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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 5
Donnerstag, den 5. Januar 1933.
196. Jahrgang
Einzelnummer 10 Pfennige
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Finanz=Anzelgen 50 Reichspfg. 92 mm breite
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(4 Dollar — 420 Markl. — Im Falle, höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchtlſcher Beſtrelbung fäll jeder
Rabatt weg. Banklonto Deuſche Bani und Darme
ſtädter und Natſonalbank.
Reichstags=Einberufung zum 24. Januar.
Bei Sfimmenkhalkung der Nakionalſozialiſten. — Klärung der Einſtellung der NSDAP. zur Regierung
Schleicher nichk vor der großen polikiſchen Ausſprache. — Hikler will erſt den
Ausgang des Landtagswahlkampfes in Lippe abwarken.
* Hoffnungen auf Lippe.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Aelteſtenrat des Reichstages hat am Mittwoch den
vielleicht etwas überraſchenden Beſchluß gefaßt, das Plenum
erſt zum 24. Januar einzuberufen, und nicht, wie erwartet, ſchon
zum 10. oder 17. dieſes Monats. Dabei iſt die Tagesordnung
noch gar nicht einmal feſtgelegt worden. Das ſoll vielmehr erſt
in der Sitzung des Aelteſtenrates am 20. Januar erfolgen.
Die weitere Entwicklung iſt alſo nach wie vor recht unklar,
zumal ſich aus der Haltung der Nationalſozialiſten keinerlei
Anhaltspunkte für ihre weiteren Abſichten ergeben. Man
er=
hält den Eindruck, daß Hitler der Entſcheidung
immer noch ausweichen möchte. Seine Fraktion hat
gegen die Einberufung des Reichstags auf den
10. Januar geſtimmt, hat aber dann weiter ſich der
Stimme enthalten mit der Begründung, daß nach ihrer
Meinung Präſident Goering, der zur Sitzung nicht erſchienen
war, bevollmächtigt ſei, das Parlament zur gegebenen Zeit
einzuberufen. Die Mehrheit für den 24. Januar iſt
alſo bei Stimmenthaltung der
Nationalſozia=
liſten zuſtandegekommen. Vielleicht wäre es ſogar möglich
geweſen, einen noch ſpäteren Termin durchzufetzen, zumal die
Regierung zu verſtehen gab, ſie ſei an ſich an der Frage
des=
intereſſiert, allerdings mit dem Zuſatz, daß ſie ſich ein doppeltes
Spiel wie vor Weihnachten nicht gefallen laſſen werde. Wenn
daher der Reichstag zuſammentrete, müſſe ſie Wert darauf
legen, daß die Regierung ihre Erklärung abgeben
könne, und daß im Anſchluß daran eine völlige Klärung
der politifchen Lage erfolge. Worunter der Kanzler
wohl die Abſtimmung über die vorliegenden
Miß=
trauensanträge verſteht.
Gefährliches Spiel mit Mißkrauensankrägen.
Vermutlich iſt es darauf zurückzuführen, wenn nun die
Nationalſozialiſten nach der Feſtſetzung des Termins
ankün=
digen, ſie würden ihrerſeits Wert darauf legen, daß ihr
Miß=
trauensantrag gegen das Kabinett Schleicher auf die
Tages=
ordnung geſetzt würde. Man könnte aus dieſer Haltung
ſchließen, als wenn damit ſchon eine endgültige Feſtlegung der
Nationalſozialiſten gegen die Regierung erfolgt ſei. Denn wenn
nach der Regierungserklärung und der politiſchen Ausſpräche
eine Abſtimmung ſtattfindet, iſt die Annahme des
Mißtrauens=
votums eigentlich unvermeidlich. 1. Weil die Nationalſozialiſten
das Mißtrauensvotum ſelbſt eingebracht haben. 2. weil ſie in
ihrer Preſſe dauernd die Parole: „Fort mit der Regierung
Schleicher!” ausſprechen.
Aber zwingend iſt dieſe Schlußfolgerung nicht, denn bei
der bekannten Taktik des Parlamentes iſt es auch jetzt noch
denkbar, daß der Kanzler und die Parteien ſprechen, dann aber
eine große Pauſe eingeſchoben wird, indem die Mehrheit die
Vertagung der Abſtimmung um einige Wochen
beſchließt. Allerdings müſſen auch die Nationalſozialiſten
er=
kennen, daß ein ſolches Ausweichen indirekt wenigſtens die
Tolerierung des Kabinetts Schleicher bedeutet,
alſo mit der Haltung ihrer Preſſe in Widerſpruch ſteht. Sie
werden ſich zu dieſem Ausweg darum nur im äußerſten Notfall
entſchließen.
Die weikere Taklik der Nakionalſozialiſten.
In ihrer ganzen Taktik erwecken ſie den Eindruck der
Rat=
loſigkeit. Sie laſſen offenbar die Dinge treiben, um ihre
end=
gültige Entſcheidung erſt ſpäter zu treffen. Gregor
Straſſer iſt in Berlin, und wenn auch an amtlicher Stelle
geleug=
net wird, daß er irgendwie mit der Regierung verhandelt, ſo iſt
es doch mehr als wahrſcheinlich, daß irgendwie
unter=
irdiſch Berührung zwiſchen den
Nationalſozia=
liſten und der Regierung geſucht wird.
Wahrſchein=
lich allerdings nicht in der Form, wie Straſſers Bruder in ſeiner
„Schwarzen Fahne” behauptet, der zu erzählen weiß, daß Hitlers
Stabschef, Hauptmann Röhm, vor einigen Tagen beim
Kanzler geweſen ſei und ſehr deutlich ſeine
Unzufrieden=
heit mit Hitler zum Ausdruck gebracht habe. Gerade von
Röhm, der gegen die Oppoſition ſeiner meiſten Ratgeber von
Hit=
ler gehalten wird, iſt eine ſolche Handlungsweiſe kaum denkbar,
und es klingt einſtweilen ziemlich märchenhaft, daß jetzt eine
Ein=
heitsfront Straſſer=Röhm gegen Hitler
heraus=
kriſtalliſiert werden ſoll, um dadurch Hitler unter doppelten Druck
zu nehmen und ihn zum Einſchwenken zu bewegen.
Ungeheurer Einſak des geſamten
Agitakions=
apparakes der NSDAP. in Lippe.
Hitler ſelbſt wieder will ſich alles vorbehalten und ſcheint
ſeine Hoffnungen ausſchließlich auf Lippe zu ſetzen, wo am 15.
Januar die Landtagswahlen ſtattfinden. Die
National=
ſozialiſten arbeiten dort mit Hochdruck. Adolf Hitler ſelbſt will
in den nächſten Tagen nicht weniger als 18mal in dem kleinen
Ländchen ſprechen. Die ganze erſte Garnitur der
nationalſozia=
liſtiſchen Redner iſt aufgeboten, und die Partei geht dort
buchſtäb=
lich auf die Dörfer; denn im ganzen Lande gibt es lediglich 120000
Wahlberechtigte. Wenn man dieſen ungeheuren Einſatz des ganzen
Agitationsapparates der NSDAP. in dieſem kleinen Ländchen
beachtet, dann ergibt ſich daraus die Bedeutung, die Hitler dieſen
Wahlen beimißt, weil er dort den Nachweis zu erbringen hofft,
daß die Behauptungen von dem Abbröckeln der nationalſozialiſti=
ſchen Bewegung falſch ſeien. Möglich, daß ihm dieſes Experiment
gelingt, obwohl natürlich ſelbſt ein Erfolg in Lippe auf das ganze
Reich umgerechnet nichts bedeuten würde, da die Nationalſozialiſten
den gleichen Agitationsapparat wie in Lippe im ganzen Reich nicht
mehr durchzuhalten vermögen. Immerhin iſt es wohl ſicher, daß
Hitler den 15. Januar abwartet, um daraus ſeine weitere Taktik
abzuleiten.
Bukkerbeimiſchung geſcheikerk?
Ein neuer Vorſchlag:
Einbeziehung der Bukker in die Winkerhilfsakkion.
FBB. Berlin, 4. Jan. (Priv.=Tel.)
Der Margarinekrieg zwiſchen den ſich bekämpfenden Parteien,
Margarineinduſtrie und Gewerkſchaften auf der einen Seite, dem
Ernährungsminiſter und der Landwirtſchaft auf der anderen Seite,
geht „luſtig” weiter. Es werden Erklärungen und
Gegenerklä=
rungen in der Oeffentlichkeit ausgetauſcht. Die Konſumvereine
haben ſich ebenfalls eingeſchaltet. Am Mittwoch hat der
Reichs=
ernährungsminiſter mit den Gewerkſchaftsvertretern eine
ein=
gehende Ausſprache gehabt, in der die Unterhändler jeglichen
Butterbeimiſchungszwang zur Margarine abgelehnt haben, weil
ſie daraus eine Erhöhung des Preisniveaus befürchteten. Der
Er=
nährungsminiſter verhandelt zurzeit noch mit der
Margarine=
induſtrie um eine freiwillige Beimiſchung von Butter, und der
Miniſter hat ſich ſeine Entſcheidung noch vorbehalten, ob er im
Falle des Scheiterns der Verhandlungen mit einem entſprechenden
Zwang zur Butterbeimiſchung antworten will.
Aus gut unterrichteten politiſchen Kreiſen hören wir
aller=
dings, daß der Beimiſchungszwang doch zu ſcheitern ſcheine. Zwar
habe der Ernährungsminiſter noch geſtern klare Stellung für die
Butterbeimiſchung genommen, aber die Gefahren, die dieſe
Not=
verordnung im Reichstag erwarteten, ſeien ſo groß, daß es doch
ſehr zweifelhaft erſcheine, ob das Kabinett es deswegen zum
Kampfe kommen laſſen ſolle. In Kreiſen der Reichsregierung
ſelbſt würden jetzt Stimmen laut, die ſich für einen Verzicht
aus=
ſprechen, und vorſchlagen, die Butter in die Winterhilfeaktion
ein=
zubeziehen und eine Butterverbilligung durchzuführen, deren
Ge=
ſamtkoſten auf etwa 20 Millionen errechnet werden. Mit dieſem
Betrag ſoll eine erhebliche Verbilligung von rund 50 Pfg. pro
Pfund vorgenommen werden, ſo daß etwa 20 000 Tonnen Butter
erfaßt würden. Bekanntlich dachte man beim
Butterbeimiſchungs=
zwang an etwa 15 000 Tonnen. Bei einer Verbilligung der Butter
hofft man, auch den Erwerbsloſen einen gewiſſen Bezug von
But=
ter zu ermöglichen. Ob dieſer Vorſchlag ſich durchſetzt, iſt noch nicht
zu beurteilen, da insbeſondere der Reichsfinanzminiſter ſich wohl
nur nach ſchwerem Kampf wird dazu entſchließen können. Vor
allem aber bleibt zu beachten, daß die Landwirtſchaft eine dauernde
Entlaſtung des Fettmarktes fordert und Maßnahmen verlangt,
die nicht etwa der ausländiſchen Buttereinfuhr zugute kommen.
Reichsregierung gegen Margarine-Induſtrie.
Auf die geſtrige Veröffentlichung der Margarine=Induſtrie
gegen die Butterbeimiſchung wird von amtlicher Stelle eine
Er=
klärung veröffentlicht, die ſich den Behauptungen des
Margarine=
verbandes entgegenſtellt. In der Erklärung heißt es:
Vertreter des Margarineverbandes, der nicht
nur den holländiſch=engliſchen Margarinekonzern, ſondern auch
die wenigen konzernfreien Margarinefabriken umfaßt, haben vor
Erlaß der Notverordnung zwar gewiſſe Bedenken gegen die
beab=
ſichtigte Regelung geäußert, ſich aber zur Mitarbeit bereit
er=
klärt und in Ausſicht geſtellt, nach Weihnachten ſchriftliche
Vorſchläge für die Durchführung der
Butter=
beimiſchung und der beabſichtigten
Produk=
tionskontingentierung einzureichen. Der
Ein=
wand der techniſchen Undurchführbarkeit der Butterbeimiſchung
kann von der beſonders in Deutſchland hoch entwickelten
Marga=
rineinduſtrie um ſo weniger erhoben werden, als namentlich die
Konzernfabriken infolge ihrer internationalen Verflechtung ſich
mühelos die Erfahrungen der im Auslande gelegenen Fabriken
zunutze machen können.
Angeſichts der Tatſache, daß die Preiſe der
Marga=
rinerohſtoffe in den letzten Jahren in größerem
Aus=
maße gefallen ſind als die deutſchen
Marga=
rinepreiſe, ſowie ferner, daß die Rohſtoffe untereinander
austauſchfähig ſind und es ſich im allgemeinen um eine
Induſtrie mit guten Verdienſtmöglichkeiten
handelt, iſt die Reichsregierung der Auffaſſung,
daß bei gutem Willen der Beteiligten ſich eine
Regelung der Butterbeimiſchung finden laſſen
muß, die eine Vertenerung der für den
Kon=
ſum der breiten Maſſen beſtimmten Margarine
ausſchließt.
Die Butterpreiſe ſind in der letzten Zeit weſentlich
unter die Vorkriegspreiſe geſunken; infolgedeſſen löſt der
Land=
wirt in der Regel nicht mehr als 6 Pfg. je Liter für ſeine Milch.
Dieſe kataſtrophale Preisentwicklung macht es der
Reichsregierung zur Pflicht, kein Mittel unverſucht
zu laſſen, das geeignet ſein kann, der deutſchen
Butterproduktion einen größeren Anteil an
der Deckung des einheimiſchen Fettbedarfs zu
ſichern.
Die Reichsmarine 1932.
Von
Kapitän zur See a. D. von Maldeyer=Hartz.
Jahreswende gibt Anlaß zur Jahresrückſchau. Nicht nur
das Leben des einzelnen Menſchen, auch die ſtaatlichen
Ein=
richtungen ſtehen heute unter dem Zeichen erſchwerten Betriebes.
So auch die Reichsmarine. An allen Ecken und Enden tritt
der Sparſamkeitszwang ihren Wünſchen auf Tätigkeit und
Entwicklung entgegen. Trotzdem darf freudig anerkannt
wer=
den, daß bei äußerſter Beſchränkung Tüchtiges geleiſtet worden
iſt; ſowohl auf rein militäriſchem Gebiete, als auch im
Wieder=
aufbau.
Die Feſſeln des Verſailler Vertrages haben uns die
Höchſt=
indienſthaltung von ſechs Linienſchiffen und ſechs kleinen
Kreuzern, von zwölf großen und zwölf kleinen Torpedobooten
geſtattet. Die Reichsmarine war nicht imſtande, dieſe
Indienſt=
haltung durchzuführen. Es fehlte an Mitteln, aber auch an
Perſonal. Man mußte ſich auf drei Linienſchiffe, fünf kleine
Kreuzer und insgeſamt achtzehn Torpedoboote beſchränken; ein
Zuſtand, der alſo ſehr erheblich hinter dem zurückſteht, was
uns ſelbſt der Feindbund bei Kriegsende zugeſtanden hatte.
Bei der Indienſthaltung der Linienſchiffe haben noch immer
die alten Veteranen herhalten müſſen, die Schiffe der „Schleſien”=
Klaſſe, die bereits im Sommer 1916 auf Grund der
Erfah=
rungen der Skagerrakſchlacht als nicht mehr
frontverwendungs=
fähig zurückgezogen worden ſind. Das Jahr 1933 wird den
erſten Fortſchritt bringen. Das neue Panzerſchiff „Deutſchland”
über das ſich ſeit ſeiner Inbaugabe die ganze ſeefahrende Welt
den Kopf zerbricht, ſteht im Frühjahr zu Probefahrten bereit.
Zwei weitere Schiffe derſelben Klaſſe befinden ſich im
Bau=
zuſtande. „Erſatz Braunſchweig” iſt am 1. Oktober 1932 in
Wilhelmshaven auf Stapel gelegt worden. Weiter fortgeſchritten
iſt bereits „Erſatz Lothringen”, der ebenfalls die
Wilhelms=
havener Werft beſchäftigt.
Im Gegenſatz zu den Linienſchiffen iſt beim
Material=
beſtand der Kleinen Kreuzer eine erfreuliche Vervollkommnung
eingetreten. Die alten Schiffe ſind ſämtlich außer Dienſt
ge=
ſtellt. Was zur Zeit unter der Flagge gehalten wird, iſt neuen
Baudatums und vollwertig. Der neue Kleine=Kreuzer=Typ hat
ſich nach jeder Richtung hin bewährt. Wir dürfen ohne
Selbſt=
überhebung behaupten, daß die Schiffe zu den beſten Typen
ihrer Klaſſe gehören. Das Ausland hat es rückhaltlos
an=
erkannt. Unterm 14. Juni 1932 ſchrieb die Stockholmer Zeitung
„Nya Dagligt Allehanda‟: „Kommt man an Bord der „
Königs=
berg”, ſo iſt man überraſcht von der Erfindungsgabe, die bei
Ausnutzung der Räume gewaltet hat. Man hat alle
Ei=
fahrungen des Krieges ausgenutzt, das Schiff bedeutet in der
Tat einen Fortſchritt auf marinetechniſchem Gebiet. Im Rahmen
des Verſailler Vertrages hat man durch ſeinen Bau etwas
Eindrucksvolles geſtaltet. „Wenige Tage ſpäter ſchrieb „Svenſka
Dagbladet”: „Die deutſchen Kriegsſchiffe, die in der vergangenen
Woche Stockholm beſucht haben, waren ein überzeugender
Be=
weis dafür, daß die deutſche Flotte trotz des Verſailler
Ver=
trages zu einem bedeutungsvollen Machtfaktor in der Oſtſee
ge=
worden iſt. Die Schiffe ſind gut gebaut und ſchnell, ihre
Be=
waffnung und Technik, inſonderheit die Feuerleitungsanlagen,
ſtehen an der Spitze der Vervollkommnung. Das Perſonal aller
Grade hat einen beſonders vorteilhaften Eindruck hinterlaſſen.
Es iſt mit der deutſchen Flotte wie mit der Reichswehr — die
Qualität muß in der Republik die Quantität des Kaiſerreichs
erſetzen!”
Das Perſonal der Reichsmarine beſtand im Jahre 1932
aus genau 15 000 Mann. Davon waren 14917 Soldaten und
83 Beamte. An Bord befanden ſich 8530 Mann an Land 6 470.
Es iſt zu Gunſten der Bordbeſetzung eine Verſchiebung um
500 Mann gegen das Jahr 1931 eingetreten; an ſich ſehr
be=
grüßenswert, aber noch nicht ausreichend, um die Zahl der in
Dienſt geſtellten Schiffe zu vermehren. Hieran wird ſich nichts
ändern, ſolange die Reichsmarine mit einem Beſtand von
15 000 Mann rechnen muß. Vielleicht bietet ſich hier die erſte
Möglichkeit, eine abändernde Verſtärkung durchzuführen, ohne
in den Verdacht zu geraten, Deutſchland denke an Aufrüſtung.
In den heimiſchen Gewäſſern haben im Frühjahr und im
Herbſt größere Uebungen der Flotte ſtattgefunden. In den
Monaten Juli und Auguſt wurden die Artillerieſchießen und
das Torpedoſchießen erledigt. Die Entwicklung der Technik ſorgt
dafür, daß auch hier kein Stillſtand eintritt. Was im Laufe der
Skagerrakſchlacht als Höchſtleiſtung galt, iſt nach verſchiedener
Richtung hin längſt überholt worden.
In der Zeit vom 1. Oktober 1931 bis zum 30. September
1932 wurden rund ſechzig verſchiedene Auslandshäfen von
deut=
ſchen Kriegsſchiffen angelaufen. Sie haben überall gaſtfreie
Aufnahme gefunden und ihr redliches Teil dazu beigetragen,
um die letzten Giftnebel der Kriegspropaganda zu zerſtreuen.
Wie ſtark der Eindruck war, den unſere Offiziere und
Mann=
ſchaften im Auslande gemacht haben, ergibt ſich mit zwingender
Deutlichkeit aus einer Rede, die ein britiſcher Oberſt
gelegent=
lich des Aufenthalts der „Emden” in Durban gehalten hat.
Er ſagte unter anderem: „Nachdem ich geſtern die „Emden”
beſucht habe und mit ihren Offizieren zuſammen geweſen bin,
muß ich geſtehen, daß ich während des großen Krieges auf der
falſchen Seite gekämpft habe. Ich habe mir die Ausbildung an
Bord angeſehen, und kann nur hoffen, daß die Offiziere, die
heute unſere Gäſte ſind, in Zukunft unſere Verbündeten ſein
mögen, wie ſie es früher geweſen ſind.”
Aus der überlangen Indienſthaltung der veralteten Schiffe
ergibt ſich eine ſtarke Abnutzung des Materials, die nicht nur
koſtſpielig iſt, ſondern vor allen Dingen auch ein
Gefahren=
moment bedeutet. Havarien und Störungen im
Maſchinen=
betriebe treten weit häufiger auf als früher. Wenn die
Auf=
merkſamkeit des Perſonals bis heute auch alle ernſteren Zufälle
vermieden hat, ſo muß man ſich doch über eines klar ſein: im
Ernſtfalle können ſolche Störungen geradezu vernichtend wirken!
Es iſt alſo nicht nur ſo, daß wir uns zum Teil noch mit altem
Schiffsmaterial behelfen müſſen; nein, dieſes Material iſt
der=
art verbaucht, daß es ſchärfere Proben kaum wird überſtehen
können. Die Indienſtſtellung der „Deutſchland”=Klaſſe wird
da=
her zu einem dringenden Gebot der Stunde. Aber auch das
Perſonal wird glücklich ſein, wenn es die neuen Schiffe erſt
beſetzt hat. Dann wird die Arbeit noch einmal ſo leicht und
fröhlich von der Hand gehen. Man weiß, daß man Vollwertiges
ſchafft und ſeine Kräfte nicht mehr an altem Eiſen vergeudet.
Seite 2 — Nr. 5
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 5. Januar 1933
Beſprechungen
über die Arbeitsbeſchaffung.
Länder= und Handwerks=Berkreker beim
Arbeits=
beſchaffungs-Kommiſſar.
Berlin, 4. Januar.
Der Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung Dr. Gereke
emp=
fing am Mittwoch Vertreter der Länderregierungen zu einer
Ausſprache über die Richtlinien für die
Durch=
führung des Sofortprogramms. Die Länder
ſagten übereinſtimmend ihre Mitwirkung bei
der Durchführung des Programms zu und
bekun=
deten insbeſondere ihr Einverſtändnis mit dem Wunſch des
Reichskommiſſars nach möglichſt beſchleunigter
In=
gangſetzung der gepkanten
Arbeitsbeſchaf=
fungsmaßnahmen.
In einer Beſprechung Dr. Gerekes mit maßgebenden
Füh=
rern des deutſchen Handwerks wurde der geſamte Bereich des
Arbeitsbeſchaffungsprogramms unter beſonderer
Berückſich=
tigung der Belebung der Handwerkswirtſchaft
erörtert. Insbeſondere wurde die Fortführung der
Ar=
beiten für die Wiederinſtandſetzung des
Alt=
hausbeſitzes in ausreichendem Umfange, weiter die
Ein=
ſchränkung der Wirtſchaftsbetriebe der
öffent=
lichen Hand und die Frage der ſtädtiſchen und
ländlichen Siedlung beſprochen. Die Vertreter des
Handwerks brachten zum Ausdruck, daß ſie an der alsbaldigen
Bildung des in der Verordnung des Reichspräſidenten vom 15.
Dezember 1932 vorgeſehenen Beirats für Arbeitsbeſchaffung und
an einer ausreichenden Beteiligung des Handwerks in dieſem
Beirat ein vordringliches Intereſſe hätten. Außerdem wurde
von den Vertretern des Handwerks die Notwendigkeit der
als=
baldigen Bildung eines entſprechenden Beirats auch für den
Be=
reich der ländlichen Siedlung und die Beteiligung des
Hand=
werks in dieſem Beirat betont. Die Unterredung hinterließ bei
den Handwerksvertretern den Eindruck, daß der neue
Reichs=
kommiſſar frei von bürokratiſchen Hemmungen iſt, daß er die
Nöte des Handrverks kennt, und daß er ſeinerſeits beſtrebt iſt,
ſie zu lindern. Eine vertrauensvolle Zuſammenarbeit erſcheint
jedenfalls geſichert.
Senkung der Jahresleiſtungen der
landwirtſchaft=
lichen Siedler.
Der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft hat
den Regierungen der Länder und den mit der Vergebung der
Reichskredite für die landwirtſchaftliche Siedlung beauftragten
Stellen die Grundſätze zugehen laſſen, nach denen vom 1. Juli
1932 ab auf die Dauer von zwei Jahren die Jahresleiſtungen der
landwirtſchaftlichen Siedler auf 3,5 v. H. — bei Anliegerſiedlern
4 v. H. geſenkt werden.
Kommuniſten fordern Einberufung des Auswärtigen
Ausſchuſſes.
Die kommuniſtiſchen Mitglieder des Auswärtigen
Aus=
ſchuſſes des Reichstages haben die Einberufung des Ausſchuſſes
für Donnerstag, den 12. Januar, gefordert. In dieſer Sitzung
ſoll die Reichsregierung eine Erklärung „über ihre
Stellung=
nahme zu dem räuberiſchen Ueberfall des japaniſchen
Imperialis=
mus auf China” abgeben. Außerdem ſollen Oſtfragen behandelt,
werden, und ſchließlich ſoll, wie es in dem kommuniſtiſchen
An=
trag heißt, „Stellung genommen werden zu der Verletzung der
Immunität des Mitgliedes des Auswärtigen Ausſchuſſes
John Schehr”.
Der Breslauer Univerſikätskonflikk.
„u der Angelegenheit des Profeſſors Dr. Cohn in Breslau
teilt der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt folgendes mit: Am
4. Januar fand im preußiſchen Miniſterium für
Wiſſenſchaft, Kunſt und Volksbildung eine
Beſprechung des Reichskommiſſars Profeſſor D. Dr. Kaehler
mit dem Rektor der Univerſität Breslau, Geh. Reg.=Rat Prof.
Dr. Brockelmann, dem Prorektor Prof. Dr. Poſchmann und
dem geſchäftsführenden Dekan der zuſtändigen Fakultät, Prof.
Dr. Ha. A. Fiſcher, unter Zuziehung der beteiligten Herren des
Miniſteriums ſtatt. Es wurde dabei feſtgeſtellt, daß der Senat
der Univerſität Breslau nicht die Abſicht gehabt hatte, mit
ſeinem Beſchluß vom 23. Dezember in die Befugniſſe des
Miniſteriums einzugreifen; vielmehr hatte er damit nur zum
Ausdruck bringen wollen, daß durch das Hervortreten des Prof.
Dr. Cohn in der Frage des Aſylrechts für Trotzki die Lage ſich
Bikte umſchalken auf Aegypken
in ſeine dezember=Frühlingsſonne unkerhalb der
großen Pyramide des Königs Cheops.
Von Dr. L. Franck, Kairo.
Auf der oberſten Terraſſe des Menahauſes, des
welt=
bekannten Hotels am Fuße des Pyramidenplateaus ſind wir
verſammelt, Vertreter der etwa 500köpfigen „Deutſchen Kolonie‟
in Kairo.
Aus azurblauem Himmel trinken wir die Gabe Amon Res
in vollen Zügen. Wie ſie gegenüber in der Lichtflut ſchimmert,
die erhabene Rieſenfigur, Grabmal des Cheops, 137 Meter
hochtürmend mit 2½ Millionen Kubikmeter Steinmaterial. Was
ſchadets ihr, daß die Spitze bis zu einer 10=Quadratmeter=
Fläche verſtummelt iſt, daß ſie der Goldverbrämung entbehrt,
daß die ſonſt glatten Flanken in Steinbrüche zerſetzt ſind — ſie
prägt doch unbeſchadet das alte Formbild, und das
Himmels=
gold ſchenkt ihr den Adelsglanz.
Nie haben Grabmäler ſoviel Leben, genießendes Leben zu
ſich herangezogen.
Wie es da drunten von Kairo her ſchon zu ſtrömen
be=
ginnt! Die Saiſon hat kaum eingeſetzt. Vier Uhr iſt es
ge=
rade — immerzu kommen neue Taxis von Kairo die
Pyra=
midenſtraße herauf. Für dieſes Jahr hat man den Fahrdamm
um das Doppelte erweitert. Ismail Paſha ließ ihn damals
zur Einweihung des Suezkanals für ſeine erlauchten Gäſte
zuerſt anlegen. Noch arbeiten die Dampfwalzen auf ihrem
letzten Drittel, daneben an der linken Flanke, fährt die
Straßen=
bahn die Kairo in einer halben Stunde mit den Pyramiden
verbindet.
Es tutet verheißungsvoll unter uns. Drei Touriſten=Autos
mit Amerikanern ſind gelandet. Die langgezogenen „Yes” und
„Allright” typen ſie als ſolche. Programmgemäß führen ſie
die Dragomänner ſogleich zu den Dromedaren, die ſtartbereit
vor dem Palmgarten des Menahauſes harren. Auf
Kamels=
rücken ſollen ſie den obligaten Ritt um die Pyramide bis zum
Sphinx machen, wo die Tiere dann von ſelbſt anſtehen, weil
hier ſtets der Tatfachenbeweis dieſes einzigartigen Beſuches
durch die Kamera erbracht werden muß.
*) Ueber das Thema „Antike und moderne Pyramiden”
ſpra=
chen kürzlich von der Terraſſe des Menahauſes im Rundfunk von
Kairo nach Deutſchland Prof. Grapow aus Berlin, Filmregiſſeur
R. Schünzel aus Berlin und Dr. L. Franck von der Aegyptiſchen
Univerſität, früher in Braunſchweig. Die Sendung geſchah von
der offenen Terraſſe des Menahauſe
Bom Tage.
Die deutſch=ſchwediſchen Handelsvertragsverhandlungen, die
in Stockholm begonnen worden ſind, wurden am Mittwoch nach
Ankunft der ſchwediſchen Abordnung in Berlin fortgeſetzt.
Ver=
handlungsführer auf deutſcher Seite iſt Miniſterialrat Waldeck.
Die Senate der Freien Städte Hamburg und Bremen haben
ſich an den Reichskanzler gewandt und auf die Gefährdung des
deutſchen Außenhandels durch den Ablauf und die Kündigung
einer Reihe wichtiger Handelsverträge hingewieſen.
Bei der Hamburg=Amerika=Linie ſind zahlreiche
Beileidskund=
gebungen aus aller Welt zum Tode Cunos eingegangen. Auch der
Prinz von Wales hat in einem Telegramm an Dr. Kiep ſein
Bei=
leid ausgeſprochen.
Auf den Redakteur des „Hamburger Familienblattes”
Carle=
bach iſt am Mittwoch früh von einem Unbekannten ein
Revolver=
anſchlag verübt worden. Er erhielt, als er einige Briefe zur Poſt
geben wollte, auf der Straße einen Streifſchuß in den Kopf, ſo
daß er beſinnungslos zu Boden ſtürzte. Bei dem Sturz zog er ſich
eine Gehirnerſchütterung zu. Der Täter, ein junger Mann, konnte
entkommen.
Bei einer in Oebles=Schlechtewitz. Kreis Merſeburg,
vor=
genommenen Hausſuchung wurden auf dem Heuboden 33
Spreng=
ſtoffpatronen gefunden. Der Beſitzer des Sprengſtoffes, der
kom=
muniſtiſche Funktionär Adler, wurde feſtgenommen.
Die ruſſiſchen Behörden haben beſondere Anweiſungen
er=
laſſen, durch die die im ruſſiſchen Staatsdienſt ſtehenden
Auslän=
der ihrer Rechte beim Erwerb von Lebensmitteln verluſtig gehen.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Paul=Boncour empfing
neben zahlreichen anderen Beſuchen auch den Beſuch des
amerika=
niſchen Botſchafters Walter Edge, der ſich mit ihm über die
Schul=
denfrage ſowie die Ausſetzung der franzöſiſch=amerikaniſchen
Han=
delsvertragsverhandlungen und über das Wiederaufleben des
chineſiſch=japaniſchen Konfliktes unterhielt.
Der franzöſiſche Botſchafter in Weſhington hat den
Unter=
ſtaatsſekretär Caſtle davon unterrichtet, daß die franzöſiſch=
ame=
rikaniſchen Schuldenverhandlungen bis zum Amtsantritt
Rooſe=
velts unterbrochen worden ſeien.
Das ägyptiſche Kabinett iſt zurückgetreten. Man nimmt an.
daß der Miniſterpräſident die Regierungsbildung wieder
über=
nehmen wird, wobei das Außenminiſterium, das Verkehrs= und
das Juſtizminiſterium neu beſetzt werden dürften.
Der amerikaniſche Kongreß hat den Reorganiſationsplan
Hoo=
vers für die innere Verwaltung des Staatsapparates der
Ver=
einigten Staaten mit dem Hinweis zurückgeſtellt, daß es unfair
wäre, den kommenden Präſidenten vor eine ſo weitgehende
Aen=
derung der Bundeseinrichtungen zu ſtellen.
ſo verſchärft hatte, daß der Senat den weiteren Schutz für die
Perſon des Prof. Cohn ſowie für die Ruhe und Ordnung
in der Univerſität Breslau nicht mehr glaubte gewährleiſten zu
können. Es iſt in Ausſicht genommen, daß der erweiterte Senat
ſich demnächſt in einer Sitzung ſeinerſeits mit der
Angelegen=
heit befaßt.
Polniſcher Prokeſt
gegen die Silgeſter=Beranſtallung des engliſchen
Rundfunks.
EP. London, 4. Januar.
Ueber einen polniſch=engliſchen Zwiſchenfall, der ſeinen
Ur=
ſprung in einem Neujahrsvortrag des britiſchen Rundfunks hat,
berichtet die engliſche Preſſe in großer Aufmachung. In dem
Nundfunk=Vortrag über den Stand der europäiſchen Rüſtungen,
der auch von deutſchen Sendern übertragen worden iſt, war
eine vergleichende Zuſammenſtellung der Rüſtungen
Deutſch=
lands und Polens ſowie eine Darſtellung der Korridor=Frage
gegeben worden, die in polniſchen Kreiſen Verſtimmung
her=
vorgerufen hat.
Der polniſche Botſchafter in London überreichte daraufhin
am Dienstag im Foreign Office eine Note, in der er darüber
Beſchwerde führt, daß der engliſche Rundfunk zu „politiſcher
Propaganda gegen eine befreundete Nation” verwendet werde,
und Maßnahmen fordert, um „ſolchen Mißbrauch” zu
ver=
hindern.
Die polniſche Proteſt=Note gegen die im Londoner
Rund=
funk gemachten Bemerkungen über das polniſche
Rüſtungs=
budget hat hier große Verblüffung hervorgerufen. Die Note
und der darin angeſchlagene Ton werden allgemein als
durch=
aus unangebracht angeſehen. — Der polniſche Botſchafter
Skirmunt ſprach am Mittwoch nachmittag neuerdings im
Foreign Office vor und hatte eine längere Unterredung mit
Unterſtaatsſekretär Vanſittart, der den in Südfrankreich zur
Er=
holung weilenden Außenminiſter Sir John Simon vertritt.
Im Gegenſatz zu dem polniſchen Botſchafter beabſichtigen
die hieſigen Vertreter Frankreichs und Italiens, deren
Militär=
ausgaben in der beanſtandeten Rundfunkſendung gleichfalls
er=
wähnt worden waren, keinerlei Schritte bei der engliſchen
Regierung zu unternehmen.
Ha, jetzt ſoll der erſte Touriſt, ein vollſchlanker, das
Wüſten=
ſchiff beſteigen. Unwirſch geht das Tier in die Knie. Man
hört bis hier oben, wie es knurrt. Beine eingezogen ſitzt der
Dicke im Sattel. Schwupp, Ruck geht es hoch, und wieder wird
geknurrt. Kamele ſind wie gewiſſe Bauern; ſie ſchimpfen, wenns
mäßig geht und klagen, wenns beſſer geht.
Drei Italiener, die früher ankamen, beklettern ſoeben die
Cheopspyramide. Wir verfolgen die Pyramidiſten, die Damen
ſogar mit Ferngläſern, ſowie man Alpiniſten auf dem Gipfel
der Jungfrau vom Hotel aus nachſtellt. O ja, ich verſtehe, daß
ſie keuchen und die Beduinenführer von Zeit zu Zeit zupacken
müſſen. Jeder Schritt verlangt hier einen Meter Hochſteige.
Man denkt an den Amerikaner, der vor kurzem von der zweiten
Pyramide, der des Kephren herabſtürzte. Doch hier iſts
gefahr=
loſer. Beduinenführer klettern voraus, ziehen die Ungelenken
mit leichtem Schwung von Stufe zu Stufe. Auche moraliſch
wird nachgeholfen. Ich kenne das von meiner Beſteigung. Als
Dr. fängt man meiſt an, etwa in der Mitte, je nach Bakſchiſch
wird man ſchon mit Baron tituliert, 10 Minuten ſpäter auf dem
Gipfel iſt man zum Grafen befördert.
„Sagen Sie, Dr., waren Sie auch ſchon mal im Innern
der Pyramide?"
„Schon zweimal; ſeit man Holzfelgen in den Gängen
an=
gebracht, keine große Sache mehr.”
„Verlohnt ſich denn die Kriecherei? Erſt hinunter in den
Naturfelſen, dann wieder zurück und 40 Meter ſchräg aufwärts
in die ſog. Königinnenkammer und nochmals 20 Meter höher,
bis zur eigentlichen Grabkammer des Pharao?” „Die
Grab=
kammer iſt und bleibt ein Wunderwerr altägyptiſcher
Steinmetz=
kunſt. Obwohl vor 5000 Jahren errichtet, funkelt ſie wie von
geſtern in ihren granitenen Purpurwänden. Ein Laienauge
findet kaum die Nähte, wo die Quadern aufeinander gepaßt
ſind. Der leere, unbedeckte Sarkophag iſt zwar an einer Seite
gebrochen, doch ſein Granit klingt wie Glockengeläute, wenn
man mit dem Knöchel nur antippt.”
„Ha, ſehen Sie mal dort rechts die Touriſtenkarawane! Alle
auf den Wüſtenſchiffen mit ihrem bunten Takelwerk, eine
maleriſche Prozeſſion, die vom Menahaus hinauf nach dem
Pyramidenplateau ſchreitet!“
„Leider dauert die moderne Kultfeier kaum eine halbe
Stunde mehr. Dann kommen ſie ſchon wieder von den
Toten=
tempeln zurück, um hier unter Palmen den Tee zu nehmen,
womöglich zur Jazzmuſik zu tanzen.”
„Wie ich die drei Italiener auf dem Gipfel beneide! In
20 Minuten hatten ſie’s geſchafft; gerade ſolange als wir hier
durch Radio mit Deutſchland verkehren. Haben die jetzt eine
Ausſicht! Ob ſie ſich da droben überhaupt noch bewußt ſind,
daß ſie auf dem Königsfriedhof der altägyptiſchen Hauptſtadt
Memphis ſtehen?”
Franzöſiſcher Jahresanfang.
Kriſenſtimmung. — Im Mitkelpunkk die Zormel
von der nationalen Einigung.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 4. Januar.
Am Jahresanfang ſcheint in Paris eine etwas günſtigere
Auffaſſung über die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen zu
herr=
ſchen. Ohne übertriebenen Optimismus kann man behaupten, daß
die Verhandlungen über den deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrag
in den diplomatiſchen Kreiſen günſtig gewirkt haben.
Man glaubt in Paris, beſonders in den Linkskreiſen, daß
die Regierung Paul=Boncour die erſte Gelegenheit ergreifen
wird, in der Abrüſtungsfrage einen Schritt
vor=
wärts zu tun. Das iſt inſofern durchaus wahrſcheinlich, da der
Finanzminiſter Henry Chéron am Militärbudget ſparen
will.
Die Rechte hofft allerdings, bald eine
Regierungs=
kriſe heraufbeſchwören zu können. Sie möchte um jeden
Preis zu der Formel der Nationalen Einigung
zurückkehren, möchte auch der Schwerpunkt einer ſolchen
allgemeinen Koalition — wie es unvermeidlich wäre — bei den
Radikalen liegen. Die Sozialiſten ſind aber entſchloſſeſſn, die
Nationale Einigung um jeden Preis zu vereiteln. Dieſe
For=
mel erſcheint ihnen gefährlicher als eine ſelbſt reine
Rechtsregie=
rung, ſie wittern dahinter die ſchärfſte Reaktion und ſelbſt
par=
lamentsfeindliche Strömungen. Die Sozialiſten haben es in der
Hand, — theoretiſch wenigſtens — eine ſolche Entwicklung zu
ver=
hindern. Dann müſſen ſie aber ſchwere Verantwortungen auf ſich
nehmen, was ſie bis jetzt immer wieder vermieden haben.
Ent=
weder liefern ſie ſich ganz den Radikalen aus, oder aber ſie
wer=
den in die Aktivität hineingetrieben, was ſie ſeit Jahren
krampf=
haft zu vermeiden ſuchen. Es iſt immerhin charakteriſtiſch, daß ſich
in der letzten Zeit innerhalb der Sozialiſtiſchen Partei mehrere
Stimmen erheben, welche die Teilnahme an den
Regierungs=
geſchäften dem Zuſtandekommen einer „Nationalen Einigung”
vorziehen, in Erkenntnis aller taktiſchen Gefahren, welche die
Teilnahme an der Regierung für die Partei im gegenwärtigen
Moment bedeutet. Denn von dem Parteiprogramm könnte kaum
etwas verwirklicht werden.
Die wirtſchaftliche Lage wird in linksſtehenden Kreiſen im
allgemeinen optimiſtiſch beurteilt, während die Rechte wohl aus
taktiſchen Gründen keine optimiſtiſche Note aufkommen läßt. Sie
verbreitet allgemein, daß die Regierung kurzlebig ſein wird, und
prophezeit eine Kriſe nach dem 10. Januar. In der Tat wird
dann eine kritiſche Auseinanderſetzung kommen, aber die
Prophe=
zeiungen ſind gewagt und — intereſſiert.
Es iſt intereſſant, daß die Beziehungen zu Amerika weiter
mit Skepſis betrachtet werden, trotzdem in politiſchen Kreiſen der
Wille zu einer Einigung über das Schuldenproblem überwiegt.
Die Wirtſchaftskreiſe waren von der Suspendierung der mit
Amerika der Form nach weitergeführten Verhandlungen
keines=
wegs beunruhigt. Sie ſind in dieſer Beziehung recht ſkeptiſch, und
es iſt charakteriſtiſch, daß man ſelbſt von der Aufhebung der
Pro=
hibition keine beſonderen Vorteile für Frankreich erwartet.
Oeſterreichiſche Außenpolikik.
Wien, 4. Januar.
Der Finanzausſchuß des öſterreichiſchen Nationalrats
be=
handelte am Mittwoch außenpolitiſche Fragen. In der Debätte
brachte Abgeordneter Bauer (Soz.) die italieniſch=jugoflawiſche
Spannung zur Sprache und erhob die nachdrücklichſte
For=
derung nach ſtrikter Neutralität Oeſterreichs. Zur Neubeſetzung
der Geſandtenpoſten in Berlin und Paris bemerkte er, bei
Berlin werde die Perſonenfrage zum Gegenſtand eines
poli=
tiſchen Kuhhandels gemacht. Man könne auch nicht wünſchen;
daß Oeſterreich in Paris von einem Mann vertreten werde,
deſſen offen zur Schau getragenes politiſche Ideal die
Wieder=
herſtellung der alten Monarchie, zum mindeſten in der Form
einer Donauföderation, ſei. Dies berge die Gefahr in ſich, daß
er in Paris in politiſche Beziehungen eintreten könnte, welche
aus Gründen der Anſchlußgegnerſchaft ähnliche Pläne
ver=
folgten.
Der großdeutſche Abg. Dr. Straffner wandte
ſich gleichfalls gegen die Perſon des Geſandten Pfluegl,
be=
ſonders wegen ſeiner Haltung in der Frage der
Abrüſtungs=
konferenz.
Bundeskanzler Dr. Dollfuß widerſprach dieſen
Aeußerungen. Ueber das Verhältnis Oeſterreichs zum Deutſchen
Reich erklärte Dr. Dollfuß, es handele ſich für die Regierung
darum, mit Deutſchland im beſten freundſchaftlichen
Einverneh=
men zu bleiben und dieſes freundſchaftliche Einvernehmen auch
durch wirtſchaftliche Erleichterungen und Vereinbarungen noch
beſonders zu unterſtützen.
„Das Wunder der Ausſicht wird es ihnen gelöſcht haben,
wie es uns auch erging, als wir zum erſten Male dort ſtanden.
Ausgelöſcht durch den Eindruck des Koloſſalen jenes
Denk=
mals, das auf drei Seiten endloſe Wüſte umſchließt, nach
Sonnenaufgang aber in die Stromoaſe Aegypten blickt, in das
Fruchtland von Gizeh bis jenſeits des Nils zu den Denkmälern
des modernen Memphis, des heutigen Kairo, mit ſeiner
hoch=
ragenden Zitadelle und der im Abendgold brennenden
Alabaſter=Moſchee.
Klavier=Abend Eliſabeih Schulz.
Im gut gefüllten Mozartſaal gab Fräulein Eliſabeth
Schulz ihren erſten, öffentlichen Klavierabend. Die junge
Künſt=
lerin hat ihre Studien vor kurzem auf der Mainzer
Muſikhoch=
ſchule beendet. Sie ſpielte Bach. Kuhnau. Beethoven und Brahms.
Die ſchlichte Art ihres Vortrags berührte ſympathiſch. Ihre
Tech=
nik iſt vorzüglich, das Beſtreben, ein ſo großes und ſchwieriges
Programm auswendig zu ſpielen, iſt alle Anerkennung wert. Wenn
das Gedächtnis dabei an zwei Stellen einen kleinen Augenblick
verſagte, ſo tat das der Geſamtleiſtung keinen Eintrag.
Gedie=
genheit und Gründlichkeit der Auffaſſung traten überall
wohl=
tuend hervor. Am beſten gelang ihr wohl Brahms, deſſen
Capriccio glänzend geſpielt wurde. Bei der ſchwierigen
Beet=
hovenſonate Les adieux machte ſich vorübergehend eine leichte
Ermüdung geltend. Aufs Ganze geſehen, bedeutete der Abend einen
ſchönen Erfolg.
Ap. Erde, wir laſſen dich nicht. Ein Jahreskreis in Verſen.
Von Hans Deißinger (Verlag Bergland=Buch, Graz.
Preis 2,85 Mk.). Im Feingefühl einer Berufung, in innigſter
Verwachſenheit mit der teuren Heimat und ſeeliſcher
Verbunden=
heit mit ſeiner Lebensgefährtin, deren er an mehr als einer
Stelle gedenkt, entſtand dieſer buntgewobene Jahreskreis. Man
kann ſich dem Zauber dieſer Dichtung nicht entziehen, wenn man
auch wünſchen möchte, daß mancherorts eine weiſere
Beſchrän=
kung auf das Weſentliche am Platze geweſen wäre. Doch man
ſoll einem Werdenden, der von ſo heißer Liebe zur Heimaterde
wie von heißem Schaffensdrang erfüllt iſt, nicht in den Arm
fallen. Stark iſt des Dichters Schöpfungsdrang, unerſchütterlich
ſein Glaube an ſich ſelbſt. In „hundert Stunden des Tages und
der Nacht” hat Deißinger, deſſen ausgeſprochene Eigenart,
ge=
paart mit feinem Sprachgefühl und Formtalent, ſich nie feſtlegen
will und auch nicht läßt, dem Leben Dies= und Jenſeitiges
ab=
gelauſcht. Großes und Kleines, Freude und Schmerz, und es
dichteriſch geformt. Erhabenſter Grundton ſeines Schaffens iſt
tiefſte Religioſität: „Es iſt alles Gottes Wille. Zu edler,
ſchö=
ner und hinreißender Begeiſterung erhebt ſich der Dichter in
dem ſchwungvollen Requiem „Grenzland . Den
unmittelbar=
ſten Einblick in ſein Schaffen gibt Deißinger in ſeinem „
Ge=
heimnis”, in dem er ſein Innerſtes offenbart. Freunde ernſter
Lyrik werden aus dieſem Buche ſicherlich Erbauung ſchöpfen.
Donnerstag, 5. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 5 — Seike 3
Der japaniſche Ueberfall auf China.
Vorrücken der Japaner über die chineſiſche Mauer. — Heldenhafte Verkeidigung der chineſiſchen Beſahung
von Schauhaikwan gegen die japaniſchen Truppen.
einndsme don Schungältwan
durch die Japaner.
Skarke Verluſte auf beiden Seiten.
EP. Peking, 4. Januar.
Nach zweitägigen erbitterten und blutigen Kämpfen haben
die Japaner die Stadt Schanhaikwan beſetzt. Die Japaner
be=
ſchoſſen die Stadt vom Land und von der See her und belegten
ſie durch Flugzeuggeſchwader mit Bomben. Bei den letzten
ent=
ſcheidenden Angriffen ſetzten die Japaner nach chineſiſchen
Mel=
dungen zahlreiche Tanks und Panzerzüge ein. Unter den
bren=
nenden Trümmern von Schanhaikwan liegen Hunderte von
Lei=
chen der chineſiſchen Beſatzung und Zivilbevölkerung. Ueber die
japaniſchen Verluſte liegen noch keine beſtimmten Angaben vor,
doch müſſen ſie beträchtlich ſein, da die Angriffe der Japaner
wie=
derholt von den Chineſen mit Maſchinengewehrfeuer,
Handgra=
naten und Bajonetten abgewieſen worden ſind. Bei den
Straßen=
kämpfen wurden ein 600 Mann ſtarkes chineſiſches Bataillon
voll=
ſtändig aufgerieben. Die chineſiſche Beſatzung hat ſich auf die
zweite Verteidigungslinie zurückgezogen, die etwa eine Meile von
Schanhaikwan entfernt iſt um dort dem japaniſchen Vormarſch
erneut energiſchen Widerſtand entgegenzuſetzen. Mit der
Ein=
nahme von Schanhaikwan haben ſich die Japaner einen Stützpunkt
im eigentlichen China geſichert, da die Stadt an der Stelle liegt,
wo die Große Mauer das Gelbe Meer berührt.
Von chineſiſcher Seite wird ferner berichtet, die Japaner
hät=
ten etwa ein Dutzend Kriegsſchiffe nach Schinwangtao, zehn
Mei=
len ſüdlich von Schanhaikwan, entſandt und verſuchten dort unter
dem Schutz der Landarmee Marinetruppen zu landen. Die
Lan=
dungstruppen ſeien jedoch von den Chineſen zurückgeworfen
worden.
Anch Bogranikſchnaja von den Japanern beſehl.
In Charbin ſind Gerüchte im Umlauf, daß am Nachmittag
des 3. Januar die japaniſche Kavallerie in Pogranitſchnaja
ein=
getroffen iſt. Pogranitſchnaja iſt die Grenzſtation zwiſchen der
Mandſchurei und dem ruſſiſchen Amur=Küſtengebiet und bildet
ferner die Grenze zwiſchen der chineſiſchen Oſtbahn und der Uſſuri=
Bahn. Hinter Pogranitſchnaja, im Dorfe Grodekowo (nördlich
Wladiwoſtok) ſind ſtarke ruſſiſche Streitkräfte untergebracht, die
zu der ruſſiſchen Fernoſtarmee gehören. Die Beſetzung
Pogra=
nitſchnajas durch die japaniſche Kavallerie ſoll angeblich kampflos
erfolgt ſein. Eine Beſtätigung dieſer Meldung aus einwandfreier
Quelle liegt bisher noch nicht vor.
Weiigehende japgniſche Sorderungen an China.
In Beantwortung der japaniſchen Note, die ihm die
Verant=
wortlichkeit für alle Folgen des Zwiſchenfalles aufbürdet, macht
Tſchang Hſü=liang die Japaner, für alle Ereigniſſe
verantwortlich und erſucht ſie, von nun an alle ihre
Mit=
teilungen an die chineſiſche Regierung zu richten. Darunter fallen
auch die nachſtehenden Forderungen, die der japaniſche
Komman=
dant in Tientſin, General Nakamura, an Tſchang Hſü=liang
ge=
richtet hat:
1. Die chineſiſchen Truppen werden aus dem Bezirk
Schanhai=
kwan zurückgezogen.
2. Die chineſiſche Regierung verpflichtet ſich, eine neutrale
Zone zu ſchaffen. 30 Kilometer jenſeits der Eiſenbahnlinie dürfen
ſich keine chineſiſchen Truppen befinden.
3. Die Verantwortung für den Zwiſchenfall in Schanhaikwan
müſſen die chineſiſchen Ortsbehörden tragen.
4. Der Abzug der chineſiſchen Truppen aus dem Bezirk
Schan=
haikwan muß innerhalb 24 Stunden erfolgen.
5. Schanhaikwan wird als Endpunkt des Gebiets von
Man=
dſchukuo betrachtet.
Es iſt kaum anzunehmen, daß die chineſiſchen Behörden die
japaniſchen Vorſchläge annehmen werden.
In einer Erklärung des japaniſchen Kriegsminiſteriums an
die Preſſe wird die Schuld an den Kämpfen bei Schanhaikwan
reſtlos den Chineſen zugeſchrieben. Sie ſeien die Folge eines
neuerlichen Beſchluſſes der Nanking=Regierung, Japan zum Kampf
herauszufordern und dadurch den Völkerbund zum Handeln zu
zwingen. Die Chineſen hätten am Neujahrstage Granaten auf
japaniſche Wachtpoſten und mandſchuriſche Soldaten geworfen.
Eine japaniſche Infanterieabteilung, die bis zu den Toren der
Stadt vorging, ſei von den Chineſen angegriffen worden. Die
Japaner erklären, daß die Maßnahmen in Schanhaikwan nichts
mit der Lage in der Provinz Jehol und den japaniſchen
Vorſichts=
maßnahmen an der Grenze von Jehol zu tun haben.
Die chineſiſche Regierung mahnk zur Ruhe.
Schanghai, 4. Januar.
Verſchiedene chineſiſche Organiſationen haben im
Zuſammen=
hang mit der Beſetzung Schanhaikwans durch japaniſche Truppen
von der chineſiſchen Regierung den ſofortigen Abbruch der
diplo=
matiſchen Beziehungen mit Japan, ſowie die Proklamierung des
Volkskrieges gegen Japan gefordert. Andere Organiſationen
verlangen Einfuhrſperre japaniſcher Waren. Die chineſiſche
Zen=
tralregierung mahnt in einer Erklärung zur Ruhe und
ver=
ſichert, daß ſie die nationalen Intereſſen ſchützen werde.
Amerika und die Ereigniſſe im Fernen Oſten.
Die offiziellen Kreiſe der Waſhingtoner
Regie=
rung erklären, wie der Sondervertreter des „Paris Midi”
meldet, daß wahrſcheinlich eine neue Note nach Tokio
ge=
ſandt würde, in welcher die japaniſche Regierung
an ihre Pflichten auf Grund des Neunmächte=
Vertrages erinnert werden ſoll. Obwohl die
Regie=
rung Hoover keine neuen diplomatiſchen Aktionen einzuleiten
wünſche, werde ſie doch die Initiative zu einer
inter=
nationalen Aktion ergreifen, falls Japan
Tient=
ſin und Peking beſetzen ſollte. Wie der „Paris
Midi” weiter meldet, hätten japaniſche Agenten in der Mongolei
eine Revolte angezettelt. Die Mongolei ſei bereit, ſich
dem Nordchineſiſchen Reich anzuſchließen, das
die Japaner errichten wollten. Die japaniſchen
Truppen an der mandſchuriſchen Grenze ſeien vorbereitet, jedem
militäriſchen Eingreifen Rußlands entgegenzutreten.
Die Ohnmacht des Völkerbundes.
EP. Genf, 4. Januar.
Die blutigen Ereigniſſe im Fernen Oſten beſchäftigen die
Genfer Völkerbundsſtellen, welche die Nachricht von der
Erobe=
rung Schanhaikwans im Laufe des geſtrigen Tages erhielten, auch
heute lebhaft. Von chineſiſcher Seite ſind zwei Telegramme des
Generals Tſchang Hſüeh=liang dem Völkerbund mitgeteilt
wor=
den. Hinſichtlich den möglichen weiteren chineſiſchen Schritten
beim Völkerbund äußert man ſich hier noch
zurückhal=
tend, doch wird bei der chineſiſchen Delegation erklärt, daß die
Londoner Meldung, wonach China den Völkerbundsrat früher
einberufen laſſen wolle, nicht zutreffe. Bisher ſteht lediglich feſt,
daß der chineſiſche Geſandte in London Luo Tai=chi morgen,
Don=
nerstag, in Genf eintrifft. Als möglichen chineſiſchen Schritt beim
Völkerbund könnte man jedoch nach Anſicht politiſcher
Völker=
bundskreiſe eher einen chineſiſchen Antrag auf Einberufung
des Neunzehner=Ausſchuſſes, der bekanntlich von der
Außerordentlichen Völkerbundsverſammlung mit der
Schlich=
tungsaktion im chineſiſch=japaniſchen Streitfall beauftragt wurde,
annehmen, da die Chineſen ſeit dem erſten Zuſammentritt der
Außerordentlichen Völkerbundsverſammlung ſtets großen Wert
darauf gelegt haben, die Bundesverſammlung ſelbſt mit der
Regelung des Konflikts zu betrauen.
Beunruhigung in England.
London, 4. Januar.
Der Ausbruch neuer Kämpfe an der chineſiſch=
mandſchuri=
ſchen Grenze wird von der Londoner Preſſe mit Bedauern und
Beſorgnis beſprochen, doch wird der Hoffnung Ausdruck gegeben,
daß es ſich um einen örtlichen Vorgang handele,,der keine
wei=
teren Kreiſe ziehen wird. Erwähnenswert iſt eine Aeußerung
des „Daily Telegraph”, Großbritannien habe keinen Grund, ſich
mit ſeinem alten und ſtolzen Freund und vormaligen
Bundes=
genoſſen Japan zu entzweien, „das mit Recht als Hauptboll=
werk gegen den Bolſchewismus im Fernen Oſten betrachtet
wird”.
Der engliſche Botſchafter in Tokio, Sir Robert Lindley,
ſtattete dem japaniſchen Außenminiſter Grafen Uſchida einen
längeren Beſuch ab. Man vermutet, daß während der
Unter=
redung der Wunſch des Foreign Office zum Ausdruck gebracht
wurde, den Zwiſchenfall von Schanhaikwan lokaliſiert zu ſehen,
doch iſt eine zuverläſſige Mitteilung über den Inhalt der
Be=
ſprechung nicht zu erlangen.
Franzöſiſche Skimmen
zum japaniſch=chineſiſchen Konflikk.
Paris, 4. Januar.
Die Verſchärfung des chineſiſch=japaniſchen Konflikts nimmt
die Aufmerkſamkeit der franzöſiſchen Oeffentlichkeit ſtark in
An=
ſpruch. Die Linkspreſſe, die die
Völkerbunds=
grundſätze durch Japan verletzt glaubt, erwartet, daß
die franzöſiſche Regierung von ſich aus einen Schritt unternehmen
werde. Die Rechtspreſſe dagegen, die im mandſchuriſchen
Konflikt offen für Japan Partei ergriffen hatte, ſucht
für die jetzige Lage den Völkerbund verantwortlich
zu machen. So erklärt der Außenpolitiker des „Echo de
Paris” durch die Intervention von Genf ſei der Streit
über=
haupt nicht mehr auf ein beſtimmtes Gebiet beſchränkt. Die
gemäß den Grundſätzen des Völkerbundes vorgenommene
inter=
nationale Vermittlungsaktion habe nur ein Intrigenſpiel
heraufbeſchworen, deſſen Ende man nicht abſehen könne.
Im „Populaire” erklärt Léon Blum, Frankreich müſſe
unverzüglich die Initiative übernehmen und den Angreifer
brandmarken und entwaffnen, die offiziellen Beziehungen zu
ihm abbrechen, ihm jede öffentliche und private Unterſtützung
nehmen und vor allem ſeinen unerſchütterlichen Entſchluß
prokla=
mieren, niemals eine vollendete Tatſache anzuerkennen. Wenn
man darauf hinweiſe, daß Japan aus dem Völkerbunde
aus=
ſcheiden werde, ſo ſei zu antworten, daß ein
verſtümmel=
ter Völkerbund immer noch beſſer ſei als ein
entehrter.
Der „Temps” ſchreibt zum neueſten chineſiſch=japaniſchen
Konflikt: Ohne die Rechte, die Japan aus den Verträgen
her=
leitet, oder den Teil von Verantwortlichkeit, der auf China
entfällt infolge der Unordnung und der Anarchie in dieſem
Lande, zu beſtreiten, müſſe man doch feſtſtellen, daß die
Not=
wendigkeit der militäriſchen Aktion der Japaner fragwürdig
erſcheine. In dem gegenwärtigen Entwicklungsſtadium der Welt
ſeien die Prinzipien leider nicht immer mit den Wirklichkeiten
in Einklang zu bringen, durch die ſich gewiſſe Völker in ihren
politiſchen und finanziellen Notwendigkeiten leiten laſſen. In
einer ſolchen Lage ſei auch Japan, das die Schwäche Chinas,
die noch für lange Zeit hinaus beſtehende militäriſche Ohnmacht
Sowjetrußlands, die Lage der Vereinigten Staaten infolge des
Regierungswechſels und die Schwierigkeiten Europas kenne.
Die Verſuchung ſei für Japan groß, durch die Gunſt der
Ver=
bältniſſe ſeine weſentlichen „Aſpirationen” zu verwirklichen.
Zwiſchenfälle auf Jamaika.
In Kingſton auf Jamaika kam es zu ernſten
Zwiſchen=
fällen, als eine Anzahl britiſcher Soldaten wegen der
Ermor=
dung eines ihrer Kameraden, der wahrſcheinlich mit
Ein=
geborenen in Streit geraten war, eine Proteſtkundgebung
ver=
anſtalten wollten.
Hierzu erfahren wir noch: Am Sonntag abend war ein
Soldat des 11. Bataillons der Northumberland=Füſiliere mit
einem Eingeborenen in Streit geraten und von dieſem mit
einem Stein auf den Kopf geſchlagen worden. Der Soldat ſtarb
an den Folgen des Schlages im Krankenhaus. Am Montag
abend begaben ſich viele ſeiner Kameraden, wie die „Daily
Mail” meldet, mit Steinen, Flaſchen und Lederriemen
be=
waffnet, nach dem Stadtteil im Oſten, wo ſich der Vorfall
ab=
geſpielt hatte, und mißhandelten die ihnen begegnenden
Paſſan=
ten, ſoweit es ſich um Eingeborene handelte. Der die
weſt=
indiſchen Truppen kommandierende Brigadegeneral und der
Oberſt des Regiments befahlen den Soldaten, in ihre Quartiere
zurückzukehren, aber die Soldaten verweigerten den Gehorſam
und tobten noch zwei Stunden lang weiter in den Straßen.
Hunderte von Fenſterſcheiben wurden eingeſchlagen,
Straßen=
bahnen und Autos angehalten und die Inſaſſen mißhandelt.
Es kam auch zu Zuſammenſtößen zwiſchen Soldaten und
Poli=
ziſten. Schließlich wurde von Poliziſten und Militärpatrouillen
die Ruhe wiederhergeſtellt.
* Das „ankike Griechenland”
auf der Aukkion.
Die ſenſationellſte Auktion der Welt.
Die Aufhebung des griechiſchen Ausfuhrgeſetzes. — Kriſe zwingt
zum Verkauf antiker Muſeumsſchätze. — Die zehn berühmteſten
Muſeen der Welt verkaufen ..
Der griechiſche Staat beabſichtigt eine Maßnahme, die in der
ganzen Welt das größte Aufſehen zu erregen geeignet iſt. Er will
einen Teil ſeiner bedeutenden antiken Ausgrabungsſchätze
ver=
ſteigern laſſen, um ſeinem Geldmangel abzuhelfen. Griechenland
verfügt bekanntlich noch heute über einen großen Teil der
un=
ſchätzbaren Kunſtwerke der Antike, die bei Grabungen oder durch
Zufall hier gefunden wurden. Zahlreiche der ſchönſten
Kunſt=
werke der griechiſchen antiken Bildhauerei ſind allerdings nicht
mehr in der Heimat, ſondern ſind ſchon vor Jahrzehnten durch
Zufall, Kauf oder Schmuggel in die großen und reichen Muſeen
der europäiſchen Hauptſtädte, hauptſächlich der Städte Italiens,
gelangt. So befindet ſich der berühmte Apollo von Belvedere in
Nom, die Venus in Florenz, der Narziß in Neapel, Aphrodite
von Melos in Paris, die Zeusbüſte in Rom, wo auch der
be=
rühmte Diskuswerfer, der Marſyas und vor allen Dingen die
gewaltige Laokongruppe iſt. Niobe ſteht in Florenz und der
Farneſiſche Stier in Neapel. Man könnte noch zahlreiche andere
hervorragende Kunſtwerke der Antike nennen, die ihren Weg
auf zum Teil unbekannte Weiſe vor längerer Zeit bereits in
außer=griechiſchen Muſeen gefunden haben, bis die griechiſche
Re=
gierung vor ungefähr 100 Jahren ein Geſetz erließ, demzufolge
keine Kunſtſchätze mehr ins Ausland geſchafft werden durften.
Dieſes Geſetz, das das Ausfuhrverbot enthält, ſoll nun
aufge=
hoben werden, um die Staatsfinanzen zu verbeſſern. Die
griechiſche Regierung iſt mit Recht davon überzeugt, daß ſie
durch den Verkauf hervorragender Kunſtſchätze bedeutende
Sum=
men erlangen wird. Auch heute, in der Zeit der Kriſe, werden
ſich trotz des allgemeinen Geldmangels noch genug Käufer
ein=
ſtellen, die dieſe unerhörten Kunſtdenkmäler erwerben werden.
Selbſt bei Auktionen, die nicht im entfernteſten ähnliche
Muſeumsſtücke aufzuweiſen hatten, wurden in der letzten Zeit
hohe Preiſe erzielt, wenn es ſich nur um gute und echte Stücke
handelte. Hier aber ſollen die edelſten Erzeugniſſe der antiken
griechiſchen Kunſt verkauft werden. Zu dieſem Zwecke ſoll eine
Auktion veranſtaltet werden, um den Liebhabern die Möglichkeit
zu bieten, allerdings unter verhältnismäßig großen Opfern
herrliche Dinge zu erwerben. Es dürfte die ſenſationellſte Auktion
der Welt werden, denn noch niemals ſind derartige Schätze
ver=
ſteigert worden. Die 10 berühmteſten Muſeen der Welt, nämlich
die Muſeen von Olympia, Athen, Delphi und anderen
altbe=
rühmten griechiſchen Städten werden einmal ihre Tore öffnen
und ihre Schätze hergeben. Meiſterwerke von Praxiteles u. a.
be=
rühmten Bildhauern der Antike werden zur Verſteigerung
ge=
langen. So befindet ſich im Muſeum von Olympia der „Hermes”
des Praxiteles mit dem Dionyſos=Knaben, der von Rühm
er=
gänzt iſt. Ferner befindet ſich hier die „Nike” des Päonios, deren
Ergänzung gleichfalls von Rühm durchgeführt wurde, der
Mar=
morkopf einer Aphrodite, der Broncekopf eines Zeus, ein
Giebel=
feldrelief „Zeus im Gigantenkampf”. Dieſes Relief war auf dem
Schatzhaus von Megara. Allein dieſe Kunſtdenkmäler von
Olympia, die wahrſcheinlich zum Verkauf gelangen werden —
genaues iſt darüber noch nicht beſtimmt — dürften einen
unge=
heuren Anſturm von Käufern aus der ganzen Welt hervorrufen.
Dazu kommen die berühmten Meiſterwerke, die in anderen
Muſeen vorhanden ſind, und deren Verkauf bevorſtehen ſoll. Am
meiſten umſtritten dürfte wohl, falls es zu der Verſteigerung
kommt, der bereits oben erwähnte „Hermes mit dem
Dionyſos=
knaben” werden, der ein Originalwerk des Praxiteles aus ſeiner
reifſten Zeit iſt. Dieſes Kunſtwerk wurde am 8. Mai 1877 in
Olympia gefunden. Der Fund wurde damals ſchon mit Recht
als eine künſtleriſche Weltſenſation betrachtet, denn man hatte
zum erſten Mal die Gelegenheit, an dieſem Marmorwerk die
wundervolle Anmut und Geſtaltungskunſt dieſes großen Meiſters
kennen zu lernen. Der Hermes wird bereits von Pauſanias
er=
wähnt. Falls auch dieſes berühmte Werk zur Verſteigerung
ge=
langen ſollte, würde vielleicht das bedeutendſte Bildhauerwerk
Griechenlands ſeine Heimat verlaſſen.
* Ein lebender Edelſtein.
Das Inſektenhaus des Londoner Zoologiſchen Gartens
be=
ſitzt augenblicklich eine Merkwürdigkeit: einen lebenden
Edel=
ſtein. Dieſer Edelſtein iſt allerdings bei näherem Zuſehen nur
ein Käfer, aber eben ein Käfer von ſo wundervoller Schönheit,
daß die Beſucher einfach begeiſtert ſind. Dieſer Edelſtein iſt
durch eine Glasröhre inmitten ſeiner kleinen Behauſung zu ſehen,
deren Wände des Kontraſtes wegen ſchwarz gefärbt ſind; der
Käfer ſelbſt iſt von elektriſchem Licht voll beſtrahlt. Das Inſekt
iſt etwa viermal ſo groß wie unſer Leuchtkäfer. Seine
Flügel=
decken ſind beleuchtet und zeigen ein ganz merkwürdiges Licht,
etwa wie die opaliſierende Schale einer Schildkröte. Stunden
um Stunden ſtehen die Beſucher des Inſektenhauſes und ſtaunen
dieſes ſeltene Exemplar eines Käfers an, den die Zeitungen als
den ſchönſten Käfer der Welt feiern. Ein lebender Edelſtein,
ſagen die „Times‟. Das will um ſo mehr heißen, als es gar
nicht ſo wenig Inſekten gibt, die wirklich, wenigſtens in ihrem
Hochzeitskleid, von ſtrahlender Schönheit ſind. Unſer ſchon
genanntes Leuchtkäferchen iſt ein enzückender Juwel obgleich
es natürlich mit den Inſekten der Tropen nicht wetteifern kann.
Zum Beiſpiel mit den Feuerfliegen, von denen manche Abarten
wirklich von Eingeborenen tropiſcher Himmelsſtriche als
Schmuck=
ſtücke getragen werden. Sie ſtrahlen ein bemerkenswert helles
Licht aus, und im ſchwarzen Haar einer ſchwarzen Schönheit
ſind ſie ungemein wirkungsvoll. Unſere Schmetterlinge halten
auch den Vergleich mit vielen Edelſteinen aus, und ſogar eine
Weſpe iſt, genau beſehen, ein ſehr ſchönes Tier in ſeinem
goldenen Schuppenpanzer. Lebende Edelſteine!
p. Ein italieniſcher Gelehrter,
Profeſſor Kyrner, iſt in den Krater von Stromboli
ein=
gedrungen. In Aſbeſtkleidung hat er ſich, durch ein
unverbrenn=
bares Tau gehalten, bis zur weißglühenden Lava
herab=
begeben. Gegen die Erſtickungsgefahr war er durch einen
Sauer=
ſtoffapparat geſchützt. Die bei der Erforſchung gewonnenen
Urteile werden demnächſt veröffentlicht werden.
* Rudolf Kaſſner: Das phyſiognomiſche Weltbild. Delphin=Verlag,
München.
Phyſiognomik war für Rudolf Kaſſner niemals nur Deutung
von Geſichtszügen, ſondern von Anfang an zugleich Darſtellung
eines Weltbildes. Indem er nicht nur das Menſchengeſicht, ſondern
das Weltganze unter den phyſiognomiſchen Geſichtspunkt ſtellt,
wird er zu einem der wenigen Denker unſerer Zeit, in denen ſich
die Vereinigung von dichteriſcher Intuition und rationaler
En=
ſicht zu neuer, ganz eigener Art der Weltbetrachtung und
Welt=
deutung vollzogen hat. „Das phyſiognomiſche Weltbild” legt am
eindringlichſten von allen Werken Kaſſners Zeugnis ab für die
ungeheure Spannweite dieſes Geiſtes und die umfaſſenden
Mög=
lichkeiten der phyſiognomiſchen Anſchauungsweiſe. In drei
ge=
trennten und doch eine Einheit bildenden Teilen wird dieſe
dar=
getan: in einem charakterologiſchen, einem philoſophiſchen und
einem äſthetiſch=kritiſchen. Der erſte Teil beſteht vorwiegend aus
Gleichniſſen, welche Kaſſners Fähigkeit erweiſen, die Fülle und
Tiefe der Erkenntniſſe in einer dichteriſchen Form von höchſter
Schönheit und Bildhaftigkeit auszuſprechen. Aus dem zweiten Teil
hebt ſich das Stück „Die Quadratur des Zirkels” inſofern
beſon=
ders heraus, als in ihm die einheitliche Idee von Kaſſners
ge=
ſamtem Werk zuſammenfaſſend dargeſtellt wird. Den letzten Teil
bilden Beiſpiele für die phyſiognomiſche Betrachtung von
dichte=
riſchen Perſönlichkeiten und Werken (Goethe u. a.), in deren
neu=
artiger und tiefer Ausdeutung die Fruchtbarkeit der
phyſiognomi=
ſchen Aeſthetik, deren Weſen der Verfaſſer im Vorwort erläutert,
eine überzeugende Beſtätigung findet, Kaſſners Sprache iſt der
vollkommenſte und edelſte Ausdruck ſeiner geiſtigen Welt und
des=
halb die Form. in der ſeine Erkenntniſſe allein wiedergegeben
werden können.
Seite 4 — Nr. 5
Statt Karten.
Am 2. Januar entſchlief ſanft im 91. Lebensjahr
nach langem, ſchwerem, mit größter Geduld
er=
tragenem Leiden unſre liebe, gute Mutter,
Schwie=
germutter, Großmutter, Urgroßmutter und Tante
Emma Zinck
geb. Falkner.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Schweisgut und Frau, geb. Zinck
Dr. Hermann Wieters u. Frau, geb. Schweisgut
Ludwig Schweisgut ſun. und Frau.
Darmſtadt, den 5. Januar 1933.
Herderſtr. 24.
Nach dem Wunſch der Entſchlafenen fand die
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äſcherung in aller Stille ſtatt.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Herrn Franz Schardt
plötzlich und unerwartet aus voller Geſundheit zu ſich
zu nehmen.
In tiefer Trauer:
Frau Luiſe Schardt, geb. Koch
und Kinder.
Darmſtadt, den 3. Januar 1933.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 6. Januar,
nachmittags 3 Uhr, vom Portale des Waldfriedhofes
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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme,
ſo=
wie für die vielen Kranz= und Blumenſpenden bei
dem Heimgang unſerer lieben Mutter
Frau Helene Wienrich
ſprechen wir auf dieſem Wege unſeren herzlichſten
Dank aus. Ganz beſonderen Dank Herrn Kirchenrat
D. Waitz für die troſtreichen Worte, der Schweſter
Aenne Schwab für die liebevolle, aufopfernde Pflege,
die ſie der Dahingeſchiedenen zuteil werden ließ und
allen denjenigen, die unſerer lieben Entſchlafenen das
letzte Geleit gaben.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 4. Januar 1933.
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Dankſagung.
Allen, die uns bei dem Heimgang
unſerer lieben, unvergeßlichen
Ent=
ſchlafenen
Frau Kätchen Hofferbert
geb. Lenges
in ſo wohltuender Weiſe ihre Liebe und
Anteilnahme bezeugt haben, auf dieſem
Wege unſeren innigſten Dank.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Karl Hofferbert u. Kinder.
Darmſiadt, den 5. Januar 1933. (
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Berichtigung!
In der geſtrigen handelsgerichtlichen
Eintragung muß es unter Abteilung B,
Fa. G. C. Klebe A.=G., Paſſus 2, heißen:
„Das Grundkapital wird nach Durchführung
der Kapitalherabſetzung um
22.000.— Reichsmark
und nicht wie irrtümlich angegeben 220.000.-
Reichsmark auf 30.000.- Reichsmarkerhöht”.
503)
Amtsgericht Darmſtadt.
Holzverſteigerung
Nr. 2 u. 3.
Montag, den 9. Januar 1933, vorm.
9 Uhr, werden im Gaſthaus „Zur Poſt”
in Nieder=Ramſtadt aus Weinwegteile
2b. Kohlberg 1a und 4a der Förſterei
Emmelinenhütte verſteigert:
Nutzholz. Derbſtangen: Fichte 1. Kl.
8 St., 2. Kl. 40 St., 3. Kl. 66 St.
Reisſtangen: Fichte 4. Kl. 18 St.
Brennholz. Scheiter, rm: 330 Buche,
12 Eiche, 2 Birke, 3 Kiefer. Knüppel,
rm: 208 Buche, 84 Eiche, 3. Birke,
6 Kiefer, 3 Lärche, 3 Fichte.
Stamm=
reiſig, 100 Wellen: 2.90 Buche.
Aſt=
reiſig, 100 Wellen: 26,70 Buche.
Montag, den 9. Januar 1933, nachm.
2 Uhr, werden im Gaſthaus „Zum
Lö=
wen” in Ober=Ramſtadt aus Spieß 2a.
Gebrannter Schlag 6b, 7a, Pfarrholz 2b.
3b und Rinkenbuſch 4 der Förſterei
Eiſernhand verſteigert:
Nutzholz. Derbſtangen: Fichte 1. Kl.
12 St., Lärche 3. Kl. 6 St.
Reis=
ſtangen: Weißtanne 4. Kl. 10 St.,
5. Kl. 10 St., 6. Kl. 35 St.
Brennholz. Scheiter, rm: 60 Buche,
13 Eiche, 2 Ahorn, 9 Birke, 3 Kiefer,
26 Fichte. Knüppel, rm: 235 Buche,
19 Eiche, 10 Birke. 23 Kiefer, 21 Fichte
7 verſchiedene. Stammreiſig, 100 W.:
4,0 Birke, 22,50 Kiefer, 3.0
Wey=
mouthskiefer. Aſtreiſig, 100 Wellen:
21,80 Buche.
(470
Unterſtrichene Nummern kommen nicht
zum Ausgebot. — Nähere Auskunft
durch unterzeichnetes Amt, ſowie die
Herren Förſter Harniſch zu Forſthaus
Emmelinenhütte bezw. Hoffmann zu
Forſthaus Eiſernhand.
Ober=Ramſtadt, den 2. Januar 1933.
Heſſiſches Forſtamt Ober=Ramſtadt.
Geiſtberg 8, frdl.
möbl. Zim. z. vm.
Wendelſtadtſtr. 8, I.
mb. Zi., gt. hzb.
Am Freitag, den 6. Januar 1933,
nachmittags 3 Uhr, ſollen in meinem
Berſteigerungslokal, Ludwigsplatz 8
zwangsweiſe gegen Barzahlung verſteiger
werden:
3 Klaviere, 2 Büroſchränke, 1 Marmor
Ampel, 1 Eisſchrank, 3 Schreibtiſche,
3 Kaſſenſchränke, 4 Aktenrollſchränke
5 Schreibmaſchinen, 2 Oelgemälde
2 Nähmaſchinen 1 Beiwagen=Schif
2 Regiſtrierkaſſen, 2 Fuchspelze, 3
Laden=
theken, 4 Fäſſer Trockenfarbe, 1
Schnell=
waage, 3 Klubſeſſel, 1 Klublampe,
ver=
ſchiedene Wollwaren und Herrenartikel
3 Stück Woltana=Maſchinen mit 2 Ex
perimentierkäſten, verſch. Radio=
Appa=
rate, ſowie Möbel aller Art.
Darmſtadt, den 4. Januar 1933.
Eißer
A
Gerichtsvollzieher kr. A.
Verſteigerungs-Anzeige.
Am Freitag, den 6. Januar 1933, 15
Uhr, verſteigere ich Landwehrſtr. 31
ver=
ſchied. Gegenſtände öffentlich, zwangsw
geg. Barzahl.: 1 Schreibmaſchine, 1 gr.
Spiegel, Einricht.=Gegenſt., 1
Grammo=
phon, 1 Union=Waage, 2 Küchenbüfetts.
1 K.=Anrichte, 1 Kleiderſchrk., 1 Auto
„BMW. 1 Zimmerteppich, 1 Sofa,
Weißz.=Schränkchen, 1 Bücherſchrank
(505
2 Regale u. a. mehr.
Darmſtadt, den 5. Januar 1933.
Craß, Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
Gefunden: 3 Portemonnaies mit
In=
halt, 1 ſilb. Herren=Armbanduhr, ein
Handtuch, 1 Kinderbroſche, 1
Fahrrad=
laterne, 46 einzelne Handſchuhe, neun
Paar Handſchuhe, 1 einzelner
Kinder=
ſtrumpf, 5 Meter Gardinenſchnur, eine
Sporthoſe mit Weſte, 2 Taſchentücher,
1 Vorhang, 1 Zahnbürſte, 1 Hornbrille
1 defekte Brille, 2 Damenſchirme, zwei
Mützen, 1 Putzlumpen, 1 Autoreifen,
1 Markttaſche, 5 Marktnetze, 1
Zierdeck=
chen, 2 Damenkragen, 1 Baukaſten, eine
Damenhandtaſche, 1 Schleife, 1 Rolle
Papier, 1 Schirmquaſte, 1 Broſche,
ver=
ſchiedene Photographien. — Zugelaufen:
1 Dackel, 1 ſchw. Schäferhund, 1
Rott=
weiler, 1 Fox, 1 Jagdhund.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet waren.
Intereſſenten können dieſe
Fundgegen=
ſtände während der Büroſtunden auf
Zimmer Nr. 11 beſichtigen.
Donnerskag, 5. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 5 — Seite 5
Koſtformen bei ſpäter Hauptmahlzeit.
Leikeokio für vernünftige Ernährung muß Zellaufban und Krafterhalkung ſeinl.
Aus der Landeshauptftadk.
Darmſtadt, den 5. Januar 1933.
Zunt 70. Geburtslag Juſtizrak Dr. Benders
ſei ergänzend zu unſerer geſtrigen Veröffentlichung mitgeteilt, daß
der Geburtstag heute, am 5. Januar, begangen wird. Von
einer geplanten Feier ſeines 25jährigen Jubiläums als
Stadtverordneter bzw. Stadtrat wurde auf Erſuchen des
Jubilars in Rückſicht auf die Zeitverhältniſſe Abſtand genommen.
Für die Winkerhilfsküchen.
Die für die Winterhilfsküchen gezeichneten monatlichen
Bei=
träge und die noch nicht erhobenen einmaligen Beiträge, die in
der Wohnung abgeholt werden ſollen, werden in dieſen Tagen
einkaſſiert. Es wird gebeten, die gezeichneten Beiträge bereit
zu legen, damit den Sammlern die Arbeit erleichtert wird. Die
Sammler ſind verpflichtet, für jeden Beitrag den Spendern die
entſprechende Quittungsmarke auszuhändigen. Es wird gebeten,
ohne Quittung kein Geld abgeben zu wollen. — Allen
Spen=
dern ſei herzlich für die Unterſtützung des Hilfswerkes gedankt.
Die Not iſt groß und viele Eſſensbewerber, möchten gerne noch
zugelaſſen werden. Spenden für die Küchen können auf
Spar=
kaſſen=Scheckkonto Nr. 5500 eingezahlt oder auf Poſtſcheckkonto
Frankfurt a. M. Nr. 59 400 überwieſen werden.
Ernannt wurden: Am 31. Dezember 1932: der
Kreis=
direktor Hermann Pfeifer in Heppenheim zum
Oberregie=
rungsrat bei der Provinzialdirektion Starkenburg in Darmſtadt
mit Wirkung vom 16. Januar 1933 an; der Kreisdirektor Dr.
Hermann Stammler in Alsfeld zum Kreisdirektor bei dem
Kreisamt Heppenheim mit Wirkung vom 16. Januar 1933 an.
Der Vorſtand des Heſſiſchen Hochbauamts Offenbach,
Regierungs=
baurat Hermann Heyer, mit Wirkung vom 1. Januar 1933
an, zum Oberbaurat.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 30. Dezember der
Oberregierungsrat Ludwig Haberkorn bei der
Provinzial=
direktion Starkenburg auf ſein Nachſuchen, mit Wirkung vom
1. Januar 1933 an.
— Ihren 80. Geburtstag feiert in dieſen Tagen Frau Bertha
Heidelberger, geb. Stein, Saalbauſtraße 10, II, in voller
Rüſtigkeit.
Mittelrheiniſcher Architekten= und Ingenieur=Verein und
Heſſiſcher Bund für Heimatſchutz. Es wird nochmals auf den
heute abend im Hörſaal 137 der Techniſchen Hochſchule
ſtattfin=
denden Vortrag des Herrn Prof. Dr.=Ing. Zeller=Breslau über
„Antike Technik” aufmerkſam gemacht. (Siehe auch geſtrige Anz.)
Verein für das Deutſchtum im Ausland. Superintendent
D. Schiller, der auf Veranlaſſung der Männergruppe au
Freitag, 20 Uhr, im Hörſaal 326 der Techniſchen Hochſchule ſpricht,
war ſeit 1895 im Kirchen= und Miſſionsdienſt in Japan und iſt
aus dieſer Arbeit erſt im vergangenen Jahre ausgeſchieden. Er iſt
immer für vertiefte geiſtige Beziehungen zwiſchen Deutſchland und
Japan eingetreten. In Tokio und Kioto hat er als Leiter und
Seelſorger der deutſchen Gemeinden gewirkt, eine bis weit in das
Hinterland dieſer Großſtädte hineinreichende, von Volk und
Re=
gierung anerkannte, dem kulturellen Hochſtand des Landes
ent=
ſprechende Miſſionstätigkeit entfaltet, an japaniſchen Hochſchulen
Vorleſungen gehalten und wertvolle deutſche religiös=
weltanſchau=
liche Bücher ins Japaniſche übertragen. In ſeiner 37jährigen
Ta=
tigkeit iſt D. Schiller nicht nur ein vorzüglicher Kenner von Land
und Leuten des Inſelreiches, ſondern auch von der Stellung und
Bedeutung der Deutſchen in Japan geworden.
— Umfrage der Deutſchen Reichspoſt über die Art der
benutz=
ten Rundfunksempfangsgeräte. Es iſt für die Entwicklung des
Rundfunks von Bedeutung, zu wiſſen, in welchem Umfange noch
Detektorenempfänger im Gebrauch ſind. Die Deutſche Reichspoſt
iſt bei der Beſchaffung dieſer Angaben auf die Hilfe und das
Entgegenkommen der Rundfunkteilnehmer angewieſen. Sie wird
bei der nachſten Einziehung der Rundfunkgebühren die
erfor=
derlichen Ermittelungen von den die Gebühren erhebenden
Briefträgern vornehmen laſſen. Feſtgeſtellt werden ſoll, ob der
Rundfunkteilnehmer einen Detektorempfänger oder einen
Emp=
fänger mit ein bis drei Röhren, oder einen Empfänger mit
mehr als drei Röhren verwendet. Die Gewinnung möglich
zu=
verläſſiger Angaben iſt mittelbar auch für die
Rundfunkteil=
teilnehmer von Bedeutung. Die Deutſche Reichspoſt bittet, den
Briefträgern die gewünſchte Auskunft bereitwilligſt zu erteilen.
Es wird beſonders betont, daß die Umfrage nur dem
angegebe=
nen Zweck dienen ſoll.
Heſſiſches Landestheater.
Mieiſte Hte Donnerstag, Anf. 19½2, Ende geg. 2214 Uhr. C 115. Januar / Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.70—5.50 Freitag,
6. Januar 19½—2234 Uhr. D 10. Roſe Bernd.
Preiſe 0.50—4.50 Mk. Samstag, 9½—22¾ Uhr. E 12. Carmen.
Preiſe 0.60—5 Mk. Kleines Haus Donnerstag, Anf. 20, Ende 22½ Uhr. T Gr. 1—8
Preiſe 0.70—3.80
. Januar / Der Muſtergatte Mee
6. Januar 19½—22 Uhr. Dſt. Volksb. M (3. Vſt.) Gr. I-IV
Der Barbier vonSevilla. Preiſe 0.80—4.50 Mk. Samstag,
7. Januar 19½, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete VI 6.
Pygmalion.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend wird im Großen
Haus zum erſten Male die Operette von Johann Strauß
„Prinz Methuſalem” in der Inſzenierung von Hans
Strohbach wiederholt. Im 3. Akt wird Fritzi Jokl den
Früh=
lingsſtimmen=Walzer von Strauß ſingen. Außer den in die
Handlung eingefügten Tänzen werden Ilſe Meudtner und
Hans Macke noch den ſlawiſchen Tanz von Dvorak tanzen.
Die Beſetzung dieſer Straußſchen Operette iſt die gleiche wie bei
der Premiere. — Im Kleinen Haus wird das amüſante
Luſt=
ſpiel von Hopwood „Der Muſtergatte” mit Karl Paryla
in der Hauptrolle wiederholt. Dieſer amerikaniſche Schwank hat
bisher bei jeder Aufführung anhaltende Lachſturme beim
Publi=
kum erzielt. — „Der Barbier von Sevilla” im
Klei=
nen Haus. Morgen wird nach längerer Pauſe Roſſinis
komiſche Oper „Der Barbier von Sevilla” wieder in
den Spielplan aufgenommen. Die Aufführung zählt zu den
ſtärkſten Opernerfolgen dieſer Spielzeit. Regie und muſikaliſche
Leitung Hermann Adler. Hauptdarſteller Jokl. Allmeroth.
Drath, Herrmann. Sieber.
— Edwin Fiſcher im 4. Symphoniekonzert des
Landes=
theaters. Der weltberühmte Pianiſt Edwin Fiſcher wird
am Montag, dem 9. Januar, unter der Leitung von Dr.
Schmidt=Iſſerſtedt das Klavierkonzert von Johannes
Brahms ſpielen, deſſen hundertſten Geburtstag wir im Laufe
dieſes Jahres begehen.
Geſundheitfördernde Einkeilung
der Mahlzeiten.
Zellaufbau und Krafterhaltung müſſen die Leitmotive für
vernünftige Ernährung bleiben, auch dann wenn Schmalhans
Küchenmeiſter zu werden droht. In guten Zeiten ſoll man auch
dem Gaumen ab und zu etwas Beſonderes bieten und ſich auch
an Genußmitteln erfreuen. Wenn es aber auf jeden Pfennig
ankommt, ſteht die Frage nach dem Nährwert an erſter Stelle.
Die günſtigſte Nahrungsmenge für den durchſchnittlichen
Er=
wachſenen ſind nach übereinſtimmenden Angaben aus allen
euro=
päiſchen Ländern etwa 2600 bis 2800 Kalorien. Kalorien ſind
Brennwerteinheiten, nach denen der Nährwert berechnet wird.
Zum Zellaufbau iſt vor allem Eiweiß nötig, zur Krafterhaltung
Fette, Stärke und Zuckerſtoffe. Die Einteilung der Mahlzeiten
iſt nicht weniger wichtig. Der Menſch kann ſich innerhalb
ver=
hältnismäßig kurzer Zeit an eine veränderte Zeiteinteilung
ge=
wöhnen, aber dieſe ſollte dann auch feſtgehalten werden. Muß
die Hauptmahlzeit wegen der durchgehenden Arbeitszeit erſt am
ſpäten Nachmittag eingenommen werden, ſo ſollte nach
Möglich=
keit ein warmes, kräftiges Frühſtück den Anfang machen.
Für eine Familie von 4 Perſonen (2 Erwachſene. 2 Kinder)
empfehlen wir zum Frühſtück ſtatt des Kaffees, der keinen
Nähr=
wert hat, einen Haferflockenbrei mit Zucker und Milchüberguß,
dazu 4 Scheiben Vollkornbrot. Das ſind ſchon 2240 Kalorien,
die 47 Pf. koſten. Wenn die Hühner wieder billigere Eier legen,
ergänzt man das Frühſtück durch 4 Spiegeleier, in 20. Gramm
Margarine gebraten (444 Kalorien 55 Pf.). Zum Mitnehmen auf
die Arbeitsſtelle bereitet die Hausfrau ein nahrhaftes Getränk
aus 60 Gramm Kakao, 30 Gramm Weizenmehl. 100 Gramm
Zucker, 1 Liter Milch und 1 Liter Waſſer für die
Thermos=
falſche. Im übrigen werden für die Zwiſchenmahlzeit 10
Schei=
ben Vollkornbrot, teils mit 100 Gramm Leberwurſt oder mit 50
Gramm Margarine und Edamer Käſe belegt, hergerichtet (Preis
Jahresbericht der Heſſiſchen Landesſtelle für Pilz=
und Hausſchwamm=Berakung in Darmſtadk für 1932.
Für das abgelaufene Jahr mögen die nachfolgenden Zahlen
einen kleinen Ueberblick über den Umfang und die Bedeutung
der geleiſteten Arbeit geben. Es wurden im ganzen ungefähr
400 Schwammfälle bearbeitet, deren Schäden entweder durch
den Hausſchwamm oder durch andere holzzerſtörende Pilze
ver=
urſacht waren. Die Zahl der hiermit im Zuſammenhang
ſtehen=
den Einzelberatungen beläuft ſich auf mehr wie 1000, abgeſehen
von kurzen telephoniſchen Anfragen und Beratungen, die ſich in
jedem Monat auch auf nochmals mindeſtens 100 beliefen.
Größ=
ter Wert wurde darauf gelegt, den einfachſten und
billig=
ſten Weg zu zeigen, um den betreffenden Schaden endgültig zu
beſeitigen. Dieſe Maßnahmen wurden zumeiſt nach unſeren
Vor=
ſchlägen durch ungefähr 200 verſchiedene Handwerksfirmen
durch=
geführt. Wenn durch dieſe Arbeiten dem Hausbeſitz eine
wert=
volle Hilfe geleiſtet wurde, bedeuten die auf Anlaß der
Bera=
tungsſtelle durchgeführten dringlichen Reparaturen eine
wich=
tige Mithilfe zur Wirtſchaftsbelebung, wie auch nicht zuletzt den
Mietern dadurch für geſunde Wohnungen geſorgt wurde. In
manchen Wochen wurden Schwammſchäden in Höhe von
mehre=
ren tauſend Mark feſtgeſtellt. Obwohl F. Kallenbach , der
Direktor der Heſſiſchen Landesſtelle für Pilz= und Hausſchwamm=
Beratung (Mykologiſches Inſtitut der Deutſchen Geſellſchaft für
Pilzkunde, Fernruf 4755) wiederholt als gerichtlicher
Sachver=
ſtändiger und Obergutachter tätig war, betragt die Zahl dieſer
Fälle im Verhältnis zur Zahl der insgeſamt bearbeiteten nur
einen verſchwindenden Bruchteil. Selbſt dort, wo ein zur
Be=
ratung übertragener Schwammfall ſich kritiſch zuſpitzte, war es
der Beratungsſtelle faſt immer möglich, einen friedlichen
Aus=
gleich zum Vorteil aller Beteiligter herbeizuführen.
Zur Aufklärung über Gift= und Speiſepilze fanden mehr
wie 1000 Einzelberatungen ſtatt. Von manchen Pilzarten
wur=
den ganze Körbe voll zur Begutachtung vorgelegt. Vorträge,
Wanderungen, Ausſtellungen uſw. wurden in
die=
ſem Jahre mehr wie 50 veranſtaltet. Beſonders erwähnt ſeien
die auf Einladung des Deutſchen Apotheker=Vereins in
Swine=
münde organiſierten Veranſtaltungen (Ausſtellung und
Vor=
trag), wie auch ein Hausſchwamm=Vortrag beim Hausbeſitzer=
Verein in Stettin. Da ſich ſchon eine kleine Pilz= und
Haus=
ſchwamm=Ausſtellung in unſerer Beratungsſtelle regen
Inter=
eſſes erfreut, ſei bereits hingewieſen auf eine größere derartige
Dauerausſtellung, die in Mainz in die Wege geleitet wird. Zur
Volksaufklärung auf dieſem wichtigen Gebiete wurden auch in
dieſem Jahre wieder Tauſende unſerer Pilzflugblätter
abgege=
ben. Weiterhin iſt im vergangenen Jahre unſer
reichsbehörd=
lich empfohlenes, in Verbindung mit der größten deutſchen
Bau=
organiſation herausgebrachtes Hausſchwamm=
Aufklärungsmate=
rial (Wandtafel und illuſtriertes Merkblatt)
er=
ſchienen, das die weiteſte Verbreitung und die beſte Beurteilung
durch die internationale Fachkritik erfahren hat und zum
Selbſt=
koſtenpreis abgegeben wird. Die Herausgabe unſerer „Zeitſchrift
für Pilzkunde” für die Deutſche Geſellſchaft für Pilzkunde und
unſere wiſſenſchaftlichen Arbeiten wurden in gewohnter Weiſe
weitergeführt. Die geſamten Poſt=Ein= und =Ausgange (
abge=
ſehen von Druckſachen= und Zeitſchriften=Verſand), deren
Aus=
dehnung ſich über die ganze Erde erſtreckt, beliefen ſich im Jahre
1932 auf ungefähr 11000.
Der neue B. M. W.-Dreirad=Lieferwagen iſt da!
13 Zentner Tragkraft — Autoſitze — Kardan=Antrieb —
garan=
tiert verwindungsfreies Chaſſis. Der Schlager 1933! (487b
J. Donges & Wieſt, Ausſtellung Grafenſtraße 43.
Frühjahrs=Geſellenprüfung 1933. Wir verweiſen
einſt=
weilen auf die in den nächſten Tagen in dieſem Blatte
erſchei=
nende Anzeige, Anmeldungen zu den Geſellenprüfungen betr.
Orpheum. „Dubrauchſt nicht treu zuſein” heißt
der Titel der dreiaktigen muſikaliſchen Komödie, welche morgen,
Freitag, 6. Januar, abends 8.15 Uhr, zur Erſtaufführung gelangt.
Das einfallreiche Textbuch ſtammt von Axel Ivers; hierzu hat Leo
Pappenheim eine ſchmiſſige, moderne Jazzmuſik geſchrieben. Da
die ſorgfältig vorbereitete Aufführung, die eine Reihe künſtleriſch
hervorragender Kräfte vereinigt, eine nicht alltägliche Därbietung
garantiert, empfiehlt es ſich, beizeiten den Vorverkauf in
An=
ſpruch zu nehmen. (Siehe Anzeige.)
Vereinigung von Katzenfreunden. Die Monatsverſammlung
findet diesmal am Freitag, 6. Januar, abends, ſtatt, im
Reſtau=
rant Chriſt (Weißer Saal), Grafenſtraße. Vortrag. Eintritt frei.
Gäſte willkommen. (Siehe Anzeige.)
dieſer Zwiſchenmahlzeit 1 Mk., 3060 Kalorien). Es iſt hier nur
Margarine zum Brotaufſtrich verwendet worden.
Heranwach=
ſende Kinder, die einen größeren Viraminbedarf haben, ſollten,
wenn möglich, öfters Butter erhalten. Butteraufſtrich auf eine
Schnitte Brot koſtet ungefähr 3 Pf. Aepfel, die gern in die
Schule oder ins Büro mitgenommen werden, haben geringen
meßbaren Nährwert, ſind aber Vitaminſpender. Für das ſpäte
Mittageſſen, das zugleich Abendmahlzeit iſt, kann man mit
Vor=
teil eines der guten und billigen Rezepte verwerten, die vom
Sächſiſchen Landesmilchausſchuß in monatlichen Speiſezetteln
herausgegeben werden, z. B. Prinzeßkartoffeln”: Aus 5
Eßlöf=
feln Fett, 3 gewiegten Zwiebeln und 4 Eßlöffeln Mehl helle
Mehlſchwitze herſtellen, mit 1 Liter Magermilch auffüllen, dicklich
einkochen, mit Salz und Pfeffer abſchmecken, vermengen mit 2
bis 3 gewäſſerten, entgräteten und gewiegten Salzheringen und
4 Pfund gekochten, in Scheiben geſchnittenen Kartoffeln (4351
Kalorien, 75 Pf.). Dieſe ganze Tageskoſt ſtellt ſich einſchließlich
der Eier auf 70 Pf. und faſt 2600 Kalorien für eine Perſon.
Will man ein Fleiſchgericht zur Hauptmahlzeit wählen, ſo käme
ein Bayeriſches Sauerkrautgericht” in Betracht. In ein Kaſſerol
ſchichtet man 3 Pfund Sauerkraut, tut in die Mitte desſelben
400 Gramm Schweinebauch, ſalzt ein wenig, gießt Waſſer darauf,
ſo daß das Kraut gerade bedeckt iſt, fügt noch eine mittelgroße,
geſchälte, gehackte Zwiebel hinzu und läßt das Gericht, langſam
weichkochen. Das Fleiſch herausnehmen, ſobald es genügend gar
iſt, das Kraut noch kurz einſchmoren und mit dem warm
erhal=
tenen, in Stücke geſchnittenen Fleiſch aufgeben. Der inzwiſchen
von 1 Pfund eingequellten gelben Erbſen bereitete Brei wird
mit 100 Gramm ausgelaſſenem Speck überfüllt dazu gereicht. Bei
etwas höherer Kalorienzahl ſtellen ſich bei dieſem Gericht die
Koſten für jede Perſon auf etwa 90 Pf. Dafür wird aber auch
ein Schwerarbeiter mit ſtarkem Appetit, die Hausfrau am
Waſch=
tag und die Kinder im Wachstumsalter ſatt und erhalten genug
Eiweiß, um den notwendigen Zellaufbau zu decken.
Eiweißſpen=
der ſind vor allem Fleiſch, Fiſch. Eier, aber auch Magermilch.
Die Preiſe wurden nach der Nährkraftpreisliſte der
Deut=
ſchen Zentrale für Geſundheitsdienſt der Lebensverſicherungen
eingeſetzt.
Dr. G. K.
Landesverſammlung der Freien Volkskirchlichen
Vereinigung in Heſſen.
EPH. Am 2. Januar fand herkömmlich die
Landesverſamm=
lung der Freien Volkskirchlichen Vereinigung in Heſſen ſtatt.
Der Sitzungsſaal des Landeskirchentagsgebäudes war von den
zahlreichen Mitgliedern und Freunden voll beſetzt. Den
Jahres=
bericht erſtattete der Vorſitzende. Direktor des Staatsarchiys
D Herrmann=Darmſtadt. Er gedachte des ſeitherigen,
plötzlich verſtorbenen Vorſitzenden, Studienrats Roth=Darmſtadt,
und ging des näheren auf die parlamentariſche Tätigkeit der
Gruppe im Landeskirchentag, ſowie deſſen Arbeiten,
insbeſon=
dere das Schiedsgericht mit dem Staat und den Anſchluß der
großheſſiſchen Kirche, näher ein. Er berichtete über den
Zu=
ſammenſchluß des freien Proteſtantismus in Deutſchland,
insbe=
ſondere im Südweſtdeutſchen Bund des entſchiedenen
Proteſtan=
tismus und der Freien Volkskirche. Nach den notwendigen
Wah=
len, die im weſentlichen Wiederwahl ergaben, ſowie dem
Kaſſen=
bericht folgte eine längere Debatte über Frage des
Heſſi=
ſchen Einheitskatechismus. Studienrat Lic. Wißmann=
Darmſtadt hatte hierzu beſtimmte Anträge geſtellt, die als
Richt=
linien für die Arbeit der Gruppe im Landeskirchentag gelten
ſollen. Es wurde einheitlich der Wunſch nach einem
Heſſi=
ſchen Einheitskatechismus zum Ausdruck gebracht, der
Vorſtand mit der Ausarbeitung von Richtlinien beauftragt. In
der anſchließenden öffentlichen Verſammlung ſprach Kirchenrat
D. Kübel= Frankfurt a. M. über „Altze und neue
Auf=
gaben des Freien Proteſtantismus” Er
kennzeich=
nete dies in der Anlehnung an die Haltung, Albert Schweitzers.
In Unterſcheidung mit Glauben und religiöſer Erkenntnis
for=
derte er für Leiter die Freiheit vernunftgemäßer Forſchung;
gegenüber der zeitgemäßen Gefahr kollektiviſtiſchen Denkens und
des Maſſenmenſchtums betonte er die Notwendigkeit des
Indi=
vidualismus und ſchloß mit dem Hinweis, daß der Freie
Prote=
ſtantismus nichts anderes wolle, als gegenüber der
Altglaubig=
keit den „älteſten” Glauben, nämlich das Evangelium Jeſu,
wirk=
ſam werden zu laſſen. In der ſehr lebhaften Ausſprache, an der
ſich Oberkirchenrat Dr. Müller, Studienrat Dr.
Zimmer=
mann Profeſſor D. Velte und andere beteiligten, kamen
auch die Forderungen der dialektiſchen Theologie zu Wort.
Beſondere Härten in der Frage der Wartezeit der
Ange=
ſtelltenverſicherung. Durch die Verſchärfung der
Wartezeitvorſchrif=
ten durch die Notverordnungen ſind beſondere Härten bei der
Angeſtelltenverſicherung eingetreten. Während früher 60
Beitrags=
monate (wovon 30 auf Grund der Verſicherungspflicht zurückgelegt
ſein mußten) genügten, um den Rentenanſpruch zu ſichern, müſſen
heute noch 60 Beitragsmonate aufGrund der Verſicherungspflicht
zu=
rückgelegt werden, ſomit 120 Monate. Tritt nun der Fall ein, daß
ein Rentenempfänger, der auf Grund der früheren Beſtimmungen
ſeine Rente erhalten hat, ſtirbt, dann erhält die Witwe bzw.
er=
halten die Waiſen keine Rente, weil jetzt ein neuer
Verſicherungs=
fall eingetreten iſt, wenn keine 60 Beitragsmonate auf Grund der
Verſicherungspflicht geleiſtet wurden. Mithin liegt der Fall ſo,
daß die Witwe bzw. die Waiſen keine Rente erhalten, obwohl der
Rentenempfänger ſelbſt Rente bezog. Es liegt aber auch noch eine
beſondere Härte darin, daß dieſe Rentenempfänger nicht in der
Lage waren. 120 Beitragsmonate nachzuzahlen, wie dies jetzt
vor=
geſchrieben iſt. Nach den früheren Beſtimmungen hatte es ja
ge=
nügt, wenn die 60 Beitragsmonate erfüllt waren, weshalb die
Verſicherten, die ihre Verſicherung freiwillig fortſetzten, nur die
unbedingt notwendigen Beiträge zahlten, die zur
Aufrechterhal=
tung der Anwartſchaft dienten. Dies traf ſehr oft bei
Ange=
ſtellten zu die durch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe arbeitslos
wurden. Der Vertrauensmann der Angeſtelltenverſicherung Hugo
Weinberg hat die betreffenden Inſtanzen auf dieſe beſonderen
Härten aufmerkſam gemacht. Um hier einen Ausgleich zu ſchaffen,
hat der Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten (G.D.A.) in einer
Ein=
gabe an das Reichsarbeitsminiſterium beantragt, dieſe Härte zu
beſeitigen. Das Direktorium der Angeſtelltenverſicherung hat
ſelbſt anerkannt, daß dieſe Fälle eine unerhörte Härte bedeuten
und hat ebenfalls bei dem Reichsarbeitsminiſterium um die
Er=
mächtigung nachgeſucht, die Hinterbliebenenrenten in dieſen
Fäl=
len gewähren zu können.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Die Stenographen=
Vereinigung beginnt am Freitag, dem 6. d. M., neue Kurſe in
Einheitskurzſchrift im Ludwig=Georgs=Gymnaſilm, Karlsſtr. 2.
unter Leitung, ſtaatlich geprüfter Lehrer. Die Kurſe geben
Ge=
währ für gründliche Ausbildung. Maſchinenſchreiben täglich
nach der Zehnfingerblindſchreibmethode, im Hauſe Karlsſtr. 23.
parterre.
Jetzt auch.
Wlild, leicht schäumend,
ganz wundervoll im
Ge=
schmack. Ein spontanes
Urteil: „lch gebe meine
Zahnpasta, die ich ein
Jahrzehnt benutzte, auf
und nehme nur noch
NIVEA=Zahnpasta.
AMEA Kahnnasta.
Qualität: NIVEA
Preiswert und gut
N 558
Rf
44
Haut
Nur Nivea-Creme
ent-
hält Euzerit; sie
hinter-
läßt keinerlei Glanz.
Nives-Creme. Schon
vor-
beugen! Allabendlich und
bevor Sie ins Freie gehen
Gesicht u. Hände einreiben.
Dann wird Ihre Haut
wider-
standsfähig, sie bleibt
fu-
gendfrisch u. geschmeidig.
15, 24, 40, 54, 60 Pf. u. RM 1.00
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 5
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 5. Januar 1933
Wintergäſte in Deutſchland.
Die Gewohnheiken der „Krähen” und „Raben”. — Krähenſprache und Leben.
Arr ... Ark...
Von Edmund Scharein.
Mit dem Winter kommen ſie, mit ihm gehen ſie, die ſchwarzen
und ſchwarzgrauen Vögel, die ſchon ſeit Wochen unſere Gäſte ſind.
Jedermann kennt ſie, kennt ſie als „Krähen” oder „Raben”. Aber
daß ſich unter ihnen mehrere Arten finden, wiſſen viele nicht.
Da=
bei weiſt ſchon die Verſchiedenartigkeit des Federkleides darauf
hin. Daß die meiſten dieſer Vögel einen weiten Weg zurückgelegt
haben. bevor ſie winters in Stadt und Land ihre Gaſtrollen geben.
iſt auch wenig bekannt.
Dieſe Gaſtrollen haben oft für den Zuſchauer etwas
Ergötz=
liches. Manchmal wirkt die Krähe bei ihren kleinen Diebereien
auf den Beobachter komiſch, wenn ſie in einem unbewachten
Augen=
blck raſch einen Biſſen vom Hofe holt, der ihr nicht zugedacht war
und damit das Weite ſucht, wenn ſie auf Spielplätzen und
Schul=
höfen Nachleſe hält und wegen ihrer Beute in Streit mit neidiſchen
Gefährten gerät. Denn Futterneid iſt dieſen Vögeln in hohem
Maße eigen. Auch ſonſt offenbart ihr Zuſammenleben, wie es ſich
dem aufmerkſamen Beobachter gerade im Winter zeigt, manchen
intereſſanten Zug. Und ſelbſt derjenige, der das freilebende Tier
kennt. wird ſeine Anſichten durch Beobachtungen von Krähen und
Erlebniſſe mit ihnen in wertvoller Weiſe ergänzen. Auffallend
ſind ihre ſcharfen Sinne, namentlich das Auge, das ihnen ſchon auf
weite Entfernungen die kleinſte Veränderung zeigt, das ſie vor
der Annäherung ihrer zahlreichen Feinde warnt und ihnen ſichere
Beute ankundet. Eine ihrer bemerkenswerteſten Eigenſchaften iſt
die zähe Ausdauer, die ſie bei ihren Jagdzügen zeigen. Hierin
unterſcheiden ſie ſich ſcharf von den Raubvögeln, vor allem von
den ſchneidigen Luftrittern, wie wir ſie im Wanderfalken.
Hühner=
habicht. Sperber und Lerchenfalken haben, die ihrer Opfer in
ſicherem Stoß habhaft werden. Die Krähe dagegen jagt langſam
und vorſichtig: aber was ihr an Kühnheit und Stoßkraft abgeht.
erſetzt ſie durch Ausdauer und Zahl.
Sehen wir uns die einzelnen Schwarzröcke und Graujacken
einmal an. Da halten im kahlen Geäſt einer alten Pappel
Hun=
derte von Krähen — grau und ſchwarz, klein und groß
durcheinan=
der. Von den unterſten Zweigen bis hinauf in die Krone hocken
ſie dicht bei dicht. Ein violetter Glanz geht von dem ſchwarzen
Gefieder der einen aus. vorwiegend aſchgrau iſt das Kleid der
andern. Das ſind Saat= und Nebelkrähen. Die erſten haben im
Norden unſeres Vaterlandes ihre Brutgebiete und zeigen ſich in
Süd= und Weſtdeutſchland nur im Winter, und die letzteren ſind
im Oſten und Nordoſten Europas zu Hauſe. Weſtlich der Elbe
kommen ſie als Brutvögel nicht vor, ſind dort alſo lediglich
Win=
tergäſte. Sie haben einen weiten Weg gemacht. Auf ihrem Zuge
im Herbſt wendet ſich die Nebelkrähe weſtwärts bis nach dem
nördlichen Frankreich.
Aber das Licht des klaren Wintertages, das uns heute jeden
Gegenſtand und jedes Lebeweſen ſo deutlich zeigt, verrät uns noch
etwas. Da ſitzt neben der ſchwarzen Saatkrähe eine, die ihr zum
Verwechſeln ähnlich iſt. Je länger wir ſie beobachten, deſto mehr
treten die feinen Unterſchiede zwiſchen dieſen beiden Arten
her=
vor. Der Schnabel dieſer Krähe iſt nicht ganz ſo lang wie der der
andern; das ſchwarze Federkleid erſcheint ſtumpf. Lediglich am
Hals und Nacken zeigt ſich ein bläulicher Schimmer. Andere
Un=
terſchiede, wie ſie Hals= und Bruſtfedern beider Arten darſtellen.
nimmt man nur aus nächſter Nähe wahr. Im Oſten Deutſchlands
wird man nach dieſem Schwarzrock vergeblich Ausſchau halten:
denn die Rabenkrähe kommt öſtlich der Elbe nicht vor. Ihre Stelle
nimmt in dieſen Strichen die vorhin erwähnte Nebelkrähe ein.
Die Tatſache, daß es von dieſer einen Vogelart zwei Formen gibt.
iſt umſo weniger zu verſtehen, als beide in ihren
Lebensbedingun=
gen kaum voneinander abweichen, wenn ſie auch in verſchiedenen
Gebieten vorkommen.
Aber da ſind unter dem Schwarm noch andere Krähen
Klei=
ner ſind ſie, und ihr Gefieder iſt nicht ſo dunkel. Das ſind Dohlen,
äußerſt anmutige und gelehrige Vögel, die in der Gefangenſchaft
ihrem Pfleger viel Freude bereiten. Alſo vier Arten auf engem
Raum.
Solche Anſammlungen geben meiſt auch Gelegenheit, die
Sprache der Krähen kennen zu lernen. Krähenſprache Wie
wenige kennen ſie gründlich und wie wenige ſind geneigt, dieſen
Vögeln nur ein paar krächzende Laute zuzubilligen! Ganz in ſie
eindringen wird aber nur derienige, der als Jäger oder Fiſcher
jahrelang in der Natur gelebt hat. Bei einiger Aufmerkſamkeit
wird man eine Anzahl von Lauten feſtſtellen können. Da iſt um
nur einiges anzudeuten, zunächſt die Unterhaltung und der
lang=
gezogene Warnruf, den gerade die Nebelkrähe, ſo trefflich
be=
herrſcht, ferner das plaudernde Jäk=Jäk. das die Dohle im Fluge
hören läßt und das ſie dem Kundigen ſchon aus der Ferne verrät.
Nutzen und Schaden der Krähen — das iſt eine Frage die
den Städter wenig beſchäftigt, die lediglich gewiſſe Berufsſtände
angeht, vor allen den Landmann, den Fiſcher und den Jäger. Es
gilt da Unterſchiede zu machen zwiſchen den einzelnen
Krähen=
arten. Raben= und Nebelkrähe ſind zweifellos in hohem Maße
jagdſchädlich, während die Saatkrähe, die an Gewandtheit und
Dreiſtigkeit den andern Krähen nachſteht., der Niederjagd und den
Kleinvögeln weniger Schaden zufügt. Was Wunder, wenn der
Jäger den erſteren gegenüber mit der Patrone nicht geizt?
An=
ders der Landmann. Wer Krähen in ihrer Tätigkeit beobachtet,
die ſie hinter dem Pfluge entfalten, wenn ſie mit Bienenfleiß
Mäuſe Engerlinge und andere Schädlinge ſammeln, der wird den
gewaltigen Nutzen dieſer Vögel für die Landwirtſchaft nicht
ver=
kennen. Es iſt hier alſo wie überall im Tierreich: Abſolut
ſchäd=
liche und abſolut nützliche Geſchöpfe gibt es nicht.
Wer dem Treiben der Krähen Aufmerkſamkeit ſchenkt,
gleich=
viel, ob an blankem Wintertag oder im Dunſt ziehenden Nebels,
den werden dieſe Minuten nicht reuen.
* Sieuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 1. bis 15. Januar 1933.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
1. (2.) Januar: Letzter Tag für die Entrichtung der
Schulgel=
der für die Darmſtädter höheren Schulen und die
gewerb=
lichen Fortbildungsſchulen für den Monat Dezember 1932
an die Stadtkaſſe. (Schonfriſt bis 10. Januar 1933.)
5. Januar: Abgabe der Beſcheinigung an die
Finanz=
kaſſe, daß die Summe der im Dezember 1932 abgeführten
Steuerabzugsbeträge mit der Summe der im Dezember
1932 einbehaltenen Steuerbeträge übereinſtimmt. (Keine
Schonfriſt.)
5. Januar: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 16. bis 31. Dezember 1932 erfolgten Lohnzahlungen.
Falls die bis zum 15. Dezember 1932 einbehaltenen Beträge
die Summe von 200.— RM. nicht erreicht haben, im
Ueber=
weiſungsverfahren Abführung der Lohnſteuer für die in
der Zeit vom 1. bis 31. Dezember 1932 erfolgten
Lohn=
zahlungen. (Keine Schonfriſt.)
5. Januar: Abführung der im Steuerabzugsverfahren
einbehalte=
nen Ledigenſteuer.
5. Januar:Entrichtung der Arbeitsloſenhilfe, ſoweit dieſe an
die Finanzkaſſe abzuführen iſt.
5. Januar: Ablauf der Schonfriſt für die am 25. (27.) Dezember
1932 fällig geweſene fünfte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel)
laut gelben Steuerbeſcheids über Vorauszahlungen auf die
ſtaatliche Grundſteuer, Sondergebäudeſteuer
und Gewerbeſteuer für das Rechnungsjahr 1932/33.
6. Januar: Vorlage der Aufſtellung der
Deviſen=
geſchäfte, die von einem Unternehmen mit genereller
Genehmigung zum Deviſenerwerb im Monat Dezember
1932 getätigt worden ſind
10. Januar: Zahlung der Börſenumſatzſteuer, ſoweit dieſe
im Abrechnungsverfahren entrichtet wird.
10. Januar: Ablauf der Schonfriſt für die Entrichtung der
Schulgelder für die Darmſtädter höheren Schulen und
die gewerblichen Fortbildungsſchulen für den Monat
De=
zember 1932.
10. Januar: Umſatzſteuer=Voranmeldung, und
Vorauszah=
lung für das 4. Vierteljahr 1932 bzw. für den Monat
De=
zember 1932. (Schonfriſt bis 17. Januar 1933.)
Steuerkarten 1933.
Nach der Bekanntmachung der Bürgermeiſterei Darmſtadt
vom 15. Dezember 1932 iſt die Ausſtellung der Steuerkarten für
1933 abgeſchloſſen. Arbeitnehmer, welche noch keine neue
Steuer=
karte erhalten haben, müſſen deren nachträgliche Ausſtellung im
Stadthaus, Rheinſtraße, auf Zimmer 16 und 18, beantragen.
Einſendung der Lohnſteuerbelege für 1932.
Es wird ſchon jetzt darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Ein=
ſendung der Lohnſteuerbelege für das Kalenderjahr 1932 bis
zum 15. Februar 1933 an das zuſtändige Finanzamt zu
er=
folgen hat. Nähere Auskunft erteilen die Finanzämter.
Wechſelſteuermarken.
Ab 1. Januar 1933 dürfen die alten Wechſelſteuermarken
nicht mehr verwandt werden. Für etwa noch in den
Hän=
den von Steuerpflichtigen vorhandene ungebrauchte
Wechſel=
ſteuermarken wird Erſatz geleiſtet, wenn der Antrag bis
ſpä=
teſtens am 28. Februar 1933 unter Beifügung der
Steuer=
marken bei dem Finanzamt Darmſtadt=Stadt geſtellt wird, das
mit Ausnahme der Finanzbezirke Offenbach und Seligenſtadt für
Anträge aus der Provinz Starkenburg zuſtändig iſt. Nach dem
28. Februar 1933 eingehende Anträge ſind von der Berückſichti=
H. W. Wohmann.
gung ausgeſchloſſen.
In den Helia=Lichtſpielen gelangt heute und folgende Tage
der neue Greta=Garbo=Film in deutſcher Sprache „Helgas Fall
und Aufſtieg” zur Vorführung.
Im Union=Theater ſieht man nur noch heute und morgen
das Stimmwunder Gitta Alpar und Max Hanſen in der
ent=
zückenden Tonfilm=Operette „Die oder keine‟.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute und morgen
den ſpannenden, tempoerfüllten Kriminaltonfilm „Banknotenfälſcher
von New York” („Gentleman für einen Tag”), in dem Douglas
Fairbanks jun. und Joan Blondel die Hauptrollen ſpielen.
Reſi=Theater. Der große Erfolg des Tonfilms „Mein
Leo=
pold” wird von hervorragenden Schauſpielern: Max Adalbert,
Guſtav Fröhlich. Hermann Thimig, Harald Paulſen, Camilla
Spira und Lucie Engliſch getragen.
Vereinskalender.
Kam. Vereinig. ehem. Heſſ. Garde=Drag. 23,
Hauptgruppe Darmſtadt. Die Januar=Verſammlung fällt aus;
Weihnachtsfeier: Sonntag, den 8. Januar. Generalverſammlung:
Sonntag, 5. Februar, im Vereinslokal.
Tageskalender für Donnerstag, den 5. Januar 1933.
Union=Theater: Die oder keine‟ — Helia=Lichtſpiele: „Helgas
— Palaſt=Lichtſpiele: Banknotenfälſcher
Fall und Aufſtieg”.
von New York”. — Union=Theater, nachm. 2.30 Uhr: Chriſtus”.
— Reſi=Theater: „Mein Leopold”, — Techn. Hochſchule,
Hör=
ſaal 137, 20 Uhr: Lichtbildervortrag über „Antike Technik”.
Deutſcher Arbeitsdienſt 1933.
Der Reichsarbeitsminiſter und Reichskommiſſar für den
Freiwilligen Arbeitsdienſt Dr. Syrup. der Reichskommiſſar für
Arbeitsbeſchaffung und Präſident des Deutſchen
Landgemeinde=
tages Dr. Gereke, ſowie führende Perſönlichkeiten der im
Ar=
beitsdienſt tätigen Fachverbände und politiſchen Organiſationen
aller Richtungen, wie auch führende Frauen=Verbände haben in
dem erſten Januärheft der Zeitſchrift „Deutſcher Arbeitsdienſt”
dem zweimal monatlich erſcheinenden überparteilichen
Zentral=
organ der Arbeitsdienſtbewegung, das Wort zu den bisherigen
Erfahrungen und der zukünftigen Geſtaltung des Freiwilligen
Arbeitsdienſtes, insbeſondere im neuen Jahr genommen. Es
iſt eine überſichtliche Zuſammenſtellung von Urteilen über
Ar=
beitsdienſt. Für die im Arbeitsdienſt praktiſch ſtehenden, wie
für die am Arbeitsdienſt intereſſierten Kreiſe dürfte dieſes Heft
eine wertvolle Informationsquelle ſein. (Verlag „Deutſcher
Arbeitsdienſt, Berlin SW. 11. Deſſauer Str. 26. Preis 0,30 RM.)
* Aus dem Gerichksſaal.
Aw. Ein ſchon des öfteren vorbeſtrafter 27jähriger
Kaufmann aus Darmſtadt ſitzt am Mittwoch auf der
An=
klagebank der Großen Strafkammer. Der junge Mann,
der aus guter Familie ſtammt, ſtudierte nach abſolvierter
Gymnaſialzeit an der Frankfurter Univerſität etliche Semeſter
Jura, ließ ſich jedoch durch die großen Gewinnchancen der
In=
flation verlocken und nahm eine Bankſtellung an, die er jedoch 1924
durch ſeine erſte Straftat verlor. Von da ab iſt ſein Leben unſtet.
Der Vater verſchloß ihm Tür und Tor, und er kam ſo zu immer
weiteren Straftaten. Während ſeiner letzten Strafzeit erlernte
er den Buchdruckerberuf und fand dann auch eine, allerdings für
ihn nicht genügend bezahlte Stellung in einer hieſigen Druckerei,
ſo daß er bald verſuchte, durch Nebenarbeiten mehr zu verdienen.
Er machte einen eigenen Verlag auf und gründete einen
Ehe=
anbahnungsverein, der auch vielleicht mit den nötigen Mitteln
ganz gut reüſſiert hätte. Es gelang ihm auch, Geld zu erhalten
unter allen möglichen falſchen Angaben: daß ſein Vater ihm eine
Druckerei einrichten wolle und mit ſeinem Haus bürge uſw. Einem
jungen Mädchen und ſeiner Mutter entlockte er ſoüber 1500 RM. Er
annocierte in der Zeitung nach Teilhabern mit Intereſſeneinlagen
und erhielt einige Angebote, von denen er einige verwerten
konnte und auch Geld erhielt. Andere rochen den Braten beizeiten
und lehnten ab. Bei einem Mechaniker mietete er eine
Schreib=
maſchine, die er ſchon am zweiten Tage unter Vorlegung einer
ge=
fälſchten Beſitzurkunde in Frankfurt a. M. verſetzte. Auch eine
zweite kleinere Maſchine verſetzte er. Bei einem älteren Mädchen,
das ſich auf ſeine Annonce gemeldet hatte, richtete er ſich ein
Zim=
mer als Büro ein und ſtellte ſie zum Scheine an, verſtand es auch,
von ihr einige Schmuckſtücke zu erhalten, die er ebenfalls zu Geld
machte. Nebenbei vermittelte er auch Engagements für
Muſik=
kapellen und nahm Druckaufträge aller Art entgegen. In ſeiner
mit Pathos vorgetragenen Verteidigungsrede teilt er die
Haupt=
ſchuld ſeinem Vater zu der ihn mit allzugroßer Strenge erzogen
habe. Seine Mutter habe ihn zwar „mütterlich umſorgt”, aber
ſie habe es nicht verſtanden, „ihm den moraliſchen Halt zu geben,
den er für das Leben brauche”. In Betrugsabſicht habe er nie
gehandelt. Er habe nur in ſeiner Notlage das Geld nicht
zurück=
zahlen können. Das Gericht verurteilt den Angeklagten nach
ein=
gehender Beratung noch einmal unter Zubilligung mildernder
Umſtande wegen Betrugs in vier Fällen, wegen
verſuch=
ten Betrugs in drei Fällen, ſämtlich in wiederholtem
Rückfall, und wegen ſchwerer Urkundenfälſchung zu
insgeſamt einem Jahr acht Monaten Gefängnis
ab=
züglich drei Monaten Unterſuchungshaft. In eigentlicher Notlage
habe der Angeklagte ſich nicht befunden, das Gericht iſt vielmehr
der Anſicht, daß der Angeklagte von der Sucht beſeſſen ſei,
mög=
lichſt einfach und bequem Geld zu verdienen. Das Urteil wird
rechtskräftig.
— Der Wanderklub „Falke 1916‟ Darmſtadt, beginnt ſein
Wanderjahr mit einer Geſellſchaftswanderung am kommenden
Sonntag, 8. Januar. Dieſe Wanderung entſpricht vielſeitigem
Wunſch und wird allen Wanderern, auch allen Gäſten, die
Ueber=
zeugung ſtärken, daß für jede Wanderung die nötige Vorarbeit
geleiſtet iſt, was die Führer durch beſonders gut ausgeſuchte Wege
und Gelände immer bewieſen haben und auch diesmal beweiſen
werden. Alle Wanderfreunde (Gäſte willkommen) ſind
eingela=
den zu froher Wanderung. Ab 7.45 Uhr an der Odenwaldbrücke
(Dieburger Straße) durch den Meſſeler Park zum Jagdhaus nach
Dieburg. Das Klampforcheſter und die Jugend beteiligen ſich
ebenfalls an der Wanderung. (Siehe auch heutige Anzeige.)
— Volkshochſchule. Die Lehrgänge beginnen bereits am
Montag, 9. Jan. Es iſt deshalb notwendig, die Anmeldungen
um=
gehend vorzunehmen. Sie ſind zu richten nach Neckarſtraße 3,
Zimmer 25.
— Schülerlehrgänge in Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben.
Einem allgemeinen Bedürfnis entſprechend, richtet der
Gabels=
bergerſche Stenographenverein (gegr. 1861) am kommenden
Montag, dem 9. Januar, nachmittags, in ſeinen
Unterrichts=
raumen Ballonſchule, Alexanderſtraße, Sonderkurſe für Schüler
ein. Dies iſt im Intereſſe der an Oſtern eintretenden
kaufmän=
niſchen und techniſchen Lehrlinge zu begrußen. Auskunft wird
in der Maſchinenſchreibſchule des Vereins, Ballonplatz 7,
er=
teilt. Wir empfehlen die Beachtung der heutigen Anzeige des
Vereins.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 4. Jan. Todesfall. Im Alter von 78
Jahren verſchied Herr Schneidermeiſter Peter Beiſel 1. Der
Verſtorbene war Mitbegründer des evangeliſchen
Kirchengeſang=
vereins und ſpäter langjähriger Vorſitzender bzw.
Ehrenvorſitzen=
der des Männergeſangvereins „Eintracht”.
f. Roßdorf, 4. Jan. Submiſſion. Die Ausführung von
zwei Hauptentwäſſerungsgräben mit zuſammen rund 4400
Kubik=
meter Erdbewegung der Feldbereinigungsgeſellſchaft Roßdorf wird
beim Kulturbauamt Darmſtadt am 9. Januar ſubmiſſionsweiſe
vergeben. Die Arbeiten ſind als geeignet zur Förderung mit
Mitteln der wertſchaffenden Arbeitsloſenfürſorge anerkannt
wor=
den. Einer Reihe Arbeitsloſer und Wohlfahrtsempfänger der
Gemeinde wird dadurch in nachſter Zeit eine
Verdienſtmöglich=
keit geſchaffen, was ſehr begrüßt wird.
Ef. Meſſel, 3. Jan. Freiwilliger Arbeitsdienſt.
Auch der Turn= und Sportverein Meſſel e. V., der ſeit 1.
Septem=
ber 1932 damit beſchäftigt iſt, ſeinen unmittelbar am Orte
ge=
legenen Sportplatz durch den Freiwilligen Arbeitsdienſt
umzu=
legen, hat mit dem 31. Dezember 1932 die Arbeit eingeſtellt, da
nach einer Verfügung des Herrn Reichskommiſſars alle
Maßnah=
men mit Rückſicht auf deren Rentabilität (ſchlechtes Wetter) am
31. Dezember 1932 beendet werden müſſen. Dem Turn= und
Sportverein iſt es als einem der wenigen Vereine gelungen,
ſei=
nen Sportplatz, auf dem vorher ein größeres Turn= oder
Sport=
feſt in Ermangelung einer geeigneten Laufbahn nicht abgehalten
werden konnte, durch den Freiwilligen Arbeitsdienſt ſo
herzurich=
ten, daß er nunmehr den geſtellten Anforderungen entſpricht, auch
wenn die Arbeiten aus den bereits erwähnten Gründen nicht ganz
zu Ende geführt werden konnten. Wenn die Arbeiten (über 3000
Kubikmeter Erdbewegung bei äußerſt hartem kieſigen Boden) ſo
raſch vonſtatten gingen, ſo iſt dies in erſter Linie auf die große
Arbeitsleiſtung der bei der Umlegung beſchäftigten
Arbeitsdienſt=
willigen zurückzuführen. Auch Herr Architekt Gaubatz=Meſſel, der
die Führung der Arbeiten übernommen hatte, ſowie die
Direk=
tion der Firma Gewerkſchaft Grube Meſſel, die dem Verein in
anerkennenswerter Weiſe 70 Wagen Schlacken zur Herſtellung der
Laufbahn unentgeltlich zur Verfügung geſtellt hat, und den
Land=
wirten, die das Anfahren derſelben alle gleichfalls koſtenlos
vor=
nahmen, verdienen beſonders hervorgehoben zu werden. Auch der
Baumſchulen= und Gartenbauvertrieb C. Lohſe in Kirchen an
der Sieg hat ſich bereit erklärt, mit Rückſicht auf die gute Sache
1700 Hainbuchen um 50 v. H. der ſonſt üblichen Preiſe zu liefern.
Trotzdem dürften dem Turn= und Sportverein durch Ankauf von
einigen Wieſen, Leihen von Schienengeleiſen, Geſchirr uſw.
erheb=
liche Koſten entſtanden ſein. Hoffentlich gelingt es, die dem
Ver=
ein noch bewilligten 70 Tagewerke im kommenden Frühjahr zur
Fertigſtellung des Platzes erſchöpfen zu dürfen. Die Ausnutzung
war vor dem 31. Dezember 1932 nicht möglich, da viele der im
Arbeitsdienſt Beſchäftigten Arbeitsgelegenheit beim Holzhauen im
Gemeinde= und im Staatswald gefunden hatten und infolgedeſſen
nicht genügend Arbeitskräfte, für die die Vorausſetzungen auf
Zu=
laſſung zum Freiwilligen Arbeitsdienſt vorlagen, zur Verfügung
ſtanden. Bei dem Arbeitsdienſt des Turn= und Sportvereins
waren zeitweilig 23 Arbeitswillige beſchäftigt, denen es ſichtlich
Freude machte, Arbeit gefunden zu haben, auch wenn es nur
wenig Verdienſt gab. Mit der Durchführung der Maßnahme kann
der Turn= und Sportverein auf alle Fälle zufrieden ſein. Es iſt
zu hoffen, daß nunmehr auch wieder die Leiſtungen der Fußballer
beſſer werden, mußten doch ſämtliche Spiele der diesjährigen
Ver=
bandsvorrunde auswärts ausgetragen werden, was an die
Spie=
ler große Anforderungen ſtellte.
X. Lichtenberg. 4. Jan. Am kommenden Sonntag, den 8.
Ja=
nuar, findet hier das ſeit Jahren übliche Dreikönigstreffen der
ſtarkenburgiſchen evangeliſchen Jugendbünde ſtatt, unter Leitung
des Landesjugendpfarrers Lic. v. d. Au. Es beginnt um 10 Uhr
im Kaiſerſaal des Schloſſes mit einer Morgenfeier, an die ſich ein
gemeinſames Singen anſchließt. Um 11 Uhr hält Pfarrer Irle=
Darmſtadt ein einleitendes Referat über das Thema: „Die
miſſio=
nariſche Aufgabe der Jugend gegenüber dem freiwilligen
Arbeits=
dienſt” an das ſich eine Gruppenbeſprechung anſchließen wird.
Nach einer ausgiebigen Freizeit findet der Nachmittag die
Teil=
nehmer wieder beim Singen. Nach dem Vorleſen einer
Drei=
königs=Novelle wird der Ortsgeiſtliche, Pfarrer Flöring. erzählen
aus alten Tagen Lichtenbergs. Die Erbacher Jugendgruppen
füh=
ren ein Spiel auf, während die Arheilger um 4.30 Uhr die
Aus=
geſtaltung der Schlußfeier übernehmen. Hoffentlich wirbt rechtes
Winterwetter um Beſuch des Treffens, das ſteht unter der Loſung
vom „Morgenſtern der finſtren Nacht, der die Welt voll Freuden
macht”
Az. Neuſtadt i. O. mit Burg Breuberg (D.J.H.), 4. Januar.
Rückblick. Eine Reihe im öffentlichen Leben ſtehender
Per=
ſonen blickt auf eine reich geſegnete Arbeit zurück.
Altbürgermei=
ſter Koch verſieht das Agenturamt der Magdeburger Lebens=,
Feuer= und Hagelverſicherungs=Geſellſchaft ſeit 40 Jahren,
Ober=
poſtſchaffner Eidmann betreut Neuſtadt mit Umgebung ſeit 35
Jahren, Lehrer Schmitt iſt über 30 Jahre hier im Schuldienſt
tätig, der Feldſchütze Jakob Hilge waltet nunmehr 25 Jahre
ſei=
nes Amtes. — Reichsjugendwettkämpfe. Bei der
Durchführung der Wettkämpfe, die ſich infolge der etwas
ſchwieri=
ger gelagerten Wettkampfbeſtimmung im Vergleich zu früheren
Jahren in zwei Abſchnitten vollzog, wurden trotzdem ſchöne
Er=
gebniſſe erzielt. Es beteiligten ſich hier 25 Knaben und 15
Mäd=
chen. Bei der 1. Knabengruppe (Jahrg. 1920 und 21) im
Fünf=
kampf waren 19 Teilnehmer und 6 Sieger. Die beſte Leiſtung
erkämpfte ſich Emil Schrafft mit 101 Punkten.
Ci. Erbach. 3. Jan. Koſtenloſe Beratung im
Land=
bund. Im Monat Januar ſteht Herr Landesgeſchäftsführer
Dümas aus Darmſtadt den Mitgliedern des Landbundes an
fol=
genden Tagen zur koſtenloſen Rechts= und Steuerberatung zur
Verfügung: am Freitag, den 6.. am Dienstag, den 10, am
Frei=
tag, den 13., und am Freitag, den 20. Januar. Die Beratungen
erfolgen jeweilig im Gaſthaus „Zum Eck” vormittags von 9 bis
12 Uhr. Außerdem findet am Freitag, den 6. Januar, nachmittags
von 1.30 bis 4 Uhr, ein Sprechtag im Gaſthaus „Zur Burg
Breu=
berg” in Höchſt, und am Montag, den 16. Januar, nachmittags
von 3 bis 5 Uhr, ein ſolcher im „Löwen” zu Reichelsheim ſtatt.
Reichsjugendwettkämpfe. An den von der hieſigen
Stadtſchule im verfloſſenen Jahre durchgeführten
Reichsjugend=
wetkämpfen beteiligten ſich im ganzen in den verſchiedenen Stufen
130 Kinder, und zwar 69 Knaben und 61 Mädchen. Die zu einem
Siege notwendige Punktzahl errangen ſich 79 Kinder, 48 Knaben
und 31 Mädchen. Davon erhalten die Ehrenurkunde des Herrn
Reichspräſidenten 8, die Ehrenurkunde des Herrn
Staatspräſiden=
ten 36 und die Jugendſchrift mit Leiſtungseintrag 35 Kinder. —
Erbacher Humor. Geſtern feierte der „Gänsgretelsverein” im
Gaſthaus „Zum Eck” ſein goldenes Jubiläum. Er ſetzt ſich aus
humorvollen Mitgliedern aller Bevölkerungskreiſe zuſammen,
tagt alljährlich einmal am Tage nach Neujahr, wo der eigenartige
Zug der Teilnehmer unter lautem „Gi=Gack” vom Badebrunnen
in ſein Stammlokal zieht und dort unter dem Vorſitze des
Ober=
gänſerichs für einige Stunden Luſt und Freude verbreitet.
As. Erbach, 4 Jan. Generalverſammlung der
Freiwilligen Feuerwehr. Der Vorſitzende, Jakob Horn,
eröffnete nach vorausgegangenem Appell die ordentliche
General=
verſammlung im Rathausſaal, indem er allen Kameraden und
auch den erſchienenen paſſiven Mitgliedern den herzlichen
Will=
kommengruß. Gut Wehr” entbot. Der Jahresbericht des
Vorſitzen=
den gab ein Bild der im Dienſte des Nächſten geleiſteten Arbeit.
Beſonders hervorgehoben wurde die Beteiligung der Wehr am
Kreisfeuerwehrfeſt in Pfaffen=Beerfurth und bei den
Abſperrun=
gen während des Eulbacher Marktes. Die Ausführungen des
Vor=
ſitzenden wurden anſchließend noch ergänzt durch den Bericht des
1. Brandmeiſters Eberhard Müller, der vor allen Dingen zur
ſtrengſten Diſziplin und zur echten Kameradſchaft ermahnte. Der
Kaſſenbericht, geſtellt von Kamerad Meyer, ſchließt mit einem
Kaſſenbeſtand von 502,05 RM. ab. Das Vermögen hat ſich im
Laufe des Jahres um ungefähr 200 RM. vermehrt. Bei der Wahl
der oberſten Verwaltungsſtelle wurden die Kameraden aus den
einzelnen Abteilungen einſtimmig wiedergewählt. Es wurde
be=
kanntgegeben, daß die Motorſpritze, in der Omnibushalle der
Reichspoſt untergebracht ſei. Weiter wurde mitgeteilt, daß die
Vorarbeiten zu dem am kommenden Samstag ſtattfindenden
Kom=
mers ſoweit abgeſchloſſen ſeien. Für das kommende Jahr wurden
die Herren Fornoff und Mehm als Rechnungsprüfer
be=
ſtimmt. Der Führer des Spielmannszuges, Herr Volk, dankte
den Spielleuten für das harmoniſche Zuſammenarbeiten und bat
nochmals den Vorſtand um Bereitſtellung eines Uebungsraumes
während des Winterhalbjahres. Es wurde beſchloſſen. erneut
beim Schul= und Stadtvorſtand vorſtellig zu werden. Mit der
Aufnahme des Kameraden Menges und der Bitte des
Vorſitzen=
den, im echten deutſchen Feuerwehrgeiſte weiterzuarbeiten, wurde
die Generalverſammlung geſchloſſen.
Ba. Unter=Moſſau, 4. Jan. Hohes Alter. Die älteſte
Frau, Frau Anna Maria Heckmann, wird am 9. Januar ds. Js.
94 Jahre alt.
Donnerstag, 5. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 5 — Seite 7.
Dofſſce Tandomtſaſaſttdſe Todft.
Die Bedeukang des Ackerbaues und der Biehzucht. — Maßnahmen zur Umgeſtalkung des deutſchen Obſtbaues. — Probleme der Grunlandwireſcha-
Enkwicklung der Bleckvieh= und Pferdezuchk. — Geeigneke Wege zur Renkabilikätsgeſtalkung landwirtſchaftlicher Produkkionszweige.
Borkſehung der Fachreferake.
Den hefſiſchen Landwirken zut Anregung.
In Fortſetzung des Vortragskurſus anläßlich der
Landwirt=
ſchaftlichen Woche ſprach vor einem ſehr großen Zuhörerkreis
zu=
nächſt Profeſſor Dr. Kraemer vom Tierzuchtinſtitut der
Univer=
ſität Gießen über „Die Fleckviehzucht und ihre
Bedeu=
tung für die heſſiſche Landesrindviehzucht”.
Grundfrage, ſo führte der Referent aus, ſei, welche Zuchtrichtung
eingehalten, welche Raſſe gewählt werden müſſe. Eine völlig
ein=
heitliche Rindviehzucht könne in Heſſen nicht durchgeführt werden
wegen der klimatiſchen, Boden= und Wirtſchaftsverhältniſſe, alſo
wegen der maßgebenden Umwelt der Tiere. So kam es, daß die
verſchiedenſten Arten. Sporthorn, Devonſhires, altes Berner
Rot=
vieh, Holländer. Wilſtermarſcher Breitenburger, Schwyzer, ja ſelbſt
Egerländer, Simmentaler und Schwarzbuntes Niederungsvieh. bei
uns auftauchte. Erſt nach jahrelanger planvoller Arbeit konnte
Syſtem und Erfolg in die Raſſezucht gebracht werden. In raſtloſer
Arbeit wurde nach einem ſeit 1897 beſtehenden Grundplan die
Or=
ganiſation der Rindviehzucht in Heſſen durchgeführt. Damals
wur=
den Zuchtvereine gegründet, Körungen. Schauen, Prämiierungen
veranſtaltet, Herdbücher wurden geführt, und die organiſatoriſche
Schaffung und Verbeſſerung von Jungvieh wurden in Angriff
ge=
nommen. Erſt viel ſpäter kam man auf die Raſſenbeachtung. Am
1. Januar 1931 waren in die Herdbücher der Ausſchüſſe
eingetra=
gen: In Starkenburg: Fleckvieh 2292, Rote 165: in Oberheſſen;
Fleckvieh 4423. Rote 1550, in Rheinheſſen: Fleckvieh 1313. Gelbe
280. Dieſe Raſſen will man nun durch vernünftige Farben= und
Fomenbeurteilung, durch Leiſtungsprüfungen zur Hebung der
Milchertuäge boden= und damit ſelbſtändig machen. Und die
Fleck=
viehzucht werde ſich dabei glänzend entwickeln.
Zahlreiche Verſuche hatten ergeben, daß die Gewichtszunahmen
nicht nur von der „Raſſe” abhängen, ſondern Fütterungserfolge
darſtellen, bei denen ſich das Fleckvieh beſonders dankbar erweiſe,
Noch wichtiger aber ſind heute die Milchleiſtungsziffern die
für Oberheſſen (1931) angegeben ſeien. Da wurden aufgerechnet.
nach den Beſtimmungen der D. L.G. mit Kontrolle über ein volles
Jahr: 55 Beſtände an Rotvieh (166 Kühe), 190 Beſtände an
Fleck=
vieh (548 Kühe) 11 Beſtände an Niederungsvieh (156 Kühe),
zu=
ſammen 256 Beſtände mit 870 Kühen. Dieſe erzeugten im
Durch=
ſchnitt je Kuh und Jahr: 3391 Kg. Milch. 3,61 Proz. Fett — 12251
Kg. Fett: Rotvieh 2845 Kg. Milch 3 — Proz. Fett — 107,31 Kg.
Fett: Fleckvieh 3380 Kg. Milch. 3.71 Proz. Fett — 125,50 Kg. Fett:
Niederungsvieh 3991 Kg. Milch, 3.21 Proz. Fett — 128.16 Kg.
Fett, wobei man freilich immer im Auge behalten muß, daß die
Niederungstiere in größeren Wirtſchaften wohl auch eine beſſere
Fütterung genießen.
Das Bild ändert ſich aber, wenn wir die beſten Kühe
be=
trachten:
Rotvieh . . . . 5432 3,90 Proz. 21174 Kg.
Fleckvieh
6933 3.73 Proz.
258 72 Kg.
Niederungsvieh . . 6745
3.16 Proz.
212,96 Kg.
Nun ſeien ferner nach dem Stand vom 15. November 1932 nur
noch Fleckvieh und Niederungstiere verglichen:
Fleckvieh
Niederungsvieh
Beſte Kühe:
Fleckvieh
3330 Kg.
„4004 Kg.
3,87 Proz.
3.20 Pro.
128,94 Kg.
128,19 Kg.
2028 Kg.
4.19 Proz.
294,57 Kg.
Niederungsvieh 7007 Kg. 2,86 Proz. 200,59 Kg.
Im Durchſchnitt iſt alſo wohl einſtweilen noch das
Niederungs=
vieh überlegen, nicht weil es ſchwarzbunt iſt, ſondern, weil es
eben meiſtens in beſſeren Verhältniſſen lebt. In den
Spitzen=
leiſtungen aber ſteht das Fleckvieh obenan!
Der Vortragende ſprach ſodann von der Anpaſſung der
Niede=
rungsraſſe an die Umwelt, von den verſchiedenen wirtſchaftlichen
Bedingungen der Hofgüter und des Kleinbauernſtandes, von den
gerade dadurch ſo vielgeſtaltigen Anſprüchen an das Zuchtziel,
wo=
bei er beſonders auch der Arbeitsleiſtung der Höhentiere gedachte.
um immer wieder nachdrücklich zu betonen, daß als Grundlage
der Landesviehzucht das Fleckvieh gewahrt bleiben und jede
leicht=
ſinnige Kreuzerei als zerſtörende Maßnahme vervönt werden müſſe.
Ueber die „Umſtellung im deutſchen Obſtbau”
ſprach anſchließend der Obſtbauinſpektor des Kreiſes Konſtanz am
Bodenſee Herr Braun. Er hatte ſich zur Aufgabe geſtellt,
die=
jenigen Maßnahmen zu ſchildern, welche in verhältnismäßig
kur=
zer Zeit zu einem ſtarken Aufſchwung des landwirtſchaftlichen
Obſtbaues am Bodenſee führten. Von dem Gedanken ausgehend.
daß die Obſtzüchter im allgemeinen noch lange nicht alle
Maßnah=
men zur Steigerung der Leiſtungsfähigkeit und Güte des
heimi=
ſchen Obſtbaues aufgegriffen hätten, nannte und erläuterte er die
weſentlichſten Arbeiten. Zunächſt das planmäßige
Um=
pfropfen Rund 1 Million Pfropfköpfe wurden angefertigt in
den letzten Jahren, hinſichtlich der Sorten angepaßt an die
beſon=
dere Lage des Bodenſeegebietes, das auf Fernverſand angewieſen
iſt, infolge Fehlens größerer Verbraucherzentren im eigenen
Ge=
biet. Eine Maßnahme von größter Auswirkung iſt das
Verjün=
gen der Bäume, das zwar beſtes fachmänniſches Können
voraus=
ſetzt, aber geeignet iſt, die Qualität des Obſtes ſehr zu erhöhen und
die Bäume ſelbſt lebenskräftiger zu machen. Zur Erläuterung
die=
ſer Maßnahme wurden prachtvolle Aufnahmen gezeigt und
Er=
tragszahlen genannt, die den Nutzen dieſer Verjüngung erkennen
ließen
Wenn alle die wichtigſten Kulturmaßnahmen, wie Pflege.
Düngung, Bodenbearbeitung uſw., durchgeführt werden, dann erſt
ſind die Vorbedingungen für erfolgreiche
Schädlings=
bekämpfung gegeben. Wird auch dieſe Maßnahme noch
plan=
mäßig durchgeführt, dann ſind Mißernten ſo gut wie ausgeſchloſſen
und der finanzielle Erfolg geſichert. In Erläuterung dieſer
Maß=
nahmen nannte der Vortragende die einzelnen Phaſen, wie
Win=
terbeſpritzung mit Obſtbaumkarbolineum, Vorblütenſpritzung, erſte
und zweite Nachblütenſpritzung, die ſog. Fruchtſpritzungen als
dritte und vierte Nachblütenſpritzung. Mit 80—90 Prozent
Schorf=
freiheit der Früchte ſei die Wirtſchaftlichkeit dieſer Maßnahmen
in der breiteſten Praxis erwieſen. Die einzelnen
Bekämpfungs=
mittel wurden nach ihren Wirkungen und in bezug auf ihr
unter=
ſchiedliches Verhalten zu den verſchiedenen Sorten beſprochen, das
Verhalten der Schwefelkalkbrühe zu Kupferpräparaten erläutert.
Die Wichtigkeit der Ausführung der Spritzungen zum richtigen
Zeitpunkt wurde beſonders unterſtrichen und erläutert, wie
durch gemeinſamen Kauf einer Karrenſpritze zwei oder drei
Obſt=
züchter ſich zu einer Einheit zuſammenfinden und infolgedeſſen alle
Arbeiten rechtzeitig ausführen können. Motorſpritzen ſind aber
auch im Betrieb. Die Schädlingsbekämpfung am Bodenſee habe
auch zu einheitlichen Erntemaßnahmen geführt, die
Durchführung der Verladekontrolle vorbereitet und dem
Obſthandel eine günſtige Baſis geſchaffen. Erwähnung verdienen
die ausgezeichneten Lichtbilder und Aufnahmen, welche eine
Ver=
arbeitung des geſprochenen Wortes weſentlich erleichterten.
Reicher Beifall dankte beiden Referenten für ihre wertvollen
und anregenden Ausführungen. Nach einer Ausſprache, in der
noch einige Fragen geklärt wurden, ſchloß der Verſammlungsleiter
den Kurſus mit Worten des Dankes.
Förderung der Grüulandwirkſchaft.
Am Nachmittag hielten der Verein zur Förderung der
Grün=
landwirtſchaft und der Heſſiſche Silo=Ring ihre Hauptverſammlung
ab. Mit der Tagung war eine kleine Ausſtellung von Silofutter=
Proben verbunden. Die beſten Produkte wurden mit Preiſen
aus=
gezeichnet. Mit 1. Preiſen und Ehrengaben wurden bedacht:
Hof=
gut Kranichſtein (Bronzene Staatsmedaille), J. A.
Sie=
fert 2. Airlenbach, Fr. Joſt 3. Reichelsheim, J. Schab,
Albers=
bach. M. Walter, Ober=Schönmattenwag und Verſuchsgut
Selgenhof. Nach einem ehrenden Nachruf auf den
verſtor=
benen Ehrenvorſitzenden Oberamtmann Güngeroch betont der
Vor=
ſitzende Raabe=Mönchhof, daß die Grünlandwirtſchaft trotz
aller augenblicklichen Hemmniſſe und Unrentabilität fortgeſetzt
und noch weiter verbeſſert werden müſſe. Zur Selbſtkoſtenſenkung
diene in erſter Linie der moderne FutterSilo, deſſen
Kinder=
krankheiten überſtanden ſind.
Unter Hinweis auf die neueſten techniſchen und
betriebswirt=
ſchaftlichen Ergebniſſe, die auch im Bild vorgeführt wurden, ſprach
der Geſchäftsführer des oſtpreußiſchen Siloringes, Dr.
Hilde=
brand=Königsberg, über die Vorteile der Silofutterbereitung
in der bäuerlichen Wirtſchaft. Um vom „Heuwetter” und dem bis
zu 50proz. Nährſtoffverluſt bei der Futtertrocknung unabhängig
zu werden, ſolle die Silage eingeſchaltet werden, die auch im
Winter ein ſelbſterzeugtes, eiweißhaltiges Grünfutter, namentlich
Redner gab
Das Pferd in der deutſchen Landwirtſchaft.
Generalverſammlung des
Landes=
pſerdezuchtvereins.
In der ſtark beſuchten „Vereinigten Geſellſchaft”,
Rhein=
ſtraße, fand nachmittags die 56. Generalverſammlung
des Landespferdezuchtvereins für Heſſen ſtatt,
die der Vorſitzende. Oekonomierat Fritſch=Dilshofen, leitete.
Zunächſt wurden interne Fragen behandelt; zu dieſem erſten
Teil der Verſammlung waren lediglich die Mitglieder
zuge=
laſſen. Als Ehrengäſte bemerkte man u. a. als Vertreter der
Regierung Miniſterialrat Bauer, Landſtallmeiſter Hertel,
Prä=
ſident Henſel. Aus dem Geſchäftsbericht entnehmen wir u. a.
folgendes:
Der Landespferdezuchtverein für Heſſen hat, ſoweit ihm
die Mittel hierzu zur Verfügung ſtanden, ſich im abgelaufenen
Jahre 1932 auf dem Gebiete der Förderung der Pferdezucht und
shaltung betätigt. Die letzte Hauptverſammlung fand anläßlich
der Landwirtſchaftlichen Woche am Mittwoch, dem 20. Januar
1932, ſtatt.
Der Landespferdezuchtverein zählte am Schluſſe des Jahres
1932 insgeſamt 301 Einzelmitglieder gegenüber 339 in 1931. Von
dieſen Mitgliedern entfallen 106 auf Starkenburg. 117 auf
Ober=
heſſen, 52 auf Rheinheſſen und 1, welches außerhalb Heſſens
ſei=
nen Wohnſitz hat, ſowie 25 lebenslängliche Mitglieder.
Durch Werbung bei verſchiedenen Gelegenheiten ſind, dem
Landespferdezuchtverein im Laufe des Jahres wieder eine
An=
zahl Mitglieder beigetreten. Daß trotzdem die Mitgliederzahl
zurückgegangen iſt, iſt auf die ſchlechte gegenwärtige
Wirtſchafts=
lage zurückzuführen.
Ferner ſind 13 Pferdezüchtervereinigungen mit einem
Mit=
gliederſtand von etwa 500 Mitgliedern dem
Landespferdezucht=
verein angeſchloſſen.
Der Darmſtädter große Frühjahrs=Pferde= und Fohlenmarkt
fand am 18. April 1932 ſtatt. Allgemein genommen, kann auch
der letztjährige Markt als recht befriedigend angeſehen werden.
Das Pferdematerial, welches gelegentlich der Prämiierung
vor=
geführt wurde, war wieder ein wenig beſſer als in früheren
Jahren. Das Material der Händlerpferde war ziemlich gut, der
Beſuch ebenfalls. Das Kaufgeſchäft ging befriedigend.
Für Prämiierungszwecke hat der Landespferdezuchtverein
im abgelaufenen Jahre insgeſamt 1700 RM. aufgewendet.
Außer=
dem wurden noch beſondere Prämiierungszuſchüſſe geleiſtet, und
zwar für Zuchtfohlenmärkte in Groß=Bieberau. Reichelsheim/W.,
Ulfa. Nieder=Weiſel und Groß=Gerau.
Erhielten 1929 zum erſten Male 37 Mitglieder des
Landes=
pferdezuchtvereins Weidegeldzuſchüſſe, ſo bekamen 1930 43
Mit=
glieder 1931 ebenfalls 43 Mitglieder, welche im Laufe des
Som=
mers Fohlen auf den Weiden der Landwirtſchaftskammer
auf=
getrieben hatten, einen Weidegeldzuſchuß in Höhe von 20 RM.,
1932 57 Mitglieder einen ſolchen in Höhe von 15 RM. Es
wurden dieſes Jahr ſomit für dieſen Zweck wiederum 855 RM.
aufgewendet.
Mit der Landwirtſchaftskammer und dem Landesverband
der heſſiſchen Reit= und Fahrvereine ſtand der
Landespferde=
zuchtverein wiederum in reger Fühlungnahme, und wurde
ver=
ſchiedentlich verhandelt bei der Durchführung der verſchiedenen
Förderungsmaßnahmen, insbeſondere bezüglich
Leiſtungsprüfun=
gen uſw.
Mögen Wirken und Schaffen des Landespferdezuchtvereins
1932 dazu beigetragen haben, die Beſtrebungen der Pferdezucht
und Pferdehaltung in Heſſen zu fördern und zu heben zum
Wohle der Landwirtſchaft.
Der Verſammlungsleiter ſchnitt die Frage der Hengſtankäufe
an, wobei die Verwendung der Rennwettſteuer, erörtert würde.
An der Ausſprache beteiligten ſich u. a. der Vertreter der
Regie=
rung, Miniſterialrat Bauer, ferner Landſtallmeiſter Hertel.
Prä=
ſident Henſel, der darauf hinwies, daß die Einfuhr von Pferden
in Heſſen noch nötig ſei. Oekonomierat Fritſch iſt der Anſicht,
daß aus der Pferdelotterie mehr Geld für die Pferdezucht
heraus=
geholt werden könne.
Die Rechnungsablage für 1932 wurde geprüft und für
rich=
tig befunden. Der Voranſchlag für 1933, der mit rund 5200.—
RM. auf der Einnahmen= und Ausgabenſeite abſchließt, wurde
einſtimmig genehmigt.
Anſchließend an eine lebhafte Diskuſſion referierte
Tierzucht=
direktor Böllhof vom Weſtfäl. Pferdezuchtverband. Münſter
i. W. über die Aufgaben der heutigen Pferdezucht unter
Berück=
ſichtigung der ſüdweſtdeutſchen Verhältniſſe. Er zeichnete in
großen Zügen die Entwicklung der Pferdezucht in Deutſchland.
Der jährliche Verſchleiß bei einem Zugang von ca. 400 000 Stück
betrug vor dem Kriege etwa 10 Prozent. Nach dem Kriege
über=
nahm Deutſchland ſelbſt ſeine Pferdezucht, dabei trat ſogar ein
Ueberangebot an Pferden an. 1924 wurde die
Pferdeeinfuhr=
ſperre aufgehoben, wodurch ein weiteres Sinken der Pferdepreiſe
folgte. Heute können wir mit einem Zugang von 100 000 Fohlen
rechnen.
Die Frage, ob wir heute noch Pferde in Deutſchland
brau=
chen oder nicht, ſei wohl in bejahendem Sinne entſchieden, denn
Anſchaffung von Traktoren und Motoriſierung landwirtſchaftlicher
Betriebe ſei für die große Mehrzahl der Betriebe unrentabel. Das
Pferd, ein ureigenſtes Produkt der Landwirtſchaft ſei für die
deutſche Landwirtſchaft allein dienlich. Die deutſche
Landwirt=
ſchaft habe den Beweis gebracht, daß ſie in der Lage ſei, ihren
eigenen Bedarf an Pferden zu decken. Nachdem in den letzten
Jah=
ren weniger gezüchtet wurde, ſei ſogar mit Pferdemangel zu
rech=
nen. Züchten ſoll man nur Pferde, die für die Landwirtſchaft am
rentabelſten ſeien. Die Pferderaſſe, die jeweils der
wirtſchaft=
lichen Lage angepaßt ſei, ſei je nach der Gegend verſchieden. Die
älteſte deutſche Kaltblutzucht auf belgiſcher Grundlage habe zum
Beiſpiel das Rheinland. Heute blühe die Kaltblutzucht u. a. auch
in Sachſen. Grundprinzip für die Pferdezucht müſſe ſein, ein
Pferd bei billigſter Leiſtung, billigſter Haltung und höchſter
Lei=
ſtung zu züchten. Der Grundpfeiler jeder Zucht bleibe der „Typ”.
Es müſſe auf richtiger Grundlage gezüchtet werden. Leider ſehen
viele Pferdezüchter noch zu oft auf die Farbe. „Leiſtung und Typ”
müſſe aber vor allem herausgeſtellt werden. — Das
Hauptzucht=
gebiet, des Warmblutes ſei in Deutſchland Oldenburg, wo man
früher Pferde für den Militärdienſt (Remonten) und ſpäter
(nach dem Kriege) den Wirtſchaftstyp zu züchten ſuchte. „
Ver=
ſtärken”, war die Parole der Warmblutzucht. In unſerer
Gegend ſei die Zucht, wie ſie zurzeit gehandhabt werde, das
Rich=
tige, d. h. man könne mit den Tieren zufrieden ſein, das habe ſich
auch auf der Landw. Ausſtellung in Mannheim gezeigt. — Mit
Lei=
ſtungsprüfungen (auf Hengſtprüfungsanſtalten) werde das
Tem=
perament der Pferde feſtgeſtellt.
Redner verbreitete ſich dann über die Fragen: „Wer ſoll
züch=
ten?” und „Wie ſoll die Aufzucht erfolgen?" Züchten ſoll der,
der genügend Paſſion dazu hat und die größten Möglichkeiten für
rentable und Kenntniſſe für ſachgemäße Aufzucht (Weidegang,
Ernährung, Stall). Je größer die Weidefläche iſt, deſto billiger.
ſtellt ſich die Fohlenhaltung. Neben gutem Heu muß den jungen
Pferden auch Kraftfutter gegeben werden. Widerſtandsfähige,
wirtſchaftliche Pferde könne man nur durch richtige, geſunde
Fütte=
rung aufziehen. Redner ſchloß mit der Hoffnung, daß die
Pferde=
zucht auch weiterhin auf der Höhe bleiben werde, auf der ſie heute
ſteht,
In der lebhaften Ausſprache unterſtrich u. a. Dr. Denker, daß
man in Heſſen die Kaltblutzucht fördere, und zwar eine Raſſe,
mittelſchwer, mit einer leichten Neigung zur Schwere. —
Land=
ſtallmeiſter Hertel wies nochmals auf die große Bedeutung der
Weiden hin. Die Kammerweiden, die in den letzten Jahren nicht
ſo beſucht wurden, wie es möglich geweſen wäre, ſollten doch
ſtär=
ker von den Pferdezüchtern benützt werden. Bei einem guten
Zuchtpferd ſei die Farbe nicht ſo ſehr wichtig. Nachdem in der
Ausſprache noch weitere wertvolle Anregungen gegeben worden
waren, wurde die Hauptverſammlung mit Worten des Dankes
geſchloſſen.
deber Erwarken große Befeligung
be der Mnenachlſchl des DoNk. Gan 32.
am 7./8. Januar 1933.
Daß auch die ſchweren wirtſchaftlichen Nöte den ſportlichen
Geiſt der deutſchen Auto= und Motorradfahrer nicht gebrochen
haben, zeigt die Nennungsliſte zu der in der Nacht vom
kommen=
den Samstag zum Sonntag ſtattfindenden Winternachtfahrt des
Allgemeinen Deutſchen Automobil=Clubs. Gau 32. Bis zum
Dienstag mittag haben ſich nicht weniger als 64 Fahrer
einge=
tragen. Das iſt nicht nur relativ eine Rekord=
Beteiligungs=
ziffer.
Die Meldungen verteilen ſich wie folgt: Solomaſchinen 20
Beiwagenmaſchinen 16. Kraftwagen 28. Beſonders erfreulich iſt
die ſtarke Ziffer für Kraftwagen.
Intereſſant werden die mit der Fahrt verbundenen
Sonder=
wettbewerbe verlaufen. Am Samstag abend vor dem Start,
be=
ginnend um 6.30 Uhr, findet eine Beleuchtungsprüfung ſtatt, die
aus vier Teilen beſteht. Einmal wird darauf geſehen, daß die
Lichtmaſchine tadellos in Ordnung iſt, dann muß die
Abblen=
dung ſo geſchehen, daß der Scheinwerfer 25 Meter vom Rande
entfernt auf die Fahrbahn trifft, ferner ſoll der Scheinwerfer
nicht mehr als einen Meter vom Boden entfernt angebracht
ſein, und ſchließlich hat das Kennzeichen ſo beleuchtet zu ſein,
daß es auf 15 Meter Entfernung noch gut zu leſen iſt.
Bei der Startprüfung wird feſtgeſtellt, wie lange jedes
Fahrzeug braucht, um in Fahrt zu kommen. Weiter wird in
verſchiedenen Ortſchaften eine ſtreng geheime Stoppkontrolle
vorgenommen, bei der darauf geſehen wird, daß jedes Fahrzeug
die vorgeſchriebene Geſchwindigkeit einhält. Die Fahrt geht
dieſes Mal, wie bekannt, über 250 Kilometer. Die Strecke wird
erſt beim Start bekannt gegeben.
Dp. Zwingenberg, 3. Jan. Mit ſeiner turneriſch=
theatrali=
ſchen Veranſtaltung hat der Turnverein 1884 einen vollen Erfolg
gehabt, denn der Löwenſaal war bis auf den letzten Platz beſetzt.
Nach einem einleitenden Muſikvortrag brachte die Schülerin Erika
Fath einen Prolog zu Gehör und erntete damit reichen Beifall.
Ebenſo der Vorſitzende. Herr Georg Seeger, mit ſeiner Anſprache,
welche mit dem Wunſche ſchloß, auch fernerhin der Turnſache treu
zu bleiben. Es folgten dann die turneriſchen Darbietungen aller
Riegen, die davon Zeugnis gaben, daß im Verein an der
körper=
lichen Ertüchtigung der Mitglieder gearbeitet wird. Es wurden
vollendet ſchöne Leiſtungen gezeigt. Allerliebſt war das
Märchen=
ſpiel „Dornröschen” der Schüler und Schülerinnen. Ein beſonderes
Lob verdient Frl. Hannelore Dick mit ihren Tanzdarbietungen,
ebenſo Herr Gg. Schmidt, zurzeit in Köln, mit ſeinen erſtaunlichen
turneriſchen Leiſtungen.
* Gernsheim, 4. Jan. Jubiläum. Am 2. Januar waren
es 40 Jahre, ſeitdem Herr Lorenz Poſt als Buchhalter der Firma
Laufer u. Hofmann, der er heute als Teilhaber angehört. eintrat.
Um den Jubilar zu ehren, gedachte am Vormittag Herr Rudolf
Nuß im Kreiſe der Angeſtellten und Arbeiter ſeiner Verdienſte
und ſprach ihm den Dank für die geleiſtete Arbeit und die beſten
Wünſche für die Zukunft aus. Aus einem ſchönen ſozialen
Empfin=
den heraus hat die Firma von Geſchenken an den Jubilar
abge=
ſehen und ſtatt deſſen an die bedürftigen Armen Gernsheims durch
die Winterhilfe 100 Zentner Briketts verteilen laſſen und 30 arme
Kinder durch ein warmes Mittagseſſen mit Kaffee und Kuchen
er=
freut. An einer kleinen geſelligen Feier am Abend nahmen
zahl=
reiche Vertreter der an der Geſellſchaft beteiligten Firmen und
andere zur perſönlichen Beglückwünſchung erſchienenen Freunde
zuſammen mit den Arbeitern und Angeſtellten teil. In der
Feſt=
anſprache gab der heſſiſche Geſandte Herr Nuß als älteſtes
Mit=
glied der Familie anhand ernſter und heiterer Begebenheiten
einen Rückblick auf die Geſchichte des Hauſes und der Firma,
wo=
bei beſonders die Mitteilung ein freudiges Intereſſe erweckte, daß
Herrn Poſt ſchon in den neunziger Jahren für die Errettung
zweier Knaben von dem Tode des Ertrinkens die
Rettungs=
medaille verliehen wurde. Ganz im Sinne des Feſtredners und
der Firma war die gemeinſame Feier, aller Angehörigen des
Hauſes ein ſchöner Beweis für das gute Einvernehmen, das unter
ihnen herrſcht.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be Mainz. 4. Jan Mainzer Stadttheater Hurra,
ein Junge.‟ Der tolle Schwank, ein echter Arnold und Bach ſchlug
bei ſeiner Mainzer Aufführung zündend ein. Das Publikum war
aufs höchſte animiert, wahre Lachſalven erfüllten bei der
draſti=
ſchen Situationskomik und den handgreiflichen Knalleffekten das
Haus. Geſpielt wurde in echter Schwanklaune mit Schwung und
Verve. — Einbrüche. In der Hinteren Bleiche wurde nachts
in ein Ladengeſchäft eingebrochen und Rauchwaren und
Spiri=
tuoſen im Werte von etwa 500 RM. geſtohlen. In Mainz=Kaſtel
wurden bei einem Einbruch in ein Konſumgeſchäft Tabakwaren,
Kaffee. Wurſt Schinken, Kognak und Wein in größeren Mengen
geſtohlen. — Der Münchener Kunſthiſtoriker. Geheimrat Pinder,
ſpricht in Mainz in einem Lichtbildervortrag über „Das Weſen
der deutſchen Kunſt”.
Oberheſſen.
h. Lich, 4. Jan. Hauseinſturzgefahr infolge
Waſ=
ſerleitungsbruch. In dem dreiſtöckigen älteren Gebäude
des Kirchendieners und Landwirts K. Ludwig füllte ſich der 4
Meter tiefe Keller bis obenan mit Waſſer. Da die Nachbarſchaft
plötzlich kein Waſſer mehr hatte, ſo ſtellte die Stadt alsbald einen
großen Rohrbruch an der Waſſerleitung feſt. Das Waſſer war
von der Straße durch die dünne Lehmſchicht in den Keller
gedrun=
gen. Da die Grundmauern ausgeſpült ſind und der dünne
Lehm=
boden vollſtändig aufgeweicht iſt, ſo hat ſich das Haus bereits
ge=
ſenkt, die Kellerdecke iſt dem Einſturz nahe. Die in dem Keller
befindlichen 150 Zentner Kartoffeln, ferner Dickwurz und
Nah=
rungsmittelvorräte ſind unbrauchbar geworden. Der Beſitzer, der
morgens in ſeinen Keller gehen wollte, erlitt einen furchtbaren
Schrecken. Als er im Begriff war, hinunterzuſteigen, ſtand er
ſofoxt im Waſſer. Außer dem Bruch des Hauptrohres iſt der
Stadt auch dadurch Schaden entſtanden, daß die Waſſerreſerven
abgelaufen ſind.
Seite 8 — Nr. 5
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerskag, 5. Januar 125
Ankerricht mitkels Lehrfilm bei der Reichswehr.
Blick in den Vorführraum der neuen Reiterkaſerne in Ludwigsluſt,
der modernſten Kaſerne der Reichswehr. Neben anderen vorbildlichen Einrichtungen, intereſſiert
vor allem der Lehrraum, in dem die Vorführung der von der Reichswehr angefertigten Lehrfilme
über moderne Kriegsmethoden im eigenen und in fremden Heeren ermöglicht iſt.
legk die Bauken an der neue
kergrundbahnftrecke lahm.
Die überſchwemmte Untergrundbahn=Bauſtelle.
In die nach monatelanger mühſeliger Arbeit hergeſtellte Baugrube für den neuen Hamburger
Untergrund=Bahnhof Jungfernſtieg drang plötzlich und aus bisher unaufgeklärten Urſachen das
Waſſer der Binnen=Alſter ein. Nur mit größter Eile konnten ſich die Arbeiter aus der Baugrube
retten, in der ſchließlich 10 000 Kubikmeter Waſſer ſtanden. Die Vollendung der Bauten zrleidet
durch die Ueberſchwemmung eine ſehr bedeutende Verzögerung.
Ein Rieſendampfer in Flammen.
Der franzöſiſche 40 000-Tonnen=Dampfer „Aklankigue” in Brand.
Hapag=Mokorſchiff retkel 80 Perſonen.
Reich und Ausland.
Großer Villen=Einbruch.
Frankfurt a. M. Die Unvorſichtigkeit,
ein Haus ohne Aufſicht und Bewachung zu
laſ=
ſen, hat ſich ſchwer gerächt. Wie erſt jetzt
be=
kannt wird, drangen in der Silveſternacht, als
die Bewohner abweſend waren. Diebe in eine
Villa in der Paul=Ehrlich=Straße. Die Täter
öffneten die Tür zur Lauftreppe mit
Nachſchlüſ=
ſeln und gelangten in die erſte Etage. Zunächſt
gingen ſie in das Privatbüro, hoben einen
Kaſ=
ſenſchrank von einem Sockel, legten ihn auf den
Teppich und brachen ihn auf. Aus dem Schrank
entwendeten ſie eine Kaſſette, die ſie gleichfalls
an Ort und Stelle aufbrachen und ihr einen
Betrag von faſt 2000 RM. entnahmen. Aus dem
Treſorteil des Schrankes wurde ein weiterer
Betrag von etwa 3000 RM. entwendet,
außer=
dem mehrere Wertgegenſtände. Die Diebe
ha=
ben dann Wäſche= und Kleiderſchränke
geplün=
dert und ſind entkommen.
Neue Meſſungen in der Skrakoſphäre
in Stuttgark.
Stuttgart. Unter der Leitung des
be=
kannten Stratoſphärenforſchers Dr. Regener
ſtartete am Dienstag Vormittag, im Hofe des
Phyſikaliſchen Inſtituts der Techniſchen
Hoch=
ſchule, ein Stratoſphärenballon (zwei
zuſammen=
gekoppelte Ballone). Die Ballone ſelbſt und ihre
Ausrüſtung haben gegen früher weſentliche
Er=
gänzungen und Verbeſſerungen erfahren. Sie
landeten am Nachmittag in der Nähe von
Mün=
ſingen. Die Meßinſtrumente haben vorzüglich
gearbeitet. Es ſcheint gelungen zu ſein, durch
die Verlangſamung des Aufſtieges die Stärke
der Ultraſtrahlen nicht nur in großen Höhen,
ſondern gleichmäßig über den ganzen Weg
hin=
auf zu meſſen. In dieſer Richtung liegen auch
der Zweck des neuen Stratoſphärenfluges und
die wertvollen Ergänzungen gegenüber den bei
den früheren Aufſtiegen gewonnenen
Ergebniſ=
ſen. Nach einer vorläufigen Schätzung ſollen die
Ballone diesmal eine Höhe von 17 000 bis 18 000
Meter erreicht haben.
Großer Sprengſtoffdiebſtahl bei Andernach.
Andernach. Im Pulverhaus einer
Tuff=
ſteingrube bei Kretz wurde in der
vorver=
gangenen Nacht ein Sprengſtoffdiebſtahl
aus=
geführt. Die Diebe erbrachen die drei Türen
zum Pulverhaus und drangen in den
Aufbe=
wahrungsraum ein, aus dem ſie insgeſamt
40 Kilo Schwarzpulver und mehrere Kilo
Sprengſalpeter entwendeten.
1500 Zentner Weizen durch Großfeuer vernichtet.
Halle. Durch Großfeuer wurden zwei
Ernte=Diemen des Rittergutes Bedra (Kreis
Merſeburg) mit 1500 Zentnern
unausgedro=
ſchenem Weizen und mehreren
landwirtſchaft=
lichen Maſchinen vernichtet. Der Schaden, der
durch Brandſtiftung angerichtet wurde, beträgt
etwa 30 000 RM.
Selbſtgeſtellung des Danziger Defraudanten.
Berlin. Der geflüchtete Kaufmann Schulz
aus Danzig, der als Geſchäftsführer einer
Dan=
ziger Lotterieeinnahme 33 000 Gulden
unter=
ſchiagen und das Geld in Zoppot verſpielt hatte,
hat ſich vorgeſtern auf einem Polizeirevier ſelbſt
geſtellt.
Polen führt den Schuldturm wieder ein.
Bromberg. Das polniſche
Juſtizminiſte=
rium hat eine Verordnung erlaſſen, wonach ein
Schuldner in Haft genommen werden kann, wenn
er die Schuld nicht gutwillig bezahlen will.
Be=
dingung iſt jedoch, daß der Gläubiger vorher die
Verpflegungskoſten erlegt.
Tod in den Bergen.
Jungfraujoch. Ein junger Engländer,
der ſich vom Jungfraujoch aus zu Fuß nach dem
oberen Mönchjoch begeben wollte, iſt beim
oberen Jungfraujoch, abſeits vom Wege, in
einen etwa 30 Meter tiefen Bergſchrund
ge=
ſtürzt. Er war ſofort tot. Seine Leiche konnte
geborgen werden.
Schwere Schiffskakafkrophe.
Vom Leuchttturm von Le Havre wird
ge=
meldet, daß der 40 000 Tonnen große franzöſiſche
Ozeandampfer „Atlantique” der ohne
Paſſagiere von Pauillac nach Le Hapre
unter=
wegs war, zwiſchen Cherbourg und Le Havre
Feuer fing und von der Beſatzung geräumt
wurde. Die Tatſache, daß die Mannſchaft von
Bord gegangen iſt, ſcheint darauf hinzuweiſen,
daß der Ozeanrieſe verloren gegeben werden
muß. Von dem Hapag=Motorſchiff „Ruhr” äind
80 Mann der Beſatzung geborgen worden.
Zur=
zeit iſt das Motorſchiff „Ruhr” noch mit der
Hilfsaktion beſchäftigt. Einzelheiten fehlen noch.
Von der Isle of Wight wird gemeldet: Der
deutſche Dampfer „Ruhr” berichtet, daß der
franzöſiſche Dampfer „Atlantique” bei 39,30
Grad Nord und 3,17 Grad Weſt in Brand ſteht.
Die „Ruhr” hat ihre Rettungsboote ausgeſandt
und die Mannſchaft der „Atlantique”
aufge=
nommen. Auch der Dampfer „Ford Caſtle‟
leiſtet Beiſtand. Von Cherbourg ſind die
fran=
zöſiſchen Schlepper „Pollux” und „Abeille” zur
Hilfe geſchickt worden. Die „Atlantique” hat
keine Fahrgäſte an Bord, da ſie ſich auf dem Weg
zur Ueberholung und Inſtandſetzung befand. Die
„Atlantique” iſt 42 512 Tonnen groß.
Nach einer weiteren Meldung der
Funk=
ſtation Hiton auf der Iſle of Wight, geriet die
„Atlantique” zwiſchen Guernſey und Alderney,
etwa 70 Kilometer von der franzöſichen Küſte
entfernt, in Brand. Die Mannſchaft machte
ver=
zweifelte Verſuche, die Flammen einzudämmen.
Dieſe griffen jedoch ſo raſch um ſich, daß die
Be=
ſatzung beſchloß, das Schiff zu verlaſſen. Der auf
dem Wege von Holländiſch=Oſtindien nach
Ham=
burg befindliche deutſche Dampfer „Ruhr” (6000
Tonnen) fing die S.O.S.=Rufe der „Atlantique‟
auf, legte ſofort bei und begann mit den
Ret=
tungsarbeiten. Im Gegenſatz zu der Meldung,
daß die „Ruhr” 80 Mann der Beſatzung der
„Atlantique”, aufgenommen habe, wird
be=
hauptet, daß das Hapagſchiff die geſamte
Be=
ſatzung der „Atlantique” in Höhe von 260
Mann an Bord genommen habe. Insgeſamt
lei=
ſten fünf Schiffe dem franzöſiſchen Dampfer
Beiſtand.
„Evening Standard” ſchreibt: Es iſt eine
be=
ſondere Ironie des Schickſals, daß das Schiff, das
die hauptſächlichſte Hilfe leiſtete, nicht nur ein
deutſches war, ſondern auch den Namen „Ruhr”
trägt, den Namen des Gebietes, das ſo eng mit
der Reparationsfrage verknüpft iſt.
Miniſterpräſident Paul=Boncour hat den
Mi=
niſter für die Handelsmarine erſucht, der
Mann=
ſchaft des Dampfers „Ruhr” ſeinen Dank für
die Bergung von Beſatzungsangehörigen der
„Atlantique” zu übermitteln.
Der Ueberſeedampfer „Atlantique”, der den
Dienſt zwiſchen Bordeaux und Buenos Aires
verſah, war der zweitgrößte der franzöſiſchen
Handelsflotte. Der Bau der „Atlantique” war
beſonders koſtſpielig geweſen, da man ſie mit
allem nur erdenklichen Komfort ausgeſtattet
hatte. Als beſondere Neuerung galt ein zehn
Meter breites und 150 Meter langes
Prome=
nadendeck, auf dem ſich Verkaufsſtände der
be=
kannteſten Pariſer Modehäuſer befanden.
In den ſpäten Nachmittagsſtunden treibt die
„Atlantique” lichterloh brennend in der Nähe
der Kanalinſeln, und zwar etwa 30 Kilometer
weſtlich von Les Casquets. Es ſteht nunmehr
feſt, daß die geſamte Beſatzung durch verſchiedene
Schiffe geborgen worden iſt.
Das brennende Schiff hat geſtern abend ſtarke
Schlagſeite bekommen, und man erwartet ſein
Sinken in jedem Augenblick. Die Rettungsſchiffe
können infolge der ungeheuren Hitze nicht an
den Schiffskörper herankommen; die
Rettungs=
mannſchaften müſſen untätig dem langſamen
Wellentod des Dampfers beiwohnen, der eine
der ſtolzeſten Einheiten der franzöſiſchen
Han=
delsmarine war.
Doch 20 bis 30 Toke.
EP. Wie wir bei Redaktionsſchluß erfahren,
hat das Unglück des in Brand geratenen
fran=
zöſiſchen Ueberſeedampfers „Atlantique”, wie
der nach Cherbourg an Land gekommene
Kapi=
tän des Schiffes Schoob erklärt, doch 20 bis 30
Todesopfer der Beſatzung gefordert. Die
Ver=
luſte an Menſchenleben ſind dadurch entſtanden,
daß eines der Rettungsboote, das mit einem
Teil der Beſatzung auf eines der Hilfsſchiffe
übergehen wollte, auf der hochgehenden See
kenterte. Dabei ſind 20 bis 30 Inſaſſen
ertrun=
ken, die übrigen konnten gerettet werden.
Vermukungen über die Urſache
des Brandes.
Wie jetzt bekannt wird, ſind die erſten S.O. S.=
Rufe wegen des Brandes auf der „Atlantique‟
von dem deutſchen Motorſchiff „Ruhr”
ausge=
gangen. Die Funkſtation der „Atlantique” iſt
nicht in Tätigkeit getreten, ſo daß angenommen
wird, daß der Brand in dem Funkraum
ausge=
brochen iſt. In Bordeaux liegen noch keine
wei=
teren Meldungen vor, ob das Schiff
unter=
gegangen iſt oder ob eine Rettung der „
Atlan=
tique” möglich war.
Die „Atlantique”, die den Wettkampf mit
dem deutſchen Hapagdampfer „Cap Arcona” auf
dem Südatlantik aufnehmen ſollte, trat am
29. September 1931 ihre
Jung=
fernfahrt an und galt als das
mo=
dernſte Schiff auf der Linie nach
Südamerika. Es wurde mit einem
Ko=
ſtenaufwand von rund 400
Mil=
lionen Franken (etwa 65 Millionen RM.)
gebaut. Das Schiff kann bei voller Ausnutzung
2000 Fahrgäſte befördern. Das Schiff war 226
Meter lang und 30 Meter breit.
Die großen Schiffsbrände
der lehken Jahre.
Der gewaltige Brand, der dem 40000=Tonnen=
Dampfer „Atlantique” der Compagnie de
Navi=
gation Sudatlantique auf offener See zum
Ver=
derben wurde, ruft die Erinnerung an ähnliche
Kataſtrophen wach, denen in den letzten Jahren
Schiffe und auch oft Menſchenleben zum Opfer
fielen. Im Frühjahr 1929 brannte der 46 000=
Tonnen=Dampfer „Europa” des Norddeutſchen
Lloyds kurz vor ſeiner Fertigſtellung inwendig
aus und wurde ſchwer beſchädigt. Noch nicht ein
Jahr ſpäter verfiel der Lloyddampfer „München”
dem gleichen Schickſal. Er hatte eben am New
Yorker Pier angelegt und ſeine Fahrgäſte
ge=
landet, als eine Feuersbrunſt an Bord aufkam,
die das Schiffsinnere vollſtändig vernichtete.
Zwei Menſchen kamen bei dem Brand ums
Le=
ben, acht Perſonen wurden ſchwer verletzt. Das
Schiff mußte auf Grund geſetzt werden.
Beſon=
ders grauenhaft in ſeinen Folgen war ein
Schiffsbrand, dem im Mai 1930 115 Pilger zum
Opfer fielen, die ſich auf der Wallfahrt nach dem
Heiligen Lande befanden. Sie waren an Bord
des franzöſiſchen Dampfers „Aſias”, der im
Ro=
ten Meer von einer Feuersbrunſt heimgeſucht
wurde. Gegen Kapitän und Beſatzung wurde
ſpäter der ſchwere Vorwurf erhoben, daß ſie nicht
alles getan hätten, um eine Rettung der
Un=
glücklichen herbeizuführen. Noch im vergangenen
Frühjahr fiel ebenfalls ein franzöſiſcher
Paſſa=
gierdampfer einer Brandkataſtrophe zum Opfer.
Der „Georges Philippar” wurde mitten im Golf
von Eden von dem Unglück betroffen. Unter den
52 Paſſagieren, die in den Flammen umkamen,
befand ſich der franzöſiſche Reiſeſchriftſteller
Albert Londres.
Auf der ſchwäbiſchen Eiſeboh..."
Trotz der Elektrifizierungsbeſtrebungen gibt
es, fernab der großen Linie, noch Eiſenbahn=
Idylle. Das „Zügle” läßt auf ſich warten. Auf
dem Bahnſteig iſt’s langweilig. Einer haut mit
dem Regenſchirm Löcher in die Luft,
tempera=
mentvoll ſchreitet der andere auf und ab, ſpuckt
veiächtlich auf die Schienen. Ein Alter ſitzt,
trotz des winterlichen Wetters, in ſein
Schick=
ſal ergeben auf der Bank am Bahnhofsgebäude
und ſchiebt die erkaltete Tabakspfeife von einem
Mundwinkel in den andern, ſenkt reſigniert das
Haupt und nickt ein. Er hatte einen weiten,
er=
müdenden Weg zurückgelegt, da und dort auch
ſchon mit lieben Verwandten eins zur
Jahres=
wende hinter die Binde gegoſſen. — Fauchend,
mit hellem Bim=bim kündigt das Dampfroß ſein
Kommen an. Man atmet erleichtert auf, ſelbſt
der junge Mann . , ſeine Gedanken ſind fern
bei dem infolge Zugverſpätung verunglückten
Stelldichein. Der Paſſagierwechſel geht raſch
vonſtatten. Das Gepäck iſt flink verſtaut, und
nach kurzer Zeitſpanne geht’s weiter. Puſtend
und ſtampfend legt ſich die Maſchine ins Zeug.
Das „Zügle” rollt. Nach wenigen Metern öffnen
ſich einige Abteilfenſter: „He, he”, ſchreit’s
irgendwo heraus. „Haltet doch, dort auf dera
Bank hockt au no einer, wecket en, der will a
noch mit!” Ein Handelsmann ſpringt vom
Trittbrett, rüttelt den Schläfer wach. Der reibt
ſich die Augen, klopft ſein Pfeifchen aus, blickt
ſchlaftrunken in die Oede. Zehn kurze, ſchrille
Pfiffe, das Züglein ſteht, und die zwei ſteigen
ein. Befreiendes Lachen ſchallt ringum. Das
Lob der „Eiſeboh” iſt in aller Mund. Dienſt am
Kunden. Alſo geſchehen im Schwabenland,
Anno 1933.
Ein holländiſches Dominikanerkloſter
nieder=
gebrannt.
Amſterdam. Durch ein Großfeuer wurde
vorgeſtern abend in der Stadt Zwolle das dort
gelegene Dominikanerkloſter, ein umfangreiches
Gebäude, das im Jahre 1900 in gotiſchem Stile
erbaut worden iſt, ſo gut wie völlig zerſtört.
Orkanarkiger Skurm
im Aklankiſchen Ozean.
New York. Infolge orkanartiger,
außer=
ordentlich ſchwerer Stürme im Atlantiſchen
Ozean wird der am Dienstag fällige Lloyd=
Dampfer „Bremen” mit zweitägiger Verſpätung
nicht vor Donnerstag in New York eintreffen.
Der große Dampfer „Leviathan” und zahlreiche
kleinere Ozeandampfer werden ſich gleichfalls um
mehrere Tage verſpäten.
Mik dem Ernſt=Abbe=Preis
ausgezeichnel.
Prof. Dr. Viktor Franz Heß,
der hervorragende Leiter des Inſtituts für
Strahlenforſchung in Innsbruck, hat den Ernſt=
Abbe=Preis erhalten. Die Preisſtiftung wurde
zur Erinnerung an den unvergeßlichen
Mit=
arbeiter der Carl=Zeiß=Werke in Jena begründet.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 5. Januar 1933
Nr. 5 — Seite 9
geschichten aus aller Weit
Der Amisſchimmel.
(ht) Bukareſt. Die rumäniſche Regierung hat
bekannt=
lich vor einigen Monaten das Unterſtaats=Sekretariat für
Min=
derheiten knall und fall aufgelöſt, ein Faktum, das der Inhäber
dieſes hohen Amtes, der deutſche Miniſter Rudolf Brandſch, erſt
aus der . . . Morgenzeitung erfahren hatte. Wie überraſcht war
er aber, als er vor einigen Tagen wiederum ſein Leibblatt
auf=
ſchlug, wo er unter der Rubrik „Amtliche Nachrichten” die
Mit=
teilung las, daß die Regierung einen gewiſſen Herrn Petre Bulei
mit der Wahrnehmung der erledigten Chauffeurſtelle beim
Unterſtaats=Sekretariat für Minderheiten beauftragt habe!
Zwar exiſtiert dieſes Amt ſeit geraumer Zeit nicht mehr,
auch der dazugehörige ſchöne Kraftwagen iſt ſchon längſt auf dem
Altar der Sparſamkeit geopfert worden .. immerhin, die
Hoff=
nung, daß der ſeit geraumer Zeit um die Wiedereinrichtung des
Amtes geführte Kampf nun doch noch ſiegreich ausgehen wird, hat
durch die Ernennung des Herrn Chauffeurs neue Nahrung
er=
halten. Denn iſt erſt einmal ein Chauffeur da, dann wird auch
das Auto nicht mehr lange auf ſich warten laſſen, und da Miniſter
und Auto ſehr häufig ein Begriff ſind, darf man alſo
vertrauens=
voll in die Zukunft blicken.
die betrübten Verkäufer der — Miſtelzweige ſah: die Miſtel, das
alte traute Wahrzeichen des engliſchen Weihnachtsfeſtes, unter
deren Zweigen man ſich küßt, ſcheint ausgeſpielt zu haben. Kaum
einer hat ſie in dieſem Jahre des Unheils 1932 gekauft, in faſt
ganz England hat man das Chriſtfeſt ohne den Miſtelzweig
ge=
feiert!
Schon ſtellen die Zeitungen ihre tiefgründigen Unterſuchungen
über dieſe überraſchende Erſcheinung an. Auch die Leſerſchaft
be=
teiligt ſich eifrig an der Diskuſſion. Alle Temperamente kommen
zu Wort. Die Sachlich=Nüchternen meinen, die Miſtel habe ihre
Volkstümlichkeit deswegen eingebüßt, weil die heutige junge
Generation gar kein Empfinden mehr für die Bräuche des „
ſen=
timentalen” Geſchlechtes hätte, dem ihre Eltern angehören. Die
Zyniker behaupten, die Miſtel beſitze keine Exiſtenzberechtigung
mehr, da ihre Dienſte als Kußvermittler nicht mehr notwendig
ſeien. Die jungen Mädchen laſſen ſich auch ohne Miſtelzweig küſſen.
— Am wenigſten halten ihre Freude und Zufriedenheit mit dieſer
Entwicklung die Geſundheitsfanatiker zurück. Sie bringen das
Verſchwinden der Miſtel mit dem von ihnen ſeit Jahren
betrie=
benen Feldzug gegen das „geſundheitsgefährliche” Küſſen in ur=
ſächlichen Zuſammenhang.
Eisbrecher „Malygin” auf einen Eisberg aufgelaufen
Der ruſſiſche Eisbrecher „Malygin”,
als Träger mehrerer bedeutſamer wiſſenſchaftlicher Arktis=
Expe=
ditionen bekannt, iſt auf einen unter Waſſer befindlichen Eisberg
aufgelgufen und hat ſchwere Havarie erlitten. Es iſt noch
zweifelhaft, ob es gelingen wird, die 100 Mann Beſatzung zu retten.
Skeuern nach der Ferſengröße.
(n) Moskau. Eine ſintflutliche Unruhe bemächtigte ſich
da unlängſt der Dorfbevölkerung im Orenburgiſchen. Ein
Rund=
ſchreiben war aus der Stadt Sterlitamak gekommen, daß alle
Füße gemeſſen werden ſollen. Wie hoch der Spann? wie lang
der Fuß? Wie breit die Ferſe? Geburtsort. Geburtsjahr.
Volkszugehörigkeit. Beruf. Wohnort. Und ſo in dem
quali=
fizierten Ton der Statiſtik. Fragten ſich die Leute: Wozu, mit
Verlaub, ſo eine ganz und gar neumodiſche Geſchichte? Kriegten
es mit der Angſt zu tun. Auch dafür noch Steuern zahlen?
Fluchten ſie. Und wirklich, ſie hatten alle Urſache, ihre
Em=
pörung zu äußern. Geht alſo in einem Dorf der Tapferſte von
allen, Akim Seliwerſtow, in den Sowjet und fragt: „Alſo wozu
die Geſchichte?‟ Doch die erwidern: „Wir wiſſen ſelbſt nicht,
Vater Akim. Iſt ſo befohlen und unſere Sache iſt klein genug,
könnens nicht ändern. Los nur, los die Stiefel runter!” Aber
Akim beharrt darauf zu wiſſen, was denn nur der Spann und
die Fußlänge und die Ferſenbreite mit dem Geburtsort und
mit der Volkszugehörigkeit und mit allem dem Paßgeſchäft zu
tun haben. „Sind wir Wilde, daß ihr uns erforſchen müßt?”
fragt er laut, ſind wir Eismenſchen, daß ihr nicht wißt, daß
wir keine Kamelsfüße haben? Oder ſollen wir gar Steuern
zahlen nach der Ferſengröße, Steuern nach dem Spann? Sollen
wir dafür Steuern zahlen, frage ich daß wir nicht wo anders
geboren worden ſind? Daß wir Menſchenfüße haben?‟ Doch
die Beamten in Sowjet gaben ihm immer nur die eine
Ant=
wort: „Wiſſen es ſelbſt nicht. Los, die Stiefel runter!” Und
ſie maßen. Nein, ſie maßen nicht. Denn noch ehe ſich das
Rund=
ſchreiben richtig verbreitet hatte, kam die Staatskontrolle
da=
hinter, und ſtellte feſt: Eine Lederfabrik in Sterlimatik wußte
vor lauter Regierungsbefehlen über die Verſorgung der
Be=
völkerung mit Stiefeln nicht mehr ein und aus. Alſo, daß ſie
gemäß der Gepflogenheit im Sowjetland, alles, aber auch alles
„in Zahlen zu erfaſſen”, ein Rundſchreiben erließ, daß jeder
Spann und jede Ferſe und jede Fußlänge genaueſtens gemeſſen
und mit allen Paßparagraphen bedacht werden ſolle. Und
wie ernſt es damit der Fabrik war, zeigt die Höhe ihrer
Kanzleinummer: Das Rundſchreiben trägt die Nummer
Zwei=
millionenzweihunderteinundneunzigtauſend und vierhundertelf,
gegeben im Dezember 1932 zu Sterlitamak. So genau wird
der Sowjetbürger ſtatiſtiſch erfaßt.
Die Rache des Eſels.
(r) Athen. Ein Eſel, ein ſo geduldiges, vorbildlich
ſanft=
mütiges Geſchöpf, kann ſchließlich berechtigterweiſe auch einmal
die Nerven verlieren, über die Stränge ſchlagen und unter die.
Raubtiere gehen! Kurz und gut, in einem griechiſchen Dorfe machte
ein Bauer trübe Erfahrungen mit ſeinem Grautier, das ſich
ein=
fach die unaufhörlichen Quälereien ſeines Herrn nicht mehr
ge=
fallen laſſen wollte. Wenn er, der Eſel, ſo allein für ſich daſtand
und den blauen griechiſchen Himmel angrinſte, dann kamen ihm
Rachegedanken, das ganze ſo arg gequälte Eſelsgeſchlecht wollte
er einmal am Menſchen rächen, aber dann auch gleich gründlich.
Die ſchwarze Eſelsſeele ſann nur auf einen günſtigen Augenblick,
der ſich auf einſamer Straße endlich finden ſollte. Wieder wurde
der Herr zum ausgeſprochenen Eſelsquälgeiſt, der aber „ermannte‟
ſich, ließ ſich das nicht gefallen, faßte den ungemütlichen Herrn
und biß ihm regelrecht das Genick durch. Zum Schluſſe zerſtampfte
das wütende Tier noch den Leichnam des Ermordeten. Ob dieſer
kühne Eſel nun auch zum Tode verurteilt wurde, entzieht ſich
meiner Kenntnis. Jedenfalls, hätten die Eſel Menſchſitten,
wür=
den ſie ihn zu ihrem Helden und erſten Opfer für die Eſelsfreiheit
erheben. Bei den herrlichen Zuſtänden unſerer heutigen Zeit hat
es gerade noch gefehlt, daß nun auch noch die Eſel unter die
Mör=
der gehen..
Eine Gemeinde, die keine iſt!
(fn) Paris. Aus dem franzöſiſchen Dörfchen Voiſinlieu
kommt eine Kunde, die an die Fabel erinnert, wie die Tiere einen
König haben wollten.
Die guten Bürger von Voiſinlieu wollten zwar keinen König,
aber einen Bürgermeiſter. Bisher wurden ſie ſo nebenbei betreut
von dem Bürgermeiſter und Gemeindeamt des benachbarten
Al=
lonne, aber was Allonne recht iſt, iſt Voiſinlieu ſchon lange billig!
Es wurde ein Antrag bei der Aufſichtsbehörde eingereicht, und
in einer gutgeſtimmten Stunde genehmigte dieſe, daß ſich
Voiſin=
lieu als Gemeinde ſelbſtändig machen dürfe.
Flugs und voller Begeiſterung wurde erſt einmal ein
Ge=
meinderat gewählt, beſtehend aus zwölf Ratsmitgliedern und
einem Bürgermeiſter. Als dieſes achtbare Gremium jedoch ſeine
Regierung antreten wollte, mußte es erkennen, daß es vor einer
unmöglichen Aufgabe ſtand. Denn Voiſinlieu beſitzt aber auch
nicht die geringſte Spur von allen den Dingen, die zur Ausübung
der Gemeindeverwaltung notwendig ſind: kein Rathaus, keine
Schule, nicht mal einen Gendarmen, keinen Sekretär, keine
regel=
rechte Straße, keine Gemeindekaſſe und daher auch keinen roten
Heller zur Reparatur der baufälligen Dorfbrücke, über die man
erſt in das Dorf hineingelangt —
Man verſuchte, bei der zuſtändigen Regierungsſtelle alle dieſe
ſchönen Dinge zu bekommen. Vergeblich, und kurz entſchloſſen trat
der ſoeben erſt gewählte Bürgermeiſter mit dem geſamten
Ge=
meinderat zurück; und es fand ſich auch kein Menſch, der die frei
gewordenen Aemter übernehmen wollte, ja ſogar die 641
Wahl=
berechtigten weigerten ſich, noch einmal zu wählen. Und nun iſt
guter Rat teuer. Die verwaltungstechniſche Trennung von
Al=
lonne iſt längſt vollzogen worden, und in Voiſinlieu herrſcht nun
der merkwürdige Zuſtand, daß ſich in ſeinen Mauern niemand
mehr offiziell verheiraten, ja nicht einmal geboren werden oder
gar ſterben kann, denn es gibt natürlich auch kein
ſtandesamt=
liches Regiſter in dieſer Gemeinde, die keine iſt—
Miſtel=Dämmerung.
(g) London. Ja, es läßt ſich nicht aus der Welt ſchaffen,
es iſt leider wahr. Nicht nur die Zeitungen haben es feſtgeſtellt,
es konnte auch jedermann mit eigenen Augen ſich davon
überzeu=
gen, der am heiligen Abend etwa noch den Markt am Covent
Garden paſſierte und die kaum angegriffenen Lagerbeſtände und
Sport, Spiel und Jucnen
Alfd in Biesbaden.
Sb. 98 Darmſtadt — Polizei Darmſtadt.
Der Verbandsvorſtand hat das Entſcheidungsſpiel um die
Bezirksmeiſterſchaft zu dem bekannten Termin, am kommenden
Sonntag, nachmittags 2.30 Uhr. nach Wiesbaden, auf den Platz
des SV. Wiesbaden angeſetzt. Auf Anregung des SV. 98 werden
Omnibuſſe nach Wiesbaden laufen.
Der Spork des Sonnkags.
Das Sportprogramm des zweiten Sonntags im neuen Jahre
wird beherrſcht durch, eine Hochflut fußballſportlicher
Veranſtal=
tungen, namentlich in Süddeutſchland. — Im
Fußball
ſteht zunächſt die Zwiſchenrunde um den DFB.=Pokal
mit zwei Spielen in Berlin und Breslau auf dem Programm. Für
uns von beſonderem Intereſſe iſt das Treffen in Berlin zwiſchen
Brandenburg und Suddeutſchland. Es hat
neuer=
dings den Anſchein, als würden die Kämpfe um den Pokal mit
etwas mehr Ernſt von den Landesverbänden angeſehen als
bis=
her. Jedenfalls hat Brandenburg am Sonntag eine ſehr ſtarke
Mannſchaft nominiert, die allerdings in der Zwiſchenzeit durch
den „Streik” der Tennisboruſſen weſentlich geſchwächt worden iſt.
Süddeutſchland hat mit drei Ausnahmen die gleiche Elf geſtellt,
die am Sonntag in München gegen Oberitalien verlor, und hofft,
daß ſich die Mannſchaft gerade deshalb am Sonntag ſehr gut
ſchlagen wird. Die ſüddeutſche Mannſchaft ſpielt in folgender
Aufſtellung: Köhl=Nürnberg; Bader=München, Munkert=
Nürn=
berg; Häuslein=Pforzheim, Kraus=Nürnberg, Oehm=Nürnberg;
Langenbein=Mannheim, Fiſcher=Pforzheim, Panzer=Hof, Rühr=
Schweinfurt, Merz=Pforzheim. Im zweiten Spiel des Tages
treffen ſich in Breslau Südoſtdeutſchland und
Norddeutſch=
land. Die Schleſier, früher nicht ſehr ſtark eingeſchätzt haben in
der Vorrunde Weſtdeutſchland aus dem Rennen geworfen, ſo daß
alſo Norddeutſchland keinen leichten Gang geht. — In
Süd=
deutſchland finden im Kampfe um die ſüddeutſche
Meiſter=
ſchaft fünf Endſpiele ſtatt. Waldhof empfängt nach dem 0:0 gegen
Fürth auch 1860 München nicht ohne Ausſichten. Die Fürther
ſollten zu Hauſe gegen Pirmaſens ſiegen können, während das
Treffen zwiſchen Kaiſerslautern und Ludwigshafen offen erſcheint.
In Abteilung 2 ſollte Frankfurt gegen Mainz gewinnen können,
während es der FSV. Frankfurt in Worms weſentlich ſchwerer
haben dürfte. Im übrigen gibt es im Süden noch Reſte der alten,
vermiſcht mit den Anfängen der neuen Saiſon. Sechs
rückſtän=
dige Bezirksligaſpiele, zum Teil ohne Bedeutung, zum
Teil noch für den Aufſtieg wichtig und darunter das
Entſchei=
dungsſpiel um die württembergiſche Meiſterſchaft, ſtehen auf dem
Programm, und zwar: Gruppe Rhein: VfL. Neckarau —
Ger=
mania Friedrichsfeld, Sppg. Sandhofen — FC. Mannheim 08;
Gruppe Saar: SV. 05 Saarbrücken — Boruſſia Neunkirchen;
Gruppe Nordbayern; Germania — ASV. Nürnberg; Gruppe
Südbayern: DSV. München — Jahn Regensburg; Gruppe
Württemberg: Kickers Stuttgart — Union Böckingen (
Ent=
ſcheidungsſpiel in Stuttgart).
Die Spiele um den Verbandspokal nehmen in drei
Be=
zirken ihren Anfang. Es ſpielen: Bezirk Bayern: Wacker
Mün=
chen — VfR. Fürth, FC. Bayreuth — SSV. Ulm: Main=
Heſ=
ſen: 1. FC. Langen — Rot=Weiß Frankfurt, Spfr. Frankfurt —
A./O. Worms, Union Niederrad — FVg. Mombach, FVg. Kaſtel
— SV. Wiesbaden, VfR. Bürſtadt — VfL. Neu=Iſenburg;
Rhein=Saar: FV. Saarbrücken — Amicitia Viernheim. Zu
dieſem gewiß ſchon ſtattlichen Programm kommen noch zahlreiche
Nothilfeſpiele, zum Teil wieder mit ausländiſchen Gäſten,
und zwar: Stadtelf Karlsruhe — WAC. Wien, Pforzheim —
Ujpeſt Budapeſt, Freiburg — Nicholſon Wien, Schweinfurt —
Bocskay Budapeſt, Neunkirchen — Saarbrücken und Kickers
Offen=
bach — Auſtria Wien. In den übrigen Landesverbänden des
DFB. gegen die Meiſterſchaftsſpiele weiter. Aus
Weſtdeutſch=
land iſt noch ein Spiel der Düſſeldorfer Stadtelf gegen den FTC.
Budapeſt zu erwähnen. In Heſſen=Hannover ſtehen
fol=
gende Spiele auf dem Programm: SV. Kaſſel — Boruſſia Fulda,
Tura Kaſſel — Germania Marburg, Heſſen Hersfeld —
Herman=
nia Kaſſel und Göttingen 05 — SC. 03 Kaſſel.
Handball.
Auch die Handballer warten mit einem ungewöhnlich ſtarken
Programm auf. Neben zahlreichen rückſtändigen Gruppenſpielen
gibt es auch zahlreiche Entſcheidungsſpiele und Spiele um
Be=
zirksmeiſterſchaften. In der Gruppe Heſſen, fällt in
Wies=
baden die Meiſterſchaftsentſcheidung zwiſchen Polizei und SV. 98
Darmſtadt, im Bezirk Main=Heſſen liefern ſich SV.
Wies=
baden und VfR. Schwanheim das Rückſpiel, zwiſchen Spvg. Fürth
und Reichsbahn Nürnberg wird die Meiſterſchaft
Nord=
bayerns entſchieden, und in der Gruppe Saar begegnen ſich
Sppg. Merzig und VfR. Kaiſerslautern im Vorſpiel, um die
Gruppenmeiſterſchaft „Rückſtändige Verbandsſpiele werden in den
Gruppen Main, Heſſen, Südrhein und Rhein nachgeholt, während
Württemberg erſt zur Rückrunde ſtartet.
Hockey/Rugby.
In dieſen beiden Sportarten iſt das Programm kleiner als
gewohnt. Im Hockey treffen ſich HC. Höchſt und SC. 1880
Frankfurt, VfR. Mannheim und Germania Mannheim, ſowie
TG. Worms und MTG. Mannheim. Im Rugby ſetzt der
Kreis Heidelberg mit den Spielen Heidelberger RK.—
Neuen=
heim und Heidelberger TV.—RG. Heidelberg ſeine
Punkte=
ſpiele fort.
Radſport.
Die Dortmunder Weſtfalenhalle leitet im neuen
Jahre die Sechstagerennen ein. Am Freitag abend begann die
lange Fahrt, zu der 13 Mannſchaften ſtarteten. Schön=
Buſchen=
hagen, Rauſch=Hürtgen, Broccardo=Guimbretiere und
Pijnen=
burg=Göbel ſind die ausſichtsreichſten Mannſchaften. Am
Sams=
tag zieht die Kölner Rheinlandhalle ein
internatio=
nales Fliegertreffen auf. Der deutſchen Klaſſe mit Richter an
der Spitze treten Ausländer wie Michard, Chapalaine und
Honemann entgegen. Brüſſel und Gent ziehen am gleichen
Tage Mannſchaftsrennen ohne deutſche Beteiligung auf. Auch
bei den Pariſer Rennen am Sonntag ſind keine deutſchen
Fahrer beteiligt. In Deutſchland verdienen noch die
Ama=
teurrennen in Frankfurt und Stuttgart
Er=
wähnung.
Winterſport.
Die Winterſportler verzeichnen zahlreiche Wettbewerbe in
ganz Deutſchland und im Auslande. Ihre Durchführung hängt
natürlich von der Wetterlage ab. Im Vordergrunde ſtehen die
akademiſchen Skimeiſterſchaften in St. Moritz
mit deutſcher Beteiligung, die bereits am Donnerstag begannen.
Wir erwähnen noch den 27=Kilometer=Dauerlauf des Skiklubs
Schwarzwald, die Wettläufe deu Gaue München und Oberland,
Andreas=Sattler=Gedächtnislauf in Oberammergau. Allgäuer
Ski=Staffelläufe und die Abfahrtsläufe des Skiklubs Sauerland
in Willingen. Daneben wurden noch Veranſtaltungen im Harz.
in Sachſen, im Erzgebirge uſw., ſowie zahlreiche Ereigniſſe in
Oeſterreich und der Schweiz gemeldet. In Füßen kommt die
bayeriſche Eishockeymeiſterſchaft zum Austrag; außerdem gibt es
zahlreiche weitere Eishockeyſpiele im Reich und Ausland,
darun=
ter das Kanadier=Gaſtſpiel in Zürich.
Zußball.
FC. 03 Egelsbach—Union Wixhauſen 2:2 (1:1).
Unter der einwandfreien Leitung von Lohr=Sprendlingen
trafen ſich beide Mannſchaften zugunſten der Winterhilfe in
Egelsbach. Wixhauſen konnte auf dem gefährlichen Egelsbacher
Gelände ein verdientes Unentſchieden gegen den Kreisligiſten
herausholen. Trotzdem der Platz durch den niedergehenden
Regen in einem ſehr ſchlechten Zuſtande war, konnte man ein
ſchnelles Spiel ſehen, das im allgemeinen ſehr anſtändig
durch=
gefuhrt wurde. Wixhauſen verſchoß gleich am Anfang einen
Elfmeter, ging jedoch Mitte der Halbzeit auf flottes Durchſpiel
des linken Flügels durch den Mittelſtürmer in Führung. Kurz
vor der Pauſe konnte Egelsbach durch einen Strafſtoß
ausglei=
chen. In der zweiten Hälfte konnte Wixhauſen abermals in
Führung gehen. Aber kurz vor Schluß erreichte Egelsbach
wie=
der den Gleichſtand. Trotz des ſchweren Bodens konnte man mit
den Leiſtungen zufrieden ſein. Wixhauſen zeigte ein gefälliges.
techniſch gutes Spiel, war nur vor dem Tor zu weich und
ver=
gab ſo manche Torgelegenheit. Bei Egelsbach merkte man, daß
die Mannſchaft durch die ſchweren Kreisligaſpiele viel härter iſt
und taktiſch klüger ſpielt. Bedauerlich, daß das Spiel ſo ſchwach
beſucht war.
Für den Länderkampf im Ringen zwiſchen
Deutſch=
land und Schweden am 22. Januar in der Kölner
Rheinland=
halle wurde als Kampfrichter der Franzoſe Suppervielle=Paris
verpflichtet.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 5. Januar
15.30: Stunde der Jugend. Auf den Schlachtſeldern des
Welt=
krieges. — Der Ehrenpoſten. Hörſpiel.
17.00: München: Konzert. Werke von Verdi, Tſchaikowſky u. a.
18.25: Zeitfragen.
18.50: Dr. Schmitt: Geſetzmäßigkeit und Rechtsmäßigkeit.
19.20: Prof. Dr. Behrmann: Neues aus aller Welt.
19.30: Paul Laven lieſt: Frankreichs rote Kinder, von Friedrich
Sieburg.
20.00: Frauenſtimmen. Sopran und Alt. Eine Schallplatten=
Unterhaltung von H. Rosbaud.
20.30: Breslau: . . . und in dem Schneegebirge. Funkpotpourri
vom Witer.
22.00: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 5. Januar
15.00: Muſikaliſche Kinderſtunde. Wir ſingen das neue Jahr an,
15.45: F. Kieling: Spitzbubengeſchichten von Paul Ernſt.
16.00: Für die Landfrau.
16.30: Nachmittagskonzert.
17.10: Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
17.30: Schubert=Lieder. Agnes Lenbach (Alt). Am Flügel: H.
Schultze=Ritter.
17.55: Dr. Blunck: Volkstum und Dichtung.
18.25: Collegium Muſicum. An den Quellen der deutſchen
Inſtru=
mentalmuſik im 16. Jahrhundert. Ausf.: Violenquartett
Pätzoldt. F. Enke (Blockflöte).
19.00: Dr. Günther: Deutſch für Deutſche.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Stunde des Landwirts.
19.55: Worte zur Winterhilfe.
20.05: Artur Schnabel ſpielt. Sonate D=Dur op. 28. Sonate
As=Dur op. 110 (L. van Beethoven).
21.00: Mahomet=Fragment von Goethe, geſprochen von Hermam
Chriſtians und Lotte Arndt.
21.20: Kammermuſik. Ausf.: Berliner Streichquartett,
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Fortſetzung der Kammermuſik.
Anſchl. Tanzmuſik der Kapelle Adalbert Lutter,
Weikerbericht.
Der hohe Druck über Polen und den Donauländern
ver=
ſchiebt ſeinen Einfluß weiter nach Deutſchland hin, und es iſt
damit zu rechnen, daß dadurch die jetzigen Randſtörungen des
isländiſchen Wirbels ihre Tätigkeit einſtellen, ſo daß mit dem
nächtlichen Abſinken der Temperaturen und ſpäter wieder mit
trockenem Wetter zu rechnen iſt.
Ausſichten ſür Donnerstag, den 5. Januar: Anfangs noch
be=
deckt und Niederſchläge, dann wolkig mit Aufklaren.
Ausſichten für Freitag, den 6. Januar: Vielfach neblig und
dun=
ſtig, nachts Temperaturen um den Nullpunkt, tags über
auf=
klarend, trocken.
Verantwortlich für Polſtſk und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch uu
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhman.
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; f
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nich t Übernommen,
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 5
Donnerstag, 5. Januar
Ausweis der Pank für internationalen Zahlungsausgleich
Weiker geftiegene Bilanzſumme.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Der Ausweis der BJ3. für 31. Dezember 1932 weiſt eine
weiterhin geſtiegene Bilanzſumme von 1023,79 Mill. Schweizer
Franken aus, die ſich gegenüber dem Vormonat um etwa 56 Mill.
Schweizer Franken erhöht hat. Die Einlagen der Zentralbanken
für eigene Rechnung haben im Laufe des Monats Dezember um
etwa 54,5 Millionen Schweizer Franken auf 531 13 Mill.
Schwei=
zer Franken zugenommen, ihre Einlagen für Rechnung Dritter
um etwa 1 Million auf 13,71 Mill. Schweizer Franken. Zwiſchen
dem 30. November und dem 31. Dezember 1932 ſind die
Sichtein=
lagen um etwa 56 Millionen Schweizer Franken geſtiegen,
wäh=
xend die kurzfriſtigen Einlagen um etwa 0,5 Mill. Schweizer
Franken abgenommen haben. — Auf der Aktivſeite haben die
rediskontierbaren Wechſel und Akzepte um etwa 43. Mill. auf
506,66 Mill. Schweizer Franken zugenommen und die Gelder auf
Zeit um etwa 4 Millionen auf 231,50 Mill. Schweizer Franken
abgenommen. Die Gelder auf Sicht ſind um rund 10 Mill. Schw.
Franken auf 100,50 Mill. Schw. Fr. geſtiegen, während andere
Wechſel und Anlagen mit 163,04 Mill. Schw. Fr. (im Vormonat
158,91 Mill. Schw. Fr.) ausgewieſen werden.
Die Sichtanlagen der Bank in Form von verzinslichen
Gel=
dern auf Sicht ſowie jederzeit rediskontierbaren Wechſeln und
Akzepten ſtellen 60 8 (58,3) Prozent, die Sichtverbindlichkeiten
da=
gegen 51,0 (48,0) Prozent der Geſamtſumme dar. Die
kurzfriſti=
gen Anlagen ſtellen 22,6 (24,4) Prozent, die kurzfriſtigen
Verbind=
lichkeiten 2,9 (3,2) Prozent der Geſamtſumme dar.
Wirkſchafkliche Rundſchau.
Handelsverkehr mit Braſilien. Herr Geſandtſchaftsrat
Haid=
len von der Deutſchen Geſandtſchaft in Rio de Janeiro hält am
Freitag, den 21. ds. Mts., von 9.30 bis 13 Uhr, bei der
Außenhan=
delsſtelle für das Rhein=Main=Gebiet, Frankfurt a. M., Börſe,
Sprechſtunden über die wirtſchaftlichen Verhältniſſe in ſeinem
Amtsbezirk ab. Firmen, die an den Sprechſtunden teilnehmen
wollen, werden gebeten, ſich bis zum 14. ds. Mts. bei der
Außen=
handelsſtelle, für das Rhein=Main=Gebiet, Frankfurt a. M.,
Börſe, anzumelden, damit eine Verteilung der Beſucher auf die
zur Verfügung ſtehende Zeit ſtattfinden kann.
Süddeutſche Zucker A.=G., Mannheim. Die
Generalverſamm=
lung der Geſellſchaft genehmigte ohne Erörterung den bekannten
Abſchluß mit 8 Prozent Dividende auf die Stammaktien und
be=
ſchloß die Umwandlung der 400 000 RM. Vorzugsaktien in
Stamm=
aktien. Aus dem Aufſichtsrat ſind ausgeſchieden die Herren JR.
Dr. A. Katzenellenbogen, Frankfurt, und Fabrikant A. Spring,
Stuttgart. Neugewählt wurde RA. Dr. E. Flegenheimer,
Stutt=
gart.
Verluſtabſchluß bei Weſtwaggon. Nach Informationen findet
am 5. ds. Mts. die Bilanzſitzung für 1931/32 (30. Juni) ſtatt. Im
Gegenſatz zu dem im vorigen Jahre überraſchenden
Dividenden=
vorſchlage von 5 (7) Prozent bleibt 1931/32 das Aktienkapital von
12,65 Mill. RM. bei Weſtwaggon dividendenlos Vielmehr
wird die Geſellſchaft angeſichts der bekannten ziemlich troſtloſen
Lage in der deutſchen Waggoninduſtrie einen Verluſtabſchluß
vor=
legen. Soeben iſt den Waggonfabriken der Auftrag für das
Etatjahr 1933, bekanntlich in der Höhe von etwa über 26 Mill.
RM., überſchrieben worden. Wie wir noch hören, ſind weitere
Aufträge für 1933 nicht in Ausſicht geſtellt worden. Man wird
alſo auch für das neue Jahr damit rechnen müſſen, daß die
deutſche Waggonbauinduſtrie die meiſten Monate ſtilliegen wird.
Dieſe Tatſache wirkt ſich inſofern ſchlimm aus als allmählich
ſtär=
ker von der Subſtanz der Werke verzehrt wird.
Amerikas Zinseinnahmen aus dem Ausland 4,99 Milliarden
Dollar. Nach Berechnungen des Handelsamtes in Waſhington
beliefen ſich die Zinseinnahmen der Vereinigten Staaten aus ihren
Kapitalanlagen im Auslande abzüglich der andererſeits für das
in Amerika inveſtierte ausländiſche Kapital abgeführten Zinſen
im Laufe des letzten Jahrzehnts, d. h. in den Jahren 1922 bis
1931, auf insgeſamt 4,99 Milliarden Dollar. Im gleichen
Zeit=
raum iſt amerikaniſches Kapital im Nettobetrage von 4,94
Mil=
liarden Dollar im Auslande neu inveſtiert worden. Daraus folgt,
daß die Vereinigten Staaten im letzten Jahrzehnt alles in allem
nicht einmal die von den ausländiſchen Schuldnern an Amerika
ge=
zahlten Zinſen voll im Auslande wieder angelegt haben.
Produkkenmärkke.
Franfurter Produktenbericht vom 4. Januar. Bei faſt
voll=
kommener Geſchäftsſtille war die Grundſtimmung dennoch ſtetig.
Das Angebot hielt ſich in engen Grenzen. Die geſtern erhöhten
Mehlpreiſe blieben nicht behauptet, es trat ſogar eine leichte
Ab=
ſchwächung ein. Die zweite Hand hat unter dem Börſenpreis
ver=
kauft, ſo daß innerhalb der Notierungskommiſſion lebhafte
De=
battten ſtattfanden, bis man ſich ſchließlich auf ermäßigte Preiſe
einigte. Es notierten (Getreide je Tonne, alles übrige je 100
Kilogramm) in RM.: Weizen 202,50, Roggen 162,50,
Sommer=
gerſte für Brauzwecke 180—185 Hafer inländ. 132,50—135.
Wei=
zenmehl ſüdd. Spezial 0 mit Austauſchweizen 27,85—28,75, dito
niederrhein. Spezial 0 mit Austauſchweizen 27,85—28,50
Roggen=
mehl (60prozentige Ausmahlung) 22,25—23,25, Weizenkleie 7.40,
Roggenkleie 8. Notiz: Sowohl in oberrheiniſchem wie in
nieder=
rheiniſchem Mehl fanden kleine Abſchlüſſe zu 27,50 RM.
zweithän=
dig ſtatt. Dieſer Preis war ein Kampfpreis, ſpäter war Mehl
dazu nicht mehr zu haben.
Berliner Produktenbericht vom 4. Januar. Nachdem die
Ten=
denz im Produktenverkehr geſtern nachmittag und auch heute
vor=
mittag eher etwas ſtetiger war, geſtaltete ſich die Börſeneröffnung
ziemlich enttäuſchend. Weniger infolge dringlichen Angebotes,
als vielmehr auf Grund der faſt völlig verſagenden Nachfrage war
das Preisniveau kaum behauptet. Die Mühlen disponieren
an=
geſichts des wieder ſehr ſchleppenden Mehlabſatzes nur ſehr
vor=
ſichtig, und der Handel nimmt auch nur zögernd Anſchaffungen vor,
da ſich das Reportgeſchäft bei den gegenwärtigen
Preisverhält=
niſſen nur wenig lohnt und außerdem die Staatliche Geſellſchaft
bei Interventionen auch nicht in größerem Umfange übernimmt.
Am Promptmarkte waren für Weizen und Roggen geſtrige
Forde=
rungen ſchwer durchzuholen, im Lieferungsgeſchäft kam es zu
leich=
ten Abbröckelungen, wobei ſich die Preisveränderungen allerdings
in engſten Grenzen hielten. In Weizen= und Roggenmehlen wird
gegenwärtig wieder nur der notwendigſte Bedarf gedeckt, ſo daß
die Mühlen auch kaum verſuchen, das Geſchäft durch
Preiskon=
zeſſionen zu beleben. Am Hafermarkte bleibt die
Konſumnach=
frage auch gering, und die Gebote lauten eher wieder niedriger.
Von Gerſten ſind feinſte Brauqualitäten ziemlich gehalten.
R
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 4. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer promt eif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 48 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium 98= bis
99proz, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 37—39 RM..
Fein=
ſilber (1 Kilogr. fein) 34.25—37,75 RM.
Piebmätkie.
Be. Mainzer Viehmarkt vom 4. Januar. Auftrieb:
Tatſäch=
lich auf dem Markte zum Verkauf: 18 Ochſen, 14 Bullen 461 Kühe
oder Färſen, 304 Kälber, 815 Schweine. Marktverlauf: Bei
Schweinen ruhig, Ueberſtand; bei Kälbern ruhig, langſam
ge=
räumt; bei Großvieh ſehr ruhig, Ueberſtand. Preiſe pro 50 Kilo
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 23—28, b) 15—20; Bullen c) 17
bis 21; Kühe a) 16—21 b) 12—15, c) 10—12: Färſen 22—28:
Kälber a) 22—30, b) 15—21: Schweine a) 39—41, b). 40—42,
2).37—39.
In der Burgſtraße in Berlin beſtand an den
Aktienmärk=
ten geſtern, vorwiegend Abgabeneigung, die ſich zwar in der
Hauptſache auf die Börſe ſelbſt beſchränkte und kaum auf ſtärkere
Verkaufsverluſte des Publikums zurückzuführen war, dennoch aber
genügte, um ziemlich allgemein Verluſte herbeizuführen. Die
Rückgänge betrugen im allgemeinen bis zu 1½ Prozent, in
Son=
derfällen bis zu 2½ Prozent. Die weiter undurchſichtige Lage in
der Innenpolitik war der Hauptgrund für die ſchwächere
Stim=
mung der Spekulation und die Unternehmungsluſt des
Publi=
kums. Die anhaltende Feſtigkeit der deutſchen Bonds in New
York und der befriedigende Monatsbericht des
Stahlwerksverban=
des konnten demgegenüber nicht zu Neuengagements anreizen.
Montane büßten mit Ausnahme von Stolberger Zink, die 1½
Prozent feſter lagen, ziemlich, allgemein bis zu 1 Prozent ein.
Braunkohlenwerte lagen bis zu 1½ Prozent ſchwächer.
Kali=
papiere lagen geſchäftslos. Aſchersleben waren 2 Prozent gedrückt.
Chemiewerte waren ebenfalls niedriger, doch beſtand für Farben
auch etwas Kaufneigung. Durchweg angeboten und rückgängig
waren Elektro= und Gaswerte, beſonders letztere büßten bis zu 2½
Prozent ein. Demgegenüber lagen Autowerte auffallend
freund=
lich und bis zu 1 Prozent höher. Maſchinenfabriken gaben bis zu
2 Prozent nach, Metall=, Bau= und Kunſtſeideaktien bröckelten bei
kleinem Geſchäft ab. Andere Textilwerte zeigten dagegen
wider=
ſtandsfähige Haltung. Von Papier= und Zellſtoffwerten fielen
Aſchaffenburger Zellſtoff mit einem Verluſt von 2½ Prozent auf.
Unter Brauereien wurden nur Schultheiß zu etwas niedrigerem
Kurſe umgeſetzt. Die Anleihen von Waſſerwerken verloren bis
zu 1 Prozent. Banken und Schiffahrtswerte bröckelten leicht ab.
Unter Verkehrswerten ſind Allg. Lokal u. Kraft mit einem
Ver=
luſt von 2 Prozent und A.=G. für Verkehrsweſen mit einem
Ge=
winn von 1½ Prozent zu erwähnen. Auch
Eiſenbahnverkehrsmit=
tel gewannen 2½ Prozent, Deutſche Anleihen,
Reichsſchuldbuch=
forderungen, Induſtrieobligationen, Pfandbriefe uſw neigten eher
zur Schwäche.
Die Frankfurter Börſe lag ſehr ſtill. Zeitweiſe
ſtag=
nierte das Geſchäft vollkommen. Die Spekulation ging erneut zu
Glattſtellungen über, zumal die erwarteten Publikumsaufträge
vollkommen ausgeblieben ſind. Dazu tritt die Betrachtung über
die innerpolitiſche Lage, da die Entſcheidung über
Reichstagsauf=
löſung oder innenpolitiſche Ruhe noch in dieſem Monat erfolgen
wird. Beſtimmte Anregungen größeren Umfanges lagen nicht vor,
allerdings waren die deutſchen Bonds in Amerika und an den
übrigen Auslandsbörſen weiterhin feſt, man vermutet nicht nur
deutſche, ſondern auch ausländiſche Käufe an dieſen Plätzen.
Un=
ter dem Eindrucke der großen Börſenruhe bröckelten die Kurſe
zu=
meiſt leicht ab. JG. Farben ſchwankten zwiſchen 95½ bis 96½
bis 95½, waren alſo kaum verändert. Goldſchmidt auf
Mittei=
lungen, daß eine Sanierung nicht vorgenommen wird, eine
Klei=
nigkeit feſter. Scheideanſtalt unverändert. Am
Kunſtſeiden=
markt gaben Aku und Bemberg eine Kleinigkeit nach. Waldhof
verloren ½ Prozent. Am Schiffahrtsmarkte gaben Hapag
Nordlloyd ½ Prozent nach. Am Elektromarkt war das Kursbild
uneinheitlich. Ziemlich gut gehalten, waren AEG., Gesfürel
zogen ½ Prozent an, dagegen verloren Bekula ½, Licht u. Kraft
1. Schuckert 1. Lahmeyer ½, Siemens 1½ Prozent. Am
Montan=
markt zogen Rheinbraun 1½ Prozent an, Buderus ½, Rheinſtahl
waren unverändert, Gelſenkirchen ½ Prozent höher, dagegen
Stahlverein ¼, Phönix ½ und Harpener 1 Prozent ſchwächer.
Kaliwerte waren gut gehalten. Von Einzelwerten Conti Linol.
um 1 Prozent, Holzmann 1½ Prozent ſchwächer, dagegen Daimler
½, Metallgeſellſchaft 2 Prozent höher. Am Rentenmarkte waren
die Umſätze ebenfalls äußerſt beſcheiden. Auch hier lagen kaum
Aufträge der Bankenkundſchaft vor. Durch Spekulationsabgaben
ſtellten ſich ſpäte Schuldbücher um ½, Altbeſitz ½8 Prozent
niedri=
ger, dagegen Neubeſitz ½ Prozent freundlicher. Auch
Induſtrie=
obligationen vereinzelt etwas höher. Der Pfandbriefmarkt lag
ſehr ruhig. Die Kurſe bröckelten verſchiedentlich leicht ab.
An der Abendbörſe war das Geſchäft ſehr ruhig.
Innerpoli=
tiſche Beſorgniſſe bewirkten ein weiteres Fernbleiben des
Publi=
kums. Die Tendenz war uneinheitlich, die meiſten Kurſe lagen
eher etwas ſchwächer. JG. Farben aber leicht weiter anziehend
um ½ Prozent. Am Montanmarkt waren Rheinbraun 3 Prozent
niedriger, dagegen Mannesmann ½, Klöckner 1½ Prozent feſter.
Conti Linoleum verloren ½ Prozent, Elektrowerte waren knapp
behauptet. Reichshank ½ Prozent ſchwächer. Am Rentenmarkt
waren Alt= und Neubeſitz etwas niedriger. Von Pfandbriefen
Rhein. Hyp. ½ Prozent ſchwächer. Dekoſama 4 Prozent höher.
Der Pfandbriefumlauf im November 1932.
Die Statiſtik der Boden= und Kommunal=Kredit=Inſtitute für
November 1932 umfaßt unverändert 104 Anſtalten.
Im November 1932 verminderte ſich der Geſamtumlauf.
an Pfandbriefen und Kommunalobligationen (alles in Millionen
RM.) weiter auf 11986 (31. 10. 32: 12027,. 30. 11. 31: 12511).
und zwar betrug der Bruttozugang 29,89 (Vormonat 32,67), der
Abgang 71,51 (74,13), ſo daß ſich für November 1932 ein
Rein=
abgang von 41,62 (41,46), ergibt; dabei haben die Pfandbriefe
einen reinen Abgang von 33,32 (36,09) und die
Kommunalobli=
gationen einen ſolchen von 8.30 (5.37) zu verzeichnen.
Im einzelnen belief ſich der Bruttozugang bei den
Pfand=
briefen (Inland) im November 1932 bei einem Umlauf von
6653 (6678) auf 22.96 (26.18) der Abgang auf 47.93 (50,32), ſo
daß ſich ein Reinabgang von 24,97 (24,14) ergibt. Der Zugang
ent=
fällt ſeit der Zinskonverſion mit 22,61 (25,42) natürlich wieder
faſt ganz auf den 6prozentigen Typ. ebenſo der Abgang mit 46,81
(49,97).
Bei den Kommunalobligationen — Inlandsumlauf
1973 gegen 1980 — ſtellte ſich der Bruttozugang auf 2.28 (1.53),
der Abgang auf 9.91 (6.,51), ſo daß ſich im November ein
Rein=
abgang von 7.63 (4.98) ergibt.
Der Umlauf an Auslands=Pfandbriefen und
Kommunalobligationen ging weiter von 1081 auf
1077 zurück; der reine Abgang betrug 3,86 (4,71).
Liquidationspfandbriefe und
Aufwertungs=
ſchuldverſchreibungen (Umlauf 220 gegen 2205 wurden
3,85 (4,81) neu in den Verkehr gebracht; der Abgang betrug 8,63
(12.15)
Die Geſamtſumme des Beſtandes an Hypotheken.
Kom=
munaldarlehen und ſonſtigen Darlehen hat ſich mit 13 998 (14 101)
Mill. RM. gegen den Vormonat um rund 103 (51) Mill. RM.
weiter vermindert; von dieſem Rückgang entfallen 97 (41) auf
das Neugeſchäft, deſſen Umfang auf 11542 (11 638) Mill. RM.
geſunken iſt. Hierunter haben ſich landwirtſchaftliche Hypotheken
um 15.08 (13,53) Mill. RM. auf 2685 (2700) Mill. RM.
vermin=
dert, ſtädtiſche Hypotheken um 13,63 (22,31) Mill. RM., ſo daß der
Beſtand auf 5577 (5590) Mill. RM. zurückging.
Kommunaldar=
lehen gingen weiter um 69.,81 (6 42) auf 3066 13136) Mill RM.
zurück; der ſtarke Rückgang iſt auf Umbuchung von rund 60 Mill.
RM. auf „Debitoren in laufender Rechnung” bei einer
Landes=
bank zurückzuführen. Die Aufwertungsbeſtände ſind um 5.83 (9,97)
Mill. RM. auf 2416 (2422) Mill. RM. zurückgegangen und die
Teilungsſumme um 0,06 (0.10) auf 39,57 (39,63) Mill. RM.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung hat, mit
Wir=
kung ab 4. ds. Mts ihre Preiſe um 3 Prozent ermäßigt, nachdem
ſie zuletzt am 19. Dezember 1932 um 1½ Prozent erhöht worden
waren.
Zur Herbeiführung eines neuen Arbeitsvertrags hat der
Ar=
beitgeberverband der Siegerländer Gruben und Hütten, am
Dienstag den geſamten Belegſchaften in den Metallbetrieben zum
14. Januar gekündigt. Auch auf dem Walzblechwerk der
Ver=
einigten Stahlwerke A.=G. wurde der Belegſchaft die Kündigung
zugeſtellt. Von dieſer Maßnahme werden im Siegerland etwa
8000 Arbeiter betroffen.
Die Lage der Hersfelder Induſtrie hat in der letzten Zeit
verſchiedene Anzeichen einer langſamen Beſſerung erkennen laſſen.
Im einzelnen iſt die Tuchinduſtrie gut beſchäftigt. Die
Kamm=
garnſpinnerei arbeitet ſogar wie in normalen Zeiten in
Doppel=
ſchicht. Bei der Maſchineninduſtrie ſind einigermaßen lohnende
Aufträge in größerer Zahl eingegangen, ſo daß ſie für mehrere
Monate verhältnismäßig gut beſchäftigt iſt.
Das ſtellvertretende Mitglied des Direktoriums der Deutſchen
Zentralgenoſſenſchaftskaſſe Konrad Engelmann iſt aus dieſer
Stel=
lung ausgeſchieden; außerdem verläßt der
Handlungsbevollmäch=
tigte Kurt Bloch nach Uebereinkunft ſeinen Poſten.
Infolge eines Schlaganfalls ſtarb im Alter von 72 Jahren
Herr Eduard Oppenheim, der im Finanz= und Wirtſchaftsleben
eine führende Rolle ſpielte. Vor etwa 50 Jahren begann ſeine
Laufbahn in dem Bankhaus Erlanger u. Söhne, 1904 trat er in
den Vorſtand der Dresdner Bank, Frankfurt, ein und trat 1921 in
die Dt. Effekten= und Wechſelbank über. Nach ſeiner Penſionierung
gehörte er einer Reihe von Firmen als Aufſichtsratsmitglied an.
Dem amerikaniſchen Repräſentantenhaus iſt ein Geſetzantrag
zugegangen der Ergänzungszölle, für die Importe derjenigen
Länder fordert, deren Währung 5 Prozent oder mehr unterhalb
der Goldparität notiert.
Der Kurs des ſüdafrikaniſchen Pfundes fiel am Dienstag
wei=
ter und ſteht nur noch um 5 Prozent über der Sterling=Parität;
95 ſüdafrikaniſche Pfund ſind gleich 100 Pfund Sterling.
Berliner Kursbericht
vom 4. Januar 1933
Oeviſenmarkt
vom 4. Januar 1933
Mee
Deutſche Banku. 7
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyd
A. E.6.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummt.
Deutſche Cont. Gas
Nifc
72.—
61.75
16.375
26.875
17.—
28.—
68.75
56.—
20.75
34.50
117.—
105.—
Wee
Elektr. Lieſerung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Unter,
Harpener Bergbau
boeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöckhnerwerle
Kolsw. Chem. Fab=
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
Ve
m.50
95. 625
49.50
78.—
80.75
49.50
61.—
109.—
43.—
71.75
59.25
40.25
40.25
Wee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Beſteregeln Akkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.)
Baſalt Lin z
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Drah
Wanderer=Wer ie
41.75
u67.—
38.
31.125
414.
38.50
17.—
55.875
12.625
23.—
67.50
30.50
Hehingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm=
London
Buenos=Aires
New Yor).
Belgien.
Italien
Paris
Währung
100 finn.Mk.) 6.174
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
100 Leva 3,057
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Sta.
1 Pap. Peſo
1 Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Franes t
Ret
15f.95
12.465
169.2:
2.28
72.68
76.37
4.03
0.859
4.209
58.27
21.55
16.42
Brieft
6. 186
52.05
12.485
3.06
169.57
72.42
72.82
76.53
14.07
0.864
4.277
58.39
21.59
16.46
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Nio de Janeirol: Milrei
Jugoſlawien 100 Dinar
Athen
Iſtambu=
Kairo.
Kanada
Uruguah
Jsland.
Tallinn (Eſtl.)
1
Rigg
Währung Geld”
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden
1 Yen
Portugal 100 Escudos
100 Drachm. 2.1981
türk. 2 2.008
ägypt. 2 14.41
teanad. Doll.
1 Goldpeſo
100 isl. Kr. e
100 eſtl. Kr.
100 Lats
80.94
34.39
81.67
0.869
0.2es
5.574
12.76
3.728
1.648
63.44
110.5911
79.721
Brief
21.10
34.45
81.83
0.271
0.271
5.596/
12.78
2.202
2.012
14.45
3.734
1.652
3.56
110.81
79.78
Durmſtäuter und Karlondrount Surmfabt, Filtatt dtt Sreisher Sunr
Frankfurter Kursbericht vom 4. Januar 1933.
Kee
fällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35 ..
„ 1. 4. 36.
1. 4. 37..
1. 4. 38 ..
3%6 Dtſch. Reichsan.
„ v.27
5½2 %Intern.,,
6%Baden .......
6% Bahern .....
6½ Heſſen ...v. 29
68 Preuß. St. b. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 2
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4
ZAb=
löſungsanl. . . . . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6%Baden=Baden.
6%Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt ...
6% Dresden. v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze.v. 29
v. 26
6%Mainz .......
6%Mannheimv. 27
6% München .v. 29
6% Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Shp.=Bk.=Liquid.
4¾ %, Kom.Obl.) 7711=
92.5
861,
811,
76‟
72.5
76.5
78
83.5
95
62.5
62.75
7.4205
5.85
66
64I.
65
65
70
83.5
73
Rie
Pi
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% Goldoblig.
60 Landeskomm.=
Bkr. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
„ N.12
69 Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
6%Naſſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. 1
„ „ Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
39 Berl. Hhp.Bk.
5½%„ Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½%0 „„ Lig. Pfbr.
„ Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% „Lig.=Pfbr.
6% Mein. Hyp.=Bk.
12%0 Lig. Pfbr.
62 Pfälz. Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hhp.B1.
5½2%0 „ Lig. Pfbr.,
Goldoblig.
Südd. Bod.
Cred.=Bank ..."
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
62 Dt. Linol. Werke
83 Mainkrw. v.26
84
69
70
84.5
847,
88.
58,
80
7.25
82
86
861l,
8771,
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85.25
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86.25
R
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85.75
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87
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94.25
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6%Ver. Stahlwerk
62 Voigt e Häffner
F. 6. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
„ L.Inveſt.
5% Bulg.Tab. b. 02
4½% Oſt. Schätze
14%0 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän!
412%0
420 Türk. Admin.
% „ 1. Bagdadl
„ Bollanl.
4½% ungarn 1913
4i% 1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
47 Liſſabon
4½ Stockholm.
Aßtien
Aig. Kunſtziüdeunie
A. E. G. .... . . ..
AndregeNoris Bahn!
Aſchaffbg. Brauerei
Bellſtoff
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht/117.2
Buderus Eiſen. ..
Eement Heidelberg
Karlſtadt
F. G. Chemie, Baſell
Chem.Werke Abert
Chade „n...
Contin. Gmmmiw.!
Re
68.,2
76.5
96
8.5
9.o5
4.8
3.8
Auf
30.5
80
47.5
29‟
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78.5
146
86.25
80-5
2s
43.25
S7‟
91.5
167,
17.25
36
104
325
[ ← ][ ][ → ] Schweig”, ruft ſie ſchrill und ebenfalls heiſer, „hör” doch auf
mit deinem elenden alten Kram, immer warſt du die Blödere,
ſonſt hätte dir doch das alles nicht paſſieren können; haſſen tuſt du
mich? — Wie intereſſant” — ſie lacht rauh, „ich lache, hörſt du,
wie ich lache über deinen kitſchigen Haß —
Die andere zuckt mit der Waffe.
„Aber etwas anderes, Juliette Lequis, Eheweib des Nai Dar in derſelben Sekunde iſt — hängt ſie an ihm, ihre Hände um=
Ktar, den du ins Zuchthaus gebracht haſt, etwas anderes, du
Gift=
miſcherin” — ſie holt Atem und ſieht mit halbem Blick, daß der
Fremde faſt die Biegung der Galerie erreicht hat, zwanzig Schritt
noch mögen ihn von der Lequis trennen — „du willſt wiſſen, was fegt die Stufen hinunter, doch ſchneller als ſie ſtößt ein Menſch
ich hier ſuche, aus welchem Grunde ich deine dürftigen lächerlichen — wieder einer — die Treppe von der Diele herauf, das iſt
Hirngeſpinſte zerſchlagen werde — ja, werde, du Idiotin! —
nie=
vor dir im Bankſafe verſtecken mußte, niemals wirſt du den Tem= mit einem rundlichen Gegenſtand — Vaſe, erkennt Ino Beß,
pelſchlüſſel der Könige von Pamai=Yam in deinen diebiſchen Fin= keilt auf die Lequis ein, die ächzend losläßt, während der junge
gern halten denn ich habe alles, alles iſt in meinem Beſitz, hörſt
du — den Schlüſſel hatte ich ſchon an dem Morgen, als du zum
erſtenmal mit der durchſichtigen Sache zu mir kamſt. Schlecht
be=
raten, meine Taube, ausgerechnet mich um Rat zu fragen” — ſie
lacht mitleidslos, „geh’ nur wieder mit Miſter Vaugham
zuſam=
men, der genau ſo blöd iſt wie du, das Geſchäft verſtehſt du beſſer
— am erſten Tag ſchon, da ihr ungeſchickterweiſe Philipp Spoor
die Schrauben anſetztet, ſtatt ihn mit einer Handbewegung
einzu=
wickeln, hab’ ich den Schlüſſel, aus ſeiner Taſche geſtohlen, im
Kaffeehaus damals, damit du’s genau weißt. Auch ich hatte mir
nämlich erlaubt, auf Grund des famoſen Inſerats Philipp Spoor
meine Aufmerkſamkeit zu widmen. Niemals wird dein Sohn den führte, hatte die Fremde, von der Chauſſee abbiegend, vor einer
Schlüſſel beſitzen, denn nur der wird ihn erhalten, dem er zukommt,
Prinz Ser Biri von Pamai=Yam — — — mein Neffe, verſtehſt
du, der Sohn meiner Schweſter!“
Juliette iſt unter den höhniſchen und entſetzlichen Worten
kalkweiß geworden, ſie beißt ſich die Zunge blutig, um nicht durch
ſinnloſe Schreie dieſe Worte zu übertönen, zu erſticken, noch eine
Minute zurückhalten, den tödlichen Schuß, denn ſie will zuerſt ſuchen und Manipulationen aufging, wurde ihr Verdacht zur
Ge=
wiſſen, hören, alles erfahren — ſie muß die Lippen anfeuchten, ehe wißheit
ſie ſprechen kann, was, Neffe? — Gequält bringt ſie die Worte
heraus: „— — Neffe? — Ser Biri? — Deine Schweſter? —
Ino ſieht am Geſicht ihrer Feindin vorbei den jungen
Men=
ſchen, der ihrem Neffen ſo ähnlich ſieht und es doch nicht iſt, nicht
ſein kann, nähergleiten, zehn Schritt von Juliette, ſie richtet
ſich auf:
„Meine Schweſter Madelaine, Gräfin Dubois=Eſſentiers,
war verheiratet, hörſt du, rechtmäßig verheiratet mit Dikur,
Prinz von Pamai=Yam, mit König Dikur, deſſen Kammerherr
dein Mann war. Er hat an mich geſchrieben aus dem
Zucht=
er dir im Wege war, du Teufelin. Ino Beß hatte aber ſchon
vorher die Sache in die Hand genommen, und ſie wird ſie zu
Nors — und gegen dich —, bilde dir bloß nicht ein, daß ich
nicht allein mit dir fertig würde — rote Jule von der Place Licht geſtreift ſowie einen winzigen Moment lang die erſten Stu=
Pigalle!”
Juliette Lequis ſchreit gellend auf, ſie ſchießt
Aber das Stahlſtückchen bohrt ſich nicht in das Herz der
Decke der Galerie, reißt ein Loch in die Stukkatur, Gips
ſpritzt herab
Ein Schlag gegen Juliettes erhobene Hand ha: die Waffe
aus der Richtung gebracht, ein Schlag, wohlgezielt und klat=
ſchend, wie er die Wange eines ungezogenen Kindes erreicht
— nicht der erſte Schlag dieſer Hand, der Frau Lequis trifft.
Klirrend ſchliddert der Revolver über den Boden, Ino fängt
ihn geſchickt auf —
Juliette hat ſich herumgeſchmiſſen, den aſiatiſch ausſehenden
jungen Mann angeſtarrt wie ein wahnwitziges Traumbild —
krallen ſeinen Hals, beide ſtürzen zu Boden, rollen ineinander
verkrampft die breiten Treppenſtufen hinab, ſo raſend ſchnell,
daß Ino nur entſetzt zuſehen, aber nicht eingreifen kann. Sie
ſchon keine menſchliche Bewegung mehr, das iſt ein Projektil,
mals wirſt du die Dokumente bekommen, die dein eigener Mann das ſchmettert ſich auf den ſtöhnenden Knäuel haut drauflos
Mann, blaurot im Geſicht, röchelnd beiſeite rollt.
Ino Beß fällt dem zuletzt Aufgetretenen in den Arm. „Laſſen
Sie”, ſagt ſie beſtimmt, ſie hat ſich gefaßt, iſt wieder ganz da,
„laſſen Sie nur. Die hat für ne Weile genug, ſchade um die
Vaſe, Fräulein Goering.”
43.
Barba und Phil.
Barba hatte aufregende Stunden hinter ſich.
Nach einem ſchweigend zurückgelegten Weg von etwa einer
Stunde, der weit aus der Stadt und bewohnten Straßen
hinaus=
hohen Mauer haltgemacht. Die Art, wie ſie eine kleine, unter
er=
frorenen Efeuranken verſteckte Tür ſuchte und ſchließlich auch nach
einigem Bemühen öffnete, beſtärkte Barbas Verdacht, daß es mit
dieſer angeblichen Freundin von Ino Beß eine ſeltſame
Bewandt=
nis habe. Unruhig folgte ſie durch diefverſchneite Parkwege, und
als die Hintertüre des weißen Hauſes auch erſt nach allerlei Ver=
„Was tun wir hier?” fragte Barba, beklommen von der
un=
heimlichen Stille des Hausganges.
Juliette machte ſich mit dem geräuſchloſen Schließen der Türe
zu ſchaffen „Kommen Sie!” ſagte ſie bloß, halblaut, aber hart, der
Tonfall zeigte die Veränderung, die mit der ſüßlächelnden Dame
vom Bahnhof vorgegangen war. Das Licht ihrer Blendlaterne
glitt durch den Flur, ſie brauchte den Weg nicht zu ſuchen — denn
was Nai Dar Ktar in ſeiner Beichte verſchwiegen hatte — einmal
war Juliette Lequis in Abweſenheit der Hauseigentümer doch von
dem betörten Manne hier empfangen worden. Barba tappte in
haus, der unglückliche Kerl, wohin du ihn gebracht haſt, weil einer ſich mehr und mehr ſteigernden Erregung hinter der Frau
her, die Treppe hinauf, durch einen kleinen Gang in einen Raum,
deſſen Ausmaße mehr zu ahnen, als in dem huſchenden Licht zu
Ende führen, gegen die ganze hochgeborene Geſellſchaft der ſehen waren, Barbas unbeſtimmter Empfindung nach jedoch ſehr
groß ſein mußten. Ein Geländer aus Marmor wurde kurz vom
fen einer breiten, nach unten führenden Steintreppe — man war
alſo auf einer Galerie.
„Hier bleiben Sie ſtehen und rühren ſich nicht, bis ich zu=
Schwägerin eines Königs, es prallt ziſchend gegen die hohe rück bin” befahl Juliette und warf ſich in die Dunkelheit, ehe
Barba antworten konnte. Angſtvoll verfolgte das junge Mädchen
den Lichtkreis, der ſich ſtill von ihr entfernte, um die Galerie
herumſchwebte, beziehungslos wie ein Irrlicht, hinter den Bogen
des Geländers immer wieder auftauchend und verſchwindend,
endlich eine Türe traf, vor der ſich der Umriß der Frau ſcharf
abhob und dann von der ſtumpfen Dunkelheit jäh verſchluckt
wurde. Leichtes Knacken verriet das Schließen der Türe.
Barba Goering ſtand allein in der Nacht eines fremden
Hauſes.
Hier, wo Gefahr und Tod beheimatet ſchienen — hier ſoldte
ſie Philipp Spoor wiederfinden?
Sie ſtand und lauſchte, ihre Hände wurden feucht vor Angſt,
ein weſenloſes Geräuſch aus der Tiefe des Gebäudes ließ ſie
zuſammenzucken, hämmerte in ihren Schläfen — es war
un=
möglich, dieſe entſetzliche Stummheit noch lange zu ertragen.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke: War es nicht Wahnſinn, hier
ſtehen zu bleiben? — Hier, wo in jeder Sekunde mörderiſche
Hände aus dem Dunkeln nach ihr greifen konnten! Sollte ſie
nicht verſuchen, der immer näher rückenden Gefahr
auszu=
weichen, ſtatt ſich wehrlos von ihr überraſchen zu laſſen. —
Faſt ohne zu überlegen, was ſie tat, glitt ſie vorwärts, auf die
eben bemerkte Treppe zu, taſtete ſich am Geländer hinunter,
ſorg=
fältig bemüht, kein Geräuſch zu verurſachen, und hatte das
Ge=
fühl, als dröhne ſchon das Klopfen ihres Herzens überlaut und
verräteriſch durch die Stille.
Endlich war ſie unten, ſtand mit angehaltenem Atem, wieder.
erſchüittert von einem Geräuſch, das diesmal beſtimmt aus dem
erſten Stock kam, wo die Fremde verſchloſſenen Zimmern
un=
heimliche Beſuche abſtattete. Vom letzten Reſt ihrer Beherrſchung
verlaſſen, ſchob ſich Barba voran in die Dunkelheit hinein, mit
ausgeſtreckten Armen wie eine Blinde, ſtieß an etwas Hartes,
fühlte Holz, Stuhlkanten, Möbelecken, fühlte Ueberzüge darüber,
aha, Möbel waren hier zuſammengerückt, unter Staubhüllen,
ohne erklären zu können, warum, kroch ſie unter dem Stoff
durch, zwiſchen Sofas und Tiſchen war ein Winkel, ſie kniete
ſich hin, hier hatte ſie wenigſtens Deckung.
Nach einiger Zeit ging oben leiſe eine Türe, die Frau kam
zurück, der wütende Schreck, als ſie Barba nicht mehr an dem
Platz fand, ſchwang hinunter bis zu dem jungen Mädchen, das
zitternd in ſich kroch. „Fräulein”, rief die Frau gedämpft, ihre
Stimme ſchnappte über vor Wut und Unſicherheit, „was iſt los,
wo ſind Sie, Fräu . ..” ſie brach ab, wie durſchnitten das
Wort, einige haſtende Bewegungen, Türſchließen — — Stille —
Barba horchte — was war geſchehen? — Hatte die ſelbſt
Augſt bekommen?
Stunden lähmenden Schweigens folgten. Barba hockte
er=
ſtarrt vor Kälte und Furcht zwiſchen den Möbeln, ſie rührte
ſich nicht, vermochte auch nicht zu denken, ſie wartete — — auf
twas?
Dann kamen Laute von draußen, überdeutlich, doch nicht
mehr imſtande, Barbas Erregung zu ſteigern: Ein Auto fuhr
vorbei! — Ino Beß? dachte Barba ſtockend.
Etwas ſpäter betrat jemand die Galerie, ſtand lauſchend,
und da vernahm auch Barba das kleine Knirſchen eines
Schlüſſels, der nicht will — Licht flammte auf, jemand ſetzte oben
über die Galerie, riß Türen auf
Apathiſch hockte Barba am Boden, von der gräßlichen
Ner=
venanſpannung wie erſtorben. Konnte noch Schlimmeres
kom=
men als dieſe Qual?
Ja, es konnte.
Ein Schrei gellte auf.
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Seite 12 — Nr. 5
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 5. Januar 1933
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(497)
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(V.495
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dede Nacht geöffnet
Bei der Aufführung des
Films „
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ſind evangeliſche Kreiſe nicht beteiligt.
Ebenſo nicht bei der Verwendung des für
„charitative Zwecke” vorgeſehenen Reinertrags.
Wir bitten alle Evangeliſchen, ſich nicht
dadurch täuſchen zu laſſen, daß der Charakter
der Veranſtaltung verſchwiegen wird.
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