Einzelnummer 10 Pfennige
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Nummer 10
Dienstag, den 10. Januar 1933.
196. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüſlung der
Anzelgen=
auffräge und Teiſiung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerichticher Beſtrelbung fälli ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Die Anterredung Papen—Schleicher.
Fotkſehung der Beſprechungen. — Bevorſtiehende Unkerredung Schleichers mit Hikler
und Empfang Papens beim Reichspräſidenken.
2
Das Ergebnis.
Keine Gegenſählichkeiten zwiſchen Schleicher
und Papen.
Der amtliche Bericht über die einundeinhalbſtündige
Un=
terredung, die am Montag zwiſchen Herrn v.
Schlei=
cher und ſeinem Vorgänger ſtattgefunden hat, begnügt
ſich damit, die Tatſache der Ausſprache feſtzuſtellen, und daran
die Bemerkung zu knüpfen, daß die Behauptungen über
Gegen=
ſätzlichkeiten zwiſchen beiden haltlos ſeien. Vielklüger wird
man alſo dadurch nicht. Denn ſchließlich iſt da das
Per=
ſönliche im Augenblick nicht das Ausſchlaggebende. Wir haben
von Anfang an den Gedanken, daß Herr von Papen etwa eine
Intrige gegen ſeinen Nachfolger eingefädelt habe, abgelehnt.
Aber gerade deshalb hätten wir doch lieber gewußt, wie der
ſach=
liche Inhalt ſeines Berichts ausſah und was Herr v. Schleicher
darauf zu ſagen hatte, zumal weil Herr v. Papen
inzwi=
ſchen auch noch im Ruhrgebiet geweſen iſt und ſich
zweifel=
los zum Ueberbringer von mancherlei Klagen
ge=
macht hat, die dort wegen des ſchwankenden
Wirt=
ſchaftskurſes des Kabinetts Schleicher, an ihn
herangetragen worden ſind.
Man iſt alſo nach wie vor auf Vermutungen
an=
gewieſen. Wir glauben aber annehmen zu dürfen, daß Herr
von Papen von Adolf Hitler nicht ganz ohne Zugeſtändniſſe
ge=
ſchieden iſt. Er wird darauf hingewieſen haben, daß die
Kampf=
ſtellung der Nationalſozialiſten und des Kabinetts Schleicher
ge=
geneinander notwendig zur Auflöſung des Reichstags führen
müſſe, daß aber an Neuwahlen im Augenblick niemand ein
In=
tereſſe habe: weder die Reichsregierung, noch die Parteien, noch
die Wirtſchaft. Wenn jedoch einmal die Mißtrauensvoten
ange=
nommen ſeien, dann könne die Auflöſung nur noch vermieden
werden, falls etwa dem Reichspräſidenten der Beweis für eine
andere, parlamentariſch geſtützte autöritäre Regierung zu
erbrin=
gen ſei.
Vermitklertolle Papens.
Deswegen hat ſich Herr von Papen zum Vermittler
bei der Reaktivierung der Harzburger Front
ge=
macht, wobei er wohl ſelbſt nicht daran denkt, daß Hitler
Kanz=
ler werden könnte, ſondern nur wohl eine Beteiligung
maßgeben=
der Nationalſozialiſten an einer neuen Regierung im Auge hat.
Hitler ſcheint auch nicht „Nein” geſagt zu haben, hat ſich aber
wohl ſeine endgültige Entſcheidung bis zur
kom=
menden Woche, alſo bis nach den Wahlen in Lippe,
vorbe=
halten. Jedenfalls denkt man in Berliner politiſchen Kreiſen
im Augenblick ſehr optimiſtiſch und ſieht große Möglichkeiten, daß
es nicht zur Auflöſung des Reichstags kommen muß wobei dann
entweder der Aelteſtenrat des Reichstags am 20. Januar
über=
haupt eine weitere Vertagung des Plenums beſchließen könnte
oder das Plenum ſelbſt bald nach ſeinem Zuſammentritt ſich
wie=
der auf längere Zeit vertagt. Die offiziöſe Auffaſſung geht alſo
dahin, daß vom Reichstag wohl zunächſt „keine Schwierigkeiten”
zu erwarten ſeien. Dabei iſt aber die ſachliche Umgeſtaltung noch
völlig offen. Herr v. Schleicher hält einſtweilen das
Ange=
bot, das er Herrn Straſſer gemacht hat, noch aufrecht. Er
ſcheint anzunehmen, daß es ihm gelingen wird, mit Hitler ins
Geſchäft zu kommen, wobei für die kommende Woche an
eine Unterredung zwiſchen beiden gedacht iſt. Perſönliche
Rück=
ſichten dürften aber dabei keine Rolle ſpielen.
Indeſſen ſind das alles Ueberlegungen, die vorläufig noch
nicht ſpruchreif ſind. Daß ſie aber angeſtellt werden, zeigt
deut=
lich, wie ſtark der Umſchwung in der Beurteilung der Lage iſt,
denn bis vor wenigen Tagen galt eigentlich die Auflöſung des
Reichstags als unvermeidlich. Wir begnügen uns damit, dieſen
Umſchwung zu verzeichnen, weil wir vorläufig noch nicht ſehen,
wie Hitler den Abſprung von ſeiner Totalitätsforderung finden
will. Er kann ihn früheſtens finden, wenn auch ihn der Ausgang
der Wahlen in Lippe überzeugt haben wird, daß allgemeine
Neuwahlen zum Reichstag für ſeine Partei ſchädlich ſind.
In=
zwiſchen gehen aber die informatoriſchen Beſprechungen weiter.
Sehr wahrſcheinlich wird auch Herr v. Papen, deſſen
Beziehun=
gen zum Reichspräſidenten perſönlich nach wie vor ſehr
herzlich ſind, Herrn von Hindenburg ſelbſt über ſeine
Ein=
drücke und ſeine Auffaſſung der Lage demnäcſt
Bericht erſtatten.
Reichsregierung und Reichstag.
Im Hinblick auf die Möglichkeit, daß der Reichstag erſt zu
einem ſpäteren Zeitpunkt, als urſprünglich vorgeſehen,
zuſam=
mentreten könnte, meint der Conti, daß dieſe Möglichkeit
ge=
ſchäftsordnungsmäßig durchaus denkbar wäre. Denkbar wäre,
daß der Aelteſtenrat ſich am 20. Januar noch einmal verſammelt,
um die Tagesordnung für den Reichstag feſtzuſetzen. In dieſer
Sitzung könnte ſich aus dem Mangel einer ausreichenden
Tages=
ordnung heraus eine Mehrheit für einen ſpäteren Termin
er=
geben. Unter den Gründen, die für eine ſolche Verſchiebung
ſpre=
chen, ſpielen auch die Informationen eine Rolle, nach denen die
nationalſozialiſtiſche Führung ſelbſt erſt für Februar mit den
großen Auseinanderſetzungen und der endgültigen Entſcheidung
rechnet.
Wie dieſe Entſcheidung ausfällt, läßt ſich im Augenblick noch
nicht überſehen. Auf alle Fälle ſind aber die Gerüchte falſch, in
denen bezweifelt wird, daß Reichskanzler von Schleicher vom
Reichspräſidenten die Auflöſungsvollmacht erhalten werde. Conti
glaubt beſtimmt zu wiſſen, daß dieſe Vollmacht abſolut ſicher iſt.
General v. Schleicher, ſo fährt Conti fort, hat ſein gegenwärtiges
ſchweres Amt beſtimmt nicht übernommen, ohne ſich von
vornher=
ein über alle Möglichkeiten Klarheit zu verſchaffen, und die Art,
in der die Propaganda gewiſſer Kreiſe in der letzten Zeit
getrie=
ben worden iſt, war nur noch dazu angetan, dieſe Poſition des
Reichskanzlers zu ſtärken. Gegenüber aller Mundpropaganda,
die in den letzten Tagen im gegenteiligen Sinne betrieben wurde,
wird ſich nun wohl in der Oeffentlichkeit dieſer Eindruck von der
feſten Stellung des Reichskanzlers v. Schleicher durchſetzen.
Wünſche weſtdeukſcher Induſtriekreiſe.
Wie bereits gemeldet,, hatte Herr von Papen in den letzten
Tagen mehrere Beſprechungen mit Vertretern der Wirtſchaft des
Ruhrgebiets, u. a. auch am Samstag eine Beſprechung mit
Generaldirektor Dr. Vögler und Dr. Springorum.
Auf Grund dieler Beſprechungen iſt von weſtdeutſchen
induſtriel=
len Kreiſen erklärt worden, daß man gewiſſe Bedenken
gegen die Sozialpolitik und die
Arbeitsbeſchaf=
füngspolitik des jetzigen Reichskabinetts habe.
Dr. Springorum habe nach offiziöſen Erklärungen weſtdeutſcher
induſtrieller Kreiſe in der Unterhaltung mit Papen ferner
dar=
auf hingewieſen, daß in vielen Induſtriezweigen
wie=
der ein Stillſtand eingetreten ſei, deſſen Urſache
die allgemeine Unſicherheit bilde, da man nicht
genau wiſſe, welchen wirtſchaftspolitiſchen und
ſozialpolitiſchen Kurs das jetzige Kabinett
ein=
ſchlagen werde. Dabei ſei offenbar auch das
Arbeits=
beſchaffungsprogramm Dr. Gerekes kritiſiert
worden. Herr von Papen ſei von den Vertretern der
weſtdeut=
ſchen Induſtrie gebeten worden, dieſe Bedenken dem
Reichskanz=
ler bei der Berichterſtattung über die Kölner Unterredung
gleich=
zeitig mitzuteilen.
der Bolizel
Eint Schupo=Kommandeur für den Oſten.
* Berlin, 9. Januar. (Priv.=Tel.)
Der preußiſche kommiſſariſche Innenminiſter hatte vor einigen
Monaten im Ruhrgebiet den Poſten eines
Polizeikom=
mandeurs für den Weſten geſchaffen und in dieſe
Stelle den Polizei=Kommandeur von Heydekamp aus
Reckling=
hauſen eingeſetzt. Die Zuſammenfaſſung der Polizei
des weſtdeutſchen Induſtriereviers unter
ein=
heitlichem Kommando erregte ſeinerzeit erhebliches
Auf=
ſehen. Die Zentraliſierung der Befehlsgewalt geſchah aber im
weſentlichen wegen der Gefahr größerer kommuniſtiſcher Unruhen.
Im Innenminiſterium glaubt man derartigen Gefahren vorbeugen
zu müſſen, vor allem deswegen, weil das Ruhrgebiet eine ſtärkere
polizeiliche Beſetzung aufweiſt. Für Berlin gibt es
eben=
falls einen derartigen Polizeikommandeur inder
Perſon des Kommandeurs von Poten, der an die Stelle
Hei=
mannsbergs getreten iſt. Jetzt hat das Innenminiſterium im Etat
Mittel für den Poſten eines Kommandeurs für den
preußiſchen Oſten angefordert. Die Entſcheidungen über die
Bewilligung dieſer Mittel ſind aber noch nicht gefallen.
Infolge=
deſſen ſchweigt ſich das Innenminiſterium noch darüber aus, ob der
Kommandeur nach Pommern, Oſtpreußen oder Oberſchleſien
kom=
men ſoll. Da aber der Kommandeur im Weſten und der Berliner
Kommandeur an der Spitze von Polizeiformationen ſtehen, die in
zwei ausgeſprochenen Induſtriegebieten für Ruhe und Ordnung
zu ſorgen haben, iſt anzunehmen, daß jetzt für Oberſchleſien die
gleiche Einrichtung geſchaffen werden ſoll. Oſtpreußen kommt kaum
in Frage, weil hier im Falle größerer Unruhen auch noch der
Wehrkreiskommandeur zur Verfügung ſteht. Die beiden
Polizei=
kommandeure Ruhrgebiet und Berlin ſtehen im Range eines
Generalmajors.
Das Berkehrsweſen im
Arbeitsbeſchaffungs=
progtamm.
* Berlin, 9. Januar. (Priv.=Tel.)
Das Reichsverkehrsminiſterium bemüht ſich bereits ſeit
ge=
raumer Zeit um größere Summen aus dem 500 Millionen=Fonds,
deſſen Mittel dem Sofortprogramm dienen ſollen. Da das
Ver=
kehrsminiſterium auch die — ſonſt ſelbſtändige — Reichsbahn mit
betreut, hat es ſich auch für die Bereitſtellung von Geldern zur
Ausführung einer Reihe von Bauten der Reichsbahn eingeſetzt.
Die Reichsbahngeſellſchaft hat in den letzten Jahren ihr
Beſchaf=
fungsprogramm erheblich droſſeln müſſen. Es ſind natürlich
ver=
ſchiedene Neubauten und Verkehrsverbeſſerungen vorgenommen
worden. Aber dabei hat es ſich ſtets um nicht mehr aufſchiebbare
Arbeiten gehandelt. Sonſt ſind lediglich nur Reparaturen
vor=
genommen worden. Die Reichsbahn hat aber zahlreiche Projekte,
die wegen der finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens
liegen geblieben ſind, jedoch jeden Augenblick zur Durchführung
gelangen können. Das Verkehrsminiſterium hat nun den
leb=
haften Wunſch, daß von den 500 Millionen eine ſtattliche Summe
für die Reichsbahn abgezweigt wird. Das Geld ſoll natürlich nur
als Darlehen gegeben werden. Da aber die Reichsbahn ein ſicherer
Schuldner iſt, der prinzipiell ſeine Zinszahlungen leiſtet, dürfte
es nicht ſchwer ſein, die noch vorhandenen Schwierigkeiten zu
über=
winden. Es müßte natürlich ſichergeſtellt werden, daß die
Reichs=
bahn möglichſt in allen Teilen des Reiches Arbeiten ausführen
läßt. Das Reichsverkehrsminiſterium bemüht ſich weiter, für
eigene Zwecke größere Summen zu erhalten. Die
Reichswaſſer=
ſtraßenverwaltung ſoll in die Lage geſetzt werden, verſchiedene
Bauten durchzuführen. Es ſollen namentlich Schutzbauten gegen
Hochwaſſergefahr errichtet werden. Auch hier ſind die
Verhand=
lungen noch nicht abgeſchloſſen.
* Oeſterteich wird ſturmreiſ.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
C. S. Wien, Anfang Januar 1933.
Nun hat die Regierung Dollfuß ihren Willen. Als letzte
Re=
gierung hat die franzöſiſche, genau 48 Stunden vor Ablauf der
bafür angeſetzten Friſt, das Lauſanner Anleiheprotokoll
ratifi=
ziert. Die offiziöſe Wiener Preſſe ſchwelgt darob in Behagen und
Befriedigung. „Die Nothelfer Oeſterreichs”, ſo nennt voll
Be=
geiſterung ein ſozialiſtiſches Blatt die franzöſiſchen Genoſſen, die
ſich in der Pariſer Kammer für die Anleihe eingeſetzt haben,
während der vom tſchechiſchen Reptilienfond in Prag
ausgehal=
tene „Wiener Tag” erleichtert aufatmet und feſtſtellt, daß mit
der Bewilligung der Anleihe Oeſterreich und mit ihm ein Teil
Mitteleuropas durch Frankreichs Hilfe vor dem Verſinken in
einer Flut nationaliſtiſcher Phraſen und fasciſtiſchen Terrors
ge=
rettet worden ſei. Mit einem Wort: Frankreich iſt
augen=
blicklich wieder einmal Trumpf in Oeſterreich.
Es iſt merkwürdig: gewiſſe öſterreichiſche Kreiſe — nämlich
die, die gegenwärtig regieren, ſcheinen kein höheres Glück zu
ken=
nen, als ein Lob aus Frankreichs Munde . . . Dieſe Oeſterreicher
ſind es, die ſo tun, als könnten ſie Königgrätz nie vergeſſen,
wäh=
rend ſie das, was ihnen Frankreich und ſeine Helfershelfer vor
vierzehn Jahren angetan haben, ſchon längſt vergeſſen haben.
Dieſe Kreiſe ſind es, die hinter jeder aus Berlin kommenden,
noch ſo freundſchaftlichen Aeußerung Zweckpolitik wittern, zu
Herrn Herriot aber gläubig aufſchauen, wenn er ſcheinheilig
be=
teuert: „Man kann Oeſterreich doch nicht wie China oder die
Tür=
kei behandeln!” Gefliſſentlich überhören dieſe Oeſterreicher, die
man richtiger Auſtro=Franzoſen nennen ſollte, die
herausfordern=
den Worte des franzöſiſchen Abgeordneten Schumann, der in der
Pariſer Kammerdebatte wörtlich erklärte: „In Wahrheit
ſteht nicht nur die öſterreichiſche Anleihe auf dem
Spiele, ſondern die ganze franzöſiſche Politik
in Mitteleuropa ... Wenn man den Anſchluß
ver=
meiden will, muß man Oeſterreich die Mittel zum
Leben geben” Wörtlich ſo ſprach dieſer ein wenig offenherzige
franzöſiſche Abgeordnete, indem er damit das eigentliche Weſen der
Lauſanner Anleihe für Oeſterreich treffend kennzeichnete. Und die
Antwort des offiziellen Oeſterreichs auf dieſe Dreiſtigkeit?
Bundes=
kanzler Dr. Dollfuß gab ſie ſchon 24 Stunden ſpäter, als er in
einer Preſſekonferenz mit ſtolzgeſchwellter Bruſt verkündete, er
habe die Nachricht von der Ratifizierung des Anleiheprotokolls
durch die franzöſiſche Kammer mit großer Befriedigung
zur Kenntnis genommen. Etwa, weil dadurch der Anſchluß
ver=
mieden wird?
Der Kampf um die Lauſanner Anleihe, der nunmehr faſt ein
halbes Jahr dauerte, hat — vielleicht als wichtigſtes Ergebnis
endlich einmal mit aller Klarheit gezeigt, daß die Frankomanie in
Oeſterreich, die zweifellos ſtarke hiſtoriſche Wurzeln hat, nicht nur
nicht ausſtirbt, ſondern ſogar noch hier und da im Wachſen iſt.
Wie könnte man es ſich ſonſt erklären, daß ein Mann, wie der
Dichter Richard von Schaukal, den Mut aufbringt, in einer
offen=
bar unterirdiſch von Paris geſpeiſten öſterreichiſchen Zeitſchrift zu
erklären: „Die Oeſterreicher ſind nicht wie die
Schwaben, Sachſen oder Franken einer der
deut=
ſchen Stämme (!) Der Oeſterreicher ſteht dank ſeinen
lateiniſchen, ſeinen ſüdlichen Grundlagen dem Romaniſchen
insbe=
ſondere dem Franzöſiſchen, näher als der Deutſche . . . . Deshalb
darf der Deutſche vom Oeſterreicher nicht gleiches Fühlen
verlan=
gen.” Man faßt ſich an den Kopf ob einer ſolchen Verkennung
ge=
gebener biologiſcher Tatſachen. Man hört aber bald auf, ſich zu
wundern, wenn man in öſterreichiſchen Zeitungen immer wieder
Verunglimpfungen des Norddeutſchen findet, oder gar von dem
offiziöſen Wiener Regierungsblatt, der „Reichspoſt”, dahin
be=
lehrt wird, daß die Sudetendeutſchen und Siebenbürger Sachſen
eigentlich gar keine Oeſterreicher ſeien, ſondern als Ausländer
an=
geſehen werden müßten.
Es iſt kein Wunder, wenn ſich nun Frankreich dieſe
Altöſter=
reich=Propaganda zunutze macht und die gegenwärtige
Machtkon=
ſtellation in Oeſterreich dazu benutzt, um ſich nach Möglichkeit
wirtſchaftlich und kulturell einen Einfluß zu ſichern, der auch eine
andere, wirklich deutſche Regierung in Oeſterreich überdauern kann.
So erſcheint es dann auch ganz logiſch, daß Frankreich ſich bemüht
hat, das größte und angeſehenſte Wiener Blatt, die „Neue Freie
Preſſe” in ſeine Einflußſphäre zu bekommen. Es iſt jetzt knapu vier
Wochen her, da wußte ein öſterreichiſches Blatt mit genauen
Einzelheiten zu berichten, daß die Mehrheit der Aktien
der „Neuen Freien Preſſe” in franzöſiſche Hände
übergegangen ſei. Bis zum heutigen Tage iſt nun dieſe
Meldung nicht dementiert worden. Dafür bringt aber die „Neue
Freie Preſſe”, die, obwohl bisher ſchwer notleidend, ſeit vierzehn
Tagen ſogar in erweitertem Umfange erſcheint, über die
franzö=
ſiſche Kammerdebatte nicht weniger als zwei Seiten, von dem vor
Ergebenheit und Dankbarkeit gegenüber Frankreich triefenden
Leitartikel ganz zu ſchweigen.
Auf dem Wege über Induſtriebeteiligungen, durch ſcheinbate
Zugeſtändniſſe auf handelspolitiſchem Gebiete und durch
ſchein=
heilige Lobeshymnen auf die geiſtigen und kulturellen Großtaten
Oeſterreichs — (ſo etwas hört man ja in Wien nur zu gern und
lächelt dabei geſchmeichelt über dieſes Lob aus dem Munde der
hierfür ſo ſachverſtändigen Grande nation) — ſucht ſich Frankreich
immer wieder aufs neue Sympathien zu ſchaffen. Bis dann
eines Tagesdie öſterreichiſche Stellung reif zum
Sturme ſein wird. Dann freilich wird man in Oeſterreich
mit Staunen feſtſtellen müſſen, daß ſich hinter der heuchleriſchen
Maske angeblicher Bewunderung für die eulture autrichienne nuc
brutales Hegemonieſtreben verſteckte. Dann aber wird es
natür=
lich zu ſpät ſein!
Es iſt heute in der Tat faſt die gleiche Lage. Für
wirtſchaft=
liche Hilfe von ſeiten Frankreichs verkauft Oeſterreich ſeine deutſche
Zukunft. In der Pariſer Kammer erklärt der franzöſiſche
Miniſterpräſident Paul=Boncour: „Es handelt ſich
bei der Anleihe um die Kontinuität der ganzen franzöſiſchen
Außenpolitik der Nachkriegszeit”. Und der öſterreichiſche
Bundeskanzler erklärt: „Ich bin ſehr befriedigt, daß die
Anleihe in Paris angenommen worden iſt!“ Fürwahr, eine
er=
ſchreckend genaue Parallele!
Und dennoch braucht man die Hoffnung nicht aufzugeben, daß
das deutſche Volk in Oeſterreich wieder an die Seite des großen
Deutſchen Reiches zurückfindet. Scheint es auch augenblicklich ſo,
Seite 2 — Nr. 10
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Januar 1933
als ob man in Wien vergeſſen hätte, daß vor achtzehn Jahren nicht
zuletzt auch für die Erhaltung der öſterreichiſch=ungariſchen
Doppel=
monarchie Deutſchland in den Krieg zog, ſo darf man doch mit
Recht hoffen, daß die nationalen, deutſchen Kräfte im heutigen
Oeſterreich, vor allem aber die in ihrem Kern deutſchen
Alpenländer, ſtärker ſein werden, als das
weſt=
leriſch=dekadente Oeſterreichertum des
über=
remdeten Wien.
des Ruhrkampfes.
CNB. Berlin, 9. Januar.
Zum Gedächtnis des Ruhrkampfes, der am 11. Januar mit
dem Einmarſch der franzöſiſchen Truppen in das Ruhrgebiet
be=
gann, erlaſſen der Verein „Deutſcher Rhein” und der
Reichs=
derband der Rheinländer einen Aufruf, in dem es u. a. heißt:
In einmütiger Begeiſterung erhob ſich das ganze deutſche
Volk, um, entwaffnet durch das Verſailler Diktat, im paſſiven
Widerſtand den gewalttätigen Anſchlag auf die Reichseinheit
abzuwehren. Am Rhein und Ruhr verloren Tauſende Heimat
und Freiheit, opferten Hunderte Gefundheit und Leben. Unter
der Fauſt des „Siegers” ſchwiegen die Partei= und
Konfeſſions=
gegenſätze. Alle Stämme des beſetzten Gebietes ſtanden in
lücken=
loſer Front zuſammen gegen den verbrecheriſchen Landesverrat
der Separatiſten. Der Rhein iſt der heilige Strom des deutſchen
Landes, die Rrihr das Zentrum deutſcher Wirtſchaftskraft
ge=
blieben. In Treue und Einigkeit wird das deutſche Volk in
ſeiner Geſamtheit die Dankesſchuld abtragen müſſen für Leiden
und Handeln ſeiner rheiniſchen Brüder und Schweſtern während
der Beſatzungszeit.
deukſchland forderk die Freiheik der Saat!
Auch wer ſich freihält von einem wirklichkeitsfremden
Op=
timtismus wird zugeben müſſen, daß ſich die geſamtpolitiſche
Entwicklung in einen Richtung bewegt, die mit den unhaltbaren
Machtbeſtimmungen des Verſailler Diktates aufzuräumen
be=
ginnt. Völlig unhaltbar, da mit der Grundlage des Friedens,
den Wilſonſchen Punkten, unvereinbar, iſt die Verſailler
Saarregelung. Die Entſcheidung iſt in Verſailles auf
böllig falſcher Grundlage gefällt worden und hält der
geſchicht=
lichen Wahrheit und dem Willen der Bevölkerung an der Saar
nicht ſtand.
Vom Bundder Saarvereine wird für das Jahr 1933
im Rahmen ſeiner üblichen Jahrestagung eine
Saarkund=
gebung vorbereitet, die am Niederwalddenkmal
ſtatt=
finden ſoll und gegen das Unrecht an der Saar ankämpfen will
mit der Loſung: „Deutſchland verlangt die Freiheit
der Saar!” Für die Erledigung des politiſchen
Vortrags=
programms wird voraausſichtlich Bingen oder Rüdesheim
gewählt werden. Als Zeitpunkt kommt Ende Juli bis
An=
fang September in Frage. Es kommt darauf an, an der
allen Deutſchen heiligen Stätte des Niederwalddenkmals durch
ein Maſſenaufgebot die Forderung an die
Welt ſo eindrucks= und wirkungsvoll wie
mög=
lich zu geſtalten, unn allen Völkern zum Bewußtſein zu
bringen, daß Deutſchland nicht gewillt iſt, kerndeutſche
Grenz=
gebiete verſchieben zu lafſen, wie Steine auf einem Schachbrett.
Der Bund der Saarvereine und die Geſchäftsſtelle
„Saar=Verein” haben ſich bereits mit den in Frage
kom=
mienden Spitzenverbänden kameradſchaftlicher, politiſcher,
ſport=
licher, landsmannſchaftlicher und charitativer Organiſationen in
Verbindung geſetzt, um zu erreichen, daß etwa für das
kom=
mende Jahr vorgeſehene Veranſtaltungen zeitlich und örtlich
mit der Saarkundgebung am
Niederwalddenk=
mal vereinigt werden können. Der Welt ſoll durch dieſe
Kund=
gebung der unbeirrbare Wille des deutſchen Volkes nahe
ge=
bracht werden, das Saargebiet unverzüglich und reſtlos
zurück=
zuerhalten; dem Saargebiet und ſeiner treuen Bevölkerung aber
ſoll mit dieſer Kundgebung der Dank für die dem Deutſchtum
gehaltene Treue vermittelt und die Gewißheit beſtärkt werden,
daß ganz Deutſchland ſich für den Freiheitskampf des
Saar=
gebiets einſetzt. Sicherlich wird auch die Saargebietsbevölkerung
ſich im größten Ausmaß an dieſer Kundgebung beteiligen.
Der Ruf „Zum Rhein, zum deutſchen Rhein!” ſoll
deshalb für das Saargebiet und für ganz Deutſchland eine
zeitgemäße politiſche Bedeutung erhalten.
Aufraf des Arbeiksausfchaſſes deutſcher Berbände.
Berlin, 9. Januar.
Der Arbeitsausſchuß deutſcher Verbände veröffentlicht einen
Aufruf zum 10. Januar, in dem es u. a. heißt:
Wieder jährt ſich jetzt ſchon zum 13. Male der Tag, an dem
das Verſailler Diktat in Kraft trat. Endlich iſt jetzt durch das
Genfer Dezemberabkommen anerkannt worden,
daß Deutſchland und den anderen abgerüſteten
Bom Tage.
Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin=Kroſigk wird in der
Dienstagsſitzung des Haushaltsausſchuſſes des Reichstags die
an=
gekündigte Rede über die Finanzlage des Reiches halten. Ob der
Finanzminiſter bereits Einzelheiten über den Haushaltsplan
mitteilen wird, iſt zur Stunde noch ungewiß.
Reichsarbeitsminiſter Dr. Syrup ſprach am Montag im
Weſt=
fäliſch=Lippeſchen Wirtſchaftsbund über das Jugendnotwerk und
den freiwilligen Arbeitsdienſt.
Der Reichsaußenminiſter empfing den franzöſiſchen
Botſchaf=
ter Frangois=Poncet, der ihm den Dank der franzöſiſchen
Regie=
rung für die Rettungsaktion des deutſchen Schiffes „Ruhr” und
für das Beileid der deutſchen Regierung übermittelte.
Der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung, Dr. Gereke,
empfing am Montag die Vertreter aller Spitzenverbände des
Baugewerbes zu einer ausführlichen Beſprechung über die
Durch=
führung des Arbeitsbeſchaffungsprogramms.
Der frühere ſächſiſche Staatsminiſter Dr. Heinrich Guſtav
v. Beck iſt am Montag früh in Dresden geſtorben. Dr. v. Beck
war lange Jahre Oberbürgermeiſter von Chemnitz, wurde 1908
ſächſiſcher Kultusminiſter und im Oktober 1918 Vorſitzender im
Geſamtminiſterium. Nach dem Umſturz war Dr. v. Beck aus dem
Staatsdienſt ausgeſchieden.
Die nationalſozialiſtiſche Reichstagsfraktion hat gegen das
Demonſtrationsverbot in Lippe beim Reichskanzler telegraphiſch
Proteſt eingelegt.
Der bisherige deutſchnationale oldenburgiſche
Landtagsabge=
ordnete, Studienrat Oſterich, der ſeit dem vorigen Jahr auch
Vize=
präſident des Landtags war, hat in einem Schreiben an den
Lan=
desverbandsvorſitzenden der DNVP. mitgeteilt, daß er aus der
DNVP. ausſcheide und gleichzeitig ſein Landtags= und auch ſein
Stadtratsmandat niederlege. Er erklärt, daß er im kommenden
Entſcheidungskampf auf der Seite Hitlers ſtehen werde.
Bei den Wahlen zum Stadtrat in Hutſchin wurde der
bis=
herige Bürgermeiſter Peſchel (Deutſch=Chriſtl.=Soz. Partei)
wieder=
gewählt. Von den 12 Stadtratsmandaten erhielten die Deutſchen 7.
während ſich die Tſchechen mit den reſtlichen fünf Sitzen begnügen
mußten.
Der frühere japaniſche Marineminiſter Oſumi hat nach dem
geſtern erfolgten Rücktritt des bisherigen Miniſters Admiral
Okada den Poſten als Marineminiſter wieder übernommen.
Ad=
miral Okada iſt aus Geſundheitsrückſichten zurückgetreten.
Der frühere japaniſche Außenminiſter Matſuzo Nagai iſt als
Nachfolger Obatas zum japaniſchen Botſchafter in Berlin
er=
nannt worden.
Das japaniſche Oberkommando hat die Schaffung eines
Pufferſtaates mit Schanhaikwan als Hauptſtadt vorgeſchlagen.
Staaten die Gleichberechtigung nicht mehr
ver=
ſagt werden kann. Die neue Konvention, die Teil V des
Verſailler Diktates erſetzen ſoll, muß Deutſchland die gleiche
Freiheit des Wehrſyſtems, die gleichen Waffen, die gleiche
natio=
nale Sicherheit wie den anderen Völkern geben. Wir
ver=
langen die Verwirklichung der deutſchen
Gleich=
berechtigung und unzweideutige
Vereinbarun=
gen auf der Grundlage gleicher Rechte und
glei=
cher Pflichten. Wir bringen aber auch ebenſo deutlich zum
Ausdruck, daß die Löſung bald erfolgen muß, daß ein längeres
Verſchleppen nicht mehr möglich iſt und nicht mehr geduldet
wird, daß der Bruch der Verpflichtung der anderen zur
Ab=
rüſtung Deutſchland die Handlungsfreiheit wieder gibt.
Deutſchland ſteht im ſchwerſten Kampf um Arbeit und Brot,
um das nackte Leben ſeines Volkes. Es iſt auch heute noch in ſeiner
wirtſchaftlichen Entwicklung durch übermäßige Zahlungen an das
Ausland belaſtet. Es kann in ſeinem engen und durch die
Beſtim=
mungen des Verſailler Vertrags verkümmerten Raum nicht leben.
Es braucht eine Ausweitung dieſes Raumes durch Arbeitszuwachs.
Beides kann nur geſchaffen werden durch Beſeitigung der
Hemmniſſe, wie ſie die Friedensdiktate
errich=
ter haben. Heute müſſen die ehemaligen Empfänger und
Nutz=
nießer der deutſchen Tributzahlungen gegen die Abtragung ihrer
Schulden die gleichen Gründe anführen, die Deutſchland früher
vorbrachte. Europa und die Welt leiden heute nicht nur
unter dem Krieg, ſie leiden unter den
Friedensverträ=
gen, die die Kriegsfolgen nicht beſeitigt haben,
die vielmehr ſelbſt Wurzel des Unheils
gewor=
den ſind. Nur durch ihre Reviſion kann daher
Beſſerungkommen. Soiſtder Kampf um die
Revi=
ſion der Friedensverträge gleichzeitig ein
Kampf um die Neuordnung Europas. Das neue,
beſ=
ſere Europa kann nur durch gleichberechtige Völker geſchaffen
wer=
den. In dieſem Sinne wird der Arbeitsausſchuß deutſcher
Ver=
bände ſeinen Kampf gegen die Kriegsſchuldlüge für
die Reviſion und für die Gleichberechtigung
fortſetzen.
Der Aufruf iſt unterzeichnet vom Präſidenten des Ausſchuſſes
Dr. Heinrich Schnee, Gouverneur z, D., und dem
geſchäftsführen=
den Präſidenten Dr. phil. h. c. Hans Dräger.
Ein Bergleich der Arbeitsleſen= und
Beſchäftigkenziffern.
Berlin, 9. Januar.
Im Hinblick auf die in den nächſten Tagen fällig werdende
Veröffentlichung der Arbeitsmarktſtatiſtik für die zweite
Dezem=
berhälfte des vergangenen Jahres wird in unterrichteten
Kreiſen=
darauf hingewieſen, daß eine richtige Bewertung der
Arbeits=
loſenziffern nur dann möglich iſt, wenn man dieſe Ziffern in die
Beziehung zu den entſprechenden Beſchäftigtenzahlen ſetzt. Da die
rein zahlenmäßige Arbeitsmarktſtatiſtik nicht alle Arbeitsloſen
er=
faßt und ein erheblicher Perſonenkreis, der im Sinne der
geſetz=
lichen Vorſchriften als arbeitslos zu gelten hätte, nicht bei den
Arbeitsämtern gemeldet iſt und auch aus wirtſchaftlichen
Grün=
den keine Unterſtützung bezieht — wenn beiſpielsweiſe verdienende
Angehörige vorhanden ſind — kann eine wirkliche Bewertung der
Arbeitsmarktlage nur bei einem Vergleich der Arbeitsloſen= und
der Beſchäftigtenziffern erfolgen. Hinzu kommt, daß zu Zeiten
einer gewiſſen Ausſicht auf Arbeit die Meldungen der
Arbeits=
ſuchenden bei den Arbeitsämtern erheblich zunehmen, und zwar
gerade aus den Perſonenkreiſen, die zwar arbeitslos ſind, aber
keine Unterſtützung beziehen.
Belegt wird dieſe Auffaſſung durch einen Vergleich der
Be=
ſchäftigten= und Arbeitsloſenzahlen, ſoweit ſie aus der zweiten
Hälfte des vergangenen Jahres vorliegen. Die
Krankenkaſſen=
ſtatiſtik berechnete Ende Auguſt 12 755 000 Beſchäftigte und Ende
November 12 699 000 Beſchäftigte. Das bedeutet eine
Verringe=
rung um 56 000. Die entſprechenden Zahlen der
Arbeitsloſen=
ſtatiſtik betragen Ende Auguſt 5 224 000 und Ende November
5 355 000 gemeldete Arbeitsloſe. Das bedeutet eine Zunahme um
131 000. Es ergibt ſich alſo, daß im gleichen Zeitraum die
Be=
ſchäftigtenzahl nur um 56 000 zurückgegangen iſt, während die
Zahl der gemeldeten Arbeitsloſen um 131 000 geſtiegen iſt.
* Berlin, 9. Januar. (Priv.=Tel.)
Die Methoden, mit denen die alte preußiſche Regierung Braun
Preſſepolitik durch finanzielle Unterſtützung trieb, findet jetzt eine
eigenartige Beleuchtung durch einen Rechenſchaftsbericht der
Ober=
rechnungskammer, der dem Preußiſchen Landtag zur
Kenntnis=
nahme zugeleitet worden iſt. Daraus ergibt ſich, daß in den
Jah=
ren 1929/30 insgeſamt mehr als zwei Millionen Mark amtliche
Gelder dazu benutzt worden ſind, um Zeitungen und
Korre=
ſpondenzfirmen, unter ihnen vor allem den Betrieb der „
Kölni=
ſchen Volkszeitung”, die Generalanzeiger in Oſterrode und Stolp
und einen Berliner Korreſpondenzverlag, durch Darlehen und
un=
mittelbare Beteiligung zu ſtützen.
Dieſe Gelder wurden teilweiſe unter „unvorhergeſehene und
vermiſchte Ausgaben”, ſowie „zur Beſeitigung eines
außerordent=
lichen Notſtandes” gezahlt. Der Bericht der Oberrechnungskammer
nimmt davon Kenntnis, daß die Staatsregierung einen ſolchen
Notſtand darin erblickt hat, daß „in den Grenzgebieten keine oder
zu wenig Zeitungen exiſtieren, von denen die nationale Politik
im Sinne der Staatsregierung geſtützt wurde.” Nationale Politik
im Sinen der Staatsregierung, alſo im Sinne der Regierung
Braun. Die Oberrechnungskammer hält aber eine Verrechnung der
Mittel bei den angegebenen Haushaltsſtellen nicht für zuläſſig.
Sie ſtellt darüber hinaus feſt, daß die Beteiligung veräußert
wor=
den ſind und daß die völlige Abwicklung einer Treuhandgeſellſchaft
übertragen worden iſt. Indeſſen ſteht ſchon jetzt zweifellos feſt, daß
der größte Teil der Geldmittel verloren iſt, da die zur Betreuung
dieſer Gelder gegründete zentrale Verlagsgeſellſchaft im großen
Stil gwirtſchaftet hat. Das Perſonal beſteht nur aus drei
Per=
ſonen, von denen der Geſchäftsführer neben hohen Tagegeldern
auf Dienſtreiſen noch 18 000 Mark Gehalt, über 4000 Mark
Dienſt=
aufwandsentſchädigung und 2000 Mark Urlaubsunterſtützung, der
Buchhalter 10 000 Mark Gehalt und 1000 Mark Urlaubsvergütung
erhalten hat.
Eine Kundgebung des Jungdeutſchen Ordens.
CNB. Rendsburg, 9. Januar.
Die Abteilung Nord des Jungdeutſchen Ordens hielt heute
hier eine Tagung ab, in der die Abſendung einer Kundgebung
an den Reichskanzler beſchloſſen wurde, in der es heißt:
Die Führerſchaft des Jungdeutſchen Ordens, Großballei Nord,
fordert, daß weniger Rückſicht genommen wird auf die
Störungs=
verſuche der Parlamentsparteien und deren Hintermänner.
So=
fortige großzügige Inangriffnahme der
Sied=
lung im Sinne des großen Planes von Arthur Mahraun löſt
das Arbeitsloſenproblem und gibt uns auf der Grundlage der
ſo erreichten inneren Freiheit das Recht und die Möglichkeit,
be=
geiſtert für die Freiheit und die Ehre des deutſchen Volksſtaates
ſich einzuſetzen.
Der deutſche Prokeſkankismus
An der Jähreswenge.
Von Dr. Bergér, Darmſtadt.
Die Zeit der Kriſis, in der wir ſtehen, iſt nicht zuletzt eine
Zeit der Kriſis der Religion und der Kirche. Zu
eng ſind beide mit den Aeußerungen des äußeren und inneren
Lebens unſeres deutſchen Volkes verbunden, als daß ſich deſſen
Nöte auch hier fühlbar machen ſollten. Unter der Wucht der
Exiſtenzerſchütterung des Einzelnen und des Volkes wacht die
Frage nach dem Sinn des menſchlichen Seins und
den ſittlichen Lebensordnungen mit neuer Eindringlichkeit auf.
Wo dieſe im Sinne atheiſtiſcher Weltanſchauung, der
Gottloſen=
bewegung, beantwortet oder ohne Verſtändnis und Beziehung
zu den geſchichtlich gewordenen Formen kirchlichen Lebens gelöſt
werden ſollen, da entſteht die innere Kriſis, die Kriſis von
Reli=
gion und Kirche.
Die Gottloſenbewegung hat in Deutſchland dauernd
an Boden gewonnen. Nichts kann darüber hinwegtäuſchen, daß
trotz des Verbotes des kommuniſtiſchen Freidenkerverbandes
unter der Tarnkappe aller möglichen Organiſationen eine ſehr
ſtarke Jugendpropaganda getrieben wird. Andererſeits ſind, wie
zahlreiche Vorkommniſſe zeigen, die ſozialiſtiſchen
Freidenker=
verbände in Ton und Haltung kaum mehr von jenen zu
unter=
ſcheiden. Wir müſſen damit rechnen, daß in Deutſchland wohl
Hunderttauſende organiſierter Gottloſer, mögen ſie ſich nun ſo
nennen oder nicht, die Kriſis von Religion und Kirche ſtändig
zu vergrößern trachten. So haben denn auch die
Austritts=
zahlen noch immer ſteigende Tendenz, wenn auch die Zahl
der Ausgetretenen im Vergleich zu der ungeheuerlichen
Propa=
ganda und dem oft geübten Terror mit nur wenigen Prozent
der Geſamtbevölkerung eigentlich nicht beſonders imponierend
iſt. Auch die zahlreichen Sekten, hinter deren chriſtlichen
Namen ſich oft ſehr unchriſtliche Hintermänner verſtecken, haben
leider noch immer aus katholiſchem und evangeliſchem Lager
einen Zulauf, der eigentlich eines Volkes mit gründlicher
All=
gemeinbildung wie es das deutſche iſt, unwürdig iſt. Ein gleiches
gilt für die in den Großſtädten blühenden okkultiſtiſchen
Zir=
kel deren Literatur, faſt durchweg wiſſenſchaftlich wertlos,
lediglich Geldmacherei bedeutet. Nehmen wir noch hinzu, daß
unter dem Einfluß der Katholiſchen Aktion auch die Spannung
zwiſchen den beiden großen Konfeſſionen merklich zugenommen
hat, ſo haben wir ein Bild der inneren Kriſis.
Nichtsdeſtoweniger kann irgendwie von einer Erſchütte=
rung der Kirche oder des Glaubens geſprochen werden. Der
Zuſammenbruch 1918 hat den Proteſtantismus ſtärker getroffen,
wie jede andere Weltanſchauung, weil er mit dem deutſchen
Staat vielleicht zu ſtark verbunden geweſen iſt. Aber im
ver=
gangenen Jahr iſt mit ſteigender Deutlichkeit offenſichtlich
ge=
worden, daß die Erſchütterung zu einer Selbſtbeſinnung
geführt hat. Ausgehend von der dialektiſchen Theologie, hat
dieſe weit über den Kreis derjenigen geführt, die dieſer Theologie
naheſtehen, ſondern das ganze Gebiet der Geiſteswiſſenſchaft
erfaßt, wie die Literatur des letzten Jahres überall deutlich
zeigt. Man fühlt ſich überall auf proteſtantiſchem Boden vor die
letzten weſentlichen Fragen der inneren Exiſtenz
geſtellt. Ausgehend von dem geſchichtlichen Neuverſtändnis der
Reformation folgt eine Neubegründung ebangeliſcher Theologi=,
eine Beſinnung auf das Weſen der Kirche und endlich eine
Neubelebung des kirchlichen Bewußtſeins
über=
haupt. Dieſe iſt ſo deutlich an der kirchlichen Statiſtik des
Kirchenbeſuches nachweisbar, ſowohl in ganz Deutſchland, als
luch in unſerem Heſſenlande und insbeſondere auch in unſerer
Stadt. Alles andere als eine ſterbende Kirche, trotzdem die
Kirchenfremden immer mehr der Kirche den Rücken kehren. In
einer Zeit, da der geunde Sozial=Gedanke ſich
mehr und mehr im Sozialismus totgelaufen
hat, da die lebensnotwendige nationale Kraft
im Nationalismus zu verengern droht, wird
es den Einſichtigen immer klarer, daß der mit
dem deutſchen Volkstum weſenhaft verbundene
Proteſtantismus, der ebenſo weſenhaft, die
ſittlichen Kräfte des Evangeliums darſtellen
will, die kommende Macht der Geſundung iſt,
die die beiden ſchickſalhaften Fragen unſerer
Zeit allein löſen zu können ſcheint: die ethiſche
Sicherung des autoritären, volkhaften Staates
und einer ſozial geordneten Volkswirtſchaft.
Zum mindeſten ſind dieſe Gedanken von führenden Köpfen
deutlich geſehen worden.
Das gibt auch dem deutſchen Proteſtantismus die ſpürbare
größere Aktivität. Er fühlt ſich berufen, dem Staate zu ſagen,
was Staat iſt und dem Volke, was Volkstum, Ehe, Beruf ſei.
Der Evangeliſche Bund hat ſeine richtunggebenden „
Forde=
rungen für Staat und Kirche” herausgebracht, die
deut=
lich dieſen Beruf erfüllen ſollen. Die deutliche Ablehnung eines
„chriſtlichen Staates”, d. h. eines von der Kirche beherrſchten
Staates auf evangeliſcher Seite — im Gegenſatz zur
katho=
liſchen, die immer erneute Anſtrengungen macht, ſich des Staates
reſtlos zu bemächtigen — gibt das Recht auf der anderen Seite
das Recht, die Frage Staat und Kirche im Sinne der
Selbſtändigkeit der Kirche in ihrem inneren Leben zu beant=
worten. Dieſe Haltung grundſätzlich neu zu begründen, iſt
darum notwendig, weil ſowohl von der politiſchen Linken, wie
von der politiſchen Rechten im Laufe dieſes Jahres mehrfach.
der Verſuch des parteipolitiſchen Einbruchs in
das kirchliche Leben gemacht wurde. Das haben
nament=
lich die kirchlichen Neuwahlen in Preußen und in Baden
ge=
zeigt, wo zum erſten Male von parteipolitiſcher Seite
kirchenpolitiſche Gruppen gebildet wurden.
Eine vertiefte Selbſtbeherrſchung und ein
ge=
feſtigter Wille, ſich von dem ihm hiſtoriſch und ethiſch
zu=
ſtehenden Einfluß auf das geiſtig und öffentliche Leben des
deutſchen Volkes nicht von anderen Mächten, welche ſie auch
immer ſeien, abdrängen zu laſſen, iſt das Kennzeichen der Lage
des Proteſtantismus an der Jahreswende. Hierzu noch ein
paar Bemerkungen über das innerkirchliche Leben und
unſere engere Heimat.
Bezeichnend iſt auch hier, daß für unſer Heſſenland die
Frage der großheſſiſchen Kirche nicht zur Ruhe kommt,
wenn wir auch bedauernd feſtſtellen müſſen, daß ſie am
Jahres=
ende nicht günſtiger ſteht, wie ſeinerzeit am Jahresanfang.
Ebenſo iſt für Deutſchland die Frage der Reichskirche
ge=
rade am Jahresende mit beſonderer Lebhaftigkeit diskutiert
worden. Wenn man auch im weſentlichen die Anſicht vertrat, daß
die Zeit noch nicht reif ſei dafür, und das erreichbarere Ziel des
inneren Ausbaues des Deutſchen Evangeliſchen Kirchenbundes
feſter ins Auge gefaßt werden müſſe, ſo zeigt ſich doch auch
hier der ſtärker werdende Drang der evangeliſchen Lebenskräfte
nach Geltung im deutſchen Volk.
Ein Notjahr war das vergangene für die Kirche, um
des=
willen, weil ſie beſonders unter Geldnot zu leiden hatte.
Ledig=
lich auf die ſinkenden Steuern angewieſen, war ſie nur unter
härteſten Entbehrungen und Einſchränkungen an wichtigſten
Aufgabengebiete imſtande, durchzukommen. Für Heſſen
beſon=
ders empfindlich, daß nun von Jahr zu Jahr der
Finanzaus=
gleich zwiſchen Staat und Kirche hinauszögert und damit nach
unſerem Empfinden der Kirche vorenthalten wird,
beziehungs=
weiſe nur erſatzwveiſe auf dem Gnadenwege gegeben wird, was
ihr rechtlich zuſtünde. Auch ſonſt iſt unſere Freude an den
gegenwärtig beſtehenden Verhältniſſen in Heſſen nicht.
gerade geſteigert worden. Die ſeit Jahren beklagte
Impari=
tät, namentlich bei der Anſtellung von Beamten, iſt um nichts
gemildert. Wenn man deutlich fühlt und merkt, daß auch
berech=
tigte Erregung im evangeliſchen Volksteil über offenſichtliche
Benachteiligung ohne jede Beachtung bleibt, während der
katho=
liſchen Minderheit unſeres Landes ein Wunſch nach dem
ande=
ren erfüllt wird, ſo kann das auf die Dauer nicht ohne innere.
Folgen bleiben. Die Wunde, die mit der Verlegung des
Päda=
gogiſchen Inſtituts von Darmſtadt nach Mainz geſchlagen iſt,
Dienstag, 10. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 10 — Seite 3
Porbereitung der Weltwirtſchaftskonferenz.
Im Schaklen des Kriegsſchulden= und Goldproblems. — Keine günſtigen Ausſichken für ergebnisreiche
Verhandlungen. — Berkagung der großen dringenden Probleme wahrſcheinlich.
Zuſammenkrikt des Sachverſtändigen=
Ausſchuſſes.
Ernſte Mahnung des Präfidenken.
Genf, 9. Januar.
Der große vorbereitende Sachverſtändigen=Ausſchuß für die
Weltwirtſchaftskonferenz iſt heute hier zu ſeiner zweiten
ab=
ſchließenden Tagung zuſammengetreten. Die Verhandlungen
wur=
den gleich zu Beginn, wie auch auf der erſten Tagung für ſtreng
geheim erklärt. In dem Ausſchuß ſind die einladenden Mächte der
Lauſanner Konferenz: Deutſchland, Frankreich, England, Italien
und Japan, ferner auf Beſchluß des Völkerbundsrates die
ameri=
kaniſche und belgiſche Regierung, das Internationale Arbeitsamt,
das Internationale Landwirtſchaftsinſtitut in Rom, ſowie eine
Reihe von vom Völkerbundsrat ernannten Finanzſachverſtändigen
vertreten. Unter den international bekannten
Finanzſachverſtän=
digen ſieht man Profeſſor Riſt (Frankreich), Profeſſor Beneduce
(Italien), den Unterſtaatsſekretär im engliſchen Schatzamt
Phi=
lips, ſowie Leith Roß (England), den amerikaniſchen
Vizepräſi=
denten der BJ3. Fraſer. Die deutſche Regierung iſt durch
Miniſte=
rialdirektor Poſſe (Reichswirtſchaftsminiſterium) und Geheimrat
Vocke (Reichsbank) vertreten.
Der Präſident der holländiſchen Nationalbank Trip, der
Vor=
ſitzende des Ausſchuſſes, eröffnete die Verhandlungen mit einer
ungewöhnlich ernſten Mahnung an den Ausſchuß, jetzt endlich zu
praktiſchen Ergebniſſen zu gelangen, die jedoch nur durch
gegen=
ſeitiges Verſtändnis und gegenſeitige Zugeſtändniſſe, nicht aber
auf dem Wege des bisherigen wirtſchaftlichen Abſchluſſes und
wirt=
ſchaftlichen Kampfes erreicht werden könnten. Trip betonte
nach=
drücklich, daß die Sachverſtändigen ſelbſtverſtändlich das Recht
hät=
ten, auchpolitiſchſchwierigeFragen zu behandeln.
Dieſe offenſichtliche Anſpielung auf die großen,
bis=
her ungeklärten internationalen Finanzfragen wurde von
dem amerikaniſchen Sachverſtändigen
aufgenom=
men, der unter allgemeiner Aufmerkſamkeit betonte, der
Aus=
ſchuß könnte ſich naturgemäß auch mit den politiſch ſchwierigen
Fragen befaſſen.
Der Sachverſtändigen=Ausſchuß wird zunächſt in die
General=
ausſprache über die großen Finanz= und Wirtſchaftsprobleme
ein=
treten. Die weiteren Arbeiten verlaufen dann wieder in den
bei=
den großen Ausſchüſſen für die Finanz= und wirtſchaftspolitiſchen
Fragen. Die Ausſichten für eine materiell ergebnisreiche
Verhand=
lung der dringenden Finanz= und Wirtſchaftsprobleme werden
jedoch nach wie vor wenig günſtig beurteilt, da die internationale
Schuldenfrage und die großen Gegenſätze in der Frage der
Gold=
währung völlig ungeklärt ſind und dieſe beiden beherrſchenden
Hauptprobleme die ſachliche Arbeit vollſtändig lähmen. Man
nimmt in unterrichteten Kreiſen an, daß der Ausſchuß ſich
ange=
ſichts dieſer ungeklärten Lage im weſentlichen auf eine rein
for=
male Aufſtellung der Tagesordnung für die
Weltwirtſchaftskonfe=
renz beſchränken und die ſachliche Behandlung der großen
drin=
genden Probleme auf die Weltwirtſchaftskonferenz vertagen wird.
Englands vier Vorausſehungen
für eine Beſſerung der Welkwirtſchaftslage.
Die allgemeine Ausſprache begann am Montag nachmittag
mit einer Rede des engliſchen
Finanzſachverſtän=
digen Frederic Leith=Roß, der ausführte, daß eine Beſ
ſerung der Weltwirtſchaftslage an vier
Vorbe=
dingungen geknüpft ſei. Zunächſt müſſe das Problem
der Kriegsſchulden bereinigt werden. Dieſe Frage ſtehe
gegenwärtig im Vordergrund. Die Methode ſei dabei nach ſeiner
Meinung gleichgültig. Das Kriegsſchuldenproblem könne vor der
Weltwirtſchaftskonferenz in einer eigenen Schuldenkonferenz oder
während der Weltwirtſchaftskonferenz in beſonderen
Verhand=
lungen zwiſchen den beteiligten Mächten gelöſt werden. Feſt ſtehe
jedoch, daß dieſe Frage eine baldige Regelung finden müſſe.
Weiter ſei das Problem der Stabiliſierung der
Währungen ins Auge zu faſſen, das jedoch nur befriedigend
gelöſt werden könne, wenn eine Neuverteilung der Goldvorräte
ſtattfinde.
Ferner ſeien die Wiederherſtellung der normalen
Kreditbeziehungen und die Verminderung der
Handelshemmniſſe mit dem Ziel ihrer vollſtändigen
Ab=
ſchaffung notwendige Vorausſetzungen für eine wirtſchaftliche
Wie=
derankurbelung, und demnach dringliche Aufgaben der
Weltwirt=
ſchaftskonferenz. — Die Stillhalteabkommen müßten
durch dauernde Abmachungen erſetzt werden.
Amerika ſtellt Schuldenlöſung in Ausſicht
bei Rückkehr aller Länder zum Goldſtandard.
Die Haltung des amerikaniſchen Delegierten
Williams der nach Leith=Roß das Wort ergriff, war nach der
allgemeinen Auffaſſung der Delegierten um einiges weniger
zu=
rückhaltend, als bei der erſten Tagung im November vorigen
Jahres. U. a. ſprach Williams, wenn auch in vorſichtiger Form,
die Hoffnung aus, daß Amerika bald eine Löſung
des Kriegsſchuldenproblems finden und auch
durch eine gewiſſe Zollherabſetzung zum Erfolg der
Weli=
wirtſchaftskonferenz beitragen möge. Der amerikaniſche Delegierte
wies in dieſem Zuſammenhang darauf hin, daß ſich in Amerika
mehr und mehr die Meinung durchſetze, daß die
Wirtſchafts=
kriſe nur auf dem Wege allgemeiner
Zuſammen=
arbeit gelöſt werden könne. — Williams verbreitete ſich
ſodann über die Wichtigkeit der Rückkehr aller
Län=
der zum Goldſtandard.
Die Darlegungen des amerikaniſchen Sachverſtändigen
wur=
den in Delegiertenkreiſen beſonders beachtet.
Der franzöſiſche Sachverſtändige, Profeſſor Riſt, wies in
ſei=
nen Ausführungen namentlich auf die Bedeutung einer
neuen Währungsſtabiliſierung, normalen
Kapital=
verkehrs und internationaler Handelsbeziehungen durch
Ab=
ſchaffung der Deviſenkontrolle hin.
Eine deutſche Denkſchrift überreicht.
Die allgemeine Ausſprache im Vorbereitungsausſchuß wird
am Dienstag fortgeſetzt werden. Als nächſter Redner dürfte
Miniſterialdirektor Dr. Poſſe ſprechen, um die deutſche
Lage und die Auffaſſung Deutſchlands über die Aufgaben der
Weltwirtſchaftskonferenz darzulegen. Inzwiſchen iſt von Dr. Poſſe
beim Präſidenten des Ausſchuſſes eine umfangreiche
Denk=
ſchrift eingereicht worden, die u. a. auch Fragen der
Erleichte=
rung von Zollformalitäten und der Vereinbarkeit von
Anti=
dumping=Maßnahmen mit der unbedingten Meiſtbegünſtigung
behandelt. Dieſes Memorandum wird, wie auch andere
Denk=
ſchriften, in der Debatte der demnächſt wieder in Tätigkeit
tre=
tenden Unterausſchüſſe beſprochen werden.
Geufer Inkernakionale Konſerenz
zur Bekämpfung der Arbeitslofigkeik.
Genf, 9. Januar.
„Die vom Internationalen Arbeitsamt einberufene Konferenz
zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit durch Herabſetzung der
Ar=
beitszeit tritt am Dienstag zuſammen. 28 Staaten, darunter
ſämt=
liche europäiſchen Mächte, nehmen an der Konferenz teil und haben
umfangreiche Abordnungen entſandt, die aus Vertretern der
Re=
gierungen, der Arbeitgeber= und Arbeitnehmerverbände
zu=
ſammengeſetzt ſind. Die amerikaniſche Regierung entſendet einen
Beobachter. Die Moskauer Regierung hat vorläufig zu der
Ein=
ladung noch nicht Stellung genommen. Die Konferenz hat die
alleinige Aufgabe, eine allgemeine einheitliche Herabſetzung der
Arbeitszeit als Mittel zur Löſung oder Minderung der
internatio=
nalen Arbeitsloſigkeit zu prüfen. Der Konferenz liegt ein
um=
fangreicher Bericht des Internationalen Arbeitsamtes vor, der
eine zuſammenfaſſende Darſtellung der Arbeitsloſigkeit in den
ein=
zelnen Ländern ſowie die Geſamtzahl der Arbeitsloſen auf etwa
dreißig Millionen beziffert und den dadurch entſtandenen
Lohn=
ausfall auf 105 Milliarden Goldfranken (etwa 84 Milliarden
RM.) jährlich ſchätzt. Der Bericht kommt zu der Schlußfolgerung,
daß eine einheitliche Herabſetzung der Arbeitszeit zu einer neuen
umfangreichen Arbeitsbeſchaffung führen und damit eine
weſent=
lich Herabſetzung der Arbeitsloſenzahl bedeuten würde. Das
Inter=
nationale Arbeitsamt legt ferner der Konferenz den Entwurf
eines einheitlichen elaſtiſch gehaltenen Abkommens auf geſetzliche
Einführung der 40=Stunden=Woche vor.
wird beſtehen bleiben, ſo lange dieſer Zuſtand beſteht.
Unver=
ſtändlich aber, daß man nun auch die heſſiſchen
Aufbau=
ſchulen den gleichen Wünſchen zu opfern bereit zu ſein
ſcheint.
Trotz der Not war der Helferwille der Kirche
un=
gebrochen. Mit Dankbarkeit und Stolz dürfen wir davon
be=
richten, daß Liebesarbeit der Kirche, namentlich in ihren
ver=
ſchiedenen Winterhilfseinrichtungen in Stadt und Land
Tauſen=
den und Abertauſenden zugute kam und eine unentbehrliche
Er=
gänzung öffentlicher Fürſorgemaßnahmen darſtellt, ohne die noch
mehr Exiſtenzen in den Bettel hinabſinken würden. Auch was
ſonſt von kirchlicher Seite in der Ueberwindung ſozialer Nöte
geſchah, iſt nicht unbeträchtlich. Wir nennen nur etwa Siedlung
und Freiwilligen Arbeitsdienſt.
Das Beſte, was die Kirche zu geben hat, bleibt nach wie
vor das Evangelium. Dieſe lebendige Kraft der
Aufrich=
tung, des Troſtes, der Stärkung, der Liebe, Woche um Woche
vielen Hunderttauſenden darzubieten, iſt das Wertvollſte, was
geſchah. Von dieſer Quelle wird ſich das deutſche Volk, ſo lange
es geſund iſt, nicht wegführen laſſen. Aus dieſer Quelle wird
es neue Geſundheit allein ſchöpfen können. Und wenn auch in
dieſer Kampf= und Kriſenzeit dieſes Gut unſerm Volk auch nur
im äußeren und inneren Kampf bewahrt werden kann, ſo iſt
der deutſche Proteſtantismus zu dieſem Kampf bis zum
äußer=
ſten entſchloſſen im Geiſte des Mannes, in deſſen Zeichen das
abgelaufene Jahr ſtand, dem die großen deutſchen evangeliſchen
Feiern galten, dem wir auch in der großen Tagung in Mainz
in unſerem Lande gedachten, im Geiſte Guſtav Adolfs, des
Kämpfers für Evangelium und Volkstum.
*
Pariſer Eindrücke.
Das moderne Schauſpiel.
Das Theatre Montparnaſſe faßt 1000 Plätze und iſt oft
ſchwach beſucht; das Theatre Mogador enthält 2000 Sitze und
iſt in der Regel ausverkauft.
In dem erſteren wird das ernſte moderne
Schau=
ſpiel gepflegt; das letztere gibt Abend für Abend „L=Auberge
du Cheval blanc”, zu deutſch „Das weiße Röſſel!”
Dies kennzeichnet den gegenwärtigen Stand der Pariſer
Theater.
Es iſt ſtets nur ein kleiner Kreis der ſich in Paris
für moderne Kunſt intereſſiert, und in dieſem Kreis nehmen
die Ausländer einen weſentlichen Raum ein. Nur wenige und
meiſt kleine Theater dienen der neuen Kunſt und auch in ihnen
tritt die moderne Kunſt nur ſehr gemäßigt auf. Gaſton, Jouvet,
Dullin, und Piſoeff ſind in der Regie ihre Führer.
Das Theatre Montparnaſſe, das unter der Leitung von
Gaſton Baty in vorderſter Linie ſteht, ſpielt zur Zeit einen
neuen Pirandello „Comme tu me voeux”. Während der
Mann für Pirandello der unbeugſame, logiſche Theoretiker iſt,
iſt die Frau für ihn ganz Gefühl, ganz Inſtinkt und wandelt
ſich nach den Umſtänden, die ſie umgeben. Sie wandelt ihr
Weſen ſo ſehr, daß ihre Umgebung und ſie ſelbſt nicht mehr
weiß, ob ſie dieſelbe iſt, die ſie früher geweſen ſein ſoll. Dieſe
Denkſpielerei, die anfangs unterhaltend erſcheint, ſpinnt
Piran=
dello zu ermüdender Länge aus.
Amüſanter iſt der vorausgehende Einakter „Café=Tabac”
von Denis Amiel. Ein kurzer Querſchnitt durch das Leben
eines kleinen Kaffeehauſes und zugleich durch das Leben
über=
haupt. Ueberaus lebendig im Zuſammenſpiel der Menſchen
gezeichnet und zugleich von dem ſtillen Unterton durchzogen, wie
einſam jeder Menſch iſt. So liebenswürdig, wie es von Amiel
gedichtet iſt, iſt auch die leichte, ſcharmante Darſtellung unter
Batys Leitung.
Das geſellſchaftlichſte Schauſpielhaus von
Paris iſt zur Zeit die Michodicre. Hier ſieht man die neueſten
und eleganteſten Toiletten: auf der Bühne wie im
Zuſchauerraum! Die Angabe der Firmen, die die Kleider,
Hand=
ſchuhe, Strümpfe, Hemden geliefert haben, verlangt im
Pro=
gramm die dreifache Zeilenzahl wie die Namen der Darſteller!
Hier ſpielt der beliebte Bonvivant Victor Boucher. Was er
ſpielt, iſt nicht ſo wichtig. Es iſt heuer die neueſte Komödie von
Bourdet „La fleur des pois”, eine witzige, aber recht
übel=
riechende Angelegenheit, in deren Mittelpunkt eine
geſchäftstüch=
tige Prinzeſſin und ein krankhafter Herzog ſtehen; doch die
ent=
zückenden Koſtüme der Schauſpielerinnen bilden den Schmuck
aller Modeblätter!
II.
Das „Weiße Röſſel” und andere Eroberer.
Unbeſtrittener Sieger auf dem Schlachtfeld der Theater iſt
„Das weiße Röſſel”. Sein deutſcher Urſprung wird nach
Möglichkeit verborgen. Es wird als das Werk des
internatio=
nalen Herrn Erik Charell angekündigt und gefeiert.
Da das Salzkammergut den Pariſern wohl eine unbekannte
Gegend iſt, wird St. Wolfgang nach Tirol verlegt. Die Kleider
ſind bunteſtes Salon=Tirol mit Ausnahme der Krachledernen
einer echten Tiroler Tänzer=Truppe. Daß der
Glühſtrumpffabri=
kant Gieſecke aus Berlin in einen Herrn Biſtagne aus Marſeille
verwandelt wird, erheitert den Darmſtädter, wenn er weiß, daß
die Marſeiller als die Lautſprecher Frankreichs gelten. Der
Der Direktor des Internationalen Arbeitsamtes Butler
(England), gab der Preſſe einige Aufklärungen über die Aufgaben
und Bedeutung der Konferenz und ſagte, insbeſondere werde ſich
die Konferenz mit der ſchwierigen Frage zu befaſſen haben,
wie=
weit die fortſchreitende Vervollkommnung der
Technik in den letzten zehn Jahren mit eine der
Urſachen der Arbeitsloſigkeit ſei. Nach Auffaſſung
maßgeblicher wirtſchaftlicher Sachverſtändiger Deutſchlands ſeien
eine Million Arbeitsloſe in Deutſchland auf die
Vervollkommnung der Technik zurückzuführen.
Die im Mai ſtattfindende internationale Arbeitskonferenz werde
endgültig über die Annahme eines allgemeinen Abkommens über
die Einführung der 40=Stunden=Woche zu entſcheiden haben.
Die kolumbiſche Geſandtſchaft beim Völkerbund hat dem
Gen=
fer Sekretariat eine Note überreicht, in welcher die Vorfälle an der
kolumbiſch=peruaniſchen Grenze in Leticia am Amazonenſtrom
dargeſtellt werden. Nach dieſer Darſtellung ſei das kolumbiſche
Amazonasgebiet im September 1932 von peruaniſchen Banden
überfallen worden, obwohl die kolumbiſche Grenze an dieſer Stelle
auf Grund mehrerer internationaler Verträge feſtliege.
Unruhen in Spanien.
Kommuniſtiſcher Umſturzverſuch in Barcelona.
Madrid, 9. Januar.
Nach Meldungen aus Barcelona haben in den ſpäten
Abend=
ſtunden des Sonntags Syndikaliſten, vereint mit den
Kommu=
niſten, einen neuerlichen Umſturzverſuch unternommen. Die
Be=
richte über die Aufſtandsbewegung ſind verworren, laſſen aber
erkennen, daß geſtern abend und im Verlaufe der Nacht faſt an
allen Stellen der Stadt und auch im Weichbilde von Extremiſten
Bombenattentate begangen worden ſind. Ueberall kam es zu
Schießereien mit Polizeiſtreitkräften, wobei insgeſamt ſechs
Per=
ſonen getötet worden ſind. Die Extremiſten haben verſucht, ſich
u. a. des Zentralbahnhofes zu bemächtigen. Sie gingen mit
Bom=
ben und Revolvern vor, wurden aber von der Schutzwache
zurück=
geſchlagen. Hierauf griffen die Aufſtändiſchen eine
Artillerie=
kaſerne an. Es gelang ihnen nicht, ſie zu nehmen. Ebenſowenig
konnten ſie ihren Plan durchführen, das Polizeipräſidium in die
Luft zu ſprengen. Auch ein Anſchlag gegen den Juſtizpalaſt war
geplant. In ſeinem Innern wurden zwei Perſonen
feſtgenom=
men, die Bomben mit ſich führten. Es wurden viele
Verhaftun=
gen vorgenommen. Insgeſamt ſind acht Perſonen ums Leben
ge=
kommen; 20 Perſonen wurden verletzt, vier von ihnen ſchwer.
Unter den Verhafteten befindet ſich der bekannte Anarchiſt
Gar=
cia Olivier.
Umfaſſende polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen.
Die Aufſtandsbewegung in Barcelona hat auch auf eine Reihe
anderer Städte in Spanien übergegriffen. Starke
polizei=
liche Sicherungsmaßnahmen, die in Madrid
getrof=
fen wurden, haben ſich als notwendig erwieſen, denn bereits in
den ſpäten Abendſtuden verſuchte eine Gruppe radikal Geſinnter,
eine im Weichbild Madrids gelegene Kaſerne zu ſtürmen. Es kam
zu einem Feuergefecht, bei dem einer der Angreifer verletzt wurde.
— In Lerida ſind die Aufſtändiſchen in die Infanteriekaſerne
eingedrungen, wurden aber nach kurzem Feuergefecht, dem vier
Perſonen zum Opfer fielen, zurückgeſchlagen. Auch ein Sturm auf
das Schloß wurde erfolgreich abgeſchlagen. Die Aufſtändiſchen
büß=
ten zwei Mann ein. Zu kleineren Unruhen kam es in Oviedo,
Saragoſſa, Tarraſa und Valls.
„In Barcelona iſt es in den Morgenſtunden des Montag der
Polizei im Verein mit dem Militär gelungen, die Ruhe und
Ord=
nung wieder herzuſtellen. Auch die Aufſtandsverſuche in den
Bar=
celona vorgelagerten Induſtrieorten konnten niedergeſchlagen
werden. Im allgemeinen ſcheint zur Stunde die Ordnung im
ganzen Lande wieder hergeſtellt zu ſein. Starke Polizeiaufgebote
ſind in allen in Betracht kommenden Städten als
Sicherheits=
maßnahmen eingeſetzt.
Lehle Vorbeſprechungen für die Berliner
Stillhalkekonferenz.
Berlin, 9. Januar.
Dr. Schlieper (DD=Bank), Dr. Jeidels (Berliner
Handels=
geſellſchaft. Geheimrat Kaſtl (Reichsverband der Deutſchen
In=
duſtrie) und Dr. Simon (DD=Bank) reiſten Montagabend nach
London, wo am 10. Januar eine neue Sitzung des
Studienaus=
ſchuſſes für Stillhaltekredite, und zwar in einem erweiterten
Kreiſe, ſtattfindet. Es beſteht die Möglichkeit, daß die neuen
Be=
ſprechungen ſich über eine Woche hinziehen. Sie dienen der
letz=
ten Vorbereitung der Berliner Stillhaltekonferenz, die am 30.
Januar beginnt.
Zahlkellner Leopold wird durch den Komiker Georges Milton
geſpielt, der tolle Grotesk=Tänze einlegt und ſich bis zu
Schnaderhüpferln mit Bauchtanz verſteigt. Es
reg=
net die ſchneidigſten Girls und Bohs.
Auch ſonſt iſt Deutſchland in den Theatern mehrfach
ver=
treten: mit Schnitzlers „Reigen” bei Pitoeff, Ibſens
„Puppenheim” und — leider — auch der Winsloe „Mädchen
in Uniform”.
Deutſche Filme nehmen einen breiten Raum ein; unter
deutſchen Namen wurden an Silveſter angekündigt: „Blonde
Venus”, „Unter falſcher Flagge”, „Man braucht kein Geld”;
außerdem laufen andere deutſche Filme in franzöſiſcher
Ueber=
tragung.
III.
Allerlei.
Um ſo verwunderlicher ſind manche Nachrichten aus
Deutſch=
land, die man in großer Aufmachung in franzöſiſchen Blättern
lieſt; ſo unter der deutſchen Ueberſchrift „Delikateſſen”,
eine eingehende Schilderung, daß nach einer Erfindung von
Profeſſor Dr. Bergius jetzt Zucker aus Holz gewonnen wird
und daß die deutſchen Geſchäfte ihre Pralinen, Bonbons und
dergleichen, faſt nur noch aus gemahlenem Holz herſtellen, mit
denen ſie reißenden Abſatz erzielen; oder ein Telephonat des
„Figaro” aus Berlin, daß das beliebteſte
Weihnachts=
geſchenk für die deutſchen Kinder — Soldaten,
Maſchinen=
gewehre und Tanks ſeien. Soll man mehr die Gutgläubigkeit
der franzöſiſchen Leſer bewundern, oder dieſe Brunnenvergiftung
bedauern?
In den Kabaretts iſt man zur Zeit außenpolitiſch
zurückhaltend, da man es mit niemand verderben möchte. Um
ſo mehr werden alle innerpolitiſchen Perſönlichkeiten und
Vor=
gänge durch den Kakao gezogen; allerdings nicht vom
partei=
politiſchen Standpunkt aus, ſondern in liebenswürdiger
Vei=
ulkung ihrer menſchlichen und redneriſchen Schwächen. Daß auch
in Frankreich der Steuerdruck fühlbar iſt, zeigte ein amüſanter
Gerichts=Sketch in der ausverkauften „Lune Rouſſe‟.
Im Vergleich zu Berlin iſt Paris und ſein Leben
außer=
ordentlich konſervativ. Das Straßenbild ändert ſich wenig.
Wie vor vielen Jahren ſtehen auch heute noch an dem Ufer der
Seine die altertümlichen Käſten der Buchhändler, und nichts
Schöneres gibt es, als jetzt an einem der warmen
Winternach=
mittage an dem Ufer der Seine entlang zu ſchlendern, wenn
die Dämmerung ſich über die ſilbern=blauſchimmernde Luft des
Fluſſes ſenkt, das Schloß Louvre und die Türme der Notre=
Dame in ihren dunklen Mantel hüllt und zugleich die
flam=
menden Lichter der großen Kaufhäuſer unter dem Himmel
auf=
leuchten.
E
Seite 4 — Nr. 10
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Januar 1933
Hchnt kein andnen Weg ain Spansauokeit!
AALAA TerAadr AA
K
Die glückliche Geburt ihrer zweiten
Tochter zeigen in dankbarer Freude an
Gerichtsassessor Dr. Karl Doerr
und Frau Elsa, geb. Brunner
Darmstadt, den 9. Januar 1933
Hohler Wegz2, z.Zt Wöchnerinnenheim Alice-Hospital
Die Geburt eines
Sonntagsmädels
zeigen an
Pol.-Major Schmitt
und Frau
Darmstadt. 9. Januar 1933
Für die u s arläßlich unserer
Ver-
mählun v erwiesenen
Aumerksam-
k2jen sagen wir auf diesem Wege
u Seren besten Dank
Hans Schneideru, Frau
Babette, geb. Löb
Todes=Anzeige.
Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, unſeren lieben
Onkel, Schwager und Couſin
Herrn Amtsgerichtsrat i. R.
Wilhelm Jeckel
nach langem ſchweren Leiden, verſehen mit den Tröſtungen unſerer
hl. Kirche, im 72., Lebensjahre zu ſich zu nehmen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Oberſtudienrat Jakob Joſ. Beck Frl. Sophie Röckel.
Darmſtadt, Dieburg, Ober=Mörlen, den 9. Januar 1933. (766
Die Beerdigung findet ſtatt am Mittwoch, den 11. Januar 1933,
nachmittags 3½ Uhr, auf dem Friedof Nieder=Ramſtädterſtraße
(Friedhofskapel
Bereinigung früherer
Leibgardiſten
Darmſtadt.
Am 8. Januard. J8.
entſchliefunſerlang=
jähriges,
treuesMit=
glied, Kamerad
Heinrich Spengler=
Maurermeiſter.
Beerdigung: Mittwoch vorm. 11½ Uhr
auf dem alten Friedhof.
Wir bitten unſere Mitglieder, dem
verſtorbenen Kameraden durch recht
zahlreiche Beieiligung die letzte Ehre
zu erweiſen.
744)
Der Vorſtand.
Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft mein lieber Mann, unſer
Vater und Großvater
Herr
Heinrich Spengler
Maurermeiſier
im 66. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſiadt, den 9. Januar 1933.
Beerdigung Mittwoch, den 11. Januar 1933, vormittags
11½ Uhr, auf dem Friedhof an der Nd.=Ramſtädierſtr.
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
innigſt=
geliebte Gattin, unſere treubeſorgte, herzensgute
Mutter und Schwiegermutter, unſere liebe Schweſter
Schwägerin, Tante und Kuſine
Frau Luiſe Kahl
geb. Walther.
nach längerem mit Geduld ertragenem Leiden, im
67. Lebensjahr zu ſich zu rufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen;
Heinrich Kahl und Söhne.
Darmſtadt, Mathildenplatz 2
am 9. Januar 1933.
(768
Die Beerdigung findet am Mittwoch, 11. Januar 1933,
nachm. um 2 Uhr auf dem Friedhof an der Nieder=
Namſtädterſtraße ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir Abſtand zu nehmen.
Todes=Anzeige.
Am Sonntag, den 8. Januar 1933 verſchied nach
längerer Krankheit im Alter von 70 Jahren mein
lieber Mann, unſer treuſorgender Vater,
Groß=
vater, Schwiegervater und Bruder
Heinrich Hild
Gaſtwirt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Heubach, den 9. Januar 1933.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 11. Jan.,
nachmittags 1½ Uhr ſtatt.
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Dienstag, 10. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 10 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 10. Januar 1933.
* Fräulein Anng Walz 70 Jahre.
Am 11. Januar feiert Fräulein Anna Walz, Mitglied
des Stadtrats, ihren 70. Geburtstag. Sie wurde 1863 als Tochter
des aus Michelſtadt ſtammenden Weinhändlers Karl Friedrich
Walz geboren. Fräulein Anna Walz nahm regen Anteil an dem
geiſtigen Leben ihrer Zeit. Die Frauenfrage für die ſchon in den
50er und 60er Jahren Luiſe Büchner in Darmſtadt geſtritten
hatte, zog auch ſie in ihren Bann. Bald ſtand ſie in der Front des
Kampfes um politiſche Rechte der Frau. Sie hat ſich daher ſchon
früh für den Gedanken des nun verwirklichten Stadtverbandes
Darmſtädter Frauenvereine eingeſetzt. Auch auf ſozialem Gebiet
hat Fräulein Anna Walz ſich mannigfach betätigt; vor allen
Dingen galt ihr Wirken alleinſtehenden verarmten älteren
Da=
men. Im Krieg verſtand ſie es immer wieder, verbilligte
Lebens=
mittel für dieſen Zweck aufzutreiben. Auch trat ſie damals
be=
geiſtert für die Errichtung eines Volkshauſes ein, das den
kultu=
rellen, ſozialen und politiſchen Beſtrebungen aller Richtungen
würdige Verſammlungs=, Aufenthalts= und Arbeitsräume bieten
ſollte. Das Heim „Gute Raſt” am Riegerplatz iſt noch ein Zeuge
dieſer Beſtrebungen. Seit 1930 gehört Frl. Walz dem Stadtrat
an. Sie iſt Mitglied mehrerer Deputationen und Ausſchüſſe u. a.
wirkt ſie im Bildungsausſchuß, im Bauausſchuß und im
Schul=
ausſchuß. Die Linderung der ſozialen Not iſt auch heute noch ihr
vornehmſtes Ziel. Selbſt ihre politiſchen Gegner haben Achtung
vor dieſem Wollen, wenn ſie auch manchen Weg für ungangbar
halten mögen.
— Odenwaldklub. Ortsgruppe Darmſtadt. Das alte
Wander=
jahr iſt zu Ende. Nun heißt es ins neue hinein mit friſcher
Kraft im alten Geiſt und alter Treue. Möge dies der Leitſpruch
ſein für die erſte Wanderung dieſes Jahres, möge es ſich auf ihr
ſchon in der Zahl der Wanderer zeigen, daß wir ihn zu erfüllen
bereit ſind. Die Wanderung am Sonntag, den 15. d. M. iſt
Familienwanderung. Ein ſchönes Ziel iſt auserſehen:
Lichten=
berg mit ſeinem romantiſchen Schloß. Vormittags 9.30 Uhr
ver=
ſammeln ſich die Wanderer am Luiſenplatz; von hier bringt ſie
das Auto zum Hahner Wäldchen. Auf bekanntem, ſchönen
Wald=
weg wird dann Lichtenberg zu Fuß erreicht. Frauen — es
wer=
den wohl viele ſein — können auch nachmittags um 2 Uhr vom
Luiſenplatz mit dem Auto unmittelbar bis Lichtenberg gelangen.
Denn an die Wanderung ſchließt ſich in dem Saal des Schloſſes
unſer Wanderer=Ehrungsfeſt an. Wen lockt dies nicht? So kommt,
holt euch das Goldene” und legt den Grund, ein weiteres zu
erreichen. — Näheres bringt die Anzeige in der heutigen
Nummer.
— Deutſcher Abend des Stahlhelms, Bund der Frontſoldaten.
Ortsgruppe Darmſtadt. Wie bereits mitgeteilt, veranſtaltet, die
Ortsgruppe Darmſtadt des Stahlhelms, B. d. F. am 14. Januar,
abends 8.15 Uhr beginnend, im oberen Saale der Krone einen
Deutſchen Abend. Die Veranſtaltung, iſt für die Mitglieder als
Weihnachtsfeier, im ganzen aber als Werbeveranſtaltung gedacht,
ſo daß ihr zahlreicher Beſuch gerade von Nichtmitgliedern zu
wünſchen wäre. Alle, die ſich über den Stahlhelm, ſein Wollen
und Wirken unterrichten wollen, werden an dieſem Abend
Ge=
legenheit dazu finden. In die Interna des Wehrſports, der im
Stahlhelm gepflegt wird, werden Vorführungen der
Wehrſport=
gruppe einführen, und über Wollen und Wirken des Stahlhelms
wird ein Vortrag unterrichten, der gleichzeitig als Einleitung
gedacht iſt für die Vorführung von inſtruktiven Filmen, die den
13 Reichsfrontſoldatentag in Berlin mit dem Aufmarſch der
200 000 Stahlhelmer zeigen wird und im weiteren einen Einblick
gibt in den Freiwilligen Arbeitsdienſt des Bundes, in dem bis
jetzt 20 000 Stahlhelmer untergebracht und dem Wert der
ſchaf=
fenden Arbeit wieder zugeführt wurden. Unterhaltungen
ver=
ſchiedener Art, u. a. muſikaliſche Darbietungen der bekannten
Stahlhelmkapelle Mainz, werden das Programm ergänzen. Da
der Stahlhelm Parteipolitik nicht kennt und in ſeiner
Unpartei=
lichkeit das geſamte deutſche Volk erfaſſen will, iſt jedermann
nicht nur zugelaſſen, ſondern herzlich und kameradſchaftlich
ein=
geladen. Vorverkauf — der Eintrittspreis iſt ſehr klein — bei
der Buchhandlung Carius. Schulſtraße, und bei allen Kameraden
der Ortsgruppe.
— Abendkurſe des Heſſ. Roten Kreuzes. Das Heſſiſche Rote
Kreuz veranſtaltet in Gemeinſchaft mit der Städt.
Haushaltungs=
ſchule in der Zeit von Januar bis April d. J. folgende Kurſe
für Frauen und Mädchen: a) Kochkurſus, zweimal
wöchentlich, Montag und Donnerstag abends von 7—9 Uhr;
b) Bügelkurſus einmal wöchentlich, Freitag, abends von
7.30—9.30 Uhr; c) Kurſus in Geſundheitspflege und
erſter Hilfe, einmal wöchentlich, Mittwoch, abends von 7.30
bis 9.30 Uhr. Teilnehmergebühr für den Kochkurſus 2 Mk.
monat=
lich, für den Bügelkurſus und den Kurſus für Geſundheitspflege
und erſte Hilfe 1 Mk. monatlich. Ein Erlaß der Gebühren kann
nach Prüfen der Bedürftigkeit erfolgen. Die Anmeldung zur
Teil=
nahme hat bis 15. d. M. in der Geſchäftsſtelle des Alice=
Frauen=
vereins. Dieburger Straße 21, vormittags von 10—12 Uhr, zu
erfolgen.
— Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Unſere Leſeabende werden morgen (Mittwoch) abend um
8.30 Uhr im Lehrerzimmer des Gymnaſiums fortgeſetzt. Profeſſor
Dr. Büchner lieſt den 2. Geſang der Ilias. Gäſte ſind
willkom=
men. Wir weiſen die Freunde der Antike auf eine bedeutſame
Veranſtaltung der Heidelberger Humaniſtiſchen Vereinigung hin.
Dort ſpricht Profeſſor Werner Jaeger (Berlin) am
kommen=
den Samstag, abends 8.15 Uhr. über „Thukydides als politiſcher
Denker” Siehe die Anzeige des Deutſchen Gymnaſialvereins in
dieſer Nummer!
—„Wo iſt letzte und tiefſte Wahrheit zu finden?” Wir
be=
haupten in der Bibel, denn von wem ſie bisher ernſt genommen
wurde, dem hat ſie ſich als Buch der Wahrheit offenbart. Jeden
Dienstag, abends 8,30 Uhr. iſt jungen Männern im Heim des
C. V. J. M.. Eliſabethenſtraße 17. Gelegenheit gegeben, den Wert
der Bibel kennen zu lernen. In der Bibelſtunde heute abend
ſpricht Herr Stadtmiſſionsinſpektor Bringmann. Alle jungen
Männer ſind eingeladen.
Heffiſches Landestheater.
Großes Haus Dienstag,10. Januar 19—2234 Uhr, Bühn.=Volksbund II.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Don Carlos. Mittwoch,
11. Januar Anf. 1912, Ende nach 22 Uhr. B11 u. T Gr. 1—4
Prin; Methuſalem. Preiſe 0.60—5.— Mk. Donnerstag,
12. Januar 191—2234 Uhr. C 12.
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Roſe Bernd. Kleines Haus Dienstag.
10. Januar 19½—2214 Uhr. Außer Miete.
Mreſe 6.0r- 3.00.500
Pygmalion. Mittwoch.
11. Januar 15—1714 Uhr.
Fans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mk.
20—21¾4 Uhr.
Lieder=Abend Peter Schäfer. Pr. 1, 2 u. 3 Mk. Donnerstag.
12. Januar 19½—22 Uhr. Bühn.=Volksbund K.
Der Barbier von Sevilla, Preiſe 0.80—4,50 Mk.
Landestheater. „Jans Wunderhündchen” im
Kleinen Haus. Da die letzte Aufführung von „Jans
Wunderhündchen” außerordentlich ſtark beſucht war und
ſich für eine weitere Aufführung des reizenden Kindermärchens
ein ſtarkes Intereſſe kundgab, iſt morgen, Mittwoch, nachmittags,
noch eine Aufführung angeſetzt worden. — „Prinz
Methu=
ſalem” mit Tanz= und Geſangseinlagen. Auch in
der morgen ſtattfindenden Aufführung der muſikaliſch ſo
reizvol=
len Straußſchen Operette „Prinz Methuſalem”, wird
Fritzi Jokl als Einlage den Frühlingsſtimmenwalzer ſingen
und Hans Macke und Ilſe Meudtner einen Böhmiſchen
Tanz von Dvorak tanzen.
*Der Sagenkreis um das alte Darmſtadt.
Ein Rückblick auf das Vergangene und ein Ausblick auf das Kommende in der 383. Beranſtallung des
„Alk=Darmſtadk”, Vereins für Orisgeſchichte und Heimakkunde.
Ainr ende eines teichen Ardeilsjähtes.
Täligkeitsbericht der Hüker werkvollen Kulkurgukes.
Die erſte Veranſtaltung in 1933 galt dem Geſchäftlichen. Es
war ein Rückblick auf Vergangenes und ein Ausblick auf das
Kommende.
In ſeinem Arbeitsbericht, den der Vorſitzende. Herr Philipp
Weber, gab, gedachte er zunächſt derer, die der unerbittliche
Schnitter Tod im abgelaufenen Jahr aus den Vereinsreihen
her=
ausgenommen hatte, es waren dies: die Herxen Kaufmann
Ro=
bert Bergmann, Lehrer i. R. L. Koch, Frau Oberſtleutnant
A. Morneweg, Herr Kaufmann Carl Mahr, Geheimer
Baurat Dr.=Ing. hon. cauſa, Ehrenbürger von Berlin und
Darmſtadt, Ludwig Hoffmann und Frau Anna Haſper.
Die Verſammlung erhob ſich in ſtillem Gedenken an die
Heim=
gegangenen.
Der Vorſitzende konnte in ſeinem Rückblick beſtätigen, daß
wie=
der ein reiches Arbeitsjahr hinter „Alt=Darmſtadt” liegt.
32 Veranſtaltungen wurden im abgelaufenen Berichtsjahr
ab=
gehalten. Es wurden behandelt: Ortsgeſchichtliche Themen in ſechs
Vorträgen; volkskundliche Fragen wurden in vier Vorträgen
be=
handelt; über Urgeſchichtliches und Naturwiſſenſchaftliches fanden
zwei Vorträge ſtatt; Kunſtgeſchichtliche Fragen wurden in drei
Vorträgen behandelt; literariſche Abende fanden drei ſtatt; über
Lebenserinnerungen und Perſönlichkeiten wurden drei Vorträge
gehalten; über Namenforſchung. Wandern und Reiſen und über
Vereinsgeſchichte fanden je ein Vortrag ſtatt; Führungen und
Be=
ſichtigungen fanden fünf ſtatt; durch Alt=Frankfurt durch
das Schloß mit Staatsarchiv und Landesbibliothek, durch die
Aus=
ſtellung der Hottonia und über den Eberſtädter Naturpfad; ein
Waldrundgang; ein gemütlicher Abend; eine Frühlings= Herbſt=
und Weihnachtsfeier wurden veranſtaltet. Außerdem wurden eine
ganze Reihe heimatkundlicher Fragen beantwortet und bei
orts=
geſchichtlichen Fragen wurde der Verein „Alt=Darmſtadt”
wieder=
holt zu Rate gezogen.
Der Protokoller Herr HugoStieſi der Aeltere, gab einen
anſchaulichen Bericht über die Beſuche der Vereinsabende und den
guten Aufſtieg des Vereins im abgelaufenen Jahre. Der
Rechen=
ſchaftsbericht des Kaſſenwarts, Herrn Rudolf Anton, gab
Zeugnis von einer guten und haushälteriſchen Verwaltung. Der
Bücherwart, Herr Gg. Roeder, berichtete beſonders über die
Zeitſchrift „Volk und Scholle” und warb in beredten Worten
für dieſes gute Heimatblatt, was aus dem weiteren Kreis von
Frau Dr. Düſterbehn, Herrn Ober=Poſtinſpektor
Grönin=
ger und Prof. Ad. Beyer nochmals ſtark unterſtrichen wurde.
Mit dem Treugelöbnis, weiter für Volkstum und Heimat und
vorablich für die Intereſſen unſerer Vaterſtadt weiterzuwirken,
klangen die Dankesworte des Vorſitzenden an alle Mitarbeiter,
Redner, Freunde und Mitglieder des Vereins aus. Aus den Reihen
der Mitglieder dankte Herr Geh. Rat Hoffmann in warmen
Worten dem Vorſitzenden und ſeinen Mitarbeitern für die
uner=
müdliche Tätigkeit, Herr Geh. Rat von Schenck empfahl in
herz=
lichen Worten Wiederwahl des bewährten alten Vorſtandes, was
einmütige Zuſtimmung der Verſammlung fand, dem dann noch als
reiterer Mitarbeiter und Vertreter der Lehrerſchaft Herr Lehrer
H. Eidmann hinzugewählt wurde.
Im zweiten Teil des Abends ſprach Herr Philipp Weber
über den Sagenkreis, der ſich um das alte Darmſtadt ſchlingt.
Aus=
gehend davon, daß auch der Sagenſchatz mancherlei wertvolles
Kul=
turgut in ſich birgt und es deshalb gut iſt, daß Altes von Zeit zu
Zeit aufgefriſcht und der Vergeſſenheit entriſſen wird, behandelte
der Redner eine ganze Reihe Sagen, die zum Teil nach mündlicher
und auch nach ſchriftlicher Ueberlieferung weiterleben.
So z. B über Darmunda, die Grafentochter, die nach der
Flucht mit ihrem Liebhaber ſich hier niedergelaſſen hatte und
ſpä=
ter von ihrem Vater wiedergefunden wurde, der hier den Grund
zum Schloß gelegt haben ſoll; über die „Weiße Frau” die in
vielerlei Lesarten in unſerer Schloßgeſchichte immer
wieder=
kehrt und beſonders in einer Gräfin Orlamünde verkörpert wird;
über den ungetreuen Baumeiſter, der ſich beim Schloßbau viel
un=
rechtes Gut angeeignet haben ſoll, über den Schatz, der unter dem
Schloß ruhen ſoll und der bis heute noch nicht gehoben ſei; über
die unheimliche Gräfin, eine Erſcheinung aus der Zeit des
Land=
grafen Ernſt Ludwig; über das angebliche Turnier, das 1403 in
Darmſtadt ſtattgefunden haben ſoll; desgleichen über Walter von
Bierbach und deſſen Sage aus einem. Darmſtädter Turnier; über
die Landgrafeneiche beim Schloß, gepflanzt 1577. gefällt 1711: über
das Peſthaus am Markt im alten Darmſtadt; über den leichten
Pädagogſchüler, der vom Winde vom Kirchturm über die
Gries=
heimer Tanne nach der Balleswieſe getragen worden war; über
die Junggeſellenküche, die Meiſterin als Hexe; über die Sage vom
Weißen Turm, die Kapelle zum heiligen Kreuz; über das „
Muh=
kalb”, welches die Darmſtädter auf dem „Brückelchen” heutige
Kl. Bachgaſſe, ſchreckte, und das Mokengeſpenſt am Mokentor an
der Obergaſſe; den Griesheimer Kuckuck; die drei Brunnen, aus
dem alle Darmſtädter ſtammen; das Bauernhäuchen am Schloß;
den Geiſt im Großen Woog; den grauen Jäger an der
Opper=
mannswieſenſchneiſe; den „alten Hans” eine ehemalige Buche
mit Bank am Wege nach der Emilienhütte; an die ehemalige
Er=
innerungsſtätte „Das Paul Trinkglas” an der Traiſaer Hütte:
über den Diebsbrunnen im Walde zwiſchen Traiſa und Roßdorf:
den Hinkelsſtein in der Hinkelsgaſſe; über den Advokaten und den
Teufel uſw. Mit zwei Sagen über den wohl am meiſten
ſagen=
umwobenen Ort Darmſtadts „Das Griesheimer Haus”
von dem geſpenſtigen Oberförſter und von der unheimlichen
Schmauchgeſellſchaft, ſchloß der Redner ſeine Ausführungen, die
mit großem Beifall von der zahlreichen Verſammlung
aufgenom=
men wurden. Der zweite Vorſitzende, Herr Wilhelm Kaminsky,
ſprach im Namen der Verſammlung herzliche Dankesworte. Nächſte
Veranſtaltung am 19. Januar im Fürſtenſaal.
— Muſikaliſche Elementarlehre Unſer Dozent für Muſik,
Herr Bernd Zeh. legt beſonderen Wert auf die Bekanntmachung.
daß für den beginnenden Muſikkurſus keinerlei Vorkenntniſſe
ge=
fordert werden. Die Hörer ſollen vielmehr — ausgehend von
den muſikaliſchen Grundregeln (Notenleſen, prakt. Uebungen
uſw.) — allmählich in das Weſen der Muſik, in ihre
Erſchei=
nungsformen und deren richtiges Verſtändnis eingeführt werden.
Die Vorleſungen beginnen am Donnerstag, den 12. Januar 1933,
und finden jeweils um 20.15 Uhr im unteren Saal. Mühlſtr. 70.
ſtatt. Anmeldungen ſind zu richten an die Geſchäftsſtelle der
Volkshochſchule Darmſtadt. Neckarſtraße 3.
— Gartenbauverein Darmſtadt e V. Am Donnerstag abend
wird Herr Dr. Walter Schwarz, Aſſiſtent am Bot. Inſtitut der
Techn. Hochſchule, an der Hand eigener ſchöner Aufnahmen ſeine
Eindrücke von einer Reiſe durch Bulgarien ſchildern. Bei dem
großen Allgemeinintereſſe verſpricht der Vortrag einen guten
Beſuch.
* Mittelrheiniſcher Architekten= und Ingenieur=Verein. Es
wird auf den heute abend 8 Uhr im Hörſaal 234 der Techniſchen
Hochſchule ſtattfindenden Vortrag des Herrn, von Halem
vom Deutſchen Stahlwerksverband hingewieſen. Mit dieſem
Vor=
trag iſt ein Lehrfilm über Eiſen und Stahl als Bau= und
Werk=
ſtoff in der Geſchichte der Menſchheit verbunden.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Zur Feier von E. E.
Nieber=
galls Geburtstage (13. Januar 1815) veranſtaltet die
Spielgemein=
ſchaft am Freitag, den 13. Januar. 7.30 Uhr, im
Kleinen Haus des Landestheaters eine Feſtaufführung von
Nieber=
galls klaſſiſchem Meiſterwerk „Datterich”, der damit zum 40.
Male durch die Spielgemeinſchaft zur Darſtellung gelangt. Zu
dieſer Aufführung ſind die höheren Schulen Darmſtadts und die
hieſigen Berufsſchulen eingeladen worden. Der urſprünglich auf
7 Uhr angeſetzte Beginn der Vorſtellung, die wiederum zu
Ein=
heitspreiſen ſtattfindet mußte aus techniſchen Gründen auf 7.30
Uhr verlegt werden. Der Vorverkauf beginnt erſt am
Donners=
tag, den 12. Januar.
— Deutſcher Gymnaſialverein und Deutſcher Altphilologen=
Verband. Wir machen unſere Mitglieder und Freunde darauf
aufmerkſam, daß am nächſten Samstag, den 14. Januar (abends
8 Uhr), Profeſſor Dr. Werner Jaeger, der Nachfolger von
Ulrich von Wilamowitz=Moellendorff auf dem Berliner Lehrſtuhl,
in einer großen Veranſtaltung der Heidelberger Univerſität für
die intereſſierten Kreiſe von Heidelberg und den Nachbarſtädten
öffentlich ſprechen wird. Profeſſor Werner Jaeger u a. der
Schöpfer und Herausgeber der monumentalen Zeitſchrift „Die
Antike”, hat über die wiſſenſchaftliche Forſchung hinaus einen
hervorragenden Namen durch ſeine neue Erkenntnis und
Deu=
tung der humaniſtiſchen Bildungsidee. Der Gelehrte wird
ſpre=
chen über: Thukydides als politiſcher Denker.‟ Die
ſpezifiſche Anſchauung dieſes großen Geiſtes der klaſſiſchen Antike
wird, wie das bei einem ſchöpferiſchen Denker wie Werner
Jae=
ger zu erwarten iſt, auch zur Vertiefung und Begründung der
humaniſtiſchen Bildungsanſchauung einen neuen und
bedeutungs=
vollen Beitrag liefern. Da bei der Inanſpruchnahme des
Gelehr=
ten es auf abſehbare Zeit nicht möglich ſein wird, ihn zu einem
Vortrage nach Heſſen zu ziehen, ſo ſei mit der eindringlichſten
Empfehlung auf die Veranſtaltung hingewieſen, deren Beſuch
durch die Benutzung der Sonntagsfahrkarte verbilligt wird.
In=
tereſſenten an einer von Darmſtadt ausgehenden gemeinſamen,
verbilligten Omnibusfahrt bittten wir, ſich in einer beim
Hausmeiſter des Gymnaſiums (Karlſtr. 2) aufliegenden Liſte bis
ſpäteſtens Donnerstag eintragen zu wollen.
Der Südweſtfunk veranſtaltet am 21. Jan. im Gr. Haus des
Heſſ. Landestheaters ein Gaſtſpiel mit einem Opernkonzert und einem
bunten Teil. Die Soliſten des Abends ſind: Marcel Wittriſch, Jvar
Andréſen von der Staatsoper Berlin, Emmy Hainmüller vom
Frankfurter Opernhaus, des weiteren: der Komiker Eugen Rex,
der Schlagerkomponiſt am Flügel: Harry Hauptmann und der
be=
kannte Conferencier Helmuth Krüger vom Cabaret der Komiker,
Berlin. Begleitung: das große Rundfunk=Orcheſter mit ſeinen
bei=
den Dirigenten: Hans Rosbaud und Reinhold Merten. Der
Rein=
ertrag iſt für die Darmſtädter Winterhilfe beſtimmt.
Tagung des geſchäftsführendes Vorſtändes
des Heſſiſchen Hängetbundes.
Heſſiſche Sängerwoche beſchloſſen. — Erſtmals im Oktober
in Darmſtadt.
Im Bahnhofshotel in Darmſtadt tagte der geſchäftsführende.
Bundesvorſtand des Heſſiſchen Sängerbundes. Er beſchäftigte ſich
zunächſt mit dem Vertrag mit dem Muſikſchutzverband und
be=
ſchloß, dieſen auch auf das Jahr 1933 auszudehnen und zwar
un=
ter den gleichen Bedingungen wie im Vorjahre. Hierdurch ſind die
Geſangvereine, die dem Heſſiſchen Sängerbund angeſchloſſen ſind.
auch für das Jahr 1933 für ihre geſangliche Tätigkeit geſchützt.
Beſchloſſen wurde weiter, die Herausgabe eines eigenen
Lieder=
heftes (in Taſchenbuchformat) mit Chören für beſondere
Feſtlich=
keiten. Die vorbereitenden Arbeiten werden ſofort von den dafür
eingeſetzten Muſikausſchußmitgliedern begonnen.
Von beſonderem Intereſſe iſt der Beſchluß, jährlich eine
Sängerwoche durchzuführen. Die erſte Heſſiſche Sängerwoche wird
im Oktober 1933 in Darmſtadt ſtattfinden. Die Vorbereitung und
Durchführung wurde dem Gau Darmſtadt unter Leitung ſeines
Vorſitzenden G. F. Roth=Darmſtadt übertragen. Der
Organiſa=
tionsausſchuß wird bereits am Samstag, den 14. Januar, im
Bahnhofshotel in Darmſtadt zuſammentreten. Neben den
gewähl=
ten Ausſchußmitgliedern aus dem Bundesvorſtand nehmen teil
der geſamte Gauvorſtand der Darmſtädter Sängerſchaft, ſowie
Gau=
chormeiſter W. Etzold und der Bundeschormeiſter, Univerſitäts=
Muſikprofeſſor Dr. Temesvary=Gießen.
Geſangvereine durch die Nokzei.
Ein Aufruf des Heſſiſchen Sängerbundes zum Jahreswechſel.
Der Heſſiſche Sängerbund hat zum Jahreswechſel an ſeine
Bundesvereine und Bundesſänger in der „Heſſiſchen Sängerwarte‟
folgenden Neujahrsaufruf erlaſſen:
„Das Jahr 1932 brachte vielen von uns Arbeitsloſigkeit.
Sor=
gen und bittere Not und den Vereinen einen barten Kampf um
ihre Exiſtenz. Aengſtliche Gemüter wollten ſchon prophezeien, daß
der Männergeſang verſtumme und das Vereinsweſen zum Erliegen
komme. In Zeiten der Not wachſen aber auch die Kräfte, die eine
gütige Vorſehung den Menſchen verliehen hat. Schickſal zu
ertra=
gen, Schweres zu überwinden und „allen Gewalten zum Trutz”,
ſich erhalten. So ſehen wir unſere Sangesbrüder einen heroiſchen
Kampf führen um Arbeit und Brot für ihre Familien, aber auch
um die Erhaltung jener unverſiegbaren Quellen, die das deutſche
Lied über unſer Volk ergießt. Dieſes Lied richtet auf und mahnt.
ſpendet Troſt und Erbauung, ſtärkt Mut und Lebenswillen. Die
deutſche Sängerſchaft hat damit die Aufgabe, in der heutigen
Not=
zeit den Abwehrwillen gegen die Ungunſt unſerer Zeit ſtärken zu
helfen; ſie iſt ſich ihrer Verantwortung bewußt. Was Wille und
Tat innerhalb unſerer Sängerſchaft vermögen, hat das
Frankfur=
ter Feſt in ganzer Größe offenbart, wir ſehen es aber auch an
jedem einzelnen Verein. Keiner iſt zuſammengebrochen. überall
wird noch geſungen in Stadt und Land — aber die finanziellen
Opfer, die das Vereinsleben erfordert, können von den wenigen.
die noch zu opfern in der Lage ſind, kaum getragen werden. Das
aber, liebe Sangesbrüder, iſt zwar hart, aber nicht unüberwindlich.
Kein Verein wird untergehen, ſolange die Liebe zum Geſang
und der Wille zur Tat unſere Kraft und unſer Ziel ſind.
— Volkshochſchule. Der Lehrgang über
Rundfunktech=
nik wird, wie bisher, Dienstags, und der über
Elektrotech=
nik Donnerstags fortgeführt.
— In den Helia=Lichtſpielen läuft ab heute in Erſtaufführung
ein ſpannender Kriminal=Tonfilm: Zigeuner der Nacht”
(Heute nacht gehts los), mit Jenny Jugo, Hans Brauſewetter,
Paul Kemp, Anton Pointner, Paul Heidemann, Julius
Falken=
ſtein u. v. a. in den Hauptrollen. Zu dieſer amüſanten
Angelegen=
heit hat Paul Abraham der Komponiſt von „Viktoria und ihr
Huſar”, eine ſchmiſſige Muſik geſchrieben.
— Im Union=Theater wird der packende Tonfilm in deutſcher
Sprache Verkaufte Liebe” mit Joan Crawford, einer der
erfolgreichſten Filmdarſtellerinnen, und Clark Gable nur noch
heute und morgen vorgeführt.
— Die täglich ausverkauften Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute
und folgende Tage den ganz tollen Senſationsfilm „Der
flie=
gende Tod” (Das Geheimnis des ſchwarzen Falken).
—
Seite 6 — Nr. 10
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Januar 1933
Aas dem Freiwilligen Arbeitsdienſt.
die Geneinſchaft, enge Schickſalsverbundenheit und Kameradſchaft im Airbeitsdienſtlager.
Grungfäßliches über das Zür und Wider des Breiwilligen Arbeifsdienſtes.
Etäffnagg des 3. Zührer=Schalungs=
Kurſas.
Geſtern vormittag hat im Griesheimer Lager das Heſſiſche
Heimatwerk e. V. im Auftrag des Bezirkskommiſſars für den
Frei=
willigen Arbeitsdienſt, Präſident Dr. Engler, den dritten
Führerſchulungskurſus eröffnet. Zu dem feierlichen Akt waren die
Dozenten Vertreter der Behörden des Staates und der Stadt
uſw. geladen.
In ſeiner Begrüßungsanſprache faßte Oberſchulrat
Haſſin=
ger noch einmal grundſätzlich in eindringlichen Worten an die
Kurſusteilnehmer, über Zweck und Sinn und Ziele des
Freiwilli=
gen Arbeitsdienſtes, eine der brennendſten Fragen der Gegenwart.
zuſammen. Er führte etwa Folgendes aus:
Zum dritten Male iſt dem Heſſiſchen Heimatwerk ein Kurſus
zur Ausbildung von Lagerleitern und Gruppenführern des
Frei=
willigen Arbeitsdienſtes im Bezirk des Landesarbeitsamtes
Heſ=
ſen übertragen worden. Wir dürfen darin wohl eine Anerkennung
unſeres bisherigen Wirkens ſehen. Auch dieſer dritte Kurſus wird
im Griesheimer Lager, einem der erſten unſeres Bezirkes.
abge=
halten. Darin mag die Lagerleitung eine Rechtfertigung ihrer
Tätigkeit ſehen und eine Zuſtimmung zu dem Geiſte, der hier
herrſcht. Der Redner wandte ſich dann an die neuen
Kurſusteil=
nehmer und führte aus: Wir wollen uns im „Heſſiſchen
Heimat=
werk” zuſammenfinden. Für die nächſten Wochen allerdings bitte
ich Euch. Euere Heimat noch enger zu ſehen. Ihr ſollt nämlich
ein=
mal Gxiesheimer werden. Angehörige dieſer Lagergemeinde
Deren Sorgen und Freuden ſollen die Euren werden. Hier ſollt
Ihr zuſammen arbeiten und zuſammen leben. Ihr ſollt denken. Ihr
wäret in einen Koloniſtenſtaat verſchlagen worden. Die Koloniſten.
an die ich denke mußten in eine Gemeinſchaft hineinwachſen.
Das iſt manchmal ſchwerer, als ſich ein eigenes Leben zurecht zu
zimmern. Ich denke an die Deutſchen, die etwa in der Zeit lange
vor dem Kriege nach dem Oſtlande kamen, aus den verſchiedenſten
Gauen unſeres Vaterlandes, und die nun einen neuen Staat und
neue Gemeindeweſen ausbauen mußten. Auch Ihr kommt aus den
verſchiedenſten Bezirken. Wir wollen hier mehr als nur. was
man ſo „anſtändiges Nebeneinanderherleben” nennt. Wir wollen
eine Gemeinſchaft ſein. Und nichts ſchadet einer werdenden
Gemeinſchaft mehr, als wenn ſie im voraus bereits belaſtet iſt mit
einer gegenſeitigen mißtrauiſchen Beriecherei, einem
Auskundſchaf=
ten der politiſchen oder weltanſchaulichen Einſtellungen. Und das
iſt heute ſo ſchnell erreicht, Menſchen zur wahren Kameradſchaft
untauglich zu machen dadurch, daß man ſie im voraus abſtempelt.
Die Gemeinſchaft, die hier werden ſoll. wird ſtark genug ſein, auch
Gegenſätze zu ertragen. Alles andere werdet Ihr hier
finden als einen Geſinnungsbrei. Wir werden uns
über vieles unterhalten, unſere Ausſprachen werden genug an
unterſchiedlicher Betrachtung aufdecken. Aber ſolche Unterſchiede
werden nicht am Anfange ſtehen, ſondern ſie müſſen ſich wirklich
im Laufe unſerer gemeinſamen geiſtigen Arbeit herausſtellen. Das
nenne ich unſelbſtändige Menſchen, die nichts anderes kennen, als
ein Flüchten zu angelernten und anbefohlenen Programmen und
Schlagwörtern, ſobald das eigene Denken nicht mehr mitkann.
Laßt mich noch einmal daran erinnern, daß wir hier eine
Pioniergemeinde ſein wollen, Menſchen, die das Schickſal
zuſammengefügt und zuſammengewürfelt hat, die müſſen zuerſt
einmal das Gemeinſame ihres Schickſals erkennen. Ihr ſeid
hier als ein durch ein gemeinſames Schickſal an einem
gemein=
ſamen Werk Verbundene. Ihr ſollt daraus zu einer ehrlichen
Kameradſchaft kommen, in eine Gemeinſchaft
hinein=
wachſen. So wie Ihr einſt in den Arbeitslagern als
Kame=
rad unter Kameraden ſtehen ſollt, ſo werdet Ihr auch hier
Kame=
radſchaftsgeiſt pflegen müſſen. Die Gemeinſchaft ſoll Euch tragen.
aber auch Ihr ſollt die Gemeinſchaft tragen. Ihr ſollt Euch nicht
nur gegenſeitig anerkennen, ſondern auch fördern.
Da=
durch werden auch Euere Kräfte wachſen, die nötig ſind, um das
Schickſal zu meiſtern. Ihr kommt hier in eine Schule. Dieſe Schule
ſoll nicht nur Eurem Wiſſen dienen. Es ſoll eine Schulung auch
der Tugenden ſein, auf die ein Gemeinſchaftsleben ſich gründet.
nämlich freiwillige Ordnung, freiwillige Einordnung, freier
Ge=
horſam freier Menſchen. freiwillige Diſziplin. Ihr ſollt dieſe
Tugenden hinaustragen in die nächſten Plätze, die Euch
angewie=
ſen werden.
Unſere Gemeinſchaft hier will nur ein Abbild werden einen
größeren; nämlich der unſeres Volkes und Vaterlandes. So wie
wir es ſehen möchten, in Einigkeit und Geſchloſſenheit, in
gegen=
ſeitigem Verſtehen und Helfen, ſo wollen wir es hier an einem
kleinen Platze, in einer Kolonie zu verwirklichen trachten.
Des=
wegen aber wird unſer gemeinſames Beſinnen auf die
Notwendig=
keiten für Volk und Vaterland immer wieder ſeinen
Ausgangs=
punkt und ſeine Zielſetzung nehmen von den Gütern, die uns in
unſerem Volkstum gegeben ſind. Und dann werden wir am
Schluſſe unſerer Schulungszeit nicht nur als Menſchen
verſchie=
dener Herkunft, verſchiedener Organiſationen, fühlen, wir werden
auch dieſe Zeit des Bürgertums im Griesheimer Lager wie eine
vorübergehende Epiſode betrachten, wir werden ſie als eing
Schulungszeit für den Dienſt an unſerem Volke in fruchtbringender
Erinnerung behalten. Auch dann, wenn — wie unſere Hoffnung
iſt — Ihr alle wieder an einem Arbeitsplatze ſtehen werdet, der
Euch Brot, Lebensſicherung und Zufriedenheit geben möge.
Danach ergriff Präſident Dr. Engler das Wort, um
zu=
nächſt für die Begrüßung zu danken und ſich ſeinerſeits dieſer
an=
zuſchließen und beſonders Herrn Olderſchulrat Haſſinger für die
von ihm geleiſtete Arbeit im Dienſt des Heimatwerkes herzlichſt
zu danken. Er gab im weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen
einen klaren Ueberblick über das Frir und Wider des
Freiwilli=
gen Arbeitsdienſtes, wie es z. Zt. ini Mittelpunkt der Diskuſſion
ſteht, in der richtigen Erkenntnis der Tatſache, daß beſonders die
zu Führern Berufenen genaue Kenntnis des Für und Wider
haben müſſen. Präident Dr. Engleu vermied dabei ſichtlich eine
feſte Stellungnahme, er überließ vielmehr, unter ſachlicher
Dar=
legung aller Gründe, die für oder gegen die verſchiedenen
For=
men und Ziele des Dienſtes ſprechen, den Kurſusteilnehmern ſelbſt
ſich ein Urteil zu bilden. In dieſen Streit der Meinungen ſpielt
die Frage, ob offenes oder geſchloßſenes Lager das Richtige ſei,
eine wichtige Rolle. Beide Arten haben ihre Vorteile und beide
ſicher auch Nachteile. Zu entſcheiden iſt die Frage nach örtlichen
Geſichtspunkten und nach der Zuſcmmenſetzung der
umwohnen=
den Bevölkerung. Das Schulungslager in Griesheim iſt ein
Ge=
meinſchaftslager, in das Angehörig aller politiſchen und
welt=
anſchaulichen Anſchauungen aufgenommen werden können und
müſſen. Vorzüge darin beruhen, daßz es die zu Führern
Berufe=
nen zum gemeinſchaftlichen, kamera)ſchaftlichen Zuſammenwirken
im Dienſte des Volksganzen erzieht. Es iſt darum verboten
etwelche politiſchen Abzeichen zu tragen und ſelbſtverſtändlich
auch politiſch irgendwie zu werben. Mit Recht, ſagte der Redner,
wenn man auch ein gewiſſes Verſtändnis dafür haben kann, daß
die Jugend gerne derartige Abzeichen anlegt, „wer keinen
eige=
nen Wert hat, kann auch durch irgend welches Abzeichen keinen
Wert erlangen”. Es gibt keinen falſcheren Stolz als den auf
eine Vereinigung, an deren Zuſtandekommen ohne Leiſtungen der
Träger ſelbſt keinen Verdienſt hat. Nach den Richtlinien des
Reiches ſollen Gemeinſchaftslager da zurücktreten, wo die
Ver=
bände ſelbſt Träger des Dienſtes ſind. Auch hier aber dürfen
Andersdenkende nicht ausgeſchloſſen werden. Das Wichtigſte im
Freiwilligen Arbeitsdienſt iſt und bleibt, daß die geſamte
Ar=
beit, der geſamte Dienſt ernſt genommen wird, ſowohl die reine
Arbeit, wie auch die Stunden des Sports und der Erholung.
Falſch iſt es, mißtrauiſch zu werden, wenn im geſchloſſenen
Ar=
beitslager die äußere Form einer Art ſoldatiſcher Erziehung
ge=
wählt wird. Das hat mit Soldat=Spielen nicht das geringſte zu
tun. Es iſt das Mittel zur Erziehung zu Diſziplin und
Kamerad=
ſchaft. Auch der Wehrſport, der in alken Lagern geübt werden
darf und ſoll, hat mit Soldatſpielen nicht das geringſte zu tun,
überhaupt nicht mit irgend welchem Militarismus. Er dient
einzig der körverlichen Ertüchtigung innerhalb der vom Reich
ausgegebenen Richtlinken.
Auch die Fragen, ob und wie weit der Freiwillige
Arbeits=
dienſt mit oder ohne Recht in das Wirtſchaftsleben eingreift,
wurde von dem Redner klarſtellend und ohne Stellungnahme
be=
handelt, unter Anerkennung der Wichtigkeit gerade dieſer Frage,
deren Löſung aber hier nicht zur Debatte ſteht. Wichtig für jeden
iſt zu wiſſen, daß der Freiwillige Arbeitsdienſt finanziert wird
durch die Reichsanſtalt für Arbeitsloſenverſicherung, ebenſo wie
das Notwerk der Jugend, daß alſo Arbeitnehmer und Arbeitgeber
an dieſer Finanzierung beteiligt ſind.
Danach erklärte der Präſident den Führerſchulungskurſus für
eröffnet. Oberſchulrat Haſſinger ermahnte die Teilnehmer
nochmals im Sinne des Vorredners den Dienſt ernſt zu nehmen
in ſinnvoller körperlicher Arbeit, ſinnvoller geiſtiger und
ſport=
licher Betätigung und ebenſo in ſinnvoller Geſelligkeit und
Kameradſchaft. Dieſe drei Dinge mit allem Ernſt durchzuführen,
ſei eine der Hauptpflichten der Kurſusteilnehmer, die danach der
Obhut des Lagerleiters, Dr. Schellenberg, übergeben wurden. **
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Die Pianiſtin. Elſe C.
Kraus wurde nach ihrem großen Erfolge auf dem
internatio=
nalen Muſikfeſt in Wien von den internationalen Geſellſchaften
für neue Muſik in London, Amſterdam und Den Haag
einge=
laden, Arnold Schönbergs geſamtes Klavierwerk zu ſpielen, auch
hat ſie in einem Konzert des Londoner Rundfunks Arnold
Schön=
berg und Norbert von Hannenheim mit ſtarkem Beifall
aufge=
führt, und wurde zu weiteren Konzerten verpflichtet.
Lokale Veranſtalkungen.
Die hierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krſiſ.
— Tennisabteilung der TGD. 46. Die Mitglieder
werden auf die heute abend ſtattfindende
Jahresverſamm=
lung im grünen Zimmer des Turnhauſes, Woogsplatz 5,
hin=
gewieſen.
Vereinskalender.
— Hausfrauenbund. Es wird noch einmal
bekannt=
gegeben, daß die Mitgliederverſammlung heute. Dienstag,
abends 8 Uhr, in der Traube ſtattfindet.
Tageskalender für Dienstag, den 10. Januar 1933.
Union=Theater: „Verkaufte Liebe‟; Helia=Lichtſpiele: „Zigeuner
der Nacht”; Palaſt=Lichtſpiele: „Der fliegende Tod”. — Reſi=
Theater: „Teilnehmer antwortet nicht”. — Loge, Sandſtr. 10,
20,15 Uhr: Rezitationen Erna Volz. — Techn. Hochſchule,
Hör=
ſaal 234, 20 Uhr: Vortrag „Eiſen und Stahl als Bauſtoff”.
Hefſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Montag, den 9. Januar.
Bierkes Sinionie-Konzerk.
Zwei gewaltige Werke der romantiſchen Wiener Antipoden
Brahms und Bruckners bot das von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt
ge=
leitete Konzert und übte auch noch dadurch eine beſondere
An=
ziehungskraft aus, daß einer der bedeutendſten und
charakter=
vollſten Pianiſten, Edwin Fiſcher, als Soliſt auftrat. Er trug
das zweite der beiden großen Klavierkonzerte von Brahms vor,
das lange nach dem vor kurzem gehörten D=Moll=Konzert
ent=
ſtanden iſt, aber faſt noch mehr wie das erſte ſich dem Charakter
und der Form einer Sinfonie nähert. Dies geſchieht nicht allein
durch die Vierſätzigkeit und durch die ganz ſinfoniſche
Satz=
geſtaltung, ſondern auch durch den außergewöhnlichen Ernſt und
die Vertiefung des Werkes, das trotz der ungeheuer ſchwierigen
Soloſtimme diefe doch nie eigentlich virtuos herrſchen läßt,
ſon=
dern ſie völlig in das innere Geſchehen einfügt.
Edwin Fiſcher bot eine Leiſtung von außerordentlicher
Kon=
zentration, herber Kraft und ſtarkem Geſtaltungswillen. In
wundervoller Ruhe begann der erſte Satz, mit äußerſter Schärfe
traten die Kontraſte einander gegenüber. Sehr gut verſtand den
Künſtler Schmidt=Iſſerſtedt, und unterſtrich in gleicher Weiſe
den Aufbau im großen. Den leidenſchaftlichen zweiten Satz, faſt
noch eine Steigerung über den erſten hinaus, erinnern wir uns
nicht, ſo geſteigert und hinreißend gehört zu haben. Wundervoll,
herrlich in Ton und Vortrag war dann das in echt Brahms’ſcher
Breite genommene Andante mit dem herrlichen Violoncello=
Solo. Hier ſchien uns das Zuſammenwirken von Soliſt,
Diri=
gent und Orcheſter am idealſten. Der Schlußſatz iſt eigentlich der
einzige, der durch den etwas leichteren, an einzelnen Stellen
an ungariſche Tanzweiſen erinnernden Charakter das
Konzert=
hafte gegenüber der Sinfonie betont. Fiſcher nahm ihn
außer=
gewöhnlich raſch und überaus temperamentvoll, wodurch an
einer Stelle faſt das techniſch Mögliche für die Blechbläſer
über=
ſchritten wurde. Man hielt den Atem an, aber es glückte ohne
Unfall. Die techniſche und künſtleriſche Leiſtung des Soliſten
war ein außergewöhnliches Erlebnis, und der Beifall
dement=
ſprechend ſo ſtark, daß eine Zugabe erreicht wurde — eine große
Seltenheit in den Sinfoniekonzerten — das As=Dur Impromptu
aus dem zweiten Zyklus von Schubert, überaus ſchlicht, warm
und klar geſpielt. Nicht weniger möchten wir die Leiſtungen
uinſerer Darmſtädter Künſtler hervorheben. Dr. Schmidt=
Iſſer=
ſtedt leitete das Orcheſter mit größtem Temperament, eine kleine
nicht völlig mit dem Soliſten übereinſtimmende Stelle im erſten
Satz abgerechnet, war die Begleitung vollkommen.
Lag Schmitt=Iſſerſtedt ſchon der Brahms ſehr gut, ſo waren
wir vollends überraſcht durch die große Freiheit der Geſtaltung
und die großzügige Anlage in der Wiedergabe der dritten
Sin=
fonie von Anton Bruckner in D=Moll. In dieſem, Richard Wagner
gewidmeten Werk greift der Komponiſt nach der knapper und
kür=
zer geſtalteten Zweiten wieder auf die rieſenhaften damals
un=
erhört komplizierten Formen der Erſten in C=Moll zurück, die er
aber nun mit einer Klarheit und Meiſterſchaft handhabt, die ihn
dazu veranlaßt, von dieſer großen Form in keiner der folgenden
Sinfonien mehr abzugehen. Das Pathos ſeiner großen Themen
und Steigerungen, die Tiefe ſeiner perſönlichen Sprache, die ſich
in ſeinem Innern vollziehende Syntheſe zwiſchen polyphoner
Orgelkunſt, religiöſer Verſunkenheit, dem Klang des großen
Wag=
nerſchen Orcheſters, reicher Harmonik und Elementen
oberöſier=
reichiſcher Volksmuſik, die hier beſonders im Trio des Scherzos
und im 2. Thema des Finales hervortritt, geben ſeinen Werken
den Charakter von ſolcher Einmaligkeit, daß man ſchon an
Schu=
bert und Wagner denken muß, um ähnliche künſtleriſche
Urphäno=
mene zu nennen. Die ſtark erweiterte Zahl und Breite der
The=
men, das ſcharfe Abſetzen zwiſchen den einzelnen Gruppen, früher
von vielen Beurteilern als Unbehilflichkeit und Formloſigkeit
ge=
deutet, iſt ſo Weſensart, ſo Notwendigkeit bei dem Rieſenhaften
der Architektur der Werke, daß es uns heute als eine glückliche
und meiſterhafte Eingebung erſcheint. Dr. Schmitt=Iſſerſtedt
ge=
ſtaltete dadurch überaus klar, daß er weniger das Verbindende
innerhalb der großen Sätze zu geben ſuchte, wie es bei Beethoven
und Brahms Notwendigkeit iſt, um den faſt ununterbrochenen Fluß
wiederzugeben, als vielmehr jedes Thema für ſich charakteriſtiſch
und im Klang, Sprache und Tempo unterſchiedlich geſtaltete und
ſo dem Hörer leichter die Möglichkeit gab, Gleiches an
verſchie=
denen Stellen wiederzuerkennen. Am ſchwerſten iſt dies im
lang=
ſamen Satz, da hier die Gruppe des zweiten Themas im Dreitakt
ſo ausgedehnt iſt, daß man darüber den Hauptteil im Viertakt faſt
vergeſſen hat. Aber auch hier gelang die Geſtaltung ausgezeichnet
wie auch in dem von Bruckner ſelbſt gekürzten Finale, dem Satz,
in dem ſich die thematiſchen Konflikte am ſtärkſten häufen, die erſt
gelöſt werden durch den ſieghaften Eintritt des Kopfthemas des
erſten Satzes. Selten haben wir Dr. Schmitt=Iſſerſtedt derart groß
geſtaltend erlebt wie heute. Bei der ungleichen Akuſtik des Hauſes
iſt die Abtönung des Orcheſters ſchwer zu beurteilen, wir fanden
zuweilen die Blechbläſer zu ſtark gegenüber Streichern und
Holz=
bläſern. Das Landestheaterorcheſter erlebte einen beſonderen
Ehrentag, die beiden Werke waren außerordentlich gut und lebens=
F. N.
voll wiedergegeben.
Aus Heſſen.
* Odenwaldgau=Winkerwanderung.
Die Winterwanderung des Odenwaldgaues führte die
Oden=
wälder Turner wieder nach der Böllſteiner Höhe, die ſich
beſon=
ders zu einem turneriſchen Treffpunkt eignet und daher auch
be=
vorzugt wird. Leider fehlte der zu einer Winterwanderung
ge=
hörende Schnee, der erſt ſolchen Wanderungen einen beſonderen
Reiz gibt. Dafür ſetzte ſchon am Morgen leichter Sprühregen ein.
der der Wanderung etwas Abbruch tat. Trotzdem hatten ſich über
zweihundert Turnerwanderer aus dem Geſprenz= und
Mümling=
tal eingefunden. Ja, manche hatten einen Anmarſchweg von fünf
Stunden nicht geſcheut. Nachdem man ſich im Heiſtſchen Saale recht
häuslich niedergelaſſen und geſammelt hatte, wurde die Feier,
Turner=Neujahr genannt, mit einem
gemein=
ſamen Geſange eröffnet. Der Gauwart für Wandern, Lehrer
Steinbach, ſprach herzliche Begrüßungsworte und wies im
beſonde=
ren auf die Bedeutung und den Wert des Wanderns und den
heutigen Tag hin. Gemeinſame Lieder, Neckſpiele und Volkstänze
einzelner Gruppen ſorgten für Unterhaltung und Abwechſelung.
Nur zu ſchnell waren die ſchönen Stunden verflogen. Ein
gemein=
ſam geſungenes Lied beſchloß die ſchöne Feier. Noch ein warmer
Händedruck — und heimwärts zogen nach allen Richtungen mit
Sing und Sang die einzelnen Wandergruppen.
Geflügelſchau Nieder=Ramſtadt.
Der Geflügelzuchtverein veranſtaltete am Sonntag im Saale
des Gaſthauſes „Zum Schwanen” eine intereſſante Geflügelſchau.
An Hühnern waren vertreten die Raſſen; Plymout=Rocks.
Rein=
länder. Faverolles, Suſſex. geſperberte Italiener. Barnefelder,
Ehrenpreiſe erhielten in dieſen Klaſſen: „Jakob Heil. Georg
Breitwieſer und Georg Drauth. ferner Adam
Breit=
wieſer einen 1. Preis. Die Gattung Zwerghühner war nur mit
einem Stämmchen „Gold=Sybitt” (Ausſteller Georg, Breitwieſer)
vertreten, das die Note „ſehr gut” erhielt. Enten und Gänſe
wa=
ren faſt nicht vertreten. Es iſt auffallend, daß dieſer Gattung
Ge=
flügel trotz unſerer waſſerreichen Gegend ſo wenig Intereſſe
ent=
gegengebracht wird. Um ſo reichlicher waren die Taubenraſſen
ver=
treten, insbeſondere Brieftauben von ganz beſonderer Qualität
und nachweisbarer Leiſtungsfähigkeit. Es waren Tiere ausgeſtellt.
die bis zu 800 Km. Flugſtrecke hinter ſich haben. In der Klaſſe
350 bis 800 Km. Flugleiſtung. Abt. Männchen, erhielten den
Ehrenpreis Karl Reinheimer mit 10½ Punkten, ferner
der=
ſelbe einen 1. Preis mit 10 Punkten. 2. Preiſe mit je 9½ Punkten
erhielten ferner noch Bernhardt Wembacher. Heinrich Göttmann.
Müller. Waſchenbach. In der Abteilung Weibchen wurde der
Ehrenpreis zuerkannt mit 10½ Punkten Georg Breitwieſer, und
der 1 Preis mit 10 Punkten Georg Dieter. In der Klaſſe 100 bis
350 Km. Flugſtrecke. Abteilung Männchen, erhielt den Ehrenpreis
Adam=Waſchenbach mit 10 Punkten und einen 1. Preis Bernhardt
Wembacher mit 10 Punkten. In der Abteilung Weibchen wurden
zuerkannt der Ehrenpreis mit 11 Punkten Karl Reinheimer ein
1. Preis mit 10 Punkten Adam=Waſchenbach und je ein 2. Preis
mit 9½ Punkten den Züchtern Schneider und Adam zu
Waſchen=
bach. Die Ausſtellung war den ganzen Tag über lebhaft beſucht.
ein Beweis dafür, daß die Einwohnerſchaft der Geflügelzucht
großes Intereſſe entgegenbringt.
P. Eberſtadt, 9. Jan. Kinder=Schauturnen im
Turnverein 1876 e. V. Das Schauturnen ſollte Zeugnis
ablegen von der in den letzten Monaten im Turnverein rege
be=
triebenen Schulung der Jugend im Turnen. Die reichhaltige
Dar=
bietungsfolge umfaßte in ihrem erſten Teil Frei= und
Handgeräte=
übungen, im zweiten Teil Geräteturnen und im dritten Teil Spiel
und Tanz. Das bunte Vielerlei, das dabei in Form von
Einzel=
übungen und Einzelleiſtungen an dem Auge des Zuſchauers
vor=
beizog, vermittelte eindringlicher wie bei unſeren erwachſenen
Turnern den Wert des zweckmäßigen Ablaufs der Bewegungen
des Gehens, des Laufens, der Sprünge und der Drehungen. Und
wie erfreute gar das luſtige Bockſpringen Rad= und
Purzelbaum=
ſchlagen, wie ſchön und unterhaltend zugleich waren die
gelunge=
nen Singſpiele und die als rhythmiſch=gymnaſtiſche Körper= und
Bewegungsſchulung ſich auszeichnenden Tänze der Mädchenriegen
mit ihrem oft recht, neckiſchen Zuſammenſpiel. Das Publikum
hatte ſeine helle Freude an dem von dieſer jungen Welt
Dar=
gebotenen und amüſierte ſich köſtlich beſonders auch bei dem
Theaterſpiel, das — nachdem der Nikolaus ſeine
Weihnachts=
gaben an die kleine Turnerſchar ausgeteilt hatte — den Schluß
der Veranſtaltung bildete.
C Ober=Ramſtadt, 9. Jan. Unterhaltungsabend
zu=
gunſten der Winterhilfe. In dankenswerter Weiſe hat
ſich auch in dieſem Jahr die Geſamtbelegſchaft der
Automobil=
fabrik Neue Röhr=Werke A.=G., Ober=Ramſtadt, enſchloſſen, ihre
Weihnachtsfeier zugunſten der Winterhilfe zu wiederholen. Die
Veranſtaltung fand im großen Schützenhofſaal ſtatt und war gut
beſucht. Zur Eröffnung ſpielte der Poſaunenchor einen ſchneidigen
Marſch. In ſeiner Begrüßungsanſprache ſagte der Vorſitzende des
Ortsausſchuſſes für die Winterhilfe 1932/33, Herr Pfarrer
Nürn=
berger, Direktion und Belegſchaft der Neuen Röhr=Werke für
das Zuſtandekommen dieſes Abends herzlichſten Dank und gab der
Hoffnung Ausdruck, daß es gelingen möge, das Winterhilfswerk
noch weiter auszubauen zum Segen der Notleidenden. Die bis
jetzt geſammelten Geldſpenden würden für eine Kinderſpeiſung
verwandt, die am 9. Januar beginne und mehrere Wochen dauern
ſolle. Die unter 6 Jahre alten Kinder aller Erwerbsloſen ſollten
auf dieſe Art betreut und ihnen täglich ein warmes Frühſtück
verabreicht werden. Noch weitere Veranſtaltungen zugunſten
die=
ſes Hilfswerks ſtünden in Ausſicht. Liedervorträge des Singchors
der Röhrwerke unter Leitung des Herrn Hauptlehrers i. R.
Wür=
tenberger, ein Potpourri über Weihnachtslieder des
Poſau=
nenchors und mit großem Beifall aufgenommene Sologeſänge des
Herrn Georg Ackermann leiteten zu „Des Waiſenkindes
Weih=
nachtstraum” einem Weihnachtsfeſtſpiel mit Geſang in 5 Bildern,
über. Mit bewundernswerter Hingabe leiſteten die Kleinen und
Kleinſten in der Aufführung Vorzügliches und wurden mit
ſtür=
miſchem Beifall belohnt. Die Pauſe zwiſchen dem 1. und 2. Teil
benutzte Herr Poſtmeiſter Weber zu einer Anſprache „in der auch
er den Veranſtaltern, insbeſondere auch der Direktion der Firma,
herzlichſten Dank zollte. Erwähnt ſeien hier noch die in
Spruch=
form gehaltenen Erläuterungen des Feſtſpiels durch Frl.
Eiſen=
hardt. Im zweiten Teil des Programms folgten zwei
wunder=
bare Kinderreigen, und zwar „Schneeflöckchen=Reigen” und „
Dorn=
röschens Brautfahrt” ſowie „Fritzchen und die Tannenfee”, ein
Weihnachtsmärchen in 3 Bildern, von allen Mitwirkenden, den
kleinen und großen, in ſehr guter Einfühlung in die einzelnen
Rollen meiſterhaft dargeſtellt. Liedervorträge des Singchors und
Vorträge des Pofaunenchors unter Leitung des Herrn Buß
bil=
deten hierzu wiederum die Umrahmung.
Bz. Reinheim, 9. Jan. Kriegerverein=
Familien=
abend. Vorgeſtern ſollte der Familienabend, der ſtets getragen
iſt von echter kameradſchaftlicher Geſelligkeit, eine innere
Bedeu=
tung haben, und die Weiheſtunde des 60jährigen Beſtehens, die
Ehrung der noch lebenden zwei Mitbegründer, ſowie die
Ehrun=
gen für 40= und 25jährige Mitgliedſchaft, ferner für beſondere
Verdienſte die Auszeichnung durch die „Haſſia=Ehrenmünze” mit
würdigem Gedenken in feierlichem Rahmen in ſich aufnehmen.
Zwölf Mann Orcheſterbeſetzung der beliebten Kavelle Kollbacher=
Werſau erfüllte glänzend die ihr geſtellte Aufgabe in der
Muſik=
leiſtung. Der langjährige Vorſitzende. Kamerad Schuchmann,
eröffnete in ſinniger Darlegung den Abend und begrüßte noch
die Kameraden Dr. Kulz=Darmſtadt und im Auftrage des
Prä=
ſidiums der Haſſia für die Ehrung der Kameraden und
Ueber=
reichung des Fahnennagels entſandten Vertreter des Bezirks
Reinheim=Reichelsheim, den ſtellvertr. Vorſitzenden Barth=
Brensbach und Bezirksſchriftführer Adelberger=Reinheim.
Im Mittelpunkt des Abends ſtand die Weiheſtunde der 6
Jahr=
zehnte. Nach kurzer Anſprache und einem Prolog übernahm im
Auftrage des Präſidiums der ſtellvertr. Bezirksvorſitzende.
Kame=
rad Barth=Brensbach, die Ehrung der Kameraden. Dieſer
Ehrung anſchließend, überreichte im Auftrage des Präſidiums
der Haſſia der Bezirksſchriftführer Kam. Adelberger=
Rein=
heim dem Jubelvexein den Fahnennagel. Das Deutſchlandlied
ſchloß den Akt der hehren Stunde ab. Die Darbietungen des
2. Teils aller Mitwirkenden trugen Frohſinn und Heiterkeit in
die Herzen der Zuſchauer.
— Babenhauſen, 9. Jan. Unſer langjähriger, jetzt im
Ruhe=
ſtand lebender Bürgermeiſter Herr Rühl wird am 12 ds Mts.
70 Jahre alt. Bis zum Ende 1932 hat er noch die Geſchäfte als
Ortsgerichtsvorſteher und Standesbeamter geführt.
Erzhauſen, 9. Jan. Am Sonntag, den 22. Januar 1933,
hält die Turn= und Sportgemeinde e. V. 1922 in ihrem
Vereins=
lokal Ludwigshalle ihre Generalverſammlung ab.
Dienstag, 10. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 16 — Seite 7
De Senenkalnen ſchafen Aeit
Reichskanzler von Schleicher hat in ſeiner Rundfunkrede am
15. Dezember 1932 erklärt, ſein Programm beſtehe aus einem
einzigen Punkt: „Arbeit ſchaffen!” Als Aufgabe des
Reichskom=
miſſars für Arbeitsbeſchaffung hat er es bezeichnet, jeder
Arbeits=
möglichkeit nachzuſpüren.
Es gibt in Deutſchland mehr als 600 Schienenbahnbetriebe —
Straßenbahnen, Nebenbahnen und Kleinbahnen — die nicht
dem Reich gehören, mit mehr als 20 000 Klm.
Strecken=
länge und etwa 77 000 Fahrzeugen aller Art — Lokomotiven,
Triebwagen, Perſonen= Gepäck= und Güterwagen —. Dieſe
Bah=
nen haben jährlich Unterhaltungs=, Erneuerungs= und
Ergän=
zungsarbeiten auszuführen, für die in normalen Zeiten Beträge
in Höhe von vielen Millionen Reichsmark ausgegeben wurden.
In den letzten vier Jahren reichten, die den Bahnen zur
Ver=
fügung ſtehenden Mittel für die Ausführung dieſer Arbeiten nicht
mehr aus, ſo daß von Jahr zu Jahr in wachſendem Ausmaße
Arbeiten unterbleiben mußten, die im Intereſſe einer
ordnungs=
mäßigen Betriebsführung eigentlich hätten ausgeführt werden
müſſen. In den letzten beiden Jahren mußten ſogar Arbeiten
unterbleiben, die im Intereſſe der Betriebsſicherheit unerläßlich
waren, ſodaß deshalb Teilſtillegungen vorgenommen werden
muß=
ten. So hatte ſich am Ende des Jahres 1932 allein bei ſolchen
Bahnen, die ſich aus eigener Kraft nicht mehr helfen können, ein
Arbeitsbedarf nur für Unterhaltung. Erneuerung und
Ergänzung der Bahnanlagen aufgeſtaut, zu deſſen
Be=
friedigung Mittel in Höhe von mehr als 100 Millionen
Reichs=
mark erforderlich ſind. Darüber hinaus werden noch weitere rd.
35 Millionen RM. benötigt, um dringend notwendige Neubauten
ausführen zu können. Hier handelt es ſich alſo um den von der
Reichsregierung ins Auge gefaßten typiſchen Fall, ſofort
Ar=
beitsmöglichkeiten großen Ausmaßes zu ſchaffen, die in erſter
Linie auf die Inſtandſetzung vorhandener Produktionsgüter und
auf deren Verbeſſerung abgeſtellt ſind. Die bei den
Schienen=
bahnen notwendigerweiſe auszuführenden, aus Mangel an
Mit=
teln bisher rückſtändigen Arbeiten ſind noch deshalb beſonders
geeignet, Arbeit im Sinne der Reichsregierung zu ſchaffen, weil
es ſich größtenteils um Gleiserneuerungsarbeiten handelt, wofür
alſo Aufträge an die eiſenverarbeitende Induſtrie vergeben und
Arbeiter für die Ausführung der Arbeiten auf der Strecke
ein=
geſtellt werden können.
Die Allgemeinheit iſt an der Vergebung dieſer Arheiten
des=
halb beſonders intereſſiert, weil die Schienenbahnen Diener der
Bevölkerung und der Wirtſchaft ſind, deren Betrieb im
Inter=
eſſe der Bevölkerung und der Wirtſchaft in einem einwandfreien
Zuſtand erhalten werden muß. Ihre Anlagen, und Betriebsmittel
dürfen keineswegs verfallen, wenn nicht ein Wiederaufſtieg
Deutſchlands in wirtſchaftlicher Hinſicht für alle Zukunft zunichte
gemacht werden ſoll.
Es ſteht daher zu hoffen, daß der Reichskommiſſar für
Arbeits=
beſchaffung ſich dieſe Möglichkeit, in großem Ausmaß wirklich
nützliche Arbeit zu vergeben, nicht entgehen laſſen wird.
Ais den Geneinderaksitzungen.
Le Groß=Umſtadt, 9. Jan. Aus dem Gemeinderat.
Dem Antrag der Direktion der Oberrealſchule auf Genehmigung
zur Anſchaffung von Brennmaterial wird unter der Bedingung
ſtattgegeben, daß die Lieferung durch hieſige Geſchäftsleute erfolgt.
— Der Ankauf eines Ziegenbocks von der Gemeinde Lampertheim
zum Preiſe von 50 RM. wird genehmigt. Bei dem Poſtneubau
wurde der Voranſchlag in Höhe von 3—4000 RM. überſchritten.
Da das Nachtragsabkommen von der Reichspoſt abgelehnt wurde,
ſoll dasſelbe dem Hochbauamt Dieburg zur Nachprüfung
über=
geben werden. — Das Geſuch des örtlichen Hilfsausſchuſſes der
freien Winterhilfe um einen Zuſchuß von 500 RM. wird bekannt
gegeben. Der Vertreter der Kommuniſtiſchen Partei fordert
an=
ſtatt 500 RM. 1000 RM. Nach einer Erläuterung durch den
Bei=
geordneten Joſt läßt ſich Gemeinderat Seipel (KPD.) zu
beleidi=
genden Aeußerungen hinreißen, ſo daß Joſt die Sitzung verläßt
Daraufhin wird dieſer Punkt in nichtöffentlicher Sitzung
verhan=
delt. — Der Bürgermeiſter gibt den ablehnenden Beſcheid des
Kreisamts Dieburg bekannt, wonach eine Sonderzuweiſung von
Holz und Geſchirrgeld abgelehnt wird. — Das Geſuch des
Kanin=
chenzucht=Vereins um Stiftung eines Ehrenpreiſes mußte mit
Rück=
ſicht auf die Notlage der Gemeinde abgelehnt werden.
A4r. König i. Odw. (Stahlbad), 9. Jan. Aus dem
Ge=
meinderat. Der ſchon längere Zeit projekierte Feldweg
Spiel=
brett-Hahle—Weilbach ſowie der in ſchlechtem Zuſtand
befind=
liche Weg nach Momart ſollen durch den Freiwilligen
Arbeits=
dienſt hergeſtellt und ein entſprechender Antrag bei den
zuſtändi=
gen Stellen alsbald geſtellt werden. Der Antrag des Herrn
Her=
tel, Sandbach, auf Abgabe von Gelände, zur Errichtung einer
Zigarrenfabrik wird bis zur nächſten Sitzung zurückgeſtellt. Im
Anſchluß an die zu Weihnachten im allgemeinen beendeten
Arbei=
ten des Freiwilligen Arbeitsdienſtes ſind 15 junge Leute der
Kolonne weiterbeſchäftigt worden. Hierdurch aufgetretene
Unzu=
friedenheiten zu beſeitigen, ſoll durch entſprechende Vorſtellungen
bei dem Kulturbauamt Darmſtadt eine abwechſelnde Beſchäftigung
der geſamten freiwilligen Arbeitsdienſtkolonne ermöglicht werden.
k. Dieburg, 9. Jan. Kriegerverein. Geſtern abend
kielt der hieſige Kriegerverein in den Sälen „Zum Mainzer Hof”
eine Familienfeier ab zugunſten hilfsbedürftiger Kameraden und
Kriegsopfer. Nach einleitenden Vorſpielen begrüßte der
Vor=
ſitzende, Herr Gewerbelehrer Pfirſching, in einer von
patrio=
tiſchem Geiſte getragenen Anſprache die zahlreich Erſchienenen,
Lin ausgewähltes Programm, unterſtützt von dem Turnverein
Dieburg, vervollſtändigte den Abend, und erſt in ſpäter Stunde
trennte man ſich mit dem Gedanken, daß die Liebe zum
Vater=
lande in dem Kriegerverein eine hervorragende Stätte zum
Ge=
deihen gefunden hat. Dies bewies die an dieſem Abend
vorgenom=
mene Ehrung verdienter langjähriger Mitglieder.
G Erbach, 9. Jan. 45 Jahre Werkmeiſterverband.
Der Werkmeiſterbezirksverein Erbach=Michelſtadt feierte in
Stock=
heim in ſchlichter, würdiger Weiſe ſein 45jähriges Beſtehen. Ein
flott geſpielter Eröffnungsmarſch leitete die Veranſtaltung ein.
Der Vorſitzende. Herr Friedrich Württenber=Erbach,
be=
grüßte in herzlicher Weiſe die zahlreich mit ihren Familien
er=
ſchienenen Mitglieder, die anweſenden Gäſte, die Vertreter des
Verbandes ſowie den Stockheimer „Liederkranz”, und gab dann
einen kurzen Ueberblick über die geſchichtliche Entwicklung des
von ihm betrauten Bezirksvereins. Ein Vertreter der Zentrale
Darmſtadt=Bensheim überbrachte herzliche Glückwünſche, worauf
dann Herr Frei=Frankfurt a. M. als Abgeordneter der
Ge=
ſchäftsſtelle des Hauptverbandes lehrreiche Ausführungen über
die derzeitige Wirtſchaftslage und die Stellung der Werkmeiſter
im Wirtſchaftsleben machte. Der Werkmeiſter, der vor dem
Kriege vielfach „die rechte Hand des Arbeitgebers” war, wurde
unter den neuen Verhältniſſen entperſönlicht und deswegen
immer mehr auf die ſtaatliche Fürſorge angewieſen. Er erinnerte
unter anderem an die große Bedeutung des Tarifvertragsrechtes,
des Schlichtungs= und Arbeitsgerichtsgeſetzes, die Einwirkung der
verſchiedenen Notverordnungen, beleuchtete das
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramm Schleichers und zeigte anſchaulich, wie der Staat
einen Einfluß in der heutigen Wirtſchaft durch die an Induſtrie,
Landwirtſchaft und Banken gewährten Subventionen
grund=
legend ſtärkte. Die klaren Ausführungen, die mit der Bitte um
tatkräftige Mitarbeit bei dem Aufbau des Vaterlandes ſchloſſen,
wurden mit ſtarkem Beifall entgegengenommen.
Muſikdarbie=
tungen der Kapelle, Geſangsvorträge, des „Liederkranzes” und
ſolche von Soliſten, ſowie eine von der Jugend gebotene
Mär=
chenaufführung gaben der Veranſtaltung neben anſtrengender
Ar=
beit auch die notwendige Entſpannung.
Ca. Lorſch, 9. Jan. Der Schützenverein hielt ſeine
Ge=
neralverſammlung ab. Der Vorſitzende Kam. Beck leitete die
Ver=
ſammlung. Kam. Huba erſtattete den Tätigkeitsbericht, der eine
rege Vereinstätigkeit erkennen ließ. Auch der Schießbericht des
Kam. Rühl zeigte, daß trotz der Not der Zeit der Schießſport ſchöne
Erfolge erzielte. Befriedigend aufgenommen wurde auch der
Kaſ=
ſenbericht des Kam. Hartnagel. Die Wiederwahl des geſamten
Vorſtandes erfolgte einſtimmig. Weiter wurde erwähnt, daß der
Verein im laufenden Jahre ſein 10jähriges Beſtehen feiert; auch
hierüber wird der Vorſtand Weiteres unternehmen.
„Momenkaufnahmen” von der Franzoſeninvaſion im Ruhrgebiek. — Die Kennzeichen einer ſchweren Zeit:
Hausſuchungen, Verhafkungen, Mißhandlungen, Tokſchlag und Berkreibung aus der Heimak.
Vor 10 Jahren!
Die Leidenschronik des Ruhrgebiefes.
Am 11. Januar 1923 nahm mit dem
franzöſi=
ſchen Einmarſch in Eſſen die widerrechtliche
Be=
ſetzung des Ruhrgebiets ihren Anfang. Unſer Eſſener
4. St.=Berichterſtatter gibt nachſtehend aus eigenem
Erleben, gewiſſermaßen in Momentaufnahmen, eine
ergreifende Schilderung der Leiden deutſchen
Volks=
tums unter franzöſiſcher Fremdherrſchaft.
Die Schriftltg.
Der Einmarſch.
Zeitungsnachrichten, Kundgebungen, Proteſtverſammlungen
hatten die Bevölkerung des Induſtriegebiets ſchon Ende der
erſten Januarwoche des Jahres 1923 auf das von Weſten her
drohende Unheil hingewieſen. Emſige Tätigkeit in den
Militär=
lagern von Düſſeldorf und Duisburg=Ruhrort ließen über die
bevorſtehenden Maßnahmen keinen Zweifel mehr. Auf der
Waldſtraße, die von Düſſeldorf über Kettwig durchs Ruhrtal
nach Eſſen führt, herrſchte am Morgen des 11. Januar reges
Treiben. Panzerkraftwagen, Infanterieſicherungen rückten gegen
Bredeney, Eſſens ſüdlich vorgelagerte Wohnſtadt, taſtend vor.
Geſchloſſene Infanterieabteilungen, Artillerie und Trains folg=
den Arbeiter von der Drehbank, den Angeſtellten vom
Schreib=
pult — in Gruppen ſteht die Belegſchaft auf den Höfen der
Werke. Ein größerer Trupp ſteht am Eingang gegenüber der
franzöſiſchen Soldateska: Schwerbewaffnete gegenüber einer
An=
ſammlung Waffenloſer. Der franzöſiſche Führer, ein Leutnant,
wird nervös, fühlt ſich bedroht, eröffnet auf wehrloſe Männer
das Feuer: 13 Tote bleiben auf dem Vorplatz liegen. Sie
wur=
den nach den Oſterfeiertagen von der Einwohnerſchaft zu Grabe
getragen. Das lächerliche Schauſpiel eines abgekarteten
Pro=
zeſſes vor dem Militärgericht in Werden gegen Krupp und ſeine
Direktoren bildete den Abſchluß jener Tragödie.
Das gefährliche Kaffeekränzchen.
Hausſuchungen, Verhaftungen, Mißhandlungen, Totſchlag und
Vertreibung aus der Heimat waren die Kennzeichen jener Zeit,
in der eine übermütige und trotzdem ſtets angſterfüllte
Solda=
teska das Ruhrgebiet malträtierte. Es waren keine
Ruhmes=
taten in der Geſchichte Frankreichs und ſeiner Regimenter. —
Am 27. Februar hielt der „Frauenbund zur Beratung
öffent=
licher Fürſorgeangelegenheiten” in einem bekannten Eſſener
Reſtaurant ſeine Mitgliederverſammlung ab. Eine Taſſe Kaffee
wurde ſerviert. Plötzlich öffnet ſich die Tür. Schwer bewaffnet
erſcheint eine franzöſiſche Patrouille, fordert zu ſofortiger
Auf=
löſung der Verſammlung auf. Und als die Frauen, eskortiert
von bajonettragenden Soldaten, die Straße betraten, ſtarrten
Schußbereiter Maſchinengewehrpoſten
Franzöſiſche Kavallerie=Abteilung auf dem Bürgerſteig
in einer Straße von Eſſen.
in Eſſen, dem Zentrum des Ruhrgebietes.
ten.” Am Abend des 411. Januar war Eſſens Südſtadt von 6000
Franzoſen beſetzt. Am Abend desſelben Tages verkündete
Poin=
caré ſtolz im Senat die Durchführung „gewiſſer
Vorſichtsmaß=
nahmen im deutſchen Induſtriegebiet, die ohne Zwiſchenfall
ver=
laufen ſeien”. — „Entſendung einer Miſſion von Ingenieuren
unter dem Schutz einiger Truppen” bezeichnete die franzöſiſche
Not=
vom 10. Januar dieſen Einmarſch, der „keine militäriſche
Ope=
ration oder Beſetzung politiſcher Art” darſtelle. Wie ſich in der
Praxis dieſe friedliche Verlegung einiger Ingenieure, in das
Nuhrgebiet vollzog, hat jeder, der jene Zeit tiefſter Erniedrigung
und brennendſter Schmach erlebte, in Erinnerung. Die
Reit=
peitſche war das Symbol, Maſchinengewehre das Handwerkszeug
jener „friedlichen Aktion”.
Der erſte Tote.
„Ohne Zwiſchenfall”, hatte Herr Poincaré verkündet, ſei
der erſte Tag des Vormarſches verlaufen. Der folgende 12.
Ja=
nuar brachte den weiteren Vormarſch nördlich, ſüdlich und
öſt=
lich Eſſens bis Buer, Gelſenkirchen und Wattenſcheid, halbwegs
Bochum. Bis zum 15. Januar war man über Bochum hinaus
vorgerückt. Dortmund wurde am 16. Januar beſetzt. Hatte
noch in den erſten Tagen die Ruhrbevölkerung zähneknirſchend
und mit geballter Fauſt den Einmarſch über ſich ergehen laſſen,
ſo wurde die Stimmung, je weiter der Vormarſch gedieh, um
ſo gereizter. Trupps von Männern und Frauen aller Stände,
wie ſie ſich auf der Straße zuſammenfanden, zogen nach der
Be=
ſetzung Bochums, deutſche Lieder ſingend, vor die vom Feind
beſetzten Gebäude. Ein Zug, hauptſächlich beſtehend aus
Ar=
beitern und Angeſtellten, zog vor das
Eiſenbahndirektions=
gebäude in Bochum, vor dem eine militäriſche Wache die
nun=
mehr amtierenden Eindringlinge bewachte. Einem Zuruf der
Wache an die Menge folgte unmittelbar eine Salve, die die
Demonſtranten zerſtreute. Auf dem Vorplatz blieb einer liegen:
ein 16jähriger Junge, Sohn eines Lokomotivführers, der
Schloſſerlehrling Joſef Pirwe. Das war am 15. Januar. Bis
zum April 1923 hatte die Zahl der Toten bereits 50
über=
ſchritten.
Schwarze Oſtern.
Karſamstag 1923. Kurz vor dem Wechſel der Mittagsſchicht
dringt ein ſtärkerer Trupp franzöſiſcher Soldaten unter
Füh=
rung eines Offiziers von der Altendorferſtraße durch den
Haupt=
eingang in die Kruppſchen Werke ein. Sirenen ertönen, rufen
ihnen Gewehre und Maſchinengewehre einer ſtarken
militäri=
ſchen Abteilung, die das Lokal umſtellt hatte, entgegen. Erſt als
die gefährlichen Frauen in alle Winde zerſtreut waren, zog ſich
die Soldateska nach dieſem „Siege” in ihre Quartiere zurück.
Die namenloſen Kämpfer.
Eine klare Frühlingsnacht. Auf dem Bahndamm der
Strecke die von Eſſen über Mülheim nach Duisburg führt,
patrolliert ein franzöſiſcher Doppelpoſten, Stahlhelm,
aufge=
pflanztes Seitengewehr. In der Niederung bewegen ſich zwei
Geſtalten, trennen ſich und verſchwinden kriechend im hohen
Graſe. Der Doppelpoſten patroilliert. 30 Schritte vor, 30 Schritte
zurück. Er wird abgelöſt, übergibt ſeine Inſtruktionen in leiſer
Sprache der Ablöſung. Es iſt zwei Uhr nachts. 2.15 Uhr iſt
der nächſte Regiezug zu erwarten. Gebückt wie Raubtiere
ſprin=
gen aus dem hohen Graſe der Böſchung zwei dunkle Geſtalten,
ſchlagen die Poſten nieder, beſchäftigen ſich am Bahngeleiſe. In
wenigen Minuten iſt die Arbeit geſchehen. Das Schickſal des
herankommenden Franzoſenzuges iſt beſiegelt.
Zeitungsmeldun=
gen regiſtrieren tags darauf kurz die Tatſache eines neuen
Zug=
unglückes. Weiter nichts. Niemand erfuhr die Namen jener
Männer, die, verleugnet vom eigenen Lande, der Arbeit
lauern=
der Spione ſchutzlos preisgegeben, im Kampf gegen die
Be=
drücker ihr Leben einſetzten.
Das Kreuz.
Wer von Düſſeldorf mit der Elektriſchen zum nahen
Kaiſer=
werth fährt, durchquert die Golzheimer Heide. Spärlich bebaute
Aecker, Schrebergärten mit ihren Lauben ſind ihre Kennzeichen.
In den Sandkuhlen und in dem im Hintergrund weiter
ablie=
genden Kieferngehölz ſpielen Jungens Räuber und Gensdarm.
In einer jener Sandkuhlen ſtand im dieſigen Morgengrauen des
26. Mai 1923 ein junger Mann aufrecht gegenüber einer Gruppe
franzöſiſcher Soldaten. Kommandoworte, eine Salve — und
wiederum hatte einer jener Helden, die namenlos ihren Kampf
führten, ſein Leben gelaſſen: Albert Leo Schlageter.
Die Sandgrube iſt verſchwunden. An ihrer Stelle ein weit
aus=
gebautes Rondell. In ſeiner Mitte ragt hoch über Sträuchern
und Kiefern ein ſchlichtes Kreuz: Erinnerung an eine Zeit, in
der fremde Willkür deutſche Lande beherrſchte, eine Mahnung,
jener zu gedenken, die in Zeiten tiefſter Schmach als aufrechte
Männer zu handeln und — zu ſterben wußten.
— Gernsheim, 9. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 7. Januar — 1,16 Meter, am 8. Januar — 1,21 Meter.
Hirſchhorn, 9. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 7. Januar 1,50 Meter, am 8. Januar 1,50 Meter.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 9. Jan. Provinzialtagung der
Krie=
gerkameradſchaft „Haſſia”. Unter dem Vorſitz von
Ex=
zellenz von Oidtman=Darmſtadt und in Anweſenheit des
Freiherrn von Heyl zu Worms=Herrnsheim fand im Laufe des
Sonntags im Hotel „Zum ſchwarzen Bären” die Provinzialtagung
der Präſidial=Mitglieder der Kriegerkameradſchaft Haſſia” ſtatt.
Zur Tagung hatten ſich zahlreiche Vertreter und Mitglieder der
einzelnen rheinheſſiſchen Bezirke eingefunden. Es wurden eine
Reihe von Fragen, insbeſondere die Ausgeſtaltung der
Jugend=
führung, des Wehrſports, des Kleinkaliber=Schießſports und des
Luftſchutzes ſowie Verſicherungs= und Fürſorgeweſen für
Kriegs=
beſchädigte und Kriegerhinterbliebene, behandelt. Die
ausgetauſch=
ten Anregungen und Gedanken dienen in erſter Linie den
Vor=
arbeiten für die am Sonntag nach Pfingſten 1933 in Nidda
ſtatt=
findende Verbandstagung. Nach der Tagung fand im
Pädagogi=
ſchen Inſtitut in der Holzſtraße ein Vortrag der Techniſchen
Not=
hilfe über Luftſchutz ſtatt, wobei der ausführliche Vortrag von
einer Reihe von intereſſanten Lichtbildern unterſtützt wurde.
Be. Mainz, 9. Jan. Auf der Erholungsreiſe vom
Tode ereilt. Der von einer Erholungsreiſe aus der Schweiz
zurückkehrende Leiter der chirurgiſchen Abteilung des Städtiſchen
Krankenhauſes in Wiesbaden, der 62jährige Profeſſor Dr.
Bern=
hard Heile aus Wiesbaden, wurde in der Nacht von Samstag
auf Sonntag im hieſigen Hauptbahnhof in einem Abteil eines
Gilzuges nach Wiesbaden von einem Herzſchlag betroffen und war
ſpfort tot.
TaOdiloel vunt lie Sontiiei
AASde TOMe diel Kdoite
Seite 8 — Nr. 10
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 10. Januar 1953
Reich und Ausland.
Ein Sprachgenie.
Frankfurt a. M. Am 10 Jan. wird der als
Kenner von 200 Sprachen bis in fernſte Länder
bekannte Frankfurter Privatgelehrte Dr.
Lud=
wig Harald Schütz, 60 Jahre alt. Der Jubilar
war während des Krieges im türkiſchen Großen
Hauptquartier tätig. Erſt kürzlich hat Dr. Schütz,
der auf ein reiches, alle Gebiete umfaſſendes
ſchriftſtelleriſches Schaffen zurückblicken kann, eine
Sammlung lyriſcher Uebertragungen aus fünfzig
Sprachen veröffentlicht.
Auf der Straße niedergeſtochen.
Frankfurt a. M. Am Sonntag morgen
gegen 3 Uhr befanden ſich ſechs junge Leute auf
dem Heimweg durch die Vilbelerſtraße. An der
Ecke Hammelsgaſſe kamen ihnen die Brüder Ernſt
und Albert Fiſcher entgegen. Ernſt Fiſcher
rem=
pelte ohne jeden Grund einen der jungen Leute
an und provozierte ſo einen Streit. Es gab einen
Wortwechſel, und plötzlich zog der 28jährige Alb
Fiſcher ein Meſſer und ſtach ohne Grund auf
einen 22jährigen jungen Mann ein. Dieſer
er=
hielt einen Stich in die rechte Bruſt, ſank zu
Boden und erlitt ſchweren Bkutverluſt. Der
Schwerverletzte wurde ſofort ins Krankenhaus
gebracht, wo ſich herausſtellte, daß Lebensg=fahr
beſteht. Der Täter Albert Fiſcher iſt als
bru=
taler Menſch bekannt. Er und ſein Bruder
wur=
den kurze Zeit nach der Tat feſtgenommen.
Schwerer Raubüberfall in Berlin.
Ein Angeſtellter niedergeſchoſſen.
Berlin. Am Montag mittag wurde der
Lagerverwalter Fritz Schnell, der bei der
Ziga=
rettenfabrik Hermann van der Linden in der
Alexanderſtraße angeſtellt iſt, überfallen. Schnell
hatte von ſeiner Firma den Auftrag erhalten,
4000 RM., die er in einer Aktentaſche bewahrte,
nach einer Filiale der Deutſchen Bank zu tragen.
Er hatte gerade die Tür des Geſchäftsraumes
geöffnet, um in den Hausflur zu treten, als er
von zwei jungen Männern mit Schüſſen
mp=
fangen wurde. Ein Schuß traf ihn in die Bruſt,
ein anderer in den Oberſchenkel. Schneil hatte
die Geiſtesgegenwart, die Taſche mit dem Geld
durch die geöffnete Tür zurück in den
Geſchäfts=
raum zu werfen und brach dann zuſammne. Die
Täter konnten, wie verlautet, in einer Droſchke
flüchten.
Mißglückter Juwelenraub.
Frankfurt a. M. In der Bettinaſtraße
ſtieg am Samstag abend ein Mann über die
Veranda in ein Wohnzimmer, erbrach einige
Be=
hälter und war gerade im Begriff, Juwelen im
Werte von etwa 20 000 RM. zu ſich zu ſtecken.
als er durch einen Zufall von einer in der
Woh=
nung anweſenden Dame entdeckt wurde. Durch
einen Stich mit einem ſpitzen Gegenſtande
ver=
letzte er die Dame am Finger und konnte dann
entkommen.
Jugendliche Räuber.
Wiesbaden. Samstag abend machten zwei
junge Burſchen, von denen einer 15 Jahre alt
iſt, den Verſuch, in der Johannisberger Straße
eine Ladeninhaberin zu überfallen. Auf die
Hilferufe der Frau eilten zwei Hausbewohner
herbei, denen es gelang, die Räuber bis zum
Eintreffen der Polizei feſtzuhalten. Die
polizei=
lichen Ermittlungen ergaben, daß die
Verhafte=
ten auch den vor einigen Wochen auf ein
Gärt=
ner=Ehepaar im Diſtrikt Atzelberg verübten
Raubüberfall ausgeführt haben. Ferner hatte
der ältere der Burſchen verſucht, zwei Damen in
der Faſanerieſtraße zu überfallen und zu
be=
rauben. Allerdings wurde ſein Vorhaben durch
einen Straßenpaſſanten verhindert.
Den Vater beim Reinigen des Jagdgewehrs
erſchoſſen.
Halle. Der Bildhauer Fritz Mennicke, ein
paſſionierter Jäger, wollte auch ſeinen Sohn zu
einem Jäger erziehen und pflegte den Jungen
mit dem Reinigen ſeines Jagdgewehrs zu
beauf=
tragen. Am Samstag war er ſpät nachts von
einem Jagdausflug zurückgekehrt und hatte
wie=
derum ſeinem Sohn das Jagdgewehr zum
Reini=
gen übergeben. Plötzlich löſte ſich ein Schuß, der
den Vater Mennicke traf. Mennicke hatte aus
Verſehen noch eine Schrotladung im Gewehr
ge=
laſſen. Er wurde ſo ſchwer verletzt, daß er kurz
darauf ſtarb.
Ihm dankke Frankreich für die Rektung
der Feſchauf der EAſcnſchie.
Kapitän Vick,
der Führer des Hapag=Frachtdampfers. „Ruhr”,
dem jetzt die franzöſiſche Regierung den Dank
des franzöſiſchen Volkes ausſprach. Das
Motor=
ſchiff „Ruhr” war als erſtes Schiff dem
bren=
nenden Rieſendampfer zu Hilfe geeilt und hatte
86 Mann der Beſatzung gerettet.
Rathaus und Marktbrunnen von Kamenz.
Partie am Neiſſe=Ufer in Görlitz.
Die Städte Görlitz, Zittau und Kamenz, die früher zu einem Städtebund vereinigt wären, begehen im Sommer gemeinſam ihre 1000=Jahr=Feier.
Sie wurden in der erſten Hälfte des 10. Jahrhunderts begründet, als unter den ſaaliſchen Kaiſern die Rückeroberung des Landes, zwichen Elbe und
Oder durch die Deutſchen erfolgte.
Die St. Johannes=Kirche in Zittau.
Lauſitzer Städte feiern ihren 1000. Geburtstag.
Vor 25 Jahren wurde das Weimarer Nakionaltheaker erbauk
Das Weimarer Theater,
das am 11. Januar auf ein 25jähriges Beſtehen zurückblicken kann. Das im klaſſiziſtiſchen Stil
von dem Architekten Littmann erbaute Theater war 1919 und 1920 der Sitz der Deutſchen
National=
verſammlung und erhielt danach vom Reiche den Charakter des Deutſchen Nationaltheaters zuerkannt.
Geheimral Franz himſtedt †.
Freiburg i. Br. Im Alter von 80 Jahren
ſtarb der emeritierte ordentliche Profeſſor der
Phyſik an der Univerſität Freiburg, Geheimrat
Dr. phil, Dr. med. h. c., Dr.=Ing. e. h. Franz
Himſtedt. Der Verſtorbene, der ſich in Göttingen
habilitierte, kam 1886 als ordentlicher Profeſſor
an die Techn. Hochſchule Darmſtadt.
1887 wurde er an die Univerſität Gießen berufen.
Zweimal lehnte er einen Ruf als Rektor an die
Phyſikaliſch=Techniſche Reichsanſtalt in Berlin=
Charlottenburg ab. Im Jahre 1895 folgte er
einem Rufe der Univerſität Freiburg auf den
Lehrſtuhl der Phyſik. Bis 1926 hat Geheimrat
Himſtedt dem Lehrkörper der Univerſität aktiv
angehört. Seine hohen wiſſenſchaftlichen
Ver=
dienſte um die Entwicklung der Phyſik wurden
durch zahlreiche Ehrungen anerkanut.
Der däniſche Maler Element geſtorben.
Kopenhagen. Der däniſche Maler G. F.
Clement iſt im Alter von 65 Jahren in
Kopen=
hagen geſtorben. Er war einer der führenden
modernen däniſchen Maler und erhielt u. a. im
Jahre 1925 die Goldene Medaille von München.
Schriftſteller Paul Bilhaud geſtorben.
Paris. Der Schriftſteller Paul Bilhaud, der
Verfaſſer vieler erfolgreicher Luſtſpiele, iſt im
Alter von 78 Jahren in Fontainebleau geſtorben.
Griechiſcher Dampfer „Stratis” geſunken.
Paris. Der griechiſche Dampfer „Stratis”,
der am Samstag SOS=Rufe ausgeſandt hatte, iſt
in der Nähe von Kap Finiſterre geſunken. Die
25köpfige Beſatzung wurde von dem däniſchen
Dampfer „Virginia” übernommen und ſpäter
auf den deutſchen Dampfer „Marx Behrendt”
ge=
bracht.
Die Aufräumungsarbeiten auf der „Atlantique‟.
Paris. In Cherbourg wurden die
Auf=
räumungsarbeiten an Bord der „Atlantique‟
fortgeſetzt. Der Kapitän des Schiffes erklärte,
daß die Maſchinen nicht gelitten hätten und daß
das Schiff daher noch einen Wert von über zehn
Millionen RM. darſtelle. Die „Atlantique” wird
vorausſichtlich am Mittwoch ins Trockendeck
ge=
bracht werden. Ob es möglich iſt, ſie wieder in
Stand zu ſetzen, ſteht noch nicht feſt. Der
Unter=
ſuchungsausſchuß hat den ganzen Sonntag über
an Bord des Schiffes gearbeitet.
Erdſtöße an der Küſte von Theſſalien.
Athen. In Volo an der Küſte von Theſſalien
haben fortgeſetzte Erdſtöße eine große
Beunruhi=
gung in der Bevölkerung hervorgerufen.
Feuersbrunſt
in einen Micnglſchen Ddufe.
Erfurt. Der Ort Orawinkel bei Ohrdruf
wurde in der Nacht zum Montag von einer
gro=
ßen Feuersbrunſt heimgeſucht, die in dem
An=
weſen eines Landwirts ausbrach und mit
raſen=
der Schnelligkeit auf ein ganzes Häuſerviertel
übergriff. Den aus den Nachbarorten
herbeige=
eilten Feuerwehren gelang es nach mehrſtündiger
Tätigkeit, des Elements Herr zu werden. Ein
Wohnhaus und ſechs Scheunen mit allen
Vor=
räten wurden vollſtändig eingeäſchert, die
umlie=
genden Wohngebäude ſind durch Feuer oder
Waſſermaſſen ſchwer beſchädigt und in den oberen
Stockwerken nicht mehr bewohnbar. Der Schaden
iſt bisher nicht zu überſehen. Es wird
Brand=
ſtiftung vermutet.
Fußbodeneinſturz
Müffen eier Trauerneliantug.
Zwei Tote, 15 Schwerverletzte.
Paris. Ein bedauerlicher Unglücksfall, der
zwei Frauen das Leben koſtete, und bei dem 15
Perſonen ſchwer verletzt wurden, ereignete ſich
am Sonntag nachmittag in einem Hauſe in
Ajac=
cio. Im zweiten Stock eines Familienhauſes
waren die Freunde und Verwandten eines am
Samstag geſtorbenen angeſehenen Bürgers der
Stadt im Totenhauſe verſammelt, um bei der
Einſargung des Toten zugegen zu ſein. Plötzlich
gab der Fußboden unter dem Gewicht der
at=
weſenden 20 Perſonen nach und ſtürzte ein.
Sämt=
liche Anweſenden ſtürzten in das darunter
lie=
gende erſte Stockwerk. Die ſofort herbeigeeilte
Feuerwehr zog zwei ältere Frauen aus den
Trümmern, die bereits tot waren. 15 andere
Trauergäſte haben zum Teil ſo ſchwere
Ver=
letzungen erlitten, daß ſie in ein Krankenhaus
überführt werden mußten. Bei einigen von ihnen
hegt man ernſte Befürchtungen.
Neue Hilfe für „Malygin”.
Taucher nach der Unfallſtelle geſandt.
Moskau. Amtlich wird gemeldet, daß am
Sonntag mehrere Taucher mit dem Expreßzug
nach Murmanſk abgereiſt ſind, um von dort aus
mit einem Fiſchdampfer die Unfallſtelle des „
Ma=
lygin” zu erreichen.
Die Hafenverwaltung in Leningrad erhielt
am Sonntag einen Funkſpruch des Eisbrechers
„Sedow”, der beſagt, der Sturm habe ſich
ge=
legt, ſo daß am Montag die Hilfeleiſtung für
„Malygin” wieder aufgenommen werden könne.
Prinz Alfons von Bayern †.
Prinz Alfons von Bayern,
ein Großonkel des ehemaligen Kronprinzen
Rupprecht, iſt, wie bereits gemeldet, im 71.
Lebensjahr verſtorben. Der Prinz, der im
Weltkrieg den Rang eines Generals der
Kaval=
lerie bekleidete, gehörte zu den volkstümlichſten
Angehörigen des einſtigen bayeriſchen
Königs=
hauſes und war der gefeierte Ehrenprotektor
der bayeriſchen Schützenverbände.
Freiburg i. Br. Die zu Ende der
ver=
gangenen Woche eingetretenen Neuſchneefälle im
Schwarzwald haben ſich über das Wochenende
fortgeſetzt. Von Sonntag nachmittag an bis in
die Morgenſtunden des Montag herrſchten
leb=
hafte Schneefälle. Auf dem Feldberg liegen etwa
25 Zentimeter Schnee. Dieſe Schneeſtärke reicht
bis zu 1100 Meter herab. Uiter 1100 bis 800
Meter beträgt die Schneehöhe etwa 10
Zenti=
meter.
Im Schneeſturm ums Leben gekommen.
London. Auf dem ſchottiſchen Berg
Cairn=
gorn ſind zwei Bergſteiger während eines großen
Schneeſturmes ums Leben gekommen. Ihre
Lei=
chen wurden erſt nach einer Woche unter einer
Schneewehe entdeckt, nachdem täglich große
Ret=
tungskolonnen, die von Flugzeugen unterſtützt
wurden, nach ihnen geſucht hatten.
Auf dem Flug England-Auſtralien
Dermife
Bert Hinkler.
London. Große Beſorgnis herrſcht um das
Schickſal des Fliegers Bert Hinkler. Seit Hinkler
am Samstag früh zur erſten Etappe ſeines
Re=
kordfluges nach Auſtralien ſtartete, fehlt jede
Nachricht von ihm. Hinkler hatte beabſichtigt, am
Samstag in Brindiſi oder Athen Halt zu machen.
Dienstag, 10. Januar 1938
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 10 — Seite 9
Asttatienr Aad diiei werk
Weihnachken nach Neujahr.
Von unſerem „=Korreſpondenten.
Rom, Befana 1933.
Der Italiener beſchenkt Kinder und Freunde nicht am Tage
des Weihnachtsfeſtes, ſondern erſt nach Neujahr, zu „Befana”,
dem Tage der Heiligen Drei Könige. Das iſt nach Neujahr am
6. Januar. Für die Italiener liegt alſo das Feſt der Geſchenke,
der nordiſche Weihnachtsgabentiſch, am Beginn des Jahres, nach
Neujahr. Man folgt dabei der alten Legende, daß die Heiligen
Drei Könige dem Chriſtuskind ihre Gaben erſt zwei Wochen nach
ſeiner Geburt brachten.
Man kann im nahen Orient eine ähnliche Verſchiebung von
Weihnachten erleben. Dort verſteht es ein geſchickter Mann, das
Weihnachtsfeſt doppelt zu feiern. Einmal nach europäiſch=
katho=
liſch=proteſtantiſchem Gebrauch am 24. oder 25. Dezember, wenn
man in Berlin oder Paris das Weihnachtsfeſt begeht, und ein
zweitesmal, wenn die orthodoxe griechiſch=katholiſche Kirche
in=
folge ihrer nachhinkenden Kalenderzählung ungefähr vierzehn Tage
ſpäter das Feſt der Geburt Chriſti feiert. In Konſtantinopel war
es vor dem Kriege ganz gang und gäbe, daß die europäiſchen Gäſte
der Stadt am Goldenen Horn, bis wohin der Weihnachtsbaum
ſiegreich vorgedrungen war, ihre Lichterbäume an Freunde oder
arme Griechen, die nach orthodoxem Ritus Weihnachten feierten,
ſozuſagen als Feſtgeſchenk abgaben, oftmals noch in vollem Schmuck
von Lametta und Weihnachtskugeln.
Im nahen Orient kam der Kalender einem doppelten
Gaben=
tiſch zu Hilfe. In Italien hat ſich der Geſchenktiſch am
Weihnachts=
tage nach und nach auch eingebürgert, aber Befana iſt doch immer
noch der Haupttag für Geſchenke. Hier hat alſo nicht der doppelte
Kalender Schuld (oder freundliche Güte), wenn man zweimal
feiern kann, ſondern die nordiſche Invaſion, die außer der
Geſchenk=
lawine auch noch den von eifrigen Italienern bekämpften
Tannen=
baum eingeführt hat. Schuld daran iſt zum Teil die Anektierung
der ſüdtiroler Gebiete mit ihren alten deutſchen Gewohnheiten,
genau ſo wie ſie jetzt das ſchwarze Roggenbrot und gute
Leber=
wurſt nach deutſchem Geſchmack einbürgern. Von „Krauti” und
„Wurſtel” gar nicht zu reden.
Statt des Tannenbaums mit ſeinen bunten Lichtern, der ſich
in vielen Geſchäften als Schaufenſterſchmuck eingeniſtet hat, den
kein Hotel mehr vergißt, der in allen Familien, die mit der
Um=
welt irgendwie in Beziehung ſtehen, ſich heimiſch gemacht hat, den
man jetzt in großen Poſten vor dem Feſt in Rom zum Verkauf
geſtellt ſehen konnte — auch eine freundliche Erinnerung an die
waldreichen Berge Südtirols —, gilt die Weihnachtszeit in Italien
in erſter Linie der „Krippe” Man kauft eine ſolche Krippe, fertig
geſchmückt mit Chriſtuskind, Madonna, den Hirten und vielerlei
Vieh, oder man wandert auf die Piazza Navona, wo als Vorſpiel
zum Markte für Befana vor Weihnachten ein Rund von Buden
alle notwendigen Teile zur Herſtellung einer Krippe verkauft.
Hütten oder ganze Bergdörfchen aus dicken Stücken von Korkeiche
ſind ausgeſtellt, dazu Tauſende von Madonnen in der
verſchieden=
artigſten Ausführung, Hirten und Vieh aller Art, von Gips oder
einfachſtem Bisquitporzellan mit bunter Bemalung bis zu feinerer
Geſtaltung. Man findet ungezählte kleine Platten, in der Größe
für Puppenſtuben, mit Leckerbiſſen im Geſchmack italieniſcher
Hir=
ten bedeckt, ebenfalls aus Gips oder Bisquitporzellan, Teller mit
Früchten, Maiskolben, Kuchen, alles in Miniaturgeſtalt, als Ga=
Hen, die vor und in der Krippe aufgeſtellt werden ſollen.
Aber der Höhepunkt für dieſe Piazza Navona, den antiken
Zirkus agonale, iſt doch nicht dieſer Krippenmarkt, ſondern der
große Budenzauber, der den Römern Spielſachen und Zuckerwerk
für die Beſchenkung von Befana bietet. Kommt man vom Corſo
Emanuele her beim Palazzo Braſchi auf dieſes langgeſtreckte Oval
mit ſeinem Budenkranz, der in hellem Lichterſchein lockt, ſo
empfängt ſchon von weitem ein Tuten und Blaſen, ein Lärm von
infernaliſcher Kraft das vom Straßenlärm wahrlich nicht geſchonte
Trommelfell. Denn zu Befana gehören nicht nur Geſchenke,
ſon=
dern auch der echt ſüdländiſche Radau, ohne den ein Feſt des
Volkes gar nicht im Süden denkbar iſt.
Nicht nur Buden mit Kindergeſchenken umkränzen den Platz,
ſondern außer den berühmten Zuckerbäckereien, auch ein paar
Söchießbuden und ähnliche Möglichkeiten für „Vergnügungen” aber
keine Schaukeln oder Reſtaurationen. Alſo kein Rummelplatz,
ſondern im Kern immer nur ein „Befana”=Markt.
In den beiden Brennpunkten des elliptiſchen Platzes liegen
zwei kleinere Brunnen, in der Mitte die berühmte ſchöne Fontäne
Berninis. Dazwiſchen iſt ein ziemlich großer Teil des Platzes
freigehalten. Hier ſpielen und vergnügen ſich die Kinder mitten
im Gewühl der Menge. Bis ſpät in die Nacht hinein. Denn
Be=
fana gehört den Kindern in Rom. Dazwiſchen aber ziehen lange
Schlangen von Jünglingen und ſolchen, die es werden wollen, mit
allen möglichen Lärminſtrumenten verſehen, und machen ihre
Befana=„Muſik”. Am meiſten beliebt iſt es, jungen Mädchen, die
ſich aber in Rom nur unter mütterlichem Schutz in den Trubel
wagen — wenn ſie nicht zur echten Menge der „Romani” aus
Traſtevere oder anderen Volksquartieren gehören — mit einer
blechernen Tute direkt im Vorbeigehen ins Ohr zu heulen. Heute,
am Befanatag, würde ſich jeder lächerlich machen, der ſolche etwas
mittelalterlichen Scherze mißverſtehen wollte. Befana gehört
eigentlich ſeiner Art der volkstümlichen Aeußerung nach ſchon in
den Karneval. Faſt wird der Charakter als Geſchenktag auf
die=
ſem Markt vom Karnevalstreiben zurückgedrängt.
Nirgends aber kann man den freundlichen und anſtändigen
Charakter des Römers beſſer kennen lernen als auf dieſem
Be=
fanamarkt. Rüpeleien ſind ſehr ſelten. Denn Lärm wird nicht
als Rüpelei gewertet, Beläſtigungen ſind ebenfalls verpönt. Man
iſt eben demokratiſch. Man nimmt nicht übel und iſt prüde, weil
man auch nicht gegen andere unanſtändig iſt. Das macht eben alle
echten Volksfeſte in Italien ſo erfreulich, daß ſie in den Grenzen
bleiben, die man leicht ertragen kann, wenn man Lärm und
Drän=
geln als Zeichen der Freude anerkennt. Befana nach Neujahr auf
der Piazza Navona, das iſt noch etwas vom wahren, echten Rom.
Dick oder dünn!
(k) Budapeſt. Es handelt ſich ausnahmsweiſe um keinen
Schönheitswettbewerb, auch nicht um ein Werturteil, ob die dicken
oder dünnen Männer wertvoller, brauchbarer und ſympathiſcher
ſeien, ſondern um eine viel gewichtigere Frage: Sind dicke
Gaſt=
wirte geeigneter, eine Steuererleichterung zu erbetteln, oder
magere?
Die Schankwirtsbeſitzer von Hodmezövaſarhely (Ungarn)
woll=
ten kürzlich die unerträglichen Umarmungen der auch bei uns
nicht ganz unbekannten Steuerſchraube abwimmeln und faßten den
Entſchluß, eine Abordnung zu den örtlichen Finanzgewaltigen zu
entſenden, die ihnen klarlegen ſollten, daß die Belaſtungen einfach
unmöglich wären, und das ganze Gewerbe vernichteten. Zwölf
Kneipenbeſitzer wurden gewählt, um die Beſchwerde vorzutragen;
alles wohlgenährte Männer. Ja, nicht nur wohlgenährt, ſondern
geradezu „Vollſchlank‟. Da meinte ein Pfiffikus, die Dicklinge
ſeien unmöglich fähig, Mitleid zu erwecken, und ohne Mitleid gäbe
es gewiß keine Steuerermäßigung. Ein anderer Schlaumeier war
jedoch entgegengeſetzter Meinung und ſprach ſich nachdrücklich für
die „Schwergewichtler” aus mit der pſychologiſch nicht ganz
un=
richtigen Begründung, das Fett ſetze nur bei Leuten an, die nichts
zu tun hätten. So blieb man denn doch bei der dicken Abordnung
und ſiehe da, die Behörde vertrat dieſelbe Meinung: Sie glaubte
den Leutchen, daß einzig und allein die Steuern die Schuld an
ihrer Fettleibigkeit trügen und — gewährte den erhofften
Steuer=
nachlaß. . . ..
der bekehrte Menſchenfreſſer.
(s) London. Der Häuptling des Namba=Stammes auf den
Neuen Hebriden hat König Georg von England als Beweis
ſei=
er Hochachtung durch Vermittlung der Forſchungsreiſenden Miß
Evelyn Cheesman einen Speer mit vergifteter Spitze und eine
aus Korallen und Kokosnüſſen geflochtene Halskette überreichen
laſſen, die eines der Glanzſtücke im „Kronſchatze” des Häuptlings
darſtellte. Dieſe Geſchenke waren von folgendem Schreiben
be=
gleitet:
Ringapat, der König der großen Namba, teilt ſeinem
könig=
lichen Bruder Georg mit, daß er von nun an kein Menſchenfleiſch
mehr eſſen will, weder das von Weißen, noch das von Farbigen.
In Verfolg dieſes wird er auch keinen Weißen oder Farbigen mehr
töten, mit Ausnahme des Falles, daß ein Weißer ihm
Einge=
borene rauben ſollte!"
Nikapat, der erſt jüngſt geſtorbene Vater des Königs
Rin=
gapat, war ein berüchtigter Liebhaber von Menſchenfleiſch.
Sei=
nen Tod betrauern heute noch ſechzig Witwen, und es wären ihrer
noch ein gutes halbes Dutzend mehr, wenn ihr Herr und Gebieter
nicht ab und zu während ſeines genießeriſchen Daſeins, ſo auch
kurz vor ſeinem Hinſcheiden wieder, einige von ihnen für ſeine
Mittagstafel beſtimmt gehabt hätte.
König Georg hat das Geſchenk ſeines „königlichen Bruders”
Ringapat mit Dank angenommen und dem Londoner Muſeum für
Völkerkunde überwieſen. Eine chemiſche Unterſuchung der
Speer=
ſpitze ergab deren Vergiftung mit einem ſtrychninähnlichen Stoff.
Der reuige Nichkwähler.
(fn) Paris. In Europa hat man in den letzten Monaten
und Jahren viel gewählt. Die Verwirrung, die in den Köpfen
und Seelen der Wähler angerichtet wurde, iſt oft rieſengroß. Aber
nirgends dürfte ſie größer ſein als in dem „dumben Kopf” jenes
Mannes, der ſich bei der Staatsanwaltſchaft in Poitieres einfand
und dringend ſeine Verhaftung wünſchte. Man riet ihm, am
näch=
ſten Tage wiederzukommen, da keiner der Anwälte vorhanden ſei.
Aber er beharrte darauf, daß man einen Staatsanwalt
herbei=
ſchaffte, dem er folgendes geſtand:
„Herr ,Gerichtspräſident’, ich habe ein Geſchäft zu Hauſe und
möchte nicht, daß ich da auf einmal mit einem kleinen Heer
Poli=
zeibeamten aus dem Bett heraus verhaftet werde. Ich ſtelle mich
deshalb ſelbſt. Ich habe hier genug zu eſſen bei mir, um die
näch=
ſten Tage zu überſtehen, und im Geſchäft iſt ja auch im
Augen=
blick nichts los.”
„Aber lieber Mann,” unterbrach der Staatsanwalt den
Re=
denden, „aber lieber Mann, was haben Sie denn Schweres
ver=
brochen, weshalb ſtellen Sie ſich denn der Staatsanwaltſchaft?‟
„Ich bin nicht zur Wahl gegangen!“
„Um Himmelswillen, das mag ſtaatspolitiſch betrüblich ſein,
aber das iſt doch nicht ſtrafbar!“
„Herr Gerichtspräſident, ich muß das beſſer wiſſen, Sie wollen
mich vielleicht tröſten. Meine Freunde haben mir genau mit Tag
und Stunde angegeben, wann das Wahl=Zwangs=Geſetz
durchge=
gangen iſt. Ich habe mich nun einmal ſtrafbar gemacht und will
auch gern die Strafe auf mich nehmen
Eine gute Stunde ſpäter hatten ſie den armen Staatsbürger
überzeugt, daß ſeine Freunde ihn belogen hatten, daß ſie ſich einen
böſen Scherz mit ihm erlaubten. Er iſt aus dem Stammtiſch
aus=
geſchieden. Er ſieht keinen ſeiner Freunde mehr an. Aber zur
Wahl wird er in alle Zukunft gehen, denn die Angſt vor dem
hohen Gericht hat ſeine Seele von aller Wahlfaulheit kuriert.
Spoct, Spiel und Jucnen
Main-Rhein=Gau Deutſche Turnerſchaft.
Die Jahresarbeitsfolge beginnt.
Kaum hat das neue Jahr begonnen, ſo rufen die Gau=
Fach=
warte im Main=Rhein=Gau der D.T. wieder zur Arbeit im Dienſt
der Leibesübungen auf: denn kein Stillſtand darf eintreten. Den
Reigen der Arbeitsfolge für Januar eröffnet der Fachausſchuß für
das Kinderturnen, der zum 15. d. M. je einen Uebungstag in
Darmſtadt, Goddelau, Bensheim und Birkenau angeſetzt hat. Zweck
der Uebungstage iſt, die Vereinsleiter zu den für 1933
bevorſtehen=
den Kinderturntreffen vorzubereiten. Am 22. Januar folgt der
erſte Uebungstag für Leiter und Leiterinnen im Frauenturnen in
Darmſtadt (Tgde. 1846). Hier macht ſich bereits in der
Tages=
arbeitsfolge die Vorbereitung zum 15. Deutſchen Turnfeſt, das
Ende Juli d. J. in Stuttgart ſtattfindet, bemerkbar. Mit dieſer
erſten Zuſammenkunft iſt zugleich die Jahrestagung der
Vereins=
leiter und =leiterinnen verbunden. Der 29. Januar ſteht im
Zei=
chen der Volksturner, die einen Uebungstag in Darmſtadt im
Hauſe der Tgde. 1846 abhalten, der ebenfalls mit der
Jahres=
tagung der Vereinsvolksturnwarte abſchließt. Die Gau=
Tiſh=
tenniskämpfe zur Ermittelung des erſten Gaumeiſters nehmen im
Januar ihren Fortgang. Am 18. Januar beſucht der Vorſitzende des
Feſtausſchuſſes zur Vorbereitung und Durchführung des 15.
Deut=
ſchen Turnfeſtes in Stuttgart, Herr Dr. Obermeyer, Darmſtadt,
und wird der Darmſtädter Bevölkerung einen Einblick in das
Werden eines Deutſchen Turnfeſtes vermitteln.
Fußball.
SV. 1910 Weiterſtadt — SV. Geinsheim 5:2 (2:2); Ecken 9:5.
Dieſes Verbandsrückſpiel gewannen die Einheimiſchen
in=
folge der beſſeren Spielweiſe verdient. Immerhin hatten die
Gäſte großes Glück, daß die Torausbeute nicht höher ausfiel, was
durchaus im Bereich der Möglichkeit war. Wenn auch der Sieg
bei dieſem Spiel von vornherein nicht zweifelhaft war, ſo konnte
er erſt kurz vor Schluß ſichergeſtellt werden. Die Gäſte ſpielten
keinesfalls ſchlecht, und ſo entſtand ein äußerſt ſpannendes
tech=
niſch auf hoher Stufe ſtehendes Spiel. Schade, daß der
Wetter=
gott vor Beginn des Spieles nicht hold war, was ſich ſchließlich
auf den Beſuch ſtark auswirkte. In der 4 Minute fiel der
1. Treffer für Weiterſtadt. Die Einheimiſchen drücken weiter,
je=
doch die reichlichen Chancen blieben infolge des ſtarken Pechs
unausgenützt Ueberraſchenderweiſe kommen die Gäſte billig zum
Ausgleich. Das Spiel wird verteilter. Durch Leichtſinnigkeit der
Hintermannſchaft konnten ſogar die Gäſte die 2:1=Führung an
ſich reißen. Beide Hintermannſchaften müſſen ihr ganzes Können
aufbieten, um der Lage Herr zu werden. Kurz vor Halbzeit fällt
der Ausgleich. Nach Seitenwechſel wird das Spiel noch ſchneller
und vom Anſtoß weg können die Einheimiſchen die Führung
wie=
der an ſich bringen. Nun drücken die Gäſte ſtark, jedoch die
Hin=
termannſchaft iſt auf der Hut. Ein für W. wegen Handſpiel
ge=
gebener Elfmeter wird von dem Gäſtetorwart gehalten. Endlich
in der letzten Viertelſtunde bricht der Bann. Die Einheimiſchen
kommen in große Ueberlegenheit und erzielen das 4. und gleich
danach das 5. Tor. Beide Vereine lieferten ſich ein großes Spiel.
Bei den Einheimiſchen waren alle Poſten gut beſetzt; einer
über=
traf den anderen Spieler. Die Gäſte ſpielten ſehr gut, was ihren
2. Tabellenplatz vollauf rechtfertigt. Schiedsrichter Weinöhl=
Gon=
ſenheim war ein aufmerkſamer und ſehr korrekter Leiter, was ſich
auch auf das Spiel auswirkte.
Kreisliga Südheſſen.
Saftige Senſatienen!
Leider konnten diesmal nicht alle Spiele zur Durchführung
kommen, da durch den fortgeſetzt niedergehenden Regen die
Spiel=
felder in Hofheim und Horchheim unbeſpielbar wurden. Bei den
vier übrigen Treffen ging es ſehr torreich zu, wobei den beiden
Riedmannſchaften an der Bergſtraße recht dicke Portionen ſerviert
wurden. Die Reſultate lauten:
Starkenburgia Heppenheim — Konk. Gernsheim 9:1. (!!)
F. Cl. 07 Bensheim — F.V. Biblis 5:1. (!)
Spp. Weinsheim — Norm. Pfiffligheim 2:3.
Viktoria Neuhauſen — Spv. Hochheim 3:1.
F.V. Hofheim — Olympia Lampertheim ausgefallen.
Spv. Horchheim — V.f. L. Lampertheim ausgefallen.
Der kommende Meiſter Südheſſens hat ſich nun in eine
glän=
zende Form geſpielt und überfuhr die allerdings erſatzgeſchwächten
Gernsheimer überraſchend glatt. Nach dem geſtrigen Schützenfeſt zu
urteilen, werden die Heppenheimer vielleicht doch noch eine
Ueber=
raſchung nach der angenehmen Seite für den Südheſſenkreis bilden.
Die Bibliſer ſpielten in Bensheim nicht ſchlecht, jedoch zu
ſchablo=
nenhaft, während die eifrigen Bensheimer Zweckfußball
vorführ=
ten und dementſprechend recht hoch gewinnen konnten. Die
Pfiff=
ligheimer Normannen rackern ſich immer weiter hoch und finden
jetzt bereits Anſchluß an die Mittelgruppe. Als einzige Begegnung
nahm das Spiel in Neuhauſen einen vollſtändig normalen Verlauf.
Die Tabelle:
Borbeſprechungen in der Berufsſpieler=Frage.
Auf Einladung des D.F.B. waren am Sonntag in Berlin
die Führer aller ſieben Landesverbände des Deutſchen Fußball=
Bundes vollzählig zu einer vertraulichen Sitzung verſammelt. In
erſter Linie wurden zur Vorbereitung der wichtigen Tagung am
22. Januar aktuelle Fragen beſprochen und vor allem das
Be=
rufsſpieler=Problem behandelt. Mit Ausnahme des
weſtdeutſchen Vertreters ſtellten ſich die ſechs Führer der übrigen
Verbände erneut auf einen ablehnenden Standpunkt
und erklärten, daß für Deutſchland die Zeit des
Berufs=
ſpielertums noch nicht gekommen ſei. Sie ſtützten
ſich dabei auf die Verhandlungen, die ſie mit den Vertretern ihrer
großen Vereine durchweg vorher geführt haben. Dennoch erklärte
der weſtddeutſche Vertreter, daß er von der Sitzung
am 22. Januar eine klare Entſcheidung verlangen
werde und, falls dieſe gegen das Berufsſpielertum ausfalle, der
Weſtdeutſche Spielverband ſeinen eigenen Weg gehen wird.
Tiſchiennis.
„Ping=Pong‟ Darmſtadt — Celluloidbällchen 2.
Heute abend 8 Uhr ſtehen ſich obengenannte Mannſchaften im
Bürgerhof im Freundſchaftskampf gegenüber. Er verſpricht bei der
Gleichwertigkeit beider Mannſchaften ſehr intereſſante Kämpfe,
zumal Ping=Pong das Vorſpiel 8:7 für ſich entſcheiden könnte.
Ping=Pong ſpielt mit Morek, Buchert, Fricker, Wittmann,
Bäch=
mann, Waldſchmitt.
Witt=Kiel, der Anwärter auf die Deutſche
Halbſchwer=
gewichtsmeiſterſchaft, kämpfte in Hamburg mit dem holländiſchen
Meiſter de Böer unentſchieden.
Deutſchland und Ungarn beſtreiten den nächſten
Schwimm=Länderkampf vom 13. bis 15. Auguſt in Budapeſt.
Maſſachuſetts Ranges, die amerikaniſche Eishockey=
Mannſchaft, die auch an den Weltmeiſterſchaften in Prag
teil=
nehmen wird,, trug ihr erſtes Spiel auf europäiſchem Boden in
Paris aus, wo ſie über Stade Francais 2:0 ſpielte.
Amalie Earhart und Wolfgang von Gronau
erhielten in dieſem Jahre den Preis „Für die beſte
flugſport=
liche Leiſtung” der Internationalen Liga der Flieger.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 10. Januar
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: München: Konzert des Funkorcheſters.
18.25: Freiwilliger Arbeitsdienſt. Geſpräch.
18.50: Dank an Finnland. Meine Opernarbeit in Helſiki,
E. Mutzenbecher.
19.30: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
20.20: Frau Morris gegen die Daily Mail. Ei engliſcher
Spiri=
tiſtenprozeß, bearbeitet von Dr. Müller.
21.40: Klavier=Muſik für die linke Hand allein, H. Eiſenſtädt.
22.00: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport,
22.30: Leipzig: Orgelkonzert.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 10. Januar
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Jugendſtunde: Neue Winke für den Photobaſtler.
15.45: Heinrich Seidel: Leberecht Hühnchen. Sprecher: Grete Neuhof
16.00: Für die Frau.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.10: Zeitdienſt.
17.30: Dr. Schlottmann: Guſtav Mahler, Lieder aus: Des Knaben
Wunderhorn.
17.55: Staatsſekretär a. D. Dr. Dernburg: Ein Jahr
Notſtands=
arbeiten.
18.25: Einführung in die Beethoven=Symphonie Nr. 1.
19.00: Geh. Rat Prof. Dr. Seeberg: Katholizismus und
Pro=
teſtantismus. Gemeinſames u. Gegenſätzliches.
19.30: Das Gedicht.
19.35: H. Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau.
2.00: Hamburg: Ins Feld, m die Freiheit gezogen. Literariſche
Hörfolge von C. Hotzel.
20.55: Wien: Das Lied von der Erde, von Guſtav Mahler,
Ausf.: Wiener Sinfonie=Orcheſter.
2205: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Hamburg: Alte Tänge.
Wekterbericht.
Der hohe Druck über den britiſchen Inſeln wird, nachdem die
Störungsſeite, des ſkandinaviſchen Störungsgebietes beſeitigt iſt,
Einfluß gewinnen, ſo daß mit aufklarendem Wetter und
Tempe=
raturrückgang zu rechnen iſt.
Ausſichten für Dienstag, den 10. Januar: Sinken der
Tempera=
turen. Bewölkungsrückgang, meiſt trocken. nordweſtliche Winde.
Ausſichten für Mittwoch, den 11. Januar: Kälter und Froſt. noch
bewölkt mit ſtärkerem Aufklaren, trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Neich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C H. Quetſch; für den Schlußdienſf: Andreas Baueri für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſtiadt
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 10. Januar
Nummer 10
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Berliner Börſe eröffnete die neue Woche in feſter
Haltung. Entſcheidend hierfür war die ſtarke Nachfrage in
An=
leihen, von denen Altbeſitz erneut um 1,30 Proz. über den
Sams=
tagsſchluß anzogen, und in Spezialwerten, für die günſtige
Mit=
teilungen und Dividendenausſichten anregten. Demgegenüber trat
die weiter ungeklärte politiſche Situation, die noch vorbörslich
tendenzhemmend gewirkt hatte, mehr in den Hintergrund. Aus
New York lagen Kursmeldungen nicht vor. Das Geſchäft war im
allgemeinen nicht ſehr groß, in Spezialwerten jedoch lebhaft.
Montane waren ziemlich vernachläſſigt und teilweiſe um
Bruch=
teile eines Prozentes ſchwächer, da man offenbar die
Aufſichtsrats=
ſitzung beim Stahlverein abwarten wollte. Braunkohlenwerte
tendierten ruhig, aber freundlich; von Kaliaktien waren
Salzdet=
furth bei kleinem Umſatz etwa 2 Prozent höher. Chemiſche Werte
lagen freundlicher. Farben zogen im Verlauf bis auf 106,75
Prozent an. Gummi= und Linoleumwerte gewannen bis zu 1,5
Prozent. Elektropapiere waren allgemein bis zu 1. vereinzelt
bis zu 1,5 Prozent freundlicher. Von Gaswerten zogen Thüringer
Gas im Verlauf 1,5 Prozent an. Von Kabel= und Drahtwerten
waren Deutſche Kabel 1½ Prozent gebeſſert. Autowerte.
Maſchi=
nenfabriken, Metall= und Bauwerte waren überwiegend leicht
gebeſſert, nur Maſchienbauunternehmungen verloren 1 Prozent.
Von Kunſtſeideaktien erholten ſich Aku um etwa 1 Prozent,
wäh=
rend Bemberg mehr als 1 Prozent nachgaben. Sonſtige
Textil=
werte, Papier= und Zellſtoffaktien ſowie die Anteile von
Waſſer=
werken hatten nur kleinere Veränderungen aufzuweiſen. Zellſtoff
Waldhof konnten ſpäter 1,5 Prozent gewinnen. Von Brauereien
waren Engelhard 1 Prozent ſchwächer, Schultheiß im gleichen
Aus=
maß feſter. Verkehrswerte, darunter Schiffahrtsaktien, gewannen
bis zu 0.5 Prozent. Von Banken waren Reichsbank 1,5 Prozent
höher. Im übrigen ſind Deutſche Atlanten auf die Liquidität des
Unternehmens und die günſtigen Dividendenausſichten, Tietz aut
die guten Warenhaus=Umſätze, ſowie E.B. Verkehrsmittel bis zu
3 Prozent höher. Reichsſchuldbuchforderungen Pfandbriefe uſw.
waren zu Anlagezwecken gefragt und teilweiſe ſtärker befeſtigt.
Von Ausländern waren 5prozentige Mexikaner etwa 0,5 Prozent
ſchwächer.
Die Frankfurter Börſe behauptete in vollem Umfange
ihren feſten Grundton. Das Hauptintereſſe bleibt am
Renten=
markt erhalten, wo auch noch große Publikumskaufaufträge zu
verzeichnen ſind. Erfaßt ſind ziemlich gleichmäßig alle
Renten=
gebiete; ſo treten mit beachtlichen Kursſteigerungen neben den
Anleihen des Reiches auch Kommunalwerte, Pfandbriefe,
Liqui=
dationspfandbriefe und Dollarbonds hervor. Im Gegenſatz zur
Rentenbewegung lag der Aktienmarkt nicht ganz einheitlich, doch
überwogen auch hier die Kursſteigerungen. Am Aktienmarkt iſt
das Material bei vielen Werten bereits knapp geworden, da nur
wenig Verkaufsaufträge vorliegen und auch weder die Banken
noch die Kuliſſe in größerem Umfange realiſieren. Bevorzugt
ſind wiederum Chemiewerte, voran JG. Farbeninduſtrie und
da=
neben Elektropaviere. Dabei reat die neue Erörterung über die
R.W. E.=Transaktion, die die Bedeutung dieſes Vorganges zum
Gegenſtand haben, an. Insgeſamt findet die Börſe eine Stütze
in der zuverſichtlichen Beurteilung der Lage Deutſchlands in
eng=
liſchen und amerikaniſchen Blättern. Auch verſchiedene
Dividen=
denerwartungen liegen vor. Dabei tritt die innerpolitiſche
Er=
örterung in den Hintergrund, da keinerlei ernſtliche
Komplika=
tionen befürchtet werden. JG. Farben gewannen 0.5 Goldſchmidt
58 Proz. Scheideanſtalt 2,25. Rütgers 0.5 Proz. Reichsbankanteile
lagen 1,75 Proz höher. Von Zellſtoffwerten ſetzten
Aſchaffen=
burger 0,50, Waldhof 0.75 Proz, höher ein. Auch Verkehrswerte
weiter feſt. beſonders Reichsbahnvorzüge ½, Allgemeine
Lokal=
bahn 3 Prozent höher. Schiffahrtswerte ruhig und behauptet.
Nach der ausgeſprochen feſten Haltung der Mittagsbörſe war
die Tendenz an der Abendbörſe etwas leichter. Die teilweiſe
erheblichen Kursſteigerungen an der Mittagsbörſe veranlaßte
die Spekulation zu Abgaben zwecks Gewinnmitnahmen, wodurch
eine leichte Abſchwächung eintrat. JG. Farben anfangs ½8 Proz.
höher, im Verlauf aber wieder 0,5 Prozent nachgebend. Sonſt
lagen Chemiewerte eher freundlich, ſo Chem. Albert 1. Rütgers
0.25, Goldſchmidt 18 Prozent feſter. Kaliwerte 0.5 Proz,
ſchwä=
cher. Montanwerte teilweiſe freundlicher. Gelſenkirchen ½8 Proz.
Stahlverein 0,25 Proz, höher. Elektrowerte uneinheitlich.
Schiff=
fahrtsaktien wieder 0.5 Prozent niedriger. Auch Rentenwerte
etwas nachgebend. Alt= und Neubeſitz je 0.25 Prozent gedrückt.
Pfandbriefe und Liquidationspfandbriefe nur knapp behauptet.
deviſenabkommen mit Rorwegen.
Die Verhandlungen mit der norwegiſchen Regierung zur
Regelung der Zahlungen für den Warenverkehr zwiſchen
Deutſch=
land und Norwegen haben zu einer Einigung geführt. Danach
können künftig Firmen, die im Beſitz einer allgemeinen
Deviſen=
genehmigung ſind, ſoweit ihre Deviſenkontingente für die
Be=
zahlung von Warenbezügen aus Norwegen nicht ausreichen, die
fehlende Beträge in Reichsmark auf das bei der Reichsbank für
die Norwegiſche Nationalbank errichtete Sonderkonto einzahlen.
Dieſe Reichsmarkbeträge werden dann zur Bezahlung deutſcher
Lieferungen nach Norwegen verwendet.
Die neue Regelung tritt gegenüber Norwegen am 19. Jan.
dieſes Jahres in Kraft.
Mannheimer Produktenbericht vom 9. Januar. Weizen. inl.,
76—77 Kilo, 20,75—20,85, Roggen, inländiſcher, 16,75—16,90,
Hafer, inländiſcher, 13,50—14, Gerſte, Sommer, inländ., 18,50— 20,
Futtergerſte 17,65—17,75, La Plata=Mais 19—19,25. Soyaſchrot
10,25, Biertreber 10,50—10,75. Trockenſchnitzel, loſe 8,00;
Wieſen=
heu, loſes 5,20—5.40, Rotkleeheu 5 20—5,40, Luzernekleeheu 5.40
bis 6,00, Stroh. Preßſtroh, Roggen=Weizen 2,60—2,80, do. Hafer=
Gerſte 2,20—2,60, Stroh. geb., Roggen=Weizen 2 40—2,60 desgl.
Hafer=Gerſte 2—2,20; Weizenmehl Spezial Null, neue Mahlart,
mit Austauſchweizen 28 75—29: Roggenmehl nordd. und ſüdd.,
60—70 Proz., 21—24; Weizenkleie 7,50: Erdnußkuchen 11,75—12.
Tendenz: Feſter. Beeinflußt durch die erhöhten Offerten vom
Inlande und Auslande „nahm der heutige Markt einen etwas
feſteren Verlauf. Die Käufer ſind aber noch immer zurückhaltend.
Frankfurter Produktenbericht vom 9. Januar. Weizen 20.35
bis 20,40, Roggen 16,30—16,35. Sommergerſte 18—18,25. Hafer
13—13,50, Weizenmehl ſüdd. 28,15—29, desgl. niederrhein. 28,15
bis 28,50, Roggenmehl 22,25—23,25, Weizenkleie 7,40, Roggenkleie
8—7,85, Soyaſchrot 10,10—10,60 Palmkuchen 8,75—9,
Erdnuß=
kuchen 12,25—12,40, Heu ſüdd. 4,60—4,80. Weizen= und
Roggen=
ſtroh 2,25—2,50, desgl. geb. 2,25—2,50; Treber 10,50—10,60.
Viehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Januar. Aufgetrieben waren
1003 Rinder, darunter 50 ſeit dem letzten Markt 215 Ochſen, 75
Bullen, 370 Kühe und 293 Färſen; ferner 516 Kälber, 101 Schafe
und 3857 Schweine, davon 90 Memelländer und 244 vor
Markt=
beginn ausgeführt. Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht:
Ochſen a) 1. 27—29, 2. 24—26, b) 1. 20—23; Bullen a) 25—27,
b) 21—24; Kühe a) 22—24, b) 19—21, c) 16—18, d) 12—15;
Färſen a) 28—30, b) 25—27, C) 21—24: Kälber b) 31—34, c) 26
bis 30, d) 20—25: Schafe a) 1. 23—25 b) 20—22: Schweine b)
37—40, c) 37—39 d) 35—38, e) 33—36. Marktverlauf: Rinder
ruhig, ausverkauft; „Kälber und Schafe mittelmäßig, geräumt;
Schweine ſchleppend, geringer Ueberſtand. Der Rindermarkt war
ſchwächer als in der Vorwoche beſchickt. Bei ruhigem Geſchäft
wurde ausverkauft. Die Preiſe für Kühe bewegten ſich auf der
Höhe der Vorwoche. Für die übrigen Großviehgattungen zogen
ſie etwas an. Etwa 48 Prozent des aufgetriebenen Viehs wurde
wieder in die umliegenden Verſorgungsgebiete ausgeführt. Der
Schweinemarkt war ſtärker als der vorwöchige Hauptmarkt
be=
ſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft verblieb geringer Ueberſtand.
Die Preiſe lagen etwas unter denen des vorwöchigen
Hauptmark=
tes. Kälber und Schafe wurden bei mittelmäßigem Geſchäft
ge=
räumt.
Bilanz des Kartoffelmarktes des Jahres 1932
Aeiordeime in geutſcland.
Wenn auch das Wirtſchaftsjahr bei Kartoffeln ein anderes
als das Kalenderjahr iſt, ſo ergibt ſich doch mit dem Ende des
Monats Dezember ein gewiſſer Abſchluß, der in dieſem Jahre um
ſo bedeutungsvoller iſt, als der deutſchen Kartoffelverwertung noch
ganz beſondere Aufgaben vorbehalten geblieben ſind. Zunächſt
ſei feſtgeſtellt, daß Deutſchland nun doch über eine Rekordernte in
Kartoffeln verfügt. Das Statiſtiſche Reichsamt und die
Preis=
berichtsſtelle beim Deutſchen Landwirtſchaftsrat haben dieſes
Er=
gebnis ziemlich übereinſtimmend bekannt gegeben. Das
Stati=
ſtiſche Reichsamt ſchätzt die deutſche Kartoffelernte des Jahres
1932 mit 47 016 000 Vorjahr 43 874 000) Tonnen, während die
Preisberichtsſtelle beim Deutſchen Landwirtſchaftsrat eine Ernte
von 46 930 000 (Vorjahr 45 970 000) Tonnen errechnet hat. Legen
wir unſeren Erwägungen die Angaben des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes zugrunde, ſo haben wir in dieſem Wirtſchaftsjahr ein Mehr
von 3,14 Mill. Tonnen Kartoffeln zu verwerten. Obſchon bis
zum Jahresende 1932 eine beſchleunigte
Verwertungsgeſchwindig=
keit bei Kartoffeln feſtzuſtellen iſt, ſo war doch das Mehr der
Ernte bis zu dieſem Zeitpunkte weſentlich noch nicht angegriffen.
Dafür ein Beiſpiel. Die verkaufsverfügbaren Vorräte betrugen
am 15. Oktober 14,15 (Vorjahr 12,41) Mill. Tonnen. Am 15.
No=
vember waren ſie auf 10,06 (Vorjahr 8,73) Mill. Tonnen
her=
untergegangen. Der Abgaug ereichte daher 4,09 (Vorjahr 3,68)
Mill. Tonnen. Für das Jahr 1933 bleibt daher eine ganze
Menge zu tun übrig, wenn dieſe Arbeit nicht durch den
feſtgeſtell=
ten erhöhten Fäulnisſchwund vorgeleiſtet wird.
Ohne Zweifel hat die Entwicklung des deutſchen
Speiſekar=
toffelmarktes ſeit Beginn der Spätkartoffelernte gezeigt, daß die
Umſätze bei weitem nicht an die des Vorjahres heranreichten. Das
Geſchäft zog ſich auch während des Herbſtes langſam und
ſchlep=
pend dahin, ohne recht vorwärts kommen zu können. An dieſer
Entwicklung hat ſich in den Monaten November und Dezember
nichts geändert. Niedrigſte Preiſe konnten keinerlei Anregung zu
einem erhöhten Verbrauch geben. Verſchiedentlich vorhandene
Anſätze zu leichten Preisbeſſerungen kamen nicht durch. Sie
ſchei=
terten jedesmal an der Intereſſenloſigkeit des deutſchen
Speile=
kartoffelmarktes. Die Grundpreiſe für die im deutſchen
Speiſe=
kartoffelverkehr am meiſten gefragten und verbrauchten Sorten
Induſtrie und Erdgold betrugen am Jahreswechſel je Zentner
loſe ab Station: im Oſten 1,35—1,45 RM.. in Mitteldeutſchland
1.45—1,50 RM., im Weſten 1.90—2,10 RM. und in
Süddeutſch=
land 1,50—1.70 RM. Von weißen und roten Sorten iſt nicht viel
zu ſagen. Nur kleinere Mengen bevorzugter Sorten fanden den
Weg zum Käufer.
Hat das deutſche Speiſekartoffelgeſchäft noch eine Menge
Arbeit für das Jahr 1933 vor ſich, ſo kann mit einiger
Befriedi=
gung geſagt werden, daß das Verwertungsventil, aller großen
deutſchen Kartoffelernten, die Verfütterung, in richtiger
Erkennt=
nis der Lage ſchon ſehr früh geöffnet worden iſt. Nur ſo laſſen
ſich die Abgänge der erſten Hand überhaupt erklären. Durch die
Notwendigkeit der Verfütterung wirtſchaftseigener Futtermittel,
vor allem Kartoffeln, wurde die deutſche Landwirtſchaft
gezwun=
gen, trotz niedrigſter Preiſe einen verhältnismäßig hohen
Schweinebeſtand durchzuhalten. Wenn auch vom 1. Dezember
1931 bis zum 1. Dezember 1932 der Schweinebeſtand um 1 Mill.
Schweine verringert werden konnte — von 23 808 000 auf
22 803 000 Stück —, ſo iſt doch der Rückgang der Geſamtbeſtände
bedeutend langſamer vor ſich gegangen, als z. B. nach dem
Höchſt=
ſtande von 1927. Ferner iſt zwiſchen dem Rückgang der Beſtände
um 42 v. H. und dem Umfang des deutſchen Schweineſtapels ein
erheblicher Unterſchied zu machen. Der Umfang des deutſchen
Schweineſtapels iſt deswegen nicht unerheblich größer geworden,
als die Ausmäſtung auf ein höheres Gewicht als ein Gebot der
Stunde erſchien. Aber auch ſonſt hat die Kartoffel einen breiteren
Verwertungsweg bei der Verfütterung gefunden. So liegt hier
die Bilanz am Jahresende 1932 bedeutend günſtiger als bei
Speiſekartoffeln.
In Fabrikkartoffeln wurden bisher recht günſtige Umſätze
er=
zielt. Die Urſache hierfür iſt in den Maßnahmen für
Kartoffel=
flocken und Kartoffelſtärkemehl zu ſuchen, die für beſtimmte
Men=
gen einen über dem Marktpreis liegenden Rohſtoffpreis
feſtſetz=
ten. Da für Fabrikkartoffeln teilweiſe und auch durchweg höhere
Preiſe als für Speiſekartoffeln ähnlicher Sorten bezahlt wurden.
ſo iſt das Intereſſe, das vor allem auch die von den großen
Speiſe=
kartoffelmärkten abgeſchloſſenen öſtlichen Erzeugergebiete, dem
Fabrikkartoffelmarkte entgegenbrachten, ſehr wohl begründet.
Durch die Erhöhung des Brennrechts ſowohl als auch die des Bei=
miſchungszwanges von Kartoffelſpiritus zu motoriſchen
Treib=
ſtoffen ſind die Ausſichten der Rohſtoffverwertung auch auf dieſem
Gebiete bei weitem günſtiger als im Vorjahre. Der geſamte
Ab=
ſatz des Branntweinmonopols hat ſich im Brennjahr 1931/32 —
von September bis September — um 482 075 Hektoliter erhöht.
Am 30. 9. 1932 betrugen die Beſtände 1 654 954 Hektoliter
gegen=
über dem Vorjahre mit 2 008 904 Hektoliter.
Beſonderer Aufmerkſamkeit erfreuten ſich auch die unſortierten
Feldkartoffeln. Weiße Feldkartoffeln vornehmlich wurden ſehr
viel zur Verwendung als Speiſekartoffeln auch im Weſten (
Ruhr=
gebiet) nachgefragt. Das Geſchäft hatte darunter zu leiden, daß
bei den beſſeren Preiſen für Fabrikkartoffeln etwas höhere Preiſe
ſeitens des Verbrauchs nicht bewilligt wurden. Man darf damit
rechnen, daß die Umſätze in unſortierten Feldkartoffeln, auch
gel=
ben, größeren und recht erheblichen Umfang annehmen, ſofern der
deutſche Speiſekartoffelmarkt auch nur eine Kleinigkeit in Gang
kommt. Die hier nur mittelmäßige Bilanz kann ſich zu einer
günſtigen durchaus noch entwickeln.
Geradezu kataſtrophal ſchneidet die Bilanz der deutſchen
Kar=
toffelausfuhr zum Jahresſchluß 1932 ab, haben wir doch im Herbſt
1932 einen Rückgang der Ausfuhr von 86½ v. H. gegenüber dem
Vorjahre zu verzeichnen. In den Monaten September, Oktober
und November wurden nur 11341 (Vorjahr 82 263) Tonnen
Speiſe= und Saatkartoffeln zur Ausfuhr gebracht. Dieſer
erheb=
liche Ausfuhrverluſt kann nur mit großen Opfern wieder
wett=
gemacht werden, zumal die Wettbewerbsländer Holland, Belgien,
Polen in der Hauptſache, Dänemark mit ihren Ernten und
billig=
ſten Preiſen die Weltmarktnotierungen erheblich drücken.
Beſon=
ders ſchwer wird Deutſchland von dem Rückgang der Ausfuhr nach
Italien betroffen, der in den drei in Fragen ſtehenden Monaten
5120 Tonnen gegenüber den gleichen Monaten im Vorjahre
be=
trägt und um ſo ſchwerer wiegt, als es ſich hier meiſt um
hochwer=
tiges deutſches Original=Saatgut, Juli in der Hauptſache, handelt.
Die internationalen Sperren und Zollerhöhungen haben das
Kar=
toffelgeſchäft von Land zu Land erheblich erſchwert. Da aber für
Saatgut meiſt Ausnahmen und Erleichterungen vorgeſehen ſind.
ſo ſind die Ausſichten auf dieſem Gebiete auch heute noch durchaus
nicht ungünſtig. Sie wären noch günſtiger, wenn Deutſchland die
Ausfuhr von Saat= und Speiſekartoffeln in richtunggebende
Pflege nehmen würde, wie das von anderen, weniger am
Kar=
toffelbau beteiligten Ländern mit größtem Erfolge durchgeführt
worden iſt.
Eine ſehr erfolgverſprechende Bilanz hat das Geſchäft in
Saatkartoffeln aufzuweiſen. Schon ſehr früh ſetzte hier das
Ge=
ſchäft ein und tätigte Umſätze zur prompten Lieferung, ſoweit die
Witterung hierzu die Erlaubnis erteilte mehr aber noch zur
Frühjahrslieferung. Die ſchlechte Haltbarkeit der Ernte hat hier
beizeiten eine geſunde Spekulation angeregt. Auch hier waren
einzelne Sorten bevorzugt, ſo Juli, die ihren Inlandsabſatz
weſentlich ausbauen konnte, dann Erdgold als die krebsfeſte
in=
duſtrieähnliche Sorte, Parnaſſia uſw. uſw. Insbeſondere war es
die Erdgold, die bei der notwendigen Umſtellung des deutſchen
Kartoffelbaues auf krebsfeſte Sorten im In= und Auslande auch
deswegen Käufer fand, weil bei dem mehr extenſiv zu
bewirt=
ſchaftenden Kartoffelbau gerade die Erdgold bei ihren hohen
Er=
trägen den Vorzug fand. Das Geſchäft wurde weiterhin ſehr durch
die bisherigen verhältnismäßig niedrigen Preiſe angeregt. Das
deutſche Saatkartoffelgeſchäft wird auch fernerhin den Abſatz
för=
dernde Anregung finden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Nachdem die Verhandlungen über die Neuordnung der
Spar=
kaſſenorganiſation in der Rheinprovinz nunmehr zum Abſchluß
gekommen ſind, iſt mit Wirkung ab 1. Januar 1933 der Rheiniſche
Sparkaſſen= und Giroverband mit dem Sitz in Düſſeldorf ins
Leben gerufen worden. Es ſoll jetzt die „Rheiniſche Girozentrale‟,
errichtet werden, die als Zentralbank für die rheiniſchen
Spar=
kaſſen fungieren und die Geſchäfte der jetzigen proviſoriſchen
Girozentrale übernehmen wird.
Am Montag vormittag fanden in Bochum innerhalb des
Weſt=
deutſchen Zementverbandes verſchiedene Kommiſſionsſitzungen
ſtatt, in denen jedoch entſcheidende Beſchlüſſe noch nicht gefaßt.
wurden. Die Entſcheidung über die Verlängerung des
Verban=
des ſoll in einer für den 10. Januar vorgeſehenen Verſammlung
der Werksbeſitzer fallen.
Zur Förderung des deutſchen Weinexports iſt am Samstag
im Wiesbadener Kurhaus der Reichsverband deutſcher
Wein=
exporteure e. V., Sitz Wiesbaden, gegründet worden.
Berliner Kursbericht
vom 9. Januar 1933
Oeviſenmarkt
vom 9. Januar 1933
Disconto=Geſ. 73.— Dresdner Ban: 61.75 Hapag 17.875 Hanſa Damp 26.— Nordd. Lloyd 19.125 A.E. G. 31.875 Bahr. Motorenw. 73.— C. P. Bemberg 55.375 Beromann Elektr. 20.75 Berl. Maſch.=Bau Conti=Gummi. 123. Deutſche Cont. Gas 111.— Meſe 89.375 Elektr. Lieſerung F. G. Farbe: Gelſ. Bergw. 50.50 Geſ.f.eleltr. Untern. 82.875 Harpener Bergbau Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen 52.75 Phil. Holzmann 62.— Kali Aſchersleben . Klöcknerwer1e 46.25 Kolsw. Chem. Fabr. 36.— Mannesm. Röhr. 62.625 Maſch.=Bau=Untn. 42.50 Orenſtein & Koppel Polhphonwerke. 84.— Rütgerswerke. 45.. 107.— Salzdetſurth Kali 173.50 Leonh. Tietz 40.75 Verein. Stahlwerke 34.50 83.75 Weſteregeln Alkali 4118.— Agsb.=Nrnb. Maſch. 39.875 Baſalt Lin z 17.25 113.— Berl. Karlsr. 2nd 64.25 Hirſch Kupfer 12.75 na,8y5 Hohenlohe=Weiie 24.— Lindes Eismaſch. 73.50 VogelTelegr. Traht 33.75 43.75 Wanderer=Werte. 59.— Währung Geld Brief Währung Ree Brie! Helſingfors 100 finn.M.) 6. 194 6. 206 Schwenz 100 Frankenl” 81.00 81.16 Wien
100 Schilling! 5t.95 52.05 Spanien 100 Peſetas ! 84.42 34.48 Prag 100 Tſch. Kr. 2.46s 12.485 Danzig 100 Gulden (1.72 21.58 Budapeſt 100 Pengö Japan 1 Yen
0.869 (.271 Sofig 100 Leva 3.055 3.063 Rio de Janeiro 01 Milre! 0:239 C:241 Holland 100 Gulden 169.331 169.6: Jugoſlawien. 100 Dinar 5.554 5.*66 Sslo
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Frankfurter Kursbericht vom 9. Januar 1933.
Kene
jällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35..
1. 4. 36..
1. 4. 37...
„ 1. 4. 38..
93.25
8671,
81e,
6% Dtſch. Reichsanl
6%0 „ „ v.2
5½% Intern.,
62 Baden .......!
6% Bahern ....."
6% Heſſen ...b. 29
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 27/
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
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löſungsanl.. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6% Berlin ...v. 24
68 Darmſtadt ..
6% Dresden. „v. 26
620 Frankfurt a.M.
Schätze, b. 29
v. 26
62Mainz .......
6% Mannheimv. 27
6% München .v. 29
6% Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes.
Hhp.=Bk.=Liquid.
43 %., Kom.=Obl.
93.75
78
77.5
82.75
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78.5
945).
83.25
69
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6.5705
68
64
K.
68
66
30
71
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74
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78
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Pfd. Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig
60 Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſi. Goldobl.R.11
„ R12
62 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
tAuslSer. 1
„. Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
%, Berl. Hyp. Bk
20 „Liqu.=Pfbr
2 Frkf. Hyp.=Bk.
5½ %0 „ Lig. Pfbr
„ Goldoblig.
% Frlf. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
½2%0 Lig.Pfbr.
6% Pfälz.Hyp.=Bk.
½% „ Lig. Pfbr.
82 Rhein,Hyp. B1.
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
Südd. Bod.=
Ered.=Bant .
5½ %0 Lig. Pfbr.
6% Bürtt. Hyp.=B.
6% Daimler=Benz
69 Dt. Linol. Werkel
6% Mainkrw. v 261
85
77
70
70
85
86
88.25
63.5
84.75
84
87
87
881
75.75
87
81.75
87.75
87.75
88‟
89
85
881.
84
88
89
Nse
WeiR
6% Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffner
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5% Bosn. L. E.B
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32 Bulg.Tab. b.02
220 Oſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
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42 Türk. Admin.
42 „ 1. Bagdad
4% „ Zollanl.
4½% ungarn 1913
1914
4½%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
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7GI,
79
8.5
5.8
8.85
3.8
4.15
29.5
30.25
80‟
45.5
32
96.5
S6
29.25
57
119.25
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112.5
157.5
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92.5
21.75
36.55
85
85
42.5
12
80.25
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78.25
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119.25
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77.75
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61.75
23
38
2521,
15.25
35
184.5
96
66
38.5
4
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69.5
61.75
59
83.5
82
152.75
89.25
80.5
97
70,5
92.75
18
19
325
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 10. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Ein Roman
1e Von TeenerH0r aus den Berg
Von Paul B
Motto: „Ich denk, es iſt ſo im Leben und
bei den Menſchen: Wer ſich groß glaubt, der iſt
klein! Und erſt der, der ſein Kleinſein erkannt
hat, wird groß!"
Erſter Teil.
Die Leutaſch iſt ein ausgedehntes Hochtal. Man kann vier
Zuwege dahin nehmen. Die Zuwege ſind wie vier Stränge, die
zwiſchen zwei Haſpelſpulen zum Seil zuſammen gezwirbelt
wer=
den. Wenn man in dieſem „Bild” bleiben will, dann iſt die eine
Spule die Unterleutaſch mit einem ſpitzen Kirchl, das die aus
Mittenwald heraufziehende Straße an ſich vorbei leitet, um ſie
mit der von Seefeld her kommenden ſpitzwinkelig zu vereinen. Die
andre Spule iſt die Oberleutaſch, ebenfalls kenntlich durch ſein
zum Himmel hinauf greifendes Kirchl, das nahe bei ſich den
Buche=
ner Weg und den Gaistalweg von Lermoos=Ehrwald her vereinigt.
Hier liegt ein altes gewölbiges Gaſthaus: der Xander.
Zwiſchen den beiden Spulen ſchwingt die Leutaſcher Talſtraße
tatſächlich wie ein ziemlich ſtraff geſpanntes Seil. In deſſen
Rich=
tung fließt die Leutaſcher Ache im Zuge des Hochtals nahezu von
Süden nach Norden. Marſchiert man in der ſüdlichen Richtung,
ſchaut man entweder durchs Gaistal ins Ehrwalder Becken, oder
von Buchen aus auf die Inntaler Berge, die unten im Tal die
Orte um Telfs einkeſſeln. Iſt man aber in der Unterleutaſch, gibt
ſich der Blick frei auf das tiefgelegene Mittenwald, oder — rechts
über die kurvende Seefelder Straße fort — auf das am ſtillen
Waſſer ſich ſpiegelnde villenumbaute Seefeld, das ſich ſchmal ins
Tal ſchmiegt.
Da, wo die „Seilenden” ſich nördlich zuſammenwickeln, ſägt
die ſcharfe Karwendelſäge den Himmel hart an; und ſüdlich buckelt
ſich das Leutaſcher Wahrzeichen der Hochmunde empor und leitet
die wilden Mieminger ein, die runſig und ſchroff abfallen.
Wen=
det man ſich nach rechts und links, ſieht man die Tiroler
Zugſpitz=
ſeite, den Teufelsgrat, Dreitorſpitz und Gehrenſpitz, Oefeleskopf
und Wetterſteingeklüft; und gegenüber die Ahrenſpitzen, das
Ge=
fels am Scharnitzpaß, die Reiterſpitz und Solſteiner. Man iſt hier
alſo mitten in der Bergeinſamkeit.
Es iſt Sankt Florianstag heute! — Auf hitzige
Frühſommer=
tage ſind Tage und Wochen brüllender Unwetter gefolgt, die ſich
in den Bergen eine donnernde Blitzſchlacht lieferten und ſoviel
Regen und Hagel auf die Leutaſch niederſchlenderten, als wollten
ſie Menſch und Vieh und Aecker und Weiden unter ſich ertränken.
— Nor iſt in der Leutaſch! Und weil man ſchon voll Sorge und
Not iſt, und weil man glaubt, noch größere Not dadurch vielleicht
abwenden zu können, ſo gehen heute alle Leutaſcher ihren
Flo=
riansbittgang. Deshalb läuten auch die Glocken! „0 sancte
Flo-
rian, ora pro nobis!“
Alle älteren und jüngeren Männer, alle Mädchen und jungen
Frauen beten das; fromm, gläubig, demütig. So innig, wie die
Himmelskräfte dieſe einfachen Menſchen an das Allwalten einer
rgenholt.
(Nachdruck verboten.
göttlich ſchenkenden und göttlich nehmenden Natur binden! Und
dieſe Frommheit wehr über alle dieſe Menſchen fort und erfüllt
das ganze Tal. Sie verhindert aber nicht, daß die Männer ihre
Augen ſorgenhaft umher ſchweifen laſſen. Zu den Bergen, den
ſchleiernden Wolkendünſten, zum Hafer, der ſo ärmlich ausſieht.
Ueber Feldgevierte, mit magerem Roggen und noch dünnerer
Gerſte. Wenn die Spätkartoffeln noch ein wenig zu hoffen geben,
dann iſt’s dafür mit dem Goldhafer, einer ſeltenen, hier ſehr
flei=
ßig kultivierten Grasſorte, um ſo ſchlimmer beſtellt! . . Was die
Frühſommerſonne nahezu reifte, das iſt nun in den letzten
Un=
wettern in Grund und Boden gehauen!
Nicht umſonſt ſind die Blicke der Männer ſo ſorgenvoll: Wo
man im Vorjahr noch von einem Goldhaferſtück bis zu hundert
Pfund erntete, wobei man am Innsbrucker Markt bis zu
vier=
zehn Schilling auf’s Pfund bekam, da ſteht heut vielleicht noch ein
Fünftel auf dem Halm und das nicht mal überall, ſondern noch
weniger! Hier und da tümpelt noch das letzte Waſſer in den
tie=
feren Feldern, und die zerſchlagene Ernte iſt in einem ſchmutzigen
Grau, das muffig riecht, unterwertig geworden. Mithin bleibt
eigentlich nur die kleine Hoffnung auf die Kartoffeln noch!
Während der fromme Bittgang durch die Leutaſch vor dem
Ober=Kirchl ankommt, und der Pfarrer Meithner ſpendet den
Segen, und die Knienden demütigen ſich zu ihrem „mea maxima
gulpa”, zeigen ſich überm Buchener Weg ſchon neue weißliche
Wol=
kenbänke, die ſich um die Inntaler Berge biegen und dort
blau=
grau nachdunkeln.
Die Bänke löſen ſich, ſchieben ſich heran, zerflattern jäh in
einem dichten Gebrodel, das ſich um die Hochmunde lehnt, ſich nicht
zum Abzug ins Gaistal entſchließen kann und alſo erneut in die
Leutaſch treibt. Dann flackert ein Leuchten darin auf, grollt
dumpf nach, flackert heller, züngelnder, zackender, löſt jähere
Don=
ner, und die toben im Sturmſchritt fegend über dem
Florians=
bittgang!
Einige Männer, die vom Kirchl weiter weg wohnen, zum
Moos und zu dem Weiler Klamm hin, gehen in das
Xandergaſt=
haus und beſtellen dort eine Kleinigkeit. Aber es will nicht die
Nunterkeit aufkommen, die an anderen Sonn= und Feiertagen
im Xander laut wird.
Die Männer ſchleppen ihre Sorgenlaſt mit:
„Nun wird auch sLetzte noch derſchlagen!”, ſagt einer leiſe
vor ſich hin; da aber in der Stube erſt Totenſtille herrſcht, klingt
die Ausſage auch wie der Notausdruck der anderen, die ſchweigend
durch die Fenſterſcheiben in den Regen ſchauen.
Die harten Arbeitshände, die zuvor noch willig und fromm
die Finger kreuzten, legen ſich krampfig um die Gläſer oder tun
auch einen klatſchenden Schlag auf die zirbene Tiſchplatte.
Das aber iſt wie ein ſtummer Fluch.
„Wodurch hänt wir das verdient?” fragt die vorige Stimme
in die Stille der Gaſtſtube hinein: „He, wodurch dann?”
Darauf meldet ſich eine andere Stimme:
Nr. 10 — Seite 11
„Da hat man geſchafft und geſchafft für das Stückl Brot aufn
Winter; und ein Bittgang tut man! . . Und dann ſchlagt
derſel=
big Herrgott eim alles wieder kaputt!“ Eine Fauſt kracht nieder.
„Der Meithner, wann der das hört!”, ſagt jemand, und man
weiß es nicht, ob ihm das Ironie oder ein Ernſt iſt. — Der von
zuvor aber lehnt ſich trotzig gegen dieſe Mahnung auf:
„Na ſoll er’s eh hören, der Meithner!"
„Siſt halt ſo, wie er ſagt!”, beſtätigt wer.
Und während die Berge jetzt völlig in ſchwebenden Schwaden
verſchwinden und in der Leutaſch mitten im Tag eine
Gewitter=
nacht finſtert, die nach den Blitzfeuern ſo ſchwarz zuſammen ſchlägt,
daß man ſie faſt mit einem Meſſer anſchneiden könnte, ſagt die
letzte Stimme wie in einem vieldeutigen Vortaſten:
„Grad wie ein Fluch iſt’s heuer über uns!“
„Freilich, was noch ſtand, iſt heute dahin!“
„Und was aufm Stock iſt, braucht man nit mehr zu
dreſchen!“
„Das hat eh der Hagel ſchon beſorgt!“
„Die Körner aus dem Erddreck klauben kannſt auch nit!“
„Mußt halt zuſchaun, wie dich durchhungerſt aufn Winter!”
„Wanns doch noch ein Grummet gäb?”, wagt ſich eine
ſchüchterne Hoffnung vor. Aber dahinter wartet ein bitteres
Lachen:
„Leicht vorm Bittgang noch! . . . Aber jetzt „?"
„S” iſt halt zuviel Waſſer in der Erd. Die wird ſauer.
Dann iſt’s auch mitm Grummet aus; und nichts bleibt mehr!”
So troſtlos aber auch das Ergebnis dieſer notvollen
Ueber=
legungen iſt: Man atmet dann doch wieder leiſe auf, als die
Nacht in der Xanderſtube ſich ein wenig aufzulichten beginnt,
Man ſieht wieder die einzelnen Geſichtszüge, das rote
Pfeifen=
glimmen ſinkt mehr unter das Grau der Tabakaſche zurück, die
Wände, die bunten Oeldrucke daran, die Maſerungen im
Tiſch=
holz treten wieder hervor; und allmählich hebt ſich das Grün
der Latſchenzweige aus der Schattenecke, in der das
holzge=
ſchnitzte Kreuz hängt.
Alles wird deutlicher, näher, klarer wirklicher! . . . Ein
Naturſpuk, der dieſe Menſchen überfiel, beginnt langſam zu
weichen!
II.
Vor der Xandertür gehen die Männer, die darin ihre
ge=
ſpenſtiſche Zuflucht fanden, bald in Gruppen auseinander. Ein
Teil geht ins Moos, wo vereinzelte Hauſungen liegen, die man
„in den Mähdern” nennt, weil ringsher nur Weideböden liegen.
Ein anderer Teil geht in die Weiler Plaik und Klamm, wo
die vielen Heiligenbilder in den tiefen Niſchen ſtehen, die das
Wildwaſſer der Ache in jahrtauſendlanger Zeitfolge wie zu
Hohlhalbkugeln aus dem Urgeſtein wuſch, daß ſie wie poliert
ſind.
Eine naive Frommheit ſtellte ihre Heiligen in dieſe Niſchen
und gab der primitiven Formung der bunten Bildwerke etwas
von einer gotiſchen Inbrunſt mit, die geheimnisvoll widerklingt.
Kaum ſind die Männer bis zu den erſten Häuſern der
Klamm gekommen, — es ſind insgeſamt nur acht oder neun
Höfe, die ſich an der Straße und am Hang ziemlich weit
ver=
ſtreuen, — als ſie eine Schar von Frauen und Kindern
bei=
einander ſtehen ſehn.
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Seite 12 — Nr. 10
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
1. Wanderung
Sonntag, 15. Jan.
1933: Ober=
Ram=
ſtadt, Rodau,
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tenberg, verbunden
damit das
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rungsfeſt (Famil.=
Wanderung.) (754
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Familienangehör.
u. Freunde d. Klubs,
die ſich an d.
Wan=
derung nicht
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teiligen woll.,
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nen ebenfalls vom
Luiſenpl. ab, um 14
Uhr mit dem dort
bereitſtehend.
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nibus b. nach
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tenberg fahren.
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vorliegt, worauf unverbindlicher
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treterbeſuch erfolgt. Zuſchriften unter
Z. 47 a. d. Geſchäftsſtelle d. Bl. (TV741
Kolonialfeſt
des Frauenvereins vom Roten Kreuz
für Deutſche über See
Sonntag, den 15. Januar 1933, abends 7 Uhr
im Städtiſchen Saalbau
„Der ſchwarze Traum”
Erfriſchungen / Tanz / Tombola
Auu
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Heute Nacht geht’s los!
Regie: Hanns Schwarz.
Eine amüsante Angelegenheit mit
„unheimlichen‟ Gestalten.
Da wird geflirtet mit Masik —
Da wird gestohlen mit Musik
Da wird entführt mit Musik
Da wird verfolgt mit Musik
Da wird getanzt mit Musik
Da wird verhaftet mit Musik
und die
ganze Musik ist von Paul Abraham, — das sagt alles!
Dazu das interessante Beiprogramm.
Beginn: 3.45. 6.00 und 8.20 Uhr
... . wieder Massenandrang und
ausverkaufte Vorstellungen!
Ein Wirbel technischer
Sensationen.
Ber
Fliegende
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(Das Geheimnis des schwarzen Falken).
Halsbrecher. Streiche u. Kunststücke.
Sensationen über Sensationen.
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Ab=
teilung A: Am 3. Januar 1933
hinſicht=
lich der Firma; Karl Block, Nieder=
Ramſtadt: Die Firma iſt erloſchen.
Abteilung B: Am 30. Dezember 193 der Firma: Kronenbrauere
Wiener Aktiengeſellſchaft vorm.
Gebrü=
der Wiener Darmſtadt, Darmſtadt: Die
Generalverſammlung vom 24. Oktober
1932 hat beſchloſſen, das Grundkapital
von 1 150 000 Reichsmark in erleichterter
Form gemäß Verordnung vom 6.
Okto=
ber 1931 auf 360 000 Reichsmark
herab=
zuſetzen. — Durch die
Generalverſamm=
lung vom 24. Oktober 1932 ſind die
bis=
herigen, auf Grund der Verordnung
vom 19. September 1931 außer Kraft
geſetzten Beſtimmungen des
Geſell=
ſchaftsvertrages über die
Zuſammen=
etzung und Beſtellung des Aufſichtsrats
(S§ 14, 15) ſowie die Vergütung an die
Mitglieder des Aufſichtsrats (§ 21)
un=
abgeändert erneut beſchloſſen worden.
— Am 6. Januar 1933 hinſichtlich der
Firma: J. Hilß Geſellſchaft mit
be=
ſchränkter Haftung. Eberſtadt: Der
ſeit=
herige Geſchäftsführer Direktor Karl
Hilß iſt mit Wirkung vom 1. Januar
1933 ausgeſchieden. Dr. Wilhelm Hilß
in München iſt mit dem gleichen
Zeit=
punkt zum Geſchäftsführer beſtellt.
Darmſtadt, den 7. Januar 1933.
Amtsgericht Darmſtadt. (738
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Termin: Freitag, den 3. März 1933, nachmittags 3½ Uhr,
im Ortsgericht Nieder=Ramſtadt.
Gemarkung: Grundbuch für Nieder=Ramſtadt, Band V,
Blatt 486, Nr. 37:
Flur
Nr. Nr. Kulturart Gewann am Schät=
zung WII 6 Acker im Sand 2381 595.— VII 119 Acker am Pfaffenberg 4019 1205.— VII 120 Acker daſelbſt 4037 1211.— 21 /o Hofreite Traiſaergaſſe 1344 4400.— 1261/vo Hofreite links der Traiſaer Hohl 253 15800.— 12322 „oo Grabgarken dafelbſt 185 555.— 401 „oo Grabgarten hinter den Gärten 354 353.— 45‟„o Grabgarten daſelbſt 540 540.— 49 Acker am Pfaffenberg 1010 606.— 10 112 Acker die Kurze 975 293.— 11 128 Acker a. d. Stephanshaag 1577 476.— 12 II 129 Acker daſelbſt „68 530.— 13 II 139 Acker daſelbſt 2713 814.— 14 II 1385 Acker hinter der Kirche 1712 600.- 15 II 145 Acker Münſtergaſſe 800 280.— 16 II 146 Acker daſelbſt
daſelbſt 363 146.- 17 II 147 Acker 381 152.— 18 11 148 Acker daſelbſt 1850 740.— 19 II. 149 Acker daſelbſt 5012 2005.— 20 II 150 Acker daſelbſt 744 298.— 21 II. 151 Acker daſelbſt 944 378.— 22 11 152 Acker daſelbſt 863 345.— 23 III 7 Acker auf der Schmallert 837 167.— 24 III 8 Acker daſelbſt 2294 459.— 25 vII 45 Acker im Sand 1719 344. 26 VII 451 Acker daſelbſt 1719 344.- 27 VII 79 Acker an der Eichwieſe 2475 743.— 28 wII 132 Acker am Dornweg 2250 675.- 29 VII 142 Acker daſelbſt 2414 724.— 30 XXII 237 Acker auf dem Klosberg 3106 777. 31 KKI1t 178 Acker am Schäfersberg 5737 1721.- 32 44it1 207 Acker i. d. Nebengriesbach 9425 1885.— 33 KXrr 226 Acker daſelbſt 2450 490.— 34 XAtfI 234 Acker auf der Schmallert 1956 391.— 35 111 45 Acker auf der Hohlerte 1150 173.— 36 III 44 Acker daſelbſt 2275 341.— 37 III 46 Acker daſelbſt 2488 373.- 38 VII 84 Wieſe am Ochſenbruch 4137 1448.- 39 II 138 Acker hinter der Kirche 1719 516. 40 VII 85 Acker im Sand 3344 1170.— Eigentümer: Friedrich Bayer in Nieder=Ramſtadt. „ Darmſtadt, den 6. Oktober 1932. Heſſiſches Amtsgericht. Naz
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Termin: Mittwoch, den 1. Februar 1933, vormittags 9 Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebaudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5. Bd. 21, Bl. 1413:
Flur 6 Nr. 914, Acker im Loß, 1858 qm. Schätzung;
5500.— RM.
Flur 6 Nr. 921, Acker im Krötengrund, 2861 qm.
Schätzung: 9000.— RM.
Flur 6 Nr. 831, Hofreite Nr. 24 Moosbergſtraße,
211 qm. Schätzung: 14 500.— RM.
Flur 6 Nr. 832, Grasgarten daſelbſt, 50 qm.
Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer:
a) Landſchaftsgärtner Rudolf Hank zu ½,
b) deſſen Ehefrau Eliſabeth geb. Ritſert zu ½.
Darmſtadt, den 28. September 1932.
(V.734
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3, Bd. 16, Bl. 798:
Flur 3 Nr. 107 Hofreite Nr. 7 Ruthsſtraße, 248 qm.
Schätzung: 30 000.— RM.
Eigentümer: Andreas Made und deſſen Ehefrau Margarete
geb. Rauch als Geſamtgut der
Errungenſchafts=
gemeinſchaft.
Darmſtadt, den 30. September 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.735
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 13. Bl. 913:
Flur 6 Nr. 501½y, Grabgarten, Landskronſtraße,
58 qm. Schätzung: 600.— RM.
Flur 6 Nr. 501½o, Grasgarten daſelbſt, 42 qm.
Schätzung: 400.— RM.
Flur 6 Nr. 5017/v0, Hofreite Nr. 93 daſelbſt, 226 qm.
Schätzung: 25 500.— RM.
Flur 6 Nr. 501½, Grasgarten (Vorgarten) daſelbſt,
49 qm. Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer: Witwe des Förſters Georg Albert Roß,
Eliſa=
beth geb. Knies in Darmſtadt.
Die Verſteigerung erfolgt zwecks Aufhebung der
Gemeinſchaft.
Darmſtadt, den 3. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
„N726
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 8. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr, im
Neuen Gerichtsgebäude, Zimmer 118.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 2, Bd. 1. Bl. 52:
Schätzung:
Flur 2 Nr. 8, Grasgarten (Vorgarten),
Prinz=Chriſtians=Weg, 126 qm
1 200.— RM.
Flur 2 Nr. 9, Hofreite Nr. 2 daſelbſt,
260 qm
30 000.— RM.
Flur 2 Nr. 10, Grasgarten (Vorgarten)
daſelbſt, 195 qm . . .
1800.— RM.
33 000.— RM.
Eigentümer: Eheleute Oberſtleutnant a. D. Wilhelm von
Renthe gen. Fink und Eliſabeth von Renthe gen. Fink
geb. von Kroſigk in Darmſtadt, Prinz=Chriſtians=Weg
Nr. 2, zu je einhalb.
Darmſtadt, den 23. Dezember 1932.
Heſſiſches Amtsgerickt.