Darmstädter Tagblatt 1933


07. Januar 1933

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 7
Samstag, den 2. Januar 1933.
196. Jahrgang

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ſtädter
und Nationalbank.

Die Kölner Senſation.
Nach dem Geſpräch Hiklers mit Papen. Verſuche zur Wiederbelebung der Harzbürger Fronk. Papen
erſtatket Hindenburg und Schleicher Berichk. Hiklers Kampf um Erfolg bei den Lipper Landkagswahlen.

*
Zurad zu Harsoarg!
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die geſtrige Senſation aus Köln mit der Unterredung zwi=
ſchen
dem nationalſozialiſtiſchen Führer Hitler und dem letzten
Kanzler v. Papen hat, wie nicht anders zu erwarten war,
überall gezündet und auch am Freitag noch die merkwürdigſten
Kombinationen ausgelöſt. Wir haben bereits geſtern die mei=
ſten
in das Reich der Fabel verwieſen. Die Unterhaltung iſt
am Freitag durch einen ganzen Kranz von Erklärungen nach
außen zu einem vorläufigen Abſchluß gekommen.
Bankier v. Schroeder, in deſſen Haus die Ausſprache
ſtattfand, hat ſelbſtverſtändlich die Verantwortung für die Ini=
tiative
auf ſich genommen, alſo Herrn Hitler die Möglichkeit
gegeben, ſeinen Leuten gegenüber daran feſtzuhalten, daß er ge=
beten
worden ſei. Hitler und Papen haben gegenüber
allen Ausdeutungen, daß es ſich bei ihren Geſprächen um eine
große Intrigue gegen Schleicher handele, die gemeinſame
Erklärung abgegeben, daß ſie ſich nur mit der Mög=
lichkeit
der großen nationalen Einheitsfront
befaßt haben, ohne ihre Meinung über das Ka=
binett
Schleicher auszutauſchen.
Herr v. Papen wird am kommenden Montag in
Berlin ſein und dem Reichskanzler auch mündlich Be=
richt
erſtatten. In politiſchen Kreiſen wird angenommen, daß
der Exkanzler auch dem Reichspräſidenten, zu dem ſeine
Beziehungen nach wie vor ſehr eng ſind, Vortrag halten wird.
Daß Herr v. Papen dem Kanzler und Herrn v. Hindenburg Mit=
teilung
über ſeine Unterredung mit Adolf Hitler macht, läßt
den Kölner Beſuch Hitlers in einem beſonders intereſſanten
Licht erſcheinen.
Welche Fernwirkungen ſich aus der Ausſprache Hit=
ler
-Papen ergeben können, wird ſich erſt nach den Lipper
Wahlen zeigen. Um ſich einen taktiſchen Erfolg zu ſichern,
hat Hitler ſich veranlaßt geſehen, buchſtäblich aufs Dorf zu
gehen. In ganz Lippe gibt es nur 9 kleine Städtchen mit
118 000 Seelen. In der Zeit vom 31. Juli bis 6. November
1932 haben die Nationalſozialiſten in Lippe bereits 9000 Stim=
men
verloren, von 42 283 ſind ſie auf 33 038 geſunken. Neben
Hitler kämpfen daher faſt alle Größen der NSDAP. um die
rund 120 000 Wählenden. Dr. Goebbels, Dr. Frick, Roſenberg,
der preußiſche Landtagspräſident Kerrl. Straſſers Nachfolger
Dr. Ley, Dr. Frank 2., der Preußenführer Kube, der braun=
ſchweigiſche
Miniſter Klagges und zahlreiche andere ſind auf=
geboten
. Fragt ſich nur, ob Hitler ſelbſt ein Wiederaufholen
ſeiner verlorenen Stimmen im kleinen Lippe gegenüber Schlei=
cher
etwas nutzen wird.
Abgeſehen von Hitlers Hoffnung auf Lippe beſtätigt ſich
einſtweilen die von uns bereits geſtern ausgeſprochene Ver=
mutung
, daß es ſich in der Hauptſache um einen Ver=
ſuch
der Reaktivierung der Harzburger Front
handelt. Das war das eigentliche Programm, mit dem Herr
v. Papen ſein Amt antrat, und Herr v. Schleicher hat das
gleiche Ziel verfolgt, woraus ſich zwangsläufig ergibt, daß
Papen und Schleicher zunächſt in der gleichen
Richtung arbeiten. Ueber das Prinzip der Zuſammen=
faſſung
aller nationalen Kräfte herrſcht bei den drei beteiligten
Männern völlige Uebereinſtimmung, nur daß Herr v. Papen
dabei vorderhand der ehrliche Vermittler iſt,
während Schleicher und Hitler die Führung
einer ſolchen Nationalen Konzentration für
ſich beanſpruchen. Es dreht ſich alles nach wie vor darum,
ob Hitler bereit iſt, auf den Führer=Anſpruch in einer ſolchen
Regierung zu verzichten, den er beim Reichspräſidenten niemals
durchſetzen wird. Tut er das nicht, dann iſt auch dieſer neue Ver=
ſuch
ausſichtslos, und Schleicher hat völlig freie Hand, der immer
noch mit dem weiteren Gedanken ſpielt, unter Umſtänden
dann eine Löſung ohne oder ſogar gegen Hitler
zu ſuchen. Ob dieſer dritte Verſuch, der Nationalſozialiſten
ganz oder geteilt zu aufbauender Politik mit heranzuziehen,
ſcheitern wird, ſteht noch offen. Unverkennbar aber ſpürt man
den ungeheuren Druck, der von verſchiedenen Seiten ausgeübt
wird. Auch wenn die Regierung merkwürdig ſtill iſt und ab=
wartet
. Bei einem Fehlſchlag könnte es ſehr
leicht geſchehen, daß früher oder ſpäter auch
Papen und Schleicher wieder gegeneinander
ſtehen, genau wie ſich während der letzten Kabinettskriſe beide
um eine Regierungsbildung auf gleicher Grundlage bemühten,
aber im letzten Augenblick doch als Duellanten einander gegen=
überſtanden
.
Eine gemeinſame Erklärung Hikler-Papen.
Berlin, 6. Januar.
Adolf Hitler und Herr von Papen übergeben der Oeffent=
lichkeit
folgende gemeinſame Erklärung:
Gegenüber unrichtigen Kombinationen, die in der Preſſe
über das Zuſammentreffen Adolf Hitlers mit dem früheren
Reichskanzler von Papen vielfach verbreitet werden, ſtellen die
Unterzeichneten feſt, daß die Beſprechung ſich ausſchließlich mit
den Fragen der Möglichkeit einer großen nationalen politiſchen
Einheitsfront befaßt hat, und daß insbeſondere die beider=
ſeitigen
Auffaſſungen über das zur Zeit amtierende Reichs=
kabinett
im Rahmen dieſer allgemeinen Ausſprache überhaupt
nicht berührt worden ſind.
(gez.) Adolf Hitler
(gez.) von Papen.

Papen über ſeine Unkerredung mit Hiller.
CNB. Düſſeldorf, 6. Januar
Ein Vertreter der Düſſeldorfer Nachrichten hatte heute Ge=
legenheit
, mit dem früheren Reichskanzler v. Papen über ſeine
Unterredung mit Adolf Hitler zu ſprechen. Auf die Bemerkung
des Interviewers, daß es doch auffalle, wenn Hitler mit den von
ihm ſchrankenlos bekämpften Kanzler eine Unterredung gehabt
habe, erwiderte Herr v. Papen: Herr Hitler hat immer betont,
daß ſein Kampf niemals meiner Perſon galt, und ich glaube, daß,
wenn es dem Ziele eines großen nationalen Zuſammenſchluſſes
gilt, jeder nach ſeinen Kräften mithelfen muß, gleichviel, was vor=
her
einmal geweſen iſt.
Auf die Frage, ob der Nationalſozialismus heute noch die
gleichen Bedingungen an eine Regierungsbeteiligung knüpfen
würde, wie im Monat November und Dezember, oder ob in dieſer
Hinſicht die Anſprüche und Abſichten revidiert ſeien, gab der ehe=
malige
Kanzler keine Antwort.
1918 der NSDAP.
Berlin, 6. Januar.
In der erſten nationalſozialiſtiſchen Sportpalaſtkundgebung
nach Beendigung des weihnachtlichen Burgfriedens beſprach der
Berliner Gauleiter Dr. Goebbels in mehr als zweiſtündiger Rede
die gegenwärtige Situation im Nationalſozialismus. Die natio=
nalſozialiſtiſche
Bewegung, ſo ſagte er, befände ſich heute in ähn=
licher
Situation wie das deutſche Volk 1918. Sie habe einen zwölf=
jährigen
Krieg hinter ſich, der in die Höhen und in die Tiefen
führte, ſieben Jahre lang auf und ab, Siege und Niederlagen ge=
bracht
hätte. Eine Bewegung beweiſe aber ihre Stärke nach
ihrer Niederlage. 1932 ſei der Nationalſozialismus bis an das
Tor der Macht gekommen. Ein unerwartetes Hindernis habe ihn
aber wiederum gezwungen, zu kämpfen. Die Miſſion des Natio=
nalſozialismus
ſei erſt dann beendet, wenn er und das deutſche
Volk ein und dasſelbe geworden ſeien. Dieſe Entwicklung müſſe
von unten herauf und von innen, nicht von oben erfolgen. Die
Partei verzichte auf eine Scheinmacht, bei der ihr alle Verant=
wortung
aufgebürdet würde. Die Abſage Hitlers am 13. Auguſt
ſei das einſchneidenſte politiſche Ereignis des Jahres 1932 geweſen
Wenn die Führung des Nationalſozialismus im Auguſt unterlegen
wäre, dann gehörte ſie heute zur Vergangenheit. Mit dem Ak=
tivismus
verliere die Bewegung den Kredit und die Zukunft. Die
Einbuße von zwei Millionen habe ſie vorausgeſehen, weil ſie nicht
der wandelbaren Volksgunſt ſchmeichele. Wenn das Volk einſehe,
daß mit Halbheiten nichts gerettet werden könne, dann kämen für
die verlorenen zwei Millionen acht bis zehn Millionen neue zum
Nationalſozialismus. Für den Nationalſozialismus gäbe es nur
eines, entweder die Führung und die Macht oder die Oppoſition.
Das deutſche Handwerk beim Reichs=
kanzler
.
Berlin, 6. Januar.
Die vorgeſehene Ausſprache von Vertretern des Reichs=
verbandes
des Deutſchen Handwerks und dem Reichskanzler über
die vordringlichen Fragen der Handwerkswirtſchaft hat am
Donnerstag in Berlin im Beiſein des Reichswirtſchafts=
miniſters
des Reichskommiſſars für Handwerk und Klein=
gewerbe
ſtattgefunden. Ueber den Verlauf der Beſprechung er=
fahren
wir folgendes: Es wurde weitgehende Uebereinſtimmung
über die Notwendigkeit baldiger poſitiver Maßnahmen haupt=
ſächlich
auf dem Gebiete der Arbeitsbeſchaffung, vor allem der
Inſtandfetzung des Althausbeſitzes erzielt. In Verbindung da=
mit
wurde auch die Frage der Schwarzarbeit erörtert. Außer=
dem
betonten die Vertreter des Handwerks die Notwendigkeit
einer möglichſt beſchleunigten Hilfsaktion für die gewerblichen
Kreditgenoſſenſchaften.
Der Reichskanzler ſagte die beſchleunigte Entſcheidung
hierüber zu. Hinſichtlich der von deutſchen Genoſſenſchafts=
verbänden
in Verbindung mit dem gewerblichen Spitzen= Kredit=
inſtitut
und den Berufsvertretungen des Handwerks geforderken
mittelbaren Reichsunterſtützung für eine zu gründende Mobili=
ſierungskaſſe
für die Gewerbliche Kreditgenoſſenſchaft wurde von
den Vertretern der Reichsregierung wohlwollende Prüfung zu=
geſagt
. Die Vertreter des Handwerks begründeten ſchließlich
unter Hinweis auf ihre früheren Verhandlungen mit dem
Reichspräſidenten noch einmal die Forderung nach einer ſtarken
organiſatoriſchen Verbindung der Spitzenvertretungen des Hand=
werks
mit der Reichsregierung. Der Reichskanzler behielt ſeine
Entſcheidung hierüber vor und ſagte zu, mit dem zuſtändigen
Reſſortminiſter Rückſprache zu nehmen.
Verkreter des Reichslandbundes
bei Schleicher.
Die Preſſeſtelle des Reichslandbundes teilt mit: Reichskanz=
ler
von Schleicher empfing heute den Geſchäftsführenden Prä=
ſidenten
des Reichslandbundes, Graf Kalckreuth und die Direk=
toren
von Sybell und Dr. Siburg. In eingehender Ausſprache
wurden die unhaltbaren Zuſtände in der deutſchen Landwirtſchaft
dargelegt, die insbeſondere durch den Verfall der landwirtſchaft=
lichen
Veredelungsproduktion hervorgerufen ſind. Reichskanzler
von Schleicher iſt über die ſtändig wachſende Erbitterung und be=
drohliche
Stimmung auf dem Lande unterrichtet worden.

Jahreswende Kriſenwende?
R Mit dem Jahre 1932 hat Deutſchland die ſchwere Kriſis,
die nicht nur die Weltwirtſchaft, ſondern auch ſeine Wirtſchaft
bis in die Grundfeſten erſchütterte, im weſentlichen überwunden.
Die Vorausſage des Inſtituts für Konjunkturforſchung, daß
der Konjunkturabſchwung zum Schluß des Jahres 1932 be=
endet
werden und jene Talſohle erreicht ſein werde, nach deren
Durchquerung ein neuer Anſtieg, der Konjunkturaufſchwung,
beginnen könne, hat ſich beſtätigt, es fragt ſich nur, wie lange
die deutſche Wirtſchaft in dieſem Uebergangsſtadium verharren
wird, wie lange die Depreſſion dauert. Das Eine aber ſteht
unumbringlich feſt, daß uns der zweite Teil des Jahres 1932
auf den Weg aus der Kriſe gebracht hat, daß eine, nach der
langen Dauer der Kriſe ſelbſtverſtändlich nur geringfügige Ver=
beſſerung
der Verhältniſſe eingetreten iſt. Auf dieſer Tatſache
gründen ſich denn auch alle die Hoffnungen, die auf eine weitere
Beſſerung der wirtſchaftlichen Verhältniſſe geſetzt werden, Hoff=
nungen
, die es wohl bemerkt auch gleichzeitig zulaſſen, daß der
Staat durch ein die Grundſätze ſtabiler Währungs= und Kredit=
politik
berückſichtigendes erweitertes Arbeitsbeſchaffungspro=
gramm
verſucht, die Wirkung der vorhandenen Auftriebskräfte
zu verſtärken und damit eine Konjunkturbelebung raſcher herbei=
zuführen
, als es normalerweiſe der Fall wäre, mit anderen
Worten, um die Dauer des Uebergangsſtadiums der Wirtſchaft
zu einem Konjunkturaufſchwung abzukürzen. Trotzdem wird
das Wirtſchaftsbild vorerſt depreſſiven Charakter tragen, d. h.
durch ein zwar nicht mehr ſinkendes (vielleicht ſogar konjunkturell
leicht ſteigendes), aber doch tiefes Produktionsniveau bei zu=
nehmender
Entlaſtung der Kreditmärkte gekennzeichnet ſein.
Aus dieſer Feſtſtellung folgt, daß vor einer Ueberſchätzung
der günſtigen Faktoren gewarnt werden muß, zumal weltwirt=
ſchaftlich
geſehen, und das muß immer wieder betont werden,
wenn man die moderne Wirtſchaft als auf arbeitsteiliger Zu=
ſammenarbeit
ſelbſtändiger Wirtſchaftseinheiten, auf dem Aus=
tauſch
der in getrennter Arbeit erzeugten Güter und Leiſtungen
aufgebaut betrachtet, noch eine ganze Reihe von Hinderniſſen
für die Rückkehr normaler Verhältniſſe beſtehen. Mit dem
Lauſanner Abkommen über die Aufhebung der Reparationen,
das uns das vergangene Jahr gebracht hat, iſt zwar die Mög=
lichkeit
geſchaffen worden, dieſes größte Hindernis der wirt=
ſchaftlichen
Zuſammenarbeit in der Welt endgültig zu beſeitigen,
aber, worauf es ankommt, es muß aus der Wiederkehr des
internationalen Vertrauens die Konſequenz gezogen werden,
daß nun wirklich der internationale Güteraustauſch ſich beſſert
und damit eine ſteigende Gütererzeugung eintritt. In den
Mittelpunkt ihrer Betrachtungen an der Jahreswende 1932/33
ſtellt denn auch der wirtſchaftliche Rückblick, den die dem Reich
naheſtehende Reichs=Kredit=Geſellſchaft gibt, als Kernformel die
notwendige, Rückkehr zur arbeitsteiligen Zuſammenarbeit in
der Weltwirtſchaft. Volles Vertrauen wird ſich allerdings erſt
allmählich und nach harter Arbeit und Erprobung einſtellen
können. Beſtehen doch vorerſt noch alle die künſtlichen Hinder=
niſſe
fort, die in den letzten Jahren, unter dem Einfluß der
Panik, dem Austauſch der Waren, Kapitalien und Arbeitskräfte
von Land zu Land in den Weg gelegt worden ſind. Noch ſind
viele Länder von beträchtlichen, durch die Verſchlechterung der
Lebensbedingungen heraufbeſchworenen politiſchen und ſozialen
Spannungen erfüllt, noch lebt die Erinnerung an die vielen
Enttäuſchungen über die Ertragskraft mancher hochbewerteter
Unternehmungen und Anlagen, fehlt die Anpaſſung vieler kom=
merzieller
Verpflichtungen an die veränderten Erfüllungsmög=
lichkeiten
, denen ſich manche Schuldner gegenüberſehen, trägt
der Aufbau vieler Betriebe den veränderten Erlösmöglichkeiten
nicht in genügendem Umfange Rechnung. Nicht zum wenigſten
fehlt noch der Schutz vor ſtaatlichen Eingriffen in eindeutige,
freiwillig gegen vorangegangene Leiſtungen übernommene und
in zahlreichen Fällen ohne Not erfüllbare Verpflichtungen in
manchen Ländern auch vor Währungsentwertung und Wäh=
rungsſchwankungen
(ſiehe die Südafrikaniſche Union). Noch
immer drohen aus politiſchen Verträgen (Kriegsſchulden), aus
einſeitiger Verteilung von Laſten und Begünſtigungen, Pflichten
und Rechte, Spannungen zwiſchen einigen Völkern zu entſtehen.
Mit Recht wird daher in den bemerkenswerten Ausführungen
des Halbjahresberichtes der, Reichs=Kredit=Geſellſchaft betont,
daß es mithin nicht an Gründen fehle, die Unternehmungsluſt
vorerſt zu zügeln und nur eine allmähliche, von Rückſchlägen
unterbrochene Beſſerung im Güteraustauſch und damit der Be=
ſchäftigung
erhoffen zu laſſen. Andererſeits kann natürlich nicht
verkannt werden, daß es vielen Unternehmungen gelungen iſt,
ihre Erzeugungskoſten, ihren betrieblichen und finanziellen Auf=
bau
den veränderten Marktverhältniſſen anzupaſſen oder doch
frühere Mißverhältniſſe zu mildern. Ebenſowenig kann über=
ſehen
werden, daß die ſchwächeren Unternehmungen, insbeſondere
die ſchlecht geleiteten und überſchuldeten, zumeiſt ausgemerzt
ſind, daß von den überlebenden der größte Teil den Beweis
der Widerſtandsfähigkeit gegenüber den Schwankungen des
Wirtſchaftslebens aus eigener Kraft erbracht hat. Unter dem
Druck der Kriſe ſind ſchließlich die Kräfte der Selbſtkorrektur
und Selbſtheilung nicht erſtickt worden, und man kann unſeres
Erachtens das Ende der Kriſe gleichſetzen der Beendigung des
großen und tiefen Ausleſeprozeſſes, den ſie der deutſchen Wirt=
ſchaft
gebracht hat, die dadurch für die in Zukunft zu löſenden
ſchweren Aufgaben um ſo ſtärker gewappnet iſt.
Wie in Deutſchland iſt auch in den meiſten übrigen Ländern
ſeit Mitte 1932 ein grundſätzlicher Wandel der Konjunktur=
entwicklung
feſtzuſtellen. Der ſcharfe Abſchwung, in dem ſich
die Weltwirtſchaft noch gegen Jahresmitte befand, iſt faſt allent=
halben
in eine nur noch leicht abwärtsgerichtete Bewegung über=
gegangen
oder zum Stillſtand gekommen. Die großen Induſtrie=
länder
, die infolge ihrer überragenden Stelle im Rohſtoff=
verbrauch
und im Kreditſyſtem der Weltwirtſchaft die inter=
nationale
Konjunktur weitgehend beſtimmen, dürften das
Stadium der Wirtſchaftsſchrumpfung endgültig überwunden
haben und in eine Phaſe allmählicher Konſolidierung einge=
treten
ſein. Damit entſteht ſelbſtverſtändlich auch gegen die noch
vorhandenen Rückgangstendenzen in den wenigen Ländern, in
denen die Kriſe noch anhält oder ſich ſogar ſteigern könnte,
wachſender Widerſtand. Unter den Ländern, in denen die Wirt=
ſchaftsſchrumpfung
als mehr oder weniger abgeſchloſſen gelten
kann, ſtehen nach den Feſtſtellungen des Inſtituts für Kon=
junkturforſchung
die großen Induſtrieländer Großbritannien,
Deutſchland, Frankreich und die Vereinigten Staaten neben den
Niederlanden an erſter Stelle. In dieſen Ländern war der

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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 7. Januar 1933

Seite 2 Nr. 7

Konjunkturabſchwung in ſeinem letzten Stadium vor allem durch
den Deflationsdruck der internationalen Kreditkriſe voran=
getrieben
worden, während ſich der rein konjunkturelle Liqui=
dationsprozeß
ſchon im Verlauf des Jahre 1932 annähernd er=
ſchöpft
hatte. Mit der Ueberwindung der Kreditkriſe kam des=
halb
die Wirtſchaftsſchrumpfung in dieſen Ländern zum Still=
ſtand
. Beſonders in den angelſächſiſchen Ländern iſt die Kon=
ſolidierung
relativ weik fortgeſchritten. Aber auch in den meiſten
anderen europäiſchen Induſtrieländern iſt der Konjunktur=
abſchwung
bedeutend ſchwächer geworden oder ſogar ganz zum
Stillſtand gekommen, wie etwa in Norwegen, Schweden, und
Belgien, wo nur die Widerſtände, denen der Export dieſer
Länder neuerdings begegnet, es ungewiß erſcheinen laſſen, ob
die Wirtſchaftsſchrumpfung endgültig abgeſchloſſen iſt. In dem
Maße aber, in dem in den einzelnen Volkswirtſchaften der
Deflationsdruck ſchwindet und die Entwicklung in den großen
kapitaliſtiſchen Ländern die Vorausſetzungen für eine Auf=
lockerung
der internationalen Kreditbeziehungen ſchafft, werden
auch die heute noch im Abſchwung ſtehenden Länder (in erſter
Linie faſt alle oſt= und ſüdoſteuropäiſchen Agrarländer) in das
Stadium der Depreſſion eintreten, in dem ſich allmählich die
Kräfte, eines neuen Aufſchwunges entfalten können.
Man ſieht alſo, daß auch die wirtſchaftliche Lage in den
wichtigſten Ländern der Weltwirtſchaft die Berechtigung zu der
Feſtſtellung gibt, daß die Jahreswende 1932/33 wie in Deutſch=
land
die wirtſchaftliche Kriſenwende bedeutet. Die Voraus=
ſetzungen
für den ſo notwendigen Umbau der Weltwirtſchaft
als der Einheit der an ihr beteiligten Wirtſchaftseinheiten ſind
da, vor allem dadurch, daß auf den Geld= und Kapitalmärkten
aller Länder eine weitgehende Entſpannung durch die Auf=
hebung
der Reparationszahlungen eingetreten iſt. Es iſt wieder=
holt
an dieſer Stelle darauf hingewieſen worden, wie ſehr die
politiſchen Zahlungen zu der Entwicklung und Verſchärfung der
Weltwirtſchaftskriſe beigetragen haben. Wir ſind daher der
Auffaſſung, daß auch noch die zurzeit beſtehenden politiſchen
Zahlungen (Kriegsſchulden zwiſchen Europa und Amerika) be=
ſeitigt
bzw. konſolidiert werden müſſen, um die letzten politiſchen
Spannungen aufzuheben, die der wirtſchaftlichen Beſſerung im
Wege ſtehen. Die beteiligten Länder ſollten nicht mehr zögern,
die entſprechenden Schritte zu tun, je länger ſie es tun, um ſo
mehr halten ſie die Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage, für die,
wie geſagt, konjunkturell die Vorausſetzungen gegeben ſind, auf.
Eine Bereinigung der Verhältniſſe zwiſchen Gläubigern und
Schuldnern durch Anpaſſung der Schulden an die wirtſchaft=
liche
Lage der Schuldner würde nämlich am ſchnellſten dazu
führen, auch wenn die Gläubigerländer endlich ohne Umſtände
die Abzahlung der Schulden auf dem einzig möglichen Wege
durch vermehrte Warenabnahme zulaſſen, daß die Abſchließungs=
tendenzen
, die ſich im zweiten Halbjahr 1932 in der Weltwirt=
ſchaft
noch verſchärft haben, ſich abſchwächen und damit der Weg
zu dem normalen freien Güteraustauſch geebnet iſt. Wird
der Ausfuhrdruck, den die Schuldenzahlungen auf die Schuldner=
länder
ausüben, gemildert und hört der Zwang bei ihnen zu
verſtärkter Ausfuhr und verminderter Einfuhr auf, dann wer=
den
von ſelbſt die Zollerhöhungen, Kontingents= und anderen
Abſperrungsmaßnahmen überflüſſig, die zu der außerordent=
lichen
Schrumpfung des Welthandels und der Weltproduktion
geführt haben. Auch von Deutſchland wird man eine Ver=
zinſung
und Rückzahlung ſeiner ausländiſchen Schulden, nach=
dem
es ſeine Zahlungswilligkeit immer wieder bewieſen hat,
nur dann verlangen können, wenn ihm die Möglichkeit gegeben
wird, die dazu notwendigen Zahlungen durch verſtärkten Export
zu leiſten. In der Beſeitigung aller dieſer Störungsurſachen,
die nur bei allſeitigem ehrlichen Willen und gerechter Verteilung
der Verantwortung der einzelnen Länder geſchaffen werden
kann, liegt die große Aufgabe der Weltwirtſchaftskonferenz, die
zu einem ſo frühen Termin abgehalten werden ſollte, daß, wenn
ſie dieſe Aufgabe erfüllt, ihre Ergebniſſe zuſammen mit den
günſtigeren konjunkturellen Vorausſetzungen den bevorſtehenden
ſaiſonüblichen Frühjahrsantrieb in der Weltwirtſchaft und den
E. B.
einzelnen Wirtſchaften noch verſtärken können.

Eine neue Wirtſchaftstheorie, die Amerika und die ganze
Welt paradieſiſchen Zeiten entgegenführen ſoll, will das Mit=
glied
der Columbia=Univerſität, Howard Scott, erfunden haben.
Soweit er ſeine Pläne bereits bekannt gegeben hat, beſtehen
dieſe in der Einführung des vierſtündigen Arbeitstages und der
Vier=Tage=Woche. Mit einem ſolchen Syſtem glaubt Scott
wenigſtens in den Vereinigten Staaten jedem Bürger ſein eige=
nes
Haus, ſeinen eigenen Ford und ein jährliches Einkommen
von etwa 12000 Dollar garantieren zu können. Das Syſtem
nennt ſich Technokratie und iſt das neue Schlagwort gewor=
den
, mit dem jeder Amerikaner gegenwärtig ſeine Hoffnungen
nährt. Scott will unter Mitwirkung von hundert Sachverſtän=
digen
einen praktiſch durchführbaren Plan ausarbeiten. Auch
in Wallſtreet=Kreiſen findet man Leute, die die neue Lehre ernſt
nehmen.
* Die große Orgel der Nakur.
Von Dr. Emil Carthaus.
Die alten Sagen von untergegangenen Städten wie von Vi=
neta
, das an der Odermündung oder auf Uſedom zu ſuchen iſt,
von dem Eiland Oldenoog, das inmitten der Nordſee lag, von
Labolk und anderen verſunkenen Städten leben noch heute im
Volksmund fort. Wann dieſe Sagen entſtanden ſind, läßt ſich nicht
mehr ermitteln. Merkwürdig iſt aber, daß ſie alle von Kirchen=
glocken
erzählen, die auf dem Boden der See ruhen oder in der
Luft ſchweben und an gewiſſen Tagen zu läuten beginnen. Daß
es ſich hierbei um wirkliche Klänge handelt, kann nach den Be=
richten
von glaubwürdigen Perſonen kaum in Zweifel gezogen
werden.
Geheimnisvolle Naturklänge dieſer und anderer Art haben
ſchon ſeit den früheſten Zeiten und den verſchiedenſten Gegenden der
Welt Erſtaunen erregt und Sagen entſtehen laſſen. Schon in ſehr
früher Zeit zogen aus Hellas und Rom fromme Leute zur Mem=
nonſäule
bei Theben wie zu einem Heiligtum. Dieſes alte Stein=
denkmal
hatte im Jahre 27 v. Chr. durch ein Erdbeben klaffende
Riſſe bekommen und man vernahm ſeitdem oft zitternde, ſingende
Töne, die meiſt kurz nach Sonnenaufgang aus dem Innern der
Säule hervordrangen. Die Volksmeinung deutete dieſe als Mor=
gengrüße
, die Memnon, der bildſchöne, dem Schoß der Eos, der
Morgenröte, entſproſſene König der Aethiopier ſeiner Mutter
ſandte. In Wirklichkeit dürften die wunderſamen Klänge wohl
auf Luftwellen beruhen, die infolge der verſchiedenen Erwärmung
der Luft in den Riſſen des Steinkoloſſes und an ſeiner Außenſeite
beſonders nach dem erſten Aufprallen der heißen Sonnenſtrahlen
entſtehen und ſich als Klänge bemerkbar machen.
Leichter zu erklären iſt ein eigentümliches Heulen und Win=
ſeln
in den Lüften, das Schiffer zuweilen vernahmen, wenn ſie
nahe der arabiſchen oder afrikaniſchen Küſte die Meerenge durch=
fahren
, die das Rote Meer mit dem Indiſchen Ozean verbindet.
Bab el Mandeb, d. i. Tor der Seufzer oder des Wehklagens, haben
deshalb die Araber dieſe Meeresſtraße genannt. Sie zieht ſich
zwiſchen hohen Gebirgsmaſſiven hin und bildet nicht nur wegen
ihrer zahlreichen Klippen ein gefährliches Fahrwaſſer, ſondern
auch wegen der häufig in ihr aufkommenden heftigen Luftſtrö=
mungen
, die ſich in der Nähe der felſigen Küſte in heulenden
Tönen äußern.
Ein ähnliches Spiel treiben die Winde auch an einem kleinen
Hügel in der Nähe der auf hohem Felſen liegenden, märchenhaft
ſchönen Alhambra von Granada. El ultimo ſoſpiro de Moro
(der letzte Seufzer des Mauren), lebt in dieſen klagenden Lau=

Ernſt v. Borſig .

Berlin, 6. Januar.
Dr.=Ing. Geh. Kommerzien=
rat
Ernſt p. Borſig iſt heute
früh auf ſeinem Gut Groß=
Behnitz, 63 Jahre alt, an Herz=
ſchlag
verſchieden.
Geheimer Kommerzienrat
Dr.=Ing. e. h. Ernſt v. Borſig
iſt der ältere der beiden Brü=
der
, die bereits in der dritten
Generation eines der bedeu=
tendſten
Werke der deutſchen
Maſchineninduſtrie und der
oberſchleſiſchen Schwerinduſtrie
leiteten. Urſprünglich drei
Brüder, die von dem Vater,
dem Geheimen Kommerzienrat
Albert Borſig, die Werke über=
nommen
hatten, verunglückte
der älteſte Bruder Arnhold
im Jahre 1894 bei einem
Ernſt v. Borſig
Grubenunglück. Ernſt ſowohl
wie ſein jüngerer Bruder
Konrad haben in der deutſchen Induſtrie ſtets eine führende
Rolle geſpielt. Die Bedeutung Ernſt von Borſigs für die
deutſche Induſtrie liegt vielleicht noch mehr auf ſozialpolitiſchem,
als auf wirtſchaftlichem Gebiet. Er war bis vor kurzem, als
auch die Borſigwerke ein Opfer der ſchwerſten Kriſe, die Deutſch=
land
je erlebt hat, wurden, Vorſitzender der Vereinigung der
Deutſchen Arbeitgeberverbände und des Geſamtvorſtandes deut=
ſcher
Metallinduſtrieller. In ſeiner Tätigkeit als Mitglied des
Vorſtandes und des Präſidiums des Reichsverbandes der deui=
ſchen
Induſtrie und Mitglied des Reichswirtſchaftsrates be=
kannte
er ſich von jeher zu dem Gedanken der Arbeitsgemein=
ſchaft
zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.

* Wenige Tage nach dem Tode Cunos kommt die Botſchaft,
daß auch Ernſt von Borſig nicht mehr unter den Lebenden weilt.
Mit ihm iſt ein bewährter Wirtſchaftsführer dahingegangen, der
an der Spitze eines Unternehmens ſtand, das bald auf ſein hun=
dertjähriges
Beſtehen zurückblicken kann. Die Fabrik Borſig gehört
zu den alteingeſeſſenen Berliner Unternehmungen. Sie hat ſich
im Laufe der Jahrzehnte zu einem Rieſenbetrieb ausgewachſen
und zur Gründung eines ganzen Stadtviertels geführt. Krieg,
Inflation und Wirtſchaftskriſe haben auch den Borſigwerken einen
ungeheuren Stoß verſetzt. Ende 1931 mußte die Borſig=G.m.b.H. in
Berlin=Tegel ihre Zahlungen einſtellen und einen Vergleich reit
ihren Gläubigern anſtreben. Die Zahlungseinſtellung der Borſig=
werke
hat damals in der ganzen Welt ſenſationelles Aufſehen er=
regt
, als Ausdruck der deutſchen Wirtſchaftskriſe. Im Laufe der
Zeit gelang es allerdings, die Schwierigkeiten zu überwinden und
den Betrieb, wenn auch in verkleinertem Umfang wieder weiter=
zuführen
. Ernſt v. Borſig ſah ſich damals genötigt, von ſeinen
führenden Poſten in den wirtſchaftlichen Verbänden zurückzutre=
ten
. Er hat den Schlag der Zahlungseinſtellung nicht verwinden
können, und man darf annehmen, daß ſein Tod im beſten Mannes=
alter
mit auf die Aufregungen zurückzuführen iſt, die ihm die Zah=
lungseinſtellung
ſeines Unternehmens brachte.

* Berlin, 6. Januar. (Priv.=Tel.)
In einer eineinhalbſtündigen Unterhaltung haben ſich am
Freitag der preußiſche Miniſterpräſident Otto Braun und der
Reichskanzler als Preußenkommiſſar unterhalten. Herr v. Schlei=
cher
hat ſich im weſentlichen die Klagen Otto Brauns angehört,
die ſich aus der Gewaltenteilung auf Grund des Leipziger Urteils
zwiſchen der preußiſchen und der kommiſſariſchen Regierung er=
geben
haben. In erſter Linie drehte es ſich um die Etatberatung.
Der Preußenlandtag wird am 17. Januar wieder zuſammen=
treten
und ſehr baid verlangen, daß der Haushalt entſprechend
dem Geſetz vorgelegt wird. Nach dem Leipziger Urteil iſt aber
lediglich die Staatsregierung berechtigt, mit dem Landtag zu ver=
handeln
. Die Staatsregierung hat auf die Aufſtellung des Etats
keinen Einfluß, während die Kommiſſariatsregierung ihren Etat
nicht vor dem Landtag vertreten kann. So könnte es kommen,
daß die Braun=Regierung den Etat dem Landtag vorlegt mit dem
Kommentar, der Landtag möge ihn ablehnen, da ſie nichts mit
dem Etat zu tun habe und ihr die Unterlagen unbekannt ſeien.
Das iſt eine Folge des Leipziger Urteils. Der Reichskanzler bat
Herrn Braun eine neue Unterredung zugeſagt. Vermutlich will
er erſt dem Reichspräſidenten Bericht erſtatten und dann im Kabi=
nett
ſehen, wie weiter taktiert werden ſoll.

ten des Windes nach der Volksmeinung fort. Von jenem Hügel
aus ſoll der Maurenfürſt Boabdil, als die Araber durch König
Ferdinand 1492 aus Spanien vertrieben wurden, zum letztenmal
nach ſeiner prächtigen Reſidenz hinaufgeſchaut und dabei einen
ſo tiefen Seufzer ausgeſtoßen haben, daß er im Geſäuſel der Winde
geheimnisvoll nachhallt. Und wirklich vernimmt man zuweilen,
hald lauter, bald leiſer, auf jenem Hügel im Winde zitternde
Klagelaute, die ſich anhören wie Seufzen um verlorenes Glück.
Bis in unſere Zeit haben geheimnisvolle Naturklänge in
Deutſchland zu der im germaniſchen Heidentum wurzelnden Sage
von der wilden Jagd geführt. Danach fährt Wotan in gewiſſen
Frühlings= und Herbſtnächten, vor allem in den Zwölften nach
der Winterſonnenwende, alſo in der Weihnachtszeit, mit dem
wütenden Heer oder der wilden Jagd unter Getöſe durch die
Lüfte, begleitet von Eulen und Raben. Man hat dieſes Ziehen
des Wodan, wie man dieſen geiſterhaften Zug in Weſtfalen zu
nennen pflegte, in neuerer Zeit als Ausgeburt der Phantaſie hin=
zuſtellen
verſucht. Einige Leute, die ſich viel und auch zu nächt=
licher
Zeit in den Gebirgswäldern am Rande der norddeutſchen
Tiefebene aufgehalten haben, wiſſen aber von einem höchſt merk=
würdigen
meteorologiſchen Vorgang zu berichten, deſſen plötzliches
Eintreten und ſchnelles Vorübergehen mit ſeinen Begleiterſchei=
nungen
Hunde und Pferde in der Dunkelheit heftig erſchrecken
läßt. In völliger Ruhe liegt der Wald. Da fangen mit einem
Male heftige Windſtöße an, das Gezweig der Bäume in einer ab=
gegrenzten
Zone ſo ſtark zu ſchütteln, daß die Tiere aus dem
Schlaf aufgeſcheucht und Raben und Eulen ſchreckhafte Schreie aus=
ſtoßen
. In wenigen Minuten iſt der Spuk vorüber und der Wald
liegt wieder in tiefem Frieden da. Wie der Phyſiker Benzenberg
ſchon vor hundert Jahren ſchrieb, iſt dieſes unheimliche Phänomen
auf eine iſolierte Windmaſſe zurückzuführen, die die Luft durch=
zieht
und ſich durch ein hohlklingendes, klapperndes Getöſe von
gewöhnlichem Winde unterſcheidet. Meteorologiſch bezeichnet man
eine ſolche als Fallböe, wie ſie noch jüngſt als Urſache des Ken=
terns
unſeres deutſchen Schulſchiffes Niobe genannt wurde.
Staunenerregende Klänge rufen einige Arten von Sand bei
anhaltender Trockenheit hervor, wenn ſie unter dem Fuß des Men=
ſchen
oder ſonſtwie bewegt werden. Die Geräuſche oder Töne ſind
ſehr verſchieden und erinnern in einigen Gegenden an Glocken, in
anderen an Trommeln und Waffengeklirr. So erzählte man in
China ſchon vor mehr als tauſend Jahren von derartigen geheim=
nisvollen
Tönen in der Wüſte Gobi, und Marco Polo berichtet
ſchon im 13. Jahrhundert umſtändlich von den Neckereien böſer
Geiſter, die die bei der Stadt Lob beginnende chineſiſche Wüſte mit
Muſik oder Waffengeklirr erfüllen. Auch wird verſchiedentlich in
den Märchen von 1001 Nacht auf dieſe geheimnisvollen Klänge
inmitten der Wüſte hingeſpielt. Näheres über Eigenart und Ent=
ſtehung
derſelben erfuhr man erſt im vorigen Jahrhundert durch

Nach Ablauf des Burgfriedens.
Die blutigen Zuſammenſköße nehmen ihren Borkgang
In der vergangenen Nacht fand in Hamburg, im Stadtteil
Hamm, zwiſchen Kommuniſten und Nationalſozialiſten eine
Schlägerei ſtatt, bei der auch Schüſſe abgegeben wurden. Zwei
Ordnungspolizeibeamte, die ſich auf dem Heimwege befanden,
wurden ebenfalls angegriffen. Als auch auf ſie geſchoſſen wurde,
machten die Beamten ihrerſeits von der Schußwaffe Gebrauch.
Darauf ergriffen alle an der Schlägerei Beteiligten die Flucht.
Ob durch die Schüſſe jemand verletzt worden iſt, ſteht noch nicht
feſt. Auf der Straße wurde eine Piſtole gefunden. Bald dar=
auf
wurde in der Nähe ein Trupp Nationalſozialiſten von der
Ordnungspolizei angehalten und nach Waffen durchſucht. Bei
einem der Nationalſozialiſten wurde ein geladener Trommel=
revolver
und bei einem anderen eine Schreckſchußpiſtole gefunden
und beſchlagnahmt. Ein dritter Nationalſozialiſt führte eine
Hiebwaffe bei ſich. Alle drei wurden feſtgenommen. Eine
kriminalpolizeiliche Unterſuchung iſt im Gange.
In der Nacht zum Freitag kam es ink Erfurt=Nord zu
ſchweren politiſchen Zuſammenſtößen. Als ein Zug uniformierter
Nationalſozialiſten von einer Verſammlung zurückkehrte, ſam=
melten
ſich, nach polizeilichen Feſtſtellungen, etwa 2000 Kom=
muniſten
an, die die Nationalſozialiſten mit Schmährufen und
einem Steinhagel empfingen und auch die den Zug begleiten=
den
Polizeibeamten mit Steinen bewarfen, wobei es mehrere
Verletzte gab. Die Polizei ging mit dem Gummiknüppel vor
und konnte die Menge auseinandertreiben. Nachdem ſich der
nationalſozialiſtiſche Zug aufgelöſt hatte, kam es erneut zu
blutigen Zuſammenſtößen. Dabei wurde ein Nationalſozialiſt
von Kommuniſten durch Meſſerſtiche ſchwer verletzt. Die Polizei
nahm eine Anzahl der KPD. angehörende Perſonen feſt, die
dem Schnellrichter zugeführt wurden.
Milikäriſche Neuorganiſakion
an der franzöſiſchen Offgrenze.
Weſenkliche Verſtärkung der Garniſonen.
Die Befeſtigungen der franzöſiſchen Oſtgrenze werden mit dem
1. April eine große Reihe militäriſcher Neuorganiſationen in den
Garniſonen der öſtlichen Provinzen nach ſich ziehen. Der Kriegs=
miniſter
iſt ermächtigt worden, alle ihm nützlich erſcheinenden
Maßnahmen zu treffen, um die Sicherheit der Oſtgrenze zu garan=
tieren
. Man wird in erſter Linie dazu übergehen, die Garniſonen
der Oſtprovinzen weſentlich zu verſtärken, um die Einheiten zu
erhalten, die ihre dauernden Stellungen im Feſtungsgürtel ein=
nehmen
müſſen. Acht Infanterie=Regimenter ſollen zukünftig auf
ſechs Bataillone verſtärkt werden, während vier andere je vier
Bataillone erhalten ſollen. Die fahrbare Artillerie im Befeſti=
gungsgebiet
ſoll je Regiment in Zukunft ſechs bis ſieben Batterien
erhalten, während die Flugzeug=Abwehrartillerie ſogar von ſechs
bis auf zwölf Batterien verſtärkt werden ſoll.
Außerdem wird eine ganze Reihe Garniſonsveränderungen vor=
genommen
. Sowerden die Jäger z. F. ihre Garniſon in Schlettſtadt
verlaſſen, um nach Gerardmer verlegt zu werden. Das 170. In=
fanterie
=Regiment wird auf vier Bataillone verſtärkt werden, von
denen zwei in Remiremont und zwei andere in Schlettſtadt Gar=
niſon
beziehen ſollen. Das 23. Infanterie=Regiment wird eben=
falls
auf vier Bataillone verſtärkt werden, von denen zwei in
Hagenau, eins in Weißenburg und eins in Mutzig ſtationiert
werden ſollen. Das 158. Infanterie=Regiment in Straßburg wird
von drei auf vier Bataillone verſtärkt. Das 153. Infanterie=
Regiment wird auf fünf Bataillone verſtärkt, von denen vier in
Bitche=Ville, in der Nähe der Befeſtigungen und eins im Militär=
lager
von Bitche garniſoniert werden ſollen. Das 168. Infanterie=
Regiment, das ſich augenblicklich aus zwei Bataillonen zuſammen=
ſetzt
und in Diedenhofen und Longyon liegt, wird ebenfalls auf
vier Bataillone verſtärkt werden. Das 146. Infanterie=Regiment
in Metz ſoll von drei auf ſechs Bataillone verſtärkt werden. Die
neue Verteilung der Truppen würde der Schaffung von ſogenann=
ten
Befeſtigungsregionen gleichkommen, von denen jede einzelne
durch einen Diviſionsgeneral kommandiert wird, der unter ſeinem
Befehl Artillerie, Infanterie und Pioniere vereinigt.
Tilman Roos kommender füdafrikaniſcher Miniſter=
präſidenk
?
EP. Kapſtadt, 6. Januar.
General Smuts hatte eine längere Unterredung mit dem
Oppoſitionsführer Tilman Roos. Man nimmt an, daß die bei=
den
Politiker ſich dahin verſtändigt haben, daß im Falle eines
Sieges der Oppoſition Roos die Miniſterpräſidentſchaft über=
nehmen
wird.

naturwiſſenſchaftlich gebildete Forſchungsreiſende, die die Sinai=
halbinſel
bereiſten. Bei der Ortſchaft Thor am Roten Meer lehnt
ſich nämlich ein hoher Sandſteinkegel an das Gebirge mit altgrie=
chiſchen
, arabiſchen und koptiſchen Inſchriften, die von einem dort
in der Nähe gelegenen, wegen der Gottloſigkeit der Mönche in die
Erde verſunkenen Kloſter am Dſchebel Nagus oder Glockenberg
reden. Zuweilen vernimmt man nun, anſcheinend aus dem In=
nern
des Glockenbergs, laute Töne, aus denen die gläubigen Mos=
lems
das Läuten der Glocken des vermaledeiten Kloſters hören
wollten, um ſo mehr, weil die Kamele als rechtgläubige, fromme
Tiere, darüber in Angſt geraten und am ganzen Leibe zittern.
Das ſoll zeitweiſe ſo ſtark ſein, daß der Boden unter ihren Füßen
erhebt. Der deutſche Naturforſcher Seetzen erkannte 1811 zuerſt
in dem durch die Tritte der den Berg beſteigenden Perſonen ins
Rutſchen geratenen und dann vom Wind weitergetriebenen Sand
den Erreger der ſeltſamen Klänge, die zuweilen mehr in Orgel=
töne
oder ein tiefes Brummen übergehen. Nicht unpaſſend ver=
glich
Seetzen die in Bewegung geſetzte Sandmaſſe in ihrer Reibung
mit der den Erdboden bedeckenden, ruhenden Sandſchicht, mit der
eines über die Saiten eines Muſikinſtrumentes ſtreichenden Fie=
delbogens
. Die Profeſſoren Bolton und Julien, die 1889 ein=
gehende
Unterſuchungen am Dſchebel Nagus und einem anderen
auf der Sinaihalbinſel im Wadi Werdam gelegenen Glockenberg
anſtellten, kamen dann zu dem Ergebnis, daß man dort Glocken=
berge
oder klingende Dünen zu ſuchen hat, wo der Sand beſonders
rein und grobkörnig iſt, aus ziemlich gleichmäßigen Quarzkörnern
von 1,5 bis 3,0 Millimeter Durchmeſſer beſteht, außerdem aber ge=
wiſſe
Trockenheitsverhältniſſe im Erdboden vorliegen.
An den Dünen der Nord= und Oſtſee (Vineta, Labolk) tritt
deshalb dieſes Tönen des Sandes viel ſeltener und ſchwächer ein
als in dem trockenen Klima der Wüſten und Steppen. Darwin
wurde in Chile auf einen im Tal von Copiapo gelegenen Glocken=
berg
aufmerkſam gemacht, der den bezeichnenden Namen El Bra=
mador
, d. i. Brummer oder Brüller, führt und das, was der
deutſche Afrikareiſende Lenz an den tönenden Sanddünen von
Igidi in der Wüſte Sahara 1879 zu hören bekam, erinnert lebhaft
an die neckiſchen Geiſterſtimmen in der Wüſte Gobi nach dem
Bericht von Marco Polo.
Andere Naturklänge übergehend, möchte ich hier nur noch
einige Worte über flötende Wälder in Nubien und der Oaſe
Senaar im Sudan ſagen. Dieſe Wälder beſtehen der Hauptſache
nach aus einer Haushöhe erreichenden knorrigen Akazienart ( Aca=
cia
fiſtula), die bei den Eingeborenen den Namen Schofar= oder
Trompetenbaum führt. Die Rinde desſelben iſt über und über
bedeckt mit kugeligen, hohlen Anſchwellungen, die durchlocht und
durch ein Inſekt hervorgerufen ſind, das unter ſie ſeine Eier legt.
Bläſt der Wind in dieſe kleinen Hohlkugeln, gibt der Wald ein
Flötenkonzert eigener Art.

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Samstag, 7. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 7 Seite 3

Chineſiſche Prokeſtnoke an Japan.
TU. Nanking, 6. Januar.
Die chineſiſche Regierung hat dem japaniſchen Geſandten in
Nanking, anläßlich des Zwiſchenfalles von Schanhaikwan eine
Proteſtnote überſandt. Darin werden
1. die ſofortige Zurückziehung der japaniſchen Truppen von
Schanhaikwan,
verantwortlichen japaniſchen Offiziere und Mannſchaften,
3. Garantien, daß derartige Zwiſchenfälle nicht mehr vor=
kommen
, gefordert,
4. die chineſiſche Regierung behält ſich das Recht vor, Schaden=
erſatz
zu fordern.
Die chineſiſche Regierung beſchuldigt die Japaner, ihre eigenen
Gebäude in Brand geſetzt und damit den Zwiſchenfall abſichtlich
hervorgerufen zu haben.
3000 Zivilperſonen in Schanhaikwan gekökek.
Nach chineſiſchen Meldungen ſind bei den Kämpfen in Schan=
haikwan
3000 chineſiſche Zivilperſonen getötet worden, 100 000 Per=
ſonen
ſollen nach Süden geflohen ſein.
NokenzumZwifchenfallvonschanhaikwan
Während man ſich auf chineſiſcher Seite nach wie vor ſehr
reſerviert zeigt und dabei Zweifel an der Wirkſamkeit eines neuen
Schrittes beim Völkerbund durchblicken läßt, veröffentlicht das
Völkerbundsſekretariat heute eine neue Note der japani= ſeines Amtsvorgängers Coolidge teilnehmen werde. Das Begräb=
ſchen
Delegation, welche erneut alle Verantwortung für die
Ereigniſſe um Schanhaikwan den Chineſen zuſchiebt. Die japa= und Marine iſt 30tägige Trauer angeordnet. Die amerikaniſchen
und, obwohl nach dieſem Angriff zwiſchen Chineſen und Japanern
zunächſt ein Abkommen getroffen worden ſei, das die Unterbrin=
gung
japaniſcher Truppen im japaniſchen Viertel von Schan=
haikwan
vorſah, ſeien kurz darauf die japaniſchen Soldaten bei
ihrem dem Abkommen entſprechenden Vorrücken in Schanhaikwan tag erhielt: Meine Arbeit iſt getan.
von den Chineſen beſchoſſen worden. Zu ihrer Verteidigung gegen
dieſen Angriff hätten die Japaner dann Schanhaikwan eingenom=
men
. Demnach ſei der Zwiſchenfall von Schanhaikwan eine Folge. Uhr Ortszeit im Auto nach Plymouth (Vermont) überführt und
chineſiſcher Provokation und ſtehe in engſtem Zuſammenhang mit
der Verſchärfung der Lage, wie ſie durch die chineſiſche Truppen=
konzentration
in der Provinz Jehol geſchaffen worden ſei.
Als Antwort auf die verſchiedenen japaniſchen Darſtellungen
der Vorfälle von Schanhaikwan hat jetzt die chineſiſche Dele=
gation
dem Völkerbund eine in einer mehrſeitigen Note be=
ſtehende
, ſehr ausführliche Schilderung der letzten Ereigniſſe über=
mittelt
, aus der hervorgeht, daß die japaniſchen Truppen in
Schanhaikwan am 1. Januar zunächſt das Tor des Hauptquartiers
ihrer eigenen Gendarmerie geſprengt und dann zahlreiche Bomben
in die Umgegend geworfen hätten. Auf eine chineſiſche Anfrage
habe der japaniſche Oberkommandierende ſodann zunächſt erklärt, höhung der Einkommenſteuer und die Durchführung einer Bier=
eigentlich
handele. Bald darauf habe er aber ein Ultimatum ge= beſondere Sitzungsperiode im Laufe des Sommers erübrigen.
kerung die ſofortige Räumung Schanhaikwans von den Ziviliſten
ſowie den Abzug der chineſiſchen Truppen von der Südmauer der kommenden Bierſteuer ſolche von 137 Millionen Dollar.
Stadt verlangte. Nach Ablehnung dieſes Ultimatums habe der
Angriff begonnen. Der ſpäter geäußerte japaniſche Vorſchlag, Ver=
handlungen
zur friedlichen Regelung des Falles zu führen, habe
immer nach chineſiſcher Darſtellung nur den Zweck gehabt,
Zeit zu gewinnen, und die Ankunft japaniſcher Verſtärkungen
abzuwarten. Nachdem die japaniſchen Verſtärkungen auf zwei
ſchließt die chineſiſche Note, zahlreiche chineſiſche Zivilperſonen diſchen Generäle haben mit ihren Truppen die Grenze von Nica=
verletzt
.
Bezeichnend für die Kriegsführung der chineſiſchen Frei=
ſcharen
in der Mandſchurei iſt die Zuſammenſetzung der von
den Japanern in Pogranitſchnaja gemachten Beute. Nach den
hier vorliegenden Meldungen ſind den Japanern nämlich außer
vier Gebirgsgeſchützen, zwei Haubitzen, 3000 Gewehren und
Maſchinengewehren auch 2000 Speere in die Hände gefallen. Zeitungsverkaufs in einigen Städten ausgeſprochen, da dieſes
Uebrigens iſt die Linie von Mandſchuli nach Pogranitſchnaja Syſtem eine Gefahr für die geiſtige Miſſion und die politiſche
für den Verkehr wieder freigegeben.

* Bruckners Dritte Sinfonie in 2-Moll.
Zur Aufführung durch das Heſſ. Landestheaterorcheſter
am Montag. 9. Januar 1933.
Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt ſetzt die durch Michael Balling
traditionell gewordene Brucknerpflege in den Konzerten des Lan=
destheaters
fort. Die Aufführung am kommenden Montag hat
inſofern einen beſonderen Sinn, als ſie das Wagnerjahr auforiginelle
Art einleitet; denn die dritte Symphonie Anton Bruckners iſt be=
kanntlich
Richard Wagner geweiht. Meiſter Richard Wagner in
tiefſter Ehrfurcht gewidmet. Ehe Bruckner dieſe Worte in die
Partitur eintragen konnte, war ein heiteres Intermezzo voraus=
gegangen
. Im Jahre 1873 weilte Bruckner in Bayreuth, um dem
Meiſter ſeine Zweite und Dritte zur Auswahl vorzulegen. Wagner
ſah beide Werke durch und entſchied ſich für die dritte Symphonie.
deren Eingangsthema der Trompete es ihm beſonders angetan
hatte. Die Annahme der Widmung wurde im Atelier des Bild=
hauers
Kietz, der gerade eine Büſte, der Frau Coſima ſchuf. ge=
ſeiert
. Zu ausgiebig offenbar, denn Bruckner hatte am anderen
Morgen vergeſſen, welche Symphonie der Meiſter gewählt hatte.
Da er ſich nicht getraute. Wagner nochmals zu fragen, ſo hinter=
legte
er bei Kietz einen Zettel mit den Worten: Iſt es die, wo
die Trompete das Thema hat? Wagner ſchrieb darunter: Ja,
ja. Herzlichen Gruß Richard Wagner. Die Dritte Symphonie iſt
1873/74 entſtanden und wurde 1889 gekürzt und umgearbeitet.
Die Uraufführung fand am 16. Dezember 1877 in einem Wiener
Geſellſchaftskonzert unter Leitung des Komponiſten ſtatt Bruckner
war ihr wohl kein guter Interpret, denn nach den einzelnen Sätzen
verließ das Publikum ſcharenweiſe den Saal, ſo daß der Meiſter
ſchließlich verzweifelt ſeine Partitur unter den Arm nahm und
den Saal verließ. Da ſprach ihn ein Herr, der Verleger Rättig.
an und bat ſich aus, das Werk, das ihm einen großen Eindruck
gemacht habe, verlegen zu dürfen: der einzige Lichtblick dieſes ver=
unglückten
Abends für den armen Meiſter! Heute iſt die dritte
Symphonie mit der Vierten und Siebenten Bruckners verbrei=
tetſtes
Werk Einige erläuternde Bemerkungen über die The=
matik
des Werkes ſeien geſtattet. Die Symphonie beginnt mit
jener, von zarten Streicherfiguren umſpielten kecken Trompeten=
fanfare
, die einſt Richard Wagner entzückt hatte. Ein ſtraffes ab=
ſteigendes
Motiv leitet zu dem herrlichen Geſangsthema in U=Dur
über, das ſich in edlem Gefühlsüberſchwang ſteigert. Ein Zwi=
ſchenſätzchen
, ein feierliches Myſterioſo, führt zum erſten Thema
zurück, das ſich nach vielfachen Wandlungen und Umkehrungen zu=
letzt
in herriſcher Pracht auslebt. Der zweite Satz, ein Adagio,
beginnt mit einem choralartigen Thema von ergreifender Innig=
keit
. Es folgt eine breite Kantilene der Bratſchen im Andante zu
begleitenden Holzbläſerfiguren. Das dritte Thema trägt wieder
choralartigen Charakter. Alle dieſe Themen werden reich variiert
und ſchwungvoll durchgeführt Der dritte Satz iſt eines der
ſchönſten Brucknerſchen Scherzi. Wuchtige Tanzrhythmen werden
bald von lieblich wiegenden Weiſen abgelöſt. Das Trio iſt ein
Ländler von bezaubernder Grazie. Der vierte Satz bringt im
ſteren Wechſel ein feierliches Choralthema und eine heitere Tanz=
weiſe
. Dieſer eigenartige Satz hat eine merkwürdige Vorgeſchichte.

Japan bedroht Provinz Zehol.
Deukliche Sprache in Tokio.
FU. Tokio, 6. Januar.
Das japaniſche Kabinett billigte am Freitag einſtimmig die
Haltung der japaniſchen Militärbehörden in Schanhaikwan.
Das Kabinett nahm den Vorſchlag des Außenminiſters an, wo=
nach
die Verhandlungen zur Beilegung des Falles Schan=
haikwans
nicht vom japaniſchen Außenminiſterium unmittelbar,
ſondern von den örtlichen japaniſchen Vertretungen in Tientſin
2. die kriegsgerichtliche Beſtrafung der für die Zwiſchenfälle oder Peking geführt werden ſollen. Sollte die chineſiſche Regie=
rung
den örtlichen Charakter des Falles Schanhaikwans nicht
anerkennen, ſo dürfte die japaniſche Regierung den chineſiſchen
Behörden keine neuen Vorſchläge unterbreiten, ſondern den
japaniſchen Militärbehörden Handlungsfrei=
heit
geben.
Das japaniſche Kriegsminiſterium teilt mit, daß trotz der
von amtlicher japaniſcher Seite an Tſchanghſueliang ergangenen
Warnungen das japaniſche Oberkommando jetzt neue Mel=
dungen
vorliegen habe, wonach Tſchanghſueliang im Einver=
ſtändnis
mit General Feng weitere chineſiſche Truppen zu=
ſammenziehen
wolle. Angeſichts dieſer chineſiſchen Truppen=
zuſammenziehungen
müſſe die geſamte militäriſche
Lage in der Provinz Jehol als ſehr ernſt an=
geſehen
werden. Den in Jehol anſäſſigen
Japanern iſt nahegelegt worden, die Provinz
zu verlaſſen.
Ur. Genf, 6. Januar. Armee- 1. Marine-Frauet far Bbohtegr
TU. Waſhington, 6. Januar.
Präſident Hoover gab bekannt, daß er an dem Begräbnis
nis werde mit allen militäriſchen Ehren erfolgen. Für Armee
niſche Polizei ſei von chineſiſchen Truppen angegriffen worden. Garniſonen werden am Tage der Beiſetzung beim Wecken 13 Ka=
nonenſchüſſe
abgeben, anſchließend bis zum Zapfenſtreich alle halbe
Stunde einen Schuß.
Wie eine Todesahnung mutet eine Bemerkung Coolidges in
einem Briefe an, den ſein früherer Privatſekretär am Donners=
Die Leiche des früheren Präſidenten Coolidge wird nach Ein=
ſegnung
in der Edwards Kongregationskirche am Samstag 10.30
wird dort um 15 Uhr beigeſetzt.
Der deutſche Botſchafter von Prittwitz hat dem
Staatsdepartement das Beileid des Reichspräſidenten und der
Reichsregierung ausgeſprochen. Das Weiße Haus hat bis Ende
Februar alle offiziellen Empfänge abgeſagt.
Bierſteuer und Einkommenſtenererhöhung in USA.
EP. New York, 6. Januar.
Gouverneur Rooſevelt hatte eine Konferenz mit den haupt=
ſächlichen
Führern der Demokratiſchen Partei. Es wurde be=
ſchloſſen
, noch während der jetzigen Kongreßtagung die Er=
er
wiſſe ſelbſt nicht genau, um was es ſich bei dieſen Zwiſchenfällen ſteuer=Bill zu verlangen. Falls dies gelingt, würde ſich eine
ſtellt, das zur Vermeidung jeglicher Gefährdung der Zivilbevöl= Von der Erhöhung der Einkommenſteuer erwartet man Mehr=
einnahmen
im Betrage von 300 Millionen Dollar, von der
Der Bürgerkrieg in Honduras beendel.
TU. Mexiko=Stadt, 6. Januar
Der Bürgerkrieg in Honduras geht ſeinem Ende entgegen.
Zerſtörern eingetroffen ſeien, habe der Kampf ſeinen Höhepunkt Die Regierungstruppen haben die Streitkräfte der Aufſtändiſchen
erreicht. Die Japaner hätten durch ihre Militärflugzeuge, ſo auf der ganzen Linie entſcheidend geſchlagen. Die drei aufſtän=
ragua
überſchritten und ſind dort entwaffnet worden.
Die Beuke der Japaner: Haubihen und Speete. Gegen die Monopoliſierung des Zeilungsverkaufs
in Ikalien.
EP. Rom, 6. Januar.
Nach dem Verlegerverein hat ſich nun auch der fasciſtiſche
Preſſeverein gegen die Beſtrebungen der Monopoliſierung des
Aufgabe der Preſſe darſtellen würde.

Bruckner war auf einem Spaziergang an einem Friedhof vorbei=
gekommen
, wobei ihn ernſte Gedanken über den Tod beſchäftigten.
Als er wenige Minuten ſpäter am Stadteingange ein Wirtshaus
beſuchte, wurde hier fröhlich getanzt. Dieſem Erleben des Neben=
einander
von Tod und Leben verlieh Bruckner tönenden Aus=
druck
. Der Satz, gleichſam ein Spiel von Werden und Vergehen.
endet mit dem Hauptthema der Symphonie. Durch ſchmetternde
Fanfaren eingeleitet, ſchwingt es ſich feierlich und ſieghaft auf
und verleiht dem ganzen Werk einen das Leben bejahenden Ab=
ſchluß
. Die dritte Symphonie iſt, wie ſchon erwähnt. 1889 um=
gearbeitet
und von den Wiener Philharmonikern am 21. Dezember
1890 zuerſt aufgeführt worden. In einem in meinem Beſitz be=
findlichen
Brief Bruckners an Hans von Wolzogen berichtet der
Meiſter am 31. 12. 1890 über die Aufführung und gedenkt in rüh=
rend
beſcheidenen Worten jenes Großen, dem das Werk gewidmet
iſt, wie folgt: Nur eins hat gefehlt der unſagbare Große,
der in ſeiner Liebenswürdigkeit und Herablaſſung gegen mich die
mich ſo auszeichnende Widmung angenommen hat. Und hätte.
dieſer Große geſagt: Nun Bruckner ich bin zufrieden Ach! welch
ein Glück! Da möchte ich weinen! Der Wille des Ewigen geſchehe.
Bitte ihrer Gnaden Frau Coſima dies einmal zu erzählen, der ich
die Hand küſſe. In größter Verehrung Anton Bruckner.
W. Kleinſchmidt.

Araufführung in Skuktgark.
Curt Götz, der bekannte Berliner Luſtſpielautor und Dar=
ſteller
, iſt mit ſeinem Enſemble nach Stuttgart gekommen, um ſein
neueſtes Werk Dr. med. Hiob Prätorius am Württem=
bergiſchen
Landestheater uraufzuführen. Die Erwartung eines
uneingeſchränkten Erfolges iſt ihm dabei nicht ganz in Erfüllung
gegangen die unſere, hinſichtlich des Stückes, leider auch nicht.
Gewiß dieſer Dr. Prätorius iſt ein ganzer Kerl, er wirkt ſo wie
ihn Götz vor uns hinſtellt, als Figur wie als darſtelleriſche Leiſtung
gleich erfreulich. Um ſo unverſtändlicher bleiben die verſchiedenen
Entgleiſungen, die ihm zugemutet werden. Wie iſt das beiſpiels=
weiſe
mit der Rede, die Curt Götz dem Publikum und Profeſſor
Prätorius ſeinen jungen Hörern hält? Sie hat Pointen aber
keine Pointe. Sie iſt ſowohl eine akademiſche, als eine drama=
turgiſche
Unmöglichkeit. Schade denn wie man den Fall Prä=
torius
anſonſten gut in einigen Bildern erzählt, das hat uns der
Autor ſehr er=götz=lich gezeigt. Er benützt das alte, aber wirkſame
Mittel, mit dem Ende anzufangen, und er läßt zunächſt einmal
ſeine Zuhörer darüber im unklaren, wer eigentlich an dem myſte=
riöſen
Autounfall des Prof. Prätorius und ſeiner jungen Frau
die Schuld hat. Dann erſt greift er weiter zurück und entrollt
Bild auf Bild das Leben des Menſchen und Arztes Prätorius.
Zuletzt erklärt er die Urſache des tödlichen Unfalles. Sie iſt über=
raſchend
der große Chirurg ſoll über eine Bemerkung ſeiner
Gattin ſo ſehr gelacht haben, daß er gegen einen Baum fuhr.
Die Aufnahme dieſes Schlußeffektes, wie die des Stückes überhaupt,
war geteilt ſchließlich entſchloß man ſich aber doch, den liebens=
würdigen
Autor und ſein vorzügliches Enſemble lebhaft zu
G. B.
feiern.

Einwanderungs=Sperre in Argenkinien
infolge wachſender Arbeitsloſigkeik in Südamerika.
Unter den ſüdamerikaniſchen Ländern war Argentinien ſtets
als beſonders großzügig in der Einwanderungsfrage bekannt.
Viele hunderttauſend Menſchen der Alten Welt ſind in den letzten
Jahrzehnten nach Argentinien ausgewandert, um ſich dort einen
neuen Wirkungskreis, zu ſchaffen. In richtiger Erkenntnis der
großen Bedeutung der Einwanderung für den Fortſchritt und die
Wirtſchaft des Landes legt die argentiniſche Verfaſſung in ihrem
Art. 25 feſt, daß die Bundesregierung die europäiſche Einwan=
derung
fördern ſoll und die Einreiſe von Ausländern, die die
Abſicht haben, das Land zu bearbeiten, die Induſtrien zu beheben
und Wiſſenſchaften und Künſte zu lehren, weder einſchränken, be=
grenzen
, noch irgendwie durch Abgaben erſchweren darf. So hat
der Zuſtrom der Einwanderung, der durch die Kriegsjahre jäh
unterbrochen war, in den Nachkriegsjahren ſofort wieder einge=
ſetzt
und großen Umfang erreicht. Im Jahre 1923 z. B. betrug der
Einwanderungsüberſchuß im ſtatiſtiſch erfaßten Reiſeverkehr
161 000 Perſonen. Dieſer Ueberſchuß iſt nun in dieſen Jahren
der großen Weltkriſe ſtark zurückgegangen und erreichte im Jahre
1930 nur noch 64 300 Perſonen, im Jahre 1931 aber ſogar nur
2650 Perſonen. In dieſen Ziffern kommt deutlich zum Ausdruck,
daß heute Südamerika nicht mehr als Land der
beſſeren Arbeits= und Zukunftsmöglichkeiten
angeſehen würd und für die Einwanderung keine ſo große
Anziehungskraft wie früher beſitzt.
Zurückzuführen iſt dieſer Einwanderungsrückgang aber auch
auf die veränderte Einſtellung der argentiniſchen
Regierung gegenüber der Einwanderung. Schon
im Jahre 1930 wurde zur Erſchwerung der Einwan=
derung
im Widerſpruch zur Verfaſſung die Paßviſum=
gebühr
von 3 auf 33 Goldpeſos erhöht und dadurch den Einwan=
derern
eine empfindliche Schranke geſetzt. Jetzt hat Argentinien
die Einwanderung noch weiter erſchwert durch eine
Verordnung vom 26. November 1932, nach der die agren=
tiniſchen
Konſulate im Ausland, ab 1. Januar
1933 das Viſum und die Landungserlaubnis nur
erteilen dürfen, wenn der Nachweis erbracht
wird, daß der Einwanderer eine geſicherte Zu=
kunft
, d. h. ein Amt oder eine Beſchäftigung hat,
die ihm den Unterhalt gewährleiſtet. Die Direktion
des Einwanderungsamtes darf die Einreiſe nach Argentinien den
Eltern, Großeltern, Ehegatten, Kindern, Enkeln und Geſchwiſtern
von Ausländern, die innerhalb der Republik anſäſſig ſind, geſtat=
ten
, wenn die letzteren die Verpflichtung übernehmen, für dieſe
Verwandte zu ſorgen und die hierzu erforderlichen Mittel ſowie
eine gute Führung nachweiſen können.
Zur Begründung der Notwendigkeit dieſer neueſten Ein=
ſchränkungsmaßnahmen
, führt die argentiniſche Regie=
rung
die Arbeitsloſigkeit an, die durch weitere Einwan=
derung
nicht noch verſchärft werden ſoll. In den erſten neun Mo=
naten
des Jahres 1932 betrug aber die Einwanderung nur rund
20 000 Perſonen, von denen 9300 auf Rufpaſſagen von Verwandten
in Argentinien eintrafen, und 6000, die ſchon früher in Argen=
tinien
anſäſſig geweſen waren und auf Grund eines unveräußer=
lichen
Rechtes zurückkehrten. Von den 4100 übrigbleibenden Ein=
wanderern
kamen 2400 auf eigene Rechnung und nahmen die den
Einwanderern zuſtehenden Rechte und Vergünſtigungen nicht in
Anſpruch. Hieraus ergibt ſich, daß ſchon die Beſchränkungsmaß=
nahme
von 1930 vollauf genügte, den Zuſtrom von Perſonen ein=
zudämmen
. Infolgedeſſen dürfte die neue Einwanderungsſperre
vom 1. Januar 1933 ab ſich praktiſch nicht ſo weitreichend auswir=
ken
, wie es vielfach zuerſt angenommen worden iſt. Auf jeden Fall
aber iſt Argentinien ein Land, deſſen zukünftige Entwicklung in
hohem Maße nach wie vor von der Einwanderung abhängig ſein
wird.
Kabinektsrat in Paris.
FU. Paris, 6. Januar.
Die Miniſter ſind am Freitagvormittag zu einem Kabinetts=
rat
zuſammengetreten, dem in den Nachmittagsſtunden ein Mini=
ſterrat
im Elyſée folgte. Das Finanzprogramm der Regierung
wurde noch nicht beſprochen, da der Finanzminiſter erſt am Sams=
tag
in den Beſitz des Berichtes gelangt, den der ſtellvertretende
Gouverneur der Bank von Frankreich im Verein, mit dem von
Chéron eingeſetzten Sachverſtändigen ausgearbeitet hat.
Der Handelsmarineminiſter erſtattete Bericht über den Brand
der Atlantique und Miniſterpräſident Paul=Boncour gab ſeinen
Mitarbeitern und dem Staatspräſidenten Kenntnis von den letzten
Ereigniſſen im Fernen Oſten. Handelsminiſter Durand berichtete
über die deutſch=franzöſiſchen Wirtſchaftsabkommen. Auf Vorſchlag
des Landwirtſchaftsminiſters wurde unter dem Vorſitz des Unter=
ſtaatsſekretärs
im Wirtſchaftsminiſteriums ein interminiſterieller
Ausſchuß ins Leben gerufen, der die Herſtellung und den Verkauf
von Stickſtoffdünger beſſer regeln ſoll.

* Tiere und Technik.
Wir ſind ſehr ſtolz auf die techniſchen Errungenſchaften
unſeres Zeitalters der Technik und vergeſſen gerne, daß viele
unſerer Erfindungen ſchon viel früher und auch viel voll=
kommener
von Tieren gemacht worden ſind. Ein Flugzeug iſt
gewiß etwas ſehr ſchönes, aber der Vogel kann das beſſer
und auch ſchon länger. Sie werden ſagen, dazu iſt er eben ein
Vogel! Gewiß. Aber er hat das Fliegen ſchließlich doch auch
einmal lernen müſſen, und er kann es beſſer, als die Menſchen
es jemals werden lernen können. Er kann zum Beiſpiel blind
fliegen. Unſere Fledermaus kann es. Sie geht, trotz ihres
ſchlechten Augenlichtes ihrer Nahrung in der Dämmerung und
im Dunkel der Nacht nach, und man hat noch nie geſehen, daß
ſie gegen einen Baum oder gegen eine Mauer geſtoßen wäre.
In einem dunklen Zimmer hat man eine Anzahl dünner Drähte
geſpannt. Dann ließ man eine Fledermaus und einige fette
Motten los. Die Fledermaus fing die Motten ohne an die
Drähte zu ſtoßen. Das heißt fliegen, und das wird der Menſch
nie können, weil ihm der Orientierungsſinn mangelt. Das
Papier haben lange vor uns die Chineſen erfunden die
Tiere kennen es ſchon ſeit vielen Jahrtauſenden. Die Papier=
weſpe
macht es in einer Qualität, die dem chineſiſchen Seiden=
papier
nicht nachſteht. Sie fabriziert richtige Zelluloſe, und ihr
Papierneſt zerſtört kein Wind und kein Regen. Vor hundert=
achtzig
Jahren etwa wurde das erſte Patent auf eine Näh=
maſchine
erteilt die rote Weberameiſe bedient ſich einer Näh=
maſchine
ſeit vielen Jahrtauſenden. Dieſe Ameiſe ſchleppt friſche
Blätter zuſammen und ſpinnt ſie unter Benutzung eines ſelt=
ſamen
Hilfsmittels aneinander. Ihre Larven beſitzen ſtark ent=
wickelte
Spinndrüſen. Dieſe Larven werden nun von den
Ameiſen gepackt und gegen den Blattrand gepreßt. Iſt der in
der Drüſe entſtehende Faden angetrocknet, ſo wird die Larve
mit dem anderen Blattrand in Berührung gebracht, und dieſes
Weberſchiffchen wird ſolange hin, und her bewegt, bis der
Spalt mit einem feſten Gewebe verſchloſſen iſt. Wir bauen Luft=
verbeſſerungsanlagen
die Hummeln können das ſeit vielen
Jahrtauſenden auch. Auf großen Hummelneſtern ſteht am frühen
Morgen eine flügelſchlagende Hummel: ſie befördert die ſchäd=
lichen
Gaſe aus dem Bau, funktioniert alſo als Ventilator.
Weſpen tragen Waſſer in ihre Neſter und bringen es durch
gruppenweiſes Flügelſchlagen zum Verdampfen, auf dieſe Weiſe
drücken ſie die Temperatur an heißen Tagen herab. Unſere
Glühwürmchen kennen das Geheimnis, kaltes Licht zu erzeugen,
das wir nicht kennen, und was unſere Spinnen fertig bringen
da kann kein Brückeningenieur mit. Wir brauchen alſo gar nicht
ſo ſtolz auf die menſchliche Technik zu ſein.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 7

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 7. Januar 1933

Statt Karten

Die Verlobung ihrer Tochter Elſe mit
Herrn Heinz Lothar Wolff geben be=
kannt

A. Girmſcheid und Frau
Wilhelmine, geb Freiin von Wedekind

Meine Verlobung mit Fräulein. Elſe
Girmſcheid beehre ich mich anzuzeigen
Heinz Lothar Wolff
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Darmſiadt
Januar 1933

Statt Karten.

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[ ][  ][ ]

Samstag, 7. Jansar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 7 Seite 5

Aus der Landeshaupkftadt.
Darmſtadt, den 7. Januar 1933.
Schuldiener i. R. Diefenbach . Ein Mann hat hochbetagt
die Augen zum ewigen Schlafe geſchloſſen, der vor dem Weltkrieg
eine lange Reihe von Jahren die Stelle eines Schuldieners der
Schillerſchule, die zu ſeiner Zeit nach Müllerſchule hieß,
in vorbildlicher Weiſe verſehen hat Wilhelm Theodor
Diefenbach. Er war noch einer von jenen leutſeligen und ge=
fälligen
Alten der Vorkriegszeit, der nicht nur ſeine Pflichtſtun=
den
heruntermachte, ſondern auch, wenn es einmal ſein mußte,
von morgens früh bis abends ſpät unverdroſſen auf dem Poſten
war. Noch in den letzten Jahren ſeines Lebens ſoll er, als ſich
der Geiſt bereits zu umnachten anfing, immer wieder einmal an
ſeine Umgebung die Frage gerichtet haben, ob denn genügend
Milch und Brötchen für das Milchfrühſtück der Schulkinder gelie=
fert
ſeien, wohl ein Zeichen dafür, wie ſehr ihn, als er noch im
Dienſte war, alle ſeine Obliegenheiten innerlich beſchäftigt haben
müſſen. Beſcheiden und anſpruchslos, wie er ſtets im Leben war,
ſo hat man ihn, wie uns erſt jetzt bekannt wurde, in aller Stille
zur letzten Ruhe gebettet. Er ruhe in Frieden!
Miſſionspredigt. In dieſen Tagen weilt der bekannte
Miſſionar D. Schiller in Darmſtadt. Nachdem er am Frei=
tag
in einer wiſſenſchaftlichen Konferenz und im Verein für
das Deutſchtum im Ausland geſprochen hat, wird er am nächſten
Sonntag, dem 8. Januar vormittags um 10 Uhr, in der Jo=
hanneskirche
die Predigt halten. D. Schiller hat über drei Jahr=
zehnte
in Japan als Pionier der deutſch=chriſtlichen Kultur ge=
arbeitet
. Er iſt einer der beſten Kenner der Seele des Japa=
ners
und hat viel für die Verbreitung chriſtlicher Gedanken
unter den Gebildeten Japans getan. Am Sonntag abend wird
er im Gemeindehaus. Kiesſtraße 17, einen Lichtbildervortrag
über ſeine Lebensarbeit halten. Die Freunde der Oſtaſienmiſ=
ſion
aus allen Gemeinden ſind dazu herzlich eingeladen. Tee=
karten
zu 30 Pf. beim Eintritt.
Miſſionsſonntag in der Petrusgemeinde. In die ganze
Weite und Tiefe evangeliſcher Glaubensarbeit an der heidniſchen
Welt will der morgige Sonntag hineinſtellen. Die mancherlei
Bedenken und Vorurteile der heutigen Menſchen verſchwinden,
wenn von kundiger Hand in das weitverzweigte Werk, die Schu=
len
= und Gemeindebildung, die karitative und ärztliche Tätig=
keit
eingeführt und mit den Segenswirkungen der Miſſion be=
kannt
gemacht wird. Ein Pionier der Baſler Miſſionsgeſell=
ſchaft
in China will uns dieſen Dienſt tun; Pfarrer Dr. Vömel
aus Wiesbaden wird im Hauptgottesdienſt um 10 Uhr und im
Kindergottesdienſt um 11.30 Uhr aus langjähriger eigener Er=
fahrung
ſprechen; mittags um 5 Uhr noch den Kindern eine
Lichtbildſtunde halten und abends 8.15 Uhr ſich in einem länge=
ren
Vortrag über Probleme und Ziele der Weltmiſſion ver=
breiten
, dem Vorführung von Lichtbildern vom Miſſionsfeld fol=
gen
wird. Zugunſten der Miſſion wird mittags ein Eintritt von
10 Pf. abends von 20 Pf. erhoben werden. Gemeindeglieder
und Miſſionsfreunde ſeien herzlich eingeladen.
Lehrgänge ſür jedermann. Am Montag, dem 9. Januar,
beginnen wieder 6 Lehrgänge, an denen ſich jedermann un=
entgeltlich
beteiligen kann. Der Lehrſtoff der einzelnen
Kurſe iſt folgender: 1. Vorleſungen und Uebungen über Innen=
dekoration
. 2 Wirtſchaftsgeographie. 3. Was jeder Laie von
techniſchen Vorgängen und Gegenſtänden wiſſen muß 4. Das
Kraftfahrzeug, 5. Politiſche Grundſchule, 6. Das Siedlungs=
weſen
. Der Unterricht iſt auf 6 Wochen vorgeſehen, und zwar
dreimal in jeder Woche 2 Stunden. Intereſſenten melden ſich
umgehend in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule. Neckarſtr. 3.
Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Auf die Wiederholung von
H. Rüthleins luſtigem Glasſchrank am Sonntag, dem
8. Januar, im Kleinen Haus des Landestheaters ſei hiermit
nochmals hingewieſen. Mit Rückſicht auf die auswärtigen Be=
ſucher
iſt der Beginn der Vorſtellung auf 7.30 Uhr feſtgeſetzt.
Da der Vorverkauf ſehr rege eingeſetzt hat, empfiehlt ſich recht=
zeitige
Kartenbeſchaffung.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 Wanderabteilung. Am
Sonntag. dem 8. Januar. Abmarſch 2 Uhr. Theaterplatz, findet
ein Nachmittagsſpaziergang der Wandertabteilung ſtatt, zu dem
der Wanderausſchuß alle Freunde der Wanderſache herzlichſt ein=
lädt
. Als Abſchluß des Spazierganges findet die Wanderer=
Ehrung ſtatt, die in dieſem Jahre eine beſondere Bedeutung
dadurch erfährt, daß das zehnjährige Beſtehen der Abteilung
mnitgefeiert werden kann. Erſt im Jahre 1922 wurde in der
Tgſ. 1875 das Wandern wieder programmäßig eingeführt, nach=
dem
es durch die Kriegsjahre einen Stillſtand erfahren hat,
und bis heute erfreut ſich die Wanderſache eines guten Zu=
ſpruchs
. Der rührige Wanderausſchuß unter der zielſicheren
Leitung von Tb. Halmel verſteht es auch ausgezeichnet, immer
wieder Abwechſelung in den Wanderplan eines jeden Jahres zu
bringen und damit neues Intereſſe für eine ſtets gute Beteili=
gung
zu wecken. Zu dieſer ſchlichten Feier wünſchen wir dem
Wanderausſchuß einen vollen Erfolg und ein Glück auf! für
die nächſten zehn Jahre.
Hefſiſches Landestheater.
Großes Haus

Kaee
Januar 191,2234 Uhr. B 12.
Carmen.
Preiſe 0.605 Mk. Sonntag.
8 Januar 192134 Uhr. Heſſenlandmiete WV,5.
Prinz Methuſalem. Preiſe 0.30 bis 5,50 Mk. Mae
9. Janua Anf. 30, Ende geg. 22 Uhr.
Viertes Sinfonie=Konzert. Preiſe 15 50 Mk. Dienstag.
Rantte 19P234 Uhr. Bühn.=Volksbund II.
Don Carlos.
Preiſe 0.705.50 M Mirch
11. Januar Anf 191. Ende nach 22 Uhr. B11 u. T Gr. 14
Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.605 Mk. Donnerstag.
12. Januar 19½3234 Uhr. C 12.
Roſe Bernd.
Preiſe 0.504 50 Mk. Freitag.
13., Januar Anf. 191, Ende vor 22½ Uhr. D 11.
Der Freiſchütz.
Preiſe 0.705.50 Mk. KGaae
14. Januar Anf. 19½z, Ende nach 22 Uhr. B13, T Gr. 58
Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.60
Mr. Sonntag,
De e HHagtie Anf 11½ Uhr. Borführung des elektro= akuſti=
ſchen
Neo=Bechſtein=Flügel. Pr. 0.75 u. 1.50 Mk.
1722 Uhr Uhr. B 12.
Die Meiſterſinger von Nürnberg. Pr. 0.705.50 Se Weiſterſüuger von. Gandtag
7 Januar 19½, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete VI6.
Preiſe 0.703.80 Mk.
Pygmalion. Sonntag.
8. Januar 19½213 Uhr.
Preiſe 0.60 und 0.90 Mk.
Der Glasſchrank. enfse.
10. Januar 19½22½ Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.703.80 Mk.
Pyamalion. Mittwoch,
11. Januar 15171 Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0,402 Mk.
202134 Uhr
Lieder=Abend Peter Schäfer. Pr. 1. 2 u. 3 Mk. Donnerstag.
12. Januar 19½22 Uhr. Bühn.=Volksbund K.
Der Barbier vonSevilla. Preiſe 0.804 50 Mk. Freltag.
13. Januar Anf. 19½, Ende geg. 2214 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.50 u. 0.90 Mk.
Der Datterich. Samstag.
14. Januar Anf. 20, Ende nach 22½ Uhr. Außer Miete.
Der Muſtergatte
30 Mt.
Preiſe Sonntag.
5. Janua= 192134 Uhr. Zuſ.M. 17
Preiſe 0.703.80 Mk.
Pyamalion.

Sonntag, 8. und Freitag, 13. Jauuar: In Worms: Der Muſtergatte.

Entſtehung des Teiches in der Grube Meſſel.
Die erſte Plankkonbildung im neu enkſtandenen Teich. Ein idegles Fiſchwaſſer.

Die Enkwicklung der Lebeweſen
im Grubenkeich.
war das Thema über das Herr Muſeumsdirektor Prof Dr. Liſt
im Vortragsſaal des Landesmuſeums referierte. Die Mitglieder
des Anglervereins Darmſtadt, der Pächter des Teiches iſt und
deren Angehörige waren der Einladung ſo zahlreich gefolgt, daß
der Saal voll beſetzt war. Und die trotz der Ungunſt des Wetters
Erſchienenen hatten es nicht zu bereuen. Verſtand es doch Herr
Prof. Dr. Liſt. den Anweſenden, an Hand von Lichtbildern die
Entſtehung des heutigen Grubenteiches und deſſen Werdegang in
intereſſanter Weiſe vor Augen zu führen. Ausgehend, von der
Schilderung der tropiſchen Landſchaft vor vielen Tauſenden von
Jahren mit ihren rieſigen Urwaldbäumen, den großen, kleinen
und kleinſten Tieren und Pflanzen, deren Untergang und Ver=
ſinken
die Grundlage für die Bildung der Braunkohlen bildete.
zeichnete Herr Prof Dr. Liſt ein genaues Bild jener vergangenen
Zeiten. Mit der Grube Meſſel im Mittelpunkt umfaßt das Ge=
biet
, in dem ſich die Braunkohlenlager vorfinden, eine Fläche von
etwa 12 Quadratkilometer. Vor etwa 45 Jahren wurde die Ge=
werkſchaft
Grube Meſſel ins Leben gerufen. In zwei rieſigen Tag=
bauten
wurden die Braunkohlen gefördert. Bei Kriegsausbruch
wurde die Grube Prinz von Heſſen ſtillgelegt und erſt. als die
Steinkohlen und ſonſtigen Brennmaterialien während des Krieges
immer knapper wurden, entſchloß ſich die Stadt Darmſtadt, die
Braunkohlenförderung wieder in Angriff zu nehmen; nur mit
ihrer Hilfe war es den Darmſtädter Bürgern möglich, über die
ſchlimmſten Zeiten des Brennſtoffmangels hinwegzukommen. Im
Sommer 1924 wurde der Betrieb wieder eingeſtellt, da ſich die
Verhältniſſe derart gebeſſert hatten, daß man auf die Braunkohlen
nicht mehr angewieſen war.
Kaum hatten die letzten Arbeiter den Betrieb verlaſſen, ſo
trat auch ſchon das Grundwaſſer auf und wuchs in den nächſten
Monaten mit einer erſtaunlichen Schnelligkeit. Zuerſt füllte ſich
das eigentliche Fördergebiet, und zwar war das Waſſer von einer
ſchwarzen, unheimlichen Farbe. Das ganze Ufergebiet war in
einer ſtändigen Unruhe und Bewegung, und geradezu lebensge=
fährlich
war es, ſich näher heranzuwagen, da mitunter viele

Kubikmeter Ufergrund plötzlich in das Waſſer abſackten. Die von
der Stadtverwaltung angebrachten Schilder warnten denn auch
vor dem Betreten des Geländes. Die von dem Vortragenden
hier gezeigten Lichtbilder über die einzelnen Stadien des Stei=
gens
des Waſſers waren äußerſt intereſſant. Auch war es Herrn
Prof. Dr. Liſt damals möglich, einen mehrere Wochen andauern=
den
, wahrſcheinlich auf Selbſtentzündung zurückzuführenden unter=
irdiſchen
Brand der Braunkohlenflöze feſtzuſtellen, deſſen Rauch=
ſchwaden
lange Zeit auf dem Waſſer lagerten. Im Jahre 1927
hatte dann das Waſſer ſeinen Höchſtſtand erreicht und ergoß ſich
nach Zerſtörung der Bornſchneiſe in das jenſeitige Gelände.
An Hand reichlichen Bildmaterials ſchilderte nun Herr Pro
Dr. Liſt die Entwicklung der Lebeweſen vom Beginn der Bil=
dung
des Teiches im Jahr 1925 bis zur Gegenwart. Schon in dem
erſten unheimlich ſchwarzen Waſſer konnten Planktonorganismen
feſtgeſtellt werden, die ſich dann von Jahr zu Jahr vermehrten
und erſtmalig einen Rückgang im Jahr 1931 erfuhren, als der
Teich vom Anglerverein Darmſtadt gepachtet und reichlich Fiſche
ausgeſetzt worden waren. Selbſtverſtändlich iſt die Zahl der Or=
ganismen
infolge der Jungfräulichkeit des Waſſers erheblich
kleiner, wie etwa beim Woog, einem ſchon ſehr alten Gewäſſer.
Darnach kann kein Zweifel darüber beſtehen, daß beim Gruben=
teich
alle Vorausſetzungen für eine recht lebendige Planktonbil=
dung
gegeben ſind und der Teich infolgedeſſen ein ideales Fiſch=
waſſer
darſtellt. Das Waſſer iſt heute hell und klar und entſpricht
in ſeiner Zuſammenſetzung dem in den Kolken am Altrhein. Die
Durchſchnittstiefe beträgt etwa 45 Meter, als bis jetzt tiefſte
Stelle wurde eine ſolche von 14 Metern feſtgeſtellt. Die landſchaft=
liche
Schönheit des Grubenteiches in ſeiner heutigen Geſtalt iſt
jedenfalls einzigartig. Seine Waſſeroberfläche umfaßt rund 6,8
Hektar.
Beicher Beifall wurde dem Vortragenden für ſeine äußerſt
intereſſanten und lehrreichen Ausführungen zuteil. Der 1. Vor=
ſitzende
. Herr Franz Bauer, ſtattete dem Herrn Reierenten den
Dank des Vereins ab. Anſchließend gab Herr Prof. Dr. Liſt ſoch
Auskunft auf eine Reihe von Anfragen aus den Reihen der Mit=
glieder
, den Teich und deſſen Bewirtſchaftung betreffend.
Auf alle Fälle kann ſich der Anglerverein Darmſtadt zu dem
Beſitz des ſelten ſchönen Waſſers unweit Darmſtadts Toren gratu=
lieren
und die von ihm dort aufgewendeten recht beträchtlichen
Auslagen ſind im Intereſſe der Erholung ſeiner Mitglieder und
deren Angehörigen zinstragend angelegt.

ſchickt uns unſere ſatiriſche Mitarbeiterin Puck gleichzeitig
mit ihren Wünſchen zum neuen Jahr, die wir hiermit gerne an
unſere Leſer weiterleiten.
Refordbekeiligung bei der Winkernachtfahrt
es Dalfe. Gal zi. um 1. e. zanfr uerz.
Ueber 70 Meldungen abgegeben.
Allmählich hat ſich die Erkenntnis durchgerungen, daß
Können des Kraftfahrers bei der außerordentlich großen Zu=
nahme
des Kraftverkehrs in den Großſtädten und auf den Land=
ſtraßen
, Diſiplin, Anpaſſungsvermögen und techniſches Ver=
ſtändnis
mehr wert ſind als Raſen und Wagemut.
Unter dieſen Geſichtspunkten wurde die Winternachtfahrt ge=
ſchaffen
, die heute ſchon zu einer traditionellen Veranſtaltung
im rheinmainiſchen Kraftfahrſport geworden iſt. Es iſt eine
reine Touren= und Zuverläſſigkeitsfahrt, die aber auch weit=
gehende
ſportliche Wünſche der Teilnehmer befriedigt.
Die Winternachtfahrt des Gau 3a wird durch ihre Rahmen=
wettbewerbe
beſonders wertvoll ſein und damit auch allgemeinem
Intereſſe dienen. Sie beginnt am Abend des 7 Januar. an der
Frankfurter Feſthalle, wo ſich auch das Ziel befindet. Der Start
iſt auf etwa 20 Uhr feſtgeſetzt, es wird in Minutenabſtänden ge=
ſtartet
, und zwar abwechſelnd Motorräder, Beiwagenmaſchinen
und Kraftwagen.
Vor dem Start findet eine große Beleuchtungsprüfung ſtatt,
die aus vier Teilen beſteht. Die Lichtanlage muß in Ordnung
ſein, ebenſo die Abblendung der Scheinwerfer und der Schein=
werferſtand
, und beſonderer Wert wird auf vorſchriftsmäßige
Beleuchtung der Kennzeichen gelegt.
Dann wird eine Startprüfung vorgenommen.
Die Strecke ſelbſt wird den Teilnehmern erſt am Start be=
kannt
gegeben. Stoppkontrollen ſind an verſchiedenen Stellen in
geſchloſſenen Ortsteilen errichtet worden. Es mEß alſo vorſchrifts=
mäßig
gefahren werden. Die Stoppkontrollen ſind geheim. Durch=
fahrtkontrollen
müſſen paſſiert werden, wo ſich der Fahrer ein=
zutragen
hat. Es ſoll ferner verſucht werden, möglichſt wenig
akuſtiſche Signale zu geben und mit optiſchen Warnſignalen aus=
zukommen
.
Im Union=Theater läuft ab heute ein neuer Tonfilm in
deutſcher Sprache Verkaufte Liebe, in dem zwei ganz große
Schauſpieler die Hauptdarſteller ſpielen, nämlich Joan Crawford,
eine der erfolgreichſten Filmdarſtellerinnen und Clark Gable
Der Film iſt nach dem Bühnenſtück The Mirage von Edgar
Schwyn unter der Regi von Clarence Brown gedreht.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute und folgende
Tage den großen Erfolgsfilm Helgas Fall und Aufſtieg mit
Greta Garbo.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute den äußerſt ſpan=
nenden
Senſationsfilm in deutſcher Sprache. Der fliegende
Tod, das Geheimnis des ſchwarzen Falken. Man ſieht gleich=
zeitig
3 und 4 Flugzeuge im Kampf und unzählige aufregende
Situationen. Am verwegenſten ſind die Sprünge aus dem
Flugzeug, aus dem Kraftwagen und vom Kraftrad auf die vom
Flugzeug herabhängende Leiter.
Helia=Film=Morgenfeier. Zum erſten Male wird am
Sonntag, vormittags 11.15 Uhr, der intereſſante Ufa= Kultur=
film
Spauien, das Land der Sonne, des Weins, der para=
dieſiſchen
Täler und dürren Hochebenen, der tauſendjährigen
Städte und Kirchen, das Land der Toreros und der feurigen
Temperamente vorgeführt. Der Film zeigt dieſes wundervolle
Land vom Golf von Biskaya bis an Frankreichs Grenzen.

Die Feier des 70. Geburtskages
des hernt Auſarafs ger Beider
legte in überaus eindrucksvoller Weiſe Zeugnis ab von dem
großen Anſehen und der Beliebtheit, deren ſich der Jubilar bei
ſeinen zahlreichen Freunden und Kollegen und Mitarbeitern im
öfentlichen Dienſt und darüber hinaus in weiten Kreiſen der
Bevölkerung erfreut. Hunderte von ſchriftlichen Glückwünſchen
aus allen Schichten der letzteren liefen ein, behördlicherſeits
u. a. von den Herren Staatspräſident Dr. Adelung, Juſtizmini=
ſter
Kirnberger, Innenminiſter Leuſchner, Miniſterialdirektor
Neuroth, Staatsrat von Eiff, Oberlandesgerichtspräſident Müller
für das Oberlandesgericht. Generalſtaatsanwalt. Hoos. Land=
gerichtspräſident
Dr. Schneider=Mainz. Amtsgerichtsdirektor
Hanſtein für das Amtsgericht Darmſtadt, Finanzpräſident Kuhl
und anderen. Auch das Großherzogspaar ſandte telegraphiſche
Wünſche, Fürſt und Fürſtin Erbach=Schönberg, der Erbprinz zu
Erbach=Schönberg. Baron Max von Heyl u. a.
Kaum minder groß war die Zahl der perſönlichen Gratu=
lanten
und Deputationen, die von 10.30 bis 1.30 Uhr vor=
ſprachen
. Von ihnen ſeien erwähnt der Vorſtand der Anwalts=
kammer
; für Heſſen, beſtehend aus den Herren Geh. Rat
Windecker=Friedberg. Rechtsanwalt Mendelsſohn=Gießen. Juſtiz=
rat
Levi=Mainz, und Rechtsanwalt Neuſchäffer=Darmſtadt, der
zugleich für den Darmſtädter Anwaltverein erſchienen war. Wei=
terhin
waren erſchienen der Vorſitzende des Finanzausſchuß des
Stadtrats. Herr Ziegs, der die Glückwünſche des Stadtrats zum
Ausdruck brachte, die Herren Provinzialdirektor Gebhardt und
Regierungsrat Dr. Probſt für Provinzialdirektion und Kreis=
amt
, die Herren Direktoren Bohnenberger und Brandis für die
Heſſiſche Eiſenbahn=AG., eine Deputation der Deutſchen Volks=
partei
, beſtehend aus den Herren Oberlandesgerichtsrat Alten=
dorf
, Bauunternehmer Hummel und Oberſtleutnant Schenck,
Herr Profeſſor Schmitt und Herr Hutter von der Städtiſchen
Akademie für Tonkunſt. Herr Generalintendant Hartung und
Direktionsrat Dr. Sander für das Heſſiſche Landestheater, Herr
Präſident Weiffenbach für das Landgericht der Provinz Starken=
burg
. Herr Rabbiner Dr. Bienheim für die Iſraelitiſche Reli=
gionsgemeinde
. Herr Oberkirchenrat Dr. Horre, Herr Obermedi=
zinalrat
Dr. Schlippe. Herr Oberregierungsrat Emmerling, ſo=
wie
zahlreiche Vertreter des Anwaltſtandes, der Induſtrie und
Bankwelt und Geſchäftswelt, zum großen Teil mit ihren Damen,
und zahlreiche Freunde, Verehrer und Verehrerinnen des Jubi=
lars
. Die Glückwünſche der Stadt Darmſtadt überbrachte Ober=
bürgermeiſter
Mueller. Auf jede einzelne Anſprache erwiderte
Herr Juſtizrat Dr. Bender mit herzlichen und tiefempfundenen
Worten. Die ſchönen Räume wurden durch zahlloſe Blumen=
ſpenden
in reizender Weiſe belebt.
Abends vereinigte Herr Juſtizrat Dr. Bender noch einmal
ſeine engeren Freunde und Familienangehörigen zu einer
geſelligen Nachfeier, die durch einen reizenden Geſang der klei=
nen
Enkel des Jubilars eingeleitet und durch dichteriſche Vor=
träge
ernſten und heiteren Inhalts der Herren Oberregierungs=
rat
Emmerling, Fabrikant Dr. Büchner und Frau Walter Trier
verſchönt wurde. Den Dank der Gäſte brachte Oberbürgermeiſter
Mueller zum Ausdruck.
Sonderfahrt zur Handball=Bezirksmeiſterſchaft in Wies=
baden
. Die Heſſiſche Autobus=Verkehrs=Geſellſchaft unternimmt am
kommenden Sonntag auf vielſeitigen Wunſch eine Sonderfahrt zur
Handball=Bezirksmeiſterſchaft nach Wiesbaden. In Anbetracht der
wirtſchaftlichen Lage iſt der Fahrpreis ſtark ermäßigt, ſo daß es
jedem Sportsfreund möglich ſein wird, ſich an der Fahrt zu be=
teiligen
. (Siehe heutige Anzeige.)
Lokale Veranſtallungen.
Reſtaurant Reichshof. In den unteren Räumen
gaſtiert heute abend Math. Weber mit ſeiner beliebten Kapelle,
In dem oberen Saal, der als Weißes Rößl hergerichtet iſt,
ſorgt die original oberbayeriſche Schrammel=Kapelle Seppl Fiſch=
ler
für die nötige Stimmung. (Siehe auch Anzeige.)
Rummelbräu, Feſtſaal. Einmaliges Gaſtſpiel des
bekannten Ungariſchen Konzert=Enſemble Franzini. (Siehe Anz.)
Hotel=Reſt. Zur Poſt, am Hauptbahnhof.
Samstag und Sonntag: Großer Operettenball mit Preistanzen.
Dieſe gemütlichen und gern beſuchten Abende mit der Kapelle
Rodemer ſeien hiermit in freundliche Erinnerung gebracht, (Siehe
heute Anzeige.)
Im Reſtaurant Bender Eliſabethenſtraße 23. Sams=
tag
und Sonntag Künſtler=Konzert (Quartett der vier Kanonen).
Abteilung Kleine Rote Mühle: Täglich Konzert und Tanz. (Näh.
Anzeige.)
Bockshaut. Samstag und Sonntag veranſtaltet die
Elite=Künſtler=Kapelle Hodoſi in neuer Zuſammenſetzung zwei
Extrakonzerte mit auserleſenem Programm.
Herrngarten=Kaffee. Stets Samstags nachts ge=
öffnet
. Jeden Abend: Unterhaltungsmuſik.
Das Sport=Kaffee am Böllenfalltor, mit den be=
haglich
geheizten Veranden, mit ſchönem Ausblick, weiſt auf ſeine
Veranſtaltungen hin. (Siehe Anzeige.)
Im Heſſiſchen Haus ſpielt heute das Mundharmo=
nika
=Orcheſter Conzertia. (Siehe heutige Anzeige.)

Ar

FINEIC FRISTIERENDF ELERTRIScNE AuFNAAME:
Aus pEM SKOSSENTANUAR-FROGRAANT
Hüll dich in Tand nur. Beſazzor ..
Benſ. Gigli; Fritz Kreisler: Fr. Schorr: Leopold Srokowski u. v.a.

p5 1802
Ach so fromm, ach so fraut. MMarthas : ...
sowie Unterheltungsmusik u. die letzten Tontilmschloger usw.
Unverbindliches Vorspiel jederzeit durch die zAuforisierte Electrola-Verkaufsstelles: K. JAGER, Darmstadt, Georgenstr.

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Seite 6 Nr. 7

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 7. Januar 1933

Arbeitsbeſchaffung in der heſſiſchen Forſtwirtſchaft.

und ſchon zu Beginn des Jahres die Forſtämter veranlaßt, in ver= bei den Notſtandsarbeiten, nur zuſätzliche gemeinnützige und
mehrtem Maße Projekte in den Staats= und Gemeindewaldungen, volkswirtſchaftlich wertvolle Arbeiten im Gange. Bei den Son=
auszuarbeiten
und durchzuführen. Bei den ſtark geſunkenen Holz= ſtigen Arbeitern handelt es ſich in der Hauptſache um Beſchäf=
preiſen
waren die Kreditmittel natürlich beſchränkt, und die Ar= tigung von Wohlfahrtserwerbsloſen in Gemeindewaldungen und
beitsquantitäten und =möglichkeiten drohten weiter abzuſinken, um Beſchäftigung gegen Gewährung von Naturalien.
Eine Stichprobe im Monat Oktober 1931 und 1932 ergab die
Ueberſicht:

Die heſſiſche Miniſterialforſtabteilung hat im abgelaufenen 55 Prozent. Den größten Zuwachs hat der freiwillige Arbeits=
Jahr der Arbeitsbeſchaffung ihr beſonderes Augenmerk zugewandt, dienſt, von 75 auf 2909 zu verzeichnen. Hier waren, ebenſo wie
Zurzeit ſind ſchätzungsweiſe allein 10 000 bis
in der Ueberſicht verzeichneten beſchäftigten männlichen Arbeiter. 12 000 Arbeiter bei der Holzhauerei im Tarif=

Tarifarbeiter II.
Notſtandsarbeiter III.
Freiw. Arbeits=
dienſtwillige
IV.
Sonſtige Arbeiter I., II., III. und IV.
zuſammengefaßt Staatswald,
Kameral=
domänen
Gemeinde=
wald

uſw. Staatswald.
Kameral=
domänen
Gemeinde=
wald

uſw. Staatswald,
Kameral=
domänen
Gemeinde=
wald

uſw. Staatswald,
Kameral=
domänen
Gemeinde=
wald

uſw. Staatswald,
Kameral=
domänen
Gemeinde=
wald

uſw. Oktober 1931: 496 375 74 37 20 211 554 697 871 2 31 1251 Oktober 1932: 484 377 62 544 613 2296 26 508 1185 3725 861 6 06 2909 4910

Der Oktober iſt in der Forſtwirtſchaft allgemein ein Monat
mit geringer Beſchäftigung. Die Kredite aus dem abgelau=
fenen
Wirtſchaftsjahr, das am 30. September zu Ende geht. ſind
erſchöpft. Es ſind nur einige Wegebau= und Kulturarbeiten im
Gange. Die Holzhauerei hat noch nicht begonnen. Die Beamten
ſind mit Holzauszeichnen und ſonſtigen Vorarbeiten beſchäftigt.
Die Geſamtzahl der männlichen Beſchäftigten iſt von Oktober 1931
auf Oktober 1932 von 1251 auf 4910, alſo faſt auf das Vier=
fache
geſtiegen. Betrachtet man nun die Geſamtzahl der
Tarifarbeiter, hierzu gehören auch die Notſtandsarbeiter, ſo er=
gibt
ſich auch hier eine Zunahme von 945 auf 1467. alſo um zirka

lohn beſchäftigt. Nach Beendigung dieſer Arbeiten ſollen
zahlreiche zuſätzliche Arbeiten wieder in Angriff genommen wer=
den
, deren Planung bereits vorliegt bzw. im Gange iſt. Die Pla=
nung
und Durchführung dieſer Arbeiten ſtellt eine ſtarke Mehr=
belaſtung
der Beamtenſchaft dar, die häufig nur in Ueberſtunden
geleiſtet werden kann. Die Beamten haben gerne die Mehrarbeit
auf ſich genommen und die Durchführung mit großem Eifer und
großem Verſtändnis gefördert. So werden auch im Frühjahr
wieder zahlreiche Arbeitsloſe in der Forſtwirtſchaft Beſchäftigung
finden.

2as Deutſchkum in Japan.
Die Männergruppe des Vereins für das Deutſchtum im Aus=
land
hatte für geſten abend in den Hörſaal 326 der Techniſchen
Hochſchule zu einem Vortrag eingeladen, der ſtärkſtem Intereſſe
begegnete. Der große Hörſaal war bis zum letzten Platz beſetzt.
Der erfahrene Kenner des Oſtens Superintendent Dr. Schiller
ſprach feſſelnd und lebendig über das aktuelle Thema Das
Deutſchtum in Japan. Japan öffnete ſeine Grenzen erſt
ſpät für Ausländer, in früheren Jahrhunderten konnte kein Aus=
länder
in das Innere des Landes eindringen, Japaner verließen
ihre Heimat nicht, die ziviliſierte‟ Welt erzählte ſich Wunder=
dinge
von dieſem verſchloſſenen Märchenland. Erſt 1853 erzwang
Amerikas Flotte die Oeffnung der Grenzen. Es ſchloß den erſten
Handelsvertrag mit Japan. Und nun kamen die Kaufleute aller
Länder.
In außerordentlich anſchaulicher Weiſe ſchilderte der Referent
die Einflußnahme der Ausländer auf Japan und betonte, daß das
japaniſche Volk die ſtärkſten Sympathien von jeher für die Deut=
ſchen
hatte, was aber leider deutſcherſeits von der Diplomatie nicht
erkannt worden ſei, ſo daß Japan ſeinerzeit mit England Ver=
träge
ſchloß. Zu Zeiten ſeiner Ankunft in Japan beſtand noch die
Anweiſung der Wohnviertel für Ausländer in japaniſchen Städ=
ten
, allerdings bereits, in gemilderter Form. Dieſe Unterbrin=
gungstrennung
wurde 1900 aufgehoben. Redner beleuchtet zunächſt
die diplomatiſchen Beziehungen Deutſchlands zu
Japan und dann die militäriſchen Einflüſſe. Deutſche
Armeeausbildung und Uniformierung wurde durchgeführt, und
noch heute wird der Todestag des Gründers der japaniſchen Ar=
mee
, des Generals Meckel, feierlich begangen. Die Flotte wurde
nach engliſchem Vorbild ausgebildet.
Auf dem Gebiet der Wiſſenſchaft hat man ſich in
Japan, in dem ein Edikt erlaſſen wurde, ſich Kenntniſſe in der
ganzen Welt anzueignen, ſtark an Deutſchland angelehnt. Beſon=
ders
hervorragend im Anſehen ſteht die deutſche mediziniſche Wiſ=
ſenſchaft
. Robert Koch hat auf die Japaner einen ſolchen Eindruck
gemacht, daß man ihm einen Tempel errichtete. Auf dem Ge=
biet
des Erziehungsweſens ſei der amerikaniſche Ein=
fluß
vorwiegend, aber auch der deutſche Einfluß ſehr ſtark. An den
oberen (gelehrten) Schulen (Gymnaſien) werde nach der Landes=
ſprache
in erſter Linie engliſch und dann deutſch gelehrt.
Weiter befaßte ſich der Redner mit den Handelsbe=
ziehungen
Japans, die zu Deutſchland ſtets gut waren, aber
ſich natürlich auch infolge der Weltkriſe verſchoben haben. Bedei=
tende
deutſche Firmen haben in Japan Niederlaſſungen. Ob=
wohl
der deutſche Einfluß in Japan ſehr ſtark und die Sympathien
groß ſeien, ſei es doch kaum ratſam, ohne vorherige genaueſte In=
formation
Arbeitsmöglichkeit in Japan zu ſuchen. Der Ackerbau
beiſpielsweiſe iſt jedem Ausländer heute noch unterſagt. Der Re=
ferent
ſtreifte zum Schluß die Miſſionstätigkeit in Japan und
zeigte ſchließlich noch einige vorzügliche, kolorierte Lichtbilder über
Japan und ſeine ureigenſten Sitten und Gebräuche, wobei er be=
merkenswerte
Erläuterungen gab.
Dem ſtarken Beifall der Zuhörer gab Fabrikant Röhm noch
*
beredten Ausdruck.

Orpheum.
Du brauchſt nicht treu zu ſein
nennt ſich die ſchmiſſige Jazzoperette, die bei ihrer erſten Auf=
führung
geſtern abend ein volles Haus zu lauten Beifallsäuße=
rungen
und lebhaften Lachſalven hinriß. Unter den Faktoren,
die dieſen Erfolg herbeiführten, muß man in erſter Linie die
Regie (Heinz Jamin) nennen, die es verſtand, die Hand=
lung
temperamentvoll und flott durchzuführen. Namentlich war
die Szene im Apachenkeller, die auch als Bühnenbild wirkſam
war, ein ſchwungvoller Auftakt der aus Liebe, Abenteuer und
Komik gemiſchten Handlung, die durch die einſchmeichelnde Muſik
unter der Leitung Günter Freundlichs begleitet wurde:
Schauſpieleriſch und geſanglich traten bereits im erſten Akt die
beiden Apachen (Ulrich Friedrich und Hilmar Man=
ders
) in den Vordergrund, als eine glänzende Type zeigte ſich
Arnold Juhn, der ſich ſchauſpieleriſch durch eine Art trocke=
ner
Komik beſonders hervortat. Auf der Seite der Damen ent=
ſprach
ihm etwa Hertha Hauer, die einer ältlichen, heirats=
luſtigen
Dame lebensgetreue Züge verlieh, und auch die beiden
weiblichen Hauptrollen lagen in guten Händen: Annie Delp
leiſtete geſanglich Erfreuliches und erntete durch ihr routinier=
tes
und elegantes Spiel wiederholt auf offener Bühne Beifall;
Mia Danz als Apachenbraut traf gut den Stil ihrer Rolle.
Ebenſo war Harry Hand als Lebemann vorgerückten Alters
am Platze. Das Publikum war äußerſt empfänglich für die ein=
fallsreiche
, amüſante Operette und ſparte nicht mit ſpontanem
Applaus.

Briefkaſten.

R. 100. 1. Darüber ſind die Beſtimmungen über den Rund=
funk
vom 11. April 1930 maßgebend, die bei dem Poſtamt zu
erfragen wären. 2. Der Mietgutſchein iſt an die Perſon des
Unterſtützungsberechtigten geknüpft und iſt deshalb beim Tode

zurückzugeben.

Vereinskalender.

Deutſche Pfadfinderſchaft Schwarzer Adler
Darmſtadt. Samstag, den 7. Januar, abends, im Saale der
Reſt. Bürgerhof. Eliſabethenſtraße 2, Elternabend. Mitglieder
der Gruppe führen das Schauſpiel Schlageter, ein deutſcher

Held auf.
=Verein ehem Heſſ. Leibdragoner Nr. 24, Darm=
ſtadt
. Sonntag nachmittag 4 Uhr: Weihnachtsfeier im Konkor=
diaſaal
mit den Roten Dragonern zuſammen.

Meee H Hn ehe
Union=Theater: Verkaufte Liebe‟. Helia=Lichtſpiele: Helgas
Fall und Aufſtieg Palaſt=Lichtſpiele: Der fliegende Tod.
Orpheum: Du brauchſt nicht treu zu ſein. Reſt. Bender:
Konzert. Konzert und Tanz: Hotel zur Poſt, Sportkaffee am
Böllenfalltor. Konzerte: Bockshaut, Heſſ. Haus, Waldſtraße,
Reichshof.

Aus Heſſen.
Cp. Pfungſtadt, 6. Jan Hohes Alter. Frau Peter
Crößmann 10., wohnhaft Rheinſtraße, kann Samstag ihren 81.
Geburtstag begehen.
be, Büttelborn, 5. Jan. Hohes Alter. In geiſtiger und
körperlicher Friſche feierte heute (5. Januar) der Rentner Ludwig
Jockel, in der Weiterſtädter Straße, ſeinen 78. Geburtstag.
Gründung einer Hauskapelle. Der Bürgergeſang=
verein
Frohſinn nimmt zurzeit einen deutlich merkbaren Auf=
ſchwung
. So hat er nicht nur allein einen großen Zuwachs an
neuen Sängern zu verzeichnen, ſondern einigen Könnern iſt es ge=
lungen
, eine Hauskapelle ins Leben zu rufen, die, unter der Lei=
tung
des Vereinsmitglieds Jakob Hamm. ſchon bedeutende Fort=
ſchritte
zu verzeichnen hat.
G. Nieder=Ramſtadt, 6. Jan. Der Brieftauben=Verein Einig=
keit
veranſtaltet am Sonntag, den 8. Januar, eine Brieftauben=
und Geflügelſchau. Unter den Brieftauben befinden ſich viele
Sieger des Jahres 1932 und aus früheren Jahren.
G. Ober=Ramſtadt, 6. Jan. Holzverſteigerungen.
Auf die beiden Nutz= und Brennholzverſteigerungen des Forſt=
amts
Ober=Ramſtadt am Montag, den 9. Januar ds. Js., in
Nieder=Ramſtadt und Ober=Ramſtadt (ſiehe Anzeige in Nr. 5
des Darmſtädter Tagblattes) wird hingewieſen. Hohes
Alter. Frau Philipp Hofmann Witwe, Neugaſſe 54, vollen=
dete
am heutigen Tage bei verhältnismäßig guter Geſundheit
ihr 88. Lebensjahr.
G. Ober=Ramſtadt, 5. Jan. Winterhilfe. Auch an dieſer
Stelle wird auf die Veranſtaltung der Belegſchaft der Neuen= Röhr=
werke
hingewieſen, die am kommenden Samstag, den 7. Januar,
im Schützenhof ſtattfindet. Der Reinertrag iſt für die örtliche
Winterhilfe beſtimmt.
An. Groß=Zimmern, 6. Jan. Verkauf kameralfis=
kaliſchen
Grundbeſitzes. Die Heſſ. Regierung beabſich=
tigt
, einen Teil des ſtaatlichen Beſitzes in der Gemarkung Groß=
Zimmern zu veräußern. In erſter Linie ſoll den derzeitigen
Pächtern die Möglichkeit gegeben werden, ihre Pachtgrundſtücke
käuflich zu erwerben. Aber auch andere landbedürftige Perſonen
werden zur käuflichen Erwerbung der fiskaliſchen Aecker zu=
gelaſſen
.
Le. Groß=Umſtadt, 6 Jan. Freiwilliger Arbeits=
dienſt
. Seit einigen Wochen ſind etwa 15 junge Leute von
dem benachbarten Richen als freiwillige Arbeiter in einem Stein=
bruch
des Raibacher Tales beſchäftigt. Für den Vorübergehen=
den
iſt es eine Freude, zu beobachten, wie die Leute mit Luſt und
Liebe bei der Arbeit ſind, und man merkt es ihnen an, wie
wohl ſie ſich fühlen, endlich wieder eine geregelte Tätigkeit ge=
funden
zu haben.
Ct. Richen, 5. Jan. Reit= und Fahrverein des vor=
deren
Odenwaldes. Die Jahreshauptverſammlung findet,
um den hieſigen Reitern und Mitgliedern gerecht zu werden, am
Sonntag, den 15. Januar nachmittags, zu Richen im Gaſthaus
Zur Sonne bei Mitglied Kunkel ſtatt. Die Tagesordnung iſt
reichhaltig und wird noch einen Vortrag des Vereinsgeſchäftsfüh=
rers
über den im September von den Starkenburger Reitern
ausgeführten Fernritt nach Oberheſſen bringen.
* Frankenhauſen, 6. Jan. Der Turnverein (D. T.) führte
das von Georg Löffler=Roßdorf verfaßte Volksſtück Erntekranz,
dramatiſche Handlung in 5 Bildern, wiederholt mit großem Er=
folg
auf, ein Beweis, daß die Spielſchar des Tv. bei der erſten
Vorſtellung voll und ganz der Aufführung gewachſen war. Den
Spielern ſowie der Leitung kann Lob geſpendet werden. Im ge=
mütlichen
=Beiſammenſein, wobei der Verfaſſer, der unter den Zu=
ſchauern
anweſend war, und der Frankenhäuſer Lokaldichter, der
85jährige Bernhard Kraft, auf Wunſch ernſte und heitere Ge=
dichte
zu Gehör brachten, verlief der Reſt des Abends recht har=
moniſch
.
Bt. Auerbach, 3. Jan. Turn= und Werbeabend. Die
am Neujahrstag von dem Turnverein Gut Heil im Hotel Zur
Krone abgehaltene Werbeveranſtaltung brachte für den Verein
einen ſchönen finanziellen Erfolg. Der große Schweizerſaal war
mit Beſuchern überfüllt. Alle Abteilungen des Vereins hatten
ſich in den Dienſt der Werbetätigkeit geſtellt. Es wurde den Teil=
nehmern
an der Feier ein Einblick verſchafft, wie weit die Lei=
ſtungsfähigkeit
in den einzelnen Abteilungen gediehen war. Es
wurde vorgeführt, nach welch verſchiedenen Auffaſſungen und ent=
ſprechend
den Geſchlechtern und Altersſtufen die Körperſchulung
getrieben wird. Die Vortragsfolge umfaßte 14 Nummern. Der
Geiſteswart des Vereins, Herr Lehrer Wall, hielt im Rahmen
der Feier einen einſchlägigen Vortrag über Körper= und Geiſtes=
pflege
in der Deutſchen Turnerſchaft. An Frau Ulenberg= Bens=
heim
die die Turnerinnenabteilung leitet, und an den Turnwart
Jährling, der ſchon ſeit Jahren den Turner= und Schülerabtei=
lungen
vorſteht, wurden von dem Vorſitzenden, Lehrer A. Scherer,
praktiſche Geſchenke von ſeiten des Vereins für ihre Tätigkeit un=
ter
anerkennenden Worten überreicht.
W. Heppenheim a. d. B., 3. Jan. Beſitzwechſel. Das
Anweſen des kürzlich verſtorbenen Herrn Bohne iſt zum Preis von
18 500. RM. von Herrn Studienrat Wirth käuflich erworben
worden.
S. Lampertheim, 6. Jan. Letzter Gang. Unter großer
Beteiligung wurde die Lehrerin Barbara Metzner von der kath.
Schule im Alter von 38 Jahren zu Grabe getragen. Ein langes,
tückiſches Leiden ſetzte ihrem Leben ein Ziel. Vor dem Sarge
ſchritten ihre ehemalige Schulklaſſe und die Lehrkörper beider
hieſiger Schulen. Kaplan Hattemer vollzog die kirchliche Hand=
lung
und wandte ſich hierauf an die große Trauerverſammlung,
ein Bild der Verſtorbenen als treue Chriſtin, Dulderin und Die=
nerin
vor Augen führend. Nach ihm legte Rektor Hußler im
Namen des katholiſchen und evangeliſchen Lehrkörpers einen
Kranz nieder, ebenſo Rektor Schreiber im Auftrage des katho=
liſchen
Lehrervereins. Den letzten Abſchiedsgruß widmete eine
kleine Schülerin ihrer allzufrüh verſtorbenen Lehrerin.
t. Gernsheim, 6. Jan. Im jugendlichen Alter von 16 Jahren
ſtarb infolge einer Blinddarmerkrankung der Schmelzer Heinrich
Kiſſel von hier fern der Heimat in Nymwegen (Holland) an der
Grenze. Er ſoll auch dort begraben werden. Der Rhein
zeigt augenblicklich einen ſehr niederen Waſſerſtand. Die Hafen=
einfahrt
iſt ſehr ſchwierig. Auch auf dem offenen Rhein muß
ſehr vorſichtig gefahren werden und darf auch nicht mehr volle
Fracht geladen werden.

Aus den Gemeinderaksſihungen.
F. Eberſtadt, 6. Jan. Ratsſitzung. In der geſtrigen
Ratsſitzung wurde das neue Ratsmitglied Adam Knieß durch
den Bürgermeiſter eingeführt und verpflichtet. Die Beratung der
Voranſchläge für das Gemeinde=Waſſerwerk und das Gemeinde=
Elektrizitätswerk für das Ri. 1932 mußte von der Tagesordnung
abgeſetzt werden, da die Fraktionen dazu noch nicht endgültig
Stellung genommen hatten. Durch die Penſionierung des Schutz=
manns
Pritſch iſt eine Schutzmannsſtelle erledigt, deren Wieder=
beſetzung
von dem Bürgermeiſter ſowohl als auch ſeitens der bür=
gerlichen
Ratsfraktion für dringend nötig erachtet wurde mit dem
Hinweis, daß bei der räumlichen Ausdehnung unſeres Ortes mit
ſeinen drei abſeits des Weichbildes gelegenen, in ſich abgeſchloſſe=
nen
Ortsteilen (Villenviertel, Lämmchesberg, Rödernviertel) die
ordnungsmäßige Ausübung des Polizei= und Sicherheitsdienſtes
bei Tag und in der Nachtzeit, wie der Dienſtplan ergebe, durch
nur 6 Schutzleute nicht möglich ſei. Rat Gärtner widerſprach
namens ſeiner Fraktion dieſen Einwänden und beantragte, die
Stelle aus Sparſamkeitsgründen nicht wieder zu beſetzen. Die=
ſer
Antrag fand mit den Stimmen der Linken Annahme. Zwei
Dringlichkeitsanträge, die erſt kurz vor der Sitzung eingingen und
ſich inhaltlich deckten, der eine von einem durch die Erwerbsloſen
gewählten Ausſchuß, der andere von der Kommuniſtiſchen Partei
geſtellt, forderten die Gewährung einer einmaligen,
alsbald in bar auszuzahlenden Winterbeihilfe
an alle Unterſtützungsempfäger der Gemeinde. Nachdem der
Bürgermeiſter feſtgeſtellt hatte, daß Gemeindemittel für
eine ſolche Hilfsaktion nicht zur Verfügung ſtän=
den
wird beantragt, daß dieſer mit einer dreigliedrigen Kom=
miſſion
des Rates wegen Ueberweiſung der erforderlichen Gel=
der
beim Kreisamt und dem Miniſterium vorſtellig werde. Auf
ſeinen Vorſchlag wurden in dieſe Kommiſſion die Ratsmitglieder
Kern, Knieß und Müller berufen. Falls die Mittel be=
willigt
und rechtzeitig eintreffen ſollten, ſoll die Auszahlung der
Beträge Ende nächſter Woche erfolgen.
( Ober=Ramſtadt, 5. Jan. Gemeinderatsſitzung. Die
Verwaltung legt eine vom Kulturbauamt Darmſtadt beſchloſſene
Dienſtanweiſung für Rohrmeiſter vor. Bei ſchriftlicher Abſtim=
mung
wird mit 12 gegen 3 Stimmen bei einer Enthaltung be=
ſchloſſen
, dieſe Dienſtanweiſung der nunmehr auszuſchreibenden
Neubeſetzung der Rohrmeiſterſtelle des Waſſerwerks zugrunde zu
legen Wegen Verkaufs des Sportplatzgeländes in der Aue an
den Arbeiterſportverein Vorwärts wird eine Verfügung des
Kreisamts Darmſtadt vom 8. Dezember 1932 bekanntgegeben und
die Beantwortung der darin enthaltenen Fragen formuliert. Die
Verkaufsbedingungen werden genehmigt. Der Verkehrsperein
hat angeregt, am neuen Rathaus eine Bedarfshalteſtelle für die
Heag=Omnibuſſe einzulegen. Der Gemeinderat befürwortet dies.
Bt. Auerbach, 3. Jan. Aus dem Gemeinderat. Der
Antrag der KPD. auf Gewährung einer Winterhilfe in Höhe von
20. RM. für Verheiratete und 10. RM. für Ledige und Allein=
ſtehende
wird mit 7 gegen 6 Stimmen bei 3 Enthaltungen geneh=
migt
. Der Bürgermeiſter erklärte, daß ihm die Mittel für einen
Geſamtaufwand von 8000 RM. nicht zur Verfügung ſtänden. Der
nächſte Antrag auf Einſtellung der Pflichtarbeit der Wohlfahrts=
erwerbsloſen
während des Winters wird abgelehnt. Der Be=
ſchluß
lautet, daß die Arbeit bei großer Kälte ausgeſetzt werden
ſoll. Der weitere Antrag der KPD. forderte die Ermäßigung
von Strom=, Gas= und Waſſerpreiſen für ſämtliche Unterſtützungs=
bedürftige
. Die Waſſerpreisermäßigung wurde abgelehnt. We=
gen
der Ermäßigung der Gas= und Strompreiſe ſoll der Bürger=
meiſter
in ſeiner Eigenſchaft als Aufſichtsratsmitglied mit der
Verwaltung des Gruppengaswerkes verhandeln. Dem Antrag
der Faſchinenarbeiter, die im Gemeindewald im Diſtrikt Mal=
chen
arbeiten, entſpricht der Gemeinderat, indem er eine tägliche
Zulage von 40 Rpfg. genehmigt. Der Antrag des Erwerbsloſen=
ausſchuſſes
auf koſtenloſe Ueberlaſſung von Brennholz wird dahin=
gehend
erledigt, daß ſich der Bürgermeiſter wegen weiterer Zu=
teilung
mit dem Forſtamt ins Benehmen ſetzen ſoll.
Cp. Worfelden, 5. Jan. Der Gemeinderat beſchloß, zur
Förderung der Bienenzucht für eine Neuanpflanzung von Bäu=
men
Sorge zu tragen. Die endgültigen Steuerausſchlagsſätze wur=
den
nach den Richtlinien der Landesſätze genehmigt. Bedingung
iſt, daß die Gemeinde dadurch in den Genuß der Reichswohlfahrts=
hilfe
gelangt. Bei der Gewerbeſteuer ſollen auch hier die üblichen
Ermäßigungen zugelaſſen werden. Anträge auf Pachtpreis=
erniedrigung
wurden zurückgeſtellt.

Ein Heſſe als Opfer der Niobe geborgen.
Leiche wird nach der Heimat überführt.
In der Nacht zum Donnerstag wurde von einem däniſchen
Fiſcherboot im Fehmarn=Belt eine Leiche geborgen und dem Feh=
marn
=Belt=Feuerſchiff übergeben. Der Tote wurde dann von
einem Flugzeug abgeholt und im Marinelazarett Kiel aufgebahrt.
Nach den Feſtſtellungen iſt der Geborgene der mit der Niobe‟
am 26. Juli untergegangene Oberſanitäter Otto Stock aus
Blitzenrod in Oberheſſen. Dem Wunſch der Angehörigen ent=
ſprechend
, wird die Leiche in die Heimat nach Blitzenrod überführt.

Cm. Geinsheim, 6. Jan. Anſteckende Blutarmut.
Die Blutarmut bei Pferden greift immer weiter um ſich. Dieſer
Tage wurden wieder 7 Pferde nach Darmſtadt verbracht, wo ſie
abgeſchlachtet werden ſollen. 50 Jahre ſind jetzt verfloſſen,
ſeit die Hochwaſſerkataſtrophe unſere Gegend heimſuchte, eine Folge
des Dammbruches in der Neujahrsnacht 1883.
Gernsheim, 6. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 5. Januar 1.18 Meter, am 6. Januar 1.16 Meter.
Hirſchhorn, 6. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 5. Januar 1,52 Meter, am 6.=Januar 1,52 Meter.

Aus. Mainz und Rheinheſſen.

Be. Mainz, 6. Jan. Der Abbruch des ehemaligen
Bezirkskommandos. Mit dem Abbruch des ehemaligen
Bezirkskommandos, der Alt= und Neumünſterkaſerne in der Mün=
ſter
= und Bilhildisſtraße iſt in der dortigen Gegend Raum. Luft
und Licht geſchaffen worden, was die Bewohner des Stadtteils
freudig begrüßen. Auf dem freigewordenen Gelände ſollen Hallen
für Poſtautobuſſe errichtet werden. Durch die Freilegung des
Geländes hat man jetzt vom Münſterplatz her einen ſchönen
Durchblick nach dem wuchtigen Maſſiv der Altmünſterkirche.
Ad. Schwabsburg, 6. Jan. Wiederzulaſſung zum
Bürgermeiſteramt. Der Proteſt der Mehrheit des Ge=
meinderats
gegen die Wiedereinſetzung des Bürgermeiſters Naab
in ſein Amt wurde vom Kreisamt zurückgewieſen mit der Mit=
teilung
, daß irgendwelche ſtrafbare Handlungen nicht nachzuweiſen
ſeien. Die Beſchwerdeführer wollen ſich jedoch hiermit nicht zu=
frieden
geben und eine höhere Inſtanz anrufen.
100 Jahre Stadkiheaker Mainz.
Wochenſpielplan des Mainzer Stadttheaters
für die Woche vom 7. bis 15. Januar 1933.

Samstag, den 7. Januar.
Dornröschen.

Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.

Sonntag, den 8. Januar. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.
Sonntag, den 8. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.

Samstag, den 7. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.
Orpheus in der Unterwelt,
Sonntag, den 8. Januar. Anfang 11 Uhr, Ende 13 Uhr. Die
endloſe Straße‟
Dornröschen.
Orpheus in der Unterwelt.
Montag, den 9. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 21.45
Uhr. Hurra ein Junge!
Dienstag, den 10. Januar. Anfang 19.30 Uhr Ende 22 Uhr.
Martha oder Der Markt zu Richmond.
Mittwoch, den 11. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende etwa 22.15 Uhr.
Hurra, ein Junge‟.
Donnerstag, den 12. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen
22.30 Uhr. Der Templer und die Jüdin.
Freitag, den 13. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.
Orpheus in der Unterwelt
Samstag, den 14. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. 1. Vorſtellung im Weihnachts=Zyklus: Die Macht
des Schickſals.
Sonntag, den 15. Januar. Anfang 11 Uhr, Ende etwa 12.30 Uhr.
Pater Expeditus Schmidt ſpricht über: Die ſoziale Not=
wendigkeit
des Theaters
Sonntag, den 15. Januar. Anfang 15 Uhr, Ende gegen 17 Uhr.
Dornröschen.
Sonntag, den 15. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22.30
Uhr. Der Templer und die Jüdin.

[ ][  ][ ]

Samstag, 7. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 7 Seite 7

Aus den Briefen einer deutſchen Pflanzersfrau
Heimarbeikerin in Deutſch=Oftafrika. Negernerven. Das ſhauri und das Manneguin

* Lakini.
Sowchira P. O. Mbozi Deutſch=Oſt, Ende 1932.
Von der Pflanzung iſt heute wenig zu berichten. Nachdem
der Anfang gemacht iſt, wiederholt ſich alles immer wieder. Das
Jahr verfliegt in dem Wechſel von Trockenzeit und Regenzeit,
und man weiß nicht, wo die Tage bleiben. So will ich Euch
heute mal von meinem Umgang mit den Schwarzen erzählen.
Ich denke, das wird Euch intereſſieren. Denn für Euch zu Hauſe
iſt ein Neger meiſt ein Menſch, von dem man nur weiß, daß er
einen Wollkopf und wulſtige Lippen hat. Erſt hier lernt
man erkennen, daß auch jeder Neger ein Typ für
ſich iſt mit ſeinen Eigenarten. Liebhabereien und Schwächen.
Ich hatte ſchon lange vor, mir einen kleinen Nebenverdienſt
zu ſchaffen, indem ich für die Schwarzen Hemden nähe. Nun
habe ich mir Stoff beſorgt, Amerikano, der eigentlich, weil er
aus Japan ſtammt, Japano heißen müßte. Das iſt ſo eine Art
Neſſel, nur längſt nicht ſo preiswert wie bei Euch, wenn er auch
für hieſige Verhältniſſe eigentlich ziemlich billig iſt.
Alſo, ich borgte mir von meinem Boy ſein Hemd, machte
mich an die Arbeit und nähte erſt mal ein Muſterhemd. Dann
ließ ich durch den Boy den Leuten ſagen, daß ich Hemden
verkaufe.
Ich warte. Einen Tag, zwei Tage, drei Tage. Niemand
kommt. Da denke ich, die Idee kannſt du begraben. Sie wollen
nicht, und wer nicht will, der hat.
Da, eines Tages nach Arbeitsſchluß, kommt Baoro, ein
älterer Arbeiter. Mama, ich will ein Hemd.
Ich bin begeiſtert. Schnell hole ich mein Muſterhemd und
bringe es raus.
Da ſtand der ganze Trupp Arbeiter, ſchon geſpannt auf das
shauri (Feilſchen), das nun kommen würde. Ich war natürlich
über den Maſſenandrang weniger begeiſtert. Ich bin eben keine
Geſchäftsfrau und ſchätze ſolche Verhandlungen nicht. Mir fehlt
die Schulung einer Verkäuferin, die ſo recht glanzvoll und
überzeugend die Vorteile ihrer Ware anzupreiſen verſteht.
Alſo, mein Hemd macht die Runde. Jeder beſieht es, prüft
es. Von innen, von außen, von oben, von unten. Ich wage
eine ſchüchterne Anpreiſung. Das iſt doch ſauber genäht. So
kriegt Ihrs von Eurem Negerſchneider doch niemals
Alle nicken zur Beſtätigung mit dem Kopf. Ich denke, was
nun? Nun muß doch der Handel abgeſchloſſen werden. Und
die ſchöne Farbe am Beſatz, des Halsausſchnittes! Ich ver=
wende
dazu Flicken von Kleidern.
Ja, Mama, ſchön, wirklich ſehr ſchön, wunderbar ſchön.
Pauſe. Verlegenes Schweigen! Mein Hemd macht zum
zweitenmal die Runde. Ich komme mir vor wie in einem Klein=
ſtadtgeſchäft
, wo Fritzchens Sonntagsanzug unter dem Beiſtand
von Mama, Papa, Tante Lina, der großen Schweſter und der
Großmutter gekauft werden ſoll. Zuletzt, nachdem man den Ver=
käufer
bis zur Verzweiflung traktiert hat, zieht man ab, weil
man nicht zu Stuhle kommen kann. Alſo, mir kriecht nun auch
die Verzweiflung hoch. Soll ich mich um die paar Groſchen
mit den Negern herumſchlagen? Eine letzte, ſchon ſchüchterne
Frage und nun kommt das berühmte Wort, auf das ich
eigentlich ſchon hätte gefaßt ſein müſſen: ſehr ſchön, Mama, ſehr
ſchön, lakini (aaaaaber!!!) lakini, betont auf dem
erſten i und ſo gedehnt, und eine ſolche Fülle
von Verneinung und Widerſtand enthaltend
daß es mir auf die Nerven geht und mich ganz in
Wut bringt.
Ja, was lakini?
Sehr ſchön, Mama, aber eine Taſche!
Aha, das iſt es, was Euch zu keinem Entſchluß kommen
läßt‟. Ein bißchen viel wollt Ihr ja für Euer Geld, aber
meine geſchäftsunkluge Seele läßt ſich darauf ein, und ich ſage
zu, auf das Hemd noch eine Taſche zu nähen.
Nächſter Tag! Ich habe alſo eine Taſche aufgeſetzt und ſtelle
mich ſofort nach Arbeitsſchluß meinen Kunden, um die beſtellte
Ware abzugeben. Aber ich traue meinen Augen nicht. Ich will
meine Hand ausſtrecken, um meinen Schilling zu empfangen.
Aber mein Hemd macht von Neuem die Runde, wird betrachtet,
von innen, von außen, von unten, von oben und das Prüfen
wird noch verlängert durch die Taſche, die auch begutachtet
werden muß. Ein Neger mit nacktem, dreckigem
Oberkörper muß vortreten, muß das Hemd anziehen, ſpielt
Mannequin. Kritiſierende Blicke, gemurmelte Bemerkungen,
Kopfſchütteln!
Ich frage wieder: Iſt das nicht ſchön? So ſauber! Die
Farbe! Die Taſche! Sehr ſchön, Mama, ſehr ſchön, wirklich
lakini aaaaber!! Ach, warumhabe ichkeine Neger=
nerven
? Nerven wie Stricke, unberührbar und
unempfindſam? Ich beginne langſam innerlich zu kochen
und frage nun auch ziemlich gedehnt: Lakini?

Ja, Mama, es iſt zu kurz, einige lieben es kurz, einige
lieben es lang. Nähe mir ein langes.
Soll ich das Hemd dem Kerl an den Kopf
werfen? Soll ich den ganzen Handel aufgeben?
Ich berechnete nun ſofort, daß mein Verdienſt von 45 Cents auf

Das Wrack der Alankique nachmitkags in Le Hapke
Paris, 6. Januar.
Das Wrack der Atlantique wird gegen 18 Uhr M.E.3. in
Le Havre erwartet. Der Handelsmarineminiſter erklärte in einer
Unterredung mit dem Paris Midi, daß das Wrack zwar nicht
mehr ſehr viel Wert ſei, aber doch noch einige Millionen erbringen
könne. Der Brauch wolle es, daß der Rumpf demjenigen gehöre,
der es zuerſt ins Schlepptau genommen habe. In dieſem Falle
ſeien ein franzöſiſcher und ein holländiſcher Dampfer ziemlich
gleichzeitig damit fertig geworden. Immerhin habe ein franzöſi=
ſches
Kriegsſchiff, das die Arbeiten beobachtet habe, als Schieds=
richter
dienen können und dem Holländer mitgeteilt, daß er zehn
Minuten hinter dem Franzoſen gekommen ſei. Ueber die Gründe
der Brandkataſtrophe befragt, hat der Miniſter einen Kurzſchluß
für wahrſcheinlich erklärt.
Oberſt Pouderoux, der den Brand der Georges Philippar
unterſucht hat, hält es für ausgeſchloſſen, daß das Feuer auf der
Atlantique angelegt worden ſei. Er erklärt dann, daß der auf
dem Schiff verwandte elektriſche Strom 200 Volt betrage. Es ſei
alſo möglich, daß die Leitungen ſich ſo erhitzten, daß der geringſte
Funke genügte, um einen Brand hervorzurufen.

30 runtergeht, wenn ich dem Hemd eine Länge zugebe. Der
Kerl weiß das wohl auch, drückt mir ſofort einen Schilling in
die Hand, damit ich ihn nur ja nicht erhöhen kann. Ich mache
noch Einwendungen, er ſolle doch erſt bezahlen, wenn das Hemd
fertig iſt. Aber er läßt ſich nicht davon abbringen, ich muß das
Geld behalten. Er gibt mir auch noch einen Fünfziger für das
Hemd für ſeinen Sohn, obwohl ich gar nicht ahne, wie groß der
Bengel iſt. Na ja, wer den Pfennig nicht ehrt . . .
Nächſter Tag! Das Hemd iſt nun endlich zur Zufriedenheit
ausgefallen und wird mit Lobpreiſungen in Empfang ge=
nommen
, und ich habe mir meinen Kundenkreis geworben.
Die Beſtellungen häufen ſich. Pfennig kommt zu Pfennig.
Neueſter Beruf: Heimarbeiterin!

Hervé über ſinnloſe Behaupkungen
wegen der Brandkakaſtrophe der Aklankiaue‟
In der franzöſiſchen Preſſe war die Behauptung aufgeſtellt
worden, daß der Brand der Atlantique auf einen Sabotageakt
zurückgeführt werden müſſe, und ein Abendblatt war ſogar ſo weit
gegangen, in verſteckter Weiſe Deutſchland zu verdächtigen.
Gegen dieſe grotesken Beſchuldigungen wendet ſich aufs
ſchärfſte Hervé in ſeiner Viktoire‟. Er erklärt, man müſſe die
Annahme einer böswilligen Handlung ausſchalten und ſich hüten,
dem an ſich ſchon erregten Publikum den Verfolgungswahn ein=
zuimpfen
.
Die Atlantique, fährt Hervé fort, ſei ebenſo, wie der im
Roten Meer durch einen Brand vernichtete Paſſagierdampfer
Georges Philippar von derſelben Werft erbaut und von der=
ſelben
Geſellſchaft ausgerüſtet worden. Bereits im vorigen Jahr
habe ein bekannter Architekt von Bord der Atlantique ſeiner
Familie geſchrieben, daß eigentlich nur der Schiffsrumpf und die
Maſchinen als einwandfrei gelten könnten, während die geſamte
Innenausſtattung beweiſe, daß die Ingenieure und Architekten
Landratten ſeien. Bei der Einrichtung ſei außerordentlich viel
Holz verwendet worden, um dem Ganzen einen luxuriöſen Anſtrich
zu geben, wodurch aber die Feuersgefahr ſehr geſtiegen ſei. Dar=
auf
hätten dann auch die großen Verſicherungsgeſellſchaften hinge=
wieſen
und es abgelehnt, das volle Riſiko zu übernehmen.

Funkbild des brennenden Ozeanrieſen O=Atlantique‟

Das Wrack des franzöſiſchen Rieſenſchiffes L’Atlantique‟.
Unſer Bild wurde von einem Flugzeug aufgenommen, das das Photo nach London brachte, von wo es telegraphiſch nach Berlin
übermittelt wurde.

Nachrichten des Standesamks Darmſtadt.
Geſtorbene. Am 30. Dez. 1932: Speckhardt, Ludwig, Lehrer
i. R., 70 Jahre, Heidelberger Straße 21. Am 31. Dez. 1932:
Wienrich, Helene Chriſtine, geb. Müller, 62 J. Witwe des
Eiſenbahnoberſekretärs i. R., Rhönring 15. Am 1. Januar
1933: Zannoni, Franziska, geb. Marſchall, 60 J., Ehefr. d. Schloſ=
ſers
Kranichſt. Str 51: Handſchuch, Anna, geb. Steuernagel,
54 J., Ehefr. d. Schuhmachermeiſters, Wembach, hier, Stadtkran=
kenhaus
Am 2. Januar 1933: Zinck, Emma, geb. Falkner,
90 J. Witwe des Schreinermeiſters Herderſtr. 24: Gabriel,
Heinrich Wolf, Former, 57 J., Feldbergſtr. 99. Am 3. Januar
1933: Schardt, Franz, Wagenführer und Schaffner, 53 J., Lieb=
frauenſtr
. 99; Heil, Margarete, Beiköchin, ledig, 58 J., Gra=
fenſtraße
9. Am 4. Januar 1933: Valtin, Jakob, Bauunter=
nehmer
, 79 J. Emilſtr. 1; Eigner, Lina, geb. Schmidt, 65 J.,
Witwe des Ingenieurs, Erbacher Straße 25; Spatz, Adam,
Schreiner, 51 J., Groß=Bieberau, hier, Hermannsſtraße 6;
Schmidt, Hermann Johannes, Büfettier, 56 J., ledig, Seiters=
Weg 68. Am 5. Januar 1933: Schulmeyer Marie Anna,
geb. Herzberger, 50 J., Ehefrau des Maurers. Mörfelden, hier,
Eliſabethenſtift: Lehmann, Luiſe, Oberin i. R., 79 J., Er=
bacher
Straße 25. Am 6. Januar: Schmitt, Philipp, Herbert,
5 J., Langen, hier, Stadtkrankenhaus; Penk, Margarete, ohne
Beruf, ledig, 71 J., Parcusſtr. 2.

Kirchliche Nachrichken.
Evangeliſche Gemeinden.
1. Gottesdienſte.
Samstag (7. Januar).
Stadtkirche. Abends 8,30 Uhr: Abendandacht.
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Beichte und hl. Abendmahl.
1. Sonntag nach Epiphanias (8. Januar):
Miſſionsſonntag.
Kollekte in allen Kirchen für die Heidenmiſſion.
Stadtkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Vogel. Vorm. 11,15 Uhr:
Kindergottesdienſt. Pfarrer Lautenſchläger. Nachm. 5 Uhr: Abendgottesdienſt. Pfarrer
Lautenſchläger. Die Stadtkirche iſt wochentags von 94 Uhr zu ſtiller Andacht ge=
öffnet
. Eingang Nordtüre.
Stadtkapelle. Vorm. 8,30 Uhr: Morgenandacht. Pfarrer Wagner, Vorm. 10 Uhr:
Hauptgottesdienſt. Pfarrer Heß. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Vogel.
Schloßkirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dekan Zimmermann. Vorm. 11.15
Uhr: Kindergottesdienſt. Dekan Zimmermann.
Martinskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Beringer. Vorm. 11 Uhr:
Kindergottesdienſt für die Martinsgemeinde Oſt. Pfarrer Beringer. Abends 6 Uhr:
Abendgottesbienſt. Pfarrer Dr. Bergér.
Kapelle des Städt. Altersheims. Vorm. 10 Uhr: Pfarrer Dr. Bergér.
Fohauneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Miſſionsſuperintendent D. Schil=
ler
, Borm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt.

Die Lehanueslirche iſt wochentags von 8,30 bis 5 Uhr zu ſtiller Andacht geöffnet.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Vorm. 10 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Pfarraſſiſtent Junker. Vorm. 11,15 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarraſſiſtent
Junker.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer
Dr. Vömel. Vorm. 11,30 Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Dr. Vömel.
Pauluskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer A. Müller. Vorm. 11,15
uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer A. Müller.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Miſſionar Blumer (Oſtafrika) aus Leipzig. Borm. 11,15
uhr: Kindergottesdienſt. Nachm. 4 Uhr: Miſſionsvortrag.

Donnerstag (12. Januar).
Stiftskirche. Abends 8 Uhr: Betſtunde.
2. Veranſtaltungen.
Stadtgemeinde: Gemeindehaus (Kiesſtr. 17). Sonntag, 8. Jan., nachm. 2,30 Uhr:
Taubſtummengottesdienſt. Pfarrer Heß. Donnerstag, 12. Jan., abends 8 Uhr:
Bibelſtunde. Pfarrer Lautenſchläger.
Martinsgemeinde: Gemeindehaus (Liebfrauenſtr. 6). Montag, 9. Jan., abends
8 Uhr: Gemeindeabend mit Vortrag von Pfarrer Köhler über: Die Sekten der Gegen=
wart
. Mittwoch 11. Jan., nachm. 2 Uhr: Handarbeits= und Strickſchule. Abends
8 Uhr: Bibelſtunde. (Pſalm 142).
Maxtinsſtift (Müllerſtr. 28). Mittwoch, 11. Jan., abends 8 Uhr: Bibelſtunde.
Fohannesgemeinde: (Gemeindehaus (Kahlertſtr. 26). Mittwoch, 11. Jan, abends
8.15 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer Goethe.
Petrusgemeinde: Gemeindehaus (Eichwvieſenſtr. 8). Mittwoch, 11. Jan., abends
8 Uhr; Bibelſtunde für den Oſtbezirk über Feſaias. Pfarrer Weiß.
Saal der neuen Trainkaſerne (Eſchollbrücker Str. 44). Mittwoch, 11. Jan.,
abends 8.15 Uhr: Bibelſtunde für den Weſtbezirk. Pfarrer Frle.
Paulusgemeinde: Gemeindeſaal unter der Kirche. Mittwoch, 11. Jan.,
abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Pfarrer Wolf.
Stadtmiſſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde. Vorm 11 Uhr:
Kindergottesdienſt. Nachm. 3,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann. Dienstag,
nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. Abends 8,30 Uhr: Blaukreuz=Bibelſtunde. Herr
Weimer. Donnerstag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Herr Bringmann ( Apoſtel=
geſchichte
). Freitag, abends 8 Uhr: Bibelſtunde in der Beſſunger Mädchenſchule
(Berkunterrichtsraum). Herr Bringmann.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Donnerstag, abends 8 Uhr: Gebetsſtunde für
junge Männer.
Ehriſtlicher Verein junger Männer e. V. (Eliſabethenſtr. 17, I, Ecke Wilhelminen=
ſtraße
). Dienstag, 10. Jan., abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde.

3. Gemeindeämter.
Ev. Bohlfahrtsdienſt: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Vorderhaus, 1 Treppe, Sprech=
ſtunden
vorm. von 10 bis 12 Uhr und nachm. (außer Samstags) von 5 bis 6 Uhr. Fern=
ſprecher
4584.
Diakonenſtation für männliche Krankenpflege: Heibelberger Straße 21. Fern=
ſprecher
2883.
Diakoniſſenſtationen: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17; Martinsſtift, Müllerſtr. 28;
Gemeindehaus, Liebfrauenſtr. 6: Gemeindehaus, Kahlertſtr. 26; Gemeindehaus, Eich=
wieſenſtr
. 8: neben der Pauluskirche, Ohlyſtr.
Gemeindeamt für Kirchenſtenerangelegenheiten: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Hinter=
haus
, Saal 3. Geſchäftsſtunden vorm. von 8 bis 12 Uhr und nachm. von 3 bis 5,30 Uhr:
außer Dienstag= und Freitagnachmittag. Fernſpr. 2379.
Zahlſtelle für das Kirchnotgeld: Gemeindehaus, Kiesſtr. 17, Hinterhaus, Zimmer 4.
Zahltage: Montag. Mittwoch und Donnerstag vorm. von 9 bis 12 Uhr.
Evangeliſches Arbeiterſekretariat (Feierabend, Stiftsſtr. 51); Rechtsauskunfts=
ſtelle
. Sprechſtunden vorm. von 10 bis 1 Uhr: Fernſprecher 2288.

Die Ehriſtengemeinſchaft, Heidelberger Str. 14 (nächſt Heinrichſtr.): Sonntag,
den 8. Jan., vorm. 10 Uhr: Menſchenweihehandlung mit Predigt. Borm, 11,20 Uhr:

Kinderſonntagshandlung. Mittwoch, 11. Jan vorm. 745 Uhr: Menſchenweihe=
jandlung
. Donnerstag, 12. Jan., vorm. 10.30 Uhr: Menſchenweihehandlung.
Auswärttge Gemeinden.
Evangeliſche Kirche zu Griesheim. Vorm. 10 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pfarrer
Mangold. Kollekte für die Heidenmiſſion. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. Nachm.
3 Uhr und abends 8 Uhr: Religiöſe Vorträge. Bruder K. Geiſt von Möttlingen.
Friedenskirche. Vorm. 10 Uhr: Predigtgottesdienſt. Pfarraſſiſtent Kern. Vorm.
11 Uhr: Kindergottesdienſt.
Evangeliſche Gemeinde Eberſtadt. 8. Januar 1933. Vorm. 9.45 Uhr: Haupt=
gottesdienſt
. Kollekte für die Heidenmiſſion. Anſchließend Kindergottesdienſt.
Abends 8 Uhr: Epiphaniasandacht: Soliſtin Frau Amanritter=Darmſtadt (Sopran);
Blockflötengruppe. Dienstag: Frauenabend. Mittwoch: Kirchenchor. Don=
nerstag
E.C, Allgemeiner Abend.
Provinzialpflegeanſtalt. Nachm 1.30 Uhr: Gottesdienſt.
Evangeliſche Kirche zu Nieder=Ramſtadt. Sonntag, 8. Jan., Landesmiſſions=
feſt
. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Kollekte für die Baſeler Miſſion. Montag:
Kirchenchor. Dienstag: Jugendvereinigung. Mittwoch: Singſtunde des Frauen=
vereins
. Donnerstag: Frauenverein. Vortrag: Frl. Wahrendorf über: Unſere Kirche
und wir im Saal des Frauenhauſes der Epileptiſchen Anſtalt.
Evangeliſche Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, 8. Jan., Miſſionsſonntag.
Vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Kollekte. (Vorm. 7.30 Uhr: Abmarſch des Jugendvereins
zum Dreikönigstreffen in Lichtenberg.) Montag, 6 Uhr: Bubenjungſchar. 8,30 Uhr:
Jugendverein. Dienstag, 67 Uhr: Bücherausgabe, 8.15 Uhr: Bibelſtunde.
Mittwoch, 5 Uhr: Mädchenjunſchar, 8.30 Uhr: Kirchenchor. Donnerstag 6 Uhr:
Bubenjungſchar. 8,30 Uhr: Mütterabend. Freitag: Mädchenverein. Samstag:
Jugendverein.
Evangeliſche Gemeinde Traiſa. Sonntag, 8. Jan., Landesmiſſionsfeſt. Vorm.
10 Uhr: Gottesdienſt. Kollekte. Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt der Gr. Montag:
Jungvolk. Mittwoch: Mädchengruppe. Donnerstag: Singekreis.
Evangeliſche Gemeinde zu Roßdorf. Sonntag, 8. Jan., Landesmiſſionsſonntag.
Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Kollekte für die Heidenmiſſion. Vorm 11 Uhr: Kinder=
gottesdienſt
. Abends 8 Uhr: Bibel=(Miſſions=ſſtunde. Montag: Frauenverein. Nachm.
5 Uhr: Fungſchar Mädchen ält. Gruppe. Dienstag: Kirchengeſangverein. Mittwoch,
3 Uhr: Jungſchar Mädchen jüng. Gruppe. 5 Uhr: Jungſchar Buben.
Donnerstag: Poſaunenchor.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Evangeliſche Gemeinſchaft, Schulſtr. 9. Sonntag, vorm. 10 Uhr: Predig tgottesdienſt
Prediger Veihelmann. Vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Predigt, an=
ſchließend
Gemeindeverſammlung: Prediger Veihelmann. Montag, abends 8 Uhr:
Singſtunde. Mittwoch, nachm. 5 Uhr: Katech. Unterricht. Donnerstag, abends
8 uhr: Bibelſtunde.
Chriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt, Mollerſtr. 40. Sonntag, 8. Jan., vorm. 9,30
uhr: Andacht. Prediger Kruſt. Vorm. 11,15 Uhr: Sonntagsſchule. Nachm. 3.30 Uhr:
Jugendbundſtunde. Abends 8 Uhr: Evangeliumsverkündigung. Prediger Kruſt. Dienstag,
abends 8.15 Uhr: Bibelſtunde.
Ehriſtlich=wiſſenſchaftliche Bereinigung (Christian Science Society) in Darmſtadt,
Aula der Landesbauſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag, vorm. 10 Uhr
und jeden Mittwoch, abends 8,15 Uhr: Thema am 8. Jan.: Das Sakrament, Goldener
Text: Hebräer 13:16.
Methodiſten=Gemeinde Darmſtadt (Evangeliſche Freikirche) Wendelſtadtſtraße 38.
Sonntag, vorm. 11 Uhr: Sonntagsſchule. Abends 8 Uhr: Predigtgottesdienſt.
Mittwoch, abends 8 Uhr: Bibelſtunde. Freitag, abends 8 Uhr: Frauen=Miſſions=
Verein.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten, Baptiſten, Mauerſtr. 17. Sonntag, vorm.
10 Uhr: Predigt und Feier des heiligen Abendmahls. Um 11 Uhr: Sonntagsſchule.
Abends 8,15 Uhr: Vortrag über die Heidenmiſſion mit Lichtbildern. Mittwvoch,
11. Jan., abends 8,14 Uhr: Bibelſtunde.
Adventgemeinde, Waldſtraße 18. Samstag, 9.30 Uhr: Abendmahl Sonntag.
8.20 Uhr: öffentl. Vortrag: Arbeit und Brot, 1. Teil. Freitag, 18 Uhr: Gebetſtunde.

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Seite 8 Nr. 7

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Samstag, 7. Januar 1933

Memels neues Hafenbecken in Bekrieb genommen.

Das neue Baſſin des Memeler Hafens,
das nach zweijähriger Bauzeit dem Betrieb übergeben wurde. Wie man ſieht, verſucht die ſchwer=
geprüfte
Stadt an der Nordoſtgrenze des Reiches durch tatkräftiges Handeln der Wirtſchaftskriſe
Schach zu bieten.

Die Unglücksſtelle mit dem chaotiſchen Durcheinander der umgeſtürzten und zertrümmerten
Wagen.
Bei Limaim (Ohio, U. S.A.) fuhr ein Expreßzug mit faſt 100 Kilometer Geſchwindigkeit gegen
einen anderen Zug. Drei Menſchen wurden getötet zahlreiche ſchwer verletzt. Faſt alle Wagen
der beiden Züge wurden ſchwer beſchädigt.

Das iſt die größke Lokomotive der Welk.

Die 27 Meter lange Gebirgslokomotive auf dem Saint=Lazare=Bahnhof in Paris,
wo dieſer mächtige Gigant zunächſt ausgeſtellt wurde, bevor er auf den Alpenſtrecken den Dienſt
verſehen wird.

Reich und Ausland.
Die Beiſehzung Geheimraks Dr. Cuno.
Hamburg. In der katholiſchen Marien=
kirche
in Hamburg fand am Freitag nachmittag
die Trauerfeier für Geheimrat Dr. Cuno ſtatt.
Die ſtarke Anteilnahme der Bevölkerung und die
Anweſenheit zahlreicher führender Perſönlichkei=
ten
aus Regierungs= und Wirtſchaftskreiſen leg=
ten
noch einmal Zeugnis ab für die Wert=
ſchätzung
, die der Heimgegangene genoß. Die
Marienkirche konnte die Zahl der Trauergäſte
kaum faſſen. Der Hochalter prangte im Schmuck
weißen Flieders. Eine Fülle von Kränzen um=
gab
den ſchlichten braunen Sarg. Ein Prälu=
dium
eröffnete die Feier. Als einziger Sprecher
nahm der Geiſtliche das Wort, um in kurzer Ge=
denkrede
ein Bild des Menſchen Wilhelm Cuno
zu zeichnen. Es folgte ein kurzer liturgiſcher
Akt. Unter den Klängen des Jeſus, Dir leb‟
ich trug man den Sarg hinaus. Vor dem Got=
teshauſe
warteten Tauſende von Menſchen, um
der Abfahrt des Trauerzuges beizuwohnen.

Rieſige Erweikerungsbauken
der Reichsbank.
Ein 25=Millionen=Projekt.
Berlin. Die Reichsbank beabſichtigt, noch
im Laufe des Sommers mit der Errichlung
eines Erweiterungsbaues für das Hauptgebäude
zu beginnen. Das Terrain, das bebaut werden
ſoll, hat eine Größe von etwa 10 000 Quadrat=
metern
. Auf dieſem Terrain ſtehen zurzeit ca.
35 Gebäude, die ſchon im Frühjahr abgeriſſen
werden ſollen. Die Bauzeit wird etwa drei
Jahre dauern. Die geſamten Baukoſten dürf=
ten
zwiſchen 25 und 30 Millionen RM. liegen.

Raubmordverſuch an einer Greiſin.
Berlin. Einen furchtbaren Kampf mit
einem Räuber hatte im Norden Berlins am
Freitag nachmittag die 80 Jahre alte Gaſtwirts=
witwe
Johanna Schwiederſki zu beſtehen. Ein
junger Mann, der angeblich ein Zimmer mie=
ten
wollte, war in ihrer Wohnung erſchienen.
Als ſie über den Preis verhandelten, fiel der
junge Mann plötzlich über die Frau her und
würgte ſie ſolange, bis ſie beſinnungslos war.
Die alte Frau wehrte ſich tapfer. Der Räuber
durchſuchte in großer Haſt die Wohnung nach
Geld und Schmuckſachen. Dann flüchtete er.
Feuer auf einem franzöſiſchen U=Boot.
Berlin. An Bord des im Hafen von Tou=
lon
liegenden franzöſiſchen U=Bootes Fresnel.
brach nach einer Meldung Berliner Blätter aus
Paris am Donnerstag mittag ein Brand aus,
der durch die Mannſchatf mit den an Bord be=
findlichen
Löſchgeräten gelöſcht werden konnte.
Zwei Matroſen haben leichte Brandwunden er=
litten
. Der Sachſchaden ſoll bedeutungslos ſein.
Der Leiler des Berliner Kupferſtich=
kabinekts
.

Profeſſor Elfried Bock,
der verdienſtvolle Direktor des Berliner Kupfer=
ſtichkabinetts
, ein hervorragender Kenner der
Graphik aller Zeiten, Verfaſſer wichtiger Fach=
werke
, iſt im Alter von 57 Jahren geſtorben.

25 000 RM. geſammelte Gelder
unkerſchlagen.
Düſſeldorf. Die Kriminalpolizei leitete
kürzlich im Zuſammenhang mit der Tatſache, daß
eine von den Veranſtaltern angekündigte Thea=
teraufführung
nicht ſtattfand, obwohl, eine
größere Anzahl von Eintrittskarten verkauft
worden war, Ermittlungen nach der Urſache des
Vorkommniſſes ein. Die Feſtſtellung ergab, daß
die hier wohnenden Eheleute Körber den Erlös
aus den verkauften Karten nicht an ihre Auf=
traggeber
abgeliefert hatten. Die Beſchuldigten
wurden ſeinerzeit vorläufig feſtgenommen und
nach Klärung des Falles wieder entlaſſen. Die
weiteren Nachforſchungen der Kriminalpolizei
ergaben, daß die Eheleute Körber ſeit einiger
Zeit für eine größere Anzahl Auftraggeber,
hauptſächlich politiſche und Unterſtützungsver=
eine
, mit Hilfe von Sammelliſten Gelder in
ſehr erheblicher Geſamthöhe geſammelt, aber
nicht abgeliefert hatten. Nach der bisher mög=
lichen
Ueberſicht ſind mindeſtens 25 000 RM.
veruntreut worden.
Ueber 120 000 RM. unterſchlagen.
Berlin. Die Staatsanwaltſchaft hat gegen
den Berliner Börſenmakler H. Ginsberg Haft=
befehl
erlaſſen, der ſofort vollzogen wurde,
Ginsberg ſoll für mehr als 120 000 RM. Aus=
landseffekten
zum Vorteil von Perſonen, die
zum Teil flüchtig ſind, verkauft haben.
Fünf Aufſehen erregende Verhaftungen
wegen Deviſenſchiebungen.
Die Hintermänner Sedlmaiers.
Berlin. Der Deviſenhändler Emeran Sedl=
maier
, der wegen Vergehens gegen die Deviſen=
verordnung
zu 3 Jahren und 4 Monaten Ge=
fängnis
und zu 100 000 RM. Geldſtrafe verur=
teilt
wurde und ſich, da er Reviſion eingelegt
hat, im Augenblick noch im Moabiter Unter=
ſuchungsgefängnis
befindet, hat ein umfaſſendes
Geſtändnis abgelegt, auf Grund deſſen fünf Ver=
haftungen
wegen Deviſenſchiebungen vorgenom=
men
wurden. Die Namen der Verhafteten wer=
den
im Intereſſe der Unterſuchung noch nicht
bekannt gegeben.

Wieder eine Schwarzbrennerei
ausgehoben.
Dortmund. In der Nacht zum Donners=
tag
wurden durch einen überraſchenden Zugriff
der Dortmunder Zollfahndungsſtelle der Bren=
nereibeſitzer
und Landwirt Kreutzkamp in Cap=
penburg
bei Dortmund, ſowie ſein Brennerei=
meiſter
wegen des dringenden Verdachts der
Schwarzbrennerei feſtgenommen. Die erſten Er=
mittlungen
beſtätigten bereits den Verdacht. Es
ſoll nach den bisherigen Feſtſtellungen 400mal
mehr eingemaiſcht worden ſein, als zur Ver=
ſteuerung
angemeldet worden iſt. Die Verneh=
mungen
der Angeſchuldigten erſtreckten ſich über
den ganzen Donnerstag.

Große Steuerhinterziehungen durch Schwarz=
Brenner.
Dortmund. Zu der Aufdeckung einer
Schwarzbrennerei in Cappenberg wird von zu=
ſtändiger
Seite ergänzend mitgeteilt, daß der
Beſitzer Kreutzkamp und ſein Brennmeiſter, die
ſich in Haft befinden, eingeſtanden haben, ſeit
1927 in über 600 Fällen mehr Rohſtoffe als in
den amtlichen Büchern eingetragen waren, ver=
arbeitet
und die Steuern für den daraus herge=
ſtellten
Branntwein dem Staat hinterzogen zu
haben. Die hinterzogenen Steuern, die nachge=
zahlt
werden müſſen, werden auf 80 000 RM. ge=
ſchätzt
. Außerdem hat der Beſitzer nach dem
Branntweinmonopolgeſetz eine Geldſtrafe in
vierfacher Höhe des hinterzogenen Betrages und
eine entſprechende Gefängnisſtrafe zu erwarten.
Verſuchter Raubüberfall auf eine Landkraftpoſt.
Steimel (Weſterwald). Als der Führer
des für die Landkraftpoſtbeſtellung Altenkirchen
planmäßig verkehrenden Kraftwagens ſich auf
der Strecke Dattesfeld-Breitſcheid mitten im
Walde befand, warf ſich plötzlich eine männliche
Perſon mit einer Schußwaffe in der Hand vor
den Kraftwagen. Dem Führer des Kraftwagens
gelang es aber, den Wagen an dem Mann vor=
beizuſteuern
und vom nahen Forſthaus aus die
Polizei zu benachrichtigen, der es gelang, den
Mann in einem Einwohner aus Breitſcheid zu
ermitteln. Er machte keine Ausſagen darüber,
was ihn zu dieſer Tat bewogen hat.

Tragiſches Los
von auf Eisſchollen Abgekriebenen.
Im letzten Augenblick ertrunken.
New York. Ein Verkehrsflieger entdeckte
auf dem Wildwood=See, im Staate New York,
auf einer treibenden Eisſcholle drei Menſchen.
Er landete ſofort, um eine Rettungsaktion ein=
zuleiten
. Bei den auf der Eisſcholle befindlichen
Perſonen handelte es ſich um drei Brüder. Der
vierte am Ufer zurückgebliebene Bruder und der
Flieger bemühten ſich gemeinſam um die Ret=
tung
der Unglücklichen. In dem Augenblick, als
der rettende Bruder an die Eisſcholle herange=
kommen
war, kenterte dieſe und alle vier fielen
ins Waſſer. Drei Brüder ertranken, während
der vierte und jüngſte gerettet werden konnte.

Oeffenkliche Hinrichkungen in Ikalien.
Mailand. Auf Grund des neuen Straf=
geſetzbuches
iſt in Bergamo die öffentliche Hin=
richtung
des Raubmörders Gavazzeni erfolgt,
der mit drei vom Schwurgericht zu lebensläng=
lichem
Zuchthaus verurteilten Mitangeklägken
im Dorfe Almenno im November 1931 in die
Wohnung der ihnen wegen Geldſtreitigkeiten
verhaßten Familie Mazzoleni eingedrungen war
und zwei Brüder, eine Schweſter mit Axt und
Hammer erſchlagen und außerdem einen Bäcker=
knaben
ſchwer verletzt hatten, der während der
Untat zufällig in das abgelegene Haus kam. Die
Hinrichtung erfolgte auf dem Militärſchießſtand
von Bergamo durch eine Polizeiabteilung. Sie
war öffentlich, und es wohnten ihr an die
400 Perſonen aus dem Volke bei, das die Hin=
richtung
als gerechte Sühne der ſchrecklichen
Bluttat betrachtete.

303 Grippe=Todesopfer der letzten Woche
in England.
London. Die zurzeit in England, Schott=
land
und Wales herrſchende Grippe=Epidemie
forderte in der vergangenen Woche insgeſamt
303 Todesopfer, das ſind 183 Tote mehr als in
der Vorwoche. In London allein fielen 48 Men=
ſchen
der Grippe zum Opfer. In Glasgow 86
und in Birmingham 92.
Starke Erdſtöße in Griechenland.
Athen. In der griechiſchen Stadt Volo,
an der Küſte von Theſſalien, wurden in der
Nacht zum Freitag drei ſtarke Erdſtöße verſpürt.
Eine ganze Reihe von Häuſern weiſt Riſſe auf.
In den Wohnungen ſtürzten die Möbel um und
die Spiegel zerſprangen. Der Einwohner be=
mächtigte
ſich eine große Panik. Trotz der Kälte
übernächtigten viele unter freiem Himmel.

Lilian Harvey ninmk Abſchied
von Deutſchland.

Lilian Harvey,
die beliebte deutſche Filmkünſtlerin, tritt jetzt
die Reiſe nach Hollywood an, wohin ſie ein mehr=
jähriger
Kontrakt verpflichtet,

[ ][  ][ ]

Samstag, 7. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 7 Seite 9

Süp.SasAolAtt

Heuaufbau einer Aakionglmannſchaft

Geſpräche mit Reichsttginer Retz.
Auf ſeinem Hotelzimmer in Bologna traf ich den Reichs=
trainer
Otto Nerz nach dem Spiel in Unterhoſen an. Er hatte
aber gar keine Meinung, allzu ſchnell in den Smoking und zum
Bankett zu kommen. Er wäre augenſcheinlich am liebſten mit
ſeinem Verdruß allein und auf ſeinem Zimmer geblieben. Ich
hatte vorher ſchon mit Nagy Joſef, dem alten MTK.=Spieler aus
der berühmteſten Zeit der Budapeſter geſprochen. Nagy Joſef
arbeitet ſeit fünf Jahren in Italien, Hugo Meiſl rechnet ihn unter
die beſten Trainer Europas, und der SC. Bologna zahlt ihn auch
fürſtlich. Dieſer Mann verſteht von ſeinem Handwerk zweifels=
ohne
allerlei, er hatte den Deutſchen gegenüber auch ſicher ein
unbefangenes Urteil. Um ſo intereſſanter war es für mich, daß
Nagy und Nerz ſich in ihrem Urteil faſt völlig deckten. Am Tage
vor dem Spiel, beim kurzen Training der Deutſchen im Litto=
riale
, meinte Nagy, daß die Deutſchen eine gute Ballbehandlung,
Schnelligkeit im Lauf, guten Schuß und auch eine recht gute kör=
perliche
Verfaſſung aufwieſen. Das Material zu einer Mann=
ſchaft
war alſo vorhanden. Am anderen Tage im Spiel erwies
ſich aber, daß die elf deutſchen Spieler keineswegs eine Mann=
ſchaft
bildeten, ſie blieben Einzelkörper, die im Kampf gegen die
wundervolle Einheit der Azurris zerrieben und zur Ohnmacht ver=
urteilt
wurden. Nur zehn Minuten lang glaubte man, daß die
Deutſchen auch eine Mannſchaft bilden könnten. Das war im
Anfang, als die Italiener noch nicht auf Touren gekommen waren
und die Deutſchen einen zwar mit guter Ballbehandlung geſpiel=
ten
, aber ideenloſen und in ſeiner Durchſichtigkeit primitiven
Schulfußball vorführten. Als dann aber der wirkliche Kampf
begann, als ſich der Gegner in ſeiner vollen Stärke zeigte, da
traten die Mängel der Deutſchen um ſo kraſſer in Erſcheinung.
Nagy und Nerz waren ſich darin einig: das rein Handwerks=
mäßige
verſtehen die Deutſchen. Sie können mit dem Ball um=
gehen
. Aber in der hohen Schule dieſes Spieles bildet die Be=
herrſchung
des rein Handwerksmäßigen, des Techniſchen, nur eine
erſte Stufe. Spielen können heißt mehr als nur den Ball ſchieben,
aufnehmen, ſtoppen und ſchießen zu können. Der Spielaufbau
und die Taktik erſt können aus dem Handwerk eine Kunſt machen.
Es iſt nur logiſch, daß Mannſchaften mit geringer oder gar primi=
tiver
Technik oft genug über techniſch gut geſchulte Mannſchaften
erfolgreich ſind, wenn ſie die beſſere Taktik mitbringen.
Der völlige Mangel an ſpieltaktiſchem Verſtändnis war bei
den Deutſchen in Bologna enorm. Es iſt bezeichnend, daß ihn
gerade die Leute, die unſere Mannſchaft nicht kannten, italieniſche
Verbandsführer, Trainer und Journaliſten, zuerſt entdeckten und
daß aus den Urteilen dieſer Leute zuerſt immer das Erſtaunen
über dieſen Mangel zum Ausdruck kam. Nagy ſagte, daß es ihm
jetzt auch klar ſei, warum die Deutſchen ſelbſt gegen die Hollän=
der
verloren hätten. Im Gegenſatz dazu beſchränkte man ſich in
den Reihen der begleitenden Deutſchen faſt ausſchließlich darauf,
über das Verſagen dieſer oder jener Spieler zu ſchimpfen. Man
debattierte darüber, ob nicht dieſer oder jener Spieler beſſer ge=
oeſen
ſei.
Nerz hatte allerdings die wahre Fehlerquelle entdeckt. Er
meinte, daß bei der Bildung einer Nationalmannſchaft nicht ſo
ſehr die Auswahl der Spieler, ſondern weit mehr die Vorberei=
tung
der Mannſchaft ausſchlaggebend für den Erfolg ſei. Das
Verſagen des einen oder anderen Spielers fällt gar nicht ſo ſehr
in Erſcheinung, es iſt zu ertragen, wenn die übrige Mannſchaft
ſich verſteht und ein taktiſch gutes Spiel zeigt.
Man weiſt in dieſen Tagen wieder vielfach auf Nerz als den
Schuldigen für die Niederlagen des deutſchen Fußball hin. Ich
will dahin geſtellt ſein laſſen, ob die Nerzſche Auffaſſung vom
Spiel und von Spielerqualitäten die richtige iſt oder nicht; eins
iſt aber jedenfalls nicht zu leugnen: man hat dem Reichstrainer
zwar ein Amt gegeben, aber er verfügt nicht über die Mittel, um
es in erfolgverheißender Weiſe zu verwalten
Nerz ſchiebt alle Schuld auf die mangelhafte Vorbereitung
der Nationalmannſchaft ab. Er fragt mich: Hatten wir 1928
nach den Olympiſchen Spielen eine Mannſchaft oder nicht. Man
kann dem Reichstrainer nur mit einem Ja antworten. Damals,
ſo ſagt dann Nerz weiter, verfügten wir über eine Mannſchaft,
die zweifelsohne die beſte deutſche Ländermannſchaft der Nach=
kriegszeit
geweſen. Sie war auch das Produkt einer längeren
Vorbereitungszeit, die aus zahlreichen Kurſen und Uebungs=
ſpielen
beſtand.
Heute kommen am Tage vor dem Spiel elf Mann aus allen
Himmelsrichtungen zuſammen. Vielfach lernen ſie ſich erſt bei
dieſer Gelegenheit perſönlich kennen. Schon in ihren Vereinen
wird die taktiſche Ausbildung meiſt vernachläſſigt. Nur ganz
wenige Vereine haben heute noch einen Trainer, meiſt begnügt
man ſich mit einem älteren Spieler oder einem Lehrer der
den Spielern günſtigſtenfalls das Notwendigſte an Technik bei=
bringt
und ſie etwas bei Luft hält, was man dann Konditions=
training
nennt. Verſtändnis für Taktik haben, die wenigſten
Spieler, und wenn, dann bringt der eine die, der andere jene Auf=
faſſung
mit. Kurze theoretiſche Unterweiſungen vor dem Spiel
haben nur noch einen geringen Wert.
Nerz beneidete die Italiener, denen es vor jedem Länder=
ſpiel
möglich iſt, die Spieler vorher zuſammenzuziehen und ſie in
einem Spezialtraining und in Uebungsſpielen auf eine einheitliche
Spielauffaſſung zu bringen. Bei uns ſind die finanziellen Mit=
tel
weſentlich beſchränkter, und doch ſollte auch bei uns eine inten=
ſive
Vorbereitungsarbeit möglich ſein. Ehe das nicht wieder
möglich iſt, verſpricht ſich Nerz auch keine Beſſerung.
Was Nerz ſagt, muß auch ſeinen Gegner überzeugen. Es
muß ihn um ſo eher überzeugen, wenn er aus eigener Anſchauung
kennen gelernt hat, wie man im Ausland arbeitet. Es iſt ſicher,
daß man bei uns eine völlig falſche Anſchauung von Training
einer Mannſchaft hat. Gewiß, es wird trainiert, aber wie trai=
niert
wird, das muß man ſich nur anſehen. Dieſe falſche Auffaſ=
ſung
von Trainingsmethoden hat ja auch zu der Sparpolitik
geführt, die ſich eines Tages (eines Tages? Sind wir nicht ſchon
ſo weit?) rächen wird, wie ſich ſelten ein Fehler im deutſchen
Fußball gerächt hat. Bei uns ſind aus Erſparnisgründen ſeit
Jahr und Tag die guten Trainer aus dem Lande gejagt worden,
man verläßt ſich nur noch auf billige Erſatzkräfte und Sport=
lehrer
, die auch danach ſind. Außerdem erwartet man noch allent=
halben
immer das große Wunder, daß nämlich die Entdeckungen
und Meiſter vom Himmel fallen. Man jagt der Kanone nach
und vergißt darüber die Mannſchaft und das, was erſt eine gute
Mannſchaft ausmacht. Solange man von dieſem Standpunkt nicht
abgeht, wird man auch noch lange auf den Erfolg warten können.
Der Neuaufbau einer Nationalmannſchaft iſt notwendig;
notwendiger aber iſt noch, daß man ſich erſt einmal auf die wirk=
lichen
Fehlerquellen und auf die zu ergreifenden Methoden be=
ſinnt
.
Bernhard Gnegel.
Fußball.
Polizei DarmſtadtSVgg. Arheilgen.
Dieſes Spiel findet nicht, wie geſtern angegeben, um 11 Uhr
ſtatt, ſondern bereits um 10.30 Uhr vormittags auf dem Polizei=
ſportplatz
.
Eintracht DarmſtadtViktoria Griesheim.
Zu dieſem mit Spannung erwarteten Kampf tritt Eintracht
mit Langenbach, Walter, Schäfer, Zahn, Hübner. Mühlbach,
Heilig. Heß, Straub, Hoffmann, Daab an. Spielbeginn 11 Uhr,
2. Mannſchaften 9.30 Uhr.
SV. 98 DarmſtadtGermania Ober=Roden.
Gegner der 98er in ihrem morgigen Verbandsſpiel iſt Ger=
mania
Ober=Roden. Im Vorſpiel in Ober=Roden haben die
Sportvereinler glatt 5:2 verloren, ſo daß es im Rückſpiel auf
eigenem Platze gilt, dieſe Niederlage wettzumachen. Die Lilien=
träger
haben auch noch um deswillen alle Veranlaſſung, ſich eſt=
los
für den Sieg einzuſetzen, weil nach wie vor ihre Tabellen=
lage
äußerſt gefährdet iſt. Da auch die Gäſteelf Abſtiegsſorgen
hat, wird es wohl wieder zu einem hartnäckigen Punktekampf
kommen. Dürfen wir hoffen, daß die Sportvereinself im erſten
Spiel im neuen Jahre mit größter Aufopferung beſtrebt ſein
wird, jeden Punktverluſt zu vermeiden und durch Sicherung bei=
der
Punkte ſich in der Tabelle etwas nach vorne zu ſchieben?

Bei Löſung dieſer Aufgabe wäre jede Unterſchätzung des Geg=
ners
vom Uebel; deshalb gilt es in erſter Linie, von der erſten
Spielminute ab reſtlos aus ſich herauszugehen. Spiel=
beginn
2. 30 Uhr. Die übrigen aktiven Mannſchaften ſind
ſpielfrei, mit Ausnahme der 3. Mannſchaft, die vormittags 10
Uhr zu einem Verbandsſpiel auf dem Arheilger Mühlchen
antritt.
SprendlingenUnion Darmſtadt.
Am Sonntag begibt ſich Union Darmſtadt nach Sprendlin=
gen
zum Rückſpiel. Da man Sprendlingen als eine der ſtärk=
ſten
Mannſchaften unſerer Klaſſe betrachten darf, hat Union
einen etwas ſchweren Gang. Jeder iſt geſpannt, wie ſich Unions
ſtark verjüngte Mannſchaft in dieſem Treffen durchſetzt. Die
Siege über Ober=Roden und Weiterſtadt dürfen bei weitem
nicht als Anhaltspunkte für den Ausgang des Spieles genom=
men
werden, erſt der Kampf wird die Entſcheidung bringen. In
bequemem Omnibus iſt Schlachtenbummlern Gelegenheit ge=
boten
, die Elf zu begleiten. Abfahrt 1 Uhr Vereinshaus.
Poſt DarmſtadtUnion Wixhauſen 2.
Am Sonntag, 14.30 Uhr, treffen ſich auf dem Sportgelände
am Dornheimer Weg zu einem Freundſchaftsſpiel PoſtSV. Darm=
ſtadt
Union Wishauſen 2.
FC. Union Wixhauſen SV. Offenthal.
Nachdem Union nach längerer Pauſe am letzten Sonntag in
Egelsbach beim Winterhilfeſpiel ein 2:2 erzielen konnte, emp=
fängt
ſie am Sonntag zum fälligen Verbandsſpiel den SV. Offen=
thal
. Der jungen Unionelf, die ſich allmählich zuſammenfindet, wird
es am Sonntag nicht allzu ſchwer fallen, ihre Niederlage vom
Vorſpiel wieder wettzumachen. Spielbeginn 2.30 Uhr Die Son=
dermannſchaft
ſpielt in Darmſtadt gegen SV. 98, Sondermann=
ſchaft
.
SV. 1922 Roßdorf V. f. L. Michelſtadt.
Am Sonntag empfängt Spv. Roßdorf den V. f. L. Michelſtadt
zum Verbandsſpiel. Die von den letzten Jahren her in Roßdorf
nicht unbekannten Michelſtädter gehören auch dieſes Jahr wieder
zu den ſtärkſten Mannſchaften der Odenwaldgruppe. Obwohl dieſe
Mannſchaft bei den diesjährigen Verbandsſpielen ſchon recht un=
glücklich
gekämpft hat, wird ſie bei obigem Spiel mit ihrem ganzen
Können aufwarten, zumal die Gäſte in Roßdorf mit einem gleich=
ſtarken
Gegner zuſammentreffen. Das Spiel dürfte, nach den
Fähigkeiten beider Mannſchaften zu werten, einen techniſch ſchönen
und ſpannenden Verlauf nehmen, und erſcheint der Ausgang völ=
lig
offen. Für die Einheimiſchen heißt es daher, ihr ganzes
Können aufzubieten, wenn ſie ihre gute Poſition weiter verbeſ=
ſern
wollen. Spielbeginn pünktlich 2.30 Uhr. Vorher, 12.45 Uhr,
2. Mannſchaften beider Verein.
SV. 1910 WeiterſtadtSV. Geinsheim.
Kommenden Sonntag empfängt SV. 1910 Weiterſtadt ſeinen
Namensvetter aus Geinsheim zum fälligen Verbandsſpiel. Die
Einheimiſchen müſſen ſchon ihr ganzes Können aufbieten, wenn
ſie gegen den Gegner, der den 2. Tabellenplatz inne hat, gewin=
nen
wollen. Nach den am letzten Sonntag gezeigten Leiſtungen
dürfte ein Sieg im Bereich der Möglichkeit liegen, allerdings
müſſen die Spieler mit der gleichen Hingabe und dem Elan vom
Vorſonntag ſpielen. Von den Gäſten weiß man, daß gegen ſie
ein Sieg ſehr ſchwer zu erringen iſt und ſie ſich nur mit dem
Schlußpfiff geſchlagen bekennen. Die Einheimiſchen brauchen
die Punkte ſehr notwendig, um den Anſchluß an die Spitzen=
gruppe
nicht ganz zu verpaſſen. Mit einem ſpannenden Spiel
dürfte daher zu rechnen ſein. Spielbeginn 14.30 Uhr.
Freie Turngemeinde Darmſtadt.
Spielprogramm der Fußballabteilung am kommenden Sonn=
tag
: Die 1. Elf begibt ſich zum letzten Serienſpiel nach Ar=
heilgen
. Beide Gegner kennen ſich zur Genüge und haben in
ſoundſoviel Kämpfen ſich immer ſchöne Spiele geliefert, ſo daß
auch das neuerliche Zuſammentreffen mit größter Spannung er=
wartet
wird. Dazu kommt noch der lokale Charakter der den
einzelnen Phaſen den Stempel aufdrücken dürfte. Die Frage
nach dem Sieger iſt offen, da beide Mannſchaften gleich ſtark
ſind. Anſtoß 2 30 Uhr. Um 12.50 Uhr Reſerven beider Vereine.
Nach der 1. Mſch. ſpielen die 1. Schüler.
1. Jugend und 2. Schüler begeben ſich nach Dietzenbach zum
fälligen Freundſchaftsſpiel. Anſtoß 10.30 bzw. 9.30 Uhr,
* Kreisliga Südheſſen.
Vor weiteren Klärungen.
Der erſte Spielſonntag im neuen Jahr um die Punkte bringt
bei einem vollen Programm recht intereſſante Paarungen, die für
die Meiſterſchaft, ebenſo wie für den Abſtieg von großer Wichtig=
keit
ſind. Es treffen ſich:
Starkenbg. Heppenheim Conc. Gernsheim.
FV. Hofheim Olympia Lampertheim.
F. Cl. 07 Bensheim FV. Biblis.
Spv. Horchheim V.f. L. Lampertheim.
Spp. Weinsheim Normannia Pfiffligheim.
Viktoria Neuhauſen Spv. Hochheim.
Die bis jetzt immer noch ungeſchlagenen Heppenheimer büßten
im Vorſpiel ihrer diesmaligen Begegnung den erſten Punkt ein.
Damals glaubte man an eine Wendung in der Tabellenführung.
doch die Bergſträßer blieben tapfer bei der Stange, und werden
ſich auch ohne Zweifel die verdiente Meiſterſchaft holen. Gerns=
heim
iſt zurzeit etwas erſatzgeſchwächt, ſo daß der Meiſterſchafts=
favorit
hier wohl nicht mehr ſtraucheln wird. Ein ſehr wichtiges
Spiel wird in Hofheim ausgetragen, wo Olympia Lampertheim
mit aller Energie um den vielleicht ſehr wichtig werdenden
2. Platz kämpft. In Bensheim treten die immer noch ſehr ſtarken
Bibliſer an, die aber ſeit ihrer ſchwindenden Chance um die Mei=
ſterſchaft
lange nicht mehr ſo eifrig kämpfen. Bei den übrigen
Begegnungen, die zum Teil ſehr wichtig für den Abſtieg werden
können, werden vorausſichtlich die Platzbeſitzer Sieger bleiben.
In der Gruppe 3. Ried, ſind nur zwei Spiele angeſetzt, die
nicht einmal von beſonderer Bedeutung ſind, da die Spitzenmann=
ſchaften
weiter pauſieren. Bobſtadt hat in Fehlheim an=
zutreten
, wo den Riedleuten evtl. ein knapper Sieg gelingen
ſollte. Kleinhauſen kommt kampflos zu zwei weiteren Punk=
ten
, weil Hüttenfeld noch disqualifiziert iſt.
Waſſerballfpiele Darmſtadt Frankfurk.
Am 15. Januar findet in Darmſtadt die Tagung des Gaues I
im Kreis V des Deutſchen Schwimmverbandes ſtatt. Aus dieſem
Anlaß finden nachmittags im Schwimmbad Waſſerballſpiele kom=
binierter
Mannſchaften zwiſchen Darmſtadt und Frankfurt ſtatt.
Es werden ſpielen: Eine A=Mannſchaft, eine B= und eine Jugend=
Mannſchaft. Sämtliche Spiele werde nach Punkten gewertet, ſo
daß der Zuſchauer einen vollkommenen Ueberblick über die augen=
blickliche
Stärke des Darmſtädter und Frankfurter Waſſerballſports
gewinnt. Hierbei iſt zu ſagen, daß die Frankfurter Mannſchaften
ſich in den letzten. Jahren ſtark in den Vordergrund geſchoben und
in den Spielen mit den ſtarken Darmſtädter Gegnern viel gelernt
haben. Es iſt u. W. das erſtemal, daß ein ſolcher Städtekampf
ſtattfindet. Einzelheiten folgen.
3. Darmſtädter Blitzwaſſerballturnier des Reichsbahn=TSV.
Am Montag, dem 16. Januar, pünktlich 19.30 Uhr veran=
ſtaltet
Reichsbahn=TSV. Darmſtadt im Städt. Hallenbad das
3 Blitzwaſſerballturnier. Den Sportintereſſenten wird die vor=
jährige
Veranſtaltung noch in beſter Erinnerung ſein. In die=
ſem
Jahre konnte ſogar die Zahl der damaligen Teilnehmer
überſchritten werden. Folgende Vereine haben ihre Meldung
abgegeben: Schwimmſportverein Heſſen Worms, Reichsbahn
Frankfurt, TV. Arheilgen 1. und 2. Mſch., Tgde. Beſſungen,
Tgde. Darmſtadt 1846. Polizei Darmſtadt und der Veranſtalter.
Schwimmklub 04 Niederad trägt am gleichen Tage ein Ver=
bandsſpiel
gegen den 1 Frankfurter Schwimmklub aus und
mußte daher abſagen. Wer wird Sieger? Kann die Turn
gemeinde Darmſtadt ihren vorjährigen Sieg wiederholen? Den
Sieger im voraus zu beſtimmen, dürfte äußerſt ſchwer ſein, da
ſich faſt gleichwertige Mannſchaften gegenüberſtehen.

9.B.

Kreisklaſſe: Bensheim Langen.
Meiſterklaſſe: Beſſungen Seeheim. Walldorf Wolfs=
kehlen
. Egelsbach Hahn.
A=Klaſſe: Auerbach Ober=Ramſtadt (Aufſtiegsſpiel). Stock=
ſtadt
Großhauſen in Crumſtadt.
Nach der Weihnachtspauſe kommen jetzt die reſtlichen Spiele
zum Austrag. Sie haben namentlich in der Meiſterklaſſe noch
große Bedeutung wegen der ungeklärten Abſtiegsfrage in beiden
Gruppen. Das Geſamtbild der derzeitigen Lage in allen Klaſſen
iſt kurz folgendes:
Kreisklaſſe: Abgeſehen von den Nachtragsſpielen, wobei
es ſich um den Rang der Plätze drehen kann ſcheint die Lage der
Kreisendſpieler und der Abſteigenden endgültig feſtzuſtehen, da
wir von einer Weiterverhandlung des Falles der Turnerſchaft
Griesheim nichts mehr gehört haben. Am 15. Januar ſollen die
Kreisſpiele beginnen.
Meiſterklaſſe: In der Oſtgruppe ſteht der erſte Sieger
in dem Tv. Lorſch feſt, während die kommenden Spiele die Ab=
ſteigenden
zu ermitteln haben. Es dreht ſich hierbei um Beſſungen
mit 9 Punkten. Hahn mit 7 Punkten und Seeheim mit 6 Punkten.
Die Riedgruppe läßt vorläufig beide Fragen noch offen. Nauheim
hat ſeinen Einſpruch gegen das verlorene Spiel, in Darmſtadt
gegen die Tgde 1846 gewonnen, und es kommt zum Wieder=
holungsſpiel
. Beenden die Nauheimer, ihre drei ausſtehenden
Treffer ſiegreich, ſo erreichen ſie den derzeitigen Tabellenführer
Büttelborn, und es käme mit dieſem zum Entſcheidungsſpiele auf
neutralem Platze. In der Abſtiegsfrage hat Erfelden keine Aus=
ſicht
mehr, ſeine Lage zu verbeſſern. Dagegen haben die nächſten
Treffen zu entſcheiden, ob Wolfskehlen oder Wallerſtädten mit
ihm den Gang in die 4=Klaſſe anzutreten haben.
A=Klaſſe: Hier ſteigt bereits das erſte Aufſtiegsſpiel in
Auerbach gegen Ober=Ramſtadt, während der dritte Teilnehmer,
Nieder=Ramſtadt. ſpielfrei iſt.
SV. 98 Darmſtadt.
Zu dem Spiel am kommenden Sonntag in Wiesbaden gegen
Polizei Darmſtadt iſt Intereſſenten Fahrgelegenheit zu ſtark er=
mäßigtem
Preis geboten. Meldungen beim Stadion=Platzwart,
Telephon 4402.
9. Akademiſche Ski=Weitkämpfe in Sk. Morik.
Sagshaug=Norwegen ſiegt im Langlauf.
Die Internationalen Skiwettkämpfe der Studenten aller
Länder in St. Moritz wurden am Freitag mit dem Langlauf
fortgeſetzt. Die Austragungsbedingungen waren bei körnigem
Schnee und einigen Kältegraden ausgezeichnet. Die etwas über
17 Kilometer lange Strecke führte bei einem Höhen=
unterſchied
von 350 Metern unterhalb von St. Moritz=Bad an
den Hängen des St. Moritzer Sees entlang, von dort in einem
Bogen auf der Julier=Seite zurück zum Startplatz. Von den ge=
meldeten
82 Teilnehmern nahmen nur 60 den Kampf auf. Von
den Deutſchen fehlten die Freiburger Dr. Pahl und Stober die
Münchener Hoefflin und Dehmel, der ſich am Tage vorher beim
Abfahrtslauf eine leichte Verletzung zugezogen hatte, ſowie Wer=
neck
=Partenkirchen. Von bekannten Ausländern vermißte man
u. a. den Norweger Roed und Guzzi Lantſchner=Innsbruck.
Der Wetbewerb ſelbſt war das Rennen eines Mannes; des
Norwegers Gunnar Sakshaug, der im günſtigen Mittelfelde
geſtartet war und auf dem erſten Teil der Strecke in dem Mün=
chener
Joſef Stoeckl einen vorzüglichen Schritmacher fand.
Der Bayer konnte allerdings nach 5 Kilometern das ſcharfe
Tempo nicht mehr mithalten und fiel langſam ab behauptete
ſich aber mit ſeinem zehnten Platz als beſter Deutſcher.
Eine ganz ausgezeichnete Leiſtung bot noch der Grazer Herbert
Pugl, der die ſchwere Aufgabe hatte, das Feld anzuführen, und
unter dieſen Umſtänden iſt ihm ſein fünfter Platz hoch anzu=
rechnen
. Zum Schluß leiſtete nur noch der Vorjahrsſieger Holtz=
ner
dem Norweger Sagshaug einigen Widerſtand, aber bald
hatte der Norweger auch dieſen Konkurrenten abgeſchüttelt und
paſſierte mit faſt 4 Minuten Vorſprung als Sieger das Ziel.
Ergebniſſe: Klaſſe I: 1. Gunnar Sakshaug=Oslo 1:09,36 St.
2. G Holtzner=Turin 1:13,36; 3. Harald Reinl=Innsbruck 1:15,47:
4. A. H. Pangman=Kanada 1:16,44; 5. Herbert Pugl=Graz
1:17,17: 10. Joſef Stoeckl=München 1:18,32; 17. Hans Ertl= Mün=
chen
1:23,19; 19. O. Brantmann=München 1:24,18; 27. Zacharias=
München 1:26,06; 41. R. Hunzinger=München 1:36,24.
Klaſſe II: 1. Dr. F. Dal Covalo=Padua 1:21.46 St. 2. Frode
Halle=Oslo 1:25,15; 3. G. Buſchi=Turin 1:28,35; 4. Dr. K. Chriſt=
mann
=München 1:33,15.
München 1860 ſiegte im Handball=Entſcheidungsſpiel gegen
den FC. Fürſtenfeldbruck 6:1 und ſicherte ſich damit wieder die
Meiſterſchaft der Abteilung Oſt in Südbayern.
Am Dreikönigstag weilten zahlreiche öſterreichiſche und unga=
riſche
Fußballer in Süddeutſchland. Mit Ausnahme von Vienna
Wien, die einer Münchener Stadtelf 2:3 unterlag, kamen alle
Ausländer zu Siegen. Der WAC. Wien gewann 2:1 gegen die
Stuttgarter Stadtelf, Ulm unterlag Ujpeſt Budapeſt 4:5. Würz=
burg/Schweinfurt
verloren gegen Bocskay 3:4 und Boruſſia Fulda
verlor gegen Auſtria 1:7.

Rundfunk=Programme.

15.30;
17.00:
18.25:
18.50:
19.30:
20.00:
22.30:
22.45:

Frankfurt a. M.
Samstag, 7. Januar
Stunde der Jugend: Spukgeſchichten, von H. F. Blunck.
Ein Lumpenſammler ſpricht.
München: Konzert. Werke von Roſſini, Schumann u. a.
F. R. Werkhäuſer: Vom wandernden Komödianten einſt
und jetzt.
H. Kayſer: Was hat Italien für ſeine Landwirtſchaft
getan?
Dichter kräumen von Deutſchland, Rezitation von Dr.
Gerathewohl.
Bonn: Oeffentlicher luſtiger Abend. Zum Beſten der Winter=
hilfe
.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
London: Tanzmuſik.

Königswuſterhauſen.

Deutſche Welle: Sonnabend, 7. Januar
11.15: Stunde der Unterhaltung.
15.00: Kinderbaſtelſtunde.
15.45: P. Schmidt=Born erzählt von Arnold Ulitz: Der Knabe No.
16.00: Dr. Junghans ſpricht über Ernſt Bacmeiſter.
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.10: Dr. Strobel: Wochenſchau.
17.55: Eine halbe Stunde Offenbach. Roſl Seegers (Sopran).
18.30: Prof. Fiſchel: Große deutſche Maler: Mathias Grünewald.
19.00: Schütz=Motetten. Ausf.: Flensburger Oratorienverein.
19.20: Gedichte von Hermann Claudius.

Anſchl. Fortſetzung der Schütz=Motetten,
20.00: München: Bunter Abend.

22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Tanz=Muſik.
Als Einlage: Aus dem Sportpalaſt: Hörbericht vom Hallen= Hand=
ballturnier
des Verbandes Brandenburgiſcher Athletik=Vereine.

Wekterbericht.

Obwohl mit der maritimen Luft noch einige Störungsreſte
vorüberziehen, wird doch der hohe Druck mehr und mehr zu beſtän=
digem
Wetter führen.
Ausſichten für Samstag, den 7. Januar: Wechſelnd wolkig mit
Aufheiterung, leichtes Sinken der Temperatur, vereinzelt
geringe Schauer, weſtliche Winde.
Ausſichten für Sonntag, den 8. Januar: Leicht bewölkt mit
ſtärkerer Aufheiterung, trocken, leichter Nachtfroſt.

Hauptſchriffleſtung: Rudolf Mauve
Verantwortiich für Politik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtiadt.
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantſe der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Nummer 2

DarmſtadterCagblatt

Samstag, 7. Januar

Peſſerung bei Reichspoſtus Elektrizitätsunternehmungen
Tieſpunlt der Kriſe anfcheinend überwunden. Elekirizikätsunkernehmungen verzeichnen Mehrleiſtungen

Baromeler der Wirkſchaft.
In Frankfurt a. M.=Hanau führte Gen.=Dir. Prof. Salomon
(Elektrizitäts A.=G. vorm. Lahmeyer u. Co.) aus, daß allem An=
ſchein
nach der Tiefpunkt der Kriſe im September vorigen Jahres
erreicht wurde und ſich von da an eine langſame Aufwärtsbewe=
gung
zu zeigen beginne. Das ſei ziemlich einwandfrei bei den
öffentlichen Verkehrsverwaltungen und Verſorgungsbetrieben feſt=
zuſtellen
. Bei der Deutſchen Reichspoſt ſei in den meiſten Zwei=
gen
ſeit November ein weiterer Rückgang nicht mehr zu verzeich=
nen
, vielmehr habe dieſer Monat zum Teil den Vorjahrsſtand
wieder erreicht. Die Einnahmen weichen nur noch minimal von
den Sollziffern des Voranſchlags ab. Die Elektrizitätsunterneh=
mungen
als zuverläſſige Barometer für die Befeſtigung der In=
duſtrie
im allgemeinen können ſeit September nicht nur einen
Stillſtand der rückläufigen Bewegung feſtſtellen, ſondern auch die
Vorjahreszahlen wieder erreichen oder verbeſſern. Dabei könne
ziemlich einwandfrei nachgewieſen werden, daß die Mehrleiſtungen
faſt ausſchließlich auf die induſtriellen Abnehmer und deren beſſere
Beſchäftigung entfallen. Selbſt bei einzelnen Unternehmungen
für den Perſonenverkehr, die am meiſten gelitten haben, ſcheine
ſich eine Beſſerung anzubahnen.
Berliner und Frankfurker Effektenbörſe.
Die Berliner Börſe zeigte, den Erwartungen des Vor=
mittags
entſprechend, ein durchaus feſtes Ausſehen. Das Geſchäft
war lebhafter als an den Vortagen, und in den bevorzugten Pa=
pieren
kamen größere Umſätze zuſtande. Das Hauptmoment war
in der anhaltend großen Nachfrage für Farben zu ſuchen, deren
Kurs die Parigrenze um 1 Prozent überſchritt. Demgegenüber
maß man dem Rückſchlag zum Schluß der vorgeſtrigen New Yorker
Börſe keine größere Bedeutung bei. Aus der deutſchen Wirt=
ſchaft
lagen wichtigere Nachrichten nicht vor, und in der politi=
ſchen
Lage hat ſich nichts geändert. Montane ſetzten bis zu 1½
Prozent höher ein und waren trotz des katholiſchen Feiertages
ziemlich gut gefragt. Im Verlaufe kam es an dieſem Markte zu
weiteren Beſſerungen von ½ Prozent; Rheinſtahl hatten ins=
geſamt
2½ Prozent gewonnen. Braunkohlenwerte tendierten un=
einheitlich
, Rhein. Braunkohlen und Niederlauſitzer Kohle waren
etwa 2 Prozent feſter, Ilſe Genußſcheine gaben 1½ Prozent nach.
Kaliwerte hatten Erholungen bis zu 2 Prozent aufzuweiſen. Von
chemiſchen Werten, die allgemein feſter tendierten, waren Farben
im Verlaufe weiter kräftig anziehend, und der Tagesgewinn be=
lief
ſich auf 4½ Prozent. Gummi= und Linoleumwerte lagen zu=
nächſt
ruhig, ſpäter zogen Conti=Gummi um 4 Prozent an. Elek=
tropapiere
gewannen bis zu 1½ Prozent, nur Akkumulatoren
büßten 2¾ Prozent ein. HEW. waren dagegen um 4½ Prozent
geſteigert. Gaswerte zogen bis zu 1½ Prozent an. Kabel= und
Drahtwerte und Metallpapiere waren vernachläſſigt. Autowerte,
Maſchinenfabriken, Bau=, Papier= und Zellſtoffwerte hatten kleine
Gewinne zu verzeichnen. Holzmann zogen 1½ Prozent an. Tex=
tilwerte
, darunter Kunſtſeideaktien, waren etwa gehalten. Von
Brauereien waren Schultheiß 2 Prozent höher. Von Waſſerwer=
ken
lagen Charlottenburger Waſſer 1 Prozent feſter. Verkehrs=
werte
und Banken gewannen bis zu 1 Prozent. Sonſt ſind noch
Deutſche Atlanten mit einem Gewinn von 2 Prozent zu erwäh=
nen
. Süddeutſche Zucker notierten exkluſive 7,2.,Prozent Divi=
dende
138½ nach 144 Prozent.
Bereits im vorbörslichen Verkehr war die Tendenz an der
Frankfurter Börſe ausgeſprochen feſt. Zu Beginn der Börſe
hielt die Feſtigkeit an und führte an einzelnen Märkten zu er=
heblichen
Kursbefeſtigungen. Die innerpolitiſche Situation wird
bedeutend zuverſichtlicher angeſehen. Am Aktienmarkte konzen=
triert
ſich das Hauptintereſſe, wie ſchon ſei einigen Tagen, auch
am JG. Farbenmarkt, wobei die Dividendenausſichten des JG.
Farbenkonzerns lebhaft erörtert und zuverſichtlicher beurteilt
werden, als in der letzten Zeit. Der Geſchäftsumfang iſt ziemlich
groß, der Kurs ſprang zu Beginn 1. im Verlaufe nochmals um
2½ Prozent an, ſo daß die Parigrenze ſeit langer Zeit wieder
erſtmals überſchritten wurde. Auch die übrigen Aktienmärkte
lagen ſtärker befeſtigt, ſo beſonders Elektrowerte, von denen AEG.
1½, Bekula und Schuckert 1, Gesfürel /, Licht u. Kraft und Lah=
meyer
½ Prozent gewannen, dagegen Siemens nur behauptet.
Montanwerte ebenfalls ſtärker gebeſſert, Buderus 1½ Gelſenkir=
chen
1½, Rheinſtahl 128, Stahlverein und Ilſe Genüſſe 1. Mans=
feld
½, Phönix ½ Prozent höher. Auch Kaliwerte von der Auf=
wärtsbewegung
mitgezogen, Aſchersleben ½ Weſteregeln 1½ Pro=
zent
feſter. Kunſtſeideaktien und Zellſtoffwerte bis ½ Prozent
gebeſſert. Schiffahrtsaktien behauptet. Von ſonſtigen Transport=
werten
Verkehrsweſen, Reichsbahnvorzüge Prozent höher.
Von Einzelwerten gewannen Zement Heidelberg 1½, Metall=
geſellſchaft
1½, Daimler ½ Prozent. Auch der Anleihemarkt war
ausgeſprochen freundlich, beſonders für Altbeſitz, die ½ Neubeſitz,
die ½ Prozent anzogen. Das teilweiſe ſtark ſpekulative Inter=
eſſe
für die beiden Anleihen iſt auf Gerüchte zurückzuführen, daß
eine Regelung des geſamten Reichsanleihekomplexes vorbereitet Steuergutſcheine
wird, doch iſt nach unſeren Informationen in zuſtändigen Kreiſen
über eine beſondere Aktualität dieſes Problems nichts bekannt.
Pfandbriefe anfangs ſchwächer, dann gleichfalls freundlich.
Bei anhaltender lebhafter Geſchäftstätigkeit war auch die
Tendenz der Abendbörſe weiter feſt, wobei die günſtigere Beur=
teilung
der letzten innerpolitiſchen Vorgänge in Publikumskreiſen
anregte. IG. Farben gewannen nochmals, ½ Prozent. Am Elek=
tromarkt
waren Licht u. Kraft ½, Gesfürel 15, Schuckert 78,
Bekula 88 Prozent gebeſſert. Siemens konnten ihren Höchſtkurs
nicht ganz behaupten. Von Montanwerten gewannen Rheinſtahl
und Stahlverein je ½. Gelſenkirchen und Klöckner ½ Prozent.
Reichsbank lagen ½ Prozent höher. Der Rentenmarkt zeigte
unter Bevorzugung von Alt= und Neubeſitz gleichfalls eine wei=
tere
Befeſtigung. Auch Pfandbriefe bis ½ Prozent höher, Steuer=
ſcheine
ebenfalls etwas feſter.

Berliner Produktenbericht vom 6. Januar. Die erwartete
Geſchäftsbelebung am Getreidemarkt iſt, noch immer nicht ein=
getreten
. Weder vom Export, noch vom Mehlabſatz lagen nen=
nenswerte
Anregungen vor, zumal die Nachfrage für rheiniſche
Rechnung infolge des Feiertages weiter zu wünſchen übrig ließ.
Auf dem geſtern erreichten Preisniveau trat das Inlandsangebot
wieder vereinzelt etwas mehr in Erſcheinung, und die Preiſe
waren für Weizen und Roggen am Promptmarkte um 0.501.00
RM. rückgängig. Der Ausweis über die Berliner Beſtände blieb
ohne Einfluß auf die Preisgeſtaltung, zumal keine nennenswerten
Veränderungen gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen ſind.
Am Lieferungsmarkte ergaben ſich gleichfalls Preisrückgänge bis
1. RM., beſonders, da die Staatliche Geſellſchaft nicht über 150
Tonnen aufnehmen wollte. Weizen= und Roggenmehle haben
weiter kleines Bedarfsgeſchäft. Für Hafer iſt die Kaufluſt auch
nur gering, ſo daß die Preiſe ſich kaum behaupten konnten. Für
feine Braugerſten lauten die Gebote niedriger, das Geſchäft in
Induſtriegerſten iſt bei gedrückten Preiſen ziemlich befriedigend.

Melallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 6. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogr. für Elektrolytkupfer, prompt, cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 47 RM. Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM., desgl.
in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM. Reinnickel, 38= bis
99proz. 350 RM., Antimon Regulus 3739 RM., Feinſilber
11 Kilogr. fein) 3538.50 RM.

Der Ruhrkohlenabſak im dezember.
Nachdem der Ruhrkohlenabſatz vom Auguſt bis November
1932 ſich in aufſteigender Linie bewegt hatte, iſt im Dezember in
der Monatsziffer zwar noch ein geringes Anwachſen, im arbeits=
täglichen
Durchſchnitt aber ein kleiner Rückgang zu verzeichnen.
Der Geſamtabſatz für Rechnung des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Koh=
lenſyndikats
ſtellte ſich nach den vorläufigen Ergebniſſen im abge=
laufenen
Monat auf arbeitstäglich 184 000 Tonnen (einſchließlich
der durch das Syndikat vom Zechenlager abgegebenen Erwerbs=
loſenkohle
) gegen 190 000 Tonnen im November. Der Rückgang
entfällt lediglich auf das unbeſtrittene Gebiet, wo 87 000 Tonnen
gegen 95 000 Tonnen im Dezember abgeſetzt wurden. Der Ver=
ſand
in das beſtrittene Gebiet weiſt eine kleine Steigerung von
95 000 auf 97 000 Tonnen auf. An Erwerbsloſenkohle wurden
im Dezember vom Zechenlager durch das Syndikat und im Land=
abſatz
53 000 Tonnen, vom Syndikatslager 65 000 Tonnen, ins=
geſamt
118 000 Tonnen gegenüber 157 000 Tonnen im November
abgegeben. Der Grund für den Rückgang des arbeitstäglichen
Syndikatsabſatzes liegt in der Hauptſache in dem durch das ganz
ungewöhnlich milde Wetter bedingten Minderverbrauch im Haus=
brand
. Daneben hat ſich bei Induſtrieabſatz auch die Unſicherheit
der innerpolitiſchen Verhältniſſe nachteilig ausgewirkt. Die Hal=
denbeſtände
auf den Zechen (einſchließlich Koks und Briketts, in
Kohle umgerechnet) betrugen Ende Dezember 8,9 Millionen Ton=
nen
. Während die Kohlenbeſtände durch Abgabe von Erwerbs=
loſenkohle
etwas verringert werden konnten, ſind die Koks=
beſtände
weiter geſtiegen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Die Preisindexziffer der Metallwirtſchaft Metallwiſſen=
ſchaft
, Metalltechnik ſtellte ſich am 4. Januar 1933 auf 47.1 gegen
48,0 am 28. Dezember 1932 Durchſchnitt 1909/13 100), fiel alſo
um 1.9 Prozent. Für die einzelnen Metalle wurden nach dem
Preisſtande vom 4. Januar 1933 folgende Einzelindexziffern er=
rechnet
: Kupfer 36,0 (am 28. Dezember 1932: 36,0), Blei 46,1
(48,4) Zink 41,1 (43,1), Zinn 54,3 (58,0), Aluminium 111,1
(111,1), Nickel 107,7 (107,7). Antimon 56,8 (56,8)
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darm=
ſtadt
. Neue Konkurſe. Offenbach a. M.: Fa. A Steinber=
ger
u. Co., Fabrik feiner Lederwaren, allein. Inh. Elſe Diehl.
Gießen: Verſt. Carl Friedrich Juſt Mainzlar. Anmeldefriſt 12.
1., Gläubigerverſammlung und Prüfungstermin 20. 1. Ober=
Ingelheim: Kfm. Adam Engel in Nieder=Ingelheim, Inh. d. Fa.
Adam Engel. Anmeldefriſt 1. 2., Prüfungstermin 10. 2.
Neue Vergleichsverfahren. Offenbach a. M.: Frau
Maria Eiſele Wwe., geb. Belſer, Juliane Eiſele. Vergleichster=
min
19. 1. Gießen: Heinrich Steinhäußer, all. Inh. d. Fa. Hein=
rich
Steinhäußer Tapetenhandlung. Vergleichstermin 19
Rheiniſche A.=G. für Braunkohlenbergbau und Brikettfabri=
kation
, Köln. Wie wir erfahren, findet am 14. Januar in Köln
eine Aufſichtsratsſitzung der Geſellſchaft ſtatt, in der der Vorſtand
mit dem Bericht über das dritte Vierteljahr gleichzeitig den Be=
richt
über den Gang der Geſchäfte der Geſellſchaft in den erſten
9 Monaten des laufenden Geſchäftsjahres, verbindet, zumal die
ſonſt übliche Halbjahresſitzung noch nicht ſtattgefunden hat. Da=
bei
wird natürlich auch Mitteilung über die Aenderung in den

Beſitzverhältniſſen von Aktien bei der Geſellſchaft erfolgen.

Die Deutſche Reichsbahn im November 1932.
Nach den Angaben der Reichsbahn über den Verkehr und
die Betriebsergebniſſe der Deutſchen Reichsbahn hat die geringe
Zunahme des Güterverkehrs, die ſchon in den Vormonaten
September und Oktober beobachtet wurde, auch im November an=
gehalten
. Im Perſonenverkehr herrſchte die dem Novem=
ber
eigene Stille auch in dieſem Jahre. Der Berufsverkehr
zeigte vereinzelt geringe Zunahme. Der Wander= Arbei=
terverkehr
WeſtenOſten wickelte ſich glatt ab. Im Nahver=
kehr
brachten nur Allerheiligen, der Bußtag und der Totenſonntag
beſondere Verkehrsbelebungen. In Berlin brachte der Verkehrs=
ſtreik
der BVG. vom 3. bis 7. November eine ſtarke Steigerung
des Ring= und Vorortverkehrs.
Die Betriebseinnahmen betrugen im November insgeſamt
229 973 000 RM., davon Perſonen= und Gepäckverkehr 54 785 000
RM., Güterverkehr 158 Mill. RM., ſonſtige Einnahmen 17 160000
RM.
Die Ausgaben betrugen insgeſamt 263 740 000 RM., darunter
Beitrag an das Reich für Reparationszwecke 5 833 000 RM. Im
November 1932 blieben die Geſamteinnahmen der Reichsbahn ſeit
März 1932 erſtmalig um weniger als 200 Mill. RM. hinter dem
entſprechenden Monatsergebnis des Jahres 1929 zurück.
Der Perſonalſtand der Reichsbahn betrug im November
591 725 gegen 567 043 im Oktober. Der Mehrverbrauch im No=
vember
gegenüber dem Vormonat iſt in der Hauptſache auf die
Einſtellung von Zeitarbeitern zur Durchführung des zuſätzlichen
Arbeitsbeſchaffungsprogramms zurückzuführen.
Münzprägung im Dezember 1932.
Im Dezember 1932 ſind in den deutſchen Münzſtätten an
Silbermünzen 550 000 RM. 5=RM.=Stücke und 330 000 RM.
3=RM.=Stücke, an Aluminiumbronzemünzen 125 161 RM. 10=Rpf.=
Stücke und an Kupfermünzen 26 411,60 RM. 4=Rpf.=Stücke und
36 144,84 RM. 1=Rpf.=Stücke neu geprägt worden. Unter Berück=
ſichtigung
der früher geprägten Münzen und nach Abzug der wie=
der
eingezogenen Münzen von der Geſamtprägung ergibt ſich für
Ende Dezember 1932 folgender Umlauf: 759 431 330 RM. 5=RM.=
Stücke, 269 382 570 RM. 3=RM.=Stücke, 213 626 830 RM. 2=RM.=
Stücke, 256 222 626 RM. 1=RM.=Stücke, 73 284 914 RM. 50=Rpf.=
Stücke (Nickel), 65 663 641,30. RM. 10=Rpf.=Stücke, 28 047 272,75
RM.5=Rpf.=Stücke, 1 997 823,56 RM. 4=Ryf.=Stücke, 4 997 803,24
RM. 2=Rpf.=Stücke und 1 519 005,38 RM. 1=Rpf.=Stücke.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Der bekannte Großinduſtrielle Dr.=Ing. Ernſt von Borſig iſt
in Groß=Behnitz bei Berlin an Herzſchlag geſtorben. (Vgl. auch
Politik.)
Times meldet aus Johannesburg: Die Londoner Bank=
direktoren
erklären, daß der Abfluß von Kapital aus der Süd=
afrikaniſchen
Union ſo gut wie aufgehört habe und ein ſtändiges
Zuſtrömen von Gold zu verzeichnen ſei, das hauptſächlich für Spe=
kulationszwecke
beſtimmt zu ſein ſcheine.
Der ſchweizeriſche Bundesrat hat beſchloſſen, die Zollſätze für
Kaffee und Tee ab 1. Januar 1933 wie folgt zu erhöhen: Poſ. 54,
Kaffee roh. 50 Franken je 100 Kilogramm; Poſ. 55, anderer
Kaffee (gebrannter, coffeinfreier uſw.), 100 Franken; Poſ. 58,
Tee in Gefäßen aller Art von 5 Kilogramm oder mehr. 100 Fr.;
Poſ. 59, Tee in Gefäßen aller Art von weniger als 5 Kilogramm
Gewicht, 150 Franken.

Berliner Kursbericht
vom 6. Januar 1933

Oeviſenmarkt
vom 6. Januar 1933

Berl. Handels=Geſ.
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban)
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas 1

16.75
27.
17.50
29.25
69.
58.
20.75
35.
122.50
109.125

Me
Elektr. Lieferung
7. G. Farben.
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern
Harpener Bergbau
Hoeſch Giſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerte
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppell

Re
80.5o
102.50
50.375
80.
83.
51.75
61.75
109.75
45.125
71.625
61.875
43.
40.50

Oe
Rütgerswerke.
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin;
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer je

Tacce
44.
168.
38.
34.75
114.25
38.625
17.
60.875
12.50
72.
32.
56.875

Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm
London.
Buenos=Aires
New Yor!
Belgien.
Italien

Paris

Bährung
100 finn.M.,
100 Schillingls
100 Tſch. Kr. 12.465/ 12.48:
100 Pengö
100 Leva 3.o57
100 Gulden 189.38 169.72
100 Kronen
100 Kronen 72.83
100 Kronen
1 2=Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar.
100 Belgo 5
100 Lire a1.54
100 Franes i

Reutt.
6. 184
51.95
72.38
76.47
14.08
4.209
59.32
6.435 1

Brief
6. 186
52,05
3.063
72.52
72.97
76.63
14.10
0.358 0.362
4:277
58.44
21.58
16.4751

Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio deJaneirt
Fugoſlawien
Portugal.
Athen
Iſtambu
Kairo.
Kanada
Uruguah
Island.
Tallinn (Eſtl.)

Riga

Währung Geld Brie! 1o0 Franken 181.04 8t.20 ſ100 Peſetas 34.42 34.48 100 Gulden 81.72 81.88 1 Yen 0.869 0.871 olt Milre. 0.249 0.251 100 Dinar 5.564 5.576 1100 Escudos 12.78 12.60 00 Drachm. 2.198 2.202 1 türk. 2 2.008 2.012 tägypt. 2 14.44 14.48 ſteanad. Doll.,/ 3.728 3.734 1 Goldpeſo 1.648 1.652 100 isl. Kr. 63.44 63.56 100 eſtl. Kr. 110.59 110.81 100 La1 79.52 21 79.*8

Burmſtädter and Härienatbadt Surinftadt, olaafe de Atesoher Bant
Frankfurter Kursbericht vom 6. Januar 1933.

fällig 1. 4. 34..
1. 4. 35..
1. 4.36..
1.4.37...
1. 4. 38.,
6% Dtſch. Reichsanl
v.85
6%
5½%Intern.
6%Baden .......
6% Bahern ......
6½ Heſſen....b.29
68 Preuß. St. b.28/ 901,
6% Sachſen ..v.27
6%0 Thüringen v. 27
Dtſche. Anl. Auslo=
ſunsſch
. 4 Ab=
löſungsanl
.. . ...
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
....
69 Baden=Baden.
69 Berlin. ..v 24.
6% Darmſtadt . . .
6% Dresden v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze v. 29
v. 26
6% Mainz ...... . 56.5
68 Mannheim v.27
62 München v. 29
68 Wiesbadenv. 28
6% Heſſ. Landesbk.
6% Goldobligl
5½2% Heſſ. Lds.=
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾% Kom.=Obl.
6% Preuß. Lds..=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Gldobl. R.11
R.12
829 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk.
5½%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*Ausl. Ser. II 5=
Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).

5. 12. 6.1. Dib. 5. 12. 6% Berl. 6yv. Bk. 79.25 94 92.75 5½%, Liqu.=Pfbr. 84.5 85 86I, 6% Frkf. Hyp.=Bk. 79:), 81 81:, 5½% Lig. Pfbr. 83:1,
67.75 75.25 76 Goldoblig
6% 71 73.25 6% Frrf.Pfbr.=Bk., 78 93.5 5½% n Lig. Pfbr. 87.75 n. Hyp.=Bk.
80 90.25 75 76.75 5½% - Lig. Pfbr. 83.55 75 6% Pfälz. Hyp.=Bl. 82.5 73.4 81.75 512% n Lig. Pfbr 87 79.25 83.5 6% Rhein. Hyp.Bk. 687, 76.5 5½2% Lic. Pfbr. 83.9 95.25 1697
Goldoblig. 68 80.5 69 Südd. Bod.= 74 Cred.=Bank .... 5½% Lig. Pfbr. 86.5 6% Württ. Hhp.=B. 80.75 58 66.25 20 Daimler=Benz 61.5 6.45 8.3 87 Dt. Linol.Werke 8% Mainkrw. v. 26 62o Mitteld. Stahl. 69 5.675 8.2705 6% Ver. Stahlwerke
6%0 BoigtéHäffner 61:, 57
61.75 65 J. 6. Farben Bonds 95.25 55.5 65 5% Bosn. L. E.B. 52.75 61 L.Inveſt. 74.4 5% Bulg. Tab. v. 02 10.25 4½% Oſt. Schätze s8 65.75 420 Oſt. Goldrente 8.35 64 5% vereinh. Rumän 5.9 70 4½8 10 66.25 4.9 70 42 Türk. Admin. 3.4 78.5 83.25
72.5 4% 1. Bagdad
42 Zollanl.
4½% Ungarn 1913 82.5
72.75 87.5
7s 1914
4½%0
42.
Goldr.
1910
42 83 78.5 84.5 4½Budp Stadtanl. 70.5 75.5 4%Liſſabon" , 4½ Stockholm, 33 Aktien 63 69.5 Alg. Kunſtziideunie 69.75 A. E. G. .... ... 33.75 84.5 AndregeNoris Zahn 70 78.75 Aſchaffbg. Brauereil 79.75 83.75 Zelſtoff * 84.65 871, Bemberg, J. P.. Berl. Kraft u. Licht 10 1o9 Buderus Eiſen.... Eement Heidelberg 27 61.5 Karlſtadt 73 82 J. 6. Chemie, Baſell 126 Chem.Werke Albert 36.75 5.75 Chade ..........
Eontm. Gummtw.! 12 8 E

8. 1.
81
871,
88.5
75.25
86.5
90.75
86.25
86.5
86.75
88

87.5
87.05

85.5
69.75
76.5
100

8.5

5.25
8.75
4.75
3.51

30.5
30.25
80"
Au
90
29.25
58.5
118.75
43.75
53.75
58
121.5
47.5
z215

CContin. Linoleum.
ſSaimler=Benz....
Dt. Atl. Telegr. ..
Erdöl ......."
Dt. Gold=u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Dt. Linoleumwerke
Dortm. Ritterbräu.
Dyckerhoff u. Widm!
87.25 ſEichbaum=Werger.
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
EEßlingenMaſchinen
Faber & Schleicher
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Fetter))
Felt. & Guilleaume
Frankfurter Hof ..
Belſenk. Bergwerk
Geſ. f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner=Kayſer ...
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer. ....
Hochtief Eſen ....
Holzmann, Phil.
Fle Bergb. Stamml
Genüſſel
UJunghans ....."
eali Chemie ..
Aſchersleben .
glein, Schanzlin.
Rlöcknerwerke ....
Knorr C. H. ......
Lahmeher & Co. .. !
Laurahitte ......
Lech, Augsburg...
Löwenbr. Münch.
30 2utz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.
Mannesm. Röhren!
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau.
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
lSberbedarf ......!
PBhönix Bergbau ..
Bemiger, Gebberd

ob

8
4
10
10

15
5

10

10
10

15

12

5. 12.
37.75
187.
104.5
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145.5
45.5
85
18
43
97.1
190
19.5
35.5
95.75
24
30.25
457,
73.25
29
30
163
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94
38
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65
38
11.5
76

99.75

1o8
42
43.75
181.5
16.75
73.75
203
54
78.5
20.75
34l,
29

32
50

6.1
37.5
20.5
112.5
88
152
39.25
92
21

95.75
204
19.5
37
102.3
24.5
38.5
51.25
80.5
37
23
169.25
55

35.5
83
84.5
43
12
79
61.5
101

111.5
46
182
23
217
67
76.75
61.5
26
34.75

14.5
35.5
50.5

Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan.
Roeder Gebr. ....
Rütgerswerke ....
Salzdetfurth Kali.
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm. Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz=Storchen. 6
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske.
Südd. Zucker=A. G. 8
Tellus Bergbau ...
Thür. Liefer.=Geſ..
Tietz Leonhard ...
unterfranken .....
Ber. Stahlwerke..
Ultramarin ..
Voigt & Haeffner. .
Bahß & Frehztag.
Beſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof
Memel.
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank..

Berl., Handelsgeſ.

Comm. u. 3

2. Nist äfie
Frankf. Bank ....
Hyp.=Bant ..
Mein. Hyp. Bank ..
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bod.=Cr. Bk.

A.=G. ſ. Vertehrsw.
Alg. Lokalb. Kraftw
72 Dt. Reichsb. Vzo
Hapag ..........
Nordd. Lloyzd. . . . .
Südd. Eiſenb.=Geſ.

Allianz. u. Stuttg.
Verſicherung ..
Verein. Verſ.
FrankonaRück=u. M
Mannh. Verſich. ..
Otavi Minen

Dit 5. 12, 6.1- 10 177 182 5 79.25 93 70 74.75 42 62 36.5 40.5 43.5 172 166 180 13 147.75 21.5 53.75 34 75.75 89.25 54 64 122.5 138 140 57 (4.5 29 34.25 86.75 25 4.6 6 112.25 114.5 45.5 45.5 20.5 63 E0.25 *3 73.25 63.75 74.5 89 80 53.5 75 69 69.5 61.5 61.5 53 78 129.75 148.5 87.75 86.5 64.5 90.25 94.5 46 46.5 62.5 70.5 90, 92.25 17.4 18.25 17.75 33 36 176 1 181 208 90 104.5 18 33 [ ][  ][ ]

Samstag, 7. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 7 Seite 11

5)
Phil ſieht ſcheußlich aus, Ruß und Blut verkleben ſein
fremdes Geſicht, Haare ſind verſengt, Lippen und Stirn vom
Aufſchlagen auf die Treppenkanten zerſchlagen und dick ange=
ſchwollen
, aber er lacht, triumphierend hebt er die Mappe hoch
und den Mantel, in deſſen Taſche das unglückbringende Amu=
lett
aus dem Tempel eines fernen Landes ſteckt. Der Aufruhr
um ihn herum iſt ihm gerade recht, wie toll greift er nach
Barbas Hand, die ihm zum zweiten Male am heutigen Abend
das Leben rettete. Vorwärts.
Sie laufen durch die Halle, Ino nach, die nun doch voreilte
und eben dabei iſt, die Haupttüre zu bearbeiten. Phils Fuß
ſtößt an Weiches ein Körper liegt da Madame! Juliette
Lequis iſt ohnmächtig zuſammengeſunken. Ohne Beſinnen
heben Barba und Phil ſie auf, ſchleppen ſie zur Türe, ſelbſt
halb blind und halb erſtickt von Qualm und Hitze.
Ino hat es leicht die Pechſträhne ſcheint nach kleinem
Rückfall endgültig abgezogen, die Türe iſt ſchon durch die Explo=
ſion
geplatzt, die eiſernen Gitter geſprungen leichte Arbeit.
Als die Türe nicht weichen will, wirft ſich Ino mit ihrer
Rückſeite dagegen, ſchreit und flucht wie ein Unteroffizier, aber
ſie kriegt ſie auf. Sie blickt ſich um, Barba und Phil keuchen
aus ſchweren Rauchwolken heraus, ſie ſchleppen, nicht gerade
rückſichtsvoll, einen willenloſen Körper die Lequis Mit unend=
licher
Genugtuung nimmt Ino die Mappe an ſich, alle drei
wanken die Freitreppe hinunter, deren Schneekiſſen ſich in
ſchmutzige Bäche aufgelöſt haben, während ſie im Rücken braten,
peitſcht ihnen vorne eiſiger Wind in die verſchwitzten Geſichter,
aber es iſt der angenehmſte Temperaturwechſel, den ſie je er=
lebten
. Sagen Sie mir nur ſchreit Ino ſtoßteiſe atmend,
warum belaſten Sie ſich ausgerechnet noch mit dieſem Mon=
ſtrum
von Mantel?
Statt zu antworten zieht Phil das kleine Päckchen aus dem
Geheimfach der großen Katharina hervor, Trotz der Situation
muß Ino lachen, dann umarmt ſie ihn flüchtig, was Phil wie
betäubt geſchehen läßt. Oh, ſagt ſie, Philipp Spoor, Sie
prächtiger Kindskopf!
Während ſie weiterſtolpern, aus der bedrohlichen Nähe des
Hauſes fort, überlegt Ino raſend ſchnell. Bis die Feuerwehr
hier iſt, können zehn Minuten vergehen, kaum weniger, bei der
Einſamkeit und der Entfernung des weißen Hauſes eher mehr.
auf jeden Fall wird die lodernde Rieſenfackel in ganz kurzer
Zeit Menſchen herbeigezogen haben. Die Hitze beginnt unerträg=
lich
zu werden, Ino treibt ihre Leute vor ſich her, ihr Plan iſt
fertig.
Die Lequis, mit Schnee gewaſchen, Puls und Schläfen mit
Eis gekühlt, iſt wieder zu ſich gekommen. Erloſchen blicken ihre
Augen, ſie kapiert alles, aber das Intereſſe iſt mäßig.
Los, ſagt Ino kalt zu ihr nimm dich zuſammen, haſt
ſchon Schlimmeres durchgemacht. In ein paar Minuten wird die
Feuerwehr hier ſein, ſowie halb Deſſau, verſtehſt du, Menſchen
und Behörden! Mich und meine jungen Freunde ſie be=
tont
das etwas ſarkaſtiſch, werden die Leute nicht mehr hier

begrüßen können, wie du es halten willſt, iſt mir gleich. In der
Garage ſteht ein Auto. Mach, was du willſt. Sie wendet ſich
an Barba und Phil. Kommt!
Einen Bogen ſchlagen ſie um den brüllenden Scheiterhaufen
des weißen Hauſes zum Garagenhof, auf dem es wüſt ausſieht
Trümmer brennender Balken, ein Meer von zerſprungenen
Fenſterſcheiben immerhin iſt Platz genug für ein Auto.
Teilnahmslos ſtarrt Juliette Lequis in die Glut. Ino Beß,
ſonſt nicht von Edelmut übertrieben behelligt, ſieht das traurige,
zerſchundene, jäh gealterte Weib Juliette Lequis von der Place
Pigalle energiſch ſchiebt ſie die Frau in die Mitte der jungen
Leute und hat im Nu mit ihrer ganz perſönlichen Kunſtfertigkeit
den Wagen geholt, die große V=Wendung, aus der Garage rück=
wärts
an ſchwelenden Brandbalken vorbei in den Hof, dann
vorwärts in den Parkweg. Ihr fällt etwas ein. Kommt ſchreit
ſie ärgerlich aus dem Wagen, voran, ſchnell es iſt beſſer,
wenn ſämtliche Spuren verwiſcht werden.
Dann ſchiebt ſie mit Phil zuſammen das Parkportal beiſeite,
in dem Fritz den Schlüſſel ſtecken ließ, und ſchließt es wieder
hinter dem Wagen. Das geht alles bei ihr wie der Blitz, Phil
und Barba, die ziemlich erledigt ſind, ſehen ſie bewundernd
an. Draußen ſteht die Lequis noch zögernd an der Autotüre, ſie
hat ſich gefangen, ihr Blick iſt feſter geworden, die Mundwinkel
ſtrenger
Da ruft Ino und wirft ihr den Revolber zu, brauchſt
nicht zu denken, ich tät es deiner Augen wegen, aber du haſt
einen Sohn ich nehme an, daß dir das verſchiedenes wert
war, nun hau ab, nicht nach Deſſau hier hinauf!
Juliette Lequis im Einſteigen, dreht den Kopf. Wir ſind
quitt, ſagt ſie müde.
Und der Willys Knight, Sechszylinder, der Wagen, der es
in ſich hat, verſchwindet in der Nacht.
Die drei hetzen am brennenden Haus vorbei in den Park,
faſſungslos ſtarren Phil und Barba auf das Flugzeug, träumen
ſie nicht? Iſt das alles wahr, daß eine fremde Dame in aben=
teuerlicher
Montur am Steuer ſitzt, daß der Motor ſich ſperrt,
daß ſie ſelbſt an den Flügeln die Maſchine in die Fahrtrichtung
drehen müſſen, daß ſie ſchließlich ſchwer und zerſchlagen in die
Kabine klettern? Wahr iſt nur das eine: Daß ſie ſich wieder=
haben
!
Aus der Stadt raſen die Feuerwehrwagen herbei=
Ino, felſenfeſt davon überzeugt, daß nun alles zu ihrer Zu=
friedenheit
einſchnappt, zwingt es doch. Mit lächerlich kurzem
Bodenlauf ſteigt das Flugzeug, blutrot beleuchtet von den Flam=
men
des einſtürzenden Hauſes, ſteigt Ino dreht ſich knapp
um, weiſt mit dem Kopf nach unten, wo über dem Weiß der
Landſtraße ein ſchwarzer Knäuel Menſchen ſich vorwärts ſchiebt
daß alles ſprachlos in die Luft ſtarrt, iſt mehr zu vermuten
als zu ſehen. Höchſte Zeit, brüllt Ino, packt euch in die Pelze,
aber Vorſicht, da liegt noch ein Mann drin!
Die beiden ſuchen nein, ſie finden ihn nicht, er iſt nicht

mehr in der Kabine, muß ausgeſtiegen ſein, iſt ganz weg, nicht
die Spur von ihm mehr da!
Ino, mit ſicheren Griffen an den Hebeln hantierend, zieht
unter der Sturzhaube die Brauen zuſammen. Der Malaie aus=
geſtiegen
? Ins Haus gegangen? Nun wird ihr alles
klar, die offene Türe zum Hof, ſie hatte ihm Zigaretten gegeben,
vielleicht hat er geraucht niemand anders als er hat die
Exploſion verurſacht.
Ino reißt am Höhenſteuer. Donnernd fliegt die Maſchine in
den neuen Tag.
45.
Tee mit einem Miniſter.
Auch in Genf iſt es kalt.
Seit Jahren war der See nicht zugefroren, jetzt ſauſen neben
den Schlittſchuhläufern Wagen und Autos am Ufer der Isle de
Rouſſeau vorbei, der ſilberne Montblanc=Gipfel kann das ſeltene
Schauſpiel nicht genießen, da ihm dicke graue Wolkenwänge
wochenlang die Ausſicht rauben, und es muß wohl an Kälte uno
Vereiſung und Nebel liegen, daß die Verſtändigung in dem
rieſigen Palaſt mit den vielen pompöſen Staatsfahnen diesmal
ſo ſchwer zu erreichen iſt.
Erleichtert lehnen die Delegierten, die Miniſter, die Direk=
toren
, die Sekretäre, während der Ruhepauſen in ihren be=
quemen
Hotelfauteuils; zu bedauern ſind nur die führenden
Perſönlichkeiten, deren viel beanſpruchte Prominenz ihnen nicht
einmal dazu Zeit gönnt.
Der berühmte Miniſter, den heute Frau Ino Beß in dem
zartblauen Salon ihres Appartements im Beau=Rivage zum Tee
empfängt, freut ſich, daß er es fertig brachte, der Politik und
der Preſſe und tauſend anderen unangenehmen Dingen ein
Schnippchen zu ſchlagen und ſich, wenn auch nur für zwei Stun=
den
, in die köſtliche Ruhe dieſes harmoniſch abgetönten Raumes
gerettet zu haben.
Enorm ſchwierig war es für Ino Beß geweſen, das zu er=
reichen
. Alle Minen hatte ſie ſpringen laſſen, älteſte Verbindun=
gen
auffriſchen und längſtvergeſſene Leiſtungen in Erinnerung
bringen müſſen aber weil ſie es ſich in den blonden Kopf
geſetzt hatte, gelang es ihr auch.
Sorgfältige Vorbereitungen hat ſie für dieſe Stunde getrof=
fen
. Der Teetiſch, überhaucht von gelblich ſchimmernden uralten
Valencienner Spitzen, hat ſie ans Fenſter gerückt, das die frühe
Dämmerung über dem eisgrauen See melancholiſch einrahmt.
Das Service aus unwahrſcheinlich dünnem engliſchen Porzellan,
hat ſie erſt am Morgen bei Chaconnier in einem Winkel der
Rues Baſſes erſtanden, zuſammen mit dem winzigen Chippen=
daleglas
, das gerade Platz bietet für eine zerbrechliche Orchidee
von der müden blauen Farbe des Porzellans. Ino trägt ein
lockeres, unmodiſch wirkendes Kleid gelber Samt, verblichen
ſchimmernd, deſſen weite Falten ſie blaß und zarter erſcheinen
laſſen, und ſie ſitzt nach den erſten konventionellen Begrüßungs=
worten
ganz ſtill und ſchweigt.
(Fortſetzung folgt.)

Samstag; Tomatenſuppe m. Reiseinlage,
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iſt, behilflich waren, ſage ich meinen
herzlichſten Dank.
Freitag früh ſchwarzer Schäferhund
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findet heute Samstag, den 7. Januar statt.
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einzureichen. Zugelaſſen werden nur
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ausgeboten. Nähere Auskunft erteilen:
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Inh.: Ph. Schnelder.

Restaurant Bender
Elisabethenstraße 23
Samstag und Sonntag
Künstler-Konzerte

Quartett der vier Kanonen
Im Ausschank feinstes bayrisches Doppelbock

Abteilung: Kleine Rote Mühle

Täglich Konzert u. Tanz

Tochkerzimmer
Elfenbein,
mit Waſchkommode
190. Mk.
Reſedagrünes
Schlafzimmer
Betten, Schrank,
2 Nachtt.. Waſchko.
mit Marmor
275.- Mk.
Menger
Möbel= u. Betten=
haus
, Bleichſtr. 17.
(615a)

Rummelbräu-Festsaal
Rheinstr. 101 Teleton 2519
Sonntag, den 8. Januar, abends 8 Uhr
Großes ungarisches
Künstler-Konzert
ungarische u. russische Heimattänze
ausgeführt von Damen und Herren.
ZITHER-KONZERT

ausgeführt von dem Rundfunksolisten
PAULIHI.

Es ladet ergebenst ein
Die Direktion; FRANZINI.

nverelienhall mitt
W3e,
Samslag u. Sonn=ag
ab 8 Uhr ab 7 Uhr
HOTEL POST
am Hauptbahnhof
Die schöne große Tanzfäche. Die gute
Kapelle. Erstkl. Küche Mittag- und
Abendessen von 0.80 an

Erltes Reinheimer Tonfilm-Theater

SPORT-CAFE AM BGLLENEALLTOR
Jeden Samstag
und Sonntas KONZERT u. TANZ
Ab heute neue Kapelle.

Samstag, den 7. Januar und Sonntag, den 8. Januar
läuft der große Reiterfilm (Tonflm)
Aus dem wilden Westen!
mit Hoot Gibson

Zum Hessischen Haus

Ecke Grafen- und Waldstraße
Telefon 1826
Heute
Samstag Großes Schlachtfest mit Konzert
ausgeführt von dem Mundharmonika-Orchester Conzertia‟
unter pers. Leitung des Dirigenten Pullmann
Empfehle ff. Schlacht-Spezialitäten bei soliden Preisen
Morgen Sonntag Großes Künstler-Konzert

(574

568) Es ladef hierzu ein

Fr Rummel.

II. Schlager:
Rosenmontag!
Im Leben getrennt! Im Tode vereint!
Sonntag 2 Uhr: Vorstellung.