Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 25
Mittwoch, den 25. Januar 1933.
196. Jahrgang
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Das Ringen um die Entſcheidung.
Abſage der Deutſchnakionalen. — Die Regierung demenkiert Noiſtandspläne.
Gerüchke um langfriſlige Verkagung des Reichskags.
Verkagung?
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Urplötzlich ſpricht wieder alles von dem Staatsnotſtand, und
die Gedankengänge, die uns ſchon einmal in den letzten Wochen
des Kabinettes Papen beſchäftigten, ſind wieder aktuell. Die
Regierung läßt zwar erklären, daß ſie keinerlei
Erwägungen über einen evtl. Staatsnotſtand
an=
geſtellt habe, aber dieſes Dementi iſt auf der einen Seite recht
weitmaſchig, auf der anderen Seite iſt es aber doch
ſelbſtverſtänd=
lich, denn es handelt ſich vorläufig eben nur um Ueberlegungen.
Da die Entſcheidung über das, was zu geſchehen
hat, beim Reichspräſidenten liegt, iſt die Frage erſt
ſpruchreif, wenn in der Tat irgendwelche anderen Mittel zur
in=
neren Sanierung nicht mehr gegeben ſind.
Soweit ſind wir indes noch nicht. Es ſcheint, als ob das
Zen=
trum auch noch nicht alle Hoffnung aufgegeben hat. Das Zentrum
hat die von den Nationalſozialiſten im Aelteſtenrat verlangte
längere Vertagung unterbunden und die Reichstagseinberufung
zum 31. Januar durchgedrückt. Es ſcheint ebenfalls noch nicht alle
Hoffnung aufgegeben zu haben, hält ſich aber auffallend zurück.
Nur unter der Hand wurde die Verbindung mit den
National=
ſozialiſten geſucht und auch gefunden. Aber die Wahrſcheinlichkeit
für eine Verſtändigung iſt ſehr gering. Herr Kaas hat vor der
Bildung des Kabinettes Schleicher ſich ſchon einmal vergeblich
be=
müht.
Wahrſcheinlich wird man am Freitag im Aelteſtenrat wieder
vor der gleichen Situation ſtehen, nur daß inzwiſchen die
Deutſchnationalen die von uns bereits angekündigte
Ab=
ſage an das Kabinett Schleicher verkündet haben, die
eigentlich nicht gerade eine Entlaſtung der Lage bedeutet und die
Folge haben müßte, daß am kommenden Dienstag im Reichstag
die Ausſprache beginnt mit der Regierungserklärung und den
Ab=
ſtimmungen über die Mißtrauensanträge. Damit wäre dann der
Konfliktsfall gegeben. Erſt in dieſem Augenblick
wird
die Frage des Staaisnokſtandes
aktuell. Neuwahlen ſind politiſch ſinnlos, weil ſie eine
grund=
legende Veränderung in der Zuſammenſetzung des Reichstages
nicht bringen werden. Für die langſam vertrauenſchöpfende und
mutiger werdende Wirtſchaft ſind Neuwahlen mit ihrer
Ver=
hetzung auch nicht nützlich. Aus dem Problem der Beſeitigung der
Arbeitsloſigkeit heraus, müßten Neuwahlen alſo vermieden
wer=
den. Wenn der Reichstag ſich aber in eine Lage hineinmanövriert,
wo verfaſſungsmäßig Neuwahlen der letzte Ausweg bleiben, ſteht
der Reichspräſident vor der Frage, ob er nicht
aus ſeiner Verantwortung heraus gegenüber
Staat und Volk verpflichtet iſt, ſeine
Vollmach=
ten aus Artikel 48 ſo auszuweiten, daß er
ent=
weder eine zwangsweiſe Vertagung des
Reichs=
tags oder eine Vertagung der Neuwahlen
anord=
net. Es ſcheint, daß das Zentrum die Pauſe benutzen will, um
mit den Nationalſozialiſten über die
Möglichkeiken einer längeren Bertagung
des Reichskages
erneut zu berhandeln. Der nationalſozialiſtiſche Vorſchlag, den
Reichstag bis zur Vorlegung des Etats zu vertagen, könnte am
kommenden Freitag wieder hervorgeholt werden mit Ausſicht auf
Annahme. Dieſer Vorſchlag könnte ſogar in der kommenden
Woche nach dem Zuſammentritt des Plenums und
Entgegen=
nahme der Negierungserklärung, ſogar nach Beendigung der
Ausſprache wiederholt werden. Jedenfalls gewinnt in politiſchen
Kreiſen die Auffaſſung an Boden, daß die Parteien, die ja
kein Intereſſe an Neuwahlen haben, ſchließlich doch
dem Konflikt ausdem Wege gehen und die Formel
für eine Vertagung finden, wofür der Beginn der
Ab=
rüſtungskonferenz und die ſchweren Kämpfe, die Deutſchland in
Genf bevorſtehen, eine zureichende Grundlage abgeben könnten.
Der Reichstag würde dann, da mit der Vorlage des Etats erſt
im April/Mai zu rechnen iſt, erſt im Juni nach der dritten
Leſung des Etats zu den Abſtimmungen ſchreiten, worauf evtl.
Neuwahlen im Auguſt ſtattfinden könnten. Ob es zu dieſer
Entwicklung kommt, läßt ſich heute noch nicht vorausſagen. Die
Lage würde ſich ſofort verſchieben, wenn etwa die um Hugenberg
laufenden Gerüchte zur
Wisderbelebung der Harzburger Bronk
feſtere Formen annehmen ſollten. Aus der Tatſache, daß die
Abſage Hugenbergs an den Kanzler gerade in dieſem Augenblick
veröffentlicht wird, könnte man eigentlich den Schluß ziehen, daß
hier irgendwelche greifbaren Fortſchritte erzielt wären, wenn
auch das Endziel noch ziemlich entfernt ſein könnte. Aber erſt,
wenn dem Reichspräſidenten von der Harzburger Front
be=
ſtimmte Vorſchläge unterbreitet werden könnten, wären die
Vor=
bedingungen geſchaffen, andere Wege zu beſchreiten.
Der Slandpunkt der Regierung.
In Kreiſender Reichsregierung ſcheint die
Ab=
ſage der Deutſchnationalen keinen ſonderlichen
Eindruck gemacht zu haben. Die Reichsregierung
will gelegentlich auf die Entſchließung
ant=
worten. Man hält die Abſage der Deutſchnationalen für eine
Quittung über den vergeblichen Verſuch, in die Regierung
Schleicher hineinzukommen. Wie erinnerlich, hat Geheimrat
Hugenberg vor einiger Zeit ſehr eingehend mit General Schlei=
cher verhandelt, um eine „Untermauerung” des Kabinetts — wie
man ſich damals ausdrückte — herbeizuführen . . Geheimrat
Hugenberg war bereit, ohne Nückſicht auf die Nationalſozialiſten
in die Regierung zu gehen. Der Kanzler hat aber dieſe einſeitige
„Untermauerung” abgelehnt. Nach Anſicht der Wilhelmſtraße
wollen die Deutſchnationalen nun den Abſprung in die
Harz=
burger Front, alſo zu den Nationalſozialiſten, verſuchen. Die
Regierung will zunächſt abwarten, wie die Dinge am Freitag im
Aelteſtenrat laufen. Sollte es nötig ſein, am Freitag abend nach
Schluß des Aelteſtenrates ſofort Beſchlüſſe zu faſſen, dann
wer=
den dieſe, verſichert man, keinen Augenblick auf ſich warten laſſen.
Eine Enkſchließung der Deutſchnakionalen.
Die deutſchnationale Reichstagsfraktion veröffentlicht eine
Entſchließung, deren weſentlicher Inhalt bereits am Samstag dem
Reichskanzler v. Schleicher bekanntgegeben worden iſt. Darin
heißt es u. a., daß eine grundſätzliche Entſcheidung in einer Reihe
von Lebensfragen der Nation, insbeſondere eine durchgreifende
Löſung der ſchwebenden Wirtſchaftsfragen erforderlich ſei, um
der Not zu ſteuern. Dazu müſſe in erſter Linie eine vollſtändige
Neubildung des Kabinetts erfolgen, um die erforderliche
Schlag=
kraft und Einheitlichkeit der Regierungsführung, und zwar
namentlich der Wirtſchaftspolitik, ſicherzuſtellen. Allzu lange
dauerten jetzt ſchon die mit der Demiſſion des Kabinetts v. Papen
begonnenen Verhandlungen und Beſprechungen in Berlin, um
noch Verſtändnis im Volke zu finden. Die Politik des Hinhaltens
und Zauderns ſtelle alle Anſätze einer Beſſerung in Frage. Die
an ſich ſchon großen Gegenſätze im Lande vertieften ſich immer
weiter. Dazu trage auch die mangelnde Einheitlichkeit in den
An=
ſchauungen und Aeußerungen der einzelnen Reſſortminiſter bei.
Ohne ein Wiederanziehen der nationalen Güterproduktion, und
damit der Arbeit und der Kaufkraft, ſei die Lage des deutſchen
Volkes nicht zu verbeſſern. Dieſer entſcheidende Geſichtspunkt
trete weder in den Maßnahmen, noch in den wirtſchaftspolitiſchen
Aeußerungen der Regierung hervor. Vielmehr werde in der
Wirt=
ſchaftspolitik ein neues Abgleiten in ſozialiſtiſch=internationale
Gedankengänge immer deutlicher. Eine beſondere Gefahr bedeute
es, wenn man Gegenſätze zwiſchen groß und klein, vor allem in
der Landwirtſchaft, entſtehen laſſe, und dadurch die Gefahr eines
Bolſchewismus auf dem flachen Lande hervorrufe. Ueberall tauche
der Verdacht auf, daß die jetzige Reichsregierung nichts anderes
bedeuten werde, als die Liquidation des autoritären Gedankens,
den der Reichspräſident mit der Berufung des Kabinetts Papen
aufgeſtellt hatte. Das Verſagen der Regierung habe ſteigende
Enttäuſchung und Gegnerſchaft hervorgerufen. Die Fraktion
be=
kenne erneut, daß die Staats= und Wirtſchaftskriſe nur durch eine
ſtarke Staatsführung überwunden werden könne.
Die nächſten Arbeiken des Kabinekks.
Umorganiſalion der Arbeitsloſenhilfe.
Weitere 50 Millionen für Hausreparakuren.
Butkerbeimiſchungsverordnnng.
* Berlin, 24. Januar. (Priv.=Tel.)
Das Kabinett wird ſich in dieſen Tagen mit einer Reihe von
ſachlichen Problemen befaſſen, die in der Zwiſchenzeit ſehr
weit=
gehend vorbereitet wurden. Dazu gehört die
Umorganiſa=
tion der Arbeitsloſenhilfe, alſo die Beſeitigung der
bisher beſtehenden Dreiteilung in Arbeitsloſenverſicherung,
Kri=
ſen= und Wohlfahrtsunterſtützung. Der Zweck der
Umorgani=
ſation geht im weſentlichen dahin, die Gemeinde von der
Wohlfahrtsfürſorge zu befreien, ohne aber an
den Unterſtützungen, ſelbſt etwas abzuſtreichen.
In das Problem gehört dann die kommunale
Umſchul=
dung und Sanierung.
Daneben werden im Kabinett weitere Maßnahmen
vor=
bereitet, die auf eine wirtſchaftliche Wiederbelebung
hinauslaufen und mit dem Arbeitsbeſchaffungsprogramm in
Zu=
ſammenhang ſtehen. Es ſind durch Verordnung jetzt wieder
50 Millionen für Hausreparaturen bereitgeſtellt,
was in der Praxis eine Arbeitsmenge von etwa 200 Millionen
ausmacht. Die Verordnung gewinnt beſondere Bedeutung dadurch,
daß dieſe Summe vor allem für Hausreparaturen
in=
nerhalb der Gebäude zur Verfügung geſtellt wird, daß
alſo auch während, der Froſtperiode Arbeiten vergeben werden
können. Es iſt weiter damit zu rechnen, daß in der nächſten Woche
eine zuſammenfaſſende Verordnung über eine Reihe von
Verfaſ=
ſungsmaßnahmen veröffentlicht wird. Vor allem wird es ſich
da=
bei um eine Vereinfachung der
Steuerveranlagun=
gen, um Maßnahmen zur Münzreform, und ähnliche
Beſtimmungen handeln. Es wird dann auch von einer
Aus=
weitung des Sofortprogramms um weitere 300
Millionen geſprochen. Vorläufig ſind aber dieſe Dinge noch
nicht ſo weit. Erſt wenn die Verhandlungen darüber beendet ſind,
ob ein neuer Kredit von 300 Millionen bereitgeſtellt werden kann,
iſt mit dem Beſchluß des Kabinetts zu rechnen.
Auch der Butterbeimiſchungszwang für die
Margarineherſtellung iſt wieder aktuell geworden.
Nach=
dem ſich der Ernährungsminiſter wochenlang mit der
Margarine=
induſtrie wegen der Uebernahme eines Kontingents von 15 000
Tonnen unterhalten hat. Die Regierung hüllt ſich zwar in
Schwei=
gen, wie das Beimiſchungsproblem geregelt werden ſoll, gibt aber
zu erkennen, daß in der nächſten Woche die
entſprechen=
den Durchführungsverordnungen zu der
Bei=
miſchungs=Ermächtigung herauskommen werden.
Die Nok im Weißen Haus.
Manila — Mukden — Waſhington. — Hoovers Rückzugsgefechte,
Der Dollar und die Technokraten.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
H. W.v.D. New York, Mitte Januar 1933.
Hatte man urſprünglich für die Zeit bis zum 3. März, da der
neugewählte Präſident Rooſevelt ſein Amt antritt, im großen und
ganzen eine politiſche Leere erwartet, ſo ſieht man ſich durch die
Wirklichkeit enttäuſcht. Das gerade Gegenteil iſt der Fall. Die
USA. erleben nämlich gegenwärtig eine
poli=
tiſche Hochkonjunktur von ſeltenem Ausmaße, und
zwar ſowohl auf innerpolitiſchem als auch auf außenpolitiſchem
Gebiete. Vor allem geht natürlich der Kampf um die
Kriegs=
ſchulden weiter. Wenn auch Rooſevelt amtlich jede Einmiſchung
in die Staatsgeſchäfte leugnet, muß er doch bei wichtigen
An=
gelegenheiten immer wieder gefragt werden. Zudem iſt er eifrig
dabei, ſein Kabinett zuſammenzuſtellen, und hat daher jede
Woche mehrere wichtige Unterredungen mit irgendwelchen
füh=
renden Perſönlichkeiten. Die Oeffentlichkeit erfährt dabei
aller=
dings zumeiſt nicht viel mehr als die Tatſache der Unterredung
ſelbſt, und der Phantaſie der Berichterſtatter iſt daher nur um
ſo größerer Spielraum gelaſſen. Aber ſchließlich weiß ja jeder,
was es bedeutet, wenn Rooſevelt mit Dawes und
Young, Parker Gilbert und Wiggen
Beſprechun=
gen abhält. Dieſe Herren ſind naturgemäß in erſter Linie
amerikaniſche Geſchäftsleute, aber gerade die Tatſache, daß ſie
neben vielen anderen um ihre Meinung gefragt werden, — um
mehr kann es ja nicht gehen, da ſie als Kabinettsmitglieder
nicht in Frage kommen — zeigt, womit ſich Rooſevelt die Zeit
vertreibt, ſeitdem er nicht mehr den Staat New York verwaltet.
Sicher iſt es auch kein Zufall, daß ſchließlich der Außenſekretär
Stimſon jetzt ſchon mehrere Male mit Rooſevelt zuſammen kam.."
Inzwiſchen hat Präſident Hoover auch den lebhafteſten
Kum=
mer mit dem Weſten gehabt. Nachdem ihm ſchon der Oſten,
Europa, ſo große Schwierigkeiten bereitete. Das neuerliche
Vorgehen der Japaner in Oſtaſien hat den Zorn
der öffentlichen Meinung erregt und das Weiße
Haus hat nicht umhin gekonnt, einige geharniſchte Proteſte vom
Stapel zu laſſen. Amerika, ſo heißt es, könne es ſich nicht
ge=
fallen laſſen, daß einer ſeiner wichtigſten Märkte, China, unter
japaniſchen Einfluß geräte und hat daher noch einmal erklärt,
es könne eine Abänderung des Mächtevertrages nicht zulaſſen.
Japan hat jedoch nicht ungeſchickt geantwortet und mit
Enthüllungen über amerikaniſche
Waffenlie=
ferung an China aufgewartet, die hier einen überaus
ungünſtigen Eindruck gemacht, und die Regierung zu
Waſhing=
ton zu der Forderung nach einem internationalen
Waffenaus=
fuhrverbot gezwungen haben. Ueberflüſſig zu ſagen übrigens,
daß alle japaniſchen Angaben von amerikaniſcher Seite
demen=
tiert werden. Dazu kommt weiter, daß auch die Frage der
Philippinen in uSA. einen lebhaften
Mei=
nungskampf entfeſſelt hat, bei dem Präſident Hoover
ebenfalls Haare laſſen mußte. Das Repräſentantenhaus nahm
nämlich ein etwas merkwürdiges Geſetz an, das den Philippinen
die Freiheit gibt, die ſtaatliche Unabhängigkeit, wenn dieſe ſich
innerhalb von zwei Jahren eine Verfaſſung gäben. Dann ſollen
dieſe Inſeln nach Ablauf einer weiteren Reihe von Jahren
völ=
lig von der Union getrennt werden. Hoover hat hiergegen
pro=
teſtiert, aus militärpolitiſchen Gründen. Die Philippinen,
der wichtigſte Vorpoſten Amerikas im Stillen
Ozean, kann man nach Anſicht der maßgebenden
Kreiſe der amerikaniſchen Marine nicht
auf=
geben, ohne eine entſprechende Entſchädigung
auf dem Gebiete der Seerüſtung zu erhalten.
Hierfür beſteht jedoch gegenwärtig beim amerikaniſchen Volk
keinerlei Neigung. Der Senat erſcheint bereit, ſich über das Vero
des Präſidenten Hoover mit einer Zwei=Drittel=Mehrheit
hin=
wegzuſetzen, um ihm zu zeigen, daß das Parlament ſtärker ſei
als er. Für die Stellung des Präſidenten Hoover wird aber die
Lage ſehr abträglich, wenn er ſein Veto, wie hier alle Welt
prophezeit, aufhebt. (Das iſt inzwiſchen geſchehen. Die Red.)
Japan hat übrigens gleich Lunte gerochen und in
Waſhington zu verſtehen gegeben, es wäre bereit, ſich zu
verpflichten die Philippinen nicht zu beſetzen,
falls Amerika den neuen mandſchuriſchen Staat
anerkenne. Dieſe Anerkennung von Mandſchukuo ſtößt aber
hier auf dieſelben wirtſchaftlichen Schwierigkeiten, wie das
Ver=
bleiben der Philippinen im Verbande von USA. Die
Amerika=
ner wollen die zollfreie Einfuhr von Kopra, Jute und Zucker
aus den Philippinen nicht, wollen nicht die Einwanderung von
Filipinos, die doch noch amerikaniſche Staatsbürger ſind, nach
Kalifornien, und die Filipinos, die Kopra, Jute und Zucker auch
weiterhin nach Amerika einführen wollen, die auch weiterhin
nach Kalifornien einwandern wollen, die im übrigen fürchten,
daß bei einer Unabhängigkeit der Philippinen Japaner und
Chineſen den Arbeitsmarkt in ihrer Heimat ruinieren könnten,
dieſe Filipinos wollen ihre Unabhängigkeit nicht.
Ja, und dann kommen die ganzen innerpolitiſchen
Schwierigkeiten in den Vereinigten Staaten,
die in der Hauptſache durch die Wirtſchaftslage
bedingt ſind. Die Preife fallen wieder, die Unzufriedenheit
unter den Farmern iſt im Wachſen begriffen. Man kann das ja
durchaus verſtehen, wenn man ſieht, die dieſe armen Leutchen
in immer größere Not geraten. Und, da der Präſident nicht die
Initiative ergriff, hat das der Kongreß getan. Er hat ein
Ge=
ſetz beſchloſſen, das überall eine Einſchränkung des
Anbaus der Agrarprodukte um etwa ein
Fünſ=
tel vorſieht und das ſtaatlich garantierte
Min=
deſtpreiſe für Weizen, Baumwolle, Schweine
und noch eine ganze Reihe von anderen Artikel vorſieht, ſowie
ſchließlich auch noch eine Erhöhung der Zölle feſtſetzt.
Dieſe ſogenannte Jones=Bill ſpielte bereits im Wahlkampf um
die Präſidentſchaft eine bedeutende Rolle, da der demokratiſche
Senator mit dieſem Plan die Farmer im mittleren Weſten zu
gewinnen verſtand. Jetzt hat auch der Ausſchuß des
Repräſen=
tantenhauſes das Geſetz angenommen, und es iſt kaum daran
zu zweifeln, daß die Vollverſammlung und der Senat ſich
eben=
falls für die Bill ausſprechen werden. Die Wirtſchaft läuft
jedoch gegen dieſes Projekt Sturm. Jones hat ſich
nämlich die Sache vielleicht etwas zu einfach gedacht: Er will
den Unterſchied der garantierten Preiſe von den Verbrauchern
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Januar 1933
Der badiſche Finanzminiſter hat beim Reichskanzler, bei den
zuſtändigen Reichsminiſtern, bei der Hauptverwaltung der
Deut=
ſchen Reichsbahngeſellſchaft und beim Reichskommiſſar für
Arbeits=
beſchaffung einen erneuten Antrag wegen der Bahnelektrifizierung
in Baden eingereicht.
Der Fehlbetrag im polniſchen Staatshaushalt für die erſten
drei Vierteljahre des laufenden Rechnungsjahrs beträgt 222
Mil=
lionen Zloty. Der Fehlbetrag für das ganze Rechnungsjahr wird
auf 300 Millionen Zloty geſchätzt.
Der Völkerbundsrat hat in geheimer Sitzung den Präſidenten
der Regierungskommiſſion des Saargebietes, Knox, und die
übri=
gen Mitglieder der Regierungskommiſſion für ein weiteres Jahr,
bis zum 31. März 1934. in ihren Aemtern beſtätigt.
Infolge Meinungsverſchiedenheiten innerhalb der katalaniſchen
Regierung über das katalaniſche Statut hatten zunächſt vier
Mit=
glieder der Regierung ihre Demiſſion gegeben. Daraufhin hat der
Miniſterpräſident dem Präſidenten Macia die Geſamtdemiſſion des
Kabinetts überreicht, um die Bildung einer neuen Regierung zu
erleichtern.
Der griechiſche Senat hat mit 72 gegen 20 Stimmen die
Auf=
löſung der Kammer beſchloſſen. Die Neuwahlen ſind auf den
5. März feſtgeſetzt worden.
Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon iſt zur
Teil=
nahme an der 70. Tagung des Völkerbundsrates nach Genf
abge=
reiſt. Vor ſeiner Abreiſe hatte er eine längere Unterredung mit
Miniſterpräſident Macdonald.
iN Ars.8.
das Miniſterium polizeilich abgeriegelt war, konnte eine
Erwerbs=
loſendelegation den Miniſter nicht erreichen. Die Polizei hatte
ſchon in der Nacht einen ausreichenden Schutzdienſt eingerichtet.
Ihre Arbeit wurde ſehr erſchwert, da infolge der jetzigen
Beſtim=
mungen Demonſtrationen in ihrer Durchführung völlig frei ſind.
Die einzelnen Züge konnten daher durch alle, auch die engſten
Straßen ziehen und die Polizei immer wieder vor neue
Richtungs=
änderungen ſtellen. Irgendwelche Zwiſchenfälle von Bedeutung
haben ſich nicht ereignet. Einigen Teilnehmern wurden
Stichwaf=
fen abgenommen.
Franzöſiſche Sorgen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 24. Januar.
Die Lage der Regierung Boncour bleibt nach wie vor ſehr
ſchwierig. Die Votierung des Budgets ſtößt auf größere
Schwie=
rigkeiten als man erwartete. Die Sozialiſten ſind in der
Finanz=
kommiſſion ſehr ſtark und ſchwer zu behandeln, darum erweiſt ſich
die Zuſammenlegung des Regierungsprojektes mit dem
ſozialiſti=
ſchen Projekt, — „das Amalgam” wie es in der Sprache der
Couloirs genannt wird —, als ſchwer durchführbar. Die
Sozia=
liſten lehnen den größten Teil der Steuererhöhungen ab, ebenſo
wie ſie die meiſten Sparmaßnahmen für zu ſtreng halten. Sie
er=
blicken die Löſung in neuen Anleihen; mit der Autonomie der
Amortiſationskaſſe — eines der Grundprinzipien Poincares —
ſoll aufgeräumt werden, und die Amortiſierungskaſſe ſoll eine
An=
leihe dem Schatzamt zur Verfügung ſtellen. Man mag über ſolche
Ideen denken wie man will, es iſt Tatſache, daß in einer nicht
normalen Situation ſolche Kniffe manchmal zu entſchuldigen ſind.
Nach der ſozialiſtiſchen Doktrin iſt nur ein prinzipielles und
nicht ein tatſächliches Gleichgewicht im Budget notwendig. Würde
man dieſe Idee akzeptieren, ſo wäre mit einem Defizit von
ſie=
ben Milliarden zu rechnen. Man ſteuert aber auf ein Kompromiß
hin. Das Unglück iſt nur, daß ſich alles in die Länge zieht, man
wird auch für Februar ein Proviſorium votieren müſſen. Das
er=
höht das Preſtige der Regierung nicht. Aber eine Kriſe würde
nach der allgemeinen Auffaſſung nur eine weitere
Linksorientie=
rung bedeuten.
Die Finanzſorgen drängen ſelbſt die Außenpolitik in den
Hintergrund, was freilich keinen Stillſtand bedeutet.
Die Frage des Verhältniſſes zu Amerika wird jetzt wieder
peſſimiſtiſcher brurteilt. Je näher der Amtsantritt Rooſevelts rückt,
um ſo mehr läßt die Begeiſterung für ihn nach. Die Frage der
interalliierten Schulden erſcheint ſchier unlösbar; ſelbſt die
Ver=
handlungen Englands betrachtet man hier mit Skepſis. Es iſt
wahr, daß man vielleicht ihren Erfolg auch nicht ſehr wünſcht. Die
Wirtſchaftskreiſe zweifeln daran, ob England beſondere
wirtſchaft=
liche Zugeſtändniſſe an Amerika machen kann. Die Folgen der
Konferenz von Ortawa ſollen das ausſchließen. Inwieweit das
zutrifft, kann man von hier aus nicht beurteilen. Tatſache iſt aber,
daß Frankreich auch ohne Ottawa kaum irgendwelche
wirtſchaft=
liche Kompenſationen an U S.A. anzubieten hat. Eine Löſung der
Schuldenfrage iſt alſo für Frankreich ſchwer vorſtellbar. Anderſeits
aber wünſcht man hier ſehr ſtark eine Klärung herbei, um die
Weltwirtſchaftskonferenz zu ermöglichen. Mit den Vorarbeiten iſt
man ſehr zufrieden und behauptet, daß, wenn die Genfer Beſchlüſſe
verwirklicht werden könnten, die Weltwirtſchaftskriſe zum größten
Teil überwunden würde.
Waſhington, 24. Januar.
Sechsunddreißig der 48 Unionſtaaten haben, wie Reuter
mel=
det, einen Zuſatz zur Verfaſſung der Vereinigten Staaten gebilligt,
wonach künftig der alte Kongreß nach der Neuwahl des Kongreſſes
— die alle vier Jahre im November erfolgt — nicht mehr
zuſam=
mentreten wird. Der neue Kongreß wird am 3. Jan. des
folgen=
den Jahres zu ſeiner erſten Sitzung zuſammentreten. Der
gleich=
zeitig mit dem Kongreß gewählte Präſident und Vizepräſident
werden gleichfalls künftig ihr Amt nicht mehr erſt am 4. März,
ſondern bereits am 20. Januar antreten.
Mit dieſem 20. Amendement wird endlich ein alter Zopf der
amerikaniſchen Verfaſſung beſeitigt werden, deſſen Exiſtenz ſich in
neuerer Zeit immer wieder äußerſt ſtörend bemerkbar gemacht hat.
Auch in dieſem Falle wurde der traditionelle Weg zur Abänderung
der vereinſtaatlichen Verfaſſung, die am 17. September 1787 in
Philadelphia angenommen wurde und damit die älteſte
geſchrie=
bene Verfaſſung iſt, beſchritten, auf dem auch die Abſchaffung der
Sklaverei im Jahre 1865, die Einführung der Prohibition im
Jahre 1920 und des Frauenwahlrechts im Jahre 1920 erfolgten.
Die bisherige Regelung, die den alten Kongreß noch nach der
Neu=
wahl monatelang in ſeiner geſetzgeberiſchen Funktion beließ,
ſtammte aus einer Zeit, in der die Abgeordneten beſonders der
von Waſhington entfernteren Staaten ſelbſt unter Benutzung der
Poſtkutſche lange Zeit brauchten, ehe ſie zur Bundeshauptſtadt
ge=
langen konnten. Die Langſamkeit des damaligen Verkehrs= und
Nachrichtenweſens, beſonders auch der Verbindung mit Europa,
das man damals mit dem Segelſchiff in ebenſo viel Wochen wie
heute Tagen erreichte, machte eine allzu große Beſchleunigung des
Zuſammentritts eines neuen Kongreſſes nicht erforderlich.
Die Störungen des politiſchen Friedens und die oftmals
ge=
radezu grotesken Situationen, die ſich bei der Beibehaltung einer
überalterten Verfaſſungsvorſchrift in der Zeit eines gewaltigen
techniſchen Fortſchritts ergaben, wurden auch in Amerika ſelbſt
empfunden. Spöttiſch bezeichnete man den alten Kongreß, welcher
nach der Neuwahl ſeine Funktionen weiter ausübte, als den
Kon=
greß der „lame ducks”, der lahmen Enten.
Beſonders erſchwert wurde natürlich der geſamte politiſche
Betrieb, wenn auch, wie bei der letzten Wahl, eine völlige
Ver=
ſchiebung der politiſchen Kräfte, ein „land ſlide”, eintrat. Die
Neuordnung ſoll ermöglichen, daß die Anpaſſung der
demokrati=
ſchen Politik an den Willen des Volkes möglichſt raſch vollzogen
wird, um damit die Lähmnung, die ſich gerade jetzt in den
inter=
nationalen Schulden= und Wirtſchaftsverhandlungen unangenehm
bemerkbar macht, zu beſeitigen.
Amerikaniſche Einladung an Ikalien
zu Sonderverhandlungen.
Der amerikaniſche Staatsſekretär Stimſon hat im Namen des
neuen Präſidenten Rooſevelt eine Einladung an Italien ergehen
laſſen, nach Rooſevelts Amtsantritt Vertreter nach Waſhington
zu entſenden, um Verhandlungen über die Kriegsſchuldenfrage zu
führen.
Wie verlautet, hat Stimſon die italieniſche Regierung bitten
laſſen, ihre Delegierten erſt herzuſenden, nachdem die
Verhandlun=
gen mit der britiſchen Delegation mehr oder weniger abgeſchloſſen
ſind. Dies baſiere auf dem Entſchluß Rooſevelts, nur
mit den Schuldnern zu verhandeln, die die
De=
zember=Rate zahlten, die Verhandlungen ſtreng
getrennt zu halten und jeden Aſſchein einer.
europäiſchen Einheitsfront zu vermeiden.
Der tſchechoſlowakiſche Geſandte ſuchte Stimſon gleichfalls auf.
um mit ihm die Frage der Anbahnung von
Schuldenverhandlun=
gen zu behandeln. Man nimmt an, daß er eine gleichlautende
Ein=
ladung erhalten wird. Allgemein wird erwartet, daß die
Tſchecho=
ſlowakei. Finnland, Lettland und Litauen, die die am 15.
Dezem=
ber fälligen Kriegsſchuldenraten pünktlich bezahlt haben, in Kürze
gleichfalls zu einer Beſprechung des Kriegsſchuldenproblems
einge=
laden werden, nachdem ſolche Einladungen an England und
Ita=
lien bereits hinausgegangen ſind.
die Wahlen in Irland.
Dublin, 24. Januar.
Am Dienstag wurden im Iriſchen Freiſtaat die Wahlen
zum Dail Eireann abgehalten. Die Wahlen verliefen im
allge=
meinen ruhig; die Wahlbeteiligung war ſehr ſtark. Die erſten
Nachrichten über die Wahlergebniſſe ſind nicht vor Mittwoch
abend zu erwarten.
Seite 2 — Nr. 25
bezahlen laſſen, die damit praktiſch unter die Kontrolle des
Staates gerieten. Jedermann weiß aber, daß die Preiſe zu
niedrig ſind, daß irgendeine Kontrolle über den Markt ausgeübt
iverden muß. Sind jedoch ſtaatlich garantierte Mindeſtpreiſe das
Nichtige? Der Kampf der Meinungen geht ſehr ſtark
durcheinan=
der, da die einen eine Erhöhung der Preiſe fürchten, während
die anderen in ihr die einzige Rettung ſehen. Was ſoll da der
Präſident machen? Wird er wieder ſein Veto einlegen? Wie
ſteht Rooſevelt zu der Angelegenheit? Im Wahlkampf war er
für das Geſetz. Iſt er jetzt dagegen? Oder ſtehen wir gar vor
einem Konflikt zwiſchen Hoover und Rooſevelt?
Soviel iſt jedenfalls ſicher, daß die Not im Anſteigen
be=
griffen iſt, und daß es nicht leicht ſein wird, einen Weg zu
finden, um aus der Schwierigkeit herauszukommen. Senator
Borah hat im Kongreſſe die Inflation, die Entwertung des
Dollars empfohlen, war aber in dieſer Frage ein Außenſeiter.
Amerika will vorläufig weder die
Inflation=
noch auch die Stabiliſierung des Dollars zu
niedrigeren Wechſelkurſen. Im Gegenteil, die
Regie=
rung erſtrebt eine Wiedereinführung der Goldwährungen in der
Welt, weil ſich zum Beiſpiel der Druck des entwerteten engliſchen
Pfundes immer unangenehmer bemerkbar macht. Die Regierung
hat ſich ſogar bereit erklärt, für dieſe Stabiliſierung große Opfer
in der Frage der Kriegsſchulden und der Zölle zu bringen.
Deshalb ſoll vor der Entſcheidung über dieſes Problem auf der
Weltwirtſchaftskonferenz der Dollar unangetaſtet bleiben. Aber
was macht inzwiſchen der Landwirt? Wird man ihm ein
Mora=
torium gewähren?
Und die Kommuniſten im Lande gewinnen
weiteren Auhang, ſowie eine neue, man könnte ſagen
ſozialiſtiſche Richtung. Die ſogenannten Technokraten predigen,
der techniſche Fortſchritt ſei an allem ſchuld, und jetzt bliebe
nichts weiter übrig, als die Arbeitszeit bei möglichſt
gleich=
bleibenden Löhnen auf 4 Stunden am Tage feſtzuſetzen, um der
Arbeitsloſigkeit Herr zu werden. Es würde nie wieder möglich
ſein, die Induſtrie bis zur vollen Höhe ihrer Leiſtungsfähigkeit
auszunutzen. Dieſes Problem trägt Unlogik und Schwierigkeit
der Löſung an der Stirn geſchrieben. Iſt letzten Endes aber
weiter nichts als eine große Reaktion auf den Taumel der
Tech=
nik, in dem die Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten
Jahrzehnten durch die Geſchichte gingen. Ausfluß einer noch
immer nicht überwundenen Kriſe, die am Mark der Wirtſchaft
und des Staates frißt, umrahmt, durchwachſen gewiſſermaßen
von innerpolitiſchen Schwierigkeiten. Von all dem iſt die
Außen=
politik ein getreues Spiegelbild, und ohne dieſe amerikaniſchen
Tatſachen iſt die Entwicklung rund um den Pazifik nicht zu
verſtehen, an deſſen Küſten es allenthalben Zündſtoffe in Menge
gibt, ſo daß die Funken des Flammenmeeres im Fernen Oſten
bei einem Uſeberſpringen ſchickſalsſchwerſte, gefährlichſte Nahrung
fänden.
Kirchenverkräge auch in Heſſen?
Zu unſerer Meldung „Kirchenverträge auch in Heſſen” in
Nr. 22 vom 22. 1. erfahren wir von zuſtändiger Stelle, daß in der
Beſprechung zwiſchen Staatspräſident Dr. Adelung und Vertretern
des Heſf. Landeslehrervereins von dem Staatspräſidenten unter
Bezugnahme auf Bemerkungen des „Schulboten” über das badiſche
Konkordat darauf hingewieſen wurde, daß durch die neue
Reichs=
verfaſſung das Verhältnis von Staat und Kirche geändert und
damit eine Reihe von noch ungelöſten Fragen der verſchiedenſten
Art aufgeworfen ſei. An ihrer Löſung, die den Ländern
über=
laſſen ſei, beſtehe auch ein weſentliches ſtaatliches Intereſſe. Wegen
einer dieſer Fragen — der finanziellen Auseinanderſetzung —
ſchwebten bekanntlich ſchon ſeit Jahren Verhändlungen mit der
evangeliſchen Kirche; es ſei zu hoffen, daß das hierfür in
beider=
ſeitigem Einvernehmen eingeſetzte Schiedsgericht ſeine überaus
umfangreiche und ſchwierige Arbeit bald zum Abſchluß bringe. Es
beſtehe auch Uebereinſtimmung, daß die noch ſtrittigen Fragen
zu gegebener Zeit auf dem Wege gegenſeitiger Vereinbarung
ge=
löſt werden ſollten. Im übrigen halte ſich die heſſiſche Regierung
ſelbſtverſtändlich über die Entwicklung der einſchlägigen Fragen
und insbeſondere über die Verhandlungen zwiſchen Staat und
Kirche in den anderen deutſchen Ländern auf dem Laufenden.
Ruhiger Erwetbsloſenmatſch nach Darmſtadt.
Trotzdem die heſſiſche Regierung es abgelehnt hatte, die
Dele=
gierten des kommuniſtiſchen „Erwerbsloſenrates” zu empfangen,
führten die Kommuniſten am Dienstag ihren Erwerbsloſenmarſch
nach Darmſtadt durch. In den Morgenſtunden trafen die zum Teil
die ganze Nacht marſchierenden Abordnungen aus Starkenburg,
Rheinheſſen und Oberheſſen auf dem Paradeplatz ein. Dort
ſpra=
chen mehrere kommuniſtiſche Führer, Anſchließend durchzogen die
ctwa 6000 Männer und Frauen in mehreren Zügen die Stadt
un=
ter Mitnahme zahlreicher Fahnen und Plakate, in denen, wie in den
Sprechchören, Arbeit, Brot und Winterhilfe gefordert wurden. Da
Kommuniſtiſche Propaganda.
auf der Buhne.
In der zielbewußten Arbeit der Sowjetunion haben
alle ſtaatlichen Einrichtungen dem Staat zu dienen; ſo auch das
Theater.
Wie Profeſſor Arthur Kutſcher, der vor einigen Monaten
mit dem Münchener Theaterwiſſenſchaftlichen Seminar eine
Studienreiſe durch Rußland unternahm, kürzlich berichtete, iſt das
ruſſiſche Gegenwarts=Theater vorwiegend agitatoriſch, ſei es im
pathetiſchen, ſei es im ſatiriſchen Sinn.
Mitglieder des ſtaatlichen Theaters Meyerhold gaben
im vorigen Jahr ein mehrmonatiges Gaſtſpiel in Taſchkent, der
Hauptſtadt Usbekiſtans in Zentralaſien. Abends wurden die
poli=
tiſchen Tendenzſtücke von Trettjakoff, Wiſhnewſki u. a. geſpielt.
Tagsüber zogen Brigaden der Schauſpieler mit kleinen
politiſch=
ſatiriſchen Eſtradenſpielen in die Fabriken, an die Berggruben,
in die Dörfer. Alles im Dienſte der bolſchewiſtiſchen Propaganda!
Auf der deutſchen Bühne war Piscator der Träger
der bolſchewiſtiſchen Idee. Trotz der Unterſtützung mit dem Gelde
des Kapitaliſten Katzenelenbogen und ſeiner Frau Tilla Durieux
vermochte Piscator ſich auf die Dauer nicht zu halten. Literariſche
Wortführer ſind unter den Dramatikern Dr. Wolff und Bert
Brecht.
Sanfte Ankündigungen kamen bei Brecht in der „Drei=
Groſchen=Oper”, Stärkere Töne ſchlug die Oper „Aufſtieg und
Fall der Stadt Mahagonny” an; ſie hatte ſchon bewußt „
geſell=
ſchaftsändernde Funktion”, indem ſie die Geſellſchaft angriff, die
die Opern früheren Stieles pflegte. Schärfſter kommuniſtiſcher
Propaganda dient „Die Heilige Johanna der
Schlacht=
höfe”, ein ſchon vor zwei Jahren entſtandenes Schauſpiel, das
bis jetzt kein deutſches Theater aufzuführen gewagt hat.
Dieſes Schauſpiel ſoll, wie Brecht ſarkaſtiſch bemerkt, die
heutige Entwicklungsſtufe „des fauſtiſchen Menſchen” zeigen.
In einer raſchen Folge kurzer Bilder wird ein grauenhaftes
Zerrbild der heutigen Menſchheit gegeben.
Der Fleiſchkönig Mauler, der Vertreter des
Kapitalis=
mus beherrſcht die Schlachthöfe von Chicago und hiermit die
Fleiſchverſorgung von Amerika. Während Hunderttauſende von
Menſchen hungern, kauft Mauler die Fleiſchvorräte Amerikas auf.
Die Fleiſchfabriken werden geſchloſſen, die Konkurrenz
zertrüm=
mert, die Arbeiter ausgeſperrt, das Militär auf die Arbeiter
losgelaſſen, — alles mit den gemeinſten Mitteln, bis Mauler und
mit ihm der Kapitalismus triumphiert.
Die „Heilige Johanna” erſcheint an der Spitze der
„Schwarzen Strohhüte” um die Menſchen zu Gott zu
führen. Die „Schwarzen Strohhüte” verkörpern die Heilsarmee
oder eine ähnliche chriſtliche Gemeinſchaft. Ein grauenhafter
Sumpf menſchlicher Gemeinheit tut ſich vor ihr auf. In der
Fleiſchfabrik Maulers fällt ein Arbeiter in den Sudkeſſel und
wird zu Blattſpeck mitverarbeitet. Um es zu verheimlichen, zwingt
der Vorarbeiter einen armen Arbeitskollegen, mit Rock und
Mütze des Toten abzuziehen. Die hungernde Witwe des
Ver=
unglückten wird durch zwanzig warme Mittageſſen dazu gebracht.
die Nachforſchungen nach dem Toten einzuſtellen. Der Sinn: das
Kapital des Fabrikherrn zerſtört gemein alle Werte der
Familie, der Freundſchaft, der Achtung vor dem Tode!
Nachdem die „Heilige Johanna” durch dieſen Sumpf gezogen
iſt, will ſie ihre Heilsbotſchaft ausführen. Selbſtverſtändlich läßt
Brecht ſie kläglich ſcheitern. Mauler kauft ſich nach ſeinem
vor=
übergehenden Zuſammenbruch die „Schwarzen Strohhüte”, daß ſie
ſein Werk loben: die Religion iſt nur die Dirne des
Kapitals; für Geld preiſt ſie die Schandtaten des
Kapitalis=
mus als Gott wohlgefällige Werke.
Das Schauſpiel ſchließt mit einer Verhöhnung der Religion,
wie ſie die deutſche Literatur bis jetzt kaum kennt. Noch zahm
iſt es, wenn die „Schwarzen Strohhüte” als frommen Choral
ſingen:
„Bei euren Einkäufen
vergeßt nicht das herrliche,
vor allem bei Scheinkäufen
ganz unentbehrliche,
fort und fort
immer ſich wandelnde
Gotteswort.”
Der Gegenſatz zwiſchen frommen Geſängen und Not, zwiſchen
Worten und Taten ergibt nicht nur ſchärfſte Bekämpfung des
kapitaliſtiſchen Syſtems, ſondern weit darüber hinaus die ſtärkſte
Verhöhnung jedes religiöſen Gefühles, insbeſondere des
Chriſten=
tums.
Das Schauſpiel wirkt nicht anders als ein Werkzeug der
von dem Bolſchewismus planvoll betriebenen Gottloſenbewegung.
Die Wirkung der Verhöhnung und Zerſtörung wird dadurch
verſtärkt, daß Brecht klaſſiſche Vorbilder und klaſſiſche St.
l=
elemente nimmt und aushöhlt. Für den Rahmen der
Hand=
lung nimmt er Schillers „Jungfrau von Orleans”, für die
Schluß=
ſzene Goethes „Fauſt”, für die Verſpottung des Chriſtentums die
Form des Chorales und Stellen der Bibel.
Brecht ſpielt mit offenen Karten. Als die einzigen Leute,
die gegen die furchtbare Not etwas unternehmen, bezeichnet er in
einem Geſpräch zwiſchen Johanna und einem Arbeiter die
Kom=
muniſten.
Brecht wird es daher auch keineswegs als Mißſchätzung,
ſondern als ſachgemäße Anerkennung ſeiner Abſichten betrachten,
wenn ſeine „Johanna auf den Schlachthöfen” als ſchärfſtes
Propa=
gandamittel des Bolſchewismus gekennzeichnet wird.
Es iſt zugleich der unerhörteſte Angriff auf deutſches Weſen,
deutſche Kultur und jede Religion, und dies in der zerſetzenden
Form einer Verhöhnung ſondergleichen.
Angeſichts dieſes Tatbeſtandes ſehen wir uns genötigt, an
die Leitung des Heſſiſchen Landestheaters eine ſehr ernſte
An=
frage zu richten:
Iſt es richtig, daß dieſes Stück Bert Brechts „Die heilige
Johanna der Schlachthöfe” für das Heſſiſche Landestheater zur
Uraufführung angenommen worden iſt, und daß man ſich ſogar
zur Zahlung einer erheblichen Konventionalſtrafe für den Fall
der Nichtaufführung verpflichtet hat?
Da das Heſſiſche Landestheater in erheblichem Maße aus
öffentlichen Mitteln von Staat und Stadt unterhalten wird.
darf die Oeffentlichkeit wohl mit Recht eine alsbaldige Antwort
der zuſtändigen Stellen erwarten.
* Berlins Theaketkriſe.
Die repräſentativſte Bühne Berlins, das Deutſche Theater,
das in ſeiner Vergangenheit ein gutes Stück deutſcher Kultur
trägt, iſt nun auch in den Strudel der allgemeinen Theaterkriſe
hineingeriſſen worden. Max Reinhardt, dem das Haus gehört,
hatte ſich mit Beginn der Saiſon zurückgezogen und die Leitung
einem Duumbirat Beer=Martin übergeben. Die beiden neuen
Herren haben aber eine ſehr unglückliche Hand gehabt. Man ſagt
ihnen nach, daß ſie in wenigen Monaten über 200 000 Mark
ver=
pulvert haben, ſo daß jetzt ihre Geldgeber ſtreiken und
Rein=
hardt ſich nach einem Erſatz umſehen mußte. Der ſchien auch
gefunden dadurch, daß der Sohn des Geheimrats Duisberg von
den JG.=Farben=Werken, der den Künſtlernamen Achaz führt,
ſich für die Leitung des Theaters intereſſierte und ſein Vater
die nötigen Mittel zur Verfügung ſtellen wollte. Allerdings iſt
der Betrieb des Theaters wohl ſo ungeſund, daß er ſtark
reformiert werden muß. Eine Entwicklung dieſer Verhandlungen
aber konnte die bisherige Direktion nicht mehr abwarten. Sie
iſt von heute auf morgen zurückgetreten, und da eben nichis
anderes da war, haben die Schauſpieler unter Führung Eduard
von Winterſteins ſich jetzt zu einem Kollektiv
zuſammen=
geſchloſſen, um die Brücke bis zur Bildung einer neuen Direktion
zu ſchaffen. Allerdings decken die Einnahmen den notwendigen
Ausgabenetat nicht, ſo daß dieſes Proviſorium nur von kurzer
Dauer ſein kann und die Gefahr eines offiziellen Bankrotts
des Deutſchen Theaters beſteh:
Mittwoch, 25. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 25 — Seite 3
Die Manbnspoint der Mäcfte.
Neue Bläne der engliſchen Regierung auf eine engere Zuſammenfaſſung des früheren Deutſch=Oſtafrika
mit den benachbarken engliſchen Kronkolonien. — Frankreich beabſichkigk
Teilung des Mandaksgebletes Syrien und Libanon.
Zeutſchland warnk im Rak
vor einer Vetlekzung der Mandalsverkräge.
Deutſche, ikalieniſche und japaniſche Borbehalke
gegen Inveſtigakionsverfahren.
Genf, 24. Januar.
Der Völkerbundsrat trat am Dienstag vormittag unter dem
Vorſitz des Vertreters Italiens, Unterſtaatsſekretär Aloiſi, zu
ſeiner 70. Tagung zuſammen. Deutſchland iſt durch den
Geſandten v. Keller vertreten. Zu bemerkenswerten
Erklärungen gab der Bericht der Mandatskommiſſion Anlaß.
Der Bericht des Mandatsausſchuſſes macht von neuen Plänen
der engliſchen Regierung auf eine engere Zuſammenfaſſung des
engliſchen Mandatsgebietes Tanganjika (früheres Deutſch=
Oſt=
afrika) mit den benachbarten engliſchen Kronkolonien Kenya und
Uganda auf dem Gebiet der Verwaltung und der Zölle
Mit=
teilung. Ferner erwähnt der Bericht die Abſicht der franzöſiſchen
Regierung, das franzöſiſche Mandatsgebiet Syrien und Libanon
zu trennen, wobei Syrien aus dem Mandat entlaſſen, Libanon
jedoch weiter franzöſiſches Mandatsgebiet bleiben ſoll. Die
fran=
zöſiſche Regierung ſoll bei dieſen Plänen gewiſſe militärpolitiſche
Abſichten für den Ausbau von Flottenſtützungspunkten haben.
Ikalieniſcher Widerſtand gegen die franzöfiſchen
Syrien=Pläne.
Die engliſchen und franzöſiſchen Mandatspläne ſtießen
jedoch im Völkerbundsrat auf Widerſtand. Der
italie=
niſche Vertreter, Botſchafter Aloyſi widerſetzte
ſich den franzöſiſchen Plänen und wies auf den
untrennbaren Zuſammenhang zwiſchen Syrien und Libanon hin.
Der deutſche Geſandte v. Keller betonte zunächſt
den grundſätzlichen Standpunkt der Reichsregierung
auf Wahrung und Durchführung der
Gleich=
berechtigung aller Staaten in den
Mandats=
gebieten, insbeſondere in bezug auf die Vergebung
öffent=
licher Aufträge und betont, daß Gleichberechtigung nicht nur
einen juriſtiſchen, ſondern auch materiellen Charakter in jeder
Richtung tragen müſſe. Die von der franzöſiſchen Regierung
beab=
ſichtigte Teilung Syriens und Libanons entſpreche nach
Auf=
faſſung der deutſchen Regierung nicht den politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Intereſſen des Mandatsgebietes.
Deukſchland und die engliſchen Tanganika=Pläne.
Der deutſche Vertreter ging bei dieſer Gelegenheit auch auf
die bekannten engliſchen Pläne im Tanganjikagebiet (ehemaliges
Deutſch=Oſtafrika) ein. Er erklärte, die deutſche Regierung habe
mit Befriedigung die Erklärung der engliſchen Regierung
ver=
nommen, wonach dieſe im Augenblick darauf verzichtet habe,
Maßuahmen im Sinne einer politiſchen und verfaſſungsmäßigen
Vereinheitlichung Oſtafrikas zu ergreifen. Jedoch plane die
eng=
liſche Regierung nach dem Bericht des Mandatsausſchuſſes
wirt=
ſchaftliche Maßnahmen für eine gewiſſe Vereinheitlichung dieſer
Gebiete, insbeſondere in Form einer poſtaliſchen Union. Die
Mandatskommiſſion könne ſich jedoch einer aufmerkſamen Prüfung
der Poſtkonvention zwiſchen Kenia und Tanganjika nicht
ent=
ziehen. Sie müſſe unverzüglich prüfen, ob dieſe Vereinheitlichung
des Poſtweſens nicht bereits den Charakter einer einfachen
Ver=
waltungsmaßnahme überſchreite und die Selbſtändigkeit des
Mandatsgebietes berühre. Die deutſche Regierung werde ihren
Standpunkt aufrechterhalten, daß die unter dem Mandat
ſtehen=
den Gebiete politiſch unzertrennbare Einheiten ſeien.
Der franzöſiſche Unterſtaatsſekretär Pierre Cot und der
eng=
liche Unterſtaatsſekretär Eien gaben hierauf kurze Erklärungen
ab. Ihre Regierungen beabſichtigen vorläufig noch nicht, eine
Verhandlung über die zur Ausſprache ſtehenden Fragen zu
er=
öffnen, da zunächſt die Stellungnahme des Mandatsausſchuſſes
abgewartet werden müſſe.
Im Büro der Abrüſtungskonferenz wurde die Ausſprache über
einen Abkommensentwurf für die Rüſtungskontrolle fortgeſetzt.
Dabei wandte ſich der deutſche Vertreter Nadolny
gegen die Beſtimmungen des Abkommens welche
die Möglichkeit bieten, ein Land durch eine
kon=
zentriſche Preſſekampagne unter moraliſchen
Druckzuſetzen und zu zwingen, ein
Inveſtigations=
verfahren gegen ſich ſelbſt zu beantragen. Der
deutſche Vorſchlag, dieſen Artikel zu ſtreichen, wurde ebenſo
abge=
lehnt, wie ein anderer deutſcher Vorſchlag, die vorgeſehene
Zwei=
drittelmehrheit des Kontrollausſchuſſes für die Einleitung eines
Inveſtigationsverfahrens durch die Einſtimmigkeit aller
Mitglie=
der zu erſetzen. Vor der Annahme des Abkommens legten die
Ver=
treter Italiens, Japans und Deutſchlands einen Vorbehalt gegen
dieſe Beſtimmungen ein, die in der am 31. Januar beginnenden
Tagung des Hauptausſchuſſes der Abrüſtungskonferenz noch einmal
beſprochen werden.
Eine engliſche Folgerung aus den
Abrüſtungs=
verhandlungen.
CNB. Berlin, 24. Januar.
Das Präſidium der Abrüſtungskonferenz in Genf hat ſich,
ſtets der Linie des geringſten Widerſtandes folgend, zunächſt mit
zweirangigen Fragen beſchäftigt, wobei die Welt das Schauſpiel
erlebte, daß Beneſch, ein Vertreter der Kleinen
En=
tente, der gleichzeitig Generalberichterſtatter der Konferenz iſt,
ſeine Stellung zu einem geſchmackloſen Angriff
auf die Idee des Minderheitenſchutzes
miß=
brauchte. Wichtiger als dieſe Erſcheinungen eines falſch
ver=
ſtandenen internationalen Parlamentarismus iſt im Augenblick
die Entwicklung der öffentlichen Meinung in den für die
Ab=
rüſtung hauptſächlich maßgebenden Staaten. Die heute aus
Eng=
kand vorliegenden Preſſeäußerungen zeigen, daß man dort
be=
ginnt den praktiſchen Einzelheiten der aus der
deutſchen Gleichberechtigung zu ziehenden
Fol=
gerungen Aufmerkſamkeit zu widmen.
Der Marinekorreſpondent des „Daily Telegraph” bezeichnet
es in einem Aufſatz als wahrſcheinlich, daß Deutſchland formell
das Recht beanſpruchen wird, U=Boote zu bauen. Er bekämpft
die=
ſes Verlangen nicht etwa und unterläßt es auch, in der anderswo
beliebten Weiſe von deutſchen „Aufrüſtungsplänen” zu ſprechen.
Er weiſt vielmehr darauf hin, daß dieſes Problem früher oder
ſpäter akut werden müßte. Seit der Waſhingtoner Konferenz von
1921, wo Großbritannien energiſch auf Abſchaffung der U=Boote
drang, ſeien mehr Fahrzeuge dieſer Art gebaut worden, als bei
Ausbruch des Krieges vorhanden waren, Frankreich allein habe
über 90 U=Boote gebaut, Italien 50 und Japan 60. Ueberdies
be=
ſäßen die Oſtſeemächte, Deutſchlands unmittelbare Nachbarn,
zu=
ſammen 33 000 Tonnen U=Boote. Das deutſche Argument würde
unterſtützt durch die wiederholte Erklärung ausländiſcher,
beſon=
ders franzöſiſcher und japaniſcher Marineſachverſtändigen, daß
Unterwaſſerfahrzeuge unentbehrliche Verte digungsmittel ſeien.
Infolgedeſſen erhebe ſich die Frage, warum Deutſchland allein
un=
ter allen Nationen nicht das Recht auf Beſitz dieſer
unentbehr=
lichen Verteidigungswaffe haben ſoll.
Das Blatt kommt zu dem Ergebnis, daß die Mächte nur die
Wahl zwiſchen der Abſchaffung der U=Bootwaffe und der
Zulaſ=
ſung einer entſprechend ausgerichteten modernen deutſchen Flotte
von Unterwaſſerſchiffen haben. Dieſe engliſche Objektivität in
einer für England erfahrungsgemäß beſonders wichtigen und mit
unangenehmen Erinnerungen verknüpften Frage unterſcheidet ſich
in bemerkenswerter Weiſe von dem andauernden
Propaganda=
lärm, der von Paris aus gegen die „die Abrüſtung ſtörenden
deut=
ſchen Forderungen” inſzeniert wird.
Geheime japaniſche U-Book=Skühpunkke
auf den Marianen.
London, 24. Januad!
In großer Aufmachung meldet „Daily Herald” aus Genf,
daß die Japaner geheimeu=Boot=Stützpunkte in
Saipah auf den früher Deutſchland gehörenden
und jetzt von Japan als Völkerbundsmandat
verwalteten Marianeninſeln, ſowie auf den
Palau=Inſeln in der Südſee errichteten. Dieſe
Tatſache ſei in der Geheimſitzung des Mandatsausſchuſſes
ent=
hüllt worden, als die japaniſchen Vertreter nach einem
Kreuz=
verhör zugaben, daß bereits 2 Millionen Mark für
die im Bau befindlichen Häfenandenerwähnten
Plätzen ausgegeben woren ſeien. Die Angelegenheit
werde jetzt durch einen Bericht des Mandatsausſchuſſes vor den
Völkerbundsrat kommen. Die erſten Mitteilungen über die
japa=
niſchen Bauten ſeien aus amerikaniſcher Quelle gekommen,
japaniſche U=Bootſtützpunkte in der Südſee
wür=
den nicht nur eine Verletzung des Artikels 22 des
Völkerbundsſtatuts und des Waſhingtoner
Viermächtevertrages, ſondern auch eine direkte
Be=
drohung der amerikaniſchen Verbindungslinie
zwiſchen Honolulu und den Philippinen darſtellen.
Amerikaniſchen Handelsſchiffen ſei jeder Aufenthalt in der Nähe
der Hafenneubauten von den Japanern unterſagt worden.
Eine neue japaniſche Flokkenvorlage.
Im japaniſchen Abgeordnetenhaus erregte geſtern die
Mit=
teilung des Marineminiſters großes Aufſehen, daß die für das
nächſte Rechnungsjahr angeforderten Marinekredite in Höhe von
370 Millionen unter anderem einen Betrag von 87 Millionen
enthalten, der die erſte Rate eines zweiten Neubauprogramms
enthalte.
Amerikafeindliche Stimmung in Japan.
Der amerikaniſche Botſchafter in Tokio, Grew, hat dem
Staats=
departement telegraphiſch mitgeteilt, die amerikafeindliche
Stim=
mung in japaniſchen Arbeiterkreiſen Yokohamas habe derart
zu=
genommen, daß die Frauen der Konſuln am Samstag Yokohama
verlaſſen mußten. Die japaniſche Polizei habe dem Konſulat die
Warnung zugehen laſſen, daß die Arbeiter der Stadt einen
An=
ſchlag auf das amerikaniſche Konſulat planten. Im übrigen ſei es
der Polizei gelungen, den Ueberfall zu verhindern. 145 Perſonen
ſeien verhaftet worden.
Neuer Anſchlag auf der füdmandſchuriſchen Bahn.
Das japaniſche Oberkommando teilt mit, daß am Montag
in dem Badeort Takanci an der ſüdmandſchuriſchen Bahn von
chineſiſchen Freiſchärlern ein Anſchlag verübt worden ſei. Es
wurde ein Perſonenzug zur Entgleiſung gebracht, wobei
ſechs=
zehn Perſonen getötet bzw. verletzt wurden. Fünf Wagen
wur=
den zertrümmert.
Verſchärfung der ruſſiſchjapaniſchen Beziehungen.
Moskau, 24. Januar.
In einer großen Rede vor dem Zentralvollzugsausſchuß der
Sowjetunion ging Molotow u. a. auch auf die Lage im
Fer=
nen Oſten ein. Er wies darauf hin, daß Rußland für alle
Ab=
rüſtungsvorſchläge zu haben ſei, wenn ſie wirklich ernſthaften
Cha=
rakter trügen. Der Völkerbund habe ſich allerdings ein Jahr lang
vergeblich bemüht, den chineſiſch=japaniſchen Konflikt aus der Welt
zu ſchaffen. Die Politik des Völkerbundes im
Fer=
nen Oſten ſei völlig zuſammengebrochen. Er verſuche,
ſeine Schlappen nur mit nutzloſen Entſchließungen zu verdecken. In
Bezug auf die ruſſiſch=japaniſchen Beziehungen
be=
dauerte Molotow, daß die japaniſche Regierung den
Abſchlußeines Nichtangriffspaktesmit Rußland
abgelehnt habe. Durch dieſes Angebot habe Rußland den
Be=
weis ſeiner Beſtrebungen zur Feſtigung des Friedens erbringen
wollen. Wegen der Spannung der politiſchen
Ver=
hältniſſe im Fernen Oſten müſſe die Schlagkraft
der Roten Armee gefeſtigt werden. Ein erſter Schritt
in dieſer Richtung werde der Ausbau der Induſtrie ſein.
Sowjekfeindliche Stimmung im Kaukaſus.
Die Sowjetregierung veröffentlicht zwei Verordnungen, die
u. a. für „Diebſtahl an Saatgut” die Todesſtrafe vorſehen. Eine
Sonderbeſtimmung ſieht vor, daß im Kaukaſus die zwangsweiſe
Arbeitsdienſtpflicht eingeführt werden ſoll, wenn ſich bei
Durch=
führung des neuen Ausſaatplanes Schwierigkeiten ergeben. Die
Behörden hätten feſtgeſtellt, daß ſich die ſowjetfeindliche Stimmung
im Kaukaſus außerordentlich ausgebreitet habe.
„Aklankik=Poſtflugzeug R. paſſierke
(*
Blüglafer ,Beſtſdlen ..."
Fluginſel „Weſtfalen” vor Inbetriebnahme. — Intereſſante
Katapult=Verſuche. — Wodie erſte Fluginſel der Welt entſteht.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Bremen, im Januar.
Die erſte Fluginſel der Welt wird Deutſchland ſchaffen. Im
Frühjahr ſoll dieſe Fluginſel im Südatlantik ſchwimmen: ein
Meiſterwerk der Flug= und der Schiffsbautechnik. Bei der
Deſchimag in Bremen arbeitet man mit Eifer an dem
intereſſan=
ten Umbau.
Die Wale ſind bereits katapultfähig und wurden in
Trave=
münde eingeflogen. In den erſten Tagen des Februar werden
in der Nordſee die erſten Katapultverſuche gemacht.
Das Wichtigſte: das Schleppſeil!
„Atlantik=Poſtflugzeug R. paſſierte, ſoeben die Fluginſel
„Weſtfalen” im Südatlantik. Landung bei leichter Dünung auf
Schleppſegel glatt. Start ohne Hinderniſſe!”
So etwa wird ein Flugtelegramm lauten, das man
dem=
nächſt von der erſten Fluginſel der Welt in den Aether ſenden
wird. Im Frühjahr ſoll ſie draußen im Atlantik ſchwimmen.
„Die anderen haben große Töne geredet, aber paſſiert iſt
nichts. Jetzt machen wir hier in Deutſchland doch die Geſchichte
zuerſt ..." ſchmunzelt einer der Schiffsbau=Ingenieure der
Werft A.=G. Weſer. Er iſt ſtolz auf die eigenartige Wandlung,
die die „Weſtfalen” erlebt: Aus dem 5000 Tonnen großen Schiff
wurde ein großer Schwimmbehälter, der möglichſt wenig
ſchau=
kelt und ſchwankt, der auf einem Fleck bleiben ſoll, — der ſtabil
genug iſt, den Stürmen des Südatlantik zu trotzen.
Gerade vor ein paar Tagen haben wir draußen mit dem
Schleppſegel wieder probiert. Das iſt doch die intereſſanteſte
Geſchichte dabei. Dieſes Segel ſchwimmt hinter dem Schiff im
Waſſer. Es ſchwimmt aber ſo ſicher und ruhig, daß ein
Flug=
zeug ohne Bums=Landung darauf niedergehen kann. In der
Nordſee hat’s ſchon gehalten. Nun muß es aber noch verbeſſert
werden, denn da unten gibt es Sturm und allerhand Atlantik=
Dünung. Auch für dieſe Fälle muß das Schleppſegel aushalten.
Das Meer muß gewiſſermaßen ein wenig übers Ohr gehauen
werden. Es darf gar nicht merken, daß da etwas auf ihm oder
in ihm ſchwimmt. So muß das Schleppſegel beweglich und
doch ſtabil ſein.” Nach den techniſchen Proben am Modell iſt man
raſch zur Praxis übergegangen. Das Stauſegel bietet dem
Flugzeug Fläche genug, um bequem zu waſſern.
Neuartige Katapult=Konſtruktion.
An Deck der „Weſtfalen” hat man den Krahn vollendet, mit
dem die auf dem Stauſegel gelandeten, oder genauer geſagt
gewaſſerten Flugzeuge an Bord genommen werden können. Hier
befinden ſich Fahrbahnen, Schleppvorrichtungen, die eine ſehr
ſchnelle Bergung ermöglichen. Das eingetroffene Flugzeug bleibt
ja vorerſt an Bord der „Weſtfalen”, d. h. alſo an Bord der erſten
Fluginſel. Die Ladung, Poſtbriefe, Pakete und alles, was man
ſonſt mit dem Flugzeug über den Ozean ſchicken will, wird
raſch in ein anderes Flugzeug gebracht, das dann mit dem
Katapult abgeſchoſſen wird und eiligſt dem Feſtlande
zu=
ſtrebt.
„Mit dem Katapult ſind wir jetzt auch ſo weit. Da haben
wir intereſſante konſtruktive Neuheiten, die ich Ihnen freilich
noch nicht verraten kann. Sie werden ſehen, — wie aus der
Piſtole geſchoſſen ſauſen die Maſchinen in den Aether ..
Ohne jeden Zweifel wird das Katapult die intereſſanteſte
Maſchine auf der Fluginſel ſein.
„Wie raſch geht denn die Katapult=Startung nach Ihrer
Meinung bei der neuen Maſchine vor ſich?‟
„Wenn ich Ihnen ſage, daß es eine Verbeſſerung der
bis=
herigen Maſchinen iſt, dann wird Ihnen damit nicht viel
ver=
raten. Ein Flugboot wiegt rund 15 Tonnen. Die Katapult=
Maſchine entwickelt 150 Stundenkilometer. Dieſe Geſchwindigkeit
muß das Flugzeug in einem Zeitraum von zwei Sekunden
er=
langt haben, wenn der Start richtig vonſtatten gehen ſoll . ."
„Wie iſt das möglich?” — „Alles mit Preßluft! Unter
den Schienenträgern liegen die Behälter mit der Preßluft. Dieſe
Preßluft iſt auf der „Weſtſalen” ſehr billig, da man gleich die
Maſchinen zur Erzeugung dieſer Preßluft miteinbaut. Der
Koſtenpunkt für den künſtlichen Start iſt alſo ſpäter gleich Null!”
Die erſte Fluginſel geht ihrer Vollendung entgegen. Immer
neue Verbeſſerungen ſtellten ſich während der Arbeit ein, ſtändig
ergaben ſich beſſere Erfindungen und noch beſſere Konſtruktionen.
Die Lufthanſa hat zuſammen mit den Heinkel=Werken die
Ini=
tiative ergriffen — zuerſt, nachdem die anderen, beſonders die
Amerikaner, ſeit Jahren davon ſprachen und dann doch nicht
zur Tat ſchritten.
Im Innern der Fluginſel „Weſtfalen” ſind große
Werk=
ſtätten eingebaut, ferner die Unterkunftsräume für die dauernden
Bewohner der Inſel, die Nadioanlagen, die Benzintanks, die
meteorologiſchen Kabinen.
„Und nach dieſer erſten Inſel?”
„.. folgen weitere! Wenn die „Weſtfalen” erſt einmal im
Calmengürtel ſtationiert iſt, wenn wir erſt einmal bewieſen
haben, daß dieſe ſchwimmende Inſel ſich ſo bewährt, wie es nach
all den Proben und Verſuchen der Fall ſein muß, dann gehen
wir bald an neue Inſeln heran . . . Schiffe haben wir ja
ge=
nung, die für den Zweck geeignet ſind. Man braucht nur in
den Schiffsfriedhöfen in Hamburg, in Bremen oder Kiel
Um=
ſchau zu halten."
Dieſe Schiffe ſind die Sprungbretter über den Ozean. Die
anderen Pläne, die Hoffnung, die man auf jene auf
Schwim=
mern gebaute Platten ſetzt, mögen ſich vielleicht ſpäter einmal
verwirklichen. Bis dahin aber wird der Transozeanverkehr mit
den Schiffsinſeln bereits einen rieſigen Aufſchwung genommen
haben.
Im Frühjahr, ſpäteſtens aber im Sommer, wird man für
jeden Brief, den man mit dem Flugzeug nach Südamerika
ſchickt, und der heute noch 20 Tage braucht, — 15 Tage
Zeit=
gewinn buchen können!
Nach dem Südatlantik wird der Norden mit Inſeln beſetzt
werden. Die erſte Fluginſel, die man auf deutſcher Werft gebaut
hat, und demnächſt in den Südatlantik hinausſchickt, öffnet
un=
endliche Weiten. Hier verknüpfen deutſche Ideen auch praktiſch
die Erdteile, und deutſcher Erfindergeiſt ſchafft neue Wege, H. K.
— Baedekers Berlin und Potsdam. Kleine Ausgabe. 76
(Fl und 70) Seiten, 11 Karten und Pläne. 1. Auflage 1933.
Leipzig, Karl Baedeker. 2,60 RM. — Berlin, die Stadt der
un=
abläſſigen Wandlung und des mitreißenden Tempos, verdient
immer wieder einen Beſuch. Der vorliegende kleine Führer
trägt den Wünſchen des eiligen Reiſenden Rechnung, der ſich
ohne Zeitverluſt über das beſonders Charakteriſtiſche unterrichten
will. Knapp, zuverläſſig, anregend ſind die Angaben, und dennoch
erſchöpfend. Es finden ſich darin nicht nur die Muſeen,
Gaſt=
häuſer. Siedlungen, Kraftwerke uſw., ja ſelbſt Kurioſitäten, wie
z. B. Reſtaurants mit amerikaniſcher, chineſiſcher, ruſſiſcher Küche.
Auch verrät eine erprobte Zeiteinteilung, wie man ſich ſchon an
einem einzigen Tage einen Begriff vom alten und neuen
Ber=
lin machen kann. Man kann mit dieſem Büchlein aber auch
ſchlendern, ganz nach eigener Neigung und ohne fehlzugehen. Die
mit peinlicher Genauigkeit ausgeführten Karten und Pläne, von
denen ſich der Hauptplan (1:20 000) durch ſeine Streif nzerlegung
unauffällig wie ein Taſchenbuch benutzen läßt, helfen jederzeit,
ſich mühelos zurechtzufinden.
Zu unſerem am 5. Januar veröffentlichten Aufſatz „Das
antike Griechenland auf der Auktion” erſucht uns
das griechiſche Konſulat in Berlin berichtigend feſtzuſtellen, daß
die griechiſche Regierung nie daran gedacht habe. Meiſterwerke
des Altertums, wie den Hermes von Praxiteles u. a., zu
ver=
kaufen.
Seite 4 — Nr. 25
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch 25. Januar 1933
AMWIeW WErGAMO
MARIA WEIOAND
GEB. TREUSCH
VERMAHLTE
DARMSTADT. 26. UANUAR 1933
Heinrichstr. 104.
(1464
hliche Trauung: Donnerstag, den 26. Januar, nachmittags 2½ Uhr,
in der Stadtkapelle.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
anläßlich des Hinſcheidens unſerer lieben
Ent=
ſchlafenen
Frau Eliſe Völger
ſagen wir herzlichen Dank.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen
In deren Namen:
Ernſt Völger, Oberbhf=Vorſieher.
Bickenbach (Bergſir.), 20. Januar 1933.
(1451
Heinrichſtr. 48,p
gut möbl. Hru.= u.
Schlafz., el. L., auf
Wunſch m. Flüg. i.
ruh. Hſe. ſof. z. v.*
Möbl. Zim. z. vm.
Langgaſſe 7, I.
Statt jeder beionderen Anzeige
Gort dem Allmächtigen hat es
ge=
fallen, unſer herzensgutes
Töchter=
chen und Schweſter
Eliſabethe
nach langem, mit großer Geduld
getragenem Leiden Dienstag vor=
2 mittag 741 Uhr im Alter von
bei=
nahe 18 Jahren zu ſich in die
Ewigkeit abzurufen.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Grünewald Btw.
und Kind.
Darmſtadt, den 24. Januar 1933.
Haardtring 6.
(1485
Die Beerdigung findet am
Frei=
tag nachmittag 2½ Uhr auf dem
Waldfriedhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen wvolle man
abſehen
Todes=Anzeige.
Heute nacht hat Gott der Herr meine liebe Tochter, unſre gute
Schweſter, Schwägerin und Tante
Anna Völger
Milchhändlerin
nach langem, ſchwerem, mit großer Geduld getragenem Leiden
im Alter von 49 Jahren durch einen ſanften Tod erlöſt.
Die trauernden Hinterbliebenen;
Frau Peter Völger Vl. Wtw.
und Angehörige.
Arheilgen und Bingerbrück, den 24. Januar 1933.
Gute Gartenſtr. 2.
(1466
Die Beerdigung findet Freitag, den 27. Januar, um 3 Uhr, vom
Arheilger Friedhof aus ſtatt.
Die eiegante Frau
ist auch klug, sie weiß, daß die Wahl ihrer
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De
Mittwoch, 25. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 25 — Seite 5
Aus der Landeshaupkftadt.
Darmſtadt, den 25. Januar 1933
— Ernannt wurden: am 17. Januar 1933 der
Gendarmerie=
hauptwachtmeiſter auf Probe Johannes Haaſe zu Friedberg
zum Gendarmeriehauptwachtmeiſter mit Wirkung vom 1. Januar
1933 an; der Gendarmeriehauptwachtmeiſter auf Probe Chriſtian
Kaſpar zu Gau=Odernheim zum Gendarmeriehauptwachtmeiſter
mit Wirkung vom 16. Dezember 1932 an.
— Ruheſtandsverſetzungen. Auf Grund des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2 Juli 19. Dezember 1923
(Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der Faſſung des Geſetzes vom
8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) treten am 1. März 1933 in
den Ruheſtand: Kriminaloberinſpektor bei der Staatsanwaltſchaft
zu Mainz Johann Ruppel und Juſtizoberwachtmeiſter beim
Amtsgericht Gernsheim Johann Eugen Schlett.
— Offene Stelle. Bei dem Amtsgericht Hirſchhorn iſt die
Stelle eines geſchäftsleitenden Juſtizinſpektors (
Beſoldungs=
gruppe 4 4h) zu beſetzen. Bewerbungen ſind bis zum 1. Februar
1933 an den Juſtizminiſter einzureichen.
— Eine 80jährige. Die Witwe des verſtorbenen
Schneider=
meiſters Frau Anna Waldherr. Wilhelminenſtraße 7, begeht
am 26. d. Mts. in voller geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit
ihren 80. Geburtstag.
— Heſſiſche Verwaltungsakademie. Infolge Erkrankung von
Herrn Miniſterialrat Dr. Meller muß der für heute abend,
20 Uhr, angeſetzte Vortrag über „Gebundene Wirtſchaft”
ver=
ſchoben werden. Es ſpricht an Stelle von Herrn
Miniſterial=
rat Dr. Meller der Leiter der volkswirtſchaftlichen
Arbeitsgemein=
ſchaft, Herr Direktor Dr. Zeiger=Darmſtadt über das Thema
Der Gegenſatz weſt= und oſteuropäiſcher Politik,
Wirtſchaft und Kultur”. Da der Eintritt frei iſt, kann
der Beſuch dieſes intereſſanten Vortrags beſtens empfohlen
werden. Der Vortrag findet im Saal 138 der Techniſchen
Hoch=
ſchule ſtatt.
— Im Rahmen der „Evangeliſchen Woche,, die vom Evangel.
Studentenring Leipzig unter dem Protektorat des Dekans d. theol.
Fakultät, Herrn Prof. D. Sommerlath, Geheimrat Prof. D.
Rend=
torff und Geheimrat Prof. Dr. Falke veranſtaltet wurde, ſprach
Herr Dr. med. Happich=Darmſtadt über das Thema: „Proteſtant.
Stellungnahme zu den Ehefragen”. Die Beſucherzahl war ſo groß,
daß ein zweiter Hörſaal durch Lautſprecher angeſchloſſen wurde.
Die Beſucherzahl überſtieg 750. In ſeinem Begrüßungswort an
die Vertreter der Univerſitäts= und Kirchenbehörden wies der
1. Vorſitzende, Herr Mehnert, darauf hin, daß die Kirche auch
auf dieſem Gebiet durch geeignete Männer der jungen Generation
Führerin ſein muß. — Mit knappen, kurzen Worten führte der
Redner die Hörer in die Materie ein. Er kritiſierte die laxe
Haltung in Ehefragen von heute. Mit eingehender Kenntnis
verglich Dr. Happich die offiziellen Aeußerungen der kathol, und
evangel, Kirche über Sexualfragen in den letzten Jahren und
zeigte Mängel und Fortſchritt auf. Mit allem Ernſt betonte er,
daß die Ehe immer noch für Arzt und Pfarrer ein biologiſches
und metaphyſiſches Myſterium ſei, deren Nöte und Forderungen
nicht von unſerem techniſierten Verſtand aus gelöſt werden können.
In anklagender Weiſe ſprachen Zahlen von dem Nichtwollen des
Kindes in den meiſten Ehen. Auch die Jugendbewegung helfe
mit ihrer Kameradſchaftsverbindung in der Ehe nicht weiter —
allein das Füreinander, das perſönliche Opfer, der Wille zum
ſeeliſchen und körperlichen Parallelgehen, muß geboren ſein aus
dem gemeinſamen, gleichen Glauben. Der Redner ſprach klar aus,
daß die Frau heute bemüht ſei, die ſie ſchützenden Bindungen zu
löſen. Jeder ſei verpflichtet, die Gabe des Volkstums, die ein
Geſchenk Gottes iſt, mehrfach zurückzugeben durch die Ehe die
von Gottes Schöpfung her gemollt iſt. — Die Geſichter der Hörer
und Hörerinnen zeigten die Reſonanz, die der Vortrag in aller
Herzen bewirkt hatte.
Volkshochſchule. Am Donnerstag den 26. Januar 1933.
be=
ginnt Dr. Wolf ſeinen Lehrgang über Geld und
Währungs=
fragen. Im Verlaufe von acht Abenden ſollen die verſchiedenen
Fragen des Geld= und Währungsproblems behandelt werden. Zur
Frage ſtehen: Was iſt Geld. Gold und Geld, Geld und Kredit,
Währungsexperimente und Aufbau des deutſchen Geldweſens.
In=
tereſſenten wenden ſich an die Volkshochſchule Darmſtadt,
Neckar=
ſtraße 3
—7. Akademie=Konzert. Der Soliſt des 7. Akademie=Konzerts.
Willy Hutter, erlitt einen Unfall, der ihn am Auftreten in
dem Konzert am 26. d. M. verhindert. Dr. Heinrich
Allme=
roth vom Heſſiſchen Landestheater hat ſich in liebenswürdiger
Weiſe bereit erklärt, für den verhinderten Soliſten einzuſpringen.
Der Künſtler bringt die Arie des Max aus dem Freiſchütz, das
Liebeslied aus der Walküxe und die Gralserzählung aus
Lohen=
grin zum Vortrag, am Flügel begleitet von Paul
Otten=
heimer. Dieſe drei Geſänge bilden ſomit einen Uebergang von
der Uraufführung der dramatiſchen Phantaſie Opus 9 von Hans
Simon zu der aus Anlaß des 50. Todestages zur Aufführung
gelangenden Symphonie in C=Dur von Richard Wagner. Das
Auftreten des verhinderten Soliſten mit dem Grieg=Konzert wird
am 9. März nachgeholt. Das Programm kommt in beiden
Konzerten, nachmittags 5 Uhr und abends 8 Uhr, zum Vortrag.
Hefſiſches Landestheater.
25. Januar Anf. 19, Ende n. 23 Uhr. B 13.
Preiſe 0.60—5 — Mk.
Maria Stuart. Mnce
26 Januar Anf. 19½, Ende vor 22½ Uhr. Bühn.=Vbd. K.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Der Freiſchütz. Freitag.
27. Januar Anf. 19, Ende n. 23 Uhr. D 12.
Maria Stuart.
Preiſe 0.60—5.— Mk. Kleines Haus Donnerstag,
26. Januar Anf. 19½, Endein, 22 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60—3.50 Mk.
Der Muſtergatte, Freitag,
27. Januar Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=Miete V8.
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Der Wildſchütz.
— Heſſiſches Landestheater. Schillers „Maria Stuart”,
deren erſte Aufführung in dieſer Spielzeit in der Neuinſzenierung
Guſtav Hartungs einen außerordentlichen Erfolg bei Publikum
und Preſſe fand, wird heute abend zum erſten Male in der
gleichen Beſetzung (Maria: Conſtanze Menz, Eliſabeth:
Franziska Kinz, Kennedy; Hedwig Wangel Leiceſter:
Erwin Faber, Burleigh: Ernſt Ginsberg, Shrewsbury:
Emil Lohkamp, Mortimer: Karl Paryla, Paulet:
Hans Baumeiſter) wiederholt. — „Der Wildſchütz”.
Die komiſche Oper „Der Wildſchütz” von Lortzing wird in der
neuen Inſzenierung von Hans Strohbach am Freitag,
27. Januar, im Kleinen Haus, unter der muſikaliſchen
Lei=
tung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt in das Opernrepertoire
aufgenommen. Die Bühnenbilder ſtammen von Lothar
Schenck von Trapp. Den Text ſeiner muſikaliſch reifſten
amüſanten Kammeroper hat Lortzing nach Kotzebues Luſtſpiel
„Die Stimme der Natur” geſtaltet. Es wirken mit die Damen:
Anna Baumeiſter=Jacobs. Erna von Georgi, Regina
Harre, Suſanne Heilmann. Die Herren: Johannes Drath,
Dr. Heinrich Allmeroth, Heinrich Kuhn, Eugen Vogt.
Saſtier und Handelgtanmer unn Jauresbeanin.
Präfidenk Dr. Schenck über die Wirtſchaftslage. — Rückkehrendes Berkrauen zur wirkſchaftlichen Geſundung
Deutſchlands und der Well. — Das Kriſenkief überwunden.
und ſchöpfte Mut, die Belegſchaft entſprechend zu verſtärken und
Eingeingliche Mähnung an die Bolikiker dringend notwendige Erſatzinveſtitionen in beſcheidenem Umfange
vorzunehmen, zumal die Verwertung der Steuergutſcheine die
Finanzierung erleichterte.
die wirtſchaftliche Belebung nicht zu ſören.
Die Folgen dieſer Belebung zeigten ſich alsbald auf dem
In der geſtrigen erſten Vollverſammlung der Induſtrie= und
Handelskammer Darmſtadt im neuen Jahre nahm der
Vor=
ſitzende, Dr.=Ing. ehr. E. Schenck, vor Eintritt in die
Tages=
ordnung das Wort zu den nachſtehenden Darlegungen über die
Wirtſchaftslage:
„Das neue Jahr hat ſich in etwas helleren Farben gezeigt als
das dunkle Jahr, das ſich verabſchiedet hat.
In banger Ungewißheit und ſchwerer Sorge um die
wirt=
ſchaftliche Entwicklung befanden wir uns, als das Jahr 1932
be=
gann. Kein wahrnehmbares Zeichen, ſondern nur der Glaube an
eine allmähliche Befreiung aus tiefer Not konnte uns die Kraft
geben, den ſchweren Kampf mit Mut und Beharrlichkeit
weiterzu=
führen. Und dieſer Glaube hat nicht getäuſcht. Denn in der
zwei=
ten Hälfte des unheilſchweren Jahres ſchien es,
als wollten ſich die ſchwarzen Wetterwolken teilen, als blinke in
der Ferne ein hoffnungsvoller Stern. Daund dortwurde die
Wirtſchaft vonneuemVertrauenbeſeelt, ſchwache
Fünkchen ſprangen von einem zum andern über
und begannen Spuren leiſe aufkeimender
Zu=
verſicht zu wecken und zu nähren.
In dieſer Stimmung iſt das neue Jahr von der Mehrzahl der
in der Wirtſchaft Schaffenden in der ganzen Welt begrüßt worden,
und auch wir wollen uns — ohne uns übertriebenen Illuſionen
hinzugeben— dieſe Stimmung zu eigen machen.
Haben wir wirklich Grund zu ſolcher Stimmung? Iſt ſie nicht
nur gefühlsmäßig, ſondern auch durch Tatſachen geſtützt
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der
Ausgang der Konferenz von Lauſanne,
die die uns aufgebürdeten Reparationslaſten, wenn auch noch nicht
formalrechtlich, ſo doch tatſächlich beſeitigt hat, eine bedeutſame
Entſpannung unſrer Lage bewirkt und damit zugleich auch eine
ge=
wiſſe Löſungunheilvoller Spannungen in der ganzen
Welt angebahnt hat. Zwar ſind noch politiſche
Gegen=
ſätze und Hemmungen zwiſchen den Völkern in
bedenklichem Ausmaße vorhanden, aber das Eis
der politiſchen Verſchuldung iſt gebrochen und
der Wegfür einennatürlichen Ablaufdes
Güter=
austauſchs in der Welt beginnt wieder frei zu
werden. Der Strom der Güter ließ ſich auf die Dauer nicht
künſtlich durch politiſche Schuldabhängigkeiten diktieren.
Es iſt zu hoffen, und alle Zeichen deuten darauf hin, daß die
Autarkiebeſtrebungen der Völker allmählich
nachlaſſen werden, und daß man von der feindlichen Politik
der Aus= und Einfuhrverbote, der Prohibitivzölle und der
Kon=
tingentierungen
über den Weg des direkten Waren= und
Verrechnungsaus=
tauſchs zu wirtſchaftsfriedlichen Handelsverträgen gelangen
wird, namentlich dann, wenn ſich damit gleichzeitig auch ein
Aus=
gleich der Zahlungsbilanzen vollzieht. Obwohl die meiſten der
zahl=
reichen Weltkonferenzen bisher mit kaum erkennbaren Erfolgen
geendet haben, bringt man der in Ausſicht ſtehenden
Weltwirt=
ſchaftskonferenz das Vertrauen entgegen, daß ſie einen
Wandel in den weltwirtſchaftlichen Anſchauungen der Regierenden
aller Völker einleiten wird.
In unſerer engeren deutſchen Volkswirtſchaft
haben ſich Anzeichen bemerkbar gemacht, die darauf
hin=
deuten, daß der Tiefpunkt der Kriſe zunächſt erreicht iſt, und
daß die Wirtſchaftskurpe einem langſamen Anſteigen zuſtrebt.
Dieſe Erſcheinung iſt nicht zufällig gleichzeitig mit ähnlich
gerich=
teten Vorgängen in der Welt eingetreten, ſondern bei der
orga=
niſchen Verflechtung der einzelnen Volkswirtſchaften
unterein=
ander iſt ohne Zweifel ein urſächlicher Zuſammenhang vorhanden.
Nachdem die Preiſe der Güter infolge der verminderten
Geſtehungskoſten und unter Anpaſſung an die ſtark geſchwächte
Kaufkraft auf ein Mindeſtmaß, das kaum noch zu unterſchreiten
war, ſich geſenkt hatten, entſchloß man ſich — im Vertrauen auf
eine langſame Beſſerung — die Lager allmählich wieder zu
er=
gänzen. Dadurch wurde die Verbrauchsgüterinduſtrie leiſe belebt
Arbeitsmarkt. Der günſtigere Verlauf der
Arbeits=
loſenkurve läßt vermuten, daß die Höchſtziffer dieſes Winters
die Höchſtziffer des vergangenen nicht überſteigen wird. Damit
wäre eine weitere Zunahme der Arbeitsloſigkeit zunächſt gebannt.
Sollte dieſe Vermutung beſtätigt werden, hält alſo die
Be=
lebung der Verbrauchsinduſtrie weiter an und tritt
demzufolge auch eine ſolche der
Produktionsgüterin=
duſtrie ein, ſo wird eine entſprechende Zahl von Arbeitsloſen
in den Produktionsprozeß wieder tätig eingereiht werden, und die
allmählich wachſende Kaufkräft wird umgekehrt die Produktion
rückwärts befruchten. Wenn dazu die Durchführung des von der
Reichsregierung in Gang geſetzten
Arbeitsbeſchaffungs=
programms von Erfolg begleitet ſein ſollte, ſo kann eine
zwar langſam, aber auf geſunder Grundlage
ſich vollziehende Geſundung unſrer
Volkswirt=
ſchaft erwartet werden.
Auch die Landwirtſchaft
würde aus einer ſolchen Entwicklung Nutzen ziehen und bei
enr=
ſprechend geſtärkter Kaufkraft der induſtriellen
Bevölkerung wieder den gerechten Lohn für ihre
Erzeugniſſe erhalten, der denAufwendungen an
Kapital und Arbeit entſpricht. Vorausſetzung aber iſt,
daß ſie ſelbſt nicht der Induſtrie die Abſatzmärkte der Welt
ab=
droſſelt, die zum Wiederaufblühen unſrer von aller Welt
aner=
kannten hochentwickelten Exportinduſtrie erforderlich ſind.
Wir ſehen, daß eine zuverſichtliche Stimmung beim Beginn
des neuen Jahrs gegeben iſt, weil gewiſſe
Anzeichen für eine langſam=ſtetige Beſſerung vorhanden
ſind:
Beginnende Entſpannung des
Zwangszuſtan=
des, der durch die internationalen politiſchen
Schulden bewirkt war;
dämmernde Einſicht der Völker in
weltwirt=
ſchaftlichen Fragen
vermutliche Ueberſchreitung des
Kriſentief=
punktes;
Stillſtand in der Zunahme der
Arbeitsloſig=
keit;
Beginn einer leichten Belebung des
Güter=
marktes:
langſame Wiederkehr des Vertrauens der
Menſchen zu einem natürlichen Ablauf auch
dieſer ſchweren, langwährenden Kriſe.
Die Vorſtufe für eine geſunde Neuordnung der wirtſchaftlichen
Beziehungen, die die materielle Grundlage für die ſoziologiſchen
und kulturellen Beziehungen der Menſchen untereinander bilden,
iſt ſomit erreicht. Jetztliegt es an den Menſchen ſelbſt,
ſich die erforderliche Einſicht in die
Zuſammen=
hänge dieſer Dinge zu verſchaffen und mit
„klarem Blickund ſtarkem Willenaufdaserkannte
Zjel loszuſteuern.
In erſter Linie muß dieſe
Mahnung an die verantwortlichen politiſchen Führer
der Völker und an die Leiter der politiſchen Parteien gerichtet
werden. Mehr als einmal ſchon haben politiſche Wirrniſſe
begin=
nende Geſundungsanſätze der Wirtſchaft im Keime erſtickt. Möge
man der wirtſchaftlichen Entwicklung endlich
eine gleichförmige, friedliche politiſche
Eut=
wicklung als Grundlage geben. Möge die noch überaus
zarte Knoſpe, die der Wirtſchaft neue Hoffnung verſpricht, vor
politiſchem Rauhreif verſchont bleiben.
Aber auch wir anderen alle ſind berufen und verpflichtet
jeder an ſeinem Platz und jeder unter Einſetzung der ihm
ver=
liehenen Kräfte — mitzuhelfen an der Geſundung unſrer
deut=
ſchen Wirtſchaft. Dann werden wir übers (Jahr wieder ein gut
Stück vorangekommen ſein, und in zähem Ringen werden wir’s
erreichen, daß wir in nicht allzu ferner Zeit wieder auf
wirtſchaft=
lich geſicherter Grundlage ſtehen.”
Haushilfe. Haushilfe bedeutet Sorge für Haushalt und
Kinder einer niederkommenden oder erkrankten Frau. Auch in
Fällen der Erkrankung von Hausangeſtellten können die
Haus=
hilfen den Familien wertvolle Hilfe leiſten. Die Haushilfen
über=
nehmen den Haushalt einer alleinſtehenden erkrankten Perſon und
ermöglichen ihr dadurch den Verbleib im eigenen Heim; auch
wird ihnen bei längerer Abweſenheit der Hausfrau ſtets gern
die Haushaltsführung übertragen. — Die Abteilung Haushilfe
des Alice=Frauenvereins entſendet vertrauenswürdige, durchaus
zuverläſſige Frauen zur Haushilfeleiſtung; dieſe ſind ſorgfältig
ausgewählt, bereits ſeit Jahren erprobt und werden ſtändig
überwacht. Sie ſind einer Haushilfeordnung unterſtellt — Die
Koſten der Haushilfe ſind der allgemeinen Wirtſchaftslage
ent=
ſprechend möglichſt niedrig gehalten. Sie können von der Familie
ſelbſt ganz oder teilweiſe getragen werden; auf Antrag hin
über=
nimmt in Einzelfällen die Krankenkaſſe die Koſten. Wie
ver=
ſchafft man ſich Haushilfe? Man wendet ſich ſchriftlich, mündlich
oder telephoniſch an die Geſchäftsſtelle des Alice=Frauenvereins.
Dieburger Str. 21, Telephon 2101. Sprechſtunden vormittags
von 10—12 Uhr.
Heute Mittwoch
(1488
Schlachtlest in Barth’s Weinstuben
— Die neue Grippewelle. Zur rechten Zeit hat die Deutſche
Angeſtellten=Krankenkaſſe, ein Merkbüchlein gegen die Grippe
herausgegeben. Paul Simmel hat in heiterer Form auf die
Gefahren der Gripr; hingewieſen, damit ſich jeder vor der
An=
ſteckung ſchützen kann. So heiter die Verſe ſind, ſo ernſt iſt jedoch
ihr Inhalt. Die Schrift wird koſtenlos jedem Intereſſenten zur
Verfügung geſtellt und iſt koſtenlos bei der Verwaltungsſtelle der
Deutſchen Angeſtellten=Krankenkaſſe, Eliſabethenſtraße 34, I,
er=
hältlich.
Winkerſonderzug nach Garmiſch=Parkenkirchen.
Winterzauber, Winterſonne, Winterfreuden! Wer kennt von
uns Städtern die Herrlichkeit des Winters in den Bergen? In
jungfräuliches Weiß gehüllt ſind Berg und Tal, ſtaubfrei und klar
iſt die Luft, vom blauen Himmel ſtrahlt die Sonne, der weiße
Grund verſtärkt die ultravioletten Strahlen zu hoher Heilkraft,
und Leib und Seele geſunden, ſtärken ſich im
ſonnenlichtdurch=
fluteten Märchenreich des Winters. Winterſonne! Wer ſie
ein=
mal erlebt hat, wer einmal ihre belebenden, verjüngenden Kräfte
verſpürt hat, den zieht es immer wieder hinein in des Winters
Zauberreich”. Wer ſich in der unvergleichlich ſchönen
Winter=
landſchaft erholen will, folge dem Ruf der Reichsbahndirektion
Mainz zur Winterfahrt vom 4. bis einſchl. 12. Februar nach
Garmiſch=Partenkirchen. Bei den Fahrkartenausgaben und den
Mitteleuropäiſchen Reiſebüros werden koſtenlos Programme
aus=
gegeben, die auch über die ermäßigten Fahrpreiſe, Unterkunfts=
und Verpflegungsmöglichkeiten genaue Auskunft geben. Das Löſen
der Sonderzugrückfahrkarten nach Garmiſch=Partenkirchen wird
nicht abhängig gemacht von dem gleichzeitigen Löſen der bei den
Verkaufsſtellen der Sonderzugkarten erhältlichen Gutſcheinhefte.
— Heft 9 der Blätter des Heſſiſchen Landestheaters iſt ſoeben
erſchienen. Es enthält den intereſſanten Verſuch einer „Kollektiv=
Kritik”, 26 Studenten des unter Leitung von Profeſſor v. Eckardt
ſtehenden Inſtituts für Zeitungsweſen an der Univerſität
Heidel=
berg beſuchten gemeinſam eine Aufführung der „Roſe Bernd” im
Heſſiſchen Landestheater und ſchrieben in einer Seminarübung
über dieſe Vorſtellung Kritiken, die der Leiter des Seminars. Dr.
R. K. Goldſchmit auswertet. Es iſt dies das erſte Mal, daß
ver=
ſucht wird eine Publikumsmeinung feſtzuſtellen, und den Eindruck
eines Stückes auf eine Arbeitsgemeinſchaft junger Menſchen
ſchriftlich zu fixieren. Das Heft enthält außerdem Bilder aus
„Entführung aus dem Serail”, „Pygmalion” und „Muſtergatte‟.
dchlige Sigareffe von ansprechendem Charakten
O Mdk20BlI2 Mhuk 400 mu echken Jamphotos.
1VO PUHONNV
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 25
Darmſtädter Tagölatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Januar 1935.
Pſpchologie über den Eislauf.
Die Dichker und der Schlitkſchuhlauf.
Der Schlittſchuhlauf, das Gleiten auf dem „Waſſerkothurn”.
hat ſeit Klopſtock unſere Dichter immer wieder angeregt. Klopſtock
hat dieſe Kunſt ſeit früher Jugend geübt. Goethe iſt erſt in ſeinen
früben Mannesjahren mit großer Luſt darauf verfallen. Bald in
humorvoller Form, wie Fritz Reuter in ſeiner „Stromtid”
be=
richtet, bald auch in ſchillernder Anſchaulichkeit, wie zum Beiſpiel
bei Theodor Fontane, gibt es eine Fülle von dichteriſchen Ergüſſen
über die Freuden des Eislaufes.
Wie erhellt des Winters werdender Tag
Sanft den See! Glänzenden Reif, Sternen gleich.
Streute die Nacht über ihn aus!”
Die Ode Klopſtocks gehört mit zu dem Schönſten, was je in
deutſcher Sprache gedichtet worden iſt. Kein Geringerer als Goethe
erinnert ſich noch in ſeinem Alter wie er ſich als Jüngling jene
Stellen zurief, an einem heiteren Froſtmorgen, aus dem Bette
ſprang und „ſträcklings” dem Orte zuflog, „wo ein alter Anfänger
mit einiger Schicklichkeit ſeine erſten Uebungen anſtellen konnte.”
Raſch hatte er einige Uebung im „Schlittſchuhfahren” wie er
es nennt, gewonnen, und flog nun über die donnernde Eisfläche
mit den Freunden dahin. Dabei haben ſie dann fleißig Klopſtock
deklamiert, und in dem Lob des Dichters auch dem Stifter aller
Freuden die Verſe dargebracht:
„Und ſollte der unſterblich nicht ſein,
Der Geſundheit uns und Freuden erfand,
Die das Roß mutig im Lauf niemals gab,
Welche der Ball ſelber nicht hat?”
Es iſt eine kleine Pſychologie über den Eislauf, die Goethe
mit Klopſtock uns gibt. Die Kraftäußerung im ſchnellen
Dahin=
ſauſen macht friſcheſte Kindheit wach erhöht durch die dabei
er=
forderliche Gewandtheit das Kraftgefükl. Und mit Recht ſagt
Goethe, daß dieſes erhöhte Luſtempfinden „ein ſtockendes Alter
ab=
zuwehren geeignet iſt”. Auch ermüdet der Eislauf nur wenig.
Die Schwungkraft aus den einfachen Körperbewegungen erneuert
ſich unaufhörlich. Bis in die Nacht hinein ſetzten ſie mit Vorliebe
ihre Uebung fort. Aber neben dem Phyſiologiſchen ſteckt, im
Eis=
lauf auch ein pſychologiſcher Vorgang von hoher Bedeutung. Neben
der Entſpannung ein Hinüberleiten zu anderen Dingen, die erſt
durch Verdrängung der alten Anſpannung im Nervenſyſtem die
geſunde Straffung nach einer neuen Seite hin mit ſich bringt.
Goethe ſagt einmal über ſich ſelbſt, daß „gerade dieſe oft einſame
Bewegung, dieſes gemächliche Schweben im Unbeſtimmten”, gar
manche ſeiner inneren Bedürfniſſe wieder aufregte. Hatten dieſe
eine Zeitlang geſchlafen, ſo iſt er nun ſolchen Stunden die
Aus=
führung älterer Vorſätze ſchuldig geworden”. Und wenn er ſo in Jahre ein und insbeſondere auf die Feier des 70jährigen Be=
Eiſe die blinkende Fläche unermüdlich ablief, klang im
Unter=
bewußtſein immer noch Klopſtock in ihm nach:
Schon, von dem Gefühle der Geſundheit froh,
Hab ich, weit hinab, weiß an, dem Geſtade gemacht
Den bedeckenden Kriſtall.
Weltkrieg, Vakerland, deutſches
Judenkum.
* Der Reichsbund jüdiſcher Frontſoldaten, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt, hatte für geſtern abend in den Städtiſchen Saalbau zu einem
Vortragsabend über „Weltkrieg, Vaterland, Deutſches Judentum”
eingeladen. Der Einladung war ſehr zahlreich Folge geleiſtet
worden, unter den Beſuchern bemerkte man u. a den Herrn
Oberbürgermeiſter, Vertreter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen
Be=
hörden, Graf Hardenberg, die Vorſitzenden der Offiziers= und
Kriegervereine uſw.
Die Bühne, auf der das Bild des Herrn Reichspräſidenten
und Generalfeldmarſchalls v. Hindenburg und ein eiſernes Kreuz
ſtand, war mit friſchem Grün geſchmückt. Nach einem
ein=
leitenden Muſikſtück der Kapelle Geiß ſprach herzliche
Begrüßungs=
worte der 1. Vorſitzende der Ortsgruppe des Reichsbundes
jüdiſcher Frontſoldaten, Rechtsanwalt Dr. Reiß, der
nament=
lich die Ehrengäſte und alten Kameraden willkommen hieß.
Zunächſt verbreitete ſich dann der Vorſitzende des
Reichs=
bundes, Dr. Steffen=Kann, über Zweck und Ziel des Bundes.
Er wies die Angriffe zurück, in denen behauptet wird, daß die
jüdi=
ſchenSoldaten im Krieg nicht voll ihre Pflicht getanhätten. Der Bund.
ein neutrales Organ, trete nur für die Gleichberechtigung der
jüdiſchen Kameraden mit den übrigen ein. Keine Scheidewand ſoll
aufgerichtet werden, keine Verhetzung Platz greifen. 12000 jüdiſche
Soldaten haben ihr Leben für ihr Vaterland gelaſſen, und mit
dem Gedenken an die 2 Millionen Gefallenen verband er das
Gelöbnis treuen Feſthaltens an das deutſche Vaterland. — Leiſe
begleiteten die letzten Worte die Melodie des Liedes vom guten
Kameraden.
Anſchließend referierte Dr. Ludwig Freund=Berlin über
ſein Thema „Weltkrieg, Vaterland, Deutſches Judentum‟. Er
Darfſaid ei de Sudegrif des deneiſäinen Seäſchie der Wer.
alle Teile desſelben Volkes ſteht, der Inbegriff all der Opfer,
die für das Vaterland gebracht werden.
Der Opfergeiſt, der Kameradſchaftsgeiſt, wie er 1914 beſtand.
nicht die Phraſen und die Theorien mit denen der wahre
Front=
geiſt verfälſcht werde, ſei der wahre Geiſt. Dieſer wahre Geiſt
be=
deute Zuſammenſtehen alle für einen und einer für alle für das
gemeinſame Vaterland, nicht für das Vaterland einzelner
Par=
teien. Die deutſchen Juden haben ihre Pflicht im Krieg getan.
Von 550 000 deutſchen Juden ſtanden 96 000 im Felde, 12 000
fielen für Deutſchlands Ehre und Größe. Weiter gab der
Referent nüchterne Zahlen über Kriegsleiſtungen von jüdiſchen
Soldaten.
Man habe viel mit phantaſtiſchen Phraſen operiert, und
daher mußten die Tatſachen feſtgeſtellt werden. Zur Blutstheorie
müſſe er bemerken, daß nur eine Blutstheorie beſtehe, nämlich
die, die draußen auf dem Felde der Ehre aufgeſtellt wurde. Der
Begriff Volk und Nation wurde von dem Referenten deſiniert.
Weiter beleuchtete er die Raſſenentwicklung in Deutſchland,
Das Schickſal ſei von jedem Volk in ſeiner Geſamtheit zu tragen.
Wenn ein Volk dieſes Schickſal nicht mehr gemeinſam tragen
wolle, höre es auf. ein einheitliches Volk zu ſein. — Redner
fragte wie es komme, daß man den Typus des Juden äußerlich
erkenne, und erklärte dies mit der jahrhundertelangen
zwangs=
mäßigen Abgeſchloſſenheit der Juden, die erſt im vorigen
Jahr=
hundert aufgehoben wurde.
Es gebe zwei Möglichkeiten, die Judenfrage zu liquidieren.
Die eine ſei der Weg des Mittelalters, indem man den Juden
aus dem Deutſchtum ausſchließe. Damit könne man aber die Welt
nicht befrieden. — Die zweite Löſung der Judenfrage haben uns
Völker vorgezeichnet, von denen wir ſtaatspolitiſch lernen könnten.
Das deutſche Volk ſei kulturpolitiſch hoch bedeutend, aber England
z. B. ein Volk, von ſtaatspolitiſchen Genie, kenne keine
konfeſſio=
nellen Unterſchiede. Frankreich, Italien kenne keine Judenfrage.
Zugegeben ſei, daß die Juden in Deutſchland meiſt
linkspoli=
tiſchen Parteien angehören. Aber es müſſe dabei auch bedacht
wer=
den, daß zur Zeit der Judenbefreiung das deutſche Volk ſich um
den Liberalismus, Sozialismus oder Konſervativismus mühten.
Von der letzteren Bewegung ſeien die Juden ausgeſchloſſen worden.
Wolle man die Judenfrage löſen, ſo müſſe man vor allem die
Vorurteile gegen die Juden beſeitigen. — Die „moraliſche”
Juden=
frage könne nicht mit dem Hinweis auf Außenſtehende, mit denen
der Jude ſelbſt nichts zu tun haben wolle, abgetan werden.
Ueber allem ſtehe auch dem deutſchen Juden das deutſche
Vaterland. Lebhafter Beifall dankte dem Referenten.
Studiendirektor Prof. Kiſſinger und Exz. Generalleutnant v.
Oidtmann wieſen auf die treue Kameradſchaft im Felde hin, und
daß alle jüdiſchen Frontſoldaten wie jeder andere ihre Pflicht
er=
füllt haben. Und das ſollte man auch heute im bürgerlichen Leben
nicht vergeſſen. Nach einem Schlußwort des Hauptreferenten ſchloß
die Verſammlung mit einem Gedenken an den Herrn
Reichspräſi=
denten und dem Deutſchlandlied.
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Helia.
Im Banne des Eulenſpiegels” iſt eines der vergnüglichſten,
beſtgelungenen Luſtſpiele der letzten Zeit. Das liegt zunächſt
einmal daran, daß erſtens dem Ganzen eine brauchbare
Luſtſpiel=
idee zugrunde liegt, und daß zweitens dieſe Idee mit einer
ge=
wiſſen einfallsreichen Konſequenz durchgeführt worden iſt. Für
gewöhnlich fehlt den Filmkomödien beides; ſie nehmen
irgend=
einen Stoff von hergebrachter Komik (etwa: der Provinzonkel in
der Großſtadt oder dgl.) zum Vorwand, um den ſie eine Anzahl
meiſt ebenſo herkömmlicher komiſcher Situationen
herumgrup=
pieren. So etwas wie eine innere Logik des komiſchen Ablaufs
fehlt zumeiſt. — Dies als kleine Anweiſung auf das Gelungene
dieſes Luſtſpiels, deſſen beſte Eigenſchaft, nämlich eine anhaltende.
mitunter heftige Heiterkeit zu erwecken, damit allerdings noch
nicht erklärt iſt. Dazu müßte man die Handlung mit all ihren
zahlreichen Pointen erzählen, auf die famoſe Regie und dis
launige Spiel der Darſteller hinweiſen, von denen man neben
Oskar Karlweis und Urſula Grasley zum mindeſten
noch Hedwig Wangel und ihre ſchmachtende Nichte Adelheid
(Olly Gebauer) nennen muß, und durfte auch der
rerſchie=
denen muſikaliſchen und Tonſcherze nicht vergeſſen. Daß hinter
dem Ganzen eine gutartige Verſpottung menſchlicher
Grund=
ſchwächen ſteht, gibt dem Film auch nach dieſer Seite hin das
Recht, ſich Luſtſpiel zu nennen.
*
*
— Im Union=Theater finden heute und morgen zwei
Aus=
nahmetage ſtatt, in denen der größte Ufa=Tonfilm des Jahres „F. P. 1
antwortet nicht” zu ganz beſonders ermäßigten Preiſen gezeigt
wird. Die Direktion gibt damit zahlreichen Anregungen ſtatt, dieſe
bedeutendſte diesjährige Filmſchöpfung der Ufa allen
Bevölke=
rungsſchichten zu beſonders niedrigen Eintrittspreiſen in einem
erſtrangigen, beſtventilierten Theater mit wirklich unübertrefflicher
Tonwiedergabe zugängig zu machen. Jugendliche haben Zutritt.
Man beachte die Anfangszeiten: 3,35, 5,35 und 8,20 Uhr
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man nur noch heute das
Senſations=Doppelprogramm mit Tom Mix in ſeinem neueſten
und tollſten Wildweſt=Abenteuer. Eine Minute vor Zwölf” und
im zweiten Teil „Marter der Liebe‟,
— Im Union=Theater finden heute, Mittwoch, ſowie am
Sams=
tag, den 28. Januar, jeweils nachmittags um 2 Uhr große Märchen=
Nachmittage ſtatt. Gezeigt wird „Das Wunder auf Burg
Sonnen=
ſtein”, ein herrlicher Film, der auf der romantiſchen Wilhelmshöhe
bei Kaſſel aufgenommen wurde. Der Film bietet bei kleinen
Prei=
ſen zwei göttliche Unterhaltungsſtunden für jung und alt und
wird in Darmſtadt zum erſten Male gezeigt.
— Reſi=Theater. Es gibt keine echtere Kriegsſchilderung als
den Meiſterfilm, Hölzerne Kreuze‟ (Jenſeits der deutſchen
Gräben) Das erſchütterndſte Dokument aus dem großen
Völker=
ringen, das eindrucksvollſte Denkmal des einfachen Soldaten. Dazu
das gute Beiprogramm. — Ab morgen „Ein blonder Traum”.
— Paulusgemeinde. Am Teeabend unſeres Frauenvereins,
der am Donnerstag abend den angekündigten Vortrag von
Herrn Pfarrer Irle bringt, wird Fräulein Arla Renz, die
bekannte Violinvirtuoſin, den muſikaliſchen Teil des Programms
übernehmen. Teekarten ſind beim Saaleingang erhältlich. Auch
die Männer der Gemeinde ſind nochmals herzlichſt eingeladen.
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. Wir
weiſen nochmals auf den heute abend. 8 Uhr, im Reſtaurant
Sitte, Karlſtraße (Alvenzimmer), ſtattfindenden
Lichtbildervor=
trag von Frl. Birnbaum=Gießen hin, die über das aktuelle
Thema „Ausſchnitte aus dem Kampf Deutſchlands um ſein
Deutſchtum” ſpricht. Wir bitten unſere Freundinnen um recht
zahlreiches Erſcheinen.
Lokale Veranſtallungen.
Im Rückgebäude Eliſabethenſtr 23, Kleine rote
Mühle, täglich Konzert und Tanz. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Im Reſtauxant Bender. Eliſabethenſtraße 23,
täg=
lich Bockbierfeſt mit Tanz. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Reichshof, Heute, Mittwoch, abend Konzert und
zwar vielfachen Wünſchen entſprechend, im Karnevaliſtiſchen
Rahmen. (Vgl. Anzeige.)
Tageskalender für Mittwoch, den 25. Januar 1933.
Union=Theater: „F. P. 1 antwortet nicht”: Helia=Lichtſpiele: „Im
Bann des Eulenſpiegels”; Palaſt=Lichtſpiele: Eine Minute
vor Zwölf”. — Union=Theater, 2 Uhr: Märchen=Nachmittag. —
Reſi=Theater: „Hölzerne Kreuze‟. — Café Ernſt=Ludwig:
Ge=
ſellſchaftsabend. — Reſt. Bender: Bockbierfeſt mit Tanz. — Rote
Mühle: Konzert und Tanz.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 24. Jan. Generalvexſammlung des
Geſangvereins „Liederkranz”. In ſeinem
Jahres=
bericht ging der Vorſitzende auf das Vereinsleben im abgelaufenen
neuen friſchen Gedanken mit ſeinen Kreiſen und Bogen auf dem ſtehens, die in das Berichtsjahr fiel und in Berückſichtigung der
Zeitläufte nur in engerem Rahmen begangen wurde. Nach dem
Bericht des Rechners ergibt ſich ein geringes Kaſſenplus für das
neue Vereinsjahr. Die einzelnen Berichte wurden unbeanſtandet
entgegengenommen und dem Vorſtand Entlaſtung erteilt. Die
Vorſtandswahl ergab die Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes.
Beſchloſſen wurde, demnächſt einen Familienabend abzuhalten. Oes
weiteren ſoll am Faſtnachtsſonntag ein Maskenball ſtattfinden,
und am erſten Oſterfeiertag, wie alljährlich, ein Vereinskonzert.
J. Griesheim, 24. Jan. Winterhilfe. Der hieſigé
Orts=
ausſchuß für die Winterhilfe hatte die Sport=, Turn=, Geſang= und
Muſikvereine zu einer Beſprechung eingeladen. Dieſer Einladung
hatten die Vereine faſt ohne Ausnahme Folge geleiſtet. In
ein=
gehender Ausſprache einigte man ſich dahin, daß am 29. Januar
und am 5. März je eine größere Veranſtaltung ſtattfinden ſoll,
deren Eetrag der hieſigen Winterhilfe zufließt. — Frühjahrs=
Geſellenprüfung. Die diesjährige Geſellenprüfung (
Früh=
jahrsprüfung) findet im Monat April ſtatt. Anmeldungen
wer=
den bis 29 Januar beim Vorſitzenden des
Geſellenprüfungsaus=
ſchuſſes der Gewerbe= und Handwerkervereinigung, Herrn Georg
Ritter, entgegengenommen.
Cp. Pfungſtadt, 24. Jan. Auch in dieſem Jahre
Pfungſtädter Zuchtviehmarkt. Der Ausſchuß für den
Pfungſtädter Zuchtviehmarkt hat unter dem Vorſitz von
Bürger=
meiſter Schwinn einſtimmig beſchloſſen, auch in dieſem Jahre
wieder einen Zuchtviehmarkt abzuhalten. Der vorjährige Markt
konnte im Hinblick auf die zur Beachtung gelangte Sparſamkeit
mit einem kleinen Ueberſchuß abſchließen. Während im
vergange=
nen Jahre mit dem Markt keine Lotterie verbunden war, beſchloß
man, es in dieſem Jahre wieder mit einer Verloſung zu verſuchen.
Der Markt ſoll an dem üblichen Termin (26. Auguſt) abgehalten
werden. Mit dem Markt wird auch in dieſem Jahre eine
Prämi=
ierung verbunden werden können.
G. Ober=Ramſtadt, 24. Jan. Freiwillige Feuerwehr.
Jahresſchlußverſammlung. Schriftführer Kamerad K.
Breitwieſer gab Bericht über das Vereinsleben des vergangenen
Jahres, während der 1. Kommandant Phil. Neubert einen
Ueber=
blick über die Tätigkeit der Wehr im letzten Jahre gab und in
län=
geren Ausführungen die Notwendigkeit der Ausbildung aller
Feuerwehrleute als ſog. Einheitsfeuerwehr betonte. Die Berichte
des Zeugwarten und des Rechners wurden entgegengenommen und
gutgeheißen. Das Rechnungsergebnis kann als zufriedenſtellend
bezeichnet werden. Die Vorſtandswahl brachte die einſtimmige
Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes.
— Gundernhauſen, 24. Jan. Am 21. dieſes Monats beging
Altbürgermeiſter Ludwig Schütz ſeinen 75. Geburtstag im
engſten Familienkreiſe. Wer ſeine Beſcheidenheit kennt, wird ſich
nicht wundern, daß er dieſen Tag nicht geräuſchvoll, ſondern ſtill.
im Kreiſe ſeiner Familie begehen wollte. Von ſeiten ſeiner
vor=
geſetzten Behörde wurden, ihm öfters Anerkennungen über die
vorzügliche Leitung der Bürgermeiſterei Gundernhauſen
ausge=
ſprochen. Eine Leiſtung war es wohl, dreißig Jahre lang,
in der Vor= und Nachkriegszeit ohne Gegenkandidat
Bürgermeiſter zu bleiben, worauf er wohl innerlich „ohne
Worte” nicht wenig ſtolz war. Angenehm ſcheint es ihn auch
be=
rührt zu haben, als er vor zwei Jahren bei ſeinem 25jährigen
Jubiläum als Kaſſenrechner von dem Direktor Gennes als
be=
ſonders muſtergültig gefeiert wurde und ſein Weitblick es
ermög=
licht habe, daß die Spareinleger der Gundernhäuſer Kaſſe mit am
höchſten aufgewertet bekamen, im Vergleich aller heſſiſchen
Dar=
lehenskaſſen, was auch die alten Sparer wohl anerkennen
muß=
ten. Noch heute führt er dieſe Kaſſe ſowie den Rechnerpoſten des
Gundernhäuſer Frauenvereins ohne jegliche Bezahlung. Im Krieg
führte er die Darlebenskaſſe ebenfalls ehrenamtlich. Wer den
ehrenwerten Charakter richtig erfaßte, der konnte verſtehen,
warum er manchmal ſeeliſch zuſammenbrechen drohte in den erſten
Nachkriegs= und beſonders Inflationsjahren, in denen es ihm
ſchwer fiel, ſich in dem „neuen Deutſchland” umzuſtellen. Seinem
Regimentsverein — er diente im Großh. Heſſ. Feldart.=Rgk 25
— hat er bis zum heutigen Tage die Treue gehalten und
den=
ſelben niemals, wenn es ſich um Spenden für die
Kinderweih=
nachtsfeier uſw. handelte, im Stiche gelaſſen.
An. Groß=Zimmern, 24. Jan. Gerätewettkampf. Zur
Pflege und Hebung des ſchönen Geräteturnens veranſtaltete der
hieſige Turnverein 1863, wie alljährlich, am Sonntag abend im
dicht beſetzten Kaiſerſaal ein Werbeturnen. Der Tv. Jügesheim,
Tv. Münſter und Tv. 1863 Groß=Zimmern ſtellten je eine
Aus=
wahlmannſchaft zu einem Gerätewettkampf. Es wurde von jedem
Turner, eine Uebung am Reck. Pferd und Barren vorgeführt,
außerdem zeigte jede Mannſchaft eine Geſamtfreiübung, und
ſchließlich hatten von jeder Mannſchaft zwei Turner noch eine
Freiübung zu zeigen. Die einzelnen Kämpſe waren ſehr
ſpan=
nend. Es wurden prächtige Leiſtungen gezeigt. Sieger wurde der
Tv. 1863 Groß=Zimmern mit 1098 Punkten, vor Jügesheim mit
1048 Punkten und Münſter mit 982 Punkten. Dem Sieger wurde
eine Plakette überreicht.
* Höchſt i. O., 23. Jan. Die hieſige Ortsgruppe des
Oden=
waldklubs hielt ihr Wanderer=Ehrungsfeſt.
Vor=
träge der Kapelle Klingmann eröffneten und umrahmten die
Feſt=
folge. Die Begrüßung der Erſchienenen nahm der erſte Vorſitzende,
Herr Geh.=Rat Seeger vor, der beſonders den Vertreter des
Hauptausſchuſſes, Herrn Amtsgerichtsrat Becker=Dieburg,
will=
kommen hieß und der Arbeit und Ereigniſſe des verfloſſenen
Wan=
derjahres in einem kurzen Bericht gedachte. Die Grüße des
Haupt=
ausſchuſſes überbrachte Herr Amtsgerichtsrat Becker. Die Frage,
ob trotz der ſchweren Zeiten Wandern und Ehrungsfeſt der
Wan=
derer am Platze ſei, unbedingt bejahend, ſprach der Redner vom
Wanderer als dem Höhenmenſchen und von der Aufgabe des
Klubs, als Vorbild weiter einer wahren Volksgemeinſchaft zu
dienen. Ein Prolog von Eugen Köſer, Alt=Lieder, mit
anſpre=
chender Stimme geſungen von Fräulein Olt, ein humoriſtiſcher
Wanderbericht, verfaßt und vorgetragen von Mitglied Rektor
Matthes, brachten Wanderſtimmung. Mitglied Otto Heil
trat mit einem humoriſtiſchen Bühnenſtück zum erſten Male vor
die Oeffentlichkeit und hatte mit ſeinen „Odenwaldklub=Szenen”,
wobei die Jugend und die Klubkavelle mitwirkten, einen ſchönen
Erfolg. Mit dem zweiaktigen Luſtſpiel „Die Badereiſe” von Otto
Becker hatte die Spielgemeinſchaft der Ortsgruppe, in der zu
be=
währten Mitgliedern neue vortreffliche Kräfte traten, einen
gro=
ßen Heiterkeitserfolg. Die Dekorierung von 26 Mitgliedern
ſo=
wie einer anſehnlichen Zahl Jugendlicher nahm der Vertreter des
Hauptausſchuſſes mit angemeſſener Anſprache vor; zwei
Mitglie=
der erhielten das 10jährige Abzeichen, eins den Wanderſtock.
Az. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg, 24. Okt. Im Rathaus
fand eine Sitzung des Vorſtandes der
Krankenpflege=
ſtation Neuſtadt=Sandbach ſtatt. Der Vorſitzende gab
ein Bild über die Tätigkeit der Schweſter Linni Pauling im
ab=
gelaufenen Jahre. Ihre mühe= und liebevolle Arbeit, der eine
hohe Berufsauffaſſung zugrunde liegt. fand einſtimmiges Lob und
aufrichtigen Dank. Anſchließend wurde durch Herrn Pfarrer
Strack=Neuſtadt i O. der Kaſſenbericht erſtattet. In der dabei
er=
folgten Ausſprache kam die einmütige Auffaſſung zum Ausdruck,
daß an den vereinbarten Vertragsbedingungen zwiſchen den beiden
Gemeinden im Intereſſe der Erhaltung der Krankenpflegeſtation
unbedingt feſtgehalten werden müſſe. Mehr wie je bleibt die
Krankenſchweſter Hilfe und Stütze der Aermſten. Am Schluſſe legte
der Vorſitzende einen Satzungsentwurf des
Krankeupflegeverban=
des Neuſtadt=Sandbach vor, der die Billigung des Vorſtandes fand.
r. Babenhauſen, 24. Jan. Vereinsfeſtlichkeiten. Der
Geſangverein „Eintracht” hielt ſeinen Vereinsball mit
voraus=
gehendem Konzert ab. Alle Chöre, die unter der bewährten
Lei=
tung des Chormeiſters M. Sahm vorgetragen wurden, fanden
großen Beifall. — Die Operetten=Aufführung. „Das Walzermädel
von Wien” die der Volkschor am Sonntag abend im großen
Saalbau „Deutſcher Hof” veranſtaltete, geſtaltete ſich für den
Verein zu einem großen Erfolg.
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Mittwoch, 25. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 25 — Seite 7
Der Sfahlhelm (5.d.5.), Kreis Bensheim.
Im „Deutſchen Haus” in Bensheim fand ein Werbe= und
Bierabend ſtatt. Pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit betrat der
Landes=
führer von Groß=Heſſen, Kamerad Kapitän z. S. a. D. Weiße,
durch die Wehrſportabteilungen empfangen, unter den Klängen
des Bundes=Präſentiermarſches, den Saal. Nach einer kurzen
Begrüßung durch den Kameraden Kreisführer wurden die
An=
ſprachen der beiden Bundesführer vom 13.
Reichsfrontſoldaten=
tag in Berlin durch Schallplatten wiedergegeben.
Nach dem gemeinſamen Geſang des Bundesliedes ſprach der
Kamerad Landesführer über das Thema: „Der Stahlhelm. Was
er iſt und was er will.” Bereits im November 1918 hat Franz
Seldte den Stahlhelm. Bund der Frontſoldaten, gegründet, um
die Kameradſchaft der Front weiter zu pflegen. Der in den vielen
ſchweren Schlachten entſtandene Frontgeiſt ſollte nicht verloren
gehen. Seldte war der Gewißheit, daß Deutſchland nur vorwärts
und aufwärts kommen könnte unter Einſatz und Mitarbeit der
Frontſoldaten, die die Heimat vier Jahre lang vor Einbruch des
Feindes geſchützt hatten. Es folgte dann eine Schilderung des
Wachſens und der Organiſation des Stahlhelms, der heute weit
über eine Million aktiver Mitglieder hat. Das Anwachſen des
Stahlhelm veranſchaulichen die jedes Jahr ſtattfindenden
Auf=
märſche, zu denen die Kameraden auf eigene Koſten kommen.
Trotz der Notzeit des letzten Jahres waren in Berlin 197 000
Kameraden aufmarſchiert. Im Stahlhelm ſind nicht nur die alten
Frontſoldaten vereinigt, ſondern in ſeinen Reihen haben auch alle
deutſchen Männer und Jünglinge Platz, die wehrwillig ſind und
die Wehrhaftmachung des deutſchen Volkes wollen. Ueber den
Parteien ſtehend und von jeglicher Partei unabhängig, will der
Stahlhelm nicht die Macht im Staate, ſondern den machtvollen
Staat, die Einigkeit aller Deutſchfühlenden, „das ganze
Deutſch=
land ſoll es ſein”. Der Stahlhelm iſt der Auffaſſung, daß nur ein
guter Chriſt ein guter Soldat ſein kann. Bei einer Unterredung
zwiſchen dem Biſchof von Mainz und dem Kameraden
Landes=
führer trat zutage, daß der Biſchof vollkommen über Weſen und
die Ziele des Stahlhelms unterrichtet war und eine Bekämpfung
des Stahlhelms nicht billigt. Auf die Wehrhaftigkeit eingehend,
ſchilderte der Landesführer das Verhältnis zwiſchen Deutſchland
und den angrenzenden Ländern. Bei den Ausführungen über
Wehrtüchtigkeit und Wehrwillen erwähnte der Redner die Stelle
aus der Rede des Reichskanzlers von Schleicher vor dem
Kyff=
häuſerbund, daß Deutſchland wieder die allgemeine Wehrpflicht
haben müſſe. Er ſtreifte dann die ſoziale Tätigkeit des Bundes
und ſeine Mitarbeit beim freiwilligen Arbeitsdienſt. In den
Arbeitslagern des Stahlhelms werden auch Arbeitsdienſtwillige,
die dem Stahlhelm nicht angehören, aufgenommen. Mit der
be=
ſtimmten Hoffnung, daß die Arbeit des Stahlhelms mithilft, ein
neues und beſſeres Deutſchland zu ſchaffen, ſchloß der
Landes=
führer ſeine Ausführungen, an die ſich der Geſang des
Deutſch=
landliedes anſchloß. Gäſte und Kameraden blieben noch in
gemüt=
licher Unterhaltung, zu der auch weſentlich die gute Muſik
bei=
trug, zuſammen.
Br. Seckmauern, 24. Jan. Einbruchsdiebſtahl.
Frei=
tagnacht wurde bei dem Landwirt Adolf Grünewald eingebrochen
und einige Zentner Kartoffeln entwendet. Auch luden die Diebe
die Pferdegeſchirre auf einen Schubkarren und warfen dieſelbe in
den Bach, wo ſie am anderen Morgen, im Eis eingefroren, wieder
gefunden wurden.
Ap. König i. Odw. (Stahlbad), 23. Jan. Odenwaldklub=
Dekorierungs= und Jahresfeſt. Das bunte Programm,
deſſen muſikaliſcher Teil von dem Kurorcheſter in meiſterhafter
Weiſe beſtritten wurde, leitete der 1. Vorſitzende des hieſigen
Odenwaldklubs, Herr Lehrer Deltau, mit einer herzlichen
Be=
grüßungsanſprache ein, in welcher u. a. eindrucksvoll auf die
vielſeitigen Beſtrebungen und die reiche, tatkräftige Arbeit der
Vereine hingewieſen wurde. Nach dem Geſang des
Deutſchland=
liedes überbrachte Herr Lehrer Wolf=Zell die Grüße des
Haupt=
ausſchuſſes, deſſen Ausführungen die Anweſenden in die Wunder
und maleriſchen Schönheiten von Natur und Heimat
hineinführ=
ten. Volks= und Koſtümtänze der Schülerinnen und Mädchen des
Jung=O.W. K. unter Fräulein Schwöbels Leitung, zwiſchen die
ſich gemeinſam geſungene Wander= und Heimatlieder bübſch
ein=
fügten, vervollſtändigten die armoniſch verlaufene Feſtfolge.
deren Höhepunkt die Auszeichnung von 25 Wanderinnen und
Wanderern mit dem Goldenen und der Herren Wilh. Koch 2. und
Fritz Hofmann mit dem Abzeichen für 25jährige Mitgliedſchait,
die von Herrn Lehrer Wolf als Hauptausſchußvertreter in
tref=
fender Manier vorgenommen wurde, bildete. Ein von dem erſten
Vorſitzenden in humorvoller Weiſe und teilweiſe reizender Poeſie
erſtattete Wanderbericht beſchloß das Offizielle.
Cd. Michelſtadt, 24. Jan. Das Jahresfeſt, verbunden mit der
Feier des 50jährigen Beſtehens der Schützengeſellſchaft
Michel=
ſtadt, wird wie alle Veranſtaltungen dieſer Geſellſchaft den
Be=
ſuchern in guter Erinnerung bleiben. Echter Schützengeiſt, von
Herzen kommende Fröhlichkeit und ein guter Tropfen ſorgten für
vergnügte Stimmung und verſcheuchten für einige Stunden die
heute wahrhaftig nicht knappen Alltagsſorgen. — Nach der
An=
ſprache des Oberſchützenmeiſters, Herrn Dr. Völker, die wie üblich
humoriſtiſch gewürzt war, überbrachte Herr Bürgermeiſter Neff
namens der Stadtverwaltung die Glückwünſche derſelben und
überreichte eine künſtleriſch ausgeführte Plakette. Für den
Ge=
ſangverein Liederkranz und den Turnverein (D.T.)
beglück=
wünſchte Herr Phil. Eckart den feſtgebenden Verein.
Anſchlie=
ßend wurde der einzige noch lebende Mitgründer der
Schützen=
geſellſchaft Michelſtadt. Herr Wilh. Friedlein. für 50jährige
Mit=
gliedſchaft durch Ueberreichung der goldenen Schützennadel
ge=
ehrt, für weitere langjährige Mitgliedſchaft erhielten die
Schützenkameraden: Emil Maus=Michelſtadt. Hch. Seibert=
Ebers=
berg. Gottfried Schmucker=Ober=Moſſau und Leonh. Striffter=
Michelſtadt die ſilberne Schützennadel. Aus der anſchließenden
Preisverteilung des kürzlich ſtattgefundenen
Zimmerſtutzenſchie=
ßens ſeien nachſtehend die drei erſten Preisträger jeder Scheibe
genannt. Feſtſcheibe Michelſtadt: 1. Anton Schmitz=Michelſtadt
Friedrich Schmucker=Ober=Moſſau; 3. Haas=Dieburg. Feſtſcheibe
Odenwald: 1. Hch. Reuhold=Michelſtadt: 2. Gottlieb Schmucker=
Oher=Maſſau: 3. Georg Neff=Unter=Moſſau Meiſterſcheibe: 1. Hch.
Illig=Michelſtadt: 2. John Berglund=Michelſtadt: 3. Hch. Reubold=
Michelſtadt. Jahresſcheibe: 1. Albert Heimel=Michelſtadt: 2. Hch.
Weher=Michelſtadt: 3. Karl Bauer=Michelſtadt — Weiter wurden
7 Schützen, die eine Jahresdurchſchnittsringzahl von 105 Ringen
erreicht hatten. mit einem ſilbernen Becher bedacht. — Eine
Ab=
teilung des Geſangvereins Liederkranz hatte ſich zur
Ausgeſtal=
tung des Programms der Veranſtaltung zur Verfügung geſtellt
und erfreute die Zuhörer mit mehreren gut geſungenen Liedern,
ebenſo ernteten die Solis der Herren Rau und Hegny lebhaften
Beifall
Rimhorn. 24. Jan. Goldene Hochzeit. Am 29. d. M.
begehen die Eheleute Georg Reiſinger und Frau Maria
Eliſabetha geb. Daab im engſten Familienkreis das Feſt der
Gol=
denen Hochzeit.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 24. Jan. Hohes Alter. Am
Sonntag feierte der älteſte Einwohner unſeres Oertchens. Herr
Leonhard Seihert, ſeinen 85. Geburtstag. Herr Seihert iſt noch
der einzige lebende Veteran von 1870/71 in unſerem Orte.
— Haſſenroth. 24. Jan. Bei der Bürgermeiſterwahl erhielten
Wilhelm Flath 2. 124 und Adam Weidmann (
Beigeord=
neter) 103 Stimmen. Wilhelm Flath iſt ſomit zum Bürgermeiſter
er Gemeinde gewählt.
) Reichenbach i. Odw., 24. Jan. Kinderſpeiſung.
Dank des Entgegenkommens des Landesausſchuſſes für
Kinder=
ſpeiſung, der die Mittel hierzn bereitgeſtellt hat, kann an der
hieſigen Schule die Kinderſpeiſung für die nächſte Zeit wieder
durchgeführt werden Sie hat bereits in dieſer Woche begonnen
und beſteht in einer warmen Milchgabe von durchſchnittlich einem
Viertelliter Milch für das Kind. Ein Stück Brot dazu bringen
ſich die Pfleglinge ſelber mit.
Hirſchhorn, 24. Januar. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 23 d. M.: 1.43 Meter, am 24. d. M.: 1.46 Meter —
jeweils morgens 5.30 Uhr.
— Gernsheim. 24. Januar, Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 23. d. M.: —1,45 Meter, am 24. d. M.: —1,52 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
* Zur Bürgermeiſterwahl in Jugenheim
Du. Jugenheim, 24. Jan. Geſtern abend wurde der
Gemeinde=
rät zu einer beſonderen Sitzung eingeladen. Es handelte ſich für
die Gemeinde um den Bürgermeiſterwechſel. Bürgermeiſter
Burk=
hardt eröffnete die Sitzung und erteilte dem Kreisdirektor
Rein=
hard=Bensheim das Wort zur weiteren Amtshandlung. Aus
ſeinen Ausführungen ging hervor, daß die gegen die
Bürger=
meiſterwahl gemachten Einwendungen alle reſtlos
zurückgenom=
men und die Wahl ſomit rechtskräftig iſt. In feierlicher Weiſe
wurde nun Bürgermeiſter Philipp Hofmeyer verpflichtet,
in=
dem er die Eidesformeln auf gewiſſenhafte Amtsführung und
Reichsverfaſſung zu leiſten hatte. Hiermit war der Bürgermeiſter
in ſein Amt eingeführt und der Kreisdirektor gab ihm auch im
Namen des Kreisamtes und der Kreisverwaltung die
herzlich=
ſten Glückwünſche mit auf den Weg. Auch wurde ihm verſichert,
daß man ihm mit gleichem Rat und Tat zur Seite ſtunde, wie dem
Altbürgermeiſter auch Der Kreisdirektor richtete nun an den
ſcheidenden Bürgermeiſter Burkhardt herzliche Abſchiedsworte.
Zurückblickend auf die nahezu 40jährige Tätigkeit in der
Ge=
meindeverwaltung, wovon 22 Jahre der Bürgermeiſterpoſten
aus=
füllte, konnte der Kreisdirektor ſich nur überaus lobend über die
gewiſſenhafte Amtsführung und den edlen Charakter des
Alt=
bürgermeiſters ausſprechen. Herr Rektor Weidle richtete im
Namen des Gemeinderates ergreifende Worte an unſeren
ſchei=
denden Bürgermeiſter. Da die Zuſammenarbeit mit dieſem
Ge=
meinderat ſchon eine langjährige iſt, ſo konnte man aus ſeinen
Worten faſt den ganzen Lebenslauf entnehmen. In bewegten
Worten dankte hierauf der Altbürgermeiſter dem Kreisdirektor
und Rektor Weidle für die innigen Worte des Abſchieds. Er
hoffe und wünſche, daß ſeine geſelligen und freundſchaftlichen
Be=
ziehungen noch recht lange fortdauern mögen.
Der Beigeordnete richtete nun im Namen des Gemeinderats
ſeine Glückwünſche an Bürgermeiſter Hofmeyer mit der Hoffnung,
daß es derſelbe bald verſtehen möge, ſich die Zufriedenheit und
Sympathien der Gemeinde und des Gemeinderates zu erringen
Bürgermeiſter Hofmeyer ſprach dem Kreisdirektor, dem
Gemeinde=
rat und ſeinen Wählern ſeinen Dank aus und hofft, die Geſchäfte
der Gemeindeverwaltung im Verein mit dem Gemeinderat,
deſ=
ſen Unterſtützung, nebſt der des Kreisamtes, die er ſich beſonders
erbittet, in zufriedenſtellender Weiſe auszuführen. Von den der
Feier beiwohnenden Bürgern ergriff noch zum Schluß Herr
Pro=
feſſor Heynſſen das Wort. Auch ſeine Ausführungen waren Lob
und Zufriedenheit der Gemeinde mit dem Altbürgermeiſter und
er konnte mitteilen, daß aus dem Kreiſe der Bürger eine
Stif=
tung gemacht wurde in Form eines Oelgemäldes vom
Altbürger=
meiſter, geſchaffen durch den Jugenheimer Künſtler Prof. Dr.
An=
heißer. Dieſes Bild moge ſeinen Platz im Rathaus erhalten. Der
Altbürgermeiſter ſchloß um 7.30 Uhr die Sitzung.
Altbürgermeiſter Burkhardt.
In ſeiner Jugend jahrelang in der Schweiz tätig, bildete er
ſich zu einem tüchtigen Handwerksmeiſter in der Schloſſerei aus.
Bereits 1892 wurde er zum Gemeinderat gewählt. Um dieſelbe
Zeit gründete er für die Jugenheimer die Freiwillige Feuerwehr,
deren Kommandant er bis 1917 war. Auch den verſchiedenen
Ge=
ſangvereinen bewies er ſein Wohlwollen. 1904 wurde er zum
Bei=
geordneten in Jugenheim gewählt, und 1909 durch Erkrankung des
damaligen Bürgermeiſters mußte er bereits die Amtsgeſchäfte
eines Bürgermeiſters übernehmen. Im Jahre 1910 wurde er
ein=
ſtimmig zum Bürgermeiſter von unſerem hochſtrebenden
Luftkur=
ort gewählt. Wenn auch die Zeiten damals noch ruhige und die
Zerriſſenheit unſeres deutſchen Vaterlandes nicht vorhanden war,
ſo war die Verantwortung des Bürgermeiſterpoſtens für unſeren
weltbekannten Luftkurort kein leichter. Daß er den Dingen
ge=
wachſen war, zeigte ſein Schaffensdrang und Tatengeiſt. Es
ent=
ſtanden Anlagen, es wurde zur Ausübung von verſchiedenartigem
Sport eine große Turnhalle errichtet und unter vielem anderen
zum Schluß ſein Werk gekrönt mit der Errichtung des herrlichen
Jugenheimer Schwimmbades, welches weithin als eine der
ſchön=
ſten Anlagen gilt. Als alter Soldat (Kgl. Bayr. Fuß=Artl.=Btl.)
trat er für den Zuſammenſchluß des Krieger= und Militärvereins
beſonders ein. Trotz ſeines hohen Alters hat er ſich nie
fortſchritt=
lichem Geiſt und neuzeitlichen Gedankengängen verſchloſſen. Es
erhielt der Sportverein ſeinen Sportplatz, der Waſſerſport ſein
Schwimmbad. Auch die Freiw. Sanitäts=Kolonne entbehrte nie
ſeiner Fürſorge. Ueber die Leiſtungen während der Kriegs= und
Nachkriegszeit könnte man noch Spalten füllen. Er war für
jedermann da, hatte für alle Verſtändnis und nach
Menſchen=
möglichkeit auch für alles Erfüllung. In Ausführung ſeines
Grund=
ſatzes „Niemand zu liebe, niemand zu leide” hat er es verſtanden,
ſich Achtung und Dankbarkeit jedes einzelnen zu erringen. Mit
72 Jahren iſt er nun freiwillig in den wohlverdienten Ruheſtand
getreten.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 24. Januar. Tragiſcher Tod. Das geiſtliche
Konzert in der Chriſtuskirche, das zum Beſten der evangel.
Win=
terhilfe beſtimmt war, mußte nach der erſten Hälfte infolge des
plötzlichen Todes des Kirchenmuſikdirektors Peterſen jäh
ab=
gebrochen werden. Herr Peterſen, der mit ausgezeichnetem
ſtil=
vollem Spiel und natürlicher Muſikalität Dietrich Buxtehudes
Präludium und Fuge für Orgel als Einleitung vorgetragen hatte,
wurde wenige Minuten ſpäter während der Bachſchen Kantate
„Ich armer Menſch” von einem todlichen Schlaganfall
betroffen. Herr Oberkirchenrat Zentgraf erfüllte die traurige
Pflicht, die Zuhörer von dieſem ſchmerzlichen Ereignis in
Kennt=
nis zu ſetzen. Nach einem von ihm geſprochenen kurzen Gebet
ver=
ließ die Gemeinde tief erſchüttert die Kirche. — Stahlhelm,
Bund der Frontſoldaten. Am Sonntag, den 29. Januar,
ſpricht im großen Saal der Stadthalle Kreisführer Hauffe aus
Dresden über „Deutſcher Wehrwille, in der
Reichsgrün=
dungsfeier des Mainzer Stahlhelm. Kreisführer H. iſt der durch
ſeine große Rede auf der Reichsführertagung in Magdeburg im
Mai vorigen Jahres bekannt gewordene Dresdener
Stahlhelm=
führer.
* Die Frau, die Maka Hari verriek.
Die berühmte Meiſterſpionin Mata Hari, die ihre Schuld mit
dem Tode bezahlen mußte, iſt durch die filmiſche Darſtellung ihres
Schickſals in den Intereſſenkreis vieler gerückt, und ihr Schickſal
wird gewiſſermaßen noch tragiſcher, wenn man bedenkt, daß die
Frau, die die Verhaftung der Mata Hari bewirkte, ſich im Jahre
1926 ſelbſt den Tod gegeben hat, weil Gewiſſensbiſſe ihr keine
Ruhe mehr ließen. Dieſer Selbſtmord erregte damals in Parts,
wo er ſich ereignete, das denkbar größte Aufſehen, denn niemand
konnte ſich einen Beweggrund für die Tat denken. War doch die
Frau, die da freiwillig aus dem Leben geſchieden war, ſchön, jung,
beliebt und gefeiert. Als Filmſchauſpielerin hatte ſie den Namen
Claude France und ſtand am Beginn einer glänzenden Laufbahn.
Sie hatte ein wundervolles Heim in Paris, das, da ſie nicht nur
ſchön, ſondern auch geiſtvoll war, einen Anziehungspunkt des
Pariſer geſelligen Lebens bildete. Und doch warf ſie das alles hin.
Erſt jetzt wird das Geheimnis, das um ihren Tod war, gelüftet.
Die Filmſchauſpielerin Claude France hieß urſprünglich Hanna
Whittig. Sie ſtudierte in Bern Medizin, dann aber brach der
Krieg aus, und ſie wurde Krankenſchweſter. In einem Sanatorium
pflegte ſie einen dorthin ausgelieferten Kriegsgefangenen, den
Gra=
fen Chilly, und befreundete ſich mit ihm. Da Chilly nach ſeiner
Ge=
neſung nicht wieder ins Feld gehen konnte, beſchloß er, ſeinem
Vaterland wenigſtens durch Spionage zu dienen, und er
über=
redete Hanna Whittig, ihm dabei zu helfen. Sie machten nun
ge=
meinſam allerlei Feſtſtellungen, die dazu führten, den Verdacht
gegen die Tänzerin Mata Hari, der bereits beſtand, zu verſtärken.
und Hanna Whittig bekam den Auftrag, die Tänzerin genau zu
beobachten. Sie machte ſich unter einem Vorwand mit ihr bekannt,
und Mata Hari ſchloß ſich freundſchaftlich an ſie an. Ihr Vertrauen
zu der jungen Frau ging ſo weit, daß ſie ihr eines Tages ſogar
an=
geblich von ihrer Spionagetätigkeit erzählte. Damit hatte ſie ſich
in die Hand ihrer Widerſacher gegeben. Hanna Whittig lieferte
das Material gegen ſie aus, Mata Hari wurde verhaftet,
ver=
urteilt und hingerichtet. Hanna Whittig verheiratete ſich nach
kurzer Zeit mit dem Grafen Chilly. Aber die Ehe wurde nicht
glücklich, denn der Gemütszuſtand der jungen Frau war völlig aus
dem Gleichgewicht gebracht. Sie konnte den Gedanken an die
Spionin, die durch ſie verraten worden war, nicht mehr. loswerden,
Tag und Nacht ſah ſie Mata Hari vor ſich, und die durch die
Schlafloſigkeit hervorgerufene Ueberreiztheit bewog ſie ſchließlich.
Europa zu verlaſſen. Ihr Mann hielt ſich längere Zeit mit ihr in
Algier auf, eines Tages aber war ſeine Frau verſchwunden. Sie
hatte ſich einer zufällig vorbeikommenden Karawane angeſchloſſen,
und, wie der Graf dann feſtſtellte, mit einem der Führer
Be=
ziehungen angeknüpft. Darauf ließ er ſich von ſeiner Frau ſcheiden
und kehrte ſelber nach Paris zurück. Erſt einige Zeit ſpäter tau hte
auch ſeine Frau dort wieder auf, jetzt aber unter dem Namen
Claude France, ſchon als Filmſchauſpielerin bekannt und gefeiert.
Aber auch dieſe erfolgreiche Arbeit vermochte die Schatten der
Ver=
gangenheit nicht zu verſcheuchen, und eines Tages ſühnte ſie ihre
Schuld an einer anderen Frau, die ihr freundſchaftlich vertraut
hatte, mit ihrem eigenen Tod.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 25. Januar.
10.10: Schulfmk: Die Wikinger finden Amerika. Geſchichtliches
Hörbild
15.15: Stunde der Jugend: Autorennen im Film. Hörbericht. —
Alt=Frankfurter Geſchichten.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. — Soliſtin:
Hetty Haelſſig Klavier).
18.25: Stunde der Arbeit. Prof, Dr. Deſſauer: Beſſere Technik —
beſſere Menſchen?
18.50: Zeitfunt
19.30: Operetten=Konzert. Ausf.: Funkorcheſter. Lotte Carola
/So=
pran. Leitung: R. Merten.
21.00: Simplicius Simpliciſſimus Funkbearbeitung nach dem Roman
von Grimmelshaufen von E. Burri.
22.15: Zeit Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: London: Nachtmuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Mittwoch, 25. Januar
9.00: Schulfunk: Ein Hörbericht von der Veltener Kachelinduſtrie,
10.10: Hamburg: Schulfunk: Mein Bruder Gorch Fock.
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte,
15.00: Kinderſtunde: Was Ihr wollt!
15.45: Albert Daudiſtel lieſt: Die Fracht aus Braſilien.
16.00: C. Figdor: Hinter den Kuliſſen des Wahrſagens.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.10: Landgerichtsdir, Dr. Lehmann: Streifzüge durch das Straf=
und Bürgerliche Geſetzbuch.
17.30: Prof. Dr. Peterſen: Die Anfänge des deutſchen Volkes.
17.55: Streichquartett op. 18 Nr. 3 von Beethoven. Fehſe=Quartett,
18.30: Prof. Dr. Dietrich: Phildſophiſche Arbeitsgemeinſchaft.
19.00: Franzöſiſcher Sprachunterricht.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Breslau: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Emil Gielnik.
20.00: Berlin: Neue Werke für elektriſche Muſikinſtrumente.
21.00: Rudolf Blümner ſpricht Märchen von Anderſen.
21.30: Berlin: Karl Erb ſingt. Am Flügel: Seidler=Winkler.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Inſchl. Berlin: Tanzmuſik. Paul Godwin und Theo Bayo.
Obwohl die Störungstätigkeit über Skandinavien das Hoch
im Norden abbaut, ſo wird eine kontinentale Kaltluft an der
Süd=
ſeite für unſer Gebiet das winterliche Wetter zunächſt noch
fort=
beſtehen laſſen.
Ausſichten für Mittwoch, 25. Januar: Wolkig mit Aufklaren,
ver=
einzelt geringe Schneefälle, ſtrenge Kälte.
Ausſichten für Donnerstag: Strenger Froſt, teils wolkig, teils
auf=
klarend; vereinzelt geringe Schneefälle.
Schneebericht.
Trotz der Schneefälle in der letzten Nacht, die insbeſondere in
den weſtdeutſchen Gebirgen zu Sportmöglichkeiten (Ski und Rodel)
führten, iſt im Odenwald Winterſport noch nicht möglich. Mit
Ausnahme natürlich des Eisſportes. Auch der Taunus birgt
noch keine guten Schneelagen. Lediglich in der Rhon verzeichnet
die Waſſerkuppe bei anhaltendem Schneetreiben bereits 25
Zenti=
meter Schneedecke. Thüringer Wald Harz und
Erz=
gebirge ſportreif. Gute Sportmöglichkeiten melder der
Schwarzwald in Höhen über 900 Metern. Bayeriſche und
öſterreichiſche Alpen, ſowie Schweiz verfügen über beſte
Schnee=
verhältniſſe. Ueber Winterſport=Sonderzüge informieren
Reichs=
bahn, Verkehrsbüro und Sportgeſchäfte.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuſlleion, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wori: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 25. Januar 1933
Der rieſige Waſſerrohrbruch in Berlin=Charlottenburg.
Links: Die mehr als 3 Meter
hoch überſchwemmter Berliner
Straße in Charlottenburg.
Rechts: Die Bruchſtelle mit dem
aufgeriſſenen Pflaſter. Ein
gro=
ßer Baum verſank in dem Loch,
über das die in der Luft
hängen=
den Straßenbahngleiſe führen.
Ein Waſſerrohrbruch von einer
Stärke, wie er wohl nur ſelten
erlebt wurde, hatte in dem
Ber=
liner Verwaltungsbezirk
Char=
lottenburg ſehr ſchwere Folgen.
Stundenlang par der geſamte
Verkehr durch eine der dortigen
Hauptſtraßen unterbunden und
ſämtliche anliegenden Keller
wurden überſchwemmt, wobei
beträchtlicher Schaden
angerich=
tet wurde. 12 Motorpumpen
mußten eingeſetzt werden, um
die rieſigen Waſſermengen
wie=
der zu entfernen.
Eisfiſchen, ein winkerliches Gewerbe.
„Eisernten; auf der Swine.
Nachdem das Eis der Swine in den letzten Tagen eine beachtliche Stärke erhalten hat, hat die
Eis=
fiſcherei begonnen; d. h. es werden nicht etwa Fiſche unter dem Eis gefangen, ſondern das Eis
ſelbſt wird geſchnitten und geborgen, um dann bis zur wärmeren Jahreszeit in den Kellern von
Brauereien, Gaſtwirtſchaften und Hotels eingelagert zu werden, die ſich dadurch eine billige
Kühlreſerve verſchaffen.
* Die Herren bon 2000 Flugzeugen.
Die „Jaka”=Konſerenz in Berlin. — 29 Luftverkehrsgeſellſchaften nehmen keil.
Wichlige Punkke auf dem Tagungsprogramm.
Von Alexander Vogt.
Reich und Ausland.
Deutſcher Fiſchdampfer
an der norwegiſchen Küſte geſunken.
Oslo. Der deutſche Fiſchdampfer „
Vater=
land” aus Altona, der nach Vardö unterwegs
war, um ſeinen an Blinddarmentzündung
er=
krankten Kapitän an Land zu ſetzen, rannte
Sonntag nacht auf eine Klippe bei Spatnevs und
ſank ſofort. Die Mannſchaft, 18 Mann, hielt ſich
mehrere Stunden im Sturmwetter in den
Rel=
tungsbooten, bis der norwegiſche Dampfer „Lyn”
die Schiffsbrüchigen an Bord nahm und an Land
brachte. Der deutſche Fiſchdampfer, der eine volle
Fiſchladung an Bord hatte, iſt völlig verloren.
Ein junges Mädchen bewußtlos im Walde
aufgefunden.
Hanau. Ein ſiebzehnjähriges Mädchen aus
Enkheim, das in Frankfurt beſchäftigt iſt, hat am
Montag abend zwiſchen acht und neun Uhr ſeine
Arbeitsſtelle in Frankfurt verlaſſen und zur
Heimfahrt die elektriſche Straßenbahn nach
Ber=
gen benutzt. Kurz vor Bergen ſtieg das Mädchen
aus, um durch den Wald nach Enkheim zu gehen.
Auf dieſem Weg iſt es von einem noch
unbekann=
ten Mann überfallen und zu Boden geſchlagen
worden, offenbar in der Abſicht, an dem Mädchen
ein Sittlichkeitsverbrechen zu begehen. Der Täter
riß nach hartem Kampf der Ueberfallenen die
Kleider vom Leib und entfernte ſich, das
Mäd=
chen ſeinem Schickſal überlaſſend. Paſſanten, die
ſpäter den Waldweg entlanggingen, hörten ein
Wimmern. Sie fanden nach einigem Suchen das
Mädchen vollſtändig entkleidet, halb erfroren
und ohnmächtig auf. Man brachte die
Bedauerns=
werte nach der elterlichen Wohnung, wo ſie bis
Dienstag abend noch nicht vernehmungsfähig
war. Das Mädchen konnte bisher noch keine
An=
gaben machen, ſo daß noch nicht feſtſteht, ob
tat=
ſächlich ein Sittlichkeitsverbrechen verübt
wor=
den iſt.
Zwei Todesurteile in Magdeburg.
Magdeburg. Das Schwurgericht verurteilte
geſtern den 18jährigen Richard Herbſt und den
23jährigen Hermann Ebeling zum Tode. Die
Verurteilten hatten am 24. November v. J. die
69 Jahre alte Witwe Katharine Dürre in
Olven=
ſtedt bei Magdeburg ermordet und beraubt.
Die Liebesheirakt
des Fürſten zu Skolberg.
Das junge Paar verläßt nach der Trauung
die Schloßkirche von Stolberg.
Wolf Heinrich zu Stolberg=Stolberg, einer der
reichſten deutſchen Fürſten, vermählte ſich jetzt
mit Fräulein Irma Erfert, der Tochter eines
Magdeburger Magiſtratsbeamten. Noch im
letz=
ten Jahre war der junge Fürſt als künftiger
Gätte der holländiſchen Thronfolgerin Juliana
genannt worden.
Am 26. Januar findet in Berlin, und zwar
in den Räumen des Auswärtigen Amtes, die
Konferenz der „Jata” ſtatt. „Jata” iſt eine
will=
kommene, aber etwas unverſtändliche Aokürzung
für die franzöſiſche Bezeichnung: Internakionale
Lufttransportvereinigung.
Es handelt ſich ganz einfach um den
Zweckver=
band der europäiſchen Verkehrs= und
Frachtflie=
gerei. Rund 29 verſchiedene
Luftverkehrsgeſell=
ſchaften aus nicht weniger als 10 europäiſchen
Ländern nehmen an dieſer alljährlich einmal
ſtattfindenden Konferenz teil. Hinter dieſen
Ge=
ſellſchaften ſteht der gewaltige Fluszeugpark von
rund 7000 Flugzeugen mit mehr als
hundert=
tauſend verfügbaren Plätzen und einem
Fracht=
raum von faſt ebenſoviel Tonnen.
Dieſe alljährliche Konferenz iſt von großer,
ja entſcheidender Wichtigkeit für die w itere
Ent=
wicklung des zivilen Luftverkehrs in unſerem
Erdteil. Das Beſtehen dieſer Zweckvereinigung
ermöglicht überhaupt erſt einen internatioz alen
Flugverkehr über alle trennenden Erenzen
hin=
weg. Auf dieſer Konferenz werden vor allem die
alljährlich von den verſchiedenen Geſellſchaften
neu aufgeſtellten Flugpläne in Uebereinſtimmung
miteinander gebracht, dieſe Geſeliſchaft unterhält
auch eine ſtändige gegenſeitige
Verrechaungs=
ſtelle, die es möglich macht, daß man ſich etwa in
Madrid ein direktes Flugbillett für Berlin löſen
kann. Genau ſo natürlich bei den Frachten.
Zu dieſem internationalen Verband gehört
ſelbſtverſtändlich auch die Deutſche Lufthänſa. Da
nach den Satzungen des Verbundes immer das
Land den Vorſitz führt, in deſſen Bereich die
Jahreskonferenz tagt, iſt der diesjährige
Vor=
ſitzende. Direktor Wronsky von der Deutſchen
Lufthanſa.
Das Tagungsprogramm umfaßi eine Anzahl
wichtiger Punkte. Zuerſt geht es darum, für das
diesjährige Flugjahr wieder die
Uebereinſtim=
mung und Anſchlußmöglichkeit der Ftugpläne
herzuſtellen. Einer der wichtigſten Punkte iſt die
Tariffrage. Man will, ſoweit dus nach Lage der
Dinge möglich iſt, auch die Preiſe überall
einan=
der angleichen, in der Art, daß für den geflogenn
Luftkilometer in ganz Europa der gleiche Preis
berechnet wird. Das hat im gegenwärtigen
Mo=
ment ſeine Schwierigkeiten, beſonders im
Hin=
blick auf die ſchwankenden Valiten verſchiedener
europäiſcher Länder.
Beſonders die Inkraftſetzung der bekannten
Warſchauer Konvention, die eine Geſamtregelung
aller Tarif= und Frachtfragen im internationalen
Luftverkehr vorſah, machte bisher erhebliche
Schwierigkeiten und ſoll nun auf dieſer
Konfe=
renz endlich mit all jenen modifizierten
Aus=
führungsbeſtimmungen verſehen werden, die ihre
Anwendung bisher verzögert hat. Auch bei den
Beförderungsbedingungen ſoll endlich ein
ein=
heitliches Einverſtändnis erzielt werden. Das iſt
beſonders wichtig im Hinblick auf die
Verſiche=
rung und Rückverſicherung. In Deutſchland iſt
bekanntlich jeder Luftpaſſagier verſichert, die
kleine Gebühr, die er dafür entrichten muß, iſt
ſchon im Billettpreis miteinbegriffen. In
ande=
ren europäiſchen Ländern iſt eine Verſicherung
dieſer Art entweder überhaupt nicht durchgeführt
oder es beſteht kein Zwang für ſie, was im
inter=
nationalen Luftverkehr natürlich zu mancherlei
Unzuträglichkeiten führte.
Alles in allem kann man hoffen, daß auf dieſer
Konferenz eine weitere Etappe hin zum
konti=
nentumſpannenden, einſchränkungsfreien
Luftver=
kehr erzielt wird.
Schießerei nach einem Tanzvergnügen.
Zwei Todesopfer.
Hamburg. Wie aus Rotenburg in
Hanno=
ver gemeldet wird, iſt es zu einem
verhängnis=
vollen Zuſammenſtoß zwiſchen Angehörigen einer
Hamburger Jagdgeſellſchaft und Dorfbewohnern
in Söhlingen gekommen. Die Hamburger
Jagd=
gäſte gerieten auf einem dortigen dörflichen
Tanzvergnügen mit jungen Burſchen in einen
Streit, aus dem ſich eine Schlägerei entwickelte.
Der beſonders hart bedrängte Chauffeur der
Jagdgeſellſchaft zog ſchließlich ſeinen Revolver
und gab mehrere Schüſſe ab. Der angeblich an
dem Vorfall unbeteiligte Dienſtknecht Lünzmann
aus einem Nachbardorf wurde ſofort getötet.
Der Gaſtwirt Möhrmann erlitt ſo ſchwere
Ver=
letzungen, daß er wenige Stunden nach dem
Vor=
fall ſtarb. Der Chauffeur, der zunächſt mit ſeinem
Wagen zu entkommen verſuchte, iſt verhaftet
worden.
16 Arbeiter durch eine einſtürzende Mauer
getötet.
Amſterdam. Meldungen aus
Bangjoe=
wangi (Oſtjava) zufolge ſtürzte infolge ſtarken
Windes in der Ortſchaft Genko eine 12 Meter
hohe Mauer einer alten Reisſchälerei ein. 16
Ar=
beiter wurden von den Trümmern getötet, ſieben
erlitten mehr oder weniger ſchwere Verletzungen.
Plöhlicher Tod des Dompropſtes
von Paderborn.
Prof. Johannes Linneborn,
der Paderborner Dompropſt und langjährige
Zentrumsabgeordnete im reußiſchen Landtag, iſt
plötzlich verſchieden.
Zuſammenſtöße
vor der Breslaner Univerſikät.
Neue Kundgebungen gegen Prof. Cohn.
Breslau. Nach einer mehrwöchigen Pauſe
nahm am Dienstag vormittag Prof. Cohn ſeine
Vorleſungen wieder auf. Gleich nach Beginn
ſammelten ſich auf einem Korridor etwa 200
Stu=
dierende, die Lieder wie „Burſchen heraus” und
„Deutſchland, Deutſchland über alles”, fangen.
Die Polizei rückte in erheblicher Stärke an und
verbot das Singen, worauf die Studierenden in
Sprechchören „Cohn heraus” riefen. Darauf
räumten die Beamten den Korridor und
dran=
gen auch in mehrere Hörſäle ein, in die ſich ein
Teil der Studentenſchaft zurückgezogen harte. Die
Profeſſoren proteſtierten gegen die polizeiliche
Störung und brachen zum Teil die Vorleſungen
ab. Die Kundgebungen ſetzten ſich unter dem
Ge=
ſang des Deutſchlandliedes vor der Univerſität
fort. Prof. Cohn führte ſeine Vorleſungen
un=
geſtört zu Ende. Die Polizei nahm eine größere
Anzahl von Feſtſtellungen vor.
Bei der zweiten Vorleſung Prof. Cohns um
11 Uhr wiederholten ſich die Vorgänge. Zur
glei=
chen Zeit fanden größere Proteſtkundgebungen
vor der Univerſität ſtatt. Nachdem Prof. Cohn
die Univerſität durch einen Nebenausgang
ver=
laſſen hatte, ſetzte ſich die Kundgebung vor der
Univerſität fort. Die Polizei ging energiſch vor
und riegelte die Straßenzüge vor der Univerſität
ab. Oft wurde vom Gummiknüppel Gebrauch
ge=
macht. Zwei Nationalſozialiſten wurden
erhed=
lich verletzt. Die Polizei nahm außerdem eine
Reihe von Feſtſtellungen vor.
Meteor über Mittelfrankreich geſichtet.
Paris. In Mittelfrankreich iſt, wie der
„Matin” mitteilt, in der Nacht zum Montag ein
ziemlich ſtark leuchtendes Meteor beobächtet
worden.
Er übernimmt die Leikung
der Berliner Zunkſtunde G.m.b.H.
Wilhelm Wagner
übernimmt den Direktorpoſten in der Berliner
Funkſtunde G. m. b. H., der durch den Rücktritt
vo Prof. Knöpfke freigeworden iſt. Profeſſor
Knöpfke wird von der Staatsanwaltſchaft
be=
ſchuldigt, unlautere Finanz=Transaktionen
vor=
genommen zu haben.
Mittwoch, 25. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 25 — Seite 3
*Axel Munthes wahres Geſicht.
Gebk ihm die Quikkung!
Axel Munthe, von Geburt Schwede, von Beruf Arzt, iſt
einem großen deutſchen Leſerkreis bekannt geworden durch ſeine
Lebensbeſchreibung „Das Buch von San Michele”, in dem dem
Leſer das Bild eines ſeltſamen Mannes entgegentritt, der auf
ein ungewöhnlich intereſſantes, innerlich und äußerlich bewegtes
Leben zurückſchaut. Das Buch iſt mit derſelben Suggeſtivität
geſchrieben, deren ſich Munthe ſo oft gegenüber ſeinen Patienten
mit Erfolg bedient hat und es wird wenige Leſer geben, die
ſich nicht der Selbſtbeurteilung des Verfaſſers angeſchloſſen
haben.
Um ſo notwendiger iſt es, dem Deutſchen das andere Geſicht
dieſes ſelben Herrn Munthe zu zeigen, wobei eine Perſönlichkeit
zum Vorfchein kommen wird, von der man nicht deutlich genug
abrücken kann. — Aber betrachten wir in aller Ruhe die
Tat=
ſachen.
Im Jahre 1916 hat Herr Munthe ein Buch „Red Croß
and Iron Croß” (Rotes Kreuz und Eiſernes Kreuz) geſchrieben,
das das Wüſteſte und Ungeheuerlichſte an Verleumdungen
deut=
ſcher Offiziere, Soldaten und Aerzte enthält. Ueber dies
kriegs=
hetzeriſche Machwerk brauchte man an ſich heute kein Wort mehr
zu verlieren. Wir wollen gar nicht überlegen, wie es möglich
war, daß ein geiſtig hochſtehender, ſeeliſch überaus differenzierter
Menſch in ſolch hemmungsloſer Weiſe einer Maſſenpſychoſe
er=
liegen konnte. Herr Munthe hat aber etwas anderes getan, über
das man nicht mehr hinwegſehen kann, und das die
Kennzeich=
nung ſeiner Perſönlichkeit zu einer aktuellen Forderung und zu
einer traurigen Notwendigkeit macht: er hat einer Neuauflage
des Buches im Jahre 1930 zugeſtimmt.
Aus welchen Gründen, wird vielleicht mancher fragen, der
eine ſolche Haltung beim Autor von „San Michele” nicht ohne
weiteres faſſen kann. Die Gründe und die ganze Haltung
Munthes werden erſchreckend deutlich durch ſeinen Briefwechſel
mit einem deutſchen Arzt. Wir bringen deshalb in deutſcher
Ueberſetzung dieſe gewiſſermaßen dokumentariſchen Brieſe:
„Dictiert.
Anacapri, 26. 12. 32.
An Medizinalrat Dr. Philipps.
Ihren Artikel in den „Aerztlichen Mitteilungen” über mein
Buch Red Croß and Iron Croß habe ich eben geleſen. Ich
ver=
lange nichts Beſſeres, als daß dieſes unglückliche und in mancher
Hinſicht ungerechte Buch aus dem Buchhandel verſchwindet, und
ich tue alles, was in meiner Macht ſteht, um es vergeſſen zu
machen. Haben Sie ſich überlegt, daß Sie genau das Gegenteil
tun, wenn Sie dieſe Aufregung in der Oeffentlichkeit erregen?
Jeder Buchhändler in Deutſchland und überall wird Ihnen
ſagen, daß Sie eine ausgezeichnete Reklame für das Buch
machen, das Sie ganz richtig verſchwinden ſehen wollen. Die
furchtbare Geſchichte von dem alten Weib von Dinant wurde
inir erzählt von einem deutſchen Soldaten in einem halb
wahn=
ſinnigen Zuſtande (in a semidelirious condition). Ob ſie wahr
iſt oder nicht, weiß ich nicht, hoffentlich nicht. Er ſagte, er wäre
ganz betrunken geweſen und könne ſich nicht gegenwärtigen,
was er getan hätte. Das Abſchlachten von Zivilperſonen in
Dinant ſtellt, Sie mögen es wiſſen oder nicht, eine der
traurig=
ſten und dunkelſten Epiſoden des Einmarſches in Belgien dar.
Falls Sie darüber mehr zu wiſſen wünſchen, können Sie es
aus der offiziellen belgiſchen Geſchichte des Krieges erfahren.
Im Hinblick auf weitere Angriffe auf das Buch und ſeinen
Verfaſſer möchte ich Sie wifſen laſſen, daß ich nicht „ein
ſchwediſcher Arzt” bin, ich bin ein franzöſiſcher Doctor. Ich lege
die Abſchrift eines Briefes bei, den ich heute an den deutſchen
Verleger meines Buches Die Geſchichte von San Michele ſandte.
Axel Munthe.”
Der beiligende Brief lautet in Deutſch wie folgt:
„Coby.
Torre di Materita,
Anacapri, 26. 12. 32.
An Herrn P. Liſt, Verleger,
Leipzig.
In Beantwortung Ihres eben empfangenen Briefes
er=
mächtige ich Sie, jeden Ihnen geeignet erſcheinenden Gebrauch
von folgender Darlegung zu machen, die meine einzige Antwort
auf die perſönlichen Briefe, die ich erhalten habe und aller
Wahrſcheinlichkeit nach in dieſer Angelegenheit noch erhalten
werde, ſein ſoll.
1. Als die Verleger, die das engliſche Verlagsrecht für „Red
Croß and Iron Croß” haben, ſehr gegen meinen Willen eine
neue Ausgabe dieſes Buches beſchloſſen, ſchrieb ich ein neues
Vorwort, aus dem ich folgende Stellen anführe: „. . . das Buch
wurde sur pied de guerre in vollem Sinne des Wortes
ge=
ſchrieben, es wurde geſchrieben in Schmerz und Zorn. Zorn
beſteht zu Recht, ja, er iſt heilig. Zorn glühte ſogar in den
Augen Unſeres Herrn. Zorn iſt dem Manne notwendig, er
macht ihn zeitweilig unempfindlich und hilft ihm, Leiden und
Schrecken ins Geſicht zu ſehen, denen er mit kühlem Kopfe
nie=
mals ſtandgehalten hätte.
.. Aber Zorn iſt ein gefährliches Betäubungsmittel, er
kann ihn ſogar tobſüchtig machen und ihn in einen raſenden
Irren oder ein Ungeheuer verwandeln,
. . . Aber ich könnte ein Buch wie dieſes heute nicht
ſchreiben. Ich bin nicht mehr derſelbe Mann, und ich danke
Gott dafür. Der Sturm hat ſich gelegt, Donner und Blitz haben
aufgehört, der Blick iſt klarer geworden, der Horizont hat ſich
geweitet, es iſt Raum für Verſtändigung da. Sieger und
Be=
ſiegte, Totſchläger und Erſchlagene ſind dieſelben Leute
ge=
worden, mit Blindheit geſchlagen vom Zorn Gottes, unbewußt
und unverantwortlich, nur bluttriefende Werkzeuge in den
Händen des Schickſals. Jetzt, nachdem ſich endlich der Vorhang
geſenkt hat über das gewaltige Trauerſpiel, bleibt im
Gedächt=
nis des Zuſchauers nur noch Ehrfurcht und Mitleid.”
2. Bevor ich Ihren Brief erhielt, hatte ich dem Verleger
ſchon meinen Wunſch ausgedrückt, es möge keine weitere
Auf=
lage dieſes Buches erſcheinen.
3. Ich habe von Anfang an alle Ueberſetzungen des Buches
in fremde Sprachen zurückgewieſen und ebenſo eine ſehr große
Geldſumme für die Filmrechte an dieſem Buche.
4. Es iſt nicht wahr, daß ich „Deutſchland haſſe”, aber es
iſt wahr, daß ich den Krieg haſſe und verabſcheue.”
Darauf erwiderte Herr Medizinalrat Dr. Philipps=Kiel in
einer
Offenen Antwort,
die die größte Beachtung der breiteſten Oeffentlichkeit verdient:
Sie ſchreiben mir, daß Sie nichts Beſſeres wünſchen, als
daß das „unglückliche und in mancher Hinſicht ungerechte‟ Buch
aus dem Buchhandel verſchwinde, und daß Sie alles tun, was
in Ihren Kräften ſteht, um es vergeſſen zu machen.
Die von Ihnen angeführten Stellen möchte ich ergänzen:
Das Vorwort der 7. Auflage von Red Croß and Iron Croß,
von Ihnen geſchrieben und unterzeichnet: St. James Club,
July 27. 1930, beginnt mit den Worten: „Ich habe nach
einigem Zögern einem Neudruck dieſes kleinen
Buches zugeſtimmt”
Aus dieſen Worten geht ganz unzweideutig hervor, daß
n Ihren Willen hätten die engliſchen
Ihre Behauptung,
Verleger den Neudruck beſchloſſen, unwahr iſt. Sie hatten
das Recht der Mitbeſtimmung und haben
zuge=
ſtimmt. Ebenſo unzweifelhaft geht aus dem Verſchweigen
des Anfangsſatzes hervor, daß Sie ſich dieſer
Unwahr=
haftigkeit bewußt ſind. Ich ſtelle daher hiermit
feſt, daß Sie bewußt unwahr behaupten, Sie
hätten Ihr Möglichſtes getan, das Buch Red
Croß and Jron Croß vergeſſen zu machen.
Ferner verſchweigen Sie, daß in dem Vorwort folgendes ſteht:
„Ich kann auch nicht zurücknehmen, was ich geſchrieben habe
in dieſem ſchrecklichen Buch, ohne mich zu belügen, denn ich
ſchrieb die Wahrheit, wie ich ſie damals fah, mit flammenden
Augen und blutendem Herzen.”
Es iſt nicht wahr, daß Sie die Wahrheit ſchrieben, ſo
wie Sie ſahen! In Ihrem Brief an mich geben Sie zu, daß
der deutſche Soldat, der Ihnen die Geſchichte von Dinant
er=
zählt haben ſoll, in halb tobſüchtigem Zuſtand geweſen ſei („in
a semi-delirious condition”). Sie fügen ausdrücklich hinzu,
daß Sie nicht wüßten, ob die ſchreckliche
Ge=
ſchichte wahr ſei. In Ihrem Buche ſchreiben Sie aber
(Seite 74):
„Er (der Dr. Martin) wußte die ſchreckliche Geſchichte durch
die Zeugenausſagen der wenigen Ueberlebenden. Er hörte ſie
jetzt von den zitternden Lippen eines der Henker.”
Danach ſtellen ſie die Fieberdelirien des Soldaten
ausdrück=
lich als Wahrheit hin! Tun Sie das auch in Ihrer ärztlichen
Praxis?
Daß ein Vorkommnis, wie das von Dinant, wo
Zivil=
perſonen wegen Beteiligung am Kampf und Ermordung
Ver=
wundeter erſchoſſen werden mußten, zu den dunkelſten Kapiteln
des Krieges gehören, wiſſen wir alle; aber die deutſchen Akten
über Dinant, die doch wohl denſelben Anſpruch auf
Glaub=
würdigkeit erheben dürfen wie die belgiſchen, weichen von dieſen
erheblich ab. Sie halten alſo heute noch auch die andern
Unwahr=
heiten aufrecht, die Sie erſonnen haben, um das deutſche Heer
zu beſchimpfen! So, wenn Sie auf Seite 130 ſchreiben:
„Sie wiſſen ſo gut wie ich, daß die Deutſchen das Rote
Kreuz weder am Arm eines Arztes noch wenn es oben über
einem Lazarett flattert reſpektieren. Die Beiſpiele dafür ſind
zu zahlreich, als daß ſie irgendeinen Zweifel an ihrer
abſicht=
lichen Verletzung der Genfer Convention laſſen können.”
Sahen Sie das mit eigenen Augen, daß deutſche Soldaten
mit Rote=Kreuz=Binden am Arm franzöſiſche Krankenträger
her=
beilockten, um ſie dann hinterrücks zu erſchießen? Sahen Sie
„mit eigenen Augen oben im Wald einen Doctor vom Roten
Kreuz liegen mit einem Bajonett durch die Bruſt, an der Seite
eines Soldaten, den er offenbar gerade verbunden hatte. Er
hielt noch eine Binderolle in der Hand”? Sahen Sie all die
Schauergeſchichten von den mit dem Eiſernen Kreuz geſchmückten
deutſchen Offizieren und Soldaten? Haben Sie das erlebt,
wie Sie verſichern? Nein! Sie haben es erfunden!
Ein Körnchen Wahrheit liegt darin, wenn Sie ſagen, Sie
haſſen Deutſchland nicht. Denn Sie haben das Buch nicht in
blinder Wut im Schützengraben geſchrieben, ſondern am
Schreibtiſch Ihrer Villa auf Capri haben Sie
Ihrer blutigen Phautaſie die Zügel ſchießen
laſſen! Sie ſelbſt ſchreiben auf Seite XIII des Vorworts
zur 12. Auflage von San Michele:
„Die blutigſten Kriegsgeſchichten wurden, ſo glaube ich,
von friedlichen Bürgern weit außerhalb des Bereichs der
weit=
tragenden deutſchen Geſchütze geſchrieben.”
Das taten Sie ſelbſt im Jahre 1916. Als dann im Jahre
1930 Ihr Buch von San Michele in Mode kam, hielten Sie die
Zeit für günſtig, auch aus dem „unglücklichen und in mancher
Weiſe ungerechten Buch” vom Roten Kreuz und vom Eiſernen
Kreuz neuen Gewinn zu ziehen, gaben „nach
einigem Zögern” Ihre Zuſtimmung zu einer
neuen Auflage und ſchrieben ein Vorwort dazu,
in dem Sie erklären, nichts zurücknehmen zu
können, da Sie die Wahrheit geſchrieben
hätten.
Herr Axel Munthe! Sie nennen mein Volk „kaltblütige,
bewußte Verbrecher, ſchuldig an Greueln, für die es bisher in
der engliſchen Sprache keine Worte gegeben habe”. Ich hätte
danach wohl das Recht, Ihre Verleumdungen mit den kräftigſten
Worten, über die die deutſche Sprache verfügt, zurückzuweiſen.
Ich verzichte darauf!
Medizinalrat Dr. Philipps, Kiel.”
Die eindeutige Klarheit dieſer Antwort macht jeden weiteren
Kommentar überflüſſig. Sie zeigt zur Genüge, was man von
Herrn Munthe zu halten hat. Herr Munthe beſtreitet nicht, daß
ſein Kriegshetzwerk im Jahre 1930 in 7., danach in 8. Auflage
erſchienen iſt. Er bekennt, den Neuauflagen zugeſtimmt zu haben,
er erklärt, das Geſagte nicht zurücknehmen zu können. Er
be=
hauptet der Wahrheit zuwider, alles getan zu haben, um ſein
Kriegsbuch bergeſſen zu machen. Durch ſeine Taten widerlegt
er ſich ſelbſt. Das, worauf es allein ankommt, hat Dr. Munthe
nicht getan: ſein Kriegsbuch tatſächlich verſchwinden laſſen. Es
lebt weiter, es verbreitet ſein Gift und zeigt der Menſchheit
ein verlogenes Bild von der Weſensart unſeres Volkes.
Nur eines bleibt noch zu ſagen übrig. Herr Runthe hat,
gleichzeitig während er den deutſchen Soldaten als tieriſcher
Taten fähig denunziert, aus dem rieſenhaften Erlös ſeines
deutſchen Buches 10000 RM. für die deutſchen Kriegsblinden
zur Verfügung geſtellt. Niemand wird die Kriegsblinden ihrer
Hilfsmittel berauben wollen, aber es iſt ein Gebot der
natio=
nalen Ehre, ſolche Gaſtgeſchenke abzulehnen, dem ungebetenen
Gaſt ſein Geſchenk wieder in die Hand zu drücken. Die
Schrift=
leitung der „Aerztlichen Mitteilungen” erläßt deshalb einen
Auf=
ruf an die deutſchen Aerzte, durch Geldſammlung den Betrag
von 10 000 RM. zuſammenzubringen und dadurch dem Bunde
erblindeter Krieger, dem der wirkliche Sachverhalt bisher
unbekannt war, es zu ermöglichen, die Summe dem „Spender”
zurückzuerſtatten. Wir wollen hoffen, daß das bald möglich ſein
wird, und daß mit dieſer Abrechnung die Angelegenheit
Dr. Munthe in Deutſchland endgültig erledigt iſt!
Spott. Sptel und Jucnen
Der Darmſkädter Schwimmſpork
1oltd ungetätoen.
Winkerrunde der Darmſtädker Arbeitsgemeinſchaft.
Auf Anregung des Sportlehrers Bertling (Jungdeutſchland)
haben ſich ſämtliche Darmſtädter ſchwimmſporttreibende Vereine
zu einer Arbeitsgemeinſchaft zuſammengeſchloſſen, um in
Darm=
ſtadt, ähnlich wie in den benachbarten Städten Frankfurt und
Offenbach, eine Winterrunde im Schwimmen durchzuführen.
Aus=
gehend von der Tatſache, daß die wirtſchaftliche Lage aller
Ver=
eine die Durchführung und Beſchickung großer ſchwimmſportlicher
Veranſtaltungen heutzutage unmöglich macht, will man wenigſtens
in Darmſtadt den Schwimmſport ſoweit als möglich fördern. Es
iſt dies um ſo naheliegender, als Lokalkonkurrenzen ſchon immer
ein ſtarkes Intereſſe fanden.
Das Programm enthält alle Arten von
Schwimmwettkämpfen und erſtreckt ſich auf die Dauer
von drei Monaten. Zehn Vereine nehmen allwöchentlich an den
Wettkämpfen teil. Um den ſchwächeren Vereinen gegenüber den
ſtärkeren einen beſonderen Anreiz zu geben, wurden die
Mann=
ſchaften — entſprechend ihrer Stärke — in zwei Klaſſen
ein=
geteilt. Außerdem erhalten innerhalb dieſer Klaſſen die ſchwäche=
Vom Schwimmwetkkampf Kopenhagen-Magdeburg.
Untere Reihe von links: Liſa Schulze, Hilde Wöke und Claire
Dreyer, alle aus Magdeburg. Hintere Reihe von links: Lilly
Anderſen. Elſe Jacobſen und Tove Nielſen (Kopenhagen). — In
Kopenhagen fand ein Schwimmwettkampf zwiſchen der
Waſſer=
ſport=Hochburg Magdeburg und der däniſchen Hauptſtadt ſtatt,
die über ſo ausgezeichnete Schwimmerinnen, wie die
Weltrekord=
lerin Elſe Jacobſen verfugt. Trotz der ſchweren Konkurrenz
konnten die Magdeburger mehrere Siege mit nach Hauſe bringen.
ren Vereine wiederum Vorgaben, ſo daß nicht nur ſpannende
Kämpfe zu erwarten ſind, ſondern den ſchwächeren Mannſchaften
iſt ſogar Gelegenheit gegeben, die Siegespalme zu erringen.
Sie=
ger iſt nämlich nicht diejenige Mannſchaft, welche die ſchnellſte Zeit
erreicht, ſondern diejenige, welche zuerſt anſchlägt; der beſondere
Anreiz liegt alſo darin, daß es den ſtärkeren Mannſchaften gelingt,
die nicht unbeträchtlichen Vorgaben der ſchwächeren einzuholen.
Dieſe Art der Wettkämpfe hat ſich in Frankfurt und Offenbach
mit größtem Erfolge eingeführt, und es iſt zu erwarten, daß dieſe
Winterrunde auch dem ſchwimmſportlichen Leben in Darmſtadt
neuen Auftrieb gibt.
Die Einteilung der Mannſchaften iſt folgende:
In der Klaſſe 1 ſtarten: Jungdeutſchland, Rot=Weiß. Tgſ. 75 und
Tgde. 46 (Rot=Weiß erhält 1 Sek. Vorſprung, Tgſ.
3 Sek und Tgde. 5 Sek. pro 100 Meter vor
Jungdeutſchland)
In der Klaſſe 2 ſtarten: Jungdeutſchland II., Polizeiſportverein,
Deutſche Jugendkraft, TV. Arheilgen, Tgd. Beſſungen
und Reichsbahn. (Beſſungen erhält 5 Sek.,
Reichs=
bahn 4 Sek., Deutſche Jugendkraft und Arheilgen je
3 Sek. pro 100 Meter vor Jungdeutſchland und
Polizei.)
Wenn man bedenkt, daß zum Beiſpiel bei einer 10mal 100 Meter=
Staffel die ſchwächſte Mannſchaft vor der beſten Mannſchaft
zehn=
mal 5 Sekunden — das ſind 50 Sekunden — Vorſprung erhält,
den die erſtere verteidigen bzw. die letztere aufholen muß, ſo darf
man ſpannende Kämpfe erwaxten. — Um einen Maßſtab über die
Erfolge der einzelnen Vereine zu erhalten, wurde eine
Punktwer=
tung geſchaffen. Es erhält der erſte Sieger in einem Wettkampf
13 Punkte, der zweite Sieger 10 Punkte, der dritte 8 Punkte uſw.,
das heißt, die Nächſtplacierten erhalten immer zwei Punkte
weni=
ger als die jeweils beſſere Mannſchaft.
Es ſteht zu erwarten, daß dieſe Winterrunde dem Darmſtädter
Schwimmſport wieder einen erneuten Auftrieb bringt, zumal die
letzte ähnlich geartete ſchwimmſportliche Veranſtaltung des
Aus=
ſchuſſes für Leibesübungen einen ganz hervorragenden
Publikums=
erfolg hatte.
Der erſte Wettkampfabend findet am 31. Januar ſtatt.
Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Die Ergebniſſe vom 22. Januar 1933:
Kreisklaſſe: K.=Brombach-Bickenbach 4:7 (1:3); Arheilgen
gegen Groß=Zimmern 4:2.
4=Klaſſe Süd: K.=Brombach II.—Erbach II. 4:4.
Freundſchaftsſpiele: Gundernhauſen — Groß=Umſtadt I.
4:8 (3:5); M.=Grumbach II. — Fr.=Crumbach II. 0:2:
Schlierbach I.—Heubach I. 3:4.
Ueber die Kreisklaſſenſpiele iſt berichtet. Bei der Begegnung
K.=Brombach—Erbach hatte Erbach in der erſten Halbzeit auf
Grund ſeiner beſſeren Stürmerleiſtung einen kleinen Vorteil und
führte bis zur Pauſe mit 2:1. Nach dem Wechſel ging die Platzelf
mit großem Eifer ins Zeug und erkämpfte ſich dadurch ein
Unent=
ſchieden. — Die Sache in Gundernhauſen verlief reizlos und ohne
jegliche ſpannende Augenblicke. — Die zwei Anfängermannſchaften
in M.=Grumbach kämpften zwar ſehr eifrig, machten aber noch alle
Fehler von Anfängern: lautes Rufen und ſtellungsloſes Spiel —
Die flinken Heubacher gewannen das piel verdient. Schlierhach
warf an, Heubach fing ab und ſchoß nach ſchönem Zuſpiel den
Füh=
rungstreffer. Der Ausgleich fiel gegen Ende der erſten Halbzeit.
Nach der Pauſe lag Heubach ſtets im Angriff. Heubachs verjüngte
Mannſchaft läßt ſich nach allem, was uns zu Ohren kam, gut an.
Am kommenden Sonntag ſpielen:
Pflichtſpiele: Spachbrücken—Klein=Zimmern um 3 Uhr.
Freundſchaftsſpiele: Momart — Kirch=Brombach (2.30
Uhr); M.=Grumbach-Heubach (3 Uhr); Gr.=Bieberau II.
—Pfaffen=Beerfurth (2 Uhr).
Das Treffen in Spachbrücken wurde auf Grund eines
Schieds=
ſpruches neu angeſetzt. Sein Ausgang entſcheidet evtl. darüber,
wer in dieſer Abteilung die Tabellenſpitze einnehmen wird. Wer
Sieger wird, iſt bei der augenblicklichen Kräfteverteilung nicht zu
ſagen. Geſpannt ſein darf man auf den Ausgang des Kampfes
in M.=Grumbach, weil die junge Heubacher Elf ihr Können unter
Beweis ſtellen muß.
Hue et
utel
In
Die Arbeitsmarktlage im Reich.
Kein Anwachſen der Erwerbslofenzahl gegenüber dem gleichen Termin im Vorjahre.
Verflachung der Arbeitsloſenkurve.
In der erſten Januarhälfte hat ſich die Arbeitsloſenkurve
gegenüber dem Vorjahr weiter ſo verflacht, daß ſie erſtmals nach
fünf Jahren mit der des Vorjahres zuſammentrifft. Damit iſt die
Ueberlagerung, die ſeit 1928 in jedem Zeitpunkt gegenüber, den
Vorjahren beſteht und die Anfangs Juni 1932 noch über 1,5
Mil=
lionen betragen hat, zunächſt überwunden.
Nach einer Zunahme von rund 193 000 Arbeitsloſen — in der
erſten Januarhälfte 1932 faſt 300 000 — ergab ſich für den Stichtag
vom 15. Januar bei den Arbeitsämtern eine Zahl von rd. 5 966000
Arbeitsloſen. In der Arbeitsloſenverſicherung und der
Kriſenfür=
ſorge zuſammen betrug die Zahl der
Hauptunterſtützungsempfän=
ger Mitte Januar rund 2 214 000. Hiervon entfallen auf
Arbeits=
loſenverſicherung nach einer Erhöhung von rund 76 000
Unter=
ſtützten rund 867 000, während in der Kriſenfürſorge ein Zuwachs
um rund 66 000 auf rund 1 347 000 ſtattfand. Die Zahl der
aner=
kannten Wohlfahrtserwerbsloſen wird Mitte des Monats nicht
feſtgeſtellt, ebenſo nicht die Zahl der im Freiwilligen Arbeitsdienſt
Beſchäftigten.
Der Arbeitsmarkt im Bezirk des
Landes=
arbeitsamkes Heſſen.
Die Zunahme der verfügbaren Arbeitſuchenden bei den
Ar=
beitsämtern war in der erſten Januarhälfte 1933 wieder etwas
ſtärker als in der vorhergehenden Berichtszeit; ſie betrug 7171
oder 2,1 v.H. des Standes von Ende Dezember 1932 gegenüber
6298 oder 1,9 v.H. in der zweiten Dezemberhälfte. Im Vergleich
zum Vorjahr war das Tempo der Verſchlechterung des
Arbeits=
marktes weſentlich abgeſchwächter; da in der erſten Januarhälfte
1932 mit über 16 000 eine weit ſtärkere Zunahme zu verzeichnen
war. Vom Tiefſtand der ſommerlichen Entlaſtung bis zum Stand
von Mitte Januar betrug ſie 1930 über 118 000 1931 über 94 000
und 1932 nur rd. 33 700, bei allerdings jeweils höherem
Aus=
gangsſtand der Arbeitſuchenden. Dabei iſt jedoch zu
berückſichti=
gen, daß der Tiefſtand in den Jahren 1930 und 1931 Ende Mai
bzw. Ende Juni weſentlich früher erreicht wurde als im
ver=
gangenen Jahre, in dem die Zunahme der Arbeitſuchenden
erſt=
malig erſt in der erſten Oktoberhälfte zu verzeichnen war. Der
Höchſtſtand des Jahres 1932 wurde Ende Februar mit über 350 000
erreicht, ſo daß die Beſtandszahl der Arbeitſuchenden von Mitte
Januar d. Js. davon noch um rd. 9000 entfernt iſt. Mitte Januar
dieſes Jahres betrug die Geſamtzahl der Arbeitſuchenden 341 817,
die Zahl der Arbeitsloſen 333 231. Bei den Arbeitsämtern war
die Entwicklung zum Teil wieder verſchieden. In Dillenburg, in
Marburg, Treyſa, Wetzlar und Wiesbaden ergab ſich noch eine,
wenn auch geringe Abnahme, die wohl größtenteils darauf
zurück=
zuführen iſt, daß die aus Maßnahmen des freiwilligen
Arbeits=
dienſtes Ausgeſchiedenen auf eine Aufrechterhaltung ihres
Arbeits=
geſuches verzichteten. Die Zunahme war nach den Berichten der
Arbeitsämter größtenteils ſaiſonmäßig bedingt. Da die
beruf=
liche Gliederung zu Monatsmitte entfällt, läßt ſich die
Entwick=
lung in den einzelnen Berufsgruppen zahlenmäßig nicht feſtſtellen.
In der Arbeitsloſenverſicherung wurden Mitte Januar 41 501,
in der Kriſenfürſorge 65 533, zuſammen 107 034
Häuptunter=
ſtützungsempfänger gezählt. Gegenüber der Beſtandszahl von Ende
Dezember ergibt ſich ſomit eine Zunahme um 3974 in der
Arbeits=
loſenverſicherung, 4158 in der Kriſenfürſorge, zuſammen alſo um
8132. — Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbsloſen
be=
trug Ende Dezember 134 572 gegen 130 666 Ende November 1932,
das bedeutet eine Zunahme um 3906, die alſo gegenüber der
Zu=
nahme der Hauptunterſtützungsempfänger in der
Arbeitsloſen=
verſicherung und der Kriſenfürſorge mit zuſammen 10 554 in der
gleichen Zeit erheblich geringer war. Ende Dezember wurden
26 852 Arbeitsdienſtwillige gegenüber 31 643 Ende November
be=
ſchäftigt, ſo daß ein Rückgang um rd. 4800 in dieſer Zeit
feſtzuſtel=
len iſt. — Die Zahl der Notſtandsarbeiter betrug am 31. Dezember
1932 insgeſamt 5349, darunter 360 Wohlfahrtserwerbsloſe,
gegen=
über 7192 (564) am 30. November 1932. — Die Zahl der
unter=
ſtützten Kurzarbeiter iſt von 8505 in der letzten Novemberwoche
auf 7527 in der Woche vom 12.—17. Dezember 32 zurückgegangen.
Wirkſchaftliche Rundſchan.
Scheuer u. Plant AG., Mainz. Die Geſellſchaft verzeichnet
per 31. Dezember einen Warengewinn von 0,934 Millionen RM.
Nach 0 148 Mill. RM. Abſchreibungen ſowie Abſetzung von 0.850
Mill. RM. Unkoſten verbleibt ein Verluſt von 0,054 Mill. RM.,
der ſich einſchl. Verluſtvortrag auf 0.140 Mill. RM. ſtellt. Die
Bilanz zeigt in Mill. RM.: Debitoren 0,853, Waren 0.644,
Ein=
richtungen 0,207, Immobilien 0694; andererſeits: AK. 1,000.
Reſerve 0,016, Delkredere 0,050, Hypotheken 0,515, Banken 0,163,
Warenverpflichtungen 0,772, Tranſ. Poſten 0,048 Mill. RM.
Erſte deutſche Induſtriemeſſe der Textilinduſtrie in Leipzig.
Die auf Anregung der Fachgruppe Textilinduſtrie des
Reichsver=
bandes der Deutſchen Induſtrie vorbereitete 1. deutſche
Induſtrie=
meſſe „Textil” Leipzig 1933 verſpricht ein voller Erfolg zu werden.
Infolge der erheblichen Zahl der Anmeldungen hat ſich der
ur=
ſprünglich von der Fachgruppe belegte Platz als nicht ausreichend
erwieſen; eine Erweiterung des Raumes iſt vorgeſehen. Für
In=
tereſſenten empfiehlt es ſich daher, Anmeldungen umgehend an die
Fachgruppe „Textilinduſtrie” des Reichsverbandes der deutſchen
Induſtrie, Berlin W. 35. Rauchſtraße 20 zu richten. Die
Beteili=
gung ſteht allen Mitgliedern der Fachgruppe „Textilinduſtrie‟
oder eines ihr angeſchloſſenen Verbandes offen.
Schweizeriſche Bodenkreditanſtalt. Der Verwaltungsrat der
Schweizeriſchen Bodenkreditanſtalt hat die Vorlagen der Direktion
über den Schluß von 1932 genehmigt. Die Gewinn= und
Verluſt=
rechnung ſchließt, mit einem Aktivſaldo von 2 071 464 Schw Fr.
(inkl. Vortrag von 173 321 Schw. Fr.) gegenüber 1 903 928 Schw.
Fr. im Vorjahre. Der GV. wird die Ausſchüttung einer
Divi=
dende von 7 Prozent auf das erhöhte AK. von 18 Mill. Schw. Fr.
und die Einlage von 500 000 Schw. Fr. in den Reſervefonds
vor=
geſchlagen, der ſich damit auf 5 Mill. Schw. Fr. erhöht. 321 631
Schw. Fr. ſollen auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Verein für Zellſtoffinduſtrie AG., Berlin. Wie aus Kreiſen
der Verwaltung verlautet, wird der Vorſitz im Aufſichtsrat der
Geſellſchaft vorausſichtlich von Reichsminiſter a. D. Dr. Reinhold
übernommen werden. Ferner ſoll in der G.V. am 31. Januar in
Mainz noch die Zuwahl beantragt werden für Carl Thiel, Dr.
Janbo und R. Naville von der Züricher Papierhandelsfirma Thiel,
ferner von Dr. Schöller, Schleſiſche Zelluloſe A. G., Direktor
Krä=
mer von der Rotophot A. G., Berlin, und Vertreter des
Bankhau=
ſes Gebr. Arnhold und der Dresdener Bank, wogegen einige
bis=
herige A.R.=Mitglieder ausſcheiden dürften.
Berliner Produktenbericht vom 24. Januar. Das Geſchäft am
Getreidemarkt geſtaltet ſich weiterhin recht unbefriedigend.
Man=
gels Anregungen hält ſich die Unternehmungsluſt allgemein in
engen Grenzen, und lediglich durch die Stützungskäufe der Staatl.
Geſellſchaft erfährt die Umſatztätigkeit eine gewiſſe Ausdehnung.
Das Inlandsangebot überſteigt beſonders bei Weizen nach wie vor
den Bedarf und die Gebote lauteten am Promptmarkte etwa 1 Mk.
niedriger als geſtern. Im Lieferungsgeſchäft betrugen die
Preis=
rückgänge bis 1,25 Mark; die Preiſe für März= und Mailieferung
haben ſich nunmehr völlig angeglichen, worin ſich auch die geringe
Unternehmungsluſt des Handels auf ſpätere Lieferung
dokumen=
tiert. Roggen war im Preiſe unverändert, zumal die
Interven=
tionen auch nach Feſtſetzung der erſten Notierungen weiter
erfolg=
ten. Weizen= und Roggenmehle haben weiter kleines
Bedarfs=
geſchäft: die Preiſe für Roggenmehl ſind, aber verhältnismäßig
beſſer behauptet als für Weizenmehl. Hafer und Gerſte weiter
rubig, aber ziemlich ſtetig.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die politiſche Unſicherheit wirkt ſich auch weiterhin lähmend
auf das Berliner Börſengeſchäft aus. So vermochten
günſti=
gere Dividendenſchätzungen für die Reichskreditgeſellſchaft und die
B.H.G., höhere Kaliabſatzziffern, beſſere Aufträge in der
Maſchi=
neninduſtrie ſowie die Pläne einer Elektrifizierung der badiſchen
Haupteiſenbahnlinien im Rahmen des
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramms nicht ſtärker anzuregen. Dagegen war die Spekulation
eher zu kleinen Abgaben geneigt, zumal die Schwäche des Dollars
und das etwas ſchwächere New York verſtammten. Die
Anfangs=
notierungen lagen, daher bis zu 2 Prozent vielfach niedriger.
Montane hatten bis zu 1,75 Prozent eingebüßt. Rheinſtahl waren
ſogar 2,5 Prozent gedrückt. Braunkohlenwerte gaben bei kleinem
Geſchäft bis zu etwa 1 Proz. nach. Rhein. Braunkohlen gingen
1.5 Prozent zurück. Kali= und Chemiepapiere verloren bis zu zwei
Prozent. Im Verlaufe wurde es beſonders am Markt der J.G.
Farbenaktien etwas freundlicher; dieſes Papier erholte ſich um
1 Prozent, was auf die übrigen Märkte nicht ohne Einfluß blieb.
Von Gummi= und Linoleumwerten verloren Conti=Gummi 1,5
Proz. Elektroaktien gaben bis zu 2 Proz. nach. Gaswerte,
Auto=
mobilaktien, Maſchinenfabriken, Kunſtſeide= und Textilwerte
Ver=
kehrs= und Schiffahrtswerte, Brauereien, Banken und die Anteile
von Waſſerwerken gingen bis zu 1,5 Prozent zurück. Nur ganz
vereinzelt waren geringfügige, mehr zufällige Beſſerungen zu
ver=
zeichnen: Metallwerte lagen bei kleinen Veränderungen nicht ganz
einheitlich. Bau=, Pavier= und Zellſtaffwerte waren bis zu 2,5
Prozent gedrückt. Kabel= und Drahtwerte lagen geſchäftslos,
teilweiſe leicht abbröckelnd. Von ſonſtigen Induſtriepapieren ſind
Deutſche Atlanten mit einem Verluſt von 4,5 Proz. zu erwähnen.
Der Frankfurter Börſenverkehr zeigte nur geringes
Ge=
ſchäft. Die Tendenz iſt eher ſchwächer. Immer noch laſtet die
un=
geklärte innerpolitiſche Situation auf der Börſe, zumal man auch
daran zweifelt, daß die Fühlungnahme zwiſchen den einzelnen
Vertretern verſchiedener politiſcher Parteien in ernſte
Einigungs=
verhandlungen übergegangen ſind. Beachtung finden die
Mel=
dungen über eine leichte Belebung in der Maſchinenbauinduſtrie.
Sonſt lagen anregende Momente nicht vor. Am Chemiemarkt
er=
öffneten JG. Farben 88 Proz. niedriger, daneben verloren
Scheide=
anſtalt 1. Deutſche Erdöl 1½, Goldſchmidt 0.25 Prozent. Am
Zell=
ſtoffmarkt waren Waldhof 1,25 Prozent niedriger.
Schiffahrts=
werte lagen 0,5 Prozent gedrückt. Elektroaktien knapp gehalten.
Siemens blieben bei 125 Prozent angeboten, Bekula gegenüber
dem geſtrigen Tiefſtkurs von 115,5 wieder 2,25 Proz. freundlicher.
Am Montanmarkte gaben Buderus 0,25, Ilſe Genüſſe 0,50,
Rhein=
ſtahl 2, Stahlverein 1,5 Prozent nach Gelſenkirchen nach der
geſtri=
gen Erklärung von zuſtändiger Stelle, in der jede Verkaufsabſicht
ſeitens des Reichs beſtritten wird, erneut 1½ Prozent ſchwächer.
Kaliwerte und Kunſtſeideaktien vernachläſſigt. Von Einzelwerten
verloren Holzmann nach der geſtrigen leichten Erholung wieder
0,5 Prozent, dagegen Deutſche Linol ½ Proz. höher. Am
Anleihe=
markt war die Tendenz bei gleichfalls hervorragender
Geſchäfts=
loſigkeit eher nachgebend. Altbeſitz und Neubeſitz ſowie auch ſpäte
Schuldbücher 0,25 Proz. niedriger. Im Verlauf der Börſe blieb
der Geſchäftsumfang in beſcheidenen Grenzen; eine Erholung war
am JG. Farbenmarkte zu verzeichnen, wo der Kurs wieder um
1 Proz. bis 104 Proz. anſprang. Die übrigen Kurſe waren auf
ermäßigter Baſis meiſt nur gehalten. Am Deviſenmarkt lag der
Dollar international ſchwach und gegen London mit 3,36) Proz.
zu hören. Der Schweizer Franken war im Zuſammenhang mit
einer erneuten Kapitalflucht, die aber diesmal nicht aus
Deutſch=
land, ſondern von anderen Ländern ausgeht, feſt. Tagesgeld 3,25
Prozent. Am Pfandbriefmarkt waren Frankfurter Hyp. 1 Proz.,
Frankfurter Pfandbriefbank 0,25- 0,50 Proz. ſchwächer. Pfälzer
Hyp. behauptet. Rhein. Hyp. 1 Proz. niedriger.
An der Abendbörſe ſetzte ſich die gegen Schluß der
Mit=
tagsbörſe eingetretene feſtere Stimmung weiter fort, wobei man
auf eine Meldung hinwies, daß bei der Reichsregierung
Erwä=
gungen über eine Erklärung des Staatsnotſtandes nicht beſtünden.
Daneben regten die feſteren Auslandsbörſen an. JG. Farben
ge=
wannen 1 Prozent. Von Montanwerten waren Rheinſtahl 0,75,
Gelſenkirchen 0,50. Stahlverein ½ Prozent höher. Am
Elektro=
markt zogen A.E.G. 8 Proz. Siemens 1 Proz. an. Der
Renten=
markt lag ruhig bei gut behaupteten Kurſen. Ueberhaupt blieb
die Geſchäftstätigkeit im Verlauf an den Aktienmärkten klein.
44½2 Millionen Defizik der Schweizeriſchen
Bundesbahnen.
Die Schweizeriſchen Bundesbahnen ſchließen — was Perſonen=
und Güterverkehr anbelangt — das Jahr 1932 verhältnismäßig
günſtig ab. Die geſamten Transport innahmen ſtehen mit 330.
Millionen um 43,4 Mill. Schw. Fr. dem Vorjahre nach, ſo daß ein
Betriebsüberſchuß von 83,2 Mill. Schw. Fr. verbleibt. Dieſer iſt
um 36,1 Mill. Schw. Fr. niedriger als im Vorjahr. Der
Ein=
nahmeausfall im Perſonenverkehr beläuft ſich auf 14,2 Millionen,
im Güterverkehr auf 29,2 Mill. Schw. Fr.
Für Verzinſung und Amortiſation ihrer hohen Schuldenlaſt,
hervorgerufen, durch beſondere Kriegsleiſtungen, und die
Elektri=
fikationskoſten ſowie für die Einlagen in die Spezialfonds wird
ein Betrag von 127.7 Mill. Schw. Fr benötigt, ſo daß ſich ein
Defizit von 44,49 Mill. Schw. Fr. ergibt.
Rückgang des iſchechöſlowakiſchen Außenhandels
im Jahre 1932.
Der tſchechoſlowakiſche Außenhandel weiſt für das Jahr 1932
einen erneuten weitgehenden Rückgang auf. Der geſamte Umſatz
im reinen Warenverkehr iſt auf 14,8 Milliarden geſunken
gegen=
über 25 Milliarden im Jahre 1931, 33 Milliarden im Jahre 1930
und 41 Milliarden, im Jahre 1929. Die Ausfuhr erreichte 7,4
Milliarden gegenüber 13,1 Milliarden im Jahre 1931, 17,5 im
Jahre 1930 und 20,5 im Jahre 1929. Die Deviſendroſſelung hat
die Einfuhr auf 7,5 Milliarden herabgedrückt. Sie betrug im
Jahre 1931 11,8, im Jahre 1930 15,7 und im Jahre 1929 20
Mil=
liarden.
Die Jahresbilanz ſchließt zum erſten Male mit einem
Paſſi=
vum ab. Es ergibt ſich ein Einfuhrüberſchuß von 139 Millionen,
während im Jahre 1931 noch ein Aktivum von 1354 Millionen
vorhanden war. — Die Weltwirtſchaftskriſe hat den
Auslands=
abſatz der Tſchechoſlowakei ſeit dem Jahre 1929 um 13,5 Milliarden
herabgedrückt.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
24. Januar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 47 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus
auf 37—39 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 35,25—38,75 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 24. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 36,50 (38), Februar 37,25 (38,50), März 37,50
(38), April 38 (38,25) Mai 38,50 (38,50), Juni 38,75 (39). Juli
39 (39,25), Auguſt 39,25 (39,50), September 39,50 (39,75) Oktober
39,75 (40), November 40 (40,25), Dezember 40,25 (40,75), Tendenz:
ruhig. Für Blei: Januar 13,50 (14,75), Februar 13,75 (14,75),
März. April 14 (15), Mai 14,25 (15,25). Juni 14,50 (15,50), Juli,
Auguſt 14,75 (15,75), September 15 (16) Oktober 15,25 (16.25),
November 15,50 (16,50), Dezember 15,75 (17). Tendenz: ſtetig. Für
Zink: Januar 19 (19,75) Februar 19,25 (19,75). März 19,50
(20), April 19,50 (20.25), Mai 20 (20.50). Juni 20 (21), Juli,
Auguſt 20,25 (21,25), September 20,50 (21.,50), Oktober 21 (21,75),
November 21,2 (22), Dezember 21,25 (22,25), Tendenz ruhig. —
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Wie wir erfahren, hat ſich die Leitung des Arbedkonzerns
ent=
ſchloſſen, den Umbau des Burbacher Werkes bis zu einem
weite=
ren Abſchnitt fortzuſetzen, und zwar ſoll in dieſem Jahre der
ge=
plante Neubau einer Mittelwalzſtraß= anſtelle der vorhandenen
echs Walzſtraßen durchgeführt werden.
Das „Journal officiel” veröffentlicht eine franzöſiſche
Verord=
nung, durch die der Zollaufſchlag von 80 Fr. je 100 Kilo für die
Einfuhr von deutſchem Malz, der am 1. Dezember 1931 in Kraft
geſetzt worden war, aufgehoben wird.
Der Londoer Goldpreis betrug am 23. Januar 1933 für eine
Unze Feingold 122/7 s gleich 86, 7277 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 477,2937 d gleich 2,78 836 RM. Zu dieſem Preiſe
wurden 15 000 Lſtrl. Gold nach dem Kontinent verkauft.”
Berliner Kursbericht
vom 24. Januar 1933
Oeviſenmarkt
vom 24. Januar 1933
Mte
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban:
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenn
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Reh
72.75
61.75
17.375
32.75
17.875
29.25
75.50
44.50
20,75
33.—
117.50
110.875
Meu
Elektr. Lieferun
F. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Alöchnerwer
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell
Ma5
80.—
103.25
K0.625
79.50
82.—
53.125
49.50
113.50
45.625
70.—
61.125
40.75
40.875
Mieee
Rütgerswerte.
Salzdetfurth Kalt
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Alkali t
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer
41.—
41.625
172.—
42.25
33.625
116.—
38.—
16.—
58.25
12.75
73.50
30.5
58.50
Helſingfor?
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofig
Solland
Eslo
Kopenhager
Stockholm.
London
Buenos=Airc
New Yor!
Belgien
Italien
Paris
Währung
100 finn.M.
100 Schilling!
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 E=Stg.
1 Pap. Peio
1 Dollar.
100 Belge
100 Lire.
100 Francs
Rait
6.274
s1.95
12.465
3.057
169.28
72.,33
71.48
R7.42
14.23
0.858
4.3209/
5o.39
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Mife
1 6. 286
52.05
12.485
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77.58
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16.50
Schwenz
Spanien
Danzig
Japan
Nio de Janerol
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtam bu=
Kairo
Kanado
Uruquah.
Jsland.
Tallinn (Eſtl.
Rigg
Burmnttdter und Katiokalbant Sarmkast, Mimte or öttssker Bunk
Frankfurter Kursbericht vom 24. Januar 1933.
Keee
fällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35...
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Heſ. Goldobl. R.11
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kredit Goldpfbr.
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Dt. Komm.
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J. G. Farben Bonds
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2% Oſt. Schätze
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1. Bagdad
Zollanl.
4½3% Ungarn 19181
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
4% Liſſabon
42 Stockholm
Aktien
Alg. Kunſtziideunie
A. E. G. ......
AndregeNorisBahn
Aſchaffba. Brauereil 57
Zellſto / 26.75
Bemberg, J. P....
Berl. Kraft u. Licht/117.75
Buderus Eiſen..
Eement Heidelbergl 52
„Karlſtadt
J. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Albert
Chade ..........! 1
Conti. Gummiw.
70.25
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5.65
4.75
5.7
5
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123
61.5
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Mittwoch, 25. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 25 — Seite 1
Ein Roman
Die vom Neunerhof aden Beseh.
Von Paul B
16)
Merkwürdig iſt das alles!. . Neben viel Sicherheit iſt in ihm
ebenſo große Unſicherheit; und da er bisweilen ſeine Einkehr hat,
die ihn gleichſam von ſich ſelbſt wegträgt und über ihn ſelbſt
hinaus, ſo empfindet er’s ſchmerzlich genug, daß er halb im Licht
und halb im Schatten weilt! Freilich, die Mutter hat ſo
ähn=
liches geſagt; — nur mit anderen Worten! . . Aber recht hat ſie;
und er weiß ſelbſt, daß er „ein Mann im Schatthalb” iſt, wie man
das ſo nennt!.
„Dies Halbſein quält und peinigt ihn, als er die ſtille
Klamm=
ſtraße geht und bergan ſteigt.
Die Oberneunerhalde wölbt und bäumt ſich unter ſeinen
Na=
gelſchuhen zu welligen Erdwürfen auf; und wo die ſteil ſind, da
liegen dann die Schatten, die ihn gleichſam in ſich ſaugen, daß er
nahezu darin verſchwindet! . . Und wo ſie flacher ſind, da liegen
ſie ſo hoch, daß der falbe Mond ſie ins Licht zieht!
„Halbmal iſt’s dunkel, halbmal hell!”, ſagt er leiſe vor ſich
hin. „Aber man muß aus dem Dunkel ins Licht ſteigen! . . Das
iſt immer über einem: In der Sonne, im Mond, in den Sternen!“
Und der Neuner ſieht den Mond aus dem niederen Gewölk
blaue Himmelslöcher ſicheln. Die ſind dunkel und doch voller
Sterne.
Die Bergzinnen, die jetzt im Neuſchnee leuchten, werden
mor=
gen braun oder grau oder unſichtbar ſein! . . Wer weiß das?
Vielleicht liegt nur alles das an dem Licht, darin man ſelbſt
ſteht; und da die Schatten ans Licht gefeſſelt ſind, wie das Nein
ans Ja, das Böſe ans Gute, ſo ſteh’n die Menſchen, halb reich,
halb arm, immer in dieſem „Schatthalb” und wiſſen, daß ſie nichts
wiſſen!.
Zweiter Teil.
I.
Es iſt ſelten, daß der Neuner ſolche Einkehr bei ſich ſelbſt
hält; und wenn es einmal der Fall iſt, und alles Stille und
Gute in ihm klingt leiſe auf, und er erkennt es und möchte
ſei=
nen Weg dazu finden, dann iſt doch bald auch wieder aus den
Arbeitsſorgen des Tages das Harte in ihm. Und ſo weiß er
denn am anderen Tag auch nicht, wie er nun aus ſeinen eigenen
Schatten ins Licht kommen ſoll! .. Denn jetzt iſt er ja wieder
ganz Neuner und Herr!“
Und als ſolcher geht er dann in die Leuteſtube zu den
Knechten und Mägden. Zuvor hat er nach allen
Himmelsrich=
tungen Ausſchan gehalten. Auch das Wetterglas hat er befragt.
rgenholt.
Machdrnck verbefer.
Aber die Wetterausſichten ſind nicht günſtig. Wie der Neuner
ſich auskennt, wird es höchſtens einen halbguten Tag geben. Die
kargen Stunden aber, die ſo verbleiben, müſſen genutzt werden.
Während er den Stall und das Vieh und das ganze innere
Hausweſen der Roſl=Magd und der Altneunerin überläßt,
wo=
bei aber auch die Leni ſchon ihre Handreichungen zu leiſten hat,
geht der Bauer ſelbſt mit zwei Knechten daran, den Reſt des
Goldhafers zu mähen.
Dann iſt da noch die Krummgewann, von der man ein
Grummet einbringen könnte. Alſo wird ein dritter Knecht mit
zwei Mägden dahin gehen. Aber ſie ſollen mit Raſenhaken unter
den Schuhen gehn. Der Boden iſt ſteil und regenglitſchig!
Uebrigens wär’s auch an der Zeit, für ein Winterholz
vorzuſor=
gen! . . Diesmal kann man’s in der Hauptſach aus dem
Till=
mooſer Wald ſchlagen. Zwei oder drei Holzer müſſen dorthin.
Abfuhren kann man das Holz ja ſpäter zum Winter hin!
Jetzt braucht nur ein Teil geſchnitten zu werden, bis es
eine mannshohe Mauer an der Süd= und Oſtwand des Hauſes
ergibt! Das langt fürs erſte! . . Das Holz, das noch im Berg
bleibt, ſoll aber gut mit Schälrinde abgedeckt werden!
Nachdem der Neuner dieſe unmißverſtändlichen Weiſungen
gegeben hat, ſteht er ſelbſt ſo hart in der Arbeit. An die ſechs
Siunden ſteht er ſo. Von Vier in der Früh bis gegen Zehn.
Dann verſchnauft er ein biſſel, gibt noch ein paar Befehle und
will heim, den Durſt löſchen. In einer halben Stunde wird er
zurück ein, ſagt er.
Aber als er den ſchmalen Wieſenpfad abſteigt, ſieht er
Einen bei der Mutter in der Haustür ſtehn und er denkt: Nach
dem Ausſehen muß das doch ein Jager ſein! . . Bis er, näher
kommend, erkennt, daß der Wartende der Adam Krug iſt, der
Oberjager des Barons Rethl.
Als er dann ganz nahe iſt, fragt er:
„Nanu, der Oberjager? . . Was verſchafft mir die Ehr? . .
Der Beſuch iſt ſo rar, daß man’s anſchreiben müßt!“
Er fordert den Beſucher auf, mit ihm ins Haus zu kommen,
dieweil er es ſich ſelbſt auf eine halbe Stund bequem machen
wolle. Der Krug dankt mit einer militäriſch ſtraffen Haltung
und nimmt nach einigem höflichen Zögern Platz am Neunertiſch:
„Ich komm halt in einer beſonderen Sach zu Euch, Neuner!”,
ſagt er: „In einer eigenen Sach, ſozuſagen!“
„So?. . In was dann für einer?” fragt der Bauer
inter=
eſſiert; und als der andere herumdruckſt, ermuntert er ihn:
„Nur nit viel Umweg machen, Jager! . . Wanns was iſt,
wo ich helfen kann, da tu ich’s auch ohne viel. Worte!”
Der Krug ſchaut ihn an und räuſpert ſich:
„So einfach iſt die Sach nit, daß mans in einem Wörtl
ab=
machen kann!” ſagt er zögernd und iſt von einer befliſſenen
Höflichkeit der Haltung, die gleichſam katzbuckelt.
Dann aber nimmt er einen inwendigen Anlauf. Er ſpricht
auf dem Umweg über ſich ſelbſt, daß er der Oberjäger iſt, vom
toten Rippfl, was der für ein guter Kamerad geweſen ſei. Das
beſte habe er in ſeinem Dienſt geleiſtet. Nun ſei er das Opfer
eines Mörders geworden! . . Jaja, fraglos eines Mörders!
Der Rückſchluß von dem Mord auf den Täter ſcheint für
den Jäger einwandfrei feſtzuſtellen, denn er nennt den Moeſer=
Franzl mit einer Beſtimmtheit, die den Zweifel ausſchließt.
Aber wenn der Neuner nicht gerade dabei wäre, von einen
Wurſt anſehnliche Scheiben auf’s Brot zu ſchneiden, würde ihm
leicht der lauernde Blick des andren aufgefallen ſein.
So indes achtet er nicht darauf; und er denkt nur: Was
ſoll das alles und wohin zielt der Krug mit ſeinen Worten?
.. Und dann: Was hat dieſer Fall mit dem Oberjäger ſelbſt
zu tun? . . Der Bauer ſchüttelt zweifelnd den Kopf:
„Ich kann’s mir halt nit denken, was Ihr ſelbſt mit dieſer
traurigen Sach zu ſchaffen habt?”
Der Krug deutet vorſichtig an:
„Grad ſoviel, wie Ihr, Neuner . . und die Theres!” Und
er lehnt ſich leicht über den Tiſch: „Habt Ihr ſchon einmal über
das Motiv zur Tat nachgedacht, Neuner? . .‟, fragt er und
be=
tont dann: „Ich aber weiß darum Beſcheid! Und grad
des=
halb ſitz ich hier und muß mit Euch darüber reden, Bauer!”
Der ſieht den anderen ungewiß an; wie ſoll er auch
da=
hinter kommen, was der Krug nun eigentlich von ihm will?! ..
Aber es iſt ihm, als käme ein kalter Schatten um ihn. Etwas
unheimlich Laſtendes, das man nicht ſehen und greifen kann,
und das doch da iſt!
Und unter dem Druck dieſes ungewiß Laſtenden ſucht er
nach einer Ausflucht aus dieſer Verſtrickung:
„Was geht mich und die Theres das Motiv an?”, ſagt er:
„Wir haben eh nix mit der Sach ſelbſt zu ſchaffen! . . . Und
alles andre muß man halt dem Innsbrucker Gericht überlaſſen!”
Der Krug hört das ganz gelaſſen an: „Freilich, Neuner,
wann man’s ſo anſieht habt Ihr direkt halt nix damit zu tun!
Aber ob auch die Theres nit?” — Er ſtellt ſich ſelbſt dieſe
Frage, lächelt ein wenig und hebt die Schultern: „Ich weiß das
nit ſo! . . Aber ich mein: Wann zum Beiſpiel das Motiv eine
Eiferſucht war, etwa ſo, daß . . nun ja . ., daß die Theres
da=
ran ſchuld war, dann bleibt der Mord zeitlebens an ihr hangen,
und damit, ſo bitter das ſein mag, an Eurem Neunernamen!”
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[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 25
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I. KONZERT Samstag, 28 Jan., 20 Uhr, im „Kleinen Haus‟
Mitwirkende: Gudrun Steuer, Sopran — Lina Cramer,
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sopran — Margarethe Crass, Alt — Carl Cauer Bratsche,
Lehrer an der Städt. Akademie für Tonkunst — Am Flügel;
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II. KONZERT Montag, 30. Jan., 20 Uhr, im „Kleinen Haus‟
Mitwirkende: Betty Aßmuth, Sopran — Aga Zeh, Alt — Heinrich
Landzettel, Tenor — Ludwig Herwig und Friedrich Noack,
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meindejagd, un faſſend 488 Hektar
dar=
unter 275 Hektar Wald, auf die Dauer
von fünf Jahren — bis 31. Januar
1938 — öffentlich meiſtbietend ver=
(1455
pachtet.
Bemerkt wird, daß ein guter
Wild=
beſtand vorhanden iſt und die Jagd
un=
mittelbar am Bahnhof beginnt.
König, den 23. Januar 1933.
Heſſ. Bürgermeiſterei König.
Hofferbert.
eh halte Sie Warm!
Ich bin ein Plüſchhemd und
emp=
tehle mich Ihnen zu dem niederen
Preis vom Mark 3.25.
Sie finden mich im
Inventur=Verkauf
bei
Handſchuh=Hauptmann
Ludwigsplaßz 2.
Sie wiſſen doch, daß es dort auch
die billigen Winter=Handſchuhe und
Strümpfe giebt
(1489
Mittwoch, 25. Januar 1933
Ot
CONTIHERTAL
Büro= und Wein=
Schreibmaſchinen,
auch auf Ralen.
Gedranchte Maſchinen
große Auswahl,preiswen
General=Derrrieb:
ELBERT
Rheinstr. 7 - Tel. 649
(150a)
Schiedmayer
Klavier
sehr preiswert bei
Klavier-Arnold
Ecke Erbacherstr.
n. d. Schwimmbad
1460b
Bekanntmachung.
Für die Lieferung des Kohlen=, Koks= und Brikett=
Bedarfs an die ſtaatlichen Behörden, Betriebe und Anſtalten,
ferner der Dienſtſtellen der Arbeitsämter und der Reichsbanr=
Stellen in Heſſen für das Jahr 1933/34 (Heizperiode) werden
die Brennſtöff=Lieferanten zur Abgabe von Preis= und
Lieferangeboten aufgefordert.
Die Angaben über die für die einzelnen Dienſtſtellen
und Orte erforderlichen Mengen ſowie die Liefer=Bedingungen
ſind nach Einzahlung von 1.50 RM. je Ort (höchſtens 4 RM.
für mehrere Orte) auf das Poſtſcheckkonto Nr. 63435 der
Staatlichen Beſchaffungsſtelle beim Poſtſcheckamt Frankfurt=
Main bis ſpäteſtens 31. Januar 1933 bei uns anzufordern,
wobei anzugeben iſt, für welche Orte die Unterlagen
ge=
wünſcht werden.
Dieſe Angaben können der Einfachheit halber auf den
Zahlkartenabſchnitt geſetzt werden, ſodaß dann eine beſondere
ſchriftliche Anforderung unterbleiben kann.
(1494
Darmſtadt, den 25. Januar 1933.
Staatliche Beſchaffungsſtelle.
Wegen Räumung
Das Prachtzimmer
Birke, 2 m, große
Auswahl, 485 Mk
Möbelhaus
Eſchollbrückerſtr. 18
Einf., vollſt. Küche
15 ℳ, gr. pol. nßb.
Komm. 15 ℳ, vollſt
wß. eiſ. Bett 20 ℳ
nßb. Ständer 8 ℳ
zu vk. Herdweg 95.
Gartenhaus.
2 Motorradreifen,
4, neu, auch
für Kleinwagen.
1 Radio=Apparat,
5 Röhr., m. Akku
uſw.,
1 Satr.=Heimlampe,
Gr. 45 zu verk.
Mühlſtr. 25, II. r.
Weg. Aufgabe des
Heſch.: Ladentheke
u. verſch. bill. z. vk
Zeughausſtraße 2
bei Eichrodt.
Klein=
Schreibmaſch.
ſehr günſtig, eventl
Darmſt. Rheinſtr.
(532a)
2 große
eiſerne Oefen
zu verkf. Abels
Mollerſtr. 6. (1456
K.=Klappſtuhl z. vk.
Martinſtraße 34.
Einige gebrauchte
Nähmaſchinen
billigſt abzugeben.
Gütting,
Schuchardſtraße 10.
(1357b)
17
Für die Provinzial=Pflegeanſtalt
Eberſtadt a.d.5.
ſollen im Wege des öffentlichen
Aner=
bietens zur Lieferung vergeben werden:
375 m halbl. Bettuch mit Namen=
Ein=
webung. 510 m Cretonne f.
Kiſſenüber=
züge. 100 m baumwoll. Spültuchzeug.
300 m Rohneſſel zu Hemden. 500 m
Rohneſſel, gebl., zu Schutzkittel. 300 m
Flanell (Bieber) zu Hemden. 200 m
blaues Halbleinen, zu Arbeitsſchürzen,
echt indigo. 150 m Schutzkittelſtoff,
ge=
ſtreift, Köper=Regatta. 100 m
Schürzen=
ſtoff, hell geſtreift. 50 m Bettbarchent,
echt blau. 300 m Handtuchſtoff mit
Namen=Einwebung. 100 m kariertes
Halbleinen zu Trockentüchern. 300 Stück
Taſchentücher, gelb, Arabis extra Ia.
1 P. Herrenſtiefel /40 Stück Strickweſten in verſch. Größen
für Frauen. 200 Paar Sommerſocken,
Baumwolle, f. Männer. 60 Stück
Bett=
teppiche, grau, m. Namen. Gewicht 11
Kilogr. 27 Pfd. la Gänſefedern. 150
Stck. Mützen. 25 Stck. Weſten. 40 Paar
Männerarbeitsſchuhe, Rindleder, mit
Beſchlag, und 60 Paar Bettſchlappen.
Die in dem Angebot anzuerkennenden
Lieferungsbedingungen liegen am 26. u.
Rem. Pokl.- 27. Januar 1932 in der Anſtalt offen.
Angebot und Muſter ſind bis zum
Er=
öffnungstermin, den 13. Februar 1933,
vormittags 8 Uhr, einzureichen.
Ein Verſand der Bedingungen nach
auswärts erfolgt nicht. Von jeder
Gat=
geg. Raten. Lußzſtung darf nur ein Muſter angeboten
werden. Muſter ſind von den Angeboten
getrennt zu halten. In Betracht
kom=
men nur heſſiſche Fabrikate, welche in
dem Angebot anzugeben ſind. (1476
Eberſtadt, den 25. Januar 1933.
Direktion der Provinzial=Pflegeanſtalt.
Weißes Kinderbett
zu verkaufen. *
Arheilgerſtr. 130.
Zwei 4/16 Limouſ.
frei, Km 12 Pfg.
Fernruf 2362. mm
Otſch. Dogge
(Hündin), 5 Jahre,
preiswert abzugeb.
Näh.: Römerbad,
Zimmerſtraße 7.
Arode Hrar
Uattafttage
Heute Mittwoch, den 25. Januar, nachmittags 2 Uhr
und Samstag, den 28. Januar, nachmittags 2 Uhr
im
1463
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UNION-THEATER Hrage
Zum ersten Male in Darmstadt!
Das Munder auf Burg Sounenslein
Kleine rote Mühle
Elisabethenstraße 23
Rückgebäude
Fahnek Hendelr a. Lanz
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Zwei göttliche Unterhaltungsstunden für Alt u Jung.
Beachten Sie die ganz niedrigen Eintrittspreise.
Kinder zahlen Saal 30 u. 400. Balkon u. Logen 609
Erwachsene zahlen Saal 50 u. 60₰. Balk. u. Log 809
Vorverkauf an der U.-T.-Knsae.