Gnzelnummmer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Bel wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Januar
bis 3l. Januar 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 17
Dienstag, den 17. Januar 1933.
196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Oarmſtadt 23 Reichspfg
Finanz=Anzelgen 28 Reichepfg. Rellamezelle (92 mm
breit/2 Reichsmark Anzelgen von auswärte 35 Reſchspfg.
Finanz-Anzelgen 50 Reichspfg. 92 mm breite
Rellame=
zelle 300 Reiſchemarl. Alle Preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchticher Belirelbung fäll jeder
Rabatt weg. Banſklonto Deuiſche Banl und Darme
ſädter und Natonalbank.
Reichstagswahlen in Ausſicht?
Nach den Wahlen in Lippe Verſteifung der innerpolikiſchen Lage.—Offene Fragen der Kabinekksumbildung.
Schleicher für Klärung der Siknakion am 24. Januar im Reichskag.
(*
*
„Zelſihell eibp and heichtsand..."
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Nationalſozialiſten haben in Lippe nicht das erreicht,
was ſie in dieſer „Hermannsſchlacht” erhofften, denn ſie haben
nur etwa die Hälfte ihrer im November erlittenen Verluſte
ein=
gebracht. Dennoch, und das war nicht anders zu erwarten, wird
das Wahlergebnis von ihnen benutzt, um die taktiſche und
pſycho=
logiſche Stellung zu verbeſſern. Ihr Ton hat an Schärfe
zuge=
nommen. Eine parteioffiziöſe Kundgebung ſpricht davon, daß die
„nationalſozialiſtiſche Welle wieder ſteigt und die Stagnation der
NSDAP. völlig überwunden iſt”, der Kampf werde weitergeführt,
„bis der NSDAP. die führende politiſche Stellung eingeräumt
wird, auf die ſie einen Anſpruch hat. Für faule Kompromiſſe, die
der Stärke und Bedeutung der nationalſozialiſtiſchen Bewegung
nicht entſprechen, iſt nach dieſer Wahl für die NSDAP. weniger
Zeit denn je.‟ Herr Dr. Goebbels wird in ſeinem „Berliner
An=
griff” noch deutlicher und lieſt aus den Wahlen eine
Rechtferti=
gung der Politik Hitlers heraus, mit der Ankündigung, daß die
Offenſive gegen das Syſtem wieder eröffnet worden ſei. Die
Wahrſcheinlichkeit alſo, daß die Nationalſozialiſten ciner
Ent=
ſcheidung im Reiche ausweichen werden, iſt weſentlich geringer
gerorden.
Gleichzeitig hat ſich auch
das Bild zuungunſten Skraſſers verſchoben.
und Dr. Goebbels zögert nicht, den Stab über alle „
Parteidefai=
tiſten” zu brechen, wobei er deutlich zu verſtehen gibt, daß nach
ſeiner Meinung jetzt Straſſer ſich entweder unterwerfen müſſe oder
aus der Partei herausgeworfen werde. Hitler kommt am
Dienstag nach Berlin, und da auch Straſſer erwartet
wird, könnte eine Beſprechung zwiſchen den beiden Männer
ſtatt=
finden, wenn ſie überhaupt noch nötig iſt. Es iſt durchaus
denk=
bar, daß Hitler vorher eine Situation ſchafft, die Straſſer nur
ein Entweder—Oder übrig läßt.
In Regierungskreiſen
führt man zwar das Lipper Wahlergebnis auf ſeinen tatſächlichen
Kern zurück, aber unverkennbar haben ſich die
Vor=
ſtellungen über die Möglichkeiten der
Kabi=
nettsumbildung ſtark gewandelt. Offiziös wird
feſtgeſtellt, daß keinerlei Entſcheidung getroffen ſei, ob die
Stel=
lung des Vizekanzlers geſchaffen wird. Jedenfalls iſt Schleicher
etwas bedenklich geworden, ob ein Miniſter oder Vizekanzler
Straſſer, der jede Verbindung mit den Nationalſozialiſten
ver=
loren hat, für ihn noch irgendwelchen Wert hat. An dem
Ge=
danken ſelbſt hält Schleicher nach wie vor ſeſt. Er hat am
Mon=
tag nachmittag den
Zenkrumsführer Prälak Kaas empfangen
und wird die Beſprechungen mit den Parteiführern fortſetzen,
wo=
bei die Pläne einer parlamentariſchen Untermauerung des
auto=
ritären Kabinetts nach wie vor im Vordergrund ſtehen, ohne
in=
deſſen irgendwie greifbare Geſtalt angenommen zu haben. Das
Zentrum denkt über die Möglichkeit eines
Ka=
binetts, in dem Hugenberg und Stegerwald
ſitzen, recht ſkeptiſch, nicht nur wegen der perſönlichen,
ſondern auch wegen der politiſchen Gegenſätze, wird es aber wohl.
in erſter Linie dem Kanzler ſelbſt überlaſſen, zu ſehen, wieweit er
mit ſeinen Bemühungen kommt.
Dabei kann es offen bleiben, inwieweit dieſe Bemühungen
durch eine unmittelbare
Ausſprache zwiſchen Schleicher und Hikler
beeinflußt werden, denn Hitler wird jetzt mehr als je auf ſeiner
Forderung des „Alles=oder=Nichts”=Standpunktes beharren, ſo daß
alſo ſachlich kaum noch eine Verſtändigung denkbar erſcheint.
Mög=
lich iſt höchſtens, daß die Nationalſozialiſten noch eine kurze Zeit
brauchen, um die Reorganiſation ihrer Partei zu Ende zu führen
und deshalb einer kurzfriſtigen Vertagung des Reichstags
zuſtim=
men. Der Kanzler dagegen will nicht länger 14tägig von der
Hand in den Mund leben und vertritt den Standpunkt, daß er
entweder eine Vertagung des Reichstags um
mindeſtens zwei Monate oder ſofortige
Ent=
ſcheidung verlangen muß. Er iſt deshalb entſchloſſen, wenn
im Aelteſtenrat am 20. Januar Neigung für eine Vertagung des
Plenums um etwa 14 Tage vorhanden ſein ſollte, erklären zu
laſſen, daß er das als eine mittelbare Vertrauenserklärung anſehe.
Dadurch will er es den Nationalſozialiſten unmöglich machen,
für eine ſolche Vertagung zu ſtimmen. Infolgedeſſen richten ſich
die politiſchen Kreiſe darauf ein, daß der Aelteſtenrat die
Ein=
berufung des Reichstages für den 24. Januar beſchließt, und daß
er dann nach einer Ausſprache von 2 bis 3 Tagen
3u4 Annahme des Mißkrauenspolums kommen
muß, mit der ſelbſtverſtändlichen Folge der Reichstagsauflöſung.
Fraglich bleibt, ob die Regierung einen
ſolchen Ausgang im Reichstag abwartet, wenn er
am 20. Januar feſtſteht. Vielleicht erbittet der Kanzler, um der
formellen Annahme des Mißtrauensvotums zuvorzukommen, den
Reichspräſidenten ſchon vorher um das Auflöſungsdekret.
Andern=
falls müßte die Regierung nach einem ſolchen Mißtrauensvotum
zurücktreten, könnte ſich aber dann nach Auswechſlung einiger
Mi=
niſter ſofort neu konſtituieren und dann den Reichstag auflöſen.
Es iſt jedoch nicht ausgeſchloſſen, daß der Kanzler ſchon vorher
perſonelle Veränderungen im Kabinett vornimmt.
Aber gerade durch die Verſteifung des Widerſtands der
National=
ſozialiſten iſt das wieder etwas unſicher geworden.
Jedenfalls wird in allen Parteibüros am Montag fleißig
ge=
rechnet, wann Neuwahlen früheſtens ſtattfinden können.
Nach=
dem im letzten Jahr der Wahlapparat ſich wiederholt und
rei=
bungslos eingeſpielt hat, ſpricht man allen Ernſtes bereits von
Neuwahlen am 19. oder 26. Februar, evtl. am
5. März. Allerdings ſind wir ſoweit noch nicht. „Zwiſchen Lipp'
und Kelchesrand” kann nach der poſitiven, wie nach der negativen
Seite noch mancherlei geſchehen.
Hikler erkeill neue Beiſungen.
UNB. Weimar, 16. Januar.
Wie die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. mitteilt, fand heute
in Weimar unter Vorſitz Hitlers eine Gauleitertagung ſtatt.
Hit=
ler legte, wie es weiter heißt, die große politiſche Linie feit,
die für die Haltung der NSDAP. im neuen Jahre maßgebend
ſein wird. Er betonte den Willen und die Notwendigkeit, nach
dem geſtrigen Wahlſieg keine Sekunde locker zu laſſen, ſondern
am Feinde zu bleiben und den Kampf mit der größten
Inten=
ſität weiter zu führen.
Vollſtreckungsſchuß vom Kabineit
ferkiggeſtellk.
Veröffenklichung am Mitkwoch.
Das Reichskabinett hat ſich am Montag eingehend mit dem
Vollſtreckungsſchutz für die Landwirtſchaft beſchäftigt und die
Vor=
lage verabſchiedet. Das Reichsjuſtizminiſterium iſt lediglich
er=
ſucht worden, einige Klarſtellungen vorzunehmen, ſo daß die
Ver=
ordnung am Dienstag bereits dem Reichspräſidenten unterbreitet
und am Mittwoch veröffentlicht werden kann. Im Kabinett
ſcheint es wegen der Abgrenzung des Vollſtreckungsſchutzes zu
kei=
nen großen Auseinanderſetzungen mehr gekommen zu ſein. Der
Ernährungsminiſter hat den Vollſtreckungsſchutz für alle Betriebe
gewünſcht, während von anderer Seite im Intereſſe der
Sied=
lung gefordert wurde, daß auf jeden Fall die
nichtſanierungs=
fähigen Betriebe außerhalb des Schutzes bleiben. Der
Voll=
ſtreckungsſchutz ſoll einen Schutz für Rückſtände bis zu einem
be=
ſtimmten Stichtag enthalten. Er ſoll aber vorſehen, daß die
lau=
fenden Verbindlichkeiten, alſo hauptſächlich die Steuern, zu
er=
füllen ſind.
Heſſen forderk
Durchführung von Eiſenbahnbauken im Rahmen
des Arbeitsbeſchaffungsprogramms.
Der Heſſiſche Finanzminiſter hat an den Reichskanzler
und die zuſtändigen Reichsminiſterien ſowie an den
Reichs=
kommiſſar für Arbeitsbeſchaffung ein Schreiben gerichtet, in dem
auf die Bedeutung von Eiſenbahnbauten im Rahmen des
Sofortprogramms für Arbeitsbeſchaffung nachdrücklich
hingewie=
ſen wird. Das Programm der Heſſiſchen Regierung enthält
keine neuen Eiſenbahnlinien, weil hierfür zwar eine Reihe von
Wünſchen und auch dringendes Bedürfnis feſtgeſtellt werden
konnte, die Ertragsfähigkeit ſolcher Neubauten aber zurzeit
leider nicht gegeben iſt. Es ſind deshalb lediglich Umbauten,
Erweiterungen und ſonſtige Verbeſſerungen beſtehender
An=
lagen in das Programm aufgenommen worden, von denen
an=
genommen wird, daß ſie vom Standpunkt des Verkehrs und
des Betriebes heute zum mindeſtens dringend erwünſcht,
wahr=
ſcheinlich aber in naher Zukunft unbedingt erforderlich ſein
werden. Die Verwirklichung der Vorſchläge der
Heſſiſchen Regierung wird von der
Reichsbahn=
verwaltung keine Betriebszuſchüſſe
erfor=
dern, ſondern im Gegenteil durch Verbeſſerung
des Betriebes entweder unmittelbar oder
mittelbar Erſparniſſe an Betriebskoſten
er=
möglichen. Die volkswirtſchaftliche Produktivität der
Vor=
ſchläge iſt hiernach durchaus vorhanden.
Das heſſiſche Programm umfaßt zunächſt eine Reihe von
kleinen Erweiterungen, Bauten und Verbeſſerungen
be=
ſtehender Anlagen im Geſamtbetrag vonrund 7
Mil=
lionen RM. Hierin iſt insbeſondere enthalten das Projekt
der krenzungsfreien Einführung der Perſonenzug=Gleiſe von
Wiesbaden in den Hauptbahnhof Mainz, die
Ver=
beſſerung der Gleisentwicklung bei dem Zuſammenſchluß der
Strecken Mainz—Worms und Mainz—Darmſtadt am
Bahn=
hof Mainz=Süd, die Beſeitigung von Gleiskreuzungen
bei der Betriebsſtelle Koſtheim und ferner der
Um=
bau des Bahnhofs Darmſtadt=Oſt. Außerdem wird
an=
geregt, einen Koſtenbetrag von rund 2 Millionen RM.
aufzuwenden zur Beſeitigung ſchienengleicher
Ueberwege, um die hier ſeit langem beſtehenden
Miß=
ſtände zu beſeitigen. Vorgeſehen ſind weiter eine Reihe
größerer Bahnhofsumbauten, namentlich des
Bahnhofes Gießen und des Bahnhofes Kaſtel. Auch die
Elektrifizierung der Strecke Frankfurt—
Baſel wird nachdrücklich gefordert.
Alle Projekte ſollen nach dem Wunſch der
Heſſiſchen Regierung möglichſt bald in Angriff.
genommen und im Intereſſe des Verkehrs wie
auch der Arbeitsbeſchaffung auf ſchnellſtem
Wege durchgeführt werden.
* Ausſchalkung der Frau
aus dem Wirkſchaftsleben?
Von
Dr. Heinz Potthoff.
Trotz aller Bemühungen der organiſierten Hausfrauen und
trotz der Anerkennung des Hausfrauenberufes in der
Reichs=
ſtatiftik iſt immer noch nicht die falſche Anſicht auszurotten, als
ob die „Wirtſchaft” ſich in der Erzeugung und Verteilung von
Gütern bis zum Konſumenten erſchöpfe, der Konſument ſelbſt
aber nicht mehr zur Wirtſchaft gehöre; oder als ob nur
die=
jenige Tätigkeit „wirtſchaftlich” ſei, die zum Geldverdienen
aus=
geübt wird. Gerade gegenwärtig muß dieſer falſchen Auffaſſung
immer wieder entgegengetreten werden, weil unſere große
Wirt=
ſchaftsnot, die Erwerbsloſigkeit von mehr als ſechs Millionen
Arbeitnehmern und mindeſtens 1—2 Millionen anderen
Volks=
genoſſen nicht zum geringſten Teile darauf beruht, daß nur der
„Erwerb” als „Wirtſchaft” angeſehen und deswegen die Arbeit
zur Selbſtverſorgung zu gering gewertet wird.
Ein beſonders charakteriſtiſches Beiſpiel für den
herrſchen=
den Irrtum iſt der Aufſatz über die „Berufstätigkeit der Frau”,
den eine Frau, Hildegard Kerſten, im politiſch=
gewerkſchaft=
lichen Zeitungsdienſt, einer Korreſpondenz der Chriſtlichen
Ge=
werkſchaften, vor einiger Zeit veröffentlicht hat. Dieſer Aufſatz
geht aus von der vielfach „erhobenen Forderung: die Tätigkeit
der Frau im Wirtſchaftsleben auf das nowendigſte zu
be=
ſchränken”, um möglichſt alle verfügbaren Arbeitsplätze mit
Männern zu beſetzen. Demgegenüber wird das Recht der
„alleinſtehenden und auf ihren eigenen Unterhalt tatſächlich
angewieſenen Frau” auf Arbeit anerkannt und betont, daß
„eine prinzipielle Ausſchaltung der Frau aus dem
Wirtſchafts=
leben ſchon rein techniſch nicht möglich” ſei. Es wird dann
dem Geſetzgeber und dem ſozialen Empfinden der Frauen
zu=
geredet, daß eine Verdrängung von Familienvätern durch
Frauen beſeitigt werden müſſe.
Mit der Tendenz des Aufſatzes, ſoweit es ſich um
Be=
ſetzung von Arbeitsplätzen in der Erwerbswirtſchaft, alſo
be=
fonders um die Anſtellung von Arbeitern und Angeſtellten dreht,
wollen wir uns hier nicht befaſſen. Sondern nur mit der
Darſtellung, als ob dieſe Anſtellung von Arbeitnehmern die
„Wirtſchaft” erſchöpfte; als ob nur diejenigen Frauen, die als
Arbeiterinnen oder Angeſtellte in fremdem Dienſte tätig ſind,
zur „Wirtſchaft” gehörten; und als ob alle Hauswirtſchaft
außerhalb der Wirtſchaft ſtände.
Dieſe falſche Darſtellung iſt eine der Haupturſachen unſerer
heutigen Not. Und wir werden noch ein Jahrzehnt lang
Millionen von Arbeitsloſen haben, wenn wir hier nicht
um=
lernen und nicht aus der richtigen Erkenntnis die praktiſchen
Folgerungen ziehen. Dieſe gehen nicht dahin, die Frauen aus
der Wirtſchaft zu ziehen, ſondern dahin, Frauen und Männer
aus der Erwerbswirtſchaft, aus der Geldwirtſchaft, aus
der Marktwirtſchaft heraus zu ziehen und ſie auf
Selbſt=
verſorgung, auf die Arbeit für den eigenen Bedarf, auf
den Haushalt zu verweiſen.
Die Hauswirtſchaft hat niemals eine ſo grundlegende
Be=
deutung für unſer Volk gehabt wie gerade gegenwärtig. Nur
die Hauswirtſchaft kann uns vor dem Elend einer bis 1950
dauernden Maſſenarbeitsloſigkeit bewahren.
Das klingt vielleicht etwas ſtark. Es wird aber verſtändlich,
wenn man ſich klar macht, daß alle gewerbliche Tätigkeit aus
dem Haushalte herausgewachſen iſt; daß die ganze
Induſtriali=
ſierung nichts anderes iſt als die berufliche Verſelbſtändigung
von Hausfrauentätigkeit. Alles, was jetzt die Millionen von
Männern in Handwerk, Induſtrie leiſten (abgeſehen natürlich
von den neuen Erfindungen), haben einſt die Hausfrauen unter
Mitwirkung ihrer Familienglieder geleiſtet. Wohnung, Nahrung,
Kleidung, dieſe drei großen Gebiete der Maſſenverſorgung,
waren einſt ausſchließlich Ergebniſſe der Selbſtverſorgung. Sie
ſind es heute noch zu einem weit größeren Teile, als die meiſten
Menſchen glauben. Der Hausfrauenberuf iſt immer
noch der größte und wichtigſte aller Berufe. Keine
Induſtrie beſchäftigt annähernd ſo viele Perſonen wie die
15 Millionen deutſcher Haushaltungen. In keinem Berufe wird
auch nur annähernd ſoviel und ſo nützliche Wirtſchaftsarbeit
geleiſtet wie im Haushalte. Man muß nur einmal den Wahn
ablegen, als meſſe ſich der Nutzen von Wirtſchaftstätigkeit nach
dem dafür bezahlten Geldbetrage. Arbeit zur Deckung des
eigenen Bedarfes iſt mindeſtens ſo wertvoll wie Arbeit für
Geld; denn die Volkswirtſchaft rechnet nicht mit Geld ſondern
mit Sachgütern und ihr Zweck iſt nicht das Geldverdienen
ſondern die Verſorgung der Bevölkerung mit allem
Lebens=
bedarfe.
Die deutſche Volkswirtſchaft ging aufwärts, wuchs und
blühte, ſolange nur ein angemeſſener Teil der Bevölkerung
be=
rufsmäßig für andere arbeitete, das heißt ſolange auf dem
Markte dem Angebot von „Waren” eine genügende Nachfrage
gegenüber ſtand. In dem Augenblicke, in dem das Verhältnis
ſich verſchob und die Zahl derer, die verdienen mußten und
verkaufen wollten, zu groß wurde gegenüber der Zahl derer,
die kaufen wollten und bezahlen konnten, mußte eine Kriſe
ent=
ſtehen. Dieſen Zuſtand haben wir heute in Deutſchland. Die
Kriſe iſt ungeheuer verſchärft durch die Folgen des verlorenen
Weltkrieges und durch die allgemeine Zerrüttung der
Welt=
wirtſchaft. Aber auch wenn beides nicht wäre, müßten wir auf
die Dauer in dieſe Kriſe der „Ueberinduſtrialiſierung” kommen.
Daraus ergibt ſich die wichtige Folgerung, daß wir aus der
Kriſe nicht herauskommen können, wenn nicht neben den
an=
deren Urſachen auch das Mißverhältnis zwiſchen Erwerb und
Haushalt aufhört. Man kann roh ſagen, daß ein Drittel unſerer
Millionenerwerbsloſigkeit auf der Weltkriſe beruht und aufhören
wird, wenn im Auf und Ab der kapitaliſtiſchen Konjunkturen
wieder gute Zeit kommt. Ein weiteres Drittel beruht auf
politiſchen Urſachen und kann ſchwinden, nachdem die
Repara=
tionen beſeitigt ſind, wenn keine neuen politiſchen Störungen
erfolgen. Aber das letzte Drittel der Arbeitsloſigkeit beruht
dar=
auf, daß zuviel Menſchen auf dem „Markte” Beſchäftigung und
Erwerb ſuchen. Ueber fünf Millionen Männer und vor allem
Frauen mehr als jemals vorher wollen in der Produktion und
Verteilung von „Waren”, alſo in Gewerbe und Handel, auf dem
Markte Geld verdienen. Für eine ſo erhöhte Zahl von Be=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Januar 1933
Die Tamaunſche Kgerang nea geender.
TU. Bukareſt, 16. Januar.
Der König hat die ihm von Wajda vorgelegte
Miniſter=
liſte genehmigt. Das Kabinett ſetzt ſich wie folgt zuſammen:
Miniſterpräſident: Wajda Wojewod. Außenminiſter:
Titu=
leseu. Stellvertretender Miniſterpräſident und Innenminiſter:
Mironescu. Kriegsminiſter: General Samſonivici.
Finanz=
miniſter: Madgearu. Verkehrsminiſter: Mirto. Handelsminiſter:
Lugoſcheano. Finanzminiſter: Popovici. Landwirtſchaftsminiſter:
Mitescu. Arbeitsminiſter: Joanitescu. Kultusminiſter: Gufti.
Miniſter für Siebenbürgen: Hatiegan. Miniſter ohne
Porte=
feuille: Criſan. Die Mitglieder der neuen Regierung leiſteten
bereits den Eid. Die Zuſammenſetzung des neuen rumäniſchen
Kabinetts hat keine Ueberraſchung gebracht. Ueberraſcht hat
lediglich die Wiedereinführung des Unterſtaatsſekretariats für
Minderheiten und ſeine Beſetzung mit einem Rumänen, dem
Unterſtaatsſekretär Serban.
Norwegiſches Geſetz
gegen Auswüchſe in Arbeitskämpfen.
WTIB. Oslo, 16. Januar.
Die Regierung hat den in der Thronrede angekündigten
Ge=
ſetzentwurf über die Bekämpfung von Auswüchſen beim
Arbeits=
kampf nunmehr dem Parlament vorgelegt. Verboten iſt danach
der Boykott als Kampfmittel, wenn anzunehmen iſt, daß er
öffent=
liche Intereſſen ſchädigt oder eine ungebührliche Einwirkung auf
diePerſonen, gegen die er ſich richtet, bedeutet. Insbeſondere iſt
der Boykott verboten als Mittel zur Erreichung eines
geſetzwid=
rigen Zweckes, als Vergeltungsmaßnahme wegen des Verhaltens
in einem Arbeitskonflikt, als Druckmittel zum Eintritt eines
Außenſeiters in eine Gewerkſchaft oder Arbeitgebervereinigung
ſowie jeder Boykott, der auf unzutreffender Unterrichtung beruht
oder mit geſetzwidrigen und aufreizenden Maßnahmen
durchge=
führt wird. In dieſem Sinne ſind vor allem Maſſenkundgebungen
in der Nähe der boykottierten Firma verboten. Als Boykott gilt
nach Auffaſſung der Regierung nicht nur eine Handlung, die die
Lieferung oder den Verkauf von Waren verhindern ſoll, ſondern
auch jede Sperre, z. B. Maßnahmen, die einem Arbeitgeber die
Möglichkeit nehmen ſollen, neue Angeſtellte zu erlangen. Wegen
Verletzung der neuen Beſtimmungen ſind ſtrafrechtliche
Verfol=
gung und Schadenerſatz vorgeſehen. Dabei ſollen die
Gewerkſchaf=
ten oder Arbeitgeberorganiſationen in viel größerem Umfang als
bisher herangezogen werden, ſo daß dieſe Organiſationen künftig
für jede Verletzung der Tarifverträge verantwortlich gemacht
wer=
den können.
Demonſtrakionen gegen das belgiſche Sparprogramm
WIB. Brüſſel, 16. Januar.
Die Erregung, die das Sparprogramm der belgiſchen
Regie=
rung in die Maſſen der arbeitenden Bevölkerung getragen hat,
macht ſich auch weiterhin in großen Demonſtrationen und
Pro=
teſtverſammlungen Luft. Zu ſolchen Kundgebungen kam es geſtern
in Lüttich, Löwen, Brügge, Oſtende, im Borinage und in
Char=
leroix, wvo 25 000 Arbeiter demonſtrierten. Um alle etwa
auftre=
tenden Unruhen im Keime erſticken zu können, hatte die
Regie=
rung außerordentliche Sicherungsmaßnahmen getroffen; ſo hielt
nan in Mons außer Gendarmerie auch Militär in Bereitſchaft.
Zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung iſt eine beſondere
Kommiſſion des Juſtiz= und Innenminiſteriums gebildet worden.
Der Widerſtand richtet ſich gegen das Sanierungsprogramm
der Regierung, das Erhöhungen der indirekten und der direkten
Steuern vorſieht. Eine gewiſſe Milderung erfahren die
Regie=
rungsmaßnahmen dadurch, daß die ſozialiſtiſchen Wünſche durch
Entlaſtung der kleinen Einkommen berückſichtigt werden. Die große
Arbeitsloſigkeit ſowie die äußerſt gedrückten Lohnverhältniſſe im
Borinage laſſen aber trotzdem noch mit einem Andauern der
ge=
genwärtigen Gärung rechnen. Das Finanzprogramm der
Sozia=
liſten enthält die Forderung auf erhebliche Kürzung der
Militär=
ausgaben. Einige linksſozialiſtiſche Abgeordnete ſcheinen eine
eigene politiſche Gruppe bilden zu wollen.
Einführung der Bürgerpäſſe in Rußland
Für die Ausſtellung von Päſſen an Sowjetbürger nach den
Grundſätzen, die in der Dezember=Verordnung feſtgeſetzt worden
ſind, erſcheinen ſoeben die Durchführungsbeſtimmungen, die
vor=
läufig für Moskau, Leningrad, Charkow ſowie eine 100=
Kilo=
meter=Zone um Moskau, Leningrad und für eine 50=Kilometer=
Zone um Charkow gelten. Vom 20. Januar bis zum 25. April
ſoll die Bevölkerung der genannten Bezirke Päſſe erhalten. Wem
kein für den betreffenden Bezirk gültiger Paß
erteilt wird, dem gibt die Miliz (Polizei)
Anord=
nung, binnen zehn Tagen den bisherigen
Wohn=
ſitz zu verlaſſen.
Seite 2 — Nr. 17
ſchäftigten hat unſere verkleinerte und verarmte Volkswirtſchaft
keine Beſchäftigungsmöglichkeit,
Deswegen iſt die dringendſte und wirkungsvollſte
Maß=
nahme, möglichſt viele Menſchen vom Markte weg, in die
Selbſt=
derſorgung zu bringen. Natürlich kann man heute die Familien
nicht ganz vom Geldbedarfe löſen. Aber wenigſtens teilweiſe
ſollen möglichſt viele wieder ſelbſt ſchaffen, was ſie benötigen.
Das geht am beſten in der kleinbäuerlichen Haushaltung,
die ja nichts weiter als eine Hauswirtſchaft mit etwas
Ueber=
produkion für den Markt iſt. Es geht aber auch in der
Stadt=
haushaltung, die auch nicht nur verbraucht, ſondern
wert=
volle Arbeit an den Gütern leiſtet. Das Kochen iſt genau ſo
produktiv wie alle andere Herrichtung von Naturſtoffen zur
menſchlichen Ernährung. Das Schneidern, Flicken, Reinigen von
Kleidungsſtücken, die Pflege und Inſtandhaltung von Möbeln
hat genau ſo ihren volkswirtſchaftlichen Nutzen wie irgendeine
Erſverbstätigkeit. Der Stadthaushalt iſt um ſo „produktiver”,
wenn er mit einem Gaxten einem Stück Land verbunden
iſt, auf dem ein Teil des Familienbedarfes an Kartoffeln,
Ge=
müſe, Obſt uſw. gewonnen wird; der zugleich den beſten
Spiel=
platz für die Kinder, die Erholungsſtätte für die Erwachſenen,
das ideale Feld eines auf gemeinſame Arbeit gegründeten
Familienlebens iſt,
Deswegen iſt Siedlung, Schaffung von Heimſtätten,
Kleingärten uſw. die dringendſte Forderung des Tages.
Sie kann nicht in dem genügenden Maße durchgeſetzt werden,
ſolange die geiſtige Einſtellung der Menſchen ſo verkehrt iſt,
wie es in dem Aufſatze von Hildegard Kerſten in Erſcheinung
tritt. Nicht aus der „Wirtſchaft” ſollen die Frauen
heraus=
gedrängt werden; ſondern ſie ſollen aus der überfüllten
„Erwerbstätigkeit” wo Millionen Ueberzähliger warten, in die
Selbſtverſorgung, in die Familienwirtſchaft übertreten, wo ein
unbegrenztes Maß von nützlicher Arbeit auf Menſchenhände
und Frauenköpfe wartet. Die Hausfrauen einſchließlich der
mit=
helfenden Familienangehörigen und der angeſtellten
Haus=
gehilfen ſtehen durchaus nicht außerhalb der Wirtſchaft, ſondern
im Gegenteil: ſie ſind der urſprünglichſte, der immer noch größte
und auch wohl der wichtigſte Teil der Wirtſchaft. Ihn gilt
es zu heben, zu verbeſſern, damit die Erwerbswirtſchaft wieder
in ein vernünftiges Verhältnis dazu gebracht werden kann. Das
Lob der guten Hausfrau als Wirtſchaftsführerin kann heute
gar nicht laut genug geſungen werden.
Verwaltungsraksſihung der B33.
WTB. Baſel, 16. Januar.
Iu der heutigen Sitzung der Verwaltungsrats der BJZ.
wurde der am 16. d. M. fällige öſterreichiſche Kredit von
40 Millionen Schweizer Franken um ein Quartal verlängert,
desgleichen der am 20. d. M. fällige ungariſche Kredit von
20 Millionen Schweizer Franken, ſowie der am 28. d. M.
fällige jugoſlawiſche Kredit von 20 Millionen Dollau. — Die
anweſenden Verwaltungsratsmitglieder, unter denen ſich neben
den anderen deutſchen Delegierten auch Reichsbankpräſident
Dr. Luther befand, nahmen mit Befriedigung Kenntnis von
der Erhöhung der Einlagen um 5.4,5 Millionen, die von der
Bank von England, der Schwediſchen Reichsbank und der Bank
von Danzig ſtammen. — Zur geſtrigen Beſprechung der
Notenbankleiter meldet die „Neue Züricher Zeitung”, daß auch
eine Beſprechung zwiſchen dem Reichsbankpräſidenten Dr.
Luther und dem aus den Vereinigten Staaten
zurück=
gekehrten Präſidenten des Verwaltungsrates MacGarrah
ſtattgefunden habe, in der MacGarrah Dr. Luther mitgeteilt
habe, die Federal Reſerve Bank von New York
ſei geneigt, der Verlängerung des deutſchen
Rediskoutkredites von 86 Millionen Dollar
zu 4 Prozent ihre Zuſtimmung zu geben ſofern
von dieſem Kxedit 20 Millionen Dollar
zurück=
gezahlt würden.
Hilfe für Milſchwirkſchaft geforderk.
Verlin, 16. Januar.
Montag vormittag empfing vor Beginn der
Kabinetts=
ſitznüg Reichskanzler von Schleicher die beiden
Reichstags=
abgeordneten Farny=Dürren im württembergiſchen Allgäu (Z.)
und den Direktor der Bayeriſchen Landesbauernkammer,
Dr. Michgel Horlacher=München (Bayer. Vp.) zu einer von
den Abgeordneten nachgeſuchten Beſprechung. „Sie berichteten
dem Kanzler”, ſo ſagt die Korreſpondenz der Bayeriſchen
Volks=
partei, „über die äußerſt bedenklich gewordene Lage der
Milch=
tirtſchaft und beſonders über die zur Kataſtrophe treibenden
Verhältniſſe in den Grünland= und Käſerei=Gebieten.‟ Der
Kanzler ſtimmte den von den beiden
Abgeord=
neten empfohlenen Sofortmaßnahmen zu und
zeigte weitgehende Bereitſchaft zur
Geſamt=
regelung der milchwirtſchaftlichen Fragen.
Der Schillerbiograph Prof. Karl Berger:
Aus Lörrach an der badiſch=ſchweizeriſchen Grenze, wohin
er vor Jahren ſeinen Wohnſitz von Darmſtadt verlegte, um in
der Familie des Sohnes ſeinen Lebensabend, erfüllt von
ſchriftſtelleriſcher Forſcherarbeit, zu enden, kommt die Nachricht,
daß Profeſſor Dr. phil. h. c. Karl Heinrich Berger geſtorben iſt.
Die Welt kennt den „Schiller=Berger”, uirgends aber wird
die Nachricht von ſeinem Ableben ſo ſtark bewegen wie in
Heſſen und beſonders in Darmſtadt. Unzähligen Jungen war
er ein guter Bildner, der ſein Erziehungswerk nie anders
auf=
faßte, als im beſtdeutſchen Sinne, mit dem Endziel, der Jugend
den Glauben an die Größe und das Berufenſein des deutſchen
Volkes aus der Geſchichte und Gegenwart einzuwurzeln, und
die Jungen zu twahr= und wehrhaft deutſchen Männern zu
er=
ziehen. Er ſpar ſeinen Schülern Freund, Kamerad und Führer.
Freundſchaft und warmes Kameradſchaftsgefühl blieb eine ſeiner
hervorſtechendſten Charaktereigenſchaften auch im reifen
Mannes=
alter.
Karl Berger war tiefinnerſt erfüllt von Liebe zum
Deutſch=
tum, von idealſter vaterländiſcher Geſinnung. Unerſchütterlich
im Elanben an Wort und Kulturträgertum deutſcher Art forſchte
er immer wieder in den Quellen der Geſchichte nach neuen
Erkenntniſſen, beſonders aus Literatur und Dichtung. Das
führte den Geſchichtsforſcher und Lehrer — bei ſeiner
ideali=
ſtiſchen Einſtellung naturgemäß — immer wieder zu Schillen,
in dem er den Träger deutſchen Geiſtes ſah, der immer und
zu allen Zeiten Vorbild ſein kann. Eine große Anzahl von
Werken, Broſchüren und Bücher gingen aus ſeiner Feder
her=
vor, zahllos ſind ſeine Aufſätze hiſtoriſchen und literarhiſtoriſchen
Inhalts in Tageszeitungen — die große Mehrzahl wohl erſchien
im Darmſtädter Tagblatt, das Berger lange Jahre zu ſeinen
wertvollſten Feuilleton=Mitarbeitern zählte —, ſein größtes und
bedentendſtes Werk aber blieb ſeine zweibändige
Schiller=
biographie, die 1909 vollendet wurde und die ihm den
Ehrendoktor der Phil. Fakultät der Landesuniverſität Gießen
und vom Großherzog von Heſſen die Goldene Medaille für
Kunſt und Wiſſenſchaft eintrug, und während des Krieges in
14. Auflage herauskam.
In Schiller verkörpert ſich ihm deutſcher vaterländiſcher Geiſt
von Ewigkeitswert. Als er ſeine auf umfaſſendſter
Geſchichtsfor=
ſchung baſierende Biographie begann, hielt er die Zeit reif für
eine Schiller=Renaiſſance. „Eine Sehnſucht,” ſchrieb er, „tief aus
den Herzen der Zeitgenoſſen, die des Materialismus in aller Form
überdrüſſig zu werden begann, kam den Bemühungen der
Wiſſen=
ſchaft entgegen: der Ruf nach einer lebenſpendenden hohen Kunſt
voll Kraft und Wucht, mit großen Gegenſtänden und weiten
Hori=
zonten, hallte wieder durch die Lande.
Vorläufig keine Aufhebung der
Miekerſchuß=
geſehgebung.
Berlin, 16. Januar.
Der Reichsjuſtizminiſter hat auf eine ſchriftliche Anfrage des
Reichstagsabgeordneten Lipinſki (Soz.) in einem Schreiben
ge=
antwortet, daß eine Aufhebung des Reichsmietengeſetzes und des
Mieterſchutzgeſetzes noch nicht in Frage komme. Nach der
Notver=
ordnung vom 8. Dezember 1931 hänge das Außerkrafttreten dieſer
beiden Geſetze davon ab, daß bis zum 1. April d. J. ein Geſetz in
Kraft trete, das die Vorſchriften des bürgerlichen Geſetzbuches über
die Miete unter ſozialen Geſichtspunkten ausgeſtalte. Da nicht
anzunehmen ſei, daß der Reichstag dieſes Geſetz rechtzeitig
zu=
ſtande bringe, blieben die beiden Wohnungsgeſetze ſolange in
Kraft, bis die in der Notverordnung aufgeſtellte Vorausſetzung
erfüllt ſei.
Volksparkei und Reichsregierung.
Berlin, 16. Januar.
Der Reichsausſchuß der Deutſchen Volkspartei trat geſtern
zu einer Tagung zuſammen. Der Parteiführer
Reichstags=
abgeordneter Dingeldey ſprach über die politiſchen und
wirtſchaftlichen Fragen der Gegenwart und der Zukunft. Seine
einſtündigen Ausführungen fanden die einmütige Billigung des
Reichsausſchuſſes.
In der Ausſprache kam zum Ausdruck, daß die Deutſche
Volkspartei dem jetzigen Reichskabinett nach wie vor in tätiger
Mitarbeit zur Seite ſtehen wird, ohne die ſelbſtändige Haltung
gegenüber einzelnen Beſchlüſſen der Regierung aufzugeben. So
wurde insbeſondere zu verſchiedenen Maßnahmen der letzten
Zeit eine Reihe von ſchwerwiegenden Bedenken geäußert. Die
Deutſche Volkspartei wird eine Politik verfolgen, die zur
Neu=
belebung aller wirtſchaftlichen Kräfte, vor allem zur Erhaltung
des deutſchen Mittelſtandes, die Wege zeigt. Sie will keine
grundſätzliche Ausſchaltung des Parlaments, ſondern die
Rück=
führung der parlamentariſchen Methoden auf die notwendigen
Aufgaben der Kontrolle der Volksvertretung gegenüber den
Handlungen der jeweiligen Regierung. Ein gedeihliches
Funk=
tionieren des parlamentariſchen Weſens wird aber nur dann
möglich ſein, wenn durch die notwendige Reform der Verfaſſung
und durch die allmähliche Geſundung der innerpolitiſchen
Ver=
hältniſſe ein wirklich arbeitsfähiger Reichstag
geſchaffen wird. Für die Gegenwart wird die Deutſche
Volks=
partei bereit ſein, unter Wahrung ihrer eigenen Anſchauungen
und Forderungen eine Staatsführung zu unterſtützen, die durch
eine ſtarke Konzentration der nationalen Kräfte die Gefahren
einer Kriſenzeit überwindet und darüber hinaus den Weg zu
einem neuten kraftvollen Deutſchland befchreitet.
Kommuniſtiſcher Landkagsabgeordneter verhafkef.
WTP. Gotha, 16. Januar.
In einer hieſigen Gaſtwirtſchaft, in der ein Kurſus zur
Aus=
bildung kommuniſtiſcher Funktionäre abgehalten wurde, machten
Kriminal= und Schutzpolizeibeamte Feſtſtellungen, bei denen
be=
laſtendes Material vorgefunden wurde. Der Leiter und Lehrer
des Kurſus, der Landtagsabgeordnete Joſef Röſel=Gothe, wurde
wegen dringenden Verdachts der Vorbereitung des Hochverrats
vorläufig feſtgenommen.
Auch in einem Erfurter Lokal wurden am Sonntag 39
kommu=
niſtiſche Funktionäre bei einem Schulungskurſus von der Polizei
zuſammengefunden. Auch hier wurde zahlreiches hochverräteriſches
Material beſchlagnahmt.
Schwere Ausſchreitungen in Leopoldshöhe.
Detmold, 16. Januar.
In ſpäter Abendſtunde kam es in Leopoldshöhe, wo vor
einigen Tagen der Verwalter der Filiale des Großlippiſchen
Konſumvereins von SA.=Leuten angefallen worden war, 3u
ſchweren Ausſchreitungen zwiſchen etwa 60 bis 70 Reichsbanner=
und SA.=Leuten, in deren Verlauf ungefähr 15 Schüſſe
ge=
wechſelt wurden. Nach den bisherigen Feſtſtellungen ſind fünf
Perſonen verletzt worden. Ein SA.=Mann erhielt einen
Kopf=
ſtreifſchuß, während drei Reichsbannerleute Schüſſe in den
Ober= und Unterarm erhielten. Die Filiale des Konſumvereins
tpurde völlig zerſtört und die Auslagen auf die Straße
ge=
worfen. Auch die Fenſter der im Erdgeſchoß liegenden
Woh=
nungen wurden zertrümmert. Die Polizei beſchlagnahmte bei
den Teilnehmern der Ausſchreitungen 35 Schuß Munition,
Schlagringe, Gummiknüppel und Dolche.
Er erkannte und zog die Folgerungen daraus, daß dieſer
Große nicht bloß der ſchwärmeriſchen Verehrung der Jugend
über=
laſſen werden darf, daß es nicht genug iſt, ihn bei feſtlichen
An=
läſſen in herkömmlicher Weiſe als Nationaldichter zu preiſen, daß
vielmehr dieſer männlichſte aller Dichter auch den Erwachſenen
und ihnen erſt recht zu raten und zu denken gibt, bis ſie in den
Kern ſeines Wiſſens und Schaffens eingedrungen ſind. „Wie ſein
Idealismus im Leben ſich bewährte,” ſchrieb Berger im Vorwort
der erſten Auflage, „wie der angeblich wirklichkeitsfremde Dichter
im tiefſten Sinne ein Verkündiger und Darſteller des wahrhaft
Wirklichen iſt, ſo ſoll auch ſeine ragende Geſtalt wieder in unſer
Leben treten. Wieder ſollen ſeine durchgewachten Nächte unſeren
Tag hellen, wieder ſoll er in ſeinen Werken und in
ſeinem Leben unſer Tun und Sein bereichern.”
Und an anderer Stelle: „Auf allen Pfaden, die das Sehnen und
Suchen unſerer Zeit wandelt, begegnet man Schiller; für die
ſchmerzlichſten Fragen unſeres Geiſteslebens hat er eine tröſtliche
und helfende Antwort, aus allen Nöten der unter der Laſt der
Dinge ſeufzenden Seele findet ſich bei ihm ein Weg. In Schiller
feiern die Beſten den Erzieher zur Perſönlichkeit, den ſchöpferiſchen
Meiſter eines neuen Lebens und den Führer zu den Höhen einer
idealen Kunſt und harmoniſchen Kultur!“ — Wie richtig und
Richtung gebend Bergers Einſtellung zu Schiller war, erwies die
Tatſache, daß ſeine Biographie in des deutſchen Volkes ſchwerſter
Zeit, im Kriege, eine zweimalige Neuauflage erleben mußte. —
Und auch als der Zuſammenbruch nach dem Kampf auf Leben
und Tod kam, unter dem Berger wie kaum ein anderer ſeeliſch litt,
führt er wiederum zu Schiller: „Unſer Schickſal ſcheint zum
Ver=
zweifeln, und doch wollen und müſſen wir leben. Schiller, der
Lebenskämpfer, wird in dieſen Zeiten der Not erſt recht ſeinen
Be=
ruf und ſeine Sendung erweiſen, neben und mit den anderen Hergen
des deutſchen Idealismus.” — Wie Schiller ſelbſt, ſah er die
Not=
wendigkeit, „ſich in die heilige Freiheit der Geiſter zu flüchten” und
von innen heraus die feindliche Welt zu beſiegen, Erneuter Geiſt
wird neu den Körper bauen, ſchrieb er.
*
Karl Berger war Rheinheſſe. Am 27. April 1861 in Oſthofen
geboren, beſuchte er die Gymnaſien in Worms und Mainz und war
nach beendeter Schulzeit zunächſt 6 Jahre im kaufmänniſchen Beruf
tätig, zum Teil auch in den Vereinigten Staaten, bis er ſich
end=
lich nach ſeinem Einjährigendienſtjahr dem erſehnten Studium
zu=
wenden konnte. Als Externer beſtand er nach ¼jähriger
Vor=
bereitung im Juli 86 am Gymnaſium zu Mainz das Abitur. Er
ſtudierte dann in Berlin und Gießen klaſſiſche Philologie,
Ge=
ſchichte, Germaniſtik und Philoſophie und war dann vom Frühjahr
1890 ab als Kandidat, Hilfs= und Oberlehrer an den Grmnaſien
bzw. Realanſtalten in Worms, Darmſtadt, Mainz, Wimpfen,
Bens=
heim tätig, bis er nach abermaliger kurzer Zeit des Wirkens in
Worms ſeine Lehrtätigkeit an den humaniſtiſchen Gymnaſien in
Darmſtadt übernahm, die er bis zur Ruheſtandsverſetzung inne
hatte.
Seine erſte Schriftveröffentlichung „Die Entwicklung von
Schillers Aeſthetik” wurde von der Philoſophiſchen Fakultät der
Landesuniperſität preisgekrönt. 1904 folgte „Schiller der
Leben=
dige”, dann Werke über Blücher, Wilhelm II., eine Körner=
Biogra=
phie erſchien 1911. Neben weiteren eigenen Veröffentlichungen
leiſtete Berger wertvolle Mitarbeit an der hiſtoriſch=kritiſchen
Schillerausgabe, deren Mitherausgeber er war, und an der
Neu=
herausgabe von C. Weitbrechts „Deutſche Literaturgeſchichte der
Klaſſikerzeit”,
Die deutſche Literaturgeſchichte wird Karl Berger immer zu
einem ihrer Beſten zählen. —
MaxStreeſe.
Neue deutſche Generation, eine Schriftenreihe, (Heft 1 RM.
Verlag Adolf Bong u. Co., Stuttgart.)
Dieſe Büchlein ſollen in zwangloſer Folge erſcheinen und in
ſteigendem Maße die gemeinſamen brennendſten Fragen der Zeit
und der Zukunft behandeln. Bisher liegen vor:
Dr. Dr. Adolf von Grolman:, Lage und
Ver=
lagerung der bürgerlichen Jugend
Deutſch=
lands. In dieſem Heft wird gezeigt, wie gerade die bürgerliche
Jugend durch die Zertrümmerung der bisherigen Seinsformen
durch den Lebensprozeß am grauſamſten getroffen wurde und wie
ſich darum die ſoziologiſche Zwangslage der heutigen Zeit und die
Verlagerung der Grundlagen des Lebens ergeben haben. Im
weiteren werden die beiden Pole Kollektiv und
Einſam=
keit, Maſſejugend und Selbſtſuchende, das Problem des
perſön=
lichen und des politiſchen Führers behandelt und im Anſchluß
daran die Länder, Staat, Nation und Vaterland beſprochen.
Studienrat Hans von Thünen: Das Land die
Rettung der jungen Generation (Siedlung und
Ka=
meradſchaft). Die brennendſte Frage iſt das Schickſal der
Arbeits=
loſenheere und insbeſondere das der jugendlichen Erwerbsloſen,
Die einzige Löſung, die Zukunftserfolg verſpricht, iſt die
Sied=
lung, und zwar die jugendliche Kameradſchaftsſiedlung. Sie iſt
das beſte Mittel, den noch lange auf uns laſtenden Druck der
Arbeitsloſigkeit von uns zu nehmen, den Jugendlichen in der
ein=
fachſten und natürlichſten Weiſe ſtaatsbürgerlich zu erziehen und
vor allen Dingen einen neuen inneren Menſchen heranzubilden,
der imſtande iſt, wieder Kulturwerte zu ſchaffen,
Pfarrer Friedrich Kröcker und ſtud, phil. Rolf Fechter=
Die religiöſe Situation der chriſtlichen Jugend
Deutſchlands. Die in den letzten Jahren wachſende
Zu=
nahme der chriſtlichen Verbände evangeliſcher und katholiſcher
Konfeſſion wirft von neuem eine Frage auf, die für die zukünftige
politiſche und kulturelle, das iſt letzthin geiſtige und religiöſe
Geſtaltung Deutſchlands von höchſter Bedeutung iſt, nämlich die
Frage: Iſt die religiöſe Bindung insbeſondere der chriſtlichen
Ju=
gend an die Nation ſo ſtark, daß ſich in ihr einmal konfeſſionelle
Gegenſätze überwinden laſſen werden? — Um zu dieſer Frage
Stellung zu nehmen, ließen wir einen katholiſchen und einen
proteſtantiſchen Vertreter zu Worte kommen.
Menstag, 17. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 17 — Seite 2
Bolſtor Soroers in GernrsftKonfittt.
Amerika forderk: Da Berſöhnungsverſuch fehlgeſchlagen, ſoll der Völkerbund enkſprechend Stakuk handeln.
Demarchen der amerikaniſchen Botſchafter in London. Paris und Tokio.
Eine peinliche Aufforderung
für die Völkerbundsmächke.
TU. London, 16. Januar.
Die „Exchenge Telegraph Company” erfährt aus ſehr
zu=
verläſſiger amerikaniſcher Quelle in Genf, Präſident Hoover
habe den Londoner amerikaniſchen Botſchafter
Mellon angewieſen, dem engliſchen
Außen=
miniſterium mitzuteilen, daß nach Anſicht der
amerikaniſchen Regierung in der Behandlung
des chineſiſch=japaniſchen Streitfalles bereits
zuviel Zeit durch den Völkerbund verloren ſei,
daß alle Maßnahmen für eine Verſöhnung
fehlgeſchlagen ſeien und der Völkerbund
nun=
mehr in Uebereinſtimmung mit dem
Völker=
bundsſtatut handeln ſollte. Mellon werde dieſe
An=
weiſungen vorausſichtlich noch am Montag oder am Dienstag
dem Foreign Office mitteilen. Wie man glaube, habe ferner
der Pariſer amerikaniſche Botſchafter Edge ähnliche Anweiſung
erhalten, die er dem Quai d’Orſay mitteilen ſolle.
Amerikaniſcher Schrikk in Tokio.
TU. Waſhington, 16. Januar.
Das Staatsdepartement gibt bekannt, daß Stimſon auf
Grund der amerikafeindlichen japaniſchen Preſſepropaganda den
amerikaniſchen Botſchafter in Tokio dahin unterrichtet habe,
daß die in Japan umlaufenden Gerüchte über amerikaniſche
Waffenlieferungen und Anleihen an China im Falle der
Kriegs=
erklärung völlig unbegründet ſeien. Der Botſchafter hat darauf
in Tokio einen entſprechenden Bericht veröffentlicht. Das von
einer japaniſchen Zeitung verbreitete Gerücht wonach von
amerikaniſcher Seite nichtamtliche Schritte in Tokio bezüglich
einer neutralen Zone um die Philippinen
unter=
nommen worden ſeien, wird vom Staatsdepartement als
Ver=
ſuchsballon bezeichnet.
Aufſtand in Sinkiang.
TU. Tokio, 16. Januar.
Die aufſtändiſchen Mohammedaner in der Provinz Sinkiang
haben zuſammen mit tibetaniſchen Hilfstruppen die Stadt
Urumtſchi beſetzt. Sie beabſichtigen, ihre Unabhängigkeit
von der Nankingregierung zu proklamieren.
Wie die chineſiſche Preſſe berichtet, iſt es den chineſiſchen
Be=
fehlshabern gelungen, 400 000 Mann chineſiſche Truppen zur
Ab=
wehr der japaniſchen Angriffe zuſammenzuziehen. Es werden in
aller Eile Vorbereitungen getroffen, um dieſes Heer gegen die
Japaner einzuſetzen. Nach Berichten aus Mukden meldet die
mandſchuriſche Agentur, daß eine neue Truppenabteilung der
Ja=
paner Taonan paſſiert habe, die zum Kampf gegen die Freiſchärler
der Mandſchurei beſtimmt iſt.
China lehnk neue Vergleichsformel ab.
Genf, 16. Januar
Der chineſiſche Geſandte Dr. Yen hat in einem Schreiben an
den Präſidenten des heute wieder zuſammentretenden 19er=
Ausſchuſſes für den japaniſch=chineſiſchen Streitfall, Hymans=
Belgien, die neue Vergleichsformel als unannehmbar abgelehnt.
Dieſe neue Formel ſtellt eine entſcheidende Abänderung des Ende
Dezember vom 19er=Ausſchuß ausgearbeiteten
Vermittlungs=
vorſchlages, im Sinne der japaniſchen Wünſche
dar und ſieht nur eine vage gehaltene Erklärung des Präſidenten
der Völkerbundsverſammlung vor, in der entſprechend den
japa=
niſchen Forderungen die Frage der Nichtanerkennung des
man=
dſchuriſchen Staates, überhaupt nicht erwähnt wird. Yen
er=
klärt, dieſe Abänderungen müßten als eine „
Un=
fairneß” aufgefaßt werden. Die Verhandlungen haben
ſich ſomit noch vor dem Zuſammentritt des 19er=Ausſchuſſes ſehr
zugeſpitzt.
Der 19er Ausſchuß am Ende.
Vermikklungsmöglichkeiken auf dem koken Punkk.
WTB. Genf, 16. Januar.
Der 19er Sonderausſchuß der Völkerbundsverſammlung trat
heute nachmittag unter dem Vorſitz des belgiſchen Außenminiſters
Hymans zuſammen, um ſeine Vermittlungsbemühungen im
chine=
ſiſch=japaniſchen Konflikt fortzuſetzen. Der Ausſchuß beſchloß, ſeine
Beratungen bis zum Dienstag auszuſetzen. In einer offiziellen
Verlautbarung heißt es hierüber, die japaniſche Delegation habe
erklärt, daß ſie ſich mit Tokio über neue Vorſchläge in
Verbin=
dung geſetzt habe, die evtl. dem Ausſchuß unterbreitet werden
ſollten.
Nach den heutigen Verhandlungen beſteht hier allgemein der
Eindruck, daß die Vermittlungsbemühungen des Völkerbundes auf
dem toten Punkt angekommen ſind und daß ſie wahrſcheinlich
ſchon ziemlich bald als ergebnislos abgebrochen werden müſſen,
wenn nicht unerwartet ein Einlenken Japans erfolgt. Von
ver=
ſchiedenen Seiten wurde heute in der Sitzung betont, daß der
Völkerbund nicht mehr länger koſtbare Zeit mit unnützen und
ausſichtsloſen Bemühungen verbringen dürfe. Es wird
behaup=
tet, daß in der Debatte eine bemerkenswerte
Ver=
ſchärfung der Stimmung gegen Japan zum
Aus=
druck kam und daß ſich auffälligerweiſe auch der engliſche
Außenminiſter dieſen Stimmungsäußerungen nicht entzog. Man
will im übrigen wiſſen, daß ſeitens Amerikas diplomatiſche
Schritte unternommen worden ſeien.
Der Berliner amerikaniſche Botſchafter
Sacket iſt hier eingetroffen, um der Entwicklung als
Beobachter beizuwohnen.
Der Kampf um die Philippinen=Vorlage.
Hoovers Beio und ſeine Begründung.
TU. Waſhington, 16. Januar.
Das Weiße Haus bemüht ſich zurzeit, mit allen Mitteln den
amerikaniſchen Senat von der Annahme der Vorlage über die
Unabhängigkeit der Philippinnen abzubringen. Hoover macht
alle Anſtrengungen, um eine Zweidrittelmehrheit gegen ſein Veto
zu verhindern, nachdem das Repräſentantenhaus ſein Veto mit
Zweidrittelmehrheit überſtimmt hat.
Das Weiße Haus veröffentlicht die Denkſchriften der
ameri=
kaniſchen Staatsſekretäre Stimſon, Hurley, Chaplin und Hyde, die
ſich übereinſtimmend und ſcharf gegen die Gewährung der
Unab=
hängigkeit an die Philippinen ausſprechen. Die Ablehnung
wird begründet mit der drohenden ſchweren
Stö=
rung des Gleichgewichts im Fernen Oſten und
einer Schädigung des Anſehens der Vereinigten
Staaten. Ferner wird auf die mangelhaften
Ver=
teidigungsmöglichkeiten eines unabhängigen
Philippinen=Staates gegen äußere Feinde und
die Schädigung des amerikaniſchen Handels
hin=
gewieſen.
Die Ausſprache im Senat über die Philippinen=Vorlage wird
vorausſichtlich am Dienstag ſtattfinden. Die Entſcheidung des
amerikaniſchen Kongreſſes kann weitgehende Folgen für die
Poli=
tik im Fernen Oſten haben, beſonders wenn Hoovers Veto
endgül=
tig überſtimmt werden ſollte.
Skrenge Skrafen gegen indiſche Kommuniſten.
EP. Bombay, 16. Januar.
In Meerut wurden heute harte Urteile über drei engliſche
und 24 indiſche Kommuniſten gefällt, die revolutionärer Umtriebe
beſchuldigt waren und ſich ſeit vier Jahren in Haft befanden. Die
drei Engländer erhielten Zuchthausſtrafen von 12, 10 und 4
Jah=
ren, während die Inder teils zu lebenslänglicher Deportation,
teils zu vieljährigen Zuchthausſtrafen verurteilt wurden.
Haben die Japaner Amerika
vor Columbus enkdeckk?
Das Reich der aufgehenden Sonne meldet ſeine Anſprüche an.
In der japaniſchen Preſſe wird in der letzten Zeit ſehr
häufig eine Frage erörtert, die lautet: Haben die Japaner
Amerika vor Chriſtoph Columbus entdeckt? Die japaniſche
Preſſe beantwortet dieſe Frage bejahend. Wenn man auch nicht
der gleichen Anſicht ſein mag, iſt es doch intereſſant, den
Ge=
dankengängen der Japaner zu folgen.
Bereits in den letzten Jahren der mexikaniſchen Regierung
des Porfirio Diaz tauchte das Problem auf, ob zwiſchen der
mexikaniſchen Urbevölkerung, den Azteken, und der gelben Raſſe
Zuſammenhänge beſtehen könnten. Man feierte damals das
hundertjährige Feſt der mexikaniſchen Revolution. Auffällig
er=
ſchien es allen Beobachtern, daß um jene Zeit auf die
mexikaniſch=japaniſche Freundſchaft in pathetiſchen Worten
hin=
gewieſen wurde. Japaniſche und mexikaniſche Altertumsforſcher
ſtellten die Hypotheſe auf, daß die Bevölkerung von Yukatan
ſowie die alten Azteken Mexikos mit den Japanern einer und
derſelben Völkerfamilie angehörten. Ironiſch wieſen die
For=
ſcher darauf hin, daß der Ausdruck „Neue Welt”, mit dem
Amerika bezeichnet wird, völlig unzutreffend ſei.
Amerika wäre alter aſiatiſcher Kulturboden.
Durch die Behringſtraße hätten ſich die tapferen Söhne des
Reiches der aufgehenden Sonne bis nach Mitte= und
Süd=
amerika vorgeſchoben, es beſiedelt und eine Kultur geſchaffen,
die ſpäter von den Spaniern, Engländern und Franzoſen
ver=
nichtet worden ſei. Im Unterbewußtſein dieſer Befürwortung
einer aſiatiſch=amerikaniſchen Völkerverwandtſchaft ſchlummerte
ſchon der Gedanke von einer möglichen Weltherrſchaft der gelben
Raſſe, der man ein archäologiſches Fundament zimmern wollte.
Seit die Japaner begannen, an die Eroberung des Stillen
Ozeans zu gehen, legte man noch größeren Wert auf die
wiſſenſchaftliche Beweisführung der Annahme, daß die
Neue Welt” gar keine. Neue” ſondern eine uralte, und zwar
japaniſche geweſen ſei. Heute tauchen faſt in jeder japaniſchen
Zeitung hin und wieder die Namen von Altertumsforſchern
und Anthropologen auf, die ſich die Klärung dieſer Frage zur
Aufgabe gemacht haben. Dieſe Forſchung iſt noch etwas konfus,
aber es kriſtalliſiert ſich aus ihr ſchon ziemlich deutlich heraus:
zwiſchen den alten Azteken und den Bewohnern Japans
hat tatſächlich eine gewiſſe Verwandtſchaft beſtanden.
Zahlreiche japaniſche Anthropologen ſind nach Vergleichung der
Schädelformen zu dieſer Feſtſtellung gekommen. Das
Haupt=
argument liefert aber nicht ein Japaner ſelbſt, ſondern ein
ſüd=
amerikaniſcher Forſcher Ameghino, der ein umfaſſendes
Werk über den „Urſprung der La=Plata=Menſchen” geſchrieben
hat. Darin wird mehrfach erwähnt, daß Amerika bereits lange
vor Kolumbus von den Gelben entdeckt” wurde. Ameghino
zitiert das Werk eines antiken chineſiſchen Forſchers, Li Yo
Tochu, der bereits lange vor Chriſti Geburt von der
Auf=
findung eines Landes namens Fu Sang berichtet, das im
Oſten von China liegen ſoll. Der vorchriſtliche chineſiſche Forſcher
gibt ſogar genaue Zahlen an. Er erklärt, daß 12800 Lys (chineſ.
Längenmaß) von China entfernt das Land Japan liege. Aber
öſtlich von Japan befinde ſich noch ein anderes großes Land.
Es ſei 5000 Lys von Japan entfernt, heiße Ta Han und wäre
von drei Seiten vom Meer umgeben. Ohne Zweifel iſt damit
der äußerſte Norden von Alaska gemeint. Der antike chineſiſch
Forſcher berichtet ferner, daß buddhiſtiſche Mönche noch 20000
Lys über Alaska hinaus eine Reiſe nach dem geheimnisvollen
Land Fu Sang (Amerika) gemacht hätten.
Das myſteriöſe Fu Sang ſpielt in der japaniſch=
altameri=
kaniſchen Archäologie eine wichtige Rolle. Bedeutende Forſcher,
wie Eichthal, De Guinees, Clarency und der berühmte
Quat=
refages neigen der Anſicht zu, daß Fu Sang mit Amerika
iden=
tiſch iſt. Vor Jahrtauſenden bereits ſtrömten die aſiatiſchen
Auswanderer vom Fernen Oſten nach Amerika. Man behauptet,
daß die Chineſen damals bereits den Kompaß kannten und
auch den Seeweg über den Stillen Ozean nach Mittelamerika
einſchlugen.
Eine ſeltſame Feſtſtellung hat man in dieſem Zuſammenhang
an der kaliforniſchen Küſte gemacht. Häufig findet man dort
uralte Bootsreſte und Baumſtämme, über deren Herkunft man
lange im Zweifel war. Schließlich wurde ermittelt, daß es ſich
um Boote aus Oſtaſien handelt und um Baumſtämme, die von
den großen chineſiſchen Flüſſen abgeſchwemmt wurden.
Unmög=
lich wäre es deshalb nicht, das wagemutige gelbe Seefahrer
längſt vor den Wikingern und vor Kolumbus von Weſten aus
nach Amerika gelangt ſein könnten. Für die modernen japaniſchen
Forſcher dient die Geſchichte dieſer abgetriebenen Boote auch als
ein Glied in der Beweiskette, daß Vertreter der gelben Raſſe
früher einmal Amerika beherrſcht haben.
Für Europa haben dieſe fernöſtlichen Streitfragen nur eine
wiſſenſchaftliche Bedeutung. Aber man erſieht daraus, in wie
regſamer Weiſe die Japaner am Bau ihres Zukunftshauſes
arbeiten. Während Europa in Streitigkeiten verſtrickt iſt, geht
man im Fernen Oſten bereits tatkräftig und mit zähem Eifer
daran, die weltanſchaulichen Fundamente zu errichten, auf denen
ſich ſpäter einmal eine japaniſche Weltherrſchaft aufbauen kann.
B. M. V.
Die Vorbereikung der 1
Konferenz.
Angſt der Sachverſtändigen
vor „muligen Löſungsvorſchlägen”
EP. Genf, 16. Januar.
Die Beratungen der Genfer Wirtſchaftsſachverſtändigen ſind
heute inſofern in ein entſcheidendes Stadium eingetreten, als ſich
die Sachverſtändigen nun darüber ſchlüſſig werden müſſen, ob ſie
der Tagesordnung für die Weltwirtſchaftskonferenz ausführliche
Entwürfe der künftigen Einigungsmöglichkeiten beifügen und
da=
mit der Londoner Konferenz bereits in etwa die Marſchroute
vorſchreiben ſollen. Bekanntlich geht der Auftrag an die
Sach=
verſtändigen dahin, eine „mit Anmerkungen verſehene
Tages=
ordnung für die Weltwirtſchaftskonferenz” zu entwerfen. Man
durfte allgemein erwarten, daß die Sachverſtändigen, bei denen es
ſich um einen Kreis von Wirtſchafts= und Finanzkapazitäten mit
internationalem Ruf handelt, ſich nicht damit zufrieden geben,
lediglich die Punkte der Tagesordnung zuſammenzuſtellen und
ihnen mehr oder weniger allgemeine und verpflichtende
Feſtſtel=
lungen anzuhängen, wie dies auf der erſten Tagung des
Aus=
ſchuſſes der Fall war. Vielmehr geht die allgemeine Meinung
dahin, daß der Bericht der Sachverſtändigen, der jetzt
ausgear=
beitet wird, im Sinne der bekannten Ausführungen des Ausſchuß=
Vorſitzenden Trip wirklich „mutige Löſungen” in allen wichtigen
Fragen des Konferenzprogramms vorſchlagen ſoll. Bei den jetzt
beginnenden Schlußberatungen der Sachverſtändigen, deren
Ar=
beiten wahrſcheinlce Ende dieſer Woche abgeſchloſſen ſein
wer=
den, ſcheint es ſich jedoch zu zeigen, daß dieſe Auffaſſung nicht ron
allen Ausſchuß=Mitgliedern geteilt wurde.
Der deutſche Delegierte, Miniſterialdirektor Dr. Poſſe, der
wirkſam von dem amerikaniſchen Sachverſtändigen Day
unter=
ſtützt wurde, ſetzte ſich energiſch dafür ein, daß die
Sach=
verſtändigen einen klaren und eindeutigen
Be=
richt entwerfen ſollten, der den Regierungen
in wichtigen Fragen ihre Haltung auf der
Welt=
wirtſchaftskonferenz vorſchreibe. Dann könnten
ſich die Regierungen zwar immer noch endgültig entſcheiden, doch
dürfte es für ſie in einem ſolchen Fall ſchwieriger ſein, die
Vor=
ſchläge, welche internationale Sachverſtändige bekannter
Auto=
rität ihnen unterbreitet hätten, ohne weiteres beiſeitezuſchieben.
Zwar ſcheint auch der engliſche Sachverſtändige Sir Leith=
Roß ſich in dieſem Sinne ausgeſprochen zu haben, doch dürfte
dies nicht mit der Feſtigkeit geſchehen ſein, die angeſichts
der Bedeutung der Entſcheidung notwendig iſt. — Die
ſranzöſiſchen und einige andere Sachverſtändige, die ſchon
bei den bisherigen Ausſchuß=Beratungen ſtets für eine
Beſchrän=
kung der eigenen Aufgaben eintraten, ſcheinen dagegen im
ent=
gegengeſetzten Sinn zu wirken. Man wird wünſchen
dürfen, daß die deutſchen Sachverſtändigen ihre Auffaſſung in
Genf durchſetzen.
Lemmer auf der Genfer Arbeikszeik=Konferenz.
TU. Genf, 16. Januar.
Auf der Konferenz für die 40=Stunden=Woche wies am
Montag der Generalſekretär des Deutſchen Gewerkſchaftsringes,
Lemmer, darauf hin, daß eine Kürzung der Arbeitszeit durch
internationale Vereinbarung mit den notwendigen
Rati=
fikationen noch lange Zeit auf ſich warten laſſen werde.
Lemmer forderte, daß im Falle einer Kürzung der
Arbeits=
zeit Schutzmaßnahmen für die Angeſtellten geſchaffen würden,
die jede Ueberſtundenarbeit ausſchlöſſen. Er bekenne ſich
grund=
ſätzlich zu den Grundlagen des gegenwärtigen kapitaliſtiſchen
Wirtſchaftsſyſtems, da dieſes Syſtem der Menſchheit in der
Entwicklung eines Jahrhunderts einen ungeheuren Aufſchwung
gebracht habe. Er ſei davon überzeugt, daß ſoziale Fragen
im Rahmen dieſes Wirtſchaftsſyſtems befriedigend gelöſt werden
könnten. Vorausſetzung für das richtige Arbeiten dieſes Syſtems
ſei jedoch, daß die Menſchen wieder in das Syſtem eingefügt
würden. Es könne keine europäiſche Sicherheit, keine ehrliche
Abrüſtung und keine Wiederherſtellung des europäiſchen
Wirt=
ſchaftskredits geben, ſolange die europäiſche Jugend zu einem
großen Teil arbeitslos auf der Straße liege und das Opfer
revolutionärer Spekulationen ſei.
Der franzöſiſche Induſtrielle Lambert=Ribot bezeichnete die
Einführung der 40=Stunden=Woche aus finanziellen,
wirtſchaft=
lichen und praktiſchen Gründen als völlig undurchführbar.
Ebenſo lehnte der holländiſche Arbeitgebervertreter van der
Lin=
den gleichfalls aus wirtſchaftlichen Gründen die 40=Stunden=
Woche ab.
Klavier=Abend Helmut Maurer.
Städt. Saalbau (Kleiner Saal). — Montag, den 16. Januar.
Helmut Maurer, der im Vorjahr hier einen
Kammermuſik=
abend gab, beſtritt ſein diesjähriges Konzert als Soliſt und
hatte ſich ausnahmslos Werke von ganz beſonderer
Schwierig=
keit gewählt. Er beſitzt eine außergewöhnliche Technik, iſt auch
hochmuſikaliſch, ſpielt aber äußerſt undiſzipliniert. Auf dem
Programm ſtanden die D=Moll=Chaconne von Bach in der
vir=
tuoſen Klavierbearbeitung von Buſoni, die aber weit mehr im
Stil Buſonis als dem Bachs vorgetragen wurde, die große
H=Moll=Sonate von Liſzt und Beethovens dem Grafen
Wald=
ſtein gewidmete Sonate in C=Dur. Auch zwiſchen den beiden
Sonaten waren die ſtiliſtiſchen Gegenſätze kaum angedeutet.
Am ſtärkſten ſtörten bei Bach und Beethoven die rhythmiſchen
Willkürlichkeiten und der übertriebene Pedalgebrauch bei
Paſſagen. Außerordenlich war die Kraft des Anſchlags,
über=
trieben raſch die ſchnellen Sätze, die oft in ein Tempo gerieten,
daß ein klares Unterſcheiden der einzelnen Töne nicht mehr
möglich war. Ueberhaupt hatte man oft das Empfinden, als
ob der virtuoſen Wirkung zuliebe manche Stelle übermäßig
getrieben würde, wobei denn öfters kleine Gedächtnisfehler und
techniſche lapsi ſich einſtellten. Im erſten Satz der Waldſtein=
Sonate ſtörte das übertriebene Hetzen des Hauptthemas, noch
geſteigert im Paſſagenteil und der Durchführung, und der
über=
große Gegenſatz des unverhältnismäßig gedehnten zweiten
Themas. Der langſame Zwiſchenſatz wurde rhythmiſch ſehr
ver=
zerrt, die rhetoriſchen Pauſen wurden alle verkürzt, was auch
im Finale auffiel, deſſen friſches Thema zuerſt faſt ſentimental
vorgetragen wurde. Gerade dieſe Sonate erfordert außer
virtuoſer Technik einen gereiften, bewußt geſtaltenden Künſtler
und nicht einen jugendlichen Brauſekopf, der des Schwimmens
doch nicht ſo kundig iſt, um ſich ohne Gefahr in einen ſo großen
und reißenden Strom hineinwagen zu können. Am ſchönſten
waren bei Liſzt die lyriſchen Stellen, bei denen der kultivierte,
wohlklingende Anſchlag zur Geltung kam. Der junge
Konzert=
geber war inſofern ſchlecht beraten, als er für Darmſtadt
unmöglich hohe Preiſe angeſetzt hatte, wodurch das Konzert
ſchlecht beſucht war, vor allem faſt niemand von dem jungen
Darmſtädter pianiſtiſchen Nachwuchſes angelockt wurde. Der Beifall
war ſehr ſtark, ſo daß ſich Maurer zu einer Zugabe veranlaßt
ſah.
F.N.
p. Der ſchiefe Turm von Piſa.
Der 1154 erbaute Turm drohte einzuſtürzen. Man muß den
Boden befeſtigen, ihn trocken legen und die Grundmauern
wiederherſtellen, wenn man das ehrwürdige Denkmal erhalten
will.
Seite 4 — Nr. 17
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Januar 1933
OM
OM
Uta
Zu unſerer großen Freude wurde uns am
13. Januar ein geſundes Töchterlein geſchenkt.
Studienaſſeſſor Dr. Alfred Hammer
und Frau Liſa, geb. Schemberger.
Köslin (Pommern), Mühlentorſtr. 58.
Ihre VERMAHLUNG geben bekannt
Dipl.-Ing. Archltekt
Ernst Ludwig WWerck
und Frau Gerde geb. Schüder
Auefbach a. d. B.
Neustrelitz (Mecklenburg)
Im Januar 1933
Dankſagung.
Zur Feier meines ſiebzigſten
Geburts=
tages ſinb mir von allen Seiten
Glückwünſche, Blumenſpenden uſw.
in ſplch reichlichem Maße zuteil
ge=
worden, daß es mir unmöglich iſt,
jedemEinzelnen, für die mir erwieſenen
Aufmerkſamkeiten, zu danken. Ich
wähle deshalb dieſen Weg um meinen
herzlichſten Dank allen denjenigen
aus=
zuſprechen, die meiner an dieſem Tage
in Liebe und Freundſchaft gedacht
und meiner Tätigkeit über Verdienſt
in anerkennender Weiſe Erwähnung
(1102
getan.
Anna Walz, Stadtratsmitglied.
Herr Finanzamts•
Bürovor=
ſieher Heinr. Kumpf,
Darm=
ſiadt, Bismarckſtr. 22, früher
Beerfelden, begeht heute ſeinen
65jährigen Geburtstag.
Herr Kumpf tritt demnächſt
nach 49 jähriger Dienſizeit,
wegen Erreichung der
Alters=
grenze, in den Ruheſtand.
Af 3
Statt beſonderer Anzeige.
Am 12. ds. Mts. verſchied ſanft, infolge eines
Herz=
ſchlags, meine liebe Mutter
Matte Samtst
geb. Mörſchel
Witwe des Lehrers Jakob Schmidt
im 77. Lebensjahr.
Die Beiſetzung fand in aller Stille ſtatt.
In tiefer Trauer:
Grete Schmidt.
Darmſtadt, Lindenfels.
Heidelbergerſtr. 122.
Todes=Anzeige.
Schnell und unerwartet ging am
Samstag=
abend unſer lieber Sohn, mein einziger Bruder,
Enkel, Neffe, Vetter und Schwager
Adam Krug
im blühenden Alter von nahezu 24 Jahren,
nach nur kurzem Krankſein, in Goties Reich ein.
Im Namen der tieftrauernden Hinterbliebenen:
A. Fölſing u. Frau, verw. Krug
Georg Krug.
Eberſiadt (Bergſtr.), Mannheim,
den 15. Januar 1933.
Die Beerdigung findet am Dienstag, den 17. Januar,
nachmittags 3.30 Uhr, vom Portale des Friedhofes aus
ſtatt.
11086
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme,
ſo=
wie für die reichen Kranz= und Blumenſpenden bei
dem Heimgang meines lieben Gatten, unſeres
unver=
geßlichen Vaters
Herrn Joh. Weigand
Borſchloſſer i. R.
ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren herzlichſten
Dank. Ganz beſonders Herrn Pfarrer Weisgerber
für ſeine troſtreichen Worte am Grabe. Den Beamten
und Arbeitern, ſowie dem Eiſenbahn=Werkſtätten=
Verein Darmſtadt Wagenausbeſſerungswerk Nord,
dem Reichsbund Deutſcher Kriegsteilnehmer und
Kriegshinterbliebenen und der freien Turnerſchaft
Eberſtadt.
Im Namen der krauernden Hinterbliebenen:
Fran Kath. Beigand Btw., geb. Stöhr
und Kinder.
berſiadt a. d. B., den 13. Januar 1933.
liceſtraße 2.
(1072
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme, ſowie
für die reichen Kranzſpenden bei dem Heimgang
unſeres lieben Entſchlafenen
Seiln Huum Suuihger 1.
Schloſſermeiſter
ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren
herzlich=
ſten Dank. Ganz beſonders Herrn Pfarrer Reith für
ſeine troſtreichen Worte, dem Perſonal des ſtädtiſchen
Krankenhauſes für ſeine aufopfernde Pflege und
den Vereinen für ihre innige Teilnahme. (1103
Im Namen der krauernden Hinterbliebenen:
Frau Büdinger, geb. Kropp
Seeheim, den 16. Januar 1933.
Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige).
Am Sonntag nachmittag verſchied ſanft nach kurzem
Krank=
ſein unſere geliebte Tante
Natane Cabevter
Tochter des Großh. Heſſ. Regierungsrats am Adminiſtrativjuſtiz=
und Lehnhof
im 91. Lebensjahre.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Carl Schvedler.
Darmſtadt, den 16. Januar 1933.
Die Einſegnung findet Mittwoch, den 18. Januar 1933,
vor=
mittags 11.30 Uhr in der Kap lle des alten Friedhofes,
Darmſtadt, Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Am 16. ds. Mts. verſchied mit Geduld ertragenem
Leiden meine gute Frau, Tochter
Frau Marie Preitwieſer
geb. Lobeck.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen
Heinrich Breitwieſer.
Darmſiadt, Saalbauſtraße 27, Ober=Ingelbeim.
Die Beerdigung findet Mittwoch, 2½ Uhr auf dem
Waldfriedhof ſtatt.
1112
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme, ſowie
für die reichen Kranz= und Blumenſpenden bei dem
Hemgange unſerer lieben Eniſchlafenen
Frau Eliſabeth Weil
ſagen wir Allen auf dieſem Wege unſeren herzlichſten
Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Emil Weil.
Darmſtadt, den 16. Januar 1933.
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mit großer Geduld getragenem Leiden meine treue Gattin,
unſere innigſt geliebte Mutter, Schwiegermutter, Schweſter,
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geb. Merkel
im Alter von nahezu 57 Jahren.
Im Namen der trauernden Kinterbliebeuen:
Ernſt Völger, Oberbahnhot=Vorſteher.
Bickenbach (Bergſtr.), den 16. Januar 1933.
Die Beerdigung findet ſtatt am Mittwoch, den 18. Januar,
nachmittags 3 Uhr.
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[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 17. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Nr. 17 — Seite 5
Aus der Landeshaupkſtadt.
Darmſiadt, den 17. Januar 1933.
Beflaggung der Dienſtgebäude am
Reichs=
gründungstage.
Die Reichsregierung wird am 18. Januar als dem
Reichs=
gründungstage in der geſamten Reichsverwaltung flaggen laſſen.
Sie hat die Landesregierungen gebeten, ſich dem Vorbild
anzu=
ſchließen.
Das Geſamtminiſterium ordnet an, am 18. Januar alle
öffentlichen Gebäude zu beflaggen. Iſt nur eine Gelegenheit
zum Aufziehen der Fahne vorhanden, ſo ſind unter allen
Umſtän=
den die Reichsfarben zu zeigen. Sofern ſtaatliche Behörden
nicht=
ſtaatseigene Gebäude innehaben, iſt auch für deren entſprechende
und angemeſſene Beflaggung zu ſorgen.
Die Kommunal= und Gemeindeverwaltungen werden erſucht,
ihre Dienſtgebäude gleichfalls zu beflaggen.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Wir erinnern unſere Mitglieder und deren Angehörige ſowie
ſon=
ſtige Freunde von Handwerk und Gewerbe nochmals an unſeren
3. Vortragsabend im „Fürſtenſaal” am Mittwoch, den
18. d. M. Herr Landgerichtsrat Raab, der allen unſeren
Mit=
gliedern aus ſeinen früheren Vorträgen auf das beſte bekannt iſt,
wird über das gerade in der Jetztzeit ſür jeden Gewerbetreibenden
ſo wichtige Thema ſprechen: „Gläubigerrecht und
Schuld=
nerſchutz”. — Bei dem zu erwartenden ſtarken Andrang dürfte
ſich recht pünktliches Erſcheinen dringend empfehlen.
Werbeveranſtaltung für das 15. Deutſche Turnfeſt. „
Tur=
ner heraus — Stuttgart ruft!” ſo ſind die beiden Werbefilme
be=
titelt, die am morgigen Abend um 8 Uhr in der Turnhalle der
Turngemeinde 1846 am Woogsplatz laufen. Sie ſollen neue
Freunde der deutſchen Turnſache für Stuttgart werben, die
Feſt=
ſtadt des großen turneriſchen Ereigniſſes des Jahres 1933, die
Stadt des 15. Deutſchen Turnfeſtes, des Feſtes aller Deutſchen.
In allen deutſchen Städten fanden die Werbeveranſtaltungen der
Stuttgarter Freunde überfüllte Turnhallen, ein Beweis dafür.
daß in allen Gauen der Deutſchen Turnerſchaft große
Begeiſte=
rung für dieſe Großturnveranſtaltung da iſt. — Verſäume es
daher kein Freund der Leibesübung, ſich dieſe beiden Filme
an=
zuſehen, die neben den turn= und ſportlichen Aufnahmen auch
wundervolle Bilder aus dem Schwabenland bringen. Karten
ſind an der Abendkaſſe zu haben.
Sprachverein. An Kurt Weſtermanns gediegener
Vortragskunſt, die der Theaterbeſucher zu ſchätzen weiß, darf man
ſich, bei freiem Eintritt, heute Dienstag abend im
Realgymna=
ſium erfreuen, wo er uns mit Werken des 60 Jahre alt
gewor=
denen Dichters Dr. Nikolaus Welter bekannt machen will.
Einführende Worte ſpricht, um 8.15 Uhr beginnend. Lehrer
Lu=
kow, wie Welter ein gebürtiger Luxemburger.
Gaſtſpiel des Südweſtfunks zugunſten der Darmſtädter
Winterhilfe im Großen Haus des Landestheaters. Wie ſtark
das Intereſſe der Darmſtädter Bevölkerung an dieſem Gaſtſpiel
des Südweſtfunks iſt, iſt daraus zu erſehen, daß vier Stunden
nach der Eröffnung des Kartenverkaufs ſämtliche Plätze
ver=
griffen waren.
Tätigkeit des Bundes Königin Luiſe. Der Bund Königin
Luiſe ſieht ſeine große Aufgabe darin, die deutſche Frau zur
be=
wußten Mitarbeit am Wiederaufbau des Vaterlandes zu erziehen.
Das heißt, die deutſche Frau muß ſich mitverantwortlich fühlen am
geſamten deutſchen Geſchehen. Es muß in ihr das geſunde, klare
Nationalgefühl geweckt und erhalten werden, ſie ſoll mit Ernſt
und religiöſem Sinn ſich der Erziehung der Jugend widmen. Es
gibt im Bund Königin Luiſe keinen Unterſchied der chriſtlichen
Konfeſſionen, keine Klaſſen= und Standesunterſchiede. Die
Bundes=
abende ermöglichen es, daß die deutſchen Frauen und Mädchen, die
heute im Alltag von Not, Sorgen und Arbeit ſo hart geplagt ſind,
ſich einmal auf ihr Volkstum und den Wert dieſes Volkstums ſtolz
beſinnen dürfen. Daneben bilden ſolche Ortsgruppenabende
ab=
wechſelnd Ernſtes und Heiteres an deutſchen Kulturwerten:
deut=
ſches Lied. deutſche Geſchichte, deutſche Märchen, deutſche Muſik. Die
Freiheitsbewegung in unſerem armen, gefeſſelten Volk kann nur
zum Ziele kommen, wenn der äußeren Befreiung die innere
gei=
ſtige und ſittliche Erneuerung voraus geht, die naturgemäß in
dem Weſen der Frau verankert werden muß. Es iſt dem Bund
Königin Luiſe zu wünſchen, überall weiter Fuß zu faſſen zur
ge=
ſegneten Arbeit am Volksganzen. Mittwoch, den 18. Januar,
ru=
det vom Bund Königin Luiſe, in den Räumen bei Sitte.
Karls=
ſtraße um 8.30 Uhr, ein Pflichtabend ſtatt. Freunde und Gäſte
ſind herzlich willkommen.
— Verein Freie Schule Daumſtadt. (E. V.) Dr. Karl
Schubert von der Freien Waldorfſchule in Stuttgart
wird am Freitag, 20. Januar, über die Pflege des
Reli=
giöſen in der Freien Waldorfſchule ſprechen, ein
Thema, welches im vollen Sinne des Wortes aktuell iſt. Der
Vor=
trag wird zugleich dazu angetan ſein, irrige Anſchauungen zu
zer=
ſtreuen, die vielfach über die Waldorfſchule verbreitet ſind, indem
man ſie bald als „Weltanſchauungsſchule”, bald als „
Anthropo=
ſophenſchule” anſpricht. Weder das eine noch das andere iſt
zu=
treffend. Das Neligiöſe im überkonfeſſionellen Sinne lebt durch die
Weſensart der Steinerſchen Pädagogik als Grundſtimmung im
Ge=
ſamtunterricht. (Siehe Inſerat in dieſer Nummer.)
— Verein für das Deutſchtum im Ausland. Es darf
erwar=
tet werden, daß die Mitglieder des VDA. dem Luxemburger
Dichter Nikolaus Welter Intereſſe entgegenbringen, aus
deſſen Werken Kurt Weſtexmann am Dienstag, dem 17
Januar, abends 8 15 Uhr, im Feſtſaal des Realgymnaſiums auf
Veranlaſſung des Deutſchen Sprachvereins leſen wird. Alle
Mit=
glieder des VDA. ſind zu dieſer Veranſtaltung eingeladen.
Heſfiſches Landestheater.
17. Januar ir
Preiſe 0.60—5 Mk.
Tosea. Mittwoch,
18. Januar 191——223 Uhr. Darmſt. Volksb. G 8, Gr. 1-10
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Roſe Bernd. Donnerstag,
19. Januar Anf. 19½z, Ende vor 22½ Uhr. C 13
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Der Freiſchütz. Kleines Haus Mirtwoch
Januar Anf. 19½, Ende vor 221s Uhr. Zuſ.M. II,6.
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Die Cſardasfürſtin. Donnerstag
19. Januar Anf. 191 Ende n. 22 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60—3.50 Mk.
Der Muſtergatte,
— Heſſiſches Landestheater. „Maria Stuart” von
Fried=
rich von Schiller wird am Freitag, dem 20. Januar, um 19 Uhr,
in der Inſzenierung von Guſtav Hartung zum erſten Male
auf=
geführt. Conſtanze Menz als Maria, Franziska Kinz als
Eliſabeth, Hedwig Wangel als Kennedy und Erwin Faber
Ernſt Ginsberg, Karl Paryla ſichern der Aufführung auch
von der Beſetzung her größtes Intereſſe. Das Bühnenbild
ent=
wirft Sigfrid Sebba. — Heute abend findet im Großen Haus
eine Wiederholung von Puccinis „Tosca” ſtatt. Joachim
Sattler, der ſoeben einen großen Erfolg in den „Meiſterſingern”
hatte, ſingt den Cavaradoſſi. Elſa Kment die Titelrolle, den
Scar=
pia gibt Siegfried Urias. Muſikaliſche Leitung: Dr. Schmidt=
Iſſerſtedt. — Morgen Mittwoch wird die von Rabenalt und
Rein=
king inſzenierte Operete „Die Cſardasfürſtin” in der
Pre=
mierenbeſetzung wiederholt. — Samstag nachmittag, um 14.30
Uhr, wird „Wilhelm Tell” in der Inſzenierung Guſtav
Hartungs, mit Erwin Faber in der Titelrolle und Ernſt
Gins=
berg als Geßler wieder aufgeführt.
Luftſchutzmaßnahmen für Darmſtadt.
Vorſorgliche Organiſakion des Lufiſchußdienſtes durch die Behörden. — Die Gefahr der Brandbomben
und Schuhmaßnahmen der Bevölkerung. — Die Organiſakionsarbeiten in Heſſen.
Mainz, Worms. Gießen. Offenbach und Bingen, die gegebenenfalls
beſonders bedroht ſind. Einen eigenen Luftſchutz organiſiert in
Ziviler Luftſchuß.
enger Verbindung mit den übrigen behördlichen Maßnahmen in
Deutſchland die Reichspoſt, die Reichsbahn und die Induſtrie. Die
Die Schuhorganlialion des Reiches und der Länder Organiſation iſt ſo getroffen, daß nach einem genauen Plan im
Falle eines Angriffs oder im Falle einer vom „Reich ausgehenden
Warnung alle Maßnahmen automatiſch in Tätigkeit treten, die
nach einheitlichen Richtlinien.
nach menſchlichem Ermeſſen für den Schutz der Zivilbevölkerung
Es iſt vielfach angefragt worden, warum in Darmſtadt oder getroffen werden können. Ein Luftſchutzbeirat und ein
fachmän=
überhaupt in Heſſen, im Gegenſatz zu anderen Ländern, nichts niſch zuſammengeſetzter Arbeitsausſchuß haben die Pläue
ausge=
geſchieht, um die Zivilbevölkerung gegen die Gefahren eines Luft= arbeitet, die in erſter Linie auf die Erfaſſung und Einteilung der
und Gasangriffes zu ſchützen. Es darf dazu geſagt werden, daß Leute, die für aktive Schutzmaßnahmen zur Verfügung ſtehen, um=
Beſchwerden darüber, daß nichts geſchieht, unberechtigt ſind. Es faßt. Das ſind in erſter Linie die Einſatzkräfte, dann die
darf aber auch von vornherein vermerkt werden, daß die Gefah= Bereitſchaftskräfte und drittens die
Auffül=
ren eines Gasangriffs in weiten Kreiſen der Bevölkerung lungskräfte. Die Arbeiten gelten dem Feuerſchutz, den
Sani=
maßlos überſchätzt werden. Kriegsteilnehmer wiſſen, daß Un= tätsdienſten und den Aufräumungsarbeiten der Entgiftung etwa
mengen von Gasgranaten oder Gasbomben dazu gehörten, um betroffener Stadtteile. Dazu wird eine Läufertruppe in Dienſt
auch nur ein kleines Grabenſtück oder etwa eine Batterie zu ver= geſtellt, für den Fall der Zerſtörung von Fernſprechanlagen.
gaſen. Die Befürchtungen, daß etwa ganze Städte oder gar Län=
Die Bereitſchaftstruppe wird in erſter Linie gebildet von der
der dem Gasangriff ausgeſetzt werden können, ſind alſo ſo gut / Bereitſchaftspolizei, den Berufs= und freiwilligen Feuerwehren,
wie unbegründet. Einen reſtloſen Schutz gegen Gasteilan= dem ſtändigen Rettungsdienſt und von Löſchtrupps. Dieſe treten
griffe gibt es allerdings kaum. Die im Feld gebräuchlich ge= in Kraft, wenn die Einſatzkräfte „nicht ausreichen. Die
Auffül=
weſene Gasmaske kommt für die Zivilbevölkerung ſo gut wie lungstrupps bilden die Reſerven bei Ausfällen an allen Stellen
gar nicht in Frage, beſtenfalls für die aktiv einzuſetzenden Hilfs= oder wenn die übrigen Trupps nicht ausreichen.
und Rettungsmannſchaften. Bei Gasmasken iſt vor allem zu be=
Dieſe Organiſation iſt in Heſſen durchgeführt
denken, daß eine ſchlecht verpaßte oder durch Aenderung der Ge= bis auf die Auffüllungskräfte, deren Erfaſſung und Aufſtellung
ſichtsform, namentlich bei Jugendlichen, nicht mehr paſſende zurzeit noch in Arbeit begriffen iſt. Mit vielen in Frage kom=
Maske eine größere Gefahr bedeutet als gar keine. Die ganze menden Organiſationen, vor allem der techniſchen Nothilfe, iſt
Zivilbevölkerung mit Gasſchutzmasken zu verſorgen, iſt ſchlechthin Verhandlung geführt und alle verfügbaren bzw. erfaßbaren Kräfte
unmöglich, aber auch nicht notwendig.
ſind in den Luftſchutzdienſt bereits eingereiht. Wenn die Organi=
Eine größere Gefahr durch Luftangriffe bilden hingegen ſation vollſtändig beendet iſt, werden auch in Darmſtadt und in
die Brandbomben. Wie dieſen zu begegnen iſt, und den anderen heſſiſchen Städten Planſpiele und praktiſche Uebungen
wie die Zivilbevölkerung durch Luftangriffe veranſtaltet werden, auf die man bisher verzichtet hat, weil der
zu ſchützen iſt, iſt eine ſeit langem alle zuſtän= Luftſchutzdienſt erſt reſtlos durchorganiſiert werden ſoll.
digen Behörden beſchäftigende Aufgabe, die
Nebenher geht die Anlage und Einrichtung von Räumen, die
ihrer Löſung entgegengeht.
im Falle des Bombenangriffs der Bevölkerung Schutz bieten ſollen.
Wie weit die Luftſchutzorganiſation in Darmſtadt organiſiert Selbſtverſtändlich geht das noch langſam, weil überall die
not=
wurde, davon gab eine Beſprechung im Landeskriminalpolizeiamt wendigſten Geldmittel fehlen. Schon jetzt aber weiß die Polizei
ein zufriedenſtellendes Ergebnis. Nach den Erläuterungen, die über ſchon vorhandene Räume und Unterſtandsmöglichkeiten
Be=
ber die behördlichen Maßnahmen durch Oberſtleutnant Fen= ſcheid und richtet dieſe für den Ernſtfall her.
Das Wichtigſte bleibt, wie oben bemerkt, der Brandſchutz
del=Sartorius, der als Beauftragter des Miniſteriums
des Innern die Luftſchutzdinge zu bearbeiten hat, gegeben wur= hervorgerufen durch Brandbomben. Dieſe Brandbomben ſind
den beſchäftigt das Problem Luftſchutz ſelbſtverſtändlich nicht meiſt kleinen Kalibers, ſie durchſchlagen das Dach und entzünden
allein Deutſchland, Luftſchutzorganiſationen ſind auch in Frank= in den Bodenräumen Feuer, das durch Waſſer nicht zu
reich Belgien, Italien ins Leben gerufen. Gelegentliche Vor= löſchen iſt. Jeder kann ſich jetzt ſchon ſelbſt dagegen ſchützen, daß
würfe, daß in Heſſen aus politiſchen Gründen nichts geſchehen planmäßig nach und nach ſämtliche Bodenräume von
iſt, ſind vollſtändig unberechtigt. Selbſtverſtändlich hat brennbarem Gerümpel reſtlos geräumt werden
der zivile Luftſchutz mit Politik nicht das ge= und daß in jedem Bodenraum eine beſtimmte Menge Sand, das
ringſte zu tun. Im Pariſer Abkommen vom Jahre 1926 iſt zum Löſchen von Feuer durch Brandbomben geeignet iſt, neben
der zivile Luftſchutz auch Deutſchland erlaubt. Nur die aktive Waſſer zur Verfügung gehalten wird. Nach und nach werden in
Abwehr iſt uns immer noch verboten.
allen Häuſern Hausfeuerwehren gegründet, ſo daß im Falle einer
Unter den erlaubten Luftſchutzmaßnahmen ſind alle die zu Gefahr ſofort von ausgebildeten Kräften, eingegriffen werden
verſtehen, die zum Schutze des Lebens, der Geſundheit und Moral kann. Die Aufſtellung von Feuerlöſchapparaten iſt
ſelbſtverſtän=
der Bevölkerung, ſowie zur Erhaltung der Sachwerte getroffen lich zu empfehlen.
werden können. Für notwendig wurde in Heſſen allerdings er=
Im Anſchluß an dieſe Ausführungen erläuterte
Regierungs=
achtet, die Organiſation des zivilen Luftſchutzes nicht etwa einer rat Schneider an Hand von Plänen die Luftſchutzmaßuahmer
oder der anderen politiſchen Partei oder ſonſtigen Organiſation in Darmſtadt, ſoweit ſie fertig ausgearbeitet ſind und ſoweit ſie
zu überlaſſen. Der Luftſchutz gilt der geſamten Bevölke= noch der endgültigen Organiſation bedürfen. Er betonte dabei
rung, und die geſamte Bevölkerung muß unter Umſtänden dazu die Notwendigkeit freiwilliger Mithilfe und vor allem des
Zu=
herangezogen werden.
ſammenarbeitens aller Stellen, die dazu berufen ſind. Ueber die
Die Luftſchutzmaßnahmen liegen in Händen der Staatsbehör= Anbringung von Richtlinien und genauen Anweiſungen, die
dem=
den Sie werden in Heſſen, wie überall, nach den Richtlinien des nächſt in allen Wohnhäuſern behördlich angebracht werden ſollen,
Reiches durchgeführt. Vor allem in den 6 Städten: Darmſtadt, wird demnächſt noch beſchloſſen werden.
Eisbahn hinler dem Woog.
Auf vielfache Anfragen nach dem Zeitpunkt der Eröffnung der
Eisbahn hinter dem Woog wird mitgeteilt, daß die
Eisbahn eine Stärke von mindeſtens 6 Zentimeter haben muß,
um ſie für das Publikum freizugeben. Am Sonntag vormittag
wurden Eismeſſungen vorgenommen und dabei feſtgeſtellt, daß die
Eisſtärke kaum 5 Zentimeter war. Erſt geſtern früh war durch den
Nachtfroſt die Freigabe möglich. Zu den Klagen über Gras und
Laub auf der Eisbahn iſt zu bemerken, daß dies bei dem letzten
Tauwetter von den umliegenden Bäumen und Wieſen angeweht
worden iſt. Eine Beſeitigung war aber vor geſtern abend nicht
möglich, da erſt das Eis durch das Laufen aufgerauht werden muß,
um dieſe Schädlinge aushobeln zu können.
Der Menſch ſoll zum Nenſchen.
Dergiß nicht die
Winterhilfe!
— E. G. Kolbenheyer ſpricht am kommenden Montag, dem
23. Januar, abends 8,30 Uhr, im Städtiſchen
Saalbau. Der Dichter, deſſen tiefſinnige Weihnachtsgeſchichten
vor wenigen Wochen tauſende begeiſterter Leſer gefunden haben,
gehört zu den bedeutendſten Vertretern ſchöpferiſch deutſcher
Dicht=
kunſt. Seine großen Geſchichtsromane, voran die gewaltige
Tri=
logie des „Paracelſus”, zählen zu den bleibenden Leiſtungen
un=
ſeres Schrifttums und geben auf dem Hintergrund wundervoll
geſtalteter hiſtoriſcher Bilder eine packende Darſtellung großer
Männer unſeres Volkes. In bedeutenden Dramen hat
Kolben=
heyer dann Probleme unſerer Zeit behandelt; darüber hinaus
hat er den großartigen Verſuch unternommen, in ſeiner „
Bau=
hütte” die Philoſophie unſerer Tage zu ſchreiben. Das Werk
Kolbenheyers iſt in den letzten Jahren in die weiteſten Kreiſe
unſeres Volkes gedrungen; überall, wo der Dichter in letzter Zeit
ſprach, fand er größtes Intereſſe; auch der Darmſtädter Abend
erfreut ſich ſchon jetzt ſtarker öffentlicher Anteilnahme. Bezüglich
der Einzelheiten verweiſen wir auf den Anzeigenteil.
— Grundlagen der Rundfunktechnik. Am Dienstag, dem 17.
Januar, wird dieſe Vorleſung von Dipl.=Ing. Scriba im
Elektro=
techniſchen Inſtitut der Techniſchen Hochſchule fortgeſetzt und in
6 Abenden zum Schluß geführt. Daneben wird am Donnerstag.
dem 19. Januar, von Dipl.=Ing. Scriba eine Vortragsreihe über
die Grundlagen der Elektrotechnik begonnen. Dieſe
Vortragsfolge von 8 Abenden läuft darauf hinaus, die
Teil=
nehmer mit den wichtigſten Grundgeſetzen der Gleich= und
Wechſel=
ſtromtechnik bekannt zu machen, ſowie die verſchiedenen
Anwen=
dungsgebiete der Elektrizität zu erläutern. Die Vorträge
fin=
den im Elektrotechniſchen Inſtitut der Techniſchen Hochſchule ſtatt,
Eingang zu ebener Erde neben dem Portal des El. Inſtituts.
Anmeldungen an die Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule,
Neckar=
ſtraße 3.
— „Alt=Darmſtadt”, Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Zu einem Abend mit Herrn Eduard Göbel findet
ſich am Donnerstag abend 8.30 Uhr der Alt=Darmſtadt=Kreis im
Fürſtenſaal zu ſammen. Der geſchätzte Schauſpieler und
Rezita=
tor lieſt Jugenderinnerungen einer alten
Darm=
ſtädterin”. Gäſte müſſen durch Mitglieder eingeführt werden.
— Chriſtlicher Verein junger Mänuer. Alle Miſſionsfreunde
laden wir zur Miſſionsbibelſtunde ein, die Herr Miſſionar Michel
heute abend 8.30 Uhr im Heim. Eliſabethenſtraße 17, halten
wird. Gäſte ſind willkommen.
— Evangeliſche Stadtmiſſion. Mühlſtraße 24. Am heutigen
Dienstag, dem 17. Jan., nachmittags 4 Uhr, findet eine
Frauen=
bibelſtunde ſtatt, die Frau Miſſionar Hoffmann=Lindenfels
hal=
ten wird.
Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins. Nur noch wenige Tage trennen uns von dem am
Donnerstag, dem 19. Januar, 20 Uhr, im Saalbau ſtattfindenden
Vortrag von Prof Dr. Dyhrenfurt über ſeine Himalaya=
Expedition. Wer die Berge einmal geſchaut und ihren
Zau=
ber verſpürt hat, den muß es hinziehen zu dieſem Vortrag, um
jenen Mann zu ſehen und zu hören, deſſen bewunderungswürdiger
Tatkraft, deſſen Wagemut es zu verdanken iſt, daß nicht allein
ein paar neue Gipfel des Himalaya „gemacht”, ſondern auch
neue Ausblicke auf die Geſchichte des Erdballs, neue
wiſſenſchaft=
liche Erkenntniſſe von außerordentlicher Bedeutung gewonnen
worden ſind. Es hat einen eigenen Reiz, der Geſchichte dieſe=
Expedition, dieſes wiſſenſchaftlich=ſportlichen Unternehmens, als
einem überwältigenden Seelenerlebnis eines einzelnen Menſchen
zu folgen. Vorverkauf der Eintrittskarten bei O. Titze,
Eliſa=
bethenſtraße 4.
Die einzige Damen= und Herren=Sitzung der
Turn=
gemeinde 1846 findet am 5. Februar, abends um 6.11 Uhr, im
wir=
kungsvoll geſchmückten Feſtſaal der Turngemeinde ſtatt. Um nun
den unangenehmen Begleiterſcheinungen bei einem auch in dieſem
Jahre wieder zu erwartenden Andrang an der Tageskaſſe
vorzu=
beugen, hat der Vorverkauf für die diesjährige Veranſtaltung
heute begonnen. Die Eintrittspreiſe ſind unter Berückſichtigung der
nicht geringen Abgaben, die von der Stadtverwaltung meiſt für
Wohlfahrtszwecke beanſprucht werden, äußerſt niedrig. Viel jedoch
wird geboten und witzige Vorträge, die zwiſchen ſprachgewandten
und in dieſem Sinne ſchlagfertigen Rednern gewechſelt werden.
ſorgen dafür, daß das ausgeruhte Zwerchfell einige Stunden mal
wieder in Bewegung kommt. Das Miterleben ſolch fröhlicher
Stun=
den wird tagelanges Brüten über Probleme der Notzeit vergeſſen
machen und die Hoffnung auf beſſere Zukunft ſtärken. Das
Stadt=
orcheſter, unter perſönlicher Leitung ſeines Kapellmeiſters Schlupp.
zeichnet für die Muſik. Auch hier iſt Gewähr dafür geboten, daß
die aus 26 Programmnummern beſtehende Veranſtaltung auch in
muſikaliſcher Hinſicht äußerſt genußreich werden wird. Die Preiſe
der Eintrittskarten, wie aus der heutigen Anzeige zu erſehen,
gelten nur im Voxverkauf. Es werden nicht mehr Karten
abgegeben, als gute Sitzplätze vorhanden ſind. Vorverkauf beim
Hausmeiſter Heid, Turnhalle am Woogsplatz.
Wiederholungs=Näh= und =Zuſchneide=Kurs des Vereins der
Freundinnen junger Mädchen. Am Mittwoch, den 18. Januar,
3 Uhr, beginnt im Heim des Vereins der Freundinnen junger
Mädchen Sandſtraße 24, ein achtwöchiger Wiederholungs=Näh=
und =Zuſchneide=Kurs für Unbemittelte, unter Leitung einer
tech=
niſchen Lehrerin. Material iſt mitzubringen. Der Unterricht
fin=
det jeden Mittwoch und Donnerstag, von 3 bis 6.30 Uhr ſtatt. Ein
kleiner Unkoſtenbeitrag von 20 Pfg. pro Nachmittag wird erbeten.
Wer nicht in der Lage iſt, dieſen Beitrag zu zahlen, kann gegen
leichte Näharbeit für den Verein teilnehmen. Es kaun nur eine
beſchränkte Anzahl von Frauen und Mädchen aus D. mſtadt
an=
genommen werden. Anmeldung am Mittwoch, den 18. Januar,
2.30 Uhr, Sandſtraße 24.
Radioapparate geſucht. Verſchiedene Schützlinge des
Heſſi=
ſchen Fürſorgevereins für Krüppel, die körperbehindert ſind und
dauernd zu Bett oder im Lehnſtuhl liegen müſſen, haben gebeten,
zu vermitteln, daß ihnen Radioapparate geſpendet werden.
Viel=
fach werden von Mitbürgern moderne Geräte beſchafft, ſo daß
an=
dere, die noch leiſtungsfähig ſind, überflüſſig werden. Der Verein
iſt für freundliche Spende derartiger Geräte zu dem genannten
Zwecke dankbar und läßt ſie auf Wunſch (Poſtkarte genügt) gerne
abholen. ( Heſſ. Fürſorgeverein für Krüppel, Darmſtadt,
Steuben=
platz 13.)
Wäsche kauten? Keine Bange,
Wäsche hält noch mal so lange,
und das Waschen ist so leicht,
wenn mit BURNUS eingeweicht.
Die grosse schmutzlösende Wirkung des BURNUS beruht auf seinem
Gehalt an Enzymen id. s. Verdauungssäftel. Diese Enzyme haben die
Eigenschaft, den Schmutz gleichsam zu verdauen, können aber ihrer
ganzen Natur nach niemals die Wäschefaser angreifen. BURNUS ist in
einschlägigen Geschäften erhältlich in Dosen zu 20 und 49 Rpf.
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verfahren kostenlos durch die AUGUSTIACOBI A.G., DARMSTADI
Seite 6 — Nr. 17
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Januar 1933
Beſuch im Darmſtädter Kriminalmuſeum.
Das Syſtem der „Kaſten”. — Auch ein „Dienſt am Kunden” —aber am unfreiwilligen. — Das
Fingerabdruck=
verfahren. — 2as Panoplikum der corpora delicki.
Das Kriminal-Muſeum,
eine ſeltſame „Lehrmikkelſammlung”.
Nicht anders wie eine Geſchäftskartei, die den „Dienſt am
Kunden” organiſieren und erleichtern ſoll! Das iſt der erſte
äußer=
liche Eindruck, den das Syſtem von kleinen Käſten an den
Schmal=
wänden einiger verwinkelt liegender Räume im
Polizeigebäude=
komplex an der Wilhelm=Gläſſing=Straße macht. Wer dort
frei=
willig eintritt — nicht als „Vorgeführter” oder „Geladener”
ſon=
dern als Eingeladener wie jüngſt eine Gruppe von
Preſſevertre=
tern — der fragt wohl zunächſt mit einem Unterton gelinder
Ent=
täuſchung: Hier alſo werden die „Kunden” des
Landeskriminal=
amtes „bedient”? Und doch iſt es, wie der Beſucher ſich dann bald
überzeugen kann, ein ſehr gründlicher Dienſt. der hier geübt wird
— und dem Betroffenen unter Umſtänden ein Dampfbad erſetzen
kann.
Der Rechtsbrecher wird ſich aber meiſtens gar nicht perſönlich
hierher bemühen müſſen. Es genügt, daß ſein „Fall” dem Amt
zur Bearbeitung vorliegt, eine Tatmeldung oder eine Perſona!
beſchreibung, ſei es nun ein Raubmord oder eine kleine
Schwin=
delei. Geld= oder Urkundenfälſchung, Totſchlag oder
Körperver=
letzung. Hochſtapelei oder Heiratsſchwindel. Sittlichkeitsdelikt oder
Brandſtiftung, Treſoreinbruch oder Fahrraddiebſtahl — letzteres
eine Sache, die immer noch lebhaft „gefragt” iſt. Da hat nun ſo
ein unglückſeliges Menſchenkind oder ein alter Landſtreicher oder
aber ein „ſchwerer Junge” die Spuren ſeiner Tat mit größter
Sorgfalt verwiſcht, ja, nehmen wir einmal an, er hat ſogar jene
berühmte kleine Unachtſamkeit, die faſt bei jeder Miſſetat
unter=
läuft, glücklich vermieden, und fühlt ſich infolgedeſſen ganz ſicher.
Mit der kühlen Geläufigkeit des Fachmannes zielt der LKP.=
Beamte den einen oder anderen Kaſten auf, entnimmt ihm
be=
ſtimmte Karten, auf denen ganz wie bei einer
Geſchäftsorgani=
ſation oder einem Berufsverband die bunten kleinen „Reiterchen”
ſitzen und ihre geheimnisvollen, nur für das Ohr des Kundige
ſprechenden Ausſagen machen, und ſchon, ſind ſie im Sinne des
Kriminaliſten poſitiv, zieht ſich das Netz über dem Kopf des noch
Erfahndeten oder ſchon Gefaßten unheilvoll zuſammen.
Jeder Verdächtige, insbeſondere der „gewerbsmäßige”, wird
hier zwiſchen den ſinnvoll angeordneten Horizontal= und
Vertikal=
reihen der ſich ergänzenden Karteien ſolange „geſiebt”, bis er, iſt
er ſchuldig, irgendwo hängen bleibt. „Oder auch nicht!“ — ſo hofft
ſchließlich jeder, den es angeht. Aber gerade die „
Gewohnheits=
mäßigen” wiſſen aus Erfahrung: hat man ſie erſt, ſo ſind ſie auch
bald „eingeordnet” und gerichtsreif, und daß man ihrer mit
hoch=
prozentiger Wahrſcheinlichkeit habhaft wird, dafür ſorgt außer
dem Fahndungs= und Nachrichtendienſt auch die Kartei. Und wenn
gar der Beamte in einem anderen Raum, z. B. einem alten
Schwindler, der gerade eben noch überlegen lächelnd ſein Alibi
nachgewieſen” hat. mit dem freundlichen Erſuchen nahetritt, ſeine
Fingerſpitzen in ein wenig Druckerſchwärze und dann auf ein
Pa=
vier zu legen, ſo wird er oft ohne weiteres klein beigeben und
reſigniert abwehren: „Nicht nötig, ich will geſtehen!“
Das Fingerabdruckverfahren, die Daktyloſkopie, fand ſchon
ſeit langem im Fernen Oſten Anwendung, während man in Europa
noch nach den Theorien Lombroſos oder wie ſeit 1882 in
Frank=
reich, viel ſpäter noch auch bei uns mit den unzuverläſſigen
Meß=
methoden Bertillons arbeitete. Heute hat das daktyloſkopiſche
Verfahren internationale Geltung erlangt, weil unter den
zahl=
loſen Proben von Fingerlinienbildern noch niemals auch nur
zwei übereinſtimmende entdeckt worden ſind. Ueberdies hat das
Ver=
fahren auch den Vorzug der Billigkeit. In der Sammlung von
Bildvergrößerungen ſieht man zwei verblüffende Gegenbeiſpiele:
Erſtens die Photographien einer lebenden und einer toten Frau,
zwiſchen denen der Laie keine Aehnlichkeit findet; erſt die
Finger=
abdrücke beweiſen ihre Identität. Zweitens die Aufnahmen von
erwachſenen Zwillingen, die ſich völlig gleichen, während die
Fingerlinienkurven durchaus verſchieden ſind.
Damit ſind wir bereits in das „Kriminal=Muſeum” gelangt.
das eigentlich eine Lehrmittelſammlung als Anſchauungsmaterial
zur Aus= und Fortbildung von Kriminalbeamten iſt. Was es dort
alles zu ſehen gibt, kann hier nur aufgezählt werden: Von
Ver=
brechern hergeſtellte oder benutzte eorpora delioti, insbeſondere
Waffen jeder Form und Art. Ein= und Ausbrecherwerkzeug.
Ur=
kunden= und Münzfälſchungsmaterial. Bomben. Höllenmaſchine
und Brandſtiftungsapparat. Material zur Ausdeutung von
Fin=
ger=, Blut= und ſonſtigen Spuren, Skizzen. Großaufnahmen, Holz=
und Givsmodelle von Mordtatorten und Leichen (Sprendlinger
und Mörlenbacher Mord), ferner von Selbſtmorden, Flugzeug=
und anderen Verkehrsunfällen, Tafeln mit Kopftypen oder zur
Ohrenvergleichung. Abgüſſe von Fuß= und Wagenſpuren, nach dem
„Moulage”=Verfahren hergeſtellte Geſichtsmasken und
Glieder=
reproduktionen u. v. a. m.
Wie für photographiſche Aufnahmen und Vergrößerungen,
denen eine hohe kriminaltechniſche Bedeutung zukommt, ſo ſind
auch für Echtheitsprüfungen von Schriften und Schmuck mittels
Quarzlampe ſowie für die Vornahme der „Moulage” beſondere
Ateliers vorhanden. Dieſes Verfahren, an Stelle, der früheren
Gipsabdrücke, gibt nicht nur die feinſten Linien und Voren der
Evidermis wieder, ſondern geſtattet auch naturgetreue
Wundnach=
bildungen mit einer alabaſterähnlichen Maſſe, deren
Zuſammen=
ſetzung von dem ſchweizeriſchen Fabrikanten geheimgehalten wird.
Photographien, Skizzen und Modelle werden auch den
Staats=
anwaltſchaften geliefert, um womöglich den Gerichten zeitraubende
Lokaltermine zu erſparen. An noch nicht erkannten Toten muß
vor der Bildaufnahme häufig eine „Leichentoilette” vorgenommen
werden, um ſie lebensähnlicher zu machen. Dazu gehört Friſur,
Säuberung und Vernähung von Wunden. Korrektur von
Ver=
zerrungen. Augenerſatz u ä — Unter den Modellen befindet ſich
übrigens auch die große Nachbildung der Häuſergruppen rund um
den „Langen Ludwig”, die 1926 auf der Berliner
Polizeiausſtel=
lung zu ſehen war.
„Das Landeskriminalamt iſt im Frühjahr 1930 aus der ſieben
Jahre früher entſtandenen heſſiſchen Kriminalzentrale durch
Neu=
organiſierung und Ausſtattung mit den erwähnten modernen
Hilfsmitteln hervorgegangen. Zu ſeinen Aufgaben gehört —
neben der Verwaltung und einer ſelbſtändigen politiſchen
Abtei=
lung — der Erkennungs=, Fahndungs= und Nachrichtendienſt. Von
ſämtlichen Polizeibehörden Heſſens laufen hier die Meldungen,
insbeſondere von ſolchen Straftaten zuſammen, hei denen der
Ver=
dacht der Gewerbsmäßigkeit beſteht, ferner alle Vermißtenanzeigen
und Meldungen von Leichenfunden, die ſo miteinander verglichen
werden können. Die Wanderungen, von Betrügern.
Schwerver=
brechern. Zigeunern. Landſtreichern. Ausreißern können auf der
Landkarte nachgezogen und zweckdienlich ausgewertet werden.
Ge=
räuſchlos werden im Karteiennetz Fäden entwirrt und geknüpft.
Außerdem verfolgt man ſtändig die Fahndungs= und
Nachrichten=
blätter des In= und Auslandes und tauſcht Material aus.
Angegliedert iſt dem zentralen Landesamt eine
Ermittlungs=
abteilung, wie ſie auch die Städte Mainz, Offenbach, Worms und
Gießen aufzuweiſen haben. Dieſe LKP.=Stellen dienen als
exekutive Stützpunkte für die einzelnen Landesteile. Sie ſorgen
für Spurenſicherung, ſuchen Licht in das häufige Problem:
Un=
glücksfall. Selbſtmord oder Mord? zu bringen und leiſten
über=
haupt die wichtigſte Vorarbeit für die Staatsanwaltſchaften. 4.2.
Schwurgericht.
An. Unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit verhandelte, das
Schwurgericht am Montag gegen den 37jährigen
Naturheil=
kundigen, wie er ſich nennt, Albert Berold wegen
ge=
werbsmäßiger Abtreibung und gegen ſeine um 5
Jahre ältere Frau wegen Beihilfe dazu. Der Angeklagte
war von Beruf Stubenmaler geweſen. Da er aber, wie er ſagte,
ſich zum Naturheilkundigen „berufen fühlte”, gab er ſeinen alten
Beruf auf und begann zunächſt mit dem Verkauf von hygieniſchen
und kosmetiſchen Mitteln. Bei ſeinen Reiſen lernte er ſo die
Frauen kennen, die ihn bei Gelegenheit um einen guten Rat
baten und denen er es vielleicht auch andeutete, daß er für gutes
Geld ihnen in der Not helfen könne. 68 Fälle ſtehen unter
An=
klage, wahrſcheinlich ſind es aber noch viel mehr Fälle, die indeſſen
nicht geklärt werden konnten. Beſonders ſchwer liegt ein Fall, in
dem er die Abtreibung bei einer im 8. Monat Schwangeren
vor=
nahm und wo das Kind noch lebend zur Welt kam. Er behauptet,
das Kind ſei nicht lebensfähig geweſen und auch unmittelbar
danach geſtorben, aber der Verdacht der vorſätzlichen Tötung des
Kindes liegt ſehr nahe, konnte jedoch nicht einwandfrei
nachgewie=
ſen werden. Das Gericht erkennt gegen Abend auf drei Jahre
Zuchthaus abzüglich vier Monaten Unterſuchungshaft und
außerdem auf eine Geldſtrafe von 50 RM., da er auf ſeinen
Gän=
gen einen Revolver bei ſich trug und der Waffenſchein, den er
be=
ſaß, ſeit zwei Jahren keine Gültigkeit mehr hatte. Die Frau
wird freigeſprochen, da das Gericht der Anſicht iſt, daß ſie,
wenn ſie ihrem Mannirgend etwas ausrichtete oderübergab, nicht das
Bewußtſein hatte, ihm bei ſeinen ſtrafbaren Handlungen behilflich zu
ſein. Sie leugnete von Anfang an jede Beihilfe, ſie ſei im
Gegen=
teil ſehr unglücklich darüber geweſen und habe des öfteren verſucht,
ihren Mann davon abzubringen. Das Urteil wird rechtskräftig.
Der Darmſtädter Bicycle=Club 1883 hielt einen
Familien=
kaffee mit Preisverteilung ab. Der 1. Vorſitzende, Herr Thümmel,
begrüßte die zahlreich Erſchienenen aufs herzlichſte. Nach
Been=
digung des Familienkaffees nahm Herr Thümmel und Herr Daum
die Preisverteilung vor. Es wurden viele Mitglieder für
Wan=
derfahren, Schnitzeljagd und Beſuch der Klubabende ausgezeichnet.
Das Doppelquartett Rheingold verſchönte das gutverlaufene Feſt
mit einigen wohlgelungenen Chören, ebenſo erfreute Herr Gg.
Ußner die Gäſte mit einigen Solovorträgen.
Im Union=Theater ſtartet ab heute der größte Ufa=Tonfilm
des Jahres „F. P. 1 antwortet nicht” Bekanntlich wird hier ein
Stoff von einzigartiger Kühnheit behandelt: der Bau und der
Verkehr auf einer künſtlichen, von Menſchenhand geſchaffenen
In=
ſel im Ozean als Flugſtützpunkt im transatlantiſchen
Flugver=
kehr — ein Kunſtwerk, das heute ſchon durchaus in
Mirklichkeits=
nähe rückt, zweifellos ein techniſches Problem von unerhörteſten
Ausmaßen. Der Film wurde nach dem bekannten gleichnamigen
Roman von Siodmack gedreht, Regie führte Carl Hartl. Hans
Albers, der blonde Junge, und — was den Film für Darmſtadt
intereſſant macht — die hier bis vor kurzem am
Landesthea=
ter tätig geweſene Sybille Schmitz ſind die Hauptdarſteller. In
weiteren Hauptrollen ſind Paul Hartmann, Peter Lorre Hermann
Speelmanns. Paul Weſtermayer u. a. beſchäftigt. Jugendliche
haben Zutritt.
Die Helia=Lichtſpiele bringen nur noch heute und morgen
die entzückende Tonfilmkomödie „Eine Stadt ſteht Kopf”, nach
Gogols „Reviſor”. Guſtav Gründgens, der vielſeitige,
tempera=
mentvolle Darſteller, führte die Regie, und in den Hauptrollen
ſind Jenny Jugo. Hermann Thimig, Szöke Szakall. Heinrich
Schroth, Berthe Oſtyn, Fritz Kampers u. v. a. beſchäftigt. Die
Muſik ſtammt von Miſcha Spolianſky.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage ein
Aufſehen erregendes Doppelprogramm, und zwar den ſpannenden
Senſationstonfilm aus dem Wilden Weſten „Tom Keene und ſein
kleiner Kamerad”, und im 2. Teil Camilla Horn und Paul
We=
gener in „Fundvogel”, ein Film nach dem gleichnamigen Roman
von Hanns Heinz Evers. Dazu das gute Beiprogramm.
— „Heſſemag‟ Heſſiſche Malereinkaufsgenoſſenſchft e. Gm.b.H.,
Darmſtadt. Luiſenſtraße 6. Aus Anlaß des 25jährigen Beſtehens
am 16. Januar der obigen Genoſſenſchaft hat der Aufſichtsrat
und Vorſtand am Grabe des 1930 verſtorbenen Juſtus Weber,
des Schöpfers und Führers der Genoſſenſchaft, eine ſchlichte
Gedenkfeier mit Kranzniederlegung veranſtaltet. Der
Aufſichts=
ratsvorſitzende. Herr Ludwig Hahn, würdigte hierbei in warm
empfundenen Worten die hervorragenden Verdienſte die der
Ver=
ſtorbene in ſeiner Führereigenſchaft in ſo hohem Maße bewieſen
hat. Die würdige ſchlichte Feier hat auf die Anweſenden einen
erhebenden Eindruck gemacht.
— Der Bund der techniſchen Angeſtellten und Beamten,
Orts=
verwaltung Darmſtadt, hielt ſeine Jahreshauptverſammlung ab.
Zu Beginn wurde eine Ehrung von zwei Kollegen
vorgenom=
men, die auf eine 25jährige ununterbrochene Mitgliedſchaft
zurück=
blicken konnten. Eine Ehrenurkunde der Hauptverwaltung, ſowie
die ſilberne Bundesnadel wurde den Jubilaren mit
anerkennen=
den Worten ſeitens des 1. Vorſitzenden überreicht. Leider wurde
im Jahre 1932 auch ein Kollege durch den Tod aus unſeren
Reihen geriſſen, deſſen Andenken durch Erheben von den Sitzen
geehrt wurde. Nach einigen geſchäftlichen Mitteilungen und
Be=
richt des Vorſtandes über die Tätigkeit im verfloſſenen Jahre
wurde demſelben einſtimmig Entlaſtung erteilt. In der
nach=
folgenden Wahl wurde der alte Vorſtand, mit Ausnahme einiger
Ergänzungen der Beiſitzer, wiedergewählt.
— Sonderfahrt zu den Ski=Wettkämpfen. Die Deutſche
Reichs=
poſt in Arbeitsgemeinſchaft mit dem Verkehrsverein Darmſtadt
als Vertteter des Mitteleuropäiſchen Reiſebüros beabſichtigt, auf
Wunſch von Samstag, dem 21., bis Montag, dem 23. Januar,
eine dreitägige Sonderfahrt zu den Ski=Wettkämpfen bei
Baiers=
bronn und Freudenſtadt im Schwarzwald auszuführen.
Lieb=
habern des Skiſports iſt Gelegenheit gegeben, am Sonntag, dem
22., intereſſanten Wettkämpfen des Skiſports beizuwohnen,
ſo=
wie dem Skiſport zu huldigen. Auch die Fahrt durch den
Schwarz=
wald im geheizten Kraftomnibus wird zur Winterszeit ihre
be=
ſonderen Reize haben. Für preiswerte und gute Unterkunft wird
geſorgt. (Siehe heutige Anzeige.)
Ebus=Tee macht ſchlank! Us
ärztl. empfohl, wohlſchmeck. Gewichtsabnahme von 15—20 Pfd. in
Kürze. ℳ1.50. (Verſtärkt 2.—), in Apoth. u. Drog. Verſuch überzeugt!
Lokale Veranſtalkungen.
— Beim Bockbierfeſt im Reſt Bender,
Eliſabethen=
ſtraße 23, ſpielen die vier „Raffkinis”. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Vereinskalender.
— Waiſenſchutz Darmſtadt. Hauptverſammlung am
Donnerstag, den 19. Januar, im Vereinslokal, Brauerei zum
Heſ=
ſiſchen Hof.
Togesklender fie Derstech, den 1i. Janur Lit.
Union=Theater: „F. P. 1 antwortet nicht” — Helia=Lichtſpiele:
Palaſt=Lichtſpiele: „Tom Keene
„Eine Stadt ſteht Kopf”
Reſtaurant
und ſein kleiner Kamerad” und „Fundvogel”
Bender: Konzert. — Vortragsſaal des Städt. Gaswerks.
Eliſa=
bethenſtraße 25½, 17 Uhr: Vortrag „Modernes Waſchen”.
Realgymnaſium, 20½ Uhr: Schauſpieler Kurt Weſtermann:
Aus den Werken Dr. N. Welters.
Aus Heſſen.
Der 13. Liederkag in Eberſtadl.
F. Es war der 13. Liedertag, der wieder einmal die Sänger
unſerer 7 hieſigen Geſangvereine auf den Plan rief. Bravo, ihr
Sängerinnen und Sänger, für den bereiteten einzigartigen
Ge=
nuß! Was ihr in ſchwerer Zeit geſungen am 13. Liedertag von
Gott und dem Erdentum, vom Himmel und von der Sonne, von
Wäldern und Blumen, vom Morgenrot und der ſtillen Nacht, von
Heimweh und Leid, von Heimat, Volk und Vaterland, es drang
tief, ſehr tief in die Herzen, tröſtend und erfreuend, und baute in
ſinniger, edler Reinheit Brücken der Freundſchaft vom Saal zur
Bühne, von uns Zuhörern zu euch, ihr lieben Sänger! Eure
Lieder grüßen und euch danken wir!
Die Geſangsvorträge aller Vereine zeichneten ſich durch tiefe
Beſeelung des Vortrages, Intonation, Harmonie und Takt aus
und hinterließen einen ſehr günſtigen Geſamteindruck. Das
Pu=
blikum zeigte ſich in höchſtem Maße befriedigt und ſpendete
leb=
haft den wohlverdienten Beifall.
Pfarrer Weißgerber dankte in ſeiner Eigenſchaft als
Vorſitzender der örtlichen Winterhilfe für den Reinerlös, der nach
einem Beſchluß des Liedertagausſchuſſes der Winterhilfe zufließen
ſoll, und verband damit den Dank an ſämtliche mitwirkenden
Vereine für ihre Mithilfe im Dienſte einer guten und edlen Sache.
Nach einer Begrüßungsanſprache durch Rektor=Becker,
Vor=
ſitzender des ſtändigen Ausſchuſſes der örtlichen Liedertage,
eröff=
nete der Muſikverein „Edelweiß” unter der Leitung ſeines
Diri=
genten Karl Geißler die Veranſtaltung mit der Ouvertüre zu
„Dichter und Bauer” von Suppé. Hieran reihten ſich die
Einzel=
chöre der Geſangvereine.
Es ſangen wie folgt: 1. Kirchenchor (Dirigent: Wilhelm
Pfeiffer): „Feſtgeſang” von Gluck: 2. Geſangverein „
Ger=
mania” (Dirigent: Metzner): „Volk” von Heinrichs; 3.
Ge=
ſangverein „Sängerluſt” (Dirigent: Georg Herbert=
Pfung=
ſtadt): „Sonnenaufgang” von Merterer; 4. Geſangverein „
Män=
nerquartett Harmonie‟ (Dirigent: Lehrer Karl Knöß): „
Land=
erkennung, (mit Orcheſterbegleitung) von Grieg; 5. Geſangverein
„Frohſinn” 1842 (Dir.: Lehrer Born=Darmſtadt): „Weberlied‟
(mit Klavierbegleitung) von Armin Knab; 6. Geſangverein „
Lie=
derkranz” (Dirigent: Paul Horan): „Die Waldquelle” von L.
Baumann; 7. Volkschor (Dirigent: Chormeiſter Dominikus
Kiſ=
ſel=Gernsheim): „Morgenrot” von Otto de Nobel.
Den zweiten Teil des Programms leitete „Edelweiß” mit der
Fantaſie „Romanesca” von Zikoff ein. Im erſten Gruppenchor
ſangen „Frohſinn”, „Sängerluſt” und „Liederkranz” die beiden
Chöre: „Ach du klarblauer Himmel” von Silcher und „
Wander=
ſchaft” von K. Zöllner, im zweiten Gruppenchor „Männerquartett
Harmonie” und „Germania”: „Stilles Tal”, von Böhme und
Morgenwanderung” von Sonnet. Der Kirchenchor (gemiſchter
Chor) wartete hier mit der Volksweiſe „Waiſenklänge” und dem
Liede „In ſtiller Nacht” von J. Brahms, der Volkschor (gemiſchter
Chor) mit den beiden Liedern: An der Wolga” von Felix
Mal=
den und „Zigeunerleben” (mit Klavierbegleitung) von R.
Schu=
mann auf. Mit dem „Heil=Europa”=Marſch fügte der Muſikverein
Edelweiß” den Schlußſtein unter den allen Teilnehmern noch
lange im Gedächtnis bleibenden 13. Liedertag.
Dd. Arheilgen, 16. Jan. Generalverſammlung. Die
hieſige Ortsgruppe des Junglandbundes hielt am Samstag ihre
Generalverſammlung ab. Die Wahl des Vorſtandes ergab die
Wiederwahl von Peter Völger zum 1. Vorſitzenden. Es wurde
weiterhin beſchloſſen, am 2. April ds. Js. ein größeres Reitturnier
abzuhalten.
C. Ober=Ramſtadt, 16. Jan. Von der Winterhilfe.
Die Spendenſammlung für die Winterhilfe hatte ein gegen das
Vorjahr weit niedrigeres Ergebnis. Zu umfangreichen
Anſchaf=
fungen und Verteilungen wie im Vorjahr reichten deshalb die
Mittel nicht aus, und der Ausſchuß entſchloß ſich daher in erſter
Linie zu einer zweckentſprechenden Betreuung der notleidenden
Kleinen in Form einer Kinderſpeiſung. Die Speiſung iſt jetzt ſeit
einer Woche im Gange und ſoll, ſolange die Mittel reichen,
min=
deſtens mehrere Wochen, durchgehalten werden. Die an der
Spei=
ſung teilnehmenden Kleinen laſſen ſich das tägliche warme
Früh=
ſtück ſehr gut munden. Je mehr Mittel dem Winterhilfeausſchuß
zur Verfügung ſtehen, je länger kann dieſe ſegensreiche
Einrich=
tung der Kinderſpeiſung aufrecht erhalten werden. Weitere
Geld=
ſpenden für dieſen Zweck — und ſeien ſie auch noch ſo klein —
wer=
den deshalb von dem Vorſitzenden des Ausſchuſſes, Herrn Pfarrer
Nürnberger, jederzeit dankend entgegengenommen.
An. Groß=Zimmern, 16. Jan.
Landbundyerſamm=
lung. Am Sonntag hatten ſich weit über 100 Kleinbauern im
Ludwigsſaal verſammelt, um Stellung zu nehmen zu dem von dem
heſſiſchen Staat beabſichtigten Verkauf des fiskaliſchen Geländes
in hieſiger Gemarkung. Es wurde erneut betont, daß den
Klein=
bauern zurzeit ein Kauf der fiskaliſchen Aecker unmöglich dieſes
Land aber zum Erwerb unbedingt notwendig ſei. Als Referent
war der Landtagsabgeordnete Glaſer erſchienen, der in dieſer
Sache bereits Schritte bei der Regierung im Intereſſe der Bauern
unternommen hat. Es wurde den derzeitigen Pächtern verſichert,
daß ein Verkauf dieſer beſagten Aecker jetzt nicht ſtattfindet. Das
an die Kleinbauern verpachtete Gelände wird verpachtet wie
frü=
her. Bei einem eventuellen Verkauf muß die Pachtzeit
ausgehal=
ten werden. Als zweiter Redner ſprach Herr Weber von der
Ge=
ſchäftsſtelle des Landbundes über den Erwerb und die
Verwen=
dung von Steuergutſcheinen. — Feſte 1933. In dieſem Jahre
werden in Groß=Zimmern zwei größere Feſte gefeiert. Dem
hieſi=
gen Tv. 1863 wurde die Abhaltung des diesjährigen Gauturnfeſtes
des Odenwaldgaues (D.T.) übertragen, das nun auf den 25. Juni
feſtgelegt wurde. Vierzehn Tage ſpäter, am 9. Juli, hält die
Frei=
willige Feuerwehr ihr 10jähriges Stiftungsfeſt ab, das mit dem
Kreisfeuerwehrtag verbunden wird. — Hohes Alter. Herr
Valentin Held 1. beging am Sonntag in körperlicher und geiſtiger
Friſche ſeinen 82. Geburtstag.
k. Dieburg, 16. Jan. Vom Karneval. Prinz Karneval,
der allhier viele Anhängerinnen und Anhänger hat, wird in
die=
ſem Jahre ſeine Herrſchaft mit einer Wohltätigkeitsveranſtaltung
zugunſten der Winterhilfe antreten. Es findet zu dieſem Zwecke
eine Damen= und Herrenſitzung am 5. Februar ſtatt, zu der
nam=
hafte Karnevalsredner und Humoriſten ihre Mitwirkung
zuge=
ſagt haben. Am Faſtnachtsſonntag wird im „Weißen Roß” ein
Kinder=Maskenball veranſtaltet. Eine Kappenjahrt veranſtaltet
der Karnevalverein am Faſtnachtsdienstag.
Bz. Reinheim, 16. Jan. Hohes Alter. Am Mittwoch, den
18. ds. Mts., feiert Herr Heinrich Schäfer in voller geiſtiger und
körperlicher Geſundheit ſeinen 80. Geburtstag. Schäfer iſt eines
von denen, die in Reinheim in der bis in die neunziger Jahre
hinein blühenden Knopfdreherei ſelbſtändig tätig waren.
* Erbach i. O., 16. Jan. Am 10. Januar konnte Herr Jakob
Wörner, Beſitzer des Erbacher Brauhauſes in Erbach i. O.,
ſei=
nen 60. Geburtstag begehen. Schon in den ſrüheſten
Jugend=
jahren übernahm Herr Jakob Wörner nach dem allzufrühen Tode
ſeines Vaters die elterliche, damals noch ſehr kleine Brauerei.
Durch ſeinen äußerſten Fleiß und ſeinen eiſernen Willen baute er
in raſtloſer Tätigkeit die Brauerei zu einem modernen,
fortſchritt=
lichen Betrieb aus, wie er im Odenwald einzig daſteht. Nicht nur
ſeinem Unternehmen, ſondern auch öffentlichen und fachpolitiſchen
Intereſſen hat Herr Jakob Wörner ſein vielſeitiges Wiſſen und
Können jederzeit bereitwilligſt zur Verfügung geſtellt. So gehört
Jakob Wörner ſchon lange Jahre als Mitglied dem Gemeinderat,
dem Ortsgericht und als Vorſtandsmitglied der Bezirksſparkaſſe
Erbach an. Im Deutſchen Brauerbund iſt Herr Jakob Wörner
Ausſchußmitglied, im Weſtdeutſchen Brauerbund
Vorſtandsmit=
glied und ſeit Gründung des Odenwälder Brauerbundes
Vorſitzen=
der desſelben. Die überaus zahlreichen Glückwünſche an den
Ju=
bilar zu ſeinem Wiegenfeſte legen beredtes Zeugnis von ſeinem
unermüdlichen Wirken und Schaffen im Dienſte für ſein Werk und
die Allgemeinheit ab.
— Ober=Moſſau, 16. Jan. Frau Katharina Schloßmacher
be=
geht in voller Rüſtigkeit und Geſundheit am 18. ds. Mts. ihren
81. Geburtstag.
Ca. Lorſch, 16. Jan. Ausſtellung. Eine intereſſante
Schau bot der Kaninchen= und Geflügelzuchtverein ſeinen
zahlrei=
chen Beſuchern. Neben 142 Haſen und Kaninchen waren rund 50
Hühner, Enten, Tauben, Faſane zu ſehen. Beſonderes Intereſſe
erregte eine Edelpelztierzucht einer Bensheimer Tierfarm, in der
man Nutrias, Marder, Nerze, Oppoſſums, Iltiſſe und Waſchbären
bewundern konnte.
Bei Unbohagen
und Schmorzen
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Dfenstag, 17. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 17 — Seite 7
*Oekorierungsfeſt des Odenwaldklubs Dariſtadt.
Kein Berzagen, kroh ſchwerer Zeit „Friſch auf!” — Ein Odenwaldklub=Feſt in neuem Rahmen.
Ehrung von 162 Gekreuen.
Gebot höchſter Sparſamkeit zwang den Darmſtädter
Oden=
waldklub. mit einem alten, ſchönen Brauch zu brechen. Das
Deko=
rierungsfeſt in Darmſtadts Mauern, das volkstümlichſte aller Feſte.
iſt nicht mehr. Die Ehrung der Getreuen wurde deshalb an den
Schluß der erſten Wanderung im neuen Jahr gefügt. Dieſe, von
den Herren L. Bauer und W. Hofmann trefflich
vorbe=
reitet führte auf neuerſchloſſenen, überraſchenden Wegen von Ober=
Ramſtadt über Rodau nach Lichtenberg. Den Führern, dankte
Direktor Schrauth beim Mittageſſen im Gaſthaus
Schell=
haas, das an dieſem Tage wiederum ſein Beſtes bot und auch
am Nachmittag dem Andrang der Maſſen in jeder Weiſe
ge=
wachſen war. Es mögen gegen 500 Perſonen geweſen ſein, die den
tannengeſchmückten Kaiſerſaal füllten, um der Auszeichnung der
Kämpen beizuwohnen. Nach herzlicher Begrüßung der erſchienenen
Ortsgruppen Lützelbach, Groß=Bieberau, Brensbach. Ernſthofen,
Reinheim, Ober=Ramſtadt, Lichtenbera und Frankfurt und
ſin=
niger Deutung des Grußes „Friſch auf” ſprach der 1. Vorſitzende,
Profeſſor Dr. Köſer, über Sinn und Wert der Heimatliebe und
ſchloß mit einer begeiſterten Huldigung an das Vaterland.
Dar=
nach überbrachte er dem anweſenden Odenwaldmaler Profeſſor
Johannes Lippmann, dem Mann der Arbeit, „der Menſch
und Tier bei der Arbeit auf dem Urgrund der Odenwälder
Land=
ſchaft meiſterlich dargeſtellt hat”, die herzlichſten Glückwünſche zum
75. Geburtstag. Nach einer Begrüßung der Gäſte durch
Bürger=
meiſter Schellhaas, der als Gemeindeoberhaupt und als
Vor=
ſitzender der Ortsgruppe ſprach, kürzte ein buntes Programm in
raſchem Wechſel die Stunden echter Geſelligkeit. Heinz
Schell=
haas bot in Odenwälder Mundart einen gereinten Willekumm,
Lichtenberger Schulkinder ſangen innig und ſchlicht alte Weiſen.
Nach der einheimiſchen Jugend, die die ſchmucke Tracht der
Oden=
wälder trug, zeigte die Geſangsabteilung Lichtenberg wiederum
ihr hohes Können, bald unter Leitung des früheren Dirigenten
Kuſchke bald geführt von dem jetzigen Chormeiſter
Hof=
mann. Außerdem erklangen prächtige Chöre der
Geſangsabtei=
lung Darmſtadt, um die ſich Muſiklehrer Volz große Verdienſte
erworben hat. Viel Beifall fanden die mit Anmut und
Stimm=
kultur vorgetragenen Lieder von Frl. Blumenfeld, die
ern=
ſten und heiteren Geſänge des bekannten Rudolf Fey, die
weiſen Schelmenweiſen des Lehrers Hofmann, der ſich auf der
Laute begleitete, und Stürme des Lachens erregte wieder
Hein=
rich Gutkäſe. In humorvollen Verſen ſchilderte der Wanderer
Trippel Mühe und Erfolg der Führer des vergangenen Jahres.
In ſo viel Fülle von Wort und Sang warfen Aenne und
Milly Reiß vom Landestheater ihre ſchmiſſigen Tänze, deren
Wiederholung ſtürmiſchen Beiſall erzwang. Den Höhepunkt des
Tages bildete die Dekorierung von 162 Wanderern durch den
1. Vorſitzenden, der jeder Gruppe einen poetiſchen Geleitſpruch
mit=
gab, während Odenwälder Mädchen die Auszeichnungen
überreich=
ten. Noch nie konnte eine ſolche Zahl von Wanderern geſchmückt
werden. Das erfreuliche Jahresergebnis zeigt, daß Not und
Ar=
mut der Zeit die Anhänger des Odenwaldklubs enger und feſter
zuſammenfügt denn je, der dem Sehnen nach echter und reiner
Freude im Umgang mit unſerer gottgeſegneten Heimatnatur
ge=
recht wird und die Sorgen des Alltags in wirklichen Sonnentagen
vergeſſen läßt. Zum Schluß ſei noch erwähnt, daß die unermüdliche
Kapelle Breitwieſer, die viel zur Stimmung beitrug, zum
Tanze einlud, als ein gut geregelter Autoverkehr die Gäſte nach
Darmſtadt zurückfuhr.
Es wurden dekoriert insgeſamt 162
Wan=
derer, davon zum 1. Male 18, zum 2. Male 19, zum 3. Male
16, zum 4. Male 13, zum 5. Male 8, zum 6. Male 11, zum 7. Male
13. zum 8. Male 12. zum 9. Male 6 Wanderer. — Zum 10. Male
wurden dekoriert: 1. A Becht, 2. E. Daum. 3. Wilh. Hofmann I
4. K. Kohlbacher, 5. L. Lohnes 6. H. Rohrmann. — Zum
11. Male: 1. G. Gilbert, 2. H. Heudorf, 3. J. Meyer 4. H.
Retzer, 5. P. Rothamel, 6. F. Tillmann. — Zum 12. Male:
1. W. Heil, 2. H. Kammer, 3. H. Krauskopf, 4. O. Kürſchner,
5. A. Kurz, 6. G. Pullmann, 7. A. Salomon, 8. K. Schembs,
9. V. Seihert, 10. K. Zimbrich. — Zum 13 Male: 1. P Bertſch,
2. N. Dingeldein, 3. O. Dörr, 4 R. Fiſcher, 5. Th. Leh, 6. F. Merck,
— Zum 14. Male: 1. A. Fritz, 2. J. Groß. — Zum
15. Male; 1. A. Feidel, 2. A. Reeg. — Zum 16. Male;
4. K. Heinzerling. — Zum 17 Male: 1. W. Berntheiſel,
2. P. Elſner, 3. W. Straub, 4. K. Wehnert. — Zum 18 Male:
1. G. Vollhard. — Zum 19. Male: 1. F. Bär, 2 R. Klump.
Zum 20. Male: 1. L. Wolf — Zum 21 Male:;G.
Behrmann, 2. K. Henning, 3. J. Kauter, 4. W. Notti. — Zum
23. Male: 1.L Bauer. — Zum 27. Male: 1. G. Böcher.
Aus dem Heſſiſchen Sängerbund.
Erſte vorbereilende Sihung für die erſte Heſſiſche
Sängerwoche.
Darmſtadt. 16. Jan. Am Samstag fand im Bahnhofshotel in
Darmſtadt die erſte Sitzung des Ausſchuſſes zur Vorbereitung der
Heſſiſchen Sängerwoche ſtatt, die erſtmals am 7. und 8. Oktober
1933 in Darmſtadt veranſtaltet wird. Der Sitzung wohnten bei
der Bundesvorſitzende Miniſterialrat Dr. Siegert, der Vorſitzende
der Darmſtädter Sängerſchaft. G. F. Roth. ferner der geſamte
Vor=
ſtand des Gaues Darmſtadt=Stadt, der die Durchführung der
Sän=
gerwoche übernommen hat, die Provinzialvorſitzenden W. Mitze=
Darmſtadt für Starkenburg. Karl Mattern=Mainz für
Rhein=
heſſen, Berufsſchullehrer F. Gengnagel=Friedberg. an Stelle des
Provinzialvorſitzenden für Oberheſſen, außerdem
Bundesſchrift=
führer Aug. Hauf=Darmſtadt. Bundeschormeiſter
Univerſitäts=
muſikprofeſſor Temesvary=Gießen und Gauchormeiſter und 2.
Bun=
deschormeiſter W. Etzold=Darmſtadt.
Das Ehrenvorſtandsmitglied Oberſchulrat Haſſinger und der
Vertreter der bayeriſchen Vereine, Hauptlehrer Bauer=Klein=
Wallſtadt, hatten ſich ſchriftlich entſchuldigt, aber ihr
Einverſtänd=
nis zu den Beſchlüſſen gegeben.
In etwa dreiſtündiger, eingehender Beratung beſchäftigte ſich
dieſer Ausſchuß mit dem Problem der vom Gau Darmſtadt
vor=
geſchlagenen jährlichen Einrichtung der Heſiſchen Sängerwoche.
Miniſterialrat Dr. Siegert begrüßte in ſeiner Eröffnungsanſprache
die Idee die vom Gau Darmſtadt eingebracht und in der letzten
Sitzung des geſchäftsführenden Vorſtandes zum Beſchluß erhoben
worden ſei. Er bat um rege Beteiligung an der Durchführung im
Intereſſe der Aufwärtsentwicklung der geſanglichen Tätigkeit des
Bundes In großen Zügen wurden dann die Grundlinien
feſt=
gelegt. Die Sängerwoche ſoll den Zweck haben, einen Anſporn
für gute geſangliche Darbietungen zu geben. Alljährlich ſollen
da=
zu befähigte Vereine auf der Heſſiſchen Sängerwoche
zuſammen=
kommen, um zugeteilte gute Männerchöre zu einwandfreier
Wie=
dergabe zu bringen. Zu dieſem Zwecke ſucht der Muſikausſchuß für
dieſes Jahr aus vorhandener alter klaſſiſcher Muſik z eappella=Chöre
heraus, die den ſich meldenden Vereinen zugeteilt werden. Es kann
alſo kein Verein ſelbſtgewählte oder bereits ſeit längerer Zeit
einſtudierte Werke zum Vortrag bringen. Nach Meldung der
Vereine und Zuteilung der entſprechenden Chöre werden die
Vereine ihrer Stärke entſprechend in die einzelnen Konzerte
ein=
gereiht. Das Chormaterial wird nach Feſtlegung durch den Muſik=
ausſchuß den Vereinen gegen Erſatz der Selbſtkoſten zugeſtellt.
Außer der Fahrt nach Darmſtadt und dem kleinen Betrag für den
aufgegebenen Chor entſtehen den Vereinen keinerlei Unkoſten. Ein
Beitrag in irgendeiner Form wird von den teilnehmenden
Sän=
gern nicht erhoben.
Ueber die Zulaſſung der einzelnen Vereine entſcheidet
endgül=
tig der dazu berufene Zulaſſungsausſchuß. Ihm gehören an:
Mini=
ſterialrat Dr. Siegert. Oberſchulrat Heinrich Haſſinger,
Bundes=
chormeiſter Univerſitätsmuſikprofeſſor Temesvary, Gauchormeiſter
W. Etzold. Gauchormeiſter G. F. Roth=Darmſtadt, ſowie die
Pro=
vinzialvorſitzenden W. Mitze=Darmſtadt. Karl Mattern=Mainz,
Berufsſchullehrer Ldg. Wendler=Bad=Nauheim. Hauptlehrer Otto
Bauer=Klein=Wallſtadt, ferner Aug. Hauf und W. Bitter=
Darm=
ſtadt.
Dem Organiſationsausſchuß gehören an: Karl Beſt. 2.
Vor=
ſitzender des Gau Darmſtadt. Konr. Glatt. Rechner. Paul Höchſt
Gauſchriftführer. Eugen Baſtian, Herm. Fink. Guſt. Hampel, Hch.
Winter Ludw. Dillmann, Ldg. Pulg. Gg. Götz. Wilh. Kladen und
Ferd. Schulz, alle in Darmſtadt.
Es wurde weiter beſchloſſen, daß an Stelle eines zuerſt
vor=
geſehenen Eröffnungskommerſes als Einleitung der Sängerwoche
durch die Darmſtädter Sängerſchaft ein Schlußkonzert veranſtaltet
wird, das alle Teilnehmer in der Feſthalle noch einmal vereinigen
wird.
Gaukonzert der Darmſtädker Hängerſchaff.
Darmſtadt. 16. Jan. Wie alljährlich. veranſtaltet der Gau
Darmſtadt im Heſſiſchen Sängerbund ein großes Gaukonzert. Es
findet am 10. Juni in der Städt. Feſthalle ſtatt und gliedert ſich
in zwei Teile. Im erſten Teil werden geſungen die Chöre: „
Darm=
ſtadt zum Gruß” von A. Mendelsſohn. „Schön iſt die Welt” von
J. Brambach. und „Sonnenaufgang” von Peter Cornelius. Der
zweite Teil bringt die ſechs alt=niederländiſchen Volkslieder für
Männerchor und gemiſchten Chor, Knabenchor, Tenor= und
Bari=
ton=Solo und großes Orcheſter, bearbeitet von Eduard Kremſer.
Alle Chöre werden von der geſamten Darmſtädter Sängerſchaft
einſchließlich der Damenchöre geſungen. Außerdem wirken die
Knabenchöre der Liebigsoberrealſchule unter Chormeiſter Hch.
Lambach, und der Ballonſchule unter Chormeiſter Ad. Born mit.
Mit der Einſtudierung der Chöre innerhalb der Einzelvereine iſt
bereits begonnen worden. Die Durchführung der Veranſtaltung
liegt in den Händen des Gauvorſitzenden G. F.Roth, die Chöre
ſtehen unter der Leitung von Gauchormeiſter W. Etzold,
Das Ehrenzeichen des
Die Todesſchlachk von Si. Leonhard und die Heldenkal des unbekannken Fahnenkrägers.
Sei gekreu bis in den Tod ..."
Von Dr. Martin Lezius.
In dem folgenden Bericht über die Kämpfe um
St. Leonhard ſchilderte Dr. Martin Lezius, der
Heldentat des unbekannten Soldaten, der eine
deutſche Fahne ſterbend an ſeiner Bruſt barg und
zum 85. Geburtstag Hindenburgs bekanntlich von
Nach dem Abbruch der Marneſchlacht hatte auch die 1. Garde=
Infanterie=Deviſion unter ihrem Kommandeur, Generalleutnant, Bataillons zu retten.
v. Hutier, den Rückmarſch antreten müſſen. Aber nur kurze
Ruhe und Erholung wurde ihr gegönnt. Schon am 13. Sep= mußte ihn jedoch beim Stellungswechſel einem Grenadier, der
tember ſtand ſie zu neuen Aufgaben berufen, in der Gegend
nordöſtlich von Reims, wo ſich bis zum Ende dieſes Monats, teil zuſammen mit dem ſchweren MG.=Gerät nicht tragen konnte.
die ſchwerſten Kämpfe abſpielen ſollten, ſo bei Fresnes,
Vitry, Fort Britmont, Nogent I’Abbeſſe und
bei St. Leonhard.
Südoſten Berlins in der Wrangelſtraße ſeine Kaſernen hatte, traute Panier bei ſich behalten, er würde, wenn erſt die
Dunkel=
ſollte der Name St. Leonhard eine ganz beſondere
Be=
deutung gewinnen. Im rückſichtsloſen Draufſtürmen durchbrach
das Regiment hier die feindlichen Linien, ſeine vorderſten Teile wundete das Fahnentuch von dem Reſt der Stange löſte und
erreichten unter ſchwerſten Verluſten den Bahndamm Reims—
Mourmelon, wo der Feind erneut Widerſtand zu leiſten
ver=
ſuchte. Ein Reſerviſt der 5. Kompanie erzählt hierüber:
„Gegen Morgen, ewa um 4 Uhr wurde gehalten, der
vor=
derſte Zug unter Feldwebelleutnant Treptow entwickelt. Der rettet, wurde weiter als ſtolzes Ehrenzeichen von dem Bataillon
2. Zug, den Vizefeldwebel Golembiewſki führte, in
Gruppenkolonne hinter den rechen und der 1. Zug unter
Leut=
nant Graf Recke hinter den linken Flügel des entwickelten waren tot oder verwundet in Feindeshand gefallen.
Zuges befohlen.
Kommando: „Seitengewehr pflanzt auf und vorſichtig entladen!”
liegende. Feind nichts von unſerer Bereitſtellung merken ſollte.
Daß wir ſo nahe am Feind waren, ſaher wir erſt ſpäter beim
Sturm auf den feindlichen Schützengraben.
der oben angegebenen Gliederung vor, bis etwa 30 Meter heran
an die erſte Linie des Feindes, der in gut ausgebauten
Schützen=
gräben lag. Als wir das erſte Feuer bekamen, ging es im
Bahndamm beſetzte.
Wir erreichten den Bahndamm und lagen nun den
Fran=
zoſen ganz dicht gegenüber. Häufig nahmen wir die Hände voll. Mitte jedoch mit dem Adler noch gut erhalten. Unter dem Tuch
Bahnkies und warfen ſie ihnen in das Geſicht. Hier iſt denn befindet ſich ein Schild mit folgender Aufſchrift: „3.
Garde=
auch der Hauptmann Theuner durch einen Kopfſchuß den Tod Regiment zu Fuß, Füſelier=Bataillon. (Dies iſt
für das Vaterland geſtorben in dem Augenblick, als er einen ein Irrtum der Franzoſen, es iſt das Tuch der Fahne des
ganz frechen Franzoſen, der ſein Gewehr auf den
Eiſenbahn=
ſchienen liegen hatte und immer vor uns in den Dreck ſchoß,
mit ſeinem Revolver abſchießen wollte. Unſer Hauptmann bekam
den Schuß von der linken Flanke.
Bald darauf kam von Major v. Treskow, der das
2. Bataillon führte, der Befehl: „Ueber die Bahn
hin=
über!” Wie ein Mann erhob ſich das Bataillon von dem daten ſoll ſeine Fahne heilig ſein. Er darf ſie niemals
ver=
ſchanzungen, die ſie ſich hinter dem Bahndamm angelegt hatten. Held, der an dieſem nebelverhangenen Septembertage bei
Da erſt konnten wir ſo richtig von unſeren Gewehren und St=Leonhard ſeine im Fahneneide gelobte Treue in die Tat
Patronen Gebrauch machen.
unſerem Feuer nicht erreicht wurden, ſind in den Kanal ge= Rettung, nur an ſeine Fahne dachte?
ſprungen und darin ertrunken, nur wenige ſind nach dem Dorf
wurde ſtärker. Viele unſerer Kameraden ſind dort verwundet
worden oder gefallen. Bei dieſem Vorſtoß wurde die Fahne
des 2. Bataillons, die der Fahnenträger, der Sergeant Kra= Fahne, der Letzte bei ihr.
nig der 5. Kompanie trug, oberhalb der beiden an ihrem
dem das Fahnentuch befeſtigt war, behielt Kranig in der Luſtgarten zu Berlin den Fahneneid geleiſtet und Treue bis
Hand, während der untere Teil mit den beiden Ringen, der
auch bald darauf von einer Eewehrkugel getroffen wurde, von ſind ſeine letzten Gedanken. Er verbirgt ihr Tuch unter dem
dem Begleitunteroffizier Schulz ergriffen wurde.”
Aus der Schilderung des Referviſten der 5. Kompanie haben
wir geſehen, daß das Regiment den Feind über den ſchwer er= fanden nur einen toten Grenadier mit den gelben Abzeichen
befeſtigte Dorf St. Leonhard zurückgeworfen hatte. Aber eine i
weitere Verfolgung wurde zur Unmöglichkeit, nicht nur wegen
des überwältigenden Feuers, ſondern weil auch die
Nachbar=
truppen links und rechts ſich nicht in gleicher Höhe vorzuarbeiten mußten in ihrer Ruhe geſtört werden, da ihre Umbettung auf
vermocht hatten, ſo daß das 3. Regiment z. T. wie ein Keil in
die feindliche Stellung vorgetrieben war. So blieb es den 1
ganzen Tag unter den denkbar ſchwerſten Verluſten am Kanal lich behütete Fahne. Wo liegt das Grab dieſes Helden? Wie
liegen, allein auf ſich und die zwei ihr zugeteilten Geſchütze
vom 1. Garde=Feldartillerie=Regiment angewieſen. An ein
frei=
williges Zurück war nicht zu denken, das verbot der Ruf der
3. Garde=Regiments.
preußiſchen Garde. Die Lage war auf das äußerſte geſpannt,
die letzten Unterſtützungstrupps mußten eingeſetzt werden. Mit
ihnen gelangte auch die Fahnengruppe, die zunächſt hinter dem
Bahndamm geblieben war, unerſchrocken mit nach vorn. Der
Unteroffizier Schulz, der, wie wir eben erzählt haben, den
unteren Teil, den Stock der Fahne ergriffen hatte, kam hierbei,
bekannte Geſchichtsſchreiber des Weltkrieges, die nachdem er noch einen Verwundeten verbunden hatte, bei dem
an dieſem Tage herrſchenden Nebel von der Gruppe ab; erſt am
Abend beim Sammeln ſtellt er ſich wieder ein, das ihm
an=
ihr über den Tod hinaus die Treue wahrte. Dieſe vertraute, zerſchoſſene Panier mit ſich führend. Aber der obere
Fahne, die die Franzoſen erſt 1920 auffanden, foll Teil des Feldzeichens mit dem koſtbaren Fahnentuch fehlte;
wo war er geblieben? Es ergab ſich, daß Kranig gefallen war.
Unteroffizier Runge und Gefreiter Urban von der
Frankreich an Deutſchland zurückgegeben werden. MG.=Kompanie hatten dies wahrgenommen und waren gegen
10 Uhr abends zu ihm hingekrochen, um das Heiligtum des
Runge hatte den oberen Teil der Fahne an ſich genommen,
am Nachmittag verwundet war, übergeben, da er den Fahnen=
Als nun des Abends das Regiment auf höheren
Be=
fehl zurück mußte, rief Runge dem etwa 35 Meter von ihm
ent=
fernt liegenden Grenadier zu, er ſolle, falls er wegen ſeiner
Für das 3. Garde=Regiment, das in Friedenszeiten im Verwundung nicht allein zurückkommen könne, das ihm
anver=
heit vollkommen hereingebrochen wäre, zurückkommen, es zu
holen. Beim Zurückriechen ſah Runge noch, wie der
Ver=
an ſeiner Bruſt barg. Um 10 Uhr abends machte ſich Runge
mit dem Vizefeldwebel. Diefke im ſchwerſten Feuer auf die
Suche nach dem Grenadier, aber ſie fanden ihn nicht mehr. —
Der Fahnenſtock, den der tapfere Unteroffizier Schulz
ge=
geführt, das an dieſem Tage ſeine ſämtlichen Offiziere und von
667 Unteroffizieren und Mannſchaften 417 verloren hatte; ſie
Das Regiment hatte durch ſeinen kühnen Vorſtoß, wie erſt
„Ich gehörte zum Zuge des Graf Recke. Bald kam das ſpäter feſtgeſtellt wurde, die vom Feinde eingeleiteten
Opera=
tionen auf das empfindlichſte geſtört. Truppen, die ſchon ver=
Das alles ging in größter Ruhe vor ſich, damit der vor uns laden waren, um an einer anderen Stelle der Weſtfront eingeſetzt
zu werden, mußten wieder umkehren, um den Angriff des
3. Garderegiments abzuwehren.
Das Fahnentuch befindet ſich im Juvalidendom zu
Als die erſten Anzeichen des anbrechenden Tages zu ſehen Paris, und zwar im „Salle de 1a grande guerre‟. Das Tuch
waren, kam der Befehl zum Vorgehen, und ſo gingen wir in hängt dort in einem Glasſchrank, der die Endwand des Saales
ausfüllt und in dem die zehn Feldzeichen untergebracht ſind,
die im Weltkrieg in franzöſiſche Hände gefallen ſind.
Im Kampf Mann gegen Mann war keine verloren worden,
„Marſch, marſch, marſch, Hurra!” auf den Feind, der ſofort den ſondern die Franzoſen hatten ſie ſämtlich unter einem Haufen
Graben räumte und den etwa 400 Meter dahinter liegenden Leichen gefunden. Kein deutſcher Soldat hat im Weltkrieg ſeine
Fahne, die ſich in Not befand, im Stich gelaſſen.
Das Fahnentuch iſt etwa zu einem Drittel vermodert, die
2. Bataillons.) Gefundene Fahne, vergraben unter einem
deut=
ſchen Leichnam. 20. Juni 1920 bei St. Leonhard, Marne.”
Das Fahnentuch iſt alſo, wie es ſelbſt von den Franzoſen
zu=
gegeben werden muß, erſt nach dem Kriege gefunden, nicht
im Kampf erobert worden.
Mit dürren Worten ſagte der 9. Kriegsartikel: „Dem Sol=
Bahndamm. Die Franzoſen verließen haufenweiſe die Ver= laſſen.” Wir aber müſſen uns fragen: Wer war der unbekannte
umſetzte, der mit ſeinem Herzblute das ihm anvertraute Ehren=
Der Feind hatte ſchwere Verluſte. Viele Franzoſen, die von zeichen tränkte und den Tod vor Augen nicht an ſich und ſeine
Da liegt im Toben der Schlacht ein Grenadier; ein Unter=
St. Leonhard entkommen. Aber auch das Feuer aus dem Dorf offizier hat ſeiner Obhut das Fahnentuch übergeben. Dag
Regiment muß zurück. Ihn ſelbſt hindert ſeine Verwundung,
ſich den Zurückgehenden anzuſchließen. Aber er iſt der Hüter der
Die nächſte Kugel, die nächſte Granate muß ſeinem Leben
Stock angebrachten Ringe zerſchmettert. Den oberen Teil, an ein Ziel ſetzen. Was aber dann? Die Fahne, auf die er im
zum Tode gelobt hat, darf nicht in Feindes Hand fallen. Das
feldgrauen Ehrenkleid, ſtößt den letzten Patronenrahmen ins
Magazin, nun mögen ſie kommen . . . Und ſie kamen. Aber ſie
kämpften Bahndamm und den Marne=Aisne=Kanal auf das ſtark des 3. Garde=Regiments wie ſo viele andere, und bereiteten
ihm in Haſt die letzte Ruheſtätte, nicht ahnend, welchen
koſt=
baren Schatz er mit ins Grab nahm. Mehr als ein halbes
Jahrzehnt verging. Friede war inzwiſchen geworden, die Toten
Maſſenfriedhöfen zweckdienlich erſchien. Und da fand man dann
unter einer vermoderten Uniform die von dieſem Braven
treu=
war ſein Name? Niemand weiß es. Aber ſolange deutſche
Jugend noch ein deutſches Herz in ſich trägt, wird ihr ſtets der
unbekannte Held von St. Leonhard Vorbild bis zum Tode ſein.
Micht irgendein Rettaufstrich, sondern
die Tiefenwirkung der dreme Mouson
z
Hef und verjüngt rauhe unreine Hau
Creme Mouson
ist keine sogenannte
Sonnenbrandereme,
auch keine
gewöhnliche
Fettcreme.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 17. Januar 1933
Seite 8 — Nr. 17
Reich und Ausland.
20s neue Segelſchulſchiff
der Reichsmarine.
Berlin. Ueber die Bauausführung des
neuen Segelſchulſchiffs der Deutſchen
Reichs=
marine, die der Schiffswerft und
Maſchinen=
fabrik von Blohm u. Voß, Hamburg, von der
Marineleitung übertragen worden iſt, werden
jetzt nähere Einzelheiten bekanntgegeben. Das
Schiff wird als Dreimaſtbark mit zwei
durch=
laufenden Decks, Back und Hütte, nach der
höch=
ſten Klaſſe des Germaniſchen Lloyds gebaut. Es
erhält alle erforderlichen
Sicherheitseinrich=
tungen. Die Abmeſſungen ſind: Länge über alles
73,0 Meter, Länge zwiſchen den Loten 62,0
Me=
ter, größte Breite 12,0 Meter, größter Tiefgang
in voll ausgerüſtetem Zuſtand 5,0 Meter, bei
einer Waſſerverdrängung von etwa 1500 Tonnen.
Ein Hilfs=Dieſelmotor, Typ M.A.N., wird dem
Schiff eine Geſchwindigkeit von etwa 8
See=
meilen erteilen. Das Schiff erhält Einrichtungen
für eine Beſatzung von 226 Mann.
Arzt wegen fahrläfſiger
Körper=
verlekung verurkeilt.
Mannheim. Das hieſige Schöffengericht
verurteilte am Freitag den in Mannheim
an=
ſäſſigen Arzt Dr. Joſef W., einen bekannten
Facharzt auf dem Gebiete der Krebsbehandlung
und Radiumtherapie, wegen fahrläſſiger
Kör=
ververletzung zu einer Geldſtrafe von 250 RM.
und zur Tragung der erheblichen Gerichtskoſten.
Der Angeklagte wurde von einem Friſeur aus
Neckarau im Mai 1929 wegen eines
Hämorrhoi=
dalleidens konſultiert. Nach anfänglicher
Be=
ſtrahlung nahm Dr. W. die Operation eines
Knotens vor. Es wurde nun der Vorwurf
ge=
gen ihn erhoben, die nötigen Vorſichtsmaßregeln
außer acht gelaſſen zu haben. Sechs Aerzte waren
als Zeugen und Sachverſtändige geladen, von
denen die letzteren ſich dahingehend ausſprachen,
daß eine Operation nicht notwendig geweſen ſei
und daß die Nachbehandlung mangelhaft geweſen
wäre. Insbeſondere unterließ es der Arzt, dem
Patienten nach Vornahme der Operation die
nötigen Verhaltungsmaßregeln zu geben, ſo daß
dieſer nach kurzem Verweilen im
Aufenthalts=
raum des Arztes ohne deſſen Wiſſen wegging, ſich
auf ſein Motorrad ſetzte und nach Hauſe fuhr.
Unterwegs ſtürzte er vom Motorrad, mußte ſich
mit einem Auto in ſeine Wohnung bringen
laſſen und mit heftigen Schmerzen ſofort
nie=
derlegen. Es entſtand eine ſchwere
Nierenbecken=
entzündung, an deren Folgen der Operierte
wohl dauernd zu leiden haben wird. Die
An=
zeige des Betroffenen erfolgte erſt auf Grund
eines Gerichtsberichts über einen ähnlichen
Vor=
fall, in welchem Dr. W. im Zuſammenhang mit
der Behandlung einer Pfarrerswitwe in
Ger=
mersheim angeklagt und zu 200 RM. Geldſtrafe
verurteilt worden war.
Drei Autodiebe feſtgenommen.
Frankfurt a. M. In der Nacht zum
Samstag haben zwei Autodiebe in der
Speicher=
ſtraße einen Perſonenkraftwagen entwendet. Die
Diebe wurden beobachtet und konnten nach
kurzer Zeit von der Polizei feſtgenommen
wer=
den. Es handelt ſich um zwei vorbeſtrafte
Per=
ſonen. — Ein 18jähriger Burſche wollte in der
Großen Friedberger Straße einen
Perſonenkraft=
wagen ſtehlen. Der Eigentümer des Autos kam
gerade in dem Moment, als der Dieb mit dem
Wagen davonfahren wollte; er hielt den jungen
Burſchen feſt und übergab ihn der Polizei.
Auf der Jagd erſchoſſen.
Koblenz. Bei einer Treibjagd im
Ahr=
weiler=Dernauer Revier blieb das Gewehr eines
Schützen im Strauchwerk hängen. Als der
Schütze ſein Gewehr vom Buſchwerk befreien
wollte, verfing ſich der Abzugshahn und löſte
einen Schuß aus, der den an der Jagd
teilneh=
menden Leiter der ſtaatlichen Weinbaudomäne
Marienthal, Weinbauinpektor Drathen, in die
Herzgegend traf. Der Schwerverwundete ſtarb
bereits nach einer halben Stunde.
Das Premnitzer Unglück eine Sprengſtoff=
Exploſion.
Berlin. In dem Ermittlungsverfahren der
Staatsanwaltſchaft Potsdam anläßlich des
Explo=
ſionsunglücks in der Premnitzer Kunſtſeidenfabrik
am 7. 12. v. J., liegt nunmehr das
Sachver=
ſtändigengutachten des Prof. Dr. Brüning vor.
Letzterer kommt zu dem Ergebnis, daß bei dem
Unglück eine Sprengſtoffexploſion vorliegen muß.
Bei dem Umfang der Exploſion muß man aber
damit rechnen, daß etwa 30 Pfund Exploſivſtoff,
deſſen Art noch nicht feſtgeſtellt werden konnte,
dazu benutzt worden ſind. Die Ermittlungen
haben bisher keinen Anhalt dafür gegeben, daß
es ſich um einen politiſchen Sabotageakt
gehan=
delt hat.
Reichskagsabgeordneter in Berlin
von Auko überfahren und geköket.
Martin Loibl,
Reichstagsabgeordneter der Bayeriſchen
Volks=
partei, Vorſtandsmitglied des Kyffhäuſerbundes,
wurde in Berlin von einem Auto überfahren
und ſo ſchwer verletzt, daß er nach wenigen
Stunden im Krankenhaus verſtarb.
Vor 100 Jahren ſtarb der Erfinder der Schnellpreſſe.
Links:
Friedrich König,
dir die erſte Schnellpreſſe
baute, ſtarb vor 100 Jahren,
am 17. Januar 1833. Er
iſt der Begründer der
welt=
bekannten Maſchinenfabrik
König E Bauer bei
Würz=
burg, die noch heute in hoher
Blüte ſteht.
Rechts:
Die von Friedrich König
1811 erfundene erſte
Buch=
druck=Schnellpreſſe der Welt,
die vor allem für das
Zei=
tungsweſen von
entſcheiden=
der Bedeutung wurde.
Einer der zertrümmerten Wagen auf dem Hilfsuntergeſtell für den Abtransport.
Noch im Bereich des Bukareſter Hauptbahnhofes ereignete ſich eine ſchwere Eiſenbahn=Kataſtrophe,
bei der mehrere Perſönen getötet und viele verletzt wurden. Ein Zug fuhr auf einen anderen, der
infolge Gleisverwehungen ſtecken geblieben war. Mehrere Waggons wurden zertrümmert.
Ein ſelkener Unglücksfall.
Varel (Oldenburg). Ein ſeltener
Un=
glücksfall, der zwei Menſchenleben koſtete,
er=
eignete ſich am Sonntag abend in Varel. Im
Vareler Krankenhaus hatte der Arzt Dr. Buken
gegen 18.45 Uhr an dem 25jährigen Patienten
Buſcher eine Operation vorzunehmen, um einen
Kinnabſzeß zu entfernen. Hierbei entdeckte Dr.
Buken eine ſtarke Eiterung im Halſe des
Pa=
tienten, die nach vorn durchzudringen drohte.
Wäre dieſe Eiterung nicht geſchnitten worden,
ſo wäre der Erſtickungstod eingetreten.
Wäh=
rend dieſer etwa 1 Stunde in Anſpruch
nehmen=
den Operation wurde Dr. Buken von einem
plötz=
lichen Unwohlſein befallen. Er begab ſich in ein
anderes Zimmer, wo er von einer Ohnmacht
befallen wurde. Wenig ſpäter verſchied er an
einem Herzſchlag. Ein zweiter Arzt konnte den
Patienten nicht mehr retten, ſo daß Buſcher
in=
folge Verblutung ebenfalls ſtarb. Es beſteht auch
die Möglichkeit, daß ſich Dr. Buken bei der
Ope=
ration eine Blutvergiftung zugezogen hat, da
er eine kleine Wunde an der Hand aufwies und
über Schmerzen an der Hand klagte. Dr. Buken
war 38 Jahre alt und ſchon ſeit mehreren Jahren
im Vareler Krankenhaus tätig.
Der Geiger Willi Burmeſter F.
Hamburg. Der international bekannte
Geigenkünſtler Prof. Willi Burmeſter erlag
geſtern hier einem Herzſchlag. Burmeſter war
am Samstag von München in ſeiner Vaterſtadt
Hamburg eingetroffen, wo er in den nächſten
Tagen ein Konzert geben wollte. Vorgeſtern
abend beſuchte er noch eine Aufführung in der
Hamburger Oper. Burmeſter ſtand im 64.
Le=
bensjahr. Er begann bereits als 17jähriger
ſeine Konzertreiſen, die ihn in alle Länder der
Erde führten.
Zwei engliſche Fliegerinnen im Urwald
vermißt.
London. Zwei junge Engländerinnen, die
dieſer Tage im Flugzeug in Moſhi in Afrika
aufſtiegen, um nach Nairobi zu fliegen, ſind dort
nicht eingetroffen. Man fürchtet, daß ſie im
Ir=
wald notlanden mußten, und iſt um ihr Schickſal
beſorgt.
Eine neue engliſche Himalaja=Expedition.
London. Lord Clydesdale, der als
Flug=
beobachter an der neuen engliſchen Mount=
Evereſt=Expedition teilnehmen wird, iſt geſtern
mit ſeinem Flugzeug nach Indien abgereiſt.
Großes Parieké-Theaker
nieder=
gebrannk.
Rotterdam. Am Montag früh brach ein
Großfeuer in dem dem Scala=Konzern in Berlin
gehörigen großen Varieté=Theater „Arena” aus.
Das Feuer breitete ſich ſo raſch aus, daß die
Kuppel des Gebäudes bereits eine Viertelſtunde
nach dem Ausbruch des Brandes herunterſtürzte.
Die Feuerwehr bekämpfte den Brand aus
acht=
zehn Rohren. Sie konnte aber nicht verhindern,
daß das Gebäude bis auf den Grund
nieder=
brannte.
Zu der großen Feuersbrunſt, der das hieſige
Varieté=Theater zum Opfer fiel, wird noch
be=
kannt, daß geſtern nacht in dem Gebäude die
Generalprobe für die neue Operette „Vendetta‟”
abgehalten wurde, deren Erſtaufführung geſtern
nachmittag erfolgen ſollte. Die Generalprobe
war um 3.30 Uhr geſtern morgen beendet, und
kurz darauf war das Theater gänzlich verlaſſen.
Als die erſten Motorwagen der Feuerwehr
er=
ſchienen, ſtand der geſamte Aufführungsſaal
be=
reits in hellen Flammen. Die Feuerwehr mußte
ihre ganzen Anſtrengungen darauf richten, die in
der Nähe befindliche Poſtanſtalt und den
ungren=
zenden Zoologiſchen Garten zu ſchützen. Um
14 Uhr konnte die Gefahr einer weiteren
Aus=
dehnung des Feuers beſeitigt werden. Der
an=
gerichtete Schaden iſt ſehr groß.
Das franzöſiſche Flugzeug „Regenbogen”
über dem Ozean.
Paris. Wie Havas aus St. Louis=Senegal
berichtet, iſt das Flugzeug „Regenbogen” geſtern
früh 4,48 Uhr zur Fortſetzung ſeines
Südame=
rikafluges aufgeſtiegen. Ein erſter Startverſuch
um 3.15 Uhr war mißlungen. Das Flugzeug
hat 8300 Liter Benzin an Bord. Es hofft, die
Ozeanſtrecke in 14 Stunden zurückzulegen. Um
8 Uhr wurde die Stellung des Flugzeuges auf
der Höhe von St. Verga, in Franzöſiſch=Guinea,
angegeben. Die erſten 700 Kilometer des
Ozean=
fluges hat der Apparat demnach mit einer
Durchſchnittsgeſchwindigkeit von 240 Kilometern
zurückgelegt.
Oberitalien in tiefem Schnee.
Mailand. In Oberitalien gehen ſeit
24 Stunden ununterbrochen ſehr ſtarke
Schnee=
maſſen nieder. Der Verkehr iſt allerorten ſtark
behindert. In Mailand mußten den ganzen Tag
über Schneepflüge die Straßenbahngleiſe und
die Straßen freihalten. Die Züge melden
ſtun=
denlange Verſpätungen.
Schwierige Hilfeleiſtung für den „Malygin”.
Moskau. Zwei ruſſiſche Eisbrecher haben
den in Not befindlichen Eisbrecher „Malygin”
erreicht. Die Rettungsarbeiten werden durch
den ununterbrochenen Sturm ſehr behindert.
Das Schickſal der „Sachalin” noch unbekannt.
Moskau. Das Schickſal des im
Ochot=
ſkiſchen Meer geſtrandeten ruſſiſhen Dampfers
„Sachalin” iſt noch immer unbekannt. Der von
Nikolajewſk zur Hilfeleiſtung entſandte Dampfer
konnte die „Sachalin” noch nicht erreichen.
Hef=
tige Schneeſtürme machen es auch unmöglich, von
der Landſeite her an den Strandungsort
vorzu=
dringen.
Der Geigen=Birkuoſe Jan Kubelick
bei einem Aukg=Unfall ſchwer verletzt.
Jan Kubelick,
der bekannte tſchechiſche Violin=Virtuoſe, erlitt
in Prag einen ſchweren Auto=Unfall, wobei er
ſich eine Quetſchung des Bruſtkorbes und einige
Rippenbrüche zuzog.
Die große Reichsgründungsfeier des Kyffhäuſerbundes.
Von rechts nach links: Reichspräſident von Hindenburg, General von Horn, der Vorſitzende
des Bundes, Reichskanzler und =wehrminiſter von Schleicher.
Erſtes Bild von der Eiſenbahn=Kakaſkrophe in Bukareft.
Dienstag, 17. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 17 — Seite 9
Short, Spiel und Jucnen
Faßball.
Eintracht Darmſtadt — Reichsbahn Darmſtadt 4:1 (3:0).
Auch die komplette Reichsbahn=Mannſchaft mußte die
augen=
blickliche gute Form von Eintracht anerkennen. Unter der ſehr
guten Leitung von Auchſtein=Mainz lieferten ſich beide
Mann=
ſchaften ein abwechſlungsreiches und im allgemeinen auch
an=
ſtändiges Spiel. Beſonders in der erſten Halbzeit bot Eintrachts
Sturm ein ganz ausgezeichnetes Spiel, das bei den Zuſchauern
reſtlos anerkannt wurde. Im Gefühl des ſicheren Sieges ließ
Ein=
tracht in der zweiten Spielhälfte, merklich nach, und nachdem
Reichsbahn durch einen Elfmeter ſein Ehrentor erzielt hatte, wurde
die Spielweiſe der Grün=Weißen wieder weſentlich beſſer, und es
gelang Straub. kurz vor Schluß ein viertes Tor zu ſchießen.
Ob=
wohl die Gäſte gegen Schluß der zweiten Halbzeit ein recht gutes
Spiel zeigten, haben ſie in ihrer Spielſtärke etwas nachgelaſſen.
Die Stützen der Mannſchaft Bär, Faſſauer und Weißmantel waren
gegen ſonſt in ihrer Spielweiſe nicht wiederzuerkennen. Bei
Ein=
tracht dagegen gab jeder ſein Beſtes. Hofmann ragte aber
beſon=
ders hervor, ſeine beiden erzielten Tore waren Prachtleiſtungen.
Der Sieg hat Eintracht den zweiten Tabellenplatz gebracht, und
man darf geſpannt ſein, was die reſtlichen Verbandsſpiele noch
bringen.
Viktoria Griesheim — Poſt=SV. Darmſtadt 8:1 (5:1).
In dieſem Spiel, das Griesheim mit drei Erſatzſpielern
be=
ſtreiten mußte, war der Gaſtgeber ſtets tonangebend. Poſt ging
ganz überraſchend bald nach Beginn in Führung, doch ſollte dieſer
Treffer nur das Ehrentor bleiben. Griesheim ließ bis zur
Halb=
zeit 5 Treffer folgen. Nach Wiederbeginn war die Ueberlegenheit
der Viktorianer ſo groß, daß Poſt nur noch ihr Tor zu verteidigen
hatte. Mit dem Schlußpfiff des guten Schiedsrichters Klaus=
Sprendlingen hatte Griesheim obiges Reſultat erzie welches
dazu beiträgt, das Torverhältnis beträchtlich zu pe deſſern. —
3. Mannſchaft — 3. Mſchft. SV. 98 Darmſtadt 1:3.
Germania Eberſtadt—FV. Eppertshauſen 3:2.
Unter der guten Leitung eines Herrn aus Mannheim=
Sand=
hofen lieferten ſich beide Mannſchaften einen nervenaufreibenden
Kampf. Trotz der großen Kälte und des Liedertages waren 500
Zuſchauer gekommen. Bereits in der erſten Minute ehe die
Ger=
manen zur Beſinnung kamen, hieß es 1:0 für Ep. Jetzt erſt
wach=
ten die Blau=Weißen auf. Ausgezeichnet lief die
Flachkombina=
tion über das Feld. Kaum ein Gegner kam mehr an den Ball.
Eppertshauſen wurde vollkommen eingeſchnürt. Zahlreiche
Tor=
gelegenheiten wurden herausgearbeitet, aber im Uebereifer alle
vermaſſelt. Ein Foulelfmeter brachte bis zur Pauſe den
Aus=
gleich. Die zweite Hälfte begann genau ſo wie die erſte.
Heber=
mehl erwies ſich bei dem ſchwachen Schuß des Gäſterechtsaußen
als recht unſicher und läßt den Ball über ſeine Hände ins Tor
rollen. Nach dieſem Treffen ſpielten die Germanen ſtändig
über=
legen und Ep. kam zu keinem Zug, hatte nur noch abzuwehren.
Acht Minuten vor Schluß fiel der mehr als verdiente Ausgleich
durch Kaißer 2. Trotzdem Ep auf Zeit ſpielte ſetzte 30
Sekun=
den vor Schluß Kaißer 1. mit fabelhaftem Schuß den Ball in
die oberſte Torecke und hatte damit zwei Punkte gerettet. Die
Zuſchauer brachten ihm eine begeiſterte Ovation dar und trugen
ihn auf den Schultern vom Spielfeld.
SC. 1928 Ober=Ramſtadt — SV. Lengfeld 7:1 (2:1).
Trotz des hartgefrorenen und unebenen Platzes entwickelte ſich
ein ſehr ſchönes und faires Spiel, das von Schmidt=Langen
aus=
gezeichnet geleitet wurde. Vor der Pauſe war Lengfeld ein ſtarker
Gegner, der durch ſeine aufopferungsvolle Spielweiſe den
Ein=
heimiſchen ſchwer zu ſchaffen machte und des öfteren recht
gefähr=
lich wurde. Nach dem Wechſel kamen die Einheimiſchen aber
immer beſſer in Fahrt und konnten in gleichen Abſtänden noch
5 ſchöne Tore erzielen. Die Gäſte, die ihre Niederlage mit
ſport=
lichem Anſtand hinnahmen, hinterließen den beſten Eindruck. Ihre
beſten Leute waren: Torwart. beide Verteidiger und die beiden
Halbſtürmer. Ober=Ramſtadt war in allen Reihen gut beſetzt,
angenehm überraſchte der Sturm. der eine flinke Spielweiſe zeigte
und auch das Schießen nicht vergaß. Nach dem Spiele dankte der
Schiedsrichter beiden Mannſchaften für ihre ſehr faire und
an=
ſtändige Spielweiſe. — 2. Mſch. 12:0.
Sp. Vgg. 1928 Groß=Umſtadt — SV. Schaafheim 0:1.
Einen tragiſchen Ausgang für die Platzelf nahm entgegen
ſonſtigen Begegnungen, welche ſich beide Gegner lieferten, der
vor=
geſtern ſehr klaſſenarme, einſeitig verlaufene Kampf. Trotz
dauern=
der Feldüberlegenheit der Einheimiſchen gelang es denſelben nicht.
wenigſtens ein ſehr verdientes Unentſchieden zu erzielen. Die
Hauptſchuld trug das allzu viele Balltändeln und Kombinieren
des Sturmes. Die flinken Gäſte zeigten gegen früher eine ſtarke
Formverbeſſerung und ſtellten ſich, „nachdem es ihnen gelungen
war, ein Ueberraſchungstor in den Anfangsminuten zu erzielen.
nur aufs verteidigen ein. Ihren Sieg aber verdanken ſie nur den
hervorragenden Leiſtungen ihres rechten Verteidigers, der oft die
todſicherſten Sachen unſchädlich machte. Etwas mehr Pflege der
Geſelligkeit nach dem Spiel hätte man aber von der Elf gern
ge=
ſehen. — 2. Mannſchaften 4:0.
* Kreisliga Südheſſen.
Alle Platzmannſchaften ſiegten.
Der letzte Spielſonntag verlief verhältnismäßig normal,
wenn auch vereinzelte Reſultate in ihrer Höhe aufhorchen ließen.
Seltſamerweiſe konnten alle Gaſtmannſchaften jeweils nur
ein=
mal erfolgreich ſein, während die Platzbeſitzer zuſammen 19 Tore
ſchoſſen. In Heppenheim hielten ſich die Gäſte aus Pfiffligheim
ſehr wacker, ſo daß die Einheimiſchen alle Regiſter ihres
Kön=
nens ziehen mußten, um nicht die erſte Niederlage hinnehmen
zu müſſen. Olympia Lampertheim kam zu einem glatten Sieg
über die erſatzgeſchwächten Horchheimer und hält dadurch
weiter=
hin den zweiten Tabellenplatz. Bihlis iſt durch ſeine erneute
Niederlage in Neuhauſen auf den vierten Tabellenplatz
zurückge=
fallen. Die Riedleute haben ſcheinhar das Intereſſe an dieſer
Runde verloren; ſie traten zu dem Morgenſpiel in Neuhauſen
nicht einmal komplett an. Den dritten Tabellenplatz beſetzen jetzt
die ſehr eifrigen Bensheimer, die als Neulinge mit dieſer
Poſi=
tion einen großen Achtungserfolg errungen haben. Die
Abſtiegs=
frage hat ſich bis jetzt dahingehend geklärt, daß Weinsheim und
Hochheim ſicherlich in den ſaueren Apfel beißen müſſen.
Kon=
kordia Gernsheim und der FV. Hofheim ſind durch ihre klaren
Spielgewinne nunmehr in der Mittelgruppe ziemlich gut
ge=
feſtigt. Die Tabelle:
Spiele gew. un. verl. Punkte
Starkbg. Heppenheim
16
Olympia Lampertheim
FCl. 07 Bensheim
FV. Biblis
FV. Hofheim
Spv. Horchheim
Konk. Gernsheim
VfL. Lampertheim
Norm. Phiffligheim
Vikt. Neuhauſen.
Spp. Hochheim
Spv. Weinsheim
16
12
Säbelfechten der DT.=Mittelſtufe in Frankfurt.
W. Brand, TGD. 1846, 1. Sieger.
Bei dem Bezirkswettfechten der DT. in Frankfurt a. M.
konnte die rührige Fecht=Abteilung der Tgde. 1846 Darmſtadt
geſtern einen erfreulichen Erfolg erringen. Unter ſtärkſter
Betei=
ligung des fortgeſchritenen Nachwu ſes der deutſchen
Fechterhoch=
burg (Rhein=Mainecke) wurden dieſe Säbelkämpfe ausgetragen.
Von den Darmſtädtern nahmen drei Fechter der Turngemeinde
1846 und ein Fechter der Turngemeinde Beſſungen teil. In den
lebhaften Vorrunden wurden unter den 29 Teilnehmern die acht
Beſten zur Endrunde feſtgeſtellt. Werner Brand=46, der
ſchon als ausſichtsreichſter Anwärter zur Endrunde antrat fand
allſeitige Anerkennung durch ſeine ruhige, ſichere Fechtweiſe die
er der vorzüglichen Schule des Hochſchulfechtmeiſters A. Kaiſer
verdankt. Die übrigen Darmſtädter, Kreutzberger,
Schmidt (46) und Iven (Beſſungen) haben verhältnismäßig
gut abgeſchnitten, doch fehlt ihnen noch genügende
Wettkampf=
erfahrung. Von den anderen Fechtern verdient vor allem Mann=
Offenbach hervorgehoben zu werden.
Das Ergebnis der Schlußrunde: 1. Brand, Tgde. 45
Darmſtadt, 2. Mann. TV. Offenbach, 3. Müller, TV.
Aſchaffenburg, 4. Ewald. TV. Fechenheim, 5. Urban, TV.
Rüſſels=
heim, 6. Becker, TV. Rüſſelsheim, 7. Sauer, TV. Rüſſelsheim,
8. Treveaux, TG. Hanau.
Kraftſpork.
Einigkeit Damm-Polizei Darmſtadt 8:12.
Den vorletzten Verbandskampf dieſer Saiſon trug die
Po=
lizei am letzten Sonntag in Aſchaffenburg=Damm aus. Vor
voll=
beſetztem Hauſe wickelten ſich ſchöne Kämpfe bei vollkommener
Ruhe ab. Kampfrichter Heckmann=Dieburg leitete einwandfrei.
Damm ſtellt keine ſchlechte Mannſchaft auf die Matte, ſo daß der
Gaſt immer auf der Hut ſein muß. Trotz des langen Ausſetzens
hat ſich die Polizeimannſchaft gut gehalten. Leider mußte für
die immer noch erkrankten Schanz und Knapp Erſatz eingeſtellt
werden. Grünig als Erſatz im Federgewicht hat nicht enttäuſcht
und erſetzt Gg. Schanz beinahe vollwertig. Einen ſchönen und
ſicheren Sieg lieferte wieder Krauß im Halbſchwergewicht über
den alle Hoffnungen der Dammer erwartenden Sauer. Im
übri=
gen verliefen die Kämpfe wie folgt:
Bantam: Jäger (D.)—Schnauber (P.) 0:3. Feder:
Mohr=
hardt (D.)—Grünig (V) 0:6. Leicht: Schmittner (D.)—Liſt (P.)
3:6. Welter: Gehrig (D.)—Schanz (P.) 5:6. Leichtm.:
Schmitt=
mer (D.)—Erbes (P.) 8:6. Halbſchwer: Sauer (D.)—Krauß (P.)
8:9. Schwer: Stenger (D.)—Siebert (P.) 8:12.
Wiederum geſchlagen wurde der Amerikaner Vines
von dem Auſtralier Crawford, und zwar mit 11:9, 4:6, 6:2, 6:2.
Das Treffen wurde im vierten Länderkampf mit Auſtralien in
Sidney ausgetragen, der 6:6 endete.
Deuſche Gis Hunfſaf Weſſerſchalfen.
Ernſt Baier=Berlin ſiegt bei den Herren. — Frl. Mäxi Herber=
(München) bei den Damen erfolgreich.
Die deutſchen Eis=Kunſtlauf=Meiſterſchaften in Oppeln
brach=
ten bei den Damen eine Rieſenüberraſchung. Die
Titelverteidi=
gerin Edith Michaelis mußte ſich von der erſt 13jährigen
Münchnerin Mäxie Herber, die ſich ſchon in den
Pflicht=
übungen einen kleinen Vorſprung geſichert hatte, geſchlagen
be=
kennen. Bei den Herren ſiegte erwartungsgemäß unſer Okympia=
Vertreter Ernſt Baier=Berlin vor ſeinen Landsleuten Wellmann
und Beuttel. Im Paarlaufen triumphierten erneut die
Ber=
liner Frl. Hempel/Weiß vor Wolter/Rahn (Königsberg) und dem
Münchener Paar Frl. Kiener/Vierlinger. Die entſprechenden
Junioren=Wettbewerbe holten ſich Frl. Rüſcher=Berlin, Rahn=
Königsberg und Frl. Hofſchild=Marx.
Weltmeiſter Schäfer=Wien gewann am Sonntag
mühelos in St. Pölten die dort ausgetragene öſterreichiſche
Kunſt=
lauf=Meiſterſchaft.
Im Brüſſeler Sportpalaſt kam am Sonntag ein
100=Kilometer=Einzelfahren für Straßenfahrer zum Austrag, das
der Belgier J. v. Hevel mit Rundenvorſprung gewann. Krüger=
Berlin landete mit 4 Verluſtrunden an 23. Stelle,
Berichtigung. In der in unſerem Sonntagsdienſt
enthalte=
nen Meldung über die fünf neuen deutſchen
Schwimm=
rekorde der Charlottenburger „Nixen” muß die Zeit für die
Beſtleiſtung über 3mal 100 Meter Crawl richtig 7:50
(alter Rekord 3:53,6) heißen und nicht, wie irrtümlich gemeldet,
3:15 bzw. 3:33.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 17. Januar
.20: Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Nachmittagskonzert erwerbsloſer Berufsmuſiker, Kaſſel. —
Weber. Leoncovallo, Zeller, Strauß u. a.
18.25: Beatrix v. Moritz: Die Regelung der Frauenarbeit in
Deutſchland und im Ausland.
18.50: Prof. Hermberg: Lohnpolitik und Kapitalbildung.
19.20: Intendant Kronacher: Amphytrion, von H. v. Kleiſt.
19.30: Konzert auf Schallplatten.
20.00: Breslau: Volksſchickſal im Südoſten: Oberſchleſien.
21.00: Ruſſiſche Muſik. Ausf.: Philharm. Orcheſter Stuttgart,
Soliſt: A. Borovſky (Klavier).
22-15: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport,
22.30: Konzert für Violine und Orcheſter von Joſef Schelb.
Ge=
ſpielt vom Philharm. Orcheſter Stuttgart.
22.45: Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmonfker.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 17. Januar
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Jugendſtunde: Sinnesprüfungen als Geſellſchaftsſpiel.
15.45: Hildegard v. Trotha; Frauen um Friedrich den Großen.
(Briefe).
16.00: Für die Frau.
16.30: Leipzig: Nachmittagskomert.
17.10: Staatsſekretär a. D. Dr. Lewald: Bismarck und Boetticher.
Zum 100. Geburtstag.
17.30: Divertimento für Streichtrio (A. Mozari!
18.00: Dr. Heuß: Das Geſicht der deutſchen Wirtſchaft:
Württem=
berg.
18.25: Einführung in die Beethoven Symphonie Nr. 1.
19.00: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Bonhoeffer: Seeliſche
Er=
krankungen.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Politiſche Zeitungsſchau.
20.00: Breslau: Volksſchickſal im Südoſten. Oberſchleſien.
21.00: Hamburg: Deutſcher Volksmuſikabend.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Flensburg: Spätkonzert.
Wekterbericht.
Ein Störungsausläufer drängt ſich immer weiter nach dem
Feſtland vor, wodurch, auch maritime Luft heranbefördert wird.
Bei dem Zuſammentreffen mit der immer noch ſtarken Froſt
ver=
urſachenden kontinentalen Luft wird es zur Bildung von
Bewöl=
kung ſowie auch zum Auftreten vereinzelter Schneefälle kommen.
Dabei dürfte ſich der Froſt zeitweiſe etwas abſchwächen.
Ausſichten für Dienstag, den 17. Januar: Wolkig mit
vorüber=
gehendem Aufklaren, vereinzelte Schneefälle, Froſt ſich
zeit=
weiſe etwas mildernd.
Ausſichten für Mittwoch, den 18. Januar: Weiter Froſtwetter
mit vereinzelten Schneefällen.
Hauptſchrifileitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politit und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Mas Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bid und Woct: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratentel und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Oruck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Hersteigerung.
Infolge Wegzugs der Frau Oberſtleutnants=Wwe. M.
bin ich beauftragt, Freitag, 20. ds. Mts., vorm. ½10 Uhr
beginnend, in meinem Lokale
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nachfolgend bezeichnete, ſehr gut erhaltene Möbel gegen
ſofortige Barzahlung zu verſteigern:
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1 Schrank (Eiche), 1 zweitür. Spiegelſchr. (weiß lack.) 4
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u. zweitür. Kleiderſchr., 3 Kommoden, 2 Waſchkomm., 3 Nacht.
ſchr., 2 Pfeilerſchr. 2 Vertikows 5 viereck. Tiſche 2
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tiſche, 1 Rokokotiſch (vergold.), 2 Sofas, 4 Seſſel, 24 Stühle,
Anr. (weiß lack.), 4 Küchenſtühle, (weiß lack.), 1 weiß emaill.,
Gasherd (faſt neu), 1 kl. Eisſchr. (weiß lack.), 1
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ſervice f. 24 Perſonen 1 Kaffee= u Teeſervice, 1 Stück gelb.
Lindener Samt, paſſ. f. Maskenkoſtüme, 1 mod. Ibach=Piano,
2 Schreibmaſchinen (Adler 7 u. Remington).
Ferner wegen Aufgabe eines Reſtaurationsbetriebes:
1 grß rund. Tiſch, 6 kl. runde Tiſche, 1 rund. Gartentiſch.
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(1071
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Darmſtadt, den 17. Januar 1933.
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4323.
Ming
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Beſichtigung und Verkauf am 17., 18. und 19. Januar 1933,
von 9 bis 6 Uhr.
Annahme von Taxationen und Verſteigerungen.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 25. Januar 1933, vorm. 9½ Uhr
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 4, Bd. 10. Bl. 557:
Flur 4 Nr. 76/77, Hofreite Nr. 17 Bleichſtraße, 620 qm.
Schätzung: 42 000.— RM.
Eigentümer: Eheleute Taveziermeiſter Leonhard Menger
und Katharine geb. Dennemark, ſeine Ehefrau,
Darm=
ſtadt, Bleichſtraße 17, zu je ½.
Darmſtadt, den 7. September 1932.
(V.381
Heſſiſches Amtsgericht.
Der „Kleine‟
bringt im
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VERKAUF:
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Arheilgen (Trift).*
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 25. Januar 1933, vorm. 9½ Uhr.
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke:
1. Flur 29 Nr. 69, Grasgarten auf der Ziegelhütte,
145 qm. Schätzung: 300.— RM.
2. Flur 29 Nr. 70. Teich daſelbſt, 160 qm. Schätzung:
400.— RM.
3. Flur 29 Nr. 71. Hofreite Kranichſteinerſtraße 671
daſelbſt, 1726 qm. Schätzung: 11 300.— RM.
Eigentümer: Wilhelm Arnold, Eliſabeth Arnold geb.
Mül=
ler deſſen Ehefrau, Peter Arnold, Margarete Arnold
geb. Nicklas, deſſen Ehefrau, zu je 9.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.382
Moungsverfteigerung.
Termin: Freitag, den 3. Februar 1933, nachm 3½ Uhr. auf
dem Ortsgericht zu Braunshardt (Schulhaus daſelbſt).
Grundſtücke: Gemarkung Braunshardt, Band 6. Blatt 524:
Flur 1 Nr. 4437/y, Hofreite im Böttchen, 505 qm.
Schätzung: 12 500.— RM.
Flur 1 Nr. 443/w, Grabgarten daſelbſt, 633 qm.
Schätzung: 350.— RM.
Flür 1 Nr. 4497 o, Grabgarten daſelbſt, 683 qm.
Schätzung: 400.— RM.
Eigentümer: 1. Aſta Moß geb. Kamecke, Witwe des Oberſten
Alfred Moß, 2. Ellen Moß, 3. Friedrich Karl Moß,
4. Ehefrau Heinrich Weiershäuſer, Ingeborg geb. Moß,
zu je ¼.
Darmſtadt, den 9. September 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V. 107
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vormittags 9 Uhr,
im Neuen Gerichtsgebäude, Zimmer 118
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 2, Bd. 3. Bl. 167:
Flur 2 Nr. 245, Grabgarten, Mühlſtraße, 149 am.
Schätzung: 1000.— RM.
Flur 2. Nr. 246, Hofreite Nr. 8 daſelbſt, 170 am.
Schätzung: 7000.— RM.
Eigentümer: Firma Karl Arnold & Sohn, offene
Handels=
geſellſchaft in Darmſtadt, Mühlſtraße 8.
Darmſtadt, den 20. Dezember 1932.
(V.1081
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverfteigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaale Zimmer 118 des Neuen
Gerichts=
gebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Grundbuch f. Darmſtadt., Bez. 1, Bd. 22. Bl. 1087:
Flur 1 Nr. 273, Hofreite Nr. 12 Schloßgaſſe, 508 qm.
Schätzung: 12 000.— RM.
Eigentümerin: Ehefrau Peter Kilburg, Marie geb. Schörer,
Darmſtadt, Schloßgaſſe 12.
Darmſtadt, den 25. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.4078
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bezirk 2. Bd. 8. Bl. 625:
Flur 2 Nr. 1222, Hofreite Barkhausſtraße Nr. 7,
212 qm Schätzung: 15 000.— RM.
Flur 2 Nr. 1227, Grasgarten daſelbſt, 45 qm.
Schätzung: 500.— RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=A.G. in
Frei=
burg i. Br.
Darmſtadt, den 28. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.1079
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 15. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt. Bez. 6, Bd. 17. Bl. 809:
Flur 34 Nr. 20½/,o, Hofreite Nr. 75 Gräfenhäuſerweg,
rechts der Windmühle zwiſchen dem
Gräfenhäuſer=
weg und dem Darmbach, 13 194 qm. Schätzung:
124 000.— RM.
Flur 34 Nr. 18½/o, Grasgarten mit Gartenhaus
da=
ſelbſt, 264 qm. Schätzung: 1000.— RM.
Eigentümer: a) Witwe Kaufmann Heinrich Strauß, Recha
in Frankfurt a. M., b) Ehefrau Dr. phil. Ernſt
Heilbrunn, Hedwig geb. Strauß, c) Kaufmann Hein=
rich Strauß in Frankfurt a. M. —
Erbengemeinſchaft.
Darmſtadt den 2. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
als Geſamtgut der
[ ← ][ ][ → ]Oienstag, 17. Januar
Um den deutſch=ſchwediſchen Handelsvertrag
Zunächſt Scheikern der Berhandlungen wegen wichtiger ungelöſter Zollftagen und wegen der Ablehnung
des deutſchen Vorſchlages eines Meiſtbegünſtigungsabkommens.
Unmögliche ſchwediſche Forderungen.
Wie von untetrichteter Seite verlautet, ſind die deutſch=
ſchwe=
diſchen Handelsvertragsverhandlungen vorläufig beendet worden.
Die ſchwediſchen Unterhändler ſind nach Stockholm zurückgekehrt.
Amtlich wird mitgeteilt: „Die Verhandlungen zwecks
Erneue=
rung des deutſch=ſchwediſchen Handels= und Schiffahrtsvertrages,
die im November v. J. in Stockholm begonnen haben und vom
4. bis 11. Januar in Berlin fortgeſetzt wurden, ſind ergebnislos
rerlaufen. Die ſchwediſche Regierung hat am 14. Januar die
Mit=
glieder der ſchwediſchen Verhandlungsdelegation nach Stockholm
zurückberufen und erklärt, daß Vorausſetzungen zu weiteren
Ver=
handlungen bei der jetzigen Lage nicht vorhanden ſeien.
In dem jetzigen Vertrag mit Schweden ſind wichtige deutſche
Zölle auf land= und forſtwirtſchaftlichem Gebiet gebunden, z. B.
für Schnittholz. Rindvieh. Speck, Schmalz und lebende Fiſche. Bei
den Verhandlungen ergab ſich trotz deutſcher Bereitſchaft zu
weit=
gehendem Entgegenkommen, daß die ſchwediſchen Wünſche nach
neuen deutſchen Zollbindungen, insbeſondere auf den Gebieten der
Land= und Forſtwirtſchaft ſoweit gingen, daß ihre Erfüllung in
Anbetracht der Lage dieſer Wirtſchaftszweige in Deutſchland unter
den augenblicklichen Verhältniſſen nicht möglich erſchien.”
Zu dem Außerkrafttreten des deutſch=ſchwediſchen Handels=
und Schiffahrtsvertrages zum 15. Februar d. J. und zu dem
er=
gebnisloſen Ablauf der bisherigen Verhandlungen zwiſchen
Deutſch=
land und Schweden erfahren wir von zuſtändiger Seite, daß die
Hauptſchwierigkeiten ſich bei der Frage der ſchwediſchen
Schnitt=
holzausfuhr ergab. Die ſchwediſchen Vertreter haben jeden
Ver=
trag ohne Zollbindung bei Schnittholz abgelehnt, trotz der
deut=
ſchen Verſuche auf anderen Gebieten Entgegenkommen zu zeigen,
So würde Schweden ſelbſt bei dem von Deutſchland angeſtrebten
Meiſtbegünſtigungsabkommen auf Grund der
Meiſtbegünſtigungs=
klauſel des deutſch=rumäniſchen Vertrages immer noch jährlich
6000 Stück Rindvieh zu einem Zollſatz von 15 Mark nach
Deutſch=
land einführen können. Weiter verlangte Schweden die
unbe=
ſchränkte Einfuhrberechtigung für Pflaſterſteine. Dies iſt aber für
Deutſchland unmöglich geweſen.
Da die ſchwediſchen Vertreter den deutſchen Vorſchlag, ein
Meiſtbegünſtigungsabkommen zu ſchließen, ablehnten und einen
Zolltarifvertrag verlangten, der möglichſt die alten Vertragsſätze
aufrechterhalten ſollte, konnte der Verſuch, einen
Intereſſenaus=
gleich zu finden, zu keinem Ergebnis führen, ſo daß die ſchwediſchen
Vertreter abreiſten und die ſchwediſche Regierung, wie gemeldet
wurde, erklären ließ, die Vorausſetzungen für weitere
Verhand=
lungn ſeien bei der jetzigen Lage nicht vorhanden.
In unterrichteten Kreiſen iſt man der Auffaſſung, daß es für
uns durchaus nicht unvorteilhaft ſein wird, wenn ſich jetzt in den
deutſch=ſchwediſchen Handelsbeziehungen ein de kacto
Meiſtbegün=
ſtigungszuſtand ergibt. Obwohl wir hierbei zwar gewiſſe
Zoll=
bindungen verlieren, ſo darf doch nicht unterſchätzt werden, daß
wir im Hinblick auf die bevorſtehenden Verhandlungen mit
an=
deren Staaten eine beachtliche handelspolitiſche Freiheit
gewin=
nen. Im übrigen rechnet man nicht mit der Gefahr eines
Zoll=
krieges mit Schweden, da auch Schweden daran kaum ein
In=
tereſſe haben würde angeſichts der Tatſache, daß dann der deutſche
Maximaltarif gegen Schweden in Kraft geſetzt würde. Man
er=
wartet vielmehr bei ſpäteren Verhandlungen eine Einigung
er=
zielen zu können.
Wirkſchafkliche Rundſchau.
Das Abkommen über die umſtrittenen deutſchen Kreuger=
Obli=
gationen. Die Skandinaviska Credit AB. beſtätigt in einem
Com=
muniqué, daß nunmehr ein endgültiges Abkommen zwiſchen der
Irving Truſt Co., New York, der Treuhänderin im Konkurs der
International Match Corporation, einerſeits und der
Skandina=
viska Bank, der Schwediſchen Reichsbank, der Spenska
Handels=
banken, der Stockholms Intecknings Garantie AB. und den
Ers=
kilda=Banken in Vaenerborg andererſeits über die 50 Mill. Dollar
deutſcher Staatsobligationen erzielt worden iſt. Wenn das
Ab=
kommen von den New Yorker Konkursrichtern anerkannt wird,
er=
hält die amerikaniſche Geſandtſchaft nom. 21 Dollar Obligationen
nebſt Kupons ab 15. Juli 1932 und überläßt an die
Skandina=
viska Bank das Eigentumsrecht an den übrigen Obligationen, die
bei den genannten ſchwediſchen Banken liegen. Gleichzeitig wird
der in New York gegen die ſchwediſchen Banken eingeleitete
Pro=
zeß über das Eigentumsrecht an den Obligationen eingeſtellt.
Beſſerung in der Uhreninduſtrie. Infolge der wieder
ver=
ſchärft durchgeführten antijapaniſchen Boykottbewegung in China
iſt der chineſiſche Bezug billiger japaniſcher Uhren, mit denen in
letzter Zeit der chineſiſche Markt überſchwemmt wurde, eingeſtellt
worden. China iſt nun wieder beſtrebt, ſeinen Bedarf an Uhren
in Europa zu decken. Es haben Verhandlungen mit der
Schwarz=
wälder Uhreninduſtrie zu bemerkenswerten Lieferungsabſchlüſſen
geführt. In den Verhandlungen wünſchten die chineſiſchen
Im=
vorteure gleiche Preisſtellung, mit den japaniſchen Offerten. In
Anbetracht des erheblichen Qualitätsunterſchiedes haben dann
aber die chineſiſchen Importeure entſprechende Preiskonzeſſionen
gemacht.
Die Gemeinſchaft RWE.=Rheiniſche Braunkohle. Der
Gemein=
ſchaftsvertrag, der als Folge der Intereſſennahme des RWE. bei
der Rheiniſchen Braunkohle ausgearbeitet worden iſt, um das
Ver=
hältnis zwiſchen beiden Geſellſchaften zu regeln, ſoll nicht zwiſchen
der Rheiniſchen Braunkohle und dem RWE. direkt, ſondern
zwi=
ſchen der Braunkohle und der dem RWE. naheſtehenden
Braun=
kohlen= und Brikettwerke Rodergrube A.=G. auf die Dauer von 50
Jahren abgeſchloſſen werden. In dem Vertrag, iſt eine weitgehende
Wahrung der Intereſſen der Braunkohleaktionäre vorgeſehen, denen
vom RWE. die 1—1½fache RM.=Dividende, mindeſtens aber 12
Prozent, garantiert werden. Dieſer Mindeſtſatz liegt 2
Pro=
zent über der in den letzten Jahren von der Rheiniſchen
Braun=
kohle ausgeſchütteten Dividende (10 Prozent). Außerdem iſt nach
Ablauf des Intereſſengemeinſchaftsvertrages eine Uebernahme der
Braunkohle=Aktien zum Kurſe von 200 Prozent vorgeſehen.
Wie bereits gemeldet, ſind über dieſe Vorſchläge noch Beratungen
innerhalb der Verwaltungen beider Geſellſchaften notwendig. Wie
wir hören, dürfte ſich wahrſcheinlich noch Ende dieſer Woche der
Aufſichtsrat des RWE. mit der Angelegenheit befaſſen.
Geſteigerter Export der engliſchen Baumwollinduſtrie. Der
Export der engliſchen Baumwollinduſtrie hat im Jahre 1932 eine
weſentliche Beſſerung erfahren. Die Ausfuhr von
Baumwollgar=
nen ſtieg auf 141 663 000 Yards gegen 133 518 000 im Vorjahr und
136 987 000 im Jahre 1930. Die Spinnereiintereſſen wurden
jedoch, wie die Handelskammer von Mancheſter in ihrem
Jahres=
bericht erwähnt, durch die Erhöhung der deutſchen Zölle auf zweie
fache Garne ſchwer beeinträchtigt. Die Induſtrie hat dieſerhalb
Vorſtellungen beim Handelsamt erhoben und ſieht mit Intereſſe
dem Ergebnis der diesbezüglichen Schritte der engliſchen Regierung
entgegen.
Melallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 16. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 36,75 (37,50), Februar 36.,75 (37.25), März
37.25 (37.75), April 37.50 (38), Mai 38 (38.25) Juni 38 (38,50),
Juli 38.25 (38.75), Auguſt 38.50 (39), September 38,75 (39.25),
Oktober 39.25 (39.75), November 3950 (40) Dezember 40
(40.25). Tendenz: ſchwächer. — Für Blei: Januar 14 (15)
Februar 14.25 (15.25), März 14 25 (15), April 14.50 (15.25), Mai
14.75 (15.50), Juni 15 (15.75), Juli und Auguſt 15 (16)
Septem=
ber 15.25 (16.25), Oktober 15.50 (16.50). November 15.75 (17),
Dezember 16 (17). Tendenz: ruhig. — Für Zink: Januar 19.25
(20.25), Februar 19.50 (20.25). März 19.50 (20.50) April 20
(20.25), Mai 20 (20.50), Juni 20.25 (20.75). Juli 20.50 (21), Aug.
20,75 (21.25), Sevtember 20.75 (21.25), Oktober 21 (22.25),
Novem=
ber 21.25 (22), Dezember 21.50 (22). Tendenz; kaum ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Tendenz an den Aktienmärkten der Berliner Börſe
war zu Beginn der neuen Woche allgemein ſchwächer. Das
her=
auskommende Material ſtammte zumeiſt von der Spekulation,
allerdings fehlten auch Kauforders des Publikums, ſo daß die
No=
tierungen zumeiſt bis zu 2 Prozent niedriger lagen. Beſondere
Anregungen waren, nicht vorhanden. Von Montanen waren
Rheinſtahl 2½ Prozent gedrückt, während Mansfelder und Schleſ.
Bergbau etwas freundlicher lagen. Von Braunkohlenwerten
waren Ilſe, Leopoldsgrube und Rhein. Braunkohlen bis zu 1
Pro=
zent freundlicher, da Verhandlungen über eine Dividendengarantie
zwiſchen Rhein. Braunkohlen und RWE. Interſſenkäufe zur Folge
hatten. Kalipapiere waren bei kleinen Umſätzen bis zu 4 Prozent
abgeſchwächt. Von chemiſchen Werten lagen Farben etwas mehr
als 2 Prozent gedrückt. Gummi= und Linoleumwerte blieben
ver=
nachläſſigt, Elektroaktien waren im Einklang mit der
Allgemein=
tendenz bis zu 2 Prozent niedriger, von Gaswerten verloren
Schleſ. Gas beinahe 2½ Prozent. Kabel= und Drahtwerte,
Maſchi=
nenfabriken, Textil= ſowie Metallwerte und die Anteile von
Waſ=
ſerwerken waren ſehr ruhig und leicht nachgebend. Autoaktien
und Bauwerte lagen etwas ſchwächer, ebenſo Kunſtſeideaktien. Von
Papier= und Zellſtoffwerten waren Aſchaffenburger Zellſtoff
freundlicher, Feldmühle in Reaktion insgeſamt mehr als 3
Pro=
zent gedrückt Unter Brauereien fielen Dortmunder Union durch
einen Gewinn von mehr. als 1 Prozent auf. Schiffahrtsaktien
lagen meiſt ſchwächer. Von Verkehrswerten waren A.=G. für
Ver=
kehrsweſen mehr als 2 Prozent abgeſchwächt. Von Banken büßten
Reichsbank nach und nach 2 Prozent ein. Im übrigen ſind noch
Gebrüder Junghans mit einem Gewinn von 1½ Prozent, der ſich
jedoch ſpäter nicht voll behaupten konnte, als freundlicher zu
er=
wähnen. Von Anleihen verloren Altbeſitz über 1 Prozent.
Neu=
beſitz faſt ½ Prozent. Reichsſchuldbuchforderungen gaben bis zu
1 Prozent nach. An den übrigen Rentenmärkten überwog das
Angebot.
Die Frankfurter Börſe eröffnete ſtärker abgeſchwächt
wo=
bei die Kursrückgänge ſowohl am Aktienmarkte als auch am
Ren=
tenmarkte zu verzeichnen waren. Die Bankenkundſchaft war nur
in ſehr geringem Umfange an der Börſe vertreten, wobei ſich
Ver=
käufe und Kaufaufträge ungefähr ausglichen. Maxkttechniſch kam
dazu, daß die an ſich etwas überladene Hauſſe=Spekulation zu
Glattſtellungen übergehen mußte. Hierbei drückte das, wenn auch
nicht große Verkaufsangebot ſtärker auf die Kurſe, da nur geringe
Kauf= oder Inventionsneigung gegenüberſtand. Beſonders waren
JG. Farben gedrückt mit einem Rückgang von 3 Prozent. Auch
Erdöl verloren 2, Rütgers ½ Prozent, während Goldſchmidt noch
½, Scheideanſtalt ½ Prozent höher einſetzten. Reichsbankanteile
zunächſt bei 160¾ Prozent gut behauptet, ſpäter ½ Prozent
ſchwä=
cher. Am Kunſtſeidemarkt wirkte ſich der erhöhte Verluſtabſchluß
von Bemberg aus, die 1½ Prozent niedriger lagen. Am
Zellſtoff=
markt lagen Waldhof mit 1 Prozent feſter während
Aſchaffen=
burger Zellſtoff ½ Prozent verloren. Schiffahrtswerte eher
ſchwä=
cher, ſo gaben Hapag ½, Nordlloyd ½ Prozent nach. A.=G. für
Verkehrsweſen verloren 2 Prozent. Auch der Elektromarkt hatte
überwiegend rückläufige Kurſe, wobei Siemens 2½ Schuckert 1½,
Lahmeyer 1. AEG. ½ Prozent verloren. Gut gehalten waren
Be=
kula ſowie Licht u. Kraft. Am Montanmarkte war die Stimmung
matt. Die Aufkäufe in Gelſenkirchen, die in letzter Zeit zu
beobach=
ten waren, fanden keine Fortſetzung, was ſich ungünſtig auf den
ganzen Markt auswirkte. Gelſenkirchen verloren 3, Harpener 2
Mannesmann 1½, Rheinſtahl 2½, Stahlverein 13. Buderus ½
Prozent. Rheinbraun waren im Gegenſatz dazu gut gehalten. Auch
Kaliwerte ſtanden unter Kursdruck.
Die Abendbörſe lag ohne jede Anregung. Die Spekulation
hielt ſtärker zurück infolge der noch ungeklärten innerpolitiſchen
Lage. Die Kurſe wurden etwas unter Berliner Schluß
geſpro=
chen. Weder am Aktien= noch am Rentenmarkte war größeres
Ge=
ſchäft. Beſonders matt lagen Kunſtſeidewerte, ſo Bemberg 2
Pro=
zent unter Mittagsſchluß, Aku ½ Prozent niedriger. Auch JG.
Farbeninduſtrie gaben ½ Prozent nach. Kali= und Elektrowerte
bröckelten ½—½ Prozent ab, nur Rheag lagen 3 Prozent feſter.
Reichsbankanteile ½ Prozent niedriger. Von Renten Altbeſitz
½ Prozent ſchwächer.
Produkkenmärkke.
Mannheimer Produktenbericht vom 16. Januar. Weizen
in=
länd. (76/77 Kilo) 20,60—20 75. Roggen inländ. (72/73 Kilo) 16,75.
Hafer inländ. 13,50—14, Sommergerſte 18,50—20, Futtergerſte
17,60—17,75, La=Plata=Mais 19,50, Soyaſchrot (Mannheimer
Fa=
brikat) prompt 10,25—10,35, Biertreber mit Sack 10,50—10,75,
Trockenſchnitzel loſe 8, Wieſenheu loſe 5,20—5,40, Rotkleeheu 5.20
bis 5,40, Luzernkleeheu 5,40—6, Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen
2,60—2,80, Hafer=Gerſte 2,20—2,60 geb. Stroh Roggen=Weizen
2.40—2,60, Hafer=Gerſte 2—2,20, Weizenmehl Spezial 0 (neue
Mahlart mit Austauſchweizen) mit Sack 28,75—29. Roggenmehl
nord= und ſüdd. (60—70proz. Ausmahlung je nach Fabrikat) mit
Sack 21—24, feine Weizenkleie mit Sack 7,60—7,75, Erdnußkuchen
11,65—11,85. Tendenz ruhig. Die Preiſe ſind eher etwas
nach=
gebend. Bei großer Zurückhaltung des Konſums verkehrte die
Börſe in äußerſt ruhiger Haltung.
Frankfurter Produktenbericht vom 16. Januar. Weizen 204
bis 203,50, Roggen 162,50—163,50, Sommergerſte 180—182,50
Hafer 130—135, Weizenmehl ſüdd. und niederrhein. 28,25—29,25,
Roggenmehl 22,25—23,25, Weizenkleie 7.40. Roggenkleie 7,85—8.
Soyaſchrot 10,25—10,75. Palmkuchen 8,75—9, Erdnußkuchen 12,25
bis 12,50. Heu 4.60—4,80, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt
und gebündelt 2,25—2,50, Treber 10.,50—10,60 Tendenz ruhig.
In Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt.
Biehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 16. Januar. Auftrieb: 182
Ochſen, 157 Bullen, 285 Kühe, 399 Färſen, 635 Kälber, 33 Schafe,
2537 Schweine. Preiſe: Ochſen a) 28—30, a1) 22—25 b) 23—25:
Bullen a) 22—24, b) 20—22. c)17—20; Kühe a) 22—24, b) 20
bis 23, c) 13—15, d) 10—12: Färſen a) 29—32, b) 24—26, c) 22
bis 24; Kälber b) 36—38, c)32—34, d) 28—30, e) 22—25: Schafe
b) 15—22: Schweine b) 39—40, c) 39—40, d) 38—39, e) 36—37.
f) 34—35. Marktverlauf: Großvieh ruhig, Ueberſtand; Kälber
mittel, geräumt; Schweine ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 16. Januar. Zugeführt waren:
Rinder 1516, darunter 429 Ochſen 127 Bullen, 475 Kühe und 393
Färſen ferner 569 Kälber, 160 Schafe, 4263 Schweine und 286 vor
Marktbeginn ausgeführt. insgeſamt 4549. Bezahlt wurde pro
Zentner Lebendgewicht: Ochſen a1) 25—28. a2) 22—24, b) 19—21;
Bullen a) 24—26, h) 20—23: Kühe a) 21—23. b) 18—20, c) 15
bis 17. d) 12—14: Färſen a) 26—28 b) 23—25 c) 20—22:
Käl=
ber b) 33—37. c) 28—32, d) 22—27: Schafe a1) 23—25, b) 20—22.
c) 16—18: Schweine b) und c) 35—38, d) 34—37. e) 32—36.
Marktverlauf: Rinder ruhig, geringer Ueberſtand; Kälber und
Schafe mittelmäßig, geräumt; Schweine ſchleppend, geringer
Ueberſtand. Der Rindermarkt war ſtärker, als in der Vorwoche
beſchickt. Bei ruhigem Geſchäft verblieb geringer Ueberſtand. Die
Preiſe gaben etwas nach. Etwa 50 Prozent des aufgetriebenen
Viehes wurden wieder in die umliegenden Verſorgungsgebiete
ausgeführt. Der Schweinemarkt war ſtärker als der vorwöchige
Hauptmarkt beſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft verblieb geringer
Ueberſtand. Gegenüber dem vorwöchigen Hauptmarkt gaben die
Preiſe etwas nach. Kälber und Schafe wurden bei mittelmäßigem
Geſchäft geräumt.
Kleine wirtſchaftsnachrichten.
Die in letzter Zeit umlaufenden Gerüchte, wonach eine Fuſion
der Commerz= und Privatbank mit einer der anderen Großbanken
notwendig ſei, beſtätigen ſich in keiner Weiſe. An den zuſtändigen
Stellen iſt über eine beabſichtigte Fuſion der Commerzbank nichts
bekannt.
Die Deutſches Lichtſpiel=Syndikat A.=G., Berlin, teilt mit, daß
die für den 24. Januar einberufene ordentliche
Generalverſamm=
lung nicht ſtattfindet. Ein neuer Termin wird demnächſt
anbe=
raumt werden. Die Generalverſammlung ſollte die Regularien
zum 31. 7. 1932 erledigen.
Im Lohnſtreit in der Siegerländer Metallinduſtrie iſt die
Teilausſperrung am Montag Tatſache geworden. Von der 8000
Mann ſtarken Geſamtbelegſchaft haben etwa 60 v. H. die Arbeit
zu den Bedingungen des Arbeitgeberverbandes, nicht
aufgenom=
men.
An Rohbraunkohlen wurden im Freiſtaat Heſſen im Jahre
1932 gefördert: 973 939 Tonnen, davon wurden 870 317 Tonnen zu
Schwelereiprodukten weiterverarbeitet. Aus den verſchwelten
Kohlen wurden gewonnen 54 587 Tonnen Rohteer, 7153 Tonnen
Leichtöl aus Schwelgaſen, 144 057 Tonnen Koks.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 16. Januar 1933 für eine
Unze Feingold 112/8½ sh — 86,6934 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 47,3419 Pence — 2,78726 RM. Zu dieſem Preis
wurden nur 5000 Pfund im freien Markt gehandelt.
Berliner Kursbericht
vom 16. Januar 1933
Oeviſenmarkt
vom 16. Januar 1933
Kte
Deutſche Banku. /
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban;
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyb
A. C.6.
Bayr. Motorenn.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm!
Deutſche Cont. Gas!.
af
73.—
61.75
18.25
31—
19.375
29.25
77.375
45.625
20.75
33.805
119.875
111.25
We
Elektr. Lieferung
7. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Bhil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
glbcknerwer ”
golsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
89.375
82.75
102.—
58.-
82.—
82.—
53.875
62.875
117.—
46.50
72.-
62.625
41.75
42.50
Wenee 1
Rätgerswerke
Salzdetfurth Kolt
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel 34.—
Weſteregeln Alkali
Agsb. Nrnb. Maſch.,
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Weri
Nie
44.75
175.—
45.375
421—
17.375
64.—
13.—
77.50
32.50
58.875
Holland 100 Gulben 189.08 169.42 Jugoſlawien ſ100 Dinar 5.554 Oslo 100 Kronen 72.33 72.47 Portugal 100 Escudos Kopenhagen 100 Kronen 70.68 70.82 Athen 100 Drachm. Stocholm. 100 Kronen 8.62 76.98 Iſtambu= 1türk. 2 London 1 S.Stg. 14.11. 14.15 Kairo ägypt. 2 4.49 Buenos=Aires 1 1 Pap. Peio 0.858 0.s6o 1
Kanada tcanad. Doll. New Yor). Dollar 4.209 4.2771 Uruguay
1 Goldpeſo
Belgien. 100 Belge 58.28 58.40 Jsland
100 isl. Ar
Stalien ſ1o0 Lire 21.54 21.59 Tallinn (Eſl.) 100 eſtl. K: 1 Paris
100 Francs 1 16.42 16.48 Rigg
100 2a4
Geld
80.97
g1.7
0.869
0.239
12.84
2.198
2.008
3.716
1639
63.54
110.59
79.721
Miet
81.13
34.43
81.88
0.271
0.241
5.566
12.e8
2.202
2.012
12.53
3.74
„e53
63.66
10.81
79.69
Surmftäuter und Kariondlonnt Bürmkast, ölline di Preioner Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 16. Januar 1933.
Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34...
„ 1.4.35...
„ 1.4. 36 ...
„ 1. 4. 37 ...
„ 1. 4. 38...
6% Dtſch. Reichsan!
„ v. 27
6%9
5½% Intern.,
6%Baden ......
68Bahern......
68 Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 2‟
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4”=
Ab=
löſungsanl. . . . . 67.25
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub. )3
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin :..v. 24
69 Darmſtadt ..
6% Dresden. .v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze. v. 29
v. 26
8SMainz .......
69 Mannheimp. 27
62 München v. 29
62 Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbl.
6%. Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid
4¾. %, Kom.=Obl.l
9a‟1,
88.25
817,
771,
741.
95
80%,
817,
84.5
78.5
94.75
833,
74.25
8.5705
6.55
68.75
65
G.
70
702,
75
85.25
75‟
88
Wie
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 111
„ R.12
62 Kaſſeler Land. Golopfbr.
62Naſ. Landesbk.
5½2% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4AuslSer.
„ . Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Reubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½% „ Ligu.=Pfbr.
60 Frkf.Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
6% „ Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
83 Mein. Hyp.=Bk.
12%0 Lig. Pfbr..
8% Pfälz.Hhp.=Bk.
12%0 „ Lig. Pfbr.
16% Rhein. Hyp.B:,
5½%0 „ Lig. Pfbr.
Goldoblig.
S% Südd. Bod=
Ered.=Bank ...
5½%0 „ Lic. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
620 Dt. Linol.Werke
2 Mainkrw. v 26
85
7.5
71.25
85
88
88.25
62.75
8
85
87.25
86.25
87.75
77.25
86
92
87.75
87.5
89‟
88
86
88
89.75
88.25
71
88
18% Mitteld. Stahl.
6%Ver. Stahlwerke
62 Boigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. 2. E. B
L.Inveſt.
52 Bulg. Tab.b.02
12% Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%overeinh. Numänl
4½220
48
42 Türk. Admin.
42 „ 1. Bagbad
47 „ Zollanl.
4½% ungarn 19131
43% „ 1914
Golde.
1910
17
4½=Budp. Stadtan!
425 Liſſabon
47 Stockholm
Aktien
Alg. Kunſtzideuniel
A. E. G. .......
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauereil
Zellſtoft
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Lichtl:
Buderus Eiſen. . ..
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
J. G.Chemie, Baſel
Chem.Werke Abert
Chade „naann.
Conrin. Gummiw.
79
96
11
8.5
z.
80
40.75
29.1
9ä
57
29.5
120.75
43.25
53.5
121.5
61
„Contin. Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr. .
„ Erdö) .......
Dt. Gold= u. Silber=
Dortm. Ritterbräu 92
Oyckerhofic Widm
Eichbaum=Werger.
Etettr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
ſchw. Bergwer: /200
Faber & Schleicher
Feinmech. (Jetter)
Gelſenk. Bergwert. 58
Gef.f.elektr. Untern.
Goldſchmib: Th.
Gritzner=Kahſer...
Grün cBilſinger.
Hafenmühle Frift. 56
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Holzmann, Phil.
Flſe Bergb. Stamml
Genüſſel
Junghans ....."
Kali Chemie .....
Aſchersleben . 1
ſcheide=Anſtalt/150 Lech, Augsburg:..
Linolwert. Berll 40.75 Löwenbr. Münch.
„Klein, Schanzlin.
alöcknerwerke ....
123,5 anorr C. 6. .4....
90:25 Lahmeher & Co.
1Saurahütte ......
Lutz, Gebr. Darmſt.
21.25 Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. ..
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
Eßling. Maſchinen. 21.25 Miag. Mühlenbau.
39.25 Montecatini Maild.
F. 6. Farbeninduſtr. /101.75 MotorenDarmſtadt
lSberbedar
Felt. E Gui leaume 58.5 Whönix Bergbau.
Frankfurter Hof ../ 39.5 Meiniger, Gebbert.
(Rh. Braunkohlen. /195.25
81.5
Glektr. Stamm.
38.5
Stahlwerte.
317, MNiebeg Montan. .
Roeder Gebr. . . 42.5
Rütgerswerle‟.
Salzdetfurtk Ko „174
98
Salzw. Heilbronn
36
Schöfferhof=Bind..
Schramm. Lackfbr.
84.5 Schriftg. Stempel.
Schucker:, Elektr.
45.5 lSchwarz=Storchen, 73
Hirſch Kupfer. . .. 13.5 lSiem. Glasinduſtr.
Hochtief Eſſen 82.5 Siemens& Halske./1
68
Südd. Zucker=A. G./139
ellus Bergbau...
101.75 Thür. Liefer.=Geſ.
Tietz Leonhard ...
79.5 lnnterfranken ....
117.75 Ber. Stahlwerfe.
7
188
122.25
2i.
82
206
72.75
GLI.
36.5
13.75
35I,
49.5
93
73.5
65
43.75
160
251,
122.75
69.5
34.25
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Bahß & Freytag.
Weſteregeln Kali.
1Zellſtoff Waldho”
Memel.
Arug. Dt. Creditanf
Badiſche Bank.. ..
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Han elsge..
Hypothelbk.
Comm. Privatb.
Dt. Ban jund Dise.
Dt. Eff. u. Wechſell
Dresdner Ban ..
Frankf. Bant. ...
Hyp.=Bani.
Mein. Hyp.=Ban
Pfälz. Hyp.=Ban.
Reichsbank=An ..!=
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.Cr. Bl.
Württb. Notenbank
A.,G. .„Veriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraft
72 Dt. Reichsb.Vze
Hapag ...."
Nordd. Llohd... .
Südd Eiſenb.=Gei.
Mltanz u. Stuttc.
Verſicherung ...
„ „ Verein. Verſ./205
Frankong Rücku.Ml
Mannheim.Verſich. 20.25
Otavi Minen...
Schantungsantels
.5.3
120.5
53.5
20.5
59
115
K.
94—
53
5.
61.75
83.5
82
160.25
90.25
83.5
96
45.25
73.25
92.5
18.4
19.5
43
i
[ ← ][ ][ → ]Dienskag, 17. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 17 — Seite 11
D1e VO
2 TCuleT
Von Paul Bergenholt.
H01
Ein Roman
aus den Bergen.
Aber ehe ſie noch zu einem klaren Gedanken darüber
ge=
kommen iſt, fühlt ſie mit einem jähen Erſchrecken ihre Hand in
der harten Arbeitshand des Mannes ruhn. Und das verwirrt
ſie ſo, daß ſie ſchnell ins Rauthäufl geht, ſo, als habe man ſie
gerufen.
Der Franzl aber wieder weiß nicht, wie ihm geſchehen iſt,
und er ſchaut hinter ihr her und er ſieht auf ſeine Hand, als
ſei der ein Punder widerfahren, und lächelt, und es iſt, als
wiche ſein Ernſt nun allem Sonnenſchein. Er beginnt ein Liedl
vor ſich hin zu pfeifen und pfeift auch noch, als er ſchon dabei
iſt, die ſchweren Balken abzuladen.
So laut iſt das Liedl, daß die Theres es in der Kuchl hört;
wie auch das Holzpoltern zu ihr dringt, daß ſie, wiewohl ſie
nun nach dem Fleiſch auf dem Herd zu ſehen hat, mitzählt:
Eins — zwei — drei — vier . . .; bis die Rauthin hinein
kommt.
„Das ſind ja an die dreißig Balken und darüber! . . .
Wo=
zu brauchſt dann ſopiel Holz?.. . Der Burſch hört gar nimmer
auf damit!“
Die Tante ſagt, daß ſie den Wagenſchupfen hinterm Häufl
neurichten und aufſtocken laſſen will: Für die Wagen und’s
Geſchirr, und oben im Geſchoß für ein Heu und Grummet!
Dann rührt die Rauthin ſelbſt ein biſſel in den Töpfen,
und dieſe Freizeit benutzt die Theres, nach vorn in die Stube
zu gehn: „Um auf’s Holz zu achten!” wie ſie ſagt.
Aber ſie ſchaut nur nach dem Franzl aus; vorſichtig hinter
der Gardine verborgen, unſichtbar, und doch ſelbſt ſehend. So
genau ſieht ſie zu, daß ſie nachher, als der Moeſerbub weg iſt,
es faſt nachzeichnen könnte: wie hart die Muskeln und Sehnen
aus den bronzenen Armen ſpringen, wie Nacken und Schultern
ſich dehnen, wie frech aus dem bruſtoffenen Hemd rotblonde
Haarkräuſel ſchauen, und wie feſt die Knie und Schenkel aus
der Ledernen brechen!
Viel ſpäter, als der Abend ſchon zur Nacht ſinkt, aus der
ein falber Mond die blühenden Sterne anſichelt, — ſelbſt dann
noch iſt dies Bild vor ihr; und da es nicht weicht, als ſie ſich
auszieht und in’s Bett ſchlüpft, ſo löſcht ſie ſchnell das Licht,
hat eine Sehnſucht in ſich und ſchamt ſich darüber ein wenig.
Am anderen Tage war es dann, daß ſie von der Rauth=
Tant erfährt: Dem alten Moeſer, — übrigens habe er doch ein=
Machdruck verbotes.
mal mit dem Neuner einen Prozeß gehabt und gewonnen! — ſei
vor drei Jahren die Frau geſtorben; und ſeitdem ſei er an’s
Saufen gekommen
Was von der Moeſermühl noch übrig ſei, das halte einzig
und allein der Franzl noch aufrecht; abends ſei er der letzte,
morgens der erſte; und während andre hinter den Madls
her=
ſind, kenne er nichts als ſchuften und ſchuften! Grad darum
auch habe ſie, die Rauthin, ihm den Auftrag aufs Holz gegeben
und ſo ..
„Wann der eine findt, die ein biſſel ein Geld bringt, der
zieht den Karrn ſchon ausm Dreck, der Franzl!”, ſagt die
Raut=
hin: „Jemein, aber wer will einen ſo armen Teufel? . . .
Da=
bei ſind die Madl wie narriſch hinter’m her; nit grad zum
hei=
raten, aber ..
Obſchon das alles die Theres ja gar nichts angeht,
empfin=
det ſie doch bei der Andeutung der Rauthin ein Mißbehagen,
und es zwickt ſie wie ein Ameiſenkribbeln auf der Haut.
„Hat er dann keinen Schatz?” fragt ſie ſcheinbar beiläufig
und empfindet eine ungeahnte Freude, als die Tant ſagt:
„Solch eine gewiß nit!“ Das „ſolch” iſt ſo betont, daß die
Theres doppelt froh darüber wird.
Als ſie dann zum Vieh ſieht, die Milch ſepariert und den
Butterſtöſſel führt, ſummt und lacht ſie vor ſich hin, daß die
Rauthin verwundert fragt, was denn mit einem Mal in ſie
gefahren iſt?
„Hab halt nur eine Freud!”, ſagt die Theres, und als ſie
weiter ſtöſſelt, fragt ſie ganz unvermittelt:
„Warum ſollt dann ſon fleißiger Burſch keine finden, die
was zum Dazubrockn hat, daß es wieder bergauf geht?!“
„Frag’s dich mal ſelbſt!”, gibt die Tante zurück und iſt faſt
ein wenig ungehalten. Die Theres ſtöſſelt heftiger:
„Jenun, ich könnt mir eh denken, daß ich ihn ſelbſt lieb
gewinnen tät! . . . S‟ iſt doch ein Unſinn, die Lieb grad an
einen Reichtum zu binden! . . . Darauf kommt’s überhaupt gar
nit an, mein ich, ſondern auf die inwendige Kraft, in Lieb zu
hauſen und aufzubauen!“
Da ſchüttelt die Rauthin heftig ihren Kopf:
„Der Vater, wann der das hört, der wär nit grad erbaut
von den Anſichten, die du haſt! . . . Wie mag dann ein
Neuner=
tochter ſo da herreden?!“
Die Theres aber achtet weiter gar nicht auf dieſen
vor=
wurfsvollen Ton; ſondern ſie ſtöſſelt weiter die Butter, lacht
vor ſich hin und ſummt dazu. — Dann ſchaut ſie zur
Rauthin hin:
„Der Vater? Der Vater! . . . Jamein . . ."
Das alles lebt nun wieder in ihren Gedanken auf, als ſie
im ſtrömenden Regen ihren einſamen Weg geht . . ."
VI.
Und wieder ein Stückl Wegs weiter fällt ihr plötzlich auch
die Freud wieder ein, als damals die Rauth=Tant zu ihr
ſagt, ſie ſoll einmal ins Moeſerhäuſl gehn, das Holzgeld
hin=
bringen.
„Hallo!” ruft da eine junge Männerſtimme.
„Hallo!” antwortet eine Mädchenſtimme.
Und beide Stimmen ſuchen ſich! . . . Aber dann iſt doch ein
jähes Schweigen, als die Theres und der Franzl vor einander
ſtehn! .
Und ſie ſchauen ſich ſchweigend ſolange an, bis daraus ein
Sichanlachen wird; und das ſagt auch ohne Worte: Herrgott,
was für eine Freud, daß du endlich wieder da biſt!
Der Franzl nimmt ſehr behutſam die Hand der Theres:
„S” ſind halt garſoviel Wurzelſtöck und Stein da herein im
Wald, daß dich ein biſſil feſthalten mußt!“
„Meinſt, ich bin gar ſo zerbrechlich!” ſagt ſie und müßte
nun ſeine Hand eigentlich auslaſſen; aber ſonderbar iſt das:
Sie läßt ihm ihre Hand, und er zieht ſie ſanft ſo hoch, daß ſie
vor ſeiner Bruſt auf ſeinem Herzen liegt. Da hält er ſie feſt!
Damit aber wächſt in ihr doch eine kleine Verlegenheit, aus
der ſie einen Ausweg ſucht. Alſo macht ſie nun die Hand frei
und greift oben in ihren Kleiderausſchnitt, wo der ſchmale Hals
ſich ins Kleid hinein ſtiehlt, und die Haut ſo gebräunt iſt, daß
man es faſt wie ein ſpitzes Dreieck ſehen kann!
Unter der ſcharfbraunen Grenze aber lugt nun das zarteſte
Elfenbeinweiß einer roſaknoſpigen Bruſt her, als ſie ihre Hand
da hinein führt; und ſie atmet tief:
„Dein Geld ſoll ich dir bringen! . . . So, jetzt hab ich’s
end=
lich! . . . Aber nachzählen mußt es eh, daß es auch ſtimmt!“
Das Geld ſteckt in einem Leinenbeutel. Der Franzl nimmt
es und ſchiebt es in die Taſche, Faſt achtlos. Weil er nur immer
die Theres anſchaut und an die zarten Bruſthügel denkt, die ſich
ſo arglos ſeinem Aug’ dargeboten haben.
Vielleicht ahnt die Theres etwas Derartiges; denn mit
inem Mal iſt ſie ſehr ernſt und ſtill und faſt abweiſend; und
als er wieder nach ihrer Hand faſſen will, legt ſie die
rück=
wärts:
„Hier wird der Weg ja beſſer!”
(Fortſetzung folgt.)
Aus meinem
Inventur= Verkauf
Waren, die noch Ihren Käufer finden müssen:
Ein Posten Herren-Winter-Mäntel
Ein Posten Herren-Sakka-Anzüge
Restbestände in
Frack- und 8moking-Anzüge
Bhauffeur-Anzüge und Mäntel
Alles weit unter Preis!
Widlg Rhuad
Darmstadt Bismarckdenkmal
Junges intelligent.
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