Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 27
Freitag, den 22. Januar 1933.
196. Jahrgang
21I mm brelte Zeile im Kreiſe Oarmſtadt 23 Reichspig
Finanz=Anzeigen 35 Reichspfg. Nellamezelle (92 mm
breitl 2 Reichsmarl. Anzeigen von auswärts 35 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 30 Reichspfg. 92 mm breite
Rellame=
zeile 3.00 Reichsmari. Alle Preiſe in Reichsmark
(4 Dollar — 420 Mark. — Im Falle höherer
Gewal, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konturs oder gerſchtlicher Beitreibung jäll jeder
Nabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Por der Entſcheidung des Aelteſtenrats.
Verhandlungen hinker den Kuliſſen. — Gerüchke über Gerüchte.
Eine verlorene Woche.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die achttägige Galgenfriſt, die der Aelteſtenrat des
Reichs=
tags ſich ſelbſt bewilligt hatte, iſt verſtrichen, ohne daß ſie
irgend=
eine Entſcheidung gebracht hätte. Wir gehen am Freitag mit
genau derſelben Unſicherheit über den Ausgang wie vor acht
Tagen in die Beratungen hinein.
Es iſt ja innerhalb der letzten 48 Stunden ſehr eifrig
hin=
ter den Kuliſſen verhandelt worden. Die
Deutſch=
nationalen und Nationalſozialiſten haben rest
enge Fühlung miteinander, wobei auch der
Reichstags=
präſident Goering und Dr. Schacht eine Rolle geſpielt haben.
Alle Anzeichen deuten alſo daraufhin, daß die Entſcheidung erſt
faſt unmittelbar vor dem Beainn der Tagung des Aelteſtenrats
fallen wird. Nur die Deutſchnationalen haben
ihre Karten aufgedeckt. Sie ſind vom Kanzler
entſchloſſen abgerückt, und haben daraus die
Fol=
gerung gezogen, daß ſie für die Einberufung des
Reichstags eintreten, in der Erwartung, daß dann das
Kabinett eine Niederlage erleidet, und ſo der Weg für einen
Kanzlerwechſel vorbereitet wird. Merkwürdig genug, daß
nicht in der Schlußfolgerung, aber doch in dem Anfang der
Linie die Deutſchnationalen nun genau dasſelben wollen, was
das Zentrum ſchon vor acht Tagen wollte, womit endlich geſagt
ſein müßte, daß auch das Zentrum gemeinſam mit der Linken
für die Einberufung des Reichstags ſtimmt und ſo
die Mehrheit ſicher wäre. Das Zentrum hat am Donnerstag
nachmittag eine mehrſtündige Fraktionsſitzung abgehalten, über
deren Ausgang nichts verlautet. Das Zentrum ſieht aber wohl
ein, daß es vor acht Tagen einen taktiſchen Fehler gemacht hat,
als es die Möglichkeit einer Vertagung des Reichstags um
mehrere Monate zerſchlug. Es ſieht ſich vor der Gefahr, daß
es jetzt ſelbſt in die Schere kommt, weil nach dem Sturz des
Kanzlers der Weg für ein Kabinett der Harzburger Front gegen
das Zentrum leichter zu finden wäre, und es ſollte uns deshalb nicht
wundern, wenn das Zentrum diesmal für eine Vertagung ſtimmt,
falls damit etwas zu retten wäre. Das hätte aber nur Sinn,
wenn auch die Nationalſozialiſten noch, wie vor einer Woche,
für eine Vertagung wären. Das wird aber letzten Endes davon
abhängen, wie eng inzwiſchen die Fühlung zwiſchen ihnen und
den Deutſchnationalen geworden iſt.
Gerüchte.
In der Reichskanzlei glaubt man daran, daß die
Verhand=
lungen zwiſchen den beiden Flügeln der Harzburger Front
ge=
ſcheitert ſind. Das halten wir eben ſo wenig für zutreffend, wie
die gegenteilige von links her ſtammende Verſion, die ſchon von
einer vollzogenen Verſtändigung ſpricht, und ſogar ſchon mit einer
Miniſterliſte aufzuwarten weiß, die darauf aufgebaut iſt, daß ſich
ſelbſt Hugenberg mit einem Kanzler abgefunden habe. — Wir
erfüllen alſo lediglich eine Chroniſtenpflicht, wenn wir davon
Kenntnis nehmen, daß ein linksſtehendes Berliner Blatt in großer
Aufmachung — ſogar als Sonderausgabe — ein neues Kabinett
ſerviert, dem Herr von Papen als Kanzler vorſtehen ſoll, während
General von Stülpnagel das Wehrminiſterium übernehmen würde,
Herr Schacht die Finanzen und der Reichstagspräſident Goering
das Innenminiſterium zuſammen mit dem preußiſchen
Reichs=
kommiſſariat. Das erwartete Dementi iſt ſelb5 verſtändlich nicht
ausgeblieben. Es iſt aber ſchwer zu überſehen, aus welcher Ecke
dieſer Pfeil abgeſchoſſen worden iſt und gegen wen ſich ſein Gift
richten ſoll. Vorderhand geben jedenfalls die Nationalſozialiſten
zu verſtehen, daß
Hiller auf ſeinen Kanzler=Anſpruch
noch nicht verzichket
habe. An einer ſolchen Uebereinſtimmung zwiſchen
Nationalſozia=
liſten und Deutſchnationalen dürfte alſo noch einiges fehlen.
Höch=
ſtens, daß es ſich um eine taktiſche Verſtändigung in der Richtung
handeln könne, daß die in der nationalſozialiſtiſchen Preſſe
aus=
gegebene Parole: „Fort mit Schleicher!” jetzt ernſthaft
be=
folgt werden ſoll, und daß die Nationalſozialiſten deshalb im
Gegenſatz zu ihrer bisherigen Haltung in der vergangenen Woche
jetzt zur Ausſprache im Reichstag bereit ſind, die mit den
Miß=
trauensvoten enden würde.
Wie die Dinge laufen werden,
das wird ſich vermutlich am Freitag entſcheiden. So lange iſt
Herr von Schleicher in die Defenſive gedrängt. Denn wenn die
Regierung jetzt für die Einberufung des Reichstags iſt, würde er
ſich nach ſeiner früheren Haltung damit abfinden, dieſe
Gelegen=
heit ſogar begrüßen müſſen, weil ſie auch in ſein Spiel hineinpaßt.
Ob er innerlich über dieſe Entwicklung froh wäre, iſt eine andere
Frage. Deshalb iſt auch die Ueberlegung nötig, zu welchen
Mit=
teln die Regierung greifen werde, um eventuell die
Plenarbera=
tungen zu erzwingen. Man nimmt jetzt allgemein an, daß es jetzt
ſowieſo dazu kommen werde, wobei die Meinungen nur über den
weiteren Gang noch ſchwanken. Der Gedanke, daß nach der
Aus=
ſprache, aber noch vor den Abſtimmungen, die Vertagung des
Reichstags erfolgen ſoll, hängt nach wie vor in der Luft. Ob er
ſich jedoch verwirklicht, iſt ganz dadurch bedingt, wie dann die
einzelnen Parteien ihre weiteren Ausſichten bewerten.
Herr von Schleicher fühlt ſich jedenfalls nach außen hin ſeiner
Sache noch vollkommen ſicher. Uns wird eine Aeußerung des
Reichspräſidenten berichtet, daß er doch nicht gut alle zwei Monate
ſeinen Kanzler wechſeln und gewiſſermaßen Kanzler am laufenden
Bande ernennen könne. Deshalb rechnet Herr von Schleicher auch
damit, daß er die Fäden in der Hand behält. Er hat ſich zum
Samstag vormittag beim Reichspräſidenten zum Vortrag
ange=
meldet. Hier dürfte wohl die Entſcheidung fallen, wenn nicht
etwa, was unwahrſcheinlich iſt, der Aelteſtenrat inzwiſchen eine
neue kurzfriſtige Vertagung beſchloſſen haben ſollte. Aber Herr
von Schleicher wird die Gelegenheit wohl auch benutzen, um ſich
für alle Eventualitäten zu ſichern, und die entſprechenden
Voll=
machten erbitten, wobei auf dieſer Seite der Gedanke auf einen
Verzicht auf Neuwahlen nach der Auflöſung wohl aufgegeben
ſein dürfte. Es muß aber auch im Auge behalten werden, daß die
Dresdner Saalſchlacht mit ihren neun Toten ſchwere innenpolitiſche
Folgen haben kann. Der Reichskanzler hat ſich über die Vorfälle
in Dresden Bericht erbeten, und wenn ſich dabei herausſtellen
ſollte, daß die Kommuniſten dieſen Zuſammenſtoß abſichtlich
her=
beigeführt haben, den blutigen Konflikt mit der Polizei alſo
be=
wußt provoziert haben, dann iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß
Herr von Schleicher ſeine Drohung wahr macht und die „
Schub=
ladenverordnung” hervorholt, um ſie am Samstag dem
Reichspräſidenten zur Unterſchrift vorzulegen.
Zwei Milliarden neue Ausgaben.
Das Ergebnis der Ausſchußberakungen.
* Berlin, 26. Januar (Priv.=Tel.)
Seit einigen Wochen tagen verſchiedene Ausſchüſſe des
Reichs=
tags. Sie haben eine ganze Reihe von Beſchlüſſen gefaßt, die
natürlich erſt dann praktiſche Bedeutung erlangen, wenn ſie vom
Reichstagsplenum beſtätigt werden. Jede Beſchlußfaſſung war
aber darauf abgeſtellt dem Agitationsbedürfnis der einzelnen
Parteien zu entſprechen. Die zuſtändigen Reichsreſſorts haben ſich
nun daran gemacht, einmal den finanziellen Effekt der
Ausſchuß=
arbeiten abzuſchützen. Dabei handelt es ſich zu einem nicht
unbe=
trächtlichen Teil um die Aufhebung weſentlicher
Be=
ſtimmungen alter Notverordnungen, die erlaſſen
wurden, um die Finanzen des Reiches, der Länder und der
Ge=
meinden, aber auch der öffentlich=rechtlichen Körperſchaften,
namentlich der Krankenkaſſen und der Arbeitsloſenverſicherung,
zu entlaſten und in Ordnung zu bringen. Darüber hinaus
ſind neue Ausgaben beſchloſſen worden. Die Auswirkung
dieſer Ausſchußarbeiten ſtellt ſich als neue Belaſtung in Höhe
von zwei Milliarden Reichsmark heraus. Allein dieſe
Summe macht es abſolut unmöglich, die Beſchlüſſe der Ausſchüſſe
durchzuführen, ſelbſt wenn das Reichstagsplenum die gleiche
Hal=
tung einnehmen ſollte wie die Ausſchüſſe. Das Verhalten der
Fraktionen in den Ausſchüſſen ſpricht allerdings nicht für eine
fruchtbare Arbeit dieſes Reichstags. Es liefert nur jenen Kräften
Material, die auf eine Auflöſung oder eine Proklamierung des
Staatsnotſtandes hinſteuern.
Die Hanshalisrechnung 1930 vor dem Reichsrak.
In ſeiner Sitzung am Donnerstag beſchäftigte ſich der
Reichsrat nach der Beratung der Arzneitaxe 1933, über die am
kommenden Dienstag abgeſtimmt werden ſoll, mit der
Haus=
haltsrechnung 1930. In den Ausſchüſſen war im Zuſammenhang
damit ſchon vorher die Frage erörtert worden, ob die
Reichs=
regierung den Haushalt durch Notverordnung diktieren könne.
Dabei ergab ſich die überwiegende Auffaſſung des
Reichsrates, daß der Etat durch Geſetz
feſtge=
ſtellt werden müfſe und daß Artikeſ 48 der
Reichsverfaſſung der Reichsregierung nicht die
Möglichkeit gebe, ein ſolches Geſetz durch
Not=
verordnung zu erſetzen.
Bei der Beratung der Haushaltsrechnung 1930 bemängelten
die Reichsratsausſchüſſe vor allem, daß ſich das Reich noch
immer mit Aufgaben befaſſe, die ihm nicht zukämen. Das Reich
ſolle ſich auf große Aufgaben beſchränken, die dem ganzen
Reichsgebiet zugute kämen und dabei insbeſondere auch von Fall
zu Fall zu prüfen, ob es nicht an der Zeit wäre, die Betreuung
dieſer oder jener Aufgabe der Wirtſchaft ſelbſt zu überlaſſen.
Es ſolle vor allem im Reich mehr regiert und weniger verwaltet
werden. Die Verwaltung ſei in erſter Linie Sache der Länder
und Gemeinden, nicht Sache des Reiches.
Das verlorene Geheimdokumenk.
Oſtpreußen und Schleſien die nächſten
außen=
polikiſchen Ziele Polens.
* Berlin, 26. Januar. (Priv.=Tel.)
Dem Neffen des früheren polniſchen Außenminiſters Zalefki,
der ſich in Genf aufhält, iſt eine ſchwere Panne paſſiert. Er hat,
wie die „Germania” mitteilt, ein geheimes Dokument verloren,
das dann in fremde Hände gefallen iſt. In dieſer Denkſchrift,
die er ſelbſt ausgearbeitet hat, beſchäftigt er ſich mit den
Zie=
len der polniſchen Außenpolitik. Auf Grund ſeiner
Darſtellungen gehört der Beſitz der Provinz
Oſt=
preußen ſowie der Provinz Schleſien bis zur
Oder zu den nächſten außenpolitiſchen
polni=
ſchen Zielen. Die Denkſchrift Zaleſkis ſcheint auch an einen
Kreis von Vertrauensleuten des polniſchen Außenminiſteriums
verſchickt worden zu ſein. Der Inhalt dieſes Dokuments hat in
den Völkerbundskreiſen und bei den anweſenden ausländiſchen
Journaliſten außerordentliches Aufſehen erregt. Es kann ſich
hier nicht um eine Privatarbeit handeln, da Zaleſkis Neffe im
Dienſte der polniſchen Außenpolitik ſteht und auch als Mitglied
der polniſchen Delegation nach Genf gekommen iſt.
Selbſtverſtändlich hat dieſe Nachricht in der polniſchen Preſſe
einen Sturm der Entrüſtung ausgelöſt, und ebenſo
ſelbſtver=
ſtändlich beeilt ſich das polniſche Auswärtige Amt mit dem
üblichen Dementi.
* Pakenkmedizin Jouvenel.
Von unſerem „=Korreſpondenten.
Rom, 21. Januar.
De Joubenel, der als neuer franzöſiſcher Botſchafter nach
Rom kommt, hat vor ſeiner Ankunft eine Wolke wohlriechenden
Duftes durch die Pariſer Preſſe um ſich verbreiten laſſen, ſo
daß man ſchier meinen ſollte, jetzt kann es nichts anderes mehr
geben, als das berühmte Wort: Er kam, er ſah, er ſiegte.
Zum Siegen aber gehört ein Schlachtfeld. Wenn der eine
der beiden Partner ſeine Wahlſtatt jedoch grade da ſucht, wo
der andere ihm nicht entgegentreten will, ſo iſt es ſchwer, zu
ſiegen. Dann geht die Sache meiſt aus wie eine berühmte
andere Schlacht: das Hornberger Schießen.
Es muß den Franzoſen höchſt wichtig und dringend
erſchei=
nen mit Italien auf einen beſſeren „Verkehrsfuß” zu kommen,
ſonſt würden ſie weniger Eifer in der Sache zeigen. Das iſt
von vornherein ein ſchwacher Schachzug. Oder fühlt ſich de
Jouvenel zu ſehr als alter Journaliſt, der pünktlich zum
Um=
bruch kommen muß, und glaubt er, daß er bei dem gewiegten
Journaliſten Muſſolini mit dem Handwerkszeug und der Technik
des Zeitungsbetriebes auf verwandte Gefühle ſtoßen wird? Der
Duce iſt Journaliſt, noch heute wie er es ſeiner Zeit bei der
Gründung des „Popolo d’Italia” im Interventionsjahr vor
Eintritt Italiens in den Weltkrieg war, aber er iſt inzwiſchen
Staatschef und Diktator geworden und nicht nur Senator und
„Diplomat” wie de Jouvenel.
Vor allem aber fühlt ſich der Duce als Vorkämpfer für die
Befreiung Europas von der Hegemonie Frankreichs, genau ſo
wie er einſt für Frankreich und die Entente eintrat, als Anwalt
für die „Befreiung” Europas von der Vorherrſchaft der
Habs=
burger und der Hohenzollern. Von vornherein iſt alſo die
Stel=
lung auf dem Schlachtfeld, auf dem de Jouvenels
Feldherrn=
kunſt ſich erweiſen ſoll, eine recht ſchiefe. Die Fronten ſind nicht
gegeneinander gerichtet. Im Gegenteil, die Manöveridee iſt im
Grunde bei dem einen, bei Muſſolini, die alte geblieben: Kampf
gegen jede Hegemonie, Schaffung des Ausgleichs der Kräfte in
Europa, während der andere das Gegenteil will: Stützung der
einſeitigen Hegemonie Frankreichs, Herüberziehung der
italieni=
ſchen Kräfte gegen ein möglichſt geringes eigenes Opfer.
Glaubt man in Paris wirklich, daß Rom trunken von den
Erſolgen des Fascismus und blind von dem Glanz der Feiern
des Dezennale nicht merkt, wie behutſam die franzöſiſche Preſſe
um die Hauptpunkte herumgeht, die allein eine wirkliche
Anteil=
nahme Italiens an franzöſiſch=italienifchen Verhandlungen
ge=
währleiſten könnten? Natürlich bedeutet das Balkanproblem
einen wichtigen Punkt in der italieniſchen Außenpolitik,
ſelbſt=
verſtändlich iſt die jugoſlawiſche Frage von großer Wichtigkeit
für Rom, ſogar das Gebilde der „Kleinen Entente” gehört in
den Kreis eifriger Beobachtung der Italiener, alles das iſt
rich=
tig, wie es der „Temps”, — wie man gleich leſen wird —
aus=
führt. Aber die Hauptſache iſt und bleibt doch die große
Haupt=
frage an Gretchen aus Paris: „Sag’, wie hälft du’s mit dem
Tunisſtatut und mit der Saharafrage?‟ Darauf aber ſchweigt
Marguerite de Jouvenels, Donna, Frau Marthe Schwerdtlein,
geborene Temps, ſich züchtig aus. Sie verlautet nur höchſt
ſprach=
gewandt und trotzdem unbedingt beachtenswert folgendes:
„Nicht nur ſieht der Duce eine Verbeſſerung der
allge=
meinen Lage für 1933 voraus, ſondern er hofft, daß die
frau=
zöſiſch=italieniſche Annäherung ſich verwirklicht. Seine
Erklä=
rungen enthüllen zum mindeſten günſtige Dispoſitionen für
einen ernſten Verſtändigungsverſuch im Augenblick, da Henri
de Jouvenel ſein Amt antritt. Auf franzöſiſcher Seite hat
man nie verkannt, daß die Freundſchaft Frankreichs und
Italiens eine weſentliche Bedingung einer fruchtbaren
europäiſchen Politik bildet. Zweierlei Dinge beherrſchen die
franzöſiſch=italieniſchen Beziehungen; die
Sonderpro=
bleme, die ſich zwiſchen den beiden Staaten erheben, und
die Orientierung im Rahmen der allgemeinen europäiſchen
Politik für die Organiſation des Friedens und der
wirt=
ſchaftlichen Zuſammenarbeit. Die franzöſiſch=italieniſchen
Streitfragen wären leicht zu löſen, wenn ſich eine
Verſtän=
digung über die europäiſche Politik erzielen ließe. Die
fran=
zöſiſche Außenpolitik ſeit Locarno hat mit Folgerichtigkeit
das Zuſammenwirken Großbritanniens, Frankreichs, Italiens
und Deutſchlands angeſtrebt. Bedingung einer ſolchen Politik
iſt, daß die vier Mächte ihren legitimen Einfluß auf Grund
der Friedensverträge ausüben. Mit Unrecht erklärt die
fasciſtiſche Preſſe als Vorbedingung einer aktiven
Zuſammen=
arbeit zwiſchen Frankreich und Italien die Preisgabe der
Kleinen Entente und vor allem Jugoſlawiens durch
Frank=
reich. Wenn man behauptet, die Kleine Entente ſei eine
künſtliche Schöpfung der franzöſiſchen Diplomatie, irrt man
ſich. Die Kleine Entente beſteht durch ſich ſelbſt und iſt aus
einer vitalen Notwendigkeit für die Tſchechoſlowakei,
Jugo=
ſlawien und Rumänien entſtanden, die durch die
Friedens=
verträge geſchaffenen nationalen Grenzen zu ſchützen. Auch
wenn die Beziehungen zwiſchen Frankreich und Prag,
Bel=
grad und Bukareſt nicht wären, was ſie auf Grund der
ab=
geſchloſſenen Vereinbarungen ſind, würde die Kleine Entente
fortbeſtehen, aber ſie würde wahrſcheinlich eine ſchärfere
Wachſamkeit und eine geringere diplomatiſche Geſchmeidigkeit
in der Verteidigung ihrer Intereſſen zeigen. Die europäiſche
Politik andererſeits auf ein bloßes Zuſammenwirken der
vier Großmächte zurückzuführen, ohne Rückſicht auf die
Staa=
ten mit beſchränkter Intereſſen heißt, gegen den Grundſatz
der internationalen Solidarität verſtoßen. Niemand beſtreitet
die legitimen Intereſſen der italieniſchen Großmacht in
Mitteleuropa und auf dem Balkan. Aber nur durch eine
allgemeine Verſtändigung über eine europäiſche Politik kann
man eine ſichere Baſis für den Frieden ſchaffen.”
Pech, liebe Frau Marthe Temps, das feſſelt in Rom faſt
gar nicht. Grade die Sonderprobleme intereſſieren in Italien,
und gerade um dieſe geht Frau Marthe herum. Die „
Orientie=
rung im Rahmen der allgemeinen europäiſchen Politik” aber
kommt erſt in zweiter Linie, nämlich erſt, wenn man in Rom
weiß, was Paris ſür dieſe „Orientierung” an „Sonderproblemen”
als „Ausgleich” zu bieten hat. Erſt wiegen, dann wagen, heißt
es in Rom. Eine Verſtändigung über die europäiſche Politit
läßt ſich nicht „vorher”, wie der Temps meint, ſondern nur
„nachher” in Rom erzielen, wenn man das Sonderproblem hat.
Ein zweites Mal, läßt ſich Italien nicht um den Preis prellen,
Seite 2
Nr. 27
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. Januar 1933
wvie mau es beim Kriegseintritt von ſeiten Frankreichs getan
hat. Man vergißt in Rom nicht, daß England ſeine
Ver=
ſprechungen erfüllt, Frankreich aber nur ſich ſelbſt „geſund”
ge=
macht hat.
Die Lockſpeiſen aus der franzöſiſchen Küche taugen zurzeit
wenig beim italieniſchen Ausgleichseſſen. Jugoſlawien brät am
eigenen Feuer. Hier braucht Italien keine franzöſiſche Würze.
Albanien gehört Italien. Wozu dort irgendwelche Angebote?
„Italia farä da se‟. Bulgarien, . . eine Prinzeſſin aus
italieni=
ſchem Blute wurde gerade geboren. Und mit der Kleinen Entente
hat man’s in Rom gar nicht eilig. Gerade iſt ein polniſcher
Unterſtaatsſekretär in Rom, um ſich das Forum anzuſchauen.
Er ſieht von dort aus infolge des Straßendurchbruchs der Via
dell Impero jetzt bis zu Muſſolinis Fenſter im Arbeitszimmer
des Palazzo Venezia. Braucht man dann noch de Jouvenels
Fernrohr? Herr Toeplitz, Italiener aus Polen von der Banca
Commerciale wird am beſten wiſſen, wie weit Italien noch
durch ſeine Juveſtitionen in Polen mit gebundenen Händen
herumſtehen muß, wenn der „Korridor” noch aktueller wird.
Das iſt aber ein Gebiet, das in deutſchem Intereſſe geſondert
betrachtet werden muß.
Aber was wird Herr de Jonbenel ſagen, wenn der Duce
ihn fragt: „Wieviel haben die Aktien der Wiener „Neuen Freien
Preſſe” gekoſtet, die man in Paris kaufte, gerade ehe der
Anleihe=
vertrag für Oeſterreich von Ihrer Kammer ratifiziert wurde?
Wie teuer iſt dieſe Patentmedizin für den Balkan, Herr
Bot=
ſchafter?” Und der Herr Botſchafter wird vielleicht gar nicht mehr
Zeit haben, überhaupt auf die „Sonderprobleme” einzugehen.
Dies eine Spezialproblem in Margaretes Schmuckſchatulle
blen=
det, auch wenn darüber Frau Marthe Temps ſchweigt.
Das Schuldenproblem.
Englands Borbehalt gegenüber Amerika.
Der grundſätzlichen Ankündigung in dem Communiqué vom
19. Januar über die Ausſprache Hoover=Rooſevelt ſind raſch die
Amerikas, d. h. alle mit Ausnahme Frankreichs, Polens und Bel= Die engliſche und die italieniſche Regierung ſallen bereits energiſch
nach dem 4. März eingeladen worden. Die Antwort Englands liegt
bereits vor, und die Auseinanderſetzungen über das
Verhandlungs=
programm ſind in vollem Gange. Entſcheidend in der geſtern
ver=
öffentlichten Antwort des Foreign=Office auf die amerikaniſche zungen allein in Zentralrußland drei Millionen Einwohner wegen
amerikaniſchen Beſprechungen über
Wirtſchafts=
fragen wohl ein Gedankenaustauſch gepflogen, aber
keiner=
lei Entſcheidung getroffen werden kann, ehe die
Welt=
wirtſchaftskonferenz in Anweſenheit aller
da=
zu eingeladenen Staaten zuſammengetreten iſt. den mit Columbien nicht zu brechen.
Wenn England in dieſer Weiſe die Bedeutung der geplanten
Welt=
wirtſchaftskonferenz, zu deren Präſidenten gerade geſtern Mac= haben ſich die demokratiſchen Mitglieder gegen die Zahlung einer
ſtreben, die für England lebenswichtigen Fragen wie
Goldwährung, Empire=Präferenzen und
der=
gleichen nicht unter dem Druck rein finanzieller
Erwägungen entſcheiden zu müſſen. Bei den
engliſch=
amerikaniſchen Verhandlungen wäre eine bindende Feſtſtellung
Englands auf vielleicht beträchtliche Zugeſtändniſſe an Amerika zu
erwarten, während die Ergebniſſe einer multilateralen Konferenz
meiſt ſo verklauſuliert ſind, daß ſie den Regierungen praktiſch
eine ſehr große Handlungsfreiheit laſſen.
Intereſſant und gleichfalls von dem Wunſchnach
Erwei=
terung des Kreiſes der
Verhandlungsteilneh=
mer beſtimmt iſt die engliſche Anregung an Amerjka,
auch Frankreich im März heranzuziehen. Dieſe auf
Grund des Lauſanner Vertrauensabkommens gemachte Anregung
dürfte freilich den ſachlichen Gegenſatz zwiſchen dem amerikaniſchen
und dem franzöſiſchen Standpunkt nicht überbrücken. Frankreich
hält vorläufig an ſeiner Theſe von der Verbindung zwiſchen
Kriegsſchulden und Reparationen feſt und fühlt ſich ſehr ſicher in
dem Bewußtſein, daß eine endgültige Entſcheidung ohne
Frank=
reich nicht getroffen werden könne.
Wahlſieg de Balerds. — Riederlage Cosgraves.
Die bisher vorliegenden Teilergebniſſe zum iriſchen
Par=
lauent beſtätigen den erheblichen Vorſprung, den de Valeras
republikaniſche Partei (Fianna Fail) erzielte. Bisher ſind 30
Mitglieder der Fianna Fail gewählt, 14 Anhänger Cosgraves,
2 Arbeiterparteiler, 2 Mitglieder der neuen Zentrumspartei und
6 Nnabhängige.
Die bisherigen Wahlergebniſſe und die Tatſache, daß in den
noch nicht endgültig ausgezählten Wahlkreiſen zahlreiche
Kan=
didaten der Fianna Fail an der Spitze liegen, laſſen jetzt ſchon
den Schluß zu, daß de Valera in dem neuen Parlament im
Gegenſatz zu dem alten über eine klare Mehrheit wird
ver=
fügen können.
Vom Tage.
Die auf den 27. Januar feſtgeſetzte Sitzung des
Unterſuchungs=
ausſchuſſes zur Nachprüfung der Ruhrkredite in Heſſen muß wegen
Verhinderung des Berichterſtatters verſchoben werden. Der neue
Termin wird alsbald mitgeteilt werden.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstages trat am
Donuers=
tag nachmittag erneut zuſammen, das politiſche Verhältnis
Deutſch=
lands zu Oeſterreich und die Frage des Schutzes der deutſchen
Minderheiten im Auslande zu beraten, wobei die zur Zeit vor
dem Völkerbunde anhängigen Beſchwerden der deutſchen
Minder=
heiten in Polen über Schulfragen den Gegenſtand beſonders
ein=
gehender Ausſprache bildeten.
Der Geheime Regierungsrat Miniſterialrat Dr. Kügler im
preußiſchen Miniſterium für Wirtſchaft und Arbeit iſt als
preu=
ßiſcher Vertrauens= und Verbindungsmann beim Reichskommiſſar
für Arbeitsbeſchaffung beſtellt worden. Dadurch ſoll für das Land
Preußen und ſeine Gemeinden und Gemeindeverbände ein
ein=
heitliches Vorgehen auf dem Gebiet der Arbeitsbeſchaffung
ge=
währleiſtet werden.
Der Geſamtausſchuß des Reichsverbands der deutſchen
land=
wirtſchaftlichen Genoſſenſchaften Raiffeiſen E. V. wählte,
nach=
dem der eine der bisherigen Präſidenten, Landesverbandsdirektor
Geheimrat Hohenegg=München, auf eine Wiederwahl verzichtet
hatte, den anderen Präſidenten, Reichsminiſter a. D. Dr. Hermes,
zum alleinigen Präſidenten. Zugleich erfolgte die Wahl der
Herren Verbandsdirektor v. Knebel=Doeberitz (Pommern) und
Verbandsdirektor Berg=Darmſtadt, zu ſtellvertretenden Präſidenten.
Wilhelm Stegmann übergibt der Preſſe eine Meldung, daß
ſich in Eſſen ein Freikorps „Ruhr” aus SA.=Gruppen gebildet
und um Aufnahme, bzw. Unterſtellung unter das Freikorps
Franken gebeten habe. Das Gaupreſſeamt der NSDAP. in Eſſen
dementiert dieſe Nachricht.
Der Landesorganiſator des Faſchiſtiſchen Verbandes in
Mäh=
ren, Major a. D. Rudolf Uvira, dem nachgewieſen wurde, daß er
von dem Ueberfall auf die Brünner, Kaſerne Kenntnis hatte,
wurde verhaftet. Auch andere Perſonen, die von der Vorbereitung
Berlin, 10. Januar. des Ueberfalls Kenntnis hatten, wurden verhaftet oder verhört,
Die gleichzeitig in Paris, London und Genf unternommenen
Schritte der Kleinen Entente, um ein Inveſtigationsverfahren des
Völkerbunds gegen Ungarn herbeizuführen, werden jetzt allgemein
Taten gefolgt: England und die übrigen nicht ſäumigen Schuldner in unterrichteten internationalen Kreiſen als erfolglos beurteilt.
giens, ſind in den letzten Tagen zu Verhandlungen in der Zeit abgelehnt haben. Auch in leitenden franzöſiſchen Kreiſen zeigt
man wenig Neigung, aus dieſer Angelegenheit einen ernſten
poli=
tiſchen Zwiſchenfall zu machen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, ſollen nach bisherigen Schät=
Einladung iſt die Erklärung, daß bei den engliſch= ihres „ungeklärten Verhältniſſes zum Sowjetregime” keine Päſſe
erhalten. Sie ſollen in den entfernt liegenden Gebieten der
Sow=
jentunion angeſiedelt werden.
Der amerikaniſche Staatsſekretär Stimſon hat Peru in einer
Note unter Hinweis auf den Kellogg=Pakt aufgefordert, den Frie=
Im Finanzausſchuß des amerikaniſchen Repräſentantenhauſes
donald beſtimmt worden iſt, nicht verdunkeln laſſen will, ſo liegt einmaligen Reſtſumme ausgeſprochen. Sie ſind im Gegenteil
An=
darin mehr als nur eine Preſtigefrage: Es iſt vor allem das Be= hänger einer Löſung, durch die die Vereinigten Staaten gegen
einen bedeutenden Nachlaß der Kriegsſchulden wichtige
kommer=
zielle Vorteile erhalten.
Die vergeſſenen Polizeibeamken.
* Verlin, 26. Januar. (Priv.=Tel.)
Durch die Amneſtie ſind Tauſende von Perſonen in Freiheit
geſetzt worden, die teilweiſe wegen recht erheblicher Verbrechen
feſtgeſetzt werden mußten. Nur eine Reihe von Polizeibeamten
iſt nicht in den Genuß der Amneſtie gekommen, obwohl die
Ver=
gehen, deretwegen ſie ſich vor ben Gerichten verantworten
muß=
ten, im weſentlichen mit Demonſtrationen oder politiſchen
Schlä=
gereien zuſammenhängen. Nach der Amneſtie ſind aber nur
Perſonen begnadigt worden, deren Straftaten aus der
wirt=
ſchaftlichen Notlage geboren wurden oder die politiſche
Ver=
brechen begangen haben. Auf die Polizeibeamten läßt ſich dieſe
Amneſtie nicht anwenden, da ihre Vergehen weder politiſcher
Natur ſind, noch etwas mit der wirtſchaftlichen Notlage zu tun
haben. Es handelt ſich zumeiſt um Ausſchreitungen Verhafteter
gegenüber, wobei man als mildernden Umſtand in Rechnung
ſetzen muß, daß dieſe Ausſchreitungen nur zu oft ihren Grund
in den maßloſen Beſchimpfungen kommuniſtiſcher Demonſtranten
hatten. Im preußiſchen Staatsminiſterium wird nun überlegt,
ob man nicht auf dem Gnadenwege die Strafen niederſchlagen
und damit die Polizeibeamten in die Amneſtie einbeziehen kann.
Sollte, die kommiſſariſche Regierung zu Begnadigungen
ſchreiten, dann ſteht wohl endgültig feſt, daß ihr auch das
Begnadigungsrecht zuſteht, das ihr bisher jedenfalls von der
alten Staatsregierung abgeſprochen wurde. Dann wird aber auch
der Fall Reins ſeine Erledigung finden müſſen. Der
Briefträger=
mörder Reins wartet nun ſchon monatelang auf ſeine
Hinrich=
tung, die nicht erfolgen konnte, weil die Regierung Otto Braun
mit der Kommiſſariſchen Regierung wegen der Zuſtändigkeit in
Fehde liegt.
* Auflöſung des Welkalls.
Von Arpad Sorger.
Die Anſchauungen über den Bau des Weltalls haben ſich
mit der fortſchreitenden Technik in einer Weiſe gewandelt und
mit ſolcher Schnelligkeit verändert, daß außerhalb der Fachwelt
gegenwärtig die manuigfaltigſten Vorſtellungen anzutreffen
ſind. Es iſt dies natürlich ein Gebiet, mit dem ſich der Laie
eigentlich nicht gern befaßt, wie in vielen anderen Teilen der
Naturwiſſenſchaft, die einſchlägige Literatur zumeiſt mit
Fach=
ausdrücken geſpickt iſt, die ein Verſtändnis für den
Außen=
ſtehenden ſehr erſchweren.
Und das iſt ſchade, den man ſollte doch annehmen, daß der
Menſch ſich von dem Raum, der ihn umgibt, und in den ſein
Blick ungehindert hinauszudringen vermag, jener Raum, in
dem ſich des Nachts die Pracht des Sternenzeltes entfaltet, eine
Vorſtellung zu machen verſucht. Allerdings iſt wohl der
Hirten=
knabe, der mit unter dem Kopf verſchränkten Armen, im Graſe
liegend, den Himmel betrachtet und daran denkt, daß dort oben
vor jedem Feſttag die Englein die Sterne beſonders ſchön blank
putzen, in ſeinem Urteil unendlich viel ſicherer, als der weiſeſte
unter den Sternkundigen, der da mit dem großen griechiſchen
Denker geſtehen muß, er wiſſe, wie viel er nicht weiß.
Ein langer Weg führt von Pythagoras, Ariſtoteles,
Gior=
dano Bruno über Galilei zu den Aſtronomen der Jetztzeit, zu
Eddington, de Sitter, James Jeans und Einſtein. Und heute
müſſen wir ganz offen geſtehen, daß die einzelnen Theorien
über den Bau, die Ausdehnung, die Form und den Inhalt des
Weltenraumes eben grau ſind wie jede Theorie. Die einzelnen
Lehren ergänzen ſich vielleicht zum Teil, zum andern ſtehen ſie
ſich hoffnungslos gegenſätzlich gegenüber. Dem Nichtfachmann
wird überhaupt das meiſte, was er da über die gegenwärtigen
Lehren vernimmt, gegenſätzlich bis zur Unmöglichkeit des
Ver=
ſtehens erſcheinen.
Da nimmt Einſtein an der Umfang des Weltalls ſei durch
die in ihm enthaltene Maſſe beſtimmt. Das heißt: wurde zuerſt
der Raum geſchaffen, ſo beſtimmte dieſer von vornherein die
Maſſe, die in ihm ſich bewegen kann; und umgekehrt: hätte die
Schöpfung beſchloſſen, das Weltall mit einer beſtimmten Menge
von Maſſe zu ſchaffen, dann hätte ſich der Raum dem dieſer
Menge von Maſſe entſprechenden Umfang angepaßt.
Anders der Gelehrte de Sitter: er ſagt, daß ſich unſer
Welt=
all andauernd ausdehnt; gerade die neueſten Forſchungen neigen
immer mehr dazu, dieſer Annahme zuzuſtimmen. Mit dem
Fern=
rohr dringt man jetzt in Tiefen des Raumes ein, aus denen
das Licht viele Millionen vön Jahre braucht, um zu uns zu
gelangen. Man ſtellt ſich den Weltenraum begrenzt vor: das
heißt, wenn wir eine genügend lange Zeit, Tauſende von
Mil=
lionen Jahren, mit der ungeheuren Geſchwindigkeit des Lichts
uns geradlinig bewegten, dann würden wir ſchließlich wieder
an unſeren Ausgangspunkt zurückkehren. Dieſe „endliche
Unend=
lichkeit” wird verglichen mit der Oberfläche der Erde, die ja auch
„unbegrenzt” iſt und erſt durch Hinzunahme der dritten
Dimen=
ſion, alſo des Durchmeſſers der Erdkugel, als begrenzt erkannt
wird. Dieſes Weltenall, das ſich alſo gewiſſermaßen wieder in
ſich ſelbſt zurückkrümmt oder zurückkrümmen ſoll, iſt nach den
neueſten Anſchauungen in dauernder Ausdehnung begriffen. Es
würde zu weit führen, auseinanderzuſetzen, woran man dieſe
Ausdehnung erkennen will. Man nimmt hierzu die für den
Aſtronomen ungeheuer wichtige Zerlegung des Lichts durch
das Prisma zur Hilfe ſowie die Lehren von den verſchiedenen.
Wellenlängen dieſes Lichts. Man kann auf dieſe Weiſe bis
zu einem gewiſſen Grade erkennen, ob und wie ſchnell ſich ein
Stern auf uns zu — oder von uns wegbewegt.
Auf Grund dieſer Unterſuchungen glaubt man feſtgeſtellt zu
haben, daß ſich ferne Nebelflecke mit einer Geſchwindigkeit bis
zu achttauſend Kilometern in der Sekunde von uns
fort=
bewegen. Das ſoll nicht bedeuten, daß wir ſelbſt im
Mittel=
punkt ſtänden. Nein, die zeitgenöfſiſche Lehre hat beſondere
Begriffe für Zeit und Raum geſchaffen, nach denen in anderen
Räumen andere Zeiten herrſchen. Ein Bewohner eines jener
Nebelflecken würde alſo, eine entſprechende Entwicklung des
Fernrohres vorausgeſetzt, auch unſere Milchſtraße, von der ja
die Sonne mit der Erde und den übrigen Wandelſternen nur
ein verhältnismäßig unvorſtellbar kleiner Teil iſt, ebenfalls mit
einer Geſchwindigkeit von vielen tauſenden von Kilometern in
der Sekunde von ſich fortbewegen ſehen.
Das hat viele Gelehrte zu der Annahme bewogen, daß das
Weltall einer platzenden Bombe gleicht, wobei das Platzen uns
allerdings in der Art einer unvorſtellbar ſtarken
Zeitlupen=
aufnahme zum Bewußtſein kommt: Das Platzen der
Weltraum=
bombe dauert Ewigkeiten. Zum mindeſten neigt man zu der
Auffaſſung, daß ſich das Weltall in voller Auflöſung befindet.
Selbſt, wenn das ſtimmte, beſtände natürlich fur die Menſchen
keine Gefahr, denn bis zur Auflöſung — bis ſich etwa die
Sonne von der Erde trennte — gäbe es wahrſcheinlich keine
leuchtende Sonne mehr, geſchweige denn ein Menſchengeſchlecht.
Aber muß man nicht zweifeln an der Erkenntnisfähigkeit
für dieſe letzten Dinge? Wir leben ja zu kurze Zeit, um uns
ein Urteil über Ewigkeiten bilden zu können. Was ſind im
Vergleich zu Jahrbillionen, die vielleicht hunderttauſend Jahre
menſchlichen Erdenwallens, die zehntauſend Jahre menſchlichen
Kultur oder die dreihundert Jahre ſeit der Erfindung des Fern=
Die Dresdener Vorfälle.
Die Bolizei in Nolwehr. — Bon der Galerie herab.
beſchoſſen.
Dresden, 26. Januar.
Das Preſſeamt des Dresdener Polizeipräſidiums teilt in
Ergänzung unſerer geſtrigen Nachricht über die blutigen
Vor=
fälle in Dresden noch folgendes mit:
Im Keglerheim auf der Friedrichſtraße fand Mittwoch abend
eine Verſammlung des Kampfbundes gegen den Faſchismus mit
dem Oberleutnant a. D. Fraedrich als Redner ſtatt. Da
Fraed=
rich auch in dieſer Verſammlung in außerordentlich
gemein=
gefährlicher Weiſe zu Gewalttätigkeiten aufforderte, wurde die
Verſammlung von dem überwachenden Beamten der Politiſchen
Abteilung für aufgelöſt erklärt. Da der polizeilichen
Aufforde=
rung zum Verlaſſen des Saales nicht nachgekommen wurde,
wurde von vorſorglich bereit gehaltener uniformierter Polizei
vor dem Podium eine Sperrkette gebildet, die mit der
Räu=
mung des Saales zunächſt ohne Anwendung des
Gummiknüp=
pels begann. Im gleichen Augenblick ſetzten insbeſondere auf
den Galerien Sprechchöre ein: „Wir bleiben da!” „
Sitzen=
bleiben!” uſw. Auch wurde von den Galerien herab mit
Bier=
gläſern, Aſchenbechern, Stühlen uſw. nach den den Saal
räu=
menden Beamten, die teilweiſe auch dadurch getroffen wurden,
und denen im Saal jetzt ſtärkerer Widerſtand entgegengeſetzt
wurde, geworfen. Gleichzeitig wurde von
Verſammlungsbe=
ſüchern auf den Galerien auf die Beamten ſcharf geſchoſſen. In
der Notwehr machten die Beamten nun ebenfalls von der
Schuß=
waffe Gebrauch. Dieſe Gegenwehr hatte neun Todesopfer und,
ſoweit ſich bisher hat feſtſtellen laſſen, 11 Verletzte zur Folge
gehabt.
Berſammlungsverbok für Dresden. — Lärmſzenen
im ſächſiſchen Landkag.
In der Donnerstagſitzung des ſächſiſchen Landtages kam es,
als Innenminiſter Richter die Vorkommniſſe der letzten Nacht
bedauerte, zu ſtürmiſchen Auftritten der Kommuniſten. Der
Miniſter ging noch einmal kurz auf die Ereigniſſe des
Mittwoch=
abend ein. Als er davon ſprach, daß von den Tribünen
herab Schüſſeauf die Polizei abgegeben worden ſeien,
kam es zu wütenden Zwiſchenrufen der Kommuniſten, unter
denen ſich beſonders der Abg. Sindermann hervortat.
Miniſter Richter fuhr unbeirrt fort, daß die
Polizei=
beamten ohne Befehl nach den Stellen der Galerie
ge=
ſchoſſen hätten, von woaus ſie beworfen oder
be=
ſchoſſenworden ſeien. Die Staatsanwaltſchaft habe heute
vormittag 10 Uhr einen Lokaltermin angeſetzt, der ſoeben erſt
beendet ſei. Ein zweiter vom Gericht veranſtalteter Termin ſei
noch im Gange. Nach übereinſtimmenden Ausſagen aller
Polizei=
beamten ſei auf die Polizei von der Galerie
ge=
ſchoſſen worden. Ein Schütze ſei hinter einer
Deckung im Anſchlag ſtehend geſehen worden. An
dieſer Stelle der Galerie befänden ſich auch zahlreiche
Ein=
ſchläge, da die Polizeibeamten dorthin geſchoſſen hätten. Im
Saal und auf der Galerie ſeien auch Patronenhülſen gefunden
worden, die nicht zu den Piſtolen der Polizei gehörten. Auch
ſeien verſchiedene Einſchläge an den Stellen feſtgeſtellt worden,
wo die Polizeibeamten geſtanden hätten.
Als der Miniſter dann das Bedauern der Regierung für die
Opfer zum Ausdruck brachte, kam es zu erneuten wüſten
Lärm=
ſzenen der Kommuniſten. Der Miniſter ſchloß, daß die
Vor=
gänge der vergangenen Nacht eine ernſte
Mah=
nung an alle darſtellten. Es habe ſich leider gezeigt, daß
die Aufhebung der früheren Beſtimmungen zum
Schutze der Ruhe und Ordnung durch die
Reichs=
regierung übereilt geweſen ſei. Die Staatsregierung
würde die erforderlichen Maßnahmen von ſich aus treffen, um
die Ruhe und Ordnung ſicherzuſtellen, Für die
StadtDres=
den ſei zunächſt ein allgemeines
Demonſtra=
tionsverbot erlaſſen worden. Die Polizei müſſe ſich
unter allen Umſtänden gegenüber Ruheſtörungen durchſetzen.
Dazu ſei ſie nicht nur berechtigt, ſondern verpflichtet.
Drohung mit dem Erlaß der „Schubladen”
Berordnung.
Die blutigen Zuſammenſtöße in Dresden finden
ſelbſtver=
ſtändlich in Kreiſen der Reichsregierung ſehr ernſte Beachtung.
Nachdem bereits vor etwa zehn Tagen angeſichts der
ge=
ſteigerten Hetze in der politiſchen Polemik eine
Warnungder Regierungerlaſſen worden iſt, iſt man
in Kreiſen der Reichsregierung der Auffaſſung,
daß eine Wiederholungderartiger Vorfälle und
die Fortſetzung der Hetze, wie ſie ſich in den letzten
Tagen gezeigt hat, Veranlaſſung geben könnten,
ge=
wiſſe notwendige Maßnahmen zu ergreifen.
rohres? Man kann ſich da geradeſogut auf einen der Gelehrten=
Welt von heute entgegengeſetzten Standpunkt ſtellen und
be=
haupten, das Weltall zerplatze nicht, es befinde ſich auch nicht in
Auflöfung, ſondern entfalte ſich erſt unter dem göttlichen Hauch
des Schöpfers wie eine Roſenknoſpe unter Sonnenſtrahlen.
Ueber das chineſiſche Familienrecht
ſprach geſtern abend im Rahmen der Vortragsveranſtaltungen des
China=Inſtituts in Frankfurt der bekannte Pariſer Juriſt
Profeſſor Jean Escarra. Der Vortragende ſprach franzöſiſch,
gab aber ſeine Ausführungen in ſo glänzender Form und ſo klarer
gedanklicher Prägung, daß dem Gegenſtand leicht zu folgen war.
Das Thema war ſo geſtaltet, daß es nicht nur Juriſten,
ſon=
dern auch einen weiteren Hörerkreis anziehen und befriedigen
konnte. Aeußerſt intereſſant wurde es durch die prägnante
Gegen=
überſtellung des alten chineſiſchen Familienrechts, wie es vom
Altertum her als traditionelles Syſtem unverändert bis in unſere
Tage gültig war, und des modernen Rechts, das innerhalb der
letzten zwei Jahrzehnte eingeführt worden und bereits ſeinen
end=
gültigen Niederſchlag in der modernen Kodifikation gefunden hat.
Das iſt umſo erſtaunlicher, weil die auf älteſten Bräuchen, Riten
und auf den klaſſiſchen Büchern beruhende Tradition hier nicht
etwa mit einigen Reformen verſehen, vielmehr ein vollſtändiger
Bruch und umwälzender Wandel geſchaffen worden iſt. An die
Stelle der patriarchaliſchen Familienordnung, die — abgeſehen
von mutterrechtlichen Tendenzen in der früheſten Zeit — China
durch die Jahrtauſende beherrſcht hat, iſt jetzt, ſeit dem Jahre 1912
die Hausgemeinſchaft getreten, d. h. die Großfamilie, an deren
Spitze der älteſte männliche Vertreter ſtand, dem alle übrigen
Familienmitglieder Gehorſam ſchuldeten, iſt als juriſtiſche Form
aufgelöſt. Auf der anderen Seite iſt an die Stelle des Clans oder
Stammes das Volk getreten, das als juriſtiſcher Begriff früher
ſekundär war. Eine weitere ein chneidende Aenderung iſt die
Ein=
führung der Gleichberechtigung der Geſchlechter, womit auch die
Abſchaffung des Konkubinats als juriſtiſche Inſtitution gegeben iſt.
Daß mit all dem eine ſtarke Annäherung an europäiſche
An=
ſchauungen und Geſetze vollzogen iſt, liegt auf der Hand; wie der
Direktor des China=Inſtituts, Herr Dr. Rouſſelle, erklärte,
hat Prof. Escarra als, ſtändiger juriſtiſcher Berater der
chineſi=
ſchen Regierung einen großen Einfluß auf die moderne
Kodifika=
tion des chineſiſchen Familienrechts gehabt. Von einer ſo
unmit=
telbaren Autorität Einblick zu erhalten in die tiefgehende
Revo=
lution, in der die ganze chineſiſche Ziviliſation begriffen iſt, war
natürlich von beſonderem Intereſſe, das ſich denn auch in der
ge=
ſpannten Aufmerkſamkeit und dem Beifall der Hörer deutlich zu
erkennen gab.
Dr. 2.
Freitag, 27. Januar 1933
Warum Zollſchuß?
Der Reichsernährungsminiſter über die
Sicherungs=
maßnahmen zum Schuße der Landwirkſchaft.
Berlin, 26. Januar.
Im Haushaltsausſchuß des Reichstags wurde am Donnerstag
in Anweſenheit des Reichsernährungsminiſters Freiherrn v. Braun
die durch die Oſthilfedebatte unterbrochene Ausſprache über
Wirtſchaftspolitik und Agrarfragen fortgeſetzt. Im
Verlauf der Ausſprache erklärte Reichsernährungsminiſter
Frei=
heer v. Braun nach dem Kriege hätten wir im Verhältnis zu
den Abſatzmöglichkeiten eine Ueberproduktion in der ganzen Welt
gehabt, und zwar ſowohl auf induſtriellem wie auf agrariſchen
Gebiet, während vor dem Krieg ein ausgeſprochener Ausgleich
zwiſchen Angebot und Nachfrage beſtand. Dadurch iſt eine
unge=
heuere Erſchwerung für unſere einheimiſche Induſtrie entſtanden,
die durch die nachlaſſende Kaufkraft im Innern noch verſtärkt
wurde.
Seit dem 1. Dezember 1931 ſind in neun Ländern neue
Ein=
fuhrverbote erlaſſen, in ſieben Ländern neue Einfuhrmonopole
errichtet worden, in 21 Staaten wurde die Kontingentierung der
Einfuhr neu eingeführt oder erweitert, zehn Länder führen neue
Verwendungszwänge für inländiſche Erzeugniſſe ein, in 53
Län=
dern waren neue Zölle oder Zollerhöhungen zu verzeichnen. In
16 Ländern endlich iſt eine Entwertung der Valuta eingetreten,
die ebenfalls unſere Ausfuhr aufs ſchwerſte traf; auch das
Ergeb=
nis von Ottawa wirkt nicht nur direkt auf die betroffenen Länder,
ondern auch indirekt auf Deutſchland dadurch, indem dieſe Länder,
denen die Einfuhr nach England erſchwert wird, ihre Waren auf
den deutſchen Markt zu werfen ſuchen, und zwar zum Teil zu
Preiſen, die weit unter den eigenen Geſtehungspreiſen liegen.
Alle dieſe Dinge haben zu einer Abſperrung der Länder
gegeneinander geführt, wie ſie ſchrecklicher nicht erfolgen
konnte.
Aufrechkerhalkung der Maßnahmen bis zur Wieder=
Wenn gefragt worden iſt, ob die Maßnahmen, die wir
zum Schutz der Landwirtſchaft getroffen haben und
treffen werden, als Dauermaßnahmen angeſehen werden, ſo möhte
ich feſtſtellen: Ich ſehne den Tag herbei, wo ein Ausgleich
zwiſchen Angebot und Nachfrage und damit wieder
geſunde Preisverhältniſſe in der
Weltwirt=
ſchaft erreicht ſein werden und dieſe Maßnahmen abgebaut
werden können. Eine andere Frage iſt, ob wir heute bereits in
dieſem Stadium des Ausgleichs leben, und dieſe Frage bedauere
ich verneinen zu müſſen. Wir ſind uns darüber klar, daß die
mangelnde Kaufkraft in der ſtädtiſchen
Bevöl=
kerung ſelbſtverſtändlich zu einer
Minderab=
nahme landwirtſchaftlicher Produkte geführt
hat. Tatſächlich hat die Zahl der für den Binnenmarkt
Be=
ſchäftigten außerordentlich abgenommen, und zwar ungefähr um
diejenige Zahl, um die ſich die Arbeitsloſen vermehrt haben.
In der gleichen Zeit gingen die Verkaufserlöſe für die
wich=
tigſten landwirtſchaftlichen Erzeugniſſe von 10,29 auf 7.26
Mil=
liarden zurück. Ich habe ſchon hingewieſen auf den Unterſchied,
der zwiſchen dem Index für landwirtſchaftliche und induſtrielle
Produkte beſteht. Während er für Induſtrieprodukte 114 beträgt,
iſt er für Vieh beiſpielsweiſe auf 58 geſunken. Auf die Dauer
iſt dieſe Preisſpanne eine volle Unmöglichkeit. Ich glaube, daß
wir einen ſehr langen Weg gehen müſſen, um hier den Ausgleich
zu finden, und die Agraxpolitik, die ich für richtig halte, ſoll
dieſen Ausgleich finden.
Deukſchlands Oel= und Fektverſorgung.
Einſchränkung der Auslandseinfuhr.
Der Miniſter geht dann zu der Frage der Oel= und
Fett=
wirtſchaft über. Der Geſamtfettbedarf wird zu 40
Prozent aus inländiſcher Erzeugung, zu 60
Pro=
zent durch Einfuhr gedeckt. Bei der Margarine
werden die Rohprodukte zu 95 Prozent aus dem
Ausland eingeführt. Auf dem Weltmarkt ſind Oele um
44 Prozent im Preis zurückgegangen, Walfiſchtran iſt allein ſeit
1930 um rund 60 Prozent billiger geworden. Schmalz und Butter
haben um 30 Prozent, die Margarine um 15 bis 20 Prozent
nach=
gelaſſen. Tatſächlich iſt alſo die Konkurrenz des
Wal=
fiſchtrans für inländiſche Erzeugniſſe ſehr groß,
ohne daß das in vollem Umfang in den Margarinepreiſen zum
Ausdruck gekommen wäre. Wir werden nach wie vor eine
Fetteinfuhr notwendig haben. Wir ſind aber auch
der Ueberzeugung, daß eine Steigerung der
Eigenpro=
duktion möglich iſt und daß durch eine gewiſſe
Bei=
miſchungdie Einfuhr eingeſchränkt werden kann.
7. Akademie=Konzerk
(3. Orcheſter=Konzert)
Donnerstag, den 26. Januar, im Städtiſchen Saalbau.
Eine Uraufführung gab dem Akademiekonzert ein beſonderes
Gepräge, die Aufführung der Dramatiſchen Fantaſie Op. 9 für
Orcheſter von Hans Simon, deſſen Oper Valerio als letztes Werk
in Darmſtadt Aufſehen erregt hatte. Simon gibt ſeiner
ſinfoni=
ſchen Dichtung ein ähnliches inneres, äußerſt geſchloſſenes
Ge=
ſchehen wie Beethoven ſeiner Coriolan=Ouvertüre. Der Ton
des ganzen Werkes iſt faſt gleichmäßig düſter und unheimlich,
Gewalten von höchſter Aktivität und mehr unterirdiſch wühlende
Mächte geben der Fantaſie das Gepräge tragiſchen Geſchehens.
Hier hätte unſeres Erachtens die Bezeichnung „tragiſch” mehr
Recht, als bei Schuberts Tragiſcher Sinfonie und Brahms'
Tragiſcher Ouvertüre. Aehnlich wie bei dem ſchon zum Vergleich
herangezogenen Coriolan von Beethoven nehmen neben dieſem
düſteren Hauptinhalt die lyriſchen Epiſoden einen nur geringen,
faſt epiſodiſchen Raum ein. Der Aufbau des Werkes iſt
ſin=
foniſch. Aus ſtärkſter Erregung heraus erhebt ſich bald ein
ſcharfes akzentuiertes Trompetenthema, das etwa aus der
Rich=
tung thematiſcher Erfindung bei Bruckner und Mahler ſtammen
könnte. Die Gruppe des erſten Themas ſchließt ſcharf akzentuiert
und ſehr energiſch ab. Nun beginnt ein faſt grotesk beckmeſſernder
Abſchnitt, marſchähnlich, düſter, in kleinen Abſchnitten lyriſch,
immer wieder durch ein in gleichem Rhythmus hämmerndes
Motiv zuſammengehalten. Ein ſcharfer plötzlich einſetzender
If=Akkord eröffnet einen neuen Abſchnitt, den eigentlich lyriſchen,
bei dem zu tremolierenden Streichern ein ausdrucksvolles
Violinſolo, dann Fagottinterjektionen und Hornklänge ertönen.
Immer aber bleibt der tragiſche Unterton erhalten, der nun zu
einer großen ſchwerblütigen Steigerung führt. Nun erſcheint ein
Teil, den man am beſten mit einer ſinfoniſchen Durchführung
vergleicht. Der zweite Gedanke eröffnet den düſteren Reigen, in
gewaltigem Kampf türmen ſich Gedanken und Themen auf,
plötzlich bricht das Fortiſſimo ab, in unheimliche Stille hinein
erklingen choralhafte Poſaunenakkorde. Wieder gibt es eine
große Steigerung, die nun wie eine Repriſe zu dem zweiten
Thema das erſte geſellt, das die Bekrönung der Entwicklung
bil=
det und raſch zu dem tragiſchen Abſchluß in eis=Moll führt.
Wie man ſieht, hat Simon eine Menge bedeutſamen Geſchehens
in eine verhältnismäßig knappe Form gedrängt, dadurch ergibt
ſich ein häufiges Abſetzen und wieder Neueinſetzen, deſſen
künſtleriſcher Wert, wie auch der ſeiner thematiſchen Arbeit beim
erſten Anhören unmöglich gerecht beurteilt werden kann.
Gewal=
tiges Wollen und hochachtungswertes Können zeigt das Werk,
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Während im Jahre 1928 die Margarinerohſtoffe zu 16
Prozent aus Walfiſchtran beſtanden, beträgt der Anteil des
Walfiſchtrans heute annähernd 40 Prozent.
Früher wurde Margarine faſt ausſchließlich aus
Rindertalg hergeſtellt.
Bukkerbeimiſchung und Konkingenkierung
der Margarine-Produkkion.
Gegen eine Margarineſteuer habe ich mich ſtets gewehrt, weil
ich der Ueberzeugung bin, daß man dies aus ſozialen und anderen
Gründen nicht tun kann. Für die armen Volksſchichten darf unter
keinen Umſtänden das Fett, die Margarine, verteuert werden.
Die billige Margarine darf auf keinen Fall
ver=
teuert werden. Anders liegen die Dinge bei den
teuereren Qualitäten der Margarine. In der
Ver=
ordnung des Reichspräſidenten vom 23. Dezember iſt der
Reichs=
regierung lediglich die Berechtigung zu der
Bei=
miſchung gegeben worden, ebenſo die Berechti=
Nr. 27 — Seite 3
gung zur Kontingentierung der Produktion. Ob
ſie davon Gebrauch machen wird, hängt davon ab,
in welcher Form man ſich mit der
Margarine=
induſtrie einigt. Ich bin perſönlich der Ueberzeugung, daß
man angeſichts der Gewinne, die die
Margarine=
induſtrie, die zu 70 Prozent in ausländiſchen Händen iſt, in
den letzten Jahren gehabt hat, keine Bedenken
tragen ſollte, einen gewiſſen Beimiſchungszwang
zu verordnen. Ich bin mir ebenſo darüber klar, daß ein
Bei=
miſchungszwang zu den beſſeren Margarineſorten kein
Allheil=
mittel für alle landwirtſchaftlichen Schäden bedeutet. Hierfür
müſſen eine große Reihe von kleineren und größeren Mitteln
ſyſtematiſch angewandt werden. Zu dieſen Mitteln rechne iſt
aller=
dings die Butterbeimiſchung. Nach den Erfahrungen anderer
Län=
der muß die Löſung dieſes Problems auch in techniſcher Hinſicht
als durchaus gelöſt betrachtet werden. Somit glauben wir auch
heute noch, daß eine Beimiſchung zur Margarine ohne
eine Verteuerung der billigeren Sorten eine
gewiſſe Erleichterung für die Landwirtſchaft
bedeuten kann.
Die Regierung ſtellt die Berkrauensfrage. — Der Ankrag auf Zurückverweiſung der ganzen Zinanzvorſchläge
an den Finanzausſchuß von der Regierungsmehrheit abgelehnk.
Erbikkerker Kampf
um Chörons Zinanzproſekk.
Paris, 26. Januar.
Der Kampf um das Sanierungsprogramm in der franzöſiſchen
Kammer hat am Donnerstag mit einigen Lärmſzenen begonnen.
Sofort nach dem Zuſammentritt der Abgeordneten, die auf ihren
Plätzen den 200 Seiten langen Bericht des Finanz=Ausſchuſſes
vorfanden, ſtellte Louis Marin die Vorfrage, weil die
Kammer unter Verletzung des Geſetzes dazu gezwungen werde,
mit dem Meſſer an der Kehle über ein Finanzprogramm zu
be=
raten, dem jeder Zuſammenhalt fehle. Finanzminiſter Chéron
ſtellte jedoch demgegenüber die Vertrauensfrage, worauf Louis
Marin ſeinen Antrag auf Ablehnung der Debatte zurückzog.
Flandin prophezeik Inflakion für Frankreich.
Dann unternahm der frühere Finanzminiſter
Flandin einen heftigen Vorſtoß, indem er den Antrag auf
Zurückverweiſung der ganzen Finanzvorſchläge
an den Finanz=Ausſchuß ſtellte, damit die Regierung ſich
mit ihrer Mehrheit über einen Geſetzentwurf einige, den die
Kammer wirklich ernſthaft diskutieren könne. Der jetzige
Geſetz=
entwurf bringe keine Deflation, wie ſie Herriot verlangt habe,
ſondern die Gefahr einer Inflation, und habe die leiſen Anſätze
zur Wirtſchaftsbeſſerung, die überall feſtzuſtellen geweſen ſeien,
bereits vernichtet.
Die Regierung ſtellt die Verkrauensfrage.
Auch Flandins Antrag gegenüber ſtellte die Regierung die
Vertrauensfrage, da ſie auf Grund ihrer Beſprechungen mit den
Linksparteien ſicher war, daß jeder Antrag auf Zurückverweiſung,
Vertagung oder Verſchleppung der Ausſprache von der bisherigen
Regierungsmehrheit glatt zurückgewieſen werden würde. Die
Kammer nahm dann auch vor ihrer Mittagspauſe die Abſtimmung
vor, in der der Antrag auf Zurückverweiſung mit 368 gegen 205
Stimmen abgelehnt wurde.
Nach Beginn der Nachmittagsſitzung war man endlich ſoweit,
den
Bericht Lamoureux” über die Vorſchläge
des Zinanzausſchuſſes
entgegenzunehmen. Lamoureux wies darauf hin, daß er
perſön=
lich mehr dem Regierungsentwurf zuneige, das Budget=Defizit
ſofort zu decken, während die Sozialiſten den Ausgleich lediglich
als eine Art Marſchrichtung betrachteten. Er hob auch hervor,
daß die Vorſchläge des Finanz=Ausſchuſſes mindeſtens noch eine
ungedeckte Lücke von 4,5 Milliarden Franken in dem 10,5
Milli=
arden betragenden Defizit ließen, die nur durch eine Anleihe
gedeckt werden könnten.
Chöron beſtreikel jede Inflakionsgefahr.
An die Ausführungen des Berichterſtatters ſchloß ſich eine
längere Rede des franzöſiſchen Finanzminiſters Chéron, der alle
Inflationspläne als Verbrechen bezeichnete. Entweder werde eine
entſchloſſene Anſtrengung durch Sparſamkeit ſchon beim Budget
1933 die franzöſiſchen Finanzen retten und das Vertrauen
wieder=
herſtellen, oder man müſſe eine Anleihe nach der anderen
aufneh=
men und werde dadurch in eine viel ernſtere Lage geraten.
Ché=
ron ging dann zur Begründung ſeines Geſetzentwurfes über und
beſprach an erſter Stelle die bekannten Einſparungen. Dabei kam
er auf Mißbräuche bei der Begebung von Penſionen an
Kriegs=
verletzte zu ſprechen, wurde aber an der Beweisführung dadurch
gehindert, daß die Rechte ihn lärmend unterbrach. Chéron rief
aus: „Unſere Finanzen werden geplündert. Mein Amt gebietet
mir, ſolche Mißbräuche aufzudecken.‟ Die Kürzung der
Beamten=
gehälter, ſo erklärte er, ſolle nur proviſoriſchen Charakter tragen.
Von größter Bedeutung ſei es, Steuerhinterziehungen zu
bekämp=
ſen. Schließlich erklärte er, daß man die augenblicklichen
Bedürf=
niſſe zum Ausgleich des Budgets von 10 Milliarden auf 7
Mil=
liarden zurückſchrauben könne. Dieſe Erklärung wurde von der
Linken mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Verkagung der franzöſiſchen Kammer auf Freikag.
Nachdem noch nach dem Finanzminiſter Chéron zwei Redner
zu Wort gekommen waren, wurde die Weiterberatung auf
Frei=
tag früh vertagt, und zwar will man in einer Vormittags=, in
einer Nachmittags= und in einer Nachtſitzung mit dem
Budget=
zwölftel und den damit verbundenen Fragen fertig werden, damit
die Geſetzentwürfe noch rechtzeitig an den Senat gehen, da das
Parlament ſie bis zum 31. Januar verabſchiedet haben muß.
Wie verlautet, ſoll ſich die radikale Kammerfraktion nicht
mehr grundſätzlich gegen die vom Finanzminiſter Chéron geplante,
aber vom Finanzausſchuß der Kammer abgelehnte 5prozentige
Er=
höhung ſämtlicher direkten Steuern ausſprechen.
Amerikaniſche Fühler in Paris.
Ueber die geſtrigen Unterredungen des Miniſterpräſidenten
Paul=Boncour mit den Botſchaftern Englands und der
Vereinig=
ten Staaten verlautet, daß der engliſche Botſchafter den
franzö=
ſiſchen Miniſterpräſidenten über die amerikaniſche Einladung und
die zuſtimmende engliſche Antwort darauf unterrichtet habe. Die
beiden Staatsmänner beſprachen die Rückwirkungen, welche ſolche
engliſch=amerikaniſche Verhandlungen auf die Stellung Frankreichs
hauptſächlich England gegenüber haben könnten.
Der amerikaniſche Botſchafter Edge war anſcheinend von dem
Glauben geleitet, bei der franzöſiſchen Regierung nunmehr ein
Anzeichen dafür zu finden, nun ebenfalls mit den Vereinigten
Staaten zu einer ſchnellen Verſtändigung in der Schuldenfrage zu
kommen. Die Erklärung des amerikaniſchen Botſchafters, daß die
Vereinigten Staaten mit allen Ländern in Verhandlungen
ein=
treten würden, die am 15. Dezember ihre Schuldenraten bezahlt
haben, war gewiſſermaßen eine indirekte Einladung an
Frank=
reich, ſeinerſeits dieſe Rate noch nachträglich zu bezahlen, um
eben=
falls an den Verhandlungen teilnehmen zu können. Paul=Boncour
verwies auf die Haltung des franzöſiſchen Parlaments, das
bis=
her keinerlei Anzeichen einer Sinnesänderung gegeben habe.
deſſen äußere Wirkung unter der beſeelten Leitung des
Kompo=
niſten von größter Wirkung war. Dem Inſtrumental=Verein
(Orcheſter der Städt. Akademie für Tonkunſt), dem die Fantaſie
gewidmet iſt, erwuchs in ihr eine überaus ſchwierige Aufgabe,
und man darf reſtlos anerkennen, daß es in hervorragender
Weiſe gelang, die techniſchen Schwierigkeiten vergeſſen zu laſſen
und die Kompoſition geiſtig erſtehen zu laſſen. Hans Simon
fand reichen Beifall, der ebenſo dem Komponiſten als auch dem
überaus temperamentvollen Dirigenten galt.
Als Soliſt war für den durch Unfall am Spielen
verhinder=
ten Herrn Willy Hutter Dr. Heinrich Allmeroth, der beliebte
Tenoriſt vom Landestheater gewonnen worden. Er ſang drei
Opernſzenen, bei denen auffiel, daß dem Bühnenſänger auf dem
Konzertpodium manches fehlt, womit er ſonſt künſtleriſch
einheit=
lich und überzeugend wirkt. Hier, wo man nur hört, fällt die
Schärfe des Forte in der Höhe auf und der geringe Uebergang
in dieſe Lage. Weitaus am ſchönſten wirkt ſein Piano und die
Mittellage, die er ausgezeichnet beherrſcht. So ſind die
aus=
geſprochen lyriſchen Stellen bei weitem der größte Genuß. Der
Künſtler ſang die Arie des Max aus dem Freiſchütz, das
Liebes=
lied aus der Walküre und die Gralserzählung, der er dann nach
herzlichſtem Beifall noch Lohengrins Abſchiedsgeſang an den
Schwan folgen ließ. Die Klavierbegleitung — es war
ſelbſt=
verſtändlich, daß das Orcheſter in der kurzen Zeit nach dem Unfall
von Herrn Hutter die Begleitungen nicht noch ſtudieren konnte —
lag bei Paul Ottenheimer in bewährteſten Händen, der das
Orcheſtrale hervorragend hervorhob und den Künſtler aufs
wirk=
ſamſte unterſtützte.
Im zweiten Teil erklang Richard Wagners einzige Sinfonie
in C=Dur, ein Jugendwerk des Meiſters, das dadurch beſonders
intereſſant iſt, daß es verhältnismäßig wenig Einflüſſe von
romantiſchen Zeitgenoſſen zeigt, faſt nichts klingt an Spohr, den
damals bedeutendſten deutſchen Sinfoniker, nur weniges an Weber
an, ſondern daß es zur ſtrengen Beethovennachfolge gehört. Die
langſame, breite Einleitung iſt Beethovens 7. Sinfonie auffallend
nachgebildet, Wagneriſch klingt namentlich der Hornruf, das
Allegro hat ſeinen Gefühlsüberſchwang aus dem C=Dur=Finale der
5. Sinfonie, und klingt erſt im zweiten Thema und ſeinem mit
charakteriſtiſchem Doppelſchlag verſehenen Schluß wagneriſch.
Manches in dieſem Satz wirkt noch unausgeglichen, wogegen der
langſame Satz ein wirklich bedeutendes Meiſterwerk eigener
Prägung iſt. Er übt bei jeder Aufführung die größte Wirkung
aus. Scherzo und Schlußſatz zeigen wieder die
Beethovennach=
folge, bergen aber ſoviele intereſſante Züge, daß ſie faſt bedauern
laſſen, daß ſich Wagner ſpäter nicht mehr mit der ſinfoniſchen
Form beſchäftigt hat. Daß in dem Werk des jungen Komponiſten
gewiſſe, mehr ſormaliſtiſche als rein intuitiv empfunde. . Strecken
vorkommen, darüber vermag auch die beſte Aufführung nicht
hin=
weg zu täuſchen. Das Werk war ſehr ſorgfältig einſtudiert, wurde
mit großem Temperament und Schwung vorgetragen und wirkte
beſonders im zweiten Satz überzeugend. Auch die viel und
ver=
antwortungsvoll beſchäftigten Bläſer hielten ſich gegenüber den
Streichern erſtaunlich gut. Profeſſor Wilhelm Schmitt erntete
für ſein vorbildlich ſorgſames Einſtudieren und ſeine zielſichere
Leitung reichen Beifall.
V.y.
* Kammer-Orcheſter in der Mainzer Liederlafel.
Das neulich verſchobene 6. Vereins=Konzert wurde am
Mitt=
woch nachgeholt. Da in Mainz kein ſtändiges Kammer=Orcheſter
beſteht, lag es nahe, dieſe Kunſtgattung wie ſchon bisher die
Quartettmuſik durch die Liedertafel in Betreuung zu nehmen, die
ja gerade hier eine ſehr weſentliche Ergänzung zu dem offiziellen
Muſikbetrieb unſerer Stadt bietet. Ein Wagnis konnte es nicht ſein,
da wir eben in unſerem Orcheſterkörper eine ganze Reihe
hervor=
ragend ſoliſtiſch befähigter Muſiker beſitzen, die man gern bei
dieſer Gelegenheit einmal an die Oeffentlichkeit treten ließ. Die
Leitung des Abends hatte der Dirigent der Liedertafel. Hermann
von Schmeidel, perſönlich übernommen, der ja ſchon mehrfach
zeigen konnte, daß er ein Orcheſter mit der gleichen künſtleriſchen
Ueberlegenheit zu leiten verſteht wie ſeinen Chor. Das Programm
war eine Kette feinſter Genüſſe, in ihrer Gegenſätzlichkeit überaus
geſchickt ausgewählt. Am Anfange eine herb eigenwillige
italie=
niſche Serenade von Hugo Wolf, dann ein in zartem Alfresco=
Stil gemaltes Kammerſtuck von Karl Wiener. Eine kleine
Abend=
muſik von Hermann Grabner iſt techniſch ſauber und hübſch
ge=
arbeitet, entbehrt aber allzu ſehr eigener Erfindung. Eine
ent=
zückende Reihe muſikaliſcher Miniaturen, Kinderlieder von
Bern=
hard Sekles (der auch perſönlich anweſend war) atmete ganz die
geiſtreiche Grazie, die wir von dem Frankfurter Komponiſten
kennen. Den Abſchluß bildete ein Quartett für Oboe, Klarinette,
Fagott und Hoxn mit kleinem Orcheſter von Mozart, ein
Kammer=
werk reinſter Schönheit. Um die Soli machten ſich verdient die
Herren Philipp (Bratſche), Hausmann (Oboe), Blöcher (
Klari=
nette), Schwab (Fagott) und Ochs (Horn).
Dr. B.
Wiederwahl Poelzigs zum Vizepräſidenten der Akademie der
Künſte. Der Geſamtſenat der Preußiſchen Akademie der Künſte
hat in ſeiner geſtrigen Sitzung, wie die Blätter berichten,
Pro=
feſſor Poelzig zum Vizepräſidenten wiedergewählt. Profeſſor
Poelzig hatte vor kurzem ſein Amt als Vizepräſident wegen der
gegen ihn im Zuſammenhang mit der belgiſchen Kunſtausſtellung
erhobenen Vorwürfe niedergelegt. Der Senat wendet ſich in
einer Entſchließung ausdrücklich dagegen, daß Profeſſor Poelzig
allein für die Veranſtaltung der Ausſtellung verantwortlich
ge=
macht werde. Die Ausſtellung ſei bereits im vorigen Jahr in
einer Geſamtſitzung der Akademie beſchloſſen worden.
Seite 4 — Nr. 27
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. Januar 1933
A
Todes=Anzeige.
Am Mittwoch entſchlief nach langem, ſchwerem, mit
großer Geduld ertragenem Leiden meine liebe, gute
Frau, Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Gruber
im Alter von 54 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Bernhard und Sohn Paul.
Darmſiadt, den 25. Januar 1933.
(1562
Beſſungerſtr. 116.
Die Einäſcherung findet Samstag, den 28. Januar,
nachmittags 4 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Todes=Anzeige.
Heute nacht hat. Goit der Herr meine liebe Frau,
unſere gute Mutter, Großmutter und Schwiegermutter
Frau Katharina Meder
geb. Schneider
nach langem, mit großer Geduld ettragenem Leiden
im Alter von 67 Jahren durch einen ſanften Tod erlöſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Johann Meder
Familie Adam Meder
Barbara Machenheimer, geb. Meder
Katharina Rodenkirchen, geb. Meder.
Darmſtadt, Blumenthalſtr. 97. Fairpont (So. Dak C. S. A.)
Köln=Nippes, den 26. Januar 1933.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 28. Januar
1933, nochmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſkatt.
Am 24 Januar 1933 hat Gott meine liebe Frau,
unſere herzensgute Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter
Frau Emilie Trinkaus, geb. Oto
von ihrem langen, unſagbar ſchmerzvollen Leiden
erlöſt.
In tiefſter Trauer:
Wilh, Trinkaus, Lehrer i. R.
Tilde Weſtphal, geb. Trinkaus
Dipl.=Ing. Ernſt Weſtphal
Hans Weſtphal.
Darmſtadt, Herrngartenſtr. 17.
Straßburg=Schiltigheim, Benfelderſtr. 4, (1593
Die Ein”herung fand auf Wunſch der Verſtorbenen
in aller Stilie ſtatt.
Todes=Anzeige.
Am Mittwoch, den 25. Januar 1933 verſchied nach
kurzem, ſchweren Leiden n ein lieber Mann, unſer
guter Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder,
Schwager und Onkel
Georg Adam Rebſcher
Bächer
im Alter von 58 Jahren.
In tiefer Trauer:
Frau Georg Adam Rebſcher Wtw., geb. Reeg
und Kinder.
Kirch=Brombach i. D., New=York, den 26. Jan. 1933.
Die Beerdigung findet Samstag nachmittag 2 Uhr
ſtatt.
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Freitag, 27. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 27 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſtadt, den 27. Januar 1933.
Werkhalbjahr des Bund Königin Luiſe.
Bereits ehe der Staat durch das Geſetz über den Freiwilligen
Arbeitsdienſt im Auguſt des vergangenen Jahres der arbeitsloſen
deutſchen Jugend hilfreich entgegen kam, hat der Bund Königin
Luiſe ſich mit der Einrichtung eines Werkhalbjahr für ſeine
Jungmädchen beſchäftigt. Zur Teilnahme an dieſem
Werkhalb=
jahr ſind 15 Jungluiſen aus den verſchiedenen Landesverbänden
des Bundes im Alter von 16—23 Jahren ausgewählt und in dem
ſchönen Erholungsheim des Bundes in Werningrode untergebracht
worden. Der Unterricht verfolgt 6 Ziele einer Haushaltungsſchule
und iſt für die Teilnehmerinnen ganz unentgeldlich, ein Geſchenk
des Bundes an ſeine arbeitsloſen Jungkameradinnen. So iſt,
wie die Leiterin des Kurſus, eine dem Reiffenſteiner Verband
angehörige Lehrerin, es beſtätigt, dieſes Werkhalbjahr eine
Ver=
wirklichung der Idee von Ida Kortsfleiſch im idealſten Sinne.
Ernährungslehre, Säuglings= und Krankenpflege, Stenographie,
Buchführung, Geſchichte, Geländekunde, Geſang und Sport
er=
gänzen die rein praktiſchen Hausarbeiten, denen die Morgenſtunden
des Tages gewidmet ſind. Der für die im Heim weilenden Gäſte
zuſammengeſtellte Speiſezettel bietet reichlich Gelegenheit, junge
Mädchen vielſeitig in der Kochkunſt auszubilden.
Wie rege das Intereſſe der weiblichen deutſchen Jugend an
den großen Zeitfragen der Gegenwart iſt, beweiſt die lebhafte
Beteiligung an den wöchentlich ſtattfindenden Vorträgen und
Ausſprache=Abenden. Frau und Siedlung Großſtadt und
Volks=
tum, die Not unſerer abgetrennten deutſchen Gebiete. Wege zu
Gott, Ehe und Mutterſchaft, ſind die Themen die Gemüt und
Seele der jungen Teilnehmerinnen an dieſen Abenden fortbilden
und für das lebendige Erfaſſen unſerer Werdezeit bereit machen
ſollen.
So bildet dieſes Werkhalbjahr für 15 deutſche Mädels eine
Wiſſens= und Kraftquelle, ein Geſchenk für 15 von der
Wirtſchafts=
not beſonders betroffene Eltern, und eine großzügige Schulung
der Jugend zur deutſchen Frau und Mutter.
— Oberſtleutnant Fendel=Sartorius, früher Außendienſtleiter
der Bereitſchaftspolizei Darmſtadt, danach einige Zeit in
Offen=
bach dienſtlich tätig geweſen, wurde als Außendienſtleiter der
Bereitſchaftspolizei nach Mainz verſetzt.
— Vom Darmſtädter Reiterleben. Während der
Winter=
monate wird das ſchöne Gelände der Umgebung unſerer Stadt von
Reitern nur wenig aufgeſucht. Das Reiterleben ſpielt ſich
viel=
mehr in der Reitbahn ab. Die letzten Reitjagden konnten noch
bis in den Dezember hinein geritten werden. Die regelmäßigen
Reitabende des „Darmſtädter Reitervereins” und das einmal
wöchentlich ſtattfindende Muſikreiten erfreuen ſich einer regen
Beteiligung. Bekanntlich iſt das Pferdematerial in unſerem
Reitſtall Schott nach wie vor von beſonderer Güte und ſtets
hervdrragendem Pflegezuſtand. Erfreulicherweiſe iſt das
Reiter=
leben der Darmſtädter Jugend ein ſehr reges. Die ſchönen
Er=
folge der Darmſtädter Reiterjugend auf dem letzten Turnier,
unter der bewährten Leitung ihres Lehrers Schubert, ſind noch in
friſcher Erinnerung. Die Voltigier=Abteilung hatt eine
Ein=
ladung zur Vorführung im Frankfurter Hippodrom. Am
Sams=
tag, dem 28. Januar, werden unſere Jüngſten ihre Voltigier=
Künſte wiederum in Frankfurt zeigen gelegentlich einer großen
reiterlichen Veranſtaltung im Hippodrom. — In der letzten Woche
hatte ſich der „Darmſtädter Reiterverein” zu einem
Monats=
abend zuſammengefunden, bei dem einige ſehr intereſſante
Filu=
vorführungen ſtattfanden. Für den kommenden Monat ſind außer
den üblichen Wochenveranſtaltungen in der Reitbahn ein
Vor=
tragsabend und ein karnevaliſtiſches Reiten geplant.
— Vortrag „Darmſtadt—Rom” (Odenwaldklub). Ueber ſeine
Romreiſe mit der Heag=Darmſtadt ſpricht heute (27. Januar
1933), abends 8,30 Uhr, im großen Saal der „Krone” (
Schuſter=
gaſſe 18) Oberſtudienrat Prof. Dr. Köſer im Odenwaldklub. Der
Vortrag iſt von trefflichen Lichtbildern begleitet. Eintritt wird,
wie immer beim Odenwaldklub, nicht erhoben; Gäſte willkommen.
* Brahms=Konzerte. Entgegen den entſtandenen Gerüchten
wird darauf hingewieſen, daß Profeſſor Dr. Noack trotz ſeiner
durch einen Fall entſtandenen Knieverletzung die beiden Brahms=
Konzerte im Kleinen Haus des Landestheaters leiten wird.
Hefſiſches Landestheater.
27. Januar Maria Stuart.
Preiſe 0.60—5.— Mk. Samstag,
28. Januar 19½—221 Uhr. Außer Miete.
Im weißen Rößl.
Preiſe 0.50—3.— Mk. Sonntag.
29. Januar Anf. 18. Ende n. 22 Uhr. A 12 u. D.=V. P, Gr. 1-4
Maria Stuart.
Preiſe 0.60—5.— Mk. Kleines Haus Freitag, Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=Miete V8
27. Januar Der Wildſchütz.
Preiſe 0.80—4 50 Mk. Samstag,
28. Januar Anfang 20 Uhr.
Konzert des Volkschors
Darmſtadt. Preiſe 0.50, 1.25 und 1.50 Mk.
Im Vorverkauf 0 40 0.80 und 1.25 Mk.
Anf. 11½, Ende geg. 13 Uhr.
Sonntag,
Schleſiſche Morgenfeier. Preiſe 0.50 u. 1 Mk.
29, Januar Anf. 19, Ende geg, 21½ Uhr. Heſſenland=M. IV6.
Preiſe 0.80—4,50 Mk.
Der Wildſchütz.
— Landestheater. Im Kleinen Haus findet heute abend die
Erſtaufführung der komiſchen Oper „Der Wildſchütz” oder
„Die Stimme der Natur” von Lortzing in völlig neuer
Inſzenie=
rung von Hans Strohbach unter der muſikaliſchen Leitung von
Dr. Schmidt=Iſſerſtedt ſtatt. Bühnenbilder: Lothar
Schenck von Trapp. Lortzing hat Kotzebues Luſtſpiel „Der
Rehbock” als Text für dieſe muſikaliſch außerordentlich fein
durchgeführte Kammer=Oper verwendet, die zu den anmutigſten
Werken der deutſahen Opernliteratur zählt. Es ſingen: Graf:
Jo=
hannes Drath, Gräfin: Anna Baumeiſter=Jacobs,
Baron: Dr. Heinrich Allmeroth, Baronin: Erna von
Georgi, Baculus: Heinrich Kuhn Gretchen: Regina
Harre, Nanette: Suſanne Heilmann, Pankratius:
Eugen Vogt. — Im Großen Haus findet die zweite
Wieder=
holung von Schillers „Maria Stuart” in der außerordentlich
erfolgreichen Inſzenierung von Guſtav Hartung ſtatt. —
Cal=
derons „Richter von Zalamea” im Großen Haus.
Als nächſte Klaſſiker=Aufführung wird der „Richter von Zalamea”
von Pedro Calderon de la Barca vorbereitet. Die deutſche
Nach=
dichtung und Bühnenfaſſung ſtammt von Eugen Gürſter, dem
Dramaturgen des Heſſ. Landestheaters. Regie: Kurt
Hirſch=
feld, Bühnenbild: Wilhelm Reinking.
Anbekanntes „ZTierreich
Eine Privakſammlung von Kall= und Warmbluf, Schlangen, Bögeln und zwei= und vierbeinigem Gefier
in bunker Abwechſlung vermitkelt einen Einblick in eine merkwürdige Welk.
Regenwürmer bereit, und in einem Behälter mit Kleie
Mehl=
würmer für „Aka”, das Totenkopfäffchen und für die prachtvollen
In Klein=Zoo bei Aennu Fahr.
Eidechſen der Balearen. Das ſchöne, ſamtſchwarze Echschen von
Ibiza und Horadata iſt nach Aenny Fahr, die es als erſte von dort
Eine Zundgrube für Biologen u. Na1urwiſſenſchaftler mitbrachte, Lacerta lilfordi Pahrge benannt.
An der nördlichen Peripherie der Stadt, in ihrem Hauſe in
der Schwanenſtraße, betreut Aenny Fahr in vorbildlicher Weiſe
ihre vielköpfige Familie von Kalt= und Warmblütern, von denen
ſie den Darmſtädtern im verfloſſenen Sommer einige Vertreter in
der ſchönen Freilandanlage des Aquarien= und Terrarien=Vereins
„Hottonia” gezeigt hat. Aenny Fahr macht in ihrer beſcheidenen
Art nicht viel Worte, wenn man aber zum Beiſpiel die faſt zwei
Meter lange braſilianiſche Schararaka, die gefürchtete
Lanzen=
ſchlange die gerade während der vorjährigen Ausſtellung nach
langer Reiſe in faſt hoffnungsloſem Zuſtande hier ankam, heute
betrachtet, dann iſt man erſtaunt über die vorteilhafte
Verände=
rung, das ganz vorzügliche Ausſehen und die relative Lebhaftigkeit
dieſer gefährlichſten aller Grubenottern. Das exotiſche Reptil, das
mit 2½ Zentimeter langen Giftzähnen ausgerüſtet iſt und wie
ſchwarzer Samt ſchimmert, den gelbe Querſtreifen leuchtend
unter=
brechen, hat ſich in Darmſtadt ausgezeichnet erholt und eingewöhnt.
Giftſchlangen nehmen bekanntlich häufig in Gefangenſchaft keine
Nahrung, dieſe Schararaka verſchlingt aber regelmäßig etwa alle
14 Tage eine Ratte,
Jedes einzelne Terrarium iſt hier ein anſchauliches Beiſpiel
der pflegeriſchen Sorgfalt, der praktiſchen Erkenntniſſe und
Erfah=
rungen von Aenny Fahr. Ob es ſich um die kleinen Krokodile
han=
delt, die ſeit der Ausſtellung beträchtlich gewachſen ſind, um die
jetzt ſchon meterlangen Alligatoren, um das ganz reizend gefärbte
„Totenköpfchen” (Saimiri), ein zierliches Affenfräulein, das wie
ein Vogel lieblich „zwitſchert”, wenn man ſich mit ihm unterhält,
das furchtſam „ziſcht”, wenn ſich eine benachbarte Baumſchlange
nähert, das kläglich „ſchreit”, wenn es allein gelaſſen wird und
ſich langweilt, und das ſich ſehr „eindringlich” aus der geſchloſſenen
Hand Mehlwürmer holt, Bananen, eine Salzkartoffel oder eine
andere Frucht mit ſo anmutigem Anſtand verzehrt, daß man an
ſeiner, in Affenkreiſen ſonſt nicht gerade üblichen feinen
Lebens=
art ſeine helle Freude haben kann, oder aber um das „Wandelnde
Blatt” (Phyllium siscifolium), jenes überaus intereſſante
In=
ſekt, das im „Klein=Zoo” gegenwärtig täglich aus erbſengroßen
Eiern ausſchlüpft. . . überall in den über dreißig Behältern des
lichtdurchfluteten großen Raumes gedeiht, unter den
verſtändnis=
vollen Händen Aenny Fahrs das bunte, vielgeſtaltige Leben
fer=
ner Zonen in überaus glücklicher Weiſe. Die „Wandelnden
Blät=
ter” kann man zurzeit in den verſchiedenſten Entwicklungsſtufen
beobachten, vom gerade ausgekrochenen kaum einen Zentimeter
großen, weinroten Blättchen, bis zum faſt 8 Zentimeter langen,
vollendeten, grün und bräunlich getupften, phantaſtiſchen
Blatt=
gebilde. Dieſe wunderlichen Inſekten „weiden” im Laubgewirr
eines Miniatur=Wäldchens deutſcher Eichen, das Aenny Fahr
eigen=
händig für dieſen Zweck angepflanzt hat, und ſind von den echten
Eichenblättern kaum zu unterſcheiden. In dieſen ſeltſamen Tierchen
iſt die Mimikry, die nachahmende Schutzanpaſſung an die
Umge=
bung, in geradezu vollkommener Weiſe verwirklicht worden. In
dieſen ſeltſamen Tierchen iſt die Mimikry, die nachahmende
Schutz=
anpaſſung an die Umgebung in geradezu vollkommener Weiſe
verwirklicht worden. In einer kleinen Efeuanlage werden
Stab=
heuſchrecken gezüchtet. Amerikaniſche Rieſenſchaben in den
ver=
ſchiedenen Stadien ihrer Metamorphoſe laufen eilgeſchäftig in
ihrem Kaſten hin und her, und man kann es verſtehen, daß ſich die
braſilianiſche Hausfrau eine Muſſurana als Hausſchlange hält,
um ihr Heim von dieſen unappetitlichen „kniſternden” Geſellen,
an=
derem Ungeziefer und Giftſchlangen zu ſäubern.
Im „Klein=Zoo” wird die Nahrung der „Großen” durch
Auf=
zucht der „Kleinen” ſichergeſtellt. Hier tummeln ſich winzige
„Stäbchen” und „Waſſerflöhe” die Aenny Fahr für ihre form=
und farbenſchönen „Blattfiſche” aus dem Amazonenſtromgebiet
und die aus Spanien importierten kleinen. Gambuſen” braucht.
Anderwärts ſieht man in fetter Erde ein weißes Gewimmel
über=
völkerter Kolonien kleinſter Enchytrain=Würmer” (ebenfalls für
die Fiſche). Für Axeloten, Molche, Krallenfröſche, die kleinen
Kaimans uſw. ſind in mit feuchter Erde gefüllten Eimern feiſte
Größere Vertreter der Sippe ſind die auſtraliſche
Tannen=
zapfenechſe und die liebenswürdige Blauzunge, die beiden
Fein=
ſchmecker unter den Echſen, denn ſie ſind ganz verſeſſen auf
Schlagſahne, wenn ſie an Feſttagen eine Portion beſchert
bekom=
men, und es iſt ſehr ſpaßig, zu ſehen, wie ſie ſich gegenſeitig noch
das Maul abſchlecken, nachdem von der Schlagſahne ſchon lange
keine Spur mehr zu bemerken iſt. Die größte Echſe des Terrariums,
der faſt meterlange ſüdamerikaniſche Teju verſpeiſt mit Vorliebe
ein Hühnerei, das er in ſeinem großen Maul zerdrückt und dann
begierig ſchleckt.
Die blaugrünen Baumſchlangen, aus dem ſüdamerikaniſhen
Urwald, die nicht giftig ſind, zeigen ſelbſt im Glaskaſten, ihre
ſtets bereite Angriffsluſt. Kaum ſehen ſie eine Hand in ihrer
Nähe, reckt ſich auch ſchon ihr geſchmeidiger Hals zurück, zum
vor=
ſchnellenden übrigens ungefährlichen Biß. Zwiſchen den ihnen
zugeſellten Aesbulapnattern, den braſilianiſchen Goldnattern und
den Baumſchlangen, dieſen „lebenden Lianen”, herrſcht jedoch das
beſte Einvernehmen. Eine ſehr ſchöne giftige Korallenotter gehört
auch zu dem Beſtand des „Klein=Zoos”, ferner eine
Weichſelſchild=
kröte, die ſich in den Sand ihres Aquariums einſcharrt und dem
Laien dann einen Rochen vortäuſcht.
Graue, weiße und wie Zirkuspferdchen geſprenkelte Ratten,
Meerſchweinchen. graue Mäuſe uſw. vervollſtändigen die
inter=
eſſante Schau. Dieſe Nager ſind neben Waſſer= und Grasfröſchen
und Fiſchen Futtertiere für die Schlangen, Rieſenfröſche und
Alligatoren.
Von den Rieſenfröſchen aus den Moräſten des tropiſchen
Urwaldes haben einige märchenhaft=ſchöne, in Gold gefaßte Augen,
aus denen ſie unſagbar pflegmatiſch in dieſes irdiſche Jammertal
blicken. So ein Rieſenfroſch von der Größe einer ſtattlichen
Dick=
wurz iſt ein recht anſpruchsvoller Burſche. In aller Gemütsruhe
verſpeiſt er einen großen Waſſerfroſch oder eine Maus, über der
er ſein gewaltiges Maul ſchließt wie eine lebendige, unheimliche
Falle, wenn der ahnungsloſe Nager, unwiſſend, töricht, und
tod=
dreiſt, darüber ſpaziert.
Auch der auſtraliſche Rieſenlaubfroſch viermal ſo umfangreich
wie der heimiſche, iſt ein gleichgültiger Burſche. Der verführeriſch
ſchön ausſehende, ſogenannte Giftfroſch, ſoll bei Berührung durch
Hautſekretion Schnupfen hervorrufen. Aenny Fahr ſagte mir, daß
ſie hiervon nie etwas bemerkt habe. Sie mag ja in ihrem langen,
vertrauten Verkehr mit Lurchen und Kriechtieren immun
gewor=
den ſein.
Ein überaus drohendes, ſehr wehrhaftes Ausſehen hat der
Rieſen=Gürtelſchweif‟. Er iſt trotz ſeiner Furcht einflößenden
Geſtalt ein harmloſes Tier, das aus der Hand frißt.
Ein amüſanter Geſelle iſt der nachtwandelnde „Gecko‟. Er
wirkt clownhaft poſſig. Dagegen hat die Natur den ſchwarzen
italieniſchen Skorpion ſchon in bizarr=abſchreckender Form
gekenn=
zeichnet. Er iſt ähnlich wie ſein Vetter von der iberiſchen
Halb=
inſel, der aber gelb iſt.
Die über zwei Meter lange „Abgott= oder Königsſchlange
die Boa constrictor, iſt das größte Reptil und das Prunkſtück
dieſer Sammlung, die einen Vergleich mit der entſprechenden
Ab=
teilung eines zoologiſchen Gartens wohl aushalten kann. Der
Frankfurter Zoo hat zum Beiſpiel überhaupt keine Schararaka,
und die im Berliner Zoo iſt nicht ſo ſchön wie die Darmſtädter.
Für Biologen und Naturwiſſenſchaftler öffentlicher
Lehran=
ſtalten iſt der Klein=Zoo Aenny Fahrs eine hochintereſſante
An=
kage, denn er vermittelt Einſichten in die Art und Lebensweiſe
einer Anzahl im Freien ſchwer zu beobachtender Tiere, die in den
großen zoologiſchen Gärten nicht überall für ernſtere Forſchung ſo
zugänglich und überſchaulich untergebracht ſind, wie es hier der
Fall iſt, wo dieſe merkwürdige Welt mit einer faſt mütterlichen
Sorgfalt und Liebe betreut wird. Das iſt keine ſonderbare
Lieb=
haberei mehr, ſondern Dienſt für die Wiſſenſchaft, für die hier
manche wertvolle Feſtſtellung gemacht wird und von Berufenen
gemacht werden kann.
Adolf Ziegler.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Wir erinnern unſere Mitglieder und deren Angehörige, ſowie
ſonſtige Freunde von Handwerk und Gewerbe an unſeren nächſten
Vortragsabend am Mittwoch, 1. Februar, abends, im
„Fürſtenſaal”. Niemand, der ſich für die heutigen Verhältniſſe
in Rußland, insbeſondere die ruſſiſche Wirtſchaftslage und die
dortigen Arbeitsverhältniſſe, intereſſiert, ſollte verſäumen, aus
dem Munde eines Berufenen Näheres hierüber zu hören. Der
Redner, Herr Oberingenieur Groß, der gerade wieder
zurück=
gekehrt iſt, war 2 Jahre lang in leitender Stellung beim Bau
von Waſſerkraftwerken uſw. in Rußland tätig. Unſere Mitglieder
haben freien Eintritt. Karten, für Nichtmitglieder zu 50 Pfg.
und für engere Familienangehörige von Vereinsmitgliedern zu
20 Pfg., ſind in unſerer Geſchäftsſtelle, Hügelſtraße 16, I.,
Zimmer 3, Fernruf 3855—3856, erhältlich.
Erhältlich in Apotheken, Drogerien und wo Plakcte lichtbar
Jeizt Beutel 35 Pfg.. Dose 40 Pfg. und 75 Pfg.
— „Vier von der Funkſtelle” im Orpheum! Morgen, Samstag,
ſowie Sonntag, abends 8,15 Uhr, geben vier beliebte Künſtler des
Südweſtdeutſchen Rundfunks im Verein mit anderen Kxäften der
Bunten Bühne, zwei heitere Abende im Zeichen froher
Faſchings=
laune. Es wirken mit: Harry Cobler, der witzige Humoriſt des
Südweſtfunks. Alfred Auerbach, der gemütliche Plauderer und
Anekdotenerzähler, Lieſl Simon die luſtige „Kaſperl=Tante‟
vom Kaſperltheater des Südweſtfunks. Annie Löhnholdt, die
beliebte Sopraniſtin des Südweſtfunks. Ferner; Ly Traca, die
raſ=
ſige jugendliche Tängerin, zuletzt Kopenhagen und Paris, Elſe Raſſus,
die beliebte Diſeuſe mit ihrem „Lipinſkaja=Programm” und
Bel=
lachini, der humoriſtiſche Manipulator, Conference: Harry
Cobler. Sicherlich ein Abend, der jedem Geſchmack gerecht wird.
Kleinſte Preiſe! Näheres ſiehe Anzeige. — Am Sonntag nachmittag
iſt Märchenvorſtellung: Schneewittchen” eine der beſten und
an=
ſprechendſten deutſchen Märchendichtungen.
T)Mit Recht ſpricht man heute von dem Zeitalter der
Elek=
trizität. Nicht nur in der Landwirtſchaft, in Gewerbe und
In=
duſtrie, ſondern vor allem auch im Haushalt ſetzt die edelſte aller
Energiearten ihren unaufhaltſamen Siegeszug fort. Das beweitt
die große Anzahl der gerade in den letzten Jahren
ein=
gerichteten elektriſchen Küchen. Das Märchen, daß
die elektriſche Küche zu teuer und nur den begüterten Kreiſen
vorbehalten ſei, iſt tatſächlich nur ein Märchen. Die
heute beſtehenden Sondertarife ermöglichen es ohne weiteres,
elektriſch, ebenſo billig zu kochen als mit anderen
Energiearten. Berückſichtigt man ferner, daß mit dieſer
Kochweiſe außerdem noch eine Reihe von Vorteilen
verbunden iſt, die andere Energiearten nicht aufzuweiſen
haben, ſo kann man verſtehen, wenn die Beſitzerinnen elektriſcher
Küchen ihre Küche als die ideale Küche bezeichnen.
Kein Streichholz wird benötigt, ein einfaches
Einſchalten der gerade benötigten Wärmeſtufe bewirkt nicht
nur das Entſtehen der Hitze, ſondern auch ihre ſtets
gleich=
mäßige milde Temperatur, die gerade an dem guten
Gelingen der zuzubereitenden Speiſen den Hauptanteil hat. Die
Nährwerte werden erhalten und bewirken die bekannte
beſſere Schmackhaftigkeit und Bekömmlichkeit
der elektriſch gekochten Gerichte. In dem heute
abend, 8 Uhr. im Heaghaus, Luiſenſtr. 12,
ſtatt=
findenden Vortrag iſt wiederum Gelegenheit geboten, ſich
ſelbſt von den obenangeführten Vorteilen der elektriſchen Küche
zu überzeugen. Man verſäume daher nicht, dieſen Vortrag zu
beſuchen. Nach dem Vortrag wird jede gewünſchte Auskunft gerne
und unverbindlich gegeben.
— Verein für das Deutſchtum im Ausland. Alle Mitglieder
und Freunde des Vereins ſind eingeladen zu der „
Schleſi=
ſchen Morgenfeier”, die der Schleſier=Verein Darmſtadt am
Sonntag, dem 29. Januar, vormittags 11.15 Uhr, im Kleinen
Haus des Landestheaters veranſtaltet. Durch dieſe würdige
Ver=
anſtaltung, bei der nach einer Anſprache des Schleſiers Otto
Titze das Schnurrbuſch=Quartett den Schleſier
Ar=
nold Mendelsſohn zu Gehör bringt, der Schleſier
Cle=
mens Taesler die Feſtrede über „Die Wacht an der Oder”
hält und ein Film „Das ſchöne Schleſien” zeigt, will der
Schleſier=
verein am Tage ſeines 40jährigen Beſtehens Mittel gewinnen für
die Darmſtädter Winterhilfe und den VDA. Schon dieſe Abſicht
ſollte viele zum Beſuch der Morgenfeier veranlaſſen.
— Der Frankfurter Regiſſeur Rudolf Scheel, der vor einigen
Jahren auch am Heſſiſchen Landestheater engagiert war, erhielt
einen Antrag als Oberregiſſeur an die Kölner Oper und hat
dieſen Antrag angenommen.
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Weil Sie für 50 Pf. eine große Tube
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Hbg 261
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[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 27
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. Januar 1933
13 Jahre Techniſche Nothiife.
Eine Werbekundgebung für die Techniſche Nokhilfe,
ein Bild von ihrem Wollen und Wirken.
Geſtern abend fand im Hörſaal 234 der Techniſchen
Hoch=
ſchule eine Werbekundgebung der Techniſchen Nothilfe, Ortsgruppe
Darmſtadt, ſtatt. Mit dieſer Veranſtaltung war zugleich der
Ge=
danke verbunden, weiteſte Kreiſe auf die Notwendigkeit eines
wei=
teren Beſtehens der Techniſchen Nothilfe hinzuweiſen und die
neueren Aufgabengebiete des zivilen Luftſchutzes und des
Freiwil=
ligen Arbeitsdienſtes in dieſem Rahmen zu ſkizzieren.
Der Leiter der Ortsgruppe Darmſtadt begrüßte die erſchienenen
Intereſſenten. Das Hauptreferat des Abends hatte der ſtellp.
Landesleiter der Techniſchen Nothilfe Frankfurt a. M., Volkswirt
R. D.V. Schreiber=Stoltze, übernommen, der über das
Thema: „13 Jahre Techniſche Nothilfe — ihr
Wol=
len und Wirken” ſprach. Er gab zunächſt einen Rückblick
auf die Entſtehungsgeſchichte der Techniſchen Nothilfe, die 1919
deshalb notwendig wurde, damit der Bevölkerung Schutz gewährt
werde gegen eine terroriſierende Volksminderheit, die
rückſichts=
loſe, ja verbrecheriſche Mittel anwenden wollte, um ihre Ziele zu
erreichen. Die Gründung war das Produkt innerer Notwendigkeit,
denn jeder Staat, der lebenswillig iſt, muß Maßnahmen ergreifen,
um ſeine Bürger vor Attentaten auf Leben und Geſundheit zu
ſchützen. Die Organiſation der Techniſchen Nothilfe wurde auf
breiteſter Grundlage in vollkommen politiſcher und konfeſſioneller
Neutralität aufgebaut. Das Reich ſchreibt das Betätigungsfeld
genau vor nach Richtlinien des Reichsminiſters des Innern. Die
Techniſche Nothilfe darf im Notfalle nur in lebenswichtigen
Be=
trieben (Waſſerwerk, Kraftwerk) eingeſetzt werden, und hier nur
Notſtandsarbeiten verrichten, mit anderen Worten, die
Bevölke=
rung ſoll vor allem von ſchweren Schädigungen geſchutzt werden,
Notſtandsarbeiten dürfen und müſſen verrichtet werden, wenn
dieſe in lebenswichtigen Betrieben, von den zuſtändigen
Arbei=
tern nicht geleiſtet werden. Die Techniſche Nothilfe habe aber —
ſo führte der Redner aus — vor allem volkserzieheriſche,
volks=
pädagogiſche, und erſt in zweiter Linie techniſche Ziele. Sie ſehe
die Krönung ihrer Arbeit darin, im Falle eines Streiks die
Arbei=
ter zu überzeugen, daß in lebensnotwendigen Betrieben die
Arbei=
ten im Intereſſe der Allgemeinheit aufrecht erhalten werden
müſſen. Die Techniſche Nothilfe wolle nicht in die Rechte der
Arbeiter eingreifen, ſie wolle kein „Streikbrecher” ſein. Erfreulich
ſei, daß in den verfloſſenen Jahren in unſeren Bezirken die
Tech=
niſche Nothilfe nicht ſehr erheblich eingeſetzt zu werden brauchte.
Die Hilfeleiſtung der Techniſchen Nothilfe auf „Gebieten
höhe=
rer Gewalt” ſei ſeit 1926 nötiger als die Hilfe zur
Aufrechterhal=
tung von lebensnotwendigen Betrieben infolge Streiks. Seitdem
die Streiks ganz allgemein nachgelaſſen haben, habe ſich auch das
Aufgabengebiet der Techniſchen Nothilfe gewandelt. Dieſe
Wand=
lung habe auch der Techniſchen Nothilfe weiter neue Helfer
ge=
bracht. Redner zeichnete dann die „Umſtellung” in der
Organiſa=
tion. — Heute in einer Zeit deutſchen Bruderzwiſtes, ſei das
Primäre wieder das Ziel, die lebenswichtigen Betriebe aufrecht
zu halten.
Weiter wies der Referent auf die Tätigkeit der Nothilfe im
zivilen Luftſchutz hin. Den Freiwilligen Arbeitsdienſt habe die
Nothilfe ganz in ihren Aufgabenkreis einbezogen, da es ſich um
ein humanitäres Werk hierbei handele, und man habe bereits 2000
Arbeitsloſe in den Freiwilligen Arbeitsdienſt hineingeſtellt.
Man=
nigfach und ſchwer ſeien alſo die zu bewältigenden Arbeiten.
Hier=
zu gehöre, um allen Erforderniſſen in jeder Beziehung
nachkom=
men zu können, eine ſtarke — überparteiliche Truppe. Deshalb
gehe an alle die Bitte, das ſoziale und humanitäre Werk der
Techniſchen Nothilfe zu unterſtützen und in Stunden der Not allen
Gefahren zum Trotz ſich für die Gemeinſchaft einzuſetzen.
Die kurzen programmatiſchen und eindrucksvollen
Ausführun=
gen wurden mit ſtarkem Beifall aufgenommen.
Das mannigfache Aufgabengebiet der Nothilfe und die ſo
notwendige Ausbildung und Vielſeitigkeit der Nothelfer wurde
anſchließend in ſehr guten Lichtbildern unterſtrichen. Zunächſt
wurde hierbei die Organiſation der Techniſchen Nothilfe
ſchema=
tiſch dargeſtellt. Heſſen umfaßt z. B 22 Ortsgruppen, deren eine
Darmſtadt mit dem Büro in der Maldſtraße (Ortsaruppenleiter
Inſpektor Becher) ſich befindet. Die Bilder zeigten weiter den
Ein=
ſatz der Nothilfe (Helfer und Helferinnen) vom Alarm bis zur
tätigen Arbett. Den „Abſchluß des Abends bildete die Vorführung
eines Unterhaltungsfilmes „Winter in den bayeriſchen Alven”
Mit Worten des Dankes an den Referenten und mit der Bitte.
die Techniſche Nothilfe zu unterſtützen, wurde die
Werbekund=
gebung geſchloſſen.
„Sverrfeuer um Deutſchland”. Reichsjugendſekretär Arthur
Niederhauſen, welcher im Weltkriege bei den Heſſen mitkämpfte,
ſpricht Sonntag, den 29. Januar, nachmittags, in einem
Lichtbil=
dervortrag über „Sperrfeuer um Deutſchland — Die
Heſſenregi=
menter in der Abwehrſchlacht‟. Die Einladung zu dieſem Vortrag
geht beſonders an die Heſſenjugend, um in einer Stunde
gemein=
ſamen Erlebens der großen Taten der tapteren Heſſenregimenter
zu gedenken und neue Kraft zu eignen Kämpfen zu gewinnen. Der
Vortrag findet im Heim des Chriſtl. Vereins Junger Männer,
Eliſabethenſtraße 17. Ecke Wilhelminenſtraße, ſtatt. Eintritt frei.
Bei der Röß’l=Wirtin. Sollte jemand befürchten, er „habe
nichts anzuziehen”, ſo kann er ſich beruhigen. Für das große
Volksfeſt am 11. Februar, der Wohltätigkeitveranſtaltung der
Frauenortsgruppe des V.D.A., benötigt man kein, Koſtüm” Man
kann ſein Sommerfähnchen tragen, ein Dirndlkleid, einen
Sport=
anzug, man kann aber auch den feinen Kurgaſt machen, der
ſeinen vollen Koffer in die kleinſte Sommerfriſche mitnimmt,
und im Geſellſchaftsanzug paradieren.
Aus den Parkeien.
Von der Deutſchnationalen Volkspartei wird
uns geſchrieben:
Unſere erſte Mitgliederverſammlung im neuen Jahre fand am
vergangenen Montag im Saale bei Sitte ſtatt und war ſehr gut
beſucht. Herr Profeſſor Kramer begrüßte im Namen des noch
im=
mer am Erſcheinen verhinderten erſten Vorſitzenden, Herrn
Oberſt=
leutnant Barth. deſſen Befinden ſich zu unſer aller Freude jedoch
jetzt erheblich gebeſſert hat, die Erſchienenen Er erteilte alsdann
das Wort Herrn Stadtaſſiſtent Pullmann, der über das Thema
der Reichsgründung ſprach. Er betonte, daß, ſo verworren und
zer=
riſſen auch die heutige Lage ſei, und ſo wenig von einer
gegen=
wärtigen Reichseinheit geſprochen werden könne, für uns die
Er=
innerung an die Reichsgründung immer eine wertvolle Mahnung
ſei, daran zu arbeiten, daß ein neuer Tag der wirklichen Einheit
wiederkomme. Verſailles, mit deſſen Namen der Glanz der
Reichs=
gründung für uns verknüpft war, iſt uns durch den
Friedensver=
trag von 1918 zu einem Begriff geworden, der unſere deutſche
Ehre und unſer Nationalgefühl aufs ſchwerſte verletzt hat. Wir
müſſen aber wieder unſere Beſtrebungen darauf hinlenken, daß die
ruhmvollen Tage von 1871, als damals ein geſchloſſenes, in ſich
gefeſtigtes Deutſches Reich gegründet wurde wieder neu aufleben
und auferſtehen dürfen. — Alsdann ſprach Herr Stadtrat Eduard
Schneider in klarer, ſachlicher und allgemein verſtändlicher Weiſe
über das vergangene Jahr 1932 und ſeine politiſche Bedeutung.
Er zog in kurzen, aber treffenden Strichen ſozuſagen die Bilanz
aus den Geſchehniſſen dieſes abgelaufenen Jahres. Es hat uns den
lange ſchon gewünſchten Sturz des Kabinetts Brüning gebracht,
deſſen Politik uns nicht mehr vertretbar ſchien, weil ſie zu
unent=
ſchieden und nicht national genug war. Auf Brüning folgte das
Kabinett Papen, das, wie irrtümlich noch immer behauptet wird,
die Deutſchnationalen keineswegs in den Sattel gehoben oder
hundertprozentig geſtützt haben. Auch das Kabinett Papen war
nicht ein Kahinett, das reſtlos unſeren Wünſchen und Forderungen
entſprach. Aber es war eine Regierung der Tat, es wurde der
Wille zu einer zielſicheren, nationalen Aufbauarbeit auf allen
Ge=
bieten ſpürbar und deshalb entſchloſſen ſich die Deutſchnationalen.
Paven zu tolerieren. An dem jetzigen Regierungsführer Schleicher
haben wir auszuſetzen, daß er uns zu wenig entſchiedene, bewußt
nationale Politik macht, daß er zuviel Rückſichten auf die Linke
nimmt und ſich in zuviel Kompromiſſe einläßt. Auch die Politik
des letzten Jahres hat uns in ihren Geſchehniſſen gezeigt, daß
unſer Parteiführer Hugenberg in all den Jahren, in denen er die
Geſchicke unſerer Partei leitet, den richtigen ſtaatspolitiſchen Sinn
und die Vorausſchau des wirklich befähigten Staatsmannes
ge=
habt hat denn alle ſeine Vorausſagen ſind ja eingetroffen. — Die
Herren Dr. Grünewald und Profeſſor Kramer ergänzten
ihrer=
ſeits in wertvoller Weiſe die Worte der beiden Redner. Zum
Schluß wurde noch eine Glückwunſchadreſſe zum 27. Januar nach
Schloß Doorn herumgegehen, die zahlreiche Unterſchriften fand.
Dann konnte Herr Profeſſor Kramer die außerordentlich belebte
und anregend verlaufene Verſammlung ſchließen.
Die Zigeunerſchlacht bei Worms.
Eine ſchwere Keilerei, bei der es einen Token gab. — Handgreifliche Auskragung von
Meinungsverſchiedenheiken bei „ſeindlichen Brüdern”.
Verhandlung vor dem Schwurgerichk.
Aw. Wer ſenſationslüſtern zu dieſer lang erwarteten
Ver=
handlung herbeigeeilt war, ſah ſich am Donnerstag morgen
ſchwer enttäuſcht. Nicht romantiſche braune Zigeunergeſtalten
be=
völkern die Anklagebank, ſondern größtenteils ganz manierlich
und friedlich bürgerlich wirkende Leute — neun an der Zahl —
ſitzen dort. Wie ſich herausſtellt, gehören nur vier Angeklagte zum
„fahrenden Volk”, die beiden erſten Angeklagten, zwei Brüder,
junge Korbmacher, der dritte Angeklagte, ein 53jähriger
Seil=
tänzer und der fünfte Angeklagte, ein 40jähriger Händler, aber
auch dieſe vier haben wohl nicht mehr viel Zigeunerblut
aufzu=
weiſen. Die anderen fünf Angeklagten, ein Arbeiterehepaar und
drei junge Arbeiter, gehörten wohl früher auch dazu, ſind aber
jetzt in Worms und Ludwigshafen ſeßhaft. Sie werden ſämtlich
beſchuldigt, am 5. Juli vorigen Jahres an einer Schlägerei, in
die ſie durch ihr Verſchulden hineingerieten, und bei der ein Menſch
zu Tode geſchlagen wurde, teilgenommen zu haben; der erſte
An=
geklagte als Haupttäter. Die Sache ſpielte ſich etwa
folgender=
maßen ab:
Im Juli lagerten im Zigeunerwäldchen bei Worms, dicht an
der Rheinbrücke, die vier erſten Angeklagten mit ihren Wagen
und Familien. Das angeklagte Ehepaar hatte davon gehört und
machte ſich mit dem achten Angeklagten, dem Bruder der Frau.
mit dem letzten Angeklagten und mit dem Getöteten, dem Vater
der Frau. auf den Weg dorthin, um dort die Frau des
angeklag=
ten Seiltänzers zur Rede zu ſtellen, die die angeklagte Frau bei
Dritten ſchlecht gemacht haben ſollte. Freundſchaftlich ging der
Ehemann auf die vor ihrem Wagen ſitzende Frau zu und ſtreckte
ihr die Hand zum Gruße hin, verſetzte ihr aber, als ſie die Hand
ergreifen wollte, einige gut placierte Ohrfeigen, und als die Frau
nun in den Wagen flüchtete, ging das Ehepaar ihr nach und
ver=
möbelte ſie drinnen ganz gehörig. Die Prügelei ging nun auf alle
anderen über. Der Vater und Bruder der angeklagten Ehefrau,
die ſich anfangs zurückgehalten hatten, kamen herbei geeilt und
der Vater ohrfeigte ganz unmotiniert einen 14jährigen Buben,
der am Wagen ſtand, und der noch dazu ſein eigener Neffe war.
Als deſſen Bruder, der zweite Angeklagte, ſich das verbat, hieb
er ihm mit ſeinem Meſſer nach dem Hals. Der Bruder des Ver=
letzten ſah das Blut fließen und eilte mit einem Prügel herbei und
hieb auf den Alten ein, daß dem die Schulter in Stücke ging; er
lief dem Flüchtenden dann nach und hieb ihm auf der Straße noch
einmal über den Kopf, daß der Mann hinfiel und einige
Stun=
den darnach im Krankenhaus ſtarb. Die rechte Schädelhälfte war
vollkommen zertrümmert. Das Ganze ging in ganz kurzer Zeit
vor ſich und danach ſind die Ausſagen heute auch voll Widerſpruch.
und die Angeklagten, die ja in zwei feindliche Gruppen geſpalten
ſind, tun das möglichſte, um ſich gegenſeitig zu belaſten.
Insbe=
ſondere das Ehepaar weiſt jede Schuld von ſich.
Der Staatsanwalt beantragt am Abend gegen den
erſten Angeklagten, der von dem mediziniſchen Sachverſtändigen
als ſchwachſinnig bezeichnet wird, wegen Körperverletzung mit
Todeserfolg drei Jahre Gefängnis, gegen den zweiten bis fünften
Angeklagten wegen Teilnahme an der Schlägerei, in die ſie
zu=
nächſt ohne ihre Schuld, ſpäter jedoch durch eigene Schuld
hinein=
gereiten, einen Monat, zweimal zwei Monate und ſechs Wochen
Gefängnis, je nach der Anzahl ihrer Vorſtrafen. Gegen das
Ehe=
paar, als die eigentlichen Urheber dieſer Schlägerei, werden wegen
gemeinſamer gefährlicher Körperverletzung und ſelbſtverſchuldeter
Teilnahme an der Schlägerei acht und ſechs Monate Gefängnis
be=
antragt, gegen den Bruder der Ehefrau, der auch den zweiten
An=
geklagten mit dem Meſſer geſtochen hatte, wegen ſelbſtverſchuldeter
Teilnahme und gefährlicher Körperverletzung ſieben Monate
Ge=
fängnis, und gegen den letzten wegen ſelbſtverſchuldeter
Teil=
nahme, die hauptſächlich in Hetzreden beſtand. fünf Monate
Ge=
fängnis.
Um 9 Uhr verkündet der Vorſitzende, Landgerichtsrat Dr. Lehr,
das Urteil: drei Angeklagte werden
mangelsBe=
weiſes freigeſprochen; der erſte Angeklagte wird
zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. abzüglich ſechs
Mo=
naten Unterſuchungshaft: ſein Bruder erhält eine Woche
Gefängnis Beide nehmen das Urteil an, das rechtskräftig
wird. Das Ehepaar erhält: der Mann ſechs Monate.
die Frau drei Monate Gefängnis und der letzte
Angeklagte ebenfalls drei Monate Gefängnis. Sie
ſeien die Urheber des ganzen Vorfalls. Der Bruder der
Frau, der ebenfalls den zweiten Angeklagten geſtochen hatte,
erhält, ob der beſonderen Roheit der Tat, ebenfalls ſechs
Mo=
nate Gefängnis. Sie wollen alle Reviſion verfolgen.
Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Generalverſammlung der Freiw. Feuerwehr.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen ein recht gutes, umfangreiches Doppelprogramm, in dem
„Verhängnis eines Tages”, eine wohl deutſchſprachige aber
amerikaniſche Geſellſchaftstragödie behandelt wird. Der Film iſt
für amerikaniſche Verhältniſſe in ſeiner Handlung ungewöhnlich
gut aufgebaut und wird mit ſtaxken Spannungsmomenten
durch=
geführt. Clive Brook, Kay Francis und Miriam
Hop=
kins in den Hauptrollen, geben eine überlegen gute Darſtellung
und auch die Regie arbeitet ungewöhnlich geſchickt. Ein Film,
der, wenn man von dem nicht zu vermeidbaren Mißverhältnis
zwiſchen Sprache und Lippenbewegung abſieht, wie ein gutes
Drama wirkt. Der zweite Film des Programm „Der Sprung
ins Nichts” führt in das Zirkusleben und behandelt Liebe,
Leiden=
ſchaft und Eiferſucht unter Artiſten. Auch hier arbeitet die Regie
außerordentlich geſchickt. In den Hauvtrollen iſt Cilly Feindt
die bekannte junge Löwenbändigerin, tätig, ihr Partner iſt
Aribert Moog. Die Handlung ſpielt in einer Truppe von
Luft=
akrobaten und bringt eine reiche Fülle von Bildern aus dieſer
an und für ſich ſchon ſenſationellen Akrobatik. Das Programm iſt
unbedingt ſehenswert.
— Im Union=Theater ſtartet heute der neue Guſtav=Fröhlich=
Tonfilm „Ein Mann mit Herz”, eine von Geza von Bolvary
ein=
fallsreich inſzenierte Tonfilm=Operette mit einer ſchnittigen Muſik
von Robert Stolz. Außer über den beliebten, ſympathiſchen
Guſtav Fröhlich, freut man ſich noch über Maria Solvey, Paul
Kemp und Guſtav Waldau u. v. a.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen nur noch heute die entzückende
Urſula Grabley und Oskar Karlweis in dem neuen luſtigen
Tonfilm „Im Bann des Eulenſpiegels”.
— Helia=Film=Morgenfeier. Der hervorragende Kulturfilm
der Ufa „Palmen und Pyramiden”, ein Film von Land und
Leuten in Aegypten, wird am kommenden Sonntag, vorm.
11.15 Uhr, in den Helia=Lichtſpielen letztmalig wiederholt.
Jugendliche haben Zutritt. Kleine Preiſe.
— Reſi=Theater. Zu Ehren Willy Fritſchs Geburtstag
läuft der große, luſtige Ufa=Tonfilm. „Ein blonder Traum”, mit
Lilian Harvey, Willy Fritſch und Willi Forſt. — Sonntag
Jugendvorſtellung.
Man iſt nur ſo alk, wie man ausſiehl.
deshalb benutze man das weltberühmte „20 Jahre jünger” auch
gen. „Exlepäng‟. Gibt ergrautem Haar die Jugendfarbe auf
natürlichem Wege wieder. Wirkt nach und nach. Vollſtändig
unſchädlich. Seit 35 Jahren Weltruf. Von tauſenden Aerzten,
Profeſſoren uſw. gebraucht und empfohlen. Preis RM. 5.70. Für
ſchwarze Haare und ſolche, welche ſchwer annehmen. „Extra ſtark”
RM. 9.70. Ueberall zu haben. Verkaufsſtellen weiſt nach:
Par=
fümeriefabrik „Exlepäng”, Berlin 80. 131. Muskauerſtr. 9. (lV391
Verwaltungsgerichtshof, Zeughausſtraße 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, dem 28. Januar 1933, vorm. 9.15 Uhr:
Einwendungen des Polizeihauptwachtmeiſters Paul Gebel in
Worms gegen ſeine Verſetzung in den Ruheſtand Vorm. 10.15
Uhr: Vorentſcheidung gegen den Gendarmeriemeiſter Karn in
Wörrſtadt wegen Körperverletzung im Amt.
Vereinskalender.
— Reichsbahn=Turn= und Sportverein
Darm=
ſtadt. Hierdurch wird nochmals auf die am Samstag, dem
28. Jan., abends 20,30 Uhr, im Kneipſaal der Turngemeinde 1846
am Woogsplatz, ſtattfindende Jahreshauptverſammlung
hinge=
wieſen. Im Hinblick auf die Wichtigkeit der Tagesordnung, iſt
es Ehrenſache ſämtlicher aktiven und inaktiven Mitglieder
voll=
zählig zu erſcheinen. Mitgliedskarten ſind vorzuzeigen.
Tageskalender für Freitag, den 27. Januar 1933.
Union=Theater: Ein Mann mit Herz”: Helia=Lichtſpiele: „Im
Bann des Eulenſpiegels”; Palaſt=Lichtſpiele: „Verhängnis
eines Tages” und „Der Sprung ins Nichts”. — Reſi: „Ein
blonder Traum”. — Krone, Schuſtergaſſe, Odenwaldklub. 20.15
Uhr: „Lichtbildervortrag „Eine Herbſtfahrt nach Rom”
Heylshof. 20 Uhr: Gedok=Vortrag „Erinnerungen aus 25 Jahren
miterlebter Kunſt”. — Heaghaus, 20 Uhr: Vortrag „Elektr.
Kochen eine Erleichterung für die Hausfrau”.
Gokkesdienſt der Iſtgelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 27. Januar: Vorabendgottesdienſt 5.15 Uhr.
Samstag, 28. Januar: Morgengottesdienſt 8.45 Uhr.
Sabbat=
ausgang 6.00 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.30, abends 6.00 Uhr.
Gebeiszeiken der Iftgelikiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 28. Januar: Rauſch Chaudeſch Schwat.
Vorabend 4.45 Uhr. Morgens 8.00 Uhr. Nachmittags 4.00
Uhr. Sabbatausgang 6.00 Uhr.
Wochentags: Morgens 6.50 Uhr. Nachmittags 4.30 Uhr.
In der Beſſunger Turnhalle hielt die Freiwillige
Feuer=
wehr Darmſtadt ihre Generalverſammlung ab.
Kreisfeuer=
wehrinſpektor und zugleich 1 Kommandant Karpfinger
er=
öffnete die Verſammlung mit herzlichen Begrüßungsworten,
ins=
beſondere begrüßte er die Ehrenmitglieder. Er gedachte ſodann
der Toten des Jahres; vier Mitglieder riß der Tod aus den
Rei=
hen der Kameraden. Beſonders zu erwähnen iſt der verſtorbene
Ehrenbrandmeiſter Bauſcher, der über 60 Jahre der Wehr
ange=
hörte und der ſich um die Wehr beſonders verdient gemacht hatte.
Beſonders tragiſch war der Tod des Feuerwehrmanns Lang, der
mitten in ſeinem Beruf abberufen wurde. Auch zwei
Ehrenmit=
glieder hat die Wehr verloren. Gedacht wurde auch der zwei
ver=
ſtorbenen Mitglieder der Berufsfeuerwehr, die zugleich auch noch
Mitglieder der Freiw. Feuerwehr waren. Zum Gedenken der
Toten erhob ſich die Verſammlung von den Plätzen.
Hierauf erſtattete der Kommandant den Geſchäftsbericht.
Die Wehr verfügt über 103 aktive Mitglieder, ferner gehören ihr
42 Ehrenmitglieder an. Der Mitgliederſtand iſt gegen das
Vor=
jahr unweſentlich zurückgegangen. Die Ausrüſtungen wurden im
abgelaufenen Jahr ergänzt, erneuert und vervollſtändigt. Es
fan=
den ſtatt: 6 Geſamtübungen, 4 Führerübungen 2
Ringleitungs=
übungen, 1 Probealarm * Hauntübung. Die Wehr beteiligte ſich
bei zwei Großfeuern. Die Kreismotorſpritze wurde dreimal
alar=
miert, und zwar zu zwei Bränden (Bickenbach und Griesheim) und
einmal zu Hochwaſſer (Arheilgen).
Im Kreis Darmſtadt wurden verzeichnet: 9 Großfeuer, acht
Waldbrände und in 6 Orten wurden die Freiw. Wehren zu Hilfe
bei Hochwaſſer alarmiert. Die Darmſtädter Freiw. Feuerwehr
ſtellte 670 Wachen bei Veranſtaltungen. Sie beteiligte ſich an dem
Kreisfeuerwehrtag in Meſſel, beim Deutſchen Feuerwehrtag in
Karlsruhe, an den Sitzungen der Kreis= und Provinzialverbände
und bei einer Tagung eines Nachbarverbandes (Aſchaffenburg).
Ausgezeichnet wurden mit dem ſtaatlichen Ehrenzeichen drei
Mitglieder für 40jährige, fünf für 25jährige Dienſtzeit. Mit
Ehrenurkunden wurden bedacht: ein Mitglied für 20jährige, ein
Mitglied für 15jährige und neun für 10jährige Dienſtzeit.
Mit dem Heſſiſchen Feuerwehr=Ehrenkreuz wurde ausgezeichnet
Feuerwehrmann Geblein.
Im allgemeinen wurde auf das Verhalten der Feuerwehrleute
bei Wachen und Bränden hingewieſen und auf die Ausbildung im
beſonderen und dabei an die alljährlich ſtattfindenden Vorträge
zur techniſchen Aus= und Fortbildung erinnert. Die Erſatzwahl
für ausgeſchiedene Führer ergab: 1. Zug Otto Schreder. 2. Zug
Franz Wacker, 3. Zug Ph. Fey, 4. Zug Paul Joſt. — Dem
Kaſ=
ſier wurde Entlaſtung erteilt, und hierauf der Bericht der
Brand=
meiſter entgegengenommen.
Für das neue Jahr ſind ſechs Uebungen vorgeſehen und wird
beſonderer Wert auf gute techniſche Ausbildung der
Feuerwehr=
leute gelegt. Es werden auch Feuerwehrleute zur Fachſchule nach
Gießen entſandt.
An der neuen Fachſchule haben bereits ſieben Feuerwehrleute
aus dem Kreis Kurſe mitgemacht.
Mit einer Ermahnung, auch in Zukunft alles zu tun, was die
Schlagfertigkeit der Wehr erhält und fördert, ſchloß der
Kom=
mandant mit einem „Gut Wehr” die harmoniſch verlaufene
Sitzung.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
Für die Veröffentliſchungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlet
Ver=
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 8 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Amfange
der Einſender verantwortlich.) — Einſendungen, die nicht verwendet werden, tönnen nicht
zurückgeſandt. die Ablebnung nicht begründet werden.
In einem offiziellen Verſammlungsbericht wird eine Rede des
nationalſozialiſtiſchen Kreisleiters Zürtz abgedruckt, in der ſich
folgende Sätze befinden: „So müſſen wir wieder deutſchen Stolz
und deutſches Selbſtgefühl finden. Es darf nicht mehr vorkommen,
daß z. B. Pfarrer Marx in Darmſtadt ſeinen
Konfirman=
den ſagen kann: „Liebet eure Feinde‟. Wir müſſen alſo auch die —
Franzoſen lieben (Entrüſtung.) Die Metterniche der Frankfurter
Zeitung, des Darmſtädter Tagblatts der Roten
Fahne und ähnlicher Blätter (lebhafte Zuſtimmung), die dem
deutſchen Volk immer wieder in den Rucken fallen und ihm den
Weg zum Aufſtieg verlegen, dürfen ihren verderblichen Einfluß
nicht mehr ausüben auf das deutſche Volk”, uſw.
Zum letzten Teil des Vorſtehenden wird ſich das Darmſtädter
Tagblatt wohl ſelbſt zu äußern wiſſen, im Sinn der Leſer dieſes
Blattes kann aber wohl geſagt werden, daß ſich ein verderblicher
Einfluß des Blattes auf dieſelben bisher noch nicht bemerkbar
machte, ebenſowenig wie die Leſer dieſes Blattes bisher eine
Aehn=
lichkeit desſelben mit der Roten Fahne bemerken konnten.
Was den erſten Teil des Angeführten betrifft, ſo handle ich
im Namen mehrerer und ſicher im Sinne der meiſten Proteſtanten
und Chriſten, wenn ich ausrufe: „Hände weg von den Grundſätzen
der chriſtlichen Lehre!” Auch laſſe man unſere bewährten Pfarrer
in Ruhe, die ihr langes Leben dafür einſetzten, durch Pflege der
Nächſtenliebe Zehntauſenden Troſt zu gewähren und ſtets ihre
Pflicht ihren Mitmenſchen gegenüber taten. Dies ſollten ſich
be=
ſonders diejenigen geſagt ſein laſſen, deren Tätigkeit bisher in
großem Maß darin beſtanden hat, ihre Parteileute gegen andere
aufzuhetzen.
Darmſtadt, 26. Januar 1933.
F. Adolf.
Wir geben dieſer Zuſchrift — einer von vielen ähnlichen —
gerne Raum, wenngleich wir dem Verfaſſer in einem Punkt eine
Enttäuſchung bereiten müſſen. Wir haben nicht die Abſicht, etwas
dazu zu ſagen. Sowohl die hübſche Zuſammenſtellung des
Darm=
ſtädter Tagblatts mit der Roten Fahne und ähnlichen Blättern.
wie die in dieſem Zuſammenhang konſtruierten Unterſtellungen
haben wir mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen.
Die Red.
Freitag, 27. Januar 1933
Aus Heſſen.
— Arheilgen, 25. Jan. Der Auto= und Motorrad=
Klub hielt im Vereinslokal „Café Nordend” ſeine
Generalver=
ſammlung ab. Nachdem die Funktionäre ihre Berichte, die mit
größter Gewiſſenhaftigkeit geführt waren, abgegeben hatten,
konnte man mit Genugtuung feſtſtellen, daß auch in dieſem
abge=
laufenen Geſchäftsjahr wieder lebhaft gearbeitet wurde. Auch in
bezug auf die Kaſſenverhältniſſe konnte man feſtſtellen, daß die
geſamte Führung des Klubs in guten Händen liegt. Zum Schluſſe
gibt der Vorſitzende A Lotz der Hoffnung Ausdruck, daß der
wie=
dergewählte Vorſtand die Geſchicke des Vereins ſo leiten möge,
daß die Mitglieder zufriedengeſtellt werden.
Dg. Arheilgen, 26. Jau. Ortsgewerbeverein und
Handwerkervereinigung hatte ſeine Mitglieder und
Angehörigen zum Beſuch des Heſſ. Landesmuſeums in Darmſtadt
eingeladen. Es waren 60 Pexſonen, die ſich am „Löwen”
verſam=
melt hatten, um gemeinſam nach Darmſtadt, zu marſchieren. Je
nach der zur Verfügung ſtehenden Zeit, beſichtigte man die
ein=
zelnen Abteilungen des Muſeums und trat dann gemeinſam den
Heimweg an.
J. Griesheim, 25. Jan. Verlegung des Darmſtädter
Flugplatzes. Wie wir erfahren, ſteht es nunmehr endgültig
feſt, daß der Darmſtädter Flugplatz auf den ehemaligen
Gries=
heimer Truppenübungsplatz verlegt wird. Mit dem Bau einer
Flugzeughalle, zu der das Reich vorausſichtlich einen Zuſchuß gibt,
wird in nächſter Zeit begonnen werden. Die Halle wird auf dem
vom Freiwilligen Arbeitsdienſt planierten Platz in der Mitte der
ſüdlichen Lagerſtraße aufgeſtellt. — Ablieferung von
Mu=
nition. Nach Feſtſtellung der hieſigen Gendarmerie befinden
ſich im Beſitze von Privatleuten noch Munitionsteile und
Spreng=
körper, die auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz und den
an=
liegenden Grundſtücken gefunden wurden, für die ein Finderlohn
bezahlt wird. Derartige Munition iſt jedoch unverzüglich
abzu=
liefern.
G. Ober=Ramſtadt. 24. Jan. Generalverſammlung.
Jahresſchlußverſammlung des Geſangvereins „Sängerluſt”.
Jah=
res= und Kaſſenberichte wurden bekanntgegeben und dem Vorſtand
Entlaſtung erteilt. Bei der Vorſtandswahl wurde der ſeitherige
Vorſtand einſtimmig wiedergewählt. Für 20jährige treue
Mit=
gliedſchaft wurden die Sänger Hermann Rückert und Wilhelm
Keil geehrt. Für regelmäßigen Beſuch der Singſtunden wurden
10 weiteren Mitgliedern Verdienſtnadeln überreicht.
k. Dieburg. 26. Jan. Obſt= und Gartenbauverein.
In der letzten Verſammlung ſprach Obſtbauinſpektor Behne über
„Obſt= und Gartenbau”. In längeren Ausführungen wies der
Vortragende darauf hin, daß vor allem eine entſprechende
Aus=
wahl der Zuchtſorten vorzunehmen ſei; minderwertige Obſtſorten
ſeien durch Umpfropfen rentabel zu geſtalten, um auf dem
Obſt=
markt konkurrenzfähig zu bleiben. Der Vorſitzende dankte dem
Redner für ſeine intereſſanten und lehrreichen Ausführungen. In
der Diskuſſion wurde der Wunſch laut, öfters ſolche Vorträge und
Rundgänge in der Gemarkung ſtattfinden zu laſſen, wozu Herr B.
nach Möglichkeit ſeine Mitwirkung zuſicherte. — Der ſeitherige
langjährige Vorſitzende, Herr Lehrer Weber, legte ſein Amt
in=
folge vorgerückten Alters nieder, und wurde an ſeine Stelle Herr
Jakob Krausmann einſtimmig gewählt.
r. Babenhauſen, 24. Jan. Der
Schrebergartenver=
ein hielt vergangenen Sonntag im Gaſthaus „Zum Löwen” ſeine
Generalverſammlung ab die bei einer reichen Tagesordnung
einen ſehr harmoniſchen Verlauf nahm. Den Jahresbericht
erſtat=
tete Herr Höflich als 1. Vorſitzender, der auch dem 1. Schriftführer
und dem 1. Rechner für ihre gewiſſenhafte Arbeit den Dank des
Vereins ſpendete. Der Geſamtvorſtand wurde einſtimmig
wieder=
gewählt. Nach Wahl der Gartenkommiſſion und der Kaſſenprüfer
für das laufende Jahr wurde die Ausloſung von 20 Gutſcheinen
zu je 5 RM. vorgenommen. Zum Schluß bat der Vorſitzende die
Mitglieder um treue, Mitarbeit auch im Jahre 1933.
Az. Neuſtadt i. Odw. mit Burg Breuberg, 24. Jan.
Män=
nergeſangverein — Unterhaltungsabend. Nach
Sängergruß und Chor (Sabbatfeier von Abt) ſprach der
Vor=
ſitzende, Herr Rodenhäuſer, herzliche Begrüßungsworte und
zeich=
nete in kurzen Strichen, Zweck und Ziel der Veranſtaltung ſowie
die Bedeutung des Vereins im Rahmen des Volksganzen. Dann
ging ein Vierakter von Löffler (Polizeidiener Strubbes und die
Beſemgräit) über die Bretter, der in ſeiner Geſamtdarſtellung
eine gute Leiſtung war, ja einzelne Rollen wurden ausgezeichnet
geſpielt.
— Michelſtadt, 25. Jan. Der bekannte Volksredner und
Schriftſteller Dr. jur. Hans Berg aus Neuſtrelitz kommt
dem=
nächſt in unſere Stadt. Er wird in einer achttägigen
Vortrags=
reihe, worin zwei Vorträge mit freier Ausſprache eingeſchloſſen
ſind, Fragen der Weltanſchauung und des inneren Lebens
be=
handeln. In weiten Kreiſen iſt beſonders nach dem Kriege das
Bedürfnis ſtark, in dem Wirrwarr der modernen Zeitſtrömungen
zu innerer Klarheit und Gewißheit zu kommen. Nach den
über=
einſtimmenden Urteilen der Preſſe verſteht Dr. Berg es, dem
Menſchen von heute, namentlich Männern, dieſen Dienſt in einer
feſſelnden, von keinen falſchen Rückſichten gehemmten Sprache zu
tun, die ſomohl die Gebildeten anzieht, wie allgemein verſtändlich
iſt. Wer ihn näher kennenlernen will, nehme ſeinen zum Teil
humorvollen, dann wieder ergreifenden Lebensbericht in ſeinem
Buche „Juriſt und Chriſt” zur Hand. Dr. Berg war 14½ Jahre
Bürgermeiſter und iſt jetzt Rechtsanwalt und Notar. Es dürfte
von beſonderem Intereſſe ſein, einmal einen von dieſer Seite
kommenden Mann über ſolche Fragen zu hören.
Ci Erbach. 26. Jan. Arbeitsjubiläum. Geſtern konnte
Herr Peter Ihrig auf eine 25jährige Tätigkeit in dem
bekann=
ten Erbacher Brauhaus zurückblicken.
Bh. Weſchnitz i. Odw., 24. Jan. Kleinkaliber=
Schützen=
verein — Generalverſammlung. Der Rechner konnte
eine zufriedenſtellende Kaſſenlage berichten, worauf ihm und dem
Geſamtvorſtand Entlaſtung erteilt wurde. Außer dem
Schrift=
führer und dem 2. Schießleiter wurden dieſelben Kameraden zu
den Vorſtandsämtern wiedergewählt. Der Monatsbeitrag wurde
zeitgemäß ermäßigt. An erſchoſſenen
Reichsverbandsauszeichnun=
gen konnten verteilt werden: 2 kleine bronzene, 2 kleine ſilberne
Auszeichnungen und 1 kleine goldene Jahresſpange. Dem
Jung=
ſchützenführer wurde in Anerkennung ſeiner beſonderen Verdienſte
um den Kleinkaliberſport die höchſte Auszeichnung in der
Reichs=
ehrennadel des Reichsverbandes verliehen.
— Gernsheim, 26. Januar Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 25. d. M.: —1,49 Meter, am 26. d. M.: —1,45 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 27 — Seite 7
Handwerk und Gewerbe im Kriſenjahr 1932
Hauplverſammlung des Bezirksverbandes
für Handwerk und Gewerbe Bensheim-Heppenheim.
In Bickenbach fand die Hauptverſammlung für das Jahr 1932
ſtatt. Herr Direktor Eiſenhardt, der Vorſitzende des
Bezirks=
verbands, eröffnete die Verſammlung, begrüßte alle Erſchienenen,
beſonders die Ehrengäſte. Nach ehrenvollem Gedenken der
Ver=
ſtorbenen des letzten Jahres gab der Vorſitzende dem Wunſch
Aus=
druck, daß für das jetzige Wirtſchaftsjahr der entfremdende, in den
Abgrund führende Parteihader einer aufwärts führenden
Einig=
keit Platz machen möge. Zur Wahl des Herrn Schmiedemeiſters
Nothnagel zum Vorſitzenden der Handwerkskammer=Nebenſtelle
Darmſtadt und Herrn Bäckerobermeiſters Kunkel zum Vorſitzenden
der Handwerkskammer überbrachte Herr Direktor Eiſenhardt die
herzlichſten Glückwünſche des Bezirksverbandes.
Herr Schmiedemeiſter Nothnagel übermittelte die Grüße
der Handwerkskammer=Nebenſtelle, dankte in ſeinem und Herrn
Dr. Kollbachs Namen für die Begrüßung und verſprach, ſeine
ganze Kraft für ſein Amt einzuſetzen, mit der Bitte, daß ſich bei
dem ſchweren Amt alle mit in den Dienſt der guten Sache
einſtel=
len, im Intereſſe des Handwerksſtandes und des Vaterlandes.
Herr Taveziermeiſter Dasbach als Vorſitzender des
Bezixksver=
bandes Groß=Gerau gab mit Grüßen des Verbandes ſeiner Freude
Ausdruck über das Zuſammenhalten der Organiſation. — Herr
Weißhindermeiſter Birkenhauer als Vorſitzender der
Orts=
gruppe Bickenbach dankte Herrn Direktor Eiſenhardt für ſeine
ſeit=
herige Tätigkeit. — Im Namen der Gemeinde Bickenbach hieß
Herr Rü=germeiſter Becker den Bezirksverband willkommen.
Herr Friſeurobermeiſter „Bein= Groß=Gerau dankte dem
Vor=
ſitzenden für die Begrüßung und mahnte zur Einigkeit, desgleichen
der Vorätzende des Landesverbandes, Herr Bildhauer Dieter=
Eberſtadt.
Herr Direktor Eiſenhardt gab bekannt, daß der
Tätig=
keitsbericht, der u. a. 39 Eingaben umfaßt, den Organiſationen in
Abſchrift zugeſtellt ſei, wobei er allen Mitarbeitern, die ſich für die
Förderung des Handwerks eingeſetzt haben, dankte. — Herr
Das=
bach=Groß=Gerau erkannte beſonders die große geleiſtete Arbeit
an, zumal dieſe Belange das geſamte deutſche Handwerk angingen.
Der Vorſitzende erteilte dem Rechner. Herrn Schreinermeiſter
Frank=Heppenheim, auf Grund der Prüfung, die eine
einwand=
freie und vorbildliche Verwaltung und Rechnungsführung ergab,
Entlaſtung.
Der ſeitherige Vorſtand wurde einſtimmig wiedergewählt,
nachdem die Herren Nothnagel, Kempf und Dr. Kollbach die
Ver=
dienſte beſonders hervorgehoben, die ſich der Vorſitzende dieſer
muſtergültigen Organiſation im Intereſſe des Handwerks
erwor=
ben hat. Herr Direktor Eiſenhardt dankte für das Vertrauen,
das ihm und ſeinen langjährigen Mitarbeitern entgegengebracht
ſei; desgleichen Herr Schreinermeiſter Frank für die Wiederwahi
der übrigen Vorſtandsmitglieder, von denen Herr Eichhorn=Lorſch
verſprach, weiterhin das Handwerk aufs äußerſte zu verteidigen.
Es folgte ein Vortrag des Herrn Syndikus Dr. Kollbach
über die Belange des Handwerks und die Frage der
Arbeitsbe=
ſchaffung. Der Redner führte u. a. aus, daß die produktive
Er=
werbsloſenfürſorge in großen Städten z. T. ſehr verfehlt, in
klei=
nen Orten dagegen durch ſie z. T. ſehr Gutes geleiſtet wäre. Seine
Ausführungen betr. Arbeitsbeſchaffungsprogramm und
Steuer=
gutſcheine löſten eine ſehr angeregte Ausſprache aus, in der von
14 Meiſtern über ihre z. T. auch weniger guten Erfahrungen
be=
richtet wurde. Es wurde angeregt, auch hier in den
Gewerbever=
einen weitere Aufklärung erfolgen zu laſſen.
Sieben Anträge, u. a. betr. Altersunterſtützung, einmalige
Poſtzuſtellung in den Gemeinden. Unterſtützung notleidender
Hand=
werker und Gewerbetreibender, Schulgeld an Gewerbeſchulen,
wur=
den erledigt. — Als Ort der nächſten Ausſchußſitzung wurde
Viern=
heim und der nächſten Hauptverſammlung Waldmichelbach
be=
ſtimmt.
Mit herzlichem Dank für die Mitarbeit ſchloß der Vorſitzende
die angeregt und harmoniſch verlaufene Verſammlung, in der die
große Not, die in Handwerkerkreiſen in erſchreckendem Maße um
ſich gegriffen hat, vielfach zum Ausdruck kam.
Der Kommunal=Konflikk in Oppenheim.
Die Amtsniederlegung des Beigeordneten Rüffer.
Be. Vor dem Provinzialausſchuß der Provinz Rheinheſſen
wurde die Beanſtandung eines Stadtratsbeſchluſſes der Stadt
Oppenheim vom 20. Dezember 1932 durch den Bürgermeiſter Dr.
Rhumbler behandelt. In Oppenheim beſtehen bekanntlich ſeit
Jahren zwiſchen der die abſolute Mehrheit innehabenden
ſozial=
demokratiſchen Stadtratsfraktion und den bürgerlichen Parteien
mit Einſchluß des Bürgermeiſters geſpannte Verhältniſſe. Ende
vorigen Jahres ſah ſich der ſozialdemokratiſch Beigeordnete
Rech=
nungsrat Rüffer veranlaßt, in einem Schreiben an den
Bürger=
meiſter ſein Amt als Beigeordneter niederzulegen, da er ſich mit
den Amtshandlungen des Bürgermeiſters nicht einverſtanden
er=
klären wollte. Letzterer hielt den Rücktritt des Beigeordneten
nach Artikel 17 der Heſſiſchen Gemeindeordnung für rechtskräftig
und wurde in dieſer Auffaſſung vom Kreisamt Oppenheim
unter=
ſtützt. Die die Mehrheit im Oppenheimer Stadtparlament
dar=
ſtellende ſozialdemokratiſche Stadtratsfraktion war jedoch anderer
Auffaſſung und lehnte in der Stadtratsſitzung vom 20. Dez. v. J.
die Amtsniederlegung des Beigeordneten Rüffer ab, da nach ihrer
Anſicht nur der Stadtrat und nicht der Bürgermeiſter über die
Rechtmäßigkeit des Rücktritts des Beigeordneten zu entſcheiden
habe. Der Bürgermeiſter beanſtandete den Beſchluß des
Stadt=
rats und beantragte, denſelben im Verwaltungsſtreitverfahren
aufzuheben. Der Provinzialausſchuß hielt die Beanſtandung des
Bürgermeiſters gegen den Stadtratsbeſchlu für unbegründet und
wies denſelben ab. Die Stadt Oppenheim wurde mit den Koſten
des Verfahrens, deſſen Streitwert ſich auf 2000 RM. beläuft,
belaſtet.
Ce Seeheim, 24. Januar. Hauptverſammlung des
M. G. V. 1859. Die Berichte des Schriftführers W. Anders 2.
und des Rechners L. Hartmann fanden Zuſtimmung, auch der
Tätigkeitsbericht des Chorleiters Lehrer Beltz. Der Obmann Jak.
Spalt 3. konnte drei Mitglieder für 25 treue Dienſtjahre am
deut=
ſchen Liede auszeichnen: Joh. Emmerich, W. Anders 1. und Karl
Degenhard. Für 40jährige Mitgliedſchaft wurde der Sänger
Peter Bohn 1. vom Verein und vom H.S.B. geehrt. 15 Sänger
(gleich 43 Prozent) fanden für fleißigen Probenbeſuch lobende
Anerkennung; vier von ihnen erhielten deshalb Ehrenbrief und
Ehrennadel des H. S.B. Für das 1934 ſtattfindende 75.
Stiftungs=
feſt des Vereins ſoll beim Gau Bergſtraße im H.S.B. der Gau=
Liedertag beantragt werden.
W. Heppenheim a. d. B., 24. Jan. Evangeliſche
Ge=
meinde. Eine Monatsverſammlung des evangeliſchen
Männer=
vereins fand bei ſehr reger Beteiligung im evangeliſchen
Ge=
meindehaus ſtatt. Im Mittelpunkt des Abends ſtand ein ſehr
in=
tereſſanter Vortrag, gehalten von Herrn Major von Plehwe der
über „Eine Reiſe nach Ceylon” ſprach. — Zur Feier des
Jahres=
feſtes des evangeliſchen Frauenvereins waren zu einem
gemein=
ſamen Teeabend beſondere Einladungen ergangen. Nach Ablegung
des Jahres= und Kaſſenberichtes ſprach Herr Pfarrer Lic.
Ruh=
land=Hirſchhorn über das Thema: „Wer iſt mein Nächſter”.
Bm. Hofheim (Ried), 24. Jan. Gemeindeſchwimmbad.
Das im Rahmen des Freiwilligen Arbeitsdienſtes hier errichtete
Schwimmbad am Mühlgraben ſteht nahe vor ſeiner Vollendung.
Gegenwärtig wird ein zwei Meter hoher Bretterzaun um das Bad
errichtet. Zurzeit bildet das Bad eine willkommene Eisbahn für
alt und jung.
Kampf gegen die Grippe!
Togal=Tabletten ſind ein hervorragend bewährtes Mittel gegen
Grippe und Erkältungskrankheiten. Togal iſt ſtark harnſäurelöſend
und in hohem Maße bakterientötend! Im Anfangsſtadium
genom=
men verhindert Togal den Ausbruch der Grippe Erſtaunliche
Er=
folge! Mehr als 6000 Aerzte=Gutachten! Ein Verſuch überzeugt.
In allen Apotheken M. 1,25. 12,6 Lith., 0.46 Chin., 74.3 Aeld. ao, sal.
(I Mch. 29)
Au. Groß=Gerau, 26. Jan. Notwerk der Jugend. Der
Ortsausſchuß für Jugendpflege und Velksbildung hielt unter dem
Vorſitz von Bürgermeiſter Dr. Lüdecke und in Anweſenheit von
Vertretern des Kreisamts, des Kreisſchulamts ſowie der Schulen
und verſchiedenen Organiſationen eine Sitzung ab, um über das
Notwerk der deutſchen Jugend zu beraten. Einmütigkeit beſtand
darüber, daß auch hier in dieſer Angelegenheit etwas geſchehen
muß. Dr. Rohe vom Arbeitsamt Mainz berichtete ausführlich
über die zu treffenden Maßnahmen. In Groß=Gerau ſelbſt ſind
141 männliche und 27 weibliche Erwerbsloſe im Alter bis zu 25
Jahren, im Bereich des Arbeitsamts, Nebenſtelle Groß=Gerau,
insgeſamt 524 jugendliche Erwerbsloſe, die vom Notwerk zu
be=
treuen ſind. Die notwendigen Maßnahmen ſollen alsbald in
Am=
griff genommen werden. Meldeſtelle für die Jugendlichen iſt
zu=
nächſt das Stadthaus (Verkehrsbureau).
P. Rüſſelsheim, 24. Jan. Polizeijagden auf
Wild=
ſchweine. Die Gemeinden, deren Gemarkungen an die großen
Riedwaldungen, den früheren hiſtoriſchen Bannforſt „Dreieich”,
grenzen, haben bei der heſſiſchen Regierung über erhebliche
Flur=
ſchäden durch Ueberhandnahme der Wildſchweine Beſchwerde
ein=
gelegt. Die oberſte Forſtbehörde hat infolgedeſſen in den
Waldun=
gen unter ihrer Leitung und Hinzuziehung zahlreicher Jäger
Polizeijagden angeordnet, die während des Winters abgehalten
werden. Mehrere derſelben fanden bereits mit gutem Erfolge
ſtatt. Zahlreiche Wildſchweine wurden erlegt, darunter kapitale
Keiler und Muttertiere.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
D Mainz, 26. Jan. Der Landesverband. Heſſen
für Handel, Handwerk und Gewerbe hielt im
gut=
beſetzten Saal des Brauhaus zum Gutenberg” in Mainz eine
Kundgebung ab. Karl Steinmann=Worms referierte über
die Vorgänge in der Handwerskammer: Heinz Quilling=Mainz
ſprach über Steuerfragen. Zum Schluſſe der ſehr angeregt und
intereſſant verlaufenen Verſammlung, nach der mehrere Dutzend
Neuanmeldungen erfolgten, wurden zwei Reſolutionen gefaßt.
Eine Reſolution an die Stadt Mainz wegen Erhöhung der
Bür=
gerſteuer, eine weitere Reſolution an die Heſſiſche und
Reichsregie=
rung, wie an die Heſſ. Handwerkskammer und den Heſſ. Landtag.
in der 14 Hauptforderungen ſpeziell des ehemals beſetzten Gebiets
aufgeſtellt worden ſind.
Be. Mainz, 26. Jan. Akademiſche Ortsgruppe des
V. D. A. Auch der zweite volksdeutſche Abend der akademiſchen
Ortsgruppe des V. D. A., der dem Odenwald gewidmet war, hatte
eine außerordentliche Zugkraft ausgeübt und bot in ſeinem
Pro=
gramm eine feſſelnde Fülle von Darbietungen ernſter und heiterer
Art. Der Vorſitzende, der heſſiſche Denkmalpfleger Profeſſor Dr.
Behn, hatte ſich der Aufgabe unterzogen, in einem
Lichtbilder=
vortrag ein anziehendes Bild über die kulturhiſtoriſche
Vergan=
genheit des Odenwald zu entwerfen und ihn als Hüter alter
Kul=
turüberlieferungen zu zeigen. Studienrat Dr. Wittig ſprach
über den nunmehr faſt 80jährigen Dichter des Odenwalds Adam
Karillon; er führte recht geſchickt in Leben und Werk des
Dichter=
arztes ein und las zum Abſchluß in ſchöner Sprachgeſtaltung aus
Karillons hübſcher Novelle „Mein erſter Flug vom Neſt‟. Der
Maler Profeſſor Mitterbauer verſtand es, in etwa 60
Bil=
dern die landſchaftlichen Schönheiten des Odenwaldes plaſtiſch
vor den Augen des Beſchauers erſtehen zu laſſen. Zum Abſchluß
des offiziellen Teiles des Abends wurde eine Szene aus dem
un=
ſterblichen Datterich” von Damen und Herren des Pädagogiſchen
Inſtituts Mainz aufgeführt.
— Alzey. 26. Jan. Die vermißte Frau aus Albig
tot aufgefunden. Vor einigen Tagen verſchwand die
Ehe=
frau Frieda Leonhard aus Albig Sie hatte in Alzey ihre Eltern
beſucht und hatte zu Fuß den Heimweg angetreten. Seit dieſer
Zeit war ſie verſchwunden. Jetzt iſt Frau Leonhard in der Nähe
ihres Wohnortes tot aufgefunden worden. Ob ein Verbrechen,
Unglücksfall oder Freitod vorliegt, muß erſt die nähere
Unter=
ſuchung ergeben.
Seite 8 — Nr. 27
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. Januar 1933
Sämkliche Frankfurker Schulen
wegen Grippe geſchloſſen.
Frankfurt a. M. Das epidemiſche
Auf=
treten der Grippe hat Veranlaſſung gegeben,
ſämtliche Frankfurter Schulen vom 27. Januar
bis einſchließlich 4. Februar zu ſchließen. Auch
in der Kunſtgewerbeſchule fällt bis auf weiteres
der Unterricht aus.
Der Täter ermittelt.
Frankfurt a. M. Die Frankfurter
Krimi=
nalpolizei hat vorgeſtern einen jungen Mann
aus Fechenheim feſtgenommen, der im
dringen=
den Verdacht ſteht, im Walde bei Enkheim die
17jährige Marie Mohn überfallen, ihr die
Klei=
der vom Leibe geriſſen, vergewaltigt und das
Mädchen in der bitteren Kälte völlig entblößt
am Boden liegen gelaſſen zu haben. Die erſten
Verhöre des Feſtgenommenen haben jedoch noch
kein poſitives Ergebnis erbringen können. Das
Mädchen iſt wieder ſoweit hergeſtellt, daß es im
Frankfurter Polizeipräſidium dem
Feſtgenomme=
nen gegenübergeſtellt werden kann. Dieſe
Gegen=
überſtellung wird ergeben müſſen, ob der
Ver=
dächtige wirklich der Täter iſt.
Der Rhein in Feſſeln.
WIB-Heimatdienst im Bild
Holländiſcher Dampfer am Loreleyfelſen feſtgefroren.
32 Grad Källe in Aberſchleſien.
Temperaturumkehr im Gebirge.
Breslau. Der Donnerstagmorgen brachte
Schleſien die bisher tiefſten Temperaturen dieſes
Jahres. Während am Obſervatorium Breslau=
Krietern 25 Grad und in Grottkau 30 Grad
Kälte gemeſſen wurden, fiel die Queckſilberſäule
in Neuſtadt, Oberſchleſien, ſogar auf 32 Grad
unter Null. Mit dieſen Temperaturen iſt jedoch
der Kälterekoed des ſtrengen Winters 1928/29
noch nicht gebrochen, der Breslau 28 Grad und
Oberſchleſien ſogar 35 Grad Kälte brachte. Aus
den Gebirgen wird Temperaturumkehr gemeldet.
So wurden auf den Kammlagen des
Rieſenge=
birges am Donnerstag morgen nur noch 10 Grad
unter Null gemeſſen.
Drei Perſonen an Methylalkohol geſtorben.
Krefeld. Zur Abwehr gegen
Grippeerkran=
kung tranken hier zwei Ehepaare Methylalkohol.
Bald ſtellten ſich ſchwere
Vergiftungserſcheinun=
gen ein, ſo daß die vier Perſonen ins
Kranken=
haus geſchafft werden mußten. Die beiden
Män=
ner und eine Frau ſtarben bald darauf an den
Folgen des Genuſſes des unreinen Alkohols. Die
vierte Perſon befindet ſich zurzeit außer
Lebens=
gefahr.
Zwei Eiſenbahnarbeiter überfahren und getötet.
Gera. Auf dem Rangiergelände des
Haupt=
bahnhofs Gera waren zwei Arbeiter mit dem
Auftauen von Weichen beſchäftigt. Sie
überhör=
ten das Herannahen einer Lokomotive, von der
ſie beide überfahren wurden. Der eine war
ſo=
fort tot, der andere erlag im Krankenhaus
ſei=
nen Verletzungen. Beide Verunglückten waren
Familienväter.
Das Eiſenbahnunglück am Bahnhof
Geſund=
brunnen.
Berlin. Vor dem Landgericht 3 begann
geſtern der Prozeß gegen den Lokomotivführer
Kupke und den Heizer Reimer, die beſchuldigt
werden, durch Fahrläſſigkeit das
Eiſenbahnun=
glück am Bahnhof Geſundbrunnen im Juli v. J.
verſchuldet zu haben. Bei dieſem Unglück wurden
zwei Perſonen getötet und 130 verletzt. Die
Ver=
handlung, zu der 133 Zeugen und eine Reihe
Sachverſtändiger geladen ſind, wird mehrere
Tage in Anſpruch nehmen.
Wieder ein Toter der „Niobe” geborgen.
Kiel. Am Mittwoch nachmittag wurde von
einem däniſchen Fiſcherboot die Leiche des mit
dem Segelſchiff „Niobe” untergegangenen
See=
offiziersanwärters Krellenberg aus Lübeck
ge=
borgen und dem Feuerſchiff „Fehmarn=Belt”
übergeben. — Die Leiche wurde von dem
Artil=
lerieſchulboot „Delphin” in das Marinelazarett
Kiel überführt. Die Beiſetzung wird in der
Hei=
mat des Toten ſtattfinden.
Zum 125. Geburkskag
von David Friedrich Skrauß.
David Friedrich Strauß,
der proteſtantiſche rationaliſtiſche Theologe,
deſſen Geburtstag ſich am 27. Januar zum 125.
Male jährt. Seine Hauptſchrift iſt „Das Leben
Jeſu”, in der er die evangeliſche Geſchichte als
Mythus erklärte. Durch dieſe Theſe wurde das
mals in der Entſtehungszeit der
materialiſti=
ſchen Bewegung ein äußerſt erbittert geführter
Streit entfeſſelt.
Der Rhein von der Loreley aufwärts bis
Oberweſel iſt am Mittwoch vormittag vereiſt.
Ein zu Tal fahrendes holländiſches Güterſchiff
von dem „Wijkdienſt Amſterdam” iſt dabei in
ſchwerſte Bedrängnis geraten. Das Schiff
ver=
ſuchte vor dem Zufrieren des Stromes noch die
ſchmale offene Fahrrinne zu paſſieren und
ver=
mochte, als es ſich unterhalb der gefahrvollen
Felſenriffe „Die ſieben Jungfrauen” befand, trotz
Aufbietung der ganzen Maſchinenkraft nicht mehr
durch das ſich immer mehr verdichtende Eis wei=
terzukommen. Man verſuchte ſofort durch
Spren=
gungen von der Loreleyſeite her eine Fahrrinne
für das eingekeilte Schiff zu ſchaffen, jedoch
hat=
ten die bisherigen Sprengungen nur geringen
Erfolg. Das Schiff, das etwa ½ Kilometer
ober=
halb der Loreley feſtliegt, liegt ſtändig unter
Dampf und verſucht, eine gewiſſe
Bewegungs=
freiheit zu erreichen. Das Schickſal des Schiffes
iſt beſorgniserregend, da das nachtreibende Eis
mit ungeheurer Stärke drückt.
Oben: Modellſkizze von Profeſſor Kreis=Dresden.
Unten: Der Entwurf, der von den Münchener Profeſſoren Bieber und Wackerle (dem Schöpfer
des Kriegerdenkmals vor dem Münchener Armee=Muſeum) ſtammt.
Das Preisgericht hat nunmehr von den eingereichten Entwürfen für das Reichsehrenmal bei Berka
(Thüringen) drei Modellſkizzen, darunter die des Dresdener Profeſſors Kreis und die der
Mün=
chener Profeſſoren Bieber und Wackerle, mit Preiſen von je 3000 Mark ausgezeichnet. Zur
Aus=
führung wurde der Münchener Entwurf dem Reichskuratorium empfohlen.
Inkernakional organifierter
Darlehensſchwindel.
Die Frankfurter Kriminalpolizei hat dieſer
Tage zwei Agenten der „Jciag” (Internat.
Ca=
pital=Inveſtment AG.) verhaftet die für das
angeblich in Lichtenſtein exiſtierende
Hypo=
thekeninſtitut Kunden zu werben verſuchten. Die
in ganz Süddeutſchland angeſtellten polizeilichen
Ermittlungen haben ergeben, daß es ſich bei der
ſeit dem Februar des Vorjahres aufgezogenen
Gründung um einen international organiſierten
Darlehnsſchwindel handelt, dem ſchon zahlreiche
Geldſuchende zum Opfer gefallen ſind.
Die Seele des Unternehmens, das von dem
kleinen, an der Schweizer Grenze gelegenen
Für=
ſtentum Lichtenſtein aus mit einem ganzen Heer
von Vertretern, beſonders in Süddeutſchland,
aufgezogen worden iſt, iſt ein gewiſſer Chriſtian
Specht aus Achern (Baden), deſſen ganzes
Ka=
pital aus einem Vertrag mit engliſchen
Geldver=
mittlern beſteht, der in einer photographiſchen
Kopie dem hieſigen Unterſuchungsrichter vorliegt
und aus dem ſich nichts als vage Hoffnungen
ent=
nehmen laſſen. Geld hat der Mann niemals
ge=
habt und von ſeinen zahlreichen Kunden hat noch
keiner Bargeld zu ſehen bekommen. Dafür aber
Geldſuchende in großer Zahl die vor der
Aus=
zahlung fälligen „Berechtigungsgebühren” über
die in Ausſicht geſtellten Hypotheken bezahlt. In
Konſtanz iſt gegen Specht augenblicklich ein
Ver=
fahren wegen Betrugs anhängig.
Unberechtigke Abänderung der
Auko=
kennummer iſt Urkundenfälſchung.
Ingolſtadt. Das Schöffengericht Ingolſtadt
verurteilte den früheren Rechtsrat der Stadt
Ingolſtadt, Dr. Hierl, wegen ſchwerer
Urkunden=
fälſchung zu einem Jahr drei Monaten
Zucht=
haus und 200 RM Geldſtrafe. Dr. Hierl hatte
an Pfingſten 1928 mit einem Auto der
Verkehrs=
geſellſchaft Ingolſtadt eine Vergnügungsfahrt
unternommen und dabei in Regensburg einen
Unfall erlitten. Nach der Heimkehr ließ er, um
die Nachforſchungen zu erſchweren, die
Zulaſ=
ſungsnummer des Wagens umändern, worin das
Gericht eine ſchwere Urkundenfälſchung erblickte.
74 Stück Großvieh verbrannt.
Buir bei Düren (Rheinland). In einem
Rindviehſtall auf dem Rittergut Haus Forſt
brach vermutlich infolge Kurzſchluſſes Feuer aus,
das in wenigen Minuten das Holzgebäude in
Aſche legte. 74 Maſtochſen und Kühe fielen den
Flammen zum Opfer.
Einbruchsdiebſtahl nach einer Beerdigung.
Hanau. Diebe benutzten die Tatſache, daß
die Beſitzerin einer hieſigen Villa geſtorben war,
um in der Nacht nach der Beerdigung in das
nun unbewohnte Haus einzuſteigen und Geld
und Schmuck im Wert von 17000 M. zu ſtehlen.
Großſeuer in einer Hamburger
Lack= und Farbenfabrik.
Hamburg. In der Lack= und Farbenfabrik
von Beit u. Co. in der Dorotheenſtraße brach
am Mittwoch gegen 19 Uhr ein Großfeuer aus,
das im Laufe von wenigen Minuten die
geſam=
ten rieſigen Lagerſchuppen der Fabrik erfaßte.
Die Feuerwehr rückte mit fünf Zügen an, doch
mußten bald noch weitere Züge eingreifen. Mit
15 Schlauchleitungen wurde Waſſer gegeben.
Zu dem Brand der Lack= und Farbenfabrik von
Beit u. Co. wird noch gemeldet, daß die großen
Schuppen in der Dorotheenſtraße nach kaum einer
Stunde bis auf den Grund zerſtört waren. In
den Schuppen befanden ſich auch große
Salpeter=
beſtände, ſo daß die 30 mal 70 Meter große
Schuppenanlage nicht zu retten war. Die Firma
Beit u. Co. teilt mit, daß nach ihrer Anſicht das
Feuer nur durch Selbſtentzündung entſtanden
ſein könne.
12jähriger Junge in der Wied ertrunken.
Neuwied. Am Mittwoch abend ſpielten auf
der noch ziemlich dünnen Eisdecke der Wied in
Niederbieber mehrere 12—14jährige Knaben mit
einer Blechbüchſe „Eishockey”. Als die Büchſe
aus dem Spielfeld rollte, eilte der 12jährige
Ernſt Michels dem improviſierten Ball nach.
Da=
bei brach er durch die dünne Eisdecke und
ver=
ſank in dem an dieſer Stelle etwa zwei Meter
tiefen Waſſer. Die Spielkameraden riefen um
Hilfe und bildeten zur Rettung des Ertrinkenden
eine Kette bis zur Einbruchsſtelle. Sie reichten
dem Verſinkenden einen Hockeyſtock hin, den
die=
ſer jedoch nicht faſſen konnte. Als der Junge dann
in den Fluten verſank, ſprangen zwei beherzte
Burſchen aus Segendorf, die auf die Hilferufe
herbeigeeilt waren, in das eiskalte Waſſer. Trotz
wiederholten Tauchens gelang es ihnen jedoch
nicht, den Verunglückten zu bergen. Sie mußten
ſchließlich ſelbſt mit Stangen aus dem Waſſer
ge=
zogen werden. Die Feuerwehr fand die Leiche
des Verunglückten erſt nach eineinhalbſtündigem
Suchen in der Nähe des Ufers unter dem Eiſe.
Man nimmt an, daß der Ertrunkene, der ein
guter Schwimmer war, verſucht hatte, unter dem
Eis das Ufer zu erreichen, nachdem er geſehen,
hatte, daß ſeine Kameraden ihm nicht mehr
hel=
fen konnten.
Mit dem Schlitten auf dem Eis eingebrochen.
Melſungen. Ein Mann aus Guxhagen
(Kr. Melſungen) fuhr ſein Kind in einem
Schlitten auf dem noch unſicheren Eis der Fulda.
Plötzlich barſt die Eisdecke und die beiden
Per=
ſonen ſtürzten mit dem Schlitten in das Waſſer.
Zuſchauern dieſes Vörfalles gelang es, die
Ein=
gebrochenen herauszuziehen.
Die Ausgrabungsergebniſſe
der Hertzfeld=Expedition in Perſiens hiſtoriſcher
Hauptſtadt Perſepolis.
London. Die unter der Führung des
deut=
ſchen Gelehrten Profeſſor Hertzfeld ſtehende
Ex=
pedition der Univerſität Chicago hat in der
hiſtoriſchen perſiſchen Hauptſtadt Perſepolis
Auf=
ſehen erregende Ausgrabungen gemacht. Nach
zweijähriger unermüdlicher Arbeit wurden die
Herrſcherpaläſte aus der Zeit von Darius,
Xer=
ges und Artaxerxes ausgegraben, die im Jahre
330 v. Chr. von Alexander dem Großen zum Teil
verbrannt worden waren. Außerdem wurde etwa
3½ Kilometer von Perſepolis entfernt ein ſehr
gut erhaltenes Relief aus der Steinzeit 3000
v. Chr. entdeckt. Unter den Trägern der alten
Königspaläſte wurden Wandſkulpturen von
außerordentlicher Schönheit und Feinheit
feſt=
geſtellt. Sie ergeben aneinandergereiht ein
Wand=
relief von über 330 Metern Länge und 2 bis 2,5
Metern Höhe. Sie ſind in ſchwarzem polierten
Stein eingehauen und ſtellen eine Szene am
per=
ſiſchen Hof dar, wie der Kaiſer, von den
Höf=
lingen umgeben, die Ehrengeſchenke von 21
aus=
ländiſchen Botſchaftern entgegennimmt.
Freies Geleit für die Brüder Rotter
gegen Sicherheitsleiſtung.
Berlin. Der Vernehmungsrichter des
Amts=
gerichtes Berlin=Mitte hat auf Antrag der
Ver=
teidigung mit Zuſtimmung der
Staatsanwalt=
ſchaft I den Brügern Friſt und Alfred Schaie,
genannt Rotter, freies Geleit gegen
Sicherheits=
leiſtung zugeſichert. Den Brüdern wird
aufge=
geben, ſich zu dem zuſtändigen deutſchen Konſul
ihres jetzigen Aufenthaltsortes zu begeben, um
dort eine Kaution zu hinterlegen von insgeſamt
15 000 Mark in bar als Sicherheitsleiſtung.
Wei=
terhin wird den Brüdern aufgegeben, nach ihrer
Rückkehr auf das Leſſing=Theater eine
Grund=
ſchuld in Höhe von 35 000 Mark als Sicherheit
eintragen zu laſſen. Fritz Schaie ſoll ſich
inner=
halb einer Woche zu einer verantwortlichen
Ver=
nehmung vor der Staatsanwaltſchaft und dem
Gericht bereithalten, während bei Alfred, der
zurzeit bettlägerig und krank iſt, der Beſchluß des
Gerichts keine beſtimmte Friſt angeſetzt hat,
ſon=
dern lediglich zum Ausdruck bringt, daß er ſich
nach Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit, ſobald
er wieder reiſefähig iſt, zu ſeiner Vernehmung
beim Staatsanwalt einfinden ſoll.
Ausdehnung des Ermittlungsverfahrens
gegen Rundfunkdirektor Knöpfke.
Berlin. Das Ermittlungsverfahren gegen
den Direktor der Berliner Funkſtunde AG.,
Knöpfke, iſt jetzt auch auf die beiden Inhaber der
Preuß=Druckerei, Wedekind und Radziojewki,
aus=
gedehnt worden. Die beiden Inhaber der Preuß=
Druckerei werden beſchuldigt, an Knöpfke
Schmiergelder in Höhe von 500 000 Mark
ge=
geben zu haben.
Das amerikaniſche Luftſchiff „Akron”
im ſchweren Sturm.
New York. Das amerikaniſche Luftſchiff
„Akron” das in der Nacht auf Mittwoch in
Lake=
hurſt mit 33 Mann Beſatzung aufgeſtiegen war,
iſt in ſchweren Sturm geraten, ſo daß es nicht
mehr landen ronnte. Das Luftſchiff kreuzte
bis=
her über den Staaten Pennſylvania und
New=
jerſey, um beſſeres Wetter abzuwarten. Die
Wet=
terwarte ſandte weiter Sturmwarnungen aus.
Freitag, 27. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 27 — Seite 9
*Im deutſchen Märchenlande.
Der Jungbrunnen der Geſundheil.— Die Borkeile der „Winkerkur”. — Aus dem Paradies für Winkerſporkler.
Winker in Schleſien.
Von Hans Chriſtoph Kaergel.
Da fand ich neulich in einem alten Gartenlaubenband ein
Bild, das nur die Unterſchrift „Not” trug und uns ein paar
hungernde Kinder in einer völlig verſchneiten Dorfſtraße zeigte.
Der Winter war eigentlich mit all ſeiner Strenge der Notbringer.
Kein Wunder, daß ſolange, von Geſchlecht zu Geſchlecht, der
Win=
ter ſo gefürchtet war. Iſt es nun für unſere Heimat nicht eine
ſeltſame Fügung, daß wir mehr oder weniger unſer Schickſal jetzt
init dem Winter verbanden? Wenn wir jetzt ein verſchneites
Dorf=
bild ſehen, werden wir nichts mehr von Not empfinden, wir
wer=
den das Bild mit ſtiller Freude betrachten. Vielleicht muß es auch
nach außen verſinnbildlicht werden, daß Schleſien ſich ſo mit der
Not verſchwiſterte, daß es den Winter als ſein glückliches Geſchick
betrachtet.
Sei es, wie es ſei! Wir ſind dem Winter nicht mehr gram und
wiſſen, daß die Not jetzt eine andere Kuliſſe braucht, es hat ſichalles
ge=
wandelt. Ich habe noch Briefe bei mir liegen, die aus verlaſſenen
Gebirgsdörfern gerade in den Wintertagen an mich gerichtet
wur=
den, aus Dörfern, in denen jetzt in jedem kleinen Häuschen
mun=
teres Leben herrſcht. Da ſtehen unter den tief herüberhängenden
Dächern überall Schneeſchuhe vor den Türen und durch die
Ein=
ſamkeit der Hänge ſchallt oft ein frohes Lachen. Und wenn einſt
in dieſen Dörfern die Kinder hinter den kleinen Fenſtern hockten,
die der Vater eben aus dem Schnee ausſchaufelte, mögen ſie von
dem Glanz der Städte geträumt haben. Jetzt hocken ſie in Breslau
und Gleiwitz, in Liegnitz und Görlitz in den hohen Mietskaſernen,
und ſehnen ſich nach dieſer verſchneiten Einſamkeit, in der aller
Elanz der Welt zu ſchauen iſt. Und wenn einſt gerade unſere Ge=
Eirgsdörfer in den Wintermonaten unſerer Heimat die ſchwerſten
(Sorgen bereitete, iſt es jetzt ſo gekommen, daß wir von allen
Städten hinauf zu den Bergen blicken, ob ſie ſchon die ſchimmernde
Schneekrone tragen. Denn davon allein hängt ſoviel von uns
allen ab. Das weiß der Städter längſt. Ob man es aber in
Deutſchland weiß, daß wir nur dieſen Reichtum beſitzen, der für
andere Not bedeutet, das möchte ich immer noch bezweifeln. Dann
wüßte es überall in Hamburg und Königsberg. Berlin und
Leip=
zig und überall, daß wir in Schleſien im Grunde genommen nur
noch dieſen Reichtum zu verſchwenden haben, ſie blieben nicht
jen=
ſeits unſerer Grenzen.
Was uns einſt leben ließ, iſt uns genommen worden, die
ober=
ſchleſiſche Kohle iſt uns geraubt. Breslau, der große Handelsplatz
des Oſtens iſt arm geworden. Die Städte haben ihr Hinterland
verloren. Die Handelsſtraßen nach dem Oſten ſind verſperrt.
Un=
ſere ſchleſiſche Kohle galt nach der großen Verwüſtung der
Kohlen=
werke wenig und die niederſchleſiſchen Kohlengruben im oberen
Waldenburger Revier ſtanden ſtill. Die Fördertürme wurden
ab=
geriſſen. Die großen, blühenden Induſtriegemeinden ſind nur
Städte der Arbeitsloſen. Der ſchleſiſche Landwirt ſteht von allen
deutſchen Landwirten mit am bedrängteſten da. Trotz aller
Schleu=
derpreiſe findet er keinen Abſatz mehr, und die von der
Wohl=
fahrtslaſt gepeinigten Gemeinden halſen ihm Steuern um Steuern
auf. Die ſchleſiſchen Leinenweber können von den
Maſchinenſtüh=
len ruhig wieder zur Handweberei übergehen, ſie verhungern
da=
bei dort wie hier. Und die alten Städte mit ihrer vielgeprieſenen
Handwerkskunſt — mein Gott — hört nur einmal einen
Bunz=
lauer Kunſttöpfer an, oder einen Neißer Lebkuchenbäcker: „Wer
kauft heut in der Welt noch das Beſondere?! Wir ſind alle übrig!“
Und Schleſien wäre übrig für dieſe Welt, wenn es ſich nicht doch
herumgeſprochen hätte, daß dieſes Land einmal die Krone
Preu=
ßens genannt wurde, und daß es ſich wohl doch lohne, ſich etwas
mehr um dieſes ſüdoſtdeutſche Bollwerk zu kümmern.
Ja, wir ſchämen uns nicht einzugeſtehen, daß wir arm
gewor=
den ſind! Aber daß wir zugleich auch unſeren verſchneiten
Reich=
tum erkannten. Was im Sommer und nun im Winter die teure
Reichseiſenbahn von allen deutſchen Städten in unſer Land
hinein=
hringt, das iſt unſere einzig große Hoffnung. Wenigſtens hoffen
wir, uns ſolange über Waſſer zu halten, bis ſich die Räder der
Maſchinen wieder drehen. Es mag von uns aus ein wenig
über=
heblich klingen, wenn wir ſagen, daß die Menſchen, die zu uns
kommen, auch in beſonderer Weiſe überraſcht werden. Man muß
nämlich jetzt ſchon von einem „ſchleſiſchen Winter” ſprechen. Das
iſt eine Eigenart, die kein Freund des Winters noch in anderen
Gauen der deutſchen Welt wiederfindet. Ich denke zunächſt einmal
an den Schnee! Das kümmerlichſte Winterweihnachten, das allen
deutſchen Gebirgen beſchert wurde, liegt wohl eben hinter uns.
Der Brocken war ſchneefrei, der Fichtelberg meldete einen
Zenti=
meter, der Feldberg wartet auf Schnee und in den Alpen mußte
man wie im Sommer in die Gletſcherwelt hinauffahren, um im
Winter zu ſein. Nur der Rieſengebirgskamm und die höheren
Kammlagen des Iſergebirges in Schleſien hielten ſoviel Schnee
feſt, daß ſich an der Wieſenbaude am Brunnenberg bei ſchönſtem
Sonnenſchein die Mutigſten, die alſo, die Schleſien kannten, ſich
auf dem Schnee tummelten. Für den Wiſſenden iſt es längſt kein
Geheimnis mehr, daß das Rieſengebirge zu den ſchneeſicherſten
deutſchen Gebirgen zählt. Wenn niemand mehr einen Zipfel Weiß
aufzuweiſen hat, vom Kamm des Rieſengebirges her ſchallt es
immer noch „Ski=Heil”!
Und wenn man den Alpenbergen immer nur den Pulverſchnee
nachrühmt, wer kennt denn das Glatzer Gebirge oder die Eule im
Winter? Wer iſt denn durch den herrlichſten Pulverſchnee des
Iſergebirges gefahren? Der zünftige Fahrer wird ſich immer mehr
vom ſchleſiſchen Gebirge hingezogen fühlen. Hier wird man
um=
gewandelt. Es geht nicht ſo ſehr darum, uns alles bequem zu
machen, nein, der Winter meint es ernſt mit unſerer Verjüngung,
und darum gibt es in den ſchleſiſchen Gebirgen, den dauernden
Wechſel der Schneelagen und der Wettertage. Ach — heute ein
frühlingsblauer Tag über der Hohen Eule, dem waldreichen,
ſtil=
len Gebirge Schleſiens, und morgen ein knatternder Sturm, der
das friedliche Gebirge zum Hochgebirge wandelt. Im Rieſengebirge
aber der frohe Wechſel mit Sonne und allen Anſtürmen eines
erfriſchenden Wetters. Wo gibt es auch noch ſolch’ kilometerlange
zauberhafte Abfahrten, als gerade von den Kammhöhen des
Rie=
ſengebirges der Eule, der Glatzer Schneegebirge und des
Iſerkam=
kames? Ja, wohin ſollen wir denn zuerſt! Frage dich ſelber! Suchſt
du nur den unermeſſenen, ſtillen Wald, ſo zieht mit den Skiern ins
Iſergebirge gen Flinsberg hinauf. Willſt du aber Wald und
Hänge, friedliche Talfahrten, ſo wird dir die Eule alles geben.
Willſt du aber ganz im ſtillen Paradieſe ſein, ſo ziehe durch das
Bielegebirge in der Grafſchaft Glatz bis hinauf zum „Spitzigen
Berg” und dem Glatzer Schneeberg. Aber das ſchönſte iſt
doch für viele, Neuland zu entdecken. Wieviele mag es geben, die
wer weiß wie weit ins Ausland reiſen, wo ſie ihre erſte
Schnee=
ſchuhſpur ziehen können. Fahrt nach Schleſien! rufe ich ihnen zu!
Wo einſt im oberen Waldenburger Kohlenrevier
För=
dertürme zum Himmel reckten, ruft jetzt auf weiten Flächen das
Schneefeld. Von hier aus liegt das neu zu entdeckende Land. Von
Gottesberg oder Fellhammer aus muß man in die
Ein=
ſamkeit zu den Wildbergen hinauf ſteigen, um den verwunſchenſten
Skiweg zur Hohen Heide ſich ſelber zu ſuchen. Hier iſt der Winter
zu entdecken — und die Menſchen. Denn wenn auch hier noch keine
großen Winterſportplätze warten, ſo empfängt den Wanderer
da=
für ein ſchleſiſcher Menſchenſchlag, der in ſeiner herzlichen
Mit=
freude für manch einen am Leben Verzagten eine Aufmunterung
ſein wird.
Und wenn Davos und St. Moritz, Garmiſch=Partenkirchen und
wie die Wunderkurorte alle heißen, noch ſo laut von ihrer
Schön=
heit rufen können, auch dem verwöhnteſten Skihaſerl wird das
ſchleſiſche Davos das Winterparadies bereiten. Das Rieſengebirge
ſteht ſchon längſt der Welt offen. Und unſere Bobbahnen, die
lan=
gen, prächtig gepflegten Rodelbahnen vom Kamm hernieder ins
Tal genügen den großen Anſprüchen. Für deutſche Sportverbände
darf es in Zukunft gar keine Erwägungen mehr geben: die
inter=
nationalen Sportereigniſſe gehören ebenſo in die ſchleſiſchen
Ge=
birge wie in die Alpen. Wer das nicht weiß, verſündigt ſich an
ſeinem Volke!
Winter in Schleſien! Ja, wo ſollte man anders hin als in das
Märchenland des Winters in dem es immer neue Abwechſlung
gibt. Und wenn ietzt die Menſchen wiſſen, daß 14 Tage im Winter
den Körper ſo geſund und froh machen und ſtählen wie vier Wochen
im Sommer, warum läßt man ſo vtele Tauſende nicht zu dieſem
Jungbrunnen der Geſundheit? Wo bleibt die Eiſenbahn? Was
nützen denn die vielen Verſprechungen aller Reichsbehörden und
Regierungen und alle ſchönen Bankettreden: „Schleſien, Preußens
Länderkrone, muß gehalten werden!”, wenn man uns nicht
ein=
mal hilft, uns ſelber zu helfen! Wir wollen doch nicht von
Unter=
ſtützungen leben, ſondern von uns ſelber. Dann macht aber
end=
lich die Tore auf nach Schleſien! Wo bleiben die
Winterurlaubs=
karten, Herr Reichsverkehrsminiſter? Mit Weihnachten iſt uns
nichts getan! Gewöhnlich verſpätet ſich der Winter wie in dieſem
Jahre. Und Weihnachten wollen die Menſchen zu Menſchen
fah=
ren. Aber wir halten den ſchleſiſchen Winter hier, von dem wir
jetzt mit leben. Soll nun auch den Menſchen vorgeſchrieben
wer=
den, von wann bis wann ſie ſich erholen dürfen? Wir verlangen
endlich Taten! Und wenn die Winterurlaubskarte nicht kommt,
hindert das Reich auf der anderen Seite wieder die Menſchen, ſich /
ſelber zu helfen, und dann wird das alte Bild von der
Garten=
laube bald wieder die Wahrheit werden. Denn was nützt uns der
ſchönſte Winter, wenn die Menſchen nicht kommen können. Wir
ſtehen hier mit unſerem einzigen Reichtum, den wir noch beſitzen.
Winter in Schleſien! Deutſcher Menſch vergiß es nicht! Winter in
Schleſien heißt — im Winter geſunden, im Winter froh werden
und ſtark. um das Leben weiter zu tragen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Begniwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
Bezieher in G. Nach § 16 Eink. St. G. gehören die Abnutzungen
zu den abzugsfähigen Werbungskoſten. Die Abſetzungen für ſolche
Abnutzungen kommen für beide Wagen natürlich in Betracht. Die
Höhe der abzuſetzenden jährlichen Abnutzungen beurteilt ſich nach
folgenden Geſichtspunkten; 1. Wie lange wird die Benutzung des
Gegenſtands einen wirtſchaftlichen Nutzen bringen? 2. Wird der
Gegenſtand hinterher noch einen andersgearteten Nutzen ergeben?
3. Welche Verwertungsmöglichkeit bleibt abſchließend noch übrig?
Der Reichsfinanzhof ſteht weiter auf dem Standpunkt, daß in
einem Jahr ſoviel Abnutzungsabſetzungen als auch laufender
Erhaltungsaufwand nebeneinander als
Werbungs=
koſten zum Abzug kommen können. Wegen der Höhe der gemachten
Abnutzungsabſetzung dürfte ſich im Fragefalle Beifügung eines
ſchriftlichen Gutachtens eines Brancheſachverſtändigen empfehlen.
„Hausbeſitzer.” Sie werden ſich zweckmäßig an das Finanz=
205. Nach § 3 des Anleiheablöſungsgeſetzes vom 16. Juli 1925
ſind vom Umtauſch (Aufwertung) ausgeſchloſſen: die
Schuldver=
ſchreibungen der Zwangsanleihe vom 20. Juli 1922.
F. in Sch. Wenden Sie ſich an die Induſtrie= und
Handels=
kammer hier.
A. in O. Teilen Sie den Fall im einzelnen mit, damit
wir die Frage entſprechend beantworten können.
Anton 2000. Die Zinsſenkungsvorſchriften betreffen
inhalt=
lich der der Notverordnung aufgedruckten Ueberſchrift nur
den Kapital= und Geldmarkt. Da Sie wohl in jetziger
Zeit von einer Kündigung nach § 247 BGB. keinen Gebrauch
machen wollen, würde nichts anderes übrig bleiben, als das
ordentliche Gericht darüber entſcheiden zu laſſen, welcher Zinsſatz
für die Schuld angemeſſen iſt.
M. K. in O. Darüber wird Ihnen die Induſtrie= und
Hau=
delskammer hier am beſten Auskunft erteilen.
W. B. Die Durchführungsverordnung zur Bürgerſteuer 1933
ſagt in 8 19: Ehegatten, die nicht dauernd getrennt leben,
wer=
den zuſammen mit demſelben Satze wie ein Unverheirateter
heran=
gezogen. Soweit die Bürgerſteuer durch Einhaltung eines
Lohn=
teils zu entrichten und dem Ehemann eine Steuerkarte
auszuhän=
digen iſt, wird, die Bürgerſteuer für beide Ehegatten auf der
Steuerkarte des Ehemannes angefordert. Verläuft die
Beitrei=
bung gegen den Ehemann fruchtlos, ſo iſt die Bürgerſteuer für
beide Ehegatten nachträglich von der Ehefrau anzufordern und
einzuziehen. Iſt nicht dem Ehemann, wohl aber der Ehefrau eine
Steuerkarte auszuhändigen, ſo wird die Bürgerſteuer auf dieſer
angefordert. Satz 2 („Verläuft die Beitreibung fruchtlos”) gilt
entſprechend. Der Fall, daß beide Ehegatten
Ar=
beitslohn beziehen, iſt in der Verordnung nicht
behandelt und wäre durch das Reichsfinanzminiſterium in
Berlin W., Wilhelmsplatz 1, noch zu regeln.
„Bedienung.” 1. Nein, Sie werden nur die
jedes=
malige Kaufpreisrate in die Steuerdeklaration einſetzen
können. 2. Die Zinſen des erſparten Geldes mußten, wenn
zinsbar angelegt, als Einkommensteil deklariert werden.
3. in 1. erledigt. 4. Der jedesmalige Abſchreibungsſatz wird ſich
nach dem imDreſchereibetrieb üblichen Satze
rich=
ten müſſen. 5. Ja, als abzugsfähige Werbungskoſten.
R., hier. 1. Die dem Mieter auferlegte
Inſtandhaltungs=
flicht ſetzt nach einer von Treu und Glauben beherrſchten
Aus=
legung des Mietvertrages voraus, daß dieſe Gegenſtände in
ge=
brauchsfähigem Zuſtande übergeben worden waren, 2. Hier
ruird es weſentlich auf die Wortfaſſung des Vertrages
an=
kommen, um entſcheiden zu können, welche Auslegung hier
platz=
greift. Den letzten Satz der Frage 2 möchten wir, wenn die
Faſ=
ung nicht entgegenſteht, doch verneinen. 3. Die Anzeige
des Mangels (Ungeziefer) an den Vermieter iſt ein Ausfluß der
dem Mieter obliegenden Obhutspflicht. Der Mieter wird zur
Be=
ſeitigung des Mangels dem Vermieter eine Friſt ſetzen müſſen.
Nach fruchtloſem Ablauf derſelben wird er die Arbeit ſelbſt
vor=
nehmen laſſen und bei Regelung des Mietzinſes an dieſem den
Betrag abziehen dürfen. Eine Kündigung wäre nur bei
ungeſun=
der Wohnung ſtatthaft.
G., hier. 1. Da die Beſtimmungen in Heſſen ſeither nur für
ein Jahr bekanntgemacht wurden, empfiehlt ſich die
Veröffent=
lichung der Beſtimmungen für 1933. die im Reg.=Blatt
veröf=
fentlicht werden, abzuwarten. — 2. Fragen Sie beim Städt.
Hoch=
bauamt, hier an. — 3. Darüber erhalten Sie bei der in 2.
ge=
nannten Stelle Auskunft. — 4. Wie zu Fragen 2 und 3.
P. hier. Rückſprache nötig, Werktag, vorm. 8,15 Uhr, bei der
Schriftleitung.
A. R. Nach § 909 BGB. darf ein Grundſtück nicht in der
Weiſe vertieft werden, daß der Boden des Nachbargrundſtückes die
erforderliche Stütze verliert, es ſei denn, daß für eine genügende
anderweitige Befeſtigung geſorgt iſt. Danach iſt Frage 1 zu
ver=
neinen. 2. Die Klage geht auf Unterlaſſung oder Beſeitigung der
Vertiefung. 3. Das Amtsgericht hier iſt zuſtändig. Vielleicht
ſſellen Sie zunächſt dort Antrag auf Güteverſuch.
A. D. Nach der Durchführungsverordnung zur Bürgerſteuer
1933 tritt auf Antrag Ermäßigung ein: bei Perſonen, von
Fenen anzunehmen iſt, daß ſie für Kalenderjahr 1933
einkommen=
ſteuerfrei ſein werden, auf den der Hälfte des niedrigſten
Landes=
ſatzes entſprechenden Betrag; der Arbeitgeber hätte dann nur die
Hälfte des niedrigſten Landesſatzes der Bürgerſteuer 1933 vom
Arbeitslohn einzubehalten.
Abonnent hier. Sie werden ſich mit dem Jugendamt am beſten
direkt in Verbindung ſetzen, um unter genauer Darlegung der
der=
zeitigen Lohnverhältniſſe, eine rückſichtsvolle Behandlung zu
er=
wirken. Gütliche Verſtändigung führt am eheſten zum Ziel.
Die vom
18)
Neuner
Von Paul Bergenholt.
101
Ein Roman
aus den Bergen.
(Nechdruck vorboten.
„Freilich, freilich!” ſtellt er bei ſich feſt. Und wie er ganz
all=
mählich erkennt, daß er da eigentlich eine Entlaſtung für den
Moe=
ſer ſich zurechtdenkt,—und alles in ihm ſträubt ſich grade dagegen!
— ſo wächſt doch aus dieſem langſamen Gedankenweg auch
wie=
der eine kleine Hoffnung in ihm, daß der Franzl es nicht geweſen
ſein möchte! ... Nicht aus „Liebe” zum Moeſer ertappt er ſich
bei dieſer Hoffnung, ſondern nur der Neunerehr wegen! .. . Denn,
wenn der Moeſer der Täter nicht war, oder doch wenigſtens nicht
geweſen zu ſein braucht, — dann ſteht die Theres ganz anders vor
den Augen der Welt da!
Und als er nun bedächtig weiter nach den Zuſammenhängen
ſucht, trifft er auf den Krug=Jager! . . Hatte nicht deſſen Beſuch
etwas Zuwartendes, Lauerndes? . . Wie ſoll man’s ſagen: Etwas
Vorbereitendes? . . Jaja, es war etwas Anſchleichendes!
Dar=
über wird der Neuner ſich immer klarer! . . Es war, wie wenn
ein Fuchs ſpurt!
Dazu aber hat der Rethl=Jager doch gewiß ſeine Gründe
ge=
habt! Nunja: Der möcht ſelbſt die Theres gern! Und darüber
iſt ſich der Bauer gewiß: Mit dem Madl möcht er halt den reichen
alten Hof bekommen!.
Damit aber ſteht der Neuner unverſehens vor dem Urgrund
der anderen Gründe, die den Krug=Adam beſtimmt haben mögen,
als helfender, oder gar als „rettender Engel” zu erſcheinen!
Uebrigens: Der Krug=Jager hat ja ſelbſt geſagt, daß er die
Theres liebt! Wahr muß das ſein; es kann kein Menſch ſo von
Liebe reden, wenn er nicht inwendig vor Liebe brennt!
Und jetzt entſinnt er ſich auch, daß die Mutter ihm ſo etwas
einmal angedeutet hat, damals, als ſie miteinander über das
Madl ſprachen! . . Wenn nun der Moeſer=Franzl der Glückliche
war: Wärs dann nit möglich, daß der Krug ſelbſt in Eiferſucht
entflammte!? . . Doch, das iſt möglich, kann ſogar wahrſcheinlich
ſein!
Wenn dem nun ſo wäre. .. hm, wäre es dann ſo
ausgeſchloſ=
ſen, daß der Krug ſelbſt . .? Um Gotteswillen, wohin gerät man
da, wenn man ſolchen Gedanken nachgeht? . . Man zieht einen
vielleicht ganz Unbeſcholtenen in dieſe entſetzliche Angelegenheit!
— Und dagegen ſträubt ſich der Neuner, weil ein wenig Licht in
ihm iſt: Ein Abwägen nach Gut= und Gerechtſeinwollen! Da aber
in ſolch einer verzwickten dunklen Sache alles möglich iſt, ſo
ſchwei=
gen die Gedanken doch nicht und ſagen:
„Wann der Krug nu glaubt in ſeiner Lieb, im Moeſer wie im
Ripffl einen Nebenbuhler zu haben, wärs da nit möglich, daß er
den einen im andren treffen will, um ſelbſt Freibahn zu
kriegen?!"“
Der Neuner erſchrickt vor ſich ſelbſt.
Er ſitzt im Erlenſchatten am Almbach, ſtützt den Kopf
gedan=
kenvoll auf, ſchabt einmal unterm Kinn her und ſagt zu ſich ſelbſt:
„Neuner, was ſind das für furchtbare Einfäll!”
Er ſchaut gradeaus in das ſich türmende Wolkengeſchiebe. Wie
da ein letzter Sonnenreſt gegen die windgefegten Schwaden
an=
kämpft, die aus dem Himmel auf die Berge, von den Bergen in
die Täler und über die Leutaſch fallen, ſo kämpft er gegen die
Gedanken, die ihn durchtoben. Es iſt, als müſſe er ſich dagegen
ſtellen, als müſſe er ſie niederringen und ihrer Herr werden, ſollen
ſie nicht Herr über ihn ſein! Aber die Gedanken liegen wie
ungefüge Blöcke in ihm, die ſich nicht bewegen laſſen, ſo ſehr er
auch daran rüttelt!
„s iſt halt nit das erſtemal, daß wer einen verdächtigt, um
ſo ſelbſt im Unverdacht bleiben zu können!”, ſagt es in ihm; und
trotz ſeines Ankämpfens dagegen beſtätigt er ſich laut:
„Furchtbar iſt das alles! . . Aber unmöglich iſt das nit! . ."
Der Neuner ſchüttelt den Kopf über ſich. Aber ſo ſehr er
verſucht, dieſen letzten Verdacht von ſich zu weiſen und zu
begra=
ben, ſo ſehr vergräbt der frühere Verdacht gegen den Franzl ſich
nun in ihm! . . . Und der andere, der neue, erhebt ſich immer
wie=
der aus der Gruft, die der Neuner ihm beſtimmen wollte!
Erhebt ſich, bleibt und reckt ſich geſpenſtiſch auf ...
III.
Der Neuner hat ſich von dem Bachſtein, auf dem er ſaß,
er=
hoben; wie lange er da ſo geſeſſen iſt, weiß er gar nicht! Aber
es muß doch wohl eine rechte Weile geweſen ſein! Denn als er ſich
nun anſchickt, den Hangweg weiter zu gehen, kommen ihm ſchon
die Mähder entgegen! Es muß alſo gegen Mittag ſein, wo die
Leute, die nicht gar zu fern vom Neunerhof werken, zum Eſſen
heimgehen, während es den anderen vom Geishütbuben gebracht
wird, wenn ſie nicht grad ihren Imbiß mitnehmen, um ſich den
Weg und dem Bauer den Zeitverluſt zu erſparen! In der
Bauern=
arbeit gibt’s ja keinen gemeſſenen Achtſtundentag, ſondern jeder
ſchafft, was das Zeug hergibt!
Die Leute ſind nicht einmal aufſäſſig darum; denn ſie wiſſen
es ja aus eigner Erfahrung, daß eine Landarbeit von allem
an=
deren abhängt, nur nicht von der Zeitſetzung, die man an den
grünen Tiſchen errechnet, die in den Büros ſtehen und nicht auf
der Erde der Aecker! Vom Büro aus aber kann man kein Bauer
ſein!
Als der Neuner die Leute kommen ſieht, denkt er einmal, daß
er doch mit all ſeinem Sinnieren etwas verſäumt haben mag, was
ſich vielleicht nicht ſo bald wieder einholen läßt!
Was er ſich aber ſonſt hart angerechnet haben würde, das
wiegt heute doch nicht ſo ſchwer; denn er iſt da ja einer Sache auf
die Spur gekommen, die noch wichtiger ſein kann als die verſäumte
Arbeit am Goldhaferfeld! . . Alſo kehrt auch er um.
Er geht vor ſeinen Leuten her, und es iſt ſogar ſo, als ginge
er nun leichter zum Neunerhof; und was er ſonſt nicht allzu oft
tut: er geht mit den Leuten in die Stube und ſpricht mit ihnen;
fragt, wie es mit der Arbeit beſtellt iſt, deutet aus dem Fenſter
ins Gaistal hinüber, wo ſich ein neues Wetter überm Lermooſer
Becken zuſammenbraut!
Er öffnet das Fenſter und prüft den Wind:
„Wann’s ſo weiter macht, haben wir’s in einer knappen Stund
herinnen in der Leutaſch!”, ſagt er, denkt an den neuen Schaden,
der da droht und ſeufzt einmal tief auf:
„s iſt heuer grad, als ſollt auch’s letzte noch aufm Halm
der=
ſchlagen werden!‟ Die Leute ſtehen ſtumm bei ihm. Was ſoll
man auch groß dazu ſagen? . . Man iſt dem allen ja wehrlos
preis=
gegeben!
Indes, ſo ſelten der Neuner hierhin ſeinen Weg in die
Leut=
ſtube nimmt, ſo iſt doch nicht das das eigentlich Auffällige!
Auf=
fällig iſt vielmehr, daß der Bauer, nun nicht wie ſonſt dekretiert,
daß dies und jenes zu geſchehen hat, ſondern, daß er mit dem
Xaver, der ſeit zwanzig Jahren auf dem Neunerhof dient und der
Altknecht iſt, abſeits geht und den mit in die Beratung zieht, wie
man ſich nun am beſten einrichten könne!
Und da die beiden Männerſtimmen laut genug ſind, umt von
der Altneunerin vernommen zu werden, ſo wundert die ſich gar
ſehr über eine ſolche ungewohnte Art des Sohnes.
Ihr will es ſo ſcheinen, als ſei das ſonſt Herriſche des
Neuner heute etwas milder geworden; vielleicht etwas unſicherer!
Oder ſollte dieſe Veränderung die geheime Nachwirkung ihrer
geſtrigen Vorhaltungen ſein? . .
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 27
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. Januar 1933
Short, Splel und Jucnen
Der Spork des Sonnkags.
Hinſichtlich des ſportlichen Programms gleicht der letzte
Sonntag im Januar ſeinen Vorgängern und wahrſcheinlich auch
ſeinen nächſten Nachfolgern. Fußball und Winterſport ſind die
hautſächlichſten Beſtandteile des ſportlichen Programms. Im
Fuß=
ball reifen immer mehr die Entſcheidungen in den einzelnen
Landesverbänden heran, und im Winterſport bringt das
Be=
mühen, die wenigen zur Verfügung ſtehenden Sonntage möglichſt
auszunutzen, eine Hochflut von Veranſtaltungen zuſammen. Die
Veranſtaltungen im Freien beſchränken ſich im Uebrigen auf die
Ballſpiele, wie Handball, Hockey und Rugby, und einige
Ver=
anſtaltungen im Motor= und Pferdeſport. Daneben gibt es noch
Hallenveranſtaltungen im Radſport, im Tennis, im Boxen und
im Ringen. Im
Fußball
werden die ſüddeutſchen Endſpiele mit komplettem
Pro=
gramm fortgeſetzt. Die Spiele des Sonntags ſind in beiden
Grup=
pen von beſonderer Bedeutung. In der Abteilung I ſpielen:
Spvg. Fürth — Bayern Munchen, 1860 München — Phönix
Ludwigshafen, FK. Pirmaſens — 1. FC. Nürnberg, SV.
Wald=
hof — FC. Kaiſerslautern. Bayern München hat in Fürth
einen ebenſo ſchweren Stand wie der 1. FC. Nürnberg in
Pir=
maſens. 1860 München müßte zu Hauſe die Bayern=Beſieger”
aus Ludwigshafen niederhalten können, und in Mannheim
er=
warten wir Waldhof über Kaiſerslautern ſiegreich. Die Spiele
der Abteilung II bringen zwei Kämpfe, in denen ſich die
Teilnehmer einer Gruppe ſelbſt gegenüberſtehen, und zwar Kickers
Stuttgart gegen Union Böckingen und Karlsruher FV. gegen
Phönix Karlsruhe. In beiden Fällen rechnen wir mit Erfolgen
der erſtgenannten Mannſchaften. Mainz 05 wird trotz anerkannten
Könnens dem Fußballſportverein kaum den Weg zu weiteren
Erfolgen verlegen können, während man nach den letzten
Er=
fahrungen der Frankfurter Eintracht auch gegen Wormatia
Worms einen Sieg nicht zutrauen kann. — In den
Pokal=
ſpielen ſtehen 21 Treffen auf dem Programm. Die Spiele
ſind durchweg noch zu ſehr im Anfangsſtadium, um bereits
Prog=
noſen für den Ausgang aufſtellen zu können. Im einzelnen ſind
folgende Treffen angeſetzt: Bezirk Main=Heſſen: A.O.
Worms — Kickers Offenbach, Spfr. Frankfurt — F.Vg. Kaſtel,
SV. Wiesbaden — VfR. Büxſtadt, Germ. Bieber — Rotw.
Frankfurt. 1. FC. Langen — F.Vg. Mombach, VfL. Neu=
Iſen=
burg — Union Niederrad; Rhein=Saar; VfR. Mannheim —
Saar Saarbrücken, Spvg. Mundenheim — Eintracht Trier, FV.
Saarbrucken — FC. Mannheim 08, Amicitia Viernheim — Sppg.
Sandhofen, Boruſſia Neunkirchen — VfL. Neckarau;
Württem=
berg=Baden: VfB. Stuttgart — Frankonia Karlsruhe,
Stutt=
garter SC. — FC. Mühlburg, 1. FC. Pforzheim — Germania
Brötzingen, Freiburger FC. — Spvg. Schramberg; Bayern:
DSV. München — ASV. Nürnberg, Germania Nürnberg —
Schwaben Augsburg, FV. Würzburg 04 — Teutonia Munchen,
Ulm 94 VfR: Furth, FC. Schweinfurt — Wacker München. FC.
Bayreuth — SSV. Ulm. Jahn Regensburg trägt ein Privatſpiel
in Berlin gegen Viktoria 89 aus. In den übrigen
Landes=
verbänden werden die Spiele ebenfalls immer intereſſanter.
Weſtdeutſchland bringt in bunter Reihe Pokalſpiele und
Treffen um die Bezirksmeiſterſchaft. In Heſſen=Hannover
ſtehen drei Meiſterſchaftsſpiele auf dem Programm, und zwar:
Tura — Kurheſſen Kaſſel, Hermannia Kaſſel — SC. 03, Kurheſſen
Marburg — Göttingen 05; in der Pokalentſcheidung treffen ſich
Boruſſia Fulda und Sppg. Göttingen. Aus dem Auslande
verdienen die Gaſtſpiele der Wiener Mannſchaften Vienna und
Rapid gegen Plymouth Argyle und Leiceſter City und das
Städte=
ſpiel zwiſchen Liſſabon und Budapeſt beſondere Erwähnung.
Handball.
Im Bezirk Main=Heſſen treffen ſich SV. Wiesbaden und
SV. Darmſtadt zum Rückſpiel, von deſſen Ausgang für die
Darm=
ſtädter viel abhängt. In der Gruppe Saar tragen Sppg. Merzig
und VfR. Kaiſerslautern das Entſcheidungsſpiel in Saarbrücken
aus. Die übrigen Spiele haben keine beſondere Bedeutung mehr
bis auf die der Gruppe Württemberg, wo der Meiſter noch nicht
feſtſteht, in nicht allzu ferner Zeit aber wohl in den Stuttgarter
Kickers ermittelt werden dürfte.
Rugby.
Mit dem Treffen zwiſchen dem Cannſtatter RC. und dem
Frankkurter Tv. 1860, den Kreismeiſtern vom Südkreis und
Main=
kreis, werden die Spiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft
geſtartet. Die Ausſichten für den erſten Kampf ſtehen zugunſten
der Frankfurter.
Hockey.
Inwieweit das Sonntagsprogramm zur Durchführung kommt,
hängt letzten Endes von den Wetterverhältniſſen ab. Aus
zahl=
reichen abgeſchloſſenen Freundſchaftsſpielen, heben wir folgende
hervor: TG. 78 Heidelberg. — VfR. Mannheim, SC. Frankfurt
1880 — Gladbacher THC. SC. 1880 Frankfurt 2. — Wiesbadener
THC. (und Damen), Würzburger Kickers — JG.=Sportverein
Frankfurt (Damen und Herren).
Tennis.
In der Bremer Tennishalle werden die deutſchen
Hallen=
tennismeiſterſchaften, die am Montag begannen, beendet.
Radſport.
Durch die völlige Ruhe im belgiſchen Radſport büßt das
Pro=
gramm am Wochenende zwei ſtändige Veranſtaltungen ein. Im
Berliner Sportpalaſt wird am Samstag die zweite
Radſport=
ſaiſon mit einem 100=Kilometer=Mannſchaftsrennen eröffnet
Ebenfalls ein 100=Kilometer=Rennen kommt am Sonntag in
Pariszum Austrag. In Baſelwird ein Länderkampf Schweiz
— Deutſchland ausgetragen, bei dem Sawall, Metze, Richter,
Engel und Steffes die deutſchen Farben vertreten. Am Sonntag
ſteigen Amateurrennen in Frankfurt (100=Kilometer=
Mann=
ſchaftsrennen) und Köln (internationales Fliegertreffen). In
Berlin tagt am Samstag der Verband Deutſcher Radrennbahnen
und am Sonntag die Deutſche Rennfahrervereinigung.
Winterſport.
Der deutſche Skiſport meldet zahlreiche Meiſterſchaften der
DSV.=Landesverbände, ſo die von Sachſen, Sauerland, Schleſien
und Thüringen. In Bardonecchia (Italien) nehmen die
akademi=
ſchen Welt=Winterſpiele ihren Anfang. Das Ausland verzeichnet
noch weitere zahlreiche Ereigniſſe. Das wichtigſte Ereignis im
Eislaufen iſt der Länderkampf zwiſchen Norwegen und
Amerika in Oslo; vom Eishockey nennen wir das erneute
Pariſer Gaſtſpie, des Berliner Schlittſchuhklubs und das der
Maſſa=
chuſetts Rangers in Zürich. Im Schlittenſport intereſſieren
die Junioren=Bobmeiſterſchaften in Schierke, die bayeriſchen
Bob=
meiſterſchaften in Garmiſch und die Rodelmeiſterſchaften des HDW.
in Johannisberg.
* Zußball im Kreis Skarkenburg.
Die Kreisliga am Sonntag, dem 29. Januar.
Viktoria Walldorf — Polizeiſportverein Darmſtadt; Sportverein
Mörfelden — Fußballverein Sprendlingen; SV. 98 Darmſtadt —
Sppg. 04 Arheilgen; Germania Eberſtadt — Germania 03
Pfung=
ſtadt; Germania Oberroden — Haſſia Dieburg; Fußballverein
Eppertshauſen — Rot=Weiß Darmſtadt; Union Darmſtadt —
FC. 03 Egelsbach.
Das Kreisliga=Programm des kommenden Sonntags weiſt
wieder eine Reihe wirklich intereſſanter Treffen auf; vor allem
haben die Spitzenvereine wieder recht ſchwere Aufgaben zu
be=
wältigen. So iſt es noch nicht unterſchrieben, daß der
Tabellen=
führer in Walldorf zum Ziel kommt. Das Vorſpiel wurde von
der Polizei mit 3:1 gewonnen; die Mannſchaft iſt zurzeit aber,
vor allem im Sturm, ſtark geſchwächt, ſo daß man den Ausgang
des Rückſpiels als offen bezeichnen muß. Sogar eine Niederlage
des Favoriten — die ſeine erſte wäre — darf nicht überraſchen.
Eine genau ſo ſchwere Aufgabe hat der FV. Sprendlingen in
Mörfelden. Bringt Sprendlingen aber die Leiſtung auf wie in
Pfungſtadt, ſo dürfte es ſich doch durchſetzen. (Vorſpiel 4:2 für
Sprendlingen.) Recht intereſſant wird auch das Spiel am
Böllen=
falltor werden. Die 98er haben ſich in Arheilgen mit 0:1 recht
gut gehalten, und ihre wieder ſtark verbeſſerte Form läßt den
Kampf am Sonntag offen erſcheinen. Offen iſt aus das Spiel in
Eberſtadt, das die beiden benachbarten Germanen=Mannſchaften
zuſammenbringt. Die Pfungſtädter gewannen das Vorſpiel mit
2:0, werden ſich aber in Eberſtadt ſehr hart tun müſſen, da man
dort ſicher auf eine Rehabilitierung ſinnt. Wenn nicht alles
trügt, dürfte wieder einmal ein Unentſchieden herauskommen.
Auch in Oberroden wird es ſehr ſpannend zugehen. Dieburg
gewann im Vorſpiel mit 5:1. Es wird froh ſein, wenn es nur
einen Punkt aus Oberroden heimbringt. Die beiden anderen
Spiele ſind leichter einzuſchätzen. Rot=Weiß Darmſtadt hat in
Eppertshauſen keine Gewinnchancen, nachdem ſchon das Vorſpiel
mit 0:3 verloren ging. Dagegen darf man den Beſſungern, die
in Egelsbach mit 2:5 verloren, im Rückſpiel ſchon einen Sieg
zutrauen. Beginn aller Spiele um 2,30 Uhr nachmittags.
SC. 06 Dietzenbach Meiſter der Gruppe Dreieich!
Aus den ſonntägigen Spielen heben ſich zwei Tatſachen
her=
aus: SC. 06 Dietzenbach konnte ſich durch einen Sieg in Offenthal
die Meiſterſchaft der Dreieichgruppe ſichern, und in dem wichtigen
Spiel in Roßdorf holten ſich die Einheimiſchen einen 3:0=Sieg über
Groß=Zimmern und haben dieſes nun eingeholt, haben aber auch
noch ein Spiel mehr auszutragen, und können alſo bei Gewinn
aller noch ausſtehender Spiele mit zwei Punkten Vorſprung die
Meiſterſchaft der Odenwaldgruppe machen. Allerdings ſind noch
einige recht gefährliche Klippen zu überwinden, ſo daß man ſich
vorerſt noch auf nichts feſtlegen kann. Nachſtehend die
Ergeb=
niſſe des letzten Sonntags:
Bergſtraße; Griesheim — Geinsheim 8:1 (4:0),
Dorn=
heim — Weiterſtadt 1:4 (1:1), Jugendheim — Groß=Gerau 3:5
(2:3), Poſt — Reichsbahn 0:5 (0:2).
Odenwald: Roßdorf — Groß=Zimmern 3:0 (2:0), Groß=
Umſtadt — Babenhauſen 2:2 (2:0). Michelſtadt — Schaafheim
3:2 (2:0), Beerfelden — Erbach 2:4 (0:3), Ober=Ramſtadt —
Höchſt 1:0 (1:0), Lengfeld — Kleeſtadt 2:1 (1:1).
Dreieich: Offenthal — Dietzenbach 0:2 (0:1) Erzhauſen —
Tgd. Sprendlingen 3:1 (0:1), Meſſel — Langen Reſerve Langen
nicht angetreten.
Die A=Klaſſe am kommenden Sonntag.
Bergſtraße; Reichsbahn Darmſtadt — Viktoria
Gries=
heim, SV. Weiterſtadt — SV. Groß=Gerau, Eintracht
Darm=
ſtadt — SV. Geinsheim, Boruſſia Dornheim — FSV. Jugenheim.
Odenwald: SV. Lengfeld — SV. Roßdorf, Germania
Babenhauſen — SC. Ober=Ramſtadt Viktoria Schaafheim — SV.
Höchſt, Groß=Zimmern — VfR Beerfelden Sppg. Groß=Umſtadt —
Viktoria Kleeſtadt, VfL. Michelſtadt — VfR. Erbach.
Dreieich: Dietzenbach — Union Wixhauſen, TSV. Meſſel —
Tgd. Sprendlingen.
Schwerakhletik.
Oberliga 1. Bezirk: Mittelbollenbach — Hammerſtein 11:6.
Oberliga 2. Bezirk: Hösbach — Hanau 8:10; Gr.=Zimmern —
Aſchaffenburg=Damm 14:6.
Auch im zweiten Bezirk haben die vorſtehenden Vereine ihre
Kämpfe abgeſchloſſen, die aber auf die Spitze ohne Einfluß waren.
Hanau, der Tabellenführer, war in Hösbach, und hat dort bei
gewohntem lauten Publikum den Sieg mit nach Hauſe
ge=
nommen. — In Gr.=Zimmern waren zu ihrem letzten Kampf
Gaſtgeber wie Gaſt mit Erſatz und umgeſtellt angetreten, da
jedenfalls beide dem Kampf keine Bedeutung mehr beigelegt
haben. Der Beſuch war ebenfalls ſchwach. Der Gaſt ſiegte mit
Schmittner und Stenger in 4½ bzw. 101, Min. Gr.=Zimmerns
Sieger waren durch Schulterſieg der Erſatzmann Poth in 1½,
Ohl in 3½, Rheinhardt in 10 und Danz in 4½ Min. Weidner
wurde Sieger nach Punkten.
Aus der Kreiliga, 3. Bezirk: Neu=Iſenburg — Hanau 2. 21:0.
Tiſchkennis.
Tgeſ. 1875 — Tgd. 1846.
Im weiteren Verlauf der Gau=Rundenſpiele ſtehen ſich die
1. Mannſchaften obiger Vereine am Freitag, dem 27. Jan., abends
8 Uhr, im Mathildenhöheſaal gegenüber. Den Vorkampf konnte
die Tgeſ. 1875 mit 11:4 Punkten für ſich entſcheiden. Tgde. 1846
wird diesmal eine weſentlich ſtärkere Mannſchaft ſtellen, ſo daß
die 75er mit weit beſſeren Leiſtungen als in ihrem letzten Kampf
gegen Reichsbahn aufwarten müſſen, wollen ſie eine abermalige
Niederlage vermeiden.
Ein Sieg der Gaſtgeber würde deren Punktvorſprung vor den
übrigen Vereinen weiter vergrößern und die Meiſterſchaft dürfte
ihnen dann unter normalen Verhältniſſen kaum mehr zu nehmen
ſein. Andererſeits wird aber die Tgde, alles daranſetzen, um durch
einen Sieg möglichſt nahe an die Tabellenſpitze zu kommen. Man
erwartet daher wohl mit Recht, daß die Spiele am kommenden
Freitag die intereſſanteſten Kämpfe der ganzen Gau=Runde
bringen werden.
Turngeſellſchaft 1875.
Die Mitglieder des Vorſtandes, ſowie die Fachwarte der
ein=
zelnen Abteilungen und deren Ausſchußmitglieder, werden auf die
am Samstag, dem 28. Januar, 9 Uhr, ſtattfindende Sitzung
noch=
mals aufmerkſam gemacht. Die Tagesordnung erfordert ein
zahl=
reiches Erſcheinen.
Geſchäftliches.
Die Grippe droht!
Es wird bei der auch heuer immer mehr um ſich greifenden
Grippe=Epidemie auf die bekannten Togal=Tabletten aufmerkſam
gemacht, die bei Bekämpfung dieſer heimtückiſchen Krankheit
vor=
zügliche Dienſte leiſten. Laut zahlreichen Mitteilungen aus der
ärztlichen Praxis wurden bei der Behandlung der Grippe und
Influenza ſehr bemerkenswerte Erfolge mit Togal erzielt.
Unan=
genehme Nebenerſcheinungen wurden nicht beobachtet. Togal
ver=
dient deshalb bei Grippe und Erkältungskrankheiten jeglicher Art
beachtet zu werden.
Das Mädchen war ſehr vorſichtig
ſteckte weder die Naſe aus dem Fenſter, noch betrat ſie die Straße,
ohne den Hals in Pelz und Wolle einzuhüllen. Und doch blieb ſie
von der Grippe nicht verſchont, denn die Krankheitserreger
drin=
gen durch Mund und Rachen in den Körper. Künftig werden Sie
noch vorſichtiger ſein und rechtzeitig Panflavin=Paſtillen zum Schutz
vor Erkältungsinfektionen nehmen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 27 Januar
10.00: Deutſchlandſender: Schulfunk: Deutſche Charaktere. Blücher.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: Karl Haas
(Vibraphon).
18.25: Prof. Dr. Meſſer: Der Kampf um die Seele.
18.50: Aerzte=Vortrag: Die engliſche Krankheit oder Rachitts, eimg
Winterkrankheit.
19.20: Prof. Dr. Behrmann: Neues aus aller Welt.
19.30: Peruaniſche Novellen. Von Ventura Garcia Calderon. —
Sprecher: J. Bunzl.
2.00: Mandolinenkonzert, Ausf.: Wiesbadener Mandolinengwartett
1932.
20.30: Datterich und ſei Dichter. Hörfolge von H. A. Joachim.
21.30: Konzert. Symphoniſche Variationen über einen katholiſchen
Hymnus aus dem 8. Jahrhundert, op. 20, von A. F. von
Heſſen (25. Januar 1863).
32D:
22.45
900:
10.10:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
17.55:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.35:
22.00:
Anſchl.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmonkker,
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Freitag, 27. Januar
Schuffunk: In Island auf den Spuren altnordiſcher
Volk=
muſik.
Schulfunk: Deutſche Charaktere. Blücher.
Jungmädchenſtunde. Johannes Brahms.
Rilke: Aus den Geſchichten vom lieben Gott,
Pädagogiſcher Funk.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Prof. Dr. von den Velden: Winterkuren in Deutſchland=
Dr. Priemel: Umgang mit Menſchenaffen.
Violinſonaten von Mozart, Haydn.
F. Meyſtre: Neuordnung der Invalidewerſicherung.
Dr. Müller: Lebensfragen von heute.
Das Gedicht.
Leipzig: Blaskonzert. Muſikkorps d. Reiter=Regts 16, Erfurk.
Deutſche ohne Deutſchland. Hörſpiel von W. v. Molo.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten,
Leipzig: Bunte Stunde.
Wekterbericht.
Obwobl bereits über Norddeutſchland durch den Einfluß der
nördlichen Störungstätigkeit ſchon merkliche Milderung des
Wet=
ters eingetreten iſt, ſteht für unſer Gebiet und Süddeutſchland
durch den hohen Druck weiterhin Froſt, der ſich zwar tagsüber
ab=
ſchwächt, in Ausſicht.
Ausſichten für Freitag, den 27. Januar: Kalt, ſtellenweiſe dunſtig.
ſonſt wolkig mit Aufklaren, trocken.
Ausſichten für Samstag, den 28. Januar: Weiterhin kalt, jedoch
tagsüber etwas mehr Froſtabſchwächung, wolkig und dunſtig
mit Aufklaren, trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für polltik und Wiriſchaff: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. HerbertNeite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſfadt.
Für unverlangie Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Nummer 27
latte
Freitag, 27. Januar
Die deutſchen Auslandsanleihen.
Gebeſſerker Kursftand.
Berliner und Frankfurker Effekkenhörſe.
In ſeinem Wochenbericht weiſt das Inſtitut für Konjunktur=
forſchung darauf hin, daß die Kurſe der deutſchen Auslandsan= lich ſtarke Zurückhaltung, nicht nur von ſeiten des Publikums
leihen nach ihrem Tiefſtand gegen Mitte 1932 in der zweiten ſondern auch der Spekulation. Maßgebend hierfür war die noch
Hälfte vorigen Jahres einen beträchtlichen Teil ihres Kursver= immer nicht geklärte innerpolitiſche Lage. Trotzdem konnte die
luſtes wieder aufgeholt haben. Während ihre Kurſe an der New Grundſtimmung nicht als unfreundlich bezeichnet werden. Die
Yor
en Driltel erächt. Die Spaun, zwiſchen der Wealveräinlung der
deutſchen Auslandsanleihen und der Realverzinſung der
amerika=
niſchen Bonds hat ſich von etwa 23 Prozent pro anno auf etwa
4,5 Prozent pro anno verringert. Die Kurſe der deutſchen
An=
leihen ſind aber doch noch ſo niedrig, daß Neuemiſſionen
unerträg=
lich hohe Zir en bedingen würden. Vorausſetzung für die
Auf=
nahme neuer Auslandskredite wäre ſelbſt bei größter
Emiſſions=
bereitſchaft des Auslandes — für die jedoch noch keine Anzeichen
vorliegen — zunächſt eine tragbare und dauerhafte Regelung für
den Dienſt der bereits beſtehenden deutſchen Auslandsverſchuldung.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
An der geſtrigen Berliner Börſe herrſchte eine außerordent=
Die Leiſtung der deutſchen Walzwerke im Dezember 1932
ſo=
wie in den Jahren 1932 und 1931. Der Verein Deutſcher Eiſen=
und Stahl=Induſtrieller veröffentlicht in der Zeitſchrift „Stahl
und Eiſen: das Ergebnis ſeiner Erhebungen über die Leiſtung der
deutſchen Walzwrke im Dezember 1932 ſowie in den Jahren 1932
und 1931. Die Herſtellung an Walzwerksfertigerzeugniſſen im
deutſchen Zollgebiet belief ſich im Dezember 1932 auf 359 033 To.
gegen 392 373 To im November. Die durchſchnittliche
arbeitstäg=
liche Herſtellung betrug 13 809 To. gegen 16 349 To. im Vormonat,
d. h. 15,5 Prozent weniger. Sie hielt ſich aber auf der Höhe des
Jahresdurchſchnitts von 1932. Daneben wurden im Dezember 32
29 324 To. „Halbzeug zum Abſatz beſtimmt” hergeſtellt; im
Novem=
ber waren es 25 991 To. — Im ganzen Jahr 1932 wurden 4 218 257
To. Walzwerksfertiggerzeugniſſe hergeſtellt oder arbeitstäglich
13 830 To. Gegen 1931 bedeutet dies einen Rückgang
arbeitstäg=
lich um 5386 To. oder um 28 Proz. — Außerdem wurde an „
Halb=
zeug zum Abſatz beſtimmt” hergeſtellt im Jahre 1932 318 845 To.,
im Jahre 1931 722 960 To.
City A.G. für wirtſchaftliche Beteiligungen. Bei dieſer ſeit
1932 in Konkurs befindlichen Geſellſchaft hat der
Konkursverwal=
ter ietzt in Frankfurt a. M. Regreßklage gegen die Vorſtands= und
Aufſichtsratsmitglieder eingereicht, bei der ein Mindeſtſchaden von
100 000 RM. geltend gemacht wird.
Aus dem Konzern der Metallgeſellſchaft A. G., Frankfurt a. M.
Die zum Konzern der Metallgeſellſchaft A.G. Frankfurt a. M.,
gehörende Hans Heinrich=Hütte G.mb.H. in Frankfurt a. M., die
in Langelsheim (Harz) ein Metallhüttenwerk (Blei, Kupfer,
Zinkoxyd und Zinkſarben) betreibt, dem chemiſche Betriebe
ange=
ſchloſſen ſind, ferner die Grube Zinnwald im Erzgebirge ausbeutet,
hat It. Geſellſchafterbeſchluß das bisher 1 Million RM. betragende
Stammkapital auf 500 000 RM. i. e F. herabgeſetzt
Zehnprozentige Teilzahlungsquote für die Frankfurter
Schatz=
anweiſungsgläubiger geſichert. In der letzten
Gläubigerverſamm=
lung der Inhaber, der Frankfurter Schatzanweiſungen war ein
Vergleichsvorſchlag des geſetzlichen Gläubigervertreters
ange=
nommen worden, der eine 10prozentige Teilruckzahlung der
Schatz=
anweiſungen bis zum 1. Februar vorſah, während der Reſtbetrag
bis zum 30. September 1934 geſtundet werden ſollte. Da die Stadt
den zur Teilrückzahlung erforderlichen 3 Millionen=Betrag bei der
gegenwärtigen finanziellen Situation ſelbſt nicht aufzubringen in
der Lage war, machte ſie ihre Zuſtimmung davon abhängig, daß
ihr ein Kredit von dritter Seite in dieſer Höhe gewährt würde.
Die Verhandlungen über die Beſchaffung dieſer Mittel haben
nun=
mehr zum Erfolg geführt, und zwar ſtellt der preußiſche Staat der
Stadt Frankfurt gegen einen Schuldſchein aus dem Frankfurter
3 Millionen=Kredit an die Stadt Breslau vor drei Jahren der
Stadt Frankfurt einen Kredit von 1,5 Mill. RM. zur Verfügung,
während die reſtlichen 1,5 Mill. RM. von dem Bankenkonſortium
gegeben werden, das ſeinerzeit die Schatzanweiſungen aufgelegt
hat. Wie wir zu den in der Preſſe geäußerten Bedenken über die
Bedingungen des 3 Millionen=Kredits von ſeiten des
Stadtkäm=
merers erfahren, halten ſich dieſe in durchaus normalem Rahmen.
Aktienbrauerei Heidelberg vorm. Kleinlein, Heidelberg. In der
ordentlichen G.V. war Beſchluß zu faſſen über die Frage, ob eine
Dividendenverteilung ſtattfinden ſolle oder nicht. Die
Verwal=
tung hielt es für angebracht, auch in dieſem Jahre den Gewinn
von 89 000 RM., zu dem der Vortrag aus dem Vorjahre von rd.
80 000 RM. allerdings weitaus den größten Teil beigetragen hat,
einzubehalten. Der Wunſch von Kleinaktionären in der G.V.
ging aber dahin, wenigſtens eine kleine Ausſchüttung
vorzuneh=
men. Der A.R. beſchloß daher eine Dividende von 4 Prozent auf
Stammaktien und von 8 Proz. auf die Vorzugsaktien (20 000 RM.,
Lavon 5000 RM. eingezahlt) für die beiden verfloſſenen
Geſchäfts=
jahre auszuſchütten. Der Reſt ſoll vorgetragen werden. Im
übri=
gen wurden die Regularien für 1931/32 2erledigt und der
bis=
herige Aufſichtsrat wiedergewählt.
Der Abſchluß der Berliner Handelsgeſellſchaft für 1932. Der
Verwaltungsrat der Berliner Handelsgeſellſchaft hat auf Antrag
der Geſchäftsinhaber beſchloſſen, vorbehaltlich der Genehmigung
durch die Generalverſammlung, die Dividende aus dem
Reinge=
winn von 2,09 (im Vorj. 1,55) Mill. RM. auf das Kommandit=
Kapital von 28 Mill. RM. auf 5 Prozent (im Vorjahr 4 Proz.)
feſtzuſetzen und die verbleibenden 692 309 (i. Vj. 425 011) RM. auf
neue Rechnung vorzutragen.
Böger, der neue Generaldirektor der Hapag. Am Donnerstag
fand eine gemeinſame Sitzung der identiſchen Aufſichtsräte der
Hamburg=Amerika=Linie und des Norddeutſchen Lloyd ſtatt. Dem
ſchon in der Sitzung der Vereinigten Arbeitsausſchüſſe der
Auf=
ſichtsräte gefaßten Beſchluß der Ernennung dreier Herren zu
ſtell=
vertretenden Vorſitzenden und der Beſtätigung ſämtlicher vier
ſtellvertretenden Vorſtandsmitglieder in ihrer Eigenſchaft für beide
Geſellſchaften wurde zugeſtimmt. Gleichzeitig wurde beſchloſſen,
Herrn Marius Böger den Vorſitz in den Sitzungen des Vorſtands
der Hamburg=Amerika=Linie zu übertragen.
Proteſtdemonſtration der Pariſer Börſenmakler. Die
Gewerk=
ſchaft der Angeſtellten der Börſenmakler und die Gewerkſchaft der
Angeſtellten der Banken, die an der Börſe beſchäftigt ſind, haben
geſtern, an der Börſe angekündigt, daß ſie angeſichts der
Maß=
nahmen, die der Finanzausſchuß der Kammer beſchloſſen hat, ſich
entſchloſſen haben, eine Proteſtdemönſtration dadurch zu
veran=
ſtalten, daß ſie ſich heute weigern, irgendeinen Kurs feſtzuſetzen.
Darmſtädter Viehmarkt vom 26. Jan. Aufgetrieben waren
10 Ochſen, 112 Kälber, 3 Schafe. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber
a) auf 31—34, b) 26—30, c) 22—25 Pfg. pro Pfund. Spitzentiere
über Notiz. Marktverlauf: geräumt.
Ferkelmarkt Groß=Gerau. Auftrieb: 298 Ferkel. Die Tiere
koſteten 10—16 RM. pro Stück. — Der nächſte Ferkelmarkt findet
am Mittwoch, den 8. Februar, vorm. 8.30 Uhr, auf dem Marktplatz
zu Groß=Gerau ſtatt.
Mannheimer Viehmarkt vom 26. Januar. Aufgetrieben: 126
Kälber, 83 Schafe, 20 Schweine 626 Ferkel und Läufer. Es
wur=
den bezahlt pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 33—
35, c) 30—32, d) 25—28: Schafe b) 15—23: Schweine nicht notiert.
Ferkel bis vier Wochen koſteten pro Stück 5—8, über vier Wochen
10—13 RM., Läufer 14—16 RM. Marktverlauf: Mit Kälbern
ruhig, langſam geräumt; Ferkel und Läufer ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 26. Januar. Aufgetrieben waren
95 Rinder ſeit dem letzten Markt; 284 Kälber, 269 Schafe und 584
Schweine, davon 46 vor Marktbeginn ausgeführt. Bezahlt wurde
pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 32—36. c) 27—31,
d) 22—26: Schafe a) 1. 21—23, b) 18—20, c) 14—17: Schweine
b) 36—38, c) 36—39, d) 35—38. Marktverlauf: In allen
Viehgat=
tungen mittelmäßig ausverkauft — Fleiſchgroßhandelspreiſe:
Ochſenfleiſch 1. 46—52, 2. 44—48; Bullenfleiſch 43—48: Kuhfleiſch
2. 30—38. 3. 20—28: Kalbfleiſch 2. 52—60: Hammelfleiſch 50—58;
Schweinefleiſch 52—56. Geſchäftsgang ruhig. Eingebracht waren
861 Viertel Rinder, 142 Kälber, 61 Schafe, 436 halbe Schweine.
Kurſe, zeigten jedoch nach Vorliegen von Kauf= oder
Verkaufs=
orders Beſſerungen bzw. Abſchläge bis zu 0,75 Proz. Ueberwiegend
ſchwächer war der Montanmarkt, da der weitere Rückgang der
Gelſenkirchen Aktien bis auf 59 verſtimmte. Den ſtärkſten Rückgang
an der geſtrigen Börſe hatten Rhein, Braunkohlen aufzuweiſen,
die bei geringſtem Umſatz um 3,25 Proz. zurückgingen. Farben
waren gehalten; Siemens, die man vorbörslich weiter feſter
taxiert hatte, gaben 0,5 Prozent nach. Allgemeine Lokalbahn
konnten ſich bei kleinſter Nachfrage um 2 Prozent befeſtigen und
auch Otavi zogen um 1 Prozent an, dagegen gaben Deutſche
Atlan=
ten 1,25 Prozent nach. Die Rentenmärkte zeigten nur wenig
Ver=
änderungen gegen vorgeſtern; Alt= und Neubeſitz waren etwas
ſchwächer, das Geſchäft war auch hier ganz gering. Pfandbriefe
taxierte man zunächſt ziemlich unverändert; gleichfalls
behaupte=
ten ſich Reichsſchuldhuchforderungen auf ihrem geſtrigen
Schluß=
niveau. Im Verlauf ſchrumpfte das Geſchäft noch ſtärker
zuſam=
men, und es ergaben ſich eher kleine Rückgänge. Im ſpäteren
Verlauf wurde es — ausgehend von Conti=Gummi, die 2 Prozent
anzogen, ſowie von Schiffahrtswerten, Farben und Siemens —
etwas lebhafter und feſter.
Angeſichts der noch völlig ungeklärten innerpolitiſchen Situation
war das Frankfurter Börſengeſchäft bei ſtärkſter
Zurück=
haltung von Publikum und Spekulation ſehr klein. Wenn
trotz=
dem die Grundſtimmung der Börſe eher als freundlich angeſehen
werden kann, ſo iſt das darauf zurückzuführen, daß man
anſchei=
nend doch mit einer erneuten Vertagung des Reichstages rechnet.
Die weitere Zunahme der Arbeitsloſenziffer wirkte nicht
ſonder=
lich verſtimmend, da man aus dem Tempo der Zunahme glaubt
ſchließen zu können, daß der im Vorjahr im Februar erreichte
Höhepunkt der Erwerbsloſenziffer nicht mehr überſchritten
wer=
denn wird. Am Chemiemarkt blieben JG. Farben angeregt durch
die Erwartungen bezüglich des Quartalsberichts; der Kurs zog um
0,75 Prozent an. Von ſonſtigen Chemiewerten waren Erdöl
be=
hauptet. Rütgers 0.25 Prozent ſchwächer. Montanwerte nicht ganz
einheitlich: Gelſenkirchen 0,75 Proz. niedriger, dagegen Buderus
0.5 Mannesmann 0,25 Prozent freundlicher. Rheinſtahl und
Stahlverein behauptet. Am Elektromarkt blieben Siemens in
Er=
wartung günſtiger Abſchlußßziffern 1 Prozent höher geſucht. Auch
Lahmeyer und Bekula je 0,5 Prozent feſter. Geſfürel 0,5 Prozent
niedriger, Licht u. Kraft behauptet. Von Zellſtoffwerten wurden
Waldhof durch die Verwaltungsmitteilung über eine Beſſerung
der Geſchäftslage angeregt und zogen 0,25 Prozent an.
Kunſtſeide=
aktien kaum genannt, auch Kaliwerte vernachläſſigt. Von
Schiff=
fahrtswerten gewannen Hapag 0.5, Nordd, Lloyd 0,25 Proz. Am
Markt für Einzelwerte waren Deutſche Linol 0,25, Südd. Zucker
2 Proz., Metallgeſellſchaft 0.25 Prozent höher.
Nach der erneuten Erklärung aus Regierungskreiſen, unter
allen Umſtänden in der Aelteſtenratsſitzung am Freitag eine
Klä=
rung der innerpolitiſchen Situation herbeizuführen, herrſchte an
der Börſe größte Zurückhaltung. Die Umſätze beſchränkten ſich auf
einige wenige Werte; jedoch war die Tendenz anfangs behauptet.
JG Farben eröffneten 0.25 Prozent höher. Südd. Zucker konnten
1 Prozent anziehen. Der Rentenmarkt war wenig verändert.
Auch hier lagen die Kurſe meiſt behauptet. Frankfurter
Hypothe=
ken Liqui. 0.25 Proz, höher. Im ſpäteren Verlauf gaben JG.
Far=
ben 5s bis 10478 Prozent nach, wobei die Börſenſtimmung
allge=
mein unſicher wurde.
Rekordliefftand der Stahlwarenausfuhr.
Nach den Veröffentlichungen des Statiſtiſchen Reichsamts
be=
lief ſich die Ausfuhr von Stahlwaren (Meſſerſchmiedewaren) im
Dezember auf 4122 Dz. im Werte von 3 073 000 RM. gegenüben
3762 Dz. im Werte von 2 990 000 RM. im Vormonat. Die
Aus=
fuhr hat ſomit abermals eine Steigerung erfahren, und zwar der
Menge nach um 360 Dz. und dem Werte nach um 83 000 RM.
Gegenüber dem Dezember des Vorjahres mit einer Ausfuhr von
3654 Dz. im Werte von 3 543 000 RM. ergibt ſich der Menge nach
eine Steigerung der Ausfuhr um 468 Dz. und dem Werte nach eine
Abnahme um 470 000 RM. — Der Durchſchnittserlös pro
Doppel=
zentner beträgt im Dezember 745,5 RM. gegen 794 RM. im
No=
vember und 772 RM. im Oktober. Ein Vergleich mit den
Durch=
ſchnittserlöſen der letzten Monate des Vorjahres (Dezember 969,3
RM. November 941 RM. und Oktober 964 RM.) läßt darauf
ſchließen, daß im Verlaufe des letzten Jahres das Preisniveau
für Stahlwaren ſtändig einem ſtarken Druck ausgeſetzt war und
daß das Ausland in ſteigendem Maß dazu übergeht, billige
Stahl=
waren zu beziehen.
Wie angeſichts der zahlreichen Handelshemmniſſe auf dem
Weltmarkt bereits ſeit langer Zeit vorauszuſehen war, hat die
Stahlwarenausfuhr im Jahre 1932 einen neuen Rekordtiefſtand
erreicht. Die Geſamtausfuhr von Stahlwaren betrug nämlich
39 541 Dz. im Werte von 32,2 Mill. RM. gegenüber 53 138 Dz. im
Werte von 50.15 Mill. RM. im Jahre 1931. Die Minderausfuhr
gegenüber 1931 beträgt der Menge nach 13 597 Dz. im Werte von
17.95 Mill. RM.
Das Ausfuhrergebnis des Jahres 1932 iſt das ungünſtigſte
ſeit dem erſten Stabiliſierungsjahr 1924 und liegt — ſowohl der
Menge als auch dem Werte nach — noch weit unter dem Ergebnis
des letzten Friedensjahres 1913. Mengenmäßig iſt im
abgelau=
fenen Jahr die Ausfuhr gegenüber der Vorkriegszeit ſogar um ein
Drittel zurückgeblieben.
Produktenmärkte.
Melallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
26. Januar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 47.25 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent auf 164 RM.,
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus
auf 37—39 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 36—39,0 RM.
Mannheimer Produktenbericht vom 26. Januar. Weizen, inl.,
76—77 Kilo, 20,20—20,35; Roggen, inl., 72—73 Kilo, 16,40—16,50:
Hafer inl., 13,50—14: Sommergerſte 18,50—20; Futtergerſte 17,5
bis 17,75; Mais, La Plata, 19,50: Soyaſchrot 10.25; Biertreber
10,75—11: Trockenſchnitzel, loſe 7,75—8: Wieſenheu, loſes, und
Rotkleeheu 5.20—5,40: Luzernekleeheu 5.40—6: Stroh, gepreßt,
Roggen=Weizen 2,60— 280, desgl. Hafer=Gerſte 2,20—2,60; Stroh.
gebündelt. Roggen=Weizen 2.40—2,60, desgl Hafer=Gerſte 2—2,20:
Weizenmehl Spezial Null, mit Austauſchweizen 28,50—28,75;
Roggenmehl. nordd. und ſüdd., 60—70proz. Ausmahlung. 21.25—
24: Weizenkleie, feine 7,50—7,65; Erdnußkuchen 11,75. Tendenz:
feſter. Infolge der unterbrochenen Schiffahrt findet hier
einge=
lagerte Ware mehr Beachtung. Der Konſum iſt aber weiter
zu=
rückhaltend. Die Offerten ſind im Preiſe etwas erhöht.
Kleine Wiriſchaftsnachrichten.
Mit Rückſicht auf das wider Erwarten verſpätete
Zuſtande=
kommen der Reichsausfallgarantie hat die deutſche
Suverphos=
phatinduſtrie im Intereſſe ihrer Abnehmer den Abruftermin für
Januar=Lieferungen vom 25. ds. M. auf den 31. ds. M. 1933
ver=
legt. Alle Abrufe, welche bis zu dieſem Tage eingehen, werden
zu den für Januar feſtgeſetzten Frühbezugsvergünſtigungen
aus=
geführt.
Der Aufſichtsrat der Auguſt Thyſſen=Bank A.G., Berlin, hat
beſchloſſen, der auf den 14. Februar einberufenen G.V. für das
Geſchäftsjahr 1932 die Verteilung von wieder 4 Prozent Dividende
auf das A.K. von 16 Millionen RM. vorzuſchlagen.
In der Bilanzſitzung des A.R. der Bayeriſchen Notenbank in
München wurde beſchloſſen, der G.V. am 25. Februar 1933 die
Ausſchüttung einer Dividende von wieder 10 Prozent für das
Geſchäftsjahr 1932 vorzuſchlagen.
Die Klage der franzöſiſchen Favag=Gläubiger gegen mehrere
Aufſichtsratsmitglieder und zwei Großbanken iſt durch das
Kam=
mergericht abgewieſen worden. Das Landgericht hatte bekanntlich
bereits feſtgeſtellt, daß die franzöſiſche Gläubigergruppe an den von
ihr unterzeichneten Vergleich gebunden ſei.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 26. Januar 1933 für eine
Unze Feingold 121,4½ s gleich 86. 7224 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 46.8275 d gleich 2,78 819 RM. Zu dieſem Preiſe
wur=
den am freien Markt nur 7000 Lſtrl. Gold gehandelt, die nach dem
Kontinent gingen.
In der Generalverſammlung der Baumwoll=Corporation von
Lancaſhire kündigte der Präſident Orr durchgreifende
Reorgani=
ſationsmaßnahmen an. Es ſtehe die baldige Schließung zahlreicher
Spinnereien bevor. Nur diejenigen Fabriken, die ohne erhebliche
Koſten auf eine einträgliche Baſis gebracht werden können, ſollen
weiter arbeiten.
Berliner Kursbericht
vom 26. Januar 1933
Deviſenmarkt
vom 26. Januar 1933
Berl.Handels=Gei.
Deutſche Banku. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban=
Hapag
Hanſa Damp
Nordo. Lohzd
A. E.G.
Bahr. Motoreni
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm..
Deutſche Cont. Gas
Re
Elektr. Lieferung
3. G. Farbe:
Gel. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen 9
Phil. Holzmann.
Kalt Aſchersleben
Klöonerwer
Koisw Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Srenſtein & Koppell
Menee
Rütgerswerte
Salzdetfurth Aal=
Leon!. Tietz
Verein. Stahlwerte
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſal/ Lin
Berl. Karlsr. 7n4
Hirich Kupfe:
oohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelZelegr. Drahtl
Wanderer=Wer
Zuenos=Airk: /1 Pap. Bew
New Yor”
1 Dollar
Relgie
100 Belg” s
Stalien. 100 Lire ſs
100 Franes
Paris
Schwen 100 Frant
Spanien 100 Peſetat
Danzig.
100 Gulden
1 Den
Japan
Rio deJanerolt Milre
Zugoſlawien 100 Dina=
Portugal 1100 ESeudo
ſ100 Trachm
Athen.
Iſtambu=
I1 türk. 2
Kairo.
ſr ägypr. 2
Kanado teanad. Do
Uruguap
t Goldvew
3sland.
100isl. Kr
Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. 8:
100 Ta
Rigo
Zurmſtädter and Kationkroune Buraftaut, Bitidt drt Sressner Bunz
Frankfurter Kursbericht vom 26. Januar 1933.
Kernnne
fällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35 )..
1. 4. 36
1. 4. 37...
„ 1. 4. 38...
6%Otſch. Reichsan!
„ v.27
5½% Intern.,
68Baden .....
6% Bahern .....
6%Heſſen „.v. 29
6% Preuß. St. v. 28
620Sachſen v. 27
6% Thüringen b. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4f,
Ab=
löſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
jungsſch. (Neub.
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden Baden.
6% Berlin ...p 24
Darmſtadt
68 Dresden..v. 26
68 Frankfurt a.M.
Schätze v. 29
v. 2e
82Mainz
62Mannheimv. 27
62 München „v. 291
6%aWiesbaben v.28
6% Heff. Landesbl.
„ Goldoblig.
12%0 Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liguid
47 %o,, Rom.,Obl.
94.),
88.25
813
77.5
74.75
95.5
80.5
82.75
88
85.5
77.75
95.25
80,5
73‟,
68.75
8l,
6.6
66
70.75
67
63,5
77.75
68.5
73
85.5
55"
Kus
Ve
Pfd.=Anſt. G. Pf.
Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. fürl
Heſſ. Goldobl. R. 11
R.12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6%Naſſ. Landesbl.
5½%0 Liqu. Sbl.
Dt. Komm.
Shm=
mel=Ablöf.=And.
-AuslSer.
.. Setk
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
Berl. Hyp. Bi.
% „Ligu.=Pfbr.
Frkſ.Hyp.=Bt.
Lig. Pfbr.
Goldoblig.
82 Frki. Pfbr.=Bi.
Lig.=Pfbr.
83 Mein.=Hyp.=Bl.
Lig. Pfbr.,
82 Pfälz. Hyp.=Bi.
Lia. Pfbr.
83 Rhein=Hnp.B
5%0 Lig.Pfbr.,
Goldoblig.
Südd. Bod=
Freb.=Ban) ..
1% Lig. Pfbr.
6% Württ. Kyp.=B.
8 Daimler=Benz
7 Dt. Linol. Werke
z Mainkrw. v 26
85.5
77
G
71.75
85
87
62.7
83"
24.5
S.S
86:55
86.5‟
91
88
85.25
88.5
88
C6.5
38,5
88.5
88‟
68.5
83.75
86.9
ſ Mitelb Stahl.
82oVer. Stahlwerke
6% Boigt& Häffne
3. 6. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſi.
2 Bulg. Tab. v.02
2, Sſt. Schätze
47 Oſt. Goldrente
vereinh. Rumän
4½%
47 Türk. Abdmin
1. Bagdadl
Zellanl.
% Ungarn 19131
1914
Goldr
1910
4½Budp. Stadtan!
4% Liſſabon
42 Stockholm
Abtfen
A.lg. Kunſtzidelntel 36.75
9.E. G.
Andrege NorisBahr! 88
Aſchaffbe Brauere! 5‟
Zellſto 27
Bemberg, 3. P. / 44.5
Beil Kraft u. Lichi/118.25
Buderus Eiſen.
Cemert Heibelbere! 52
Karlſtadt.
3. 6. Chemie, Baſel/121‟,
Chen. Werfe Albert! 62
Chade
........"
Contin. Gummiw. 120
Fic
69’ſ=
38*
97.25
16.25
16.25
6,8
10I.
4.8
4.975
30.25
80
48
„Contin. Linoleum
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdö ....."
Di Gold= u.
Eilber=
cheide=Anſtalt!:
Linolwerl.Ber!
Dortm. Ritterbräu
Oyckerho) & Widm
Eichbaum=Berger.
Eleltr. Lieferg.=Gei.
Licht u. Kraf=
Eſchw. Bergwe!
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
3.6. Farbeninduſ.:.)
Feinmech. (Jetter,
Felt. & Gur legume
Frantfurte So) ..
Gelſenl. Berawer.,
Geſ.f.elektr. Unterr.
Goldſchmid: Th.
Gritzner=Kah er
Grün & Bilſinger..
Hafenmühle Frift
Hammerſen, Lsn.)
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerte Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilvertArmaturfrb.
Hindrichf=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Sochtie Eſſen.
Houzmann. Phi.
13lie Berab. Stamn
Genüffel1ou
Jungbans
Kali Chemie ...
Aſchersleben 414
Wef
21.75 MAlöcknerwerte ...
123 Knorr C. 6.... ...I1
Lahmener E Co.
Laurahütte .....
153.25 Lech, Augsburg ...
Löwenbr Münch.
Lutz, Gebt. Darmſt.
Maink.=W. Köchſt.
Mainz. Akt.=Br
Mannesm.=Röhre
T6. 75 Mansfeld, Bergl
Metallge) Franki
Miag. Mühlenbau
35.75 Monte atmn:Maild.
10521, MMotoren Darmſtadt
Sberbedar
Khön ;Bergbau
37.5 Meiniger. Gebberi.
59.5 (Rh. Braunkohlen.
Gettr. Stamm
Stahlwerie
31.5 Nieber Montan. ..
Roede Gebr.
56 Rütgerswerle
Salzbetfurtl 8
Salzw. Seilbr
Schöfferhof=
Schramm Lagl
71.5 Schrifta. Stem=
Schucker: Clelt
43
Schwarz=Storcken.
Siem Glasinduſtr.
76
Siemen 6 Salske.
49.25 1Südb. Lucker A. G./143
Tellus Bergbau..
Thür. Liefer.=Geſ.
22.25 Tietz Leonhard
Muterfranken.
Ber, Stahlwerfe:
51
183
5o
70.5
38
98
f
181
A
76
61.
2a.5
37.6
8=
3s
65
40
433
157
29
88.1
68.5
68
89
33,75
Mie Mgnt
Vogt & Haeffner.
Bahß & Freytag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldho
Memel
Aug. Di. Creduan!
Badiſche Bant.. .
Bk. f. Braunduſtr
Bayer Oyp. u. W.
Berl Han. elsge:
Sypotherb!.
Comm. Privatb.
Di. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechſel
Oresdner Ban.
Franzf. Ban1.
Shp.=Ban1.
Mein Hyp.=Bar
Pfälz. Hhp.Ban
Reichsbank=An I
Rhein Hyp.=Bau!.
Südd. Bod.-Cr. B!
Bürttl Notenban:
A..G. Ver ehrsn
Allg. Lokalb. Krafm
79 Dt. Reichsb. Bze
Hapag
Nordd Liotzd.
Südd Eiſenb.=Ge‟.
Aüran, u. Smzt/
Berſicherung
Verem. Ver/!/210
Frankona Rück=u.M
Mannheim Verſich.
Otav Minen...
ſchantungsankels
S0.6
30
4.
uu7
51.
20
58.5
174
5”1,
s6
72.7
61.75
7.5
156.21
885
45
*=
22.5
16.75
33‟
ſte 12 — Nr. 27
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Freitag, 27. Januar 1933
Wir starten heute
in Erstaufführung!
Eine Perle deutscher Tonfilm-Kunst, die
reizende, zauberhafte Tonfilm-Operette:
NäuzT
Zi
ML TeTA
HELIA
Voranzeige
HELIA
TAMMER
Sonntag, vorm. 11.15 Uhr — Film-Morgenfeier — Letzte Wiederholung
Der hervorragende Ufa-Kulturfilm:
Palmen und Pyramiden
GUSTAU EROHLICH
der große blonde Jnnge mit den lachenden Angen, der alle
Mädchenherzen im Sturm erobert und dem sogar die Männer
das selbstverständliche „happy end” gönnen.
Regie: Geza V. Bolvary. Unaik: Robert Stolz.
In meiteren Hauptrollen: Maria Solveg, Paul Kemp u. T. 4.
MLiebling, Du bist ein Mann mit Herz .., Foxtrott,
MAo wie schön fst ein Feiertag • / Fa50 00ble
das sind die herrlichen Schlager des Films, die bald ganz
Darmstadt kennen und singen wird.
Dazn dag erstklassige Beiprogramm.
(V.1569
Jngendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 nnd 8.20 Uhr
Heute letzter Tag
Eines der vorzüglichst. bestgelungenen
Tonfilm-Lustspiele der letzten Zeit!
Ursula Grabley und Oscar Karlweis
in
Im Bann des
Eulenspiegels
Regie: Frank Wysbar.
In dem Eulenspiegel spiegeln sich die
Menschen in lustigen Sitnationen.
Dazu
das gute Beiprogramm.
P
Reichsbahn-Turn= und
Spork=
verein Darmſtadt.
Am Samstag, den 28. Jan. 1933. abends
20.30 Uhr, findet im Kneipſaal der
Turn=
gem. 1846 am Woogsplatz unſ. diesjähr.
Jahreshaupkverſammlung
ſtatt. Vollzähliges Erſcheinen aller Mit
glieder iſt erwünſcht. Der Vorſtand.
Heute und folgende Tage
Zwei Erstaufführungen im
Doppelprogramm.
Verhängnis
eines Tages
Ein änßerst spannend. Kriminaltonfilm
Im II. Teil:
Ben Sprung
ims Michts
Ein sensationeller Film aus dem
Artistenleben.
Wermuthwein
Flasche ohne Glas U Feinstes
Califorp. Mischohst
1574)
Pfund Appel’s
Makreleni Lakallas
Sauce ... Dose Feinste junge
Brechbohnen
fadenfrei, Kilodose V
Beginn: 3.00, 5.30 und 8.20 Uhr
Freitag und Samstag
Großes
s Schlachtfest
Aufforderung.
Die Inhaber der ſtädtiſchen
Baukaſſen=
ſcheine werden, wie in früheren Jahren,
hiermit aufgefordert, die Scheine, ſofern
ſie Holz wünſchen (Bedingung: Beſitz
von mindeſtens 10 Scheinen) im
Stadt=
haus, Zimmer 48, ſofern ſie Barzahlung
wünſchen, der Stadtkaſſe, ſpäteſtens bis
15. Februar 1933 vorzulegen. (St.1592
Darmſtadt, den 21. Januar 1933.
Bürgermeiſterei.
Heute Vortrag:
Erlahrungen mit der Leica
„ZLeica=Diskussionsabend!
im
Fürstensaal
abends 8.15 Uhr.
Veranstalter: Photo- und Kinohaus
Cartharius
Schulstraße, am Ludwigsplatz. (1570
Pfd.-Dose
Zohner wachsaufgekalt
Drog. Falk Bess -Str. 104,
Zraustübl' am Hauptbahnhof.
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Hetzgereikandau
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Junges Rindfleisch
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0.60
Hammelkeule
(.60
zum Kochen.
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so lange Vorrat reicht:
Kalbsbrust.
.. . Pfd. 0.56
Kalbsnierenbraten.
0.56
Kalbskeule
0.66
Kopf- oder Backenfleisch . „ 0.40
Eigene Schlachtung.
Reichsgutscheine werd. angenommen.
ALLE GEHEN
Großes Haus 19 bis nach 23.15
Hessisches
D 12
Landestheater-
Freitag
27. Januar 1933
Zusatz V,8
Cleines Haus 19.30 bis geg. 22.15
Maria Stuart
Schauspiel von Friedrich von Schiller
Preise 0.60—5 Mk.
Der Wildschütz
Komische Oper von Lortzing
Preise 0.80—4.50 Mk.
Samstag, 28. und Sonntag, 29. Januar
Haefn
JAN
1A
Martkiisen
Auboktsrtta!
Lilian Karuen
*
W0idei Forst
SINGEN MIT IHM:
„Mir zadlen keinelliete mehr”
in
Din
BLoKdar inton
Der große, trohe, musikalische
Ufa-Tonfilm des Jahres.
SONNTAGEINLASS TUNR
UUGENDVORSTELLUNG
1: 2 Abende im Zeichen troher Faschingalaune!!
Vier vom Rundfunk
Gastspiel HarryCobler, d. Komiker v. Südwestfunk. Neues u. Altes
v Alfred Auerbach, der gemütl. Planderer v. Anekdoten und
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20
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Quellſalz=
bonbons, Beutel 0.30. Pfefferminz, Rolle 0.10 u. 0.05
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Weißbrot, ff. Kuchen, Gebäck, Zwieback,
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Rückvergütung auf alle Waren und auf die volle Einkaufsſumme
Warenabgabe nur an Mitglieder.
(1585
Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
8 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. — Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unſeren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.