalleutnants Frhr.
v. Eſebeck. Im Oktober 1930 ging General v. Blomberg in
offi=
ziellem Kommando auf die Dauer von zwei Monaten zur Armee
der Vereinigten Staaten, um die nach dem Weltkriege
angebahn=
ten Beziehungen zwiſchen der amerikaniſchen Armee und unſerer
Reichswehr zu vertiefen. In letzter Zeit war von Blomberg
als Sachverſtändiger der deutſchen Delegation auf der Genfer
Abrüſtungskonferenz tätig.
Der Wirkſchafts= und Ernährungsminiſter:
Geheimrak Hugenberg.
Geh. Finanzrat Dr. Alfred Hugenberg, der
Führer der Deutſchnationalen Volkspartei, der
im neuen Kabinett das Reichswirtſchaftsminiſterium und das
Miniſterium für Ernährung und Landwirtſchaft inne hat, bedarf
als einer der prominenteſten Politiker Deutſchlands wohl kaum
einer näheren Vorſtellung. Geboren wurde er am 19. 6. 1865 in
Hannover; er ſtudierte die Rechtswiſſenſchaften und promovierte
ſpäter in Straßburg als Schüler des bekannten Geld= und
Agrar=
theoretikers Knapp zum Dr. rer, pol. 1894/99 war er bei der
Anſiedlungskommiſſion in Poſen tätig, nach einer kurzen
Dienſt=
leiſtung beim Oberpräſidium Kaſſel wurde er im März 1900
Ver=
bandsdirektor der Raiffeiſengenoſſenſchaft und Direktor der
neu=
errichteten Landesgenoſſenſchaftsbank. 1903 trat er für einige
Jahre wieder in den Staatsdienſt ein, und zwar zunächſt als
Hilfs=
arbeiter, ſpäter als Vortragender Rat im preußiſchen
Finanzmini=
ſterium. Als Geheimer Finanzrat ſchied er 1907 aus dem
Staats=
dienſt wieder aus und wurde zunächſt Direktor der Berg= und
Metallbank in Frankfurt a. M., 1909 Vorſitzender des
Direk=
toriums der Friedrich=Grupp A.=G. in Eſſen. In dieſer Stellung
verblieb er bis zum 31. Dezember 1918; von da ab datiert ſeine
Laufbahn als Politiker. Im Januar 1919 wurde er vom
Wahl=
kreis 8, Poſen, in die Nationalverſammlung gewählt, wo er ſich
der Fraktion der Deutſchnationalen Volkspartei anſchloß, deren
Führer er bald wurde. Seit dieſer Zeit iſt er auch ſtets Mitglied
des Reichstages geweſen. Zum Parteivorſitzenden wurde
Hugen=
berg bei der Vertretertagung der Deutſchnationalen Volkspartei
am 20. Oktober 1928 gewählt; voran ging ein Konflikt innerhalb
der Partei anläßlich des Falles Lambach, der auch zur
Nieder=
legung der Leitung durch Graf Weſtarp führte. Allgemein in
Er=
innerung iſt auch der Austritt des Abgeordneten Treviranus im
Jahre 1929 und die damit ins Rollen gekommene Spaltung der
Partei. Auch Hugenbergs Eintritt für ein Volksbegehren gegen
den Youngplan und ſpäter für die Auflöſung des früheren
preu=
ßiſchen Landtages und endlich ſeine Bemühung um die Herſtellung
einer gemeinſamen Front zwiſchen Deutſchnationalen und
Natio=
nalſozialiſten, die ſogenannte Harzburger Front, iſt allgemein
be=
kannt. Erwähnt werden muß Hugenbergs Arbeit an dem Aufbau
und der Organiſation der rechtsſtehenden Preſſe.
Der Arbeiksminiſter: Franz Heldke.
Auch Franz Seldte, der erſte Bundesführer des
Stahl=
helms, der im neuen Kabinett das Amt des Reichsarbeitsminiſters
übernommen hat, iſt eine der Oeffentlichkeit wohlbekannte
Per=
ſönlichkeit. Er ſtammt aus Magdeburg, wo er am 29. Juni 1882
als Sohn eines Fabriksbeſitzers geboren wurde. Frühzeitig
über=
nahm er das Chemiſche Werk ſeines Vaters. Im Weltkriege
kämpfte er vom Auguſt 1914 bis zur Somme=Schlacht im Jahre 1916.
als Führer einer Maſchinengewehrkompagnie an der Weſtfront;
an der Somme verlor er ſeinen linken Arm, war dann bis April
1917 im Lazarett und darauf bis Oktober 1917 in der militäriſchen
Stelle des Auswärtigen Amtes, wo er u. a. politiſche Aufträge im
Auslande zu erfüllen hatte. Im Oktober 1917 kam er als Führer
eines Film= und Nachrichtentrupps wieder an die Front, und zwar
zunächſt nach Italien und ſpäter nach dem Weſten. Nach dem
Um=
ſturz bemühte er ſich um die Sammlung der ehemaligen
Frontſol=
daten. Im Dezember 1918 glückte es ihm, in Magdeburg eine
Ver=
einigung von Frontſoldaten ins Leben zu rufen, aufgebaut auf der
Idee des Fronterlebniſſes, der Kameradſchaft und des
Selbſtſchutz=
gedankens. Aehnliche Vereinigungen in anderen Städten, die
in=
zwiſchen entſtanden waren, ſchloſſen ſich 1919 zum Stahlhelm,
Reichsbund der Frontſoldaten, zuſammen. An die Spitze trat
Seldte, der ſpäter die eigentliche Leitung niederlegte und nur noch
die ehrenamtliche Führung ausübte. Seldte war auch
Mitbegrün=
der der Volkspartei, aus der er am 3. Dezember 1927 austrat, um
als Führer des Stahlhelms politiſch nicht gebunden zu ſein. Auch
Seldtes Bemühungen um ein Volksbegehren gegen den Young=
Plan und das für die Auflöſung des Preußiſchen Landtages ſowie
ſeine Arbeit für das Zuſtandekommen der Harzburger Front ſind
bekannt.
Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Montag, den 30. Januar.
„Der Freiſchüt”
Oper von K. M. v. Weber, Text von Kind.
Die vier Sängerinnen, die in kurzer Folge die Agathe
ge=
ſungen haben, ſollen nicht miteinander verglichen werden. Jede
hat ihre eigene Note und eine innere Berechtigung. Wer ſich
fragt, welche von ihnen den Abſichten des Werks, dem Stil der
Muſik, dem äußeren Idealbild und der Beherrſchung der
geſang=
lichen Aufgabe am meiſten entſpricht, dürfte nur zwiſchen zweien
ſchwanken: dem neuligen Gaſt und Erna v. Georgi, die ſie
heute ſang. Bei gleichguter geſanglicher Leiſtung hat die
Wienerin die beſondere Schönheit ihres warmen ſtimmlichen
Materials für ſich, die Weſtfalin (v. Georgi iſt keine Ungarin,
wie geglaubt wird) die ſchlanke Jugendfriſche der Erſcheinung,
die perſönlichere, kernige Geſtaltung.
Die Agathe iſt aber nicht aufſchlußreich genug für eine
Sängerin des jugendl. dramatiſchen Faches. Die Agathe können,
wie wir ſahen, auch lyriſche und Zwiſchenfachſängerinnen ſingen,
und iſt die typiſche Rolle für Anfängerinnen. Maria Reining
in einem zweiten Gaſtſpiel zu prüfen, und zwar in einer
dramatiſch bewegteren Aufgabe, ſcheint mir ebenſo notwendig
zu ſein, wie E. v. Georgi Gelegenheit zu geben, ſich weiter zu
bewähren (Evchen, Micgela). Es iſt ſchwer einzuſehen, weshalb
eine Neu=Anſtellung gewünſcht wird, ſolange nicht bewieſen iſt,
daß es=ſich um eine Kraft handelt, die über die vorhandenen
weit hinausragt hauptſächlich in Richtung einer größeren
Ver=
wendbarkeit, nicht in lyriſchen, ſondern in dramatiſchen Rollen.
An lyriſchen Sängerinnen haben wir ſchon Ueberfluß.
Heute, wie immer ſeither, konnte E. v. Georgi ſich
über=
zeugen, daß ſie die Sympathie des Publikums beſitzt. v,II.
Johannes Brahms zum Gedächknis.
Zweites Konzert des Volkschors Darmſtadt.
Bot das erſte der beiden vom Volkschor Darmſtadt zum
ehrenden Gedächtnis von Johannes Brahms veranſtalteten
Konzerte Sologeſänge, ſo galt das zweite Konzert, das geſtern
abend im vollbeſetzten Kleinen Haus ſtattfand, in ſeiner erſten
Abteilung Geſangsquartette und Chöre (mit und ohne
Klavier=
begleitung), von denen wir eine Reihe ſeiner volkstümlichſten
und innigſten hören durften. Die zweite Abteilung brachte eine
ausgezeichnete Wiedergabe der Liebesliederwalzer Opus 52.
Dieſes Meiſterwerk muſikaliſcher Kleinkunſt, und die im erſten
Konzert gehörten Zigeunerlieder und ſchließlich ſeine ungariſchen
Tänze brachten Brahms früher Weltruhm als ſeine großen
Werke. Jedenfalls ſind ſie volkstümlicher geworden. Es iſt
vielleicht noch lange nicht genug bekannt, wie innig Brahms
mit der Muſik des Volkes verwachſen war; durch ſein ganzes
Schaffen zieht ſich dieſe Verbundenheit. Seine Volkskinderlieder,
ſeine Volkslieder für gemiſchten Chor, ſeine Geſangsquartette,
ſeine deutſchen Volkslieder für Klavier, die er ſelbſt ſo ſehr
liebte, daß er von ihnen ſagte „es wäre wohl das erſte Mal,
daß er einem ſeiner Werke mit Zärtlichkeit nachſehe”, das iſt
Heimat= und Volksmuſik in des Wortes ſchönſter Bedeutung.
Hier iſt die Verträumtheit der Nacht, der Zauber des Waldes,
hier iſt Liebe und Sehnſucht und alle herzliche Einfachheit des
Volksempfindens; es ſind muſikaliſche Edelſteine, in koſtbarer
Faſſung künſtleriſcher Geſtaltung.
* Die Monatsſchrift „Atlantis” (Länder Völker, Reiſen),
er=
öffnet ihren 5. Jahrgang (Januar 1933) mit einem Heft, das in
ſeiner Bildausſtattung geradezu begeiſternd iſt. Wir folgen dem
arabiſchen Märchenerzähler, der auf dem Umſchlag abgebildet iſt,
in die heilige Stadt der Mozabiten in der Sahara, fliegen dann
nach den Inſeln der Südſee, ſtaunen über die Maskentänzer in
Melaneſien, bewundern die ebenmäßigen Bronzegeſtalten der
Polyneſier (der ſchönſten Menſchen der Südſee), laſſen uns dann
wieder in die Bergwelt der euroväiſchen Heimat führen, deren
winterliche Einſamkeit in herrlichen Tiefdruckbildern erſcheint,
und ſchließlich zu den Schätzen der deutſchen Kunſt am Rhein und
in das Hafenleben von Liſſabon. Umrahmt werden dieſe
Bild=
autikel von Textbeiträgen gleicher Vielſeitigkeit; ein faſt
unbe=
kanntes Geſpräch Hugo von Hofmannsthals über das Weſen der
deutſchen und franzöſiſchen Sprache; im Romanteil der Beginn
einer ſpannenden Erzählung aus Indochina; am Schluß einige
wiſſenſchaftliche Beiträge, u. a. berichtet F v. Oppeln=Bronikowſki
von den neueſten Forſchungen über den Durchzug der Iſraeliten
durchs Rote Meer.
Und gar die Liebeswalzer! Die Zeitgenoſſen konnten ſich
nicht genug wundern, über den ernſten, ſchwerblütigen
walzer=
ſchreibenden Brahms. Na! Er lebte halt in Wien, und in Wien
hat noch keiner gelebt, dem es die Wienerluft nicht angetan
hätte. Wo Schubert und Strauß gelebt haben, da muß man
ſingen und tanzen und froh ſein und glücklich, und dann ſchreibt
man eben, wenn man kann, Walzer. Und ſo iſt auch in dieſen
18 ganz kurzen Geſangswalzern der ganze Abglanz des
liebens=
würdigen Zaubers Wiens, wie es war und nicht mehr iſt.
Manchmal ſcheint es ernſter zu werden, manchmal
leidenſchaft=
licher: aber es dauert nicht lange, es meldet ſich gleich wieder
der Dreivierteltakt und die Verliebtheit. — Und nun können
wir nichts Beſſeres tun, als die Mitwirkenden alle aufzählen:
die Damen Betty Aßmuth, Aga Zeh, die Herren Heinrich
Land=
zettel, Ludwig Herwig und Friedrich Noack, der Volkschor
Darmſtadt, die Madrigalvereinigung Darmſtadt, am Flügel
Lieſel Jäger und Renate Gläſſing, ſie alle ſangen und
ſpiel=
ten mit tiefſter Einfühlung und vollſter Hingabe. Sie ſangen
Chöre ohne Begleitung aus Opus 62, darunter das
wunder=
ſame Volkslied „In ſtiller Nacht” ſie ſangen vierſtimmige
Kanons für Frauenſtimmen aus Opus 113, 4 Quartette mit
Klavierbegleitung aus Opus 31 und 92, darunter „O ſchöne
Nacht”, das den Damen Aßmuth und Zeh, den Herren
Land=
zettel und Noack ſo gut gelang, daß es wiederholt werden
mußte, und vereinigten ſich ſchließlich alle in teils ſoliſtiſcher,
teils choriſcher Wiedergabe der Liebesliederwalzer. Geführt von
ihrem Meiſter Noack ſangen ſie ſo ſchön, daß der Abend das
wurde, was er werden ſollte: eine würdige Feier für Johannes
O.
Brahms.
Zauer, Peter: Ein Kind iſt da. Die frühe Kindheit im Bilde
deutſcher Dichtung. Mit 23 ganzſeitigen Photographien von
Erich Retzlaff. Leinen 5,40 RM. 2. Auflage. Pädagogiſcher
Verlag. GmbH., Düſſeldorf, 1932.
Ein Kind iſt da! Das Glück dieſes Erlebniſſes findet keinen
ärkeren und tieferen Ausdruck als in dieſem Buche. Alle
Ge=
ühle, die das erwartete und werdende Kind, die Tage der Wiege,
je erſten drolligen Spiele in der Stube und im Freien, ſein
lückſeliger Schlummer, die ganze frühe Kindheit, im elterlichen
derzen auslöſen, ſind in den Verſen von über 70 Dichtern Klang
ind Bild geworden, 23 ganzſeitige Photos allerliebſter Kinder=
vorliegt.
Theorie der Geſellſchaft. Von Heinrich Leuchtgens Verlag
Carl Bindernagel, Friedberg i. H. 1932. 432 Seiten. Preis
broſch. 10 RM.
Der bekannte frühere heſſiſche Landtagsabgeordnete und
lang=
jährige Beigeordnete der Stadt Friedbera Dr. Leuchtgens
unter=
nimmt mit dem vorliegenden Werk den Verſuch, ein neues
Lehr=
gebäude über einem uralten Erſcheinungszuſammenhang
aufzu=
richten. Die Geſellſchaftslehre (Soziologie) ſteckt als Wiſſenſchaft
noch in den Anfangsgründen. In ſechs Abſchnitten (
Ausgangs=
punkt, Aufbaukräfte, Spannungszuſtände, Bewegungslehre,
Be=
wegungsverſchlingung und Geſchehenslehre) unterſucht der
Ver=
faſſer die Erkenntnismittel ſoziologiſcher Forſchung, um ſie zu
ver=
beſſern und zu vermehren. In der Erkenntnis der
Zweckhaftig=
keit des Geſellſchaftsgefüges und in der Gliederung der
Zuſammen=
hänge des ſtaatlichen Lebens und der kulturellen Erſcheinungen
wird das zweifellos intereſſant geſchriebene Buch, an deſſen
eigen=
artigen Stil und Ausdrucksweiſe der Leſer ſich wird gewöhnen
müſſen, unter gewiſſen Vorbehalten dem gebildeten Laien wie dem
Fachmann im weiteren Sinne ein Wegweiſer durch das noch
auf=
zuſchließen e Gebiet der Geſellſchaftslehre ſein können.
Seite 4 — Nr. 31
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Januar 1933
Zuſammenkrikk des neuen iriſchen
Pariaments am o. Zebrudt.
De Balera wieder Präſidenk der vollziehenden Gewalk
Dublin, 30. Januar.
Das neugewählte Parlament des iriſchen
Freiſtaatswird am Mittwoch, den 8. Februar, ſeine
erſte Sitzung abhalten Es iſt ſicher, daß de Valera
wieder zum Präſidenten der vollziehenden
Ge=
walt ernannt werden wird. Es wird erwartet, daß die
Zuſam=
menſetzung des Kabinetts unverändert bleiben wird. Die
An=
hänger de Valeras haben mit 76 Stimmen dieſelbe Stärke wie
alle anderen Gruppen zuſammengerechnet. Mit dem Präſidenten
des Parlaments haben ſie ſogar 77 Stimmen; doch gibt der
Prä=
ſidenk ſeine Stimme nur in beſonderen Fällen ab und kann daher
bei der parlamentariſchen Alltagsarbeit nicht mitgezählt werden.
Mit Unterſtützung der acht Vertreter der Arbeiterpartei haben
die Gegner des Vertrags mit England eine Mehrheit von 16
Stimmen, verglichen mit einer Mehrheit von vier Stimmen im
alten Parlament. Die meiſten Sitze, die die Cosgrave=Partei
ver=
loren hat, ſind der Zentrumspartei zugefallen, obwohl die Politik
beider Gruppen im weſentlichen übereingeſtimmt hatte. Was die
Frage der Landannuitäten betrifft, ſo hat de Valera am
Samstag die Beſeitigung des Sperrkontos
angekün=
digt, in das die von England beanſpruchten
Gel=
der bisher eingezahlt worden waren. Dies bedeutet,
daß das Geld jetzt der Regierung für den Ausgleich des Budgets
zur Verfügung ſtehen wird, der im iriſchen Freiſtaat ebenſo große
Schwierigkeiten macht, wie in allen Ländern. Die erſte Erklärung,
die de Valera geſtern über ſeinen Wahlſieg abgab, enthielt eine
freundliche Bezugnahme auf England, und dieſer Umſtand hat zu
Gerüchten Anlaß gegeben, daß ein neuer Verſuch gemacht werden
wird, den zwiſchen beiden Ländern in Gang befindlichen
Wirt=
ſchaftskrieg zu beenden.
Beränderungen im engliſchen diplomakiſchen Dienſt.
London, 30. Januar.
Das Foreign Office hat folgende Veränderungen im britiſchen
diplomatiſchen Dienſt bekanntgegeben: Der Geſandte in Havanna,
Sir John Broderick, iſt zum Botſchafter in BuenosAires ernannt
worden, der Geſandte in Guatemala, Herbert Watſon, zum
Ge=
ſandten Havanna und der Beamte des Foreign Office, Erneſt Gye,
iſt zum Generalkonſul in Tanger ernannt worden.
Nach dem Sturze Paul=Boncours.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
* Paris, 30. Januar.
Die Regierung Paul=Boncour hat wegen der geplanten
fünfprozentigen Erhöhung der Einkommenſteuer eine
vernich=
tende Niederlage erlitten. Es kommt in der franzöſiſchen
Kam=
mer nur ſelten vor, daß eine Regierung mit 390 Stimmen gegen
193 geſtürzt wird. Es iſt allerdings wahr, daß die
regierungs=
ſtürzende Mehrheit kein einheitliches Gebilde darſtellt, ſondern
nur durch die Addierung der rechtsſtehenden Oppoſition und
der marxiſtiſchen Sozialiſten entſtand. Nichtsdeſtoweniger handelt
es ſich diesmal um eine prinzipielle Entſcheidung und nicht —
wie man denken könnte — um eine Zuſammenballung von
Couloirintrigen, die nach ermüdenden Nachtſitzungen oft ſchon
Kriſen hervorgerufen haben. Das ſoll nicht bedeuten, daß die
Kriſe eine Folge der allgemeinen Unzufriedenheit ſei. Große
Unzufriedenheit iſt zwar vorhanden und ſie wurde auch noch
künſtlich genährt, aber im weſentlichen geht es um die
Auflöſung der Zuſammenarbeit der
Links=
parteien, um den Abfall der Sozialiſten von
der Regierung. „Das Kartell der Linken iſt geſprengt”,
verkündet triumphierend die Rechte. Ein Kartell war aber gar
nicht vorhanden, denn die Sozialiſten haben nur von außen die
Regierung geſtürtzt. Das war weniger als ein Kartell, aber
ſelbſt dieſes Wenige verſagte. Es erwies ſich, daß die Sozialiſten
in Franreich unfähig ſind, auf die Dauer mit einer noch ſo
weit links ſtehenden bürgerlichen Partei zuſammenzuarbeiten.
Eine Zeitlang ſchien es, daß ſie, durch die Erfahrungen der
letzten Wahlen gewitzigt, ihre völlig negative Rolle, die den
Doktrinen wohl entſprach, aber in der Praxis die ſicherſte
Unter=
ſtützung der Rechten bedeutet, aufgaben. Die Niederlage der
Regierung Paul=Boneour zeigt aber, daß ſie über ein beſtimmtes
Maß nicht hinausgehen können, und nicht in der Lage ſind, die
Verantwortung für unvolkstümliche Maßnahmen zu übernehmen.
Die politiſche Entwicklung, die in den letzten Wahlen
wur=
zelt, iſt zu einem Wendepunkt gekommen. Es wird in der Zukunft
nicht an Verſuchen fehlen, wieder Linksregierungen zu bilden.
denn nichts iſt ſo bequem, wie auf Grund der
Stimmen=
arithmetik linksſtehende Mehrheiten zuſammenzuſtellen. Dieſe
Mehrheiten ſind aber praktiſch nicht tragfähig. Es iſt
unwahr=
ſcheinlich, daß die bürgerliche Linke in der Zukunft noch ſtärker
und geſchickter die Sozialiſten umwerben kann. Die Folge
iſt eine Orientierung nach der Mitte, alſo nach
Rechts, mit hilfeſuchenden Blicken nach Senat
und Elyſée. Solche Löſungen ſind ſchwer durchzuführen und
faſt immer gebrechlich. Aber die Linke hat, indem ſie die
Finanzen nicht in Ordnung bringen konnte — und ſei es mit
noch ſo ſchweren Opfern —, eine entſcheidende Schlacht verloren.
Sie gibt ſich darüber allerdings noch keine Rechenſchaft.
A
OM
Nach ſchwerem Leiden iſi mein lieber Mann,
der gute Vater meines Kindes, unſer lieber
Bruder, Schwager und Onkel
Ludwig Haack
am 28., mittags, ſanft entſchlafen.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Helene Haack.
Darmſtadt, den 30. Januar 1933.
Orangerieſtraße 50.
Die Beerdigung findet Dienstag nachm. 3 Uhr von
der Kapelle des alten Friedhofes aus ſfatt.
Nachruf.
Samstag nachmittag entſchlief mein
lang=
jähriger 1. Buchhalter
Herr
Anheint Schnnnn.
Mit ihm iſt ein gewiſſenhafter, unermüdlicher
und pflichttreuer Mitarbeiter von ehrlichem,
lauterem Charakter dahingegangen.
Ich werde ihm ein ehrendes Gedenken
be=
wahren.
Carl Eiſeſe
in Firma Fritz Hufeld.
1735)
Nachruf.
Samstag nachmittag entſchlief unſer langjähriger
Kollege
Herr Wilhelm Schmitt.
Der Entſchlafene war uns ſtets durch ſeinen
unermüdlichen Fleiß, Pflichttreue und
entgegen=
kommendes Weſen ein vorbildlicher Kollege, dem
wir allezeit ein ehrendes Andenken bewahren
werden.
Das Perſonal der
Firma Fritz Hufeld.
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme beim Hinſcheiden meiner
lieben Frau
Magdalene Bernhard
ſage ich hiermit allen Bekannten und Verwandten,
beſonders Herrn Wurſter vom Deutſchen
Freidenker=
verband für ſeine troſtreichen Worte bei der
Ein=
äſcherung.
Im Namen der tranernden Hinterbliebenen:
Georg Bernhard und Sohn Paul.
Darmſtadt, den 31. Januar 1933.
(1734
Beſſungerſtr. 116.
Nachruf!
Am 28. Januar 1933 verſchied nach ſchwerer Krankheit unerwartet
unſer langjähriger Mitarbeiter
Herr Ludwig Haack
im 60. Lebensjahre.
Länger als 40 Jahre hat der Verſtorbene mit unermüdlichem Fleiß
intreuer Pflichterfüllung ſeine volle Arbeitskraft unſerer Firma gewidmet,
und werden wir demſelben ſtets ein ehrendes Andenken bewahren.
Gebrüder Adler, G. m. b. H.
Moritz u. Julius Adler.
Darmſtadt, den 30. Januar 1933.
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Wiederum haben wir den Tod eines treuen Kollegen
Herrn Luuwig Saau
zu beklagen.
Wir verlieren in dem Verſtorbenen einen allezeit
hilfsbereiten und zuvorkommenden Berufskollegen,
deſſen Andenken wir ſtets in Ehren halten werden.
Das Perſonal
der Firma Gebr. Adler, G. m. b. H.
Darmſtadt, den 30. Januar 1933.
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Darmſtadt, den 29. Jannar 1933.
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(TV,1723)
Dienstag, 31. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 31 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 31. Januar 1933.
Es wird wärmer!
Viele werden über die Kunde nicht wenig erfreut ſein, die
von den Wetterſtationen jetzt ausgegeben wird und nach der ein
allgemeiner Temperaturaufſtieg zu erwarten iſt. Nach der
Vor=
ausſage der Meteorologen ſollte der Sonntag den letzten Froſt
bringen, dann ſoll ſich angeblich das nicht gerade beliebte
Tau=
wetter einſtellen, das dann ganz und gar in den beginnenden
Frühling übergehen wird.
Als Urſache für dieſen allgemeinen Witterungsumſchlag iſt die
Winddrehung anzuſehen. Während in Oſtdeutſchland immer noch
die ſcharfen Oſtwinde hereinbrauſen, hat Mitteldeutſchland durch
die mildere Witterung bringenden Nordwinde ein faſt froſtfreies
Wetter. Und ſo haben wir in Deutſchland im Augenblick
außer=
ordentlich ſtarke Temperaturunterſchiede. In Schleſien, Bayern
und im Südweſten des Reiches herrſcht noch größte Kälte, während
von den Nordſeeinſeln milde Temperaturen gemeldet werden.
Leider haben ſich die Grippeerkrankungen in der letzten Zeit
derart gehäuft, daß bereits von einer Grippewelle geſprochen
wer=
den muß. Verſchiedentlich hat die Grippe auch Todesopfer
ge=
fordert.
— Königin Wilhelmine von Holland und die Kronprinzeſſin
Juliane waren von Samstag abend bis Montag früh Gäſte in
Schloß Erbach=Schönberg.
Stadtkrankenhaus Darmſtadt. Mit Rückſicht auf die Gefahr
der Einſchleppung und immer weiteren Ausbreitung der Griope,
teilt uns die Direktion des Stadtkrankenhauſes mit, daß ſie
ge=
zwungen ſei, die Beſuche bei den Kranken an den üblichen
Beſuchstagen bis auf weiteres nicht zu geſtatten.
Herr Zollamtmann Bolbach bei dem Hauptzollamt
Darm=
ſtadt ſcheidet infolge Erreichung der Altersgrenze am 1. Februar
ds. Js. nach 50jähriger Dienſtzeit aus dem Staatsdienſt. Seit
1892 war der Genannte mit einer kurzen Unterbrechung bei dem
Hauptzollamt, früher Hauptſteueramt, Darmſtadt tätig. Er war
ein gewiſſenhafter, ruhiger Beamter, der ſich nicht allein bei
ſeinen Mitarbeitern, ſondern auch in den Gewerbekreiſen, die
mit der Zollverwaltung geſchäftlich zu tun haben, größter
Wert=
ſchätzung erfreute.
— Aus Anlaß des 40jährigen Beſtehens des Darmſtädter
Schleſier=Vereins hat Oberbürgermeiſter Mueller das nachſtehende
Glückwunſchſchreiben ergehen laſſen: Meine ſehr geehrten Herren!
Ich beglückwünſche Sie von Herzen zur Vierzigjahrfeier Ihres
Vereins, dem ich freudig und mit Stolz als Ehrenmitglied
an=
gehöre." Ich beglückwünſche Sie aber auch über mein
Perſönli=
ches hinaus als Repräſentant einer weſtlichen, ihrer deutſchen
kulturellen Bedeutung ſich bewußten Stadt, die ihre öſtlichen
Schweſtern in Stadt und Land auch bei dieſem Anlaß ihrer
be=
ſonderen Sympathien zu verſichern wünſcht. Sympathien, die
gegründet ſind auf gemeinſchaftlich getragenes und weiter zu
tra=
gendes deutſches Leid und auf Dank und Bewunderung für den
Heldenkampf und die Treue unſerer ſo beſonders ſchwer
heim=
geſuchten ſchleſiſchen Stammesbrüder Es iſt bezeichnend und
intereſſant, daß gerade hier ſchon ſo früh aus ihrer engeren
deut=
ſchen Heimat verpflanzte Schleſier ſich zuſammengeſchloſſen und
ein ſtarkes Bollwerk blühenden deutſchen Stammesgefühls
errich=
tet haben und uns zugleich liebe und wertvolle Mitbürger
ge=
worden ſind. Möge ihre hingebende vaterländiſche Arbeit auch
weiterhin reiche Früchte tragen und den deutſchen Weſten immer
mehr und eindringlicher unſere deutſche Schickſalsgemeinſchaft
er=
kennen laſſen. In deutſcher Treue Ihr Mueller,
Oberbürger=
meiſter.
— 30jähriges Dienſtjubiläum. Herr Juſtizſekretär Bernhard
Eiſenhauer, Beſſunger Straße 97, kann am 2. Februar 1933
auf eine 30jährige Dienſtzeit bei dem Heſſiſchen Amtsgericht
Darmſtadt zurückblicken. Herr Eiſenhauer begann ſeine
Tätig=
keit bei dem ehemaligen Amtsgericht Darmſtadt I am 2. Februar
1903. Schon im Jahre 1892 war der Jubilar bei der Heſſiſchen
Staatsanwaltſchaft und ſpäter im Kommunaldienſt bei dem
Heſ=
ſiſchen Ortsgericht I Darmſtadt beſchäftigt. In ſeiner
jahrzehnte=
langen Dienſtzeit hat es Herr Eiſenhauer verſtanden, ſich das
volle Vertrauen ſeiner Kollegenſchaft im Heſſenlande zu
erwer=
ben, die ihn auch in der Folgezeit mit der Vertretung der
Stan=
desintereſſen bei der Heſſiſchen Regierung und überall da. wo es
erforderlich war, betraut hatte. Er iſt Mitbegründer des
ur=
ſprünglichen Verbandes. Herr Eiſenhauer hat ſich in der langen
Zeit treueſter Pflichterfüllung im Staatsdienſte bei ſeinen
Kolle=
gen im Heſſenlande und bei den höchſten Regierungsſtellen, da.
wo er in uneigennütziger Weiſe die Intereſſen des Verbandes
und ſeiner Kollegen zu vertreten hatte, einen guten Namen
er=
worben.
Vierzigjähriges Dienſtjubiläum. Herr Schlachthofverwalter
Otto Samtleben konnte auf eine vierzigjährige Tätigkeit
im Dienſte der Stadt zurückblicken. Am 23. Januar 1893 bei der
ſeinerzeit ſtädtiſchen Polizei eingetreten, wurde er am 1.
Novem=
ber 1906 zum Schlachthofverwalter ernannt. Seitdem übt er
die=
ſen verantwortungsvollen Beruf aus. Herr Samtleben hat ſiets
treu und gewiſſenhaft ſeine Dienſtpflichten erfüllt. Bei ſeinen
Vorgeſetzten und Mitarbeitern iſt Herr Samtleben allgemein
ge=
ſchätzt und beliebt. Zu ſeinem Ehrentage hatte der Herr Miniſter
des Innnern ein in herzlichen Worten gehaltenes
Glückwunſch=
ſchreiben überſandt, das Herr Bürgermeiſter Ritzert dem Jubilar
mit ehrenden. anerkennenden Worten übergab. unter Beifügung
der Glückwünſche der Stadtverwaltung und ſeiner eigenen. Herr
Oberbaurat Nuß. der Direktor der Städtiſchen Betriebe übergab
in der gleichen Weiße ein Ehrenſchreiben der Stadt. Die
Glück=
wünſche des Perſonals der Städtiſchen Betriebe, das ſich zahlreich
zu der kleinen, ſchlichten Feier eingefunden hatte, folgten.
— Der Wanderklub „Falke 1916‟, Darmſtadt, entſpricht den
Wünſchen vieler Freunde des Klubs und wiederholt das bei der
Weihnachtsfeier erſtmalig aufgeführte Luſtſpiel „Die
Radium=
quelle” von Herrn Amtsgerichtsrat Becker. Dieburg, am
Sams=
tag, den 4. Februar im Konkordiaſaal. Waldſtraße 33. Die Regie
obliegt wiederum Herrn Ausfelder, die mitwirkenden Perſonen
ſind Klubmitglieder. (Siehe Anzeige.)
Heſſiſches Landestheater.
31. Januar Anf. 19, Ende n. 23½ Uhr. Bühn =Volksbd. H1.7
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1 Februar Anf. 19½,End. n 22½ Uhr. Dſt. Volksb. G Gr. 1-4
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2. Februar Anf. 19, Ende n. 23½ Uhr. C 14.
Preiſe 0.60—5.— Mk.
Maria Stuart. Kieines Haus Dienstag,
31. Januar Anf. 19½, Eude geg. 22½4 Uhr. Zuſ.=M. 1,6
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Der Wildſchütz. Donnerstag,
2. Februar Anf. 19½, Ende n. 121 Uhr. Zum 50. Todestag
lotows 24 1. 33.) Martha. Preiſe 0.50—3 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. „Marius ahoi”. Pagnols
Seemannskomödie „Marius ahoi”, die (teilweiſe unter dem
Titel „Zum goldenen Anker”) mit großem Erfolg auf vielen
deutſchen Bühnen gegeben worden iſt, wird am Samstag, dem
4. Februar, zum erſten Male im Kleinen Haus in Szene gehen.
Deli Maria Teichen wird mit der Rolle der Fanny ihr
Darm=
ſtädter Engagement antreten. — Das 5. Sinfonie=Konzert des
Landestheaters mit Emmanuel Fleiſchmann (Violoncello) als
Soliſt iſt von Montag, den 6. Februar, auf Dienstag, den
7 Februar, verlegt worden. Die Leitung des Konzerts hat Karl
Maria Zwißler. Das Programm bringt u. a. von Hagen die
Uraufführung einer Suite für Orcheſter. — In dieſer Woche
Zwei Opern zu kleinen Preiſen. Donnerstag, den 2.
Fehruar, zum 50. Todestage Flotows, „Martha”, Samstag, den
4. Februar, Bizets „Carmen”.
Beginn des Volksbankprozeſſes.
Verleſung der Anklageſchrift. — Bernehmung der Angeklagken.
Vorſtandes „Habicht und Konſorten” verbuchten. Es ſoll ferner
vom Aufſichtsrat eine Vereinbarung getroffen worden ſein, wo=
Der erſte Tag.
nach ſie die hohen Spekulationsſchulden zweier Direktoren auf
Aw. Unter reger Beteiligung begann am Montag im
Schwur=
gerichtsſaal die Verhandlung gegen die zwei ehemaligen
Direk=
toren und Mitglieder des Vorſtandes und gegen 10 Mitglieder
des alten Aufſichtsrats der Darmſtädter Volksbank. Den Vorſitz
führt Landgerichtsdirektor Meyer, die Anklage
ver=
tritt Oberſtaatsanwalt Dr. May und Aſſeſſor Dr.
Katz. Als Verteidiger fungieren die Rechtsanwalte, die
Doktoren Leoni Oppenheimer, Sondheimer
Strauß und Prof. Dr. Sinzheimer aus Frankfurt.
Vor dem Eintritt in die Verhandlung gibt Dr. Meyer einige
ſachliche Erläuterungen über die Art der Verhandlungsführung
uſw. Er betonte nochmals, daß Eintritt jedermann habe ſolange
Platz vorhanden ſei, Karten benötigten lediglich ſolche Perſonen,
die ein ganz beſonderes Intereſſe an dem Prozeß haben und Wert
legten auf beſonders gute Plätze (Angehörige, Bank= und
Preſſe=
leute). Dr. Meyer hat für die Verhandlung zweieinhalb Wochen
vorgeſehen. In den erſten Wochen werden wohl nur die
Ange=
klagten gehört werden, und mit dem übrigen könne man dann
wohl in der letzten halben Woche fertig werden.
Der Vorſitzende gibt dann bekannt, daß das Verfahren gegen
ein weiteres Aufſichtsratsmitglied wegen Grippeerkrankung ſehr
gegen den Willen des Gerichts abgetrennt werden
mußte. Die übrigen Angeklagten ſind vollzählig erſchienen und
nehmen auf der rechten Seite vom Richtertiſch Platz, während
die Vertreter der Staatsanwaltſchaft während dieſer
Verhand=
lung auf der rechten Seite ſitzen. Daneben ſind in der
eigent=
lichen Anklagebank den Preſſevertretern Plätze geſchaffen worden.
Es wird, nachdem die Angeklagten ihre Perſonalien
angege=
ben haben der Eröffnungsbeſchluß verleſen. Die Angeklagten
werden beſchuldigt, erſtens, ſämtliche abſichtlich zum Nachteil der
Genoſſenſchaft gehandelt zu haben, indem einmal die beiden
Direk=
toren fortgeſetzt ohne Wiſſen und Genehmigung des Aufſichtsrats
Kredit nahmen und die Kreditgrenze überſchritten; indem die
Mitglieder des Aufſichtsrats und des Vorſtandes
fort=
geſetzt Ueberſchreitungen der Höchſtkreditgrenze zuließen, ohne
die erforderlichen Sicherheiten zu beſchaffen; indem ſie es
unterließen, geeignete Maßnahmen gegen ſatzungswidrige,
gefahrdrohende und ungeſetzliche Zuſtände zu ergreifen,
in=
dem fortgeſetzt erhebliche Mittel zu Spekulationszwecken an
die Kundſchaft, Beamte der Bank und an Mitglieder
des Vorſtandes und Aufſichtsrats ausgeliehen und auch hier die
erforderliche Sicherſtellung unterlaſſen wurde. Weiter ſagt die
Anklageſchrift, daß die beiden Direktoren fortgeſetzt
Börſentermin=
geſchäfte vornahmen und vornehmen ließen, ohne die geſetzlich
ge=
regelten Sicherheiten, daß ſie ſich durch Annahme von
Unterbetei=
ligungen (bei Emiſſionen) im Namen der Genoſſenſchaft, entgegen
den Beſtimmungen der Satzung verpflichteten und mit Riſiko
belaſteten und die Erträgniſſe über das gemeinſame Konto des
ſogenannte Effektenabwicklungskonten übernahmen und trotz
Ver=
bleibens der Schuld die hohen Gehaltszählungen ohne Abzug der
Schuld den Schuldnern weiter leiſteten. Und ſchließlich ſollen
die ſämtlichen Angeklagten den Vermögensſtand der
Genoſſen=
ſchaft in bei den Generalverſammlungen gehaltenen Vorträgen
wiſſentlich unwahr dargeſtellt, und der Vorſtand ſoll Konten, den
Vorſchriften der Reichsabgabenordnung zuwider, unrichtig
ange=
geben und Bilanzen unrichtig dargeſtellt haben.
Nach der Verleſung des Eröffnungsbeſchluſſes wurden die
An=
geklagten kurz informatoriſch über ihren Lebenslauf gehört und
über ihre Anſicht zur Schuldfrage. Dir. Becker, der ſchon ſeine
Lehrzeit an der Volksbank verbrachte, kam 1925 wieder als
ſtell=
vertr. Direktor hin und wurde dann 1929 Nachfolger des Dir.
Habicht, der neben ihm auf der Anklagebank ſitzt. Der
Glaſer=
meiſter Werner und der ehemalige Dir, der
Handwerkerzentral=
genöſſenſchaft Peach waren bereits ſeit nahezu 20 Jahren
Mit=
glieder des Aufſichtsrates. Der Kaufmann Otto Nohl trat 1923
ein und wurde 1924 Vorſitzender des Aufſichtsrates.
Rechnungs=
direktor Emmerich, Kaufmann Kalbfuß, der Obermeiſter
der Bäckerinnung Krämer und der Obermeiſter der
Metzger=
innung Mayertraten 1924 bei, Kaufmann Schneider,
Maler=
meiſter Klump 1926 und 1928, und 1929 der Präſident der Heſſ.
Landesverſicherungs=Anſtalt Dr. h. c. Neumann. Die
ſämt=
lichen Angeklagten ſind von ihrer Unſchuld überzeugt. Sie hätten
ihr beſtes Können und einen Teil ihres Vermögens in den Dienſt
der Genoſſenſchaft geſtellt, beſonders nach der Inflation, als es
galt, die Genoſſenſchaft wieder vollkommen neu aufzubauen. An
dem Zuſammenbruch ſeien nicht ſie, ſondern die ſchlechten
Zeitver=
hältniſſe ſchuld. Dr. Neumann bekundet, daß Reichsbankdirektor
Müller ihm die Genoſſenſchaft, als das beſte Unternehmen, am
Platze bezeichnet habe. Jederzeit ſeien der
Landesverſicherungs=
anſtalt erhebliche Barſummen ohne Anruf ausgezahlt worden. Es
wird dann die Satzung durchgeſprochen, die Geſchäftsanweiſung für
den Aufſichtsrat und die Geſchäftsbedingungen. Die Satzungen
haben die meiſten Angeklagten wohl nachgeleſen, aber von der
Geſchäftsanweiſung wiſſen überhaupt nur zwei oder drei. Auch
Dir. Becker kannte die Satzung wohl ſinngemäß, er habe ſich aber im
allgemeinen auf den ſehr ſachkundigen verſtorbenen Dir. Weiler
verlaſſen. Er und die ſämtlichen Angeklagten ſind der Anſicht, daß
es unmöglich war, ſich immer genau nach der Satzung zu richten.
Dir. Becker beſtreitet, daß man Kredite gewährt habe ohne
Geneh=
migung des Aufſichtsrates. Lediglich bei zwangsweiſen
Kredit=
überſchreitungen durch Auflaufen der Zinſen uſw. habe der
Vor=
ſtand ohne Wiſſen des Aufſichtsrates gehandelt. Das ſei aber auch
keine Kreditgewährung in dem Sinne geweſen.
Die Erörterungen bleiben an dieſem erſten Verhandlungstag
noch ganz allgemein und entbehren bis jetzt jeder Schärfe. Nach
dem Verleſen der Jahresberichte von 1924 ab vertagt der
Vor=
ſitzende die Verhandlung auf Dienstag vormittag 9 Uhr.
— Rückfällig! Ein böſes Wort, und wenn wir von einem
Menſchen das ſagen müſſen, verbindet ſich damit ſo leicht ein
ſcharfes Urteil: Einer, den ſeine Strafe nicht gebeſſert hat, ſo
daß er wieder in ſeine alten Fehler verfallen iſt. Gar leicht
verbindet ſich damit der noch ſchlimmere Gedanken: Einem
ſol=
chen braucht man nicht mehr zu helfen! Warum werden denn ſo
viele rückfällig? Wahrhaftig nicht aus Freude an ihren
unrech=
ten Taten. Bei den allermeiſten war es die bittere Not, daß
keiner ihnen helfen konnte oder wollte, als ſie nach Beendigung
ihrer Strafzeit wieder in die Freiheit hinauskamen, gewiß mit
vielen guten Vorſätzen, ein ehrliches Leben anzufangen und zu
beweiſen, daß doch in ihnen noch ein guter Kern war, ein
red=
liches Wollen, wieder gut zu machen, was ſie ſelbſt an ihrem
Lebensſchickſal verdorben hatten. Da ſahen ſie ſich in dieſer
furchtbaren Zeit, in der auch der rechtſchaffenſte Menſch unendlich
ſchwer um ſein Beſtehen kämpfen muß, doppelt gehemmt. Die
allermeiſten ganz ohne Mittel, ohne Stellung oder Arbeit, und
dazu noch das Vorurteil: Ein Menſch, der ſchon einmal beſtraft
war, verdient kein Vertrauen! Da bleibt leider vielen kein
an=
derer Umgang als mit ihren Schickſalsgenoſſen, und vor der
bitteren Not zerbricht auch der ſtarke Wille, nicht mehr das
Geſetz zu übertreten. Dann iſt freilich leicht ſagen: Natürlich
wieder ein Rückfälliger! Ueber dieſe Not will Herr Pfarrer
Dörmer vom Landeszuchthaus Marienſchloß bei Rockenberg am
Mittwoch abend (1. Februar) im kleinen Saal des
Feier=
abend ſprechen. Ein Filmſtreifen, aufgenommen in den
heſſi=
ſchen Strafanſtalten, der einige Einblicke in das Leben der
Ge=
fangenen tun läßt, wird zur Veranſchaulichung dienen. Heß.
Schulkinder brauchen
Ovomaltine!
Lernen strengt an, vor allem Kinder, die sich ja
noch in der Entwicklung befinden. Ovomaltine, die
ärzilich empfohlene Kraftnahrung aus Ei, Malz, Milch
und Kakao steigert die körperliche
Widerstands-
fähigkeit, weil sie dem Kinde in konzentrierter Form
alle Nährstofe zuführt, die es unbedingt braucht.
Kinder, die als Frühstücksgetränk Ovomaltine
bekommen, überstehen deshalb die langen
Schul-
stunden viel besser und lernen leichter.
Lieber an etwas Anderem sparen,
aber Ovomaltine nehmen!
Originaldosen zu RM. 1.15, RM. 2.15 und RM. 4.—
in allen Apotheken und Drogerien. Ein Gratismuster
erhalten Sie von der Fabrik Dr. A. Wander G. m.
b. H., Abt. K. 78 Osthofen-Rheinh.
(l.12
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung. Wir
er=
innern hierdurch nochmals an unſeren morgigen Vortrag von
Herrn Ober=Ingenieur Groß über „Erlebniſſe und
Ein=
drücke über Arbeitsverhältniſſe und
Wirt=
ſchaftslage im heutigen Rußland.” — Gäſte ſind
willkommen. Karten für Nichtmitglieder und für Angehörige
un=
ſerer Vereinsmitglieder auf unſerer Geſchäftsſtelle: Hügelſtr. 16.
1. Stock. Zimmer 3, Fernruf 3855/56.
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Poſtverkehr in den guten alten Zeiten, wie er ſich in
un=
ſerer Väter Tage abwickelte, zeigt der nächſte Vortragsabend
mit Lichtbildern in „Alt=Darmſtadt”, Herr Oberpoſtinſpektor E.
Groeninger, guter Kenner der heſſiſchen Poſtgeſchichte, ſpricht
am Donnerstag abend 8.30 Uhr im Fürſtenſaal über „Die
Ge=
ſchichte der heſſiſchen Poſt von 1807 bis zur
Reichsgründung”. Gäſte können durch Mitglieder
einge=
führt werden.
Die Elektro=Gemeinſchaft Darmſtadt veranſtaltet am
Mitt=
woch, dem 1. Februar 1933, abends 8 Uhr, im
Brauereiausſchank „Zur Krone”, Schuſtergaſſe 18, einen
Licht=
bildervortrag über das Thema „Die richtige
Be=
leuchtung im Heim‟. Der Vortragende, Herr Ing. Wild=
Berlin, wird auf die verſchiedenen Beleuchtungsarten, ſowie die
Anforderungen, die an die Beleuchtungskörper zu ſtellen ſind,
näher eingehen. Ferner wird auch insbeſondere die neben der
Allgemeinbeleuchtung erforderliche Arbeitsplatzbeleuchtung an
Hand zahlreicher Lichtbilder behandelt werden. Der Vortrag
findet bei freiem Eintritt ſtatt und der Beſuch dürfte
für jedermann des intereſſanten Themas wegen nur lohnend ſein.
Neue Erwerbungen der Landesbibliothek.
Die neuen Erwerbungen der Landesbibliothek (Auswahl) ſind vom
30. Januar an auf 14 Tage im Leſeſaal zur Anſicht aufgeſtellt.
Es handelt ſich um:
1. Adolf Boſchot: Das romantiſche Leben Hector Berlioz.
Zütich 1932. 32/2372. 2. Ferdinand Friedel: Autarkie. Jena
1932. 32/2435. 3. Max J. Friedländer (Hrsg.): Die Gemälde
Lucas Cranach. Berlin 1932. 32/a99. 4. J. W. Hauer: Indiens
Kampf um das Reich. Stuttgart 1932. 32/2196. 5. Max
Hein=
del: Die Weltanſchauung der Roſenkreuzer. Leipzig 1932. 32/1881.
6. Hugo Horrwitz: Kommentar zum neuen Aktienrecht. Berlin
1932. 32/2343. 7. Hans Künkel: Das Geſetz deines Lebens. Jena
1933. 32/2406 8 Bernhard Lepſius: Das Haus Lepſius. Berlin
1933. 32/2497 9. Artur Mahraun: Der große Plan. Berlin
1932. 32/2437. 10. Moeller v. d. Bruck.: Das ewige Reich.
Breslau 1932. 32/2396.* 11. Hans Näumann: Deutſche Nation
in Gefahr. Stuttgart 1932 32/2193. 12. Eugen Paravicini:
Reiſen in den britiſchen Salomonen. Leipzig 1931. 32/2764. 13.
Räy=
mond Patenötre: Währungsnot der Welt. Stuttgart 1932.
32/1849. 14. Jean Prévoſt: Geſchichte Frankreichs ſeit dem Krieg.
Stuttgart 1932. 32/2457. 15. Theodor Reik: Der unbekannte
Mörder. Wien 1932. 32/2192. 16. Frank Weidenreich (u. a.):
Raſſe und Geiſt. Leipzig 1932. 32/2002 17. E. A. Rheinhardt:
Joſephine. Berlin 1932. 32/2394. 18. Reinhold Schneider:
Por=
tugal. München 1931. 32/2755. 19. Walter Schotte: Der neue
Staat. Berlin 1932. 32/2383. 20. Alb. Schweitzer: Goethe
Ge=
denkrede München 1932. 32/2275. 21. Reinhold Seeber:
Grund=
riß der Dogmatik. Leipzig 1932. 32/2327. 22. Carlo Sforza: Die
feindlichen Brüder. Berlin. 1933. 32/2452. 23. Joſef Soyka: Das
Buch um Anton Wildgans. Leipzig 1932. 32/2228. 24. Leo
Trotzki: Geſchichte der ruſſiſchen Revolution. Berlin. 1933.
32/2368. 25. L. v. Strauß u. Torney: Vom Biedermeier zur
Bismarckzeit. Jena 1933. 32/2460. 26. F. C. Weiskopf:
Zu=
kunft im Rohbau. Berlin 1932. 32/2370. — Vom 13. Februar an
verleihbar. Vormerkungen werden im Leſeſaal entgegengenommen.
— Hauptverſammlung des Reichsbahn=Turn= und
Sportver=
eins Darmſtadt E. V. Der 1. Vorſitzende. Reichsbahn=
Betriebs=
ingenieur W. Dietz, begrüßte die Erſchienenen, insbeſondere die
anweſenden Herren Amtsvorſtände, Werkdirektoren.
Dienſtſtellen=
vorſteher und den Vertreter der Reichsbahndirektion Mainz. Nach
Verleſung der Niederſchrift über die letzte Hauptverſammlung
durch den 1. Schriftführer Henze, gab der 1. Vorſitzende in dem
Jahresbericht in großen Zügen einen Rückblick über das
ver=
gangene Vereinsjahr. Erwähnenswert iſt der Ausbau der
Sport=
platzanlagen am Dornheimer Weg und die Errichtung eines
Schießſtandes durch erwerbsloſe Mitglieder im Rahmen des
freiwilligen Arbeitsdienſtes. Die großen Verdienſte des
am Jahresſchluß infolge Verſetzung ausgeſchiedenen 2
Vorſitzen=
den, Herrn Reichsbahnrat Wolf. ehrte der Verein durch
erſt=
malige Verleihung der goldenen Ehrennadel. Der 1.
Vor=
ſitzende ſprach anſchließend allen Fachwarten und Mitarbeitern
den Dank des Vereins für ihre dem Verein geleiſteten
wert=
vollen Dienſte aus. Der Bericht des 1. Turn= und Sportwarts
Feigk zeigte, daß in den einzelnen Abteilungen der Turn= und
Sportbetrieb im letzten Jahre einen beachtlichen Aufſchwung
ge=
nommen hat und daß bei den beſuchten Wettkämpfen im
einzel=
nen Vorbildliches geleiſtet wurde. Es folgten Anträge des
Vor=
ſtandes über Satzungsänderungen, welche ſämtlich angenommen
wurden. Die Wahlen ergaben einſtimmige Annahme des
Vor=
ſchlages des Vorſtandes, wonach die ſatzungsgemäß
ausſcheiden=
den Vorſtandsmitglieder wieder und als 2. Vorſitzender Herr
Reichsbahn=Baumeiſter Nobbe (Lokwerk) neugewählt wurden.
— „Gedok”. Der erweiterte Vortrag von Frau Dr. phil. R.
Schmidt=Soeder mit anſchließender Ausſprache über das Thema
Die Aufgabe der Frau in unſerer Zeit der
Wirtſchafts= und Kulturnot” findet am 2. Februar,
im Saal der Akademie für Tonkunſt, ſtatt. (Siehe auch Anzeige.)
— Körperbau und Charakter. Wie man die Talente und
Eigenſchaften feſtſtellt, zeigt der Pſycho=Phyſiognomiker Richard
Glaſer, Frankfurt a. M.=Luzern, in einem Vortrag am
Don=
nerstag, den 2. Tebruar, in der Aula des Realgymnaſiums. Welche
Bedeutung dieſe Kenntnis im praktiſchen Leben hat und wie man
ſich raſch und ſicher über den Grundcharakter eines Menſchen
orien=
tiert, wird der Referent an Lichtbildern und an freiwillig ſich
meldenden Perſonen darlegen. (Siehe Anzeige.)
— Freuden und Leiden eines Mutterherzens mit ihrem
Jungen. Alle Mütter ſind morgen, Mittwoch nachmittag 4 Uhr,
im Heim des Chriſtlichen Vereins junger Männer zu einer
gemüt=
lichen Kaffeeſtunde eingeladen, in welcher Herr
Reichsjugendſekre=
tär Arthur Niederhauſen über obiges Thema ſprechen wird.
Ein=
tritt iſt frei.
Shnell und
Af
Seite 6 — Nr. 31.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Januar 1933
Die Eiswunder des Rheins.
Völlerwanderung über den zugefrarenen Rhein. — Tauſende beſuchen den eingefrorenen Holländer.
Heagfahrk nach Caub und St. Goarshauſen.
fläche zu ſehen, bietet der Winter verhältnismäßig ſelten. Und oder zerbrechen läßt. Es bleibt nun abzuwarten, wie es bis am
die Gelegenheit, zu Fuß über den Rhein zu gehen, wird immer. Montag am Rhein ausſehen wird.
als beſonderes Ereignis angeſehen, das mitzuerleben Tauſende
Das Schauſpiel, den Rhein als eine einzige geſchloſſene Eis= ungeheure Dicke beſitzt, und das ſich nicht ſchneiden, zertrümmern
Den ganzen Sonntag haben die Eisbrecher gearbeitet und
anlockt. Und die Darmſtädter haben ja immer eine Vorliebe für, ſind nur wenig vorwärts gekommen. Neben dem Polizeidampfer
den Rhein. So war es kaum verwunderlich, daß die Heag mit „Moſel” aus Köln, der wieder flott iſt (bei ſeiner Arbeit war
ihrer Sonntagsfahrt im gutgeheizten Autobus nach Caub ſo ſtar= er bekanntlich ſelbſt in Eisnot geraten) griff der vom Niederrhein
ken Anklang fand, daß alsbald zwei der großen Autobuſſe in Fahrt, gekommene fiskaliſche Dampfer „Lahn” ein. Ob es ihnen
ge=
geſetzt werden mußten und die Plätze trotzdem nicht ausxeichten.
lingt, endgültig zu dem Güterſchiff durchzubrechen, muß abgewartet
Bei kaltem, aber ſonſt herrlichem Wetter ging die Fahrt über werden. Jedenfalls ſtieß man am Sonntag — da Tauſende dem
Mainz nach Caub, nicht ohne daß an den beſonders intereſſanten ſeltenen Schauſpiel vom Ufer und vom Eiſe aus zuſahen — auf
Stellen Halt gemacht wurde. Mehrfach iſt der Rhein zum Stehen weſentlich härteren Widerſtand; das Eis bricht nicht mehr ſo leicht
gekommen, und wo die Eisdecke trägt, wurden alsbald Wege über ab. Je näher man dem feſtſitzenden holländiſchen Güterdampfer
die in halsbrecheriſchen Gebilden auf= und übereinander getürm= kommt, um ſo ſtärker iſt die Eispackung. Es wurden Schollen
ten Eisſchollen getreten. Man ging über den Rhein!
Nach dem gemeinſamen Mittageſſen in Caub ging die Fahrt von 5 Meter gebrochen. Die Eisbrecher ſind dem Güterdampfer
weiter nähergekommen, und nach amtlicher Mitteilung jetzt noch
einige Kilometer weiter zu der Stelle — etwa 3 Kilometer vor St. etwa 90 Meter von ihm entfernt.
Goarshauſen,
wo der holländiſche Dampfer im Eiſe feſtſitzt.
Schon gleich nachdem der holländiſche Güterdampfer „Doeswiik”
ſich in dem Packeis ſelbſt gefangen hatte, erſchienen die erſten
Be=
ſchauer, ſachverſtändige Schiffer und Lotſen des
Mittelrheingebie=
tes, darunter auch ſolche, die früher — in den neunziger Jahren —
erlebt hatten, daß der Rhein zuging. Des einen Not iſt des
an=
deren Freud’, und ſo konnten die Hotelbeſitzer und Gaſthofbeſitzer
am 29. Januar ganz nett ſchmunzeln, da ſich viel Volk
zuſammen=
fand, um zu ſehen und zu beobachten, was es denn eigentlich hier
gab. Alles wanderte und wandelte auf der wuchtigen Eisdecke
herum und konnte das auch luſtig und fidel tun, denn da war z. B.
bei dem Holländer keine Gefahr, der ſaß feſt, und rundum konnte
man ſich des Eiſes freuen. Der arme Kapitän. Er hatte vollauf
zu tun, Auskunft zu erteilen mit dem Herzen voller Angſt um die
wertvolle Ladung, die tatſächlich einen Wert von 2½ Millionen
RM. hat und aus Medikamenten beſteht. Daher auch die Eile.
In Holland aber dürften die Grippekranken auf dieſe
Medika=
mente vergebens harren. Schließlich gibt es aber auch noch andere
Wege.
Die Beſucherzahl an dem Dampfer und in Oberweſel, ſoweit
ſie mit Autos kamen, betrug etwa 5000, dazu kamen alle anderen,
denn auch mit der Bahn und mit dem Rad kann man fahren und
Unentwegte verbanden Winterwanderungen, mit ihrer
Beſichti=
gung. Es wimmelt von Photographen. Gruppen gehen breit über
das Eis bei Oberweſel, deſſen Hafen zu drei Vierteln von
geflüch=
teten Schiffen beſetzt iſt, während das letzte Viertel dem
Schlitt=
ſchuhſport eine glatte Fläche geliehen hat. Trotz des
Rieſenbetrie=
bes ſind keine Unfälle vorgekommen.
Den im Eiſe Gefangenen ſind zwei Eisbrecher zu Hilfe
gekommen. Es ſoll eine hohe Belohnung für die Rettung des
mächtigen Dampfers ausgeſetzt worden ſein, und tatſächlich ſind
die wackeren Bootchen auch ſchon bis auf achtzig oder hundert
Meter am Sonntag an das holländiſche Güterboot
herangekom=
men. Freilich dieſe letzte Strecke beſteht aus Grundeis, das eine
— Liedertafel=Maskenball. Es ſcheinen Zweifel über den
Charakter des Maskenfeſtes am 4. Februar im Städtiſchen
Saal=
bau zu beſtehen. Es wird deshalb darauf hingewieſen, daß es
ſich um den trationellen Liedertafel=Maskenball handelt und
natürlich Viſier getragen wird. Die Herren erſcheinen im
Geſell=
ſchaftsanzug. Matthias Weber, der die Leitung der Ballmuſik
übernommen hat, wird mit zwei Kapellen nach ſeiner rheiniſchen
Art ununterbrochen zum Tanz aufſpielen. Frohſinn und Humor
werden bei einer hervorragend ausgedachten Dekoration für eine
Nacht alle Sorgen vergeſſen laſſen. Auch in den Nebenräumen
wird bei dezenter Muſik Gelegenheit zum Tanz ſein. Ueber die
Dekoration ſoll heute nichts verraten werden. Man komme und
ſtaune. In dieſer Hinſicht wird bei den Liedertafel=
Masken=
bällen bekanntlich ſchon immer Erſtaunliches geleiſtet. (Näheres
ſiehe Anzeige.)
— Union=Thegter. „Ein Mann mit Herz”, die neue,
ent=
zückende Tonfilm=Operette mit Guſtav Fröhlich und Maria
Sol=
veg kann nur noch heute gezeigt werden. Jugendliche haben
Zutritt.
— In den Helia=Lichtſpielen ſieht man nur noch heute und
morgen Fritz Kampers, Paul Heidemann und Paul Hörbiger als
ſtramme Ulanen in dem luſtigen Tonfilm=Schwank „Drei von der
Kavallerie‟.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute ein ganz neues
Tonfilm=Doppelprogramm in Erſtaufführung, und zwar erſtens
den ſpannenden Film aus dem unerforſchten Gebiet der Hypnoſe
„Erzwungene Liebe‟ (Trilby) mit John Barrymore und Marian
Marſh. und zweitens Der Lausbub”, ein Film mit Leon
Jan=
ney, Irene Rich und Lewis Stone, der die luſtigen Streiche und
Abenteuer eines richtigen, echten Jungen ſchildert.
— 40. (266.) Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Die große
Haupt= und Schlußziehung beginnt am 8. Februar und endet am
14. März. Während dieſer Zeit kommt die Rieſenſumme von über
96 Millionen RM. zur Ausſpielung. Außerdem werden wieder
100 Schlußprämien zu je 3000 RM. ausgeloſt. Die
Erneue=
rung der Loſe zu dieſer Hauptziehung hat planmäßig
ſpäte=
ſtens bis zum 1. Februar. 18 Uhr, bei Verluſt des
An=
rechts in der zuſtändigen Lotterieeinnahme zu geſchehen. Die
Be=
achtung dieſer Friſt wird zur Vermeidung von Nachteilen dringend
empfohlen. Für neue Spieler ſind Kaufloſe in allen Abſchnitten
zu amtlichen Preiſen bei den ſtaatlichen Lotterieeinnehmern zu
haben
Mahnung. Bis zum 8 Februar 1933 ſind nach der
heu=
tigen Bekanntmachung bei Meidung der Beitreibung und
Koſten=
berechnung an die Stadtkaſſe, Grafenſtraße 28, zu zahlen: 5. Ziel
der endgültigen Gemeinde=, Kreis= und
Provin=
zialſteuern 1932, ſowie die ſich nach Aufrechnung der
ge=
leiſteten Vorauszahlungen noch ergebenden Reſtbeträge des 1. bis
4, Zieles; 5. Ziel der Filialſteuer 1932; 5. Ziel der
Straßenreinigung=, Müllabfuhr= und
Kanal=
benutzungsgebühren 1932.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsquſtiung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
J. H. Wenn Sie einkommenſteuerfrei ſeither waren,
können Sie nicht zur Büngerſteuer herangezogen werden. Im
an=
deren Fall müßten Sie unter Hinweis auf die zu ſchildernden
Verhältniſſe bei der dortigen Bürgermeiſterei um den Erlaß
nach=
ſuchen.
Krankenkaſſe. Hausgehilfen ſind, auch wenn ſie Lohn nicht
er=
halten, verſicherungspflichtig bezüglich der Krankenverſicherung,
denn zum Entgelt gehören auch die Sach= und anderen Bezüge,
die der Verſicherte ſtatt des Lohnes vom Arbeitgeber erhält. Da
die Haustochter unter dieſe Kategorie zählt wird ihre
Verſiche=
rungspflicht auch zur Leiſtung von Ewerbsloſenbeiträgen zu
be=
jahen ſein. Näheres erfahren Sie beim ſtädtiſchen
Verſicherungs=
amt Landgraph=Philipp=Anlage 9—13.
S. Es kommt nur eine Exmäßigung auf die Hälfte des
Lan=
desſatzes in Frage. Stellen Sie bei der Bürgermeiſterei
bezüg=
lichen Antrag.
Frankfurt Nr. 100. Führen Sie beim Kreisamt, hier,
Be=
ſchwerde.
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe Ortsgruppe Darmſtadt.
Tageskalender für Dienstag, den 31. Januar 1933.
Union=Theater: Ein Mann mit Herz” — Helia=Lichtſpiele:
Dre=
von der Kavallerie.. — Palaſt=Lichtſpiele: „Erzwungene Liebe‟
und „Der Lausbub”.
Zu Fuß ging man dann nach St. Goarshauſen hinein. um
durch eine Taſſe Kaffee die durchfrorenen Glieder wieder
aufzu=
tauen, dann wurde in beſter Stimmung die Heimfahrt angetreten.
Die Heag hat mit dieſer Fahrt vielen einen ſchönen und
intereſſanten Sonntag bereitet.
Auch auf der Heimfahrt konnte man noch ſehen, daß das
im=
poſante Naturſchauſpiel für Unzählige zum Volksfeſt geworden:
Mit Kind und Kegel war man auf dem Eis.
Ueberall ein Gewimmel von Menſchen, die einen dem geſunden
Schlittſchuhſport huldigend, die anderen beim Schleifenziehen,
wo=
bei neben der Jugend auch Erwachſene luſtig mittaten. Schließlich
lockte auch ein Spaziergang auf dem Eis. Da muß man ſchon
ver=
flixt auf der Hut ſein, um nicht plötzlich nach dieſer oder jener
Seite auszurutſchen. Natürlich gehen ſolche Fälle mit großem
Humor und Heiterkeit vor ſich, wenn es auch manchmal weh tut,
man verbeißt ſchon den Schmerz, um ſich nicht zu blamieren. So
ſah man denn manchesmal die luſtigſten Kapriolen auf dem Eis.
Da fuchtelte eine „Landratte” mit den Armen in der Luft herum
um dennoch — unter unverſtändlichem Geſtikulieren — dem
Ge=
ſetze der Schwerkraft folgend hinzuplumſen, und an anderer Stelle
wiederum gab ſich ein Anfänger im Eislauf die größte Mühe,
vorwärts zu kommen, und machte ſtatt deſſen mehr wie erwünſcht
Bekanntſchaft mit dem Eiſe.
Fliegende Brücke am Oppenheimer Fahrt.
Infolge des ſtarken Eistreibens wird der Fährbetrieb der
fliegenden Brücke am Oppenheimer Fahrt am Dienstag, dem 31.
Januar, abends, eingeſtellt, falls die Wetterlage nicht dazu
zwingt, die Fähre ſchon vorher ſtillzulegen.
Aus Heſſen.
Großfeuer in Reichenbach.
O. Reichenbach i. Odw., 30. Januar.
Die zwiſchen Reichenbach und Elmshauſen gelegene
Papp=
deckelfabrik Tempel wurde geſtern vormittag durch ein Großfeuer
faſt vollſtändig eingeäſchert. Der Sach= und Materialſchaden
be=
läuft ſich auf ſchätzungsweiſe 80 bis 100 000 RM. Die Belegſchaft
von 30 Mann iſt arbeitslos geworden.
Es war gegen 10 Uhr vormittags, als von den Arbeitern in
einer der Trockenhallen das Feuer bemerkt wurde. Innerhalb
weniger Minuten ſtand die dreiſtöckige, etwa 50 Meter lange
höl=
zerne Halle, die mit qugdratmetergroßen Pappdeckelplatten
voll=
gehängt war, in hellen Flammen. Es war ein überwältigender
Anblick, als die 50 Meter breite Flammenſäule, zum Himmel
loderte. In raſender Geſchwindigkeit griff das Element um ſich,
erfaßte in der nächſten Minute die Lager= und Maſchinenräume
und drang bis zu den etwa 100 Meter von dem Brandherd
ent=
fernten, an der Straße gelegenen Büroräumen vor. Nur dem
gün=
ſtigen Umſtande, daß das Feuer am Tage ausbrach, iſt es zu
ver=
danken, daß ſich die Arbeiter und Arbeiterinnen retten konnten und
bei der Kataſtrophe keine Menſchenleben zu beklagen ſind. So
raſend ſchnell breitete ſich das Feuer aus, daß der Sohn des
Be=
ſitzers, der im Büro weilte, nur durch einen Sprung durch das
Fenſter ſein Leben retten konnte. Die Reichenbacher Feuerwehr
war mit ihrer Motorſpritze zwar ſofort zur Stelle, konnte aber nur
noch das Wohnhaus und einen alten, nicht mehr benützten
Trocken=
ſchuppen retten. Als weitere Hilfe traf noch die Motorſpritze der
Ultramarinfabrik Marienberg ein. Auch die Handfeuerſpritzen
waren in Tätigkeit. Neben den Trockenhallen, Lager= und
Maſchi=
nenräumen mit den wertvollen Maſchinen iſt auch das Büro mit
ſeinem ſämtlichen Inhalt vollſtändig vernichtet. Auch das
Wohn=
haus hat durch Waſſerſchaden ſehr gelitten. Noch während des
Brandes traf Herr Kreisdirektor Reinhardt mit einigen Beamten
an der Unglücksſtätte ein. Am Nachmittag kamen viele
Neu=
gierige aus Bensheim und den umliegenden Orten, um die
rau=
chende und qualmende Trümmerſtätte, aus der nur noch der hohe
Schornſtein unverſehrt hevorragt, zu beſichtigen. Ueberall im
Dorf liegen die verkohlten Papierfetzen umher, die kilometerweit
durch die Luft davongetragen wurden.
Dd. Arheilgen. 30. Jan. Turnverein 1876 —
Jahres=
hauptverſammlung. Der 1. Vorſitzende. Herr Lehrer Frank,
erſtattete den Jahresbericht. Er ergab, daß das Vereinsleben im
verfloſſenen Jahre ſehr rege geweſen iſt. In allen Abteilungen
ſind Erfolge erreicht worden. In dieſem Jahre ſoll der
Frühjahrs=
gauturntag, der Gautag, der Gauſchwimmertag und das
Bezirks=
kinderturnen hier ſtattfinden. Der Voranſchlag, der mit 6755
RM. ausgeglichen iſt, wurde genehmigt. Die Vorſtandswahl ergab
an Stelle ausſcheidender Mitglieder die Wahl der Turner Jäger,
Valter. Wambold, Kunz und Lindgens. Ein Antrag des Vorſtandes
über die Vermietung der Turnhalle wird angenommen.
— Weiterſtadt, 30. Jan. Am Donnerstag, den 2. Februar,
feiern bei völliger Rüſtigkeit David Lehmann und Frau Sara,
geb. Stern, das Feſt der Goldenen Hochzeit.
F. Eberſtadt. 30. Jan. Glöckner Meckel ſcheidet aus
dem Dienſt. Infolge Erreichung der Altersgrenze ſcheidet am
31. Januar der Glöckner Wilhelm Meckel aus ſeinem Dienſte, um
in den wohlverdienten Ruheſtand zu treten. Am 9. Dezember 1911
wurde er mit der Verſehung der Amtsgeſchäfte des damals
er=
krankten Glöckners Marquardt beauftragt und nach deſſen Tode
(am 28. März 1912) mit Wirkung vom 1. April 1912 ab endgültig
in ſeiner Stelle beſtätigt. Herr Meckel hat alſo über 20 Jahre der
evangeliſchen Kirchengemeinde Eberſtadt, und zwar in großer
Treue und Hingebung gedient. — Mit dem morgigen Tage
tritt der neue Glöckner, Geißler, die Nachfolgeſchaft Meckels an.
Cp. Pfungſtadt, 28. Jan. Hohes Alter. Witwe Eliſabeth
Wambold, wohnhaft Seilerſtraße, konnte am Samstag, den
28. Januar, ihren 82. Geburtstag begehen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 30. Jan. Motorradunfall. Zu
dem in den geſtrigen Abendſtunden auf der Provinzialſtraße
„Trautheim—Nieder=Ramſtadt” in der Nähe der Gärtnerei Onken
ſtattgefundenen Motorradunfall iſt noch ergänzend zu bemerken,
daß es ſich bei dem Getöteten um den 19jährigen Sohn Karl des
hieſigen Bahnhofsvorſtehers Schütz handelt, der von Beruf
Kauf=
mann iſt und erſt vor etwa 14 Tagen von Rimbach i. O. kommend.
hierher zu ſeinen Eltern zuzog. Da der zweite Verunglückte heute
früh noch beſinnungslos im „Herz=Jeſu=Hoſpital” lag, konnte man
über den genauen Hergang des Unglücks noch nichts in Erfahrung
bringen.
25 Jahre Eiſenbahnverein Ober=Ramſtadk u. Umg.
G. Ober=Ramſtadt, 30. Januar.
Der Eiſenbahnverein Ober=Ramſtadt und Umgegend feierte
ſein 25jähriges Beſtehen. Ein flotter Marſch der Kapelle
Breit=
wieſer=Roßdorf leitete die Feier ein. Nach einem Prolog,
ge=
ſprochen von Frl. Jung=Spachbrücken, gab der 1. Vorſitzende,
Herr Bauinſpektor Waſenmüller=Reinheim, einen kurzen
Rückblick über die verfloſſenen 25 Jahre des Vereinslebens. Mit
der Mahnung an die Mitglieder, auch in der jetzigen ſchweren
Zeit dem Verein und ihren Kameraden die Treue zu halten,
ver=
band er die Hoffnung auf einen baldigen Wiederaufſtieg unſeres
ſchwergeprüften deutſchen Vaterlandes. Er ſchloß mit einem Hoch
auf dieſes, und die Teilnehmer ſangen ſtehend die 1. und 3. Strophe
des Deutſchlandliedes
Eine erhebende Totengedenkfeier, bei welcher die Kapelle das
Lied vom guten Kameraden intonierte, und die Ehrung
langjäh=
riger Mitglieder des Vereins wurden von Chorgeſängen des
Ge=
ſangvereins Germania” unter bewährter Stabführung ſeines
Dirigenten, Herrn Metzner=Darmſtadt, ſowie Muſikſtücken der
Kapelle Breitwieſer würdig umrahmt. Dem Verein brachten
Grüße und Glückwünſche dar ein Delegierter des Bezirksverbandes
der Eiſenbahnvereine im Direktionsbezirk Mainz, der den Verein
durch Ueberreichung eines Geſchenkes ehrte, im Namen der
Ge=
meinde Ober=Ramſtadt Herr Beigeordneter Braband, Herr
Pfar=
rer Nürnberger im Namen des Kirchenvorſtandes ſowie ein Ver= des Brudervereins Wiebelsbach=Heubach. Umrahmt von
Muſikſtücken folgte im zweiten Teil der Feſtfolge ein Bühnenſtück
„Lorle vom Schwarzwald”, von Mitgliedern des Geſangvereins
Germania dargeſtellt und mit großem Beifall von den Anweſenden
aufgenommen.
Gau=Hängertag in Groß=Umſtadk.
Zum erſten Male hatten ſich ſeit Beſtehen des Gaues ſämtliche
Gauvereine eingefunden. Mit einem ſtimmungsvoll
vorgetrage=
nen Chor der „Sängerluſt” Groß=Umſtadt wurde der Sängertag
eröffnet. Der Vorſitzende des Vereins, Sangesbruder Dittel, fand
herzliche Begrüßungsworte und wünſchte der Tagung einen ſchönen
Miäcdrie der den die eNe chedesſäuf üud de Gcheſ ef
nungslied, dem Vorſitzenden des Vereins für die freundlichen
Be=
grüßungsworte.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte der Gauvorſitzende
zweier um die deutſche Sängerſache verdienter Männer, die im
letzten Jahre verſtorben ſind. Die Verſammelten gedachten der
Verſtorbenen durch Erheben von ihren Sitzen.
Dann wurde von Sangesbruder Weber=Dieburg ein
ausführ=
licher Jahresbericht erſtattet. Nochmals zog das ſchwere und
arbeitsreiche Jahr 1932 an dem geiſtigen Auge der Sänger
vor=
über. Die Sängerzahl des Gaues Dieburg iſt gewachſen; zwei
weitere Vereine, Männerquartett „Harmonie”, Groß=Zimmern
und Sängervereinigung Harreshauſen ſind neu eingetreten, und
es beſteht die Ausſicht, daß noch zwei oder drei Vereine dem Gau
beitreten.
Hierauf erſtattete Rechner Hock den Kaſſenbericht. Feſtgeſtellt
wurde, daß alle Vereine ſämtliche Beiträge abgeführt haben.
Als nächſter Punkt wurde das Gauwertungsſingen 1933
be=
handelt, das am 21. Mai in Babenhauſen ſtattfindet. Der
Feſt=
beitrag wurde für die Sänger auf 40 Pfg. feſtgeſetzt. Eine größere
Ausſprache entſpann ſich über die Auswahl des Pflichtchores.
Schließlich einigte man ſich dahin, daß 14 Tage vor dem
Gau=
ſingen den Vereinen mitgeteilt wird, welcher Chor geſungen wird.
ſo daß jeder Verein gezwungen iſt, beide Chöre zu üben.
Der Gauvorſitzende erſtattete einen Bericht über den
Bundes=
ſängertag in Bad Nauheim. Die Anträge des Gaues Dieburg
kamen dort nicht zur Beratung, da die Zeit zu kurz war. Bei
die=
ſer Gelegenheit erinnerte der Gauvorſitzende die Gauvereine an
die Ablieferung der Beſtandserhebungen.
Zum Schluſſe dankte der Gauvertreter den Sängern für ihre
Aufmerkſamkeit und rege Anteilnahme.
f. Roßdorf, 30 Jan Autozuſammenſtoß. Ein
Liefer=
wagen aus Darmſtadt ſtieß an der Ecke Dieburger und Erbacher
Straße mit einem Perſonenauto aus Langen heftig zuſammen,
wobei der Perſonenwagen ſtark beſchädigt wurde und abgeſchleppt.
werden mußte. Perſonen kamen nicht zu Schaden. Der Führer
des Lieferwagens ſuchte gleich nach dem Unfall das Weite, jedoch
konnte er durch ſeine Wagennummer feſtgeſtellt werden.
4n. Groß=Zimmern, 30. Jan. Generalverſammlung
der Freiwilligen Feuerwehr. Nach der Begrüßung
und Eröffnung der Verſammlung wurde die Niederſchrift der
letz=
ten Generalverſammlung verleſen und genehmigt. Für den
ver=
ſtorbenen Kommandanten, deſſen Andenken die Verſammelten
durch Erheben von den Sitzen ehrten, wurde Jean Bohland als
zweiter Kommandant gewählt. Hierauf wurde in die Beſprechung
des am 9. Juli ſtattfindenden 10jährigen Stiftungsfeſtes,
verbun=
den mit dem Kreisfeuerwehrtag, eingetreten. Zur Erledigung der
Vorarbeiten wurde eine größere Kommiſſion gebildet.
Ci. Erbach, 30. Jan.
Kirchengemeindevertreter=
ſitzung. Geſtern vormittag fand nach Schluß des
Hauptgottes=
dienſtes unter dem Vorſitze des Herrn Stadtpfarrers Hahn eine
gemeinſame Sitzung des evang. Kirchenvorſtandes mit den Kir=
Shengemeindevertretern des Geſamtkirchſpiels ſtatt. Der erſtattete
Jahresbericht gab ein anſchauliches Bild über das kirchliche Leben
unſeres Städtchens und der benachbarten Filialgemeinden, wobei
mit Genugtuung feſtgeſtellt werden konnte, daß die
Kirchenaus=
trittsbewegung hier nennenswerte Erfolge nicht verzeichnete. Von
16 Anträgen auf Austritte wurden nur 3 vollzogen, die durch
Wiedereintritte faſt ausgeglichen ſind. Eine beſonders lebhafte
Ausſprache erfolgte über die nicht mehr länger aufzuſchiebende
Wiederherſtellung der ſtark ſchadhaften Stadtkirche. Im Laufe
des Jahres ſoll unter der Leitung eines kleineren Ausſchuſſes eine
ſtärkere Sammeltätigkeit hierfür entfaltet werden. Beſonders
rege war das Leben und die Tätigkeit in den verſchiedenen
kirch=
lichen Vereinen. Der Frauenverein feierte ſein 25jähriges
Be=
ſtehen, und dem Kirchengeſangverein war die Durchführung des
Dekanatsſängerfeſtes für das Dekanat Erbach=Oſt übertragen. Sehr
gut eingeführt hat ſich das im abgelaufenen Jahre neugegründete
Gemeindeblatt. Der Bericht über das ſittliche Leben zeigte manch
dunkle Stelle; in erfreulichem Gegenſatze hierzu ſtand die
Liebes=
tätigkeit für die Notleidenden, Armen und Kranken. Die
Kran=
kenſchweſter allein machte 2400 Kranken= und Armenbeſuche. Dem
Jahresbericht folgte die Beratung des Voranſchlags für das
kom=
mende Rechnungsjahr, der im großen und ganzen nach dem
vor=
gelegten Entwurfe angenommen wurde. Die Kirchenſteuer wird
nach den im letzten Jahre geltenden Sätzen erhoben.
Cp. Eſchollbrücken, 28. Jan. Der zweitälteſte
Orts=
einwohner, Landwirt Georg Leichtweiß 2., beging am
Samstag (28 d. M.) ſeinen 87. Geburtstag.
Dp. Zwingenberg, 30. Jan Hohes Alter. Frau Klein
Witwe, im Gartenfeld hier wohnhaft, welche früher lange Jahre
als Hebamme tätig war, vollendete heute in geiſtiger und
körper=
licher Friſche ihr 90 Lebensjahr.
Bm. Hofheim (Ried) 28 Jan. Vereinsjubiläum. Der
hieſige Krieger= und Soldatenverein kann dieſes Jahr auf ſein
50jähriges Beſtehen zurückblicken. Das Jubiläum ſoll am 24 und
25. Juni in würdiger Weiſe begangen werden und iſt bereits an
die Ortsvereine und eine Anzahl auswärtiger Brudervereine das
erſte Rundſchreiben ergangen.
t Gernsheim. 30. Jan. In der Nacht von Samstag auf
Sonn=
tag wurde in die Filiale der Fa. Braunwarth u. Gebhardt im
benachbarten Biebesheim eingebrochen. Den Dieben fielen
ziem=
liche Mengen von Zucker, Kaffee, Schokolade. Rauchwaren. Wein
und Kagnak in die Hände. Die hieſige Gendarmerie mit
Spür=
hunden hat die Aufklärung des Falles übernommen.
Gernsheim, 30. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 29. Januar — 1,49 Meter, am 30. Januar — 1,53 Meter.
WSN. Neu=Iſenburg, 30. Jan. Entgleiſter Güterwagen
ſtört den Zugverkehr. Heute morgen gegen 6 Uhr
ent=
gleiſte bei der Durchfahrt durch den Bahnhof Neu=Iſenburg der
fünftletzte Wagen eines Güterzuges, ſtellte ſich quer und ſtörte
das Gleis, Frankfurt a. M.—Darmſtadt. Die Beſeitigung des
Wagens nahm lange Zeit in Anſpruch; ſie war erſt um 8.45 Uhr
beendet. Bis zu dieſem Zeitpunkt war auf der Strecke Frankfurt
a. M.—Darmſtadt. Zwiſchenſtation Louiſa, nur eingleiſiger
Be=
trieb möglich. Hierdurch erfuhr der geſamte Zugverkehr dieſer
Strecke Verſpätungen, u. a. der Schnellzug D. 93 aus Richtung
München 80 Minuten.
Mund-und Rachenhöhle
P
desinfsieren mit
DASTTLLER
Dienstag, 31. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 31 — Seite 7
Aus den Gemeinderatssitzungen
Sfürmiſche Sikung in Mörfelden.
Bauführer Ludwig Geiß 7. zum Bürgermeiſter=
Skellverkreier gewählt.
Au. Mörfelden, 30. Januar.
Auf Einladung des kommiſſariſchen Bürgermeiſters.
Ober=
ſekretär Holzhäuſer=Groß=Gerau, fand eine Gemeinderatsſitzung
ſtatt, die auf Antrag des Kreisamts Groß=Gerau die
Selbſtver=
waltung der Gemeindevertretung in Mörfelden durch die Wahl
eines Stellvertreters des zurzeit an der Ausübung des Dienſtes
verhinderten Bürgermeiſters und Beigeordneten, entſprechend Art.
47 der Gemeindeordnung, vornehmen ſollte. Gegen den
kommu=
niſtiſchen Beigeordneten, Landtagsabgeordneten Zwilling, ſchwebt
bekanntlich ſeit den bekannten Vorgängen im Frühjahr vorigen
Jahres ein Diſziplinarverfahren, während der kommuniſtiſche
Bei=
geordnete, der ſeinerzeit den Dienſteid auf die Verfaſſung ablehnte
und wegen der damaligen Vorgänge in Mörfelden polizeilich
ge=
ſucht wurde, inzwiſchen nach Rußland ausgewandert iſt. Durch
Flugblätter, die vorgeſtern vormittag hier verbreitet wurden,
for=
derten die Kommuniſten die Einwohnerſchaft zu einer öffentlichen
Proteſtkundgebung gegen die beabſichtigte Wahl eines
ſtellvertre=
tenden Bürgermeiſters auf. Vor der Gemeinderatsſitzung
verſam=
melten ſich etwa 250 Kommuniſten vor dem Sitzungslokal an. Der
kommuniſtiſche Bürgermeiſter Zwilling verlangte in einer
An=
ſprache die ſofortige Wiedereinſetzung in ſein Amt. Einige
Gen=
darmeriebeamte von Groß=Gerau ſorgten für die
Aufrechterhal=
tung der Ordnung.
Bei Beginn der Gemeinderatsſitzung verlangten die
Kommu=
niſten, daß auch die kommuniſtiſchen Winterhilfeanträge mit auf
die Tagesordnung geſetzt und eine Kommiſſion der Erwerbsloſen
zu der Gemeinderatsſitzung zugelaſſen würde. Dem wurde mit
Stimmenmehrheit zugeſtimmt. Auf Verlangen der Mehrheit
wurden die kommuniſtiſchen Winterhilfeanträge als erſter Punkt
verhandelt. Beſchloſſen wurde, eine Delegation des Gemeinderats.
die durch zwei Vertreter der Erwerbsloſen ergänzt werden ſoll,
zur heſſiſchen Regierung zu ſchicken, der die beſondere Notlage der
Erwerbsloſen in Mörfelden vorgetragen werden ſollen.
Nach der Einführung eines neuen Gemeinderatsmitgliedes
wurde ſodann der Antrag der kommiſſariſchen Verwaltung betr.
die Wahl eines ſtellvertretenden Bürgermeiſters, verhandelt. Der
kommiſſariſche Bürgermeiſter, Holzhäuſer, erklärte zur
Begrün=
dung dieſes Antrages u. a., daß es nicht das Verſchulden des
Kreis=
amts ſei, wenn der unſtreitig nicht erwünſchte Zuſtand der
kom=
miſſariſchen Verwaltung in Mörfelden faſt ein Jahr lang
ange=
dauert habe. Schon zu Ende Mai vor, Js. bemühte ſich das
Kreis=
amt, den außerordentlichen Zuſtand zu beſeitigen und der
Ge=
meinde die Möglichkeit zu geben, die legale Selbſtverwaltung
wiederherzuſtellen. Leider lehnte es der Gemeinderat damals ab,
einen Stellvertreter für den durch das ſchwebende
Diſziplinarver=
fahren bis zu deſſen Abſchluß an der Ausübung ſeines Amtes
behinderten Bürgermeiſters zu wählen. Im Zuſtande einer
kom=
miſſariſchen Verwaltung ſei es unmöglich, große Projekte in
An=
betracht ihrer finanziellen Auswirkungen auf kommende Zeiten
in Angriff zu nehmen. Dieſe ſeien aber gerade zur Zeit, wo es
gelte, für die zahlreichen Erwerbsloſen der Gemeinde zur
Ver=
beſſerung deren wirtſchaftlichen Verhältniſſe Arbeit und Brot zu
verſchaffen, notwendiger als ie. Und gerade jetzt ſei die Zeit für
die Inangriffnahme ſolcher Arbeitsbeſchaffungsprojekte beſonders
günſtig, da Gelder aus dem Arbeitsbeſchaffungsfonds der
Reichs=
regierung zu beſchaffen ſeien. Aehnlich wie bei der
Inanſpruch=
nahme dieſes Fonds lägen die Dinge bezüglich der ſchon lange im
Fluß befindlichen und äußerſt dringlichen Hegbachregulierung.
Auch hier ſeien zur endlichen Inangriffnahme der Arbeiten. für
die die erforderlichen Gelder nach den vorliegenden Informationen
nunmehr ſichergeſtellt ſeien, rechtsgültige Beſchlüſſe des
Gemeinde=
rats erforderlich. Dies ſeien die Gründe geweſen, daß das
Kreis=
amt ihn, den kommiſſariſchen Bürgermeiſter, beauftragt hätte, eine
Sitzung des Gemeinderats einzuberufen, um erneut dem Rat die
Möglichkeit zu geben, von ſich aus auf Grund des Art. 47 der
Ge=
meindeordnung die derzeitigen Verwaltungsverhältniſſe zu
än=
dern. Von verſchiedener Seite der Bevölkerung ſei angeregt
wor=
den, zur Beendigung der kommiſſariſchen Verwaltung den
Bau=
führer Ludwig Geiß 7. zu Mörfelden für die Dauer der weiteren
Verhinderung des Bürgermeiſters Zwilling entſprechend Art. 47
der Gemeindeordnung zum Bürgermeiſterſtellvertreter zu wählen.
In der teilweiſe recht ſtürmiſchen Ausſprache verlangten die
Kommuniſten erneut die Wiedereinſetzung des kommuniſtiſchen
Bürgermeiſters. Der Gemeinderat ſtimte ſchließlich mit den
ſieben Stimmen der Sozialdemokraten und Bürgerlichen dem
An=
trage der kommiſſariſchen Verwaltung gegen die vier Stimmen
der anweſenden Kommuniſten zu. Bauführer Geiß war damit
zum ſtellvertretenden Bürgermeiſter gewählt. Die Kommuniſten
verließen hierauf unter Proteſtrufen den Sitzungsſaal. Kurz
darauf wurde die Sitzung geſchloſſen.
Wie wir hören, wird die Uebergabe der Geſchäfte durch das
Kreisamt an Bauführer Geiß ſchon in allerkürzeſter Zeit erfolgen.
Die Finanzlage der Stadt Worms.
1,8 Millionen Mark für Arbeitsbeſchaffung.
Ah. Worms. 30. Jan. Zum erſten Male in dieſem Jahre tra
der Wormſer Stadtrat zu einer Sitzung zuſammen. Dieſelbe wurde
durch eine ſehr wichtige Rede des Oberbürgermeiſters eröffnet, der
einen Ueberblick über die Finanzlage der Stadt gab. Nach ſeinen
Ausführungen iſt die Finanz= und die Kaſſenlage nicht als ſehr
erfreulich zu bezeichnen. Er betonte jedoch, daß die Stadt
nich=
etwa überſchuldet ſei, ſondern, daß der Etat durch die ungeheurer
Unterſtützungslaſten überlaſtet iſt. Die Stadt iſt außerſtande, die
Bankzinſen zu zahlen. Im Rahmen des von der Reichsregierung
aufgeſtellten Arbeitsbeſchaffungsprogramms hat Worms in
Ber=
lin einen Betrag von 1,8 Millionen Mark angemeldet. Die
ge=
planten Arbeiten liegen in der Hauptſache auf dem Gebiet der
Wiederherſtellung von Straßen, Arbeiten auf dem Gebiet des
Elekteizitätsweſens, des Gas= und Waſſerwerks und der
Wieder=
herſtellung des Theaters. — Einen breiteren Raum der Sitzungs
verhandlung nahmen die kommuniſtiſche Winterhilfsanträge ein
Bewilligt wurden insgeſamt 160 000 Mk. Zu der Annahme der
Anträge teilt Bürgermeiſter Rahn jedoch mit, daß er kein Geld
habe, auch keines auszahlen dürfte, weil ſonſt die Zuſchüſſe des
Reiches ſofort geſperrt würden. Genau wie der angenommene
Antrag im vergangenen Jahr, der auf 800 000 Mk. lautete, nicht
durchgeführt werden konnte, ſei auch der heutige Antrag nicht
aus=
führbar. In der Beratung der weiteren Tagesordnung wurde
die Rechnung des ſtädtiſchen Krankenhauſes genehmigt. Der
Ge=
meindezuſchlag zur ſtaatlichen Hundeſteuer wird bis auf weiteres
in der ſeitherigen Höhe von 30 Mk. für jeden Hund belaſſen.
Ax. Reichelsheim i. Odw., 30. Jan
Gemeinderats=
bericht. Zur Beſchäftigung von Wohlfahrtserwerbsloſen läßt
die Gemeinde Walzſchotter auf Vorrat ſchlagen und bezahlt für
den Meter 5.— RM. — Der Stundenlohn für Fürſorgearbeiter
wird auf 45 Pfg., für Ledige auf 35 Pfg. feſtgeſetzt. — Die vom
Kreisamt Erbach vorgeſchlagenen Steuerſätze werden vom Rat
unverändert angenommen. — Den Erwerbern der Kleingärten in
der Kirchwieſe will die Gemeinde den auf ſie entfallenden Teil der
Grunderwerbsſteuer, das iſt ein Fünftel des Betrages, an dem
Kaufpreis nachlaſſen und außerdem einen Antrag beim Kreisamt
ſtellen, daß dieſes auf ſeinen Teil der Grunderwerbsſteuer, das iſt
ein weiteres Fünftel, verzichtet. — Da die Gemeinde infolge
Geld=
mangel eine beſondere Winterhilfe in bar nicht verteilen konnte,
wurde ſeinerzeit ein Antrag beim Kreisamt geſtellt auf
Berückſich=
tigung der Gemeinde bei Bewilligung von Mitteln, durch das
Reich oder die Länder. Außerdem wurde die Beſchaffung von
billigem Winterholz in die Wege geleitet, die den Erfolg hatte,
daß in den nächſten Tagen im Mühlwald mit dem Schlagen
be=
gonnen werden kann. — Zu den Abänderungsvorſchlägen des
Kreisamtes zum Gemeindevoranſchlag 1932 nahm der Rat
Stel=
lung und lehnte die Herabſetzung des für Wohlfahrtszwecke
ein=
geſetzten Betrages ab mit der Begründung, daß dieſe Summe nach
dem ſeitherigen Verbrauch tatſächlich benötigt wird — Ein
Bei=
trag zu den Faſelhaltungskoſten oder ein Sprunggeld mußte
eben=
falls abgelehnt werden. — Die vom Kreisamt vorgeſchlagene
Streichung einer Tilgung der Waſſerwerksſchulden wird vom Rat
gutgeheißen, da ja doch keine Mittel hierzu vorhanden ſind.
Bb. Bensheim, 30. Jan. Oeffentliche Sitzung des
Stadtrates. Die ſchnelle Ausdehnung der Geſchäfte der
Spar=
kaſſe machen eine räumliche Vergrößerung der Bürolokalitäten
zur Notwendigkeit. Der vom Finanz= und Bauausſchuß
befür=
wortete Anbau eines einſtöckigen Kaſſenraumes längs der
Darm=
ſtädter Straße findet aber im Plenum vielfache Ablehnung, da
dies einer Verſchandelung des großen Rodenſteinhofes
gleichkom=
men würde. Es kommt hierbei zu einer lebhaften Debatte, iſt doch
ſelbſt Beigeordneter Hemmes ſehr gegen die Bauausführung, die
im übrigen vom Bürgermeiſter und Beigeordneten Krenkel
emp=
fohlen wird. Man einigt ſich ſchließlich dahin, daß man der
Be=
zirkskaſſe nur dann das Gelände zum Bau der
Erweiterungs=
räume, der übrigens von der Kaſſe auf deren Koſten ausgeführt
werden ſoll, überlaſſen will, wenn die Kaſſe ſich verpflichtet, das
Gelände nördlich im Hofe käuflich zu übernehmen, wenn ſie
einſt=
mals bauen will und wenn dies die Stadt verlangt. —
Arbeits=
beſchaffungsprogramm. Die Stadt will ſich auch hinſichtlich der
vom Reich an die Gemeinden zum Zwecke von Ankurbelung der
Wirtſchaft und zur Arbeitsbeſchaffung zur Verfügung geſtellten
500 Millionen Mk. mit 298 400 Mk. melden, um mit dieſen
Be=
trägen drei Projekte ausführen zu können. Es ſoll dies die
An=
lage eines Hauptkanals durch die Fehlheimer Straße, der Anlage
eines großen Klärbeckens, dem Erweiterungsbau des evangeliſchen
Schulhauſes und dem Neubau eines Schlachthauſes dienen Die
Verſammlung beſchließt die Anmeldung dieſer Bauprojekte, zu
denen aus der Verſammlung noch einige andere als
Eventual=
anträge, vorgeſchlagen wurden. — Selbſtanſchlußamt Um den
Fernſprechteilnehmern ſchon jetzt die Annehmlichkeiten eines
Selbſtanſchlußamtes zu bieten, begehrt die Poſtbehörde auf ſechs
Jahre die Weiterzahlung der Nachtgebühren in Höhe von 35 Pfg.
je Monat. Ein Teil der Teilnehmer hat ſich hierzu bereits
ver=
pflichtet. Der Bürgermeiſter will dies aber nur mit Genehmigung
des Rates auch tun und wird hierzu bevollmächtigt; es ſoll auch
an die übrigen Teilnehmer ein Aufruf ergehen, ſich ebenfalls zu
verpflichten, was bis jetzt noch nicht genügend geſchehen iſt, da
man ſich ſagt, daß damit ein Abbau der Beamten und Angeſtellten
verbunden ſein würde, wenn ein Anſchlußämt zur Einführung
ge=
lange, zumal ja die Poſtbehörde aus eigenem Intereſſe das
Selbſt=
anſchlußverfahren doch über kurz oder lang einrichten werde.
Cm. Wallerſtädten. 28. Jan. Gemeinderatsſitzung.
Der Gemeinde iſt ein Projekt vorgelegt worden, wonach die
Pro=
vinz beabſichtigt, die Straße vom Dorf bis zum Wäldchen mit
Kleinpflaſter zu verſehen, und zwar im Rahmen des
Arbeits=
beſchaffungsprogramms. Die Gemeinde erklärte ſich bereit, den
vorgeſchriebenen Anteil zu übernehmen. Im weiteren Verlauf der
Sitzung gab der Rat ſeine Zuſtimmung zu dem Verkauf der
Silberpappeln an die Fa. Heid=Ginsheim.
Bedeukende Funde im Mainzer Becken aus der Eiszeit
Werkzeuge aus Elefantenknochen, ein Löwenſchädel.
Lpd. Mainz, 28. Januar. Der älteſte bisher gefundene
Men=
ſchenreſt iſt ein Unterkiefer des homo heidelbergensis, der bei
Mauer, unweit Heidelberg, zutage gefördert wurde. In den
ſo=
genannten Mosbacher Sanden, Ablagerungen von Main und
Rhein aus der Altdiluvialzeit, die den Schichten von Mauer
glcich=
altrig ſind, hat nun neuerdings Prof. Dr. Schmidtgen. Direktor
des Naturhiſtoriſchen Muſeums der Stadt Mainz.
Knochenwerk=
zeuge aufgefunden, die den erſten beſcheidenen Einblick in die
Lebensweiſe des homo heidelbergensis geſtatten. Von
beſon=
derem Intereſſe ſind u. a. ein dolchartiges Knochenwerkzeug aus
dem Schienbein des großen Elefanten der Altdiluvialzeit, in
aus=
gezeichneter Weiſe aus dem ſtarken Knochen mit ſcharfer Soitze
herausgearbeitet, ein dolchartiges Knochenwerkzeug aus dem
Lauf=
knochen des Hinterbeins eines Wildpferdes mit deutlichen Spuren
der Bearbeitung und Benutzung. Während ſich das Alter der
Fundſchichten auf 600 000 bis 700 000 Jahre errechnet, läßt ſich das
Alter der Fundſchicht eines Löwenſchädels, der von einer
Jagd=
ſtelle der Eiszeitjäger bei Wallertheim in Rheinheſſen ſtammt,
nach beſonderen Umſtänden auf 116 000 bis 117 000 Jahre
feſt=
legen. Kaum eine andere Fundſtelle ermöglicht eine ſo genaue
Altersbeſtimmung. Die Funde ſind im Naturhiſtoriſchen Muſeum
in Mainz untergebracht.
50 Jahre Odenwaldklub Waldmichelbach
Dk. Die im Jahre 1882 unter dem Namen Odenwaldſektion
Waldmichelbach gegründetet Ortsgruppe des Odenwaldklubs feierte
am Samstag und Sonntag das Feſt des 50jährigen Beſtehens.
verbunden mit der Wandererehrung in einer den Verhältniſſen
entſprechenden einfachen und doch eindrucksvollen Weiſe.
Den Auftakt zum Jubelfeſt bildete der Feſtabend im Hotel
Odenwald, zu dem ſich Mitglieder, Gäſte, Freunde und Gönner
recht zahlreich eingefunden hatten. Zur Eröffnung ſpielten
Fräu=
lein Maſte=Aſchbach und Lehrer Jäger=Waldmichelbach zwei
Märſche von Fr. Schubert (Klavier zu vier Händen). Dann folgte
die Begrüßungsanſprache des 1. Vorſitzenden, Herr Bürgermeiſter
Röth. mit darauffolgendem gemeinſamen Geſang: Wo die alten
Eichen rauſchen. Nun wurde von Damen und Herren der
Orts=
gruppe in anſprechender Weiſe ein Singſpiel, betitelt: „Landluft”.
aufgeführt, das reich an ergötzlichen Momenten war und deshalb
mit großem Beifall aufgenommen wurde. Die Einleitung zur
Feſtrede bildete der Klaviervortrag zu vier Händen: Ouvertüre
zu Maurer und Schloſſer von Auber, der durch den reichen Beifall
verdiente Anerkennung fand. In trefflicher Weiſe ſchilderte
Bür=
germeiſter Röth Werden und Wachſen der Ortsgruppe
Wald=
michelbach. Dabei gedachte er in ehrenden Worten der
unvergeß=
lichen Führer wie: Oberamtsrichter Schnittſpahn, Miniſterialrat
i. R. Dr. Grünewald=Darmſtadt, Oberſtaatsanwalt Rudi Wünzer, Dr.
Winckler, Altbürgermeiſter Stein u. a. m. Die tiefgründigen, vom
echten Wandergeiſt getragenen Ausführungen, klangen aus in den
Schwur der Ortsgruppe, in Dankbarkeit und Verehrung das Werk
der Alten zu übernehmen und in Einigkeit und Geſchloſſenheit zum
Wohle von Volk und Vaterland weiterzuführen, bekräftigt durch
ein dreifaches: Friſch auf! Im Anſchluß wurden folgende
Mitglie=
der geehrt: Dr. Winckler für 40 Jahre Mitgliedſchaft und Pfarrer
Gärtner für 30 Jahre Mitgliedſchaft. Mit großer Freude wurde
ein zur Verleſung gebrachtes Gratulationsſchreiben des
ehemali=
gen Vorſitzenden Dr. Grünewald=Darmſtadt aufgenommen. Mit
dem gemeinſamen Lied: Odenwald, ich will dich preiſen, endete der
erſte Teil des Abends. Nach einem flott geſpielten Marſch der
Muſikkapelle Ehret=Waldmichelbach wurde von Mitgliedern der
Ortsgruppe die Komödie: Der fahrende Schüler, von Hans Sachs,
dargeſtellt; ein Stück voll feinen Humors, das ſeine Wirkung nicht
verfehlte Fräulein Bühler und Fräulein Egner enthüllten in
ihrem ſehr geſchickt dargeſtellten Reigenſpiel: Jung und alt. luſtige
Wahrheiten. Für die Wandererehrung hatte Tünchermeiſter
Hof=
mann einen feinſinnigen Prolog und für jeden ausgezeichneten
Wanderfreund einen treffenden Vers geſchmiedet. Die
Wanderun=
gen des letzten Jahres waren durchweg gut und regelmäßig
be=
ſucht, ſo daß 20 goldene Abzeichen verliehen werden konnten:
dar=
unter der Senior der Wanderer. Prokuriſt Maſte=Aſchbach, der
ſchon zum 9. Male ausgezeichnet wurde, aber leider infolge eines
Unfalles nicht anweſend ſein konnte. Unſer Lokalpoet Hofmann,
der im Laufe des Abends noch öfters Proben ſeines dichteriſchen
Schaffens gab, erntete großen Beifall. Den Abſchluß der
Wan=
dererehrung bildete das gemeinſam geſungene Lied: Zwölfmal
im Jahre. Als Ueberleitung zum Tanze führten Fräulein Maſte
und Herr Großmann ein Tanzduett vor: Wo der Strauß
muſi=
ziert! Das Glanzſtück des Abends, das den größten und
verdien=
teſten Beifall erhielt. In den Tanzpauſen erfreute Herr
Groß=
mann durch ſeine Geſangsvorträge. Muſik, Lied und Tanz hielten
die Teilnehmer noch lange beiſammen und ließen die Sorgen der
Zeit für einige Stunden vergeſſen.
Den Abſchluß der Jubelfeier bildete eine gemeinſame
Wan=
derung am Sonntag nachmittag nach der Straßburg zu
Klubmit=
glied Falter.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
B. Mainz, 30. Jan. Danziger Flieger kommen nach
Mainz. Am Dienstag, den 31. Januar. vormittags um 10.30
Uhr, landen auf dem Flugplatz Mainz=Wiesbaden drei Danziger
Flieger, die ſeit drei Wochen unterwegs ſind, um in verſchiedenen
deutſchen Städten für Danzig zu werben. Sie werden noch am
Vormittag unter Begleitung von Flugzeugen der Flugleitung des
Flugplatzes und einer Klemm=Maſchine der akademiſchen
Flieger=
gruppe Darmſtadt einen Zſtündigen Flug über unſerer Stadt
unternehmen. Nachmittags, um 17 Uhr, wird im Gutenberg=
Kaſino einer der Flieger über die Nöte der deutſchen Stadt
Dan=
zig ſprechen und in Lichtbildern zeigen daß Danzig von jeher eine
deutſche Stadt geweſen iſt, in ſeinen Bauten. Menſchen uſw. Am
Abend, um 20 Uhr. findet zu Ehren der Danziger Flieger im
Gutenberg=Kaſino, ein „Bunter Abend” mit reichhaltigem
Pro=
gramm ſtatt. Der Reinertrag fließt Danziger Kulturzwecken zu.
Be Mainz. 30. Jan. Stahlhelmveranſtaltung in
der Mainzer Stadthalle. Nach längerer Pauſe trat der
Mainzer Stahlhelm mit einer in allen Teilen wohlgelungenen
Veranſtaltung in der Stadthalle am Sonntag, den 29. Januar,
hervor. Die Veranſtaltung galt ſowohl dem Andenken der
Reichs=
gründung wie auch der Stärkung des Wehrwillens. In ſeiner
Be=
grüßungsanſprache umriß der Kreisführer, Herr Minthe, das
Wollen des Stahlhelms, der an die Seele des deutſchen Menſchen
appelliere, an der Ueberwindung des Materialismus und des
In=
dividualismus arbeite und den deutſchen Menſchen im Frontgeiſte
erziehe. Im Mittelpunkt des Abends ſtand die Rede des
Dres=
dener Stahlhelmführers, Hauptmann a. D. Hauffe=Dresden,
über das Thema „Deutſcher Wehrwille”. In
überzeugen=
der und einleuchtender Weiſe legte er die Auffaſſungen des
Stahl=
helms zur Wehrfrage dar. Der Stahlhelm ſieht die deutſche Frage
als Wehrfrage. Wenn heute der Ruf nach Wiederherſtellung der
deutſchen Wehrhoheit erſchallt, ſo iſt dies kein Schrei nach
Re=
vanche und kein chauviniſtiſches Gelüſt. Aber im Kampfe um
Volk. Reich und Raum bedeutet Wehrwille und Wehrtüchtigkeit
die große einigende ſittliche Idee. Die deutſche Wehrhaftigkeit iſt
das deutſche Schickſal. An der Veranſtaltung nahmen die
Fahnen=
abordnungen ſämtlicher militäriſchen Vereine von Groß=Mainz
teil. Im Verlaufe des Programmes, zeigte ſich die
Stahlhelm=
jugend in turneriſchen Vorführungen, und der Scharnhorſtbund
in ausgezeichneten Sprechchören.
Ab. Alzey (Rhh.), 30. Jan. Ein Triebwagenführer
ohnmächtig geworden. Als der Triebwagenführer 488
Alzey—Marnheim bei der Einfahrt in Morſchheim halten ſollte,
war man überraſcht, daß der Wagen gegen das Bahnhofsende
wei=
terfuhr. Die Urſache war bald feſtgeſtellt: der Wagenführer war
ohnmächtig geworden. Während der Zugführer den Triebwagen
zum Halten und zum Bahnſteig zurückbrachte, bemühten ſich die
Reiſenden um den Führer, der ſich auch bald erholte. Mit einer
ganz kurzen Verſpätung konnte die Fahrt wieder fortgeſetzt werden.
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Seite 8 — Nr. 31
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Januar 193
lier des Verbandes der Lebensrekter.
Von dem großen Winker=Fahrbarkeits=Welkbewerb bei Dorf Kreuth.
General von Crammon (Mitte) bringt am Berliner Denkmal Friedrich Wilhelms III. ein Hoch aus.
Zum Gedenken an die Stiftung der Lebensrettungsmedaille, die vor 100 Jahren durch den preußiſchen
König Friedrich Wilhelm III. erfolgte, hielt der Verband der deutſchen Lebensretter jetzt in der
Reichshauptſtadt eine eindrucksvolle Feier ab.
Motorräder mit Beiwagen, die zum Kampf gegen den Schnee vorne ein Pflugbrett montiert haben.
Der A. D. A. C. hält zurzeit bei dem Dorf Kreuth (Oberbayern) einen intereſſanten
Winterfahrbar=
keitswettbewerb ab, bei dem an die Fahrer die größten Anforderungen geſtellt werden. Viele
groß=
artige Leiſtungen wurden erzielt, obwohl die Kälte bis zu 25 Grad betrug und auf manchen Strecken
meterhoher Neuſchnee zu überwinden war.
Neue Suche
nach Oberſt Bawcekk.
Ungariſcher Sorſcher bereikel
Hilfs=
expedikion vor.
Berlin. Der junge ungariſche Forſcher
Dr. Osbar Goemoery teilt, wie der Lokal=
Anzeiger” aus Budapeſt meldet, mit, daß er in
den erſten Tagen des April, nach Südamerika
abreiſen wird, um die Nachforſchungen nach dem
im braſilianiſchen Urwald verſchollenen
engli=
ſchen Forſcher Oberſt Fawcett aufzunehmen. Die
Anregung zu dieſer Expedition Dr. Goemoerys
iſt von der Frau des Oberſten Fawcett
ausge=
gangen, die ſich auch bereiterklärt hat, einen Teil
der Koſten der Expedition zu tragen.
Oberſt Fawcett war bekanntlich im Jahre
1925 mit zwei Begleitern in den braſilianiſchen
Urwald eingedrungen. Er hoffte, Spuren der
geheimnisvollen Marmorſtädte im braſilianiſchen
Urwald zu finden und auf die weißen Indianer
zu ſtoßen, die angeblich tief im Urwald leben
ſollen. Auf dieſer Expedition iſt Oberſt Fawcett
verſchollen. Wiederholt ſind Verſuche
unternom=
men worden, eine Spur des Oberſten im
braſi=
lianiſchen Urwald zu entdecken, da man nöch
immer die Hoffnung hegt, ihn und ſeine
Be=
gleiter lebend aufzufinden.
Dr. Oskar Goemoery äußert ſich
folgender=
maßen über ſeine Abſicht: „Wahrſcheinlich werde
ich in den erſten Tagen des April die Ueberfahrt
antreten. Ich nehme weder von hier, noch von
Braſilien aus einen Weißen mit, ſondern nur ein
paar Eingeborene, die mit den Verhältniſſen
im Matto Groſſe gut vertraut ſind. Ich nehme
nur ſehr wenige Inſtrumente mit und ſpare ſo
eine Menge Geld; denn die Ausrüſtung einer
Erpedition mit weißen Hilfsarbeitern könnte ich
mit meinen beſcheidenen Mitteln nicht
er=
ſchwingen.‟ Dr. Goemoery hat ſich diesmal nicht
nur das Ziel geſteckt, eine Spur des
verſchol=
lenen Oberſten Fawcett zu finden, ſondern er
will auch ſelbſt verſuchen, das Geheimnis der
an=
geblich im Innern des Urwaldes wohnenden
weißen Indianerſtämme zu lüften.
Lindbergh=Unterhändler wegen Mordes
feſtgenommen.
New York. Die bekannten
Unterwelt=
führer Spitale und Bitz, die von Lindbergy im
vorigen Jahr als Unterhändler bei den
Ver=
handlungen wegen des geraubten Lindbersh=
Babys verwendet worden waren, wurden am
Sonntag von Detektiven feſtgenommen. Sie
wer=
den beſchuldigt, einen ihrer Rivalen, den
Gang=
ſter Fontano, im Auguſt v. J. ermordet zu
ha=
ben. Die beiden Unterweltführer leugnen jede
Schuld.
Rückkrikt des Berliner Rundfunk=
Inkendanken.
Dr. F. C. Duske,
ſeit Auguſt vorigen Jahres kommiſſariſcher
Intendant des Berliner Rundfunks, trat do
em Poſten zurück.
Das Zenkrum Wiens von Taxi=Aukos blockierk.
Eine von den Taxi=Autos verſtopfte Straße in der Wiener Altſtadt.
Um gegen die Benzinſteuer zu proteſtieren, vereinten die Wiener Taxi=Chauffeure ihre Wagen zu
einer eigenartigen Demonſtration im Stephans=Viertel. Tauſende und Abertauſende von Autos
ver=
ſtopften alle Straßen und machten viele Stunden hindurch jeglichen Verkehr unmöglich, bis große
Militär=Abteilungen eingeſetzt wurden, die die Wagen abtransportierten.
Reich und Ausland.
Auf Eisſchollen abgekrieben.
Koblenz. In der Nähe von Bacharach
ſpielte ſich in den ſpäten Nachmittagsſtunden des
Samstags ein aufregender Vorfall ab. Mehrere
junge Leute aus der Stadt gingen über die
Eis=
verſetzungen, um zu einer der kleinen, im Rhein
gelegenen Inſeln zu gelangen. Plötzlich löſten
ſich die Eisſchollen, auf denen ſich die
Unvorſich=
tigen befanden, von der Eisverſetzung ab und
ſetzten ſich in Bewegung. Gellende Hilferufe
er=
tönten, und händeringend liefen die am Ufer
verbliebenen Leute umher, ohne den
Abtreiben=
den irgendwie helfen zu können. Kurz
entſchloſ=
ſen ſprangen dieſe dann in der Nähe einer Jüſel
in den Rhein, und es gelang ihnen unter
größ=
ten Anſtrengungen, das rettende Ufer zu
er=
reichen. Nachdem ſie die Nacht auf der Inſel
zugebracht hatten, konnten ſie im Laufe des
Sonntags über den inzwiſchen zugefrorenen
Rheinarm nach Bacharach zurückkehren.
Beim Entenfüttern auf einer Eisſcholle
abgetrieben.
Berlin. Ein aufregender Vorfall ſpielte
ſich am Sonntag, nachmittag in Berlin=
Fried=
richshagen auf dem zugefrorenen Müggelſee ab,
und zwar an der Stelle, wo die Spree aus dem
Müggelſee heraustritt. Dort war ein
Fried=
richshagener Arbeiter damit beſchäftigt, die auf
den Eisſchollen ſitzenden Wildenten zu füttern.
Er achtete dabei nicht darauf, daß er ſelbſt
im=
mer mehr auf treibende Schollen geriet und auf
dieſen in den See hinausgetrieben wurde. Von
der nahe gelegenen Rettungsſtation wurden
ver=
ſchiedene Schüſſe abgefeuert, die den Tierfreund
zur Umkehr zwingen wollten. Auch
Polizei=
beamte, die am Ufer erſchienen, verſuchten, dem
auf den Eisſchollen Herumlaufenden
klarzu=
machen, in welcher Gefahr er ſich befand.
Schließ=
lich wurde die Feuerwehr alarmiert, die vor
etwa vier= bis fünftauſend Zuſchauern, die von
der feſten Eisfläche aus das aufregende
Schau=
ſpiel verfolgten, verſuchte, den ſich immer mehr
entfernenden „Polarreiſenden” einzuholen; drei
Feuerwehrleute brachen dabei im Eis ein und
konnten nur mit großer Mühe gerettet werden.
Schließlich gelang es der Feuerwehr, den Mann,
der inzwiſchen ins Waſſer geſtürzt war, im
letz=
ten Augenblick zu retten..
Brauk und Bräukigam
zuſammen 158 Jahre alt.
Das „junge Paar” nach der Trauung.
Das Standesamt in Lichtenberg ſah jetzt das
älteſte Brautpaar, das je in Groß=Berlin
ge=
traut wurde. Er, Paul Bert, iſt 77 Jahre alt.
Sie, Karoline, geb. Stock, ſogar 81 Jahre alt.
Falſchmünzerwerkſtakt ausgehoben.
Sagan. Schon ſeit Wochen tauchten in
Nord=Niederſchleſien und den angrenzenden
Krei=
ſen der Provinz Brandenburg falſche
Fünfmark=
ſtücke auf, die von Unbekannten beim Einkauf an
den Mann gebracht worden waren. Jetzt iſt es
gelungen, die Falſchmünzer in Merzdorf bei
Muskau zu ermitteln. Es handelt ſich um einen
aus Berlin zugezogenen arbeitsloſen Tiſchler
und ſeinen Hauswirt, einen Landwirt. Dieſem
war vor zwei Jahren die Scheune
niederge=
brannt, und er war durch umfangreiche Geſchäfte
in Schulden geraten, ſo daß die Falſchmünzerei
den Ausgleich bringen ſollte. Im Hauſe des
Landwirts wurde ein Sack mit faſt 1000 Mark
Falſchgeld gefunden. Die Prägewerkzeuge ſowie
mehrere Säcke mit Münzmetall entdeckte man im
Walde verſteckt. Die Verhaftung der beiden
Falſchmünzer erregte in der ganzen Gegend großes
Aufſehen. Von den falſchen Geldſtücken müſſen
ſich noch große Mengen in Nord=Niederſchleſien
und der Niederlauſitz befinden.
35köpfige Schmugglerbande gefaßl.
Bremen. Den Beamten der
Zollfayn=
dungsſtellen Bremen und Papenburg und den
örtlichen zuſtändigen Zoll= und
Landjägerbeam=
ten iſt es gelungen, eine großangelegte
Schmugg=
lerorganiſation, die ſich über das Gebiet der
preußiſchen Kreiſe Aſchenburg und Hümmling,
ſowie über das Gebiet des oldenburgiſchen Amts
Cloppenburg erſtreckte, auszuheben und
unſchäd=
lich zu machen. Die Mitglieder der
Schmuggler=
organiſation, einſchließlich der Großabnehmer.
insgeſamt 35 Perſonen, konnten ermittelt und
überführt werden. Es konnte den Tätern bisher
der Schmuggel von 95 Zentnern
hochzollpflich=
tiger Waren, hauptſächlich Feinſchnittabak und
Kaffee, nachgewieſen werden. Das
Schmuggel=
gut wurde von der in Dörpen wohnenden, zwölf=
Mann ſtarken Kolonne laufend eingeſchwärzt
und an die in Hümmling wohnenden zahlreichen
Großabnehmer weitergegeben. Die Waren
wur=
den dann von den Großabnehmern abgeſetzt. Es
konnten noch zwei Zentner Tabak und Kaffee
beſchlagnahmt werden. Man nimmt an, daß es
ſich bei ,den hinterzogenen Abgaben um einen
Betrag von insgeſamt etwa 700 000 Reichsmark
handelt.
Eine Erklärung zum Fall Knöpfke.
Berlin. In einem im „Völkiſchen
Beobach=
ter” veröffentlichten Artikel über den Fall
Knöpfke wurde die Frage aufgeworfen, ob es
richtig ſei, daß Knöpfke die bewußten Gelder nur
zum Teil für ſich behalten, und welche Summen
er an andere Dritte weitergegeben habe. Es
wird hinzugefügt, daß Staatsſekretär
Dr. Bredow und Dr. Magnus hierüber
Auskunft erteilen könnten. Hierzu haben, wie
die Reichsrundfunkgeſellſchaft mitteilt. Dr.
Bre=
dow und Dr. Magnus die Erklärung abgegeben,
daß ihnen nichts bekannt ſei, ob Knöpfke
an den ihm von der Firma Preuß zugefloſſenen
Zahlungen andere beteiligt habe. Staatsſekretär
Dr. Bredow und Dr. Magnus ſeien bereit, dieſe
Erklärung unter ihrem Eid zu wiederholen. Es
ſtehe auch keineswegs feſt, ob Knöpfke überhaupt
„Schmiergelder” angenommen hat. Im übrigen
behaupten die beſchuldigten Direktoren der Firma
Preuß, daß es ſich bei den Summen der Firma
Preuß um völlig einwandfreie Zahlungen
han=
delt. Die Staatsanwaltſchaft wird die
Angele=
genheit zu klären haben.
Tſchechoflowakiſche Geſandtſchaft
in Waſhingkon durch Feuer zerſtört.
Waſhington. Das in der Maſſachuſſets=
Avenue, einer der vornehmſten Straßen
Waſhing=
ſons, gelegene tſchechoſlowakiſche
Geſandtſchafts=
gebäude iſt durch ein Großfeuer zerſtört worden.
Der Brand kam in den oberen Stockwerken,
wahrſcheinlich durch einen Schornſteinſchaden, zum
Ausbruch. Der tſchechoſlowakiſche Geſandte war
nicht anweſend; im Hauſe befanden ſich nur zwei
Dienſtboten. Ein Kraftdroſchkenführer, der an
der Geſandtſchaft vorbeifuhr, entdeckte als Erſter
den Brand. Als die Feuerwehr erſchien, ſtand
das Gebäude bereits in großer Ausdehnung in
Flammen. Faſt das geſamte Aktenmaterial der
Geſandtſchaft, ferner u. a. wertvolle Gemälde,
Tapiſſerien uſw. ſind durch Feuer oder Waſſer
zerſtört worden. Die in unmittelbarer Nähe
lie=
gende öſterreichiſche Geſandtſchaft blieb vom
Feuer verſchont.
Dienstag, 31. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 31 — Seite 9
Zum 200. Todestag Auguſt des Starken.
* Auguſt der Skaeke als Kunſtmäzen.
Von Dr. Olga Bloch.
Am 1. Februar begeht die Kulturwelt den zweihundertſten
Todestag Friedrich Auguſt I., der als König von Polen Auguſt II.
hieß, und den ſein Volk wegen ſeiner Körperkraft den Starken
nannte. Man kennt ihn als den fürſtlichen Abſolutiſten von
gro=
ßen Gaben, den innerlich haltloſen Menſchen. Man weiß von ihm,
daß er, um König von Polen zu werden, im Jahre 1697 zum
Katholizismus übertrat, daß er 1697 in Warſchau feierlich
ge=
krönt wurde. Er hat Dresden zu einem kulturellen Mittelpunkt
gemacht, nicht nur für ſeine Zeit architektoniſche Werke
hinterlaſ=
ſen, ſondern der Nachwelt jenes mitteldeutſche Elb=Florenz
ge=
ſchaffen, das wir heute immer wieder von neuem bewundern.
Kurfürſt Friedrich Auguſt I. von Sachſen,
gleichzeitig König Auguſt II. von Polen,
genannt Auguſt der Starke.
(Zeitgenöſſiſches Gemälde im Dresdner Schloß.)
Zur Regierungszeit Auguſts des Starken waren die Kreiſe
des Bürgertums ernſtlich getrennt von denen des Hofes. Der
ſächſiſche Hof feierte Feſte aller Art, Kupferſtiche und Bücher,
Dresdener Chroniken erzählen davon, Hofdichter und Narren
ſcharten ſich um den Fürſten, der als abſolutiſtiſcher Herrſcher
ſei=
nes Jahrhunderts das Volk als die Zuſchauer liebte für Glanz
und Ruhm. Damals entſtanden in Dresden die ſchönſten Bauten,
ein großes Ballhaus wurde geſchaffen und eine Reithalle,
ſchließ=
lich viele offene, von Tribünen umgebene Höfe, in denen Spiele
und Wettkämpfe ſtattfanden. Man nannte die neuen Anlagen
Zwinger, wie man den alten Stallhof zwiſchen den
mittelalter=
lichen Stadtmauern in zwingermäßige Anlagen hineingebaut
hatte. Pöppelmann ſchuf dieſen eigenartigſten unter den Bauten
des Königs, deſſen architektoniſche Träume einen weſentlichen
Be=
ſtand ſeines Lebens ausmachten.
Wenn das Land von politiſchen Wirren umſpielt war, nahm
Auguſt der Starke Zuflucht zu den Mappen, zu den Zeichnungen,
die er in ſeinen Mußeſtunden gemacht hatte. Das Opernhaus
deſ=
ſen leitender Künſtler er war, entſtand in der ſächſiſchen Reſidenz,
wie man weiß in engſtem Zuſammenhang mit der Pariſer
König=
lichen Oper. Wahret die Grenzen, daß viel Geld ins Land kommt
und wenig hinausgeht! Das war die Loſung, im wahrſten Sinne
merkantiliſtiſch gedacht, die der Herrſcher ausgab. So kam es auch
zur Gründung der Meißener Porzellanfabrik, nachdem ein
günſti=
ger Zufall jenen Goldmacher Bötticher das Geheimnis der
Her=
ſtellung des echten Werkſtoffes finden ließ, den die Kulturwelt in
China kennen gelernt, aber nie hatte nacherfinden können. Das
Meißener Porzellan befriedigte auf Jahrzehnte die Schenklaunen
des Fürſten, Service für ſeine Ratgeber und Freunde entſtanden,
ſo das intereſſante Tafelgeſchirr für Sulkowſki und Brühl. Die
Frauen um ihn herum bevorzugten das edle Material, und nur zu
oft finden wir in den Dresdener Sammlungen jene kleinen
Gegen=
ſtände, die aus Meißener Porzellan zu den Galanterien des
Jahr=
hunderts zählen. Dresden und Sachſen waren eine Hochſchule der
Künſte geworden, das nahe Leipzig galt als Klein=Paris!
Im Jahre 1726 ließ die Dresdener Stadtgemeinde die
Frauen=
kirche beginnen, in der Abſicht, ein Monument zu ſchaffen, das
gegenüber der Pracht fürſtlicher Architektur die Bedeutung des
Bürgertums zur Geltung bringen ſollte. Obgleich das neu=
erſtehende Gotteshaus ſomit in doppelter Hinſicht „proteſtantiſch”
war, fand es dennoch in niemandem einen ſo eifrigen Förderer
wie in Auguſt dem Starken. George Bähr, der Architekt der
Frauenkirche, dem weithin ſichtbaren Wahrzeichen Dresdens, war
ein einfacher „Ratszimmermeiſter”, der gegen mächtige Cliquen
anzukämpfen hatte. Einflußreiche Kreiſe des Hofes konnten nicht
verſtehen, daß ein ſimpler Handwerksmeiſter etwas ſo
Monumen=
tales ſchaffen ſollte. Man wollte den Plan, als Krönung des
herr=
lichen Bauwerkes eine Kuppel zu ſetzen, fallen laſſen, aber Auguſt
der Starke ermunterte Bähr immer wieder, und 1743, nach
ſieb=
zehnjähriger Bauzeit und ſieben Jahre nach Bährs Tode, konnte
die Frauenkirche geweiht werden. Sie gibt eine ganz neue
Grund=
rißform, ſie iſt eine Stätte der beſonderen Weihe auch dadurch
ge=
worden, daß ſie jene herrliche Orgel birgt, die Silbermann, der
größte Orgelbauer Deutſchlands, geſchaffen, auf der auch Johann
Sebaſtian Bach geſpielt haben ſoll. Bach und Bähr, Paul
Ger=
hardt und Paul Flemming, ſind mit der Dresdener Frauenkirche
engſtens verbunden, Lieder wurden hier geweiht, die noch heute
in allen Gotteshäuſern geſungen werden.
Architektur und Handwerk, Muſik und alle Künſte blühten
im Dresden Auguſts des Starken. Zu ſeiner beſonderen Liebe
ge=
hörte die Goldſchmiedekunſt, deren edle Erzeugniſſe, vielfach von
ihm ſelbſt entworfen, den Glanz und Ruhm zu befriedigen hatten.
Von der frühen Regierungszeit bis hin zur Königswahl trug er
Sorge für ein vergoldetes Speiſeſervice, das in Augsburg
gefer=
tigt und in der Reſidenz Dresden vollendet wurde. Im Grünen
Gewölbe bewundert man jetzt noch vieles, jenes emaillierte
Schmuckkäſtchen, die bekannte Tafeluhr, Pokale aus Elfenbein und
Rinozeroshorn, Schüſſel und Kannen in jedem Geſchmack. Den
großen Goldſchmied Melchior Dinglinger zog Auguſt der Starke
an den Hof, für ihn ſetzte er ſich mit aller künſtleriſchen Kraft ein.
Weiß man doch, daß Dinglinger 1701 für den Hof das berühmte
goldene Kaffeeſervice arbeitete, eine langjährige Arbeit voller
Mühe, voller künſtleriſcher Ideen. Kein Bedürfnis nach
Reprä=
ſentation verrät dieſes Werk, 50 000 Taler koſtete es. Eine
viel=
ſeitige Kunſt ſpricht hier aus einer Schöpfung, die für den
intim=
ſten Gebrauch beſtimmt war Vielleicht wurde der koſtbare
Auf=
trag veranlaßt durch des Regenten Liebſchaft mit der
pracht=
liebenden Fürſtin Lubmmirſka. Gelehrte Leute nehmen jeßt an,
daß der König am Entwurf ſelbſt mitgearbeitet habe, ſparſam und
dafür um ſo eindrucksvoller ſind alle Teile des Services verziert.
Im Hofarchiv findet man noch die Zeichnungen des Geſchirrs,
das ſich aufbaut auf einem langen ſilbervergoldeten Unterſatz. Es
iſt ein ſo ſchönes Werk, daß es ſich verlohnt, näher auf ſeine
Einzel=
heiten einzugehen. Der große ſilbervergoldete Unterſatz iſt an den
Längsſeiten mit je einer emaillierten Vaſe zwiſchen
Bergkriſtall=
flaſchen dekoriert, während an den Schmalſeiten je eine ovale
Zuckerdoſe zwiſchen emaillierten Flakons bewundert wird. Und
an den Ecken elfenbeinerne Aufſätze. Wertvoll iſt dann aber ganz
beſonders der Hauptaufſatz: ſechs vergoldete emaillierte Taſſen
mit den der Zeit des Rokoko geläufigen Chineſenſzenen, in
wir=
kungsreicher Abwechſlung große und kleine Taſſen, ein den
Rhyth=
mus bezeichnendes Motiv. Daneben hat man ſeine Freude an den
Elfenbeinputten mit goldenen Deckengefäßen. Nicht zuletzt an der
Kaffeekanne im oberen Aufbau des ſchönen fürſtlichen Auftrages.
Dieſe Kanne zeigt ſchließlich den fürſtlichen Namenszug A. R.:
Auguſtus Rex, und emaillierte weibliche Bruſtbilder, ſechs an
der Zahl.
Wenn Dresden aus Anlaß des zweihundertſten Todestages
Auguſts des Starken eine umfangreiche Kunſtausſtellung
veran=
ſtaltet, werden alle die Schätze fürſtlicher Freigebigkeit und
fürſt=
lichen Verſtändniſſes ihren Weg zu einer breiteren Oeffentlichkeit
finden, und man wird Auguſt den Starken als Kunſtmäzen
ver=
ehren lernen.
* Der Tummelplaß Augufts des Skarken
Jagdſchloß Moritzburg wird in dem Jahre, da ſich am
1. Februar 1933 zum zweihundertſtem Male der Todestag
Auguſts des Starken jährt, auch Mittelpunkt einer Reihe von
Feſtlichkeiten ſein, die das Andenken des berühmteſten ſächſiſchen
Wettiners feiern. Gewiß ſind die Tage, die das alte Jagdſchloß
in der Zeit des Königs von Polen, Kurfürſten von Sachſen
ge=
ſehen hat, mit die glänzendſten in ſeiner langen Geſchichte
ge=
weſen. Denn Auguſt der Starke iſt nun einmal der glänzendſte
unter allen ſächſiſchen Fürſten. Die großen Hofjagden, zu der
viele hundert Perſönlichkeiten hinzugezogen zu werden pflegten,
die dann mit ihrem zahlreichen Gefolge das Jagdſchloß und die
aufgeſchlagenen Zelte und Jagdhütten mit ihrer freudigen
Un=
ruhe aus dem Schlaf erweckten. Dieſe Jagdveranſtaltungen des
verſchwenderiſchen Königs von Polen hatten ihresgleichen kaum
in den Jagdſchlöſſern der franzöſiſchen Könige. Sicherlich auch
nicht zu Zeiten des berühmten königlichen Jägers, Franz I.
von Frankreich.
Das Jagdſchloß Moritzburg trägt ſeinen Namen zu Ehren
des größten Wettiners, des Kurfürſten Moritz, deſſen Politik
in der Reformationszeit einſt Kaiſer Karl U., den Beherrſcher
des größten Weltreiches, aus Deutſchland, jagte. Noch heute
gibt das alte Schloß baulich den Eindruck aus ſeiner
Ent=
ſtehungszeit 1542—1546. Vielleicht — wäre der noch junge
Kurfürſt Moritz nicht ſo früh im Felde geblieben — vielleicht
hätte dann die Moritzburg ſchon damals im 16. Jahrhundert
ähnliche glänzende Tage und Feſtlichkeiten geſehen wie ſpäter,
im Beginn des achtzehnten Jahrhunderts, als der rieſenhafte
Auguſt hier vor ſeinen Kavalieren zur Kurzweil ein paar ſeiner
Kraftſtückchen zum Beſten gab. Hufeiſen zerbrechen, mit den
Fäuſten, als wären ſie bloß aus Holz. Große Nägel mit der
Fauſt einſchlagen. Zwei Gardiſten, einen mit jedem Arm hoch
heben .. . und was dergleichen Auguſt der Starke vorzuführen
beliebte.
Zu Auguſts Zeit war Jagdſchloß Moritzburg auch
Mittel=
punkt all der verſchwenderiſchen Pracht, ohne die der
hoch=
fliegende Kunſtſinn des ſächſiſchen Rieſen nicht ſein konnte, als
Jagdſchloß, für den König wohl von ähnlicher Bedeutung, wie
etwa Königswuſterhauſen für den Soldatenkönig Friedrich
Wil=
helm I. von Preußen. Der jagdfreudige Preußenkönig hat auch
einmal auf den Hirſch gepirſcht, als er mit ſeinem Kronprinzen,
dem damals ſo mißhandelten, ſpäter zu Weltruhm empor=
Jagdſchloß Moritzburg bei Dresden,
in dem Feſtſpiele anläßlich des 200. Todestages Auguft
des Starken am 1. Februar 1933 ſtattfinden werden.
geſtiegenen Friedrich, am ſächſiſchen Hofe zum Beſuch weilte.
Wie in Königswuſterhauſen noch alles an Friedrich Wilhelm I.,
ſo erinnert Jagdſchloß Moritzburg auch heute noch an Auguſt
den Starken. Als Mittelpunkt des Lebens ihrer Zeit, des
höfiſchen fürſtlichen Treibens haben ſie wohl dieſen unſichtbaren
höheren Glanz nicht um ihren Namen gewoben, der um das
heut verſchwundene aber in der Erinnerung unter die
be=
rühmteſten Jagdſchlöſſer gehörende Jagdſchloß Werbelin in
dem rieſigen märkiſchen Forſtrevier Schorfheide ſpielt und glänzt.
Denn dort oblag der Markgraf Otto mit dem Pfeil (ſeinen
Bei=
namen trug er nach einem abgebrochenen Pfeil, den er lange
in der Wunde ſpürte) nicht nur ſeinem Jagdvergnügen, ſondern
auch edlem Frauendienſt und dem Minneſang. Die fürſtlichen
Jäger des achtzehnten Jahrhunderts waren aus derberem Holz
geſchnitzt als der mittelalterliche Markgraf und Minneſänger.
Und doch, wenn Sachſen, das damals zu Lebzeiten Auguſts des
Starken deſſen Verſchwendungsſucht verfluchte, ſo dankt es ihm
doch heute, und beſonders Dresden, ſeinen Hang für die ſchönen
Künſte, deſſen Urſprünglichkeit und elementare Friſche aus der
ſtarken überſchäumenden Naturkraft des königlich=kurfürſtlichen
Jägersmanns von Moritzburg geboren iſt.
Geſchäfliches.
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lich Sparſamen, iſt das milde Helivon, und zwar mit Recht
— weil jede Packung ſtets drei abgeteilte Vollwaſchungen enthält.
Dazu die wunderbare, haarverſchönernde Wirkung des Helivons
durch ſein einzigartiges Haar=Elixier — Der Inhalt von Helivon
iſt der wertvollſte von allen Kopfwaſchpulvern. — Zum Ausdruck
kommt dies von den vielen begeiſterten Helivon=Verbrauchern mit
den Worten: „Helipon ſagt mir am meiſten zu!”
Auch Sie müſſen lich ſchützen gegen Grippe.
Halsent=
zündung und Erkältung. Tagelange Arbeitsunfähigkeit,
Glieder=
ſchmerzen, Fieber uſw. ſind gefürchtete Folgen der Nachläſſigkeit.
Jeder iſt gleichermaßen der Grippe=Gefahr und Anſteckung
aus=
geſetzt. Schützen Sie ſich mit Panflavin=Paſtillen.
Hauptſchrifileitung: Nudolf Mauve
Verantwortlich für Politiſt und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuiſſeion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe;, für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: dr C. H. Quetſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ,ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Dann nimmt die Neunerin die Bibel und beginnt zu leſen,
als ſei dieſer Abend wie alle anderen Abende ihres langen
Lebens dazu da, das Tagwerk mit einer Heilslehr zu
beſchlie=
ßen. Diesmal aber lieſt ſie nicht wirklich! Und wenn auch die
Augen auf das heilige Buch geſenkt ſind, ſo gehen deſſen Worte
doch nicht in ſie hinein; denn ſie richtet alle Aufmerkſamkeit auf
das, was die Männer reden. Sie wartet inwendig darauf, daß
es ihr doch noch einfällt, wo und wann ſie gehört hat, daß
zwi=
ſchen dem Krug und dem Ripffl ein ſehr geſpanntes Verhältnis
geweſen ſei.
Eine etwas grämliche Nachdenkfurche zieht ſich quer über
ihre Stirn. Aber wenn ſie auch hin und her ſinnt, drum
ent=
geht ihr doch kein Wörtl zwiſchen den beiden Männern!
So ſprechen ſie eine ganze Weile über den Fall Ripffl und
Moeſer. Sie ſchleichen gleichſam beide um ihre eigenen
Gedan=
ken und Worte und mit denen wieder um die Gedanken und
Worte des anderen. Aber ſie finden nicht vom Fleck dabei; und
wenn ſie ſich auch gewiſſermaßen im Kreiſe drehen, ſo kommen
ſie doch immer wieder darauf zurück, daß der Neuner ſagt:
„Ich glaub halt nit an eine Eiferſucht! Grad der
Moeſer=
bub hätt am wenigſten einen Grund dazu gehabt!” und daß der
Krug dann mit einer überlegenen Miene ſein Kaiſerbirnglas
dreht:
„Jenun, in der Lieb und beim Herrgott iſt halt kein Ding
unmöglich, Neunerbauer! . . Und ich glaub halt, daß der Grund
für den Mord grad nur darin zu ſuchen iſt!“
„Ich könnt mir denken, daß wer Dritter in der Sach drin
ſteckt und gar der Täter iſt!” ſagt der Bauer mit gutem
Vor=
bedacht, läßt den Jäger nicht aus ſeinem Blick, und auch die
Altneunerin ſchaut ſcharf zu; dann nickt ſie lebhaft:
„Warum nit ein Dritter?” greift ſie die Worte des Sohnes
auf: „S” gibt da ja ſolche Möglichkeiten!”
Der Jäger fühlt die Augen der beiden anderen unbequem
auf ſich gerichtet, aber er läßt es ſich nicht merken:
„Freilich gibt’s die, Bäuerin! Aber ſie ändern nix an
der Tatſach, daß der Moeſer als der Alleinige in Frag kommt;
und das Innsbrucker Gericht wird das ja auch .
„Was das Gericht tun wird, ſteht halt noch gar nit feſt!”,
ſagt der Neuner mit denſelben unbequemen Augen.
„S' kommt eh auch auf die Zeugenausſagen an!” wirft
die Bäuerin ein. Sie fagt das ſo unheimlich leiſe, daß es
drohender klingt, als habe ſie es laut geſagt.
(Fortſetzung folgt.)
A1e Von eufer1o1
Von Paul Bergenholt.
Ein Roman
aus den Bergen.
22)
Da werden in ihm viele kleine leiſe Stimmen wach, die der
Mutter recht geben und die den Tadel, den er aus ihren Worten
lieſt, hinnehmen. Daneben aber ſind dann auch andre kleine
Stimmen; und es ſind ihrer viele, die dagegen aufbegehren:
„Ich verſteh’s ſchon, was du meinſt! . Aber wie ſoll’s
dann anders werden? . . Ich ſeh da keinen Weg nit, wie man
dem Xaver helfen könnt! . . . Ich kann doch nit einfach von
meim Land hergeben oder herleihen; oder von der Aim, dem
Wald, dem Vieh?!”
Die Mutter lächelt ein wenig:
„Daß der Xaver das nit will, müßt doch wiſſen, wegnehmen
tut der nix! . . Nur eine Hoffnung will der halt, daß er mal
ein Eigenes haben wird! . . Und wann ich auch noch nit weiß:
Ich könnt mir doch Wege denken, die das möglich machen!.
Man müßt halt nachdenken und mal den Xaver hören, wie der’s
anſieht!“
Das widerſtrebt dem Neuner; indes, wenn er es ſich recht
überlegt, vergibt er ſich ja nichts damit, wenn er einmal
ſon=
diert:
„Jenun, alſo das könnt man!”, ſagt er halbwegs
zuſtim=
mend, und ſo geht er aus der Stube, tut ſeinen Rundgang, ſteht
eine Weil beim Melken und Friſchſeparieren, ſieht das Vieh
danach unter der Aufſicht des Hütbuben den Schmalpfad zur
Hochgewann abziehen und iſt dann beim Xaver.
So, als ſehe er einmal nach der geleiſteten Schindelarbeit,
dann erſt wendet er ſich dem Knecht zu:
„Xaver, das mit heut nachmittag hab ich mir halt doch mal
durch den Kopf gehn laſſen; wir reden ein andermal darüber;
magſt mich einmal drauf erinnern, wann’s Zeit hat!“
Der Xaver, den der Vorwurf des „Revoluzzers” gekränkt
hat, weiß zunächſt nicht recht, wie er das zu deuten hat. Als er
aber ſieht, daß der Neuner ernſt iſt, nickt er:
„Das kann alsbald ſein, Neunerbauer!”
„Was machſt dann aufn Abend” fragt der Neuner ſo
nebenbei: „Bleibſt daheim, „ oder . .?‟. Er weiß eigentlich gar
(Nachdruck verbofen.
nicht, warum er das fragt, denn in Wirklichkeit kann es ihm
ja gleich ſein.
„Freilich bleib ich daheim!” ſagt der Knecht: Er will, da
ſie ja erſt auf den nächſten Sonntag wieder zuſammen kommen,
in der Kuchl noch ein biſſel leſen und bei der Rofl ſitzen.
„Wer will zuſammen kommen?”, fragt der Neuner.
„Die Jungleut eh, wegen der Siedlung und ſo . .‟, ſagt der
Xaver.
„Jaſo!”, tut der Bauer nachdenklich und wendet ſich im
Gehen nochmals nach dem Knecht zurück:
„Leicht wär’s gut, daß du grad heut daheim biſt, Xaver!..
Man kann je nit wiſſen ..
Orakelhaft klingt das für den Xaver, und ſo merkwürdig,
daß er gar nicht weiß, wie er das verſtehen ſoll.
Aber auch der Neuner ſelbſt iſt ſich nicht bewußt warum und
wieſo er grade ſo etwas ſagt! Er ſchüttelt über ſich ſelbſt den
Kopf!
VI.
Als der Krug=Jäger anklopft, geht es bereits auf acht, und
die Neunerleut haben ſchon zu Nacht gegeſſen. Draußen ſitzen
die Leute vom Hof noch in der breiten Schupfentür und hören
auf das Lied, das der Jungknecht auf der Maultrommel hin
und herſchleift. Einige ſummen die Melodie mit, die ein biſſel
wehmütig klingt.
Aus Höflichkeit fragt der Neuner den Krug, ob er noch einen
Appetit auf was hat; und die Roſl=Magd bringt einen Teller
mit Brot und Rauchſpeck, der faſt fingerdick geſchnitten iſt. Dazu
einen guten Schnaps: Einen Kaiſerbirn nebſt Gläſern. Aber der
Jäger ſagt, einen Hunger verſpürt er nicht mehr; nur einen
ſchiechen Durſt: „Inwendig ein biſſel einheizen, ſchade ja nix;
er ſei im Revier heroben platſchnaß durchgeregnet!“
Alſo nimmt der Neuner den goldgelben Kaiſerbirn, von dem
auch die Altbäuerin noch gerne mag, ſchenkt ein und ſagt ſein
„Wohl bekomm’s!”.
Seite 10 — Nr. 31
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Januar 1933
Sdee Tater TaaSadsient
* Zußball im Kreis Starkenburg.
Der Tabellenführer zum erſten Male geſchlagen!
Die Reſultate vom 29. Januar 1933:
Viktoria Walldorf-Pol. Darmſtadt 1:0 (1:0),
SV. Mörfelden—FV. Sprendlingen 1:5 (1:2),
SV. 98 Darmſtadt—SpVgg. Arheilgen 5:1 (2:1),
Germania Eberſtadt—Germania 03 Pfungſtadt 0:3 (0:2),
Germania Oberroden—Haſſia Dieburg 3:1 (2:0),
FV. Eppertshauſen—Rot=Weiß Darmſtadt 2:2 (2:0),
Union Darmſtadt—FC. 03 Egelsbach 3:2 (3:1).
Der letzte Sonntag machte ſich bei den Kämpfen der
Starken=
burg=Kreisliga in zweierlei Art beſonders bemerkbar. Einmal
bezog der ſeither ungeſchlagene Tabellenführer ſeine erſte
Nieder=
lage, und zum Zweiten zeigten die am Ende der Rangliſte
ran=
gierenden Mannſchaften, eine beachtenswerte Kampfkraft und
konnten über weſentlich beſſer placierte Gegner erfolgreich
blei=
ben. Die Walldörfer Niederlage der Poliziſten kommt nicht von
ungefähr — wenn ſie auch durch ein Eigentor zuſtande gebracht
wurde — und warf ihre Schatten voraus in den letzten
Remis=
ſpielen der Grunen. Man mußte wohl oder übel zu der
Er=
kenntnis kommen, daß der Polizeiſturm mit oder ohne Pfeiffer
ſteht oder fällt. Da man auch immer noch auf den Durchbrenner
Müller verzichten mußte, kam es wie es eben kam. Wollen die
Ordnungshüter ihre Ausſichten auf den Titel nicht immer mehr
ſchwinden ſehen — fünf Punkte iſt immerhin noch ein ganz netter
Vorſprung —, ſo müſſen ſie ſich für den Reſt der Saiſon noch
ganz mächtig auf die Hinterfüße ſtellen. — Sprendlingen hat ſich
durch ſeinen ganz klaren Erfolg gegen Mörfelden, das zu Hauſe
von jedem Gegner erſt geſchlagen ſein will, wieder näher an den
Spitzenreiter herangearbeitet und gibt das Rennen noch nicht
verloren. Mit vollem Recht, denn ſieben Spiele können unter
Umſtänden die Situation noch weſentlich ändern, obwohl nur
ſchwer daran zu glauben iſt. — Wie ſchon weiter oben geſagt,
haben diesmal ſämtliche Mannſchaften aus den unteren
Regio=
nen der Tabelle überraſcht. Die 98er wie auch Oberroden haben
gegen ſtarke Gegner eine gute Klinge geſchlagen und verdiente
Siege errungen. Weſentlich knapper — nur mit einem Tor
Unterſchied — gelang es auch den Beſſungern, die Egelsbacher
Gäſte um die beiden Punkte zu bringen. Nicht zuletzt iſt der
Punktgewinn des Tabellenletzten in Eppertshauſen zu erwähnen.
da es bis jetzt nur einer Mannſchaft — außer den Rot=Weißen —
möglich war, dort etwas zu erben. Da auch gleichzeitig die
Pfungſtädter Germanen in einem von ſeiten der Gaſtgeber
äußerſt hart durchgeführten Kampf in Eberſtadt einen klaren
Sieg ſicherſtellten und Münſter pauſierte, ſo ſtehen wir bei
Ein=
tritt in das letzte Viertel der Verhandsſpiele vor der Tatſache,
daß ſich die ganze Schlußgruppe, alſo ſieben Mannſchaften, in
Abſtiegsgefahr befinden. Dabei ſtehen Egelsbach, Oberroden und
Münſter mit je einem Spiel weniger noch am günſtigſten da,
während für Rot=Weiß die Gefahr am allergrößten iſt. Es ſind
alſo noch ſpannende Schlußkämpfe zu erwarten. Sonſt kamen
nur geringfügige Verſchiebungen in der Placierung vor, was ein
Blick auf den neueſten Tabellenſtand näher beleuchtet. Hier
Reichsbahn Darmſtadt-Viktoria Griesheim 0:4.
Dieſes Spiel hielt nicht, was es in den erſten 10 Minuten
verſprach. Die Schuld daran trug Schiedsrichter Wollenhaupt=
Weiſenau, der dieſes Spiel durch die vollkommen unberechtigte
Herausſtellung des Mittelläufers Bär=Reichsbahn zu einer Farce
machte. Sogar der Gegner erkennt einwandfrei an, daß hier ein
Mißgriff des Leiters vorlag. Bär fand natürlich ſofort einen
Nachfolger in dem Rechtsaußen, der ſich mit dem Schiedsrichter
auseinanderſetzen wollte und wegen angeblicher Beleidigung vom
Felde gehen mußte. Infolge dieſer Vorkommniſſe bemächtigte
ſich der Mannſchaft eine ſolche Aufregung, daß eine unnötige
Härte aufkam, die dann neben der Schwächung die Niederlage
verurſachte. Griesheim war wohl etwas beſſer, aber von den
erzielten Toren ſind 2 verwandelte Elfmeter. Es fielen nur 2
reguläre Tore, obwohl Reichsbahn von der 20. Minute ab nur
noch mit 9 Mann im Felde ſtand. Einen ſchönen Abſchluß fand
aber dieſer Punktekampf noch durch ein recht gemütliches
Beiſam=
menſein, ſo daß von einem Mißton zwiſchen beiden Mannſchaften
nicht geſprochen werden kann.
FC. Union, Jugendabteilung.
Samstag; komb. Schüler — 1. Schüler D. J. K. 0:3:
Sonn=
tag: 1. Schüler — 1. Schüler Viktoria Griesheim, nicht
ange=
treten: 1. Jugend — 1. Jugend Sppg. 04 Arheilgen 3:4; Junioren
— 1. Jugend Pol.=Spv. 5:1.
SV. 1910 Weiterſtadt—SV. Groß=Gerau 4:1 (2:0), Ecken 12:1.
Zu dieſem äußerſt wichtigen Verbandsſpiel mußten beide
Vereine mit Erſatz antreten. Die Einheimiſchen mußten ihren
Mittelläufer und Halbrechten, die infolge Verletzungen vom
Vor=
ſonntag nicht ſpielen konnten erſetzen. Dagegen wirkte in der
Verteidigung Menzer mit. Schon gleich nach Anpfiff entwickelte
ſich ein ſehr ſpannendes und lebhaftes Spiel, bei dem die
Ein=
heimiſchen leicht im Vorteil waren. In der 14. Minute wurde
für Weiterſtadt der 1. Treffer erzielt. Die Gäſte ſchlugen ſich
tapfer und konnten oftmals durch ihre gute Hintermannſchaft in
letzter Minute weitere Erfolge verhindern. Kurz vor Halbzeit
konnte der Gaſtgeber auf 2:0 erhöhen. Nach Seitenwechſel
hat=
ten die Einheimiſchen das Spiel feſt in der Hand und drängten
die Gäſte bisweilen ganz in ihre Hälfte zurück. In der 15. Min.
nach dem erfolgten Wechſel fiel der 3. Treffer für W. Nunmehr
klappten die Gäſte zuſammen. Nach einem vollkommen
ausſichts=
loſen Angriff der Gäſte wurde der eine Verteidiger Weiterſtadts
angeſchoſſen. Der Schiedsrichter traf eine etwas harte
Entſchei=
dung und gab Handelfmeter, der von den Gäſten zum Ehrentor
verwandelt wurde. Nunmehr kamen die Groß=Gerauer, durch
dieſen Torerfolg angeſpornt, für kurze Zeit etwas beſſer auf. Die
Weiterſtädter waren jedoch bald wieder ſtark überlegen und
konnten auf 4:1 erhöhen. Ein Handelfmeter für die
Einheimi=
ſchen wurde verſchoſſen. Trotz weiterer Ueberlegenheit der
Ein=
heimiſchen wußte der ſehr gute Torwächter der Gäſte weitere
Erfolge für die Platzherren zu verhindern. Er war der beſte
Mann der Gäſteelf. Die Einheimiſchen waren bis auf den
lin=
ken Erſatzläufer in guter Verfaſſung und ihr Sieg war vollauf
verdient. Schiedsrichter Rieß=Mainz war ein ſehr aufmerkſamer
und korrekter Leiter.
2. Mannſchaft erhielt kampflos beide Punkte, da SV. 98 3.
nicht antrat.
Germania Eberſtadt — Germania Pfungſtadt 0:3.
Achthundert Zuſchauer hatte das Lokalderby angezogen. Es
kam zu einem aufregenden Kampf der den Gäſten einen
verdien=
ten, aber viel zu hohen Sieg brachte. Verdient deshalb, weil ſie
die durchſchlagskräftigere Stürmerreihe mitgebracht hatten. Aber
ſonſt ſah man keine beſonderen Leiſtungen, mit Ausnahme ihres
vielbeſchäftigten Torhüters, der eine ausgezeichnete Leiſtung bot.
Der Spielverlauf ſah die Platzherren 70 Minuten in der
Pfung=
ſtädter Hälfte, ohne daß der ſehr ſchwache Sturm nur einmal
er=
folgreich ſein konnte. Von 13 Eckbällen wurde kein einziger
ver=
wertet. Der erſte Treffer fiel bereits in der 8. Minute durch
einen Strafſtoß. Von dieſer Zeit an hatten die Gäſte nur noch
abzuwehren, ſie jagten den Ball wiederholt ganz abſichtlich über
die Umzäunung; kamen aber nach einem Durchbruch im Anſchluß
an einen Strafſtoß zum 2. Treffer. Aber nach dem Wechſel
drück=
ten die Platzherren die Gäſte vollſtändig in ihre Hälfte zuſammen.
Aber der recht hilfloſe Sturm und eine zahlreiche Verteidigung
verhinderte jeden Erfolg. Kurz vor Schluß kam der
Gäſtelinks=
außen noch einmal an der zu weit aufgerückten Verteidigung
vor=
bei, und der dritte Treffer war fällig. Beck. Sp.=V. Wiesbaden,
war ein guter Leiter. Reſerve 2:1 für Eberſtadt.
SV. Lengfeld—SV. Roßdorf 0:3 (0:0).
Zu dem Rückſpiel gegen den Tabellenführer trat Lengfeld
mit Erſatz für rechten Verteidiger Mittelläufer und Rechtsaußen
ſtark geſchwächt an, ſo daß die Ausſichten auf ein ehrenvolles
Reſultat ſehr gering waren. Trotzdem der Gaſtgeber ſich erſt in
der 20. Minute vervollſtändigte, waren die zahlreich
erſchiene=
nen Zuſchauer angenehm überraſcht über das ausgezeichnete Spiel,
das Lengfeld in der erſten Halbzeit vorführte. In dieſer Periode
waren die körperlich weit ſchwächeren Lengfelder ihren Gäſten
in Zuſammenſpiel und Technik um ein ganz gewaltiges Stück
voraus. Die Roßdörfer können ſich bei dem Lengfelder
Erſatz=
rechtsaußen dafür bedanken, daß ſie ohne Minustore in die Pauſe
gehen konnten. Denn wie dieſer 5—6 totſichere Chancen
ver=
fummelte, läßt ſich ſchwerlich ſchildern. Ferner überſah der
Schiedsrichter einen Foulelfmeter. Ein Halbzeitergebnis von 2:0
für Lengfeld wäre vollkommen verdient geweſen. Hatte
Roß=
dorf vor der Pauſe wenig Meiſterwürdiges geboten, ſo wurde
dies in der 2. Hälfte etwas beſſer. Nach 20 Min, ſchied der
Lengfelder Linksaußen durch eine ſchwere Armverletzung für den
Reſt aus. Durch dieſe Schwächung und die dadurch bedingte
Depreſſion verlor Lengfeld immer mehr an Boden, ſo daß
Roß=
dorf das Spiel bei leichter Ueberlegenheit zu Ende führen
konnte. In der 22., 32. und 37. Min. erzielte es ſeine Tore, von
denen das 1. und 3. die ſchönſten waren. Lengfeld blieb leider
das reichlich verdiente Ehrentor verſagt. Die beſten Leute bei
Roßdorf waren Mittelläufer und beide Halbſtürmer. Bei
Leng=
feld tat jeder Spieler ſeine Pflicht. Nur mit dem Schießen
haperte es ſehr (Rechtsaußen!!). Lengfeld hat in dieſem Spiel
bewieſen, daß ſein Können beſſer iſt, als es der Tabellenplatz
bekundet.
SpVgg. Groß=Umſtadt—SpV. Kleeſtadt 2:2 (1:2).
Es kam anders, als erwartet. Die Platzelf im ſicheren
Ge=
fühl ihres Sieges, kämpfte mit einer Leichtſinnigkeit und
Lau=
heit, die ſchier grenzenlos war. Erſt in der zweiten Halbzeit,
als ſich die mit großem Eifer kämpfenden Gäſte eine 2:1=
Füh=
rung verſchafften, beſann man ſich auf ſein wirkliches Können,
mußte dann aber gegen eine Mauer von oft 8—10
Gäſtevertei=
digern anrennen, wodurch ein Erfolg ſehr ſchwer wurde. Dabei
war die Elf noch von ſtarkem Schußpech verfolgt, und auch die
zahlreichen Ecken konnten nicht verwendet werden. Großer Jubel
herrſchte nach Schluß des Spiels im Rleeſtädter Fußballager über
dieſes ſenſationelle Unentſchieden. Der ſympathiſchen jungen
Gäſteelf war es auch zu gönnen. Obwohl nicht an die
Leiſtun=
gen der Einheimiſchen heranreichend, ſpielte die Elf eines ihrer
beſten Spiele, und es gelang ihr endlich einmal, einen Punkt von
Umſtadt mitzunehmen. Schiedsrichter Kiefer=Dietzenbach war dem
ſehr fairen Treffen ein guter Leiter.
Kreisliga Südheſſen.
Heppenheim behauptet ſich ungeſchlagen!
Es war damit zu rechnen, daß nach dieſem letzten
Spielſonn=
tag im Januar die ſich tapfer behauptenden Leute von der
Berg=
ſtraße zum erſten Male geſtrauchelt wären. Im Gegenſatz hierzu
ſetzten ſich die Heppenheimer ganz überraſchend gut auch in
Hoch=
heim durch, ſo daß ſie nur noch 4 Punkte zur endgültigen
Sicher=
ſtellung der Meiſterſchaft benötigen. In bezug auf die
Abſtiegs=
gefahr kommt man der Löſung auch näher; gerade die Ergebniſſe
des letzten Sonntags ſind von beſonderer Bedeutung. Sie lauten:
1:3
5:0
0:1
Spv. Hochheim—Starkbg. Heppenheim
Spv. Horchheim—FV. Biblis
VfL. Lampertheim—Spv. Weinsheim
Norm. Pfiffligheim—FCl. 07 Bensheim 4
Vikt. Neuhauſen—FV. Hofheim
Die Heppenheimer haben es natürlich in den Schlußſpielen
dieſer Saiſon doppelt ſchwer, denn jeder Gegner möchte den
Berg=
ſträßern die erſte Niederlage beibringen. So kommt es, daß
bei den Spielen gegen Heppenheim der Gegner in der Wahl der
Mittel zum Spielgewinn meiſt ſehr rigoros iſt, wie man dies
auch bei dem Spiel in Hochheim bedauerlicherweiſe feſtſtellen
konnte. Heppenheim ließ ſich jedoch nicht verblüffen und ſetzte
ſich trotz grober Unfairneß des Gegners durch. Die Bibliſer
hiel=
ten mit ihrer ſtark verjüngten Mannſchaft in Horchheim nur
eine Halbzeit ſtand, dann raſſelten ihnen fünf Zähler in den
Kaſten. Dadurch müſſen die Riedleute nunmehr den dritten
Platz mit Horchheim teilen. In Lampertheim ging es ganz
be=
ſonders torreich zu. Weinsheim ſtrengte alles an, um aus der
Zone des Abſtiegs zu kommen, und ſchoß auch fünf Tore. Die
VfL.=Leute waren jedoch auch gut bei Schuß und erzielten zwei
Treffer mehr. Während Pfiffligheim ſich erneut zum Verbleib
in der Kreisliga zwei Punkte ſichern konnte verlor Neuhauſen
Starkb. Heppenheim
Olympia Lampertheim
Sv. Horchheim
FV. Biblis
FCl. 07 Bensheim
FV. Hofheim
VfL. Lampertheim
Konk. Gernsheim
Norm. Pfiffligheim
Vikt. Neuhauſen.
Spv. Weinsheim
Spp. Hochheim
abend 8, 30 Uhr beginnende Winterrunde im
Schwim=
men. Beteiligt ſind dabei, wie bereits bekannt, folgende
Ver=
eine: Jung=Deutſchland, Rot=Weiß, Tgde 1846. Tgſ. 1875.
Po=
lizei. Deutſche Jugendkraft, Reichsbahn=TSV., Tgde. Beſſungen
und Tv. Arheilgen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 31. Januar
10.70: Königsberg: Schulfunk: Wir beſuchen den Eisbrecher Pregel.
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Freiburg: Nachmittagskonzert. Aus vergeſſenen Opern.
Ausf.: Freiburger Konzertorcheſter. Soliſtin: Yella
Hoch=
reiter (Alt).
18.25: Dr. Schwering: Was halten Sie vom zweiten Geſicht?;
18.50: Der Skilauf in der Edene, bergauf und bergab. Eine
prab=
tiſche Lehrſtunde.
19.30: Mandolinen=Konzert. Ausf.: Wanderklub Edelweiß 1910,
Hanau a. M.
20.15: Bürger und Konſtabler. Eine bunte Stunde aus dem alten
Frankfurt.
21.15: Mannheim: Romantiſche Muſik. Ausf.: Philharm. Orcheſter
Mannheim.
22.20: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.30: Hannover: Neue Unterhaltungsmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 31. Januar
10.10: Königsberg: Schulfmk: Wir beſuchen den Eisbrecher Pregel
in Pillau.
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
12.05: Schulfunk: Franzöſiſch für Fortgeſchrittene.
15.00: Jugendſtunde: Gegenwartsfragen der Technik.
15.45: M. Schliebener: Heirich von Kleiſt.
16.00: Johanna Wolf zum 75. Geburtstage. — Anſchl.: Bücher,
ſtunde.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.10: Zeitdienſt.
17.30: Das Chanſon von 1907—1933.
18.00: Dr. Waſſermann: Neue Wege der Bankpolitik,
18.30: W. Apel: Anleitung zum Bach=Spiel.
19.00: Prof. Groſche: Katholizismus und Proteſtantismus.
Ge=
meinſames und Gegenſätzliches.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Politiſche Zeitungsſchau.
20.00: Köln: Götz von Berlichingen. Schauſpiel von Goethe.
23.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Hannover: Neue Unterhaltungsmuſik.
Welkerbericht.
Ein Tiefausläufer vom Kanal ſchiebt maritime Luft nach
dem Feſtland vor, ſo daß der Froſt beſeitigt wird. Die
Warm=
luft ruft vielfach Bewölkung und leichtere Niederſchläge, zuerſt
als Schnee, dann als Regen, hervor.
Ausſichten für Dienstag, den 31. Januar: Rückgang des Froſtes
und Temperaturanſtieg bis über Null, dunſtig und wolkig,
leichte Niederſchläge.
Ausſichten für Mittwoch, den 1. Februar: Weitere Milderung,
wechſelnd wolkig, vereinzelte Niederſchläge,
Süddeutſche Schneeberichte.
Rhön: Ski und Rodel gut.
Schwarzwald: Schauinsland: 20 Zentimeter Firnſchnee,
Spoxt gut, 0 Grad. — Feldbergerhof: minus 0,5 Grad,
40 Zentimeter, Sport gut. — Belchen; minus 3 Grad,
35 Zentim., Harſch, Sport gut — Herzogenhorn: 0 Grad,
35 bis 40 Zentim., Harſch Sport gut. — Kandel,
Not=
ſchrei, Wiedener Eck: plus 1 Grad, 20 Zentim.
Tau=
ſchnee. — St Blaſien; minus 1 Grad, 15 Zentim., Harſch,
bewölkt. — Die übrigen Stationen melden bei meiſt über dem
Gefrierpunkt liegenden Temperaturen leichte Schneedecke.
be=
wölkt und teilweiſe auch gute Eisbahnen.
3. 3im. Wohn.
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Nummer 31
armſtaderCagblatte
Dienstag, 31. Januar
Holzzölle und holzverarbeitende Induſtrie.
Die holzverarbeitende Induſtrie gegen die Zollpolikik der Reichsregierung. — Ernſte Warnung
vor den Folgen der Zollerhöhungen.
Soll die holzverarbeikende Induſtrie Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
vollends zerſchlagen werden?
Vom Wirtſchaftsverband der Deutſchen Holzinduſtrie (
Fach=
gruppe holzverarbeitende Induſtrie im Reichsverband der
Deut=
ſchen Induſtrie) wird uns geſchrieben:
Nach der ſoeben veröffentlichen Statiſtik des Deutſchen
Holz=
arbeiter=Verbandes iſt die Arbeitsloſigkeit im Holzgewerbe im
De=
zember vorigen Jahres erneut ſtark geſtiegen. Die Zahl der
Ar=
beitsloſen beträgt 69,67 Proz. der Gewertſchaftsmitglieder
gegen=
über 66,48 Prozent im Vormonat. Weitere 10,10 Prozent
arbei=
ten verkürzt. Im Holzgewerbe, das nach der letzten Betriebs= und
Berufszählung mehr als 1 Million beſchäftigte Perſonen umfaßte,
ſind ſomit nur noch etwa 20 Prozent voll beſchäftigt. Das
Holz=
gewerbe weiſt unter allen Gewerbegruppen die höchſten
Arbeits=
loſenziffern neben dem Baugewerbe auf.
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung dieſer Arbeitsloſenſtatiſtik
iſt eine Verordnung der Reichsregierung über Zolländerungen
vom 19. Januar 1933 erſchienen, die eine erneute Zollerhöhung für
Nadelholz bis 7 Meter Länge und 22 Zentimeter Zopfſtärke auf
480 RM. pro Feſtmeter bringt, während dieſer Zoll bis zum
Sommer vorigen Jahres nur 0,72 RM. pro Feſtmeter betrug.
Dieſer innerhalb weniger Monate auf das faſt 7fache erhöhte Zoll,
der das Auslandsholz mit 50 bis 60 Prozent ſeines Wertes
be=
laſtet, kommt einem Einfuhrverbot gleich und ſchneidet zahlreiche
Grenzlandbetriebe der holzverarbeitenden Induſtrie, die
ſtand=
ortmäßig ſeit jeher auf die Verarbeitung von Auslandsholz
angewieſen ſind, von ihrer Rohſtoffbaſis ab und macht ſie
konkur=
renzunfähig.
Auch für ſtarkes Weichholz und für Hartholz ſowie
Schnitt=
holz werden außerordentlich ſtarke Zollerhöhungen beabſichtigt, die
mit dem am 15. Februar ds. Js. erfolgenden Ablauf des
deutſch=
ſchwediſchen Handelsvertrages in Kraft treten ſollen. Dieſe
Zoll=
erhöhungen werden, die holzverarbeitende Induſtrie auf das
ſchwerſte belaſten und zu zahlreichen weiteren
Betriebseinſchrän=
kungen und =ſtillegungen führen. Es iſt unverſtändlich, wie die
Reichsregierung eine derartige Schädigung eines der größten
deut=
ſchen Wirtſchaftszweige verantworten zu können glaubt in einem
Augenblick, in dem nach der eigenen Erklärung des Herrn
Reichs=
kanzlers alle Kräfte zur Milderung der Arbeitsloſigkeit und
Wie=
derbelebung der Wirtſchaft angeſpannt werden ſollen. Auch vom
egoiſtiſchen Standpunkt der Forſtwirtſchaft aus ſind dieſe
Zoll=
maßnahmen nicht vertretbar, denn die Einfuhr von Bau= und
Nutz=
holz iſt auf ca. 16 Prozent des Einfuhrumfanges des Jahres
1928 zurückgegangen.
Soweit der deutſche Wald Hölzer in geeigneten Qualitäten und
erträglichen Frachtlagen liefert, werden dieſe ſelbſtverſtändlich
von der holzverarbeitenden Induſtrie gegenüber dem
Auslands=
holz bevorzugt aufgenommen. Bei der geringen verbliebenen
Ein=
fuhr handelt es ſich jedoch um ſolche Holzarten und =qualitäten, die
in Deutſchland nicht oder nur in ungenügenden Mengen
vorkom=
men und daher unter allen Umſtänden zur Einfuhr gelangen
müſ=
ſen, ſowie um geringe Holzbezüge der Grenzbetriebe, die nach ihrer
Standortlage ſeit altersher Auslandsholz über die nahegelene
Grenze einführen müſſen, weil ſich der Bezug deutſchen Holzes
in=
folge der hohen Frachtbelaſtung von ſelbſt verbietet. Eine
Ver=
teuerung dieſes Holzes durch Zollerhöhungen iſt nicht tragbar, da
ſchon jetzt das Rund= und Schnittholz in einer für einen Rohſtoff
ungewöhnlichen Höhe mit Zoll belaſtet iſt und eine weitere
Ver=
teuerung bei der jetzigen Lage des Abſatzmarktes nicht durch
Preiserhöhungen für das Fertigfabrikat auf die Verbraucher
ab=
gewälzt werden kann.
Die dadurch hervorgerufenen weiteren
Betriebseinſchränkun=
gen werden auch die Forſtwirtſchaft in Mitleidenſchaft ziehen, die
völlig zu Unrecht ihre Notlage auf eine in Wirklichkeit gar nicht
vorhandene Ueberſchwemmung des Inlandsmarktes mit
entbehr=
lichem Auslandsholz zurückführt, ſtatt auf die allgemeine
Wirt=
ſchaftskriſe, welche die holzverarbeitende Induſtrie, mindeſtens
ebenſo ſchwer betroffen hat wie die Forſtwirtſchaft. Beſonders
er=
ſchwert würde auch der Export in Möbeln und anderen Holzwaren.
Ebenſo würde der Baumarkt durch derartig ſtarke
Zollerhöhun=
gen ſchwer beeinträchtigt werden.
Die Reichsregierung ſcheint hier denſelben Weg gehen zu
wollen wie bei der Landwirtſchaft. Anſtatt den Abſatz deutſchen
Holzes durch eine Stärkung der Aufnahmefähigkeit des
Holz=
gewerbes und des Baumarktes zu beleben, beſchreitet man Wege,
die zu dem entgegengeſetzten Ergebnis führen müſſen.
Die holzverarbeitende Induſtrie erhebt daher in letzter Minute
nochmals ihre warnende Stimme und muß der Reichsregierung,
die wiederholt durch umfangreiches Material über die
außer=
gewöhnliche Notlage dieſer Induſtrie, unterrichtet worden iſt, die
Verantwortung für alle Schäden überlaſſen, die der Wirtſchaft
durch eine Berückſichtigung uferloſer Zollſchutzwünſche beſtimmter
Intereſſentenkreiſe erwachſen.
Vom Holzmarkt.
Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Die augenblickliche
Geſchäfts=
ſtille am Holzmarkt hat zwei Urſachen: einmal die Kältewelle, die
jede Bautätigkeit zum Stillſtand brachte, und dann der Hader im
Lager der Wald= und Holzwirtſchaft um die endgültige Feſtſetzung
der neuen Einfuhrzölle, nachdem Deutſchland nach Ablauf des
deutſch=ſchwediſchen Handelsvertrages am 15. Februar volle
Zoll=
autonomie zurückerlangt haben wird. Die Intereſſen in dieſer
Frage ſtehen ſich vielfach ſchroff gegenüber. Der Waldbeſitz fordert
teilweiſe Erhöhung bis zu einer Verachtfachung der bisherigen
Sätze, die Sägeinduſtrie möchte ihre eigene Schnittholzerzeugung
geſchützt, dagegen den Rohholzzoll entlaſtet ſehen, die an Polen
intereſſierten Holzhandelsfirmen erſtreben eine Beſeitigung des
jede Einfuhr hemmenden Zollobertarifs, die Holzeinfuhrhäuſer an
der Waſſerkante ſehen durch empfindliche Zollerhöhungen ihre
Exiſtenz überhaupt bedroht. Die Wünſche der Holzverbraucher, an
denen man gewiß nicht vorübergehen wird, decken ſich im
allgemei=
nen mit denen der Holzimporteure. In dieſem Wuſt von Zweifeln
und Gegenſätzen ſoll im Augenblick die Regierung den richtigen
Weg finden. Die Dauer der Entſcheidung beweiſt die vorhandenen
turmhohen Schwierigkeiten. Wahrſcheinlich wird der
Schnittholz=
zoll auf 12 RM. je Kubikmeter, der Rohholzzoll für Starkholz auf
1.45 RM. je Feſtmeter erhöht werden. Einige Poſitionen
aus=
ländiſcher Hölzer, die auch nach Auffaſſung der Regierung im
In=
land keinen Erſatz finden, dürften den bisherigen Einfuhrzoll
be=
halten. Bevor die Zollfragen nicht entſchieden ſind, iſt an eine
Belebung der Einkaufstätigkeit am Schnittholzmarkt nicht zu
den=
ken. — In der Möbelinduſtrie iſt wenig zu tun, weil die Kaufkraft
auch in letzter Zeit weiter nachgelaſſen hat. Größere Abſchlüſſe in
Zopfholz, etwa von 200 Kubikmeter aufwärts, kommen kaum vor.
Alles wird in einzelnen Wagen oder von den Plätzen in Fuhren
gekauft. In letzter Zeit hat auch zweifellos der Andrang zu den
Holzverkaufsterminen in den Staatsforſten beträchtlich
nachgelaſ=
ſen, ſo daß es häufig zu freihändigen Einkäufen der Sägewerker,
beſonders auch in Oſtpreußen, kam. Angeblaute aſtreine Seiten
werden von der weſtdeutſchen Küchenmöbelinduſtrie verlangt, ſind
aber ſehr knapp angeboten. Preiſe hierfür ſteigend.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Aus dem Büro des Reichskommiſſars für Arbeitsbeſchaffung
wird mitgeteilt, daß vom Kreditausſchuß der Deutſchen Geſellſchaft
für öffentliche Arbeiten A.=G. im Rahmen des
Arbeitsbeſchaffungs=
programms bisher Darlehensanträge in Höhe von insgeſamt
2 269 000 RM. bewilligt worden ſind.
Der neue ruſſiſche Auftrag, bei dem es ſich um ein
Röhren=
objekt von 70 000 Tonnen im Werte von 40 Millionen RM. ſowie
um Einrichtungen, Maſchinen, Blechſtähle uſw. im Werte von 25
Millionen RM. handelt, iſt nunmehr im Prinzip verfekt.
Die weiter ſehr undurchſichtige innerpolitiſche Situation legte
der Börſenſpekulation ſtärkſte Zurückhaltung auf, ſo daß ſchon
kleinſtes Angebot genügte, um die Kurſe ziemlich einheitlich um
½ bis 1½ Prozent zu drücken. Im großen und ganzen kann man
aber doch feſtſtellen, daß die Berliner Börſe ihre Ruhe weiter
bewahrte und keine größeren Realiſationen vornahm. Man
dis=
kutierte lebhaft alle möglichen Kombinationen und ließ
wirtſchaft=
liche Momente, von denen ſolche beſonderer Natur nicht vorlagen,
völlig außer Acht. Lediglich Siemens konnten von den
Hoffnun=
gen, die man hinſichtlich der Dividende auf die heutige
Bilanz=
ſitzung ſetzt, 1½ Prozent profitieren. Im Verlaufe wurde die
Stimmung allgemein etwas freundlicher, da man von der Bildung
eines Kabinetts Hitler=Papen=Hugenberg erfuhr. Am Berliner
Geldmarkt hat ſich die Situation kurz vor dem Ultimo weiter
an=
geſpannt, und Tagesgeld war unter 48 nicht mehr erhältlich. Im
internationalen Deviſenverkehr war das Geſchäft weiter ruhig,
und es ergaben ſich nur wenig Veränderungen. Das Pfund war
eine Kleinigkeit leichter, die däniſche Krone ſtürzte weiter und
er=
reichte in London einen Kurs von 20,95.
Der Verkehr an der geſtrigen Frankfuter Börſe war, wie
zu erwarten, außerordentlich gering. Dennoch hat die Unſicherheit
der innerpolitiſchen Konſtellation ſich, zumindeſt in
Dividenden=
papieren, nicht durchweg und nicht beſonders ſtark in
Kursrück=
gängen ausgewirkt. Im Gegenteil ging von Siemens in
Anbe=
tracht der heutigen Aufſichtsratsſitzung eine gewiſſe Beruhigung
aus, die ſich nicht nur am Elektromarkt, ſondern auch an den
übri=
gen Marktgebieten nach den erſten Kurſen ſtützend auswirkte.
Hinzu kam, daß die innerpolitiſchen Ausſichten zurzeit nicht
un=
günſtig beurteilt werden. Großes Intereſſe bringt man auch den
Arbeiten der Berliner Stillhaltekonferenz entgegen, deren Beginn
für heute angeſetzt iſt. Die erſten Kurſe zeigten auf Abgaben der
Kuliſſe (jedoch nicht des Publikums!) zwar meiſt Rückgänge von
½ bis 1½ Prozent, jedoch konnten ſich am Elektromarkt Siemens
aus dem erwähnten Grunde bald um 2½ und Schuckert um 1½
Prozent verbeſſern. Im Verlaufe machte die Erholung weitere
Fortſchritte, allerdings bei denkbar geringſten Umſätzen. Die im
weiteren Verlaufe bekannt gewordene neue Regierung verurſachte
wieder ſtärkſte Zurückhaltung, und die Kurſe gaben auf den
mei=
ſten Marktgebieten wieder nach Gegen Schluß der Böxſe wurde
die Stimmung aber wieder freundlicher, da man die Situation
etwas günſtiger betrachtete. Auf Deckungen der Kuliſſe zogen die
Kurſe meiſt etwas an. Der Rentenmarkt zeigte ein überwiegend
ſchwächeres Ausſehen. Am Geldmarkt war Tagesgeld zu 4½
Pro=
zent infolge des Ultimos ſtark geſucht.
An der Abendbörſe lagen Kauforders aus Berlin in immerhin
bemerkenswertem Umfange vor, die den Kurſen allgemein zum
Anziehen verhalfen, zumal auch die Kuliſſe kleine Deckungen
vor=
nahm. Dazu kam, daß die endlich eingetretene Klärung in der
Reichskanzlerfrage mit einer gewiſſen Erleichterung begrüßt wurde.
Das Kursniveau erhöhte ſich gegen den Berliner Schluß
durch=
ſchnittlich um ½—1 Prozent. Im Verlaufe hielt die feſte
Stim=
mung an, wenn auch die Umſatztätigkeit nachließ. Der
Renten=
markt ſtand etwas außerhalb des Intereſſes,
Reichsſchuldbuchfor=
derungen und Neubeſitzanleihe blieben unverändert, jedoch konnten
Altbeſitz einen Gewinn von ¼ Prozent verbuchen, der aber gegen
Schluß der Börſe wieder verloren ging.
Mainzer Aktienbierbrauerei A.=G., Mainz. Auch bei dieſer
Geſellſchaft wirkte ſich wie bei den übrigen Brauereien im
Not=
ſtandsgebiete die ſcharfe Konkurrenz von Wein und Aepfelwein
ungünſtig aus, ſo daß der Bierabſatz gegen das Vorjahr einen
ſtärkeren Rückgang aufweiſt. Demzufolge ſind die Erträgniſſe
hin=
ter dem Vorjahresergebnis zurückgeblieben. Ob eine Dividende
für 1931/32 auf das Aktienkapital von 3 Mill. RM. zur
Ausſchüt=
tung gelangt, wird erſt der Entſcheidung der Aufſichtsratsſitzung
Mitte Februar vorbehalten bleiben. Im Vorjahre wurden noch
3 gegenüber 12 Prozent vor zwei Jahren an Dividende verteilt.
Vereinbarung zwiſchen Preuſſag und Burbach. Nach einer
Vereinbarung will Burbach der Preuſſag ſeine Beteiligung von
je 566 Kuxen der Gewerkſchaften Baden und Markgräfler,
Buggin=
gen, überlaſſen und hiermit ihr ca 10/1000 Beteiligung am Abſatz
des deutſchen Kaliſyndikates zur Belieferung bis 31. 12. 1953
ab=
treten. Der ſofort zahlbare Kaufpreis beträgt für das geſamte
Objekt 9,0 Mill. RM. Für eine Reihe von Vertragsjahren ſind
der Burbach=Kaliwerke A.=G. beſtimmte jährliche
Mindeſtnachzah=
lungen garantiert. Für die Preuſſag bedeutet das Geſchäft einen
Ausgleich der Einbußen, die ſie durch das Vienenburger
Berg=
werksunglück bezüglich ihrer Stellung in der Geſamt=Kaliinduſtrie
erlitten hat. Für Burbach hat das Geſchäft den Vorteil, daß es
die Geſellſchaft von einem nicht unerheblichen Teil ihrer
Verpflich=
tungen entlaſtet. Burbach wird zugleich von der anteiligen
Bürg=
ſchaft für die Anleihe der badiſchen Gewerkſchaften befreit, die
zur=
zeit noch 11,15 Mill. RM. beträgt.
Produkkenmärkke.
Melallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 30. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 46.75 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM., Reinnickel, 98= bis
99proz. 350 RM.. Antimon Regulus 37—39 RM., Feinſilber
(1 Kilogr. fein) 35.75—39.25 RM.
Berliner Kursbericht
vom 30. Januar 1933
Mde
Deutſche Banlu. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Vife
72.75
61.75
18.25
30.50
18.25
30.—
75.25
44.50
20.75
32.75
120.—
110.125
Me
Elektr. Lieferun
F. G. Farbe!
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Bhil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöcnerwe:
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
Ntc
79.—
104.125
57.50
80.25
81.—
52.125
50.—
45.
69.375
59.625
39.50
40.—
eeee
Rütgerswerie
Salzdetfurth Kalt
Leonl. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſa1t Lin
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drahtl
Wanderer=Wer
Mat
a2.
171.50
42.50
33.50
115.—
38.75
16.
58.50
12.625
22.
72.25
31.50
56.125
Mannheimer Produktenbericht vom 30. Januar. Weizen
in=
länd. (76/77 Kilo) 20,25—20,50, Roggen inländ. (72/73 Kilo) 16.40
bis 16,60, Hafer inländ. 13,50—14, Sommergerſte 18,50—20.
Futter=
gerſte 17.50—17,75, La=Plata=Mais mit Sack 19,50—19,75,
Soya=
ſchrot (Mannheimer Fabrikat) prompt 10,50—10,60, Biertreber
mit Sack 11—11,25, Trockenſchnitzel loſe 8 Rohzuckermelaſſe 5.20
bis 5,40, Wieſenheu loſe 4,80—5,20, Rotkleeheu 4,80—5,20,
Lu=
zernkleeheu 5,60—6.20, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,60 bis
2,80, Hafer=Gerſte 2,20—2,60 geb. Stroh Roggen=Weizen 2.40 bis
2,60, Hafer=Gerſte 2—2,20, Weizenmehl Spezial 0 (neue Mahlart
mit Austauſchweizen) mit Sack 28,50—28,75. Roggenmehl
nord=
ſüdd. (60—70prozentige Ausmahlung je nach Fabrikat) mit Sack
21—24, feine Weizenkleie mit Sack 7,50—7,75, Erdnußkuchen 11,75
bis 11,90. Tendenz feſter. Der Produktenmarkt verlief heute
in=
folge der politiſchen Lage äußerſt zurückhaltend. Verkäufer wie
Käufer wollten die weitere Entwicklung des Marktes abwarten.
Frankfurter Produktenbericht vom 30. Januar. Die
inner=
politiſche Lage wirkte an der Getreidebörſe auf das Geſchäft ſehr
hemmend; man übte allgemein ſtärkſte Zurückhaltung. Die Preiſe
waren z. T. etwas feſter, da das Angebot nicht mehr. ſo drängend
geweſen ſein ſoll. Kraftfuttermittel waren meiſt um 10 bis 15.
Pfg. erhöht. Trotz ermäßigter Forderungen verlief das
Mehl=
geſchäft ſchleppend. Weizen 199 Roggen 162,50—163,50.
Sommer=
gerſte 180—182,50, Hafer 130—135, Weizenmehl ſüdd. und
nieder=
rhein. 27,90—28,50 Roggenmehl 22,50—23,25, Weizenkleie 7,50,
Roggenkleie 7,85—8 Soyaſchrot 10,80—11. Palmkuchen 8,65 bis
8,75 Erdnußkuchen 12,25—12,50, Treber 11,25, Weizen= und
Rog=
genſtroh drahtgepreßt oder gebündelt 2,25—2,50, Heu ſüdd. 4,50
bis 4,70 RM.
Diehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 30. Januar. Auftrieb: 170
Ochſen. 165 Bullen, 280 Kühe, 379 Färſen, 725 Kälber, 33 Schafe,
2687 Schweine. Preiſe: Ochſen a) 26—30, a1) 20—24 b) 22—25;
Bullen a) 22—24, b) 20—22 c) 17—20: Kühe a) 22—24, b) 20 bis
2 c). 13—15 d) 10—12: Färſen a) 27—31, b) 23—26 C) 20—24:
Kälber b) 35—37, c) 31—34, d) 28—30 e) 20—24: Schafe b) 15
bis 22: Schweine b) 36—38. c) 36—38, d) 35—36, e) 33—35,
f) 31—33. Marktverlauf; Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber
mittel, geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 30. Januar. Auftrieb: Rinder
1281 (gegen 1508 am letzten Montagsmarkt), darunter 346 Ochſen,
90 Bullen, 452 Kühe, 343 Färſen und 50 dem Markt direkt
zu=
geführt, ferner 557 (682) Kälber, 82 (110) Schafe und 4324 (4016)
Schweine. Notiert wurde per Zentner Lebendgewicht in RM.;
Ochſen a1) 23—27, a2) 20—22, b1) 17—19; Bullen a) 24—26 b) 20
bis 23: Kühe a) 20—22, b) 17—19, c) 14—16. d) 12—13: Färſen
a) 26—28, b) 23—25. c) 20—22: Kälber b) 31—35. c) 26—30,
d) 20—25; Schafe nicht notiert; Schweine b) 36—38, c) 36—38,
d) 34—38, e) 33—36. Im Preisvergleich zum letzten
Montags=
markt blieben Rinder nur knapp behauptet, Schweine gaben 1—2
RM. nach, während Kälber unverändert notierten.
Marktver=
lauf: Rinder ruhig geringer Ueberſtand: Kälber und Schafe
langſam „geräumt: Schweine ſchleppend. Ueberſtand
Oeviſenmarkt
vom 30. Januar 1933
Währung GeldBrieft
100 finn. M.,/ 6.304/ 6.3161 Schwen
100 Schilling’s 1.65 151.95 Spanien
100 Tſch. Kr. 12.,465l12,485/ Danzig
100 Pengö
Japan
100 Leva 3.057 3.063 Rio de Janetro
100 Gulden l169. 23 169.57 Jugoſlawien.
100 Kronen ſ73,08 73.22 Portugal.
100 Kronen ſ87.93 68.07 Athen
100 Kronen 7.37 77.53 Iſtam bu=
1 S.Stg. 4.26 14.30 Kairo
1 Pap. Peiv 0.858/ 0.862 Kanada
1 Dollar 4.209 2.217 Uruquah
100 Belge 5s.44 158.56 3sland
100 Lire ſai.51 21.55 Tallinn (Ent.)
100 Franes 16.42 16.46 Rigo
Selfingfor=
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig
Holland
Eslo.
Kopenhager
Stocholm
London.
Buenos=Airg!
New Yort
Belgien
Italien
Paris
Buraftädter und Härianarbant Surmftast, vniue dr Sreigler BSunr
Frankfurter Kursbericht vom 30. Januar 1933.
Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
„ 1.4. 35..
1. 4. 36 ..
1.4.37 ..,
„ 1. 4. 38...
6%Dtſch. Reichsan!
„ v.27
60
5½% Intern.,
6%Baden ....."
6%Bayern .....
69 Heſſen ..v. 29
6% Preuß. St. v. 2e
6% Sachſen. v. 27
6% Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4
Ab=
löſungsanl.. . ...
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden
6%Berlin ..sv. 24
6% Darmſtadt.
6% Dresden. . v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze, v. 29
v. 26
62 Mainz zus.
69 Mannheimv. 27
69 München v. 29
6% Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbl.
Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾ Jo, Kom.=Obl.
94:
88.25
817
77.5
74.75
95
79.5
82
80.5
76.25
95
80
66.25
8.5
6.3
65
70.75
657
65
77.75
69.5
72
84
85
78.75
Pee
Pfd.=Anſt. G. Pf
16% Goldoblig.
60 Landeskomm.
Bk. Girvzentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
R.1s
88 Kaſteler Land.
kredit Goldpfbr.
62Naſſ. Landesbk.
5½%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
AuslSer.
. . Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
Berl. Hyp.Bk.
5½%0 „Ligu.=Pfbr
2 Frkf. Hyp.=Bk.
5½s% Lig. Pfbr.
„ Goldöblig.
%0 Frkf. Pfbr.=Bk.
½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bl.
% „ Lig. Pfbr.
62 Pfälz.Hyp.=Bl.
% „ Lig. Pfbr.
6% Nhein. Hyp. B
5½%0 „ Lig. Pfbr.,
Goldoblig.
82 Südd. Bod=
Cred.=Bank ....
5½%0 Lig. Pfbr.
6%0 Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
8% Dt. Linol.Werke
6% Mainkrw. v 261
85
77
71.75
87
61.5
82.5
84.5
86.5
85
85),
*
89.25
86.5
86
88.5
87.5
67.5
83.5
85
WeieR
6%Ver. Stahlwerk
68 Voigtc Häffner
3. 6. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
D Inveſt.
5%0 Bulg. Tab.v.02
41%0 Oſt. Schätze
47 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
3
20 Türk. Admin.
1. Bagbad
Zollanl.
20 Ungarn 1913
1914
2%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
420 Liſſabon
42 Stockholm
Aktien
86.5 Alg. Kunſtzüdeunt
88.5 A.E. G.
AndregeNoris Bahn!
84.75 Aſchaffbg. Brauerei
Zellſto*=
Bemberg, J. P....I.
Berl. Kraft u. Licht!1
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
3. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert!
Chade ..........
Contin. Gummiw.
Re
68
96.25
„Gſe
475
30.5
A
37.5
29.75
89
27.5
44.5
117.5
46.75
51
„Contin. Linoleum
Daimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. .
Erdö .......!
Di. Gold- u.
Silber=
cheibe=Anſtalt
Linolwerſ,Berl
Dortm. Nitterbräu
Dyckerho) & Widm
Eichbaum=Werger.
Elettr. Lieferg.-Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwei.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſr
Feinmech. (Jetter
Felt. & Gui leaume
Frankfurter Hof.
Gelſenk. Bergwer!.
Geſ.f.elektr. Untern.
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Gritzner=Kayſer.
Grün & Bilſinge
Hafenmühle Frift
Hammerſen (Lsn.)
Hanquer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil
3lſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Jungbans ....."
gali Chemie ....
„ Aſchersleben 110
20
122
86
151.5
93
18
24.5
198
19.5
25.5
Aaz
23
Ki=
31.5
56
78.55
49.25
Mei Ke
Alöcknerwerke.
Knorr C. H.....
2ahmeher & Co..
Laurahütte ..
Lech, Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmſt
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz.Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge), Franki
Miag. Mühlenbau.
Monte atiniMaild.
Motoren Darmſtadt!
Sberbedar
Bhön /Bergbau
Meiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen.
Eleftr. Stamm
Stahlwerte
Riebe a Montan.
Roede: Gebr.
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Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Eleftr
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. G.
FFellus Bergbau..
Thür. Liefer.=Geſ.
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Zer. Stahlwerze,
Nff
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Re
23
eo0
ss
70.75
m
17.5
13.75
33.25
50
187.25
9.
71.21
40
41.5
155
28.5
85
1u26
68.5
33
Mie Mge
Boigt & Haeffner.
Bayß & Freytag..
Weſteregeln Kali. I1
Zellſtoff Waldho .
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Bk. f. Brauinduſtr=
Baher. Hyp. u. W
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Dt. Eff. u. Wechtel
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Frankf. Bant.
Hyp.=Ban1.
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Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=An) ..!=
Rhein. Hyp.=Ban!
Südd. Bod.=Cr. Bl.
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A..G. .„Ber ehrsw.
Aülg. Lokalb. Kraftt
72 Dt. Reichsb. Bzo
Hapag
Nordd. Lloyzd.
Südd Eiſenb.=Gei.
Alltanz u. Stutze
Verſicherung
Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. M
Mannheim. Verſick
Otavi Minen..
SchantungHandels
30
4.55
113
50.2!
20
57
112
35
72.75
61.75
60
76.5
158.5
77.5
25
42.25
68
92.5
18.4
18.5
25
*
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 31
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 31. Januar 1933
Donnerslag, 2. Febr., 20 Uhr, im Rezlgumn „Kirckstr.
F mit Lichih ldern
POrIr Ug und Experimenten
DasGeſichtiſtder SpiegelderSeele
Wie orientiert man sich schnell und
sicher über den Grundcharakter und
die Berufsbegabung?
Heute letzter Tag
Ab heute in Erstaufführung Nur noch heute und morgen
Feststellung Willenskraft, Denkwelse,
Seelenzustand, Talent, Gesundkelt usw. an
den Gesichts-, Kopf- und Körperformen.
Reierent: Rich. Glaser, Pspcho-Puysiognom.
„Gedok
Erweiterter Vortrag von vpn Frau Dr.
phil. R. Schmidt-Soeder, mit anſchließend,
Ausſprache über das Thema:
„Die Aufgave der Frau in unſerer Zeit
der Wirtſchafts= und Kulturnot”
am 2. Februar, 8 Uhr, im Saal der
Akademie für Tonkunſt,
Eliſabethen=
ſtr. 34. Unkoſtenbeitrag für
Nichtmit=
glieder 30 Pfg. Gäſte, auch Herren,
w llkommen.”
Gustau Fröhlich
der große blonde Junge mit den
lachenden Augen
Maria Solveg und Paul Kemp
in der Tonfilm-Operette
EIN HANN
MIT HERZ
Musik von Robert Stolz.
Jugendliche zugelassen.
Ein Doppelprogramm von Format
John Barrymore
Erzwungene Liebe
(Trilby)
Ein neuer, spannender Tonfilm aus
dem uneiforschten Gebiet
übersinn-
licher, geheimnisvoller Mächte, aus
dem Gebiet der Hypnose.
Beginn: 3.45. 6.00 und 8.20
Zereintgung der ehemaligen Schüler und der Eilangeb. m. Preis
Freunde des Realgymnaſiums.
Freitag, den 3. Februar ds. Js., abends 8 Uhr, in
der Aula des Realgymnaſiums, hier
Bortrag (mit Lichtbildern) des Herrn Studienrats
Dr. Gütz, über ſeine Donaufahrt nach Wien u. Budapeſt.
Das Schülerorcheſter des Nealgymnaſiums unter
Lei=
tung des Herrn Ober=Primaners Reiber wird zur
Ver=
ſchönerung des Abends mitwirken. — Beſuch von Gäſten
dringend erwünſcht. Eintritt frei! Kleiner Unkoſtenbeitrag
(1719
am Eingang des Saales erbeten.
Mehrere
Schlafzimmen
ſchwere, ſolide Ausführung gegen Kaſſe
unter Herſtellungspreis zu verkaufen.
Näheres in der Geſchäftsſtelle.
2I Dauerwell=Apparat
If. 1 Tag d. Woche
zu leihen geſucht.
u. B 226 Geſchſt.
Einträge in das Handelsregiſter,
Ab=
teilung A: Am 23. Januar 1933
hin=
ſichtlich der Firmen: 1. Karl Brand,
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen.
2. „Kraftfahrzeug”
Motorwagenverkaufs=
büro Otto Heinrich Graf Hagenburg,
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen. —
Am 25. Januar 1933 hinſichtlich der
Firma: Eichel & Gerſchlauer, Kurz= und
Stahlwarengroßhandlung. Darmſtadt:
Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt. Die Firma
iſt erloſchen. — Am 26. Januar 1933
hinſichtlich der Firma: Gündner=Lang,
Darmſtadt: Die Prokura des Karl
Rieſe in Auerbach iſt erloſchen. —
Neu=
eintrag am 24. Januar 1933: Firma:
Eugen Holbein, Graphiſche
Vertretun=
gen, Darmſtadt. — Inhaber: Eugen
Holbein, Kaufmann in Darmſtadt.
Abteilung B: Am 21. Januar 1933
hinſichtlich der Firma: Gebrüder Roeder
Aktiengeſellſchaft, Darmſtadt: Hans
Roe=
der und Dr. jur. Willi Bernauer, beide
in Darmſtadt, ſind zu Prokuriſten
be=
ſtellt. — Ferdinand Roeder iſt mit
Wir=
kung vom 1. Januar 1933 aus dem
Vor=
ſtand ausgeſchieden. — Am 23. Januar
1933 hinſichtlich der Firmen: 1.
Schloß=
mühle Allmend, Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung, Ober=Ramſtadt
Friedrich Philipp Schönberger iſt als
Geſchäftsführer ausgeſchieden und Georg
Heinrich Matthes. Kaufmann in Ober=
Ramſtadt, iſt an ſeiner Stelle zum
Ge=
ſchäftsführer beſtellt. — 2. Induſtrie,
Geſellſchaft für Werkswohnungen mit
beſchränkter Haftung, Darmſtadt: Die
Geſellſchaft iſt durch Beſchluß der
Geſell=
ſchafterverſammlung vom 19. Dezember
1932 aufgelöſt. Bankprokuriſt i. R.
Franz Klucken zu Darmſtadt und
Juſti=
tiar Kurt Bauer zu Eberſtadt ſind zu
Liquidatoren beſtellt. — Durch
Geſell=
ſchafterbeſchluß vom 19. Dezember 1932
iſt der Geſellſchaftsvertrag ergänzt
wor=
den. — Jeder Liquidator iſt berechtigt,
die Geſellſchaft ſelbſtändig zu vertreten.
— Am 25. Januar 1933 hinſichtlich der
Firma: Pharmazeutiſche Geſellſchaft
Immerfroh mit beſchränkter Haftung,
Darmſtadt: Kaufmann Albert Loeb zu
Darmſtadt iſt als Geſchäftsführer
aus=
geſchieden. Kaufmann Johannes Starke
in Klotzſche bei Dresden, iſt zum
Ge=
ſchäftsführer beſtellt und berechtigt, die
Geſellſchaft allein zu vertreten. —
Neu=
eintrag am 25 Januar 1933: Firma:
Heſſendruck, Geſellſchaft mit beſchränkter
Haftung. — Sitz: Darmſtadt. —
Gegen=
ſtand des Unternehmens: Errichtung.
Erwerb. und Betrieb einer Druckerei
und Verlagsanſtalt und aller mit dem
Druckerei= und Verlagsgeſchäft
zuſam=
menhängenden Geſchäfte ohne
Aus=
nahme. Zur Erreichung dieſes Zweckes
iſt die Geſellſchaft befugt, ſich an
gleich=
artigen oder ähnlichen Unternehmungen
zu beteiligen, ſie zu erwerben und
fort=
zuführen, ſowie Zweigniederlaſſungen
zu gründen. — Stammkapital: 20 000.—
Reichsmark. — Geſchäftsführer; Karl
Riemenſchneider in Itzehoe (Holſtein)
Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 20.
Dezember 1932 feſtgeſtellt. Die
Geſell=
ſchaft wird durch einen Geſchäftsführer
vertreten — Als nicht eingetragen wird
veröffentlicht: Von den Geſellſchaftern
bringt die Genoſſenſchaftsdruckerei und
Buchhandlung e. G. m. b. H. in
Darm=
ſtadt ihr geſamtes Vermögen mit
Ak=
tiven und Paſſiven in die Geſellſchaft
ein, und zwar dergeſtalt, daß das
ſeit=
herige Geſchäft der Genoſſenſchaft vom
1. Januar 1933 ab auf Rechnung der
Geſellſchaft geführt wird. Das
über=
tragene Vermögen der Genoſſenſchaft
wird von der Geſellchaft mit 19 500.—
Reichsmark angenommen. Zu
demſel=
ben gehört insbeſondere das Anweſen
Darmſtadt. Neckarſtraße 4, mit
vollſtän=
diger Druckerei und ſonſtiger
Geſchäfts=
einrichtung und mit allen Vorräten
ſo=
wie den Außenſtänden. Die auf dem
Anweſen laſtenden Hypothekenſchulden
gehen mit Zinſen vom 1. Januar 1933
ab auf die Geſellſchaft über, ebenſo alle
Nutzungen und Laſten. — Die
Zekannt=
machungen der Geſellſchaft erfolgen nur
durch den „Deutſchen Reichsanzeiger”.
Darmſtadt, den 25. Januar 1933.
Amtsgericht Darmſtadt.
1744)
Wanderklub
„Zalke 1916‟
Darmſtadt.
Der Klub ladet
freundlichſt ein zum
Theakerabend
mit Tanz.
Wiederholung des
mit großem Beifall
aufgenommenen.
Luſtſpiels
„DieRadiumquelle‟
am Samstag, den
4. Febr., im
Kon=
kordiaſaale,
Wald=
ſtraße 33. Anfang
20.30 Uhr. (1752
mit 100 gr
Feinsilber-
Aoflage.
kompl. 36 nur
RM. 58.—
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Silder billigst!
Ratenzahlung.
50 Jahre Fadrik-
Garautie.
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log u. Musterfrei
K
UE9g
Als zweiter Tonfilm:
Leon JTanney, Irene Rich,
Lewis Stone in:
Der Lausbub
Die Geschichte und Abenteuer eines
Tanichtguts. (V.1736
Dazu das gute Beiprogramm.
Beginn 3.45, letzte Vorst 8.20 Uhr
Drei stramme Jungens, die kessesten
und raffiniertesten Burschen der
ganzen Schwadron:
Hörbiger - Heidemann
Kampers
in dem köstlichen Tonfilm-Schwank:
Breivonder
Kawallerie
Regie: Carl Boese
Musik von Ralph Erwin.
Beginn: 3.45. 6.00 und 8.20 Uhr
Lederhandſchuhe
warm gefüttert,
pr. Qualität
jedes Paar ℳ 5,00
ſolange Vorrat!
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Ernſt=Ludwigſtr. 11.
(1742b)
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31. Januar 1933 Zusatz I, 6 Der Wildschütz
Komische Oper von Lortzing
Preise 0.80—4.50 Mk. Kleines Haus 19.30 bis geg. 22.15 Restaurant Heute Dienstag und Mittwoch Hottes
Schloßgasse1 Schlachtfest
Im Ausschank das Qualitäisbier der
Augustiner-Brauerei München.
1739
Weinhaus
MARIM
Bar
Heute Dienstag
Ehren-u. Abschiedsabend
der beiiebten Kapelle
Fal-Ranneburg.
e
Morgen Mittwoch
Gastspiel der
Attraktions-Kapelle
FREDVAN VLIET.
mit der Schlag.-Sängerin
Mary Ronald.
O
Donnerstag
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Der große
Liedertafel
Maskenbaf
am Samstag, den 4. Februar
im Städtlschen Saalbau.
Kartenvorverkauf im Zigarrengeschäft
Hartstang, Lndnigsplats 3. (1757
1760
Der Maskenball
am 11. Febr. Kleine Preise
Berichtigung.
Der Preis für Rheinheſſ. Weißwein
in der Sonntagsanzeige der Fa.
Lud=
wig Starck, Kirchſtraße, Ecke Holzſtraße,
muß richtig heißen
(1733
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und nicht wie irrtümlich angegeben,
0,85 Mark.
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ſteigerungen aller Art. (1746
Mahnung.
Bei Meidung der Beitreibung und
Koſten=
berechnung ſind bis zum 8. Februar 1933
an die unterzeichnete Kaſſe zu zahlen:
5. Ziel der endgültigen Gemeinde=, Kreis=
und Provinzialſteuern 1932, ſowie
die ſich nach Aufrechnung der
ge=
leiſteten Vorauszahlungen noch
er=
gebenden Reſtbeträge des 1.—4.
Ziels.
5. Ziel Filialſteuer 1932.
5. Ziel Straßenreinigungs=,
Müllabfuhr=
u. Kanalbenutzungsgebühren 1932.
Darmſtadt, den 31 Januar 1933.
Stadtkaſſe. (st. 1732
Jagdverpachtung.
Die Jagd in der Gemarkung Richen wird
am Samstag, den 11. Februar, nachm.
um 1 Uhr auf dem Nathaus für die
Dauer von 6 Jahren verpachtet. Das
Jagdgebiet umfaßt zirka 560 ha Gelände
und iſt in 10 Minuten von den Stationen
Altheim, Klein= und Groß=Umſtadt zu
erreichen.
(1743
Richen, den 28. Januar 1933.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Richen.
Stor ck.
Wir geben am Mittwoch in unſeren
Verteilungsſtellen ab:
ff. Kabeljau, blutfriſch . . . im Stück Pfd. 0.24
la grüne Heringe . . . . . . . . . Pfd. 0.16
ff. Fiſchfi.et . . . . . . . . . . . . Pfd. 0.30
ſüße Bücklinge . . . . . . . . . . Pfd. 0.20
friſche Eier, Stück 11½, 10½, 9½ und 7½9
la heſſ. Tafelbutter . . . . . . . . Pfd. 1.20
ff. oberheſſ. Weidebutter . . . . . Pfd. 1.35
Bezirks=Konſum=Berein Darmſtadt
e. G. m. b. H.
(1754
Warenabgabe nur an Mitglieder!
Sonntag, 5. Febr.
Wanderun=
Zeilhard—
Asbach—
Ober=Modau=
Nieder=Ramſtadt.
Näh. Geſchäftsſtelle
Eliſabethenſtraße 4.
1755)
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Pakete
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2.50 lg., m.
verſtärk=
ter Mitte. 1
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garnitur: 2 Deckb.,
1.80 lg., 2
Parade=
kiſſen, 1
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nit 4teil., 6 Küch.=
Tücher, alle 16 Teile
nur 16.80 Mk.
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der Kapelle
Bert-Borries
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Konſum=Cabliau . . /Pfd. 0.20
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Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vormittags 9 Uhr,
im Neuen Gerichtsgebäude, Zimmer 118
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 2, Bd. 3. Bl. 167:
Flur 2 Nr. 245, Grabgarten, Mühlſtraße, 149 qm.
Schätzung: 1000.— RM.
Flur 2 Nr. 246, Hofreite Nr. 8 daſelbſt, 170 qm.
Schätzung: 7000.— RM.
Eigentümer: Firma Karl Arnold & Sohn, offene
Handels=
geſellſchaft in Darmſtadt, Mühlſtraße 8.
Därmſtadt, den 20. Dezember 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(.1081
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaale Zimmer 118 des Neuen
Gerichts=
gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Grundbuch f. Darmſtadt. Bez. 1, Bd. 22, Bl. 1087:
Flur 1 Nr. 273, Hofreite Nr. 12 Schloßgaſſe, 508 qm.
Schätzung: 12 000.— RM.
Eigentümerin: Ehefrau Peter Kilburg, Marie geb. Schörer,
Darmſtadt, Schloßgaſſe 12.
Darmſtadt, den 25. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(. 1078
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr, im
Neuen Gerichtsgebäude, Zimmer 118.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 2, Bd. 1. Bl. 52:
Flur 2 Nr. 8, Grasgarten (Vorgarten), Schätzung:
Prinz=Chriſtians=Weg, 126 qm
1200.— RM.
Flur 2 Nr. 9, Hofreite Nr. 2 daſelbſt,
260 qm
30 000.— RM.
Flur 2 Nr. 10, Grasgarten (Vorgarten)
daſelbſt, 195 qm .
1800.— RM.
33 000.— RM.
Eigentümer: Eheleute Oberſtleutnant a. D. Wilhelm von
Renthe gen. Fink und Eliſabeth von Renthe gen. Fink
geb. von Kroſigk in Darmſtadt, Prinz=Chriſtians=Weg
Nr. 2, zu je einhalb.
Darmſtadt, den 23. Dezember 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(F.733
Zwangsverſteigerung.
Annahme von Taxationen und Ver= Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt Bezirk 2. Bd. 8 Bl. 625:
Flur 2 Nr. 1222. Hofreite Barkhausſtraße Nr. 7,
212 qm. Schätzung: 15 000.— RM.
Flur 2 Nr. 1227, Grasgarten daſelbſt, 45 qm.
Schätzung: 500.— RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=A.G. in
Frei=
burg i. Br.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.1079
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 22. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3. Bd. 13. Bl. 602.
9. Flur 3, Nr. 91, Hofreite Nr. 5 und Arheilgerſtr. 2,
Schloßgartenſtraße, 456 qm. Schätzung: 110 000.— RM.
Eigentümer: Friedrich Andreß in Bad=Nauheim,
Friedrich=
ſtraße Nr. 1.
(V.1728
Darmſtadt, den 26. November 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. März 1933, vormittags 9 Uhr,
Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 4, Bd. 9. Bl. 542.
1. Flur 4. Nr. 382. Hofreite Nr. 1 Ernſt=Ludwigſtr.,
830 qm. Schätzung: 150 000.—
Eigentümer: Eheleute Kaufmann Wilhelm Deſch und
Mathilde, geb. Lerch in Darmſtadt als Geſamtgut der
Errungenſchaftsgemeinſchaft.
(V.1729
Darmſtadt, den 30. November 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.