Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 9
Montag, den 9. Januar 1933.
196. Jahrgang
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Rabat weg. Bankonto Deuiſche Bani. und Darme
ſiädter und Natſonalbank.
7 Bemtſaädt.
Haupiiiiiiit siohl und draf Sen
Der Stabschef der SA., Haupkmann d. 2. Röhm, und SA.=Obergruppenführer Brandenburg, Graf Helldorf, von Hikler
beurlaubk. — Konſequenz der Skraſſer’ſchen Forderungen oder der Kölner Unkerhalkung mit Herrn von Papen?
Zeitlich bedingker Kampf der NSDAP. gegen das Kabinekk von Schleicher.
* Vor einer enkwicklungsreichen Woche.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Es wird am Sonntag von nationalſozialiſtiſcher Seite
zu=
gegeben, daß der Stabschef der SA., Hauptmann a. D. Röhm,
ſowie der Führer der brandenburgiſchen SA., Graf Helldorf,
von Hitler beurlaubt wurden und eine Reiſe nach
Ober=
italien bezw. Südtirol angetreten haben. Die
merk=
würdige Mitteilung von natſoz. Seite hat in politiſchen Kreiſen
die allergrößte Beachtung gefunden, denn die NSDAP. ſah ſich
auffälligerweiſe veranlaßt, die Oeffentlichkeit von der
Beurlau=
bung in Kenntnis zu ſetzen und gleichzeitig Behauptungen, die
bisher niemand aufgeſtellt hatte, zu dementieren, nämlich, daß
die Beurlaubungen auf Meinungsverſchiedenheiten mit Adolf
Hitler zurückzuführen ſeien. Es wird ſogar noch hinzugefügt, daß
die Genannten innerhalb weniger Tage wieder auf ihre Poſten
zurückkehren würden. Wegen eines kurzfriſtigen Urlaubs hätte
man ſicher nicht den ganzen Parteiapparat in Bewegung geſetzt,
um der Oeffentlichkeit die Mitteilung von einer Ferienreiſe nach
Südtirok zu machen.
Infolgedeſſen hat ſofort ein großes Rätſelraten eingeſetzt.
Gerüchte wollen wiſſen, daß
Graf Helldorf
innerhalb der Partei einen Kurs geſteuert habe, der nicht mehr
ganz den Abſichten Hitlers entſprach. Es wird auch an einen
Artikel Dr. Otto Straſſers in der „Schwarzen Front” erinnert,
in dem die Behautung aufgeſtellt worden war, daß
Hauptmann Röhm
vor einiger Zeit rein privat bei Reichskanzler v. Schleicher
erſchienen ſei und in heftigen Worten ſeine
Meinungsver=
ſchiedenheiten mit Hitler zum Ausdruck gebracht
habe. Aber auch
Gregor Straſſer
dürfte in dieſem Zuſammenhang eine Rolle ſpielen, denn wir
haben ſeinerzeit ſchon aus dem Schreiben Straſſers an Hitler
mit=
geteilt, daß er nicht nur an der politiſchen Haltung der NSDAP.
Kritik übte, ſondern auch ſehr ſcharf Funktionäre in hohen
Aem=
tern angriff, deren Lebenswandel nicht mit den ſittlichen und
moraliſchen Ehrbegriffen und Zielen der natſoz. Bewegung zu
vereinbaren ſei. Er hatte dabei auch in erſter Linie den
Haupt=
mann a. D. Röhm im Auge, deſſen Neigungen inzwiſchen
gerichts=
ſeitig bekannt wurden, der aber bisher ſtets von Hitler gegen
einen Teil der oberſten Führerſchicht gehalten worden war.
Es kommt noch hinzu, daß die Beurlaubung Röhms
ausge=
rechnet in den lippeſchen Wahlkampf hineinplatzt, dem
die Nationalſozialiſten doch eine übertriebene Bedeutung
beimeſ=
ſen. Es drängt ſich alſo unwillkürlich die Vermutung auf, daß
hinter den Beurlaubungen mehr ſteckt, als ie Nationalſozialiſten
zuzugeben bereit ſind, insbeſondere als eine überſtandene
Lungen=
entzündung Röhms, die nachträglich völlig geheilt werden ſolle.
Das Zwiſchenſpiel um Röhm und Helldorf könnte namentlich
in das Spiel jener Kreiſe hineingehören, die augenblicklich am
Werke ſind, um auf der einen Seite die alte Harzburger
Front zu neuem Lebuen zu erwecken, und auf der
an=
deren, an die Stelle der Regierung Schleicher eine
neue Kombination zu ſetzen. Man muß zunächſt einmal
abwarken, was am heutigen Montag aus der Unterredung
Papen—Schleicher herausſpringt.
Der frühere Reichskanzler v. Papen will auch dem
Reichs=
präſidenten v. Hindenburg einen Beſuch abſtatten. Es
wird bereits davon geſprochen, daß evtl. Adolf Hitler aus
dem lippeſchen Wahlkampf für einen Tag nach Berlin
her=
überkommt, um ſich mit Schleicher an einen Tiſch zu ſetzen.
Aber das könnte doch nur dann ſein, wenn Hitler Herrn v. Papen
bereits beſtimmte Zuſicherungen gemacht hat, die es unter
Um=
ſtänden dem Kanzler v. Schleicher ermöglichen, einen
Vertrauens=
mann der Nationalſozialiſten, oder vielleicht Adolf Hitler
perſön=
lich, in die Reichsregierung hineinzunehmen. Vorläufig liegen
aber keinerlei Anhaltspunkte dafür vor, daß aus der
Kölner Beſprechung irgend etwas Brauchbares
herausgeſprungen iſt. In der Wilhelmſtraße will man
vielmehr Informationen derart erhalten haben, daß Adolf Hitler
von ſeinem Totalitätsanſpruch noch nicht abgegangen iſt und
in=
folgedeſſen die ganze Aktion im Sande verlaufen wird.
Inzwiſchen beginnen
die parlamentariſchen Arbeiten,
wenn auch zunächſt im Ausſchuß. Herr v. Schleicher hat bereits
zu verſtehen gegeben, daß er vor dem Wiederzuſammentritt des
Reichstages am 24. Januar noch mit verſchiedenen Parteiführern
ſprechen wolle. Dieſe Unterhaltungen werden ſich lediglich um die
Frage drehen, wie ſich die einzelnen Fraktionen zu den
vorliegen=
den Mißtrauensanträgen zu ſtellen gedenken. In der
Wilhelm=
ſtraße wird verſichert, daß der Reichspräſident den
Reichstag auflöſen werde, wenn ein Mißtrauensantrag
Annahme finden werde. Aber bis zum 24 Januar können ſich
auf innenpolitiſchem Gebiet doch noch Entwicklungen angebahnt
haben, daß dieſe Frage vielleicht jede Bedeutung verliert. Die
Nationalſozialiſten laſſen in ihrer Preſſe zwar verſichern, daß ſie
die Regierung Schleicher nicht tolerieren, daß ſie ſich aber für
ihren Angriff die günſtigſte Zeit herausſuchen wollen. Dieſes Lied
wird allerdings ſchon einige Tage lang auf dem natſoz.
Preſſe=
aparat geſpielt, und doch könnte es ſein, daß hinter dieſer
Quver=
türe bereits die Verwandlung der Szene vorbereitet wird.
Intereſſant iſt aber eine Auslaſſung des Preußiſchen
Preſſedienſtes der Nationalſozialiſten, welche ſich mit der
Landtagsauflöſung befaßt. Hier wird ebenfalls feſtgeſtellt, daß
die Nationalſozialiſten eine Auflöſung nicht zu fürchten haben
aber die Initiative ſelbſt dann ergreifen werden, wenn ſie den
Augenblick für gekommen halten. Darauf erwidert ihnen die
Berliner Börſenzeitung, die ſich in den letzten Tagen
außer=
ordentlich zurückhielt, obwohl ſie offenbar zum Reichskanzler
von Schleicher über die allerbeſten Beziehungen verfügt, daß
ſelbſt die Landtagsauflöſung heute ſchon nicht mehr in den
Hän=
den der Nationalſozialiſten liegt, weil die übrigen Parteien
entweder ſelbſt die Auflöſung im Landtag beſchließen können
oder der Drei=Männer=Ausſchuß einen entſprechenden Beſchluß
faſſen kann.
Die jetzt angebrochene Woche kann unter Umſtänden ſchon
politiſche Entſcheidungen von weittragender Bedeutung bringen.
Vielleicht wird man aber doch erſt die lippeſchen Wahlen
vorüberſtreichen laſſen, ehe man ſeine Karten aufdeckt und
er=
kennen läßt, welche Farbe geſpielt wird und welche Trümpfe die
beiden Parteien in der Hinterhand haben.
Mitke Januar Länderkonferenz.
Berlin, 8. Januar.
Mitte Januar ſoll eine neue Zuſammenkunft der
Miniſter=
präſidenten der deutſchen Länder beim Reichskanzler ſtattfinden.
Die Anregung zu dieſer neuen Länderkonferenz ſei von
Schlei=
cher ausgegangen.
Am Sonntagvormittag fand in Danzig im Zentralinſtitut
für Erziehung und Unterricht in der Potsdamer=Straße 120 die
Eröffnung einer Ausſtellung „Oſtpreußen, was es leidet, was es
leiſtet” ſtatt. Zu der Eröffnungsfeier waren zahlreiche Vertreter
der Behörden, der Wirtſchaft, der Parlamente und der
Oeffentlich=
keit erſchienen, Reichspräſident von Hindenburg hatte mit ſeiner
Vertretung den ſtellvertretenden Chef ſeines Büros,
Miniſterial=
dirigenten Dr. Doehle, beauftragt, ferner war Reichsinnenminiſter
Dr. Bracht anweſend.
Vorſtandskagung der Skaaksparkei.
CNB. Berlin, 8. Januar.
Auf einer Tagung des Geſamtvorſtandes der Deutſchen
Staatspartei betonte Wirtſchaftsminiſter Dr. Meier=Stuttgart
die Notwendigkeit und den Willen zur Reorganiſation der
Staatspartei, die ſich auch an etwa kommenden Wahlen
ſelb=
ſtändig beteiligen werde. Die Partei wird bis zu einem
Partei=
tag, über deſſen Termin erſt nach Entſcheidung über das
Schick=
ſal des Reichstags Beſchluß gefaßt werden kann, von einem
Direktorium geführt, dem Reichsfinanzminiſter a. D. Dietrich,
Bürgermeiſter Peterſen=Hamburg und Wirtſchaftsminiſter
Maier angehören. Nach eingehender Debatte wurde eine
Ent=
ſchließung angenommen, in der der Wille zum Zuſammenſchluß
des freiheitlich=nationalen Bürgertums betont wird.
Die Trauerfeierlichkeiken für Coolidge.
Northampton, 8. Januar.
In der Kongregationskirche zu Northampton (Maſſachuſetts)
fand am Samstag eine einfache halbſtündige Trauerfeier für den
am Donnerstag geſtorbenen früheren Präſidenten Coolidge ſtatt.
Die Beteiligung der Bevölkerung war ungeheuer ſtark, ſo daß
umfangreiche Abſperrungen erforderlich waren. An der Feier
nahmen u. a. Präſident Hoover nebſt Gemahlin, die
Mitglie=
der der Regierung, das diplomatiſche Korps, Abordnungen der
Kongreßparteien, zahlreiche Gouverneure der Bundesſtaaten
ſo=
wie perſönliche Freunde Coolidges teil. Eine Abteilung
Natio=
nalgarde ſtellte die Ehrenwache. Die Leiche ruhte unter einer
Fülle von Blumen in einem ſchweren Bronzeſarg.
Nach der Trauerfeier kehrten Hoover und die übrigen
amt=
lichen Teilnehmer nach Waſhington zurück. Der Sarg wurde
ſo=
dann, nur von der Familie und den nächſten Freunden begleitet,
mit einem Kraftwagen nach Plymouth (Vermont), der Heimat
Coolidges, übergeführt und dort um 21 Uhr M.E.3. in der
Fami=
liengruft, nach einem kurzen Gebet, neben dem Vater und dem
Sohn des Geſtorbenen beigeſetzt. Die Landſtraße war über weite
Strecken mit Staatspolizei. Pfadfindern und der umwohnenden
Bevölkerung beſetzt. Im ganzen Lande wurde der tote Präſident
durch Geſchützſalut zur Zeit der Beiſetzung geehrt.
Innerpolikiſche Schwierigkeiten
in Rumänien.
Vor dem Rückkrikk Manius?
CNB. Bukareſt, 7. Januar.
Die heute in Sonderausgaben erſchienenen Blätter melden
von neuem Schwierigkeiten des=Kabinetts Maniu.
In der Lage der Regierung iſt eine Wendung eingetreten, da
der König die vom Innenminiſter vorgeſchlagene Abſetzung des
Polizeipräfekten der Hauptſtadt und des Kommandanten der
Gendarmerie, die ohne Genehmigung der Regierung verſchiedene
Maßnahmen getroffen hatten, nicht gebilligt hat. Die Regierung,
die dies als Ausdruck des Mißtrauens betrachtet, hat ſich mit
dem Innenminiſter ſolidariſch erklärt. Außenminiſter Titulescu
iſt ſofort aus dem Auslande zurückgerufen worden. Der
Vor=
ſtand der Regierungspartei iſt für morgen abend zur
Beſchluß=
faſſung zuſammengerufen worden.
Japaner kindigen Beſehzung Jehols an.
TU. Mukden, 8. Januar.
Das japaniſche Oberkommando teilt mit, daß es in der Nacht
vom 7. zum 8. Januar acht Meilen von Schanhaibwan zu
Zuſam=
menſtößen zwiſchen japaniſchen und chineſiſchen Truppen
gekommen iſt. Mehrere Bataillone der chineſiſchen Armee hätten
verſucht, in die von den Japanern beſetzte Zone vorzudringen.
Nach mehrſtündigem Maſchinengewehrfeuer wurden die Chineſen
jedoch zurückgeſchlagen, wobei mehrere chineſiſche Soldaten den
Tod fanden.
Japaniſche Flugzeuge kreiſten am Sonntag über Tſchaojan und
warfen Flugblätter ab, in denen die Beſetzung der Provinz Jehol
durch die japaniſchen Truppen angekündigt wurde.
Der japaniſche Marineminiſter zurückgekreken.
TU. Tokio, 8. Januar.
Der japaniſche Marineminiſter Admiral Keiſuke
Okada, iſt aus Geſundheitsrückſichten und wegen der
Er=
reichung der Altersgrenze zurückgetreten. Sein Nachfolger
wird vorausſichtlich Admiral Abo werden. Dem Rücktritt
iſt, wie verlautet, keine politiſche Bedeutung beizumeſſen.
Skraßenſchlacht in Bombay.
WTB. Bombay, 8. Januar.
Cricket ſpielende Hindukinder waren hier heute Veranlaſſung
zu ſchweren Straßenkämpfen, bei denen zwei Mohammedaner
ge=
tötet und neun Hindus ſowie fünf Mohammedaner Verletzungen
davontrugen. Der Kampf wurde in den engen Gaſſen mit Meſſern
und Stöcken ausgeführt, und die Panik griff bis auf die
Haupt=
ſtraßen über, wo Läden und Reſtaurants eiligſt geſchloſſen wurden.
9okägiger Waffenſtilſtand zwiſchen Peru
unf Ganei.
TU. London, 8. Januar.
Meldungen aus Lima (Peru) zufolge iſt auf eine Anregung
Braſiliens ein 90tägiger Waffenſtillſtand zwiſchen Peru und
Columbien unter Zugrundelegung des Status quo abgeſchloſſen
worden. Beide Regierungen hatten ſich bereit erklärt, unter der
Leitung Braſiliens Verhandlungen für eine Reviſion des
peruaniſch=comlumbiſchen Grenzvertrages zu eröffnen.
Kein Geld für Schuldenzahlungen,
Der ſit Halengshil.
EP. Toulon, 8. Januar.
Der franzöſiſche Miniſter der Kriegsmarine, der das
Geſchwa=
der in Toulon beſuchte, hat an Bord der „Lorraine” erklärt, eine
Nation, die, wie Frankreich, in allen Teilen der Erde die größten
Kolonien und nach England die ausgedehnteſten Verkehrslinien
beſitze, müſſe dem Marineproblem eine ſtändige und wachſame
Aufmerkſamkeit ſchenken. Die franzöſiſche Marine habe die
Aus=
führung ihres neuen Bauprogramms aufgenommen, die
Organi=
ſation ihre Kräfte fortgeſetzt und die Ausbildung ihrer
Geſchwa=
der verſtärkt. Die Abkommen von Waſhington hätten der
fran=
zöſiſchen Marine erlaubt, 175 000 Tonnen neue Schiffe zu bauen.
Die Indienſtſtellung des deutſchen
Panzerkreu=
zers „Deutſchland” habe eine Gefahr für die
fran=
zöſiſchen Verkehrslinien über See gebildet, und man
habe dieſer Gefahr begegnen müſſen. Eine ſchnelle Entſcheidung
ſei gefaßt worden. Am 26. Oktober 1932 habe er den Auftrag
erteilt, das große Linienſchiff „Dunkerque” mit.
26 500 Tonnen auf Stapel zu legen, das mit 33=cm=
Ge=
ſchützen beſtückt und in der Lage ſein werde, eine Geſchwindigkeit
von 30 Stundenknoten zu entwickeln. Mit dem Bau des
Linien=
ſchiffes ſei am 26. Dezember begonnen worden.
Seite 2 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 9. Januar 1933
Schön
aber ſchädlich.
Pflanzen verurſachen Haukenkzündungen.
Die gefährliche Primel. — Ueberempfindlichkeit
gegen pflanzliche Reizſtoffe.
Die Pflanzen ſpielen ſeit Jahrhunderten in den
Ueberliefe=
rungen der Volksheilkunde eine bedeutſame Rolle. Aber wie alle
Heilmittel haben auch die Pflanzen die unangenehme Eigenſchaft,
am unrechten Orte mehr zu ſchaden als zu nutzen. Es gibt ſogar
viele Menſchen mit angeborener Ueberempfindlichkeit gegen
be=
ſtimmte Pflanzenarten. Solche gefährlichen Pflanzen können zu
ſchweren Geſundheitsſchädigungen führen. Oft iſt es ſchwierig, die
Quelle der Beſchwerden zu finden. Oft aber kann der Arzt ſchon
nach kurzer Befragung die Anweſenheit „gefährlicher” Pflanzen
in der Umgebung der Kranken feſtſtellen und damit den Weg zur
chnellen Heilung finden.
Zu den Pflanzen, die bei äußerer Berührung Brennen und
juckende Hautausſchläge hervorrufen können, gehören die
Anemonen und Ranunkeln, viele Lilienarten und auch
Zwiebel=
gewachſte, wie Kalla und Aronſtab; ebenſo der Mauerpfeffer,
Seidelbaſt (Daphne), eine Anzahl von Chryſanthemen
die
auch zu Inſektenpulver verarbeitet werden
Arnika. Jalapa
Wolfsmilch (Euphorbien), Doldengewächſe, zum Beiſpiel Angelike
und Bärenklau. Brenneſſel, Hopfendolden, Vanilleſchoten,
Mohn=
blumenſamen, Orchideen (zum Beiſpiel Frauenſchuh). Man ſieht,
die Auswahl iſt nicht gering; ſie wäre noch viel größer, wenn
man die zahlloſen tropiſchen Gewächſe hinzunehmen würde, die
als Träger von Reizſtoffen bekannt ſind. Viele Gärtner wiſſen
über recht unangenehme Erfahrungen zu berichten: die
Hautent=
zündungen konnen ſo hartnäckig und bösartig werden, daß nur
noch ein Berufswechſel übrigbleibt.
Wohl die bekannteſte gefährliche Pflanze iſt die Primel, vor
allem „Primula obcoica; aber auch viele andere Primelarten,
mit Ausnahme von „Primula officinalis”
Die Primeln
ent=
halten ein Gift, das nach Berührung zu Rötung und
Blaſenbil=
dung führt, die ſtark juckt und ſchmerzt. Es kann ſogar zu recht
ſtörenden Allgemeinerſcheinungen kommen: Nierenreizungen,
Schlafloſigkeit, Drüſenanſchwellungen.
Die Krankheit iſt gefährlich, ſo lange ſie nicht erkannt wird,
da jede Behandlung verſagt, ſolange die Primeln in der Nähe
ſind. Die erſte Maßnahme des Arztes muß die ganz
erbarmungs=
loſe Verbannung der Pflanzen aus Haus und Garten ſein, wenn
auch das Herz der Hausgenoſſen noch ſo ſehr an ihnen hängt.
Denn nicht nur die Berührung, ſondern auch der Händedruck eines
anderen, der zuvor die Primeln berührte, kann ſchon gefährlich
werden. Wer auch nur ein wenig empfindlich iſt, ſollte beizeiten
vorbeugen, da ſich die Empfindlichkeit unverſehens ſteigern kann:
er muß bei der Pflanzenpflege Handſchuhe anziehen und ſelbſt die
zum Abſchneiden der welken Blätter verwandte Schere ſorgfältig
reinigen.
Die Behandlung gehört in die Hände des Arztes; vor allem
dürfen zunächſt keine Salbenverbände angewandt werden; gegen
das unertragliche Jucken hilft ein Armbad mit heißem Waſſer,
Abreibungen mit Alkohol oder das Aufpinſeln einer geſättigten
Bleizuckerlöſung (Roſt)
Nicht weniger gefährlich ſind Efeuarten, vor allem der
Gift=
ſumach (Rhus toicodendron). Giftſumach iſt namentlich in
Nord=
amerika und Oſtaſien verbreitet, aber wir finden ihn auch in
vie=
len deutſchen Parks und botaniſchen Gärten, ſtellenweiſe auch im
Freien.
Die Lack=Krankheit der Japaner wird durch den japaniſchen
Lackbaum, aber auch durch Paliſander=, Atlas=, Satin= und
Teak=
holz erzeugt.
Bei Sortierern und Packern in Blumenzüchtereien ſieht man
oft Entzündungen unter den Fingernägeln. Der ſcharfe Saft der
Narziſſen=, Hyazinthen= und Tulpenzwiebeln quillt bei
Ver=
letzungen der Schale hervor, dringt unter die Fingernägel und
reizt die Haut. Durch das Tragen von Fingerlingen kann man
ich dagegen ſchützen. Bei hartnäckigen Hautentzündungen unklarer
Urſache ſollte man immer an die Empfindlichkeit gegen pflanzliche
Reizſtoffe denken, über die ſelbſt viele Aerzte nicht genügend
unter=
richtet ſind.
Aus der saneesgauprktadt.
Darmſtadt, den 9. Januar 1933
* Grimm-Feier der Hamburger Heſſen.
Alljährlich veranſtaltet der Verein für Heſſiſche Geſchichte und
Landeskunde zu Hamburg (Vorſtand Dr. Hans Braun und
Prof. Dr. Ernſt Rittershaus) eine Grimm=Feier, denn der
Geburtstag von Jakob Grimm, dem älteren der beiden Brüder,
fällt in den Januar. Den Feſtvortrag hielt diesmal Frau Anna
Maria Darboven vor einer außerordentlich ſtark beſuchten
Verſammlung. Die Erinnerung an Jakob und Wilhelm Grimm,
ſo führte die geſchätzte Rednerin aus, die eine breite Stufe in
der deutſchen Geiſtesgeſchichte begründeten, das Andenken an dieſe
echt deutſchen Männer, ihre hohe Geſinnung, Schlichtheit des
We=
ſens und glühende Vaterlandsliebe muß wachgehalten werden,
und zwar gerade in unſerer Zeit, die wie keine andere
geiſtig=
ſeeliſcher Führer bedarf. Der Geburtsort der Grimms iſt Hanau;
in Steinau an der Kinzig (einem Nebenfluß des Mains) wuchſen
ſie auf. Ihrer heſſiſchen Heimat blieben ſie immer treu, wenn ſich
auch bei ihnen das Heimatgefühl zu echtem deutſchen
National=
gefühl entwickelte. Die in Darmſtadt lebende Mutter der
Red=
nerin durfte bei einem Beſuche in Hanau als kleines Kind den
bewunderten und für die Kinderſeele ſo geheimnisvollen
Märchen=
dichtern die Hand geben. Unvergeßlich und mit aller Schärfe grub
ſich dieſer Eindruck ein. Es folgte dann in dem Vortrag eine
Schilderung der Lebensſtationen der beiden unzertrennlichen
Brü=
der, die von Kaſſel über Göttingen nach Berlin führten.
1859 mußte Wilhelm dem Bruder voraus in den Tod gehen;
1863 folgte ihm Jakob nach. Die Brüder Grimm, ſo erklärte die
Rednerin, gehören zu den Zeitloſen, die in das unverlierbare
Be=
wußtſein der deutſchen Geiſtesgeſchichte aufgenommen ſind. Jakob
rimm iſt der Begründer der Germaniſtik und einer der
bedeu=
tendſten Sprachforſcher. In gemeinſamer Arbeit ſchufen die
Brü=
der die Märchenſammlung; eine ihrer Quellen war die
Märchen=
frau, die Frau Viehmännin in Nieder=Zwehrn bei Kaſſel. Faſt
wörtlich wurden von ihnen die Erzählungen nachgeſchrieben. Groß
ſind auch die Verdienſte der Brüder um die Wiedererweckung der
altdeutſchen Poeſie. Jakob wirkte grundlegend mit ſeinen
For=
ſchungen auf dem Gebiete der deutſchen Mythologie, und
Wil=
helm auf dem der deutſchen Heldenſage. Ferner ſchufen ſie das
große deutſche Wörterbuch, das ihren Namen trägt, eine groß
an=
gelegte Schopfung, die noch immer der Vollendung harrt. Frau
Darboven erwähnte auch Ludwig Emil Grimm, der als Maler
und Radierer ebenfalls Berühmtheit errang. Am bekannteſten
wurde er durch die Illuſtrationen zu den Märchenbüchern ſeiner
Brüder. Am Schluß gedachte die Vortragende noch Hermann
Grimms, der ein Sohn von Wilhelm Grimm war; er hat ſich
einen Namen gemacht als Kunſthiſtoriker und als bahnbrechender
Goetheforſcher. Ihm iſt u. a. zu danken, daß wir die deutſche
Suleika aus Goethes „Weſt=öſtlichem Diwan”, Marianne v.
Wil=
lemer kennen lernten. Eine ſchöne Freundſchaft verband Grimm
mit Marianne, die als alte Dame in Frankfurt zurückgezogen
lebte. Sie hatte ihm ein Käſtchen mit Goethebriefen vermacht, die
das Geheimnis des Liebesbundes offenbarten. Die
Familienmit=
glieder Mariannens widerſetzten ſich anfangs der Veröffentlichung
und legten die Briefe, da ſie für deren Sicherheit fürchteten, eine
Zeitlang bei der Hypothekenbank in Darmſtadt nieder. Dr. Hans
Braun dankte Frau Darboven im Namen des Heſſenvereins
ür ihren außerordentlich feſſelnden Vortrag, der mit großem
Bei=
fall aufgenommen wurde und überreichte ihr einen Blumenſtrauß
in den heſſiſchen Farben.
* Ein leichter Kaminbrand war am Sonntag um 14 Uhr im
Hauſe Beſſunger Straße 89 entſtanden. Die Berufsfeuerwehr
bannte die Gefahr durch raſches Eingreifen.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus Montag,A ſaa Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr.
Viertes Sinfonie=Konzert. Preiſe 1—5.50 Mk. Dienstag,
A Jſſ. 19—22¾ Uhr. Bühn.=Volksbund H.
Don Carlos.
Preiſe 0.70—5.50 Mk. Mittwoch;
11. Januar Anf. 19½, Ende nach 22 Uhr. B 11 u. T Gr. 1—4
Prinz Methuſalem. Preiſe 0.60—5.— Mk. Kleines Haus Dienstag,
2. .00000 19½—22½ Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Pygualion. Mittwoch
11. Januar 15—17½ Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mk.
20—21¾ Uhr.
Lieder=Abend Peter Schäfer. Pr. 1,2 u. 3 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend 4.
Sympho=
niekonzert mit Edwin Fiſcher (am Klavier) als
So=
iſt. Im heutigen Konzert des Landestheater=Orcheſters unter
Leitung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt ſpielt Edwin Fiſcher
das Klavierkonzert in B=Dur von Brahms. Außerdem bringt der
Abend eine Aufführung der 3. Symphonie in D=Moll von
Bruck=
ner, die Richard Wagner zugeeignet iſt. — Morgen Dienstag wird
im Großen Haus der große Opernerfolg dieſer Spielzeit, „Don
Carlos von Verdi, wiederholt.
* Wilheim Buſchs tachende Phulofophie.
Zum 25. Todestag des Dichters.
Von Paul Bergenholt.
Wenn man von ihm ſpricht,
denkt man zunächſt und
zumeiſt an die Fülle
ſei=
ner Geſtalten, die er dem
Volke im wahrſten Sinne
des Wortes „ablauſchte‟.
und die, entſprungen dem
hellen Blick ſeines
ſcharf=
ſichtigen Zeichnerauges,
aus wenigen Strichen der
genial geführten Hand ſich
zum Typus formen, ſo daß
eben der Typus von
Laus=
buben, Prahlhänſen,
Pan=
toffelhelden, ſalbadernden
Pfaffen, dummpfiffigen
Bauern, frömmelnd=
lüſter=
nen Jüngferlein, komiſcher
Onkels und Tanten,
ver=
hinderter Dichter,
kleck=
ſender Maler, glitſchiger
Junggeſellen, ſatter
Spie=
ßer=Ehepaare lebendig
wird! — Alle dieſe Typen
aber, ob ſie uns nun als
Max und Moritz erſcheinen
Wilhelm Buſch.
oder zu leben beginnen als
heiliger Antonius, fromme
Helene, Julchen, Pater Filucius, Balduin Bählamm, oder ob ſie
feſtgehalten werden als Herr und Frau Knopp und Maler Kleckſel:
Alle leben leibhaftig! Sie leben in kleinen
Nüancierungsänderun=
gen auch heute noch! Und ihre vielbelachte Menſchlichkeit, die ſich in
Einzelzügen menſchelnder Tierkameraden, die ſich in Hans
Hucke=
bein, Fips dem Affen, in Pliſch und Plumm widerſpiegelt, ſie
ver=
dichtete ſich ſo zum Urbild, daß ſie nun erſt, von Wilh. Buſch damals
gleichſam neu entdeckt, lachend aus ſeiner Meiſterkunſt ins Volk
zurückfallen, aus dem ſie wuchs! — Aus dem Volk ins Volk:
Das iſt der Weg dieſes wirklich Großen; das wahre Zeichen
eines Künſtlertums; das Wunder ſeines Genies! Tut ſich vor
uinſeren Augen nicht eine leibhaftige Galerie ſhakeſpeariſcher
Charaktergeſtalten auf? Und verbinden ſich dieſe komiſchen
Ge=
ſtalten nicht, wie bei Jenem, mit den Verſen zu einer unver=
Edelpelzkier- u. Kaninchen=Ausſkellung
Die Ausſtellung iſt noch heute den ganzen Tag
ununter=
brochen bis abends 8 Uhr geöffnet.
Den Heſſiſchen Staatspreis erhielt Herr Kaufmann=
Darm=
ſtadt auf Nutrias und Waſchbären. Den Stadtpreis erhielten:
Hübner=Ansbach, Bundesfarm und Stork=Arheilgen zu je einem
Drittel auf Marder und Iltiſſe. Die Heſſiſche Landesmeiſterſchaft
auf Nutrias; Kaufmann=Darmſtadt, A. Stucker=Alſenborn in der
Pfalz auf Nerze, Stork=Arheilgen auf Iltiſſe. In Abteilung
Ka=
ninchen wurden vergeben: Die Heſſiſche Landesmeiſterſchaft auf
Hermelin an Buſch=Worms. auf Kl.=Chinchilla an Kühne=
Harles=
hauſen bei Kaſſel. Ferner erhielten: Chr. Meid=Pfungſtadt auf
Nutrias zwei 1., zwei 2. und drei 3. Preiſe; Joh. Schuknecht auf
Nutrias einen Ehren=, einen 1. und einen 2. Preis; Geb.
Mar=
quard=Darmſtadt auf Nutrias einen 1. und einen 2. Preis;
Kauf=
mann=Darmſtadt einen 1. und Ehrenpreis auf Waſchbären, auf
Nutrias drei Ehren= und drei 1. Pr.: Stork=Arheilgen auf
Mar=
der fünf 1. und einen Ehrenpreis; Löblein=Griesheim eine
Ehren=
urkunde, Heſſe=Darmſtadt auf Rotfuchs 1. Preis. Ehren= und 1.
Preiſe fielen noch: in die Pfalz (Nerze), nach Friedrichshafen
(Nerze) Görlitz (Marder). Ansbach (Marder), Schneidmühlen
(Waſchbären), Ansbach (Silberfuchs). Abteilung Kaninchen: auf
Loh=Raſſen (Neuzüchtung); Edinge=Darmſtadt Sg. 1. Sg. 31
Gandert=Kaſſel Sg. 1 und Sg. 3: Schaffnit=Darmſtadt einen 1. und
einen 3. Preis. Ehrhard=Darmſtadt Siegerpreis auf Chinchilla,
Roß=Darmſtadt einen 1. und zwei 2. Preiſe. Voigt=Darmſtadt
einen 2. und zwei 3 Preiſe. Weitere Preiſe fielen nach Worms,
Harleshauſen und Kaſſel.
— Heute abend beginnen die wiederholt vom Gabelsberger
Stenographenverein 1861 angekündigten Kurzſchrift= ſowie
Maſchinenſchreib=Kurſe für Schüler und Erwachſene
Der Verein macht nochmals darauf aufmerkſam, daß die Schüler=
und die Erwachſenenkurſe in der Ballonſchule (Alexanderſtraße)
beginnen. Es wird auf die geſtrige Anzeige verwieſen.
Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 7. Januar 1933 für
ein Pfund bzw. Stück in Reichspf.: Gemüſe: Erdkohlraben
—7. gelbe Rüben 6—8, rote Rüben 6—8, weiße Rüben 6—7
Schwarzwurzeln 20—25. Spinat 18—20. Rotkraut 6—10,
Weiß=
kraut 5—7, Wirſing 6—8, Grünkohl 8—10. Roſenkohl 15—20,
Zwiebeln 8—10, Knoblauch 60—70, Tomaten 35—40, Kaſtanien
5. Feldſalat 60—80. Endivienſalat 10—12. Kopfſalat 25—30,
Blumenkohl 30—50, Rettich 5—10. Meerrettich 60—70.
Kar=
ffeln: Spätkartoffeln 3—4. Obſt: Tafeläpfel 15—25,
35—45, Apfel=
Wirtſchaftsäpfel 10—20, Trauben 50—60. Nüſſe
ſinen 8—15, Zitronen 5—10, Bananen 30—40 Eßwaren:
Süßrahmbutter 160—180, Landbutter 100—120. Weichkäſe 25 bis
30. Handkäſe 6—12. Eier, friſche 13—16. Wild und
Ge=
lügel: Gänſe 90—100 Hühner 70—80 Enten 90—100,
Tau=
ben 50—80. Haſen 60—100, Hähne 110. Fleiſch= und
Wurſt=
waren; Rindfleiſch, friſch 56—70, Kalbfleiſch 75,
Schweine=
leiſch 70—90, Dörrfleiſch 110 Schinken 120, Wurſt 55—140,
Wurſtfett 50, Schmalz. ausgelaſſen 70.
Aus den Darmſtädter Lichtſpielkheakern.
* Helia.
Die geſtrige Film=Morgenfeier im Helia hatte wiederum ein
faſt ausverkauftes Haus. Immer mehr Beſucher finden in dieſen
unterhaltenden und zugleich belehrenden Filmen reine Freude
und Erholung, und es war in der Tat geſtern vormittag
angeneh=
mer, einen intereſſanten Bildſtreifen anzuſehen, als in das
regne=
riſche Schneewetter zu ſchauen oder ſich auf den Straßen
Darm=
ſtadts zu bewegen. — Die Bilder führten nach Spanien — nach
dem Land der Sonne und des feurigen Temperaments. Der Ufa=
Kulturfilm bot einen umfaſſenden Ueberblick über dieſes herrliche
Land, über die Sitten und Gewohnheiten der dortigen Bewohner
und über die tauſendjährige Baugeſchichte, aus der zugleich die
Geſchichte der Spanier ſpricht. Von Norden nach Süden, von Oſt
nach Weſt führt der Film wie im Fluge durch die bedeutendſten
Städte Spaniens, zeigt herrliche Landſchaftsbilder, unterſtreicht
die Bauwerke und das Leben in den Städten, ſetzt dem die
Ge=
wohnheit der Landbevölkerung entgegen, führt von hart den
Grenzen Frankreichs bis zum Golf von Biscaya und endet mit
dem unvermeidlichen großen Stierkampf. Wenn der Bildſtreifen
auch nicht alle die ſchönen Fleckchen Spaniens bringen kann, ſo iſt
doch eine geſchickte Bildauswahl getroffen, die dem ſchönheits= und
wiſſensdurſtigen Filmreiſenden einen Einblick in dieſes herrliche
Land gibt und ihn ahnen läßt, wie mannigfach verſchieden und
großartig Gottes Naturgarten iſt.
*
— Im Union=Theater läuft heute und folgende Tage ein
neuer Tonfilm in deutſcher Sprache: „Verkaufte Liebe‟. Das
tönende Beiprogramm iſt intereſſant und reichhaltig und enthält
unter anderem die neueſte Ufa=Woche.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute zum letzten Male
den großen Erfolgsfolm: „Helgas Fall und Aufſtieg”,
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen heute und folgende Tage
den äußerſt ſpannenden Senſationsfilm Der fliegende Tod
Das Geheimnis des ſchwarzen Falken. Dazu das gute
Beipro=
gramm.
— Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſterreichiſchen
Alpenvereins. Wie ſchon bekannt gegeben wurde, ſpricht
Pro=
feſſor Dr. Dyhrenfurth=Zürich am Donnerstag, dem
19. Januar, 20 Uhr, im großen Saale des Saalbaues über ſeine
Himalaya=Expedition 1930. Profeſſor Dyhrenfurth
iſt der Bezwinger eines der höchſten Himalayagipfel, des 7453
Meter hohen Jongſong Peak, ein wahrhaft dramatiſcher, an
Ge=
fahren und Abenteuern überreicher Kampf. Wohl ſelten ſieht
man Aufnahmen von ſolcher Wucht und Schönheit, hört ſelten
Worte von ſo hinreißender Untermalung und Schilderung des
Erlebten wie bei Dyhrenfurth. Kartenverkauf in der
Geſchäfts=
ſtelle der Sektion Starkenburg, Eliſabethenſtraße 4 (O. Titze).
Tageskalender für Montag, den 9. Januar.
Helia=Lichtſpiele: „Helggs
Union=Theater: Verkaufte Liebe‟
— Palaſt=Lichtſpiele: „Der fliegende Tod.
Fall und Aufſtieg’
— Reſi=Theater: „Mein Leopold".
brüchlichen Einheit der Charakteriſtik?! — Freilich: Der eine
iſt geiſtig zugeſpitzter, ironiſcher, ja kauſtiſcher; während Wilhelm
Buſch meiſtens harmlos=komiſcher iſt, gutartiger ſozuſagen; ſelbſt
mehr Lausbub als darüberſtehender „ſcharfer” Satiriker und
Kritiker! So daß Shakeſpeare mehr Froniker Buſch mehr
Humo=
riſt iſt! Aber irgendwo im Allgemein=Menſchlichen berühren ſich
die beiden; und ſicher darin, wo beide gar manches Mal bis
ins „Blödſinnige” charakteriſierend ſtreifen, wohinter ſich dann
die Aſpekte des tiefſten „Sinns” aufſchließen! — Gerade, weil
ich das alles bei Buſch zugleich auch zeichneriſch manifeſtiert,
wird er aus dem Volk zum Volkszeichner neben dem
Volksdich=
ter; und durchs eine wie durchs andere laſſen wir uns von ihm
führen; wir lachen mit ihm in der fröhlichen Kumpanei einer
gutartig=ſpöttiſchen Schnurrpfeifergilde!
Indes erſchöpft dieſes allgemein und leicht faßliche äußere
Oberflächenbild keineswegs das tiefſte Weſen dieſes Menſchen
und ſeiner Künſtlerperſönlichkeit. Man muß ſchon dieſe allgemein
zugängliche „Oberfläche” etwas abgraben, um zum Kern von
Wilhelm Buſchs Weſenhaftigkeit vorzudringen! — Tut man das,
ieſt man z. B. Buſchs viel weniger beachtete Sinn= und
Merk=
ſprüche, oder ſeine Briefe und andere private Aufzeichnungen,
die uns in ſein Leben geleiten, dann ſtaunen wir oft über den
geradezu tragiſchen Ernſt, mit dem er ſich ſelbſt beobachtet und
prüft. Dann finden wir in ihm das Suchend=Beſinnliche ſeiner
niederſächſiſchen Vorfahren und überhaupt der nördlicheren
Menſchen, die ſich und ihr Sein in der Sinngebung des „Tages”
zu ergründen ſuchen, die den Tag in die Zeit, die Zeit in die
Ewigkeit binden! Dann finden wir auch erſt jenen anderen
Buſch! Den, der ſehr ernſthaft ſich mit der Philoſophie Kants
auseinanderſetzt, der auf ſeinem Wege des Suchens nach den
Löſungen der Daſeinsrätſel zu Darwin gelangt, weshals er ja
ſo gerne das Tierreich mit ins Reich ſeiner komiſchen Menſchen
mit einbezieht; und wir treffen auf jenen Buſch, der wie nur
einer das philoſophiſche Syſtem Schopenhauers durchdringt,
deſſen Peſſimismus ſich ja auch in ihm ſelbſt findet, nur,
daß Buſch eben die Befreiung des Lachens kommt! — Aber
die=
ſes Lachen kommt ihm nur aus eigenen ſchmerzensreichen
Opfern!
Denn alles treibt den maleriſch Begabten zur
Malerei. Und in Antwerpen mißt er ſeine Begabung an der
Begabung eines Rubens, Brouwers, Teniers und Hals! Sie ſind
ihm nach eigener Ausſage ein geradezu „ſchimmerndes Juwel”!
Und da mag es für ihn das erſte große Leid geweſen ſein,
dies Juwel nicht auch für ſich ſelbſt geſchliffen zu finden; und
wenn wir leſen: „Ich verzeih ihnen gerne, daß ſie mich zu ſehr
bedrückt haben, als daß ich es gewagt hätte, mein Brot mit
Malen zu verdienen” dann wiſſen wir, daß ihm dafür eine
andere Kunſt vorbehalten blieb, aber auch, daß in ihm dennoch
das Tragiſche einer Enttäuſchung zu bewältigen blieb, aus dem
ſich erſt die Erkenntnis des Sichabfindens freiringen mußte! Aus
dieſer Erkenntnis floß dann ſein Wiſſen, das nur in den ſelbſt
gezogenen Grenzen die letzte Kraftquelle liegt, die, in raſtloſem
Fleiß geſtärkt, doch zur Höchſtentfaltung eigenſter Weſenhaftigkeit
führt und tatſächlich bei Buſch führte!
*
Aehnlich ergeht es ihm in den Bereichen der Philoſophie,
in der er die Erlöſungsmöglichkeiten in ſeinen künſtleriſchen
Zweifeln erkennt; auch hier kommt er nach langem Suchen zu
dem Ueberblick, daß ſelbſt Kant=Schopenhauer=Darwin zwar
vieles aufhellen können, daß aber auch ihnen das Letzte und
Tiefſte verſchloſſen bleibt: „Daß ihr Schlüſſel wohl zu mancherlei
Türen dieſer Welt zu paſſen ſcheint, nur nicht zur . . .
Ausgangs=
tür!”; ſo ergibt ſich für ihn neben dem Sichabfinden mit ſich
elbſt auch die begnadende Erkenntnis des Sichabfindens mit der
Welt! — Beide Erkenntniſſe aber ſind ſo recht eigentlich die
Komponenten ſeines innerſten Weſens und damit ſeiner Kunſt;
ſie mußten erſt aus Enttäuſchungen freigelegt werden, um zu
ſener lächelnden Lebenskraft zu werden, die fortan für Buſchs
Schaffen richtunggebend iſt! Denn aus dieſen Komponenten
er=
wächſt ja erſt ſein weisheitlicher Humor! Das über den
Men=
ſchen und Dingen Stehen! Erſt durch dieſen Humor wieder wird
er zum lachenden Philoſophen, der alle Diesſeitserſcheinungen
sub specie geternitatis ſieht, ſo daß ſein Humor wie aller echte
Humor aus dem lächelnden Wiſſen um die winzigen Verhältniſſe
des Menſchlichen vor dem All, des Zeitlichen vor dem Ewigen
fließt! Dieſe klaren Kräfte führen die bildneriſche Hand,
häm=
mern die knappen Verſe, ſchaffen das, was auch heute noch
lächelnd erfreut und tröſtet!
Unſere deutſchen Kinder. 105 Kupfertiefdruckbilder von Erna
Lendvai=Dirckſen, Text von Paul Seelhoff, mit einem
Geleit=
wort von Kronprinzeſſin Cecilie. 105 Tafeln. 139 S. Text.
Groß 8‟ Ganzleinenband 4,80 RM. G. Schönfelds
Verlags=
buchhandlung, Berlin W. 62. Lutherſtraße 14. 1932.
Das Werk iſt nicht nur für deutſche Frauen, Mütter und
Väter, ſondern auch für jeden Kinderfreund ein prachtvolles
Ge=
ſchenk. Nur eine Künſtlerin wie Erna Lendvai=Dirckſen konnte
uns dieſe Bilder ſchaffen, denn ſie verſteht es, die Kinder ſo im
Bilde wiederzugeben, wie wir ſie im Leben antreffen,
ſchickſal=
haft verbunden mit ihrem Heimatland. Und Paul Seelhoff als
einſtiger Lehrer der Jugend, reich an Erfahrung, vermochte
die=
ſen Bildern den Rahmen zu geben, der ihnen allein zuſteht. So
bildet dieſes Werk ein bleibendes Denkmal, gewidmet unſeren
deutſchen Kindern, der Zukunft unſeres Volkes. Möge ihnen
ein beſſeres Los als ihren Vätern beſchieden ſein! Wir können
das Buch, das ungemein preiswert iſt, nur angelegentlichſt
empfehlen.
Monkag, 9. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 9 — Seite 3
Verwalkungsgerichtshof.
v. Antrag des Max Kunzke in Bad=Nauheim
auf Vorentſcheidung.
Die Anzeige des K. richtet ſich gegen drei Beamte, darunter
zwei des heſſiſchen Kultusminiſteriums. Der Sachverhalt iſt in
Kürze folgender: Die 14jährige Tochter K. fuhr mit der
Eiſen=
bahn nach Friedberg zum Beſuch der Schillerſchule. Eine aus
Elternkreiſen an die Direktion gerichtete Anzeige erzählte von
Autofahrten der Gerda K. mit einem befreundeten Handelsſchüler
und einem unbekannten Chauffeur nach auswärts. Der
Lehrer=
rat beſchloß einſtimmig den Antrag auf Ausſchluß aus der Schule
wegen ſittlichen Verhaltens zu ſtellen. Das Miniſterium
bil=
ligte die Maßnahme. Die Anzeige behauptet, der Direktor habe
der Gerda K. ein Geſtändnis erpreßt, die beiden Räte des
Mini=
ſteriums bezichtigt ſie der Rechtsbeugung. Die Veranzeigten
be=
tonen eine ſachgemäße Durchführung der Unterſuchung, die nur
nach ſachlichen Geſichtspunkten geführt worden ſei.
Vater Kunzke beſchwert ſich darüber, daß die von ihm
ange=
botenen Entlaſtungsbeweiſe nicht erhoben ſeien, deshalb möge der
Termin ausgeſetzt werden, zu einer vergleichsweiſen Erledigung
der Angelegenheit biete er immer die Hand. Der Vorſitzende
verweiſt darauf, daß ein Geſtändnis der Tochter vorliege.
Das Miniſterium empfahl eine Umſchulung nach Bad=
Nau=
heim, was K. ablehnte. Politiſche Gründe haben bei der
Ent=
ſcheidung des Miniſteriums, die pflichtgemäß erfolgte, nicht
mit=
geſpielt. Die Mitteilungen der Mitſchülerinnen ſind bei der
ge=
troffenen Entſcheidung mit Vorſicht bewertet worden.
Der Vertreter des Staatsintereſſes führt aus, daß keiner der
Tatbeſtände der 88 336, 339, 343 StGB. gegeben, dagegen in dem
Verhalten der Schülerin eine Verletzung der Schulordnung vom
23. April 1928 zu finden ſei.
Das Urteil verneint eine Verletzung der
Amtspflicht.
* Aus dem Gerichtsſaal.
Am Freitag fand eine kleine Sitzung des
Bezirks=
ſchöffengerichts ſtatt gegen einen
landwirtſchaftli=
chen Arbeiter aus Heppenheim. Im Sommer 1931
arbeitete er zu aller Zufriedenheit bei einem Bauern. Plötzlich
ſchien ihm die Arbeit aber zu viel zu werden, und nach einem
plötzlichen und kurzen Streit mit dem Bauern verließ er die
Ar=
beitsſtätte. Er ging dann auf die Bürgermeiſterei, behauptete,
er könne wegen Krankheit ſeiner Arbeit nicht mehr genügend
nachkommen und ſei deshalb entlaſſen worden, und beanſpruche
Unterſtützung. Auf Verlangen des Beamten legte er dann einen
angeblich von dem Bauern ausgeſtellten Entlaſſungsſchein vor,
woraufhin er etwa ein halbes Jahr lang Unterſtützung erhielt.
Es ſtellte ſich dann durch einen Zufall heraus, daß die Quittung
nicht von dem Bauern, ſondern von einer alten, gutmütigen und
recht unwiſſenden Frau ausgeſtellt war, die im ſelben Haus mit
dem Angeklagten wohnte, und der er allerhand vorgeſchwindelt
hatte. Das Gericht iſt der Anſicht, daß der Angeklagte mit
Strenge behandelt werden müſſe.
Es ſei ihm noch weſentlich
beſſer gegangen als vielen ſeiner Volksgenoſſen, er hatte
Ar=
beit und Brot. Unter derartigem Mißbrauch der
Wohlfahrts=
einrichtungen hätten allein die wirklich Erwerbsloſen zu leiden.
Der Angeklagte erhält infolgedeſſen wegen Gebrauchs einer
alſchen Urkunde in Tateinheit mit Betrug vier
Monate Gefängnis. An ſich ſei eine Zuchthausſtrafe
vor=
geſehen, und wenn man noch einmal auf mildernde Umſtände
erkenne, ſo lediglich deshalb, weil der Angeklagte dem Gericht
geiſtig nicht ganz vollwertig erſcheine.
Winterfeſt des Polizeiſportvereins zugunſten der
Winter=
hilfe. Genau wie im vorigen Jahre, ſtellt ſich auch in dieſem
Jahre der Polizeiſportverein wieder in den Dienſt der
Winter=
hilfe. Am 21. Januar ruft er ſeine Mitglieder und Gönner
zu einer Veranſtaltung in die Woogsturnhalle. Neben der
Mit=
wirkung der Polizeikapelle, die ſich in ihrer geſamten Stärke
wieder uneigennützig in den Dienſt der guten Sache ſtellt, iſt ein
auserwähltes Programm zuſammengeſtellt, das beſtimmt jeden
Beſucher befriedigen wird. Da ſich der größte Teil der
Mit=
wirkenden ebenfalls koſtenlos zur Verfügung ſtellt, ſind die
Ein=
trittspreiſe ſo niedrig gehalten, daß es jedem ermöglicht iſt, ſich
auf der einen Seite an einem guten Werk zu beteiligen, auf
der anderen Seite jedoch einen ſchönen Abend zu verleben. Das
Können der Polizeikapelle iſt ja ſo hinreichend bekannt, daß
man hierüber nicht viel Worte zu verlieren braucht. Hat ſie es
doch verſtanden, ſich unter der bewährten Stabführung ihres
Leiters, Herrn Pol.=Meiſter Wohlfahrt, in der kurzen Zeit ihres
Beſtehens zu einer ganz vorzüglichen Kapelle zu entwickeln Ihre
letzten großen Erfolge bei einem öffentlichen Auftreten in
Offen=
bach a. M. und Butzbach und die ſich daraus ergebenden
fach=
männiſchen Kritiken beweiſen dies zur Genüge. Ueber die
übri=
gen Mitwirkenden ſoll heute noch nicht viel geſprochen werden.
Das eine aber ſteht feſt, daß auch hier nur das Beſte geboten
wird und die Beſucher aus dem Staunen nicht herauskommen
werden
Gedok ſieht für die nächſten Wochen mehrere
Veranſtaltun=
gen vor, und zwar findet Mittwoch, den 18. Januar, abends. im
Heylshof, die erſte muſikaliſche Darbietung ſtatt: Anni Delp
(Geige), Grete Nies, H. Kühling (Geſang), am Klavier Mathilde
Neef, El. Klaus. Am Freitag, den 27. Jan., abends, ſpricht im
Heylshof Ida Dehmel über „Erinnerung 25 Jahr. niederl. Kunſt”
anſchließend geſelliges Beiſammenſein. — Samstag, 4. Febr., und
Sonntag, 5. Febr., iſt eine Ausſtellung von Kinderkunſt,
Wilhel=
minenſtraße 42. geplant. — Gedok verweiſt auf den am 10. Jan.
ſtattfindenden Rezitationsabend von Erna Volz, wozu
Gedok=Mitglieder ermäßigte Preiſe haben.
Blinklicht ſtatt Schranken.
Die Kreuzung der Provinzialſtraße Frankfurt am Main=
Darmſtadt mit der eingleiſigen Nebenbahn Buchſchlag—
Sprendlin=
gen—Oberroden beim Bahnhof Sprendlingen (Kreis Offenbach),
durch eine ganze Reihe ſchwerer Unglücksfälle einſt die berüchtigſte
heim. Die erſte ſelbſttätige Warnlichtanlage im
Reichsbahndirek=
tionsbezirk Frankfurt a. M. wird im Laufe des Januar an der
Kreuzung der Straße Oberhöchſtſtadt-Bad Soden mit der
Neben=
bahn Frankfurt—Cronberg aufgeſtellt, eine weitere dürfte im
Kreuzung in weitem Umkreiſe, hat ſich ſeit der Einrichtung einer
ſelbſttätigen Warnlichtanlage ſeitdem beſtens bewährt; die
Serien=
unglücksfälle haben vollkommen aufgehört. Weitere
Blinklicht=
anlagen dieſer Art im Rhein=Main=Gebiet ſollen folgen.
Beabſich=
tigt iſt eine ſolche nach Mitteilung der Reichsbahndirektion Mainz
an der Kreuzung der Provinzialſtraße Mainz—Worms mit der
eingleiſigen Nebenbahn Bodenheim—Alzey beim Bahnhof Boden=
Weſterwald folgen. In ganz Deutſchland ſollen vorerſt etwa
hun=
dert Uebergänge mit Blinklicht ſtatt Schranken verſehen werden.
Die Warnlichtanlage gibt fortgeſetzt weiße Lichtſignale, ſofern der
Uebergang gefahrlos zu paſſieren iſt; beim Herannahen eines
Zuges ſchaltet ſich ſelbſtätig rotes Blinklicht ein, das doppelt ſo
ſchnell wie das weiße blinkt.
Aus Heiſen.
An. Groß=Zimmern, 7. Jan. Ratsſitzung. Der
Bürger=
meiſter begrüßt das Ratsmitglied Göbel, das heute vor 25
Jah=
ren zum Gemeinderat verpflichtet wurde und ſeitdem
ununter=
brochen ſein Amt zu aller Zufriedenheit ausgeübt hat.
Gemeinde=
rat Göbel dankt für die freundlichen Worte. Ein Antrag
Rein=
von Notſtandsarbeiten zu bemühen, wird angenommen. Der
Bürgermeiſter gibt bekannt, daß eine Verfügung des Forſtamts
nahme dieſer Verfügung. — Der Umbau der Kleinertbrücke iſt
nach der Vertiefung und Erweiterung des Bachbettes nach der
Meinung des Kulturbauamts nicht unbedingt notwendig, das
Kreisamt ſtellt deshalb aus Erſparnisgründen den Umbau zurück, läßt von den 2280 heſſiſche Morgen (584 Hektar) großen Waldes
Der Rat widerſpricht dieſer Stellungnahme und will verſuchen, heim Helmhof (3 Stunden von Wimpfen) im Forſt Gewann
Eck=
bei Erledigung des Sofortprogramms den Umbau tätigen zu
können. — Das Kreisſchulamt hat verfügt, daß die Schulturnhalle
nicht mehr zu Verſammlungen benutzt werden darf. Der Rat
proteſtiert gegen dieſes Verbot; es ſoll um Aufhebung der
Ver=
fügung nachgeſucht werden. — Der Antrag der Kleinbauern auf
Ermäßigung der Pachtſätze für die turnusmäßig verpachteten
Ge=
meindegrundſtücke wird dahin erledigt, daß der Rat auf ſeinem
früheren Beſchluß beſteht, wonach hier ein Pachtnachlaß wie bei
den Jagden um 25 Prozent einzutreten hat. Der heſſiſche Staat
beabſichtigt, fiskaliſches Gelände abzuſtoßen. Die Kleinbauern
proteſtierten in einer Verſammlung hiergegen, da ihnen ein
Er=
werb des Geländes zurzeit unmöglich, aber zum Leben notwendig
iſt. Der Bürgermeiſter gibt Aufklärung über die beabſichtigte
Maßnahme der Regierung. Ein Antrag der SPD. bei der
Re=
gierung um Unterlaſſung dieſer Maßnahme vorſtellig zu werden,
wird angenommen. Ebenſo wird ein Antrag der KPD., allen
Alu= und Kru=Empfängern, Sozial= und Kleinrentnern, ſowie
allen Wirtſchaftsbeihilfeempfängern 2 Rm. Brennholz
unentgelt=
lich zu geben, angenommen. Ferner ſollen an die Ausgeſteuerten
die erhöhten Mietſätze nach den feſtſtehenden Richtlinien durch die
Gemeinde bezahlt werden. Alle Unwettergeſchädigten ſollen durch
Pachtnachlaß entſchädigt werden. Dann wurde die Einſtufung des
Bürgermeiſters behandelt, der nach einer Verfügung jetzt in 4b. 5
iſt. Ein Antrag um Aufhebung der Sperrung des
Ortsbürger=
nutzens für die, die ſich in der Inflation eingekauft haben, wurde
angenommen.
netenwahl wurde Obſthändler Heinrich Köbler, mit 258
Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat Franz Brunner erhielt
230 Stimmen. Von 576 Wahlberechtigten ſtimmten 490 Wähler
ab. Zwei Stimmen waren ungültig.
Bn Hirſchhorn, 4. Jan. Hohes Alter. Einer der älteſten
Einwohner unſeres Städtchens, Herr Kaufmann Wilhelm
Loh=
nes, konnte dieſer Tage ſeinen 80. Geburtstag feiern.
W. Heppenheim a. d. B., 7. Jan. Hohes Alter. Frau
Andreas Weis Wwe, feiert in guter Geſundheit ihren 87. Ge=
Verſammlung des Bundes Königin
burtstag.
Luiſe. Im Hotel „Halber Mond” fand eine Verſammlung des
Luiſenbundes ſtatt, die die Vorſitzende, Frau Maurer, mit einer
kurzen Anſprache eröffnete. Anſchließend folgte ein
Klaviervor=
trag „Kleine Nachtmuſik” von Mozart, vorgetragen von Fräulein
Hondrich, ſowie eine Rezitation „Deutſches Gebet” von Hünefeld.
hard, ſich um Mittel aus dem Sofortprogramm zur Herſtellung Frau Sophie Maurer hielt alsdann einen Vortrag über „
Heſſi=
ſcher Volksglaube”, wozu gerade unſere Stadt mit der
ſagenum=
wobenen, ſpukhaften „weißen Frau” und dem etwa weniger be=
Dieburg den zweiten Holzleſetag bis auf weiteres wieder aufhebt. kannten Hund „Melampus” auf der Starkenburg reichliches Ma=
Der Rat proteſtiert hiergegen und bittet das Forſtamt um Zurück= terial bot. Mit dem „Schülerkonzertino” von Huber für Klavier
und Violine und mit dem gemeinſamen Geſang des „Heſſenliedes”
von Brede ſchloß der harmoniſch verlaufene Abend.
e. Bad Wimpfen, 7. Jan. Die Stadtgemeinde Bad Wimpfen
eichbaum 40 abholzen, um für die Landwirte vom heſſiſchen
Helm=
hof Ackerland zu gewinnen, das zu billigen Preiſen verpachtet
werden ſoll.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz, 7. Jan. Im Hauptbahnhof tödlich
ver=
unglückt. „Beim Rangieren im Hauptbahnhof geriet der
ver=
heiratete 42jährige Rangierer W. Römer aus Wörrſtadt zwiſchen
die Puffer zweier Wagen und erlitt außer einer ſchweren
Bruſt=
quetſchung mehrere Rippenbrüche. Der Schwerverletzte verſtarb
im Mainzer Krankenhaus. — Fliegergasangriffe und
ihre Abwehr. Im Auftrag des Vereins ehem. 116er ſprach Herr
A. Schaafhauſen=Wiesbaden in etwa einſtündigen Ausführungen
über die beſtehenden Luftſchutzbeſtrebungen. Luftgeographiſch iſt
die Lage Deutſchlands außerordentlich ungünſtig. 5000
Kriegs=
flugzeuge ſtehen an den Grenzen bereit, um über Deutſchland
her=
zufallen. Es iſt daher eine dringende Aufgabe des Reiches, für
ausreichenden Luftſchutz zu ſorgen. Hierfür kommt in Frage ein
engmaſchig organiſierter Flugmeldedienſt längs der Grenzen,
Er=
richtung gasſicherer Keller und Unterſtände. Von der
Konven=
tion betr. Verbots der Anwendung gerochemiſcher Kampfmittel ſei
wenig zu erwarten, ebenſo ſei eine durchgängige Verſorgung der
Bevölkerung mit Gasmasken unmöglich. Ein gut organiſierter
Luftſchutz iſt imſtande, Flugangriffe zu verhindern oder doch in
ihrer Wirkung ſtark herabzuſetzen. Für den Ernſtfall nötig iſt
* Neuſtadt i. Odw., 8. Jan. Bei der heutigen Beigeord= abſolute Ruhe und Vertrauen der Bevölkerung zur Führung.
4d. Hamm, 7. Jan. Zur Regulierung des
Rhein=
ſtromes am „Schwarzen Ort” jenſeits des Rheins hat eine große
Anzahl Erwerbsloſer lohnenden Verdienſt gefunden. Weniger
ſind aber die Grundſtücksverkäufer zufrieden, weil die
Entſchädi=
gungsfrage für die zur Regulierung benötigten Grundſtücke immer
noch nicht geregelt iſt, insbeſondere ſeit Monaten beſtehende
For=
derungen noch nicht bezahlt ſind.
Todes-Anzeige.
Am Sonntag, den 8. Januar 1933, verſchied nach
kurzem ſchweren Krankenlager im Alter von 54.
Jahren mein innigſtgeliebter Gatte, unſer lieber
Sohn, treuſorgender Vater, Großvater, Schwager,
Onkel und Bruder
Georg Philipp Petri
Ober=Poſtinſpektor.
In tiefer Trauer:
Familien Pekri und Bolz.
Darmſtadt, Darmſtr. 43, Pankratiusſtr. 1, und
Reinheim, den 9. Januar 1933.
Die Einäſcherung findet am Mittwoch, 11. Jan
nachm. 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt. (730
DR. SCHREINER
Frauenarzt
(TV.704
Von der Reise zurück!
Inventur=Verkauf.
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(717
8 Jahre
taberkulös
beide Luugen u.
Kehl-
kopf, 2 Jahre lang
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verloren. 14 Tagenach
Beginn einer Kur im
Hause konnte ich
schon täglich 2
Stun-
den ausgehen.
Seit-
dem bessert sich der
Zustand zusehends.
Kaun auch wieder
sprechen. Geg.
Rück-
porto gebe ich
Aus-
kunft. Das Mitteldart
nur in Apotheken
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kauft werden.
Wilh. Hederer,
München 78,
Herbst-
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nur m. gt.
Empfeh=
lungen, bis rach d.
Spül. geſucht.
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ſtellen v. 10 Uhr ab:
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Seite 4 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 9. Januar 1933
Knabenklub ohne Raſſenunkerſchied — ein Wagnis im „freien” Amerika.
Eine Gruppenaufnahme des Knabenklubs,
in dem ſich die Kinder aller Raſſen, unſerer Zeit entſprechend, beſonders mit der Herſtellung
kleiner techniſcher Arbeiten beſchäftigen.
Im ſüdlichen Kalifornien wurde zum erſten Male in U. S.A. ein Kinderklub begründet, in dem
jegliche Raſſenunterſchiede beſeitigt ſind. Vor allem gehören hier an der Küſte des Pazifiſchen
Ozeans natürlich viele Jungen, die gelben Einwandererfamilien entſtammen, dem Klub an.
Reich und Ausland.
Frecher Bandikenſtreich in Göggingen.
Augsburg. Ein frecher Banditenſtreich
wurde in Göggingen bei Augsburg ausgeführt.
In der Nacht zum 6. Januar verübte eine
drei=
köpfige Einbrecherbande einen Raubüberfall auf
das Verwaltungsgebäude der Lebeg (
Lebensmit=
tel=Einkaufs=Genoſſenſchaft) im ehemaligen
Artil=
lerie=Depot Göggingen. Der Wächter, ein
ein=
armiger Kriegsinvalide, wurde niedergeſchlagen,
gefeſſelt und geknebelt. Dann durchſchnitten die
Täter die Fernſprechleitung, drangen in den
Kaſſenraum ein und nahmen die lediglich in
Schubladen verwahrten Barbeträge an ſich.
Zu=
fällig waren am Vorabend noch größere
Be=
träge eingegangen, ſo daß die Beute etwa 12 000
Reichsmark betragen dürfte. Erſt nach drei
Vier=
telſtunden gelang es dem Wächter, ſich
freizu=
machen und die Polizei zu verſtändigen.
Inzwi=
ſchen waren die Räuber entkommen. Alles deutet
darauf hin, daß die Täter mit der Oertlichkeit
vertraut geweſen ſein mußten.
Prinz Alfons von Bayern †.
München. Prinz Alfons von Bayern, nächſt
dem Prinzen Ludwig Ferdinand das älteſte
Mit=
glied des Hauſes Wittelsbach, iſt Sonntag mittag
kurz nach ſeiner Rückkehr vom Kirchgang einem
Schlaganfall erlegen. Der Verſtorbene ſtand im
71. Lebensjahre.
Kind beim Spiel erſchoſſen.
Gladbach=Rheydt. Ein tragiſcher
Un=
glücksfall ereignete ſich Samstag nachmittag in
der Ortſchaft Hehnerholt. Der zehnjährige
Sohn des Arbeiters Beiten hatte im
Küchen=
ſchrank den geladenen Revolver ſeines Vaters
gefunden und richtete die Waffe zum Scherz auf
ſein zweijähriges Schweſterchen mit den
Wor=
ten: „Soll ich dich mal totſchießen?” In dieſem
Augenblick löſte ſich ein Schuß, der das Mädchen
auf der Stelle tötete.
Kind von Balken erſchlagen.
St. Goar. In dem Hunsrückort
Hirſch=
wieſen ereignete ſich ein ſchwerer Unglücksfall,
dem ein fünfjähriges Mädchen zum Opfer fiel.
Verſchiedene Kinder des Dorfes hatten ſich auf
einem Haufen von Balken und Brettern, die von
einem abgeriſſenen Tanzzelt liegen geblieben
waren, vergnügt. Ein fünfjähriges Mädchen
fiel plötzlich von dem Bretterhaufen herab, und
eine Anzahl Balken ſtürzte hinterher. Sofort
wurden Verſuche angeſtellt, das verſchüttete
Kind zu bergen. Es gelang auch, das Mädchen
innerhalb kurzer Zeit freizubekommen, aber
in=
zwiſchen war der Tod durch Erdrücken
ein=
getreten.
Ein „Fliegender Hamburger” für die Sahara?
Hamburg. Der „Fliegende Hamburger”
hat am Samstag eine neue Werkſtättenfahrt nach
Hamburg unternommen. Am 10. Januar ſoll eine
neue Fahrt unternommen werden, an der ſich
viele ausländiſche Sachverſtändige beteiligen
werden, darunter ſechs Vertreter einer Pariſer
Geſellſchaft. Man trägt ſich nämlich mit Plänen,
Wagen der Art des „Fliegenden Hamburgers”
auf der Trans=Sahara=Bahn einzuſetzen, die
augenblicklich noch im Bau iſt, und bei der
tech=
niſche Schwierigkeiten wegen des Betriebsſtoffes
beſtehen.
Der Fußwärmer im Autobus, wie er nicht
ſein ſoll.
Nizza. In der Nähe von Nizza erlitt ein
Reiſeomnibus einen eigenartigen Unfall. Der
Wagen geriet, während ſich ſämtliche 14
Paſſa=
giere noch auf ihren Plätzen befanden, beim
Tanken plötzlich in Brand. Die Fahrgäſte
konn=
ten ſich jedoch noch rechtzeitig in Sicherheit
bringen; nur vier von ihnen erlitten leichtere
Brandwunden, während ein 75 Jahre alter
Mann, der ſich nicht mehr rechtzeitig retten
konnte, ſchwere Verbrennungen erlitt und ins
Krankenhaus gebracht werden mußte. — Bei der
Unterſuchung über die Brandurſache ſtellte ſich
heraus, daß eine mitfahrende Dame einen
eiſernen Fußwärmer, der mit Holzkohle geheizt
wurde, mitgebracht hatte, an dem ſich beim
Tanken die Benzindämpfe entzündet hatten.
Durch Starkſtrom getötet.
Haag. Der geſamte Straßenbahnverkehr
der Stadt wurde geſtern durch einen ſchweren
Unglücksfall in der Zentrale des Städtiſchen
Elektrizitätswerks für längere Zeit lahmgelegt.
Ein Monteur geriet bei Ausbeſſerungsarbeiten
mit einem 10 000=Volt=Kabel in Berührung und
war auf der Stelle tot. Der Verunglückte war
ein deutſcher Monteur.
Orden koſten Geld.
Paris. Neunzigtauſend Knopflöcher in
Frankreich trauern. Zum 1. Januar ſollten
90 000 Kreuze der Ehrenlegion und der
Kriegs=
medaille nachträglich noch zur Verteilung
kom=
men. Im ganzen war vorgeſehen, im Jahre
1931 noch 35 000, im Jahre 1932 ebenfalls 35 000
im Jahre 1933 10 000 und im Jahre 1934
eben=
falls 10 000, alſo insgeſamt 90 000 Kriegsorden
an ehemalige Kriegsteilnehmer zu verleihen.
Als jetzt damit der Anfang gemacht werden ſollte,
ergab ſich ein unerwartetes Hindernis. Die
Kam=
mer, die die nachträgliche Ehrung der
Kriegs=
teilnehmer beſchloſſen hatte, machte in ihrem
Be=
ſchluß zur Bedingung, daß durch die Verleihung
keine Koſten entſtehen dürften. Das
Kriegs=
miniſterium ſtellte auf Grund des Beſchluſſes
eine Liſte für die Ordensverleihungen auf.‟ Der
Oberſte Ordensrat der Ehrenlegion jedoch
er=
klärte, die Orden nicht zur Verteilung bringen
zu können, weil keine Kredite für die Herſtellung
der Kreuze und den Druck der Diplome
vorhan=
den ſeien. Ordensrat und Kriegsminiſterium
haben ſich bisher nicht einigen können, und das
Finanzminiſterium, das die große Sparparole
ausgegeben hat, rührt ſich nicht, den Beutel zu
lockern. Kein Menſch weiß, wie lange die
Knopf=
löcher noch trauern müſſen.
Die Brandkakaſtrophe der
„Aklankiaue
Fünf Todesopfer geborgen.
WIB. Paris, 8. Januar.
Wie Havas aus Cherbourg berichtet, ſind am
Sonntag zwei verkohlte, aber identifizierte
Lei=
chen ſowie die Ueberreſte von drei weiteren
ver=
brannten Mitgliedern der Beſatzung der „
At=
lantique” an Land geholt und eingeſargt worden.
Am Nachmittag zeigte ſich eine kleine
Aus=
dehnung der Feuersbrunſt an Bord, die auf das
Verbrennen der Korkzwiſchenwände der
Eis=
ſchränke zurückgeführt wird, und die bald wieder
nachließ. Nichtdeſtoweniger rechnet man nicht vor
Dienstag mit dem Erlöſchen jeder Flamme an
Bord, und erſt dann ſtellt ſich die Frage der
Ueberführung der „Atlantique” ins Trockendock.
Die Berichte der Hilfsdampfer.
Paris. Der Unterſuchungsausſchuß zur
Feſt=
ſtellung der Urſache des Brandes der „
Atlan=
tique” hat heute in Cherbourg eine Beſichtigung
vorgenommen. Die Berichte der Kapitäne des
holländiſchen und des deutſchen Schleppers, die
an den Bergungsarbeiten teilgenommen haben,
ſind beim Handelsgericht in Cherbourg
nieder=
gelegt worden. In dieſen Berichten werden, nach
Havas, die Zwiſchenfälle bei den
Bergungsarbei=
ten eingehend geſchildert. Der deutſche Kapitän
habe ausgeführt, daß er die Anweiſungen der
franzöſiſchen Bergungsſchiffe nicht befolgt habe,
weil nur der Kapitän des holländiſchen
Schlep=
pers Rodeſſee ihm habe Anweiſungen geben
kön=
nen. Ueberdies habe eines der franzöſiſchen
Ber=
gungsſchiffe die Stahltroſſe des deutſchen
Schlep=
pers zerbrochen und eine andere ſtark beſchädigt.
Wieder Zeuer auf einem
franzöſiſchen Ozeandampfer.
1. Klaſſe=Kabinen der „France‟
ausgebrannk.
TU. Paris. An Bord des franzöſiſchen
Ozeandampfers „France”, der im Hafen von Le
Havre zur Reparatur verankert liegt, brach in
der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr in einer
der Luxuskabinen Feuer aus, das ſich mit
außer=
ordentlicher Geſchwindigkeit auf das ganze Deck
der 1. Klaſſe ausdehnte. Die Hafenfeuerwehr,
die ſofort zur Stelle war, konnte nicht bis zum
eigentlichen Feuerherd vordringen und mußte ſich
darauf beſchränken, den Brand aus der
Eut=
fernung zu bekämpfen. Genau wie bei der
Kata=
ſtrophe der „Atlantique” wurden die
Löſcharbei=
ten in erſter Linie durch die ſtarke
Rauchentwick=
lung gehindert. Nach zweiſtündigen
Bemühun=
gen, an denen die ganze Feuerwehr von Le
Havre beteiligt war, gelang es ſchließlich, das
Feuer zu löſchen. Der Sachſchaden iſt bedeutend,
da der größte Teil der Kabinen 1. Klaſſe des
23 700=Tonnen=Dampfers vollſtändig
ausge=
brannt iſt. Die Marinepräfektur hat eine ſtrenge
Unterſuchung eingeleitet.
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Montag, 9. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite
Die ſüodeutſchen Fußballer im Pokal=Endſpiel.
Nach der Münchener Schlappe ein erfreulicher Sieg der Süd=Elf gegen Brandenburg. — Harke Poſikionskämpfe bei der
ſüd=
deutſchen Meiſkerſchaftsrunde. — Zwei Frankfurker Siege über Mainz 05 und Wormakia Worms. — München 1860 pflückk in
Mannheim billige Punkke. — Weikere „Lehrſpiele” für Süddeukſchland gegen ausländiſche Provinzmannſchaften.
Süd und Südoft im Endſpiel.
die Zwiſchenrunde um den Bundespokal.
Mit dem gleichen Reſultat von 3:1 haben die beiden
Zwiſchenrundenſpiele um den Bundespokal geendet. Mit 3:1
(0:1) fertigte Südoſtdeutſchland in Breslau die norddeutſche
Mannſchaft ab, und das gleiche Reſultat erzielten
Süddeutſch=
lands „Fohlen” in Berlin gegen die ſtark geſtellte
Branden=
burgiſche Pokalelf. Hier war allerdings die unterlegene
Mann=
ſchaft bei der Pauſe noch mit 1:0 in Vorteil.
Süd= und Südoſtdeutſchland werden alſo im Frühjahr das
Endſpiel um den Pokal des Bundes beſtreiten. Da
Süddeutſch=
land ſowohl das Vor= wie auch das Zwiſchenrundenſpiel auf
fremdem Boden ausgetragen hat, ſo dürfte das Endſpiel wohl
in einer ſüddeutſchen Stadt durchgeführt werden. Man ſollte
meinen, daß hier endlich wieder einmal ein ſüddeutſcher
Pokal=
ſieg greifbar wäre.
Süddeutſchlands 3:1=Sieg in Berlin.
Berlin hatte unfreundliches Wetter. Grau in grau war der
Himmel und von wenigen Unterbrechungen abgeſehen, ging ein
anhaltender feiner Landregen nieder Trotzdem fanden ſich im
Poſtſtadion der Reichshauptſtadt 30 000 Zuſchauer ein. Das
In=
tereſſe war deshalb ſo groß, weil man einmal von den
ſüd=
deutſchen „Fohlen” einen guten Fußball erwartete, dann aber
hoffte man insgeheim auch, daß ſich die Berliner Pokalelf nach
mancherlei Enttäuſchungen während des letzten Jahres wieder
einmal zu einer großen und überraſchenden Leiſtung
aufſchwin=
gen würde.
Vorweg muß geſagt werden, daß der Sieg des Südens
berdient war, wenn er auch hart erkämpft werden mußte. Die
Mannſchaft zeigte zwar noch nicht die von verſchiedenen Seiten
erwarteten großen Leiſtungen, war aber im ganzen genommen
durchſchlagskräftiger und einheitlicher. Eine ausgeſprochene
Schwäche zeigte ſich nur beim rechten Läufer Lauterbach, den
man wohl allzu voreilig als den kommenden Mittelläufer der
Nationalelf bezeichnet hat. Die beiden Verteidiger und Köhl im
Tor verrieten ſolides Können, ohne jedoch zu imponieren. Die
Läufer Kraus und Oehm arbeiteten mit guter Ballbehandlung
und mit rühmenswertem Sinn für einen klugen Spielaufbau.
Der beſte Teil der Mannſchaft war aber der Angriff und hier
gefielen wiederum beſonders gut die beiden Verbindungsleute
Fiſcher und Ruehr. Panzer als Mittelſtürmer hielt mit ſeinen
beiden Nebenleuten nicht ganz Schritt. Von den beiden
Flügel=
ſtürmern war Merz der produktivere.
Berlin hatte durchaus Gelegenheit, das Ergebnis
gün=
ſtiger zu geſtalten, aber einige Verſager in der Mannſchaft
waren doch ein zu ſtarker Hemmſchuh. Beſonders in der erſten
Halbzeit ſtörten ſie das Zuſammenſpiel deutlich. Einen großen
Tag hatte Geelhaar im Tor, er erinnerte an ſeine beſten Zeiten.
Von den beiden Verteidigern trat Wilhelm augenfälliger in
Erſcheinung.
In der Läuferreihe erreichte trotz des allgemeinen großen
Eifers niemand das Format von Urbel Kraus, der zwar das
regelwidrige Spiel immer noch nicht ganz unterlaſſen kann, aber
als Mittekläufer doch ein großer Könner iſt. Im Berliner
Sturm gelang das Experiment mit dem Angriffsführer
Sper=
ling, dagegen fiel der neue linke Pankower Flügel ganz aus.
Der rechte Hertha=Flügel konnte allein auch nichts ausrichten.
Wohl die mäßigſte Leiſtung auf dem Spielfeld bot jedoch
der weſtdeutſche Schiedsrichter Hundt (Remſcheid). Er konnte
von Glück ſagen, daß der Kampf ſo fair verlief.
Der Kampf
begann mit Verſpätung. Schon nach drei Minuten ging Berlin
überraſchend in Führung. Lauterbach hatte einen Freiſtoß
ver=
wirkt. Ruch gab das Leder hoch auf das ſüddeutſche Tor und
über den verdutzten Köhl hinweg ſenkte ſich das Leder ins Netz
Die Angriffe wechſelten auf beiden Seiten in ſchneller Folge,
Dabei waren aber die ſüddeutſchen Vorſtöße doch weitaus
ge=
fährlicher. Noch vor Ablauf der erſten halben Stunde hätte das
Spiel eine glücklichere Wendung für Berlin nehmen können.
Kraus ging Ruch im Strafraum etwas unſanft an. Der
Schieds=
richter entſchied völlig unberechtigt auf Elfmeter. Zum Glück
ſchoß aber Ruch das Leder gegen den Pfoſten, von wo aus es
ins Aus” ſprang. Der Süden drängte nun mit aller Macht
auf Ausgleich. Sein Zuſammenſpiel war ausgezeichnet. Berlin
kombinierte dagegen viel zu engmaſchig und verzettelte ſich
viel=
fach auch in Einzelaktionen.
Nach der Pauſe hatten die Berliner ausgezeichnete zehn
Minuten. Die ganz Ausbeute waren aber lediglich einige
Eck=
bälle. Dann übernahm der Süden endgültig das Kommando.
Zunächſt würden noch einige gute Chance ausgelaſſen, dann
fiel aber endlich in der 13. Minute der längſt verdiente
Aus=
gleich. Panzer nahm eine Vorlage Langenbeins auf, lief noch
einige Schritte und ſchoß dann unhaltbar ein. Der Süden blieb
überlegen, aber Geelhaar im Berliner Tor arbeitete überragend.
In der 32. Minute ſchoß Ruehr gegen den Pfoſten und knallte
dann noch einmal aufs Tor, aber Geelhaar war da. Nach einem
Fonl an Urbel Kraus gab es in der 38. Minute einen
Straf=
ſtoß, den Kraus zu Fiſcher lenkte. Fiſcher ſchoß placiert zum
zweiten Treffer ein. Bei einem überraſchenden Vorſtoß Berlins
war fü: die Reichshauptſtädter noch einmal die Chance zum
Ausgleich da, aber ſie wurde verpaßt. Dagegen konnten die
Süd=
deutſchen drei Minuten vor Schluß durch Merz das Ergebnis
noch auf 3:1 erhöhen.
Der Sieg der ſympathiſchen ſüddeutſchen Mannſchaft wurde
vom Publikum beifällig aufgenommen.
Die Fußball=Ergebniſſe.
Vorſchlußrunde um den DFB.=Pokal.
In Berlin: Brandenburg — Süddeutſchland 1:3 (1:0).
In Breslau: Südoſtdeutſchland — Norddeutſchland 3:1 (1:0).
Süddeutſchland.
Meiſterſchafts=Schlußſpiele:
Abteilung I: SV. Waldhof — SV. 1860 München 2:4 (2:3).
Sppgg. Fürth — FK. Pirmaſens 6:4 (1:3). FC.
Kaiſers=
lautern — Phönix Ludwigshafen 2:0 (0:0).
Abteilung II: Eintracht Frankf. — FSV. Mainz 05 2:1 (0:1).
Wormatia Worms — FSV. Frankfurt 1:2 (1:1).
Rückſtändige Gruppenſpiele.
Gruppe Rhein= VfL. Neckarau — Germania
Friedrichs=
feld 4:2. Sppgg. Sandhofen — FC. Mannheim 08 2:0. Gruppe
Nordbayern: Germania Nürnberg — ASV. Nürnberg 1:6.
Gruppe Südbayern: DSV. München — Jahn Regensburg
verlegt. Gruppe Württemberg: Meiſterſchafts=Endſpiel
Kickers Stuttgart — Union Böckingen 4:1.
Um den Verbandspokal.
Bezirk Main=Heſſen: 1. FC. Langen — Not=Weiß
Frank=
furt 2:3. Sportfreunde Frankfurt — Alemannia/Olympia
Worms 1:2. Union Niederrad — Fvgg. Mombach 6:0. Fvgg.
Kaſtel — SV. Wiesbaden 2:3. VfR. Bürſtadt — VfL. Neu=
Iſenburg 0:3.
Bezirk Bayern: Wacker München — VfR. Fürth 6:1.
Bezirk Rhein=Saar: FV. Saarbrücken — Amicitia
Viern=
heim 2:1.
Pokalſpiel Württemberg—Baden: Spogg.
Schram=
berg — Frankonia Karlsruhe 3:3.
Nothilfe=, Repräſenkativ= und Privatſpiele.
Stadtelf Karlsruhe — WAC. Wien 2:5. Stadtelf Pforzheim
Uipeſt Budapeſt 1:7. Stadtelf Freiburg — Nicholſon Wien 4:2.
Schweinfurt/ Würzburg — Bocskay Debreczin 1:1. Neunkirchen
—
— Saarbrücken 6:5. Offenbacher Kickers
Auſtria Wien 4:5.
Berliner Fußball.
Adlershofer BC. — Union Oberſchöneweide 1:3. BV.
Lucken=
walde — Spandauer BC. 4:2. Geſellſchaftsſpiele=Blau=
Weiß — Bewag 6:6. Spandauer SV. — Berliner SV. 92 4:4,
Südſtern — Tennisboruſſia 2:4,
Harke Kämpfe ohne Ueberraſchungen.
Die Endſpiele um die ſüddeutſche Fußballmeiſterſchaft ſind am
8. Januar auf der ganzen Linie mit außerordentlicher Härte
durch=
geführt worden. Eigentliche Ueberraſchungen gab es zwar nicht,
denn meiſt blieben die Favoriten klar in Front, dennoch war
ver=
ſchiedentlich der Verlauf der Kämpfe nicht ohne überraſchende
Momente.
So konnte in der Abteilung 1 die SpVg. Fürth den
Saar=
meiſter FK. Pirmaſens erſt nach härteſter Gegenwehr niederringen.
Bei der Pauſe führten die Pfälzer ſogar noch 3:1. Dann uurde
der Kampf immer härter. Auf beiden Seiten gab es zahlreiche
Verletzte und der Pirmaſenſer Verteidiger German erhielt ſogar
einen Platzverweis. Während die Fürther Verletzten immer wieder
ins Spiel kommen konnten, blieb der Linksaußen der Gäſte ganz
draußen. Als Fürth ſchließlich mit 6:4 Treffern den Kamof
be=
endete hatte Pirmaſens nur noch neun Leute im Feld. Sehr
un=
glücklich kämpfte auch Phönix Ludwigshafen in Kaiſerslautern,
wo die Platzherren vor nur 2000 Zuſchauern mit 2:0 (0:0) in
Front blieben. Ludwigshafen verlor ſchon vor der Pauſe durch
Verletzung ſeinen Linksaußen und ſpielte nach dem „echſel alſo
nur noch mit 10 Mann. — Ein techniſch ſchönes Spiel ſah man im
Mannheimer Stadion, wo der Rheinmeiſter SV. Waldhof vor
dem beſſeren Können von München 1860 mit 2:4 die Segel
ſtrei=
chen mußte, 1. FC. Nürnberg und Bayern München waren
ſpielfrei.
Wie in der Abteilung 1, ſo litten auch die Spiele der
Abtei=
lung2 unter den ſchlechten Witterungsverhältniſſen. Hier kamen
nur zwei Spiele zum Austrag, die beide von den Frankfurter
Mannſchaften gewonnen wurden. Der Fußballſportverein
Frank=
furt erzielte in Worms vor 4000 Zuſchauern einen
bemerkenswer=
ten, durch gutes Spiel verdienten 2:1 (1:1) Sieg über Wormatia.
Die Eintracht Frankfurt war auf eigenem Platz im Spiel gegen
Mainz 05 zwar ſtändig überlegen, lag aber bei der Pauſe noch
0:1 zurück, und konnte dann erſt einen knappen 2:1 Sieg
ſicher=
ſtellen. Die Frankfurter hätten weſentlich höher gewinnen müſſen,
aber ihr Sturm hatte außerordentliches Pech.
Auf dem Sportklub=Platz in Stuttgart kam vor 15 000
Zu=
ſchauern das Entſcheidungsſpiel um die
württem=
bergiſche Gruppenmeiſterſchaft zwiſchen Stuttgarter
Kickers und Union Böckingen zum Austrag. Böckingen, das in
ſei=
nen bisherigen zwei ſüddeutſchen Endſpielen ſo unerwartet gut ab=
geſchnitten hat, ließ ſich von den Kickers, die im Sturm
über=
ragend ſpielten, überraſchend glatt mit 4:1 (2:0) ſchlagen.
Bei einigen noch rückſtändigen Gruppen=
Verbands=
ſpielen fiel nun auch die Entſcheidung über den Abſtieg in der
Gruppe Rhein. Germania Friedrichsfeld muß nach der Niederlage
Neckarau zuſammen mit dem VfR. Kaiſerslautern den Weg in die
zweite Klaſſe nehmen, vorausgeſetzt, daß nicht ein neues
Spiel=
ſyſtem kommt.
Einkracht ſekt ſich durch.
2:1 (0:1) gegen Mainz 05.
Der Sieg in dieſem Spiel wurde der Frankfurter Eintracht
nicht leicht gemacht und trotzdem entſpricht das Ergebnis von 2:1
nicht dem Spielverlauf, die Eintracht hätte viel höher gewinnen
müſſen. Ein beſſres Ergebnis wurde aber den Frankfurtern nicht
etwa allein durch den Gegner, ſondern vor allem durch eine faſt
unwahrſcheinlich anmutende Doſis Pech unmöglich gemacht. Vor
allem in der erſten Halbzeit gingen zahlreiche Kopfbälle und
Schüſſe der Frankfurter Stürmer gegen die Latten oder knapp
drüber. Mainz war glücklicher und konnte durch Scherm den
Füh=
rungstreffer erzielen. Nach der Pauſe kam aber die Eintracht bei
anhaltender Ueberlegenheit doch noch zum Sieg, obwohl Mainz
jetzt aktiver war als vorher, Behning und Trumpler waren die
Torſchützen der Eintracht.
Schöner Sieg des 55p. Zrankfurk.
Wormatia Worms — FSV. Frankfurt 1:2 (1:1).
Das Eckenverhältnis von 10:2 für Wormatia beweiſt allein
ſchon, wie ſchwer es der Fußballſportverein Frankfurt hatte, auf
dem gefährlichen Gelände der Wormſer zu einem Sieg zu kommen.
Aber der Erfolg der Frankfurter war verdient. Ihnen gehörte die
erſte Viertelſtunde des Kampfes und nahezu die ganze zweite
Halbzeit. Ihre beſte Leiſtung war, daß ſie das außerordentlich hohe
Tempo in der zweiten Halbzeit zur allgemeinen Verblüffung nicht
nur durchhalten, ſondern ſogar auch noch ſteigern konnten. Aber
auch die techniſchen und taktiſchen Leiſtungen der Gäſte
befriedig=
ten. Dabei war Wormatia vor der Pauſe in einer ſo guten Form,
wie man ſie bei dem heſſiſchen Altmeiſter ſchon ſeit Monaten nicht
mehr geſehen hat. Zeitweiſe waren die 3000 Zuſchauer von den
zügigen Kombinationsangriffen der Wormſer geradezu begeiſtert.
Das Spiel begann mit einer Ueberraſchung. Die Gäſte ſetzten
mit ſchnellen Angriffen ein. Aber in der vierten Minute wurde
der vorzügliche Linksaußen Fath von Worms im Strafraum der
Gäſte von W. May etwas unſanft gerempelt und die allzu harte
Entſcheidung des Schiedsrichters lautete auf Elfmeter. Ludwig
Müller verwandelte den Strafſtoß ſicher. Die Frankfurter
kämpf=
ten aber unentmutigt weiter, und 10 Minuten ſpäter erreichten
ſie bereits nach einem gut getretenen Eckball von Haderer, durch
Thiaor den Ausgleich. Bis zur Pauſe war dann Wormatia ſtärker
im Angriff, vor allem der Linksaußen Fath trug immer wieder
den Ball nach vorn Frankfurts Hintermannſchaft wehrte aber
er=
folgreich ab. Nach der Pauſe riſſen die Gäſte den Kampf an ſich,
und nach acht Minuten glückte ihnen, als Frucht einer blitzſchnellen
Kombination des Innentrios durch Schuß von Schlagbauer auch
der verdiente Siegestreffer. Der bis dahin faire und ſchöne Kampf
wurde nun zeitweilig etwas ruppig, er blieb aber im allgemeinen
in den Grenzen des Erlaubten, trotzdem der Schiedsrichter Götel=
Kaiſerslautern ſchwach war.
Waldhof verſchenkk zwei Punkke.
SV. Waldhof—1860 München 2:4 (2:3).
Etwa 5000 Zuſchauer erlebten im Mannheimer Stadion eine
glatte Enttäuſchung. Und dies weniger durch den Sieg der
Mün=
chener an ſich, als vielmehr durch die Art, wie er ihnen ſozuſagen
geſchenkt wurde. Der Rheinmeiſter, der mit Erſatz für Pennig
und Pretzing antrat, konnte ſich nie zurechtfinden. In der
Ver=
teidigung war Preiniger ein Verſager, zudem machte er bei dem
Stande von 2:2 ein Eigentor. Auch der Torwart Riehm ſpielte
recht mäßig; er hätte mindeſtens zwei Tore der Gäſte verhüten
müſſen. Die Läuferreihe ſpielte zu defenſiv, wohl wegen der
Un=
ſicherheit in der eigenen Tordeckung, aber auch, weil das zügige
und ideenreiche Münchener Angriffsſpiel, die Hintermannſchaft
des Rheinmeiſters etwas durcheinander brachte. Der Sturm von
Waldhof kam dadurch nie richtig in Schwung, der Erſatz hatte
daran am wenigſten Schuld, denn der für Pennig ſpielende
Sif=
fling II war noch der beſte Mann. Bei 1860 ſpielte die
Hinter=
mannſchaft ſehr ſicher, die Läuferreihe hielt guten Kontakt mit
Verteidigung und Sturm, nur Pledl auf dem Mittelläuferpoſten
ſchien im Zuſpiel nicht ganz auf gewohnter Höhe. Der Sturm
der 1860er zeigte ein variantenreiches, eifriges Angriffsſpiel.
Fürth muß ſich anſtrengen.
SpVgg. Fürth—FK. Pirmaſens 6:4 (1:3).
Nachdem ſich die Fürther bereits in ihrem erſten Spiel gegen
Waldhof mit einem Unentſchieden zufriedengeben mußten, hatten
ſie am Sonntag auf eigenem Gelände alle Mühe, einen Sieg über
den FK. Pirmaſens zu landen. Die Pfälzer hatten einen ſehr
guten Start und führten bei der Pauſe mit 3:1. Erſt nach dem
Wechſel kamen die Fürther einigermaßen an ihre ſonſtigen
Lei=
ſtungen heran. Nachdem der Ausgleich gefallen war, hatte
Pir=
maſens nicht mehr viel zu beſtellen. Die Fürther erhöhten auf
Seite 6 — Nr. 9
4:3, worauf Pirmaſens noch einen vierter Treffer ſchoß. Das
Tref=
fen wurde außerordentlich hart durchgeführt, ſo daß auf beiden
Seiten vorübergehend Leute mit Verletzungen ausſcheiden
muß=
ten. Pirmaſens, verlor durch die harte Spielweiſe auch einen
Spieler durch Platzverweis. Die Pfälzer gingen durch Brill,
Johanneſſon und Wagner 3:0 in Führung. Frank verbeſſerte vor
Halbzeit auf 3:1. Nach dem Wechſel ſchoſſen Leupold und
Rup=
precht zwei Tore, die zum Ausgleich führten. Dann ſtellten
Leu=
pold II, Full und Rupprecht das Spiel auf 6:3, und kurz vor
Schluß erzielten die Pfälzer durch Brill ihren letzten Treffer.
Das Spiel war von 3000 Zuſchauern beſucht. Schiedsrichter Heß
(Stuttgart) leitete das ſchwere Treffen einwandfrei.
Kaiſerslaukerns erſter Sieg.
Phönix Ludwigshafen mit 2:0 (0:0) geſchlagen.
Infolge des ſchlechten Wetters hatten ſich auf dem Betzenberg
in Kaiſerslautern nur etwas über 2000 Zuſchauer zu dem erſten
heimiſchen Endſpiel des 1. FC. Kaiſerslautern eingefunden, die
bei den Einheimiſchen eine nur auf Sieg eingeſtellte Mannſchaft
ſahen, während die Gäſte aus Ludwigshafen einen unglücklichen
Tag hatten. Da zudem noch Ende der erſten Spielhälfte der gute
Phönix=Linksaußen Hörnle verletzt ausſcheiden mußten, ſpielten
die Ludwigshafener die ganze zweite Hälfte über nur mit zehn
Mann und daher auch entſprechend defenſiv. Trotzdem iſt der
Sieg der Einheimiſchen als verdient anzuſprechen, da ſie den
flüſ=
ſigeren und erfolgverſprechenderen Fußball ſpielten. Als
Schieds=
richter fungierte Müller=Beiertheim. Man konnte mit ihm nicht
ganz zufrieden ſein, da ihm verſchiedene Fehler unterliefen.
Neue ſüddeutſche Repräſenkakivſpiele.
Deutſchland-Zenktalungarn am 5. Febr. in Frankfurk.
Der Süddeutſche Fußball= und Leichtathletik=Verband hat
nunmehr das Repräſentativſpiel gegen Zentralungarn feſt
abge=
ſchloſſen, und zwar kommt die Begegnung am 5. Februar in dem
Frankfurter Stadion zur Durchführung. Neben dieſem Treffen
werden in der nächſten Zeit noch einige Repräſentativſpiele des
Süddeutſchen Verbandes zum Austrag kommen, die in erſter Linie
unſerem Nachwuchs dazu verhelfen ſollen, ſich internationale
Er=
fahrungen anzueignen. Für den 12. Februar iſt ein Spiel
Süd=
deutſchland—Südoſtfrankreich geplant, das wahrſcheinlich in
Mar=
ſeille zur Durchführung gebracht wird. Weiterhin iſt für den 12.
März ein „Zweifrontenkampf” in Ausſicht genommen. In
Stutt=
gart ſpielt an dieſem Tage Süddeutſchland gegen das Schweizer
B.=Nationalteam, während in Mannheim Südweſtfrankreich der
Gegner einer zweiten ſüddeutſchen Kombination iſt. Als letztes
Spiel folgt dann am 2. April das traditionelle Treffen Baden-
Elſaß in Pforzheim.
Skark zum füddeukſchen Verbandspokal.
Der Auftakt in Main=Heſſen.
Im Bezirk Main=Heſſen nahmen am Sonntag die Pokalſpiele
ihren Anfang. In drei Spielen blieben die Vertreter der Gruppe
Main ſiegreich, während ein Spiel mit einem Siege eines
Heſſen=
vertreters endete. Die Spiele litten faſt alle ſehr unter den
ſchlech=
ten Platzverhältniſſen.
1. FC. Langen — Rotweiß Frankfurt 2:3 (0:2).
Vor 400 Zuſchauern und unter guter Leitung durch
Schieds=
richter Walter=Ludwigshafen kam der Pokalkampf in Langen zum
Austrag. Rotweiß war meiſtens überlegen und ſiegte verdient.
Winkler und Scheuermann brachten Rotweiß 2:0 in Führung,
wäh=
rend ein Handelfmeter von Scheuermann ausgelaſſen wurde. Nach
der Pauſe holte Rau einen Treffer für Langen auf. Dann ſchied
der Frankfurter Buttirony durch Verletzung aus. Langen glich
hierauf durch Irion aus, Winkler ſchoß aber kurz vor Schluß das
Siegestor.
F. Vg. Kaſtel — SV. Wiesbaden 2:3 (1:1).
In dieſem Treffen zweier Heſſenvereine landeten die
Wies=
badener einen knappen und glücklichen Sieg, obwohl die Elf die
techniſch beſſere war. Kaſtels Führungstreffer glich Wiesbaden bis
Halbzeit aus. Nach dem Wechſel erhöhte Wiesbaden auf 3:1, bei
welchem Stande Kaſtel noch ein Tor erzielte. Rockmann ſchoß die
beiden Tore Kaſtels, während für den SVW. Siebentritt,
Schul=
meyer und Kraus erfolgreich waren. Müller=Griesheim leitete vor
1500 Zuſchauern den flotten Kampf gut.
VfR. Bürſtadt — VfL. Neu=Iſenburg 0:3 (0:3).
Auf Grund des körperlich wendigeren Spieles und der
tech=
niſchen Ueberlegenheit gewann Iſenburg dieſes Treffen verdient.
Bürſtadt hatte auch Chancen, die der Innenſturm vergab.
Schnei=
der=Samsheim leitete vor 400 Zuſchauern nicht gerade überzeugend,
obwohl er keinen ſchweren Stand hatte. Die drei Treffer Iſenburgs
fielen in der erſten Halbzeit durch Schulz (7. Minute),
Kamp=
ſchnieder (22. Minute) und Meier (42. Minute). Kampſchnieders
Tor war ein von Bürſtadts Mittelläufer Schmidt verſchuldeter
Handelfmeter.
Union Niederrad — FVg. Mombach 6:0 (0:0).
In dieſem von 500 Zuſchauern beſuchten und von Kratzenberg=
Sprendlingen gut geleiteten Spiele brauchte Niederrad eine ganze
Halbzeit, um in Form zu kommen. Mombach war bis zur Pauſe
überlegen, kam aber zu keinem Treffer. Nach dem Wechſel fiel in
der 5. Minute durch Kirſch der Führungstreffer. In der 22. Minute
erhöhte Eſch auf 2:0. Dann fielen in der 27., 39., 41 und 42. Minute
durch Duſek, Pfeiffer, Leichter und wieder Pfeiffer vier weitere
Treffer, die den Endſtand ergaben.
Sportfr. Frankfurt — Alem.=Olympia Worms 1:2 (0:2).
In dieſem meiſt ausgeglichenen Spiele landeten die Wormſer
Gäſte einen verdienten Sieg, da ſie entſchloſſener und ſchußſicherer
waren, während die Sportfreunde mit ihren auch nicht geringen
Chancen nichts anzufangen wußten. In der 31. Minute ging
Worms durch ſeinen Mittelſtürmer Roth in Führung und in der
44. Minute erhöhte der Halbrechte Pohle auf 2:0. Erſt 10 Minuten
vor Schluß kamen die Frankfurter durch Kraus zu ihrem
Ehren=
treffer. Kilb=Flörsheim leitete vor 200 Zuſchauern gut.
*
Zußball im Kreis Starkenburg.
Ueberraſchende Ergebniſſe am 8. Januar.
Polizei Darmſtadt — Sportvgg. Arheilgen 1:1 (0:1).
Haſſia Dieburg — Viktoria Walldorf 10:2 (4:2).
FV. Sprendlingen — Union Darmſtadt 7:0 (4:0).
FC. 03 Egelsbach — Germania 03 Pfungſtadt 3:2 (1:1).
SV. Mörfelden — SV. Münſter 4:1 (2:0).
„V. 98 Darmſtadt — Germania Oberroden 5:1.
Germania Eberſtadt — Rot=Weiß Darmſtadt 3:0 (1:0).
Der geſtrige Sonntag mit ſeinem Wiederbeginn der
Kreis=
ligapunktkämpfe hat einige recht überraſchende Ergebniſſe gebracht
Da ſpringt vor allem das 1:1, das die Polizei gegen Arheilgen
erreichte, ins Auge. Nicht etwa wegen des einen verlorenen
Punk=
tes, ſondern weit mehr wegen der Tatſache, daß es der Polizei nur
mit Mühe gelungen iſt, der erſten Niederlage zu entgehen; erſt
kurz vor Schluß brachte ein Elfmeter den Poliziſten den Ausgleich.
Die eigentliche große Ueberraſchung kommt aber aus Dieburg
Hier zeigte Walldorf zu Beginn ein ganz großes Spiel, ſchoß zwei
Tore, um dann ſelbſt 10 Tore in den Kaſten gejagt zu bekommen.
Kataſtrophales Verſagen des Walldorfer Torwarts, das von den
immer mehr in Fahrt kommenden Dieburgern ausgenutzt wurde,
brachte die Senſation zuſtande, die auch den bisherigen Rekord in
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
der Kreisliga bedeutet. Ebenfalls recht hoch gewann Sprendlingen
ſeinen Kampf gegen Union Darmſtadt. Die neu aufgeſtellte
Sprendlinger Elf pfefferte den verjüngten Beſſungern 7:0 Tore
ins Netz. Ueberhaupt ſtehen die klaren Siege diesmal im
Vorder=
grund. So gewann SV. 1898 Darmſtadt gegen Oberroden mit 5:1,
Sollte doch der ganz große Umſchwung bei den 98ern eingetreten
ſein? Rein rechneriſch beſteht durchaus die Möglichkeit, ſich nocl,
zu ſichern. Das wird bei Rot=Weiß Darmſtadt kaum mehr der
Fall ſein, denn auch in Eberſtadt verloren die Rot=Weißen mit
0:3 zahlenmäßig klar. Auch in Mörfelden gab es mit 4:1 einen
recht deutlichen Erfolg der Einheimiſchen über Münſter. Das
knappſte Ergebnis kam in Egelsbach zuſtande, wo der dortige FC.
03 gegen Germania Pfungſtadt mit 3:2 die Oberhand behielt.
Pfungſtadt (ohne Bötticher) war weſentlich beſſer als die
Ein=
heimiſchen, aber Uneinigkeit in der Mannſchaft, das in dauerndes
Kritiſieren ausartete, brachte die Gäſte um den möglichen Sieg.
Uebrigens der Fehler, welcher den Germanen ſchon manche
Schlappe gebracht hat.
In der Tabelle hat ſich in der Spitzengruppe und auch im
Mittelfeld nicht viel geändert. Der Vorſprung der Polizei iſt auf
ſechs Punkte zuſammengeſchrumpft, die aber eingeholt werden
wol=
len. Die Verſchiebungen im Mittelfelde ſind ohne Bedeutung,
wichtiger dagegen erſcheint, daß Eberſtand Anſchluß an die
Mittel=
gruppe und SV. 98 wieder Anſchluß an das vor ihm liegende Feld
gewonnen hat. Man darf geſpannt ſein, wie ſich dieſes Zahlenſpiel
weiterentwickelt.
Der Tabellenſtand.
12 4 51:25 Haſſia Dieburg * 18 48:25 Viktoria Walldorf 18 5 38:: Sportvgg. 04 Arheilgen * 17 39:3 vV. Mörfelden . * 18 42:41 FV. Eppertshauſen 16 36:31 Germania 03 Pfungſtadt 18 39:40 FC. 03 Egelsbach * 18 42:48 Germania Eberſtadt . . 18 7:34 15 Germnia Oberroden . = 17 6 9 25:43 V. Münſter . 18 4 5 9 21:3 13 SV. 98 Darmſtadt . * * 18 25:3 Union Darmſtadt * 18 11 23:42 12 Rot=Weiß Därmſtadt * * 18 3 13 17:40
Polizei Darmſtadt — SpVgg. Arheilgen 1:1 (0:1).
Nicht diel hätte gefehlt, und die Ueberraſchung wäre fällig
geweſen, Polizei enttäuſchte die Zuſchauer heute wieder nach
der unangenehmen Seite. Die Mißgunſt des Wetters und die
damit verbundene Glätte ſchien die Leiſtungen des
Tabellen=
führers zu hemmen und ihm alle guten Eigenſchaften zu rauben.
Nach all dem Geſehenen, kann die Mannſchaft noch von Glück
agen, daß ſie wenigſtens einen Punkt gerettet hat. Die
Arheil=
ger waren wie immer, wenn ſie gegen die Polizei ſpielen, von
Schaffensfreude und Tatendrang beſeelt, daß man glauben
mochte, ſie lieferten das beſte Spiel der Verbandsrunde. Trotz
dem offenbarten ſich in der Mannſchaft Mängel. Die Arheilger
zeigten uns wieder ihr uraltes Syſtem, das durch weite
Flügel=
vorlagen an die Außenſtürmer und wuchtiges Nachdrängen des
Innenſturms gekennzeichnet iſt. Der beſte und eifrigſte Mann
war ihr Mittelläufer Becker, außerdem gefiel ſchon wegen ſeines
äußeren Ausſehens der Rechtsaußen, der auch durch unhaltbaren
Schuß ſeinen Verein kurz vor Halbzeit in Führung brachte.
Polizei zeigte vor Halbzeit keinesfalls Leiſtungen, die
berechtig=
ten, zu ſagen, daß Polizei der beſſere der beiden Partner war.
Nach der Halbzeit erfreute die Mannſchaft durch nette
Kombi=
nationszüge, die aber immer nur Stückwerk blieben, und teils
an der Arheilger Verteidigung zerſchellten und teils durch die
Unentſchloſſenheit Pfeiffers und Seipps im gegebenen
Augen=
blick nicht verwertet werden konnten. Kaltwaſſer wurde kurz vor
Halbzeit verletzt, das außerordentlich den Fluß des Spiels
hinderte. In der Läuferreihe gefiel W. Kaſpar, während
Scheuermann ſeinen Außen oft unbewacht durchbrennen ließ.
Die Verteidigung war auf dem Plan. Hätte ſich jeder einzelne
Spieler zum Schluß aufgerafft wie Kaſpar und Bönſel, dann
wären die zwei Punkte ganz beſtimmt ſichergeſtellt worden. Klein
war gegen den Torſchuß machtlos, Müller (Hanau)
ſchieds=
richterte das Spiel. Er war der Beſte unter den 22. Naturgemäß
fehlten auch die Derbheiten nicht, die ſcheinen nun einmal zu
einem Verbandſpiel zu gehören. Wegen grober Tätlichkeit des
Arheilger Torhüters an dem Polizei=Linksaußen Kaltwaſſer,
wurde Platzverweis und Elfmeter verhängt, den Göbel zum
Ausgleich verwandelt. Trotz großer Ueberlegenheit und
über=
mäßiger Torchancen, langt es nicht zu einem Polizeiſieg.
SV. 98 Darmſtadt — Germania Oberroden 5:1 (1:0).
Man muß ſchon lange zurückdenken, wenn man ſich der
Tat=
ſache erinnern will, daß der Sportvereinsſturm in einem Spiel
fünf Tore geſchoſſen hat. Um ſo größer war die Freude, bei
dem geſtrigen Treffen am Böllenfalltor, als ſich die
Sportver=
einself — endlich einmal! — in eine Form hineinſpielte, die
die Erringung eines hohen und überzeugenden Sieges als
durchaus verdient erſcheinen läßt. Die Lilienträger brachten
endlich einmal den Elan auf, der ſie befähigte, als geſchloſſene
Einheit produktiv zu ſpielen und die Chancen herauszuarbeiten,
die zur glatten Sicherſtellung der beiden Punkte ausreichten. Die
konſequent flache Spielweiſe und ein weit verbeſſertes Zuſpiel
waren die Haupturſache des Erfolges. Schwache Stellen in der
Mannſchaft gab es geſtern nicht, beſonders gut war Lehr als
Mittelſtürmer. Demgegenüber erwies ſich die Gäſtemannſchaft,
die wohl raſch und ungekünſtelt ſpielte, im Innenſturm als zu
wenig durchſchlagskräftig, wie auch das Abwehrſpiel der
Läufer=
reihe nicht immer genügte. Gefährlich ſind die Leute von
Ober=
roden durch die Schnelligkeit der Außenſtürmer, deren hohe
Vorlagen vor das gegneriſche Tor die volle Aufmerkſamkeit der
Verteidigung erfordern.
Das Spiel hatte in Weingärtner (Offenbach) einen
glän=
zenden Leiter. Da auch beide Mannſchaften anſtändig kämpften,
dürften die Zuſchauer an dem Treffen ihre Freude gehabt haben,
zumal auch ſtets auf Tempo geſpielt wurde. In den erſten
20 Minuten waren die 98er völlig überlegen. Dank einer
zahl=
reichen Verteidigung konnten die Gäſte es vermeiden, daß in
dieſer Spielphaſe die Einheimiſchen ſchon eine glatte Führung
herausſpielten. So fiel für die Sportvereinler nur ein Treffer,
durch Spitzſchuß von Geyer — nicht gerade unhaltbar —
er=
zielt. Alsdann geſtaltete ſich der Kampf ausgeglichen, die Gäſte
hatten ſogar mehrfach Gelegenheit zum Ausgleich, der aber
durch die Unentſchloſſenheit ihrer Innenſtürmer ausblieb.
Als=
bald nach Wiederbeginn holte allerdings Oberroden durch ſeinen
Halblinken, der auf eigene Fauſt durchbrach und wuchtig
ein=
ſchoß, auf 1:1 auf. Vorübergehend ſpielten jetzt die 98er
reich=
lich nervös, bis Geher energiſch eine Flanke von Hebeiſen aus
der Luft aufnahm und ſo den Darmſtädtern wieder die
Füh=
rung verſchaffte. Von da ab ſpielten die Lilienträger wie aus
einem Guß und drängten den Gegner ſtark zurück. So fielen
denn auch Tore: Nr. 3 ſchoß Böhner aus einem Gedränge, Nr.
der gleiche Spieler, nachdem Lehr glänzend vorgelegt hatte,
und Nr. 5 Lehr ſelbſt, der aus vollem Lauf placiert und ſcharf
den Ball in die Torecke ſetzte.
Bei aller Freude über den in ſchöner Manier erkämpften
Sieg, bleibt die Frage offen, ob mit dem geſtrigen Spiel
tat=
ſächlich die Wendung zum Wiederaufſtieg eingetreten iſt.
Immer=
hin — man darf wieder hoffen!
3. Mannſchaft — 3. Mannſchaft Sppgg. Arheilgen 10:0.
Germania Eberſtadt — Rot=Weiß Darmſtadt 3:0 (1:0).
Schlechte Witterung, aufgeweichtes Spielfeld, ein ſchwacher
Schiedsrichter und ein mehr als harter Gegner, dies waren
die Argumente, die obiges Reſultat zuſtande kommen ließen.
Spieleriſch waren ſich die beiden Mannſchaften ziemlich
gleich=
wertig, wenn auch der Verlauf zeigte, daß Rotweiß die etwas
beſſere Elf war. Vor der Pauſe war das Treffen vollſtändig
Montag, 9. Januar 1933
ausgeglichen, und während die Darmſtädter alle Chancen
un=
ausgenützt vorüberziehen ließen, gelang den Germanen der
Führungstreffer. Nach dem Wechſel hat Rotweiß zunächſt mehr
vom Spiel, zieht ſich allerdings in Reſerve, als die Eberſtädter
dazu übergingen, eine Spielweiſe zu zeigen, die nicht dem Ball,
ſondern den Beinen der Darmſtädter galt. Beſonders ſtach
wie=
derum Kaiſer heraus mit ſeinen direkten Tätlichkeiten. Daß
unter dieſem Umſtande einige Darmſtädter jeglichen Nahkampf
ängſtlich aus dem Wege gingen, iſt unbedingt das Richtige
ge=
weſen, zumal der Spielleiter ſich nicht gewogen fühlte, auch
nur ein einziges Mal einzugreifen. Eberſtadt erzielte in dieſem
Zeitraum noch zwei Treffer, die unter anderen Umſtänden
leicht zu verhindern geweſen wären. Der Schiedsrichter war ein
Herr aus Viernheim.
SV. Sprendlingen — Union Darmſtadt 7:0 (4:0).
Nachdem die Junioren gegen die Liga=Erſatz mit 5:1 in den
ſaueren Apfel beißen mußten, konnte auch die junge erſte
Gar=
nitur gegen Sprendlingen nicht aufkommen. Sie mußte mit nicht
weniger als 7:0 Toren die Spieltüchtigkeit ihres Gegners
an=
erkennen. Es iſt nicht zu viel geſagt, wenn man behauptet, daß
Sprendlingen eine der beſten Mannſchaften im Kreis iſt.
Gegen=
über den vorhergehenden Spielen hat Union ſtark enttäuſcht —
hoffen wir, daß dies nur vorübergehend war, und die Elf
gerade aus dieſem Spiel gelernt hat. Auf den Spielverlauf ſei
heute nicht näher eingegangen.
Eintracht Darmſtadt — Viktoria Griesheim 2:1 (1:1).
Die Erwartungen trafen zu. Eintracht konnte ſich für ſeine
im Vorſpiel erhaltene Niederlage revanchieren. Der einwandfreie
Sieg der Einheimiſchen iſt in jeder Hinſicht auch verdient.
Ein=
tracht hatte allerdings nicht einen ſeiner beſten Tage, der Sturm
ließ manches zu wünſchen übrig. Die Hintermannſchaft war
aber in ſehr guter Form, ihr iſt auch der Sieg in erſter Linie
zu verdanken. Langenbach im Tor, wie Walter und Schäfer
in der Verteidigung, waren beſonders in der zweiten
Spiel=
hälfte auch von dem ſehr guten Gäſteſturm nicht zu ſchlagen.
Die Läuferreihe Hübner, Mühlbach, Zahn verrichtete
aufopfe=
ungsvolle Zerſtörungsarbeit. Die Gäſte zeigten wohl teilweiſe
ſchöne Zuſammenarbeit; der Sturm ließ aber auch die
Durch=
ſchlagskraft vermiſſen. Verteidigung ſehr gut. Der Kampf wurde
ſehr aufgeregt durchgeführt, es wurde deshalb beiderſeits
manche Torgelegenheit verpaßt. Durch eine Vorlage von Zahn,
die Straub ſehr ſchön verwandelte, ging Eintracht in Führung.
Bis zur Halbzeit kam Griesheim infolge Mißverſtändniſſes der
Eintracht=Verteidigung zum Ausgleichstor. In der zweiten
Spielhälfte wurde von beiden Mannſchaften hart um den Sieg
gekämpft. Ein berechtigter Elfmeter, der von Walter ſchön
ver=
wandelt wurde verhalf Eintracht zum Sieg. Schiedsrichter
Zinnsler=Mainz ſehr gut. Eintracht 2. — Griesheim 2. 0:1.
Fr. Tgde Darmſtadt — Sprendlingen 7:4.
Man kam zu dem Spiel der beiden Meiſter (Kreis= und
Bezirksklaſſe) ſehr geſpannt. Das Erwartete traf jedoch nicht
ganz ein. Von Darmſtadt ſahen wie beſtimmt ſchon beſſere
Spiele. Doch mit einigen Ausnahmen konnte man allgemein
zu=
ſrieden ſein. Die Hintermannſchaft, wenn auch nicht die
ge=
ſohnte Aufſtellung, genügte höchſtens. Im allerdings
geſchwäch=
ten Sturm war die Spielauffaſſung nicht immer glücklich. Den
Gäſten wird aller Eifer in den Aufſtiegſpielen wenig nützen,
wenn ihre Durchſchlagskraft im Sturm und das Zuſpiel nicht
beſſer werden. Das Spiel ſelbſt ſah nicht ſo einſeitig aus, wie
es das Reſultat beſagt, nur im Endſpurt liegt Darmſtadt im
Vorteil. — Die Jugend ſpielte in Griesheim wegen Regens
nur ½ Stunde und gewann 1:0.
Main=-Rheingau Deutſche Turnerſchaft.
Tagung der Gaufachwarte.
Geſtern berieten am Woogsplatz die Gaufachwarte des Main=
Rheingaues in der Hauptſache über die Aufſtellung des
Jahres=
arbeitsplanes. Wie im Vorjahre, ſo werden in jedem Fachgebiet
zunächſt die Lehrarbeit im Vordergrund ſtehen. Uebungstage und
beſondere Lehrgänge ſind wiederum mit in den Arbeitsplan
auf=
genommen, und hofft die Gauleitung, ſolche trotz der geringen.
Geldmittel die zur Verfügung ſtehen, im gleichen Umfange wie im
Vorjahre durchführen zu können. Die wichtigſten
Gauveranſtal=
tungen wurden wie folgt feſtgelegt: 26. März: Gauwaldlauf
(Darmſtadt=Beſſungen) 14. Mai: Gauwanderung; 11. Juni:
Kin=
derturntreffen (Arheilgen); 18. Juni: Kurzſtreckenfahrt „Rund
um den Kühkopf”; 25. Juni: Gau=Volksturnen (Griesheim);
1. und 2. Juli: Gauturnen (Männer= und Frauenturnen ſowie
2. Gau=Wettfechten in Walldorf); 9. Juli: Kinderturntreffen in
Heppenheim; 16. Juli: Kinderturntreffen (Nauheim bei Groß=
Gerau): 20. Auguſt: Gauſchwimmen und Jugendſchwimmen;
27. Auguſt: Kurzſtreckenfahrt der Paddler (Erfelden); 3.
Septem=
ber: Gauwanderung auf den Frankenſtein. Die beiden
Gauturn=
tage wurden auf den 6. März (Arheilgen) und 12. November
(Darmſtadt) feſtgelegt. Die Kreismeiſterſchaften im Volksturnen
finden am 9. Juli in Darmſtadt, das Deutſche Turnfeſt vom 26.
bis 30. Juli in Stuttgart ſtatt. Ausgiebig wurden Tagesfragen
wie das Verhältnis zur Preſſe, die Stellungnahme zum
Reichs=
kuratorium und das Heimatjugendwerk geſtreift.
Kegler=Bereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Ausſcheidungskegeln.
Mit den am vergangenen Samstag und Sonntag, auf den
Bahnen der „Deutſchen Flotte” ſtattgefundenen Starts wurde der
vierte Lauf der Ausſcheidungskämpfe beendet. Die Führung hat
immer noch Mees, dem jedoch Becher hart auf den Ferſen
iſt. Die Zuſammenſtellung über den Tabellenſtand zeigt das
in=
tereſſante Bild, daß neben den drei erſten Reſultaten die nächſten
ſechs an Holzzahl faſt gleich ſind. Nun geht es dem
Entſcheidungs=
kampf im Bürgerverein entgegen. Die in einem Lauf noch
abzu=
werfenden 200 Kugeln enthalten für manchen noch die
Möglich=
keit, ſich emporzuſchrauben, könren aber auch Abſtieg für
Spitzen=
kandidaten bringen.
Die weſentlichen Ergebniſſe; 1. Pohl=Konkordia: 562,
2. Sattler=Zwölfer: 544, 3. Reinhardt=Zwölfer: 539, 4. Becher=
D.K. 1911=B.V.: 530, 5. Kern=Konkordia: 525, 6. Reichert=Zwöl:
fer: 520, 7. Gubſch=Fridolin: 518, 8. Joſt=L,L. 08: 516, 9. Schüßler=
Haſſia: 513, 10. Chriſt=D.K. 23: 513, 11. Belz=Konkordia: 512,
12. Erbes=L. L. 08: 510, 13. Maier=Konkordia: 504.
Tabellenſtand bei 400 Kugeln: Mees 2311 Holz,
Becher 2297 Holz. Grün 2253, Thümmel 2237, 5. Wenger 2237,
Bangert 2235, Scherer 2235, Reichert 2234, Rößler 2233,
Som=
mer 2223, Pohl 2213, Belz 2212, Ringler 2204, Schüßler 2195,
Bender 2181, Erbes 2181, Katzenmeier=Eberſtadt 2175, Hübner
2163, Pfeiffer 2161, Hahn 2151 Holz.
Der Sonntagnachmittag wurde dazu ausgenützt, um Senioren
und Frauen ſtarten zu laſſen, die ihren vierten Lauf im Bürger=
Verein begannen. Der bei Senioren mit guter Holzzahl in
Füh=
rung ſtehende Schinnerl dürfte als Meiſter die beſte Ausſicht
haben. Der heutige Lauf: Senioren: 1. Schinnerl=Zwölfer:
556 Holz, 2. Schieferdecker=Zwölfer: 526 Holz, 3. Schembs=D.K.
1911=B. V.: 511 Holz, 4. Andres=Rau Holz: 478 Holz. — Frauen:
1. Frl. Bäumer=Roll. Glück: 517 Holz, 2. Frau Döll (Einzelm.):
500 Holz.
Die Hockey=Reſulkake.
Höchſter HC. — SC. Frankfurt 1880 1:1, Damen: 1:4. Tv. 1860
FTV. 1860 1:1, Damen: 0:12. Damen: Poſt SV.—
Fechenheim
Allianz 4:0. Damen: TSG. Höchſt 01 — TG. Sportverein Fim:
0:2. Rotweiß Frankfurt — TV. 57 Sachſenhauſen 0:6. Offenbacher
Kickers — Eintracht Frankfurt 1:2. Wiesbadener THC. —
Kob=
lenzer THC. 5:2. Damen: 7:0. TV. 46 Mannheim — TV.
Fran=
kenthal 1:1. TB. Germania Mannheim — VfR. Mannheim 3:2.
TG. Worms — MTG. Mannheim 0:3.
Montag, 9. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 9 — Seite 7
SP. 98 beſſiſcher Kandballmeiſter
Im Enkſcheidungsſpiel um die heſſiſche Gruppenmeiſterſchaft in Wiesbaden unkerliegk Polizei Darmſtadt
gegen Sporkverein 1898 5:8 (2:3) vor knapp 800 Zuſchauern.
Dreizehn Tore
im raſſigen Endkampf der Lokalrivalen.
Wiesbaden, 8. Januar.
Lange vor dem Spiel haben mir Ligaſpieler des Pol.=SV.
ihre Meinung ausgedrückt dahin, daß die Verlegung dieſes
Ent=
ſcheidungsſpieles aus Darmſtadt, wohin es gehört hätte, keine
kluge Maßnahme war. Sie haben — mit uns — recht behalten.
Die Befürchtung, das Darmſtädter Publikum, ſoweit es nicht
den beiden Vereinen naheſteht, alſo die übergroße Mehrzahl, ſei
von vornherein contra Polizei eingeſtellt, iſt nicht richtig:
ver=
gleiche die Vorgänge der letzten Jahre. Abgeſehen von den
Schreiern beider Lager, prozentual geringer wie in jeder anderen
Stadt, ſind faire Leiſtungen ſtets gewürdigt worden, unabhängig
vom Trikot.
Und in Wiesbaden? Trotz der gefälligeren Leiſtungen der
Polizei in der erſten Hälfte ſympathiſierte das eingeborene
Publikum nach der Pauſe faſt reſtlos mit den 98ern, die jetzt ein
abgerundetes Spiel lieferten.
*
In der Halbzeit ſagte mir ein bekannter Handballer des SV.
Wiesbaden: „Heute morgen ſpielte Schwanheim gegen uns und
ſiegte 6:4. Aber gemeſſen an den Leiſtungen der beiden
Darm=
ſtädter Vereine: da können beide nicht mit. Schade, daß einer der
Darmſtädter immer herausfliegt!“
Das iſt auch unſere Meinung.
*
Das Wiesbadener Publikum, es ſtellte nur etwa ein Drittel
der nicht 800 Zuſchauer um den regennaſſen glitſchigen Platz der
tribünenloſen Kampfbahn an der Frankfurter Straße, mußte
auch begeiſtert ſein. Denn vor ihm lieferten 22 Mann ein Spiel
allererſter Klaſſe, das der Höhepunkt der laufenden Saiſon in
Darmſtadt geweſen wäre. 22 Könner ſetzten ihr Beſtes, alle
zu=
läſſige Härte im Kampf um Ball und Platzvorſprung, alle
Wen=
digkeit und Körperfertigkeit im Nahkampf Mann gegen Mann ein.
Das unvermindert anhaltende, ſchier unglaubliche Tempo riß
Kämpfer und Zuſchauer in Bann, ließ bedauern, daß dieſes Spiel
„ſchon vorbei”. In keiner Elf ein ſchwacher Punkt. Alle Mannen
beſeſſen von fanatiſchem Willen zum Sieg, ſah jeder nur Ball und
Tor! Der reizvolle Fluß des Spieles ſtockte keine Minute, denn
Schiedsrichter Müller=Wiesbaden bot ſeinen Mitbürgern eine
tadelloſe Leiſtung. Mögen die beiderſeitigen Schreier anderer
Meinung ſein: er gab dem Spiel den Rahmen, erſtickte durch
rechtzeitige Verwarnung auftretendes verſtecktes Faulſpiel und
brachte das ſchwere Treffen ohne die befürchteten Zwiſchenfälle
zu perdientem guten Ende.
Das Spiel.
Tiefliegende Regenwolken über der herrlichen Silhouette der
Kurſtadt halten den Atem an, als die beiden Rivalen antreten.
Polizei hat den Sturm etwas umgeſtellt mit Rothärmel, Huber,
Sommer, Koch, Leonhardt; auch die 98er Sturmlinie ſteht
ver=
ändert mit Freund, Werner, Feick, Ploch, Spalt; in der
Läufer=
reihe erſcheinen Dittmar, Delp, Fiedler.
Vom Anpfiff weg rollt der Polizeiangriff durch die Linien
und Henß im 98er Tor wehrt mit dem Fuß gerade noch zur Ecke.
Polizei findet ſich raſcher. Schulgemäßes Stürmerſpiel ſchafft Raum
und gefährliche Situationen vor dem blauen Tor. In der vierten
Minute gehen die Grünen durch Leonhardt in Führung. Jetzt
wer=
den die 98er in ihren Aktionen überlegter. Beide Deckungsreihen
wachſen in Hochform hinein. Zwei Strafwürfe Feicks hält Kipfer,
dann aber fällt doch durch Feick der Ausgleich. Faſt eine
Viertel=
ſtunde vergeht torlos: kein Stürmer kommt an den Deckungsreihen
vorbei, ohne vom Ball gedrängt oder umgelegt zu werden. Es
regnet, doch nur Strafwürfe. Beide Torhüter zeigen prachtvolle
Abwehren, viele Bälle gehen knapp an den Latten vorbei. In
der 20. Minute kann Rothärmel ſeinem Begleiter entwiſchen und
trotz Bedrängnis landet ſein Doppelhänder hinter Henß. Feick
ver=
ſchießt ausſichtsreich knapp über die Latte, wird erneut im
Straf=
raum gelegt, und ſein Strafwurf bringt wieder den Ausgleich.
Kipfer ſchlägt einen raffinierten Strafball Spalts knapp zur Ecke
hinaus. Ein feines Zuſammenſpiel Delp=Feick bringt den
Halb=
zeitſtand von 3:2 für 98.
*
In dieſer Spielhälfte machte die Polizei den beſſeren,
geſchloſ=
ſenen und energiſcheren Eindruck. Sie zeigte im Sturm ein kleines
Plus, doch hatte dafür Henß im 98er Tor bereits ſeine alte
Glanz=
form wiedergefunden. Seine Vordermänner ſpielten taktiſch
er=
folgreicher als beim letzten 6:8=Sieg der Polizei am Böllenfalltor
und vermieden manchen Erfolg des Strafwurf=Spezialiſten
Sommer.
Nach Seitenwechſel ſetzen beide Mannſchaften alle Reſerven
ein. Ein unerwarteter Rückhänder Leonhardts verſchafft nach einer
halben Minute der Polizei den Ausgleich. Nach Wiederanſpiel raſt
Werner in Tolanſchem Tempo los und Kipfer ſtreckt ſich
ver=
gebens: 4:3. Der blaue Angriff iſt in der Pauſe durch den warmen
Tee aufgetaut. Feick in der Schere, läßt ſich nicht niederkriegen,
und Kipfer muß zum fünften Male das Leder aus dem Netz
klau=
ben. Wenige Minuten ſpäter jagt Sommer einen Strafwurf aus
etwa 20 Metern auf das blaue Tor, und das Leder ſauſt über den
zu früh geſprungenen Henß in die Maſchen. In der zehnten Minute
vergrößert Spalt durch geſchickt gedrehten Strafwurf den
Torvor=
ſprung auf 6:4 für 98. Es dauert keine 30 Sekunden, da hat
Som=
ier erneut durch Strafwurf ein Tor aufgeholt, das fünfte und
letzte der Polizei. Denn in den reſtlichen 20 Minuten kommr der
grüne Angriff nicht mehr recht zur Entwicklung, und kaum über die
Abſeitslinie hinaus, ſo präzis iſt die gegneriſche Deckungsarbeit.
Mitte der Halbzeit endet ein Zuſammenſpiel Spalt=Feick mit
dem 7. Treffer, kurz vor Schluß fällt durch Strafwurf Feicks das
8. Tor. Die Polizei hat trotz intenſivſter Anfeuerung aus ihrer
Kolonie bereits das Rennen aufgegeben.
Gerechtes Ergebnis.
Der Sieg der 98er iſt verdient und hart erkämpft dank der
Aufopferung der Grünen. Der blaue Sturm hat in ſeiner jetzigen
Zuſammenſetzung mit Feick in der Mitte eine größere
Durchſchlags=
kraft gezeigt. Neben den vorzüglichen „Halben” Werner und Ploch
ſind die beiden Flügel mit Freund und Spalt äußerſt gefährlich.
Spalt, zum erſtenmal in einem ſolchen Oberklaſſenſpiel, kämpfte
noch etwas verhalten, wird aber mit der Zeit das begründete
Selbſtvertrauen gewiß noch ſichtbar geſtalten. Die Läuferreihe
mit Delp, Fiedler und Dittmar vermag alles zu zerſtören und
dennoch den nötigen Druck nach vorn zu geben. Delp ausgezeichnet
und ſtark gefragt. Das Schlußdreieck Rothenburger=Förſter=Henß
hat wieder ſeine alte Glanzform gefunden.
Der Polizeiſturm beſitzt in Sommer ſeinen draufgängeriſchen,
robuſten Führer und faſt immer erfolgreichen Strafballwerfer.
Leonhardt und Rothärmel übertrafen heute Huber und Koch in
überlegten Aktionen und wagendem Schuß. In der Läuferreihe
ſchien mir Daſcher mit geringem Abſtand vor ſeinen Nebenleuten
ein beſonderes Lob zu verdienen, denn er kämpfte unermüdlich,
hart und beweglich. Er hatte einen Hauptteil des Druckes auf die
Verteidigung — Walther und Pfeiffer hatten einen großen Tag—
abzuwehren, mit Kipfer hinter ſich iſt ſie ſchwer zu überliſten.
Umgekehrt wie am Böllenfalltor ging anſcheinend heute die
Polizei zu ſiegesgewiß in den Kampf. Die Torchancen ſchienen mir
gleichermaßen verteilt und nur der erfolgbringende Zwiſchenſpurt
des Gegners vereitelte den Uebergang der diesjährigen
Gruppen=
meiſterſchaft von „Blau” an „Grün”.
Wir wünſchten erneut, daß die alte Pokalrunde auch im
Hand=
ball wieder eingeführt werden möge; denn das jetzige Syſtem hat
doch auch ſeinen Vätern nicht das im Buſen heimlich Erträumte
gebracht und kann leicht zu einem Niveauverluſt unſeres Bezirks
führen.
Angeſichts der begreiflichen Verärgerung des Darmſtädter
Publikums ſollte die Handball=Behörde bei den bevorſtehenden
„großen Spielen” ihren guten Ruf in Darmſtadt wieder
repa=
rieren und den Fehltritt nach Wiesbaden — der auch grundſätzliche
98 Darmſtadt — ausbügeln.
Die Endtabelle.
15 Spiele 193:63 Tore 28 Punkte Polizei Darmſtadt 15 184:58 „ 26 * Wormatia Worms 14 * 75:131 13 z Polizei Worms 14 2 77:85 12 z„ TSV. Braunshardt 14 * 78:79 „ „ Sppgg. Arheilgen 14 „ 47:80 1. „ Tv. Königſtädten 14 „ 57:168 „ Rot=Weiß Darmſtadt 14 „ 58:115 „ „
Die Handball=Ergebniſſe.
Meiſterſchafts= und Entſcheidungsſpiele.
Gruppe Heſſen: Pol. Darmſtadt — SV. 98 Darmſtadt 5:8.
Bezirk Main/Heſſen: SV. Wiesbaden — VfR. Schwanheim 4:6.
Gruppe Saar: Spvgg. Merzig — VfR. Kaiſerslautern 14:2.
Gruppe Nordbayern: Sppgg. Fürth — Reichsbahn Nürnberg 14:3.
Rückſtändige Verbandsſpiele.
Gruppe Main: Rotweiß Frankfurt — FSV. Frankfurt 3:7.
Polizei Frankfurt — TSG. Höchſt 01 4:3. Gruppe Heſſen: Polizei
Spvgg. Arheilgen 3:5. Gruppe Südrhein: Pol. Wies=
Worms
baden — SV. Biebrich 1919 2:2. Siegfried Wiesbaden — Poſt
Wiesbaden 2:8 Gruppe Rhein: FV. Frankenthal —
Ludwigs=
hafen 03 4:5. MTG. Mannheim — Pfalz Ludwigshafen ausgef.
VfR. Mannheim — Pol. Mannheim 7:5. Mannheim 07 —
Mann=
heim 08 ausgef. ASV. Ludwigshafen — Phönix Mannheim 3:4.
Gruppe Württemberg: Stuttgarter Kickers — VfB. Stuttgart 9:2.
KSV. Zuffenhauſen — Tbd. Sindelfingen 1:2.
Um Main=Heſſens Bezirksmeiſterſchaft.
Das zweite Spiel in der Runde um die Main=heſſiſche
Be=
zirksmeiſterſchaft führte am Sonntag in Wiesbaden vor 500
Zu=
ſchauern den SV. Wiesbaden und den VfR. Schwanheim bereits
im Rückſpiel zuſammen. Schwanheim hatte auf eigenem Platze das
Vorſpiel verloren und nahm diesmal durch einen verdienten
6:4-(4:2)=Sieg Revanche. Obwohl die Schwanheimer einen
Spie=
ler durch einen unberechtigten Platzverweis verloren, ſchoſſen ſie
mit 10 Mann noch drei Tore. Heuſer (2), Schmidt (2), Krauſer
und Pabsdorf waren für Schwanheim erfolgreich, während für
Wiesbaden Gäng (3) und Kern erfolgreich waren. In der Tabelle
haben beide Mannſchaften jetzt 2:2 Punkte. Am nächſten
Sonntag greift der Heſſenmeiſter SV. 98 Darmſtadt in die
Spiele ein, er trifft zuerſt auf eigenem Platze auf den SV.
Wies=
baden.
*
Handball in der 2.T.
Kreisklaſſe: Bensheim — Langen 3:1 (2:1).
Meiſterklaſſe 1: Beſſungen — Seeheim 11:4 (7:3);
Egels=
bach — Hahn 7:1 (4:1);
Meiſterklaſſe 2: Tgde. 1846 Darmſtadt — Erfelden 18:2
(9:0); Wallerſtädten — Nauheim 2:3 (0:3); Walldorf
Wolfskehlen 1:4.
A=Klaſſe= Auerbach — Ober=Ramſtadt 1:4 (1:3); Urberach
Erzhauſen 2:5 (1:3); Groß=Hauſen — Stockſtadt 4:1 (1:0);
Privatſpiel: Münſter — Poſt=Spv. Darmſtadt 12:3 (6:3).
Die ungünſtige Witterung beeinflußte ſtark die Leiſtungen,
und dort, wo die Plätze nicht wetterfeſt ſind, gab es eine große
Rutſcherei. Zu den Spielvorgängen meldeten die Vereine:
Kreisklaſſe. Bensheim: Die erſten fünfzehn
Minu=
ten verliefen torlos. Dann kam die Platzelf zu zwei Toren, und
Langen holte kurz vor der Pauſe einen Treffer auf. Wegen des
aufgeweichten Platzes bot die zweite Hälfte ein wenig reizvolles
Spiel. Bensheim ſchoß noch ein weiteres Tor und dabei blieb es.
Adrian=Lorſch hatte gegen Schluß einen ſchweren Stand, da die
Gäſte mit ſeinen Entſcheidungen nicht einig gingen. Dagegen
ge=
fiel er den Bensheimern beſſer.
Meiſterklaſſe: Die Beſſunger legten in Erkenntnis der
ernſten Lage ein ſehr gutes Spiel hin und bezwangen die
See=
heimer ſogar zweiſtellig. Die Bergſträßer haben immerhin noch
drei Spiele, die ſechs Punkte bringen und damit den Abſtieg
ban=
nen können. — Egelsbach: Die Hahner machten ſofort große
Anſtrengungen auf einen Sieg. Doch die Platzelf hatte einen
be=
ſonders guten Tag und führte bereits bei der Pauſe 4:1. Später
nahm das Spiel böſe Formen an. Zwei Hahner mußten vom Platz.
Ein Spieler ließ ſich ſogar zu Tätlichkeiten gegen den Schiri
Zim=
mer=Sprendlingen hinreißen, der daraufhin das Spiel 10 Minuten
vor Schluß zu Ungunſten Hahns abbrach. Das Schickſal der Gäſte
dürfte damit beſiegelt ſein. In der Riedgruppe hat Wolfskehlen
die Wallerſtädter eingeholt, ſo daß es zum Entſcheidungsſpiel
kommt, wer von beiden mit Erfelden abſteigt. Das Ergebnis des
Walldorfer Spieles hörten wir von Schiri Zeunert=Langen. —
Wallerſtädten: Infolge Erkrankung ſpielte die Platzelf
zu=
erſt mit acht Mann. In dieſer Zeit ſchoß Nauheim ſeine drei Tore.
Nach 10 Minuten kam der neunte Sipeler und dieſe Leute
ver=
ſtanden es, einmal durch beſſere Kenntnis ihres Platzes und zum
anderen durch vorbildlichen Eifer, das Spiel für die reſtlichen 50
Minuten offen zu halten und ſogar zwei Tore zu erzielen. Bei
Nauheim wollte es diesmal nicht ſo recht klappen. Oefters wurden
die Vorlagen nicht gefangen. Die Nauheimer zollten der Leiſtung
ihres Gaſtgebers Anerkennung.
A=Klaſſe. Auerbach: Das erſte Aufſtiegſpiel ging
ver=
loren. Ein ſchöner und ſchneller Kampf, bei dem die Schnelligkeit
des Ober=Ramſtädter Sturmes den Ausſchlag gab. Da konnte
Auerbach nicht mithalten, zumal ſein Sturm durch Erſatz
ge=
ſchwächt war. In der erſten Viertelſtunde legten die Gäſte gleich
drei Tore vor, wodurch Auerbach etwas bedrückt war. Dann
ar=
beitete die Abwehr beſſer. Jede Partei kam noch zu einem Tore.
In Urberach gab es ein gleichwertiges Spiel, das Erzhauſen durch
größeres Glück im Schießen recht eindeutig gewann. Dem
Unter=
lieger gefiel der Schiri Karn=Arheilgen nicht. In Crumſtadt
be=
ſtritten Groß=Hauſen und Stockſtadt bei ſehr ſchlüpfrigen
Platzver=
hältniſſen ein mäßiges Spiel, das die Groß=Häuſer verdient
ge=
wannen.
Tgde. 46 Darmſtadt—TV. Erfelden 18:2 (9:0).
In ihrem letzten Pflichtſpiel konnten die 46er den TV.
Er=
felden mit obigem Reſultat abfertigen. Erfelden, das nur neun
Mann zur Stelle hatte, konnte gegen die 46er nichts ausrichten,
und es drehte ſich nur um die Höhe des Sieges der 46er. Den neun
Mann ſei ein Lob ausgeſprochen, daß ſie bis zum Schluß kämpften
und die Niederlage mit Anſtand hinnahmen. Bei den 46ern
konnte man deshalb nicht das gewohnte Spiel ſehen. In den
kom=
menden Freundſchaftsſpielen können die 46er beweiſen, daß ſie im
abgelaufenen Spieljahr manches gelernt haben. Die Tore ſelbſt
fielen in regelmäßigen Abſtänden. Mitte der zweiten Hälfte
er=
zielten die Erfelder ihre beiden Gegentore.
Tgde. Beſſungen — Tv. Seeheim 11:4 (7:3).
Unter der ausgezeichneten Leiſtung von Nikolay=Wolfskehlen
ſpielten die beiden Mannſchaften einen harten, doch jederzeit
an=
ſtändigen Handball. Der Kampf wurde beiderſeits mit aller
Ener=
gie geführt, ſtand doch für jeden Gegner viel auf dem Spiel.
Ent=
ſchieden wurde das Spiel durch das beſſere Wurfvermögen der
Beſſunger. Vor allem der unverwüſtliche Kaltenbach hatte wieder
einen Glanztag. Er und der Torhüter Aßmuth ſind die Säulen
der Mannſchaft. Zum Lobe der Seeheimer ſei geſagt, daß ſie
un=
entmutigt bis zum Schlußpfiff kämpften; ſie werden beſtimmt auf
Grund ihrer Spielſtärke aus den drei letzten Spielen, die ſie auf
eigenem Platze austragen, noch Punkte holen und den Abſtieg aus
der Meiſterklaſſe vermeiden.
A
Abſchluß der Akademiſchen Skiwetkkämpfe.
Norwegen im Sprunglauf überlegen. — Sakshaug Sieger in der
Kombination.
Die 9. Akademiſchen Skiwettkämpfe aller Länder wurden am
Sonntag mit dem Sprunglauf von der Olympia=Schanze in St.
Moritz abgeſchloſſen. Es ſollte zwar am Vormittag noch der
Akademiker=Abfahrtslauf von der Corviglia=Hütte erledigt
wer=
den, da aber die Strecke ſtellenweiſe vereiſt war und dadurch für
die gemeldeten 250 Bewerber ſehr gefährlich werden konnte, ſahen
die Veranſtalter von der Durchführung des Wettbewerbs ab.
Be=
reits vorher hatte es auf der Abfahrtsſtrecke einen böſen
Sturz des bekannten Schweizers Kaufmann gegeben, der beim
Training einen Baum nicht mehr vermeiden konnte und bei dem
heftigen Anprall mehrere Rippenbrüche davontrug.
Aber auch beim Sprunglauf ereigneten ſich zahlreiche Stürze,
die durch eine Unebenheit in der Anlaufbahn und die dünne
Schneedecke hervorgerufen wurden. Am ſchlimmſten kam dabei
der Schweizer Ceſare Chiogna weg; er erlitt beim Auflauf
eine Gehirnerſchütterung und eine ſchwere Armperletzung, ſo daß
er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Südſlawe
B. Sramel überſchlug ſich ſogar, ohne aber ernſtlich Schaden zu
nehmen.
Wie vorauszuſehen war, gab im Sprunglauf die drei
konkurrierenden Norweger Kielland, Guttormſen und
Saks=
haug den Ton an und placierten ſich in dieſer Reihenfolge auf den
erſten Plätzen. Kieland war mit 56, 64 und 67 Meter am
erfolg=
reichſten und führte mit ſeinem letzten Sprung von 67 Meter die
beſte Leiſtung des Tages durch. Guttormſen ſprang 55, 63 und
59 Meter, während der Sieger des Langlaufes, Sakshaug, auf 49.
57,5 und 60 Meter kam und damit den Sieg im kombinierten Lauf
davontrug. Sehr gut hielten ſich die Vertreter Oeſterreichs,
Ha=
rald Reinl und Herbert Pugl, die die nächſten Plätze einnahmen.
Dagegen konnten die Deutſchen, von denen die Münchener
Hoefflin und Stoeckl nicht antraten, mangels
Trainingsgelegen=
heit ſich nicht zur Geltung bringen. Stober=Freiburg erreichte
Weiten von 37,5, 39 und 46,5 Meter. Dr. Werneck ſprang
zwei=
mal 44 und einmal 37,5 Meter. Der Münchener Ertl ſtand 53,5
Meter durch, kam aber bei ſeinen nächſten Spründen zu Fall.
Ebenſo ſtürzte Zacharias=München zweimal und zog ſich dabei eine
leichte Schulterprellung zu. Sein Landsmann Brantenberg fiel
nach einem geſtandenen Sprung von 30 Meter mit dem Geſicht
auf die Skiſpitze, ohne ſich dabei aber ernſtlich zu verletzen.
Schwimmfeſt in Magdeburg.
In Magdeburg war beim Hellas=Schwimmfeſt die ſportliche
Ausbeute weſentlich wertvoller. Drei neue deutſche
Re=
korde wurden aufgeſtellt, und zwar von den Hellenen über
vielmal 50 Meter Crawl mit 1:49,7 und über zehnmal 50 Meter
Crawl mit 4,44. Auch der erſte Magdeburger Damen=Schwimm=
Klub brachte einen neuen Rekord an ſich. In der Crawl=
Schnell=
ſtaffel (100, 200, 400, 200, 100 Meter) benötigten ſie 15,00,9..
Das Waſſerballſpiel entſchied der Deutſche Meiſter Weißenſee 96
gegen Hellas nach ſchönem Kampfe mit 8:6 (4:3) zu ſeinen
Gunſten.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Montag, 9. Januar
17.00: Mannheim: Nachmittagskonzert des Philharm. Orcheſters. —
zoliſtin: Sophie Karſt (Sopran).,
18.25: Filmjahr 1932. — Rückblick und Ausblick.
18.50: Engliſch.
19.30: Axel Eggebrecht ſpricht über ſein Buch: Junge Mädchen von
heute.
19.45: Wer iſt es? Literariſche Rätſel. von W. Weyrauch.
20.05: Sechstes Montagskonzert des Frankfurter Orcheſtervereins.
Ausf.: Frankfurter Rundfunk=Symphonie=Orcheſter. Soliſten:
G. Kulenkampff (Violine), E. Feuermann (Violoncello).
20.40: Geheimrat Prof., Dr. Ebhardt: Deutſche Burgen als
Aus=
druck deutſcher Eigenart.
21.05: Tauſend Jahre wie ein Tag. Eine Hörfolge von der Burg
Dreieichenhain.
22.00:
Konzert. Mitglieder des Funkorcheſters und =Chores.
22.20: Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: München: Nachtmuſik. Leitung: E. Kloß.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Montag, 9. Januar
15.00: Künſtleriſche Handarbeiten: Das Kinderzimmer.
15.45:
Bücherſtunde: Deutſches Schickſal.
16.0
Pädagogiſcher Funk.
16.30: Nachmittagskonzert.
: Dr. Schwering: Napoleon III. zum 60. Todestag.
219
7.30:
Hildegard Karmann ſingt Zigeunerlieder von Brahms.
17.55: Dir. Remmers: Der Neutralitätsgedanke in der
Beamten=
ſchaft,
18.25
Dr. Juſt: Muſizieren mit unſichtbaren Partnern.
19.00: Engliſch.
19.30: Das Gedicht.
Unterhaltungsmuſik der Kapelle Eddy Walis.
19.35
20.05: Frankfurt: 6. Montagskonzert des Frankfurter
Orcheſter=
vereins. Werke von Brahms.
20.40: Hans Reimann plaudert.
21.00: Amerikaniſche
Schallplatten. Einleitende und verbindende
Worte: F. Warſchauer.
21.30: Staatsmimiſter.
a. D. Prof. Dr. Becker: Europäiſche und
amerikaniſche Weſensart.
22.10: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Tanzmuſik der Kapelle Leo Bermann.
Welterbericht.
Eine erneute Welle maritimer Luft dringt vor, die nicht nur
über Norddeutſchland, ſondern auch über Mitteldeutſchland ſich
ausbreitet. So erfolgt trotz des hohen Druckes keine Umgeſtaltung
der Wetterlage. Es wird ſich auch an den nächſten Tagen mehr
eine Weſtwetterlage herſtellen und die Einwirkung des hohen
Druckes nur leichterer Art ſein.
Ausſichten für Montag, den 9. Januar: Wechſelnd wolkig mit
zeitweiſen Niederſchlägen, kurz aufklarend, im ganzen milder,
um Weſt drehende Winde. —
Ausſichten für Dienstag, den 10. Januar: Fortdauer des
wech=
ſelnd wolkigen und milden Wetters, vereinzelt geringe
Nie=
derſchläge.
Hauptſchriftleitung: RudolfMauve
Verantwortlich für Poliiik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr E. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Dſe Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bid und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliſche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkelpte wird Garantie der Rückſendung nich t Übernommen,
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8 — Nr. 9
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Montag, 9. Januar 1933
Denn ſo war die Entwicklung vorgeſehen im weißen Haus:
Fritz hat nach Vollbringung ſeines Auftrages unverzüglich
per Bahn nach Berlin zurückzukehren. (Herr Tankſtellenbeſitzer
Hopkes, Deſſau, Neue Zerbſter Straße, hatte ſich nicht geirrt,
der Willys Knight war tatſächlich der von Vaugham auf
Um=
wegen erworbene Wagen des Prinzen.) Phil dagegen als Ser
Biri, von Gas vergiftet, im Laboratorium ſeines eignen Hauſes
einem Unglück — zugeſchlagene Tür! —, dielleicht auch einem
Selbſtmord zum Opfer gefallen, wird nach Tagen oder Wochen
entdeckt, der Umſtand, daß niemand in Deſſau den Prinzen mehr
als flüchtig geſehen hatte, vereinfacht die Identifizierung, und
da ſich bei ihm und in ſeiner Mappe nicht nur ſämtliche
wich=
tigen Papiere und Dolumente befinden, ſondern auch das
unerſetzliche Eigentum der Könige von Pamai=Yam, der Schlüſſel
zum Tempel in Otakutar, gibt es nicht die kleinſte Unklarheit.
Berichte, Funde, Todeserklärung — prompt wird alles
ein=
treffen in der pamaiyatiſchen Geſandtſchaft zu Berlin. Mit
undurchdringlichem Ernſt wird Fürſt Pandava Nor alles
quit=
tieren, er macht den Deſſauer Behörden keine Schwierigkeiten,
er ordnet eine fürſtlich einfache Einäſcherung an, er vermacht
das weiße Haus und den rieſigen Park und damit eine
unbe=
grenzte Vorliebe für den großzügigen Spender der Stadt Deſſau,
und dann reiſt er mit der zarten Fürſtin Pchouzee in das Land
ſeiner Väter. Niemand mehr wird aufſtehen, dem Geſchlech:
Nor die Herrſchaft ſtreitig zu machen. Ser=Biri, ohne Namen,
ohne Macht, ohne Geld, in einem verlorenen Winkel Europas
ſitzend — — niemand wird ſich um ihn kümmern.
Außer den feindlichen Abſichten ſeiner ehemaligen
Verbün=
deten Juliette Lequis, die für ihren und Nai Dar Ktärs Sohn
ſelbſt mit allen Mitteln nach der Herrſchaft über das ferne
Land ſtrebte, hatte Mr. Vaugham, der Verfertiger dieſes fabel= im Menſchen angeht, habe ich erfahren, daß es nur wenig Leute
haften Planes einen kleinen Umſtand überſehen
beziehungs=
weiſe aus Unkenntnis nicht in Rechnung gezogen, den kleinen
Umſtand, daß Ser Biris Mutter eine Schweſter beſaß, die Ino
Beß hieß. Erſt aus dem an ſie abgelieferten Nachlaß Nai Dar
Ktars erfuhren die Nors davon und waren ſich ſofort über
Abſicht und Perſon der während des letzten Empfangs heim=
lich eingedrungenen Fremden im klaren. Ihr tückiſcher Angriff
hätte noch im letzten Augenblick faſt Ino Beß aus den Seilen
geſtoßen.
In ihrer Angſt hatte Madelaine zum erſtenmal nach kühlen
Jahren ſich der aus der Art geſchlagenen Schweſter erinnert.
Ino, ſogleich hilfsbereit, brachte zunächſt einmal die beiden
Weltfremden heimlich in einem kleinen ſchweizeriſchen
Gebirgs=
ort unter. Denn die Fürſtin Madelaine bildete den ſtärkſten
Gegenſatz zu ihrer Schweſter Ino. Sie war zart, zerbrechlich,
etwas herzleidend, eine Mimoſe, zurückhaltend bis zur
Menſchen=
ſcheu und ohne den kleinſten Hauch Kenntnis der praktiſchen
Welt. Nie im Leben wäre ſie imſtande geweſen, ſich gegen grobe
oder liſtige Gewalt zu behaupten, im Kampfe gegen die Nors
beſaß ſie nicht die beſcheidenſten Ausſichten.
„So iſt meine Schweſter”, erklärt Ino draſtiſch, „mehr Seete
als Menſch! Gehört in einen Garten mit koſtbaren Blumen uno
müdem Vogelgezwitſcher und einer möglichſt hohen Mauer drum
herum, daß nur kein Menſch herein kann. Dabei iſt ſie ſo
über=
zeugt vom Guten im Menſchen, daß es nicht nur ſchädlich für
ſie iſt, ſondern auch furchtbar langweilig.”
Der Miniſter läßt die Hand ſinken, mit der er die Augen
verdeckt hat, um das Gehörte beſſer verarbeiten zu können. Er
erinnert ſich an verſchiedene finſtere Erbfolgeintrigen der
Ge=
ſchichte, aber er findet momentan keine von dieſer konzentrierten
verbrecheriſchen Kaltblütigkeit. Mit unverhohlener Bewunderung
betrachtet er die Frau, die mit eiſerner Zähigkeit und mit einer
käum glaublichen Bedenkenloſigkeit das Verbrechen verhütete,
und die jetzt weich und gelöſt in ihrem Seſſel lehnt. „Und Sie?‟
ſragt er lächelnd im Anſchluß an ihre letzte Bemerkung. Sie
bleibt ernſt. „Ich haſſe alles Langweilige, und, was das Gute
gibt” — nun lächelt auch ſie —, „die ſich den Luxus leiſten
kön=
nen, gut zu ſein."
„Eine bittere Erkenntnis, gnädige Frau. Und was halten
Sie, wenn ich fragen darf, von mir?
Ino verneigt ſich liebenswürdig. „Ich halte Sie für einen.
viel vermögenden Menſchen, Exzellenz.”
Der Miniſter erhebt ſich. „Ich werde mir Mühe geben, Sie
nicht zu enttäuſchen.”
46.
Schlußtelephonat am 30. Oktober.
„Hier 3221 bei Frau Beß!”
„Hier Barba Spoor!”
„Einen Moment, gnädige Frau — —"
„Ino hier!”
„Ino, du mußt ſofort herkommen, achtzehn Rieſenkiſten aus
Otakutar, durch die Geſandtſchaft, eine hat Phil aufgemacht—
ich ſage dir, zwei Schalen, Silber, mit Einlegearbeit —
über=
wältigend! Wir werden zur Eröffnung von Sommerfeld &
Spoor in der Budapeſter Straße eine Pamai=Yam=
Aus=
ſtellung machen. Du mußt unbedingt kommen.”
„Heut kann ich nicht, Mädchen — aber morgen, ſelbſtredend,
übrigens, nebenbei, geſtern abend traf ich zum erſtenmal Herrn
—?"
Staatsanwalt van Geelen, weißt du
„Ja, ja und —
„Macht Handküßchen und ſagt: Der Zweck heiligt die
Mittel —
„Nun ja, einer Tante des Königs von ."
„Hör bloß auf, ſchauerlich ſowas, möchte nur wiſſen, wer das
rumgebracht hat — übrigens, Madame Hautgout iſt eingeladen,
hinüberzukommen — tatſächlich, aber ich weiß noch nicht, ob ich
fahren ſoll."
„Ino, zu uns mußt du auf jeden Fall ſchon heute kommen,
wir fahren doch morgen nach Paris, Herr Sommerfeld meint;
daß wir beide mal allein eine Auktion beſuchen ſollen. Ino, fahr
doch mit! Phil würde ſich auch furchtbar freuen, und ich bin
abſolut nicht eiferſüchtig. Da kommt er ſelbſt —"
„Frau Beß, das wäre großartig, haben Sie keine Luſt?”
„Philippchen? — Sehr verlockend, aber nichts für eine
alternde Frau, fahrt man ſchön allein —
„Warum denn nichts für Sie, Frau Beß?”
— Ihr ſeid mir viel zu glücklich
Ende —
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