Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geffattet.
Nummer 12
Donnerstag, den 12. Januar 1933. 196. Jahrgang
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(4 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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auffräge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beltreibung fäll jeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Troß bekonker Uebereinſtimmung mit der Agrarpolikik der Reichsregierung verſchärfte Forkſehzung
der Landbund=Angriffe gegen die Agrarpolikik dieſer Regierung. — Das amkliche
Communigué ſtellk „illoyale Handlungsweiſe” feſt.
* Anverankworkliche Führung.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Vorſtand des Reichslandbundes, und zwar
die Herren Graf Kalkreuth, Brandes, Willikens, Rohr und Sybel,
hatten ſich zum Mittwochnachmittag beim
Reichs=
präſidenten angeſagt, um ihm die dringendſten Wünſche der
Landwirtſchaft zu übermitteln. Die Unterhaltung hat denn auch
ſtattgefunden und ſich über eine Stunde hingezogen. Von den
Vertretern des Landbundes ſind dem Reichspräſidenten
die Sorgen der Landwirtſchaft eingehend
unter=
breitet worden.
Herr v. Hindenburg hat im Beiſein des Reichskanzlers
v. Schleicher, des Ernährungsminiſters v. Braun und des
Reichs=
wirtſchaftsminiſters Warmbold Punkt für Punkt die aktuellen
Probleme durchgeſprochen und vor allem
auseinanderge=
ſetzt, warum die auch von ihm als notwendig anerkannten
Zöllerhöhungen im gegenwärtigen Augenblick
noch nicht vorgenommen werden können. Dieſe
Gründe ſind in einer der letzten Beſprechungen
dem Präſidenten Kalkreuth bekanntgegeben
und von Kalkreuth anerkannt worden. In der
Un=
terhaltung ergab ſich die Feſtſtellung, daß im Intereſſe der
Land=
wirtſchaft bereits alle im Augenblick durchführbaren Maßnahmen
getroffen worden ſind.
Der Reichspräſident hat ſich alſo hier perſönlich eingeſchaltet
und unzweifelhaft durch die Verfechtung, mindeſtens aber durch
die Verſprechungen, die gegeben wurden, ein Verdienſt um die
ſchleunige Weitertreibung der Hilfsaktion für die Landwirtſchaft
erworben. Man hat ſich auch getrennt in der offenſichtlichen
Feſt=
ſtellung, daß die Vertreter des Landbundes mit dem Ergebnis
der Unterhaltung durchaus zufrieden waren.
Allerſchärfke Kampfanfage des Reichslandbundes.
Inzwiſchen hat der Vorſtand des
Reichslandbun=
des, alſo dieſelben Herren, die Mittwochnachmittag beim
Reichs=
präſidenten waren, der Oeffentlichkeit eine Entſchließung
übergeben, deren Inhalt und Ton in wenig vorteilhafter Weiſe
von allen bisherigen Erklärungen des Reichslandbundes abſticht.
Es iſt bekannt, daß in der Landwirtſchaft eine ſtarke Erbitterung
herrſcht, und daß auch die zahlreichen
Landbundent=
ſchließungen der letzten Tage an Schärfe nichts
zu wünſchen übrig ließen.
Am Mittwoch abend konnte man aber plötzlich aus dem
Be=
ſchluß des Landbundvorſtandes herausleſen, daß die Regierung
Schleicher die deutſche Landwirtſchaft in einer Weiſe benachteiligt
habe, wie man das niemals bei einer marxiſtiſchen Regierung für
möglich gehalten hätte. Es wird von den allmächtigen
Geld=
beutelintereſſen der international eingeſtellten Exportinduſtrie
geſprochen, es werden der Regierung die ſchwerſten Vorwürfe
ge=
macht und das Arbeitsbeſchaffungs= und Siedlungsprogramm in
das Reich der Illuſion verwieſen. Es wird ein
Zahlungsmora=
torium für die Landwirtſchaft gefordert und ſchließlich das
Landvolk aufgefordert, ſich für den letzten
Ein=
ſatz in dem dem ganzen Berufsſtand
aufgezwun=
genen Kampf um die nackte Exiſtenz
bereitzu=
halten.
Hiudenburg bricht die Beziehungen zum
Reichslandbund ab.
Dieſe Erklärung wurde im Reichspräſidentenpalais
erſt bekannt, als der Landbundvorſtand bereits das
Beratungs=
zimmer verlaſſen hatte. Inhalt und Ton haben auf den
Reichspräſidenten einen geradezu
niederſchmet=
ternden Eindruck gemacht. In einem amtlichen
Communigus, das noch ſpät abends herauskam und vom
Reichspräſidenten genehmigt worden iſt, wird geſagt, daß
der Reichspräſident von einem Empfang der
Landbundführer abgeſehen hätte, wenn ihm die
Eutſchließung vorher bekannt geworden wäre.
Die Reichsregierung werde ſich aber durch dieſe illoyale
Handlungsweiſe, ſo erklärt das Communiqué weiter, nicht
davon abbringen laſſen, alles ſachlich Mögliche für die
Landwirtſchaft zu tun. Sie ſehe ſich jedoch gezwungen,
von jetzt an Verhandlungen mit Mitgliedern
des Vorſtandes des Reichslandbundes
abzu=
lehnen.
Das bedeutet alſo, daß jede Beziehung zwiſchen
Reichsprä=
ſident und Reichsregierung auf der einen Seite und dem
Reichs=
landbund auf der anderen Seite gelöſt ſind. Die Reichsregierung
wird noch im Laufe des Donnerstag eine Reihe weiterer bereits
vorbereiteter Maßnahmen zugunſten der Landwirtſchaft
durch=
führen. Alle ihre Handlungen haben aber nicht das geringſte zu
tun mit dem vom Reichslandbund ausgeübten Druck. Die
Regie=
rung ſtellt ausdrücklich feſt, daß der Reichslandbund
nicht die deutſche Landwirtſchaft iſt, und daß ſie nach
wie vor die Intereſſen der deutſchen Landwirtſchaft wahrnehmen
werde.
Die Erklärung des Reichslandbundes.
CNB. Berlin, 11. Januar.
Der Bundesvorſtand des Reichslandbundes tritt mit einer
heute von ihm angenommenen Entſchließung an die
Oeffentlich=
keit, in der mit äußerſt ſcharfen Formulierungen gegen die
Hal=
tung der Reichsregierung in den agrarpolitiſchen Fragen
polemi=
ſiert wird.
Die Reſolution beginnt mit der Behauptung, daß die
Ver=
elendung der Landwirtſchaft, insbeſondere der bäuerlichen
Verede=
lungswirtſchaft „unter Duldung der derzeitigen Regierung ein
ſelbſt unter einer rein marxiſtiſchen Regierung nicht für möglich
ge=
haltenes Ausmaß” angenommen habe und daß die „Ausplünderung
der Landwirtſchaft zugunſten der allmächtigen
Geldbeutelintereſ=
ſen der international eingeſtellten Exportinduſtrie und ihrer
Tra=
banten” andauere. Weiter wird in der Entſchließung beklagt, daß
die Erleichterung der zollpolitiſchen Lage durch Ablauf der
Bin=
dungen Holland gegenüber nicht durch Inkraftſetzen von
Zollerhöh=
ungen ausgenutzt und daß die daneben notwendigen
Kontingentie=
rungsmaßnahmen zum Schutze gegen ausländiſche
Ueberſchwem=
mung nicht ergriffen und daß nicht wenigſtens durch ſofortige
Er=
klärung eines vollſtändigen und generellen Zahlungsmoratoriums
die Vertreibung des Bauern von Haus und Hof verhütet worden
ſeien. Die Notgemeinſchaft des deutſchen Landvolkes, heißt es zum
Schluß der Reſolution, ſei zum äußerſten bereit. Die Führung des
Reichslandbundes fordere von jedem einzelnen den letzten Einſatz
in dem dem geſamten Berufsſtand aufgezwungenen Kampf um die
nackte Exiſtenz.
Die Ankwork der Regierung.
Amtlich wird mitgeteilt:
Nachdem in letzter Zeit in mehreren Beſprechungen zwiſchen
Mitgliedern des Präſidiums des Reichslandbundes und dem
Reichs=
kanzler eine weitgehende Einigung über die für die
Landwirt=
ſchaft notwendigen Maßnahmen erzielt worden war, wurde heute
nachmittag der Vorſtand des Reichslandbundes vom Herrn
Reichs=
präſidenten im Beiſein des Reichskanzlers und der Reichsminiſter
Warmbold und Freiherr v. Braun empfangen. Die Vertreter des
Reichslandbundes trugen ihre ernſten Sorgen über die Lage der
Landwirtſchaft und ihre Auffaſſung über die zu
ergreifen=
den Abhilfemaßnahmen vor. In der Ausſprache ergab ſich, daß
durch die bereits getroffenen und noch beabſichtigten Maßnahmen
der Reichsregierung den Wünſchen der Abordnung ſchon ſoweit wie
irgendmöglich Rechnung getragen worden war. Nach der Sitzung
wurde bekannt, daß der Vorſtand des Reichslandbundes bereits
vorher eine Entſchließung gefaßt und der Preſſe übergeben hatte,
die in einer demagogiſchen Form ſachlich unbegründete Angriffe
gegen die Reichsregierung enthielt. Die Entſchließung iſt weder
dem Herrn Reichspräſidenten, noch der Reichsregierung vor der
Beſprechung bekanntgegeben worden. Wäre dies der Fall geweſen,
ſo würde der Herr Reichspräſident von dem Empfang des
Reichs=
landbundes abgeſehen haben. Die Reichsregierung wird ſich durch
dieſe illoyale Handlungsweiſe des Vorſtandes des
Reichslandbun=
des davon nicht abbringen laſſen, alles ſachlich Mögliche für die
Landwirtſchaft zu tun Sie ſieht ſich jedoch gezwungen, von jetzt an
Verhandlungen mit Mitgliedern des Vorſtandes des
Reichsland=
bundes abzulehnen.
Flaggenerlaß der Thäringer Regierung.
Weimar, 11. Januar.
Das thüringiſche Staatsminiſterium hat eine Verordnung über
die Beflaggung von Dienſtgebäuden erlaſſen, wonach angeordnet
wird, daß am 18 Januar aus Anlaß der Reichsgründung die
ſtaat=
lichen Dienſtgebäude des Landes derart zu beflaggen ſind, daß
neben der weiß=roten Landesfahne, reſp. neben der Landesfahne
und der jetzigen ſchwarz=rot=goldenen Reichsflagge, wo dieſe bisher
gemeinſam gezeigt wurden, auch die alte ſchwarz=weiß=rote Flagge
des Deutſchen Reiches zu zeigen iſt. Sofern bisher nur die
Landes=
fahne gezeigt wurde, iſt jetzt auch die ſchwarz=rot=goldene
Reichs=
flagge mit zu zeigen. Falls drei Fahnen gezeigt werden, ſoll ſich die
alte ſchwarz=weiß=rote Flagge rechts befinden, in der Mitte die
Landesfahne bzw. die große Staatsflagge und links die jetzige
ſchwarz=rot=goldene Reichsflagge.
Anhaltiſche Gemeindebeamke haften perſönlich
für Ekatsüberſchreikungen.
Deſſau, 11. Januar.
Es wird eine Verordnung des Miniſteriums über die
Haus=
haltsführung der Gemeinden und Gemeindeverbände
veröffent=
licht, die tiefeinſchneidende Maßnahmen enthält. Der
Grund=
ſatz „Keine Ausgabe ohne Deckung” wird dahin erweitert, daß
künftig in Gemeindeparlamenten nicht einmal Anträge behandelt
werden dürfen, die dieſen Grundſatz nicht berückſichtigen. Ordnet
ein Gemeindevorſtand Maßnahmen oder Zahlungen an, durch
die eine Haushaltsüberſchreitung unvermeidlich wird, ſo haftet
er der Gemeinde für die von ihm veranlaßte Zahlung. Weiſt
ein Beamter ſchuldhaft eine Zahlung an, für die die Gemeinde
verpflichtet iſt, ſo iſt er der Gemeinde zum Schadenerſatz
ver=
pflichtet.
Eine Warnung des G.9.A.
Der Gewerkſchaftliche Preſſedienſt veröffentlicht eine
Kund=
gebung, in der die Behauptung aufgeſtellt wird, die ſozialpolitiſchen
Forderungen der Schwerinduſtrie, die durch den früheren
Reichs=
kanzler von Papen an die Reichsregierung herangetragen worden
ſeien und an den Reichspräſidenten herangetragen würden, ſeien
dazu angetan, erneut den ſozialen Frieden zu gefährden.
Wirtſchaftskreislauf und Arbeitsmarkt ſeien nur dann wieder
zu beſſerer Ordnung zu bringen, wenn man auf von einſeitigen
Intereſſen diktierte Experimente verzichte. Eine Politik ſozialer
Entrechtung werde den erbitterten Widerſtand der Arbeitnehmer
hervorrufen. Deshalb warne der Gewerkſchaftsbund der
Angeſtell=
ten die Reichsregierung vor Wiederholung von
wirtſchaftsgefähr=
lichen ſozialpolitiſchen Maßnahmen wie im Sommer v. J.
* Kakalaniſche Bluknachk.
Drahtbericht unſeres ſtändigen
Bericht=
erſtatters.
v. Gss. Madrid, 10. Januar 1933.
Noch waren die polizeilichen Unterſuchungen des geplanten
ſyndikaliſtiſchen und kommuniſtiſchen Silveſterputſches in
Bar=
celona nicht abgeſchloſſen, als die radikaliſierte Linke in der
ver=
gangenen Nacht zu einem neuen Schlag gegen die beſtehende
Ordnung ausholte. Wieder war die katalaniſche
Hauptſtadt der Brennpunkt des anarchiſtiſchen
Vernichtungswillens, über deſſen Kampf aller
gegen alle die kommuniſtiſchen und
ſyndika=
liſtiſchen Drahtzieher zur Macht auf der
Halb=
inſel aufzuſteigen gedachten. Die Herrſchaft des
Pro=
letariats, beſſer geſagt die Diktatur des Proletariats unter dem
Zeichen von Sichel und Hammer, iſt das erträumte Ziel dieſer
Leute. So ſchlugen ſie denn auch diesmal wieder unter dem
Rufe „Es lebe Lenin!” los. Hatte es ſich aber beim
Neu=
jahrsverſuch um einen wohlvorbereiteten Plan zur Ergreifung
der Macht in Katalanien gehandelt, zu deſſen Durchführung alle
nötigen Waffen bereitgeſtellt und die Angriffskräfte militäriſch
eingeteilt waren, ſo wollte man diesmal in der Hauptſache die
durch die vorzeitige Entdeckung des
erſtgenann=
ten Putſches verloren gegangenen
Waffenbe=
ſtände wieder auffüllen und zu dieſem Zweck die
nor=
malerweiſe Sonntags ſchwach belegten Kaſernen überfallen und
deren Waffenlager an ſich reißen. Im übrigen ſollte das
Unter=
nehmen einſchüchternd auf die Regierung ſowohl als auch auf
die Bevölkerung wirken. Obwohl der ſpaniſche Innenminiſter
erklärte, er habe auch von dieſer revolutionären Bewegung ſchon
ſeit Tagen gewußt und dementſprechend ſeine
Abwehrmaßnah=
nahmen getroffen, konnten die Umſtürzler doch beinahe neun
Stunden, das heißt die ganze Nacht vom Sonntag zum
Mon=
tag mehr oder weniger die Straßen Barcelonas beherrſchen.
An 40 Punkten der Stadt zugleich veranſtalteten die
Anarchiſten=
banden Feuerüberfälle auf die verſtärkte Polizei und das
Mili=
tär. Mit Bewaffneten beſetzte Automobile durchraſten die Stadt,
überall Schrecken und Furcht verbreitend. Die Polizeidirektion
wurde mit Bomben beworfen, der Hauptbahnhof beſetzt, die
Kaſernen attackiert. Die ganze Nacht über hörte man
das Knattern der Gewehrſchüſſe und das
Kra=
chen der Bomben. Erſt mit dem Morgengrauen gaben
die Angreifer den Kampf auf, als ſie ſahen, daß der Endzweck,
die Eroberung der militäriſchen Waffenlager, nicht zu erreichen
war. In Hauseingängen verſteckt, auf der Straße, in
Auto=
mobilen und Eiſenbahnwaggons fand die Polizei Hunderte von
Bomben, die die Anarchiſten auf der Flucht weggeworfen hatten.
Auch zahlreiche Piſtolen und einige Gewehre fielen, in ihre
Hand. In den Vormittagsſtunden begann die Stadt ſich wieder
zu beleben, die während der Kämpfe wie ausgeſtorben war.
40 Verhaftungen konnten vorgenommen werden. Ueber die
Ver=
luſte ſind noch keine offiziellen Zahlen vorhanden. Es ſcheinen
aber über 12 Tote und 30 Verwundete allein in Barcelona und
ca. 20 Tote und 40 Verwundete im reſtlichen Aufſtandsgebiet
auf dem Platze geblieben zu ſein.
Während der Vorgänge in der Hauptſtadt Katalaniens
verſuchten die Revolutionäre gleichzeitig in
den katalaniſchen Dörfern und in den
Barce=
lona vorgelagerten Induſtrieorten Unruhen zu
provozieren, was ihnen auch zum großen Teil gelang. In
mehreren Dörfern ging die Sowjetfahne am Dach des
Rat=
hauſes auf. Die verblendete Bevölkerung griff die Polizei an,
und die Klänge der Internationale begleiteten die wüſte Szene.
In Lerida konnte das Militär im Verein mit der Polizei einen
Ueberfall auf die dortigen Infanteriekaſernen noch rechtzeitig
verhindern, wobei es allerdings mehrere Tote gab, ebenſo wie
auf den Dörfern. In Zaragoza und Valencia waren nur
Verſuche zur Beunruhigung feſtzuſtellen. In beiden Orten kam
es nicht zu größeren Aktionen, und die Polizei konnte die
Ban=
den in kürzeſter Zeit auseinandertreiben. In den beiden
Mili=
tärlagern, die wenige Kilometer vor Madrid liegen, verſuchten
die Extremiſten ebenfalls, ſich den Kaſernen zu nähern, ergriffen
aber vor dem lebhaften Feuer, das ſie empfing, ſchnell die
Flucht. In Cadiz und Gandia kam es auch zu kleineren
Un=
ruhen, die mehrere Menſchenleben koſteten, ohne aber zu
ernſte=
ren Konſequenzen zu führen. Daß es trotz der Tatſache, daß
die Polizei angeblich über die Putſchverſuche informiert war,
zu allen dieſen Ausſchreitungen kommen konnte, muß bedenklich
ſtimmen. Es liegt die Frage nahe, was geſchehen wäre,
wenn die Unternehmung wirklich überraſchend
gekommen wäre und wenn, was glücklicherweiſe nicht der
Fall war, die Eiſenbahnarbeiter ſich
angeſchloſ=
ſen hätten. Man darf bei der Beurteilung ſolcher
Aufſtands=
verſuche in großen Städten nie vergeſſen, daß ein Erfolg
in der Stadt einen großen Teil des ſpaniſchen
flachen Landes ſofort mit ſich reißen würde wo
die Syndikaliſten und Kommuniſten durch ihre Wühlarbeit
ge=
meinſam in hervorragendem Maße den Boden vorbereitet
haben. Wie erſt vor kurzem ein Abgeordneter im Madrider
Parlament erklärte, befindet ſich das Land in
zahl=
reichen Provinzen in voller Anarchie. Die immer
wiederkehrenden Zuſammenſtöße mit der Polizei, die Ueberfälle
auf Gutshöfe, der Raub von Ernte und Vieh legen beredtes
Zeugnis ab von den ſchlimmen Zuſtänden, deren auch kaum die
kommende Agrarreform Herr werden würde. In dem beſonderen
Fall Katalonien aber iſt zu berückſichtigen, daß gerade die
Um=
ſturzelemente die Wählerſchaft für die jetzige Regierung
Kata=
lontiens abgegeben haben. Wenn es nicht zu paradox klänge,
möchte man ſagen, daß dieſe Piſtolen= und Bombenhelden, die
wvieder einmal Blut und Unruhe über die herrliche
Mittel=
meerſtadt gebracht haben, die „regierungstreue” Maſſe darſtellt.
Sie haben in allererſter Linie den radikalen Linkselementen
einſchließlich des Präſidenten Maiza erneut in den katalaniſchen
Regierungsſattel geholfen. Hält man ſich ferner vor Augen, daß
gerade in dieſen Tagen Katalonien in den Vollbeſitz
ſei=
ner Autonomie, die von ſo vielen aufrechten
Vaterlands=
freunden als eine ungeheure Gefahr für das ſpaniſche
Geſamt=
leben erkannt und als ſolche bekämpft worden iſt, treten
ſoll, ſo wird man verſucht, dieſe aus den dunklen Wolken
des politiſchen Horizonts herabſauſenden Blitze als
War=
nungszeichen des Himmels zu deuten. Die äußerſte
Seite 2 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 12. Januar 1933
Organiſation der radikalen Arbeiterſchaft, die Nazional
confederacion de trabajo bekommt ſtändig
neuen Zulauf aus den Reihen der ſozialiſtiſchen
Gewerk=
ſchaft, der Union general de trabajadores. Zugegeben, daß die
ſpaniſche Regierung ſich auf die Lohalität der Sozialdemokratie
und ihrer Organiſation verlaſſen kann, ſo ſteht doch feſt, daß
der revolutionäre Schwung der Concereration de trabaio dieſe
ſchon etwas abgebröckelte ſozialiſtiſche — Mauer einzureißen
imſtande iſt, wenn letzterer der ausgeſprochene Schutz der
Re=
gierung einmal fehlen ſollte. Die primitive Denkungsweiſe des
ſpaniſchen Arbeiters und insbeſondere die des Landarbeiters,
beſteht auf der Einlöſung jenes Wechſels, den die heutigen
Machthaber vor dem Sturz der Monarchie in propagandiſtiſcher
Abſicht leichtfertig unterſchrieben haben. Wie hieß es doch
da=
mals? „Euch gehört die Erde, Ihr ſeid die Herren! Laßt Euch
nicht länger mehr ausbeuten und unterdrücken! Kommt mit uns
zur Republik und Euer wird das Paradies auf Erden ſein!“
Die heutigen Zuſtände aber als Paradies hinzunehmen, kann
man auch vom primitivſten Proletarier nicht verlangen. Dagegen
glaubt dieſer den neuen Propheten, die ihm die Erringung jenes
Zieles durch neue Kämpfe und neuen Umſturz predigen. Das
iſt die einfache Erklärung für die verwickelt erſcheinenden
Vor=
gänge in Spanien.
Aeberflüfſige franzöſiſche Aufregung
über die Ernennung der deukſchen Milikär=Akkachés.
Paris, 11. Januar.
Der außenpolitiſche Berichterſtatter des „Petit Pariſien”
be=
hauptet, die Ernennung von deutſchen Militärattachés ſtehe in
vollem Widerſpruch zum Artikel 179 des Verſailler Vertrages. Im
übrigen genüge es nicht, Militärattachés zu ernennen, ſie müßten
„agreditiert” werden, damit ſie ſich an den Ort ihrer Tätigkeit
be=
geben könnten. Die betreffenden Regierungen müßten alſo ihre
Zuſtimmung erkeilen. Die Unterzeichner des Verſailler Vertrages
würden alſo in dieſer Angelegenheit der Gleichberechtigung ein
Wort mitzureden haben.
* Dieſe franzöſiſche Darſtellung iſt völlig falſch. Der
Ver=
ſailler Vertrag verbietet uns nur die
Entſen=
dung von Militärmiſſionen, wie ſie vor dem Kriege
z. B. in der Türkei weilte, um die Türkenarmee zu inſtruieren,
oder wie es die Franzoſen heute in Polen und in der
Tſchechoſlo=
wakei tun. Der Verſailler Vertrag verbietet
je=
doch nicht die Entſendung von Militärattachés.
Wir haben von dieſer Einrichtung bisher aus den verſchiedenſten
Gründen keinen Gebrauch gemacht und nach der grundſätzlichen
An=
erkennung der Gleichberechtigung Deutſchlands und der zu
erwar=
tenden Aenderung des Wehrſyſtems ſind die Militärattachés in den
wichtigſten Militärſtaaten eine Notwendigkeit. Wenn die
deutſche Regierung den betreffenden Mächten
die Entſendug der Militär= und Marine=
Atta=
ches mitgeteilt hat, dann iſt das ein reiner
Höf=
lichkeitsakt. Ein Agrement iſt nicht notwendig. Die Attachés
gehören zum Perſonal der Botſchaft und es iſt nach
internationa=
lem Brauch nicht notwendig, jeweils eine beſondere Erlaubnis
einzuholen. Aus Gründen der Höflichkeit hat jedoch der
Außen=
miniſter den betreffenden Regierungen die Namen der
vorgeſehe=
nen Herren genannt und angefragt, ob irgendwelche Bedenken
vorliegen. Im übrigen darf darauf hingewieſen werden, daß
ge=
rade die franzöſiſche Regierung vor einiger Zeit ſelbſt an uns die
Anregung ergehen ließ, wieder einen Militärattaché nach Paris
zu entſenden.
Wie verlautet, wird der Poſten eines deutſchen
Marine=
attaches in Waſhington am 1. Oktober beſetzt werden.
Gleichfalls zum 1. Oktober ſollen deutſche Marineattachées in
Stockholm, Tokio und Moskau ernannt werden. Zum
Marineattaché bei der deutſchen Botſchaft in London wird
Kapitän z. S. Waßner ernannt, der ſeinen Poſten am 1. April
antritt. Die Ernennung des Kapitäns z. S. Waßner wird in
London ſehr beifällig aufgenommen. Kapitän z. S. Waßner iſt
1906 in die Marine eingetreten. Im Weltkrieg hat er ſich als
einer der erfolgreichſten U=Boot=Kymmandanten in Flandern den
Orden Pour le Mérite erworben. Er war Kommandant des
Kreuzers „Karlsruhe” auf deſſen vorjähriger Auslandsreiſe.
Marineattaché bei der deutſchen Botſchaft in Rom wird
Kor=
vettenkapitän Loycke. Er tritt ſeinen Poſten am 1. April an.
Der Poſten des Marineattachés bei der deutſchen Botſchaft in
Paris wird am 1. April durch Korvettenkapitän Wever beſetzt
werden. Zum Militärattaché bei der deutſchen Geſandtſchaft in.
Warſchau wird vorausſichtlich Oberſt Schindler, zur Zeit
Kommandeur des 19. Bayeriſchen Infanterie=Regiments in
München, ernannt werden.
Mozark unker dem Hammer.
Das Schickſal von Mozarts Nachlaß. — Ungedrucktes. — Figaro
und der Eſel Martin. — Ein „geſcherter” Klaſſiker.
Von Egon Larſen.
An einem trüben Dezembertag, bei Regen und Sturm,
wur=
den Mozarts ſterbliche Ueberreſte in das Maſſengrab für die
Armen verſenkt. Kein Freund geleitete den toten Meiſter zur
letzten Ruhe, die Witwe Mozarts hatte kein Geld, um ein noch
ſo beſcheidenes Einzelgrab zu erwerben — nichts, gar nichts
an Wertſachen hatte jener Menſch hinterlaſſen, deſſen unſterbliche
Töne in die Ohren der Nachwelt klingen werden, ſolange die
Erde beſtehen wird.
Nichts? Doch — Mozart hatte Vieles hinterlaſſen, aber die
Mitwelt konnte recht wenig materiellen Wert darin erblicken.
Vergeblich hatte Mozarts Witwe Konſtanze verſucht, aus einigen
der hinterlaſſenen Manuſkripte den dringendſten Bedarf zu
decken. Keiner wollte ſie kaufen ..
Acht Jahre ſpäter, 1799, kam der junge Johann Anton
André. Sohn des Inhabers einer „Notenfabrik” in Offenbach
am Main, nach Wien und kaufte der Frau ſämtlich hinterlaſſenen
Handſchriften des Meiſters ab.
André wußte, welchen Beſitz von unſchätzbarem Wert er zu
hüten hatte. Eine Reihe von wichtigen und ſchönſten
Manuſkrip=
ten verkaufte er nicht, ſondern bewahrte ſie auf und ſtempelte ſie
zum Familienbeſitz.
„Not und Kriſe zwangen die Erben der Firma André, dieſen
Schatz zu veräußern. Vor drei Jahren kam der eine, unwichtigere
Teil der Sammlung unter den Hammer. Der letzte, wertvollſte
Schatz gelangt jetzt am 6. Dezember durch ein Berliner
Anti=
quariat zur Verſteigerung.
Zwei Glanzſtücke der Sammlung feſſeln den Liebhaber und
Muſikfreund beſonders; die Manuſkripte des „
Krönungs=
konzerts” und des Streichquintetts in Es. Das Konzert
ſpielte Mozart ſelbſt bei den Krönungsfeierlichkeiten in
Frank=
furt 1790. Ein ſo bedeutendes und umfangreiches Werk — die
Partitur umfaßt 108 engbeſchriebene Seiten — iſt wohl ſeit
langer Zeit nicht mehr unter den Hammer gekommen. Das
Krönungskonzert zeigt, in dieſer erſten und zugleich letzten
Niederſchrift die leichte Hand des Komponiſten, die ihn das
ganze Werk aus dem Kopf „ins Reine” ſchreiben ließ. Ganz
im Gegenfatz dazu ſteht das Manuſkript des Es=Dur=
Streichquintetts, das letzte, das er vor ſeinem 8 Monate
ſpäter erfolgten Tode ſchuf: eine der kalligrafiſch ſauberſten
Niederſchriften Mozarts, als Vorlage für den Notenſtecher
gedacht.
Aus Mozarts Opern liegen zwei Handſchriften vor: jene
acht Seiten aus dem zweiten Akt der „Entführung”, die in
Vom Tage.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstags trat am Mittwoch in
die finanzpolitiſche Ausſprache ein, Reichswirtſchaftsminiſter Dr.
Warmbold wird am Donnerstag vor dem Ausſchuß ſeine
Auffaſ=
ſung über die deutſche Wirtſchaftslage darlegen. Auch der
ſozial=
politiſche Ausſchuß des Reichstages ſetzte heute ſeine Arbeiten fort.
Der Preußiſche Landtag iſt nunmehr endgültig auf
Diens=
tag, den 17. Januar, 15 Uhr. einberufen worden.
Wie die N.S.K. mitteilt, hat Hauptmann a. D. Röhm ſeinen
Urlaub geſtern beendet.
Der bisherige Gruppenführer der SA. Franken,
Reichstags=
abgeordneter Willi Stegmann, iſt vom Stabschef der SA. ſeines
Poſtens enthoben worden. Dieſe Maßnahme wird damit
begrün=
det, daß Stegmann ſich gegen Befehle der oberſten SA.=Führer
aufgelehnt habe. Die Gruppe Franken der SA. wurde aufgelöſt.
Aus Anlaß des zehnjährigen Tages des Ruhreinbruchs
wur=
den im ganzen Gebiet des Mittelrheins vom Stahlhelm
Erinne=
rungsfeuer angezündet. In Eſſen fand zu gleicher Zeit eine
ein=
drucksvolle Gedenkfeier ſtatt.
Bei einer überraſchend vorgenommenen Hausſuchung in den
Räumen der Thioſept G. m. b. H. im 6. Wiener Bezirk wurden
44 Pakete Ammonit mit je einem Kilo Inhalt gefunden. Der
Ge=
ſchäftsführer des Unternehmens, der der Nationalſozialiſtiſchen
Partei angehörende Kurt Bariſani, wurde verhaftet. Er behauptet.
von der Lagerung des Sprengſtoffes nichts zu wiſſen.
Der engliſche Außenminiſter Sir John Simon hat ſich auf der
Rückreiſe von Cannes nach London in Paris aufgehalten und eine
kurze Unterhaltung mit Paul=Boncour gehabt.
Die Befürchtungen des engliſchen Schatzamtes, daß der
Ein=
kommenſteuerertrag in dieſem Jahr beträchtlich ſinken werde, ſind
in der erſten Januarwoche beſtätigt worden. Vom 1. bis 7. Januar
gingen 9.5 Millionen Pfund Einkommenſteuer gegenüber 21,3
Mil=
lionen Pfund in den erſten neun Tagen des Januar 1932 ein.
Der durch einen Neujahrsvortrag des engliſchen Rundfunks
verurſachte polniſch=engliſche „Zwiſchenfall” iſt durch direkte
Füh=
lungnahme zwiſchen der Geſellſchaft und der polniſchen Botſchaft in
London beigelegt worden. Die polniſche Botſchaft erklärte am
Dienstag abend, daß die ganze Angelegenheit für ſie erledigt ſei.
Die türkiſche Nationalverſammlung hat die vor einiger Zeit
in Paris getroffene Vereinbarung über die türkiſchen
Vorkriegs=
ſchulden ratifiziert.
Die Lage im indiſchen Staate Alwar, wo ſich 80 000 bis 90000
Eingeborene im Aufſtand befinden, iſt ſo kritiſch geworden, daß
tauſend Mann engliſche Kavallerie und Infanterie von Neu Delhi
zur Verſtärkung der Truppen des Maharadſcha von Alwar
ent=
ſandt worden ſind.
Der amerikaniſche Botſchafter Mellon, der von ſeinem
Weih=
nachtsurlaub aus den Vereinigten Staaten nach London
zurück=
kehrte, dementierte Preſſevertretern gegenüber entſchieden die
Ge=
rüchte, die von ſeinem bevorſtehenden Rücktritt wiſſen wollten.
Präſident Hoover hat den Kongreß erſucht, entweder das
inter=
naionale Abkommen über Waffenlieferungen zu ratifizieren oder
ihm die Ermächtigung zu erteilen, im gegebenen Fall die
Waffen=
ausfuhr aus den Vereinigten Staaten zu verbieten.
Anhalkende Unruhen in Spanien.
Einſetzung von Milikärgerichten.
EP. Madrid, 11. Januar.
Nicht nur in Sevilla, ſondern auch in Valencia und
Cadiz iſt der Generalſtreik ausgebrochen. In den beiden
letzteren Städten kam es zu zahlreichen Zuſammenſtößen
zwi=
ſchen den Streikenden und der Polizei. Im Hafen von Grao
explodierten zwei Bomben, durch die drei Menfchen verletzt
wurden. Abends entwickelte ſich eine Schießerei zwiſchen
Polizei und Extremiſten, die den Straßenbahnverkehr
lahmzulegen verſuchten. — Auch in Sevilla gab es in den
Abend=
ſtunden eine Schießerei. Mehrere hundert Perſonen wurden am
Dienstag in Spanien verhaftet.
Wie amtlich mitgeteilt wird, haben die neuerlichen Unruhen
in Barcelona, Valencia, Cadiz, Lerida und Madrid bisher
28 Todesopfer gefordert. Außerdem hat es weit über 100
Verletzte gegeben. 280 Extremiſten wurden verhaftet.
Die Regierung hat beſchloſſen, die in die Unruhen
verwickel=
ten Perſonen nicht durch ein Zivilgericht, ſondern durch ein
Militärgericht abzuurteilen. Die Cortes werden ſofort
nach ihrem Zuſammentritt am 1. Februar einen entſprechenden
Geſetzentwurf anzunehmen haben, wonach in ähnlichen Fällen
wie denjenigen, die ſich in den letzten Tage ereigneten, nicht die
Zivilgerichte, ſondern die Militärgerichte zuſtändig ſind. Die
Regierung hat ferner beſchloſſen, von der Verhängung des
Belagerungszuſtandes nun in allen Fällen, in
denen ſich derartige Zwiſchenfälle
wieder=
holen werden, Gebrauch zu machen.
der preußiſchen Staatsbibliothek fehlen; und die erſte Arie
Cherubins aus dem „Figaro”, für Konzertvortrag
be=
arbeitet. Neben einem Bologneſer Streichquartett und der Es=
Dur=Violinſonate aus Mozarts Salzburger Zeit iſt die
Frei=
maurer=Kantate beſonders intereſſant: „Dir, Seele des
Weltalls, o Sonne, ſeh heut das erſte der feſtlichen Lieder
geweiht ..
Aus jener Zeit, da der dreiundzwanzigjährige Mozart in
Mannheim ſeine Liebe zu Aloyſia Weber — ſeiner ſpäteren
Schwägerin — in Tönen auszudrücken verſuchte, ſtammen zwei
J. S. Bach. Sie ſind Liebesgrüße an die ſchöne Aloyſia und
ſchließen die bewegteſte Zeit in Mozarts kurzem Leben muſi= wie geſchwunden. Die Stimme hat ſich auffallend nach der Höhe
kaliſch auf.
Aber es gibt noch einen ganz anderen Mozart — einen
derben, volkstümlichen Mozart; „geſchert” nennt man dieſe
Eigenſchaften in ſeiner Heimatſtadt Wien. Der geſcherte Mozart
iſt nahezu völlig unbekannt; und doch gehört auch dieſe Seite
des Klaſſikers zu dem Bild, das wir uns von ſeiner
Perſönlich=
keit machen müſſen. Von dieſem „ganz anderen” Mozart kommt
einer von fünf vierſtimmigen Kanons zur Verſteigerung. Er iſt
eine wenig höfliche Ode an ſeinen Freund Martin, aus
ver=
gnügteſter Alkohollaune entſtanden. Der Text beginnt: „O du langt wären; die „Mainacht” zum Beiſpiel, dieſer gefürchtete
Prüf=
eſelhafter Martin, o du martiniſcher Eſel, du biſt ſo faul, als
wie ein Gaul, der weder Kopf noch Haxen hat. Mit dir iſt
Du dummer Paul, ich ſch dir aufs Maul, ſo hoff ich, du genlied”, „Ständchen” und der „Feldherr‟. Dieſer muſikaliſche
wirſt erwachen . . ." Auch die übrigen vier Kanons ſind um
kein Haar ſalonfähiger; der erſte beginnt „Difficile lectu mihi
mars”, der zweite „Bona nox — biſt a rechter Ochs”, und die
anderen beiden haben den Wiener Prater zum Thema. Welch haben, gereicht dem Sänger und dem am Flügel hervorragend mit=
Kanons und dem des höfiſchen „Krönungskonzerts”!
Wie der Martin=Kanon zumindeſt in dieſer Faſſung und
Tonart ungedruckt iſt, ſo ſind auch viele andere der
Manu=
ſkripte, die nun zur Verſteigerung gelangen: die Figaro=Arie
Opernarien. Ein vollſtändiges Manuſkript von vier Kontre= wüſtlichen „Fridericus Rex” dankten.
tänzen galt bisher überhaupt für verloren. Auf einigen
Noten=
blättern hat der Komponiſt Zahlen aufnotier=; ſie haben jedoch
nichts mit muſikaliſcher Arbeit zu tun, ſondern bedeuten
unbe=
zahlte Schulden; das erkennt man an dem davorgeſetzten „Fl”
gleich „Gulden”.
Knönungskonzert erzielen, den zweithöchſten von 14 000 Mark
das Es=Dur=Streichquintett. Selbſt der „geſcherte” Mozart wird
Gregor Skraſſer beim Reichspräſidenken.
Opkimismus in der Wilhelmſtraße.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
* Herr Hitler iſt am Mittwoch wieder in den Wahlkampf
nach Lippe zurückgekehrt. Die Gerüchte von einer
Aus=
ſprache Hitlers mit Dr. Hugenberg haben ſich nicht
beſtätigt, jedenfalls für den Augenblick noch nicht.
Für die Berliner Reiſe Hitlers ſind aber neben den großen
Finanzſorgen der Partei auch noch allgemein=politiſche Gründe
maßgebend geweſen. Es beſtätigt ſich jetzt, daß Gregor Straſſer
in der Vorwoche beim Reichspräſidenten geweſen iſt, angeblich
nur um ſich vorzuſtellen. Aber ſchon die Tatſache ſeines Beſuches
läßt doch erkennen, daß Straſſer an ſeinem bekannten Kurs
feſt=
hält und alſo immer noch bereit iſt, als Vizekanzler in ein
Ka=
binett einzutreten. Wenn Herr v. Schleicher gerade in dieſem
Augenblick den Beſuch Straſſers beim Reichspräſidenten
vermit=
telt hat, dann iſt das ein ſehr deutlicher Wink für Hitler, daß die
Reichsregierung äußerſtenfalls den erneuten Bruch mit der
Natſoz. Partei nicht ſcheut. Dabei kann es ganz offen bleiben,
ob Straſſer in der natſoz. Fraktion größere oder geringere
Ge=
folgſchaft hinter ſich hätte.
Hiklers Hoffnungen auf Lippe.
Die offizielle Abkehr des bedeutendſten Mitarbeiters würde
unter ſolchen Umſtänden für Hitler ſchmerzlich und politiſch
pein=
lich ſein. Begreiflich, wenn er daher alle Kraft einſetzt, um den
Wahlkampf in Lippe zu einem Erfolg zu geſtalten und
deshalb die beſten Redner ſeiner Partei mobil gemacht hat.
Ge=
lingt es ihm, durch dieſes propagandiſtiſche Trommelfeuer
ſeine Anhänger in Lippe zu halten, dann könnte
Hitler ſeine Politik dem Kabinett Schleicher gegenüber
tem=
perieren und ohne Preſtigeverluſt einer Vertagung
des Reichstags bis in den März hinein
zuſtim=
men, wenn ſich weitergehende Verhandlungen über ein engeres
Heranrücken der Natſoz. an das Kabinett durch einen
entſpre=
chenden Umbau der Regierung verwirklichen ſollten.
Das Kernproblem.
Die Frage der Reichstagseinberufung zum
24. Januar iſt das Kernproblem. Der Reichskanzler
hat die entſprechenden Verhandlungen mit den Parteiführern
bereits aufgenommen. Der Kanzler will von rechts bis zu den
Sozialdemokraten die Parteiführer empfangen. Es iſt theoretiſch
alſo ſelbſtverſtändlich, daß auch Herr Hitler gebeten würde.
Schleicher ſcheint das aber davon abhängig machen zu wollen.
daß Hitler ſich nach den Wahlen von Lippe äußert.
Einſtwei=
len wird offiziös erklärt, daß für den Kanzler
„kein Anlaß vorliege, eine Zuſammenkunft mit
Hitler herbeizuführen”, eine Formulierung, die durch
ihre unfreundliche Faſſung etwas überraſcht. Am Mittwoch
hat der Kanzler den volksparteilichen Führer
Dingeldey empfangen. Herr Prälat Kaas vom
Zen=
trum iſt zurzeit nicht in Berlin. Schleicher ſcheint ſich ſeiner
Sache aber ſehr ſicher zu fühlen und glaubt, daß er die Fäden
feſt in der Hand hat und um den Konflikt mit dem Reichstag
herumkommt. Wir möchten auch annehmen, daß er die etwas
verloren gegangene Führung zum Zentrum wieder aufgenommen
hat und deſſen Sorgen zerſtreute, ſo daß im Augenblick wenigſtens
irgend welche Befürchtungen, das Zentrum könnte ſich einer
Ver=
tagung des Reichstages widerſetzen, nicht beſtehen. Hitlers
Entſcheidung ſteht noch aus. Es kann alſo immer.
noch, trotz der vom Kanzler zur Schau getragenen, Zuverſicht,
eine Ueberraſchung bevorſtehen.
Japaniſcher Vormarſch in der Provinz Jehol.
Peking, 11. Januar.
In der Gegend des Neun=Tore=Paſſes, der am Dienstag
von den Japanern beſetzt worden iſt, ſtehen nach den hier
vor=
liegenden Meldungen neue Kämpfe bevor, da Marſchall Tſchang
Hſüeh=liang eilends Truppen dorthin entſendet, um den
japa=
niſchen Vormarſch zum Stillſtand zu bringen. Die chineſiſchen
Behörden ſind überzeugt, daß die Japaner ſich durch
den Beſitz des Paſſes eine Schlüſſelſtellung für
weitere Vorſtöße nach Nordchina ſichern
woll=
ten. Der Weg in die Provinz Jehol liegt jetzt
offen vor ihnen. Peking und Tientſin könnten nach der
Beſetzung von Jehol jederzeit durch eine Umgehungsbewegung
in japaniſchen Beſitz gebracht werden. — Nach noch unbeſtätigten
Meldungen ſollen die Japaner bereits von Nanling und
Chao=
hang aus mit dem Einmarſch in die Provinz Jehol
begonnen haben.
nicht minder hoch eingeſchätzt als der klafſiſche: wer das kleine
Notenblatt mit dem „Eſel Martin” erwerben will, muß
fünf=
zehnhundert Mark auf den Auktionstiſch legen ..
Lieder= und Balladen=Abend.
Peter Schäfer gab geſtern abend im gut beſetzten Kleinen
Haus mit Profeſſor Roack am Flügel einen Lieder= und
Balladen=
abend. Es iſt hocherfreulich, zu ſehen, mit welchem Erfolg der
ſchöngeſchriebene Blättchen mit Geſangskadenzen zu Arien von Sänger an der Veredlung ſeiner Stimme gearbeitet hat. Die
früher da und dort ſich bemerkbar machende Sprödigkeit iſt ſo gut
entwickelt, die breit ausladend, metalliſchen Glanz ausſtrahlt;
geradezu muſterhaft iſt ſeine Ausſprache zu nennen, die der beſte
Beweis iſt, wie weit die techniſche Beherrſchung alles Stimmlichen
bei Herrn Schäfer vorgeſchritten iſt. Der Vortrag zeugt überall
von Intelligenz und Geſtaltungskraft. Die ganze Weſensart des
Sängers und damit naturgemäß auch die Stimme ſcheint mehr
nach dem Dramatiſchen hinzuneigen als nach dem Lyriſchen;
da=
mit ſoll nicht geſagt ſein, daß die erſte Gruppe der Vortragsfolge,
acht Brahmslieder, nicht zu großer Wirkung des Vortrags
ge=
ſtein, gelang techniſch und muſikaliſch hervorragend; aber in ſeinem
Element fühlte ſich der Sänger erſt ganz in den folgenden „
Lie=
gar nichts anzufangen, ich ſeh dich noch am Galgen hangen, dern und Tänzen des Todes” von Mouſſorgsky: „Trepak”, „Wie=
Totentanz voll geradezu beklemmend dämoniſchem Ausdruck gelang
Peter Schäfer imponierend; ſie bildeten den künſtleriſchen
Höhe=
punkt des Abends; die Gewalt dieſer Geſänge voll ausgeſchöpft zu
ein Unterſchied zwiſchen dem Mozart dieſer derbvergnügten geſtaltenden Profeſſor Noack zu hoher Ehre. Für die Zuhörer
natürlich, die doch zum großen Teil dieſe tiefernſten Geſänge zum
erſtenmal hörten, iſt das Verſtändnis und das Mitgehen nicht
gerade leicht. Sie fühlten ſich bei den den Abend beſchließenden
ſechs Löweballaden, worunter „Nächtliche Heerſchau”, „Odins
Meeresritt” und „Graf Eberſtein” beſonders eindrucksvoll ge=
„Neue Freuden, neue Schmerzen” für Geſang, Klavier und langen, bedeutend wohler. Der Sänger, der die anſtrengende Vor=
Violine; eine unvollendete dreiſtimmige Fuge für Geige, Viola, tragsfolge in unverminderter Stimmfriſche durchhielt, und ſein
Cello; ein fünfſtimmiges Divertimento; 19 Kadenzen zu drei Begleiter fanden ſtürmiſchen Beifall, für den ſie mit dem unver=
O.
Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
—Frau als Overnregiſſeur. Die Berliner
Tanz=
meiſterin Margarete Wallmann wurde von den Intendanten
Der geſchätzte Wert dieſer 32 Manuſkripte erreicht faſt Dr. Eger und Guſtav Hartung an das Deutſche Theater in Prag
120 000 Mark; den höchſten Preis von 25 000 Mark dürfte das und das Landestheater in Darmſtadt zur Geſamtinſzenierung
gon Glucks „Orpheus” verpflichtet, mit der ſie bereits in
Salz=
burg erfolgreich hervorgetrete
Donnerstag, 12. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 12 — Seite 3
Die Aufgaben der Weltwirtſchaftskonferenz
Nach deutſcher Auffaſſung können nur gleichzeilige Maßnahmen auf finanziellen und wirtſchaftlichem
Gebiel die Weltwirkſchaft aus ihrer Depreſſion befreien.
der deutſche Skandpunkk.
Die Zollſchrauken müſſen fallen. — Schuldenzahlungen
nur durch Waren.
Genf, 11. Januar.
Der Vorbereitungs=Ausſchuß der Weltwirtſchaftskonferenz
ſetzte, wie ſchon kurz gemeldet, am Dienstag vormittag ſeine
all=
gemeine Ausſprache mit einer Rede des deutſchen
Wirtſchaftsſach=
verſtändigen, Miniſterialdirektor Dr. Poſſe, fort. Dr. Poſſe legte
in ſeinen Ausführungen den größten Wert darauf, zu betonen,
daß nur gleichzeitige Maßnahmen auf finanziellem und
wirt=
ſchaftlichem Gebiete die Weltwirtſchaft aus ihrer Depreſſion
be=
freien könnten. In dieſem Sinne ſei die entſprechende
Feſtſtel=
lung des Ausſchuſſes während ſeiner erſten Tagung im November
vergangenen Jahres von größter Bedeutung. Daneben ſei die
andere damals einſtimmig getroffene Feſtſtellung wichtig, daß
die Schuldnerſtaaten ihre Schulden nur mit Waren abdecken
könnten und die Gläubiger dementſprechend ihre Zollſchranken
berabſetzen müßten.
Zehlſchlag der Welkwirkſchaftskonferenz bedeuket
den Kampf aller gegen alle.
Es handele ſich, ſo fuhr Dr. Poſſe fort, darum, ſchnell und
auf beiden Gebieten, dem der Wirtſchaft und dem der Finanz,
gleichwertig nach einem umfaſſenden Plane vorzugehen. Die
Lage ſei ernſter als je. Mit Recht habe geſtern der
Prä=
ſident des Ausſchuſſes, Trip, auf die Entwicklungslinie des
Welt=
handels verwieſen, deren Aufzeichnung nicht ohne Grund im
Sitzungszimmer angebracht worden ſei. Der Vorbereitende
Aus=
ſchuß habe die große Aufgabe, ſeine Stimme laut zu erheben und
die Regierungen ohne Scheu auf die Verantwortung aufmerkſam
zu machen, mit der ſie ſich im Falle eines Scheiterns der
vorzu=
bereitenden Konferenz beladen würden. Wenn die
Welt=
wirtſchaftskonferenz fehlſchlage, ſo werde die
Weltwirtſchaft bald auf dem Nullpunkt
ange=
langt ſein und ein Kampf aller gegen alle
be=
ginnen.
Im gleichen Augenblick, fuhr Dr. Poſſe fort, fange im
glei=
chen Gebäude in Genf eine Konferenz zur Bekämpfung der
Ar=
beitsloſigkeit an. Die Aufgaben beider Konferenzen, der
Ar=
beitszeitkonferenz und der Weltwirtſchaftskonferenz, hingen eng
zuſammen. Man müſſe hoffen, daß die Regierungen auch durch
Bezeigung aufrichtigen Willens zur internationalen
Zuſammen=
arbeit auf wirtſchaftlichem und finanziellem Gebiete zur
Be=
kämpfung der Arbeitsloſigkeit beitragen würden.
Italien fordert Ende des Handelskrieges
durch allgemeine Schuldenregelung.
Der italieniſche Finanzſachverſtändige Beneduce wies darauf
hin, daß in den letzten Tagen viel von Peſſimismus geſprochen
worden ſei. Man müſſe jedoch in dieſem Zuſammenhang daran
erinnern, daß die Völker, zunächſt den Weltkrieg und
nach dem Weltkrieg, einen Handelskrieg hinter ſich
hätten. In Lauſanne ſei durch die Bereinigung des
Repa=
rationsproblems in dieſem Krieg zunächſt ein
Waffenſtill=
ſtand geſchloſſen worden, dem bald der Friedensſchluß
durch Regelung aller Schuldenfragen folgen
müſſe. Italien ſei zur Mitarbeit in jeder Form bereit. Zum
Schluß ſeiner Ausführungen verbreitete ſich Beneduce über die
Notwendigkeit einer baldigen Rückkehr zum
Goldſtandard.
Deukſchland verlangk Ausarbeitung eines
großzügigen, umfaſſenden Programms.
Die Hauptausſprache ergab im weſentlichen weitgehende
Uebereinſtimmung dahin, daß die folgenden Punkte auf die
Zentralfragen der Weltwirtſchaftskriſe auf der Londoner
Welt=
wirtſchaftskonferenz behandelt werden müſſen: Regelung
der interalliierten und der privaten Verſchul=
dung, Stabiliſierung der Währungen,
Wieder=
herſtellung des freien Kapitalverkehrs und
Beſeitigung der Handelsſchranken.
Der wirtſchaftliche Unterausſchuß des
Sachverſtändigenaus=
ſchuſſes für die Vorbereitung der Weltwirtſchaftskonferenz hat
am Mittwoch nachmittag mit ſeinen Beratungen begonnen, denen
ein Entwurf des belgiſchen Sachverſtändigen
van Langenhove zugrundeliegt. Gegenüber der franzöſiſchen
Auf=
faſſung, das Programm in ſofortige und auf längere Sicht
ab=
geftellte Maßnahmen zu teilen, betonte der deutſche Vertreter
Miniſterialdirektor Poſſe mit Nachdruck, daß ein großzügiges,
umfaſſendes Programm in Angriff genommen
werden müſſe Die Vertreter Amerikas
Eng=
lands und Italiens vertraten den gleichen
Standpunkt.
Morgen vormittag tritt der Unterausſchuß für Finanzfragen
zuſammen. Es wird angenommen, daß die Sachverſtändigen
bis zum 24. Januar ihre Arbeiten abſchließen werden, ſo daß
der Völkerbundsrat in ſeiner Januartagung das Datum für den
Zuſammentritt der Weltwirtſchaftskonferenz endgültig feſtſetzen
könnte.
Francquis Vorſchläge für die
Welkwirtſchafts=
konferenz.
Der frühere belgiſche Finanzminiſter und bekannte
Finanz=
ſachverſtändige Francqui hat dem Sachverſtändigenausſchuß für
die Londoner Weltwirtſchaftskonferenz ein Programm für die
Konferenz vorgelegt, in dem die Behandlung folgender Punkte
verlangt wird: 1. Regelung der großen ſchwebenden politiſchen
Fragen, 2. Fortſchreitende Herabſetzung der Handelsſchranken und
Wiederherſtellung des freien Kapitalverkehrs, 3.
Wiederherſtel=
lung der Goldwährung.
7
Genfer Ausſichken.
Feſthalken an allzuvielen kheorekiſchen
Borausſekzun=
gen erſtickk jeden Berſuch wirkſchaftlicher Sanierung.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 11. Januar.
Der Auftakt in Genf wird ohne viel Begeiſterung begrüßt.
Die franzöſiſche Rechte ſcheint insbeſondere unruhig zu ſein,
und da ſie der Regierung gegenüber rückſichtslos Oppoſition
treibt, macht ſie auch keinen Hehl aus ihrer Unzufriedenheit.
Der franzöſiſche Abrüſtungs= und Sicherheitsplan wird jetzt
von ihr viel heftiger kritiſiert als unter Herriot. Man weiſt
darauf hin, daß die Gleichberechtigung allen Ernſtes
verwirk=
licht worden ſei, die franzöſiſchen Pläne dagegen nur
nebel=
hafte Gedankenkonſtruktionen geblieben ſeien. Das trifft nicht
ganz zu; denn wenn man ſich ſtrikt an die Grundlage der
Gleichberechtigung hält und zweckloſe Debatten über die
Aus=
legung der Gleichberechtigung vermeidet, ſo ſind gewiſſe Teile
des franzöſiſchen Planes zu verwirklichen. Nicht von heute auf
morgen, aber Genf litt nie an dem Fehler übertriebener Haſt.
Angeblich will die Regierung Paul=Boncours unbedingt einen
Fortſchritt in der Abrüſtung erzielen; ſchon aus budgetären
Gründen. Die Rechte gibt ihrer Unluſt darüber unter anderem
auch durch eine ſehr intenſive Propaganda gegen Deutſchland
Ausdruck.
Die Genfer Ausſichten ſind für alle Fälle in der
Abrüſtungs=
frage noch die günſtigſten. Im fernöſtlichen Konflikt iſt man
recht peſſimiſtiſch. Paul=Boncour ſoll angeblich um eine Nuance
weniger japanfreundlich ſein als ſeine Vorgänger; doch wird
dies durch das ſtärkere Hervortreten der japanfreundlichen
Rich=
tung am Foreign Office wettgemacht werden. Jedenfalls wird
der Völkerbund Japan kaum zum Austritt zwingen,
anderer=
ſeits fehlt ihm auch die Möglichkeit, das Recht der Stärkeren
durch China reſpektieren zu laſſen. Unter ſolchen Umſtänden
wird kaum etwas geſchehen — ganz anders wird aber die
Situation, wenn nach der Amtseinſetzung Rooſevelts die USA.
eine größere außenpolitiſche Aktivität zeigen werden.
Faſt dasſelbe ließe ſich auch über die
Weltwirtſchaftskonfe=
renz ſagen. Die Ausſichten der Weltwirtſchaft werden hier
unbeſtreitbar optimiſtiſcher beurteilt als noch vor einigen
Monaten. Dieſem Optimismus entſprechend glaubt man die
nächſten Aufgaben klarer zu erkennen. Aber ſolange in
Waſhing=
ton kein beſtimmter politiſcher Kurs herrſchen wird, ſollen die
Möglichkeiten beſchränkt ſein. Ehe die Frage der interalliierten
Schulden nicht gelöſt iſt, ſoll weder die Stabiliſierung der
eng=
liſchen Währung noch die finanzielle Rekonſtruktion der
Schuld=
nerländer möglich ſein. Und dieſe finanzpolitiſche Arbeit ſoll die
Grundlage für die wirtſchaftliche Sanierung darſtellen. Das
be=
deutet freilich nicht, daß keine nützliche Vorarbeit geleiſtet
wer=
den könnte; nach unſerer Auffaſſung könnte ſogar ſehr viel
geſchehen, wenn man nicht jeden Verſuch durch das Feſthalten
aw allzuvielen theoretiſchen Vorausſetzungen erſticken würde.
Chérons Sanierungsprogramm.
Unangenehme Uebertaſchungen für die franzöſiſche
Oeffenklichkeit.
EP. Paris, 11. Januar.
Die Sanierungspläne Chérons, die heute im Miniſterrat
unter dem Vorſitz des Präſidenten der Repuhlik, Lebrun,
vor=
gelegt wurden, haben die parlamentariſchen Kreiſe und die
Oeffentlichkeit in Frankreich ſichtlich überraſcht. Während man
bisher glaubte, die Geſetzesvorlage zum Ausgleich des 10,5
Mil=
liarden=Budgetdefizits würde keine Herabſetzung der
Beamten=
gehälter und Kriegspenſionen und keine weſentliche Erhöhung
der direkten und indirekten Steuern bringen, enthält Chérons
Vorſchlag im einzelnen folgendes:
1. Kürzung der Beamtengehälter um weitere fünf Prozent,
was zuſammen mit der Einſtellungsſperre neuer Beamten eine
Erſparnis von 570 Millionen Franken jährlich bringen ſoll.
2. Herabſetzung der Aufwandsentſchädigungen und ſonſtigen
Zulagen der Beamten, angefangen vom Präſidenten der Republik.
den Miniſtern und den Entſchädigungen für die Parlamentarier.
Chéron errechnet daraus eine Erſparnis von 750 Millionen
Franken jährlich.
3. Verringerung der Kriegspenſionen unter Ausdehnung des
Verſorgungsalters, von 55 auf 60 Jahre mit einer Erſparnis
von ungefähr 750 Millionen Franken. Streichung der
Kriegs=
witwenpenſionen bei Wiederverheiratung; Anwendung der
Ein=
kommenſteuer auf die Kriegspenſionen. Insgeſamt ſoll ſich
dar=
aus eine Erſparnis von 1300 Millionen Franken ergeben.
4. Erhöhung der indirekten Steuern auf Kaffee (300
Mil=
lionen Franken), auf Zucker und andere Lebensmittel (800 Mill.
Fr.) und der Erbſchaftsſteuer (200 Mill. Fr.).
5. Schärfere Anwendung der Steuergeſetzgebung zum Zweck
eines Budgetgewinns von einer Milliarde Franken jährlich.
6. Neuordnung der Geſetzgebung über die
Kapitalgeſellſchaf=
ten mit rückwirkender Kraft auf die vergangenen fünf Jahre.
7. Herabſetzung der ſteuerfreien Grenze für Löhne und
Ein=
kommen um 50 Prozent, woraus ſich ein Mehrertrag von 250
Mill. Franken ergeben ſoll.
8. Erhöhung der Zölle auf nicht lebensnotwendige
Erzeug=
niſſe. Erhöhung der Umſatzſteuer und der Benzinſteuer.
Es verlautet, daß zugunſten der Erhöhung der
Kriegsteil=
nehmerpenſionen unter Umſtänden eine Lotterie durchgeführt
wird, da Chéron der Schaffung einer Penſionskaſſe durchaus
ab=
geneigt ſei.
Der Miniſterrat hat beſchloſſen, die Vorſchläge
des Finanzminiſters in den Geſetzentwurf über
das nächſte vorläufige Budgetzwölftel für den
Monat Februar aufzunehmen, der der Kammer
am kommenden Dienstag zugeleitet wird und
das „Verfahren äußerſter Dringlichkeit” für die
Behandlung dieſes Geſetzentwurfes, zu
bean=
tragen. Damit ſoll der Kammer die Möglichkeit gegeben
werden, den Geſetzentwurf ſo ſchnell wie möglich zu behandeln
und zu verabſchieden. Das Kabinett tritt am Freitag oder
Sams=
tag zur Einzelprüfung der Finanzvorſchläge zuſammen und wird
ſich am Montag nochmals im Elyſée mit den darin gemachten
Anregungen beſchäftigen. Man nimmt an, daß die
Regie=
rung unter Umſtänden einen Geſetzentwurf
ein=
bringt, der ſie ermächtigt, die „notwendigen
Maßnahmen zum Ausgleich des Budgets zu
er=
greifen”, und daß dann die geſamte
Sanierungs=
politik auf dem Notverordnungswege
verwirk=
licht wird
In der Preſſe wird hervorgehoben, daß Chéron mit dieſem
Sanierungsprogramm ſich die Vorſchläge zu eigen gemacht habe,
die vor einigen Wochen von der äußerſten Linken abgelehnt
wur=
den und die heute Léon Blum in einem Leitartikel des „
Popu=
laire” mit den Gegenforderungen nach Herabſetzung der
Heeres=
ausgaben und der Schaffung nationaler Monopole bekämpft.
Unter dieſen Umſtänden betrachtet man die Lage allgemein als
außerordentlich unüberſichtlich und das parlamentariſche Schickſal
der Regierung zum mindeſtens als zweifelhaft.
Iu Aiuter oes deind vor 80 Jäuten.
Heldenhafte Reiſe eines deutſchen Forſchers. — Ruhige
Betrach=
tung der Hölle. — Intereſſante wiſſenſchaftliche Feſtſtellungen.
Jüngſt wurde gemeldet, daß zwei Forſcher in
den Krater des Aetna hinabgeſtiegen ſind. Eine
derartige Forſchungsreiſe hat bereits vor 80 Jahren
ein deutſcher Gelehrter unternommen.
Der bekannte deutſche Naturforſcher Profeſſor Koelliker
hat als erſter den kühnen Verſuch gemacht, in den Krater eines
Vulkans vorzuſtoßen. Bei der furchtbaren Eruptionstätigkeit des
Aetna im Winter 1852 war er gerade in der Nähe dieſes
Vul=
kans und äußerte den Wunſch, in den Krater zu gehen, nachdem
die Eruption aufgehört hatte. Er hat in ſeinen Memoiren über
dieſes kühne Unternehmen einen ausführlichen Bericht erſtattet:
„Der Lavaſtrom ſchritt zwar langſam und ungleichmäßig, aber
doch ſtetig fort und riß alles, was ſich ihm entgegenſtellte, ins
Verderben. Es war ein ſchauerlich ſchönes Schauſpiel, den Ort
der Zerſtörung durch die blaue Flamme der brennenden Oliven=,
Feigen= und Eichenbäume erleuchtet zu ſehen.
Wir begannen zu ratſchlagen, wie wir wohl dazu kommen
könnten, die bocea oder den Mund, den das Feuer ſpeit, zu
er=
ſchauen. Nachts 10 Uhr machten wir uns beim herrlichſten
Mond=
ſchein mit drei Führern und einem Tiere, das unſere Mäntel
und unſeren Mundvorrat trug, auf. Nach einem faſt
unausge=
ſetzten Marſche von 3½ Stunden kamen wir endlich ſehr ermüdet
um 1.30 Uhr nachts auf dem Monte Caſſono, wie die Führer ihn
nannten, einem zwiſchen 5000 und 5500 Fuß hohen Gipfel des
Aetna an, von wo aus wir nun dicht vor uns das prächtige
Schauſpiel der Eruption genießen konnten. Was wir ſahen, war
folgendes: Aus der Talſohle des hier etwa eine Meile breiten
Val de Bove erhobeneſich zwei neu gebildete 100—200 Fuß hohe
Regel, aus deren Spitzen aus weitem Schlunde Lava und Feuer
herausquoll. Der niedrigere Krater war der tätigere, und
be=
ſtändig ſtrömte aus demſelben eine Feuermaſſe, die ſich meiſt wie
eine koloſſale 300—500 Fuß hohe feurige Garbe ausnahm. Die
Feuerſäule war übrigens nicht immer gleich hoch und ſtark,
viel=
mehr zeigte ſie regelmäßige Unterbrechungen, indem ſie alle 3—5
Sekunden unter furchtbarem Getöſe und ſelbſt donnerähnlichem
Krachen ſtärker hervorſchoß und ſich, dann wieder verminderte.
Der höhere Krater hatte oft eine ziemlich ſchlanke, kegelförmige
Feuerſäule, war aber weniger tätig als der andere und zeigte
auch längere Pauſen gänzlicher Ruhe. Uebrigens ergab ſich
deut=
lich, daß zwiſchen beiden Kratern, die dicht beiſammen lagen, ein
Wechſelverhältnis ſtatt hatte, in der Art, daß, wenn der eine
lebhaft ſpie, der andere ſeine Tätigkeit verminderte oder ganz
ruhen ließ. Auf unſerer Seite vereinigte ſich der Strom
glühen=
der Lava, um dann gemeinſchaftlich ins Tal hinabzufließen ..
Obwohl der Forſcher mit ſeinen Begleitern dieſem
furcht=
baren Lavaſtrom ziemlich nahe war, paſſierte ihm nichts, denn
der Wind kam, wie er ſchreibt, von ihrer Seite, ſo daß ihnen nicht
die mindeſte Gefahr drohte. Tiefer in den Krater hinein konnten
ſie ſelbſtverſtändlich nicht gehen, da der Vulkan gerade tätig war.
Aber es war ſchon ein großes Heldenſtück, in dieſem Augenblick
ſich ſo weit in den Mund des Aetna vorzuwagen, daß er alle die
furchtbaren Vorgänge innerhalb dieſes feuerſpeienden Berges
genau beobachten konnte. Es iſt wohl die erſte Schilderung, die
jemals von dem Toben der Elemente von einem Augenzeugen
gegeben werden konnte.
Der Neo=Bechſkeinflügel.
Den Vertretern der Preſſe und einigen geladenen Gäſten
wurde im Landestheater der Neo=Bechſteinflügel vorgeführt, der
auf dem Gebiet des Klavierbaues eine grundlegende Neuerung
iſt. Der berühmte Phyſiker Nernſt hat die Erfindung gemacht,
die Firmen Siemens u. Halske und Bechſtein bauen die
In=
ſtrumente. Sie zeigen den Typ eines kleinen Flügels, bei dem
Taſtatur und Hammerwerk unverändert iſt, wie auch der
Um=
ſtand, daß die angeſchlagenen Saiten die Tonerzeuger ſind. In
der Beſpannung iſt man ſogar ſparſamer umgegangen als bei
den normalen Inſtrumenten, die Baßſaiten ſind einfach, die
Mittellage und Höhe doppelt. Was nun das Inſtrument
grund=
legend von einem normalen Klavier unterſcheidet, iſt, daß ihm
der Reſonanzboden fehlt und daß anſtelle deſſen je 5
neben=
einander liegende Töne gebündelt zu einem Mikrophon geführt
werden, das die umgeſetzten Schwingungen einem Lautſprecher
zuführt. Dadurch iſt es möglich, je nach Einſtellung der
Ver=
ſtärkung mit zarter Tongebung, und mit ſehr kraftvollem Klang
zu ſpielen, außerdem iſt der Nachhall viel ſtärker als auf dem
gewöhnlichen Klavier, da das Mikrophon auch noch durch
ſchwaches Nachſchwingen erregt wird. Schaltet man die
Ver=
ſtärkung aus, ſo klingt das Klavier leiſe und zirpend wie ein
Spinett, weil der Reſonanzboden fehlt. Bei geringer
Verſtär=
kung kommt ein cembaloartiger Klang hervor, bei größerer
Ver=
ſtärkung erinnert der Klang teilweiſe an die Orgel, teilweiſe an
Blasinſtrumente wie Hörner, Fagotte, Poſaunen. Dabei iſt die
Möglichkeit der Nüancierung durch den Anſchlag nicht
ausge=
ſchaltet, ja auch bei fremden Klangfarben vernimmt man ſtets
den charakteriſtiſchen Klavieranſchlag, der aber ſofort in
orgel=
mäßiges Klingen übergeht. Intereſſante Möglichkeiten ſind
da=
durch gegeben, daß durch einen ſeitlich angebrachten Handhebel
die verſchiedenſten Klangeinſtellungen möglich ſind und daß das
linke Pedal zum An= und Abſchwellen benutzt wird, ſo daß
jeder Klavierakkord auch als Schwellton geſpielt werden kann.
Sehr ſchön iſt auch die Nachahmung der Klangfarbe der Celeſta.
Das intereſſante Inſtrument beruht durchaus nicht auf
den=
ſelben Gedanken, die uns durch die Erfindung von Jörg Mager
vertraut ſind, denn dieſer erzeugt ja die Töne völlig auf
elektro=
akkuſtiſchem Weg, während hier die Anſchlagsart und
Klang=
erzeugung des Klaviers beibehalten, und nur die Klangwirkung
abgeändert wird. Die intereffanten Vorführungen waren noch
nicht imſtande, eine Beurteilung zu ermöglichen, inwieweit die
Neuerfindung künſtleriſch für den Pianiſten von Bedeutung iſt,
ob ſie auf die vorhandene Klavierliteratur angewandt werden
kann, oder ob eine neue Literatur Vorausſetzung für das
In=
ſtrument iſt. Es wird darum für weite Kreiſe des
muſik=
liebenden Publikums von großem Intereſſe ſein, am
kommen=
den Sonntag bei der Veranſtaltung zum Beſten der Winterhilfe
das Inſtrument im Dienſte der Kunſt zu hören. Wir behalten
uns unſer Urteil bis dahin vor.
F. N.
* Betliner Premieren.
Die Volksbühne brachte das Drama „Oliver
Crom=
wells Sendung” zur Uraufführung. Verfaſſer: Walter
Gilbricht.
Das Stück iſt in eine Rahmenhandlung gebettet: In die
Be=
gegnung eines Schauſpielers, der den Cromwell zu ſpielen hat. mit
der hiſtoriſchen Geſtalt, die dann auf der Bühne an Stelle des
Mimen ihr Leben noch einmal lebt. Das iſt keine neue, aber eine
immer wieder wirkungsvolle Idee. Und nachdem die
vorbeirollen=
den Szenen aus der engliſchen Revolution einleuchtende thematiſche
Beziehungen zur Gegenwart ergeben. Parallelen, die der Verfaſſer
aus einer überparteilichen (alſo; dichteriſchen) Perſpektive ſieht,
kommt am Schluſſe, in der Garderobenſzene zwiſchen dem Schauſpieler
des T). unddem Reformator=Rebellen Cromwelldes 17. Jahrhunderts
der ethiſche Kern des Schlüſſelſtückes mit erfreulicher Klarheit zum
Ausdruck. Der Wille, auf den es dem Dichter ankommt, den er auf
hiſtoriſchem Umwege zu erkämpfen hilft, iſt der Wille aller
ſitt=
lich Hochſtehenden: Eine geſunde Lebensbaſis ſoll geſchaffen
wer=
den für die Jugend und man ſoll die Welt für die kommende
Ge=
neration einrichten. Dieſe Tendenz des Stückes kann bejaht
wer=
den und Gilbricht hat recht, wenn er klar macht, daß die politiſche
Macht nicht als Selbſtzweck, ſondern als Erfüllung einer der
Ge=
ſamtheit dienenden Miſſion erſtrebenswert ſei.
Der Volksbühnenleitung hoch anzurechnen in einer Zeit, in
der anderorts Tendenzwerke das Rampenlicht erblicken, die beſſer
unaufgeführt geblieben wären. Ganz gewiß iſt dem neu „
entdeck=
ten” Dramatiker Julius Hay eine gewiſſe Begabung (eher
iro=
niſierender als geſtaltender Art) nicht abzuſprechen Antinational
und antiklerikal zu ſein, ſteht auch jedem Schriftſteller frei.
Allen=
falls hat aber das Deutſche Theater andere Aufgaben, als
weltanſchauliche Feldzüge von dieſer Tragweite auszukämpfen und
die Abſetzung des Stückes „Gott. Kaiſer und Bauer” war
zu begrüßen.
r.K
TOrSieble!
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11
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süße,
Seite 4 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 12. Januar 1933
Am 12. Januar 1933 feiert Schneidermeiſter
Rudolf Geis aus Doindiel ſeinen
70. Geburtstag.
(872
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Gott der
Allmäch
igen hat es gefallen, meinen lieben
guten M. r
i, unſeren guten, treuſorgenden Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager u. Onkel
Selln Ghrmteps Tiynet
nach kurzem, aber ſchweren und mit großer Geduld
ertragenen Leiden nach einem Leben voll Mühe und
Aufopferung am 11 Januar 1933 im 65. Lebensjahre
zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Johannette Bagner, geb. Büttenbender
Georg Wagner und Frau Klara
geb Hofmann
Hans Wagner und Frau Maria
geb. Wendel
Kläre Waguer
Gretel Höfle geb. Wagner
Karl Höfle
und 2 Enkel.
Darmſtadt, den 11. Januar 1933.
Eliſabethenſtraße 7.
Die Beerdigung findet ſtatt, Freitag, den 13.
Ja=
nuar 1933, nachmittags 2½ Uhr, auf dem Friedhof
an der Nieder=Ramſtädter=Straße.
Das Seelenamt für den lieben Verſtorbenen iſt
Samstag, den 14. ds.Mts., morgens 8½ Uhr, in der
Pfaarkirche St. Ludwig.
856
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, Dienstag
mittag 2½ Uhr meinen innigſt geliebten Gitten,
unſeren treuſorgenden Vater, Schwiegerſohn, Bruder,
Schwager und Onkel
Herrn Sogannes Beigand
Vorſchloſſer i. R.
nach langen, ſchweren, mit großer Geduld ertragenen
Kriegsleiden im bühenden Alter von 44 Jahren zu
ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Katharine Weigand, geb. Stöhr
nebſt Kindern.
Eberſtadt, Aliceſtr. 2, den 10. Januar 1933. (835
Die Beerdigung findet Freitag nachmittag 3 Uhr
vom Portal des Eberſtädter Friedhofs aus ſtatt.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Allen, die uns zu unſerem ſchmerzlichen
Ver=
luſte ihr Beileid ausdrückten und denen, die unſerer
lieben, unvergeßlichen Entſchlaſenen
Hraulen Kaint Den
die letzte Ehre erwieſen, ſagen wir auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank. Beſonders danken wir
Herrn Pfarrer Vogel für die ſo troſtreiche Grabrede.
Herzlichen Dank allen Freunden, Bekannten und
Verwandten, ſowie den früheren Mitſchülerinnen
aus Bensheim für die vielen Kranz= und
Blumen=
ſpenden. Ferner danke ich für die ſo herzliche
Teil=
nahme meiner früheren Vorgeſetzten, Kollegen,
Mit=
beamten und Mitarbeiter.
In tiefem Schmerz:
Wilhelm Wolf, Bauinſpektor i. R.
Katharina Wolf, geb. Stieglitz.
Darmſtadt, den 11. Januar 1933.
Wienerſtraße 47 I.
Giüskliche
T.
Menschen.
Die üre Gesundheit sieht dem Fmsder,
sondern Arre md Arotheker „
vortraner. Diesen Beiden sind Radiosslerin-
Tabletten sur krichten und achnellen Her-
Mutellang eines steie frischen, bekämmlichen,
sohlschweckender Radinmbrungens
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verkrant bei: Atemnot. Schwindelanfällen,
Hersbeichwerden, Schlaflesiskeit, Eicht,
Rheuma, lichins; als Vorbenguns gegen
Arterieselerose; als beste Bürgschaft für
En-
heltung geistiger und körperlicher Enorgien
bis ins hohe Alter. Darua, oolunge er Zeit ii=
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Am 9. ds Mts. verſchied nach langem, mit Geduld
ertragenem Leiden meine herzensgute, liebe Frau,
Mutter, Schwiegermutter und Schweſter
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im Alter von 71 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Robert Junge.
Darmſtadt, Schloßgartenplatz 7 I.
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Bie Beiſetzung fand auf Wunſch der Entſchlafener
in aller Stille ſtatt.
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Donnerstag, 12. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 12 — Seite 5
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſiadt, den 12. Januar 1933.
Glücks=Rezepk.
Es war eine unerwartete Antwort, die ich auf meine Frage:
Wie geht es Ihnen? erhielt. Die Frage war leicht hingeworfen,
wie man ſich eben mehr aus Gewohnheit als aus Wißbegierde
er=
kundigt. Die Antwort, die man auf ſolche Fragen heutzutage
er=
hält, kennt man ja. Sie lauteten ſelten anders als: Schlecht. Und
iſt ſchon einmal einer, der dieſe Antwort nicht gibt, ſo iſt doch die
Einſchränkung dabei: Den Verhältniſſen angemeſſen.
Hier aber lautete die Antwort: „Danke, ſehr gut.”
„Sehr gut?” war meine Gegenfrage. „Dann ſind Sie der
einzige Menſch, der das von ſich ſagen kann.”
„Das hoffe ich nicht”, war die Entgegnung. „Aber warum
ſollte es mir nicht ſehr gut gehen?
„Nun, ich denke, daß Sie mit Glücksgütern nicht gerade allzu
reich geſegnet ſind.”
„Nein. Aber darum kann es mir doch ſehr gut gehen. Ich
bin eine kleine Stenotypiſtin mit einem kleinen Gehalt. Alſo
habe ich einen Beruf, habe Pflichten, kann meine Kräfte
nutzbrin=
gend anwenden. Mein Vater iſt noch nicht arbeitslos. Verdient
er auch wenig, ſo genügt das, was wir beide verdienen doch, um
ohne Sorgen, wenn auch beſcheiden, auszukommen. Wir haben
ein warmes Heim und tun alles, um es uns traulich, friedlich
und freundlich zu machen. Alſo geht es uns doch ſehr gut.
„Gewiß, „wenn man es ſo betrachtet,”, gab ich zu. „Aber ich
rechne.
„Rechnen Sie lieber nicht,” wurde ich unterbrochen. „Wenn
Sie nämlich rechnenn, finden Sie, daß auch bei uns Schmalhans
Küchenmeiſter iſt, denn unſer beider Verdienſt reicht nicht weiter
als zum Nötigſten. Aber es gibt ja ſo viele, die kaum dieſes
Nötigſte haben und durch vielerlei Umſtände in innere
Unzufrie=
denheit hineingetrieben worden ſind. Denen gegenüber geht es
uns ſehr gut. Sprünge können wir natürlich nicht machen. Aber
wer kann das heute? Mein Weihnachtsgeſchenk war ein
ſelbſt=
geſtrickter Schal und ein Paar Hausſchuhe. Zu mehr hat es nicht
gereicht. Aber glauben Sie mir, als das auf dem Weihnachtstiſch
lag, war bei uns große Freude. Vielleicht viel mehr Freude als
dort, wo man weit mehr an Geſchenken ausbreiten konnte.”
„Ich beneide Sie und Ihre Eltern um dieſe Beſcheidenheit
und um die Fähigkeit zum Glück.”
„O. ich gebe dieſes Rezept gern gratis,” war die launige
Antwort.
„Danke. Ich werde an Sie denken, wenn mich einmal
Un=
zufriedenheit beſchleichen ſollte.”
Und ich muß es beſchämt geſtehen, daß ich ſehr bald
Gelegen=
heit dazu hatte, und daß mir das junge Mädchen eine Lehre
ge=
geben hatte, die ich im Grunde mit ſehr vielen anderen, denen
es ebenfalls „ſchlecht” geht, ſelbſt hätte finden können.
Notwerk der deutſchen Jugend.
Vorbildliche Arbeit des Heſſiſchen Heimakwerkes in der Bekreuung der arbeitsloſen Jugend. — Die Fürforge
in den Breiwilligen Arbeitsdienſtlagern. — Die Richklinien des „Noiwerks”.
Wege zum Erfolg in der Jugendbefrenung.
Die Mitgliedſchaft beim Jung=Stahlhelm für Schüler
er=
laubt. Den Direktionen der höheren Schulen und der gewerblichen
Unterrichtsanſtalten, ſowie den Kreis= und Stadtſchulämtern in
Heſſen iſt durch eine Verfügung des heſſiſchen Kultusminiſters
be=
kanntgegeben worden, daß das am 12. Mai 1926 ausgeſprochene
Verbot der Zugehörigkeit von Schülern zum Jung=Stahlhelm mit
ſofortiger Wirkung aufgehoben iſt.
— Kunſtgeſchichtliche Kurſe. Kunſthiſtorikerin M. Frölich
wird drei bis Oſtern dauernde, je achtſtündige Vortragsreihen
halten, und zwar über „Moderne Malerei im 19 und 20.
Jahr=
hundert” (Fortſetzung), Dienstags privat mit Mittwochs an der
Volkshochſchule beide im Gewerbemuſeum, und über „
Mittel=
alterliche Baukunſt”, Freitags. Annaſtraße 37. Beginn der Kurſe:
20., 24. und 25. Januar. Näheres Annaſtr. 37. (Siehe auch Anz.)
— Bühnenvolksbund. Am kommenden Sonntag wird im
Rah=
men einer Morgenfeier im großen Haus des Landestheaters der
neue elektroakuſtiſche Neu=Bechſtein=Flügel zum Beſten der
Winter=
hilfe vorgeſpielt von Kapellmeiſter Kaſelitz unter Mitwirkung von
Inger Karen. Dr. Allmeroth und Joh. Drath Wir empfehlen
drin=
gend den Beſuch. — Zur Einleitung der Faſtnachtszeit möchten
wir unſeren Mitgliedern Niebergalls Tollen Hund” durch die
Spielgemeinſchaft im Kleinen Haus vorführen. Wir hoffen doch
ſehr, daß nahezu alle Mitglieder ſich zum Beſuch in der
Geſchäfts=
ſtelle bei Chriſtian Arnold einzeichnen und eine Karte zu 0.50 RM.
vormerken. Die Liſte iſt aufgelegt. Die Vorſtellung ſoll Anfang
Februar oder Ende Januar ſtattfinden.
— Verein für das Deutſchtum im Ausland, Frauen=Ortsgruppe.
Die Ortsgruppe weiſt nochmals auf den heute Donnerstag, den
12. d. M. nachm. 17 Uhr ſtattfindenden Vortrag hin, den
Frau H. Pleimes=Frankfurt a. M. für Mitglieder und Freunde
und alle diejenigen hält, die an den Beſtrebungen unſerer
Volks=
tumsarbeit Intereſſe haben. Der Vortrag findet bei freiem
Ein=
tritt in der „Traube” ſtatt. — Die nächſte Veranſtaltung der
Frauen=Ortsgruppe iſt das große Wohltätigkeitsfeſt, das
am 11. Februar in ſämtlichen Räumen des Städtiſchen Saalbaues
ſtattfindet. Sie iſt gedacht als großes Volksfeſt „Bei der Röß’l=
Wirtin”.
— Klavier=Abend. Die diesjährige Konzertſaiſon erfährt durch
einen intereſſanten Klavier=Abend eine angenehme Bereicherung.
Helmut Maurer aus Berlin, ein junger talentierter Pianiſt, der
ſich bereits im vergangenen Jahre in Darmſtadt durch einen
Kammermuſikabend beſtens eingeführt hat, ſpielt am Montag,
den 16. Januar, abends, im kleinen Saale des Städtiſchen
Saal=
baues. Ein auserleſenes Programm (Bach=Buſoni: „Chaconne‟
Liſzt: „Sonate in H=Moll”, und Beethoven: Sonate Op. 53
„Waldſteinſonate” von einem hervorragenden Pianiſten zu
Ge=
hör gebracht, wird dem Konzertbeſucher einen genußreichen Abend
bereiten. Karten ſind in der Muſikalienhandlung Chriſtian
Ar=
nold, am weißen Turm, erhältlich.
Vorführung des elektro=akuſtiſchen Neo=Bechſteinflügels in
einer Morgenfeier. Sonntagvormittag 11.30 Uhr, nicht, wie
ur=
ſprünglich angegeben 11.15 Uhr, wird zugunſten der Darmſtädter
Winterhilfe der elektro=akuſtiſche Neo=Bechſteinflügel vorgeführt.
Mitwirkende: Inger Karen, Dr. Heinrich Allmeroth. Johannes
Drath.
Heſſiſches Landestheater.
12. Januar 191 —2234 Uhr. C 12.
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Roſe Bernd. Freitag.
13 Januar Anf. 19½, Ende vor 22½ Uhr. D 11.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Der Freiſchitz. Samstag,
14. Januar Anf. 19½, Ende nach 22 Uhr. B13, T Gr. 5—8
Prinz Methuſalem. Preiſe 0.60—5.— Mr. Kleines Haus M
12. Januar 19½—22 Uhr. Bühn.=Volksbund K.
Der Barbier von Sevilla. Preiſe 0.80—4.50 Mk. Freitag,
13. Januar Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60 u. 0.90 Mk
Der Datterich. Samstag,
14. Januar Anf. 20, Ende nach 22½ Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60—3.50 Mt.
Der Muſtergatte.
Ueberblick über die Arbeiten in Hefſen.
Um Bericht zu geben, und zu beraten über das, was am
zweckmäßigſten zu geſchehen hat, um dem Aufruf des
Reichsprä=
ſidenten und der Reichsregierung zur Bildung von
Kamerad=
ſchaften zur Erweiterung der Fürſorge für jugendliche
Erwerbs=
loſe zu entſprechen, hatte das Heſſiſche Heimatwerk
geſtern, alle beteiligten und intereſſierten Kreiſe eingeladen.
Ueber 300 Perſonen aus allen Teilen des Heſſenlandes.
Ver=
treter aller an der Jugendfürſorge und damit zuſammenhängende
beteiligten Behörden und Organiſationen waren der Einladung
gefolgt.
Nach herzlicher Begrüßung gab Oberſchulrat Haſſinger
Bericht über das, was beſonders ſeit etwa Jahresfriſt vom
Heſſiſchen Heimatwerk. in dem alle gleichgerichteten
Beſtrebungen vereinigt ſind, getan worden iſt. Aus dem
Be=
richt iſt als Intereſſanteſtes herauszuheben:
Meine Damen und Herren! Vor drei Jahren haben
wir uns hier zum erſten Male in einem ähnlichen Kreiſe
zuſam=
mengefunden, um das Problem der geiſtigen und ſeeliſchen
Be=
treuung der jugendlichen Erwerbsloſen zu erörtern und praktiſche
Wege zu finden. Damals ſtanden wir vor dem Notwinter
1929/30, der einen ſchnellen und wirkſamen Einſatz aller
hilfs=
willigen Kräfte forderte. In einem Miteinander der Bünde aus
den Volksbildungsorganiſationen, zu denen ich auch die Turn=
und Sportverbände und die Geſangvereine neben den
Organi=
ſationen der Kirchen= und Weltanſchauungsverbände rechne, und
im Miteinander der Jugendgruppen aller Richtungen wurde
das Werk der Jugendhilfe auf eine breite Grundlage geſtellt.
Damals entſtanden die erſten Schulungskurſe und Freizeiten, die
erſten Winterlager, damals geſchah die erſte Sammlung in
Grup=
pen der Verbände durch Unterrichts= und
Vortragsveranſtal=
tungen, durch Einrichtung von Tagesheimen, Werkkurſen,
Theater=
beſuch und Fortbildungsmaßnahmen. In meiner erſten
Denk=
ſchrift habe ich darüber ausführlich Bericht erſtattet. Gleichzeitig
wurde mit finanzieller Unterſtützung der Arbeitsämter, des
heſſi=
ſchen Staates und auch den Opfern der Jugend und der
Ver=
bände ſowie unter dem Einſatz zahlreicher ehrenamtlicher
Lehr=
kräfte bereits Vorkehrung getroffen, neben den allgemeinen
be=
treuenden Maßnahmen auch ſolch ins Werk zu ſetzen, die ſich
ausſchließlich auf die berufliche Fortbildung verlegten. Das
Landesarbeitsamt Heſſen in Verbindung mit ſeinen
Arbeitsämtern hat hier im Laufe der letzten Jahre mit
Unter=
ſtützung der Berufs= und Gewerbeſchulen und deren Lehrerſchaft
ausgezeichnete, teilweiſe vorbildliche Arbeit geleiſtet, und wir
freuen uns, feſtſtellen zu dürfen, daß das gut ausgebildete Netz
der Volksbildungsarbeit und der Jugendorganiſationen im
Zu=
ſammenwirken mit den Schulen aller Art einen guten Rahmen
für dieſe Hilfsarbeit gab. Es zeigte ſich, wie richtig es war,
unſere geſamte Volksbildungs= und Jugendpflegearbeit von
An=
fang an „von unten her” aufzubauen, und das freie Spiel der
Hilfskräfte und Organiſationen ohne Bevormundung oder gar
zentraliſierte Leitung arbeiten zu laſſen. Auf dieſe Weiſe war
es möglich, unter Anpaſſung an die örtlichen Verhältniſſe ganz
verſchiedenartige und auf die verſchiedenſten Bedürfniſſe
zuge=
ſchnittene Arbeit zu leiſten, und ſie im Rahmen des Möglichen
zu fördern.
Bei der allgemeinen Betreuungsarbeit iſt uns eins immer
wieder klar geworden:
dem Jugendlichen iſt nicht damit allein gedient, daß man
ihm mit Vorträgen und Schulung nahe kommt. Er will
nicht nur Objekt einer Arbeit ſein, ſondern es drängt ihn
auch nach eigener Betätigung.
Er will Arbeit leiſten und auch den Fortſchritt dieſer Arbeit
be=
obachten. Hier ſchaltete ſich nun der Freiwillige
Arbeits=
dienſt ein, der den jungen Deutſchen Gelegenheit geben ſoll,
ge=
meinnützige Arbeit für die Volksgeſamtheit zu leiſten und ſich ſo
geiſtig und körperlich zu ertüchtigen. Aus kleinen Anfängen iſt der
Freiw. Arbeitsdienſt zu einer großen Bewegung geworden. Wir in
Heſſen können ſtolz darauf ſein, daß wir eigene Formen für ihn
fanden, und daß ihm nicht nur eine große Ausdehnung gegeben
wurde, ſondern auch ein geiſtiger Inhalt und ein Ziel im Sinne
der geſtaltenden Volksbildung, der zeitgemäßen Jugendpflege
und Sozialpädagogik. Durch unſere Lager und diejenigen der
uns angeſchloſſenen und befreundeten Organiſationen, ſind im
vergangenen Jahre mehr als 15 000 Jugendliche aller Schichten,
Berufsſtände und politiſchen Gruppen gegangen, im Verhältnis
zu unſerer Bevölkerungszahl eine überragende Beteiligung. Durch
die Gründung des „Heſſiſchen Heimatwerkes”, des
landſchaft=
lichen Zuſammenſchluſſes der hauptſächlichſten Dienſtträger und
Förderer des F. A.D., iſt dafür geſorgt worden, daß der
Freiwil=
lige Arbeitsdienſt in Heſſen nach Möglichkeit ein ziemlich
ein=
heitliches Geſicht bekam: in dem Sinne, daß er nicht zu einer
bloßen Notbeſchäftigung wurde, ſondern daß von Anfang an
ſeine ſozialpädagogiſche und volkspolitiſche Bedeutung
heraus=
geſtellt wurde. Wir dürfen hoffen, daß im Frühjahr, wenn der
Arbeitsdienſt wieder auf der ganzen Linie ingang kommen wird.
es keine Lager und Arbeitsſtellen mehr geben wird, die nur
Arbeitslager ſind und die nicht unter den Gedanken des
Ge=
meinſchaftsdienſtes geſtellt ſind. Durch den Freiwilligen
Arbeitsdienſt ſind aber auch rein wirtſchaftlich geſehen immerhin
einige Millionen Reichsmark (in Oberheſſen allein 1,8
Mil=
lionen) nach Heſſen gekommen. Mehr als 300 Helfer
ſtell=
ten ſich ſelbſtlos und uneigennützig in den Dienſt der Sache und
führten weit über 6000 Betreuungsmaßnahmen
durch. Die Fülle der Arbeit war oft ſo groß, daß ſie nur durch
den ganzen Einſatz der Mitglieder der Geſchäftsſtelle bewältigt
werden konnte.
Der Winter hat die Maßnahmen des Freiwilligen
Arbeits=
dienſtes zu einer Einſchränkung gezwungen und fordert die
ganze Konzentration der in Betracht kommenden Stellen
auf die Vorbereitung für das kommende Frühjahr. Denn
es wird und muß angeſtrebt werden, im kommenden
Früh=
jahr in Heſſen eine möglichſt große Zahl von geſchloſſenen
Lagern einzurichten,
ſodaß anzunehmen iſt, daß wir neben den durch die Struktur unſeres
Landes bedingten ſehr zahlreichen offenen Arbeitsſtellen im
kommenden Frühjahr wohl, mit etwa 100 geſchloſſenen
Lagern rechnen müſſen. Aber ſchon heute ſei geſagt, daß es uns
bei aller Freiheit und Selbſtändigkeit der Dienſtträger im
ein=
zelnen ein ernſtes Anliegen iſt, die Sache des Freiwilligen
Ar=
beitsdienſtes durch das Heſſiſche Heimatwerk in engſter
Verbin=
dung und in echter kameradſchaftlicher Zuſammenarbeit mit den
ihm angeſchloſſenen und befreundeten Organiſationen ſo
durch=
zuführen, daß eine ſinnvolle und poſitive Zuſammenarbeit auch
mit allen zur Mitwirkung berufenen ſtaatlichen Inſtanzen
er=
reicht wird, und daß die ganze Arbeit von einem einheitlichen
Geiſt volkspolitiſcher und ſozialpädagogiſcher Fundierung
durch=
zogen, befruchtet und belebt iſt, der ſich dem Volksganzen
ver=
pflichtet fühlt.
Man hat zu Beginn der Tätigkeit des Freiwilligen
Arbeits=
dienſtes gemeint, mit der Freiwilligkeit, ginge es nicht, das
Gegenteil war der Fall. Der Anſturm war ſo
ſtark, daß er gar nicht bewältigt werden konnte.
und jeder, der mit der Zuweiſung von Dienſtwilligen zu tun
hatte, der weiß, wie bitter die „Kontingentierung” oft war, der
weiß auch davon, wie ſchmerzlich der Abſchied ausfiel, wenn die
Dienſtzeit abgelaufen war. Uns erwächſt aus dieſem Drängen
der Jugend nach ſinnvoller körperlicher Arbeit, nach ſinnvoller
geiſtiger und ſportlicher Arbeit, nach ſinnvoller Geſelligkeit und
Kameradſchaft die Pflicht, alles zu tun, um den Dienſt an den
Jugendlichen weiter auszubauen und der Volksgeſamtheit
dienſt=
bar zu machen.
Das ſoll nun auch durch das „Notwerk der Deutſchen
Jugend” geſchehen, in dem das Heſſiſche Heimatwerk eine
Zu=
ſammenfaſſung und planmäßige Fortführung aller
Betreuungs=
maßnahmen ſieht: der unterſtützenden durch Gewährung
von Tagesunterkunft und wenn auch beſcheidener Verpflegung,
der fortbildenden durch die Einrichtung von
Schulungs=
kurſen für den Beruf, der volksbildenden und
jugend=
pflegeriſchen durch die Fortſetzung der geiſtigen und
ſee=
liſchen Betreuung, der ſportlichen durch Einrichtung von
Turn=, Sport= und Spielſtunden, der Geſelligkeit und
Kameradſchaft durch Einrichtung von Laienſpiel= und
Singeveranſtaltungen, Lichtbildervorträgen, Filmvorführungen,
Rundfunkdarbietungen uſw., der ſozialpädagogiſchen
und volkspolitiſchen durch den
Gemeinſchafts=
gedanken, denen er dient.
Oberregierungsrat Dr. Bleß, Frankfurk
dankte dem Vorredner für ſeine Begrüßung und ſprach dem
Heſſi=
ſchen Heimatwerk, das beſonders in den Freiwilligen
Arbeitsdienſt=
lagern durchaus Vorbildliches leiſtet, höchſte Anerkennung aus. Er
verbreitete ſich dann in eingehendem Referat über die Richtlinien
des Notwerks der deutſchen Jugend. Das Hauptziel
bleibt, die Erwerbsloſen ſo zu beſchäftigen und weiterzubilden,
daß ſie durch die Arbeitsloſigkeit keine Lücke erfahren, wenn ſie
dereinſt wieder in das Erwerbsleben eintreten. Von 84000
Ar=
beitsloſen in Heſſen konnten ſchon 36 000 von der
Fürſorge erfaßt und betreut werden. Neuerdings wird allgemein
von dem rein theoretiſchen Unterricht ab und zu dem
Werk=
ſtattunterricht übergegangen, was beſonders unter den
Jugendlichen beſte Reſultate erzielt hat. Nebenher muß
natur=
gemäß die menſchliche, ſeeliſche Erfaſſung des Jugendlichen gehen.
Es iſt Gebot der Stunde, die beruflichen Fortbildungsmaßnahmen
ſo weit wie irgend möglich zu ziehen, um dadurch an den ganzen
Menſchen heranzukommen. Sie muß das Fundament bleiben, wenn
man auch die kulturelle Aufgabe löſen will, die Erwerbsloſen
zu wertvollen Mitgliedern des Volksganzen zu erhalten oder
wie=
der zu erziehen.
In großen Zügen erläutert der Referent dann den Erlaß über
das Notwerk, das Jugendliche bis zu 25 Jahren umfaſſen ſoll,
damit dieſe von den Folgen jahrelanger Arbeitsloſigkeit bewahrt
bleiben. Es gilt der körperlichen und geiſtigen Betreuung und
Fortbildung. Zur praktiſchen Durchführung iſt eine umfaſſende
Organiſation, beſonders bei den Arbeitsämtern geſchaffen, die
alle Kreiſe, die dazu berufen ſind, zur Mitarbeit einſpannt. Die
Arbeitsgemeinſchaft muß eng mit den Vorſitzenden der
Arbeits=
ämter zuſammenarbeiten. Bürokratismus muß vermieden werden.
Mindeſtforderung iſt 4 Stunden Arbeit pro Tag und dazu
ſportlich=körperliche und geiſtige Erziehung durch entſprechenden
Unterricht. In dieſem iſt Rückſicht darauf zu nehmen, daß nach
Möglichkeit auf die Berufe Bezug genommen wird. Durch die
praktiſche Arbeit ſoll der freien Wirtſchaft
keine Konkurrenz gemacht werden. Kommerziell oder
kaufmänniſch verwertbare Arbeitsſtücke dürfen nicht hergeſtellt
werden. Beſtenfalls nur als Modelle.
Zur Zeit wird die Grundlage nach den angedeuteten
Geſichts=
punkten nach Möglichkeit verbreitert, um eine möglichſt große Zahl
der Erwerbsloſen zu erfaſſen. Die Lehrkräfte ſollen, ſoweit irgend
möglich, ebenfalls aus den Kreiſen der Arbeitsloſen und
Abge=
bauten genommen werden. — Das Notwerk ſieht auch die
Bil=
dung von „Kameradſchaften” vor, um die Jugend zum
Ge=
meinſchaftsgeiſt zu erziehen. Kameradſchaft im Sinne des
gegen=
ſeitigen Helfens zu verſtehen. Selbſtredend werden die
Arbeits=
ämter dieſe Kameradſchaften feſt in der Hand halten müſſen.
Die Finanzen regeln ſich ſo, daß mit dem
Durchſchnitts=
kopfbetrag von 20 Pfg. ausgekommen werden
muß. Die Möglichkeit, dieſen Betrag um ein weniges zu
über=
ſchreiten, iſt nur da gegeben, wo auf anderem Gebiet Erſparniſſe
gemacht werden konnten. Wo Eſſen nicht gewährt wird beſchränkt
ſich der Kopfbetrag auf 7 Pfennig. Die Arbeitsämter überwachen
auch die Verwendung der Gelder nach den gegebenen Richtlinien.
Sie können auch einwirken, wenn etwa der Arbeitsdienſt von
ein=
zelnen vorzeitig verlaſſen wird. Unerläßlich iſt, daß alle Stellen
möglichſt planvoll vorgehen. Etwa 20000 junge
Men=
ſchen entziehen ſichgrundſätzlichden Maßnahmen
des Notwerks. Sie gehören ſchon zu den Abgeglittenen, die
den Zuſammenhang im Wirtſchaftsprozeß gänzlich verloren haben.
Auch ſie müſſen immer wieder erfaßt werden.
Es ſind das vielfach nicht etwa ſchlechte Elemente, es ſind einfach
ſolche, die den Sinn und den Segen geregelter Arbeit nicht
ken=
nen lernten. Hier gilt es nachzuholen und zu erziehen. Es
han=
delt ſich um die Belegſchaft von morgen!
Oberſchulrat Haſſinger dankte dem Referenten und bat
eindringlichſt alle Berufenen, nunmehr tatkräftig praktiſch
mit=
zuarbeiten und immer neue Helfer zu werben. Beſonders ſollten
beſtehende Organiſationen, Bünde, Vereine, Gewerkſchaften, daran
gehen, Kameradſchaften zu bilden und dieſen die geforderte
berufliche Lehrfundierung zu geben. Das heſſiſche Heimatwerk
wird weitgehendſt Mitarbeit in jeder Richtung, vor allem
ver=
mittelnd und beratend, leiſten. Wiederholt wird darauf
hingewie=
ſen, daß es ſich nicht um Zentraliſation handeln ſoll. Es muß
viel=
mehr „von unten herauf” gearbeitet werden, wobei allerdings ein
Nebeneinanderarbeiten vermieden werden ſoll.
Daran ſchloſſen ſich
Berichke über bisher geleiſtete Arbeit
im Sinne des Notwerks Mainz berichtet, daß es dort notwendig
war, die verſchiedenen Organiſationen zuſammenzufaſſen, um
plan=
mäßiges Arbeiten, vor allem eine „Beſtandsaufnahme” zu er=
Waxum die neue ANEA Tahnnagta?
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[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 12. Januar 1933
reichen 1d. — d In Main
reicht, daß die geſchloſſenen Verbände ſich bereit erklärt haben, ſich
auch der Nichtorganiſierten anzunehmen, ihre Verbände mit den
Abgeglittenen” zu miſchen. — Offenbach hat eine ſehr ſtarke
Stütze durch die Arbeitgeber beſonders für die berufliche
Fort=
bildung. Auch die Ungelernten werden hier erfaßt und für dieſe
beſondere Lehrgänge eingerichtet, die ſich für ländliche Orte auf
Landwirtſchaft, Kleintierzucht uſw. erſtrecken. — Oberheſſen
als faſt ausſchließlich ländliches Gebiet hat nicht ſo große
Schwie=
rigkeiten wie große Städte. Die Arbeit der Fürſoxge, beſonders
die Speiſungen, werden möglichſt dezentraliſiert. Die
Durchfüh=
rung des Notwerks ſcheint in Oberheſſen geſichert. — Direktor
Brückmann betont, daß beim Freiwilligen Arbeitsdienſt der
Haupt=
wert auf „freiwillig” gelegt wird. Es gilt aber auch, die zu
er=
faſſen, die nicht freiwillig kommen. Es muß nach Wegen geſucht
werden, das zu erreichen, evtl. durch Zwang, in irgend einer
Form — Oberſchulrat Haſſinger ſtellt feſt, daß dieſe Aufgabe mit
zum Heimatwerk gehört und daß auch auf dieſem Gebiet ſchon
Er=
folge erzielt werden konnten. Er ſchloß die Verſammlung mit der
nochmaligen eindringlichen Mahnung zur tatkräftigen Mitardeit
aller, die berufen ſind.
UI. St.
— Markusgemeinde. In der Reihe der religiöſen
Vortrags=
abende, die der Gemeindeverein in dieſem Winter veranſtaltet,
wird Montag, den 16. Januar, abends. Herr Studienrat
Gräber im Gemeindehaus. Kiesſtr. 17. über das zeitgemäße
Thema ſprechen: „Der Menſch der Gegenwart und
be=
wußtes Bibelleſen”. Zu einer feſten religiöſen
Ueberzeu=
gung gehört die rechte Einſtellung zur Bibel und ſtete
Beſchäfti=
gung mit ihr. Dieſen Nachweis zu führen und Wege zum richtigen
Möchten recht viele Gemeindeglieder dieſe Gelegenheit zu
reli=
giöſer Belehrung benutzen. Selbſtverſtändlich ſind auch Gäſte aus
anderen Gemeinden willkommen.
Die Chriſtengemeinſchaft, Freitag, den 13. Januar 20 Uhr,
Heidelbergerſtr. 14 (nächſt Heinrichſtr.), wird an einem öffentlichen
Gemeinde=Abend Gottfried Huſemann=Stuttgart ſprechen. Das
Thema des Abends iſt „Von der Wandlung des Weltgefühls”.
eine Betrachtung über das naturwiſſenſchaftliche und das magiſche garten in der Beſſunger Turnhalle veranſtaltete Weihnachtsfeier
Zeitalter der Menſchheit. (Vergl. die Anzeige.)
Frauenabend dieſes Monats findet heute abend im Gemeindehaus geſehen, und legte ſomit Zeugnis ab, welcher Beliebtheit ſich
un=
großen Freude die Vorſitzende des Verbandes evang, kirchlicher erfreuen. Nach einer Anſprache des Herrn Pfarrer Daus und
Frauenvereine in Heſſen ſelber, Frau Profeſſor Heräus=Offenbach
a. M., den Vortrag für den Abend übernommen hat. Die als
Rednerin weithin geſchätzte und durch die Vertretung der
frau=
lichen Intereſſen beſtens bekannte Referentin wird ſprechen über:
die Stunde der evangeliſchen Frau. Unſere Mitglieder ſeien darauf. Wenn man in Betracht zieht, daß Kinder vom dritten Lebensjahr
beſonders aufmerkſam gemacht.
Kirchenchor „Cäcilia” von St. Fidelis im Herz=Jeſu=Hoſpital
Darmſtadt. Wiederum zeigte der Kirchenchor „Cäcilia” von St.
Fidelis ſeinem Mitgliede, welches ſchon einige Wochen infolge
ſchwerer Operation ſich im hieſigen Herz=Jeſu=Hoſpital befindet.
ſeine Anhänglichkeit und Liebe Die Sängerſchar (70 Herren) ent= die Lieder und Reigen für die Kleinen auf dem Klavier eingeübt
bot ihrem Sangesbruder einen herzlichen Sängergruß durch Vor= hat. Außerdem die Herren Heintze, Pritſch. Hofmann. Moock,
trag einiger zur Aufheiterung dienender Lieder. Der Dirigent,
Herr Polizeihauptmann Leverer, verſtand es, durch ſeine ſichere Ihnen allen, und den Beſuchern, ſowie denjenigen, die durch Ab=
Stabführung Feinheit und Gefühl in den Vortrag der Lieder zu
legen. Trotz des unfreundlichen Wetters ließ es ſich der Kirchenchor
nicht nehmen, durch vollzähliges Erſcheinen ſeinem erkrankten
Mit=
gliede und den übrigen Patienten des Hoſpitals durch ihre
ge=
ſanglichen Darbietungen eine Freude zu bereiten. Auch von dieſer haues fand die Weihnachtsfeier des Zweigvereins Darmſtadt ſtatt.
Stelle aus ſei dem Dirigenten und den Herren des Kirchenchors
herzlichſt Dank geſagt.
— Konferenz der chriſtl.=org. Metallarbeiter in der chemiſchen
Induſtrie. In Frankfurt fand eine gut beſuchte
Ver=
trauensmännerkonferenz für die in der chemiſchen In= 25jährige Mitgliedſchaft erhielten Urkunden: Gg. Behrmann,
duſtrie des Rhein=Main=Gebietes beſchäftigten chriſtlich=
organi=
ſierten Metallarbeiter ſtatt. Bezirksleiter Weſp=Darmſtadt gab
einen allgemeinen Ueberblick über die Lage der Arbeiterſchaft
und im beſonderen in der chemiſchen Induſtrie. Zur Löſung der Künzel, Oberſtadtſekretär K. Luſt, Kaufmann H. Merz, Dr. M.
Zukunftsaufgaben müſſen alle Kräfte eingeſetzt werden. Der
chriſtliche Metallarbeiterverband werde gemäß ſeinen Beſchlüſſen
von Königswinter, alle ſeine Kräfte, in dieſem Sinne einſetzen,
ohne Rückſicht darauf, was andere Organiſationen tun.
Ge=
ſchäftsführer Schiewerling=Frankfurt berichtete über das
Zuſam=
menarbeiten mit anderen Organiſationen in der chemiſchen
In=
duſtrie. Seit einigen Monaten verſucht man gegen den chriſtl.
Metallarbeiterverband wegen, ſeinen Maßnahmen betr Unter= dorf, Kaufmann Ernſt Schmidt Kaufmann Hch. Schneider,
Kauf=
ſtützungsweſen eine unehrliche Agitation zu führen. Nach einer
ſehr ausgedehnten Ausſprache und einem richtungsgebenden
Schlußwort des Vertreters des Hauptvorſtandes, Schriftleiters
Wieber, wurde einſtimmig eine Vertrauens=Entſchließung
angenommen.
Kolonialfeſt — Der ſchwarze Traum. Die Aufführung wird
belebt durch ſchöne und graziöſe Tänze, bei denen Perſonen im Weber mit ſeinem Berufsorcheſter eröffnete dasſelbe mit einem
Altex von 7 bis 70 Jahren mitwirken. Vom Inhalt des „Schwar= ſchmetternden Eröffnungsmarſch. Frl. M. Stohrer ſprach den von
zen Traumes” ſei nur verraten, daß es ſich um keine düſtere,
ſon=
dern um eine ſehr luſtige Angelegenheit handelt. Man ſollte dieſes
Feſt am Sonntag abend im Saalbau nicht verſäumen und ſich
recht=
zeitig Karten im Vorverkauf bei Leuthner ſichern.
— Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen Frau Käthe Nowack trug mit klangvollem anſprechenden Baß
Alvenvereins. Der Vorverkauf der Eintrittskarten zu dem
Vor=
trag von Prof. Dr. Dyhrenfurth=Zürich über ſeine
Hima=
layg=Expedition 1930 am Donnerstag, den 19. Januar,
im Saalbau, hat begonnen (O. Titze. Eliſabethenſtraße 4). Prof.
Dyhrenfurth hat in den letzten Jahren in zahlreichen großen Städ= Zwei kurze Theaterſtücke ſchloſſen die Darbietungen, hierbei
wirk=
ten geſprochen, überall fand ſein Vortrag in allen Kreiſen der
Be=
völkerung begeiſterte Aufnahme. In manchen Städten mußte der
Vortrag zweimal gehalten werden.
Gemeinverſtändliche Einführung in die Pilzkunde Unter
dieſem Thema veranſtaltet F Kallenbach, der Direktor der
Heſſiſchen Landesſtelle für Pilz= und
Haus=
ſchwammm=Beratung, im laufenden Vierteljahr 9
Licht=
bilder=Vorträge zur Vorbereitung auf Lehrwanderungen in der
kommenden Pilzzeit. Von den wichtigſten Einzelthemen ſeien
fol=
gende genannt: Allgemeines aus der Lebensweiſe der Pilze, die
wichtigſten Vertreter der einzelnen Pilzgruppen. Pilze als Krank= beging ihr zehnjähriges Dekorierungsfeſt. Nach einem fein
zu=
heitserreger, praktiſche Pilzkunde. Vergiftungen. Zubereitung, der
Hausſchwamm und andere Holzzerſtörer uſw. Anmeldungen an die ſammengeſtellten Feſteſſen durch Mitglied Schießer begrüßte
Volkshochſchule oder an die genannte Beratungsſtelle. (Fernruf kurzen Rückblick über das abgelaufene Jahr. Zwölf Wanderer
4755.)
zu tun. Für ſie iſt es notwendig, Bau und Einrichtung des
Kraft=
fahrzeuges genau zu kennen. Dieſe Kenntnis vermittelt ein Lehr= Beachtung verdienen die beiden Turner Ulzer mit 73 Jahren
gang von acht Abenden, der am Donnerstag, den 12. Januar. von und Göbel 68 Jahre. Der 1. Sprecher, Turner Matthes, wür=
Dipl.=Ing. Jenſen um 20 Uhr in der Techniſchen Hochſchule
er=
öffnet wird. Intereſſenten wenden ſich um Auskunft an die
Volks=
hochſchule (Neckarſtr. 3), die auch die Anmeldungen entgegennimmt, deihliches Zuſammenarbeiten im neuen Vereinsjahr. Für den
Kriminal=Tonfilm „Geheimnis des blauen Zimmers, eine ganz
geheimnisvolle und gruſelige Geſchichte mit Hans Adalbert
v. Schlettow, Elſe Elſter „Theodor Loos, Oskar Sima, Betty Bird
u. a. in den Hauptrollen. Dazu das intereſſante Beiprogramm.
Tage Jenny Jugo und Hans Brauſewetter in dem Krimnal=Ton= Wanderausſchuß die diesjährige 1. Wanderung angeſetzt. Die
film voll Charm. Witz und Spannung „Zigeuner der Nacht‟ (Heut. Dispoſition der Führer lautet: 1½ Uhr Zuſammenkunft am alten
Nacht gehts los).
ermäßigten Preiſen den packenden Tonfilm in deutſcher Sprache
„Verkaufte Liebe” mit Joan Crawford.
— Stenographie. Heute abend beginnen die Schülerſonderkurſe 7
und Lehrgänge für Erwachſene vom Gabelsbergerſchen
Steno=
graphenverein 1861, Alle Intereſſenten am Kurzſchrift=Unterricht erſte diesjährige Wanderung mit Damen. Mit ihr ſollte einer
werden gebeten, ſich rechtzeitig in den Untrrichtsräumen, Ballon= bereits längſt erfolgten Einladung der Ortsgruppe des
Oden=
ſchule, Alexanderſtraße, und am Maſchinenſchreibunterricht, Bal= waldklubs Dieburg Folge geleiſtet werden. Schon um 745 Uhr
lonplatz 7, einzufinden. Wir empfehlen den Leſern die Beachtung verſammelten ſich die „Falken” mit Damen, 39 an der Zahl, zu
der heutigen Anzeige des Vereins.
Der Haupttreffer der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie in e
der 4. Klaſſe in Höhe von 100 000 Mark iſt auf die Nummer g
61 485 gefallen. Das Glückslos wird in Berlin und
Niederſchle=
ſ
ſien geſpielt und iſt in Achtelloſe aufgeteilt.
Lebhafte Pereinstätigkeit.
lehfen Weihnachtsfeiern nach dem Feſt. — Aufkakt der Wanderungen im nenen Jahre.
Die Täligkeit in den Wandervereinen.
Weihnachtsfeier der Freiw. Sanitätskolonne der Firma
E. Merck. Lange ſchon vor Beginn der Feier hatten ſich recht viele
Angehörige und Gäſte eingefunden. Als der ſchneidig und gut
ge=
ſpielte Eröffnungsmarſch ausklang, war der feſtlich geſchmückte
Saal des „Feierabend” bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit
warmen, zu Herzen gehenden Worten begrüßte Herr
Kolonnen=
führer Knecht die frohe Feſtverſammlung. Nachdem das ſchöne
ge=
meinſame Weihnachtslied verklungen, fand die Ehrung
verdienſt=
voller Mitglieder ſtatt. Nun folgte in bunter Reihenfolge das
eigentliche Programm des Abends. Man ſpürte ſo recht, wie alle
Beteiligten mit echter Kameradſchaft und viel Hingabe ſich ihrer
Sache gewidmet hatten, ſo daß es wirklich eine Freude war, zu
ſehen, daß nach dem manchmal recht bitteren Ernſt, den das
ver=
gangene Jahr den Kameraden in Ausübung ihrer Pflicht gebracht.
auch Frohſinn und Heiterkeit zu ihrem Rechte kamen. Gauz
beſon=
deren Erfolg ernteten die beiden recht munter und gut geſpielten
Theaterſtücke: „Der tapfere Soldat” und „Die Nachhilfeſtunde‟
Aber auch aus der Arbeit der Kolonne war uns eine Ueberraſchung
zuteil geworden: Die Jugendgruppe der Sanitätskolonne hatte in
Bibelleſen zu zeigen, wird die Aufgabe des Vortragenden ſein, drei Bildern aus ihrem Leben und Treiben berichtet, und iſt es
ſehr zu begrüßen, daß man auch da der Jugendertüchtigung und
EErziehung eines geſunden Nachwuchſes nun größeren Wert beilegt.
Dann folgten heitere Vorträge in Darmſtädter Mundart, denen
man gern und reichlich Beifall ſpendete. Gegen Mitternacht fand
die Feier einen frohen Ausklang.
— Weihnachtsfeier des Kindergartens der Barmherzigen
Schweſtern Darmſtadt, Beſſungerſtr. 115. Die von dem
Kinder=
war von einem guten Erfolg begleitet. Die Turnhalle war ſo zahl=
Evangel, kirchl. Frauenverein der Petrusgemeinde. Der reich beſetzt, wie man es bei einer derartigen Feier noch ſelten
ſtatt. Er bekommt dadurch eine beſondere Bedeutung, daß zu unſrer ſere Barmherzigen Schweſtern im Stadtteil Darmſtadt=Beſſungen
einem Vorſpruch, ausgezeichnet vorgetragen von einem 5jährigen
Mädel, folgte ein Krippenſpiel mit Reigen! Nicht nur in dieſem
Spiel, ſondern auch in den folgenden Darbietungen haben die
Kinder ihre Gedichte. Lieder uſw. gut zum Ausdruck gebracht.
ab mitgeſpielt haben, ſo wäre es Unrecht, hier einzelne Namen
der Kinder aufzuführen. Vergeſſen wollen wir aber nicht
diejeni=
gen Perſonen, die ſich in uneigennütziger Weiſe zum Gelingen
die=
ſer Feier zur Verfügung geſtellt haben. Vor allem Frau Kaſigkeit,
die ſchon ſeit Wochen im Verein mit den Barmherzigen Schweſtern
Savelsberg. Kaltenbach und Schneider, die bei den Proben.
Her=
richten der Bühne uſw., ſtets hilfreich zur Seite geſtanden haben.
nahme von Karten die Barmherzigen Schweſtern unterſtützt haben.
ein herzliches „Vergelts Gott”
— Weihnachtsfeier des Waiſenſchutz. Im großen Saal des Saal=
Der erſte Vorſitzende, Herr Fiſcher, dankte in ſeiner herzlichen
Be=
grüßung all den freundlichen Spendern und gab der Hoffnung
Ausdruck, daß auch im neuen Jahr der Geiſt der Nächſtenliebe
wal=
ten möge. Anſchließend gab er folgende Ehrungen bekannt. Für
Metzgermeiſter Gg. Eckſtein, Bankbeamter Gg. Fiſcher,
Milchhänd=
ler W. Göckel, Bäckermeiſter J. Götz, Monteur K. Hartmann
Metz=
germeiſter K. Illert. Milchhändler Ph. Klinger, Drehermeiſter Fr.
Nießwand, Bankkaſſier E. Siltz. Küfermeiſter J. Schanz.
Bier=
brauer H. Schleich. Beizmeiſter Fr. Volk. Kaufmann J. Walther,
Beleuchtungsinſpektor A. Weil. Für beſondere Verdienſte wurden
befördert; zum Fechtwart: Frau Marg, Lohrer, Sanitätsrat Dr.
S. Brodnitz=Jugenheim, Oberpoſtſchaffner Joh. Brunner,
Buch=
händler Otto Carius, Kaufmann Friedr Eiſenhauer, Friſeur
Eduard Geringer, Fa. Adam Karn Nachf., Kaufmann Karl
Olden=
mann Ludwig Tracht. Zum Oberfechtwart: Schirmfahrikant Karl
Jordan. Archivar Alb. Kaſigkeit, Gärtner Ludw. Weicker. Zum
Haupt=Fechtwart; Kaufmann Jac. Schellhaas Glaſer Anton Würz.
Zum General=Fechtwart: Möbelfabrikant Arthur Feidel. Das
ſehr reichhaltig zuſammengeſtellte Programm iſt das Verdienſt
un=
ſeres Feſtwartes Herrn Willemann. Herr Obermuſikmeiſter M.
F. Willemann verfaßten Prolog. Die Singmannſchaft der
Turn=
geſellſchaft 1875 (Chormeiſter Gg. Späth) brachte ernſte und heitere
Chöre zu Gehör. Ein Weihnachtsdialog wurde von den Geſchwiſtern
Lehn wirkungsvoll geſprochen. Herr L. Herwig, ein Schüler von
einige Lieder von Schubert und Schumann vor. Eine beſondere
Ueberraſchung bot das kleine Fritzchen Schuchmann auf ſeiner
Handharmonika. Auch unſer beliebtes Mitglied H. Mechler trug
wieder durch ſeine humoriſtiſchen Vorträge zur Stimmung bei.
ten mit Luſt und Eifer Frau Würz, Lieſel Riedel, Maria Stohrer
ſowie Gg. Krumb, F. Willemann, F. Heidenreich und K.
Nau=
heim mit,
— Die Weihnachtsfeier der Garde=Dragoner 23 fand im
über=
füllten Konkordiaſaal ſtatt. Ein reichhaltiges Programm ſorgte
für beſte Unterhaltung. Auf die einzelnen Nummern näher
einzu=
gehen, verbietet uns der Raum; ſie fanden durchweg ungeteilten
Beifall. Für die Garde=Dragoner war es ein großer Tag.
— Turngeſellſchaft 1875. Darmſtadt. Die Wanderabteilung
Wanderwart Hahnel alle Freunde des Wanderns und gab einen
Das Kraftfahrzeug iſt heute eines der wichtigſten Verkehrs= konnten diesmal wieder ausgezeichnet werden; ſo erhielten die
goldene Nadel, die Teilnehmer, Göbel, Hahnel, Frau Hahnel,
mittel. Viele Menſchen haben beruflich und außerberuflich mit ihm Schey, Frau und Helmut Schey, Kögel und Ulzer, ferner die
Wandernadel Berghaus und Frau Grönig und Frau. Beſondere
digte in feinen Worten die Verdienſte des Wanderausſchuſſes,
und ſein Wunſch klang aus: Auf ein weiteres Blühen und ge=
*Im Union=Theater läuft ab heute der gtemberaubende neue gut verlaufenen Unterhaltungsteil zeichneten die Turner
Berg=
haus und Grönig. Der alte Wanderausſchuß wurde auch für das
neue Jahr beſtätigt und iſt damit die Gewähr für eine
erſprieß=
liche Weiterarbeit gegeben.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtadt. Wander=
In den HeliaLichtſpielen ſieht man heute und folgende abteilung. Für kommenden Sonntag, den 15. Januar, hat der
Südbahnhof, von wo pünktlich abmarſchiert wird zu einem Gang
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen noch kurze Zeit zu bedeutend durch die weſtlichen Wälder Endziel Griesheimer Lager (Gaſthaus
„Naſſauer Hof”). Wie alljährlich findet bei dieſer Wanderung die
Wahl des Wanderausſchuſſes und der beiden Wanderwarte ſtatt.
Ferner wird das diesjährige Programm endgültig feſtgelegt.
— Der Wanderklub „Falke 1916‟. Darmſtadt, unternahm ſeine
einem ſchönen Gang durch den Park. Wiederholt ſahen wir ganze
— 100 000 Mark=Gewinn fällt nach Berlin und Niederſchleſien. Rudel von Hirſchen und Rehen. Kurz bevor wir Grube Meſſel
erreichten, ſetzte ein leichter Sprühregen ein, der zwar andauerte,
aber eine fröhliche Stimmung nicht zu beeinträchtigen vermochte.
In dem Jagdhaus kehrten wir zur Frühſtücksraſt ein. Der
Vor=
ſitzende begrüßte in einer kurzen Anſprache die Damen und ſprach
den Wunſch aus, daß auch kommende Wanderungen in dem neu
begonnenen Wanderjahr eine derartige Teilnehmerzahl aufweiſen
möge. Den Führern, den Herren Karl Ballweg und
Tho=
mas Willenbücher, wurde für ihre vorzüglich geleiſtete
Arbeit gedankt indem ihnen ein begeiſtertes „Friſch auf”
zuge=
rufen wurde. Nun ging es weiter. Dieburg zu, im „Mainzer
Hof” wurde zur Mittagsraſt eingekehrt, wo wir auch bald den
Vorſitzenden der Ortsgruppe des Odenwaldklubs Dieburg, den
Herrn Amtsgerichtsrat Becker, begrüßen durften. Der
Ehrenvor=
ſitzende des Wanderklubs Falke, Herr Oberreallehrer Schaefer,
machte in einer Anſprache kurze Ausführungen über die ſeit
lan=
gen Jahren beſtehenden Beziehungen zwiſchen dem Falken und
der Ortsgruppe Dieburg. Herr Amtsgerichtsrat Becker gab ſeiner
Freude über den Falkenbeſuch in Dieburgs Mauern Ausdruck und
wünſchte, daß das Band der Freundſchaft fortbeſtehen und noch
feſter geknüpft werden möge. Der Vorſitzende des Wanderklubs
„Falke 1916‟, Herr Heinz Dauven, dankte Herrn Amtsgerichtsrat
Becker für die Kundgebung und verſicherte die Dieburger
Wan=
derfreunde, daß auch die Falken ſich aufs ensſte mit ihnen
ver=
bunden fühlen. Dann folgte noch eine gemütliche Stunde im
„Weißen Roß” bei Muſik und Tanz. Herr Hans Ballweg
zündete mit ſeinem unverwüſtlichen Humor. Das Klampforcheſter
trug zur Unterhaltung bei, auch der Jugendwart Bingel trat mit
ſeiner jugendlichen Singſchar, die aus der Weihnachtsfeier
be=
kannt iſt, auf.
— Die Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alvenvereins hielt ihre ordentliche Hauptverſammlung im „Weißen
Saal” des „Fürſtenſaals” ab. Nach herzlicher Begrüßung der
An=
weſenden durch den erſten Vorſitzenden. Miniſterialrat
Gun=
trum, erſtattete der Schriftführer den Jahresbericht über das
ab=
gelaufene Jahr. Die Zahl der Mitglieder beträgt 256, die der
Jugendgruppe 21. Die Sektion verlor durch Tod das
Ehrenmit=
glied und den Begründer der Sektion, Kaufmann Wilhelm Mühe,
Zahnarzt Dr. Wilhelm Repp. Dr. Ing. Kurt Gunderloch und
Kaufmann Philipp Lotz. Es wurden 5 Lichtbildervorträge
gehal=
ten, die ſich eines ſehr zahlreichen Beſuches erfreuten. Die
Beteili=
gung an den monatlichen Wanderungen und an den wöchentlichen
Vereinsabenden war ebenfalls ſehr rege. Die Bücherei wurde um
zahlreiche Werke vermehrt und häufig benutzt. Das 48.
Stiftungs=
feſt wurde in einfacher Weiſe im „Fürſtenſaal” gefeiert. Der
Rech=
ner und der Hüttenwart berichteten über den Abſchluß der Sektions=
und der Hüttenrechnung, die beide ein günſtiges Ergebnis zeigten.
Auf Antrag der beiden Rechnungsprüfer wurde Entlaſtung erteilt.
Die Starkenlurger Hütte im Stubai (Tirol) befindet ſich in
tadel=
loſem Zuſtande. Die Beſucherzahl war etwas geringer wie im
Vor=
jahr, betrug aber immerhin noch 3807. Das Sektionszimmer auf
dem Turm der Burgruine Starkenburg bei Heppenheim a. d. B.
wird ebenfalls gut beſucht. Die für 1932 feſtgeſetzten
Mitglieder=
beiträge bleiben für 1933 beſtehen. Der bisherige Vorſtand
be=
ſtehend aus den Herren: 1. Vorſitzender C. Guntrum 2.
Vorſitzen=
der O. Titze Schriftführer O. Engel Rechner K. Reiſchel.
Hütten=
wart W. Emmel, Bücherwart L. Joachim und Beiſitzer Dr. H.
Lautz, wurde wiedergewählt. Im Anſchluß an die
Hauptverſamm=
lung berichtete Herr Dr. Janſen über ſeine Mittelmeerfahrt im
Sommer 1932. Die Fahrt ging über Genf nach der Stadt
Mar=
ſeille, die beſichtigt wurde, von hier über das herrliche Meer nach
Palma, der Hafenſtadt der Inſel Mallorca. Mallorca wird von
Kalkſteinbergen durchzogen, das Gebirge fällt zur See ſteil ab.
Die ganze Inſel gleicht einem ſchönen Garten. Es gedeihen Oel=,
Mandel= und Feigenbäume und wundervolles Obſt. Die
Bevölke=
rung, meiſtens Bauern und Fiſcher, beſchäftigt ſich mit der
Erzeu=
gung von Baumwolle, Schafwolle, Leinwebereien, Lederwaren,
Hüten, Konfitüren. Seife und mit Fiſcherei. Palma beſitzt einen
ſchönen Hafen und ſtattliche Gebäude, beſonders zu erwähnen iſt
die altgotiſche Kathedrale, ein Maurenſchloß, die Börſe das
Stadt=
haus und viele Privatpaläſte reicher Adelsfamilien. Die
Tempe=
ratur betrug 40 Grad und die Luftfeuchtigkeit 90 Prozent. Mit
Erzählung verſchiedener Erlebniſſe, darunter auch der Beſuch
eines Stierkampfes, ſchloß der Redner ſeinen intereſſanten
Vor=
trag, der reichen Beifall fand.
— Die Deutſche Pfandfinderſchaft Schwarzer Adler”
veran=
ſtaltete ihren Elternabend. Nach einem Prolog begrüßte
der Führer der Pfadfindergruppe die zahlreich erſchienenen Eltern
und Gäſte. Großen Beifall fanden mehrere Solo auf Zither und
Violine und Gedichte in Darmſtädter Mundart. Muntere
Fahr=
ten= und Landsknechtlieder leiteten die Fahnenweihe ein. Herr
Oberſchulrat Haſſinger, der als Gaſt erſchienen war,
über=
nahm freundlicherweiſe die Einweihung des neuen Banners und
erinnerte an alle diejenigen, die treu zur Fahne ſtanden und die
auch für ihr Banner das Leben ließen. Im zweiten Teil führten
Mitglieder der Jugendgruppe, das Schauſpiel, Schlageter, ein
deutſcher Held”, auf, was einen tiefen Eindruck hinterließ. Mit
dem Deutſchlandlied fand die Veranſtaltung ihr Ende.
— Der Darmſtädter Radſportklub 1919 beging ſein
Winter=
feſt mit Preisverteilung. Das reichhaltige bunte Programm
be=
reitete den Mitgliedern und Gäſten einige frohe Stunden. Nach
Beendigung des erſten Teiles des Programms nahm der
Vor=
ſitzende, Herr Hugo Brunner, die Preisverteilung an diejenigen
aktiven Mitglieder vor, welche ſich im Laufe des Jahres 1939
beſonders ausgezeichnet hatten. Er gab dabei einen kurzen
Ueber=
blick über das verfloſſene Jahr, das reich an Erfolgen für den
D.R.C. 1919 geweſen iſt.
* Aus dem Gerichtsſaal.
Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am
Mon=
tag gegen einen Lehrer aus Müllheim am Rhein wegen
Belei=
digung einiger Richter des heſſiſchen Landgerichts. Er war vor
einiger Zeit als der alleinſchuldige Teil von ſeiner Frau
geſchie=
den worden. Auch in der zweiten Inſtanz hatte er kein anderes
Reſultat erzielt, und hatte nun nach anderen vergeblichen
Ver=
ſuchen eine Eingabe an den Landtag gemacht, in der er die
Rich=
ter der Rechtsbeugung, der Rechtswillkür uſw. beſchuldigte. Er
behauptet heute, er habe in moraliſcher. Notwehr gehandelt, denn
er habe ſich gegen dieſes Urteil nicht mehr anders wehren können.
Er iſt auch bereit, eine vom Gericht vorgeſchlagene
Ehrenerklä=
rung abzugeben, und eine Sühne zu zahlen. Da ſich das
Mini=
ſterium damit jedoch nicht einverſtanden erklärt, verurteilt ihn
das Gericht zu einer Geldſtrafe von 100. Mark,
hilfs=
weiſe 20 Tage Gefängnis.
—Diebſtähle. Am 30. Dezember gegen 16 Uhr wurde aus
einem Hauſe der Hochſtraße ein Waſchbecken aus einer
Kloſett=
anlage des Treppenhauſes geſtohlen. Der Täter begab ſich
dar=
aufhin in die Waſchküche und entwendete dort ein Paar braune
Tourenſtiefel mit benagelten Doppelſohlen. — Am gleichen Tage
gegen 15 Uhr wurde der Schalter zu der elektriſchen Leitung in
einem Kloſett des Hauſes Erbacher Straße 17 abgeſchraubt und
entwendet. Außerdem ſtahl, der Täter auch noch die elektriſche
Birne. — Es handelt ſich in beiden Fällen um Bettler, die vor
der Tat in den fraglichen Häuſern vorgeſprochen, aber abgewieſen
wurden. Eine Beſchreibung der Bettler kann in beiden Fällen
nicht angegeben werden. Wer hat ſachdienliche Wahrnehmungen
gemacht? — Am 3. Januar wurde aus dem Hofe des Hauſes
Darmſtraße Nr. 27 ein zweireihiger feldgrauer Reichswehrmantel
geſtohlen. Der fragliche Mantel war auf einem Fahrrad befeſtigt.
Der geſtohlene Mantel iſt gezeichnet R. R. 9. Am hinteren Schlitz
fehlen die Knöpfe. Vor Ankauf wird gewarnt.
Tageskalender für Donnerstag, den 12. Januar 1933.
Union=Theater: „Geheimnis des blauen Zimmers”: Helia=
Licht=
ſpiele; „Zigeuner der Nacht”; Palaſt=Lichtſpiele: „Verkaufte
Liebe”. — Traube, 17 Uhr: Vortrag „Baltikum von heute‟.
einige Tropfen MAGGlWürze verbessern das einfachste Essen
„Auch beim Nachfüllen erhalten Sie Gutscheine
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 12. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 12 — Seite 7
Aus Heſſen.
Alkbürgermeiſter Ph. Fr. Rühl 1., Babenhauſen.
70 Jahre alt.
r. Babenhauſen, 11. Januar.
Herr Altbürgermeiſter Rühl, eine der bekannteſten
Per=
ſönlichkeiten, nicht nur in Babenhauſen, ſondern auch in der
gan=
zen Umgebung, vollendet heute ſein 70. Lebensjahr. Als Sohn
eines Landwirts dahier geboren, wurde er durch das Vertrauen
ſeiner Mitbürger ſchon im Jahre 1895 in den Gemeinderat
ge=
wählt. wurde 1897 Beigeordneter, und im Auguſt 1901 einſtimmig
zum Stadtoberhaupt gewählt. Er bekleidete dieſes Amt bis zum
1. April 1930. Das Lob muß unſerem allverehrten Herrn
Alt=
bürgermeiſter wohl uneingeſchränkt zugebilligt werden, daß er für
ſeine Vaterſtadt, die er mit heißem Herzen liebt, reſtlos unter
Entfaltung ſeiner reichen Geiſtesgaben bis zu ſeinem letzten
Amts=
tage gearbeitet hat. Unermüdlich war ſein Schaffen, wenn es
galt, zum Nutzen und Segen Babenhauſens zu wirken. Schon als
Beigeordneter hat er in gar vielen Verhandlungen betr.
Ka=
ſernenbau ſeine ſtarke perſönliche Tatkraft in den Dienſt der
Gemeinde geſtellt. Vorbildlich war ſeine Tätigkeit in der
kom=
munalen Finanzwirtſchaft; groß war ſein=Weitblick und ſein
ſo=
ziales Verſtändnis für die Nöte ſeiner Mitbürger in der Kriegs=
und Nachkriegszeit. Eine ganz beſondere kommunale Tat war
die Schaffung einer eigenen Waſſerleitung für die Gemeinde. Die
Arbeit, die der Jubilar im Laufe der Jahrzehnte für ſeine
Hei=
matſtadt geleiſtet hat, hat reiche ſichtbare Früchte getragen. Das
zeigt ſich beſonders in der Verſchönerung des Stadtbildes. Seine
wärmſte Fürſorge galt dem Wald, der Waldwirtſchaft in Kultur
und der Vergrößerung des ſtädtiſchen Waldbeſitzes. Der Staat
hat ihm für dieſe ſegensreiche Arbeit eine beſondere Ehrung zuteil
werden laſſen durch Benennung einer „Bürgermeiſter Rühl=
Eiche‟. Es iſt erklärlich, daß der Bürgermeiſter Rühl infolge
ſeiner großen Schaffenskraft und der großen Sympathie, denen er
ſich erfreut, eine ganze Reihe von Ehrenämtern bekleidet. Sie alle
aufzuzählen, würde hier zu weit führen. Von allen Seiten werden
dem beliebten Geburtstagskind zu ſeinem Feſttage Ehrungen und
Glückwünſche übermittelt. Die Gemeindeverwaltung hat Herrn
Bürgermeiſter Rühl in Würdigung ſeiner großen Verdienſte um
die Gemeinde zum Ehrenbürger der Stadt
Baben=
hauſen ernannt und ihm zum ehrenden und bleibenden
Ge=
dächtnis die Allee ab Bahnhofsſtraße bis zum Waſſerturm „
Bür=
germeiſter= Rühl=Straße” benannt. Eine Abordnung
des Stadtrats hat dem Jubilar nachmittags die Glückwünſche der
Gemeinde unter Ueberreichung des Ehrenbürgerbriefes, der von
Herrn Fritz Kehr=Babenhauſen künſtleriſch angefertigt wurde,
übermittelt. Auch der Bezirk Babenhauſen des Kreisvereins der
Bürgermeiſter hat ſeinem allbeliebten Amtsgenoſſen eine von
Herrn Maler Breitwieſer=Darmſtadt kunſtvoll ausgeführte
Glück=
wunſchadreſſe überreichen laſſen. — Dem Jubilar auch unſern
herzlichen Glückwunſch! Möge er ſich noch lange Jahre einer guten
Geſundheit erfreuen zum Beſten und zur Freude ſeiner Familie,
ſeiner vielen Freunde und der Stadt Babenhauſen!
Weiterſtadt, 11. Jan. Konzertabend am 15. Jan.
Der Geſangverein Germania, der ſchon lange unter der Leitung
Hubert Sampers eine ſehr beachtliche Höhe erreicht hat,
ver=
anſtaltet am nächſten Sonntag ſeinen Konzertabend. Wie bei den
voraufgegangenen, ſteht auch bei dieſem der Genuß wahrer Kunſt
zu erwarten. Wer Herrn Samper kennt, weiß, daß er aus dem
Schatz deutſcher Tonperlen nur beſtes aufs beſte ſchöpfſt.
G. Ober=Ramſtadt, 11. Jan. Holzverſteigerung. Auf
die Bekanntmachung des Forſtamts Ober=Ramſtadt über die
Ge=
nehmigung der Holzverſteigerung Nr. 2 (Darmſtädter Tagblatt
Nr. 11) wird hingewieſen.
f Roßdorf, 11. Jan. Am Dienstag, den 17. d. M., findet im
Roßdörfer Gemeindewald eine Nutzholzperſteigerung
ſtatt. Näheres ſiehe im Anzeigenteil,
Bx. Reinheim, 11. Jan. Hohes Alter. Am Samstag,
den 14. ds. M., feiert der Küfermeiſter und Gaſtwirt Leonhard
Denger ſeinen 80. Geburtstag. Gleichzeitig ſind es 50 Jahre,
daß Denger in Reinheim zugezogen iſt und die Gaſtwirtſchaft
„Zum Odenwald” übernommen hat.
— Reinheim. 11. Jan. Artillerie=Verein des
vor=
deren Odenwaldes Sitz Reinheim. Am Sonntag, den
15. Januar 1933, nachmittags, findet in Reinheim bei Kamerad
Gaſtwirt Ludwig Appel die außerordentliche Generalverſammlung
des Artillerie=Vereins des vorderen Odenwaldes ſtatt. Es ſei
er=
wähnt, daß der Bundesvorſtand zur Verſammlung eingeladen iſt.
Do. Ueberach, 10. Jan. Generalverſammlung des
Gewerbevereins. Zwei Jahre hörte man nichts mehr von
dem ehemals tatkräftigen Verein. Nun ſoll der Gewerbeverein
auf neuer Baſis wieder aufgebaut werden, ſeine alte frühere
Kraft wieder erlangen, zu deſſen Aufgabe folgende Herren in den
neuen Vorſtand gewählt wurden: 1. Vorſitzender: Ing. P. Herdt,
2. Vorſitzender: Kunſttöpfer Val. Braun, Schriftführer:
Gewerbe=
lehrer Eiſenauer, Kaſſier: Gaſtwirt K. Mickler, Beiſitzer:
Schrei=
ner V. Sturm, Bauunternehmer W. Schallenburger und Bäcker
K. Lang. Von den vielen beſprochenen Themen, erreichte der
Punkt Schwarzarbeit und deren Bekämpfung bei den Mitgliedern
größtes Intereſſe durch rege Beteiligung an der Ausſprache. Auch
findet jetzt wieder jeden erſten Montag im Monat eine
Verſamm=
lung ſtatt, und zwar die nächſte am 5. Februar bei Mitglied Karl
Mickler.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw 10 Jan. Der Geſangverein
„Sängerluſt” hielt im Gaſthaus „Zur Krone” hier, ſeine
General=
verſammlung ab. An der Spitze der Tagesordnung ſtand die
Präſi=
dentenwahl. Es wurde hierzu der Kohlenhändler Wilhelm
De=
quis ernannt. Auch der Vorſtand wurde neu gewählt, Laut
Be=
ſchluß der Generalverſammlung findet in dieſem Jahre wieder ein
Ball ſtatt, außerdem will der Verein auch einen Theaterabend
ab=
halten.
Höchſt i. Odw., 10. Jan. Geflügel=Ausſtellung.
Der Geflügelzuchtverein Höchſt i Odw. und die Odenwälder
Brief=
tauben=Reiſevereinigung veranſtalten am 14. und 15. Januar im
Gaſthaus „Zur Poſt” eine Ausſtellung. Die zur Konkurrenz
an=
gemeldeten Hühner und Brieftauben zeigen verſchiedene Raſſen
und entſtammen den Zuchten Höchſter und auswärtiger Züchter.
Der Beweis, daß in den Odenwälder Geflügelzüchtern noch großes
Intereſſe für die Geflügelzucht liegt, bezeugt die Feſtſtellung, daß
280 Tiere ausgeſtellt werden.
4r. König i. Odw. (Stahlbad), 10. Jan. Ein Beſuch
bei Maler Vetter. Da ſteht der einfache, beſcheidene
Künſt=
ler mit dem ewig freundlichen Lächeln in ſeinem Atelier, kritiſch
über zarte Motive ſeiner neueſten Schöpfungen gebeugt. . . Ein
freundlicher Gruß lenkt ſeine Aufmerkſamkeit ab von emſigen
Be=
trachtungen auf uns und er muß uns zunächſt erzählen, von den
ausgedehnten Wäldern, ihrem flüchtigen Wild, das er auf
ein=
ſamen Pfaden heimlich belauſcht, von Land und Leuten, die er auf
ausgedehnten Studien= und Wanderfahrten berührte. Wohl in
jedem herrſchaftlichem Schloſſe, in den entlegenſten Forſthäuſern
und Weilern der näheren und weiteren Umgebung iſt er ein alter.
gern geſehener Bekannter, der ein ſtarkes Stück echter Heimat
ver=
körrert. So lebenswarm, voll feinſinniger, zarter Empfindungen.
wie ſeine Erzählungen, ſind auch ſeine hochwertigen, vielſeitigen
Werke wie hübſche Koloraturen gotiſcher Ornamentik.
ſtimmungs=
volle Wildſzenen auf einſamer Waldwieſe, dahinter kraftſtrotzende
Eichen und dunkle Fichten, das deutſche Heimatlied, von
waldbe=
kränztem, bachdurchfloſſenen Blumenwieſenplan, aus dem die
jubi=
lierende Lerche, belauſcht von einer Minneſängerin, ſangesfroh
gegen Himmel ſteigt, zu packender Form gebunden, oder Walter
von der Vogelweide, der aus lichtdurchflutetem Wolkenmeer,
um=
geben von einer Schar gefiedeter Sänger, auf die ſorgengedrückte
Erde niederſchwebt. Schnee= und Mondlandſchaften in ideenreicher,
feinvariierter Stimmung. Der 40jährige lebt zufrieden und
be=
ſcheiden in ſeiner Kunſt. Er liebt den Impreſſionismus. Aber ſein
Leben iſt auch nicht frei vom Dornenſchickſal, das ihm nicht allein
allzu früh die Eltern nahm, ſondern ihn nun ſchon wochenlang
durch einen Unglücksfall, der ein hartnäckiges Beinleiden zur Folge
hatte, ans Zimmer feſſelt. Zu ſeinem größten Leidweſen kann er
ſeine Wälder und ſein Wild nicht mehr beſuchen.
Trügeriſche Auswanderungspläne.
Vorſicht bei der „Fluchk ins Ausland”. — Wie die Verhälkniſſe in fernen Ländern katſächlich liegen
Takſachen, die zum Nachdenken Anlaß geben ſollken.
Saka Morgana!
Die Not der Zeit, die ihren ſinnfälligſten Ausdruck in der
hohen Ziffer der Arbeitsloſen findet, hat eine Unzahl mehr oder
weniger kompetenter Projektemacher auf den Plan gerufen, die
auf den verſchiedenſten Wegen eine Wiedereingliederung
brach=
liegender Arbeitskräfte in den Produktionsprozeß glauben
vor=
ſchlagen zu können. Man gründet große Organiſationen mit
zahlreichen Ortsgruppen mit Vorſitzenden, Stellvertretern,
Schriftführern, Kaſſierern, rPeſſechefs, Werbeleitern
Sachver=
ſtändigen und den beſonders beliebten „Beiräten”. Je weniger
Sachkunde in ſolchen Gremien vorhanden iſt, deſto mehr
Zuſtim=
mung finden ſie in gewiſſen Kreiſen und deſto größer iſt der
Zulauf der arbeitshungrigen und notleidenden Menſchen.
Auf dem pſychologiſchen Boden ſprießen ſeit einiger Zeit
auch Projekte empor, die die Flucht ins Ausland und dortige
Siedlungen propagieren. Vielfach ſind ſie durch das Gerücht
ausgelöſt worden, die Reichsregierung und gewiſſe
Verwaltungs=
behörden ſeien nicht abgeneigt, Geldmittel für Zwecke der
Aus=
landsſiedlung herzugeben. Die Projektemacher bemühen ſich um
von dem erhofften Goldregen möglichſt viel einzuheimſen, füllen
die Spalten der Preſſe mit dem Niederſchlag ihrer
phantaſie=
vollen Gedankengänge und halten vor einem geduldigen, weil
unkritiſchen Publikum Vorträge, in denen ſie ſich als
Heils=
bringer und das Ausland als Paradies anpreiſen.
Wir müſſen darum Auswanderungswilligen, die ſich
irgend=
einem Siedlungsunternehmen anſchließen und evtl. verlangte
Mitgliedsbeiträge einzahlen ſollen und wollen, allergrößte
Vor=
ſicht anempfehlen. Man gehe keine Verpflichtungen irgendwelcher
Art ein, bevor man ſich nicht in jeder Weiſe davon überzeugt
hat, daß es ſich um ein durchaus einwandfreies Unternehmen
handelt, wo auch die eingezahlten Gelder in jeder Hinſicht
ſicher=
geſtellt ſind und nur im Intereſſe der Einzahler und nicht zu
Propagandazwecken oder Erkundigungsreiſen von Kommiſſionen
oder ähnlichen Dingen verwandt werden. Der Evangeliſche
Hauptverein für Deutſche Anſiedler E. V. —
Be=
ratungsſtelle für Auswanderer —, Berlin N 24,
Monbijouplatz 10, der bereits 35 Jahre auf dem Gebiet
des Auswanderungsweſens arbeitet und hier reiche Erfahrungen
geſammelt hat, erteilt jederzeit gern und koſtenlos Auskunft
über alle jeweils beſtehenden Arbeits= und
Siedlungsmöglich=
keiten im In= und Auslande ſowie über aller vorhandenen
Siedlungs= und Koloniſationsgeſellſchaften.
Augenblicklich iſt Südamerika für jene Projektemacher als das
Land, in dem ſie ihre Pläne durchführen wollen, beſonders beliebt,
ja geradezu in der Mode. Daß dieſer Erdteil von Revolutionen,
kriegeriſchen Ereigniſſen und Wirtſchaftskriſen durchſchüttelt iſt
und ſich aus nationaliſtiſchen und wirtſchaftlichen Gründen
immer mehr gegen europäiſche Einwanderung abſchließt, ficht
ſeine Propagandiſten nicht an. Einwände werden mit Vorliebe
mit der Behauptung beiſeite geſchoben, man brauche nur
neu=
artige Siedlungsmethoden nach Südamerika zu importieren, um
alle Schwierigkeiten meiſtern zu können. Die Vertreter ſolcher
Anſichten begehen den Kardinalfehler, das deutſche Bedürfnis
nach Arbeitsſpielraum und deutſche Produktionsmethoden als
Maßſtab für das in Südamerika Erreichbare zu nehmen und
zu überſehen, daß es ſich doch immer nur darum handeln kann,
ſich den dort gegebenen Verhältniſſen organiſatoriſch anzupaſſen.
Intenſive landwirtſchaftliche Produktionsmethoden, die hier in
Deutſchland am Platze ſind und ſich rentieren, laſſen ſich aber
nicht in Südamerika mit ſeinen ganz anders gearteten
landbau=
techniſchen Vorausſetzungen anwenden; wo extenſive
Betriebs=
weiſe naturgegeben iſt, kann man nicht intenſiv rentabel
arbei=
ten. Ein Verſuch in dieſer Richtung würde nichts anderes als
eine glatte Vergewaltigung der natürlichen Grundlagen für
Agrarproduktion darſtellen und mit Sicherheit zum Mißerfolg,
finanziellen Zuſammenbruch des Siedlungsunternehmens und
zum Ruin der verführten Auswandererfamilien führen.
Nicht die „techniſche Großſiedlung” nach in Berlin
am Schreibtiſch erdachten Plänen verſpricht Erfolg, ſondern nur
ſorgſam überlegte Ausnutzung der geringen, in Südamerika
heute vorhandenen Unterbringungsmöglichkeiten für deutſche
Siedler und vorſichtige, durch Verſuche an Ort und Stelle
vor=
bereitete Verbeſſerung der durch die bisherige Praxis
bewähr=
ten Siedlungs= und Produktionsmethoden. Wer es ſich in den
Kopf ſetzt auf Wegen, die man mit ſüdamerikaniſchen Mauleſeln
wohl benutzen kann, raſch mit dem Auto zu fahren, darf ſich
nicht wundern, wenn nach kurzer Zeit bald alle Achſen brechen.
Wenn man nicht durch Anbauverſuche vorher feſtgeſtellt hat, ob
Sojakulturen in Paraguay oder ſonſt irgendwo ſich rentieren
und ob die einzelne Sojabohne einen genügenden Prozentſatz
Oel enthält, der ihren Anbau und ihre Verarbeitung lohnt, iſt
es glatter, richtiger geſagt ſtrafbarer Unſinn, für eine
Kolo=
niſation auf der Grundlage des Sojaanbaues Propaganda zu
machen und Auswanderungswillige zuſammenzutrommeln. Wenn
man nicht durch die Praxis ermittelt hat, wie groß die
Land=
fläche ſein muß, damit eine Familie darauf ihr Leben findet,
kann man nicht behaupten, eine Siedlerſtelle von 6 Hektar reiche
dazu aus und ein Großſiedler könne auf 80 Hektar ein halbes
Dutzend Arbeiter beſchäftigen und ihnen 6 Mark Tagelohn
zah=
len — Nach kürzlich aus Braſilien eingegangenen Nachrichten
erhält in Sao Paulo, der Hauptſtadt des gleichnamigen
Kaffee=
ſtaates, ein Maurer (Saiſonarbeiter) einen Stundenlohn von
20 Pfennigen und ein Tiſchler als Akkordlohn für 6 Stühle
RM. 1,501 — Noch viel weniger kann man in Berlin
ausrech=
nen, daß jeder Siedler in Südamerika nur 3—4 Jahre zu
arbei=
ten habe, um ein ſchuldenfreies Landlos im Werte von 5000
RM. zu erwerben. — Fata Morgana!
Maiskörner und Sojabohnen aus Gold wachſen nicht in
Südamerika. Wer ſie in Ausſicht ſtellt oder verſpricht, beweiſt—
er mag in gutem Glauben handeln — ſeine völlige Unkenntnis
ſüdamerikaniſcher Verhältniſſe. Verſucht man, für ein auf ſolche
Annahme hin gegründetes Siedlungsunternehmen von
gutgläu=
bigen Volksgenoſſen Beiträge einzuziehen, ſo muß mit aller
Deutlichkeit und Schärfe dagegen Front gemacht werden. Es
kann und darf nicht geduldet werden, daß arbeitswillige und in
die Ferne ſtrebende Volksgenoſſen ihr Letztes hergeben für ein
Unternehmen, wo die Frage nach der Möglichkeit ſeiner
Durch=
führung auf ſtärkſte Zweifel ſtoßen muß.
Aus den Gemeinderaksſikungen.
be, Büttelborn, 11. Jan Gemeinderatsſitzung. Es
wurde beſchloſſen daß eine Holzverſteigerung ſtattfinden ſoll. Zur
Verſteigerung ſollen ungefähr 200 Meter Brennholz und
verſchie=
denes Nutzholz gelangen. Weiter wurde beſchloſſen, den
Holz=
hauerlohn auf 3.50 RM. feſtzuſetzen und für Unterhaltungsarbeit
des Waldes ebenfalls 3,50 Mk. Der Preis verſteht ſich für 2 Meter
Losholz. Zur Verloſung kommen wie im vorigen Jahre 1 Meter
Tannenholz und 1 Meter Eichenſcheitholz. Zum Schluß der
öffent=
lichen Sitzung gibt Bürgermeiſter Barthel noch ein Schreiben der
Landes= und Girozentrale bekannt, in welchem dieſe fur
ruckſtän=
dige Zinſen die hieſige Jagdpacht verpfändet haben will. Dieſem
Erſuchen widerſprechen ſämtliche Gemeinderäte — Hohes
Alter. Am 5. Januar feierte in geiſtiger und körperlicher
Friſche der Rentner Ludwig Jockel in der Weiterſtädter Straße
ſeinen 78. Geburtstag, und am 7. Januar Herr Georg Ernſt in
der Frohnaartenſtraße ſeinen 81. Geburtstag.
Ed. Winterkaſten, 10. Jan. Gemeinderatsbericht.
Für den Landwirt Phil. Pfeifer, der durch ſeine Wahl zum
Bür=
germeiſter als Kontrolleur ausſcheidet, wurde der Landwirt Phil.
Hofmann als Kontrolleur gewählt. — Für Arbeitsloſen= und
Wohlfahrtsanträge wurde ein Prüfungsausſchuß gebildet, dem
die Gemeinderatsmitglieder Peter Kredel. Peter Katzenmeier und
Peter Bertſch angehören. — Der alte Teil des Friedhofes ſoll
ein=
geebnet und zur Wiederbenutzung zugelaſſen werden.
Ct. Heubach, 10. Jan. Aus dem Gemeinderat. Der
Gemeinderat beſchließt, die Verpachtung der Gemeindejagd von
425 Hektar Wald und 450 Hektar Feld am 26. Januar,
nachmit=
tags 3 Uhr, vorzunehmen. — In die Finanzkommiſſion wird an
Stelle des ausſcheidenden Gemeinderatsmitgliedes Karl Gruber
Gemeinderat Zieres gewählt. — Zur Streckung des zur
Verfü=
gung ſtehenden Geldbetrages zur Holzhauerei ſollen einem jeden
Holzhauer für die Verrechnung von Steuern und Gemeindegeldern
33½ Prozent des Verdienſtes einbehalten werden.
Ai. Vielbrunn. 10. Jan. Wanderer=Ehrung. Wurde
auch keine Theatervorſtellung gegeben, ſo wurde durch
humor=
gewürzte Gedichtvorträge, Schnaderhüpferln uſw. viel Heiterkeit
erzeugt, auch wurde ein Glückwunſchtelegramm des
Hauptausſchuſ=
ſes zur Wanderer=Ehrung verleſen. 16 Erwachſene, darunter drei
Damen, wurden mit der großen und acht Jugendliche mit der
klei=
nen goldenen Wanderer=Ehrennadel ausgezeichnet. Zwei
Wande=
rern, die zum fünftenmal ausgezeichnet wurden, wurde außerdem
der Wandererehrenſtock überreicht. Der jetzt in Schönberg
woh=
nende Gründer und Vorſitzende unſerer Ortsgruppe. Herr Lehrer
Knop. hatte ſich zur Feier eingefunden und in der Nacht wieder
den jeder Verbindung baren, bei dieſer Witterung ſehr
beſchwer=
lichen Rückweg nach Schönberg angetreten, ein Zeichen ſeines
un=
übertrefflichen Wandergeiſtes.
Ci. Erbach, 11. Jan. Der Familienabend des
Män=
nergeſangvereins „Tugendbund” wies einen Maſſen
beſuch auf. Die Veranſtaltung wurde durch den wohlgelungenen
Chor „Wie könnt’ ich dein vergeſſen” unter der ſicheren
Stab=
führung des Ehrenchormeiſters Herrn Walther würdig eingeleitet.
Anſchließend folgten zwei von den beteiligten Damen und Herren
ſehr verſtändnisvoll dargebotene Luſtſpiele, die mit großem
Bei=
fall aufgenommen wurden.
Cf. Birkenau, 10. Jan. Einbrüche. Die Einbrüche
neh=
men in letzter Zeit hier und in der Umgebung ſtark überhand.
Verſchiedentlich kamen in den letzten Tagen Kellereinbrüche vor,
und häufig ſind die betroffenen Perſonen arbeitslos, die ſelbſt nur
das Notwendigſte zu Hauſe haben. Der Gendarmerie gelang es,
die verſchiedenen in den letzten Monaten ausgeführten Einbrüche
in Jagdhütten und Wochenendhäuschen faſt reſtlos zu klären.
t Gernsheim, 10. Jan. Schneller Tod. Der hieſige evg.
Kirchendiener und Schuhmacher A. Overmayer, 61 Jahre
alt, war auf der Fahrt mit dem Fahrrad nach Darmſtadt
begrif=
fen. Im Eſchollbrücker Wald wurde er plötzlich von einem
Herz=
ſchlag getroffen und war ſofort tot; ſpäter wurde er von
Auto=
fahrern gefunden. Von der Landespolizei wurde die Leiche zum
Waldfriedhof in Darmſtadt gebracht,
Dp. Zwingenberg, 10. Jan. Die hieſige Gemeinde iſt nicht
mehr in der Lage, die ſeither an die Kleinkinderſchule gegebenen
Unterhaltszuſchüſſe fernerhin zu entrichten. Die Verwaltung der
Kleinkinderſchule ſieht ſich dadurch genötigt, eine der beiden
Schweſtern abzubauen. Durch dieſe Maßnahme können künftig
nur Kinder, welche das dritte Lebensjahr vollendet haben, in die
Schule aufgenommen werden. Dieſer Zuſtand dürfte ſich mit
Rückſicht auf viele landwirtſchaftlich tätige Einwohner ſehr
un=
günſtig auswirken.
A-t. Goddelau, 10. Jan. Hauptverſammlung des
Odenwaldklubs. Der erſte Vorſitzende, Lehrer König,
be=
grüßte mit den beſten Wünſchen für das neue Vereinsjahr die
Wanderfreunde und erſtattete ſeinen Jahresbericht. Danach zählte
der Verein 137 Mitglieder Durchſchnittlich wurde eine
Wander=
beteiligung von 30 Erwachſenen (alſo 24 Prozent) und 8
Jugend=
lichen erreicht. Dadurch wurden bei dem Wandererfeſt am 12.
No=
vember 40 ausgezeichnet. Für 1933 wurden von dem
Wanderaus=
ſchuß die Wanderungen der Zeit entſprechend ſo zuſammengeſtellt.
daß die meiſten mit wenig oder keinen Fahrgeldkoſten ausgeführt
werden können. Mit dem Wunſche, daß der Klub mit unſerem
Vaterlande im neuen Jahre wieder einen allmählichen, aber
ſiche=
ren Aufſtieg erleben möge, ſchloß der Bericht. Der Voranſchlag
1933 enthielt mancherlei Einſparungen gegen das Vorjahr und
wurde ohne Aenderungen angenommen. Auch der Wanderplan
wurde nach dem Vorſchlag unverändert angenommen. Der
Geſamt=
vorſtand ſowie die verſchiedenen Ausſchüſſe wurden auf Vorſchlag
von Wanderfreund Mauer einſtimmig wiedergewählt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 11. Januar. Frauengruppe des V. D. A.
In der letzten Mitgliederverſammlung der
Frauen=
gruppe des V.D A. unter der Leitung der rührigen Vorſitzenden
Frau Prof. Behn ſprach Dr. Klenk über das Thema: „Die
Geſchichte des deutſchen Oſtens” In anſchaulicher, von
tiefſter Kenntnis der Materie getragenen Ausführungen verſtand
es der Redner, ein plaſtiſches Bild von dem jahrhundertelangen
Kampf der Weichſelprovinzen um ihr Deutſchtum zu geben. Der
deutſche Anſpruch auf den Oſten iſt nicht von chauviniſtiſchen
Be=
weggründen getragen, ſondern bedingt durch Blut= und
Schickſal=
verbundenheit ſeiner Bewohner mit dem Mutterland.
Be. Mainz, 11. Jan. Inſtandſetzung der
Kreuzi=
gungsgruppe auf dem Jgnazkirchhof. Seit Jahr
und Tag hat ſich der bekannte, in der Denkmalpflege ſehr rührige
Profeſſor Bronner=Mainz für die Renovierung und Erhaltung
der Kreuzigungsgruppe auf dem Ignazfriedhof eingeſetzt. Endlich
geht jetzt der langerſehnte Wunſch der Mainzer Kunſt= und
Alter=
tumsfreunde in Erfüllung. Die Backofenſche Kreuzigungsgruppe
auf dem ehemaligen Jgnazfriedhof wird von den Schäden, welche
Jahrzehnte der Verwahrloſung ihr beibrachten, befreit, und der
ganze Kirchhof erhält eine würdige, der kunſthiſtoriſchen
Bedeu=
tung des Denkmals wie auch der prächtigen Barockkirche
ange=
paßte Ausgeſtaltung. Die Gruppe ſoll in Zukunft den
Mittel=
punkt einer eingefriedigten gärtneriſchen Anlage bilden. Zwei
Sandſteinpilaſter werden nach beiden Seiten einen markanten
Abſchluß und ein das Bildwerk ſtark betonenden Rahmen
dar=
ſtellen. Zu bemerken iſt, daß der ehemalige Kirchhof nach ſeiner
Umgeſtaltung dem Durchgangsverkehr nicht mehr ausgeſetzt iſt.
Der Entwurf der im Auftrag des Hochbauamtes ausgeführten
Arbeiten ſtammt von Stadtbaudirektor Graf. Mit der
Renovie=
rung der 500 Jahre alten Kreuzigungsgruppe wird nicht nur der
Altſtadt ein romantiſcher Winkel neu geſchenkt, ſondern auch einer
wichtigen Pflicht in der Erhaltung wertvollſten alten
Kultur=
beſitzes Genüge geleiſtet. Es iſt ſehr zu begrüßen, daß jetzt endlich
die Anregungen des Profeſſors Bronner aufgegriffen und in die
Tat umgeſetzt werden. — Lettow=Vorbeck in Mainz.
Der bekannte Verteidiger Deutſch=Oſtafrikas, General v. Lettow=
Vorbeck, hält in Mainz einen Vortrag, der dazu dienen ſoll, die
Kenntniſſe über das deutſchkoloniale Afrika zu vertiefen und die
Liebe zu den deutſchen Kolonien wieder von neuem zu entfachen.
Deutſch=Oſtafrika iſt als letzte deutſche Kolonie eine Beute unſerer
Gegner im Weltkrieg geworden und hat ſich gegen ungeheure
Uebermacht bis zum Kriegsende gehalten.
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und das Waschen ist so leicht,
wenn mit BURNUS eingeweicht.
Die grosse schmutzlösende Wirkung des BURNUS beruht aut seinem
Gehalt an Enzymen ld. s. Verdauungssäftel. Diese Enzyme haben die
Eigenschaft, den Schmutz gleichsam zu verdauen, können aber ihrer
ganzen Natur nach niemals die Wäschefaser angreifen. BURNUS ist in
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Sefte 8 — Nr. 12
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerskag, 12. Januar 1933
Der Reichspräfidenk auf der Oſtpreußen=Ausſkellung in Berlin
iber die Scht
Sk. Morik.
Ein herrlicher Doppelſprung,
den die Norweger Jakob Kjelland (der Endſieger) und Guttormſen bei den Akademiſchen
Ski=Wettkämpfen in St. Moritz ausführten.
Sehr mildes Urkeil
für eine gemeine Mordkat.
Frankfurt. In dem Mordprozeß gegen
Stubenrauch und Genoſſen, die bekanntlich die
Geliebte des Stubenrauch, Emma Buſſe, in den
Main gewörfen haben, wo ſie ertrank, hielt am
Mittwoch vormittag der Staatsanwalt ein
mehr=
ſtündiges Plädoyer, wobei er u. a. ausführte,
die Rekonſtruktion der Tat brauche nicht einem
Film zu gleichen, deren photographiſche Schärfe
jede Einzelheit wiedergäbe, ſondern es genüge,
die grundſätzliche Beteiligung der drei
Ange=
klagten an dem Mord feſtzuſtellen. Nach
Auf=
zählung der zahlreichen in der Verhandlung in
Erſcheinung getretenen Indizien forderte der
Staatsanwalt für den Angeklagten Robert
Stu=
benrauch wegen vollendeten Mordes die
Todesſtrafe und Aberkennung der bürgerlichen
Ehrenrechte auf Lebenszeit; für den Angeklagten
Wilhelm Arzt unter Zugrundelegung des
Ju=
gendgeſetzes für das gleiche Delikt die zuläſſige
Höchſtſtrafe von 10 Jahren Gefängnis. Dem
An=
geklagten Eich komme ſeine jugendliche Unreife
zugute; für ihn genüge wegen Beihilfe” zum
Mord ebenfalls unter Zugrundelegung des
Jugendgeſetzes die Verhängung einer
Gefängnis=
ſtrafe von einem Jahr.
Arzt ſchlug bei dem Antrag die Hände vor
das Geſicht und brach in Tränen aus.
Stuben=
rauch brütete dumpf vor ſich hin. Am Nachmittag
ſprachen die Verteidiger.
*
Nach längerer Beratung fällte das
Schwur=
gericht in ſpäter Abendſtunde folgendes Urteil:
Stubenrauch wird wegen Totſchlages zu zwölf
Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverluſt
verurteilt. Die beiden Angeklagten Arzt und
Eich werden freigeſprochen und die gegen ſie
er=
gangenen Haftbefehle aufgehoben.
Geheimer Kirchenrat D. Johannes Bauer
geſtorben.
Heidelberg. Geſtern abend ſtarb im Alter
von 73 Jahren der als Kirchenhiſtoriker weit
über die Grenzen ſeines Wirkens hinaus
be=
kannte Geheime Kirchenrat D. Johannes Bauer.
Bauer iſt das Glied einer alten badiſchen
Theo=
logenfamilie, ſein Univerſitätsſtudium
abſol=
vierte er in Erlangen, Leipzig, Baſel und
Hei=
delberg.
Zwei Todesopfer bei einem Rodelunglück.
Suhl. Auf einer ſtark abſchüſſigen Straße
in Suhl ereignete ſich am Dienstag abend ein
ſchweres Rodelunglück, das zwei jungen Menſchen
das Leben koſtete. Trotz wiederholter polizeilicher
Warnungen fuhr ein mit vier Perſonen beſetzter
Schlitten die Straße in raſender Fahrt hinab
und ſchlug mit voller Wucht gegen einen Baum.
Der 18jährige Rudi Kindleb und der 20jährige
Paul Debertshäuſer fanden dabei den Tod. Ein
anderer Fahrer mußte mit
Gehirnerſchütterun=
gen in das Krankenhaus überführt werden,
wäh=
rend der Beſitzer des Schlittens mit heiler Haut
davonkam.
Der Arzk, der das herz eines
Lebenden nähl.
Dr. Loth,
dem es in einem Chemnitzer Krankenhaus
ge=
lang, in einer dreiviertelſtündigen Operation
ein durch einen Meſſerſtich ſchwerverletztes Herz
ſo zu nähen, daß der Patient ſich außer
Lebens=
gefahr befindet.
Achkef anf eure Kinder!
Qualvoller Tod zweier Kinder.
Beckum (Weſtfalen). Auf dem Gehöft eines
Landwirtes in Enniger ereignete ſich vorgeſtern
ein Unglück, bei dem zwei Kinder den Tod
fan=
den. Ein 13jähriger und ein 5jähriger Junge
kletterten in Abweſenheit der Erwachſenen auf
einen großen eingemauerten Keſſel, in dem für
die bevorſtehende Schweineſchlachtung heißes
Waſſer bereitet wurde. Plötzlich gab der Deckel
des Keſſels nach und die beiden Knaben fielen
in das heiße Waſſer. Obwohl ſie von den
Ange=
hörigen ſofort herausgezogen wurden, hatten die
Kinder doch bereits ſo ſchwere Verbrühungen
davongetragen, daß ſie bald nach ihrer
Einliefe=
rung ins Krankenhaus ſtarben.
Zwei Kinder erſtickt.
Bromberg. Ein entſetzliches Unglück, dem
zwei Kinder zum Opfer fielen, ereignete ſich am
Dienstag abend in Bromberg. Der
Kraftwagen=
führer Weinert legte, während ſeine Frau bei
einer Nachbarin weilte, ſein fünfjähriges Söhn=
chen und ſein dreijähriges Töchterchen zu Bett,
um dann ebenfalls zu den Nachbarn zu gehen. Als
die Eltern nach zwei Stunden wieder in ihre
Wohnung zurückkehrten, fanden ſie das
Schlaf=
zimmer mit Rauch gefüllt. Der Vater hat
wahr=
ſcheinlich ein noch glimmendes Streichholz auf
einen Bettvorleger geworfen, der dann Feuer
fing. Auch ein Nachttiſch ging in Flammen auf.
Beide Kinder waren erſtickt. Der Vater verſuchte
daraufhin Selbſtmord zu begehen, er wurde
je=
doch daran gehindert. — In den ſpäten
Abend=
ſtunden verhaftete die Polizei die Eltern unter
Mordverdacht.
Tragiſcher Tod eines Arztkindes.
Göttingen. In der Familie des
Aſſiſtenz=
arztes in der Göttinger Chirurgiſchen Klinik,
Dr. Brandes, ereignete ſich ein tragiſcher Unfall.
Der dreijährige Sohn des Arztes hatte in einer
Schublade eine Schachtel mit Tabletten gefunden,
die er für Bonbons hielt und aufaß. Als die
Eltern den Vorfall bemerkten, war es bereits zu
ſpät. Die Tabletten bewirkten eine ſo ſtarke
Ver=
minderung des Blutkreislaufes, daß der Knabe
nach wenigen Stunden ſtarb.
Reichspräſident von Hindenburg, der im Weltkrieg Oſtpreußen vor dem Ruſſeneinfall rettete,
beſuchte jetzt die große Wanderausſtellung „Oſtpreußen, was es leidet, was es leiſtet”, die durch
den Reichsinnenminiſter Dr. Bracht eröffnet wurde. Die Ausſtellung zeigt das ſchwere Schickſal
dieſes Grenzlandes, aber auch ſeine Bedeutung für das geſamte deutſche Vaterland.
Midien teinen Snnofniegen.
Inkerefſanke Berſuche auf dem Flughafen Tempelhof.
Im Flughafen Tempelhof gab dieſer Tage die
Deutſche Lufthanſa den Vertretern der Preſſe
Einblick in die Tätigkeit ihrer Winter=
Blindflug=
lehrgänge. An dieſen Kurſen können ſogar
Aus=
länder teilnehmen, wenn auch nicht jeder, der
wollte, zugelaſſen werden konnte. Bei dieſen
Unterrichtskurſen der Deutſchen Lufthanſa
han=
delt es ſich um die Erläuterung und
Nutzbar=
machung der neueſten Apparate, die es
ermög=
lichen, bei ſchlechtem Wetter, im beſonderen bei
Nebel, nicht nur zu ſtarten, ſondern auch zu
landen.
In Uebereinſtimmung mit den Nachbarländern
hat auch Deutſchland die ſogenannte „
Fremdpei=
lung” eingeführt, d. h. die eigentliche Peilſtarion
befindet ſich auf dem feſten Boden, dem
Flug=
zeug werden aber durch drahtloſe Telegraphie die
erforderlichen Anweiſungen gegeben. In
Deutſch=
land wird für die Landung das ſogenannte 33=
Verfahren benutzt. „33”, nach dem
entſprechen=
den Zeichen des Morſealphabetes benannt, iſt
gleichbedeutend mit „Herunterkommen‟. Durch
eine intereſſante Methode wird ein im Nebel
an=
kommendes Flugzeug zunächſt in eine Art Schere
genommen, es wird auf eine Richtung eingepeilt,
die nach beiden Seiten (im Berliner Flughafen:
Weſt=Oſt) ohne Bodenhinderniſſe iſt. Auf dieſer
Linie bekommt der Pilot in beſtimmten
Abſtän=
den Meldung über etwa notwendige Aenderung
ſeiner Flugrichtung und über die Höhe, in der er
fliegen ſoll, nachdem anfangs das
Höhenbaro=
meter durch eine Meldung vom Boden aus
korri=
giert worden iſt.
Bei der Vorführung auf dem
Flughafen Tempelhof klappten.
dieſe Verſuche ganz
ausge=
zeichnet. Der Pilot, in einer
vollkommen gegen äußere Sicht
abgedichteten Kabine, hatte nur
die Zeichen der Bodenſtation und
der anderen für Blindflug
be=
ſtimmten Geräte zur Verfügung.
Das auf eine Probereiſe geſchickte
dreimotorige Junkers=Flugzeug
kam genau an der Stelle wieder
zur Erde nieder, die vorher
be=
ſtimmt war. Man iſt allerdings
zurzeit noch nicht ſo weit, bei
Nebel das Experiment mit
Sicher=
heit durchführen zu können, weil
unmittelbar über dem Flugplatz
doch eine gewiſſe Bodenſicht noch
nicht entbehrt werden kann. Aber
bei Nebel, der noch eine
Boden=
ſicht von etwas 400 Metern
ge=
tattet, kann ein ſolcher Blindflug
mit völliger Sicherheit
durch=
geführt werden. In Deutſchland. Nur 100 Meter von dem ausgemachten Platz entfernt, landet
artige Peilſtationen zur
Verfü=
rens ergibt ſich aber die Notwendigkeit, daß ſie von der Flugleitung Weiſung, in beſtimmter
immer nur ein Flugzeug zum Landen anſetzen Flughöhe und =Richtung abzuwarten, bis die
darf. Sind mehrere Maſchinen über einem „Reihe an ſie gekommen iſt.
Der Bordfunker gibt die Anweiſung der
Peilſtation dem Piloten weiter.
ſtehen im ganzen jetzt 16 der= das mit der Peilſtation in Verbindung ſtehende Flugzeug.
gung. Aus der Eigenart des 33=Funk=Verfah= Flugplatz zum Landen eingetroffen, ſo erhalten
Hugo Zöllner,
der als eine einzigartige Erſcheinung des
deut=
ſchen Journalismus gerühmt werden darf, ſtarb
in München, kurz vor Vollendung ſeines 81.
Lebensjahres. Sein Lebensweg hat ihn in große
Teile der ganzen Welt geführt. Seine
Erleb=
niſſe hat er in zahlreichen Büchern beſchrieben.
In Zuſammenarbeit mit Gouverneur Nachtigall
ſchloß er 1884 die Schutzverträge mit den
Häupt=
lingen von Kamerun ab. Als hoher Sechziger
legte er das Doktor=Examen an der Münchener
Univerſität ab. Zu ſeinem 70. Geburtstag
wurde ihm dann von der bayeriſchen Regierung
der Profeſſortitel verliehen.
Vor der Ankunft des Mokorſchiffes
„Ruhr” in Hamburg.
Ehrung der Beſatzung durch den Senat.
Wie berichtet, hat ſich die Ankunft des Hapag=
Motorſchiffes „Ruhr” im hieſigen Hafen wegen
Nebels ſtark verzögert. Am Mittwoch morgen
gegen 7.30 Uhr paſſierte das Schiff Cuxhaven und
bald darauf Brunsbüttekoog. Dann geriet es
jedoch in eine dichte Nebelbank, ſo daß es vor
Anker gehen mußte. In Hamburg ſind inzwiſchen
alle Vorbereitungen für einen würdigen
Emp=
fang des Schiffes getroffen. Bekanntlich hat die
„Ruhr” 86 Seeleute des brennenden franzöſiſchen
Dampfers „Atlantique” gerettet und durch
Funk=
ſpruch weitere Hilfsſchiffe herbeigerufen, ſo daß
der allergrößte Teil der Schiffbrüchigen gerettet
werden konnte. Bald nach der Ankunft des
Schiffes im Hamburger Hafen werden ſich
Ver=
treter des Senats und der Reederei an Bord
be=
geben, um Kapitän, Offiziere und Mannſchaft
offiziell zu begrüßen und ihnen ihre
Anerken=
nung für die geleiſtete Rettungsarbeit zum
Aus=
druck zu bringen. Dabei wird Bürgermeiſter Roß
der Beſatzung eine vom Senat geſtiftete
künſt=
leriſche Urkunde überreichen, die folgenden
Wort=
laut hat: „Der Senat der Freien und Hanſeſtadt
Hamburg ſpricht der Beſatzung des Motorſchiffes
„Ruhr” der Hamburg—Amerika=Linie für die
unter Kapitän Wilhelm Fick am 4. Januar 1933
in vorbildlichem Seemannsgeiſt ausgeführte
Ret=
tung von 86 Angehörigen der Beſatzung des
fran=
zöſiſchen Dampfers „L’Atlantique” aus ſchwerſter
Seenot den Dank Hamburgs aus.”
Schüſſe auf den Dampfer „Condor”.
Paris. Auf den franzöſiſchen Dampfer
„Condor” wurden etwa 20 Schüſſe abgegeben.
In einem franzöſiſchen Mtitagsblatt iſt der
Feuerüberfall auf den Rheindampfer „Condor”
ſo dargeſtellt worden, als ob es ſich etwa um
einen deutſchen Angriff handele. Demgegenüber
veröffentlicht. Havas in einer Meldung aus
Straßburg eine offizielle Darſtellung der
Ree=
derei des „Condor”. Danach hat ein Teil der
Mannſchaft des „Condor” geſtreikt und in
Bop=
pard gelandet werden müſſen. Der größere Teil
der Beſatzung habe ſich jedoch bereit erklärt,
ſei=
nen Dienſt unter dem Schutz der Polizei weiter
zu verſehen. Als der Dampfer Boppard verlaſſen
hatte, ſchoſſen die Streikenden vom Ufer aus nach
der Kommandobrücke. Der Kapitän des „Condor”,
dem die Schüſſe galten, wurde jedoch nicht
ge=
troffen.
Journalift und Kolonialpionier
Profeſſor Dr. Zöllner F.
Donnerstag, 12. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 12 — Seite 9
Saott, Shtel und Jucnen
Geſchäftliches.
Am die Bezirks Handballmeiſterſchaft.
39. 9griſtadt 1898 — SB. Wieshaden.
Nachdem ſich die 98er am vergangenen Sonntag durch ihren
Sieg gegen den hieſigen Polizeiſportverein wiederum die
Meiſter=
ſchaft der Gruppe Heſſen geſichert haben, greifen ſie ſchon am
kom=
menden Sonntag in die Spiele um die Bezirksmeiſterſchaft von
Main=Heſſen ein. Dieſe Spielrunde, an der die drei
Gruppen=
meiſter beteiligt ſind, dient bekanntlich nicht nur der Ermittlung
des Bezirksmeiſters, ſondern auch der Normierung des Bezirks=
Zweiten, da dieſer neben dem Bezirksmeiſter an den Süddeutſchen
Endſpielen teilnahmeberechtigt iſt. Bezirksmeiſter im Vorjahre
war SV. 98, der ſomit in dieſem Jahre erneut — und zwar
zum 8. Male — Gelegenheit hat, ſeine Meiſterwürde zu
ver=
teidigen. Auch die übrigen Teilnehmer der Bezirksrunde ſind die
gleichen geblieben, nämlich SV. Wiesbaden als Südrheinmeiſter
und V.f.R. Schwanheim als Mainmeiſter. Die erſten beiden Spiele
um die Bezirksmeiſterſchaft haben ſchon ſtattgefunden, und zwar
zwiſchen Südrhein= und Mainmeiſter, wobei auffallenderweiſe
jeweils der Platzverein verloren hat. Während Schwanheim alſo
zu Hauſe gegen die Wiesbadener unterlag, ließen ſich die
Kur=
ſtädter auf eigenem Platz im Rückſpiel ſchlagen. Somit weiſen
beide Vereine aus je zwei Spielen zwei Punkte auf. Für die 98er
aber gilt es, ſich in den bevorſtehenden Spielen erfolgreich in dieſe
Kämpfe einzuſchalten.
Die Darmſtädter Handballanhänger werden mit Genugtuung
feſtſtellen, daß jetzt endlich wieder einmal in Darmſtadt eine Serie
hochwertiger Handballſpiele zur Austragung kommt. Gleich das
erſte Spiel am kommenden Sonntag gegen den Sportverein
Wies=
baden wird großen Anklang finden. Offenſichtlich iſt der
Süd=
rheinmeiſter zur Zeit ſpielſtärker als im Vorjahr, in welchem er
auf eigenem Platz den Lilienträgern einen Punkt durch ein
Un=
entſchieden (3:3) abknöpfen konnte. In den Gruppenſpielen haben
die Kurſtädter ziemlich unangefochten die Meiſterſchaft erzielt —
ſie hatten nur eine Niederlage zu verzeichnen, während ſämtliche
ubrigen Spiele glatt gewonnen wurden. Nichts kann klarer die
derzeitige gute Form der Elf beleuchten als ihr Sieg gegen die
ſtärke der Mannſchaft auf die Stabilität der Deckungsreihen; im
Sturm ſing Gäng als Rechtsaußen und Kern als Mittelſtürmer
die beſten Könner. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß ſich
die 98er auf einen ſchweren Kampf gefaßt machen müſſen. Jedes
Spiel der Bezirksrunde iſt ernſt zu nehmen, zumal es doch jetzt
für die 98er unter allen Umſtänden gilt, ſich in eine Form
hinein=
zuſpielen, die die Teilnahme an den ſüddeutſchen Endſpielen ſichert.
Spielbeginn halb 3 Uhr.
Fußball.
SV. Höchſt—FSV. 1919 Groß=Zimmern 3:4 (1:2).
Daß man bei einem ſchwachen Gegner auch kämpfen muß, um
zum Siege zu kommen, wurden am vergangenen Sonntag die Gäſte
aus Groß=Zimmern gelehrt. Der Platz war in ſchlechter
Verfaſ=
ſung. Ueberraſchenderweiſe gingen die Einheimiſchen bald in
Führung, und es dauerte lange Zeit, bis der Gegner zum Erfolg
kam. Bis zur Halbzeit ſtand die Partie 2:1 für Groß=Zimmern.
Kurze Zeit nach der zweiten Hälfte mußte der gute Höchſter Hüter
erneut den Ball aus ſeinem Gehäuſe holen. Bei dem Stand von
3:1 glaubten die Gäſte ſich ſicher zu fühlen und vermaſſelten die
unglaublichſten Torchancen. Sie wurden aber bitter enttäuſcht.
Die Höchſter kamen bei den wenigen Durchbrüchen während der
letzten Viertelſtunde zu zwei Treffern und ſtellten das Remis her.
Erſt in letzter Minute gelang dem Gäſte=Mittelläufer durch
Straf=
ſtoß das ſiegbringende Tor. — Der Schiedsrichter, ein Herr aus
Langen, leitete das faire Treffen einwandfrei.
SV. 1922 Roßdorf—V.f.L. Michelſtadt 8:1 (2:1).
Da das Spielfeld durch den Regen in ungünſtiger Verfaſſung
war, litt das Spiel unter den Bodenverhältniſſen. Gleich nach
An=
ſtoß entwickelte ſich ein flottes, jedoch vorerſt ausgeglichenes Spiel.
Michelſtadt geht in der 10. Minute bei einem Durchbruch durch
Linksaußen in Führung. Allmählich finden ſich die Einheimiſchen
beſſer, werden leiche überlegen, und erzielen bald durch Selbſttor
eines Gäſteverteidigers den Ausgleich. Bei weiterer
Feldüber=
legenheit gelingt R. kurz vor Halbzeit der Führungstreffer. Nach
Seitenwechſel ſieht man die Einheimiſchen weiter überlegen, und
ſie können bis Spielſchluß noch ſechs weitere Treffer erzielen.
Von einer Kritik der Mannſchaften ſei in Anbetracht der
ungün=
ſtigen Platzverhältniſſe, wodurch die ſpieleriſchen Leiſtungen
beein=
trächtigt wurden, abgeſehen. Einige Spieler erſchwerten durch
unfaire Spielweiſe dem Schiedsrichter das Amt. Woltenhaupt
(Mainz=Weiſenau) konnte jedoch durch ſeine korrekten
Entſchei=
dungen gefallen. — Das Spiel der 2. Mannſchaften gewann
Roß=
dorf kampflos, da Michelſtadt verſpätet antrat.
Viktoria Kleeſtadt-Viktoria Schaafheim 0:7 (0:5).
Kleeſtadt empfing am Sonntag die ſpielſtarke Viktoria
Schaaf=
heims zum fälligen Rückſpiel. Bei ſchlechten Bodenverhältniſſen
kam dieſes Lokaltreffen zuſtande, dem aber in dieſem Jahre durch
das viel beſſere Können der Gäſte jede Spannung genommen
wurde. Trotz ihres guten Zuſammenſpiels ließ ſich die
Nieder=
lage Kleeſtadts nicht aufhalten. Die Ueberlegenheit wurde immer
deutlicher, und bis zur Halbzeit erzielten die Gäſte mühelos fünf
Tore. Nach dem Wechſel ſpielten die Gäſte etwas luſtlos und
ließen die Einheimiſchen mehr aufkommen. Kurz vor Schluß raffte
ſich Schaafheim nochmals auf und erzielte noch zwei weitere Tore.
Es war ein ſchönes Treffen, bei dem die Einheimiſchen ihr
ver=
dientes Ehrentor nicht erzielen konnten. Der Schiedsrichter, ein
Herr aus Sprendlingen, hatte ein leichtes Amt und leitete
zu=
friedenſtellend.
Tgſ.
Handball.
Ober=Ramſtadt — TV. Auerbach 4:1.
Das bereits über 20 Jahre beſtehende Reformhaus A.
Braun=
warth, Darmſtadt. Ludwigſtr. 3, bringt in der heutigen Ausgabe
für Darmſtadt und Umgebung als Beilage einen Proſpekt über
„Adolf Juſts Heilerde Luvos, verſiegelt”
Der Proſpekt zeigt den Leſern die vielſeitigen
Anwendungs=
möglichkeiten dieſes altbewährten Volksheilmittels. Mit weiteren
Angaben und Schriften ſteht das Reformhaus Braunwarrh zur
(879
Verfügung.
Mit obigem Reſultat konnte ſich Ober=Ramſtadt zwei
wert=
volle Punkte ſichern. Gleich von Anfang an entwickelt ſich ein
ſchnelles Spiel. Ober=Ramſtadts Halbrechter ſchießt in der 2. Min.
den Führungstreffer. Blitzſchnell reißen die grün=weißen
Stur=
mer durch, und innerhalb 15 Minuten ſteht das Spiel 3:0. Jetzt
wird Auerbachs Abwehr etwas aufmerkſamer, und auch die Näſſe
des Platzes macht ſich bemerkbar, ſo daß jede Partei noch 1 Tor
erzielen kann. Jedenfalls war es ein ſchönes Spiel, das von
Schiedsrichter Geibel=Pfungſtadt gut geleitet wurde.
Schwerathlekik.
Aus dem 2. Kreis des D.A. S.V.
Der letzte Sonntag brachte wieder, nach der Feiertagsruhe,
die Mannſchaften im Ringen in Bewegung. So trafen ſich in der
Oberliga 1. Bezirk Kreuznach-Hammerſtein 12:6 und im 2.
Be=
zirk Klein=Oſtheim—Groß=Zimmern 0:21. Mit ganz umgeſtellten
Mannſchaft und mit vier Mann Erſatz trat Klein=Oſtheim Groß=
Zimmern gegenüber, dazu noch drei Mann ohne Päſſe. Auf der
Matte ſiegte Groß=Zimmern 15:6, nach der Liſte 21:0.
Kampf=
verlauf gut.
Kreisliga 1. Bezirk: Kirn-Büdesheim 12:8, 2. Bezirk: Nd.=
Ramſtadt—Arheilgen 8:12. Arheilgen konnte durch dieſen Sieg
zwei weitere Punkte buchen. Seine Sieger ſind Bauer, Schunk,
Anthes und Rückerich, ſämtlich durch entſcheidende Kämpfe. Von
Nieder=Ramſtadt ſiegten Lautenſchläger und Beck entſcheidend,
Kaffenberger nach Punkten, 3. Bezirk; Hörſtein—Eiche Hanau 2.
21:0. Hanau hatte bei dieſem Kampf einen Teil ſeiner erſten
Mannſchaft ſtehen und trug infolgedeſſen einen
Freundſchafts=
kampf aus, den es 10:9 gewann. — Freundſchaftstreffen Kl.=
Oſt=
heim—Hösbach 6:12.
Haupiſchriffleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Poliſt und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe;, für Sport: Karl Böhmann:
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Dſe Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenfel und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Auch im neuen Jahr wird es der Hausfrau vornehmſte Sorge
ſein, den Ihrigen ſelbſt bei einfachſter Küchenführung ſtets ein
ſättigendes und ſchmackhaftes Eſſen vorzuſetzen. Hierbei
unter=
ſtützen die Hausfrau in erſter Linie die erprobten Maggi=
Erzeug=
niſſe. Maggi’s Würze gibt Suppen, Soßen, Gemüſen Salaten,
Fiſch= und Fleiſchſpeiſen ſchon durch ganz wenige Tropfen
Wohl=
geſchmack; mit Maggi’s Suppenwürfeln (mehr als 30
verſchie=
dene Sorten) bereitet man ſchnell kräftige und bekömmliche
Sup=
pen. Maggi’s Fleiſchbrühwürfel geben ohne Mühe feinſte
Fleiſch=
brühe zu Koch= und Trinkzwecken. Wer Maggi’s Produkte
ver=
wendet, ſpart und kocht doch gut.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 12. Januar
15.30: Stunde der Jugend.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: K. P. Rau
(Bariton).
18.25: Buchkritik. Ein Geſpräch zwiſchen Dr. v. Einſiedel u. Dr. Tau.
18.50: Prof. Dr. Liefmam: Die Bedeutung des Kredits in der
heutigen Wirtſchaft.
19.30: Mandolinen=Konzert. Ausf.: 1. Bockenheimer Mandolinen=
Club.
20.00: Breslau: Boykott. Hörſpiel von Arnold Ulitz.
21.15: Sonaten=Stunde. Kompoſitionen von Paul Juon.
22.10: Zeit. Nachrichten Wetter Sport.
22.00: Nachtmuſik der Kapelle Eyſoldt.
B3.40: Dortmunder 6=Tage=Rennen.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 12. Januar
15.00: Kinder ſpielen Muſik unſerer Zeit.
15.45: Maja Hardt: Tanzlegendchen, von Gottfried Keller,
16.00: Die Lektüre unſerer Kinder. Geſpröch.
16.30: Nachmittagskonzert.
17.10: Ob.=Ing. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
17.30: Italieniſche Opern=Arien. Margarete Pohland (Sopran).
Am Flügel: Dr. Welter,
17.55: Dr. Nothardt: Kleines literariſches Rätſelraten mit
Po=
rodien von Hanns von Gumppenberg.
18.25: R. Ermeler: Das Blasinſtrument in der neuen Muſik.
19.00: Dr. Günther: Deutſch für Deutſche.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Stunde des Landwirts.
19.55: Einführung zum Vivaldi=Bach=Konzert.
W.05: Feſtkonzert anläßlich des 25jährigen Beſtehens der
Geſell=
ſchaft der Muſikfreunde.
ca. 20.40: Worte zur Winterhilfe.
21.10: Wien: Aus Wiener Operetten. Orcheſter Alois Doſtal.
22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Tanzmuſik der Kapelle Paul von Béky.
Welterbericht.
Die flache Störung über der Nordſee wird durch ihre Rückſeite
kältere Luft nach Deutſchland bringen, ſo daß dadurch wieder
Barometeranſtieg erfolgt. Anfänglich beeinflußt zwar die
Stö=
rung noch unſer Wetter, aber ſpäter dürfte doch ein hoher Druck
die Wolkendecke wieder aufbrechen, während gleichzeitig auch die
Temperaturen ſinken.
Ausſichten für Donnerstag: Neblig, wolkig, zeitweiſe
Nieder=
ſchläge, auf den Bergen als Schnee; wechſelnd wolkig mit
Temperaturrückgang.
Ausſichten für Freitag: Wechſelnd wolkig mit Aufklaren.
Tem=
peraturen um Null und nachts darunter; meiſt trocken.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Spühlung des Baſſerrohrnetzes.
In der Zeit vom Samstag, den 14,
Januar 1933 bis Samstag, den 28.
Januar wird das ſtädtiſche
Waſſerrohr=
netz geſpült. Dabei läßt ſich eine Trü=
auch muß die Waſerlieferung von 32 ühl
bis 5 Uhr unterbrochen werden. Den
Waſſerabnehmein wird deshalb
emp=
fohlen, ſich rechtzeitig mit Waſſer zu
vei=
ſorgen. Bei den Druckrohrſpülungen
wird die Waſſerlieferung nur verringert.
Straßenverzeichniſſemit derBezeichnung
der einzelnen Spülabteilungen können
an den bekannten Aushangſtellen der
Bürgermeiſterei eingeſehen werden.
Außer=
dem erteilt die ſtädt. Fernſprechzentrale
(Fernruf 3540) ſowie die Feuerwache
(Fernruf 600) Auskunft.
Spülplan:
Hochdruckſtrang I: Samstag, den 14.
Ja=
nuar 1933 von 22 Uhr ab
Hochdruckſtrang II: Montag, den 16.
Ja=
nuar 1933 von 22 Uhr ab
Hochdruckſtrang III: Dienstag, den 17.
Ja=
nuar 1933 von 19 Uhr ab
Hochbehälter Mathildenhöhe und
Dachs=
berg: Donnerstag, den 19. Januar
1933 von 8 Uhr ab
(St. 568
Abt. A: Freitag, 20. Jan.
B: Samstag, 21. Jan.
b: Montag, 23. Jan. von
C: Dienstag, 24. Jan.
e: Mittwoch, 25. Jan. / 22 Uhr
D: Donnerstag, 26. Jan A
d: Freitag, 27. Jan.
„ E: Samstag, 28. Jan.
Darmſtadt, den 5. Janur 1933.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
Holzverſteigerung Mr. 4 u. 5.
Montag, den 16. Januar 1933,
vor=
mittags 9 Uhr, werden im Gaſthaus
Zur Poſt” in Nieder=Ramſtadt aus
Weinweg 2b, Kohlberg 1a, 4a,
Birken=
wald 1a und Billerſtein 2a der
Förſte=
rei Emmelinenhütte verſteigert:
Nutzholz, Derbſtangen: Fichte 1. Kl.
8 St., 2. Kl. 20 St., 3 Kl. 57 St.,
Dou=
glas 1. Kl. 3 St., 3 Kl. 21 St., Lärche
1. Kl. 7 St., 2 Kl. 12 St., 3. Kl. 146 St
Reisſtangen: Fichte 4. Kl. 18 St., Lärche
4 Kl. 16 St.
Brennholz, Scheiter, Rm.: 238 Buche,
37 Eiche. Knüppel, Rm.: 202 Buche,
91 Eiche, 6 Kiefer. Stammreiſig, 100
Well: 23,6 Buche, 6,5 Eiche. Aſtreiſig,
100 W.: 35,9 Buche, 2,0 Eiche.
vervielfältiger fahrrad (Ballon)
Prismen=Fernglas,
Paddelboot für 3
dier, ſ. g. erh., zu ſphon mit Platten
kauf. geſ. Ang. m. zu kauf. geſucht.
Angeb. unt. 3. 136
a. d. Geſchäftsſt. (* Ferſ., evtl. Kana= Gut erh Grammo=
zu kaufen geſucht.
Pr. u. 3. 123 Gſt.” Angebote m. Preis
unter 3. 138 an d.
Geſchäftsſtelle. Haaxe
ausgekämmte
und abgeſchnittene,
kauft laufend:
Kanzler,
Schulſtraße 12.
(196a) 1 Rettstelle, 1 7
1ovaler Tist
kaufen gesucht.
Z 142 an die
Montag, den 16. Januar 1933,
nach=
mittags 2 Uhr, werden im Gaſthaus
„Zum Löwen” in Ober=Ramſtadt aus
Gebrannter Schlag 8a, Pfarrholz 8a,
10a, 11c der Förſterei Eiſernhand
ſo=
wie aus Hainberg 4 der Förſtere
Nieder=Modau verſteigert:
(831
Nutzholz, Derbſtangen: Lärche 1. Kl.
67 St., 2. Kl. 15 St.
Brennholz, Scheiter, Rm.: 135 Buche,
26 Eiche, 19 Kiefer, 7 Schwarzkiefer.
Knüppel, Rm.: 311 Buche, 36 Eiche,
21 Kiefer, 3 Lärche, 8 Fichte, 4 Tanne.
Aſtreiſig, 100 W.: 23,6 Buche.
Unterſtrichene Nummern kommen nicht
zum Ausgebot. — Nähere Auskunft
durch unterzeichnetes Amt, ſowie die
Herren, Förſter Harniſch zu Forſthaus
Emmelinenhütte. Hoffmann zu
Forſt=
haus Eiſernhand und Trautmann zu
Ober=Ramſtadt, für ihren Dienſtbezirk.
Ober=Ramſtadt, den 10. Januar 1933.
Heſſiſches Forſtamt Ober=Ramſtadt.
Verſteigerungs=Anzeige.
Am Freitag, den 13. Januar 1933,
10 Uhr, verſteigere ich öffentlich
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung
Eſchollbrücker=
ſtraße 26: 1 Partie Schuhe aller Art,
1 Schreibmaſch., 1 Klavier, Möbel,
Ein=
richtungsgegenſt., 1 Kaſtenwagen, 1
Bü=
fett, 1 Kredenz. 1 Schreibtiſch. 2 Tiſche.
1 Chaiſel., 1 Sofa, 6 Stühle, 1 Spiegel,
1 Vertiko, 1 Nähmaſch., 2 Warenſchränke
u. a. m. — Ferner hieran an Ort und
Stelle, Blumenthalſtraße 111: 1 Quark=
Knet= und Miſchmaſchine.
(881
Darmſtadt, den 12. Januar 1933.
Craß, Gerichtsvollzieher.
Furnierpreſſe.
Piano
oder Furnierbäke
gegen bar zu kauf. mit Zinkzulagen zu
geſucht. Preisangeb. kaufen geſ. Angeb.
u. 3. 154 Gſch. (*ds m. Preisang. unt
3. 141 Geſchſt.
Gebrauchten
Hochfrequenz=
Heilappar. f.
Haus=
gebr. zu kaufen geſ
Ang. u. 3. 62 Gſch.
Aufo=Garage
gebr., ſucht Lohnes,
Ober=Nauſes i. Odw.
(871)
Dienstag, den 17. d8. Mts., werden im
Roßdörfer Gemeindewald, aus Abt. 4,
*,
5. 7, 11, 15 und 26 verſteigert:
Eichen Stämme Kl. III 1 St. 0.59 fn
kiefern
IIb 18 „ 5,06 „
Lärchen
Handwerker-Bädgehossenseaft Barmstadt ed.it.DH.
Bilanz per 31. Dezember 1931.
Fichten
IIIa 19 „ 9,57 „ IIIb 4,41, Ib O777 IIa 2„ 1.84, Ib 8, 3.38 „ IIa 5.78 IIb 0.98 „ IIIa 1,28 173 II 62„ III 60 IV 12,Derbſtang.
Zuſammenkunft vorm. 9 Uhr am
Bahn=
hof Roßdorf. Bei ungünſtiger Witterung
findet die Verſteigerung im Gaſthaus
(829
„Zum Darmſtädter=Hof ſtatt.
Roßdorf, den 9. Januar 1933.
Heſſ. Bürgermeiſterei:
Lorenz.
Am Freitag, den 13. Januar 1933,
vormittags 10 Uhr, ſollen in meinem
Verſteigerungslokale Luiſenſtraße 32/34
folgende Pfänder zwangsweiſe,
meiſt=
bietend, gegen Barzahlung verſteigert
werden:
Eine große Partie Wein, Likör, Cognac,
Sekt, 20 kl. Fäßchen 1 Schnellwaage,
2 Regiſtrierkaſſen, 1 Kredenz, 1
Winter=
ſonne, 1 Odoma=Schreibmaſchine, 1
Meiſtergeige, 1 Nähmaſchine, 1
Aus=
ſtellungsſchrank, 1 Schreibtiſch, 1 Büſett,
3 gr. Warenſchränke, 1 Glasſchrank,
verſch. Lüſter, Ständerlampen,
Seiden=
ſchirmkronen, Spiegel mit Unterſatz,
verſch. Theken, Möbel aller Art u. a. m.
Darmſtadt, den 11. Januar 1933.
Scharmann
Stellvertreter des Gerichtsvollziehers
Jungermann in Darmſtadt. (882
Verſteigerung eines Faſels
und 2 Zegenkäſten.
Am Samstag, dem 14. Januar 1933,
vormittags 11½ Uhr, wird in der
Faſel=
hofreite zu Ober=Ramſtadt ein zur
Zucht untauglich gewordener, aber ſehr
gut genährter Faſel und 2 Ziegenböcke
öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Ober=Ramſtadt, den 10. Januar 1933.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
(833
Rückert.
Aktiva:
Bankguthaben . . . . . . . . . 1633,39
Debitoren/Vorauszahlungen an
Bauhandwerker u. Lieferanten) 511694,30
Baudarlehen (Anteil an
Eigen-
kapital der
Wohnungsbauver-
einigung e. G. m. b. H.) . . 33188,48
Beteiligungen (
Geschäftsan-
teile (3) der
Wohnungsbau-
vereinigung e. G. m. b. H.
1500,00
Verlustvortrag v. 1930 ℳ 1831,03
Verlust pro 1931 . . . ℳ1670,55 3501,58
ℳ 551517,75
Rageiua:
Geschäftsguthab, der
verblei-
bend. Mitglieder ℳ 22950 00
d. ausscheid. Mitgl. ℳ 750.00 ℳ 23700,00
Kreditoren (Zahlungen der
Wohnungsbauvereinigung
e. G. m. b. H.) . . . . 527817,75
Kf757
Gewinn und Verlust. Konto
Sokl:
An Verlustvortrag von 1930 K 1831,03
„ Unkosten-Konto
..ℳ 2511,02
„Abschreibungen a.
Beteili-
gungen (Ant. Volksbank) 500,00
„ 4842,05
Haben:
.4 1340,47
Per Zinsen-Konto . ..
ℳK 3501,58
Saldo ... ...
N 4842,05
Anzahl der Genossen am 31. Dezember 1930
Zugang in 1931 . . .......
Abgang durch Tod . . . . . . . . . . . . . St. 2
„ Austritt .. . ..
„ Ausschluß . . . . .
—
Anzahl der Genossen am 1. 1. 1932 ... . .. . . St. 79
St. 69
. 15
St. 84
Summe der Geschäftsguthaben der Genossen am 31. Dezember 1930 X 17450,00
„ verbleib. Genossen am 31. Dez. 1931 . 22950,00
„ ausscheid Genossen am 31. Dez. 1931 .ℳK 750,00
„ „ Haftsummen der Genossen am 31. Dezember 1930 „ 2070 00
„ verbleib. Genossen am 31. Dezember 1931 ℳ 23700,00
Der Verlust von M. 3501,58 wird auf neue Rechnung vorgetragen.
Der Vorstand:
Der Aufsichtsrat:
Kocv. Haller Snbke
(885
T., VVerner, Vorsitzender.
Eine besondere Leistung unserer Fabrik
25-Pfg.-Woche
/, Pfd. Mllch- oder Schmelz-Haselnuß
25 Pfg.
1/. Pfd. preiswerte Pralinen-Mischung
25 Pfg.
/ Pfund gute Rum-Kugen
. 25 Pfg.
3 Stück feinste Muß-Dessert-Stangen
25 Pfg.
Neuheit: Quadrat-Tafel
in den Sorten Edelherb, Vollmilch, Milchmokka . . 100 gr. 25 Pfg.
Trotz der billigen Preise Oualität
E
Fabrikverkaufsstelle: Darmstadt, Markkplatz 5.
(WI8ST
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 12. Januar
Arbeitsmarktlage im Bezirk des Landesarbeitsamtes Heſſen.
Abſolut und relaliv geringe Zunahme der Arbeitsſuchenden in der zweiten Dezemberhälfte im Bergleich
zur vorhergehenden Berichtszeik. — Abnahme der Arbeitsſuchenden in Darmſtadk.
Die ſaiſonmäßige Beeinfluſſung
der Arbeitsloſigkeit.
Die Zunahme der verfügbaren Arbeitſuchenden bei den
Ar=
beitsämtern war in der zweiten Dezemberhälfte 1932 abſolut und
relativ geringer als in der vorhergehenden Berichtszeit; ſie betrug
6199 oder 1,9 v. H. des Standes von Mitte Dezember gegenüber
9095 oder 2,8 v.H. in der erſten Dezemberhälfte. Die Zunahme
während der Berichtszeit entfällt in der Hauptſache auf die
männ=
lichen Arbeitſuchenden; bei den Frauen war ſie gering. In drei
von den 18 Arbeitsamtsbezirken ergab ſich noch eine Abnahme,
nämlich in Darmſtadt, Limburg und Niederlahnſtein, die nach den
Berichten der Arbeitsämter darauf zurückzuführen iſt, daß die aus
Maßnahmen des freiwilligen Arbeitsdienſtes Ausgeſchiedenen auf
eine Aufrechterhaltung ihres Arbeitsgeſuches verzichteten. Die
Zunahme war gegenüber dem Durchſchnitt verhältnismäßig am
ſtärkſten in Treyſa (15,6 v. H.), Gießen (6,7 v. H.) und Dillenburg
(5,9 v. H.). Die Zahl der Arbeitsloſen erhöhte ſich in gleichem
Umfange wie die der Arbeitſuchenden. Insgeſamt wurden am
Schluß der Berichtszeit 334 547 verfügbare Arbeitſuchende gezählt,
davon waren 49 937 oder 14,9 v. H. Frauen. Die Zahl der
Arbeits=
loſen betrug Ende Dezember 325 403, davon waren 49 458 oder
15,2 v.H. Frauen. Da die berufliche Gliederung der verfügbaren
Arbeitſuchenden Mitte Dezember nicht erſtellt wurde, iſt die
Ent=
wicklung der einzelnen Berufsgruppen nur für den ganzen Monat
Dezember zu überſehen, in dem die Geſamtzunahme der
verfüg=
baren Arbeitſuchenden über 15 000 betrug. Dieſe Zunahme ver=,
teilte ſich faſt gleichmäßig auf die Außenberufe und die übrigen,
vorwiegend konjunkturell beeinflußten Berufe. Im Baugewerbe
nahm die Zahl der Arbeitſuchenden um 2765. in der Induſtrie der
Steine und Erden um 2225 in der Landwirtſchaft um 907, bei der
Gruppe Lohnarbeit wechſelnder Art um 1615 zu. Bei den
vor=
wiegend konjunkturell beeinflußten Berufen war die Zunahme
am erheblichſten in der Metallinduſtrie mit rund 2000, im
Holz=
gewerbe mit 1222, in der Lederinduſtrie mit 1200. Im
Verkehrs=
gewerbe nahm die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden um rd.
1500 zu.
In der Arbeitsloſenverſicherung wurden Ende Dezember
37 527, in der Kriſenfürſorge 61 375, in beiden
Unterſtützungs=
einrichtungen zuſammen alſo 98 902
Hauptunterſtützungsempfän=
ger gezählt. Gegenüber den Beſtandszahlen von Mitte Dezember
liegt die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
verſiche=
rungsmäßigen Arbeitsloſenunterſtützung um 4253, in der
Kriſen=
fürſorge um 4641 höher. Die ſtärkere Belaſtung des
Arbeitsmark=
tes während des letzten Monats hat ſich nun auch in einer
ſtär=
keren Inanſpruchnahme der Arbeitsloſenverſicherung ausgewirkt,
während ſich in der Zunahme der Beſtandszahl der
Hauptunter=
ſtützungsempfänger in der Kriſenfürſorge die Verordnung vom
7. November 1932 bereits ſtärker als bisher auswirkt, wonach
Ausſteuerungen bis Ende März 1933 nicht mehr erfolgen können.
— Unter den verfügbaren Arbeitſuchenden Ende Dezember 1932
befanden ſich rund 132 650 Wohlfahrtserwerbsloſe.
Abſchluß der deutſch=kſchechoflowakiſchen
Kohlenverhandlungen.
Wie das Prager Tagblatt meldet, haben die im
Arbeitsmini=
ſterium geführten Verhandlungen über die Neuregelung des
Koh=
lenverkehrs zwiſchen Deutſchland und der Tſchechoflowakei geſtern
zu einer Einigung geführt, wonach der Kohlenverkehr. bis zum
31. März auf Grund der gegenwärtig gekürzten Kontingente
ab=
gewickelt werden ſoll. Ab 1. April werde der bisherige Vertrag
durch ein neues Abkommen erſetzt, das das Kontingentſyſtem
auf=
hebe. Einfuhr und Ausfuhr ſollen lediglich in einem Verhältnis
zueinander ſtehen. Das Abkommen könne mit dreimonatiger Friſt,
früheſtens aber am 1. Oktober, gekündigt werden.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Landwirtſchaft fordert wieder Reichsgarantie für
Düngemittel=
bezug. Dem Preſſedienſt des deutſchen Landwirtſchaftsrates
ent=
nehmen wir folgende Ausführungen: „Die knappe
Betriebsmittel=
verſorgung macht es notwendig, auch in dieſem Jahr für die
aus=
reichende Kunſtdüngeranwendung zur Frühjahrsbeſtellung zu
ſor=
gen. Das kann nur erreicht werden, wenn man Handel und
Genoſſenſchaften durch Gewährung einer Reichsausfallgarantie
zur Kreditgewährung anregt. Die Landwirtſchaft fordert, daß
vom Reich unverzüglich die Bereitſchaft zur Gewährung dieſer
Ausfallgarantie ausgeſprochen wird. Wir erfahren hierzu, daß
in den nächſten Tagen Beſprechungen zwiſchen den zuſtändigen
Kabinettsmitgliedern über dieſe Angelegenheit ſtattfinden
wer=
den. Gewiſſe Fragen, wie die des Früchtepfandrechts, haben
bis=
her die Verhandlungen verzögert.
Einigung mit den ausländiſchen Gläubigern der Creditanſtalt.
Die Verhandlungen über das Abkommen mit den
Auslandsgläu=
bigern der öſterreichiſchen Creditanſtalt wurden zum Abſchluß
ge=
bracht. Das Abkommen wurde in den ſpäten Nachtſtunden vom
Bundesminiſter Dr. Rintelen als öſterreichiſchem Unterhändler
und namens des Vorſitzenden des Gläubigerkomitees von deſſen in
Wien weilendem Anwalt unterzeichnet. Das Abkommen wird
dem Hsiptausſchuß des Nationalrates vorgelegt und bedarf der
Genehmigung der Bundesregierung ſowie des Beitritts einer
qualifizierten Mehrheit von Auslandsgläubigern der
Credit=
anſtalt.
Spaniſch=ruſſiſche Wirtſchaftsbeſprechungen. Der Vorſitzende
der ſowjetruſſiſchen Handelsdelegation Oſtrowſki ſtattete geſtern
dem ſpaniſchen Handels= und Wirtſchaftsminiſter Domingo einen
Beſuch ab. Es handelte ſich dabei um die Vorbereitung der
Ein=
fuhr ruſſiſcher Hölzer nach Spanien im Austauſch gegen die
Aus=
fuhr von ſpaniſchem Blei, Kupfer und Stahl nach Rußland. Der
Plan, ruſſiſche Kohle gegen ſpaniſche Früchte auszutauſchen, iſt
fallen gelaſſen worden, und zwar wegen der ſpaniſchen Kohlenkriſe.
Süddeutſche Induſtrie= und Handelsbörſe. Baumwollgarne
Nr. 20 engl. Troſſels, Warbs und Pincobs 1,27—1,30 RM.,
Nr. 30 desgl 1,65—1,69, Nr. 36 desgl. 1,72—1,76. Nr. 42
Pin=
cobs 1,82—1,86 RM. je Kilo. Baumwollgewebe, echte ſüddeutſche
Qualität, 88 Zentimeter Cretonne 18/18 pro 0,25 franz. Zoll aus
20/20: 25,3—26,3 Pfg.; 88 Zentimeter Renforce 18/18 pro 0,25
franz. Zoll aus 30/30: 24,8—25,8 Pfg.; 92 Zentimeter glatt
Kat=
tune 19/18 pro 0,25 franz., Zoll aus 36/42: 19,8—20,8 Pfg. Nächſte
Börſe am 25. Januar.
Frankfurter Produktenbericht vom 11. Januar. Weizen 204
bis 205. Roggen 162,50—163,50. Sommergerſte 180—182,50,
Hafer 130—135, Weizenmehl, ſüdd. Spezial Null 28,25—29 2*
desgl. niederrhein. 28,.25— 28,50, Roggenmehl 22,25— 23,25,
Wei=
zenkleie 7.,40, Roggenkleie 7,85. Tendenz: ſtetig.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Unter dem Eindruck der feſten Auslandsbörſen und der
Flüſ=
ſigkeit des internationalen Geldmarktes zeigten die Berliner
Aktienmärkte geſtern ein durchaus freundliches Ausſehen.
Inner=
politiſch eswartet man eine Vertagung des Reichstags und eine
allgemeine Beruhigung. Wirtſchaftspolitiſch befriedigten der
Quartalsbericht des Stahlvereins und die verhältnismäßig
gün=
ſtige Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Börſe ſelbſt war wieder
eher zu Rückkäufen geneigt. Montane ſetzten überwiegend feſter
ein. Maximilianhütte gewannen erneut 1,5 Prozent. Schwächer
waren Stolberger Zink, Mansfelder und Harpener, bei denen die
Dividendenloſigkeit etwas verſtimmte. Braunkohlenwerte
tendier=
ten leicht unregelmäßig, ebenſo Kaliaktien, für die die niedrigeren
Exportziffern für 1932 geſchäftshemmend wirkten. Chemiſche
Werte lagen unter Führung von Farben feſter. Gummi= und
Linoleumwerte gewannen bis zu 1,5 Proz. Von Elektropapieren
waren Akkumulatorenfabrik, Chade, H.E.W. und R.W.E. bis zu
3 Prozent gebeſſert. Gaswerte, Maſchinenfabriken, Metall= und
Bauwerte gewannen bis zu etwa 1 Prozent. Berger waren im
Verlaufe um mehr. als 3 Prozent anziehend. Von Kabel= und
Biehmärkke.
Be. Mainzer Viehmarkt vom 11. Januar. Auftrieb: 27 Ochſen,
12 Bullen, 465 Kühe oder Färſen, 235 Kälber, 760 Schweine
Marktverlauf: Bei Schweinen ſehr ruhig, Ueberſtand; bei
Groß=
vieh ruhig, Ueberſtand; bei Kälbern mäßig belebt, ausverkauft.
Preis pro 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 23—28,
b) 15—20; Bullen c) 18—22: Kühe a) 16—21, b) 12—15. c) 10
bis 12; Färſen a) 22—29; Kälber b) 24—32, c) 17—23: Schweine
b) 38—40, b) 39—41 d) 36—38. Im Gegenſatz zum
Schlachtdieh=
markt der vorigen Woche waren diesmal 11 Stück Großvieh mehr
und 69 Kälber und 55 Schweine weniger angetrieben. Das
Ge=
ſchäft war bei mäßigem Beſuch immer noch ſehr ruhig.
bicſaecherungen. Konminalſcbligfionen Mm Hiekenſsſchutde.
und feſt. Von Ausländern fielen Liſſaboner Stadtanleihe durch
eine 1prozentige Befeſtigung auf. Auch ſonſt ergaben ſich
über=
wiegend Beſſerungen. An dem Berliner Geldmarkt hat ſich die
Situation weiter erleichtert.
Nach der bereits zuverſichtlichen Stimmung im vorbörslichen
Frühverkehr eröffnete die Frankfurter Börſe durchaus feſt,
wobei verſchiedene anregende Momente zu erneuten
Kursſteige=
rungen Anlaß gaben. Die innerpolitiſche Situation wird
günſti=
ger beurteilt im Hinblick einer Verſtändigung der Regierung
Schleicher und der äußerſten Rechten. JG. Farben eröffneten
38 Prozent höher bei 106 Prozent und blieben im Verlauf zunächſt
ſo angeboten. Von den übrigen Chemiewerten gegwannen
Gold=
ſchmidt 0,25, Scheideanſtalt 1,5, Deutſche Erdöl 188 Prozent. Am
Montanmarkte regte die Meldung über die kräftige
Abſatzſteige=
rung bei den Ver. Stahlwerken im erſten Quartal des neuen
Ge=
ſchäftsjahres an. Stahlverein ½, Phönix und Gelſenkirchen je
0,75, Mannesmann ½. Buderus 0,25 Prozent höher. Rheinſtahl
lagen behauptet. Kunſtſeidewerte waren angeregt durch die
Mel=
dung über den endgültigen Beitritt der franzöſiſchen
Kunſtſeide=
induſtrie zum Deutſchen Kunſtſeide=Verkaufsbüro, „wodurch die
internationale Kunſtſeideverſtändigung einen weiteren Fortſchritt
macht. Aku und Bemberg 0,.25—0,50 Prozent höher. Auch
Elektro=
werte ausgeſprochen feſt auf die zu erwartenden Staatsaufträge
für die Elektrifizierung einer Reichsbahnſtrecke. So gewannen
AEG. / Lahmeyer 0,75, Siemens 0,50, Lechwerke 0,50, Felten 1,
Licht u. Kraft 1,25, Bekula 1½ Prozent. Nur Schuckert lagen 0,75
Prozent niedriger. Schiffahrtsaktien 0,25—0,50 Prozent
freund=
licher. Kaliwerte zu Beginn noch unverändert. Von Einzelwerten
hörte man Metallgeſellſchaft 1. Deutſche Linol 1½ Conti Linol
0,75. Zement Heidelberg 0,25 Prozent feſter. Auch der
Renten=
markt zeigte unter Bevorzugung von Altbeſitz und Neubeſitz
wei=
ter ausgeſprochen feſte Kurſe. Altbeſitz im Verlaufe 0,5. Neubeſitz
28 Prozent anziehend. Von Induſtrieobligationen Stahlbonds
über 1 Prozent feſter. Im weiteren Verlaufe der Börſe blieben
die eingangs erzielten Höchſtkurſe bei etwas ruhigerem Geſchäft
behauptet. Tagesgeld 3 Prozent.
Die Tendenz der Abendbörſe war weiter freundlich bei
anhaltender Publikumsnachfrage am Aktien= und Rentenmarkte.
Nur JG. Farben lagen wieder etwas unter Druck, man vermutet
Tauſchoperationen in andere Werte. Montanaktien etwas
freund=
licher, desgleichen meiſt auch Elektrowerte. Stärker geſucht waren
Reichsbank bei 154,5. Scheideanſtalt 2 Prozent befeſtigt. Der
Rentenmarkt lag ebenfalls weiter feſt unter Bevorzugung von
Alt= und Neubeſitz=Anleihe, die 0,25 bzw. ½ Prozent anzogen. Von
Induſtrieobligationen gewannen Stahlbonds ½, Voigt u.
Haeff=
ner ½, NSUl.Obligationen 0.25 Prozent. Städteanleihen leicht
anziehend. Pfandbriefe gut behauptet.
Die Reorganiſakion des Bereins für
Zellſtoff=
induſtrie A. G., Mainz.
In dem Abſchluß per 30 November 1932, der der G.=V. am
31. Januar vorliegen wird, betragen Geſamterlös, abzüglich
Ma=
terialkoſten uſw., 1,32 Mill. RM., und beſondere Einnahmen (u.
a. verſchiedene Nachläſſe) einſchließlich des Vergleichsgewinnes
5,08 Mill. RM. Andererſeits beanſpruchten (in Mill. RM.):
Löhne und Gehälter 0,99 Soziale Ausgaben 0.13.
Ausſchreibun=
gen und Rückſtellungen 0,52, Zinſen 0,36, Beſitzſteuern 0,06,
Ver=
waltungskoſten 0,32, Vertriebskoſten 0,11 und Betriebskoſten 0.27
Der Aktivſaldo beträgt hiernach 3,63 Mill. RM. Per 30. 6. 32
werden lediglich, ſonſtige Erträge von 0,03 Mill. ausgewieſen,
denen auf der Sollſeite ein Betriebsverluſt von 2,83 Unkoſten,
Zinſen, Steuern von 2,74, Delkrederezuweiſung und Rücklage von
0 16 Abſchreibungen von 0.39 und ſonſtige Aufwendungen von 0.17
Millionen gegenüberſtehen, ſo daß ſich per 30. 6. 1932 einſchließlich
092 Verluſtvortrag ein Bruttoverluſt von 7.18 ergibt, der in den
Sanierungsabſchluß per 30. 11. übernommen wird. Mithin
ver=
bleibt per 30. 11. ein Verluſt von 3,55 Millionen. Der geſamte
Sanierungsgewinn ſtellt ſich auf 14,74 Millionen und wird neben
der Verluſtdeckung mit 10.16 Millionen zu Abſchreibungen auf
An=
lagen, mit 0.50 Mill. zu Dotierung des Reſervefonds. mit 0,50
Mill. zur Deckung eines Disagios und mit 0,024 Mill. zu
Abſchrei=
bungen auf Vorräte verwendet; auf Debitoren wurden ſchon
vor=
weg 0,44 Mill. abgeſchrieben. Die Gewinn= und Verluſtrechnung
per 30. November iſt damit ausgeglichen. — Von den anläßlich der
Wiedererhöhung des A.K. um 4.12 Mill. übernimmt die Schweizer
Vapiergruppe Thiel einen feſten Betrag, außerdem wird ihr eine
Option gewährt. Die Gruppe Thiel gibt der Geſellſchaft einen
Warenkredit, der ſpäter in eine Aktienbeteiligung umgewandelt
werden, kann. Die neu zu ſchaffenden 15 600 Stück Genußſcheine
ſollen ein Viertel des Reingewinnes enthalten, der nach den ſechs
Prozent für die Vorzugsaktien verbleibt., Der Zellſtoffverein
bleibt vollkommen ſelbſtändig; die Gruppe Thiel hat einen
Min=
deſtfabrikationspreis garantiert. Vom Februar d. J. ab ſoll die
Leiſtungsfähigkeit des Koſtheimer Werkes voll ausgenützt werden.
Der neue Name des Unternehmens wird vorausſichtlich lauten:
Vereinigte Celluloſe= und Papierfabriken Koſtheim=Oberleſchen,
Mainz”.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 11. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 38,25 (39,75), Februar 39,50 (39,50), März
39,50 (40), April 40 (40,75), Mai 40,25 (40,75). Juni 40.,50 (41),
Juli 40,75 (41), Auguſt 41 (41,25), September 41.25 (41,50),
Okto=
ber 41,50 (41,75). November 42 (42). Dezember 42,25 (42.50).
Ten=
denz: feſter. Für Blei: Januar 14 (15,50), Februar 14,25 (15.50),
März 14,50 (15,75), April 14,75 (16), Mai 15,25 (16.25) Juni
15.25 (16,50), Juli 15,25 (16,75), Auguſt, September 15,50 (17),
Oktober 15,50 (17,25), November 15,75 (17,50), Dezember 16
(17,50). Tendenz: ſtetig. Für Zink: Januar, Februar 16,75
(20,50), März 20 (20,50), April 20,25 (20,75), Mai 20,50 (21). Juni
20,75 (21.25), Juli 21 (21,75), Auguſt 21,25 (22), September 21,50
(22,25), Oktober 21,75 (22,50) November, Dezember 22 (23).
Ten=
denz: ruhig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klam=
ern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Reichsbank teilt mit: Auf Grund des § 15 des Geſetzes
über die Liquidierung des Umlaufes an Rentenbankſcheinen vom
30. Auguſt 1924 wird bekannt gemacht, daß bis zum 31. Dezember
1932 ein Betrag von 1 653 164 094 Rentenmark in
Rentenbank=
ſcheinen eingezogen worden iſt, ſo daß ein Betrag von 427 014 489
Rentenmark in Umlauf verblieb. Von dieſer Summe befanden ſich
13 836 946 Rentenmark in den Kaſſen der Reichsbank.
Der Reichswirtſchaftsminiſter hat angeordnet, daß der
Grund=
betrag der allgemeinen Genehmigungen für die Wareneinfuhr im
Monat Februar 1933 nur bis zur Höhe von 50 Prozent in
An=
ſpruch genommen werden darf.
Bei einer unveränderten offiziellen Elektrolytkupfer=Notierung
werden zur Zeit Spezialpreiſe des Kartells von 5,15 Dollarcents
per 11. genannt.
Der Bankier Hugo Wertheim hat am geſtrigen Dienstag abend
in ſeiner Wohnung Selbſtmord verübt. — Der Verſtorbene war
Inhaber des Bankgeſchäftes J. Wertheim, das ſich ſeit Anfang
Oktober 1932 in Zahlungsſchwierigkeiten befindet.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 11. Januar 1933 für eine
Unze Feingold 122/8½ s — 86,6934 RM., für ein Gramm
Fein=
gold demnach 47,3419 d — 2,78726 RM. Umſätze wurden nicht
be=
kannt, der Preis iſt nominell.
Berliner Kursbericht
vom 11. Januar 1933
Deviſenmarkt
vom 11. Januar 1933
Verl.,Handels=Geſ.
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban;
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Llotzd
A. E. G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt
Deutſche Cont. Gas
Refe
73.—
61.75
19.—
28.50
19.875
31.125
74.35
55.—
20.75
35.625
121.25
111.50
Me
Elektr. Lieferung.
7. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerte
Kolsw. Chem. Fak:
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Ulntn.
Orenſtein & Koppell
Nac
84.50
105.—
51.75
85.125
83.25
54.—
63.125
113.75
46.75
75.—
68.50
42.50
45.50
Ka
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Koli
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Akali!=
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Int
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah.
Wanderer=Wer :e
N
45.125
175.—
42.50
35.875
118.—
42.—
17.875
62.125
12.75
24.25
75.25
32.75
S9.—
Helſingfor?
Wien.
Prag
Budapeſt.
Sofig.
Holland.
Lslo.
Kopenhager
Stocholm
London
Buenos=Air(*
New Yor=
Belgien.
Italicn
Paris
Währung Gelds
100 finn M.
100 Schillingsl.g5
ſt00 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva.
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen 75.32
1 2.Sta.
Pap. Peſo
1 Dollar.
100 Belge 56.34
100 Lire ſai.54 3
100 Francs 116.425
6.214
h2,465
3.057
100 Gulden 189.33/ 169.67
72.73
73.13
14.11
0.258
4.209
Brieft
6.226
52.05
12.425
3.06s
72.87
73.27
77.08
14.15
0.962
9.271
58.46
21s8 3
16.465
Schwei
Spanien
Danzig
Japan.
Rio de Janeirol=
Portugal.
Athen
Iſtambu
Kairo
Kanaba
uruguan
3sland
Rigg
Bährung ſceld
100 Franken t
100 Pefetas 84.43
100 Gulden
1 Yen.
Jugoſlawien 100 Dinar 5.55=
100 Escudos
100 Drachm.
türk. 2
1äghpt. 4 114.49
canad. Doll.
Goldpeſo
100 isl. Kr.
Tallinn (Eſtl. ) 100 eſtl. K: 1170.59
100 Lats
81.00
61.72
0.869
1 Milre. 0239/ 0.241
2.1981
2.00g
3.736
1.648
62.54
79.721 f.98
Rie
st. 16
34.39
8i.3s
0.871
5.5e6
12,85 12.57
2.202
2.012
14.53
3.744
i.652
e3.E6
11as1
Suraftadter ans Kationntoant Barmaot, Witldte drt Strscher Bunt=
Frankfurter Kursbericht vom 11. Januar 1933.
Mee
fällig 1.4. 34...
„ 1.4. 35...
„ 1.4. 36 ...
„ 1. 4. 37 ...
„ 1. 4. 38...
6% Dtſch. Reichsan!
Re
2 Intern.,
82 Baden ......
62Bayern ......
6% Heſſen ..b. 29
6% Preuß. St. b. 28
62 Sachſen, v. 27
62 Thüringen v.27
Otſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. *ſ=
Ab=
löſungsanl. . ..
Dtſche, Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6%Berlin ...b. 24
6½ Darmſtadt ...
6% Dresden,. „v. 26
69 Frankfurt a. M.
Schätze. v. 29
60
v. 26
6% Mainz......"
69 Mannheimv. 27
6% München v. 29
6% Wiesbaden v. 28
6% Heſſ. Landesbl.
6%. Goldoblig.
5½ % Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
47 %., Kom.=Dbk.!
93.75
87.25
812‟
77.25
74
94.
86.75
79.5
82.75
95.25
82.75
75
69
9.5
6.6
71.5
68.75
64.5
76.75
68.5
n"
70
75
85
75
We
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
„ R.12
68 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk.
5½% Ligu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
„„ SerII.
Dt. Komm. Samm.=
Abl.(Neubeſitz).
6% Verl. Hhp. Bk.
½%0 „Ligu.=Pfbr
32 Frkf.Hyp.=Bl.
51.% „ Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
Frkf. Pfbr.=Bk.
Lig.=Pfbr.
3 Mein Hyp.=Bi.
2%0 „ Lig. Pfbr..
2 Pfälz. Hyp.=Bi.
2o „ Lig. Pfbr.
82 Rhein,Hhp B:
5½% „ Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Südd. Bod.
Ered.=Bank ....
½2 %0 Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
620 Dt. Linol. Werkel
20 Mainkrw. b 261
85
77.5
71
71.5
85.5
86
88.25
86.75
84
85
87
85
88.7
77.25
87.5
92.75
88.5
88
88.5
88.75
86.75
89.75
78.25
88.5
88),
70.5
BGII.
6% Mittelb. Stahl.)
62 Ver, Stahlwerke
8% Voigt& Häffner
3. G. Farben Bond=
5% Bosn. L. E. B.
L.Inveſt.
%a Bulg.Tab. b.02
½2 %0 Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
Lvereinh. Rumän
4½%
47 Türk. Admin.
„ 1. Bagdad
Zellanl.
% ungarn 1913
1914
9
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!!
42 Liſſabon
42 Stockholm.
Aktien
Alg.Kunſtzüdeunie 42
A. E. G. . . . . . . . . . 31
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zelſto ff 28.5
Bemberg, J. P... . 55
Berl. Kraft u. Licht /1218
Buderus Eiſen.. .. 44:25
Eement Heidelberol 53½½=
Karlſtadt.
J. G. Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade ..........
Contin. Gummiw, 121
7811,
99.25
8.5
5.75
5.2
3.8
*
ſContin. Linoleum.
Daimler=Benz...
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl .......
Di. Gold= u.
Silber=
ſcheide=Anſtal
Linolwert.Berl
Dortm. Ritterbräu
Dhckerhofic Widn
Eichbaum=Werger
Eiektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwert /203
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleicher
F. 6. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Gui leaume
Frankfurter Hof.
Gelſent. Bergwer=
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmid Th.
Gritzner=Kahſer.
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frlft.
Hammerſen (Osn.
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.....
Hochtieſ Eſſen ....
3lſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans .......
Kali Chemie .....
Miei He
211, lKlöchnerwerke ..
Knorr C. H....
91 Kahmeher & Co.
Laurahütte ...
1u60
Lech, Augsburg:
43.25 Löwenbr. Münch.
89.5 Lutz, Gebr. Darmſt.
21.75 MRainkr.=W. Höchſt.
47.25 MMainz.Akt.=Br.
Mannesm.=Röhren
Mansfeld. Bergb.
99
Netallgef. Frankf.
20.5 Miag. Mühlenbau.
38
Montecatini Maild.
1041, IMotoren Darmſtadt
27.5 ſoberbedar ..
56.5 Bhönix Bergbau
41. MReiniger, Sebbert.
51.25 Rh. Braunkohlen.
84.75 „ Clektr. Stamm.
40.3
Stahlwerte
32.5 Riebe Montan..
Roeder, Gebr. .
56.5 Rütgerswerie
Salzdetfurtl Ko
98
alzw. Heilbronn
28
Schöfferhof=Bind.
E31,
Schramm, Lackfbr.
85
hriftg. Stempel
46
Schucker:, Elektr.
4a
Schwarz=Storchen.
iem. Glasinduſtr.
81
Siemens & Halske.
Hofzmaun, Phil. / 62.5 TSüdd. Zucker=A. G.
Tellus Bergbau...
101.5 Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard
78.75 ſunterfranken .....
Aſchersleben 113.25 Ber, Stahlwerke
Tae
46.5
180
121.25
80‟
80
e23
70
637,
38.5
36.25
Eo‟
44.9
7175
157.75
26
90.1
67
125
69.5
43
*
Ver. Ultramarin.
Voigt & Haeffner.
Bahß & Freyztag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldho
Memel.
Allg. Dt. Creditan
Badiſche Bank..
Bk. f. Brauinduſtr.
Baher. Hyp. u. W
Berl. Kandelsge.
„ Hypotherbi.
Comm. .. Privatb.
Dt. Ban und Dise.
Dt. Eff. u. Wechſe!
Oresdner Ban 1.
Franf. Banl....
Hyp.=Bank.
Mein. Hyp.=Ban:
Pfälz. Shp.=Ban
Reichsbank=An1...!
Rhein. Hyp.=Bani.
Südd. Bod.=Cr. Bi.
Württb. Notenban!
A..G. j. Verlehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftw
7 % Dt. Reichsb. Vzc
Hapag ......"
Nordd. Lloyd..
Südd Eiſenb.=Gei.
Alianz u. Stuttg
Verſicherung ..
„ .. Verein. Berſ.
Frankona Rück=u.M)
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen...
SchantungHandels
Ne
5.25
119.25
48.5
20.75
59.25
111
93
n0
61.75
60
83.25
83.5
1541,
90.5
83.5
gi.
46.25
70.55
9311,
19.1
19.9
za5
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 12. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nuchrichten
Nr. 12 — Seite 11
10 VOf
3)
Luhef
Von Paul Bergenholt.
101
Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdrnck verboten.
Und ſo ſteigen ſie auſwärts. Der Neuner langſam und ſtetig
mit ſeinen im Stein knirſchenden Nagelſchuhen voran; die
Alt=
bäuerin tief atmend hinter ihm her. — Da die Schmalſtraße
durch die Unwetter an einzelnen Stellen ſcharf zerfurcht wurde,
geht ſichs recht ſchwer, und ſo hängt ein Jedes ſeinen Gedanken
nach.
Der Altneunerin fällt ein: Damals, nachdem der Ripffl fort
iſt, hat ſie einmal bei der Theres vorgetaſtet:
„Magſt dann den Ripffl leiden?‟ Das junge Ding mit
ſeinen kaum neunzehn Jahren hat eine ſpieleriſche Antwort
ge=
geben; da es aber nach dem frühen Tod der Mutter zur Groß
ein rechtes Kindvertrauen hat, ſo kramt ſie dann ein biſſel in
ihrem Jungmädchentum:
„Leiden mag ich den Ripffl eh ſchon; aber Leidenmögen
und Liebhaben: Das iſt halt doch was ganz andres!“
Und ſie hat darauf gelächelt:
„Leiden mag ich auch den Krug=Adam! . . . Aber lieben tät
ich auch den nit, Groß!‟ Die entſinnt ſich noch, daß ſie ſelbſt
geſagt hat:
„Da machſt gar feine Unterſchied, Theres! . . . In meiner
Zeit war’s ſo: Wen man leiden mocht, den hat man halt auch
lieb gehabt!“
Die Theres iſt ein wenig nachſichtig mit ihr:
Aber das iſt auch an die fünfzig Jahr länger her, Groß!
Heut iſt das halt anders! . . . Mögen tät ich auch noch
Andre . . . Aber lieben, ſo zum immer Beieinandſein, lieben tu
ich bloß einen!“
Die Neunerin hat noch gedacht: Was doch alles in ſo einem
Jungding vorgeht! . . . Und das iſt nun immer um einen, und
man meint, in ſeiner Seel leſen zu können, wie in einem klaren
Waſſerſpiegel; aber dann iſt da mit einem Mal etwas, wovon
man gar nichts weiß!
„a, wen täteſt dann wirklich lieben?” hat ſie die Theres
gefragt, und als die zögert, ſagt ſie noch: „Wann du ſo genau
in dein Unterſchied dich auskennſt, muß man dir halt
ver=
trauen!“
Vielleicht iſt aber grade dieſes Vertrauen nur eine kluge
Lockſpeis geweſen, weil die Theres nun ja wohl Vertrauen
gegen Vertrauen ſetzen wird! — Und wirklich hat die Neunerin
richtig gedacht; denn nun ſind die Augen der Theres hell und
aufrichtig:
„Lieben tu ich nur den Moeſer=Franzl, Groß! . . . Und den
laß ich auch nit mehr, wann der Krug und der Ripffl ſich noch
ſo ſehr die Bein nach mir auslaufen! . . So lieb hab ich den
Franzl!”
Das alles geht der Altbäuerin jetzt wieder durch den Kopf=
und es macht ihr das Herz ſo ſchwer, daß ſie kaum atmen kann.
Es iſt nur die Unraſt ihrer Sorge, wie ſie ihm das ſchonend
genug beibringen ſoll, daß der Moeſer=Bub in dieſe furchtbare
Sache verwickelt iſt?! . . . Und damit auch die Theres!
Das Wiſſen darum hat ſie vom Xaver. Der Vorknecht hat in
Puitbach in der Früh zu tun gehabt. Von da her hat ders
mit=
gebracht. Er iſt ſo voller Aufregung geweſen, daß er es erſt
gar nicht hat ſagen wollen. Bis ſie ihn energiſch zur Rede ſtellt.
Und dann erſt erfährt ſie, daß man den Moeſer als den
vermeintlichen Mörder in Haft genommen hat! Was aber
viel ſchlimmer iſt: Daß man in der Puitbacher
Gensdarmerie=
ſtation auch die Neuner=Theres erwarte, die ihre Zeugenausſage
machen ſoll!
Am liebſten möchte ſie nun beten, daß der Herrgott doch
dieſen traurigen Tag ſchon zu Ende gehen laſſe. Aber was
würde das nützen?
Hat nicht der Lois vor Jahr und Tag einmal mit dem
Moeſer=Vater den Prozeß wegen einem Stückl Wald und einer
Grenzberichtigung gehabt? . . . Ja; und wie ſie den Sohn
kennt, wird der’s nicht vergeſſen, daß er damals den
Rechts=
ſtreit verloren hat!
Aber dazu kommt ja noch ſein „Neunertum”!
Wer wie dieſe Oberneuner ſeit 1600 auf freier Stelle ſitzt,
wer im Turnus der wohlhabendſten Bauerngeſchlechter jeweils
als „Neunter” zum Schöffenamt gewählt wurde, und wem
dieſes Amt zum Ehrennamen wurde, der hängt an dieſem
Namen nicht minder, wie an dem Anſehn und Reichtum, der ihn
erſt verleihen konnte!
Und wenn je einer in der Familie, ſo iſt dieſer Neuner=
Lois an dieſe Familien= und Wohlſtandstradition gebunden.
Sie iſt nicht überheblich; ſie iſt nicht anmaßend; nicht töricht
ſtolz. Sie iſt nicht ohne Mitleid und gerechtes Gutſein!
Indes: Sie grenzt ſich dennoch, wiewohl ſie das nie nach
außen kenntlich macht, ab von allem anderen! Wie Dynaſtien;
Familienpolitik trieben, ſo trieben auch die Neuner ihre
Liebes=
politik mehr nach dem Verſtand als nach der Liebel . ..
Der=
art etwa, daß ſeit 1600 kein einziger Neuner anders als in neue
Wohlhabenheit geheiratet hätte! . . . Und darunter ging auch
keine Neunerin aus dem Hauſe! . . . Das iſt für den Lois
An=
fang und Ende ſeines Bekenntniſſes!
Das alles weiß ſie, die Altneunerin, weil ja auch ſie darin
erwachſen iſt; und wenn ſie nun daran denkt, daß die älteſte
der neuen Neuner=Generation das einfach durchbricht und
gleich=
ſam wegwirft, — daß die Theres heut am Florianstag in
Puit=
bach auf der Zeugenbank ſitzen wird, — daß dieſe Bank ſie mit
einem verbindet, der im Verdacht einer Mordtat ſteht: Dann
iſt das Ende dieſes Tages für ſie unvorſtellbar und gar nicht
auszudenken!.
Ihr graut davor! . .
Wenns nur ſchon erſt vorbei wär!,
Sie wird ſehr diplomatiſch ſein müſſen!
Das iſt das einzige, was ihr aus ihrem bunten
Gedanken=
reigen haften bleibt! . . . Und ſo ſteigen die Drei ihre halbe
Wegſtund zum Oberneunerhof hinan! . . . Langſam, Schritt für
Schritt! . . .
III.
In dieſer ſchweren halben Stunde aber iſt der
Wolkenvor=
hang um ſie her wieder ſo dicht geworden, daß ſie kaum ahnen,
ob das Schattengebilde, das ſich da plötzlich vor ihnen aus dem,
Berghang ſchält, auch tatſächlich der Neunerhof iſt; aber da iſt
die Hundeſtimme des Hektor, die an ihr Ohr dringt; und die
Stimme der Roſl=Magd, die befiehlt, daß der Hund ſtille ſein.
ſoll!
Das ſind aber auch die einzigen Laute in dem neuen
Nebel=
kreis, der ſich von der Hochmunde her übers Leutaſcher Tal
hin=
weg hierher geſchwungen hat, und aus dem erſt einzelne breite,
Regenflatſchen fallen, ehe das gleichmäßige Niederſtrömen
an=
hebt!
Dann aber, noch bevor die Drei ins Häufl eintreten, wo der
Hund ſie wedelnd empfängt, dieweil die Roſl in der Kuchl
han=
tiert, wird der praſſelnde Regen wieder von einem neuen
Don=
nerrollen durchbrüllt, und der Mittag wird wieder zur
Mitter=
nacht, und dieſe Nacht wieder iſt zerriſſen durch blendendes
Blitzgeflamm!
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der Atemluft und zerstören durch ihre unzähligen weißen
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körperchen die mit der Luft eingedrungenen Infektionserreger. Die
Nase gibt innerhalb von 24 Stunden ein halbes Liter Wasser an die
Atemluft ab. Das alles ist wichtig für die Erhaltung Ihrer Gesundheit.
Atmen Sie daher durch die Nase, denn sonst gelangt die Außenluft
kalt, trocken und mit Keimen beladen in Rachen und Lungen, und
Sie erkälten sich, Schnupfen, Husten, Halsschmerz, Heiserkeit,
Kehl-
kopf- und Rachenkatarrh sind oft nur die Folgen der schlechten
Gewohnheit, durch den Mund zu atmen.
Lassen Sie also die Nase zu ihrem Recht kommen, und nehmen Sie
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Seite 12 — Nr. 12
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abends 20½ Uhr, Reſt. Sitte, Karlsſtr.
Tagesordnung:
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2. Bericht der Vorſtandsmitglieder
3. Bericht der Kaſſenprüfer
4. Entlaſtung des Vorſtandes
5. Neuwahl
6. Anträge
7. Verſchiedenes.
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HI. Bunter Te
Solisten: Emmy Hainmüller, Frankfurter Opernhaus;
Marcel Wittrisch, I. lyrischer Tenor der Berliner
Staatsoper; Iwar Andresen, Baß, Staatsoper Berlin;
das große Rundfunk-Orchester, Musikalische
Leitung: Hans Rosbaud, vom Sidwestfunk.
Mitwirkende Emmy Hainmüller, Marcel Wittrisch,
Berlin. Werner Fink von der Katakombe, Berlin, Eugen
Rex, Dialekte, Berlin, Harry Hauptmann, der
Schlager-
komponist am Flügel, Berlin, O. W., Studtmann vom
Südwestfunk, das Rundfunk-Orchester. Musikalische
Leitung: Reinhold Merten.
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