Darmstädter Tagblatt 1933


16. Januar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heiſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentlickhe iUnffrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattei.
Nummer 16
Montag, den 16. Januar 1933.
196. Jahrgang

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Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Ban und Darm=
ſtädter
und Nationalbant

Landtagswahlen in Lippe.
Linkskoglikion ohne Mehrheit. Ralionalſozialiſten holen Teile ihre Verluſte wieder ein. Kommuniſten
verlieren faſt 25 Prozenk der Skimmen. Deutſchnakionaler Skimmenrückgang.

Das Ergebnis aus Lippe.

Darauf überbrachte
Reichskanzler von Schleicher

Soz.
Volksp.
Dnatl.
Landv.
Komm. 11 026.
Staatsp.
NSDAP. 38 844.
Kath.
Ev. Volksd. 4 510,

2 250
8674
173
10017
849.
42 280
3 402
3 659

Detmold, 15. Januar.
Die heutigen Landtagswahlen erbrachten folgendes Geſamt=
ergebnis
:
29 735, 6. 11. 32: 25 782, 31. 7. 32: 30 399 Stimmen
4352,
3 628,
5 923,
9414,
700.
510,
14601,
558,
33 038.
2 531,
2 459,
4 079,
Die Mandate verteilen ſich wie folgt: Soz. 7 (9), Volksp.
(3), Dnatl. 1 (3), Landv. 0 (1), Komm. 2 (1), Staatsp. 0 (1),
NSDAP. 9 (1), Kath. 0 (0), Ev. 1 (0).
Die lippiſchen Städte verzeichnen: Detmold: Soz.
2544 (2031), Volksp. 993 (845), Dnatl. 1001 (1654), Landv. 5 (3),
Komm. 667 (963), Staatsp. 111 (101), NSDAP. 3605 (3097),
Kath. Volksv. 465 (430), Ev. Volksd. 693 (702).
Lemgo: Söz. 1539 (1336), Volksp. 325 (252), Dnatl. 43:
(761), Landv. 37 (26), Komm. 1141 (1305), Staatsp 78 (43),
NSDAP. 2570 (2348), Kath. Volksv. 165 (165), Ev. Volksd. 490
(469).
Bad Salzuflen=Schötmar; Soz. 2633 (2402), Volks=
partei
347 (249), Dnatl. 439 1813), Landv. 10 (5), Komm. 851
(1233), Staatsp. 70 (65), NSDAP. 3812 (3328), Kath. Volksv.
499 (476), Ep. Volksd. 481 (445).

*
Nach dem Ergebnis der Landtagswahl in Lippe beſteht die
bisher aus neun Sozialdemokraten, einem Staatsparteiler und
einem Volksrechtsparteiler zuſammengeſetzte Koalition nicht mehr.
Eine neue Regierungsbildung wäre durch ein Zuſammengehen
zwiſchen den Nationalſozialiſten und den Deutſchnationalen unter
Hinzuziehung des Volksparteilers oder des Vertreters des Evan=
geliſchen
Volksdienſtes durchaus möglich. Ob allerdings eine
ſolche Koalition zuſtandekommen wird, iſt noch fraglich.

Anſprache des Reichswehrminiſters v. Schleichet.
Berlin, 15. Januar.
Der Deutſche Reichskriegerbund Kyffhäuſer, veranſtaltete
zur 62. Wiederkehr des Reichsgründungstages am Sonntag mit=
tag
in Anweſenheit ſeines Ehrenvorſitzenden, des Reichspräſiden=
ten
v. Hindenburg, im Sportpalaſt unter ſtarker Beteiligung eine
Deutſche Weiheſtunde.
An dieſer Feier nahmen u. a. der Reichskanzler und Reichs=
wehrminiſter
General v. Schleicher, Reichsaußenminiſter Frhr. v.
Neurath, Reichsinnenminiſter Dr. Bracht, Reichsarbeitsminiſter
Dr. Syrup ſowie zahlreiche weitere Vertreter der oberſten zivi=
len
und militäriſchen Stellen teil, ferner Feldmarſchall v. Macken=
ſen
, der frühere Kronprinz und Prinz Eitel Friedrich, Reichs=
kanzler
a. D v. Papen, viele Generäle der alten Armee und die
Bundesführer des Stahlhelms.
Nach dem Einzug der 600 Fahnen, unter den Klängen alter
Märſche ergriff der Erſte Präſident des Deutſchen Reichskrieger=
bundes
Kyffhäuſer,
General der Artillerie a. D. v. Horn,
das Wort zu einer Anſprache, in der er u. a. ſagte: Wir alten
Soldaten feiern den Tag in dankbarem Gedenken an alle die Hel=
den
, die in der Geſchichte Preußens und Deutſchlands ihr Blut
dahingaben, damit der Tag von Verſailles, der Tag der Kaiſerkrö=
nung
über ein geeintes Deutſchland, gewonnen würde. Wir
feiern den Tag in Dankbarkeit und Kameradſchaft für die Mil=
lionen
unſerer Heldenarmee des Weltkrieges, die in unvergleich=
lichem
, vierjährigem Ringen Ehre und Beſtand dieſes Reiches ver=
teidigt
haben. Sie ſollen fühlen, daß der Kampfpreis, den ſie ge=
wonnen
haben, uns nicht verloren ging und uns auch in aller
Zukunft nicht verloren gehen darf. Wir feiern den Tag aber vor
allem aus tiefſtem Dank für unſere gefallenen Kameraden, die für
ein einiges deutſches Volk auszogen und die dem einigen deutſchen
Vaterland das Siegel ihres Blutes gaben.
An dieſer Stelle der Rede ſenkten ſich die Fahnen und ge=
dämpft
erklangen Trommelwirbel, denen das Lied vom guten
Kameraden folgte.
Nach einem Rückblick auf die Rolle der deutſchen Wehrmacht
in der vaterländiſchen Geſchichte und einem Hinweis auf die vom
Kyffhäuſerbund unternommene Arbeit der Sammlung und des
Aufbaues der nationalen Kräfte ſchloß General v. Horn: Unſer
verehrter Ehrenpräſident hat uns alten Soldaten das leuchtendſte
Beiſpiel der Pflicht gegeben, als er über alle perſönlichen Auf=
faſſungen
hinweg als Königlicher Feldmarſchall die Geſchicke un=
ſeres
Volkes in die Hand nahm mit dem Bekenntnis: Ueber
alles das Vaterland! Solche Ueberzeugung von der
Notwendigkeit, ja von dem Segen der Unterordnung des Einzel=
nen
unter das Wohl des Ganzen lebte in unſerer alten Armee.
Dieſer Geiſt ſoll und muß weiterleben und immer wieder den
Willen zur Nation ſtärken. Ohne dieſen ſtarken Willen zur
Nation im Geiſte Bismarcks kann die Freiheitsbewegung, in der
wir augenblicklich ſtehen, nicht durchgeführt werden, eine Frei=
heitsbewegung
, die aus der Tiefe des Volkes heraufdrängt, das
nicht gelernt hat und nicht gewillt iſt, ewig Sklave zu ſein.

in ſeiner Eigenſchaft als Reichswehrminiſter dem Kyffhäuſerbund
der wie kein zweiter Bund in Deutſchland die echte Kamerad=
ſchaft
auf ſeine Fahne geſchrieben und zur Richtlinie ſeines Han=
delns
gemacht hat, die Grüße der deutſchen Wehrmacht. Er er=
innerte
u. a. an die ausſchlaggebende Bedeutung der deutſchen
Wehrmacht beim Werden des deutſchen Staates und verwies
darauf, wie kränkend und entehrend es deshalb empfunden wer=
den
mußte, als man im Verſailler Vertrag dem deutſchen Volke
verbot, Waffen zu tragen.
Gilt doch dem Deutſchen ſeit Urväterzeiten das Recht, eine
Waffe zu tragen, als das Recht eines freien Mannes. Heute
und nicht am wenigſten muß dafür den alten Soldaten gedankt
werden iſt die Gleichberechtigung des deutſchen Volkes wieder
erkämpft, und in dieſem Zuſammenhang muß das Wort des
Reichsaußenminiſters wiederholt werden, daß die Reichsregierung
keine Abrüſtungskonvention unterſchreiben wird, die dieſem Grund=
ſatz
nicht Rechnung trägt. Im übrigen, ſo fügte der Reichskanzler
hinzu, wollen wir nur die gleiche Sicherheit wie jedes andere
Land, und ich möchte hier erneut betonen, daß ich die allgemeine
Wehrpflicht für ein ganz beſonders erſtrebenswertes Ziel halte.
Veränderte Zeitverhältniſſe werden veränderte Formen bedingen.
Ich denke dabei in erſter Linie an die Miliz. Wie die äußere Form
auch ſein mag, die Wehrmacht wird ſtets vom Geiſte des Gehorſams
und der Kameradſchaft beſeelt ſein. Auch zwiſchen den alten Sol=
daten
und der jungen Wehrmacht beſtehen engſte kameradſchaft=
liche
Verbindungen, die noch feſter zu knüpfen bald Mittel und
Wege gefunden werden. Darüber hinaus und gerade heute tut
beſte Kameradſchaft mit allen deutſchen Volksgenoſſen not. Leuch=
tendes
Vorbild für den Dienſt am Vaterland bleibt, uns allen
unſer hochverehrter Herr Reichspräſident.
General v. Horn
knüpfte in einem Schlußwort an die Rede des Reichskanzlers an
und erklärte u. a.: Wir wiſſen aus der Aeußerung des Herrn
Reichsaußenminiſters, daß in der Erklärung der Fünf= Mächtebe=
ſprechung
in Genf am 11. Dezember die deutſche Gleichberechtigung
unzweideutig anerkannt wurde. Die Schlacht in Genf iſt,
aber noch nicht gewonnen.
Wir wollen in die Welt hineinrufen: Das deutſche Volk will
nun endlich als freie, gleichberechtigte Nation im Kreiſe der Völ=
ker
den Platz einnehmen, auf den es nach ſeiner großen inneren
Vergangenheit und ſeiner Leiſtungsfähigkeit Anſpruch hat.
Die Feier ſchloß mit dem Fahnenausmarſch. Der Reichsprä=
ſident
und die Ehrengäſte wurden beim Verlaſſen des Sport=
palaſtes
durch immer wiedereinſetzende Kundgebungen gefeiert.

Die Eiſenbahner im Ruhrkampfe.

Anläßlich der Wiederkehr des Tages, an dem vor 10 Jahren
der paſſive Widerſtand im Ruhrkampf einſetzte, hat die Oeffent=
lichkeit
aller beteiligten Bevölkerungskreiſe gedacht und ihnen
nachträglich Anerkennung gezollt. Von beſonderer Seite wird
darauf hingewieſen, daß es der Gerechtigkeit entſpreche, der be=
ſonderen
Leiſtungen der Beamtenſchaft und vor allem der Eiſen=
bahnbeamtenſchaft
in dieſem großen Abwehrkampf noch einmal
kurz zuſammenfaſſend Erwähnung zu tun.
Die deutſchen Eiſenbahnbeamten ſtand an vorderſter Stelle
des Widerſtandes und an ihnen ließ ſich in erſter Linie Erbitte=
rung
und Wut der Gegner aus. Die Eiſenbahnbeamten, die in
deutſcher Treue zum Vaterlande verblieben und nach den An=
weiſungen
ihrer Behörde handelten, wurden mit immer neuen
Ausweiſungen, Verhaftung und Drangſalierungen der ſcheuß=
lichſten
Art traktiert. Verurteilungen zum Tode, Zuchthaus und
Gefängnis mußten ſie über ſich ergehen laſſen, Aengſte und
Qualen jeder Art ausſtehen, ohne daß man ihren Widerſtand
brechen konnte. Das Hauptorgan des Zentral= Gewerkſchafts=
bundes
Deutſcher Reichsbahnbeamten und Anwärter e. V. Die
Reichsbahngewerkſchaft. Nr. 2 vom 15. Januar 1933 veröffent=
licht
darüber folgende Einzelheiten:
Auf Grund amtlicher Aufſtellungen iſt feſtzuſtellen, daß ins=
geſamt
40 448 Ausweiſungen erfolgten; in dieſer Zahl ſind die
mitausgewieſenen Familienmitglieder nicht enthalten, ſo daß
insgeſamt etwa 130 000 Perſonen ausgewieſen ſein dürften. Von
der Geſamtzahl, der Ausgewieſenen entfielen 6,92 v. H. auf
Privatperſonen, während 93,08 v. H. auf Beamte entfallen. Von
der Geſamtzahl der ausgewieſenen Beamten entfallen 79,74 v. H.
auf Eiſenbahnbeamte. Es wurden ausgewieſen:

Behörde
Reichsverkehrsverwaltung
Reichspoſtverwaltung
Reichsfinanzverwaltung
Preußiſche Verwaltung
Sonſtige

Gebiet: gebiet: Zuſammen: 20 343 6 290 26 633 369 167 536 2 437 97 2 534 1715 5519 7 234 651 62 713 Zuſammen: N60

Dieſe Ueberſicht zeigt den außerordentlich ſtarken Anteil der
Eiſenbahnbeamtenſchaft und beweiſt die überragende Rolle,
welche die Eiſenbahnbeamtenſchaft und ihre Organiſation in
dieſem heroiſchen Kampf geſpielt haben. Niemals wird man,
wenn man die Geſchichte der deutſchen Nachkriegszeit ſchreiben
wird, vorübergehen können an dieſen Geſchehniſſen, immer wird
in den Blättern der Geſchichte der Anteil der deutſchen Beamten=
ſchaft
einen Ehrenplatz einnehmen; ein beſonderes Ruhmesblatt
aber wird im Buch der Geſchichte ſtets die Seite bedeuten, auf
der eingezeichnet iſt, was im Ruhrkampf die deutſche Eiſenbahn=
beamtenſchaft
für Volk und Vaterland geleiſtet hat.

Das Memelland ſoll heim ins Reich.

10 Jahre litauiſcher Gewaltherrſchaft an der Memel
Berlin, 15. Januar.
Der Memellandbund veranſtaltete am Samstag abend in
Berlin zur Erinnerung an den am 15. Januar 1923 erfolgten
Einmarſch der Litauer in das Memelgebiet eine eindrucksvolle
Kundgebung. Das Thema der Veranſtaltung lautete: Zehn
Jahre Gewaltherrſchaft der Litauer im Memelland wie
lange noch?
Der Bundesvorſitzende Prof. Boerſchmann begrüßte Ver=
treter
der Regierung, der Stadt Berlin, der Parlamente, der
Hochſchulen, der Verbände der alten Armee, der Wehrverbände
uſw. Er dankte den im Memelgebiet ausharrenden Deutſchen
für ihren unerſchütterlichen Glauben an das Vaterland. Zehn
Jahre ſchmachteten nun ſchon 150 000 Deutſche unter der
Zwangsherrſchaft der Litauer, die ſich mit Gewalt deutſches
Land angeeignet hätten. Das Memelland ſei deutſch und müſſe
wieder deutſch werden.
Die geſchäftsführende Bundesvorſitzende Frau Brönner=
Hoepfner mahnte dazu, ſobald als möglich eine Bereinigung der
Memelfrage im deutſchen Sinne herbeizuführen.
Der 2. Vorſitzende des Memellandbundes, Dr. Borchardt,
erinnerte an den Kampf gegen die deutſche Sprache, gegen die
Autonomiegeſetzgebung und die deutſche Gerichtsbarkeit. Den
Selbſtbehauptungskampf der Memelländer müſſe Deutſchland in
einem Abwehr= und Aufklärungsfeldzug unterſtützen.
Nach weiteren Anſprachen der Vertreter der Grenzlands=
vereinigungen
fand eine Entſchließung Annahme, in der
es heißt:
Wir werden die ſtaatliche Zugehörigkeit des Memelgebietes
zu Litauen niemals als zu Recht beſtehend auerkennen. Hundert
Jahre Unrecht machen nicht eine Stunde Recht. Wir werden
unermüdlich die Welt aufklären und überzeugen, daß das
Memelvolk nach Herkunft und Willen reſtlos dem deutſchen
Kulturkreis angehört. Wir fordern die Wiedergutmachung des
ſchreienden Unrechts, das durch den Verſailler Vertrag, durch
die litauiſche Vergewaltigung und durch deren völkerrechtliche
Duldung dem Memelland und dem geſamten Deutſchtum zu=
gefügt
wurde. Das Memelland iſt deutſch und muß wieder heim
ins Reich.
Chorgeſänge umrahmten die feierliche Kundgebung, die mit
dem Deutſchlandlied ſchloß.

Paul=Boncour und die Sozialiſken.
Eine Niederlage Herrioks.
Von unſerem A.=Korreſpondenten.
* Paris, 14. Januar.
Während die Regierung um die Pläne des Finanzminiſters
Chéron hart mit den Gewerkſchaften zu kämpfen hat wie es die
Unterbrechung der Verhandlungen mit den Beamtenſyndikaten
zeigt geht innerhalb der Parteien eine zwar nicht laute, aber
um ſo bemerkenswertere Auseinanderſetzung vor. Das bringt ſchon
die eigenartige Lage der Regierung mit ſich, welche die Mehrheit
immer wieder zu inneren Auseinanderſetzungen zwingt.
Die Wahl Francois=Alberts zum Präſidenten der
Kammergruppe der Radikalen Partei und die Wieder=
wahl
Bergerys zum Vizepräſidenten, ſprechen eine beredte
Sprache. Francois=Albert iſt der ſchärfſte, Gegner Herriots inner=
halb
der Partei; daß er und nicht Herriot der im letzten Augen=
blick
ſeine Kandidatur zurückzog, da er die offene Niederlage ver=
meiden
wollte zum Präſidenten der Kammergruppe gewählt
wurde, iſt eine Niedrlage für Herriot. Ebenſo ſteht es um die Wie=
derwahl
Bergerys zum Vizepräſidenten. Bergery war bei dem
letzten Kongreß der Partei in Toulouſe der Führer der Oppoſi=
tion
gegen Herriot.
Herriots Rechtsſchwenkung hat ſich gerächt, es handelt ſich aber
hier nicht nur darum. Man verzeiht ihm nicht, daß er ſeine An=
hänger
zur Stellungahme für die Bezahlung der Schulden an
Amerika zwang; das war in der Tat eine höchſt unvolkstümliche
Aktion. Und ſein Verhalten nach dem Sturz der Regierung er
verurteilte bekanntlich in äußerſt ſcharfen Ausdrücken die Ableh=
nung
der Zahlungen durch die Kammer hat ihm noch mehr
Feinde gebracht.
Wenn Herriot es unterließ, aus dem Wahlſieg der Linken die
politiſchen Konſequenzen zu ziehen, ſo tut das die Regierung Paul=
Boncour zur Genüge. Es iſt augenſcheinlich, wie ſie Stunde um
Stunde mehr unter den Einfluß der Sozialiſten gerät. Bei
der Auseinanderſetzung in Genf über die Vierzig=Stunden=Woche
hat man davon eine Koſtprobe bekommen. Der Vertreter der fran=
zöſiſchen
Regierung, Picquenard, wurde nach Paris berufen und
mit neuen Inſtruktionen verſehen, nur weil er mit dem Vertreter
der franzöſiſchen Gewerkſchaften Jouhaux in Gegenſatz kam. Die
Sozialiſten ſind eben nicht geneigt, ihre Unterſtützung an die Re=
gierung
ohne Gegenleiſtung zu gewähren. Solange ihre Zuſammen=
arbeit
mit der Radikalen Partei geſichert iſt, hat die Regierung
wenig zu fürchten. Wenn aber die ſozialiſtiſchen For=
derungen
ein gewiſſes Maß überſchreiten, wird
die Regierungskriſe unvermeidlich und der
Platz iſtfrei für eine gemäßigtere Regierung. Im
Grunde hängt alſo alles von dem politiſchen Fingerſpitzengefühl der
ſozialiſtiſchen Machthaber ab, die nicht in der Regierung ſitzen, aber
auf die Geſchäfte um ſo mehr Einfluß ausüben. Fordern ſie zuviel,
ſo ſtürzen ſie die Regierung, fordern ſie zu wenig, ſo werden ſie von
den Radikalen nur ausgenützt. Es iſt aber wahr, daß in der Kam=
mer
einige Perſönlichkeiten die Meinung hegen, daß die Linksent=
wicklung
auch nach einer Regierungskriſe nicht aufhören würde
und die aktive Teilnahme der Sozialiſten an einer Regierung in
den Bereich der Möglichkeiten gehört.

Reichspräſident von Hindenbura hat dem Reichskanzler a .D.
Dr. h. c. Marr anläßlich der Vollendung ſeines 70. Lebensjahres
in einem herzlichen Schreiben ſeine Glückwünſche ausgeſprochen.
Der Reichstagsabgeordnete Martin Loibl aus Neuburg a. d. D.,
der der Bayeriſchen Volkspartei angehörte, iſt geſtern, in Ber=
lin
geſtorben. Er war am Freitag von einer Kraftdroſchke ange=
fahren
und ſchwer verletzt worden.

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Seite 2 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 16. Januar 1933

Des Stahihelms Ziel und Streben:
Recht und Gerechligkeit für Deutſchland. Deutſcher Abend des Stahlhelm, B.d.5., Orisgeuppe Darmſtadk.

Aas der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, den 16. Januar 1933
Werbeabend für das Deutſche Turnfeſt in Stuttgart.
Denkt an Stuttgart! Stuttgart ruft! ſo kann man heute in
allen Fachzeitungen der Deutſchen Turnerſchaft leſen, und tatſäch=
lich
, die Stuttgarter Turnfreunde geben ſich alle erdenkliche Mühe,
um mit ihrer Werbearbeit bis in die entlegenſte Ecke der D. T. zu
gelangen. Aber auch die breite Oeffentlichkeit ſoll nicht vergeſſen
werden, und ſo hält man in allen größeren Städten Werbeveran=
ſtaltungen
, die den Zweck haben, die Bevölkerung über die größte
Turnerveranſtaltung des Jahres 1933 aufzuklären. Zwei der be=
kannteſten
Turnerführer des 15. D. T.=Feſtes, die Tb. Obermeyer
und Konſul Klinge, werden am Mittwoch, den 18. Januar abends
8 Uhr, in der Woogsplatz=Turnhalle, einen Vortrag über das
Stuttgarter Feſt halten. Zwei Filme: Turner heraus! und
Stuttgart ruft! kommen zur Vorführung. Gerade der letzte
und neue Film Stuttgart ruft! gibt allen Freunden der Turn=
ſache
einen Einblick in die Arbeit eines D.T.=Feſtes, und noch
etwas, er bringt die ſchönſten Bilder von der Feſtſtadt und ihrer
herrlichen Umgebung. Verſäume es daher kein Turnfreund, ſich
am Mittwoch, den 18. Januar, dieſe beiden Filme anzuſehen und
den Worten der Turner zu lauſchen, die mit voller Kraft und ihrer
ganzen Freizeit für die größte aller Turnveranſtaltungen zu wer=
ben
verſuchen.
Verſende kein Geld in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen
Briefen! Immer wieder läßt ſich das Publikum dazu verleiten,
bares Geld oder Wertſachen in gewöhnlichen oder eingeſchrie=
benen
Briefen zu verſenden. Es bietet hierdurch ungetreuen Ele=
menten
innerhalb und außerhalb der Poſtbeamtenſchaft Anreiz
und Gelegenheit, ſich auf eine verhältnismäßig bequeme und
leichte Weiſe Geld zu verſchaffen. Den Schaden trägt in der Re=
gel
der Abſender; denn wird der Geldinhalt der Briefe entwen=
det
, ſo erhält er bei gewöhnlichen Briefen überhaupt keinen und
bei eingeſchriebenen Briefen nur dann Erſatz wenn der ganze
Brief, alſo der Brief mitſamt dem Geldinhalt, in Verluſt ge=
raten
iſt. Wird der Einſchreibbrief dagegen nur ſeines Wert=
inhalts
beraubt, ſo zahlt die Deutſche Reichspoſt nach den Be=
ſtimmungen
des Poſtgeſetzes keinen Erſatz. Darum verſende kein
Geld in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen Briefen! Die einzig
richtige Art, Geld zu verſchicken, iſt die Poſtanweiſung, Zahlkarte
oder Geldbrief.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Ueber einen Kammer=
muſikabend
des Kopatſchka=Quartetts in Bad=
Nauheim ſchreibt die oberheſſiſche Kritik u. a.: Um es vorweg zu
ſagen, mit ſtärkſtem Erfolg ... Das Programm zeigte feinſten Ge=
ſchmack
: Beethoven, Brahms und Tſchaikowſky ... beachtenswert iſt
die geſchloſſene Leiſtung des Kopatſchka=Quartetts, mit der es ſich
der Reihe der vornehmen Quartettvereinigungen mit Glück an=
ſchloß
. Man fühlte: dieſe vier Künſtler gehören zuſammen.
So offenbarte der Allegro=Satz des Beethoven=Quartetts die Ver=
bindung
hoher geiſtiger Haltung mit ſchlackenloſer techniſcher Aus=
führung
. Und rein tonlich war das Andante des Tſchaikowſky=
Quartetts ein Meiſterſtück. ... Man hörte von dem Quartett
einige auserleſene Werke edler Kammermuſik deren Wiedergabe
hohe Anerkennung verdient. Muſtergültiges Zuſammenſpiel, eine
außerordentlich verfeinerte Kultur in Ton und Konformität der
Erfaſſung, vereinten ſich zu einer durchweg lobenswerten muſika=
liſchen
Leiſtung. C. Kopatſchka iſt nicht nur ein Geiger von hoher
Muſikalität und techniſcher Beherrſchtheit, ſondern er iſt auch dem
Quartett ein ſicherer und mitreißender Führer ... Beethoven und
Brahms erfuhren eine Wiedergabe voll elaſtiſchen Zuſammenklangs
und ſpontan inſpirierten Muſizierens ... Das Quartett von Tſchai=
kowſky
zeichnete ſich durch virtuoſen Schwung aus, mit dem das
Kopatſchka=Quartett ſowohl den zarten Träumereien des Andante
als auch den faſt zügellos wilden Eruptionen der beiden Allegro=
ſätze
wirkungsvollen Ausdruck verlieh.

Heſſiſches Landestheater.

Mreuſite Hae Dienstag,
17. Januar 19½22 Uhr A 11
Preiſe 0.605 Mk
Tosca. Mice
18. Januar 19½2234 Uhr. Darmſt. Volksb. G 8, Gr. 1IW
Preiſe 0.504.50 Mk.
Roſe Bernd. Donnerstag,
19. Januar Anf. 19½, Ende vor 22½ Uhr. C 13
Der Freiſchütz.
Preiſe 0.705.50 Mk. Kleines Haus Mich
18 Januar Anf. 19½, Ende vor 22½ Uhr. Zuſ.M. II,6.
Preiſe 0.804.50 Mk.
Die Eſardasfürſtin. Donnerstag,
19. Januar Anf. 19½, Ende n. 22 Uhr. Außer Miete.
Der Muſtergatte,
Preiſe 0.603.50 Mk.

Heſſiſches Landestheater. In der morgigen Aufführung von
Puccinis Tosca ſingt unter der muſikaliſchen Leitung von
Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt Elſa Kment die Titelrolle,
Joachim Sattler zum erſten Male den Caravadoſſi, Siegfried
Urias den Scarpia, Heinz Schlüter den Angelotti, Heinrich Kuhn
den Mesner, Eugen Vogt den Spoletta. Die Schauſpiel=
Premiere dieſer Woche: Schillers Maria Stuart
in der Neuinſzenierung von Guſtav Hartung, mit der ungewöhn=
lich
intereſſanten Beſetzung. Conſtanze Menz, Franziska Kinz,
Hedwia Wangel, Erwin Faber, Ernſt Ginsberg, Emil Lohkamp,
Karl Paryla in den Hauptrollen. Das Bühnenbild entwirft Sig=
frid
Sebba. Die Premiere (Freitag, 20. Januar) beginnt um
19 Uhr.

Hefſiſches Landestheaker.
Großes Haus. Sonntag, den 15. Januar.
Die Meiſterſinger von Nürnberg
Oper von Richard Wagner.
Es iſt, als wenn ein Volksfeſt gefeiert würde, ſooft dieſe
Oper gegeben wird, und ſie findet immer ein volles Haus.
Sie iſt der deutſche Typus.
In der Beſetzung der Hauptrolle hielt ſich die Vorſtellung
früher lange Zeit ſehr konſervativ. Zuerſt vor zwei Jahren trat
hier eine Aenderung ein. Auch der Beckmeſſer iſt ſeit einem
Jahrzehnt derſelbe, während die Stolzings und Evchen ſchon
öfter wechſelten, wie es auch heute geſchah. Neue Perſonen
erneuern die Stücke. Inſofern hätte Siegfried Urias als Hans
Sachs intereſſieren können. Als willkommener Gaſt wurde herz=
lich
begrüßt Johannes Biſchoff, der trotz alter Stimme
geſanglich noch durchaus auf der Höhe iſt, und in der Geſtal=
tung
und geiſtigen Spannung dieſer von ihm für Darmſtadt
überhaupt erſt vorbildlich geſchaffenen Rolle auch heute eine
Meiſterleiſtung bot, deren man im voraus ſicher war, und die
auch heute wieder durch einen großen Erfolg belohnt wurde.
Es wäre nur beiläufig feſtzuſtellen, daß unſer Helden=
bariton
, ohnehin wenig beſchäftigt, nunmehr ſchon die zweite
Fachrolle an ſich vorübergehen ließ, und innerhalb von 5 Mona=
ten
erſt 4 Rollen geſungen hat.
Joachim Sattler konnte nach ſeinem Erfolg als Joſs
nun auch als Walter Stolzing eine glänzende Probe ſeiner
geſanglichen und darſtelleriſchen Begabung ablegen. Seine Ge=
ſangskultur
iſt in fortſchreitendem Aufſtieg, die innere Be=
teiligung
wird perſönlicher und temperamentvoller, ſein Spiel
belebt und vertieft ſich. Er ſtellte weniger den hochgeborenen
feingebildeten Edelmann dar als vielmehr den natürlichen,
liebenswürdigen Landjunker beides liegt in der Rolle. Dieſer
Auffaſſung paßte ſich das reizende Evchen von Charlotte
Krauß ſehr nett an, indem ſie das ſchlichte, kluge Bürger=
mädel
in ihrer anmutigen Perſönlichkeit mit feinen Tönen
ſchilderte. Ihre Stimme hat die warme, helle Farbe, hielt ſich
im 2. Akt im Geſpräch mit Sachs gut, und hätte im Quintett
nicht ſo ſehr zurückgehalten werden ſollen. Muſikaliſch ſaß alles
bewundernswert feſt und ſicher. Gefanglich ſtört immer noch
das Detonieren. Die Geſtaltung muß natürlich noch ausreifen.
Bei den anderen bin ich einer Kritik enthoben; ſie ſind
bewährt und bekannt; der prächtige Pogner Theo Herr=

Das hat die Leitung der Ortsgruppe Darmſtadt des Stahl=
helm
, Bund der Frontſoldaten, wohl ſelbſt am meiſten über=
raſcht
, daß ihre Einladung zu einem ſoldatiſch=ſchlichten deutſchen
Abend, der eigentlich nur eine verſpätete Weihnachtsfeier ſein
ſollte, einen Widerhall fand, der ſie vor die peinliche Aufgabe
ſtellte, faſt die gleiche Anzahl Beſucher, die der Feſtſaal der
Krone faſſen konnte zurückweiſen mußte, weil auch nicht
ein Stuhl mehr zu ſtellen war. Dabei hatten die Mainzer Kame=
raden
(auch das iſt ein Teil Stahlhelm=Kameradſchaft) ohne
Ueberlegen im unteren Reſtaurant Platz genommen und während
des offiziellen Teils ſich auf eigene ſchöne, echt meenzeriſche Art
amüſiert, womit ſie ſicher auf dieſe eigene Art die Stahlhelmidee
ebenfalls eindringlich propagierten. Jedenfalls waren ſie, als ſie
80 Mann ſtark lange nach Mitternacht in den Feſtſaal einziehen
konnten, fröhlichſter Stimmung.
War der Abend für die Stahlhelmer ſelbſt und ihre Freunde
als Unterhaltung und kameradſchaftliches Beiſammenſein in fröh=
licher
Runde Gleichgeſinnter gedacht, ſo ſollte er doch auch
Werbezwecken dienen. Darum hatte man die Veranſtaltung
öffentlich gemacht und in den Mittelpunkt des Programms zwei
Filmvorführungen geſtellt, deren erſter zeigte, was heute
ſchon der große Bund deutſcher Frontſoldaten iſt, während der
zweite einen ſehr inſtruktiven Einblick gab in einige Freiwil=
lige
Arbeitsdienſtlager des Stahlhelms, in denen
viele Tauſend junger Erwerbsloſer Unterkommen, körperliche und
geiſtige Betreung und vor allem Arbeit finden. Zu dem Film
aus dem Freiwilligen Arbeitsdienſt gab Kamerad Scola inter=
eſſante
Erläuterungen. In den Stahlhelmarbeitslagern iſt in ge=
wiſſem
Rahmen eine ſoldatiſche Erziehung Vorſchrift die ſelbſt=
verſtändlich
weder mit Kriegsſpiel, noch etwa mit Nachahmung
etwas zu tun hat, ſondern einfach der Erkenntnis entſpringt, daß
dieſe Form die Beſte iſt, die Jugend zu Diſziplin, Gehorſam und
Kameradſchaft zu erziehen, ſie zu ganzen Kerlen zu machen.
Dieſe Form wird angewandt im Marſch zur und von der Arbeits=
ſtelle
, in der Rein= und Inſtandhaltung der gemeinſamen Quar=
tiere
und der Sachen und Geräte, und vor allem in der allmor=
gendlichen
Flaggenehrung. Die ſportliche Ertüchtigung entſpricht
dem Wehrſport. In allen Lagern wird gern und freudig gear=
beitet
. Von dem guten kameradſchaftlichen Geiſt geben die Bil=
der
Zeugnis, die in Stunden der Erholung und Kurzweil auf=
genommen
wurden.
Dem Film vom großen Stahlhelmtreffen in der Reichshaupt=
ſtadt
ging ein kurzer Vortrag über die Frage Warum
Stahlhelm voraus. Redakteur Streeſe beantwortete dieſe
Frage von drei Geſichtspunkten aus. Liebe zum ganzen deut=
ſchen
Volk, reine Vernunftgründe und letztlich ſolche des berechtig=
ten
Stolzes auf unſere Vergangenheit und die Leiſtungen des
Volkes vor allem im Weltkrieg, mit denen untrennbar verbunden
die ſein müſſen, Recht und Gerechtigkeit für Deutſchland zu er=
kämpfen
, ſprechen unbedingt und ausſchließlich für den Stahlhelm,
weil kein anderer nationaler Bund ſeine von jeglicher Partei=
politik
unabhängigen Ziele ſo klar und offen vor aller Welt dar=
legt
. Der Stahlhelm will das Beſte aus dem Weltkrieg, den Geiſt
der Frontſoldaten, die Kameradſchaft, die reſtloſe Pflichterfüllung
gegenüber der Volksgemeinſchaft hinüberretten in die Zukunft,
der deutſchen Jugend vererben. Denn dieſer Frontgeiſt ſetzt gren=
zenloſe
Liebe zum ganzen deutſchen Volk voraus. Weſentlich
ſcheiden Stahlhelm gedanke, der den Kameraden ganz erfüllen
muß, Stahlhelmidee, die man tief im Herzen fühlen muß, ſich
von anderen großen Vereinigungen allein durch den unverrück=
baren
Grundſatz der Stahlhelm will nicht die Macht
im Staate er will den machtvollen Staat‟. Der
Redner zitierte in dieſem Zuſammenhang den Landesführer, der in
ſeiner Kundgebung zum Jahreswechſel ſagte: Für uns
Stahlhelmer ſteht der Feind weder rechts noch
links ſondern nur außen. Unſer Kampf muß alſo gegen
den äußeren Feind geführt werden. Der äußere Feind iſt zu be=
ſiegen
, wenn wir nur im Innern einig ſind. Dieſe innere
Einigkeit zu erreichen, iſt unſere erſte Aufgabe, im Soldaten=
ſinn
geſprochen: unſer ſtrategiſcher Aufmarſch, und den Bundes=
führer
ſelbſt: Keine Partei, keine Klaſſe, keine Intereſſengruppe
das ganze Deutſchland ſoll es ſein, dem wir dienen, für das
wir weiter kämpfen und weiter uns opfern wollen, bis
zum endlichen Sieg.
Die Stahlhelmforderung der Wehrhoheit, der Wieder=
wehrhaftmachung
des deutſchen Volkes hat mit irgendwelchen
Kriegsgelüſten gar nichts zu tun. Der Stahlhelm, der
Bund der Frontſoldaten, kennt den Krieg, da=
rum
will er den Frieden! Da der Frieden aber nur ge=
währleiſtet
wird, wenn Deutſchland nicht ein waffenleerer Raum
iſt, aus dem jeder nach Belieben Stücke herausreißen kann, muß
unſere Wehrmacht wieder ſtark werden.
Wen Gründe der Liebe zum ganzen deutſchen Volke nicht
überzeugen, der vermag vielleicht aus den Tatſachen zu ler=
nen
. Nicht nach der Macht ſtreben wir, es zu beherrſchen. Die
abſolute Herrſchaft einer Gruppe, mag ſie noch ſo ſtark ſein, muß
naturnotwendig Oppoſition wecken, muß Uneinigkeit ins Volk
tragen. Wir aber wollen es einen, das ganze Deutſchland ſoll
es ſein!
Wohl ſind wir unſeres Eides uns bewußt, aber dieſer bindet
uns nicht zum Kampf gegen unſere Volksgenoſſen, er verpflichtet
uns nur zum Kampf gegen antideutſchen, antivaterländiſchen
Geiſt, deſſen zerſetzende Kräfte das deutſche Volk in bitteren

manns, der ſcharf gezeichnete Beckmeſſer Heinrich Kuhns,
der friſche David Eugen Vogts, die drollige Magdalene Anna
Jacobs, das Zunft=Enſemble, die Lehrbuben, die Chöre, die
Feſtwieſe. Nur der Kothner fand in Joh. Drath neue Be=
ſetzung
, und den Nachtwächter ſang zum erſtenmal. Heinz
Schlüter. Die Leiſtung Herrmanns muß ich beſonders unter=
ſtreichen
, als ein Beiſpiel dafür, wie ein echter Künſtler mit
und in ſeiner Aufgabe zu wachſen fähig iſt. K. M. Zwißler
hat ſich in die Partitur noch mehr hineingelebt und brachte ſie,
unterſtützt von unſerem vortrefflich ſpielenden, leider nur allzu
ſchwach beſetzten Orcheſter, zu herrlichem Erklingen. v. H.

Großes Haus. Sonntag, den 15. Januar 1933.
Morgenfeier zugunſten der Winkerhilfe.
In das Konzert zugunſten der Winterhilfe hatten nicht nur
die mitwirkenden bedeutenden Solokräfte des Landestheaters eine
für Sonntag vormittag beträchtliche Anzahl Hörer gelockt, ſondern
auch der von uns vor kurzem beſchriebene elektro=akuſtiſche Neo=
Bechſtein=Flügel. Die Veranſtaltung begann mit einer Einfüh=
rung
und kleineren muſikaliſchen Erläuterungen, die etwa von der
gleichen Art waren wie am vergangenen Mittwoch die der Preſſe
gegebenen, über die wir berichteten. Hierbei war es intereſſant,
das Inſtrument im großen Raum zu hören und feſtzuſtellen, daß
bei genügender Verſtärkung all die im kleinen Raum erzeugten
Klangfarben auch im Theater voll zur Geltung gelangen. Herr
Kapellmeiſter E. Kaſelitz, der ſich ſeit einiger Zeit auf dem In=
ſtrument
eingeſpielt hat, gab auch mit großer Sicherheit die beab=
ſichtigten
Klangfarben durch Anwendung des Einſtellhebels und
des mit dem linken Pedal verbundenen Potentiometers. Beſſer
als im kleinen Raum hörte man, daß der typiſche Klavieranſchlag
bei allen Proben immer durchklingt, und daß nur die Klangfarbe
und die Intenſität und dynamiſche Differenzierungsmöglichkeit des
Nachklangs verändert wird, wobei die normale Dämpfung durch
Loslaſſen der Taſte oder Aufheben des rechten Pedals völlig kla=
viermäßig
wirkt. Recht gut klang die ſpinettartige Klangfarbe,
während das Cembalo nicht richtig nachgeahmt werden kann, weil
der Hammeranſchlag des Flügels völlig anders wirkt wie das
Saitenzupfen beim Cembalo, nur der Nachklang hat eine ge=
wiſſe
Aehnlichkeit. Bei der Nachahmung der Klangfarbe von Blas=
inſtrumenten
ſtört, ebenfalls der merkliche Hammeranſchlag, ſonſt
kommt die Farbe von Hörnern und Poſaunen recht gut heraus,
weniger charakteriſtiſch die der Piccoloflöte, beſſer wieder Saxo=
phone
, bei denen das Anblasgeräuſch ja ziemlich ſtark iſt. Beſon=
ders
hübſch iſt die Wirkung im Sinne von Glockenſpiel und Celeſta.

Stunden der Schmach wie eine Geißel ſpüren mußte. Der Aus=
bau
des franzöſiſchen Feſtungsgürtels an der Oſt=
grenze
iſt in der Hauptſache beendet. Eine 300 Kilometer lange
Mauer aus Stahl und Eiſenbeton, bei deren Anlage die Erfah=
rungen
des Weltkrieges nutzbar gemacht worden ſind, zieht ſich
von der Schweizer Grenze bis zur Nordſee hin. Auf einer
Dampferfahrt von Baſel den Rhein hinunter in der Richtung
nach StraßburgKehl kann man zahlreiche gemütliche Häuschen
mit Gärtchen erblicken, die in Wirklichkeit getarnte Kleinfeſtun=
gen
ſtärkſter Art ſind. Dieſe Forts beſtehen in Wirklichkeit aus
Stahl und Eiſenbeton und haben Stablkuppeln, die den ſtärkſten
Geſchoſſen Widerſtand leiſten können. Es ſind Mannſchaftsunter=
ſtände
, die mit Geſchützen und Maſchinengewehren ausgerüſtet
ſind. Die Fenſter dieſer Landhäuschen ſind aufgemalt, tat=
ſächlich
gibt es hier weder Fenſter noch Ausblicke, ſondern nur
Schießſcharten und Stellen für den Artilleriebeobachter. Insge=
ſamt
ziehen ſich hier 23 derartiger Forts hin, die alle Rhein=
übergänge
beherrſchen und untereinander durch unter=
irdiſche
Gänge verbunden ſind. Auch die alten Feſtungen ſind
ſtark ausgebaut worden, ſie liegen im Schutz dieſes gewaltigen
Stahlgürtels. Eine Verbindung zwiſchen dem franzöſiſchen und
belgiſchen Feſtungsgürtel iſt vorgeſehen. Die militäriſche Be=
ſatzung
dieſer Mauer aus Eiſen und Stahl wird vom 1. April
ab eine völlige Neuorganiſation erfahren. Die Artillerie wird
um je drei Batterien pro Regiment vermehrt werden. Die
Flugzeugartillerie wird in Zukunft 12 Batterien betragen. Auch
die Infanterie wird um 13 Bataillone je Regiment verſtärkt
werden. Ständige Manöver, deren Mittelpunkte die oben=
genannten
Kleinfeſtungen ſind, werden an der Oſtgrenze mehrere
Male im Jahre abgehalten werden, um die Truppen an den
modernen Feſtungskrieg zu gewöhnen. Frankreich iſt
jedenfalls aufs allerſtärkſte an der Oſtgrenze
gerüſtet und geſichert.
Deutſchlands Weſtgrenze dagegen iſt ein entmilita=
riſiertes
, fünfzig Kilometer breites franzöſiſches Auf=
marſchgebiet
auf deutſchem Boden. Unſere Wehr=
macht
und Marine iſt durch das Schanddiktat von Verſailles
zahlenmäßig ſo gehalten, daß wir zur Ohnmacht verdammt ſind.
Wen auch Vernunftsgründe nicht überzeugen, den erinnerte
der Redner an die Leiſtungen des deutſchen Volkes in Jahrhun=
derte
Vergangenheit. Vor allem aber rief er einige Tatſachen
aus dem Weltkrieg in Erinnerung: Nach der am 4. Auguſt er=
folgten
Kriegserklärung Englands ſtanden den 118 Millionen
Menſchen der Mittelmächte 258 Millionen der Alliierten gegen=
über
. In Geldzahlen ausgedrückt: 460 Milliarden gegen 860
Milliarden, militäriſch ausgedrückt: es ſtanden 6 Millionen Sol=
daten
der Mittelmächte 10 Millionen der Alliierten gegenüber.
Deſſen ungeachtet wurde Belgien überrannt, und in wenigen
Wochen ſtanden unſere Feldgrauen tief im Feindesland im
Weſten, deſſen ungeachtet vernichtete Hindenburg die ruſſiſche
Narew=Armee und an den maſuriſchen Seen die Njemen=Armee.
Deſſen ungeachtet konnten deutſche Feldgraue auch Italien und
Rumänien erledigen, konnten ſiegen auf allen Schlachtfeldern der
Luft und auf dem Meere. Auch als die Materialüberlegenheit
der Gegner immer größer wurde, hielten unſere Fronten trotz
Erſatz und Mangel bei uns. An Material und an Nahrung ge=
ſchwächt
, mit Erſatz aus den jüngſten Jahrgängen gingen wir
in die großen Entſcheidungsſchlachten des Jahres 1918. Ame=
rika
warf Millionen friſcher, ſportlich geſtählter Soldaten in die
Weſtfront, Deutſchland 250 000 Knaben. Den 3 400 000 Deut=
ſchen
ſtanden 9 Millionen feindlicher Soldaten gegenüber,
Und als ſie, ausgehungert und zermürbt. des Schlachtens müde,
die Waffen ſtrecken mußten, kam der Schandfriede von Verſail=
les
, mit dem man ein Volk in Sklavenketten ſchmiedete, das in
vier Jahren mehr geleiſtet hatte, als irgendeinem Volke in der
Weltgeſchichte zugemutet wurde. Die Gerechtigkeit war
aus der Welt entſchwunden. Ihr wieder zum Siege zu verhel=
fen
, die Schmach abzuſtreifen und Deutſchlands heldenmütigem
Volk wieder den Platz an der Sonne zu ſichern, iſt Stahl=
helmaufgabe
und mit die letzte Antwort auf die Frage
kann der Stahlhelm alſo beantworten:
Weil wir Deutſchland lieben,
Weil wir ihm dienen wollen,
Weil wir für Deutſchland Recht erkämpfen wollen,
Darum Stahlhelm.

Der muſikaliſche Teil des künſtleriſchen und unterhaltenden
Programms wurde getragen von einer Abteilung der ſchneidi=
gen
Stahlhelmkapelle Mainz, mehrfach verſtärkt durch den Spiel=
mannszug
der Ortsgruppe Darmſtadt. Herr Ewald, ein Schü=
ler
Profeſſor Beines, bot Proben ausgezeichneten geſanglichen
Könnens in dem Vortrag Blick ich umher aus Tannhäuſer und
von Hugo=Wolf=Liedern, die ihm ſtärkſten Beifall eintrugen.
Wehrſportführer Volz führte eine Einheitsgruppe der Wehr=
ſportabteilung
vor in einer Art Inſtruktionsſtunde, in der auf
köſtliche Fragen noch köſtlichere Antworten gegeben wurden. Für
Humor ſorgte vor allem Kamerad Gentl von der Mainzer
Ortsgruppe.
Wenn wir die ebenſo herzliche wie kernhafte Begrüßungs=
anſprache
des Ortsgruppenführers Kamerad v. Geldern an
den Schluß ſtellen, ſo, weil in ihrem Mittelpunkt das Geden=
ken
der Gefallenen ſtand, das A und O des Stahlhelm=
wollens
. Denn was ſie gaben, will er für alle Zeiten dem
deutſchen Volke erhalten.

Wenn man nun überlegt, ob die bisherige Klavierliteratur
mit dieſem Inſtrument wohl günſtig zum Erklingen gebracht wer=
den
kann, ſo glauben wir dies bis auf wenige Ausnahmen ver=
neinen
zu müſſen. Dieſe Ausnahmen ſcheinen uns auf dem Gebiet
der Polyphonie zu liegen, und wir glauben wohl, daß ein guter
Künſtler, der das Inſtrument durch jahrelange Uebung beherrſcht,
Bachſche Fugen geradezu ideal vortragen könnte, lebendiger und
differenzierter, als dies auf Orgel oder Klavier möglich iſt. Denn
der Ton hält ſo lange, als er angeſchlagen wird, in erwünſchter
Stärke an, melodiſche Bindungen über lange Töne, die beim Kla=
vier
zu ſehr verklingen, laſſen ſich alſo ſo gut wie auf Orgel oder
Harmonium darſtellen, das Spiel iſt aber belebter als auf dieſen
Inſtrumenten, da der differenzierte Anſchlag das bewußte Hervor=
heben
jeder Stimme in freierem Wechſel geſtattet, als es der Or=
ganiſt
durch Verteilung auf die Manuale bewerkſtelligen kann.
Ebenſo könnte die Rokoko=Klaviermuſik in ſpinettartigem Klang
ſehr hübſch und reizvoll vorgetragen werden. Ueberall da aber,
wo der Komponiſt die Klangfarbe des modernen Hammerklaviers
ſchon berückſichtigt, alſo von den Spätwerken Mozarts über
Beethoven und die Romantik bis zur Moderne, werden die ſpezi=
fiſchen
Eigenſchaften des Inſtrumentes eher ſtörend als fördernd
wirken, ſie laſſen die Nebenſtimmen nicht genügend beim Nachhall
abklingen, der Eindruck erhält etwas Starres und Dickflüſſiges.
Zu dieſem Urteil glauben wir berechtigt zu ſein nach den Pro=
ben
, die man von dem Inſtrument bei dem heutigen Konzert in
ſeiner Eigenſchaft als Begleitinſtrument hatte. Wir ſehen davon
ab, daß die Klangſtärke bei einigen Liedern zu groß war, und daß
dadurch die Stimmen in den Hintergrund gedrängt wurden. Es
ſangen Johannes Drath, unſer vorzüglicher Bariton, in ſehr ſym=
pathiſcher
Art Schubert, Inger Karen, die hervorragende Altiſtin,
Lieder von Hugo Wolf, und die große Delila=Arie von Saint=
Saens, und Dr. Heinrich Allmeroth vier Brahmslieder und die
Tamino=Arie aus der Zauberflöte, geſanglich nud künſtleriſch ſehr
anziehende und feſſelnde Leiſtungen, die warmen Beifall fanden.
Wenn wir hier auf die Leiſtungen dieſer bekannten und beliebten
Künſtler nicht näher eingehen, ſo deshalb, um die Begleitwirkung
beſſer beſchreiben zu können. Bei Schuberts Bächlein klang das
Inſtrument viel zu dick und ſchwer, hier vermißte man den leich=
teren
Klavierklang beſonders ſtark, bei Der greiſe Kopf war
die Wirkung beſſer, wenn auch ſehr harmoniumähnlich. Schlecht
wirkte Die Poſt, hier war die Aufdringlichkeit des Inſtrumen=
talen
ſo groß, daß man faſt von Spiel mit Geſangsbegleitung
hätte ſprechen können. Bei den Liedern von Hugo Wolf war es
bei Die Bekehrte unmöglich, den Duft der Begleitung, ihre un=
endliche
Feinſinnigkeit irgendwie wiederzugeben, und auch bei
Auf ein altes Bild klang die Begleitung viel zu laut und auf=

[ ][  ][ ]

Montag, 16. Januar 1934

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Kolonialfeſt

des Frauenvereins vom Roten Kreuz für Deuiſche über See, Abkeilung Darmftadt.

Der Deutſche Frauenverein vom Roten Kreuz für Deutſche
über See, Abteilung Darmſtadt, hatte zu einem Kolonialfeſt in
den Städtiſchen Saalbau eingeladen, und dieſer Einladung war
erfreulich zahlreich Folge geleiſtet worden, ſo daß man hoffen
darf, daß das finanzielle Ergebnis ein gutes war und ſomit ein
namhafter Ertrag indirekt all unſeren deutſchen Brüdern und
Schweſtern in unſeren ehemaligen Kolonien zugute kommt. Haupt=
zweck
dieſer Veranſtaltung war Mittel zu ſammeln, um eine
deutſche Schweſter im fernen Afrika zu halten, eine Pflege=
ſchweſter
, die heute ſchon unendlich Segensreiches geleiſtet hat,
die den dortigen deutſchen Frauen und Männern erſte Hilfe bei
Krankheit, ein wahrer Troſt in ſchweren, verzweifelten Stunden
iſt. Wer einmal in unbekannter Welt. fernab der Heimat, die
einfachſte Hilfe in ſolchen Krankheitsfällen entbehren mußte, der
weiß, mit welcher Dankbarkeit jede Unterſtützung aus der Hei=
mat
aufgenommen wird, der weiß auch, wie ſchwer und verant=
wortungsvoll
die Arbeit einer Pflegeſchweſter iſt, die, nicht=
achtend
aller Gefahren und Beſchwerniſſe weite, unwirtliche
Strecken zurücklegen muß und gern zurücklegt, nur um ihre
Pflicht zu erfüllen und ihren Mitmenſchen zum Segen zu gerei=
chen
. Von dieſer unendlich aufopfernden Tätigkeit einer deut=
ſchen
Pflegeſchweſter wurde in ſchlichten einleitenden Worten zu
Beginn des Abends berichtet. Und in ſinnvoller Unterbrechung
ſang Otto Bley ſtimmungsvolle Lieder, techniſch vollendet von
Irmgard Balthaſar am Flügel begleitet. Kolorierte Licht=
bilder
, die gleichzeitig gezeigt wurden, verſetzten die Zuhörer in
das ferne Afrika in ehemalige deutſche Kolonien.

Den Hauptteil des Feſtprogramms füllte das hübſche Theater=
ſtückchen
Der ſchwarze Traum aus. Der große Saalbau
hatte ſich inzwiſchen bis zum letzten Platz gefüllt., das Bühnen=
bild
zeigte eine Farm in heißer afrikaniſcher Wüſte. Wirkungs=
voll
paßten die von der Firma Trier liebenswürdigerweiſe zur
Verfügung geſtellten Sitzmöbel in das Bild. Philipp Bleſ=
ſing
hatte es ausgezeichnet verſtanden, einen Tropenrahmen zu
ſchaffen, in dem ſich nun unter der gewandten Spielleitung von
Ernſt Wilh. Schmitt das humorvolle Geſchehen abſpielte. Da
wollte Tante Lili, dargeſtellt von M. Sonnthal=Arnold, ihre
beiden hübſchen Nichtchen Erika (Lore Staudinger) und
Lotte (Ilſe=Lore Wöbke) mit ihren Jugendgeſpielen, die aus
Deutſchland in das Land ihrer früheſten Jugend zurückgekehrt
waren, verehelichen. Rolf (E. W. Schmitt) und Heinz (K. A.
Balſer) wurden aber zunächſt durch zwei feſche Freundinnen
Trudel (Roſemarie Goerlitz) und Liſa (Hertha Luiſe Beck)
hinters Licht geführt, während die beiden Nichtchen als verklei=
dete
Negerinnen bedienten und im Verlauf des Abends einen in
harmoniſcher Ausdrucksform getanzten figurenreichen Neger=

tanz vorführten. Entzückende heitere Groteskeinlagen gab da=
zwiſchen
Eva Steinberg als drollige ſchwarze Dienerin.
Schließlich waren noch R. Richard als Amerikaner und eine
echt Darmſtädter Stütze (Philine Hüffell), ſowie der Bambuſe
Simon (W. Seipp) mit von der Partie. Daß das flotte Spiel,
bei dem die Darſteller vorzüglich ihre Rollen beherrſchten, mit einem
Haypy end ausging und begeiſterten Beifall fand, verſteht ſich
am Rande. Ganz entzückend waren die verſchiedene Tanzein=
lagen
, die niedlichen kleinen Negerjungen, die Tänze der
Schmetterlinge, die graziös ihre Ballett=Pankomime boten, die
allerliebſten Moskitos und ſchließlich der Affen=Solotanz. All
dieſe Tanzdarbietungen wurden ſtürmiſch da Capo verlangt.

In beſter Stimmung ſtrömten die Zuſchauer nach der Auffüh=
rung
in die hübſch und geſchmackvoll dekorierten Nebenräume des
Saalbaues. Buntes Leben herrſchte überall. Mit viel Mühe und
Arbeit waren die Räume ausgeſchmückt mit bunten Bändern, mit
erotiſchen Früchten und friſchem Grün, durch die Tanzdiele zog
ſich z. B. ein weißer Streifen, auf dem Indianer auf Kriegs=
pfad
gegen Löwen und anderes Getier waren. Die Dekoration
hatte Hans=Günther von Bomhard übernommen. Auch die
tropiſche Hitze Afrikas war in vielen Räumen täuſchend nachge=
ahmt
, man tanzte unter afrikaniſcher Sonne, und nur verein=
zelt
wehte manchmal ein friſcher Nachtwind.
In der Tanzdiele wurde Beſonderes geboten: Da waren
kleine, aber erleſene Kunſtgenüſſe. Vor allem brachte Regina
Harre Leben und Freude, als ſie unter ganzer Entfaltung ihrer
ſchönen Stimme in friſch=froher Stimmung, temperamenivolle
Lieder ſang. Sie mußte ſich immer wieder zu Zugaben verſtehen,
ſo ſtark war der Beifall. Mit ſicherer Einfühlung und Führung
begleitete Hofrat Ottenheimer. In künſtleriſcher Harmonie
und Vollendung tanzten Hertha=Luiſe Beck und Frau Stein=
berg
Solotänze.
Noch lange nach Mitternacht ſpielte die fleißige Kapelle
Schlips im großen Saal zum Tanze auf, der unterbrochen
wurde durch vorbildliche Solotanzvorführungen des Tanzpaares
Wieſſell. Ab 12 Uhr ſpielten in der Tanzdiele Zahns Synco=
pators
flotte Weiſen.
Nebenher ging der Bazarbetrieb, den die Vorſtandsdamen der
Abteilung Darmſtadt des Frauenvereins vom Roten Kreuz für
Deutſche über See unter Mithilfe eines ganzen Stabes von Mit=
gliedern
in aufopfernder Weiſe übernommen hatten. Und erfreu=
lich
iſt, feſtſtellen zu können, daß alle der edlen und guten Sache
wegen zum Opfern gern bereit waren. So nahm das Feſt für
Veranſtalter und Teilnehmer einen durchaus harmoniſchen
Verlauf.

Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 14. Januar in Rpfg.
per Pfund bzw. Stück. Gemüſe; Erdkohlraben 57, gelbe Rüben
58, rote Ruben 68, weiße Rüben 67, Schwarzwurzeln 1825,
Spinat 1820. Rotkraut 610, Weißkraut 57. Wirſing 68,
Grünkohl 810, Roſenkohl 1520, Zwiebeln 810 Knoblauch 60
bis 70. Tomaten 3540, Kaſtanien 25, Feldſalat (Lattich) 6080,
Endivienſalat 1012, Kopfſalat 2530, Blumenkohl 3050,
Rettich 510 Meerrettich 6070. Kartoffeln: Spätkartof=
feln
34. Obſt: Tafeläpfel 1525, Wirtſchaftsäpfel 1020,
Trauben 5060. Nüſſe 3545, Apfelſinen 815, Zitronen 510,
Bananen 3040. Eßwaren: Süßrahmbutter 130150, Land=
butter
100120, Weichkäſe 2530, Handkäſe 612. Eier (friſche)
1113. Wild und Geflügel: Gänſe 90100, Hühner 70
bis 80, Enten 90100, Tauben 5080 Haſen 60100, Hähne
110, Fleiſch=und Wurſtwaren: Rindfleiſch (friſch) 5670,
Kalbfleiſch 78, Schweinefleiſch 7090. Dörrfleiſch 110, Schinken
120, Wurſt 55140, Wurſtfett 50, Schmalz (ausgelaſſen) 70.
Im Union=Theater läuft nur noch heute und morgen der
neue, atemberaubende Kriminal=Tonfilm Geheimnis des blauen
Zimmers, eine ganz geheimnisvolle und gruſelige Geſchichte mit
Hans Adalbert v. Schlettow, Elſe Elſter Theodor Loos, Oskar
Sima, Betty Bird u. a. in den Hauptrollen.
Die Helia=Lichtſpiele bringen heute und folgende Tage die
entzückende Tonfilm=Komödie. Eine Stadt ſteht Kopf, nach
Gogols Reviſor, Guſtav Gründgens, der vielſeitige, tempera=
mentvolle
Darſteller, führte die Regie.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen ab heute ein aufſehenerre=
gendes
Doppelprogramm, und zwar den ſpannenden Senſations=
Tonfilm aus dem Wilden Weſten Tom Keene und ſein kleiner
Kamerad, und im 2. Teil Camilla Horn und Paul Wegener in
Fundvogel, ein Film nach dem gleichnamigen Roman von
Hanns Heinz Ewers. Dazu das gute Beiprogramm.
F. P. 1 antwortet nicht der größte Ufa=Tonfilm des
Jahres der in phantaſtiſchem Spiel die Erfüllung eines techniſchen
Zukunftsproblems zur Wirklichkeit werden läßt, wird ab morgen,
Dienstag, im Uniontheater gezeigt werden. Was den Film
für Darmſtadt beſonders intereſſant macht, iſt die Mitwirkung der hier
am Landestheater tätig geweſenen Sybille Schmitz, welche mit
Hans Albers zuſammen die Hauptrolle ſpielt. Man beachte die
Anzeige.

Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins. Unter Bezugnahme auf die vor einigen Tagen im
Anzeigenteil erſchienene Bekanntmachung ſei darauf aufmerkſam
gemacht, daß der Vorverkauf der Eintrittskarten zu dem am Don=
nerstag
, den 19. Januar, 20 Uhr, im Saalbau ſtattfindenden Vor=
trag
von Prof. Dr. Dyhrenfurth=Zürich über ſeine Hima=
laya
=Expedition äußerſt rege iſt, ſo daß es ſich empfiehlt,
ſich rechtzeitig eine Eintrittskarte zu ſichern (O. Titze Eliſabethen=
ſtraße
4). Der Vortrag des außerordentlich ſympathiſchen, männlich
beſcheidenen Forſchers fand in ſeiner Geburtsſtadt Breslau, an deren
Univerſität er längere Zeit gewirkt hat, ein ungewöhnlich leb=
haftes
Echo und wird den Zuhörern zu einem Erlebnis des Rin=
gens
zwiſchen einer übergewaltigen Natur und dem Menſchen wer=
den
. Die ſachliche, faſzinierende, eindringliche Art des Vortrags
zieht den Zuhörer in den Bann jener unheimlich=eiſigen Natur.
Schon die ruhige, klare und feſte Art des Vortragenden läßt den
Gedanken an die Tollkühnheit eines ſolchen ſchier übermenſchlichen
Wagniſſes nicht aufkommen. Die ungeheuren Schwierigkeiten wer=
den
mit einer Fülle erſtklaſſiger Aufnahmen von ſolcher Wucht
und Schönheit belegt werden, wie man ſie nie zuvor geſehen.
* Cine Schlägerei entwickelte ſich heute nacht vor dem Lan=
destheater
. Einige junge Leute waren aus perſönlichen Diffe=
renzen
, die ſchon eine Zeitlang andauern, in Streit geraten. Die
Polizei griff ein und trennte die Kampfhähne. Einer der Be=
teiligten
kam mit einer nicht lebensgefährlichen Stichverletzung
in der linken Bruſtſeite nach dem Krankenhaus. Die Ermitte=
lungen
zur Ueberführung des Täters dauern zur Zeit noch an.

Jederkann helfen auch der Armſte!
Gib dein Scherflein zur
Winterhilfe!

Nr. 16 Seite 3

Der.Fihels Seuermehenam
Tagung des Landesverbandes Heſſen der Freiwilligen Feuerwehren.
Lpd. Friedberg. 15. Januar.
Hier fand am Sonntag die aus allen Teilen Heſſens ſtark be=
ſuchte
Generalverſammlung des Landesverbandes Heſſen der Frei=
willigen
Feuerwehren ſtatt, die vom Verbandsvorſitzenden Kreis=
feuerwehrinſpektor
Knaup (Birkenau) eröffnet und geleitet
wurde. Den wichtigſten Punkt der Tagesordnung bildete die Be=
ratung
des neuen Feuerlöſch=Handbuches für Heſſen und die neue
lebungsordnung für die heſſiſchen Feuerwehren, die im weſent=
lichen
darauf abgeſtellt ſind, den ſogenannten Einheitsfeuerwehr=
mann
heranzubilden, der mit der Handhabung ſämtlicher Geräte
vertraut, allen ſich ergebenden Situationen bei der Feuerbekämp=
fung
und =verhütung erfolgreich gegenüberzutreten verſteht.
Die neue Uebungsordnung wurde von der Generalverſamm=
lung
angenommen, während das Feuerlöſch=Handbuch nochmals
von den einzelnen Kreiſen eingehend, durchberaten werden ſoll.
Ferner wurden noch feuerwehrtechniſche Fragen, ſowie Verwal=
tungsangelegenheiten
beſprochen
Dem Rechner des Landesverbandes. Schneider (Büdingen),
wurde das Heſſiſche Feuerwehrehrenkreuz für langjährige ver=
dienſtvolle
Tätigkeit im Verband überreicht
Nach Schluß der Tagung ſtatteten die Teilnehmer der hieſigen
Feuerwehrfachſchule, in der am Sonntag der zweite Lehrgang be=
gann
. einen Beſuch ab,

Turnerpreſſelagung des Mittelrhein=Kteiſes.
Lpd. Bad=Nauheim. 15. Januar.
Die Gaupreſſewarte des Mittelrheinkreiſes der Deutſchen Tur=
nerſchaft
hielten hier am Sonntag unter Leitung des Kreispreſſe=
wartes
Wollenberg (Frankfurt a. M.) eine Tagung ab, die
ſich in der Hauptſache mit der Werbung für das Deutſche Turner=
feſt
in Stuttgart befaßte.
Zu Beginn hielt Profeſſor Koch vom Kerckhoff=Inſtitut einen
Vortrag über die Bedeutung der ſportärztlichen Beratungsſtelle.
In einer außerordentlich ſtark beſuchten öffentlichen Morgenfeier.
die unter dem Leitgedanken Stuttgart ruft! ſtand, warb
der 1. Vorſitzende des Stuttaarter Turnfeſtes Prof. Dr Ober=
meyer
, in begeiſternden Worten für das Feſt, das eine große
deutſche Volkstumskundgebung werden ſolle. Zwei Filme ergänz=
ten
die aufſchlußreichen Ausführungen.
Im Rahmen der Morgenfeier wurde eine Ehrung der beider
Zeitungsverleger Kurt Bindernagel (Friedberg) und Wil=
helm
Wagner (Bad=Nauheim) vorgenommen, die ſich ſeit über
25 Jahren in einem Ausmaß für den turneriſchen Gedanken ein=
geſetzt
haben, der die Berichterſtattungspflicht einer Tageszeitung
weit überſteigt. Beide Verleger wurden für ihre Förderung der
deutſchen Turnſache mit dem Gau=Ehrenbrief ausgezeichnet.

Cp. Pfungſtadt, 15. Jan. Brand in der Badeanſtalt.
Vergangene Nacht gewahrte der in der Städtiſchen Badeanſtalt
wohnende Bademeiſter Brandgeruch. Es ſtellte ſich heraus, daß
im Verteilungsraum der Schutzkaſten des Motors bzw. der Kon=
denspumpe
völlig verbrannt war. Da keine Zugluftvorhanden
war, konnte ſich das Feuer, deſſen Entſtehungsurſache unbekannt
iſt, nicht weiter ausdehnen. Der Betrieb der Badeanſtalt erfährt
keine Unterbrechung.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsquitiung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
A. S. Nach § 197 BGB. verjähren in 4 Jahren die An=
ſprüche
auf Rückſtände von Renten, Auszugsleiſtungen, Unter=
haltsbeiträgen
und allen anderen regelmäßig wie=
derkehrenden
Leiſtungen. Auch der Aufwertungs=
anſpruch
iſt, da der zugrunde liegende Geldanſpruch verjährt iſt
(aus 1923), durch Verjährung erloſchen.
Bürgerſteuerbeſcheid 1933 Eberſtadt. Nach § 3. BStVO. 1933
Abſ. 3 ermäßigt ſich für Perſonen, die einkommen=
ſteuerfrei
ſind, der Landesſatz auf die Hälfte des Landes=
ſatzes
, der für Perſonen mit einem Jahreseinkommen von nicht
mehr als 4500 Reichsmark gilt. Die Bürgerſteuer darf nicht
von Perſonen erhoben werden, die am Falligkeitstage
Arbeitsloſen= oder Kriſenunterſtützung auf Grund des Geſetzes
über Arbeitsvermittlung und Arbeitsloſenverſicherung beziehen.
Als einkommenſteuerfrei wird ein Steuerpflichtiger angeſehen,
wenn er und ſein Ehegatte wegen Geringfügigkeit des Einkom=
mens
zu einem Einkommenſteuerbetrage für das Kalenderjahr
1931 oder den in dieſem Jahre endenden Steuerabſchnitt tatſäch=
lich
nicht herangezogen werden kann. Kommen Sie zu der An=
ſicht
, daß letzteres zutrifft, ſo müßten Sie gegen die Anforderung
ſchriftlich Einſpruch erheben.
Anitta. Das Reichsmietengeſetz und das Geſetz über Mieter=
ſchutz
und Mieteinigungsämter treten am 1. April 1933. außer
Kraft, falls bis dahin ein Geſetz in Kraft tritt, wodurch die
Vorſchriften des BGB. über die Miete unter ſozialen Geſichts=
punkten
ausgeſtaltet werden. Es hängt alſo alles weitere von
der politiſchen Entwicklung ab. Jedenfalls iſt von vorſchnellem
Handeln abzuraten, zumal ja bei vereinbartem monatlichem
Mietzins immer ſpäteſtens am 15. des Monats auf deſſen Schluß
gekündigt werden kann. Es heißt alſo abwarten!

Tageskalender für Montag, den 16. Januar 1933.
Union=Theater: Geheimnis des blauen Zimmers: Helia= Licht=
ſpiele
: Eine Stadt ſteht Kopf; Palaſt=Lichtſpiele: Tom
Keene und ſein kleiner Kamerad und Fundvogel
Reſi=
Theater: 8 Mädels im Boot. Kleiner Saalbau, 20 Uhr:
Klavier=Abend Helmut Maurer.

dringlich, zu ſchattierungsarm. Beim Geſang Weylas war die
Wirkung erträglich, bei Das verlaſſene Mägdlein ausgeſprochen
gut, weil hier der dünne akkordiſche Satz bei leiſer Intonierung
durch den zarten Nachhall intenſiver wirkte, ohne die Singſtimme
zu erdrücken. Anders war es wieder bei den Brahmsliedern. Iſt
hier der Satz an ſich ſchon ſehr vollklingend, ſo daß manche eine
gewiſſe Durchſichtigkeit vermiſſen, ſo wurde dieſe Eigenſchaft der
Kompoſition bei der Mainacht ſehr unangenehm übertrieben.
Bei O Nachtigall klang gegenüber der ſonoren Tiefe und Mit=
tellage
die Höhe des Inſtrumentes unangenehm zirpend und dünn,
eine typiſche Lautſprechereigenſchaft, alſo viel weniger gut als auf
dem normalen Flügel, allein O wüßt’ ich doch den Weg zurück,
befriedigte in ſeiner Ruhe und guten Abtönung, während Von
ewiger Liebe in der Mittellage, ſo quärrend harmoniumartig
wirkte, während die wichtigen Stützbäſſe dagegen eine wenig
wirkſame dumpfe Klangfarbe erhielten, daß der künſtleriſche Ein=
druck
geradezu geſtört wurde. Der Geſamteindruck war der, daß
es wohl angenehm ſein muß, zu dieſem Inſtrument zu ſingen, weil
es dem Sänger viel Stütze bietet, daß aber gerade der Umſtand,
daß der Nachklang in ziemlich gleicher Tonſtärke verharrt, die Be=
gleitung
dick, aufdringlich und ermüdend für das Ohr macht, daß
ſie der Geſangsſtimme gegenüber ſich zu wenig abhebt. Wir hatten
das Empfinden, als ob die Vorführung geradezu einen Triumph
des heute ſo hoch entwickelten Klaviers und Flügels bedeutete,
daß das Normalinſtrument gerade durch ſeine Eigenſchaft des Ab=
klingens
dahin wirkt, die Schönheit und Ausdrucksfähigkeit einer
guten Stimme zu unterſtreichen und hervorzuheben. Wenn wir
uns der herrlichen Wirkung von meiſterhaften Begleitern erinnern
wie Arnold Mendelsſohn, Friedrich Rehbock, die früher ſo oft als
Begleiter wirkten, oder vieler unſerer ausgezeichneten Spieler
unter den Kapellmeiſtern des Landestheaters oder von Hans
Rosbaud, den wir in den letzten Jahren oft bewundern konnten,
ſo gelangte es geradezu heute ſtark ins Bewußtſein, daß das nor=
male
Klavier als Begleitinſtrument für Geſang und Kammer=
muſik
durch die große Beweglichkeit und Modulationsfähigkeit des
Klanges hervorragende Eigenſchaften beſitzt, die dem elektro=
akuſtiſchen
Neo=Bechſtein=Flügel, nicht zu eigen ſind. Dies In=
ſtrument
kann nur einer ſehr beſchränkten Literatur dienen, am
meiſten wird es am Platze ſein als Klangfarbenbereicherung und
Füllung im Orcheſter, und auch da wird ein kleines Orcheſter, etwa
ein Tanz= oder Jazz=Orcheſter, ſich ſeiner am beſten bedienen kön=
nen
, im großen Orcheſter kann es Spinett, Glockenſpiel und Celeſta
erſetzen. Wir geſtehen, daß uns der eintönige, den Geſang in ſei=
nem
Wert herabmindernde Klang allmählich ſo ſtörte, daß wir
nach den drei erſten Liedergruppen das Theater verließen. *. 9.

Lichtblicke ins Univerſum. Ein paar Dinge, die jeder wiſſen muß.
Von Dr. Arnold Hahn.
Die Menſchheit iſt noch ſehr jung, und man kann von ihr
wahrlich abgeklärte Weisheit nicht verlangen. Bis vor kurzem
glaubte man, daß der Urmenſch vor 2030 000 Jahren gelebt
hat, jetzt ſpricht man von 100 000, ja ſogar von einer Million
Jahren. Das ſind winzige Zeiten, wenn man bedenkt, daß die
Erde ſicherlich ein Alter von einigen Milliarden Jahren hat,
und daß es Sterne gibt, deren Licht, ehe es unſer Auge erreicht,
viele Billionen Jahre wandern muß, ſo daß es vom Sterne ab=
reiſte
, als noch gar keine Erde exiſtierte.
Aber immerhin haben die Menſchen trotz ihrer Jugend recht
Tüchtiges zur Erkenntnis der Welt und ihrer ſelbſt geleiſtet,
nur ſchade, daß es immer nur einige wenige ſind, die dieſe
Kenntniſſe haben und noch weniger, die aus dieſen Kenntniſſen
Schlüſſe ziehen über die Stellung des Menſchen innerhalb des
Univerſums. Die Erde könnte heute ein Stern des Friedens
ſein, wenn alle Menſchen genügend Heimatkunde trieben, nämlich
die Kunde ihrer großen Heimat des Univerſums. Wir wollen
hier einige Tatſachen zuſammenſtellen, die heute ſchon jeder
wiſſen müßte, um ſich einigermaßen ein Bild von ſeiner Stel=
lung
im Weltall machen zu können,
Das Weltall beſteht aus Kräften und Stoffen; vielleicht iſt
der Unterſchied zwiſchen Kraft und Stoff gar nicht vorhanden
und es gibt nur eines, aus dem die Welt gebaut iſt und durch
das ſie in Bewegung gehalten wird. Wir können das heute
noch nicht unterſcheiden. Dieſe Kräfte und Stoffe ſind im
Univerſum in wechſelnden Mengen verteilt. Bald ſind ſie zu
rieſigen Haufen zuſammengeballt, zu den Sternen, bald ſind ſie
ganz dünn verteilt in den ſogenannten Sternnebeln und noch
dünner ſind ſie in den Zwiſchenräumen zwiſchen den Sternen
und dem Nebel. Bisher nahm man an, daß die kleinſte Menge,
die für ſich beſtehen kann, das Atom iſt. Aber in neuer Zeit hat
man auch das Atom noch in kleinere Teile zerlegt.
Aber ſtellen wir einmal Betrachtungen an zwiſchen
klein und groß. Und ſtellen wir den Menſchen, alſo uns
ſelbſt dazwiſchen. Da hat man ausgerechnet, daß der Menſch aus
1000000 000 000 000 000 000 000 000 Atomen beſteht. Ein ganz gewal=
tiges
Weſen alſo, innerhalb des Univerſums, denn die Zahl mit
den vielen Nullen iſt imponierend. Aber ebenſo hat man be=
rechnet
, daß man 10 000 000 000 000 000 000 000 000 000 Menſchen

zuſammenlegen müßte, um daraus einen Stern mittlerer Größe
zu machen. Momentan leben 1,8 Milliarden Menſchen auf der
Erde. Wer Luſt hat, kann daraus berechnen, wieviel Genera=
tionen
von Menſchen nötig wären, um aus ihnen einen Stern
zu machen.
Nun wollen wir auch einmal ſehen, wie es mit den Zeiten
im Univerſum beſtellt iſt. Der Menſch hat heute eine durch=
ſchnittliche
Lebensdauer von etwa 65 Jahren. Ein Atom, das aus
ſeinen Verbindungen frei gemacht wird, lebt ſo wie es iſt, nur
/uoo Millionſtel Sekunde. Dagegen freilich iſt das Leben des
Menſchen eine Ewigkeit. Aber andererſeits lebt der Menſch im
Vergleich zur Lebenszeit eines Sternes kaum etwas länger als
das Atom im Vergleich zu ſeiner eigenen Lebenszeit. In der
Mitte zwiſchen Sternleben und Atomleben liegt das Leben des
Schmetterlings. Und der Menſch lebt ja doch nur etwa 200mal
länger als ein Schmetterling.
Der engliſche Gelehrte Eddington, der viele dieſer Berech=
nungen
über die Stellung des Menſchen im Univerfum ange=
ſtellt
hat, hat ſich auch mit der Verteilung des Stoffes in den
Sternnebeln befaßt. Dieſe Nebel ſind ſo dünn, daß in ihnen
ein Atom ein Jahr geradeaus fliegen kann, ehe es auf ein
zwveites ſtößt. Einen Nebel in der Größe unſerer Erde könnte
man ſo zuſammenballen, daß man ihn bequem in einem Reiſe=
koffer
wegtragen könnte. Man könnte alſo ganz gut aus einem
einzigen Menſchen mehrere erdgroße Sternnebel durch Ver=
teilung
ſeiner Körpermaße machen.
Auf dieſem kläglichen Planeten Erde, einem Stück Stoff=
gemiſch
, das von der Sonne einmal weggeſpritzt iſt, und aus
einem feurigen flüſſigen Zuſtande langſam erkaltet, leben alſo
1,8 Milliarden Menſchen, eine erſchreckend kleine Zahl im Ver=
gleich
etwa zur Zahl der Inſekten, die auf der Erde leben,
und die ſich ſo rapid vermehren, daß man allen Ernſtes ſchon
davon geſprochen hat, daß ſie und nicht die Menſchen die end=
gültige
Herrſchaft über die Erde erringen werden.
Die Menſchen ſelbſt beſtehen, wie es ja nicht anders möglich
iſt, aus demſelben Stoffgemiſch das die Erde ſelbſt darſtellt
Man hat ſo ziemlich alle Stoffe im menſchlichen Körper ge=
funden
, die die Erde und auch die anderen Sterne enthalten
Wir ſind alſo nicht bloß Durcheinander eines Stoffes, ſondern
auch Brüder und Blutsverwandte der Sterne. Freilich zeigt
der Menſch mit ſeiner engſten Verwandtſchaft mit den Pflanzen
und Tieren eine beſondere und im Univerſum ſeltene Er=
ſcheinung
, nämlich die Erſcheinung des Lebens. Wie
dieſes Leben auf dem ſicherlich anfangs für das Leben ungeeig
neten feurigen Erdplaneten entſtand, darüber zerbrechen ſich auch
heute noch die Gelehrten die Köpfe.

[ ][  ][ ]

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 16. Januar 1933

Reich und Ausland.
Die Ausgrabungen bei Flakow.
4000 Jahre alter Weizen, Brot und Früchte
feſtgeſtellt.
Flatow. Im vergangenen Sommer erregten
die Ausgrabungen in Schmiertenau im Kreiſe
Flatow berechtigtes Aufſehen. Muſeumsdirektor
Dr. Holter konnte hier im ganzen 88 prähiſto=
riſche
Gräber freilegen und 129 Keramiken, 13
Bronzen, neun Steinwerkzeuge und ſechs Bern.
ſeinſachen bergen. Die Gräber ſind etwa 4000
Jahre alt und ſtammen aus dem Uebergang von
der Stein= zur Bronzezeit.
Der Berliner Profeſſor Grüß hat die Inhalte
der in den Gräbern gefundenen Gefäße jetzt
näher unterſucht. Er hat u. a. Getreideüberreſte
feſtgeſtellt, die einer Weizenart angehören, ſo daß
man es hier mit einem 4000 Jahre alten Weizen
zu tun hat. Außerdem wurden Stärkemeylreſte
gefunden. Ferner konnte eine Beigabe von Brot
aus Emmer=Weizen gefunden werden, daneben
Früchte, u. a. Haſelnüſſe. Weiter wurden noch
wilde Hefe und Spuren von Weizenbrand ge=
funden
. Dies beſtätigt, daß den Verſtorbenen
Brot mit ins Grab gegeben wurde. In einem
Gefäß wurden Röhrenknochenſplitter und ver=
brannte
Haarteile, die noch näher unterſucht
werden müſſen, feſtgeſtellt. Weiter waren Reſt=
teile
von Kiefernholz ſicher nachzuweiſen. In
einem Grab wurde eine ſehr gut erhaltene Krie=
geraxt
gefunden. Es konnte nachgewieſen wer=
den
, daß der Schatz aus Eichenholz beſteht. Im
Schneidemühler Landesmuſeum werden wichtige
Teile des Fundes ausgeſtellt werden. Es ſt be=
abſichtigt
, ein altes Bronzezeitgrab, in dem ſpä=
ter
ein frühzeitliches Grab angelegt wurde, und
ein Kindergrab auszuſtellen.

In London gibk es eine Kinder=Kirche.

Bahnſteigſchaffner überfahren und getötet.
Frankfurt a. M. Am Sonntag vormit=
tag
wurde auf dem Bahnhof Fechenheim ein
Bahnſteigſchaffner, der mit einem Gepäckkarren
hinter einem abfahrenden Perſonenzug die
Gleiſe überqueren wollte, von einer aus der ent=
gegengeſetzten
Richtung kommenden Lokomotive
erfaßt. Der Mann geriet unter die Maſchine,
wurde überfahren und auf der Stelle getötet.
Zwei Darlehensbetrüger feſtgenommen.
Frankfurt a. M. Die Internationale
Kapital=Inveſtement in Chaan (Lichtenſtein)
unterhielt in Frankfurt a. M. unter der Firma
Hertel u. Co., Niddaſtr. 56, ein Finanzbüro und
gleichzeitig in Wiesbaden eine Landesvertretung.
Die Geſellſchaft befaßte ſich mit der Vergebung
von Hypotheken zu mäßigen Zinſen mit lang=
friſtiger
Tilgung, hatte es aber in Wirklichkeit
nur auf die Bearbeitungsgebühren und auf die
Einzahlung von 3 Prozent der begehrten Hypo=
thek
abgeſehen. Sofern die 3 Prozent nicht auf=
gebracht
werden konnten, wurde ein Kreditan=
trag
auf Zwiſchenkredit über eine Bank in Saar=
brücken
abgeſchloſſen. Der Abſchlag dieſer Be=
träge
erforderte ebenfalls wieder eine Bearbei=
tungsgebühr
von 4050 RM. Die Hypotheken
wurden zu einem beſtimmten Termin zugeſagt,
ſo daß die Intereſſenten zu dieſem Zeilpunkt
Verpflichtungen eingingen, die ſie ſpäter nicht
erfüllen konnten und dadurch größten Schaden
erlitten. Von ſämtlichen geſtellten Aträgen iſt
auch nicht einer mit einer Hypothek bedacht
worden. Nunmehr griff die Kriminalpolizei zu
und nahm den 44jährigen Adam Hertel hier feſt.
Auf Antrag der Staatsanwaltſchaft wurde dann
auch in Wiesbaden der Landesdirektor Franz
Schäfer der obengenannten Firma verhoftet.

Der Chor der Kinderkirche ſingt zum Orgelſpiel
Das Eingangsſchild
nach dem Vortrag des Kinder=Predigers einen Choral.
an der Pforte der Kirche.
Eine der intereſſanteſten Kirchen der Welt ſteht in London. Sie darf nur von Kindern beſucht
werden, und ſelbſt der Prediger iſt ein Knabe, der bei ſeinem zuſtändigen Pfarrer eine Lehrzeit
durchgemacht haben muß. Seine Amtsdauer beträgt drei Monate.

Kanaldeckel in die Luft geflogen.
Koblenz. Auf dem Göbenplatz ereignete ſich
ein ſchwerer Unfall. Ein Händler hatte in einen
Kanal eine Karbidlaterne entleert. Den ſich ent=
wickelnden
Gaſen kam ein Schüler mit einem
brennenden Streichholz zu nahe. Es entſtand
eine Exploſion, durch die der Kanaldeckel aus
dem Mauerwerk geriſſen und in die Luft ge=
ſchleudert
wurde. Durch eine Stichflamme erhiel=
ten
zwei umherſtehende Jungens lebensgefähr=
liche
Brandwunden.
Mord an dem Opladener Arbeitsamtsaufſeher.
Opladen. Wie einwandfrei feſtſteht, iſt der
beim Arbeitsamt angeſtellte, 46 Jahre alte Kon=
trolleur
Walter May, der am Samstag mittag
an der Diepenthaler Talſperre tot aufgefunden
wurde, einem Verbrechen zum Opfer gefallen.
Die Leiche wies mehrere Stichverletzungen auf.
Einen ſeiner Handſchuhe hatte man dem Toten
als Knebel in den Mund geſteckt. Nach dem Be=
fund
am Tatort hat May, der über große Kör=
perkräfte
verfügte, ſich heftig gewehrt. Man
glaubt, daß als Täter mehrere Perſonen in
Frage kommen. May iſt häufig bedroht worden,
weil er Schwarzarbeiter rückſichtslos zur An=
zeige
brachte. Mays Aktentaſche, die er bei ſich
führte, iſt verſchwunden.

Sonderbare Heilmekhoden.
AS. Seit drei Wochen hat in Clermont=
Ferrand ein moderner Dr. Eiſenbart ſein Un=
weſen
getrieben. Der findige Vendéer, der von
14 Gerichten in Frankreich geſucht wird, hatte
ſich in Clermont=Ferrand als Arzt niedergelaſ=
ſen
, fand Zulauf und nahm ſelbſt Entbindungen
und kleine Operationen vor. Dieſer Tage wurde
er nun zu einer Blinddarmoperation gerufen.
Aber da wurde ihm doch bange. Er hatte die
Kühnheit, einen Kollegen hinzuzuziehen, und
der wirkliche Arzt entdeckte gleich, daß er es
mit einem gefährlichen Abeuteurer, zum min=
deſten
mit einem Scharlatan zu tun habe. Man
forſchte der Vorbildung dieſes Dr. Eiſenbart nach
und ſtellte feſt, daß ſie ſich einzig und allein aus
häufigen Beſuchen in Gefängniſſen zuſammen=
ſetzt
, in die man ihn ſhon früher wegen Kur=
pfuſcherei
brachte.
In Limoges haben die Behörden nach langem,
geduldigen Zuſehen endlich dem Unweſen einer
Heilkünſtlerin ein Ende gemacht, die trotz der
Warnung zahlreicher Aerzte jahrelang einen
ungeheuren Zulauf hatte. Die Unterſuchung, die
jetzt eingeleitet wurde, hat ergeben, daß die Heil=
künſtlerin
eine analphabethiſche Bäuerin iſt.

Die Verkündung des Heiligen Jahres.
Rom. Die feierliche Verkündung des außer=
ordentlichen
Heiligen Jahres und die Verleſung
der päpſtlichen Bulle Quodnuper rief am geſt=
rigen
Sonntag eine gewaltige Menge Gläu=
biger
in die Peterskirche. Lange vor Beginn der
kurzen und einfachen, aber dennoch eindrucksvol=
len
Zeremonie hatten ſich im Vorhof der Peters=
kirche
Tauſende um das Pult verſammelt, von
dem aus der Dekan der apoſtoliſchen Proto=
notare
, der deutſche Prälat Wilpert, die Bulle
verlas.
Eine Brücke unter elektriſchem Stiom.
Kaſſel. Zwiſchen den Orten Frielendorf
und Groß=Roppershauſen wird die Verbindung
über eine Bahnlinie durch eine eiſerne Brücke
hergeſtellt. Als nun der Händler Nuhn aus Ober=
geis
mit ſeinem Pferdefuhrwerk über die Brücke
fuhr, ſtürzten die Tiere zu Boden. Der Händler
glaubte, die Pferde ſeien infolge Glätteiſes ge=
ſtürzt
und wollte ihnen aufhelfen. Kaum hatte
er jedoch den Boden betreten, als er einen ſtar=
ken
elektriſchen Schlag erhielt. Es gelang ihm,
von der Brücke loszukommen und einen Beamten
zu alarmieren, der dann den Strom ausſchaltete.
Inzwiſchen waren die Pferde jedoch bereits ver=
endet
. Da ſich früher ſchon ähnliche Unfälle er=
eignet
hatten, wurde die Stromleitung über die
Brücke vorläufig unterbrochen, bis die defekte
Stelle gefunden iſt.
Wegen Mordes an einem Kraftdroſchkenführer
zum Tode verurteilt.
Saarbrücken. Vor dem Saarbrückener
Schwurgericht ſtand ein Mordprozeß gegen den
26 Jahre alten Arbeiter Joſef Groß aus Diefflen
an. Groß wurde beſchuldigt, in der Nacht zum
24. Februar 1931 auf der Straße von Waller=
fangen
nach Rehlingen den Kraftdroſchkenfühler
Julius Serwet vorſätzlich getötet zu haben. Der
Angeklagte hat nach der Mordtat den Kraft=
wagen
in Brand geſetzt und den Leichnam des
Ermordeten mit Steinen beſchwert in die Saar
geworfen. Groß, der tags zuvor einen Selbſt=
mordverſuch
unternommen hatte, wohnte der
Schlußverhandlung bei, die mit der Bejahung
der Frage der vorſätzlichen Tötung und ſeiner
Verurteilung zum Tode abſchloß.
Der Pfeifen=Piſchta zum Tode verurteilt.
Szegedin. In einem aufſehenerregenden
Mordprozeß hatte ſich vor dem Szegediner
Strafgericht die Bäuerin Viktoria Ri=ger, ge=
nannt
der Pfeifen=Piſchta, als Hauptangeklagte
zu verantworten, der vorgeworfen wirde, die
Großbauern Anton Dobak und Stephan Börcſök
auf Anſtiftung von deren Ehefrauen und unter
Mithilfe einiger Bauernburſchen aus dem Wege
geräumt zu haben. Das Gericht hat ſämtliche An=
geklagte
des vorſätzlichen und vorbedachten: Mor=
des
bzw. der Anſtiftung und der Mirhilfe zum
Morde ſchuldig erkannt; doch wurde mit Aus=
nahme
des Pfeifen=Piſchta allen Angeklagten
mildernde Umſtände zugebilligt. Die Bäuerin,
Viktoria Rieger alias Pfeifenpiſchta wurde zum
Tode durch den Strang, die Bäuerinn n Dobak
und Börcſek als die Anſtifterinnen zur Ermor=
dung
ihrer Männer zu lebenslänglichem Zucht=
haus
und die der Mithilfe ſchuldig erkannten
Bauernburſchen Stephan Bende und Stephan
Cſaſzar zu je 15 Jahren, Johann Vecſernyes zu
ſechs Jahren und der zurzeit der Tat noch min=
derjährige
Sohn des einen Ermordeten, Em=
merich
Börcſek, zu zwei Jahren Zuchlhaus ver=
urteilt
.

Todes=Anzeige.
(Statt beſonderer Anzeige).
Unſeren innigſigeliebten ſonnigen Bub, unſer herzlich
geliebtes Brüderchen

Berni

hat Gott unerwartet, aber verſehen mit den heiligen
Sakramenten, im ſugendlichen Alter von 9 Jahren zu
ſich in die Ewigkeit abberufen.
In tiefem Schmerze:
Rechtsanwalt u. Notar Geißner
und Familie
Darmſtadt, den 14. Januar.
Ernſt=Ludwigſtr. 19.
(1068
Beerdigung: Dienstag, 2½ Uhr, Alter Friedhof.
Seelenamt: Mittwoch, 8½ Uhr, St. Ludwigskirche.

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Gt.mb. W.=u. Schlafz
vermiet. Schäfer,
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VI.94)

Was ist
Kentuckv‟?
Der Kentucky-Tabak gibtdem
Villiger-Stumpen die eigen-
artige
Würze. Ohne ihn wäre
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Montag, 16. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 16 Seite 5

Kräftige Fußball=Ueberraſchungen:
Bayern München in Ludwigshafen, Einkrachk in Skukkgark geſchlagen. 35B. Frankfurk und Club Tabellenführer.
makia ſiegk erwarket über Phönie Karlsruhe. Knappe 2:3-Riederlage der Mainzer beim Karlsruher BV.

Raſenſpork in Schnee und Kälke.

Im Gegenſatz zum Vorſonntag gab es diesmal bei den ſüd=
deutſchen
Endſpielen große Ueberraſchungen. Es herrſchte an
dieſem Tage in Süddeutſchland eine ſtrenge Kälte, vielfach gab
es auch Schneetreiben. Die Plätze waren hart gefroren und das
wirkte ſich natürlich auch auf die Spiele aus. In der Ab=
teilung
1 gab es ſogar einen Spielausfall. Beim Treffen
München 1860 gegen SpVg. Fürh pfiff der Schiedsrichter
bereits nach zwei Minuten den Kampf ab, da der hartgefrorene
und ſchneebedeckte Boden kein reguläres Spiel zuließ. In dieſer
Abteilung kam auch die größte Ueberraſchung des Tages zu=
ſtande
: Bayern München wurde in Ludwigshafen von Phönix
mit 1:0 (0:0) geſchlagen. Im ausgebauten Phönix=Stadion
wohnten dieſem Kampf über 20 000 Zuſchauer bei. Die Nieder=
lage
der Münchener iſt in erſter Linie auf die Schußunſicherheit
ihrer Stürmer zurückzuführen. Den entſcheidenden Treffer für
die Pfälzer ſchoß Bausbacher Der 1. FC. Nürnberg, der mit
Roſenmüller für Köhl im Tor antrat, ſchlug zu Hauſe den
SV. Waldhof ſicher 3:1 (1:0). Der ſchwache Beſuch dieſes
Spieles wird auf die in Nürnberg äußerſt ſtark graſſierende
Grippe zurückgeführt. Der Club ſchoß ſeine Treffer durch
Kraus, Schmidt und Friedel, während Waldhof ſein Ehrentor
durch Pennig buchte. In Pirmaſens waren die beiden Saar=
vertreter
, FK. Pirmaſens und FC. Kaiſerslautern unter ſich.
Sie trennten ſich mit einem 3:3 (0:1), das für Kaiſerslautern
ſchmeichelhaft war. Pirmaſens verwandelte durch Hergert zwei
Handelfmeter, und ſchoß durch den Verteidiger Johanneſſen ein
drittes Tor. Die drei Treffer für Kaiſerslautern erzielten Zahn,
Zängry und ein . . . Pirmaſenſer Verteidiger.
In der Tabelle der Abteilung I führt der 1. FC. Nürnberg
mit 4:0 Punkten vor Sp.Vg. Fürth mit 3:1 Punkten. Es
folgen: FC. Kaiſerslautern 3:3, München 60 2:0, Phönix Lud=
wigshafen
2:4. Bayern München 2:2, FK. Pirmaſens 13, SV.
Waldhof 1.:5 Punkte.
Die Abteilung II hatte ihr Ereignis in dem imponierenden
5:1 (3:1=) Sieg, den der Fußballſportverein Frankfurt vor
6000 Zuſchauern im Frankfurter Stadion über Union Böckingen
erzielte. Die zur Zeit ſehr kampfkräftige Frankfurter Mann=
ſchaft
kam durch Tiator (zwei), Henſel, Knapp und Haderer zu
ihren Treffern, während die enttäuſchenden Schwaben nur ein=
mal
, und zwar beim Stande von 3:0 durch Sammet erfolgreich
waren. Die zweite Ueberraſchung des Tages war die 3:2 (0:0=)
Niederlage, die Eintracht Frankfurt vor 9000 Zuſchauern in
Stuttgart durch die Kickers bezog. Die Frankfurter ſpielten ſehr
ſchön waren aber nicht eifrig und entſchloſſen genug. Während
ſie ſich mit zwei Treffern von Behning begnügen mußten,
ſchoſſen die Kickers durch Cozza (zwei) und Strauß drei Treffer.
L. Müller und Winkler verhalfen der Wormatia Worms zu
einem verdienten 2:1= (1:1=) Sieg über Phönix Karlsruhe.
Ebenfalls nur knapp und nicht ganz verdient fiel der 3:2= (2:1=)
Sieg des KFV. in Karlsruhe über Mainz 05 aus.
Als einziger noch ungeſchlagener Verein führt der FSV.
Frankfurt mit 6:0 Punkten die Tabelle der Abtei=
lung
II an. Ihm folgen: Union Böckingen, Stuttgarter
Kickers und Wormatia Worms mit je 4:2 Punkten, Eintracht
Frankfurt und Karlsruher FV. mit je 2:4, Phönix Karlsruhe
und Mainz 05 mit je 0:4 Punkten.

Die Zußball=Ergebniſſe.

Süddeutſche Meiſterſchaft.

Abteilung I:
1860 München SpVgg. Fürth .
Phönix Ludwigshafen Bayern München
1. FC. Nürnberg SV. Waldhof ...
FK. Pirmaſens 1. FC. Kaiſerslautern.
Abteilung II:
FSV. Frankfurt Union Böckingen
Karlsruher FV. FSV. Mainz 05 .
Wormatia Worms Phönix Karlsruhe
Kickers Stuttgart Eintracht Frankfurt.

0:0 abgebr. 1:0 (0:0) 3:1 (1:0) 3:3 (0:1) 5:1 (3:1) 3:9 (2:1) 2:1 (1:1) 3i2 (0:0)

Um den Verbandspokal.
Kickers Offenbach Union Niederrad 3:2. SV. Wiesbaden
Germania Bieber 2:0. FVgg. Mombach A.O. Worms
11. V. f. L Neu=Iſenburg 1. FC. Langen 41. V. f. R.
Bürſtadt Sportfr. Frankfurt 3:1. Rot=Weiß Frankfurt
FVgg. Kaſtel 3:2
Bezirk Württemberg=Baden: Freiburger FC. V. f. B. Stutt=
gart
1:4. Frank. Karlsruhe Germania Brötzingen 0:0. FC.
Mühlburg FC. Birkenfeld 45. SV. Feuerbach V. f. B.
Karlsruhe 5:0. SpVgg. Schramberg SC. Stuttgart 1:1.
Bezirk Bayern: FC. Bayreuth Wacker München 1:0. Schwa=
ben
Augsburg ASV. Nürnberg 2:4. V. f. R. Fürth SSV.
Ulm 1:2.
Bezirk Rhein=Saar: Eintracht Trier V. f. L. Neckarau 0:1.
Boruſſia Neunkirchen V. f. R. Mannheim 2:1. Amicitiag
Viernheim Saar Saarbrücken 2:1. Sportfr. Saarbrücken
FC. 08 Mannheim 3:1. SpVgg. Sandhofen SpVgg. Mun=
denheim
1:1.

Rückſtändiges Gruppenſpiel:
Gruppe Nordbayern: FC. Schweinfurt FV. Würzburg 04 2:1.

Privatſpiele.
1. FC. Pforzheim WAC. Wien (Sa.) 0:4. DSV. Mün=
chen
Salzburger AC. 6:4. Jahn Regensburg Teutonia
München 4:2.

Berliner Fußball.
Union Oberſchöneweide Viktoria 89 2:1 Spandauer SV.
Tennis=Boruſſia 0:1. Blau=Weiß Adlershofer BC. 5:0.
Wedding Poſt SV. 1:1. Hertha/BSC. Berliner SV. 92
4:2. Minerva Luckenwalde 4:0. Südſtern Norden= Nord=
weſt
1:0. Preußen V. f. B. Pankow 3:4. V. f. B. Hermsdorf
Bewag 1.:1.
Wormalia ſiegt wie erwarkel.
Wormatia Worms Phönix Karlsruhe 2:1 (1:1).
Wormatia Worms errang im zweiten Endſpiel auf eigenem
Platz vor 3500 Zuſchauern den erwarteten Sieg über Phönix
Karlsruhe, obwohl ſie lange nicht die gute Leiſtung zuwege brachte,
wie am Vorſonntag gegen den FSV. Frankfurt. Es klappte in
der Mannſchaft nur ſelten, beſonders die Läuferreihe lieferte eine
überraſchend matte Partie. Dadurch kam auch die ſonſt ſo ſtabile
Verteidigung oft bedenklich ins Schwimmen. Phönix Karlsruhe
gefiel ſehr, die körperlich leichten Leute ſpielten uneigennützig und
gut zuſammen, auch verfügten ſie über ein ziemlich großes techni=
ſches
Können. Lediglich der Torwart Maier fiel etwas aus dem
Rahmen; das erſte Tor der Wormſer, das Winkler erzielte, geht
auf ſein Konto. Das zweite Tor für Wormatia und der Ehren=
treffer
der Karlsruher reſultierten aus Elfmetern, die L. Müller
bzw. Fürſt verwandelten. Schiedsrichter AlbertMannheim war
dem Spiel ein aufmerkſamer Leiter.
Mäßige Parkie in Karlsrahe.
Karlsruher FV. SV. 05 Mainz 3:2 (2:1).
Auf hartgefrorenem Boden lieferten ſich die beiden Mann=
ſchaften
einen nur mäßigen Kampf. Man ſah von beiden Mannſch.
wenig einheitliche Leiſtungen und kaum geſchloſſene Aktionen.
Erſt nach der Pauſe bekam man ein ganz anderes Bild von der
wirklichen Spielſtärke der beiden Mannſchaften, ohne das aber
überragende Leiſtungen gezeigt wurden. Immerhin wickelte ſich
die zweite Halbzeit in einem unerhört ſchnellen Tempo ab. Im
Ganzen genommen waren ſich die Gegner durchaus ebenbürtig, ſo
daß ein Unentſchieden dem Spielverlauf eher entſprochen hätte.
wenn auch nicht zu verkennen war daß der KFV. die größere Zahl
wirklich guter Torchancen herausſpielte. Für den FKV. waren
Bekir, Müller (Elfmeter) und Schneider erfolgreich, für die
Mainzer ſchoſſen der Mittelſtürmer und Scherm die Tore. Dem
Kampf wohnten 3000 Zuſchauer bei, er wurde in der erſten Hälfte
von Duchart=Heidelberg etwas unſicher, nach der Pauſe korrekt
geleitet.
Bei Mainz gefiel beſonders die enorme Schnelligkeit aller
Spieler. Im Sturm war der Rechtsaußenpoſten mit Burkhardt
ſchwach beſetzt, die übrigen Leute der Angriffsreihe genügten.
Läuferreihe, und vor allem die Verteidigung waren recht gut.
Auffallend war das zeitweilig luſtloſe Spiel der geſamten Elf.
Beim Karlsruher FV. entledigte ſich die neuaufgeſtellte
Verteidigung Kaſtner/Wünſch ihrer Aufgabe glänzend, die Läufer=
reihe
zeigte keine überragenden Leiſtungen, im Sturm war der
linke Flügel BekirſSchneider die beſte Waffe.
Senſalion am Rhein.
Phönix Ludwigshafen ſchlägt Bayern München 1:0 (0:0).
Die erſte große Senſation der diesjährigen ſüddeutſchen End=
ſpiele
wird aus Ludwigshafen gemeldet. Der Rheinzweite brachte
das Kunſtſtück fertig, den Deutſchen Meiſter Bayern München in
einem feſſelnden und aufregenden Kampf 1:0 zu ſchlagen. Dabei
ſpielten die Münchener beileibe nicht unter Form, ihre Nieder=
lage
iſt in der Hauptſache nur auf die Schußunſicherheit der ge=
ſamten
Stürmerreihe zurückzuführen, die im Felde wohl ein wun=
derſchönes
Spiel vorführte, vor dem Tor aber vollkommen den
Kopf verlor. Beſonders Bergmaier und Schmidt überboten ſich im
Danebenſchießen. Allerdings muß anerkannt werden, daß ſie mit
ihren Schüſſen auch eine große Doſis Pech hatten. Phönir Lud=
wigshafen
präſentierte ſich beſonders in der zweiten Spiel=
hälfte
in beſter Form, die Mannſchaft war gegen die vorange=
gangenen
Spiele kaum wiederzuerkennen. Ihr Sieg iſt zwar als
verdient anzuſprechen, war aber doch ſehr glücklich. Den entſchei=
denden
Treffer ſchoß Mittelſtürmer Bansbacher in der 22. Min.
der 2. Spielhälfte, Schiedsrichter Weingärtner=Offenbach bot vor
17000 Zuſchauern eine gute Leiſtung.
Klub ſiegt weiter.
1. FC. Nürnberg SV. Waldhof 3:1 (1:0).
Der nordbayeriſche Meiſter hatte auch in ſeinem zweiten Spiel
der Endrunde einen Vertreter der Gruppe Rhein zu Gaſt. Wie
gegen den Zweiten, Phönix Ludwigshafen, ſiegten die Nürn=
berger
auch gegen den Rheinmeiſter Waldhof mit 3:1. Die Gäſte
vom Rhein gefielen in der erſten Halbzeit noch recht gut und hat=
ten
den Halbzeitſtand von 1:0 für die Nürnberger nicht gerade
verdient. Nach dem Wechſel war Nürnberg aber beſſer und ſtellte
den verdienten Sieg ſicher, Kraus war für den Klub vor der
Pauſe erfolgreich; nach der Pauſe ſkorten Schmidt und Friedel,
während Waldhof durch Pennig zum Ehrentreffer kam. Beide
Mannſchaften traten mit Erſatz an. Der Beſuch des Treffens litt
unter der in Nürnberg graſſierenden Grippe und blieb mit 4000
Zuſchauern hinter den Erwartungen zurück. Schiedsrichter Beſt=
Frankfurt=Höchſt beging keine Fehler.

Gruppe Saar unker ſich.
FK. Pirmaſens FC. Kaiſerslautern 3:3 (0:1).
Das Treffen der beiden Saarvereine hatte in Pirmaſens nur
3000 Zuſchauer angezogen. Es war kein großer Kampf, der reſtlos
hätte begeiſtern können. Die Gäſte erſchienen in kompletter Auf=
ſtellung
, während der Saarmeiſter den vom Fürther Spiel her
geſperrten Germann und den verletzten Zinſius erſetzt hatte. Auf
Grund des Spielverlaufes, der Pirmaſens faſt dauernd im An=
griff
ſah, hätten die Einheimiſchen einen knappen Sieg verdient
gehabt. Kaiſerslautern verteidigte allerdings ſehr geſchickt, wäre
aber doch nicht zu dem Punktgewinn gekommen, wenn nicht der
Schiedsrichter ein Abſeitstor anerkannt hätte. Auch ſonſt war
Schmidt=Frankfurt nicht ganz zufriedenſtellend, da er viel
überſah. Kaiſerslauterns Treffer fielen durch Zahn und Zängry;
das dritte Tor war ein Selbſttor von Kolb. Pirmaſens verwan=
delte
durch Hergert zwei Handelfmeter und ſchoß durch Johan=
neſſon
den Ausgleich.
Böckingen ſchwer geſchlagen.
FSV. Frankfurt Union Böckingen 5:1 (3:1).
Württembergs Zweiter, der im bisherigen Verlauf der End=
ſpiele
bereits aufſehenerregende Siege über Eintracht und KFV.
erzielt latte, wurde im Frankfurter Stadion von 5000 Zuſchauern
mit großer Spannung erwartet. Aber die Schwaben enttäuſchten.
Sie ließen in dieſem Spiel niemals erkennen, daß ſie über ein
mehr als mittelmäßiges Können verfügen. Die Frankfurter ſtell=
ten
jedenfalls die weſentlich einheitlichere und beſſere Mannſchaft,
die auch verdient gewann. Während die Bornheimer durch Tiator
(zwei), Henſel, Knapp und Haderer zu fünf Treffern kamen und
an einer höheren Torausbeute nur durch ihr Schußpech verhindert
wurden, konnte Böckingen nur einen Treffer erzielen, und zwar
durch den Halbrechten Sammet.
Böckingen griff in den erſten fünf Minuten energiſch an und
man glaubte ſchon, daß die Schwaben auch hier eine Ueberraſchung
bringen würden. Als dann aber die Frankfurter Mannſchaft
warm geworden war, wurden die Gäſte immer mehr in die Ver=
teidigung
zurückgedrängt. Während aber bis zur Pauſe Böckingen
noch zu etlichen Gegenangriffen kam, beherrſchte der Sportverein
nach der Pauſe die Situation völlig. Die Frankfurter waren
ſchneller, kombinierten flüſſiger und ſchoſſen auch mehr. Beſonders
wichtig war aber, daß ihre ganze Mannſchaft keinen ſchwachen
Punkt aufwies, während bei Böckingen, vor allem in der Läufer=
reihe
, bedenklich ſchwache Stellen erſichtlich wurden. Böckingens
Torwart Hengſteler trug an den fünf Treffern keine Schuld. Gut
waren bei den Gäſten noch der Verteidiger Walter 2. und der
Sturmführer Walter 1.
Zweile Niederlage der Einkracht.
Stuttgarter Kickers Eintracht Frankfurt 3:2 (0:0).
Der ſüddeutſche Meiſter der letzten Saiſon, Eintracht Frank=
furt
, hatte in Stuttgart 9000 Zuſchauer mobil gemacht. Man er=
wartete
ein ſchönes, techniſch auf hoher Stufe ſtehendes Spiel und
ſah ſich in dieſer Erwartung auch nicht getäuſcht. Wenn auch der
Frankfurter Klub eine knappe Niederlage einſtecken mußte, ſo
führte er doch ein ſehr ſchönes Spiel vor, das techniſch oft das der
Platzherren noch übertraf. Aber die Kickers, die heute in allen
Reihen ein beſonders gutes Spiel lieferten, hatten der Eintracht=
Mannſchcft eins voraus: ſie ſetzten ſich im Kampf um den Ball
mehr ein, waren weſentlich eifriger und nützten auch die Tor=
chancen
mehr aus. An ſich wäre ein Unentſchieden gerechtfertigt
geweſen. Nach torloſer erſter Halbzeit erzielten die Kickers nach
der Pauſe durch Coza (zwei) und Strauß drei Treffer, während
die Eintracht nur zweimal mit Weitſchüſſen, ihres Halbrechten
Behning erfolgreich war.
Die Pokalſpiele in Main Heſſen.
Auch an dieſem Sonntag brachten die Pokalkämpfe im Be=
zirk
Main/Heſſen durchweg die erwarteten Reſultate. In der
Tabelle führen Rot=Weiß Frankfurt, VfL. Neu=Iſenburg und
SV. Wiesbaden mit je 4:0 Punkten.
VfR. BürſtadtSportfreunde Frankfurt 3:1 (0:1).
Das Pokalſpiel in Bürſtadt ſtand auf keiner hohen Stufe.
Beide Mannſchaften boten nur mäßige Leiſtungen. Auch Bür=
ſtadt
enttäuſchte, obwohl ihm der Sieg zufiel. Die Gäſte führ=
ten
nach einem Treffen ihres Rechtsaußen Fürſt 1 bis zur
Pauſe 1:0. Dann kam aber Bürſtadt durch Kleber nicht nur zum
Ausgleich, ſondern durch Treffer von Keinz und Bauſch auch noch
zu einem 3:1=Sieg. Gegen Spielende artete das Treffen aus.
Der Frankfurter Fürſt mußte ſogar verletzt vom Platze getra=
gen
werden. Schiedsrichter Nagel=Mutterſtadt konnte nicht
überzeugen.
MombachA.O. Worms 1:1 (1:0).
Auf beiden Seiten traten die Stürmerreihen mit Erſatz an.
Es gab ein nur mäßiges Spiel, das mit dem Reſultat von 1:1
einen gerechten Ausgang nahm. Die Platzherren führten nach
einem Treffer von Kroben in der erſten Halbzeit 1:0, ſie hatten
in dieſer Zeit auch ein leichtes Uebergewicht. Nach der Pauſe
kamen die Wormſer Gäſte mehr auf, und es gelang ihnen auch,
durch Hörl den Ausgleich zu erzwingen. 500 Zuſchauer. Schieds=
richter
Freiländer=Mannheim gut.

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Seike 6 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 16. Januar 1933

VfL. Neu=IſenburgFC. Langen 4:1 (2:1).
Iſenburg war in dieſem Spiel ſtändig tonangebend und
holte ſich auch einen glatten und verdienten Sieg. Seine Treffer
ſchoſſen Stritzinger, Schulz (zwei) und Mayer. Langen war
durch einen Treffer von Irion in Führung gegangen. Das
Spiel ſtand unter der guten Leitung von Boeck=Wiesbaden. Zu=
ſchauer
nur 300.
SV. WiesbadenGermania Bieber 2:0 (2:0).
Der SV. Wiesbaden ſiegte in dieſem Spiel ſehr ſicher, er
konnte ſich aber vor allem in der zweiten Halbzeit vor dem Tor
des Gegners nicht kräftig genug durchſetzen. Allerdings war
auch die Abwehr der Gäſte ganz ausgezeichnet. Die beiden Tore
für Wiesbaden ſchoſſen Siebentritt und Piſchzek. Götzl= Zeils=
heim
leitete vor 1500 Zuſchauern gut.
Rot=Weiß Frankfurt-Kaſtel 06 3:2 (3:2).
Das von 500 Zuſchauern beſuchte und von Eberhardt=Pfungſtadt
gut geleitete Spiel brachte nur mäßige Leiſtungen. Daran mag
aber vielleicht auch der hartgefrorene Boden Schuld getragen
haben. Der knappe Sieg der Frankfurter war verdient. Die
Tore für die Platzherren erzielten Dietzel, Hartung ( Foulelf=
meter
) und Butterrony, während Wetter (Handelfmeter) und
Dörrhöfer für die Gäſte aus Mainz erfolgreich waren.
Offenbacher KickersUnion Niederrad 3:2 (2:1).
Beſonders gute Leiſtungen gab es in dieſem Spiel nicht,
dafür wurde aber vor allem vor der Pauſe reichlich ruppig
geſpielt. Nur der guten Spielleitung von Müller (Hanau 93)
iſt es zu danken, daß der Kampf überhaupt noch in erträglichen
Grenzen blieb. Offenbach hatte faſt immer eine Kleinigkeit mehr
vom Spiel und ſiegte auch mit dem knappen 3:2 (2:1)=Ergebnis
verdient. Seine Treffer fielen durch Gerth (zwei) und Maid,
während Union Niederrad durch Pfeiffer und Kirſch zu ſeinen
Gegentoren kam.
*
Fußhall im Kreis Skarkenburg.
Polizei Darmſtadt SV. Münſter .
0:0
4:1 (2:0)
FV. Sprendlingen Haſſia Dieburg
0:2 (0:1)
Union Darmſtadt Viktoria Walldorf . .
3:2 (1:1)
Germania Eberſtadt FV. Eppertshauſen .
Germania Oberroden Eermania 03 Pfungſtadt . . 2:0 (2:0)
SpVgg. 04 Arheilgen Rot=Weiß Darmſtadt . . 7:2 (5:1)
SV. Mörfelden SV. 1898 Darmſtadt . . . . . . 2:1 (1:0)
Die Lage in der Starkenburger Kreisliga hat ſich auch am
Sonntag nicht ſonderlich verändert, ſo daß von Klärungen noch
nicht geſprochen werden kann. Es ſei denn, man betrachtet die
Niederlagen der am Tabellenende liegenden Mannſchaften als
klärend; aber da dünkt uns, daß doch noch zuviel Spiele aus=
ſtehen
, als daß man ſich hier ſchon feſtlegen könnte. So hört
man z. B. aus Mörfelden, daß dort der SV. 98 Darmſtadt nur
recht unglücklich verlor und noch kurz vor Schluß hätte aus=
gleichen
können; Hebeiſen verſchoß aber die Chance. Unſer Mör=
felder
Gewährsmann iſt jedenfalls der Anſicht, daß die Darm=
ſtädter
Mannſchaft durchaus das Zeug in ſich hat, ſich noch zu
ſichern. Von Rot=Weiß Darmſtadt kann man das kaum mehr
ſagen, nachdem die Elf am Sonntag in Arheilgen mit 2:7 ver=
loren
hat. Die Revanche der Arheilger gegen die ſtark erſatz=
geſchwächten
Gäſte iſt alſo ziemlich ſaftig ausgefallen. Auch die
Beſſunger hängen weiter am Tabellenende, da ſie Walldorf mit
0:2 die Punkte überlaſſen mußten. Es bleibt alſo am Tabellen=
ende
ziemlich alles beim alten. Zwei ebenfalls ſtark bedrohte
Mannſchaften konnten ſich weiter aus der Gefahrenzone bringen.
Und zwar Münſter, das gegen die mit Erſatz erſcheinende Poli=
zei
ſich wider alles Erwarten einen Punkt holte. Der Abſtiegs=
kampf
bringt eben Kräfte ans Licht, mit denen man rechnen
muß. Das bekam z. B. auch Pfungſtadt in Oberroden zu ſpüren.
Nach der 5:1=Schlappe in Darmſtadt war ja ſchließlich damit zu
rechnen, daß Oberroden die größten Anſtrengungen machen
würde: mit einer 2:0=Schlappe bemerkten das auch die Gäſte.
Pfungſtadt hatte Eichmann und Steinmetz erſetzt. In Eberſtadt
gab es einen ſpannenden Kampf, in dem es lange nach einem
Sieg der Gäſte ausſah. Schließlich brachten die Germanen aber
doch verdientermaßen Ausgleich= und Siegestreffer an.
Damit iſt Eberſtadt auch wieder zur Mittelgruppe aufgerückt
und ziemlich außer Gefahr. In einer recht guten Form zeigte
ſich auch Sprendlingen, das Dieburg mit 4:1 aus dem Felde
ſchlagen konnte. Der Sieg hätte noch höher ausfallen können.
Sprendlingens gute Form kommt aber doch zu ſpät, denn wenn
auch die führende Polizei am Sonntag einen Punkt einbüßte,
ſo liegen doch noch fünf Punkte Abſtand zwiſchen Erſtem und
Zweiten. Oder ſollte ſich dieſer Abſtand noch weiter verringern?

Der Tabellenſtand nach dem 15. Januar 1933.

Polizei Darmſtadt 14 45:11 33 FV. 06 Sprendlingen 19 55:26 Haſſia Dieburg 12 49:29 Viktoria Walldorf 19 10 40:39 SpVgg. 04 Arheilgen 18 40:35 SV. 09 Mörfelden 19 44:42 FV. 1920 Eppertshauſen 17 38:34 FC. 03 Egelsbach 18 41:48 1: Germania Pfungſtadt 19 6 39:42 Germania Eberſtadt 19 30:36 Germania Oberroden 18 10 27:43 15 SV. 1919 Münſter 19 21:31 14 SV. 98 Darmſtadt 10 22:33 13 Union Darmſtadt 19 12 23:44 Rot=Weiß Darmſtadt 19 14 19:47

Polizei Darmſtadt SV. Münſter 0:0.
Daß die Polizei gerade gegen die Abſtiegsverdächtigen ihre
ſchlechteſten Spiele liefert, iſt jetzt ſchon zur Regel geworden.
So war es auch diesmal wieder gegen Münſter. Der dreifache
Erſatz im Sturm trägt ja wohl die Hauptſchuld an dieſem tor=
loſen
Ausgang, jedoch ſoll man auch dieſen Leuten nichts
Unmögliches zumuten. Scheinbar hatte man Münſter von vorn=
herein
zu ſchwach eingeſchätzt, was die gänzlich veränderte Auf=
ſtellung
der Polizei bewies. Mit dieſer Stürmerreihe wird die
Elf ihre meiſten Tore wohl geſchoſſen haben. Auch die Läufer=
reihe
konnte den an ſie geſtellten Anforderungen nicht genügen.
Der Mittelläufer Matthes war der ſchwächſte in dieſem Trio.
Lediglich W. Kaſpar konnte genügen, ohne jedoch an ſeine vor=
fonntäglichen
Leiſtungen heranzukommen. Die Hintermannſchaft
war der einzige Lichtblick in der Mannſchaft.
Münſter ſtellte ſich als eine flinke Mannſchaft vor, die ſehr
aufopfernd ſpielte. Die beiden Verteidiger und der linke Läufer
überragten ihre Mitſpieler und ließen auch die nötige Härte
nicht vermiſſen.
Das Spiel ſelbſt ſtand auf keiner beſonders hohen Stufe.
Flaches Zu= und Zuſammenſpiel war eine Seltenheit. Der Ball
wurde meiſt recht hoch geſchlagen und der hart gefrorene Boden
gab ihm dann die Richtung, wie ſie die Spieler nicht haben
wollten. Münſter iſt zu Beginn der erſten Hälfte leicht über=
legen
, ohne jedoch gefährlich zu werden. Allmählich kommt auch
die Polizei ins Spiel und arbeitet einige ſchöne Torgelegen=
heiten
heraus. Dann wurde allerdings mit dem Ball ſolange
gefummelt, bis ein Gegner das Leder mit weitem Schlage weg=
beförderte
. Der einzige Stürmer, welcher in Tornähe einen
Schuß riskierte war Göbel, allein auch er ſchoß entweder dar=
iber
oder vorbei. In der zweiten Hälfte legt die Polizei gleich
mächtig los und ſetzt ſich in der gegneriſchen Hälfte feſt. Münſter
verteidigt jedoch geſchickt und mit vielen Beinen. Göbel und
Becker verſchießen mehrmals in ausſichtsreicher Stellung. Als
Bönſel in den Schlußminuten in den Sturm geht, rettet ſich
Münſter oft durch weite Abſchläge über die Linie. So ſieht man
die zweite Halbzeit auch torlos verſtreichen, und mit reichem
Beifall wird beim Schlußpfiff die Münſterer Mannſchaft von
ihrem Anhang empfangen. Mit den Entſcheidungen des
Schiedsrichters konnte man zufrieden ſein.

SV. Mörfelden SV. 98 Darmſtadt 2:1 (1:0).
Hatte das gute Stürmerſpiel des vergangenen Sonntags er=
hoffen
laſſen, daß es in Mörfelden durchaus möglich ſein mußte,
wenigſtens einen Punkt zu retten, ſo ſah man ſich darin ge=
täuſcht
. Selten einmal fand ſich der Sturm zu einer geſchloſſenen
Leiſtung, wobei allerdings das harte Spiel des Gaſtgebers,
welches von dem allzu ängſtlichen Schiedsrichter Kinz=Worms
eher noch gefördert als unterbunden wurde, als Entſchuldigung
angeführt werden kann. Trotzdem wäre eine Verbeſſerung des
Reſultates durchaus möglich geweſen, wenn die Stürmer auch
auf fremden Plätzen etwas mehr Kampfgeiſt und Selbſt=
vertrauen
aufbringen würden. Sportverein hatte für Böhmer
und Schnächelsberger, Kratz und Kreiſel eingeſtellt, welche ſich
gut einfügten, ſo daß von Erſatz eigentlich nichts zu ſpüren
war. Mörfelden ging ſchon bald nach Beginn durch Halbrechts
in Führung, ein Tor, das bei etwas mehr Entſchloſſenheit der
Hintermannſchaft vermeidbar war. Auch Mörfelden hat Glück,
als bei den wenigen geſchloſſenen Angrifſen der 98er Stürmer
zweimal nur die Latte einen Erfolg verhinderte. Mörfelden
konnte gegen Schluß durch ſchönen Schuß ſeines Halblinken
auf 2:0 erhöhen, während Sportverein nach Fehlſchlag eines
Verteidigers durch Mahr ein Tor aufholen konnte. Jetzt erſt
zeigten die Stürmer, daß ſie ſpielen können, ein Erfolg war
aber gegen die verſtärkte Hintermannſchaft nicht mehr zu er=
zielen
. 2. Mannſchaften 5:2 für M.
SVgg. 04 Arheilgen Rot=Weiß Darmſtadt 7:2 (5:1),
Mit obigem Reſulat mußte Rot=Weiß die Ueberlegenheit der
Arheilger anerkennen. Der hartgefrorene Boden machte manche
Ballberechnung hinfällig. Trotzdem bemühten ſich beide Mann=
ſchaften
, ein ſchnelles, ſchönes, aber auch faires Spiel vor=
zuführen
.
Rot=Weiß hatte 5 Mann erſetzt (Delp, Dörner, Heiſer,
Vogelmann und Engel). Arheilgen hatte zum erſten Mal den
früheren Wixhäuſer Seyffer im Tor. Arheilgen zeigte ein ge=
ſchloſſenes
Ganzes, jeder gab ſich die redlichſte Mühe, ſein Beſtes
zu zeigen. Die Darmſtädter mühten ſich vergeblich, dem Tor=
hunger
der Arheilger Einhalt zu bieten. Anfangs ſah es gar
nicht danach aus, als ſollten die Rot=Weißen eine hohe Nieder=
lage
empfangen. Schon in der 6. Minute kamen ſie zu einem
billigen Erfolg. Arheilgen ſpielte nun auf Ausgleich und Füh=
rung
, die bald herausgeholt war. Bis zum Wechſel hat Arheil=
gen
, trotz des ausgezeichneten Gäſtetorwartes, auf fünf Tore er=
höht
. Nach der Pauſe zeigt Arheilgen lange nicht mehr das
temperamentvolle Spiel, man ruht ſich anſcheinend auf ſeine
Lorbeeren aus. Anders der Gegner, der unverdroſſen weiter=
kämpft
und auch noch ein Tor aufholen kann. Da kommt
wieder Leben in den Gaſtgeber und zwei weitere Tore ſind
die Ausbeute. Schiedsrichter Bruſt=Mannheim hatte ein
leichtes Amt, war aber ſicher. Ligareſerven 4:0 für A.
Union Darmſtadt Viktoria Walldorf 0:2 (0:1).
Die Viktorianer konnten als glückliche Sieger die Punkte
mit nach Walldorf nehmen. Aber genau ſo gut hätten ſie in
Darmſtadt bleiben können ja wenn diesmal lag es an
dem Spielleiter, der die Unioniſten um einen dicken Elfmeter
brachte, den ſich der Schiedsrichter von den Walldörfern ab=
ſchwätzen
ließ. Andernfalls wäre der Elfmeter wohl der Anlaß
geweſen, dem Spiel eine andere Wendung zu geben. Im
weiteren Verlauf des Spieles überſah der Schiedsrichter beider=
ſeits
eine Menge Fouls, ſtark an Tätlichkeiten grenzend er
verlor vollkommen die Nerven.
Walldorf war nicht viel beſſer, aber dafür taktiſch
klüger. Es verſuchte das Reſultat zu halten und begnügte ſich
mit einzelnen Vorſtößen, wobei auch das 2. Tor, das unbedingt
zu vermeiden war, hervorging. Verteidigung ſehr gut und
ſchlagſicher.
Union mit Fries; Arnold Schäfer; Frühwein, Reitzel,
Stutz; Lecke, Schröder, Müller, Aßmuth, Beck, hatte in der Ver=
teidigung
und Läuferreihe die beſten Kräfte zur Stelle. Der
Sturm in ſeiner neuen Beſetzung der eine oder andere ſtand
auf verkehrtem Poſten konnte ſich nicht finden und muß ſich
erſt einſpielen; Aßmuth, erſtmals wieder als Mittelſtürmer,
konnte auf dem ungewohnten Poſten noch nicht ſo gefallen
dagegen klappte es in der zweiten Hälfte beſſer als er mit dem
Halbrechten tauſchte. Bei Schröder vermißte man den Drang
nach dem Tor, Müller konnte gefallen dagegen iſt Beck als
Läufer kein Außen, ſonſt gut. Der Linksaußen hat durch die
lange Pauſe etwas von ſeiner Schnelligkeit eingebüßt. Vor
allem vermißte man beim Sturm das Schießen. Die An=
griffe
werden bis vor das Tor gebracht, dann iſt es mit der
Kunſt zu Ende und die Torgelegenheiten bleiben unausgenützt.
Auch müſſen die Flügel mehr und beſſer bedient werden.
Reſerven beider Mannſchaften 4:2 für Walldorf. Sonder=
mannſchaft
gegen DJK. Darmſtadt 9:2.
* Kreisliga Südheſſen.
Starkenburgia Heppenheim Normannia Pfiffligheim 2:1.
Olympia Lampertheim Spv. Horchheim 3:1.
FCl. 07 Bensheim Spv. Hochheim 3:1.
FV. Hofheim VfL. Lampertheim 4:1.
Konkordia Gernsheim Spp. Weinsheim 4:1.
Viktoria Neuhauſen FV. Biblis 3:1.
Kegler=Vereinigung Darmſtadt und Umgebung E.B.
Ausſcheidungskegeln.
Die Kämpfe um die Verbandseinzelmeiſterſchaften gehen ihrem
Ende entgegen. Am Samstag und Sonntag haben in der Haupt=
ſache
die Kegelbrüder geſtartet, die noch Ausſicht hatten, für die
Verbandsmannſchaft in Frage kommen zu können. Das ſeither
führende Einzelmitglied Mees hatte keinen beſonders guten Start
bei dem Endlaufe und mußte die Führung an Becher (D.K.
1911, Bv.), der ihm ſeither ſchon nahe aufgerückt war, abgeben.
Letzterer hat mit ſeinem geſtrigen Starte 3367 Holz erreicht und
iſt wohl kaum noch einzuholen. Die Verbandsmeiſterſchaft
für 1933 dürfte ihm ſicher ſein. Die am Samstag und Sonntag
erzielten Einzelergebniſſe ſind im weſentlichen folgende:
1. Reichert 1108 Holz, 2. Reinhardt 1011 Holz, 3. Bender 1087
Holz, 4. Pohl 1082 Holz, 5. Bangert 1078 Holz, 6. Rößler 1078
Holz, 7. Grün 1077 Holz, 8. Dahlem 1076 Holz, 9. Becher 1072
Holz, 10. Chriſt 1046 Holz, 11. Sommer 1042 Holz. 12. Mees 1038
Holz, 13. Belz 1039 Holz, 14. Sattler 1031 Holz, 15. Wenger 1031
Holz.
Von den Frauen haben ſieben ihren 4. Lauf mit 100 Kugeln
beendet. Hier führt Frau Pohl mit 2131 Holz, der Frl. Bäu=
mer
mit 2100 Holz folgt.
Die Ergebniſſe ſind: 1. Frau Raab (Goldene Kugel) 519 Holz,
2. Frau Wißkirchen 511 Holz, 3. Frau Pfeiffer und Frau Schwinn
(Gold. Kugel) je 505 Holz, 4. Frau Reichert (Gold. Kugel) 500
Holz, 5. Frau Pohl 493 Holz, 6. Frau Dietz (Gold. Kugel) 491 Holz
Die Kämpfe werden am nächſten Samstag und Sonntag
beendet.
Hocken.
Turngemeinde 1846 Worms SV. 98 Darmſtadt 3:0 (2:0).
Das Rückſpiel in Worms hat die Tgd. 46 verdient, aber der
Torzahl nach zu hoch, gewonnen. Das Treffen ſtellte bei dem
hartgefrorenen Boden große Anforderungen an ſämtliche Spieler.
Bei dem faſt unberechenbar abſpringenden Ball hatte die Tgde.
Worms durch ihre größere Stockſicherheit, zwar mehr Vorteile;
dennoch hielten die 98er das Spiel ziemlich offen und zeigten im
Feldſpiel ſchöne Leiſtungen. Nur im fremden Schußkreis wollie
es diesmal nicht klappen. Leider hatten die Gaſtgeber nur einen
Schiedsrichter zur Stelle, der dem ſchnellen Spiel nicht immer
folgen konnte und ſo manche Fehlentſcheidung traf; darunter gab
er 2 Abſeitstore für ſeinen Verein. Im übrigen kam es zu einem
flotten Spiel, das war hart, aber fair durchgeführt wurde.

Schwimmerkagung in Darmſtadl.
Der Gau I (Frankfurt/Main) im Kreis V (Süddeutſchland)
des DSB. führte am Sonntag in Darmſtadt ſeinen diesjährigen
Gautag durch. Die Vereine waren vollſtändig vertreten und das
Niveau der Verhandlungen erreichte eine beachtliche Höhe; es
wurde fruchtbare Arbeit geleiſtet. Aus den Jahresberichten war
zu entnehmen, daß im Gau, insbeſondere im Bezirk Frankfurt,
ſportlich große Fortſchritte erzielt werden konnten. Der Mit=
gliederſtand
des Gaues iſt unvermindert. Die günſtige Geſamt=
bilanz
fand ihren Niederſchlag dann auch in einſtimmiger Ent=
laſtung
und Wiederwahl des Geſamtvorſtandes, der in folgender
Zuſammenſetzung die Geſchäfte führen wird: 1. Vorſitzender
Med.=Rat, Dr. Friedrich=Darmſtadt; Schwimm=
wart
: Struck=Offenbach; Waſſerballwart: Belz=Frankfurt; Kaſ=
ſierer
: Patzke=Hanau. Ort des nächſten Gautages iſt Aſchaffen=
burg
, während das Gaufeſt in Hanau und das Gaujugendfeſt
in Höchſt durchgeführt werden.
Neben gauinternen Anträgen ſollen folgende weſentlichen
Wünſche durch den Kreis an den Verband wetkergeleitet werden:
Einführung von amtlichen Staffelrekordliſten, Stellungnahme
gegen die Brachtſche Zwickelverordnung, mehrere grundlegende
Aenderungen der Wettkampfbeſtimmungen und beſſere Durch=
führung
der Reichsjugendwettkämpfe.
Der neugeſchaffene Ehrenbrief des Gaues wurde dem
1. Vorſitzenden des SC. Niederrad 04 Kord=Ruwiſch als
erſtem Gaumitglied verliehen anläßlich der entſprechenden
Vereinsfeiern ſoll dann den Herren Gerhäuſer=Offenbach und
Kuhlwein=Offenbach die gleiche Ehrung zuteil werden.
Waſſerball=Städtekampf Darmſtadt Frankfurk 7:4.
Im Anſchluß an den Gautag des Gaues Frankfurt=Heſſen
des Kreiſes V (Süddeutſchland) des DSV. fand geſtern nach=
mittag
im Darmſtädter Hallenbad ein Städtekampf der Waſſer=
ballmannſchaften
von Darmſtadt und Frankfurt für A=, B= und
Jugendmannſchaften ſtatt.
Vor mäßig beſuchtem Hauſe beanſpruchte das Spiel der
A=Mannſchaften naturgemäß das größte Intereſſe. Mit den bei=
derſeits
ſtärkſten Mannſchaften antretend, gelang in dieſem Spiel
der Darmſtädter Mannſchaft der einzige, aber wertvollſte Sieg.
Die Darmſtädter Mannſchaft, die ſich zum größten Teil auf Leute
von Jung=Deutſchland ſtützte, errang mit 7:4 (3:2) einen hart
erkämpften, aber verdienten Sieg.
Dem Schiedsrichter, Gauwaſſerballwart Belz (Frankfurt), der
das Spiel jederzeit in der Hand hatte, ſtellten ſich folgende
Mannſchaften: Darmſtadt: Kaffenberger (Rot=Weiß); Schüß=
ler
, Richter; Orlemann; Wolfsholz, Mayer (ſämtlich Jung=
Deutſchland), Hanſt (Rot=Weiß). Frankfurt; Heiſter ( Del=
phin
); Schaal, Woltersdorf; Brehm; Caeſar, Thomas (ſämtlich
EFSC.), Hahn (Niederrad).
Ein ſchöner Doppler Schüßler=Mayer bringt Darmſtadt bald
1:0 in Führung, doch Caeſar kann ausgleichen. Mayer=Brehm
müſſen das Waſſer verlaſſen, ein Zuſammenſpiel Hanſt=Wolfsholz
ſchafft eine abermalige Darmſtädter Führung, und der gleiche
Spieler erhöht auf 3:1.
Kurz vor der Pauſe kann Caeſar noch ein Tor aufholen.
Durch einen von Schüßler verurſachten Strafwurf kommt Frank=
furt
durch Caeſar bald nach der Halbzeit zum Ausgleich, Mayer
ſchafft 4:3, aber ein Fehler Orlemanns läßt Frankfurt durch
Thomas nochmals ausgleichen. Dann aber zieht Darmſtadt durch
Hanſt und Mayer, nachdem Caeſar herausgeſtellt wurde, auf 6:4
davon. Wolfsholz und ſpäter Brehm mußten ſich das Spiel
nochmals von außen anſehen, und mit glänzendem Schuß ſtellt
Mayer den 7:4=Sieg her.
Bei Darmſtadt, deſſen Spieler alle auf der Höhe waren, ge=
fielen
beſonders Mayer durch guten Schuß und Wolfsholz durch
große Schnelligkeit.
Das Spiel der B=Mannſchaften konnte wenig gefallen. Nach
hartem, ausgeglichenem Spiel behielt Frankfurt mit 6:4 (2:3)
Toren das beſſere Ende für ſich.
Eine kataſtrophale, aber völlig verdiente 8:2=Niederlage
mußte die Darmſtädter Jugendmannſchaft, in der außer Heyne
und Brandis faſt keiner eine rechte Ahnung vom Waſſerball=
ſpiel
hatte, einſtecken.
Außerdem begegneten ſich noch in einem Freundſchaftsſpiel
die Polizei und Turngeſellſchaft 1875 Darmſtadt. Auch dieſer
Kampf war hart und endete nach ausgeglichenem Spiel mit 8:8
Toren unentſchieden.
Neue Schwimm=Beſtleiſtungen.
Fünf neue deutſche Beſtleiſtungen ſtellten die Charlotten=
burger
Nixen am Sonntag im Stadtbad Charlottenburg unter
amtlicher Aufſicht auf. Es handelt ſich durchweg um Staffel=
rekorde
, von denen bisher vier vom Magdeburger Damen=
Schwimmelub und eine vom Düſſeldorfer Schwimmverein 98
gehalten wurde. Nachſtehend die einzelnen Rekordleiſtungen:
3X100=Meter=Lagen: 4,13 (alte Beſtleiſtung 4,21), 6X50=Meter=
Lagen 3:52,4 (3:59,8), 6X50=Meter=Crawl 3:23,6 (3:32,5),
3X100=Meter=Crawl 3,15 (3:33,6), 4X100=Meter=Crawl 5:08,5
(5:17,2).
Kraftſpork.
Darmſtadt 1910 Germania Hösbach 11:9.
Die Gäſte erfüllten die in ſie geſetzten Erwarlungen voll und
ganz. Ehrlich geſagt, die Platzherren hatten Glück, daß die Punkte
nicht flöten gingen. Allerdings muß berückſichtigt werden, daß die
Darmſtädter mit 2 Mann Erſatz antreten mußten und einige an=
dere
geſundheitlich nicht in beſter Verfaſſung waren. Auch die
Gäſte hatten Pech, denn 2 ihrer Beſten mußten infolge Ueber=
geoichts
die Punkte kampflos abgeben. Trotz dieſer für beide
Seiten ſehr bedauerlichen Umſtände kamen die zahlreichen Zu=
ſchauer
doch auf ihre Koſten, da die reſtlichen Kämpferpaare dop=
pelten
Eifer zeigten, die ausgefallenen Begegnungen auszu=
gleichen
. Hösbach hatte in ſeiner Sieben überhaupt keinen
ſchwachen Punkt, bei Darmſtadt konnten nur Schwarz und Veith
befriedigen, denen auch der Hauptverdienſt am Geſamtſieg zufällt.
Alle anderen waren durch die oben angeführten Umſtände ſehr
gehandicapt, hielten ſich aber trotzdem gegen ihre körperlich be=
deutend
überlegenen Gegner prima.
Kampfleiter Lotz=Dieburg war der Begegnung ein aufmerk=
ſamer
Leiter:
Die Ergebniſſe: Bantam: Ph. Schäfer, 1910 L. Heeg,
Germania, 0:3 (14 Min.); Feder: Schwarz, 10, Bormann,
G., 2:3 (15 Min.); Leicht: Darm, 19, Koch, G., 5:3, kampf=
los
: Welter: Truber, 10, Rauſch G., 3:3, kampflos; Mit=
tel
: Keitel, 10. K. Heeg, G., 8:6 (13 Min.); Halbſchwer:
Walter, 10. Göhler, G., 8:9 (5 Min.), Schwer: Veith, 10,
Philipp, G., 11:9 (5 Min.)
Arb.=Athl.=SV. Darmſtadt Groß=Zimmern 7:7.
Im weiteren Verlauf der Serienkämpfe hatte Darmſtadt den
Bruderverein Groß=Zimmern zu Gaſt. Die einzelnen Gegner
waren ziemlich gleichwertig. Die Kämpfe: Fliegeng.: Sieger
Darmſtadt durch Aufgabe des Gegners. Bantamg., Federg.,
Leichtg. und Leichtmittelg, alle Unentſchieden. Schwermittelg.:
Sieger Gr.=Z. Schwerg.: unentſchieden. Dem Kampfrichter aus
Werſau ſei empfohlen, in Zukunft raſcher in ſeinen Entſchei=
dungen
zu ſein.

Der Boxländerkampf BayernOeſterreich in Würz=
burg
endete mit einem glatten Sieg der Bayern mit 13:3 Punkten.
Das 100=Kilometer=Mannſchaftsrennen der
Amateure in der Frankfurter Feſthalle wurde von der jungen
Mannſchaft Gut/Eichhorſt überraſchend vor Lorz/Gugau und
den Favoritenmannſchaften Roth/Göttmann und Bär/Sauer
gewonnen.

[ ][  ][ ]

Montag, 16. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 16 Seite 7

Säddeutſcher Handball=Sonntag.

Der Heſſen=Meiſter enkkäuſchk.
Im Vordergrunde der zahlreichen ſüddeutſchen Handballſpiele
des Sonntags ſtanden diejenigen Treffen, die der Ermittlung
irgendeines Meiſters oder Endſpielteilnehmers galten. In der
Gruppe Saar iſt ein drittes Spiel notwendig geworden, weil
ſich diesmal der VfR. Kaiſerslautern durch einen 6:3=Sieg über
die Sppg. Merzig für die Niederlage des Vorſonntags revan=
chierte
. Die Meiſterſchaft von Südbayern dürfte wohl wieder
an München 1860 fallen. Die Löwen gewannen ihr erſtes Ent=
ſcheidungsſpiel
gegen Ulm mit 15:1 ſo überzeugend, daß man auch
mit ihrem Endſiege rechnen kann. In Main=Heſſen griff der
Heſſenmeiſter SV. 98 Darmſtadt in die Meiſterſchaftsſpiele ein. Er
beſiegte den SV. Wiesbaden nur knapp mit 5:4. In der Gruppe
Main fiel die Entſcheidung in der Abſtiegsfrage zuungunſten des
SC. Rot=Weiß Frankfurt. Weitere Entſcheidungen brachte der
Sonntag nicht.
Die Handball=Ergebniſſe.
Bezirks=Meiſterſchaft Main/Heſſen.
SV. 98 Darmſtadt SV. Wiesbaden . .
5:4
Verbandsſpiele.
Gruppe Main: FSV. Frankfurt Eintracht Frankfurt 8:3.
Höchſt 01 V. f. L. Sachſenhauſen 1:2. Poſt Frankfurt
Polizei Frankfurt 3:3. Rot=Weiß Frankfurt TSV. Lan=
gen
5:8.
Gruvve Südrhein: V. f. R. Wörrſtadt Polizei Wiesbaden 5:3.
SV. Biebrich Siegfried Wiesbaden 3:4.
Gruppe Rhein: Mannheim 07 ASV. Ludwigshafen 2:5. SV.
Waldhof V. f. R. Mannheim 9:5. Polizei Mannheim
Frankenthal 11:4.
Gruppe Saar: Meiſterſchafts=Rückſpiel: V. f. R. Kaiſerslautern
SpVgg. Merzig 6:3.
Gruppe Württemberg: Kickers Stuttgart SpVgg. 03 Tübingen
9:4. Polizei Stuttgart KSV. Zuffenhauſen 7:3. TV.
Wangen Tbd. Sindelfingen 2:1.
Gruppe Südbayern: Meiſterſchafts=Vorſpiel: München 1860
Ulm 94 15:1.
Privatſpiele: SpVgg. Fürth Pol./Siemens=Schuckert Nürn=
berg
10:4. ASV. Nürnberg Reichsbahn Nürnberg 6:6.
SV. Darmſtadt 1898 S. Wiesbaden 5:4 (4:2).
Zuerſt ſah die Sache reichlich harmlos aus: Nach der 1. Vier=
telſtunde
lagen die Lilienträger mit 3:0 in Führung, und es hatte
den Anſchein, daß die Punkte glatt und reibungslos unter Dach
gebracht würden. Als dann aber der famoſe Rechtsaußen der
Kurſtädter in ſchönem Alleingang den 1. Gegentreffer erzielt
hatte, wurde das Spiel ausgeglichen. Von da ab waren die Wies=
badener
ein durchaus gleichwertiger Gegner, hauptſächlich dank
der taktiſch recht geſchickten Spielweiſe, die darin beſtand, in Ge=
fahrmomenten
die geſamte Mannſchaft zur Verteidigung in den
Strafraum zurückzuziehen. Darunter litt aber in keiner Weiſe
der Offenſivgeiſt des Südrheinmeiſters, deſſen Spieler körperlich
ſich als ſo gut durchgebildet erwieſen, daß die Stürmer, die eben
noch zur. Verſtärkung der Deckung in den hinteren Reihen ausge=
holfen
hatten, im Gegenſtoß ſchon wieder auf den vorderen Poſten
ihren Mann ſtellten. So brachten ſie es auch fertig, die 98er reich=
lich
nervös zu machen und die gewohnt flüſſige Spielweiſe der
Blauen zu unterbinden. Als daher die Gäſte kurz nach der Pauſe
auf 4:4 aufgeholt hatten, da ſchien der Sieg der Einheimiſchen
ſtark gefährdet. Wohl hatten die Sportvereinler bei dem Stand
von 5:4 öfters gute Gelegenheit, den Vorſprung zu vergrößern,
aber mehrfach lag auch für den Gegner der Ausgleich durchaus im
Bereich der Möglichkeit. Und deshalb waren die Sportvereins=
anhänger
zum Schluſſe mit dem knappen Sieg zufrieden, da es
leicht auch hätte anders kommen können. Allerdings iſt der Sieg
der 98er verdient, da ſie die kultiviertere Spielweiſe zeigten und
die Ausgeglichenheit des Spieles von den Gäſten nur durch An=
wendung
taktiſcher Mittel erreicht wurde, denen allerdings die
98er nicht erfolgreich und ſofort zu begegnen wußten. Namentlich
der Nichteinſatz des rechten Flügels war erſtaunlich. Auf jeden
Fall kann man feſtſtellen, daß die Wiesbadener weit ſpielſtärker
als im Vorjahre ſind. Zwei Spieler ragen hervor, der Rechts=
außen
Gäng, der faſt ſämtliche Treffer erzielte, und der Torwäch=
ter
, der einige ganz ausgezeichnete Paraden zeigte. Im übrigen
iſt die Mannſchaft äußerſt eifrig und ſchnell, deckt ausgezeichnet
ab und iſt mit echtem Kämpferherz ausgeſtattet, alſo insgeſamt
eine Mannſchaft, die nicht leicht zu bezwingen iſt. Auf jeden Fall
hat ſie geſtern den 98ern das Konzept reichlich verdorben. Dieſe
ſchienen auf eine ſolch ſtarke Gegenwehr nicht gefaßt und erreich=
ten
faſt nie ihre gewohnte Form. Wohl gab es einige blitzſchnelle
und gute Kombinationen, aber dieſe Momente waren die Aus=
nahmen
. Man wußte nicht recht, wie man das Bollwerk der geg=
neriſchen
Verteidigung durchbrechen ſollte; teils verſuchte man es
mit Weitſchüſſen, die bei der Güte des Wiesbadener Hüters ſtets
erfolglos waren, teils ſtürzte man ſich mitten in das Getümmel
des gegneriſchen Strafraumes, um dann irgendwo hängen zu
bleiben. Auf die wichtige Methode, das Spiel auseinanderzu=
ziehen
, d. h. den Gegner aus der Deckung herauszulocken, kam man
nicht und machte ſich ſo den Sieg äußerſt ſchwer. Eigentliche Ver=
ſager
gab es in der Elf nicht, aber auch keiner der Spieler zeigte
ſein normales Können.
Das Spiel ſtand unter der Leitung von Hertel (Frankenthal),
der ſicher und gerecht amtierte. Bei Spielbeginn lagen die 98er
ſofort im Angriff. Mit einer Steilvorlage ging Werner in der
10. Minute auf und davon und ſchoß flach ein. In den nächſten
paar Spielminuten liegen die Sportvereinler weiter im Angriff
und erhöhen durch 2 Bomben von Feick auf 3:0. Auf den 1. Ge=
gentreffer
durch Gäng fiel im Gegenſtoß das 4. Tor der 98er durch
Spalt, doch noch vor der Pauſe ſtellte Gäng durch Strafwurf auf
4:2. Alsbald nach Wiederbeginn holte Wiesbaden durch den Halb=
rechten
und Rechtsaußen auf 4:4 auf. In dem nun einſetzenden
erbitterten Ringen um den Sieg gelang Feick durch die Verwand=
lung
eines Strafwurfes der fünfte Treffer, der den 98ern end=
gültig
die Punkte verſchaffte.
Akad. SC. Singer Darmſtadt 6:3 (3:3).
Am Sonntag ſtanden ſich obige Mannſchaften auf dem Hoch=
ſchul
=Stadion in einem Freundſchaftsſpiel gegenüber. Während
der ASC. komplett antrat brachte Singer 2 Mann Erſatz. In der
erſten Halbzeit waren beide Mannſchaften gleichwertig, und ſtand
das Spiel unentſchieden 3:3. Dann fand ſich der ASC. beſſer,
während die Singer verſuchten, in Alleingängen Tore zu ſchießen,
was die aufmerkſame Verteidigung und der Tormann des ASC.
zunichte machten. Die Angriffe des ASC. hatten mehr Erfolg, trotz
der ſehr guten Leiſtungen des Tormanns und der Verteidigung
von Singer. Der Schiedsrichter leitete zur beiderſeitigen Zufrie=
denheit
.
Merck Darmſtadt Poſt Darmſtadt 9:1 (6:1).
Unter guter Leitung von Rühl (Sppgg. 04 Arheilgen) liefer=
ten
beide Mannſchaften ein ſchnelles und anſtändiges Spiel. Merck
konnte ſchon in der erſten Minute die Führung übernehmen, die
auch bis zum Schlußpfiff gehalten wurde. Zum Lobe der Poſt=
leute
ſei geſagt, daß ſie unentmutigt bis zum Schluſſe fair kämpften.
Fr. Tgmde. Darmſtadt komb. Fr. T. Bensheim 19:3 (6:3).
Das klare Ergebnis beweiſt zur Genüge die Ueberlegenheit
Darmſtadts. Darmſtadt 2 Pfungſtadt 1b. 4:5 (4:2). Darm=
ſtadt
Jugend Pfungſtadt Ingend 6:3 (3:2).

Ueberraſchungen bei den Turnern.
Kreisendſpiele: Bickenbach Kirch=Brombach 7:3 (4:3),
Groß=Zimmern Arheilgen 7:2 (2:1).
Kreisklaſſe: Bensheim Worfelden 1:4 (1:2).
Meiſterklaſſe: Seeheim Tgſ. 75 Darmſtadt 6:3 (4:1),
Lorſch Beſſungen 4:2 (1:2), Nauheim Erfelden 15:2
(6:1).
Aufſtiegſpiel: Nieder=Ramſtadt Auerbach 1:3 (9:2).
A=Klaſſe: Stockſtadt Crumſtadt 3:9 (1:5), Urberach =
Eberſtadt 6:4 (4:3).
Privatſpiel; Groß=Hauſen Hüttenfeld 4:2 (4:2).
Der Odenwald hat ſich tapfer geſchlagen! Dieſen Eindruck ge=
winnt
man zuerſt. Bickenbach mußte ſchon alles hergeben, um
Kirch=Brombach zu bezwingen. Eine Glanzleiſtung bedeutet es
für Groß=Zimmern, die Arheilger mit 7:2 nach Hauſe geſchickt zu
haben. Von den Spielen hörten wir:
Bickenbach: Unter der vorzüglichen Leitung von Aſt=
heimer
=Tgſ. Offenbach entwickelte ſich ein Spiel, das Zuſchauer
und Spieler die Kälte vergeſſen ließ. Die Odenwälder entpupp=
ten
ſich als eine äußerſt flinke und kräftige Elf, die nie locker ließ.
Hätte Bickenbach mit ſeinen Strafwürfen nicht ſolchen Erfolg ge=
habt
fünf Tore rührten aus dieſen Würfen her , wer weiß,
wie das Ergebnis dann gelautet hätte. Ehe ſich Bickenbach ver=
ſah
, lagen die Gäſte 1:0 in Führung. Dann 1:1 und abermals
2:1 für die Gäſte. Es folgte eine Strafwurfſerie mit 2:2, 3:3 und
5:3 für Bickenbach. Die letzte Viertelſtunde gehörte der Platzelf.
Hier hätte es leicht eine Kataſtrophe für die Odenwälder geben
können. Schneider verſchoß nacheinander dreimal am Kreis. Mit
zwei Feldtoren für Bickenbach wurde das aufregende Spiel been=
det
. Die Stürmerleiſtungen der Parteien waren ſehr verſchieden.
Trieb Kirch=Brombach den Ball meiſtens in die Mitte, ſo be=
diente
Bickenbach ſtets die Flügel. Jedoch wurden die Vorlagen
nicht immer gefangen. Jakobi fehlte als Verbindungsſtürmer.
Koradill hätte deſſen Läuferpoſten auch ſo gut ausgefüllt. In der
Abwehr hatte Kirch=Brombach die größere Aufgabe zu erfüllen,
da Hennemann nie am Syſtem klebte. Und die Aufgabe wurde
gelöſt. Dies beweiſen die zwei einzigen Feldtore. Wie man
Strafwürfe abwehrt, muß Kirch=Brombach noch lernen. Bicken=
bachs
Abwehr hatte es dagegen leichter, da die Gäſte immer wie=
der
in der Mitte angeſtürmt kamen. Ihre unverhofften Schüſſe
zwangen Opper verſchiedentlich zu Fußabwehren. Ueber man=
gelnde
Beſchäftigung brauchte ſich der Gäſtehüter nicht zu bekla=
gen
. Zeigte er oft glänzende Paraden, ſo wurde er auch zwei=
mal
geſchickt getäuſcht, ſo daß er in der einen und der Ball in
der andern Ecke lag. Unermüdlich ſchaffte Hennemann, bald im
Sturm bald bei der Abwehr von Strafwürfen. Dingeldey als
Mittelläufer fehlte manchmal als der Hintermann des Sturms.
Die feinere Technik und Ballbehandlung lag bei Bickenbach.
Kirch=Brombach ſetzte unermüdlichen Eifer dagegen. Aber die
Strafwürfe!
Groß=Zimmern: Ohne Glück ſiegte diesmal die Platz=
elf
verdient über Arheilgen, da ſie das beſſere Spiel zeigte. Ganz
hervorragend ſchlug ſich die Läuferreihe, Mittelläufer Wiedekind
muß als beſter Mann der 22 Spieler angeſprochen werden. Die
Zuſammenarbeit klappte. Keine elf Einzelſpieler, ſondern ein ge=
ſchloſſenes
Ganze, wenn auch der rechte Flügel manchmal vernach=
läſſigt
wurde. Nicht zu vergeſſen der entſchloſſene Schuß aufs
Tor. Die Arheilger verloren ſich zuviel in Einzelaktionen. Auf=
fallende
Fangfehler, auch mangelte die Verbindung der Läufer=
reihe
zum Sturm. Arheilgen ging in Führung, Groß=Zimmern
glich aus, wurde durch ſein Außenſpiel ſehr gefährlich und er=
höhte
auf 2:1. Dann verſiebten die Gäſte eine Reihe ſchöner
Gelegenheiten. Nach der Pauſe ſah man bei der Platzelf ein raſ=
ſiges
Spiel. Feldtore und Strafwürfe wechſelten ab, und ehe ſich
Arheilgen verſah, ſtand die Partie 7:1 für Groß=Zimmern. Da
bekannten ſich die Gäſte geſchlagen, wenn ſie durch Strafwurf auch
noch ein Tor aufholen konnten.
Bensheim: Ein ſehr anſtändiges Spiel, bei dem die Wor=
felder
Gäſte einen weit beſſeren Eindruck machten als im Vor=
ſpiel
. Namentlich fiel der ſchußſichere Sturm auf. Bensheim
hatte nur 10 Spieler zur Stelle und gab ſich nicht ſonderlich
Mühe, den ſtark im Vorteil liegenden Worfeldern mit Erfolg zu
begegnen oder gar das Heft ſelbſt in die Hand zu nehmen.
Meiſterklaſſe: Seeheim: Von der anfänglichen Nervo=
ſität
erholte ſich zuerſt die Platzelf und lag bald mit 3:0 in Füh=
rung
. Bei der Pauſe 4:1. Dann machten die Gäſte große An=
ſtrengungen
auf Verbeſſerung. Das Spiel wurde zeitweiſe recht
hart. Doch Seeheims Siegeswillen ließ ſich nicht beugen. Je
zwei Tore ſtellten mit 6:3 das Endergebnis her. Der weitaus
beſſere Teil war diesmal der Seeheimer Sturm, während die
Abwehr nicht immer gefallen konnte. Avemarie=Griesheim ſicher
in ſeinen Entſcheidungen. Lorſch: Ein offenes, anſtändiges
und ſchönes Spiel, bei dem der Meiſter faſt auf eigenem Platze
geſtrauchelt wäre. Beſſungen lag bei der Pauſe noch 2:1 in Füh=
rung
. Es mußte ſich ſpäter dem reiferen Spiel und dem Schluß=
ſpurt
ſeines Gaſtgebers beugen. Jährling=Bickenbach erhielt ein
beiderſeitiges Lob. Nauheim: Die vollzähligen Erfelder
Gäſte waren eifrig bei der Sache. Wiederholt bedrängten ſie
das Nauheimer Tor, aber ohne Erfolg. Auch als die Zuſammen=
arbeit
der Platzelf Tor auf Tor ſchoß, kämpfte Erfelden unent=
mutigt
weiter und hielt das Spiel bis zum Schlußpfiff offen.
Etwas ſchwach war ihr Erſatzhüter, Zimmer=Sprendlingen hatte
ein leichtes Amtieren. Nieder=Ramſtadt: Rekordbeſuch
und Niederlage, das iſt eine bittere Sache. Wie wir es bereits
angedeutet hatten, ſo kam es. Auerbach ſetzte alles auf eine
Karte. Es hatte Glück, daß Nieder=Ramſtadt, erſatzgeſchwächt, vor=
erſt
nicht in Fahrt kam. Die Gäſte gingen mehrmals in Füh=
rung
und verlegten ſich dann auf die Verteidigung. Es regnete
Strafwürfe gegen Auerbach. Aber kein Tor war zu erzielen.
Das Abwehrſpiel der Auerbacher ſah hart aus, doch konnte ſich
Ohl, Tgde. 1846, nicht zu Platzverweiſen entſchließen. Urbe=
rach
: Neun Spieler der Platzelf, beſeelt von unbeugſamem
Siegeswillen, und eine kräftige Doſis Glück, das waren die Um=
ſtände
, unter denen Eberſtadt in Urberach verlor. Das Spiel
blieb immer im Rahmen.
ADAC. Sporkverſammlung in Berlin.
Der Allgemeine Deutfche Automobil=Club trat in Berlin am
Sonntag zu ſeiner Geſamt=Sportverſammlung zuſammen. Der
Bericht über das Sportjahr 1932 war trotz der ſchwierigen Ver=
hältniſſe
zufriedenſtellend. Die Teilnehmerzahl bei ADAC.=
Sportveranſtaltungen iſt ſogar um rund 200 geſtiegen. Von den
Anträgen war der bezüglich der Aufnahme des Kraftfahr=
ſports
in das Programm der Olympiſchen Spiele der
wichtigſte. Ein aus Berg=, Geſchwindigkeit=, Gelände= und
Dauerprüfung beſtehender Mehrkampf wurde dafür vor=
geſchlagen
. Mit dieſem Antrag wird ſich das Präſidium noch be=
ſchäftigen
. Der Weltrekordfahrer Ernſt Henne=München war
auch diesmal Gegenſtand einer Ehrung. Im Auftrage des
Reichsinnenminiſters wurde ihm die Ehrenplakette der Reichs=
regierung
überreicht. Einen großen Teil der Beratungen bil=
deten
wirtſchaftliche Fragen, wobei in verſchiedenen Referaten
die Nöte des Kraftfahrſports (Steuern uſw.) beleuchtet wurden.

Der Fußballkampf Mitteldeutſchland
Zentralungarn endete in Dresden vor 12000 Zuſchauern
mit einem verdienten 3:0= (2:0=) Sieg der Ungarn, die am
5. Februar in Frankfurt a. M. auch gegen Süddeutſchland
ſpielen.

Eräffnungsfpringen
1ſo
Auf der Beig sier Schanze.
Sieger Gumpold=Innsbruck, Randmoord=Sorenſen (Norwegen)
ſpringt 66 Meter.
Am Sonntag nachmittag fand auch die praktiſche Erprobung
der nach berühmten Vorbildern umgebauten und noch vergrößer=
ten
Sprunganlage am Berg Iſel bei Innsbruck durch ein Eröff=
nungsſpringen
des Skiclubs Tirol gemeinſam mit dem Inns=
brucker
Skiclub und der Innsbrucker Skiläufervereinigung ſtatt.
Tauſende von Zuſchauern hatten ſich eingefunden, Vertreter des
Landes und der Landeshauptſtadt waren anweſend. Die geheg=
ten
Erwartungen wurden nicht enttäuſcht. Wenn auch die
Schneeverhältniſſe keinen allzu raſchen Anlauf zuließen, wurde
dennoch unter dem Jubel der Menge der auf der früheren
Schanze durch den Norweger Anderſen mit 63 Meter gehaltene
Schanzenrekord zweimal gebrochen, und zwar durch ſeinen Lands=
mann
Randmoord=Sorenſen, der als Gaſt 61, 58, 59
Meter ſtand und dann mit 66 Metern die größte Weite hinter
ſich brachte, ſowie durch Hans Schroll=Heiligenblut
außer Konkurrenz mit 65,5 Metern. Das Gros der Sprünge lag
um 40 bis 50 Meter. Ausgezeichnet hielten ſich Karl Dietl=
München, der in ſchönem Stil 53, 56 und 57 Meter ſprang, ſowie
Franz Reiſer=Partenkirchen, der ebenfalls ſehr ſchön 49,49
und 51,50 Meter ſprang. Alfred Stoll=Berchtesgaden be=
geiſterte
durch ſeine in guter Haltung erzielten Weiten von 58,62
und 62 Meter, wenn er auch den zweiten Sprung nicht vollends
zuſtehen konnte. Den Sieg errang der in wunderbarem Stil
ſpringende Joſef Gumpold (Skiclub Innsbruck) mit Weiten
von 52,50, 55,50 und 59 Metern. Die Bayern kamen in der
Jungmannen=Klaſſe durch Karl Dietl (Alpenſektion=
Verein München) mit Sprüngen von 53, 56 und 57 Metern und
Note 319,70 zu einem ſchönen Sieg.
Südweſtdeukſche Eisſport=Meiſterſchaften.
Schwenningen Eishockeymeiſter. Raiſch=Stuttgart Schnellauf=
meiſter
.
Die Meiſterſchaften des Südweſtdeutſchen Eisſportverbandes
in Gießen konnten bei glänzenden Eisverhältniſſen muſter=
gültig
durchgeführt werden. Die Zuſammenlegung ſämtlicher
Diſziplinen in eine Veranſtaltung erwies ſich ſowohl ſportlich wie
auch propagandiſtiſch als richtig. Rund 2500 Zuſchauer folgten
den Kämpfen mit großer Begeiſterung.
Das Hauptintereſſe beanſpruchte das Eishockeyturnier.
Der SuEC. Schwenningen verteidigte hier ſeinen Meiſter=
titel
gegen den SC. 1880 Frankfurt, SC. Forſthausſtraße Frank=
furt
und TC. 1914 Frankfurt a. M. erfolgreich, denn er gewann
alle drei Spiele.
Im Schnellaufen holte ſich der Stuttgarter Raiſch wie
im Vorjahre ſowohl die Titel aller drei Strecken über 500, 1000
und 3000 Meter als auch den Titel als Geſamtmeiſter 1933.
Seine gute Kurventechnik machte ihn allen ſeinen Gegnern über=
legen
.
Im Kunſtlaufen mußten die Titel alle im Allein=
gang
vergeben werden. Allerdings war die Erreichung einer
Mindeſtpunktzahl Bedingung. In Abweſenheit des Verteidigers
Ruſchke=Remſcheid wurde Dilger=Frankfurt Meiſter im Einzel=
kunſtlaufen
, während Frau Trauth=Stuttgart ihren Titel erfolg=
reich
verteidigen konnte. Die Paarlaufmeiſterſchaft fiel an das
Ehepaar Trauth=Stuttgart. Im Gegenſatz zu den Senioren=
konkurrenzen
war die Beteiligung bei den Junioren und im
Neulingslaufen ſehr ſtark. Hier gab es in der Hauptſache Frank=
furter
und Gießener Siege.
Die Meiſterſchaft im Mannſchafts=Eisſchießen
holte ſich der SuEC. Schwenningen vor Forſthausſtraße
Frankfurt und Cronberg. Im Einzelweitſchießen wurde der
Schwenninger Kraie mit der fabelhaften Leiſtung von
102,30 Metern Meiſter.
Nur geringes Intereſſe herrſcht für die am 21.. 22.
und 23. März in München zum Austrag gelangenden deutſchen
Eishockeymeiſterſchaften. Bis jetzt liegen erſt vier Meldungen vor.
Birger Ruud ſpringt 76 Meter bei den Skiwettläufen
im Erzgebirge.
Die im Gebiet von Johann=Georgenſtadt durchgeführten
Kreismeiſterſchaften des Weſt=Erzgebirges hatten ihren Höhe=
punkt
am Sonntag in dem Sprunglauf. Die Teilnahme des
Olympiaſiegers Birger Ruud an dieſem Wettbewerb hatte eige
nach Tauſenden zählende Menſchenmenge angelockt und die
Zuſchauer brauchten ihr Aushalten in der grimmigen Kälte
nicht zu bereuen. Im Wettbewerb ſprang der kleine Norweger
Birger Ruud bereits beim erſten Anlauf 73 Meter und ver=
beſſerte
dieſe Leiſtung dann noch außer Konkurrenz auf 76 Meter.
Mit dieſem geſtandenen Sprung erreichte Ruud eine in Deutſch=
land
bisher noch nicht erreichte Weite. Sein großes Können
verhalf ihm auch zum Meiſtertitel des Kreiſes Weſt=Erzgebirge,
obwohl er im voraufgegangenen Langlauf über 13. Kilometer
nur den zweiten Platz hinter dem Sieger Kempe=Bärenſtein
belegte.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 16. Januar
15.20: Dr. Luiſe Lammert: Eindrücke einer Reiſe nach Auſtralien,
17.00: Köln: Nachmittagskonzert. Leitung: Leo Eyſoldt.
18.25: Vortrag.
18.50: Engliſcher Sprachunterricht.
19.25: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters. Werke von Nedbal,
Lortzing, Weber u. a.
21.10: Der Fall der Valerie C. Eim mediziniſches Lehrſtück von
Avicenna.
22.25: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: München: Alexander Laßzlo und ſeine Soliſten ſpielen zum
Tanz=
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Montag. 16. Januar
15.00: Künſtleriſche Handarbeiten: Der Toilettentiſch. Der Bau.
15.45: Bücher um die Rechtswiſſenſchaft.
16.00: Pädagogiſcher Funk: Die Jugendgruppe als Erziehungs=
faktor
.
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.10: K. Kißhauer: Die Photozelle und ihre Verwendungs=
möglichkeiten
.
17.30: Cello=Muſik. Ausf.: G. Schulz=Fürſtenberg.
18.00: Dr. Kligenfuß: Jugendarbeit im Auslanodeutſchtum,
18.25: Dr. Juſt: Muſizieren mit unſichtbaren Partnern.
19.00: Engliſcher Sprachunterricht.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Frankfurt: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
W.35: Gedanken zur Zeit. Autoritäre oder parlamentariſche Staats=
führung
?
21.15: Oedipus Rex. Studienaufführung: Oratoriſche Oper von
Jgor Strawinſky als Querſchnitt.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnack richten.
Anſchl. Berlm: Tanzmuſik der Kapellen Paul Godwin und Theo
Bayo.

Hauptſchrifileitung: Rudolf Mauve
Veranzwortlich für Poſiik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Mas Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitellungen: Wiliy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämilich in Darmſfadt
Für umverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,

Die beutige Nummer hat 8 Seiten.

[ ][  ]

Seſte 8 Nr. 16

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Montag, 16. Januar 1933

10 Vom

Cunek

Von Paul Bergenholt

Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck verboten.

Aber ſie muß ja auch an dem Vater vorbei. Der ſitzt noch im=
der
da, wie niedergebrochen. Sie ſieht das. Sie möchte ſo gerne
nur ein einziges Mal in ſeine Augen ſehen! .. . Nein, nur über
ſeine Hände möchte ſie ſtreicheln! .. . Ganz leiſe nur!
Mit einem Male iſt aber eine tiefe Scheu in ihr: Vor dieſem
Berichtsraum, vor den Männern darin, vor dem Franzl auch; und
auch vor dem Vater! .. . Nein, lieber will ſie draußen auf ihn
warten!
Und ſie will ſich ihm in den Weg ſtellen, daß er ſie anſehn,
daß er ein Wörtl mit ihr reden muß! .. . Ja, das will ſie; und
um den Neugieraugen da heraußen zu entfliehen, wird ſie ein
Stückl Wegs auf heim zu gehn! Daß ſie allein ſind mitein=
ander
! .. . Und ſie geht durch die Menſchengaſſe, die ſich vor ihr
auftut und wandert aus der Puitbacher Senke bergan.
Wendet ſich einmal, ſieht ſich außer dem Augenbereich der
Wartenden, verhält den Schritt und ſteht nun ſelbſt wartend da.
Und der Regen rinnt immer noch. Ohn Unterlaß rinnt er aus dem
niedrigen Himmel. In ihm ſteht die Theres und wartet! Aber
dann riſpert da ein Radl auf der naſſen Erde, wirft Waſſerbögen
zur Seite, nähert ſich ... und fährt an ihren weit gebreiteten
Armen vorbei! Die Theres möchte laut hinterher rufen:
Vater! . .. Vater!
Aber der ſieht nicht rechts und links!
V.
Was bleibt ihr da nun übrig? .. . Soll ſie hinter dem Radl
herlaufen? .. . Soll ſie nach dieſer Abweiſung den Weg zum
Neunerhof machen? . . . Soll ſie dort vor den Vater hintreten und
bitten und betteln, daß er ihr ein Unrecht verzeihe, das ſie im
Herzen nicht als Unrecht erkennen kann?! .. . Das kann ſie doch
nun nit mehr! ..
Die Theres Neuner wendet ſich die Straße zurück! Sie wird
nun zur Rauth=Bäuerin heimkehren! Eine andere Bleibe hat
ſie ja nimmer! . . . Aber müde ſind ihre Schritte!
Der Neuner radelt wie durch einen tobenden Aufruhr, der in
ihm und außer ihm iſt. Draußen iſt ja nun wieder ſturmge=
peitſchter
Donner hinter fliegenden Blitzen, die alles Dunkel auf=
ſpalten
, grell aufleuchten laſſen und wieder in zuſammengeballter
Nacht verſinken. Inwendig im Neumer aber tobt der Wider=
ſtreit
der Gedanken und Gefühle leicht noch ſchlimmer, als her=
gußen
die Unwetter! ...
Und wenn er ſelbſt von der Bluttat ſeinen Abſtand nimmt,
oder gar auch an die Unſchuld des Moeſer glauben möchte, das
eine bleibt dann doch: Die Ausſage der Theres, daß der Franzl
bei ihr geweſen iſt! . . . Es bleibt ihm unfaßlich, daß das Madl das
überhaupt mit klaren Worten ausſagen konnte! Wär wer an=
ders
nicht dabei vor Scham in die Erde verſunken?

Wie iſt das denn nur denkbar, daß ſolch ein Ding ein lebens=
langes
Bauen und Denken und Planen ſo mir nichts, dir nichts,
über den Haufen wirft, als ſei das alles ein Nichts?! .. . Nein,
das faßt er nicht! .. . So handelt nur, wer inwendig ein ganz
fremder Menſch iſt!.
Und nun ſpringt ſo eine, die Theres, ſein Liebſtes, wenn er
wahr ſein will, einfach von all dem und ihm ſelbſt fort! . . . Legt
ſich zu einem ins Bett; bringt Unehr über alle Vorderen und über
ſich ſelbſt! . . . Nur, weil das junge Blut rumort!
Nein, das verſteht der Neuner nicht! Und ſo verhärtet er
ſich in das Andersſein; ins Fremdſein; die Theres, die ſich ſelbſt
außer der Reihe ſtellt: Sie iſt fremd! .. Und Fremdes kann er in
ſeinem Hauſe nicht dulden, der Neuner! . . . Alſo radelt er an den
weitgebreiteten Armen vorbei!".
Da kennts ihr den Neuner nit! denkt er verbiſſen: Der
wird ſchon drauf ſehn, ſein Haus ſauber zu halten!
Mit dieſer Bitternis radelt der Neuner ſeinen Weg:
Aus und vorbei iſt’s jetzt mit uns!
Was aber heißt aus und vorbei, wenn man der Vater iſt?
Und wenn man ſich ſorgt und grämt? . . . Ach, wer kann denn
ſo leicht über ſein Herz ſpringen, gegen ſich ſelbſt rebellieren, ſein
Blut verleugnen, das trotz allem , doch immer wieder das
eigene Blut bleibt!
Und es regnet und regnet und regnet! .
Auf einmal ſteht dann das Bild der Theres vor dem inneren
Geſicht des Neunerbauern. Wo ſie jetzt wohl, mitten in dieſem
wütenden Unwetter iſt? Ob ſie ſchon bei der Rauthin ſitzt?
Ob ſie wohl noch vor der Donnerroſe ſteht und wartet? .. . Ach,
wenn ſie wartet, wartet ſie ja nicht auf ihn, ſondern auf den
Liebſten!
Aber die Theres iſt noch nicht im Unterleutaſcher Häusl; ſie
wartet auch nicht vor der Donnerroſe; ſie geht langſam, Schritt um
Schritt ihre einſame Straße, und ſie ſchleppt eine nicht kleinere
Gedankenlaſt, als der Vater auf ſeinem anderen Wege!
Hat ſie überhaupt unrecht getan, als ſie ſich dem Franzl
ſchenkte? .. . Vielleicht in den Augen des Vaters; aber in ihren
eigenen gewiß nicht! Und wenn ſie heuer auch nicht einmal
Zwanzig iſt, ſo ſteht es doch ganz deutlich vor ihr: Schlimmer, un=
würdiger
, ſündiger und demütigender iſts, wenn eine nur deshalb
zu einem Manne ins Bett geht, . . . weil ſie dem Willen des Vaters
folgt, oder weil der Mann oder auch ſie ſelbſt ein Geld hat, das
beſtimmend iſt!
Dies Abwägen nach Eingebrachtem, dies elterliche Vorrech=
nen
, wieviel der eine, wie viel der andere in die Ehe einzubringen
hat: Das iſt doch nichts anderes als Tauſch oder Kauf! ... Ein
Rechenexempel!

Das aber verſteht ſie nicht, weil das Rechnen doch etwas an=
deres
iſt als das Gefühl, das da entſcheiden ſollte! .. . Denn wo
Liebe iſt, da lebts ſich auch in einer Armut und in Sorgen!
Freilich gehts nit ohne Rechnen, ſagt ſie ſich; aber dies Rech=
nen
fragt: Liebſt den Mann ſo, daß du ihn nit laſſen kannſt?
Und ſo ſie ſagt: Ja, ſo lieb ich ihn! ... dann beginnt erſt das wirk=
liche
Rechnen! . . . Nur nit in Zahlen und Geld und Gut, ſondern
in der Frage: Wirſt alle Not und Sorg geduldig um dieſer Liebe
willen tragen können?
Und wenn zwei ſich das immer wieder fragen und ehrlich da=
zu
kommen: Ja, ich lieb dich und will allzeit treu bei dir ſtehen
und dich nit laſſen! ja dann erſt iſts wohl das rechte!
Und ſo iſts auch geweſen, als die Theres grad damals ein paar
Tag bei der Rauth=Tant zu Beſuch iſt: Da ſteht auf einmal, dieweil
die Rauthin grad hinterm Häusl frühe Kartoffeln ausklaubt, der
Moeſer=Franzl vor ihr am Hausgatter und lächelt jungenshaft:
Er hab da herinn ein Holz abzuladen! .. . Und wann die Frau
Rauth jetzt nit da ſei, ob ers dennoch abladen ſoll? Und wie’s
dann mit Quittung wird? In ſeinem Lächeln ſteckt bei aller
Aufgeſchloſſenheit dennoch eine kleine Vorſicht, die der Theres
gefällt.
Leicht ſei ſie eine neue Wirtſchafterin, und die Rauthin habe
ihr eine Weiſung in dieſem Sinne hinterlaſſen?
Die Theres weiß erſt nicht, ob ſie über dieſe Vorſicht, über
ſeine Neugier oder die Verwechſlung lachen ſoll; oder über ſeine
Art, zu ſprechen! .. . Vielleicht lächelt ſie über das alles zuſammen,
und über die nun erſtaunten Augen des Franzl und über den
Blondſchopf, der hell aus der braunen Stirn flammt
Ich bin nit die Wirtſchafterin, ſagt ſie: Ich bin die
Neuner=Theres vom Oberneunerhof aus der Klamm! . . . Aber
ich mein, dich tät ich beſſer kennen: Biſt nit dem Moeſer=Bauer
ſein Franzl?
Die Theres weidet ſich an ſeiner Verdutztheit und kramt
dann in ihrer Erinnerung die Oberweitacher Schulzeit aus:
Weißt noch den Lehrer Hanfer? Neun war ich; du
mußt ſchon an die Vierzehn geweſen ſein! .. . Warſt damals
der wildeſte Bub, ja, und der ſtärkſte auch! . . Lang iſt das halt
her!
Da lacht der Moeſer=Franzl hell auf:
Das alles weißt noch? Der ſtärkſt bin ich eh heut
noch in Puitbach und ſo: aber wild? Weißt, das vergeht
eim, wann man halt ſo hart da herſchaffen muß! Ganz ernſt
ſagt er das letzte und fügt leiſer hinzu: Bloß um’s biſſel Geld
und Brot!
Dieſer plötzliche Ernſt aber macht die Theres ſtill und nach=
denklich
, und eine menſchliche Anteilnahme fragt:
Ja, geht’s dann daheim auf der Mühl ſo ſchlimm?
Schlimm iſt kein Wörtl dafür! ſagt der Franzl. Er lehnt
ſeine Arme verſchränkt auf den weißgrünen Zaun des kleinen
Vorgartens und ſchaut nachdenklich drein.
In ihr aber iſt, genau weiß ſie das noch, mit einem
Mal eine ſonderbare Unruh, daß ſie gar nicht ahnt, was alles
für Kreuz und Unglück wohl im Moeſerhäufl eingekehrt iſt.
Und dies Nichtwiſſen will ihr faſt als eine Schuld erſchei=
nen
vor der Not anderer Menſchen, wenn ſie auch nicht weiß,
wie ſie da helfen kann und ſoll.
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