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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwarte, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit + verſebenev Oriainal=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 332
Dienstag, den 29. November 1932. 193. Jahrgang
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aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkure oder gerichtlicher Beitreibung fäll jeder
Rabat weg. Banſkonto Deutſche Bonl und Darme
ſädter und Nationalbank.
Hinter den Kuliſſen der Kriſe.
Verhandlungen über Verhandlungen zur Beſeikigung der Widerſkände gegen ein Präſidialkabinekt.
An parlamenkariſche Tolerierung kaum mehr zu denken. — Abkaſten der geſamten Wirkſchaftsfronk.
Bemühungen um eine Unkermauerung der Regierungsplaktform durch Heranziehung
außerparlamenkariſcher kragender Bolkskräfte.
tellung
einſchaft
hite
Schleichers Sondierungen.
Klärung bis Miktwoch zu erwarten.
Berlin, 28. November.
General v. Schleicher hat ſeine Fühlungnahme mit einer
09) im Bax) ) .eihe von Perſönlichkeiten des wirtſchaftlichen, ſozialen und
poli=
der 90- I nſchen Lebens am Montag fortgeſetzt, und dieſe Beſprechungen
an ſich eh2 verden auch morgen weitergehen. In politiſchen Kreiſen wird die
e iBeraus ſachliche Darſtellung viel beachtet, die die Freien
Ge=
v erkſchaften von dem Empfang ihrer Vertreter Leipart und
aggert beim Reichswehrminiſter gegeben haben. Ob die
eſprechung auch mit den Chriſtlichen Gewerkſchaften
Son ſtattgefunden hat, läßt ſich im Augenblick nicht feſtſtellen, da
der Vertreter dieſes Gewerkſchaftskreiſes, Bernhard Otte, nicht in
erlin zu ſein ſcheint. Dagegen hat General v. Schleicher auch
Gon mit führenden Kreiſen der Arbeitgeber
ühlung genommen. Vielleicht laſſen ſich die Beſprechungen
Pinterhill ſ erklären, daß es ſich immer mehr als unmöglich
her=
uhr gleine Auusſtellt, im Reichstag eine Mehrheit zu finden,
ie eine neue Reichsregierung durch tätige Mit=
EhlAEh erbeit unterſtützen oder zum mindeſten
tolerie=
n Dr. Gg 241 hen würde. Dann würde es notwendig ſein, die Baſis des
ſommenden Präſidialkabinetts durch eine engere Verbindung auch
it anderen als nur parlamentariſchen Kräften zu verſtärken.
Es ſetzt ſich immer mehr die Auffaſſung durch, daß es in den
ächſten ſchweren Monaten vor allem darauf ankommt, alle
An=
ſrrengungen auf die Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage und die
ſindämmung der Arbeitsloſigkeit zu konzentrieren, und ſo dürften
eich in den Beſprechungen des Generals v. Schleicher nach der
achlichen Seite hin die wirtſchaftlichen Fragen die Hauptrölle
ſrielen.
Am Montag abend hatte der Reichswehrminiſter auch noch
ane ſehr lange Ausſprache mit dem Prälaten Kaas. Die
An=
hme — die wir gleich in Zweifel gezogen hatten —, daß dieſe
anterhaltung bereits am Sonntagabend geweſen ſei, hat ſich alſo
as unrichtig erwieſen. Im Laufe des Dienstag wird auch eine
Leſprechung mit zwei führenden Perſönlichkeiten der NSDAP.
attfinden. Erſt dann wird der Reichswehrminiſter einen abſchlie=
Enden Ueberblick über die Situation haben. Es iſt in Ausſicht
Enommen, daß darauf eine neue Konferenz beim
Reichspräſiden=
en, gleich der vom letzten Samstag, folgt. Sie wird wahrſcheinlich
woch nicht am morgigen Dienstag, ſondern erſt wohl am Mittwoch
U=öglich ſein. Von ihr wird die Entſcheidung des
Reichspräſiden=
ſen abhängen, ſo daß alſo Mitte der Wocheüber die
Per=
önlichkeit des neuen Reichskanzlers Klarheit
zu erwarten iſt.
Bisher haben die Beſprechungen des
Reichswehrmini=
bers ſich offiziell noch aufder Baſis eines neuen
Kabi=
etts Papen bewegt; die Ausſichten für die praktiſche
Ver=
weirklichung dieſes Gedankens haben ſich aber, auch nach der
Stim=
nrung in den Kreiſen der Wirtſchaft, zumindeſt nicht gebeſſert, und
ſe ſteht nach Auffaſſung gut unterrichteter politiſcher Kreiſe als
eahrſcheinlichſte Löſung auch heute abend ein Kabinett Schleicher
In Vordergrund. Man kann wohl annehmen, daß auch dieſer letzte
Lusweg in den augenblicklichen Beſprechungen bereits erörtert
leird. Uebrigens haben auch Staatsſekretär Meißner und
Neichskanzler v. Papen in den letzten Tagen
Unterhaltun=
en mit einer Reihe von Perſönlichkeiten gehabt,
iäe wohl außerhalb des parlamentariſchen Getriebes ſtehen.
Da=
ſcurch wird der Eindruck verſtärkt, daß die hauptſächlichſte Bedeu=
Ung ſchon bei den Beſprechungen liegt, die der Heranziehung
1ußerparlamentariſcher tragender Volkskräfte
Mur Untermauerung der Regierungsplattform
Wienen.
* Herr von Schleicher will alſo feſtſtellen, ob ein Konflikt
(4 mit dem Reichstag irgendwie von der wirtſchaftlichen Seite her
Me beeinflußt werden könnte, ob alſo ohne Rückſicht auf die
Entwick=
hung im Reichstag das künftige Kabinett einen Sonderfrieden
leht bereits mit den verſchiedenen Wirtſchaftsgruppen ſchließen
wnn, auf die Gefahr hin freilich, daß dann von dem
Wirtſchafts=
fogramm Papens, einiges abgeändert wird, und daß nach der
Sertagung der Verfaſſungs= und Reichsreform auch die ſozial=
Nolitiſche Reform für ruhigere Zeiten zurückgeſtellt wird. Der
Seis dafür wäre, daß die nächſte Reichsregierung für einige
Laſonate arbeiten kann. Inzwiſchen könnte die innenpolitiſche Be=
Tuhigung ihren Weg weitergehen, ſo daß am Ende dieſer Friſt
Wieleicht die Verhandlungen um eine Erweiterung der Regierung
duach rechts mit größerer Ausſicht auf Erfolg wiederholt werden
Hennten. Zum Zeichen eines ſolchen Proviſoriums dürfte Herr
Schleicher das Wehrminiſterium neben dem Kanzleramt
be=
wölten. Im übrigen würde er von der Regierung Papen vielleicht
Jur noch den Außenminiſter v. Neurath, den Finanzminiſter und
ben Juſtizminiſter übernehmen, ſonſt aber Neubeſetzungen
Dprſchlagen, die aufdie Wünſche der wirtſchaftlichen
Berhände und der politiſchen Parteien, ſoweit
Idas Kabinett ſtützen wollen, Rückſicht nehmen.
aus ſiund vorläufig nur Kombinationen, deren Durchführbarkeit
aIn nachzuprüfen wäre. An amtlicher Stelle ſpricht man davon,
Doiß der Reichspräſident ſchon am Dienstag die erforderlichen
Smrerlagen in Händen halten wird und dann ſeine Entſcheidungen
(creſen würde. An anderer Stelle rechnet man damit, daß doch
oc einige Tage vergehen werden, bis die ſachlichen und
perſön=
lichen Fragen völlig geklärt ſind.
Die Forderungen des A9GB. gegenüber dem
Reichswehrminiſter.
Wie der Allgemeine Deutſche Gewerkſchaftsbund mitteilt, hat
Reichswehrminiſter v. Schleicher am Montag vormittag Vertreter
des Vorſtandes des A.D.G.B. zu ſich gebeten. In der Beſprechung,
an der Leipart und Eggert teilnahmen, wurden die
vordringlich=
ſten wirtſchaftspolitiſchen und ſozialpolitiſchen Fragen erörtert. Die
Vertreter der Gewerkſchaften haben als die
wich=
tigſte Aufgabe die Arbeitsbeſchaffung im Wege
öffentlicher Arbeiten bezeichnet und außerdem
erneut die Aufhebung, der lohnpolitiſchen
Be=
ſtimmungen der Notverordnung vom 5.
Septem=
ber gefordert; ſie haben ſich auch für eine unter
wirtſchaft=
lichen und ſozialen Geſichtspunkten durchgeführte Siedlung
ein=
geſetzt.
Die Ausſprache zwiſchen Kaas und Schleicher.
Die Ausſprache, die Reichswehrminiſter v. Schleicher
heute abend mit dem Zentrumsführer Prälat Dr.
Kaas hatte, dauerte zwei Stunden, wobei die Haltung des
Zen=
trums zu den aktuellen politiſchen Fragen eingehend zur
Erörte=
rung kam. Wie von Zentrumsſeite verlautet, ſei das Zentrum
nach wie vor zur Mitarbeit auf dem Boden einer
loſen Arbeitsgemeinſchaft bereit, wobei in den
Vor=
dergrund ein beſtimmtes Arbeits= und Wirtſchaftsprogramm zu
rücken wäre. Die Beſtrebungen für eine Verfaſſungs= und
Reichs=
reform könnten hintan geſtellt werden.
Keine Aenderung in der Haltung der SPd.
Ueber den Empfang Breitſcheids beim Reichswehrminiſter
v. Schleicher ſchreibt der „Vorwärts”: Der Vorſitzende der
ſozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion Dr. Breitſcheid folgte am
Montag nachmittag einer Einladung des Reichswehrminiſters
v. Schleicher zu einer politiſchen Ausſprache. Als Ergebnis kann
feſtgeſtellt werden, daß eine Aenderung in der Haltung
der Soz. Partei nicht eingetreten und auch nicht
zuerwarten iſt.
Koalikionsgeſpräche in Preußen.
Beſprechungen zwiſchen NSDAP. und Zentrum
über die Wahl eines neuen Miniſterpräſidenken.
Berlin, 28. November.
Wie das Nachrichtenbüro des Vdz. meldet, ſind nach dem
vorläufigen Scheitern der Verhandlungen um die Bildung einer
Mehrheitsregierung im Reich die Beſprechungen für
die Schaffung einer neuen preußiſchen
Staats=
regierung wieder aufgenommen worden. Da im
preußiſchen Landtag bei der gegenwärtigen Zuſammenſetzung
dieſes Parlaments eine Mehrheit bereits aus Nationalſozialiſten
und Zentrum gebildet werden kann, würde eine Verſtändigung
zwiſchen dieſen beiden Parteien genügen, um einen neuen
Miniſterpräſidenten in Preußen wählen zu können, dem nach
der Verfaſſung dann die Befugnis zuſtände, die übrigen
Staats=
miniſter zu ernennen.
Es hat über die Möglichkeit einer baldigen Wahl des
Mini=
ſterpräſidenten eine mehrſtündige Unterhaltung
zwiſchen dem Landtagspräſidenten Kerrl als
Vertreter der NSDAP. und dem Führer der
preußiſchen Zentrumsfraktion, Abgeordneten
Lauſcher ſowie dem Geſchäftsführer der
Zen=
trumsfraktion, Abgeordneten Dr. Graß,
ſtattge=
funden. Dieſe Verhandlungen dürften fortgeſetzt werden, ohne
daß man bereits jetzt abſehen könnte, ob ſie ſo raſch zum
Ab=
ſchluß gelangen, daß der Landtag beim Wiederzuſammentritt am
13. Dezember den neuen Miniſterpräſidenten wählen könnte.
Vor=
läufig iſt es noch verfrüht, über Perſonenfragen ſowie darüber
zu ſprechen, ob und welche Konſequenzen ſich für die Inſtitution
des Reichskommiſſars in Preußen aus der etwaigen Neuwahl
eines Miniſterpräſidenten ergäben.
Zu den Koalitionsgeſprächen in Preußen zwiſchen Zentrum
und Nationalſozialiſten erfahren wir noch, daß heute auch eine
Ausſprache zwiſchen dem Zentrumsabgeordneten Lauſcher und
Reichstagspräſideten Goering ſtattfand. Irgendwelche poſitiven
Er=
gebniſſe dürften in der neuen Fühlungnahme erſt zu erwarten ſein,
wenn die Lage im Reich eine Klärung gefunden hat.
Der Hanſabund appelliert an Hindenburg.
Hamburg, 28. November.
Das Präſidium des Hanſabundes für Gewerbe, Handel und
Induſtrie hat an den Reichspräſidenten von Hindenburg ein
Tele=
gramm gerichtet, in dem der Hanſabund die dringende Bitte
aus=
ſpricht, die deutſche Wirtſchaft durch Verwirklichung des
Wirt=
ſchaftsprogramms von Münſter frei von allen handelspolitiſchen
Störungen zu ſichern. Das deutſche Schickſal ſei davon abhängig,
daß durch die Freimachung der produktiven Kräfte der
Privatwirt=
ſchaft die ſozialen und ſtaatspolitiſchen Notſtände ſchnell
überwun=
den werden.
*
Macdonalds neue Aufgaben.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, Ende November.
Die neue Parlamentsſeſſion iſt mit den üblichen Traditionen
und Zeremonien eröffnet worden. Die Beefeaters unterzogen die
Kellergewölbe von Weſtminſter einer eingehenden Unterſuchung.
Der königliche Bote Black Rod klopfte mit ſeinem ſchwarzen
Stabe dreimal an der Tür des Hauſes der Gemeinen. Der
König verlas, auf dem goldenen Throne ſitzend und die
diaman=
tene Krone Englands tragend, die traditionelle Thronrede. Alles
wie ſonſt, alles wie ſeit hunderten von Jahren. Als wollte man
hierdurch bezeugen, daß alles in England beim Alten geblieben
und nichts, abſolut nichts ſich verändert hätte Leider iſt
dieſes jedoch keineswegs der Fall. Beim Alten geblieben ſind
bloß die Aeußerlichkeiten: die mittelalterlichen Trachten der
Tower=Garde, der ſchwarze Stab des Zeremonienmeiſters, die
äußerliche Form der königlichen Rede. Doch völlig verändert im
Vergleich zu früheren Jahren hört ſich der Inhalt des vom
Monarchen verleſenen Regierungsprogramms an:
Weltwirt=
ſchaftskonferenz, Abrüſtungskonferenz, India=Konferenz,
Spar=
maßnahmen, Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit.
Alles Dinge, die den Thronreden früherer Jahre völlig
unbe=
kannt waren, die nun aber im Vordergrunde des Intereſſes
ſtehen und der Regierung nicht geringe Schwierigkeiten bereiten.
Vor allem die Arbeitsloſigkeit. „Die Beharrlichkeit der
Arbeits=
loſigkeit”, erklärte der König in ſeiner Rede, „erfüllt mich mit
größter Beunruhigung; im Beſonderen bin ich aufs tiefſte
darüber beſorgt, daß ſo viele junge Männer und Frauen noch
nie in ihrem Leben die Möglichkeit gehabt haben, eine rechte
Arbeit auszuüben * Dieſes Problem bildet den Kernpunkt
der Rede. Mit Recht. Gelingt es nicht, nun Entſcheidendes zum
Eindämmen der Arbeitsloſigkeit zu tun, ſo iſt die Befähigung
der Nationalen Regierung zu konſtruktiver Arbeit ernſtlich in
Frage geſtellt. Die Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit iſt ſomit des
Premierminiſters Macdonald nächſte und wichtigſte Aufgabe.
Und es iſt keineswegs befremdend, wenn man vernimmt, daß er
nun all ſeine Energien und ſeine Fähigkeiten in erſter Linie
auf dieſes Problem zu richten beabſichtigt.
Der Beginn der zweiten Parlamentsſeſſion bedeutet einen
Maxkſtein in der Geſchichte der Nationalen
Re=
gierung. Die erſte Seſſion war von einer Reihe bedeutſamer
Errungenſchaften gekrönt: die finanzielle Stabilität des Landes
iſt durch Ausbalancieren des Budgets und durch Konvertierung
eines Drittels der geſamten Natiönalſchuld wiederhergeſtellt
worden; ein neues Tarifſyſtem iſt geſchaffen und eine neue
Grundlage zum wirtſchaftlichen Zuſammenarbeiten der
verſchie=
denen Teile des Reiches gelegt worden; im Prozeß der
Berei=
nigung der Kriegsſchulden iſt jedenfalls ein Anfang gemacht,
und die Löſung des indiſchen Problems ein gut Stück vorwärts
gebracht worden; das der Nationalen Regierung vor Jahr und
Tag mit ſo großer Mehrheit dargebrachte Vertrauen iſt alſo zu
einem Teil ohne Zweifel erfüllt worden. Doch eben nur zu
einem Teil. Das Werk der Nationalen Regierung iſt noch lange
nicht beendet. Es iſt der Regierung vor allem noch nicht
ge=
lungen, England aus den Umklammerungen der
Weltwirtſchafts=
kriſe zu befreien und der ſtetig anwachſenden Arbeitsloſigkeit
Einhalt zu gebieten. Die Morgenröte einer neuen, beſſeren Zeit,
die der britiſchen Nation vor Jahresfriſt zu dämmern ſchien, iſt
noch nicht aufgegangen. Eine allgemeine Enttäuſchung hierüber
hat um ſich gegriffen. Sie iſt nur zu begreiflich. Die verbitterte
Stimmung von 3 Millionen Arbeitsloſen muß notwendigerweiſe
in der geſamten Nation einen Widerhall finden. Die
Arbeits=
loſigkeit iſt der untrügliche Gradmeſſer für das wirtſchaftliche
Wohlergehen des geſamten Landes. Hinter dieſer Frage treten
daher alle anderen Probleme an Wichtigkeit weit zurück.
Nament=
lich, nachdem die Regierung bereits auf finanztechniſchem und
manch anderem Gebiete ſo Hervorragendes geleiſtet hat, iſt es
nur natürlich, daß von ihr erwartet wird, daß ſie nun auch
Sichtbares und Spürbares in bezug auf die Bekämpfung der
Arbeitsloſigkeit vollbringe.
Von all den legislativen Maßnahmen, deren Einbringung
die Regierung im Laufe der neuen Parlamentsſeſſion
angekün=
digt hat, wird alſo eine Bill „zur vollſtändigen
Um=
wandlung des Syſtems der
Arbeitsloſenver=
ſicherung” den erſten und wichtigſten Platz einnehmen. Die
Reform der Arbeitsloſenunterſtützung wird Macdonald vor eine
überaus ſchwierige Aufgabe ſtellen. Das gegenwärtige, höchſt
unbefriedigende Syſtem der Arbeitsloſenfürſorge iſt ein Produkt
einer ganzen Reihe von früheren Regierungen, die an dieſem
Nationalübel ſämtlich in mehr oder weniger unverantwortlicher
Weiſe herumgedoktort haben. Nun ſoll eine radikale Aenderung
vorgenommen werden. Die kürzlich im Parlament ſtattgehabten
Debatten über Prüfung der Bedürftigkeit der um Unterſtützung
Nachſuchenden, haben einen Begriff von den Schwierigkeiten
ergeben, die hier der Regierung harren, Doch wenn nicht alles
trügt, ſo hat es den Anſchein, daß die Regierung vor dieſen
Schwierigkeiten nicht zurückſchreckt und nun in der Tat geſonnen
iſt, der Hydra der Arbeitsloſigkeit mit für England ganz neuen
und überaus radikalen Methoden zu Leibe zu rücken. Die
Re=
gierung iſt zur Einſicht gekommen, daß es in England viele
hunderttauſende von Arbeitsloſen gibt, die aller Vorausſicht nach
nie mehr in ihren Induſtrien Verwendung werden finden
kön=
nen. Sie hat daher einen Plan ausgearbeitet, wie dieſer
ſchlimm=
ſten Kategorie von Arbeitsloſen geholfen werden kann. Es ſollen
— wohl nach deutſchem Muſter — beſondere Zentren zur
Unter=
bringung und Beſchäftigung von Arbeitsloſen geſchaffen werden.
Ganz England ſoll, nach dem Maß der Arbeitsloſigkeit, in
be=
ſondere Diſtrikte geteilt werden mit mehreren „Zentren” in jedem,
in denen die Arbeitsloſen die Möglichkeit erhalten werden —
ihre Bildung zu vervollſtändigen, ſich körperlich zu ertüchtigen,
produktiv zu arbeiten und ſich wohlfeil zu ernähren. Die Mittel
hierzu werden zum Teil von der Negierung, zum Teil von
ver=
ſchiedenen Wohltätigkeitsgeſellſchaften geſtellt werden. Ein
be=
ſonderes Komitee unter Lord Goſchen iſt bereits dabei, dieſem
Plan endgültige Faſſung zu verleihen. Der „National Council of
Soical Service”, deren Vorſitzender der Prinz von Wales iſt,
ſteht an der Spitze der zahlreichen Wohltätigkeitsorganiſationen,
die der Regierung in ihrem Kampf gegen die Arbeitsloſigkeit
helfend zur Seite ſtehen werden. Und, wie man hofft, wird
bald durch das ganze Land der einige Ruf gehen: „Krieg der
Arbeitsloſigkeit!“
Die Frage, die gleichzeitig mit Bekanntwerden des
Regie=
rungsplanes zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit laut wird, iſt
indeſſen die, ob ein einziges Land heute überhaupt
in der Lage iſt, mit einem Arbeitsloſenheer von
drei Millionen aus eigenen Kräften
aufzu=
räumen? Derſelbe Ramſay Macdonald, der ſich nun die
Loſung „Krieg der Arbeitsloſigkeit!” zu eigen macht, erklärte
bloß vor wenigen Tagen in einer Rede in Portsmouth, daß
„eine wirkliche Beſſerung der induſtriellen Lage Englands nur
mit Hilfe einer internationalen Zuſammenarbeit erreicht werden
könne, und daß England, mit eigenen Kräften dieſe Aufgabe zu
vollbringen, nicht in der Lage ſei . . ." Macdonald ſagt hiermit
nichts Neues. Die Frage — nationale Selbſthilfe oder
inter=
nationale Zuſammenarbeit? — wird im Zuſammenhang mit
den großen Wirtſchaftsproblemen der Zeit in England bereits
ſeit Monaten erörtert. Auch dürfte bekannt ſein, daß die
Rothermere= und Beaverbrook=Blätter mit Nachdruck für die
erſtere Löſung eintreten und die Regierung ohn Unterlaß
auf=
fordern, „das alle Taten paraliſierende Wort
Internationalis=
mus” über Bord zu werfen und ſich nach Hilfe „ausſchließlich
im Kreiſe des Britiſchen Reiches” umzuſehen. Zum Glück
jedoch=
vertritt die große Mehrzahl der engliſchen Preſſe in dieſer Frage
eine völlig entgegengeſetzte Anſicht. Sie iſt ſich der untrennbaren
Verbundenheit der wirtſchaftlichen Probleme aller Länder der
Welt voll bewußt und äußert ſich dementſprechend. „Das
gegen=
wärtige britiſche Parlament”, ſchreiben beiſp. die „Times” voller
Einſicht, „hat bereits ſo gut wie alles getan, was das Parlament
eines einzigen Landes an Menſchenmöglichem zur Ueberwindung
von Problemen tun kann, deren Wurzeln in den internationalen
Verflechtungen liegen . . ." Die wirtſchaftliche Zukunft Englands
hängt eben in weiteſtem Maße ab — vom Erfolg oder
Nicht=
erfolg der kommenden Weltwirtſchaftskonferenz, von den
prakti=
ſchen Ergebniſſen der Abrüſtungsverhandlungen, von der Löſung
des Kriegsſchuldenproblems und von der Erhaltung des
Frie=
dens im Fernen Oſten und in der Welt überhaupt. Macdonalds
Plan der Bekämpfung der engliſchen Arbeitsloſigkeit erweiſt ſich
alſo beim näheren Hinſchauen als eine noch viel gigantiſchere
und ſchwierigere Aufgabe, als es bereits auf den erſten Blick den
Anſchein hatte. Es iſt daher begreiflich, wenn man hört, daß
der britiſche Premier an die ſeiner harrenden Aufgabe mit
großer Beſorgnis herantritt. Es iſt aber auch typiſch engliſch
und bewundernswert, wenn hinzugefügt wird, daß er trotz
alle=
dem voller Zuverſicht iſt und genügend Kräfte in ſich ſpürt, den
ihm bevorſtehenden Kampf letzten Endes ſiegreich auszutragen.
Beilegung des Danzig=polniſchen Währungsſtreites.
Genf, 28. November.
Der Völkerbundsrat hat am Montag die Danziger
Wäh=
rungsangelegenheit im Sinne des am Samstag zwiſchen Danzig
und Polen in Genf getroffenen Uebereinkommens ohne
Aus=
ſprache erledigt.
In der anſchließenden nichtöffentlichen Sitzung des
Völker=
bundsrates wurde der Auftrag des einſtweiligen
Völkerbundskommiſſars in Danzig, Roſting,
bis zum 1. Februar 1933 verlängert.
Der Mandſchurei=Konflikt an die
Völkerbunds=
verſammlung überwieſen.
Der Völkerbundsrat hat am Montag vormittag ohne weitere
Ausſprache die Verhandlungen über den Bericht der Mandſchurei=
Unterſuchungskommiſſion und damit über den chineſiſch=
japa=
niſchen Streitfall überhaupt abgeſchloſſen und die ganze
Ange=
legenheit unter Stimmenthaltung des japaniſchen Vertreters an
die außerordentliche Völkerbundsverſammlung verwieſen.
Außerordenkliche Völkerbundsverſammlung
zum 6. Dezember einberufen.
Die außerordentliche Vollverſammlung des Völkerbundes
iſt am Montag vom Präſidenten, dem belgiſchen Außenminiſter
Hymans, zu Dienstag, den 6. Dezember, in Genf einberufen
worden. Auf der Tagesordnung ſteht der Appell der chineſiſchen
Regierung an den Völkerbund zu dem Streit mit Japan, ferner
die Zuſtimmung der Völkerbundsverſammlung zu der Wahl
des bisherigen ſtellvertretenden franzöſiſchen Generalſekretärs
Avenol zum Generalſekretär des Völkerbundes. Der bisherige
Generalſekretär Sir Eric Drummond ſcheidet mit dem 30. Juni
1933 aus dem Dienſt aus. Ferner hat Hymans den 19gliedrigen
Sonderausſchuß für die vorbereitende Behandlung der
mandſchu=
riſchen Frage zu Donnerstag, den 1. Dezember, einberufen. In
dem Ausſchuß ſind ſämtliche Großmächte vertreten.
Vom Tage.
Da am 31. Dezember das Republikſchutzgeſetz abläuft, arbeitet
das Reichsinnenminiſterium an einer Vorlage, die die
weſentlich=
ſten Teile des Geſetzes übernehmen und durch Notverordnung in
Kraft ſetzen wird.
Der Schriftſteller Arnold Vieth von Gollſſenau. genannt
Lud=
wig Renn, der bei der Durchſuchung der marxiſtiſchen
Arbeits=
ſchule in der Schicklerſtraße in Berlin feſtgenommen war, wurde
dem Vernehmungsrichter unter der Beſchuldigung vorgeführt.
Um=
ſturzpläne und Aufzeichnungen und Schriften verbreitet zu haben.
Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Vorbereitung zum Hochverrat
erlaſſen.
Die beiden Abgeordneten des Württembergiſchen Bauern= und
Weingärtnerbundes. Freiherr v. Stauffenberg und Haag und der
auf der Liſte des Thüringiſchen Landbundes gewählte
Abgeord=
nete Abicht ſind der Deutſchnationalen Reichstagsfraktion
beige=
treten.
Der außerordentliche Parteitag der badiſchen
Sozialdemokra=
tie hat am Sonntag beſchloſſen, daß die badiſche Landtagsfraktion
der Sozialdemokraten gegen die Konkordate mit der katholiſchen
und der evangeliſchen Kirche ſtimmt.
Der volniſche Staatspräſident hat den Nichtangriffsvakt und
das Vergleichsabkommen mit Sowjetrußland ratifiziert.
Der chineſiſche Geſandte Yen übermittelte am Montag dem
Völkerbund eine Note des Verbandes der Mohammedaner in
China, in der 50 Millionen Mohammedaner im Namen Allahs
ſchwören, niemals die Anerkennung des mandſchuriſchen Staates
zulaſſen zu wollen und ſich mit allen Kräften für die Befreiung
der Mandſchurei von dem Feinde einzuſetzen.
Erhebliche Opfer für einen zweifelhaffen
Preſtige-Erfolg.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 28. November.
Der franzöſiſch=ruſſiſche Nichtangriffspakt iſt nach langen
Ver=
handlungen endlich zuſtande gekommen. Er ähnelt in vielem dem
ruſſiſch=polniſchen Abkommen und wird offiziös als ein Glied in
der ruſſiſchen Politik, welche ſeit 1930 auf die Schaffung von
Freundſchafts= oder Nichtangriffsverträgen in Europa ausgeht,
dargeſtellt. Es blieb aber der Regierung Herriots vorbehalten,
die zögernden Verhandlungen zu aktivieren und zum Abſchluß
zu führen.
Die politiſche — oder wenn man es ſo ausdrücken will —
die moraliſche Tragweite des Paktes iſt nicht zu unterſchätzen, ſie
beſteht in einer Stärkung des Preſtiges Rußlands in dem
Augen=
blick, da England ſich infolge der Ottawa=Ergebniſſe von Rußland
abwendet.
Das Charakteriſtikum des Abkommens beſteht in dem ruſſiſchen
Verzicht auf jede Propaganda in Frankreich und ſeinen Kolonien
und auf dem Verzicht Frankreichs auf jede wirtſchaftliche Aktion
gegen die Sowjets. Mit Rumänien konnte ſich Rußland nicht
einigen, da über Beßarabien keine Einigkeit zu erzielen war trotz
des energiſchen Drucks, den der Quai d’Orſay auf Rußland
aus=
übte. Dadurch iſt die franzöſiſch=rumäniſche Freundſchaft ebenſo
wie die rumäniſch=polniſche erſchüttert worden. Als
Schönheits=
pflaſter darauf iſt die Empfehlung Titulescus an Frankreich, den
Pakt mit Moskau ohne Zögern abzuſchließen, zu werten. Ebenſo
der Umſtand, daß Frankreich darauf beſtand, von Rußland eine
Er=
klärung zu erhalten, in der von friedlichen Intentionen gegenüber
Rumänien die Rede iſt
Der franzöſiſch=ruſſiſche Pakt begünſtigt die wirtſchaftlichen
Verhandlungen, die zwiſchen beiden Ländern im Gange ſind. Dieſe
Verhandlungen werden aber in Paris ohne große Begeiſterung
betrachtet, da man weiß, daß ruſſiſche Beſtellugen nur gegen eine
ſehr liberale Kreditgewährung zu erhalten ſind. Der ruſſiſche
Export nach Frankreich iſt viel bedeutender als der franzöſiſche
nach Rußland, und das wird wahrſcheinlich auch in Zukunft der
Fall ſein.
Von franzöſiſcher Seite erhält übrigens der Pakt manche
Kri=
tiken. Der Verzicht auf jede künſtliche Eindämmung des ruſſiſchen
Schleuderexports durch Frankreich iſt eine große Konzeſſion. Dafür
und für die anderen politiſchen Opfer: die Erſchütterung des
Ver=
hältniſſes zu Rumänien und ſo weiter, hat man etwas „
Sicher=
heit” eingetauſcht, deren Wert für die Regierung Herriot man
nur dann begreifen kann, wenn man berückſichtigt, wieviel in
Frankreich über ein deutſch=ruſſiſches militäriſches
Zuſammenwir=
ken geredet wurde. Letzten Endes hat die Regierung Herriot für
einen ſolchen zweifelhaften innenpolitiſchen Preſtigeerfolg ſehr
er=
hebliche Opfer gebracht. Das Ganze erinnert lebhaft an die
Madri=
der Reiſe Herriots und an die laut angekündigte
Verſtändigungs=
bereitſchaft mit Italien ..."
im Spiegel der Berliner Preſſe.
Berlin, 28. Novembee
Die Berliner Abendpreſſe beſchäftigt ſich am Montag
gehend mit den ſtändig unter der Hand geführten
Verhand=
gen zur Schaffung eines ſogenannten politiſchen Waffemi
ſtandes, der dem neuen Präſidialkabinett bis zum
Frühjahr=
ungeſtörtes Arbeiten unter Ausſchaltung des Reichstages
bürgen ſoll. Der „Lokalanzeiger” unterſtreicht, daß
Verhandlungen, die Schleicher in dieſem Sinne führt, noch nu
etwa die endgültige Abſicht des Reichspräſidenten bed=
Schleicher zum Reichskanzler zu ernennen. Der neue
Kam=
würde, ſo fährt das Blatt fort, wenn eine Vereinbarung
dieſen Waffenſtillſtand, zuſtandekäme, ſicher gewiſſe
dingungen der Parteien annehmen müſſen, ſo
allem den Verzicht auf die Verfaſſungsrefo
Die Fühlungnahme mit Vertretern der Wirtſchaft, der Gern
ſchaften und mit Organiſationen, die ſich nicht direkt politiſch
tätigen, erfolgte, weil der Reichspräſident A
darauf legt, daß im Falle außerordentli=
Maßnahmen dieſe Gruppen moraliſch das P
ſidialkabinett unterſtützen. Sollte der „Nichtangr
pakt” nicht zuſtandekommen, dann würde der Reichspräſä
ſofort Maßnahmen zur Sicherung des Kabinetts gegen e
Vorſtoß des Reichstages treffen müſſen. In politiſchen Kra
hofft man, daß die drohenden Maßnahmen einen Druck
Sinne des Waffenſtillſtands ausüben.
Die „Germania” erklärt zu den Verhandlungen
Schleicher, die einheitliche Stellungnahme der geſamten deut ſch
Oeffentlichkeit gegen eine Rückkehr des al
Syſtems, das Drängen maßgebender Wirtſchaftskreiſe in
gleichen Richtung und ſchließlich auch die ungünſtige Lage=
Finanzen hätten es offenbar bewirkt, daß der Verſuch en
politiſchen Waffenſtillſtandes unternommen worden ſei. Iu
dürfe nur erwarten, daß er mit allem Ernſt und aller Bei
ſchaft zur Verſtändigung gemacht werde.
Der „Vorwärts ſchreibt: Papen bedeute Kr
der Reichsregierung gegen das deutſche V.
Alſo redet man von einer Regierung des Waff
ſtillſtandes und nennt als ihren Chef Herrn
Schleicher Für die Sozialdemokratie ſteht die Frage
Waffenſtillſtandes ganz einfach. Der Kampfzuſtand iſt durch ein
unprovozierten, geradezu überfallsmäßigen Angriff der regier
den Kreiſe auf die Arbeiterklaſſe geſchaffen worden. Die auf
Weiſe gewonnenen wichtigen Poſitionen müſſen zunächſt geräu
und das begangene Unrecht wieder gutgemacht werden. E
Regierung aber, die das Werk Papens fortſe
oder auch nur bewahren will hat mit der ſchät
ſten Gegnerſchaft der Sozialdemokratie zu ri
nen. Das Syſtem Papen wird ſie bekämpfen, ſolange nur
Reſt von ihm beſteht.
Die „D. A. 3.” ſetzt ſich wärmſtens für Schleicher
und vermerkt bezüglich der Stellung der Nationalſozialiſten
Wort Hitlers, der auf die Frage, wie er ſich zu einem von /
General ſelbſt geführten Miniſterium verhalten würde,
erſ=
habe: „Es würde mir ſehr leid tun, aber ich müßte auch Sie
kämpfen‟. Der erſte Teil dieſes Satzes, ſo meint das Blatt
noch wichtiger als der zweite. Das Blatt will den Glauben ſt
aufgeben, daß ſich die nationale Konzentration doch noch
we=
verwirklichen laſſen.
„Der Deutſche” meint, Hindenburg ſei ſich zweifellos de
über klar, daß Papen nicht der Reichskanzler ſein könne, R
wenn die anſtößigen Miniſter des bisherigen Kabinetts
Gayl, von Braun, Schäffer) beſeitigt würden. Das Blatt ſ4
Schleicher nach, daß er Bedenken gegen die
ſozäo=
politiſche Ermächtigung in der entſcheidenm
Notverordnung Papens, wie auch gegen die
al=
gemeine Tariflohnſenkung gehabt und der
Ko=
tingentpolitik und den Sondermaßnahmen ᛋ
gunſten des Großgrundbeſitzes kritiſch
gege=
übergeſtanden habe. Er ſei auch nicht für den Wr
der Gewalt und des Verfaſſungsbruches. Aus!
dem ergebe ſich die Grundlage, auf der ein Kabinett Schlee
gebildet und ausgerüſtet würde. Die Löſung der Frage Reih=
Preußen dürfte allerdings auf große Schwierigkeiten ſtuß.
Ohne die Nationalſozialiſten ſei eine Tole
i=
rungsmehrheit nicht möglich. Es ſei aber dami i
rechnen, daß der Reichswehrminiſter mit ſeinem Kabinett undnt
Abänderungsvorſchlägen für die Notverordnungen Papens *
den Reichstag tritt. Falls die nationalſozialiſtEſ
kommuniſtiſche Mehrheit die Aufhebung all=
Notverordnungen beſchließen ſollte, ſo
wi=
allerdings mit einer Auflöſung des Reichsta g5
zu rechnen.
*
die Bermnmrang mit Zurätgaftea.
Wie ein Völkerſchickſal Erfüllung wird.
Von unſerem Berichterſtatter.
F. Teheran, Anfang November 1932.
Als hier vor wenigen Wochen die Hochzeit des Herrn
Schah Behram mit der liebzeizenden Berlinerin
Edith Reupke ſtattfand, konnte man wieder einmal ſehen,
daß man nirgends ſo ſchöne Hochzeitsfeierlichkeiten zu
veranſtal=
ten verſteht wie bei den Parſen, die wohl unter allen Völkern
der Welt die ſchönſte Hochzeitszeremonie haben. Jeder, der
dieſer Zeremonie im hieſigen Zarathuſtratempel beiwohnen
durfte, wird den Zauber dieſer uralten Riten empfunden haben,
die nun wohl ſeit faſt dreitauſend Jahren in gleicher Weiſe
immer wieder vollzogen werden, wenn ein Parſe heiratet. Und
doch war dieſesmal einiges anders als ſonſt — der Bräutigam
war im Frack, die Braut im europäiſchen Brautkleid, und —
es war das erſte Mal, daß in Perſien eine Europäerin nach
altem Parſenritus mit einem Parſen im Tempel getraut wurde.
Ehen zwiſchen Parſen und Europäerinnen hat es zwar ſchon
öfter gegeben, aber bisher hat die hohe Prieſterſchaft der Parſen
ſtets auf dem Standpunkt geſtanden, daß eine Eheſchließung
zwiſchen ſolchen Perſonen nach zoroaſtriſchem Ritus nicht
mög=
lich ſei. Zwar verbiete es die Lehre Zarathuſtras nicht,
Anders=
gläubige zu ſeiner Lehre zu bekehren, aber es widerſpreche der
Sitte, ſich mit ſolchen Proſelyten zu vermählen. Dieſe
jahr=
tauſendalte Abgeſchloſſenheit, die dazu geführt hat, daß die
Par=
ſen einen raſſiſch geradezu verblüffend einheitlichen Typ
dar=
ſtellen, iſt alſo hier zum erſten Mal durchbrochen worden. Oſten
und Weſten ſind ſich zum erſten Mal auf gleichem Fuß begegnet.
Daß es ſich um ein geſellſchaftliches Ereignis erſten Ranges
für Perſien gehandelt hat, das bezeugt alſo nicht nur die hohe
Stellung des Schwiegervaters des jungen Paares — Arbab
Kei Khosrau iſt das Haupt der in Perſien anſäſſigen Parſen
und „Sprecher” im Perſiſchen Parlament —, ſondern auch die
kulturhiſtoriſche Bedeutung dieſer Hochzeit. Kein Wunder daher,
daß über dieſe Hochzeit in ganz Perſien berichtet wurde, und
daß an ihr nicht nur zahlreiche Notabeln, ſondern auch der
zur Zeit mächtigſte Mann nach dem Schah in
Per=
ſien, der Finanzminiſter Tagizadeh
teilnah=
men, der ja vor allen anderen ſich als Politiker ſchon in jungen
Jahren einen Namen gemacht hatte. Seine Teilnahme an dieſer
Hochzeitsfeier iſt alſo ſozuſagen ſymboliſch; denn mit ihm hat
zum erſten Mal ſeit langem ein Mohammedaner, und dazu noch
ein Schiit, alſo ein Anhänger der ſtrengeren Lehre Mohammeds,
an einer Feierlichkeit teilgenommen, die von Nichtgläubigen ver=
anſtaltet wurde — ein Zeichen dafür, wie weitgehend die
ortho=
doxen Vorurteile in Perſien verſchwunden ſind, und wie ſehr
an die Stelle der Unduldſamkeit des alten Orients die moderne
lufklärung und Toleranz getreten iſt.
Trotzdem wird der politiſch Intereſſierte in dieſem
Höflich=
keitsbeweis des klugen Tagizadeh. auch noch mehr ſehen; denn
es iſt ſelbſtverſtändlich auch ein Akt kluger
Poli=
tik, wenn der Finanzminiſter des Schahs ſich mit der religiöſen
Gemeinde des perſiſchen Reiches beſonders gut ſtellt, die weit
über Perſien hinaus von Einfluß und Bedeutung iſt, und deren
Macht von den Strömen Indiens bis an die Themſe reicht.
Die Parſen oder Parſis, die Anhänger der Lehre
Zara=
thuſtras, haben nämlich im Oſten mehr zu ſagen als man
ge=
meinhin annimmt. Dieſe „Feueranbeter” die bekanntlich aus
Perſien nach Gujerat in Indien auswanderten, als der Iflam
mit Feuer und Schwert im achten Jahrhundert nach Chr. dem
alteingeſeſſenen Glauben der Perſer ein Ende bereitete, ſind
die mächtigſte unter den vielen Sekten, die in dieſer Weltgegend
ſitzen. Ihr Hauptbetätigungsgebiet iſt die Finanz und
Hoch=
finanz.
Das Intereſſanteſte iſt nun aber, daß dieſe Betätigung der
Parſen bislang in der Hauptſache auf Indien beſchränkt war,
während ſie in ihrer Heimat — in Perſien ſelbſt — ſo gut wie
einflußlos waren. Die zahlreichen
Parſenverfolgun=
gen in den letzten Jahrhunderten hatten dieſe
Gemeinde ſo gut wie völlig in Perſien
ausge=
rottet, und erſt im letzten Jahrhundert ſind einige wenige
Familien wieder nach Iran zurückgekehrt, natürlich erſt, nachdem
ſie unter dem Einfluß weſtleriſcher Ideen auch in Perſien ſicher
ſein konnten, daß ſie vom Staat geſchützt wurden. Dabei hat
erklärlicherweiſe vielfach der engliſche Einfluß — viele Parſen
ſtehen als „Inder” noch heute unter engliſchem Schutz — das
feinige getan, um dieſe Leute zu fördern, die engliſche Waren
nach Perſien brachten und unter dem Einfluß der engliſchen
Er=
ziehung ihrer Vettern in Indien moderne demokratiſche Ideen
nach Perſien brachten. Es iſt daher auch kein Zufall, daß ſich
zahlreiche Parſen der von den Engländern geförderten
national=
demokratiſchen, ſogenannten konſtitutionellen Bewegung
anſchloſ=
ſen, die ſchließlich 1906 Perſien zum erſten Mal ein Parlament
erkämpfte, dem Arbab Kei Khosrau ſeit ſeiner Begründung
angehört.
Von größerer Bedeutung ſcheint dieſe Rückwanderung
der Parſen nach Perſien und ihre
Wieder=
einflußnahme auf die Entwicklung ihrer
Ur=
heimat allerdings erſt jetzt zu werden, nachdem Reſa Schah
die Ruhe und Ordnung in Perſien wieder hergeſtellt hat. Daß
die Parſen den ja auch in Europa nicht unbekannten indiſchen
Nationaldichter Tagore zu einer Reiſe nach Perſien einluden,
wo er begeiſtert von der perſiſchen Jugend aufgenommen wurde,
gehört alſo ebenſo zu dieſer Entwicklung wie die Teilnahme des
Finanzminiſters an der Hochzeit des dritten Sohnes des
Lb=
hauptes der Parſen mit einer Europäerin.
Und dem europäiſchen Betrachter, der hier dieſe ſo 4
orientaliſche und doch auch wieder ſo echt europäiſche und .
europäiſchen Vorſtellungen durchdrungene Hochzeitsfeierliok
erlebte, denkt an die Seltſamkeit eines Schickſals, das die leßs
überlebenden Nachfahren des alten Perſien erſt dann wiedei
ihrer Urheimat voll zur Geltung kommen läßt, wenn Oſt u
Weſt ſich vermählen.
Kurill reift ins Abendland.
Uraufführung von Luiſe Maria Mayers und Arthur Rur)
Komödie in fünf Bildern im Wiener Theater in der Joſefſt”,
Die Wiener Reinhardtbühne zeigt von allen Wiener Theelt
die größte Neigung zu intereſſanten Experimenten. Als ein ſog
Experiment muß auch Luiſe Maria Mayers und AE
Rundts Komödie „Kyrill reiſt ins Abendland”
gefaßt werden. Der Held dieſes Stückes, das nur mit Vorb
Komödie genannt werden kann, iſt ein in Moskau lebender
ſchewik der jedoch ein gebürtiger Engländer iſt. Es gibt ein
groteske Szenen in einem Moskauer Bolſchewikenheim, Kyrx.
Fanatiker in ſeiner politiſchen Ueberzeugung. Die Sowjets
O=
ihn deshalb zu etwas Beſonderem auserkoren. Wie ſich heaf
ſtellt, iſt Kyrill nach dem Tode näherer Anverwandten erbbei
tigter Pear von England. Er reiſt in ſeine Heimat, wo er ofF5
ins Oberhaus aufgenommen werden ſoll. Die Bolſchewiken deß
dies für ihre Zwecke auszunützen, er ſoll in England eine
teizelle gründen und bei der feierlichen Zeremonie vor dem 7
ſammelten Volk eine zündende kommuniſtiſche Rede halten
kommt nicht ſo weit. Kurz vor der Feierlichkeit wird bek an.
daß doch noch ein näherer Anwärter auf die Pearſchaft da 1/2
ganze Geſchichte fällt damit ins Waſſer (eine ſehr gewaltſame !
legenheitswendung). Kyrills Miſſion iſt demnach gegenſtan 2=f
geworden. Doch während ſeines Aufenthaltes im „Abendlc
Berat er in einen großen Konflikt; er lernt ſeine hübſche Co.*
kennen und lieben. Da dieſe ihm nicht nach Rußland folgen
u=
hat er harte Gewiſſenskämpfe zu beſtehen. Seine Parteitreue
öuletzt, er kehrt allein zu den Sowjets zurück, als deren Sold.
ſich fühlt. Dieſe oft hart ans Tragiſche ſtreifende Handlumt
durchſetzt von einer Fülle komiſcher Situationen, die vor a
auf der Gegenſätzlichkeit zwiſchen dem bolſchewiſtiſchen Kyrill
der ziviliſierten engliſchen Geſellſchaft beruhen. — Hans 2
mig in der Hauptrolle ſpielte mit gewohnter Meiſterſchaft.
Dr. A—- der Hauptanteil an dem Erfolg.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
—Als Privatdozent für Angliſtik
habilitiert-
der Univerſität Köln, Dr. theol et phil. Hans Herri
Glunz mit einer Schrift „Textliche und literariſche
Geſck=
der Pulgata in England vom 9. bis zum 13. Jahrbundert”.
Uiuaß
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geitit
2i
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Die belgiſchen Kammerwahlen.
Keine Aenderung der bisherigen Mehrheit. — Mäßiger ſozialiſtiſcher Vormarſch.
Die Fronkparkei weiterhin bedeukungslos.
Nurte Bandeieinigang.
Kein Skimmrecht für die Frauen.
Brüſſel, 28. November.
In Belgien waren am geſtrigen Wahlſonntag 2 555 743
Bür=
roder 31 Prozent der Bevölkerung wahlberechtigt. Die Frauen
nit Ausnahme einiger Tauſend während des Krieges von
deut=
ſigen Behörden Verurteilter beſitzen kein Stimmrecht. Es beſteht
gsahlpflicht, ſo daß die Bevölkerungszunahme
it den Wahlen des Jahres 1929 ſich
automa=
ſch in einer ſtärkeren Stimmabgabe ausdrückte.
gieſe Bevölkerungsbewegung fand hauptſächlich in den
zuämiſchen Provinzen ſtatt. Mangels eines beſonderen
(Sſetzes mußte jedoch die Abgeordnetenzahl von 187 feſtgehalten
verden, ſo daß lediglich der Wahlquotient von 40 000 Stimmen,
de auf je einen Abgeordneten entfielen, ſich um einige tauſend
er=
h ht hat. Das endgültige Wahlergebnis verſpätet ſich wegen der
Zruſammenfaſſung der Reſtſtimmen der Wahlkreiſe in der Provinz,
dee Reſtſtimmen der Provinzen gehen dagegen verloren. Nach den
vrläufigen amtlichen Schätzungen ergibt ſich das folgende Vild:
Hratholiken 80 bis 82 (1929: 76), Sozialiſten 73 bis 74 (70),
Libe=
le 23 (28), Frontpartei (Vlämiſche Nationaliſten) 8 bis 9 (11),
Hmmuniſten 2 bis 3 (1) Mandate.
Die bisherige Mehrheit von Katholiken und
läberalen bleibt trotz des erbitterten
Wahl=
krmpfes, den die Sozialiſten unter Hinweis auf die ſchlechte
nanzlage des Staates, die Not unter der Arbeiterſchaft und die
300 000 Arbeitsloſen geführt haben, erhalten. Die Mehrheit
be=
trug bei 187 Mandaten bisher 104 und bewegt ſich nunmehr
zwi=
ſeen 103 und 105. Die Liberalen, die auf Grund der
Kom=
nunalwahlen des 9. Oktober auf Erfolge rechnen zu können
glaub=
un, hatten die vorzeitige Auflöſung des Parlaments veranlaßt,
hwte ſtehen ſie jedoch als die Geſchlagenen da. Der
zialiſtiſche Vormarſch bleibt in mäßigen
Gren=
n. Er konnte die Ziffern bei der vorletzten Wahl von 1925
naht wieder erreichen. Die Frontpartei (Vlämiſche
Natio=
m=liſten) iſt im Parlament weiterhin zur
Bedeutungs=
lſigkeit verurteilt und hat in Flandern, auch in ihrer
fochburg Weſtflandern, zugunſten der Katholiken verloren. Der
Fürgermeiſter von Antwerpen, van Cauwelaert, erklärte nach
Vekanntwerden der Wahlergebniſſe, die Frontpartei habe eine
urrnichtende Niederlage erlitten. Den Katholiken kam der Kampf
drr Sozialiſten gegen die ſtaatliche Unterſtützung der
Konfeſſions=
ſaule und die Gefahr einer liberal=ſozialiſtiſchen Einheitsfront in
deſer Frage zugute.
Wie hal Eupen=Malmedy gewählk?
Aus Eupen=Malmedy=St. Vith liegt bereits das
Geſamt=
iegebnnis vor. Es lautet (die Zahlen in Klammern ſtellen die
immabgaben bei den letzten Parlamentswahlen im Jahre 1929
drr): Chriſtliche Volkspartei 7456 (7740), Sozialiſten 2886 (3165),
Belgiſche Katholiſche Union 5054 (2622), Liberale 471 (671),
Kom=
m niſten 338 (73).
Von den genannten Parteien ſind die Chriſtliche Volkspartei
1—d die Sozialiſten für eine Wiederholung der Abſtimmung in
dm durch den Friedensvertrag zu Belgien geſchlagenen Gebieten.
2ueſe Parteien vereinigen 10342 Stimmen gegenüber 10 905 im
Jrhre 1929 auf ſich. Dies ergibt einen Rückgang von 553
Stim=
men. Wenn man andererſeits berückſichtigt, daß die Kommuniſten
esenfalls abſtimmungsfreundlich ſind, ſo verringert ſich der
Rück=
grng auf etwa 200. Charakteriſtiſch iſt der ſtarke Erfolg der
Katho=
lichen Union, die ihre Stimmen nahezu verdoppelt hat. Zweifel=
1s hat der Hirtenbrief des Biſchofs von Lüttich, der den
Katbo=
ien eine Stimmabgabe für eine andere Liſte als die der
Katho=
lachen Union verboten hat, Einfluß auf das Wahlergebnis ge=
Abt. Die Zahl der ungültigen Stimmen, die 1929 nicht weniger
US 1500 betrug, iſt diesmal weſentlich zurückgegangen. Seit 1929
utt außerdem eine Einwanderung von mehr als tauſend
Stimm=
dmrechtigten ſtattgefunden, die zum großen Teil aus Altbelgien
ge=
anmen ſind. Die Stimmabgabe für die Chriſtliche Volkspartei iſt
r für die Beurteilung der politiſchen Lage in den drei
Kanto=
van von Intereſſe. Praktiſche Ausſichten auf einen Wahlerfolg
be=
ſanden nicht, da ja mindeſtens 40 000 Stimmen notwendig wären,
uni einen Abgeordneten ins Parlament zu entſenden. Erſt wenn
man das Ergebnis des Wahlkreiſes Verviers, in den die drei
Kantone eingegliedert ſind, kennt, laſſen ſich die Ausſichten
ins=
beſondere für die abſtimmungsfreundlichen Sozialiſten beurteilen.
*
Ikalien und Frankreich.
Von unſerem „=Korreſpondenten.
Rom, 27. November.
Schon wiederholt ſchienen ſich Anzeichen zu zeigen, die auſ
eine Beſſerung der Beziehungen zwiſchen Rom und Paris
hin=
zudeuten vermochten. Aber immer kam die Bewegung zum
Stocken, manchmal, weil in Frankreich der Regierungswind ſich
drehte, manchmal, weil Muſſolinis internationale, richtiger
aus=
gedrückt europäiſche Politik, ſich in einem Sinne entwickelte, der
den Franzoſen nicht gerade erfreulich war.
Immer aber blieb eine Tatſache beſtehen, daß trotz aller
Wendungen und Windungen in der europäiſchen Orientierung,
trotz der oft aggreſſiven Stellungnahme des Duce in manchen
das franzöſiſche Intereſſe ſtark belaſtenden Fragen bei
Frank=
reich, ganz verſtohlen oft, ein ſehr bedeutender Wunſch nach
Annäherung oder wenigſtens Ausgleich mit Italien zu bemerken
war. Beſonders nach Muſſolinis ausgeſprochener, für die deutſche
Auffaſſung tendierender Haltung in der Abrüſtungsfrage und
deutſchen Gleichberechtigung wurde in verſchiedenen
Sondierun=
gen dieſes Beſtreben Frankreichs zum Ausgleich mit Italien
wieder ſtärker. Daß dabei nicht nur die Fragen, die noch immer
zwiſchen Rom und Paris ſtrittig ſind, endlich zu einem
befrie=
digenden Ergebnis geführt werden ſollten, ſondern daß vor
allem zugleich möglichſt Italien aus der Bahn gedrängt werden
ſollte, die es in der Abrüſtungsfrage und zur Gleichberechtigung
Deutſchlands eingenommen hatte, das war ein öffentliches
Ge=
heimnis, deſſen Vorhandenſein natürlich von vornherein
ver=
ſtimmen konnte. Extratouren ſind ſeit Algeciras ein Vergnügen
bei internationalen Verabredungen.
Nun hat Muſſolini als verſöhnenden Abſchluß der
Dezennal=
feier neben der allgemeinen Amneſtie für Vergehen und
Ver=
brechen durch königliches Dekret auch eine Amneſtie für politiſche
Verbrecher” ergehen laſſen, von der im Ausland, aber auch in
Italien ſelbſt nicht allzu viel Lärm gemacht wurde. Leute ſind
beguadigt worden, ihre Güter oder ihr Beſitz, der vom Staate
eingezogen war, ſind ihnen oder ihren Erben wieder freigegeben
worden, die einſt als Feinde des Faseismus dem eigenen Lande
den Rücken gekehrt hatten oder in der Heimat geblieben, aber
nicht freiwillig, ſondern auf den „Inſeln” feſtgehalten wurden,
jene Leute die als „Fuorusciti”, in Frankreich beſonders, lebten
oder „konfiniert” waren.
Ueber dieſe „Begnadigten” ausführlich zu reden, hat unter
den heutigen Zeitumſtänden wenig Zweck, weil man ſich mit
ihren Perſönlichkeiten und Taten befaſſen müßte, die nicht
immer ganz eindeutig waren. Da iſt jener Roſſi z. B. begnadigt
worden, bei dem man nie wußte, wie weit ſeine „
Gefangen=
nahme” in der Nachbarſchaft von Lugano auf einer italieniſchen
Exclave freiwillig oder unfreiwillig war. Man müßte alſo auf
Ereigniſſe der fasciſtiſchen Politik und Geſchichte eingehen,
deren Erörterung in der deutſchen Preſſe in Zeiten einer
deutſch=
italieniſchen Verſtändigung wenig angebracht wäre. Außerdem
geht es uns herzlich wenig an, welchen Kalibers jene Leute
ſind, die wieder die Gnadenſonne Muſſolinis und Italiens
ge=
nießen dürfen; die beiden intereſſanteſten Männer, zwei wirkliche
Staatsmänner, müſſen fern der Heimat bleiben, Nitti und
Sforza.
Sie aber gerade könnten am beſten ein Urteil darüber
ab=
geben, ob wirklich dieſe Begnadigung von Antifasciſten
inner=
halb des Landes und jenſeits der Grenzen ein Auftakt zu einer
neuen Verſtändigung zwiſchen Paris und Rom ſein kann. Man
will wiſſen, daß dieſes Vergeben und Vergeſſen, das der Duce
einer Reihe von Feinden des Regimes angedeihen läßt, ein
Wink mit dem Zaunpfahl nach Paris ſein ſoll, die Pariſer
daran zu gemahnen, daß auch ihrerſeits etwas getan werden
könnte, um einen ewigen Stachel im Fleiſche Italiens
heraus=
zuziehen, indem ſie zwar nicht begnadigen, aber die Gnade der
Wahlheimat denen beſchneiden könnten, die dem italieniſchen
Vaterlande durch ihre antifasciſtiſche Wühlarbeit zwar nicht
wirklich gefährlich, aber dem Ruhme des Regimes auch im elften
Jahr der Herrſchaft recht unzuträglich ſind.
Es wäre denkbar, daß das Gnadenbeiſpiel Muſſolinis in
Unterhaltungen mit franzöſiſchen Mittlern das Geſpräch über
die Fuorusciti beleben könnte, und eine freundliche Geſte der
Franzoſen für den Duce und eine unfreundliche Geſte gegen
dieſe italieniſchen Emigranten den Weg zu einer Verſtändigung
leichter machen würde. Der Blick auf Albanien könnte dabei mit
Rückſicht auf Jugoſlawien nicht unwirkſam ſein. Nur dürfte eine
Uebereinſtimmung bei den Unterhaltungen auf keinen Fall in
deutſcher Sprache erfolgen. Da liegt der Haken.
Englands Schulden=Sorgen.
Vor einer neuen Morgkoriums-Noke an Amerika.
EP. London, 28. November.
Premierminiſter Macdonald hat am Sonntag abend ſeine
Beſprechungen mit Sir John Simon, Baldwin, Schatzkanzler
Ne=
ville Chamberlain und den Finanzſachverſtändigen des
Schatz=
amtes fortgeſetzt. Der Text der Antwortnote an die
Ver=
einigten Staaten wurde in ſeinen weſentlichen Punkten
feſtgelegt. Wie ſeit mehreren Tagen feſtſteht, ſoll dieſe Note das
Verhalten Englands hinſichtlich der am 15. Dezember fälligen
Zahlung noch nicht endgültig präziſieren, ſondern noch einmal
ausführlich und eindringlich alle Probleme
zu=
ſammenfaſſen, die für ein Moratorium ſprechen.
Wie es heißt, ſoll die Note in feierlicher Weiſe an das
amerika=
niſche Volk gerichtet werden und rückhaltlos alle Gefahren
ſchil=
dern. die nicht zuletzt der amerikaniſchen Wirtſchaft bei einem
ſtar=
ren Feſthalten an der Zahlungsforderung drohen. Ein
diploma=
tiſches Zuſammengehen mit den übrigen europäiſchen
Schuldner=
ſtaaten iſt gutem Vernehmen nach nicht geplant. Eine
Ent=
ſcheidungdarüber, ob im Falle einer neuerlichen
amerikaniſchen Abſage England die Zahlung
verweigern wird iſt nach Verſicherungen maßgebender
Kreiſe noch nicht gefaßt worden, zumal über dieſe Frage im
Kabinett bisher keine Einſtimmigkeit erzielt werden konnte.
Erneukes Fallen des Pfundes.
Großes Aufſehen in der Abendpreſſe erregen das erneute
Fallen des Pfundes und der Beſuch des Gouverneurs der Bank
von England im Schatzamt. Der Premierminiſter ſetzte heute die
Beratungen mit verſchiedenen Kabinettskollegen, darunter
Bald=
win, Chamberlain und Thomas, fort. Die Note an die
Vereinig=
ten Staaten wird, wie man annimmt, darlegen, daß die
Erſpar=
niſſe für ds amerikaniſche Budget bei einem Beſtehen auf der
Dezemberzahlung bei weitem durch die Folgen für die
Deviſen=
kurſe und die Schädigung des Handels aufgewogen werden
wür=
den. Es iſt keine Rede von einem Block der Schuldnerſtaaten; aber
die Mächte halten einander auf dem Laufenden, wie in dem
Ver=
trauenspakt in Lauſanne feſtgelegt wurde.
Auch eine zweike franzöſiſche Schulden-Noke.
EP. Paris, 28. November.
Die franzöſiſche Regierung hat, wie von maßgebender Stelle
verlautet, prinzipiell beſchloſſen, eine zweite Note an die
Vereinig=
ten Staaten abzuſenden, in der noch einmal all die Gründe
aus=
einandergeſetzt werden ſollen, die nach Anſicht der franzöſiſchen
Regierung für eine baldige Prüfung des Kriegsſchuldenproblems
und in erſter Linie für ein Moratorium der Dezember=Rate
ſpre=
chen. Die franzöſiſche Regierung wird begreiflicherweiſe in der
zweiten Note die Frage, ob ſie bei einer nochmaligen Weigerung
der Vereinigten Staaten die Dezember=Zahlung vornehmen wird
oder nicht, offen laſſen.
Amerikas unkerſchiedliche Einſtellung zu den
europäiſchen Schuldennoken.
Waſhington, 28. November.
Präſident Hoover hatte am Montag mehrſtündige
Be=
ratungen mit Staatsſekretär Stimſon und Schatzſekretär Mill
über die Schuldenfrage. Man bedauert hier ſehr, daß
Eng=
land ſein Anliegen gleichzeitig mit Frankreich
anmeldete; denn während die engliſche
Finanz=
not hier Verſtändnis und Anteilnahme findet,
ſtößt Frankreichs Forderung auf allſeitige
glatte Ablehnung.
Inzwiſchen traf heute ein Memorandum des lettiſchen
Gene=
ralkonſuls in New York ein, in dem der Wunſch ausgeſprochen
wird, die am 15. Dezember fälligen Zinszahlungen von 111000
Dollar aufzuſchieben. Für die lettiſche Kapitalſchuld hat Lettland
bereits ein Moratorium erklärt. „Waſhington News” erklärt,
daß offenbar jetzt alle Gläubiger Deutſchlands ſich um die
Bezah=
lung ihrer Schulden an Amerika drücken wollten. Das Blatt
be=
tont, daß die Tſchechoſlowakei, deren Amerikaſchuld nur eineinhalb
Millionen Dollar betrage behaupte, dieſe Schuld nicht zahlen zu
können, während ſie in dieſem Jahre über 53 Millionen Dollar für
Rüſtungen ausgegeben habe.
Tanzabend
Aenne Reiß — Milly Reiß — Guſtav Blank
m Heſſiſchen Landestheater, Kleines Haus, am 28. November.
Ein ausverkauftes Haus und am Schluſſe des Abends eine
Gälle von Blumen und Geſchenken, wie ſie nur an ganz großen
Wenden zu ſehen ſind, war Beweis dafür, welcher Wertſchätzung
o die drei zweifellos tüchtigſten Mitglieder unſerer Tanzgruppe
- Theaterpublikum zu erfreuen haben. Womit ſicher nichts
Den andere Mitglieder der Tanzgruppe geſagt ſein ſoll. Wohl
eer darf darin der Wunſch erſehen werden, den wir ſicher mit
Delen Freunden und Verehrern der Tanzkunſt teilen, daß
an, zum mindeſten das unbeſtreitbare tanzkunſt=
päda=
die giſche Können der Geſchwiſter Reiß im Intereſſe
inſerer ganzen Tanzgruppe ſich dienſtbar machen und
n mehr als bisher Einfluß gewähren ſollte. Jugendliche
Yamut und Schönheit ſind zeitgebunden. Wahre Kunſt und
Aniſches Können bleiben und können unvergänglich ſein. —
Die faſt alle Möglichkeiten der Tanzkunſt und des plaſtiſchen
usdrucks im Tanz ebenſo wie das Sinnlich=Sinnfällige im
Zunz, Schönheit der Bewegungen und Plaſtizierung der Muſik
rch Körperbewegung erſchöpfende Zuſammenſtellung des Pro=
Nemms gab einen Querſchnitt von ſo ſeltener Vielſeitigkeit, von
Nauſt und Technik, von zielſicherer Schule und muſikaliſchen
aSdeutungsmöglichkeiten, daß darin allein der beſte Beweis
a das Geſagte erblickt werden darf. Und jede einzelne der
Alf Programmnummern, mit Geſchmack und Routine ausge=
Nählt, war ein Stein in dem buntſchillernden Moſaik, das im
BSlauf des Abends ſich zu einem reſtlos befriedigenden har=
Moniſch vollendeten Kunſtwerk rundete.
Brachten Aenne und Milly Reiß in den beiden
Riſchen Tänzen — Pavane und Gaillarde — nach
Kompoſitio=
ſei bon Chambonnieres und Couperin aus dem 17.
Jahrhun=
ar den Beweis, daß beherrſchte Kunſt es auch der modernen
Zunzerin ermöglicht, in lang ſchleppendem Gewande Grazie und
Mmmut mit Temperament zu paaren, ſo die Sarabande von
2: Bach den ganz ernſter religiös gefühlter Ausdruckskunſt.
A8 Milly Reiß gleich im Anſchluß daran das heiteres
Tem=
aAment künſtleriſch bändigende Menuett und Muſette (eben=
Ns J. S. Bach) geben konnte, bewies neben dem Können,
NSgeprägte Kultur des Tanzes.
nd ſo ging der Abend weiter mit dem berückend graziöſen
Sikentanz (Air und Grazioſo nach Chr. W. v. Gluck), den
ehue Reiß in unbekümmerter Freudigkeit leichbeſchwingt gab,
er Beethovens Deutſche Tänze (zuſammen mit Guſtav Blank),
Ne in wirbelnden weißen Wogen getanztes Impromptu von
Schumann, einem entzückend humorvollen Cancan von J.
Offen=
bach, deſſen Capriziöſität zum da capo=Fordern Anlaß gab,
Rumäniſche Tänze, die in ihrem Wechſel von Elegie und
primi=
tiver Sinnlichkeit ausgezeichnete Charakteriſierung offenbarten,
und einem in verhaltener Erotik gegebenen Fandango nach M.
de Falla bis zu dem ganz auf Groteske in Form und
Bewe=
gung und Koſtüme eingeſtellten Galopp von Strawinſky, der
den Abend beſchloß und ebenfalls ſtürmiſch da capo verlangt
wurde. —
Guſtav Blank, den die Schweſtern Reiß ſich zum Partner
wählten, iſt das männlichſte und darum ſympathiſchſte Mitglied
unſerer Tanzgruppe. Er tanzt mit der Friſche eines
Natur=
burſchen, aber künſtleriſch gebändigtem Temperament und einer
Muſikalität, die wundervoll wirkt, weil ſie unaufdringlich,
un=
betont oder ununterſtrichen, ſelbſtverſtändlich iſt. Er
hängt in den Melodien der Kompoſition und läßt es völlig im
Zweifel, ob er ſie oder die Muſik ihn führt. Dabei iſt ſeine
Technik fabelhaft und ſein muskulöſer und maskuliner, aber
doch künſtleriſche Anmut ſtrahlender Körper beneidenswert
trai=
niert. Das Sympathiſche ſeiner Tanzkunſt iſt, daß ſie nichts
Gekünſteltes kennt, daß ſie naturhaft urſprünglich iſt. Sie
er=
möglicht ihm reſtlos befriedigende Entfaltung in den
Allein=
darbietungen — er tanzte Mozarts Alla turca und einen
köſt=
lichen figurenreich ſtiliſierten Ungariſchen Tanz von Brahms —
und ein Eingehen auf die Intentionen der Damen Reiß in den
Duetten und Terzetten, daß auch dieſe in vollendeter Harmonie
Töne geſtalteten. —
Die farbenfrohen, heiteren, ſtilvollen und originellen
Koſtüme, die das Tanzbild ſinnlich rundeten hatte Elly
Büt=
ner entworfen, die Begleitung am Flügel hatte Erwin
Palm. Beide haben Anteil an dem ſchönen Erfolg des Abends,
M. St.
zu dem das Tanztrio ſich beglückwünſchen darf.
* Schallplakken-Reuheiten.
Zu den künſtleriſch ſchönſten und vollendetſten Platten der
letzten Produktion zählt die von der Staatsoper Berlin (
Orche=
ſter, Chor und Soli) beſpielte bzw. beſungene D. B. 4410
Elec=
trolg=Platte. Die Barcarole aus „Hoffmanns
Erzäh=
lungen”, das entzückende „Schöne Nacht, du Liebesnacht” klang
nie ſo wunderbar voll und zart, ſo eindringlich und doch künſtleriſch
feinſt nuanciert, wie aus dieſer Platte, in der neben dem
Orche=
ſter und Chor Margarete Teſchemacher und Margarete
Kloſe im Terzett „Antonia, Himmel ſo höre”, dann gemeinſam
mit Willy Domgraf=Faßbender das Beſte ihres Könnens
geben, Dokument hehrſter Kunſt! — Auch die Marcel=
Wit=
triſch=Platte D. B. 4408, mit Arien aus der „Boheme” und
„Carmen” beſungen, hält beſtes künſtleriſches Niveau, wenngleich
das Heldiſch=Metalliſche dieſer Stimme in leichtem Gegenſatz ſteht
zu der zarten, im techniſchen Zuſammenklang durch routiniertes
Einſtudieren aufs höchſte geſteigerten Tonfülle und Harmonie der
Comedian Harmoniſts, die immer noch ohne
Gleichwer=
tiges ſind. Sie ſingen auf E G. 2607 Schlager aus dem Tonfilm
Der blonde Traum”. — Wer Fritzi Maſſary die ewig
Junge, liebt, wird ſeine Freude haben an E. G. 2605, auf der
die Künſtlerin aus der Operette „Eine Frau, die weiß, was ſie
will” ſingt.
Reichhaltig wie immer iſt die Auswahl der
Grammo=
phon=Neuheiten. „Die Stimme ſeines Herrn” bleibt nach wie
vor beſtes Zeugnis für Qualität, im gleichen Maße wie für
Quantität Grammophon beherrſcht und erſchöpft alle Gebiete
der Geſangs=, Muſik= und Vortragskunſt, und die Fülle der
Neu=
herausgaben wird kaum beeindruckt von der ſonſt überall
fühl=
baren Fabrikationskonjunktur. Mit Heinrich Schlusnus, dem
immer noch unerreichten, kultivierten Bariton der Staatsoper,
der auf 95 477 Schumanns Grenadiere und Hidalgo ſingt (
Beglei=
tung Franz Rupp), hält die neue Produktion eine einzige
künſtleriſche Linie über Franz Völker (24651: „Dann geh ich
hinaus in den Wienerwald”. „Was Schönres könnts ſein” aus
dem Dreimäderlhaus), Fritz Wolf (24820: Wenn die Liebe
ſtirbt” und „Kleine Yvonne” mit Paul Godwin=Orcheſter), des
gleichen Tenors Italieniſche Volkslieder „Meine Sonne” und
„Maria Mari” (24 760) ſowie der aus der Schallplatte ganz
be=
ſonders rein und voll klingenden Stimme Julius Patzaks, der
Arien aus der „Aida” in unerreichter Schönheit ſingt (90 183)
bis zu den Tonfilmſchlagern, die hier durch unerhört gute Technik
der Polyfar=Produktion zur Kunſt erhoben werden. Wir
nennen aus dieſer Serie Dolly. Haas mit Godwin=Orcheſter aus
dem Tonfilm „Scampolo”. „Für’n Groſchen Liebe” und „Ach wie
iſt das Leben ſchön” (24 764), Renate Müller aus „Wie ſag
ich’s meinem Mann”. „Ich hab ſchon ſo oft an die Freiheit
ge=
dacht” und der Titelſchlager (24 801). Dann auch das Stachow=
Tanzorcheſter mit temperamentvollem Slow Fox und
Fox=
trott, zu denen Leo Monoſſon die deutſchen Refraintexte ſingt
(24 763), das heiter=frohe Potpourri, mit Geſang. Jodler und
Zither und anderen Inſtrumental=Effekten „Ein Sommertag in
den Alpen” (Grammophon=Enſemble, 24 742) und endlich. Die
Potsdamer Linde” ein rhythmiſches Marſchlied von Ilia
Lioſchakoff=Tanzorcheſter mit „Die Wache kommt” auf
24 753.
Den Freunden ſchwerer und klaſſiſcher Muſik gibt die Platte
95 470 mit der Ouvertüre (1. und 2. Teil) aus Mendelsſohns „Die
Hebriden” Hervorragendes. Auf gleicher Höhe ſteht die
Tosca=Platte 24 799, unter Leitung von Alois Melichar von
der Staatsoper=Kapelle geſpielt. Selbſt die Tanzplatte 24 816
des Jack Hylton=Tanzorcheſters darf wegen ihrer techniſchen
Qualität in dieſer Reihe genannt werden
Mit Erwähnung einiger Platten der billigen Serie
Braun=Etikett ſei dieſe Beſprechung abgeſchloſſen. Trotz der den
Bedürfniſſen der Zeit entſprechenden Preisſtellung haben die
Braun=Etikett=Platten beſte techniſche Qualität. Das zweite
Marſch=Potpourri (Charlie) des Grammophon=Blas=
Orcheſters (1112) der Mitternachtswalzer des Godwin=
Künſtler=Orcheſters (1138) und der reizende Schlager. „Der kleine
Zeiſig ſpricht” mit Löns. Ja grün iſt die Heide” mit Leo
Monoſſon und Armin Weltner als Känger (1041)
bewei=
ſen das.
Seite 4 — Nr. 332
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 29. November 124
K
Statt beſonderer Anzeige.
Gott der Allmächtige hat am 25. d. Mts. meine
liebe Frau, unſere treubeſorgte Mutter, Großmutter,
Schweſter, Schwiegermutter und Tante
drau Murie Shure, geb. Lein
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im 74. Lebensjahre zu ſich in die Ewigkeit genommen.
Im Aamen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Thüre, Gerichtsvollzieher i. R.
Adolf Thüre, Oberjuſtizrat.
Darmſtadt, den 28. November 1932.
Martinsſtraße 46.
Nach dem WunſchederEntſchlafenen hat die Beerdigung
in der Stille ſtattgefunden.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen.
Für die wohltuenden Beweiſe liebevoller
Teil=
nahme, die mir beim Heimgang meiner
ge=
liebten Mutter
drau Annu Busper, Bwr.
geb. Meißner
zuteil wurden, ſpreche ich hiermit meinen
herz=
lichſien Dank aus.
Dr. Eliſabeth Hasper.
Im November 1932.
Gott dem Allmächtigen hat es
ge=
fallen, unſeren innigſtgeliebten
ein=
zigen Sohn, Enkel und Neffen
Otto
durch einen Unglücksfall im Alter
von 18 Jahren zu ſich in die
Ewig=
keit abzurufen.
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3386 Gewinne zusammen Mark
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Höchstgewinn auf ein Doppellos RM.
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Hauptgewinn auf ein Einzelle
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Dosete
terner Gewi
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LOO4P
08e ä 50 Pig., Boppelioss 7 1.—
versendet auch unter Nachnahme 20 Pfg.
Porto und Liste 30 Pfg. mehr
A. Dinkelmann, Worz
Postscheck: 20 060 Frankfurt a. M.
Zu haben bei den staatlichen Lotte
Einnahmen und allen durch Plakt
kenntlichen Verkaufsstellen.
Genstag, 29. November 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 332 — Seite 5
Aus der Landeshaupkfkadk.
Darmſtadt, den 29. November 1932.
Ich wünſche mir ein Buch.
Von Arthur Hertz.
Ich möchte, daß man mir Bücher zu den Feſten ſchenkt. Denn
Buch iſt immer gegenwärtig, immer bereit, ſich einem in die
hnd zu geben und ins Herz zu ſchmiegen, auf die Dauer eines
ſgnblicks zu einem zu kommen oder lange Stunden zu
ver=
ſlen. Ich kann das Buch, das bei mir ſteht, rufen, und es folgt
Rufe und gibt mir Antwort, aber ich kann eine Melodie, die
ainem Konzerte in mich gezogen iſt, verloren haben, und ſie
ſſagt ſich ebenſo meiner Erinnerung wie meiner ſuchenden
ind. Ich kann leer im Herzen ſein und müde und traurig, ohne
ſerdeinen Ruf von innen her, aber, wenn ich an der kleinen
ſhe meiner Bücher entlang gehe ſchmiegt ſich mir das Buch
ſdie Hand, das mir von einem Satze, manmal von einem
ein=
en Worte her die Seele füllt, ich weiß, das Theater iſt ein
wun=
ſſames Erlebnis, und ich weiß auch von der bannenden Gewalt
Töne, aber ſie gehorchen nicht immer meinem Winke, ſind
ſt zur Stelle, wenn ich ihrer bedarf, weggezogen aus der
greif=
ſen Erinnerung. Aber das Buch iſt da, körperhaft bereit, und
in mir in dem Augenblicke helfen, zu dem ſein Wort mir not
Ich wünſche mir ein Buch, denn ſeine gleitenden Zeilen laſſen
mich in Höhen, Täler und Ebenen gleiten, wie meine Seele
ſwünſcht, wie der Geiſt es verlangt. Das Buch, das mir gehört,
augenblicks zur Stelle wie der treueſte Freund — — ich wünſche
ein Buch.
Zum Nikolausfeſt des Roken Krenzes
z. Dezember 1932 wird noch mitgeteilt, daß der Vorverkauf der
ſnderkarten für das Kabarett ab Mittwoch den 30 November, im
ſtkehrshäuschen und bei Leuthner ſtattfindet. Die
Unterhal=
ngs= und Ballmuſik wird von der Kapelle Weber unter
perſön=
ſer Leitung des Obermuſikmeiſters Weber beſtritten, die Muſik
in Kabaret von Mitgliedern des Stadtorcheſters.
Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die
Kirchenregie=
hie wurde dem Pfarrer Wilhelm Daum zu Appenheim die
tngeliſche Pfarrſtelle zu Nauheim, Dekanat Groß=Gerau, und
Pfarrer, Heinrich Hartmann, zu Simmersbach, Kreis
lenburg, die zweite evangeliſche Pfarrſtelle zu Bad Wimpfen.
tanat Zwingenberg, übertragen.
— Weihnachtsmeſſe der bildenden Künſtler. Die
Weihnachts=
ſſe der bildenden Künſtler in der Kunſthalle am Rheintor, die
letzten Sonntag eröffnet wurde, erfuhr ſchon am erſten
Er=
ſnungstage von ſeiten des hieſigen Publikums eine ſehr
warm=
zige Begegnung, nicht nur in dem ſich recht zahlreich einſtellen=
Enei
Beſuche, der zum Nachmittag ſich weſentlich ſteigerte, ſondern
zpoitzslflmehr in dem groß ſich entwickelnden Intereſſe für die
aus=
ſtellten und zahlreich in den Ausſtellungsräumen herumſtehen=
und hängenden Kunſtwerken. Große Beachtung findet auch
Kunſtgewerbe mit dem prachtvollen Silberſchmuck als
Neu=
cheinung in der Weihnachtsmeſſe der bildenden Künſtler und den
ilen Filet= und Handwebearbeiten heſſiſcher Künſtlerinnen. Es
ſchon jetzt leicht vorauszuſehen, daß der Beſuch und der
Geſamt=
olg der diesjährigen Weihnachtsmeſſe ein weitaus ſchönerer
ſrden wird wie in früheren Jahren und wie es ſich ſchon im
ver=
hgenen Jahre zeigte, als das erfreuliche Zeichen des ſtetig
wach=
den Intereſſes an kulturellen und künſtleriſchen Dingen. Der
Unſtverein kaufte am Eröffnungstage drei Zeichnungen und zwei
tdierungen für ſeine Weihnachtsverloſung, eine Reihe
Privat=
ſragen ſtehen vor dem Kaufabſchluß. Die Weihnachtsmeſſe der
denden Künſtler iſt täglich geöffnet von 11—1 Uhr vormittags
d von 3—6 Uhr nachmittags bei freiem Eintritt.
— Bei dem Jubiläumsfeſt des Skiklubs Darmſtadt tanzten
ſrr und Frau Glock einen engliſchen Walzer. Tango und Rumba.
r tragen dies umſo lieber nach, da die Tanzvorführungen ob
ter Grazie allgemeinen Beifall fanden.
Aart — Hausfrauenbund. Es wird nochmals bekannt gegeben, daß
munlüthtte Dienstag, 4 Uhr, im Saal des Hotels „Zur Traube” in
Hurä4 Mitgliederverſammlung Frau Liſl Schuckmann=Offenbach
er „Pädagogiſches Spielzeug” ſpricht. Eine ſehr ſchöne Aus=
lung von Waldorf=Spielzeug durch die Firma Faix
Spiel=
tren, Ernſt=Ludwigsplatz, iſt damit verbunden. Dem
Waldorf=
bielzeug liegt der Gedanke zugrunde, dem Kinde Dinge zu geben,
ſeinem Faſſungsvermögen entſprechen, des Kindes Spielbetrieb
dern und vor allem die Fantaſie entwickeln. Es weihnachtet
on ſehr, die Frage: „Was ſoll ich den Kindern ſchenken?” wird
dieſer Ausſtellung ſchnell beantwortet. Unſere Mitglieder ſind
zlich eingeladen, auch Gäſte und ganz beſonders junge
Haus=
tuen und Mütter ſind ſehr willkommen.
Hefſiſches Landestheater.
Großes Haus
Anf. 19½, Ende geg. 2234 Uhr. 4 8.
ſenrstag,
Preiſe 0.50—4.50 Mr.
29. November Roſe Bernd.
— Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Großen
us eine Wiederholung von „Roſe Bernd” ſtatt, die bei der
ſemiere außerordentlichen Anklang gefunden hat. Die Regie
ſutt Guſtav Hartung. Im Kleinen Haus wird die Revue=Operette
ie Czardasfürſtin” von Kalman in der
Premierenbe=
ung wiederholt. Morgen, Mittwoch, wird als Nachmittags=
Arſtellung die erfolgreiche Neuinſzenierung des „Wilhelm
el!” wiederholt. Abends wird Puccinis Oper „Madame
lutterfly” aufgeführt. Die Butterfly ſingt zum erſten Male
egina Harre. — „Katharina Knie” im Gr. Haus. Als
Acſte Schauſpielpremiere kommt am Freitag, den 2. Dezember,
* Volksſtück „Katharina Knie” von Carl Zuckmayer in der
iſtenierung von Rabenalt und Reinking zur Aufführung. Die
ellen ſind wie folgt beſetzt: Conſtanze Menz (Katharina Knie),
Wief Sieber (Karl Knie), Karl Paryla (Fritz Knie), Franz
Kut=
era (Lorenz Knie), Hermann Gallinger (Jgnaz Scheel), Hugo
Vehler (Julius Schmittolini), Käthe Gothe (Bibbo), Martin
Rot=
cer (Joſef Keim), Martha Liebel (Rothackers Mutter), Paul
uetzki (Membel), Hans Baumeiſter (Dillinger), Eduard Göbel
oomaul). Jenny Wiener (Berberitzche), Walter, Rießland
Mario). Im Kleinen Haus wird in kurzer Zeit das Luſtſpiel
Der Muſtergatte” von Hopwood in den Spielplan
auf=
nommen.
Friſches Obſt und Gemüſe — das ganze Jahr hindurch
Die Kühlkechnik als Kampfwaffe gegen Auslands=Wettbewerb für Obſt und Gemüſe.
30. November 14½—18 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.40—4.00 Mk.
Wilhelm Tell.
Anf. 20, Ende vor 2234 Uhr. B.=Volksb. II, 4. Vor=
ſtellung. Gr. 1—4. Madame Butterfly. 0 60—5.00 Unnerstag,
1. Dezember Anf. 19½, Ende geg. 2234. B.=Blksb. K., 5. Vorſt,
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Roſe Bernd. Kleines Haus ſen Nae
29 November Anf. 20, Ende vor 23 Uhr. T, Gr. 1—8.
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Die Eſardasfürſtin. ſtitwoch,
30. November Anf. 20. Ende geg. 22 Uhr.
Hebermehl & Co. Preiſe 6.50 1.— u. 1.50 Mk. ſmerstag, 20—23 Uhr.
1. Dezember Die Cſardasfürſtin.
Zweckmäßige Kühllagerung.
Der Produktionswert der deutſchen Gartenbauerzeugniſſe
beträgt nach einer Angabe des Reichsernährungsminiſteriums
über 1 Milliarde RM. 318 000 Menſchen gibt der deutſche
Garten=
bau Arbeit und Brot. Dieſe Zahlen kennzeichnen allein ſchon ſeine
volkswirtſchaftliche Bedeutung.
Aehnlich wie bei verſchiedenen anderen Nahrungsmitteln iſt
es auch bei Obſt und Gemüſe einer der wichtigſten Aufgaben, der
Neigung zu raſchem Verderben während der Lagerung wirkſam
entgegenzutreten. Hierfür hat ſich bekanntlich die Kaltlagerung
als ein in hohem Maße geeignetes Mittel erwieſen, und die
Frage, wie ſie vom kältetechniſchen Standpunkt
am zweckmäßigſten durchzuführen iſt, hat im
weſentlichen bereits ihre Klärung gefunden. Es
bereitet heute keine nennenswerten Schwierigkeiten mehr. die von
der Wiſſenſchaft ermittelten jeweils günſtigſten Temperaturen in
den einzelnen Fällen einzuhalten. Auch die Anpaſſung der
Luft=
feuchtigkeit im Lagerraum an die während der Lagerung
wech=
ſelnden Eigenſchaften des Kühlgutes iſt in ausreichender Weiſe
möglich, nachdem hochempfindliche Meßgeräte zur Verfügung
ſtehen, die den jeweiligen Feuchtigkeitsbedarf der eingelagerten
Ware feſtzuſtellen geſtatten. Beſonders wichtig iſt weiterhin die
Zuſammenſetzung der Luft im Lagerraum. Infolge der Atmung
des Kühlgutes verringert ſich im geſchloſſenen Raum allmählich
der Sauerſtoffgehalt, während der Kohlenſäuregehalt zunimmt
bis zu einem kritiſchen Werte, bei dem z. B. Blumenkeime
er=
ſticken und Aepfel durch innere Bräunung verderben. Durch
Ueber=
wachen der Luftbeſchaffenheit und Regeln der Friſchluftzufuhr
laſſen ſich ſolche Verluſte vermeiden
Während in rein techniſcher Hinſicht alſo der Kühllagerung
von Obſt. Gemüſe und Blumen grundſätzliche Schwierigkeiten nicht
mehr im Wege ſtehen werden, iſt die
betriebswirtſchaft=
liche Frage nochumſtritten. wodie Kühllagerung
am zweckmäßigſten anzuſetzen ſei. am Erzeugungsplatz
oder an der Abſatzſtelle. Da bei der gegenwärtigen Entwicklung
im Bauweſen die bei den Verbrauchern verfügbaren Nebenräume
ſtändig verringert und außerdem durch das Vordringen der
Zen=
tralheizung für eine Kühllagerung immer ungeeigneter werden.
erſcheint es naheliegend, daß Erzeugerſchaft und Großhandel das
Einlagern größerer Mengen von Gemüſe und Obſt übernehmen
Sie müßten ſich hierbei ſelbſtverſtändlich der erforderlichen
tech=
niſchen Einrichtungen zur Dauerlagerung bedienen. Damit würde
der volkswirtſchaftlich widerſinnige Zuſtand endlich aufhören, daß
alljährlich im Herbſt das Obſt verſchleudert wer=
den muß und esdann im Spätwinter fehlt. Der
Er=
zeuger, der während des ganzen Jahres das Riſiko der
Heran=
zucht trägt, würde durch die Kühltechnik nunmehr die
Möglich=
keit haben, die erforderliche Lagerpflege ſelbſt durchzuführen und
über ſeine Ware entſprechend den Marktbedürfniſſen nach eigenem
Willen zu verfügen. Aehnlich bei den Blumen. Wenn heute z. B.
Maiblumen während des ganzen Jahres blühend angeboten
wer=
den können, ſo verdanken wir das der Kühltechnik. Ebenſowenig
braucht es an anderen Blumen zu fehlen, ſelbſt wenn durch eine
Kontingentierung ausländiſche Roſen. Nelken. Anemonen.
Mimo=
ſen u. a. ferngehalten werden.
Für eine Lagerhaltung an den großen Verbrauchszentren.
alſo in ſtädtiſchen Kühlhäuſern, wird geltend gemacht, daß von
dort aus ein ſchnelleres Disvonieren möglich ſei. Hierin wird eine
weſentliche Vorausſetzung für die Verbeſſerung der menſchlichen
Ernährung im Laufe der letzten Jahrzehnte geſehen, die
gekenn=
zeichnet iſt durch eine ſtändig erweiterte Vielſeitigkeit in der
Aus=
wahl der Nahrungsmittel. Ferner bedeutet die Lagerung am
Ver=
brauchsort eine Verminderung des
Verderbnis=
riſikos gekühlter Friſchware, da ſich kein
Ferntrans=
port mehr anſchließt.
Ob die Kühllagerung am Marktort oder am Erzeugungsplatz
den Vorzug verdient, wird oſt nur von Fall zu Fall zu entſcheiden
ſein. Nach beiden Richtungen werden eingehende Unterſuchungen
durchgeführt werden müſſen. Um hierfür eine möglichſt breite
Grundlage zu ſchaffen, hat der beim Verein deutſcher
Inge=
nieure und Verein Deutſcher Chemiker beſtehende „Fachausſchuß
für die Forſchung in der Lebensmittelinduſtrie” ſeinen
Arbeits=
ausſchüſſen für Fleiſch=. Fiſch= und Milchwirtſchaft kürzlich einen
weiteren für die Kühllagerung von Gartenbauerzeugniſſen
ange=
gliedert. Der Ausſchuß dem Vertreter des Anbaues und des
Han=
dels der Induſtrie und der Wiſſenſchaft angehören, wird ſich
ſo=
wohl mit kältetechniſchen wie biologiſchen Forſchungen unter den
vorſtehend angeführten wirtſchaftlichen Geſichtspunkten befaſſen.
Daß dieſe Arbeiten zu hohen Erwartungen berechtigen, darf aus
den praktiſchen Großverſuchen geſchloſſen werden, die bereits ſeit
drei Jahren im Inſtitut für landwirtſchaftliche Marktforſchung
an der landwirtſchaftlichen Hochſchule Berlin mit inländiſchem
Obſt und Gemüſe durchgeführt werden. Sie laſſen keinen Zweifel
darüber, daß die Kühltechnik ſchon heute eine der
ſchärfſten Kampfwaffen gegen den Auslands=
Wettbewerb darſtellt. Weitere intenſive Erforſchung
ver=
ſpricht deutſchem Obſt und Gemüſe aus der Sommerfeldernte mit
ihren geringen Erzeugungskoſten und ihrer vorzüglichen Qualität
das ganze Jahr über oder doch lange Zeit außerhalb der „Saiſon”
lohnenden Abſatz.
Skeuergukſcheine.
Die Ausgabe der Steuergutſcheine durch das Finanzamt
Darmſtadt=Stadt hat begonnen. Die Verſendung der Gutſcheine
erfolgt bei Werten bis zu 1000 RM. durch Einſchreibebrief bei
höheren Beträgen mittels Wertbrief. Die entſtehenden
Ueber=
ſendungskoſten gehen zu Laſten des Empfängers. Sie werden
durch Poſtnachnahme eingezogen Es liegt im Intereſſe einer
raſchen und möglichſt reibungsloſen Abwickelung, daß die
Nach=
nahmeſendungen ſofort eingelöſt werden.
— Kriegerverein Darmſtadt. In der Monatsverſammlung
zeigte der Vortrag des Kam Herrn Lehmann: „Der deutſche
Oſten” mit Lichtbildern, welche Schönheiten unſere Oſtmark
bie=
tet, aber auch, welche Drangſale und Leiden unſere Brüder und
Schweſtern im Oſten von jeher erduldeten und heute noch
erdul=
den. Seine Worte über die Geſchichte von Oſt= und Weſtpreußen
gaben kund, daß unſer Oſten ein richtiges Bollwerk zum Schutze
des Deutſchtums iſt. Von den Ordensrittern bis zur Jetztzeit
beſtand und beſteht ein Kampf um das Deutſchtum. Beredte
Worte des Redners zeigten, wie gewaltſam die Enteignung
durch=
geführt wurde. Sehr bedenklich ſind noch jüngſte Erklärungen,
beſonders polniſcher Militärs, welche Ausſichten noch für unſere
deutſchen Brüder beſtehen. Denn herrlichen Worten mit
Licht=
bildern wurde lebhafter Beifall gezollt.
— Odenwaldklub. Bei freiem Eintritt für Mitglieder und
Freunde des Klubs findet am Dienstag, 29. November, abends
8 Uhr, im Saale der „Krone” ein Lichtbildervortrag ſtatt, dem
ein Kanzlei=Verſehen ein falſches Datum gegeben hatte. Es
ſpricht, aus dem Schatz eigenen Erlebens ſchöpfend. Studienrat
Dr. Götz über ſeine Donaufahrt von Linz nach Budapeſt. Schöne
Lichtbilder unterſtützen das lebendige Wort des bekannten
Red=
ners.
der Wirkung, sparsam im Verbrauch, von höchster Qualität.
Tube 50 Pf. und 80 Pf. Weisen Sie jeden Ersatz dafür zurück.*
— Mozart=Verein. Die Revuen des Mozart=Vereins, die bis
jetzt keine Nachfolge in Darmſtadt gefunden haben, ſind auf das
Wort und das Lied geſtellt und ziehen Kraft und Beifall aus der
Freude am Spott über Schwächen und Torheiten der Darmſtädter
Zeitgenoſſen. Die bewährte Truppe des Vereins, verſtärkt durch
Gäſte von Namen und Rang, will in der neueſten brachtvollen
Jahresſchau „Wohlerworbene Rechte” am 10. Dezember
wiederum zeigen, wie heilſam das Lachen iſt. Gäſte können
ein=
geführt werden. Karten bei O. Titze, Eliſabethenſtraße 4
— Vortragsabend: Städt. Akademie für Tonkunſt. Es ſei
Zuſatzmiete III, nochmals auf den Mittwoch, den 30. ds Mts., 20 Uhr, im „Klei=
Preiſe 0.80—4.50 Mk, nen Saale” des Städt. Saalbaues ſtattfindenden 2.
Vortrags=
abend der Violin=Meiſterklaſſen von Göſta Andreaſſon
auf=
merkſam gemacht. Es kommen dabei Werke von Vivaldi, Reger,
Mozart, Bruch und Dvorak zum Vortrag. Karten, für Mieter
der Akademie=Konzerte zum halben Preis im Sekretariat der
Städt. Akademie für Tonkunſt Eliſabethenſtr. 36. Fernſpr 3500.
Die Jugendbünde der Johannesgemeinde führen am
kom=
menden Sonntag, den 4. Dezember 1932, abends 8.15 Uhr, im
Gemeindehaus Kahlertſtraße 26 „Das Adventsſpiel”, von Franz
Herwig auf. Der Reinertrag iſt für die Gemeindenothilfe
be=
ſtimmt. Programme ſind bei den Mitgliedern und dem
Kirchen=
diener erhältlich.
— Spinale Kinderlähmung iſt das Thema des Vortrages,
welchen der Biochemiſche Verein Darmſtadt. Aelteſter Verein. am
Mittwoch, den 30. November, im Fürſtenſaal veranſtaltet. Der
Vortragende, Herr L. Hoff, iſt durch ſeine anſchauliche
Vortrags=
weiſe hier noch in beſter Erinnerung Beſonders die Eltern ſollten
im Intereſſe ihrer Kinder ſchon dieſen Vortrag beſuchen, handelt
es ſich doch um die Geſundheit ihrer Kinder. Alles Nähere iſt aus
der Anzeige erſichtlich.
Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben. Vom
Gabelsberger=
ſchen Stenographenverein, gegr. 1861, der ſeine Unterrichtsräume
in der Ballonſchule hat, wird uns geſchrieben, daß er am Freitag,
den 2., ſowie am Dienstag, den 6. Dezember, neue Anfängerkurſe
eröffnet. Bitte, beachten Sie die heutige Anzeige.
Durchführung des freiwilligen Arbeitsdienſtes
im Mf.
Der Heſſiſche Bezirksfürſorgeverband Stadt Darmſtadt hat
als Träger der Arbeit durch das Städt. Wohlfahrts= und
Jugend=
amt als Träger des Dienſtes im Städt. „Ohlyſtift” Gräfenhauſen
bei Darmſtadt einen freiwilligen Arbeitsdienſt
ein=
gerichtet, und zwar mit 15 männlichen und 10 weiblichen
Ar=
beitsdienſtwilligen. Die männlichen Arbeitsdienſtwilligen helfen
bei der Feldbeſtellung, Viehhaltung und Gärtnerei im
Verſor=
gungsheim. Die weiblichen Arbeitsdienſtwilligen leiſten in der
Küche, im Nähen, in der Wäſcherei und Bügelſtube des Heims
Arbeit. Die Arbeiten kommen nur hilfsbedürftigen Perſonen
oder den Arbeitsdienſtwilligen ſelbſt zugute. Die Arbeit fand
unterm 19. September 1932 durch den Bezirkskommiſſar für den
freiwilligen Arbeitsdienſt die formelle Anerkennung, die
Förde=
rung wird von dieſem Zeitpunkt an bezahlt. Schon vor dieſem
Zeitpunkt hatten wir eine Einrichtung geſchaffen, die ſich an die
Beſtimmungen des freiwilligen Arbeitsdienſtes anlehnte, die aber
auf Grund der gegebenen geſetzlichen Beſtimmungen nicht die
Anerkennung und die Förderung durch das Landesarbeitsamt
finden konnte. Wir hatten 15 männliche und 10 weibliche
Per=
ſonen, die aus Mitteln der Allgemeinen Fürſorge (
Wohlfahrts=
erwerbsloſe) unterſtützt wurden nach den gleichen Grundſätzen,
wie die Arbeitsdienſtwilligen beſchäftigt. Die von den
Arbeits=
dienſtwilligen zu leiſtende Arbeitsſumme beträgt 40 Stunden
wöchentlich. Die übrigen Freizeiten werden ausgefüllt mit Sport.
Unterhaltung und Vorträgen, die von einigen Studienräten der
höheren Städt. Handelsſchule gehalten werden. Dem ſportlichen
Teil ſteht ein Sportlehrer des Sportvereins 1898 Darmſtadt,
ebenfalls in ehrenamtlicher Arbeit, vor. Geboten wird
außer=
dem Unterkunft. Verpflegung, Arbeitskleidung und
Wäſcheliefe=
rung und ein Taſchengeld von 30 Pf. täglich. Der im
Verſorgungs=
heim „Ohlyſtift” eingerichtete Arbeitsdienſt leiſtet nicht nur
zu=
ſätzliche und gemeinnützige Arbeit, ſondern er bringt auch eine
große Befriedigung für unſere Arbeitsdienſtwilligen, die ſich darin
ſpiegelt, daß ſich ein großer Teil von geeigneten Leuten zur
Ein=
ſtellung bei uns bewirbt, die wir leider nicht mehr einſtellen
können.
Ziviler Luftſchutz und Kataſtrophenabwehr durch die
Tech=
niſche Nothilfe. In der Winterverſammlung des
Ortsgewerbe=
vereins und der Handwerkervereinigung Darmſtadt hielten die
Herren Volkswirt Schreiber=Stoltze und Reg.=Baumeiſter
Hils=
dorf von der Landesleitung der Techniſchen Nothilfe in
Frank=
furt a. M. zwei hochintereſſante Vorträge, über Luftſchutz und.
Kataſtrophenabwehr, welche durch eine große Anzahl von
Licht=
bildern und eine Filmvorführung veranſchaulicht wurden. Herr
Schreiber=Stoltze ſprach über das Programm der
Tech=
niſchen Nothilfe. Die Tätigkeit der Techniſchen Nothilfe wird in.
erhöhtem Maße auf dem Gebiet der „höheren Gewalt” ausgeübt,
um bei Hochwaſſer, Eisgefahr, Wald=, Heide= und Moorbränden
ſowie bei Gasangriffen wirkſame Hilfe zu leiſten. Ein weiteres
Beſtehen der Techniſchen Nothilfe iſt beſonders in dieſen kritiſchen
Zeiten Lebensnotwendigkeit für Staat, Wirtſchaft und Volk, da
die Gefahr außerordentlich nahe liegt, daß man auch die
gemein=
nützigen Betriebe zu politiſchen Zwecken in den Kampf einbezieht.
Jedermann ohne Rückſicht auf Partei, Stand und Konfeſſion kann
Nothelfer werden. Weſentlich iſt hierbei die Mithilfe des
deut=
ſchen Handwerks, welches die für erfolgreiches Wirken benötigten
Fachkräfte ſtellen kann. Herr Reg.=Baumeiſter Hilsdorf
be=
handelte das gegenwärtig ſo wichtige Gebiet, des zivilen
Luft=
ſchutzes, das heute einen weſentlichen Teil der Tätigkeit der
Tech=
niſchen Nothilfe ausmacht. Dem Referenten ſtanden
ausgezeich=
nete Lichtbilder aus dieſem Wiſſensgebiet zur Verfügung, die das
geſprochene Wort wirkungsvoll ergänzten. Unter zivilem
Luft=
ſchutz verſteht man Maßnahmen, die dazu dienen ſollen, die
ver=
heerenden Wirkungen von Angriffen aus der Luft durch Gas=,
Brand= und Sprengbomben nach Möglichkeit zu mildern. Daß es
ſich bei dem Aufbau des zivilen Luftſchutzes um eine Einrichtung
von lebensnotwendiger Bedeutung handelt, die in anderen
Staaten ſchon lange viel weiter ausgebildet iſt, ergibt ſich aus
der militäriſchen Statiſtik, welche den rieſenhaften Umfang der
Rüſtungen unſerer Nachbarn verdeutlicht. Die Verſammlung
folgte den feſſelnden Ausführungen der beiden Redner mit
ge=
ſpannter Aufmerkſamkeit und gab ihrem Einverſtändnis mit den
Darbietungen durch lebhaften Beifall Ausdruck. Es folgte eine
ſehr angeregte Ausſprache.
Na
DüZ
ist den beste Anbeikshelfe
Erhältlich. in den. OSRAM-Verkaufsstellen.
Nt
S
S A
A
Hohe Lichtleistung,
verbunden mit großen Wintschaftlichkeit.
Seite 6 — Nr. 332
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 29. November 1933
Zum Berliner Verkehrsſtreik.
bringt die Zeitſchrift des Reichsbundes deutſcher
Reichsbahnbeam=
ten einen längeren Aufſatz, dem wir folgendes entnehmen:
Am Montag, den 3. November d. J., wartete das erwerbstätige
Berlin, nahezu 2 Millionen Menſchen, die dieſe Stadt alltäslich
flutend vom Heim zur Arbeitsſtätte und zurück in Bewegung ſetzt,
vergeblich auf das gewohnte Beförderungsmittel: Straßenbahn,
Autobus oder Untergrundbahn. Die Maſſen ſtauten ſich an den
Halteſtellen, vor den Bahnhöfen der U=Bahn, man wußte nichts,
man riet nur herum, ſtand, wartete und fluchte, weil man den
Arbeitsbeginn verſäumte, und fand ſich ſchließlich ins
Unvermeid=
liche. Die erwartete Fahrgelegenheit blieb aus. Langſam ſprach
es ſich herum: „Es wird geſtreikt”. — Und, fataliſtiſch wie der
Ber=
liner iſt, und bald ſich ins Gegebene fügend, ging er auf Schuſters
Rappen fürbaß. Oder eilte dem nächſten Bahnhof der Stadt= und
Ringbahn, der Reichsbahn, zu deren Züge — welch Wunder
— pünktlich und regelmäßig ihren Lauf nahmen. Denn hier wurde
nicht geſtreikt.
Das war in der Tat verblüffend und für Hunderttauſende
ein wahrer Troſt. Denn nur wer die Weitläufigkeit dieſer Fünf=
Millionen=Stadt aus eigener Anſchauung kennt, wer da weiß, daß
die werktätige Bevölkerung Berlins ſeit langem das Zentrum der
Stadt als Wohngelegenheit verlaſſen und größtenteils 15 bis 30
Kilometer entfernt von der Arbeitsſtelle ſeine Wohnung hat —
eine Entfernung, die er ohne Fahrgelegenheit nicht überbrücken
kann —, nur der weiß, was dieſer Verkehrsſtreik für den Berliner
bedeutete.
Eine Kataſtrophe wäre unvermeidlich geweſen, hätte die
Reichsbahn auch ſtillgeſtanden. Sie, ihre Beamten und
Angeſtell=
ten, haben ſich als wahre Retter aus einer Notlage erwieſen, die
unvorſtellbar geworden wäre. Das hörte man überall, auch von
den einfachen Leuten, mit Lob verkünden, wie die Eiſenbahner
dieſen unvermuteten, gewaltigen Anſturm völlig reibungslos ohne
die geringſte Störung, mit williger Hingabe aller, Fahrperſonal,
Fahrdienſtleiter. Betriebsbeamte aller Grade unter
Ueberſchrei=
tung der planmäßigen Dienſtſchichten glänzend bewältigten.
Noch immer iſt der Begriff, „Berufsbeamter” mit ſeiner
be=
ſonderen Pflichtauffaſſung gegenüber der Allgemeinheit nicht an
das Ohre der Oeffentlichkeit gedrungen, trotzdem ſie unter ſeiner
Segnung wohlig ruht und weil ſeine Verläßlichkeit ihr nicht zum
Bewußtſein kommt. — Es iſt eine Selbſtverſtändlichkeit, daß man
Menſchen mit größerem Pflichtenkreis größere Sicherheiten gegen
wirtſchaftliche Schwankungen geben muß. Das Berufsbeamtentum
rentiert ſich ſogar zahlenmäßig, weil es die Allgemeinheit vor
ſchweren Kataſtrophen, deren Ausmaß überhaupt nicht
zuhlen=
mäßig zu erfaſſen iſt, bewahrt.
Prophezeiungen für 1933.
Die Prophezeiungen für 1932 haben nicht geftimmk. — Die Propheten werden vorſichtiger.
Die Währungsſchwierigkeiten nehmen ab. — Goldbafis für das engliſche Pfund.
Von Amerika gehl im Jahre 1933
der Auffcheang ang.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Am nächſten
Sonn=
tag, den 4. Dezember, vormittags 8,30 Uhr, verſammeln ſich unſere
Wanderfreunde am Böllenfalltor zur letzten Wanderung des
Jahres. Durch die heimatlichen Vorberge führt der Weg hinauf
zum Frankenſtein. Dort ſind die Vorbereitungen getroffen für
eine längere Raſt. Ihren Abſchluß findet die Wanderung auf der
Ludwigshöhe. Dort treffen zur Kaffeezeit, um 3,30 nachm., die
Familien der Wanderer ein. Durch die Betonung der inneren
Zu=
ſammengehörigkeit erhält die Wanderung ihren beſonderen Wert und
findet das Wanderjahr einen beſonders freundlichen Abſchluß. Für
das Frühſtück auf dem Frankenſtein werden Tiſchkarten ausgegeben.
Näheres in der Anzeige in der heutigen Nummer.
—In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute und folgende Tage
ein Senſationsfilm „Der Schrei der Maſſe” mit James Cagney
und Joan Blondel in den Hauptrollen. Der Film iſt ein
mit=
reißendes Erleben vom Kampf der Maſchinen und Nerven. Dazu
das gute Beiprogramm
— Im Union=Theater ſieht man nur noch heute die reizende
muſikaliſche Komödie „Schloß im Mond”, ein Film. der unter der
Regie Rouben Mamoulians entſtanden iſt und in dem der
char=
mante Maurice Chevalier mit der entzückenden Jeanette Mac=
Donald die Hauptrolle ſpielt. Dazu ein gutes Beiprogramm.
— Die Helia=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male die
ganz wundervolle Komödie nach „Bunbury” von Oscar Wilde
„Liebe, Scherz und Ernſt” mit Adele Sandrock. Georg Alexander,
Charlotte Ander, Gertrud Wolle und Harald Paulſen. Vorher
das reichhaltige Beiprogramm.
— „Tarzan, der Herr des Urwalds” läuft ab Mittwoch im
Union=Theater. Der berühmte gleichnamige Roman von Edgar
Rice Burroughs iſt mit Johnny Weißmüller dem früheren
Schwimm=Weltmeiſter, in der Hauptrolle verfilmt worden. Der
prachtvolle Körperbau Johnny Weißmüllers prädeſtiniert ihn für
dieſe Nolle, die außer an ſeine Schwimmkunſt noch viele andere
Anforderungen an ſeine körperliche Gelenkigkeit ſtellt. Seine
Partnerin iſt Maureen OSullivan, eine Neuentdeckung der
Metro=Goldwyn=Mayer, „Regie führt W. S. Van Dyke
— Reſi=Theater. Der Ufa=Tonfilm „Nie wieder Liebe” mit
Lilian Harvey, Harry Liedtke und Felix Breſſart führt auf ein
Schiff voller Weiberfeinde, zum Karneval nach Nizza und durch
New Yorker Hafenkneipen. Im Beiprogramm zeigt das „Reſi”
u. a. „Der falſche Tenor”.
Sobald ein Jahr zu Ende geht, melden ſich allerorten die
Propheten, die aus den Sternen die Zukunft für das nächſte
Jahr vorherſagen. Für das Jahre 1932 iſt bekanntlich ein
be=
trächelicher Aufſchwung Deutſchlands angekündigt worden. Die
Börſe ſollte eine kräftige Erholung erleben, die Arbeitsloſigkeit
ſollte erheblich ſinken und die Wirtſchaft angekurbelt werden. Das
Jahr 1932 ſollte den Anfang bilden für einen neuen
wirtſchaft=
lichen Aufſtieg Deutſchlands. Wir wiſſen heute, daß dieſe
Prophezeiungen mindeſtens ſehr optimiſtiſch waren, wenn man
nicht das Wort falſch anwenden will. Von den wirklichen
be=
deutſamen politiſchen Vorgängen in Deutſchland, vom Ende der
Kanzlerſchaft Brünings, von dem Vorgehen des Reiches gegen
Preußen und von zahlreichen anderen wichtigen Ereigniſſen
wußten die Propheten nichts. Zugegeben ſei, daß von vielen
richtig die zweite Präſidentenſchaft Hindenburgs vorausgeſagt
wurde. Aber dazu brauchte man nicht in den Sternen leſen zu
können. Es gab ſehr viele Politiker, die die gleiche
Voraus=
ſage gemacht hatten, ohne daß ſie ſich als beſondere Hellſeher
vorkamen. Nun haben ſich mehrere Pythien in Amerika,
Eng=
land und Frankreich veranlaßt gefühlt, ihre Prophezeiungen
für 1933 der Welt zu verkünden. Es iſt immerhin intereſſant
zu erfahren, was dieſe Prophetinnen und Propheten, die
Ma=
dame de Thebes und ihre Kolleginnen in den Sternen ſahen.
Das wichtigſte Ereignis iſt der Wiederaufſchwung der
Wirt=
ſchaft Amerikas. Hier ſoll nach der Uebernahme der
Präſident=
ſchaft durch Rooſevelt eine ungewöhnliche Ankurbelung der
amerikaniſchen Wirtſchaft erfolgen. Von hier aus ſoll auch
Auf=
blühen des Handels in der ganzen Welt erfolgen. Die Zölle
(9
werden abgebaut werden. Die Autarkie wird ſich als Fehlfcx
erweiſen und ihr Ende wird zu einer internationalen Beleb=u
des Handels führen. Beſonders Deutſchland wird von diee
Aufſchwung profitieren. In England wird der Goldſtandu
wieder eingeführt werden, allerdings allmählich, um nicht ein
Revolution der Preiſe auf Grund der bisherigen Höhe
Pfundes herbeizuführen. Wie ſich das der Prophet denkt,
wohl ſein Geheimnis. In politiſcher Beziehung wird eine
gemeine Beruhigung in der Welt eintreten. Deutſchlands 9
ſpruch auf Gleichberechtigung wird einen vollen Sieg erle-l
Auch diejenigen Mächte, die ſich bisher noch dagegen ſträu)e
werden unter dem Druck der Weltmeinung den gerechten A
ſprüchen Deutſchlands nachgeben müſſen. Es wird zu em
Uebereinkunft auf dem Gebiete der Rüſtungen kommen. Däſſ
iſt uns ſchon oft verſprochen worden. Hoffentlich erfüllt
jetzt die Prophezeiung. Dann wollen wir den Hellſehern
ihre früheren Irrtümer gern verzeihen. Dieſe Beruhigung:9
politiſchem Gebiete wird gleichfalls ein Moment ſein, das z
Belebung der Wirtſchaft beitragen wird. In Deutſchland werd
ſtabile Verhältniſſe in der inneren Politik eintreten. Die
ſtände in Oſtaſien werden geregelt werden. Kurz, es ſch e
als ob das Jahr 1933 ein Jahr des allgemeinen Weltfriedel
werden wird. Das goldene Zeitalter wird zwar nicht den
angekündigt, aber verſchiedene Eigenſchaften der
glücklichen=
werden uns verſprochen, und ſo können wir alle mit Ruhe
die Zukunft ſehen, denn die Zeiten des Mißvergnügens
offenbar ihrem Ende nahe. Vor allen Dingen intereſſiert
1N0.
Tatſache, daß die Arbeitsloſigkeit in der ganzen Welt ſehr
in Streich
zurückgehen wird. Ein genialer Gedanke zur vernünftigen Ve
ien noch
teilung der Güter und zur Belebung des Goldumlaufs mi
viel zu einer Beſſerung der Lage beitragen. Wie dieſer gerue
Gedanke ausſieht, wird aber nicht verraten. Nun wollen n
dem Beginn des Jahres 1933 mit der Spannung entgegenſe)
die dieſe Verheißungen bewirken,
Aus Heſſen.
Die Beſchaffenheit der deukſchen Gekreideernke 1932
Aus den Gemeinderaksſitzungen.
In Verbindung mit der endgültigen Ernteermittelung ſind
auch in dieſem Jahre durch die amtlichen Ernteberichterſtatter
Erhebungen über die Beſchaffenheit der Getreideernte durchgeführt
worden. Dabei haben ſich nach Mitteilung des Statiſtiſchen
Reichs=
amtes folgende Qualitätsbeurteilungen im Verhältnis zu der
Ge=
ſamternte ergeben: Winterroggen 59 Prozent gut, 30 Proz.
durch=
ſchnittlich, 11 Proz. gering; Winterweizen 55 Proz. gut, 30 Proz.
durchſchnittlich, 15 Proz. gering; Sommergerſte 49 Proz. gut, 34
Proz. durchſchnittlich, 17 Proz. gering; Hafer 55 Proz. gut, 31
Proz, durchſchnittlich, 14 Proz. gering. Unter Zugrundelegung
dieſer Prozentſätze entfallen von der Geſamternte der
Haupt=
getreidearten folgende Mengen auf die einzelnen Qualitätsklaſſen;
(in Millionen Tonnen):
durchſchnittlich gering
Winterroggen ,
1.7
Winterweizen.
0.9
Sommergerſte
ſ.
2,0
99
Hafer ..... 3,7
Nach dieſen Ergebniſſen iſt die Beſchaffenheit der diesjährigen
Getreideernte im ganzen recht befriedigend und bei allen
Frucht=
arten beſſer als im Vorjahr ausgefallen. Nur 13 Prozent der
Geſamternte von Winterroggen, Winterweizen, Sommergerſte
und Häfer (gegenüber 22 Prozent im Vorjahre) werden als
ge=
ring bezeichnet.
Lokale Veranſtaltungen.
Die Herunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Auzelgen m
in keinem Falle ſigendwie als Beſprechung oder Krickl.
— Man muß wirklich ſtaunen, was das Hotel=
Reſtaurant Bender für 1.25 RM. ſeinen Gäſten nach Kino=
und Theaterſchluß bietet. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Vereinskalender.
— Deutſcher Offizierbund. Wir erinnern an den
Vortrag des Herrn Oberſt Schröder für Damen und Herren
am Donnerstag, den 1. Dezember 1932, abends 8 Uhr, im
Reichs=
hof. Eingeführte Gäſte willkommen.
Cp. Pfungſtadt, 28 Nov. Der erſte Adventsſonntag
wurde auch in dieſem Jahre in der Kirche mit einer Feier des
Abendmahls für die konfirmierte Jugend und die erwachſenen
Gemeindeglieder begangen. Pfarrer Strack ſprach vom Einzug
Jeſu in unſer Inneres. Der Kirchengeſangverein verſchönte den
Gottesdienſt mit dem Geſang der beiden Lieder „Auf, auf, ihr
Reichsgenoſſen!” und Es kommt ein Schiff, geladen‟. Die zur
Erhebung gelangte Kollekte war für die neue Kirchenbeleuchtung
beſtimmt.
— Nieder=Ramſtadt, 28 Nov. Am Samstag abend hielt der
Geſchäftsſtellenleiter der Haſſia=Fürſorge, Herr Kamerad
Krömmel=
bein, im Kreiſe unſeres Kriegervereins ein Referat über „
Ent=
wickelung und Geſetzgebung zur Kriegsbeſchädigten= und
Kriegs=
hinterbliebenen=Fürſorge‟ Seine Ausführungen von echt
kamerad=
ſchaftlichem Geiſte getragen, fanden dankbarſte Aufnahme.
Tageskalender für Dienstag, den 29. November 1932.
Union=Theater: „Schloß im Mond”; Helia=Lichtſpiele: „Liebe,
* Scherz und Ernſt”: Palaſt=Lichtſviele: „Der Schrei der Maſſe‟
— Reſi=Theater: „Nie wieder Liebe‟. — Krone, 20,30 Uhr:
Lichtbildervortrag „Donaufahrt nach Wien und Budapeſt”.
C. Ober=Ramſtadt, 26. Nov. Die Militär= und
Hin=
terbliebenenrenten werden am Dienstag, dem 29.
No=
vember, die Inwaliden=, Witwen=, Waiſen= und Unfallrenten am
Donnerstag, dem 1. Dezember, am Poſtſchalter gezahlt. Eine
Be=
glaubigung der Rentenquittung iſt diesmal nicht erforderlich. —
Volksmiſſionswoche. Vom 2. bis 11. Dezember findet in
unſerer Kirche eine Volksmiſſionswoche ſtatt, bei der der frühere
Metallarbeiter jetzige Volksmiſſionar des Rauhen Hauſes in
Hamburg, Fritz Witzel, ſpricht. Alle wirklichen Wahrheitsſucher
ſollten ſich den Beſuch an allen Abenden möglich machen können.
J Griesheim. 28. Nov. Gemeinderatsbericht.
Gemeinderat beſchloß, den Unwettergeſchädigten das 3. und 4.
der Gemeindeumlagen pro 1932 vom landwirtſchaftlich genu=
Grundbeſitz generell zu erlaſſen. Der Erlaß ſoll ſich auch auf
jenigen Grundbeſitzer erſtrecken, die von einem Erlaß der ſtaatl
Grundſteuer ausgeſchloſſen wurden. — Bei Anträgen von
Gewer=
treibenden auf Erlaß oder Stundung ſoll auch für das Steuerg=
1932 nach der Verfügung des Herrn Miniſters des Innern u
10. November 1931 verfahren werden. — Die Mieten für die
V=
nungen in den Gemeindehäuſern wurden um 10 Prozent geſp.
mit Ausnahme der Wohnungen, deren Mieten bereits geſe
worden ſind. — Die zur Aufräumung des Landgrabens
erfond=
liche Aufnahme eines Darlehens von 1200 RM. aus dem
Arbif=
beſchaffungsprogramm wurde genehmigt. — Der Ausbau der 29
ſerleitung nach dem Uebungsplatz wurde beſchloſſen.
Herſtellung eines Radfahrerweges auf der Provinzialſtraße Dor
ſtadt—Griesheim nach dem von der Provinzialdirektion
vorgeſt=
genen Projekt wurde abgelehnt. Der Gemeinderat ſchlägt
Freigabe des ſüdlichen Fußgängerweges von Griesheim bis
Eiſenbahnbrücke bei Darmſtadt für Radfahrer vor.
42. Wolfskehlen, 26 Nov. Der Gemeinderat nahmi
ſeiner Sitzung das Angebot der Landwirtſchaftskammer Darm/t
zur Errichtung einer Bullenſtation in der hieſigen Gemeinde
Zur Auffüllung der Hochſtattſtraße ſoll ein Waggon Eiſenbie
ſchlacken angekauft werden. Als Schätzer für gefallenes Vieh
y=
den drei Perſonen beſtimmt. Der Verkauf eines
Gemeindezien=
bocks an die Gemeinde Dornberg wurde genehmigt.
Cm. Wallerſtädten, 28. Nov. Gemeinderatsſitzun
Das Projekt „Räumung des Landgrabens” nahm wieder ein
breiten Raum ein. Der Gemeinderat lehnte das Projekt erut
ab und wies darauf hin, daß die Gemeinde nicht imſtande
ſei=
in die Tauſende gehenden Koſten neben denen für die
Riese=
wäſſerung auch noch zu tragen.
z. Offenthal, 28. Nov. Gemeinderatsſitzung. Füre
Viehzählung am 1. Dezember wurden die Zähler beſtimmt. *
Hundeſteuer bleibt wie im verfloſſenen Jahre für 1933 mit A
für den erſten, 8 Mark für den zweiten und 12 Mark für den
j=
ten Hund beſtehen. Der Preis für Pfarrbeſoldungsfrucht
auf 14 Mark pro Doppelzentner feſtgeſetzt. Auch die Gewerbeſter
der Gemeinde, des Kreiſes und der Provinz bleibt wie ſeithe
Mit den Arbeiten des freiwilligen Arbeitsdienſtes, an wells
45 Mann teilnehmen, ſoll bald begonnen werden.
z. Götzenhain, 28. Nov. Gemeinderatsſitzung.
Hundeſteuer wird für 1933 pro Hund für den Staat auf 12
und für die Gemeinde auf 6 RM. feſtgeſetzt. Jeder weitere Sd
koſtet 6 RM. mehr. Die Bekämpfung der Schnakenplage wird
Hausbeſitzern und Grundſtückseigentümern überlaſſen —
Waſſerabfluß am Büſchteweg ſoll von einer Kommiſſion
geſehen werden. Die Gewerbeſteuer der Gemeinde, Kreiſe
Provinzen bleibt wie im Ri 1932.
Bh. Weſchnitz i Odw., 28. Nov. Ratsſitzung. Der Ra
faßte ſich mit der Arbeitsbeſchaffung für den hier geplanten 21
willigen Arbeitsdienſt. Verſchiedene gemeinnützige und dring=
Arbeitsmöglichkeiten werden dem Arbeitsamt bei den weir4
Verhandlungen vorgeſchlagen.
Ein ſchwerer Junge vor dem Schwurgericht.
Das Regiſter ſchwerer Skraftaten bis zum Tokſchlegsverſuch. — Auf ſchiefer Ebene: Wer lägt, der ſtiehlt .
mütlich Bücher und Wandſprüche ſtudiert, auch die auf dem
Nacht=
tiſch liegende Uhr aufgezogen hatte, einige Schmuckgegenſtände,
Skrafe: 5 Jahre Zuchkhaus.
von denen er ſich etwas aneignete. Dann wanderte er weiter
Aw. Robert Renatus Kehl hatte keine ſchöne Jugend. Nach
ſeiner Geburt im Jahre 1913 ſetzte die Mutter gleich ein Inſerat
auf, weil ſie das Kind in Pflege geben wollte, und es fanden ſich
auch Pflegeeltern in Bensheim, bei denen er bis zum 6. Jahre
blieb und es anſcheinend auch ganz gut hatte. Von da kam er zu
einer Witwe, die ihn nach 2 Jahren nicht mehr behalten konnte,
weil ſie ſelber arm war und die Mutter keinerlei Geld für ihn
ſchickte. Dann kam er zu den Schwiegereltern ſeines Vormundes,
bei denen er es auch ganz gut hatte. Mit 13 Jahren kam er
jedoch, weil er nicht gut tat, in eine Erziehungsanſtalt, und von
da an iſt ſein Leben ein ewiger Wechſel. Wenn ihm irgend etwas
nicht zuſagte, brannte er durch, trieb ſich eine Weile auf der
Landſtraße rum und erſchien dann wieder Auch in ſeinen
Lehr=
ſtellen zeigte er wenig Ausdauer, ſo daß er heute, trotzdem er
dreimal zu lernen anfing, doch keinen rechten Beruf hat. Mit
17 Jahren kamen dann die erſten Straftaten, ſo daß er vor das
Jugendgericht kam und im nächſten Jahre noch dreimal beſtraft
wurde. Er brauchte die Strafen jedoch nicht zu verbüßen. Man
glaubte, ihn durch Bewährungsfriſt eher beſſern zu können. Im
Herbſt 1931. von Ende September bis Februar dieſes Jahres,
trieb er es jedoch ganz beſonders toll. Wo er ein unbewohntes
Haus vermutete, beſonders Wochenendhäuſer und Gartenhütten
liebte er, ſtieg er ein und nahm, nachdem er ſein Schläfchen
ge=
macht hatte, mit, was ihm zuſagte. Eine große Fertigkeit legte
er auch in Wirtſchaften an den Tag. Mit der unſchuldigſten
Miene beſtellte er ſich ſein Eſſen, entleerte in der Abweſenheit
des Wirts die Kaſſe und verſchwand ſtillſchweigend. Auch fremde
Fahrräder verſchmähte er nicht. Als er bei einer Nachtfahrt in
einem Garten ein Liebespärchen vorfand, ging er frech auf ſie
los; falls ſie ſich nicht umgehend entfernten, werde er ſchießen
oder den Hund auf ſie hetzen. Dann führte er in aller
Seelen=
ruhe ſeinen Einbruch aus. Weniger gut ging es ihm in einer
Villa am Heiligkreuz, in die er in der Nacht vom 27. auf den
28. Dezember vorigen Jahres eingeſtiegen war. Er geriet durch
die Balkontüre in das Schlafzimmer der Tochter, die ſich in ihrer
Angſt ſchlafend ſtellte. Er fand ſchließlich, nachdem er ganz ge=
und geriet am anderen Ende des Ganges in das Schlafzimmer
des Sohnes. Durch ſeine Erfolge anſcheinend ſicher gemacht, ließ
er nicht viel Vorſicht walten, ſo daß der junge Mann aufwachte,
Licht anmachte und aus dem Bett ſprang. Es entſpann ſich in der
Folge ein Ringkampf, in dem es dem Sohn des Hauſes darum zu
tun war, dem Dieb den Revolver, abzunehmen, den er in der
Hand hatte. Als jedoch ein Schuß krachte, ließ er im erſten
Schreck los, und der Dieb verſchwand durch das Fenſter und war
im Nu in der Dunkelheit verſchwunden. Im Februar dieſes
Jahres hatte er dann wieder mal genug von dieſem Leben und
ſtellte ſich wieder in der Erziehungsanſtalt ein. Am Montag
nun hatte er ſich vor dem Schwurgericht zu verantworten
wegen fortgeſetzten Diebſtahls in über 20 Fällen, wegen einer
Nöti=
gung und wegen Totſchlagsverſuchs in dem zuletzt geſchilderten
Fall. Der Angeklagte nimmt es mit der Wahrheit nicht ſehr
genau. So hatte er als angebliche Komplizen alle möglichen
Kameraden genannt, die aber jedesmal ihr Alibi nachweiſen
konnten. Er behauptet heute der Beamte habe ihn ſo auspreſſen
wollen, und da habe er ihm dieſe Namen geſagt, da hätte er ſich
dann mal „ordentlich austoben können‟. Seine Straftaten gibt
er im allgemeinen ohne weiteres zu. Aber daß er eine
Tötungs=
abſicht gehabt habe, weiſt er weit von ſich. Er habe lediglich
einen Schreckſchuß abgeben wollen. Der Zeuge ſagt jedoch aus,
daß der Kampf zwiſchen ihm und dem Angeklagten lediglich
darum gegangen ſei, die Waffe abzudrehen, die der Angeklagte
immer nach ihm zu wenden verſuchte. Das Gericht kommt am
Abend zu dem Ergebnis, daß der Angeklagte zweifellos mit der
Möglichkeit einer Tötung gerechnet habe — denn warum ſolle
man die Ausſage des Angeklagten, der es ſo wenig genau mit
der Wahrheit nehme, hier der Ausſage eines einwandfreien
Zeu=
gen vorziehen — und verurteilt ihn wegen eines
Tot=
ſchlagsverſuchs, wegen fortgeſetzten Diebſtahls
und wegen Nötigung zu insgeſamt fünf Jahren
R Kirch=Beerfurth i. Odw., 28. Nov. An der Feier d
25jährigen Amtsjubiläums des Bürgermeiſteß
Kaffenberger beteiligten ſich der Ortsvorſtand, die He=
Gemeinderäte von hier, Bockenrod und Gerſprenz. Auch der Jie
frauenbund von Pfaffen=Beerfurth. der Geſangverein. Eintrod
ſämtliche Schulklaſſen, ſowie die ganze Einwohnerſchaft nahn
an der Feier teil. Herr Bürgermeiſter Kaffenberger dankte
die ihm erwieſene Ehre und führte in ſeiner Rede u. a. aus
er, ſolange es ihm vergönnt ſei, ſeine ganzen Kräfte für das 2
der drei Gemeinden einſetzen werde
B Breitenbrunn i. Odw., 28 Nov. Am Samstag verazſt
tete Herr Pfarrer Heldmann=Seckmauern mit ſeinem Jugend!
im vollbeſetzten Saale der Frau Witwe Olt einen Thea4e
abend. Nach einleitenden Worten des Pfarrers begann die
führung mit einem luſtigen Einakter „Nante vor Gericht”
zweiten und wirku—gsvollſten Teil des Abends wurde das
Volksſtück „Der Glockenguß zu Breslau” vorgeführt, deſſen Ink.
ſich eng an das bekannte Gedicht von Wilhelm Müller ank
Mit einfachen Mitteln und einer ſehr beſcheidenen Bühne wue
durch die ſinnvolle Art der Regie eine nachhaltige Wirkun/
zielt. Ernſt und feierlich erklangen zu Beginn jeder Szene
Choräle des Poſaunenchors und verſetzten die Zuſchauer
mittelbar in die jeweilige Stimmung. Inhalt und Darſtel?
waren derart packend, daß man der Aufführung in aten
Spannung und Ergriffenheit folgen mußte. Ganz hervorrcd
ſpielte Herr Georg Eckert den Glockengießer Helm. Herr H. 2
tin als Zimmermeiſter Heuer war ebenfalls ein guter Spe‟
Meiſterhaft gelang den beiden die Darſtellung der Kerkerſ”=
Beſondere Erwähnung verdienen noch die Herren Mißback,
ter. Martin und Fink. Auch die Rollen der weiblichen Darſek
waren in guten Händen, Fräulein A. Martin ſpielte die TE,f
und Fräulein M. Olt die Frau Kriminalrat.
Ci. Erbach, 26. Nov. Treuer Tierpfleger. Herr Fl
Engelhard wurde auf der diesjährigen Hauptverſammlung
Tierſchutzvereins Heſſen in Alzey für ſeine liebevolle Tierpl”
mit 10 Mark Prämie und einer hübſchen Urkunde ausgezeict
die ihm geſtern durch den Vorſitzenden der hieſigen Ortsgrur,
Zuchthaus, erklärt ſich aber bereit, eine Umwandlung in
Ge=
fängnis befürworten zu wollen. Sechs Monate der
Unter=
ſuchungshaft werden angerechnet.
der Feſthalle eine größere Veranſtaltung ab, wobei alle Alle
ſtufen durch Freiübungen, Körverſchule, Geräteturnen und I
gen die Vielſeitigkeit des heutigen Turnbetriebes darſtellen.
Der Landbund hält auch kommende Woche wieder
Sprechtage hier ab, und zwar am Dienstag und Freitag, jeden
von 9—12 Uhr. im Gaſthauſe „Zum Eck‟ — Männerab=
Angeregt durch die lebhafte Ausſprache bei der letzten Verawü
tung, ſpricht Herr Lehrer Falter am kommenden Donnexz
abend im Gemeindehaus über „Gott in der Natur”.
Dienstag, 29. November 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 332 — Seite 7
IIN
iendu
Muſikaliſche Veranſtaltungen auf dem Lande.
Geiſtliche und welkliche Konzerkabende. — Vereinsfeierlichkeiten zur Pflege der Geſelligkeit.
Wr4
Dg. Arheilgen, 28. Nov. Konzert=Abend. Der
Geſang=
nmein „Frohſinn” unter der Stabführung von Muſikdirektor A.
Eämmermacher=Darmſtadt hatte zu einem Konzert in den
„öwen” eingeladen. Den erſten Teil eröffnete der Chor „
Son=
yanſegen” von A. Prümers worauf ein Solo für Oboe „Konzert”,
ſyrn W. Weber vortrefflich geſpielt, folgte. Nach dem Chor
wie Glocken am Rhein” ſang Herr Heinrich Laub (Baß) zwei
uneder von C. Loewe. Hierauf folgten zwei dreiſtimmige
Volks=
ſie der mit Horn=Solo. Nach einer kurzen Pauſe folgte der Chor
„walt” von Carl Zöllner, worauf die Herren Heiſch und Mahr
wei Duetts für Tenor und Bariton ſangen. Hierauf ſang der
(wor „In der Waldſchenke” von Haug und „Brückenzoll”, von
hrrchl. Mit der „Bravour Arie” von Herzog ſpielte ſich Herr
Aeber (Oboe) in die Herzen der Zuhörer hinein. Den Schluß
Gdeten die Chöre „Wenn die Garde marſchiert” von
Raymond=
ſompf und „Der Obendrauf” bearbeitet von Othegraven. Die
ſpöre waren ſämtlich gut durchgearbeitet und fanden verdienten
Feifall.
V. Eberſtadt, 28. Nov. Herbſtkonzert
Muſikver=
e n 1904. Das gut beſuchte Konzert wurde dank ſeiner
glän=
unnden Durchführung wiederum zu einem Abend koſtbarer und
ſtsönſter Hausmuſik, die der Verein allein pflegt und allein
ſplegen will. Das etwa 25 Mann ſtarke Orcheſter ſpielte unter
dr ſicheren Stabführung ſeines Dirigenten Frees mit einer
be=
ſpnderungswürdigen Hingabe. Eingeleitet wurde das Konzert
ſdurch ein mit: Introduktion und Chor aus der Oper „Der
echwur” überſchriebenes Werk des italieniſchen Opernkomponiſten
Erverio Mercadante. Dann folgte aus den Werken des
Kompo=
neten Grieg, Opus 65: „Hochzeitstag auf Troldhaugen”, ein
Auſikſtück, das uns etwas von dem Reichtum nordiſcher
Muſik=
ſemente zu Gemüte führte, und als Zugabe der flott geſpielte
Marſch: „Auf Grenzwacht” von Lederer. In den Rahmen des
Komzerts ſchoben ſich die Darbietungen des Kontrabaßſoliſten
zcicke vom Landestheater Darmſtadt, der das im Ton tiefſte und
ur gefüge Streichinſtrument ſo fabelhaft bewältigte, daß das
Pu=
hxkum dem noch ſehr jungen Künſtler ſtürmiſche Ovationen
be=
netete. Zuerſt ſpielte er das aus drei Sätzen (Allegro Andante,
Allegro) beſtehende Konzert von Konsſcwitzky, dann die
ergrei=
fiade und ſehnſuchtsweckende Fantaſie über das Franz Abtſche
Med: „Wenn die Schwalben heimwärts ziehen” von Hegner und
os Zugabe die feine Konzertetude: „Polacca” von Dullak. Die
Aavierbegleitung lag in den Händen von Maja Rodenbach,
un=
ſiser einheimiſchen, geſchätzten Pianiſtin, die durch ihre treffliche
änfühlung an dem ſchönen Erfolg des Künſtlers berechtigten
An=
zl hat.. Das Orcheſter vollendete den Abend mit der Ouvertüre
, ampa‟ (Die Maxmorbraut) von L. Herold, der Fantaſie aus
dr Oper „Mignon” von A. Thomas, dem Walzer von Johann
rauß (Opus 361): Bei uns z' Haus” dem „Ständchen” von
Jenny Heykens, dem Joſef Straußſchen Polka=Mazurka (Opus
15): „Frauenherz” und ließ das Konzert in dem „Lothringer
Prarſch” von Louis Ganné ausklingen.
Cp. Pfungſtadt. 28. Nov. Goethe=Abend. Im
evangeli=
ſen Gemeindehaus hielt Lehrer Michael Winkler einen
Vor=
naag über Goethe und ſeine Bedeutung für die Jetztzeit. Der
Vor=
tmg war durch muſikaliſche Darbietungen der Herren
Wein=
härtner und Bergauer umrahmt, die die Schubertſonate
und ein Rondo von Mozart zu Gehör brachten.
C. Ober=Ramſtadt. 28. Nov. Kirchen=Konzert zum
deſten der Winterhilfe. Unter dem Bekenntnis: Wir
nollen helfen” ſtand das vom Geſangverein „Germania”
Ober=
haumſtadt gemeinſam mit dem Kirchengeſangverein zum Beſten
dr örtlichen Winterhilfe veranſtaltete Konzert, das gut beſucht
tar. In dankenswerter Weiſe hatten ſich die Herren Fabrikant
½— Murjahn (Cello) und Dipl.=Ing. Schrof=Nieder=Ramſtadt
ſrgel), ebenfalls in den Dienſt der guten Sache geſtellt. Den
ſten Teil des Programms eröffnete ein Orgelvorſpiel des Herrn
Aäpl.=Ing. Schrof, worauf der Geſangverein „Germania” Werke
ven Beethoven, Schubert und den 23. Pſalm von B. Klein, der
härchengeſangverein das Lied „Nun preiſet alle” von A. v.
Löwen=
ſtern, und Herr Murjahn (Cello), begleitet von Herrn Schrof
OOrgel) „Largo” von Händel und „Träumerei” von Schubert zu
ſehör brachten. Im 2. Teile ſangen wiederum nach einem
Orgel=
wrſpiel der veranſtaltende Verein „Die Veſper” von Beethoven
und der Kirchenchor „Guſtav Adolfs Feldlied” von J. G. Schwab
herr Murjahn ſpielte unter Orgelbegleitung Arioſa” von Händel
und „Du biſt die Ruh” von Schubert. Herzliche Dankesworte
rich=
ute Herr Pfarrer Nürnberger an die zahlreich Erſchienenen
und beſonders an alle Mitwirkenden. Mit dem von den beiden
Yereinen und einem Knabenchor gemeinſam geſungenen
Alt=
rederländiſchen Dankgebet” von Kremſer, fand die Veranſtaltung
iren Abſchluß. Geſang und Muſik zeugten von hohem Können
er Veranſtalter und Janden dankbare Zuhörer.
Ci. Erbach, 27. NSv. Odenwälder Vereinigung für
unſt und Wiſſenſchaft. Goethe und die Gegenwart”,
lautete der Vortrag, den der Redner, Herr Univerſitätsprof.
r. Viétor aus Gießen, der zahlreich erſchienenen
Zuhörer=
ſwaft zu einem tiefen Erlebnis werden ließ. Er zeichnete zunächſt
die Gründe auf, weswegen bei den im letzten Jahre veranſtalteten
ſoethefeiern neben dem aus politiſcher Einſtellung heraus fern=
Abliebenen Teil der deutſchen Bevölkerung vor allem auch die
eranwachſende Jugend fehlte; zeigte dann, wie das Ausland
ſwethe ganz anders ſieht, wie es in ihm überhaupt nur den ein=
Ben repräſentativen deutſchen Dichter erblickt, und belegte dann
i tiefſchürfender vornehmer Weiſe, wie er Ewigkeitswerte ſchuf
und uns Deutſchen gerade in unſerer Zeit der ſchwerſten
Entſchei=
lungen der überragende Führer ſein könnte und werden müßte.
den Weg zeigt er uns namentlich im letzten Teile des „Fauſt”,
hwo der Kampf gegen die dämoniſchen Mächte im Menſchen
ge=
ſehrt und entſchieden wird. Es gilt, ſich bewußt und
willens=
ſark zum Ueberwinder der Nöte und Anfechtungen zu machen, um
Herr der Erde bleiben zu können. Dem Tüchtigen antwortet
Me Welt, dem Untätigen bleibt ſie ſtumm. Nur der verdient ſich
ſtreiheit wie das Leben, der täglich ſie erobern muß. Dieſe un=
Armüdliche Aktivität iſt aber nur dann von ſittlichem Wert, wenn
e in Verbindung von Kopf und Herz getätigt wird. Goethe ahnt
den ungeheuren Umſchwung der menſchlichen Kultur; er ſieht vor=
As den praktiſchen Menſchen der Zukunft, und weiß, daß aller
ſortſchritt — vom menſchlichen Verſtande erſonnen — nur dann
um Segen ausſchlägt, wenn ſich dem Verſtande das Gefühl zu=
Sſellt. Ein mit dem Verſtand durchgeführtes und vom Gefühl
ifülltes Lebenswerk wird den Menſchen immer höher führen und
ſum die zugedachte Herrſchaft über die Erde ſichern. Der tätigſte
ſrdenbürger wird zugleich aber auch das geliebteſte Himmelskind
ſin. So erſtand Goethe vor uns als der ſchaffende und zugleich
rſchende Menſchengeiſt in ſeiner bis jetzt umfaſſendſten
Erſchei=
huuing. — Kommenden Mittwoch abend ſpricht nun Herr Prof. Dr.
ergſträßer aus Heidelberg über „Goethe und das deutſche
ationalbewußtſein”.
Cd. Michelſtadt. 28. Nov. Die Glocken von
Michel=
adt” ein Lebensbild in 4 Akten von J. Würtenberger, das
läurch den Geſangverein Liederkranz zur Erſtaufführung kam.
„achte an beiden Abenden dem Liederkranz ein volles Haus. Das
Etück bringt Ausſchnitte aus dem Leben des Stifters des
Michel=
ſädter Glockenſpieles, Friedrich Braun. — Es beginnt mit ſeinem
4-bſchied vom Elternhaus und den Jugendgeſpielen und ſeinem
ortgang in die Fremde im Jahre 1854. 2 Jahre ſpäter ſehen wir
Nn in Zürich wieder, von wo aus er dann die Reiſe nach der
Teuen Welt — Amerika — antrat. — Das 3. Bild behandelt
ſei=
den Beſuch in Michelſtadt im Jahre 1904. bei welcher Gelegenheit
E ſein mildtätiges Herz durch Stiftungen bewies — Der 4. und
letzte Akt ſpielt wieder in Amerika im Jahre 1913. Braun iſt als
wochbetagter Mann durch Krankheit verhindert, an der Ein=
Leeihung des von ihm geſtifteten Glockenſpieles teilzunehmen und
Virbt, während das Glockenſpiel ſein Lieblingslied „Im ſchönſten
Wieſengrunde” ſpielt. Die Hauptdarſteller des Stückes waren Herr
Luguſt Haag als Fritz Braun und Frl. Anna Grenz als ſeine
Trau, die übrigen noch hier alle zu nennen, würde zu weit führen.
Ind alle, ohne Ausnahme, gaben ihr Beſtes. Dem Autor des Stük=
ES. Herrn Theaterdirektor J. Würtenberger, wurde ein Strauß
Deißer Chryſanthemen überreicht. Die Leitung der Chöre hatte
der Dirigent des Vereins. Herr Otto Löb. Abſchließend ſei der
Wunſch ausgeſprochen, daß das Stück auch an größeren Theatern
dur Aufführung kommen möge.
D8. Waldmichelbach, 28. Nov. In der Schützenabteilung des
aſſia=Kriegerverbandes Waldmichelbach erhielten
Lute Schießleiſtungen Gemeinderechner Schmitt die goldene
L—Mh.=Ehrennadel und die bronzene Haſſia=Schützenmünze, Küfer=
Meiſter Spinner die goldene Kyffhäuſer=Ehrennadel und der
ungſchütze Fritz Treuſch die bronzene Kyffhäuſer=Ehrennadel.
Beim Verhandsſchießen in Mainz=Kaſtel wurde der Vorſitzende
F Kriegervereins, Juſtizbeamter Wittich, mit der Haſſia=
Nührernadel ausgezeichnet. Das Winterſaalſchießen der Schützen=
abteilung hat in dieſer Woche im Vereinslokal begonnen. — Im
gutbeſetzten evangel. Gemeindeſaal ſprach Pfarrer Blankerz=
Brensbach und eröffnete damit die Reihe der
Winterveranſtaltun=
gen des Evangel. Männervereins.
Aa. Wolfskehlen, 27 Nov. Die „
Kraftfahrerver=
einigung Ried”, Mitglied des Gaues 3a im A. D. A. C.,
hielt am Samstag abend im „Schützenhof” ihr diesjähriges
Win=
terfeſt mit Preisverteilung ab. Als Vertreter des Gaues war
Dr. Bernheim aus Darmſtadt erſchienen, der auch im Laufe des
Abends, der mit muſikaliſchen und geſanglichen Darbietungen
ausgefüllt war, eine Anſprache hielt. — Verkehrsunfall.
Am heutigen Sonntagvormittag fuhr ein aus Holland
ſtammen=
des und auf der Fahrt nach Stuttgart befindliches Perſonenauto
in der Straßenkurve in der Groß=Gerauer Straße wider das Haus
der Bäckerei Ewald. Ein Inſaſſe wurde leicht verletzt. Das
Auto wurde ſo beſchädigt, daß es abgeſchleppt werden mußte.
Kirchliche Zeier in Rüfſelsheim.
Die Wiederherſtellung der evangeliſchen Kirche.
* Rüſſelsheim, 28. November.
Nachdem die Wiederherſtellungsarbeiten an der Kirche zu
Rüſſelsheim zum Abſchluß gekommen waren, feierte am Sonntag
die evangeliſche Gemeinde die Vollendung dieſes Werkes,
Mor=
gens riefen die Glocken die Gemeinde zum Feſtgottesdienſt.
Hier=
bei war die Kirchenregierung durch Herrn Prälaten D. Dr. Dr.
Diehl, das Landeskirchenamt durch, Herrn Oberkirchenrat Dr.
Müller vertreten. Ebenſo waren Vertreter der
Denkmal=
pflege, des Kreisamts und des Hochbauamts erſchienen. In dem
Gottesdienſt predigte Herr Pfarrer Hofmann vor der
zahl=
reich verſammelten Gemeinde über den Adventstext vom Einzug
Jeſu in Jeruſalem. Erwies auf die tatkräftige Unterſtützung ſeitens
einzelner Glieder der Gemeinde hin, die in freigebigſter Weiſe
mit=
geholfen hatten, und zeigte, wie auch die ſchönſte Kirche letzten
Endes nur Mittel zum Zweck ſei, und wie der Zweck darin beſtehe,
die Adventsbotſchaft — Siehe, dein König kommt zu dir — recht
zu verkündigen. Nach der Predigt ergriff der Superintendent,
Herr Oberkirchenrat Dr. Müller, der als früherer Pfarrer in
Rüſſelsheim an dem Gemeindeleben der Stadt beſonders regen
Anteil nimmt, das Wort zu einer eindrucksvollen Anſprache. —
In ſehr feiner Weiſe half der Kirchenchor unter Leitung ſeines
Dirigenten. Herrn Lehrer Wagner, zur Ausgeſtaltung des
Gottesdienſtes mit.
Jeder unbefangene Betrachter muß zugeben, daß die äußere
Wiederherſtellung, die nach den Vorſchlägen von Prof. Meißner
unter der künſtleriſchen Mitwirkung von Herrn Kunſtmaler Velte
ausgeführt wurde, ſich in jeder Weiſe der inneren Ausgeſtaltung
der Kirche, die von Herrn Profeſſor Linnemann ausgeführt
wurde, angleicht.
In der ſich an den Hauptgottesdienſt anſchließenden
Nach=
feier ſprach Herr Prälat D. Dr. Dr. Diehl in ſeiner
bekann=
ten feſſelnden und aus der Fülle geſchichtlicher Kenntniſſe
heraus=
ſchöpfenden Art über die Geſchichte der Rüſſelsheimer Kirche. Er
zeigte, wie ſich in dieſen drei Rüſſelsheimer Kirchen jedesmal
zu=
gleich auch die verſchiedene Art ihrer Zeit zum Ausdruck gebracht
habe. Der Bau der erſten Kirche, die um das Jahr 1512 errichtet
worden ſei, ſtehe im Zuſammenhang mit der eigenartigen
Beweg=
ung, die damals in deutſchen Landen vorhanden war, die ſich
ſpä=
ter verſtärkte, und als deren Ergebnis die Einführung der
Refor=
mation anzuſehen iſt. Der Redner zeigte ſodann, wie der Bau der
zweiten Kirche vom Jahre 1594 unter dem Loſungswort: „Hin zu
Chriſtus und durch Chriſtus zueinander” entſteht. Die 3. Kirche,
die heute noch ſteht, wurde in den Jahren 1790 bis 1792 gebaut.
Unverkennbar trage dieſe Kirche die Zeichen der ausgehenden
Ba=
rockzeit an ſich, bringe aber einen ſtarken weltlichen Zug in ihrer
Bauweiſe zum Ausdrug. In einer Zeit furchtbarſter Gärung, wie
der heutigen, wo die Menſchen ſich nicht mehr verſtehen, wo man
auseinanderſtrebt, da ſolle die Kirche ſagen: Ich bin auch noch da.
Aber Ihr müßt auf mich hören und dafür ſorgen, daß Ihr
zuſam=
menkommt. Was wir brauchen, iſt das Aneinanderreihen. Mit
die=
ſem Hinweis ſchloß der Herr Prälat ſeinen überaus lehrreichen
und eindrucksvollen Vortrag.
Der Vortrag ſelbſt war mit Muſikſtücken und Geſängen der
Jugend umrahmt. Die Nachfeier hatte Herr Bürgermeiſter
Mül=
ler eröffnet und Herr Pfarrer Hofmann mit einem kurzen
Wort geſchloſſen. Anläßlich der Feier des Tages fand eine
Aus=
ſtellung ſtatt, die in einer ganzen Fülle von
Ausſtellungsgegen=
ſtänden ſowohl einen Längsdurchſchnitt durch die Geſchichte als
auch einen Querſchnitt durch die Gegenwartsarbeit der Gemeinde
gab.
Am Abend fand dann im Evangel. Gemeindehaus ein größerer
Gemeindeabend ſtatt, der einen trefflichen Abſchluß der
ganzen Feier darſtellte.
Wie wohnt man in Heſſen?
In Heſſen gibt es nunmehr insgeſamt 348 000 Wohnungen,
darunter 64 000 ſogenannte Neuwohnungen, die nach 1918 erſtellt
wurden. Ihr Anteil beträgt etwa 18 Prozent gegenüber einem
Reichsdurchſchnitt von 17 Prozent. Die Bautätigkeit war
aller=
dings örtlich recht verſchieden, ſo daß der Anteil der Neuwohnungen
in der Provinz Starkenburg 20 Prozent, in Oberheſſen aber nur
16 Prozent und in Rheinheſſen gar nur 11 Prozent erreicht.
In=
tereſſant iſt noch die Feſtſtellung, daß es 1932 in Heſſen 119 000
ſo=
genannte Kleinwohnungen, das ſind Wohnungen mit höchſtens drei
Räumen einſchließlich Küche, gab. Jede dritte Wohnung in Heſſen
iſt alſo Kleinwohnung.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz. 28 Nov. Ehrenmal Inf.=Leib=
Regi=
ment 117. Die Vorarbeiten für die Errichtung des Ehrenmals
des Inf=Leib=Regiments 117 ſchreiten rüſtig vorwärts. In großen
Sandſteinblöcken häuft ſich auf dem Forſterplatz das Material.
durch deſſen Bearbeitung und Verſetzung einer ganzen Reihe von
Arbeitern, Steinmetzen und Maurern, Lohn und Brot für die
Wintermonate ins Haus gebracht wird. So wird dieſes ſteinerne
Monument, mit deſſen Errichtung der Opfertod von viertauſend
treudeutſchen Männern für ihr Vaterland in das Gedächtnis der
Nachwelt geprägt werden ſoll, zugleich auch zu einem Werke der
Liebe und ſozialen Fürſorge in dieſen ſchweren Zeiten
wirtſchaft=
licher Not und Arbeitsloſigkeit — „Die Goldgräber von
Gonſenheim”. Sechzehn goldene Zwanzigmarkſtücke hatte ein
älterer Gonſenheimer Bürger vorſichtshalber während des
Krie=
ges in ſeinem Keller vergraben. In der Zwiſchenzeit war er aber
erblindet und hatte nun, um in den Beſitz des Geldes zu kommen.
einen bei ihm wohnenden Invaliden ins Vertrauen gezogen, er
ſolle ihm. wenn Frau und Familienangehörige abweſend ſeien.
behilflich ſein, den Schatz zu heben. Der Invalide hielt ſich aber
nicht an dieſe Abmachung, ſondern ſuchte auf eigene Fauſt ſein
Glück als Schatzgräber. Dabei erwiſchte ihn der Sohn des
Blin=
den. Wegen ſchweren Diebſtahlsverſuches hatte ſich der Invalide
nun vor dem Einzelrichter zu verantworten, der ihn zu einem
Monat Gefängnis mit Strafaufſchub bei fünfjähriger Bewährung
verurteilte.
Geſchäfliches.
Bruchleidende werden auf das heutige Inſerat des
Spezial=
bandagiſten C. A. Steinberg, Freiburg i. Br., aufmerkſam
ge=
macht.
Der Siegeszug von Scotts=Emulſion währt ſchon über
40 Jahre. Ein wirklich ſeltener Erfolg, der nur erklärbar iſt, durch
ihre Güte und Wirkungskraft, Wiſſenſchaft und Publikum wiſſen,
daß man ſich auf dieſes Präparat verlaſſen kann, da es Erwachſene
und Kinder widerſtandsfähig macht gegen alle anſteckenden
Krank=
heiten, wie Grippe, Bronchialkatarrh, Keuchhuſten u. a.
Das ideale Blitzlicht. Für mancherlei photographiſche
Auf=
nahmen iſt Blitzlicht unentbehrlich. Man braucht dann aber nicht
mehr zum exploſiven Blitzlichtpulver zu greifen, ſondern nimmt
das neue, gänzlich ungefährliche, rauchfreie, bequem zu
hand=
habende und ſicher zündende Blitzlicht, den neuen Osram=
Vacublitz. Aeußerlich ſieht er wie eine Glühlampe aus und
wird auch wie dieſe an die Lichtleitung angeſchloſſen oder mittels
Uebergangsgewindes in eine Taſchenlampe geſchraubt. Innen
ent=
hält er eine Metallfolie, die ſich beim Schließen des Stromes
ent=
zündet und in as bis /vo Sekunde abrennt mit einer Lichtfülle,
die auch bei Verwendung billiger Kameras gut durchgelichtete
Aufnahmen ermöglicht. Genaue Angaben der jeweiligen
Belich=
tungsdaten enthält die Verpackung des Osram=Vacublitzes.
Wer lange lacht, lebt lange! Wie Kummer langes Siechtum,
wie Schreck Tod bringen kann, ſo kann die Freude und Heiterkeit
Beſſerung bringen. Freude iſt das beſte Heilmittel, Lachen und
gute Laune die billigſte Quelle der Geſundheit. Denken Sie immer
daran, Beſſer iſt’s freilich, ſich nicht allein auf ſeine Fröhlichkeit
zu verlaſſen, ſondern mit einem ſo natürlichen Mittel wie dem
echten bulgariſchen Zinßer=Knoblauchſaft regelmäßia der
Geſund=
heit etwas nachzuhelfen. Wie dieſer Knoblauchſaft oder die geruch=
und geſchmackloſen Zinßer=Knoblauch=Tabletten und Knoblauch=
Kapſeln das geſamte Wohlbefinden beeinfluſſen und Geſundheit
ſchaffen, ſehen Sie am beſten aus einer Anzeige von Dr. Zinßer
u. Co. in Leipzig in der heutigen Zeitung.
Hauptſchriffleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polſtik und Wirtſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
ür den Handel: Dr. C. 8. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeraientell und geſchäftiſche Mittellungen: Willy Kublei
Druck und Verlag: C. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich t Übernommen.
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Dienstag, 29. November
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 8 — Nr. 332
Der Brockengipfel im weißen Gewand.
Das Flugzeug mit dem Mokorrad=Mokor.
Das 6=PS=Leichtflugzeug während einer Vorführung.
In Foltham bei London wurde jetzt ein neues Leichtflugzeug vorgeführt, das von einem Motor
von nur 6 PS Leiſtung angetrieben wird. Die Einfachheit der maſchinellen Ausrüſtung, die
etwa der eines ſchweren Motorrades entſpricht, ermöglicht es, dieſes Flugzeug zu dem Preis von
1400 Reichsmark herzuſtellen.
Die verſchneiten Gipfelbauten auf dem Harzer Brocken,
vo bereits der Winter mit reichen Schneefällen ſein ſtrenges Regiment begann.
Das Schwebebahn-Unglück.
Freiburg i. Br. Wie die Direktion der
Schau=ins=Land=Bahn mitteilt, hat ſich das
Un=
glück nach dem vorläufigen
Unterſuchungsergeb=
nis der Sachverſtändigen dadurch ereignet, daß
bei der Abfahrt von der Bergſtation nur eines
der beiden Zugſeile von der die Kabine am
Zug=
ſeil haltenden Greifvorrichtung gefaßt worden
war. Das zweite Seil muß daher während der
ganzen Fahrt zunächſt auf dem Dach der Kabine
geſchleift und ſpäter hinuntergefallen ſein.
Nach=
dem bereits Fünfſechſtel der Bahn zurückgelegt
waren, muß ſich das herabhängende Seil
offen=
bar unter der Kabine feſtgeklemmt haben. Durch
den nunmehr auftretenden ſtarken Zug muß die
Kabine mit großer Gewalt vom Seil abgehoben
worden ſein. Der Betrieb auf der Bahn wurde
vorläufig auf behördliche Veranlaſſung bis zur
reſtloſen Aufklärung ſtillgelegt und durch einen
vorläufigen Omnibusverkehr zur Bergſtation
erſetzt.
Der bei dem Unglück auf der Schau=ins=Land=
Bahn ſchwer verletzte, aus Kanten ſtammende
engliſche Staatsangehörige Wilhelm Kühltal aus
London iſt am Montag ſeinen ſchweren
Ver=
letzungen erlegen.
Ueberfall auf eine Krankenſchweſter.
Frankfurt a. M. Am Sonntag abend
gegen 22.45 Uhr wurde in der Heinrich=Hofmann=
Straße eine Krankenſchweſter von einem Manne
überfallen, zu Boden geworfen und im Geſicht
verletzt. Durch die Hilferufe und tatkräftige
Ge=
genwehr ließ der Täter von der
Kranken=
ſchweſter ab.
In der Sandgrube verſchüttet.
Andernach. Beim Spielen in einer Grube
wurde ein fünfjähriges Mädchen von Sandmaſſen
begraben. Auf die Hilferufe der Kinder eilten in
der Nähe weilende Leute hinzu, denen es unter
großen Mühen gelang, das Kind vor dem
Er=
ſtickungstode zu retten. Mit einer ſchweren
Ge=
hirnerſchütterung mußte es dem Krankenhaus
zugeführt werden.
Schwerer Verkehrsunfall in Breslau.
Breslau. In der Siedlung Pilsnitz geriet
geſtern ein Radfahrer, der verkehrswidrig fuhr,
in die Fahrbahn eines ſtädtiſchen Autobuſſes. Der
Lenker des Autobuſſes riß das Steuer ſo ſcharf
herum, daß der Wagen gegen einen
Chauſſee=
baum fuhr. Trotzdem wurde der Radfahrer
über=
fahren und getötet. Außerdem wurden nahezu
alle Inſaſſen des Autobuſſes verletzt. Elf von
ihnen mußten ins Krankenhaus gebracht werden.
Neuer Ehrenobermeiſter
des deutſchen Handwerks.
Bernh. Sham läſterk die „heiligſten Inſtikukionen” Englands.
Ferdinand Lamertz, Köln,
der Vorſitzende des Deutſchen Fleiſcherverbandes,
wurde einſtimmig zum Ehrenobermeiſter des
deutſchen Handwerks ernannt. Vor Lamertz, der
kürzlich ſeinen 85. Geburtstag feierte, wurde die
ſeltene Auszeichnung bisher nur dem
Reichs=
präſidenten und drei Handwerkerführern zuteil.
George Bernhard Shaw bei ſeiner Lobrede auf Guy Fawkes,
der im Jahre 1604 die große Pulververſchwörung gegen das Parlament anzettelte. Nach der
letz=
ten Entwicklung des vielſeitigen Shaw, der ſich ſchon in ſeinem Drama „Der Kaiſer von Amerika”
äußerſt boshaft und witzig über die Schwächen des Parlamentarismus luſtig machte, nimmt es
nicht wunder, daß er ironiſch das Mißlingen jenes Attentats bedauerte. Auffälliger iſt ſchon, daß
das engliſche Publikum dieſe Läſterung ſeiner durch Jahrhunderte geheiligten Inſtitution nicht nur
widerſpruchslos, ſondern ſogar mit größtem Vergnügen anhörte.
8kägige Belagerung eines Irrſinnigen.
Zwei Gendarmen getötet.
Wien. Wie die hieſigen Blätter aus
Bu=
kareſt melden, wurde das rumäniſche Städtchen
Valſin ſchon ſeit langem durch das beängſtigende
Verhalten eines Bewohners in Aufregung
ver=
ſetzt, der vor zwei Jahren aus der Irrenanſtalt
entlaſſen worden war. Vor kurzem wollte die
Gendarmerie den Irrſinnigen wieder in
Gewahr=
ſam nehmen. Der Mann empfing die Gendarmen
mit Gewehrſchüſſen und tötete einen der
Be=
amten. Man holte Verſtärkung herbei und
be=
lagerte das Haus. Der Geiſteskranke
verbarrika=
dierte ſich auf dem Dachboden und ſchoß auf jeden,
der ſich näherte. Dabei wurde wieder ein
Gen=
darm getötet. Eine ganze Woche gelang es dem
Mann, ſich ſeine Gegner vom Leib zu halten, ſo
daß die Gendarmerie Militärverſtärkung und ein
Geſchütz (!) anforderte. Vom Hunger getrieben,
verließ ſchließlich der Irrſinnige ſein Verſteck. Als
er aufgefordert wurde, ſich zu ergeben, feuerte er
wieder mehrere Schüſſe ab. Eine Salve war die
Antwort. Der Mann erhielt einen Lungenſchuß
und konnte nun endlich überwältigt werden. Im
Gefängis erlag er der erlittenen Verletzung.
Krieg im Winkel.
Neue Anklage gegen den Ehegatten der Sängerin
Bindernagel.
Berlin. Gegen den früheren Bankier
Wil=
helm Hintze, der das Revolverattentat auf ſeine
Frau, die Sängerin Gertrud Bindernagel, verübt
hat und zurzeit im Lazarett des
Unterſuchungs=
gefängniſſes Moabit ſitzt, um dort auf ſeinen
Geiſteszuſtand unterſucht zu werden, werden nach
einer Meldung der „Montagspoſt” jetzt neue
An=
klagen erhoben. Der Anwalt der Familie
Bin=
dernagel hat dieſer Tage gegen Hintze, gegen den
das ſtaatsanwaltſchaftliche Verfahren wegen
ver=
ſuchten Mordes läuft, Strafanzeige wegen
Be=
drohung ſeines Kindes, der achtjährigen Erika,
und wegen Körperverletzung, Nötigung und
Be=
leidigung der Schwägerin, der 23jährigen
Sän=
gerin Alice Bindernagel, erſtattet. Wahrſcheinlich
werden dieſe beiden Fälle dem Hauptverfahren
angegliedert werden
Das Dorf Avillers in den Vogeſen, in der
Nähe von Epinal, hat am Freitag eine
irrtüm=
liche Mobilmachung in Szene geſetzt. Auf dem
Poſtamt war am frühen Morgen das
Geheim=
ſchreiben des Generalſtabs über die im
Mobil=
machungsfall zu treffenden Anordnungen
einge=
laufen. Der dienſttuende Poſtbeamte öffnete
irr=
tümlich das Schreiben ſofort und nahm mit
kopf=
loſem Entſetzen von ſeinem Inhalt Kenntnis. In
fliegender Eile ſtürzte er auf die
Bürgermeiſte=
rei und teilte dort die Mobilmachungsorder mit.
Der Gemeindediener mußte ſich ſofort in die
Kirche begeben und die Sturmglocken läuten,
während der Feldhüter ſich die Trommel
um=
band, um die geſamte Dorfbevölkerung zu
alar=
mieren. Die Reſerviſten packten ſchließlich
ſchimpfend ihre Sachen zuſammen, nahmen von
ihren Familien Abſchied und fuhren mit dem
nächſten Zug zum Bezirkskommando von
Mire=
court, wo ihr Erſcheinen keine geringe Aufregung
hervorrief. Nur unter großen Anſtrengungen und
Mühen gelang es dem Präfekten, die aufgeregte
Bevölkerung zu beruhigen.
Aufſehenerregende Jagd auf einen Autoräuber.
Saarbrücken. Zu einer aufregenden Jagd
auf einen Autoräuber kam es am Samstag im
Stadtzentrum von Saarbrücken. Als der
Auto=
dieb, der mit dem geſtohlenen Wagen in
lang=
ſamer Fahrt an dem Beſitzer des Autos
vorbei=
fuhr, ſprang dieſer auf das Trittbrett des
Wa=
gens und wollte den Dieb zwingen, nach der
Polizeiwache zu fahren. Der Autoräuber flüchtete
aber in ein Haus und ſprang, als ihn die
Poli=
zei verfolgte, aus dem dritten Stockwerk auf die
Straße. Er zog ſich ſo ſchwere Verletzungen zu,
daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Unvorſichtigkeit mit der Schußwaffe.
Düſſeldorf. Ein Reichswehrſoldat, der
hier zu Beſuch weilt, führte auf einer
Straßen=
bahnfahrt, einem Begleiter eine Piſtole vor.
Plötzlich ging ein Schuß los. Der Begleiter wurde
in der Magengegend verletzt. Der
Reichswehr=
ſoldat verſuchte die Waffe gegen ſich ſelbſt zu
richten, wurde jedoch daran gehindert.
Skarke Schneefälle und Skuret
über England.
London. Während des Sonntags u jn
der Nacht zum Montag wütete ein ſtarker Smmſtin auf
über Nord= und Mittelengland, der tell=f
eine Stundengeſchwindigkeit von 110 Klnet
reichte. Der Dampfer „Britannic” traf e
24 Stunden Verſpätung in Liverpool ein.
Auf dem Fluſſe Wear ſtießen zwei DWſei non
zuſammen. Bei der Inſel Islay lief ein ſſch ſerge
dampfer auf. An einigen Stellen in Schrtind
e gele
kam es zu Schneeſtürmen, die den VerkeliehT, ſeſſen
ſtark behinderten. Bei Inverneß mußten völ/f uunötig zu
ſteckengebliebene Kraftwagen von den Jaſenung des
verlaſſen werden, die ihre Reiſe zu Füß
ſetzten.
Der ſchwere Sturm, der am Sonntagin
Montag über England wütete, hat vier Le
opfer gefordert. Im Hafen von Gorleſtohh
Yarmouth an der engliſchen Oſtküſte ſtürztei
Kraftwagen über die Kaimauer herab urper
ſank mit den beiden Inſaſſen, einem Maxmnd
einem jungen Mädchen, in den Fluten. Biden
Inſel Wight kenterten zwei Segelboote; M
zwei Perſonen ertranken. In Margate arde
Themſemündung und an anderen Orten wude
Teile der Uferpromenaden von den Wogenig
geriſſen und die in der Nähe des Ufers ſtenese
Häuſer überſchwemmt und ſchwer beſchädig?
Früher Winkex in Amerika.
Zehn Grad Kälte in New York. Zwei Tode st:
New York. Der Winter ſetzt in dieſen hn
ungewöhnlich früh ein. In New York ſays
Thermometer in der letzten Nacht bis auſehl
Grad unter Null. Zwei Erwerbsloſe
wurdſel=
froren aufgefunden. Die privaten Hilfsorm;
ſationen, wie z. B. die Heilsarmee, teile nin
daß alle Wärmehallen und Notquartiere bizunn
letzten Platz beſetzt ſind. Viele Tauſende 1)1e7n
keinen Unterſchlupf mehr finden. Man rechvefür
den Winter mit furchtbarem Elend, zumal !n
Amerika weder eine ErwerbsloſenunterſtEng
noch eine Wohlfahrtsfürſorge gibt. Die na geſin
warmen Süden fahrenden Leerfrachtzüge n 9
Zehntauſende von Erwerbsloſen mit. Iyſe.
Barackenlagern der Kriegsteilnehmer ineiſ
Außenbezirken von New York herrſcht gleitu
ſchwere Not. Die meiſten dort untergebryc!
Familien ſind völlig mittellos und könner ck
einmal für Heizmaterial ſorgen. — Der Wiel:
ſturm hat im Schiffsverkehr zu großen Tegg
tungen geführt. Mehrere Ozeandampfer ſcen!
mit erheblicher Verſpätung an.
Der lehke Enkel des Turnpakers II
geſtorben.
Friedrich Ludwig Jahn,
ein in Amerika lebender Enkel des Begr ur=s
der deutſchen Turn= und Sportbewegung, iemn
Alter von 68 Jahre geſtorben. Er war mehn
Vereinigten Staaten 46 Jahre lang, zul=zann
der Techniſchen Hochſchule von Chicag o/25
Lehrer für Leibesübungen tätig.
Dienstag, 29. November 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 332 — Seite 9
Schreckenstage am Rhein.
Ganze blühende Gemeinden unker Waſſer. — Millionenſchäden in Heſſen.
Zur Erinnerung an die Ueberſchwemmungs=Kakaſtrophe vor 50 Jahren.
hergerichteten Floßen und mit Nachen fuhren die Bewohner der
abwärts gelegenen Häuſer, ſtiegen mittels Leitern in die oberen
Zerſtörende elemenkare Gewalken.
Stockwerke, holten Frauen und Kinder, Hausrat. Bettwerk. Futter
uſw. durch die Fenſter heraus und richteten ſich, ſo gut es ging.
Traurige Weihnachken und Neujahr 1882.
in der alten Kirche auf dem Kirchhof, die ich ſchnell heizen ließ,
November 1882. Noch trüber und niedriger wie ſonſt in
eem Monat hängt der Himmel über der Erde, ſein Grau
unter=
ſachen von dunklen, vom Sturme dahingepeitſchten Wolken. Ein
ſur des Mißvergnügens für den Landmann nähert ſich ſeinem
ſwe. Kaum ein Tag ſeit Mai, der nicht Regen gebracht hätte.
ſeterall ſtockten die landwirtſchaftlichen Arbeiten, jetzt noh, im
ſwember, ſtanden Rüben und Kartoffeln vielerorts auf den
ſewern. Im Gebirge wurde es endlich, viel ſpäter als in
nor=
ſaen Jahren, kalt und Schnee fiel dort. Man hoffte nun auch in
Rheinniederung, daß kühleres Wetter einſetzen und dem
Re=
ein Ende machen werde. Das Gegenteil trat ein: der eben
ge=
iene Schnee ſchmilzt in wenigen Stunden wieder weg.
Brau=
iwd ſuchen und finden die Tauwaſſer den Weg ins Tal. Die
ſüißſe ſchwellen an und treten überall über die Ufer. Dämme
echen und ganze Ortſchaften werden überflutet. Mit Schrecken
ir nern ſich die Aelteren am Rhein mancher Waſſersnot, die ſie
ſigzemacht haben. Soll ſich das grauſige Spiel um Hab und Gut
ſ um das Leben wiederholen? Zum Glück werden ſchlimmſte
ſeſirchtungen nicht Wirklichkeit. Die Flut beginnt bald wieder
inken; man atmet auf — und beſieht wieder einmal den
Scha=
u. den die unbezwingbar ſcheinende Wut des ſonſt ſo braven
ſaer Rhein angerichtet hat.
Weihnachten 1882. Aber welches Elend ſollten die Tage
bringen, die das Freuden= und Friedensfeſt der Kirche
bedeu=
ſus Zwar manche Anzeigen deuteten darauf hin, daß die Natur,
ſior ſie ſich dem Winter beuge, noch einmal ihre Macht zeigen
ſole. Vom Oſtwind geveitſcht, fliehen dunkle Wolken davon —
ßwird warm wie im Frühjahr, und die Bienen, die ihre Zeit
ſebmmen glauben, fliegen aus. Am 1. Feiertage aber beginnt es
ſüer anhaltend zu regnen und an den folgenden wird es nicht
ſſeſer. In Strömen fließt das Waſſer zur Erde. Und wieder ſteigt
ſei Rhein und wälzt ſchmutzig=gelbrote Fluten zu Tal. Schon
ſigt ſein Waſſer an, durch die Sommerdämme zu ſickern. Die
Uiſammwachen ziehen auf. Am Nachmittag des 29. Dezember ſtand
Fyſei Rhein auf 22 Fuß. Und ſchon kommen Meldungen von Hoch=
-ühaßſernot aus allen Gegenden. Nachmittags um zwei Uhr bricht
„u Trebur=Aſtheimer Damm und gibt dem Waſſer freien Weg
ſi” nach Groß=Gerau. Einige Stunden ſpäter kommt die
Nach=
ſiüt daß auch der Damm bei Oppenheim gebrochen iſt und das
ufſüsſer bis zum Bahndamm ſtehe. Bald muß der Verkehr auf der
ſnſtrecke Mainz—Worms eingeſtellt werden. Fieberhaft
ar=
eret man überall an der Verſtärkung der Landdämme. In
be=
eutäſuvers gefährdeten Ortſchaften macht man, ſich daran (obwohl
sät zſuut an die Größe der Gefahr noch nicht recht glauben wollte),
ſit tiefer gelegenen Häuſer zu räumen. Die Bewohner der Ober=
Ver
öfer ſtellen Quartier für den Notfall in Ausſicht. Um die Leute
ſtel Aliütt unnötig zu erſchrecken, unterbleibt das übliche Geläute beim
en irileergang des Jahres 1882, das wenia Segen gebracht hatte, in
ig neue 1883. Schon kommen Flüchtlinge aus der Gegend
ober=
ſalb Worms. Edigheim. Oppau Frieſenheim ſind vollſtändig
mer Waſſer, von Bürſtadt. Bobſtadt, Hofheim. Wattenheim,
ſirdheim, Biblis Groß=Rohrheim. Klein=Rohrheim kommt gleiche
guſchricht. Militär wird eingeſetzt — es kommt von Mannheim
ſne Mainz, ſpäter auch aus Darmſtadt. Züge mit Material und
büfsmannſchaften (vor allem taten ſich hier Feuerwehren und
ſiwerklubs hervor) rollen an; ſchon kann nur noch ſchwer auch
Nachen die Verbindung zwiſchen den überſchwemmten
Ort=
ſch ſten aufrecht erhalten werden. Die Macht des anſtürmenden
ſſers ſpottet der Menſchen Werk und Kraft. Ein wackerer
Lam=
etleitheimer Schiffer holt mit ſeinem Schelch an die 70 Perfonen
u, dem ſchwer heimgeſuchten Bobſtadt nach dem von der
Ueber=
wemmung verſchonten Lampertheim. Als man die Flüchtlinge
tisbootet, findet eine Mutter, wie der damalige Lampertheimer
Pirrrer Frohnhäuſer erzählt, ihr kleines Kind tot an ihrer Bruſt,
be ſie es während der Ueberfahrt warm gehalten und ſicher
ge=
ltzubt. Es war in dem Gedränge erſtickt! Mit am ſchlimmſten
ſirgenommen war Hofheim. Hören wir, was eine
Briefſchrei=
in von dort (es war, wie ſich ſpäter herausſtellte, die dortige
errrfrau) damals an Verwandte ſchrieb. Der Brief, der ohne
ſfſen der Schreiberin in die Frankfurter Zeitung kam, iſt vom
Januar 1883 datiert. Es heißt darin: „Morgen werden
ver=
gedene Perſonen aus unſerem Hauſe, deren wir 44, darunter
ſ Kinder, haben, nach Worms gebracht, und ich benutze die
Ge=
ſegenheit, um Euch Nachricht zu ſenden. Wir ſelbſt leiden nicht
4t, das Waſſer iſt nicht ins Haus gedrungen; es fehlt noch ein
hß. Aber der Jammer um uns herum iſt ganz entſetzlich. Welch
Silveſter! Man macht ſich gar keinen Begriff davon. Mein
unn war während der Nacht in der Kirche um dort
Lebens=
ietel zu verteilen. Kopf an Kopf ſtehen Menſchen und Vieh dort
ſammen, ſogar zwiſchen die Orgel drängen ſich die Leute. Eine
ſtau kam in der Kirche mit Zwillingen nieder. Häuſer und
Scheu=
ſin ſind ſchon viele eingeſtürzt, und auch ſchon viel Vieh iſt um=
Klommen. Viele, die mit ihrem Vieh die Flucht ergriffen, kamen
rück, da ſie plötzlich vom Waſſer eingeſchloſſen waren. Viele
ute hauſen ſchon zwei Nächte im Freien mit ihrem Vieh auf dem
zig trocken gebliebenen Platze an der Ecke der Straße nach der
Sition. Am anderen Ende unſerer Straße ſteht das Waſſer neun
e hoch. Auf Pritſchen und Nachen fahren die Leute nach den
Säillen, teils tragen die Männer die Frauen dahin, um das
Füt=
ern und Melken zu ermöglichen. Die ganze Nacht herrſcht bei
S Verkehr. und zwar durch die Fenſter. In der Wohnſtube des
Pmrrhauſes liegen 21 Kinder auf Matratzen. Die Oefen und der
hnd hängen voll naſſer Kleider. In den Straßen ſchwimmt Haus=
WArät und totes Vieh.”
Neujahr 1883. Man hatte über dem Elend, das ſich in
arfſen von der Ueberſchwemmung betroffenen Gemeinden machte,
Dgeſſen, daß Neujahr war. Kein fröhliches „Proſit Neujahr”
er=
ſoll auch nicht in den nordwärts gelegenen Gemeinden. Denn
2— Neujahrstag brachte nun auch dieſen den Höhepunkt der Kata=
Sphe, die man bangen Herzens die Tage zuvor hatte heranrücken
ſehen. Mit ungeheurer Schnelligkeit brauſen die Fluten heran,
us wollten ſie in wenigen Stunden dieſen Orten alles bringen,
D=S oberhalb ſchon ſeit Tagen Wirklichkeit war Leute die im
trauen darauf, daß ihr Schlafzimmer ſich noch über der Höhe
Meinde, die das Waſſer bei der letzten großen Ueberſchwemmung
m Jahre 1845 erreicht hatte, und die ſich deshalb ruhig zu Bette
eeregt latten, erwachten in der Nacht von dem Gurgeln des
Waſ=
us, das bereits die Bettpoſten umſpülte. Jetzt gilts in
fieber=
ſter Eile zu retten, was noch nicht geborgen iſt. Todmüde war
Nan noch von der Arbeit am Neujahrstage, wo man in Haſt vom
ſe lde hereingeholt hatte, was an Feldfrüchten noch draußen ſtand
er eingemietet war. Und zu Hauſe mußte dann das
Einge=
achte mehrmals wieder umgelagert werden, ſo ſchnell drängte
Waſſer nach. In die Säle der Schulen und Gaſthäuſer, in die
rchen zogen die Menſchen, und dort fand auch das Vieh Platz,
Wern man ihm nicht in den heimiſchen Ställen auf ſchnell errich=
Aren Geſtellen höheren Standplatz geben konnte. In Geinsheim.
inge haben (Pfarrer Göhrs hat ihn für die Pfarrchronik nieder=
Achrieben) war die neue Kirche, zum Glück hoch gelegen, erſt im
elbau fertig. Was an Stangen, Gerüſtbäumen und Dielen
vor=
ſenden war, wurde ſofort zum Abſprießen der Häuſer, zum Auf=
Alagen von Notgerüſten und Stegen überlaſſen. „Wiewohl es”
reibt Pfarrer Göhrs, „wegen der noch offenen Fenſter furchtbar
Na. war die Kirche bis zum Abend in drei Längsreihen mit Pfer=
Nn. Rindvieh. Ziegen und Schweinen dicht beſtellt. Auf ſchnell
ein. Meine Frau ſchickte ihnen mittags und abends eine Suppe;
da ſtand die Schüſſel auf dem Altar. Teller, Löffel. Brot dabei.
und ringsum ſaßen oder lagen, vor Froſt und Näſſe zitternde
Glie=
der einiger Nachbarsfamilien,
Großzügig ſetzte das Hilfswerk ein: „Lebensmittel in großen
Mengen. Bettzeug. Decken Kleidungsſtücke, Petroleum, Kerzen
uſw. wurden in die überſchwemmten Gebiete entſandt, mit
Le=
bensgefahr oft der Antransport ausgeführt. Die Behörden, der
Landesherr an der Spitze, beſuchten das Unglücksland. In Mainz
arbeiteten 2000 Soldaten Tag und Nacht an der Befeſtigung und
Neuaufwerfung von Dämmen; dank ihrer Hilfe blieb die Stadt
von der Ueberſchwemmung in größerem Umfange verſchont. Am
meiſten Sorge aber machte die Unterkunft der Flüchtlinge. Am
3. Januar 1883 waren über Bensheim hinaus in die Ortſchaften
der Bergſtraße bereits über 800 Perſonen, die Haus und Hof
hat=
ten verlaſſen müſſen, verteilt worden. In Worms, das. vom
Waſ=
ſer umgeben, ſelbſt wie auf einer Halbinſel lag (nur noch die
Bahnſtrecke nach Alzey war im Betrieb), in Groß=Gerau, wo nach
einer vom 9. Januar datierten Mitteilung ſich 500 Einwohner
aus Aſtheim und Leeheim befanden, in den Orten um Nierſtein
und Oppenheim. in Lampertheim und anderwärts fanden die
Flüchtigen herzliche Gaſtfreundſchaft. Beſonders rührend, ſo
ſchrei=
ben die Chroniſten, ſoll die Aufnahme der Kinder in Oppenheim
und Nierſtein geweſen ſein.
Ein großes Meer. Der Berichterſtatter einer
Frank=
furter Zeitung, der in den erſten Tagen, des Januars 1883 die
Strecke von Frankfurt nach Mainz befuhr, gibt von dieſem Teil
des von der Ueberſchwemmung heimgeſuchten Gebietes folgenden
Bericht: Links bis zum Fuße des Taunus und rechts bis an die
Laubenheimer Berge iſt alles eine große Waſſermaſſe, aus der
nur Bäume und hie und da ein Dach von höher gelegenen
Häu=
ſern herausſehen. Die wenigen Gebäude auf der Guſtavsburg
ſtehen bis zum zweiten Stockwerk unter Waſſer und nur die große
Fabrikanlage von Kramer=Klett bildet noch den einzigen Punkt,
um welchen ſich hie und da noch Menſchen auf Kähnen und Flößen
bewegen. Das gleiche Bild ſieht man bei Biſchofsheim, von wo ich
vergebens eine Gelegenheit ſuchte, in die Gegend von Ginsheim
und Aſtheim zu gelangen. Wallerſtädten und Leeheim ſind zum
größten Teil von den Bewohnern geräumt. — Gegen 12 Uhr in
Bensheim ankommend, begegnete ich ſchon auf dem Bahnhof
gro=
ßen Scharen von Frauen und Kindern. meiſt Bewohnern von
Hof=
heim und Bürſtadt, die mit Päcken und Bündel beladen, eben
von Lorſch hierhergebracht wurden — In Bürſtadt, das ganz
ver=
laſſen war, iſt die Zahl der eingeſtürzten Gebäude weit geringer
als anfänglich angegeben. Doch ſieht man allenthalben, wie die
Fluten des Waſſers das Mauerwerk aus, den Fachwänden
aus=
ſpülen, ſo daß ſicher viele dieſer armen einſtöckigen Häuſer bald
nur Schutthaufen ſein werden.”
So ſtand bis Groß=Gerau (drei Stunden vom Rhein!) ein
großes Meer. Ein Wunder, daß der Geſundheitszuſtand gut blieb
und vor allem epidemiſche Krankheiten nicht zum Ausbruch kamen.
Menſchenleben hat die Kataſtrophe nur wenige gefordert. Die
erſten übereilten Berichte aus der Ludwigshafener Gegend, die
von zahlreichen Ertrunkenen zu erzählen wußten, ſtellen ſich
glück=
licherweiſe als falſch heraus.
Am 3. Januar begann das Waſſer in der Gegend von
Hof=
heim langſam zu fallen; am 5, ſtellte man das gleiche in
Gonſen=
heim feſt. Aber erſt am 12. Januar konnte von dort der Stand
gemeldet werden, den der Rhein am Neujahrstage gebabt hatte.
Der Nachenverkehr mit den landeinwärts gelegenen Ortſchaften
begann ſchwieriger zu werden. Das Militär — ein Kommando
des Leibgarderegiments, unter Leutnant Mootz, wird beſonders
lobend erwähnt —, das noch im Gebiete geblieben war, fand aber
noch Arbeit genug. Noch mußten Baracken erſtellt werden, denn
die naſſen Häuſer konnten lange nicht bezogen werden. Und welche
Schäden ſtellten ſich erſt heraus, als das Waſſer, ganz verſickert
war! Da galt es neu zu dielen und zu verſchalen. Häuſer, die
ein=
zuſtürzen drohten, mußten abgeſprießt und die eingedrückten
Fach=
wände mit Borden zugenagelt werden. Es dauerte bis in den
Herbſt 1883 hinein, daß in den überſchwemmten Ortſchaften
wie=
der Ordnung gemacht werden konnte. Manches freilich erſtand
mit Hilfe der Zuwendungen aus den Sammlungen und aus
Lan=
desmitteln in größerem Glanze. Aber das war doch nur ein
klei=
ner Ausgleich für den Schrecken, den die Bewohner ausgeſtanden
hatten.
Und wie ſah es erſt auf den Fluren aus, die einſt der
Land=
mann gepflügt hatte, und auf denen nun wochenlang die Nachen.
teilweiſe mit Segeln verſehen, umhergefahren waren! Welche
Ar=
beit mußte da geleiſtet werden, um Schutt und Geröll und all
das Schwemmgut, das dort abgelagert worden war — vom
Kin=
derwagen bis zur Hundehütte — wieder zu beſeitigen. Groß
frei=
lich war die Anteilnahme für die Geſchädigten. Selbſt von
Ame=
rika kamen namhafte Spenden. In Heſſen allein wurde über eine
Million Mark geſammelt. Es herrſchte, ſo ſchreibt der Pfarrer
von Geinsheim, kein Mangel an Vielem ſogar Ueberfluß, „was
aber bei der allgemeinen Näſſe und Unordnung und in den
durch=
feuchteten Häuſern nur heilſam war”
Alexander Burger.
OAbtstüdusAbt
Tiſchkennis.
Das Tiſchtennisturnier des SV. 98
am Samstag und Sonntag brachte in den einzelnen Klaſſen
fol=
gende Sieger: Meiſterklaſſe Herren: 1. Ente,
Hambur=
ger SV.; 2. Schimmel. Bar Kochba Frankfurt a. M.; 3. Benthien,
Hamburger SV.: 3. Nickelsburg, Berlin, „Herren=Doppel:
Feher=Wien/Ploch=Darmſtadt, 2. Hoyda/Schimmel, Frankfurt.
Damen: 1. Frau Lefeldt, TC. 14, Frankfurt: 2. Frl. Bergling,
Hamburg. Damen=Doppel: 1. Frau Lefeldt/Frl. Bergling.
Gem.: 1. Frau Lefeldt/Feher=Wien. Klaſſe 4: H.=Einzel;
1. N. Biener. Bar Kochba Frankfurt, Herren=Doppel;
1. Ploch/Wargin 98 Darmſtadt D.=Einzel: 1 Frl Viererwe,
Wiesbaden. Klaſſe B:H=Einzel:
Hoyda, Bar Kochba
Ffm. H. Doppel: 1. Weil/Wolf, VfR. Mannheim. D.=
Ein=
zel: 1. Frl Viererwe. Wiesbaden Klaſſe 0: H.=Einzel:
1. Schäfer Arheilgen. D.=Einzel: 1. Frl. Falburg,
Ludwigs=
hafen. Sonderklaſſe; 1 Weil, VfR. Mannheim.
Schü=
lerklaſſe: 1. Schweikert, Heidelberg. Den Preis für die beſte
Geſamtleiſtung holte ſich erwartungsgemäß Bar Kochbar
Frank=
furt a. M
Tgeſ. 1875 — Reichsbahn Darmſtadt 11:4.
Tgeſ. 1875 — Tam, 1865 Beſſungen 15:0.
Im Verlauf der Gaurundenſpiele konnten die 75er beide Spiele
ſicher gewinnen, ſo daß ſie jetzt in der Tabelle an erſter Stelle
ſtehen.
Zußball.
Germania Eberſtadt — SV. 98 Darmſtadt 4:0 (2:0).
Das Spiel gegen die 98er hatte trotz ihres ſchlechten
Tabellen=
ſtandes ſeine Anziehungskraft nicht verfehlt. Es waren 1200
Zu=
ſchauer nach dem Germaniaplatz gekommen. Der Kampf ſelbſt
ſtand ſpieleriſch auf ſehr hoher Stufe. Beiderſeits ſah man
aus=
gezeichnete Leiſtungen. Schon vor dem Wechſel hatten die Leute
von der Bergſtraße mehr vom Spiel und kamen auch in dieſer
Zeit durch Schimpf und Böhm zu 2 Treffern. Nach dem Wechſel
flaute das Spiel vorübergehend ab. Die Germanen waren dann
auch nur noch 9 Leute im Felde. Als Kaißer und Seeh wieder
erſchienen, nahmen die Platzherren das Spiel vollkommen in die
Hand. Noch zweimal wurde Bärenz im SV.=Tor geſchlagen.
Schimpf und Göttmann waren die Schützen. Die 98er kämptten
verbiſſen um den Ehrentreffer, der ihnen aber verſagt blieb. Das
Spiel wurde von einem Herrn aus Mannheim gut geleitet. —
Reſerven 2:1: 3. Mannſchaften 4:0.
Lengfeld — Groß=Umſtadt 1:1 (1:1).
Ein typiſcher Punktekampf, der ganz im Zeichen der alten
Lokalrivalität ausgetragen wurde. Das beiderſeits harte Spiel,
wobei ſich einige Lengfelder Spieler beſonders auszeichneten, ließ
das ſonſt bei dieſen Treffen gewohnte hohe Spielnivegu
vermiſ=
ſen. Die Platzherren, die infolge Ausſcheidens ihres Torhüters
in der 2. Hälfte mit nur 10 Mann ſpielten, verſtanden es, durch
taktiſch gutes Verteidigerſpiel dem dauernden Anſturm der Gäſte
ſtandzuhalten, ſonſt aber hat die Elf wohl infolge der
Erſatzein=
ſtellung an ihrer früheren Kampfſtärke viel verloren, ebenſo die
Gäſte, die trotz leichter Ueberlegenheit nie ſo recht in Schwung
kamen. Der glatte Boden trug, viel dazu bei. Schiedsrichter
Keller=Griesheim leitete dieſes gewiß nicht leichte Treffen
zufrie=
denſtellend.
Velociped=Club Darmſtadt.
Das Große Hallenſportfeſt des Gaues Frankfurt a. M. im
B.D.R. am Sonntag im Haus der Moden vereinigte bei 27
Wettbewerben nahezu 150 Teilnehmer. Der Club beteiligte ſich
mit ſeiner Jugend und der jungen 6er Kunſtmannſchaft. Beide
Mannſchaften haben ſich bei ihrem erſten Auftreten in dieſem
Maſſenwettbewerb gut gehalten und konnten jeweils mit äußerſt
knappem Punktunterſchied den 2. Platz belegen. Dieſer 2. Platz
N wo wir einen beſonders ausführlichen Bericht über dieſe der jungen 6er Kunſtreigenmannſchaft: H. Zink. O. Sauer, W.
Hofmann, J. Rummel, K. Tritſch und L. Menger, iſt ganz
vor=
züglich, denn die Mannſchaft wurde erſt im Sommer gegründet.
In Marſeille geſchlagen wurde der deutſche
Steher=
meiſter Erich Möller. Er belegte in zwei 100=Kilometer=Läufen
hinter Weltmeiſter Paillard den zweiten und in einem 40=Klm.=
Rennen den letzten Platz.
Fechken.
Clubfechten im Darmſtädter Fechtclub.
Alljährlich im Herbſt veranſtaltet der DFC. unter ſeinen
Fech=
tern Wettbewerbe um ſeine ſchönen von älteren Mitgliedern
ge=
ſtifteten Wanderpreiſe. An mehreren Abenden der vergangenen
Woche ſtiegen die Kämpfe der Herren in Florett und Säbel. Die
Kämpfe der Damen ſind am Dienstag, den 29. November, und das
Degenfechten der Herren am Donnerstag, den 1. Dezember. Die
Wettbewerbe wurden im Kämpfen jeder gegen jeden ein Gefecht
auf je 5 Treffer ausgetragen. Die Florettkämpfe befriedigten
durchaus es iſt ja auch die ſportgerechteſte Waffe, die am meiſten
geübt wird. Dagegen ließen die Säbelkämpfe infolge unruhiger
Stimmung der Fechter in der Waffenführung manches zu
wün=
ſchen übrig. So iſt zu verſtehen, daß ein 55 Jahre alter Fechter
über allen Nachwuchs ſiegen konnte, allerdings auch nach
ununter=
brochenem Training. Wieder ein Beweis, wie gewandt andauernde
ſportliche Uebung erhält. Die Ergebniſſe ſind bei je 7
Teil=
nehmern: In Säbel: 1. L. Anton (ohne Niederlage); 2. Dr.
Noth; 3. G. Feid; 4 H. Koch. In Florett: 1. Dr. Roth (ohne
Niederlage); 2. K. H. Melcher: 3. H. Sack; 4. Steuernagel
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag. 29. November
15.20: Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Kömn: Konzert
18.25: Dr. Wallner: Zum literariſchen Winterprogramm.
18.35: Kaſimir Edſchmidt ſpricht über ſein Buch: Deutſches
Schick=
ſal.
18.50: Dr. Haſſinger: Führerausbildung im freiwilligen
Arbeits=
dienſt.
19.30: Felix Dahn. Unterhaltung zwiſchen Felix Dahn, einem Neffen
des Dichters und Dr. Kußz.
20.00: Orcheſterkonzert des Funkorcheſters. Mitw.; R. Watzke (
Ba=
riton), L. Amar (Violine). E. Kraack (Viola).
21.30: Siedlung. Hörbericht
22.20: Zeit. Nachrichten. Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Königswuſterhanſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 29. November
10.10: Hamburg: Schulfunk: Jugendkonzert des Funkorcheſters.
11.30: Für den Landwirt
15.00: Kinder erzählen Geſchichten für Kinder.
15,45: Künſtleriſche Handarbeiten: Herrenſportgarnitur.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Linden: Wandlungen der deutſchen Sprache im letzten
Menſchenalter
18.00: C. Orff u. Mitw.: Elementare Muſikübungen für den Laien.
18.30: Dr. Feinberg: Das heutige Rußland und die Welt.
19.00: Prof. Dr. Dietrich: Nietzſche vom Nutzen und Nachteil der
Hiſtorie für das Leben
19.30: Zeitdienſt
19.45: Ein Geſpräch aus dem Arbeitsleben der Wohlfahrtspflege.
20.15: Köln: Die Gärtnerin aus Liebe. Komiſche Oper v. Mozart,
22.00: Wetter=. Tages= und Sportnachrichten.
22.20: Stunde für die Soziale Radiohilfe.
Anſchl. Hambura: Suätkonzert
Weiterberichl.
Durch die an der Rückſeite der Skandinavienſtörung
vorge=
drungene Kaltluft hat im Weſten kräftiger Barometeranſtieg
ein=
geſetzt, der vorübergehend beruhigend auf unſer Wetter einwirken
wird. Somit werden in der nächſten Nacht bei Aufklaren die
Temperaturen etwas unter den Gefrierpunkt zu liegen kommen,
Der Einfluß des hohen Druckes wird aber nicht von langer Dauer
ſein, denn durch ein neues Tief über Island iſt die Kaltluftzufuhr
bereits wieder abgeſchnitten und milde Ozeanluft naht heran. Es
iſt alſo für ſpäter wieder Uebergang zu milderem Wetter mit
er=
neuten Niederſchlägen zu erwarten.
Ausſichten für Dienstag, den 29. November: Nach vorübergehender
Beſſerung mit leichtem Nachtfroſt erneute Eintrübung, wieder
milder mit ſpäteren Niederſchlägen.
Ausſichten für Mittwoch, den 30. November: Im weſentlichen
ziemlich mildes und vielfach bewölktes Wetter mit einzelnen
Niederſchlägen.
Entwicklungstendenzen der Leipziger Meſſe.
Der Vorſikzende des Direktoriums des Meſſeamts über den Wert der Leipziger Meſſe
als wichtiges Inſtrumenk der deukſchen Exporkwirkſchaff.
Produkkenmärkke.
Kaufmeſſe oder Schaumeſſe?
Der Vorſitzende des Direktoriums des Leipziger Meßamtes, Dr.
Raimund Kühler, hat, veranlaßt durch die Kritik, die der Gedanke
der Fahrtkoſtenerſtattung an ausländiſche Einkäufer in den
Krei=
ſen der Meßausſtellung gefunden hat, in einem an die an der
Leipziger Meſſe intereſſierten Kreiſe gerichteten Rundſchreiben die
gegenwärtigen Entwicklungstendenzen der Leipziger Meſſe einer
Unterſuchung unterzogen. Dr. Kühler kommt zu dem Ergebnis,
daß die Meſſe heute ein anerkannt wichtiges Inſtrument der
deut=
ſchen Volkswirtſchaft, insbeſondere zur Förderung der
Fertig=
warenausfuhr, ſei, und daß für ihre Weiterentwicklung letzten
Endes ausſchließlich das Intereſſe der deutſchen Volkswirtſchaft
maßgebend ſei. In den letzten Jahren, beſonders ſeit der
Anglie=
derung neuer Meßinduſtrien, und vor allem ſeit der Einbeziehung
der techniſchen Induſtrien in die Meſſe, trete eine wichtige
Ver=
änderung des Charakters der Leipziger Meſſe immer mehr in den
Vordergrund. Während ſie früher ausſchließlich Kaufmeſſe war,
übe ſie heute daneben die neue Funktion der Schaumeſſe aus. Es
Beiliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Tendenz an der Berliner Börſe war zu Beginn der
neuen Woche ſowohl für Aktien als auch für Renten ausgeſprochen
freundlicher. Auch das Publikum war mit kleinen Anſchaffungen
im Markte, denen ſich die Spekulation anſchloß. Das Kursniveau
vermochte ſich ganz allgemein bis zu einem Prozent zu heben,
wo=
bei Montane und die ſogenannten Tarifwerte führten. Aus der
Wirtſchaft lagen beſondere Momente nicht vor; die Ausführungen.
Dr. Vöglers in Düſſeldorf gegen den Peſſimismus fanden einige
Beachtung, und von der ſtetigen Veranlagung der New Yorker
Samstagsbörſe wurde, mit Befriedigung Kenntnis genommen.
Vereinzelt waren Gewinne bis zu 1,75 Prozent feſtzuſtellen.
Schle=
ſiſche Gas zogen bei einem Umſatz von nur 3 Mille um 3 Prozent
an. Im Verlauf wurde das Geſchäft zeitweilig etwas lebhafter,
ſo daß ſich erneut Beſſerungen von zirka 0,5 Prozent, teilweiſe
etwas darüber hinaus, durchzuſetzen vermochten. Nur Bemberg
büßten ihren Anfangsgewinn von 0,75 Prozent wieder ein. Conti=
Gummi waren zeitweilig bis auf 111 befeſtigt, gingen dann aber
ur Scaunefe undäideich ei. Wen vein den Gueniger äfe. eu u Schleri Secher eſcheten dei Fegern eite.
ſen den Charakter einer Kaufmeſſe erhalten wiſſen wolle, ſo werde
man hierzu alles, was irgendwie dazu geeignet erſcheint, tun
müſ=
ſen. In der Fahrtkoſtenerſtattung an ausländiſche Einkäufer ſieht
Dr. K. ein derartiges Mittel. Verzichte man aber auf den
Cha=
rakter der Kaufmeſſe, und ſei man bereit, die allmähliche
Um=
wandlung in eine Schaumeſſe als naturnotwendig hinzunehmen,
ſo werde man an der bisherigen Meſſepolitik durchgreifende
Aen=
derungen vornehmen müſſen. Dieſe Frage ſei ſo wichtig, daß bei
ihrer Beantwortung alle Stimmungsmomente ausſcheiden müßten.
Maßgebend dürfe nur der Wille ſein, die Leipziger Meſſe als
wich=
tiges Inſtrument der deutſchen Exportwirtſchaft zu erhalten.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Adam Opel A.=G., Rüſſelsheim a. M. Die Adam Opel A.=G.,
Rüſſelsheim a. M., erzielte im Geſchäftsjahr 1931 einen
Brutto=
gewinn von 11,35 (12.49) Mill. RM., dem Handlungsunkoſten von
8,45 (10.49), ſoziale Abgabe von 128 (1,30), Steuern von 1.12
(2,38), Zinſen von 0,67 (0,88) und Abſchreibungen von 3,22 (7,19)
Mill. RM. gegenüberſtanden. Somit ergibt ſich ein Verluſt von
3,38 Mill. RM., der nach den Beſchlüſſen der am 17. November
abgehaltenen Generalverſammlung einſchließlich des vorjährigen
Verluſtvortrages von 12,19 Mill. RM. in Geſamthöhe von 15,57
Mill. RM. vorgetragen wird. Nach dem Geſchäftsbericht haben
ſich die 1,8 Liter=Perſonen= und Lieferwagen bisher ſchnell und
erfolgreich eingeführt, ebenſo auch die Blitz=Laſtwagen, für die,
insbeſondere von ausländiſcher Seite, ſchärfſte Konkurrenz
be=
ſtand. Auch der im Herbſt 1931 eingeführte 1,2 Liter=Wagen
ſetzte ſich bald an die Spitze ſeiner Preisklaſſe. Der Rückgang des
Geſamtumſatzes konnte durch die Steigerung des Exports nicht
voll ausgeglichen werden. In der zweiten Hälfte des
Berichts=
jahres hatte das Ausfuhrgeſchäft unter dem Pfundſturz zu leiden,
ein gewiſſer Ausgleich ließ ſich durch die Aufnahme des Ueberſee=
Exports im letzten Quartal 1931 erzielen — Das Fahrradgeſchäft
hat ſich befriedigend entwickelt, ca. 80 Prozent der Fahrräder
werden jetzt auf Vorauskaſſe=Baſis verkauft. Da ſich das
Preis=
niveau weiter verſchlechtert hatte, mußten erhebliche
Abſchrei=
bungen bei den Beſtänden vorgenommen werden. Die
Entwick=
lung des Fahrradgeſchäftes im Jahre 1932 rechtfertigte die
Hoff=
nung, daß ſich dieſer Fabrikationszweig zu einem
gewinnbringen=
den Teil des Unternehmens geſtalten wird. Im laufenden Jahre
wurde das Fabrikationsprogramm durch Hinzunahme der 18= und
1.2=Liter=Typen in Stromlinien=Form und eines 2½ Tonnen
Blitz=Laſtwagens erweitert. Bei dem ſchweren Druck auf dem
Arbeitsmarkt ließ es ſich die Geſellſchaft angelegen ſein, die
Be=
legſchaft auf einer Höhe von über 6000 Beſchäftigten konſtant zu
erhalten. Der geſamte Export von Opel=Automobilen betrug von
Januar bis Ende September 1932: 5566 Wagen gegen 5228 in
der gleichen Zeit 1931 und 1256 in den erſten neun Monaten
1930. In der neugegliederten Bilanz erſcheinen (in Mill. RM.):
neben unv. 60,0 Aktienkapital Reſerven mit 20,48 (17,77), noch
nicht fällige Verpflichtungen mit 1,49 (2.41), Hypotheken mit 0.16
(0,41), Obligationen mit 8.40. Verpflichtungen über
Stillhalte=
abkommen mit 9,45, mittelfriſtige Verpflichtungen mit 1,50 und
fällige Verpflichtungen mit 196 (im Vorjahre Kreditoren und
Bankſchulden 19 37). Unter den Aktiven ſtehen zu Buch Debitoren
und Wechſel 5,38 (4,22), Roh= und Halbfabrikate 4,47,
Fertig=
fabrikate 4 06 (i V. zuſ. 12,35), Anlagen 70,78 (67,51),
Hypothe=
ken. Darlehen, Inveſtierungen und Beteiligungen 2,94 (3,59),
Die Opel=Automobil=Verkaufs=Geſellſchaften m. b. H. in Aachen
und Breslau ſind im Jahre 1932 in Liquidation getreten. Die
Generalverſammlung hat die Regularien erledigt und den
Auf=
ſichtsrat in ſeiner Geſamtheit wiedergewählt.
Bezirks=Sparkaſſe Groß=Bieberau. Die Bezirks=Sparkaſſe
Groß=Bieberau hielt ihre ordentliche Mitglieder=Verſammlung
ab, zu der außer 29 Gemeindevertretern Kreisdirektor Hemmerde
als Vertreter der Aufſichtsbehörde und Direktor Henkel als
Ver=
treter des Heſſ. Sparkaſſen= und Giroverbandes und der
Landes=
kommunalbank=Girozentrale für Heſſen in Darmſtadt erſchienen
waren. Direktor Glenz erſtattete den Geſchäftsbericht und gab
die Rechnungsergebniſſe aus dem Jahre 1931 bekannt. Aus dem
ſehr ausführlich erſtatteten Geſchäftsbericht ſei erwähnt, daß die
Kaſſe Dank der in früheren Jahren gebildeten
Liquiditätsreſer=
ven in der Lage war, die im Juli v. Is. verſchärft einſetzende
Kriſe zu überwinden ohne nennenswerten Bankkredit in
An=
ſpruch zu nehmen. Nach der Rechnung beſtand am 31. Dezember
v. Js. eine Bankſchuld von 27 092.— RM. der aber auch ein
Bankguthaben von 19 479.— RM. gegenüberſtand. Der Zugang
an Neueinlagen war nur um 11000.— RM. geringer als im
Jahre 1930. Die Zahl der Sparbücher hat ſich gegen das
Vor=
jahr um 65 erhöht. Der Durchſchnittsbetrag eines Sparbuches iſt
von 776— RM. auf 730— RM. zurückgegangen, trotzdem
ent=
fallen aber noch 179,75 RM. auf den Kopf der Bevölkerung gegen
180,50 RM. im Jahre vorher. Die im Kontokorrent=Verkehr
gewährten Kredite haben ſich um rund 100 000.— RM. ermäßigt.
dagegen hat ſich die Zahl der Kontokorrent=Konten um 41 erhöht.
Es wurden Ende v. Js 182 Schulden= und 244 Guthaben=Konten
geführt. Die ausgeliehenen Kapitalien, haben ſich gegen das
Vorjahr kaum geändert. Der Geſamtumſatz bei der Kaſſe iſt um
470 000 RM höher als im Vorjahr. Der Reingewinn beträgt
19 949,53 RM., von welchem 9949,53 RM. zur Abſchreibung auf
Mobilien, Grundbeſitz und Wertpapiere verwendet werden,
wäh=
rend der Reſt von 10 000 RM. dem Reſervefonds zugeſchrieben
wird, welcher hierdurch den Betrag von 100 000 RM. erreicht.
Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß man die Ergebniſſe
des Jahres 1931 trotz der Verſchlechterung der allgemeinen
Wirt=
ſchaftslage Steigerung der Arbeitsloſigkeit und der kataſtrophalen
Lage der Landwirtſchaft als günſtig bezeichnen kann. Der
Direk=
tor kam noch auf die Aufwertungsrechnung zu ſprechen. Er wies
darauf hin, daß bis zum 13. Juli 1931 (dem Eintritt der
ver=
ſchärften Kriſe) jeder angeforderte Betrag zurückbezahlt wurde.
Da die Eingänge aus den aufgewerteten Darlehen kleiner ſind,
können jetzt nur in Fällen begründeter Not kleinere Teilbeträge
ausbezahlt werden. Trotzdem ſind auch im Jahre 1932 ſchon über
90 000 RM. zurückbezahlt worden. Bis 31. Dezember v. Js
be=
trugen die geſamten Rückzahlungen auf aufgewertete
Sparein=
lagen rund 418 000 RM., und es ſind jetzt noch etwa 600 000
RM. zurückzuzahlen. Um die Rückzahlungen leiſten zu können,
hat die Kaſſe dem Aufwertungsfonds einen Vorſchuß gegeben,
welcher ſich am 31. 12. 1932 auf 58 000 RM. beläuft. In den
Auf=
ſichtsrat wurden die ſeitherigen Vertreter Bürgermeiſter Lorenz=
Roßdorf. Bonin=Wembach, Röder=Billings und Feick=Werſau
einſtimmig wiedergewählt.
Notiz. Montane lagen weiter in Führung und zogen gegen 13 Uhr
bis zu 1 Prozent über dem Anfang an. Deutſche Anleihen waren
allgemein feſter. Im internationalen Deviſenverkehr war das
Pfund weiter rückgängig und ſchwächte ſich auf 13,19½ oder 13.48
gegen die Reichsmark ab und erreichte damit neue Tiefſtkurſe.
Zum Wochenbeginn war das FrankfurterBörſengeſchäft
überraſchend lebhaft bei ausgeſprochen freundlicher Tendenz.
Neben, der feſteren New Yorker Börſe wirken vor allem einige
beſſere Nachrichten aus der Wirtſchaft anregend, ſo beſonders die
Meldungen über eine Abſatzbelebung bei der Rheinbraun A. G.
und beim Rheiniſch=Weſtfäliſchen Elektrizitätswerk. Die
inner=
politiſche Situation wird hoffnungsfreudiger beurteilt; man
rech=
net mit einer unmittelbar bevorſtehenden Klärung und erwartet
einen politiſchen Burgfrieden für einige Monate, was ſich für die
Wirtſchaft günſtig auswirken wird. Im Vordergrunde der
Bör=
ſenbewegung ſtand der Rentenmarkt. Beſonders Altbeſitz und ſpäte
Schuldbuchforderungen. Bereits eingangs der Börſe waren die
Kurſe für beide Werte 0,5 Prozent höher. Späte Schuldbücher im
Verlaufe nochmals 025 Prozent gebeſſert. Pfandbriefe, waren
ſtill, doch waren die Kurſe zum mindeſten behauptet. Am
Aktien=
markt ſtanden naturgemäß Montanwerte ſtärker im Vordergrunde
bei teilweiſe mehrprozentiger Erhöhung für die Standardwerte;
ſo gewannen Gelſenkirchen 2½. Mannesmann 1½ Phönix 1½,
Rheinſtahl 0,5, Buderus 0,25 Stahlverein /8 Prozent, JG. Farben
eröffneten 0,5 Prozent ſchwächer, und zog der Kurs raſch wieder
0,75 Prozent an. Von ſonſtigen Chemiewerten waren es
beſon=
ders Deutſche Erdöl, die geſucht waren und im Verlauf 1,75
Pro=
zent gewannen; auch Rütgers 0.25 Prozent höher. Kunſtſeide=
und Zellſtoffwerte gewannen durchſchnittlich ½ Proz.: auch
Schiff=
fahrtsaktien bis 0,25 Prozent feſter. Kaliwerte waren ruhig und
anfangs gut behauptet. Am Elektromarkt waren beſonders Bekula
1 Prozent höher geſucht, daneben Siemens 1. Schuckert 0,5,
Lah=
meyer 0,75, AEG. 1 Prozent freundlicher. Auch der Markt für
Einzelwerte zeigte ausgeſproche freundliche Tendenz. Holzmann
0,5 Prozent freundlicher. Im Verlaufe der Börſe blieb das
Ge=
ſchäft verhältnismäßßig lebhaft bei anhaltender feſterer
Grund=
ſtimmung. Tagesgeld leicht bei 3.5 Prozent. Die Nachbörſe war
knapp behauptet. Farben 95,25 Prozent.
Die Abendbörſe war infolge der innenpolitiſchen Lage
ſehr zurückhaltend und verlief ſehr ruhig. Auch die erneute ſtarke
Pfundabſchwächung verſtimmte. Trotzdem waren beſonders
Mon=
tanwerte ſehr gut gehalten und waren vereinzelt etwas
freund=
licher. Nur Klöckner gaben in Reaktion auf die letzte Steigerung
075 Prozent wieder nach. JG. Farben lagen vernachläſſigt. Am
Rentenmarkt lagen ſpäte Schuldbuchforderungen und
Altbeſitzan=
leihe um je ½ Prozent niedriger. Man nannte: Gelſenkirchen 43,
Rheinſtahl 70,25, JG. Farben 95,25, Siemens 120. AEG. 33½,
Ha=
pag 16,75, Aku 55,5.
Mannheimer Produktenbericht vom 28. November. Es kot
pro 50 Kilo in RM.: Weizen, inländiſcher, 76—77 Kilo, 21.
21,40 Roggen, inländiſcher, 72—73 Kilo, 17.25; Hafer, in 10
ſcher 13,90—14,40, Inländ. Sommergerſte 18,85—20, Futter,
17,75, La Plata=Mais 18,50—18,75, Soyaſchrot 10.50—10,65,
treber 10.75—11, Trockenſchnitzel loſe 7.25—8, Wieſenheu.
5—5,30, Rotkleeheu 5—5,30, Luzernekleeheu 5—5.60, Stroh.
ſtroh, Roggen=Weizen 2,70—2,90, desgl. Hafer=Gerſte 2,40.
Stroh geb., Roggen=Weizen 2.20—2,40, desgl Hafer=Gerſte
2 20, Weizenmehl, Spezial Null, mit Austauſchweizen, Noven0l
Dezember 29,75—30; Roggenmehl, 60—70prozentiges, 22,50,
Weizenkleie, feine 7,80—8: Erdnußkuchen 12,25—12,50. Terd
ruhig.
Biehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 28. November. Aufgetri
162 Ochſen, 186 Bullen, 324 Kühe, 365 Färſen, 692 Kälbaiß
Schafe, 2760 Schweine 63 Arbeitspferde 72 Schlachtpferde
3 Ziegen, zuſammen 4690 Tiere. Es wurden bezahlt pro 50
Lebendgewicht in RM.: Ochſen: a) 1. 31—32, 2. 22—25, b)
bis 26: Bullen: a) 22—24, b) 20—22, c) 17—20: Kühe: a)
24, b) 20—22, c) 13—15 d) 10—12: Färſen a) 31—33, b) 25
c) 23—26; Kälber a) 35—38, b) 32—35. c) 25—29, d) 2
Schafe b) 16—24: Schweine b) und c) 43—44, d) 42—43, e)
41, f) 36—38: Arbeitspferde koſteten pro Stück 300—1200
Schlachtpferde 20—100 RM. Marktverlauf: Großvieh
Ueberſtand; Kälber mittel, langſam geräumt: Schweine rn
kleiner Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 28. November. Aufgetie
waren: Rinder 1405, darunter 50 ſeit dem letzten Markt; Oe
304, Bullen 142, Kühe 502. Färſen 407, Kälber 525, Schaut
Schweine 4189 darunter 280 vor Marktbeginn ausgeführt,
wurden bezahlt in RM. pro Zentner: Ochſen a) 1. 28—30, 2
bis 27, b) 1. 20—23; Bullen a) 26—28, b) 22—25; Kühe a)
26, b) 21—23 c) 18—20, d) 12—17: Färſen a) 28—30. b) 28
c) 21—23: Kälber b) 32—35, c) 28—31, d) 22—27: Schafe
notiert; Schweine b) 39—43, c) 38—43, d) 36—42. Marktve lif
Rinder ruhig, nahezu ausverkauft; Kälber und Schafe ſchleund
geräumt; Schweine ſchleppend, geringer Ueberſtand. Der Rmr
markt war etwas ſchwächer als in der Vorwoche beſchickt.
ruhigem Geſchäft wurde nahezu ausverkauft. Die Preiſe für fh
zogen etwas an. Für Bullen blieben ſie gleich; für Ochſenm
Färſen gaben ſie etwas nach. Etwa 49 Prozent des Auft ne
wurde wieder in die umliegenden Verſorgungsgebiete ausgeünt
Der Schweinemarkt war ſtärker als der vorwöchige Hauptnl
beſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft verblieb geringer Uebertd
Gegenüber dem vorwöchigen Hauptmarkt gaben die Preiſe au
nach. Kälber und Schafe wurden bei ſchleppendem Geſchäfg
räumt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Vor der Kammer für Handelsſachen Frankfurt a. M. v.
unter dem Vorſitz von Landgerichtsdirektor Goldammer in derm zu ſehen
fechtungsklage zweier Frankfurter Rechtsanwälte gegen die
Beſchlüſſe der Favag vom 28. Juli 1932 verhandelt. Nach hür
ſtündiger Verhandlungsdauer ſetzte das Gericht Termin zur er
kündung einer Entſcheidung auf den 12. Dezember feſt.
Vom 30. November ab, werden die zum Frankfurter Bzun
handel wieder zugelaſſenen 20 Mill. RM. Aktien der Allgemeen
Deutſchen Credit=Anſtalt in Leipzig an der Frankfurter Börſe gt
lich notiert. Vom gleichen Tage ab entfällt die Notiz fürz
alten Aktien.
Der Vorſtand und die Generalverſammlung des Warenhs
verbandes haben geſtern den Austritt aus der Hauptgemeinſeaſt
des Deutſchen Einzelhandels einſtimmig gebilligt. Der Way
hausverband nimmt von jetzt ab die Intereſſen ſeiner
Mitzie=
der bei den Behörden und vor der Oeffentlichkeit als Spitzeur
band ſelbſtändig wahr
Die Süddeutſche Zinkblechhändler=Vereinigung hat mit Arl
kung von geſtern ab ihre Preiſe um 3 Prozent ermäßigt, nachen
dieſe bereits am 18. November um 3 Prozent geſenkt wurden)
Der Direktor der Vereinsbank Wiesbaden, Fritz Mergenall
iſt plötzlich geſtorben. Direktor Mergenthal gehörte dem Voxfn)
der Genoſſenſchaftsbank ſeit 25 Jahren an.
Die Roheiſenproduktion der ſaarländiſchen Eiſeninduſtrieſe
lief ſich im Monat Oktober auf 115 731 To. gegen 114 026 Toiml
Vormonat; die Rohſtahlproduktion auf 129 384 To. gegen 12790
To. und die Walzwerkserzeugung auf 92 110 To. gegen 95 8610
Das engliſche Pfund hat an der geſtrigen Börſe erneut gen
ſchweren Kursverluſt erlitten. Es fiel von 82,34 auf 81,53, a9
nen noch nie erreichten Tiefſtand bedeutet.
Berliner Kursbericht
vom 28. November 1932
Deviſenmarkt
vom 28. November 192
Berl. Gundels=Geſ.
Deutſche Bank u. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Llohzd
A. E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti= Gummi
Deutſche Cont. Gas
VMce
75.—
61.75
16.375
26.—
17.25
33.25
62.25
61.—
20.75
30.
110.—
94.625
Meſe
Flektr. Lieferung
F. G. Fauben
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.eleltr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben
Klöcknerwerke
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Oberſchleſ. Kolsw.
brenſtein & Koppel
Maß
70.—
95.—
41.625
72.375
78.—
40.50
56.—
41.50
56.—
41.
39.75
35.375
Menee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kal=
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrmb. Maſch.
Baſalt Linz
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werle
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke
Mac
40.125
167.—
45.—
25.625
15.
49.75
10.—
21.75
70.—
27.50
24.50
Helſingfor=
Wien
Prag
Budape!
Soſia
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenos=Aires
New Yorl
Belgien.
Italien
Paris
Währung /
100 finn. M.
100 Schilling
100 Tſch. Nr.
100 Bengö
100 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
S.Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar.
100 Belgo Is
100 Lire s
100 Francs
934
51.95
o gesl:
3.057
169.33
69.38
Ro.23 5
2.38
12.48
0.579
4.209
5o.27
ai.s1 =
16.47
Riet
5.348
52.,05
12.46s
3.063
1689.67
59.52
70.37
73. 12
13.50
0.862
4.217
8.39
21.55
18.51
Schweiz
Spanien
Danzig
Japau
Rio de Janeirol:
Jugoſlawien.
Portugal.
Athen.
Iſtambul
Kairo.
:
Kanada
Uruguan
Jsland.
Tallinn (Eſtl.)
Riga
Währung
100 Franken
100 Peſetas
100 Gulden ſ1.g5 ſei
Nen
1 Milrei
100 Dinar
100 Escubot
00 Drachm.
1fürk. 2
1ägypt. 2
leanad. Doll.
1 Goldpeio
100 isl. Kr. (60.94 68
nod eſtl. Kr.
100 Lats
Riie
80.92 lotl
89.30 9
(:279/ M
0.294
5.634
12.78 17
2.398
2.00g 3
13.84 I4
3.568
I.698114
110.59 1.01
72,721 71
Darmktädter ans Hariodarbant Barikkaut, Hiadie Dr Prrsoher Bun
Frankfurter Kursbericht vom 28. November 1932.
Steuergutſcheine
fällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35 ...
„ 1. 4. 36 ..
„ 1. 4. 37...
„ 1. 4. 38...
6% Dtſch. Reichsan!
„ v.27
6%
5½2 Intern.,
63 Baden ...
69Bayern...
6% Heſſen ..b. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 2
Dtſch. Anl.
Ausla=
ſungsſch. 4”ſ.
Ab=
löſungsanl.. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
6% Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt ..
6% Dresden, v. 26
6% Frankfurt a. M.
Schätze.v. 29
6%
v. 26
62 Mainz ..
6% Mannheimv. 27
6% München v. 29
6%Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbk.
6% „ Goldoblig=
5½% Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾% „ Kom.,Obl.
902),
85
80
75.25
71.
89.25
78.35
75.25
78
88.75
68.25
65.25
5811.
6.55
55.5
61
55
68.25
56.25
R
59.25
SI"
78
65.5
82
Miee
Pfd.=Anſt. G. Pf.
16% „ Goldoblig.
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. N. 111
SOo
„ R.12
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
6% Naſſ. Landesbk.
5½%0 „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
4AuslSer. I
„. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp. Bk.
5½%0 Ligu.=Pfbr.
6% Frkſ. Hyp.=Bk..
5½% „„ Lig. Pfbr.
6% „ Goldoblig.
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
5½% z Lig.=Pfbor.
6%Mein. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
20 „ Lig. Pfbr.
6% Rhein.Hyp.Bi.
5½,%0 „ Lig. Pfbr..
Golooblig.
8% Südd. Bod=
Cred.=Bank.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Württ. Hyp.=B.
% Daimler=Benz
2 Dt. Linol. Werke
% Mainkrw. v. 261
78.5
69.55
3
537.
74
5.75
78
82
80.25
83.75
68
Sö-).
86.75
80"
831,
83
877,
80
Ri
86"
81
58
77
Ma Rue
18%Ver. Stahlwerke
62 Voigtc Häffner
3. 6. Farben Vonds
5% Bosn. L. E.B
2 Inveſt.
5% Bulg. Tab.v. 02
4½2 Sſt. Schätze
42 Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
47%
4% Türk. Admin.
4% „ 1. Bagdad
42 „ Zellanl.
4½% Ungarn 19131
1914
4½3
48
Goldr.
1910
48
—
4½Budp. Stadtan!
7 943 Liſſabon.
425 Stockholm,
Aßtien
Alg. Kunſtziideunie
A. E. G. ...."
AndregeNoris Zahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſtoff
Bemberg, J. P..
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade ........."
Contin. Gummiw.
61
69
9511.
11.25
11.25
40.25
9.5
10
5.5
8.15
5.5
3.3
8.1
5.55
31
29.5
80
56.25
33
70
28
610,
108-
41.25
45‟.
Ss
123.75
35.75
110.25
D
Daimler=Benz ..
Dt. Atl. Telegr.
„ Erdöl ..
Dt. Gold= u. Silber.
ſcheide=Anſtalt
Linolwerk. Berl
Dortm. Nitterbräu
Dyckerhoffc Widm! 18
Eichbaum=Werger 46
Elektr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraft
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicherl 35
F. G. Farbeninduſtr.
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guitleaume
Frankfurter Hof..
Gelſenk. Bergwerk.
Geſ.f.elektr. Untern.
Goldſchmidt Th. .
Gritzner=Kayſer...
Grün &Bilfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.)
Hanauer Hofbrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbaul
Henninger Kempf.
HilpertArmaturfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.....
Hochtief Eſſen ....!
Holzmann, Phil.
Ziſe Bergb. Stamm)
Genüſſe
Junghans .......
Kali Chemie ....
„ Aſchersleben.
Laurahütte ......! 15.75 141 Lech. Augsburg ... 46.25 Löwenbr. Münch. 196 84‟ Lutz, Gebr. Darmſt. Mainkr. W. Höchſt. s56 Mainz.Akt. Br. . . 79 Mannesm.=Röhren 2n Mansfeld. Bergb. 190.5 Metallgeſ. Frankf.
Miag. Mühlenbau. 18 Montecatini Maild. 951), Motoren Darmſtadt 25 Sberbedarſ...... 10.5 53 Bhönix Bergbau. 28.8 27.5 Reiniger, Gebbert.
Rh. Braunkohlen. 50 41 178 7211, Elektr. Stamm 77.5 28.5 Stahlwerke .. 68.25 30.5 Riebeck Montan. . 165 Roeder, Gebr. 36 Rütgerswerke. 4G-I, Salzdetfurth Kali=Iy 167 Salzw. Heilbronn. 175 36 Schöfferhof=Bind.. 1 142 78.25 Schramm, Lackfbr. 18 64 Schriftg. Stempel. 53.5 Schuckert, Elektr. 44 Schwarz=Storchen. 50.25 11.5 Siem. Glasinduſtr. 67 Siemens & Halske 11 120 Südd. Zucker=A. G. Tellus Bergbau... 97.5 Thür. Liefer.=Geſ.. s6 17.25 Tietz Leonhard . uinterfranken ... 85 105 Ber. Stahlwerke .. 25I.
Ver. Ultramarin.
Boigt & Haeffner.
Bahß & Freytag..
Weſteregeln Kali. I=
Zellſtoff Waldhof.
Memel. .
Allg. Dt. Creditanſt.
Badiſche Bank...
Bk. f. Brauinduſtr.
Bayer. Hyp. u. B.
Berl. Handelsgeſ.
„ Hypotherbi.
Comm. u. Privatb.
Dt. Bankund Disc.
Dt. Eff. u. Bechſell
Dresdner Bank. .
Frankf. Bank....
Hyp.=Bank.
Mein. Hyp.=Bank.
Pfälz. Hhp.=Ban1
Reichsbank=Ant. .!
Rhein. Hyp.=Bank.
Südd. Bobd.VCr. Bk.
Württb. Notenban!
A.-G. j. Veriehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftwl
72 Dt. Reichsb. Bzo
Hapag ..........
Nordd. Llohd.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung ..
„ „ Verein. Verſ.!4
Frankona Rick=u. Ml
Mannheim. Verſich.
Otavi Minen ...."
SchantungHandels!
bienstag, 29. November 1932
Darmſtädt
agblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 332 — Seite 11
R O M AN ddre W UMPEE
Copyright bu
W. Goldmann Ve
Fritz hätte Zeit genug gehabt, allein das Pech hat gewechſelt,
bleiche, duftende Geſicht lähmt ihn — alles dauert nur
ſunden, hat er ſie geküßt? — verzehrend, außer ſich von der
und der Wut, er weiß es nicht, er ſteht im jähen
Schein=
ferlicht taghell beleuchtet, von rückwärts beſtrahlt es ihn,
ſeinen Schatten lang vor ihm hin auf die Straße, in eins
ſchmolzen mit dem der Fremden, Fritz ſieht über ihre Stirn
weg ganz, ganz weit aus Dierlamms Garage Autolampen
ausglühen — plötzlich ſtocken ſie, ſtehen, erlöſchen, er dreht
um, immer noch die Frau im Arm —
Zwei Kraftwagen ſtehen da, zwiſchen ihm und ſeiner
Ma=
ne, wie hingeweht, kommen ſie vom Flughafenplatz? Einer
das Cabriolet von vorhin, der Lincoln, verdammt, der blonde
hfaltspinſel, der ſeine Olle abholen wollte, ſteht ſchon neben
h ſon kleines ſchwarzes Dings in der Hand — und das
bere —
Aus dem anderen ſpringen drei Schupos heraus, und der
rie klettert hinter dem Volant her.
Unter Fritzens Händen iſt die Frau weggeglitten, ſie hat ſich
lückt und den kleinen ſilbernen Revolver aus dem Schnee
ge=
ſcht, ſie ſauſt, nicht ein bißchen ermüdet, zu dem Lincoln —
vn rollt er ſchräg voran, das war kein ſchlechter Schuß, ſchräg
kück, ein breites, langſpitziges V, das er nun durchſchneidet,
hn iſt der Wagen herum, Nacht, Fritz”, ruft ſie aus dem In=
In, die Dame, „Miller, kommen Sie, nabend die Herren”,
ſo nochmals, während Fritz vor Verblüffung und Wut die
tte ins Geſicht ſteigt, nochmals ruft ſie: „Fritz, gute Nacht,
le für die Begleitung, Fritz!” und darin ſchwingt ein Ton,
Fritz die Beine ſchlapp macht.
„Was iſt denn hier los?” fragt einer von den Schupos, den
me Streifen als Wachtmeiſter kennzeichnen. Mit ihm ſtehen
Zwei anderen vor dem Mann in Pantoffeln, dem dicke
ſſhweißtropfen auf der Stirn zu Eis gefroren — der vierte
t bereits den Wagen herum, und das Lincolncabriolet —
Nicht mehr zu erblicken iſt es!
„Det ſehen Sie wohl”, brummt Fritz grimmig, „meine
kaut hat er mir jeklaut, der Penner. Privatſachen, meine
Her=
ſh.‟ Er läuft zu ſeiner Maſchine, es kommt ihm zunächſt nicht
ir Ochſr Ur Gedanke, die Uniformierten auf Herz und Nieren zu prü=
S Auſt i4h, oder den Wagen anzuſehen. Das erſte Gebot Dierlamms
AShrAgtet: Kein Aufſehen in der Nähe der Garage! Das Weib iſt
— ein gottverfluchter Abend.
Noch ehe er die Maſchine gewendet hat, ſchießt das Auto
iſt den vier blauen Mänteln an ihm vorbei, verdutzt ſtarrt
ſtitz hinterher — haben ſie ihn richtig geprellt? Er ſpuckt aus
d ſchreit ihnen ein unflätiges Wort nach, aber das nützt ja
ſſchrs.
Mmül In der Garage empfing ihn ziemliche Ruhe, Vaugham war
ſer indriſcht zu ſehen, das Auto, das ihm zu Hilfe kommen ſollte, war
ſchon wieder in einer Box verſchwunden. Schweigend ſchloß
Dierlamm die Tore. „Sollſt zum Buddha kommen”, knurrte er.
„Schöne Schweinerei, waren’s Blaue?”
„Habe geſagt, iſt ne Weibergeſchichte”, antwortete Fritz nicht
ganz aufrichtig, „war tatſächlich ein Weib —
Als er durch den Schlauch eilte, umwogte ihn der erregende
Duft der Frau ſo, daß er ſchlucken mußte. In der zweiten
Bie=
gung, faſt direkt unter ſeiner Kammer, blinkte etwas Goldenes
am Boden. Er hob es auf. Eine kleine Kapſel, elegantes
gol=
denes Nichts — von ihr. Ein Druck öffnete ſie, zeigte weißes,
kriſtalliniſch glitzerndes Pulver. Fritz tippte mit dem Finger
drauf, koſtete — Koks! Verteufeltes Weib!
Die Kapſel glitt in ſeine Bruſttaſche, er ſpürte ſie direkt
über dem Herzen, aber er erzählte nichts davon.
24.
Noch iſt die Nacht nicht herum.
Als Phil zum zweiten Male erwachte, mit einem
fürchter=
lichen, ſchmerzenden Tohuwabohu im Kopf, ſah er ſich immer
noch am Boden liegend im Zimmer des Doktor Hſu Sen.
Un=
klare Erinnerungen quälten ihn, wo war Vaugham, hatten ſie
den Malaien ermordet, was war mit dem Signalſchnarren
ge=
weſen, Alarm, Alarm aus dem Schlauch — unſicher blickte er
ſich um, traf das ausdrucksloſe glaſige Auge des fetten
Chine=
ſen, der hinter dem Tiſch mit der blauen Lampe ſaß und —
lächelte.
„Gott”, ſagte Phil faſſungslos, mehr zu ſich ſelbſt, und tat
damit wieder einmal das Beſte, was zu tun war, „er lacht —”
Torkelig ſtand er auf.
Der Chineſe wies höflich auf eine kleine dünnwandige
Schale mit dampfendem Kaffee. Phil trank ohne Ueberlegung.
Ah, das tat gut.
Dr. Hſu Sen blickte durch ihn hindurch. Nach einer langen
Pauſe nickte er. „Ich lache über die lachhaften Dinge dieſer
Welt.‟ Er ſprach ſo ruhig und gleichmütig, als ob ſich ſeit dem
erſten Verlaſſen des Zimmers nichts, aber auch gar nichts
er=
eignet hätte. „Wenn Sie die Zeit haben, werden Sie vielleicht
verſtehen lernen. Vielleicht auch wird Ihnen einmal klar
wer=
den, daß Verräter beſtraft werden müſſen. In meinen Augen
iſt der Tod keine Strafe. Nur wer lebt, kann büßen, und
tau=
ſendmal tauſend iſt eine geringe Zahl für die Methoden zur
Läuterung. Ich will nichts fragen. In den Augen der
Men=
ſchen ſteht das, was ſie wiſſen, neben dem, was ſie ſelbſt nicht
wiſſen, und ich ſchmeichle mir, gut leſen zu können. — Sie ſind
bereit, uns den Gegenſtand morgen nacht zu übergeben?”
Phil nickte mit ſchwerem Schädel. Quatſchkopf, dachte er
dabei, du weißt einmal nichts. Zu ſeinem Erſtaunen fuhr Hfu
Sen fort: „Vielleicht haben Sie recht. Aber unweſentlich iſt
das einzelne Detail, das man weiß oder nicht weiß, wie das
einzelne Korn in einem Sandberg, das man ſieht oder nicht
ſieht. — Miſter Vaugham wird Ihnen ſagen, was zu tun iſt.”
Er machte wieder eine Pauſe, während der er eifrig an ſeiner
Zimtblüte ſog. „Er iſt nicht der Freund der raſchen Impulſe
der Jugend”, — ſeine Stimme war leiſe geworden, monoton
wie das einförmige Murmeln an den Gebetsmühlen ſeiner
Heimat, „aber ſie ſind beſſer, die ſchnellen Impulſe, als
heim=
liche Pläne, beſſer als langſame Lügen, die einem über den
Kopf wachſen".
Phil blickte ihn beſtürzt an.
Hſu Sen lächelte und wiegte das kahle Haupt hin und her
wie eine Fleiſch gewordene Pagode. „Es iſt töricht, ſich ſelbſt
zu ſchädigen. Miſter Vaugham wird Sie ins Hotel
zurückbrin=
gen. Ihre Gedanken mögen Sie einen guten Weg leiten.”
Er entſchwand. Sein üppig fließender Kimono, deſſen
Aermel ausgefranſte Manſchetten verbergen mußten, war nicht
mehr da. Phil fühlte ſich bedrückt und ernüchtert, der
Kopf=
ſchmerz preßte eiſerne Ringe um ſeine Stirn — was wollte der
chineſiſche Prophet, Andeutungen ſind unangenehmer als gröbſte
Wahrheiten — welch ein Geheimnis hatte ſich um ihn
geklam=
mert, würde es jemals möglich ſein, ſich daraus zu befreien?
Vaugham ſtand im Raum, fahler denn je, einen bösartigen
Zug um die Lippen.
„Haben Sie die Gewogenheit, mir zu folgen!” ſagte er.
Haßerfüllt ſah Phil ihn an. „Wären Sie doch, wo der
Pfeffer wächſt.”
Vaugham lachte. „Zunächſt muß ich mein Verſprechen
er=
füllen und Sie ins Hotel zurückbringen. Daß Ihr Volumen
ſich geändert hat”, er tippte an Phils gefchwollenen Schädel,
„iſt Ihre eigene Schuld.”
Phil folgte ſchweigend durch matterhellte Räume und Gänge.
„Machen Sie nur die Augen auf” ſpottete Vaugham.
„Eventuelle Angaben bei der Polizei leiden unter allzu
phan=
taſtiſchem Gepräge.”
„Herrn Doktor Hſu Sen werde ich nicht verraten”,
antwor=
tete Phil zu ſeiner eigenen Ueberraſchung plötzlich unüberlegt.
Vaugham lachte merkwürdig. „Auf Sie wird es kaum
an=
kommen."
Und dann empfand Philip Spoor wieder die herrliche,
friſche Kälte der Nacht in ſeinem heißen Geſicht. Es kam ihm
vor, als ſei er jahrelang im Erdinnern gefangen geweſen.
Wü=
tende Schmerzen bohrten unabläſſig in ſeinem Kopf, ſein Herz
aber erfüllte lächerliche Wehmut. Wer war mit dem Alarm im
Schlauch geweſen? Warum ſprach niemand davon, daß er ihn
abgeſtellt hatte? Sollte es nichts genützt haben? — Er torkelte
durch den Geheimgang, in dem der herbe Duft eines fremden
Parfüms ſchwebte — „Parfümiert ſich Fräulein Goering immer
ſo ſtark?” fragte Vaugham ironiſch, aber doch lauernd.
(Fortſetzung folgt.)
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Bekanntmachung.
Ab 1. Dezember 1932 tritt mit
Zu=
ſtimmung der Aufſichtsbehörde folgende
Teilſtreckenänderung in Kraft:
Die bei km 1.125 beſtehende
Zähl=
grenze in der Rheinſtraße (gegenüber der
Landwirtſchaftskammer) wird nach km
1,400 (gegenüber den Grundſtücken 95-99
verſchoben und wird zur Halteſtelle,
Feſt=
halle.” Für Linie 9 wird der Zählpunk
„Otto Wolfskehlſtraße” nach dem
Zähl=
punkt „Feſthalle” verſchoben; die
bis=
herige Halteſtelle für die Linie 9 bleibt
jedoch beſtehen.
Für die aus Richtung Griesheim
kommenden Fahrgäſte gilt der Tarifpunkt
Feſthalle=Hauptbahnhof; das gleiche gilt
in umgeke rier Richtung (Hauptbahnhof=
Griesheim). Im übrigen bleibt die
Strek=
feneinteilung unverändert. (1654(
Darmſtadt, den 28. November 1932.
Heſſiſche Eiſenbahn=A. G., Darmſtadt.
Viehzählung
am 1. Dezember 1932.
Am 1. Dezember 1932 findet, wie
all=
jährlich, eine allgemeine Viehzählung ſtatt,
mit der gleichzeitig die Erhebung der
Anzahl der in der Zeit vom 1. September
bis 30. November 1932 vorgenommenen
nicht beſchaupflichtigen Haus= oder
Pri=
vatſchlachtungen und eine Zä lung der
in derſelben Zeit geborenen Kälber
ver=
bunden iſt.
Wer vorſätzlich die Angaben, zu
denen er bei dieſer Zählung und
Erhe=
vung — durch beſondere Zähler —
auf=
ge ordert wird — nicht erſtattet, oder wer
wiſſentlich unrichtige oder
unvollſtän=
dige Angaben macht, wird mit Gelängns
oder mit Geldſtrafe beſtraft. Auch kann
Vieh, deſſen Vorhandenſein verſchwiegen
worden iſt, im Urteil für dem Staate
verfallen erklärt werden.
Darmſtadt, den 28. November 1932.
Bürgermeiſterei
gez. Delp
Bürgermeiſter.
Schönes Herrenrad/ Stabiles
Marken=
ſpottb. z. vk. Dick, H.=Fahrrad bill.z. vk.
Döngesborngaſſe 3* Eliſabethenſtr. 35.*
Einträge in das Handelsregiſter
Abteilung A: Am 17. November 1932
hinſichtlich der Firma Heinrich Echert,
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen. —
Am 21. November 1932 hinſichtlich der
Firma M. Löb & Co., Darmſtadt: Die
Firma iſt erloſchen. — Am 23. Nvv. 1932
hinſichtlich der Firma L. C. Wittich’ſche
Hofbuchdruckeref, Darmſtadt: Der
Geſellſchafter Rudolf — richtig Rudolf
Wilhelm Ludwig Guſtav — Wittich in
Darmſtadt iſt infolge Ablebens aus der
Geſellſchaft ausgeſchieden. Gleichzeitig iſt
deſſen Witwe Eliſabeth Julie Anna,
geborene von Wachter in Darmſtadt als
deſſen befreite Vorerbin in die Geſellſchaft
als perſönlich haftende Geſellſchafterin
eingetreten, mit welcher die Geſellſchaft
oitgeſetzt wird. — Nacherben ſind die
Kinder: 1. Friedrich=Karl Sigurd Adolf
Wittich, geboren am 15. September 1919,
2. Georg=Albrecht Rudolf Nikolaus
Wittich, geboren am 15. Sepiember 1919,
3. Eliſabeth Margarethe Juliane Wittich,
geboren am 26. März 1921, 4.
Karo=
line Anna Luiſe Marie Wiltich, geboren
am 26. September 1924. — Am 24. Nov.
1932 hinſichtlich der Firma: Dental=
Depot Louis Jonas, Darmſtadt: Die
Fi ma iſt geändert in: Hermann Drill
& Co. — Bruno Maria Graf, Dentiſt in
Darmſtadt iſt als perſönlich haftender
Geſellſchafter in die Geſellſchaft
einge=
treten. — Zur Vertretung der Geſellſchaft
ſind nur berechtigt: die Geſellſchafter
Hermann Drill und Bruno Maria Graf
und zwar beide geieinſchaftlich, ſowie
die Geſellſchafter Albert Lüderitz und
Bruno Maria Giaf und zwar ebenfalls
beide gemeinſchaftlich. — Die Prokura
der Elſa Louiſe geborenen Herzberg. Witwe
des Kaufmanns Louis Jonas iſt erloſchen.
Abteilung B: Am 22. November 1932
hinſichilich der Firma: Verlagsanſtalt
Alexander Koch, Geſellſchaft mit
beſchränkler Haftung. Darmſtadt: Die
Profura des Eugen Wahl in Stuttgart
iſt erloſchen
16546
Darmſtadt, den 26. November 1932.
Amtsgericht Darmſtadt.
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„Leben ohne Liebe
kannst Da nicht!"
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Heſſiſches Amtsgericht.
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Flur 3. Nr. 1329, Hofreite Nr. 36 Landwehrraße,,
986 qm. Schätzung: 22 000.— RM.
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Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk Vl. BandkAl.
Blatt 1033. Fl. 32. Nr. 84, Hofreite
Frankfrtar=
ſtraße 130 auf der Methwieſe, 1850 qm. Schaunm:
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Fl. 32. Nr. 85, Hofreite daſelbſt, 317 qm.
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aus feinſten Stoffen und ganz auf reine
Seide gearbeitet, für mittlere ſchmale
Figur, faſt neu, preiswert abzugeben.
Anzuſehen von 3—7 Uhr Ernſt=
Ludwig=
ſtraße 16, 1. Stock.
(16424
Termin: Mittwoch, den 21. Dezember 1932. vorriagſis
9 Uhr. Saal 118 des Neuen Gerichtsgebäude in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk II. Beu
Blatt 135. Flur
Nr. 361½/zo, Hofreite Dr
Gutenbergſtraße, 168 qm. Schatzung: 15 700 Mſ.
Flur 2. Nr. 3617/zo, Grasgarten (Vorgarten) deſbſt,
34 qm. Schätzung: 300.— RM.
Eigentümer: Bauunternehmer Georg Gerhardt Linſd
deſſen Ehefrau Eliſabeth geb. Poſeiner in Griesinm
— als Geſamtgut der Errungenſchaftsgemeinſche.
(VFR
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.