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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und, Wort
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Nummer 30
Montag, den 30. Januar 1933.
196. Jahrgang
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eiſe in Reichemark
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Im Falle, höherer
4 Dollar — 4.20 Mark.
Gewalt, wie Krſeg, Aufuhr. Strell uſw. erliſcht
ede Vepſchung gu Erfülung der
Anzelgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder geriſchtiſcher Beiteſbung ſäll” eder
Bankonto Deuſche Bani und Darme
Nabat weg. z
Popens Semunangen.
Zwiſchenbericht beim Reichspräfidenken. — Noch kein Abſchluß der Verhandlungen mit Deukſchnakionalen und
Aglional=
fozialiſten. — Kabinekk Hikler im Vordergrund der Erörkerungen. — Enkſcheidung ſpäkeſtens Diensteg?
* Hillers Kanzler=Kandidakur.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Herr von Papen hat dem Reichspräſidenten am Sonntag
be=
reits einen Zwiſchenbericht erſtattet. Die amtlichen Stellen ſind
jedoch außerordentlich zugeknöpft, ſo daß Einzelheiten aus der
Berichterſtattung, die am Sonntag nachmittag erfolgte, nicht
be=
kannt geworden ſind.
Aus der Tatſache, daß Herr von Papen dem
Reichs=
präſidenten das endgültige Ergebnis ſeiner
Bemühungen noch nicht unterbreiten konnte,
muß aber geſchloſſen werden, daß er noch auf mancherlei
Hinderniſſe geſtoßen iſt.
Die Schwierigkeiten liegen vorerſt noch ausſchließlich
bei den Gruppen der Harzburger Front, da Papen
weder am Samstag, noch am Sonntag mit dem Zentrum oder mit
den Bayern in Fühlung getreten iſt. Er hat alſo lediglich das
Terrain bei den Nationalſozialiſten und den Deutſchnationalen
ſondiert. Dagegen ſcheint aber vom Büro des Reichspräſidenten
aus eine Verbindung mit der Bayeriſchen Volkspartei, und damit
indirekt auch mit dem Zentrum aufgenommen worden zu ſein.
Alles drehl ſich jeht um die Kanzlerſchaft Hillers.
die ſo fundamentiert werden ſoll, daß ſie auch die Zuſtimmung
des Reichspräſidenten findet. In dieſem Punkte iſt
nach wie vor alles noch abſolut unklar. Weder iſt zu
er=
kennen, ob die Harzburger Front durch Herrn von Papen dem
Reichspräſidenten ein ausgeſprochen autoritäres Kabinett
Hitler vorſchlagen will, das dann völlig unabhängig vom
Par=
lament zu arbeiten hätte, aber auch mit allen Vollmachten
auszu=
rüſten wäre, noch ob die Ueberlegungen der Nationalſozialiſten
und Deutſchnationalen in der Richtung gehen, das Zentrum und
die Bayeriſche Volkspartei als Hilfstruppen hinzuzuziehen, damit
das Kabinett Hitler von der parlamentariſchen
Seite genügend geſichert wird.
Daß die Nationalſozialiſten darauf beharren, ihrem Führer
die Kanzlerſchaft zu überantworten, ſteht einwandfrei feſt. Das
geht aus der Haltung des „Völkiſchen Beobachters” und einem
Artikel Roſenbergs als Vertrauten Hitlers hervor.
Die Enfſcheidung liegk lehten Endes
en Keiſſafſdenen.
Gegenüber den zahlreichen Gerüchten, die über die
Verhand=
lungen und auch die Haltung des Reichspräſidenten im Umlauf
ſind, kann man nur feſtſtellen, daß es dem Reichspräſidenten
darauf ankommt, die deutſche Politik, wenn irgend möglich, aus
dem Stadium der Verfaſſungsexperimente herauszubringen.
Des=
halb hat er die neuen Verhandlungen mit Adolf Hitler in Gang
gebracht. Adolf Hitler hatte es im November abgelehnt,
ver=
ſönlich den Berſuch einer Mehrheitsbildung zu machen. Der
Reichspräſident hat jetzt Herrn v. Papen mit dieſer Aufgabe
betraut, wobei das Ziel dasſelbe geblieben iſt.
Die ganzen gegenwärtigen Verhandlungen drehen ſich um
die Frage, ob ein Koalitionskabinett unter Hitlers
Führung und Mitarbeit oder Tolerierung des
Zentrums zu erreichen iſt. Dieſe Frage muß zunächſt
ge=
klärt werden, und ſolange treten auch alle anderen Möglichkeiten
und Kombinationen ganz naturgemäß in den Hintergrund
eben=
ſo die Gerüchte von angeblichen
Teilverſtändi=
gungen im Lager der Harzburger Front die
ſchon zur Herumreichung fertiger Miniſterliſten
geführt haben, an deren Spitze Adolf Hitler ſteht,
während an zweiter Stelle als Vizekanzler
Herr von Papen, der Vertrauensmann, Hindenburgs,
figuriert. Aus dem alten Kabinett ſollen Außenminiſter
v. Neurath und der Finanzminiſter Schwerin=Kroſigk
übernommen werden, während das Wirtſchafts= und
Ernäh=
rungsminiſterium unter die Obhut Hugenbergs gelangen,
das Innenminiſterium auf Herrn Dr. Frick übergehen, und
der Reichstagspräſident Goering zum preußiſchen
Miniſter=
präſidenten gemacht werden ſoll. Für das Reichswehrminiſterium
iſt nach dieſen Kombinationen General a. D. von
Stülp=
nagel in Ausſicht genommen. Offen wären demnach noch das
Arbeits=, das Juſtiz=, das Poſt= und das Verkehrsminiſterium.
Das alles ſind jedoch nur Kombinationen, denen jeder feſte
Untergrund fehlt. Solange Hugenberg und Hitler,
dieununterbrochen mit einander am
Konferenz=
tiſch ſitzen, während nebenher noch alle
mög=
lichen anderen Bleſprechungen laufen, ſich nicht
einig werden, ſolange ihre Uebereinſtimmung
nicht mit den Feſtſtellungen Papens über die
Auffaſſungen Hindenburgs in Einklang zu
bringen ſind, iſt es ein müßiges Spiel.
Miniſter=
liſten aufzuſtellen. Aus der Tatſache, daß der
Reichs=
präſident Herrn von Papen gebeten hat, möglichſt bis zum
Montag einen Schlußbericht zu liefern, wird bereits
geſchloſſen, daß Herr von Papen ſich bereits am Montag
vor=
mittag zur endgültigen Berichterſtattung anmelden laſſen wird.
Es kann aber auch ſein, daß noch einmal 24 Stunden ins Land
gehen werden, bis Papen ein abſchließendes Bild ſeiner
Son=
dierungen geben kann.
Bewegung zur Hammlung der bürgerlichen Mikke.
Leipzig, 29. Januar.
In einer Verſammlung, die von der „Deutſchen bürgerlichen
Mitte in Mitteldeutſchland” in Verbindung mit dem „Deutſchen
Nationalverein Berlin” einberufen war, wurde nach Referaten
des Vorſitzenden der Bürgerlichen Mitte, Bohnagen=Leipzig, und
des Vorſitzenden des Deutſchen Nationalvereins, Wildermuth=
Berlin, beſchloſſen, die beiden Gruppen zu verſchmelzen und die
von der Bürgerlichen Mitte begonnene Arbeit unter dem Namen
des Deutſchen Nationalvereins fortzuſetzen. Es wurde eine
Ent=
ſchließung angenommen, die u. a. beſagt: Die gemeinſame
Be=
wegung wird ſich vor allem darauf richten, dem Bürgertum durch
Ueberbrückung der heutigen Zerſplitterung von neuem Einfluß
zu verſchaffen, und zwar nicht durch Gründung einer neuen Partei
neben den alten, ſondern durch Schaffung einer zuſammenfaſſenden
Bewegung.
Gründung einer deutſchen Kaupfgewerkſchaft.
Die 7. Generalverſammlung der Werwolf=Hiffe e. V. (Sitz
Halle) beſchloß die Gründung einer eigenen deutſchen
Kampfgewerkſchaft. Der Antrag wurde u. a. damit
be=
gründet, daß die Gewerkſchaften in ihrer reformiſtiſchen Halturg
und ihrer Abhängigkeit von der SPD. nicht mehr die Führung
der deutſchen Arbeiterſchaft im Kampfe um die Freiheit übe= könnten. Man müſſe daher eine eigene
Arbeitergewerk=
ſchaft bilden, die den nationalen Lebenswillen des deutſchen
Vol=
kes bejahe und die Neugründung der deutſchen Wirtſchaft verfalge.
Im Zuſammenhang mit der SPD.=Kundgebung im
Luſtgar=
ten wurden wegen Singens verbotener Lieder 4
Demonſtrations=
züge der SPD. und außerdem drei kommuniſtiſche
Demonſtra=
tionszüge, die ſich trotz des Verbotes des Polizeipräſidenten
for=
miert hatten, aufgelöſt. Insgeſamt wurden 35 Perſonen
zwangs=
geſtellt.
Oe Paleras Wahlſieg.
Erfolg der jriſchen Ungbhängigkeifsbewegung. — De Halera verfigl über die gbſolufe Mebrheil.
änfiſchan dn einfen ier de Nuetelie Gargauns.
Irlands Schickſalswahlen.
Auf dem Bege zu einem freien und ungbhängigen
Mand”
Dublin, 29. Januar.
Die endgültigen Ergebniſſe der Dail Eireann=Wahlen wurden
am Samstag abend kurz vor Mitternacht bekannt. Die 153 Sitze
im iriſchen Parlament verteilen ſich wie folgt: De Valera (Fianna
Fail) 77 (72) Sitze, Cosgrave 48 (57), Zentrum 11 (4),
Arbeiter=
partei 8 (7), Unabhängige 8 (11), unabhängige Arbeiterpartei 1
(2) Sitze.
De Valera hat alſo die abſolute Mehrheit von nur einer
Stimme erhalten. Dies iſt die Stimme des Sprechers, der
gegen=
wärtig Mitglied von Fianna Fail iſt und nach der iriſchen
Ver=
faſſung bei Stimmengleichheit des Hauſes den Ausſchlag gibt.
Zuſammen mit der Arbeiterpartei, die ebenfalls für die
Nicht=
erfüllung bzw. Abänderung der gegenwärtig zwiſchen Irland und
England beſtehenden Verträge eintritt, wird de Valera über 85
Stimmen verfügen, alſo über eine Mehrheit von 17 Stimmen,
während im alten Dail Eireann Fianna Fail und Arbeiterpartei
zuſammen nur 5 Abgeordnete mehr zählten als alle ſogenannten
vertragsfreundlichen Parteien zuſammen. De Valera iſt
dem=
nach in der Lage, mit oder ohne Unterſtützung der Arbeiterpartei
alle übrigen Parteien unter ſeinen Willen zu zwingen.
*
Als in den frühen Morgenſtunden des 3. Januar die
über=
raſchende Nachricht von der Auflöſung des Dail Eireann bekannt
wurde, waren ſich Freund und Feind darüber einig, daß die
Neu=
wahlen eine grundſätzliche, ſchickſalhafte Bedeutung für Irland
haben würden. (Siehe Leitartikel in Nr. 24 vom 24. Januar:
Wird Irland von England abfallen? Die Schriftleitung.) Die
Wahlen vom 24. Januar haben de Valera die abſolute Mehrheit
gebracht. Dieſe neue ſtarke Vertrauenskundgebung des iriſchen
Volkes für ſeinen ſeit 20 Jahren in der vorderſten Front des
wech=
ſelvollen Unabhängigkeitskampfes ſtehenden Führer wird dieſem
die Möglichkeit zur gradlinigen kompromißloſen Fortſetzung
ſei=
ner bisherigen Politik geben, die im letzten Jahre durch die
Ab=
ſchaffung des Treueides, die Aufhebung der Landannuitäten, die
Verdrängung des engliſchen Generalgouverneurs und die
Durch=
führung des Zollkrieges mit England gekennzeichnet wurde. Die
nächſte Etappe dürfte die Abſchaffung des durch ſeine Obſtruktion
unbeliebt gewordenen Senates und eine Wahlreform ſein. De
Valeras im Wahlkampf verkündetes letztes Ziel iſt die
„völlige politiſche und wirtſchaftliche
Unabhän=
gigkeit für ein einiges Irland‟. Darin liegt das
Ver=
langen nach weiterer Aenderung des iriſch=engliſchen Abkommens
von 1921 in konſtitutioneller und territorialer Hinſicht: Aufhebung
des Dominon=Charakters des Iriſchen Freiſtaates und
Ein=
beziehung Nordirlands in die zu ſchaffende unabhängige Republik.
Niederſchmetkernder Eindruck in London.
London, 29. Januar.
Der Wahlſieg de Valeras, der ſo ziemlich für ganz England
eine Ueberraſchung bedeutet, hat in London geradezu
nieder=
ſchmetternd gewirkt. Hatte man auch nicht gerade offen auf eine
Niederlage von Fianna Fail ſpekuliert, ſo beſtand doch in
eng=
liſchen Kreiſen die ſtille Hoffnung, daß die Wirtſchaftsblockade, die
der Miniſter für die Dominions, Thomas, als Antwort auf die
Weigerung de Valeras, die Landannuitäten an England weiter
zu zahlen, gegen Irland verhängt hatte, ihre Wikkung auf die
davon betroffenen Kreiſe, beſonders auf die Landwirte, nicht
ver=
fehlen werde. Man nahm hier ferner an, die Arbeiterpartei
werde in den Neuwahlen vollſtändig vernichtet, und muß nun
mit großer Ueberraſchung feſtſtellen, daß dieſe bereits totgeſagte
Partei, die meiſt an der Seite von Fianna Fail zu finden iſt,
einen Gewinn von einem Sitz verzeichnen kann, während der
frü=
here Miniſterpräſident Cosgrave, der Führer der
englandfreund=
lichen, d. h. für die Erfüllung der Verträge eintretenden
Oppoſi=
tion, für ſeine eigene Partei neun Mandatsverluſte buchen muß.
Unter dieſen Umſtänden iſt es kein Wunder, wenn ſich heute alle
politiſch intereſſierten Kreiſe Englands, die engliſche Preſſe und
nicht zuletzt auch die Londoner amtlichen Stellen ängſtlich die
Frage vorlegen, welche Richtung nunmehr die Politik der
Regie=
rung de Valeras einſchlagen wird.
Britiſche Befürchkungen.
Die Entwicklung der nächſten Wochen und Monate ſtellt ſich
die engliſche Preſſe etwa folgendermaßen vor: Der neue Dail
Eireann wird am 8. Februar zuſammentreten. Am folgenden
Tage bereits dürfte de Valera den Antrag auf Abſchaffung des
Treueides der Parlamentarier gegenüber der engliſchen Krone
einbringen. Gleichzeitig wird die Regierung vorausſichtlich den
Senat in ſeiner jetzigen Form und den Poſten des
Generalgouver=
neurs abſchaffen. Zur Regelung der ſtrittigen Punkte zwiſchen
beiden Ländern wird, de Valera der britiſchen Regierung ein
Schiedsgerichtsverfahren vorſchlagen. Sollte dieſer Vorſchlag von
der engliſchen Regierung abgelehnt werden, ſo iſt damit zu
rechnen, daß die iriſche Regierung die Landannuitäten, die
be=
kanntlich ſeit einiger Zeit nicht mehr nach England abgeführt,
ſondern auf eine Art Sperrkonto eingezahlt worden ſind und die
ſich gegenwärtig auf rund 5 Millionen Pfund belaufen, mit
Be=
ſchlag belegen und zum Ausgleich des iriſchen Budgets verwenden
wird. Es iſt bezeichnend, daß angeſichts dieſer für England wenig
erfreulichen Perſpektiven die Londoner Preſſe von der engliſchen
Regierung Geduld und Mäßigung fordert.
Der britiſche Botſchafter Lindſay iſt auf Rooſevelts Landſitz
Warmſprings eingetroffen. Preſſevertretern gegenüber äußerte
ſich der Botſchafter ſehr optimiſtiſch über den wahrſcheinlichen
Fortgang der britiſch=amerikaniſchen Schuldenverhandlungen.
Die Regierungskriſe in Fraukreich.
Daladier mit der Bildung des neuen Kabineils
beauitiackf.
Paris, 29. Januar.
Der Kriegsminiſter im ſeitherigen Kabinett Paul=Boncour,
Daladier, iſt vom Präſidenten der franzöſiſchen Republik
mit der Neubildung der Regierung beauftragt
worden. Daladier hat dieſen Auftrag angenommen und ſich
ſofort an die Arbeit gemacht. Als er das Elyſée verließ,
er=
klärte er, er hoffe bis morgen nachmitag dem Präſidenten der
Republik ſeine Miniſterliſte vorlegen zu können. Er wird den
Sozialiſten die aktive Mitarbeit an der Regierung anbieten.
Die Haltung der Sozialiſten iſt jedoch ſehr zweifelhaft. In
zahlreichen politiſchen Kreiſen würde die Annahme eines
An=
gebots durch die Sozialiſten ſehr überraſchen. Daladier, der dem
linken Flügel der Radikalen angehört, wird auf jeden Fall das
Schwergewicht ſeiner Regierung auf die Mitarbeit ſeiner eigenen
Partei legen wollen, in der man jedoch befürchtet, daß die
Sozialiſten, die wahrſcheinlich nur unter der Bedingung in eine
Regierung eintreten würden, daß ihren Vorſchlägen Tür und
Tor geöffnet werde, die Sparer abſchrecken würden, die am
meiſten zur Budgetſanierung herangezogen werden ſollen.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 2 — Nr. 30
Montag, 30. Januar 1933
Aus der Landeshauptfkadk.
Darmſtadt, den 30. Januar 1933.
Dem Zebruar enigegen.
Der Monat des ſtrengſten Froſtes pflegte in früheren
Jah=
ren der Februar zu ſein, der mit ſeinem deutſchen Namen
Hor=
nung genannt wurde, abgeleitet von dem Wort Horn, das den
hornharten Froſt bezeichnen ſollte. Seen und Flüſſe waren in
ſtrenge Eiſesbande gelegt, nicht regen durften ſie ſich, und die
Ackerkrume warf tief hinein in den Boden hart gefroren, daß die
Schritte auf dem Boden klapperten. Jahre mit ſolchem Hartfroſt
waren bittere Jahre, wenn die weiche, ſchützende Schneedecke fehlte,
denn Saaten und Pflanzen litten ſchlimmen Schaden. Aber in
letzter Zeit pflegt der Februar nicht mehr ein ſo grimmer
Ge=
ſelle zu ſein. In den Mittagsſtunden ſcheint die Sonne ſo warm
und freundlich, daß wir uns in den März verſetzt glauben, und
heimlich halten wir ſchon nach den erſten Schneeglöckchen Umſchau.
Da, an einer ſonnigen Stelle, hat ſich wirklich ſo ein
vor=
witziges Ding ans Licht gewagt. Wie es das weiße
Ballettröck=
chen ſpreizt und wie ſtolz es das Köpfchen hält! Es iſt noch das
einzige, und vielleicht kommt es ihm recht einſam vor ohne die
Gefährten. Jetzt ſtreicht ein leiſer Wind über die kleine Blume
hin, und ganz fein und ſilbern fängt ſie an zu läuten, — ſie ruft
die Freundinnen und Freunde, die ſo lange ſchlafen. Sie aber
wacht ſchon und wartet auf den Frühling. Am Abend faltet ſie
ihre Blumenblätter wieder ſorglich zuſammen, denn die Nächte
ſind noch ſehr kühl und das Mondlicht hat ſo harte tötende
Strahlen, die gerade in das Blumenherz treffen. Aber eines
Mittags kommt das große Erlebnis; ein Bienchen hat ſich auch
hervorgewagt, noch ein bißchen taumelig, aber doch ſchon auf der
Suche nach ſüßem Honig. Und dieſer Frühaufſteher findet die
kleine Blume, die auch nicht mehr ſchlafen konnte, und nun iſt
alle Langeweile vorbei, und die beiden feiern den Frühling.
Lange wird es ja auch nicht mehr dauern, dann ſind die
ſonni=
gen Hänge mit Krokus und Anemonen bedeckt, dann fängt der
Pfefferſtrauch an zu blühen, und die Natur erwacht langſam,
freilich etwas bänglich, denn nach dem milden Winter ſind
Rück=
ſchläge zu fürchten, und keine Pflanze mag die jungen Triebe
dazu hergeben, daß ſie zu Eis erſtarren. Dann iſt ein Stück
Wachstum unrettbar verloren und man muß als Nachzügler
hin=
ter den Vorſichtigeren herhinken.
Manche Leute lieben den Februar, weil er ſo kurz iſt. Seine
achtundzwanzig Tage machen ihn ja wirklich zu einem
Sonder=
ling unter den Monaten. Angenehm, die Ausgaben für drei
ganze Tage zu ſparen! Dafür ſind ja aber auch andere Unkoſten
in Menge da. Die Karnevals= und Maskenfeſte nehmen unſeren
Geldbeutel faſt über Gebühr in Anſpruch. Und den Glücklichen,
der Zeit und Geld hat, lockt eine Winterreiſe in die Berge, um
wenigſtens einmal im Winter Schnee zu ſehen. Sonnengebräunt
kommen ſie zurück, mit vor Geſundheit und Frohſinn blitzenden
Augen, aus dieſem Jungbrunnen der Heutigen.
In der Stadt wird getanzt. Und in allen Sälen ſchmettern
die Jazzkapellen, alle Vereine rufen zuſammen zu Winterfeſten,
der Frohſinn wird ſozuſagen organiſiert. Die Jugend amüſiert
ſich, unbelaſtet von der Schwere der Zeit, und das iſt gut, denn
wenn auch die Jugend ſich die Stimmung verderben ließe, wo
„wollten wir heute hinkommen?
Das eine iſt ſicher: Wie der Februar ſich auch geſtalten mag, —
wir wollen uns Mühe geben, ihm ſeine netteſten Seiten
abzu=
gewinnen!
— „Der Spion von Tannenberg‟. Eine fabelhafte Geſchichte
für Buben, wird heute nachmittag 5 Uhr von Reichsjugendſekretär
Arthur Niederhauſen in der Jungſchar des C.V. J. M..
Eliſabethen=
ſtraße 17 (Ecke Wilhelminenſtraße) erzählt. Alle Buben ſind
ein=
geladen.
Hefſiſches Landestheater.
30 Januar 19½, Ende b. 22½ Uhr. Dſt. Volksb W6Gr. 1.4
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Der Freiſchütz. Dienstag
31. Januar Anf. 19, Ende n. 23½ Uhr. Bühn=Volksbd. H. 7
Preiſe 0.60—5 — Mk.
Maria Stuart. Mrrwoch
1 Februar Anf. 19½, End.n 22½ Uhr. Dſt. Volksb. G Gr. 1-4
Cavalleria ruſticana. Hierauf: der Bajazzo 0.60-5 Mk. Kleines Haus Montag,
30. Januar 20 Uhr. Konzert des Bolkschors Darmſtadt.
Preiſe 0.50. 1.25 1.50. Vorverk.: 0.40, 0.80, 1.25 M. Dienstag,
31. Januar Zuſ.=M. I, 6
Anf. 19½, Eude geg. 22½4 Uhr.
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Der Wildſchütz.
— Heſſ. Landstheater. „Der Freiſchütz”, romantiſche
Oper von Karl Maria von Weber, geht heute abend im Großen
Haus in Szene. Die erfolgreiche Inſzenierung beſorgte Hans
Strohbach, die muſikaliſche Leitung hat Dr. Schmidt=
Iſſerſtedt. Die Agathe ſingt zum erſten Male Erna
von Georgi. Die übrige Beſetzung iſt die gleiche wie die der
Premiere.
Ein Aufbaumittel unſeres Körpers.
Auf dem Wege zur Schaffung einer prakſiſchen Volksnahrung.
Milch als Eiweißſpender.
Das wichtigſte Aufbaumaterial unſeres Körpers iſt das
Ei=
weiß. Es muß in jedem Falle in ausreichender Menge in unſerer
Nahrung enthalten ſein, mag dieſe auch im übrigen noch ſo
ver=
ſchiedenartig zuſammengeſetzt ſein. Nun iſt ja Eiweiß in faſt allen
Nahrungsmitteln enthalten. Es findet ſich am reichſten in Eiern
und Fleiſch, ſewie in der Milch. Auch in Körnerfruchten und
Ge=
müſen iſt es enthalten, aber dieſes Pflanzeneiweiß läßt ſich lange
nicht ſo gut von unſerem Verdauungsapparat aufſchließen und
ausnützen, wie das tieriſche Eiweiß. Wer rein vegetariſch lebt,
muß ſehr große Mengen verzehren, um das Eiweißbedürfnis zu
decken. Bei laktovegetabiliſcher Koſt, alſo bei Pflanzenkoſt und
Milchkoſt, wird dieſer Bedarf beſſer gedeckt. Dennoch ſollten
ge=
wiſſe Mengen von Eiern und Fleiſch in unſerer Alltagsnahrung
nicht fehlen. Nun ſind aber gerade dieſe hochwertigen
Eiweiß=
ſpender verhältnismäßig teuer, und ſo geht gewöhnlich der
Fleiſch=
genuß zuerſt zurück, wenn die Geldmittel allzu knapp werden.
Auch Eier ſind zu Zeiten teuer. Da müßte dann auf den dritten
hochwertigen Eiweißſpender, die Milch, zurückgegriffen werden.
Beim Genuß von Vollmilch kommt in erſter Linie der Fettgehalt
in Geltung. Es gibt aber auch eine fettarme und eiweißreiche
Milch, das iſt die ſogenannte Magermilch. Ihr iſt zwar das Fett
entzogen, aber das Eiweiß, der Milchzucker, die Vitamine und
die Salze ſind zurückgeblieben und voll ausnutzbar. Das
Milch=
fett wird ja in Form von Butter dem Körper zugeführt. Es
liegt alſo gar kein Grund vor, warum die Magermilch nicht zu
einem ſehr verbreiteten und billigen Volksnahrungsmittel
wer=
den ſollte. Aber es iſt merkwürdig, es beſteht wenig Nachfrage
nach Magermilch. Man glaubt, wenn die Milch als „mager
bezeichnet wird, ſei ſie minderwertig. Selbſt die Hausfrauen, die
auf ſchlanke Linie Wert legen, alſo ſelbſt ſehr gern mager
wer=
den möchten, ſind für dieſe Magermilch nicht recht zu haben. Und
doch werden in Deutſchland jährlich 9 Milliarden Liter Magermilch
produziert! Ein Teil wird zur Käſebereitung und anderen
Zwecken verwendet, aber ſieben Milliarden ſtänden zur Ver=
12 Jahre Jungdeutſche Schweſternſchaft. Eine Reihe
Männer und Frauen aller Lebensalter und Geſellſchaftsſchichten
fanden ſich in den Räumen bei Chriſt zuſammen zu ernſter
ſtaats=
bürgerlicher Arbeit und Pflege echten Gemeinſchaftslebens: Die
Bruderſchaft Darmſtadt des Jungdeutſchen Ordens. Urſprünglich
umfaßte der Jungdeutſche Orden nur Männer. Neben ihm ſtanden
die Jungdeutſchen Schweſternſchaften als ſelbſtändige Organiſation.
Die organiſche Entwicklung beider Bünde ergab die
Notwendig=
keit engeren Zuſammenſchluſſes. Im Jahre 1930 ging die
Jung=
deutſche Schweſternſchaft im Jungdeutſchen Orden auf. Ueber
Ent=
wicklung und Arbeit der Schweſternſchaften im Orden ſprach daher
am 12. Jahrestag der Gründung Frau Schüler, welche ſeit Jahren
in leitender Stelle tätig iſt. Der Krieg hat die deutſchen Frauen
zwangsläufig zur Norgemeinſchaft geführt. Die Erkenntnis dieſes
Gebundenſeins des Einzelnen an das Volkſchickſal wurde
beſtim=
mend für den weit ren Weg der Beſten in der deutſchen
Frauen=
welt. So wie der Mann nach dem Kriege infolge des
Front=
erlebniſſes zum Kämpfer für den freien und gerechten Volksſtaat
wurde, wollten auch die Frauen ihre Kräfte einſetzen,
Volks=
gemeinſchaft zu bauen, Trennendes zu überwinden und Brücken
zu ſchlagen, auf denen ſich deutſche Menſchen zueinander finden
können. Die Jungdeutſchen Schweſtern tun dies durch Einſatz
ihrer Arbeitskraft und hausfraulichen Tüchtigkeit in
Geuſen=
küchen, bei Sachwertſammlungen, in Arbeitslagern und bei
Lin=
derung der Not deutſcher Volksgenoſſen, wo und wie ſie ihnen
begegnen. Es iſt eine Eigentümlichkeit jungdeutſcher
Arbeits=
weiſe, nicht nach religiöſem oder politiſchem Bekenntnis des
Hilfs=
bedürftigen zu fragen. Sie geht von dem chriſtlichen Grundſatze
aus, daß der unſer Nächſter iſt, der unſerer Hilfe bedarf. Ordens=
Schweſtern und Brüder arbeiten bei allen jungdeutſchen Werken
Hand in Hand. Während der Mann nach außenhin ſchafft, wirkt
die Frau in der Stille. So ſehen die Jungdeutſchen Schweſtern
eine ihrer wichtigſten Aufgaben in der Pflege kultureller Werte.
Das Volkslied und ſeine Pflege nehmen im Gemeinſchaftsleben
der Schweſternſchaften einen hervorragenden Platz ein. Von
Ver=
ſtändnis von Eigenheit nud Weſen unſeres Volkes zeugt die
Sammlung von Trachtenpuppen, die als Ausſtellung durch
Deutſchland zieht und wertvolles Volksgut vor dem Schickſal des
Vergeſſenwerdens bewahrt. Der Jungdeutſche Orden hat durch
den Hinzutritt der Frauen nicht nur eine zahlenmäßige Zunahme.
ſondern innere Bereicherung zu verzeichnen. Die Ausführungen
von Frau Schüler fanden bei den Zuhörern ſtarken Beifall.
Volkslieder und Ordenlied umrahmten die Veranſtaltung.
Meſſerſtecherei. In der Nacht von Samstag auf Sonntag
ent=
ſtand nach einer Zecherei in der Kaſinoſtraße eine lebhafte
Aus=
einanderſetzung, die ſchließlich in Tätlichkeiten ausartete. Dabei
zog der J. T. ſein Meſſer und verſetzte dem A. M. mehrere
lebens=
gefährliche Meſſerſtiche, die deſſen Ueberführung ins Krankenhaus
nötig machten.
fügung. Da ein Liter Magermilch etwa 36 Gramm hochwertiges
und gut ausnützbares Eiweiß enthält, ſo geht bei ungenügender
Ausnutzung der Magermilch eine ſehr große Menge wertvollen
Aufbaumaterials für unſere notleidende Bevölkerung verloren.
Der Menſch ſollte täglich etwa 100 Gramm Eiweiß zu ſich nehmen.
Unter 70 Gramm dürfte die tägliche Eiweißmenge nicht ſinken,
und doch iſt ausgerechnet, daß heute die täglich zugeführte
Eiweiß=
menge bei vielen arbeitsloſen deutſchen Volksgenoſſen weniger
als 50 Prozent beträgt. Das muß unbedingt in kurzer Zeit zu
einer gefährlichen Unterernährung führen, deren ſchreckliche
Fol=
gen wir ja aus der Kriegs= und Nachkriegszeit kennen.
Um das hochwertige Milcheiweiß der menſchlichen Ernährung
in praktiſcher und billiger Form zugänglich zu machen, iſt in der
Milchverſuchsanſtalt Weihenſtephan unter Leitung des früheren
Ernährungsminiſters Prof. Fehr und unter Mitwirkung verſt
ie=
dener Fachverbande ein Volksnährſtoff in feſter Form hergeſtellt
worden, der alle nährenden Beſtandteile der Magermilch in
kon=
zentrierter und dauerhafter Form enthält. Dieſem Nährſtoff iſt
dann noch Lezithin zugeſetzt worden, das man heute auch in
gro=
ßen Mengen auf billigem Wege herſtellen kann. Lezithin iſt das
griechiſche Wort für Eigelb. Es iſt ein fettartiger Körper, der
Phosphate enthält, vor allem in Eiern vorkommt und ſich
beſon=
ders reichlich im Gehirn und in der Nervenſubſtanz findet. Es
wird ſchon ſeit langem in der Nährmittelinduſrrie verwendet und
hat ſich ſehr gut bewährt. Bei Erſchöpfungszuſtänden und
Nervo=
ſität wird es auch oft als Heilmittel verordnet. In der
Verbin=
dung mit den Vitaminen und dem Eiweiß der Milch dürfte
eine Ergänzungsnahrung gewonnen ſein, die auch eine allzu
ſchmale Koſt nahrhaft und kräftig macht. In einem Paket, das
etwa 25 Pf. koſten ſoll, iſt ſo viel Eiweiß enthalten, wie in ſechs
Eiern oder 300 Gramm Fleiſch. Es deckt alſo etwa den
Tages=
bedarf an Eiweiß für ein Ehepaar.
Wenn es gelingt, auf dieſem Wege Magermilch in haltbarer
und ſtets greifbarer Form der Volksernährung zur Verfügung
zu ſtellen, ſo wäre damit eine weſentliche Vermehrung und Ver
billigung unſerer heimiſchen Nahrungsmittel erreicht und der
Tr. J. K.
Landwirtſchaft eine neue Abſatzquelle erſchloſſen.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Im großen
Kronen=
ſaale ſprach der 1. Vorſitzende der Ortsgruppe Herr Profeſſor
Dr. Köſer,, über eine Heag=Studienfahrt nach Rom. Herr Prof.
Köſer begründete zum Eingang, warum man trotz unſeres
Grundſatzes „Deutſche reiſen in Deutſchland” auch einmal fremde
Länder aufſuchen könne, um Vorbildliches und Schwächen anderer
Völker kennen zu lernen. Zu Erholungsreiſen biete unſer
Vater=
land in jeder Beziehung alles was man wünſche. In der ihm
eignen humorvollen Weiſe ließ nun der Vortragende an Hand
ſehr guter Lichtbilder die Verſammelten die wirklich überaus
ſchöne und lehrreiche Reiſe miterleben. Zuerſt wurden die
Schön=
heiten ſüddeutſcher Landſchaften eingehend behandelt, dann die
Fahrt durch die Schweiz. Zürich Luzern, der Vierwaldſtätter See
und die Tellſtätten. Ein Bericht über die „Freinacht” aus Anlaß
der Kirchweihe in Göſchenen erregte allgemeine Heiterkeit. Der
Gotthardt im Neuſchnee lag klar im Lichtbild vor uns, und dann
die Pracht ſüdlicher Landſchaft der Luganer See, Lago Maggiore
und Comer See. Dann kam Mailand mit ſeinen
Marmorpracht=
bauten. Die prächtigen Autoſtraßen und das Entgegenkommen
der fasciſtiſchen Verkehrspolizei hob der Redner beſonders hervor.
Sehr intereſſant waren die Mitteilungen über das Theaterleben
in Italien. Genua und die Schönheiten der Riviera wurden uns
eingehend geſchildert und im Lichtbild erläutert. Der Kriegshafen
Spezia zeigte den Willen der Italiener, ſich gegen alle Feinde
energiſch zu behaupten. Dann kam Piſa
wer kennt es nicht
aus Bildern mit ſeinem ſchiefen Turm? Rom wurde am Abend
erreicht und ein angenommener Angriff feindlicher —
fran=
zöſiſcher! —
Flieger miterlebt. Die Fülle von Sehenswürdigkeiten
im ewigen Rom, die vorgeführt wurden, können hier nicht alle
geſchildert werden, doch die Audienz beim Papſt muß erwähnt
werden. Florenz mit ſeinem „Feſt der Tauben” und den
Pracht=
bauten feſſelte nun die Aufmerkſamkeit, dann Bologna, das
land=
wirtſchaftliche Zentrum mit ſeiner ehrwürdigen Univerſität, die
im Mittelalter von Tauſenden Deutſcher Studenten beſucht wurde
um Rechtswiſſenſchaft zu ſtudieren. Ueber Verona mit ſeinem
rieſigen Amphitheater ging es dann zum Brennerpaß. In Bozen
fanden die Fahrer herzliche Aufnahme bei den deutſchen
Stammes=
genoſſen und kehrten dann hochbefriedigt von dieſer ſchönen
Fahrt Darmſtadt — Rom in die Heimatſtadt zurück. Pinien,
Cypreſſen, Palmen, die Kennzeichen des Südens, brachte dann
Herr Prof. Köſer und zum Schluß den deutſchen Wald, die
deutſche Eiche. „O Täler weit, o Höhen, du ſchöner deutſcher
Wald”, das waren die Schlußworte des verehrten Redners, dem
rauſchender Beifall dankte. Der 2. Vorſitzende. Herr Direktor
Schrauth, gab dieſem Dank dann nochmals herzlichen Ausdruck.
Tageskalender für Montag, den 30. Januar 1933.
Union=Theater: „Ein Mann mit Her=
— Helia=Lichtſpiele: „Drei
von der Kavallerie‟,
— Palaſt=Lichtſpiele: „Verhängnis eines
Tages und „Der Sprung ins Nichts”.
* Ein Spinnfädchen mißt die
BelatteWander.
Die 600 Spulen der Kreuzſpinne.
Von Bruno H. Bürgel.
„Eine merkwürdige Beſchäftigung!” Ich drehe mich um. Die
Kritik meiner Tätigkeit kommt von meinem Freunde, der leiſe in
mein Arbeitszimmer getreten iſt und meinen Bemühungen zuſieht.
Auf den erſten Blick mag mein Tun ein wenig jungenhaft
an=
muten, denn ich jage eine anſehnliche Spinne auf meinem
Spazier=
ſtock entlang; aber ſie will nicht, was ich will, und dieſe
Meinungs=
verſchiedenheit führt zu merkwürdigen Kapriolen ihrerſeits und
meinerſeits. — Mein Freund hat ſich an die andere Seite des
Tiſches geſetzt und ſieht dem Spiel etwas verſtändnislos zu. „Du
willſt doch nicht, wie der unglückliche Maſers de Latude, Spinnen
zähmen?” — „Ich habe keine Ahnung, wer das iſt, mein Freund!”
— „Nun, das war jener Unglückliche, der die Marquiſe von
Pom=
padour die Geliebte Ludwigs XV., beleidigt hatte und dafür
fünf=
unddreißig Jahre in der Baſtille gefangen gehalten wurde. Er
zähmte, um nicht völlig geiſtig zu verkümmern, Ratten und
Spin=
nen. Mit den Ratten iſt es ihm gelungen, die Spinnen hingegen
erwieſen ſich als unzugänglich, und das Exemplar, das hier bei
dir Stangenklettern lernen ſoll, iſt ſicher unbegabt und
wider=
ſpenſtig!"
Aber inzwiſchen iſt mein Werk gelungen! Die Spinne hat das
getan, was ſie ſollte: ſie hat die Flucht ergriffen und läßt ſich an
einem Ende des Stockes eilig zum Erdboden hinab, an dem
Ret=
tungsſeil, das ſie ſich ſelber webt. Ich aber drehe den Stock ſo
ſchnell ich kann, wickle dabei den Spinnfaden auf und veranlaſſe
den Flüchtling, immer raſcher zu ſpinnen, denn wenn die Spinne
gejagt wird, macht ſie ihre Fäden weniger ſorgſam, dünner, und
gerade das iſt der Zweck der Uebung: ich brauche einen nicht zu
kurzen, dünnen Spinnfaden. — Da entſchwindet die kleine
Meiſte=
rin eilends, um irgendeine dunkle Ecke aufzuſuchen. Laſſen wir ſie
in Frieden ziehen!
Ich kann mich meinem Freunde widmen und erkläre ihm die
Geſchichte:
Alſo nichts weiter als Spinnfäden wurden hier
gewon=
nen, die als Meßfäden in den Okularkopf des Himmels=
Fern=
rohres eingeſetzt werden ſollen.
Die Spinne ſtand ſozuſagen im Dienſte der Wiſſenſchaft. „Ich
ver=
ſtehe” — ſagte mein Gegenüber — „aber wie geht nun die
Meſ=
ſung vor ſich? Wieſo mißt denn der Faden?” — „Das iſt eine ganz
einfache Sache. Auf einem Rahmen werden die Fäden mit ein
wenig Wachs befeſtigt, ſo daß ſie ein kleines Netz mit ſenkrechten
und waagrechten Linien bilden. Ein paar dieſer Fäden ſind
be=
weglich, laſſen ſich mit Hilfe einer feinen Schraube nach oben oder
unten, links oder rechts transportieren. Nun wird der Rahmen
ins Fernrohr eingeſetzt, und die ſtarken Linſen bewirken, daß die
hauchdünnen Spinnfäden jetzt recht kräftig erſcheinen. Nehmen wir
nun einmal an, ich will wiſſen, wie groß der dunkle Fleck iſt, der
augenblicklich auf der Sonnenoberfläche ſichtbar iſt, ein mächtiges
Unwettergebiet im glühenden Gasmeer unſeres Tagesgeſtirns. Ich
meſſe einfach, den wievielſten Teil des Sonnendurchmeſſers der
Fleck lang iſt, indem ich einen beweglichen Faden von einem Ende
des Fleckes bis zum anderen ſchiebe und dieſe Strecke dann mit
dem Durchmeſſer der Sonnenkugel vergleiche. Ich finde ſo, daß
der Fleck den 28. Teil des Sonnendurchmeſſers hält, und da die
Sonne einen Durchmeſſer von 1 390 000 Kilometer hat, mißt der
Fleck rund 50 000 Kilometer, iſt alſo viermal länger als der
Durch=
meſſer unſerer Erde! Ein Wirbelſturmgebiet von unvorſtellbarer
Gewaltigkeit!“
„Aber würde ein Haar von deinem gelehrten Haupt nicht
die=
ſelbe Arbeit tun? — Warum muß es juſt ein Spinnfaden ſein?”
— „Ein Haar iſt viel zu dick, es würde bei feineren Meſſungen
viel zu große Gebiete im fernen Sternenraum verdecken. Die
Stärke eines normalen Haupthaares beträgt den zwanzigſten Teil
eines Millimeters. Das ſcheint wenig, aber bedenke, daß mir
die=
ſes Haar auf dem ſo nahen Monde ſchon eine Strecke von 75
Kilo=
meter verdeckt; auf der Sonne ſind es ſchon nahezu 30000
Kilo=
meter, und weiter draußen, im Reich der fernen Fixſterne,
ver=
deckt es ganze Wolken von Welten!“
„Auch ein ſonderbarer Gedanke, daß ein Haar lunſeres
Haup=
tes ganze Weltſyſteme unſichtbar machen kann! Aber iſt es nicht
eine alltägliche Erfahrung des Lebens, daß eine Kleinigkeit eine
Welt zu bewegen vermaa! Wegen Pfefferkörner ſoll Amerika
ent=
deckt worden ſein, denn Kolumbus ſuchte einen näheren Weg nach
den Gewürzinſeln. Das elketriſche Zeitalter beginnt in dem
Augen=
blick, in dem Galvani einen Froſchſchenkel zucken ſieht, der am
eiſernen Gitter ſeines Balkons zum Trocknen aufgehängt war
Mit Spinnfäden meſſen die Aſtronomen die Wunder im Weltall!”
„Im Grunde, lieber Freund, iſt der Spinnfaden ſelbſt ein
Wunder! Auf ihren ſechs Spinnwarzen trägt unſere Kreuzſpinne
gegen 600 Spulen, die das die Fäden bildende Sekret abſondern.
Die Urfäden dieſer Spulen ſind nur den 2500ſten Teil
eines Millimeters ſtark.
der normale zuſammengewebte Spinnfaden hat eine Dicke von
etwa einem zweihundertſtel Millimeter und hält doch eine ganze
Maſſe aus. Aber ſelbſt der Spinnfaden verdeckt mir im Fernrohr
noch auf dem Monde eine ganze Landſchaft, die ein tüchtiger
Fuß=
gänger erſt in anderthalb Stunden durchwandern könnte. Richte
ich mein Inſtrument auf unſern Nachbarplaneten, den Mars. noch
dazu zu der Zeit, da er in Erdnähe ſteht, dann bedeckt der Faden
bereits eine Strecke, die ſo lang iſt wie die Entfernung von
Ber=
lin bis zur Inſel Korſika, und auf unſerer Sonne werden davon
ſchon 3000 Kilometer überſchattet. Richten wir aber das Fernrohr
gar auf den uns allernächſten Fixſtern („Proxima Centauri”),
dann beträgt die Verdeckungszone rund ſiebenhundert Millionen
Kilometer.” —
„Wenn ich dich und die Geſchichte mit der Meſſerei recht
ver=
ſtauden habe, dann können die Aſtronomen ſozuſagen nicht genauer
meſſen, als es eben die in den und den Entfernungen vom
Spinn=
faden verdeckte Raumgröße zuläßt.”
„Bis zu einem gewiſſen Grade iſt das richtig, aber allerlei
Meßkünſte helfen hier weiter.
Uebrigens hat man in neuerer Zeit künſtliche Spinnfäden
geſchaffen, die noch dünner ſind als die der Spinne,
ſie werden aus geſchmolzenem Glas hergeſtellt. Der Menſch
über=
trifft mit ſeiner Liſt ſelbſt die Spinne an Kunſtfertigkeit! Gut,
daß es dergleichen noch nicht gab, als in Göttingen der alte
ſchnur=
rige Aſtronom Klinkerfuß hauſte. Der züchtete ſeine Spinnen in
ſeinem Weinkeller und verſank. Fäden ſuchend, ſelig im Wein, die
Sterne und die Spinnen vergeſſend im Dienſt des heiteren Gottes.
Vielleicht war er hier dem Himmel am nächſten!“
Mainzer Skadtkheaker.
Gounods „Fauſt” in Neuinſzenierung und =einſtudierung.
Dieſe Oper, die den ſeeliſch=geiſtigen Inhalten der deutſchen
Fauſt=Dichtung völlig ahnungslos gegenüberſteht und allein die
äußerliche, romaniſche Auffaſſung widerſpiegelt, iſt trotzdem aud
auf den deutſchen Opernbühnen ein noch immer gern geſehener
Gaſt. Es iſt eine rechte Sing=Oper, die vor allem anderen
zu=
nächſt geſungen ſein will, und damit ein durchaus geeigneter
Prüf=
ſtein für das geſangliche Können der Sänger. Die Prüfung
ver=
lief für unſere diesjährigen Soliſten durchweg mit einem
aus=
gezeichneten Reſultat, es ſtanden wirkliche Sänger auf der Bühne,
die mit ihren muſikaliſchen Leiſtungen lange Strecken über die
innere Hohlheit des Werkes hinwegtäuſchen konnten. Die
muſika=
liſche Leitung hatte Hans Lenzer, der damit zum erſten Male
während ſeiner hieſigen Tätigkeit ein größeres Werk ſelbſtändig
vorbereiten und durchführen konnte. Seine etwas herzhafte Art
iſt allerdings der Tod aller feineren und feinſten Teile hat aber
den unleugbaren Vorzug, in die ſonſt kaum noch erträgliche
ſenti=
mentale Süßlichkeit mancher Partien einen kraftvollen Ton
hin=
einzubringen. Paul Weißleders Regie ſtand, wie ſtets.
reſt=
los auf der ſtiliſtiſchen Linie des Werkes und war aus der Muſik
geſchöpft. Die Kirchenſzene iſt eine regielich ſehr ſtarke Leiſtung.
Auch die Bühnenbilder waren durchweg ſehr ſicher in Raum und
Farbe.
Ueber die ſoliſtiſchen Leiſtungen iſt nur Gutes zu berichten.
Cornelius Weichers hat nun den Kampf mit dem Klima
ſchein=
bar zu ſeinen Gunſten beendet und zeigte in der ſchwierigen
Fauſtrolle eine Stimme von ſtrahlender Schönheit und prachtvoller
Durchſchlagskraft. Hildegard Weigels Gretchen iſt eine
ge=
ſanglich, wie in ihrer Schlichtheit ſergreifende Geſtalt.
Ueber=
ragende Glanzleiſtungen ſind der Vallentin von Hans Komregg
und der Mephiſto von Edmund Eichinger. Dieſe beiden
Stim=
men werden von einem zum andern Male immer noch ſchöner und
größer. In den kleineren Rollen voaren Luiſe Strauß, Gretel
Goldau und Guſtav Neidlſinger gut am Platze. Die
durch den Verein „Rheingolc” verſtärkten Chöre klangen
tadellos.
Dr. B
Montag, 30. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 30 — Seite 3
Jubikäun des Schlefier=Bereins
Zurinigtl.
„Schleſien, die deufſche Wacht an der Oder.”
* Wer den Oſten kennt, das landſchaftlich herrliche Schleſien
und Oſtpreußen, wo urdeutſche Kultur zu ſpüren iſt, wer nur
kurze Zeit in unſeren öſtlichen deutſchen Landen lebte, der wird
die Erinnerung nicht mehr los, der liebt Schleſien und Oſtpreußen
und ſehnt ſich immer wieder in dieſes Land zurück. — Wenn es
ſchon Nichtſchleſiern ſo geht, um wie viel mehr muß die Sehnſucht
einem geborenen Schleſier in Erinnerung an ſeine Heimat ſein.
Dieſes deutſche Land gilt es zu erhalten, es gilt, allen Gelüſten
der Polen und Konſorten zum Trotz, die Wacht an der Oder,
die Wacht im Oſten ebenſo zu halten, wie im Weſten. Uns
Deutſche immer wieder auf die drohenden Gefahren im Oſten
aufmerkſam zu machen, wachzurütteln und zu aktivieren, iſt der
Zweck und Sinn der Schleſier=Vereine, die daneben noch ſchöne.
treue Heimatpflege treiben. Der Schleſier=Vereine. V.
Darmſtadt kann in dieſem Jahre auf ſein 40jähriges
Beſtehen zurückblicken, und aus dieſem Anlaß veranſtaltete er
eine in würdigem, aber der Zeit entſprechenden ſchlichten
Rah=
men gehaltene Veranſtaltung, deren Höhepunkt die geſtrige
Mor=
genfeier im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters bildete,
die umrahmt wurde von vorzüglichen muſikaliſchen Darbietungen
des Schnurrbuſch=Quartett Darmſtadt, das das Andante con moto
und Lento. Vivace aus dem Streichquartett (B=Dur) von Arnold
Mendelsſohn, dem Ehrenmitglied des Schleſier=Vereins
Darm=
ſtadt, der perſönlich der Feier beiwohnte, techniſch vollendet zu
Gehör brachte.
Der Ehrenvorſitzende Otto Titze begrüßte herzlich die
Ver=
treter der Staatsregierung, der ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Behör=
den, u. a. Oberbürgermeiſter Mueller, den Präſidenten des
Reichsbundes Dr. Müller, dem er das Ehrenmitgliedsdiplom
überreichte. Er gedachte des Gründers der Ortsgruppe
Darm=
ſtadt, des im Jahre 1929 verſtorbenen Profeſſors Matthäi, deſſen
damals aufgeſtellte Richtlinien heute noch gelten. Weiter wies
er nachdrücklich auf die Gefahren hin, die dem Grenzland
Schle=
ſien heute mehr
denn je drohen, und dankte der Ortsgruppe
Darmſtadt des VDA. für die allzeit rege Unterſtützung des
Schle=
ſier=Vereins. Es liege alſo nahe, den Reingewinn der heutigen
Veranſtaltung zugunſten der Darmſtädter Winterhilfe und des
VDA. zu verwenden.
Anſchließend hielt Pfarrer Cl. Taesler, der Kulturbeirat
des Reichsbundes der Schleſier, eine markante Feſtrede über
das Thema „Schleſien, die deutſche Wacht an der
Oder‟. Er ſchilderte anſchaulich die deutſche Oſtnot und die
ſlawiſchen und polniſchen Gelüſte auf deutſche Grenzmark. In
großen Zügen gab er ein Bild von der Entwicklung des
Deutſch=
tums im Oſten ſeit Jahrhunderten und bezeichnete die Weichſel
und Oder ebenſo als die Schickſalsſtröme des Oſtens, wie den
Rhein als Schickſalsſtrom des Weſtens. Der ganze deutſche Oſten,
der ſoviel für unſer Vaterland geleiſtet hat, iſt jetzt gerade
tau=
ſend Jahre deutſch, Schleſien kann auf ein Dreivierteltauſend
urdeutſche Geſchichte zurückblicken. Ungeheure Kulturarbeit wurde
in dieſer Zeit geleiſtet und urdeutſch wurde das Land im Oſten.
Redner ſchilderte das Vordringen der ehemals leibeigenen Slaven,
er ſchilderte die Lostrennung der Piaſten=Herzöge von
Po=
len und die Kulturarbeit Kaiſer Barbaroſſas im Oſten. Deutſches
blühendes Land, deutſcher Bauſtil deutſcher Induſtriefleiß
ent=
ſtand im Oſten und wirkte befruchtend auf das übrige
Deutſch=
land. Schleſien iſt geradezu eine Wiederholung des großen
Deutſchland, eine kleine Wiederholung der Landſchaft, der Stämme
in ihren Schattierungen deutſchen Weſens. Der Oſtdeutſche hat
in hohem Maße deutſche Seele, deutſches Gemüt. Dank ſei dem
Preußenkönig Friedrich dem Großen in beſonderen Maße zu
zol=
len für ſeine Erkenntnis, daß Schleſien zu Deutſchland gehöre und
deutſch bleiben müſſe.
Gewaltige Länderſtriche deutſchen Landes wurden bereits
durch den Friedensvertrag und durch die „Abſtimmung” im Oſten
abgetrennt, und immer noch ſprechen die Polen von den „
uner=
löſten Polen in Deutſchland”. Ganz offen gehen ihre Gelüſte
da=
hin, weitere Landſtriche für ſich zu annektieren, ganz offen werden
die Arbeiten der polniſchen Bünde in Deutſchland ſelbſt betrieben,
um durch Beſtechung und Ränke dunkle Ziele zu erreichen.
Ein=
dringlich mahnte der Referent das übrige Deutſchland, ein
wach=
ſames Auge auf dieſe Vorgänge zu haben, einig zuſammenzuſtehen
von Oſt nach Weſt, über alle Parteiunterſchiede hinweg, zum
Schutze des deutſchen Oſtens. Der ſlawiſchen Welle müſſen ſtarke
Dämme und Wälle entgegengeſetzt, werden, Schleſien und die
deutſche Wacht an der Oder müſſe unter allen Umſtänden erhalten
bleiben.
Die Feſtrede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Der
Präſident des Reichsbundes der Schleſier, Dr. Müller, richtete
herzliche Glückwunſchworte an den Schleſierverein anläßlich ſeines
40jährigen Beſtehens und mahnte zum treuen Einſtehen aller für
die ſchleſiſche Heimat. Er überreichte dem Ehrenvorſitzenden Titze
das Ehrenzeichen des Reichsbundes.
Die in allen Teilen harmoniſch verlaufene Jubiläumsfeier
wurde mit einem intereſſanten, ſehr guten Film „Das ſchöne
Schleſien” abgeſchloſſen. Gar manche Erinnerung an die ferne
Heimat und tiefe Sehnſucht nach ihr wurde in den Beſuchern
wachgerufen.
Die holländiſche Kronprinzeſſin in Darmſtadt. Die
Kron=
prinzeſſin von Holland iſt mit größerem Gefolge im eigenen
Salonwagen am Samstag in Darmſtadt eingetroffen und hat im
Hotel „Zur Traube” Wohnung genommen. Ein Teil des Gefolges
iſt im Schloß Erbach=Schönderg abgeſtiegen. Der Aufenthalt der
Prinzeſſin war vollſtändig inkognito. Sie beſuchte abends die
Vorſtellung im Kleinen Haus. Die Herrſchaften werden am
Mon=
tag in aller Frühe nach Heidelberg weiterfahren,
— Von Dr. Kruegers Polar=Expedition. In der Treptow=
Sternwarte, Berlin=Treptow, findet zur Zeit eine „
Nordland=
ſchau”=Aus”tellung ſtatt, in der u. a. Material an Bildern,
wiſſen=
ſchaftlichen Apparaten, Ausrüſtungsgegenſtänden von den
ark=
tiſchen Expeditionen der Polarforſcher Prof. Dr. Wegener=
Graz und Dr. Krueger=Darmſtadt, der Mitarbeiter am
Geologiſchen Inſtitut der Techniſchen Hochſchule war, zuſ mmen
geſtellt worden iſt. Außer einer in Grönland aufgenommenen
Photographie Dr. Kruegers, die im Beſitz ſeiner Verwandten iſt,
konnte freilich nur wenig zur Verfügung geſtellt werden, da man
Sammlungsſtücke nicht aus der Hand geben kann. Alles, was von
Dr. Kruegers zweiter Polarexpedition in unſere Hände gelangt
iſt, ſtammt von ſeiner letzten Station auf Ellesmereland und
wurde von der Kanadiſchen Regierung nach Darmſtadt zurück.
geſchickt. Das Material war von Dr. Krueger noch ſelbſt verpackt,
und auch handſchriftliche Aufzeichnungen lagen bei, die ſich
haupt=
ſächlich auf ſeine Sammlungen und geologiſchen Beobachtungen
beziehen. Leider fehlen aber alle Nachrichten, welche Pläne Dr.
Krueger nach ſeinem Aufbruch von Ellesmereland zu verfolgen
gedachte. Nur Ausrüſtungsgegenſtände und einige wiſſenſchaftliche
Apparate (Behmlot) ſind noch mit zurückgekommen. Die erhofften
Nachrichten, die bis Dezember vorigen Jahres hätten eintreffen
können, ſind leider ausgeblieben.
Verkauf fiskaliſchen Geländes. Die Miniſterialabteilung für
Forſt= und Kameralverwaltung hat mit Genehmigung des Herrn
Finanzminiſters — veranlaßt durch wiederholte Beſchlüſſe des
Heſſiſchen Landtags — die Forſtämter ermächtigt, einen Teil des
kameralfiskaliſchen Grundbeſitzes zum Verkauf zu ſtellen. Es
han=
delt ſich dabei vorwiegend um ſogenannten Splitterbeſitz, der
zer=
ſtreut in den einzelnen Gemarkungen liegt und zum Zwecke der
Dieſe
Vereinfachung der Verwaltung abgeſtoßen werden ſoll.
Verkaufsabſicht hat in den Kreiſen der fiskaliſchen Pächter
Beun=
ruhigung ausgelöſt. Die geaußerten Beſorgniſſe ſind nicht
be=
gründet, da bei einem Verkauf von Pachtland ſelbſtverſtändlich den
Pächtern dieſes Geländes die Vorhand belaſſen wird. Man hofft,
dieſe Veräußerung ohne Härten für die derzeitigen Pächter
durch=
führen zu können. Zu dieſem Zwecke werden die lokalen
Dienſt=
ſtellen mit ausführlichen Richtlinien verſehen werden.
— Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 28. Januar 1933 per
Pfund bzw. Stück in Rpfg. Gemüſe: Erdkohlraben 6—8, gelbe
Rüben 6—8, rote Rüben 6—8, weiße Rüben 6—8, Schwarzwurzeln
20—25, Spinat 20—25. Rotkraut 8—10. Weißkraut 6—8 Wirſing
8—10, Grünkohl 8—10, Roſenkohl 20—25, Zwiebeln 8—10.
Knob=
lauch 60—80, Kaſtanien 25. Feldſalat (Lattich) 80—100,
Endivien=
ſalat 20—25, Kopfſalat 20—25 Blumenkohl 30—50, Rettich 5—10,
Meerrettich 60—70. Kaartoffeln; Spätkartoffeln 3—4. Obſt
Tafeläpfel 15—25. Wixtſchaftsäpfel 10—20. Nüſſe 40—50,
Apfel=
ſinen 5—15, Zitronen 4—10. Bananen 30—40. Eßwaren:
Süß=
rahmbutter 130—150, Landbutter 100—120 Weichkäſe 20—25,
Handkäſe 2—12, Eier (riſche) 11—12. Wild und Geflügel:
Gänſe 80. Hühner 70. /Enten 90. Tauben 30—50, Haſen 30—90,
Hähne 100. Fleiſch= und Wurſtwaren: Rindfleiſch 56,
Kalbfleiſch 65—70. Hainmelfleiſch 60.
P
*
Reie Nooelte iun Sos, nong.
Rechtsbekrachtungen.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
„Am 1. Januar 1925”, ſo ſchrieb der Verfaſſer der Juriſtiſchen
Rundſchau der DJ3. in Heft 1 des Jahres 1925, ſind es 25 Jahre.
ſeit das BGB. und das HGB. in Kraft traten. Sie gehören heute
zu dem feſten Beſtande des deutſchen Rechtslebens. Ihr Inhalt iſt
in Fleiſch und Blut übergegangen. Nach wie vor darf man
zu=
geben, daß namentlich im bürgerlichen Rechtsbuche die
Faſ=
ſung keine durchweg glückliche iſt. Sicher lieſt und
ver=
ſteht man das Schweizer Zivilrecht leichter und
angeneh=
mer. Aber wir ſind feſt in dieſe Wohnung eingelebt. Wir ſtoßen
uns nicht mehr an ſeinen Winkeln und Ecken. Wir brauchen die
wichtigſten Stellen nicht mehr nachzuſchlagen. Wir kennen ihren
wirtſchaftlichen oder ethiſchen Inhalt. Vielfach hat ihn ja auch
ſchon die Rechtſyrechung gemodelt. Bei beiden Geſetzeswerken
mögen einzelne Materien einer Neugeſtaltung bedürfen. So das
Eheſcheidungsrecht des BGB. und das Aktienrecht des HGB. Das
ſind kleine Erneuerungen. Der ganze Bau aber ſteht feſt und wird
dauern.
Seitdem ſind faſt weitere acht Jahre verfloſſen, und die
wirt=
ſchaftliche Entwicklung hat es nicht bewirken können, daß nötige
Ergänzungen unſeres Zivilrechts ihren Niederſchlag in einer
No=
velle zum BGB. fanden. Außer dem zitierten Eheſcheidungsrecht
erſcheinen dringend reformbedürftig die Regelung der Rechte der
unehelichen Kinder und die Frage der Ausſtattung. beides
Gegen=
ſtände des Familienrechtes.
Von ihnen ſoll in dieſem Aufſatz nicht die Rede ſein, wohl aber
von einem Gegenſtand auf ſachenrechtlichem Gebiet, der von
emi=
nent wirtſchaftlicher Bedeutung iſt, muß einmal in aller
Oeffent=
lichkeit geſprochen werden: den Rechtsverhältniſſen an
wirtſchaft=
lichen Unternehmungen hinſichtlich der Leitungen. Das BGB.
ver=
ſagt hier völlig, in der Praxis hilft man ſich ſchlecht und recht mit
Anerkennungsgebühren, widerruflicher Ueberlaſſung des
Ge=
brauchs, ohne die Sache an der Wurzel anzupacken. Denn bis auf
den heutigen Tag entbehren wir noch eines einheitlichen
Elektrizitätsrechts!
Möge der Leſer deshalb mit mir eine rechtsvergleichende
Um=
ſchau über die Handhabung im ausländiſchen Rechte halten. Das
oben berührte ſchweizeriſche Zivilgeſetzbuch, ſeit
Januar 1912 in Kraft, hat hier in einfacher und zugleich
prak=
tiſcher Weiſe den wirtſchaftlichen Verhältniſſen Rechnung zu tragen
gewußt.
Art. 676 lautet: Leitungen für Waſſer. Gas elektriſche Kraft
und dergleichen, die ſich außerhalb des Grundſtückes befinden, dem
ſie dienen, werden, wo es nicht anders geordnet iſt. als Zugehör
des Werkes, von dem ſie ausgehen, und als Eigentum des
Werk=
eigentümers betrachtet.”
Soweit nicht das Nachbarrecht Anwendung findet. erfolgt die
dingliche Belaſtung der fremden Grundſtücke mit ſolchen Leitungen
durch die Errichtung einer Dienſtbarkeit.
„Die Dienſtbarkeit beſteht, wenn die Leitung nicht äußerlich
wahrnehmbar iſt, mit der Eintragung in das Grundbuch und in
den anderen Fällen mit der Erſtellung der Leitung.”
Der Kommentar zum Sachenrecht von Profeſſor Wieland in
Baſel bemerkt dazu auf Seite 116: Art. 676 hat erſt in den
Ver=
handlungen der eidgen. Räte Aufnahme gefunden Man hatte
hierbei namentlich die Bedürfniſſe der
elektri=
ſchen Induſtrie im Auge. Leitungen ſind Beſtandteile des
Grundſtücks. auf dem ſie ſich befinden. Demnach gehören elektriſche
Leitungen (Leitungsſtangen. Säulen, Transformatorenhäuschen).
die auf fremdem Grund und Boden erſtellt worden ſind, nicht dem
Inhaber des Elektrizitätswerks, ſondern dem Grundeigentümer.
Sie könnten ſomit nicht mit dem Werk veräußert, und verpfändet
werden. Um dieſes Ergebnis zu erzielen, müßte vielmehr der
In=
haber der elektriſchen Zentrale ein Baurecht im Grundbuche
ein=
tragen laſſen. Die Eintragung eines Baurechts auf jedem einzelnen
Grundſtücke würde jedoch bei Leitungsnetzen, die ſich über weiteſte
Entfernungen hin erſtrecken, die Anlagen und Betriebskoſten
be=
deutend erhöhen. Art. 676 läßt deshalb die Errichtung einer
Dienſt=
barkeit ohne Eintragung im Grundbuche zu, ſofern die
Lei=
tung äußerlich wahrnehmbar iſt. wie z. B. bei
Hoch=
ſpannleitungen oder ſonſtigen oberirdiſchen Leitungen. Bei nicht
ſichtbaren Leitungen, insbeſondere bei unterirdiſch geführten
Lei=
tungen, bedarf es dagegen der Eintragung im Grundbuch.”
„Leitungen ſind Zugehör des Werkes, von dem ſie ausgehen:
ſie können alſo wie bewegliche Zubehörden, ohne ſolche zu ſein.
durch Veräußerung oder Verpfändung der Hauptſache veräußert
oder verpfändet werden.”
„Auch ohne Beſtellung einer Dienſtbarkeit bleibt die Leitung
Eigentum des Errichters: a) ſoweit das Nachbarrecht
Anwen=
dung findet. Hier ſchlägt Art 691 Abſ. 1 ein: „Jeder
Grundeigen=
tümer iſt gehalten, die Durchleitung von Brunnen,
Drainierungs=
röhren. Gasröhren und dgl., ſowie von elektriſchen ober= oder
unterirdiſchen Leitungen gegen vorgängigen vollen Erſatz des
da=
durch verurſachten Schadens zu geſtatten, inſofern ſich die Leitung
ohne Inanſpruchnahme ſeines Grundſtücks gar nicht oder nur mit
b) „Wenn die
unverhältnismäßigen Koſten durchführen läßt.”
Leitung im allgemeinen öffentlichen Intereſſe erſtellt wird: Gas=,
Waſſerleitungen, Dolenanlagen, Kanaliſationsleitungen, die von
Kanton oder der Gemeinde auf Grund ihrer
verwaltungsrecht=
lichen Zuſtändigkeit angelegt werden. Die Pflicht des
Grundeigen=
tümers, ſolche Leitungen zu dulden, beruht hier auf einer
öffent=
lichrechtlichen Beſchränkung des Eigentums. Hierher gehört auch
die Erſtellung von Telegraphen= und Telephonleitungen zugunſten
der eidgenöſſiſchen Telegraphen= und Telephonverwaltung.”
„Betr. Anlage von Leitungen auf öffentlichen Straßen,
Plätzen uſw. Dieſe Ausnahme gilt für Schienen, Drahtleitungen
uſw. auf öffentlichem Grund und Boden.”
Die Leitungen als Zugehör des Werkes (Haupt= oder
Neben=
werk), müſſen dem Grundſtück, von dem ſie ausgehen, ausſchließlich
dienen. Hausleitungen ſind Beſtandteile des Hauſes und
fallen ins Eigentum des Hauseigentümers.”
Dienſtbarkeit bedarf es: a) Bei Beſtellung
„Zur Beſtellung der
durch Rechtsgeſchäft: Abfaſſung in ſchriftlicher Form. (Bloße
Schriftform genügt.) b) Bei Enteignung Erlaß des
Enteignungs=
beſchluſſes durch die zuſtändige Behörde. c) Eintragung im
Grund=
buch auf dem Blatte des berechtigten und des belaſteten
Grund=
ſtückes
Wie man ſieht, ſind dies praktiſche Regelungen, die dem Rechte
ſachgemäß angepaßt ſind.
Aus der vorzüglichen Regelung, die alle dieſe wirtſchaftlichen
Anlagen im ſchweizeriſchen ZGB. erfahren haben. erhellt, daß auch
wir jetzt nicht mehr länger zögern dürfen, eine Kodifikation
nach=
zuholen, auf die ſchon während des Krieges in der „Z. für
Kom=
munalwirtſchaft und Kommunalpolitik” nachdrücklich hingewieſen
wurde
Ergänzend ſei noch bemerkt: Das heſſiſche Geſetz vom 30. März
1928 über die Anlagen von elektriſchen Hochſpannungsleitungen
und von Gas= und Waſſerleitungen (Reg. Blatt Nr. 6 vom 4. Anril
1928) regelt nur die öfffentlichen Verhältniſſe. Daß
aber auch die privatrechtlichen Verhältniſſe zwiſchen
Grundſtücks=
eigentümer und Unternehmer geſetzlich geordnet werden raüſſen,
29 März
ergibt ein Blick in die Landtagsverhandlungen vor
die Ab=
1928 (Prot, des 4. Landtags 1927—1931 S. 107), in den
geordneten Weckler und Dr. Müller nicht unberechtigt B. hwerden
der Eigentümer vorgebracht und Abhilfe ſeitens der Regierung
erbeten haben. Eine wirkſame Abhilfe kann aber nur eine
reichs=
geſetzliche Regelung auf dem Wege einer Novelle zum BGB.
ſchaffen
Der Berufsweikkampf des 69A.
Großes Inkereſſe der Angeſtellten Jugend.
Die über Erwarten zahlreiche Beteiligung an dem
Berufs=
wettkampf des GDA. zeigt uns, daß die deutſche
Angeſtellten=
jugend voller Hoffnung und Mut in die Zukunft blickt, trotz aller
Not, die uns betroffen hat. Zu gleicher Zeit wie in Darmſtadt
traten in ganz Deutſchland rund 80 000 Jugendliche an, um in
gleicher Weiſe dieſen Kampf durchzuführen. Die Bewertung der
Arbeiten erfolgt nach einem vorgeſchriebenen Syſtem, damit die
Gewähr für eine einheitliche Bewertung gegeben iſt. Jede Gruppe
gibt die beſten Arbeiten an die Gaugruppe weiter, die daraus
wiederum die beſten Arbeiten an die Reichsleitung weiter gibt.
Es erfolgt dann eine Bewertung durch die Gruppe, die ſelbſt,
eine große Zahl von Preiſen zur Verfügung ſtellt. Die beſten
Arbeiten werden dann nochmals mit Gau= und Reichspreiſen
ausgezeichnet. Nach der bisherigen Beurteilung zeigt ſich, daß
die Teilnehmer recht gute Arbeiten lieferten. Während es ſich
bei den Lehrlingen im Kontor hauptſächlich um Buchungs= und
Rechnungsfragen handelt, wurden den Teilnehmern in den
Ladengeſchäften Fragen geſtellt, die ſich auf den Verkauf und die
Ware beziehen. Als Beiſpiel ſei folgende Aufgabe angeführt
Beim Vorliegen von Ware entdecken Sie, daß ein Stück, welches
Sie dem Kunden vorzulegen verſprochen haben, inzwiſchen vom
Kollegen verkauft worden iſt. Wie helfen Sie ſich angeſichts des
wartenden und enttäuſchten Kunden?‟” Eine beſondere Note
er=
hielt dieſer Wettkampf noch dadurch, daß für die jugendlichen
ſtellenloſen Angeſtellten eine beſondere Gruppe geſchaffen wurde,
die für die Altersklaſſen bis 25 Jahre ausgedehnt worden iſt.
Der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (GDA.) will mit
dieſem Wettkampf nicht nur das Intereſſe am Angeſtelltenberufe
wecken, ſondern auch zeigen, daß das Gelernte eine gute
Grund=
lage ſchuf.
Denkt an die
hungernden Vögel!
— Filmveranſtaltung der Landesverſicherungsanſtalt Heſſen.
Zu einer Filmveranſtaltung hatte die Landesverſicherungsanſtalt
Heſſen am Sonntag vormittag im Union=Theater. Rheinſtraße,
eingeladen. Die zahlreich erſchienenen Gäſte folgten mit
Auf=
merkſamkeit den drei Filmen, welche zum Teil mit dem
Reichs=
verband deutſcher Dentiſten vorgeführt wurden. Der Film
„Luſtige Hygiene” des Reichsausſchuſſes für hygieniſche
Volks=
belehrung zeigte uns in ſeiner originellen Aufmachung, daß wir
doch täglich manche geſundheitliche Fehler begehen. In ſehr
guter Darſtellung zeigte der Kulturfilm des Reichsverbandes
deutſcher Dentiſten „Die Pflege des Mundes und der Zähne‟.
Anſchaulich ſah man das Wachstum der Zähne, den Wert einer
planmäßigen Zahnpflege, gute Ausbildung der Dentiſten. Die
Gefahren der Tuberkuloſe wurden im Film des Deutſchen
Zen=
tralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkuloſe gezeigt „Küſſen
verboten‟. Die feine Spielform hat dem Beſucher gezeigt, in
welch erſchreckendem Maße die Tuberkuloſe heute noch in
Deutſch=
land verbreitet iſt, daß wir dieſelbe aber verhüten und vor allen
Dingen heilen können. Solche Kultur= und Lehrfilme ſind immer
ſehr zu begrüßen, und das aufmerkſame und dankbare Publikum
wird wohl die Landesverſicherungsanſtalt und ihre Abteilung
„Hygieniſche Volksbelehrung” veranlaſſen, weitere ſolche
Veran=
ſtaltungen zu treffen. Erfreulicherweiſe wird auch für die
Er=
werbsloſen heute in den Palaſt=Lichtſpielen dieſelbe Vorführung
ſtattfinden, was ſicher auch von unſeren Arbeitsloſen ſehr
be=
grüßt wird. Man ſollte auch prüfen, ob ſolche Lehrfilme nicht
auch den oberen Schulklaſſen, ſowie den höheren Schulen
vorge=
führt werden können. Gerade in unſerer heutigen Zeit ſcheint
es dringend notwendig, gute, aufklärende Arbeit auf dem
Ge=
biete der geſamten Geſundheitspflege in unſer Volk zu tragen.
Aufmerkſames, dankbares Publikum wird ſich immer finden.
Erweiterte Geltungsdauer für Sonntagsrückfahrkarten
zum Winterſport. Die Geltungsdauer der feſt
aufliegen=
den Sonntagsrückfahrkaxten nach Achern, Baden=Baden=Stadt
Bühl (Baden), Eberbach, Forhach=Gausbach, Freiburg (
Breis=
aau) und Heidelbera wird verſuchsweiſe ab ſofort bis zum 13.
März d. J. wie folgt verlängert: Von Samstag. 0 Uhr bis
Montag. 14 Uhr (ſpäteſter Antritt der Rückfahrt). Blanko=
Sonn=
tagsrückfahrkarten dürfen aus dieſem Anlaß nicht ausgefertigt
werden.
Jahreshauptverſammlung der Turngemeinde Beſſungen 1865,
e. V. Die gut beſuchte Verſammlung wurde von der
Singmann=
ſchaft der T. G. B. mit dem Chor „Deutſchland dir mein
Vater=
land” eröffnet und gab damit den Auftakt zu der Anſprache des
erſten Sprechers, Dr. Krafft, der in bewegten Worten der Not
des Vaterlandes gedachte. Neben den größten innerlichen Wirren,
nie gedachte Arbeitsloſigkeit, und damit unendliches körperliches
und geiſtiges Elend. Aber deſſen ungeachtet. Hoffnung auf
Beſſe=
rung nicht verlieren, immer feſter das Band der Brüderlichkeit
ſchlingen und weiterarbeiten am köſtlichen Erbe der Väter. Im
Jahresbericht wurde der Fertigſtellung des Turn= und
Sport=
platzes an der Heidelberger Straße gedacht, um deſſen Ausbau ſich
Willi Hüfner, Vermeſſungsinſpektor, große Verdienſte
erwor=
ben hat. Ein Vereinsſportfeſt gab dem Platze die Weihe, und das
anfangs Juli abgehaltene Gautreffen des Main—Rhein=Gaues,
deſſen Durchführung der T. G. B. übertragen war, brachte in
ſei=
nem reibungsloſen Verlauf beſtes Zeugnis für günſtige, ſchöne
Lage und weiteſte Verwendungsmöglichkeiten für Veranſtaltungen
aller Art. Dreimaliger Wechſel des Wirtſchaftspächters des
Ver=
einshauſes brachte in der Perſon des Metzgermeiſter=Gaſtwirtes
Küper vorzügliche Beſetzung dieſer Stelle. Im Laufe des Jahres
wurden im Turnbetrieb neu aufgenommen:Fechten unter Brauns=
Kötting, Raſen= und Tiſchtennis unter Zeſchky-Nieder, welche
Sportarten reichlichen Mitgliederzuwachs brachten. Es folgten
die Ehrungen: Auguſt Heil, der verdienſtvolle Rechner der
T. G. B., und Heinrich Volz wurden für 50jährige
Mitglied=
ſchaft mit Ehrenurkunden zu Ehrenmitgliedern ernannt, Paul
Denecke wurde Ehrenurkunde über 25jährige Mitgliedſchaft;
die goldene Vereinsnadel für 40jährige Mitgliedſchaft wurde
Albrecht Weihl und der Vereinsbrief den Turnern
Harten=
fels, Schäfer, Wenner überreicht. Eine letzte Ehrung
galt den Toten. — Die Berichte der Fachwarte brachten ein Bild
der unendlichen Kleinarbeit in den einzelnen Abteilungen.
Wach=
ſende Turnfreudigkeit und Zunahme der Uebenden, was beſonders
beim Frauenturnen (ältere), Schülerabteilung und
Singmann=
ſchaft hervortritt. Oberturnwart Reinhard konnte
zuſammen=
faſſend berichten, daß an 1024 Uebungsabenden und =Tagen rund
25 000 Teilnehmer turnten, ſpielten, fochten uſw. Hunderte Siege
wurden bei Gau= und Kreisveranſtaltungen errungen, darunter
erſte im Frauenturnen, Volksturnen, Fechten. Sein Ruf: „Auf
nach Stuttgart, dem Quell neuer Freude an turneriſchem Tun
und Begeiſterung” wurde begeiſtert aufgenommen. — Der letzte
Punkt der Tagesordnung brachte die Vorſtandswahl. Der Vorſtand
wurde mit geringen Veränderungen neu gewählt. Der Vorſitzende
ſchloß die angeregt verlaufene Tagung mit Gut Heil für
Vater=
land, Turnerſchaft und Verein in der erſten Tagesſtunde des
Sonntags.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage Fritz
Kampers. Paul Heidemann und Paul Hörbiger, die 3 ſtrammen
Huſaren, in dem ulkigen Schwank „Drei von der
Kaval=
lerie‟. Weiter ſind in dieſer übermütigen Angelegenheit
be=
ſchäftigt: Elſe Elſter, Albert Paulig, Senta Söneland. Hugo
Fiſcher=Köppe u. v. a.
— Im Union=Theater läuft nur noch heute und morgen der
neue Guſtav=Fröhlich=Tonfilm „Ein Mann mit Herz”, eine
von Geza von Bolvary einfallreich inſzenierte Tonfilm=Operette.
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man heute zum letzten
Male im Erſtaufführungs=Doppelprogramm den ſpannenden
Kriminal=Tonfilm „Verhängnis eines Tages”, mit
Clive Brook und Miriam Hopkins, ſowie im 2. Teil den
ſenſa=
tionellen Tonfilm aus dem Zirkusleben „Der Sprung ins
Nichts”, mit Cilly Feindt und Aribert Mog.
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Nächſte Veranſtaltung Donnerstag abend 8.30 Uhr,
Fürſtenſaal, Grafenſtraße. Als Folge zu dem im Vorjahre ſo
bei=
fällig aufgenommenen Vortrag über „Die Geſchichte des
Poſt=
weſens in Heſſen” wird Herr Oberpoſtinſpektor Groeninger
ſprechen über „Die Geſchichte der heſſiſchen Poſt von 1807 bis zur
Reichsgründung‟. Der Vortrag, der einen wertvollen
Kultur=
beitrag zur alten heſſiſchen Poſtgeſchichte bildet, wird durch gute
Lichtbilder erläutert. Gäſte können durch Mitglieder
ein=
geführt werden
Schwerer Motorradunfall bei Trautheim. Am Sonntag abend
nach 8 Uhr ereignete ſich auf der Straße zwiſchen Darmſtadt und
ein
Ober=Ramſtadt, in der Nähe des Kurhauſes „Trautheim”
ſchwerer Motorradunfall, der ein Menſchenleben forderte. Die
Maſchine der Fahrer Göckel und Karl Schütz, beide aus Ober=
Ramſtadt, kam in der Nähe des Kurhauſes „Trautheim”
ins
Schleudern und überſchlug ſich. Dabei erlitt Schütz einen ſo
ſchweren Schädelbruch, daß der Tod ſofort eintrat, während Göckel
mit einem Beinbruch davonkam. Die Maſchine wurde nur wenig
beſchädigt.
Seite 4 — Nr. 30
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
* Verwaltungsgerichtshof.
1. Einwendungen des Polizeihauptwacht.
meiſters Paul Gebel in Worms gegen ſeine
Ver=
ſetzung in den Ruheſtand.
Gebel trat am 1. Juni 1920 bei der Schupo ein und wurde
am 3. Juli 1930 in den heſſiſchen Staatsdienſt übernommen; er
iſt wiederholt wegen Ischias in Behandlung und in Bad Nauheim
und Bad Lauſigk (Sachſen) zur Kur geweſen. Die Gutachten
ſtellen die Polizeidienſtfähigkeit in Frage. Gebel wünſchte einen
Schließerpoſten oder Beſchaftigung in einer Fernſprechzentrale.
Der Innenminiſter kündigte Zwangspenſionierung auf 1. Sept.
1932 an: mangels freier Stellen komme eine Stellung im inneren
Polizeidienſt nicht in Frage. Gebel beſtreitet, daß die
Voraus=
ſetzungen der Verſetzung in den Ruheſtand vorlagen, das Leiden
habe, ſich weſentlich gebeſſert. Das Obergutachten der Gießene:
mediziniſchen Fakultät ſtellt chroniſcſe Ischias feſt. verneint
die Fähigkeit für Außendienſt — bejaht ſolche für den Innendienſt
Gebel iſt am 25. Januar 1897 geboren.
Der Vertreter des Gebel beanſtandet die Richtigkeit des
ein=
geforderten Obergutachtens und beruft ſich auf ein Gutachten des
Dr. Franz=Worms, das den Heilverlauf als zwar
ſchlei=
chend, aber als normal, Gebel als heute voll dienſtfähig
be=
zeichnet. Er fügt bei, auf dem Polizeiamt Worms würden ſeit
1925 drei Telephoniſtinnen beſchäftigt, vährend Gebel die
Qualiſikation für den Telephondienſt abgeſprochen werde. Es
wird ein weiteres Obergutachten gegebenenfalls zu erheben
be=
antragt. Der Vertreter des Staatsintereſſes beantragt
Ver=
werfung der Einwendungen, geſtützt auf den Akteninhalt und
das Ischiasleiden. Das Gericht erſucht das
Miniſte=
rium ein erneutes Gutachten der Gießener
Fakultät herbeizuführen.
2.
Vorentſcheidung gegen
Gendarmerie=
meiſter Karn in Wörrſtadt wegen
Körperver=
letzung im Amt.
Schloſſermeiſter Breiſſig in Wörrſtadt hat Anzeige gegen
Karn erhoben, dieſer habe ihn und ſeinen Sohn ſchwer
miß=
handelt. Karn erklärt, er habe, um B. Sohn zuvorzukommen. mit
einem Angriff dieſen wider die Bruſt geſtoßen. Der Streit
be=
gann, weil der Sohn ein verbotenes Abzeichen der NSDAP. trug
Karn drängte den Sohn zurück, um, wie er ſagte, einen Auflauf
(Sonntag 22. Mai 1932) zu vermeiden. Der Sohn Breiſſig
ſeiner=
ſeits behauptet Karn habe ihn auf Backen und Kopf geſchlagen;
das ſei auf der Straße geſchehen, dann habe ihn Karn in den
Hausflur gedrängt, wo er wieder geſchlagen worden ſei. Der
Vater Breiſſig als Zeuge betont, Karn habe ihn ohne Anlaß an
die Kehle gepackt, ohne allerdings zu ſchlagen. Den Vorfall mit
ſeinem Sohn, der vorherging, hat er nicht wahrgenommen. Ein
Zeuge gibt an, Karn habe das Wort „Lausbub gebraucht, wen
er damit gemeint habe, weiß Zeuge nicht.
Entgegen den Darlegungen des Vertreters von Karn und des
Vertreters des Staatsintereſſes bejaht der Gerichtsho
eine Ueberſchreitung der Amtspflichten.
Eigenartiger Selbſtmord. Auf ausgeſuchte Art verübte in
Pfungſtadt ein Greis Selbſtmord. Der 72jährige Schreinermeiſter
Georg Rädchen, ein Junggeſeile, hatte am Samstag ſeinen
Alkohol=
tag. Nach Mitternacht ging er vom Wirtshaus, wo er
Selbſt=
mordabſichten geäußert hatte, in ſeine Werkſtatt und legte ſich in
einen Sarg, den er ſeit 10 Jahren als Schlafſtelle benutzt, nieder.
Dann bedeckte er ſich mit Hobelſpänen, die er mit Petroleum
be=
goß, und zündete dieſe an. Durch das Schreien des Brennenden
wurde ein Straßenpaſſant aufmerkſam drang in die Werkſtatt
ein, wo er den Greis ſchwer verbrannt fand. Zum Glück konnte
er auch das Feuer löſchen, ehe es auf die Werkſtatt übergriff und
ſich weiter ausdehnte, denn im Stockwerk darüber wohnt eine
kin=
derreiche Familie — diejenige des Feuerwehrkommandanten. Der
Greis iſt am Sonntag morgen im Darmſtädter Krankenhaus
ſei=
ten ſchweren Verletzungen erlegen. Man wird ihn nun in ſeinem
Sarg, der vom Feuer unbeſchädigt geblieben iſt, beiſetzen.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übermimmi die Redaltion keinertei Ver.
antwortung, für ſie bleibt auf Grund des § 21 Abf. 2 des Preſſegeſetzes in volſem Umfange
der Einſender verantwortlich. — Einſendungen, die nicht verwendet werden, fönnen nicht
zurückge ſandt die Ablehnung nicht begründet werden
Wie nach dem „Rentner”, dem Organ des Rentnerbundes,
verlautet, ſind am 20. Dez. 1932 Anordnungen des Reichsarbeits=
und Reichsinnenminiſteriums ergangen, die den Beſchwerden der
Kleinrentner abzuhelfen bezweckten. Die hier zuſtändige Stelle
wird erſucht, den Wortlaut des Erlaſſes baldigſt zu
Civis.
veröffentlichen.
Zum Schluſſe des Polizeiberichts über Hühnerdiebſtähle ſtehen
am 26. Januar 1933 folgende Zeilen: Kleintierhalter ſichert eure
Ställe, die in den Gärten untergebracht ſind. In vielen Fällen iſt
für eine Sicherung der Tiere nicht genügend Sorge getragen
Darauf muß ich erwidern: „Ich beſitze an der Rennbahn einen
Pachtgarten. Dreimal wurde derſelbe von Dieben beſucht. Einmal
wurden zirka 15 Meter Umzäunungsdraht losgemacht. Das zweite
Mal wurden ungefähr 10 Meter Umzäunungsdraht verbogen und
zuſammengedrückt. Da ich einige Kleintiere beſitze, kaufte ich mir
einen Wachhund, mit der Annahme, eine Steuerermäßigung zu
er=
reichen. Aber fehlgeſchoſſen. Die nächtlichen Beſuche hörten auf
ſch konnte aber der hohen Steuer halber meinen treuen Beſchützer
nicht mehr halten. Nun haben die Diebe wieder freie Bahn.
42 RM. für Steuer und das zu hohe Waſſergeld verekeln einem die
Luſt und Liebe zu ſeinem Gärtchen. Viele Kleintier= und
Garten=
beſitzer folgten meinem Beiſpiel.
Auf dem Platz an der Johanneskirche befinden ſich von der
Stadtgärtnerei inſtand gehaltene gärtneriſche Anlagen, die im
Sommer das Straßenbild anmutig beleben und beſonders im
Frühjahr durch ihr friſches Grün das Auge erfreuen. Ob die
An=
lage in dieſem Frühling auch wieder zu neuem Leben erwachen
wird, iſt nunmehr fraglich geworden. Denn bereits ſeit Monaten
kann man beobachten, wie nachmittags eine Schar halberwachſener
Jungen ungeſtört ihr munteres Spiel auf dieſem Platz treibt und
beſonders den nordweſtlichen Teil der Anlage für geeignet findet,
mit Rollern über den Raſen zu jagen, Fußball und ſonſtigen Sport
zwiſchen den Hecken zu treiben.
Kinder in dieſem Alter ſollten eigentlich wiſſen und von ihren
Eltern darüber belehrt werden, daß es ungehörig iſt, Hecken und
Raſen zu zertrampeln und das Eigentum anderer, das eine ſolche
Anlage doch darſtellt, die mit vieler Mühe und auf Koſten der
Steuerzahler in Ordnung gehalten werden muß. mutwillig zu
zerſtören.
Ein ganz energiſches Eingreifen von ſeiten der Polizei oder
des Aufſichtsbeamten der Stadtgärtnerei, evtl. unter Beſtrafung,
wäre hier am Platze.
Mehrere Anwohner.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 29. Jan. Arbeiter=Turn= und
Sport=
verein
Generalverſammlung. Nach
Be=
grüßung der zahlreich erſchienenen Mitglieder ſtellte der
Vor=
ſitzende den ſchriftlich vorliegenden Geſchäftsbericht zur Diskuſſion
Den Berichten der einzelnen Abteilungen wie Turner,
Turnerin=
nen. Fußballer, Handballer, Leichtathleten, Waſſerſportler,
Wan=
derer, Schülerinnen und Schüler iſt zu entnehme daß die
ſport=
liche Tätigkeit auf all dieſen Gebieten im Berichtsjahre eine
über=
aus rege war. Die einzelnen Berichte wurden mit Befriedigung
entgegengenommen. Der Mitgliederſtand betrug zu Beginn des
neuen Vereinsjahres 305. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler
beläuft ſich auf 164 Die Vorſtandswahl und die Wahl der
tech=
niſchen Leiter der einzelnen Abteilungen ergab mit einer
Aus=
nahme die Wiederwahl der ſeither Amtierenden. Die
Beitrags=
frage wurde gemäß des Antrags des Vorſtandes dahingehend
ge=
regelt, daß nunmehr die Mitgliedſchaft in kleinere Bezirke
ein=
geteilt wird, die wöchentlich kaſſiert werden. Kaſſenbericht und
Bericht der Wirtſchaftskommiſſion ergaben, daß ſich der Verein in
finanzieller Hinſicht in geordneten Verhältniſſen befindet, obwohl
zwei Drittel der Mitglieder arbeitslos ſind. Das
Jahrespro=
gramm, das von dem techniſchen Leiter aufgeſtellt und vorgetragen
wurde, ſieht zahlreiche Veranſtaltungen für das kommende Jahr
vor und wurde einſtimmig gutgeheißen Als erſte Veranſtaltung
findet am 18. Februar ein Familienabend ſtatt.
Spülung
des Waſſerrohrnetzes. Am Montag, den 30. Januar,
abends 9 Uhr, findet eine Spülung des Waſſerrohrnetzes ſtatt,
für den Ortsteil Kranichſtein am folgenden Tage um die gleiche
B. Wixhauſen, 29. Jan. Am Samstag wurde unter großer
Beteiligung der Gemeinde die Frau unſeres Bürgermeiſters die
plötzlich einem Herzſchlag erlegen iſt, zu Grabe getragen. Am
Sonntag morgen durcheilte eine neue Schreckenskunde das Dorf.
Eine im 59. Lebensjahre ſtehende Frau hatte aus bisher
unbe=
kannter Urſache in ihrem Brunnen den Tod gefunden.
Griesheim. 28 Jan. Die Heag hat auf der elektriſchen
Straßenbahnlinie Darmſtadt—Griesheim, am Ortseingang an der
„Krummen Gewann” eine neue Halteſtelle errichtet, die in
Be=
rieb genommen worden iſt. Mit dieſer Einrichtung iſt den
Wün=
ſchen der Bewohner des ſüdöſtlichen Baublocks in
entgegenkom=
mender Weiſe Rechnung getragen worden.
An. Groß=Zimmern, 28. Jan In der Reihe der Vorträge
des Herrn Dr. Berger fand im Saalbau „Zur Linde” der zweite
Vortrag ſtatt: „Karl Marx und Chriſtus‟. Das intereſſante
Thema hatte eine große Anziehungskraft und wohl an 800
Zu=
hörer aller politiſchen Parteien füllten den Saal. In
einſtündi=
gem Vortrag ſetzte ſich der Redner, auf dem Boden des
Chriſten=
tums ſtehend, in feiner Weiſe mit den Grundſätzen von Karl
Marx auseinander. Anſchließend war Ausſprache, von der
reich=
lich Gebrau
emacht wurde. Sie war ſehr intereſſant und wurde
mit größter 9
fmerkſamkeit verfolgt.
Ed. Winterkaſten. 28 Jan Diebſtahl. Dieſer Tage wurde
mehrmals nachts in den Hühnerſtall des Landwirts Peter Daum 3.
eingebrochen und eine größere Anzahl Hühner geſtohlen. Der
Be=
ſitzer ſchöpfte auf zwei hieſige junge Burſchen Verdacht und
er=
ſtattete der Gendarmerie Anzeige. Die beiden verdächtigen
Bur=
ſchen haben der Polizei bereits Geſtändnis abgelegt. Sie
ver=
kauften ihr Diebesgut an einen Geflügelhändler in Reichelsheim.
Fräulein Eliſe Rauſch feierte am 25. Januar bei voller
Ge=
ſundheit ihren 84. Geburtstag.
Cf. Birkenau. 28. Jan Im Eiſe eingebrochen. Die
Eisflächen der Weſchnitz verlocken naturgemäß die Kinder zum
Eisſport. Die Eisſtärke iſt an manchen Stellen aber immer noch
recht trügeriſch, und ſo brach geſtern nachmittag an der mittleren
Weſchnitzbrücke ein 15jähriger Junge durch das Eis und geriet
bis an die Bruſt ins Waſſer Er konnte ſofort herausgezogen
werden.
Cb. Gras=Ellenbach, 28. Jan Generalverſammlung
des Geſangvereins Germania. Unter guter Beteiligung
ſang der Verein als Einleitung das Lied „Mein Elternhaus”
Den Kaſſenbericht verlas Rechner Gg. Muhn. Der Jahresbericht
zeugte von guter Vereinsarbeit. Der Geſamtvorſtand wurde
ein=
ſtimmig wiedergewählt. Unter Bezugnahme auf die derzeitigen
wirtſchaftlichen Verhältniſſe wurde in dieſem Jahre von der
Ab=
haltung eines Theaterabends abgeſehen und ſoll an deſſen Stelle
ein Unterhaltungsabend treten.
Mörlenbach, 28. Jan. Die frühere Bremen=Keilſche Mühle
unterhalb Mörlenbach ging im Freihandverkauf nunmehr in den
Beſitz des ſeitherigen Pächters. Modellſchloſſerei Lorrach, zum
Preiſe von 21 000 RM. über. Der Mühlenbetrieb iſt ſeit Jahren
bereits eingeſtellt; dafür wurde von dem bisherigen Pächter eine
Modellſchloſſerei eingerichtet
Aus dem Birkenauer Tal. 28 Jan. In letzter Zeit haben
ſich in hieſiger Gegend die Diebſtähle ſehr gemehrt. Der
Gendar=
merie iſt es nunmehr gelungen, zwei Täter feſtzunehmen, die ſich
gegenſeitig beſchuldigten, aber. neun Einbrüche eingeſtanden. Die
Diebe wurden dem Amtsgericht Fürth i Odw zugeführt
Bm. Hofheim (Ried). 28. Jan. Zuchterfolge. Bei der
4. großen Riedſchau in Bürſtadt waren nachſtehende hieſige
Züch=
ter mit Erfolg vertreten: Back Hans auf Plymouth=Rock (ſg 1
2). Willi Sauer auf blaue Andaluſier (ſg 1. g. 2) auf weiße
Leghorn b.. auf indiſche Zwergkämpfer B. E. (ſg 2.). Jakob Strack
auf ruſſiſche Orloff (g. 3. g). Adam Kärcher auf rebhuhnfarbige
Italiener (ſg 2. b), auf Schönheitsbrieftauben m. Bd. (ſg. 2. g. 3).
Martin Hofmeiſter auf Schwarze Rheinländer (ſg. 1. ſg. 2. g. b.).
Georg Ries auf neue engliſche Zwergkämpfer (E ſg. 1. ſg. 2. g.)
Bad Wimpfen, 28. Jan. Probealarm am hieſigen
Bahnhof. Kurz nach Abfahrt des Zuges 18.24 Uhr wurde den
Beamten vom Bahnhof Bad=Wimpfen eine Ueberraſchung zuteil.
Aus dem genannten Zuge ſtiegen zwei Herren der
Reichsbahn=
direktion Karlsruhe und überreichten dem dienſthabenden
Fahr=
dienſtleiter ein Schreiben: „Probealarm!‟ Die beiden letzten
Wagen des genannten Perſonenzuges entgleiſten durch vorzeitiges
Umſtellen der Weiche und ſtürzten um: ein Toter, drei
Schwerver=
letzte und etwa 20 Reiſende mit leichteren Verletzungen. So
lau=
jete die geſtellte Aufgabe. Raſch und ſicher traf der
Fahrdienſt=
leiter ſeine Anordnungen Der Bahnhofsvorſtand war ſofort zur
Stelle und eilte zuſammen mit dem inzwiſchen eingetroffenen
Sa=
nitäter mit Rettungskaſten. Tragbahren und Stärkungsmitteln
nach der Unfallſtelle, um den Verwundeten die erſte Hilfe zu
brin=
gen. Die Unfallſtelle war geſichert und mit weithin ſichtbaren
Fackeln beleuchtet. Nach wenigen Minuten ſchon traf der
alar=
mierte Hilfszug aus Heilbronn mit etwa 15—20 Rettungsleuten
an der Unfallſtelle ein. Sogar die Bahnpolizei war nicht
ausge=
nommen. Der Warteſaal wurde behelfsmäßig für Verwundete
eingerichtet. Der heibeigerufene Bahnmeiſter von Bad=Ravpenau
traf mittels Auto ein, während der Rottenführer vom
Winter=
verg im Laufſchritt ankam und jeweils die von ihnen zu
erarei=
fenden Maßnahmen durchführten. Die übrigen bei Unglücksfällen
zu benachrichtigenden Stellen, wie Arzte uſw.. brauchten nicht in
Anſpruch genommen zu werden. Desgleichen wurden die nötigen
Maßnahmen zur Aufrechterhaltung des Verkehrs getroffen. Die
ganze Probealarmübung dauerte nahezu zwei Stunden
Montag, 30. Januar 1933
Erſtes Bild von der furchtbaren Hokel=
Brand=
kakaſtrophe in Deimold.
Die Brandruine des Hotels „Zur Traube” in Detmold.
Bei der Feuersbrunſt, deren Urſache Ueberheizung eines Ofens
war, fanden 3 Perſonen den Tod, 11 wurden ſchwer verletzt.
Bn. Hirſchhorn, 28. Jan. Turnverein —
General=
verſammlung. Der Vorſitzende, Forſtſekretär Walther.
be=
grüßte die ſtattliche Zahl der Erſchienenen und gedachte
gleich=
zeitig der im letzten Jahre verſtorbenen Mitglieder, Dr. med.
Rieſe und Juſtizinſpektor Kleinſchmidt. Ein Rückblick über die
Arbeit des vergangenen Jahres gab Aufſchluß über die
erſprieß=
liche Tätigkeit im Dienſte der körperlichen und geiſtigen
Ertüch=
tigung der Jugend Einen wichtigen Punkt der Tagesordnung
bildeten die Veranſtaltungen im kommenden Jahre, beſonders das
Deutſche Turnfeſt in Stuttgart, ſowie das Gauturnen des Neckar=
Elſenz=Turngaues, worüber Gauoberturnwart Schmitt eingehend
berichtete, und beſonders werbend für Stuttgart eintrat. Die
Verſammlung billigte den von dem Vorſtand eingereichten Antrag
an die Gauleitung um Uebertragung des diesjährigen
Gau=
turnens. Die zur Wiederwahl ſtehenden Vorſtandsmitglieder
wur=
den einſtimmig wiedergewählt. Als 1 und 2. Turnwart treten die
durch die Verſammlung gewählten Turner Guſtav Kerle und
Heinrich Walldorf in den Vorſtand ein, als Schülerturnwart und
Zeugwart Georg Wild
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 28. Jan. Von der Mathildenterraſſe
herabgeſprungen. Aus einer Höhe von ungefähr 15
Metern ſprang von der Mathildenterraſſe eine im Krankenhaus
tätige 17jährige Elevin aus Leipzig auf die Straße hinab.
wo=
elbſt ſie bewußtlos liegen blieb. Die Schwerverletzte wurde
ſo=
fort ins Städtiſche Krankenhaus gebracht. Dort ergab die
Unter=
ſuchung außer Knochenbrüchen innerliche Verletzungen. Der .
u=
tand der Lebensmüden, die in einem Anfall von Schwermut
ge=
handelt hat, iſt lebensgefährlich
Be Mainz. 28. Jan. Im Walde erhängt. Die 66
jäx=
rige Frau des früheren Möbelhändlers Kimbel von hier,
wohnhaft zurzeit in Berlin, hielt ſich ſeit längerer Zeit bei
Be=
kannten in Raunheim auf. Vorgeſtern früh verſchwand die Frau
unter Hinterlaſſung eines Abſchiedsbriefes worin ſie zum
Aus=
druck brachte, daß ſie freiwillig aus dem Leben ſcheide. Geſtern
tachmittag wurde die Verſchwundene im Raunheimer Wald in
der Gemarkung Mainz=Biſchofsheim erhängt aufgefunden.
Wirt=
ſchaftliche Sorgen ſollen die Frau, die früher beſſere Tage erlebt
hat, zu dem Verzweiflungsſchritt getrieben haben. Die Leiche
wurde auf den ſtädtiſchen Friedhof gebracht.
Be. Mainz. 28 Jan. Verein für das Deutſchtum
m Ausland. Im Zuſammenhang mit der am 31. d. M. aus
Anlaß der Anweſenheit der Danzg. Studentenflieger in Mainz
ſtattfindenden Kundgebung „Danzig bleibt deutſch” ſtellt die
aka=
demiſche Ortsgruppe des VDA. im Foyer des Ufavalaſtes eine
ehr ſehenswerte Schau ausgewählter und charakteriſtiſcher
photo=
graphiſcher Aufnahmen aus Danzig aus die vom Deutſchen
Aus=
lands=Inſtitut in Stuttgart zur Verfügung geſtellt ſind. Dieſe
Ausſtellung ,Danzig im Bild” beweiſt mehr wie alle Worte den
urdeutſchen Charakter dieſer Stadt.
Oberheſſen.
Gießen, 29. Jan. Beim Skiſport verunglückt und
halb erfroren Beim Skiſport in der Nähe von Ulrichſtein
(Vogelsberg) kam der mit einem Spoitkameraden laufende 20
Jahre alte Dentiſt Otto Derovſky aus Lorch (Rhein) ſo
unglück=
lich zum Sturz, daß er einen ſchweren Oberſchenkelbruch
davon=
trug. Bis ſein Kamerad Hilfe herbeigeſchafft hatte, mußte der
bedauernswerte junge Mann bei der ſtrengen Kälte faſt eine
Stunde lang an der Unfallſtelle im Schnee liegen. Als die Helfer
erſchienen, war er ſchon halb erfroren und bewußtlos. Nach erſter
ärztlicher Hilfe wurde er in die Gießener Klinik überführt, wo
er in ſehr ernſtem Zuſtande darniederliegt.
Todes=Anzeige.
Heute vormittag verſchied nach längerem, mit Geduld
ertragenem Leiden mein lieber, guter Mann, unſer
reuſorgender Vater, Schwiegervater und Großvater
„.
Hi0 Hiniermann
im 64. Lebensjahre. Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Minna Zimmermann, geb. Bergmann
Elſe Thierauf, geb. Zimmermann
Frieda Lorenz. geb. Zumermann
Walter Zimmermann und Frau.
Darmſtadt, Hersfeld, den 29. Januar 1933.
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unter den Tabaken
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Mit diesem Begriffwird leider
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zweierlei. / Da gibt es ganz
gewaltige
Oualitätsunter-
schiede. Grundsätzlich
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arbeiten iwir nur Havana-
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Die ſäddeutſchen Endſpiele.
Alle Spiele durchgeführt. — 35P. Frankfurk und München 60 Tabellenführer der Abkeilungen.
Keine größeren Ueberraſchungen.
Die Befürchtungen, daß Grippe, Kälte und Schneefall wieder
Lücken in das Endſpielprogramm des Sonntags reißen und
das Geſpenſt einer Terminnot heraufbeſchwören könnten, haben
ſich zum Glück nicht erfüllt. Im Südweſten wo die Grippe
beſonders ſchlimm graſſierte, waren weniger Erſatzeinſtellungen
notwendig als man gedacht hatte, und in Bayern hatte man
ſich die Mühe gemacht, die Spielfelder von Schnee und Eis zu
befreien. So kamen denn alle acht Spiele zur Abwicklung. Es
gab nicht einmal größere Ueberraſchungen. In der
Abteilung I
gab es im intereſſanteſten Spiel des Tages zwiſchen SpVg.
Fürth und Bayern München ein 1:1 (0:1). Rohr und
Full ſchoſſen die Tore. Die 6000 Zuſchauer ſahen bei Fürth die
Hintermannſchaft und bei den Gäſten den Angriff als beſten
Mannſchaftsteil. — Ein zweites, für den Gaſt nicht gerade
an=
genehmes Unentſchieden brachte das 1:1 (0:0=) Spiel zwiſchen
FK. Pirmaſens und 1. FC. Nürnberg. Die 10000
Zuſchauer ſahen ein Spiel, wie man es in gleicher Schönheit
ſchon ſeit Jahren nicht mehr in der Pfalz geſehen haben will.
Der „Club” war nicht ſchlecht, aber es gelang ihm nicht, den
heroiſchen Widerſtand der Pfälzer entſcheidend zu brechen. Er
ſchoß zwar durch Schmidt ſein Führungstor, aber der
Pir=
maſenſer Verteidiger norwegiſcher Abſtammung, Johanneſſon,
glich noch früh genug aus. Zu bemerken bleibt, daß die
Nürn=
berger ohne ihren Mittelläufer Kraus ſpielten. — Die
Punkte=
verluſte ſeiner gefährlichſten Rivalen und ein eigener 3:0=Sieg
über Phönix Ludwigshafen verhalf dem SV. München 60
zur Tabellenführung. Die Münchener waren in dem von 5000
Perſonen beſuchten Spiel ſtets leicht überlegen und rißen durch
Treffer von Kiener, Schäfer und Kronzugger einen verdienten
3:0= (1:0=) Sieg an ſich. — Waldhof ſchlug den
enttäuſchen=
den FC. Kaiſerslautern 5:0.
Die Münchener „Löwen” führen nun in der Tabelle mit 6:0
Punkten vor SpVg. Fürth 6:2, 1. FC. Nürnberg 5:3, SV.
Waldhof 4:6, Bahern München 3:3, Kaiſerslautern und Phönix
Ludwigshafen je 3:7, FK. Pirmaſens 2:4 Punkte. — In der
Abteilung II
ſetzte der Fußballſportverein Frankfurt auch diesmal ſeinen
Siegeszug fort. Nach fünf Spielen weiſen die Bornheimer 10:0
Punkte, 15:4 Tore und einen Vorſprung von vier Punkten vor
ihren Tabellennächſten auf. Man follte meinen die
Abteilungs=
meiſterſchaft und damit die Teilnahme an der Deutſchen
Meiſter=
ſchaft müßte dieſer, zur Zeit ſehr ſchlagkräftigen Mannſchaft ſicher
ſein. Heute ſiegten die Frankfurter in Mainz über den
Heſſenmeiſter Mainz 05 vor 7000 Zuſchauern ſehr ſicher mit
4:1 (1:0). Tiator und Schlagbauer teilten ſich in die
Tor=
erfolge. — Eintracht Frankfurt mußte verſchiedene
Grippekranke erſetzen. Die Sturmführung lag diesmal bei dem
Läufer Hugo Mantel. Trotzdem lieferte die Eintracht ein
über=
raſchend gutes Spiel, das ihr mit je zwei Treffern von
Lind=
ner und Behning auch einen verdienten 4:2 (3:1=) Sieg über
Wormatia Worms eintrug. — In Karlsruhe beſiegte
der KFV. im Lokalderby Phönix 1:0 (0:0), während in
Stutt=
gart die Kickers wieder einmal über Union Böckingen mit
4:2 (2:2= ſiegten.
Dem FSV. Frankfurt mit ſeinen 10:0 Punkten folgen in der
Tabelle Stuttgarter Kickers und Wormatia Worms mit je 6:4,
Eintracht Frankfurt und KFV. mit je 5:5, Böckingen mit 4:6,
Mainz 05 mit 2:6 und Phönix Karlsruhe mit 0:8 Punkten.
Fußkall-Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Endſpiele.
Abt. I: SpVgg. Fürth
Bayern München
1:1 (0:1)
1860 München — Phönix Ludwigshafen . . . . 3:0 (1:0)
fK. Pirmaſens
FC. Nürnberg
. 1:1 (0:0)
SV. Waldhof — 1. FC. Kaiſerslautern . . . . 5:0 (2:0)
Abt. II: Karlsruher FC.
— Phönix Karlsruhe . . . 1:0 (1:0)
FSV. Mainz 05 —
(0:1)
FSV. Frankfurt . .. .. 1:
Kickers Stuttgart — Union Böckingen",
.. . 4:2 (2:2)
Eintracht Frankfurt
Wormatia Worms . . . 4:2 (3:1)
Verbandspokal.
Main/Heſſen: Al.=Ol. Worms — Kickers Offenbach 2:1.
Sport=
freunde Frankfurt — FVg. Kaſtel 1 :2. SV. Wiesbaden
V. f. R. Bürſtadt 2:1. 1. FC. Langen — FVg. Mombach 0:4.
V. f. L. Neu=Iſenburg
Union Niederrad 1:2.
Rhein/Saar: V. f. R. Mannheim
Saar Saarbrücken 5:1.
SpVgg. Mundenheim
— Eintracht Trier 7:1. FV.
Saar=
brücken — FC. Mannheim 08 3:1. Amicitia Viernheim
SpVgg. Sandhofen 2:0. Boruſſia Neunkirchen — V. f. L.
Neckarau 2:1.
Württemberg/Baden: V. f. B. Stuttgart — Frankonia
Karls=
ruhe 6:2. SC. Stuttgart — FC. Mühlburg 2:1. 1. FC.
Pforz=
heim — Germania Brötzingen 1:2. Freiburger FC. — SpVgg.
Schramberg 4:3.
Bayern: Germania Nürnberg — Schwaben Augsburg 2:1. FV.
Würzburg 04 — Teſutonia München 2:2. Ulm 94 — V. f. R.
Fürth 1:3. FC. Schweinfurt — E
V. Ulm 5:0.
Privatſpiel: Viktoria 89 Berlin — Jahn Regensburg 1:1.
Werliner Fußball.
Geſellſchaftsſpiele: Berliner SV. 92
Hindenburg
Allen=
ſtein 3:2. Wacker 04 — Minerva 93 4:6. Spandauer SV.
Nördliche SpVgg. 5:1.
Einkracht wieder guk in Fahrk.
Die Frankfurter ſchlagen Wormatia Worms 4:2 (3:1).
Dieſes ſüddeutſche Endſpiel ſtand unter dem Druck der Grippe
Die Angſt vor dieſer Epidemie hielt die Leute zu Hauſe, kaum
600 Zuſchauer waren ins Frankfurter Stadion gekommen. Aber
auch die Mannſchaften hatten darunter zu leiden. Die Eintracht
mußte verſchiedene Erſatzleute einſtellen und ſah ſich zu dem
Experiment gezwungen, den Läufer Hugo Mantel mit der
Sturm=
führung zu betrauen. Die heſſiſchen Gäſte waren glücklicher
daran, ſie brauchten nur Ludwig Müller zu erſetzen. Das unter
ſo ungünſtigen Vorausſetzungen begonnene Spiel brachte aber
eine angenehme Enttäuſchung. Beide Mannſchaften zeigten ein
ſehr gutes, die Eintracht ſogar ein überraſchend gutes Spiel. Beim
ſüddeutſchen Meiſter war die internationale Verteidigung in
einer lange nicht mehr geſehenen Ho form, die Läuferreihe
ar=
beitete klug und wirkſam, und ſelbſt der Sturm zeigte etwas,
was man lange an dieſem Mannſchaftsteil der Eintracht
ver=
mißte: Durchſchlagskraft und gute taktiſche Züge. So kamen die
Frankfurter denn auch zu einem ſicheren und verdienten Sieg,
der durch Treffer von Behning und Lindner (je zwei)
ſicher=
geſtellt wurde, während Worms ſeine Gegentore durch Winkler
ſchoß. In Panzer=Ludwigshafen hatte der ſchnelle, zeitweiſe
wirk=
lich feſſelnden Kampf einen korrekten Leiter.
Die Eintracht war bis zur Pauſe klar tonangebend, hatte
aber zunächſt ſehr harten Widerſtand der Wormſer Läuferreihe
und Abwehr zu überwinden. Mitte der Halbzeit ſchoß Trumpler
ein Tor, da er aber vorher von Cloſet gehakt worden war, hatte
der Schiedsrichter bereits Elfmeter gepfiffen. Mantel ſchoß den
Elfmeter über das Tor. Zur Entſchädigung für dieſes doppelte
Mißgeſchick holte aber Behning ſchon wenig ſpäter, in der 28.
Minute, nach Vorlage von Lindner, den Führungstreffer.
Wor=
matia erzielte zwar bereits zwei Minuten darauf durch Winkler
aus einem 20=Meter=Schuß den Ausgleich, aber die Eintracht
be=
herrſchte weiter die Situation und riß auch bald wieder die
Füh=
rung an ſich. Lindner ſchloß in der 40. Minute einen von
Trumpler eingeleiteten Angriff erfolgreich ab, und in der
näch=
ſten Minute war es wieder Lindner, der nach guter
Kombina=
tion des Innentrios einen weiteren Treffer anreihen konnte.
Nach der Pauſe war der Kampf etwas ausgelichener, und in
der letzten Viertelſtunde flaute er ſogar ſtark ab. Behning
ver=
wandelte in der 24. Minute einen 20=Meter=Strafſtoß direkt zum
vierten Tor für die Platzherren. Wormatia holte ſich in der
vorletzten Minute noch einen Gegentreffer, als Winkler nach
guter Kombination den Ball erhielt, noch zwei Gegner umſpielte
und placiert einſchoß.
B
Zunfter Sieg des 35p. Frankfurk.
Mainz 05 — FSV. Frankfurt 1:4 (0:1).
Der Fußballſportverein Frankfurt ſetzte ſeinen nun allmählich
imponierenden Siegeszug auch in Mainz fort. Hier beſiegte er
vor 7000 Zuſchauern den Heſſenmeiſter Mainz 05 einwandfrei und
verdient mit 4:1 (1:0) Treffern. Wieder waren es die
hervor=
ragende körperliche Verfaſſung und die Schnelligkeit in Lauf und
Spiel, mit denen die Frankfurter in erſter Linie beſtachen; ſie
zeigten aber auch eine flüſſige Kombination und eine Ballarbeit,
die eine wachſende Reife aufweiſt. Dabei hatten ſie diesmal
wegen Grippeerkrankungen zwei Erſatzleute einſtellen müſſen.
Mainz 05, das mit vollſtändiger Mannſchaft antrat und auch den
begnadigten Poſſelmann mitbrachte, kam gegen das beſſere Spiel
der Gäſte nur in einzelnen Phaſen der zweiten Halbzeit ſtärker
zur Geltung. Die Mannſchaft ſchlug ſich nicht ſchlecht, aber die
Niederlage war kaum zu vermeiden. Frankfurt war vor der Pauſe
durch Tiator in Führung gegangen. Nach dem Wechſel glich
Mainz zwar durch Lerch aus, aber Treffer von Tiator und
Schlag=
bauer (zwei) ſtellten, den ſicheren Sieg der Frankfurter feſt.
Bleß=Pirmaſens leitete den ſpannenden, zeitweilig auch etwas
harten Kampf befriedigend.
Die Kickers ſiegen abermals.
Kickers Stuttgart—Union Böckingen 4:2 (2:2).
In Württemberg gab es eine Neuauflage zwiſchen Kickers
und der Böckinger Union. Auch diesmal ſiegten die Stuttgarter
mit 4:2, wobei ſich allerdings die Union viel beſſer als bei dem
Entſcheidungsſpiel um die württembergiſche Meiſterſchaft ſchlug;
ſie hätte ſogar ein Unentſchieden verdient gehabt, wenn nicht in
der zweiten Halbzeit ihre Deckungsreihen völlig
zuſammengebro=
chen wären. Der beſte Mann der Böckinger, für die Grau und
Schadt die Tore ſchoſſen, war der Torwart Hengſteler. Für
die Kickers fielen die Erfolge durch Cozza, Welz und Link,
ſowie ein Eigentor der Böckinger. Vor 4000 Zuſchauern leitete
Daxner=München das Spiel ſehr gut.
Der Kampf wurde in bemerkenswert ritterlicher Weiſe
durch=
geführt. Bei gleich verteilten Chancen blieben auf beiden
Sei=
ten zunächſt Torerfolge aus. Erſt in der 27. Minute ging
Böckin=
gen in Führung, als Grau eine Flanke des Rechtsaußen
Hof=
mann mit direktem Schuß ins Tor knallte. Zwei Minuten ſpäter
lagen die Kickers mit 2:1 in Front! Ein Nachſchuß von Cozza
ergab den Ausgleich, ein geſchloſſener Angriff endete mit einem
unhaltbaren Treffer des Rechtsaußen Welz. Die Union konnte
in der 32. Minute durch den Halblinken Schadt nochmals den
Gleichſtand herausholen. Wenig auf der Höhe ſtand das Spiel
in der zweiten Halbzeit. Bei einem Strafſtoß von Welz brachte
ein Eigentor von Walter 2. die Kickers abermals in
Füh=
rung. Stegmüller verurſachte durch Handſpiel noch einen
Elf=
meter, den Hengſteler zwar hielt, aber im Nachſchuß erhöhte Link
auf 4:2. Auf beiden Seiten wurden noch Chancen verpaßt, die
Böckinger Stürmer waren auch vom Pech verfolgt.
Kaiſerslaukern enkkäuſcht ſtark.
SV. Waldhof — 1. FC. Kaiſerslautern 5:0 (2:0).
Vor nur 2000 Zuſchauern ſpielte am Sonntag der
Saar=
zweite 1. FC. Kaiſerslautern zum erſten Male in Mannheim. Man
hatte von den Gäſten allerhand Leiſtungen erwartet, wurde aber
ſehr enttäuſcht. Gut waren bei ihnen nur der Torwärter
Geb=
hardt und der linke Verteidiger Konrad, die übrigen ragten nicht
über mittelmäßigen Durchſchnitt hinaus. Der Sturm konnte ſich
in keiner Weiſe gegen die wieder mit Bretzing ſehr ſicher ſpielende
Waldhof=Läuferreihe durchſetzen, einige durchbruchartige Vorſtöße
blieben an der Verteidigung hängen. Es iſt bezeichnend, daß die
Kaiſerslauterer nicht einmal einen einzigen Eckball zu ihren
Gunſten buchen konnten. Dagegen ſpielte Waldhof — vielleicht
natürlich bedingt durch den ſchwachen Gegner — wie einſt im Mai.
Die Verteidigung war ſehr ſicher, die Läuferreihe deckte
ausge=
zeichnet und ſpielte glänzend zu, und der Sturm zeigte wieder
die von früher gewohnten Kabinettſtückchen fließender, ſchneller
Kombination. Man vergaß auch diesmal nicht ganz das Schießen,
wenn auch die erzielte Torausbeute noch etwas gering erſcheint.
Aber Gebhardt im Tor der Pfälzer war wirklich ein ſehr guter
Torwächter. Als Schiedsrichter amtierte Lorenz=Karlsruhe zur
all=
ſeitigen Zufriedenheit.
Scharfer Kampf in Fürkh.
Spielvereinigung Fürth — Bayern München 1:1 (0:1).
Das Spiel des deutſchen Fußballmeiſters Bayern München
gegen die Fürther Spielvereinigung hatte 6000 Zuſchauer in den
Ronhof gelockt, die einen temperamentvollen und jederzeit
ſpan=
nenden Kampf zu ſehen bekamen. Die erſte Halbzeit ſtand mehr
im Zeichen der forſch angreifenden Fürther, doch gelang es den
Bayern, gerade in dieſem Spielabſchnitt zum Führungstreffer zu
kommen, den der Mittelſtürmer Rohr auf die Flanke des
Erſatz=
linksaußen Hymon erzielte. Der vom Publikum ſtürmiſch bejubelte
Ausgleichstreffer der Fürther fiel kurze Zeit nach dem Wechſel
durch den Rechtsaußen Full. Dölker=Stuttgart leitete ſehr
objek=
tiv, einzelne kleinere Verſehen taten ſeiner guten Geſamtleiſtung
keinen Abbruch.
Während die Fürther Mannſchaft komplett antrat, kamen die
Münchener ohne Heidkamp und Walke. Beide Mannſchaften
lieferten ſich einen ſehr ſcharfen Kampf. Beſonders die erſte
Halb=
zeit wurde ſehr energiſch durchgeführt, nicht zuletzt durch die
auf=
opfernde Tätigkeit der Bayernhintermannſchaft, in der Haringer
und Bader ſehr gut, aber auch ſehr hart abwehrten. Die
Bayern=
läufer deckten den Fürther Sturm ſehr gut ab, konnten ihn aber
nicht daran hindern, eine Serie gefährlicher Tormomente
heraus=
zuarbeiten. Die Bayern griffen zwar ſeltener an, waren aber mit
ihren Vorſtößen immer ſehr gefährlich. Die Fürther hatten
un=
ſtreitig die klareren Chancen, konnten aber keine davon zu einem
Tor verwerten. In der 11. Minute flankte der Erſatzlinksaußen
Hymon ſchön zur Mitte, Rohr war zur Stelle und ſandte zum 1:0
für Bayern ein.
In der zweiten Halbzeit erſchien der Kampf offener, weil die
Fürther Angriffe nicht ſchnell genug vorwärts getragen wurden
und mehr auf den Flügeln gekämpft wurde. Die Bayern dagegen
konzentrierten ihre Vorſtöße ſehr präziſe auf das Innentrio, das
aber gegen die Fürther Hintermannſchaft erfolglos ankämpfte.
Die größere Energieleiſtung in dieſer Zeit kam dem Fürther
An=
griff zu, der mit ſeinem linken Flügel in der 58. Minute den
Aus=
gleich vorbereitete, ſo daß Full auf Rechtsaußen unhaltbar
ein=
ſchießen konnte. Das zunehmende Können der Fürther
Läufer=
reihe, dank des ſehr gut verteilenden Leinberger, brachte die
Bayern lange Zeit ins Hintertreffen. So klare Torgelegenheiten
wie vor der Pauſe vermochten die Fürther aber nicht mehr
heraus=
zuholen. In der letzten Viertelſtunde packten die Bayern noch
ein=
mal ganz energiſch zu und bedrohten das Fürther Tor gewaltig,
aber auch ihnen war kein Erfolg mehr beſchieden. Die
Feldſpiel=
überlegenheit der Fürther konnte im Geſamteckenergebnis von 8:3
ausgedrückt werden.
Der deutſche Meiſter hat bei ſeinem erſten Wiederkommen nach
Fürth bewieſen, daß er ſeinen Ehrentitel zu Recht trägt. Die
ganze Mannſchaft iſt routiniert und von Mann zu Mann
ab=
geſtimmt. Das ausgezeichnete Schlußtrio und der ſchnelle,
ſchuß=
gewandte Sturm ſind noch immer die ſtärkſten Waffen der
Meiſter=
elf. Bergmaier, Krumm und Rohr im Sturm. Naglſchmitz in der
Läuferreihe, Haringer und Haymann im Schlußtrio liefen zu ganz
großer Form auf. Doch konnten ſich auch die übrigen
zufrieden=
ſtellend behaupten.
Bei den Fürthern war Zeiß in der Hintermannſchaft der beſte
Mann, Leinberger übertraf diesmal ſeine Nebenleute in der
Läu=
ferreihe, und im Sturm ſchnitten Frank und Wolf am
erfolgreich=
ſten ab. Full und Leupold II hatten unter Verletzungen zu leiden,
die Läufer Leupold I und Kraus begingen zu oft Deckungsfehler,
als daß ihr Können erſtklaſſig genannt werden könnte. Wenz im
Tor erledigte ſein Penſum recht aufmerkſam.
„Löwen” rächen deutſchen Meiſter.
1860 München — Phönix Ludwigshafen 3:0 (1:0=.
Im Münchener 1860er=Stadion trat am Sonntag vor 5000
Zuſchauern und bei ſehr guten Platzverhältniſſen der Bezwinger
der Münchener Bayern”, Phönix Ludwigshafen, gegen
Mün=
chen 1860 an. Während die Gäſte in ſtärkſter Aufſtellung
er=
ſchienen, mußten die Münchener ohne ihren Internationalen
Lachner antreten. Die Ludwigshafener Gäſte ſpielten recht gut,
ihren Aktionen fehlte aber der krönende Schuß. Dazu war die
Münchener Deckung ſehr gut, ſo daß die Pfälzer leer
aus=
gingen. In der erſten Halbzeit fiel ein Münchener Treffer durch
Kiener. Nach dem Wechſel waren noch Schäfer und
Kron=
zucker erfolgreich. Schiedsrichter Haß=Villingen leitete den
Kampf korrekt.
Das Spiel begann mit leichter Ueberlegenheit der
Mün=
chener, die ſich gleich vor dem Tore der Pfälzer feſtſetzten. Aber
auch Phönix ſchaffte mehrmals gefährliche Situationen, und
einmal hatte Ertl ſogar ſein Heiligtum verlaſſen, aber der allein
vor dem Tor ſtehende Berk fand das Ziel nicht. Den
Tor=
reigen eröffnete Kiener in der 20. Minute, indem er eine flotte
Kombination von Schäfer und Kronzucker zum Führungstreffer
verwandelte. Bei den Gäſten war es immer wieder die linke
Seite 6 — Nr. 30
Seite, an der Hörnle gefährliche Angriffe einleitete, die aber
von der Münchener Verteidigung immer noch rechtzeitig geſtoppt
werden konnten.
Gleich nach der Pauſe mußten die Pfälzer ſtark verteidigen,
denn die Münchener griffen ungeſtüm an, und nur der
hervor=
ragenden Arbeit der Schußleute war es zu verdanken, daß in
dieſer Periode die Torzahl nicht erhöht wurde. In der 11.
Minute ſpielte ſich Kronzucker ſchön durch; ſeine Vorlage wurde
von Schäfer zum zweiten Treffer verwandelt. Der Ball ſoll
dabei allerdings vorher „aus” geweſen ſein. Die Gäſte griffen
demzufolge nicht ein, aber der Schiedsrichter gab Tor. Der ſonſt
ſehr gute Leiter Haß=Villingen mußte darauf ein kleines
Pfeif=
konzert über ſich ergehen laſſen. Nun ſetzten die Pfälzer zu
eirer General=Offenſive an, die das Münchener Tor mehrfach in
Bedrängnis brachte. Dieſe Ueberlegenheit wurde abermals von
den Münchenern gut überſtanden und eine Minute vor Schluß
fiel dann durch Kronzucker der dritte und letzte Treffer.
v7.
h‟
„Cind verliett wieder einen Punkk.
FK. Pirmaſens—1. FC. Nürnberg 1:1 (0:0).
10 000 Zuſchauer ſahen in Pirmaſens einen der ſchönſten
Fußballkämpfe, die dort wohl überhaupt gezeigt wurden. Ein
ungemein ſchnelles, immer ſpannendes und feſſelndes Spiel,
da=
bei betont fair und anſtändig, riß die Zuſchauer immer wieder
zur Begeiſterung hin. Der Ausgang wird dem Spielverlauf
ge=
recht, denn bei genauer Abwägung aller vorhandenen Chancen
und der Stärke und Schwäche der einzelnen Mannſchaftsteile
waren ſich beide Mannſchaften ungefähr gleichwertig. In der
erſten Halbzeit konnte keine der beiden Parteien einen Treffer
erzielen. Nach dem Wechſel gingen die Nürnberger durch
Schmidt in Führung, die in der 40. Minute durch
Johancſ=
ſen ausgeglichen wurde. Beide Mannſchaften ſpielten mit
Er=
ſatz; Pirmaſens hatte den Linksaußen Zinſius durch Babo
er=
ſetzt, während bei Nürnberg Billmann für Kraus ſpielte.
Schieds=
richter Müller=Hanau leitete das Spiel ausgezeichnet.
*
Süddeutſchlands Mannſchaft für das Spiel gegen Zentralungarn.
Der Verbands=Fußballausſchuß des Süddeutſchen Verbandes
hat für das am 5. Februar im Frankfurter Stadion zum Austrag
kommende Repräſentativſpiel Süddeutſchland-Zentralungarn die
folgende Mannſchaft in Ausſicht genommen: Wolf (FSV.
Frank=
furt): Schütz (Eintracht Frankfurt), W. May (FSV. Frankfurt)
Gramlich (Eintracht Frankfurt), Sold (FV. Saarbrücken), Mantel
(Eintracht Frankfurt); Grebe (Offenbach), Leichter (Niederrad),
Conen (FV. Saabrücken), Lindner (Eintracht Frankfurt), Haderer
(FSV. Frankfurt). Die Mannſchaft iſt ſchon allein deshalb ſehr
geſchickt aufgeſtellt, weil ſie nur zwei ſüddeutſche
Endſpielteil=
nehmer beanſprucht, den Endſpielbetrieb alſo ſo gut wie gar nicht
ſtört.
Süddeutſchland ſpielt in Marſeille.
Am 12. Februar, alſo bereits eine Woche nach dem Spiel
gegen Zentralungarn, tritt eine ſüddeutſche Mannſchaft in
Mar=
ſeille gegen Südoſtfrankreich an. Süddeutſchland will ſich bei
die=
ſem Spiel in der Hauptſache auf Spieler aus dem Bezirk
Württemberg/Baden ſtützen.
A. O. Worms Tabellenführer.
Bei den fünf Pokalſpielen des Bezirks Main/Heſſen gab es
am letzten Januarſonntag zwei Ueberraſchungen. Einmal hatte
man damit gerechnet, daß die Offenbacher Kikers in Worms gegen
A. O. wenigſtens einen Punkt retten würden; ſie erlitten aber
eine 2:1=Niederlage. Dann kam aber auch die 2:1=Niederlage
un=
vermutet, die V.f.L. Neu=Iſenburg auf eigenem Platz von Union
Niederrad erlitt. Die Sportfreunde Frankfurt verloren mit dem
gleichen Ergebnis zu Hauſe gegen Kaſtel, und zum viertenmal
gab es ein 2:1=Reſultat im Spiel des SV. Wiesbaden gegen
Bür=
ſtadt. Eine ſehr glatte Schlappe bezog nur der FC. Langen, der
auf eigenem Platz die F.=Vg. Mombach mit einem 0:4
davon=
ziehen ließ.
In der Tabelle führt nun A. O. Worms mit 7:1 Punkten
vor Union Niederrad, V. f. L. Neu=Iſenburg und SV. Wiesbaden.
die ſämtlich 6:2 Punkte aufweiſen. Ohne Punkte ſind nur noch
Bieber und Sportfreunde Frankfurt.
A. O. Worms — Kickers Offenbach 2:1 (1:0).
Offenbach ſpielte nicht ſchlecht, im Gegenteil, die Mannſchaft
bot zeitweilig ausgezeichnete Leiſtung, ſcheiterte aber an der
famoſen Hintermannſchaft der Platzherren. Worms ſchoß durch
ſeinen Halbrechten Hörl in der 38. und 52. Minute des Spieles
ſeine beiden Treffer, während Offenbach ſein Gegentor erſt neun
Minuten vor Schluß erzielte. Keßler=Koſtheim leitete das von
1500 Perſonen beſuchte Spiel befriedigend.
SV. Wiesbaden — V. f. R. Bürſtadt 2:1 (1:0).
Die Wiesbadener Platzherren können von Glück ſagen, daß
ſie dieſes Spiel gewonnen haben, denn im größten Teil der
Spiel=
zeit zeigten die Gäſte ein überlegenes Spiel. Wiesbaden kam in
der 32. Minute durch ſeinen Mittelſtürmer Kraus zum
Führungs=
treffer. Bürſtadt glich zwar fünf Minuten nach dem Wechſel durch
ſeinen Halbrechten Bauſch aus, aber Wiesbaden konnte ſpäter
durch Wilhelm doch noch das entſcheidende Tor ſchießen. —
Wein=
gärtner=Offenbach leitete befriedigend. 600 Zuſchauer.
FC. Langen — Mombach 0:4.
Langen war in der erſten Halbzeit leicht tonangebend,
da=
gegen gehörte die zweite Halbzeit den Gäſten. Mombach hatte
zwar einen Sieg verdient, er hätte, nicht ſo hoch auszufallen
brauchen. Ausſchlaggebend war, daß die Mombacher Stürmer es
weitaus beſſer verſtanden, die Torchancen auszunützen. Die
Tref=
fer für die Gäſte fielen durch Metzger vor und durch Endemann
und Drommetshauſen (zwei) nach der Pauſe. 200 Zuſchauer.
Schiedsrichter Barnhardt, Bad=Homburg, ging an.
Walldorf — Polizei 1:0 1:0).
Von vornherein ſei ſchon geſagt, daß die Polizeimannſchaft,
trotz überlegenem Spiel, dank der Hilfloſigkeit des Sturmes
und durch Selbſttor in Walldorf ihre erſte Niederlage hinnehmen
mußte. Die Polizeimannſchaft, immer noch ohne ihre beiden
Halbſtürmer Müller und Pfeiffer, leiſtete bis auf den Sturm
gute Arbeit, beſonders erwähnt ſei der Mittelläufer
Hanne=
berger, der der beſte Mann auf dem Platze war. Von den 90
Minuten Spielzeit lag die Polizeimannſchaft gut 70 Minuten
in des Gegners Spielhälfte. Trotzdem der Sturm von der
Läuferreihe nur ſo mit Bällen gefüttert wurde, gelang es der
Stürmerreihe nicht einmal, das Gehäuſe des Gegners zu finden.
Alle Schüſſe gingen entweder an die Latte oder wurden
dar=
über getreten. Was dem Polizeiſturm zur Zeit fehlt, iſt der
letzte Einſatz vor dem Tore. Den Stürmern ſei empfohlen,
wenn ſie nicht weiter in der Tabelle abfallen und ſich die
Meiſterſchaftsausſichten verderben wollen, ſich mehr wie in den
letzten Spielen einzuſetzen. Das einzige Tor fiel durch einen
unglücklichen Abprall am linken Verteidiger. Wie ſchon
Ein=
gangs erwähnt, hatte Walldorf während des ganzen Spiels
nicht viel zu beſtellen. Sie beſchränkten ſich lediglich auf einige
Durchbrüche, die immer von der aufmerkſamen Pol.=Verteidigung
abgeſtoppt wurden.
SV. Darmſtadt 1898 — Sp.Vg. Arheilgen 5:1 (2:1).
Auch im geſtrigen Spiel gegen die Sportvereinigung
Arheil=
gen konnten die 98er ihre ſtark verbeſſerte Form unter Beweis
ſtellen und einen durchaus verdienten Sieg erringen. Das
Tref=
fen hatte von Anbeginn einen äußerſt harten Charakter. Man
merkte es der Gäſteelf ſofort an, daß ſie ſich den Sieg ſichern wollte.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Als ſie jedoch einen wohl unvermutet harten Widerſtand fand,
wurde ſie derart ſtark aus dem Konzept gebracht, daß ſie ſich faſt
nie zu einer einheitlichen Spielweiſe zuſammenfinden konnte.
Die Leute vom Arheilger Mühlchen verſtehen es, ſich mit echtem
Kämpferherz einzuſetzen und den kleinſten Vorteil zu erkämpfen
Geſtern hatten ſie jedoch mit ihrer raſanten Spielweiſe kein Glück,
ſie konnten es auch nicht haben, weil jede Handlung zu überhaſtet
vorgenommen wurde und dabei die Gemeinſamkeit der Aktionen
verloren ging. Dies war auch der Grund, weshalb die Gäſteelf
nur ganz ſelten zu Torchancen kam und verlor, wobei ſie
aller=
dings die Höhe der Niederlage auf die ſchlechte Leiſtung ihres
Torwächters zurückführen kann. Im Gegenſatz zu den Arheilgern
klappte bei den Einheimiſchen die Verbindung zwiſchen den
ein=
zelnen Mannſchaftsteilen recht gut. Die Elf der 98er iſt wie
umgewandelt. Vor allen Dingen hat die Sportvereinsmannſchaft
dadurch einen Vorteil, daß ſie bedeutend ſchneller geworden iſt,
daß der Sturm wieder brauchbare Vorlagen bekommt und die
Stürmer mit Flügelſpiel und Steilvorlagen Erfolgsmöglichkeiten
ſchaffen, die auch bei geringerem Schußvermögen zu Toren führen.
Zurzeit ſpielt die Sportvereinself zweifellos nicht nur einen
ſchö=
nen, ſondern auch erfolgreichen Fußball.
Die Leitung des Spieles lag bei Chriſtmann (Ludwigshafen)
dem zahlreiche Schnitzer unterliefen und der gegen die harte
Spiel=
weiſe viel zu zaghaft vorging.
Das Treffen ſelbſt ſah die 98er ſchon in 1. Minute in
Füh=
rung. Einen recht harmloſen Strafſtoß, von Frey aus ziemlich
beträchtlicher Entfernung geſchoſſen, ließ der von der Sonne
ge=
blendete Arheilger Hüter durch die Beine ins Tor rollen. Wohl
holten die Gäſte in der 15. Minute durch Schuß ihres
Mittelſtür=
mers auf 1:1 auf, aber ſchon kurz darauf glückte den Lilienträgern
durch Geyer, der auf Steilvorlage von Böhner flach einſchoß,
wie=
derum die Führung. Die Darmſtädter waren bis zur Pauſe faſt
immer beſſer als der Gegner, der bei 2 Durchbrüchen des
Darm=
ſtädter Mittelſtürmers nur mit viel Glück ſein Tor rein halten
konnte. Nach Wiederbeginn ſetzten ſich die Gäſte mit großer
Wucht ein. Obwohl ſie drängten, wurde gerade zu dieſer Zeit
ihre Niederlage beſiegelt. Bei einem raſchen Durchbruch der 98er
ließ der Torhüter des Gegners den Ball fallen, blitzſchnell war
Mahr zur Stelle und jagte den Ball in die Torecke. Und ſchon 2
Minuten ſpäter ſtand das Treffen 4:1. Ein Strafſtoß von Lehr
von der Strafraumlinie wurde von Hebeiſen im Nachſchuß
ver=
wandelt. Arheilgen kämpfte verbiſſen um die Verbeſſerung des
Reſultates, jedoch ohne Erfolg. Ein ſchönes Dribbling von
Böh=
ner brachte den Lilienträgern noch ein 5. Tor ein.
Im Spiel der Reſerven erkämpften ſich die 98er einen 2:1=
Sieg.
Sportverein 1898 (Jugendabteilung).
Junioren — Junioren Bensheim 6:0; 1. Jugend — 1. Jugend
Bensheim 4:0; 2. Jugend — 1. Jugend Griesheim 6:0; 1.
Schü=
ler — 1. Schüler Bensheim 5:0.
FV. Eppertshauſen — Rot=Weiß Darmſtadt 2:2 (1:0).
Beide Mannſchaften lieferten ſich vor zahlreichen Zuſchauern
einen ſchönen, fairen Kampf, welcher von einem äußerſt korrekten
Schiedsrichter gepfiffen wurde und mit einem gerechten Reſultat
endigte. Als eine Ueberraſchung iſt es doch zu betrachten, daß es
den Darmſtädtern gelang, mit 5 Erſatzleuten auf dem bekannt
heißen Eppertshäuſer Gelände einen Punkt zu holen. Das kam
daher, daß ein jeder Spieler ſein letztes hergab, wodurch der
Kampf jederzeit offen und Rot=Weiß ſeinem Gegner ebenbürtig
war. Zwar hatte Eppertshauſen den beſſere Sturm aufzuweiſen,
dafür hatte Rot=Weiß jedoch ein deutliches Plus mit ſeiner guten,
ſicheren Hintermannſchaft. Bis zum Wechſel lag Eppertshauſen
mit einem Tor in Führung, die ſich gleich nach der Pauſe auf 2:0
erhöhte. Bei dieſem Stand drehten dann die Rot=Weißen mächtig
auf, und es dauerte nicht allzulange, da hatte Rot=Weiß mit zwei
ſchönen Treffern des Halblinken und Mittelſtürmers ausgeglichen.
Nicht viel hätte gefehlt, und die Führung wäre dageweſen, aber
der ſcharfe Schuß des Halblinken wurde gerade noch zur Ecke
ge=
lenkt. In den Schlußminuten verſtärkte Rot=Weiß ſeine Abwehr
und war darauf bedacht, das Reſultat zu halten, was auch gelang.
Der Punktgewinn iſt inſofern bedeutſam, als es neben den Rot=
Weißen nur einer Mannſchaft gelang, in Eppertshauſen bisher
Punkte zu holen.
Eintracht Darmſtadt — SV. Geinsheim 3:2 (1:0).
Durch obigen, allerdings recht knappen, Sieg konnte Eintracht
ſeine diesjährigen Verbandsſpiele auf eigenem Platze ungeſchlagen
beenden. Es hätte aber nicht viel gefehlt, und es wäre zu einer
Ueberraſchung gekommen. Die Gäſte erſchienen mit kompletter
Mannſchaft, kämpften mit einem Eifer, als hätten ſie die
Tabel=
lenführung zu verteidigen. Beſonders die ſchnellen,
durchbruch=
artigen Angriffe mit abſchließendem Torſchuß machten Geinsheim
zu einem ſehr gefährlichen Gegner. Eintracht erreichte während
der ganzen Spielzeit nicht die gute Form der letzten Spiele, man
muß allerdings berückſichtigen, daß die Einheimiſchen für drei an
Grippe erkrankte Leute Erſatz einſtellen mußten, was ſich ſtark
be=
merkbar machte. Eintracht war wohl beſonders in der 1.
Spiel=
hälfte ſtark überlegen, der Innenſturm verſchoß aber die beſten
Torgelegenheiten. Ein Tor von Hoffmann ergab obigen
Halb=
zeitſtand. Geinsheim kam dann überraſchend zum Ausgleichstor
Durch einen ſehr ſchönen Strafſtoß von Mühlbach ging Eintracht
wieder in Führung. Geinsheim konnte durch ſeinen Linksaußen
nochmals erfolgreich ſein. Kurz vor Schluß konnte aber Daab
durch einen wunderbaren Kopfball für Eintracht das Siegestor
er=
zielen. Die Gäſte hatten in Torwart Bieſer und Wolf ihre beſten
Kräfte. Bei Eintracht ragten Schäfer und Mühlbach beſonders
hervor. Schiedsrichter Lüdgemaier=Mainz konnte gefallen.
Deuiſche Hallen=Tennismeiſterſchaften.
v. Cramm ſiegt im Herren=Einzel. — Weitere Entſcheidungen.
Zu den Entſcheidungen der deutſchen Hallen=
Tennismeiſter=
ſchaften hatte ſich am Sonntag wieder ein recht zahlreiches
Publi=
kum eingefunden. Leider kamen die Zuſchauer im Herren=Einzel
um den erwarteten harten Kampf, denn der Titelverteidiger
Landry=Paris trat im Finale gegen Gottfried v. Cramm mit
einer leichten Grippe an und mußte nach dem Gewinn des
zwei=
ten Satzes, in dem er ſeine Kraftreſerven aufgebraucht hatte, die
Segel ſtreichen und wurde 6:1, 7:9, 6:1, 6:2 geſchlagen. Die
Krankheit des ſympathiſchen Franzoſen verſchlimmerte ſich noch,
ſo daß er zum Endſpiel im Doppel nicht antrat. Hier hatten
Landry/Leſueur am Samstag abend große Mühe, um mit 6:2,
3:6, 8:8, 6:1, 6:2 über die Dänen Ulrich/Gleerup erfolgreich
blei=
ben zu können, während v. Cramm/Maier über Deſſart/Mateyka
mit 6:1, 3:6, 6:2, 6:1 ſiegreich waren. Durch die Abſage Landry
kamen ſo v. Cramm/Maier kampflos zu Meiſterehren. Die
Schwei=
zerin Lolott Payot holte ſich, ebenſo wie von Cramm, neben dem
Titel der internationalen deutſchen Meiſterin auch den der
Hal=
lenmeiſterin, durch einen 6:3=, 2:6=, 6:2=Sieg über Frl. Horn=
Wiesbaden. Die talentierte Süddeutſche ſetzte ſich zwar ſtark zur
Wehr, hatte aber nach dem Gewinn des zweiten Satzes nicht mehr
viel zu beſtellen. — Im Gemiſchten Doppel ſiegten am Samstag
abend zunächſt Maier/Stuck über Payot/Mateyka mit 10:8, 7:9,
6:4, und dann die Franzoſen Adamoff/Leſueur über Frau
Schnei=
der/Peitz—Dr. Deſſart mit 6:2, 6:3. Am Sonntag gewann dann
die franzöſiſche Kombination gegen Frau Stuck/Maier mit 8:6,
6:3 auch das Finale. Im erſten Satz lieferten ſich die beiden
Par=
teien ein faſt gleichwertiges Treffen, das aber im zweiten Leſueur
durch ſeine beſtechende Arbeit am Netz zugunſten der Franzoſen
entſchied. Damit fiel zum erſten Male dieſe Meiſterſchaft an ein
franzöſiſches Paar.
Tiſch=Tennis=Club „Ping=Pong”.
Das Training in dieſer Woche fällt aus. Donnerstag, den
2. Februar, treffen wir uns an der Ecke Heinheimer= und
Dieburgerſtraße, um 7,55 Uhr, zum Rückſpiel bei dem
Tiſch=
tennis=Club „Jung Heſſen” im Hanauer Hof.
Montag, 50. Januar 1933
Rot=Weiß, V.f.R. — Ober=Urſel 13:3.
Am Samstag veranſtaltete Rot=Weiß ſeinen erſten
dies=
jährigen Kampfabend im Boxen. Es kam der Rückkampf gegen
die kampferprobte Ober=Urſeler Mannſchaft zur Austragung. Die
Rot=Weißen konnten einen ſchönen Sieg erringen, und ſtellte ſich
das Ergebnis nur durch eine Verwechſlung 13:3, ſonſt hätte
Ober=Urſel ſich mit einer 15:1=Niederlage begnügen müſſen (der
Vorkampf endete 8:8). Die Boxerlinge Gebrüder Wagner
(Geſamtalter 21 Jahre) eröffneten den Kampfabend. Man ſah
ſchöne Beinarbeit, Gerade und Haken. Die beiden nahmen die
Sache trotz ihrer „Brüderlichkeit” ſehr ernſt. Der 2.
Nahmen=
kampf ſah Lehr, RW., und Brandau, RW., im Ring.
Erſterer, der ſehr ſcharf arbeitete, hatte trotz des ſtändigen, aber
nervöſen Angriffs Brandaus bedeutend mehr vom Kampf.
Als 1. Paar des Mannſchaftstreffens ſtießen im Fliegengew
Kuhn, RW., — Marx, O.=U., aufeinander. Aufregung auf
beiden Seiten, die ſich bei Kuhn aber bald legt, ſo daß er
ſeine Schläge ſehr gut anbringen kann. Wohl iſt die Kraft
auf ſeiten Marxs, aber Kuhn zeigt eine ganz brillante Technik,
er trifft aus den ſchwierigſten Lagen und ſiegt noch ſehr friſch
glatt n. P. 2:0. Im Bantamgew. kämpfen Blum, RW., und
Nöhm, O.=U. Bl. hat beim Vorkampf gelernt, er ſetzt einen
linken Haken zu Beginn, der den mit einem Angriff nicht
rechnenden Röhm ſo mitnimmt, daß er ſchon in der 2. Minute
aufgibt, 4:0. Eine ausgeglichene 1. Runde lieferten ſich im
Federgew. Eiſenberg, RW. — Helfmann, O.=U. Der
Rot=Weiße zeigt ſich in der 2. Runde von noch nicht gekannter
Seite. Hart und fabelhaft placiert bringt er Gerade und Haken
an, und muß Helfmann trotz ſeiner Reichweite ſich mit dem
Nehmen begnügen. E. ſiegt klar a. P. 6:0. Fritz Staud
zeigte mit 15 Jahren hier ſeinen erſten aktiven Kampf. Er
trifft im Leichtgew. auf Dröll, O.=U. Ruhig, ſicher und hart
arbeitet Staud. Der Ober=Urſeler, der ein großes Kraftplus
in den Ring bringt, läßt ſich von „Fritzchen” immer mehr in
die Defenſive drängen, und kommt, trotz ſeiner unſauberen
Kampfesweiſe, nur durch den Gong am k. o. vorbei. Sieger
Staud 8:0. Beim zweiten Leichtgewichtskampf ſiegt Jährling,
RW., über Kaiſer, O.=U., unerwartet und überraſchend ſchon
nach ein paar Sekunden durch techniſchen k. o. 10:0. Gaubatz,
RW., und Rohde, O.=U., im Weltergew. eröffnen ſehr
lang=
ſam. Bald reißt G. aber die Führung an ſich, zwingt den Ober=
Uirſeler bis 9 zu Boden und ſchlägt ihn dann k. o. Die Punkte
fallen hier aber wegen einer Handſchuhverwechſlung R. zu, 10:2.
Einen harten Kampf lieferten Köhler, RW., und Schmidt,
O.=U., im Mittelgew. K. arbeitet erſtklaſſig, nimmt für ſeine
Vorkampfniederlage voll Revanche und ſchlägt Schmidt in der
2. Runde k. o., 12:2. Nun folgten Walther, RW., und
Krämer, O.=U. Beide kennen ſcheinbar nur den Nahkampf.
Der eine klemmt, der andere hält feſt. Sie zeigen ein
Mittel=
ding zwiſchen Ningen und Boxen, und ſo endet der Kampf
unentſchieden 13:3 für Rot=Weiß.
Bauer, RW., und Woltmann, RW., lieferten zum
Schluß noch einen netten Schwergewichtsſchaukampf, der ohne
Wertung ging.
Pariſer Ringer in Skukigart geſchlagen.
Städtekampf Stuttgart — Paris 10:5.
Der Start der Pariſer Städtemannſchaft zog etwa 1200
Zu=
ſchauer in die Stuttgarter Reithalle, die von den gezeigten
Lei=
ſtungen vollauf befriedigt waren. Die Franzoſen hatten mehrere
Landesmeiſter in ihrer Staffel, auch Olympiateilnehmer.
Aller=
dings mußte der im Halbſchwergewicht vorgeſehene Ringer, der
beim Kampf gegen Schweden verletzt wurde, auf die Teilnahme
verzichten, der Kampf in dieſer Gewichtsklaſſe fiel daher aus. Im
Geſamtergebnis ſiegten die Stuttgarter verdient mit 10:5. Im
Bantamgewicht wurde der Stuttgarter Jordan gegen
Pantas=Paris nach ſchönem Kampf Punktſieger. Das
Feder=
gewicht war inſofern eine Enttäuſchung, als der zweite
Olympia=
ſieger Francois durch zu ſtarke Abwehr ſeines Gegners Krehl=
Untertürkheim keine Gelegenheit hatte, ſein Können zu entfalten,
er wurde hoher Punktſieger. Im Leichtgewicht ſiegte Kurtz
(S.) über Serres (P.) hoch nach Punkten. Der Höhepunkt des
Abends war der Weltergewichtskampf: Adolf Krehl=
Unter=
türkheim war dem Franzoſen Bigeot in allen Lagen klar
über=
legen und ſiegte nach 8 Minuten. Im Mittelgewicht mußte
der Stuttgarter J. Mann eine Schulterniederlage hinnehmen.
Dem Geſamtſieg für die Stuttgarter Staffel ſtellte mit einer
großartigen Leiſtung im Schwergewicht der Untertürkheimer
Lägeler ſicher, der ſeinen Gegner nach temperamentvollem
Kampfe in der 9. Minute durch Ueberwurf von vorne auf die
Schultern legte.
Kegler=Bereinigung Darmſtadt u. Umgeg. E. B.
Sieger=Ehrung.
Zahlreich hatten ſich am vergangenen Sonntag Mitglieder
der Vereinigung eingefunden, um der Ehrung der Meiſter aus
dem abgeſchloſſenen Ausſcheidungskegeln beizuwohnen. Der 1.
Vor=
ſitzende Thünnel begrüßte die Erſchienenen mit kurzen Worten
und gab dann dem Sportwart Reichert das Wort zur Vornahme
der eigentlichen Sieger=Ehrung. Dieſer gab einen kurzen
Rückblick über die Kämpfe um die Verbandsmeiſterſchaften und
gedachte der Meiſter Becher, Schinnerl und Frau Pohl
in ehrenden Worten. Nach Ueberreichung von künſtleriſch
aus=
geführten Orden ſtimmten die Anweſenden freudigſt in das vom
Sportwart ausgebrachte dreifache „Gut Holz” für die Meiſter ein.
Mannſchaftskampf.
Anſchließend an die Sieger=Ehrung begann der übliche
Mann=
ſchaftskampf zwiſchen den Mitgliedern der Kampfmannſchaft. Die
zehn Erſten kämpften gegen die zweiten Zehn in einem. 1000=
Kugel=Kampf. Wie zu erwarten war, ging der Kampf zugunſten
der 1. Mannſchaft aus, die insgeſamt 5299 Holz erzielte,
wäh=
rend die 2. Mannſchaft 5053 Geſamtholz erreichte. Die
Einzel=
ergebniſſe der Mannſchaft ſind: 1. Mannſchaft: 1. Thünnel 550,
2. Wenger 541, 3. Reichert 541, 4. Bender 539, 5. Pohl 533,
6. Grün 532, 7. Bangert 530, 8. Schüßler 527, 9. Becher 508
10. Rößler 498, zuſammen 5299. 2. Mannſchaft: 1. Scherer 536,
2. Sommer 529, 3. Bäumer 515, 4. Hahn 510, 5. Pfeiffer 507,
6. Berg 506, 7. Belz 498, 8. Reinhardt 489, 9. Sattler 482,
10. Dahlem 481, zuſammen 5053.
Uebungskegeln.
Nach Beendigung des Ausſcheidungskegelns ſetzt das
Uebungs=
kegeln wieder ein. Dies geſchieht regelmäßig Samstags mittags,
abwechſelnd auf den Bahnen im Bürger=Verein und „Zur
Deut=
ſchen Flotte‟. Teilnahmeberechtigt iſt jedes Mitglied der
Ver=
einigung nach vorheriger Anmeldung beim Sportwart.
Olympig-Borbereilungen in Hockey.
Der erweiterte Vorſtand des Deutſchen Hockey=Bundes trat
am Wochenende in Berlin zu einer vorbereitenden Sitzung für die
Olympiſchen Spiele 1936 in Berlin zuſammen. Die vorgeſehenen
Kurſe für den Nachwuchs ſollen in dieſem Jahre nur innerhalb
der Landesverbände durchgeführt werden, und erſt 1934 wird dann
nach gründlicher Auswahl der Befähigſtem in Berlin ein
Olympia=
kurs abgehalten. Für die Durchführunge der Kurſe wurde eine
Kommiſſion, beſtehend aus Evers, Wette und Schweitzberger,
ge=
wählt. Das Länderſpielprogramm des Bundes ſoll in
dieſer Saiſon eingeſchränkt werden und nur der Kampf
gegen Frankreich am 26. März in Berlin zum Austrag
kom=
men. Die in Ausſicht genommene Begeginung mit Holland in
Am=
ſterdam wird auf einen ſpäteren Zeitptunkt verſchoben. Für die
Damen ſind zwei Länderſpiele vorgeſehen, und zwar
gegen Irland in Hamburg und gegen Nſordamerika in Köln.
Montag, 30. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 30 — Seite 7.
Säodentſcher Handball=Sonntag.
Alle Endſpielteilnehmer der Abkeilung Weff ermitkelk, in der Abkeilung Oſt die Lage noch unüberſichtlich.
Vorkämpfe zur Meiſterſchaft.
Für die Endſpiele um die ſüddeutſche Handball=Meiſterſchaft
wurden am Sonntag die Teilnehmer der Gruppe Weſt bereits
ermittelt. Der Rheinmeiſter SV. Waldhof ſteht bereits ſeit
einigen Wochen als Teilnehmer dieſer Runde feſt. Am Sonntag
wurde auch der Saarmeiſter ermittelt. VfR.
Kaiſerslau=
tern ſiegte im Entſcheidungsſpiele gegen die Sp.Vg. Merzig in
Saarbrücken mit 2:1, und auch im Bezirk Main=Heſſen ſind
be=
reits die Entſcheidungen über die Teilnahme an den Endſpielen
gefallen. Der VfR. Schwanheim und der SV. 98
Darm=
ſtadt vertreten in der Endrunde den Bezirk Main=Heſſen,
wäh=
rend der SV. Wiesbaden durch ſeine ſonntägliche Niederlage gegen
SV. Darmſtadt mit 6:7 ausgeſchaltet iſt.
In der Abteilung Oſt iſt die Lage noch unüberſichtlich.
Ein württembergiſcher Meiſter ſteht noch nicht feſt, aus Baden
kommen nur ſpärliche Nachrichten, nach denen dort der Freiburger
FC. in Führung liegen ſoll, und in Bayern kam am Sonntag das
Teiſterſchaftsvorſpiel bereits zwiſchen München 1860 und Sp.Vg
Fürth zum Austrag, das die Münchener 2:5 verloren. Allerdings
iſt München bis jetzt noch nicht ſüdbayeriſcher Meiſter. Man hat
dieſes Spiel nur einſtweilen angeſetzt in der Annahme, daß die
Münchener im Rückſpiel gegen Ulm 94 mindeſtens ein
Unentſchie=
den erzielen werden. Hier kann es unter Umſtänden noch
Ver=
wicklungen geben. Es dürfte aber feſtſtehen, daß die Fürther als
Titelverteidiger auf jeden Fall wieder mit dabei ſind.
Handball=Ergebniſſe.
Main/Heſſen (Bezirksmeiſterſchaft): SV. Wiesbaden — SV. 98
Darmſtadt 6:7.
Gruppe Main: Poſt SV. Frankfurt — TSG. 01 Höchſt 9:6.
Gruppe Südrhein: Haſſia Bingen — Siegfried Wiesbaden 11:7.
Gruppe Saar (Meiſterſchafts=Entſcheidung). In Saarbrücken:
SpVgg. Merzig — V. f. R. Kaiſerslautern 1:2.
Bezirk Bayern (Meiſterſchafts=Vorſpiel): 1860 München — SpVgg.
Fürth 2:5.
Gruppe Nordbayern (Pokalſpiele): Polizei SV. Nürnberg —
Reichsbahn Nürnberg 11:8. Bayern Erlangen — Pfeil
Schweinau 4:6.
Gruppe Rhein: Phönix Mannheim — Frankenthal 3:3. Pfalz
Ludwigshafen — Polizei Mannheim 8:1. Ludwigshafen 03—
Mannheim 08 5:2.
Gruppe Württemberg: Polizei Stuttgart — TV. Wangen 10:5.
V.
B. Stuttgart — Tbd. Sindelfingen 3:2. TSV. Fellbach
Tübingen 03 0:4.
SN. Wiesbaden —Sb. 98 6:7 (4:5).
Mit dieſem heiß erſtrittenen Sieg ſichert ſich SpV. 98 die
Berechtigung, mit Schwanheim zuſammen als Vertreter des
Be=
zirks Main=Heſſen in der Runde der nun folgenden
Weſt=
gruppenſpiele mitzuwirken. Darauf hat auch der Ausgang des
am kommenden Sonntag hier zum Austrag kommenden
Rück=
ſpiels gegen Schwanheim keinen Einfluß mehr. Das geſtrige
Spiel in Wiesbaden zeigte wiederum den Charakter eines
Ent=
ſcheidungsſpieles, ſo wie man derartige Spiele durchzuführen
in letzter Zeit gewohnt iſt; von Spielſchönheit und Spielkultur
vermag man leider nur noch wenig zu bemerken. Raſende
Läufe, raſches, ſauberes Durchſpiel mit krönendem Weitſchuß
werden zur Seltenheit. Kommen noch die geringen Ausmaße
des harten Wiesbadener Spielfeldes hinzu, dann iſt der
er=
bitterte Punktekampf gegeben, der dann im Weſentlichen durch
Strafſtöße entſchieden wird. So kann es denn auch, wie das
geſtrige Spiel zeigte, dazu kommen, daß durch einen einzigen
Strafſtoßſpezialiſten die Geſtaltung des Reſultates beeinflußt
wird, während daneben manch ſchönes Zuſammenſpiel erfolglos
bleiben muß. Die Darmſtädter Tore wurden durch Feick (6) und
Freund (1), die Wiesbadener durch Gäng (5), den Halblinken
(1) erzielt. Schiedsrichter Schwab=Ludwigshafen genügte, wenn
er auch zu kleinlich ſeines Amtes waltete.
D. ſ. R. Kaiſerslaukern Saarmeiſter.
Das Entſcheidungsſpiel um die Saarmeiſterſchaft im Handball
kam am Sonntag vor etwa 600 Zuſchauern in Saarbrücken zum
Austrag. Kaiſerslautern entſchied das Treffen mit 2:1 (1:0)
ver=
dient zu ſeinen Gunſten auf Grund der taktiſch beſſeren Spielweiſe.
Merzig konnte von einer Unſumme von Strafwürfen nur einen
einzigen verwandeln.
Vorſpiel um Bayerns Meiſterſchaft.
Als Vorſpiel zu dem Münchener Fußballtreffen zwiſchen 1860
und Ludwigshafen kam das Vorſpiel um die bayriſche
Handball=
meiſterſchaft zwiſchen dem nordbayriſchen Meiſter Sp.Vg. Fürth
und dem vorausſichtlichen Südbayern=Meiſter 1860 München zum
Austrag. Die Fürther gewannen das Treffen verdient mit 5:2.
(1:1). Maier und Appel waren, für München, Goldſtein (2),
Zacherl und Theuerling für Fürth erfolgreich.
Das Spiel wird ſeine offizielle Gültigkeit erſt dann erhalten,
wenn München 1860 endgültig ſüdbayriſcher Meiſter iſt.
* Handball in der 9.T.
Kreisendſpiele: Arheilgen — Groß=Zimmern 2:6 (2:3)
Gaumeiſterſchaftsſpiel: Lorſch — Büttelborn 7:3 (6:0).
Aufſtiegsſpiel: Ober=Ramſtadt — Auerbach 1:3 (1:1).
Meiſterklaſſe: Seeheim — Reichsbahn Darmſtadt 6:2.
Privatſpiel: Pfungſtadt komb. — Crumſtadt 5:2 (3:0).
Zu den Spielberichten meldeten die Vereine: Arheilgen
mußte mit drei Erfatzleuten antreten, wobei ſich das Fehlen des
regulären Hüters am meiſten bemerkbar machte, während die
andern Spieler ganz gut in den Rahmen paſſen. Mit kräftigem
Anlauf ſetzte ſich Groß=Zimmern trotz zwei Erſatzleute durch
und führte nach elf Minuten 3:0. Dann folgte der Platzverweis
des Arheilger Mittelſtürmers Anthes. Trotzdem ließ ſich
Arheil=
gen nicht entmutigen. Es hatte zeitweiſe ſchöne
Torgelegen=
heiten, beſonders durch Braun. Aber zwei Strafwürfe waren
es, die auf 3:2 ſtellten. Nach der Paufe blieb das Spiel
vor=
erſt verteilt. Dann lag Arheilgen ſtark im Angriff, ſo daß der
Ausgleich nahelag. Als Groß=Zimmern auf 4:2 erhöht hatte, ließ
Arheilgen die Flügel hängen. Groß=Zimmern drängte ſtark und
verbeſſerte auf 6:2. Der Schiedsrichter aus Bockenheim war dem
ſchwach beſuchten Treffen ein guter Leiter. Nach dieſer
Ent=
ſcheidung heißen die Paarungen für den nächſten Sonntag:
Bickenbach — Aſchaffenburg, Tgſ. Obernburg — Gr.=Zimmern. —
Lorſch: Zuerſt vorſichtiges Spiel, da ſich die Parteien nicht
kannten. Die Platzelf ließ die Zügel zuerſt ſchießen. Büttelborn
fand ſich gar nicht zurecht, ſo daß Lorſch in ganz großem Spiele
6 Tore in gleichen Abſtänden erzielte. Nach der Pauſe wendete
ſich das Blatt. Büttelborn kam zu drei Gegentreffern, an denen
Lorſch nichts machen konnte. Mit einem weiteren Tor für die
Platzelf wurde ein ſchönes und anſtändiges Spiel beendet das
Scherf=Sachſenhauſend gut leitete. Ueber die Ausſicht zum
Rück=
ſpiel befragt, erklärte Lorſch, daß man das Treffen in Anbetracht
der guten Leiſtung Büttelborns nach der Pauſe offen laſſen
müſſe. Ober=,Ramſtadt (Eigenberichd: Ueberblickt man den
Verlauf der ſeitherigen Aufſtiegsſpiele, ſo fällt dabei auf, daß es
bis jetzt noch keinem Verein gelungen iſt, auf eigenem Platze
zu ſiegen. Gegen das letzte Spiel mit Nieder=Ramſtadt war
dieſes Treffen ſehr mäßig beſucht. Die Vereinsfanatiker
er=
gingen ſich am Schluſſe in unangebrachten Schmährufen gegen
den Schiedsrichter Nau=Büttelborn, der doch wahrhaftig keine
Schuld an der Niederlage trug. Bei verteiltem Spiele wurden
mit 1:1 die Seiten gewechſelt. Dann ſetzte ein ſtarker Druck
Ober=Ramſtadts ein. Schußpech, falſches Stellungsſpiel und auf
der anderen Seite ſehr gute Abwehr der Auerbacher,
verhin=
derten Erfolge. Ein Strafwurf brachte den Gäſten ein Tor,
und bald darauf wurde der Hüter durch die Sonne getäuſcht,
3:1 für Auerbach. Ober=Ramſtadt verfiel dann der
Abwehr=
taktik Auerbachs. Immer wieder verſuchte man, die verſtärkte
Abwehr nur in der Mitte zu durchbrechen. Oefteres Gewurſtel
im Strafraum, Strafwürfe, die nichts einbrachten. Ein unſchöner
Schluß. Zeitweiſe ließen die Parteien erkennen, daß ſie ſehr
gut ſpielen können. Doch die Aufregung, und nicht zuletzt das
mangelnde Verſtändnis der Spieler, namentlich bei Ober=
Ram=
ſtadt, verdarben viel. Seeheim: Urſprünglich hatte die
Reichsbahn auf dieſes Spiel verzichten wollen. So erſchienen
die Gäſte mit acht Mann und verzichteten auf die Punkte. Man
einigte ſich auf 2 mal 20 Minuten. Beim Stande von 6:2 für
Seeheim brach Nikolai das Treffen ab, als ein Spieler der
Reichsbahn das Feld verlaſſen hatte. Pfungſtadt: Infolge
Erkrankung einiger guter Spieler (Grünig, Blumenſchein) mußte
Pfungſtadt das verabredete Spiel mit der Polizei abſagen. Man
war der Anſicht, daß es zwecklos ſei, mit erſatzgeſchwächter Elf
gegen einen ſo ſtarken Gegner wie die Polizei anzutreten. Das
Vorſpiel der zweiten Mannſchaft mit Crumſtadt kam zum
Aus=
trag. Man hatte die Elf durch verſchiedene Spieler der Erſten
verſtärkt. Bei den Gäſten fehlte Kern. Es gab ein recht nettes
Spiel, wobei Crumſtadt angenehm enttäuſchte. Die Partie war
verteilt, wobei lediglich die Spielerfahrung der Platzelf den
Sieg davontrug.
Merck 1. — Polizei Ligareſ. 10:5 (5:1).
Beim geſtrigen letzten Verbandsſpiel genannter Mannſchaften
zeigte ſich Merck von ſeiner beſten Seite, obwohl Polizei mit Bohl,
Daſcher und Huber im Sturm ſich mit großem Eifer durchzuſetzen
verſuchte, gelang es ihnen nicht, die Führung an ſich zu reißen.
Merck gab ſich alle Mühe, ſeinen Meiſtertitel im letzten
Verbands=
ſpiel der A=Klaſſe nicht zu ſchmälern. Obwohl die
Hintermann=
ſchaft, Tormann und Verteidigung ganz beſonders auf der Hut
ſein mußten, waren die Poliziſten auch durch Depreſſionen etwas
geſchwächt. Schiedsrichter Kraft=Worms leitete vorzüglich.
Fr. Turngemeinde Darmſtadt — Mühlheim 8:2 (3:1)
Dieſes Spiel der beiden Meiſter am Müllersteich brachte
den erwarteten guten Sport und auch Beſuch. Der Eaft lieferte
eine ausgeglichene Partie, die dazu führte, daß Darmſtadt zu
Leiſtungen angeſpornt werden mußte, was auch der Zweck des
Spieles war. Die Leiſtungen der Darmſtädter Mſchft. in der
2. Halbzeit laſſen erkennen, daß die Mſchft. für die
Kreismeiſter=
ſchaftsſpiele, die am kommenden Sonntag in Pfungſtadt ihren
Anfang nehmen, gut gerüſtet iſt. Der Schiri hatte in dieſem
ſchönen Spiel ein leichtes Amt. —
Die 2. Mſchft. ſpielten 12:6
für Darmſtadt. Die geſchwächte Darmſtädter Jgd. unterlag
knapp mit 6:7.
Belociped-Clab Darmſtadt von 1899, G. B.
Für Verdienſte im Bund Deutſcher Radfahrer erhielten das
Ehrenmitglied Herr Sigmund Guttmann ſowie der 1.
Vor=
ſitzende Herr Hch. Funk beim Hauptgautag in Frankfurt a. M.
am 29. Jaunar 1933 je ein Silbernes Ehrenzeichen für Verdienſte
im Bund Deutſcher Radfahrer überreicht. Herr Rud. Schmitt
wurde ebenfalls mit einem Silbernen Ehrenzeichen für 25jährige
Mitgliedſchaft im Bund Deutſcher Radfahrer ausgezeichnet.
Winkerſpork im Schwarzwald.
Auf dem Titiſee fand am Sonntag als Auftakt zu dem
In=
ternationalen Titiſee=Eisrennen am 12. Februar ein Fjöring=
Geſchicklichkeitswettbewerb ſtatt, an dem ſich der Motorrad=Club
Freiburg und die Reit=Abteilung des Freiburger Automobil=
Clubs beteiligten. Zunächſt kam ein Fjöring mit Pferden,
be=
ſtehend aus einem Trabrennen und einem Galopprennen, zum
Austrag, und dann ein Fjöring hinter Motorradfahrzeugen. Der
Mehrkampf ſetzte ſich aus einem Lancé, einer Achterfahrt, einer
Geſchicklichkeitsfahrt und einer Rundenfahrt zuſammen. Aus
die=
ſem Wettbewerb ging der DKW.=Wagen des Herrn Reidt mit
dem Läufer Treſcher (Titiſee) mit 14 Punkten als Sieger
hervor.
Der Gau Freiburg im Ski=Club Schwarzwald trug am
Sonntag den erſten Teil ſeiner Gaumeiſterſchaften aus, und zwar
den Langlauf und den Sprunglauf. Den Langlauf gewann
H. Faller (St. Mergen) in 1:17,.,56, den Sprunglauf der
Jungmanne Hättich (St. Mergen) mit Sprüngen von 25 und
26 Metern.
Gaumeiſter für 1932/33 des Gaues Wieſenthal des
Ski=Clubs Schwarzwald wurde Schelshorn (Schönau im
Wie=
ſenthal) mit einer Geſamtpunktzahl von 215,875 Punkten.
10. Allgäuer Staffellauf des Skiverbandes.
Der Allgäuer Skiverband führte am Sonntag bei Kempten
ſeinen 10. Staffellauf durch, zu dem 50 Mannſchaften gemeldet
hatten. Insgeſamt gingen 50 Staffeln über die Strecke, die ſich
bei ausgezeichneten Schnerverhältniſſen ſpannende Kämpfe
liefer=
ten. Mit der Beſtzeit von 2:57,25 wurde Oberſtdorf 1 (
Rö=
miſch) in der allgemeinen Klaſſe Sieger, während in der
Jung=
mannenklaſſe Reckendorf mit 3:11,35 erfolgreich war.
Er=
gebniſſe: Allg. Klaſſe: 1. Oberſtdorf 1 (Römiſch), 2:57,25;
2. Pfronten 1, 3:03,33. Jungmannenklaſſe: 1. Reckendorf, 3:11,35;
2. Sonthofen. Militärklaſſe: 1. Inf.=Regt. 19 Kempten in 2:53,35
2. 10. Komp. Inf.=Regt. 19 in 3:00; 3. Inf.=Regt. 19/3 (2. Staffel)
in 3:02,15; 4. Art.=Regt. 7/2 Landsberg, 3:12,31. Der
Titelver=
teidiger, Inf.=Rgt. 13/2 Stuttgart konnte ſich nicht mehr behaupten.
Schwerer Bobunfall in Oberhof.
Bei den Thüringer Vierer=Bobmeiſterſchaften in Oberhof
er=
eignete ſich am Sonntag ein folgenſchwerer Unfall. Der Bob
„Leipzig” ſauſte in der Kronprinzenkurve in voller Fahrt über die
Böſchung und wurde zertrümmert. Sämtliche Inſaſſen erlitten
erhebliche Verletzungen und mußten in ein Krankenhaus
über=
geführt werden. Der Führer Otto Schuchardt=Leipzig trug einen
Oberarmbruch davon, während der Bremſer Karl Gerloff den
Oberſchenkel brach. Am ſchlimmſten kam der Mitfahrer R.
Ger=
loff davon, der mit einem ſchweren Schädelbruch, einem
Ober=
arm= und Oberſchenkelbruch bewußtlos fortgetragen wurde. — Von
den ſechs geſtarteten Bobs war Bob „Erfurt II”, mit Trott am
Steuer und Lippach an der Bremſe, mit einer Geſamtzeit von
3,34,3 der Schnellſte, der auch mit 1,44,4 einen neuen Bahnrekord
aufſtellte.
Schwäbiſcher Skimeiſter wurde Fritz Gaiſer=Baiersbronn. Im
Sprunglauf erzielte der Sieger Sprünge von 40 Meter, 39,5 und
42,5 Meter.
Norwegen gewann den Länderkampf im Eisſchnellaufen, und
damit die Revanche für Lake Placid 1932, gegen Amerika in Oslo
durch Siege in allen Einzelwettbewerben ganz überlegen.
Berliner Reitkurpier.
Großer Preis der Republik. — Maſſenandrang
am Kaiſerdamm.
Der Sonntag brachte den Höhepunkt des Berliner
Reittur=
niers. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt und
ſport=
lich gelangte mit dem Großen Preis der Republik das wertvollſte
Ereignis zum Austrag. Auch hier mußte infolge der großen
Zahl von Nennungen das Jagdſpringen geteilt werden, während
die Eignungs= und Dreſſurprüfung in einer Abteilung erledigt
werden konnten. Vor Beginn des Springens erlebten die
Zu=
ſchauer noch das glanzvolle Bild des Aufmarſches der Nationen=
Zuerſt erſchienen die Dreier=Mannſchaften von Holland, Irland
und Norwegen, dann die ſechs Tſchechen und zum Schluß die aus
12 Reitern beſtehende deutſche Equipe. Für den mit 11
Hinder=
niſſen geſpickten Kurs war eine Höchſtzeit von 90 Sekunden
vor=
geſchrieben, die wiederum eine Anzahl von Reitern nicht
einzu=
halten vermochten. Von den 66 Bewerbern ſprangen nur drei
gänzlich fehlerlos. Zunächſt war es Stallmeiſter Lang auf
Lady Pride, dann erledigte der Ire Capt. Ahern auf Blarney
Caſtle ſein Penſum ohne Fehler und ganz zum Schluß auch
Irmgard v. Opel auf ihrem Nanuk, der beſonders vorſichtig
über die Bahn gebracht wurde. Dieſe drei Pferde haben ſich
ſo=
mit für das Stechen am Abend mit den fehlerloſen Pferden der
zweiten Abteilung qualifiziert. Die Jagdpferde=
Eig=
nungsprüfung, die ebenfalls mit zum „Großen Preis”
ge=
hört, brachte 33 Pferde an den Start. Bei dem ausgeſucht guten
Material ſtanden die Richter vor einer ſchwierigen Aufgabe und
ſprachen ſchließlich dem hervorragenden Trakehner Plakat
unter Frau Franke den Sieg zu vor Tegethoff und Fauſt.
Famoſe Pferde der oſtpreußiſchen Zucht wurden in der
Mate=
rialprüfung um den Preis von Oſtpreußen in die
Arena gebracht. Maifeuer unter Major v. Willich erhielt
die Goldene Schleife.
Als Schaunummern wurden wieder das „Denkmal der
deut=
ſchen Artillerie” und die „Hohe Schule vor Friedrich dem
Gro=
ßen” gezeigt. Letztere erlitt allerdings wiederum eine Einbuße,
da Major Bürkner, der ſchon für den geſtürzten R. Waetjen
ein=
geſprungen war, infolge Grippeerkrankung nicht mitwirken
konnte. Die Grippeepidemie ſcheint überhaupt unter den
Tur=
nierteilnehmern zu wüten, denn auch die bekannten Springreiter
Axel Holſt und Frhr. v. Langen ſind ebenfalls davon erfaßt
wor=
den. Ergebniſſe:
Großer Preis der Republik (Jagdſpringen): 1. G. Langes
Lady Pride (Beſ.) ohne Fehler, 74,4 Sek.; 2. Blarney Caſtle
(Capt. Ahern=Irland) ohne F., 77,2 Sek.; 3. Nanuk (Fr. v. Opel)
d. F., 89,2 Sek.; 4. Der Mehr (Lt. Haſſe) 4 F., 66,6 Sek.; 5.
Pro=
vinz (Prinz Clachi) 4 F., 72,6 Sek.; 6. Mickiy=Maus Oblt. V. A.
Salviati) 4 F., 76,2 Sek.; 7. Horymir go on (Capt. Stateeny=
Tſchoflowakei) 4 F., 82,4 Sek. 66 Teilnehmer. — Jagdpferde,
Eig=
nungsprüfung: 1. Frau Frankes Plakat (Beſ.): 2. Tegethoff (Lt.
Brand); 3. Fauſt (Rother); 4. Spion (Bürkner jun.); 5. Jgnatz
(Linneweber). 33 Teilnehmer. — Preis von Oſtpreußen (
Mate=
rialprüfung für Reitpferde): 1. J. Reiſchs Maifeuer (Major
v. Willich); 2. Magnet (Frhr. v. Becker); 3. Marmor (Rother).
4 Teilnehmer.
Mac Grath, die erſt 17jährige auſtraliſche Tennishoffnung,
erzielte bei den Meiſterſchaftskämpfen in Melbourne einen
ſen=
ſationellen 6:2=, 2:6=, 8:6=, 7:5=Sieg über den Weltrangenliſten=
Erſten Ellsworth Vines=USA.
Rapid Wien konnte im letzten Spiel auf engliſchem Boden die
zur erſten Liga zählende Mannſchaft von Leiceſter City vor 15 000
Zuſchauern mit 3:1 (0:0) ſchlagen.
Die Maſſachuſetts Rangers ſchlugen eine Züricher Eishockey=
Auswahlmannſchaft überlegen mit 6:2 Treffern.
zpnt
dfunk=Programme.
Run
Frankfurt a. M.
15.20:
17.00:
18.25:
18.55:
19.25:
19.35:
Do0.
21.00:
21.30:
22.00:
3.30:
22.45:
Fides von der Malsburg: Wie ſieht der Arbeitsdienſt für
Mädchen auf dem Lande aus?
München: Nachmittagskonzert der Kapelle Carlo, Ranftl.
Zum 100jährigen Beſtehen der Offenbacher Techniſchen
Lehn=
anſtalten: Kunſt oder Gewerbe. Ein Geſpräch.
Engliſcher Sprachunterricht.
Nachrichten aus Kunſt und Wiſſenſchaft.
Ueber Wahrheit und Wahrſcheinlichkeit der Kunſtwerke. —
Ein Geſpräch von Goethe.
Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
Zweites Klavierkonzert op. 15 von Nikolai, Lopatnikoff.
Ausf.: Funkorcheſter. Am Klavier: Der Komponiſt.
Vor eier alten Photographie. Improviſationen von Paul
Laven.
Stimmen aus Altfrankfurt. Erinnerungen.
Zeit. Nachrichten. Wetter, Sport.
Nachtmuſik auf Schallplatten.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag. 30. Januar=
10.10: Schulfunk: Deutſche Dichter erzählen aus ihrem Leben.
12.05: Schulfunk: Engliſch für Handelsſchulen.
15.00: Künſtleriſche Handarbeiten: Der Herrenſchreibtiſch.
15.45
Bücherſtunde.
16.00: Prof. Fader: Neues Schauen an Wandertagen.
Berlin: Nachmittagskonzert.
16.*
17.10:
r. Doehring: Das Ausſtellungsjahr 1933.
Etüden von Chopin. Ausf.: Sandra Droucker.
18.00: Dr. Richardt: Aus der Beamtenrechtſprechung 1932.
18.30
Dr. Juſt: Muſſzieren mit unſichtbaren Partnern.
19.00: Engliſcher Sprachunterricht.
19.30
Das Gedicht.
19.35
Unterhaltungskonzert der Kapelle Eddy Walis.
20.10
Des Deutſchlandshörers Wunderhorn. Heitere Stunde.
21.10: Brahms=Feierſtunde. Jugendchor der Staatl. Akademie für
Kirchen= und Schulmuſik.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Adalbert Lutter.
Wetterberichk.
Die Störungstätigkeit im Norden verdrängt durch ihre
Aus=
läufer den hohen Druck weiter nach den Balkanländern hin.
Be=
reits in Norddeutſchland iſt durch das Einmiſchen von wärmerer
und feuchter Luft Tauwetter eingetreten, und auch in Schleſien
hat vergleichsweiſe mit dem Vortag ſich der Froſt von 20 auf 7
Grad abgeſchwächt. Nur über Mittel= und Süddeutſchland liegt
noch ein bodennaher Kälteherd mit Froſttemperaturen über 15
Grad. Auch er wird durch die feuchte und mildere Luft weiter
zuſammenſchrumpfen und weggeräumt werden. Dabei werden
ſich außerdem verbreitete Nebelbildungen und Bewölkung
ein=
ſtellen, wobei vereinzelt Neigung zu etwas Niederſchlag beſteht.
Allerdings ſcheint durchgreifende Milderung noch nicht
einzutre=
ten, denn der hohe Druck wirkt weiterhin etwas ein.
Ausſichten für Montag, den 30. Januar: Nach kalter Nacht mit
ſtellenweiſer Nebelbildung aufkommende Bewölkung mit
Mil=
derung. meiſt trocken.
Ausſichten für Dienstag, den 31. Januar: Weitere Milderung,
nur leichter Nachtfroſt, tagsüber Temperaturen um Null und
etwas darüber, wolkig und dunſtig, Neigung zu etwas Schnee
oder Sprühregen.
Saupſchlſelung. mudel mane
Veranwornich für polit und Wirtſchaf: Rudolf Maupei für Feulleton, Reſch und
Auslund und Heſſiſche Nachriſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl
Böhmann=
el: Ur. C
6. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
für den
2
Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr HerbertNette;
fär den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verleg: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantle der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8 — Nr. 30
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
16 vom Neuner
Von Paul Bergenholt.
Ein Roman
aus den Bergen,
21)
„Aus Innsbruck halt!”, ſagt der Xaver und verſteht das nicht,
— daß ein Neuner nicht mal weiß, daß man dort bei jedem
Alt=
buchhändler alles Wiſſenswerte beziehen kann:
„Neu freilich nit! . . Aber altgeleſen um ein paar Schilling
den ganzen Monat! . . Solche Paketl!”, ſagt er und zeigt ein faſt
mannshohes Maß an. Und als er die fragenden Augen ſieht:
„Der Poſtauto=Maxl hat’s mit reingebracht, wenn er von
Innsbruck in die Leutaſch fahrt!”, erklärt er dem Neuner. „Der
Gedanke dazu ſei vom Moeſer=Franzl ausgegangen; leicht auch von
der Theres an den! . . Aber das ſei ja egal, und die Hauptſach,
daß . . .
Bis hierhin hat der Bauer ruhig, wenn auch in geſteigerter
innerer Erregung, zugehört. Jetzt aber tritt er ganz nahe vor den
Xaver hin, und ein Zorn glimmt aus ſeinen Augen:
„. daß ihr eine Revolution gegen die Altbauern macht!
Nit wahr, das iſt eure Hauptſach! . . Aber da hätt ich dann halt
auch noch ein Wörtl mitzureden!” Hitzig klingt das, und er läßt
den verdutzten Knecht ſtehn und geht an die Schupfentür, vor der
immer wieder die Sturzbäche aus dem niederen Himmel brauſen.
In Wahrheit aber denkt er daran:
Wie kan es denn nur möglich ſein, daß ſich da, hinter ſeinem
Rücken, Jungmenſchen zuſammen tun, um gegen etwas
anzuren=
nen, was ſeit Jahrhunderten feſte Beſitz= und Eigentumsform
ge=
worden iſt? Iſt er ſelbſt denn ſo abſeits geſtanden, daß ihm das
entging?!
Was ſind das denn überhaupt für Menſchen unter ſeinem
Neunerdach, in ſeiner nächſten Umgebung und in den anderen
Leutaſcher Häuſern? Wer iſt dieſer Xaver, der ja mit einemmal
ein ganz anderer iſt, als den er zwanzig Jahre ſah?
Der muß ja ein Erz=
Und wer iſt dieſer Moeſer=Franzl?
revoluzzer ſein! Und ſein Kind, die Theres?
Der Neuner ſteht wie im Dunkel all dieſer Fragen, die über
ihn herſtürzen, daß er ſich nicht mehr auskennt! . . Iſt die Zeit,
ſind die Menſchen in ihr denn ſo gänzlich andere geworden? . . Iſt
er ſelbſt ſchon ſo ſterbensalt, daß er gar nichts davon weiß?
Oder liegt vielleicht auch bei ihm ſelbſt eine Schuld, weil er
immer nur der Neuner war, als gebe es nichts mehr darüber?
Da lebt dann ſolch ein junges Ding, wie die Theres, unter
ſeinem Dach und fragt nicht mehr den Vater, ſondern wählt ſich
den Mann ihrer Liebe und ſchenkt ſich dem!
Und da der Vater ſie von ſich weiſt, bettelt ſie nicht um
Auf=
nahme ins Elternhaus, ſondern ſie geht einfach; geht einen Weg,
den er nicht mehr kennt und verſteht!
Eigentlich ſteckt darin ein Wille, der ſich nicht unterkriegen
läßt und den man hochachten müßte! Wenn’s nit grad die eigne
Neunertochter wär! . . Und die geht dann hin und zettelt Neues
gegen das Alte an! . . Neunerin gegen Neuner!
Solch junges Madl gegen dreihundert Jahre Neunerhof, Ur=
und Urahnen, Gewordenes im Kampf und Arbeit und immer
(Nachdruck verboten.
wieder Arbeit! . . Wo liegt da eine Schuld? . . Bei der Theres?
Bei ihm ſelbſt
Wenn er umſchaut nach den Leuten, iſt er ungewiß, was er
dem Xaver ſagen und ob er überhaupt noch etwas dazu ſagen
ſoll. Der Knecht und der Jungburſch und die anderen alle ſind
ſo gelaſſen bei ihrer Arbeit, als ſtänden ſie in ihr, trotz ſeines
Herrſeins, gegen ihn wie eine Mauer! . . Und er kommt ſich
vor wie auf einem Thron, der alleinig ſteht und einſam
gewor=
den iſt! . . Was ſoll er da bei den Leuten!? ..."
„Sie berſtehn mich nit; und ich verſteh ſie nit!”, ſagt er
leiſe vor ſich hin. Etwas Schmerzliches liegt darin. Aber daraus
wächſt auch ein Trotz, ein Sichbehaupten, ein doch der Herrſein!
Alſo geht er, äußerlich ruhig, zum Xaver und gibt dem die
Anweiſungen für die Weiterarbeit!
Ach, das iſt nur eine Form; er ſpürt das ſelbſt; aber grade
drum betont er ſie jetzt ein wenig. Dann geht er.
Als er fort iſt, ſpringt der Jungburſch faſt einen
Indianer=
tanz vor dem Xaver und will auch was mitreden:
„Gut war’s, wie du ihm das geſagt haſt! . . . Aber verſtehn
tut er’s doch nit, der Neuner! . . . Mach dir halt nix draus!”
Aber weiter kann er nun nichts mehr ſagen, weil der Xaver
ihn beim Kragen nimmt, daß er den Boden unter den Füßen
verliert:
„Du verſtehſt’s eh beſſer, nit wahr?” grollt der Xaver,
wiſcht ihm eins und ſtellt ihn wieder auf die Erde:
„Lausaff, du grasgrüner! . . . Schaff lieber dein Sach!”
V
Nein, der Neuner verſteht das wirklich nicht. Der Xaver hat
da etwas von Siedlung geſagt. Und er, — der Bauer, — iſt
darauf hitzig geworden, hat an etwas Revolutionäres gegen das
Altbauerntum geglaubt. Aber eigentlich weiß er gar nicht
ein=
mal, ob das richtig iſt, was er ſagte; und ob ſie, der Xaver
und er, nicht gar an einander vorbei geredet haben. Das aber
boſt ihn inwendig, daß er, ausgerechnet der Neuner vom
Ober=
neunerhof, in ſeinem eigenen Haus vor einer Welt von Fragen
ſteht, die ſelbſt dem Jungknecht ſchon geläufig zu ſein ſcheinen,
während ſie für ihn das Buch mit den ſieben Siegeln ſind!
„Man müßt ſich nit ſo ganz in ſich vergraben, ſondern auch
auf die anderen denken, die Alten wie die Jungen; auf daß
man wüßt, was ſie denken und planen, und was halt in der
Welt vor ſich geht! .. Man weiß eh gar nix, wann man immer
nur in den vier Wänd ſitzt!“ Das ſagt er ſo unvermittelt, daß
die Mutter ihn ganz befremdet anſchaut, weil ſie nicht ahnt,
worauf die Worte hinzielen.
„Grad wahr iſt’s!” redet er weiter: „Man" hockt da herein
und man meint, die Welt kommt zu eim! . . Fallt ihr garnit
ein, der Welt! . . Man muß halt ſchon zu ihr gehn, Mutter!”
Die ſchüttelt nur den Kopf:
Montag, 30. Januar 1933
„Ja, was haſt dann, Lois? . . Iſt was paſſiert? . . Ich
ver=
ſteh nimmer, was du meinſt; und bin doch ſonſt nit dumm!?”
„Da müßt bloß den Xaver hören, wie der da herredt von
allen möglichen Sachen!” ſagt der Neunerbauer.
„Was redit er eh dann?” will die Altbäuerin wiſſen; aber
ſie ſtößt mit ihrer Frage ins Leere, weil der Lois ihr nichts
Genaues ſagen kann, ſondern nur ſo ins Allgemeine geht:
„Der Xaver ſei halt unzufrieden, daß er immer nur ſchufte,
ohne je ſelbſt auf einem Stückl Land zu ſitzen! Grad
revoluzze=
riſche habe das alles geklungen; und gegen den Beſitz, der der
Bauer doch ererbt und immer wieder hart erarbeitet habe!“
„Sei mal ſtad!”, ſagt die Mutter: „Verſetz dich eh in ſeine
Lag: Hat da der Xaver nun recht oder unrecht?
*
„Wann man’s fo fragt, hat er recht! . . Aber."
„Jenun”, ſagt die Altneunerin ſehr ruhig und bedachtſam:
„dann wüßt ich auch nit, was da revoluzzeriſch iſt, wann er gern
auch mal ein eigen Dach haben möcht! .. S' kann eh doch keiner
gegen einen Beſitz reden, wann er ſelbſt nach eim Beſitz ſtrebt?!“
Der Neuner überdenkt das und nickt zuſtimmend:
„Aber er ſehe das doch mit anderen Augen an!” Indes ſagt
er der Muiter nicht, wie er es denn nun ſieht.
Die Neunerin wiegt ihren ſilbergrauen Scheitel nach rechts
und links, iſt bedächtig und lächelt ein wenig:
„In meim Alter, Lois, ſind die Augen halt oft ſchon wo
anders und nit mehr ſo auf der Erd und im Erdbeſitz; und ich
bin eh da, wo’s auf dieſen Beſitz ſchon nit mehr ſo ankommt,
wie auf ein’ andren Beſitz! . . Aber das verſtehſt erſt, wann di
ſelbſt einmal in die Jahre kommſt, die ich jetzt trag! . ."
Und ſie ſchnipft, wie ſie das ſtets tut, wenn ſie etwas in
ihren Gedanken trägt, was ſie dem Lois klar machen muß,
wie=
der mit ihren Fingern über’s Wachstuch des Tiſches.
„Du ſtehſt halt noch ſehr feſt auf der Erden, und das muß
wohl ſo ſein; s' liegt eh in deim Alter drin, Lois! . . Der
Herrgott gibt ja die Kraft her zum Kämpfen und Arbeiten und
Feſthalten! . . . Wann aber die Kraft erſt auslaßt, dann ruckt
man auch vom Feſthalten und Beſitzen ein biſſel ab, und andre
kommen dann und wollen halten und beſitzen; und denen muß
man halt Platz machen! . . Ob das eiim paßt oder nit: S iſt
halt ſo der Weltlauf!"
Ihre Augen verlieren ſich in eine ferne Weite, als gingen
ſie durch Wände und Mauern irgendwohin, wohin der Blick des
Neunerbauern jetzt noch nicht reicht. Wie ein ſtilles Beten iſt
dies ſchweigende Schauen, ſo daß der Lois leiſe fragt:
„Mutter, iſt dir was?”
— Aber die ſammelt ſich nun
wieder:
„Was ſollt mir dann eh ſein? . . Ich bin alleweil froh, daß
ich halt ſchon weiter bin und nimmer die Plag hab, die du
haſt!“ — Dann aber ſtrafft ſie ſich und iſt ſehr erdnahe:
„Alſo, du mußt noch kämpfen, Lois! . . Nur vergiß nit
da=
bei: Kämpfen iſt nit immer Gegnerſein gegen die, die anders
denken; ſondern 8” geht dabei auch gegen dich ſelbſt! Um’s
Er=
kennen und Verſtehn! . . Und oft iſt’s ein Opfern, Lois! ..".
Schwer iſt das; aber ich mein, das mußt noch lernen . . . das
Sichopfern . .!"
(Fortſetzung folgt.)
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Artistenleben
Hente und folgende Tage
Drei stramme Jungens, die kessesten und
raffiniertesten Burschen der ganzen
Schwadron:
Hörbiger — Heidemann
Kampers
in dem köstlichen Tonfilm-Schwank
Brei von den
Kagallerie
Regie: Carl Boese (V.1672
Musik von Ralph Erwin.
stets bekömmlich. 33 Jahre
er-
probt und ärztlich empfohlen geger
Koplschmerzen, Migräne,
Nerven-
schmerzen, Neurolgien, Unbehagen
und Schmerzzustände. Der Versuck
überzeugt. 6 Pulver- o. 12 Oblsten-
Pckg. RM 1.05. Die Obletenform
gewähnt geichmacktreies Einnehmen
8 Jahre
kuberkulös
beide Lungen u.
Kehl-
kopf, 2 Jahre lang
bettlägerig. Stimme
verloren. 14Tage nach
Beginn einer Kur im
Hause konnte ich
schon täglich 2 Stun
den ausgehen.
Seit-
dem bessert sich der
Zustand zusehends.
Hann auch wieder
sprechen. Geg.
Rück-
porto gebe ich
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Die „Nürnberger Bürgerzeitung” iſt das Sprachrohr
des Nürnberger und fränk. Hausbeſitzes, des
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wirte=Gewerbes, des ſelbſtändigen Handwerkes und
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Die wöchentlich erſcheinenden Beilagen „Nürnberger
Hausbeſitzer=Zeitung”, „Fränk. Gaſtwirte=Zeitung”
und „Süddeutſche Mittelſtands=Zeitung” erfreuen
ſich an Hand ihrer wertvollen redaktionellen Beiträge
größter Beachtung, ſtets ſteigender Beliebtheit und
ſtempeln die „Nürnberger Bürger=Zeitung” zur
größten deutſchen Mittelſtandszeitung im Sinne
der Wirtſchaftspartei.
Das geſteigerte Intereſſe überträgt ſich naturgemäß
auch auf den Anzeigenteil, ſo daß Anzeigen von
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fallend guten Erfolgen begleitet ſind. „33a
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