Darmstädter Tagblatt 1933


13. Januar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſiattet.
Nummer 13
Freitag, den 13. Januar 1933.
196. Jahrgang

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Konlurs oder gerichtliſcher Beitreibung ſällt jeder
Nabatt weg. Bankonto Deutſche Banl und Darm=
ſtädter
und Nationalbant.

Die letzten Arbeiten an der Agrarverordnung
Die Reichsregierung bekonk erneut ihr ſtarkes Berſtändnis für die Bedürfniſſe und Nöle der Landwirtſchaft.
Im Mikkelpunkk der neuen Verordnung das Butterproblem, die Zollfrage und der Vollſtreckungsſchuß.

* Der Konflikt mit dem Reichslandbund.
Der Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen der
Regierung und dem Reichslandbund bringt eine neue peinliche
Belaſtung der Innenpolitik, die ſich bei einer etwas beſſeren
Temperamentdiſziplin hätten vermeiden laſſen. Für die Sorgen
der Landwirtſchaft beſteht heute doch in allen Kreiſen weit=
gehendes
Verſtändnis, und die Erkenntnis, daß im Rahmen
der Geſamtwirtſchaft die Erhaltung unſerer Landwirtſchaft von
ausſchlaggebender Bedeutung iſt. Man kann auch nicht leugnen,
daß mancherlei Verſuche zur Beſeitigung der
Notſtände gemacht worden ſind. Wenn allerdings die
Landwirtſchaft den Eindruck hat, daß alle dieſe Aktionen zu ſpät
gekommen ſind, ſo wird ſich darüber reden laſſen. Auch dafür
wird man Verſtändnis haben müſſen, wenn die Landwirt=
ſchaft
ſich etwas als Stiefkind der Regierungs=
politik
vorkommt und mit ſteigender Dringlichkeit Abhilfe
verlangt, um den Ruin des ganzen Standes zu verhindern.
Das alles kann aber die Tonart, mit der der Reichsland=
bund
Regierung und andere Berufsſtände angreift, nicht ent=
ſchuldigen
. Wieweit die Herrn des Präſidiums im
Reichslandbund bei der Wahl ihrer Mittel vor=
beigegriffen
haben, mußten ſie eigentlich ſchon aus der
Tatſache erſehen, daß auch der Reichspräſident über
ihre Kundgebung entrüſtet war und die Abwehr=
erklärung
der Regierung gebilligt hat. Denn daß
der Reichspräſident ein treuer Freund der Landwirtſchaft iſt,
der ſich gerade am Mittwoch ſehr energiſch für die Landwirt=
ſchaft
eingeſetzt hat, wie der Reichslandbund in einer neuen Er=
klärung
zugeben muß, wird niemand leugnen können, und er
muß es als eine ſchwere Kränkung empfinden, wenn
in demſelben Augenblick, da er den Reichskanzler und die zu=
ſtändigen
Reſſortminiſter zu einer zweiten Ausſprache mit den
Landbundführern herbeirief und ihnen Anweiſungen in beſtimm=
ter
Richtung erteilte, von einer Ausplünderung der
Landwirtſchaft zugunſten allmächtiger Geld=
beutelintereſſen
geſprochen wird.
Man wird es dem Reichsverband der Deutſchen
Induſtrie nicht verdenken können, wenn er auf dieſen un=
gehemmten
Angriff ſcharf erwidert und ihn als gegen
beſſeres Wiſſen erhobene, vaterländiſche Intereſſen auf das
ſchwerſte gefährdende Beſchimpfung eines unentbehrlichen Teiles
der deutſchen Wirtſchaft energiſch zurückweiſt. Es wäre dankens=
wert
geweſen, wenn der Reichslandbund ſeine Uebereilung ein=
geſehen
und den Weg zur Verſöhnung gefunden hätte. Statt
deſſen ſchlägt er in ſeiner neuen Erklärung in dieſelbe Kerbe,
geht ſogar ſachlich beinahe noch einen Schritt weiter, indem er
andeutet, der Kanzler hätte dieſen ganzen Konflikt vom Zaune
gebrochen, um ſich der moraliſchen Verpflichtung zu entledigen,
die er der Landwirtſchaft gegenüber eingegangen iſt, ohne ſie
bisher zu erfüllen.
Vom Standpunkt der Landwirtſchaft aus iſt es ſicherlich rich=
tig
, daß die Regierung das angekündigte Tempo ihrer Maßnah=
men
nicht eingehalten hat. Kanzler v. Schleicher hatte ſchon vor
Weihnachten die Aktion angekündigt, die aber bisher nicht durch=
geführt
werden konnte. Aber ſchließlich iſt der Ernährungs=
miniſter
v. Braun ein Vertrauensmann der Landwirtſchaft, und
wenn er ſich mit dem Kanzler ſolidariſch erklärte, dann dürfte
damit wohl der Beweis erbracht ſein, daß die ſachlichen
Schwierigkeiten der Hilfeleiſtung für die Land=
wirtſchaft
ſehr viel größer ſind, als die Land=
wirtſchaft
unter der Gebundenheit ihres In=
tereſſenſtandpunktes
anerkennen will.
Selbſtverſtändlich aber darf und will ſich die Regierung
durch den Bruch mit dem Reichslandbund von einer Weiterfüh=
rung
ihrer ſachlichen Politik nicht abhalten laſſen. Späteſtens
anfangs der kommenden Woche ſollen die neuen Maßnahmen
fertiggeſtellt ſein, ſo daß ihre Verkündung durch Regierungs=
erlaß
bzw. Notverordnung des Reichspräſidenten erfolgen kann.
Der ggrarpolikiſche Weg des Reichskabinetts:
Selbftändig und ungbhängig!
Berlin, 12. Januar.
Gegenüber anders lautenden Darſtellungen wird von unter=
richteter
Seite noch einmal mit aller Entſchiedenheit unterſtrichen,
daß die Entſchließung des Reichslandbun=
des
, durch die der Konflikt heraufbeſchworen
wurde, weder dem Reichspräſidenten noch den
Mitgliedern der Reichsregierung vor der geſt=
rigen
Konferenz bei dem Reichspräſidenten be=
kannt
geweſen iſt. Der Reichskanzler fand ſie erſt auf ſeinem
Schreibtiſch vor, als er von der Konferenz kam. Dieſer Abendkonfe=
renz
war übrigens ſchon ein Empfang von Vorſtandsmitgliedern
des Landbundes beim Reichspräſidenten vorausgegangen. Der
Reichspräſident wollte, daß dieſe Beſprechung
ein fruchtbares Ergebnis haben ſollte, und des=
halb
hat er die Konferenz angeſetzt, an der dann auch
der Reichskanzler und die Miniſter Freiherr v. Braun und Dr.
Warmbold teilgenommen haben. Auch bei dem erſten Emp=
fang
iſt von der Entſchließung mit keinem Wort
die Rede geweſen, ſo daß der Reichspräſident
vollkommen überraſcht war, als er ſie am Abend
kennenlernte.
Der Text der neuen Agrarverordnung, an deren Fertigſtel=
lung
die Reichsregierung augenblicklich arbeitet, lag in der geſt=
rigen
Konferenz bereits vor. Heute wird dem Reichspräſidenten
über die inzwiſchen weitergeführten Arbeiten Vortrag gehalten,
und darauf folgt eine letzte Beratung in der Reichsregierung, ſo
daß die Verordnung dem Reichspräſidenten ſobald als möglich zur
Unterſchrift vorgelegt wird. Die Reichsregierung legt Wert auf

die Feſtſtellung, daß ſie ihre Entſchlüſſe natürlich ſelb=
ſtändig
und unabhängig trifft und ihren eige=
nen
Weg auch ganz eindeutig weitergehen wird.
Auch darin iſt Reichsernährungsminiſter Freiherr v. Braun mit
den übrigen Mitgliedern des Kabinetts einer Meinung.
Der landwirkſchaftliche Fragenkomplex.
die Margarine-Berordnungg. Konkingenkierung
der Produkkion.
Aus der ganzen Politik der Reächsregierung ergibt ſich, daß
ſie ein ſehr ſtarkes Verſtändnis für die Bedürfniſſe und Nöte
der Landwirtſchaft hat. Das beweäiſen auch die drei Fragen=
komplexe
, die in der geſtrigen Konferenz beim Reichspräſidenten
zur Erörterung ſtanden und von der Reichsregierung gegen=
wärtig
mit beſonderer Aufmerkſamkeit behandelt werden. Das
erſte Problem iſt die Margarineverordnung.
Die Hilfe durch die Butterbeimiſchung iſt auch für die Land=
wwirtſchaft
recht problematiſch, und ſie muß deshalb mit aller
Vorſicht angewandt werden, wie auch andere Länder, z. B. Hol=
land
, Schweden und Norwegen, hierhei ſehr behutſam zu Werke
gegangen ſind. Die Gefahr iſt nämlich, daß eine zu erhebliche
Butterbeimiſchung den Konſum noch ſtärker von der Butter zur
Margarine führen könnte. Der Buttenverbrauch iſt ohnehin im
letzten Jahr außerordentlich zurückgegangen. Der Wert dieſer
Verordnung liegt vielleicht auch darin, daß ſich eine Kontin=
gentierung
der Produktion für die Zukunft finden
läßt, um zu derhindern, daß noch weuiger inländiſche Fette
aufgenommen werden.
In den der Reichsregierung naheſtehenden Kreiſen iſt man
der Auffaſſung, daß die Margarineinduſtrie, die zu
70 Prozent aus ausländiſchem Kapital beſteht,
immer noch recht erhebliche Gewinne erzielt har,
bon denen ruhig etwas zugunſten der deutſchen
Landwirtſchaft abgezweigt werden könnte,
ohne daß der Konſument dadurch geſchädigt
würde. Das Reichsernährungsminiſterium hat bei der Mar=
garineinduſtrie
eine Umfrage veranſtaltet. Die Antworten darauf
lauten jedoch meiſt negativ, wie man annimmt, weil die In=
duſtrie
glaubt, die Regierung damit beeinfluſſen zu können. Dieſe
Hoffnung wird allerdings, wie von unterrichteter Seite unter=
ſtrichen
wird, täuſchen. Die Regierung denkt nicht daran, den nur
mit aller Vorſicht beſchrittenen Weg aufzugeben.
Zolſchuh für die Veredelungsprodukklion.
Das zweite aktuelle agrariſche Hauptpro=
blem
iſt die Zollfrage. Die Abſperrungsmaßnahmen der
anderen Länder zwingen auch Deutſchland, auf dieſem Gebiet
vorzugehen, um die eigene Landwirtſchaft zu ſchützen. Denn die
Auswirkung dieſer Maßnahmen iſt, daß der deutſche
Markt von allen Seiten überſchwemmt wird, zu
Preiſen, die die eigene Erzeugung völlig er=
drücken
. Bei den Veredelungsprodukten ſind die Zölle im
Gegenſatz zu denen für Brotgetreide meiſt nicht autonom. Be=
denkt
man, daß die Viehpreiſe zum Teil auf dem
Niveau von 1866, ja ſogar von 1800 liegen, daß
der Induſtrieindex 114, der Viehindex dagegen
nur 62 beträgt, ſo ergibt ſich von ſelbſt, daß die
Viehwirtſchaft unter allen Umſtänden geſchützt
werden muß. Sonſt iſt auch nach Auffaſſung der Reichsregie=
rung
nicht abzuſehen, was aus unſerer bäuerlichen Wirtſchaft
werden ſoll. Dabei handelt es ſich keineswegs um groß=
agrariſche
Intereſſen, zum mindeſten ebenſo
ſtark iſt der Kleinbauer von dieſen Verhält=
niſſen
bedroht. Einzelheiten über die beabſichtigten Zoll=
maßnahmen
können jedoch im Augenblick noch nicht bekannt=
gegeben
werden, weil eine vorzeitige Veröffentlichung die Ge=
fahr
der Voreinfuhr mit ſich brächte.
Ausgedehnker Vollſtreckungsſchuh.
Drittens handelt es ſich um den Vollſtreckungsſchutz.
Er wird das Kernſtück der neuen Verordnung ſein.
Die Reichsregierung hat ſich mit ihm bereits ſeit längerer Zeit
in eingehenden Beratungen beſchäftigt. So wie der Voll=
ſtreckungsſchutz
ausgedehnt werden wird, wird er vorausſichtlich
das ganze Reichsgebiet umfaſſen, allerdings auch die Gläubiger=
intereſſen
nicht außer acht laſſen und Devaſtierungen zu ver=
meiden
ſuchen. Im übrigen wird in dieſem Zuſammenhang von
maßgebender Stelle betont, daß Beſorgniſſe, es könnte etwa
nicht genügend Siedlungsland zur Verfügung ſtehen, unbegrün=
det
ſind. Schon jetzt iſt allein für dieſes Jahr Land für 3000
Siedlerſtellen vorhanden. In der nächſten Zeit wird noch ſehr
viel weiteres Land anfallen, und zwar ſchon bei der Entſchul=
dung
der größeren Güter
Errichkung eines deukſchen Konſulals in Eger.
In der Stadt Eger, dem Mittelpunkt des weſtböhmiſchen In=
duſtriegebietes
, wird anſtatt der Paßſtelle, die bis zum Herbſt 1931
dort beſtand und dann aus Erſparnisgründen aufgelöſt wurde, ein
deutſches Wahlkonſulat eröffnet werden. Nachdem die deutſchen
Reichsſtellen, an die die verſchiedenen Intereſſenten, darunter der
Verkehrsverband Nordbayeriſche Oſtmark, mit ihren Anrrgungen
herangetreten waren, die Errichtung eines Wahlkonſulates in
Eger nunmehr endgültig beſchloſſen haben, wird demnächſt die
Ernennung des Wahlkonſuls erfolgen, ſo daß die neue deutſche Ver=
tretung
in Eger bereits im Frühjahre ihre Tätigkeit aufnehmen
kann.

Die Zukunfk der deutſchen Induſtkrie=
wirtſchaft
.
X Seitdem unter der Wucht der ſchweren Wirtſchaſtstriſis
das induſtrielle Produktionsvolumen um die Hälfte, der Wert
der hergeſtellten Waren ſogar um zwei Drittel zurückgegangen
iſt, hat die Diskuſſion über die zukünftigen Ausſichten der deut=
ſchen
Induſtrie ſtark an Intereſſe gewonnen. Die Streitfrage,
um die es geht, iſt die, ob wir uns in einer Strukturkriſis be=
finden
, aus der es ohne einen organiſatoriſchen Umbau der
Wirtſchaft keinen Ausweg mehr gibt, oder ob wir vielleicht nur
eine jener zykliſchen Kriſen durchleben, wie ſie das kapitaliſtiſche
Syſtem wohl oder übel mit ſich bringt, und wie ſie dieſes gleiche
Syſtem bislang aus eigener Kraft zu heilen vermochte. Dieſe
Streitfrage iſt nicht neu, ſchon ſeit Jahrzehnten exiſtiert eine
ausgedehnte Literatur, die ſich mit den Ausſichten der induſtrie=
wirtſchaftlichen
Entwicklung überhaupt befaßt, ſie iſt aber ange=
ſichts
der beſonderen Lage, in der ſich heute die deutſche In=
duſtriewirtſchaft
befindet, in hohem Maße aktuell. Das Inſtitut
für Konjunkturforſchung hat ſich der großen Aufgabe unterzogen,
zur Löſung der Streitfrage dadurch beizutragen, daß der bis=
herige
Verlauf der induſtriewirtſchaftlichen Entwicklung am Bei=
ſpiel
Deutſchlands konkret dargeſtellt wird. An Hand der ſo
gewonnenen Tatſachen wird dann geprüft, ob der Trend der
induſtriellen Warenerzeugung Deutſchlands Rückgangstendenzen
ſtruktureller Art aufweiſt, oder ob umgekehrt vermutet werden
darf, daß die deutſche Induſtriewirtſchaft den größten Teil
einer erſtaunlichen Aufwärtsbewegung noch vor ſich hat. Die in
dem neueſten Vierteljahresheft des Inſtituts zur Veröffent=
lichung
gelangte Unterſuchung (Verfaſſer Dr. Wagenführ) be=
handelt
das weitgeſteckte Thema Entwicklungstendenzen der
deutſchen und internationalen Induſtrieproduktion 1860 bis 1932.
Es ſoll alſo die gegenwärtige Entwicklung aus der hiſtoriſchen
Vergangenheit bzw. als Fortſetzung dieſer erklärt werden, um
auf dieſe Weiſe zu ſicher fundierten Ergebniſſen über die wei=
teren
Ausſichten zu gelangen.
Was nun die hiſtoriſche Entwicklung betrifft, ſo hat ſeit den
60er Jahren die Induſtrie in Deutſchland raſch an Boden g=. Von 1860 bis 1913 hat ſich das Produktionsvolumen
mehr als verſechsfacht. Der Produktionswert der Juduſtrie (ohne
Handwerk), der um 1860 wenig mehr als 2 Milliarden Mark
betragen hatte, ſtieg bis 1913 auf etwa 20 Milliarden Mark an.
Die landwirtſchaftliche Produktion, die bis dahin vorherrſchend
war, wurde im Wachstumstempo raſch überflügelt. Zwiſchen
1880 und und 1890 erreichte die Induſtrie zum erſten Male den
Produktionswert der landwirtſchaftlichen Gütererzeugung;
Deutſchland vollzog den Uebergang vom Agrar= zum Induſtrie=
ſtaat
. Dieſe Induſtrialiſierung hat ſich dann bis zum Welt=
krieg
in raſchem Tempo fortgeſetzt. War 1860 die Induſtrie nur
mit etwa 40 Prozent an der geſamten Sachgüterproduktion be=
teiligt
, ſo betrug der entſprechende Prozentſatz im Jahre 1913
bereits etwa 70 Prozent. Die geſamte Sachgüterproduktion
Deutſchlands ihrerſeits hat von 1860 bis 1913 um rd. 3½ Prozeut
jährlich zugenommen. Die Zuwachsrate der landwirtſchaftlichen
Produktion betrug etwa 2½ Prozent, die der induſtriellen
Warenerzeugung hingegen etwa 3,8 Prozent; legt man die Zeit
von 1800 bis 1913 zugrunde, ſo beträgt die induſtrielle Wachs=
tumsrate
rd. 3½ Prozent. Ein abſoluter Rückgang der deutſchen
Induſtrieproduktion im ſtrukturellen Sinne, d. h. alſo außer=
halb
der konjunkturellen, nur vorübergehenden Zuſammenhänge,
iſt in der Vorkriegszeit nicht eingetreten. Die induſtrielle Waren=
erzeugung
iſt in rd. 50 Jahren um mehr als 600 Prozeut ge=
ſtiegen
, nur vorübergehend von Kriſen unterbrochen, die Wachs=
tumskriſen
waren. Der Trend der Warenerzeugung hat bis 1913
eine den üblichen Wachstumskurven entgegengeſetzte Form. In=
lands
= und Auslandsmarkt waren in ſteigendem Maße auf=
nahmefähig
. Die Produktion ſtieg beſchleunigt an. Jedenfalls
waren bis zum Beginn des Weltkrieges in der deutſchen In=
duſtrie
die aufwärtsgerichteten Kräfte noch ſo ſtark, daß die
Produktionszunahme der Geſamtinduſtrie ſich ungehindert ent=
falten
konnte. Die Entwicklung in den einzelnen Induſtrien zeigt
aber, daß ſchon dämals Kräfte am Werk waren, die eine Ab=
ſchwächung
vorbereiteten.
Der Ueberblick über die Entwicklung der Induſtrieproduktion
in den einzelnen Ländern der Welt ab 1860 ergibt, daß im all=
gemeinen
die einzelnen Induſtrieländer von 1860 bis 1913 ein umſo
langſameres Wachstumstempo aufweiſen, ein je höheres Nivean
der induſtriewirtſchaftlichen Entwicklung ſie 1860 bereits erreicht
hatten. Selbſtverſtändlich ſpielt daneben die Ausſtattung eines
Landes mit Rohſtoffen eine wichtige Rolle. Großbritannien mit
einem Anteil von mehr als einem Viertel an der Weltproduk=
tion
war unbeſtritten das erſte Induſtrieland der Welt. Die
Zuwachsrate der Induſtrieproduktion war dementſprechend er=
heblich
niedriger, als nach dem durchſchnittlichen Wachstum der
induſtriellen Weltproduktion zu erwarten geweſen wäre. Auch
Frankreich und Belgien hatten, ihrem relativ hohen Induſtriali=
ſierungsgrad
entſprechend, nur unterdurchſchnittliche Zuwachs=
raten
. Auf der anderen Seite gehörten Kanada, Schweden,
Finnland, Rußland und die Vereinigten Staaten von Amerika
zu den jungen Induſtrieländern, die ihr Produktionsvolumen
von Jahr zu Jahr raſch erweiterten und weit über dem Durch=
ſchnitt
liegende Wachstumsraten durchzuſetzen vermochten.
Deutſchland nahm unter den Induſtrieländern der Welt eine
Mittelſtellung ein. Die durchſchnittliche Zunahme ſeiner In=
duſtrieproduktion
, war ſtärker als in den alten Induſtrie=
ländern
, wurde aber durch die in den jungen Induſtrieländern
überflügelt; verglichen mit dieſen Ländern iſt Deutſchland im
Entwicklungstempo relativ zurückgeblieben. Der Anteil Deutſch=
lands
an der induſtriellen Weltproduktion blieb zunächſt mehrere
Jahrzehnte hindurch faſt unverändert. Von 1860 bis 1890 betrug
der Auteil gleichbleibend etwa 15 Prozent. Von 1890 bis 1900
ſtieg der Anteil vorübergehend ſogar auf rd. 17 Prozeut und
erreichte damit den für Deutſchland höchſten Stand. Seit 1900
wird die Neuinduſtrialiſierung der jungen Länder bereits ſo
ſtark fühlbar, daß Deutſchland anteilmäßig zurückgedrängt wird:
ſein Anteil ſank von 17 Prozent im Jahre 1900 auf rd. 15
Prozent im Jahre 1913. Daraus folgt, daß Deutſchland bereits
vor dem Kriege in die Reihe der alten Induſtrieländer einge=
rückt
wwar; die relative Verlangſamung im deutſchen Induſtrie=
wachstum
war bereits im letzten Vorkriegsjahrzehnt Wirklich=
keit
geworden. Dieſe für Deutſchland ungeheuer wichtige Weſi=
dung
wurde durch die Tatſache verdeckt, daß die übrigen alten

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Januar 1933

Seite 2 Nr. 13

Induſtrieländer einen noch ſtärkeren Wachstumsrückgang durch=
machten
. Deutſchland rückte in der Rangordnung der Induſtrie=
länder
ſtändig nach vorn: Um 1860 ſtand es hinter Groß=
britannien
, Frankreich und den Vereinigten Staaten an vierter
Stelle; um 1880 hatte es bereits Frankreich überflügelt und
war an die dritte Stelle gerückt; um 1900 war auch Groß=
britannien
überholt worden. Im letzten Vorkriegsjahrzehnt war
alſo Deutſchland zum führenden Induſtrieland geworden. Mit
der Ueberflügelung Großbritanniens und Frankreichs war die
große Wachstumsepoche in der deutſchen Induſtrieproduktion
abgeſchloſſen. Der noch bleibende Konkurrent, die Vereinigten
Staaten von Amerika, war ungleich beſſer mit Rohſtoffen aus=
geſtattet
und verfügte über einen breiten Binnenmarkt. Auf der
anderen Seite aber drängten die kleineren jungen Induſtrie=
länder
immer ſtärker nach vorn. Um 1870 produzierten die vier
Länder, Italien, Rußland. Schweden und Kanada, noch nicht
halb ſoviel Induſtriewaren wie Deutſchland; bei Kriegsaus=
bruch
hatten ſie bereits 70 Prozent der deutſchen Produktion
erreicht. Der relative Anſtieg Deutſchlands hat aber nicht ver=
hindern
können, daß ſich das Schwergewicht der induſtriellen
Weltproduktion immer mehr von Europa auf die überſeeiſchen
Länder verlagerte, und dieſe Verſchiebung hat durch den im
weſentlichen auf Europa beſchränkt gebliebenen Krieg einen ent=
ſcheidenden
Impuls erfahren.
Ob in der Nachkriegszeit in der deutſchen Induſtrieentwick=
lung
abſolute Wachstumshemmungen wirkſam ſind, läßt ſich
nicht mit voller Beſtimmtheit entſcheiden. Gegen dieſe Annahme
ſcheint die Tatſache zu ſprechen, daß das Produktionspolumen
von 1919 bis 1929 um 170 Prozent zunahm und daß auch von
1924 bis 1929 die Steigerung immerhin 45 Prozent beträgt.
Andererſeits iſt, auch in den Jahren ſchnellſten konjunkturellen
Anſtiegs während der Nachkriegszeit, da9 Vorkriegsniveau der
deutſchen Induſtrieproduktion kaum überſchritten worden. 1928
wurden zwar 102 Prozent der Vorkriegsproduktion erreicht, im
Durchſchnitt der Jahre 1925 bis 1930 ergibt ſich aber nur eine
Indexziffer von 93 (1913 100). Die bis 1928 faſt ohne Unter=
brechung
anhaltende Produktionszunahme iſt daher im weſeni=
lichen
als einmaliger Wiederaufbauprozeß anzuſehen. Welt=
wirtſchaftlich
betrachtet, iſt aber Deutſchland zu einem alten
Induſtrieland geworden; es zeigt die Züge eines alten In=
duſtrielandes
deutlicher, als ſie in der Vorkriegszeit zu erkennen
waren. Damit teilt Deutſchland das Schickſal Großbritanniens
und, in einem weiteren Sinne, das Schickſal Europas; dena
nach Erdteilen betrachtet, hat ſich die Verlagerung des Schwer=
punktes
der induſtriellen Weltproduktion von Europa nach den
außereuropäiſchen Gebieten in der Nachkriegszeit verſtärkt fort=
geſetzt
. 1913 entfielen 49 Prozent der Weltproduktion auf Europa
(ohne Rußland); 1928/29 waren es nur noch 42 Prozent; die
Zuwachsrate der Induſtrieproduktion betrug von 1913 bis
1927/29 1,0 Prozent, außerhalb Europas hingegen 3,1 Prozent.
Man ſieht alſo, daß ſich die Entwicklung der deutſchen In=
duſtrieproduktion
von 1860 bis 1930 in ihren Grundzügen über=
raſchend
einheitlich vollzogen hat. Deutſchland geht in die Reihe
der alternden Induſtrieländer ein. Trotzdem bleiben der deut=
ſchen
Induſtrie, wie ein Ueberblick über die regionale Vertei=
lung
der Weltproduktion zeigt, noch vielverſprechende und
umfangreiche Aufgaben. Denn in allen Gebieten außerhalb
Europas und Nordamerikas reichen die vorhandenen induſtriel=
len
Kapazitäten bei weitem nicht aus, um die anfallenden
induſtriellen Rohſtoffe ſelbſt zu verarbeiten. Ferner aber über=
wiegt
in den ſich neu induſtrialiſierenden Ländern vorläufig die
Verbrauchsgütererzeugung. Nach den Berechnungen des Inſtituts
für Nonjunkturforſchung werden bei ihnen noch etwa 2½ mal
ſoviel Verbrauchsgüter wie Produktionsgüter erzeugt; in Europa
und Nordamerika wird umgekehrt die Verbrauchsgütererzeugung
von der Produktionsgütererzeugung übertroffen. Der Bedarf
der Neuländer an Produktionsgütern kann vorläufig nicht durch
Eigenproduktion gedeckt werden. In dieſer Hinſicht beſtehen für
die hochkapitaliſtiſchen Länder, insbeſondere auch für Deutſch=
land
und ſeine Induſtriewirtſchaft, noch große Abſatzmöglichkei=
ten
. Das Unglück für Deutſchland in ſeinem ſchweren Konkur=
renzkampf
mit den anderen Induſtrieländern iſt aber die Tatſache,
daß es nicht die Möglichkeit beſitzt, ſeinen Warenexport durch
Kapitalexport zu fördern, vielmehr auf die Hereinnahme aus=
ländiſcher
Kredite angewieſen iſt.
In welchen konjunkturellen Bewegungsformen ſich die rela=
tive
Verlangſamung des deutſchen Induſtriewachstums weiter=
hin
vollziehen wird, läßt ſich, wie in der Unterſuchung ab=
ſchließend
betont wird, gegenwärtig noch nicht überſehen. Rein
theoretiſch wäre es möglich, daß bei Verlangſamung des Wachs=
tums
die Kriſen innerhalb der Konjunkturſchwankungen ſtärker
hervortreten als bisher. Umgekehrt könnte aber die ſtetigere
Strukturentwicklung auch zu einem ſtetigeren Konjunkturverlauf
beitragen, und u. E. bewegen wir uns bereits in der Richtung
zu dieſem Stadium. Andererſeits können in den möglichen
Wandlungen der Wirtſchaftsorganiſation, die ſich weder zeitlich
noch nach ihrem Ausmaß überſehen laſſen, daher nicht voraus=
ſehbare
Kräfte liegen, die imſtande ſind, einer weiteren ſtruk=
turellen
Verlangſamung der deutſchen Induſtrieproduktion ent=
gegenzuwirken
.
E. B.

*
Wo ſind die Kreuzelſchreiber?
Das Märchen von den 2 Millionen deutſchen Analphabeten.
Eine Statiſtik, die es nicht gibt. Was das ſtatiſtiſche Reichs=
amt
erklärt. Wer ſchlägt den Rekord im Analphabetentum?
Ein Lehrer für ein Kind.
Von Egon Larſen.
Eine amerikaniſche pädagogiſche Zeitſchrift veröffentlichte
kürzlich eine kartographiſche Darſtellung des Analphabetentums
in aller Welt. Auf dieſer Karte war das deutſche Reich der
von Negern, Buren und Koloniſten bewohnten ſüdafrikaniſchen
Union gleichgeſtellt.
Regelmäßig wie die Seeſchlange taucht das Märchen von
denen, die in Deutſchland weder leſen noch ſchreiben können,
da und dort in der Welt auf. Es muß im Ausland Leute
geben, die es gar zu gern wahr haben möchten, daß unſer Land
auf einer niedrigeren kulturellen Stufe ſteht als in Wirklichkeit.
Um das zu beweiſen, wird einfach behauptet, der Prozentſatz
der Analphabeten ſei ſo und ſo hoch.
Man ſollte meinen, ſolche Lügen ſeien leicht zu widerlegen.
Das iſt aber gar nicht der Fall. Es gibt keine komplizierte und
ſchwerer zu erfaſſende Statiſtik als die der Kreuzelſchreiber
jener Menſchen, die unter ein Dokument nicht ihren Namen zu
ſchreiben vermögen, ſondern ihr Einverſtändnis mit dem Inhalt
durch drei ſorgfältig hingemalte Kreuzlein ausdrücken.
Jene amerikaniſche Zeitſchrift iſt in die Hände des deutſchen
Reichsinnenminiſteriums gelangt, das ſich um Schulangelegen=
heiten
kümmert. Im Archiv dieſes Miniſteriums hat man, wie
uns erzählt wird, geblättert und geſucht und nichts gefunden,
das als Antwort auf die amerikaniſche Senſationsmeldung hätte
beröffentlicht werden können. So ſchickte man den Vorgang
ans Statiſtiſche Reichsamt. Wozu gibt es ſo eine Behörde, wenn
ſie nicht über Analphabetentum Beſcheid weiß?
Der zuſtändige Herr im Statiſtiſchen Reichsamt macht ein
ſüßſaures Geſicht und ſeufzt vernehmlich, als wir ihm von
unſerem Intereſſe am Analphabetentum berichten. Wieviel
Zigaretten täglich in Deutſchland geraucht werden er könnte
es uns mit Vergnügen ſagen. Wieviel Ehen im Monat ge=
ſchieden
werden eine Kleinigkeit, feſtzuſtellen. Aber die
Statiſtik der Kreuzelſchreiber.
Da iſt dieſer Tage wieder ſo eine rätſelhafte Geſchichte
paſſiert. Es wurde behauptet: im Statiſtiſchen Jahrbuch der
Stadt Berlin 1932 ſei feſtgeſtellt, die Zahl der Analphabeten in
Deutſchland betrage zur Zeit 2,9 Prozent. Das wären, da man
als Analphabeten die mehr als zehn Jahre alten Kreuzel=

Am Reichsgründungstag (18. Januar) wird in der geſamten
Reichs= und preußiſchen Verwaltung geflaggt. Der Reichsminiſter
des Innern hat die außerpreußiſchen Landesregierungen gebeten,
ſich dem Vorgehen der Reichsregierung anzuſchließen.
Der Sächſiſche Landtag ſtimmte am Donnerstag dem vom
Rechtsausſchuß unterſtützten Antrag des Generalſtaatsanwalts in
Dresden auf Aufhebung der Immunität des nationalſozialiſtiſchen
Abgeordneten Dr. Bennecke zu.
Von franzöſiſcher zuſtändiger Stelle wird im Gegenſatz zu der
von einigen Pariſer Blättern vertretenen Auffaſſung erklärt, daß
die Entſendung deutſcher Militärattaches nach dem Verſailler Ver=
trag
möglich ſei.
Die allgemeine Ausſprache auf der Konferenz für die 40=
Stundenwoche hat den Eindruck ergeben, daß die Ausſichten für
eine Annahme eines entſprechenden Abkommens als außerordent=
lich
gering zu bewerten ſind.
Im Ständigen Finanzausſchuß des Völkerbundes haben die
fünf Garantiemächte der erſten öſterreichiſchen Völkerbundsanleihe
von 1932 (England, Frankreich. Italien, Belgien und Tſchecho=
ſlowakei
) ihre protokollmäßig notwendige Zuſtimmung zu der
neuen jetzt bereits in Kraft getretenen öſterreichiſchen Völker=
bundsanleihe
erteilt.
In Südſpanien haben die Syndikaliſten an zahlreichen Stel=
len
weiterhin verſucht, Terrorakte zu begehen. In mehreren Dör=
fern
verbrannte die Einwohnerſchaft die Gemeindearchive und
durchſchnitt die Telegraphen= und Telephonleitungen.
Der rumäniſche Miniſterpräſident Maniu hat die Demiſſion
des Kabinetts überreicht.
Die Stalin=Rede hat in amtlichen javaniſchen Kreiſen großes
Aufſehen erregt. Aus Regierungskreiſen verlautet, daß ein Nicht=
angriffspakt
zwiſchen Japan und Rußland nicht mehr in Betracht
kommen könne
In einer an die Signatarmächte des Boxerprotokolls vom
Jahre 1901 gerichteten Note hat die chineſiſche Regierung am 10.
Dezember von der Beſetzung Schanhaikwans durch javaniſche Trup=
pen
offiziell Mitteilung gemacht und darauf verwieſen, daß ſie
keinerlei Verantwortung für Schäden übernehmen könnte, die etwa
durch die legitime Gegenwehr chineſiſcher Verteidigungskräfte ent=
ſtehen
könnten.
Die chineſiſche Preſſe berichtet, daß die Konzentration und der
Vormarſch ſtarker japaniſcher Kräfte, und zwar ſowohl Kavallerie.
wie Artillerie und Infanterie, längs der chineſiſchen Mauer an=
hält
. Die Richtung des javaniſchen Vorſtoßes geht neuerdings in
nordweſtlicher Richtung von Schanhaikwan.

Anweiſungen der Innenminiſter des Reiches
und Heſſens gegen Boykokk=Agikakion.
Amtlich wird mitgeteilt:
Der Reichsminiſter des Innern hat den Landes=
regierungen
eine Mitteilung zugehen laſſen über Maßnahmen
gegen die ſich immer mehr häufenden Fälle von Boy=
kott
gegen beſtimmte Geſchäfte oder beſtimmte
Gattungen von Geſchäften. Da es ſich dabei um Boy=
kott
aus politiſchen oder weltanſchaulichen Gründen handle, der
teilweiſe Formen angenommen hat, die über eine geſchäftliche
Schädigung der Betreffenden hinaus eine Störung der Ruhe
und Ordnung mit ſich brächten, hat der Reichsminiſter die
Länder darauf hingewieſen, daß gegen ſolche Störungen der
öffentlichen Ordnung die Polizei auf Grund ihrer
allgemeinen Befugniſſe zum Einſchreiten be=
rechtigt
und verpflichtet iſt.
Im gleichen Sinn hat der heſſiſche Innenminiſter
die große Anfrage der nationalſozialiſtiſchen Landtagsfraktion
beantwortet, die ſich auf die Behandlung der Propaganda für
die Berückſichtigung deutſcher Geſchäfte und gegen den Kauf in
Warenhäuſern, jüdiſchen Geſchäften uſw. durch die Polizei=
organe
bezog.
Die Regierungsantwort beſagt, daß die zurzeit in
großem Umfang betriebene Agitation gegen jüdiſche Geſchäfts=
leute
, die meiſt darin beſteht, daß die Bevölkerung durch Flug=
blätter
aufgefordert wird, Geſchäfte mit jüdiſchen Inhabern
zu meiden und nur bei Chriſten einzukaufen, bereits zu
ernſten Störungen der öffentlichen Ordnung
geführt habe. In Gießen und in Mainz wurden
am Goldenen Sonntag in mehreren Warenhäuſern der bezeich=
neten
Art Tränengas= und Stinkbomben geworfen, die die Be=
ſucher
dieſer Geſchäfte erheblich beunruhigt haben. Deshalb habe
der heſſiſche Innenminiſter Anweiſung gegeben, daß im Intereſſe
der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung dieſe die
öffentliche Ordnung gefährdende Agitation
mit allem Nachdruck zu unterbinden iſt.

ſchreiber bezeichnet, etwa anderthalb Millionen, man tat des
Böſen zuviel und machte aus den 2,9 Prozent ſogar zwei
Millionen, ohne daran zu denken, daß ſich unter den dabei
zugrundegelegten 64 Millionen Deutſchen ja auch Säuglinge be=
finden
, von denen man die Kenntnis des ABC’s nicht gut
verlangen kann
Sehen Sie, ſo leichtfertig geht man dieſem ſchwierigen
Problem zu Leibe. Und das Schönſte iſt: als wir beim Berliner
ſtatiſtiſchen Amt nachfragten, da wälzten die Herren ihr eigenes
Jahrbuch von vorn bis hinten durch und konnten dieſe be=
wußte
Zahl von 2,9 Prozent nirgends entdecken! Das muß
ſich einer direkt aus den Finger geſogen haben . ..
Es iſt alſo unmöglich, daß es in Deutſchland dieſen
Prozentſatz Analphabeten gibt?
Ebenſo unmöglich, wie die amerikaniſche Behauptung, wir
ſeien mit Südafrika gleichzuſetzen. Wir ſind jetzt gerade da=
bei
, alles Material über die Frage zu ſammeln, um den
Amerikanern entgegnen zu können."
Und welche Anhaltspunkte gibt es für dieſes Material?
Offizielle Statiſtiken der Analphabeten gibt es leider nicht.
Wie ſollte man ſie auch durchführen? Man müßte etwa zu=
gleich
mit der Bevölkerungszählung jeden Einwohner prüfen,
ob er leſen und ſchreiben kann. Das iſt natürlich unmöglich.
Beſonders auch deshalb, weil es ja ſo viele Grenzfälle gibt.
Da ſind alte, ſchwachſinnige Leute, die in ihrer Jugend das
ABC. gelernt haben, zur Not auch ihren Namen ſchreiben
können, aber ſeit Jahrzehnten im Leſen ungeübt ſind. Sicher
haben ſie früher einmal gern die Feder geführt denn Liebes=
briefe
ſind zu allen Zeiten und wohl von allen Menſchen in
Deutſchland einmal geſchrieben worden . Wirkliche Analpha=
beten
gibt es wohl nur unter den Einwanderern und den
Geiſteskranken. Einige Tauſende, die im Krieg vor allem aus
dem Oſten eingewandert ſind, kann man wohl zu den Kreuzel=
ſchreibern
rechnen. Denn bei unſeren öſtlichen Nachbarn iſt die
Kunſt des Leſens und Schreibens noch recht wenig verbreitet.
In Rußland wurde ja erſt in dieſem Jahr die allgemeine
Schulpflicht eingeführt, und die Sowjetleute erklären, in zehn
Jahren werde es in der ganzen UdSSR. keinen Analphabeten
mehr geben. In Polen dagegen ſieht es noch immer ſchlimm
aus. Unter 31,5 Millionen Einwohnern gibt es dort etwa
10 Millionen Analphabeten, wie das polniſche ſtatiſtiſche Amt
offiziell mitteilt; die meiſten Analphabeten findet man mit
72 Prozent unter den ruſſiſch=orthodoxen Gläubigen.
Polen ſchlägt alſo wohl den Rekord des Analphabeten=
tums
?
Durchaus nicht. An der Spitze ſteht Indien. Dort
können nur 9,4 Prozent der Einwohner leſen und ſchreiben. In
Portugal gibt es noch 65,2 Prozent Analphabeten in
Griechenland 43,4 Prozent. In Frankreich überſteigt
der Prozentſatz kaum 5 Prozent. In Deutſchland Skan=

Schwierigkeiken für das Kabineit Paul=Boncour.

Von unſerem A.=Korreſpondenten.
Paris, 12. Januar,
Die Finanzpläne Chérons haben eine kleine Senſation ge=
bracht
. In Anbetracht der Lage der Regierung, die ſich ſtark auf
die Sozialiſten ſtützt, ſind ſie wirklich kühn zu nennen. Das
Problem des Defizits iſt auf eine Art angepackt, die einer
Rechtsregierung Ehre machen würde. Die Ausgaben ſollen
herabgeſetzt, die Beamtengehälter reduziert werden, ebenſo die
Penſionen; die Einkommenſteuer will man erhöhen, auf eine
Art, daß auch die kleinen Einkommen eingezogen werden, die
Umſatzſteuer ſoll erhöht und neue Steuern ſollen geſchaffen
werden.
Die Frage iſt nur, ob eine ſolche Finanzpolitik von den
Sozialiſten gebilligt wird. Rein techniſch ſind die Pläne Chérons,
beziehungsweiſe der Sachverſtändigen, die ſie ausarbeiteten, ein=
wandfrei
. Aber ſie ſetzen ſeitens der Sozialiſten eine große
Opfermutigkeit voraus. Alle Sparmaßnahmen, die ſie bekämpf=
ten
manchmal mit recht demagogiſchen Mitteln ſollen nun
plötzlich mit ihren Stimmen verwirklicht werden. Sie haben
gegen die Herabſetzung der Beamtengehälter, um nur dieſen
einen Punkt zu erwähnen, immer Sturm gelaufen. Es ſieht bei=
nahe
ſo aus, als ob die Regierung ſie herausfordern wollte,
Rechts fehlt es auch nicht an Stimmen, die behaupten, die Re=
gierung
ſuche einen ehrenvollen Abſchied. Das iſt freilich eine
unbegründete Behauptung. Tatſache iſt jedoch, daß die Regierung
in der nächſten Zeit hart um ihre Exiſtenz wird kämpfen müſſen.
Es iſt bemerkenswert, daß ſich Finanzminiſter Chéron und
Paul=Boncour vollkommen einig ſind. Um ſo bemerkenswerter,
da Paul=Boncour bekanntlich mit den Gewerkſchaften zuſammen=
arbeiten
will und dies ſo oft betonte, daß man ihm allerlei
umſtürzleriſche Neigungen nachzuſagen anfing.
Ganz objektiv betrachtet, geht die Regierung in der Finanz=
politik
den einzig gangbaren Weg. Sie muß darüber Klarheit
ſchaffen, inwieweit die Unterſtützung der Sozialiſten einen real=
politiſchen
Wert beſitzt. Die Sparmaßnahmen ſind unumgänglich,
und früher oder ſpäter werden ſie auch verwirklicht werden. Es
kommt nur darauf an, wer ſie verwirklichen wird. Wenn es ſich
erweiſt, daß die Sozialiſten, trotz ihrer Doktrinen über die not=
wendige
Elaſtizität verfügen, um die Sparmaßnahmen zu votie=
cen
, oder wenigſtens, daß ſie die Regierung darüber nicht zum
Sturze bringen, ſo iſt die neue Formel Paul=Boncours lebens=
fähig
. Wenn nicht, dann iſt der Weg für eine mehr oder minder
verkappte Konzentration offen.
In den Rechtskreiſen wäre man von einem Erfolg der
Chéronſchen Finanzpolitik vor der Kammer nicht reſtlos ent=
zückt
, trotzdem man die Notwendigkeit der Sparmaßnahmen
anerkennt. Denn für die Rechte bleibt dann die große Frage
offen, mit welchen Zugeſtändniſſen Paul=Boncour die Unter=
ſtützung
der Sozialiſten für ſeine ſpätere Politik erkaufte.
2as Arbeitsprogramm
der Londoner Welkwirkſchaftskonferenz.
Genf, 12. Januar.
Das Arbeitsprogramm der Londoner Weltwirtſchaftskon=
ferenz
iſt nunmehr von dem großen Sachverſtändigenausſchuß in
großen Richtlinien ſchematiſch auf Grund der Vorſchläge der
einzelnen Ausſchüſſe aufgeſtellt worden. Das=Programm gliedert
ſich in drei Teile. Der erſte Teil gibt einen Ueberblick
über den gegenwärtigen kriſenhaften Stand
der Weltwirtſchaft und fordert von den Regierungen ſo=
fortige
wirkſame Maßnahmen. Der zweite Teil enthält eine
zuſammenfaſſende Aufſtellung der von den Re=
gierungen
auf der Konferenz zu behandelnden
einzelnen Fragengebiete: die politiſche und private
Weltverſchuldung, Rückkehr zur Goldwährung, Stabiliſierung der
Währungen, Abbau der Handelshemmniſſe und Handelsſchran=
ken
, Wiederherſtellung des freien Kapitalumlaufs und des Kre=
ditverkehrs
, Vergebung der öffentlichen Arbeiten zur Behebung
der Arbeitsloſigkeit, Aufhebung der Deviſenbewirtſchaftung. Der
dritte Teil umfaßt die ſachlichen grundſätzlichen
Stellungnahmen der Sachverſtändigen zu den
einzelnen Punkten.
Die interalliierte Schuldenfrage wird als ſolche in dem Ar=
beitsprogramm
nicht erwähnt.

dinavien England Holland Oeſterreich und
der Schweiz gibt es wenige Kreuzelſchreiber, daß ihre Zahl
einfach nicht erfaßt werden kann und die Statiſtiken ſie einfach
unbeachtet laſſen müſſen.
Gab es bei uns vor dem Kriege eine Statiſtik der
Analphabeten?
Ja ebenſo wie in allen anderen Ländern mit all=
gemeiner
Wehrpflicht. Da konnte man die Zahl leichter ſchätzen,
da man ja zumindeſt die Rekruten aus dem ganzen Volk auf
ihre Kenntnis des ABC’s prüfen konnte. Damals ſtammten die
meiſten Analphabeten aus den jetzt abgetretenen Grenzbezirken.
Die Reichswehr läßt die eintretenden Rekruten natürlich auch
ſchriftlich prüfen, aber wir haben nichts darüber erfahren, daß
man Analphabeten darunter entdeckt hätte. Die vor dem Kriege
geſchätzte Zahl lag unter einem Prozent. Und inzwiſchen iſt
ſie beſtimmt noch viel geringer geworden. Eine ernſthafter zu
wertende Schätzung aus letzter Zeit nimmt für Preußen die
Zahl von 0,21 Prozent an das wären immerhin noch 60 000.
Aber auch an dieſer Zahl muß man zweifeln, die ſcheint
zu hoch.
Iſt es möglich, daß Kinder in Deutſchland nicht in die
Schule geſchickt werden?
Das iſt vollkommen ausgeſchloſſen. In Preußen beſteht
die Schulpflicht ſchon ſeit Friedrich dem Großen, alſo ſeit
150 Jahren, und nicht viel ſpäter ſind die anderen deutſchen
Länder gefolgt. Seit der neuen Reichsverfaſſung von 1919 iſt
das Schulweſen durch Reichsgeſetz geregelt. Das iſt eine ſo
lange Tradition, daß Deutſchland der am beſten beſchulte Staat
der Erde genannt werden kann. Kein Kind im ganzen Reich
kann ohne Lehrer aufwachſen. Es gibt nahezu 300 Orte im
Reich, in denen für weniger als zehn Kinder ein Lehrer zur
Verfügung ſteht. Es gibt ſogar vier Dörfchen auf Oſtſeeinſeln,
in denen zur Zeit für drei Kinder ein Lehrer vorhanden iſt;
auf Borkum iſt ein Ort mit zwei, auf Rügen einer mit einem
einzigen Kind, das ſeinen eigenen Lehrer hat!
Es gibt alſo unter den geborenen Deutſchen
keinen Analphabeten mehr?
Nein zumindeſt hat jeder einmal Leſen
und Schreiben gelernt.

* Im Schatten des 3. November von Robert Mimra. (Verlag
Berglandbuch.)
In der großen Zahl der Kriegsbücher behaupten ſich die dieſes
öſterreichiſchen Autors gut. Sie ſind wahr und ehrlich und un=
geſchminkt
. Anklage und Bekenntnis zugleich. Und wie ſeine
Batterie 4 ein Werben zu Deutſchland hin, das er liebt und dem
die Vereinigung mit Deutſchöſterreich, mit dem Brudervolk, durch
ſinnloſes Diktat verſagt bleibt. Das Buch iſt auch von rein ge=
ſchichtlichem
Wert, ſoweit es den Zuſammenbruch der öſterreichi=
ſchen
Front behandelt, der an jenem 3. November begann.

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Januar 1933

Reichslandbund ſehk ſeine Angriffe fork.
Neue Erklärung gegen die Regierung Schleichee.
Berlin, 12. Januar.
Das Präſidium des Reichslandbundes nimmt zu der amt=
lichen
Mitteilung über den Abbruch der Beziehungen der Reichs=
regierung
zum Reichslandbund in folgender Erklärung Stellung:
Die Mitteilung der Reichsregierung enthält weſentliche
Lücken und Unrichtigkeiten, die geeignet ſind, den wahren Tat=
beſtand
zu verdunkeln. Gerade die Tatſache, daß die bisherigen
Verhandlungen mit der Reichsregierung zu keinen praktiſchen
Folgerungen durch Ergreifen der notwendigen und möglichen
agrarpolitiſchen Sofortmaßnahmen geführt hatten, war ausſchlag=
gebend
für Ton und Inhalt der Entſchließung des Bundesvor=
ſtandes
des Reichslandbundes, die der Widerhall der Ver=
zweiflung
und Verbitterung des deutſchenLand=
volks
iſt, das ſich infolge des Ausbleibens der
immer wieder verſprochenen durchgreifenden
Agrarmaßnahmen von der Reichsregierung im
Stich gelaſſen fühlt. Dieſer Stimmung öffentlich Aus=
druck
zu geben, war ſelbſtverſtändliche Pflicht des Bundesvorſtan=
des
. Die Entſchließung wurde ſofort der Preſſe übergeben.
Um keinen Verſuch zu unterlaſſen, die Reichsregierung zu den
notwendigen Sofortmaßnahmen zu veranlaſſen, wurde im wei=
teren
Verlauf der Bundesvorſtandsſitzung beſchloſſen, den Reichs=
präſidenten
, um einen Empfang von Vertretern des
Bundesvorſtandes zu bitten, um dieſem perſönlich ein un=
mittelbares
Bild der von den Vertretern aus allen Landesteilen
zum Ausdruck gebrachten, aufs äußerſte zugeſpitzten Verzweif=
lungsſtimmung
zu geben. Der nachgeſuchte Empfang fand
umgehend durch den Reichspräſidenten, perſönlich in
den Mittagsſtunden ſtatt.
Es iſt kennzeichnend, daß die amtliche Mitteilung über die=
ſen
Beſuch ſtillſchweigend hinweggeht, denn die bei dieſem Emp=
fang
gemachten Ausführungen, die der Entſchließung des Bun=
desvorſtands
in jeder Beziehung entſprechen und ſie durch Einzel=
heiten
, insbeſondere der bäuerlichen Vertreter, erweiterten, mach=
ten
ſo tiefen Eindruck auf den Reichspräſidenten, daß er ſich ent=
ſchloß
, die Vertreter des Bundesvorſtands zu einer neuen Beſpre=
chung
mit dem Reichskanzler, Reichswirtſchaftsminiſter und
Reichsernährungsminiſter noch am ſelben Tage aufzufordern.
Dieſe Beſprechung fand unter Vorſitz des Reichspräſidenten
wenige Stunden darauf ſtatt.
Wenn es in der amtlichen Mitteilung über dieſe zweite Be=
ſprechung
heißt, daß durch die bereits getroffenen und noch be=
abſichtigten
Maßnahmen der Reichsregierung den Wünſchen der
Abordnung ſchon ſoweit wie irgendmöglich Rechnung getragen
worden war, ſo iſt dieſe Behauptung in doppelter Beziehung un=
richtig
. Die Reichsregierung iſt keinen Augenblick
im Zweifel darüber gelaſſen worden, daß die
bisherigen agrarpolitiſchen Maßnahmen in
keiner Beziehung genügten. In bezug auf die beabſich=
tigten
agrarpolitiſchen Maßnahmen war lediglich in zweierlei
Beziehung eine Feſtſtellung zu erreichen. Der Reichsprä=
ſident
ſagte einen umfaſſenden Vollſtreckungs=
ſchutz
zu und gab dem Reichskanzler entſpre=
chende
Weiſung. Der Reichskanzler ſeinerſeits ſtellte eine
künftige Handhabung der landwirtſchaftlichen Zölle in Ausſicht,
die der Lage der Landwirtſchaft teilweiſe mehr gerecht werden
ſollte. Die Reichsregierung kündigt in ihrer amtlichen Mittei=
lung
lediglich an, daß alles ſachlich Mögliche für die
Landwirtſchaft geſchehen werde. Es iſt nicht die erſte
Zuſicherung dieſer Art.
Die Stellung des Reichslandbundes zu der Reichsregierung
wird nach wie vor nicht von den Verſprechungen der Reichsregie=
rung
, ſondern von ihren Taten beſtimmt werden. Wenn jetzt die
Reichsregierung die Tatſache der Veröffentlichung der Entſchlie=
ßung
des Bundesvorſtandes glaubt dazu benutzen zu ſollen, die
Beziehungen zum Reichslandbund abzubrechen, ſo erſcheint das
lediglich als ein Verſuch, ſich der Verantwortung, die die Reichs=
regierung
gegenüber dem landwirtſchaftlichen Berufsſtand hat,
zu entziehen, um im Dunkel der Regierungskonklaven ihren bis=
herigen
verhängnisvollen wirtſchaftspolitiſchen Weg fortzuſetzen.
Ihr Anſpruch auf Vertrauen zu dieſer Politik hinter verſchloſſe=
nen
Türen aber ließe ſich nur rechtfertigen, wenn ſie Taten auf=
weiſen
könnte, die eine erfolgreiche Abkehr von der bisherigen
verhängnisvollen Wirtſchaftspolitik bringen. Daß dieſe bisher
völlig fehlen, iſt der Grund der Verzweiflungsſtimmung im Land.
Der Abbruch der Beziehungen zum Reichslandbund iſt ein Be=
weis
dafür, daß die Reichsregierung den Notruf des Landes nicht
hören will oder völlig die wahre Sachlage verkennt. Der Reichs=
landbund
wird ſich dadurch nicht beirren laſſen, ſeinen Kampf für
die Geſundung der Landwirtſchaft mit allen gebotenen Mitteln
fortzuſetzen.
*
Wie wir erfahren, beſteht auf ſeiten der Reichsregierung
keine Veranlaſſung, nach dieſer Erklärung des Reichslandbundes 1

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 13 Seite 3

den geſtrigen Mitteilungen ſachlich noch etwas hinzuzufügen. Der
Vorſtand des Landbundes geht bei ſeiner Erklärung von der
völlig unzutreffenden Vorausſetzung aus, daß er mit der deut=
ſchen
Landwirtſchaft identiſch ſei. Die Reichsregierung wird ihre
Arbeit für die deutſche Landwirtſchaft, unbeirrt durch die An=
würfe
des Reichslandbundes, im Zuſammenwirken mit der geſetz=
lichen
Berufsvertretung der Landwirtſchaft fortſetzen.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie
gegen den Reichslandbund.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie erklärt: Der
Reichsverband der Deutſchen Induſtrie nimmt mit größter Em=
vörung
von den unerhörten, auch die Ehre des ſeiner Verantwor=
tung
voll bewußten deutſchen Unternehmertums ſchwer verletzen=
den
Angriffen in der geſtrigen Entſchließung des Vorſtandes des
Reichslandbundes Kenntnis, in der von der Ausplünderung der
Landwirtſchaft zugunſten der allmächtigen Geldbeutelintereſſen
der international eingeſtellten Exportinduſtrie und ihrer Tra=
banten
geſprochen wird. Der Reichsverband lehnt es ab, mit
den für dieſe Erklärung verantwortlichen Perſonen in eine ſach=
liche
Diskuſſion einzutreten. Er weiſt derartige, wider beſſeres

Wiſſen erhobene, vaterländiſche Intereſſen auf das ſchwerſte ge=
fährdende
Beſchimpfungen eines unentbehrlichen Teils der deut=
ſchen
Wirtſchaft auf das ſchärfſte zurück. Bei den in dieſer em=
pörenden
Weiſe angegriffenen Induſtriezweigen handelt es ſich
gerade um diejenigen Induſtrien namentlich auch in den Not=
ſtandsgebieten
Sachſens, Thüringens, des Bergiſchen Landes und
der Grenzgebiete deren materielle und ſeeliſche Not min=
deſtens
ſo groß iſt wie in Teilen der Landwirtſchaft. Der Leitung
des Reichslandbundes ſei geſagt, daß ſie auf Granit beißt, wenn
ſie glaubt, die Einheitsfront der deutſchen Induſtrie durch eine
derartige Verhetzung auch nur lockern zu können. Das Vorgehen
des Vorſtandes des Reichslandbundes, iſt umſo unverſtändlicher,
als ihm bekannt iſt, daß ſich die Induſtrie in den letzten Monaten
in Erkenntnis der Schickſalverbundenheit der beiden Berufsſtände
erneut zu erfolgverſprechender Zuſammenarbeit mit der Land=
wirtſchaft
bereit erklärt und gerade in den letzten Wochen und
Tagen in gemeinſchaftlicher, perſönlicher Fühlungnahme um prak=
tiſche
, auf das Gemeinwohl abgeſtellte Löſungen bemüht hat,
Tatſachen, die mit der Reichsregierung verantwortungsbewußte
Führer der Landwirtſchaft begrüßt haben. Im Intereſſe des
Volksganzen iſt es nicht erträglich, daß die ſachliche Arbeit ver=
antwortlicher
Männer durch eine tief bedauerliche Verhetzung zur
Unfruchtbarkeit verdammt wird.

Wirtſchafts= und Sozialpolitik.
Beſſerungsmomenke der Wirtſchaff. Aufwärksbewegung der Börſe. Die öffenkliche Arbeitsbeſchaffung
nur eine Hilfsſtellung für die privake Wirtſchaft, nicht Helbſtzweck.
Sozialverſicherung, die 1929 noch 4,3 Milliarden betrugen, ſanken
wie er mitteilte, 1931 auf 3174 Millionen und 1932 auf 2660
Der Sinn des Wirkſchafksprogramms.
Millionen. Den geſenkten Einnahmen ſtehen auch geſenkte Aus=

Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Warmbold
vor dem Haushaltsausſchuß.
Berlin, 12. Januar.
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Warmbold nahm im Haus=
haltsausſchuß
das Wort zu einer Rede über die Lage der deutſchen
Volkswirtſchaft.
In allgemeinen Ausführungen über die einzelnen Abſchnitte
der Weltwirtſchaftskriſe und deren Urſachen gab der Miniſter der
Anſicht Ausdruck, daß die Abwärtsbewegung in der Weltwirtſchaft
ſich ihrem Ende nähere.
Sinn des Wirtſchaftsprogramms ſei es, dieſe Aufwärtsent=
wicklung
mit einer aktiven Wirtſchaftspolitik zu unterſtützen. Bei
der gegenwärtigen ſaiſonbedingten Steigerung der Arbeitsloſgkeit
ſei zu berückſichtigen, daß ſie ſich im Rahmen von Zweidritteln des
Zuwachſes der entſprechenden Zeit des Vorjahres halte. Ein Ver=
gleich
mit dem Beſchäftigungshöhepunkt ergebe ſogar, daß die Zu=
nahme
der Arbeitsloſigkeit im Jahre 1932 nur etwa ein Drittel
der Zahlen des Jahres 1931 ausmache. Die ſtetige Steigerung des
Kurſes der feſtverzinslichen Wertpapiere ſei um ſo höher zu be=
werten
, als ſie ſich trotz Zwangsmaßnahmen des Staates auf die=
ſem
Gebiete durchgeſetzt habe.
Der Miniſter erklärte weiter, daß eine Aufwärtsbewegung
der Börſe auch der geſamten Wirtſchaft zugute komme, insbeſon=
dere
auch den mittleren und kleineren Unternehmern, weil die
Bilanzen der Unternehmungen gebeſſert würden und die geſamte
Kreditlage, insbeſondere die Kreditbereitſchaft der Banken, eine
entſcheidende Wendung zur Beſſerung nehme.
Hinſichtlich der Arbeitsbeſchaffung gelte es, in Nebeneinander=
ſchaltung
geeigneter Maßnahmen ſowohl die private Wirtſchaft
zu entlaſten und zu beleben, als auch durch öffentliche Arbeitsbe=
ſchaffung
der Wirtſchaft eine Hilfsſtellung zu gewähren. Dieſe
öffentliche Arbeitsbeſchaffung könne nur Hilfsmittel ſein und dürfe
nicht zum Selbſtzweck werden. Sie finde ihre letzte natürliche
Grenze in der Rückſicht auf die Aufrechterhaltung der Währung,
die in ihrem Beſtande erhalten bleiben müſſe.
Der Miniſter umriß die künftigen Aufgaben. Wenn es der
Weltwirtſchaft allgemein gelinge, auf dem Gebiete der Schulden=
regelung
, des Warenverkehrs, der Zwangsbewirtſchaftung, des
Zahlungsverkehrs und der Stabiliſierung der Währungen ſchnelle
und wirkſame Regelungen zu erzielen, ſo werde damit auch ein
Aufſtieg verbunden ſein. Warmbold erklärte zum Schluß, daß alle
Länder ein gleiches Intereſſe an der Ordnung dieſer Fragen hätten.
Reichsarbeitsminiſter Syrup über die Lage

der Sozialverſicherung.

Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup gab anſchließend Auskunft
über die Lage der Sozialverſicherungszweige. Die Einnahmen der

gaben gegenüber. Für 1932 ergibt ſich gegenüber 1929 ein Aus=
gabenrückgang
von 927 Millionen. Der Rückgang beträgt gegen=
über
1931 allein 651 Millionen. Der Miniſter betonte, daß dieſe
Senkung der Ausgaben nur durch einen ganz ungewöhnlich
ſchweren Eingriff in die Leiſtungen der Sozialverſicherung wäh=
rend
des letzten Jahres möglich geweſen iſt. Im einzelnen betru=
gen
in der Krankenverſicherung im Kalenderjahr 1933 Einnahmen
und Ausgaben 1355 Millionen, ſo daß der Haushalt der Kranken=
verſicherung
bei einem Vermögen von 896 Millionen am Jahres=
ende
ausgeglichen war. Für die Unfallverſicherung ſind die Ein=
nahmen
noch nicht bekannt, die Ausgaben betrugen 340 Millionen.
In der Invalidenverſicherung beliefen ſich die Einnahmen auf
1101 Millionen, die Ausgaben betrugen 1290 Millionen, ſo daß
hier ein Fehlbetrag von 190 Millionen beſteht. Dementſprechend
iſt auch das Vermögen der Invalidenverſicherung zurückgegangen,
da der Fehlbetrag aus Wertpapierverkäufen aufgebracht werden
mußte. Die Angeſtelltenverſicherung hat Einnahmen von 447 Mil=
lionen
, Ausgaben von 263 Millionen und einen Vermögensſtand
von 2077 Millionen. In der knappſchaftlichen Penſionsverſicherung
betrugen die Einnahmen 195, die Ausgaben 197 Millionen. Der
Miniſter ſtellte an Hand dieſer Ueberſicht zuſammenfaſſend, feſt,
daß Invalidenverſicherung und Knappſchaftsverſicherung große
Sorgen machen. Die Reichsregierung iſt, wie er erklärte, augen=
blicklich
dabei, für eine Sanierung dieſer Zweige auf lange Zeit
zu ſorgen. Hinſichtlich der künftigen Entwicklung der Arbeits=
loſigkeit
war der Miniſter perſönlich der Auffaſſung, daß doch wohl
ein Stillſtand der Wirtſchaftskriſe auf Grund der Entwicklung der
Arbeitsloſenzahl feſtgeſtellt werden könne und daß auch die neueſten
Zahlen, die einen Zugang von 169 000 Arbeitsloſen ausweiſen,
nicht negativ zu werten ſeien. Es handele ſich vielmehr um den
normalen Zugang. Allerdings werde die Spitze der Arbeitsloſig=
keit
erſt Mitte Februar erreicht ſein.
Der Reichswirkſchaftsral will gehört werden.
Reichskanzler v. Schleicher empfing geſtern die Vorſitzenden
des Reichswirtſchaftsrates, Leipart und v. Siemens, die dem
Kanzler den Wunſch des Reichswirtſchaftsrates vortrugen, bei
den geſetzgeberiſchen Maßnahmen der Reichsregierung in Zukunft
in vermehrtem Umfange wieder eingeſchaltet zu werden. Seit
an Stelle der ordentlichen Geſetzgebung durch das Parlament der
Weg der Notverordnungen beſchritten wurde, hätten die Reſſort=
miniſter
nur noch ſelten ihre Vorlagen dem Reichswirtſchaftsrat
zur Begutachtung zugehen laſſen. Manche Verordnung würde
wahrſcheinlich eine andere Faſſung erhalten und auch Härten ver=
loren
haben, wenn die im Reichswirtſchaftsrat vertretenen Sach=
verſtändigen
der Wirtſchaft und der Konſumenten vorher ihre
Gutachten hätten abgeben können.
Der Reichskanzler ſoll den Darlegungen der Vorſitzenden im
allgemeinen zugeſtimmt und in Ausſicht geſtellt haben, daß der
Wunſch des Reichswirtſchaftsrates erfüllt werden wird.

Die Pykhia der Sklareks geſtorben.
Berlins berühmteſte Hellſeherin. Die Frau, die den Weltkrieg
vorausgeſagt hat. Das Orakel im Kreiſe von Moltke.
In der Körnerſtraße zu Berlin, einer kleinen, ſchmalen
Nebenſtraße alten Berliner Weſtens, lebte ſeit Jahrzehnten Frau
Lisbeth Seidler, deren Haus jahraus, jahrein das Ziel zahl=
reicher
und zum Teil recht angeſehener Ratſuchenden war. Vor
dem Tor dieſes ſchlichten alten Gebäudes hielten faſt täglich,
beſonders aber am Silveſtertage, die eleganteſten Kutſchen und
Autos von Berlin, die zum Teil mit fürſtlichen Kronen geziert
waren. Auch Fürſt Bülow ſoll einmal hierher gekommen ſein,
um mit der Frau zu ſprechen, von der man ihm ſo viel Selt=
ſames
und Aufſehenerregendes erzählt hatte.
Frau Lisbeth Seidler galt nämlich allgemein als die
Phthia Berlins. In der Oeffentlichkeit wurde ihr Name viel=
fach
genannt, als Leo Sklarek vor Gericht erzählte, daß er durch
ſie zu ſeinen großen Geſchäften gekommen war. Sklarek hatte
von dieſer Frau und ihren angeblich fabelhaften Künſten gehört
und war nach ſeinen Worten nur Scherzes halber zu ihr ge=
gangen
, um ſich von ihr die Zukunft prophezeien zu laſſen. Sie
forderte ihn auf, einen beſtimmten Weg nach dem Bahnhof
Zoologiſchen Garten zu machen. Dort werde er einen Mann
treffen, durch den er ein großes Vermögen verdienen werde.
Sklarek folgte dieſer Weiſung und lernte tatſächlich dort durch
Zufall einen Mann namens Novarra kennen, der damals der
Direktor der Berliner Kleider=Beſchaffungs=Geſellſchaft war, und
durch den die Sklareks ihre umfangreichen Beziehungen zu der
Stadt Berlin bekommen haben. Aus dieſer Bekanntſchaft ent=
wickelte
ſich das Rieſengeſchäft, da die Sklareks die Kleider= Be=
ſchaffungs
=Geſellſchaft übernahmen. Die Sklareks wurden tat=
ſächlich
, wie die Pythia ihnen prophezeit hatte, reich und
konnten ſich Villen bauen. Daß ſie aber dafür ins Zuchthaus kom=
men
würden, hatte ihnen die Hellſeherin nicht vorausgeſagt. Von
dieſem Augenblick an unternahmen die Sklareks kein Eeſchäft,
ohne ihre Pythia zu befragen. Das Gericht hielt dieſe Ver=
bindung
der Betrüger mit der Hellfeherin für ſo wichtig, daß
ſie als Zeugin geladen wurde. Frau Seidler war aber krank
und konnte der Ladung nicht Folge leiſten. Das Gericht begab
ſich darum zu der Pythia Berlins, in deren Wohnung meh=
rere
Stunden lang der Sklarekprozeß verhandelt wurde. Seit
dieſem Vorfall konnte ſich die ſchwer herzkranke Frau nicht mehr
erholen. Beſucher wurden nicht mehr angenommen. In dem
Haus in der Körnerſtraße wurde es ſtill.
Den großen Ruf erlangt Frau Seidler durch ein ſeltſames
Ereignis. In der Silveſternacht zum Jahre 1910 teilte ſie im
Trance mit, daß im Jahre 1914 ein ungeheurer Krieg aus=
brechen
würde, und daß Deutſchland in dieſes gewaltige Völker=

ringen hineingezogen werden würde. Nun war der damalige
Chef des Generalſtabes der Armee Helmuth von Moltke okkul=
tiſtiſchen
Beſtrebungen zugeneigt. In ſeinem Hauſe verkehrten
Anhängerinnen der chriſtlichen Wiſſenſchaft, Engländerinnen und
Amerikanerinnen, ſowie die Jünger des Theoſophen Rudolf
Steiner. Frau Seidler gehörte gleichfalls zu dieſem Kreiſe der
chriſtlichen Wiſſenſchaft, und ſo kam es, daß ſie auch zu Moltke
in Beziehung trat und während der Wochen ſeiner Tätigkeit
als Generalſtabschef im Weltkriege ihm allerlei Dienſte leiſtete.
Als Moltke am 14. September 1914 von ſeinem Amte zurücktrat
und nach Berlin zurückkehrte, widmete er ſich wieder vielfach)
den okkultiſtiſchen Beſtrebungen bzw. den Lehren der chriſtlichen
Wiſſenſchaft. Nach ſeinem Tode am 18. Juni 1916 war die
große Rolle, die Frau Lisbeth Seidler geſpielt hatte, zu Ende.
Trotzdem wurde ſie noch oft von hervorragenden Perſönlichkeiten
der Berliner Geſellſchaft um Rat angegangen, denn ſie war nicht
irgendeine Kartenlegerin, die für ein paar Pfennige die Zukunft
vorausſagte, ſondern ſie war ſtolz darauf, die Pythia der
Berliner Hofgeſellſchaft und überhaupt der oberen Tauſend zu
ſein, deren Reichtum und hoher Rang die Menſchen nicht vor
dem Aberglauben bewahrte. Die Pythia hätte viel erzählen
können, denn ſie wußte um alle Geheimniſſe des Hofadels, aber
ſie ſchwieg bis zum Tode.

Paula Müller=Otfried.
Anläßlich des Ausſcheidens der Vorſitzenden des Deutſch= Evan=
geliſchen
Frauenbundes, Frau D. Paula Müller=Otfried aus dem
politiſchen Leben, iſt eine Würdigung ihrer parlamentariſchen Ar=
beit
erſchienen von der Hand Annegrete Lehmanns. Wir geben
daraus wieder:
Als Paula Müller=Otfried im Jahre 1920 in den erſten
nachrevolutionären Reichstag gewählt wurde, war ihre Perſön=
lichkeit
für die gebildete Frauenwelt Deutſchlands längſt ein feſt
umriſſener Begriff. Der Deutſch=Evangeliſche Frauenbund, die auf
evangeliſcher Grundlage ſich aufbauende Frauenbewegung, ſah in
ihr ihre Führerin. Als Inhaberin wichtiger kirchlicher Aemter
wirkte ſie bereits damals an dem Neuaufbau unſerer evangeliſchen
Kirche mit. Alles in allem eine Arbeit von höchſter Verant=
wortung
, für die ihr ſpäter die Würde des theologiſchen Ehren=
doktors
von der Univerſität Göttingen verliehen wurde. So war
es durchaus begreiflich, daß man von ihrem Eintritt in das Par=
lament
auch etwas Beſonderes erwartete. Ein Ueberblick über ihre
zwölf Jahre umfaſſende parlamentariſche Tätigkeit zeigt, daß ihr
Wirken dieſe Erwartungen keineswegs enttäuſcht hat, daß ſie
vielmehr zu den nicht allzu zahlreichen Frauen gehört, die der von
ihr geleiteten Arbeit ihren Stempel aufzudrücken vermögen.
Herangewachſen in einem geiſtig angeregten Hauſe, durch die
Freundſchaft mit der Tochter des nationalliberalen Führers von
Bennigſen, politiſchen Fragen ſchon in jungen Jahren mit ganz
beſonderem Intereſſe zugewandt, durch den Tod der Mutter früh=
zeitig
mit der Führung eines großen Haushalts betraut, durch

weite Reiſen mit dem Vater den Blick weitend, entwickelte Paula
Müller=Otfried die ihr gewordene Führerbegabung in überaus
glücklicher Weiſe. Ihr gut geſchulter Verſtand ließ ſie Großes und
Kleines, Weſentliches und Unweſentliches ſtets klar voneinander
ſcheiden, ihre Gewandtheit im Umgang mit Menſchen auch die
ſchwierigſten Situationen meiſtern. Das wurde in der parlamen=
tariſchen
Arbeit beſonders deutlich.
Die ſtenographiſchen Sitzungs= und Ausſchuß=Berichte ſowie
die Anträge des Reichstags von 1920 bis 1932 ſprechen eine be=
redte
Sprache über Paula Müller=Otfrieds Wirken. Und doch wird
damit nur ein Teil ihrer Leiſtungen im Reichstag erfaßt. Wer mit
ihr in ihrer Fraktion zuſammengearbeitet hat, weiß, wie ſehr ihr
Wort in die Waagſchale fiel. Niemanden zuliebe oder zuleide,
rein beſtimmt von der Sache, gab ſie ihren Rat. Sie ging von
ihren Grundſätzen nie ab und bekannte ſich gerade dann offen zu
ihnen, wenn ein beſonderer Mut dazu gehörte, und manch andere
ſich ſcheuten, ſich zu exponieren. Durch dieſe Haltung gewann ihr
kluger Rat noch beſonders an Bedeutung.
Nun iſt am 6. Dezember der neue Reichstag zuſammengetreten,
der erſte, in dem Paula Müller=Otfried fehlt. Die Frage, wie man
ihre wertvolle Mitarbeit überhaupt erſetzen will, läßt ſich ſchwer
beantworten.
Das Amar=Quarkekt in der Mainzer Liederkafel.
Die Programmgeſtaltung eines Muſikpereins wie der Main=
zer
Liedertafel iſt gewiß vorwiegend von Zufälligkeiten beſtimmt.
Um ſo mehr darf man ſich freuen, wenn es möglich wird, zwei
führende Streichquartettvereinigungen, die Wendlings und die
Amars, ſo kurz nacheinander zu hören. Sind es doch Exponenten
der beiden großen Richtungen unſerer zeitgenöſſiſchen Muſik, des
Klaſſizismus und des Modernismus in ſeiner poſitiven, aufbau=
enden
Geſtalt. Stehen auch die Mitglieder des Amar=Quartettes
jeder einzeln für ſich an muſikaliſchem Range den Stuttgarter
Zunftgenoſſen ſicherlich nicht nach, ſo eignet ihrer Geſamtheit doch
nicht die ideale Klangſyntheſe, mit der jene immer wieder gefan=
gen
nehmen. Ihr Strich hat nicht die Wärme und weiche Rundung.
er iſt ſtrenger, herber, und damit auch kühler als bei den Wend=
lings
. Die Vortragsfolge des vorgeſtrigen Konzertes bot hin=
reichende
Vergleichsmöglichkeiten. Am Anfang ſtand ein Quartett
von Hindemith (op 22) in ſeiner techniſchen Struktur höchſt inter=
eſſant
, doch ohne ſeeliſche Tiefenwirkung. Es folgte das Regerſche
Trio in D=Moll (op. 141 b), von dem der melodiöſe Mittelſatz am
ſchönſten dargeboten wurde. Und zum Schluſſe das große Streich=
quartett
Nr. 3 in 4=Dur (op. 41) von Schumann. Hier kamen die
Unterſchiede gegenüber dem Wendling=Quartett am eindringlich=
ſten
zum Bewußtſein, und damit die ſchwache Seite des Amar=
Quartetts: trotz aller virtuoſen Beherrſchung und muſikantiſchen
Hingabe vermißte man die ſeeliſche Durchdringung und das
romantiſche Gefühlsmoment: dieſer Schumann wurde ſeines eigent=
lichen
Schmelzes einigermaßen entkleidet und zu einer reichlich
ſachlich=kühlen modernen Angelegenheit umfriſiert, die doch allzu
fremd anmutet. Der Saal. der beim Wendling=Konzert reſtlos be=
ſetzt
war, zeigte auffallend viele Lücken. Die Leitung der Lieder=
tafel
wird daraus ihre Schlüſſe ziehen können.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 13

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Januar 1933

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Die Beerdigung findet am Samstag, den 14. Januar,
nachmitags 234 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine innigſt=
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Gattin, unſere treubeſorgte, herzensgute
Mutter, Schwiegermutter und Großmutter, unſere
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Frau Sophie Neuroih
geb. Bönſel.
nach längerem. mit Geduld ertragenem Leiden, im
68. Lebensjahr zu ſich zu rufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Wilhelm Neuroth
Kinder und Enßel.
Darmſtadt, Ahaſtr. 10.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 14. Jan
1933, nachmittags um 2 Uhr, auf dem Waldfriedhof
ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir Abſtand zu nehmen.

Statt Karten.
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Am 12. d8. Mis. verſchied nach langem ſchweren, mit
großer Geduld ertragenem Leiden, meine liebe Frau,
unſere herzensgute, treuſorgende Mutter, Schwieger=
mutter
, Großmutter, Tochter, Schweſſer, Schwägerin
und Tante
Frau Kath. Roſa Becker
geb. Schreck
im Alter von 48 Jahren.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
Karl Becker und Kinder
Friedr. Hauck und Frau
A. Tybelski und Sohn
Auguſf Becker.
Darmſtadt, Berlin, Arbeilgen, den 12. Januar 1933.
Magdalenenſtr. 15.
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Die Beerdigung findet am Samstag, den 14. Januar,
nachmitags 2 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.

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Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, am Donnerstag morgen
um 814 Uhr unſer aller Sonnen=
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im Alter von 2 Jahren zu ſich zu
nehmen.
In tiefem Schmerze:
Familie Fritz Aberle.
Darmſtadt, 12. Januar 1933.
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Die Beerdiguna findet Samstag
nachmittag 3½ Uhr auf dem Wald=
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Freftag, 13. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 13 Seite 5

Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 13. Januar 1933.
Freiwilliger Arbeiksdienſt.
EPH. Es iſt gewiß ſehr erfreulich, daß auch in Heſſen der
Freiwillige Arbeitsdienſt bei der Jugend großen Anklang gefun=
den
hat. Hin und her ſind im Lande Arbeitslager konfeſſioneller
und allgemeiner Art entſtanden. Es iſt dies um ſo erfreulicher,
wenn man auf den Zweck der Arbeitslager achtet, wie ihn die
Verordnung der Reichsregierung vom 16. Juli ins Auge faßt. Der
F. A.D. hat hiernach einen erziehlichen Zweck. Es handelt ſich dem=
gemäß
einmal um die Gewöhnung an die Arbeit und damit, da
ſich die Arbeiten der männlichen Arbeitslager in der Natur voll=
ziehen
, um körperliche Ertüchtigung und ſodann um den rechten
Sinn der Arbeit. Der letztere beſteht darin, daß man durch ſeine
Tätigkeit der Geſamtheit dient. Ein weiterer, überaus wichtiger
Zweck iſt die Pflege der Gemeinſchaft. Die Mitglieder des Lagers
gehören den verſchiedenſten Ständen, Berufsarten und politiſchen
Richtungen an und haben verſchiedene religiöſe Anſchauungen. Die
gemeinſame Tätigkeit ſoll verbindend für einander ſorgend, ein=
ander
verſtehend und ſich gegenſeitig erziehend wirken. Daß natür=
lich
dieſe edlen Beſtrebungen nicht ohne Pflege des geiſtigen
Lebens möglich ſind, liegt auf der Hand. Man unterſcheidet des=
halb
einen Träger der Arbeit und einen Träger des Dienſtes.
Träger der Arbeit ſind bei en, Lagern ev Gemeinden. ev. Ver=
eine
oder einzelne Perſonen, Träger des Dienſtes Pfarrer Ver=
treter
der Inneren Miſſion und einzelne, vom Träger der Arbeit
ausgewählte Perſönlichkeiten. Ev. Lager ſind da einzurichten, wo
es ſich um Arbeiten auf Kirchengut handelt oder um Arbeiten, die
einer ev. Gemeinde oder Anſtalt zugute kommen ſollen. Träger der
Arbeit ſind bei allgemeinen oder neutralen Lagern politiſche Ge=
meinden
, interkonfeſſionelle Vereine oder einzelne Perſonen. Als
Träger des Dienſtes bietet ſich hier das heſſiſche Handwerk an.
Wenn von letzteren auch Pfarrer herangezogen worden ſind, ſo iſt
dies durchaus verſtändlich, und weiter wünſchenswert, denn ge=
rade
der Pfarrer hat das Bedürfnis, bei der Pflege des inneren
Lebens mitzuarbeiten, nicht durch religiöſe Vorträge, ſondern
durch Vorträge belehrender und charakterbildender Art, konfeſſio=
nelle
und politiſche Einwirkungen auf die Lagergenoſſen ſcheiden
nach der Verordnung aus. Man weiß, daß ein Arbeitslager nur
dann ſich wirklich ſegensreich für die Teilnehmer entwickeln kann,
wenn geeignete Führer vorhanden ſind. Auf die Heranbildung ſol=
cher
iſt deshalb beſonders Wert zu legen. Die Errichtung von
Führerſchulen, die an Arbeitslager angegliedert werden, iſt drin=
gend
nötig. Stehen die Arbeitslager, ſoweit ſie allgemeiner Art
ſind, unter keiner beſtimmten Weltanſchauung, ſo iſt dieſe jedoch
bei der Ausbildung von wertvollen Führern unerläßlich. Führer.
die von der chriſtlichen Weltanſchauung durchdrungen ſind und
aus ihr ihre Kraft ſchöpfen, werden es an vorbildlichem Leben,
treuer Mitarbeit und verſöhnlichem Weſen nicht fehlen laſſen. Es
wird deshalb der ev. Kirche ein ernſtes Anliegen ſein, Führer her=
anzubilden
und dieſe den allgemeinen Arbeitslagern, die im In=
tereſſe
der Volksgemeinſchaft durchaus zu fördern ſind. zur Ver=
fügung
zu ſtellen.
Bezüglich der Organiſation iſt zu erwähnen, daß jede evang.
Landeskirche einen von ihr Beauftragten hat, der hinſichtlich der
Einrichtung von Arbeitslagern Rat erteilt und die Intereſſen ev.
Arbeitgeber beim zuſtändigen Landesarbeitsamt vertritt. Für
B.
Heſſen iſt dies der Direktor der Inneren Miſſion.

* Perſonalveränderungen im Auswärtigen Amt. Der Reichs=
präſident
hat den Geſandtſchaftsrat 1. Klaſſe Dr. Fabricius
zum Botſchaftsrat bei der Botſchaft in Antara ernannt.
Verſetzung in den Ruheſtand. Am 7. Januar 1933 wurde
der Vermeſſungsrat Georg Holler zu Darmſtadt auf Grund
der Beſtimmungen in Artikel 35 des Geſetzes über die Ruhegehalte
der Staatsbeamten vom 18. Dezember 1923 in den einſtweiligen
Ruheſtand verſetzt vom 1. Februar 1933 ab.
Freunde der Darmſtädter Realanſtalten. Samstag, den
14. Januar, abends, Jahreshauptverſammlung. Anſchließend ge=
mütliches
Zuſammenſein.
Die Stadtverwaltung ſchreibt uns: Es iſt uns bekannt ge=
worden
, daß Gerüchte in der Stadt umgehen, die Garantie=
haftung
der Stadtgemeinde für die Städtiſche
Sparkaſſe ſei aufgehoben worden. Wahrſcheinlich ſind dieſe
Gerüchte mit der Tatſache in Verbindung zu bringen, daß die
Städtiſche Sparkaſſe ſeit 1. Januar eine ſelbſtändige Körperſchaft
des öffentlichen Rechts geworden iſt, wie alle öffentlichen Spar=
kaſſen
im Deutſchen Reiche. Dieſe Aenderung in der Rechtsſtel=
lung
der Städtiſchen Sparkaſſe, die auf geſetzlichen Anordnungen
der Reichsregierung und der heſſiſchen Regierung gerade im
Intereſſe der Sparer erfolgt iſt, hat aber keineswegs
eine Beſeitigung der Haftung der Geſamtgemeinde für die Ver=

in dieſer Beziehung vollkommen unbegründet ſind.
Schauſpieler Kurt Weſtermann wird uns, vom Sprach=
verein
gebeten, nächſten Dienstagabend im Feſtſaale des Real=
gymnaſiums
mit den Werken eines luxemburgiſchen Dichters be=
kannt
machen. Dr. Nikolaus Welter, den Profeſſor Dr. Karl
Berger vor einigen Jahren im Tagblatt der Beachtung emp=
fahl
. hat, wie vieſe ſeiner Landsleute, eine zweiſprachige Aus=
bildung
genoſſen; zu Bonn und Berlin hat er ſtudiert, aber auch
zu Löwen und Paris. Welter iſt ſich jedoch der Zugehörigkeit
ſeines Staates zum deutſchen Sprachgebiete gern bewußt und
ſeine Dichtung dient dem geiſtigen Zuſammenhang Luxemburgs
mit Geſamt=Deutſchland. Eine Menge Dramen hat er geſchaffen
(unter denen uns Mansfeld mit dem 2. Aufzuge ins hieſige
Schloß verſetzt); im letzten Goethejahr entſtand. Goethes Huſar
der zum Gegenſtand die Tatſache hat, daß der Dichter 1792 eine
Woche zu Luxemburg weilte. Von dieſem Stücke und aus Wel=
ters
vieltönigen lyriſchen Gedichten wird Weſtermanns geſchätzte
Vortragskunſt ausreichende Proben geben, die uns Welters Be=
deutung
erkennen laſſen. Der Eintritt iſt frei. (Siehe Anzeige.)
Karl Auguſt Neumann, Charakterbariton am Stadttheater
in Leipzig (ein Meiſterſchüler von Profeſſor Beines) wurde nach
erfolgreichen Gaſtſpielen als Rigoletto und Beckmeſſer, ab
Auguſt als Mitglied der Berliner Staatsoper ver=
pflichtet
. Neumann begann ſeine Bühnenlaufbahn 1911 als Chor=
ſänger
(Baß) im Stadttheater zu Freiburg i. Br. Dort lernte
er Profeſſor Beines, der als Muſikdirektor und Geſangslehrer in
Freiburg tätig war, durch deſſen damaligen Schüler, Richard Tau=
ber
, kennen. Nach dem Kriege begann er bei demſelben ſein Stu=
dium
und zwar in den Theaterferien und kam dann von
Baſel, wo er noch Schauſpieler und Sänger war, nach Halle. Bres=
lau
und Leipzig.
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1722 Uhr Uhr. B 12.
Die Meiſterſinger von Nürnberg. Pr. 0.705.50 Kleines Haus Freitag,
13. Januar Anf. 19½, Ende geg. 221 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60 u. 0.90 Mk.
Der Datterich. Samstag,
14. Januar Anf. 20, Ende nach 22½ Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.603.50 Mk.
Der Muſtergatte Gtce
15. Januar 92134 Uhr. Zuſ.=M. IV5
Preiſe 0.703.80 Mk.
Pygmalion.

* Die Reichsbehörden und Darmſitadt.
hände weg von der Oberpoſtdirekkion und dem Landesfinanzamk in der Haupkſtadt des Heſſenlandes!

Immer noch Erwägungen?
Uns wird geſchrieben:
Wie man hört, iſt über die geplante Verlegung von Reichs=
behörden
aus Darmſtadt immer noch nicht das letzte Wort ge=
ſprochen
. Reichspoſt und Reichsfinanzminiſterium ſollten ſich
allerdings mit der Unruhe und der Reichsverdroſſenheit begnü=
gen
, die ſie im Heſſenlande und in Darmſtadt bereits erzeugt
haben.
Es werden heute für dieſe Verlegungen und Zuſammen=
legungen
natürlich immer die bekannten Erſparnisgründe ange=
führt
. Sie mögen eben auch wirklich ausſchlaggebend ſein.
Es kommt aber auch wieder die Zeit, die keine außerge=
wöhnlichen
Verhältniſſe und Sparmaßnahmen kennt und
zu kennen braucht. Beide Reichsbehörden werden ſich dann
wieder vergrößern. Sie ſind dann aber aus Heſſens Haupt=
ſtadt
weg und werden nie wieder zurückzuholen ſein.
Iſt es auch wirklich eine Sparmaßnahme, immer mehr Menſchen
auf die Straße zu ſetzen? Das Ziel müßte gerade in der heutigen
Zeit doch ſein, möglichſt viele Menſchen wieder in geregelte Be=
ſchäftigung
zu bringen!
Wir wollen alle den vollkommenen deutſchen Einheitsſtaat.
und er wird auch einmal kommen, nachdem die Rückſichten auf
die angeſtammten Fürſtenhäuſer ſeit der Staatsumwälzung von
1918 weggefallen ſind. Wird aber das Drängen und das Sehnen
aller guten Deutſchen nach der größeren und vollkommenen Ein=
heit
des Reiches gefördert werden, wenn man heute ſchon ſolche
Angriffe und Eingriffe, wie ſie die Verlegung der genannten
Reichsbehörden wären, zugunſten des größeren und ſtärkeren
Nachbars erfährt? Die vollkommene Einheit des Reiches ſetzt ein
Herabſinken der heutigen Länder des Reiches zu Reichspropinzen
voraus, und für Heſſen und Darmſtadt iſt da die große Frage,
welche Rolle beide in dem zukünftigen Einheitsſtaate ſpielen
ſollen können.
Niemand hat bis jetzt einen Vorſchlag machen können, der
Darmſtadt und dem heſſiſchen Gebiet die Geltung läßt, die
ſie heute beſitzen.
Solange in dieſer Frage keine glückliche und einigermaßen be=
friedigende
Löſung gefunden iſt, wird der Gedanke der vollkom=
meneren
Einheit des Reiches gerade in unſerer Gegend wenig
Freunde werben und Fortſchritte machen können. Wie man in
Frankfurt und in Preußen den Gedanken der Reichseinheit wei=
ter
vortreiben will, zeigen uns heute ſchon die Pläne der Reichs=
poſt
und der Reichsfinanzverwaltung! Heſſen=Darmſtadt
und Heſſen=Naſſau gehören heute politiſch noch
nicht zuſammen, und doch glaubt man dem Heſſenlande zu=
muten
zu können, ſeine Oberpoſtdirektion und ſein Landesfinanz=
amt
künftig in Frankfurt zu ſuchen! Berührt es nicht
ſchon eigentümlich genug, daß es ein Landesarbeitsamt Heſſen
nicht in Darmſtadt, ſondern in Frankfurt gibt, und daß zu dem
Arbeitsamt Frankfurt 24 heſſen=darmſtädtiſche Orte gehören, dar=
unter
12 im Kreiſe Friedberg und 9 im Kreiſe Offenbach? Mögen
die 24 heſſiſchen Orte wirtſchaftlich auch nach Frankfurt neigen,
ſo gibt uns nachdem man heute mit den genannten Verlegungen
ſpielt, die Sache doch etwas zu denken!
Frankfurt iſt in den letzten Jahrzehnten raſch gewachſen.
Sein Wachstum verdankt es aber nicht nur ſeiner günſtigen Lage

eunftien die i eneanehaid eige er cheit
angedeihen laſſen. Sitz des Regierungspräſidenten iſt es zwar
nicht geworden. Das Generalkommando aber wurde ihm vor dem
Kriege das Kaiſerpreisſingen ſollte in Frankfurt eine dauernde
Einrichtung werden, und jetzt ſollen die heſſiſche Oberpoſtdirek=
tion
und das Landesfinanzamt dort ihren dauernden Sitz erhal=
ten
. Man möchte faſt ſagen: Wo Tauben ſind, fliegen Tauben zu!
Wenn man ſich in Berlin und Frankfurt das Vorwärts=
treiben
des Reichseinheitsgedankens ſo denkt, wird man
damit in Heſſen und in Darmſtadt wenig Anklang finden.
Das muß einmal deutlich ausgeſprochen werden! Wir fordern
den deutſchen Einheitsſtaat mit weitgehender Selbſtverwaltung
und Sicherung der Eigenart der einzelnen geſchichtlich, kultürlich

und wirtſchaftlich zuſammenhängenden Landſchaften. Darunter
verſtehen wir auch, daß man jeden Verſuch unterläßt, der nur
die Deutung zuläßt, den Schwachen zu unterdrücken. Die Poſt im
Kreiſe Alsfeld und diejenige des Städtchens Wimpfen hat ſchon
immer ihren Verwaltungsmittelpunkt in Darmſtadt gehabt. Ver=
ſpricht
man ſich heute davon eine Förderung des Reiches und
des Reichsgedanken, daß man unter dem Vorwande der Spar=
maßnahmen
alles Behördliche in einer Stadt zuſammenlegt, und
zwar in Frankfurt und nicht in Darmſtadt?
Unter der Großſtadt Frankfurt haben das
heſſiſche Gebiet und die Stadt Darmſtadt ein=
ſchließlich
ihres Geſchäftslebens ſchon immer
gelitten. Die preußiſche Großſtadt Frankfurt ſtützt ſich noch
heute auf ein Hinterland, das zur Hälfte heſſiſch iſt. Deutlich
ſpürten den Druck Frankfurts auch das nahe Offenbach und die
nördlichen Teile der Kreiſe Offenbach und Groß=Gerau. Die Ar=
beiter
und Angeſtellten der großen Geſchäfte und Unternehmun=
gen
Frankfurts wohnten ja ſchon immer vielfach in Orten des
genannten heſſiſchen Gebietes und die Koſten für die Schulen,
in denen die Kinder dieſer Leute unterrichtet wurden, durften
der heſſiſche Staat und die heſſiſchen Gemeinden aufbringen. Die=
ſer
Umſtand war ja mit ein Grund, warum gerade in dieſen
Orten der Gedanke, lebhaft vertreten wurde, die perſönlichen
Koſten auf die Staatskaſſe zu übernehmen, wie dies auch im letz=
ten
Jahrzehnt geſchah. Die großen heſſiſchen Wohngemeinden um
Frankfurt wiſſen natürlich auch, wem ſie das Ausmaß der heu=
tigen
Wohlfahrtslaſten verdanken.
Nun zu Offenbach und Mainz! Offenbach hatte eigentlich
nur einmal einen wirklichen Vorteil von der unmittelbaren Nähe
Frankfurts und zwar damals (1828 bis 1835), als die Frank=
furter
Meſſe nach Offenbach auswanderte. Als die Eiſenbahnen
aufkamen wünſchte Offenbach an einem Hauptſchienenweg zu
liegen, während Frankfurt vor allen Dingen die Möglichkeit zu
unterbinden ſuchte, daß ſich Offenbach wieder zu einem zu fürch=
tenden
Nebenbuhler, wie zur Zeit der Offenbacher Meſſe, aus=
bilden
könne.
Das reiche Frankfurt ſetzte auch ſeine Wünſche im weſent=
lichen
durch.
Alle Bahnen, die gebaut wurden, nahmen in Frankfurt ihren
Ausgangspunkt. Frankfurt legte damals den Grund zu ſeiner
Stellung als Eiſenbahnmittelpunkt des Rhein=Main=Gebietes.
Die Bahn von Frankfurt nach Hanau wurde auf dem rechten
Mainufer vorbeigeführt. Offenbach erhielt lediglich eine Ver=
bindungsbahn
nach Frankfurt (1847), die heute zur Pendelbahn
OffenbachSachſenhauſen gewordene Lokalbahn. Erſt 1870 er=
hielt
die größte heſſiſche Fabrikſtadt mit der Bahn Frankfurt
Offenbach-Hanau die Bahn, die ſeiner Bedeutung angemeſſen
war. Offenbach war 1868 vertraglich zugeſichert worden, daß alle
Züge der Bebraer Bahn in ſeinem Bahnhofe zu halten hätten.
Man hat aber auch dieſen Vertrag zu umgehen oder zu durch=
löchern
verſtanden. Frankfurt hat in den letzten Jahren auch die
Verſorgung Offenbachs mit Gas übernommen. Sein Elektrizi=
tätswerk
hat Offenbach wieder zurückgenommen, weil dies noch
möglich war, und weil die erhofften Vorteile nicht eintraten.
Aehnlich wie Offenbach früher hatte auch Mainz ſchon über
Benachteiligung auf dem Gebiete des Eiſenbahnweſens zu klagen.
Mainz ſah nur in Wiesbaden den Bevorzugten.
In den letzten Jahren hat die Reichsbahn anerkennenswer=
terweiſe
eine beſſere Verbindung Offenbachs mit Darmſtadt her=
geſtellt
, und zwar in der Weiſe, daß man den Frankfurter Haupt=
bahnhof
nicht mehr zu berühren braucht. Die raſcheſte Verbin=
dung
über Frankfurt=Süd=Louiſa beanſprucht 53 Minuten, die
ſchlechteſte 1 Stunde 22 Minuten. Sollte es bei allſeitig gutem
Willen nicht möglich ſein, alle Fahrzeiten auf 53 Minuten herab=
zudrücken
?
So ſehen wir, daß unſer Heſſenland und ſeine
Hauptſtadt ſchon immer mehr oder weniger unter
dem Drucke Frankfurts ſtanden, und es iſt jetzt
gewiß nicht die Zeit, die Stellung Frankfurts
durch Verlegung von Reichsbehörden die gegen=
wärtig
in Darmſtadt zweckmäßig untergebracht
ſind, noch zu ſtärken. Hier handelt es ſich um die
Wahrung des Wohles des ganzen Heſſenlandes,
und deshalb kann es nur heißen:
Hände weg von der Oberpoſtdirektion und dem Landes=
finanzamt
in Darmſtadt, der Hauptſtadt des Heſſenlandes!

Das Nokrufkommando des Polizeiamkes Darmſtadk.
301 Alarmierungen im Jahre 1932.
Das Notrufkommando des Polizeiamtes hat den Zweck.
überall dort, wo Menſchen oder Eigentum in Gefahr ſind, die erſte
polizeiliche Hilfe auf dem ſchnellſten Wege zu bringen. Von wo
auch immer ein Anruf erfolgte, nach kurzer Zeit, kaum 34 Mi=
nuten
nach dem Anruf. war das Kommando zur Stelle. Es iſt da=
her
auch bei der Ruhe und Ordnung liebenden Bevölkerung eine
gern geſehene Einrichtung. Im Jahre 1930 erfolgten 358. 1931 353
und 1932 301 Alarmierungen. Brände, Schlägereien. Verkehrs=
unfälle
. Einbruchsdiebſtähle und ſonſtige Störungen der öffent=
lichen
Ordnung waren die Urſache des Einſatzes. Unbegründete
Alarmierungen ſind nur vereinzelt vorgekommen. Oft liegt es nur
an den bedrohten Perſonen ſelbſt, daß ſie den Schutz des Notruf=
kommandos
nicht in Anſpruch nehmen. Unter Tel.=Nr. 3556 bis
3359 iſt es jederzeit erreichbar und innerhalb der Stadt in 34
Minuten zur Stelle. Sobald ein Notrufkommando ausrückt. tritt
ein anderes Kommando an deſſen Stelle, ſo daß jederzeit ein Not=
rufkommando
zur Verfügung ſteht.
Schnelles Eintreffen am Tatort iſt die erſte Vorausſetzung für
erfolgreiches Arbeiten des Notrufkommandos. Wenn die Alarm=
glocke
ertönt, ſtürzen die Beamten auf den immer bereitſtehenden
Wagen und fahren in einer knappen Minute ab. Leider wird ſei=
tens
des Darmſtädter Publikums ſehr oft dem Notrufwagen nicht
rechtzeitig und genügend Platz gemacht. Dadurch wird das Ein=
treffen
am Tatort verzögert. Wenn in den Straßen die Signal=
glocke
des Notrufwagens ertönt, ſollte jedermann wiſſen, daß Ge=
fahr
im Verzuge iſt und die Fahrbahn freigemacht werden muß.

Sektion Darmſtadt des D. u. Oe. Alpenvereins. Es ſei noch=
mals
darauf hingewieſen, daß heute abend 8 15 Uhr in der Aula
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums Frau Dr. Nau über ihre Hoch=
touren
bei Zermatt und im italieniſchen Naturpark ſpricht. Die
Mitglieder der Sektion Starkenburg und eingeführte Gäſte ſind
willkommen.
Volksbühne. Zu der Sonntag, den 15. Januar 1933, im
Großen Haus des Heſſiſchen Landestheaters zum Beſten der Darm=
ſtädter
Winterhilfe ſtattfindenden Morgenfeier, in der der elektro=
akuſtiſche
Neo=Bechſtein=Flügel, die neueſte Erfindung des Phy=
ſikers
Prof. Dr. Nernſt, vorgeſpielt und erläutert wird (am Flügel
Kapellmeiſter Kaſelitz. Mitwirkende: Inger Karen Dr. Heinrich
Allmeroth und Johannes Drath), erhalten die Mitglieder der
Volksbühne an der Kaſſe des Großen Hauſes gegen Vorzeigen der
Mitgliedskarte Preisermäßigung.
Der Verein ehem. Landwirtſchaftsſchüler Darmſtadt ver=
anſtaltet
am kommenden Sonntag in Gräfenhauſen b. D. nachm.
2.30 Uhr, im Gaſthaus Darmſtädter Hof einen Vortrag, wobei
Herr Oberveterinärrat Dr. Roßkopf=Gießen über das freiwillige
Tuberkuloſeverfahren in Heſſen ſprechen wird. Anſchließend wird
der lehrreiche Film Die Tuberkuloſe des Rindes und ihre Be=
kämpfung
vorgeführt. Alle Intereſſenten dieſes Referates ſind
zu deſſen Beſuch herzlich eingeladen.
Volkshochſchule. Zur Aufführung des Datterich am
Freitag, den 13. Januar, ſowie zur Vorführung des elektro=
akuſtiſchen
Neo=Bechſtein=Flügels am Sonntag, den
15. Januar, im Landestheater erhalten unſere Mitglieder er=
mäßigte
Karten auf unſerer Geſchäftsſtelle.

Iſt die Kirche unpolikiſch?

Das Landeskirchenamt bittet um Veröffentlichung nachſtehen=
der
Mitteilung: Unter der Ueberſchrift. Iſt die Kirche unpolitiſch?
hat der Deutſche Freidenkerverband, Geſchäftsſtelle Frankfurt a. M.)
in größerem Umfange in Heſſen ein Flugblatt gegen die Kirchen
verbreitet, in dem u. a. angeführt wird, daß in Pfungſtadt bei
Darmſtadt vor einigen Wochen eine Nazi=Bannerweihe‟
in der evangeliſchen Kirche unter Teilnahme der uniformierten
SA. vorgenommen worden ſei.
Dieſe Darſtellung iſt unwahr und eine grobe
Irreführung der Oeffentlichkeit.
Nach den in Pfungſtadt erhobenen Feſtſtellungen iſt weder in
der evangeliſchen Kirche noch an einem anderen Orte in Pfung=
ſtadt
eine Nazifahne oder ein Nazibanner von einem Geiſt=
lichen
geweiht, noch iſt überhaupt von ſeiten der Nationalſozialiſten
in Pfungſtadt an einen Geiſtlichen das Anſinnen zur Vornahme
einer Fahnen oder Bannerweihe geſtellt worden
Der Deutſche Freidenkerverband hat den am 16. Oktober 1932
von den Nationalſozialiſten in Pfungſtadt ohne Fahne und
ohne Banner erfolgten gemeinſamen Kirchgang und
die Teilnahme derſelben Nationalſozialiſten an einer am Toten=

hetzen.
Da eine Richtigſtellung der erfundenen Darſtellung durch den
Herausgeber des Flugblattes nicht zu erwarten iſt, erfolgt hier=
mit
Richtigſtelkung und Kennzeichnung des genannten Verbandes
durch die Tagespreſſe.
D. Diehl.
Die Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft hat für näch=
ſten
Mittwoch, den 18. Januar, Frank Thieß, den ausge=
zeichneten
Dichter, deſſen Romane die größten Auflagen erreicht
haben, zu einem Vortragsabend gewonnen. Die Veranſtaltung, die
Mittwoch, 8 Uhr, im Feſtſaal der Loge ſtattfindet, wird größtes
Intereſſe erregen. Der Vorverkauf bei Buchhandlung Bergſträßer
iſt eröffnet.
Der Deutſche Abend des Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten,
am Samstag, den 14. d. M., abends 8,15 Uhr, im Feſtſaal der
Krone, erregt in allen Kreiſen, die dem Stahlhelm naheſtehen,
ſtärkſtes Intereſſe Verſchiedene Vereine haben Sondereinladungen
zum Beſuch des Abends ergehen laſſen. Darüber hinaus ſollte jeder,
dem es um die Beſtrebungen, dem deutſchen Volk ſeine Wehrhaftig=
keit
wiederzugeben, ernſt iſt, dieſen Abend beſuchen. Er wird ſich
davon überzeugen können, welcher Art Stahlhelmarbeit iſt, zu
welchen Reſultaten ſie bisher geführt hat und welche Ziele für die
Zukunft Stahlhelmarbeit verfolgt. Neben intereſſanten Filmvor=
führungen
und einem einleitenden kurzen Vortrag werden allerlei
Unterhaltungen geboten, ſo daß der Abend ſowohl für die Mit=
glieder
der Ortsgruppe, für die er werben ſoll, wie auch für
Freunde und Gäſte, viel des Intereſſanten bieten wird. Der Ein=
trittspreis
iſt entſprechend dem Zweck der Veranſtaltung ſo gering
bemeſſen, daß er nur zur Deckung der Unkoſten dient. Karten ſind
im Vorverkauf bei der Buchhandlung Carius, Schulſtraße, und bei
den Mitgliedern der Ortsgruppe zu haben.
Heſſ. Spielgemeinſchaft. Heute abend im Kleinen Haus
zum 40. Male: Der Datterich, als Feſtvorſtellung der Spiel=
gemeinſchaft
zur Feier von Niebergalls Geburtstag. Für die
Vorſtellung gelten die Einheitspreiſe der Spielgemeinſchaft.

Bei Unbehagen
R.
und Schmerz

Das beuährte Sfandandptanohat
und unschädliche Hausmittel.
In allen Apotheken erhäliſich zum Preiße von
Rd9, 0.89, 1.30, 1.88. Nur echt mit dem Namenz,
o9 Arrtte auf jeder Packung.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 13

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Januar 1933

* Baltikum von heute.
Deukſche Kulkur, deutſcher Charakter bleibt im baikenlande. Eindruasvole Erlevnine in Etand u. Leilang. Liedertag. Dieſer bringt in ſeinem erſten Teil wieder Einzelchöre
Der B9A. Hüker des Deutſchkums.

Die Frauenortsgruppe Darmſtadt des V.D.A. hatte in Frau
Henny Pleimes, der Vorſitzenden der Frauenortsgruppe Frank=
furt
a. M., eine Vortragende gewonnen, die außerordentlich leben=
dig
und anſchaulich über Baltikumvon heute zu berichten
wußte. Der Traubeſaal war ſtark beſetzt, da die Ausführungen
der Referentin, die auf Einladung der deutſchen Hilfsverbände in
Eſtland und Lettland eine Vortragsreiſe durchs Baltikum unter=
nommen
hatte, ſtark intereſſierten.
Frau Dr. Koepke bearüßte herzlich die zahlreich erſchie=
nenen
Zuhörer, Frau Pleimes ſprach dann über ihre Erleb=
niſſe
und Eindrücke im Baltikum. Die Geſchichte des Baltikums
wurde zunächſt kurz geſtreift. Das Baltikum gehöre nicht zu dem
Grenzlanddeutſchtum, da es aber ſchickſalhaft mit Deutſchland ver=
bunden
ſei, müſſe man verſuchen, es beſonders zu verſtehen. Bal=
tikum
(früher Lipland, Lettland. Eſtland) blickt auf eine 700 jäh=
rige
deutſche Geſchichte zurück. Die heutigen Hauptſtädte Reval
und Riga haben im großen und ganzen die gleiche Geſchichte ge=
habt
. Im Gefolge der Mönche und Kaufleute kam der Zug der
Deutſchritter, die den Grund legten zu dem deutſchen Baltikum. Es
war vor allem uralter weſtfäliſcher Adel. Mit ihm kam der deut=
ſche
Arbeiter, Handwerker, Gelehrte, nicht aber der deutſche Bauer,
da die baltiſchen Provinzen nur auf dem Seewege zu erreichen
waren. Es blieb alſo nur eine Herrenſchicht im Baltikum. Die
deutſchen Einflüſſe der Ordensherrſchaft, die 200 Jahre währte,
waren ſo ſtark, daß der deutſche Einfluß tief eingeimpft wurde,
der auch die zwei Jahrhunderte ſchwediſcher und ſpäter die
zwei Jahrhunderte ruſſiſcher Herrſchaft überdauerte. Unter ruſſi=
ſcher
Hoheit ſetzte erſt mit Alexander III. der Ruſſifizierungszwang
ein. Das Deutſche ſollte unter allen Umſtänden ausgemerzt wer=
den
. 1905 erfaßte dann den Eſten geradezu ein Nationalhaß. Nach
der Deutſchenverfolgung 190507 kam dann ein Wiederaufleben
des Deutſchtums, das durch den Verſailler Vertrag mit einem
Federſtrich wieder zerſchlagen wurde. Eſtländer übernahmen die
Regierung. Deutſche Großgrundbeſitzer wurden enteignet. Erſchüt=
ternde
Tragödien der Armut im Baltikum erlebte man.
Nach dieſer geſchichtlichen Einleitung ſprach Referentin von
ihren eigenen Erlebniſſen und Eindrücken. Nach 44 Stunden
Dampferfahrt, vorbei an den Ruinen Visbys dem früheren
Mittelpunkt des Handels, langte man im Finniſchen Meerbuſen
(auf der Höhe Grönlands) an. Das Publikum auf den Schiffen
war vollkommen international: alle aber ſprachen deutſch: denn
Deutſch iſt die Sprache der Länder um das Baltikum. Es ſei er=
ſtaunlich
, welchen Einfluß Deutſchland heute noch hat und welchen
Eindruck Deutſchlands Tüchtigkeit macht.

val ſind nur noch 2 Prozent der geſamten Bevölkerung deutſch, monie und Germania ſingen werden; ferner je zwei gemiſchte
Deutſchtum vermag ſich dort erſtaunlich durchzuſetzen Mittelpunkt
deutſchen Lebens befindet ſich in Reval im Schwarzhäupterhaus.
Immer und überall ſei die ſchickſalhafte deutſche Not im Bal=
im
Innern. In Reval habe ſich ein deutſches Bürgertum geſund res 1932 von Ansbach bis Debreezin (1000 Kilometer).
erhalten, während der Adel verarmt ſei. Traurig ſei, wie vollkom=
ſeien
. Der Eſte ſei an ſich nicht unſympathiſch, während der Lette. 9 Uhr, im Gaſthaus Zur Poſt in Nieder=Ramſtadt und am
dagegen greulich ſei. Anzuerkennen ſei auch, daß die Schulentwick=
lung
frei ſei, ja die Deutſchen haben im Schulweſen im Baltikum Nutz= und Brennholzverſteigerungen ab. Auf die Anzeige in
Kulturautonomie. Und gerade hier, in Reval, erkenne man ſo Nr. 12 des Darmſtädter Tagblattes wird hingewieſen.
recht den Wert des V.D.A. und ſeiner ſtillen Arbeit.
leben 600 Deutſche. Auf allen Ruſſen liege wie ein Dämon Ruß=
land
, und die dortigen Ruſſen könnten nicht verſtehen, wie ein
Deutſcher Bolſchewiſt ſein könne. Kaum zu faſſen, was die deut=
ſchen
Menſchen in den Kriegsjahren durchzumachen hatten. Deut=
ſchen
Kulturboden ſpürt man auch hier immer wieder. Zurück
ging es dann über Weſenberg, eine frühere deutſche Klein= lern eine für eine Woche gültige Eſſenkarte gelöſt.
ſtadt, wo ſich die Bolſchewiſten ſ. Zt. austobten wo Hunderte
Deutſcher ermordet wurden. Namentlich in Schloß Finn, dem
einzigen deutſchen Betrieb, der einzigen deutſchen Frauenſchule,
wird das Deutſchtum gepflegt und die deutſche nicht zu zer=
ſtörende
Verbundenheit. Höchſte Kultur zeigt ſich hier, trotz
allergrößter Einfachheit (keine Elektrizität, Waſſerleitung uſw.).
Von Pernau dieſem Sonntag in deutſchem Kreiſe, kam Refe=
rentin
nach Dorpat, der alten deutſchen Univerſität über der
unſichtbar ſteht: Vom Weſten empfangend, dem Weſten gebend.
Heute iſt die Univerſität eſtniſch. Aber gerade in Dorpat fühlt ſtadter Mundart: Die Maibowle.
man, wieviel an deutſcher Kultur hier zuſammengeballt iſt.
Referentin ſchloß ihre hochintereſſanten Ausführungen mit
der Schilderung ihrer Eindrücke in Riga, wo die Lettländer gegen
die Deutſchen beſonders gehäſſig ſeien. Aber auch in Riga halte
ſich deutſcher Charakter und Einfluß.
Dem reichen Beifall gab Frau Dr. Koepke noch beredten
Ausdruck.

Aus den Darmſtädker Lichtſpielkheakern.
e Unlenesbetes.
Geheimnis des blauen Zimmers iſt ein ſen=
ſationeller
Kriminalfilm von Erich Philippi, in dem unter der
Regie von Erich Engels eine Reihe der beſten deutſchen Film=
künſtler
mitwirken. Wirklich gute deutſche Kriminalfilme gibt es
wenige. Zu den beſten zählt Das Geheimnis des blauen Zim=
mers
nicht. Zwar, wer Genüge findet am Bau von Spannun=
den
und Rätſeln, an ſenſationellen Löſungen und geheimnisvol=
len
Vorgängen, der wird in dieſem Film auf ſeine Rechnung
kommen. Die Regie hat ſich ihre Aufgabe leicht gemacht. Wohl
gelingt es ihr, eine ganze Reihe ſpannender, geheimnisvoller und
ſenſationeller Szenen zu geſtalten, aber ſie bedient ſich dazu ver=
ſchiedener
Mittel, die mit der Handlung gar nichts zu tun haben,
und die ſie nur hereinzieht, um Spannungsmomente zu erhöhen
oder neu zu ſchaffen. Sie gibt Rätſel auf, deren Löſung ſie dem
Hörer ſchuldig bleibt, weil ſie einzig den Zweck haben ſollen, Ver=

Aus dem Gerichtsſaal.

wirrung in die Handlung zu bringen und die endgültige Löſung
zu erſchweren. So laufen Dinge nebeneinander her, anſtatt, daß
eine von Akt zu Akt geſteigerte Handlung gegeben wird. Dar=
unter
leidet auch das rein Kriminelle, denn auch der zu Rate
gezogene Kriminalbeamte verzichtet darauf. Dingen nachzugehen,
die unbedingt verdächtig ſind, man muß alſo annehmen, daß er
mit dem Filmregiſſeur unter einer Decke ſteckt und um die end=
gültige
Löſung von vornherein weiß. Im übrigen erfüllt der
Film das eingangs Geſagte und hietet ein paar Stunden ſpan.
nende Unterhaltung. Die Darſtellung mit Theodor Loß. Elſe
Elſter, Hans Adalbert v. Schlettow, Paul Henckels und
Oskar Sima in den Hauptrollen iſt gut. Beſonders inter=

eſſant und reichhaltig iſt diesmal das Beiprogramm.

In den Helia=Lichtſpielen, ſieht man heute und folgende
Tage Jenny Jugo und Hans Brauſewetter in dem witzigen und
ſpannenden Kriminal=Tonfilm Zigeuner der Nacht. (Heute
nacht gehts los.)
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
zu bedeutend ermäßigten Preiſen Joan Crawford und Clare
Gable in Verkaufte Liebe‟.
Helia=Film=Morgenfeier. Der am vergangenen Sonntag
mit ſo großem Beifall aufgenommene Kulturfilm der Ufa. Spa=
nien
, wird am kommenden Sonntag, vorm. 11.15 Uhr unwider=
ruflich
zum letzten Male wiederholt. Der intereſſante Film zeigt
die unvergleichliche Schönheit und die eigenartigen Reize dieſes
Sonnenlandes. Jugendliche haben Zutritt.
Reſi=Theater. In dem neuartigen Kriminalfilm Teil=
nehmer
antwortet nicht den das Reſi heute letztmalig zeigt,
ſpielt Guſtan Gründgens zuſammen mit Dorothea Wieck und
Guſtav Dieſſl. Ab morgen läuft 8 Mädels im Boot mit Karin
Hardt und Theodor Loos.
Dante der mittelalterliche Menſch in der
Wende zur neuen Zeit. Ueber dieſes Thema ſpricht Stu=
dienrat
Profeſſor Como an 5 bis 6 Abenden. Er wird
eine Erklärung und Deutung der Göttlichen Komödie mit Ein=
ſchluß
der Monarchie ſowie eine Einführung in Zeit und Zeit=
geſchehen
, Glaube, Philoſophie und Kunſt geben. Der erſte Vor=
trag
findet am Freitag, den 13. Januar, in der Techniſchen Hoch=
ſchule
ſtatt. Intereſſenten wenden ſich an die Volkshochſchule,
Neckarſtraße 3.
Akademiſcher Gottesdienſt. Am kommenden Sonntag, den
15 Januar, findet in der Schloßkirche (Zugang vom inneren
Schloßhof) um 11.15 Uhr wieder ein akademiſcher Gottesdienſt
ſtatt. Hochſchulpfarrer Lic. Dr. Schlink wird über das Thema. Die
Verſuchungsſtunde unſeres Volkes predigen. Auch die Gemeinde
iſt zu dieſem Gottesdienſt eingeladen.
Verwaltungsgerichtshof. Zeughausſtr. 2. Oeffentliche
Sitzung am Samstag, den 14. Januar 1933, vorm 9.15 Uhr=
Klage der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft gegen die Stadt Mainz
wegen Heranziehung zu Kanalbaukoſten.

Tageskalender für Freitag, den 13. Januar 1933.
Union=Theater: Das Geheimnis des blauen Zimmers; Helia=
Lichtſpiele: Zigeuner der Nacht; Palaſt=Lichtſpiele: Ver=
kaufte
Liebe‟. Reſi=Theater: Teilnehmer antwortet nicht
Heaghaus, 20 Uhr: Vortrag Die elektriſche Küche, das Ideal
der Hausfrau. Chriſtengemeinſchaft, Heidelbergerſtr. 14,
20 Uhr: Oeffentlicher Gemeindeabend.

Gokkesdienſt der Iſraelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 13. Januar: Vorabendgottesdienſt 4.45 Uhr
Samstag, 14. Januar: Morgengottesdienſt 8.45 Uhr. Sabbat=
ausgang
5.40 Uhr
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.30, abends 6.00 Uhr.
Dienstag, 17. Januar: Gottesdienſt mittags 12.30 Uhr. Faſt=
tag
der Bruderſchaft.
Gebekszeiken der Iſtgelikiſchen Beligionsgeſellſchaft.
Samstag, 14. Januar: Vorabend 4.25 Uhr. Morgens 8.00 Uhr.
Nachmittags 4.00 Uhr. Sabbatausgang 5.40 Uhr.
Wochentags: Morgens 7.00 Uhr. Nachmittags 4.15 Uhr,

Am. Die Große Strafkammer verhandelte am Donners=
tag
unter Ausſchluß der Oeffentlichkeit lediglich Sittlichkeits=
verbrechen
. Zunächſt gegen einen ſchon erheblich wegen Eigen=
tumsdelikten
und körperlichen Mißhandlungen vorbeſtraften Ar=
beiter
aus Heppenheim, der verſchiedentlich an ſeiner zwölfjährigen
Stieftochter unzüchtige Handlungen vornahm und ſie ſchließlich
eines Nachts mit in den Wald nahm und ſie dort unter Mißhand=
lungen
notzüchtigte. Der Mann, der bei ſeiner Feſtnahme unter
ſtrömenden Tränen alles zugab, ſpielt heute in geradezu unver=
ſchämter
Art und Weiſe den ungerecht Beſchuldigten, der nur an
die gute und einwandfreie Erziehung des verdorbenen Mädchens
gedacht habe, und der hier ſtehe und frei und offen die Wahrheit
ſage. Er geht ſo weit, zu behaupten, er habe das Mädchen nur an=
gefaßt
, um ihr Wiſſen zu erproben‟. Bei dieſer Art ſeines Auf=
tretens
iſt das Gericht nicht imſtande irgendwelche ſtrafmildern=
den
Gründe zu finden, und verurteilt ihn zu insgeſamt zweiein=
halb
Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrver=
luſt
. Der Angeklagte muß ſchließlich von zwei Beamten abgeführt
werden, und man hört noch längere Zeit ſein erboſtes Geſchrei durc
die Gänge des Gerichtsgebäudes ſchallen.
Der zweite Angeklagte, ein Arbeiter aus Hofheim, iſt gerade
das Gegenteil. Auch er hat ein paarmal unzüchtige Hand=
lungen
an einem 11jährigen Nichtchen ſeiner Frau und einem
eigenen neunjährigen Kuſinchen vorgenommen, gibt aber alles zu
und iſt ſelber voll Reue über ſeine Taten. Er ſei durch die Un=
treue
ſeiner Frau, die mit einem Untermieter ein Verhältnis an=
gefangen
hatte, dazu getrieben worden. Die Strafe von neun
Monaten Gefängnis, auf die das Gericht unter Zubilligung mil=
dernder
Umſtände und Anrechnung von einem Monat Unter=
ſuchungshaft
erkennt, nimmt er ſofort an.

44
A
9

S

L-Ehältlich in Apothteken Dngerien und wo blckateſätdar
Jetzt Beutel 35 Pfg., Dose 40 Pfg. und 75 Pfg.

( Sauber, ſparſam, ſchmackhaft, ſo kocht man, wenn man elek=
triſch
kocht, und doch nicht teurer als mit jeder anderen Energieart
die Einfachheit der elektriſchen Kochweiſe, die
ideale Gleichmäßigkeit der Elektrowärme, ſind
Eigenſchaften, die auch in erſter Linie den Erfolg der elektriſchen
Küche gewährleiſtet haben. Ohne Mühe ſtellt man die fein=
ſten
Gerichte, die ſaftigſten Braten uſw. her deren
beſondere Bekömmlichkeit als weiterer weſentlicher
Vorzug bezeichnet wird. Die elektriſche Küche kennt ferner kein
Streichholz kein Feueranmachen, keine verruß=
ten
Kochgeſchirre uſw. Genau wie das elektriſche Licht wird
ein elektriſcher Herd in Betrieb genommen; jede Kochplatte als
auch Ober= und Unterhitze des Brat= und Backofens iſt drei=
oder
vierfach regulierbar. Hierdurch wird das läſtige
Nachſehen, Rühren uſw. überflüſſig, was wiederum
ganz bedeutenden Zeiterſparniſſen gleichkommt. Un=
ter
richtiger Berückſichtigung des vorſtehend Geſagten wird man
daher jederzeit der elektriſchen Küche den Vorzug geben. In dem
heute abend 8 Uhr im Heaghaus, Luiſenſtraße 12,
ſtattfindenden Vortrage wird auf verſchiedenen Herden
gekocht, gebraten und gebacken, ſo daß jedermann Gelegenheit ge=
boten
iſt, die Vorzüge der elektriſchen Kochweiſe kennen zu lernen.
Der Beſuch des Vortrages iſt daher ſehr zu empfehlen.
50 000 RM. gezogen. In der geſtrigen Ziehung der Preu=
ßiſch
=Süddeutſchen Klaſſenlotterie fielen auf die Nummer 33 325
50 000 RM.
Lokale Veranſtalkungen.
Oie hlerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kriſt.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 hat für
Sonntag, den 15. Januar, einen Nachmittags=Spaziergang feſt=
geſetzt
, der vom Mathildenplatz aus nach der Täubcheshöhle, dem
Storkbrunnen und dem Endziel Arheilgen führt. Zu dieſem Spa=
ziergang
ſind alle Mitglieder herzlichſt eingeladen.
Herrngarten=Kaffee. Stets Samstags nachts ge=
öffnet
. Jeden Abend: Unterhaltungsmuſik.
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe, Ortsgruppe Darmſtadt. Wir
erinnern an die Einladung des Stahlhelms zum Bunten Abend
am 14. d. M., ſtattfindend in der Krone, und leiſten derſelben
Folge. Nicht im Dienſtkleid, nur mit großem Abzeichen.
Verein der Pioniere und Verkehrstruppen
Darmſtadt und Umgegend. Der Verein beteiligt ſich an
dem Deutſchen Abend des Stahlhelm am Samstag, den 14. d. M.,
abends 8.15 Uhr, im Reſtaurant zur Krone. Blauer Anzug und
Mütze. Sonntag, den 15. d. M. vormittags. Beſichtigung des
Städtiſchen Gaswerks Darmſtadt. Treffpunkt 9 45 Uhr am Ein=
gang
zum Gaswerk. Frankfurter Str. 100. Sonntag, den 15.
d. M., nachmittags 3 Uhr, Jahreshauptverſammlung in der Turn=
halle
am Woogsplatz, Kneipzimmer.

Aus Heſſen.

F. Eberſtadt, 12. Jan. 13. Liedertag. Zum 13. Male=
vereinigen
ſich unſere hieſigen Geſangvereine am kommenden
Sonntagnachmittag im Saale Zum Bergſträßer Hof zu einem
der mitwirkenden 7 Geſangvereine i folgender Auftrittsfolge:
Ein großes Erlebnis war es, als am dritten Tag das Schiff 1. Kirchenchor, 2. Geſangverein Germania, 3. Geſangverein
in der Bucht von Reval einfuhr und die gewaltige Ordensburg Sängerluſt, 4. Geſangverein Männerquartett Harmonie,
den Beſchauer beeindruckte. In Eſtland beſteht trotz Gleichheit der 5. Geſangverein Frohſinn (1842) 6. Geſangverein Lieder=
Religion ein ſtarker Klaſſenhaß. Die Städte tragen deutſches Ge= kranz, 7. Volkschor. Der zweite Teil umfaßt vier Gruppenchöre.
ſicht. Reval. heute Tallinn, iſt und bleibt deutſch in ſeinem Kern, von denen zwei die Geſangvereine Frohſinn Sängerluſt und
Aber all das frühere deutſche Eigentum iſt heute eſtniſch. In Re= Liederkranz und zwei die Geſangver ine Männerquartett Har=
doch
iſt ihr Einfluß auf die Dinge noch ſehr ſtark. und ein kleines Chöre, geſungen vom Kirchenchor bzw. Volkschor. Der Muſikver=
ein
Edelweiß wirkt wieder in der gewohnten Weiſe mit.
Traiſa, 12. Jan. Am Sonntag, 15. d. M., findet im Gaſt=
haus
Heſſiſcher Hof (Inh. Ph. Walter Wwe) die Brief=
tikum
ausgeprägt, die gonz ſtarke Geſtalten geſchaffen habe, Viele taubenausſtellung der Heſſiſchen Reiſevereinigung. Sitz
Dinge, gerade die politiſchen, ſehen ſich im Ausland anders an, wie Darmſtadt, ſtatt. Zur Schau ſtehen Sieger und Flieger des Jah=
G. Ober=Ramſtadt, 12. Jan. Holzverſteigerungen. Das
men verfallen die früheren deutſchen Herrenhäuſer heute ſchon Forſtamt Ober=Ramſtadt hält am Montag, den 16. Jan,, vorm.
gleichen Tage nachmittags 2 Uhr im Löwen in Ober=Ramſtadt
(. Ober=Ramſtadt, 12. Jan. Winterhilfe. Die Kinder=
Weiter kam Referentin, nach Narva! Dieſe Stadt hat zur ſpeiſung für die Kinder unter 6 Jahren aller Erwerbsloſen, die
Hälfte ruſſiſche zur Hälfte eſtniſche Bevölkerung und dazwiſchen ſich zur Kinderſpeiſung melden, hat am Montag dieſer Woche be=
gonnen
. Für die Woche wird von den Antragſtellern 10 Pfg. ge=
zahlt
. Den Reſt trägt die Winterhilfe. Für die kommenden
Wochen wird jeweils Donnerstags um 11 Uhr in der Gewerbe=
ſchule
von den ſeitherigen Antragſtellern und von 23 Uhr im
Rathauſe, Zimmer 17, von den neu hinzukommenden Antragſtel=
Reinheim, 12. Jan Wandererehrungsfeſt des
Odenwaldklubs. Nach Abſchluß des Wanderjahres findet
am Samstag, den 21. Jan., im Saalbau Zur Spitze das dies=
jährige
Wandererehrungsfeſt der Ortsgruppe Reinheim des Oden=
waldklubs
ſtatt. Das letzte Wanderjahr zeichnete ſich durch beſon=
ders
rege Beteiligung der Klubgenoſſen an den Wanderungen
aus, ſo daß 42 Wanderer für Treue das Goldene erhalten.
Neben der Ehrung der Wanderer und muſikaliſchen Darbietungen
ſteht im Mittelpunkt, wie alljährlich, ein Theaterſtück in Darm=
Hummetroth. 12. Jan. Am Sonntag, den 15. d. M., wird
unter Leitung des Pfarraſſiſtenten Zulauf (Mümling=Grumbach)
durch die evangeliſche Jugend ein Theaterabend veranſtaltet,
wobei die beiden Stücke Glaube und Heimat und Aus ruſſiſcher
Not zur Aufführung gelangen.
Ch. Hainſtadt, Kr. Erbach, 10. Jan. Generalverſamm=
lung
des Deutſchen Turnvereins. An Stelle des ver=
ſtorbenen
Vorſitzenden eröffnete der zweite Vorſitzende die Ver=
ſammlung
und begrüßte die Erſchienenen. Nach Verleſung der
Protokolle und Rechnungsablegung wurde dem Rechner Entlaſtung
erteilt. Bei der Wahl des erſten Vorſitzenden kam der Sohn des
verſtorbenen Vorſitzenden in Vorſchlag, welcher mit Mehrheit auch
gewählt wurde. Im übrigen verblieben die bisherigen Vorſtands=
mitglieder
in ihren Aemtern.
Cd. Michelſtadt, 11. Jan. Turnverein. Jahreshaupt=
verſammlung
. Nach der Begrüßung durch den erſten Vor=
ſitzenden
Barnewald verlas der Schriftwart W. Schäfer den Ge=
ſchäftsbericht
, aus dem zu erſehen war, daß auch im abgelaufenen
Jahre im hieſigen Turnverein der Turn= und Spielbetrieb im
Geiſte des Altvaters Jahn aufs Beſte gepflegt wurde und auch
ganz ſchöne Erfolge zu verzeichnen waren. Von den Fachwarten
kam dann der erſte Turnwart, K. Geitz, zum Wort, der über den
Turnbetrieb Bericht erſtattete. Spielwart Nord betonte in ſeinem
Bericht, daß es der Handballmannſchaft trotz verſchiedener Hem=
mungen
gelungen iſt, ſich einen guten Mittelplatz in der Tabelle zu
erringen Bei der Vorſtandswahl erklärte der ſeitherige erſte Vor=
ſitzende
Barnewald, daß er ſein Amt leider nicht weiter behalten
könne, und wurde von der Verſammlung als ſein Nachfolger Phil.
Eckart vorgeſchlagen und auch einſtimmig gewählt. Namens der
Mitglieder dankte der Schriftwart Schäfer dem ſeitherigen Ver=
einsleiter
für ſeine aufopfernde Arbeit im Dienſte des Vereins.
Anſtelle des ebenfalls zurückgetretenen zweiten Turnwartes Auguſt
Grenz wurde Wilh. Siefert gewählt, während Barnewald als
nierter Beiſitzer in den Vorſtand zugewählt wurde Der nächſte
Punkt betraf den Pachtvertrag mit dem Tennisklub Michelſtadt.
Der Vertrag wurde mit kleinen Aenderungen angenommen.
Cd. Michelſtadt. 11. Jan. Um die Bauarbeiten des Segel=
flugvereins
Michelſtadt zu fördern, veranſtaltet dieſer Ver=
ein
demnächſt in Michelſtadt eine Sammlung, die im Hinblick auf
die große ſportliche Bedeutung des Segelfluges durch das Kreis=
amt
genehmigt wurde. Es beſteht kein Zweifel, daß eine der=
artige
Sammlung, beſonders in der heutigen Zeit, wo eine Samm=
lung
die andere ablöſt, bei vielen Mißfallen auslöſen wird, aber
die neue Fliegergruppe wird auch für ein kleines Scherflein die
nötige Dankbarkeit zeigen.
4s. Erbach, 12. Jan. Theaterfahrt. Das Poſtamt Er=
bach
beabſichtigt, bei genügender Beteiligung am Sonntag, den
15. Jan,, eine Theaterfahrt nach Darmſtadt durchzuführen. Zur
Aufführung gelangt: Die Meiſterſinger von Nürnberg. Das
Wanderer=Ehrungsfeſt des Odenwaldklubs fin=
det
am Samstagabend im großen Saale des Hotel Schützenhof
ſtatt. Neben dem Dekorierungsakt wird ein Theaterſtückchen zur
Unterhaltung beitragen. Die nächſte Veranſtaltung der Oden=
wälder
Vereinigung für Kunſt und Wiſſenſchaft
findet ausnahmsweiſe am Sonntag, 15. d. M., nachmittags 5 Uhr,
im Anker zu Stockheim ſtatt. Karl Ettlinger=München lieſt aus
eigenen Werken.
I. Hetzbach, 10. Jan. Winterveran ſtaltung des
Turnvereins. Nach den Begrüßungsworten des 1. Vorſitzen=
den
zeigten die Riegen der Knaben, Mädchen und aktiven Turner
ihre Kunſt in Frei= und Geräteübungen. Erregten die Kleinen
bei ihrer Körperſchule oft die Heiterkeit der Zuſchauer, ſo nötig=
ten
die Aktiven durch ihre ſchwierigen Uebungen an Pferd und
Barren, wo beſonders bei letzteren die formenſchöne Körperhal=
tung
ins Auge fiel, zu anerkennendem Beifall. Auch die einge=
ſtreuten
Pyramiden waren von guter Wirkung. So war der
Boden für die gutbeſchickte Tombola vorbereitet, die wenig Zeit
in Anſpruch nahm und zum Tanz überleitete.
Hetzbach i. Odw., 12. Jan. Hohes Alter. Am 15. d.M.
feiert in körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit die älteſte Einwoh=
nerin
, Frau Anna Maria Trumpfheller Wwe, ihren 88.
Geburtstag.
m. Beerfelden i. O., 11. Jan. Sängerkonzert. Der
Geſangverein Sängerkranz erfreute ſeine Mitglieder durch eine
wohlgelungene Abendunterhaltung. Zum Vortrag kamen Män=
nerchöre
, gemiſchte Chöre. Solo= und Duoßzenen, Geſamtſpiele,
eine kleine Operette uſw. Die Stücke boten Heiteres und Ernſtes,
Gemütvolles und Draſtiſches. Das Dargebotene erfuhr in allen
ſeinen Teilen eine begeiſterte Aufnahme, und Hörende und Mit=
wirkende
konnten mit dem Abend in gleicher Weiſe zufrieden
ſein.
Ag Lindenfels, 12. Jan. Die Einrichtung der Volksſup=
penküche
, iſt in dieſem Jahre ſpäter als ſonſt, aber wohl mehr
in der Notzeit eröffnet worden. Es können ſich hieran alle Orts=
einwohner
beteiligen. Der große Erweiterungsbau des
Herrn Dr. Mendel (Berlin) geht ſeinem Ende entgegen. Zur
Zeit werden die ganz modernen Rohölheizungsanlagen eingebaut.
Bekanntlich hat der Beſitzer, ſein eigenes Waſſerwerk errichten
laſſen und kann nunmehr der Gemeinde Lindenfels im Bedarfs=
falle
Waſſermengen abgeben.
D. Aus dem ſüdlichen Ried. 11. Jan Gefährliche
Straßenräuber. Seit einigen Tagen macht ſich auf verſchie=
denen
Landſtraßen und in den Straßen einzelner Ortſchaften ſelbſt
ein gefährliches Räuberunweſen bemerkbar. Nachdem dieſer Tage
in Biblis und auf der Landſtraße nach Bobſtadt drei Ueberfälle
ſtattfanden, wird nun aus Bürſtadt gemeldet, daß auch auf
der durch den Wald führenden Chauſſee von Bürſtadt nach Lorſch
zwei Ueberfälle ſtattgefunden haben, wobei die Räuber, genau wie
in Bibilis mit vorgehaltenem Revolver ihre Opfer bedrohten und
ihnen die Barſchaft abnahmen. Darauf verſchwanden ſie. Ob dieſer
Unſicherheit auf den Straßen bemächtigt ſich der Bevölkerung eine
allgemeine Erregung: die Gendarmerie iſt fieberhaft tätig
Dg. Egelsbach, 11. Jan. Frau Friedr. Wilh. Sallwey
Witwe vollendet am 14. Januar ihr 86. Lebensjahr, Herr Phil.
Müller 3., Friedhofsaufſeher i. R. wird am 18. Januar
87 Jahre alt und Herr Ph. Heinr, Reiß, Forſtwart i. R., feiert
am 24. Januar ſeinen 82. Geburtstag. Familienabend
der Freiw. Feuerwehr. Der Familienabend erfreute ſich
ſtarken Beſuchs. Reichen Beifall fanden die theatraliſchen Auf=
führungen
. Die Verloſung am Schluß brachte für die glücklichen
Gewinner beſondere Freude.

[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 13 Seite 7

*Die Lage der Landwirtſchaft im Dezember.
Steuerlaften, fehlende Einnahmen, ungeſunde Preisgeſtalkung bedingen kakaſtrophale Nok in Landkreiſen.

Ein krübes Bild.
And doch eiſerner Fleiß in allen Sparken
der Landwirkſchaft.
(Nach den Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.)
Die Dezemberberichte der Landwirtſchaftskammern über die
Lage der Landwirtſchaft laſſen erkennen, daß draußen im Lande
angeſichts der unterbliebenen Weiterführung der agrarpolitiſchen
Maßnahmen durch die Reichsregierung eine immer bedrohlichere
Verzweiflungsſtimmung um ſich greift. Der Niedergang der
Viehwirtſchaft, der in weiterem Abſinken der Preiſe für
Lebend= und Schlachtvieh. Milch. Butter und andere Molkerei=
erzeugniſſe
zum Ausdruck kommt, hat das geſamte Bauerntum vor
Situationen geſtellt, deren Folgen für die Geſamtwirtſchaft im
Hinblick auf die Bedeutung der Landwirtſchaft als Kunde noch
gar nicht abzuſehen ſind. Leider harren die Verſprechungen der
Regierung in der Frage der Einfuhrkontingentierung noch immer
der Erfüllung, obwohl immer offenſichtlicher wird, daß die Agrar=
politik
ohne die lang geforderten umfaſſenden Geſamt=
maßnahmen
keinen Schritt weiterkommt.
Angeſichts der fehlenden Einnahmen iſt bei den Steuer=
leiſtungen
an eine Innehaltung der Termine vielfach über=
haupt
nicht zu denken. In der Nordmark haben die Finanzämter
in zunehmendem Maße Ratenzahlungen gewähren müſſen, deren
Eingänge jedoch immer zweifelhafter werden. In Oſtpreußen kom=
men
die Kreisſteuern faſt nur noch durch Verrechnug der
Reichs= und Staatszuſchüſſe ein. Auch im Weſten ſind
die Landwirte immer mehr gezwungen, von Stundungsmöglich=
keiten
und Ratenzahlungen Gebrauch zu machen, um den Zwangs=
beitreibungen
zu entgehen. Die durch Notverordnung getroffene
Zinsſenkung, ſo wird aus der Rheinprovinz berichtet, iſt praktiſch
durch weitere Erhöhungen der Gemeindeſteuern, durch die Schlacht=
ſteuer
, die Bürgerſteuer und durch Aufhebung der Steuerfrei=
grenze
nicht zur Auswirkung gekommen.
Im Grundſtücksverkehr iſt im Oſten eine weitere Zu=
nahme
der Zwangsverſteigerungen feſtzuſtellen. Den
zunehmenden Anträgen auf Eröffnung des Vermittlungsverfah=
rens
kann vielfach in ſanierungswürdigen Fällen nicht entſprochen
werden, da die ungeſicherten Forderungen im Verhältnis zu den
geſicherten oft ſtark zurücktreten und die Zuſtimmung der geſicher=
ten
Gläubiger bis zur Höhe des Einheitswertes bei bäuerlichen
Betrieben erforderlich iſt. In der Nordmark iſt der Eingang der
Zinſen bei den Realkreditinſtituten etwas beſſer, doch
berichten die Perſonalkreditinſtitute hier über außer=
ordentlich
ſchlechte Zurückzahlung der Saiſonkredite.
Im Oſten wird beſonders über das Auftreten von Mäu=
ſen
in den Winterſaaten und im Klee geklagt. Ueber Schäden
durch Ackerſchnecken wird aus den öſtlichen Provinzen und
dem Rheinland berichtet. Die eingemieteten Kartoffeln leiden in
dieſem Jahre ſowohl in der Nordmark wie im Rheinland ſtark
unter Trocken= und Naßfäule.
Dank der milden Witterung wird aus dem ganzen Reich über
einen guten Stand der Saaten berichtet. Die Feldarbeiten.
d. h. die Beſtellung von Winterweizen nach Hackfrüchten und die
Pflugarbeiten konnten überall günſtig fortſchreiten. In Nieder=
ſchleſien
haben ſich die frühen Saaten teils ſo kräftig entwickelt,
daß bei ſtärkerem Froſt ohne Schnee Schäden zu befürchten ſind.
In den viehſtarken Gebieten des Niederrheins ſind die Landwirte
infolge der kataſtrophalen Vieh= und Viehproduktenpreiſe dazu
übergegangen, einen Teil der Weidendurch Umbruch wie=
der
in Ackerland umzuwandeln.

Aus den Gemeinderaksſihungen.
Dd. Arheilgen, 12. Jan. Gemeinderatsſitzung. An
Stelle des erkrankten Gemeindekontrolleurs G.=R. Eißler wurde
der Gemeindeſekretär Eißler zum Kontrolleur beſtimmt. Die Mehr=
ausgaben
im Rechnungsjahr 1931 in Höhe von 99 000 RM. ſind
durch vermehrte Reichsüberweiſungen und aus dem Reſervefonds
gedeckt worden. An Ausſtänden wurden 3145 RM. in das Rech=
nungsjahr
1932 übernommen. 5933 RM., in der Hauptſache Miet=
rückſtände
, betragen die endgültig uneinbringlichen Ausſtände des
Jahres. Der Gemeinderat genehmigt die Kreditüberſchreitungen
und die liquidierten Ausſtände. Ein Antrag der Kommunalen
Landesbank auf Abtretung der Jagdpacht wird ebenſo wie die
verlangte Abtretung einer Reſtſpareinlage bei der hieſigen Spar=
und Darlehenskaſſe einſtimmig abgelehnt. Die Jagdpächter haben
um eine 50prozentige Herabſetzung der Pachtſumme nachgeſucht.
Der Gemeinderat iſt bereit, eine Ermäßigung von 25 Prozent ein=
treten
zu laſſen. Das Baugeſuch Hartung in der Kleinen Hunds=
gaſſe
wird genehmigt. Desgleichen die vom Hochbauamt vorge=
ſchlagene
Straßenfluchtlinie, die dort eine Abänderung der Stra=
ßenbreite
auf 4 Meter vorſieht. Eine längere Debatte entſpann
ſich über den Antrag des Bauernvereins, den waſſergeſchädigten
Landwirten das 5. und 6. Ziel der Gemeinde=Grundſteuer zu er=
laſſen
. Der Gemeinderat erkennt einhellig die große Not der land=
wirtſchafttreibenden
Bevölkerung an, ſieht ſich jedoch außerſtande,
von ſich aus den Erlaß zu bewilligen, und beſchließt, die Sache an
das Kreisamt weiterzuleiten. Es wird noch beſchloſſen, an Er=
werbsloſe
230 Raummeter Holz aus den Gemeindewaldungen zu
verteilen. Das Holz ſoll in den Schulhof in der Mühlſtraße ge=
bracht
und dort in geſchnittenem Zuſtand für 40 Pfg. der Zentner
abgegeben werden.
e. Bad Wimpfen, 12. Jan. Aus dem Gemeinderat.
Unter dem Vorſitz des Herrn Kreisdirektors Pfeiffer=Heppenheim
fand eine Ratsſitzung ſtatt, zu der auch Vertreter des Oberamts
und Kulturbauamts von Heilbronn, ſowie der Gemeinderat von
Bonfeld erſchienen waren. Als einziger Punkt ſtand der Straßen=
bau
Bad Wimpfen Bonfeld auf der Tagesordnung. Es erfolgte
eine rege Ausſprache, an der die Vertreter der beteiligten Körper=
ſchaften
teilnahmen. Nach faſt vierſtündiger Verhandlung be=
ſchloß
der Rat einſtimmig: 1. Der Gemeinde Bonfeld aus dem
Steinbruch im Winterberg 1800 Kubikmeter rauhe Steine gebro=
chen
unentgeltlich zur Verfügung zu ſtellen. Bei Tauwetter darf
die Abfuhr der Steine jedoch nicht erfolgen. 2 Bei dem Straßen=
bau
müſſen von Bad Wimpfen ſoviel Arbeitsloſe eingeſtellt wer=
den
, als dieſe von Bonfeld nicht geſtellt werden können, minde=
ſtens
aber 10 Arbeitsloſe. 3. Die Förderung der 1800 Kubikmeter
Steine muß als Notſtandsarbeit anerkannt werden.

P. Rüſſelsheim, 12. Jan Ausdem Gemeinderat. Der
Krähenplage ſoll bis zum Schneefall dadurch abgeholfen werden,
daß ein Feldſchütze mit dem Abſchuß beauftragt wird. Ein Antrag
auf Beſchaffung eines Sanitätsautos für die Gemeinde wurde dem
Finanzausſchuß überwieſen. Als Zuſchuß für die Koſten der Real=
ſchule
pro 1933 werden 14 601 RM bewilligt. Der Bürgermeiſter
teilte mit, daß die Realſchule in Rüſſelsheim mit 8 Klaſſen, zwei
Parallelklaſſen und 195 Schülern die ſtärkſte Realſchule in Heſſen
ſei. Ein Geſuch der Pächter der Gemeindegrundſtücke um Ermäßi=
gung
der Pachtbeträge (20 Prozent) wird abgelehnt, weil die
Pachten für Gemeindegrundſtücke niedriger liegen als diejenigen
der privaten Grundſtücke. Anträge auf Pachtermäßigung für Ge=
meindewieſen
ſollen vom zuſtändigen Ausſchuß einzeln gepruft
werden. Der Ortsgruppe Rüſſelsheim des Odenwaldklubs wird
im Gemeindewald in der Nähe des Opelturms Gelände zur Auf=
ſtellung
einer Waldhütte pachtweiſe überlaſſen.

Die Aermſten der Armen beſtohlen.

Offenbach a. M., 12. Jan. Kreisamtsgehilfe ver=
untreut
Bargelder unehelicher Kinder. Der beim
Offenbacher Kreisamt tätige Angeſtellte E. G. hat im Laufe von
un=

Wie das Kreisamt mitteilt, handelt es ſich bei den veruntreu=
ten
Geldern um Sparkaſſenguthaben von unehelichen Kindern.
Die zur Sicherung des Unterhaltes der Kinder eingehenden Ali=
mentengelder
wurden von dem Amtsvormund auf Sparkaſſenkon=
ten
überwieſen und ſo ſichergeſtellt. Trotz aller nur erdenklichen
Kontrollmaßnahmen hat es der Angeſtellte nun verſtanden, in Ab=
weſenheit
des Amtsvormundes ſich die Sparkaſſenbücher anzueig=
nen
und durch gefälſchte Anweiſungen Geld auszahlen zu laſſen.
Da es ſich nicht um Poſtſchecküberweiſungen, ſondern um Barab=
hebungen
handelte, wurden die Dienſtſtellen, wie dies bei Bar=
abhebungen
allgemein üblich iſt, von den Eintragungen und Ver=
änderungen
auf den Sparkonten nicht benachrichtigt, zumal ja die
Sparkaſſenbücher für den allgemeinen Gebrauch geſperrt waren
und über ſie nur der Amtsvormund verfügen konnte.
Der Defraudant hat das Geld verjubelt und ſich ſchließlich
ſelbſt der Behörde geſtellt.

Bb. Bensheim. 10. Jan. Familienabend des Krieger=
vereins
. Das Programm enthielt mehrere Konzertnummern.
von der verſtärkten Feuerwehrkapelle ausgeführt. Der Vorſitzende
des Vereins. Kamerad Findling, begrüßte die Erſchienenen. Kam.
Profeſſor Ruhl wies in einer Anſprache auf die beſſeren vorkriegs=
zeitlichen
Verhältniſſe hin, in denen es für jeden eine Ehre bedeu=
tete
, den bunten Rock zu tragen, er leitete damit auch über zu
den nachfolgenden Lichtbildern, in denen die Organiſation der
heutigen Reichswehr, die jene Traditionen zu wahren berufen iſt.
verſtändnisvoll beleuchtet wurde. Der humoriſtiſche Teil des Abends
beſtand in der Aufführung eines Militär=Luſtſpiels. Am Schluſſe
des Abends dankte Kamerad Profeſſor Ruhl allen Mitwirkenden
und den Beſuchern für das bewieſene Intereſſe zur Sache. Mit
dem Abend war eine beſondere Ehrung langjähriger Vereinsmit=
glieder
verbunden. Es erhielten das Ehrenabzeichen für 50jährige
Mitgliedſchaft Kamerad Rudolf Corell. für 40jährige Mitglied=
ſchaft
die Kameraden R. Schwabenhaus und P. Oppenhäuſer, und
für eine ſolche von 25 Jahren die Kameraden Ph. Herget, Joſef
Grieſemer, A. Peſch. Ad. Schmitt 3. und Joh. Ad. Zehnbauer 2.
t. Gernsheim, 10. Jan. Die Freiwillige Feuerwehr
veranſtaltete im Roſengartenpalaſt einen Werbeabend. Die
Feuerwehrkapelle unter Leitung ihres Kapellmeiſters P. Wil=
helm
brachte in muſtergültiger Weiſe einige treffliche Muſikſtücke
zu Gehör. Auch ein Xylophonſoliſt brachte einige treffliche Werke
dar. Der 1. Kommandant Ph. Medicus begrüßte die Erſchiene=
nen
, wies auf den Zweck und die Ziele der Feuerwehr hin und
forderte auf, die Feuerwehr durch Beitreten als inaktives Mit=
glied
zu unterſtützen. Nach einigen Muſikſtücken hielt dann der 1.
Kommandant einen Vortrag über Feuerſchutz und Brand=
bekämpfung
. In kurzen Worten ſchilderte er die Verluſte die
durch Brand entſtehen. Unbedingt ſei mit größtem Nachdruck
gegen die Feuersgefahren anzukämpfen, und die Feuerwehr, die
alle Stände in ſich vereinigt, ohne Unterſchied der Partei, Reli=
gion
und Stand und ſo ſich zu einer wichtigen Einheit heran=
gebildet
hat, tatkräftig zur Seite zu ſtehen. Es folgte der Gerns=
heimer
Feuerwehrmarſch von Schnell. Für 50jährige aktive
Dienſtzeit wurde Kamerad Borger zum Ehrenzugführer ernannt,
und Kam. Konr Andel erhielt für 25jährige Dienſtzeit das Ehren=
zeichen
ſowie Ehrenurkunde des Heſſ. Feuerwehrverbandes. Herr
Bürgermeiſter Lichtel ſprach im Namen der Stadtverwaltung den
beiden Jubilaren die herzl Glückwünſche aus. Auch er appellierte
an die Anweſenden, die Feuerwehr durch Beitreten mit Geld=
mitteln
zu unterſtützen zum Wohle der Allgemeinheit. Mit einem
dreifachen Hoch auf die Wehr ſchloß er ſeine kurze Anſprache. Den
Abſchluß bildete ein luſtiges Theaterſtück.
Gernsheim. 12. Jan. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 11. d. M.: 0,83 Meter, am 12. d. M.: 0,69 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.

Ueber den Stand der Grünlandwirtſchaft lauten die
Nachrichten übereinſtimmend günſtig. Die Futterſchläge. Wieſen=
und Weiden haben ſich gut entwickelt. Rauhfutter= und Saftfutter=
mangel
heriſchte im Berichtsmonat nicht.
Das Intereſſe für Pferdezucht hat zugenommen, doch
wird beſonders in der Nordmark über ſtarke Einfuhr geklagt. Im
Rheinland iſt die Nachfrage nach jungen Pferden und tragenden
Stuten weiter geſtiegen. Man rechnet hier bald mit einer gewiſ=
ſen
Verknappung an gutem Pferdematerial. In
der Rindviehzucht herrſcht im ganzen Reiche angeſichts der
kataſtrophalen Preisentwicklung eine ſtarke Depreſſion Beſonders
aus Süddeutſchland wird gemeldet, daß das Angebot im Verhält=
nis
zur Nachfrage allgemein zu groß war. Durch die Kalbezeit be=
dingt
, ſind in Oſtpreußen die Milcherträge im Steigen begriffen.
Trotz des niedrigen Milchpreiſes verſuchen die Landwirte nur im
äußerſten Notfall Verkäufe vorzunehmen. In Niederſchleſien ſind
die Preiſe für Zuchtbullen um etwa 9 v. H. gefallen. In der
Schweine= und Schafzucht werden gleichfalls kataſtrophale Preiſe
gemeldet, ſo daß jede Ausbreitung dieſer Betriebszweige behin=
dert
iſt.
Völlig unzulänglich ſind auch die Kartoffelpreiſe, da das Ein=
kellerungsgeſchäft
faſt gänzlich ſtockt. Die Rheinprovinz meldet.
daß die Erzeugerpreiſe für Kartoffeln kaum 1,50 bis 2 RM. je
Zentner betragen. Infolge dieſer Abſatzſchwierigkeiten iſt eine
ſtärkere Verfütterung im Betriebe zu beobachten.
Noch immer ſtehen die Preiſe für landwirtſchaft=
liche
Betriebsmittel in keinem Verhältnis zu den Preiſen
für landwirtſchaftliche Erzeugniſſe, ſie haben ſogar teilweiſe, wie
z. B. bei Thomasmehl. erheblich angezogen.
Durchweg geht aus den Berichten der Landwirtſchaftskammern
hervor, daß die Milchpreiſe weiter abſanken und der Landwirt
oft nur 78 Pfg. je Liter erhielt, wobei zu bemerken iſt, daß
der Milchpreis nach der neueſten Entwicklung auf dem Butter=
markt
bis auf 6.25 Pfg. je Liter ſinken dürfte. Dieſes Abſinken iſt
vor allem auf den Sturz des Butterpreiſes zurückzufüh=
ren
, der ſich im Januar noch ſtärker auswirken dürfte. Die Käſe=
reien
leiden noch immer in ſtärkſtem Maße unter der großen
Einfuhr von ausländiſchem, in der Rheinprovinz von holländi=
ſchem
Käſe, ſo daß die geforderte Käſezollerhöhung immer
dringender wird.
In der Forſtwirtſchaft iſt der Holzeinſchlag in vollem
Gange Wenn ſich auch die Preiſe gehalten haben, ſo beſchränkt ſich
die Nachfrage doch vorzugsweiſe auf Brennholz. Schleifholz iſt
zwar gefragt, die Preiſe ſind jedoch unzureichend. In beſchränktem
Umfange werden auch Laubhölzer gekauft. Auf den oſtpreußiſchen
Holzauktionen beſtand eine verſtärkte Nachfrage nach Reuterſtan=
gen
. Für Weihnachtsbäume beſtand rege Nachfrage, doch waren
auch hier die Preiſe nur ſehr mäßig. Bei dem offenen Wetter ſind
die Vorarbeiten für die Forſtkulturen gut vorgeſchritten. Ebenſo
konnten die Aufräumungs= und Aufforſtungsarbeiten im nieder=
ſchleſiſchen
Windbruchgebiet günſtige Fortſchritte machen. Geklagt
wird, daß trotz reger Bemühungen weitere Frachtſenkungen für
ſchleſiſches Holz nicht zu erreichen waren.
Für die Entwicklung des Wintergemüſes war die bis=
herige
Witterung gleichfalls günſtig, ſo daß auf den Märkten ein
ſtarkes Angebot lag und die Preiſe ſich entſprechend niedrig ſtell=
ten
. Der Abſatz von Winterkohl geht nur ſehr ſchleppend vor ſich.
Da man im Frühjahre beſſere Preiſe zu erzielen hofft, plant man
in der Nordmark eine größere Menge Dauer=, Rot= und Wirſing=
kohl
in Hamburger Kühlhäuſern einzulagern, ſofern das
Reichsernährungsminiſterium eine Ausfallbürgſchaft übernimmt.
Im Rheinland hat der Spinat ſtark unter der Gelbfleckenkrankheit
gelitten, ſo daß er oft zur Hälfte wieder umgepflügt werden
mußte. Der Obſtmarkt iſt nach wie vor reichlich beſchickt. Auslän=
biſche
Aepfel. Birnen, Weintrauben, Bananen und beſonders
Apfelſinen beherrſchen leider den Markt, ſo daß für gut ſortiertes
deutſches Qualitätsobſt nur unzureichende Preiſe erzielt werden.
Der Preisſtand bei den minderen und abfallenden Sorten iſt
kataſtrophal.
Bei reichlicher Zufuhr war in der Fiſcherei= und Teich=
wirtſchaft
der Abſatz von Süßwaſſerfiſchen bei ſinkenden Prei=
ſen
nur ſehr ſchleppend. Auch hier haben die Preiſe, beſonders beim
Karpfen, einen bisher nie dageweſenen Tiefſtand erreicht. Es wer=
den
Preiſe frei Station des Teichwirts von 38 bis 40 RM. je Zent=
ner
für 3= bis 3½=Pfünder genannt.
Auf dem Arbeitsmarkt iſt das Angebot nach wie vor
weit größer als der Bedarf Neueinſtellungen werden nur gering
vorgenommen, zumal die Landwirte die hohen ſozialen Laſten
nicht tragen können. Der freiwillige Arbeitsdienſt hat ſich auch im
Monat Dezember in der Landwirtſchaft, wo er eingeſetzt wurde,
bewährt.

(ntwicklung aus Uroäter Zeiten.
Die Brücken von Vergangenheik zur Gegenwark. Nie zerreißende Kekten aus grauen Jahrhunderken.

Lob der Ahnen.
Von Adolf Meſchendörfer.
Wohl dem, der ſeine Ahnen rühmen kann.
Ich rühme mich, ein Siebenbürger Sachſe zu ſein, einer der
zweihundertdreißigtauſend. Wir ſind das kleinſte Volk Europas,
wir haben uns am tapferſten behauptet. Mein Stammbaum
geht nur bis in das 17. Jahrhundert. Als Kronſtadt nieder=
brannte
, da brannte auch die Geſchichte meines Geſchlechts. Aber
die Kette iſt nie zerriſſen.
Ich grüße dich, grauer Ahnherr!
Er wird ein Spielmann geweſen ſein, ein Hallodri. Denn
als die wüſten Flandrer, verzweifelte Kerle, um 1150 herum
mit Sack und Pack und Morgenſtern und gutgeſchliffenen
Meſſern nach Oſtland ausrückten, da nahmen ſie auch einen
Spielmann mit. Der hatte harte Arbeit.
Mit Axt und Eiſen krochen ſie die vermaledeiten Berge
hinauf und hinab, drangen in Sumpf und Moor und tauſend=
jährige
Wälder. Wunderliche Laute umſchwirrten ihr Ohr, ſie
hieben ſich durch flutende Völker, hoben die ſchweren, groß=
rädrigen
Wagen über rauſchende Flüſſe. Sie beklopften in den
eiſigen Bergklüften Geſtein und Höhlen und trieben Stollen.
Doch koſteten ſie nur in den oberungriſchen Bergen, ließen ihren
Samen in Bergmannshütten und Silbergruben und drangen
vorwärts.
Der ſiebenbürgiſche Wald verſchlang ſie. Jahre gingen in
grüner Finſternis. Der Auerochs ſtampfte, die Wildgans ſchrie,
verzauberte Pfeile ziſchten, der Luchs ſprang ſie an. Sie
taſteten vorwärts.
Da wölbte ſich mancher Hügel auf dem Weg und der Spiel=
mann
beſprengte ihn mit Spruch und ſetzte die fromme Gabe.
Von Wölfen umheult, gebar das Röhricht die flachsblonde
Brut, doch der Spielmann wiegte ſie mit Eiapopeia. Wo ſie
raſteten, da blieben Wiegen von knoſpenden Städten an allen
Gewäſſern, die zur Donau eilen. Sie drangen vorwärts und
wurden überrannt von gewaltigen Nachſchüben und floſſen
wieder ab und richteten ſich ein in den weiten Tälern der
Karpathen, die ſie dann als Heimat erkannten.
So war es damals und tauſend Jahre früher, als die
römiſchen Adler mit Flüchen in den ſumpfigen Boden gerammt
wurden und wieder ſpäter, als Goten und Gepiden dies Land
hielten.
Mancherlei Geſellen miſchten ſich in den wimmelnden Zug,
auch windſchiefe Kumpane und lockere Vögel. Danach gerieten
die Früchte als die mannigfachen Wäſſerchen ſich in verſchiedenen
Talkeſſeln ſammelten.
Die Haupt=Hermannſtadt am Zibin zog ſich die edleren Ge=
wächſe
, die noch in der alten Heimat höfiſch reden und kompli=
mentieren
gelernt hatten. Nach Schäßburg nahm man herein die
ſaftigen Holländer vom Niederrhein mit ſchütterndem Lachen
und kräftigen Gerüchen bei Sautanz und Kirchweih.
Den Mediaſchern erwuchſen Mägdlein, die noch einen
Tropfen aus der holden Champagne in den Adern rollen hatten
und wie die Elſtern nach allem Goldglänzenden haſchten. Die
Biſtritza gerieten etwas ſaurer in ihrem nördlichen Gau, auch
drängten ſich hier mancherlei Eigenbrötler; doch haben ſie jeder=
zeit
in Ehren beſtanden. Die von Mühlbach und Broos hatten
*) Roman Die Stadt im Oſten von Adolf Meſchen=
dörfer
. Wir bringen mit Erlaubnis des Verlages Albert
Langen=Georg Müller aus dieſem, alle Deutſchen im Reiche in
beſonderem Maße angehenden Werke, für das ſich eine Reihe
unſerer namhafteſten geiſtigen Führer einſetzen und das mit be=
zwingender
Sprachgewalt den Kampf um die Erhaltung des deut=
ſchen
Volkstums fern von den Grenzen des Reiches ſchildert,
dieſes Stück zum Abdruck.

vom ſüdlichſten Zipfel der Urheimat ein blaues Lüftchen ein=
gefangen
und brachten es in einem Tüchlein mit, ſo erfreuten
ſie ſich eines ſonnigen Gemüts inmitten ihrer lachenden Wein=
berge
. Die Kronſtädter nahmen nur Leute mit hartem Schädel
und gewaltigen Pratzen, die ja ja und nein nein ſagen konnten
und dabei blieben. Raufbolde und lodernde Haſſer waren
ihnen die liebſten, denn ſie lagen an der großen Straße nach
Morgenland und Abendland und hatten zwei Gebirgspäſſe
gegen allerlei heidniſches Geſindel zu verteidigen.
So ſonderten ſich die Ahnen, als ſie einrückten, nach Geblüt
und Begabung, die ungriſchen Könige gaben ihnen ſchöne Frei=
tume
und Privilegien und ſie wählten ſich einen Grafen, der
alle mit ſtarker Hand zuſammenhielt.
Später alkerdings, als alle ſchon in wohlumgürteten Städten
mit dicken Baſteien lagen und nur darauf achteten, daß kein
Blutfremder ihr warmes Neſt beſchmutze, flog mancher ihrer
Vögel auch in die Nachbarſchaft und legte dort ſeine Eier, alſo,
daß nach Jahren Verwirrung entſtand und heute nur noch der
Kenner die guten alten Marken zwiſchen den eingeſchlichenen
Spätlingen herausfindet. Mein Ahn, der Spielmann, aber kroch
unter, wo man ſeiner gerade bedurfte.
Als der Mongolenſturm heranbrauſte und das Land von
Millionen Pferdehufen erzitterte, als alle zehn Meilen Rauch=
fahnen
über verbrannten Mauern und Menſchenknochen trau=
erten
, da grub er ſeinem Richter, der mit einem Fähnlein der
Wut des erſten Anſturms erlegen war, mit eigenen Händen
den Grabhügel, umſchritt mit ſeiner Querpfeife das ehrende
Mal und pflanzte darauf zu ſeinem Gedächtnis einen Rosmarin=
zweig
.
Er war dabei, als die braunen Kumanen und Petſchenegen
wie Waldkatzen an den hölzernen Kirchenkaſtellen herumkletter=
ten
und von den Verteidigern die Todeswunde mitten zwiſchen
die geflochtenen Zöpfe erhielten. Als man das Teufelszeug ſam=
melte
und auf Scheiterhaufen verbrannte, damit der Weihrauch
gegen den heidniſchen Geſtank wieder aufkommen könne, da
ſaß er abſeits und blies Waldlieder, die ihn wohl die Vögel auf
der großen Wanderung durch den Urwald gelehrt hatten.
Er war dabei, als die ſchwarzen Gewitter vom Bosporus
immer wieder heranflogen, die Sonne verſchwand und die tür=
kiſchen
Reiter jeden Kornhalm zerſtampften. In den Berghöhlen
tröſtete er die Flüchtlinge mit ſüßen Schalmeien, die ihm noch
vom ſonnigen Rhein im Kopfe hängen geblieben waren.
Und er war dabei, als Siebenbürgen ein ſelbſtändiges Für=
ſtentum
wurde, und man die Sachſen als ſo wichtig im Lande
erkannte, daß ſie mit den Ungarn zuſammen die Geſetze erbrach=
ten
, den Fürſten wählten und auf ihrem Königsboden als freie
Herren ſchalteten.
Da blühten die Zünfte, da rollten durch die walachiſchen
Täler hinauf und hinab die bewaffneten Packwagen und brach=
ten
Gewürz und Seide und die koſtbaren Teppiche für die gute
Stube. Der ſächſiſche Stadtrichter gebot in ſeiner Gemarkung wie
ein König, er prägte ſein Gold, hob Zölle ein, hielt ſich Heeres=
haufen
, führte Krieg und empfing die Geſandten. Wer ihm nicht
zu Geſichte ſtand, dem ließ er eins zwei den Kopf abſchlagen.
Da kamen ſchwere Zeiten für den Spielmann, geduckt ſaß
er, ein unnützer Geſelle, ein Spaßvogel und Marktſchreier, der
für ein Schlückchen die Kranken mit Lachen kurierte.
Denn in dem Schwertergeklirr und den atemloſen Zeiten
hatten die Väter die Luſt an Kurzweil und zierlichen Reihen
auf blumiger Au vergeſſen und als ſie wieder emporblühten und
bei ſchweren Gaſtereien den fetten Hanklich mit triefenden Fin=
gern
zerriſſen, da war der Spielmann längſt als Torhüter
untergeſchlüpft und wärmte ſich in ſeinem Stüblein die ſpindel=
dürren
Beine.
Aber die Kette iſt nie zerriſſen. Der Türmer ſpann weiter
am alten Faden, er grüßte mit dem Horn die reitenden Boten
und den Maien und das liebliche Feſt der Pfingſten.

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Seite 8 Nr. 13

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Januar 1933

Danzig bleibk deutſch!

Blick auf das Zentrum von Danzig mit der Marienkirche, dem Wahrzeichen der Oſtſeeſtadt, die
vor nun 13 Jahren, am 10. Januar 1920, vom Reich losgeriſſen wurde. Am Jahrestag gedenkt
die Bevölkerung ſtets dieſes für ſie ſo unheilvollen Ereigniſſes und betont ihre unerſchütterliche
Treue zum deutſchen Mutterland.

Helden des Mokors.

Oben: Die Monteure Sir Campbells bringen den neuen Rieſenwagen des mehrmaligen Welt=
rekordfahrers
aus der Montagehalle, in der in das Ungetüm ein 2500 PS Rolls Royce Flug=
motor
eingebaut wurde. Campbell hofft mit dem neuen Blauen Vogel ſeinen vorjährigen
Rekord von 408 Stundenkilometern beträchtlich überbieten zu können.
Unten: Die Schwedin Eva Dickſen vor ihrem Wagen, mit dem ſie auf Grund einer Wette
eine abenteuerliche Durchquerung der Wüſte Sahara ausführte. Auf der 27tägigen Fahrt war
ſie nur von dem ſchwarzen Diener begleitet, der auf unſerem Bilde rechts zu ſehen iſt.

Der jülſce Bausmann dor Serichk.
Ein Menſch mit ausgeprägkem Hang zu Bekrügereien. Die Geſchichte des
falſchen letzten Kriegsgefangenen. Kurzer Prozeß.

Reich und Ausland.
Die Fahne von Sl. L6onard.
Paris. Paris Midi veröffentlicht einen
Artikel des Oberſten Guilleaume über die Frage
der Rückgabe der Fahne des 2. Bataillons des
3. Preußiſchen Garderegimentes durch Frankreich
an Deutſchland. Bei den Kämpfen um St. Léo=
nard
bei Reims ging am 26. September 1914 die
Fahne verloren. Der Fahnenträger hatte das
Fahnentuch losgelöſt, und um es zu retten, ſich
um die Bruſt geſchlungen. So fiel er. Am 20. Ja=
nuar
1920 fand man bei Erdarbeiten die Leiche
des Fahnenträgers und das Fahnentuch. Das
Fahnentuch wurde dem franzöſiſchen Heeresmu=
ſeum
übergeben.
Gerade dieſe Fahne, die alſo nicht im Kriege
erbeutet wurde, hat deshalb eine beſondere Be=
deutung
, weil es die Fahne des 3. Garderegi=
mentes
iſt, das Hindenburg früher befehligt
hatte. Der franzöſiſche Oberſt Guilleaume tritt
in ſeinem Artikel im Paris Midi nach Schil=
derung
des Tatbeſtandes dafür ein, daß Frank=
reich
dem Reichspräſidenten die Fahne als Ge=
ſchenk
überreichen laſſe. Der Oberſt erklärt dazu,
er habe mit ehemaligen franzöſiſchen Front=
kämpfern
geſprochen, die eine ſolche Kundgebung
des guten Willens gebilligt hätten.

Der lehzke Tokenkopfhuſar von
Mars Ia Tour geſtorben.
Weſterland auf Sylt. 87jährig ſtarb plötz=
lich
in Weſterland der letzte Totenkopfhuſar von
Mars la Tour, Bahnhofsvorſteher i. R. Schir=
mer
. Papa Schirmer, wie er bei der Bevöl=
kerung
hieß, war eine, auch bei den Badegäſten
der Inſel volkstümliche Perſönlichkeit. Im
Jahre 1931 feierte er das Feſt der diamantenen
Hochzeit.

367 Leichen von Kriegsteilnehmern bei Amiens
gefunden.
Paris. In der Gegend von Amiens ſind 367
Leichen von Kriegsgefallenen gefunden worden.
49 deutſche und 90 franzöſiſche Kampfteilnehmer
konnten identifiziert werden.
Das erſte deutſche Mikglied
der inkernakionalen diplomatiſchen
Akademie in Paris.

Freiherr Werner von Rheinbaben,
ſeinerzeit Staatsſekretär unter Streſemann, trat
als erſtes deutſches Mitglied in die internatio=
nale
diplomatiſche Akademie in Paris ein. Die
feierliche Aufnahmeſitzung fand bereits ſtatt.
Seine Antrittsrede wird Herr von Rhein=
baben
über das Thema Das Problem der Ab=
xüſtung
im Rahmen der europäiſchen Zuſammen=
grbeit
halten.

Ein übler Schwindler nach der
Enklarpung.
Freiburg, 12. Januar.
Bei ungeheurem Publikumsandrang begann
am Donnerstag vormittag vor der Freiburger
Großen Strafkammer der Prozeß gegen den
falſchen Daubmann, den verheirateten 34 jähri=
gen
Schneider Karl Jgnatz Hummel aus Of=
fenburg
. Den Vorſitz führt Landgerichtsdirektor
Dr. Mayer. Hummels Erſcheinen im Saal
wurde beim Publikum mit großem Intereſſe auf=
genommen
. Es erfolgte zunächſt die Verleſung
der umfangreichen Anklageſchrift, die Hummel
bekanntlich ſchweren Betrug in mehre=
ren
Fällen, ſchwere Urkundenfäl=
ſchung
und Verſicherungsſchwindel
zur Laſt legt. Die Vernehmung des Angeklagten
geſtaltet ſich mehrfach ſehr dramatiſch. Im Zu=
hörerraum
kam es verſchiedentlich zu Heiterkeits=
ausbrüchen
. Als Sohn eines Ziegeleiarbeiters
im Kanton Baſel=Land geboren, zeigte der An=
geklagte
von früher Jugend an einen ausge=
prägten
Hang zu Diebſtählen. Er kam dann in
eine Zwangserziehungsanſtalt. Hummel wurde
auch während ſeiner Militärdienſtzeit im Kriege
verſchiedentlich wegen Betrügereien, mehrfacher
Flucht aus dem Heeresdienſt und anderer Ver=
gehen
zu ſchweren Gefängnisſtrafen verurteilt.
Nach dem Kriege arbeitete er als Schneider in
verſchiedenen deutſchen Orten. 1930 kam er nach
Offenburg, wo er ſich verheiratete und eine Zeit=
lang
ſelbſtändig arbeitete. Hummel hielt es
aber hier nicht lange aus und beſchloß, in die
Fremdenlegion zu gehen. In Straßburg, wo er
ſich meldete, wurde er abgewieſen. Er fuhr dar=
auf
mit dem Fahrrad nach Italien, um von
dort aus zu Schiff nach Tunis zu gelangen, weil
er glaubte, daß man ihn dort eher in die Le=
gion
aufnehmen werde.
In der Vernehmung gab. Daubmann
unter anderem an, daß ihm, völlig erſchöpft und
ohne jegliche Mittel, der Gedanke gekommen ſei,
den ihm bekannten Eltern des ſeit 1916 ver=
mißten
Oskar Daubmann aus Endingen zu
ſchreiben und ſich als deren Sohn auszugeben.
In dem vom 17. Mai 1932 datierten Brief gab
er an, daß ihm nach 16jähriger Gefangenſchaft
in Tunis die Flucht geglückt ſei, und daß er um
die Ueberſendung des Geburts= und Taufſcheines
bitte. Dank ſeiner Ortskenntniſſe in Endingen
konnte er die an ihn geſtellten Fragen genau
beantworten, ſo daß das deutſche Konſulat in
Neapel ſeine Identität mit Daubmann für er=
wieſen
hielt, und ihm einen Paß und eine Fahr=
karte
für die Rückreiſe nach Deutſchland aus=
händigte
. Hummel teilte mit, daß ihn der
frühere Kompagniefeldwebel Daubmanns bei
ſeinem Eintreffen an der Schweizer Grenze ohne
weiteres als Daubmann erkannt habe.
Hummel ſchildert dann im weiteren Verlauf
der Verhandlung, wie er zwiſchen Baſel und
Freiburg im Zuge einen Fluchtverſuch unter=
nommen
habe, der aber durch das Dazwiſchen=
treten
Schlageters mißlungen ſei. Bei dem
Empfang auf dem Freiburger Hauptbahnhof ſei
er ohnmächtig geworden, als er ſich der großen
Menſchenmenge gegenüberſah, die zu ſeinem
Empfang erſchienen war. Erſt im Stationsge=
bäude
ſei er wieder zu ſich gekommen, wo ihm
die Mutter Daubmanns um den Hals gefallen
ſei. Er ſei noch in der Nacht nach Endingen ge=
bracht
worden. Am anderen Morgen hätten ihn
zahlreiche Bekannte, des Daubmann begrüßen
wollen. Aber Frau Daubmann habe dies zu ver=
hindern
gewußt. Am Nachmittag habe er einen

kleinen Spaziergang unternommen, auf dem er
viele intereſſante Eindrücke für ſein ſpäteres
Buch gewonnen habe.
Die Bevölkerung Endingens ſei von ſeiner
Identität feſt überzeugt geweſen.
Es kam dann das Buch zur Erörterung, das
Major Bumiller herausgegeben hat. Hummel
beſtreitet entſchieden, Kenntnis von dieſem Buch
gehabt zu haben, und bezeichnet Bumiller als den
alleinigen Verfaſſer. Schließlich kommt auch der
Beſuch Hummels bei dem Fürſten von Hohen=
zollern
=Sigmaringen zur Sprache, bei dem Hum=
mel
den Hausorden von Hohenzollern mit
Schwertern erhielt. Gegen einhalb zwei Uhr
nachmittags wurde die Verhandlung vertagt.
In der Nachmittagsverhandlung wurde die
Zeugenvernehmung vorgenommen. Der Zeuge
Schlageter, der frühere Kompagniefeldwebel des
echten Daubmann, ſchilderte u. a., wie er den
Heimgekehrten in Chiaſſo an der Grenze abge=
holt
habe, wobei der Angeklagte auf ſeine Frage,
ob er Daubmann ſei, zunächſt geleugnet habe.
Erſt als der Zeuge ihm ſeinen Paß zeigte, habe
er erklärt: Ja, ich bin es
Fragen nach ſeinen Regimentskameraden habe
er ſich dadurch entzogen, daß er Weinkrämpfe
markierte und erklärte, er habe ſo viel durchge=
macht
in den letzten Wochen, daß er ſich auf
nichts mehr beſinnen könne.
Das Arkeil.
Das Gericht verkündete gegen 9,30 Uhr fol=
gendes
Urteil:
Hummel alias Daubmann wird zu 2½
Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverluſt ver=
urteilt
. 2 Monate Unterſuchungshaft werden an=
gerechnet
. Die Verurteilung erfolgte wegen
zweier Fälle des Betruges mit Urkundenfälſchung
und falſcher Namensangabe.

Feſtnahme eines Auto=Großſchiebers.
Berlin. Der 38jährige Willi Schon, das
Haupt einer Auto=Diebeskolonne, die in Deutſch=
lang
geſtohlene Autos nach Holland, brachte,
konnte geſtern in Charlottenburg feſtgenommen
werden.
Im Zuſammenhang mit der Ermordung des
Geſchäftsführers Huth am Heiligabend 1931 in
Berlin waren mehrere Perſonen feſtgenommen
worden. Unter ihnen befand ſich auch ein junger
Mann, der zwar nicht an dem Mord beteiligt
war, jedoch bei dieſer Gelegenheit ſeine anderen
Straftaten eingeſtand. Bei dieſen Geſtändniſſen
kamen ſeine Beziehungen zu Düſſeldorfer Auto=
ſchiebern
ans Licht. Die Leitung dieſes Auto=
ſchieber
=Konzerns lag in den Händen von Schon.
Schon hatte ſo ausgedehnte Beziehungen zu an=
deren
Autoſchieberkreiſen ,daß es oft möglich
war, einen in Berlin geſtohlenen Wagen bereits
nach zwei Tagen über die holländiſche Grenze
und ſomit für die Schieber in Sicherheit zu
bringen. Schon hielt ſich bald in Holland und
bald in Belgien auf, während er Deutſchland
nur im Durchgangsverkehr beſuchte.

Vier Tote bei dem Flugzeugunglück in Tunis.
Paris. Nach einer aus Bizerta eingegan=
genen
Havasmeldung iſt einer der verletzten In=
ſaſſen
des abgeſtürzten Marinewaſſerflugzeuges
den Folgen des Unfalles erlegen, ſo daß im gan=
zen
vier Tote zu beklagen ſind. Die drei anderen
Verletzten dürften mit dem Leben davonkommen.

18 rumäniſche Bauern erfroren.
Bukareſt. Starke Kälte und andauernde
Schneeſtürme haben in den nördlichen Gegenden
der Walachei eine kataſtrophale Lage herbeige=
führt
. Alle Wege ſind verſchneit, die meiſten Zug=
verbindungen
, ſowie die Telegraphen= und Tele=
phonlinien
unterbrochen. Die Gemeinderats=
wahlen
von Ramnicul=Sarat mußten infolge die=
ſer
Lage aufgeſchoben werden. 14 Bauern einer
Nachbargemeinde, die ſich in geſchloſſener Gruppe
zur Stimmabgabe nach Ramnicul=Sarat begeben
wollten, konnten ſich durch den 3 Meter hohen
Schnee keinen Weg mehr bahnen. Sie fanden
nach entſetzlichen Anſtrengungen in den Schnee=
verwehungen
den Tod. Ihre Leichen wurden ge=
funden
, als man Nachforſchungen nach den ab=
gängigen
Bauern anſtellte. Während der Ber=
gungsarbeiten
wurden an anderen Stellen der
Landſtraße weitere vier Leichen von Erfrorenen
gefunden.

Am Jahrestage der Verhaftung Salabans.
Rieſige Falſchmünzerwerkſtatt ausgehoben.
Berlin. Beamte der Falſchgeldſtelle ver=
hafteten
geſtern drei Mitglieder einer gefähr=
lichen
Falſchmünzerbande, die ſeit mehr als
einem Jahr große Mengen geſchickt gefälſchter
Zweimarkſtücke in Umlauf gebracht hatten. Der
Führer der Bande, ein 27jähriger Ingenieur
namens Urban, iſt geflüchtet. Die Fälſcher hat=
ten
ſich im Norden Berlins in einem faſt leer=
ſtehenden
Fabrikgebäude die erſte Etage im drit=
ten
Hof gemietet. Aus ihren Geſtändniſſen er=
gab
ſich, daß ſie mehr als 2000 falſche Zweimark=
ſtücke
in drei großen Konſervenbüchſen in
Stahnsdorf und in Köpenick im Walde vergraben
hatten. Dieſer Schatz der Geldfälſcher iſt von der
Polizei ausgegraben und beſchlagnahmt worden.
Bekantlich wurde gerade vor einem Jahre der
Fälſcher Dr. Salaban verhaftet. Wenn das ſo
weiter geht .

Das Skukkgarker Schloß wird wiede
aufgebauf.

Das Brettergerüſt am Nordoſtflügel
des alten Schloſſes in Stuttgart.

Große Teile des herrlichen Renaiſſancebaues
wurden im Dezember 1931 durch ein Großfeuer
vernichtet. Jetzt ſoll das Schloß wieder her=
geſtellt
werden, um dieſes hiſtoriſch und künſt=
leriſch
gleich wertvolle Denkmal vergangener
Jahrhunderte wieder in ſeinem alten Glanze
zu zeigen.

[ ][  ][ ]

Teutisches bolafell Mioafe Tooz.

* Wenn auch die allgemeine Weltwirtſchaftskriſe und die be=
ſonders
mißlichen Verhältniſſe in Deutſchland lähmend auf jeden
Fortſchritt im abgelaufenen Jahr gelaſtet haben und die Arbeiten
der Induſtrie an allen Enden einſchränkte und hemmte, ſo ließ
ſich doch die vorwärts ſtrebende Kraft des menſchlichen Geiſtes, die
in der Forſchung ihre ſchönſte Wirkung zeigt, und die allgemeine
Tatkraft der Technik nicht bannen. Trotz der großen Not findet
der Chroniſt am Ende des Jahres reichen Stoff zu einem Bericht,
was ihn zu ſorgfältiger Auswahl zwingt, wenn der Rahmen eines
Zeitungsaufſätzes nicht geſprengt werden ſoll.
Von allen techniſchen Errungenſchaften des Jahres erſcheinen
diejenigen auf dem Gebiete der Atomzertrümmerung von weit=
tragendſter
Bedeutung zu ſein. Man weiß ſeit langem, welch un=
geheure
Kräfte die Atome zuſammenhalten und man weiß, welche
Energien frei werden müſſen, wenn ein Atom zum Zerfall ge=
bracht
werden kann. Die in einem Gramm ſteckende Atomenergie
würde genügen, um einen Ueberſeedampfer um die Erde herum
zu treiben. Von dieſem Zuſtand, der eine vollſtändige Umwäl=
zung
unſerer Wirtſchaft bedeuten würde, ſind wir noch weit ent=
fernt
. Aber ſchwache Anfänge haben doch in den letzten Jahrzehn=
ten
den Anfang eines wenn auch noch ungeheuer weiten Weges
gezeigt. Noch vor drei Jahrzehnten hielt man die Elemente für
vollkommen unteilbare Körper. Seit der erſten Atomzerlegung
durch Rutherford, der Stickſtoff in Helium mit Hilfe der Radium=
ſtrahlen
zerlegte, iſt die Wiſſenſchaft ſtändig auf dieſem Gebiete
mit größter Anſpannung tätig. In dem vergangenen Jahr iſt es
den beiden deutſchen Forſchern Dr. Braſch und Dr. Lange ge=
lungen
, auch ſchwere Atome aufzuſpalten. Sie benutzten hierzu ſo=
genannte
künſtliche Radiumſtrahlen. Bei ſtoßweiſer Entladung und
einer Spannung von 2,7 Millionen Volt wurden Kathodenſtrah=
len
erzeugt, die ein Vielfaches der Leiſtung der natürlichen Beta=
Strahlen des Radiums hatten. Statt einzelner konnten Millionen
von Atomen zertrümmert werden.
Seit Jahren bemühen ſich die Forſcher verſchiedener Länder,
den Raketenantrieb techniſch nutzbar zu machen. Von der Welt=
raumfahrt
und ähnlichen Utopien hat man erfreulicherweiſe im
abgelaufenen Jahr weniger gehört, dagegen wurde verſucht, auf
der Erde zu bleiben und zunächſt einmal hier Erfolge zu erzielen.
Berichte über Startverſuche von Tiling. Winkler und anderen
gingen durch die geſamte Preſſe. Greifbare Ergebniſſe haben dieſe
Verſuche noch nicht gezeitigt, ſie berechtigen aber zu der Hoff=
nung
, daß auf dem eingeſchlagenen Weg Erfolge nicht ausbleiben
können. Man will hier auf einem anderen Wege wie Piccard in
die Stratoſphäre vordringen. Profeſſor Piccard iſt ein neuer Auf=
ſtieg
auf 16 000 Meter Höhe geglückt, über ſeinen wiſſenſchaftlichen
Erfolg wurde nichts bekannt. Auf dem gleichen Weg ſind zwei
Höhenforſchungsflugzeuge, die ihre erſten Verſuchsfahrten hinter
ſich haben, das deutſche Junkersflugzeug und der franzöſiſche Bau
der Fahrmannwerke.
Ebenfalls zur Erforſchung der höheren Luftſchichten dienen
die Unterſuchungen des Nordlichts. Man hat durch Meſſungen
ſeine Höhe ermitteln können und hat auf Grund der Forſchungs=
ergebniſſe
, beſonders der deutſchen Polarlichtforſcher Dr. E. Brüche
und Bauer, ſowie des Schweden Prof. Störmer das Geheimnis
des Polarlichts ſoweit entſchleiert, daß man in der Lage iſt, die
kosmiſchen Vorgänge modellmäßig iſtlich herzuſtellen. Dieſe
Forſchungen ſind neben dem rein wiſſenſchaftlichen Wert von
höchſter Bedeutung für die Fernmeldetechnik. Die modernen Ver=
kehrsmittel
haben faſt die geſamte Erde entſchleiert, ſo daß ſich
der Forſchungstrieb des Menſchen heute neue Arbeitsgebiete zu
erſchließen ſucht. Neben der Erforſchung und Erſchließung der
höchſten Luftſchichten geht man in den letzten Jahren daran, ſeit=
her
unerſchloſſene Tiefen des Weltmeeres zugänglich zu machen.
Dr. William Beebe iſt es gelungen, bis zu 750 Meter in das Meer
hinabzutauchen. In einer Stahlkugel von 1,40 Meter Durchmeſſer,
Wandſtärke 3,10 Zentimeter, gelang ihm das gewagte Experiment.
Durch eingeſetzte Quarzſcheiben konnte er ſeine Umgebung beobach=
ten
und ſogar Filmaufnahmen machen.
Auf dem Gebiete der Kraftgewinnung hat der durch die Kon=
ſtruktion
von Funktürmen bekannte deutſche Ingenieur Honnef
ganz neue Wege einzuſchlagen verſucht. Seine Windtürme ſollen
bis in 450 Meter Höhe hinaufreichen und dort gleichmäßige Wind=
ſtrömungen
nutzbar machen. Nach neueſten Nachrichten iſt zu=
nächſt
eine Verſuchsanlage im Bau. Wir haben unſeren Leſern
hierüber ausführlich berichtet und werden auch noch weiter zur ge=
gebenen
Zeit hierauf zurückkommen. Als neue Energiequelle ver=
ſucht
man immer mehr Holzgas an Stelle von Benzin in Kraft=
wagen
zu verwenden. Auch die 170 Jahre alte Dampferzeugung
ſcheint neue Wege beſchreiten zu wollen. Auf dem Weg zu einem
maſchinellen Dampferzeuger hat der Bau der Brown=Boveri=Werke
nur noch eine Brennkammer, in der der Brennſtoff unter Druck
verbrennt. Hierbei ergibt ſich eine derartige Steigerung der Ver=
dampfung
, daß die Brennkammer ſehr viel kleiner wird als ein
Dampfkeſſel üblicher Bauart.
Deutſchland, das Erfinderland und die eigentliche Heimat des
Dieſelmotors hat auch 1932 wieder bedeutende Fortſchritte in der
Entwicklung dieſer Kraftmäſchine aufzuweiſen. Die Gewichte von
Dieſelmotoren für Flugzeuge ſind, bezogen auf die Leiſtungsein=
heit
, erheblich herabgeſetzt worden, für eine Pferdekraft werden
nur noch 1.4 Kilogramm Motorgewicht benötigt. Ein leichter
Fahrzeug=Dieſel=Motor für Lieferwagen wurde entwickelt. Die
M. A.N. hat neuerdings einen Motor entwickelt, der 2000 PS in
einem Zylinder leiſtet. Eine weſentliche Steigerung gegenüber den
ſeinerzeit von aller Welt beſtaunten Antriebsmaſchinen für das
Panzerſchiff Deutſchland. Beſonders intereſſant iſt die im ver=
floſſenen
Jahre zur Betriebsreife entwickelte Konſtruktion des ſog.
Michel=Motors, eines Dreikolbenmotors mit Sternzylinder, der
ſich durch ein dem Vergaſermotor nahkommendes Leiſtungsgewicht
auszeichnet. Die Entwicklung im Dieſelbau drängt offenſichtlich
zum Dieſelmotor für Perſonenkraftwagen hin. Leider haben die
Amerikaner infolge ihrer größeren Mittel für Verſuchszwecke vor
uns in dieſer Richtung einen Vorſprung voraus, der nicht lcicht
eingeholt werden kann.
Bei dieſer Sachlage iſt es verſtändlich, wenn man in aller
Welt verſucht, durch Einführung von Schnelltriebwagen den Ver=
kehr
von der Landſtraße wieder auf das Schienennetz hinüberzu=
ziehen
. Vielfältige Verſuche ſind im Gange, beſonderes Intereſſe
erweckt der Schienenzeppelin der Deutſchen Reichsbahn, der auf
einer Probefahrt zwiſchen Berlin und Hamburg eine Reiſegeſchwin=
digkeit
von 130 Stundenkilometern erreichte und wohl noch höher
kommen wird, wenn der Unterbau die nötige Verſtärkung erfahren
hat. Die verſchiedenen Verſuche laſſen klar erkennen, daß hier durch
Einführung von Triebwagen an Stelle langer Züge und durch
Erhöhung der Reiſegeſchwindigkeit ein ausſichtsreicher Weg vor
uns liegt.
Der geſteigerte Kraftwagenverkehr auf den Straßen hat dazu
geführt, daß die erſte Kraftwagenfernſtraße in Deutſchland im
vergangenen Jahr eröffnet wurde. Weitere Bauten werden ſicher=
Eich folgen. Wenn auch in Deutſchland die Verhältniſſe nicht ſo

günſtig liegen wie in Oberitalien, wo ſchon ein ausgedehntes Netz
von Nur=Kraftwagenſtraßen vorhanden iſt, ſo kann doch erwartet
werden, daß weitere Bauten in Deutſchland folgen. Vielleicht
können wir in Jahresfriſt berichten, daß der Bau der Hafraba
geſichert iſt. Die zweite Etappe der Großglocknerſtraße wurde an
den Oſthängen des Ferleitentales bis zu einer Höhe von 2000 m
hinaufgeführt. In dieſem Zuſammenhang ſoll nicht unerwähnt
bleiben, daß der Engländer Campbell ſeinen vorjährigen Rekord
ſelbſt um 12 Stundenkilometer auf 408 Stundenkilometer über=
boten
hat.
Neben der allgemeinen Steigerung im Flugweſen hat das
vergangene Jahr beſonders in Deutſchland erwieſen, daß der
Segelflug als Sport immer mehr Sache der Allgemeinheit wird.
Aller Orten werden Segelflugvereine ins Leben gerufen, die recht
günſtige Ergebniſſe zeitigen. Beſonders hilft hierbei das Schlepp=
verfahren
vom Auto aus. Auch bei dem Rhönſegelflugwettbewerb
hat es ſich gezeigt, daß eine allgemeine Verbreiterung der Erfah=
rungen
und Fähigkeiten bemerkbar wird. Was vor wenigen
Jahren noch Spitzenleiſtungen waren, wird jetzt von vielen ge=
leiſtet
. Bedauerlich ſind die herben Verluſte von ſechs Jungflie=
gern
, darunter Groenhoff und Hauptmann Jans.
Eine ſehr erfreuliche Spitzenleiſtung hat Gronau vollbracht,
indem er in 3½ Monaten ohne Hilfsorganiſationen den erſten
Flug um die Welt im Flugzeug vollendete. Er benutzte hierbei
zum drittenmal die ſogenannte Nordroute. Auch die ſüdliche
Route über Spanien, die Azoren und die Bermudainſeln ſoll
jetzt erſchloſſen werden. Dieſe 4000 Kilometer lange Strecke konnte
nur von fliegenden Benzintanks, d. h. mit Brennſtoff ausgelaſteten
Flugzeugen ohne Nutzlaſt bewältigt werden. Zur Abkürzung der
Einzelſtrecken wurde neuerdings eine künſtliche Fluginſel in Form
eines umgebauten Dampfers geſchaffen, die als Landungsplatz
im Weltmeer dienen wird.
Wie auch ſonſt in der Technik, beginnt man auch im Flug=
weſen
ſich darauf zu beſinnen, daß man der Nachwelt die Erhal=
tung
der Art ſchuldig iſt. In verſchiedenen deutſchen Luftfahrt=
muſeen
werden jetzt nicht mehr fahrttüchtige Flugmaſchinen auf=
bewahrt
.
Aus der Elektrotechnik iſt zu berichten, daß man beginnt, ſtatt
der ſogenannten Gleichrichter Umrichter zu bauen, die durch An=
wendung
des von der Radioröhre her bekannten Grundſatzes der
Gitterſteuerung mit hohem Wirkungsgrad ermöglichen, jede Strom=
art
in eine andere zu verwandeln. Im Funkweſen hat ſich ein
gewiſſer Abſchluß in der Entwicklung des Empfängerbaues gege=
ben
, während im Senderbau weſentliche Fortſchritte durch die
Ausführung von vier deutſchen Großſendern (München, Breslau,
Leipzig, Frankfurt) erzielt wurden.

*Diebstahlsicherung
für Kraftfahrzeuge.
Neuerungen, gleichviel auf welchem Gebiet, begegnen häufig
in weiteſten Kreiſen großem Mißtrauen; werden doch tagtäglich
epochemachende Erfindungen marktſchreieriſch angeboten, von
denen man dann nie wieder etwas hört, nur zu dem Zwecke, durch
den Verkauf der Erfindung einen großen Gewinn zu erzielen,
der zu dem wirklichen Wert in gar keinem Verhältnis ſteht. Der
betrogene Käufer hat dann meiſt das Nachſehen!
Auch auf dem Gebiete der Diebſtahl=Sicherung für Kraft=
fahrzeuge
gibt es eine ganze Reihe von Neuerungen, die entweder
die Zündung abſperren, das Steuern unmöglich machen, oder auf
irgend eine andere Weiſe die Benutzung des Wagens verhindern

ſollen. An einem derartig geſicherten Wagen kann aber ein
einigermaßen geriſſener Dieb ruhig arbeiten, um die vermeintliche
Sicherung zu entfernen, ohne den Vorübergehenden, ſelbſt Schutz=
leuten
, aufzufallen.
Im Gegenſatz hierzu läßt die neue in der Abbildung darge=
ſtellte
Diebſtahl=Sicherung für Kraftfahrzeuge Syſtem Rieſe‟
(D.R.P. Nr. 542 742), keine Möglichkeit zu, die Schutzvorrichtung
unauffällig zu entfernen wenn dies überhaupt möglich
iſt! , ebenſowenig den Wagen abzuſchleppen.
Die Sicherung iſt nichts weiter als eine rolladenartig gewellte
der auch aus Stahlſtäbchen gearbeitete Stahlfolie, welche beim
Führerſitz entweder ſeitlich, oben oder unten angebracht und bei
Benutzung vor die Windſchutzſcheibe einſchließlich der ganzen An=
triebsvorrichtungen
(Schaltbrett, Steuer, Fuß= und Handhebel)
gezogen wird und dadurch deren Benutzung, vor allem aber die
Sicht, und damit überhaupt die Benutzung des Kraftwagens un=
möglich
macht.
Auch ein Abſchleppen des Wagens iſt ausgeſchloſſen, da die
Bremſe zugeſtellt und durch die Sperrung nicht erreichbar iſt. Ein
Dieb kann aber an dieſer Stahlfolie ohne Inſtrumente nicht arbei=
ten
, und würde ſofort als ſolcher erkannt. Andererſeits kann der
Verſchluß der Sicherung an einer Stelle ſo verſteckt angebracht wer=
den
, daß er für einen Fremden nur nach langem Suchen aufzu=
finden
iſt. Des weiteren wäre aber eine Zerſtörung der Stahlfolie,
die zur Wiederbenutzung des Wagens ausreichte, derartig auffäl=
lig
, daß ein beſchädigter Wagen von jedermann ſofort als ge=
ſtohlen
erkannt würde. Ein Wagen mit der geſchloſſenen Siche=
rung
Syſtem Rieſe muß jedem Vorübergehenden oder Schutz=
mann
als geſperrt auffallen.
Die Sicherung kann in jeden Wagen ohne große Koſten nach=
träglich
eingebaut werden. Bei neuen Wagen würde eine ſerien=

Im Bauweſen hat das abgelaufene Jahr wie ſelten vorher
die Vollendung vieler Großtaten zu verzeichnen. Das Jahrhun=
derte
alte Problem der Austrocknung der pontiniſchen Sümpfe in
Italien wurde Dank der Tatkraft Muſſolinis verwirklicht. Lit=
toria
, die Hauptſtadt des neuen Siedlungsgebietes, wurde feierlich
geweiht. Eine ähnliche Großtat zur Gewinnung von Neuland, die
Trockenlegung der Zuiderſee, wurde durch Fertigſtellung des
Abſchlußdammes gefördert. Der Deich iſt 29 Kilometer lang, am
Grunde 130 Meter und an der Oberfläche 40 Meter breit.
Ueber die Stauanlage am Dnjepr in Rußland haben wir aus=
führlich
berichtet. Sie iſt gegenwärtig die größte Stauanlage
Europas, wird aber dieſen Ruhm bald an eine Anlage in Spanien
abtreten müſſen. Man hat ſie nicht mit Unrecht ein Potemkin=
ſches
Dorf genannt, denn die ungeheure dort zu erzeugende
elektriſche Energie hat vorläufig keinen Abſatz. Amerika, das Land
der unbegrenzten Möglichkeiten, ſcheint in Rußland einen Nach=
folger
zu bekommen; hier werden allerdings unbegrenzte Unmög=
lichkeiten
geleiſtet. Auch in Deutſchland wurden bedeutende Waſ=
ſerbauten
fertiggeſtellt. Die Bleilochtalſperre iſt vorläufig die
größte Sperre Deutſchlands. Das Schiffshebewerk bei Niederfinow.
das größte Schiffshebewerk der Welt, ſteht am Jahresende kurz vor
der Vollendung. In fünf Minuten können hier die Schiffe ſamt
Trog 36 Meter hoch gehoben werden.
Auch in der engeren Heimat des Heſſenlandes hat das abge=
laufene
Jahr einige techniſche Fortſchritte gebracht. Die Eröff=
nung
des neuen Großſenders in Frankfurt wurde bereits erwähnt.
Nach zwanzigmonatiger Bauzeit wurde die im Jahre 1864 1868
erbaute Rheinbrücke zwiſchen Ludwigshafen und Mannheim
durch einen Neubau erſetzt, der im Juni dem Verkehr übergeben
werden konnte. Die Straßenbrücke in Mainz wird gegenwärtig
durch einen Umbau verbreitert und verſtärkt. Auf wiſſenſchaftlicher
Grundlage aufgebaut, wird hier eine hervorragende Ingenieur=
arbeit
geleiſtet. Auch die Eiſenbahnbrücke über den Neckar bei
Ladenburg, die noch aus den 40er Jahren des vergangenen Jahr=
hunderts
ſtammt, wurde im abgelaufenen Jahre in ſehr eigen=
artiger
Weiſe verſtärkt. Die Neckarkanaliſierung hat auf der heſ=
ſiſchen
Strecke mit der Errichtung der Stauſtufe. Hirſchhorn ihren
vorläufigen Abſchluß gefunden. Sie wird bei Wimpfen durch Er=
richtung
der Stauſtufe Gundelsheim nochmals heſſiſches Gebiet be=
rühren
. Viel Beachtung fand der Beſuch des Do. X‟, der auf
dem Rhein an verſchiedenen Stellen waſſerte. Die Kulturbau=
technik
hat in Heſſen beſonders ſtarke Anregung durch die Ein=
ſchaltung
des freiwilligen Arbeitsdienſtes erfahren. Entwürfe, die
ſeit Jahrzehnten unausgeführt in den Akten ſteckten, kamen und
kommen hoffentlich noch weiter zur Ausführung.
Ein Rückblick auf techniſche Entwicklungen, die noch nicht zum
Abſchluß gekommen ſind, hat immer etwas Willkürliches an ſich.
Erſt nach Abſchluß kann man ihren Wert ermeſſen, das Keimende
bleibt noch verborgen. Eine Rückſchau kann deswegen nur ein=
zelne
Ereigniſſe herausgreifen und niemals den Anſpruch auf
Vollſtändigkeit machen.

mäßige Herſtellung die Anbringung weſentlich verbilligen, da der
Materialpreis für die Stahlfolie kaum ins Gewicht fällt, gegen=
über
den großen Vorteilen einer wirkſamen Sicherung.
Die Erfindung iſt von Fachleuten, ſo u. a. von gerichtlich ver=
eidigten
Sachverſtändigen für die Prüfung von Kraftfahrzeugen,
glänzend begutachtet, ſo daß in Verbindung mit der vor kurzem
erſchienenen Notverordnung der Reichsregierung gegen den Auto=
diebſtahl
dann ein ſolcher in Zukunft faſt unmöglich ſein dürfte.
Kurt Bloem. Eberſtadt.

KURZEMITTEILUNGEN
* Das Heimkino konnte ſeither nicht Gemeingut werden, weil
die Filme ſowohl im Ankauf, wie auch im Leihverfahren zu teuer
waren. Neuerdings wurde eine ganz andere Art von Filmen
entwickelt, die verſchiedene Vorzüge gegenüber den ſeitherigen ha=
ben
. Sie koſten im Ankauf nur ein Sechſtel des ſeitherigen Preiſes,
ſie verſchrammen nicht und ſie ſind nur halb ſo dünn als die
Zelluloidfilme. Von dem Ozalidpausverfahren her iſt das Syſtem
der Ausbleichkopierung bekannt. Der Farbſtoff wird durch das
Licht zerſtört, und der von dem Strich abgedeckte Teil nach dem
Ausbleichen durch Ammoniakdämpfe entwickelt. Bei dem neu=
artigen
Film hat man dieſen Farbſtoff in ein Band aus reiner
Zelluloſe, wie es von gewiſſen Kunſtſeidearten her bekannt iſt,
eingebettet. Nur mit Zerſtörung des geſamten Bandes kann alſo
das auskopierte Bild zerſtört werden, gegen Verſchrammen iſt es
geſichert.
* Werkzeuge mit verchromten Schneiden. Neuerdings verſucht
man, Werkzeuge mit Schneiden herzuſtellen, auf denen das Chrom
unmittelbar niedergeſchlagen iſt. Bekanntlich iſt Chrom ein Me=
tall
, das weder durch chemiſche, noch durch mechaniſche Einflüſſe
verändert wird, da es eine außerordentliche Härte beſitzt. Werk=
zeuge
mit ſolchen Schneiden werden beſonders bei der Verarbei=
tung
von Leichtmetallen gern verwandt, da Chrom außerdem das
Anſetzen de= Werkſtoffe an der Schneide verhindert. DerartigeWerk=
zeuge
werden ſo hergeſtellt, daß man ſie zunächſt um ein geringes
kleiner herſtellt als die Soll=Abmeſſung iſt. Danach werden die
Schnittflächen verchromt und dann das Werkzeug auf die genaue,
gewünſchte Abmeſſung abgeſchliffen. Einer allgemeinen Verbrei=
tung
derartiger Werkzeuge ſteht zunächſt noch hindernd im Weg,
daß nur größere Betriebe geeignete Verchromanlagen beſitzen.

NEUE BÜCHER UND ZEITBCHRIFTEN
* Die Bedeutung der Phosphorſäuredüngungsfrage im Lichte
der Ergebniſſe eines 30jährigen Feldverſuches der Heſſiſchen
Landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation Darmſtadt von Dr.=Ing.
L. Schmitt.
In einem Sonderdruck aus Die Phosphorſäure (Heft 24,
1932) behandelt der Verfaſſer die Ergebniſſe des älteſten Feld=
verſuches
der, unter Leitung des Miniſterialdirektors Prof. Dr.
H. Rößler ſtehenden, Anſtalt. Neben dem rein wiſſenſchaftlichen
Ergebnis will die Schrift anregen, nicht in der heutigen Notzeit
zur extenſiven Düngung überzugehen, ſondern Höchſterträge dem
Boden trotz der Not der Zeit abzugewinnen. Nach allgemeinen
Betrachtungen überdie augenblickliche Bedeutung der Phosphorſäure=
düngungsfrage
für die deutſche Landwirtſchaft werden die Nach=
wirkungen
der Phosphorſäuredüngung und die Ergebniſſe 30 jäh=
rigen
Feldverſuches behandelt. Im dritten Teil der Schrift wird
der Einfluß der künſtlichen Phosphorſäuredüngemittel auf die
verſchiedenen Eigenſchaften des Bodens unterſucht.
* Die Logik der heutigen Phyſik von P W. Bridgmann, mit einer
Einführung von Prof. Dr. H. Dingler, Darmſtadt. Max Hue=
ber
Verlag München. 186 Seiten, broſchiert 4,80 Mk., geb.
6,30 Mk.
Prof. Bridgmann, der berühmte theoretiſche Phyſiker der
Harvard Univerſität in Boſton, verſucht nicht wie es ſonſt ge=
ſchieht
, irgendwelche Formeln der mathematiſchen Phyſik einfach
in Worte zu überſetzen, er geht vielmehr an die Dinge ſelbſt
heran. Dieſes aber ſind in der Phyſik die experimentellen und
meſſenden Handlungen, welche allen Unterſuchungen vorausgehen
und die Rechnungen erſt ermöglichen müſſen. So etwa charak=
teriſiert
Dingler das Weſen der vorliegenden Schrift. Alle
Grundbegriffe der Phyſik, der Zeit und Raum. Geſchwindigkeit,
Schwere, die Erſcheinungen des Lichts der Elektrizität uſw. wer=
den
von Bridgmann leicht verſtändlich und eingehend behandelt.

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 13

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Januar 1933

Shoct, Spiel und Jucnen

Der Spork des Sonnkags.
Im Sportprogramm des kommenden Sonntags nimmt wieder=
um
der Raſenſport den größten Raum ein. Im
Fußball

werden die ſüddeutſchen Endſpiele erſtmalig mit komplettem Pro=
gramm
abgewickelt. In jeder der beiden Abteilungen ſtehen vier
Spiele auf dem Programm. In der Abteilung 1 ſpielen: 1860
München Spvgg. Fürth, Phönix Ludwigshafen Bayern
München 1 FC. Nürnberg SV. Waldhof. FK. Pirmaſens
1. FC. Kaiſerslautern, während in Abteilung 2. folgende
Paarungen auf dem Programm ſtehen: FSV. Frankfurt Union
Böckingen. Karlsruher FV. FSV. Mainz 05. Wormatia Worms
Phönix Karlsruhe, Kickers Stuttgart Eintracht Frankfurt.
Noch iſt die Lage nicht überſichtlich genug, um totſichere Voraus=
ſagen
aufſtellen zu können. Man wird aber mit Siegen von 1860
München. Bayern München. 1. FC. Nürnberg. FK. Pirmaſens,
FSV. Frankfurt und Wormatia Worms rechnen können, während
der Ausgang der Spiele in Karlsruhe und Stuttgart offen er=
ſcheint
. Neben den Endſpielen intereſſieren jetzt in erſter Linie
die Spiele um den ſüddeutſchen Pokal, deſſen Endſieger bekanntlich
die Chance hat. Endſpielteilnehmer zu werden. Erſtmals ſind in
allen vier Bezirken Spiele dieſer Konkurrenz angeſetzt.
Bezirk Main=Heſſen: Kickers Offenbach Union Niederrad,
SV. Wiesbaden Germania Bieber, F.Vg. Mombach A.=O.
Worms VlL. Neu=Iſenburg 1. FC. Langen VfR. Bürſtadt
Spfr, Frankfurt, Rotweiß Frankfurt FVg. Kaſtel.
In Weſtdeutſchland nehmen die Spiele um die Bezirksmeiſter=
ſchaften
ihren Fortgang; daneben werden auch weitere Pokalſpiele
erledigt. Aus dem Reich verdient noch das Treffen Mitteldeutſch=
land
Ungarn in Dresden Erwähnung. Das wichtigſte Auslands=
ereignis
iſt die am Samstag ſtattfindende dritte Hauptrunde um
den engliſchen Cup. in die erſtmals die Vereine der erſten Liga
eingreifen. Die Runde ſieht insgeſamt 66 Mannſchaften im Kampf.
Handball.

Auch im Handball gibt es wieder ein großes Programm. Be=
ſondere
Bedeutung genießt in Main=Heſſen das Treffen um die
Bezirksmeiſterſchaft zwiſchen SV. 98 Darmſtadt und SV. Wies=
baden
, das Meiſterſchaftsrückſpiel der Gruppe Saar zwiſchen VfR.
Kaiſerslautern und Spvg. Merzig, die Vorentſcheidung in Süd=
bayern
zwiſchen München 1860 und Ulm 94. In den meiſten übri=
gen
Gruppen haben die Spiele nur noch hinſichtlich der Abſtiegs=
frage
Bedeutung.
Winterſport.

Die vielen Tauſende von Winterſportlern werden am Sonn=
tag
wahrſcheinlich ihre lange gehegten Wünſche in Erfüllung
gehen ſehen, denn aus faſt allen deutſchen Mittelgebirgen wird
Schnee gemeldet. Auch aus dem Auslande kommen günſtige Wet=
termeldungen
. Von den deutſchen Veranſtaltungen nennen wir
die Meiſterſchaften des Allgäuer Skiverbands in Oberſtaufen,
die Chiemgau=Wettläufe in Bad Reichenhall, den Jugend=
Skitag des Schwäbiſchen Schneelaufbundes, den 30 Kilometer=
Langlauf in Klausthal (Harz), den Schwarzwald=
Dauerlauf des SC. Freiburg, ſowie zahlreiche weitere Ski=
veranſtaltungen
im Erzgebirge, Thüringen, Rieſengebirge und im
Harz. Aus dem Ausland ſind die Bern=Oberländer Ski=
rennen
in Mürren, die Dreiländer=Meiſterſchaft
in Goiſern und das internationale, Springen auf der
Olympiaſchanze in St. Moritz zu nennen. Schließlich erwähnen
wir noch die Deutſchen Meiſterſchaften im Eiskunſt=
lauf
in Oppeln, während Oeſterreich ſeine Meiſterſchaften ge=
trennt
in St. Pölten, Graz und Klagenfurt durchführt. Zahl=
reiche
Bobrennen in den deutſchen Mittelgebirgen vervollſtändi=
gen
das Rieſenprogramm, von dem wir nur die wichtigſten Ver=
anſtaltungen
nennen.
*
Sandnn ii deis Hariensurg.
Die Kreisliga am 15. Januar.
Union Darmſtadt-Viktoria Walldorf (Vorſpiel 1:5);
Polizei DarmſtadtSV. Münſter (0:0);
Sp.Vgg. 04 ArheilgenRot=Weiß Darmſtadt (1:4);
SV. MörfeldenSV. 1898 Darmſtadt (1:1).
FV. SprendlingenHaſſia Dieburg (1:3);
Germania EberſtadtFV. Eppertshauſen (2:4);
Germania OberrodenGermania 03 Pfungſtadt (1:3).
Wenn auch die Frage nach dem Starkenburger Kreismeiſter
aller Vorausſicht nach bereits zugunſten der Darmſtädter Polizei
entſchieden iſt, ſo bleiben aber die Kämpfe der nächſten Wochen
nicht weniger intereſſant. Im Vordergrund des Intereſſes ſtehen
dabei die Spiele, in welchen es gegen die drei Vereinen drohende
Abſtiegsgefahr geht, und weiter wird das Ringen um die end=
gültige
Placierung vom zweiten Platz ab vor allem um dieſen
ſelbſt! noch ſpannende Kämpfe bringen.
Während man der Darmſtädter Polizei einen Erfolg über
Münſter zutrauen darf, iſt das Abſchneiden der anderen drei
Darmſtädter Mannſchaften zweifelhaft. Rot=Weiß dürfte z. B.
in Arheilgen keine Chance haben, da ſich die Leute vom Mühlchen
ſicher für ihre unerwarteteVorſpielſchlappe revanchieren wollen. Auch
der SV. 98 muß in Mörfelden mit einer Niederlage rechnen, nach=
dem
Mörfelden daheim faſt alle Gegner abgefertigt hat. Einzig
die Union könnte gegen Walldorf wenigſtens zu einem Punkt
kommen; aber auch das iſt noch nicht unterſchrieben. Letzteres
Spiel findet bereits vormittags um 11 Uhr ſtatt. In Sprendlin=
gen
wird der zweite Platz entſchieden, der durch einen Erfolg der
Einheimiſchen dieſen zufallen ſollte. Damit iſt auch zu rechnen.
Ein recht intereſſantes Treffen ſteigt in Eberſtadt, wo Epperts=
hauſen
antritt. Der Spielausgang iſt offen, und ein Eberſtädter
Erfolg würde dieſes mit den vor ihm liegenden drei Mannſchaften
punktgleich machen. Auch das Spiel in Oberroden iſt offen, wenn
auch ein Sieg der abſtiegbedrohten Einheimiſchen am nächſten
liegt. Alle Spiele beginnen, ſoweit nicht anders angegeben, um
2 Uhr 30 Min.
Die Lage in der A=Klaſſe
hat ſich durchweg ſehr intereſſant geſtaltet. So iſt in der Gruppe
Bergſtraße der Vorſprung Griesheims auf einen einzigen Punkt
zuſammengeſchmolzen, nachdem die Mannſchaft am Sonntag in
Darmſtadt gegen die Eintracht verloren hat. In der Odenwald=
gruppe
hat ſich der Meiſterſchaftskampf zu einem Ringen Groß=
Zimmern-Roßdorf entwickelt, das wenn keine Ueberraſchun=
gen
eintreten erſt im Spiel RoßdorfGroß=Zimmern entſchie=
den
werden wird. Nur in der Dreieichgruppe iſt die Lage klar,
da Dietzenbach bereits mit ſechs Punkten Vorſprung führt und die
wenigen noch ausſtehenden Spiele keine weſentlichen Aenderungen
mehr bringen werden. Wir bringen nachſtehend die Ergebniſſe
vom letzten Sonntag:
Die Lage in den Gruppen nach dem 8. Januar:
Bergſtraße: Eintracht Darmſtadt-Viktoria Griesheim 2:1 (2:1);
SV. Weiterſtadt SV. Geinsheim 5:2 (2:2); Boruſſia
DornheimSV. Groß=Gerau 1:4 (1:1): FSV. Jugenheim
gegen Reichsbahn Darmſtadt ausgefallen.
Odenwald: HöchſtGroß=Zimmern 3:4 (1:2); Roßdorf Michel=
ſtadt
8:1 (2:1); BabenhauſenErbach 4:1 (1:1): Ober=
RamſtadtGroß=Umſtadt 3:3 (3:1); KleeſtadtSchaafheim
0:7 (0:5); Beerfelden Lengfeld ausgefallen.
Dreieich: T.u. SV. MeſſelSC. Dietzenbach 1:4 (1:3); Union Wix=
hauſen
SV. Offenthal 5:3; FC. Langen ReſerveTgde.
Sprendlingen 1:1; SV. ErzhauſenFC. 02 Dreieichenhain
ausgefallen.
Spiele der A=Klaſſe am 15. Januar.
Bergſtraße: Viktoria GriesheimPoſtſportverein Darmſtadt: Ein=
tracht
Darmſtadt Reichsbahn Darmſtadt (11 Uhr); SV.
GeinsheimGroß=Gerau.
Odenwald: Germania BabenhauſenFSV. Groß=Zimmern; SV.
HöchſtSV. Roßdorf; SpVgg. Groß=Umſtadt Viktoria
Schaafheim; Viktoria KleeſtadtV.f.R. Erbach: SC. Ober=
RamſtadtSV. Lengfeld.
Dreieich: FC. 02 DreieichenhainSC. Dietzenbach: T.u. SV. Meſſel
Union Wixhauſen; SV. OffenthalTgd. Sprendlingen.

SV. Mörfelden SV. Darmſtadt 1898.

Am kommenden Sonntag ſteht für die Fußball= Ligamann=
ſchaft
der 98er das Rückſpiel gegen Sportverein Mörfelden auf
dem Programm. Nachdem die Sportvereinself des Vorſpiel auf
eigenem Platze nur unentſchieden (1:1) geſtalten konnte, ſind die Er=
folgsausſichten
ſür das Rückſpiel nicht gerade groß. Immerhin
hätten die Lilienträger die Chance, auch in Mörfelden zu Punk=
ten
zu kommen, wenn ſie zu der gleichen Form aufliefen wie am
Vorſonntage. Und da jetzt im letzten Drittel der Kreisligaver=
bandsſpiele
ſich jeder Punktverluſt doppelt ſchmerzlich auswirken
kann, wird es Aufgabe der 98er, die nach wie vor in Abſtiegs=
gefahr
ſind, ſein, einen Spielverluſt in Mörfelden zu vermeiden.
Man wird alſo von den Darmſtädtern verlangen müſſen, daß ſie
mit Ehrgeiz und Tatkraft das Spiel beſtreiten. Auch die Reſerve=
elf
ſpielt in Mörfelden. Beide Mannſchaften fahren im Autobus
ab Marſtall 11.30 Uhr; Intereſſenten haben Gelegenheit zum
Mitfahren. Die 3. Mannſchaft trägt ein Spiel in Griesheim aus;
die Juniorenelf hat hier eine Mannſchaft von Haſſia Dieburg
zum Gegner.
Am Sonntag ſpielen die 98er Junioren gegen die Juniorelf
von Haſſia Dieburg. Da es zwei gleichſtarke Mannſchaften ſind,
darf man auf den Ausgang des Spieles geſpannt ſein. Spiel=
beginn
9.45 Uhr.
Union Darmſtadt Viktoria Walldorf.
Am kommenden Sonntag herrſcht auf dem Sportplatz an der
Heidelberger Straße Hochbetrieb. Nicht weniger als 4 Mann=
ſchaften
von FC. Union treten zu Kämpfen an. Morgens um
9.15 Uhr treffen ſich die Liga=Reſerven obengenannter Vereine.
um 11 Uhr treten die Ligamannſchaften zum Rück=
ſpiel
an. Das Vorſpiel ging damals für Union, die ſeinerzeit
mit viel Erſatz, durch Verletzungen und Sperrungen hervorge=
rufen
, antrat, hoch verloren. Obwohl wir uns die haushohe Nie=
derlage
, die Walldorf am Sonntag erlitt, nicht richtig erklären
können, räumen wir trotzdem dem ehem. Bezirksligiſten eine
Chance ein. Ausſichten zum Sieg für Union ſind nicht ſehr groß,
jedoch vorhanden. Vielleicht rafft ſich Union auf und liefert
gegen Walldorf eine gute Partie; es gilt weiteren Punktverluſt
zu vermeiden. Die Mannſchaft von Union wird in etwas ver=
änderter
Aufſtellung, nachdem ſich einige bewährte Kräfte wie=
der
zur Verfügung geſtellt haben, antreten. Um 13.30 Uhr
ſpielen die Junioren, die ſich in letzter Zeit nur gute und ſtarke
Gegner verpflichteten, gegen Jugenheim. Man wird geſpannt
ſein, wie ſich die Jungen aus der Affäre ziehen werden. Um
15 Uhr tritt die bekannte Sondermannſchaft gegen die der Deut=
ſchen
Jugendkraft Darmſtadt an.
Polizei Darmſtadt SV. Münſter.
Mit dem Spiel gegen Münſter abſolviert der Tabellenführer
bereits das fünfte Spiel der Rückrunde. Münſter, das früher im=
mer
die Mannſchaft war, die manchem Spitzenreiter die Punkte
abnahm. iſt in dieſem Jahre von ſichtlichem Pech verfolgt. In der
Polizei treffen die Münſterer auf eine Mannſchaft, die auf keinen
Fall gewillt iſt, irgendwie Punkte zu verſchenken. Der Wieder=
beginn
der Punkteſpiele im neuen Jahre hat für die Polizei wenig
Erfreuliches gebracht. Nicht etwa wegen des verlorenen Punktes,
ſondern, weit mehr wegen der Talſache, daß es ihr nur mit Mühe
gelungen iſt, der Niederlage zu entgehen. Der Polizeiſturm muß
mit ganz anderen Leiſtungen aufwarten, um die letzten Hürden
noch erfolgreich zu nehmen. Wir hoffen, daß er im Spiel gegen
Münſter alle Regiſter ſeines Könnens zieht und für die nötigen
Tore ſorgt. Mit einem Siege der Polizei würde ſich die Lage
weſentlich klären. Spielbeginn 14.30 Uhr. Polizeiſportplatz.
Rot=Weiß Darmſtadt.

Am kommenden Sonntag begibt ſich Rot=Weiß mit Liga und
Reſerve nach Arheilgen. Treffpunkt für Reſerve 11.45 Uhr
am Gaswerk, für Liga mit ihren Anhängern dortſelbſt um
13.15 Uhr.
Kraffſpork.
Darmſtadt 1910 Germania Hörbach.

Morgen Samstag. abends 8.30 Uhr. empfängt KSV. 10 in der
Turnhalle Soderſtraße Gäſte aus Unterfranken zum Verbandsrück=
kampf
. Die Hörbacher Germanen haben im bisherigen Verlauf der
Verbandskämpfe ihrem Namen vollauf Ehre gemacht. Sie ſtellen
in ihrer Geſamtheit eine typiſche Kraftmannſchaft dar, die weni=
ger
mit techniſchem Können, als mit energiſchem Einſatz ihrer
körperlichen Vorteile dem Erfolge zuſtreben. Dieſer Kampfſtil hat
dem Neuling einen guten Tabellenplatz geſichert. Im Vorkampf
unterlagen die Einheimiſchen ſehr knapp (7:8), und des müßte
ihnen eigentlich möglich ſein, auf eigener Matte den Spieß um=
zudrehen
. Jedenfalls iſt es aber beſſer, wenn ſich die 10er auf einen
harten Gang gefaßt machen, der für ſie von eminenter Bedeutung
iſt. Daß die Mannſchaft zu kämpfen verſteht, hat ſie ſchon gegen
beſſere Gegner bewieſen und muß es gerade diesmal erneut dar=
tun
. Saalöffnung 7.30 Uhr.

Arb.=Athl.=SV. 1891 Darmſtadt.

Im weiteren Verlauf der Bezirkskämpfe empfängt Darmſtadt
am Sonntag, nachm. 4 Uhr, im großen Saale des Gewerkſchafts=
hauſes
Gäſte aus Groß=Zimmern. Hier können die Darm=
ſtädter
beweiſen, ob die Niederlage in Ober=Ramſtadt ein reiner
Zufall war oder ob ſie tatſächlich in den Kämpfen gegen die ſtark
im Kommen befindlichen Odenwaldvereine nichts zu beſtellen
haben. Groß=Zimmern, welches mit ſeiner zurzeit beſten Mann=
ſchaft
mit Held, Angermeier und Weiher antritt, wird alles auf=
bieten
, um ſeinen Siegeszug fortzuſetzen. Wenn die 91er mit ge=
ſchloſſenem
Siegeswillen auf die Matte gehen, dann iſt auch
Groß=Zimmern zu beſiegen. Spannende Kämpfe ſind daher ſicher.

Tiſchkennis.
Im Laufe dieſer Woche gehen die Verbandskämpfe der B=Klaſſe
innerhalb der Intereſſengemeinſchaft zu Ende. Nach Ablauf der
Vorrunde wird die B=Klaſſe in zwei Gruppen geteilt. Der Vor=
ſtand
entſchloß ſich zu dieſer Löſung, da unter Beibehaltung des
bisherigen Austragungsſyſtems keine Gewähr beſteht, die Ver=
bandsſpiele
rechtzeitig abzuſchließen. Die Zugehörigkeit der Ver=
eine
zu der 1. bzw. zur 2. Gruppe iſt aus nachfolgender Termin=
liſte
erſichtlich. Den Vereinen geht keine beſondere Terminliſte
mehr zu.
Woche vom 15.21. Jan. 1. Gruppe: SV. 98 II. Zelluloid=
bällchen
; Blau=WeißArheilgen; PolizeiDieburg. 2. Gruppe:
Ping=PongWeiß=Blau II.; SV. 98 III.Jung=Heſſen.
Woche vom 22.28. Jan. 1. Gruppe: ArheilgenSV 98 II.;
ZelluloidbällchenDieburg; PolizeiBlau=Weiß. 2. Gruppe:
Ping=PongSV. 98 III.; Jung=Heſſen-Zelluloidbällchen II.
Woche vom 29. Jan. bis 4. Febr. 1. Gruppe: SV. 98 II.
Blau=Weiß; Polizei-Zelluloidbällchen; ArheilgenDieburg.
2. Gruppe: Jung=Heſſen Ping=Pong; Zelluloidbällchen II.
Weiß=Blau II.
Woche vom 5.11. Febr. 1. Gruppe: SV. 98 II.Polizei;
Arheilgen-Zelluloidbällchen; Blau=WeißDieburg. 2. Gruppe:
Ping=PongZelluloidbällchen II.; Weiß=Blau II.SV. 98 III.
Woche vom 12.18 Febr. 1. Gruppe: DieburgSV. 98 II.;
Gruppe:
ZelluloidbällchenBlau=Weiß; ArheilgenPolizei.
Jung=HeſſenWeiß=Blau II.; Zelluloidbällchen II.SV. 98 III.
Tennisabteilung der T. G.D. 1846.
Im Rahmen der Gau=Tiſchtennisſpiele ſindet heute, Freitag,
das Rückrundenſpiel gegen den TV. in Griesheim ſtatt. In
Anbetracht der derzeitigen Form beider Abteilungen dürfte mit
einem hartnäckigen, ſpannenden Kampf zu rechnen ſein. Spiel=
beginn
20 Uhr. Abfahrt Darmſtädter Mannſchaft 19.10 ab Schloß.

Das Dortmunder Sechstage=Rennen, das am Donnerstag
abend faſt 10 000 begeiſterte Zuſchauer ſah, gewannen Schön/
Buſchenhagen vor den 1 Runde zurückliegenden Göbel/Piinen=
burg
, Brocardo/Guimbretiere, Rauſch/Hürtgen und Braſpenning/
Wals.
Koji Myiazaki, der 16jährige javaniſche Olympia=Sieger
im 200=Meter=Freiſtilſchwimmen, hat ſich beim Rugbyſvielen eine
Schulter gebrochen. Es iſt ſehr fraglich. ob Myiazaki jemals ſeine
frühere ſchwimmeriſche Leiſtungsfähigkeit wieder erlangen wird.

Handoun i der 1.3.
Die Kreis=Endſpiele beginnen!
Es treffen ſich am Sonntag, jeweils um 3 Uhr nachmittags:
Bickenbach-Kirch=Brombach.
Groß=ZimmernArheilgen.
Nun haben es die Odenwälder geſchafft. Ihr Gau marſchiert
im Handball gleichberechtigt neben den andern und greift erſtmals
in die höheren Spiele ein. Wir halten jedoch die Vertreter des
Main=Rhein=Gaues für etwas ſtärker, ſo daß der erſte Sprung
kein allzu großer werden wird. Groß=Zimmern und Arheilgen
kennen ſich von früheren Pflichtſpielen her. Wir rechnen mit knap=
pem
Ergebnis für die Gäſte. Anders in Bickenbach, wo man mit
den Odenwäldern noch keine Fühlung hatte. Wir hörten, daß
Bickenbachs Vertreter dem Spiel in Erbach beiwohnten, und dieſe
ſagten ſpäter, daß ſie die Odenwälder beſtimmt unterſchätzt hätten,
wenn ſie deren Spielweiſe vorher nicht beobachtet hätten. Danach
müßte ein Bickenbacher Sieg eintreffen.
Weitere Pfichtſpiele:
Meiſterklaſſe: SeeheimTgſ. 1875 Darmſtadt; Lorſch- Beſ=
ſungen
: NauheimErfelden.
A=Klaſſe: StockſtadtCrumſtadt; UrberachEberſtadt.
Während es ſich in der A=Klaſſe lediglich um die Plätze dreht,
ſetzt in der Meiſterklaſſe nochmals ſcharfer Punktekampf ein. Gilt
es doch für Beſſungen und Seeheim, vom bedrohten Ende wegzu=
kommen
, und für Nauheim iſt alles verſpielt, wenn nur ein Punkt
hängen bleibt.
Aus der geſtrigen Beſprechung der Vereine der Kreisklaſſe
mit der Kreisleitung können wir als wichtigſtes Ergebnis mit=
teilen
, daß es auch in Zukunft möglich iſt, mit acht Mannſchaften
in einer Gruppe zu ſpielen.
Kreisendſpiele.
TV. Bickenbach 1897 TV. Kirch=Brombach
Am kommenden Sonntag greift TV. Bickenbach in die Kreis=
endſpiele
ein. Der erſte Gegner heißt Kirch=Brombach. Bickenbach,
das die Pflichtſpiele mit 22 Punkten bei 13 Spielen und einem
Torverhältnis von 85:38 als Meiſter beenden konnte, geht in
dieſen ſchweren Kampf durchaus nicht ausſichtslos. Kirch=Brombach,
ein neuer Bewerber, hat ſich in ſeinem Bezirk verdient den zweiten
Platz errungen. Es hat die gefürchteten Gr.=Zimmerer zweimal
geſchlagen, und König bei einem Entſcheidungsſpiel um den zwei=
ten
Platz aus dem Rennen geworfen. Die Kirch=Brombacher Hand=
ballelf
iſt eine abſolut ſtabile Mannſchaft und dürfte den Bicken=
bachern
ſchon etwas zu raten aufgeben. Danach glauben wir, daß
die erprobte Bickenbacher Elf auf Grund ihrer größeren Spiel=
erfahrung
zu Hauſe zu einem Siege kommen wird. Der Gegner
darf aber keinesfalls unterſchätzt werden. Das Spiel findet um
15 Uhr auf dem Jugenheimer Sportplatz ſtatt.
Sportabtlg. Singer Darmſtadt.
Am kommenden Sonntag. vormittags 11 Uhr, trägt die Sport=
abteilung
Singer gegen den Akademiſchen Sportklub Darmſtadt
auf dem Hochſchulſtadion ein Freundſchaftsſpiel aus

Gewinnauszug
4. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
1. Ziehungstag
11. Januar 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen

2 Gewinne zu 5000 M. 80792
,8 Gewinne zu 3000 M. 214242 240138 252299 278400
8 Gewinne zu 2000 M. 37602 123533 200679 382486
28 Gewinne zu 1000 M. 8718 19408 45884 47651 58292 83479
98164 114127 188819 293658 370395 376502 376876 380074
48 Gewinne zu 800 M. 20712 22177 22981 26383 46392 61782
96132 116134 157087 163457 189207 202680 220654 225077 228754
242351 270081 289209 323352 324196 332216 337116 338139 364736
42 Gewinne zu 500 M. 94975 108264 111816 144413 150528 176824
217393 224976 250561 276829 280637 295908 303989 307388 337801
346457 347632 362429 366390 378636 378887
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gebinne zu 100000 M. 61485
2 Gewinne zu 5000 M. 344596
2 Gewinne zu 3000 M. 14366
10 Gewinne zu 2000 M. 129083 150806 197393 260094 399157
24 Gewinne zu 1000 M. 22098 43633 82600 97723 107654 157133
194867 205252 290659 312211 322676 370425
46 Gewinne zu 800 M. 22104 B781 B7183 42374 48217 53169
67376 70711 96926 127092 142361 143848 153063 170130 181819
198073 205821 214889 250152 250403 353328 380904 387679
48 Gewinne zu 600 M. 17848 67139 66097 89167 105886 125280
125298 136477 146732 154737 191330 194223 2001 18 007081 944060
263185 316730 339164 341592 356119 363840 368506 378554 399364

Rundfunk=Programme.

Frankfurt a. M.
Freitag, 13. Januar
17.00: Konzert. Leitung: R. Merten. Soliſt: H. Hoppe (Klavier)
Anſchl. Alte Tanzmuſik. Leitung: W. Caſpar.
18.25: Freiburg: Prof. Beutel: Iſt das Weltall endlich oder un=
endlich
?
18.50: Aerzte=Vortrag: Bemerkungen über die Entſtehung und die
erſten Aeußerungsformen einer Knochen= und Gelenktuberkuloſe
19.30: Wachsfigurenkabinett. Eine heitere Plauoerei von Paul
Enderling.
2.30: Orcheſterkonzert des Philharm. Orcheſters Stuttgart. Soliſten:
Li Stadelmann CCembalo), Luiſe Richartz (Sopran).
21.00: Europäiſches Konzert.
21.35: Konzert.
22.20: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik. Tanzkapelle der Stutt garter Philharmoniker.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle; Freitag, 13. Jayuar
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Jungmädchenſtunde: Jugend hilft der Jugend.
15.45: Schnürl=Job und die Advokaten, von Wemer Zibaſo,
16.00: Pädagogiſcher Funk.
16.30: Leipzig: Nachmittagskomzert.
17.10: Zeitdienſt.
17.30: Dr. Weismantel: Große deutſche Sprachſchöpfer.
17.55: Joſeph Haydn: Streichquartett D=Dur. Beredin=Quartekk.
18.25: Dr. Lemmer: Konjunkturbelebung und Arbeitsmarkt.
19.00: Dr. Schultze=Pfaelzer: Der erſte Preuße.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Blasorcheſter=Konzert. Deutſches Sinfoniſches Blasorcheſter.
20.20: Magdalena. von Ludwig Thoma.
21.50: Turin: Europäiſches Konzert.
22.15: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Frankfurt a. O.: Abendunterhaltung.

Welkerbericht.
Neue Störungstätigkeit über Irland mit ihren Randausläu=
fern
bis nach den britiſchen Inſeln wird zunächſt durch den Aufbau
des hohen Drucks im Oſten und Nordoſten abgehalten. Kontinen=
tale
Luft wird infolgedeſſen nach Deutſchland dringen und zu
Froſtwetter führen.
Ausſichten für Freitag, den 13. Januar: Kälter bis zu Froſt, viel=
fach
nebelig, tagsüber ſtellenweiſe vorübergehend aufheiternd.
Ausſichten für Samstag, den 14. Januar: Froſtwetter, trocken.
Nebelbildung, ſtellenweiſe aufheiternd

Haupiſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: dr C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Btld und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittſch ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 14 Seiten.

[ ][  ][ ]

Nummer 13

latt

Freitag, 13. Januar

Die deutſche Reichspoſt im Jahre 1932.
Gegen Ende des abgelaufenen Jahres eine über das jahreszeitliche Maß hinausgehende
konjunkkurelle Berkehrsbelebung.
Der Verkehrsrückgang zum Skillſtand Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Die Unternehmungsluſt des Publikums an der Berliner
Börſe wurde durch den Konflikt zwiſchen dem Reichslandbund und
gekommen.

Das Reichspoſtminiſterium veröffentlicht einen vorläufigen
Rückblick der Deutſchen Reichspoſt über das Jahr 1932. Die Ver=
kehrsrückgänge
ſind ſeit September 1932 meiſt zum Stillſtand ge=
kommen
und ſogar zum Teil durch mäßige Verkehrszunahmen ab=
gelöſt
worden. Der Geſamtverkehr blieb aber in der Zeit vom
Januar bis November (für Dezember liegen noch keine endgülti=
gen
Zahlen vor) gegenüber 1931 erheblich zurück. Der Poſtauf=
tragsverkehr
verminderte ſich um 26,7 v.H. die Zahl der Wert=
briefe
um 20,7 v. H., der Telegramme um 23,3 v. H., der Einſchreib=
ſendungen
um 16,6 v.H., der Geſpräche um 10,4 v.H., der gewöhn=
lichen
Briefſendungen um 6,8 v. H., der Zahlkarten= und Poſtan=
weiſungen
um 6,7 v.H. (Betrag gleich 17,2 v. H.) und der gewöhn=
lichen
Pakete um 5,1 v.H. Die Zahl der Sprechſtellen iſt um 5,9
v. H. geſunken.
Vom 15. Januar 1933 an wird zunächſt verſuchsweiſe für den
Maſſenpaketverkehr zwiſchen großen Orten eine neue verbilligte
Kleingut=Sendung im Höchſtgewicht von 7 Kilo, das Poſtgut,
eingeführt.
Der Kraftpoſtreiſeverkehr hat ſich gegenüber 1931 wegen Ab=
nahme
des Berufsverkehrs infolge der allgemeinen Wirtſchaftsnot
vermindert. Gegenwärtig werden rund 130 Kraftpoſtlinien ge=
meinſam
mit der Reichsbahn betrieben.
Das Luftpoſtnetz umfaßte im Sommer 1932: 92 Linien mit
einer Ausdehnung von rund 31 000 Klm. Im Winter 193233
werden 23 Linien geflogen. Im Poſtſcheckweſen iſt die Zahl der
Konten von 1012 961 auf 1 921 409 geſtiegen. Trotz der Zunahme
der Konten ergibt ſich ein Rückgang von 30,6 Millionen Buchungen
und von 19,1 Millionen RM. beim Umſatz.
Die öffentlichen Sprechſtellen wurden auf rund 81 500 ver=
mehrt
.
Die Zahl der Rundfunkteilnehmer hat um eine Viertelmillion
zugenommen.
Trotz des Verkehrs= und Einnahmerückgangs iſt die Reichspoſt
beſtrebt geweſen, das Perſonal, ſoweit irgend angängig, durchzu=
halten
. Beamtennachwuchs konnte nur in beſcheidenem Umfange
eingeſtellt werden.
Die noch auf das Rechnungsjahr 1932 übergegangenen Mittel
aus dem zuſätzlichen Arbeitsbeſchaffungsprogramm von 1930 ſind
jetzt vollſtändig verausgabt. Die Reichspoſt iſt dabei, ein neues
zuſätzliches Arbeitsbeſchaffungsprogramm in Höhe von 60 Mill.
RM. durchzuführen.

Wirtſchaftliche Rundſchan.

Ver. Stahlwerke A.G. In den Monaten OktoberDezember
1932, dem erſten Quartal des Geſchäftsjahres 1932/33, ſtellt ſich
die Produktion in den Haupterzeugniſſen im Verhältnis zum Vor=
jahresende
bzw. erſten Quartal des Geſchäftsjahres 1931/32 in
1000 To. wie folgt: Kohle 4077 gegen 3380 bzw. 3965: Koks 1078
gegen 897 bzw. 1061; Roheiſen 595 gegen 453 bzw., 602; Rohſtahl
667 gegen 443 bzw. 633. Die Zahl der Arbeiter, die Ende 1931
insgeſamt 84 500 betrug, iſt bis Ende November auf 81 800 zurück=
gegangen
und bis Ende 1932 wieder auf 81 800 geſtiegen. Die
Zahl der Angeſtellten bewegte, ſich von 12 700 auf 11 300 und
11 100. Der Umſatz betrug in Millionen Reichsmark in den Mo=
naten
Oktober bis Dezember 1932: 138,27 gegen 124,7 im Vor=
quartal
bzw. 144,21 im erſten Quartal 1931/32. Auf Abnehmer
im Auslande entfielen dabei 51,02 gegen 46,55 bzw. 62 18. Die
ſpezifizierten Auftragsbeſtände der Hüttenwerke und Verfeine=
rungsbetriebe
in Eiſen= und Stahlerzeugniſſen machten am 31. 12.
1932 etwa 90 Prozent des entſprechenden Auftragsbeſtandes im
Monatsdurchſchnitt des Geſchäftsjahres 1931/32 aus. In der AR.=
Sitzung am 10. 1. wurden laufende Angelegenheiten behandelt.
An die Berichterſtattung über die geſchäftliche Entwicklung ſchloſ=
ſen
ſich Ausführungen über die zum Teil bereits durchgeführten
organiſatoriſchen Maßnahmen auf den Gebieten der Gruppen=
bildung
an.
Verband der deutſchen Oelmühlen. Der Verband der deut=
ſchen
Oelmühlen e V., Berlin, hat in einem Telegramm an die
zuſtändigen Reichsſtellen im Zuſammenhang mit der Notverord=
nung
vom 23. Dezember 1932 ſeiner ernſten Bedenken wegen des
zu erwartenden Rückganges der einheimiſchen Produktion an
pflanzlichen Oelen und Fetten und an Oelkuchen und der damit
verbundenen Gefahr für die Veredelungswirtſchaft zum Ausdruck
gebracht. Die Förderung des deutſchen Oelſaatanbaues ſei nur
möglich, wenn die erforderlichen Vorausſetzungen geſchaffen wer=
den
, insbeſondere der Abſatz der anfallenden Produkte, namentlich
auch der Rapskuchen, ſichergeſtellt werden kann.

Produkkenmärkke.

Mannheimer Produktenbericht vom 12. Januar. Weizen inl.,
7677 Kilo 20,6520,85; Roggen inl., 16,7016,85: Hafer,
inländ., 13,5014; Sommergerſte, inländ., 18,5020; Futtergerſte
17,6517,75; Laplata=Mais 19,2519,50; Soyaſchrot 10.25; Bier=
treber
10,5010,75: Trockenſchnitzel loſe 8,00: Wieſenheu, loſes,
und Rotkleeheu 5,205,40: Luzernekleeheu 5.406: Stroh. Preß=
ſtroh
. Roggen=Weizen 2 602.80, desgl. Hafer=Gerſte 2 202,60;
Stroh, geb. Roggen=Weizen 2.402,60, desgl. Hafer=Gerſte 2,00
bis 2,20: Weizenmehl Spezial Null mit Austauſchweizen 29
29,25; Roggenmehl. nordd. und ſüdd., 6070proz. Ausmahlung,
21,2524: Weizenkleie 7,507,75: Erdnußkuchen 11.6511,90.
Tendenz: Stetig. Die norddeutſchen Forderungen für Weizen und
Roggen ſind etwas erhöht. Da aber der Konſum ſich im Einkauf
fortgeſetzt zurückhält, nahm die Börſe einen ruhigen Verlauf.
Berliner Produktenbericht vom 12. Januar. Das Geſchäft im
Produktenverkehr geſtaltete ſich heute recht ſchleppend und, nach=
dem
die Tendenz in den Vormittagsſtunden ziemlich ſtetig war,
kam es an der Börſe faſt allgemein zu leichten Abbröckelungen. Der
Mehlabſatz beſchränkt ſich weiterhin auf die Deckung des notwen=
digſten
Bedarfs, und auch das Exportgeſchäft bleibt ſchwierig. Am
Promptmarkt war das erſthändige Offertenmaterial, keineswegs
dringlich und die Forderungen ſind hoch gehalten: im allgemeinen
werden aber nur geſtrige Preiſe bezahlt. Am Lieferungsmarkte
nahm die Staatliche Geſellſchaft vereinzelt Interventionen vor,
wöbei die Anfangsnotierungen etwas unter geſtrigem Börſen=
ſchlußniveau
lagen. Weizen= und Roggenmehle haben bei wenig
veränderten Preiſen ruhiges Geſchäft. Das Angebot von Hafer
iſt für die vorſichtige Konſumnachfrage ausreichend. Geſtrige Ge=
bote
waren ſchwer erhältlich. Gerſte luſtlos und nur auf ermäßig=
tem
Preisniveau abzuſetzen.

Mekallngkierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 12. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 38 (39,25), Februar 38,25 (38,75). März 38,75
(39,75), April 39 (39,50), Mai 39,25 (39,75). Juni 39,50 (40,25)
Juli 40 (40,50), Auguſt 40,25 (41), September 40,50 (41,25), Ok=
tober
40,75 (41.50), November 41 (41,75), Dezember 41,25 (42).
Tendenz: abgeſchwächt. Für Blei Januar Februar 14,50 (16),
März. 14, 75 (16). April 15 (16,50), Mai 15 (16), Juni 15,25 (16,25),
Juli 15,25 (16,50), Auguſt 15,50 (17). September 15,50 (17,25),
Oktober 15,75 (17,75), November. Dezember 16 (18) Tendenz:
ſtetig. Für Zink: Januar 19,50 (20,25), Februar. März 19,50
(20,50), April 20.50 (20,75) Mai 20,75 (21), Juni 20.75 (21.25),
Juli 21 (21,75), Auguſt 21,25 (22), September 21,50 (22,25), Okto=
ber
. 21,75 (22,50), November, Dezember 22 (23). Tendenz: ſtetig.
Die erſten Zahlen bedeutend Geld, die in Klammern Brief.

der Regierung ſowie durch das gegen Schluß ſchwächere New York
etwas beeinträchtigt. Die feſte Veranlagung der deutſchen Bonds
im Auslande wirkt ſich im Augenblick als Anregung für feſtver=
zinsliche
Werte aus. Für Dividendenwerte war die Kursgeſtal=
tung
uneinheitlich. Montane lagen meiſt bis zu 1 Prozent ſchwä=
cher
. Beſonders Harpener ſetzten ihre Abwärtsbewegung fort.
Im Verlauf zogen Gelſenkirchen mehr als 1 Prozent an. Braun=
kohlenwerte
zeigten ein unregelmäßiges Ausſehen; Kaliaktien
lagen etwa behauptet. Kali=Chemi waren 1,25 Prozent ſchwä=
cher
. Von den chemiſchen Werten waren Farben ſtärker angeboten
und mehr als 1 Prozent rückgängig. Auch die übrigen Papiere
dieſes Marktes, mit Ausnahme der etwas feſteren Chem. Heyden,
gaben nach. Conti=Gummi verloren im Verlauf 1 Prozent, ebenſo
Deutſch Linoleum. Andererſeits waren Conti=Linoleum 1,75 Pro=
zent
höher. Elektrowerte büßten überwiegend bis zu 1,5 Prozent
ein. Felten und Lahmeyer gewannen dagegen 22,5 Prozent.
Gaswerte, Kabel= und Drahtwerte, Autoaktien. Metallpapiere,
Bau=, Textil=, Papier= und Zellſtoffwerte lagen ruhig bei kleinen
Abweichungen nach oben oder unten Von deutſchen Anleihen
waren Neubeſitz und Schutzgebiete ſehr feſt. Für Pfandbriefe,
Kommunglobligationen uſw. erhielt ſich Nachfrage zu Anlage=
zwecken
. Von Ausländern waren Rumänen auf die Rückkaufsab=
ſichten
der rumäniſchen Regierung anſtelle der Ziehungen ſtärker
beachtet und nach anfänglicher Plus=Plusnotiz bis zu 1 Prozent
höher.
*
Die Frankfurter Börſe zeigte noch ausgeſprochenes In=
tereſſe
für Rentenwerte, während Aktien teilweiſe vernachläſſigt
waren. Der Grundton der Börſe blieb ziemlich widerſtandsfähig.
Auch im Verlaufe der Börſe trat wieder, ſtärkere Kaufluſt nach
vorangegangenen Realiſationen der Kuliſſe hervor. Die Käufe
erſtreckten ſich nicht wahllos, ſondern ſuchten ſich im weſentlichen
noch gute, Dividenden oder feſten Zins tragende Papiere aus. Die
Geſamtbörſe fand eine kräftige Stütze in der außerordentlichen
Steigerung der deutſchen Bonds an der New Yorker Börſe, die
ſeit längerer Zeit anhält und am Mittwoch Steigerungen von 3
bis 5 Punkten aufwieſen. Im übrigen lagen keine ausſchlaggeben=
den
Momente oder Anregungen vor. Aber das Publikum zeigt
auf Grund der Kursſteigerungen und Verdienſtmöglichkeiten in
der letzten Zeit etwas mehr Börſenintereſſe wodurch auch die Ku=
liſſenſpekulation
ſich etwas rege entfalten kann. Im Vordergrund
ſtand die Kursſteigerung von Neubeſitz, die vorübergehend den
Kurs von 10,0 (9,65) Prozent erreichte und ſpäter durch Glatt=
ſtellungen
etwas zurückfiel. Die Altbeſitzanleihe eröffneten mit
69 (69,25), ſpäte Schuldbücher knapp gehalten. Auch Schutzgebiets=
anleihe
ruhiger doch ½ Prozent höher. Von Auslandsrenten
waren die verſchiedenen Ruſſenwerte gleichfalls auf die feſten
New Yorker Kurſe ſtärker befeſtigt. Der Pfandbriefmarkt pro=
fitierte
leicht von der übrigen Rentenbewegung und zeigte durch=
weg
Steigerungen um 0,25 Prozent. Induſtrieobligationen ver=
einzelt
leichter ſo Stahlbonds um ³ Prozent. Nicht ſo einheitlich
feſt lag der Aktienmarkt. Die Kuliſſe ſtellte hier glatt, um ſich
am Rentenmaxkt zu betätigen. Auch verſtimmte der Abgaben=
druck
am JG.=Farbenmarkt. J.G. 7 Prozent ſchwächer. Scheide=
anſtalt
abzüglich der Dividende 0,5 Prozent höher Rütgers ½
Prozent feſter. Von Zellſtoffwerten Waldhof unverändert. Aſchaf=
fenburger
1,25 Prozent ſchwächer. Schiffahrtsaktien im Verlauf
angeregt und feſter. Der weitere Börſenverlauf zeigte verſchie=
dentlich
leichte Schwankungen, veranlaßt durch Glattſtellungen der
Spekulation, blieb aber in ſeiner Grundtendenz widerſtandsfähig.
An der Abendbörſe war das Geſchäft ziemlich ruhig.
Aktienwerte waren vernachläſſigt bei nachgebenden Kurſen. Bei
der Kuliſſe beſtand noch etwas Realiſationsneigung. JG. Farben
gut behauptet, desgleichen Elektro= und Montanwerte. Sehr feſt
lagen Reichsbank, die 1,75 Proz. anzogen. Man ſpricht gerücht=
weiſe
von wieder 12 Prozent Dividende. Der Rentenmarkt lag
ausgeſprochen feſt auf die Ausführungen des Reichswirtſchafts=
miniſters
Warmbold im Haushaltsausſchuß des Reichstages. Alt=
beſitz
und Neubeſitz ſtärker gefragt. Schutzgebiete zogen bis 7 (6,8)
Prozent an bei einem Umſatz von über 1 Mill. RM. nom. Auch
Pfandbriefe und Städteanleihen freundlicher.

Der Fehlbetrag in der ſchweizeriſchen
Außenhandelsbilanz.
Der Fehlbetrag der ſchweizeriſchen Außenhandelsbilanz iſt im
Jahre 1932 auf 961,7 Mill. ſfr. geſtiegen. Von der ſchweizeriſchen
Einfuhr werden 45.4 Prozent durch die Ausfuhr nicht gedeckt. Die
Einfuhr im Jahre 1932 weiſt gegenüber der Einfuhr des Vor=
jahres
eine Wertſenkung um 488,8 Mill. ſfr. (minus 21,7 Prozenk)
auf. Sie erreicht noch einen Wert von 1762,7 Mill. ſfr. Der Ex=
port
erlitt eine Wertverminderung von 547,8 Mill. ſfr. (40,6 Pro=
zent
weniger als im Vorjahr). Er erreicht noch einen Geſamt=
wert
von 801 Mill. ſfr. Der Fehlbetrag der Handelsbilanz iſt von
801,4 Mill. ſfr. im Jahre 1930 auf 902,4 Mill. im Jahre 1931 und
961,7 Mill. ſfr. im Jahre 1932 geſtiegen. Der Fehlbetrag in dem
ſchweizeriſchen Warenverkehr hat noch nie einen ſo hohen Stand
erreicht wie im Jahre 1932.

Diehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 12. Januar. Aufgetrieben waren
12 Ochſen, 152 Kälber, 16 Schweine. Die Preiſe ſtellten ſich für
Kälber a) auf 2730, b) 2326. c) 1822 Pfg. pro Pfund.
Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 12. Jan. Aufgetrieben waren
74 Kälber, 25 Schafe, 133 Schweine, 835 Ferkel und Läufer. Es
wurde bezahlt pro Ztr. Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 3436,
c) 3032, d) 2729: Schafe b) 1523: Schweine nicht notiert.
Es koſteten pro Stück: Ferkel bis 4 Wochen 811, über 4 Wochen
1316. Läufer 1719 RM. Marktverlauf: Kälber mittel, ge=
räumt
: Ferkel und Läufer mittel.
Frankfurter Viehmarkt vom 12. Januar. Aufgetrieben waren
Rinder ſeit dem letzten Markt 170. Kälber 933, Schafe 379 und 545
Schweine, darunter 40 vor Marktbeginn ausgeführt. Bezahlt
wurde pro Zentner Lehendgewicht in RM.: Kälber b) 3337,
c) 2832, d) 2227: Schafe a) 1. 2224, b) 1921. c) 1518:
Schweine c) 3739,50, d) 3639. Marktverlauf: In allen Gat=
tungen
mittelmäßig ausverkauft Fleiſchgroßhandelspreiſe:
Ochſenfleiſch 1. 4652. 2. 4448; Bullenfleiſch 4348: Kuhfleiſch
2. 3038, 3 2028; Kalbfleiſch 2. 5058: Hammelfleiſch 5058;
Schweinefleiſch 5260. Geſchäftsgang gut. Eingebracht waren
868 Viertel Rinder, 93 Kälber, 38 Hämmel. 467 halbe Schweine.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Mitgliederverſammlung der Intereſſengemeinſchaft Ber=
liner
Privatbankfirmen befaßte ſich geſtern neben der Bekämpfung
der Bucket Shops und anderen Gegenſtänden mit der im Vorder=
grund
des Intereſſes ſtehenden Fragen der Börſenreform. Von
einer Ausſprache über Einzelheiten wurde abgeſehen, nachdem alle
Redner ſich über die Notwendigkeit ſchneller Arbeit zwecks Siche=
rung
der Daſeinsbedingungen des Berliner Privatbankiers einig
waren.
Der Generalrat der Ungariſchen Nationalbank beſchloß, der
am 6. Februar ſtattfindenden GV. vorzuſchlagen, von dem 4,45
Mill. Pengö betragenden Reingewinn (i. Vj. 8,74 Mill. Pengö)
eine Dividende von 9 (12) Prozent auszuſchütten.
Die Preiſe für Oliven und Olivenöl haben zur Zeit einen
derartigen Tiefſtand erreicht, daß die Pflanzer die Früchte kurzer=
hand
an den Bäumen verfaulen laſſen. Die einheimiſche Bevölke=
rung
leidet ſchwer unter dieſer Kriſe.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 12. Jan. 1933 für eine
Unze Feingold 122/8½ s gleich 86,6934 RM., für ein Gramm Fein=
gold
demnach 47.3419 d gleich 2 78 726 RM. Zu dieſem Preis wur=
den
am freien Markt 27 000 Lſtrl. Gold gehandelt, die nach dem
Kontinent gingen.
Die engliſche Außenhandelsbilanz für das Jahr 1932 ſchließt
bei 703 133 000 Pfund (im Vorjahre 862 175 000) Einfuhr und
416 052 000 (i. V. 453 199 000) Pfund Sterling Ausfuhr mit einem
Einfuhrüberſchuß von 287 081 000 (im Vorj 408 976 000) Pfund
Sterling. In dieſer Verminderung des Einfuhrüberſchuſſes zeigt
ſich die Wirkung der engliſchen Schutzollpolitik. Beſonders ſtark
iſt der Rückgang in der Einfuhr von Fertigwaren.
Die Bankenkommiſſion des amerikaniſchen Senats hat beſchloſ=
ſen
, eine ſtrenge Unterſuchung über die Umſtände einzuleiten, die
ſeinerzeit zur Auflegung der 50 Millionen Dollar=Anleihe Kreu=
gers
führten, bei der das amerikaniſche Volk infolge des Zuſam=
menbruchs
des Kreuger=Konzerns 49 Millionen Dollar verloren
hat. Die Anleihe war bekanntlich von den damaligen amerika=
niſchen
Vertretern Kreugers, Lee Higginſon u. Cy. aufgelegt
worden.

Berliner Kursbericht
vom 12. Januar 1933

Zrutſche Junr and Aibronto-Gefrafcaf

Oeviſenmarkt
vom 12. Januar 1933

Verl Handels=Gei.
Deutſche Banku.

Disconto=Geſ.
Dresdner Ban)
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Loyzd
A.E. 6.
Bayr. Motorenn
C. B. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas

Mai
73.
61.75
19.125
29.75
19.625
30.50
73.75
52.
20.75
34.50
118.75
111.25

We
Elektr. Lieſerung
7. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Bhil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
glöcknerwer:
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr. 63.375
Maſch.=Bau=Untn. 41.50
Orenſtein & Koppell 43.50

90.55
83.25
102.50
52.
83.25
81.
52.75
62.50
114.
46.50
73.

Polnphonwerte
Rütgerswerke
Salzbetfurth Koli 11
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Alkali
Agsb., Nrnb. Maſch.
Baſa1t Lin
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer

iee
47.
175
45.75
34.625
118.
40.875
17.875
62.50
12.75
24.
77.
33.
58.

Helſingfors
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofig
Holland
Sslo
Kopenhagen
Stocholm.
London
Buenos=Aire
New Yor).
Belgien.
Italien
Paris

Währung
100 finn. M.)
100 Schillingls1,95
o0 Tſch.Kr.
100 Peng3
100 Leva 3.o57
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen ſ.
100 Kronen ſ6.27
1 S.Stg. 4.11
1 Pap. Peio
1 Dollar
100 Belge 58.34 I5
100 Lire
100 Francs

Geid
6.214
2.465
169.23
72.73
73.13
0.854
4.209
21.54 0
16.42 5

Rie
6.226
52.,05
12.agsl
2.ogs
169.57
72,87
73.27
77.13
14.15
0.a6o
4.217
58.46
21.58
16.46 19

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeir
Jugoſlawien.
Portugal.
Athen
Iſtambu=
Kairo
Kanada
Uruguay
Jsland.
Tallinn (Eſtl.)

Rigo

Währung ie 100 Franter
100 Peſetas 160.27 g1. 13 100 Gulden 81.72 ſ Yen 0.869 ol1 Milre. 0.239 100 Dinar 5.550 100 Escudos 12.35 100 Drachm. 2.198 1 türk. 2 2.00 r ägnpt. 4 14.49 teanad. Doll. 3.726 1 Goldpeio I64s 100 isl. Kr 63.54 100 eſtl. K: 110.591 100 La= 79.72

39.41 34.47
81.88
0.871
(.241
5.566
12.57
2.202
2.e12
14.53
3.734
e54
63.e6
1C.81
72.55

Zurmftädter ung Kariowarbanz Surmkast, Flhiate der Steisner Sant
Frankfurter Kursbericht vom 12. Januar 1933.

Stenergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
1. 4. 35...
1. 4. 36 ...
1.4.37...
1. 4. 38...
6 %Dtſch. Reichsanl
b.27
512%Intern.,
6% Baden ......"
6% Baher ......
62 Heſſen ..v. 28
6%0 Preuß. St. v. 28
62 Sachſen v. 2
62 Thüringen v. 2,
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4 ½Ab=
löſungsanl
.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
6% Baden=Baden
828 Berlin ...v. 241
68 Darmſtadt.
62 Dresden, v. 20
62 Frankfurt a.M
Schätze. v. 2
60
v. 26
6% Mainz.
62 Mannheimb. 27
6%München b. 29
62 Wiesbaden v. 2
6% Hefil. Landesbl.
Golboblig.
5½% Heſſ. Landes=
Syp.=Bk. Liquid.
474 %,, Kom.,Obl.

87.5
74
941
80.5
59
82
85.75
27.75
95.25
K.
75

68.5
9.85

6.8
68.5
71.5
68.75
65.5
76.75
K
n0
74.5
70.25
85.5
75
88.25
77.5

We
Pfd.=Anſt. G. Pf
6% Goldoblic
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
6%o
R.12
88 Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
6%Naſſ. Landesbk.
15½% Liqu. Obl
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
AuslSer, 1
. Ser.Ik
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
6% Berl. Hyp.Bk.
2 %0, Liqu.=Pfbr.
Frkſ.Hhyp.=Bk.
½%o. Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½%Lic.=Pfbr.
33 Mein, Hyp.=Bk.
20 Lig.Pfbr.
82 Pfälz. Hyp.=Bi.
½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Hyp.B
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
888 Südd. Bod.=
(Fred.=Bank
5½% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B.
6% Daimler=Ben=
82 Dt. Linol.Werkel
8% Mainkrw. v. 26

72
85.5
85.5
88.25

63½=

s5
88
87.25
88.5
77.75
83
93
88.75
87.75
89
86.75
7
89.25
88.5
70.75
BGI.

18% Mitteld, Stahl.
69 Ver. Stahlwerk
82 Boigtc Häffner
J. G. Farben Bond=
5% Bosn. L. E.B
L.Inbeſt.
32 Bulg. Tab.v.02
4½3% Oſt. Schätze
47 Oſt. Goldrente
15% vereinh. Rumän
4½%
48 Türk. Admin.
1. Bagbadl
Zollanl.
4½2 ungar 1918
1914
4½%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
425 Liſſabon
42 Stocholm
Aktien
Alg. Kunſtziideunie
A. E. G. .... .../ 31.25
AndregeNoris Bahn
Aſchaffba. Brauerei!
Zellſtof; 27.25
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht!=
Buderus Eiſen....!
Cement Heidelbergl
Karlſtadt.
J. G. Chemie Baſell124:,
Shem.Werke Abert! 58
Chade .........
Contin. Gummiw. 120

79.5
86
98

Bl.

29.5
33
30

121
441
53.5

Mnin Hae
Daimler=Benz... ./ 21.4
Dt. Atl. Telegr.
Erdö,
Dt. Gold= u. Silber=
cheide
=Anſtalt!.
Linolwerl,Berl
Dortm. Ritterbräu
Dyckerhof & Widm
Eichbaum=Werger
Elektr. Lieferg.=Ge
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwer
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr. 1
Feinmech. (Jetter
Felt. & Gui legume
Frankfurter Hof ..
Gelſenk. Bergwer=
Geſtf.elektr. Untern.
Goldſchmid: Th.
Gritzner=Kayſer...!
Grün c Bilſinger
Hafenmühle Frift.
Hammerſen (Lsn.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf
HilpertArmaturfrb.
Hindriche=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſe
Solzmann. Vr
Zlſe Bergb. Stamm!!
Genüfſel160.5
Junghans
Kali Chemie ...

Tat
1124.5
91.5
153
425).
21.5
48.75
97.5
21.5
39.25
103
28
58
53
83.8
381),
31.5

a5.5
12
81.5
62.75
135
/28
n7.75

Mei K
Klöcknerwerke ....!
Knorr C. H.....
2ahmeher & Co. ..
Laurahütte ..
Lech, Augsburg..
Löwenbr. Münch.
Lutz, Gebr. Darmi
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz.Akt.=Br
Mannesm.=Röhre=
Mansfeld. Bergb.
Metallge). Frankf.
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
MotorenDarmſtadtl
lSberbedar
Phönx Bergbau.
40 Meiniger. Gebbert.
(Rh. Braunkohlen..
Glektr. Stamm
Stahlwerte.
Riebe Montan..
(Roede: Gebr.
56 (Rütgerswerte
Salzdetfurtl Ko =
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.=/
Schramm. Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schucker:, Elettr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemene & Halske. 123.75
Südd. Zucker=A. 6./1
Eellus Bergba=
Thür, Liefer.=Gef.
Tietz Leonhard.
unterfranken .....

Vefe
46.5
180
122
21.75
219
73.75
82.5
63

13.5
36
188
95.75
75.5

46.5
KK

161
26.5

39.5

140.75

70.25
45

Aſchersleben 114,75 Ver. Stahlwerte. . 35.25

Ver. Ultramarin.-I
Voigt & Haeffner.
Bahß & Freytag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldho.
Memel.
Allg. Dt. Creditan
Badiſche Bant.. .
Br. f. Brauinduſtr.
Bayer, Hyp. u. W
Berl. Hanzelsgei.
Sypotherbl.
Somm. Privatb.
Dt. Ban und Dise.
Dt. Eff. u. Wechſell
Dresdner Ban
Frankf. Bant...
Hyp.=Banl=
Mein. Hyp.=Ban..
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=An: .!
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.=Cr. B1.
Bürttb. Notenbar=
A..G. Vertehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Bze
Hapae ...."
Nordd. Lloyzd.
Südd Eiſenb.=Gei.
Allianz u. Stutis
Verſicherung.
Verein. Veri. /208
Frankona Rück=u. M/110.5
Mannheim. Verſich
Otavi Minen
SchantungHandels

Ra
5.25
6i),
46.6
20.5
59.25
74.75
79.75
93

155.75
84

26
82.75
181.
19.35

325

[ ][  ][ ]

Seite 12 Nr. 13

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 13. Januar 1933

9

Freitag, 20. Jan.,
abends 8½ Uhr,
im Vereinszimmer
bei Sitte:
Jahres= Haupk=
verſammlung

(ſtatutengemäß).
Sonntag, 22. Jan.:
Ausflug
(Meſſeler Waldun=
gen
). Abmarſch 8½
Odenwaldbrücke,
Dieburgerſtr. (913
Achkung!
Bäckerei I. g. Rog=
genbr
. 4Pfd 58Pfg.,
gem. Br. 4 Pfd. 7(
Pfg. fr. H. b. gen
Beteiligung. Zuſchr
erb. unter Z. 164
a. d. Geſchſt. (893

Wer nimmt 200Ztr
mit n. Leipzig au
ein o. mehr Male;
Angeb. m. Pr. unt.
Z. 160 Geſchäftsſt.*

Hente letzter Tag
Witz, Charme und Spannung
sind die Hauptzutaten in dem neuen,
ausgezeichneten
Kriminal-Tonfilm:
Zigeunen
der Nacht
(Heute Nacht gebts Ios)
mit Jenny Jugo u. Hans Brausewetter
Beginn: 3 45. 600 u. 8.20 Uhr

Die gestrige Erstaufführung
in Darmstadt war ein glänzender Erfolg!

Sprachverein.
Dienstag, den 17. ds. Mis., um 8½ Uhr,
im Realgymnaſ um
Schauſpieler Kurt Weſiermann:
Aus den Werken des luxemburgiſchen Dichters
Dr. Nikolaus Welter
Eintritt frei.
(90

Hotel-Restaurant Bender
Georgens raße 11 Fernsprecher 5055
Haus der guten Hüche
Miting- und Abendessen in großer Wahl
von 70 Pfg. an. (10ner Karten zu 65 Pfg.)
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mit 1 Stück Torte, 1 Stück Kuchen einschl. Steuer
nur 60 Pfennig.

NEU-EROFFNUNGI
Meiner werten Kundschaft, Nachbarschaft und
Freunden zur gefälligen Kenntnis, daß ich morgen
Samstag, den 14. Januar 1933, Ecke Feldberg-
und weiterstädterstraße eine
Rinds-, Kalbs- u. Schweinemetzgerei
eröffne. Meine langjährige, fachmännische Tätigkeit
Veisetzt mich in die Lage, meiner werten Kundschaft
iv Wurst- und Fleischwaren, weil nur erstklassiges
Rohmaterial zur Verarbeitung kommt, das Allerbeste
zu bieten, lch bitte daher mein Unternehmen weit-
gehendst
unterstützen zu wollen, bester, zuvor-
kommender
Bedienung dürfen Sie jetzt schon ver-
Hochachtungsvoll
sichert sein.
Joh. Jung und Frau.
895)

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auf Wunſch alles bratfertig.
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Landgraf=Philipp=
Anlage 58, part. (*

Verloren:
eine braune Leder=
brieftaſche
, enthalt.
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[ ][  ][ ]

Freitag, 13. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 13 Seite 13

Ein Roman
P1e VONeuHeTHOT aus den Bergen.

Von Paul B=
4)
Man ſollt grad meinen, s nimmt heuer kein End mehr!,
ſagt der Neuner: Und wanns ſo lange dran bleibt, wer weiß,
was dann in den Bergen alles geſchieht, Mutter?!
Was ſollt denn da groß paſſieren? fragt die dagegen;
aber ſie fragt das nur ſo obenhin, weil ihre eigenen Gedanken
ſie verfolgen, wie Hunde, die hinter einem Wild her ſind.
Haſt dann nit gehört, daß da heroben in der Rotmoos=
wand
eine Quell aufgeſprungen ſein muß? . . . Einer der Hüt=
buben
hats geſtern mit heimgebracht! Ein geheimes Waſſer,
das niemand vorher geſehen hat, das ſtürzt da hoch ab in einen
Hochboden, der hinterm Jöchl liegen muß! . . . Das Jöchl weißt
doch, Mutter?!
Und er deutet durch eins der hinteren Stubenfenſter ins
wogende Wolkengrau empor; grad überm Neunerhof fort in die
Höh! . . . Aber man ſieht ja jetzt nichts; und nur den Regen
hört man rauſchen, als hätte wer alle Himmelsſchleuſen ge=
öfſnet
!
Jaja, ſagt die Altneunerin nochmals ſo obenhin, und be=
deutet
der Leni, daß die Roſl jetzt auftragen ſoll.
Leicht könnt die Leni mit der Roſl in der Kuchl eſſen?
ſagt ſie nebenbei. Und als der Neuner ſie erſtaunt anſchaut,
meint ſie: Ich hätt halt was zu reden mit dir, Lois!
Der nickt. Er ſetzt ſich hinter den Tiſch. Die Altneunerin
ſitzt davor. Die Roſl bringt eine Grießſuppe, ein Fleiſch, einen
Salat und geht wieder. Die Zwei löffeln an ihrer Suppe.
S iſt wohl wegen dem Ripffl?, fragt der Bauer.
Wegen dem! beſtätigt die Mutter: Eine furchtbare Sach
iſt’s damit; und das Schlimmſte iſt, daß man nit gar ſoweit
von der Leich ein Büchſl funden hat, daraus die Kugel wohl
kam! . . . Und im Schaftholz iſt ein M=E eingekerbt, ſo daß
man nun den Moeſer=Franzl in Mordverdacht hat! . . . Er
ſitzt auf der Puitbacher Station!
Der Moeſer=Franzl?.. Haſt nit mal von dem geſprochen?,
fragt der Lois und iſt ſehr geſpannt auf die Antwort.
Freilich! . . . Damals, als der Ripffl von dir fort iſt!
ſagt die Altbäuerin ohne aufzublicken und ſchiebt den Teller
beiſeite.

rgenholt.
(Nachdruck verboten.
Ja, richtig! . . . S‟ iſt die Red davon geweſen, daß für die
Theres nun bald die Zeit zum Heiraten kommt! . . . Iſt’s ſo?
ſagt der Neuner und langt zum Fleiſch hinüber. Dennoch ſind
auch in ihm alle Sorgen wieder wach, die ihn unten im Tal
befallen haben.
Wenn er ſie unterm Anſtieg eine Weile vergaß, ſo ſtehen ſie
in dieſem Augenblick nur um ſo lebendiger wieder auf:
Der Ripffl . . . meine Abſag . . . der Moeſer . .. die
Theres! . . . Wann nun wer unſren Neunernam damit in Zu=
ſammenhang
bringt?
Das iſt’s ja!, ſagt die Neunerin tief atmend.
Wie eine Drohung ſteht der Gedanke in der Stube. Der
Neuner aber wehrt ſich dagegen und lacht einmal hart auf:
Wie ſollt man das zuſammen bringen können?!
Indes: Iſt die Theres nicht ſeit nun faſt drei Wochen bei
der Rauth=Schweſter in der Unterleutaſch? . . Wie nahe liegt
da Puitbach, wo der Moeſer=Franzl wohnt?! . . . Und auch der
Ripffl iſt da ſtationiert und der Krug=Jager! . . . Dem Neuner
ſchiebt ſich das alles auf einmal ſo nahe zuſammen, als gehöre
es auch zu einander!
Weiß man, was in drei Wochen geſchehen ſein kann?
fragte er. Die Mutter lupft ihre alten, ſchmalen Schultern:
Grad, weil mans nit weiß und doch vieles möglich iſt,
mein ich, du ſollſt nach’m Eſſe mal zum Rechten ſchaun!
Dem Bauer kommt mit einem Mal die Mutter ſo vorſichtig
vor; ſo umwegig, wie er das bei ſich nennt; und das macht
ihn nur noch unſicherer, ſo daß er haſtig zur Mutter hinſchaut:
Iſt dann wirklich was geweſen zwiſchen der Theres und
dem Moeſer=Bub? . . . Oder gar mit dem Ripffl=Jager?
Aus ſeiner Unruhe wünſcht er ein Nein; aber die Alt=
bäuerin
hat nur ein Schulterheben, das alles bedeuten kann:
Ich weiß nur, daß das Madl den Ripffl halt hat leiden
mögen, und es den Franzl ſehr lieb haben muß! . . . Deshalb
hab ich damals ja auch mit dir darüber geredit!
Das klingt wie ein verſteckter Vorwurf, und der Neuner
kann ſich ſelbſt nicht ganz davon freiſprechen, daß er gar zu
wenig Acht auf all das gehabt hat! . . . Aber du lieber Gott:

Ein Bauer, der ſo in Sorgen ſitzt, daß er, wiewohl er
noch einer der größten iſt, nicht weiß, wie’s werden ſoll, wenn
die Unwetter nimmer auslaſſen, der kann doch nicht dafür ver=
antwortlich
ſein, wenn er Acker, Wies und Vieh einmal wich=
tiger
nimmt, als ſolche dummen Jungmädchenwünſche! . . . Und

das ſagt er.
Aber dies Sichentſchuldigen vor ſich ſelbſt hält keinen rech=
ten
Stand; und ſo ſehr er der Neuner ſein will, der mit ſeiner
Logik im Recht iſt, ſo heftig meldet ſich eine andere Stimme in
ihm; und die klagt ihn an; laut und unabweislich!
Werd am beſten gleich runterfahren!, ſagt er: S. Radl
iſt ja in Ordnung!
Man hört ihn draußen mit der Roſl ſprechen, zum Schupfen
gehn und das Rad holen; man vernimmt noch das Knirſchen
des Rücktritts, als er ſcharf bergab bremſt. Die Mutter ſteht
unter der Tür und ſieht ihm nach, wie er im Wolkengehäng
verſchwindet, als habe das ihn von der Erde einfach wegge=
ſchluckt
.
Noch nie im Leben iſt der ſo jäh zu Tal geſauſt. In einer
tief geriſſenen Wegrunſe ſackt das Radl zwar unter ihm weg
und er überſchlägt ſich, daß der Schädel dröhnt; aber er iſt dann
doch gleich wieder im Sattel, und unten auf der Klammſtraße
raſt er draufzu, daß die Menſchen hinter den Fenſtern des
Klamm=Weilers ſich fragen, wer das geweſen ſein könnte?
Der Regen ſtrömt, als göſſe ihn wer aus Fäſſern vom Him=
mel
hernieder. Ohn Aufhören ſpalten die Blitze die Tagnacht.
So hart prallt die donnernde Finſternis aufeinander, daß die
Erde erbebt, und die Fenſter an den Häuſern ſcheppern. Dazu
faucht der Sturm ſtöhnend in den Tannenwaldzungen und
deren Windbrüchen.
Der Neuner ſieht und hört das kaum; es gleitet an ihm
vorbei, wie die Talſtraße unter ihm wegzugleiten ſcheint. Nur
weiter!. . . Nur weiter! ſchreit es in ihm; und die Furien
ſeiner wirren Gedanken peitſchen ihn vorwärts: Nur ſchneller!
. . . Nur ſchneller! Während er ſo daherjagt, iſt nichts Neune=
riſches
in ihm; nichts Beſitzſtolzes, nichts Herriſches! Er iſt nur
noch ein Menſch!. . . Ein Vater, der an ſein Kind denkt und
darum in quälender Sorge iſt.
Daß der Theres nur nichts paſſiert iſt!
An das Was und Wie denkt er im Augenblick gar
nicht! . . . Nein, ausdenken kann er das nicht; es iſt nur ganz
vage und vorſchwebend in ihm: Wie eine unvorſtellbare Be=
fürchtung
, daß etwas geſchehen ſein könnte! . . . Du lieber Gott:
Nur das nicht!

(Fortſetzung folgt.)

WElBLI& M

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Zeugn. vorhanden.

Hab ich’s nicht
gleich gesagt,
daß es bei Posner Großbetrieb
gibt? Die Darmstädter haben
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Seite 14 Nr. 13

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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