Hizelunmmer 10 Dfeunige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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wöchentſich 7mallgem Erſchelnen vom 1 Orpuber
ſ Zi. Dezumber 2.— Reichtmark und 20 Pfemnig
Zmm brrite Zelte im Kreie Darmſtadt B Neichtnft
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Dez. ohne Beſtellgeld monatlich 2,60 Relchtmark.
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ſirnmten Tagen wird nicht übemommen.
Nicht=
itzeinen einzelner Nummern infolge höberer Gewalt
Bſachtigt den Bezleher nſcht zur Kürzung des
wagepreſes. Beſtiellungen und Abbeſtſellungen durch
tarnf ohne Verbindſichkeit für mns. Poſiſcheckonie
Franffurt a. M. 4304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Böchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Bort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſebenen Oriofal=dufjähe ud eigeen Nachrichten nur mit Quellenangobe „Dermſt. Tagbl.” geſiatt
Nummer 353
Dienstag, den 20. Dezember 1932.
195. Jahrgang
breit 2 Melichtmart.Anzelgen von anewckrte 3s Reichtpia.
Fſnanz=Anzeigen 30 Neſchspfg. 92 mm breite
Reſſame=
zelle 200 Reicheman. Alle Preiſe in Neichemark
(4 Doſlar — 420 Marl. — Im Falle höberer
Gewant wie Krieg. Aufmuhr Strell uſw., erntiſcht
ſede Benſiſchtng aul Gfülung der
Amelgen=
aufträge mnd Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Honſurt oder gerüchticher Betreibung fänl ſehes
Nahat went Donſtinte Deuiſche Dant und Dame
Kädter und Natzonalban.
Es wekkerlenchket im Balkikum.
Mneftieſciafdl. Aiteint Oinitte: Ktauiſche Schichſalstage. — Polniſch=franzöſiſches Liebeswerben.
ſch noch Weihnachkskrife wegen der Amneſie. — Schwierigkeiken im Reichsraf. — Reichskanzler v. Schleicher
verhandelt mit Würktemberg, um Konfik zu vermeiden. — Aelkeffenrak verkagt Enkſcheidmng über
Einhernfung des Reichskages auf Dienskag abend. — Baldige Anflöfung des Prenßenlandtages.
Spruch des Staaksgerichtshofes
* Bedeukſamer Dienskag.
ab, der am Dienstag ſein Urteil auf die national=
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
ſozialiſtiſche Klage fällen will, die gegen die
eidel
Darmstet
Hügel
1
4E
der,
Senik
iorn Rüluk
„nsike
Fuigss”
Auch die letzte Adventswoche ſcheint den Weihnachtsfrieden
och nicht bringen zu wollen. Im Gegenteil, man muß feſtſtellen.
af die Möglichkeit einer Weihnachtskriſis in den letzten Tagen
edeutend gewonnen hat."
Im Reichsrat deswegen, weil der Kampf um die
mneſtie noch nicht entſchieden iſt. Der Reichsrat will am Diens=
1u nachmittag endgültig Beſchluß faſſen. Soweit ſich bisher
berſehen läßt, kann das Schickſal der Amneſtie von einer
ein=
gen Stimme abhängen, wobei die Verfaſſungsſachverſtändigen
ch über den formalen Tatbeſtand noch nicht im Klaren ſind.
Nach Artikel 76 bedürfen Verfaſſungsänderungen auch im
eichsrat einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen
züimmen. Das wären, da der Reichsrat 66 Stimmen zählt,
erau 45 Stimmen. Auf der anderen Seite hat uach Artikel 74
e Reichsrat das Recht eines Einſpruchs gegen die vom Reichs=
Un befchloſſenen Geſetze. Ein ſolcher Einſpruch gilt als
zuſtande=
elommen, wenn ein Drittel des Reichsrats dafür ſtimmt. Das
lören dann 28 Stimmen. Die herrſchende Auffaſſung in den
ſetentern geht dahin, daß auf Grund der bisherigen Praxis
ieſes eine Drittel zuſtandekommen müßte, während unſeres
ſachtens nach Artikel 76 die poſitive Zwei=Drittel=Mehrheik
es Reichsrates die Entſcheidung bringt. Das wäre prak= ſolange ſie mit der Reorganiſation ihrer Partei beſchäftigt ſind,
iſch ein unterſchied von einer Stimme. Aber
etade um dieſe eine Stimme kann es ſich handeln. Nach den
1sher vorliegenden Anweiſungen werden
ahern, Baden und Bürttemberg gegen die
imneſtie ſtimmen. Das ſind zuſammen 18 Stimmen, da=
1 kommt die Stimme Mecklenburgs und von den
reußiſchen Provinzialſtimmen ſicherlich Oſtpreußen und
Vommern, während=Brandenburg und
Nieder=
aleſien ſowie Schleswig=Holſtein
zweifel=
läft find. Bremen wird ſich der Stimme
enthal=
en. Die Entſcheidung ſteht alſo auf des Meſſers Schneide,
nd da ſchon im Reichstag die Oppoſitionsparteien ihre
Zu=
immung zu einer Vertagung bis nach „Neujahr von der
Durch=
ührung der Amneſtie abhängig gemächt haben, würde eine
Kinne im Reichsrat ſie vor eine ggitatoriſch neue Lage ſtellen.
Der Uelkeſtenrak des Reichskages
ar daher am Montag ſeine Beſchlußfaſſung über den
kom=
ntniſtiſchen Antrag auf ſofortige Einberufung des Reichstages
usgeſetzt und auf Dienstag abend verſchoben. Die
National=
wzialiſten haben zu erkennen gegeben, daß ſie, falls der
reichsrat die Amneſtie umwirft, für die
Ein=
trufung des Reichstages am Donnerstag vor
Beihnachten ſtimmen würden, was dann innerhalb
niterer 24 Stunden unter Umſtänden die Kriſe bedeuten
önnte.
Der Reichskanzler
Wur ſich daher in letzter Stunde eingeſchaltet, und bemüht ſich
arum, das Zuſtandekommen der Sperr=Mehrheit
Im Reichsrat zu verhindern. Er hofft wohl vor allem
grauf, die Württemberger zu gewinnen, die ſich
füsher noch nicht feſtgelegt hatten. Ihre Zuſtimmung
yurde die Amneſtie retten. Ob der Kanzler mit ſeinem Ver=
A uch Erfolg hat, iſt zurzeit noch ungewiß. Die Wahrſcheinlichkeit
bricht jedoch dafür, daß der Reichsrat im letzten Augenblick
eine Schwierigkeiten machen wird.
Man munkelt allerdings auch davon, daß wegen der
Linterhilfe noch Ueberraſchungen entſtehen könnten
das Kabinett hat bisher nur die Bereitſtellung von Friſchfleiſch
And Hausbrandkohle beſchloſſen. Die Vorſchläge für Brot und
Nrich ſind noch nicht feſtgelegt. Indeſſen wird ſich im
Aelteſten=
a deswegen allein kaum eine Mehrheit für eine Einberufung
es Reichstages finden, zumal das Kabinett am Mittwoch über
i” weiteren Winterhilfsvorſchläge noch beraten will.
Rückwirkungen auf Preußen.
Iu politiſch ernſt zu nehmenden Kreiſen ſind Gerüchte in
Amauf, die behaupten, daß in abſehbarer Zeit eine Auflöſung
2s Preußenlandtags zu erwarten iſt und verweiſen dabei auf
as Zentrum. Sie legen aber doch die Haltung des Zentrums
oohl falſch aus. Soweit wir die Zuſammenhänge kennen, will
us Zentrum nach der Poſitiven oder negativen Seite eine
gleich=
eitige Löſung im Reich und in Preußen herbeiführen; d. h. es
bereit, den Nationalſozialiſten in Preußen den
Miniſter=
läſidenten zu überlaſſen, wenn ſie dafür ſich zu einer
Unter=
ützung oder zum mindeſten einer Tolerierung des Kabinettes
Utſchloſſen, falls im Reich die Kriſe
unver=
ieidlich iſt und Neuwahlen ausgeſchrieben
öerden müſſen, dann gleichzeitig auch den einen Vorſchlag ausgearbeitet, der dem Kabinett zugeht. Nach
reußenlandtag aufzulöſen und die
National=
ialiſten damit vor Doppelwahlen zu ſtellen. Die
Voraus=
etung für eine ſolche Taktik iſt gegeben dadurch, daß die
Auf=
ung des Landtages durch das Drei=
Männer=
kollegium erfolgen kann, in dem neben dem
Miniſter=
ieſidenten Braun der Präſident des Staatsrates Dr. Adenauer
am Zentrum und der natſoz. Landtagspräſident Kerrl ſitzen.
N. Adenauer und Braun könuten alſo eine Mehrheit für die
Wuridtagsauflöſung zuſtandebringen, das heißt heute noch. Ob
ber noch übermorgen?. Das hängt von dem
Aenderung der Geſchäftsordnung im
Preußi=
ſchen Landtag über die Wahl des
Miniſter=
präſidenten eingelegt wurde. Die Rationalſozialiſten
ſuchen um die Feſtſtellung nach, daß die Möglichkeit gegeben
wird, wie früher den Miniſterpräſidenten im zweiten
Wahl=
gang mit relativer Mehrheit zu wählen. Das würde vor
Monaten Bedeutung beſeſſen haben, aber heute
werden wohl die Deutſchnationalen keine Neigung
haben, den Nationalſozialiſten Hilfe zu leiſten,
um ſie in Preußen in den Sattel zu heben, und darum wäre
auch der Ausgang einer ſolchen Wahl ungewiß, vorausgeſetzt,
daß der Staatsgerichtshof der nationalſozialiſtiſchen Klage
ent=
ſprechen ſollte. Dabei bleibt dann immer noch über einem
ſolchen Miniſterpräſidenten das Damoklesſchwert des
Neichskommifſariats hängen, ſolange nicht die
Gleich=
richtung zwiſchen Reichs= und Preußenpolitik gewährleiſtet iſt.
Gegenſtoß der Reichsregierung.
Auf Grund dieſer Möglichkeiten und Tatſachen ſcheint uns
jedenfalls die Sorge, die am Montag in der Wilhelmſtraße zur
Schau getragen wurde, übertrieben. Vor allem, weil die Natſoz,
das ungewiſſe Würfelſpiel von Neuwahlen nicht riskieren
werden. Der Reichskanzler iſt am Montag abend übrigens
beim Reichspräſidenten geweſen. Offiziell, um über
die Winterhilfe Bericht zu erſtatten. Tatſächlich aber dürfte mit
dieſem Beſuch eine Art Gegenaktion der Regierung gegen den
Reichstag eingeleitet worden ſein, wenigſtens inſoweit, als Herr
v. Schleicher ſich hat beſtätigen laſſen, daß er jederzeit die
er=
forderlichen Vollmachten im Kampf mit dem Parlament
be=
kommen würde. Die Regierung gibt nämlich
zuver=
ſtehen, ſie halte es auf die Dauer nicht für
an=
gängig, daß der Reichstag immer nur für kurze
Zeit zuſammenkommt, um gewiſſermaßen durch
Geſchenke an das Volk ſich populär zu machen,
aber der politiſchen Entſcheidung einer
Stel=
lungnahme für oder gegen das Kabinett aus
dem Wege geht. Das iſt ein ſehr deutlicher Wink,
der ſicherlich verſtanden werden wird, da er für die unbedingte
Abſicht zeugt, daß der Kanzler zwar mit dem
Reichs=
tag ſachliche Arbeit leiſten, aber keine
Agita=
tionspolitik machen will, und entſchloſſen iſt,
alle Folgerungen zu ziehen.
Aufhebung des Sicherungsverfahrens
für nicht entſchuldungsfähige Oſthilfebekriebe.
Im Reichsgeſetzblatt Nr. 79 vom 19. 12. 1932 wird eine
unter dem Datum vom 12. 12. erlaſſene Verordnung zur
Er=
gänzung der Vorſchriften über die Zwangsvollſtreckung in
Grundſtücke nach Aufhebung des Sicherungsverfahrens (
Ueber=
leitungsverordnung) veröffentlicht.
Nach Artikel 1 der neuen Verordnung wird das
Rang=
vorrecht für alle Ernteaufbau= und
Betriebs=
kredite eingeräumt, ſoweit die Kredite durch die
Land=
ſtelle vermittelt worden ſind, und der an erſter Rangſtelle
ſtehende Gläubiger vor Aufhebung des Sicherungsverfahrens
ſein Einverſtändnis erklärt hat.
Artikel 2 hebt die Schutzmaßnahmen für die
naten nach der Entlaſſung aus dem Verfahren gegen einen
derartigen Betrieb beantragt, ſo iſt eine einſtweilige Einſtellung aber, daß er ſich bisher in ſeinen öffentlichen Reden Polen
gegen=
der Zwangsverſteigerung unzuläſſig. Gleichzeitig werden für
die Betreibung des Verfahrens die in der Verordnung vom
14. 6. 1932 vorgeſehenen verkürzten Friſten wieder in Kraft
verſteigerungsverfahrens ſoll ſomit der Zeitraum zwiſchen der
Anberaumung des Verſteigerungstermins und dem Termin
ſelbſt nicht mehr als ſechs Wochen betragen. Der
Verſteigerungs=
termin iſt nur dann aufzuheben und von neuem zu beſtimmen,
wenn die Bekanntmachung der Terminbeſtimmung nicht zwei
Wochen vor dem Termin bewirkt iſt.
10 Millionen für das Jugendnokwerk.
Reichszuſchuß für Jngendſpeiſung.
Am Mittwoch und jedenfalls noch vor Weihnachten wird ſich
icleicher im Reich verpflichten. Das Zentrumiſtebenſo das Reichskabinett, wie wir von zuverläſſiger Seite hören, mit
der Frage des Winternotwerkes für arbeitsloſe Jugendliche
be=
ſchäftigen. Die zuſtändigen Reſſorts haben darüber beraten und
dem ſehr weitgehenden Vorſchlag ſollen alle Verbände und
Or=
ganiſationen, die jugendliche Arbeitsloſe ſpeiſen, einen Zuſchuß
zu den Speiſekoſten von, je nach Ortsklaſſen, 15—25 Pfg. pro Kopf
und Tag erhalten. Nach den amtlichen Unterlagen würden dafür
bis 1. April 10 Millionen notwendig ſein. Die Verteilung wird
durch die lokalen Arbeitsämter erfolgen, da dieſe auch mit der
Kontrolle darüber betraut werden, ob die Verbände die als
Be=
dingung des Reichszuſchuſſes gemachte Auflage einhalten, den
be=
treffenden Jugendlichen täglich mindeſtens vier Stunden lang
ſportliche, berufliche oder jugendpflegeriſche Arbeit zu geben.
Die Bedrohung Memel=Oſtpreußens.
Von unſerem Berichterſtatter.
m. Kowno, Mitte Dezember 1932.
Ueber Kowno, dem alten deutſchen Kauen, braut der
Winter=
nebel. Die Straßen und Plätze der ehemaligen ruſſiſchen
Gouver=
nementsſtadt, die ihren Aufſtieg zur derzeitigen litauiſchen
Metro=
pole nur dem Umſtand verdankt, daß die urſprüngliche Hauptſtadt
Wilna in polniſche Hände gefallen iſt, ſind einſamer und ſtiller
geworden. Die nebelkalte, ſchneegeſchwängerte Atmoſphäre hat
das geſchäftige Leben und Treiben mehr und mehr in die
gemüt=
lichen Teeſtuben und politiſchen Salons verſcheucht. Hier wird
nun um ſo mehr politiſiert, werden Gerüchte kolportiert und
In=
trigen geſponnen, ſeit der Parlamentarismus vor
genau ſechs Jahren nach dem Dezemberputſch im
Jahre 1926 in Achtund Bann getan, und dafür die
Dik=
tatur des Staatspräſidenten Smetona und ſeiner Parteigänger
errichtet wurde.
Es iſt eine Eigenart Kownos, und es liegt wohl in der
Men=
talität der Litauer begründet, daß die politiſche Atmoſphäre zu
mindeſten ebenſo undurchdringlich iſt, als der Nebeldunſt, der vom
Niemen und ſeinem Nebenfluß Wilija in dichten Schwaden
auf=
ſteigt. Der Litauer läßt ſich nicht gerne in ſeine politiſchen
Kar=
ten ſehen. Wohl aber verſucht er, ſeinen Gegenſpieler irre zu
füh=
ren, um dann, wenn man es am wenigſten vermeint, ſeine Trümpfe
auszuſpielen. Zurzeit läßt Polen alle Minen
ſprin=
gen, um Litauen ſeinen politiſchen Plänen im
Baltikum dienſtbar zu machen. Der Zeitpunkt ſcheint
nicht ungünſtig. Nach dem Abſchluß des Nichtangriffs=Vertrags
mit Moskau kann Polen darauf hinweiſen, daß eine engere
An=
lehnung der baltiſchen Staaten an Polen nicht mehr die Gefahr
in ſich birgt, daß ſie bei einem bewaffneten Zuſammenſtoß zwiſchen
Rußland und Polen zerrieben werden. Dieſes Argument ſcheint
bereits ſeine Wirkung ausgeübt zu haben. Was im beſonderen
Litauen anbetrifft, ſo haben ſich die Beziehungen
zwi=
ſchen Kowno und Berlin, infolge der ſtändigen
Konflikte um das Memelgebiet bis anf den
Ge=
frierpunkt abgekühlt. Es ſtder Wunſchweiteſter
litaniſcher Kreiſe, das Memelgebiet unter
Aus=
ſchaltung der Autonomie völlig dem litaniſchen
Staate einzuverleiben. Und es iſt eine Tatſache, daß
Polen und ſein großer Verbündeter Frankreich
gegen dieſen litaniſchen Plan kaum etwas
ein=
zuwenden haben würden, falls Litauen den volniſchen
Traum von einem baltiſchen Staatenblock unter Führung
War=
ſchaus endlich in Erfüllung gehen läßt und ſomit den Ring gegen
Deutſchland ſchließen. Hinzu kommt, daß ſich Litauen
wirtſchaft=
lich in einer geradezu verzweifelten Lage befindet. Durch die
deut=
ſchen zoll= und währungspolitiſchen Maßnahmen und infolge der
Ottawar Abmachungen iſt die Ausfuhr litauiſcher
landwirtſchaft=
licher Erzeugniſſe nach Deutſchland und England faſt völlig zum
Stillſtand gekommen. Die litauiſche Landwirtſchaft muß binnen
kurzem zuſammenbrechen, falls nicht in kürzeſter Friſt irgendwie
Abhilfe geſchaffen wird.
Wenn es nach den Chriſtlichen Demokraten gehen würde, wäre
die Verſtändigung mit Polen ſchon längſt zur Tatſache geworden.
„Kämpfen wir für das vereinigte Litauen! Vergeſſen wir
das beſetzte Oſtpreußen nicht!, ſo ſchrieb, kürzlich der
chriſtlich=demokratiſche „Rytas” mit einer nicht mißzuverſtehenden
Verbeugung nach Polen hin. Unentwegt arbeitet die polniſche
Propaganda. Geld, das von Frankreich zur Verfügung geſtellt
worden iſt, ſpielt keine Rolle. Man verſpricht den Litauern
glän=
zende wirtſchaftliche Erfolge, falls ſie ſich bereitfinden ſollten, die
ſeit dem Wilnaraub unterbrochenen Wirtſchaftsbeziehungen
wie=
der aufzunehmen, gaukelt ihnen vor, aus dem Memeler
Hafen ein zweites Gdingen machen zu wollen und
läßt durchblicken, daß Oſtpreußen — in dieſe Hafenzange
ge=
nommen — binnenkurzemwie einereife Frucht den
Polen und Litauern in den Schoß fallen müßte.
Von Paris aus wird dieſes polniſche Liebeswerben natürlich nach
Kräften unterſtützt. Ein beſonderes Kapitel ſtellt der Beſuch des
litauiſchen Generalſtabschefs, General Kubeliungs, in der
fran=
zöſiſchen Hauptſtadt dar. In ſpaltenlangen Artikeln berichtet die
litauiſche Preſſe darüber, mit welch großen Ehren der General
wegen Entſchuldungsunfähigkeit aus dem Oſt= in Paris empfangen worden ſei, und daß ihm General Weygand,
hilfeſicherungsverfahren entlaſſenenBetriebe der maßgebende Mann im franzöſiſchen Generalſtab, perſönlich die
auf. Wird die Zwangsverſteigerung innerhalb von drei Mo= Ehrenlegion überreicht hat. Man weiß nicht recht, ob General
Kubeliungs dem Kreis der Polenfreunde zuzurechnen iſt, feſt ſteht
über ſehr zurückhaltend gezeigt hat. Es iſt gewiß auch kein
Zu=
fall, daß der engliſche Geſchäftsträger in Riga, deſſen franzoſen=
und polenfreundliche Einſtellung bekannt iſt, gerade jetzt im
geſetzt. Bei Fortſetzung eines einſtweilen eingeſtellten Zwangs= Kowno vorſtellig geworden iſt, um die litauiſche Regierung zur
Wiederaufnahme des Flößerei=Verkehrs auf dem Memelſtrom zu
bewegen, und es iſt bezeichnend, daß die bisher ſtrikt ablehnende
Haltung der Kownoer Regierung einem erheblich freundlicheren
und entgegenkommenderen Ton Platz gemacht hat.
Man ſollte ſich in Deutſchland keiner Täuſchung darüber
hin=
geben, daß in Kowno jetzt die große Entſcheidung fallen muß, ob
es für Polen oder für Deutſchland optieren ſoll.
Volle Uebereinſtimmung
zwiſchen Deukſchland und Rußland.
Litwinow bei Schleicher und Neurakh.
Berlin, 19. Dezember.
Volkskommiſſar Litwinow, der auf der Rückreiſe von Genf
nach Moskau zu kurzem Aufenthalt in Berlin eingetroffen iſt,
ſtattete am Montag dem Reichskanzler v. Schleicher und dem
Reichsaußenminiſter Freiherrn v. Neurath Beſuche ab. Inden
Unterredungen wurden die Deutſchland und die
Sowjetunion gemeinſam berührenden Fragen
durchgeſprochen, und die völlige
Uebereinſtim=
mung in den Auffaſſungen der beiden
Regie=
rungen ernent feſtgeſtellt.
Seite 2
Gemeinſanne Botſchaft Koober=Rooſevelt.
Ernennung einer Schuldenkommiſfion
in Berbindung mit Welkwirtſchafts=
und Abrüſſungs=Konferenz.
WTB. Waſhington, 19. Dezember.
Präſident Hoover hat dem Kongreß heute eine
Son=
derbotſchaft zugehen laſſen, die er zuſammen mit dem
neuen Präſidenten Rooſevelt abgefaßt hat, um
die Kontinuität der amerikaniſchen
Außenpoli=
tik in bezug auf Kriegsſchulden,
Weltwirtſchafts=
konferenz und Abrüſtung zu ſichern.
In der Botſchaft wird erklärt, da dem Präſidenten die
Ge=
nehmigung des Kongreſſes zur Wiedereinſetzung der
Kriegsſchul=
denkommiſſion fehle, ſo müſſe er unabhängig vom Kongreß
vor=
gehen, um einen Organismus zu ſchaffen, der eine neue
Erör=
terung der Kriegsſchulden mit denjenigen
Län=
dern ermöglichen ſolle, die nicht in Verzug geraten
ſeien. Er werde binnen kurzem einen Schuldenausſchuß
ernennen, deſſen Mitglieder zum Teil
gleichzei=
tig Mitglieder der Weltwirtſchaftskonferenz
ſeien, während andere in Verbindung mit den
Verhandlungen über die Abrüſtungsfragen
ſtehen ſollten. Hooover wiederholt dann die Argumente gegen
die Annullierung oder Herabſetzung der Kriegsſchulden ohne
gleichwertige Gegenleiſtung. Zur wirtſchaftlichen Lage
er=
klärt er, eine der hauptſächlichſten Anſtrengungen, die die Welt
machen müſſe, ſei die Wiederherſtellung des
Preis=
niveaus. Eines der wichtigſten Hilfsmittel dazu ſei die
Wie=
derherſtellung eines feſten Deviſen= und
Wechſelkur=
ſes. Die Goldwährung bleibe die einzig mögliche praktiſche
Grundlage für den internationalen Geldverkehr und die
Feſtig=
keit der Währungen der Induſtrieſtaaten. Eine beſſere
Aus=
nützung des Silbers als zuſätzliches Geld würde
zur Feſtigkeit der Währung in vielen Ländern der Welt
beitra=
gen. Eine Herabſetzung der Rüſtungen, ſei gleichfalls
für die Lage der Weltwirtſchaft von weittragender Bedeutung.
Obwohl ſich die Weltwirtſchaftskonferenz mit dieſer Frage nicht
beſchäftigen dürfe, müſſe man dennoch auch bei dieſer Gelegenheit
auf Fortſchritte der Abrüſtung Bedacht nehmen. Der
Kriegsſchul=
denfrage werde mit Bezug auf andere gegenwärtig in der Welt
tätigen Wirtſchaftskräfte eine übertriebene Bedeutung beigelegt.
Die Ausſichken des Kabinekts Boncour.
Amerikaniſche Wirtſchaftskriſe kehrt
Bevölkerungs-
bewegung um.
TU. New York, 19. Dezember.
Erſtmalig in der Geſchichte der Vereinigten Staaten
über=
traf nach dem von der New York Truſt Co. herausgegebenen
„Index” im Jahre 1931 die Zahl der Rückwanderer die Ziffer
der nach U. S.A. Eingewanderten. Ebenfalls erſtmalig ergab ſich
gleichfals als Kriſenfolge eine Umkehrung der
bishe=
rigen inneramerikaniſchen Wanderung, die
ſich 1931 von den großen Städten nach den
länd=
lichen Bezirken bewegte. Dieſe Umkehrung des
Wan=
derſtromes innerhalb der Vereinigten Staaten bzw. über deren
Grenzen hinweg hat einſchneidende ökonomiſche Folgen. In den
Jahren 1924 bis 1929 wanderten durchſchnittlich zwei Millionen
Perſonen vom Land in die Großſtädte und 1,3 Millionen
Per=
ſonen von den großen Städten aufs Land zurück, ſo daß für die
Landbevölkerung alljährlich mit einem Durchſchnittsverluſt von
0,7 Millionen Pexſonen gerechnet werden mußte. Die Art des
Bevölkerungszuwachſes glich einen Teil des Verluſtes an
länd=
licher Bevölkerung derart aus, daß man in den Jahren 1920 bis
1930 nach Feſtſtellungen des Ackerbaudepartements mit einem
Ge=
ſamtverluſt der ländlichen Bezirke von 1,5 Millionen Seelen zu
rechnen hat. Es wird geſchätzt, daß ſich 1932 ein
Rückwanderungs=
überſchuß nach dem flachen Lande von nicht weniger als 650 000
Perſonen ergibt, und daß, zuzüglich der 1930 und 1931
eingetre=
tenen Vermehrung des Anteiles der Landbevölkerung am
Geſamt=
bevölkerungsbeſtand, ſchon in den drei Jahren 1930 bis 1952 die
Geſamtwanderungsverluſte an ländlicher Bevölkerung der
voraus=
gegangenen zehn Jahre voll ausgeglichen ſein werden.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
* Paris, 19. Dezember.
Die Ausſichten der Regierung Boncour werden in den
poli=
tiſchen Kreiſen nicht für beſonders roſig gehalten, trotzdem
Bon=
cour bei ſehr vielen und verſchiedenen politiſchen Gruppen, ſelbſt
rechts, ſich aktiver Sympathien erfreut.
Als Herriot über die Schuldenfrage ſtürzte, war jeder
über=
zeugt, daß die Kriſe nicht zu der Aufrollung der latenten
innen=
politiſchen Probleme führen werde; man ſprach von einer
for=
mellen Kriſe. Dieſe Vorausſagen haben ſich nicht bewährt, das
Kabinett Boncour ſtellt innenpolitiſch
viel=
mehr etwas grundſätzlich Neues dar.
Paul=Boncour hat den Vorteil, daß er weniger wie andere
Politiker durch ſtarre Parteidoktrinen gebunden iſt. Seine
Per=
ſönlichkeit paßte eigentlich nie in einen Parteirahmen hinein.
Seine Kompetenz in den außenpolitiſchen Fragen iſt in allen
Lagern unbeſtritten, wenn auch ſeine ſlavophile Richtung
viel=
fach als überholt gilt. Seine Gegner haben ihm oft
Energie=
loſigkeit vorgeworfen, die gegenwärtige Lage wird aber gerade
ſeine Energie beſonders auf die Probe ſtellen. Parteipolitiſch
geſehen, iſt zwar die neue Regierung, die mehr nach links
orien=
tiert iſt, ſtärker als die Herriots. Aber ihre Zuſammenſetzung
iſt etwas loſe, ihre Bewegungsfreiheit wird nicht ſehr groß ſein.
Beſonders auf finanziellem Gebiete, wo ſie den Sozialiſten
ge=
fährliche Zuſagen machen mußte.
Das Hauptproblem bleiben die interalliierten Schulden. Es
hat ſich nicht ſo kritiſch entwickelt, als man befürchtete, denn die
franzöſiſche Diplomatie hat in Waſhington ſehr geſchickt
gear=
beitet. Trotz der Haltung der Kammer blieben die
Verhand=
lungen praktiſch immer im Gange, wodurch eine gefährliche
Zu=
ſpitzung vermieden werden konnte. Aber die prinzivielle Frage
bleibt, wenn auch die Waſhingtoner Diplomatie ſich elaſtiſcher
erwieſen hat als bisher. Von der Einberufung einer
Welt=
ſchuldenkonferenz will Amerika vorläufig nichts wiſſen, und die
Zugeſtändniſſe, die in Waſhington für die Wiederaufnahme der
Zahlungen in Betracht kämen, haben einen recht zweifelhaften
Wert. Für Frankreich wäre es das beſte, bis zu der
Amtsein=
ſetzung Rooſevelt alles in der Schwebe zu halten. Ob ſich das
durchführen läßt, ſcheint eine andere Frage.
Unter den gegebenen Umſtänden wird die Regierung
Bon=
our wenig Gelegenheit zu ſchnellen und durchgreifenden
Hand=
lungen haben. Der Lage haftet etwas Proviſoriſches an. Neben
der Neuartigkeit der Regierung iſt das das Charakteriſtiſchſte an
der Situation.
Am Donnerskag Regierungserklärung
Paul Boncours.
TU. Paris, 19. Dezember.
Das neue Kabinett Paul Boncour wird ſich am kommenden
Donnerstag der Kammer vorſtellen, wo der neue
Miniſterpräſi=
dent die Regierungserklärung verleſen wird. Anſchließend findet
eine Ausſprache über die allgemeine Politik ſtatt, die mit der
Stellung der Vertrauensfrage endet. In politiſchen und
parla=
mentariſchen Kreiſen rechnet man damit, daß Paul Boncour bei
ſeiner erſten Begegnung mit der Kammer etwa 380 Stimmen von
den 614 auf ſich vereinigen wird, die das Haus zählt.
Der erſte Eindruck, den das neue Kabinett in der Oeffentlichkeit
macht, iſt nicht ungünſtig. Nachdem in letzter Stunde noch eine
Reihe wichtiger Aenderungen in der Zuſammenſetzung
vorgenom=
men wurden, haben auch die Rechtsblätter ſich einer ſcharfen
Kri=
tik enthalten. Vor allem die Beſetzung des Finanzminiſteriums
mit Henry Chéron wird allgemein günſtig aufgenommen. Auf
der Linken findet die Zuſammenſetzung des Kabinetts um ſo
größere Anerkennung, als von den 29 Miniſtern und
Unterſtaats=
ſekretären 19 dem Kabinett Herriot angehörten.
Miniſterpräſident Paul Boncour ſelbſt gab nach der
Vor=
ſtellung ſeiner Mitarbeiter im Elyſſée eine kurze Erklärung ab, in
der er darauf hinwies, daß ſeine Regierung in ihrer
Zuſammen=
ſetzung und in ihrem Programm eine Fortſetzung des Kabinetts
Herriot bedeute. Die Uebernahme des Finanzminiſteriums durch
Chéron beweiſe, daß die Regierung dem Lande die volle Wahrheit
über den Stand der Finanzen ſagen wolle und daß ſie gewillt ſei,
unverzüglich die Maßnahmen zu treffen, die für die
Wiedergeſun=
dung der Finanzlage notwendig ſeien.
Oel=Konflikt und
Minderheiken=
beſchwerden verkagt.
EP. Genf. 19. Dezember.
In der auf Montag vormittag angeſetzten Ratsſitzung
wie=
der Ratspräſident Leſter zunächſt darauf hin, daß die perſiſche
Regierung um Verſchiebung der materiellen Prüfung des Oel=
Streitfalles gebeten habe, und ſchlug vor, die Frage auu
die Tagesordnung der am 23. Januar 1933 beginnenden ordenzt
lichen Ratstagung zu ſetzen. Inzwiſchen werde der General
ſekretär des Völkerbundes alle nötigen Schritte unternomme
haben, um die Behandlung der Frage im Januar ſicherzuſtellem
— Der britiſche Vertreter, Sir William Malkin, ſtimmte dieſem
Vorſchlag in der Hoffnung zu, daß die perſiſche Regierung innen
halb der nächſten fünf Wochen die nötigen Dokumente nach Gem
ſchicken werde, damit keine weitere Verzögerung entſtehe, die am
geſichts der Dringlichkeit des Falles vermieden werden müſſe.
Der perſiſche Vertreter Sepabohdi warf die Frage auf, ob e= des beſtehenden Willens beider Regierungen, den Fa=1
in freundſchaftlicher Form zu ſchlichten, notwendig geweſen ſe;
den Artikel 15 der Völkerbundsſatzung anzurufen.
Dann wandte ſich der Rat erneut der am 9. Dezember ver
tagten Agrarbeſchwerde der deutſchen Minder
heiten in Polen zu. Der japaniſche Berichterſtatter teilti
hierzu mit, daß der Dreier=Ausſchuß die Frage im Lichte de
Darlegungen des deutſchen Reichsaußenminiſters erneut geprün
und inzwiſchen mit der deutſchen Delegation verhandelt habe. Do
dieſe Fühlungnahme keinerlei Vorſchläge ergeben habe, die au
eine Annahme durch den Völkerbundsrat rechnen könnten, reg
er an, die Behandlung des ganzen Fragenkomplexes nochmal
bis zur ordentlichen Januartagung des Rates zu verſchieben.
Der deutſche Vertreter, Miniſterialdirektor Du
Meyer, erklärte ſich mit der Vertagung einverſtanden,
fall=
im Januar eine endgültige Löſung des Problems gefunde
werde, da ſchon allzuviel Zeit vergangen ſei. Darauf entſpan
ſich noch ein kurzer Wortwechſel zwiſchen dem deutſchen und dern
polniſchen Ratsvertreter, in deſſen Verlauf der polniſche
Dels=
gierte Deutſchland die Verantwortung für die Vertagung zuzu
ſchieben verſuchte und meinte, Deutſchland tue gut daran, ſich
auch einmal um das Los der in Deutſchland lebenden fremde=
Minderheiten zu bekümmern. Der deutſche Vertreter antwortets
daß Deutſchland die Verantwortung gerne übernehme, da ſeime
Haltung lediglich die Intereſſen der Minderheiten wahrnehms
Das Schickſal der polniſchen Minderheiten in Deutſchland, auf
da-
der polniſche Vertreter angeſpielt habe, ſei bekannt. Er
wie=
in dieſem Zuſammenhang darauf hin, daß während der letzten
Ratstagung die Petitionen der polniſchen Minderheiten i
Deutſchland vom Völkerbundsrat ſämtlich als unbegründet abge,
wieſen worden ſeien.
Darauf beſchloß der Rat, die Petitionen der deutſchen Min
derheiten wegen der mißbräuchlichen Anwendung der polniſche
Agrarreform auf die Tagesordnung ſeiner im Januar 1933 ſtatt.
findenden Tagung zu ſetzen.
England gegen Wiedereinführung des Goldſkandard
EP. London, 19. Dezember.
Die Bank von England hat ihre Forderungen nach baldige.
Wiedereinführung des Goldſtandards gutem Vernehmen nas
neuerdings fallen gelaſſen. Die Urſache zur Aufgabe dieſes Standu
punktes bildet offenbar die große Goldüberweiſung an die Ver
einigten Staaten. Es gilt daher für ſo gut wie ſicher, daß di‟
engliſche Regierung auf der Weltwirtſchaftskonferenz jeden Vor
ſchlag auf ſofortige Wiedereinführung des Goldſtandards bekämm
fen wird.
Keine Herabfetzung der Dienſtzeik in Spanien.”
EP. Madrid, 19. Dezember.
Während ſich die Sozialiſten mit der Erhöhung der Ausgabe
des Kriegsminiſteriums und mit der Beibehaltung der einjäh
vigen Dienſtzeit einverſtanden erklären, fordern die Radikalen
unter Führung von Lerroux die Herabſetzung der Militärdienſt
zeit auf ſechs Monate. Miniſterpräſident Azana griff in die De
batte ein und betonte die Notwendigkeit für Spanien, eine
Arme=
zu beſitzen, die ein wirkſames Inſtrument der nationalen Vertei
digung ſei. Der Verfaſſungsartikel, in dem erklärt wird, daß di
ſpaniſche Republik feierlichſt auf den Krieg als Inſtrument
de=
internationalen Politik verzichte, widerſpreche dieſer Notwendig
keit nicht. Dieſer Artikel bedeute ganz einfach, daß Spanien kein
Politik treiben werde, die zum Kriege führe. Spanien ſei fried
lich und bleibe dem Völkerbund treu. Spanien müſſe für den Fal
vorſorgen, daß eines Tages ſeine Unabhängigkeit in Gefahr ſei. —
Das Budget des Kriegsminiſteriums wurde darauf von den Cox
tes angenommen.
Berziormang an der Bernanft.
Von Wilhelm Michel.
Es gibt in unſerem heutigen Geiſtesleben eine merkwürdige
Erſcheinung, die man bezeichnen kann als eine Enttäuſchung
am verſtandesmäßigen Denken.
Ich will auf eine allgemein bekannte Tatſache hinweiſen,
in der das zum Ausdruck kommt. Das iſt die moderne
Ver=
fallenheit an Aberglauben aller Art. Aſtrologie,
Hand=
leſekunſt, Hellſeherei ſtanden ſeit Jahrhunderten nie ſo breit im
Licht der Oeffentlichkeit wie heute. Namentlich die Aſtrologie
erfreut ſich einer Volkstümlichkeit, die noch vor 20 Jahren völlig
unvorſtellbar erſchienen wäre. Was iſt dieſer moderne
Aber=
glaube anders als ein Ausweichen vor den Methoden der
Ver=
nunft, ein Aufſuchen außervernünftiger Erkenntnismittel. Und
was hat das für einen andern Grund als den, daß man der
Vernunft mißtraut?
Aber dieſe abergläubiſche Zeitregung iſt nur ein grobes,
gußerliches Zeichen für das, wovon wir hier reden. Die Eni=
Kuſchung an der Vernunft iſt in Wirklichkeit eine breite
diefgehende Geiſtesſtörung. Sie äußerſt ſich in der
Philoſophie, in der Lebensführung, ſie äußert ſich in der Kunſt
und namentlich auch in Wiſſenſchaft, Religion und Politik. Man
hat da z. B. an alles zu denken, was zur relativiſtiſchen
Geiſtes=
haltung gehört. Denn dieſe Geiſteshaltung ſchließt in ſich das
Gefühl: Es gibt nicht eine Wahrheit, es gibt viele Wahrheiten;
es gibt nicht Eines, das gut oder ſchön iſt, ſondern
Ver=
ſchiedenes kann an der richtigen Stelle gut und ſchön ſein. Und
daraus wächſt dann für Viele eine Empfindung der Unſicherheit,
in der ſie ſich ſagen: die Vernunft hat überhaupt kein Recht
mehr zu endgültigen Urteilen; ſie macht Fehlausſagen, wenn ſie
mit ihren angeblichen Einſichten daherkommt; ſie muß lernen,
ſich der ſtändig wechſelnden Wirklichkeit elaſtiſch
anzu=
ſchmiegen, denn nur die Wirklichkeit hat Geltung, und
was die meſſende, richtende, ordnende Vernunft zu ihr ſagt,
das iſt erſt in zweiter Linie wichtig. Es gibt beſtimmte
Mode=
worte, um dieſe Einſtellung zu bezeichnen. Man fpricht z. B.
davon, daß das heutige Denken nicht mehr ſyſtematiſch ſein
dürfe, ſondern dynamiſch oder funktionell, und dieſe Worte
be=
deuten, daß das Denken nicht mehr auf Wahrheit gerichtet ſein
ſolle, ſondern auf lebensmäßige Richtigkeit, auf Erſprießlichkeit,
auf Anpaſſung an das Leben. Das iſt der Grund dafür, daß
unſere Zeit zwar ſehr ſtark iſt im Verſtehen von allerlei
Lebenserſcheinungen, aber wenig eigentliches philoſophiſches
Deuken hervorbringt, das auf ein zuſammenhängendes geiſtiges
Weltbild gerichtet iſt.
Vor allem hat man bei der heutigen Geiſtfeindſchaft an
einige Schriftſteller zu denken, die die geiſtfeindliche
Denkſtim=
mung der Zeit nachdrücklich ausgeſprochen haben. So an Ludwig
Klages, der in ſeinem Hauptwerk „Der Geiſt als Widerſacher
der Seele” den Satz verficht, daß der Geiſt geradezu der Mörder
des Lebens ſei; ſo an Theodor Leſſing, der den Untergang
der Erde am Geiſt” prophezeit.
Das Leben iſt etwas völlig anderes als der Geiſt — dieſe
Anſicht, dieſe Grundbehauptung taucht überall im heutigen
Denken auf. Man braucht nur neben Klages und Leſſing an
einen Dritten zu denken, an Oswald Spengler und ſeinen
„Untergang des Abendlandes” ſo ſieht man greifbar den breiten
Strom von Geiſtfeindſchaft vor ſich, der durch unſre Zeit geht.
Das Lebendige in der Geſchichte, das Lebendige in den Völkern
iſt von Spengler mit größtem Nachdruck hervorgehoben worden
als eine Lebendigkeit des Blutes, als eine Sache der
Raſſe und der völkiſchen Eigenart. Von hier aus hat ſich eine
Geſchichtsphiloſophie entwickelt, die ſich vornehmlich an das
blut=
mäßige, biologiſche Eigenweſen der einzelnen Völker hält und
alles, was vom Geiſt herkommt, als zweitrangig behandelt, wie
z. B. die Idee des Rechtes, der allgemeinen Menſchlichkeit und
ſelbſt die Religion.
In neueren politiſchen Strömungen drängt ſich dieſer
Stand=
punkt mächtig hervor. Der Glaube an die Blutsbindung, das
alleinige Vertrauen auf angeborenes Seelentum und auf völkiſche
Geſchöpflichkeit beherrſcht weithin, das vaterländiſch gerichtete
Denken. Und es iſt daher kein Zufall, daß in ihm die
irratio=
naliſtiſche Zeitſtrömung, die Feindſchaft gegen die bloßen
Ver=
ſtandeskräfte und ihre Ordnungen überall einen günſtigen Boden
gefunden haben.
Hier iſt nun der Ort, wo wir einen Blick werfen müſſen
auf die tiefe Berechtigung, die dieſer
verſtandesfeind=
lichen Zeitſtrömung zukommt. Wohin wir blicken in jener Welt,
die geſtern noch unſre Welt war: überall hatte ſich in ihr das
Rechnen zum Geſetzgeber des Lebens gemacht. Denken wir an
die Wirtſchaft. Sie war völlig vom reinen Profitdenken
be=
herrſcht. Dieſes Profitdenken berückſichtigte Verzinſung und
Rück=
lage, Betriebskoſten und Gewinn. Aber daß es dabei ſtändig mit
lebendigen, beſeelten, leidenden Menſchen zu tun hatte, fiel ihm
nicht auf. Heute ſtehen überall in der Welt die Heere der
Arbeitsloſen auf den Gaſſen herum als lebendige Zeugen
des furchtbaren Rechenfehlers, den dieſe Wirtſchaft
gemacht hat, indem ſie immer wieder das Denken an den
leben=
digen Menſchen aus ihrem Geſichtskreis ſchob.
Aber nicht nur in der Wirtſchaft kam das reine
Verſtandes=
denken an ein böſes Ende. In der Wiſſenſchaft ging es
genau ſo. Es iſt bekannt, welche großartigen Ergebniſſe die
exakte Wiſſenſchaft im 19. Jahrundert erarbeitet hat. Aber heute
ſtehen wir mit einemmale ſtaunend vor der Entdeckung, daß das
eigentlich Lebendige mit den Methoden dieſer exakten
Wiſſen=
ſchaft niemals erfaßt werden kann. Wir haben uns mit den
Mitteln dieſer Wiſſenſchaft zu den techniſchen Herren der Natur
machen können, aber eine eigentliche Erkenntnis der
Lebens=
vorgänge haben ſie uns nicht zu bringen vermocht. Die
mechaniſtiſchen Vorſtellungsformen, die alle Erſcheinungen au=
Druck und Zug kleinſter Teilchen zurückführen, reichen eim
Strecke weit aus. Aber ſowie es ans eigentliche Leben, an d5
Seele des Menſchen und an menſchliche Beziehungen un
Lebensformen herangeht — da hört das bloße Rechnen auf, di,
kommt man mit mechaniſchen Vorſtellungen nicht mehr durch
Schon die Wachstumsvorgänge im Pflanzenreich können m1
einem reinen Sachdenken nicht begriffen werden.
Es wäre nicht ſchwer, von hier aus weiter zu gehen un!
auch in andern Bereichen die Enttäuſchung am bloßen Zah!
und Verſtandesdenken nachzuweiſen. Was iſt aus dem Staa
geworden unter der Herrſchaft eines Denkens, das im Stac
nur einen Intereſſenverband auf Gegenſeitigkeit erblicken konnte
Was iſt aus der Kunſt geworden unter der Herrſchaft diefel
ſog. Sachlichkeit, deren höchſter Begriff die ſeichte, dürre Repor
tage war? Was iſt aus der Ehe geworden unter einem Denker
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das weder das Geheimnis des Leibes noch der Seele berſtand
Ueberall waren in dieſer unſrer Welt von geſtern die Mächt.
der Zerreißung entfeſſelt, und was da „zerriß” und zerſtörfe
das war in der Tat jener Geiſt, der ſich mit ſeinen Rechen
künſten zum tyranniſchen Herrn der Wirklichkei
aufgeworfen hatte. Es wurde unermüdlich gedacht und gerechne?
ber immer am Leben vorbei. Es wurde rationaliſiert un
organiſiert, aber immer über den Menſchen hinweg, immer mi
dem Erfolg, daß die toten Sachen zu den Gebietern des Men
ſchen wurden und ihn in ſeiner eignen Welt an die Wan
drückten.
Nun müſſen wir aber das Steuer unſres
Gedankengange=
abermals herumwerfen. Wir haben ſoeben von Rationaliſierun
geſprochen und von den Lebensſchädigungen, die ſie uns ge
bracht hat. Aber muß es denn ſo ſein, daß der Geiſt de=
Menſchen frevelhaft und zerſtörend über das Lebendige dahirn
fährt? Muß es ſo ſein, daß das Wirtſchaftsdenken ſich utr
Seelen, um Herzen und um das Lebensgeſetz lebendiger Men
ſchen nicht kümmert?. Iſt denn nicht eine Handhabung der Ver
nunft denkbar, die ſich vor allem fragt: Wie wird der Arbeite
als Menſch, wie wird der Angeſtellte, der Bauer, der Hanp
werker, der Unternehmer als Menſch vor meinen Maßnahme.
beſtehen? Wenn es die Vernunft iſt, die mit ihrem einſeitiger
Sachdenken und Zahlendenken die Wiſſenſchaft zur Feindin de=
Lebendigen gemacht hat, die unſre Begriffe vom Staat. von de‟
Ehe unterwühlt hat, die uns künſtleriſch und philoſophiſs
unfruchtbar gemacht hat — kann das denn nicht daran lieger:
daß hier eine irregeleitete, eine fehlgegangene Ver
nunft am Werke war? Und muß die Heilung dieſer Schäde!
vielleicht in einer Berichtigung dieſer Vernunft geſuch
werden, d. h. in einer Zurückrufung der Vernunft au ihr
wahre Stelle und zu ihrer wirklichen Arbeit?
Denken wir an die Technik. Sie iſt ja in ganz beſonderer!
Sinne ein Gebiet des Seiſtes und des rechnenden Zweckdenkens
Sie hat mit ihren Maſchinen vielen Arbeitern das Brot A
Dienskag, 20. Dezember 1353
Darmſtädter Tagblatt 7 Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 353 — Seite 3
Romereng ver Iennent enene deendel.
die Angſt vor der „reviſioniſtiſchen Kampagne‟.
der KE.=Zuſammenarbeit in der Frage der Oſtrep
— Einſekung eines vermanenken Ausſchuſſes
cion und Wirtſchaftsorganiſakion Mikkelenropas.
Das Ergebnis von Belgrad.
WTB. Belgrad, 19. Dezember.
Die außerordentliche Konferenz der Staaten der Kleinen
Entente wurde heute abend beendet. Die Konferenz war zur
Beratung folgender Punkte einberufen: 1. Abrüſtungsfrage;
3. Oſtreparationen; 3. wirtſchaftliche Organiſation Mitteleuropas;
1. Stellungnahme zur reviſioniſtiſchen Kampagne.
Das amtliche Communiqus ſagt, die drei Außenminiſter
ſeien zu der Ueberzeugung gekommen, daß die
gemeinſchaft=
ſichen Jutereſſen eine konſequente Aktion der Staaten der
Sleinen Entente in allen politiſchen und wirtſchaftlichen Fragen
erfordere. Es wurde beſchloſſen, einen Rat der drei
Außen=
miniſter, der mindeftens dreimal im Jahre zuſammentreten ſoll,
a1s vermanentes Organ zu ſchaffen, und weiter ein ſtändiges
Sekretariat der kleinen Entente zu bilden.
Kleine Generalverſammlung.
Der Kampf um die Adria. — Das franzöſiſche Rätſel.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
AOD. Belgrad, Mitte Dezember.
Auf Betreiben Südſlawiens wurde für den 16. Dezember
m Belgrad eine außerordentliche Konferenz
der Außenminiſter des Kleinen Verbandes
ein=
erufen. Wenn auch in der amtlichen Begründung dieſes
Be=
ſchluſſes nur die Beratung allgemeiner Fragen angegeben wird,
ſo kann doch kein Zweifel darüber vorliegen, daß die
Kon=
ferenz mit konkreten und großen Ereigniſſen zuſammenhängt.
Bisher wurden nur ein einziges Mal die drei
Außenminiſter zu einer Sondertagung einberufen, und das war
damals, als König Karl in einem Flugzeug in
Ungarn gelandet und den Marſch auf Budapeſt
anzutreten im Begriffe war. In einem Augenblick
höchſter Gefahr für die Nachfolgeſtaaten waren alſo die
Außen=
miniſter der Tſchechoſlowakei, Rumäniens und Südſlawiens an
den grünen Tiſch geſtürzt, bereit, die Unterſchriften unter die
Mobiliſierungsbefehle von ihren Staatsoberhäuptern zu
ver=
langen. Diesmal genügt es, darauf hinzuweiſen, daß die
Ein=
berufung von ſüdflawiſcher Seite verlangt wurde. Demzufolge
werden auch ſüdflawiſche Sorgen im Mittelpunkte der
Er=
erterungen ſtehen, wenn auch Rumänien und die
Tſchechoſlo=
wakei ſo manche Befürchtungen auf eigene Rechnung vorbringen
dürfen. Man darf jedoch bei all dieſen Dingen die
Möglich=
keit, daß es ſich nur um eine berechnete Kundgebung handelt,
nicht ganz außer Acht laſſen. Jeder Staat hat heute das größte
Intereſſe, ſich als ſchwer bedroht hinzuſtellen, um in
der Abrüſtungsfrage ſo billig als möglich
weg=
zukommen.
Bei kühler Betrachtung der Lage ſcheint die Einberufung
einer außerordentlichen Konferenz nur zu Demonſtrationszwecken
ein allzu durchſichtiges Spiel zu ſein. Die Welt wäre gegen
einen derartigen Bluff von Anfang an viel zu mißtrauiſch, als
daß er gelingen könnte. Andererſeits gibt es beſtimmte
Tat=
ſachen, die die dringenden Beſorgniſſe rechtfertigen. Da iſt vor
illem die Haltung Frankreichs zu erwähnen, das
inderjüngſten Zeit den Beweis erbrachte ſeine
Bundesgenoſſen rückſichtslos im Stiche laſſen
zu können. Eine Erkenntnis, die für den Kleinen Verband
unter allen Umſtänden niederſchmetternd ſein mußte. Die
beſſarabiſche Frage iſt heute zwar nicht aktuell, aber es gibt
auch andere Mitglieder des Kleinen Verbandes, die mit
Problemen belaſtet ſind, die jeden Tag brennend werden können
und deren Löſung ohne das ganze Gewicht der franzöſiſchen
Hilfe ausgeſchloſſen erſcheint. Da iſt z. B. Südſlawien mit
ſeinem Gegenſatz zu Italien. Es hätte der Reden Herriots
zuf 0e Prden gegdongeraite den Frlreich 2n Lunchien
wenig intereſſiert und über Südſlawien derzeit ſogar ſehr ver=
ärgert iſt, hat keiner dieſer Staaten die Hoffnung, in
Sonder=
verhandlungen mit Paris erfolgreich abſchneiden zu können.
Wenn die Belgrader Verhandlungen auch von dichten
Schleiern verhängt waren, brauchte man doch nur die
halb=
amtliche „Vreme” zur Hand zu nehmen, um zu wiſſen, wo des
Pudels Kern zu ſuchen iſt. Aus der „Vreme” klingt wie
ein einziger Vorwurf das Wort Italien. Dieſer
Umſtand iſt um ſo auffallender, als nicht nur die „Vreme‟.
ſondern die geſamte ſüdflawiſche Preſſe drei Jahre lang wie ein
Grab über Italien geſchwiegen hatte. Den Blättern war es
ſeit Beginn des Belgrader Regimes nicht geſtattet, die früher
ſo beliebte Polemik mit dem Nachbar jenſeits der Adria
fort=
zuſetzen. Das Regime das ſich hauptſächlich mit der Ordnung
der innenpolitiſchen Angelegenheiten befaßte, wollte dadurch
ſeine Politik keinen überraſchenden Belaſtungen durch
Zwiſchen=
fälle ausſetzen. Doch es erwies ſich, daß das Syſtem des
Schweigens jetzt nicht mehr möglich iſt und ſo klingt denn
aus der „Vreme” der lang unterdrückte Ruf ſteigender Gefahr.
Daß die Gefahr um ſo größer iſt, je weniger konſolidiert die
innenpolitiſchen Beziehungen ſind, ſagt das Blatt zwar nicht,
allein die Spannung zwiſchen Agram und Belgrad kann nicht
umgangen werden, denn ſie iſt für die Erklärung der
Dring=
lichkeit des ganzen Problems entſcheidend. Die Kundgebungen
in Dalmatien, die zum Teil von italieniſchen und zum Teil
von ſüdſlawiſchen Nationaliſten hervorgerufen wurden und mit
dem Sturme auf zwei Konſulate in Zara und
in Bari geendet hatten, wären anſonſten nicht ſo gefährlich.
So ab gleichen die Demonſtrationen einem Feuer, das ein
Pulverfaß umzüngelt. Die eigentliche Sorge
Bel=
grads betrifft jedoch revolutionäre Ereigniſſe,
die man im Frühjahre erwartet und die mit
Hilfe Italiens in die Wege geleitet werden
ſollen. Auch hier ſpielt das nicht geklärte Verhältnis zwiſchen
Serben und Kroaten ſowie die verdächtige paſſive Haltung
Frankreichs von dem anſcheinend keine Hilfe zu erhoffen ift,
die größte Rolle.
Geben wir ganz einfach die ſüdflawiſche
Auf=
faſſung von der „drohenden Gefahr” wieder:
Die bereits erwähnte halbamtliche „Vreme” ſchreibt am 8. Dez.
u. a. folgendes: Noch nie gab es in Italien eine ſtärkere
Pro=
paganda gegen Südſlawien als heute. Noch nie verkündete der
Fascismus ſeine Forderungen gegen Belgrad offener als jetzt.
Der Führer der ſüdſlawiſchen Emigranten Pawelitſch ſteht in
enger Fühlung mit den Vertrauensleuten Muſſolinis, von denen
er zur Durchführung ſeiner Abſichten die nötigen Summen
er=
hält. Pawelitſch wirbt poſtenloſe ſüdſlawiſche Arbeiter in
Belgien und Frankreich an und reiht ſie in ſein Trieſter
Batail=
lon ein. Es handelt ſich mit um Likaner, Delmatiner und
Herzegowiner (alſo in der Hauptſache um Kroaten). Er hat
bis jetzt 70 Leute beiſammen, die in einer Trieſter Kaſerne
untergebracht ſind. Er will in den nächſten Wochen den Stand
auf 1000 erhöhen. Seine Leute werden in Trieſt vom
fas=
ciſtiſchen Inſtruktoren einexerziert, und beſonders im Gebrauch
von Feuerwaffen und Handgranaten unterrichtet. Die
Ab=
teilung wird von der Außenwelt ſtreng abgeſchloſſen gehalten.
Im Frühjahre ſollen dann mazedoniſche Revolutionäre an ihre
Spitze geſtellt werden, um ein wirkungsvolles Vorgehen zu
ſichern. Für die italieniſche Hilfe ſtimmte Pawelitſch der
fas=
ciftiſchen Forderung zu, daß Dalmatien in den Beſitz Italiens
übergehe .. ."
Es kann derzeit nicht kontrolliert werden, wie weit dieſe
Darſtellung zutrifft. Allein in Belgrad nimmt man die Gefahr
im Bewußtſein der eigenen Schwäche und mit Rückſicht auf die
ungewiſſe Haltung Frankreichs ernſt. Daher iſt die „Vreme‟
vor allem bemüht, den Nachweis zu erbringen, daß alle
„Streiche”, die Muſſolini gegen Südſlawien plane,
Keulen=
ſchläge für Paris ſeien, mit denen er eine „unausweichliche
Abrechnung” vorhabe, die er aber erſt dann werde durchführen
können, wenn zuvor der franzöſiſche Flankenſchutz, nämlich
Südſlawien, lahmgelegt ſei.
Nene italienfeindliche Kundgebungen in Südſlawfen.
TU. Belgrad, 19. Dezember.
In Belgrad kam es am Sonntag zu großen italienfeindlichen
Kundgebungen. Die Studenten demonſtrierten und riefen vor der
italieniſchen Geſellſchaft: „Nieder mit Italien”. „Nieder mit
Muſſolini”. Die Polizei zerſtreute die Demonſtranten.
Scwere franzöſche Anſchuldigungen
gegen die italieniſche Balkanpolitik.
TU. London, 19. Dezember.
Pertinax ſchreibt im „Daily Telegraph”, der Hauptzweck der
zurzeit in Belgrad ſtattfindenden Konferenz der Außenminiſter
der Kleinen Entente ſei die Erörterung über die italieniſche
Po=
litik hinſichtlich Dalmatiens und Mitteleuropas. In amtlichen
Pariſer Kreiſen herrſche große Beunruhigung über verſchiedene
Forderungen, die Muſſolini einem beim Quai d’Orſay
ein=
gegangenen Bericht zufolge im November dem franzöſiſchen
Se=
nator Berenger und anderen führenden Franzoſen gegenüber
auf=
geſtellt habe. Er habe gewiſſe Gebietsänderungen in
Mitteleuropa gefordert, die eine große Kriegsgefahr
bedeuten würde. U. a. habe er erklärt, daß Italien als der
Nach=
folger des öſterreichiſch=ungariſchen Kaiſerreiches betrachtet werden
müſſe. Seine Wünſche in bezug auf den Balkan ſeien von ſolcher
Art, daß ſie nur mit einigen der „pangermaniſchen Pläne der
Vor=
kriegszeit” ()) verglichen werden könnten. Die Zwiſchenfälle
in Dalmatien hätten die Beunruhigung ſtark
erhöht.
Gömbös verlangk offiziell Reotſion
der Friedensdikkake.
TU. Budapeft, 19. Dezember.
Miniſterpräſident Gömbös erklärte am Sonntag in
Stein=
amanger, ich verkünde das Anſtreben der
Friedensvertrags=
reviſion ganz offen und offiziell. Es wäre anerkennenswert,
wenn die Sieger ihre Fehler einfähen. — In der
Fünfmächte=
konferenz wurde jüngft das Prinzip der Gleichberechtigung
ver=
kündet. Die Erklärung der Gleichberechtigung bedeute, daß die
Reviſion auf dieſem Wege in Fluß gekommen ſei, in dem es
keine Sieger= und beſiegten Staaten mehr gibt. Die Geſchichte
Europas lehre, daß der Frieden nur im Wege der vollſtändigen
Gleichberechtigung geſichert werden könne, und es ſei ein
Er=
folg, daß dies in der Fünfmächtekonferenz feſtgeſtellt wurde.
Slörng des Weihnachksfriedens in Gfeßen
und Mainz.
Das Landeskriminalpolizeiamt teilt mit: Am geſtrigen
Gok=
denen Sonntag ſind in jüdiſchen Warenhäuſern ſchwere
Aus=
ſchreitungen begangen worden, denen offenkundig politiſche
Ten=
denzen zugrunde liegen. In der Hauptgeſchäftszeit um 5 Uhr
nachmittags wurden in Gießen in drei jüdiſchen Warenhäuſern
Tränengasbomben geworfen, gezeichnet M. G. E. (das
Fabrikzeichen einer bekannten Firma, die Schreckſchußpiſtolen
her=
ſtellt). Als Täter wurde ein 18jähriger SA.=Mann, der
Volontär Wenzel, feſtgenommen, der Mitglied der
natio=
nalſozialiſtiſchen Betriebszellenorganiſation iſt. Bei ſeiner
Ver=
nehmung gab Wenzel an, daß er die Tränengasbomben geworfen
habe, weil er die betreffenden Geſchäftsleute beläſtigen und auch
geſchäftlich ſchädigen wollte.
In Mainz wurden ungefähr zur gleichen Zeit ebenfalls in
drei jüdiſchen Warenhäuſern Tränengasbomben geworfen, ohne
daß die Bomben ſelbſt gefunden werden konnten. Die
Ergrei=
fung der Täter ſteht bevor. Verſchiedene Anhaltspunkte laſſen
darauf ſchließen, daß anderwärts ähnliche Anſchläge geplant
waren, ſo daß der dringende Verdacht beſteht, daß dieſe
Störun=
gen des Weihnachtsfriedens planmäßig vorbereitet worden ſind,
Unternehmerverkreter beim Reichswirtſchaftsminiſter
Berlin, 19. Dezember.
Die Ende der vorigen Woche begonnene Ausſprache zwiſchen
Reichswirtſchaftsminiſter Warmbold und den Vertretern
aller Gewerkſchaften über eine Reihe aktueller Fragen auf allen
Gebieten der Wirtſchaftspolitik wurde heute vormittag mit den
Vertretern der Unternehmerverbände fortgeſetzt.
Vorunkerſuchnng gegen Ludwig Renn eröffnet.
Berlin, 19. Dezember.
Am 27. November war gegen den Schriftſteller Arnold
Vieth v. Golßenſtaun, der unter dem Schriftſtellernamen Ludwig
Renn bekannt geworden iſt, und der bei der Durchſuchung der
marxiſtiſchen Arbeiterſchule feſtgenommen worden war,
Haft=
befehl erlaſſen worden. Jetzt hat das Reichsgericht gegen
Lud=
wig Renn die Vorunterſuchung wegen Vorbereitung zum
Hoch=
verrat und Teilnahme an einer verbotenen Verbindung
er=
öffnet. Ludwig Renn wird vorgeworfen, Umſturzpläne in
Zeich=
nungen und in Briefen verbreitet zu haben.
nommen. Sie hat als Verkehrstechnik unſer Leben vielfach in
unerwünſchter Richtung beeinflußt und verändert. Aber dürfen
wir deswegen daran denken, das techniſche Können und Streben
des Menſchen abzudroſſeln? Nein, ſondern wir müſſen ihm
heue, menſchenwürdige Ziele weiſen. Das haben heute alle
Männer der Technik erkannt. Die Beſten unter ihnen wiſſen,
daß wir heute nicht etwa an einem Ende, ſondern am An=
ie ſo nch As Stbſäupeg ſ9. odein a 8 bornehmnſ
Dienerin am natürlichen menſchlichen Leben. Nicht Technik und
Maſchine müſſen heſeitigt werden, ſondern das törichte, das bloß
händleriſche, nicht mehr lebensgebundene Denken, das ſie bisher
beherrſchte.
Und ſo wie mit der Technik ſteht es mit den Geiſteskräften
überhaupt. Nicht der Geiſt an ſich iſt der Störer und Mörder
des Lebens, ſondern nur der aus der Lebensbindung
herausgeſprungene Geiſt, der ſeine Einfügung in den
Schöpfungszuſammenhang nicht anerkennen will. Die heutige
Verzweiflung an der Vernunft ſieht richtig die ſchädlichen
Ein=
wirkungen, die vom kalten Verſtandesdenken ausgegangen ſind.
Aber ſie verſteht die Zuſammenhänge falſch, wenn ſie ſich von
da aus in eine Geiſtfeindſchaft treiben läßt. Nur der
ab=
gefallene Geiſt, der ſich zum Selbſtzweck macht und ſich von
der Welt des Fühlens und liebenden Schauens abkehrt, iſt der
Lebensfeind, der Mißbrauch treibt mit ſeinen eigenen Kräften.
Seine wahre Aufgabe iſt es, nicht Lebensſtörer, ſondern
Lebens=
ordner zu ſein. Sein Beruf iſt es nicht, den großen
Lebens=
zuſammenhängen den Rücken zu kehren, ſondern in Ehrfurcht
und Liebe zum Leben jene Faſſungskräfte zu entwickeln, die
dem Menſchen eine geordnete Beziehung zu allem, was iſt, erſt
ermöglichen.
der
ſtenden Weis N Pen eMſtrchien Benf an Aeere und
dus heißt nicht weniger als Heilung einer ganzen irregelaufenen
Welt. Nicht ein Zeitalter der Geiſtfeindſchaft ſteht uns bevor,
ſandern ein Zeitalter des lebensſichtig und lebenskundig
ge=
wordenen Geiſtes, der damit erſt eigentlich in die wahre
Führung des Lebens eintritt. Das bedeutet Raum für eine
neue Frömmigkeit, Raum für ein neues Staatsdenken. Es
be=
deutet Raum für alle guten Kräfte in der deutſchen Seele. Es
bedeutet aber auch neue Zweckſetzungen in der Technik, neue
BSege in der Forſchung, in der Kunſt und Wiſſenſchaft, und
ncht zuletzt ein Beſinnen der Wirtſchaft auf ihren echten
„Sinn” — der doch wahrlich nie der war, eine leere Zauberei
von Warenbewegung und Geldbewegung in Szene zu ſetzen,
ſendern alle Menſchen an eine unter vernünftigen Zwecken
ehende Arbeit zu ſtellen und ſo ihr ſeeliſches, ihr geiſtiges, ihr
Pöttlich gemeintes Leben tragkräftig zu unterbauen.
Die Heimak der Aale.
Man konnte kürzlich (z. B. in unſerer Nr. 34) von einem
großen Aalſterben in der Zuiderſee leſen: die Aale, die, dem
jahr=
tauſendalten Turnus ihres Lebensablaufs folgend, von den
Flüſ=
ſen ins Meer zurückkehren wollten, fanden durch die teilweiſe
Trockenlegung der Zuiderſee und durch den Abſchlußdeich gegen die
Nordſee den Ausgang verſperrt und verendeten in Maſſen.
Wahr=
ſcheinlich ausnahmslos, denn in dieſem letzten Stadium ihrer
Ent=
wicklungsmetamorphoſe, in dem ſie ihren Laichplätzen im Atlantik
zuſtreben, ſind ihre Nahrungsorgane verkümmert und ſie nehmen
keine Nabrung mehr zu ſich. Die verſchiedenen Geſtaltsänderungen,
beſonders aber die rätſelhafte Erſcheinung der Wanderung der
Aale, haben ſeit Ariſtoteles die Naturforſcher beſchäftigt, und erſt
in allerletzter Zeit hat eine wiſſenſchaftliche Entdeckung hier eine
gewiſſe Erklärung gebracht.
In mancher Beziehung hat die Erſcheinung ein Gegenſtück in
dem Wanderflug der Zugvögel, der durch Forſchungen der letzten
Zeit gleichfalls aufgehellt worden iſt. Die eigentliche Frage pflegte
man hier zumeiſt auf die Leiſtungen des Fluges, das Vermögen
der Orientierung uſw. zu verlegen. Eine beſonders ſchöne
Entdek=
kung, die auf die Bedeutung luftelektriſcher Vorgänge zu deuten
ſcheint, iſt die kürzlich veröffentlichte Beobachtung, daß
Zugvögel=
ſchwärme in der Nähe großer Funkſender nicht auffliegen, ſolange
geſendet wird. Den Grund der jährlichen Flüge pflegt man ſich als
Laie einfach aus klimatiſchen Urſachen zu erklären, obwohl auch
da weiter zu fragen wäre, warum die Natur dieſer Vögel ſtatt
der außerordentlichen und gefährlichen Flugleiſtung nicht die
Leiſtung der Anpaſſung an ein beſtimmtes Klima vollzogen hat.
Hinſichtlich der Wanderungen unſerer Flußaale war aber bis
vor kurzem ſelbſt das Motiv unerklärlich. Die Aale, und zwar alle
in Europa und im aſiatiſchen und afrikaniſchen Mittelmeergebiet
lebenden Flußaale laichen bekanntlich im Sargaſſomeer, einem
Teil des Atlantiſchen Ozeans zwiſchen den Kanariſchen und den
Weſtindiſchen Inſeln, oder noch grober geſagt, in der Mitte
zwi=
ſchen der afrikaniſchen Küſte und Mittelamerika. Von dort
wan=
dern die Larven, glashelle, blattförmige Gebilde von wenigen
Zentimetern Länge, mit Hilfe des Golfſtroms im Laufe von zwei
bis drei Jahren nach Europa, um hier unter Ueberwindung von
Schleuſen, Felſen und kleineren Wehren in die Flüſſe
einzuſchwär=
men. Nach einer weiteren Entwicklung von einigen Jahren, beim
Weibchen dauert es länger als beim Männchen, verwandelt ſich
das Tier abermals, es bekommt jenen ſchönen metalliſchen Glanz,
der Rücken dunkelt nach, der Bauch wird weiß. Es iſt jetzt im
Sta=
dium der Geſchlechtsreife und tritt die Rückwanderung zu den
Laichplätzen in der Tiefe des Atlantik an.
Dieſe ſonderbaren Lebensgewohnheiten haben jetzt einige
Auf=
klärung erfahren, und zwar durch die jahrzehntelange Forſcher=
arbeit eines däniſchen Gelehrten, Prof. Johs. Schmidt=
Kopen=
hagen. Prof. Schmidt, der in den letzten drei Jahrzehnten die
ver=
ſchiedenſten Gegenden des Ozeans nach Aal=Larven durchforſcht hat
und dem wir auch die Entdeckung der Laichplätze im
Sargaſſo=
meer verdanken, unternahm in den Jahren 1928—1930 eine
groß=
zügige maritime Expedition zur Erforſchung der exotiſchen
Süß=
waſſeraale. Seine Weltumſeglung (er hatte nur ein kleines Schiff
zur Verfügung) führte ihn und ſeinen Mitarbeiterſtab u. a. durchs
Mittelmeer, über den Atlantiſchen Ozean, durch den Panama=
Kanal, über den Stillen Ozean und zahlreiche Stationen nach Neu=
Seeland, Auſtralien, durch den indiſchen Archipel über Ceylon
nach Madagaskar, Kapſtadt, St. Helena, Teneriffa, wiederum ins
Mittelmeer, und zurück nach Kopenhagen.
An Hand vieler tauſend gefangener Aale konnten allein auf
der Strecke zwiſchen Neu=Guinea und den Molukken ſechs
rer=
ſchiedene Aalarten und im äquatorialen Gebiet des Stillen Ozeans
zwölf Arten nachgewieſen werden. Dieſer Befund iſt deswegen ſo
wichtig, weil in Europa, Kleinaſien und Nordafrika nur eine
ein=
zige Art des Süßwaſſeraals vorkommt. Aus dieſer Tatſache ſchließt
Prof. Schmidt, daß die eigentliche Heimat des Aalgeſchlechts im
indomalaiſchen Gebiet oder im unterhalb des Aequators gelegenen
weſtlichen Teil des Stillen Ozeans zu ſuchen ſei. In dieſer
tropi=
ſchen Herkunft des Aals iſt es begründet, daß die Aal=Larven ſich
nur im Meerwaſſer von hohem Salzgehalt und hoher Temperatur
entwickeln können. In ihrem Urſprungsgebiet finden die Aale die
nötigen großen Meerestiefen in geringer Entfernung von der
Küſte, die Wanderungen zwiſchen den Laichplätzen im Meer und
dem Süßwaſſer der Flüſſe ſind alſo dort verhältnismäßig kurz. —
Unſer Aal iſt demnach ein von der anderen Erdſeite zugewanderter
Exote, der zwar ſeine Weidegründe auf unſeren Kontinent
ver=
legt hat, aber zur Fortpflanzung die Tauſende von Kilometerm
lange Reiſe machen muß, weil er ſich nicht aus den Geſetzen und
der Tradition ſeines tropiſchen Urſprungs löſen kann.
Dr. Nette.
Der Wanderer vom Bodenſee 1933 iſt ſoeben in ſeinem 116.
Jahr=
gang erſchienen. Dieſer alte, vertraute Leſekalender läßt ſich
die Führung nicht nehmen. Unbeirrt dient er dem Volke in
Stadt und Land durch Wort, Rat und Bild. Der Inhalt wurde
neben den bewährten ſpannenden und humorvollen Erzählungen
und lehrreichen Aufſätzen anerkannter Autoren abermals
ver=
mehrt durch einen Geſundheitskalender und einen Wetterkalender
für den täglichen Gebrauch.
Oberſchleſiſcher Heimatkalender 1933. Herausgegeben vom Preſſe=,
Statiſtiſchen und Verkehrsamt der Provinzialverwaltung von
Oberſchleſien, Ratibyr. 100 Seiten mit vielen
Textabbildun=
gen und Einſchaltbildern. 1.20 RM. Der Oberſchleſiſche
Provin=
zialkalender erſcheint im 6. Jahrgang und gibt in Beiträgen und
Bildern in jahrbuchähnlichem Querſchnitt lebendige
Darſtellun=
gen über Oberſchleſien, die beſonders nach der kulturgeſchichtlichen
und wirtſchaftlichen Seite hin intereſſant ſind.
Ihre VERMAHLUNG zeigen an
Justus Steuernage
Elfriede Steuernage
geb. Leonhardt.
Darmstadt
Beckerstr. 28.
Darmstadt
Heerlen (oll) Schuknechtstr. 5e.
Kirchl. Trauung: Mittwoch, den 21. Dezember 1932.
nachmittags 3 Uhr, in der Martinskirche.
Frau Margarete Lorenz WBwe. „geb. sör
Am Mittwoch, den 21. Dezember 1932 begehen die Ehe=
Eheleute Georg Volz und Frau Gertrude, geb. Gerhard,
das Feſt der
Silber=Hochzeit.
Gläck auf zur Goldnen!
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Hölgesſtraße 3.
Darmſtadt, den 19. Dezember 1932.
Alexanderſtr. 13.
Statt Karten.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute vormittag
unſere liebe Mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Ling Schlubdibik, Bwe.
geb. Heim
nach hurzem, ſchwerem Teiden zu ſich zu rufen.
In tiefer Trauer:
paula n. Hedwig Schlubdibir.
Darmſtadt, den 18. Dezember 1932.
Die Beerdigung ſindet in aller Stille ſfatt.
Seelenamt: Mittwoch 7½ in St. (liſabeth.
Von Belleidsbeſuchen bitten wir abſehen zu wollen.
Für die Beweiſe wohltuender
Teilnahme am Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen
ſagen wir Allen unſeren
herz=
lichſten Dank.
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Dr. G. Oehmichen
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[ ← ][ ][ → ]Henstag, M. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte !
Aus der Landeshaupkftadl.
Darmſtadt, den 20. Dezember 1932.
Dr. Willy Mercks letzte Fahrl.
* Geſtern nachmittag wurde der Seniorchef der Firma Merck,
Rat Dr. phil., Dr. med. h. c. Willy Merck auf dem
Wald=
nwhof zur letzten Ruhe gebettet. Tiefe Trauer erfüllte nicht
En die Familie des Verſtorbenen, ſondern alle, die den
Senior=
i der weltbekannten Merckſchen Werke kannten. Eine
unab=
ſu are Trauerverſammlung hatte ſich auf dem Waldfriedhof
ein=
funden, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweiſen. Unter
Leidtragenden bemerkte man Se. Königl. Hoheit Großherzog
hei ſt Ludwig, Oberbürgermeiſter Mueller. Vertreter der
Behör=
hu, der Wirtſchaft und des Handels und der Angeſtellten und
Aieiter der Firma Merck.
Die Einſegnungskapelle des Friedhofs war ſchlicht und
ein=
ucksvoll geſchmückt, unter Kränzen verſchwand der Sarg, der
e ſterblichen Reſte Dr. Mercks umſchloß, zu Seiten brannten
eisen, eine Abordnung des Kriegervereins hatte mit der Fahne
ihen dem Sarg Aufſtellung genommen.
Ein tiefergreifendes Präludium, ein Violinſolo, leitete die
tnte Einſegnungsfeier ein Pfarrer Weiß von der
Petrus=
ſ einde legte nach dem Gebete ſeinem warmen Nachruf die
ſarte aus der Offenbarung Joh. 2. Kap. 10. Vers: „Sei getreu
H8 in den Tod, ſo will ich dir die Krone des Lebens geben”
zu=
gurde. Dieſe Worte gaben den tieftrauernden Hinterbliebenen
nſgen Troſt. An der Totenfeier habe nicht aus kaltem
konven=
ſotellen Gefühl eine ſo große Trauergemeinde ſich veranlaßt ge=
19t. teilzunehmen, ſondern aus tiefem innerem Schmerz.
Weh=
u habe viele Herzen ergriffen, und gerade in der
Weihnachts=
fühle man den herben Verluſt doppelt tief. Auch der
Ver=
ſHene hat den Seinen frohe Weihnachten zu bringen die Ab=
. gehabt, aus dieſem Grunde begab er ſich nochmals in
Uetandlung des Arztes, dem er Vertrauen ſchenkte. Aber Gott
ſſt es anders gefügt. — Noch am Donnerstag bewunderte er
e Schönheit der herrlichen winterlichen Landſchaft, zurückgekehrt
gie er ſich zur Ruhe und ſchlief ſanft ein, um nie mehr zu
er=
laßen. Gott hat ihn aus dem Kreiſe ſeiner Familie genommen,
mommen von ſeiner Gattin, die Jahre hindurch nur für ihn
Eücbt hat, von ſeinen Töchtern und Söhnen, denen er ſtets ein
ſorgter, liebender Vater war. Es ſind die Tore des irdiſchen
ihens geſchloſſen und die Pforte der Vollendung hat ſich
ge=
inet. Ein Mann von Tatkraft iſt heimgegangen, ein Mann.
ſe in jungen Jahren mit Feuereifer ſeinen Studien oblag, der
t raſtlos weikerarbeitete und dem es gelang, mit
unermüd=
her. Energie ſein Unternehmen auszubauen und zu der
heu=
ſtei Höhe zu führen. Er zog den Rahmen ſeiner Tätigkeit
imer weiter, er förderte Kunſt und Wiſſenſchaft, und bei all
dr Fülle der Arbeit war er jedem Einzelnen treuer Helfer und
Aeater. All ſeine Arbeit leitete der Gedanke, zu heilen, zu
Alien auf ſeine Art und mit ſeiner ganzen Kraft, den Schmerz
od die Qualen der Menſchheit zu lindern, das zu erreichen, war
m höchſtes Ideal. In ſeiner Herzlichkeit ſprach er zu ſeinen
eaonten. Angeſtellten und Arbeitern, für deren Sorgen er ſtets
euſtändnis hatte. Und wer dem Verſtorbenen näher ſtand, der
ynte ſeine tiefe Religioſität. Dieſer wahre Edelmann, der nun
Ur dem Throne des Höchſten ſteht, lebte für Gott. Nicht
Aeußer=
hieiten galten ihm, ſondern ſein inneres Leben führte ihn zu
m tiefen Glauben an ſeinen Gott. Als Mann des Glaubens
It er ſich auch nie dem Rufe ſeiner Kirche und der
evangeli=
er Gemeinde verſagt. Und mit warmem Intereſſe beteiligte
ſich auch an dem Kirchenbau der Petrusgemeinde, die ihn nie
Urgeſſen wird. Nun iſt er ausgezogen aus der Gemeinde der
benden, eingegangen in das Reich Gottes. Der Herr möge
1n ſegnen.
In die ſegnenden Worte des Geiſtlichen klangen leiſe
Violin=
hinge zu Ehren Gottes und des Verblichenen.
Eine große Reihe von Kranzniederlegungen folgten. Direk=
Löw gedachte in warmen Worten des Senjorchefs, der allen
r lebendiges Vorbild war, der aber auch allen nicht nur Chef,
idern auch Mitarbeiter ſein wollte und war. Es ſei nicht
Möglich, die verdienſtvolle Arbeit an der Bahre im einzelnen zu
iederholen, aber den Dank wolle man ihn noch im Tode
aus=
lechen mit dem Gelöbnis in der Stunde des Abſchieds, daß ſein
it leben und in alle Zukunft Geſtalt und Kraft behalten wird.
Im Namen der Vereinigung Merckſcher Akademiker legten
it tiefempfundenen Nachrufen Dr. Seidel, für die
Angeſtell=
n Herr Feil, für die Arbeiter Herr Reitz Kränze nieder.
eitere Kranzniederlegungen erfolgten durch Vertreter der Ev.
ännervereinigung der Petrusgemeinde, des Vereins Deutſcher
emiker, der Hochſchulgeſellſchaft und zahlreicher befreundeter
irmen und Geſellſchaften.
Unter Vorantritt der Merckſchen Kapelle, die Choräle
into=
eite bewegte ſich der unüberſehbare Trauerzug mit dem von
leickſchen Feuerwehrleuten getragenen Sarg zur letzten,
Ruhe=
ſte des Verblichenen. Noch einmal ſegnete Pfarrer Weiß die
ibliche Hülle. Direktor Kiſſinger legte für die vereinigten
lie gervereine einen Kranz nieder, die Kavelle intonierte „Ich
it einen Kameraden”, während die Fahne ſich über der offenen
tuft ſenkte. Erſchüttert ſandten die Angehörigen und eine ſchier
oloſe Reihe Trauernder dem Heimgegangenen letzte Grüße.
ian ieseat in pace!
Weihnachtsmeſſe der bildenden Künſtler in der Kunſthalle
Rheintor. Die Ziehung der Porträtgewinne fand am
Sonn=
z dem 18. d. M., ſtatt. Es haben folgende Losnummern eine
ſerte Porträtzeichnung oder Plakette gewonnen: 53. 85. 226,
7 und 490 Die Inhaber dieſer Gewinnummern werden
ge=
lien, nach Auswahl eines Künſtlers bei demſelben vorſtellig zu
uden und nach Aushändigung der Gewinnummer das Porträt
ſextigen zu laſſen. Es ſteht jedem Gewinner frei, ſich ſelbſt
er eines ſeiner Angehörigen porträtieren zu laſſen. Folgende
Darmſtadt lebende Künſtler und Künſtlerinnen ſtehen für die
usführung der gewonnenen Pssträts zur Verfügung: Anna
driemann. Ohlyſtraße 72. Georg Breitwieſer, Olbrichweg 10.
tula Endner Kahlertſtraße 12. Nadiene von Enkevort,
eFeſelſtraße 53. Robert Fuchs, Neue Niederſtraße 25. Willi
Rierbert. Heinrichſtraße 5. Alexander Poſch. Heinrichſtraße 1.
ahilde Stegmeyer, Gervinusſtraße 47, Karl Scheld. Roßdörfer
raße 85; für die Plakete die Bildhauer Emil Biedenbänder.
hichtſtraße 6. Frau Federn=Staudinger, Liebigſtraße 25, und
Hit Schwarzbeck, Kiesſtraße 38.
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Renato Mordo und
tar Schenck von Trapp brachten ihre Darmſtädter
Weftäi de nide deride erif en e erchichi de
Ht, den wahren Willen des Dichters. (Die Aufführung wird
20. d. M. vom Deutſchlandſender, Radio=Wien und allen
chiſchen Sendern übertragen.)
Nr. B3 — Sefte 3
*Abſchlußfeier des II. Heſſiſchen Führerſchulkurſus.
Kameradſchaft und Freundſchaft erziehl zur Gemeinſchaft. — Das Weſen des wahren Führermms.
Führerkurſus Ahoi!
Die Teilnehmer des 2. Heſſiſchen Führerſchulkurſus, der dieſer
Tage im Freiwilligen Arbeitsdienſtlager in Griesheim zu Ende
ging, hatten geſtern abend zu einer Abſchlußfeier in den „
Darm=
ſtädter Hof” zu Griesheim eingeladen. Die Lehrer und Dozenten
des Führerkurſus, behördliche Vertreter und ſonſtige Förderer des
Freiwilligen Arbeitsdienſtes hatten in großer Zahl der Einladung
Folge geleiſtet.
Ein Kurſusteilnehmer begrüßte in herzlicher Anſprache die
Feſtgäſte und F. A. D.=Kameraden und nahm Gelegenheit, allen, die
durch Förderung des F.A.=Dienſtes und deſſen Leitung ſo wertvolle
Erziehungs= und Bildungsarbeit im Rahmen ſozialer Tätigkeit
leiſten, im Namen aller Teilnehmer herzlichſt Dank auszuſprechen.
Er betonte beſonders den ausgezeichneten kameradſchaftlichen Geiſt,
der die Kursteilnehmer einheitlich erfüllt, und unterſtrich das
er=
zieheriſche Moment im Führerkurs. deſſen Ziel iſt. im Menſchen
den Menſchen zu ſehen und einend zur Arbeit und zum
Gemein=
ſchaftsgeiſt zu erziehen, was ſich die Dozenten ohne Ausnahme
an=
gelegen ſein ließen. Seine Rede klang aus in einem dreifachen
Ahoi! dem „Schlachtruf” der Arbeitsdienſt=Freiwilligen, auf
das deutſche Volk.
Für die Abſchiedsfeier hatten die Kurſusteilnehmer ein
um=
fang= und abwechſlungsreiches Programm zuſammengeſtellt, das
eine gauze Reihe ausgezeichneter Kräfte zu Wort kommen ließ.
Zu Muſikvorträgen des Hausorcheſters (Geige, Klampfe und
Mandoline), die bewieſen, daß die Freiſtunden in der Arbeit
freu=
dig und willig=ſinnig ausgenutzt werden, ließen ſich Sänger zur
Laute hören und auch ganze Geſangsabteilungen, denen Herr
Simony gute Volkslieder einſtudiert hatte.
Einführung gewiſſermaßen in die im Mittelpunkt der
Dar=
bietungen ſtehende Aufführung des Tellſpiels der Schweizer Bauern,
war die Anſprache des Herrn Oberſchulrat Haſſinger. Klug
und eindringlich waren ſeine Worte über das wahre Führertum,
über das Weſen der Führung überhaupt, das darin liegt, daß der
Führer um den Willen derer, die ihm folgen, eher weiß, als ſie
ſelbſt, und daß er beſſer als die Gefolgſchaft zur Verwirklichung
dieſes Willens fähig iſt. Wie Führertum die höchſte Entfaltung
des einzelnen und zugleich tieftes Eingehen in das Ganze iſt wie
Führer werden und bleiben Gnade des Schickſals iſt, ſo iſt die
Erziehungsarbeit der Führerkurſe eingeſtellt auf die
Notwendig=
keit einer Selbſtbeſinnung, die nicht lähmt, ſondern reinigt.
Aus=
gangspunkt iſt dabei das, was an dieſer Zeit unerträglich
er=
ſcheint und den Willen zur Aenderung wachruft, die große
Lebensart! Uns geht es um die Gemeinſchaft.
Wir wollen, indem wir um ſie ringen, nicht das, was etwa die
erſte Wandervogeljugend wollte, das Du bereichernd zum Ich tre=
5Uhr Ladenſchluß am Hefigen Abend.
Entſprechend den reichsgeſetzlichen Beſtimmungen dürfen am
24. Dezember offene Verkaufsſtellen nur bis 5 Uhr nachmittags
geöffnet ſein. Eine Ausnahme beſteht lediglich für
Verkaufsſtel=
tel oder Blumen verkaufen, für die der Ladenſchluß auf 6 Uhr
nachmittags feſtgeſetzt iſt. Die beim Ladenſchluß ſchon anweſenden
Kunden dürfen noch bedient werden.
Die gleichen Vorſchriften gelten auch für Verkaufsſtellen von
für das gewerbsmäßige Feilbieten außerhalb offener
Verkaufs=
ſtellen ſowie für den Markt= und Meſſeverkehr. Sie gelten nicht
für Apotheken.
Es wird darauf hingewieſen, daß Umgehungen des Geſetzes
durch unbefugten Warenverkauf in Schank= und Gaſtwirtſchaften
und Friſeurgeſchäften uſw. polizeilich entgegengetreten wird.
*
Die Polizeiſtunde an Weihnachten und Silveſter. Wie im
Vorjahre, iſt auch diesmal wieder im Volksſtaat Heſſen, mit
Rück=
ſicht auf die beſondere wirtſchaftliche Notlage des Gaſtwirtegewer= Galerie.
bes, die Polizeiſtunde für den zweiten
Weihnachtsfeier=
tagundden Neujahrstag auf2 Uhr und für Silveſter pflegeriſche Leben in Heſſen, das dieſer Bericht widerſpiegelte, und
auf 6 Uhr feſtgeſetzt worden.
—Weihnachtsfeier des Rot=Weiß, V. f. R. Der Konkordigſaal
erwies ſich faſt zu klein, um all die vielen Mitglieder und Gäſte
zu faſſen, die gekommen waren, das Weihnachtsfeſt im Kreiſe der
großen Rot=Weiß=Familie zu feiern. Nahezu 600 Perſonen waren
im Konkordiaſaal verſammelt, und viele mußten wegen
Ueber=
füllung des Saales wieder umkehren. Es war für den Sprecher Landesbauſchule. Neckarſtraße 3, iſt bis einſchließlich 23. d. M.
des Abends, Herrn Groh, eine Freude, ſo viel Anhänger des verlängert.
Vereins begrüßen zu können. Der Feſtausſchuß, unter Leitung
des Herrn Fritz Zimbrich, hatte auch ein Programm
zuſam=
mengeſtellt, das mit einfachen und wenigen Mitteln eine gute und
bunte Vortragsfolge umfaßte. Der erſte Teil des Abends war
der Jugend vorbehalten. Nach einem Proloa und zwei Liedern
für Sopran, von Frl. Schneller mit gutem ſtimmlichen Können
und in altbewährter Weiſe geſungen, fand ein Weihnachtsmärchen
in drei Akten, betitelt: Die Schneekönigin”, bei Jung
und Alt ungeteilte Aufnahme. Anſchließend brachte der Niko= 7
laus die Zuſchauer in die richtige Weihnachtsſtimmung.
Nach=
dem er die Ereigniſſe des Jahres und einzelne Perſonen in
gut=
geſetzten Verſen kritiſierte, beſchenkte er die anweſende Jugend, es
waren über 150 Schülerinnen und Schüler, mit Süßigkeiten aller
Art. Der zweite Teil des Abends galt dem Humor, Frl. Schneller Dienstag,
überraſchte nochmals mit zwei netten Liedern für Sopran. „Eine
fidele Gerichtsſitzung” dargeſtellt und geſungen von den
bewähr=
ten Kräften Bartſch HarryWolf= und Zimbrich, brachte
die Zuhörer nicht mehr aus dem Lachen heraus und leitete in
Rüthleins Lokalpoſſe „Der gute Rat” über, welche die ſchöne
Abendveranſtaltung in fortgeſchrittener Mitternachtsſtunde
been=
dete. Neben dem Humor kam jedoch auch der ernſte Sport zur
Geltung, ſoweit dies auf der kleinen Bühne möglich war,
Körper=
ſchule für Mädchen, ſowie turneriſche Geſellſchaftsübungen zeigten
einen kleinen Ausſchnitt aus der Arbeit des Vereins. Alle
Dar=
bietungen wurden reſtlos von Mitgliedern durchgeführt, die Rot= kommt Johann Strauß entzückende Operette. Prinz Methu=
Weiß für derartige Zwecke in ſo reicher und vielſeitiger Art zur ſalem” zur Erſtaufführung, der zuletzt am Dresdener Städtiſchen
Verfügung ſtehen, und die ſich auch ſtets in uneigennützger Weiſe Schauſpielhaus ein ſtürmiſcher Publikumserfolg beſchieden war.
in den Dienſt der Sache ſtellen. Für die Muſik zeichnete, wie üb= — Diekommenden Schauſpielpremieren. Im
Schau=
lich die Kapelle Kauck in beſter Weiſe verantwortlich. Eine
be=
ſondere Freude wurde an dem Weihnachtsfeſt einem altverdienten Stuart” vorbereitet — Arthur Maria Rabenalt inſzeniert für
Mitglied zuteil. Herr Eiſenhauer, der Leiter der
Fußball=
abteilung, erhielt vom Süddeutſchen Leichtathletik= und
Fußball=
verband für ſeine jahrelange vorbildliche Arbeit auf dem Gebiete
des Fußballſports die Goldene Ehrennadel überreicht.
ten laſſen, wir wollen, weil wir nicht anders können, das Ich
münden und ſich vollenden laſſen im Wir! Symbol dieſes
Wil=
lens iſt uns nicht der Freund, ſondern der Kamerad. — Mit
dem herzlichen Weihnachtswunſch, daß wir alle mit feſtem Mut
und gläubigem Vertrauen einander die Hände reichen, daß wir
miteinander und füreinander der ſchweren Zukunft
entgegen=
gehen, ſchloß der Redner nach dem Hinweis auf die Schweizer
Bauern im Spiel, die um ihre Freiheit kämpften und ſiegten gegen
Tyrannei, gleichwie die deutſche Jugend ringen muß um die
wahre Freiheit! —
Das.
Tellſpiel der Schweizer Bauern.
das dann folgte bot für alle Anweſenden eine Ueberraſchung
ſeltenſter Art: die Herren Carlo Schneider, Schott und
Simony von der Beratungsſtellen für Laienſpiele und
Volks=
muſik haben in der Einſtudierung dieſes wunderbar kraftvollen
Spiels, in dem Weinrich den Befreiungskampf der Schwyzer in
einem Akt des „Tell”=Dramas in klaſſiſcher Weiſe
zuſammen=
faßt und den echten ſchlichten Ton der Bauern trefflich findet,
geradezu Hervorragendes geleiſtet. Doppelt anzuerkennen, da
nur ſprödes, ungeſchultes Material zur Verfügung ſteht und die
Zeit der Einſtudierung auf die wenigen Freiſtunden der Kurſus=
Wochen beſchränkt war. Die Einzelrollen waren ausgezeichnet
beſetzt und die Sprechchöre von allerbeſter Wirkung. Begreiflich.
daß der Beifall begeiſtert war.
Ausgezeichnet verſtand es Herr Simony, in den
Chor=
geſängen die Feſtbeſucher mit einzuſpannen und damit beſte
Stimmung zu verbreiten.
Waren bisher die „Grauen” ausſchließlich zu Wort
ge=
kommen, ließen es ſich auch die „Blauen” nicht nehmen, das
Programm des Abends zu bereichern. (Die „Grauen” ſind die
Kurſusteilnehmer, die Blauen” die Arbeitsdienſtfreiwilligen.)
Sie brachten humoriſtiſche Vorträge vielerlei Art.
Künſtlervorträge auf der Quetſchkommode, ein neues
Lager=
lied, mit köſtlichem Humor geſungen und getanzt” von 12
Girls, turneriſche Darbietungen, akrobatiſches Gruppenſtellen, das
ſehr ſchöne und ſchwierige Pyramiden brachte, Lieder zur Laute,
humorvolle Szenen aus dem Lagerleben (Stube Nr. 10) in Form
von Schlagwort=Illuſtrationen u. v. a. ergänzten das Programm,
in deſſen letzter Nummer ſinnig und herzlich die Grauen eine
dankbare Ehrung für Herrn Oberſchulrat Haſſinger
einfloch=
ten der ſeinerſeits dem Führer der Blauen, Herrn Emil
Schwarz. Dank und Anerkennung für ſeine ſelbſtloſe und
treue Mithilfe im Dienſt am Volke ausſprach. Auf gute
Kame=
radſchaft auch für die Zukunft ſprach Herr Schwarz, und einen
köſtlichen Abſchluß brachte der von Herrn Simony improviſierte
gemeinſame Geſang des „Jägers aus Kurpfalz” mit Kannen.
Es war ein ſchönes Feſt, das den FAD.=Männern noch lange
in Erinnerung bleiben wird.
Srändiger Ra zur pllege der Kmſt in Heſſen.
Nach längerer Unterbrechung fand am 16. Dezember, unter
Vorſitz des Herrn Oberbürgermeiſters eine Verſammlung des
Ständigen Rates ſtatt, in der ein umfaſſender Bericht über ſeine,
len, die ausſchließlich oder überwiegend Lebensmittel, Genußmit= bzw. die Tätigkeit ſeines Arbeitsausſchuſſes, der Neuen Heſſiſchen
Arbeitsgemeinſchaft für bildende Kunſt in den Jahren 1926 bis
1932 vorgelegt wurde. Er handelt von Aufbau. Finanzierung und
Erfolg der Sommer=Ausſtellungen die auf der Mathildenhöhe
1927 1929 1930, 1931, 1932 ſtattfanden, von den Weihnichts=
Konſum= und ähnlichen Vereinen für ſolche auf Eiſenbahngelände, meſſen nebſt Lotterien in 1926 bis 1930, den Ausſtellungen in
Bad=Nauheim 1926 bis 1929 und von Einzelausſtellungen der
Verbände. Er gibt Aufſchluß über die behandelten
Unterſtützungs=
fälle, über Größe und Bedeutung der verſchiedenen
Einzelver=
bände in Darmſtadt, Mainz. Worms. Offenbach, Oberheſſen, über
die Tätigkeit in den Kunſtvereinen in Darmſtadt und Gießen, im
früheren Gewerbemuſeum und im Landesmuſeum über die
Kunſtpflege in Mainz, Worms, Offenbach, über die Ausbreitung
des Reichsverbandes und ſchließlich über den Beſtand und die
Zukunft der im Beſitz des Ständigen Rates beſindlichen Modernen
Die Ausſprache über das mannigfaltige künſtleriſche und
kunſt=
über ſich daran anſchließende Fragen war rege und führte zu dem
einmütigen Beſchluß, daß das Weiterbeſtehen der bewährten,
er=
ſprießlichen Arbeit des Ständigen Rates als eine Notwendigkeit
angeſehen wird.
vII.
— Die Photo=Ausſtellung „Natur= und Heimatkunde‟. Höhere
Heſſiſches Landestheater.
A. Jassnche 19½—22 Uhr. B 9.
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Katharina Knie. Dehe
22. Dezember 19½—22½ Uhr. Bähnenvolksbund k1 5. Vorſt.
Cavalleria Ruſtkeana, hierauf Der Lajazzo. 0,60—5 Mk. D 20. Dezember 19½—22 Uhr. Zuſatzmiete 1, 4
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Der Muſtergatte. Mittwoch,
21. Dezember 15—17½ Uhr.
Faus Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2.00 Mk.
20—22½ Uhr. T Gr 1, 2, 3. 4, 5, 6, 7 und 8
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Martha. Donnerstag,
22. Dezember 19½—22 Uhr. Zuſatzmiete Vl.5.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.,
Der Muſtergatte.
Heſſiſches Landestheater. Als Silveſter=Operette.
ſpiel wird in der Inſzenierung Guſtav Hartungs „Maria
das Kleine Haus als Silveſterpremiere Shaws reizende Komödie
Pygmalion”. — Heute beginnt um 9.30 Uhr der Vorverkauf
für alle Vorſtellungen im Großen und Kleinen Haus bis einſchl.
27. Dezember.
Der AÜALTATS-STRUMPFver SALAMANDER
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Ludwigstraße 13
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 353
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 20. Dezember 1932
Kinderbeſcherung
des Fechlvereins Waiſenſchuk.
Im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues veranſtaltete
geſtern abend der Zweigverein Darmſtadt des Heſſiſchen
Fechtver=
eins Waiſenſchutz ſeinen Beſcherungsabend für Waiſenkinder —
Wenn es der Verein nötig hätte, ſeine Notwendigkeit und ſeine
ſegensreiche Tätigkeit unter Beweis zu ſtellen, mit dieſem Abend
allein hätte er überzeugend ſeine Daſeinsberechtigung dargetan.
Wer nicht blind an den Nöten unſerer Zeit vorübergeht, und wer
weiß, daß gerade in der Weihnachtszeit dieſe Not von denen,
die abſeits ſtehen müſſen, am bitterſten empfunden wird, der wird
allen denen Dank wiſſen, die ſich zuſammengefunden haben um
ſelbſtloſe Wohltätigkeit an Kindern zu üben, die im
empfind=
ſamſten Alter eines ihrer Lieben verloren haben und der Freude
ſo dringend bedürfen. Und gerne ſtellen wir feſt: Es iſt dem
Verein gelungen, echte Weihnachtsfreude in den Herzen der mehr
als 130 Halbwaiſen zu erwecken. Dazu trugen bei nicht nur die
Großzügigkeit, mit der der Gabentiſch ausgeſtattet war (jedes
Kind war mit Kleidungsſtücken bedacht worden, die es ſich hatte
wünſchen dürfen, dazu kam noch Kaffee und Zucker, Gebäck und
Obſt), ſondern auch die dezente Art, in der die Beſcherung als
Feier wirkte. Echte Weihnachtsſtimmung war das Signum, unter
dem der Abend ſtand, echte Weihnachtsfreude leuchtete aus den
Augen der Beſchenkten.
Die Feier wurde eingeleitet durch das alte und doch immer
wieder junge Weihnachtslied „O du fröhliche Weihnachtszeit”
unter deſſen Klängen die Kinder in den Saal einzogen und ſich
an der langen Tiſchreihe niederließen, wo ein jedes auf ſeinem
Platz ſeine Geſchenke vorfand. Nach einem von Herrn Fritz
Willemann verfaßten Prolog, der von Fräulein Riedel
wirkungsvoll vorgetragen wurde, erfreute das Männerquartett
Komet” unter Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Lehrers
Flauaus, durch den vollendeten Vortrag der beiden Chöre
„Weihnachtsglocken” von Sonnet und „Hymne an die Nacht” von
Ludwig van Beethoven. In ſeiner Begrüßungsrede dankte der
1. Vorſitzende. Herr M. Fiſcher, den zahlreich Erſchienenen und
begrüßte beſonders Herrn Oberſt Schröder als Vorſitzenden des
Stadthilfsausſchuſſes der Darmſtädter Winterhilfe, ſowie Herrn
Oberinſpektor Machold, der im Auftrag des Herrn
Oberbür=
germeiſters Mueller und für das Städtiſche Wohlfahrtsamt
erſchienen war. Er beſchloß ſeine Anſprache, in der er auf die
Notwendigkeit opferbereiter Hilfe hingewieſen hatte, mit dem
Dank an die Gönner der guten Sache und mit der Mahnung,
„edel ſei der Menſch, hilfreich und gut!” Herr Pfarrer Irle
ſprach mit beredten Worten von Weihnachten, dem Feſt der
Liebe und von der Heilsbotſchaft, von Weihnacht als der
heili=
gen Stunde, in der der Menſch wieder das Wunder lernen und
Einkehr halten muß, in der wir im Gedenken an die Herrlichkeit
des eingeborenen Sohnes wieder Brüder werden und einer dem
anderen wieder Liebe geben müſſe. Dieſer zu Herzen gehenden
Rede ſchloß ſich in flotter Folge ein ausgewähltes Programm
an, zu dem Herr Obermuſikmeiſter a. D. Weber mit ſeinem
Orcheſter (Darmſtädter Berufsmuſiker) und das Männerquartett
„Komet” ihr Beſtes beiſteuerten. Nachdem Herr Fiſcher allen
Mitwirkenden insbeſondere der Muſikkapelle und den Sängern,
ſowie ihrem Dirigenten, den wärmſten Dank des Zweigvereins
ausgeſprochen hatte bereitete eine Gruppe Schüler und
Schüle=
rinnen der Turngeſellſchaft 1875 unter Leitung des Herrn Gg.
Götz den Kindern mit der gut gelungenen Aufführung eines
Märchenſpiels eine Extrafreude. Nicht unerwähnt ſollen auch
die beiden Weihnachtsgedichte bleiben, die ſinnvoll von Marga
Würz und Hilde Eiſenhauer vorgetragen wurden. Die
Kapelle Weber beſchloß die ſchöne Feier mit dem Feſtchoral „Vom
Himmel hoch, da komm’ ich her”.
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheagkern.
Helia=Theater.
Der Sohn des Rajah. Ramon Novarro, der Liebling der
Frauen, ſpielt in dieſem „Metro=Goldwyn=Mayer”=Film die
Hauptrolle, welche Tatſache allein dem Film ſchon manchen
Zu=
ſpruch ſichern dürfte; wenn man dazu dann das immer noch von
tauſend Geheimniſſen erfüllte Milieu hinzunimmt, auch wenn
man es durch die Brille eines amerikaniſchen Regiſſeurs ſieht,
ſo iſt man auf manches gefaßt. Schon gleich im Anfang werden
wir von Spannung gepackt, wenn die friedlich lagernde
Kara=
wane von den räuberiſchen Einwohnern des Dorfes ihrer
Reich=
tümer wegen überfallen und rückſichtslos niedergemacht und
be=
raubt wird. Zum Glück gelingt es dem Sohn, Karim” (Ramon
Novarro), die größte Koſtbarkeit aus den Juwelen ſeines Vaters
zu retten und damit nach Bombay zu entkommen. Sein ferneres
abenteuerliches Schickſal gibt dem Regiſſeur genügend
Gelegen=
heit, alle Regiſter filmiſcher Künſte zu ziehen. Als mit der
blonden Vollblutamerikanerin „Janice” (Madge Evans) die
Frau und damit das Raſſeproblem in ſein Leben tritt, hat er
ſchon alle materiellen Sorgen überwunden und ſteht auf der
Höhe des Reichtums und ſportlichen Ruhms. Die Liebe, die
zwi=
ſchen den mit Glücksgütern geſegneten Vertretern der beiden
Raſſen auflodert endet mit Entſagung. „Sie konnten zuſammen
nicht kommen, die Gegenſätze waren viel zu tief.”
Wenn oben angedeutet wurde, daß der Film durch die
ame=
rikaniſche Brille geſehen werden will, ſo ſoll doch lobend
er=
wähnt werden, daß man es verſucht hat, einmal ohne „Happy
end” auszukommen, und daß die ſchauſpieleriſchen Leiſtungen an
manchen Stellen eine beachtenswerte Höhe erreichten.
Mehr Freude bereitete ein Beifilm, der mit
Zeitrafferauf=
nahmen wunderbare Bilder aus dem Wachstum der Bohne
zeigte.
— Die Palaſt=Lichtſpiele bringen ab heute zahlreichen
Wün=
ſchen entſprechend, in Neuaufführung den ſchönſten und beſten
Tonfilm, der je gezeigt wurde, René Clairs „Unter den Dächern
von Paris” mit Albert Prejean und Polla Illery in den
Haupt=
rollen. Dieſes wunderbare und unvergleichliche Filmwerk iſt
von einer köſtlichen Grazie und von einer ſeltenen Zierlichkeit.
Es iſt ſehend gedichtet und dikteriſch geſehen mit einem ebenſo
einfachen wie grandioſen Erfaſſen des Tonfilmiſchen. Gute
Bei=
filme vervollſtändigen das Programm.
— Im Union=Theater läuft heute und folgende Tage der
ſpannende Kriminal=Tonfilm „Nachtkolonne‟. Dazu das
erſt=
klaſſige Beiprogramm.
— Reſi. Vielen Wünſchen nachkommend, zeigt das Reſi=
Thea=
ter” ab heute den Ufa=Tonfilm „Der blaue Engel”, mit Marlene
Dietrich, Emil Jannings und Hans Albers.
Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde. Die Mitglieder der
Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde werden darauf aufmerkſam
gemacht, daß die diesjährigen Jahresgaben erſchienen ſind und
abgeholt werden können. Das Geſchäftszimmer der Geſellſchaft
(Schloß. Eingang vom Markt aus links) iſt von 9—1 Uhr und
von 3—6 Uhr geöffnet.
Telegrammverkehr mit Reiſenden. Die Deutſche
Reichs=
bahn hat ſchon ſeit längerer Zeit eine wichtige Maßnahme zur
Erleichterung des Telegrammverkehrs mit Reiſenden in den
Zügen eingeführt. Da der Aufenthalt eines Zuges auf einem
Unterwegsbahnhof oft nicht ausreicht, um ein Telegramm
aufzu=
geben, können Telegramme (Zugtelegramme) in allen Schnell=
und Eilzügen dem Zugbegleitperſonal zur Weiterleitung
über=
geben werden. Angenommen werden gewöhnliche
Privattele=
gramme nach faſt allen europäiſchen Staaten. Das Telegramm
muß in deutſchen oder lateiniſchen Buchſtaben, niedergeſchrieben
ſein, einen verſtändlichen Sinn ergeben, darf nicht mehr als 14
Wörter und keine beſonderen Vermerke. D — dringend. RP.
— Antwort bezahlt uſw. enthalten. Vom Zugbegleitperſonal
werden für derartige Telegramme Formblätter vorrätig gehalten,
auf deren Rückſeite feſte Gebühren nach jedem Beſtimmungsland
aufgeführt ſind.
Im Kampf ums Daſein.
Das Skudium des Lebens. — Menſchen mit zwei Seelen. — Romankiſche Schickſale, die die Nok gefktalkek
liche Fragen oft kein Ende nehmen. Die Privattiſſima die Fräu
lein Doktor am Bartiſch lieſt, ſind ſtets ungemein lehrreich un7d
Fräulein Dokkor als Bardame.
haben außerdem noch den Vorteil, daß ſie den Alkoholgenuß be=
Die ſchöne ungariſche Studentin, die ſich in Budapeſt als
Bardame betätigte, ſteht keineswegs einzig da. Berlin beſitzt
eine ganze Reihe ſolcher intereſſanten Amphibien, die tagsüber
an wiſſenſchaftlichen Werken arbeiten und nach Sonnenuntergang
die Vergnügungsinduſtrie beleben. Brennende Not ertötet alle
Vorurteile.
Die originellſte dieſer Frauen mit den zwei Seelen iſt ohne
Zweifel die Bardame an der vornehmen Bar im Berliner
Weſten, die von den Stammgäſten nur Fräulein Doktor genannt
wird. Fräulein Doktor iſt eine zarte, ſchlanke Blondine mit
melancholiſchen Augen, etwa 28 Jahre alt, und mit einer ſolcheg
Liebenswürdigkeit begabt, daß man beim erſten Geſpräch ſich
be=
ſtimmt nicht langweilt und ſtets die gute Kinderſtube verſpürt.
Fräulein Doktor, die bereits vor zwei Jahren an der Berliner
Univerſität über ein ſchwieriges philoſophiſches Thema
promo=
vierte, ſuchte lange nach einer akademiſchen Stellung. Als ihr
eines Tages ein befreundeter Herr die Tätigkeit einer Bardame
vorſchlug, war ſie keineswegs empört. Die nächtliche Arbeit
bringt ihr mehr ein, als es heute eine junge Akademikerin
ge=
wöhnt iſt, ſelbſt wenn ſie ihre Doktorprüfung mit Note eins
abſolvierte. Es kommt eben auf die innere Charakterfeſtigkeit an,
dachte Fräulein Doktor, als ſie in der ſchwülen Luft einer Bar
ihren erſten Kampf mit dem praktiſchen Leben aufnahm.
Fräulein Doktor, die von bezaubernder Schönheit iſt und es
an elegantem Ausſehen mit jeder Konkurrentin aufnehmen kann,
ſtellt eine Goldgrube für den Barbeſitzer dar. Während ſie Nacht
für Nacht mit unnachahmlicher Grazie die gewünſchten Getränke
ſerviert, verwickelt ſie die Beſucher in ein feſſelndes Geſpräch,
das ſich oft bis in den frühen Morgen hinzieht. Da die Bar
nur von Intellektuellen, meiſt Rechtsanwälten und Aerzten
be=
ſucht wird, wollen die intereſſanten Debatten über weltanſchau=
leben. Noch nie hat der Wirt, ſo geſteht er ſelber, eine derartig!
Kaſſe erzielt, ſeit er die akademiſch gebildete und vielſeitigy
Bardame für ſein Lokal verpflichtete.
Natürlich fehlt es an kleinen Unzuträglichkeiten nicht. Am
Bartiſch hört man oft Redensarten, die in ſtudentiſchen Kolleg.”
ſonſt nicht vernommen werden. Neulinge, die Fräulein Dokton
nicht kennen, laſſen ſich gelegentlich einmal — aber auch nun
ein einziges Mal — zu Taktloſigkeiten hinreißen. Fräulein Dog
tor iſt mit einem derart dicken Panzer von Unnahbarkeit be
wehrt, daß alle Angriffe daran apprallen. Morgens um vie=
Uhr entzieht ſie ſich ſtets dieſen aufdringlichen Geſellen, inden,
ſie die Bar durch einen Hinterausgang verläßt, vor dem im Aut:
ein Taxichauffeur wartet, der niemand anders als — ihr Manr,
iſt. Auch er führt den Doktortitel und auch er hat den Kamw
ums Daſein in einer Form aufgenommen, die bisher für
Aka=
demiker als verpönt galt. Der Erfolg hat aber dem Doktom
ehepaar, Taxichauffeur und Bardame, vollauf Recht gegebem
Natürlich betrachten ſie ihre jetzige Tätigkeit als ein
Uebergangs=
ſtadium. Aber im übrigen ſind ſie beide glücklich und zufrieder,
und verfügen über ein Einkommen, das nicht gerade
exceſſit=
aber genügend iſt. Man braucht nicht nach Amerika zu gehem
um heute romantiſche Schickſale zu finden.
Fräulein Doktor verſichert, daß noch mehrere promoviertt
Akademikerinnen in Berlin als Bardamen, Kellnerinnen ode=
Garderobefrauen tätig ſind. Sie alle haben für eine Zeit lan
jede gelehrte Bürde von ſich geworfen und im Studium de.
Lebens ganz von vorn angefangen. Not lehrt nicht nur beter
Not lehrt auch Cocktails mixen, Auto chauffieren, Café=Gedeck.
ſervieren und Garderobemarken aushändigen. Eine Jugend, dii
ſolche Selbſtüberwindung aufbringt, iſt nicht verloren. B. M.W
* Aus dem Gerichlsſaal.
Aw. Die Einnahmen eines Metzgers in Eberſtadt, die bisher
immer zufriedenſtellend waren, wollten plötzlich nicht mehr
aus=
reichen. Man rechnete und rechnete und es ging halt doch nicht.
Plötzlich kam man darauf, daß Geld aus der Kaſſe verſchwand.
Wenn die Frau Samstags einen Betrag zurechtgelegt hatte und
wollte ihn am Montag forttun dann fehlte ſoundſoviel daran.
Man traf alle Vorſichtsmaßregeln, die abgeſchloſſene Kaſſe wurde
in das Büfett eingeſchloſſen und das Zimmer zugeſchloſſen. Aber
regelmäßig, wenn man am Sonntag abend ins Haus
zurück=
kehrte, fehlte Geld. Und auch in der Ladenkaſſe plötzlich
das=
ſelbe. Es kam ſoweit, daß das Mädchen, das man natürlich auch
verdächtigt hatte, fortgehen wollte, es kam zu Streitigkeiten
zwi=
ſchen den Eheleuten. Schließlich legten ſich Verwandte am
Sonn=
tag nachmittag, während das Ehepaar fort war, auf die Lauer,
und es gelang einen Nachbarn zu erwiſchen, der ganz gemütlich
mittels Nachſchlüſſels am hellichten Tag hereinſpazierte und ſich
von dem Geld mitnahm. Dieſer Mann ſteht deshalb am
Mon=
tag wegen ſchweren Diebſtahls vor dem Bezirksſchöffengericht
Er behauptet, er ſei nur zweimal im Haus geweſen, und einen
genau gleichen Einbruch, der in ſeinem eigenen Haus bei einer
älteren Witwe ausgeführt war, leugnet er ganz ab. Es iſt ihm
hier auch nichts nachzuweiſen, ſo daß er nur im anderen Falle
wegen fortgeſetzten ſchweren Diebſtahls zu ſechs
Monaten Gefängnis verurteilt wird. Die
Unterſuchungs=
haft wird ihm nicht angerechnet, da er ſie durch ſein Leugnen
ſelbſt verſchuldete, aber es wird ihm für die Hälfte der Strafe
eine fünfjährige Bewährungsfriſt zugebilligt
Es hat ſich dann ein Kaufmann aus Pforzheim wegen
fahrläſſigen Falſcheids und wegen Unterſchlagung
in zwei Fällen und wegen Betrugs zu verantworten. Der
Fakſcheid war ein Offenbarungseid, den er vor dem hieſigen
Amtsgericht falſch abgelegt hatte. Er hatte nämlich ihm gehörige
Pfandſcheine nicht angegeben, und behauptet, das habe er falſch
verſtanden, er habe darunter Goldpfandbriefe gemeint. Bei der
Unterſchlagung handelt es ſich einmal um die Schreibmaſchine
ſeines Schwagers, die er verſetzte, doch iſt ihm hier die
Unter=
ſchlagung nicht einwandfrei nachzuweiſen. Das andere Mal waren
es Waren, die er in Kommiſſion hatte und auch verſetzte
Schließ=
lich hatte er bei einem Zahnarzt bei dem er eine Weile
gear=
beitet hatte und deſſen Gutmütigkeit er weidlich auszunutzen
ver=
ſtand, 130 Mark erſchwindelt. Auch in dieſem Falle wird er
freigeſprochen, da Vermögensſchädigung nicht nachgewieſen
wer=
den konnte. Er wird wegen fahrläſſigen Falſcheides und wegen
Untreue zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, da er
bereits zweimal wegen ähnlicher Delikte vorbeſtraft iſt.
Aus den Parkeien.
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— Weihnachtsbeſcherung beim Heſſiſchen
Po=
lizeiſportverein. Wie bereits an dieſer Stelle
veröffent=
licht, findet am Mittwoch, dem 21. d. M. die Beſcherung der
Schüler= und Jugendabteilung des Polizeiſportvereins ſtatt.
Neben einer Chriſtbaumverloſung werden auch noch einige
Luſt=
ſpielfilme vorgeführt.
Tageskalender für Dienstag, den 20. Dezember 1932.
Union=Theater: „Nachtkolonne‟ — Helia=Lichtſpiele: „Der Sohn
des Rajah”. — Palaſt=Lichtſpiele: „Unter den Dächern von
Paris. — Reſi=Theater: „Der blaue Engel”.
1i.
„Relit
Mcr
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Vorträge. Ma
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Jüintlichen Se
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Konzert zug
nr angelockt
eſt reichhalti,
beitsdurg” erä
dier nicht ein
reichen, wohl,
menszmarſch
— Deutſche Volkspartei Frauengruppe Tro=” einen edlen
der alles verſagenden Notzeit, oder vielleicht gerade deshalb, hatt; ol demnä
es ſich die Frauenortsgruppe der Deutſchen Volkspartei
nich=
nehmen laſſen, wie alljährlich, ſich mit den Parteifreundinnen zm 0. Frlhach.
einer Adventsfeier zuſammenzufinden, um in erwartungsfrohe=
Adventsfreude der kommenden Weihnacht entgegenzublicken. Die= in Ueberſich
ſen Gedanken gab auch die 1. Vorſitzende, Frl. Pfnor, in ihre Wollſahtsaus
warmen Begrüßungsanſprache Ausdruck, mit der ſie die überau iegungenen
Ba=
zahlreich Erſchienenen willkommen hieß. Der kleine Saal de: Kolen verwen
Traube war weihnachtlich geſchmückt. Der ſtrahlende Chriſtbaun, fuhjahrsmon
der Glanz der vielen im Tannengrün verſteckten Kerzenlichte: Zdarf verteile
gaben nicht nur dem Raum weihnachtlich feſtliches Gepräge, aust m Tuchreſten
manch ſorgenvolles Antlitz hellte ſich auf im Gefühl des Verbum u Kleidungsſtü
denſeins mit gleichgeſinnten Freundinnen im Lichte der ewigen lusnahme der
Heilsbotſchaft. Perlen edler Muſik dienten der Verſchönerun ei Stadwern
der Stunden. Frau Schreher leitete mit dem Andante von Beeu vegen der geſt
hoven den muſikaliſchen Teil ein, darauf folgte das Weihnachts Ler
lied von W. Berger, das Wiegenlied von Reger und das Lie
ald=
der Magdalena aus dem Evangelimann, von Fräulein Dorl) ji675 Jad
Stumpf klangſchön zu Gehör gebracht, von Fräulein Lieſel
Hau=
üurgert
verſtändnisvoll auf dem Flügel begleitet. Nach einer gemütliche
abrhundert 19
Teepauſe las Frau Prof. Kloos ein ſchlichtes tiefempfundene
„Adventsſpiel” „Die Nacht des Hirten” von Heiſeler, vor, da e geführt,
nhre geweſen
nicht nur durch den meiſterhaften Vortrag, ſondern auch durs
Nann im Ja
die ſprachliche Schönheit der Dichtung einen tiefen Eindruck him
terließ. Ein Lied von Jörg Mager „Erſter Schnee” und Beedl 10 Der Zuhil
Geſtesgaben.
hovens „Ich liebe dich”, von Fräulein Stumpf geſungen bibde
einen. Ein b
ten den Abſchluß des feſtlichen Teils. Jetzt ertönte aber das
vüſtlicher, lebe
Lied vom Nikolaus, und wirklich, vom Odenwald kam er dahe
— jedenfalls hat er aber auf ſeinen weiten Wanderungen di Foleiten!
Ourewäller Dialekt gänzlich verlernt! — aber ſeine witzigen . Beerfell
Verſe zeigten ihn außerordentlich gut beſchlagen in politiſchen ines Woh
Dingen und aktuellen Ereigniſſen und er entfeſſelte ſtürmiſch” Erein vom E.
Heiterkeit mit ſeinen treffenden Pointen. Die Aeppel, die er dem ſichen
braven Getreuen und den klug Gewordenen ſpendete, mundeten
vorzüglich. Nach dieſem ergötzlichen Intemezzo ſprach Fräulein
Pfnor zum Schluß allen Mitwirkenden herzlichen Dank aus un.
gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Heilsbotſchaft, die den
Frie=
den verkündigte, doch auch endlich unſerem verhetzten Volke den /00l, Liederlr
heißerſehnten inneren Frieden bringen möge, damit eine Geſum rirag war 17
dung und ein Aufbau möglich werde.
lebensmittel
D Herr Ge
briums wurder
ſenthalſchen
* Die Mans.
ſen, welche
Sie werden es nu nauch ſchon gemerkt haben, daß die Mäuſg. „Sieilt werden.
ſeit man ſie zu politiſchen Demonſtrationen verwandt hat, ſeit.ſ D. Zwing
begonnen haben, in der Politik eine Rolle zu ſpielen, ein Be ſi dem Vo
nehmen an den Tag legen, das mit beſcheidener Zurückhaltun A ſſr im Orbis
nicht das geringſte mehr zu tun hat. Der hiſtoriſch Geſchult.
bis En
könnte Parallelen zu dem Verhalten der Schwarzen ziehen, ſeä Melöſt auch
dieſe durch den Krieg von europäiſcher Kultur infiziert wurder,
Wie dem auch ſei im ſonſt ſo friedlichen Hauſe meines Nachbarr.
des äſthetiſchen Literaten, oder wenn Sie wollen, des litera
riſchen Aeſtheten kann man Ihnen ein Lied davon ſingen.
Die eine, alteingeſeſſene Hausmaus hätte man auch weiten
hin geduldet und ſich mit ihren Manieren abgefunden, aber
da-
ſie neuerdings auch Gäſte einlud, das ging zu weit, da mußts
Abhilfe geſchaffen werden.
In einem vor wenigen Tagen angeſetzten Familienrat
wurd=
nach ſchwierigen Debatten beſchloſſen, von dem ſchäbigen Reſt
de-
durch die diverſen Notverordnungen ſtark dezimierten
Gehalte=
eine Mauſefalle anzulegen. Was in kühnſten Träumen
nich=
fabuliert wurde, wurde Wirklichkeit; die Maus ging in di
Falle.. .. Damit wäre nach menſchlichem Ermeſſen die
Sach=
beigelegt geweſen, wenn nicht.. . . Wie ſchon oben angedeuter.
ſpielte die Geſchichte im Hauſe eines Literaten, und ſeine
Fra-
war auch zu nichts beſſerem zu gebrauchen.
Es ergab ſich nämlich die ſchwierige Frage: Wer ſollte da
liebe, quietſchende Viehchen in das ihm nach Recht und Geſe=
B0. Benshe
2e Glätte
mannes
M
4i
zuſtehende Jenſeits befördern, und mit welchen Mitteln ſollte di.
Exekution ausgeführt werden? Dazu war es Mitternacht. un
Frauchen war in Ermangelung des zur Unzeit geſtörten Schlafe.
ſchon ein wenig nervös geworden. Vom langen Meſſer bis zu
mörderiſchen Scheintodpiſtole des Hausherrn waren ſchon ziemlis
alle im Hauſe vorrätigen Mordwerkzeuge durchberaten und
al=
gänzlich ungeeignet auch wieder verworfen worden.
Schon zeigte das Barometer auf Sturm. . Die Kataſtrovh
mußte im nächſten Augenblick mit ihrer ganzen Schwere herein=
Uuen d e elchelei en e eelid ede e if
nächtlichen Eheſtreit erhitzte ein wenig verklebte
Haupthaar=
hakte, ohne ſich allzu nahe heranzuwagen, die Krücke des ſchnel.
herbeigeholten Spazierſtocks in eine Maſche des Drahtgitters, de
ſchon ein wenig altertümlichen Falle und verließ mit leiſem
Seufzen das gaſtliche Haus....
Er hat der zarten Gefangenen dann in dem doch nur ein
(nappes halbes Stündchen entfernten Wieſengrunde die erſehnt”
Freiheit wiedergegeben — und, wie ich vermute, werden
umſatz=
gierige Mausfallenkrämer nie wieder Glück im Hauſe meines
B.
Nachbarn haben.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 353 — Seite 7
Aus Heſſen.
An Groß=Zimmern. 19 Dez. Generalverſammlung.
Um Samstag abend hielt der bieſige Raiffeiſenverein ſeine
udentliche Generalverſammlung im Schwanen ab. Der Vorſitzende
erſtattete den Geſchäftsbericht, der die Tätigkeit des letzten Jahres
in einzelnen zeigte. In ausgezeichneter Weiſe gab der Reviſor
Piel den Bilanzbericht des Jahres 1931. Er trägt allerdings noch
den Stempel des im Jahre vorher geſchehenen Unglücks. Die
Bi=
lanz wurde dann einſtimmig genehmigt. Auch dem Vorſtand und
dem Rechner wurde einſtimmig Entlaſtung erteilt. In den
Vor=
ſand wurden neu gewählt die Mitglieder Hch. Klober 3. und A.
zechler. Der Aufſichtsrat blieb. Der Punkt Verſchiedenes brachte
erne ausgiebige Ausſprache, wobei manche wertvolle Anregung
zum Wiederaufbau und Geſundung des Vereins gemacht wurde. —
Weihnachtsfeier der Kinderſchule. Wie alljährlich,
ſo veranſtaltete am Sonntag die ev. Kinderſchule in der Kirche
urne Weihnachtsfeier. Auch zahlreiche Erwachſene waren zu der
Teier erſchienen. Mit ſichtlichem Stolz erfüllt, ſagte jedes Kind
ſtin Sprüchlein auf. Wie leuchteten erſt die Kinderaugen, als der
Weihnachtsmann erſchien und ſeine Gaben austeilte. Dann
er=
tönte aus begeiſtertem Kindermund noch ein Weihnachtsliedchen
und zufrieden verließen alle das Gotteshaus.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 19. Dez. Der zweitälteſte
Ortseinwohner, Heinrich Sinner 1., kann am Mittwoch
ſeinen 88. Geburtstag begehen. Am Dienstag begeht die Witwe
Margarethe Pfeifer, geb. Pühler, ihren 83. Geburtstag.
Cg. Reinheim. 19. Dez. Volksmiſſionswoche Von
Mon=
tag, den 12. his zum heutigen Tage fanden in der hieſigen evang.
Kirche Miſſionsvorträge, gehalten von Volksmiſſionar Fritz
Witzel=Hamburg, ſtatt, die ſtets eine ſtattlich gefüllte Kirche
fanden. Beſonderem Intereſſe begegneten die Vorträge über die
Themen: „Woran iſt das Chriſtentum ſchuld?” „Jugend in Not”
und „Religion iſt Opium für das Volk”. Geſangsvorträge von
Kändſche Lueſfitgeli. Aderen die Luſde Tuaifchnun der
Vorträge. Manche der Worte gingen in der Wucht über das, was
von einer Kanzel herab geſprochen werden dürfte, hinaus und
M
nären eigentlich nur paſſend für eine Verſammlung in einem
öffentlichen Saale — Am geſtrigen Abend fand durch das
Stadt=
orcheſter Reinheim im Volkshauſe zu Reinheim ein öffentliches
Konzert zugunſten der Winterhilfe ſtatt, das ſo viel
Teilneh=
mer angelockt hatte, daß der Saal faſt völlig gefüllt war. Die
ſehr reichhaltige Vortragsfolge, die mit dem Marſch Hoch
Hei=
decksburg” eröffnet wurde, bot ſo vieles, daß deſſen Aufzählung
hier nicht einzeln möglich iſt, und ernteten die Orcheſtermitglieder
reichen, wohlverdienten Beifall. Mit dem Deutſchmeiſter=
Regi=
mentsmarſch ſchloß der Abend, dem der finanzielle Erfolg durch
ſeinen edlen Zweck ſelbſt noch Dank bringt. Ein gleicher Abend
ſoll demnächſt noch einmal in dem Saalbau zur Spitze ſtattfinden.
Ci. Erbach. 19. Dez. Winterbilfe. In einer Sitzung des
Ortsausſchuſſes für Winterhilfe gab Herr Beigeordneter Ehrhardt
eine Ueberſicht über das hieſige Sammelergebnis und die vom
Wohlfahrtsausſchuß als bedürftig anerkannten Familien. Die
ein=
gegangenen Barmittel ſollen zur Anſchaffung und Verteilung von
Kohlen verwendet werden: die Kartoffeln will man erſt in den
Frühjahrsmonaten bei den Spendern anfordern und dann nach
Bedarf verteilen. Ein von der Firma Kumpf geſpendeter Poſten
von Tuchreſten aller Art wird von zwei erwerbsloſen Schneidern
zu Kleidungsſtücken verarbeitet. Die Verteilung der Spenden. mit
Ausnahme der Kartoffeln, erfolgt noch vor Weihnachten. Der von
der Stadtverwaltung geplante Zuſchuß von 300 Mark wurde
wegen der geldlichen Notlage des Städtchens von der vorgeſetzten
Verwaltungsbehörde nicht genehmigt.
— Wald=Amorbach. 19. Dez. Altbürgermeiſter
Wey=
rich 75 Jahre alt. Am 19. Dezember 1932 vollendete der
Alt=
bürgermeiſter Jakob Weyrich 3. ſein 75. Lebensjahr. Ein
Viertel=
ahrhundert hat er die Gemeinde Wald=Amorbach als
Bürgermei=
ter geführt. Die ſchwerſte Zeit dürften naturgemäß die
Kriegs=
jahre geweſen ſein, nach denen ſich der noch heute ſehr rüſtige
Mann im Jahre 1919 freiwillig von den Amtsgeſchäften
zurück=
og. Der Jubilar verfügt außer einem geſunden Körper über hohe
Geiſtesgaben, die ſich auf den verſchiedenſten Intereſſengebieten
eigen. Ein beſonders kennzeichnender Weſenszug iſt ſein
unver=
wüſtlicher. lebensfroher Humor. Möge ihn dieſer noch viele Jahre
begleiten!
m. Beerfelden i. O., 19. Dez. Winterbilfe in Geſtalt
eines Wohltätigkeitskonzertes. Der hieſige
Zweig=
verein vom Evangeliſchen Bund veranlaßt auch dieſes Jahr zwei
Kirchenkonzerte deren erſtes geſtern ſtattfand. Die Mitwirkenden
varen die Soliſten Herr Pfarrer Knodt (Orgel), Herr
Oberpfar=
er Colin und Herr Schwinn=Hetzbach (Violine), ferner Sänger=
und Raubach, Sängerriege Beerfelden. Männergeſangverein
Hetzbach, Sängerkranz Beerfelden und Frauenchor. Eintracht
Heb=
tahl, Liederkranz Unter=Sensbach, Kinderchor Beerfelden. Der
Ertrag war 172 RM., wovon die Kirchſpielärmſten je mit einem
Lebensmittelpaket bedacht werden. — Herr Beigeordneter W. Heß
und Herr Gemeinderat H. Breitinger als Mitglieder des
Kura=
oriums wurden benachrichtigt, daß dieſer Tage aus der A. S.
Roſenthalſchen Wohlfahrtsſtiftung über 3000 RM.
ein=
reffen, welche an hieſige Bedürftige als Weihnachtsgaben
aus=
geteilt werden.
Dp. Zwingenberg, 19. Dez. Baulandumlegung.
Un=
ter dem Vorſitz des Herrn Reg.=Aſſ. Nachtigall=Bensheim wird
hier im Orbis eine Baulandumlegung vorgenommen. Die Pläne
liegen bis Ende ds. Mts. zur Einſicht auf dem Rathaus offen,
voſelbſt auch Einwendungen entgegengenommen werden.
Bb. Bensheim, 19. Dez. Autounfall. Am Samstag fuhr
infolge Glätte der Fahrbahn vor Lorſch das Automobil eines
Ge=
chäftsmannes gegen einen Laſtzug. Es gab allerhand Schaden an
den Fahrzeugen, und auch der Fahrer erlitt im Geſicht durch
Glas=
ſcherben Verletzungen. — Wäſchediebſtahl. Aus einem
Ureten LaRSDTeil: Rendart. ſit 193 Veiſker ds
hie=
igen Kreisamtes und als ſolcher in allen Schichten der
Kreis=
bevölkerung ſehr beliebt, konnte geſtern ſein 60. Lebensjahr
vol=
lenden.
e. Aus dem Neckartal, 19. Dez. Brand im
Bahnhofs=
gebäude Neckarelz. Geſtern nacht gegen 2 Uhr brach im
Speicher der Bahnhofswirtſchaft im Aufnahmegebäude des
Bahn=
hofs Neckarelz Feuer aus, das einen großen Umfang anzunehmen
drohte. Durch die Bahnhofs= und Freiwillige Feuerwehr konnte
die Gefahr rechtzeitig bekämpft und nach einer Stunde behoben
werden. Ein Teil des Dachſtuhls des Bahnhofsgebäudes iſt dem
Feuer zum Opfer gefallen.
— Hirſchhorn, 19. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 18. Dezember 1,54 Meter, am 19. Dezember 1,54 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
— Gernsheim, 19. Dez. Waſſerſtand des Rheins am
Pegel am 18. Dezember — 0,78 Meter, am 19. Dezember — 0,82
Meter, jeweils morgens 5.30 Uhr.
Weihnachtsfeiern in den Landgemeinden.
Dä. Arheilgen, 19. Dez. Weihnachtsfeiern. Geſtern
veranſtaltete der Eiſenbahnverein ſeine Weihnachtsfeier in der
Turnhalle. Am nachmittag wurden alle Kinder der
Vereinsmit=
glieder mit nützlichen Geſchenken bedacht. Abends gelangten zwei
Theaterſtücke zur Aufführung, und einige ernſte und heitere
Vor=
träge in Verbindung mit dem Orcheſter ſorgten für Unterhaltung.
Als Einlage zeigten die Turnerinnen des Turnvereins einen
Tanz „Geſchichten aus dem Wiener Wald”.
F. Eberſtadt, 19. Dez. Weihnachtsfeier im
Fecht=
verein „Waiſenſchutz”. Dank der Opferwilligkeit der
hie=
ſigen Bevölkerung gelang es dem Verein, auch in dieſem Jahre
wieder die Mittel für die Beſcherung unſerer Halbwaiſen
aufzu=
bringen, die geſtern Anlaß einer im überfüllten Schwanenſaale
veranſtalteten Weihnachtsfeier war. Für 107 Kinder waren die
Gabentiſche gedeckt; daneben wurden 32 umfangreiche
Lebensmit=
telpakete an bedürftige Familien und bedürftige alleinſtehende
Perſonen verteilt. Direktor Schrapenborg=Mainz
über=
brachte die Grüße und Wünſche der Oberfechterei Mainz und ſprach
dem Eberſtädter Zweigverein, insbeſondere ſeinem rührigen
Vor=
ſitzenden, Oberkontrolleur Platt, und ſeinem Stabe treuer
Helfe=
rinnen und Helfer Dank und Anerkennung für die nun ſchon ſo
manches Jahr geleiſtete mühevolle Arbeit aus. Die Anſprache
hielt turnusgemäß der kath Ortsgeiſtliche Pfarrer Braun.
Muſikverein „Edelweiß”, die Schulklaſſe des Lehrers
Eidemül=
ler und Schaffner Zell=Darmſtadt hatten ſich in erfreulicher
Weiſe in den Dienſt der edlen Sache geſtellt und die Feier
aus=
geſtalten helfen. Hervorragend dabei beteiligt war auch
Schwe=
ſter Maria=Auguſta, die Leiterin des katholiſchen
Kinder=
gartens, mit einer größeren Schar kleiner und kleinſter
Künſt=
lerinnen und Künſtler, die zur Freude und zum Ergötzen des
großen Publikums allerlei nette Sachen darzubieten wußten.
Vergeſſen ſei auch nicht der Schüler Süßenberger, der den
Begrüßungsprölog ſprach, und der kleine vierjährige Knabe des
Schaffners Sauer, der erſtaunlich viel vom Weihnachtsfeſt und
ſeinen Freuden für die Kinderwelt vorzutragen wußte.
Ak. Nieder=Ramſtadt. 19. Dez. Weihnachtsfeiern. Der
Sonntag ſtand im Zeichen der Weihnachtsfeiern. Am Nachmittag
fanden ſtatt die Feiern der Kleinkinderſchule in der evang Kirche
und der Sonntagsſchule im Vereinshaus der evang. Gemeinſchaft.
Der Abend war ausgefüllt mit der Weihnachtsfeier der Nieder=
Ramſtädter Anſtalten in den Räumlichkeiten der Anſtalt. Alle,
insbeſondere die letztgenannte, erfreuten ſich eines guten Beſuches
und nahmen auch einen ſchönen würdigen Verlauf. —
Turn=
verein. Im Saale „Zur Poſt” fand geſtern abend das
Weih=
nachtsturnen der Kinderabteilungen des Vereins ſtatt, wobei
ſämtliche Abteilungen mitwirkten. Die zur Aufführung gelangten
turneriſchen Uebungen, Spiele. Tänze und dergleichen zeugten von
guter, zuverläſſiger Einſtudierung und gelangen beſtens, den
ver=
dienten Beifall des Publikums auswirkend.
G. Ober=Ramſtadt. 19. Dez. Turnverein 1877 D.T. Zur
Freude der vielen kleinen und großen Turnfreunde hielt der
Verein auch in dieſem Jahr wieder eine Veihnachtsfeier ab, die
am letzten Samstag abend im Saal „Zum Eliſenbad” ſtattfand
und ſehr gut beſucht war. Zur Eröffnung ſang die Singmannſchaft
unter bewährter Stabführung des Herrn Lehrers Adelberger
einen Weihnachtschor, und der 2. Vorſitzende, Turner Hrch. Keller,
ſprach herzliche Worte der Begrüßung. In recht anmutiger Weiſe
brachten dann die Kinderabteilungen des Vereins „Die
Puppen=
konferenz” und „Die zwei Rupprechte” zur Aufführung. Den
Ab=
ſchluß bildete die Beſcherung der Kleinen durch den Nikolaus, der
mit den Gaben allen Beſchenkten Ermahnungen zu treuer
Weiter=
arbeit im Turnverein mit auf den Weg gab. So nahm die ſchlichte
Feier einen recht ſchönen Verlauf.
r. Babenhauſen, 19. Dez. Die Ortsgruppe des DHV. veranſtal”
tete im Kreiſe ihrer Mitglieder, deren Angehörigen und
Bekann=
ten im Gaſthaus „Deutſcher Hof” ihre Weihnachtsfeier. —
Eine Feier, ſo recht für Kinderherzen, veranſtaltete die
Klein=
kinderſchule zuſammen mit der Sonntagsſchule im
Saale des Gaſthauſes „Zum Löwen”. Im gleichen Lokal trat am
Abend der Volkschor mit einem beſonders ſtimmungsvollen
Programm, umrahmt von Geſangs= und Solovorträgen,
Theater=
ſtück und Singſpiel, an die Oeffentlichkeit. — Auf Anregung des
Geſchichts= und Verkehrsvereins wurde auf dem
Marktplatz ein großer Tannenbaum aufgeſtellt, der bei
Dunkel=
heit mit ſeinen vielen ſtrahlenden elektriſchen Kerzen die Freude
von alt und jung erregt.
Ch. Hainſtadt, Kr. Erbach. 19. Dez Geſtern abend
veran=
ſtaltete der hieſige Verkehrs= und Verſchönerungsverein e. V. im
Bayeriſchen Hof ſeinen Weihnachtsabend. Der Vorſitzende des
Vereins. Herr Lehrer Müller, ſpielte mit ſeinen Schulkindern in
ganz herrlicher, anerkennender Weiſe zwei ſchöne
Weihnachts=
ſtücke. Von älteren Mitgliedern wurde unter Leitung des
Vor=
ſitzenden das Volksſtück „Der Oekonomierat” aufgeführt. Ganz
beſonders verdient hervorgehoben zu werden, daß die
Rol=
len in dieſem ſchönen, von Amtsgerichtsrat Becker=Dieburg
ver=
faßten Volksſtück in recht guten Händen lagen. Es iſt nur ſchade.
daß dieſes ſchöne, ſinnreiche Odenwälder Volksſtück zu wenig der
Oeffentlichkeit gezeigt wird. Reicher Beifall dankte den Spielern.
Ds. Fränkiſch=Crumbach, 19. Dez. Chriſtbeſcherung in
der Saroltaſchule. Am geſtrigen Sonntag nachmittag fand,
wie alljährlich, die Chriſtbeſcherung unſerer Kleinſten in der
Saroltaſchule (Kleinkinderſchule) ſtatt. Nach Abſingen mehrerer
Weihnachtslieder hielt der Ortsgeiſtliche, Pfarrer Ferenges eine
Anſprache und gedachte dankend insbeſondere des Herrn
Kreis=
direktors Freiherrn von Gemmingen zu Bingen, der auch heute
noch trotz der Notzeit die Schule unterhält. —
Weihnachts=
feier des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten.
Trotzdem die Feier in dieſem Jahre in einem engeren Rahmen
ab=
gehalten wurde, nahm ſie einen ſchönen Verlauf. Als Gäſte
konn=
ten Kreisleiter Schubert=Dieburg, Pfarrer Ferenges. Lehrer
Storck und Bürgermeiſter Hotz begrüßt werden. Mit der Feier
war eine Verloſung und Chriſtbeſcherung verbunden, worüber ſich
die Kinder ſehr freuten.
Ci Erbach 19. Dez. Weihnachten in der
Kleinkin=
derſchule. Die Weihnachtsfeier der Kleinkinderſchule am
Sonn=
tag erfreute ſich eines ſolch ſtarken Zuſpruchs der Eltern, daß viele
wegen Ueberfüllung des Gemeindehausſaales wieder umkehren
mußten. Die Kleinen gaben unter Leitung von Schweſter
Käth=
chen und ihrer Helferin ihr Beſtes und ernteten für ihre netten
Darbietungen der Gedichtchen, Lieder und Theateraufführungen
ehrlichen Beifall. Den Höhepunkt erreichte das Feſt, als Nikolaus
mit ſeinem gabenbeladenen Wagen vorfuhr und die ſo ſehnlich
er=
warteten Geſchenke austeilte. Herr Stadtpfarrer Hahn begrüßte
beſonders die erſchienenen Mitglieder des Grafenhauſes und
dankte ihnen für die Treue, die ſie der Kleinkinderſchule ſeit
Be=
ſtehen entgegenbrachten. Sein Dank galt weiterhin der
evangeli=
ſchen Gemeinde, die unter dem Drucke der Verhältniſſe im letzten
Jahre als Sachwalter einſpringen mußte und das Erbe in treue
Obhut nahm. Mit dem Danke verband er die Bitte, die Gemeinde
möge auch fernerhin der Schule die Treue halten und dadurch
nicht nur ein ſegensreich wirkendes Kinderheim ſchützen, ſondern
ſich auch dankbar erweiſen dem ſeitherigen Träger, Sr Erl. dem
Grafen Konrad, und der unermüdlichen ſelbſtloſen Leiterin,
der Schweſter Käthchen. — Anſchließend gab dann der Frauen=
verein einen Weihnachtskaffee, wozu vor allem auch die Alten
und Einſamen eingeladen waren. Von heute ab erfolgt die
Ver=
teilung der Weihnachtsgaben.
Ba. Unter=Moſſau, 19. Dez. Theaterabend. Die
Theater=
aufführung, die unſer Geſangverein „Eintracht” traditionsgemäß
alljährlich am 4. Advent in ſeinem Vereinslokal abhält, fand
zwei=
mal ein volles Haus. Das machte zunächſt das Stück. Man gab
den „Erntekranz”, ein neues Odenwälder Heimatſtück des
Roß=
dörfer Dichters Gd. Löffler, nachdem es erſt kurz zuvor in Roßdorf
uraufgeführt wurde. Das Stück iſt ſchön. Das machte aber auch
die Darbietung ſelbſt, die ſehr gut war. Beſonders genannt ſeien
die Damen M. und K. Allmann, L. und K. Bernhard, Rothermel,
die Herren Müller und Neff.
Dp. Zwingenberg, 19. Dez. Geſtern fand in der evangeliſchen
Kirche eine Weihnachtsfeier für die Kinder der
Kleinkin=
derſchule ſtatt. Die Darbietungen der Kleinſten gereichten allen
Beſuchern zur Freude und den beiden Schweſtern für ihre
Mühe=
waltung zu herzl. Dank. Wie alljährlich bei dieſer Veranſtaltung,
war das Gotteshaus auch geſtern bis auf den letzten Platz beſetzt.
Bb. Bensheim, 19. Dez. Weihnachtsfeiern. Die
evan=
geliſche Kleinkinderſchule veranſtaltete geſtern für ihre Kleinen im
Saale des „Deutſchen Hauſes” wie alljährlich eine reizend
ver=
laufene Chriſtbeſcherung. Aufführungen, Geſänge Vorträge des
Poſaunenchors, Vorträge von Gedichten und dergleichen bildeten
den Inhalt der eineinhalbſtündigen Beſcherung. — Auch die
ſtäd=
tiſche Kleinkinderſchule bot ihren Zöglingen im Saale des
Kol=
pinghauſes eine vorweihnachtliche Feſtlichkeit, bei der
Aufführun=
gen verſchiedenen Inhalts und ein Krippenſpiel auf das
kom=
mende Feſt hinwieſen. Die eigentliche Beſcherung der Kinder wird
mit der nächſten Wiederholung am Freitag verbunden.
A. Aus dem Schlierbachtal, 19. Dez.
Weihnachtsvor=
feiern. Da am Beſcherabend durch die Schlierbacher
Schulkin=
der in der Kirche ein Weihnachtsſpiel aufgeführt wird, haben die
zum Kirchſpiel zählenden auswärtigen Schulen geſtern ihre
Weih=
nachtsfeiern veranſtaltet. Im Rahmen eines „Bunten Abends”
zeigten die Erlenbacher Schüler und Schülerinnen ihre Kunſt im
Mundharmonika= und Handharmonikaſpiel und bei der
Auffüh=
rung luſtiger Theaterſtückchen. In Ellenbach führten
Schülerin=
nen hübſche Reigentänze auf, währenddem die Knaben ſchöne
Turnübungen zeigten. Mehrere heitere Kinderſpiele waren
da=
zwiſchen eingeſtreut. Die kleinen Spielerinnen und Spieler
ern=
teten jeweils wohlverdienten Beifall, auf den ſie ſichtlich ſtolz
waren.
Bm. Hofheim (Ried), 19. Dez. Weihnachtsfeier. Im
dichtbeſetzten „Adlerſaal” hatte der Krieger= und Soldatenverein
ſeine traditionelle Weihnachtsfeier unter Mitwirkung der
hieſi=
gen Kapelle Löſch. Neben mehreren ſchönen Muſikvorträgen
wur=
den von einer Anzahl junger, Damen und Herren das dreiaktige
Volksſtück „Mutter und Sohn”, der Militärſchwank „Der verliebte
Schimorek” und der Luſtſpielſchlager. Herr Lehrer, ich muß mal
raus” in vortrefflicher Weiſe aufgeführt. Die Vereinsmitglieder
erhielten ein praktiſches Weihnachtsgeſchenk
P. Rüſſelsheim, 19. Dez. Goldene Hochzeit feiern am
24. Dezember Gemeinderechner i. R. Friedrich Treber 6. und Frau
Marianne, geb. Wagner. Unter 4 Bürgermeiſtern verſah Treber
das Amt eines Gemeinderechners während dreißig Jahren. Der
Ehejubilar iſt 77, ſeine Ehefrau 75 Jahre alt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 19. Dez. Feſtgenommene
Straßenräu=
ber. Die beiden Raubüberfälle, die am 8. November auf das in
einem Verkaufshäuschen tätige Ehepaar in der Unterführung
Be=
belring—Oſteinſtraße und in der darauffolgenden Nacht auf einen
Wirt in der Rotekopfgaſſe ausgeführt wurden, haben ihre
Auf=
klärung gefunden. Es wurden der Zimmermann Hermann Roſcheda
aus Wiesdorf und der Schneider Kurt Raum aus Dolſthaida als
Täter feſtgenommen. Die beiden, die ein unſtetes Leben führten
und wegen Beihilfe zum Schmuggel zurzeit in einem Gefängnis
in der Pfalz ſitzen, haben unter dem Druck des geſammelten
Be=
weismaterials dem mit der Vernehmung betrauten Mainzer
Kriminalbeamten die Tat zugegeben.
Be. Mainz, 19 Dez. Wegen Münzverbrechens
ver=
urteilt. Die Große Strafkammer Mainz verurteilte den 35 K. L. Barth und deſſen Ehefrau Luiſe aus Mainz wegen
Mittäterſchaft bei einem verſuchten Münzverbrechen und ſchwerer
Urkundenfälſchung in Tateinheit mit Betrug zu je anderthalb Jahr
Gefängnis, den 35jährigen Ernſt Fuhr aus Oberſtein wegen
Ver=
gehens gegen den 8 151 StGB. (Anſchaffung oder Anfertigung von
Stempeln und Matrizen zum Zwecke eines Münzverbrechens) und
Betrug zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis. Der 27
jäh=
rige Willi Worſt aus Oberſtein erhielt wegen Unterlaſſung einer
Anzeige zur Verhütung eines gemeingefährlichen Verbrechens ſechs
Wochen Gefängnis — „Kunſt gegen Ware” im
Baſſen=
heimer Hof. Die Ausſtellung wird Freitag, den 23.
Dezem=
ber, geſchloſſen. Zum erſten Male verſuchte man in Mainz dieſe
Art von Ausſtellung, und zwar mit einem recht günſtigen Reſultat,
ein Anſporn für die Künſtler und ein weiterer für das Mainzer
Publikum, das den Künſtlern durch Kauf der ausgeſtellten Werke
Freude zu neuem Schaffen gibt. — Schwerer Unfall. Ein
23jähr. Hilfsarbeiter ſtürzte beim Teeren des Bahnhofsdaches in
Hattersheim ab. Er wurde mit ſchwerem Schädelbruch und
inne=
ren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. — Der
Ver=
ein Mainzer Lehrerinnen veranſtaltete eine
Muſizier=
ſtunde mit Werken Joſef Haydns, deren Programm ausgeführt
wurde von Mitgliedern der Ortsfrauengruppe Mainz des
Reichs=
verbandes Deutſcher Tonkünſtler und Muſiklehrer. Es war eine
Stunde edelſter Hausmuſik, die hier in ausgezeichneter Form
dar=
geboren wurde. — Die katholiſchen Männervereine
von Mainz erhoben in einer Verſammlung im Kolpinghaus
nachdrücklichſt Proteſt gegen das in den Straßen der Stadt Mainz
immer mehr überhandnehmende Dirnenunweſen und erſuchten die
aufſichtsführenden Behörden, dieſem der ganzen Stadt Mainz
un=
würdigen Treiben ein Ende zu bereiten. Beſonders bemängelt
wurde, daß ſich auch in der Nähe der Kirchen die Dirnen aufhalten
und auch die Straßen, die nach dem biſchöflichen Palais führen und
in denen katholiſche Geiſtliche wohnen, nicht nur von dieſer Plage
heimgeſucht werden, ſondern daß ſich die „Damen” ſogar erdreiſten,
die Geiſtlichkeit anzuſprechen.
Oberheſſen.
Friedberg, 19. De= Schwerer Autounfall auf einer
Schwarzfahrt. Ein ſchwerer Autounfall ereignete ſich am
Sonntag nachmittag in Ober=Florſtadt (Kreis Friedberg). Dort
hielt der Laſtwagen eines Geflügelhändlers, der aus Frankfurt
zurückgekehrt war. Die Abweſenheit des Autobeſitzers benutzte ein
bei ihm beſchäftigter Arbeiter zu einer Schwarzfahrt, die aber bald
ein jähes Ende fand. Beim Verſuch, zwei entgegenkommenden
Radfahrern auszuweichen, lenkte der Führer den Wagen
verkehrs=
widrig auf die linke Straßenſeite, wo er eine mehrere Meter hohe
Böſchung hinunterſtürzte. Der Führer wurde aus dem Wagen
ge=
ſchleudert und erlitt dabei lebensgefährliche Kopfverletzungen.
Seite 8 — Nr. 353
Darmſtüdter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 20. Dezember 123
Reich und Ausland.
Ein Teilnehmer der Kaiſerproklamakion
von Verſailles geftorben.
Der Landwirt Friedrich Wilfroth
in Heuſchau bei Merſeburg,
einer der letzten Zeugen der Kaiſer=
Proklama=
tion von 1871, iſt im 84. Lebensjahr geſtorben.
Wilfroth war einer der beiden Küraſſierpoſten,
die bei dem hiſtoriſchen Akt vor der Kaiſer=
Eſtrade ſtanden und die auch auf Anton von
Werners berühmtem Gemälde „Die
Kaiſer=
proklamation in Verſailles” abgebildet ſind.
Zeſtakt im Ibero=Amerikeniſchen
Inſituf.
Uebergabe der Simon=Bolivar=Büſte.
Berlin. Im Feſtſaal des Ibero=
Amerika=
niſchen Inſtitutes fand geſtern mittag auf
Ein=
ladung der diplomatiſchen Vertreter der
Ver=
einigten Staaten von Venezuela und der
Re=
publiken Bolivien, Columbien, Ecuador,
Pa=
nama und Peru und des Ibero=Amerikaniſchen
Inſtituts ein Feſtakt ſtatt, bei dem eine
Mar=
morbüſte des ſüdamerikaniſchen Freiheitshelden
Simon Bolivar enthüllt wurde. Unter den
überaus zahlreich erſchienenen Ehrengäſten ſah
man den Reichsaußenminiſter Freiherrn von
Neurath, den Reichskommiſſar für das preußiſche
Kultusminiſterium, Prof. Dr. Kähler,
zahl=
reiche Vertreter der Reichs= und
Staatsbehör=
den, ferner den Botſchafter Spaniens und die
Geſandten der Länder des ibero=amerikaniſchen
Kulturkreiſes.
Ein ganz geriſſener Heiratsſchwindler
Frankfurt a. M. Am Sonntag abend
wurde in einem Café der 35jährige Kaufmann
Joſef. Pabelik feſtgenommen. Er hatte kürzlich
ein junges Mädchen kennengelernt. Innerhalb
weniger Tage verſtand er es, das Mädchen ſo
zu beeinfluſſen, daß es ihm zunächſt 500 RM.
und dann nochmals 150 RM. gab. Als er dem
Mädchen dann vorſchlug, ſich das Gehalt im
Voraus zahlen zu laſſen, da er noch Geld haben
müßte, wurde das Mädchen ſtutzig und kegab
ſich zur Polizei, die den geriſſenen Gauner jetzt
verhaftete. Es iſt anzunehmen, daß er noch
weitere Mädchen auf ähnliche Art geſchädigt
hat. Dieſe können ſich beim Polizeipräſidium
melden. Pabelik iſt ſchon mehrfach wegen
Be=
trugs vorbeſtraft.
Waldbrand am Altkönig.
Falkenſtein (Taunus). Wahrſcheinlich
durch unachtſames Fortwerfen einer brennenden
Zigarre oder Zigarette, entſtand am Sonntag
mittag am Südhang des Altkönigs ein
Wald=
brand, ein um dieſe Jahreszeit gewiß ſeltenes
Ereignis. Eine in der Nähe der Brandſtelle
weilende Pfadfindergruppe konnte das Feuer,
dem etwa 100 Quadratmeter Waldbeſtand zum
Opfer fielen, noch vor dem Eintreffen der
Fal=
kenſteiner Feuerwehr löſchen.
Eiffel-Gedenkfeier am Eiffelturm.
Die Feier an der Büſte des Ingenieurs Eiffel,
die am Fuße des gewaltigen Eiſen=Bauwerks
aufgeſtellt iſt.
Paris gedachte jetzt des 100. Geburtstages des
Ingenieurs Eiffel, deſſen gigantiſches Projekt
eines 300 Meter hohen Turmes einſt von aller
Welt als undurchführbar verſpottet wurde.
Der Start des Schnellkriebwagens zur Probejahrt Berlh-Hamburg.
Der neue Reichsbahn=Schnelltriebwagen,
der ab Mai den FD=Zug Berlin-Hamburg erſetzen ſoll, verläßt zur erſten Probefahrt den Lehrter
Bahnhof in Berlin.
Der „Raſende Hamburger”
Fahrplanmäßige Fahrt.
Hamburg-Berlin in 142 Minuken.
eingefunden. Die an den Schienenzeppelin
erin=
ternde ſchnittige Form des blaugelben, mit
May=
bach=Motoren ausgerüſteten Triebwagens erregte
allgemeine Bewunderung. Der Zug wird am
Montag nachmittag von Hamburg nach Berlin
zurückfahren.
Hamburg. Fahrplanmäßig pünktlich 10.22
Uhr traf am Montag vormittag der zu einer
erſten Probefahrt auf der Berlin-Hamburger
Strecke eingeſetzte neue Schnelltriebwagen der
Deutſchen Reichsbahn auf dem Hamburger
Hauptbahnhof ein. Der neue Schnelltriebwagen
wird in Zukunft die Entfernung zwiſchen der
Reichshauptſtadt und dem größten Hafen
Deutſch=
lands in 142 Minuten bepältigen. Zum
Emp=
fang des Zuges hatten ſich große Mengen von
Schauluſtigen auf dem Hamburger Hauptbaynhof
Am Montag, um 17.35 Uhr, traf der neue
Eiltriebwagen der Reichsbahn, der um 15.05 Uhr
Hamburg verlaſſen hatte, wieder auf dem Lehrter
Bahnhof in Berlin ein. An dieſer zweiten
Pro=
befahrt hatten u. a. auch Reichsbahndirektor
Emelius, Oberbahnrat Braumann. Dir.
Bork=
mann von der Grumag, ſowie der Konſtrukteur
der Motoren, Dr. Maybach, teilgenommen. Der
Wagen fuhr faſt geräuſchlos in die
Bahnhofs=
halle ein, wo ſich zahlreiche Schauluſtige
einge=
funden hatten.
Folgenſchwere Automobil=Anfälle
Befrunkener fährt gegen einen Baum und verurſacht bei 26 Mitfahrern
Verlehungen. — Hariy Piel im Leben.
Zahlreiche Toke und Berlehzte
Schweres Aukounglück.
26 Verletzte. — Der Führer betrunken.
Ulm. Am Sonntag abend fuhr der
Auto=
vermieter Erdle von Blaubeuren mit einem
Omnibus von Langenau zurück. In dem
Wa=
gen befanden ſich 26 Perſonen aus verſchiedenen
Ortſchaften des Oberamts. Auf der
Heiden=
heimer Landſtraße fuhr der ſchwere Wagen
ge=
gen einen Baum und fiel dann in den
Straßengraben. Der Wagen wurde
zertrüm=
mert, die 26 Fahrgäſte wurden in mehr oder
weniger ſchwer verletztem Zuſtande ins
Kran=
kenhaus eingeliefert. Nach Anlegung von
Ver=
bänden konnten 21 der Verletzten wieder
ent=
laſſen werden. Sechs der Verletzten müſſen noch
im Krankenhaus verbleiben; es beſteht jedoch
bei keinem Lebensgefahr. Der Führer des
Omnibuſſes wurde wegen Trunkenheit in Haft
genommen.
Autounfall Harry Piels.
Nürnberg. Der Filmſchauſpieler Harry
Piel wollte am Sonntag mit ſeinem Auto von
Berlin nach München fahren. Kurz hinter Eibach
bei Nürnberg kam in ſcharfem Tempo ein
an=
deres Auto auf Piels Fahrzeug zu. Piel bremſte
aus Leibeskräften und riß, um einen
Zuſam=
menſtoß zu vermeiden, ſeinen Wagen nach links
herum. Der Wagen kam auf der glatten Straße
ins Schleudern und ſtieß gegen eine Mauer, die
Wildweft in Oft=Oberſchleſien.
Ein Toter, ein Schwerverletzter.
Kattowitz. In der Nacht zum Sonntag
verſuchten Einbrecher in ein
Uhrenwaren=
geſchäft in Soſnowice einzudringen. Der
Inha=
ber einer benachbarten Wohnung wurde durch die
ungewöhnlichen Geräuſche, die die Einbrecher
verurſachten, aus dem Schlaf geweckt. Als er
auf die Straße trat, ſchoſſen die Einbrecher auf
ihn und verletzten ihn tödlich. Durch die Schüſſe
wurde eine Polizeiſtreife alarmiert, die die
Ver=
folgung der flüchtigen Banditen aufnahm. Die
Einbrecher nahmen auch die Polizei unter Feuer,
wodurch einer der Beamten durch einen
Bauch=
ſchuß ſchwer verletzt wurde. Sie konnten
uner=
kannt entkommen.
Der Todesſchuß von Kinderhand.
Dortmund. Als am Samstag
nachmit=
tag die bei dem Bäckermeiſter Fiſcher in Kamen
in Dienſt ſtehende Hausangeſtellte Wächter mit
dem Reinigen des Wohnzimmers beſchäftigt
war, nahm der elfjährige Sohn des Fiſcher das
im Zimmer befindliche geladene Jagdgewehr in
die Hand und legte auf das Mädchen an. Die
Waffe entlud ſich und die Hausangeſtellte ſank
tot zu Boden. Die volle Schrotladung traf das
Mädchen aus einer Entfernung von einem
Me=
ter und zerſchmetterte ihm die Schädeldecke.
eingedrückt wurde. Wie durch ein Wunder
ſtürzte das Auto an dieſer gefährlichen Stelle
nicht in die Tiefe. Piel blieb unverletzt und
uhr mit einem anderen Wagen nach Nürnberg
zurück.
Zwei höhere Reichsbahnbeamte im verunglückten
Kraftwagen verbrannt.
Dresden. Am Sonntag nachmittag
ereig=
nete ſich auf der Staatsſtraße zwiſchen Meißen
und Zehren ein ſchweres Kraftwagenunglück. Ein
Perſonenwagen der Reichsbahn, in dem
Reichs=
bahnoberinſpektor Lenke, Reichsbahndirektor
Po=
korny und Reichsbahnrat Dr. Stange aus
Dres=
den ſaßen, geriet auf der vereiſten Straße, bei
dem Verſuch, einem Radfahrer auszuweichen, ins
Schleudern, ſtürzte eine über zwei Meter hohe
Böſchung hinab und geriet in Brand. Lenke und
Pokorny verbrannten im Wagen. Dr. Stange
konnte von Paſſanten unverletzt aus den
Trüm=
mern hervorgezogen werden.
Autonnglück.
Glatz. In der Nacht zum Montag ereignete
ſich in der Nähe von Bad Altheide ein
folgen=
ſchweres Autounglück. Eine Fußballmannſchaft,
die in Altheide ein Spiel ausgetragen hatte,
fuhr mit einem Laſtwagen nach Glatz zurück.
Aus noch nicht geklärter Urſache fuhr das mit
18 Perſonen beſetzte Auto gegen einen Baum
und wurde ſchwer beſchädigt. Ein Inſaſſe
er=
litt eine tödliche Kopfverletzung, fünf Inſaſſen
wurden ſchwer, jedoch nicht lebensgefährlich
verletzt.
Bluſiger Kampf zweier Famiſlen.
Zwei Tote, drei Schwerverletzte.
Paris. In Mas de Buffet bei Toulouſe
kam es am Sonntag zwiſchen einer ſpaniſchen
und einer portugieſiſchen Familie zu einer
wah=
ren Schlacht, die zwei Tote und drei
Schwer=
verletzte forderte. Im Anſchluß an
Streitigkei=
ten der Kinder der beiden Familien gerieten
die Eltern zunächſt in einen heftigen
Wort=
wechſel und gingen dann mit Meſſern
aufeinan=
der los. Auf portugieſiſcher Seite wurden der
Vater und die Mutter durch Meſſerſtiche getötet,
während auf ſpaniſcher Seite der Vater, der
Sohn und eine 16jährige Tochter ſchwere
Vei=
letzungen davontrugen und in ein Krankenhaus
übergeführt werden mußten.
142 000 RM. unterſchlagen.
Düren. Am Samstag wurde der Leiter der
dieſigen Kreiskommunalkaſſe verhaftet, da bei
einer Reviſion der Kaſſe größere Fehlbeträge
feſtgeſtellt worden waren. Es ſoll ſich um 142000
RM. handeln. Der Verhaftete bat die
Unter=
ſchlagungen eingeſtanden. Er hat, wie er erklärt,
ſpekuliert und viel Geld dabei verloren. Ebenſo
habe er bei dem Verſuch, durch Lotterieſpiel
die veruntreuten Gelder wieder herbeizuſchaffen,
große Verluſte gehabt.
Durch niedergehendes Geſtein verſchüttet.
Saalfeld. Auf dem Hartmannsbruch,
einem Zweigbetrieb der
Schieferbruchgewerk=
ſchaft „Glück auf” in Reichenbach bei Saalfeld,
wurden geſtern früh zwei Bergleute unter
nie=
dergehendem Geſtein verſchüttet. Ein
Schieferei=
arbeiter konnte nur als Leiche geborgen wen
den, der zweite Mann wurde lebensgefährlich
verletzt.
Schraubenflugzeug in Frankreich abgeſtürzt.
Der Pilot tot.
Paris. Auf dem Flugplatz Villacoublay
ſtürzte Montag nachmittag ein
Schraubenflug=
zeug ab. Der Pilot war auf der Stelle tot.
Der deutſche Fiſchdampfer „Harold”
zertrümmert.
Amſterdam. Der vorgeſtern bei der Inſck
Terſchelling in der Nordſee geſtrandete deutſche
Fiſchdampfer „Harold” iſt von der Gewalt der
Brandung zertrümmert worden, ſo daß das Schiff
mit ſeiner Ladung verloren iſt. Zwei Angehörige
der neunzehnköpfigen Beſatzung, die gerettet wer
den konnte, haben Verletzungen erlitten. Die
Beſatzung konnte die Rückreiſe in den
Heimat=
hafen antreten.
in London.
Amn Joh
London. Die engliſche Fliegerin. Amy
Johnſon=Molliſon legte am Sonntag die letzte
Strecke ihres Rekordfluges Kapſtadt—London
zu=
rück. Von Le Bourget kommend, traf ſie am
Sonntag mittag auf dem Flugplatz Croydon
eiſ=
wo ihr von einer nach Tauſenden zählenden
Menſchenmenge ein begeiſterter Empfang be
reitet wurde. Der König und die Regierung
ließen der Fliegerin durch Vertreter ihre
Gluck=
wünſche übermitteln. Die Fahrt der Fliegerin
zu ihrem Hotel geſtaltete ſich zu einem
Triumphzug. Ueberall in den Straßen wurde
Amy Johnſon von einer rieſigen Menſchenmenge
begrüßt. Den Rekord für den Rückflug vom
Kap=
der 11 Tage betrug, hat ſie mit 7 Tagen 9e
ſchlagen.
ſteenstag, 20. Dezember 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 353 — Seite 9
Fükkert die Vögel!
Dieſen Mahnruf hören wir zu unſerer Freude jedes Jahr mit
Dem Eintritt des Winters. Und das iſt gut; denn die Vögel
ver=
richten wertvolle Kulturarbeit und verdienen ſich dadurch unſere
Fürſorge.
Abb. 1. Futterhäuschen,
wie es nicht ſein ſoll.
„Auf vielen Balkonen ſehen wir
fetzt Fu terhäuschen aufgeſtellt.
Die Großſtädter ſuchen hier die
Verbindung mit den Tieren.
Allerdings ſind, die meiſten
die=
ſer Futterhäuschen höchſt
un=
praktiſch. Es regnet und ſchneit
hinein, und die Vögel treten
zwiſchen dem Futter herum und
verſtreuen viel durch ſtändige
Beißerei, ſo daß Ratten und
Mäuſe angezogen werden. Abb. 1
zeigt ein ſolches Futterhäuschen.
Dieſe Fehler müſſen wir alſo
vermeiden. Vor allen Dingen
müſſen wir aber die Meiſen,
dieſe allerliebſten, zutraulichen,
Abb. 2. Rhan’s Meiſen=
Futterhäuschen. D. R. G. M. c.
außerordentlich klugen und nützlichen Vögel ſchützen. In Feld
und Wald, aber auch in unſeren Laubenkolonien leiſten ſie uns
große Dienſte und ſuchen daher Schutz auf unſeren Balkonen.
Abb. 3. Rhan”s Finken=
Futterhäuschen. D. R. G. M.a.
Da ihnen die Sperlinge hier
eine unliebſame Konkurrenz
machen, müſſen wir hiergegen
Vorkehrungen treffen. Die
Klugheit der Meiſen kommt uns
hier zu Hilfe.
Die bekannten Meiſen=
Futter=
gpparate haben mancherlei
Män=
gel und befriedigen, den Kenner
nicht ganz. Beſonders wird auch
hier vie Futter zerſtreut, ſo daß
Mäuſe und Ratten angezogen
werden. Durch jahrelange
Be=
obachtung iſt es mir gelungen,
hier etwas wirklich Praktiſches
zu ſchaffen.
Abb. 4. Rhan’s Meiſenglocke mit
Futterkugel. D.R. 6.M.a.
anzulocken, befindet ſich hinter dem oberen Gitter ein kleiner Trog,
in dem ſtändig Futter liegt. Gibt man hier neben Hanf auch
Von Eaeſar, Rhan, Berlin=Steglitz, Humkoldtſtr. I. Hirſe oder Kanarienſamen hinein, dann holen ſich die Meiſen
durch das Gitter ſchon Körner heraus. Das Hauptfutter wird von
oben hineingetan und fällt in einen Trog an der Hinterwand, iſt
alſo vor Regen geſchützt. Durch das untere Drahtfenſter wird
es von den Vögeln geſehen. Hier zeigt ſich die hohe Intelligenz
der Meiſen, denn ſie erkennen ſofort, daß das Ding keinen Boden
hat und ſitzen wie der Blitz am Futtertroge. Unſere Finkenvögel,
mit ihnen der ſonſt ſehr ſchlaue Spatz, ſind hier — ich muß das
leider ausſprechen — zu dumm, um die Sache zu durchſchauen.
Aber wir ſorgen natürlich auch für die Finkenvögel, die,
obgleich ſie Körnerfreſſer ſind und als ſolch ſchon viel
Unkraut=
ſamen verzehren, auch noch weitere nützliche Arbeit leiſten. Sie
füttern nämlich ihre Brut, weil es in dieſer Zeit noch keine
Un=
krautſämereien gibt, „nur mit Inſekten. Und zu dieſen
Finken=
vögeln gehört auch der Sperli=g, Eeſonders für uns der
Haus=
ſperling. Dieſen zweifellos nützlichen Vogel durch das
Vogelſchutz=
geſetz für vogelfrei zu erklären, halte ich für einen bedenklichen
Fehler. Von unſeren Erbſen= und Pflanzenbeeten, ebenſo von
un=
ſeren Kirſchbäumen können wir ihn leicht fernhalten. Die Beete
bedecken wir mit Kaſten, die mi Drahtgeflecht beſpannt ſind, und
über die Kirſchkäume werfen wir genügend Papierſchlangen. Wir
können auch künſtliche Raubvögel, die wir uns ſogar aus einem
ausgeſtopften Damenſtrumpf und zwei Pappflügeln machen
können, aufhängen.
Unſer obiger Meiſenkaſten iſt mit wenigen Griffen zu einem
Finkenfutterkaſten umgearbeitet. Wir nehmen das untere
Gaze=
fenſter ab und ſetzen einen Boden unter. Der kluge Gartenvater
bzw. Vogelfreund, hängt natürlich beide auf. In Abb. 3 zeige ich
dieſes Finkenfutterhäuschen.
Ich komme aber noch einmal auf die Meiſen zurück, die es
mir nun einmal angetan haben. Abb, 4 zeigt eine
Meiſenfutter=
glocke aus einem Stück Baumſtcmm hergeſtellt, die ſich beſonders
gut zum Aufhängen in Bäumen eignet. Auch hier wird das Futter
von oben eingetan und fällt ſodann in das Futtertönnchen. Auch
hier ſind kleine Drahtgaze=Fenſterchen angebracht, hinter denen
ſtändig Futter liegt, um die Vögel anzulocken.
Abb. 5 zeigt einen Futterappara”, der aus langjähriger
Beob=
achtung hervorgegangen iſt. Ohne Beißerei können ſich hier zu
gleicher Zeit 10—12 Vögel gütlich tun. Das lebhafte An= und
Abfliegen macht dem Vogelliebhaker viel Freude. Auch hier wird
das Hauptfutter, Hanf und Sonnenblumenkerne, von oben
einge=
tan und iſt ſelbſtverſtändlich vor Regen und Schne= geſchützt. In
die Seitentröge gibt man Hirſe, Mohn und Kanarienſamen, damit
die Vögel auf längere Zeit verſorgt ſind.
Mancherlei iſt noch an dem Meiſen=Futterring auszuſetzen.
Das Futter wird hier auf einen Peppring gegoſſen und iſt damit
allen Witterungseinflüſſen ausgeſetzt, ſo daß er ungeſchützt nicht
aufgehängt werder kann. Die Vög I ſind auch gezwungen, ſich
durch viel abkröckelt und wiederum Mäuſe und Ratten angezogen über das warme Waſſer ſetzen.
werden.
Ich habe einen anderen Weg beſchritten: Ich gieße das Futter
nicht auf den Ring, ſondern hinein, und zwar als Ring, damit
die Vögel einen guten Anbiß haben. Abb. 6 zeigt dieſen Meiſen=
Futterring im Ring.
In Akb. 7 zeige ich noch eine von mir konſtruierte Meiſen=
Futterkugel, bei der das Futter durch zwei Ringe geſchützt iſt.
Auch dieſer Apparat wird ſtark von den Vögeln beflogen. Beide
ſind regenfeſt.
Zum Schluß noch einige Worte über das Tränken der Vögel!
im Winter. Es beſteht die irrige Annahme, die Vögel
gebrauch=
ten im Winter kein Waſſer und badeten ſich im gewärmten
Waſ=
ſer. In mehr als fünfzigjähriger Beobachtung ſah ich nie, daß ſich
ein Vogel auf einem Balkon in gewärmtem Waſſer gebadet hätte.
Dazu iſt ihnen dieſer Platz viel zu unruhig. Es muß aber auch
als eine Tierquälerei angeſehen werden, Vögeln bei Verabreichung
von Körnerfutter kein Waſſer zu geben, weil ſie hierdurch
kropf=
krank werden, wie man das bei Zimmervögeln und Hühnern beob= die patentamtlich geſchützt ſind; wo ſie nicht erhältlich ſind, wende
achten kann. Nach vielen vergeklichen Verſuchen fand ich die man ſich an mich.
Abb. 2 zeigt meinen Futterapparat, für Meiſen. Um die Vögel durch ein Nachtlicht heizbare Tränke für Vögel und Geflügel, wie
ſie Abb. 8 zeigt. Die Handhabung iſt einfach und leicht erſichtlich.
Bedingung iſt Verwendung von Brennöl und daß der Apparat im
Abb. 5. Rhan’s Futterhäuschen
für Maſſenfütterung. D. R. G. M.
Freien ſteht. In einer Loggia legt man vorſichtshalber zwei
dünne Leiſten unter den Rand der Glocke, da er ſonſt vielleicht
nicht genügend Zug hat.
Abb. 6. Rhan’s Meiſen=Futterring
im Ring. D. R. P. a.
W5. 7. Whars Meiſen=Futtertager.
nfn.0
Will man Droſſeln füttern, dann kann man das
Futterſchäl=
auf das Futter zu ſetzen oder daran zu hängen, ſo daß auch hier= chen mit geſchnittenem Fleiſch uſw. auf einen zweiten Apparat
Abb. 8.
Rhan” helzbare Wintertränke. D. R.R..
Alle beſſeren zoologiſchen Handlungen führen dieſe Apparate,
Goht Sügteellssot.
das Wärttembergiſche Kap=Regiment 1786/1808. Nach Akten
dargeſtellt von Profeſſor Joh. Prinz an der Univerſität
Cap=
ſtadt. (Strecker u. Schroeder.)
Wohl gibt dieſes Buch eine Darſtellung über ein dunkles
kpitel deutſcher Geſchichte. Aller Welt iſt bekannt, daß deutſche
Sdaten Jahrhunderte hindurch im Solde fremder Staaten
hupften und auf den Schlachtfeldern der ganzen Welt in treuer
Güllung ihrer Soldatenpflicht ihr Blut ließen. War es nötig,
gade in unſerer Zeit dieſes dunkle Kapitel der Geſchichte —
an=
ke Völker haben dieſe auch, und in unſerer ſpiegelt ſich deutſches
Sickſal, das überwunden iſt — ins Leben zurückzurufen? Abſicht
7*
w Tendenz ſind durchſichtig!
Anna Maria Roos: Der Ruf der Zeit. Fr. Frommanns
Verlag (H. Kurtz), Stuttgart. Aus dem Schwediſchen überſetzt
uo Pauline Klaiber=Gottſchau.
Ein Buch, dem man viele nachdenkliche Leſer wünſchen möchte.
an es rührt an eine Frage, die trotz Gottloſen=Propaganda
vie=
kam Herzen liegt. Iſt das Chriſtentum, das heute die Kirchen
Pküinden, noch Chriſti wahre Lehre? Die Verfaſſerin verſchließt
nicht dem Ergebnis der modernen naturwiſſenſchaftlichen
For=
ſng. Ihr iſt aber die Erklärung der Natur noch nicht
ausrei=
inder Aufſchluß über das Sein des Menſchen. Sie fragt nach
* Ur=Sache und findet ſie im Chriſtentum, aber nicht in dem. zu
m es heute die Kirchen auf Grund einer langen Tradition
ge=
ſcht haben. Ausgezeichnet ausgewählte Zitate der alten
Kir=
ſwäter zeigen, wo die Lehre Chriſti umgebogen wurde in allzu
isſeitige Praxis. Möge die Hoffnung der Verfaſſerin, die in
im von Leid gedrückten Deutſchland die Keime eines neuen
*
uhren Chriſtentums ſprießen ſieht, ſich bewahrheiten.
Fgartner, Karl: Körperſchule des Skiläufers. 24 Seiten Text
nit vielen erläuternden Zeichnungen, Taſchenformat, farbiger
Imſchlag. Preis 40 Pf. Bergverlag Rudolf Rother,
Mün=
hen 19.
Ehgartner, der Trainer der deutſchen Olympia=Mannſchaft,
lter der Skigymnaſtikkurſe an der Landesturnanſtalt in
Mün=
m. hat es verſtanden, in knappſter Form die Uebungen
darzu=
len, welche die für den Skilauf beſonders wichtigen Muskeln
irken und geſchmeidig erhalten. Für die Uebungen iſt
irgend=
uches Gerät oder Platz nicht erforderlich, die Uebungen kann
an daheim bequem ausführen. Sie erſetzen den Skikurs. Wer
nach Ehgartner vorbereitet, wird ſehen, wie viel leichter
das Skilaufen ankommt und wie viel Ermüdung der erſten
Alaubstage er ſich erſparen kann.
* Klabund: Bracke. Ein Eulenſpiegelroman. (Phaidon=Verlag.)
Mit Recht wird, Bracke” als Klabunds beſtes Werk bezeichnet.
Es iſt eine Fundgrube ewig lebendiger Wahrheiten und
wunder=
licher Weisheiten und iſt ein Spiegel deutſchen Schickſals von oft
erſchütternder Wirkung Fauſt gleichzuſtellen faſt, wenn auch
weſensverſchieden Der Verlag hat dieſem Roman eine ſehr gute
Ausſtattung gegeben, Kupfertiefdruckbilder nach Handzeichnungen
und Stichen alter Meiſter wirken wie beſonders für den Text ge=
FT
ſchaffene Illuſtrationen. — Ein gutes Geſchenkwerk.
Ap. Der Geſandte. Ein kleiner Roman aus Diplomatie und
Geſell=
ſchaft von Herbert von Hindenburg. (Carl Reißner=
Verlag, Dresden.)
Es ſind Tagebuchaufzeichnungen eines ehemaligen
Diploma=
ten, der zur Zeit der Reichskanzlerſchaft von Bethmann=Hollweg
deutſcher Geſandter in Schweden war. Wenn man Enthüllungen
oder Geheimniſſe aus der hohen Politik von dem Buche erwartet,
ſo wird man enttäuſcht. Denn dieſe wird nur nebenſächlich
behandelt, während ſich der größte Teil der Schilderungen auf
eiten erſtreckt,
Diners und Charakteriſtik von Perſonen, die wenn man ſie nicht
als typiſcheErſcheinungen der höherenGeſellſchaftsklaſſe erkennen will,
im Grunde wenig intereſſieren. Vieles, was er über ſich ſelbſt,
ſeinen Haushalt, ſeine Dienerſchaft, ſeine Liebhabereien, ſeine
Be=
kanntſchaft, ſeine aufgelöſte Verlobung mitteilt, hat nur ein rein
perſönliches Intereſſe. In unangenehme Geſchichten, teils mit,
teils ohne ſeine Schuld verwickelt, durch die er Erpreſſern in die
Hände fällt wird er kompromittiert und ſieht ſich gezwungen.
ſeinen Abſchied zu nehmen. Eine Nachſchrift erzählt, daß er nach
ſeiner Rückkehr nach Deutſchland in Stuttgart durch einen Sturz
verunglückt. Ob die Namen, die in dem Buche genannt ſind,
wirk=
liche oder fingierte ſind, können wir nicht nachprüfen. Der
Her=
ausgeber dieſes kleinen Romans”, deſſen unfreiwilliger Held
oder Opfer”, der Verfaſſer geworden iſt, ein Neffe des
Reichs=
präſidenten, und dieſer „Held” ſind aber nicht identiſch.
„Zwei Kumpel”, Erzählung aus den ſozialen Kämpfen im
Ruhr=
revier von G. Werner. (Ganzleinen, 2,70 Mk. Verlag:
„Die Knappſchaft”, Berlin=Steglitz, Flemmingſtr. 13.)
Ein Vorläufer des Buches iſt das in gleicher Ausſtattung 1929
erſchienene Buch „Ein Kumpel”, Erzählung aus dem
Bergmanns=
leben. Es iſt ein ſozialpolitiſches Buch mit der Tendenz, den
ge=
werkſchaftlichen Gedanken zu propagieren.
* WarwickDeeping: Der alte Pybus und ſein Enkel. Roman
aus dem Engliſchen. Deutſch von Fritz von Bothmer. Umfang
332 Seiten Buchausſtattung Hans Meid. Berlin. Gebunden
5,50 RM. (Carl Schünemann. Verlag. Bremen.)
Mit einem neuen Werk wendet ſich der Verfaſſer des „
Haupt=
mann Sorrell und ſein Sohn” an ſeine zahlreichen Leſer. Es iſt
das Buch der wundervollen Freundſchaft eines Großvaters zu
ſei=
nem Enkel, die jenem zum letzten beglückenden Lebensinhalt
wird, dem Jungen aber Feſtigung und Richtung auf den
Lebens=
weg mitgibt. Wir finden auch diesmal wieder die Atmoſphäre. in
der ſich das engliſche Leben abſpielt, die feinen Beobachtungen
und Detailſchilderungen, die die engliſchen Schriftſteller von Rang
ſo meiſterhaft beherrſchen, und die für uns immer wieder ſo
reiz=
voll ſind. Der neue Roman Deevings wird getragen von einem
geſunden Optimismus, der uns heute mehr denn je nottut.
— Manfred Hausmann. Abel mit der Mundharmonika. S. Fiſcher
Verlag, Berlin.
Der Roman ſchildert, wie zwei echte Waſſerkantenjungen von
ſiebzehn und neunzehn Jahren mit einem zarten fünfzehnjährigen
Mundharmonikaſpieler aus Berlin und einem ebenſo jungen
Mädchen aus Bremen unter aufregenden Umſtänden auf einem
Segelkutter zuſammentreffen und während einer Sturmnacht und
des darauffolgenden heiteren Tages die ganze Fülle jugendlichen
Daſeins erleben; entſchloſſene Kameradſchaft, ungewiſſe Liebe,
Abenteuer, Freiheit, Schmerz, Kampf. Hoffnungsloſigkeit, Spaß,
Ernüchterung und Treue. Alles vorgetragen in der leichten,
glückhaften Sprachmelodie, die ſchon früheren Büchern
Haus=
manns raſch viele Land= und Seefahrerherzen gewann.
* Gert Fauth: Wer hat die Zehntauſend? Mit 16 Bildern und
farbigem Umſchlag von Paul Simmel. Gebunden 3.,80 RM.
(Rütten u. Loening. Verlag, Frankfurt a. M.)
Das iſt eine ſehr ſpannende und amüſante Geſchichte vom
gro=
ßen Los, das das Töchterchen eines Berliner Müllkutſchers
ge=
winnt, dem aber dann die gewonnenen zehntauſend Mark
geſtoh=
len werden. Die abenteuerliche Jagd nach dem Dieb führt
ſchließ=
lich zum glücklichen Ende. Die humorvollen Bilder Paul
Sim=
mels betonen glücklich die Höhepunkte der humorvollen Geſchichte.
* Marie Hamſun: Die Lagerudkinder wachſen heran. (Albert
Langen/Georg Müller. München.)
Marie Hamſuns Lagerudkinder gehören ſeit Jahren zu den
Lieblingen unſerer Jugend. Jetzt berichtet die Dichterin weiter von
dem Schickſal ihrer jungen Helden der drei vorangegangenen
Bände. Es iſt ein Buch voll mütterlicher Wärme und köſtlichen
Humors, ein Buch, das handelt aber auch von jungen Menſchen.
die heranwachſen, und das ſicherlich ebenſoviel Freunde finden
wird wie ſeine Vorgänger.
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DDOT
Seite 10 — Nr. 353
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Vor dem Auseinanderfall des Türkenreichs.
Männer, die herrſchen können. — Mehemed Alis Aufſtieg. — Die Ohnmacht des Sulkans
gegenüber unbokmäßigen Paſchas.
Die Schlacht von Konia am 20. Dez. 1832
Gerade 100 Jahre ſind verfloſſen, als die Macht der türkiſchen
Sultane, vor der einſt Europa gezittert hatte, deren
Kriegs=
völker gerade 150 Jahre vorher ſogar Wien bedroht hatten,
zu=
ſammenzubrechen begann, und damit eine Entwicklung ihren
Anfang nahm, die ſchließlich in unſeren Tagen zum
Auseinander=
fall des türkiſchen Reiches führte. Schon einige Jahre vorher
zeigte es ſich, daß das immer noch rieſengroße Reich im
inner=
ſten Weſen ſchwach und zermürbt war, den Griechen gelang es in
heldenhaften Kämpfen von 1821 bis 1828 ihre Befreiung von der
Herrſchaft der Türken zu erkämpfen, die türkiſche Flotte wurde
von den vereinigten Ruſſen, Engländern und Franzoſen bei
Navarino am 20. Oktober 1827 völlig vernichtet, im Krieg gegen
die Ruſſen rückte Geueral Diebitſch über den Balkan, eroberte
Adrianopel und zwang die Türken zu einem ungünſtigen Frieden
am 14. September 1829. Und im Inneren konnten ſich ehrgeizige
Provinzſtatthalter von der Zentralgewalt ſo gut wie unabhängig
machen, wie vor allem Ali Paſcha von Janina.
Während aber dieſer ſchließlich doch von der Regierung
be=
ſiegt und ermordet wurde, gelang es einem anderen Vaſallen,
Mehemed Ali von Aegypten, ſeine tatſächliche
Unab=
hängigkeit zu erlangen und zu erhalten, ein Zuſtand der
ſchließlich im Weltkriege die völlige Loslöſung
von der Türkei zur Folge hatte.
Mehemed Ali, geboren zu Kavalla in Mazedonien, in
ärm=
lichen Verhältniſſen, arbeitete ſich durch perſönliche Tapferkeit
und Klugheit zum Paſcha und 1805 zum Statthalter von
Aegyp=
ten empor. 1811 zerbrach er die Macht der Mamelucken, der das
Land beherrſchenden Kriegerkaſte, und ließ 500 ihrer Führer bei
einem Feſte, zu dem er ſie geladen, verräteriſch ermorden. Dann
richtete er die Verwaltung nach europäiſcher Art ein und
grün=
dete vor allem ein Heer und eine Flotte nach
euro=
päiſchem Vorbilde. Hierdurch der Pforte verdächtig
ge=
worden, wurde er von dieſer mit dem gefährlichen Krieg gegen
die Wahabiten in Arabien beauftragt. Sein Adoptivſohn
Ibrahtm Paſcha focht aber 1816—1818 wider Erwarten glücklich,
ſiegte in mehreren Schlachten und erſtürmte am 3. September
1818 die Hauptſtadt der Wahabiten Derajeh. Mehemed Ali
wurde auch noch mit der Herrſchaft über Weſtarabien (Hedſchas
mit den heiligen Städten Mekka und Medina) belehnt. Sodann
eroberte Ibrahim Paſcha noch für Aegypten die Länder am
oberen Nil, Nubien, Kordofan und Senaar.
Im Inneren leiſtete Mehemed Ali viel durch Kanal= und
Straßenbauten und durch Hebung von Ackerbau und Induſtrie,
allerdings nur zugunſten ſeiner eigenen Macht unter
unglaub=
licher Bedrückung der armen Bevölkerung. Alles Land wuroe
1814 für Staatseigentum erklärt, die Hauptinduſtrien wurden
Monopole, die gedrückten Bauern mußten in erſter Linie Indigo
und Baumwolle für die Regierung anbauen, die Beſteuerung
war mehr als hart
Gegen die aufſtändiſchen Griechen ſandte Mehemed Ali dem
Sultan ſeinen Sohn Ibrahim mit europäiſch geſchulten Truppen
1824 zu Hilfe, der ganz Morea eroberte. Die Türkei hatte
da=
mals noch keine Truppen europäiſcher Art, die Vernichtung der
Janitſcharen und damit die Heeresreform erfolgte erſt 1827. Auf
die Dauer konnte aber Ibrahim auch den Türken nicht den
Be=
ſitz Griechenlands retten, und die Schlacht bei Navarino
ver=
nichtete mit der türkiſchen auch die ägyptiſche Flotte.
Für die geleiſtete Hilfe wurde Mehemed Ali mit dem
Paſchalik über die Inſel Kreta belohnt. Er war damit nicht
zu=
frieden, ſondern beanſpruchte noch einen Teil von Syrien,
ande=
rerſeits wurde der Sultan immer mißtrauiſcher gegen die
wach=
ſende Macht und die dauernd größer werdende Selbſtändigkeit
ſeines Untertanen. Oertliche Streitigkeiten mit dem Paſcha von
Akre (Akkon), der ägyptiſche Flüchtlinge aufgenommen und nicht
auf Verlangen Mehemed Alis ausgeliefert hatte, kamen hinzu,
und ſo ließ Mehemed Ali am 29. Oktober 1831 ſeinen Adoptiv=
ſohn Ibrahim Paſcha in Syrien einrücken. Gaza, Jaffa,
Jeru=
ſalem wurden ohne Schwertſtreich beſetzt, die Feſtung Akre
wurde eingeſchlöſſen. Dieſe, die im Jahre 1799 den Siegeszug
Napoleons aufgehalten hatte, wehrte ſich auch gegen die
Aegyp=
ter hartnäckig, wurde aber doch ſchließlich am 25. Mai 1832 im
Sturm genommen. Ganz Syrien wurde beſetzt, ein türkiſches
Heer unter Huſſein Paſcha am 27. Juli bei Beylan vollſtändig
geſchlagen. Nun ſchickte der Sultan den Großbezir ſelbſt, Reſchid
Paſcha, mit einem neuen Heere gegen die mittlerweile bis in
die Mitte Klein=Aſiens vorgerückten Aegypter. Bei Konia kam
es am 20. Dezember 1832 zur Entſcheidungsſchlacht, in der
Ibrahim Paſcha Sieger blieb. Das türkiſche Heer ward gänzlich
auseinander geſprengt, der Großvezir ſelbſt gefangen genommen.
Ibrahim, deſſen Heer durch Verſtärkungen auf 100 000 Mann
gewachſen war, rückte gegen Bruſſa weiter, der Weg nach
Kon=
ſtantinopel ſtand ihm offen.
Wie eine Bombe ſchlug die Kunde hiervon in
Paris und London ein, wo man bisher nicht genügend
auf die Sache geachtet hatte und wo man doch an der Erhaltung
der Türkei ſo großes Intereſſe hatte, um nicht Rußland dort
mächtig werden zu laſſen. Dies letztere aber hatte mehr
aufge=
paßt. Schon nach der Schlacht bei Beylan hatte Kaiſer Nikolaus
der Türkei ſeine „uneigennützige‟ Hilfe angeboten, und nun ſah
ſich in der Tat Sultan Mahmud II. genötigt, die Unterſtützung
des Erbfeinds gegen den eigenen Vaſallen anzurufen. Damit
war die Ohnmacht der Pforte vor aller Augen geoffenbart.
Ruß=
land, im geheimen längſt vorbereitet, ſchickte eine Flotte nach dem
Bosporus, ein ruſſiſches Heer ſchlug bei Skutari in Kleinaſien,
Konſtantinopel gegenüber, ſein Lager auf. Nun aber begannen
England und Frankreich fieberhaft zu arbeiten. Sie überredeten
den Sultan, der ja ohnehin nur widerwillig ſich an die Ruſſen
gewandt hatte, deren Hilfe nunmehr abzulehnen. Da aber
Mehe=
med Ali ſich den Vorſchlägen der Weſtmächte, mit einem Teil
von Syrien zufrieden zu ſein, kein Gehör ſchenkte, weil hinter
dieſen Vorſchlägen keine im Augenblick kampfbereite Macht ſtand,
ſo blieb nichts übrig, als den Sultan zur weitgehendſten
Nach=
giebigkeit zu beſtimmen. Auf Vorſtellungen Englands,
Frank=
reichs und auch Oeſterreichs zur Nachgiebigkeit um jeden Preis,
bequemte ſich der Sultan zähneknirſchend zum Frieden von
Kuttahia, am 6. Mai 1833, durch den Mehemed Ali zu ſeinen
Beſitzungen Aegypten, Nubien, Weſtarabien und Kreta noch ganz
Syrien und das Gebiet von Adana (Südoſtecke von Kleinaſien)
erhielt. Aller Welt war es damit offenbar geworden, daß die
Türkei ſich ſelbſt gegen unbotmäßige Paſchas nur mit Hilfe des
Auslandes behaupten könne, daß ſie einem Stoß von außen erſt
recht nicht gewachſen war und daß ſie ihr Daſein nur noch der
gegenſeitigen Eiferſucht der Großmächte verdankte. Fhr.
* N0-J0-Seuche am Goldenen Horn.
P Iſtanbul. Die Yo=Yo=Seuche greift hier derart um ſich,
daß die Schulleiter ſchon in aller Form das Spiel während der
Pauſen haben verbieten müſſen, da offenſichtlich die
Aufmerkſam=
keit und der Ernſt der Schüler und Schülerinnen darunter litten.
Die Preſſe aber ſcheint anderer Meinung zu ſein, ſie provagiert
das Spiel geradezu. So hat die ſonſt ernſte Zeitung „Akſcham”
be=
reits ein Wettſpielen veranſtaltet und Preiſe verteilt. Den Vogel
aber ſchießt die Zeitung „La République” ab. Sie bringt in
leid=
lich guter Uebertragung das 90 Epigramm von Goethe zum
Ab=
druck und folgert daraus, daß Goethe ſchon im Jahre 1790 in
Ve=
nedig Yo=Yo geſpielt hätte. Das Epigramm lautet allerdings ſo,
daß man faſt daran glauben könnte:
„Welch luſtiges Spiel. Es windet am Faden die Scheibe.
Die von der Hand entfloh, eilig ſich wieder herauf.
Seht, ſo ſchein’ ich mein Herz bald dieſer Schönen, bald jener
Zuzuwerfen; doch gleich kehrt es im Fluge zurück.”
Und die „République” ſchließt ihre Betrachtung mit der
Lobprei=
ſung des Spiels, in dem Goethe ſein Herz, ſein Goetheſches Herz,
im Spiegelbild zu ſeben glaubte. Da kann man nichts machen!
Sport, Solel und Jurnen
Kreisliga Südheſſen.
Heppenheim iſt nicht unterzukriegen.
Nachdem ſeither die Heppenheimer überraſchenderweiſe nur
einen Punkt in dreizehn Spielen abzugeben brauchten, glaubte
man ſicherlich, daß ſie in ihrem ſehr „ſchweren” Spiel in Biblis
die erſte Niederlage hinnehmen müßten. Tatſächlich war es für
den zukünftigen Meiſter unſeres Kreiſes auch nicht leicht den
einen Punkt mit nach Hauſe zu nehmen und damit weiterhin
als einziger Vereine ungeſchlagen zu bleiben. Die Bibliſer
waren ihren Gäſten ſpieleriſch leicht überlegen, ſpielten aber nicht
produktiv genug und vergaben außerdem ihre größte Torchance
durch einen vermaſſelten Elfmeter. „Nunmehr iſt den
Berg=
ſträßern der Weg zur Meiſterſchaft ſo ziemlich geebnet. Der
Ta=
bellenzweite, Olympia Lampertheim, hatte es in Weinsheim nicht
ſo leicht, wie der glatte 4:1=Sieg beſagt. Erſt im Endſpurt
konnten die Lampertheimer die gut ſpielenden Platzbeſitzer
ent=
ſcheidend niederringen. Die ſtark erſatzgeſchwächten Gernsheimer
kamen erwartungsgemäß bei den gut disponierten Bensheimern
um eine Niederlage nicht herum, hielten ſich aber immerhin ſehr
ehrenvoll. Pfiffligheim beſtätigte ſeine aufſteigende Form durch
einen, wenn auch knappen, Sieg über die ſehr ſpielſtarken
Hof=
heimer. Das Lokalderby Horchheim-Hochheim endete diesmal
mit dem glatten Sieg des Platzbeſitzers, der ſich dadurch
weiter=
hin in der Spitzengruppe hält. Einen Bombenſieg landeten die
Lampertheimer VfL.=Leute über den Tabellenletzten, Viktoria
Neuhauſen. Unter Umſtänden hätte dieſer Sieg auch zweiſtellig
werden können. Die Tabelle:
Starkbg. Heppenheim
Olmpia Lampertheim
FV. Biblis
Spp. Horchheim
07 Bensheim
VfL. Lampertheim
FV. Hofheim
Konk. Gernsheim
13
Norm. Pfiffligheim
Spp. Hochheim
Spp. Weinsheim
Viktoria Neuhauſen
10.
SV. Groß=Gerau — Viktoria Griesheim 0:1 (0:0).
Mit dem knappſten aller Reſultate ſicherte ſich Griesheim im
obigen Spiel Sieg und Punkte. Zirka 100 Sportfreunde
begleite=
ten die Mannſchaft auf ihrem ſchweren Gang und boten ſo den
nötigen Rückhalt. Dichter Nebel, der keine Sicht geſtattete, lag
über dem Spielfeld, als der Schiedsrichter Lintzius=Mainz den Ball
freigab. Groß=Gerau wird ſofort gefährlich. Die hartgefrorene
Spielfläche, welche noch reichliche Unebenheiten aufwies, iſt für
die Gaſtgeber kein Hindernis und tut ſomit ihrer Spielweiſe
keinen Abbruch. Anders dagegen bei Griesheim, man paßte ſich
nicht den Platzverhältniſſen an blieb beim gewohnten Spiel. und
ſo wurde das Zuſpiel mehr als ungenau. Nachdem die erſten
10 Minuten, die brenzliche Situationen vor dem Gäſtetor
hervor=
riefen, gut überſtanden waren, gab es bis zur Halbzeit ein
aus=
geglichenes Spiel wobei Griesheim 4 und Groß=Gerau 2 Eckbälle
erzielte. Nach der Pauſe werden die Gäſte zuſehends beſſer, die
Gaſtgeber immer härter, ſo daß es zu zahlreichen Strafſtößen kam.
Griesheims Torhüter braucht wenig in Aktion zu treten, einzelne
Vorſtöße waren eine leichte Beute. Sein Gegenüber hatte mehr
zu tun, doch meiſterte er die beſtgemeinten Schüſſe mit Geſchick und
viel Glück. Der Linksaußen von Groß=Gerau erhielt wegen
Tät=
lichkeit Platzverweis. Den Griesheimern will nichts gelingen.
Beim 8. Eckball fällt endlich die Entſcheidung. Der von Klippel.?
getretene Ball kommt gut herein, der Torhüter will fauſten doch
kann er den Ball nur noch ſtreifen, und unter toſendem Beifall
iſt das einzige Tor des Tages erzielt. Bis zum Schlußpfiff hatte
Griesheim das Eckballverhältnis noch auf 10:3 verbeſſert und
konnte als verdienter Sieger den Platz verlaſſen. Der
Schieds=
richter leitete in der erſten Hälfte gut, ſpäter konnte er in keiner
Hinſicht mehr gefallen. Erwähnt ſei noch, daß, nachdem
Gries=
heims Sieg ſicher ſtand, drei Groß=Gerauer Spieler in ihrer Wut
das Spielfeld verließen, um mit den Gäſtezuſchauern einen Streit
anzufangen. Sie hatten jedoch damit kein Glück und mußten,
nach=
dem der Schiedsrichter dem Treiben ungefähr 2 Minuten
mitzu=
geſehen hatte, unverrichteter Dinge wieder abziehen. Sie
durf=
ten ſogar die reſtlichen 10 Minuten wieder mitſpielen und werden
dem Schiedsrichter dafür ſehr dankbar geweſen ſein. — Griesheim
2. gegen 98 Darmſtadt 2:5.
Kraffſpork.
Odenwaldgau=Mannſchaftskämpfe im Ringen (4=Kl.).
Auch der dritte und letzte Kampf=Sonntag der Vorrunde in
der 9=Klaſſe nahm einen ruhigen, einwandfreien, nach den
Er=
gebniſſen erwarteten Verlauf. Es ſiegten am letzten Sonntag:
Bensheim — Fürth mit 12:7 Punkten.
Werſau — Roßdorf mit 15:4 Punkten.
Im Kampfe Bensheim gegen Fürth errang Bensheim vier
Schulterſiege, denen Fürth nur einen Schulterſieg und zwei
Punkt=
ſiege entgegenſetzen konnte. Im Kampfe Roßdorf gegen Werſau
errang Werſau fünf Schulterſiege, davon einen im Weltergewicht
kampflos, gegen zwei Punktſiege von Roßdorf. Roßdorf hat ſeine
Niederlage in erſter Linie einer ungeſchickten
Mannſchaftsaufſtel=
lung zu verdanken. Nachfolgend die Tabelle der Vorrunde:
Kämpfe gew. verl. Punkte
Bensheim
Fürth
Werſau
Roßdorf
Denstag, 20. Dezember 1773
Snddenſche Handbal=Meiſterſchaf.
Endſvielſyſtem wie bisher.
Der Süddeutſche Handball= und Sommerſpiel=Ausſchuß
ſchloß in ſeiner am Samstag in Stuttgart abgehaltenen Sitzu
den ſüddeutſchen Meiſter im kommenden Jahre wie in der letse
Saiſon zu ermitteln. Es werden alſo je zwei Mannſchaften
Bezirks Rhein=Saar und des Bezirks Main=Heſſen in der Ai
teilung Weſt in Vor= und Rückſpiel den Abteilungsmeiſter
mitteln, während in der Abteilung Oſt die Bezirksmeit
von Bayern und Württemberg=Baden, ebenfalls in Vor= u
Rückſpiel, miteinander kämpfen. Die Meiſter der beiden Abel
lungen liefern ſich dann Vor= und Rückſpiel um den ſüddeutſce
Titel, der von der Spielvereinigung Fürth verteidigt wird.
Zunächſt müſſen aber noch die Teilnehmer an den Endſvie/e
der beiden Abteilungen ermittelt werden. Als Teilnehmer
Abteilung Weſt ſteht bisher nur der Rheinmeiſter SV. Woll
hof feſt. Der Saarmeiſter wird am 8 und 15. Januar zwiſch
dem VfR. Kaiſerslautern und dem SV. Merzig ermittelt.
Bezirk Main=Heſſen beginnen die drei Gruppenmeiſter am zwe ie
Weihnachtsfeiertag die Spiele um die Bezirksmeiſterſchaft. Bis
ſtehen VfR. Schwanheim und SV. Wiesbaden als Gruppenmeit
feſt, während der Meiſter der Gruppe Heſſen am zweiten Feierg
zwiſchen SV. 98 und Polizei Darmſtadt ermittelt wird. Die be
den Erſten der Bezirksmeiſterſchaft nehmen an den Endſvielen
Abteilung Weſt teil. die am 12. Februar beginnen ſollen.
In der Abteilung Oſt wird am 8. Januar im Rückſ.
zwiſchen Fürth und Reichsbahn Nürnberg der nordbayeriſche Me
ſter ermittelt. Zur Ermittelung des ſüdbayeriſchen Meiſters sp
ſchen Ulm 94 und München 1860 oder Fürſtenfeldbruck ſtehen
15. und 22. Januar zur Verfügung. Die Meiſter von Nord=
Südbayern treffen ſich vorausſichtlich am 29. Januar und 5.
bruar und am 26. Februar und 5. März begegnen ſich die MeEie
von Bayern und Württemberg=Baden um den Titel der Abe
lung Oſt.
Die Endſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft zwiſchen
Meiſtern der Abteilung Oſt und Weſt finden am 19. und 26. Mü
ſtatt.
Weihnachksſchwimmen des Rol=Weiß /p.ſ.
In der Zeit, in welcher viele Schwimmvereine ihren Sper
betrieb ſchließen, um zwiſchen den Feiertagen ihren Mitgliede
Ruhe zu gönnen, haben die unermüdlichen Rot=Weiß=Schwimme
zum Sammeln geblaſen.
Am Donnerstag, abends von 7.40 bis 10 Ur.
wollen ſie nochmals in der Form eines ſogenannten
Weihnack=
ſchwimmens ihren Mitgliedern und Freunden zeigen, was
(Fortgeſchrittene und Anfänger) die Grundbegriffe des Schwinn
ſports vorführen, während die Senioren des Vereins im Ru
men ihrer Vereinsmeiſterſchaften das Schwimmen in vollendee
Form demonſtrieren. Eine große Staffel (10 mal 50 Meter)
dreifacher Beſetzung wird alsdann die geſamte Wettkampfmau
ſchaft nochmals an den Start bringen.
Rot=Weiß hat jedoch bei dieſer Veranſtaltung noch mit ei
neuen Ueberraſchung aufzuwarten. Der bekannte
Waſſerſpr=
zirkus Naſſarani hat ſich in den Dienſt des Vereins geſt0
und wird den Humor zu ſeinem Rechte kommen laſſen. In zah
reichen anderen Städten iſt er mit ſeinem Programm ſchon m
beſtem Erfolg aufgetreten. Was wäre denn auch der Sport o
den Humor? Daß gerade den Waſſerſportlern dieſer Hure
eigen iſt, kennzeichnet ihre Art, und wer einmal herzlich lachel
will, iſt zu dem Weihnachtsſchwimmen des Vereins willkommut
In Anbetracht des Werbezweckes haben Schüler freien Eintri
An Stelle von Hartkopp. der am Freitag in Ber
ſtark verſagte, wird jetzt der deutſche Mittelgewichtsmeiſter Secl
am 26. Dezember mit Witt um die deutſche Halbſchwergewick
Meiſterſchaft boxen.
Abgelehnt wurde der Proteſt des deutſchen Schn
gewichts=Exmeiſters Schönrath gegen die Entſcheidung des Ri
arztes im Kampfe gegen Neuſel, den Schönratb bekanntlich arf
geben mußte.
Geſchäftliches.
Noch nicht alle Geſchenke beſorgt? Sie wiſſi/zunſtalt
noch nicht was? Dann wollen wir Ihnen raten und Ihyeſt 4M veſen
ein Geſchenk nennen, das immer willkommen iſt und beſondßt it Kall
zu Weihnachten. Es iſt dies eine Lindſtrömplatte Odeon oder
Pa=
phon. Alles was im Reich von Bühne und Film Rang. 1
Namen hat, finden Sie auf Lindſtrömplatten.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag. 20. Dezember
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
1700: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Werke von Mozrt
Humperdinck, Ziehrer, Bayer.
18.25: Zeitfragen.
18.50: Dr. Wendel: Serben und Deutſche — Beziehungen wiſchen
Völkern.
19.30: Wer iſt es? Literariſches Rätſel. von W. Weyrauch.
19.45: Ilſe Faber ſpricht über ihr Buch: Herr Poehlmam reige
20.00: Berlim: Konzert der Berliner Philharmoniker.
21.00: Kleine Liebe in der großen Stadt. Hörſpiel.
22.00: Konzert auf Schallplatten.
22.20: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik. Alte Täwe der Tanzkapelle der Stutgarte
Philharmoniker.
Königswuſterhanſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 20. Dezember
11.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Kinder erzählen Geſchichten für Kinder.
15.45: Künſtleriſche Handarbeiten: Chriſtbaumſchmuck.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Prof Dr. Saitſchick: Wotan und Brünhilde als Symbol.
18.00: Muſiker=Studien
18.30: Prof. Dr. Rößle: Das moderne Handwerk und ſeine
wirt=
ſchaftlichen Grundlagen.
19.00: Einheitskurzſchrift für Fortgeſchrittene.
19.30: Politiſche Zeitungsſchau des Drahtloſen Dienſtes.
20.00: Prag: Der fliegende Holländer. Oper von Rich. Wagner
ca. 20 40 u. 21.40: Tagesnachrichten.
22.30: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Hambura: Spätkonzert des Noragorcheſters.
Rot=Weiß in der Schwimmhalle geboten und gelernt wird.
halbes hundert Buben und Mädchen werden in zwei Klaſſ
laif durt
ſuis drück
zn
Weiterbericht.
Die berrſchende Grenzwetterlage verſchiebt ſich immer mchl
ſüdöſtlich, ſo daß auch für unſer Gebiet Milderung in Ausſicht ſtel
Feuchte Luft wird weiter Nebelbildung und ſpäter zu Nebelregt!
führen.
Ausſichten für Dienstag, den 20. Dezember: Nachtfroſt, Duſ
und Nebelbildung mit Aufklaren, tagsüber milder, zei
weiſe leicht wolkig, trocken.
Ausſichten für Mittwoch, den 21. Dezember: Milderung im ſi9
lichen Teil des Bezirkes, nachts noch Temperaturen um N1
neblig, wolkig, Neigung zu etwas Sprühregen.
Hauptſchrifkiettung: RudelfMauve
Veranwornich für politi und Wirtſchaſt: Rndelf Maupe; für Feulleton, Reich 2
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmavl
jür den Handel: Dr. C. H. Qnetſch; ſür den Schlußdlenſt: Andreas Baueri
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bid und Wort: Or Herbert Nettei
fär den Inſeratentell und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rücſendung nicht übernommen
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, 20. Dezember
Neueſte Nachrichten
Unveränderte Börſentendenz.
Kleines Geſchäft bei freundlicher Grundſtimmnng. — Vereinzelt ſtärkere Kursſchwankungen.
Mekallnokierungen.
erliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
An der Berliner Vorbörſe nannte man durchweg höhere
ge, im Gegenſatz hierzu war aber der offizielle Börſenbeginn
der Erwarten nicht einheitlich, obwohl die Grundſtimmung als
jn dlich bezeichnet werden konnte. Die vorliegenden Momente
pim überwiegend günſtiger Natur. So blieben deutſche Werte
i4 uslande weiter gefragt und ſeſt, und der Bericht der Berliner
pſtrie= und Handelskammer machte einen allgemein guten Ein=
4. da er eine günſtigere Prognoſe für das kommende Jahr ſtellt
„on einer Kriſenwende ſpricht. Die Rede Dr. Solmſſens auf
Generalverſammlung des Zentralverbandes des Deutſchen
tis und Bankiergewerbes fand gleichfalls eine gute Aufnahme.
Montanpapiere ſowie für eine Reihe von Spezialpapieren be=
) weiter Intereſſe nicht nur von ſeiten der Börſe, ſondern es
geir auch Kauforders des Publikums vor, während in anderen
Ayen wiederum Abgabeneigung feſtzuſtellen war. Hiervon
rim in erſter Linie Farben, AEG. und Kunſtſeidenwerte betrof=
Man vermutete hier Auslandsabgaben, die ſchon in der
ver=
ſngenen Woche zu beobachten waren. Am Montanmarkt ergaben
Lursſteigerungen bis zu 1½ Prozent. Laurahütte erſchienen
Plus=Plus=Plus=Zeichen und gelangten verſpätet 4 Prozent
ier zur Notiz. Kalipapiere ſowie der größte Teil der
Elektro=
nute waren gleichfalls feſter. Gleich AEG. waren auch Reag und
éyens ſchwächer. Erwähnenswert war noch die Steigerung von
ſeul theiß um faſt 3 Prozent im Zuſammenhang mit der Hauſſe
Spritwerte an der New Yorker Börſe. Textilaktien, vor allem
. lagen im Angebot und gaben bis faſt 2 Prozent nach,
eben=
s Deutſch=Linoleum. Die Rentenmärkte waren ruhig, doch.
git unfreundlich. Reichsſchuldbuchforderungen befeſtigten ſich um
Wrozent. Im Verlaufe blieb die Kursgeſtaltung uneinheitlich,
6 Eonnte ſich, ausgehend von Montanen, eine Erholung
durch=
ſen, die aher nur von kurzer Dauer war. Rheiniſche
Braunkoh=
ſzogen um 3 Prozent, andere Montane bis ½ Prozent an.
Da=
het gaben Siemens, Farben, AEG. und Schultheiß bis 1½
Pro=
nach. Am Berliner Geldmarkt blieb die Situation weiter
iſgt und Tagesgeld war an der unteren Grenze mit 4½ bzw.
Prozent erhältlich.
*
Zum Wochenbeginn eröffnete die Frankfurter Börſe
zu=
ſtyſt mit ſchwächeren Kurſen infolge anhaltender Abgaben in
Farben, AEG. und auch Kunſtſeidewerten, wobei das in
ſtär=
hen. Umfange herauskommende Material nur zu weichenden
ſin Aufnahme fand. Das Geſchäft war im ganzen nicht ſon=
Reis groß, im Verlaufe ſetzte ſich jedoch, ausgehend von der feſten
Htung des Montanmarktes, eine leichte Erholung durch, wenn
ſu die eingangs erwähnten Werte von dieſer Erholung weniger
ti ierten. Günſtig aufgenommen wurde der Jahresbericht der
Klmer Induſtrie= und Handelskammer. Am Montanmarkte, der
eveiſe erhebliche Befeſtigungen aufwies, waren neuerdings
be=
eneſte, 80 rs Kohlenwerte bevorzugt, von denen Rheinbraun ihre ſtarke
wärtsbewegung in den letzten Tagen fortſetzen konnten und 4
zent höher bei 204 Prozent geſucht waren. Auch Harpener in
8hindung mit der Aufwärtsbewegung der
Rheinbraunkohlen=
en über 3½ Prozent befeſtigt. Daneben waren Phönix 1.
Shlverein 8 Klöckner ½ Prozent höher, Laura waren an der
Mlertafel plus=plus angeſchrieben. Leicht gedrückt waren
da=
en Buderus, Gelſenkirchen um je ½ Prozent. Am Chemiemarkt
der Anfangskurs in JG. Farben bereits 1 Prozent niedriger.
Fe vorübergehende leichte Erholung von nur ¼ Prozent konnte
Lni cht durchſetzen, da immer erneut herauskommende Ware auf
Kurs drückte. Die übrigen Chemiewerte lagen freundlicher,
hdeanſtalt X. Rütgers. ¼ Prozent gebeſſert. Zellſtoffwerte
4y ohne weſentliche Veränderung. Schiffahrtsaktien ½ Prozent
Eückt. Kaliwerte dagegen freundlicher, Aſchersleben 1. Weſter=
½ Prozent gebeſſert. Am Elektromarkt hielt wie eingangs
fihnt der Kursdruck der AEG.=Aktie an die 1 Prozent
niedri=
bei 29½ Prozent angeboten blieben. Auch Bekula 8 Prozent
fückt, dagegen hörte man Licht u. Kraft 1½. Felten ½, Gesfürel
Siemens ½ Prozent freundlicher. Von Einzelwerten waren
Aiſche Linol. 1 Prozeut ſchwächer. Am Rentenmarkt war die
Enmung durchaus freundlich. Altbeſitz ½ Prozent höher.
An der Abendbörſe war das Geſchäft ziemlich ruhig bei nur
nig veränderten Kurſen. Am Chemiemarkt waren JG. Farben
rozent höher, für den Einheitskurs wurde die Notiz geſtrichen.
Aitanwerte lagen meiſt behauptet, Stahlverein bei etwas
Nach=
ſitce ½ Prozent höher, dagegen Rheinſtahl und Mannesmann ¼
uent ſchwächer, die übrigen Elektroaktien knapp gehalten. Von
ceſtſ eidewerten Aku um 8 Prozent erholt. Schwächer lagen da=
En am Zellſtoffmarkt Waldhof um ½ Prozent. Von
Renten=
en notierten Altbeſitz ½ Prozent höher. Pfandbriefe lagen
wrändert. Im Verlaufe gaben JG. Farben ihren
Anfangs=
ginn wieder her.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Deutſche Golddiskontbank, Berlin. Die außerordentliche Ge=
Zlverſammlung der Deutſchen Golddiskontbank. Berlin, wählte
himmig an Stelle der ausgeſchiedenen Aufſichtsratsmitglieder
Esminiſter Dr. Graf Schwerin von Groſigk und Staatsſekretär
Trendelenburg neu in den Aufſichtsrat Staatsſekretär im
Whsfinanzminiſterium Dr. Zarden und Staatsſekretär, im
Roswirtſchaftsminiſterium Dr. Schwarzkopf.
10 Prozent Teilrückzahlung auch auf die Kölner
Schatzanwei=
ſtiuter. Wie vor einiger Zeit verlautete, hat der Kölner Ober=
Mermeiſter Dr. Adenauer in den Berliner Verhandlungen eine
Wunzierung der vom Gläubigervertreter bedingungsweiſe
gefor=
n Teilrückzahlung von mindeſtens 5 Prozent des Nennwertes
MSchatzanweiſungen bis ſpäteſtens 1. Februar 1933 erreicht. In
Die Berliner Metalltermine vom 19. Dezember ſtellten ſich
für Kupfer: Dezember 39 (39.75) Januar 39 (39.50) Februa=
dem Falle hätte die Stadt mit Ablauf der Stundungsfriſt eine
Foertierungsprämie von 5 Prozent auf den geſtundeten Betrag
ihren müſſen. Nunmehr iſt es, wie der Fwd. erfährt, gelun=
Mmit Hilfe von Staatsregierung und Banken die Auszahlung
10prozentigen Teilrückzahlung zu ermöglichen, wodurch die
Fit die Konvertierungsprämie ſparen würde. Somit wären im
Areſſe aller Gläubiger, die Teilrückzahlungsprobleme auf die
hanweiſungen in Köin und Frankfurt gleichartig gelöſt.
Heſſiſche Landesbank A.=G., Darmſtadt. Nach der bereits ge=
Weien Zulaſſung der 5 Mill. GM. 6 (7) Prozent
Goldpfand=
ſe Reihe 13 zur Frankfurter Börſe veröffentlicht die Geſellſchaft
Anehr ihren Proſpekt, voraus erſichtlich iſt, daß am 30. Sep=
Der 1932 der Umlauf an Pfandbriefen 59,58 (31. Dezember
58,30) Mill RM., der Umlauf an Schuldverſchreibungen
(7,85) Mill. RM. beträgt.
Portland=Zementwerke. Dyckerhoff=Wicking A.=G., Mainz=
Ine burg. Wie von der Verwaltung der Portland=Zementwerke
khoff=Wicking A.=G., Mainz=Amöneburg, mitgeteilt wird,
ſich durch die Abſatzminderung der vergangenen Zeit zwar
ſe Schwierigkeiten ergeben, an eine Kapitalherabſetzung werde
nicht gedacht. Ebenſowenig werden zurzeit irgendwelche
andlungen in bezug auf eine Reorganiſation des Konzerns
hrt und insbeſondere ruhen die Beſprechungen mit Portland
ſelberg ſeit Monaten vollſtändig.
Eim Preiskartell in der Bimsinduſtrie? Die jahrelangen
Be=
ungen in der rheiniſchen Bimsinduſtrie, zu einer
Preiskon=
on zu kommen, ſcheinen jetzt endlich von Erfolg gekrönt zu
en. In einer der letzten Mitgliederverſammlungen des Ver=
* Rheiniſche Bimsſtoffwerke Neuwied, der rund 90 Prozent
Bimsproduzenten umfaßt, wurde eine beſondere Kommiſſion
e Vorbereitung eines Preiskartells beauftragt. Die Preiſe
Zirnsbauſtoffe ſind in den letzten Jahren und Monaten derart
iu rückgegangen, daß allſeits das Zuſtandekommen einer
Preis=
eution als unbedingt notwendig anerkannt wird. So ging
Ploduktionserlös in der Bimsinduſtrie ſeit 1929 um 65 Prozent
gegenüber einem mengenmäßigen Produktionsrückgang von
nozent. Möglich iſt eine Preiskonvention allerdings nur dann,
ſich auch die noch fernſtehenden Kreiſe der Bimsinduſtrie
ſolchen Konvention anſchließen. Augenblicklich ſind
Verhand=
mit dieſen Außenſeitern im Gange, die dem Vernehmen
nicht ungünſtig ſtehen.
39.50 (40), März 39.75 (40.50) April 40 (40.75), Mai 40.75
(40.75), Juni 41 (41), Juli 41 (41.50) Auguſt 41.50 (41.75),
Sep=
tember 41.75 (41.75), Oktober 41.75 (42.25), November 42.25
(42.50). Tendenz: feſt — Für Blei: Dezember 14.75 (16),
Januar 14,75 (16.50) Februar 15 (16.75), März 15.75 (17), April
16 (17.50), Mai 16.25 (17.50). Juni 16.50 (17.75), Juli und Auguſt
16.50 (18), September 16.75 (18.50), Oktober 17 (18.50), November
17 (18,75). Tendenz: befeſtigt. — Für Zink: Dezember 20
(21.50). Januar 20.25 (21.25) Februar 20.50 (21.50), März 21
(21.50), April 21.25 (22), Mai 21.75 (22.50), Juni 21.75 (22.50),
Juli 21.75 (22.75), Auguſt 22.25 (23), September 22.25 (23.50)
Oktober und November 22,75 (23.75). Tendenz: ſtetig. — Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Piehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 19. Dezember. Aufgetrieben
waren: 1417 Rinder 312 Ochſen, 128 Bullen, 495 Kühe, 422
Fär=
ſen, ferner 1010 Kälber, 110 Schafe und 4940 Schweine, darunter
317 vor Marktbeginn ausgeführt. Bezahlt wurde pro Zentner
Lebendgewicht: Ochſen a1) 27—30, a2) 24—26, b) 20—23: Bullen
a) 23—26, b) 20—22: Kühe a) 23—25, b) 20—22. c) 17—19 d) 12
bis 16: Färſen a) 27—30. b) 24—26. c) 20—23: Kälber b) 33—36,
c) 29—32, d) 24—28: Schafe a1) 23—25. b) 20—22: Schweine
b) 40—42, c) 39—42. d) 38—41 e) 36—39.— Marktverlauf: Rinder
ruhig, ausverkauft; Käkber, Schafe und Schweine mittelmäßig,
ausverkauft. Der Rindermarkt war etwas ſchwächer als in der
Vorwoche beſchickt. Bei ruhigem Geſchäft wurde ausverkauft. Die
Preiſe für Ochſen und Färſen zogen etwas an, für Kühe blieben
ſie gleich und für Bullen gaben ſie etwas nach. Etwa 48 Prozent
des Auftriebes wurden wieder in die umliegenden
Verſorgungs=
gebiete ausgeführt. Der Schweinemarkt war erheblich ſtärker als
der vorwöchige Hauptmarkt beſchickt. Bei mittelmäßigem Geſchäft
wurde ausverkauft. Die Preiſe bewegten ſich auf der ungefähren
Höhe des vorwöchigen Hauptmarktes. Kälber und Schafe wurden
bei mittelmäßigem Geſchäft geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 19. Dezember. Auftrieb: 249
Ochſen, 176 Bullen, 337 Kühe, 475 Färſen, zuſammen 1273 Stück
Großvieh; ferner 1299 Kälber 55 Schafe, 3072 Schweine, 3 Ziegen,
insgeſamt 6666 Stück. Preiſe: Ochſen a1) 30—32. a2) 22—25.
b) 24—26: Bullen a) 22—24, b) 20—22. c) 17—20: Kühe a) 22
bis 25, b) 20—22, e). 13—15, d) 10—12: Färſen a) 31—33, b) 25
bis 28, c) 23—25: Kälber b) 34—38, c) 32—34, d) 27—30, e) 22
bis 25: Schafe a2) 16—24: Schweine b) 42—43. c) 42—43, d) 40
bis 42. e) 38—40, f) 36—38: Ziegen (Stück) 10—15.
Marktver=
lauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand; mit Kälbern ruhig,
lang=
ſam geräumt; mit Schweinen mittel, geräumt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Bei der am Montag, den 19. Dezember 1932. vorgenommenen
Ergänzungswahl zum Frankfurter Börſenvorſtand ſind
wieder=
gewählt worden die Herren Theodor H. Schleſinger. Juſtizrat Dr.
Katzenellenbogen, Oscar F. Oppenheimer, Leopold Merzbach,
Mo=
ritz von Bethmann, Leo Roſenberger.
In der Anfechtungsklage zweier Aktionäre gegen die
Be=
ſchlüſſe der Favag=Generalverſammlung vom 28. Juli 1932 wurde
durch Teilurteil die Klage abgewieſen, ſoweit die
Bilanzgenehmi=
gung angefochten wurde; dagegen iſt Beweisbeſchluß ergangen zur
Frage, ob die ordnungsmäßige Entlaſtung von Aufſichtsrat und
Liquidatoren erfolgt iſt. Nächſter Termin wahrſcheinlich 15.
Ja=
nuar 1333.
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat am 19.
Dezember 1932 ihre Preiſe um ca. 1½ Prozent erhöht, nachdem
eine Erhöhung im gleichen Ausmaße am 16. Dezember
voran=
gegangen war.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 19. Dezember 1932 für
eine Unze Feingold 124/1½8— 86,5772 RM. für ein Gramm
Fein=
gold alſo 47,8885 d — 2.78352 RM. Zu dieſem Preiſe wurden am
freien Markte 165 000 Pfund Sterling Gold gehandelt.
Verſammlung der
Schakanweiſungs=
inhader der Maut Srunrfart.
Die finanzielle Lage der Stadk.
In der nur äußerſt ſchwach beſuchten 2.
Gläubigerverſamm=
lung der Schatzanweiſungsinhaber der Stadt Frankfurt führte
der Gläubigervertreter Dr. Bail u. a. aus, daß die Illiquidität
der Stadt daraus hervorgehe, daß von 270 Mill. Schulden der
Finanzverwaltung rund 160 Millionen kurz= und mittelfriſtig
und von dieſem Betrag 116 Millionen fällig und nicht
bezahlt ſeien. Bereits als ihr noch langfriſtige Kapitalien
zur Verfügung ſtanden, habe die Stadt vielfach billigeres und
kurz= und mittelfriſtiges Geld aufgenommen und ſei ſpäter,
nach=
dem der Kapitalmarkt nicht mehr zur Verfügung ſtand, weiter
zur Aufnahme kurzfriſtiger Mittel geſchritten, die zum Teil auch
noch inveſtiert wurden. Alles in allem könne man damit
rech=
nen, daß das Finanz= und Werksvermögen der
Stadt nach den vorliegenden Ermitelungen der
Treuhandgeſell=
ſchaft die Schulden um etwa 150 Millionen
über=
ſteige. Durch Erhöhung des Fürſorgebedarfs und das Abſinken
der Steuereingänge ſei der Etat ins Schwanken gebracht
wor=
den. Die Perſonalausgaben, die 1914 rund 27 Millionen. 1924
etwa 38 Millionen ausmachten, ſeien in 1929 auf 85 Millionen
angeſchwollen und betrugen noch 1932 rund 55 Millionen RM.
Eine ſchwere Belaſtung ſei der Rückgang der
Reichsſteuerüberwei=
ſungen. Eine baldige Löſung des Problems der Konſolidierung
der Kommunalſchulden ſei das Gebot der Stunde. Der
Kämme=
rer ſtellte die wahrſcheinliche Annahme der Vorſchläge der
Gläu=
biger ſeitens der Stadt Frankfurt in Ausſicht. Die Verſammlung
genehmigte den bekannten Vergleichsvorſchlag. 10 Prozent
Teil=
zahlung Stundung bis 30. September 1934, weitgehende
Inzah=
lungnahme der Schatzanweiſungen Erklärungsfriſt der Stadt für
die Annahme dieſer Vorſchläge bis 31. Januar 1933 mit 14,91
gegen 0.091 Mill. RM. Obligationen, alſo mit der erforderlichen
Mehrheit. Die Verſammlung nahm noch eine Entſchließung an,
wonach ſeitens der Stadt keine Maßnahmen getroffen, werden
dürfen, welche die Schatzanweiſungsgläubiger zum Vorteil
an=
derer Gläubiger beeinträchtigen.
Produkkenmärkke.
Be Mainzer Produktenbericht Großhandelspreiſe per 100
Kilo loco Mainz: Weizen (76 Kilo Hektolitergewicht) 19,75—20,
Roggen rhein. 16—16,50, Hafer 13—14, Braugerſte 18,25—19.
In=
duſtriegerſte 17. Futtergerſte 15,50—16, Malzkeime 10—11. Südd.
Weizenmehl Spezial 0 29,15—29,40, Roggenmehl (60 Prozent) 23
bis 24, feine Weizenkleie 8—8,25, grobe Weizenkleie 8,75—9.
Rog=
genkleie 9—9,50, Biertreber 10,75—11. Erdnußkuchen 12,50 bis
12,75, Kokoskuchen 11,50—14,75, Palmkuchen 8,50—8,75.
Raps=
kuchen 8,75—9, Soyaſchrot 10,75—11, Trockenſchnitzel 8—8,25 loſes
Kleeheu 5.40, geb. Kleeheu 5,80 loſes Wieſenheu 3,80 geb.
Wieſen=
heu 4,30, Maſchinenſtroh 2,50, Drahtpreßſtroh 2,80. Tendenz matt.
Frankfurter Produktenbericht vom 19. Dezember. Es
notier=
ten: Weizen 20,25—20,35, Roggen 16.25—16,40, Sommergerſte 18
bis 18,50, Hafer 13.20—13,70, Mais 28,25—29, dito niederrheiniſch
28,25—28,50, Roggenmehl 22,50—23,50, Weizenkleie 7.60,
Roggen=
kleie 8,65 Soyaſchrot 10,50—1080, Palmkuchen 8 75—9,
Erdnuß=
kuchen 1250, Heu ſüdd. 4,60—4,80, Weizen= und Roggenſtroh 2,25
bis 2,50, Treber getr. 11,60. Tendenz ſtill.
Mannheimer Produktenbericht vom 19. Dezember. Weizen
in=
länd (76/77 Kilo) 20,75—20,50, Roggen inländ. (72/73 Kilo) 17.
bis 16,90, Hafer inländ. 13,50—14 Sommergerſte inländ. 18,75 bis
20. Futtergerſte 17,75. gelber La=Plata=Mais auf Bezugsſchein mit
Sack 18.25—18,50, Soyaſchrot (Mannheimer Fabrikat) prompt
10.40, Biertreber mit Sack 10,75—11. Trockenſchnitzel loſe 8,
Wie=
ſenheu loſe 5—5,30. Rotkleeheu 5—5,20, Luzernkleeheu 5—3,60,
Stroh: Preßſtroh Roggen=Weizen 2,7—2.90, Hafer=Gerſte 2,40 bis
2. 80, geb. Stroh Roggen=Weizen 2.20—2,40. Hafer=Gerſte 2—2.20.
Weizenmehl Spezial 0 (neue Mahlart, mit Austauſchweizen) mit,
Sack 28,75—29 Roggenmehl nord=ſüdd. (60—70proz. Ausmahlung
je nach Fabrikat) mit Sack 21,50—23,50, feine Weizenkleie mit Sack
7.50—7.60, Erdnußkuchen 12,25. Tendenz ruhig.
Berliner Produktenbericht vom 19. Dezember. Nach ruhigem
Vormittagsverkehr bröckelten die Preiſe für Brotgetreide zu
Be=
ginn der neuen Woche weiter ab. Das Geſchäft geſtaltet ſich bei
der allgemeinen Zurückhaltung ſehr ſchleppend, zumal Anregungen
irgendwelcher Art nicht vorliegen. Am Promptmarkte war Weizen,
ebenſo wie im Lieferungsgeſchäft, um 1 RM. abgeſchwächt, Roggen
blieb dagegen ziemlich gehalten.
Berliner Kursbericht
vom 19. Dezember 1932
Deviſenmarkt
vom 19. Dezember 1932
Mde
Deutſche Banku. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bant
Hapag
Hanſa Damp
Nordo. Lloyzd
A.E.G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Nifcch
75.—
61.75
16.875
24.125
17.875
29.125
63.25
59.25
20.75
34.75
115.50
101.—
Me
Elektr. Lieſerung
F. G. Farben.
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Tali Aſchersleben
glöchnerwerte
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Oberſchleſ. Kolsw.
Srenſtein & Koppel
Ve
54.—
94.375
53.375
73.—
88.375
53.—
56.50
111.50
48.25
61.25
42.—
46.75
37.50
Bolnphonwerke
Rütgerswerke
Salzdetfurth Koli
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Alkaoli
gsb.=Nrnb. Maſch
Baſalt Lin=
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werike
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werie
N
44.—
168.—
38.625
37.25
u15.55
39.25
17.875
50.75
13.125
27.—
72.—
31.50
60.75
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig
Holland
Sslo
Kovenhagen
Stockholm
London
Währung
uo0 finn. M.
ſto0 Schilling
100 Tſch. Nr.
100 Pengd
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen k72.18
100 Kronen
1 2.Stg.
Buenos=Aires 1 Pap. Peſo
New Yort. 1 Dollar
Belgien
100 Belgo
100 Lire
Italien
100 Franes
Paris
8. 114
51.95
2.38s
3,057
188.1811
71.73
75.87
13.93
0.858
4.209
59.22
21.54
16.325
Brief.
6. 126
52.,05
12.425
3.0gsl
169.52
71.87
72.27
78.03
13.97
0.96ol
4.2771
58.34
21.58
18.465
Schwerz
Spanien
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Rio de Fanetro
Jugollawien
Portugal
Athen
Iſtambu
I.
Kairo.
Kanada
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Fsland.
Tallinn (Eſtl.)
Rigo
D
1uo0 Frankensa gs
100 Pefetas
1o0 Gulden
ſt Yen
t1 Milre‟
100 Dinar
100 Esendos
100 Drachm.
1türk. 2
1ägypt. 4
eangd. Doll,
Golppeſo 1.5is
100 isl. Kr
100 eſtl. Kr.
1o0 Lat=
Geid
30.35
81.72
o geo
0.269
5.560
12.76
2.270
2.008
14.31
3.S76
62,94
110.591
79.721
Viee
81.11
34.41
81.88
0.891
(.271
5.596
12.79
2.262
2.012‟
14.35
2.be7
1.859
63.08
10.31
27.a8
Darmſtädter und Nationalbank Darmſtadt. Süigte der Dresdner Bank
Frankfurter Kursbericht vom 19. Oezember 1932.
Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34..
„ 1. 4. 35...
1. 4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38,.
6%6 Dtſch. Reichsan!
„ v.27
6%9
5½2 Intern.,,
62o Baden ......
6% Bayern ......
68 Heſſen ..,b. 29
6% Preuß. St. v. 2
8% Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4,
Ab=
löſungsanl.. . ...
Diſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6%Berlin ...v. 24/
6% Darmſtadt ..
6% Dresben, „v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze, v. 29
v. 286
6½Mainz .....
6% Mannheimb. 25
62 München „v. 29
62 Wiesbaden v.es
6% Heſſ. Landesbr.
629 „ Boldoblig.
5½ % Heſſ. Landes=
Shp.=Bk.=Liquid.
7% „ Kom.,Obl.
90.75
85
80
75.25
71
93.5
75.5
76.25
75.75
31.75
68,5
58.7
6.4
5.4205
57
68
79.5
67
84
Me
Pfd.=Anſt. G. Pf.
%o „ Goldoblig.
6% Landeskomm.,
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Golbobl. R.11
R.19
6%
16% Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
62 Naſſ. Landesbk
5½2% Ligu. Obl
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
„ „ Ser,II
Dt. Komm. Samm.=
Abl.(Neubeſitz).
D Berl. Hyp. B!
20 „„ Liqu.=Pfbr
825 Frkf.Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
Golboblig
0 Frkf. Pfbr. Bk
Oia.Pfbr.
83 Mein Hyp.=Bi.
Lia Pfbr.
83 Bfäh. Hyp.=Bi.!
12% Lig. Pfbr
82Rhein,Hyp B.
½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Südd. Bod=
Cred.=Bank .
5½2 Lia. Pfbi
62 Württ, Shp.=B.
6% Daimler=Benz
825 Dt. Linol.Werkel
6%0 Mainkrw. v. 26
80
69.5
Rec
79.5
82.75
84f.
54s
5.75
80
83.5
82
84
*
88.5
81.5
84.75
84.5
87.5
81.5
842).
72.5
86.5
86.6
68
81.1
81,5
18% Mteld. Stahl
62 Ver. Stahlwerke
6% Voigt & Häffne.
J. G. Farben Bondsl
5% Bosn. L. E.B
L.Inveſt.
2 Bulg. Tab.v:02
4½% Oſt. Schätze
47 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½‟
48 Türk. Admin.
1. Bagdad
Zollanl.
1% Ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
425 Liſſabon
4%0 Stockholm
Abtſen
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Contin, Gummiw. 116
73.5
52
95‟,
3.
*
38
88
545
Sf.
30.7*
28.5
80
2971
„Contin. Linoleum.
Daimler=Benz;
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73
HilpertArmaturfrb./ 35.25 Schucker:, Eleltr.
Schwarz=Storchen.
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78.25 Siemene & Halöke.
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100.55 Thür. Liefer.=Geſ.
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43
49:/
182
114
24.7
233
F
60.75
26.25
50.5
203
88I
37.77
45”,
180
54
80.5
56
122.5
58
39
i=
Ver. Utramarin.
Voigt & Haeffner
Banß & Frentag.
Beſteregeln Kali.
Zellſtoff Waldho)=
Memel.
TAlg. Dt. Creditanſt
Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr
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Sypotherbl.
Comm. Privatb
Dt. Ban lund Dise.
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Mein. Hyp.=Ban
Pfälz. Hyp.,Ban
Reichsbank=Ant .I.
Rhein. Hyp.=Bank
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Allg. Lokalb. Kraftwl
72 Dt. Neichsb. Bze
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Alltanz u. Stuttg.
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„ Verein. Verſ.!
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fe
6
u8
46.5
62.5
69.53
50.5
88
53.5
69
61.75
85s
130.5
75.5
90
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„Ich muß wohl annehmen, daß Sie in amtlicher Eigenſchaft
fragen?“
Herr van Geelen nickte kühl.
„Mein Vater war der elſäſſiſche Reichstagsabgeordnete Graf
Villiers Dubois=Eſſentiers!”
Eine kleine Pauſe entſtand. Eine Uhr ſchlug.
Vier!
Ino Beß bewegte ſich mit ihrer liebenswürdigen
Gekaſſen=
heit zur Türe, ganz große Dame, von Auſtreten und von —
Geburt —, ſie lächelte immer noch. „Ich darf mich jetzt wohl
verabſchieden, meine Herren?”
Der Staatsanwalt van Geelen bemühte ſich, einer leichten
Verlegenheit Herr zu werden. Wohl kannte er den ominöſen
Beinamen der Dame, aber auf Dutzenden von geſellſchaftlichen
Zuſammenkünften künſtleriſcher oder ſogar offizieller Art hatte
er, ebenſowenig wie ſeine an der kühlen Frau intereſſierten
Be=
kannten, Gelegenheit gehabt, etwas über die Urſache dieſes Titels
oder ſeine Berechtigung zu erfahren.
„Leider nein”, entgegnete er zögernd, dann mit plötzlicher
Brüskheit ſie voll anblickend: „Sie ſtehen im Verdacht, am
Donnerstag, dem 11. Februar, aus den Privatgemächern der
Geſandſchaft von Pamai=Yam ein Schmuckſtück im Werte von
fünfundzwanzigtauſend Dollar entwendet zu haben!“
Die Stille, die ſeinen Worten folgte; war nerventötend.
Die polizeiliche Machtvollkommenheit der beiden Herren kämpfte
mit der Höflichkeit des Gentleman in ihnen, doch ihre Blicke
waren kaum anders als die des ſchnauzbärtigen Kommiſſars,
wenn er die eingebrachten Proſtituierten verhörte.
(Fortfetzung folgt.)
gebürſteten Reſt eines Scheitels, in dem ſie zu ihrer
Ver=
wunderung den Staatsanwalt Dr. van Geelen erkannte. Lächelnd
reichte ſie dem dicken Polizeirat die Hand, lächelnd überſah ſie,
daß der Staatsanwalt zum Gruße nur förmlich die Hacken
zuſammenſchlug, lächelnd nickte ſie dem verdutzten Kommiſſar
zu, als die Herren ihr die Türe öffneten, und nur ganz wenig
zuckten ihre Augenlider, als der Staatsanwalt, von dem ſie ſich
im Korridor verabſchieden wollte, ſie noch um einen Bruchteil
ihrer Zeit bat. Er wies auf die Treppe zum erſten Stock und
ſchritt voran, Ino, mühſam beherrſcht, fiebernd vor Ungeduld,
blieb nichts übrig, als ihm zu folgen. Der Polizeirat machte
den Schluß.
„Einen kleinen Augenblick noch, gnädige Frau”, ſagte der
Staatsanwalt kühl und öffnete im zweiten Stockwerk eine
maſſive Holztüre, hinter der eine gerundete Polſtertüre ſichtbar
wurde, „und nur, weil Sie gerade in dieſem Hauſe zu Beſuch
ſind, eine kleine Frage .."
Ino betrat ſtark beunruhigt, äußerlich gelaſſen, das Zimmer,
ein bequem eingerichtetes Privatbüro, ſie hatte keine Ahnung,
was er wollte. Der Polizeirat ſchloß ſorgfältig beide Türen.
„.. die Frage nach Ihrem Geburtsnamen, Frau Ino
Beß, verwitwete Baronin Gentard!” Ino Beß lehnte am Tiſch
Sie hatte immer noch den kleinen Trotteurmantel der
Früh=
ſtückspaula an, der für dieſe Kälte eigentlich zu dünn war, in
der Hand hielt ſie Paulas Taſche und den ſchwarzen,
mehr=
mals umgearbeiteten Filzhut, ein unerklärliches Gefühl naher
Gefahr legte ſich auf ihren Atem, ſie wartete einen Moment,
bis ſie ihrer Stimme ſicher war.
ruhig verharrte ſie auf ihrem Sitz, blickte ſich nicht einmal
in dem nüchternen Zimmer, dem die Angſt von tauſend
ſhetzten eine ewige und traurige Atmoſphäre der Beklemmung
uien hatte. Bloß auf ihre Uhr ſtarrte ſie, die 45 Minuten
h drei zeigte, und ihre Zähne nagten nervös an der
Ober=
r. So ein ekelhaftes Pech, ſo ein heimtückiſcher Zufall! Das
Aibhongeſpräch des Beamten ſchien nicht enden zu wollen, und
t ungeduld hatte den Gipfel erreicht, als er endlich
zurück=
ſe, eine Verlegenheit auf dem ſchnauzbärtigen Geſicht, die
ſeltſamerweiſe nicht ganz aufrichtig vorlam.
„Bitte ſich noch einen Moment zu gedulden, gnädige Frau”,
er übertrieben devot, „der Herr Polizeirat wird gleich hier
und ſich freuen, Sie bei uns begrüßen zu dürfen. Ich habe
die größte Mühe gegeben, ihn zu erreichen. Sie glauben
z. gnädige Frau, mit welcher Sicherheit wir hier belogen
uden, es iſt ſelbſtverſtändlich, daß man mißtrauiſch
gſchuldigen Sie nur —
Ino Beß ſah den geröteten Kopf des Polizeimannes aus
lgeſchloſſenen Augen an, lächelnd zeigte ſie ihre tadelloſen
hae, aber das Lächeln war gefroren. Lächelnd erhob ſich ſich,
nacheinander zwei Herren den Raum betraten, der rundliche
Obermahr zuerſt, dann ein großer Mann mit fahlem,
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Roll=Schreibpm
zu kaufen geſ
u. U. 193 Geſchö
Z. kauf. geſ.
od. oval. Tiſch,
Bas.
Limouſin
3/15 PS., gut.
ſtand, 850.— Nsl
J. Donges & W
Heinrichſtraße
(17678b)
BmW.3/159
Limouſine
w. neu hergerich.
a Zuſtand bill
zugeben. Angel
U. 183 a. d. Ge‟
(17677b)