Einzelnummer 10 Pfennige
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Franfurt a. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 3
Dienstag, den 3. Januar 1933.
196. Jahrgang
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(4 Dollar — 420 Mark. — Im Falle, höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strell uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
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Konkurs oder gerſchtliſcher Beitreibung fällit ſeder
Nabatt weg. Banſkionto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natſonalbant.
Am Mittwoch Aelteſtenrat.
Das Ende des Burgfriedens und der polikiſchen Weihnachtspanſe. — Im Falle der Reichskagseinberufung
will der Reichskanzler dit
Hillers Enkſcheidung ausſchlaggebend
für Forldauer oder Auflöſung des Reichskages.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Mit dem Jahreswechſel hat nicht nur der Burgfriede, ſein
Ende erreicht, ſondern gleichzeitig auch die politiſche
Weihnachts=
pauſe. Am Mittwoch tritt der Aelteſtenrat des Reichstags
zu=
ſammen, um über die Einberufung des Reichstages, zu beraten.
Die Geſichtspunkte für und wider ſind in der letzten Zeit eingehend
beſprochen worden.
Die Entſcheidung liegt bei den
Nationalſozia=
liſten, die nach wie vor ihre Abſichten in ein geheimnisvolles
Dunkel hüllen. Sie haben ſich aber doch wohl ſo weit feſtgelegt,
als daß ſie ohne Schwierigkeiten einer Vertagung des Reichstages
über den 20. Januar hinaus widerſprechen können. Kommt es
je=
doch zu einer Einberufung des Reichstags, dann will der
Reichs=
kanzler die Entſcheidung erzwingen und mit der
Regierungserklä=
rung vor das Plenum treten, das aber bei der Abſtimmung über
die Mißtrauensvoten ſein Ende finden muß. Hitler ſteht nun vor
der ſchwierigen Frage, ob er auf die Gefahr von Neuwahlen hin
den Mißtrauensanträgen zuſtimmt oder, um Zeit für die innere
Reorganiſation ſeiner Partei zu gewinnen, die Anträge ablehnt
und dadurch dem Kabinett Zeit zur weiteren Mitarbeit gibt.
Aller=
dings um den Preis, daß er dadurch in eine mittelbare
Abhängig=
keit vom Reichskanzler gerät. Welches für ihn das kleinere Uebel
ſein wird, weiß er im Augenblick vielleicht ſelbſt noch nicht.
Verhandlungen hinker den Kuliſſen.
Es iſt offenſichtlich, daß hinter den Kuliſſen verhandelt wird.
Gerüchte ſind gleichzeitig dutzendweiſe in Umlauf. Man ſpricht
von Verhandlungen zwiſchen Zentrum und
Natio=
nalſozialiſten wegen der Wahl des
Miniſterprä=
ſidenten. Man ſpricht ferner davon, daß Hitler
Verbin=
dung zu dem früheren Reichskanzler von Papen ſuche, um ſich
mit ihm auszuſöhnen. Man ſpricht endlich davon, daß Herr von
Schleicher mit Gregor Straſſer verhandele, um
ihn zum Vizekanzler und Miniſterpräſidenten
in Preußen zu machen, auch gegen den Widerſtand
Hitlers. Wo ſich Rauch zeigt, iſt meiſtens auch Feuer. Sehr
wahrſcheinlich alſo, daß auf Umwegen Fühlung nach den
verſchie=
denſten Seiten geſucht wird. Freilich können wir uns nicht recht
vorſtellen, daß Hitler ſich ausgerechnet um Herrn von Papen
be=
mühen wird, den er doch ſehr viel ſchärfer bekämpft hat als den
gegenwärtigen Kanzler. Einleuchtender wäre es ſchon, daß
zwi=
ſchen der Wilhelmſtraße und dem Braunen Haus
neue Drähte geſponnen werden ſollen, deren Tragfähigkeit
jedoch nicht überſchätzt werden darf. Wir glauben auch, daß
irgend=
wie der Gedanke aufgetaucht iſt, an Hitler vorbei die ſchon im
November aufgenommenen Verhandlungen mit Straſſer
fortzu=
ſetzen. Wir könnten uns ſogar vorſtellen, daß die Ernennung
Straſſers zum Vizekanzler ſelbſt gegen den Willen Hitlers die
Un=
ruhe und die Unordnung bei den Nationalſozialiſten noch erhöhen
könnte. Aber wir ſehen nicht recht, ob der Kanzler bereits jetzt
ein Intereſſe daran haben kann, auf eine Spaltung des
National=
ſozialismus hinzuarbeiten. Vor allem wird das Zentrum ſich einer
Löſung widerſetzen. Es iſt bereit, Herrn Straſſer zum
Miniſter=
präſidenten in Preußen zu wählen, wenn er gleichzeitig
Vize=
kanzler werden wird. Aber dieſe Bereitſchaft beſchränkt ſich nur
auf eine Wahl, und eine Wahl iſt nur mit Hilfe der
national=
ſozialiſtiſchen Landtagsfraktion, alſo mit Hilfe Hitlers
durchzu=
ſetzen. An einem Vizekanzler Straſſer aber, der in Preußen als
Reichskommiſſar auftreten könnte, hat das Zentrum kein Intereſſe.
Im Gegenteil, es lehnt eine ſolche Löſung ab, weil es möglichſt
raſch auf eine Beendigung der Reichsexekution in Preußen
hin=
arbeitet, während eine Kombination Straſſer dieſer Art das
In=
terregnum nur verlängern würde.
Vorläufig ſind wir alſo aus dem Stadium der Erwägungen
und der Möglichkeiten noch nicht herausgekommen und werden
vermutlich auch nicht eher darüber herauskommen, bis der
Gegen=
ſatz Hitler—Straſſer nach der poſitiven oder negativen Seite
ent=
ſchieden iſt und die Nationalſozialiſtiſche Partei zu erkennen
ge=
geben hat, in welcher Richtung ſie ihre Politik feſtlegen will.
Bevorſtehende Ausſprache zwiſchen Braun
und Schleicher.
* Berlin, 2. Januar. (Priv.=Tel.)
Der preußiſche Miniſterpräſident Otto Braun hat den Wunſch,
ſich mit dem Reichskanzler von Schleicher über ſein Verhältnis
zur kommiſſariſchen Preußenregierung zu unterhalten. Er hat
dem Reichskanzler vor kurzem ein ausführliches Schreiben
über=
mitteln laſſen, das noch einmal die Beſchwerden des alten
Staats=
miniſteriums aufzählt, ebenſo aber auch ſeine Anſprüche wieder
er=
hebt, die natürlich auf eine Machtausweitung hinauslaufen. Wann
dieſe Unterhaltung ſtattfinden ſoll, ſteht noch nicht feſt. In der
Wilhelmſtraße wird lediglich erklärt, daß ſie „in dieſen Tagen” vor
ſich gehen ſoll. Irgendeinen nennenswerten Erfolg wird ſie aber
wohl kaum haben. Der Reichskanzler wird keinerlei bindende
Verſprechungen machen, da der Reichspräſident als die einzige
ausſchlaggebende Inſtanz auf eine reſtloſe Beſeitigung des
Dualis=
mus Reich-Preußen hinarbeitet, einen Rückfall in die
Vergangen=
heit alſo ablehnt.
Enkſcheidung erzwingen.
Neue Kämpfe im Reichsrak
um die Länderrechke.
In Erwarkung eines bayeriſchen Vorſtoßes.
Berlin, 2. Januar. (Priv.=Tel.)
Zu den Ausführungen, die namens des Reichsrates der
preußiſche Miniſterialdirektor Coßmann beim Neujahrsempfang
durch den Reichspräſidenten gemacht hat, und die wegen ihres
Appells auf Anerkennung der Selbſtändigkeit der Länder in der
politiſchen Oeffentlichkeit großes Aufſehen erregten, hören wir
aus unterrichteten Kreiſen, daß damit zu rechnen ſei, daß in den
weiteren Tagungen des Reichsrates etwa Mitte Januar
die Frage Reich=Länder wiederum eine große
Rolle ſpielen werde. Insbeſondere könne man einen
bayeriſchen Vorſtoß erwarten, wie ja der Führer der
BVP., Stckatsrat Schäffer, ſchon kürzlich angedeutet hebe, d.ß
von den Ländern der Druck genommen werden müſſe, daß ihre
Selbſtverwaltung und Selbſtändigkeit vom Reiche her allzu ſtark
beeinträchtigt werden könnte. Unter dieſen Umſtänden meint man
in politiſchen Kreiſen, daß auch der Appell in Coßmanns
An=
ſprache vor allem auf baheriſche Initiative zurückgehen werde.
Neuer kommiſariſcher Landwirkſchaftsminiſter
in Preußen.
Mit dem 1. Januar iſt der bisherige Landrat des Kreiſes
Beeskow, Dr. jur. Ernſt Wiskott, zum Staatsſekretär im
preußi=
ſchen Landwirtſchaftsminiſterium ernannt und mit der
Wahr=
nehmung der Geſchäfte des kommiſſariſchen
Landwirtſchafts=
miniſters von der kommiſſariſchen Regierung betraut worden.
Dr. Wiskott, der am 20. April 1879 in Eſſen geboren wurde,
iſt Verwaltungsbeamter von Beruf und war ſeit 1906 im
Staatsdienſt tätig. Er war dabei u. a. bei der Regierung in
Schleswig und im preußiſchen Handelsminiſterium beſchäftigt
Schon 1925 wurde er Landrat in Beeskow. Der Staatsſekretär
im Reichsernährungsminiſterium, Muſſehl, der bisher das
preußiſche Landwirtſchaftsminiſterium kommiſſariſch mitverwaltet
hatte, beſchränkt ſich ab nun auf ſeine Tätigkeit im
Reichs=
ernährungsminiſterium.
Vor dem Erlaß einer neuen preußiſchen
Verwalkungsverordnung?
In unterrichteten Kreiſen verlautet, daß in Preußen der
Er=
laß einer neuen Verordnung über die Vereinfachung und
Ver=
billigung der Verwaltung bevorſtehe. Nachdem durch ſolche
Ver=
ordnungen bisher die Neueinteilung der Landkreiſe, die
Zu=
ſammenlegung von Ober= und Regierungspräſidien, die
Auf=
löſung von Provinzialſchulkollegien, die Auflöſung des
Wohl=
fahrtsminiſteriums uſw. geregelt wurde, ſoll die neue
Verord=
nung Reformmaßnahmen bei den beſtehenden Städte= Kreis=
und Gemeindeordnungen bringen. Der Umfang der
Regierungs=
behörden und der Verwaltungsgerichtsbarkeit ſoll vereinfacht
werden, insbeſondere auch durch einfachere Geſtaltung des
Ver=
waltungsſtreit= und Beſchlußverfahrens. Inwieweit damit
Inter=
eſſengebiete der kommunalen Selbſtverwaltung berührt werden,
war bisher authentiſch noch nicht feſtzuſtellen. In Kreiſen der
Regierung Braun iſt über die neue Verordnung noch nichts
bekannt. In den der kommiſſariſchen Regierung naheſtehenden
Kreiſen verlautet, daß die etwa bevorſtehende Verordnung
keineswegs umfaſſend ſein werde, ſondern lediglich dem Zwecke
dienen ſolle, neben der weiteren Verbilligung und
Verein=
fachung der Verwaltung die Finanzſchwierigkeiten bei den
Ge=
meinden zu mildern, durch Erleichterung der
Umſchuldungs=
aktion und durch Förderung des Zieles, die Arbeitsloſigkeit in
den Kommunen zu bekämpfen.
Der Fall Henkſch.
Der deutſche Auslieferungsankrag
der deutſchen Bokſchaft in Rom zugeleitei.
Der Antrag auf Auslieferung der in Italien weilenden drei
Dresdener SA.=Leute, die des Mordes an ihrem Kameraden
Hentſch verdächtigt ſind, iſt, wie wir von zuſtändiger Stelle
er=
fahren, heute dem deutſchen Botſchafter in Rom zur
Ueber=
reichung an die italieniſche Regierung zugeleitet worden.
Auf Grund der zwiſchen Deutſchland und Italien
beſtehen=
den Abmachungen iſt die italieniſche Polizei verpflichtet, eine
Fahndungsaktion in die Wege zu leiten und, wenn ſie von
Er=
folg begleitet iſt, auch die Verdächtigen feſtzunehmen. Sie
kön=
nen aber nach Ablauf einer beſtimmten Friſt wieder freigelaſſen
werden, wenn nicht bis dahin ein Auslieferungsantrag
einge=
gangen iſt.
Aufhebung der Immunität des Abg. Bennecke
beankragl.
Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, hat der
General=
ſtaatsanwalt im Falle Hentſch beim ſächſiſchen Landtag den
An=
trag auf Aufhebung der Immunität des Abgeordneten Dr.
Ben=
necke wegen des Verdachtes der Begünſtigung der Täter geſtellt.
Dr. Bennecke iſt Führer der Untergruppe Dresden der SA. und
direkter Vorgeſetzter des flüchtigen Schenk.
Volksdeutſcher Jahresrückblick.
Von
Reichsminiſter a. D. Dr. Geßler,
Vorſitzender des Vereins für das Deutſchtum im Ausland.
II. Die Außenfront.
Auf dem Außenfelde des volksdeutſchen Kampfes läßt ſich
überall das Beſtreben der gegneriſchen Völker und Staaten
feſt=
ſtellen, ſo lange es noch möglich iſt, mit allen Mitteln den
deut=
ſchen Volksbeſtand zu ſchmälern, anſcheinend in einer gewiſſen
Angſt, daß eines Tages der Zeitpunkt kommt, der auch dem
deutſchen Reiche wieder ſeine alte Stellung unter den Völkern
gibt, die an ſich ſchon einen Schutz deutſcher Volksintereſſen
außerhalb der Reichsgrenzen bedeutet. Ich kann hier nur in
großen Linien die Ereigniſſe des Jahres 1932 kennzeichnen
in=
dem ich die Lebensräume deutſchen Außenvolkstums heraushebe,
die zugleich Kampfräume ſind.
Im Norden iſt die deutſch=däniſche Auseinanderſetzung
ein Kampf innerhalb der gleichen Raſſe. Der Kampf drehte ſich
auch hier wie überall zunächſt um den Beſitz des Bodens und
weiterhin darum, dieſem Boden und ſeinen Menſchen die
For=
men der deutſchen oder däniſchen Kultur aufzuprägen. Nach
germaniſcher Art wurde mit offenem Viſier, mit einer gewiſſen
Ritterlichkeit der gegenſeitigen Duldung, aber auch mit
ver=
biſſener Zähigkeit und Gründlichkeit der Methoden gekämpft.
Die Zahl der Schulkinder in den deutſchen Schulen iſt etwas
geſtiegen. Das Büchereiweſen befindet ſich in guter Entwicklung.
Südlich der Grenze wurde das Gebiet der däniſchen Arbeit bis
zur Stadt Schleswig hin ausgedehnt. Gegenüber dem deutſchen
Knivsbergfeſt veranſtalteten die Dänen in Nordſchleswig
„Wiedervereinigungsfeiern”. Bei den Wahlen wurde als
deut=
ſcher Vertreter D. Schmidt=Wodder wiedergewählt.
Im Nordoſten war im vergangenen Jahre das
Memel=
land wieder ein Kampfgebiet erſter Ordnung. Die
Memel=
ländiſche Autonomie iſt beſtimmten Kownoer Kreiſen immer
läſtig geweſen. Man benutzte Verhandlungen wirtſchaftlicher
Natur, die der Memeler Landtagspräſident in Berlin zu führen
hatte, zu einem Vorſtoß und verbot den Vertretern des
Memel=
landes ſogar den Beſuch der Völkerbundstagung. Die Gefahr
eines militäriſchen Einbruches zog herauf. Daß die litauiſchen
Bemühungen letzten Endes und nach monatelangen politiſchen
Kämpfen doch nicht den erſtrebten Erfolg gehabt haben, das iſt
vor allem der Treue der memelländiſchen Bevölkerung zu
ver=
danken, die ſich bei den Wahlen trotz aller
Einſchüchterungs=
verſuche zu ihrer deutſchen Geſinnung bekannt hat, dann aber
auch der Anteilnahme des Reiches und Oſtpreußens an dem
Schickſal dieſes abgetrennten Landes. In Alt=Litauen
kämpfte das Deutſchtum, das ganz überwiegend im Bauerntum
wurzelt, ſeinen ſchweren Kampf um Schule und Kirche weiter.
Kennzeichnend für die Einſtellung des litauiſchen Staates iſt
die Tatſache, daß gerade jetzt am Jahresende der Vorſitzende
einer Ortsgruppe des Deutſchen Kulturverbandes verhaftet und
verbannt wurde, nur weil er nach Schließung der deutſchen
Schule ſeines Ortes einen Religionsunterricht in deutſcher
Sprache eingerichtet und in ſeiner Wohnung eine deutſche
Bücherei angelegt hatte.
In Lettland und Eſtland iſt im vergangenen Jahre
deutlich eine anſteigende Welle der nationaliſtiſchen
Unduld=
ſamkeit zu ſpüren. Beſonders in Lettland iſt das Beſtreben
nach Abbau der an ſich muſtergültigen deutſchen
Kulturſelbſt=
verwaltung feſtzuſtellen. Angeblich aus Sparſamkeitsgründen
wurden die Schulaufſicht der Minderheiten, die
Lehrberech=
tigungsausſchüſſe aufgehoben und auch auf anderem Gebiet noch
Einſchränkungen durchgeführt. Auch die neuen
Enteignungs=
beſtrebungen, die ſich gegen deutſchen Privatbeſitz in Riga richten,
kennzeichnen die Lage. Es iſt unter höheren Geſichtspunkten
völlig unverſtändlich, daß die baltiſchen Staaten, die ſich einen
Namen durch die Regelung der kulturellen Selbſtverwaltung
ge=
macht haben, und die ſchon ihrer geringen Größe und
Be=
völkerungszahl wegen alle Reibungen mit Großvölkern
ver=
meiden ſollten, den Treibereien verhetzter Kreiſe nachgeben und
ihren deutſchen Staatsangehörigen die bisher unbeſtreitbare
Lohalität ſo ſchwer machen.
Eine Welle des gleichen Chauvinismus iſt auch durch das
tchechiſche Volk gegangen. Die Tſchechoſlowakei, die
bis=
her immer den größten Wert darauf legte, die angebliche
Zu=
friedenheit ſeiner nichttſchechiſchen Staatsangehörigen der ganzen
Welt begreiflich zu machen, hat nunmehr eine Unzahl von
Hoch=
verratsprozeſſen gegen die deutſche Minderheit begonnen. Gegen
Jahresende ſchwebten etwa 90 ſolcher Prozeſſe gegen 402
Per=
ſonen und 27 Verbände deutſcher Nationalität. Der Verlauf
der bisher verhandelten Prozeſſe ſollte eigentlich nicht zu der
Fortſetzung dieſer Methode einer gerichtlichen Schikanierung der
deutſchen Minderheiten verlocken. Es ſcheint auch ſo, als ob die
Tſchechen alle Erfahrungen vergeſſen haben, die ſie zur Zeit des
alten Oeſterreich mit den Auswirkungen ſolcher Prozeſſe gemacht
haben. Beſonders ſchwer wirkt ſich die Wirtſchaftskriſe in den
deutſchen induſtrialiſierten Randgebieten aus. Die Deutſchen
haben die Hauptlaſt der Betriebseinſchränkungen und der
Arbeitsloſigkeit zu tragen, und es hat den Anſchein, als ob dieſe
Schwächung der deutſchen Wirtſchaft, die doch letzten Endes
zu Laſten des Geſamtſtaates geht, gewiſſen Kreiſen in Prag gar
nicht ſo unerwünſcht iſt. Für die Schulpolitik iſt es kennzeichnend,
daß die Prager Regierung im letzten Jahr allein 10 Millionen
Kronen für den Bau tſchechiſcher Minderheitenſchulen in den
deutſchen Gebieten ausgegeben hat. Neubauten für die deutſchen
Minderheiten pflegten durchweg aus Sparſamkeitsgründen
ab=
gelehnt zu werden. Seit 1919 ſind auf dieſe Weiſe 524 tſchechiſche
Schulpaläſte im ſudetendeutſchen Siedlungsgebiet errichtet
wvorden.
Ein beſonders trauriges Kapitel iſt die Lage des deutſchen
Volkstums in Polen. Schlag auf Schlag iſt hier auch im
ber=
gangenen Jahre wieder gegen die deutſchen Schulen geführt
worden. In Dirſchau, Kattowitz, Bielitz, Lemberg ſind deutſche
Schulen zerſtört oder ihrem deutſchen Zweck entzogen worden.
In Wolhynien hat man 3000 deutſche Koloniſtenkinder des
Kantorenunterrichtes beraubt. Das alles geſchah in einer Zeit,
in der in Preußen in großzügigſter Weiſe das polniſche
Schul=
weſen, ſogar mit Vorzugsbeſtimmungen gegenüber dem deutſchen
Privatſchulweſen, gefördert wurde und „Schulen” mit
ſtaats=
polniſchen Lehrern geſtattet wurden, die mit Mühe und Not
auf ſieben Kinder gebracht waren. Wenn mit dem gleichen Maße
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in Preußen gemeſſen würde, mit welchen Polen die deutſchen
Schulen mißt, dann würde keine einzige polniſche Schule mehr
übrig bleiben! In Oſtoberſchleſien wurde der Kampf
nicht nur gegen die deutſchen Schulen, ſondern auch gegen den
Arbeitsplatz mit brutaler Energie weitergeführt. Gerade die
Arbeitsloſigkeit wird dazu benutzt, um Arbeiter in die polniſchen
Gewerkſchaften zu locken, die mit ſtaatlicher Beihilfe erſt ein
Daſeinsminimum an Unterſtützung ermöglichen. Ueber Danzig
lag das ganze Jahr der Schatten Polens. Zeitweiſe rechnete
man ſogar ernſthaft mit einem militäriſchen Ueberfall. Der
Kampf gegen den Danziger Hafen wird trotz aller auf dem
Papier ſtehenden Verpflichtungen Polens weitergeführt. Auch
in der Frage der Zlotywährung auf den Danziger Eiſenbahnen
ſcheint trotz des Eingreifens der übergeordneten Stellen noch
nicht das letzte Wort geſprochen zu ſein.
Die Deutſchen in Rußland befinden ſich bei formaler
Freiheit ihres nationalen Lebens in einer ganz beſonders
be=
klagenswerten Lage. Ein Mund= und Sprachendeutſchtum allein
kann auf die Dauer nicht beſtehen, wenn es von ſeinen ſeeliſchen
Lebenskräften abgetrennt iſt. Die Entwurzelung aus dem
Glau=
ben und aus dem Boden iſt eine furchtbare Gefahr für die
Deutſchen in Rußland. Hinzu kommt die entſetzliche
Grauſam=
keit, mit der Zehntauſende deutſcher Bauern in barbariſche
Sklaverei und Verbannung geſchleppt wurden. Nur ſelten dringt
einmal ein Bericht aus der grauenhaften Abgeſchloſſenheit des
rieſigen Landes. Erſchüttert hört man dann von ſeeliſcher und
körperlicher Todesnot einer deutſchen Menſchengruppe, die auch
jetzt noch über eine Million Seelen zählt.
Im ſüdöſtlichen Europa iſt die Lage der deutſchen
Volksgruppen außerordentlich verſchieden. Wenn man den Grad
der nationalen Unterdrückung von Staatswegen kennzeichnen
will, ſo könnte man ihn von der Slowakei und Rumänien über
lingarn nach Südſlawien abſtufen, wobei immer noch die Frage
iſt, ob das angeblich ſo deutſchfreundliche Ungarn mit ſeinen
raffinierten Methoden der Verwaltungsſchikane und der
geſell=
ſchaftlichen Beeinträchtigung nicht an letzter Stelle ſteht.
Tat=
ſache iſt jedenfalls, daß in Ungarn die auf dem Papier
ſtehenden Minderheitenrechte im letzten Jahre ſeit Bethlens
Ab=
gang eher geſchmälert als gefördert worden ſind. Und dabei
konnte auch unter Bethlens Regierung nicht annähernd von
einer einigermaßen erträglichen Handhabung dieſer
Minder=
heitenbeſtimmungen geſprochen werden. Abgeſehen von
Weſt=
ungarn gibt es ſo gut wie gar keine Schulen, die man als
deutſch anſprechen kann. Ganz nach Vorkriegsmethoden hat man
dann auch die Volkszählung noch dazu mißbraucht, um über
70000 Deutſche einfach verſchwinden zu laſſen. In
Süd=
ſlawien hat ſich ebenfalls die Bürokratie zwiſchen die etwa
beſtehenden beſſeren Abſichten der Zentralregierung und die
deutſche Minderheit geſchoben. Mit Beeinfluſſungsmeihoden
jeder Art und Namensanalyſe, wobei man nachforſcht, ob
irgend=
wvo im Stammbaum nicht ſlawiſches Blut eingedrungen iſt,
ver=
hindert man deutſche Schulgründungen. Die Diktaturherrſchaft
hat eine dumpfe Kirchhofsruhe über das zähe Ringen der
deutſchen Volksgenoſſen in Südſlawien gelegt. Der deutſche
Abgeordnete Krafft iſt auf der Regierungsliſte in das Parlament
gelaugt, aber mit ihm und einem weiteren Abgeordneen iſt
das deutſche Volk keineswegs hinreichend vertreten, ganz
ab=
geſehen davon, daß der parlamentariſche Einfluß an ſich zurzeit
recht gering iſt. Im rumäniſchen Banat iſt auf dem Gebiet
des Schulweſens ein gewiſſer Fortſchritt zu verzeichnen. Der
rumäniſche Staat zeigt ſich im Hinblick auf die von dem
benach=
barten Ungarn drohenden Gefahren hier ebenſo wie im
Sathmarer Gebiet weitherziger als ſonſt. In Sathmar iſt
aller=
dings nach wie vor ein ſtarker, von der Geiſtlichkeit
aus=
gehender Magyariſierungsdruck feſtzuſtellen. Die Schaffung des
Minderheitenſtaatsſekretariats war nur eine kurze Freude.
Aller=
dings ſtellen die rumäniſchen Regierungskreiſe neuerdings
wieder eine baldige Löſung der Nationalitätenfrage auf Grund
der Karlsburger Beſchlüſſe in Ausſicht. In Siebenbürgen iſt
als Oberhaupt der evangeliſchen Kirche Rumäniens dem
be=
tagten und ehrwürdigen Sachſenbiſchof Teutſch der hochbegabte
Stadtpfarrer von Kronſtadt Glondys im Amte gefolgt.
Be=
grüßenswert iſt auch das Wiederaufleben der Tätigkeit des
Ver=
bandes der Deutſchen in Großrumänien, der ſich in Bukareſt
eine Geſchäftsſtelle geſchaffen hat.
Wenn man von Südtirol ſpricht, ſo weiß man niemals
etſvas Gutes zu melden. Schikanen gegen etwaige Verſuche des
Privatunterrichtes, Verhaftungen und Bedrohungen freiwilliger
Lehrerinnen, erzwungene Huldigungskundgebungen, leider in
letzter Zeit auch freiwillige Huldigungen reichsdeutſcher
partei=
politiſcher Kreiſe, Vergehen gegen Verbände und
Sport=
organiſationen, zahlreiche Einzelübergriffe der fremden
Macht=
haber in den Gemeinden, das iſt der Tiroler Alltag, deſſen
niederdrückende Not vielfach nicht genügend beachtet wird, weil
im allgemeinen die Italiener, nachdem ſie alle nur denkbaren
Entnationaliſierungsmaßnahmen durchgeführt haben,
aufſehen=
erregende Handlungen vermeiden. Mit Freude iſt es zu
be=
grüßen, daß die Gefahr einer Erteilung des
Religionsunter=
richtes durch die ſogenannten Ballilakapläne wenigſtens
vor=
äufig und teilweiſe abgewendet iſt. Der Vatikan hat hier ein=
Die Bersoandangen ger Zeue.
Von Wilhelm Michel.
Es gibt ſeit alter Zeit harte Urteile des Menſchen über ſeine
eigne Welt. Aus Dutzenden von Sprichwörtern hört man die
Mahnung: „Trau, ſchau, wem” oder „Homo honnünz lupus” oder
„Wer ſich auf andre verläßt, der iſt verlaſſen‟. Da kann man
mit Händen greifen, wie mißtrauiſch der Menſch ſich ſelbſt
gegen=
überſteht. Er liebt ſich im Nebenmenſchen nicht. Er erklärt ſich
im Nebenmenſchen für treulos, lieblos und unbegrenzt
eigen=
nützig. Er tut das nicht nur in den bewußten Ausſagen, die er
über ſich und ſeinesgleichen macht. Er tut es auch in ſeinen
Handlungen und in ſeinem ſtummen Verhalten. Wenn man in
der Trambahn fährt oder ſich ſonſt in einer Menge dahintreibt,
trifft man ſelten im Auge des Nachbarn einen abgerüſteten,
un=
bewaffneten Blick. Schlimme Erfahrungen haben die meiſten
Augenſterne verhängt. Faſt alle blicken einander an, als fragten
ſie ſich insgeheim: Wo ſitzt in dir der Angreifer? der Treuloſe?
der Verräter?
Wäre nicht ſtatt dieſer böſen Frage eine ganz andre am
Platz — die ſehr ernſthafte und viel wichtigere Frage: Wo ſitzt
in dir, Mitmenſch, das Gute, das arglos liebende Tun und
Denken, das es ermöglicht, daß trotz deiner und meiner
Bosheit die Welt noch weiter geht?
Wir nicken, wenn wir hören: der Menſch iſt dem Menſchen
ein Wolf. Aber das ungemiſcht Wölfiſche würde allen
Zuſam=
menhang zerreißen. Von Haß kann die Welt nicht leben; und
dennoch lebt ſie. Wovon lebt ſie?
Die Welt des Menſchen lebt von den hunderttauſend Akten
täglicher, ſtündlicher Bewährung der nichtwölfiſchen Kräfte. Sie
lebt von den unzähligen Leiſtungen, die dem fremden Leben
zuliebe geſchehen, die unter keinen Tarif fallen, in keinem
Ar=
beitsvertrag ſtehen und von keinem Stundenlohn bezahlt
wver=
den. Wir alle leben von einer ungeheuren Zahl freiwilliger
Dienſte, die in jedem Augenblick vollbracht werden, im ſozialen
Oben und Unten, im Trubel der Großſtadt, in der Einſamkeit
der Wälder und in der tieferen Einſamkeit der Herzen. Der
Trambahnſchaffner hat ſeine Dienſtanweiſungen. Was kann er
mit ihrer treuen Befolgung für einen Wirrwarr und Zorn
an=
richten, wenn er ſie nicht als ein gutherziger Mitmenſch
inter=
pretiert? Was haben wir alles für Rechte! Was haben die
Andern für Rechte an uns! Aber die Welt lebt nicht von dieſen
Rechten, ſondern von dem menſchenfreundlichen Gebrauch, der
don ihnen gemacht wird.
Von vielen der Leiſtungen, die uns das Leben erhalten,
glauben wir, daß wir ſie bezahlen. Aber was kann man denn
im Ernſt bei einem Menſchen bezahlen? Doch nur das, was käuf=
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vom Tage.
Die Zahl der in der Silveſternacht in Berlin wegen politiſcher
Vergehen zwangsgeſtellten Perſonen beläuft ſich auf insgeſamt 42.
Die Zahl der Toten beträgt drei, die der Schwerverletzten ſechs
und die der Leichtverletzten zehn.
Der ehemalige britiſche Geſandte in Chriſtiania. Sir
Mans=
feldt de Cardonnel Finlay. iſt im 71. Lebensjahr geſtorben. Er
iſt in Chriſtiania während des Weltkrieges durch Enthüllungen
über ſeine Machenſchaften zur Beſeitigung des iriſchen Politikers
Sir Roger Caſement kompromittiert worden.
Das neue engliſch=ruſſiſche Abkommen auf Lieferung von
ruſſi=
ſchem Holz im Werte von 4½ Millionen Pfund, iſt zwiſchen der
Timber Diſtributing Ltd., die den weitaus größten Teil des
eng=
liſchen und iriſchen Holzhandels vertritt, und dem Holztruſt des
Weißen Meeres unterzeichnet worden. Der Abſchluß erfolgte auf
Grund des noch vier Monate laufenden engliſch=ruſſiſchen
Handels=
vertrags. Die vereinbarten Preiſe ſind etwas höher als die im
vergangenen Jahr bezahlten.
Von ruſſiſcher amtlicher Seite wird mitgeteilt, daß die
Ge=
rüchte über den Abſchluß eines Tauſchabkommens mit Kanada
verfrüht ſeien. In letzter Zeit ſei ſowohl von kanadiſcher, wie von
ruſſiſcher Seite verſucht worden, Petroleum, Getreide oder Vieh
zu tauſchen. Die Verhandlungen ſeien aber bisher ergebnislos
geblieben.
In einer Ueberſicht des amerikaniſchen Forſchungsausſchuſſes
für Sozialprobleme wird die beachtliche Feſtſtellung gemacht, daß
die Möglichkeit einer gewaltſamen Umwalzung in den
Vereinig=
ten Staaten nicht von der Hand zu weiſen ſei, falls nicht bald
Maßnahmen zur Löſung des Sozialproblems unternommen
würden.
Die in Nicaragua ſtationierten amerikaniſchen
Marine=
truppen werden, einer amtlichen Mitteilung des
Staatsdeparte=
ments zufolge, in nächſter Zeit endgültig zurückgezogen werden.
Die amerikaniſchen Truppen waren, wie erinnerlich, im Jahre
1926, anläßlich der Aufſtände, die von General Sandino
angezet=
telt worden waren, nach Nicaragua beordert worden.
In dem Schanghaier Vergnügungsviertel kam es zu einem
blutigen Feuergefecht zwiſchen italieniſchen Matroſen und
fran=
zöſiſchen Soldaten. Wie verlautet, wurden dabei zwei Perſonen
getötet. Auf beiden Seiten wurden mehrere Gewehrſchüſſe
abge=
feuert. Franzöſiſche und italieniſche Militärpatrouillen, die mit
der Zerſtreuung der Kämpfenden beauftragt worden waren,
be=
teiligten ſich an dem Gefecht.
Die chineſiſche Regierung hat ſich damit einverſtanden
er=
klärt, daß der frühere ruſſiſche Botſchaftsrat in London,
Bogo=
molow, zum neuen ruſſiſchen Botſchafter in Nanking ernannt
werde, nachdem die diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen den
bei=
den Ländern wieder aufgenommen worden ſind.
Die japaniſche Nord=Sachalin=Oel=Geſellſchaft hat mit der
ruſſiſchen Regierung einen Kaufvertrag über die jährliche
Ein=
fuhr von 300 000 Tonnen Oel und Oelprodukten nach Japan auf
die Dauer von fünf Jahren abgeſchloſſen.
gegriffen, weil er eine Verletzung der Weſensgrundlagen der
Kirche verhindern mußte. — — Verhältnismäßig feſt liegt die
Volkstums= und Sprachenlinie der germaniſch=deutſchen
Weſt=
front. Im belgiſchen Staate wirkt ſich nicht nur der
außer=
halb des engeren deutſchen Volksbereiches liegende und nicht
ungünſtig ſtehende Kampf der PVlamen um ihre Lebensrechte
aus; auch die deutſch geſinnten Bewohner Eupen=Malmedys
haben bei den Wahlen neue Beweiſe ihrer unerſchütterten
Ge=
ſinnung gegeben, und zwar unter dem Druck eines
Hirten=
briefes und zahlloſer Einzelaktionen des belgiſchen Klerus, der
zugunſten der ſogenannten belgiſchen katholiſchen Union ſich
ein=
ſetzte. Schwere Sorgen bereitet den Bewohnern Eupen=Malmedys
auch die Einbeziehung ihres Heimatlandes in den
franzöſiſch=
belgiſchen Feſtungsgürtel. — In Elſaß=Lothringen wird der
Kampf um die Heimat — und Stammesrechte mit Zähigkeit
weitergeführt. Iutereſſant ſind die im letzten Jahre
veröffent=
lichten Ergebniſſe der Volkszählung. Trotzdem ſieben verſchiedene
Rubriken bemüht ſind, den Eindruck der Deutſchſprächlichkeit zu
verwiſchen, hat ſich bei eingehender Prüfung der Ergebniſſe
herausgeſtellt, daß dreiviertel Millionen Bewohner des Landes
überhaupt kein Franzöſiſch ſprechen können, und daß die Hälfte
derer, die Franzöſiſch ſprechen können, in Wahrheit
Deutſch=
ſprachige ſind, die daneben auch noch ſchlecht und recht das
Franzöſiſche beherrſchen. Auch nach dieſer Volkszählung ergibt
ſich, daß 88 Prozent der Bevölkerung deutſch ſprechen kann. Mit
den Behauptungen von dem rein franzöſiſcheu Elſaß=Lothringen,
wie ſie immer wieder aus „berufenſtem” Munde auftauchen, iſt
es alſo nichts. — Das Ueberſeedeutſchtum bedürfte in
dieſem Zuſammenhang einer längeren und eingehenderen
Be=
handlung. Hier ſei nur darauf hingewieſen, daß in den
Ver=
einigten Staaten von Amerika auch im vergangenen Jahre das
Wiedererwachen, des deutſchen Bewußtſeins ſich verſtärkt hat,
Dazu hat nicht zum mindeſten die planvolle Arbeit des VDA.
beigetragen, deſſen Vertreter, Direktor Treut, im Herbſt wieder
drüben eingetroffen iſt und ſeine Vortragsreiſe aufgenommen
hat. Er hat es verſtanden, beſonders die bodenſtändigen
Mittel=
ſchichten und das weitausgedehnte Vereinsweſen für
volks=
deutſche Arbeit und Gedanken zu gewinnen.
lich an ihm iſt — und das iſt juſt bei einem Dienſttuenden das
faſt völlig Wertloſe.
Wir ſollten bedenken, daß wir nur davon leben, daß uns
ſtändig vom Nebenmenſchen mehr geleiſtet wird, als uns
zu=
ſteht. Bei Shakeſpeare heißt es: „Behandelt Jeden nach ſeinem
Verdienſt — und wer iſt dann vor Schlägen ſicher?‟ Die Welt
lebt davon, daß es an vielen Punkten nicht nach Verdienſt und
nicht nach der böſen Erwartung geht, ſondern daß gerade an
entſcheidenden Stellen das erwartete und verdiente Böſe nicht
eintritt. Strindberg war einer der mißtrauiſchſten Menſchen, die
je gelebt haben. Selbſt von den „Mächten” fühlte er ſich ſtändig
verfolgt. Und gerade er ſchrieb das Drama „Oſtern”; drinnen
im Haus die verwaiſten Kinder, draußen der böſe Gläubiger,
der alles wegnehmen wird. Er geht ums Haus herum, ſein
Schatten fällt drohend auf die helle Gardine. Endlich tritt er
ein und geht auf die zitternden Kinder los — aber er bringt
ihnen nichts als Liebe, Hilfe und Freude. Im Augenblick, wo
das erwartete Böſe ſich mit Donner und Blitz entladen ſoll, geht
die Sonne und gehen alle Herzen auf.
Strindberg hat nicht gelogen: dieſe Erfahrung iſt der
andere Teil der Wahrheit über Welt und Leben. Den einen
Teil der Wahrheit vom Menſchen verwalten jene böſen,
miß=
trauiſchen Sprichwörter. Den andern, und zwar den viel
wich=
tigeren, verwalten die Märchen. Wo wären wir, wenn die
Märchen nicht Wahrheit wären? Wenn ſich vermeintliche Bären
und Drachen nicht ſtändig zu liebenden Menſchen entzauberten?
Wenn die böſen Gewalten, die Rieſen und die Hexenmeiſter, die
ſchlimmen Schweſtern und die zauberiſchen Rumpelſtilzchen nicht
ſtändig unterliegen würden vor der Kraft reiner Herzen und
gläu=
biger Seelen?
Wir ſollten uns und den Nebenmenſchen gegenüber die
rich=
tigen Vorausſetzungen machen lernen. Wir ſollten nicht darüber
ſtaunen, daß es ſo viel Kälte, Abgrenzung, Feindſchaft unter
Menſchen gibt — denn damit fängt von Natur alles Leben an
ſondern darüber, daß Liebe, Herzensyüte und freiwilliger
Dienſt ſo viel Siege über die Dämonie des Böſen
divon=
tragen.
Wer ſich ſelbſt kennt, mit einer tiefen, nüchternen Kenntnis,
der wird ſich nicht mehr über die Anfeindungen wundern, die
ihm begegnen, ſondern über die unausdenkliche Langmut und
Geduld, mit der die Mitmenſchen unſre Schwächen, unſre
Tor=
heiten, unſer unbequemes, kantiges Eigenſein ertragen.
Hunderten unſrer Mitmenſchen kommen wir mit unſrer
Denkweiſe „exiſtenziell” in die Quere. Hunderten geben wir
täg=
lich Anlaß, ihr Eigenſein von unſerm Eigenſein durchkreuzt und
bedroht zu fühlen und ſich gegen uns zur Wehr zu ſetzen. Aber
ſtatt deſſen geſchieht das Wunderbare, daß Viele mit Wärme des
Herzens auf uns eingehen, daß ſie uns ermutigen und
beſtäti=
gen. Was iſt das Feld unſres Wirkens anders als ein durch
Dienstag, 3. Januar 1933
Buut Bonroues Parlämentneiſche
Aubſichten.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 2. Januar.
Am 10. Januar ſoll der franzöſiſche Finanzminiſter Chéron
vor die Finanzkommiſſion treten und ihr ſeine Projekte vorlegen
Bis zum 10. Januar wird alſo das politiſche Leben in
Frank=
reich offiziell ruhen. Mit dem Zuſammentrit der Kammer aber,
der an dieſem Tage erfolgt, wird nach herrſchender Auffaſſung
der Auftakt zu einer großen politiſchen Schlacht eingeleitet. Für
und gegen die Finanzpolitik Chérons, das heißt auch für und
gegen die Regierung Paul=Boncour. Denn das hat ſich bereits
erwieſen, daß die Regierung ſich auf die Linke ſtützt und nach
links gleitet. Die heftigen Angriffe von rechts haben dazu ihr
Teil beigetragen. Die Rechte führt einen unerbittlichen Kampf
gegen die Regierung. Selbſt die heftigen und, gelinde geſagt,
nicht übertrieben taktvollen Debatten um die Anleihe an
Oeſter=
reich müſſen als ein Ausfluß der innenpolitiſche Lage betrachtet
werden.
Ihr kommt auch eine außenpolitiſche Bedeutung zu: Man
wollte damit zugleich einen Wink an die Adreſſe Italiens geben.
Frankreichs Lage Italien gegenüber erfuhr überhaupt eine
ge=
wiſſe Aenderung, die vielleicht nur zeitlich mit dem
Regierungs=
antritt Paul=Boncours zuſammenhängt. Es iſt unleugbar, daß
die italieniſche Campagne gegen Belgrad ſich als ein
vollkom=
mener Mißgriff erwies und in Rom hat man ſich anſcheinend
auch folgerichtig zum Einlenken entſchloſſen. Zu ſpät inſofern
als die außenpolitiſche Situation Jugoſlawiens bereits eine
SStärkung erfuhr. Aber die letzten Ereigniſſe, von dem
Liebes=
werben Herriots an Italien bis an die italieniſch=jugoſlawiſchen
Zwiſchenfälle, blieben doch nicht ohne Wirkung. In Frankreich
hat man ſich gewöhnt, die Situation an der Donau und im
SSüdoſten mit anderen Augen zu betrachten. Man glaubt nicht
inehr daran, daß der Status quo ſo unantaſtbar und alles ſo
unabänderlich ſei, wie man es bisher dachte. Rechts iſt man in
gewiſſen Kreiſen in dieſer Beziehung allerdings fortſchrittlicher
geſinnt als Paul=Boncour.
Die Situation der Regierung iſt übrigens, trotzdem man
die Votierung des Budgetproviſoriums reibungslos erhielt und
Chéron bereits die Ausgabe von fünf Milliarden Schatzamtbons
— eine nicht übertrieben originelle Maßnahme — durchdrückte,
nicht glänzend. Chérons Situation wird von rechts aus mit
allen Mitteln erſchwert; andererſeits iſt durch die Votierung
der öſterreichiſchen Anleihe die Frage der interalliierten
Schul=
den wieder aufgeworfen. Es iſt ſehr ſchwer, Amerika nicht zu
bezahlen, auf der anderen Seite aber Anleihen zu bewilligen;
man fängt an, über die Zahlungen an Amerika anders zu
den=
ken. Letzten Endes iſt aber die Regierung Paul=Boncour auf
Grund des Votums der Kammer gegen die Zahlung an Amerika
entſtanden. Doch über dieſe Fragen iſt das letzte Wort noch bei
weitem nicht gefallen.
Deuiſche Vorſtellungen in Brüſſel
wegen der Ausweiſung des Kaplans Gilles.
* Berlin, 2. Jan. (Priy.=Tel.)
Unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Ausweiſung des
Kaplans Gilles aus Eupen=Malmedy iſt bereits von der
deut=
ſchen Geſandtſchaft in Brüſſel ein Proteſt bei der belgiſchen
Re=
gierung angebracht worden, der jedoch ergebnislos geblieben iſt,
Infolgedeſſen hat ſich das Auswärtige Amt veranlaßt geſehen.
noch einmal der deutſchen Geſandtſchaft den offiziellen Auftrag
zu erteilen, die Aufmerkſamkeit der Brüſſeler Regierung auf die
Vorgänge in Eupen=Malmedy zu lenken. Das iſt inzwiſchen auch
geſchehen. Das Außenminiſterium in Brüſſel hat jedoch nur
eine Prüfung der ganzen Angelegenheit zugeſagt. Aus dem
bisherigen Verhalten der Belgier darf man aber ſchließen, daß
ſich dieſe Prüfung in die Länge ziehen wird und daß ſie
ſchließ=
lich doch nur ein für uns negatives Ergebnis haben wird.
Zu=
nächſt hat aber die Reichsregierung ihren Proteſt angebracht.
Sie muß nun abwarten, welche Antwort ihr von Belgien
er=
teilt wird.
Hungersnok in Chile.
TU. Santiago de Chile, 1. Januar.
Im chileniſchen Kordillerengebiet, in der Nähe der
argenti=
niſchen Grenze, herrſcht zurzeit eine große Hungersnot. Etwe.
2000 Familien ſind dem Hungertod nahe. Die Urſache der
Ka=
taſtrophe ſind die durch die neuerlichen Vulkanausbrüche in den
Anden verurſachten Aſchenregen, die das Weideland
kilometer=
weit zerſtört haben und dadurch das Vieh zum Verhungern
brach=
ten, das zu vielen Tauſenden zugrunde gegangen iſt. Man
er=
wartet, daß die Regierung Hilfsmaßnahmen ergreift.
fremde Liebe freiwillig gegönntes uns bereitetes Feld? Es iſt
ein ſolcher Ueberſchwang an Liebe in der Welt, daß ſelbſt
gänz=
lich lichtloſe Seelen, dürre Egoiſten, Hartherzige und Verbrecher
noch Liebe finden, die mit ihnen in ihre Finſterniſſe geht und
ſich mit ihnen verdunkelt und verzerrt.
Hier hat unſer Staunen einzuſetzen. Hier hat jeden Tag
eine neue Würdigung des Menſchen durch den Menſchen zu
be=
ginnen.
Man muß das Mitmenſchliche auch da würdigen, wo es
durch die Breite des Volkes hin als allgemeine Tüchtigkeit, als
Ringen um Ordnung und menſchenwürdige Lebensgeſtalt
auf=
tritt. Das geht namentlich die deutſche Gegenwart an. Was
lägen unter den heutigen deutſchen Zuſtänden für Stichworte
zum Ausarten und Ausſchlagen nach allen Seiten vor! Aber
wer würde, wenn er von außen nach Deutſchland kommt,
ver=
muten können, daß grundſätzliche politiſche Kämpfe ſeit langem
unſer tägliches Brot ſind, ein jahrelanges Ringen um eine
ar=
beitsfähige Staatsführung, ein Ausharren unter
Regierungs=
formen, die von Jedem, auch von den Regierenden ſelbſt, als
Notformen erkannt werden, ein Ausharren unter einer
wirt=
ſchaftlichen Ausblutung, die von keiner zahlenmäßigen Erhebung
erfaßt wird, weil viele Exiſtenzen, die noch zu ſtehen ſcheinen,
nur 50 oder 30 Prozent ihres ökonomiſchen und moraliſchen
Beſtandes von ehedem wert ſind? Das deutſche Volk von heute
führt ein Leben, das aus ſtündlichen Verzichten und
Auf=
raffungen beſteht, aber es hält die Menſchengeſtalt dieſes Lebeus
aufrecht, weil in jedem Einzelnen eine Willigkeit zum
Ganzen da iſt, eine Bravheit des Herzens, die den
Radikalis=
mus, wenn nicht theoretiſch, ſo doch praktiſch verabſcheut und
die mächtige Allgegenwärtigkeit der
Menſchen=
aufgabe, die „Forderung des Tages” innerlich zu ehren
weiß. Da kommt ſtändig Liebendes und Liebenswertes in
Ge=
ſtalt eines geberdenloſen Gemeinſchaftsgeiſtes zum Sieg.
Wir müſſen uns vor den Spiegel ſtellen und dem
Spiegel=
bild genau ins Geſicht ſehen, um herauszubekommen, was wir
verdient haben. Ganz im Geheimen, nur ins eigene Ohr zu
flüſtern: Verdient haben wir die Frucht von Zorn und von
Selbſtverliebtheit, die Frucht von engen, ſtacheligen Gedanken,
die ſich nie zur Mitfreude an allem Leben und zum Weltdank
aufſchwangen. Wir haben mit unſerm feigen, armen Denken
täglich die Welt zerſtört Aber ſie wurde uns täglich neu
ge=
ſchenkt. Die Liebe kümmert ſich nicht um unſre Torheiten, die
Herzen, die ſich freiwillig an uns verſchenkt haben, bleiben bei
uns und ſind nie zu verbittern, und ſelbſt der auf der Straße
Vorübergehende braucht nur unſere Menſchengeſtalt zu ſehen, ſo
iſt Etwas in ihm bereit, ſie zu ehren. Es tauſcht ſich ſtändig
ettvas aus von ihm zu uns, und nur davon, daß hoch über
unſre Scheitel hin von Menſch zu Menſch dieſe Liebe ſich
an=
ruft, wie Schildwache zu Schildwache, in der großen Nacht
ver=
teilt — nur davon lebt in uns allen das Leben.
Dienstag, 3. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 3 — Seite 3
Ein großes nationales Ziel.
Unhaltbare Zuſtände an der deutſchen Oſtgrenze. — Das Grenzunrecht muß beſeitigk werden. — Die Reviſion
des Verſailler Verkrages unerläßliche Nolwendigkeit für die endgülkige Herbeiführung eines ſicheren Friedens
Das Korridor=Problem.
Polniſche Ueberheblichkeit prokeftierk gegen deutſche
Grenzlandkundgebungen.
* Berlin, 2. Januar. (Priv.=Tel.)
In der franzöſiſchen Preſſe beſchäftigt man ſich ſeit einiger
Zeit auffallend viel mit dem Korridorproblem. Die Diskuſſion
iſt offenbar durch einen Vorſchlag des holländiſchen
Völker=
bundsdelegierten Dr. Limburg ausgelöſt worden, den Korridor
an Deutſchland zurückzugeben und den Polen einen anderen
Zugang zum Meer zu verſchaffen. Außerdem haben die deutſchen
Rundfunkvorträge der letzten Zeit über die unhaltbaren
Zuſtände an der deutſchen Oſtgrenze auch mit
dazu=
beigetragen, das internationale Intereſſe dafür zu wecken.
Ver=
ſchiedene franzöſiſche Tageszeitungen haben nun wiederholt ihre
Vertreter nach der Wilhelmſtraße geſchickt, um feſtzuſtellen, ob
Deutſchland die Abſicht hat, das Korridorproblem offiziell
an=
zuſchneiden. Auch der Vertreter des „Journal” war in der
Wilhelmſtraße. Ihm iſt jedoch bedeutet worden, daß das
Kor=
ridorproblem nur aufgerollt werden wird, wenn man
Deutſch=
land zumuten wollte, im Zuſammenhang mit dem
Sicherheits=
problem einen Garantiepakt für die augenblicklichen Grenzen
zwiſchen Deutſchland und Polen einzugehen. Die Franzoſen
wiſſen alſo jetzt, woran ſie ſind. Da aber auf der
bevorſtehen=
den Abrüſtungskonferenz die Sicherheitsfrage, nach allen
Rich=
tungen hin ausgewalzt werden muß, iſt es ganz
ſelbſtverſtänd=
lich, daß ſich bei dieſer Gelegenheit auch eine Ausſprache über
das deutſch=polniſche Verhältnis und die Notwendigkeit, den
Korridor zu beſeitigen und Oſtpreußen mit Deutſchland wieder
zu vereinigen, ergeben wird.
Die polniſche Regierung hat ihren Geſandten in Berlin
beauftragt, beim deutſchen Auswärtigen Amt Proteſt gegen die
„Reviſionspropaganda des deutſchen Rundfunks” einzulegen Es
handelt ſich um die Grenzlandkundgebung der Orag am
Mitt=
woch. Durch die Rundfunkübertragung dieſer Kundgekung ſei
nach Meinung Polens das deutſch=polniſche Rundfunkabkommen
vom März 1931 verletzt worden.
Zielklare Oſtpolitik!
Mahnruf des deutſchen Oſtbundes.
Das Präſidium des deutſchen Oſtbundes erläßt zum
Jahres=
wechſel einen Mahnruf, indem es u. a. heißt:
„Trotz aller Wirrniſſe der Zeit iſt im abgelaufenen Jahr
im Inland, und erfreulicherweiſe auch im Ausland, die
Erkennt=
nis in immer weitere Kreiſe gedrungen, daß grundlegende
Ab=
änderungen der Diktate von Verſailles uſw. eine unerläßliche
Notwendigkeit für die endgültige Herbeiführung eines ſicheren
Friedenszuſtandes und für die Sicherheit der Staaten ſind.
Ins=
beſondere iſt die Erkenntnis auf dem Marſch, daß das unſelige
Gebilde des Weichſelkorridors völlig unhaltbar iſt, daß die
Grenzverhältniſſe im Oſten ſo ſchnell wie möglich neu geregelt
und die Deutſchland durch Verſailles geraubten Oſtgebiete ihm
zurückgegeben werden müſſen.
Wir danken nicht nur allen Mitgliedern, ſondern allen
deut=
ſchen Männern und Frauen, die in der Richtung dieſes Zieles
mitgewirkt haben, und rufen auf zu entſchloſſener Fortſetzung
des Kampfes für die Wiedergutmachung des Unrechts am Oſten.
Das große Werk der Oſtkoloniſation war die
größte Tat der deutſchen Geſchichte. Das
ge=
ſamte deutſche Volk muß heute für dieſes Werk
der Väter mit wirkſamer Entſchloſſenheit
ein=
treten. In der für die Zukunft unſeres Volkstums ſo
über=
aus wichtigen Frage, darf es keine
Parteizerriſſen=
heit und keine Uneinigkeit geben.
Geſchloſſener denn je muß das deutſche Volk eintreten für
die Beſeitigung der unhaltbaren Zuſtände, die das
Grenz=
unrecht im Oſten geſchaffen hat, für die Wiederherſtellung einer
geſunden Grenze, für die Beſeitigung des maßloſen,
wirtſchaft=
lichen Elends im Oſten in Stadt und Land, für die Sicherung
der Rentabilität der Landwirtſchaft und des im großen Stil
zu=
ſchaffenden Siedlungswerkes. Eine geſunde Bevölkerungspolitik
muß dieſes Siedlungswerk ſtützen und die Anteilnahme aller
deutſchen Gaue und aller Bevölkerungsſchichten ſichern und durch
eine geſunde Weſt=Oſt=Bewegung den induſtriellen Weſten
ent=
laſten und den dünn bevölkerten Oſtprovinzen neues
Menſchen=
tum zuführen, das auf eignem Grund und Boden für ſich und
die Nachkommen eine neue Quelle des Glückes und des
Wohl=
ſtandes ſchaffen, daß zugleich aber wieder den deutſchen
Volks=
boden im Oſten zu einem unüberwindlichen Wall deutſchen
Volkstums gegen den Andrang der ſlawiſchen Flut werden kann
und muß. Möge das neue Jahr dieſe Einigkeit und
Geſchloſſen=
heit ſchaffen und ſtärken und uns vorwärts bringen auf dem
Wege zu dieſem großen nationalen Ziel.
Neue Verlehungen der Genfer Konvenkion
durch Polen.
Kattowitz, 2. Januar.
Bei der gemiſchten Kommiſſion für Oberſchleſien ſind über
150 Klagen von Arbeitern und Angeſtellten, die wegen ihrer
deutſchen Staatsangehörigkeit oder ihres Bekenntniſſes zum
Deutſchtum aus den Betrieben der oſtoberſchleſiſchen Induſtrie
entlaſſen wurden, eingegangen. Die Klagen ſtützen ſich auf
Artikel 43 der Genfer Konvention, der den wohnberechtigten
Deutſchen in Oſtoberſchleſien auf arbeitsrechtlichem Gebiet gleiche
Behandlung wie den polniſchen Staatsbürgern zuſichert. Wie
die Genfer Konvention von den Polen geachtet wird, geht
dar=
aus hervor, daß erſt am Mittwoch wiederum 150 Angeſtellten
der Hohenlohe=Werke gekündigt worden iſt. Bei dieſen
Angeſtell=
ten handelt es ſich durchweg um Deutſche, die dem Unternehmen
jahrzehntelang ihre Arbeitskraft zur Verfügung geſtellt haben.
Dieſe berechtigten Beſchwerden der deutſchen Arbeiter und
Angeſtellten bei der gemiſchten Kommiſſion haben in der
pol=
niſchen Preſſe ein lebhaftes Echo erweckt. Die Meldungen
dar=
über werden von den polniſchen Zeitungen mit gehäſſigen
Kommentaren verſehen. Man ſpricht von deutſcher „Frechheit”
und „Provokation”, und erklärt, es ſei ſelbſtverſtändlich, daß
Polen nicht gezwungen werden könne, ſtaatsfeindliche Elemente
zu beſchäftigen, während Tauſende von Landsleuten dem Hunger
ausgeliefert ſeien. Dieſe Kommentare der polniſchen Preſſe
zeigen erneut, daß man die deutſche Minderheit als einen
Fremdkörper betrachtet, der, je eher je beſſer, entfernt werden
muß. Daraus, daß ſchon jetzt bei Beſtehen der Genfer
Konven=
tion das Deutſchtum in Oſtoberſchleſien ſchutzlos daſteht, kann
man erſehen, welches Schickſal es zu gewärtigen haben wird,
wenn die Genfer Abmachungen im Jahre 1937 zu beſtehen
auf=
gehört haben werden.
Milikariſierung
des polniſchen Schühenverbandes.
Weitgehende Vollmachten
für die milikäriſche Vorbildung der Schuljugend.
Warſchau, 2. Januar.
Seit längerer Zeit ſind hin und wieder, beſonders in der
nationaldemokratiſchen Preſſe, Gerüchte aufgetaucht, wonach der
Pilſudfkiſche Schützenverband „Strzelec”, zu
einer Art Miliz ausgebaut und mit
weitgehen=
den Vollmachten hinſichtlich der militäriſchen
Vorbildung der Schuljugend ausgeſtattet
wer=
den ſoll.
Dieſe Nachrichten werden jetzt durch eine Verordnung des
Kriegsminiſters in vollem Umfang beſtätigt. In dieſer
Ver=
ordnung hat Kriegsminiſter Pilſudſki verfügt, daß im Rahmen
des Kriegsminiſteriums der Poſten eines Oberkommandanten
des Schützenverbandes und im Rahmen des Wehrkreiskommandos
der Poſten eines Bezirkskommandanten des „Strzelec” geſchaffen
wird. Der Oberkommandant des genannten Verbandes im
Range eines Brigadegenerals wird gleichzeitig ſtellvertretender
Leiter des Staatsamtes für körperliche Erziehung und
mili=
täriſche Vorbildung und als deſſen Vertreter Mitglied des
Hauptvorſtandes des Schützenverbandes. Als Arbeitsorgan dieſes
Hauptvorſtandes gilt das Hauptkommando des Schützenverbandes,
dem eine Anzahl von Offizieren im Range vom Oberſt bis zum
Hauptmann angehören. Die Kommandanten der Bezirksverbände
des „Strzele” gehören gleichzeitig als Inſpektoren den
Bezirks=
ämtern für körperliche Erziehung und militäriſche Vorbildung
ſowie als Vertreter den Bezirksausſchüſſen des
Schützen=
verbandes an. Unabhängig von ihrem Dienſtverhältnis
inner=
halb des Wehrkreiskommandos ſind ſie hinſichtlich aller Arbeiten
des Schützenverbandes unmittelbar ihrem Oberkommandanten
unterſtellt. Im gleichen Dienſt= und Arbeitsverhältnis wurden
auch für die Diviſions= und Regimentsbereiche
Unterkomman=
danturen des Schützenverbandes geſchaffen, die gleichzeitig in
den betreffenden Bezirks= und Kreisämtern für körperliche
Er=
ziehung und militäriſche Vorbildung ihren Pflichten als
Inſtruk=
teure und Inſpekteure obliegen.
Die militäriſche Ertüchtigung der
Schul=
jugend, die einen wichtigen Beſtandteil bildet, wird damit
reſtlos dem militariſierten Schützenverband
übertragen, der zugleich auch als wichtigſter Pilſudſkiſcher
Kampfbund für eine entſprechende geiſtige und politiſche Haltung
ſeiner Zöglinge verantwortlich gemacht wird. Auf dieſe Weiſe hat
Marſchall Pilſudſki ſeinem bislang vornehmlich innerpolitiſch
bedeutſamen Kampfbund „Strzelec” eine verantwortliche und
hervorragende militäriſche Rolle im Staate zugewieſen.
Bauern-Unruhen in der Skeiermark.
Kommuniſtiſche Agitakoren am Werk.
* Wien, 2. Januar. (Priv.=Tel.)
In der öſterreichiſchen Provinz Steiermark, beſonders aber
in und um Vorau ſind die Bergbauern infolge drückender
Ueber=
ſchuldung in Aufruhr geraten. Den Anlaß dazu gab vor einigen
Tagen eine Zwangsverſteigerung, die die Bauern zu verhindern
verſuchten. Dabei wurden die Beamten tätlich angegriffen. Zum
Schutze der Beamten wurden daraufhin Polizei= und
Militär=
verſtärkungen nach Vorau entſandt, was aber die Erregung der
Bauern nur noch mehr ſteigerte. Moskaus Sendboten —
ſelt=
ſamerweiſe ſteht ein großer Teil der ſteieriſchen Bauern unter
kommuniſtiſchem Einfluß — brachten es fertig, die ſteieriſchen
Bauern, die im Weltkriege die beſten Kämpfer an ihrer Front
waren, zum organiſierten Marſch gegen die Stadt Vorau zu
ſammeln. Die Hauptagitatoren wurden zwar feſtgenommen.
Es konnte aber nicht mehr verhindert werden, daß die geſamte
bäuerliche Bevölkerung der Umgegend von Vorau gegen die
Staatsgewalt aufſäſſig wurde. Aus den umliegenden Dörfern
wird der bevorſtehende Abmarſch von größeren Bauernſcharen
auf das Städtchen Vorau gemeldet, der allerdings bis zum
Montag abend noch nicht angetreten war. Die Gendarmerie
erwartet jedoch, daß etwa 2000 Mann anrücken werden, die die
Abſicht haben ſollen, dann den Marſch auf Graz fortzuſetzen.
Das Städtchen Vorau bot den ganzen erſten Tag des neuen
Jahres über und auch am Montag ein Bild ſtrengſter
Alarm=
bereitſchaft. Alpenjäger durchzogen auf Automobilen, die mit
Maſchinengewehren beſtückt ſind, die Straßen. Die Gendarmen
ſind mit Stahlhelmen und Tränengasbomben ausgerüſtet.
Während die Kommuniſten ganz beſonders bemüht ſind, den
Marſch auf Graz durchzudrücken, beſteht die Aufgabe der
Schutz=
mannſchaften einzig und allein darin, dieſen Plan zunichte zu
machen. Wiederholte Anſchläge der Kommuniſten auf
Stark=
ſtromleitungen zeugen von dem Ernſt, mit dem die
Sowjet=
abgeſandten ihr Hetzwerk betreiben.
Die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen haben einen Teil
der Bauern in der Umgebung von Vorau veranlaßt, von den
beabſichtigten Demonſtrations=Märſchen abzuſehen. Sie wollen
ſich mit der Entſendung kleinerer Abordnungen begnügen. Aus
anderen Teilen Ober=Steiermarks ſind jedoch geſchloſſene Züge
nach Vorau marſchiert, ſo daß im Lauf des Tages doch etwa
1500 Perſonen verſammelt waren, die erklärten, nicht früher
auseinandergehen zu wollen, bis ihre Forderungen, insbeſondere
jene nach Freilaſſung, der verhafteten vier Bauern, erfüllt
würden. — Im Laufe des Montag haben die Bauern eine ganze
Reihe von Verſammlungen veranſtaltet, in denen aber nur
ruhige Worte fielen. Der heutige Tag iſt alſo im weſentlichen
ohne ernſtere Zwiſchenfälle verlaufen.
Hefliges Feuergefechk zwiſchen Japanern
und Chineſen in Schanheikwan.
Ein ſchweres Feuergefecht zwiſchen Chineſen und Japanern
hat, Berichten aus Tientſin zufolge, am Neujahrstag in
Schanhaikwan ſtattgefunden, das heute fortgeſetzt wurde. Ueber
die Urſache des Zuſammenſtoßes iſt bisher noch nichts bekannt
geworden. Die japaniſchen Kreiſe in Tientſin behaupten, vor
der Gendarmerie=Station in Schanhaikwan ſeien von den
Chineſen Bomben niedergelegt worden und daraufhin habe man
der Gendarmerie=Station japaniſche Infanterie zu Hilfe
ge=
ſchickt. Es ſteht jedoch dahin, ob wirklich lokale Motive
vor=
liegen, oder ob es ſich nicht vielmehr um den Beginn der längſt
befürchteten japaniſchen Offenſive gegen die Provinz Jehol
handelt.
Ja, es gibt Haß, aber Haß hat kein Geheimnis. Manchmal,
wenn wir des Geiſtes mächtig ſind, wird der Haß durchſichtig,
und dann tritt ſein verborgenes Geheimnis hervor. Da zeigt
ſich, daß in aller Feindſchaft ſich eine höhere Eintracht anmeldet,
die mich und meinen Gegner umfaſſen will. Der Haß gehört
zur Apparatur der künftigen und der höheren Harmonien, die
ſich bilden wollen. Der Gegner feindet mich an, aber noch ſeine
ernſteſte Feindſchaft meint meine Wirklichkeit und mein Leben,
meine Brauchbarkeit und meine Unentbehrlichkeit. „Ich bedarf
deiner”, ruft mir der Haß zu, „weil ich mit dir gemeinſam zur
Liebe erlöſt werden will.‟ Das iſt des Haſſes tiefſtes Wort.
Wie kommt er zu jener „Durchſichtigkeit”, die ſein Geheimnis
enthüllt? Tut nicht nur einen Blick in ein fremdes Auge.
Wagt den zweiten, und ſchon fängt es drüben an zu leuchten.
Glaubt der Nacht, die euch zu umgeben ſcheint, nicht aufs erſte
Wort. Horcht tiefer in ſie hinein, und es bildet ſich aus ihrem
dumpfen Flüſtern und fernen Toſen die Stimme: Fürchtet euch
nicht! Die Botſchaft, daß die Furcht aus der Welt genommen
iſt, iſt ergangen. Wir haben ſie nicht Alle gehört. Und die ſie
ge=
hört haben, vergeſſen ſie manchmal oder glauben ihr nicht immer.
Aber ein Deutſcher des Mittelalters, der ſie vernommen und
nicht vergeſſen hatte, ſagte das durch die Jahrhunderte
leuch=
tende Wort: „Es iſt dem Menſchen ſchwer, etwas nicht zu
lieben!“
Menſch und Tier, Berge, Wald und Feld, Blume und Kind
—wie ſchwer iſt es, euch nicht zu lieben, wenn unſer Herz einmal
einen Strahl jener Liebe geſpürt hat, mit der wir tief im Kern
unſres Daſeins und von unvordenklichen Schöpfungstagen her
geliebt ſind.
* 203 Nachkommen!
Menſchen aus kleinen Familien können ſich kaum vorſtellen,
wvie einem Manne zumute ſein mag, der zweihundertunddrei
lebende Nachkommen hat. Der achtundachtzig Jahre alte Sam
Smy, ein Zeitungsverkäufer in der Stadt Oxford in England,
ſtellt dieſen Weltrekord auf. Allerdings iſt die Zahl nicht ganz
genau, es kann nämlich ſein, daß noch hier und da
Nach=
kommen leben, von denen er nichts weiß, denn bei dieſer großen
Zahl iſt allerdings eine Ueberſicht ja nur ſchwer möglich.
Sam Smy ſelber hatte zwölf Kinder; dazu kommen
neun=
undachtzig Enkelkinder, neunundneunzig Urenkel und drei
Ururenkel. Sein einer Sohn allein hat ihm fünfzig Nachkommen
verſchafft. Seine Frau iſt vor zwei Jahren im Alter von
ſiebenundachtzig Jahren geſtorben. Viele der Nachkommen haben
den achtundachtzigſten Geburtstag des Alten mit ihm gefeiert.
Der alte Sam Smy hat nie eine Schule beſucht, kann aber
ſehr gut rechnen. Er geht noch immer ſeiner Arbeit nach und
iſt verhältnismäßig rüſtig.
chikekkurpreiſes der Preuß. Akademie
Träger des
Johannes Brand (links), ein Schüler von Prof. Poelzig, und Willi
Pieper (rechts), aus der Hochſchulklaſſe von Prof. Franz Seeck,
wurden mit Prämien ausgezeichnet, die in dieſem Jahr an Stelle,
des Großen Staatspreiſes der Preußiſchen Akademie zur
Vertei=
lung gelangten. Dieſe akademiſche Preisſtiftung iſt vor allem für
Baukünſtler des Nachwuchſes gedacht, die noch nicht in der
Oeffent=
lichkeit hervorgetreten ſind, ſondern auf ihre Begabung und ihre
Zukunftsausſichten hin gewertet werden.
„Brockhaus” im deutſchen Geiſtesleben.
Es wäre ſicher reizvoll und nicht ohne Wert, einmal zu
unter=
ſuchen, welche Rolle das Konverſationslexikon, dem man heute die
ſchönere Benennung „Handbuch des Wiſſens” gegeben hat, in der
geiſtigen Entwicklung unſeres Volkes geſpielt hat und noch heute
ſpielt. Aus der Literatur kennen wir zahlreiche Zeugniſſe
bedeu=
tender Perſönlichkeiten, die ſich gern und offen zu ihrem „
Brock=
haus” bekannt haben. In Eckermanns Geſprächen können wir
nachleſen, daß Goethe oft nach dieſem Werk gegriffen hat, um ſich
dort Auskunft zu holen, und noch heute ſteht die 6. Auflage von
Brockhaus' Konverſationslexikon in ſeiner Studierſtube im Haus
am Frauenplan zu Weimar. Ja, in den Fieberphantaſien der
letz=
ten Krankheit unſeres größten Dichters ſpielte der „Brockhaus”
eine Rolle, wie der verdienſtvolle Goetheforſcher Freiherr, von
Biedermann berichtet. Der ſiebente Band des Werke, war näm=
lich abhanden gekommen, und in ſeinen Wahnreden beſchuldigte
Goethe ſeinen Diener Friedrich, ihn geſtohlen zu haben. Friedrich
war verſtändig genug, nicht zu widerſprechen, und ſagte: er müſſe
bekennen, den Band an ſich genommen zu haben, worauf Goethe
beſorgt fragte: er habe ihn doch nicht etwa verkauft? Der Diener
verneinte dies und fügte hinzu, er habe ihn verſchenkt. „Nun.”
neinte Goethe darauf, „ſo kann dir noch durchgeholfen werden.”
Doch auch über die Grenzen ſeines Vaterlandes hinaus hat der
„Brockhaus” eine tiefe Wirkung ausgeübt. In Strindbergs
ſelbſt=
biographiſchem Werk „Im roten Zimmer” finden wir eine Stelle,
die uns davon Zeugnis gibt. Es heißt da: „Johan (das iſt
Strind=
berg ſelbſt) lernte das Konverſationslexikon ſchätzen, dieſen Erſatz
des ſo unzuverläſſigen und überbürdeten Gedächtniſſes, und er
wollte es an die Stelle der Schule ſetzen. Hier konnte niemals ein
Streit über einen Sachverhalt entſtehen, denn man ſchlug nur nach
und hatte volle Gewißheit, während man ſonſt auf einer
vergeſſe=
nen und unbewieſenen Tatſache einen endloſen Streit aufbauen
konnte. Im Bibliotheksdienſt ſah er ſpäter zu ſeinem Erſtaunen,
wie die gelehrteſten Männer ſofort zum Brockhaus gingen,
während Ungebildete ſtundenlang nach einer einfachen Tatſache
ſuchten.”
Was hätte Goethe wohl geſagt, wenn er den jetzt erſcheinenden
„Großen Brockhaus” zu Geſicht bekommen hätte! Es iſt von
eigen=
tümlichem Reiz, ſich beim Durchblättern des Bandes einmal zu
vergegenwärtigen, welche Artikel dieſes Bandes ſich in der in
Goethes Beſitz befindlichen Auflage des Werkes noch nicht
gefun=
den haben können, und wir kommen auf dieſem Wege zu einer
eindrucksvollen Vorſtellung der Welt, in der unſere Vorfahren vor
etwa hundert Jahren gelebt haben. Da ſind vor allem die Artikel,
die über die beiſpielloſe techniſche Entwicklung des letzten
Jahr=
hunderts berichten: Lichtſpielweſen (18 Spalten Text, 46
Abbil=
dungen), Lokomotive (reiches Abbildungsmaterial!), Luftſchiff und
Luftverkehr (58 Abbildungen, Flugſtreckennetz, Karten!). Mit
wel=
cher Anteilnahme ſeines allumfaſſenden Wiſſensdranges hätte „der
Alte von Weimar” wohl die ausgezeichneten
naturwiſſenſchaft=
lichen Artikel des Bandes ſtudiert, die wir unter den Stichwörtern
Leuchtorganismen (mit einer farbenprächtigen Bildertafel),
Luft=
druck (mit bunten Karten: Luftdruckverteilung und Windſyſteme,
Luftkreislauf) oder Laut finden. Oder die Artikel, die zu aktuellen
Geſchehniſſen im Zuſammenhang ſtehen: Lappobewegung, Litauen
(zur Memelfrage!). Gerade auch bei dieſen Artikeln, die mit
unbeſtechlicher Sachlichkeit geſchrieben ſind, zeigt ſich die
Unent=
behrlichkeit des „Großen Brockhaus”*) für jeden von uns, der ſich
über die Ereigniſſe unſerer Tage ein eigenes Urteil bilden und
nicht nur nachſprechen will, was ihm andere vorreden. Der 11.
Band iſt für Darmſtadt und Heſſen von beſonderem Intereſſe, weil
in dieſem zum erſten Male Jörg Mager, der Begründer der
deutſchen Elektro=Muſikforſchung, und ſeine Erfolge auf dem
Ge=
biet der elektroakuſtiſchen Muſik=Erzeugung in das
Lexikon Aufnahme gefunden hat.
*) Der Große Brockhaus, Handbuch des Wiſſens in 20 Bänden,
Band 11: L—Mah, in Leinen RM. 23,40; bei Umtauſch eines
alten Lexikons nach den feſtgeſetzten Bedingungen RM. 21,15.
Seite 4 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 3. Januar 1933
O
Statt Karten.
Fürdie erwiesenen Aufmerksamkeiten anläßlich
unserer Vermählung danken herzlichst
Wilhelm Krug und Frau
Trudel, geb. Ruhland.
Todes=Anzeige.
Am 1. Januar, nachmittags 2½ Uhr, entſchlief plötzlich
und unerwartet nach langer Krankheit im 55.
Lebens=
jahr meine innigſigeliebte Frau, unſere treuſorgende
Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Hau und Janeſaui
geb. Steuernagel.
In tiefer Trauer:
Friedrich Handſchuch II. und Kinder.
Wembach, Groß=Bieberau, Auerbach, Groß=Gerau,
Wallertheim, den 2. Januar 1933.
(393
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 4. Januar,
nach=
mittags 1½ Uhr, in Wembach ſtatt.
Die Verlobung unſerer Tochter
Tieſel mit Herrn
Gerichts=
referendar Alfred Gern geben
wir bekannt.
Dr. Richard Oppenheimer
u. Frau Anna, geb. Somberger
Darmſiadt, im Januar 1933
Roquetteweg 28
Meine Verlobung mit Fräulein
Lieſel Oppenheimer, Tochter
des Herrn Rechtsanwalt Dr.
Oppenheimer und ſeiner Frau
Gemahlin Anna, geb. Homberger,
beehre ich mich ergebenſt
anzu=
zeigen.
AlfredGern, Gerichtsreferendar
Darmſtadt, im Januar 1933
325
Dankſagung.
Allen, die uns beim Heimgang unſerer
lieben, unvergeßlichen Entſchlafenen
Frau Hedwig Oexheimer
geb. Böckmann
ihre Liebe und Anteilnahme in ſo
wohl=
iuender Weiſe bezeugt haben, ſagen wir
auf dieſem Wege innigſien Dank.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Hans Dexheimer
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r, wenn Sie ein schlechtsitzendes und lästiges
Bruchband tragen. Durch solche Bänder verschlimmert sich das
Leiden und kann zur Todesursache werden. (Es entsteht
Bruch-
einklemmung, die operiert werden muß und den Tod zur Folge
haben kann). Eragen Sie Ihren Arzt. Hat dieser eine Bandage
verordnet, dann muß es in Ihrem Interesse liegen, sich meine
äußerst bequeme, unverwüstliche Spezial-Bandage anfertigen
zu lassen. Durch Tag- und Nachttragen meiner Bandagen haben
sich nachweislich Bruchleidende selbst geheilt.
Werkmstr. A. B. schreibt u. a.: „Mein schwerer
Leisten-
bruch ist geheilt. Ich bin wieder in meinem 66. Lebensjahre
ein ganzer und glücklicher Mensch!‟ Landwirt Fr. St. schreibt
u. a.: „Ich sche mich genötigt, Ihnen nach 2 Jahren meinen
innigen Dank auszusprechen ... wurde ich ganz befreit von
meinem Leiden.‟
Bandagen von RM. 15-— an. Mein Vertreter ist für Bruch-
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Bibelkunde. Berlin 1932. 32/1865. — 3. Hugo Dingler:
Philoſophie der Logik und Arithmetik. München 1931. 32/2418.
— 4. Theodore Dreiſer: Die Tragik Amerikas. Berlin 1932.
32/2025. — 5. Carl Egger: Die Eroberung des Kaukaſus.
Baſel 1932. 32/2614. — 6. Otto Forſt=Battaglia; Johann
Neſtroy. Leipzig 1932. 32/2201 — 7. René Fülöp=Miller:
Macht und Geheimnis der Jeſuiten. Leipzig 1929. 32/1882.
8 J. W. Hauer: Der Yoga als Heilmittel. Stuttgart 1932.
32/1939. — 9. Gerhart Hauptmann: Um Volk und Geiſt.
Berlin 1932. 32/2198. 10. Heinrich Hauſer: Wetter im
Oſten. Jena 1932. 32/1911. — 11. Walter Heinrich: Das
Ständeweſen. Jena 1932. 32/300. — 12. Erwin Hirſchfeld:
Das Geld. Berlin 1933. 32/2485 — 13. Georg Joos: Lehrbuch
der theoretiſchen Phyſik. Leipzig 1932. 32/2217. — 14. Paul von
Lettow=Vorbeck: „Was mir die Engländer über Oſtafrika
erzählten. Leipzig 1932. 32/1997. — 15. Hans Lietzmann:
Ge=
ſchichte der alten Kirche. Bd. 1. Berlin 1932 32/2459 — 16. Rud.
Mirbt: Sowjetruſſiſche Reiſeeindrücke, München 1932. 32/1907.
17. J. Reiß: Die öſterreichiſchen Freimaurgr. Wien 1932.
32/1571. — 18 Friedrich Schönemann: Die Vereinigten
Staaten von Amerika. Bd. 1—2. Stuttgart 1932. 32/2058.
19. Hans Schrader: Archaiſche griechiſche Plaſtik. Breslau
1932. 32/2280. — 20. Claus Schrempf: Diktatur der Tatſachen
Berlin 1932. 32/2089. — 21. Eduard Spranger; Volk—Staat
—Erziehung. Leipzig 1932. 32/2200. — 22. Wilhelm Stapel:
Preußen muß ſein. Hamburg 1932. 32/1856. — 23. Joſef
Strzy=
gowſki: Aſiatiſche Miniaturenmalerei. Klagenfurt 1933.
32 4 95. — 24. Ernſt Vatter: Ata Kiwan. Leipzig 1932.
32/2206. — 25. Johannes Ude: Die Autorität des Hl. Thomas
v. Aquin. Salzburg 1932. 32/1576. — 26. Eliſabeth Kinſk=
Wilczek: (Hrsg.) Hans Wilczek erzählt ſeinen Enkeln. Graz
1932. 32/2613.
Vom 16. Januar an verleihbar. Vormerkungen werden im
Leſeſaal entgegengenommen.
— Volkshochſchule. Unſere Mitglieder erhalten zu dem
Rezi=
tationsabend von Erna Volz am Dienstag dem 10. Januar,
im Saale der Loge Sandſtraße 10 ermäßigte Karten
gegen Ausweis der Mitgliedſchaft bei Konzert=Arnold am Weißen
Turm.
Heſſiſche Gelehrte auswärts. Herr Archivrat Dr. Georg
Fink, aus Auerbach a. d. B., früher im Haus= und Staats=
Archiv in Darmſtadt, deſſen Geſchichte er ſchrieb. iſt zum
Direk=
tor des Staatsarchivs der Freien und
Hanſe=
ſtadt Lübeck ernannt worden.
Briefe, die ihn nicht erreichten. Bei der Oberpoſtdirektion
in Darmſtadt mußten im Jahre 1932 5772 Briefe und 7488
Poſt=
karten, ſowie zahlreiche Druckſachen, die infolge
ungenü=
gender Anſchrift weder dem Empfänger ausgehändigt
noch an den Abſender zurückgegeben werden konnten, vernichtet
werden. Hierdurch mögen für die Beteiligten
Ungnnehmlich=
keiten mancherlei Art entſtanden ſein. Auch wird das Fehlen
die=
ſer Sendungen zu ungerechtfertigten Vorwürfen gegen die
Poſt=
verwaltung und ihre Beamten Anlaß gegeben haben. Ohne
ge=
naue und vollſtändige Anſchrift des Empfängers, zu der bei
größeren Orten außer dem Vor= und dem Zunamen der
Stand. die Straße und die Hausnummer gehören, iſt
aber die Zuſtellung einer Poſtſendung ſelbſt dem findigſten
Zu=
ſteller nicht immer möglich. Auch iſt es unumgänglich nötig,
auf allen Poſtſendungen ſtets Name, Wohnort und
Woh=
nung des Abſenders anzugeben, damit dieſem die
Sen=
dung im Falle der Unzuſtellbarkeit zurückgegeben werden kann.
— „Alt=Darmſtadt” Verein für Ortsgeſchichte und
Heimat=
kunde. Mit einer Veranſtaltung am Donnerstag abend
8.30 Uhr im=Fürſtenſaak. Grafenſtraße; beginnt „Alt=Darmſtadt”
ſein neues Vereinsjahr= 4. Rückblick und Ausblick: 2. wird Herr
Philipp Weber über den Sagenkreis, der ſich um das alte
Darmſtadt ſchlingt, berichten. Gäſte ſind durch Mitglieder
ein=
zuführen.
— Orpheum. Ab Freitag, 6. Januar, findet für nur einige
Tage ein beſonders beachtenswertes Gaſtſpiel ſtatt, auf das
be=
reits heute nachdrücklichſt hingewieſen ſei. „Du brauchſt nicht
treu zu ſein” iſt der Titel einer muſikaliſchen Apachenkomödie,
zu derem einfallsreichen Textbuch von Axel Ivers Leo
Pappen=
heim eine ſchmiſſige, moderne Jazzmuſik geſchrieben hat. Ein
ſicherer Griff in das Apachenmilieu gibt der temperamentvollen
Handlung Farbe und Stimmung. Schlager und Songs
reiz=
volle Tanzduette und beſtrickende Melodien, die bald ganz
Darm=
ſtadt ſingen wird, verſprechen einige Stunden angenehmer und
angeregter Unterhaltung. Da die ſorgfältig vorbereitete
Auf=
führung, die eine Reihe künſtleriſch hervorragender Kräfte
ver=
einigt, eine nicht alltägliche Darbietung garantiert, empfiehlt
es ſich, beizeiten den Vorverkauf in Anſpruch zu nehmen.
— Evangeliſche Männervereinigung der Petrusgemeinde.
Un=
ſere Hauptverſammlung für das abgelaufene Vereinsjahr findet
Dienstag, 17. Januar, abends, im Gemeindehaus.
Eichwieſen=
ſtraße 8 ſtatt. Sie wird einen geſchäftlichen Rückblick über die
im verfloſſenen Jahre geleiſtete Arbeit, über Mitgliederbewegung,
die Rechnungsablage, den Voranſchlag für das kommende
Vereins=
jahr, ſowie das Arbeitsprogramm bringen.
— Der Chriſtliche Verein junger Männer lädt ſeine Freunde
zur Familienbibelſtunde, in welcher Herr Studienrat Knöpp
ſprechen wird, heute abend, in ſeinem Heim, Eliſabethenſtraße 17,
herzlich ein. Gäſte ſind willkommen.
3. Januar 19½—2314 Darmſt. Volksb. G 7. Vorſt. Gr. 1—17
Don Carlos.
Preiſe 0.70—5.50 Mk. Mitngce 2—22½ Uhr. B 10
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
4. Januar Der Freiſchütz. Daagee
5. Januar Anf. 19½, Ende geg. 22½4 Uhr. G 11
Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.70—5.50 Kleines Haus Meriteche
3. Januar. Anf. 19½ Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=M. I,. 5
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Phamalion. Mittwoch,
4. Januar 15—1714 Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mk.
Anf. 19½, Ende geg. 22 Uhr. Zuſ.=M. V, 7
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Pygmalion. Donnerstag,
5. Januar Anf. 19½2, Ende n. 22 Uhr. T Gr 1—8
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Der Muſtergatte.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Großen
Haus eine weitere Wiederholung der bisher mit immer
wachſen=
dem Intereſſe aufgenommenen Oper „Don Carlos”, in der
erfolgreichen Inſzenierung von Hans Strohbach ſtatt. Muſikaliſche
Leitung: Karl Maria Zwißler. Die Partie der Eliſabeth ſingt
Charlotte Krauß. — Im Kleinen Haus wird Bernard Shaws
Komödie „Pygmalion”, in der erfolgreichen Neuinſzenierung
von Arthur Maria Rabenalt (Bühnenbild: Elli Büttner)
wie=
derholt. — Letzte Aufführung von „Jans
Wunder=
hündchen” im Kleinen Haus. Das reizende Kindermärchen
„Jans Wunderhündchen” wird am Mittwoch, den 4. Januar, zum
letzten Male geſpielt. Weitere Aufführungen können infolge
an=
derweitiger Spielplandispoſitionen nicht mehr angeſetzt werden.
Bizets „Carmen” im Großen Haus. Am Samstag, den
7. Januar, wird Bizets Oper „Carmen” wieder in den
Spiel=
plan des Großen Hauſes aufgenommen. Die Carmen ſingt zum
erſten Male Inger Karen; die muſikaliſche Leitung hat Karl
Maria Zwißler.
Viertes Sinfoniekonzert im Landestheater. Das 4.
Sin=
foniekonzert des Landestheaterorcheſters findet am Montag, den
9. Januar, ſtatt. Als Soliſt wurde Edwin Fiſcher verpflichtet,
der das Klavierkonzert B=Dur von Joh. Brahms zum Vortrag
bringt. Unter Leitung von Dr. Schmidt=Iſſerſtedt ſpielt
das Orcheſter des Landestheaters die 3. Sinfonie D=Moll von
Bruckner.
Die „Zechnik” des Huſtens.
Ralſchläge gegen eine unangenehme eigene Plage und zur Vermeidung von Beläſtigungen der andeten.
Von Dr. med. Karl Ehlers.
Der Huſtenreiz iſt eine unangenehme Sache, beſonders wenn
man im Theater, im Konzert oder im Tonfilm weilt und die
Nach=
barn nicht ſtören will. Man geht dann am beſten nicht unter
Menſchen. Das iſt richtig! Aber was ſollen die Leute tun, die
einen chroniſchen Kehlkopfkatarrh oder einen chroniſchen
Bron=
chitis haben, oder die, ohne überhaupt krank zu ſein, plötzlich einen
ſtarken Huſtenreiz empfinden, wie jeder ſchon an ſich erlebt haben
wird. Sie müſſen doch huſten, und wenn ſie es durchaus nicht
wollen. Ferner iſt der Huſten auch dann eine ſchwere Qual und
Beläſtigung, wenn man nicht gerade im Theater oder Konzertſaal
ſitzt, ſondern auch, wenn man allein zu Hauſe iſt und ſchon im Bett
liegt. Die Bronchitis und der Kehlkopfkatarrh ſind an ſich gar
nicht ſo furchtbare Krankheiten, wie ſie den Menſchen durch den
ſchmerzhaften Huſten quälen. Der Körper iſt müde, man will
ein=
ſchlafen, aber der peinliche Huſten raubt Ruhe und Schlaf. reizt
die oberen Luftwege, hilft ſo die Heilung verzögern und trotzt oft
den Linderungsmitteln. Er zwingt zur Verwendung von Giften,
die wieder ſchädlich ſind, wenn man ſie länger braucht. Dann
werden die Kranken einem Arzte dankbar ſein, der ihnen ſagt, daß
der Huſten nur verſtanden werden muß, dann iſt er kein ſolches
Uebel. Man kann auch die Technik des Huſtens
lernen.
In der „Deutſchen mediziniſchen Wochenſchrift” übernimmt
Dr. Lohfeldt dieſe Aufgabe mit gutem Geſchick. Zunächſt ſagt er,
daß zuviel gehuſtet wird. Man kann es lernen, den ärgerlichen
Reiz öfter zu verhindern, als man glaubt. Auf welche Art kann
man nun den Huſtenreiz verhüten? Dazu muß man erſt einmal
bedenken, was Huſten iſt. Er kommt dadurch zuſtande, daß der
Kehlkopf ſich luftdicht ſchließt und dann exploſiv öffnet, indem die
vermöge des Verſchluſſes unter Druck geſetzte Luft plötzlich
ent=
weicht”. Um dieſen Vorgang zu ſtören, alſo den Huſten zu
unter=
drücken, gibt es zwei Methoden; erſtens, daß man den Kehlkopf
daran hindert, ſich zu ſchließen, und zweitens, daß man ihn eine
zeitlang hindert, ſich zu öffnen, nachdem er ſich bereits geſchloſſen
hat. Den zweiten Vorgang kennt jeder längſt aus eigener Praxis.
denn wer hätte nicht ſchon im Theater huſten müſſen und verſucht,
die=
ſem Zwang zu entgehen, indem er „preßte”! Und ſiehe da, es
ge=
lang! Er hat mit dieſer etwas mühevollen Methode erreicht, daß
nur ein Teil aller Huſtenſtöße, die ſich ankündigten, wirklich
er=
folgte. Wie lange kann man den Kehlkopf gewaltſam geſchloſſen
halten?! Schließlich braucht man ja auch etwas Luft zum Atmen.
Man wendet eine leichte Methode an, daß man „S” ſagt und
zwar ſpricht man dieſes „S” ganz tonlos aus, denn das „S‟ iſt
ein Reibelaut, und bei jedem tonloſen Reibelaut iſt der Kehlkopf
geöffnet. Um den luftdichten Abſchluß und die Folgen der
explo=
ſiven Oeffnung des Kehlkopfes völlig zu verhüten, muß man dabei
ganz kürze Atemzüge ſchnell aufeinander folgen laſſen, ſo daß der
Kehlkopf weder während der Ausatmung, noch zwiſchen den Ein=
und Ausatmungszügen Zeit findet, ſich zu ſchließen‟. Dr. Lohfeldr
verſichert glaubhaft, daß man in der Kombination dieſer beiden
Methoden zu einer Virtuoſität gelangen kann, mit einem
Mindeſt=
maß von Anſtrengung ſeinen Kehlkopf zu beherrſchen. Man braucht
alſo nicht zu „preſſen” und trotzdem nicht zu huſten. Allmählich
gewöhnt man ſich daran. Man wird weder im Konzertſaal noch
beim Schlaf geſtört, und der furchtbare Huſtenreiz hat ſeine
Schrecken verloren. Auch quält er die Menſchen nicht mehr, wenn
ſie krank ſind, denn die Menſchen lernen dann auch bei der
Krank=
heit richtig zu huſten, nämlich nur dann, wenn der Huſten
Aus=
ſicht verſchafft, die Menſchen richtig zu entlaſten. Wer richtig
huſtet, huſtet nämlich ſelten.
Arzk und Wirkſchaftskriſe.
Nachdem die Feiertage vorüber ſind und Sorge und Not
wieder in ihre Rechte treten, kann man rückſchauend feſtſtellen,
daß die Ehemänner ſich durch all die Jahre hindurch gleich
ge=
blieben ſind.
So wie ſie ihre Weihnachtseinkäufe am letzten Tage
mach=
ten und die Hälfte dabei vergaßen, ſo können wir feſtſtellen, daß
achtzig vom Hundert wiederum einen Feſttag überſahen, den ſie
dereinſt mit einem großen Aufwand von Blumen, Gefühlen und
Ueberraſchungen begingen:
Den Hochzeitstag!
Die Reichspoſt könnte ein gutes Geſchäft machen,wenn ſie
mit allen Ehemännern einen Vertrag abſchließen würde:
Sie geben am Jahresbeginn den Tag an, an dem das
nach=
ſtehende Telegramm abgeſandt werden muß:
„Du glaubteſt wohl, ich hätte unſeren Hochzeitstag
ver=
geſſen! Nein, Liebling! Ich liebe dich heute noch genau ſo, wie
damals, als dieſer Tag uns fürs Leben einte. Und ſo nimm
denn dieſen Drahtgruß heute als einen Beweis meines treuen
Gedenkens und meiner immerwährenden Liebe.”
„Ich möchte die Frau ſehen, die nicht überraſcht und beglückt
wäre durch ſolche Nachricht, die ihr in der Morgenfrühe gebracht
wird.
Der Mann iſt ſchon lange im Geſchäft. „Sie arbeitet im
Hauſe herum, mißmutig und ſchmollend. Natürlich! Den Tag kat
er wieder vergeſſen! Ihr Stolz jedoch hat es ihr verboten, ihn
irgendwie daran zu erinnern!
Und nun kommt das Telegramm!
Sonne bricht hervor, und bewegt ruft ſie ihn im Geſchäft
an, um ihm zu ſagen, daß er doch der Beſte iſt und daß er ihr
eine große Freude bereitet hat. Er aber ſagt leicht abweiſend:
„Aber ich bitte dich! Ich werde einen ſolchen Tag doch nicht
vergeſſen!“
O, man kennt den Vogel an ſeinen Federn! Sie diktieren
ihren Sekretärinnen die lieben Briefe, wenn die Frau im
Som=
mer fern dem Hauſe weilt. Und er iſt ſo einſam, ſo verlaſſen,
Winter-Ausgabe 1932/33
Preis 70 Pfennig 9
Erhältlich in den Buchhandlungen, Kiosken,
Bahnhofs-
buchhandlung und Geschäftsstelle, Rheinstraße 25.
und ach, — ſo ganz allein in der großen, lauten Stadt mit ihren
ſchalen Vergnügungen, die er meidet, weil er ſo viel im
Ge=
ſchäft zu tun hat!
Und das blonde Fräulein freut ſich der Abwechſelung,
ein=
mal ſolche Briefe ſchreiben zu können und nicht immer
begin=
nen zu müſſen: „Trotz unſerer mehrmaligen Mahnung ſind wir
heute noch ohne Zahlung .
Aber wenn man dann die Frau in der Ferne betrachtet,
wie ſie auf der von der Sonne beſchienenen Veranda ſitzt und
den diktierten Brief lieſt, dann ſieht man eine gläubige und
glückliche Frau, die genau weiß, daß ihr Guter es ſo meint, und
daß er ſich die Zeit abgeſtohlen hat, um ihr zu ſchreiben, wie
traurig es um ihn ſteht.
Für ſolche Männer wäre es doch eine ungemein praktiſche
Einrichtung, wenn ſie mit der Reichspoſt den oben erwähnten
Vertrag ſchließen würden. Die Poſt hat ihren Dienſt am
Kun=
den mehr entwickelt, als irgendeine andere Reichsbehörde Sie
verſchickt zu allen feſtlichen Gelegenheiten reizende
Bildtele=
gramme mit ſinnigen Zeichnungen.
Warum nicht auch das mit Roſen und ſchnäbelnden Tauben
gezierte „Hochzeitsjahrestagtelegramm”, wie das Beweisſtück
männlicher Aufmerkſamkeit im amtlichen Verkehr genannt wer=
MI. 4.
den würde.
— In den Helia=Lichtſpielen gelangt der neue Greta=Garbo=
Film in deutſcher Sprache. Helgas Fall und Aufſtieg” heute
erſt=
malig zur Vorführung. Neben Greta Garbo, der bedeutendſten
Schauſpielerin der Welt, wirkt u. a. noch Clark Gable mit. In
dieſem Tonfilm iſt der Garbo Gelegenheit gegeben, alle Regiſter
ihres großen Könnens ſpielen zu laſſen.
— Im Union=Theater ſieht man heute und folgende Tage
das Stimmwunder Gitta Alpar und Max Hanſen in der
ent=
zückenden Tonfilm=Operette „Die oder keine‟. Die Stimme der
Alpar iſt wirklich etwas Einmaliges. Unerreichtes, und niemand
ſollte ſich den ſeltenen Genuß, ſie zu hören, entgehen laſſen.
Am Mittwoch, Donnerstag und Freitag, um 2.30 Uhr, gelangt
in je einer Vorſtellung das einzigartige Filmwerk „Chriſtus” im
Union=Theater zur Vorführung. Jugendliche ſind zugelaſſen.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute in Erſtaufführung
den ſpannenden, tempoerfüllten Kriminal=Tonfilm „
Banknoten=
fälſcher von New York” (Gentleman für einen Tag), in dem
Douglas Fairbanks jun. und Joan Blondel die Hauptrollen
ſpielen. Die Regie führt Alfred A. Green und der deutſche
Dia=
log ſtammt von K. Nicholſon. Die deutſchen Sprecher waren
Eliſabeth Lennartz, Karin Hardt, Nelly Georgi, Gerhart Bienert
und andere.
— Stenographie und Maſchinenſchreiben. Die
Stenographen=
vereinigung beginnt am 3. und 6. d. M. neue Kurſe in
Einheits=
kurzſchrift für Anfänger und Fortgeſchrittene, im Ludwig=Georgs=
Gymnaſium, unter Leitung ſtaatlich geprüfter Kurzſchriftlehrer.
Maſchinenſchreiben täglich im Hauſe Karlsſtraße 23. Parterre,
nach der Zehnfinger=Blindſchreib=Methode, unter bewährter
Lei=
tung. Dort auch alle Auskünfte. (Siehe auch heutige Anzeige.)
Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 8. Januar,
nach=
mittags 2.30 Uhr, findet im Gemeindehaus der Kiesſtraße
Taubſtummengottesdienſt ſtatt. Wegen Fahrſcheinausweis wende
man ſich an Pfarrer Heß, Hügelſtraße 6.
In der Zeit zwiſchen Neujahr und Oſtern, wo die Frage der
Berufswahl als folgenſchwerſtes Problem für die ins Leben
hinaustretenden jungen Leute ihre Gedanken bewegt, ſeien uns
einige Worte über die Lage des Aerzteſtandes geſtattet, um
ver=
hängnisvolle Irrtümer zu verhindern, die ſich dereinſt in dem
Gefühl eines unbefriedigten oder verfehlten Lebens ſchwer rächen
müſſen:
Zunächſt ſei hervorgehoben, daß nur derjenige zum
Arzt=
beruf hindrängen ſollte, dem es ein heiliges Müſſen, dem das
Helfen, nicht das Geldverdienen Triebfeder ſeines Handelns iſt.
Ein gutes Geſchäft, eine Quelle des Reichtums war der
ärzt=
liche Beruf wohl niemals. Jedenfalls iſt er es heute, im Zeichen
der Unterbezahlung der Krankenverſicherung, nicht mehr. wenn
auch alle Welt es als feſtſtehende Tatſache hinnimmt. „Den
Aerzten geht es noch gut” iſt ein Ausſpruch den man aus allen
Kreiſen täglich hören kann. Auch die heſſiſchen Volksvertreter
waren wohl von dieſer irrigen Vorſtellung beherrſcht, als ſie
den empörenden Beſchluß faßten, die Aerzte mit einer zweiten
Einkommenſteuer, der Gewerbeſteuer, zu belegen. Der einzelne
Arzt kann ſich über ſeine ſchlechte Lage nicht äußern, ohne in den
Verdacht der Untüchtigkeit zu geraten, und ſo erhält er nach außen
hin das Bild einer Wohlhabenheit, die vielfach auf Schulden
und Sorgen aufgebaut iſt. Die meiſten hätten keinen ſehnliche.
ren Wunſch, als das vielbeneidete Auto wieder abzuſchaffen,
welches als glänzende Laſt mitgeſchleppt wird und
allerwenig=
ſtens 2500 Mark im Jahre verſchlingt. Bei der heutigen
Be=
zahlung in der Kaſſenpraxis von höchſtens 0,50 Mark brutto für
die ärztliche Beratung müſſen allein 5000 ſolcher Beratungen
ausgeführt werden, bis nur die Koſten des Autos wieder
herein=
gebracht ſind. Dazu kommen die vielen anderen Unkoſten für
Berufsräume, Sprechſtundenhilfe. Inſtrumente, Bücher uſw. Da
geſetzlich bei den Krankenkaſſen eine Pauſchalbezahlung für die
ganze Familie feſtgeſetzt iſt, ganz einerlei, ob viele oder wenige
Glieder derſelben erkranken, ſo drückt jede ſtärkere.
Inanſpruch=
nahme des Arztes, z. B. bei einer Grippeepidemie, die
Entſchä=
digung für die einzelne Leiſtung unter den Lohn eines
gelern=
ten Arbeiters herunter. Die Privatpraxis, die früher manchem
Arzt ein geſichertes Auskommen gewährte, iſt unter dem Druck
der Wirtſchaftkriſe ſtark geſchrumpft. Es kommt hinzu, daß des
Einkommen der meiſten Aerzte ſchon im Alter von 45—50
Jah=
ren ſeinen Höhepunkt überſchritten hat. Und die ärztlichen
Unterſtützungseinrichtungen können lange Geſchichten erzählen
von Verſchuldungen bei Aerzten, von denen die Bevölkerung
glaubt, daß ſie im Wohlſtande leben.
Der alte Billroth hat einmal das ſtolze Wort geprägt, daß
nur ein guter Menſch ein guter Arzt ſein könne. Wir möchten
noch hinzufügen, daß ein guter Arzt einen materiell geſicherten
Boden unter den Füßen ſehen muß, daß er in ſeinem
Helfer=
willen nicht gelähmt ſein darf durch Sorgen um das tägliche
Brot und ſeine im Krankheitsfalle ungeſicherte Familie, ſowie
durch die finanzielle Unmöglichkeit, ſein Inſtrumentarium und
ſein Wiſſen zeitgemäß auf der Höhe zu halten. Mit
Idealis=
mus allein, ſo wertvoll er iſt kann man keinem Menſchen ſeine
Geſundheit erhalten oder wiederherſtellen.
Jagd im Januar in Heſſen.
Mitgeteilt vom Heſſiſchen Jagdklub, Darmſtadt.
Am 31. Dezember ging die Jagd auf Faſanen=Hennen zu, die
Schußzeit des Faſanenhahnes dagegen dauert noch bis zum
31. Mai.
Der Haſe darf noch bis zum 15. Januar gejagt werden. Eine
Beſchränkung des Abſchuſſes iſt angebracht, damit genügend
Satz=
haſen übrig bleiben.
Rehwild, Auerhähne, Feldhühner genießen Ruhe, dagegen
hat alles übrige Wild Schußzeit, bis auf Auerhennen, Birkwild,
Haſelwild und Muffelwild, das ja bekanntlich bis auf weiteres
das ganze Jahr über geſchont wird.
Die Zeit des Frettierens auf Kaninchen iſt gekommen. Bei
anhaltender Kälte ſind auf eisfreien Stellen in Bächen und
Grä=
ben Enten anzutreffen, wo ſie anzupirſchen ſind. Auch auf dem
Strich werden ſie geſchoſſen. Erpel ſind beim Abſchuß zu
bevor=
zugen.
Im Laufe des Monats beginnt die Ranzzeit des Fuchſes. Das
Schwarzwild rauſcht.
Bei gutem Wetter ſetzt gegen Ende des Monats das
Ram=
meln der Haſen ein.
Den Krähen, die für das kommende Jungwild und ſomit
für die Niederjagd, eine ernſte Gefahr bilden, iſt tunlichſt
Ab=
bruch zu tun. Merkblätter über Krähenvertilgung können beim
Heſſiſchen Jagdklub angefordert werden.
Die Fütterungen für jegliches Wild ſind regelmäßig zu
be=
ſchicken und in tadelloſem Zuſtand zu erhalten, um
Schneever=
wehungen und das Eindringen von Raubwild zu verhüten. Salz
und Ruhe vor jeder Störung ſind dem Wild in der Notzeit des
Winters Lebensbedingung.
Zäune, Hecken und Buſchreihen, ſowie im Wald die durch
Dickungen führenden Wildwechſel ſind fleißig nachzuſehen, da ſie
mit Vorliebe von Schlingenſtellern zum Anbringen von Schlingen
benützt werden.
Allen unſeren verehrlichen Mitgliedern und Freunden für das
neue Jahr an dieſer Stelle ein kräftiges Weidmannsheil vom
Heſſiſchen Jagdklub.
— Deutſcher Offizierbund. Donnerstag, 5. Jan.,
8 Uhr abends, im Reichshof Vortrag des Herrn Majors
Frei=
herrn von Wangenheim für Damen und Herren über
Arbeits=
dienſtpflicht.
Tageskalender für Dienstag, den 3. Januar 1932.
Uniontheater: „Die — oder keine‟ — Helia=Lichtſpiele: „Helgas.
Fall und Aufſtieg”. — Palaſt=Lichtſpiele: „Banknotenfälſcher
von New York.”
Seite 6 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 3. Januar 1933
Polizeiberichk.
Warnung vor einem Hotel= und Warenbetrüger! In
den letzten Tagen iſt in Wiesbaden und Mainz der
Schiffsange=
ſtellte Hans Hermann Bergmann, geb. am 16. 4. 1912 in
Elber=
feld, unter dem Namen Jonny Krings, Lektor aus Heidelberg,
Hans von Socken, ſtud. chem. aus Hamburg und Wilhelm
Ko=
vac aus Heidelberg aufgetreten. In zwei Fällen hat er in
Hotels Logisſchwindel begangen, in einem dritten Falle, in dem
er ſich ein Auto erſchwindeln wollte, blieb es beim Verſuch. Vor
dem Schwindler wird gewarnt. Im Uebertretungsfalle wird
um Nachricht an die Kriminalpolizei oder die nächſte
Polizei=
ſtelle gebeten.
Auffinden einer Kindesleiche! Am 1. 11. 1932 wurde in
der Nähe der Pauluskirche die Leiche eines neugeborenen
Kin=
des gefunden. Ueber dieſen Fall haben wir wiederholt in den
Tageszeitungen berichtet. Eine Aufklärung hat ſich bis heute
noch nicht ermöglichen laſſen. Das Unterkleid, in welches die
Leiche eingehüllt war, iſt beim Polizeiamt in der Hügelſtr. 31/33
ausgehängt. Wir machen hierauf aufmerkſam und erſuchen alle
diejenigen, die irgend etwas berichten können, was zur
Auf=
klärung dieſes Falles von Belang iſt, bei der Kriminalpolizei
vorſprechen zu wollen.
Ein Unhold. Am Donnerstag dem 29 12. 1932, gegen
18.30 Uhr, wurde in der mittleren Soderſtraße ein 16jähriges
Mädchen von einem unbekannten Manne angefallen und
unſitt=
lich beläſtigt. Durch die Hilferufe des Mädchens ergriff der
Roh=
ling die Flucht und konnte unerkannt entkommen. Er wird wie
folgt beſchrieben: 1,75—1,80 Mtr. groß, ſchlank, ſchwarzen
Schnurrbart und Kotelette. Bekleidung: Dunkle, Stoffjacke,
ſchwarze benagelte Schnürſchuhe und ſchwarze Ledergamaſchen.
Irgendwelche Wahrnehmungen von dem Publikum oder
Hin=
weiſe auf den Täter werden auf dem Polizeiamt, Hügelſtraße,
Zimmer Nr. 5. entgegengenommen. Auf Wunſch werden dieſe
Mitteilungen vertraulich behandelt.
Feſtnahmen. Der Wäſchediebſtahl in der Kittlerſtraße, auf
den wir in den hieſigen Tageszeitungen aufmerkſam machten,
hat ſeine Aufklärung gefunden. Als Täter kommt der
Zither=
ſpieler Sebaſtian Huber aus Dachau=München in Frage,
Mit=
täter iſt der Polierer Karl Menz aus Zella=Mehlis. Die beiden
haben in Häuſern muſiziert und beim Geldſammeln den
Dieb=
ſtahl ausgeführt. Am 29. 12. 1932 wurden die vorgenannten
Täter in einer hieſigen Herberge feſtgenommen und dem
Amts=
gericht zugeführt. Beide kamen in Unterſuchungshaft.
Wem gehören die Sachen? Am 26 12. 1932 (
Weihnachts=
feiertag), gegen 16 Uhr, erlitt ein Mädchen im Herrngarten
einen Ohnmachtsanfall. Bei ihrem Weggehen ließ es Mantel,
Hut und Handtaſche zurück. In der Handtaſche befinden ſich zwei
Geldbörſen mit Inhalt, eine Eiſenbahnfahrkarte nach
Aſchaffen=
burg, ſowie eine Sonntagsrückfahrkarte nach Meſſel und noch
weitere Gegenſtände. Dieſe Stücke können von der
Eigentüme=
rin auf dem Polizeiamt, Hügelſtr. 31/33, Zimmer 12. in
Emp=
fang genommen werden.
Was alles geſtohlen wird! In der Nacht zum 16. 12. 1932
wurde aus dem Hofe des Kaufhauſes Rothſchild in der
Markt=
paſſage von einem vierrädrigen Handwagen ein Vorderrad
ge=
ſtohlen. Das fragliche Rad hat einen Durchmeſſer von etwa
50 Zentimetern — Am 20. 12. 1932, gegen 6.30 Uhr wurde an
der Muſikhandlung im Hauſe Eliſabethenſtraße 34 das
Schau=
fenſter zertrümmert. Die Diebe faßten durch die zertrümmerte
Scheibe in das Schaufenſter und entwendeten eine Hand= und
zwei Mundharmonikas. — Aus einem Garten am alten
Ar=
heilger Weg wurden in der Nacht zum 24. 12. 1932 vier
dunkel=
graue Stallhaſen (deutſche Widder) geſtohlen. — In der
Sil=
veſternacht 1933 wurde von einem Perſonenauto, welches vor
der Wirtſchaft „Zu den 12 Apoſteln: aufgeſtellt war, die
Kühler=
ſchraube entwendet. — Am 1. oder 2. Weihnachtsfeiertag 1932
wurden aus dem Treppenhaus Eichbergſtraße 14 zwei kleine
Landſchaftsbilder geſtohlen. Die entwendeten Bilder haben eine
Größe von 35 X 45 Zentimetern. — Aus dem Garten Ecke Beck=
und Darmſtraße wurde in der Nacht zum 29. 12 1932 eine
Gans geſtohlen. — Alle Perſonen, die zu den vorſtehenden
Dieb=
ſtählen ſachdienliche Beobachtungen gemacht haben, werden
er=
ſucht, bei der Kriminalpolizei vorzuſprechen. Vor Ankauf der
entwendeten Sachen wird dringend gewarnt.
Sachbeſchädigung zur Nachtzeit. In letzter Zeit mehren
ſich die Fälle, daß zur Nachtzeit an Geſchäftshäuſern die
Erker=
ſcheiben eingeſchlagen werden. In verſchiedenen Fällen blieben
die Schaufenſterauslagen vollkommen unberührt. Es muß
an=
genommen werden, daß die Zertrümmerung von Erkerſcheiben
von mutwilligen Leuten begangen wird. Alle
ordnungslieben=
den Bürger werden daher gebeten, bei derartigen
Vorkomm=
niſſen ſachdienliche Wahrnehmungen der Kriminalpolizei
mitzu=
teilen. So wurde in der Nacht zum 27. 12. 1932. gegen 4 Uhr
morgens, von bis jetzt noch unbekannten Tätern die Erkerſcheibe
eines Lebensmittelgeſchäfts Ecke Heinheimer= und
Lauteſchläger=
ſtraße zertrümmert. Desgleichen wurde in der Nacht zum
30. 12. 1932 am Eingang der Firma Karl Schmidt, Ecke
Kirch=
gellaterne zertrümmert.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
M. B. Wenn die mündliche Vereinbarung — auch dieſe allein
iſt rechtlich vollgültig — dahin ging, daß Sie die Auslagen für
Legung der Leitung bezahlen oder monatlich 2 Mark Miete
mehr entrichten ſollten, ſo ſollten doch, wenn Sie ſich ſo zu einer
höheren Miete entſchloſſen, nach einer von Treu und
Glau=
ben beherrſchten Auslegung des Vertrags durch
dieſe Mehrzahlung die Koſten der neuen Anlage gedeckt
werden. Es würden alſo durch einen Sachverſtändigen (
Inſtalla=
teur) nach Augenſcheinseinnahme die Koſten der Anlage für die
Wohnung zu berechnen ſein. Im übrigen iſt es nicht Sache des
Vermieters, wenn die Beleuchtungsanlage nicht mitvermietet
war, dieſe Einrichtung zu ſchaffen. Eine ſchriftliche
Fixie=
rung der Vereinbarung wäre allerdings, um ſpäteren
Weiterun=
gen vorzubeugen. zu empfehlen geweſen, allein rechtlich nötig
war ſie nicht. Sollte eine Ueberzahlung nach dem Urteil des
Sachverſtändigen erfolgt ſein, ſo könnten Sie mit dem Rückerſtat= gegenüber der Mietzinsforderung unſeres
Erach=
tens aufrechnen.
Ziffer 147. Alter Abonnent. Das Geſetz legt dem Vater die
Verpflichtung auf, einer Tochter im Falle ihrer
Verheira=
tung zur Einrichtung des Haushalts eine angemeſſene Ausſteuer zu
gewähren, ſoweit er bei Berückſichtigung der
ſonſti=
gen Verpflichtungen ohne Gefährdung ſeines
ſtandesmäßigen Unterhalts dazu imſtande iſt und
nicht die Tochter ein zur Beſchaffung der Ausſteuer ausreichendes
Vermögen beſitzt. Dieſe Verpflichtung kann auf dem Klagewege
auch im vorliegenden Falle geltend gemacht werden. Wohl aber
können Sie am beſten teſtamentariſch beſtimmen, daß das, was als
Ausſteuer bei Ihren Lebzeiten gegeben wurde, auf das Erbteil
an=
gerechnet werde, ebenſo die Aufwendungen für die Vorbildung zu
einem Berufe; dieſe letzteren können aber auch inſoweit zur
Aus=
gleichung gebracht (auf den Erbteil angerechnet) werden, als ſie
das Ihren Vermögensverhältniſſen entſprechende Maß überſtiegen
haben. Sie wären alſo befugt, teſtamentariſch zu beſtimmen, daß
auch dieſe Studienkoſten zur Anrechnung auf das Erbteil zu
brin=
gen ſind.
G. A. W. G. 7122. 1. Unterhaltspflichtig iſt nur, wer bei
Berückſichtigung ſeiner ſonſtigen Verpflichtungen ohne
Gefähr=
dung ſeines ſtandesmäßigen Unterhalts den Unterhalt gewähren
kann. Ob alſo Leiſtungsfähigkeit vorliegt, entſcheidet nicht nur
das Vermögen des in Anſpruch Genommenen, ſondern auch
ſeine ſonſtigen Einkünfte. Es iſt alſo Frage des
Einzel=
falles und durch das Gericht zu entſcheiden, ob und inwieweit
der Unterhaltspflichtige herangezogen werden kann. Damit iſt
auch die Frage 4 zu verneinen. 2. und 3. ſind wohl als
Fra=
gen ſteuerlicher Art anzuſehen. Als abzugsfähige
Aus=
gaben erſcheinen: 1. Werbungskoſten, das ſind die zur
Erwer=
bung. Sicherung und Erhaltung der Einkünfte gemachten
Auf=
wendungen. 2. Sonderleiſtungen, wie ſolche in 8 17 des
Ein=
kommen=Steuergeſetzes aufgeführt ſind. 3. Die Schuld zinſen.
Die Darlehens ſchuld und deren Abzahlung kann nur bei der
Vermögenſteuer als Schuld in Abzug kommen.
Aufwendun=
gen zur Erfüllung einer geſetzlichen Unterhaltspflicht ſind
bei der Einkommenſteuer nicht in Abzug gebracht worden.
Wohl aber können beſondere wirtſchaftliche Verhältniſſe, die die
Leiſtungsfähigkeit des Steuerpflichtigen, weſentlich
beeinträchti=
gen, zur Ermäßigung oder zum Erlaß der Einkommenſteuer
füh=
ren, wenn das Einkommen 30 000 Reichsmark nicht überſteigt.
Als Verhältniſſe dieſer Art gelten; geſetzliche oder
ſitt=
liche Verpflichtung zum Unterhalt mittelloſer
Angehöriger, auch wenn ſie nicht zur Haushaltung des
Steuerpflichtigen gehören.
Die Not der Landwirtſchaft.
Größte Sorgen über die Enkwicklung der landwirtſchaftlichen Berhältniſſe. — Kakaſtrophale
Preis=
geſtalkung der Produkke.
Lehker Appell!
Eine dringende Enkſchließung der heſſiſchen
Landwirkſchaftskammer.
Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer für Heſſen nahm in
ſeiner am Montag, den 2. Januar, in Darmſtadt ſtattgefundenen
Vorſtandsſitzung eingehend Stellung zu der gegenwärtigen Lage
der Landwirtſchaft. Mit größter Sorge mußte er hierbei
feſtſtel=
len, daß die Entwicklung unſerer landwirtſchaftlichen Verhältniſſe
in raſchen Schritten dem Abgrund entgegenführen. Der ſchon ſeit
Monaten zu beobachtende Rückgang der Preiſe landwirtſchaftlicher
Erzeugniſſe, insbeſondere für Vieh. Milch, Molkereiprodukte, für
Gemüſe, Getreide u. a. iſt heute auf einem Stand angelangt, der
weit unter den Friedenspreiſen liegt und z. B. für Vieh am 30.
November nur noch 61.8 Prozent der Friedenspreiſe ausmachte.
Solche Preiſe müſſen zum Ruin der landwirtſchaftlichen Betriebe
führen, da andererſeits die Laſten (Steuern, ſoziale Abgaben u. a.)
das Mehrfache wie im Frieden betragen. Die große Mehrheit der
heſſiſchen landwirtſchaftlichen Betriebe iſt vorwiegend auf die
Ge=
winnung landwirtſchaftlicher Veredlungserzeugniſſe wie Vieh.
Milch. Gemüſe u a. angewieſen. Deshalb wirkt ſich der Rückgang
der Preiſe für dieſe Erzeugniſſe außerordentlich nachteilig auf die
heſſiſchen Betriebe aus. Wiederholt wurde von den verſchiedenſten
Seiten der Landwirtſchaft, nicht zuletzt auch durch die heſſiſche
Land=
wirtſchaftskammer, auf die zunehmende Verſchuldung in der
Land=
wirtſchaft und die Unmöglichkeit, die wichtigſten Betriebsmittel
der Wirtſchaft wie derjenigen für das Leben und die Erhaltung
der Familie notwendigen Lebensbedürfniſſe aus den Einnahmen
des Betriebes zu decken hingewieſen. Alle dieſe Vorſtellungen der
geſamten deutſchen Landwirtſchaft haben bisher keinen Erfolg ge=
bracht. Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer muß leider zu
der Auffaſſung kommen, daß ein nicht geringer Teil der
führen=
den Reichsſtellen ſich der Lage der geſamten deutſchen
Landwirt=
ſchaft und deren ungünſtigen Einfluß auf die geſamte Wirtſchaft
und die Innenpolitik des Reiches nicht bewußt iſt, ſonſt hätte man
rechtzeitig Maßnahmen zum Schutze der deutſchen Landwirtſchaft
getroffen, denn zu wirklich durchgreifenden Maßnahmen zum
Schutze unſerer deutſchen Landwirtſchaft konnte ſich die
Reichs=
regierung noch nicht entſchließen.
Die Verbitterung in weiten Kreiſen der Landwirtſchaft ſteigt
von Tag zu Tag und wird noch verſtärkt durch die Entwicklung
der Butterpreiſe in den letzten Tagen. Die Landwirtſchaft kann
es nicht verſtehen, daß die Reichsregierung keine Maßnahmen
trifft, die eine Hebung der Preiſe landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe
und Verminderung der auf der Landwirtſchaft ruhenden Laſten
bringen. Wie der Landwirt für ſeine Arbeit und Mühe belohnt
wird, dafür iſt der Milchpreis ein Beweis.
Hat ſeither ſchon der Milchpreis die Geſtehungskoſten nicht
ge=
deckt, ſo iſt durch den Rückgang des Butterpreiſes in den letzten
Tagen der Milchpreis für viele Erzeuger unter die Preisſpanne
geſunken, die ein Teil des Milchhandels für den Verkauf der
Milch verdient. So wie die Verhältniſſe auf dem Gebiete der
Milcherzeugung liegen, ſind ſie ähnlich bei der Mehrheit der Preiſe
landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe. Soll die Landwirtſchaft immer
noch auf durchſchlagende Maßnahmen warten, weil die öfter
wech=
ſelnden Reichskabinette ſich nicht auf ein einheitliches,
richtung=
gebendes Wirtſchaftsprogramm einigen können, in dem der
deut=
ſchen und damit der heſſiſchen Landwirtſchaft ausreichende
Lebens=
möglichkeit gegeben iſt?
Der Vorſtand der Landwirtſchaftskammer fordert deshalb in
kürzeſter Friſt ſofortige Maßnahmen zur Behebung der
Schwierig=
keiten der Landwirtſchaft. Werden ſolche Maßnahmen nicht
ge=
troffen, dann muß der Vorſtand die Verantwortung für den dann
ſicher zu erwartenden Zuſammenbruch der deutſchen und heſſiſchen
Landwirtſchaft ablehnen.
Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 2. Jan. Im „Löwen” veranſtaltete der
Ar=
beiter=Turn= und Sportverein am Neujahrstage eine
Neu=
jahrsfeier, die gut beſucht war. Neben einem Tänzchen
be=
ſtritten die Turnerinnen den unterhaltenden Teil des Abends,
die mit ihren verſchiedenartigſten Tänzen reichen Beifall fanden.
— Wieder im Amt. Unſer Ortspfarrer, Herr Grein, der
längere Zeit ſchwer erkrankt war und durch Herrn Nies vertreten
wurde, iſt nunmehr ſoweit hergeſtellt, daß er mit dem 1.
Januar ſein Amt wieder übernehmen konnte. — Diebſtahl.
Einem hieſigen Einwohner wurden in einer der letzten Nächte aus
dem Hühnerhaus in ſeinem Garten, der ſich unweit des Hauſes
befindet, 19 Hühner geſtohlen. Die Hühner wurden an Ort und
Stelle abgeſchlachtet. Polizeiliche Ermittlungen ſind im Gange.
Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.
— Weiterſtadt, 3. Jan. Hohes Alter. Der älteſte Bürger
Weiterſtadts, Herr Adam Krämer. Griesheimer Straße, feiert
am 5. d. M. in voller Rüſtigkeit ſeinen 90. Geburtstag.
G. Ober=Ramſtadt, 2. Jan. Hohes Alter. Am heutigen
Montag vollendete Frau Chr. Phil. Rau Witwe, Bahnhofſtraße,
in voller körperlicher Rüſtigkeit und geiſtiger Friſche ihr 81.
Le=
bensjahr.
r. Dieburg, 2. Jan. Der Turnverein Dieburg 1863 konnte
zu ſeiner Neujahrsveranſtaltung eine ſehr ſtattliche Menge Gäſte
begrüßen, die beide Säle des „Mainzer Hofes” füllte. Der erſte
Sprecher, Herr J. Rödler, fand warme Worte der Begrüßung;
im Hinblick auf den laſtenden Druck der Sorge der Gegenwart
ſtraße und Schuſtergaſſe, die dort angebrachte Zeiß=Glocken=Spie= konnte er die vaterländiſchen Beſtrebungen der Deutſchen
Turner=
ſchaft als wertvolles Hilfsmittel bezeichnen; die Aufforderung an
die Jugend möge von Erfolg begleitet ſein. Das Programm des
Abends brachte neben Vorträgen der Kapelle turneriſche
Darbie=
tungen verſchiedenſter Art. Schüler und Schülerinnen zeigten
Freiübungen, Turnerinnen Stab= und Keulenübungen. Turner
Fall= und Bodenübungen und Keulenſchwingen uſw. Nett waren
die Tanzreigen der kleinen Schülerinnen und anmutig die Tänze
der Turnerinnen, wobei auch hübſche Gewänder zur Hebung des
Eindrucks mithalfen. Ein reizvoller Tanz zu Vieren wurde von
den Turnerinnen Klein. Ganß. Landzettel und Kirſchſtein gezeigt.
Sehr beachtenswerte Leiſtungen boten die Turner mit ihren
Vor=
führungen an hohem Pferd. Barren und Reck. Die Turnwarte.
die Herren Brand. Chriſt. Remſpecher, und der Vorſitzende Rödler,
ſowie Frl. Paula Klein konnten mit Genugtuung mit dem
Bei=
fall, den die Gäſte den Darbietungen zollten, den Dank für ihre
das Jahr über geleiſtete Arbeit im Dienſte des Vereins
entgegen=
nehmen. Daß der Turnverein Dieburg mit Ernſt und Erfolg für
die Ideale der Deutſchen Turnerſchaft arbeitet, bewies auch wieder
dieſer Abend.
Bf. Brensbach, 2. Jan. Der Voranſchlag für 1933 war der
Gegenſtand einer Beratung des Kirchenvorſtandes und der
Ge=
meindevertreter. Derſelbe gleicht ſich in Einnahme und Ausgabe
mit rund 3300 RM. ſo ungefähr aus. Ein kaum nennenswerter
Fehlbetrag mit 80 RM. bedingt allerdings eine kleine Erhöhung
der Kirchenſteuer.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 2. Jan Arbeitsjubiläen bei
der Firma G. W. Heil. Im Laufe des Jahres 1932 konnten
folgende Arbeiter auf ihre 25jährige Tätigkeit zurückblicken: Phil.
Fornoff, Ludwig Fehr und Heinrich Bohländer.
An=
läßlich dieſer Jubiläen fand eine ſchlichte, eindrucksvolle Feier ſtatt.
Fabrikant Heil dankte den Jubilaren für ihre in den vergangenen
Jahren geleiſtete treue Arbeit. Der Vorſitzende des
Ortsgewerbe=
vereins, Sattlermeiſter Born, übermittelte, den Jubilaren die
Glückwünſche der Heſſiſchen Handwerkskammer Darmſtadt und
überreichte ihnen ein Ehrendiplom. Alsdann ergriff
Bürgermei=
ſter Hotz das Wort und beglückwünſchte im Namen der Gemeinde
die Jubilare und insbeſondere die Firma Heil. Der Redner
be=
tonte das immer beſtehende gute Einvernehmen zwiſchen
Arbeit=
geber und Arbeitnehmer und gab dem Wunſche Ausdruck, daß
die=
ſes ſchöne Verhältnis ſtets weiterbeſtehe. Ganz beſonders dankte
er Herrn Heil, daß er es verſtand, ſeinen Betrieb trotz der ſehr
ſchwierigen Verhältniſſe ohne ausgeſetzt durchzuhalten und ſomit
für den Ort ſehr ſegensreich zu wirken. Herr Heil überreichte
als=
dann jedem der Jubilare ein Geſchenk.
Ci Erbach, 2. Jan. Hauptverſammlung der
Frei=
willigen Feuerwehr. Am Dienstag abend (3. Januar)
findet nach vorausgegangenem Appell um 8.30 Uhr im
Rathaus=
ſaale die Hauptverſammlung der Freiwilligen Feuerwehr ſtatt. —
Herabſetzung der Beiträge zur
Landkranken=
kaſſe. Mit Wirkung vom 1. Januar ab, wurden die Beiträge
zur hieſigen Landkrankenkaſſe neu geregelt und zum Teil
herab=
geſetzt.
As. Erbach, 2. Jan. Unfall. Am Silveſterabend um 10
Uhr ereignete ſich in der Vorſtadt ein Unfall. Ein junger
Motor=
radfahrer aus dem nahen Eulbach kam durch das Rutſchen ſeiner
Maſchine derart unglücklich zu Fall, daß er bewußtlos liegen blieb.
Paſſanten leiſteten die erſte Hilfe und verbrachten ihn zu Herrn
Dr. Bergſträßer.
Br. Seckmauern, 2. Jan. Bei Gaſtwirt Otto Schäfer fand ein
Familienabend des evang. Poſaunenchors ſtatt. Der erſte Teil
des Programms gab einen Rückblick auf das Weihnachtsfeſt, der
zweite Teil einen Ausblick auf das kommende Jahr 1933. Der
Geſangverein „Eintracht” ſowie der evang. Mädchenbund wirkten
ebenfalls mit. Der Erlös iſt für Anſchaffung neuer Choralſtücke
beſtimmt.
Tüchkige Hunde.
Barry, der Bernhardiner der einer unendlichen Reihe von
Menſchen das Leben gerettet hat, ſteht an erſter Stelle unter den
Hunden, die wir als Nutztiere bezeichnen können. In einem
ge=
wiſſen Sinn ſind natürlich viele Hunde Nutztiere, denn ſie
be=
wachen das Haus und ſchützen ihren Herrn. Aber es gibt
zahl=
reiche Hunde, die geradezu einen beſtimmten Poſten haben und
dieſen zur Zufriedenheit ausfüllen.
Ja, es kommt einem oft vor, als ob dieſe Hunde eine ganz
be=
ſondere und ungewöhnliche Klugheit beſäßen. Auf einer
Aus=
ſtellung, die ſich mit dem Gedanken der Lebensrettung befaßte und
alle möglichen Hilfsmittel und Geräte zeigte, wurde auch ein Hund
vorgeführt, der beſonders darauf dreſſiert war, Menſchen zu retten.
Man ſetzte eine Puppe in ein Boot, das dann vom Ufer des
Tei=
ches abgeſtoßen wurde. Sofort ſprang der Hund ins Waſſer, faßte
die Leine des Bootes und zog es an Land. Kenterte es aber und
fiel die Puppe ins Waſſer, ſo kümmerte ſich der Hund nicht weiter
um das Boot, ſondern tauchte nur nach der Puppe und trug dieſe
ans Ufer. Damit iſt bewieſen, daß der Hund wirklich mit einer
gewiſſen Ueberlegung und genau ſo handelt, wie es von ihm
er=
wartet wird und wie auch ein denkender Menſch an ſeiner Stelle
handeln würde.
Auch manche Jagdhunde leiſten Erſtaunliches, denn es iſt durch
Dreſſur möglich, ſie dahin zu bringen, daß ſie auch die kleineren
Tiere, ohne ſie zu beſchädigen, ganz vorſichtig in ihrem Maul
tra=
gen. Natürlich bringen das nur Hunde mit ganz weichem Maul
fertig, während andere zwar auch die gute Abſicht haben, ein Tier
nicht zu verletzen, aber ſo ungeſchickt und hart zupacken, daß das
„Frachtgut” in erheblich beſchädigtem Zuſtande an ſeinem
Beſtim=
mungsort ankommt. Man kann ſie dafür ebenſowenig
verantwort=
lich machen wie einen Menſchen, dem auch alles unter den Fingern
zerbricht, ohne daß er es will, nur weil die Natur ihm keine
ge=
ſchickten Hände gegeben hat.
Aber nicht nur der Jäger weiß den Hund als Nutztier zu
ſchätzen, auch bei manchem anderen Sport leiſtet er Wertvolles.
Neu iſt aber, daß man Hunde auch für den Golfplatz abrichtet. Dem
Hund werden die Golfſchläger umgeſchnallt, und er iſt ein
voll=
kommener Erſatz für einen Schlägerjungen.
Die Hunde, die die großen Rennen mitmachen, ſind eine Klaſſe
für ſich. Allerdings wird jetzt gegen dieſe Rennen vielfach
Stel=
lung genommen, weil die Hunde überanſtrengt werden. Man
be=
zeichnet die Veranſtaltungen vielleicht nicht mit Unrecht als
Tier=
quälerei.
Zu den Schwerarbeitern unter den Hunden gehören die
Zieh=
hunde, dieſe bedauernswerten, geduldigen Weſen, die ſtumm und
klaglos ihren Karren ziehen, ſtundenlang auf kalter Straße liegen
und ein wirkliches „Hundeleben” führen. Aber ihr Beſitzer, der
oft nicht beſſer lebt als ſie, iſt gut zu ihnen, und die Augen der
Hunde leuchten auf, wenn die ſchwielige Hand ihnen das Fell
ſtreichelt. Denn ſehr häufig findet, man die allergrößte Liebe
zwiſchen Herrn und Hund gerade bei dieſen elendſten, wo es ſich
nicht mehr um Schönheit und äußeres Anſehen handelt, ſondern
wo eine unverbrüchliche, treue Kameradſchaft zu finden iſt, die
beiden eine Erleichterung ihres Loſes bedeutet.
Wertvolle Arbeit leiſten vor allem die Polizeihunde.
Wie=
viele verloren gegangene Kinder ſind durch die Klugheit und den
Spürſinn der Hunde wiedergefunden wieviele Verbrecher
auf=
geſpürt und feſtgenommen worden. Wo des Menſchen Kräfte nicht
mehr ausreichen, beſitzt der Hund Fähigkeiten der Witterung, die
ans Wunderbare grenzen, wenn man ſich einmal die Mühe gibt,
darüber nachzudenken. Und es iſt ein Stolz für Deutſchland, daß
der deutſche Polizeihund faſt in der ganzen Welt zu Anſehen
ge=
kommen iſt und überall bevorzugt gebraucht wird.
Bd. Unter=Moſſau, 2. Jan. Die Weihnachtsfeier des
Turn=
vereins im überfüllten Vereinslokal fiel auf den 1. Neujahrstag.
Der erſte Teil war ein buntes Schauturnen. Pauſenlos reihten
ſich die Darbietungen aller Riegen aneinander. An Neuheiten
gefielen Barrenſpringen und Pyramiden der Turner,
Stabübun=
gen der Schüler. Pferdeübungen der Turnerinnen zu dreien und
ſechſen. Zwiſchendurch erfreute der Geſangverein Eintracht‟ (Dir.
P. Sattler) mit mehreren Liedern, und überraſchte die 10jährige
Zitherkünſtlerin E. Allmann und Vater mit einigen
Muſikvor=
trägen. Im 2. Teil ſaß man bei ſchönen Weihnachtsliedern und
Gedichten unter dem brennenden Chriſtbaum. Lehrer Nebeling
ſprach über „Wünſche zum Neujahr”.
Cf. Birkenau, 2. Jan. Ratsſitzung. Der Rat beſchloß
be=
züglich der Beſetzung der Schutzmannſtelle auf ſeinen bisher
gefaß=
ten Beſchlüſſen beſtehen zu bleiben und die Anſtellung eines
Ver=
ſorgungsanwärters abzulehnen — Die Einſtellung eines
Sta=
tionsbullen durch die Landwirtſchaftskammer, wird genehmigt,
nachdem der Rotviehzuchtverein ſich zur Tragung der hälftigen
be=
ſonderen Koſten von 50.— RM. einverſtanden erklärt hat. — Die
Abtretungen von Jagdpachten oder ſonſtigen Forderungen der
Ge=
meinde an die Landeskommunalbank für Zinsrückſtände wird
ab=
gelehnt, da die Abtretung eine Gefährdung der Geſchäftsführung
bedeuten würde. Die Gemeinde kann für ihre derzeitige
finan=
zielle Lage nicht verantwortlich gemacht werden, da dieſe einzig
und allein dadurch entſtanden iſt, daß die Gemeinde ſeit Jahren
aus eigenen Mitteln ohne jeglichen Zuſchuß außerordentliche
Wohlfahrtslaſten zu tragen hatte.
Cf. Birkenau, 2. Jan. Tödlicher Unfall. Der am
Don=
nerstag nachmittag ſchwer verunglückte Landwirt Kadel von
Rei=
ſen iſt an ſeinen ſchweren inneren Verletzungen im Städt.
Kran=
kenhaus Weinheim verſtorben. Kadel war nicht mit ſeinem
eige=
nen Fuhrwerk auf das Feld gefahren, ſondern hatte ſich hinten auf
ein Händlerfuhrwerk geſetzt. Da im Augenblick des Abſpringens
auch von hinten ein Kraftwagen nahte, überſah er das
Ankom=
men eines Kraftwagens von vorn, wodurch er direkt von dieſem
erfaßt wurde. — Hohes Alter, Frau Barbara Treiber Wwe.,
geb. am 30. 12. 1842 zu Ober=Scharbach, feierte bei beſter
körper=
licher und geiſtiger Friſche ihren 90. Geburtstag.
— Hirſchhorn 2. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
1. Januar 1,52 Meter, am 2. Januar 1.49 Meter.
— Gernsheim. 2. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
1. Januar —1,17 Meter, am 2. Januar —1.19 Meter.
Dienstag, 3. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 3 — Seite 7
Zum erſten Male deukſcher Kriegsſchiff-Beſuch auf Island.
Das Linienſchiff „Schleſien”,
das am 31. Dezember die Fahrt nach der nordiſchen Inſel Island antrat. Mit der „Schleſien”
beſucht zum erſten Male ſeit der Vorkriegszeit wieder ein deutſches Kriegsſchiff die Gewäſſer
der in däniſchem Beſitz befindlichen großen Inſel.
Drei der Maſchinen des engliſchen Bombenflugzeuggeſchwaders in der Nähe des Bergrieſen
Nanga Parbat (8875 Meter hoch).
Nachdem bisher alle Verſuche, die Gipfel des höchſten Berges der Welt zu erſteigen, mißglückten,
gelang es jetzt zum erſten Male, die gewaltige Bergkette im Flugzeug zu überqueren. Fünf
engliſche Bombenflugzeuge flogen von der Nordweſtgrenze Indiens über den Himalaya nach
Gilgit (Kaſhmir), wobei ſie Höhenunterſchiede von 9000 Meter zu überwinden hatten.
Zei Mimtatagu Averſtögen:
Bb. Bensheim. 2. Jan. Am Neujahrstage beging der „
Lieder=
kranz”, wie alljährlich, in den Räumen des Hotels „Deutſches
Haus” ſeine Weihnachtsfeier. Neben verſchiedenen präzis von den
aktiven Vereinsmitgliedern vorgetragenen Chören bot die
Vor=
tragsfolge den zahlreichen Beſuchern zwei einaktige Poſſen. Duetts
und Terzetts. Im Mittelpunkt des Abends ſtand die durch einen
Prolog und einer Anſprache durch den 1. Vorſitzenden eingeleitete
Ehrung von 18 Mitgliedern für treue 10= bis 14jährige
Mitglied=
ſchaft, wobei den Geehrten ſilberne Nadeln überreicht wurden. —
Vor nahezu Jahresfriſt wurden, aus einem Gutshof mehrere
Hämmel geſtohlen. Die Täter konnten in fünf hieſigen
Einwoh=
nern nunmehr ermittelt werden. Zwei derſelben nebſt einem
dritten kamen auch für einen in der Nacht vom 10. zum 11. März
in Breitenwieſen getätigten Hammeldiebſtahl in Betracht. In
dieſem Falle wurde das Fell des geſtohlenen Objektes in einer
Ortſchaft der Pfalz ausfindig gemacht.
W. Heppenheim a. d. B., 2. Jan. Sängerquartett. Im
Parkhotel „Halber Mond” hielt das Sängerquartett ſeine
Weih=
nachtsfeier ab. Zur Aufführung gelangten „Im Forſthaus”, ein
Weihnachtsſpiel von Abt, und das heitere Singſpiel „
Theater=
teufelchen”. Beide Stücke fanden eine vortreffliche Wiedergabe
und eine beifallsfreudige Aufnahme. Beſondere Erwähnung
ver=
dienen die Violinſolis von Herrn Mezt, die ihren Höhepunkt in
der meiſterhaften Wiedergabe von Kreislers „Liebeslied” fanden.
Die Kapelle Dehl, die die Darbietungen auf der Bühne mit
ſtim=
mungsvoller Muſik umrahmte, ſorgte während der Pauſe für
un=
terhaltende Abwechſlungen. — Der kath.
Jünglings=
verein hatte zu einer Abendunterhaltung eingeladen.
Den Hauptanziehungspunkt bildete das Schauſpiel „In der
Hölle der Gottloſen. Das Stück handelt, von den
Glaubens=
kämpfen in Rüßland und baut auf authentiſchen Berichten von
Rußlandforſchern auf.
42. Wolfskehlen 1. Jan. Jahresſtatiſtik. Nach
Bekannt=
gabe im heutigen Neujahrsgottesdienſt waren im abgelaufenen
Jahr 1932 hier 14 Taufen. 7 Eheſchließungen und 20 kirchliche
Be=
erdigungen zu verzeichnen, Konfirmiert wurden 14 Kinder. —
Todesfall. Landwirt Wilhelm Schäfer, Oppenheimer Straße.
ſtarb am Silveſterabend im 68. Lebensjahr.
42. Seligenſtadt, 2. Jan. Neue Omnibuslinie. Die
vom hieſigen Verkehrsverein ſchon längere Zeit angeſtrebte
Er=
richtung einer Omnibusverbindung in den Rodgau und nach den
in der Südoſtecke des Kreiſes Offenbach liegenden Ortſchaften iſt
jetzt miniſteriell genehmigt. Der Omnibus ſoll zunächſt zweimal
in der Woche, und zwar Dienstags und Freitags verkehren.
Kirchenmaler Karl Rettinger konnte dieſer Tage ſeinen 80.
Geburtstag begehen.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 1. Jan. 100 Jahre Stadttheater Mainz=
Der 1. Januar hat für Mainz und ſein geiſtig=kulturelles Leben
ein beſonderes Gedenkjahr eingeläutet: 100 Jahre ſteht nach dem
Brand des alten Komodienhauſes und dem interimiſtiſchen Theater
im kurfürſtlichen Marſtall das Mainzer Theater auf dem
Guten=
bergplatz. 100 Jahre wechſelvollſten Schickſals ſind über die
Gol=
dene Stadt am Rhein hinweggegangen und haben ihre tiefen
Runen in das Geſicht von Mainz geprägt. Schickſal, wie es auch
war und wie es kam, in guten und ſchlechten Zeiten, immer hat
das Mainzer Theater in ſeinen Räumen die kunſtfreudigen
Main=
zer verſammelt, der Lebenswille der Stadt hat ſich in ſeinem
Theater den ſtarken und unvergänglichen Ausdruck geſchaffen.
Wenn auch erſt der kommende Herbſt den Jahrestag der
Eröff=
nung bringt, ſo gilt doch allen, die mit dem Mainzer Theater
ver=
wachſen ſind, das Jahr 1933 als beſonderes Schickſalsjahr. Die
Stürme unſerer Zeit bedrohen oft die Exiſtenz all der
Einrich=
tungen, deren „Notwendigkeit” von manchen nicht aus der
alltäg=
lichen Sorge ums Leben begriffen werden kann. Aber gerade in
dieſen Tagen ſuchen wieder viele im abendlichen Spiel der Bühne
etwas von dem oft nicht erkennbaren Sinn ihres Lebens ſuchen
Entſpannung und Aufheiterung durch das Lachen der heiteren
Muſe. Gerade in dieſer Zeit hat das Theater ſeine wichtigſte
Auf=
gabe als Volkstheater! Wenn es dieſe erfüllt wenn, ſo geſtützt
auf alle Kreiſe der Bevölkerung, das Mainzer Stadttheater ſeinen
100. Geburtstag begeht, dann bleibt trotz aller augenblicklichen
Bedrängniſſe die Hoffnung einer weiteren großen Zukunft für das
Mainzer Theater am Gutenbergplatz lebendig.
Mainz, 2. Jan. Eine Einbrecherbande von der
Mainzer Polizei verhaftet. Der Mainzer Polizei iſt
es in kurzer Zeit zum zweitenmal gelungen, eine Einbrecherbande
feſtzunehmen. Die zahlreichen Diebſtähle im rheinheſſiſchen Land.
vor allen Dingen in den Orten Zahlbach, Gonſenheim. Klein=
Winternheim und auch im Rheingau haben jetzt ihre Aufklärung
gefunden. Sechs Einwohner aus dem Ort Bretzenheim hatten
ſich zu einer Bande zuſammengeſchloſſen und ſyſtematiſch
Einbruch=
diebſtähle in abgelegenen Häuſern verübt. Es war ihnen
gelun=
gen. eine große Menge von Material zu erbeuten und ſich auch
in den Beſitz von Bargeld zu ſetzen. Die Bande wurde
feſtgenom=
men und in das Mainzer Landgerichtsgefängnis eingeliefert.
Wochenſpielplan des Mainzer Stadttheaters
für die Zeit vom 3. bis 8. Januar 1933.
Dienstag, den 3. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende 22 Uhr. „Hurra
ein Junge‟.
Mittwoch, den 4. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende 22 Uhr. „
Ro=
binſon ſoll nicht ſterben”
Donnerstag, den 5. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende 22 Uhr.
„Martha” oder „Der Markt zu Richmond”.
Freitag, den 6. Januar. Anfang 20 Uhr, Ende 22 Uhr. „
Ro=
binſon ſoll nicht ſterben”
Samstag, den 7. Januar. Anfang 15 Uhr, Ende 17 Uhr. „
Dorn=
roschen”
Samstag, den 7. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.
„Orpheus in der Unterwelt
Sonntag, den 8. Januar. Anfang 11 Uhr, Ende 13 Uhr. „Die
endloſe Straße‟
Sonntag, den 8. Januar. Anfang 15 Uhr, Ende 17 Uhr. „
Dorn=
röschen”.
Sonntag, den 8. Januar. Anfang 19.30 Uhr, Ende gegen 22 Uhr.
„Orpheus inder Unterwelt”.
geschichten aus adler Welt
Der privake Gardeoffizier.
v. Prag. Das iſt eine verwickelte Geſchichte. Das alte
frän=
kiſche, ſeit 1670 reichsfürſtliche Geſchlecht derer von
Schwarzen=
berg betätigte ſich in früheren Zeiten politiſch recht aktiv auch
in den Donauländern. Fritz Friedrich zu Schwarzenberg,
Prä=
ſident des Landeskulturrats in Prag, war ſogar ungeachtet ſeiner
Treue zu Habsburg, ein eifriger Verfechter tſchechiſcher
Inter=
eſſen. Die Sieger von Prag wollten ſich „hiſtoriſch” dankbar
zeigen und verzichteten großzügig auf die Konfiszierung der
Schwarzenbergſchen Güter in der Tſchechoſlowakei. So iſt denn
Prinz Schwarzenberg, wenn auch offiziell Bürger
Schwarzen=
berg”, genannt, wie zuvor Majoratsherr geblieben mit allen
Vorrechten eines ſolchen. Zu dieſen Vorrechten gehört eine eigene
Garde.
So gibt es in der Tſchechoſlowakei anno 1932 eine ſtaatlich
anerkannte Schwarzenbergſche Privatarmee, deren Mitglieder
be=
ſtimmt, nicht weniger ſoldatiſch ſind als die des Berufsheeres
Die Vorfahren der Garde beſiegten Napoleon bei Leipzig.
Die Privatkanonen der Privatarmee arbeiteten zum letzten Male
anläßlich eines ſüdböhmiſchen Kaiſermanövers wobei die Garde,
wie auch nicht anders zu erwarten, die bedrängten kaiſerlichen
Truppen gegen den „Feind” unterſtützte . . .
Ein Gardehauptmann befehligt die Schwarzenbergſche Armee.
Er kann den Ruhm für ſich beanſpruchen, der letzte
Privat=
gardeoffizier Europas zu ſein. Im Dienſte des entadelten und
doch beinahe exterritorialen Fürſtentums auf dem Boden einer
Republik".
* Hühnerprämien für wolgadeutſchen Bauernfleiß.
(n) Moskau. Eine gar heitere — weil ſo traurige —
Be=
gebenheit verſetzte jüngſt das ganze Land in Spannung Von der
täglichen Zeitungspropaganda dazu vorbereitet, warteten alle
red=
lichen Sowjetbürger darauf, wer nun wohl als erſter mit der
Ge=
treideabgabe fertig würde. Es geht auch diesmal wieder nicht ſo
ganz nach den Planwünſchen des Kreml. Und ſiehe da: wie ſchon
ſo oft, waren auch diesmal wieder die wolgadeutſchen
Steppen=
bauern mit der Ernte, und ſogar jetzt auch mit der ſtaatlichen
Ge=
treideabgabe zuerſt fertig. Denn trotz ihrer politiſchen
Unfolgſam=
keit arbeiten die deutſchen Wolgabauern — wie überhaupt alle
deutſchen Bauern in dieſer Union — noch immer ſo fleißig wie
ehedem So vorzüglich klappte es auch diesmal wieder, daß Ende
November die geſamte Sowjetpreſſe mitteilte: „Die
Wolgadeut=
ſchen ſind mit der Getreideabgabe fertig und können allen übrigen
Getreidegebieten als Muſter empfohlen werden!” Sogar die
un=
mittelbaren Kremlblätter verkündeten das. Und noch etwas dazu.
Nämlich die muſterhaften deutſchen Steppenbauern haben
natür=
lich auch Prämien verdient. Und es geſchah. Ein wolgadeutſches
Bauerndorf mit 12 000 Einwohnern erhielt als Fleißprämie —
300 Meter Manufakturwaren. Ein anderes — 200. ein drittes —
100. Ja. ein Dorf bekam ſogar 50 Hühner vom Staat verehrt.
Eines erhielt 70 Ferkel. Eines drei Pferde. Und ſo weiter. Und
was nicht minder wichtig iſt: die Leute nahmen die Prämien mit
vielem Dank an. Man bedenke: deutſche Bauerndörfer, deren
Wohlſtand, Fleiß und Sparſamkeit ſchon immer umneidet waren,
ſind glücklich, 50 Hühner. 70 Ferkel oder drei Pferde zu bekommen.
Und gar erſt Manufakturwaren, gar 300 Meter für 12 000
Men=
ſchen! Aber die Tragik liegt erſt darin, daß die Kremlregierung
ſich dieſe Wohltat an den Wolgabauern als ein „ſozialiſtiſches
Ver=
dienſt” anrechnet und auch den anderen Getreidegebieten verſpricht.
den Glücksſegen auszuſtreuen, wenn dem wolgadeutſchen Arbeits=
und Erfüllungsbeiſpiel gefolgt wird. Sie ſollen bei den
Wolga=
deutſchen lernen!” empfiehlt die Preſſe. Und darum nun ſoviel
Aufregung. 165 Millionen Einwohner der Union werden feierlichſt
benachrichtigt: „Das wolgadeutſche Dorf Huſaren erhielt von
Staats wegen eine Arbeits= und Gehorſamsprämie von 50
Hüh=
nern.‟ Dabei hatte dasſelbe Dorf vor der Revolution ſchlecht
ge=
rechnet ſelbſt 4—5000 Hühner ..
* Ein mißlungener Trick.
(r. G.) Paris. Ein Unbekannter, der augenſcheinlich häufig
an Durſt leidet, ohne die Mittel zur Befriedigung dieſer
Eigen=
ſchaft zu beſitzen, war auf einen geſchmackvollen Einfall gekommen.
Er ließ eine Anzeige in eine Zeitung einrücken, in der es hieß,
daß eine alte Frau der Gemeinde Bandol in ihrem Teſtament ihr
ganzes Vermögen der genannten Gemeinde vermacht habe unter
der Bedingung, daß auf ihr Grab jeden Tag ein Teebrett mit
einer Flaſche Wein und einigen Gläſern hingeſtellt würde.
Da=
mit die Vorübergehenden ſich ſtärken könnten. Der Bürgermeiſter
von Bandol hat eine Befolgung dieſes Rates unterſagt und im
übrigen Klage gegen den Verfaſſer der Anzeige eingereicht, der
freilich bisher unbekannt geblieben iſt.
* Kläger „!"
(a) NewYork. Vor dem Bezirksgericht von Colombo ſtand
neulich in einem Beleidigungsprozeß Herr I. als Angeklagter
Kurz und bündig Herr „I.” wie ein großes I: nichts vorn und
nichts hinten. Dafür hatte aber der Ankläger einen um ſo
anſehn=
licheren Namen. Achtung, es geht los:
Chidambarathandavanoor=
thiapillai.
Herr Chidambarath uſw. hatte ſeinen Prozeß gewonnen.
Wahrſcheinlich machte nämlich der Richter kurzen Prozeß, um ſich
nicht die Zunge zu zerbrechen. Der Name wäre beſtimmt ein
gan=
zes Jahrespenſum für eine — Stottererhochſchule!
Kleine Senſakionen.
Eine Familie von Hundertjährigen.
In dem kleinen ſpaniſchen Ort Perea wurde kürzlich der 130.
Geburtstag einer Bäuerin gefeiert, die noch rüſtig in der
Wirt=
ſchaft ihres älteſten Sohnes hilft, der jetzt 111 Jahre alt iſt. Auch
alle ihre übrigen ſechs Kinder ſind noch am Leben und haben
ſamt und ſonders das 100. Lebensjahr überſchritten. Ihr Mann
iſt bereits vor über 70 Jahren geſtorben.
Der wahrhaft lebenskräftigen Familie wurden anläßlich des
Geburtstages der Greiſin herzliche Huldigungen dargebracht.
So=
gar ein Regierungsvertreter aus Madrid war erſchienen und
bachte ein anſehnliches Geldgeſchenk und ein handſchriftliches
Gratulationsſchreiben des Präſidenten der Republik.
Merkwürdigerweiſe ſind alle Kinder der Greiſin bis auf den
„jüngſten” Sohn, der jetzt 101 Jahre alt iſt, unverheiratet. Von
den Kindern des verheirateten Sohnes iſt nur noch eines am
Leben, auch ſeine Frau iſt ſchon lange tot. Es ſcheint alſo, daß
Langlebigkeit ſich doch nicht durchweg vererbt.
Vineta im Kaſpiſchen Meer.
Im Kaſpiſchen Meer entdeckten Fiſcher in der Jghatiew=Bucht
erneut am Meeresgrunde Trümmer einer verſunkenen Stadt. Im
klaren Waſſer konnten ſie deutlich die Ueberreſte der Straßen und
hochaufragende Mauern erkennen. Das iſt im Laufe von zehn
Jah=
ren die zehnte verſunkene Stadt, die im Kaſpiſchen Meer entdeckt
worden iſt. Eine wiſſenſchaftliche Expedition, die kürzlich den
Grund und Boden des Kaſpiſchen Meeres unterſuchte, iſt zu der
Feſtſtellung gekommen, daß ſich auf dem Grunde des Meeres die
Ueberreſte eines ehemals ausgedehnten, bisher völlig unbekannten
Reiches befinden, das außerordentlich ſtark bevölkert ſein mußte,
da die Siedlungen verhältnismäßig dicht beieinander liegen. Auch
an den Ufern ſind neuerdings Ueberreſte ehemaliger Heerſtraßen
ſowie Mauerreſte aufgefunden worden.
Merkwürdig iſt, daß ſich in der Geſchichte niemals eine
An=
deutung dieſes verſunkenen Reiches befindet, obgleich anzunehmen
iſt, daß die Blüte dieſes Staates durchaus in hiſtoriſche Zeit fällt.
Auch in den Ueberlieferungen der umliegenden Völkerſchaften
fin=
det man keinerlei Andeutung für eine gewaltige Naturkataſtrophe,
die ein ganzes Reich vernichtet hat. Wohl aber klingt aus manchen
Ueberlieferungen heraus, daß das Kaſpiſche Meer nicht ſehr alten
Urſprungs iſt.
Der Roman der gelben Weltherrſchaft.
In den letzten Wochen wurden in Japan nicht weniger als
18 Geheimſekten entdeckt, die es ſich zur Aufgabe gemacht haben,
ein Groß=Japan, das auch China umfaßt, zu ſchaffen. Alle dieſe
Sekten, die unabhängig voneinander ſind, haben eine fieberhafte
Tätigkeit entfacht, und ſo iſt es erklärlich, daß weite Kreiſe der
japaniſchen Jugend heute von der Notwendigkeit der
Einver=
leibung weiter Teile Chinas überzeugt ſind. Vor ganz kurzer Zeit
iſt ein Roman erſchienen, der die Entwicklung Japans zur
gewal=
tigen oſtaſiatiſchen Weltmacht mit über 500 Millionen Einwohnern
beſchreibt und der in ganz kurzer Zeit eine Auflage von weit über
einer halben Million Exemplaren erreichte.
Dieſer Roman erzählt, wie nach anfänglichen ſchweren
Kämp=
fen die chineſiſch=javaniſche Einigung zuſtandekommt und wie das
gewaltige geeinte Reich in einem blutigen Krieg gegen die weiße
Raſſe für ſich in Oſtaſien die Hegemonie erringt. Am Schluß er=
„öffnen ſich Perſpektiven über die kommende Weltherrſchaft der
gelben Raſſe.
Bezeichnenderweiſe iſt dieſes Buch auch in die chineſiſche
Sprache überſetzt worden, doch hat die Nankingregierung ſeine
Ver=
breitung in China verboten.
* Der Sleinzeit=Club.
(a) New York. Die Amerikaner haben aus dem „camping”.
dem Kampieren im Freien am Wochenende, eine wahre
Wiſſen=
ſchaft gemacht. Das beweiſt der ſogenannte „Steinzeit=Klub”. Er
iſt in Denver (Colorado) gegründet worden und zählt etwa ſechzig
Mitglieder beiderlei Geſchlechts Geſchäftsleute, Beamte uſw., die
während des Wochenendes in Gebirgshöhlen des Maſſivs am
Mount Roſalie hauſen und dabei, wie der Name ihres Klubs
ver=
rät, die Gewandung der Steinzeitmenſchen tragen, nämlich Felle.
In allem, was ſie während des Wochenendes tun. gerieren ſie ſich
wie die echten Steinzeitmenſchen, d. h, ſie kochen auf Steinplatten.
die ihren Herd darſtellen, ſind mit ſteinernen Beilen. Speeren mit
ſteinernen Pfeilſpitzen uſw. ausgerüſtet (mit denen ſie allerdings
keiner Fliege etwas zuleide tun), und unterſtehen einem
Häupt=
ling (der im Zivilberuf Prokuriſt einer Knopffabrik iſt), der
Ge=
walt über Leben und Tod hat. Der „Tod” beſteht darin, daß der
Delinquent viermal hintereinander zu Hauſe bleiben muß und
der Wochenendpoſſe nicht beiwohnen darf. Bei der
Wiederauf=
nahme muß er der Geſellſchaft zur Sühne ein ganzes
Rindervier=
tel für den wochenendlichen Lebensunterhalt ſtiften. uſw. uſw.
Daß dieſe „Steinzeitmenſchen” mit eleganten Autos zu ihren
vorgeſchichtlichen Höhlen fahren und dort durch die modernſter
Lautſprecher mit der Außenwelt verbunden ſind, dürfte
ſelbſtver=
ſtändlich ſein.
Seite 8 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dieustag, 3. Januar 1983
Ein Winkerſpork, der wieder erſtehl.
Eisſchießen im alpiuen Kurort.
Das alte Bauern=Winterſpiel, das Eisſchießen, hat über das Ausland her, wo es „Curling”
genannt wird, bei den Winterſportlern ſeine Wiederauferſtehung erlebt. Das Spiel, das ſchon
auf den Bildern der alten Niederländer dargeſtellt iſt, findet vor allem bei den älteren Semeſtern
lebhaften Anklang. Mit einer 1½ Kilogramm ſchweren Halbkugel hat man nach einem etwa
100 Meter entfernten Ziel zu werfen, d. h. beſſer, die Halbkugel dorthin gleiten zu laſſen. Das
Ziel, „Haſtel” oder „Pflöckel” genannt, iſt möglichſt zu treffen, an= oder wegzuſtoßen, und überdies
ſind bereits geworfene gegneriſche Wurfkörper möglichſt beiſeitezuſchieben. Gewinner iſt, der,
deſſen Kugel dem Ziel am nächſten zu liegen kommt.
Von den Wundern der Rockefeller=Stadk: Das größte Theater der Well.
Innenanſicht des gewaltigen „Roxy=Theaters”
Der erſte Teil der Röckefeller=City in New York konnte vor wenigen Tagen bereits eingeweiht
werden. Im Mittelpunkt dieſes pompöſen Vergnügungsviertels ſteht das rieſige Roxy=Theater,
das über nicht weniger als 6200 Sitzplätze verfügt. Sämtliche erwachſenen Bewohner einer
deutſchen Mittelſtadt könnten hier alſo auf einmal als Zuſchauer untergebracht werden.
Phanta=
ſtiſche Beleuchtungseffekte erhöhen den Eindruck, den die ungeheuren Dimenſionen des Theater=
Raumes ſelbſt auf die verwöhnten New Yorker machen.
Bon den furchtbaren Ueberſchwemmungen im Stromgebiet des Miſſiſſippi.
Notverkehr in einer überſchwemmten Stadt des Miſſiſſippi=Gebietes.
Wie alljährlich in den Wintermonaten, hat auch diesmal das Hochwaſſer in dem weitverzweigten
Stromgebiet des Miſſiſſippi allenthalben ſchwere Ueberſchwemmungen zur Folge gehabt. Viele
kleinere Städte ſind völlig von der Umwelt abgeſchloſſen, ſo daß die Lebensmittelzufuhr durch
Abwurf von Flugzeugen aus erfolgen mußte.
Reich und Ausland.
Gepanzerkes Schmugglerauto geftellt.
Köln. In dem Waldgelände von Wemb
ſtellten vorgeſtern Zollbeamte einen großen
Perſonenkraftwagen, der von der Grenze her
kam und eine für den Kraftwagenverkehr
ge=
ſperrte Privatſtraße mit abgeblendeten Lichtern
befuhr. Als die Grenzbeamten ſich dem Wagen
in den Weg ſtellten, gab der Führer des Autos
Vollgas und ſteuerte auf die Beamten los. Dieſe
brachten ſich durch einen Sprung in Sicherheit,
ſchoſſen hinter den Schmugglern her und nahmen
in einem zweiten Wagen die Verfolgung auf.
Unterdeſſen war eine zweite Beamtenſtaffel an
der nächſten Schranke alarmiert worden, die den
Führer des herannahenden Schmugglerautos mit
Scheinwerfern blendeten, ſo daß der Wagen in
voller Fahrt gegen die Schranke ſauſte, ſich
über=
ſchlug und in den Graben ſtürzte. Die Inſaſſen
konnten unverletzt feſtgenommen werden. Der
große Sechsſitzer war mit doppelten Stahlplatten
vollkommen gepanzert und enthielt zehn Zentner
Tabak und Kaffee ſowie 2000 Zigaretten. Bei
den Feſtgenommenen handelt es ſich um einen
Holländer und einen Polen. Man fand bei
ihnen mehrere Armeepiſtolen mit Dum=Dum=
Geſchoſſen.
Brutaler Verbrecher feſtgenommen.
Frankfurt a. M. Der 43jährige Adam
Trautes lernte ein junges Mädchen kennen und
verſtand es, das Vertrauen des Mädchens zu
er=
werben. Nach dem Beſuch verſchiedener
Wirt=
ſchaften führte er das Mädchen an den Main.
Dort verſuchte T., das Mädchen zu
vergewal=
tigen. Als es ſich ſträubte, warf er es auf den
Boden und mißhandelte es in brutaler Weiſe.
Der Rohling verſuchte ſogar, das Mädchen in
den Main zu werfen. Es gelang ihm aber, ſich
loszureißen und um Hilfe zu rufen. Trautes
ging dann flüchtig. Trotzdem das Mädchen den
Namen des Täters nicht kannte, konnte er bald
darauf feſtgenommen werden.
Diebesjagd im Auto.
Frankfurt a. M. An einem der letzten
Abende bemerkten Paſſanten in der
Paradies=
gaſſe, wie der 26jährige Mechaniker Adam
Wager, aus Bieber bei Offenbach a. M. ein
fremdes Motorrad beſtieg und davonfuhr. Er
wurde ſofort verfolgt. Beſondere Unterſtützung
leiſtete ein Autobeſitzer, der ſich an der
Verfol=
gung beteiligte. Unterwegs warf Wagner das
Rad fort und verſuchte, zu Fuß zu entfliehen.
Er konnte aber von einem Polizeibeamten
feſt=
genommen werden. Später ſtellte man feſt, daß
der Dieb ſelbſt auf einem Motorrad in die
Paradiesgaſſe gekommen war. Er hatte ſein
eigenes Rad dort abgeſtellt, um es ſpäter
wie=
der abzuholen, nachdem er das geſtohlene Rad
in Sicherheit gebracht hatte.
Selbſtmord auf den Schienen.
Hanau. Auf der Eiſenbahnſtrecke
Frank=
furt a. M. — Hanau wurde am Neujahrsmorgen
die Leiche des 23 Jahre alten Adolf Rabe aus
Hanau gefunden. Rabe hat ſich, wie
einwand=
frei feſtſteht, in ſelbſtmörderiſcher Abſicht vor
einen Zug geworfen. Er wurde ſofort getötet.
Eine gewiſſe Tragik erhält der Fall dadurch, daß
der mit den amtlichen Feſtſtellungen beauftragte
Polizeibeamte Rabe in dem Toten ſeinen eigenen
Sohn erkennen mußte.
Den Freund erſchoſſen.
Bad=Gandersheim. In der erſten
Stunde des neuen Jahres ereignete ſich in
Aſt=
feld ein tragiſcher Unglücksfall. Der Techniker
Wilgeroth wollte auf der Straße mit ſeinem
Revolver, das neue Jahr einſchießen. Dabei
hatte er eine Ladehemmung. Als er die
Ur=
ſache der Störung nachprüfen wollte, ging
plötz=
lich ein Schuß los, der den 22jährigen
Zim=
mermann Bock in das Auge traf. Bock ſtarb
innerhalb weniger Minuten. Der unvorſichtige
Schütze wurde verhaftet.
Die Borgeſchichtke der Paſſion.
München. Zur Erinnerung an das
Peſt=
jahr 1633, dem die Oberammergauer
Paſſions=
piele bekanntlich ihre Entſtehung verdanken,
bringt Oberammergau 1933 ein neues Spiel,
eine Vorgeſchichte der Paſſion, zur Aufführung.
Die Idee des Spiels ſtammt vom
Oberammer=
gauer Bürgermeiſter, der fränkiſche Dichter Lco
Weismantel hat die Ausarbeitung übernommen.
Das Stück iſt jetzt dem Gemeinderat
Oberam=
mergau zur Prüfung eingereicht worden. Eine
Propaganda wie bei den Paſſionsſpielen ſoll
nicht in Frage kommen, ſchon um dem
Paſſions=
ſpiel ſelbſt, das 1934 als große
Jubiläumsauf=
führung abgewickelt wird, keinen Abbruch zu
tun. Weismantels Vorſpiel wird aber auch 1934
als Auftakt der Paſſionsſpiele aufgeführt
werden.
Neuer Kaſſenkrach im Kreis witkgenſtein
Dortmund. Wie wir aus Berleburg
(Weſtfalen) erfahren, hat dort ein neuer
Kaſſen=
krach im Kreis Wittgenſtein große Erregung
hervorgerufen. Durch einen Ausſchuß zur
Wah=
rung der Intereſſen der Mitglieder iſt unter
Zu=
hilfenahme eines Reviſors bei dem Feudinger
Spar= und Darlehnskaſſen=Verein, G. m. b. H.,
ein bisher verſchleierter Verluſt in Höhe von
110 000 RM. feſtgeſtellt worden. Eine auße: General=Verſammlung hat bis zur
Aufklärung des Verluſts den Vorſtand und
Auf=
ſichtsrat beurlaubt. Bis 3. Januar d. J. wird
von beiden eine Erklärung erwartet, wie und in
welchem Ausmaße die Abdeckung des Verluſtes
beabſichtigt iſt.
Ein weiteres Todesopfer in Berlin.
Berlin. Am Neujahrstag, gegen 7 Uhr
früh, wurde vor dem Hauſe Ackerſtraße 106, im
Norden Berlins, die 37jährige Marta Künſtler
von einem noch unbekannten Mann durch einen
Schuß in die Herzgegend ſchwer verletzt, ſo daß
der Tod unmittelbar darauf eintrat. Die
Nach=
forſchungen nach dem Täter ſind durch die
Kri=
minalpolizei ſofort aufgenommen worden.
Schwerer Unfall im Hamburger Hafen.
Hamburg. Vor der Einfahrt zum
Ham=
burger Segelſchiffhafen ereignete ſich am
Mon=
tag nachmittag um 14.30 Uhr ein ſchwerer
Un=
fall. Das Flensburger Motorſchiff „H. C. Horn”
ſollte in den Segelſchiffhafen gelegt werden und
kolodierte bei dieſem Manöver mit einem ſeiner
beiden Schlepper. Der Schlepper „Edith” der
Firma Louis Meyer kenterte und ſank ſofort.
Die Mannſchaft konnte von den in der Nähe
befindlichen Fahrzeugen aufgenommen werden.
Schiffsuntergang auf dem Main.
Aſchaffenburg. Ein mit Kohlen
bela=
dener Schleppkahn wurde unterwegs leck und
ſank an der Stockſtädter Schleuſe. Mit den
Hebungsarbeiten wurde ſofort begonnen. Da
der Waſſerſpiegel zwiſchen den Schleuſen
Stock=
ſtadt und Kleinoſtheim geſenkt werden mußte,
um die Hebungsarbeiten zu ermöglichen, mußte
die Schiffahrt zwiſchen dieſen beiden Schleuſen
geſperrt werden.
Schwerer Sturm über Großbrikannien
London. Ueber Großbritannien herrſchte
am Sonntag wieder ein ſchweres Sturmwetter,
das beſonders an der ſchottiſchen Oſtküſte großen
Schaden anrichtete. Der ſchottiſche Fiſchdampſer
„Venetia” wurde bei Stonehaven auf die
Ufer=
felſen geſchleudert. Die Beſatzung von neun
Mann fand den Tod in den Wellen. Auch bei
Holyhead lief ein Dampfer auf einen Felſen
auf. Die Mannſchaft konnte mit einem
Rake=
tenapparat gerettet werden.
Zwei Tote bei einem Motorradunglück.
Raſtenburg (Oſtpreußen). Einwohner von
Galbuhnen fanden neben einem Baum zwei
Tote und ein Motorrad. Der Polizeiarzt ſtellte
feſt, daß beide das Genick gebrochen hatten. Einer
der Verunglückten iſt der Amtsanwalt Horſt
Wilhelm aus Bartenſtein; die Perſonalien des
anderen ſind noch unbekannt. Auch die Urſache
des Unglücks konnte noch nicht ermittelt werden.
Lebendig verbrannk.
Paris. Die ehemalige Schauſpielerin Farny
Desgrance, die vollkommen gelähmt ſchon ſeit
Monaten das Bett hüten mußte, fand am
Sonn=
tag einen ſchrecklichen Tod. Aus dem im
Schlaf=
zimmer angezündeten Kaminfeuer war ein
Holz=
ſcheit herausgefallen. Das Feuer dehnte ſich
langſam aus, erreichte das Bett, in dem die
un=
glückliche Frau hilflos lag. Als Mitbewohner
des Hauſes durch die Rauchentwicklung
aufmerk=
ſam wurden und die Feuerwehr alarmierten,
war es bereits zu ſpät. Die 71jährige Frau war
bei lebendigem Leibe verbrannt.
Ein gleichartiges Unglück, bei dem ein
ſech=
zigjähriger Kantinenbeſitzer und ſeine
ſechs=
jährige Enkelin den Tod fanden, während ſeine
Frau und ein zweites Enkelkind ſchwere
Brand=
wunden erlitten, ereignete ſich in La Rochelle,
wo die Kantine eines Induſtrieunternehmens
aus bisher unbekannten Gründen in Flammen
aufging. Die alten Leute und ihre beiden
Enkel=
kinder waren im Nu von den Flammen
um=
ringt und konnten ſich nicht mehr in Sichergeit
bringen. Der Feuerwehr gelang es, unter
Ein=
ſetzung ihres eigenen Lebens die Greiſin und
das Enkelkind zu retten.
Ein Toter, 13 Verletzte bei einem Autobus=
Unglück.
Oſterode (Oſtpreußen). Bei Groß=
Alten=
hagen fuhr am Sonntag abend ein mit
vier=
zehn Perſonen beſetzter Autobus gegen einen
Baum. Der Wagen geriet in Brand, wobei ein
Fleiſcher namens Stefanſki verbrannte. Alle
anderen Inſaſſen trugen mehr oder weniger
ſchwere Verletzungen davon.
Ein ſchweres Gasunglück
im letzten Augenblick vermieden.
Paris. Wie durch ein Wunder ſind drei
Familien in einem hieſigen Vorort dem
Er=
ſtickungstod in der Neujahrsnacht entgungen.
Durch die Exploſion einer Gasleitung erwachte
ein Bewohner eines in der Nähe der
Unglücks=
ſtelle befindlichen Hauſes und konnte ſich, da
halb erſtickt, nur mit größter Mühe auf die
Straße ſchleppen. Die Polizei erbrach ſofort die
übrigen Wohnungen und kam gerade noch
recht, um die Angehörigen dreier Familien vor
dem Erſtickungstod zu retten.
Das Ende eines bekannten Gangſters.
New York. Eines unrühmlichen Todes
ſtarb einer der bekannteſten hieſigen Gangſters,
Larry Fay, der eines der feinſten Nachtlokale
in Manhattan beſitzt und vor Jahren die
de=
rühmten „Texas=Girls” lanciert hatte. Er
wurde von dem völlig betrunkenen Portier des
Lokals, dem er einige Minuten vorher ſeine
Entlaſſung angekündigt hatte, erſchoſſen. Der
Portier entkam.
Die neuen Goldvorkommen in Kenya.
London. Der berühmte Londoner Geologe
Sir Albert Kitſon iſt dieſer Tage aus Kenya
nach hier zurückgekehrt. Kitſon, der gegenwärtig
mit der Ausarbeitung ſeines Berichts über die
Goldvorkommen in Kenya beſchäftigt iſt, gab
Preſſevertretern gegenüber ſeiner Ueberzeugung
Ausdruck, daß in der Provinz Kavirondo
unge=
wöhnlich große Goldſchätze der Erſchließung
har=
ren, beſonders in den tieferen Erdſchichten. —
Inzwiſchen haben zwei Konkurrenzgeſellſchaften,
die Tanganjika Conceſſions Ltd. und eine dem
bekannten ſüdafrikaniſchen Millionär Sir. Abe
Bailey naheſtehende Gruppe, der engliſchen
Re=
gierung bereits eingehende Angebote
unter=
breitet, in denen ſie um eine Gewährung des
Monopols, für die Goldgewinnung in Kenya
nachſuchen. Das Gebiet Oſt=Kenyas, in dem ſich
die Goldvorräte befinden, wurde bekanntlich
vor kaum zwei Jahren den ackerbautreibenden
Eingeborenen als „ewiges Eigentum” überlaſſen,
doch hat ſich die Geſetzgebende Verſammlung von
Kenya vor kurzem erſt über dieſe Verträge
hin=
weggeſetzt und eine Enteignung dieſes Gebietes
gegen Entſchädigung an die Eingeborenen
ge=
nehmigt.
Mienskag, 3. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Reueſte Nachrichten
Rr. 3 — Seite 9
Mit klingendem Spiel zieht die Ehren=Kompagnie durch die Wilhelmſtraße.
kag in der Reichshauptſtadk.
Abordnung der „Halloren” beim Reichspräfidenken.
Die „Halloren”,
die Bergleute aus der Hallenſer Gegend, die wiederum eine Abordnung zum Reichspräſidenten
ſandten, um ihm zu Neujahr ihre Gaben, Salz und Brot, zu überreichen. — Gruppenaufnahme
von Halloren in ihrer hiſtoriſchen Tracht.
Graf Schlieffens Strategie.
Einer, der zu früh ftarb. — Aus der Schule des alten Moltke. — Graf Schlieffen und die enkſcheidenden
Ereigniſſe der neueren Kriegsgeſchichke.
* Zum 20. Todeskage des Geveralfeld=
Marſchalls Grafen Alfred von Schlieffen
„Biel leiſten, wenig hervorkrefen.
mehr ſein, als ſcheinen.”
(Geſtorben am 4. Januar 1913.)
Das Jahr 1933 bringt uns eine zweifache Erinnerung an den
Grafen Alfred von Schlieffen, deſſen Name wie ſein Wort „Macht
mir nur den rechten Flügel ſtark” ſeit dem Weltkriege allen
Deut=
ſchen geläufig iſt. Graf Alfred von Schlieffen gehört zu den
Män=
nern, die zu früh geſtorben ſind. Zwar nicht dem Lebensalter
nach, denn er ſtand im 79. Lebensjahr, als er ſtarb. Bis auf eine
geringe Schwerhörigkeit war der Feldmarſchall bis zum 29.
De=
zember 1912 kerngeſund.
Noch an dieſem Tage war er ausgegangen, hatte dann mit
dem ihm beſonders naheſtehenden General von Hausmann eine
militäriſche Operations=Studie beſprochen und ſeine Gedanken
hierüber noch am gleichen Abend ſelbſt zu Papier gebracht. Am
30. Dezember fühlte er ſich morgens ganz plötzlich nicht wohl, es
entwickelte ſich eine akute ſchwere Erkrankung, eine Kopfroſe, mit
anhaltend hohem Fieber. Wo und wie er ſich dieſe zugezogen hat,
iſt unaufgeklärt geblieben. Bei der ausgeprägt bösartigen Natur
des Leidens waren die Ausſichten angeſichts des hohen Alters des
Feldmarſchalls von vornherein ſehr ungünſtig; ſo erlag ſein ſonſt
ſo widerſtandsfähiger Körper der Schwere der Erkrankung am 4.
Januar 1913 — vor zwanzig Jahren; am 28. Februar 1913 würde
er fein achtzigſtes Lebensjahr vollendet haben.
Aber während die Fittiche des Todes bereits ſeine ſtarke Seele
umfingen, beſchäftigte die Sorge um die Zukunft unſeres
Vater=
landes ſeinen nimmer raſtenden Geiſt: „Mächt mir nur den
rech=
ten Flügel ſtark!‟ Das war eines der letzten Worte des
ſterben=
den Feldherrn und Propheten.
Graf Schlieffen iſt für das Vaterland zu früh geſtorben. Unter
ſeiner Führung hätten wir den ſchon nahezu erkämpften Sieg in
der Marneſchlacht nicht verloren, denn er wäre nicht am Tage der
Schlacht in Luxemburg geblieben und hätte ſich nicht an der Front
durch den bedauernswerten Oberſtleutnant vertreten laſſen, der
als der unglückliche Träger der Verantwortung für die erteilten
Befehle ſpäter als ein zerbrochener Mann aus dem Leben
geſchie=
den iſt.
Graf Schlieffen war am 7. Februar 1891 zum Chef des
Gene=
ralſtabs ernannt worden. Den Generalſtäblern war er kein
Neu=
ling. Den größten Teil ſeiner Dienſtzeit hatte er auf wichtigen
Generalſtabspoſten erlebt; ſeine Tüchtigkeit war ſtets anerkannt
worden. Man wußte, daß Moltke ſelbſt ihn als geeignet für dieſe
Stellung bezeichnet hatte, und daß er unter dem Nachfolger des
großen Schweigers, dem Grafen Walderſee, als deſſen rechte Hand
galt.
Getreu dem Wahlſpruch: „Viel leiſten, wenig hervortreten,
mehr ſein als ſcheinen”, hat Graf Schlieffen — wie ſein ganzes
Leben lang — ſo auch als Chef des Generalſtabes raſt= und
ge=
räuſchlos gearbeitet; ſeiner Weſensart lag es fern, von
geräuſch=
vollen Menſchenhaufen „bemerkt” zu werden. So hörte man in
der großen Oeffentlichkeit auch nicht viel von ihm. Nach
fünfzehn=
jähriger Tätigkeit ſchied Schlieffen am 1. Januar 1906 von ſeinem
verantwortungsvollen Amte; der jüngere Moltke wurde ſein
Nach=
folger. Die vielverbreitete Anſicht, Graf Schlieffen habe ſelbſt
den General von Moltke als ſeinen Nachfolger bezeichnet, iſt irrig.
(Vergl. Hugo Rochs: Schlieffen: S. 87.) Schon zehn Jahre vor
ſeinem Abgange hatte Schlieffen an den General von der Goltz=
Paſcha, den ſpäteren Feldmarſchall, als ſeinen Nachfolger gedacht;
in ſpäteren Jahren verlautete, Schlieffen habe den bayeriſchen
General Endres, einen ſehr klugen Mann von ſcharfem Verſtande
und operativ ganz im Schlieffenſchen Sinne durchgebildet, für
einen geeigneten Nachfolger gehalten, jedenfalls niemals den
General von Moltke.
Als die denkbar höchſte Leiſtung, deren ein Feldherr
über=
haupt fähig iſt, hat Schlieffen es bezeichnet, eine überlegene Macht
des Feindes nicht nur zu ſchlagen, ſondern zu vernichten. In
ſei=
ner berühmten Studie „Cannae” hat er den Sieg Hannibals bei
Cannae am 2. Auguſt 216 vor Chriſtus als das Beiſpiel wahrer
Feldherrn=Kunſt bezeichnet, wurden doch an dieſem Tage 79000
Römer von 50 000 Karthagern durch Ueberflügelung und
Einkrei=
ſung nicht nur geſchlagen, ſondern völlig vernichtet.
Mit dieſer Vernichtungsſchlacht vergleicht Schlieffen in jener
Schrift die entſcheidenden Ereigniſſe der neueren Kriegsgeſchichte.
Mit der Sicherheit ſeiner Gedanken=Entwickelung findet er, daß ſie
in Anlage und Durchführung alle dem gleichen Ziele zuſtreben: in
der Front den Gegner mit geringeren Kräften feſtzuhalten und
mit überlegenen Kräften gegen ſeine Flanken und womöglich gegen
ſeinen Rücken zu wirken. Nur einmal, findet Schlieffen, iſt dies
in der gleichen Vollkommenheit in der Kriegsgeſchichte erreicht:
Von Moltke bei Sedan. Und wir dürfen wohl heute hinzuſetzen:
von Hindenburg bei Tannenberg. „Die Narew=Armee exiſtiert
nicht mehr.‟ Dies ſtolze Wort konnte Hindenburg nach der Schlacht
ſeinen Truppen zurufen; Ludendorff aber bekennt am Abend der
Schlacht bei Tannenberg: „Ich dachte an General Graf v.
Schlief=
fen und dankte dieſem Lehrmeiſter.”
Schlieffens Plan für den Krieg beſtand darin, zunächſt den
gefährlichſten Feind im Weſten niederzuwerfen, bevor im Oſten
gehandelt werden konnte. Dies ſollte in der Weiſe geſchehen, daß
ein gewaltiger deutſcher Umgehungs=Flügel die Franzoſen auf
ihrer linken Flanke umfaßte, ſchlug, womöglich im Rücken umging,
ſie mit dieſem gewaltigen rechten Flügel gegen die franzöſiſchen
Grenzfeſtungen bzw. gegen den Oberrhein und in die Schweiz
ab=
drängte. Der Angriff gegen die franzöſiſche Front fiel weg. Der
linke Flügel in Lothringen wurde zum Beharrungs=Flügel und
erhielt eine nur defenſive Aufgabe. Dieſer gewaltige rechte
Um=
faſſungsflügel ſollte nach dem Schlieffenſchen Entwurf 35 aktive
und Reſervekorps ſtark ſein, denen 16 Landwehr=Brigaden folgen
ſollten; im Jahre 1914 zählte die mit dem Drehpunkte Metz—
Die=
denhofen herumſchwenkende deutſche Heeresmaſſe im ganzen 26
Korps, denen nur 6 Landwehr=Brigaden folgten.
Seit 1900 rechnete Graf Schlieffen mit dem Eingreifen der
engliſchen Feldarmee an der Seite des belgiſch=franzöſiſchen Heeres
und ſo war er entſchloſſen, mit einem tief geſtaffelten „Bataillon
Carée” durch Belgien längs der Küſte über die untere Somme
und die untere Seine vorzuſtoßen, während der linke deutſche
Flügel feſt an die Moſel=Stellung Diedenhofen—Metz verankert
blieb und die Flanke nach der Saar zurückgebogen wurde. Bei
einem Vordringen der Franzoſen gegen die Rheinlinie Mainz—
Baſel ſteigerte ſich die Ausſicht, das franzöſiſche Heer durch die
ge=
waltige Umfaſſung gegen die Schweizer Grenze zu werfen und mit
einem Schlage Frankreichs Heer zu zertrümmern und die
Wider=
ſtandsfähigkeit des franzöſiſchen Volkes zu brechen. Der Plan
war kühn, aber einfach; es war der „Cannae=Gedanke” auf die
höchſte Potenz gebracht.
In Elſaß=Lothringen hatte Graf Schlieffen nur etwa vier
Korps ſüdöſtlich von Metz zum Flankenſchutz belaſſen, am
Ober=
rhein gar mit einigen Landwehr=Brigaden ſich begnügen wollen,
während 1914 acht Armeekorps zwiſchen Metz und Mühlhauſen
eingeſetzt wurden. Wenn man auch daran dachte, einen Teil
da=
von mit der Eiſenbahn auf den rechten Flügel zu werfen, ſo hing
doch die Ausführung dieſer Abſicht davon ab, ob nicht die Kräfte
in Lothringen und in den Vogeſen durch den Feind gefeſſelt
blie=
ben. Graf Schlieffen plante mit 13 Korps die Seine weſtlich
von Paris zu überſchreiten, im Jahre 1914 ſtrebte der rechte
deutſche Flügel öſtlich von Paris vorbei. Es iſt alſo nicht
rich=
tig, wenn geſagt wird, daß 1914 der Schlieffenſche Plan
ausge=
führt worden wäre. Auch trifft nicht zu, daß irgend welche
ſtich=
haltigen Gründe vorgelegen hätten, auf den ſtarken rechten Flügel
zu verzichten.
Unſer alter großer Generalfeldmarſchall Graf Moltke betont
ſtets, daß Fehler, die im erſten Aufmarſche eines Heeres begangen
Die erſte Aufnahme von der Fenersbrunſt
in dem Bukareſter Hokel „Britanniak”.
Ein völlig ausgebrannter Raum des Hotel „Britannia”, das ſich
im Mittelpunkt der rumäniſchen Hauptſtadt befindet. Durch das
Großfeuer, deſſen Urſache noch nicht geklärt iſt, wurden drei Etagen
des achtſtöckigen Hotels zerſtört.
werden, im Laufe des Feldzuges ſich nicht wieder gutmachen laſſen.
Das hat ſich auch diesmal leider bewahrheitet.
Der rechte Heeresflügel im Weſten war von vornherein zu
ſchwach, um die ihm zufallende operative. Aufgabe zu löſen; um
ein „Bataillon Carée” zu bilden, hätte hinter der 1. und 2.
deut=
ſchen Armee eine weitere Armee zweiter Linie von fünf Korps
am Niederrhein aufmarſchieren müſſen.
Schlieffen war es bekannt, daß von ſeinem Nachfolger, dem
jüngeren Moltke, der von ihm entworfene Operationsplan in
ſei=
ner Folgerichtigkeit weſentlich abgeſchwächt worden war, daher die
ſorgenvollen mahnenden Worte des ſterbenden Heerführers:
„Macht mir nur den rechten Flügel ſtark.”
So iſt der 4. Januar — der Todestag Schlieffens — für uns
ein Trauertag. Wie anders wäre alles gekommen, wenn er noch
gelebt und maßgebenden Einfluß auf die Operationen erlangr
hätte. Er iſt für unſer Vaterland zu früh geſtorben: er, der
Ver=
treter des „Cannae=Gedankens”; „macht mir nur den rechten
Flügel ſtark.”
Dr. Ludwig Roth.
Haupiſchriſtleitung: Rudolf Mauve
Verantworilich für Poliiik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reſch und
Ausland und Heſſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilſch in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrſpte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Seite 10 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 3. Januar 1933
Sport. Sptel und Jucnen
Bir nehmen den Spork zu ernſt!
Spork ſoll Erholung und Gegengewichk gegen die
Allkagsſorgen ſein.
Ein ganz einfaches Experiment: Man vergleiche Bilder
eng=
liſcher Sportler und deutſcher Sportler von irgendeinem wichtigen
Kampfe, das Endſpiel um den Cup vielleicht ausgenommen, da
dieſes unter allen engliſchen Sportwettkämpfen einen ganz
beſon=
deren Rang einnimmt.
Betrachtet man alſo die engliſchen Sportler, ſo ſieht man eine
Gruppe unbeſchwerter junger Burſchen, die immer ſo ausſehen
wie zu allen Streichen aufgelegte Etonboys. Unſere Sportler
ſehen genau ſo aus — bis ſie den Sportdreß anhaben. Dann
wer=
den aus den Jungens auf einmal würdige ernſte Männer, die ſo
ausſehen, als gingen ſie wichtigſten Entſcheidungen ihres Lebens
entgegen.
Sie vergeſſen meiſt, daß Sport nicht Selbſtzweck iſt, ſondern
Mittel zum Zwecke, dem Geiſt und dem Körper Erholung und
Stählung zu bieten. Wir zweifeln ganz und gar nicht daran, daß
der Sport ein nicht zu unterſchätzender Faktor der Wirtſchaft iſt,
wir wiſſen, daß er gerade für unſer Volk doppelt notwendig iſt,
aber wir vergeſſen auch nicht, daß ſich nichts am Laufe der Welt
ändert, einerlei, ob Deutſchland einen Länderkampf gegen Ungarn
oder ſonſt einen Gegner gewinnt oder verliert. Wie überſchätzen
die Bedeutung, des Sports und geben ſeiner oft abſtrakten
Wich=
tigkeit konkrete Geſtalt.
Wir leben heute zweifelsohne in einer Zeit, wie ſie ſich kaum
ſchwerer und ſorgenvoller gedacht werden kann. Unſer aller
Tages=
lauf iſt angefüllt mit nervenzerſtörender Unruhe, und der Ernſt
der Zeit prägt ſich auf allen Geſichtern aus. Nun aber gibt uns
gerade der Sport Stunden des Vergeſſens, Stunden der Erholung
und der Freude. Trotzdem faſſen viele unſerer jungen Sportler
ihren Sport mit kaum verſtändlichem Ernſt auf, der mit der
Auf=
faſſung von Sport nur noch wenig zu tun hat. Statt ſich zu
entſpan=
nen, werden ſie übernervös, ſie fürchten ſich davor, zu unterliegen,
ſie bangen vor der Kritik ihrer Freunde und der Maſſe, ſie
er=
ſchöpfen ſich in grauer Theorie und betrachten den aktiven Sport
nur noch als ein zur Theorie gehörendes Experiment. Das
Schlimmſte iſt, daß die Führer dieſen Weg oft ſogar
voranſchrei=
ten und daß ſie mit ihrer aufgeblähten Bürokratie den lebendigen
Geiſt erſticken. Manche Behörde fühlt ſich nur noch als
Gerichts=
behörde, die ſtraft und ausſchließt, die aber ganz vergißt, daß ſie
auch zu führen hat und zu lehren.
Lebendigerer Geiſt muß in unſere Sportbewegung gepflanzt
werden. Die ſchwere Arbeit im Beruf und die noch viel ſchwerer
zu ertragende Langeweile des Erwerbsloſen, ſie müſſen
ausgegli=
chen werden durch die Freude am Sport. Allerdings darf dieſe
auch nicht ſoweit gehen, daß ſie das ganze Denkvermögen des
Ak=
tiven und Paſſiven erfaßt und er außer ſeinem Sport nichts mehr
kennt.
Auf unſeren Sportplätzen ſollte das amerikaniſche keep
ſmi=
ling” erſte Forderung werden. Draußen haben wir ja leider noch
genug Zeit, an unſere Sorgen zu denken.
Die Schlußkerenine der Starkenburger Kreisliga.
8. 1. Polizei Darmſtadt — Arheilgen (10.30 Uhr); Eberſtadt —
Rot=Weiß Darmſtadt; Mörfelden — Münſter; 98
Darm=
ſtadt — Oberroden: Dieburg — Walldorf; Egelsbach
Pfungſtadt; Sprendlingen — Union Darmſtadt.
15. 1. Sprendlingen — Dieburg; Arheilgen — Rot=Weiß
Darm=
ſtadt; Polizei Darmſtadt — Münſter; Eberſtadt —
Epperts=
hauſen; Mörfelden — 98 Darmſtadt; Union Darmſtadt
— Walldorf (11 Uhr); Oberroden — Pfungſtadt.
22. 1. Pfungſtadt — Sprendlingen; Walldorf — Egelsbach; Spv.
98 Darmſtadt — Dieburg; Eppertshauſen — Oberroden;
Münſter — Union Darmſtadt; Rot=Weiß Darmſtadt
Mörfelden (11 Uhr); Arheilgen — Eberſtadt.
29. 1. Mörfelden — Sprendlingen; Union Darmſtadt —
Egels=
bach; Oberroden. Dieburg; Eberſtadt — Pfungſtadt;
Walldorf — Polizei Darmſtadt; 98 Darmſtadt — Arheilgen;
Eppertshauſen — Rot=Weiß Darmſtadt.
5. 2. Eberſtadt — Oberroden; Mörfelden — Union Darmſtadt;
Dieburg — Polizei Darmſtadt; Egelsbach — Arheilgen;
Sprendlingen — Rot=Weiß Darmſtadt; „Pfungſtadt
Münſter; „Walldorf — Eppertshauſen.
12. 2. Arheilgen — Sprendlingen; Polizei Darmſtadt —
Egels=
bach; Oberroden — Mörfelden; Dieburg — Eberſtadt;
Eppertshauſen — 98 Darmſtadt; Münſter — Walldorf;
Rot=Weiß Darmſtadt — Pfungſtadt (11 Uhr).
19. 2. Münſter — Sprendlingen; Rot=Weiß Darmſtadt —
Egels=
bach; „Arheilgen — Dieburg; Union Darmſtadt
Eber=
ſtadt (11 Uhr); Oberroden — Polizei Darmſtadt;
Sport=
verein 98 Darmſtadt — Walldorf; Pfungſtadt —
Epperts=
hauſen.
26. 2. Egelsbach — Oberroden; Rot=Weiß Darmſtadt — Münſter;
Arheilgen — Eppertshauſen; Eberſtadt — Walldorf;
Mör=
felden — Pfungſtadt.
5. 3. Oberroden — Sprendlingen; Dieburg — Egelsbach;
Pfung=
ſtadt — Union Darmſtadt; Walldorf — Mörfelden; Spp.
98 Darmſtadt — Eberſtadt; „Eppertshauſen — Polizei
Darmſtadt; Münſter — Arheilgen.
12. 3. Sprendlingen — 98 Darmſtadt; Eppertshauſen —
Egels=
bach; Münſter — Dieburg; Rot=Weiß Darmſtadt —
Ober=
roden (11 Uhr); Arheilgen — Union Darmſtadt; Polizei
Darmſtadt — Mörfelden; Walldorf — Pfungſtadt.
19. 3. Eberſtadt — Polizei Darmſtadt; Mörfelden — Arheilgen;
Union Darmſtadt — Rot=Weiß Darmſtadt; Oberroden
Münſter: Dieburg — Eppertshauſen; Egelsbach — Spv.
98 Darmſtadt: Sprendlingen — Walldorf.
26. 3. Polizei Darmſtadt — Union Darmſtadt; Mörfelden —
Eberſtadt; Oberroden — Arheilgen: Dieburg — Rot=Weiß
Darmſtadt; Egelsbach — Münſter; Eppertshauſen
Sprendlingen; Pfungſtadt — 98 Darmſtadt.
2. 4. Union Darmſtadt — Eppertshauſen (11 Uhr); Polizei
Darm=
ſtadt — 98 Darmſtadt.
Die Spiele finden auf den Plätzen der erſtgenannten Vereine
ſtatt. Spielbeginn, wo nicht anders angegeben: im Januar und
Februar um 2.30 Uhr, im März und April um 3 Uhr, je mit
10 Minuten Wartezeit.
SV. 1910 Weiterſtadt — Union Darmſtadt 2:4 (2:1). Ecken 7:5.
Am Sonntag hatte der Sportverein 1910 Weiterſtadt zum
Nothilfeſpiel Union Darmſtadt zu Gaſt. Wenn auch das
Spiel an ſich ſtark durch die Ungunſt der Witterung litt, ſo war
es doch ein wirklich ſpannendes und äußerſt faires Spiel. Leider
vermißte man gerade bei dieſem Spiel die ſonſt ſo zahlrechen
Zu=
ſchauer. Das Spiel an ſich ſowie der Gegner waren beſtimmt, trotz
des ſchlechten Wetters, einen Beſuch des Platzes wert. Wenn auch
die Einheimiſchen keinen Sieg, da ihnen das Glück nicht hold war,
in dieſem Spiel erfochten, ſo gaben ſie ihrem Gegner nichts nach.
Bei etwas mehr Glück und reſtloſer Ausnützung der Torchancen
wäre das Ergebnis beſtimmt umgekehrt ausgefallen. Die Gäſte
hatten ihre ſtärkſte Mannſchaft zur Verfügung geſtellt; dagegen
mußten die Einheimiſchen in der Läuferei und für Zimmermann
Erſatz einſtellen. Schon gleich nach Anpfiff machte ſich eine flotte
Spielweiſe, trotz der ſchlechteſten Platzverhältniſſe. bemerkbar.
Schon nach einigen Minuten konnten die Einheimiſchen in
Füh=
rung gehen. Bei etwas mehr Glück hätten gleich darauf noch zwei
weitere Tore fallen können. Erſt kurz vor Halbzeit konnten die
Gäſte den Ausgleich erzielen. Poſtwendend wurde jedoch auf 2:1
erhöht. Erſt durch Auswechſelung von drei Spielern konnten die
Gäſte in der zweiten Halbzeit, was durch den ſehr aufgeweichten
Boden immerhin eine große Stärke bedeutete, etwas mehr vom
Spiel haben. Schon gleich nach Wiederantritt wurde der
Gleich=
ſtand erzielt. In einigem Abſtand fiel alsdann für die Gäſte das
dritte und vierte Tor. Jedoch auch hier hätten die Einheimiſchen
noch den Ausgleich oftmals erzielen können. Die Einheimiſchen
ſchlugen ſich während des Spiels ſehr tapfer und gaben ihrem
großen Gegner beſtimmt nichts nach Die Gäſte ſpielen immer
noch für das Auge einen ſchönen Fußball und hinterließen den
denkbar beſten Eindruck. Solche Spiele kann man immer ſehen.
Leider kommen ſie nur zu wenig zuſtande. Schiedsrichter Klinger,
Groß=Gerau, amtierte ſehr gut und unauffällig und hatte ein ſehr
leichtes Amt. Gemütliches Beiſammenſein bildete den Schluß.
Die 2. Mannſchaft die nur mit 7 Mann zur Stelle war, mußte
vorher gegen die Junioren von Union eine empfindliche 9:0=
Nie=
derlage hinnehmen. Den Fehlenden ſei hiermit nochmals geſagt,
daß es unſportlich iſt, ſeine Mannſchaft im Stiche zu laſſen,
* Kreisliga Südheſſen.
Wohltätig und zugleich wohltuend!
Die vier Spiele zugunſten der Winterhilfe in unſerem Kreiſe
brachten zwar finanziell keinen allzu großen Erfolg; man merkte
aber wenigſtens den guten Willen einzelner Vereine. In
ſport=
licher Hinſicht wurden ſehr gute Leiſtungen geboten:; die
Begeg=
nungen brachten folgende Reſultate:
FV. Biblis — Alem=Ol. Worms komb. 1:2.
Spv. Horchheim — Alem.=Ol. Worms komb. 3:6.
FC 07 Bensheim — Wormatia Worms Reſ. 5:0.
VfR. Bürſtadt — FV. Hofheim 3:0.
Die beiden von Alem.=Ol. Worms geſtellten Mannſchaften
holten ſich bei guten Leiſtungen zwei Siege, die beweiſen, daß
dieſer Verein glatt in der Lage iſt, zwei gute Ligamannſchaften zu
ſtellen. In Bensheim gaſtierte eine Reſervemannſchaft von
Wor=
matia Worms, die zwar techniſch recht ſchön ſpielte, aber nicht
durchſchlagkräftig genug war. Die Bensheimer dagegen kamen gut
in Fahrt und ſchlugen letzten Endes ihren Gegner verhältnismäßig
glatt. In Bürſtadt dominierte die Routine der Bezirksliga=VfR.=
Leute. Hofheim gab einen ganz guten Gegner ab, doch war die
produktivere Spielweiſe der Platzbeſitzer jederzeit gut für einen
glatten Sieg.
Schießſpork.
Gau Darmſtadt des Südweſtdeutſchen Sportverbandes
für Kleinkaliberſchießen.
Die in die „Krone” in Darmſtadt einberufene
Gauver=
ſammlung war von den Führern der Schützenvereine und deren
Schießleiter gut beſucht. Mit Befriedigung konnte Gauleiter
Wagner feſtſtellen, daß die Zahl der zugehörigen Vereine und
der Ausbildungsſtand ihrer Mitglieder eine erfreulich günſtige
Entwickelung genommen haben. Mehr als 1500 Mitglieder
ſchießen regelmäßig auf den Ständen des Gaues, der nur
Darm=
ſtadt und die allernächſten Ortſchaften umfaßt; überall, und
ſelbſt in den kleinſten Orten, ſind Schießſtände erbaut oder in
Angriff genommen worden. So geht der Gau Darmſtadt
ſchnur=
gerade auf ſein Ziel los, breiten Maſſen wehrbejahender und
wehrwilliger deutſcher Volksgenoſſen eine einheitliche,
ordnungs=
gemäße Wehrausbildung zu vermitteln. Auf Rekordleiſtungen
einzelner Sportkanonen wird kein Wert gelegt, um ſo mehr aber
auf eine gründliche und gleichmäßige Durchbildung der
Geſamt=
heit. Dem praktiſchen Schießunterricht geht theoretiſche
Unter=
weiſung auf Sportplätzen und in Turnhallen voraus. Die
unter=
richtliche Tätigkeit liegt in den Händen bewährter Schieß= und
Sportleiter, die in den Wehrlagern des Reichskuratoriums für
Jugendertüchtigung beſondere Fortbildungskurſe mitgemacht und
ihre Kenntniſſe und Eignung in vorgeſchriebenen Prüfungen
nachgewieſen haben. Der Südweſtdeutſche Sportverband für
Kleinkaliberſchießen iſt vom Reichskuoratorium für
Jugend=
ertüchtigung als Fachverband anerkannt und berufen, an dem
großen Jugendwerk mitzuarbeiten.
Geſchäftliches.
Intereſſenten für Klavierunterricht werden auf den heute
abend 20 Uhr im Mozartſaal, Schulſtraße 8, ſtattfindenden
Kla=
vierabend von Eliſabeth Schulz, ſtaatl. geprüfte
Privatmuſik=
lehrerin, hingewieſen. Werke von Bach, Kuhnau, Beethoven,
Brahms. Karten 4 50 Pf. bei Muſik=Arnold und an der
Abendkaſſe.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 3. Januar
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
15.50: Landwirtſchaftskammerrat Dr. Hackbarth: Die Bedeutung
der Milch als Volksnahrungsmittel.
17.00: Konzert des Funkorcheſters. Mitw.: Hedwig Picard (
So=
pran), O. Seyfert (Glasharmonika, Celeſta).
18.25: Auf zur Arbeit! Geſpräch zwiſchen Dr. Stickler und
Syn=
dikus Stein.
18.50: Prof. Dr. jur. Strupp: Die neue ſpaniſche Verfaſſung.
19.30: Konzert des Funkorcheſters. Werke von Meyerbeer. Verdi,
Wagner, Goldmark, Kalman.
21.20: Die Jagd nach dem Gold des Kapitän Kid. Eine
aben=
teuerliche Geſchichte von R. Schneider=Schelde.
22.20: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik. Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 3. Januar
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Prof. Dr. Münzinger: Verbilligte Produktion im Ackerbau.
15.45: M. Maur lieſt aus Viſcher’s Auch Einer: Die Tücke des
Obiekts.
16.00: Für die Frau.
16.30: Leipzia: Nachmittagskonzert.
17.10: M. Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
17.30: Klaviermuſik von Franz Liſzt. Ausf.: Giſela Springer,
18.00: Prof. Landauer: Das Wirtſchaftsjahr 1932. Rückblick und
Ausſchau.
18.25: Prof. Dr. Mersmann: Einführung in die Beethoven=
Sym=
phonie Nr. 1.
19.00: Prof. Groſche: Katholizismus und Proteſtantismus.
Ge=
meinſamgs und Gegenſätzliches-F ff
19.30: Däs Gedicht.
19.35: H. Fritzſche: Politiſche Zeitungsſchau=
20.00: Hamburg: Nordiſches Konzert. Ausf.:Noragorcheſter.
20.30: Die Lieder von Verdi. Verbindende Worte: F. Stößinger,
21.20: Stuttgart: Die Jagd nach dem Gold des Kapitän Kid,
Eine abenteuerliche Geſchichte von R. Schneider=Schelde.
22.25: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Flensburg: Spätkonzert. Städtiſches Orcheſter Flensburg.
Weikerbericht.
Während ſich das Polenhoch weiter aufgebaut hat iſt der
isländiſche Sturmwirbel erheblich ſtärker geworden. Bei dem
ſtarken Druckgefälle hat über den britiſchen Inſeln ſtürmiſche
Luft=
bewegung eingeſetzt. Wenn ſich auch der hohe Druck der
Störungs=
tätigkeit vorerſt noch vom Feſtlande zurückhält, ſo wird ihr
Ein=
luß ſich doch auch bei uns geltend machen und wechſelhaftes Wetter
mit einzelnen Niederſchlägen hervorrufen.
Ausſichten für Dienstag, den 3. Januar: Dunſtig und bewölkt
mit Aufheiterung, ziemlich mild, vereinzelte Niederſchläge,
zunehmende Luftbewegung.
Ausſichten für Mittwoch, den 4. Januar: Mehr wechſelnd
be=
wölkt mit Aufklaren, nachts Temperaturen um den
Gefrier=
punkt, einzelne Regenſchauer.
71)
Mit blutunterlaufenen Augen glotzt der Dierlammſche
Chauffeur den grinſenden Gott an, in ſeinen Ohren brauſt es,
nicht bewußt wird ihm, daß die Schreie aus der Tiefe und die
verzweifelten Schläge verſtummt ſind, er ſtöhnt, raſend vor Wut,
von Vorſicht und Beſinnung verlaſſen, er greift ein ſchweres
Stück des abgeſplitterten Türrahmens, zerſchlagen will er dieſe
grinſende Viſage, zerkratzen die toten, lebenden, hohnerfüllten
Augen — das iſt der Feind!
O Menſch!
Fritz ſtürzt vor, erhält im ſelben Moment eine Kugel in den
Schädel, kippt vornüber, noch von ſeinem eigenen Schwung
ge=
riſſen — fällt
Gerade vor der goldenen Gottheit haut es ihn hin, aufs
Geſicht, ſo als ſei ein Menſchenopfer gebracht worden. Buddha
lächelt.
42.
Kleine Ausſprache.
Buddha hat gelächelt, denkt Ino Beß, die Pechſträhne iſt
weitergewandert. Das Glück, das ſie beim Start begleitete, blieb
ihr auch bei der Landung treu. Nach tadelloſem, nicht vom
ge=
ringſten Schneefall getrübten Fluge hatte ſie Deſſau in knapp
hundert Minuten erreicht, von denen noch dreißig auf ſchlechte
Orientierungsmöglichkeiten kamen. Sie fand ohne langes Suchen
das weiße Haus inmitten der großen verſchneiten Raſenflächen
des Parkes, und ſie entſchloß ſich ebenſo ſchnell, im Park ſelbſt
zu landen, ging runter, und da ſie plötzlich ihr altes Glück wieder
zut haben ſchien, gelang ihr ein glänzender Anflug. Etwa
zwei=
hundert Meter vor der Gartenſeite des weißen Hauſes blieb die
Maſchine ſtehen. Steifgefroren kletterte Ino aus der Gondel, in
deren Ecke in einem Bündel von Pelzen und Decken der Malgie
ſteckte. Sie hatte geſehen, wie er unterwegs etwas von den
Lebensmitteln zu ſich nahm, die für Vuddhas Reiſe bereitlagen,
und ihm zugeſchrien, mäßig zu ſein. Jetzt warf ſie ihm
Rauch=
material zu und befahl ihm, in der Kabine zu bleiben. Nützen
konnte er ihr ſowieſo nicht. Dann ſchlüpfte ſie aus der ſchweren
Montur wieder in Paulas dünnen Trotteumantel und haſtete
zum Hauſe. Ihren aufmerkſamen Blicken entgingen die
Licht=
ſchimmer nicht, die aus Spalten der Fenſterläden im erſten
Stock und in der Diele fielen, ſie jagte heran, vier Stufen der
„Terraſſentreppe auf einmal nehmend, ums Haus herum jagt ſie,
ſie hatte weder Schlüſſel noch Werkzeuge, aber ſie mußte ins
Haus hinein, koſte es was es wolle. Die eiſerne Hintertüre nahe
dem kleinen Laboratorium war geſchloſſen, ſie ſpähte durchs
Schlüſſelloch, Dunkel lag dahinter, ſie ſchnüffelte — Heiliger
Gott, roch das nicht nach Gas? Sie ſchüttelte die jähe Angſt ab
— nein, es konnte nicht ſein, daß ſie zu ſpät kam, erſt halb
elf war es, ihre Phantaſie täuſchte ſie, mußte ſie täuſchen, ſie
leuchtete den Platz vor der Türe ab, Fußſpuren ganz friſch!
Un=
möglich zu bezweifeln, daß der Chauffeur mit ſeinem Opfer
be=
reits im Hauſe weilte. Aber mehr noch entdeckte ihr geübtes
Auge: Spuren von Frauenſchuhen! War Juliette Lequis
gleich=
falls zur Schlußabrechnung erſchienen? Oh, gleich, gleich,
Lieb=
chen, bis ich ins Haus komme! Mit ihrer ganzen Energie zwang
ſie ſich zur Ruhe. Der Chauffeur und Philipp Spoor, ſie waren
im Auto gekommen, wo ſtand es? — Ihre Lampe zeigte
Räder=
ſpuren auf dem Hof, die in die Garage hineinliefen — die Türe
war nicht verſchloſſen.
Ino Beß ſtand vor dem vereiſten Willys Knight, der Motor
war noch ganz warm, Schutzhaube drüber nebſt Decke — lange
konnten die Männer noch nicht da ſein. Das ließ hoffen.
Im Führerſitz liegt ein Meißel auf dem Boden, ſie reißt
das Polſter herunter, um aus dem Werkzeugkaſten den Hammer
zu nehmen, iſt nicht da, ein Schraubenſchlüſſel tut es auch, ſie
nimmt gleichfalls den Meißel mit, eilt aber nicht zur
Hinter=
türe, das hält unnötig auf — zur Freitreppe eilt ſie, ſie weiß, die
Fenſter des Balkons über der Vorhalle ſind nicht vergittert,
haben nur Holzialouſien.
Und die elegante Frau Ino Beß, geborene Gräfin Dubois=
Eſſentiers, in gewiſſen Kreiſen Belladonna genannt, und in
anderen heimlich, aber noch eindeutiger Madame Hautgout—
jetzt könnte man ſehen, ob etwas dran iſt an der
Zweifelhaftig=
keit ihres Rufes! Wer ſo, mitten in der Nacht, bei faſt achtzehn
Grad Kälte, am Mauerwerk einer fremden Vorhalle
emporklet=
tern kann, daß es nur ſeine Art hat, der tut ſo etwas beſtimmt
nicht zum erſten Male.
Hoch atmend ſteht Ino Beß auf der Veranda, Handſchuhe
zerriſſen von den ſcharfen Eiskanten der Steine, und der Man=
tel der Frühſtückspaula hat auch etwas gelitten, beſonders an
den Taſchen, die ſo ſchwere Werkzeuge wie Meißel und
Schrau=
benſchlüſſel nicht gewöhnt ſind, aber die Dame ſteht vor den
Holzgittern der Fenſter, und ſie überlegt keine zwei Sekunden,
wo ſie den Meißel anzuſetzen hat, ſo daß das Gitter etwa beim
dritten Schlag zurückweichen muß.
Tatſächlich weicht es, knarrend, widerwillig, die Angeln
vom Froſt wie angelötet — Licht fällt heraus. Ino blickt in den
Damenſalon des erſten Stockwerkes, wo ſie einſtmals empfangen
wurde. Hell erleuchtet iſt er, aber kein Menſch drin, Ino ſäumt
nicht. Mit ſchwarzer Seife gelingt es natürlich, die
Fenſter=
ſcheiben geräuſchlos einzudrücken, doch woher foll hier die
ſchwarze Seife kommen, und wer nimmt hier auf Geräuſche
Rückſicht — vier ſcharfe Hiebe mit dem Meißel, klirrend fallen
die Scherben, überdeutlich ſchallt es durch die Nacht —
Fenſter=
riegel zurück.
Ino Beß iſt im Damenſalon, lauſcht —
Durch das offene Fenſter pfeift hohl der Wind ins Zimmer
haſtig zieht Ino die Holzgitter wieder an, gleitet zur Türe nach
der Galerie, öffnet, lauſcht
Blendende Helligkeit im Treppenhaus, ringsum die Galerie
im hellſten Licht, leer, kein Menſch, alles ſtumm, unheimlich
ſtumm.
Doch! — Hinter ihr iſt Geräuſch. Aus dem Nebenzimmer
des Damenſalons dringt es. Dort war, ſoviel ſie ſich erinnert,
ein Zimmer in pamaiyatiſchem Stil.
An der Schwelle erſtarrt ſie. Ja, von hier kommt das
Ge=
räuſch.
Ihr gegenüber klafft zerſplittert die Türe aus koſtbarſtem
reichgeſchnitztem Teakholz. Die milchblaue Helligkeit der Ampeln
wirft ein Lichtdreieck in den dritten dunklen Raum, und am
Kopf dieſes Lichtdreiecks glänzt eine goldene Buddhaſtatue auf
dem Boden, mattſchimmernd, mit dem rätſelhaften Lächeln des
Ewigen über die blutüberſtrömte Geſtalt eines Mannes
hinweg=
blickend, der wie hingeſchmettert vor den Füßen der Gottheit
liegt.
Dieſer Mann ſtöhnt — er lebt noch.
(Fortſetzung folgt.)
Das Handwerk im 4. Pierteljahr 1932.
Eine Befrachlung an der Schwelle des neuen Jahres.
Eukkäuſchke Hoffnungen.
Der Reichsverband des deutſchen Handwerks teilt u. a. mit:
Von ausſchlaggebender Bedeutung für die Entwicklung der
Wirt=
ſchaft in der Berichtszeit iſt die Beantwortung der Frage nach den
Auswirkungen der Verordnung des Reichspräſidenten vom 5.
Sep=
tember 1932 ſoweit dieſe Verordnung ſich eine Wiederbelebung
der Wirtſchaft zum Ziel geſetzt hat. Gewiß kann ein abſchließendes
wordenen Zahlen über den Stand der Arbeitsloſigkeit nicht nur
eine ſtarke Verſchiebung in den einzelnen Zweigen der
Erwerbs=
loſenhilfe, ſondern auch, wenigſtens bis zum Anfang Dezember,
eine Abnahme der Unterſtützungsempfänger überhaupt.
Es muß jedoch angenommen werden, daß im Handwerk eine
eigentliche Belebung bis jetzt noch nicht eingetreten iſt. So
ziem=
lich ohne jeden Einfluß auf das Handwerk iſt das
Steuergutſchein=
verfahren geblieben. Günſtiger haben ſich überwiegend die
Reichs=
gewirkt. In zahlreichen Bezirken hat der zur Verfügung geſtellte
Betrag jedoch nicht ausgereicht, um alle vorhandenen Bedürfniſſe
zu befriedigen und eine wirklich umfaſſende Beſſerung des Be= Werte durch einheitlich frenudliche Veranlagung auf. Nach den
ſchäftigungsgrades im Bauhaupt= und Baunebengewerbe
herbei=
zuführen. Dieſen Berichten ſtehen jedoch auch andere Berichte ge= um 29 Prozent gedrückt, aus dem gleichen Anlaß verloren Rhein.
genüber, wonach auch dieſe Zuſchußaktion des Reiches dem Hand= Braunkohlen 4 Prozent. Auch die übrigen Braunkohlenpaviere
die weiteren 80 v. H. der für die Inſtandſetzung benötigten Mittel und Aſchaffenburger Zellſtoff mit Anfangsverluſten bis zu 2
Pro=
nicht aufbringen können. Vor allem in ländlichen Gegenden be= zent zu erwähnen. Im Verlaufe wurde es, von Bekula ausgehend,
ſtehen dieſe Schwierigkeiten, verſtärkt durch die Beſtimmung, daß
der Zuſchuß nur gewährt wird, wenn Reparaturarbeiten im
Ge=
ſamtbetrag von 250 RM. vorgenommen werden. Die
wirtſchaft=
liche Entwicklung in den Bauhaupt= und Baunebengewerben wird nen lagen uneinheitlich Reichsſchuldbuchforderungen Pfandbriefe
der ſich zum Teil als eine Art ſtaatlich organiſierter Schwarzarbeit
bzw. Regiearbeit auswirkt. Aehnlich liegen die Verhältniſſe bei ſind Reichsbahnvorzugsaktien, die unter Berückſichtigung des
den Stadtrandſiedlungen — Das ländliche Gewerbe hat vor allem
unter dem Sicherungsverfahren zum Schutz der Landwirtſchaft zu, markt hat ſich bereits geſtern eine kräftige Entſpannung
bemerk=
leiden. — Das Weihnachtsgeſchäft hielt ſich in ziemlich engen
Grenzen. Sowohl die holz= und lederverarbeitenden als auch die bar gemacht, nachdem der Ultimo glatt überwunden wurde.
Bekleidungsgewerbe berichten, daß die Belebung für das
Hand=
werk nur ganz gering war und noch weit hinter dem Umfang des
Vorjahres zurückblieb. Soweit überhaupt eine Nachfrage beſtand, zu Beginn des neuen Jahres als zuverſichtlich bezeichnet iſt, ſo
richtete ſich dieſe auf billige Sachen.
Arbeitsloſigkeit zu einer regelrechten Gefahr für das Handwerk
aus. Es fordert daher, daß eine reichsgeſetzliche Regelung mit
ters und des Arbeitgebers erfolgt und damit ein wirkſamer Schutz
gegen die Schwarzarbeit geſchaffen wird.
ſchwieriger. Die Belaſtung mit Steuern und ſozialen Beiträgen
hat noch keinerlei Erleichterung erfahren. Die Arbeitsloſigkeit
daß höchſtens etwa 20 bis 30 v. H. des normalen Gehilfenſtandes
noch beſchäftigt ſind.
luxemburgiſchen Wirkſchafts-Union.
Die Verhandlungen mit derholländiſchen ſowie mit der
belgi=
ſchen und luxemburgiſchen Regierung zur Regelung der Zahlungen
für den Warenverkehr zwiſchen Deutſchland und den genannten nem Geſchäft unverändert, Goldſchmidt zogen 1½ Prozent an,
Ländern haben zu einer Einigung geführt. Danach können
Fir=
men, die im Beſitz einer allgemeinen Deviſen=Genehmigung ſind,
ſoweit ihre Deviſenkontingente für die Bezahlung von Waren= freundlicher Grundtendenz. JG. Farben eröffneten unverändert,
bezügen aus dieſen Ländern nicht ausreichen, die fehlenden
Be=
träge in Reichsmark auf die bei der Reichsbank für die belgiſche behauptet, Kaliaktien waren etwas ſchwächer, Weſteregeln um 2
Nationalbank und für die Neederlandſche Bank errichteten
Sonder=
deutſcher Lieferungen nach Holland bzw. Belgien und Luxemburg
verwendet.
über der belgiſch=luxemburgiſchen Wirtſchafts=Union am 12. ds.
Mts. in Kraft.
Produkkenmärkte.
Be. Mainzer Produktenbericht vom 2. Januar.
Großhandels=
preiſe per 100 Kilo loco Mainz: Weizen (76 Kilo Hektolitergew.)
19,75—20, Roggen rhein. 16—16,59, Hafer 13—14, Braugerſte 18,25
bis 18,75. Induſtriegerſte 17,25, Futtergerſte 15,50—15 75.
Malz=
keime 10—11, Südd. Weizenmehl Spezial 0 28,65—28,90, Roggen= g
mehl (60 Prozent) 22,50, feine Weizenkleie 8 80 grobe Weizen= g
kleie 8,50 Roggenkleie 8,50—9, Biertreber 10,50—11.
Erdnuß=
kuchen 12,25—12,50, Kokoskuchen 11.50—14, Palmkuchen 8,25—8.50.
Rapskuchen 8,75—9, Soyaſchrot 10,60—10,75, Trockenſchnitzel 7.,75
bis 8, loſes Kleeheu 5,40 geb. Kleeheu 5.80, loſes Wieſenheu 3,80.
geb. Wieſenheu 4,30. Maſchinenſtroh 2,50, Drahtpreßſtroh 2,60.
Tendenz abwartend.
Mannheimer Produktenbericht vom 2. Januar. Weizen
in=
länd. (76/77 Kilo) 20,60—20,80 Roggen inländ. 16,80—17, Hafer
inländ. 13.50—14. Sommergerſte inländ. 18,50—20. Futtergerſte
17,75, La=Plata=Mais 18,75—19, Soyaſchrot (Mannheimer
Fabri=
kat) prompt 10.30—10.40. Biertreber mit Sack 10,50—10,75,
Trockenſchnitzel loſe 8. Wieſenheu loſe 5—5.30, Rotkleeheu 5—5 20,
Luzernkleeheu 5—5,60. Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,70 bis
2,90, Hafer=Gerſte 2,40—2,80 geb. Stroh Roggen=Weizen 2,20 bis
2.40, Hafer=Gerſte 2—2,20 Weizenmehl Spezial 0 (neue Mahlart,
mit Austauſchweizen) mit Sack 28 75 Roggenmehl nordd=ſüdd,
(60—70proz. Ausmahlung je nach Fabrikat) mit Sack 21,50—24,
feine Weizenkleie mit Sack 7,50 Erdnußkuchen 11,75—12.
Ten=
denz ſtetig. Die Preiſe ſind teilweiſe erhöht, und die Tendenz iſt
ſtimmungsmäßig feſter.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Das neue Jahr brachte für die Berliner Börſe ganz
allge=
mein eine freundliche Tendenz. Bei den Banken lagen für Aktien
keine größeren Orders vor, doch waren die alten Limite
größten=
teils erneuert worden, und ſoweit Neueingänge zu verzeichnen
waren, handelte es ſich um Kaufaufträge. Die zuverſichtlichen
Neujahrsbetrachtungen der Preſſe haben, das Publikum zu An=
Urteil noch nicht gefällt werden, immerhin zeigen die bekannt ge= ſchaffungen angeregt, die ſich allerdings vorwiegend auf
Renten=
werte erſtreckten. Von Dividendenpapieren wurden die
ſogenann=
ten Verſorgungswerte auch weiterhin bevorzugt. Insbeſondere
Bekula, die angeſichts der noch im Kurſe liegenden 10prozentigen
Dividende für beſonders billig erachtet werden, fanden
unmittel=
bar nach den erſten Kurſen ſtarkes Intereſſe. Die
Anfangsnotie=
rungen lagen zumeiſt etwas unregelmäßig, da teilweiſe doch neue
Limite fehlten. Die Abweichungen betrugen allerdings nur ſelten
mehr als 1 Prozent. So waren Deſſauer Gas, einige
Maſchinen=
zuſchüſſe für Reparaturarbeiten. Teilung von Wohnungen uſw. aus= fabriken, Schultheiß, Charlottenburger Waſſer, Deutſche Atlanten,
Elektriſche Lieferungen und Conti Gummi bis, zu 2½ Prozent
feſter. Neben Maſchinenfabriken und Gasaktien fielen auch Chem.
letzten Steigerungen waren Laurahütte geſtern auf Realiſationen
werk überhaupt keine Vorteile gebracht hat, weil die Hausbeſitzer tendierten ſchwächer. Sonſt ſind Metallgeſellſchaft, Berger, Stöhr
nach leichter Unregelmäßigkeit ziemlich einheitlich freundlicher,
Spezialwerte gewannen mehr als 1 Prozent. Deutſche Anleihen
zeigten durchweg freundlichere Veranlagung,
Induſtrieobligatio=
auch vielfach durch den freiwilligen Arbeitsdienſt benachteiligt, uſw. waren ziemlich allgemein im Kurſe gebeſſert. Die leichteren
Geldverhältniſſe ſtellten eine Anregung für alle Märkte dar. Von
Ausländern waren Bosnier 1 Prozent ſchwächer. Zu erwähnen
Kouponabſchlages unverändert notierten. Am Berliner Geld=
Wenn auch die Grundſtimmung der Frankfurter Börſe
war doch die Tendenz nicht einheitlich. Anregend wirkte die ſehr
Die Schwarzarbeit wächſt ſich infolge der allgemeinen großen, feſte Haltung der deutſchen Bonds im Auslande. Auch die in der
Preſſe erſchienenen Neujahrsbetrachtungen führender Wirtſchaftler
Deutſchlands, die alle durchaus optimiſtiſch geſtimmt ſind, regten
einem Verbot der Schwarzarbeit bei Beſtrafung des Schwarzarbei= an. Ferner verweiſt man auf Meldungen, daß eine vertrauliche
und günſtige Art der Verbindung zwiſchen Hoover und Rooſevelt
geſchaffen worden ſei. Das Börſengeſchäft iſt mangels Beteili=
Die Kreditverhältniſſe geſtalten, ſich, im Handwerk immer gung des Publikums äußerſt klein und hält ſich in engſtem
Rah=
men. Bevorzugt waren Elektrowerte unter Führung von Bekula,
die 1½ Prozent höher lagen, auſt AEG. ½, Licht u. Kraft und
unter den Arbeitnehmern des Handwerks iſt nach wie vor unge= Schuckert je 1½, Siemens 1 Prozent freundlicher, nur Gesfürel ½
wöhnlich groß. Es wird beiſpielsweiſe von Nürnberg berichtet, Prozent niedriger. Am Montanmarkte war die Kursbildung nicht
einheitlich. Ver. Laura, die in der letzten Zeit eine erhebliche
Kursbefeſtigung aufzuweiſen hatten, waren minus=minus
ange=
ſchrieben und wurden über 5 Prozent niedriger taxiert. Auch
Stahlverein ½ Prozent ſchwächer, während Buderus 1½, Rhein=
Deviſen=Abkommen mit Holland und mit der belgiſch= ſtahl 1. Mannesmann ½ Prozent höher lagen. Kaliaktien waren
kaum verändert, desgleichen Kunſtſeidewerte. Am Zellſtoffmarkt
hörte man Waldhof ½ Prozent höher, während Aſchaffenburger
Zell 1½ Prozent verloren. Schiffahrtswerte anfangs ohne
Ver=
änderung. Von Transportwerten lagen Verkehrsweſen 198
Pro=
zent ſchwächer. Am Chemiemarkt eröffneten JG. Farben bei
klei=
während andererſeits Scheideanſtalt 2½ Prozent verloren
An der Abendbörſe war das Geſchäft klein bei anhaltender
verloren aber im Verlaufe ½ Prozent. Montanwerte lagen meiſt
konten einzahlen. Dieſe Markbeträge werden dann zur Bezahlung Prozent, Freundlicher lagen dagegen Elektrowerte, Siemens 1,
Schuckert und Bekula je ½ Prozent freundlicher. Am
Renten=
markt konnte ſich die feſte Tendenz der Mittagsbörſe nicht ganz be=
Die neue Regelung tritt gegenüber Holland am 10., gegen= haupten. So lagen Altbeſitz und Neubeſitz je ½ Prozent unter den
mittäglichen Höchſtkurſen. Pfandbriefe vereinzelt, noch etwas
freundlicher. Auch Steuerſcheine weiſen im Verfolg ihrer
letzt=
tägigen Entwicklung eine weitere Beſſerung um ½ Prozent auf.
Die Einnahmen und Ausgaben des Reiches
im Monal November 1932.
Das Reichsfinanzminiſterium veröffentlicht den
Monatsaus=
weis über die Einnahmen und Ausgaben des Reiches im Monat
November des Rechnungsjahres 1932. Die Beträge verſtehen ſich
in Millionen Reichsmark.
Im ordentlichen Haushalt betrugen die Einnahmen
in den Monaten April bis November 1932 insgeſamt 4935,7 (
Jah=
resſoll 8239,0), im Monat November allein 567,0; die Ausgaben
beliefen ſich in den Monaten April bis November insgeſamt auf
5009,0 (Jahresſoll 8396,7), davon allein im November 641,5.
So=
mit weiſt der Beſtand am Ende des Berichtsmonats November
eine Mehrausgabe von 73,3 auf.
Im außerordentlichen Haushalt hat es
Einnah=
men in den Monaten April bis November 1932 nicht gegeben
(Jahresſoll 5,0). Die Ausgaben betrugen in dieſem Zeitraum 17,7
(Jahresſoll 62,9), davon allein im Monat November 1932: 1,5.
Die verausgabten 17,7 bilden auch die Mehrausgabe am Ende des
Berichtsmonats.
Der Kaſſenbeſtand bei der Reichshauptkaſſe und den
Außenkaſſen beträgt 127.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Unveränderte Lage in der Papier= und Zellſtoffinduſtrie. Die
Abſatzverhältniſſe auf dem Papier= und Pappenmarkt haben ſich im
Dezember ungefähr auf dem Niveau des Vormonats gehalten.
Der Altpapiermarkt zeigt weiter eine ſteigende Tendenz. Infolge
der drohenden Papierholzkontingentierung machte ſich ſtellenweiſe
Mangel an deutſchem Papierholz ſowie ein Anziehen der Preiſe
bemerkbar. Die Verſorgungsgebiete für Papierholz der einzelnen
Fabriken drohen ſich unter dem Druck einer Einfuhrerſchwerung
für ausländiſches Papierholz erheblich zu verſchieben. Die
Waſſer=
verhältniſſe ſind in den letzten Monaten ſehr ſtark zurückgegangen,
ſo daß auch im Berichtsmonat nur ein Teil der
Beſchäftigungsmög=
lichkeiten ausgenutzt werden konnte.
Huppe und Bender A.=G., Offenbach a. M. Wie die Huppe
und Bender A.=G., Offenbach a. M., mitteilt, hat ſie die Zahlungen
eingeſtellt und ſtrebt einen Vergleich mit den Gläubigern an. Die
Firma, die Taſchenbügel und feine Metallwaren herſtellt und ein
Aktienkapital von 450 000 RM. beſitzt, beſchäftigte im Jahre 1932
etwa 150—200 Arbeiter: der Betrieb ſoll in kleinerem Rahmen
weitergeführt werden. Der Grund zur Zahlungseinſtellung wird
in Währungsverluſten beim engliſchen Geſchäft und in der
Abſatz=
droſſelung am Weltmarkt geſehen.
Zinsſenkung der öffentlichen Sparkaſſen des Saargebiets. Die
öffentlichen kommunalen Sparkaſſen, im Saargebiet haben ſich
ſämtlich untereinander verſtändigt, um den Hypothekenſchuldnern
eine weitere Entlaſtung zuteil werden zu laſſen, die
Hypotheken=
zinsſätze ab 1. April 1933 auf 6 Prozent zu ſenken. Mit der
Aus=
führung dieſes Beſchluſſes bringen die Sparkaſſen ein erhebliches
Opfer im Intereſſe der Geſamtwirtſchaft. Zwangsläufig hiermit
läßt ſich eine Senkung der Einlagezinſen nicht umgehen. Wie wir
hören beruht die Senkung der Soll= und Habenzinſen bei den
Sparkaſſen auf einer Verſtändigung mit den Banken und
Genoſ=
ſenſchaftsbanken, die ebenfalls ihre Zinsſätze ändern werden.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Nach Mitteilungen des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im
Monat Dezember 1932 durch den Reichsanzeiger 521 neue
Kon=
kurſe ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf
Konkurseröffnung und 280 eröffnete Vergleichsverfahren
bekannt=
gegeben. Die entſprechenden Zahlen für den Vormonat ſtellen ſich
auf 449 bzw. 267.
Der zur Erledigung der Regularien", für das Geſchäftsjahr
1931/32 auf den 24. Januar einberufenen ordentlichen
General=
verſammlung der Deutſchen Lichtſpiel=Syndikat A.=G., Berlin, ſoll
Anzeige gemäß 8 240 HGB. gemacht werden.
Nach dem Bericht des Röhrenverbandes hat ſich im Dezember
1932 das Röhrengeſchäft auf dem Inlandsmarkt auf der
bisheri=
gen Höhe gehalten. Der Auftragsbeſtand iſt noch immer wenig
befriedigend. Der Geſchäftsgang auf den ausländiſchen Märkten
weiſt keine weſentliche Veränderung auf. Die Umſätze bewegen
ſich weiterhin in beſcheidenen Grenzen.
Generaldirektor Richard Platz=Hannover, der langjährige
Lei=
ter der Hackethal Draht= und Kabelwerke A.=G. iſt nach kurzem
Krankſein einem Herzſchlag erlegen. Der Entſchlafene, der im 66.
Lebensjahre ſtand, bekleidete von 1926 bis 1931 das Amt des
Präſidenten der Induſtrie= und Handelskammer, zugleich war er
erſter Vorſitzender des Induſtrie= und Handelskammerverbandes
ſowie des Wirtſchaftsbundes Niederſachſen=Kaſſel.
Berliner Kursbericht
vom 2. Januar 1933
Brutſche Sunr und Aibronto- Gefrafcaft
Deviſenmarki
vom 2. Januar 1933
ese
eutſche Banku.
isconto=Geſ.
esdner Ban!
apag
anſa Damp
rod. Lloyzd
E.G.
ahr. Motorenn.
P. Bemberg
ramann Elektr.
I. Maſch.=Bau
ti=Gummi
utſche Cont. Gas
Me
ſ4.=
61.75
16.875
27.50
18.—
30.,625
69.50
59.25
20.75
357.
118.125
111.375
Mee
Elektr. Lieferung
F. G. Farben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
boeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerte
Kolsw.Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch=Bau=untn.
Orenſtein & Koppel
Mee
82.—
96.75
51.—
77.50
83.75
53.75
74.25
62.75
45.—
42.50
Meee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Koli 1
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Beſteregeln Akali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin;
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Weite
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer 1e
e
44.125
70.50
39.25
33.50
38.25
17.125
55.875
25.25
67.50
31.—
57.50
Selſingfors
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenos=Aires
New Yor).
Belgien.
Italien
1
Paris
Währung ſGeld
100 finn.M.
100 Schillings1.g5
100 Tſch. Kr. 12.485
100 Pengs
100 Leva 3,057
100 Gulden 189.18
100 Kronen
100 Kronen ſ2,88
100 Kronen 5.47
1 2.Stg.
1 Pap. Peſo 0.858
1 Dollar 4.209
100 Belgo 58.28
100 Lire ai.s5
100 Franes 115.42
s. 164
72.23
14.03
Rit
s. 176
52.05
12.485
3.063
169.52
72.37
72.62
78.63
14.07
0.362
4.217
58.38
21.59
16.46
Schwerz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien 1
Athen
Iſtambu 1 türk. 2
Kairo
Kanada
Uruguav
Fsland.
Tallinn (Eſtl.)
Nigg
Währung
100 Frankenso.94
100 Peſetas ſ34.39
100 Gulden ſe!.72
1 Yen
1 Milre.
100 Dinar
Portugal 100 Eseudoslt
100 Drachm.
1ägypt. 2
1canad. Doll.
1 Goldpeſo
100 isl. Kr 63.44
100 eſtl. Kr. 110.ss
100 Lat:
Geld
0.869
0.269
5.574
12.76
2.198
2.008
14.41.
3.716
1.648
79.73
Rie
81.10
34.45
81.88
0.S71
0.271
5.586
12.78
2.202
2.012
14.45
3.724
1.652
63.56
110.31
79.98
Durmſtädter ang Kärte
Iur Sarlfrabt, dillunt dri Fresoker Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 2. Januar 1933.
Diehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 2 Januar. Auftrieb: 147
Ochſen, 109 Bullen, 222 Kühe, 285 Färſen, 614 Kälber, 41 Schafe.
2084 Schweine, zuſammen 3502 Stück. Preiſe: Ochſen a) 30—32.
a1) 22—2-. b) 24—26: Bullen a) 22—24, b) 20—22, c) 17—20;
Kühe a) 22—25, b) 20—23, c) 13—15, d) 10—12: Färſen a) 31
bis 33, b) 25—28, C) 23—25: Kälber b) 33—35, C) 28—31, d) 25
bis 28, e) 20—24: Schafe b) 15—23: Schweine b) 40—41, C) 4.
bis 41, d) 38—40, e) 36—38, f) 34—36. Marktverlauf: Großvieh
ruhig, langſam geräumt; Kälber ruhig, langſam geräumt;
Schweine ruhig, kleiner Ueberſtand
Frankfurter Viehmarkt vom 2. Januar. Der Auftrieb des
Hauptmarktes beſtand aus 1321 Rindern (gegen 1099 am letzten
Hauptmarkt), darunter befanden ſich 428 Ochſen, 113 Bullen, 414
Kühe und 310 Färſen ſowie 56 ſeit dem letzten Markt dem
Schlacht=
hof direkt zugeführt, ferner aus 431 (712) Kälbern, 103 (120)
Scha=
fen und 3348 (4670) Schweinen. Notiert wurde per Zentner
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a1) 24—26, a2) 22—23, b1) 19
bis 21; Bullen a) 23—25. b) 19—22: Kühe a) 22—24, b) 19—21,
C)16—18, d) 11—15: Färſen a) 25—27 b) 22—24 () 19—21;
Käl=
ber b) 31—34, c) 27—30, d) 20—26: Schafe a1) 22—24, b) 20—21:
Schweine b) 38— 40, c) 38—41, d) 36—40, e) 34—38 f) und g)
geſtrichen. Im Preisvergleich zum Hauptmarkt vom 27. Dezember
1932 gaben Rinder von 1—2, Kälber von 2—4 und Schafe 1 RM.
nach, Schweine blieben gut behauptet.
Frankfurter Pferdemarkt. Der erſte diesjährige Frankfurter
Pferdemarkt hatte einen Auftrieb von nur 250 Pferden, 2
Maul=
eſeln und 17 Wagen. In vorjährigen mittelſchweren
Arbeitspfer=
den wurden die bisherigen Preiſe gehalten, bei einzelnen Tieren
zum Teil ſogar merklich überſchritten. Geringere Zugpferde
wech=
ſelten flott den Beſitzer. Schlachttiere, im Verhältnis zur
Nach=
frage wenig angetrieben, wurden in zweiter Qualität zu 10 bis
12 RM. je 50 Kilo Schlachtgewicht gehandelt.
Steuergutſcheine
fällig 1.4. 34,..
„ 1. 4. 35 ...
„ 1. 4. 36 ...
1. 4. 37...
„ 1. 4. 38...
6%Dtſch. Reichsanl
60
„ v.27
12%Intern.,
6%Baden .......
68Bahern......
6%Heſſen ...v. 291
6% Preuß. St. b. 28
68 Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4I.
Ab=
löſungsanl.. . ..
Diſche. Anl.
Ablöd=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ...."
6%Baden=Baben,
6%Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt
6% Dresden, „v. 26
68 Frankfurt a.M.
Schätze. v. 29
v. 26
62Mainz ......
6%Mannheimv. 27
6% München .b. 29
63 Wiesbaden b.28
6% Heſſ. Landesbl.
62 Goldoblig.
5½2½ Heſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
474 Jo, Kom.=Obl.
85‟
807,
761,
72
93.3
76.75
8t
83
7.
82‟
74
64.25
7.9
6.35
66
68
64
65
85
83
73.5
87
P
Pfd.=Anſt. G. Pf.
62o „ Goldoblig.
6O Landeskomm.,
Bk. Girozentr. fürl
Heſſ. Goldobl.R. 11
„ R.12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
82Naſſ.Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
AuslSer. 1
„„ Ser.Ik
Dt. Komm. Samm.,
Abl.(Neubeſitz).
Berl. Hyp.Bk.
12%o Liqu.=Pfbr.
Frkf.Hhp.=Bk.
2%0 „ Lig. Pfbr.
„ Goldoblig
3 Frkf. Pfbr.=Bk.
Lig.=Pfbr.
3% Mein, Hyp.=Bl.
½% „ Lig. Pfbr.
% Pfälz. Hhp.=Bk.
2 %0 Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. B.
1s%0 „Lig. Pfbr.
Goldoblig.
3% Südd. Bod.
Cred.=Bank .."
½a% Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
20. Daimler=Benz
6%0 Dt. Linol. Werkel
6% Mainkriv, v. 26
84.5
85
71
85.5
86.3
Au
79
7.25
84.5
86
87.25
87.5
73.75
86,28
90
87
85
86.5
87.25
85.5
872,
R
85.25
84
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76
96.5
8.5
8.1
4.8
3.8
30.5
29.75
80
30½.
55
31.75
57.75
119
44
120
36
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Henninger Kempf.
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56 3lſe Bergb. Stamm
Genufſel103.75
Junghaus ....
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Aſchersleben 115
Vfe
19.5
111.5
87.8
152
40.75
87.5
47
97.25
76
36
22.5
76.75
357
170.25 MRoeber,
36.5
22
79.75
68
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Knorr C. H...
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50.75 Rh. Braunko
Elektr.
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29.75 Riebe d Montan.
55 Rütgersw
Salzdetfur
Salzw.
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Schriftg.
Schuckert,
Schwarz=Storche
Siem. Glasinduſt
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ellus Bergbau.
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Tietz Leonhard ...
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Zer. Stahlwerke,
181
115
Kans
25
34.75
27
157
34
58
1188.5
957I,
60.5
38
i
20.5
88
61.5
120,5
145.75
68.5
33
Ver. Ulramarin .-
Voigt & Haeffner.
Wsahß & Frehtag.
Weſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldhof.
Memel.
Alg. Dt. Creditanf.
Badiſche Bant.. .
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Baher, Hyp. u. W.
Berl. Handelsgei.
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Comm. .. Privatb.
Dt. Ban lund Dise.
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Ban .
Franlf Bant...
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Mein. Hyp.=Ban.
Pfälz. Hyp.=Ban
Reichsbank=An:.
Rhein. Hyp.=Bant
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Hapag.
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Verſicherung ...!1
„ .. Verein. Verſ.
Frankona Rück=u. M
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen.
SchantungHandels
43
5.25
46
20
61.5
28.25
89.5
70
61.75
6o‟
78.5
79
78
149
86
79.5
94
43.5
70.5
917=
165,
18
36
170
198
16.9
32
Seite 12 — Nr. 3
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 3. Januar 1933
Hente und folgende Tage
Der glänzende Erfolg!
Gitta Apar
das Stimmphänomen, das singende
Filmwunder und Max Hangen
in der großen Tonfilm-Operette:
Hente die große Premiere!
Ein Film dem Weltruf vorausgeht.
Grefa darbe
die schönste Fran und größte Schauspielerin
spricht deutsch
in ihrem neuesten Film:
Ab heute in Erstanfführung
Ein Kriminal-Tonfilm
voll Spannung und Tempo,dessen
Inszenierung alle Mittel moderner
Regiekunst einsetzt.
Douglas Fairbanks jun.
und Joan Blondell in
Dier
oder Keine
Von dieser Gitta Alpar strömt
ein wunderbares, einzigartiges Fluidum
aus und ihr Gesang ist einfach
un-
vergleichlich. Max Hansen kopiert
die Alpar — eine Leistung, die man
bisher picht gesehen hat.
Dazu das tönende Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.
HELdAS TALA
unP AUFSTIEG
SUSANLENOX
Ait CLARK GABLE.
Ein Frauenschicksal, aufsteigend aus tiefsten
Tiefen zu höchsten Höhen des Lebens. —
I. diesem Film sind der Garbo die Möglichkeiten
gegeben, alle Register ihres großen Könnens spielen
zu lassen.
(V.394
Dazu ein reichhaltiges Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr
Bauknotenfälscher
von New Tork
(Gentleman für einen Tag)
Die Riesenhalle eines modernen
Groß-
bahnhofs. Hasten und Jagen. Menschen
drängen sich. Tausende von
Lebens-
wegen überschneiden sich in wenigen
Minuten. Menschen, die
hoffnungs-
freudig in die Welt hinausfahren.
An-
dere, die müde und verzweifelt in die
Heimat zurückkehren. Vor diesem
buntbewegten Hintergrund spielt sich
die Handlung dieses neuen Films ab,
die einen Ausschnitt dieser vielen
Schicksale, das vorüberwirbelnde
Ge-
schehen von vier Stunden gibt.
Dazu das reichhaltige Beiprogramm.
Sonder=Peranſtaltung
Am Mittwoch, den 4., Donnerstag, den 5.,
und Freitag, den 6 Januar 1933, jeweils (eine
Vorſtellung) nachmittags 2.30 Uhr, findet im
Union=Theater
die Vorführung des einzigartigen Filmwerkes
Chriſtas
ſiatt. Der Film zeigt uns Chriſius von der
Ver=
kündigung bis zur glorreichen Himmelfahrt,
ge=
ſchichtlich wahr und in künſileriſcher Vollendung.
Heilige Ehrfurcht ertullt uns beim Anblick der
prachtvollen, ſo lebenswahr vorgeſtellten
Darbie=
tungen aus dem Teben des Gottmenſchen.
Nie=
mand verſäume dieſen Film anzuſehen. (Es iſt der
Film der Menichheit.
(V395
Eintrittspreis 60₰, 80₰, 1.—. Kinder und Erwerbsloſe 30 ₰.
Der Reinertrag dieſer Veranſtaltungen wird für charitative
AA Zwecke verwendet.
Beginn: 3 00, 5 15,6 30 u. 8.20 Uhr
Badner-Berein.
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hofes ſollen vergeben werden. Die
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Dienſt=
ſtunden zur Einſicht offen. Die Angebote
ſind bis Donnerstag, den 12. Januar 1933,
vormittags 10 Uhr, einzureichen. (st.410
Darmſtadt, den 2. Januar 1933.
Direktion der ſtädt. Betriebe.
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am Freitag, den 6. Januar 1933 ab
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(397
Scheiter Rm.: Bu. 350, Lär. 1.
Knüppel Rm.: Ei. 1, Az. 3, Bu. 105, Lr. 1.
Reiſer III. Kl.: Wellen: Bu. 2700.
Es wird empfohlen, das Holz vor der
Kt
Verſteigerung zu beſichtigen, da
nach=
trägliche Einwendungen wegen Güte und
Odenw., NäheBens=
Sortierung nicht berückſichtigt werden.
heim. Frdl. Aufn.
Weitere Auskunft durch Forſtamt und
f. ält. Herr, Penſ.
Förſter. Blau unterſtrichene Nummern
d. dal., bei allein= werden nicht verſteigert.
417
ſteh. Frl. Möb. Z.,
Heſſ. Forſtamt Eberſtadt.
volle Verpfleg.,
wa=
ſchen uſw. f. 65 ℳ
monatl. Off. unter
Bekannlmachung.
V 223 a. d. Gſchſt.*
Die Brennholzverſteigerung des
Forſt=
amts Mörfelden vom 29. Dezember 1932
iſt genehmigt.
Ueberweiſungs= und erſter Fahrtag
Gül. Zughund den 6. Januar 1933 mit Zuſammenkunft
vorm. 9 Uhr am Forſthaus Schlichter.
zu kaufen geſucht. Ablauf der Barzahlfriſt: Freitag, den
Metzgerei
(386
20. Januar 1933.
Peter Trautmann,
Mörfelden, den 31. Deezmber 1932.
Reichelsheim i. O.
Heſſiſches Forſtamt Mörfelden.
(396)
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 25. Januar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 4, Bd. 10, Bl. 557:
Flur 4 Nr. 76/77, Hofreite Nr. 17 Bleichſtraße, 620 qm.
Schätzung: 42 000.— RM.
Eigentümer: Eheleute Tapeziermeiſter Leonhard Menger
und Katharine geb. Dennemark, ſeine Ehefrau,
Darm=
ſtadt, Bleichſtraße 17, zu je ½.
Darmſtadt, den 7. September 1932.
(V.381
Heſſiſches Amtsgericht.
Zu0ungsoerſteigerang.
Termin: Mittwoch, den 25. Januar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke:
1. Flur 29 Nr. 69, Grasgarten auf der Ziegelhütte,
145 qm. Schätzung: 300.— RM.
2. Flur 29 Nr. 70, Teich daſelbſt, 160 qm. Schätzung:
400.— RM.
3. Flur 29 Nr. 71, Hofreite Kranichſteinerſtraße 67
daſelbſt. 1726 qm. Schätzung: 11 300.— RM.
Eigentümer: Wilhelm Arnold, Eliſabeth Arnold geb.
Mül=
ler, deſſen Ehefrau. Peter Arnold, Margarete Arnold
geb. Nicklas, deſſen Ehefrau, zu je ¼.
Darmſtadt, den 8. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.382