Darmstädter Tagblatt 1932


01. Januar 1932

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 1.
Freitag, den 1. Januar 1932.
195. Jahrgang

Einzelnummer 15 Pfenuige

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8-UND
10THEK

Hindenburgs Neujahrs=Botſchaft.
Dank und Anerkennung für die bisher bewieſene Opferbereilſchaft und Geduld. Aufruf zu gleicher
kreuer, ſchickſalsverbundener Einigkeik wie in den Tagen von Tannenberg,
im unerſchükkerlichen Glauben an die Zukunft des Vakerlandes.

An das deutſche Volk!
Aicht verzagen! Einig den ſorgenſchweren
Enkſcheidungen der Zukunfk enkgegen!
Berlin, 31. Dezember.
Reichspräſident von Hindenburg hielt am Silveſterabend um
21.30 Uhr im Deutſchen Rundfunk folgende Neujahrsanſprache an
das Deutſche Volk:
Deutſche Mänuer und Frauen!
Aus meinem Amt als Reichspräſident und aus der Tatſache,
daß ich als hochbetagter Mann einen verhältnismäßig großen Ab=
ſchnitt
deutſcher Geſchichte miterlebt habe, folgere ich die Berech=
tigung
, heute, am Abſchluß eines ſchickſalsſchweren Jahres, wenige,
aber treu gemeinte Worte an Sie zu richten, um Ihnen zu helfen,
die Not der Zeit zu tragen.
Ich bin mir vollauf bewußt, welche gewaltigen Opfer von
jedem von uns verlangt werden, damit wir verſuchen können,
durch eigene Kraft die gegenwärtige Notzeit zu überwinden. Dem
deutſchen Volke gebührt aufrichtigſter Dank und hohe Anerken=
nung
für die bisher bewieſene Opferbereitſchaft und für die Ge=
duld
, mit der es in Erkenntnis der harten Notwendigkeit alle Leiden
und alle Laſten getragen hat. Das ſei hier zuerſt geſagt.
Aber die Größe dieſer Opfer, die wir bringen, berechtigt uns
dem Ausland gegenüber gleichzeitig zu der Forderung, ſich unſerer

Geſundung nicht durch Zumutung unmöglicher Leiſtungen ent=
gegenzuſtellen
. Auch in der Abrüſtungsfrage darf Deutſchland ſein
gutes Recht nicht vorenthalten werden. Unſer Anſpruch auf gleiche
Sicherheit iſt ſo klar, daß er nicht beſtritten werden kann.
Unwillkürlich denke ich zurück an Tannenberg. Unſere Lage
war damals gleichfalls ſchwierig. Sehr gewagte Entſchlüſſe mußten
gefaßt und hohe Anforderungen an die Truppen geſtellt werden.
um des Erfolges nach Möglichkeit gewiß zu ſein. Da mag mancher
innerlich Bedenken gehabt haben. Aber die Bande gegenſeitigen
Vertrauens, treuer Kameradſchaft, inniger Vaterlandsliebe und
der Glaube an uns ſelbſt hielten uns feſt zuſammen, ſo daß die
Entſcheidung nach mehrtägigem, heißem Ringen zu unſeren Gun=
ſten
ausfiel.
Auch heute rufe ich, abermals in ernſter Zeit, und zwar ganz
Deutſchland, auf, zu gleicher treuer, ſchickſalsverbundener Einigkeit.
Laſſen Sie uns Hand in Hand und unverzagt der Zukunft mit
ihren ſorgenſchweren Entſcheidungen entgegenſehen. Möge keiner
dem Kleinmut unterliegen, ſondern jeder den unerſchütterlichen
Glauben an des Vaterlandes Zukunft behalten. Gott hat Deutſch=
land
ſchon oft aus tiefer Not errettet. Er wird uns auch jetzt nicht
verlaſſen. Und nun wünſche ich dem deutſchen Volke in ſeiner Ge=
ſamtheit
und jedem einzelnen Deutſchen aus vollem, treuen Herzen
ein geſegnetes Neujahr.
Nachdem Reichspräſident von Hindenburg ſeine Rede beendet
hatte, ſpielte das Rundfunkorcheſter das Deutſchlandlied.

Hillers Neujahrs-Aufruf.

Die Mikke wird zerhauen und zerſchlagen.
München, 31. Dezember.
Der Führer der Nationalſozialiſtiſchen Bewegung erläßt zum
1. Januar an alle Nationalſozialiſten einen Aufruf, in dem es
u. a. heißt: Das 12. Jahr des Kampfes unſerer Bewegung iſt zu
Ende. Im Jahre 31 iſt unſere Bewegung zur größten Partei
Deutſchlands geworden. Deutſchland iſt im Begriff, in rapider
Schnelligkeit nationalſozialiſtiſch zu werden. Am 14. September
30 zählte unſere Partei 293 000 Mitglieder. Heute, am 1. Januar
32 hat ſie die 800 000 bereits überſchritten. Am 1. Januar 1931

haben ſich rund 100 000 Männer in unſerer SA.= und SS.= Organi=
ſation
befunden. Heute, am 1. Januar 32, weit über 300 000. Die
Zahl unſerer Anhänger beträgt ſchon jetzt mehr als 15 Millionen.
Heute ſteht dem Bolſchewismus und ſeinen marxiſtiſch=zentrümlich=
demokratiſchen Hilfskräften eine gewaltige Front des erwachenden
Deutſchlands gegenüber. Wenn nicht Zentrum und mittleres Bür=
gertum
aus ihrer inneren Weſensverwandtheit heraus mit dem
Marxismus paktieren würden, gäbe es ſchon heute kein rotes anti=
chriſtliches
Deutſchland mehr. Nicht nur die Eroberung des Arbei=

ters in der Stadt hat in erhöhtem Umfange eingeſetzt, ſondern
ebenſo die Gewinnung des Bauern. Aus jeder Prüfung iſt die
Partei ſtärker herausgekommen als ſie hineinging. Die Welt geht
einer Entſcheidung entgegen, die ſich in Jahrtauſenden oft nur ein=
mal
vollzieht. So klein und kurzſichtig die bürgerlichen Parteien
ſind, erkennen ſie im Bolſchewismus auch jetzt noch nicht die Zer=

ſtörung aller menſchlichen Kulturen.
70 Jahre haben in Deutſchland bürgerliche Parteien die Kraft
des nationalen Gedankens verbraucht und unſer Volk in hohem
Grade dem Marxismus ausgeliefert. Heute klammern ſie ſich in
verwerflicher Herrſchſucht an ein Regiment, das ſchon jetzt nicht
mehr ihnen gehören würde, wenn ihre eigene Bedeutung allein
maßgeblich wäre. Wenn die von uns geſchaffene nationalſoziali=
ſtiſche
Bewegung als Gegengewicht gegen den Marxismus heute
ausfiele, würde Deutſchland morgen bolſchewiſtiſch ſein. Das
Schickſal ſelbſt will klare Fronten. Das Bibelwort, das den Heißen
oder Kalten anerkennt, den Lauen aber zum Ausſpeien verdammt,
ſehen wir in unſerem Volke in Erfüllung gehen. Die Mitte wird
zerhauen und zerſchlagen. Nationalſozialiſten! Wir gehen nun=
mehr
in das Neue Jahr hinein, in der Ueberzeugung, daß es das
ſchwerſte Jahr des Kampfes unſerer Bewegung ſein wird. Ich
wiederhole, was ich das letzte Jahr von Euch forderte: Ich ver=
lange
von Euch nichts Ungeſetzliches, fordere nichts, was Euer Ge=
wiſſen
in Konflikt mit dem Geſetz bringt, verlange aber, daß Ihr
mir auf dem Weg, den das Geſetz genehmigt und mir mein Ge=
wiſſen
und meine Einſicht vorſchreiben, in Treue folgt und Euer
Schickſal mit dem meinen verbindet. Der Weg von ſieben Mann
auf 15. Millionen war ſchwerer, als der Weg von den 15 Millio=
nen
zur deutſchen Nation. Wenn wir einſt die Kühnheit hatten, an
unſer gigantiſches Ziel und ſeine Verwirklichung zu glauben, dann
wollen wir heute den Mut beſitzen, wie ein Ritter ohne Furcht
und Tadel zwiſchen Hölle, Tod und Teufel hindurch den Weg zum
Sieg und zur Freiheit zu wählen. Wir wollen als Kämpfer in die=
ſes
Neue Jahr hineinmarſchieren, auf daß wir es als Sieger ver=
laſſen
. gez. Adolf Hitler.

Der Neujahrswunſch der heſſ. Regierung
an die heſſiſche Bevölkerung.
An der Schwelle des neuen Jahres entbietet die Heſſiſche
Staatsregierung der Bevölkerung des Heſſenlandes herzliche
Wünſche für 1932.
Wenn ſchon beim letzten Jahreswechſel betont wurde, wie
not es tue, die furchtbaren Schwierigkeiten mit vereinter Kraft
anzupacken, aber auch allen Nöten zum Trotz ſich mit Zuverſicht
zu wappnen, ſo ſind ſolche Maßnahmen heute mehr wie je am
Platze.
Wir ſtehen an einem Zeitabſchnitt der deutſchen Geſchichte,
wie er ernſter in der Vergangenheit nicht oft erlebt wurde. Es
iſt gut, ſich in ſolchen Zeitläuften zu erinnern, daß das deutſche
Volk noch immer Herr wurde über die Nöte der Zeit, weil es
eines nicht aufgegeben hat: den Glauben an die unverſieglichen
Kräfte der Nation!
Auch heute müſſen wir uns und zwar alle, die ſich verant=
wortlich
fühlen für unſeres Volkes Schickſal vereint zu dieſer
Zuverſicht bekennen, und dürfen uns nicht lähmendem Fatalismus
ergeben.
Aus dieſem gemeinſamen Bekenntnis heraus ſollte die Kraft
erwachſen, über alle Gegenſätze hinweg zu vereinten Anſtrengun=
gen
zu gelangen, um die Widrigkeiten zu überwinden.
Hierzu alle Volksgenoſſen aufzurufen, iſt unſer Wunſch für
das neue Jahr.
Darmſtadt, 31. Dezember 1931.
Heſſiſches Geſamtminiſterium
Adelung. Kirnberger. Leuſchner.
Hindenburg an die Wehrmacht.
Reichspräſident b. Hindenburg hat folgenden Erlaß an die
Wehrmacht gerichtet:
Heer und Flotte entbiete ich zum Jahreswechſel meine beſten
Wünſche.
Treu der beſchworenen Verfaſſung, gehorſam den geſetz=
mäßigen
Gewalten, unbeirrt vom Kampf der Parteien wird die
Reichswehr auch im Neuen Jahr den alten Idealen deutſchen
Soldatentumes dienen.
Kommuniſtiſche Störungen
bei der Rundfunkrede des Reichspräſidenken.
Die Anſprache des Reichspräſidenten von Hindenburg iſt von
einem fremden Sender, deſſen Identität zurzeit noch nicht be=
kannt
iſt, geſtört worden. Als der Reichspräſident am Schluß
ſeiner Rede ausführte: Auch heute rufe ich . ." begannen die
Störungsverſuche mit den Worten: Achtung! Achtung! Deutſch=
land
ſteht im Zeichen von Rot Front! Der kommuniſtiſche
Propagandaſprecher, der alsdann noch von der Einheitsfront des
Proletariats ſprach und gegen Diktatur und Notverordnung auf=
forderte
, konnte dann wieder von der Welle verdrängt werden,
ſo daß die letzten Worte des Reichspräſidenten wieder deutlich zu
hören waren. Die ſich anſchließende Uebertragung ins Engliſche
ging ohne weitere Störungen vor ſich.

* Volk in Ketten.
Zum neuen Jahre 1932.
Von
D. Dr. M. Schian.
Es gibt keinen völlig neuen Anfang. Jedes neue Jahr
ſchleppt unendlich viel Ballaſt vom alten her mit ſich. Glücklicher=
weiſe
trägt es auch wertvolle Laſt, die es vom vergangenen
überkam. Aber irgendwie muß ein neues Jahr doch einen An=
fang
bedeuten. Muß: wenigſtens, wenn das Erbe, das es an=
tritt
, anzutreten gezwungen iſt, von der Art iſt, daß es die Erb=
ſchaft
lieber ablehnen möchte.
Die Erbſchaft beſteht in ſchweren Ketten, die wir tragen,
Ich behaupte, daß noch heut ganz große Volksſchichten ſich die
Schwere dieſer Laſt nicht klar machen. 1931 hat uns am Bei=
ſpiel
der Zöllunion mit Oeſterreich gezeigt, was wir alles nicht
dürfen. 1931 hat uns, die wir ganz verwundert taten, gezeigr,
wie ungeheuerlich unſere finanzielle Belaſtung iſt. Wir haben
ſehr große Wechſel unterſchrieben, die wir nicht einlöſen können=
Politiſche Schulden: rieſengroß. Private Schulden: ſehr groß.
Eine Erbſchaft dieſer Art pflegt man nicht anzunehmen. Wir
aber müſſen ſie mit ins neue Jahr nehmen. Das neue Jahr
wird erfüllt ſein von den Mühen, dieſe finanziellen Laſten zu
mindern, aufzuſchieben, tragbar zu machen. Gibt es Menſchen,
die glauben, wir könnten wenigſtens einen Teil davon einfach
ablehnen? Dann kennen ſie die Welt nicht. Wir ſind ein Volk
in Ketten.
Aber reden wir jetzt nicht davon. Auch die innenpoli=
tiſche
Erbſchaft iſt ſehr drückend. Wir leiden an lauter inneren
Widerſprüchen. Wir haben eine Reichsverfaſſung; ſie wird jedes
Jahr einmal laut gefeiert. In Wirklichkeit haben wir Ausnahme=
zuſtand
, eine verſchleierte Diktatur. Wir haben ein ſouveränes
Volk. In Wirklichkeit beſteht das Volk aus verſchiedenen Heer=
haufen
, die einander gegenüberſtehen wie die Heere im Welt=
krieg
. Wir haben einen durch das Vertrauen des Volks gewähl=
ten
Reichspräſidenten. In Wirklichkeit fordern gerade die ſeinen
Rücktritt, die ihn ſeinerzeit auf den Schild erhoben haben. Durch
das Volk ſchwirren Schlagworte wie Entſcheidungskampf, Ueber=
nahme
der Macht, Bürgerkrieg. In der Tat iſt die Lage aufs
Aeußerſte geſpannt. Kaum noch eine Länderregierung ſtützt ſich
auf eine klare Mehrheit; die Reichsregierung ſchon lange nicht.
Jetzt iſt es auch entſchieden, daß die heſſiſche Regierung nicht das
Vertrauen des überwiegenden Volksteiles hat. Dennoch regieren
die Regierungen weiter. In Heſſen iſt die Lage faſt noch grotes=
ker
als anderswo. Eine zurückgetretene Regierung führt die Ge=
ſchäfte
, muß ſie führen, weil eine andere nicht zuſtande kommt,
Dieſe Regierungen alle ſtehen auf viel ausgehöhlterem Boden,
als ſeinerzeit die monarchiſtiſchen Regierungen. Und dabei for=
dern
die neuen Verfaſſungen, daß die Regierung das Vertrauen
des Volkes habe! Der innere Widerſpruch wird dadurch ſchlecht=
hin
unüberbietbar.
Woher kommt das alles? Natürlich aus dem verlorenen
Krieg. Aus der mangelnden Einſicht der Feinde. Aus dem Ver=
nichtungswillen
Frankreichs. Auch aus der Welwirtſchaftskata=
ſtrophe
. Alles richtig. Aber da iſt noch ein Faktor, der mit ver=
anſchlagt
werden muß: Das deutſche Volk. Es iſt unfrei;
es liegt in Ketten. Aber es hat eine begrenzte Bewegungs=
möglichkeit
behalten. Es darf, ſoweit die Ketten das zulaſſen,
ſich ſelber regieren. Und hier fängt der Jammer an, der nicht zu
ſein brauchte, und der allmählich ungehenerliche Ausmaße an=
nimmt
.
Ein Volk in Ketten: Dieſes Volk müßte ſich darüber
ganz einig ſein, daß es ſeine allerdringendſte Aufgabe iſt, dieſe
Ketten loszuwerden. Man müßte allen ſeinen Gliedern abfühlen,
daß ſie die Schmach der Ketten qualvoll empfinden. Unbegreif=
lich
, aber wahr: dieſe Qual ſpürt man längſt nicht überall im
Volk. Das fürchterliche Schlagwort von dem freieſten Volk der
Erde kam nach dem Krieg auf, nachdem die Knechtſchaft be=
ſiegelt
war! Und tauſendmal hat es den Anſchein, als ob viele
Deutſche Frankreichs Ketten ruhig weitertragen würden, wenn
nun wenn es gute Löhne und keinen Fascismus im Lande
gäbe. Da iſts freilich wie eine ſeeliſche Befreiung, wenn die
deutſche Freiheitsbewegung auf dieſe Wunde den Finger legt
und den rechten Freiheitswillen des Volks neu be=
leben
will.
Ein Volk in Ketten: dieſes Volk, ſo furchtbar eingeſchnürt,
muß aber auch klare Beſinnung behalten. Heißer Frei=
heitsdrang
darf nicht dazu verführen, zu meinen, daß eigener
Wille genügt, die Ketten abzuſchütteln. Jeder unzeitige Ver=
ſuch
dazu, mit ungeeigneten Mitteln unternommen, kann doch
keine andere Wirkung haben, als daß die Ketten tiefer ins Fleiſch
ſchneiden. Die Freiheitsbewegung, deren Ziel wir warm be=
grüßen
, darf ſich und ihre eigene Einſicht nicht ſelbſt diskredi=
tieren
, indem ſie ſo tut, als läge es nur an der deutſchen Re=
gierung
, ob ſie weiter in Ketten bleiben will oder nicht. Dadurch
tut ſie auch denen Unrecht, die die Lage klarer überſehen. Neben=
bei
: dadurch zeigt ſie ein Vertrauen namentlich zu Frankreich,
das man eigentlich nur beim Pazifismus zu finden erwarten
ſollte.
Ein Volk in Ketten: dieſes Volk müßte wiſſen, daß alle
inneren Gegenſätze ſo lange Fragen zweiter,
dritter Ordnung ſind, als die Ketten nicht ab=
abgeſchüttelt
ſind. Es gibt nur ein dringendes Problem:
wie werden wir die Ketten los? Das deutſche Volk aber ſtellt den
inneren Streit voran. Das iſt immer ſeine Untugend geweſen;
jetzt wird es ſein Verhängnis. Das Volk muß doch Volk
bleiben! Das Volk muß doch als Ganzes leben! Es dürfen
wohl Parteien ſein; aber wo es das Ganze gilt, muß man nur
Deutſche kennen. Das deutſche Volk aber teilt ſich immer ſchärfer
in zwei Heerlager. Man redet immer unverhüllter vom Ent=
ſcheidungskampf
. Ein ſolcher Entſcheidungskampf,
wenn mit Waffen ausgefochten, iſt auf jeden
Fall Deutſchlands Ende. Soll der Kampf aber nur mit
dem Stimmzettel geführt werden, ſo muß man ihn ſo führen,
daß irgendwie eine Einheit des Handelns herauskommit. Hier
fehlt es völlig. Die Aufpeitſchung der Leidenſchaften iſt von
beiden Seiten her unübertrefflich gelungen, darin leiſten wir
Deutſche etwas. Aber im innenpolitiſchen Kampf darf man nie

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Freitag, 1. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 1 Seite 3

Deutſciines kiegmranong Slmnogantt.
Der Reichskanzler lehnk das engliſch=franzöſiſche Reparakionskompromiß ab. Mit den Reparakionen muß
grändlich aufgeräumt werden. Deukſche Zahlungen in irgendeiner Form ſind undenkbar,
wenn nicht eine Kakaſtrophe eintreten ſoll.

Brünings reparakionspolikiſcher Kurs.
In den engliſch=franzöſiſchen Reparationsverhandlungen ſcheint
ein leichter Rückſchlag eingetreten zu ſein. In der engliſchen Preſſe
macht ſich heute eine ſtarke Unzufriedenheit mit dem Charakter des
Kompromiſſes geltend, das mit den Franzoſen zuſtande gebracht
werden ſoll. Die Londoner City iſt keineswegs mit einer Verlän=
gerung
des Hoover=Feierjahres um drei Jahre und mit der Ein=
ſchiebung
zuſätzlicher Sachleiſtungen durch Deutſchland einverſtan=
den
. Man fühlt eben allenthalben, daß ein derartiges Hinneigen
zu den franzöſiſchen Wünſchen die allgemeine wirtſchaftliche Un=
ſicherheit
nur noch vergrößern und den Güter= und Geldaustauſch
auch weiterhin in der empfindlichſten Weiſe ſtören würde.
Auch die Franzoſen geben nun plötzlich zu erkennen, daß ſie
einen dreijährigen Zahlungsaufſchub keineswegs akzeptieren wür=
den
. Sie wollen höchſtens zwei Jahre zugeſtehen, damit aus dem
Youngplan auch nicht ein Steinchen herausgebrochen wird. Die
bisherige Nachgiebigkeit der Engländer ſcheint die Franzoſen alſo
ermuntert zu haben, noch ſtärker auf die Londoner Regierung zu
drücken. Die franzöſiſche Stellung iſt allerdings nur deswegen ſo
ſtark, weil der amerikaniſche Kongreß bei der Genehmigung des
Hoover=Feierjahres ausdrücklich ein weiteres Entgegenkommen ab=
gelehnt
hat, ſo daß vorerſt wenigſtens mit Amerika nicht
gerechnet werden kann.
Der Reichskanzler hat wiederholt erklärt, daß nach deutſcher
Auffaſſung mit den Beparationen gründlich aufgeräumt werden
muß, damit endlich die Weltwirtſchaftskriſe abebben kann. Dieſen
Standpunkt unterſtreicht noch einmal die Germania in einem
längeren Kommentar zu der Einigung über Lauſanne als Kon=
ferenzort
. Da die Germania über ausgezeichnete Beziehungen
zu Brüning verfügt, darf man wohl mit Recht annehmen, daß in
dieſem Kommentar der reparationspolitiſche Kurs des Reichskanz=
lers
zum Ausdruck gebracht wird.
Das franzöſiſch=engliſche Kompromiß wird abgelehnt, alſo das
dreijährige Moratorium bei gleichzeitiger Weiterzahlung der un=
geſchützten
Annuitäten und bei parallel laufenden Sachleiſtungen.
Es wird geſagt, daß, wenn der Layton=Bericht und das Gutachten
des Baſeler Sonderausſchuſſes irgend einen Sinn habe, ſo den,
daß Deutſchland zu Leiſtungen in irgendeiner Form nicht imſtande
iſt, und daß jeder Verſuch, es trotzdem dazu zu zwingen, mit der
finanziellen Kataſtrovhe Deutſchlands enden müßte. Der deutſche
Standpunkt für die Konferenz in Lauſanne iſt alſo denkbar einfach
und durch die Macht der Tatſachen diktiert. Deutſche Zahlungen in
irgend einer Form ſind ausgeſchloſſen und das Verſchwinden des
Reparationsfaktors iſt das einzige Mittel, um unter die Dauerkriſe
einen Schlußſtrich zu ſetzen. Die Weltmeinung iſt durch die Welt=
kriſe
aufgerüttelt genug, um diesmal für den deutſchen Standpunkt
Verſtändnis zu zeigen. Das würde alſo bedeuten, daß die Reichs=
regierung
jedes Ergebnis der Lauſanner Konferenz ablehnt, das
unſeren Wünſchen nicht reſtlos Rechnung trägt.
Deutſchland mit Laufanne als Konferenzort
einverſtanden.
Wie wir von zuſtändiger Stelle erfahren, hat die Reichs=
regierung
der engliſchen Regierung in Beantwortung der am
Mittwoch vom britiſchen Botſchafter überbrachten Einladung zur
Neparatiouskonferenz am 18. Januar nach Lauſanne mitgeteilt,
daß ſie mit Laufanne als Konferenzort und mit dem 18. Januar
als Termin für den Beginn dieſer Konferenz einverſtanden ſei.
Im Zuſammenhang damit wird weiter mitgeteilt, daß in
Kreifen der Reichsregierung zwar bisher keine poſitive Mittei=
lung
darüber vorliegt, ob auch die anderen beteiligten Mächte
mit Lauſanne und mit dem 18. Januar einverſtanden ſind; aber
es iſt anzunehmen, daß von keiner Seite Bedenken erhoben wer=
den
. Die engliſche Anregung, Lauſanne zu wählen, iſt aus der
praktiſchen Erwägung heraus erfolgt, daß faſt zu gleicher Zeit
die Tagung des Völkerbundsrats und der Abrüſtungskonferenz
beginnen werden. Deutſchland hat ſich dieſen Argumenten nicht
verſchließen können. Tatſächlich bedeutet es ja auch für die prak=
tiſche
Erledigung der Konferenzarbeiten eine weſentliche Erleich=
terung
, wenn das nur 45 Minuten von Genf entfernte Lauſanne
gewählt worden iſt.

Amerika verhält ſich abwarkend.
Waſhington, 31. Dezember.
Die amerikaniſche Botſchaft in London hat dem Staatsdepar=
tement
über den Vorſchlag der engliſchen Regierung, die Repara=
tionen
= und Schulden=Konferenz auf den 20. Januar nach Lauſanne
einzuberufen, berichtet. In offiziellen amerikaniſchen Kreiſen er=
klärt
man, daß dieſer Schritt, den England bei den Mächten
unternommen habe, in Waſhington nicht als eine formelle Ein=
ladung
der amerikaniſchen Regierung zur Teilnahme an den
Konferenzarbeiten betrachtet werde. Die amerikaniſche Regierung,
ſo wird hinzugefügt, habe ihren Standpunkt nicht geändert, der
bekanntlich dahin geht, daß die Vereinigten Staaten an dieſer
Konferenz nur dann teilnehmen könnten, wenn ſie ſich mit den
geſamten Wirtſchafts= und Finanzproblemen der Welt beſchäf=
tigen
würde und daß ſie ſich daher einer Teilnahme enthalten
wollen, falls die Konferenz ſich lediglich mit dem Reparationen=
und Kriegsſchulden=Problem befaſſen würde.
Frankreichs Verbündeter
für die Abrüſtungskonferenz.
* Berlin, 31. Dezember. (Priv.=Tel.)
Ein franzöſiſcher Senator hat vor einigen Tagen zu verſtehen
gegeben, daß die Franzoſen die Abrüſtungskonferenz mit ſo=
genannten
Enthüllungen über deutſche Geheimrüſtungen einleiten
würden. Die intenſive Spionagetätigkeit der Franzoſen in
Deutſchland beſtätigt ebenfalls die Vermutung, daß Frankreich
eifrig nach Material ſucht, um uns etwas am Zeug flicken zu
können. Wer nicht ausſchließlich franzöſiſche Zeitungen lieſt, der
weiß natürlich, daß Deutſchland gar nicht imſtande iſt, auch nur
ein Geſchütz im Geheimen herzuſtellen, der weiß vor allem, daß
wir nicht über die entſprechenden Geldmittel verfügen, die doch
gerade für Rüſtungen im Geheimen unbedingt notwendig wären.
Wir müſſen uns aber dennoch darauf einrichten, daß Frank=
reich
auf der Abrüſtungskonferenz mit neuen
Verleumdungen manövriert, um ſich um die Ab=
rüſtungsberpflichtungen
herumzudrücken. Es
wird bereits davon geſprochen, daß in Paris eine Denk=
ſchrift
zuſammengeſtellt wird, in der zahlreiche
Verſtöße Deutſchlands gegen die Entwaffnungs=
beſtimmungen
zuſammengetragen werden ſollen.
Der bekannte franzöſiſche Pazifiſtenführer Baſch, der ſeine pazi=
fiſtiſchen
Reden immer nur nach der deutſchen Seite hin hälr,
ohne zu bemerken, daß Frankreich in Waffen ſtarrt, verrät nun
ebenfalls, daß das von der franzöſiſchen Regierung geſammelte
Material im gegebenen Augenblick veröffentlicht wird. Als
Fabrikant dieſer Behauptungen über deutſche
Aufrüſtung ſcheint ſich wieder der in Paris lebende
deutſche Pazifiſtenführer Friedrich Wilhelm
Förſter zu betätigen, der den jüngſten Prozeß gegen die
Weltbühne benutzte, um in einem Brief an die Reichs=
regierung
die Drohung auszuſprechen, er würde
Material über deutſche Geheimrüſtungen, das
ſich in ſeinem Beſitz befinde, an die franzö=
ſiſche
Regierung weiterleiten, wenn in Deutſch=
land
noch weiter Landesverräter=Prozeſſe
ſteigen ſollten. Friedrich Wilhelm Förſter wagt ſich nicht
nach Deutſchland zurück, weil er dann ſofort ins Zuchthaus kom=
men
würde, da alle Behauptungen über deutſche Geheimrüſtun=
gen
völlig aus der Luft gegriffen ſind. Es wäre jedenfalls
angebracht, wenn das vom Reichsinnenminiſter
Groener geforderte Staatsverleumdergeſetz
möglichſt bald in Kraft geſetzt würde, damit die=
ſer
Art von Pazifiſten, die wie ein kürzlicher
Prozeß bewieſen hat, zum Teil von Franzoſen
bezahlt werden, gründlich das Handwerk ein
für alle Mal gelegt werden kann.

Rußland verhandelk
mit Frankreich, Polen und Rumänien.
Warſchau, 31. Dezember.
Marſchall Pilſudſki, Außenminiſter Zaleſki, Vizeminiſterpräſi=
dent
im Auswärtigen Amt, Beck, und der polniſche Geſandte in.
Moskau, Patek, hielten geſtern eine zweiſtündige Beſprechung ab,
die den gegenwärtigen Stand der Unterhandlungen über
den Abſchluß eines Nichtangriffspaktes mit
Sowjetrußland betraf. Wie zuverläſſig verlautet, ſollen
ſowohl die diesbezüglichen Verhandlungen als auch diejenigen
über den Abſchluß eines ſolchen Paktes zwiſchen
Rumänien und den baltiſchen Staaten einer=
ſeits
und Rußland andererſeits einen durchaus be=
friedigenden
Verlauf nehmen.
Das rumäniſche Außenminiſterium teilt amtlich mit, daß in
Zuſammenhang mit den franzöſiſch=ruſſiſchen Verhandlungen
über den Abſchluß eines Nichtangriffspaktes Verhandlungen über
einen ähnlichen Vertrag zwiſchen Rußland und Polen im Gange
ſind. Als natürliche Folge dieſer Verhandlungen ſind nun auch
zwiſchen der rumäniſchen Regierung und der Sowjetregierung
Verhandlungen eingeleitet worden.
Zu der rumäniſchen Nachricht über die ruſſiſch=rumäniſchen
Paktverhandlungen wird von ruſſiſcher Seite mitgeteilt, daß die
ruſſiſche Regierung ſelbſtverſtändlich nicht auf ihren Standpunkt
in der beſſarabiſchen Frage verzichten werde. Die Zugehörigkeit
Beſſarabiens zu Rumänien werde ſie nicht anerkennen. Die
ruſſiſche Regierung hat vorgeſchlagen, daß die Verhandlungen
in Moskau geführt werden. Die rumäniſche Regierung hat den
ruſſiſchen Vorſchlag noch nicht beantwortet.
Der Rückzug der Chineſen aus der Mandſchurei.
London, 31. Dezember.
Acht Truppenzüge mit insgeſamt 24 000 chineſiſchen Soldaten=
ſind
bereits von Kintſchau nach der chineſiſchen Mauer abgefah=
ren
. Japaniſche Flugzeuge kreuzten über der Eiſenbahnlin/
und haben an verſchiedenen Stellen Bomben abgeworfen, tſie
jedoch keinen größeren Schaden anrichteten. Die japaniſchen
Streitkräfte drücken ſtetig nach und ſind nicht mehr weit von
Kintſchau entfernt. Die nördliche japaniſche Kolonne unter Gene=
ral
Tamon hat die Stadt Kupangtze nach heftiger Gegentpehr
und nach einer vorausgehenden Bombardierung der Stadt durch
Flugzeuge, bei der eine große Anzahl der Einwohner getötet
wurde beſetzt. Die ſüdliche Kolonne unter General Kamra iſt
nach Tanuſchan vorgerückt und hat die Stadt beſetzt. 33, Züge
mit Truppen, Artillerie, Maſchinengewehren und Transportlaſt=
wagen
, ſowie Panzerzügen unterſtützen den Vormarſch Koqnuras.
Die Geſamtzahl der bei Kintſchau ſtehenden japaniſchen Truppen
wird auf 60 000 Mann geſchätzt. Weitere Verſtärkungen ſind aus
Mukden im Anrollen. In Nanking wird die Lage als ſehr ernſt
betrachtet.
Das Programm der Völkerbundsrakskagang.
Genf, 31. Dezember.
Für die am 25. Januar beginnende Tagung des Völker=
bundsrates
iſt die vorläufige Tagesordnung vom Sekretariat ver=
öffentlicht
worden. Sie umfaßt 34 Punkte, die faſt ſämtlich z. Zt.
vom Völkerbund behandelten Gebiete und Fragen, betreffen. Für
Deutſchland ſind von beſonderem Intereſſe die Fyagen der Zivil=
Luftfahrt, die zum Teil auch die bevorſtehende Abrüftungskonfe=
renz
angehen, ſowie drei Danziger Fragen. Darunter die
Berufung der Danziger und der polniſchen Begierung wegen
der Benutzung des Danziger Hafens durch Polen und ſchließlich
die Minderheitenfrage, darunter zwei oberſchleſiſche Beſchwer=
den
und eine der Ukrainer gegen Polen. Auch die Kalender=
reform
kommt im Bericht über die Verkehrskonferenz vom Okto=
ber
zur Sprache, ebenſo der Sonderbericht der Mandats= Kom=
miſſion
über die Selbſtändigkeit des Königreichs Irak, das im
nächſten Jahre in den Völkerbund aufgenommen werden ſoll.
Daran knüpfen ſich bekanntlich die grundſätzlich wichtigen Fra=
gen
der Beendigung eines Völkerbundsmandats.
Franzöſiſcher Miniſterrat über die Reparalions=
konferenz
.
Paris, 31. Dezember.
In dem heutigen Miniſterrat hat, wie das amtliche Com=
muniqus
beſagt. Finanzminiſter Flandin über die Verhandlungen
wegen der Regierungskonferenz Bericht erſtattet.
Außerdem wird berichtet, daß die franzöſiſche Regierung be=
ſchloſſen
habe, Lauſanne als Sitz der Regierungskonferenz an=
zunehmen
.

Bie Hindenburg empfängk.
Das Zeremoniell der Neujahrsgratulationscour.
Die Zeiten der großen Schauſpiele, die mit der
Anweſenheit von Hof und Militär in der Reichs=
hauptſtadt
verbunden waren, ſind verſchwunden,
Manche ſagen leider! Manche ſagen: Gott ſei
Dank! Das Reich braucht dieſe Dinge nicht mehr!
Ein ſchwerer Irrtum, wie ſich bald herausſtellt,
wenn man ſich einmal Mühe gibt, die tatſächliche
Einſtellung der Bevölkerung zu dieſen Fragen zu er=
kunden
. Dann wird man nämlich bald ſehen, wie
groß das allgemeine Intereſſe iſt, das den Fragen
der Staatsrepräſentation und all dem damit zuſam=
menhängenden
Drum und Dran entgegengebracht
wird. Namentlich der alljährliche Neujahrsempfang
beim Reichspräſidenten iſt ein Gegenſtand der Neu=
gier
Vieler. Wir haben uns deshalb einmal bei der
zuſtändigſten Stelle, nämlich bei dem liebenswür=
digen
Chef des Protokolls Graf Franz von Tatten=
bach
darüber informiert.
Wenn der Neujahrstag angebrochen iſt, ſammeln ſich ſchon
in den Vormittagsſtunden zahlreiche Zaungäſte, die das Schau=
ſpiel
der Auffahrt der fremden Diplomaten mitanſehen wollen.
Um ½12 Uhr rollen die erſten Wagen an. Sie tragen, das ſei
hier eingefügt, durchweg Nummern unter 100, die nach beſon=
derer
Vereinbarung für das diplomatiſche Korps und die höchſten
Staatsbeamten reſerviert ſind. Nur der Wagen des Reichs=
präſidenten
ſelbſt trägt eine hohe Nummer: Die No. TA 1, die
ihm eigentlich zuſtände, befindet ſich im Beſitze des bekannten
Berliner Kaufmanns Rudolph Hertzog, der ſich bisher noch nicht
von ihr trennen konnte.
Juzwiſchen hat die Ehrenkompagnie der Reichswehr im
Vorhof des Präſidentenpalais Aufſtellung genommen. Und
nun beginnt ein Schauſpiel, das manchem zuerſt etwas rätſel=
haft
erſcheinen mag. Bekanntlich richtet ſich der Grad der mili=
täriſchen
Ehrenbezeugung nach dem Rang der ausländiſchen
Miſſionschefs. Bei Botſchaftern wird präſentiert und außerdem
ein neunmaliger Trommelwirbel geſchlagen, während die Ge=
ſandteu
und Geſchäftsträger ſich nur mit dem Präſentieren be=
gnügen
müſſen. Woher weiß nun aber der die Ehrenkompagnie
kommandierende Offizier, welche Ehrenbezeugung gerade am
Platze iſt? Nun, auch dieſes Rätſel löſt ſich auf natürliche Weiſe.
An einem Fenſter des Palais, den Gratulanten und dem Publi=
kum
nicht ſichtbar, ſteht ein Herr des Auswärtigen Amtes, vor
ſich eine Liſte mit den Namen der Diplomaten und mit der

Nummer ihrer Wagen, der mit einem Tuch vereinbarte Zeichen
für die Begrüßungszeremonien gibt.
Auf der Treppe des Palais werden die Diplomaten von dem
Zeremonienmeiſter empfangen und, nachdem ſie ſich in eine Liſte
eingezeichnet haben, nach oben, in den großen Feſtſaal geleitet.
Nach einem beſtimmten Plan nehmen ſie dort Aufſtellung. Auch
hierbei gibt es einen kleinen organiſatoriſchen Kunſtgriff: jeder
der Herren erhält vor dem Betreten des Saales eine Karte, auſ
der genau ſein Standort verzeichnet iſt. Die Reihenfolge ordnet
ſich nach dem Range der Diplomaten. Zuerſt kommen die Bot=
ſchafter
, dann die Geſandten und zuletzt die Geſchäftsträger.
Junerhalb der einzelnen Grade iſt die Reihenfolge nach der
Anciennität georonet.
Iſt die Aufſtellung beendet, ſo wird dem Reichspräſidenten
gemeldet, daß alles bereit ſei. Der Reichspräſident von Hinden=
burg
, der bei dieſer Gelegenheit als Ordensſchmuck das Groß=
kreuz
des Eiſernen Kreuzes, den ſchwarzen Adlerorden und das
Johanniterkreuz trägt, begibt ſich in den Saal. In ſeiner Be=
gleitung
befinden ſich die Herren des engeren Gefolges: Staats=
ſekretär
Dr. Meißner, Oberſtleutnaut von Hindenburg, der Sohn
und perſönliche Adjutant des Präſidenten, Graf v. Schulenburg
und einige andere Beamte des Büros. Ferner nehmen an dem
Empfang teil der Reichsaußenminiſter mit dem Staatsſekretär
des Auswärtigen Amtes, und ſelbſtverſtändlich der Chef des
Protokolls, Graf Tattenbach, der die ganze Zeremonie vorberei=
tet
und überwacht, mit den Herren ſeines Amtes. Die deutſchen
Teilnehmer an der Gratulationscour, die ja ein Akt von ſtaats=
politiſcher
Bedeutung iſt, tragen, ſoweit ſie dem Auswärtigen
Amt angehören, den blauen Diplomatenfrack. Eine Ausnahme
davon machen lediglich die parlamentariſchen Miniſter, die natür=
lich
nicht das Riſiko auf ſich nehmen können, mit ihrem blauen
Frack ſitzen zu bleiben, wenn ihre Miniſtertätigkeit mal ein vor=
ſchnelles
Ende nimmt.

Die eigentliche Feier beſteht in den Anſprachen, die von dem
Doyen des diplomatiſchen Korps und von dem Reichspräſidenten
gehalten werden. Nach Beendigung der Anſprachen, deren Tert
ſelbſtverſtändlich vorher ausgetauſcht wird, hält der Reichspräſi=
dent
eine Art Cercle ab, indem er die Reihe der Diplomaten
abſchreitet und einzelne Herren, je nach der Bedeutung ihrer
Stellung, in ein längeres oder kürzeres Geſpräch zieht. Dieſer
Neujahrsempfang iſt übrigens eine der drei Gelegenheiten, bei
denen der Reichspräſident ſämtliche ausländiſchen Miſſionschefs
dei ſich ſieht. Die anderen ſind das alljährliche Feſtdiner, das
der Diplomatie gegeben wird, und ein Sommerfeſt im Garten
es Reichspräſidentenpalais, zu dem das geſamte Perſonal aller
zusländiſchen Miſſionen geladen wird.

Nach der Beendigung des Cercles verabſchieden ſich die
Diplomaten und werden von dem Chef des Protokolls bis zum
Ausgang des Palais begleitet. Draußen warten ſchon die
Wagen der Herren des Reichstagspräſidiums, der Länderver=
treter
im Reichsrat und anderer hoher Beamter, die auch dem
Reichspräſidenten ihre Glückwünſche bringen wollen

* Heſſiſches Landeskheaker.
Großes Haus. Silveſter.
Die luſtige Wilwe.
Operette von F. Lehär, Text von Leon und Steiu.
Das Haus war ausverkauft und das Publikum amüſierte ſich.
Aber ich kann nicht verſchweigen, daß die Wiederkehr dieſer den
ſeichten Geſchmack der Vorkriegszeit grell beleuchtenden Operette
mit ihren abgeleierten Melodien und heute unerträglichen Ab=
geſchmacktheiten
als eine Bereicherung des Spielplans kaum zu
begrüßen iſt, mag ſie auch vielleicht die Kaſſen füllen.
Ueber Stoff, Text und Muſik einer reichlich bekannten, über=
lebten
Sache zu berichten, erübrigt ſich. Die neue, von Raben=
alt
und Reinking ſehr ſchmiſſige Inſzenierung mit Koſtümen
aus der Krinolinenzeit gab ihr einen pikanten Rahmen; die auf=
richtigen
Bemühungen aller Mitwirkenden wurden ihr zuteil,
ſo daß eine flotte Vorſtellung herauskam. Weit voran Joachim
Sattler, der alle ſeitherigen Darſteller des Danilo und ſich
ſelbſt an Humor und Temperament übertraf. Den anderen ein
Geſamtlob: den Damen Harre, Walter, Liebel, Heil=
mann
, Richter und den Griſetten, den Herren Kuhn,
Allmeroth, Heydorn, Vogt, Peters, Keßler,
Jürgas. Am Pult ſtand Dr. Schmidt=Iſſerſtedt. Un=
ſere
beiden erſten Kapellmeiſter ſollten ſich für zu gut halten
dies gilt auch für die Dubarry Lehär und Millöcker zu
dirigieren, ſo fein ſie es machen, und Operetten den bewährten
Herren Bohne oder Palm überlaſſen.
Daß der Beifall groß war, iſt ſelbſtverſtändlich am Silveſter=
abend
, deſſen Stimmung ſo leicht nicht umzubringen iſt. Er war
für unſere Künſtler ein wohlverdienter Dank und jedenfalls das
Erfreulichſte des Abends.
Der im Verhältnis zu dem der meiſten anderen Bühnen ſtarke
Beſuch unſerer Vorſtellungen, die aufrichtige, ja oft begeiſterte
Liebe und Verehrung, die unſeren vortrefflichen Opernmitgliedern
entgegengebracht wird, und die traditionelle Treue zum Inſtitut:
das ſind Aktiv=Poſten, die wir hoffnungsvoll ins neue Jahr mit=
r
.A.
nehmen wollen.

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 1

dergeſſeu, daß mau ſchließlich mit einander leben muß, ob man
will oder nicht. Gerade das aber vergißt man. Auf beiden
Seiten!
Aber wenn nun die Gefahr beſtünde, daß der andere Volks=
teil
durch ſein Verhalten die Befreiung hinderte? Wir ver=
ſtehen
die unendliche Schwierigkeit einer ſolchen Lage. Aber die
Zerreißung des Volks in zwei kriegführende Teile wird auch
durch dieſe Lage nicht gerechtfertigt. Scharfes Gericht über alle
Volksverräter, die es auch bei uns gibt! Scharfer Kampf allem
Juternationalismus, der kein deutſches Freiheitsſtreben kennt:
Und die Millionen, die das Weſen des deutſchen Freiheits=
kampfes
noch nicht erfaßt haben, wollen wir zu überzeugen
ſuchen. Aber wir ſollten, es ihnen auch nicht unnötig
ſchwer machen. Der deutſche Freiheitskampf ſollte nicht mit
Dingen belaſtet werden, die nicht uotwendig zu ihm gehören.
Ein Volk in Ketten, das frei werden will: da dürfen denen, die
es frei machen wollen, eigene Sondermeinungen, die in die zweite
Reihe gehören, nicht ſo voranſtehen, daß ſie darüber die mögliche
Sammlung verſäumen, vielleicht vereiteln. Sonſt fallen ſie nuter
das Gericht, daß ihnen die deutſche Freiheit nicht das Wichtigſte
ſei: daß ihnen vielmehr allerhand Lieblingsideen zuerſt kämen.
Volk in Ketten: Deutſchlands Unglück. Volk in Ketten: die Be=
freiung
von den Ketten iſt das Ziel. Volk in Ketten: wer diefe
Schmach ſpürt und ſie loswerden will, muß hinter dieſes Ziel
alles zurückſtellen. Alle Eigenbrödelei, alle Lieblingsgedanken be=
ſonderer
Art. Er muß die große Front bilden helfen; er kann
aber nicht erſarten, daß dieſe Front ſich allein nach den Ge=
danken
des eigenen Kopfes geſtaltet. Er muß das ganze Volk
im Aüge haben. Es gibt keine Befreiung Deutſch=
lands
für einen Teil des Volks. Es gibt keine Be=
freiung
Deutſchlands durch einen Teil des Volks. Ein Volk!
Volk in Ketten: Daß wir 1932 das Ziel erreichen, iſt aus=
geſchloſſen
! Daß wir dem Ziel der Befreiung wenigſtens einen
Schritt näher kämen! Daß wir uns wenigſtens den Weg dahin
nicht noch mehr verbauten!

Bagerns Miniſſerpräſidenk fordert Aufrütkelung
des Wellgewiſſens, Abkehr vom Haß und
Wiederkehr werkkäliger Bruderliebe.
München, 31. Dezember.
Beim Eintritt in das ſchickſalſchwere Jahr 1932 drängt es den
bayeriſchen Miniſterpräſidenten, einen Neujahrswunſch zu erlaſſen,
in dem u. a. geſagt wird:
Wenn ſich die Dinge zum Beſſeren wenden ſollen, dann iſt
vor allem notwendig: Zum erſten muß das Weltgewiſſen aufge=
weckt
und dafür gewonnen werden, daß der ſinnloſen und grau=
ſamen
, für die ganze Welt unheilvollen Ausblutung Deutſchlands
durch die Tributlaſten ein Ende bereitet und Deutſchland im Rate
der Völker wieder wirkliche Freiheit und Gleichberechtigung ein=
geräumt
wird. Zum Zweiten muß in dem Herzen des deutſchen
Volkes und voran der deutſchen Intelligenz in noch höherem Maße
als ſeither der Liebe und der Opferbereitſchaft bei allen wieder
ihr Ehrenplatz vor der Selbſtſucht und dem Eigennutz zugewieſen
werden. Der herzlichſte Neujahrswunſch des Miniſterpräſidenten
gilt daher der Abkehr vom Haß und der Wiederkehr werktätiger
Bruderliebe.
Der Kyffhäuſerbund gegen die Seelennok
des deufſchen Bolkes.
Der Vorſtand des Deutſchen Reichskriegerbundes Kyffhäuſer
hat eine Neujahrskundgebung erlaſſen, in der es heißt:
Der Verſailler Vertrag hat im zwölften Jahre ſeines Be=
ſtehens
alle Länder und Kulturvölker in eine unabſehbare Kata=
ſtrophe
hineingeführt. Deutſchland, durch den Machtſpruch der Un=
gerechtigkeit
zerſtückelt, in ſeinen beſten Kräften gehemmt und ge=
knebelt
und durch die Nöte der anderen Länder ganz auf ſich ſelbſt,
angewieſen, macht die äußerſten Anſtrengungen, das Unheil des
reſtloſen Zuſammenbruchs zu bannen. Unerträgliche Laſten muß=
ten
jedem einzelnen aufgebürdet werden, um noch einmal zu ver=
ſuchen
, Volk, Väterland und Reich zu retten. Das Jahr 1932 wird
das entſcheidungsvollſte und vielleicht ſchwerſte aller Notjahre des
deutſchen Volkes ſein. Wenn die Opfer, die wir brachten und die
noch gebracht werden müſſen, um das Todeskreuz von Deutſchland
zu nehmen, nicht umſonſt ſein ſollen, dann muß das deutſche Volk
in allen ſeinen Gliedern, Teilen und Schichten untrennbar im
Geiſte des Kämpfertums und der Kameradſchaft verbunden wer=
den
. Der Deutſche Reichskriegerbund Kyffhäuſer ruft deshalb
ſeine drei Millionen Mitglieder, die in Stadt und Land die ſtarken
Träger ſolchen Geiſtes ſind, auf, mit allen Kräften in dieſer Ge=
ſinnung
zu wirken. Das deutſche Volk darf nicht mutlos werden,
und die Hoffnung verlieren! Der Deutſche Reichskriegerbund
Kuffhäuſer der im vergangenen Jahre ſeine Kräfte millionen=
fach
gegen die Lüge der Kriegsſchuld und den Betrug der Ab=

Därmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Yom Tage.
Die Reichsregierung hat den neuen Verwaltungsrat der
Reichsbahn ernannt. Anſtelle der ausſcheidenden Herren Grund,
Jeidels und von Miller treten Staatsſekretär Gutbrod und Mini=
ſterialdirektor
Schulze vom Preußiſchen Handelsminiſterium,
Vom Reichsarbeitsminiſterium wird beſtätigt, daß für Ende
Februar eine grundlegende Neuordnung des Verſicherungsweſens
zu erwarten iſt.
Der Vorſitzende der Bayeriſchen Volkspartei, Dr. Schäffer,
kündigt in einem Neujahrsartikel den Widerſtand Bayerns gegen
jede Art Reichsunitarismus bis zum Aeußerſten an.=
Eine geheime Sitzung von Funktionären verſchiedener kommu=
niſtiſcher
Organiſationen, die ſich mit dem von der R.G.O. zum
2. Januar 1932 geplanten Generalſtreik der Ruhrbergarbeiterſchaft
und mit den Vorbereitungen zur Streikreifmachung der Zeche
Robert Müſer in Werne befaßte, wurde geſtern in Bochum=
Werne ausgehoben. 40 Teilnehmer, hauptſächlich ortsfremde Er=
verbsloſe
, wurden feſtgenommen.
Die öſterreichiſche Regierung hat beſchloſſen, das Aufmarſch=
und Verſammlungs=Verbot bis einſchließlich 31. Januar zu ver=
längern
.
Der ſtändige Delegierte Griechenlands beim Völkerbund. Ra=
fael
. unterzeichnete im Namen ſeiner Regierung die internationale
Vereinbarung betreffend die Begrenzung der Fabrikation und der
Vorſchriften über die Verteilung von Betäubungsmitteln, die in
Genf am 13. Juli 1931 unterzeichnet worden iſt.
Die britiſchen Behörden haben die indiſche Rothemdenbewe=
gung
unterdrückt und ſind nunmehr vollkommen Herr der Lage. In
Peſchawar wurden erneut 150 Verhaftungen vorgenommen.
Nach den neueſten Unterſuchungen gibt es allein in den Städ=
ten
New York und Chicago 1,4 Millionen Arbeitsloſe.

rüſtung eingeſetzt hat, wird in dem kommenden Notjahr alle ſo
vereinten Kräfte auch einſetzen für den Kampf gegen die Seelen=
not
des deutſchen Volkes. Unkultur und Gottentfremdung haben
nie Raum im deutſchen Volke gehabt; ſie ſind aber in dieſer Zeit
unſerer ſchwerſten ſeeliſchen Belaſtung ein Verbrechen. Wir kämp=
fen
für das Deutſchtum und für die Ehre der Nation; wir kämp=
fen
gegen die Lüge von Verſailles und gegen den Bolſchewismus.
Wir kämpfen mit Gott für Volk und Reich!"
Dingelden über Kampf und Glaube im neuen Jahr
Der Führer der Deutſchen Volkspartei, Reichstagsabgeord=
neter
Dingeldey, veröffentlicht zum Jahresende einen längeren
Artikel Kampf und Glaube im neuen Jahre‟. Er führt darin
u. a. aus, daß das Hinſtrömen zum Radikalismus im Grunde der
Ausdruck des verratenen Glaubens, des Umherirrens und Suchens,
der Furcht und der Verzweiflung ſei, die heute in Deutſchland die
Menſchenmaſſen regierten. Aus ſolchen Kräften könnten zwar
Maſſenbewegungen entſtehen, aus denen entſtehe aber nicht partei=
politiſch
aufbauende, wirkliche nationale gemeinſchaftsbindende
Arbeit. Jede Wiederbelebung unſerer Wirtſchaft, wie auch der
Kreditwirtſchaft in der Welt ſei völlig abhängig von der Neu=
ſchöpfung
des Vertrauens in der wirtſchaftlichen Arbeit der ganzen
Welt. Dieſes Vertrauen werde und könne nicht entſtehen, wenn die
Tribut= und Schuldenfragen nicht aus den Kämpfen der Völker
verſchwinden. Dingeldey betont weiter ſeinen Glauben an das
nationale Bürgertum ſowie an die Deutſche Volkspartei und ihren
inneren Sinn. Das neue Jahr werde die Deutſche Volksparkei
nicht kleinmütig und verzagt, ſondern kampfentſchloſſen, an Zahl
zwar geringer, an Widerſtandskraft und Zukunftsvertrauen aber
um ſo entſchloſſener finden,
Der Hanſabund: Trok aller bitkeren Rückſchläge"
und Enkkäuſchungen aufwärks!
In den Mitteilungen des Hanſa=Bundes für Gewerbe, Han=
del
und Induſtrie, veröffentlicht der Wirtſchaftspolitiſche Direktor.
des Hanſa=Bundes Exnſt Moſich Betrachtungen zum Jahres=
wechſel
. Das Jahr 1932, ſchreibt Moſich, ſtelle das deutſche Volk
vor Entſcheidungen von unüberſehbarer Tragweite: Es. gehe
ſchlechthin um Sein oder Nichtſein von Staat und Wirtſchaft. Das
erwerbstätige Bürgertum aus Gewerbe, Handel und Induſtrie
gehe in die bevorſtehenden Kämpfe ohne ausreichende Rüſtung,
auch ohne Kampfbereitſchaft. Möſich geißelt die ſtaats= und wirt=
ſchaftspolitiſche
Ermüdung des deutſchen Unternehmertums, das
auf jegliche ſelbſtbewußte, ſeiner Stellung in der heutigen Rechts=
und Wirtſchäftsordnung entſprechende Mitwirkung verzichte. Die
vornehmſte Aufgabe der nächſten Wochen ſieht er darin, die mora=
liſchen
Kräfte wahrhafter Unternehmergeſinnung wieder zu vol=
lem
Leben zu erwecken, um die zu ſtaatspolitiſcher und insbeſon=
dere
wirtſchaftspolitiſcher Geſtaltung fähige Kraft, die trotz aller
bitteren Rückſchläge und Enttäuſchungen dem erwerbstätigen Bür=
gertum
auch heute noch innewohnt, zum Beſten von Staat und
Wirtſchaft einzuſetzen.

Freitag, 1. Januar 1932

Berlin, 31. Dezember.

Von ſeiten des Reichsarbeitsminiſteriums wird nunmehr be=
ſtätigt
, daß für Ende Februar eine grundlegende Neuordnung
des Verſicherungsweſens zu erwärten iſt. Die Notverordnung
habe nicht alle Folgerungen aus der Deflation gezogen. Die
Kuappſchafts= und Juvalidenverſicherung haben zwar eine Er=
leichterung
erfahren, ſind aber nicht erneuert worden. Es iſt
nicht ausgeſchloſſen, daß ſich aus einer Neuordnung dieſer beiden
Verſicherungszweige auch Folgerungen für die Angeſtellten= Ver=
ſicherung
ergeben. Beſonders wichtig ſind die organiſatoriſchen
Veränderungen. Man überlegt ſich, ob z. B. 500 Krankenkaſſen
oder die große Zahl der anderen Verſicherungskaſſen noch uot=
wendig
ſind, ohne daß dabei die Verſicherungsträger als ſolche
von einer Neuordnung berührt werden ſollten. Man iſt auch
der Ueberzeugung, daß die Verſicherungsämter die allgemeinen
Erwartungen, die die Reichsverſicherungsordnung in ſie gefetzt
hat, nicht allgemein erfüllt haben. Zwar haben die großen An=
ſtalten
, wie Berlin, Hamburg, München und die anderer Städte
den Erſpartungen entſprochen. Einzelue Stellen jedoch, insbe=
ſondere
dort, wo die Aufgaben des Verſicherungsweſens den
Landräten oblagen, die unmöglich Fachmänner auch auf dem
Gebiet des Verſicherungsweſens ſein können, nicht. Es iſt ge=
plant
, in einer durchgängigen Organiſation nunmehr alle Ver=
ſicherungsaufgaben
fachmänniſch geſchulten Kräften zu übergeben.
Iu Bayern, Sachſen und Baden beſtehen eigene Landesverſiche=
rungsämter
. Von den Verhandlungen mit dieſen Ländern wird
es abhängen, ob dieſe Verſicherungsämter noch beſtehen bleiben
ſollen oder nicht.
Dei neue Verwalfungsrat der Reichsbahn.
Berlin, 31. Dezember.
Die Reichsregierung hat den neuen Verwaltungsrat der
Reichsbahn ernannt. Die Herren Bergmann, von Bätocki
und von Siemens ſind wieder ernannt worden. An Stelle
der Herren Grund, Jeidels und von Miller ſind die Herren
Staatsſekretär z. D. Gutbrod und Miniſterialdirektor
Schulze vom Preußiſchen Handelsminiſterium ernannt wor=
den
. Die Ernennung eines Vertreters der Beamtenſchaft der
Reichsbahn ſteht noch aus.
Der Preisſchuh in der Schokoladenindufkrie
aufgehoben.
Berlin, 31. Dezember.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwächung verhandelte ge=
ſtern
mit dem Verband deutſcher Schokoladefabrikanten und den
Verbänden des Schokoladehandels über die Preisſenkung.
Der Verband der Schokoladefabrikanten erklärte, daß die
Schokoladeinduſtrie keine Preisſenkung vornehmen kann, da be=
reits
im erſten Halbjahr 1931 in ſtärkerem Umfange eine Ver=
billigung
durchgeführt worden ſei.
Mit dieſem Entſchluß fällt ab 1. Januar 1932 der Preis=
ſchutz
für die Markenartikel in der Schokoladenbranche fort. Die
Preisbindung hört auf, und Induſtrie wie Handel treten für
dieſe Waren in freien Wettbewerb. Die Preisentwicklung wird
vom Reichskommiſſar beobachtet werden.
Macdonalds Neujahrsbotſchaft an das britifche Volk.
London, 31. Dezember.
Premierminiſter Macdonald richtete heute folgende Neu=
jahrsbotſchaft
an das britiſche Volk: Das Jahr, das wir ſoeben
ausgeläutet haben, war nicht ein Jahr, bei dem wir in unſerer
Erinnerung gern verweilen werden. Es war ein Jahr der Kriſe
und des harten Kampfes, das ſchwer auf allen Teilen des Volkes
laſtete, da verhindert werden mußte, daß ſich die Kriſe zu einer
Kataſtrophe entwickelte. Ich fürchte, daß dieſes Weihnachten in
zahlreichen Heimen der Ernſt der Zeit hart empfunden wurde.
Ein lichter Punkt hat jedoch das alte Jahr ausgezeichnet: Die
entſchloſſene und tapfere Art, in der die große Maſſe des Volkes
die Schwierigkeiten erkannt hat, denen das Land gegenüberſteht,
und beſtrebt war, ihnen entgegenzutreten. Die Aufgabe, an die
wir uns alle binden müſſen, iſt, dieſen Geiſt aufrecht zu erhalten,
bis wir uns ſiegreich zu beſſeren Zeiten durchgekämpft haben.
Die Regierung tritt dem neuen Jahr gegenüber, entſchloſſen, in
einer Weiſe zu handeln, die des Vertrauens würdig iſt, das ihr
in ſo reichem Maße erwieſen wurde, und ich hoffe, daß die Na=
tion
die Schwierigkeit und Verwickeltheit der Probleme würdigt,
die wir in Angriff nehmen müſſen, und uns weiterhin ihre ver=
ſtändnisvolle
Unterſtützung gewähren wird.

werden die kommenden Finſterniſſe faſt gar nicht beobachtet wer=
den
können. Von den zwei Sonnenfinſterniſſen, die 1932 zu be=
obachten
ſein werden, iſt eine ringförmig und eine total
Keine von beiden wird bei uns zu ſehen ſein. Die ringförmige‟
Sonnenfinſternis findet am 7. März ſtatt und dauext von 6 Uhr
31 Minuten bis 11 Uhr 20 Minuten mitteleuropäiſcher Zeit. Sie
iſt vom ſüdlichen Eismeer bis zum Indiſchen Archipel ſichtbar.
Von größerer Bedeutung in aſtronomiſcher Beziehung iſt die
totale Sonnenfinſternis vom 31. Auguſt 1932. Sie dauert von
18 Uhr 45 Minuten bis 23 Uhr 22 Minuten und iſt vom nörd=
lichen
Eismeer bis nach Mittelamerika, ſowie an einem Teil der
engliſchen Weſtküſte ſichtbar. Für dieſe Finſternis werden
umfangreiche Vorbereitungen zur Beobachtung getroffen, da die
Ablenkung der Lichtſtrahlen durch die Sonne noch einmal ge=
meſſen
werden foll. Bei den letzten Meſſungen ergaben ſich be=
kanntlich
Zahten, die um ein Geringes von den Zahlen ab=
wichen
, die Einſtein auf Grund ſeiner Relativitätstheorie vorher
allein durch Berechnung feſtgeſtellt hatte. Zwar wurde durch dieſe
Ergebniſſe dieſer Sonnenfinſternisbeobachtung die Behauptung
Einſteins, daß das Licht im Schwerefeld der Sonne abgelenkt
werde, bewieſen, aber es iſt rätſelhaft, wieſo die tatfächlichen
Feſtſtellungen eine andere Ablenkungszahl ergaben, als die vor=
her
von Einſtein angeſtellten Berechnungen. Zwar beträgt die
Abweichung nur wenige Zehntel einer Bogenſekunde, aber auch
dieſe geringe Größe muß aufgeklärt werden, da die Berechnun=
gen
und die Beobachtungen aufs genaueſte übereinſtimmen
müſſen. Man hofft im Jahre 1932 bei der Sonnenfinſternis die
Löſung des Rätſels zu finden. Die zwei Mondfinſterniſſe des
Jahres 1932 ſind auch in aſtronomiſcher Beziehung ohne große
Bedeutung. Die erſte von ihnen, die am 22. März um 11 Uhr
59 Minuten bis 15 Uhr 5 Minuten ſtattfindet, iſt nur ſichtbar
im: Stillen Ozean, in Auſtralien und Weſtämerika. Bei uns kann
ſie nicht beobachtet werden. Es handelt ſich um eine Teilmond=
finſternis
gleicherweiſe wie bei der zweiten, die am 14. Septem=
ber
ſtattfindet, und zwar von 20 Uhr 18 Minuten bis 23 Uhr
45 Minuten. Sie iſt teilweiſe auch bei uns ſichtbar. Der Begmn
der Finſternis kann von Auſtralien bis zum öſtlichen Atlantiſchen
Ozean und das Ende im Judiſchen Ozean und von Amerika bis
zum weſtlichen Aſien beobachtet werden.
Der Frühlingsaufang des Jahres 1932 fällt auf den 20.
März. Der Sommer beginnt am 21. Juni um 16 Uhr 23 Minu=
ten
, der Herbſt am 23. September um 7 Uhr 16 Minuten und der
Winter am 22. Dezember um 22 Uhr 15 Minuten. Die Wetter=
vorausſage
für 1932 iſt, günſtig. Das Ende des Winters wird
ziemlich mild ſein. Der Frühling dagegen trocken und kühl. Im
Gegenſatz zu 1931 wird der Sommer heiß und trocken ſein. Be=
ſonders
Juli und Auguſt werden Hitzewellen bringen. Der
Herbſt wird den ſchönen Sommer fortſetzen, und auch der Winter
1932 wird nicht allzu kalt werden. Im großen und ganzen wird
das Jahr überwiegend trocken ſein,

Voſk Ludwig Bäte.
Der Schuee häufte ſich hoch um das kleine Bauernhaus
unweit Tilſits. Der Silveſterabend kam früh.
Den ganzen Tag über hatten Verwundete vorgeſprochen, die
aus dem ruſſiſchen Feldzug zurückkehrten. Blaß, verhungert, halb
erfroren, mit ſchmierigen Lumpen bedeckt, die klammen Zehen und
Finger in Stroh eingewickelt. Manchem lief das Waſſer aus den
entzündeten Augen, viele rieben ſich den gelben Eiter aus den
Wunien, beinahe alle zeigten den glaſigen Blick derer, die ſo=
eben
einem Furchtbaren entronnen waren und ſich noch nicht
wieder zurückfinden konnten. Alle hetzte die Angſt, noch einmal
zurück zut müſſen und ſich den Ruſſenhorden zur letzten Ent=
ſcheioung
zu ſtellen.
Frau Philipeit hatte jedem gegeben, ſoweit das der karge
Brotkaſten noch vermochte. Der Sohn hatte ſchief dazu geſehen
und heimlich mit dem Gewehr geſpielt, das der Vater zurück=
gelaſſen
hatte, um ſie wenigſtens nicht ganz fremder Willkür
preiszugeben. Es war ſeine alte gute Förſterflinte, und Thomas
würde ſchon mit ihr fertig werden. Der war nicht umſonſt ſchon als Feinde äſtimiert. Er will weitere Befehle des Königs ab=
mit
ihm als Zehnjähriger auf den Anſtand gegangen.
Brot auf den Tiſch und holte eine Schale Milch, die ſie ſchweren
Herzeus verſteckt gehalten, aus dem Schrank. Der Abend fiel
tieſer ein, der Fluß rollte dumpf zwiſchen den Eisſchollen,
manchmal rieb ſich ein Stück Wild an der Tür. Der Junge ging
dann hinaus und ſchüttete ein wenig trockenes Getreide auf
den gefegten Platz vor dem Eingang. Ob der Vater bald preſſend. Der liefen die Träuen über die Backen.
kommt? fragte die Mutter beklommen.
Sicher! erwiderte er. Der Nachbar hät ihn noch vor einer
Woche geſund geſehen, und ſeitdent iſt kein Gefecht mehr ge=
weſen
. Die Franzoſen ſind fort, und die Ruſfen ſind unſere krümmt werden. Denn nun bricht der Tag au!
Feinde nicht mehr!
Trau ihnen nicht zu ſehr! Frau Philipeit ſtrich die blan=
gewürfelte
Schürze gerade und ſchenkte dem Inngen, der heute
blaſſer denn je ausſah, noch einmal ein. Der trauk, ohne ſich
aſſcheinend das Mindeſte dabei zu denken.
Plötzlich ſchallten draußen Schritte. Der Botenfuhrmann, der
ſchon ſeit Wochen ſelbſt mit dem Schlitten kaum noch weiter=
kennte
, oft aber auf den Kanälen, die Schlittſchuhe unterge=
ſchnallt
, in die Stadt jagte, trat nach raſchem Gruß ein. Eis
hing ihm am Bart, die Hände waren ſelbſt in den dicken Woll=
handſchuhen
uicht warm geblieben, und gierig griff er nach der
alüßenden Milſch, die ihm die Nachbarsfrau entgegenhielt. Dann
wärf er den Mautel ab und ſetzte ſich an den Ofen, die Stiefel
mit ſchwereni Aechzen ausziehend, wobei ihm Thomas erregt half.
Ich ſtand auf dem Taurogger Markt. Es wimmelte von Zol=
daten
, Ruſſen und Preußen=durcheinander. Die=Nacht war efſig=,

aber keiner wich. Der General wurde aus der Poſcheruner
Mühle zurüickerwartet, wo er, hieß es, ſchon ſeit dem Nachmittag
mit den Ruſſen verhandelte. Einige ſchimpften, daß man dem
Yorck ſo ſpät erſt das Kommando übertragen hatte, die anderen
ſchienen es mit General Grawert zu halten, der den Franzoſen
ja nie genug Honig um den Bart ſchmieren konnte. Mit einem
Male knallten die Trommeln, die Wachen traten ins Gewehr,
Yorck ritt über die Memeler Straße auf das Haus des Bürger=
meiſters
zu. Alles ſchrie Hurrah. Er hielt an, nickte uns zu und
rief mit ſeiner knarrigen Stimme, die ich noch gut von Alten=
zaun
her kenne, als wir uns tapfer zurückſchlugen: Es iſt alles
guit! Geht nach Hauſe und freut euch! Mehr ſagte er nicht, warf
die Zügel des Pferdes dem Burſchen zu und gab dem Bürger=
meiſter
die Hand, der ihn an der Tür erwartete. Wir ſahen uns
dumm an, bis dann der Adfutant dazwiſchentrat und uns das
Nähere auseinanderpellte.
Thomas Philipeit war dicht an ihn getreten. Seine Hände
zitterten. Begütigend ſtrich der Alte darüber hin, die ausge=
brannte
Pfeife noch einmal kräftig nachſtopfend.
Je, was geſchehen iſt? York hat mit den Ruſſen einen
Vertrag geſchloſſen, nachdem er ſich mit ſeinem Korps in die
Gegend von Tilſit und Memel zurückzieht und ſie nicht weiter
warten, der einen ſchönen Schrecken kriegen wird, wenn er den
Nun war es ruhig geworden. Die Frau ſtellte Butter und Neujahrsbrief bekommt! Behaglich lehnte er ſich zurück, das
niedrige Zimmer mit kräftigen Rauchwolken anfüllend.
Und was geſchieht jetzt? fragte die Frau bekümmert.
Zunächſt gibt es Einquartierung!
Und dann?
Krieg! ſchrie der Junge auf, die Mutter eng an ſich
Deukſt du nicht an deinen Vater, der dann gleich wieder mit
muß?
Dieſes Mal gehe ich mit, und es ſoll ihm kein Haar ge=
Der Alte lachte: Ja, mitten in der Nacht! Dann legte er
ihm die Hände auf den Kopf: Wir ſind alle dabei!"
Die Kerze auf dem Tiſch war ausgebrannt. Aber unzählige
Sterne ſchienen in den Raum, und der Wind trug aus den ver=
eiſten
Wäldern das ſchwarzweiße Lied zorniger Befreiung.

Die Finſterniſſe 1932. Die Jahreszeiten. Das Wetter
des Jahres 1932.
Das Jahr 1932 iſt arut au Sonnen= und Mondfinſterniſſen.
Beſonders Mitteleuropa iſt in dieſer Beziehung im neuen Jahre
von der=Natur= ſtiefmütterlich behandelt worden, denn bei mus

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 1

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 1. Januar 1932

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Freitag, 1. Januar 1932

nſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Mr Kun dter 9

Aandggaaangii L04
Von Kathedern und Vortragspulten, von Kanzeln und an
Verſammlungstiſchen ſollte es erſchallen als ein Ruf uns zur
Wehr' und zur Ehr! Als der Ruf des deutſchen Gewiſſens!
Kameradſchaft! Ja, was bedeutet es nicht alles: zunächſt ein=
mal
die Kraft ſelber, deren Mitte das Herz iſt! Dann die unver=
rückbare
Trene der Pflicht des Einſtehns gegenüber dem Men=

Darmſtadt, den 1 Januar 1932
* Gedanken für den Jahresanfang.
Das Wort iſt heilig und der Wunder voll, iſt
Menſchenliebe, wie ſie lieben ſoll, und iſt am größ=
ten
in der größten Not und ſtrahlt am hellſten nah
am dunkeln Tod!
Kamerad!
Mit der Eheliebſten ſchritt ich durch den Wald. Der Weg
führte an einem ſteilen Hange entlang. Da bat ſie mich, ſtatt
meiner an der abſchüſſigen Seite,

chen, der ſich dem gleichen Ziele verſchrieb wie wir, und dieſes

Wir haben im Darmſtädter Tagblatt von vorgeſtern mit=
geteilt
, daß auf einſtimmigen Beſchluß der Landeskommiſſion die
Herren Oberregiſſeur Renato Mordo und Schauſpieler Pa=
ryla
friſtlos entlaſſen wurden.
Die Entlaſſung iſt, wie in einer Preſſeinformation durch
den Landesausſchuß (Verwaltungskommiſſion) mitgeteilt
wurde, erfolgt, weil Herr Mordo Beunruhigung in das Perſo=
nal
des Landestheaters getragen habe und gegen die Intendanz
im Theater ſowie außerhalb des Theaters intrigiert habe. Im
Fall Paryla war als weſentlicher Grund beleidigende Aeußerung
gegen den Generalintendanten angegeben.
Die Preſſe hatte geſtern Gelegenheit, auch die Perſonal=
vertretung
informatoriſch zu hören. Es wurden dabei weſent=
lich
andere Darſtellungen gegeben. Vor allem wurde feſtgeſtellt,
daß die 22 gewählten Vertrauensleute, die das Geſamt=
perſonal
vertreten, auch heute noch hinter Mordo und Pa=
ryla
ſtehen.
Der Wortlaut der Eingaben, die an die Landeskommiſ=
ſion
durch die Perſonalvertretung gerichtet waren, und deren Be=
gründung
wurde der Preſſe nicht mitgeteilt.
In beiden Fällen iſt, wie wir erfahren, Schiedsgericht
bzw. Arbeitsgericht angerufen worden. Ueber die Ent=
ſcheidung
werden wir ſeinerzeit berichten.
Die Kündigung des Vertrags mit Frau Mitrovic zum
15. Februar hat, wie wir erfahren, mit irgendeiner Diſziplinie=
rung
nichts zu tun. Sie ſoll vielmehr in gegenſeitigem Ein=
verſtändnis
erfolgt ſein. Frau Mitrovic kehrt wieder an un=
ſere
Bühne zurück.

Müde schleicht das
alte Jahr dauon
frisch und verheis-
sungsvoll
beginnt
das Neue seine Bahn

meines ſchlechten Augenlichtes we=
gen
, gehen zu dürfen.
Ich aber erwiderte: Der Mann
muß an der Sturmſeite ſchreiten!
Da lachte ſie fröhlich und
ſprach: Ach, ihr Männer bildet
euch immer ein, an der Sturmſeite
des Lebens zu gehen, und merkt
oft nicht, daß wir es heimlich tun!
Weißt du noch, wie jener ent=
ſcheidungsvolle
Brief, auf den wir
beide ſo ſehnſüchtig warteten, kürz=
lich
ankam, und ich in dein Zim=
mer
ſtürmte, das geöffnete Schrei=
ben
in den Händen, mit dem Rufe:
Es wird alles gut!
Habe ich nicht den erſten
Sturm abgefangen? War es nicht
ein Brief von der Art derjenigen,
die man nicht ſchreiben ſollte: Erſt
ſeitenlang lauter Negatives, und
dann, wie angeflickt, endlich doch
das Ja!! Siehe, du haſt, wenn ich’s
ſo nennen ſoll, nur den Nachſturm
erlebt! Ja, ſo fangen wir Frauen
manchen Hauptſturm ab, ohne daß
Ihr es merkt!
Bei ſolchen Worten ſtrömte es
mir warm zum Herzen, und ich gab
der Liebſten die Hand und drückte
ſie feſt.
Ein gutes Bild, will es mich

Orpheum. (Heute 2 Vorſtellungen.) Der Neu=
jahrs
=Varieté=Spielplan beginnt heute Freitag, 1. Januar, nach=
mittags
3.45 Uhr, mit einer Fremden= und Jugend= Vor=
ſtellung
bei halben Eintrittspreiſen. Die erſte Abendvorſtel=
lung
im neuen Jahre beginnt pünktlich um 8.15 Uhr. Ueber den
Kartenverkauf ſiehe Näheres heutige Anzeige.
Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums.
Am Freitag, 8 Januar, ſpricht Univerſitätsprofeſſor Dr. Dornſeiff
(Greifswald) über die Arten der Auslegung . Die Leſeabende
werden am Mittwoch, dem 13. Januar, wieder aufgenommen.
Dr. Malzan lieſt Abſchnitte aus Catos Schrift de ve rustic
und Vergils Georgica. Anſchließend behandelt Profeſſor Dr.
Büchner den 10. Geſang der Ilias. Gäſte willkommen.
Die Jugendgruppe des Frauenvereins vom Roten Kreuz
für Deutſche über See veranſtaltete im Gemeindehaus der Mar=
tinsgemeinde
eine Weihnachtsbeſcherung. Die Feier wurde ein=
geleitet
durch altvertraute, von Frl. Bernhard mit warmer Emp=
findung
vorgetragene Weihnachtslieder. Nach einer Anſprache
von Frl. Ruth Schäfer, deren ſchlichte, innige Worte ſtarken
Widerhall in den Herzen aller Anweſenden fanden, wurden 45
Kinder mit ſelbſtgefertigten warmen Kleidungsſtücken jeder Art,
Büchern und Spielſachen reich beſchenkt. Wie in dieſer Weiſe
der Verein neben ſeinen eigenen Aufgaben auch die Nor der ein=
heimiſchen
Bevölkerung zu lindern ſucht, ſo ſoll auch ein Teil des
Reinertrages der Veranſtaltung am 23. Januar in der Otto=
Berndt=Halle der Darmſtädter Winterhilfe zur Verfügung ge=
ſtellt
werden, und hoffen wir in Anbetracht der guten Sache auf
zahlreiche Beteiligung. Nähere Anzeigen folgen.
Weihnachtsfeier im Landgerichtsgefängnis Darmſtadt. An
den beiden Feſttagen ſelbſt wurden kirchliche Weihnachtsfeiern
von den evangeliſchen und katholiſchen Gefängnisgeiſtlichen für
die Gefangenen der beiden Konfeſſionen abgehalten. Sonntag,
den 27. Dez., vereinigte eine weltliche Weihnachtsfeier das Auf=
ſichtsperſonal
und die geſamten Gefangenen in der Anſtaltskirche,
ſoweit Beamte und Häftlinge den Wunſch zur Teilnahme hatten.
Auch dieſes Jahr wieder hatte die Städtiſche Akademie für Ton=
kunſt
unter Leitung von Prof. Schmitt ſich ſelbſtlos zur Durch=
führung
der Feier zur Verfügung geſtellt, unter Mitwirkung von
Frau Carola Tilmann und Dr. Roellenbleck. Die Veranſtaltung
war im ganzen Programm in ſehr glücklicher Weiſe auf einen
einheitlichen Ton geſtimmt und hinterließ bei den Teilnehmern
ſichtlichen Eindruck. Unter Leitung von Bernd Zeh eröffnete der
Chor der Städtiſchen Akademie die Feier mit dem alten Lied
Es iſt ein Reis entſprungen‟. Dieſer Chorgeſang verſetzte die
Hörer ſofort in Weihnachtsſtimmung. Mit dem wirkungsvollen
Geſang zur Weihnachtsfeier, von Löwe beſchloß der Chor dann
ſpäter die Veranſtaltung. Paul Paluczak trug Violinſtücke von
Mozart, Gluck und Händel=Hubay vor, der Baritoniſt Karl
Ewald ſang Lieder von Perzykan, Schubert und Hugo. Wolf.
Frau Tilmann (Sopran) ſang Ueber Nacht von Wolf und das
Hälleluja von Hummel. Nelly Birrenbach begleitete die bei=
den
Sänger am Klavier. Dr. Roellenbleck führte in ſeiner Feſt=
anſprache
aus, daß das gerade in der toten Winterszeit began=
gene
Weihnachtsfeſt allen Menſchen ein Zeichen der Hoffnung
und des neuen Anfangs ſein ſolle, daß es gelte, die Dunkelheit
und Wirrnis der Seele des inneren Menſchen durch den Weih=
nachtsfrieden
erhellen zu laſſen. Oberſtaatsanwalt Dr. May
dankte allen Mitarbeitern und ſprach die Hoffnung aus, daß
dieſe Stunde möglichſt vielen Zuhörern Freude und inneren
Frieden gebracht habe.
Helia=Theater. Kadetten heißt der neue Tonfilm, der
heute zum letzten Male im Helia=Theater läuft
Im Union=Theater ſieht man heute zum letzten Male
Siegfried Arno, den beliebten Komiker, in der ulkigen Tonfilm=
Groteske Der Storch ſtreikt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male den
luſtigen Tonfilm=Schwank Keine Feier ohne Meyer.
In einer Film=Morgenfeier wird im Helia=Theater heute
Freitag, den 1. Januar, vormittags 11.15 Uhr, der hervorragende
Kulturfilm Urwaldſymphonie unwiderruflich zum letzten Male
vorgeführt.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkran=
kung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt
zu rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind folgende
Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: Am Neujahrstag, den 1. Ja=
nuar
1932: Dr. med. Berger, Wilhelminenſtr. 5, Telephon 187:
Dr. med. Hein, Hermannſtr. 25, Telephon 281; Dr. med. Vidal,
Stiftsſtraße 25, Telephon 1110.

heißt zur Zeit Rettung aus Not! Es bedeutet ausharren,
lächeln unter Schmerzen, den anderen Mut machen durch das
eigene Beiſpiel: die Zähne zuſammen! Ganzer Menſch ſein,
Wort, auf das man bauen kann! Aufrufen will’s zum Kampfe
gegen alles Wimmerlings=Unweſen! Und hin zu aller hohen,
ſtarken Idealität der Welt=, Lebens= und Liebesauffaſſung!
Ja, es bedeutet, recht erfaßt: Heimkehr zu den Mutterkräften
des Volkstums, Heimkehr ins Reich des Göttlichen, jeder in
ſeiner Weiſe und nach ſeinem Geſetze! Echte Kameradſchaft ſteht
über den Lehrſätzen, weil in ihr die Geſinnung und die Tat
alles iſt!
So wollen wir das Wort zum Jahres=Loſungswort er=
höhen
!
Damit erhöhen wir uns ſelbſt und das Ganze von innen her
und werden wieder deutſch=grundhaft als einzelne und Volk!
Der Herrgott, aber ſegne die Kameradſchaft in deutſchen
Landen!
R. B.

25jähriges Dienſtjubiläum. Am 2. Januar 1932 ſind es
25 Jahre, daß Fräulein Charlotte Harteneck, wohnhaft Heinhei=
merſtraße
74 hier, in den Dienſten der Häuteverwertung und
Metzgerinnung Darmſtadt ununterbrochen beſchäftigt iſt. Es wird
der allzeit pflichttreuen Jubilarin aus dieſem Anlaß an Ehrun=
gen
verſchiedenſter Art nicht fehlen.
Schloßmuſeum. Es wird nochmals darauf hingewieſen, daß
zu den Führungen am Sonntag, den 3. Januar, vormittags um
11 und 11.30 Uhr, letztmalig die ermäßigten Eintrittspreiſe ( Er=
wachſene
50 und Kinder 30 Pfg.) Gültigkeit haben. Von Montag,
den 4. Januar, ab werden zu den täglich um 11 und 11.30 Uhr
vormittags ſtattfindenden Führungen wieder die üblichen Ein=
trittspreiſe
erhoben. Die Madonna des Bürgermeiſters Meyer
von Baſel von Hans Holbein d. Jg. kann ſtets geſondert von den
Führungen beſichtigt werden.
Tennisabteilung der T. G.D. 46. Die Hauptverſammlung
findet am 5. Januar 1932 im Turnhauſe, grünes Zimmer, ſtatt.
Gefährliche Einbrecher am Werk. In der letzten Zeit wie=
derholen
ſich Fälle, in denen Einbrecher die Fenſterſcheiben von
Wohnungen und Büros mit Schmierſeife beſtreichen und dann
einſchlagen. Nachdem derartige Einbrüche in Reichelsheim und
Eberſtadt vorkamen, wurde auch in der letzten Nacht im Kreis=
amt
Dieburg ein Einbruch verübt. Die Täter durchſuchten faſt
alle im Parterreſtock gelegenen Räume, wo ſie ſämtliche verſchloſ=
ſenen
Behältniſſe gewaltſam erbrachen und alles durchwühlten.
Zum Glück ſtand die von ihnen zur Begehung der Tat benötigte
Zeit in gar keinem Verhältnis zu ihrer Beute die nur 40 bare
Reichspfennige betrug. Durch das von den Tätern verurſachte
Geräuſch ſchlug der Hund des Hausbewohners an, worauf die
Täter die Flucht durch ein 3,50 Meter über der Erde befindliches
Fenſter nehmen mußten. Noch in der Nacht vom Landeskriminal=
polizeiamt
Darmſtadt entſandte Beamte nahmen gemeinſchaftlich
mit den Gendarmeriebeamten aus Dieburg die Verfolgung der
Spuren auf, die nach einem etwa 400 Meter vom Tatort int=
fernten
, im freien Felde gelegenen Holzſtoß führten. Dort wur=
den
ein Stemmeiſen und Spuren von zwei Fahrrädern vorge=
funden
. Das Stemmeiſen iſt zur handwerksmäßigen Benutzung

19½22 Uhr. Zuſatzmiete III 6. Nina.
Sonntag, 3. Jan. Preiſe 0.705 Mk
Heſſiſches Landestheater. Die erſte Premiere des neuen
Jahres iſt am Sonntag, den 3. Januar 1932, im Kleinen Haus
Nina, Komödie von Bruno Frank. Mehr als 100 deutſche
Bühnen haben dieſes reizende Luſtſpiel angenommen, bzw. ſchon
aufgeführt. Die Titelrolle des Stückes ſpielt Beſſie Hoffart ihr
Mann, Dr. Stephan Breuer, Werner Hinz, den Filmregiſſeur
Hyrkam Joſef Keim, die Sekretärin Weiniger Eliſabeth Ligeti,
den Münchener Hausmakler Dirrigl Hans Baumeiſter. Heute
findet als erſte Aufführung des Jahres 1932 im großen Haus in
der Inſzenierung von Rabenalt=Reinking unter der muſikaliſchen
Leitung von Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt die erſte Wiederholung
von Cavalleria ruſticana und Bajazzo ſtatt. Die
intereſſante Neuinſzenierung verlegt beide Opern in unſere Tage
Durch dieſe Neugeſtaltung ergeben ſich die Wirkungen die Preſſe
und Publikum zur ſtärkſten Anteilnahme für dieſe Aufführung
veranlaßt habn. Das Kleine Haus beginnt das Jahr 1932 mit
dem beliebten heſſiſchen Lokalſtück Der Datterich von E. E.
Niebergall, das auch neuerdings in Berlin mit großem Beifall
aufgenommen wurde. Gaſtſpiele des Heſſiſchen Lan=
destheaters
in Worms. Das geſamte Schauſpiel=Enſemble
des Heſſiſchen Landestheaters wird heute in Worms mit zwei
Stücken gaſtieren. Nachmittags 14,15 Uhr wird im Feſtſpielhaus
das Weihnachtsmärchen Die Himmelsmauer von Ernſt
Hebermehl und abends Zuckmayers Hauptmann von =
penick
aufgeführt.

Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krilt.
Ludwigshöhe: am Neujahrstag, nachmittags 4 Uhr,
Konzert.
Verein ehem, Heſſ. Leibdragoner Nr. 24,
Darmſtadt. Unſere Mitglieder ſind von dem Verein ehem
Heſſ. Garde=Dragoner zu ihrer am Sonntag, den 3. Januar 1932,
ab 4 Uhr nachmittags im Konkordiaſaale ſtattfindenden Weih=
nachtsfeier
eingeladen worden. Die Kameraden werden gebeten,
recht zahlreich zu dieſer Veranſtaltung zu erſcheinen.

nen entgegen.

E

Laands

Großes Haus. Freitag, 1 Jan 1922 Uhr. B 10 Cavatleria ruſtieana.
Hierauf: Der Bajazzo. Preiſe 0 705 60 Mk. Samstag, 2. Jan.
15 17½ Uhr. Heſſenlandmiete 1 3 u. III 3.
Die Dubarry. Preiſe 0.504 Mk.
19½22½ Uhr. Bühnenvolksv. K 8.
Wallenſteins Tod. Preiſe 0.705 60 Mk. Sonntag, 3 Jan
14½16½ Uhr. Schneeflock und Regentropf,
Preiſe 0.302.20 Mr.
1922 Uhr, Heſſenlandmiete IV 5.
Die luſtige Witwe Preiſe 0.806 40 Mk. Kleines Haus. 19, Ende vor 22 Uhr. Außer Miete.
Freitag, 1. Jan. Der Datterich. Preiſe 0.502.50. Samstag, 2 Jan 2022½ Uhr. Außer Miete. Der Waffen=
ſchmied
. Preiſe 0.503 Mk [ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 1

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 1. Januar 1932

Das A und das 9.
Zum Jahresanfang.
Was wird uns das neue Jahr bringen? So begrüßen ſich die
Meuſchen am Jahresanfang. Der eine ſagts mit trübſeliger
Miene, als wollte er ſagen; es wird doch nie mehr gut! Der
andere ſagts mit gleichgültigem Achſelzucken; man muß es nehmen,
wie es kommt, und es gebrauchen und genießen, wie es kommt.
Daß wir doch endlich einmal mit der dummen Redensart auf=
hörten
; was wird es bringen? Es weiß keiner und wird es keiner
wiſſen; aber wir ſollen auch nicht ſchon im voraus den Kopf hän=
gen
laſſen. Das neue Jahr iſt überhaupt im voraus weder gut
noch böſe. Sondern es wird uns gewiſſermaßen vom Herrgott als
Rohſtoff in die Hand gegeben, damit wir daraus ſelbſt etwas
machen! Was wird’s bringen? Laßt endlich einmal die törichte
Frage und ſtellt ſie richtiger ſo: Was verlangt das neue
Jahr von uns?
Hinweg mit dem düſteren Peſſimismus und der trau=
rigen
Untergangsſtimmung! Dem kleinlichen Verzagtſein! Hinweg
mit dem Fatalismus, der die Hände in den Schoß legt und alles
gehen läßt, wie es geht. Gewiß, die 5 Millionen Arbeitsloſer!
Gewiß, die Verzweiflung, der Zuſammenbruch, der wirtſchaftliche,
woraliſche ſeeliſche Niedergang! Wir müſſen ihm klar in die
Augen blicken und den ganzen Jammer ſehen! Aber wir wollen
unſer trotziges Dennoch ſprechen. Nicht Peſſimismus, freilich auch
nicht Leichtſinn aber Mut, nicht bängliche Reſignation ſondern
kraftvolle Aktivität! Ein klares Verantwortungs=
bewußtſein
allein meiſtert, die ſchwere Stunde. Es ſieht die
Aufgaben und faßt ſie an und überwindet ſie in neuer Kraft. Das
iſt es, was das neue Jahr von uns verlangt!
Solches Verantwortungsbewußtſein wächſt nur aus einer
feſten inneren Sammlung. Anſtelle der Konfuſion, die auf
allen Gebieten, vorab auf dem des weltanſchaulichen Denkens
herrſcht, verlangt das neue Jahr eine ſichere Konfeſſion, ein
entſchloſſenes Bekennen, namentich auch im öffentlichen Leben.
Hinweg mit der Weichlichkeit und Feigheit, die ſtets nur nach dem
Vorteil fragt, ſtatt nach dem, was recht iſt und das Gewiſſen
ſpricht! Bei all der offenen und geheimen Gottloſigkeit müſſen
wir uns entſchloſſen auf ſeiten Gottes ſtellen und zu ſeiner
Gemeinde und Kirche halten! Unſer Unglück iſt die Charakter=
loſigkeit
auf allen Gebieten. Nicht die äußere, ſondern die innere
Kraft entſcheidet das Leben! Und ſolche verlangt das neue
Jahr von uns.
Noch mehr? Ich glaube an den beiden iſt es ſchon genug!
Der neue Glaube an die Technik, der neue Gott, die Maſchine,
der neue Menſch, der nur ein Stück Maſſe iſt, ſtürzen uns in den
ſeelenloſen, liebloſen, hoffnungsloſen Abgrund. Verantwortungs=
volle
Perſönlichkeit, aus Gott geborener Glaube: das ſind zwar
keine neuen Dinge; alt wie das Leben ſelbſt, aber darum auch
immer neu und ſtark, wie das Leben ſelbſt. Ich bin des A und
das O. der Anfang und das Ende ſpricht Gott der Herr. Iſt
dieſe Weisheit uns verloren gegangen, dann müſſen wir ſie wie=
der
erkämpfen. Das verlangt das neue Jahr von uns.
Ein kirchlicher Führer ſagte kürzlich: Was wir brauchen?
Glaube der ſich nicht bange machen läßt. Liebe, die ſich nicht eng
machen läßt Zähigkeit, die nicht nur die Zähne zuſammenbeißt,
ſondern auch die Hände faltet‟. Damit ſchaffen wir’s. Damit
geſtalten wir das neue Jahr zu einem ſegensvollen. Aber auch
nur damit!
Dr. Bergér. Darmſtadt.

p. Von der Juſtiz. Durch die Zuſammenlegung der hieſigen
Amtsgerichte hat ſich die Ausloſung der Schöffen und Ge=
ſchworenen
für 1932 verzögert. Die Sitzungen des Bezirks=
ſchöffengerichts
ſollen am 6. Januar, diejenigen der Strafkammer
am 11. Januar beginnen.

Tageskalender für Freitag, den 1. Januar 1932.
Lichtſpieltheater; Union=Theater: Der Storch ſtreikt;
Helia=Lichtſpiele: Kadetten; Palaſt=Lichtſpiele: Keine
Feier ohne Meyer Helia=Lichtſpiele vormittags
1115 Uhr, Filmmorgenfeier; Urwaldſymphonie‟ Café
Ernſt=Ludwig, nachm. 4 Uhr. und abends 8,30 Uhr: Feſt=
Konzert. Hotel=Poſt am Hauptbahnhof: Große
Neujahrsferer Reſtaurant Bender: Große Neujahrs=
feier
, Künſtlerkonzert. Hotel Bender: Große Neujahrs=
feier
, Künſtlerkonzert. Café Oper, abends 8 Uhr: Kon=
zert
Rheingauer Weinſtube abends 8 Uhr: Konzert,
Reſtaurant Sitte, abends 8 Uhr: Künſtler=Konzert.
Ludwigshöhe nachm 4 Uhr: Konzert. Reſtau=
rant
Rummelbräu, ab 7 Uhr: Großer Neujahrs=Ball.
Bayern=Verein, Konkordiaſaal, nachm. 3 Uhr: Weih=
nachtsfeier
. Rot=Weiß VfR.: Tanzausflug nach Traiſa
(3 Uhr Tierbrunnen) Konzerte: Zum Heſſ. Haus:
Stimmungs=Konzert, Chauſſeehaus Heidelbergerſtraße, Span.
Weinhalle Karlsſtraße, Hotel Prinz Carl: Unterhaltungs=
Muſik. Herrngarten=Café, Zum Haferkaſten, Reſtaurant Reh=
berger
Café Jöſt am Hauptbahnhof. Café Ganßmann: Konzert
und Tanz. Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor. Alter
Ratskeller. Orpheum; Attraktions=Variets Gebrüder
Gailer.

Gokkesdienſt der Iſraeliliſchen Religionsgemeinde.

Hauptſynagoge.
Freitag, 1. Januar; Vorabendgottesdienſt: 4.30 Uhr.
Samstag, 2. Januar: Morgengottesdienſt: 8.45 Uhr.
ausgang: 3.25 Uhr.
Gottesdienſi an den Wochentagen: Morgens: 7.30 Uhr.
6 Uhr.

Sabbat=
Abends:

Gebeiszeiken in der Iſrael. Religionsgeſellſchaft.

Samstag, 2. Januar: Vorabend: 4.10 Uhr. Morgens: 8 Uhr.
Nachmittags: 4 Uhr. Sabbatausgang: 5.25 Uhr.
Wochentags: Morgens: 7.15 Uhr. Nachmittags: 4 Uhr.

Aus Heſſen.
* Nieder=Ramſtadt, 31. Dez. Am 1. Weihnachtsfeiertag hielt
der Turnverein bei vollbeſetztem Saale ſeine Weihnachtsfeier bei
Vereinswirt Adam Knapp. Der 2. Vorſitzende hielt die Be=
grüßungsanſprache
, daran anſchließend ſprach die Schülerin Eliſa=
beth
Müller einen ſchönen Weihnachtsprolog. Nach einem Konzert=
ſtück
folgten dann abwechſelnd die turneriſchen Darbietungen in
Form von Bodenübungen der Turner, Leuchtkeulen der Turne=
rinnen
, Hantelübungen der Altersturner und zwei Reigen der
Turnerinnen, die dank dem 1. Turnwart Karl Trautmann und
Wendel Häußer guten Anklang fanden, Fräulein Janchen Mahr
gab mit ihrem ſchön aufgeführten Faltertanz eine Probe ihres
vielſeitigen Könnens. Im muſikaliſchen Teil ernteten Herr Ring
(Klavier), Herr Reitz (Violine) für ihre gut vorgetragenen Muſik=
ſtücke
reichen Beifall ebenſo die Darbietungen von Frl. Heinz
und Frl. Tommen. Weiteres Lob gebührt dem Vergnügungswart
Mehr ſowie allen Mitſpielenden für das hübſche Theaterſtück Der
bekehrte Turnerfeind‟. Es wird darauf hingewieſen, daß am 2. Ja=
nuar
abends bei Gaſtwirt Knapp die Monatsverſammlung ſtatt=
findet
. Das Kinderturnen beginnt am 4. und 5. Januar. Neu=
anmeldungen
werden entgegengenommen, aber nicht unter ſieben
Jahren.
* Traiſa. 30. Dez. Weihnachtsfeier. Bei dem am zwei=
ten
Weihnachtstag von der Turngemeinde veranſtalteten Theater=
abend
war der große Kronenſaal bis zum letzten Platz gefüllt. Das
Volksſtück. Mein Land Tirol! gefiel ſehr gut und brachte den
Spielern einen Applaus, wie er noch ſelten hierorts zu verzeichnen
war. Die Turnerinnen und Turner unter der ausgezeichneten
Regie von Fr. Walter 1. verdienen ein Geſamtlob, denn alle
waren ſo mit ihrer Rolle verwachſen, daß eine lebenswahre,
lebendige Darſtellung herauskam.
* Ueberau, 31. Dez. Sportverein. Am 2 Feiertag ver=
anſtaltete
der hieſige Sportverein einen Theaterabend bei Gaſt=
wirt
Karl Seibold Zur Aufführung kam das Theaterſtück Stürme
des Lebens. Zur Verſchönerung der Feier wirkte unſer hieſiger
Muſikverein mit. Der Saal war bis auf den letzten Platz beſetzt.
Holzmachen. Die Holzhauerarbeiten für das Jahr 1932
kamen dieſe Woche zum Abſchluß. Leider wurde bei dem dies=
jährigen
Holzfällen der Holzmacher Gg. Dörr ſchwer verletzt; ein
Baumſplitter ſchlug dem Verunglückten den Oberſchenkel entzwei.
Friſchfleiſchbezugsſcheine. Von der Winterhilfs=
maßnahme
der Reichsregierung vom 8. Dezember 1931 zur Ver=
billigung
von Friſchfleiſch für die hilfsbedürftige Bevölkerung
kamen in unſerer Gemeinde zirka 75 Perſonen in Frage.

Gegen Husten Heiſerkeit Katarrh bewährt

Ltc
Lit4
21-
-1

mit den 3 JTannen,
Echältlich in
Apotheken, Drogerien und wo Plakate ſichtbar

Bf. Werſau 31. Dez. Durch Feueralarm wurde geſtern mor=
gen
unſer Dorf erſchreckt. In einem Seitenbau des Landwirts Schnei=
der
war ein Brand entſtanden. Durch raſches Eingreifen der Feuer=
wehr
konnte derſelbe jedoch bald eingedämmt werden, ſo daß nur unge=
fähr
2 Wagen Grummet vernichtet wurden.
b. Erbach, 30. Dezbr. 60jähriges Stiftungsfeſt des
Militär= und Veteranenvereins Erbach. Der Militär=
und Veteranenverein Erbach begeht am 3. Januar d. Js. ſein 60jähriges
Stiftungsfeſt. Der Verein wurde im Jahre 1872, alſo kurz nach Beendi=
gung
des Krieges, gegründet. Ihm traten ſofort 81 Mitglieder bei. Vor=
ſitzender
war der damalige Vorſteher des Bezirkskommandos Erbach,
Leutnant Bruchmann. Der Verein hatte nach Bjährigem Beſtehen 141
Mitglieder und zählt heute deren 252. Seiner oberſten Aufgabe, der
Pflege der Kameradſchaft und Unterſtützung in Not geratener Kamera=
den
kam der Verein immer vorbildlich nach. Aus dem Gründungsjahr
gehören dem Verein noch zwei Mitglieder an: Herr Georg Friedrich
Abbe=Erbach und Jakob Holſchuh=Günterfürſt. Die Jubiläumsfeier wird
dem Ernſt der Zeit entſprechend in kleinem, aber würdigen Rahmen ab=
gehalten
. Vormittags findet ein gemeinſamer Kirchgang ſtatt. Hieran
anſchließend werden an den Denkmälern von 1870/71 und 1914/18 Kränze
niedergelegt. Für den Abend iſt ein Konzert mit Tanz vorgeſehen, für
das die 24 Mann ſtarke Feuerwehrkapelle Michelſtadt verpflichtet iſt
Der derzeitige erſte Vorſitzende, Herr Oberpoſtſekretär Zürn, wird bei
dieſer Gelegenheit Abſchied von ſeinen Erbacher Kameraden nehmen, da
er ab 1. Januar 1932 zum Hauptpoſtamt Darmſtadt verſetzt worden iſt.
Herrn Zürn, der ſeit einigen Jahren an der Shitze des Vereins ſteht,
ſei auch an dieſer Stelle für ſeine ſegensreiche Wirkung aufrichtig ge=
dankt
. Der Präſident der Haſſia, Exzellenz von Lidmann=Darmſtadt,
hat ſein Erſcheinen zu der Feier in Ausſicht geſtellt.
* Gras=Ellenbach, 31. Dez. Der Einladung des Turnvereins
Siegfried, ihren Weihnachtsabend bei den Turnern zu verbringen,
waren recht viele gefolgt. Schon ſeit 10 Jahren hält der Verein
ſeine Weihnachtsfeiern ab und ſo ſcheute er auch in dieſer ſchweren
Zeit keine Mühe und Koſten, um ſeinen Mitgliedern und Freun=
den
etwas zu bieten. Man iſt es gewohnt, bei den Turnern nur
gute und klaſſige Stücke zu ſehen, und ſo ſah man diesmal den
Meineidbauer von Ludwig Anzengruber. Die Aufführung ge=
lang
glänzend und die einzelnen, zum Teil recht ſchwierigen Rollen
wurden in meiſterhafter Weiſe geſpielt. Es muß als Verdienſt des
Spielleiters betrachtet werden, daß jede einzelne Rolle bis ins
Kleinſte ausgearbeitet war und ſo eine einheitliche, in der Ge=
ſamtheit
harmoniſch wirkende Leiſtung herausgebracht wurde.
Allen Spielern ſei ein gutes Lob geſagt. Die Spielleitung lag
wieder in den Händen unſeres Lehrers. Herrn Bittel, dem ja
der größte Dank für die erfolgreiche Aufführung auszuſprechen iſt.
Bühnenbilder und Dekorationen waren von Herrn Samer der
ſeine bewährte Kraft dem Verein zur Verfügung ſtellte. Möge
der Verein ſo weiter arbeiten, um nicht allein dem Körper, ſon=
dern
auch die Geiſtespflege tatkräftig zu fördern.
Hirſchhorn, 30. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
Pegel am 29. Dezember 1,67 Meter, am 30. Dezember 1,96 Meter.

4r. Rothenberp, 31. Dez. Gemeinderatsſitzung. Es wur=
den
die Holzhauerarbeiten vergeben, und werden für Brenn= und Nutz=
holz
pro Raummeter 1,90 RM. feſtgeſetzt. Der Setzerlohn beträgt für
Brennholz 0.17 RM., für Nutzholz 0,20 RM. Das von der Gemeinde=
kaſſe
vorgelegte Liquidations= und Uneinbringlichkeitsverzeichnis aus
dem Rechnungsjahr 1930 mit rund 3500 RM. wurde genehmigt. Ein
Antrag auf Uebernahme einer Dauerbürgſchaft in Höhe von 2000 RM.
mußte abgelehnt werden. An einen Ortsarmen wurde für die Dauer
der Bedürftigkeit eine wöchentliche Unterſtützung bewilligt.
4. Aus dem mittleren Odenwald, 31. Dez. Erneuter Schnee=
fall
. Wenn nicht alles trügt, können die Schneeſportler die entgange=
nen
Winterſportfreuden der Weihnachtsfeiertage nun zu Neujahr nach=
holen
. Geſtern fiel erneut Schnee, der nun auf den Höhen wie Tromm,
Neunkircher Höhe, Krehberg 3040 Zentimeter hoch liegt und ſehr gute
Möglichkeiten zum Nodeln und Schneeſchuhfahren bietet.
Bh. Weſchnitz, 31. Dez. Winterſport. Der letzte Schnee=
fall
brachte uns nahezu 70 Zentimeter Schnee, ſo daß nun für jeden
Winterſport beſte Gelegenheit iſt. Die weiten Abhänge ſind der=
art
beſchneit, daß teilweiſe Skibahnen von über 1000 Meter Länge
entſtanden ſind. Mehr Betrieb iſt allerdings vorerſt noch auf den
ſchönen, großen Uebungswieſen, wo man die Ski=Haſen umher=
purzeln
und die Erfahrenen die Probefahrten für den Weißen
Sport unternehmen ſieht.
e. Hammelbach, 31. Dez. Durch die in der Nacht vom erſten
Feiertag umgedrehte Wetterlage trat auf den Gebirgsrücken
Regen und Schnee ein, ſo daß ſtarkes Glatteis eintrat und das=
ſelbe
verſchiedene Perſonen recht unſanfter Weiſe mit der Mutter
Erde Bekanntſchaft machen ließ. Nicht immer ging es ohne Scha=
den
ab. Eine Hausfrau, die mit dem Füttern der Schweine be=
ſchäftigt
war, fiel ſo unglücklich die Treppe hinab, daß ſie ſich einen
ſchweren Beinbruch zuzog. Seit geſtern haben wir ununterbrochen
Schneefall, ſo daß zu Neujahr eine echte Winterlandſchaft vor uns
liegt. Sie bietet reichlich Gelegenheit für allen Winterſport.
8 Lampertheim, 31. Dez. Bürgermeiſter=Kandidaten.
Die Friſt zur Einreichung von Wahlvorſchlägen für die aur 10. Januar
ſtattfindende Bürgermeiſterwahl war vorgeſtern abgelaufen. Es wur=
den
drei Wahlvorſchläge eingereicht, und zwar von den Sozialdemo=
kraten
für den ſeitherigen Bürgermeiſter Keller, von den Kommuniſten
für den Fraktionsführer im Gemeinderat Bertel und von den Natio=
nalſozialiſten
für Dipl.=Volkswirt Ludwig Uhrig. Seitens der anderen
Parteien wurden keine Kandidaten präſentiert. Auf das Wahlergebnis
iſt man ſehr geſpannt.
Ca. Lorſch, 31. Dez. Zwangsweiſe Einführung. Nach=
dem
der Gemeinderat in ſeiner letzten Sitzung die Einführung der Ge=
tränkeſteuer
einſtimmig abgelehnt hat, iſt dieſelbe nunmehr auf dem Ver=
ordnungswege
durch das Kreisamt Bensheim zwangsweiſe eingeführt
worden, und hat ab 1. Januar 1932 zur Erhebung zu gelangen. Sie
beträgt 10 v. H. auf den Kleinhandelspreis. Geſchloſſen. Die
Bezirksſparkaſſe Lorſch teilt mit, daß ſie am Samstag, 2. Januar, ihre
Schalter wegen Abſchlußarbeiten für das Publikum geſchloſſen hält.
Wiederholung. Die Ortsgruppe Lorſch wiederholt ihren Theater=
abend
am Neujahrstage. Zur Aufführung gelangt das fünfaktige
Theaterſtück Der Eltern Freud und Leid, von Appel. Gemein=
ſamer
Baumbezug. Die Bürgermeiſterei hier vermittelt den ge=
meinſamen
Baumbezug von der Landwirtſchaftskammer. Beſtellungen
auf Obſtbäume aller Sorten, Beerenſträucher und Hochſtämme ſind dort
bis zum 10. Januar 1932 abzugeben.
Gernsheim a. Rh., 31. Dez. Wafferſtand des Rheins
am 30. d. M.: 0,73 Meter, am 31. d. M.: 0.46 Meter jeweils 5.30
Uhr morgens.
42. Braunshardt, 31. Dez. Erloſchene Viehſeuche. Die
Maul= und Klauenſeuche, die hier ſowie in Gräfenhauſen und
Schneppenhauſen ausgebrochen war, iſt wieder erloſchen. Die ange=
ordneten
Schutzmaßnahmen konnten daher ebenfalls wieder aufge=
hoben
werden.
4a. Wolfskehlen, 31. Dez. Beerdigung. Heute, Donners=
tag
nachmittag, wurde unter großer Beteiligung der im Alter
von 72 Jahren verſtorbene Landwirt Johann Wendel Schaff=
ner
zu Grabe getragen. Der Geſangverein Germania deſſen
Mitbegründer der Verſtorbene war, gab ihm geſchloſſen das letzte
Geleite und ſang zwei Trauerchoräle. Außerdem legte Vorſitzender
Wilhelm Schäfer einen Kranz nieder. Auch der Kriegerverein gab
ihm das Geleite und legte einen Kranz nieder. Für das Orts=
gericht
Wolfskehlen ſprach Bürgermeiſter Hofmann.
Rheinbeſſen.
Ab. Bingen a. Rh., 31. Dez. Die Mercedes=Benz=
Groß=Reparaturwerkſtätte, das Unternehmen des H.
von Lacum ſchließt zum 1. Januar ihren Betrieh. Dadurch werden
viele Angeſtellte und Arbeiter des Ortsteiles Büdesheim brotlos.
Den meiſten Arbeitern war ſchon gekündigt worden, als damals
Heinz von Lacum bei Dobeln verbrannte und die Wechſelſchiebun=
gen
herausgekommen waren. Das Perſonal, das verblieb, er=
ledigte
die Arbeiten, die zur Stillegung des Betriebs erforderlich
waren. Ob jemals die Groß=Reparaturwerkſtätte wieder in Be=
trieb
genommen wird, ſteht noch nicht feſt.
4b. Wörrſtadt (Rhh.) 31. Dez. Die Gendarmerie verhaf=
tete
einen jungen Mann, der in dem Beſitz der bei dem
Eiſenbahner Klingel geſtohlenen 60 Dollar war. Der junge Mann
gab an, er habe die Dollar gefunden. Die Nachforſchungen werden
fortgeſetzt.

Hs
heiten geſammelten Erfahrungen iſt das natürliche Franz=Foſef=
Bitterwaſſer ein äußerſt wohltuendes Abführmittel.
(TF.96

Geſchäffliches.
Togal=Tabletten. In den letzten Jahren ſind zahl=
reiche
Mittel gegen Rheumatismus in den Handel gekommen, die
für alle gichtiſchen und rhematiſchen Leiden beſtimmt und zum
Teil ſehr koſtſpielig ſind, aber in manchen Fällen vollſtändig ver=
ſagen
. Das ſeit 17 Jahren eingeführte und bewährte Togal
verdient bei Muskel= und Gelenkrheumatismus allſeitige Beach=
tung
; es iſt eine glückliche Kombination wirkſamer Beſtandteile,
die keinerlei unerwünſchte Nebenwirkungen auf das Herz oder
andere Organe nach ſich ziehen.

Es ſei hiermit auf die Anzeige betreffend Klavierunter=
richt
der bekannten Pianiſtin Elſe Hochſtätter hingewieſen.

Mäde
Ladengerkaufspreise für Henkel-Erzeugnisse
68 Pfennig das Doppelpaket
Persil das selbsttätige Waschmittel nn
36 Pfennig das Normalpaket
Persil das selbsttätige Waschmittel ....
13 Pfennig das Paket
Henko Henkel’s Wasch- und Bleich-Soda..
20 Pfennig das Paket
(e) Henkel’s Aufwasch-, Spül- und Reinigungsmittel
17 Pfennig das Paket
Sil Henkel’s Bleichmittel
18 Pfennig die Streuflasche
Ata Henkel’s Scheuerpulver (tein),
13 Pfennig das Paket
Ata Henkels Scheuerpulver (grob).
23 Pfennig das Paket
Dixin Henkel’s Seifenpulver
17 Pfennig das Paket
Gutso Henkel’s Schnitzelseifenpulver.
Die vorstehenden Preise geiten auch für Packungen, die noch mit dem früheren Preisaufdrucke im Handel sind.
Sämtliche Henkel-Erzeugnisse nach wie vor in unveränderter Güte und Vollkommenheit!
Henkel & Cle. A.-G., Düsseldor!
P305

[ ][  ][ ]

Freitag, 1. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 1 Seite 7

Raüddelg Aa Aasullgf.
Betrachlungen des deulſchen Handwerks an der Wende des Jahres.

RH. Die Lage des deutſchen Handwerks im Jahre 1931 war
ſehr ſchlecht. Der Beſchäftigungsgrad im Handwerk erreichte einen
noch nie gekannten Tiefſtand. Alle Handwerkszweige waren zur
Einſchränkung ihrer Betriebe gezwungen, die zu großen Geſellen=
entlaſſungen
führte. Zum Teil lag ein ſolcher Auftragsmangel
vor, daß niemand wußte, wie die Ausbildung der Lehrlinge vor=
genommen
werden ſollte. Die übliche Frühjahrsbelebung ſetzte
verſpätet ein. Auch die von den Spitzenverbänden des Handwerks
veranſtaltete Reichs=Handwerks=Woche, bei der es dank der rühri=
gen
Unterſtützung der deutſchen Preſſe gelang, die geſamte Oeffent=
lichkeit
in der dritten Märzwoche in eindringlicher Form auf das
Handwerk hinzuweiſen, vermochte bei der rückgängigen Konjunktur
keine Belebung nach ſich zu ziehen. Ein ſchwerer Rückſchlag trat
wieder ein, als im Juli die große Kriſe von der Kreditſeite her
zum offenen Ausbruch kam. Sie hatte zur Folge, daß auch bereits
erteilte Aufträge wieder zurückgezogen wurden. Die Umſätze gin=
gen
weiter zuruck. Neue Aufträge wurden kaum noch erteilt. Der
Zahlungseingang für ausgeführte Arbeiten ſtockte beträchtlich, was
um ſo ſchwerer ins Gewicht fiel, als jeder Rückſtand an Steuern
mit empfindlichen Verzugszuſchlägen geahndet wurde. So ging
das Jahr zur Neige, ohne daß auch nur von der geringſten Beſſe=
ung
geſprochen werden konnte. Was dieſer Stillſtand, dieſer
Rückgang im Handwerk für die geſamte Volkswirtſchaft bedeutet,
mag daraus hervorgehen, daß noch vor zwei Jahren rund 1,65
Millionen Geſellen und Angeſtellte im Handwerk beſchäftigt wer=
den
konnten, während heute dieſe Ziffer höchſtens eine Million
betragen dürfte.
Die Löhne zeigten fallende Tendenz. Wenn auch die Berech=
tigung
, ja Notwendigkeit hierzu in manchen Gruppen durchaus
nicht beſtritten werden kann, ſo wäre es doch verkehrt nun in
einem ungehemmten Lohnabbau das einzige Mittel zur Beſſerung
unſerer Notlage erblicken zu wollen. Eine ſolche Auffaſſung ver=
kennt
die nachteiligen Folgen für den Binnenmarkt, an dem das
Handwerk mit etwa einem Drittel des Umſatzes beteiligt iſt. Eine
gerechte Löſung dieſer Frage dürfte in dem Ausgleich der ſich
widerſtreitenden Meinungen liegen, wie denn auch das Handwerk
als Ziel der Lohnpolitik weder ein zu hohes noch ein zu niedriges
Lohnniveau erſtrebt. Auf alle Fälle muß in Wahrung berechtigter
Intereſſen eine Einkommensverteilung erreicht werden, die auf
der einen Seite Möglichkeiten zur Kapitalbildung bietet und auf
der anderen Seite durch die den gezahlten Löhnen innewohnende
Kaufkraft eine angemeſſene Lebenshaltung für das geſamte Volk
gewährleiſtet. Nur das kann das Ziel einer vernünftigen Lohn=
politik
ſein, bei der allerdings die Abkehr von dem bisherigen
Kampfgedanken nur zu ſehr geboten bleibt.

Auf geſetzgeberiſchem Gebiet ſtand das Jahr 1931 im Zeichen
der Notverordnungen. Wir erinnern zunächſt an die zweite Not=
verordnung
zur Sicherung von Wirtſchaft und Finanzen vom
6. Juni. Nach dem ernſten Willen der Reichsregierung ſollte ſie
der letzte Schritt ſein, um eine Wandlung zum Beſſeren einzu=
leiten
. Aber, ach. wie bald mußte ſich die Reichsregierung von
ihrem vergeblichen Bemühen überzeugen. Mit dem offenen Aus=
bruch
der Kriſe im Juli ſetzte eine Hochflut von Notverordnungen
ein, die Stückwerk ſein und bleiben mußten, da ſie ſich an die
eigentliche Löſung der Probleme nicht heranwagten. In dieſer
Hinſicht zeigt die vierte Notverordnung vom 8. Dezember einen
gewiſſen grundſätzlichen Wandel. Sie ſoll ja wohl nach dem letz=
ten
Schritt den endgültigen Schlußſtrich unter eine uns aufge=
zwungene
Deflationspolitik ziehen. Im Intereſſe des Handwerks
und der geſamten Wirtſchaft wünſchten wir ihr nur vollſten Er=
folg
. Allein, ob dieſes Ziel erreicht werden kann, wenn man an
Stelle der in der Wirtſchaft beſtehenden Bindungen ſtaatlichen
Zwang und behördliche Reglementierung ſetzt erſcheint um
uns ganz vorſichtig auszudrucken zum mindeſten im Augenblick
noch ſehr fraglich. Schade, daß ſich die letzte Notverordnung bei
allem anzuerkennenden Mut nicht dazu aufraffen konnte, auch die
ſo notwendige Reichs= und Verwaltungsreform in Angriff zu neh=
men
. Im Zeitalter des Fernſprechers und der Kraftwagen können
wir uns bei dem vorliegenden Zwang zum Sparen beim beſten
Willen einen aufgeblähten Verwaltungsapparat nicht mehr lei=
ſten
, den wir aus der guten, alten Zeit übernommen haben.
Die letzte Notverordnung erſtrebt ja auch noch eine allgemeine
Senkung des Preisniveaus. Ein neuer Reichskommiſſar ſorgt für
Ueberwachung der Preiſe und kann deren Herabſetzung anordnen.
So ſehr ſich das Handwerk ſchon immer für einen gerechten Preis=
ſtand
eingeſetzt hat, und ſo ſehr es ſelbſt bereit iſt, nach Kräften
an der Erreichung dieſes Zieles mitzuwirken, ſo kann es doch
nicht ganz die vörliegenden Bedenken von der Hand weiſen. Es
muß als ausgeſchloſſen bezeichnet werden, daß die Preiſe auf eine
Mahnung von oben her in ſich zuſammenſtürzen können. Beſtim=
mend
für die Preisbildung auf die Dauer bleiben nur Angebot
und Nachfrage. Eine wirkſame Ermäßigung wird ſich nur dann
durchſetzen, wenn die wirtſchaftlichen Vorausſetzungen hierzu ge=
geben
ſind. Zu einem ſolchen Zurückgehen der Preiſe bedarf es
aber weder obrigkeitlicher Weiſung noch geſetzlicher Anordnung.
Jedenfalls iſt die in breiteſten Volksſchichten anzutreffende Mei=
nung
, als ob in kürzeſter Friſt mit einer Reichsmark das Doppelte
gekauft werden könnte, nicht gerechtfertigt. Einer ſolchen Auffaſ=
ſung
muß entgegengetreten werden, denn die durch ſie bedingte
Kaufzuruckhaltung iſt beſtimmt nicht geeignet, die wirtſchaftliche

Lage zu beſſern und das Heer der Arbeitsloſen einer regelmäßigen
Beſchäftigung wieder zuzuführen. Man halte daher nicht mit den
notwendigen Einkäufen zurück. Nur Auftragserteilung wird wie=
der
Leben in die tote Wirtſchaft bringen können.
Ein Rückblick auf das Jahr 1931 muß dieſes für das Handwerk
als das Jahr der unerfüllten Hoffnungen erkennen laſſen. Die vom
Handwerk ſeit langem erſtrebte grundſätzliche Wandlung der deut=
ſchen
Wirtſchaftspolitik konnte noch nicht erreicht werden. Für das
Handwerk waren die letzten 12 Jahre eine einzige Enttäuſchung.
Eine Beſſerung wird auch erſt dann eintreten, wenn die Reichs=
regierung
bei allen ihren Maßnahmen und bei der bislang belieb=
ten
, zu weitgehenden Berückſichtigung der Kollektivkräfte des Kapi=
tals
und der Arbeit den gerechten Ausgleich für alle Glieder
der Wirtſchaft wiederfindet.
Wekterherichl.
Mit dem Kaltluftzuſtrom iſt der Hochdruck im Weſten weiter
nach Deutſchland vorgedrungen und hat eine Zunahme des Froſtes
bewirkt. Gegenwärtig hat ſich über Holland eine Störung ent=
wickelt
, durch deren Beeinfluſſung etwas Bewölkung und verein=
zelt
auch noch geringe Schneefälle zu erwarten ſind. Im ganzen
wird aber der hohe Druck das Froſtwetter beſtehen laſſen. Ueber
Island rückt jedoch ein neues Tief heran, deſſen Ausläufer viel=
leicht
bis Sonntag oder zu Beginn der kommenden Woche ſich be=
merkbar
machen und wahrſcheinlich Milderung verurſachen dürften.
Vorausſage für Freitag, den 1. Januar: Leicht wolkig und mehr
aufklarend, jedoch noch vereinzelt leichte Schneeſchauer.
Vorausſage für Samstag, den 2. Januar: Vorwiegend trockenes.
zeitweiſe etwas wolkiges, ſonſt vielfach aufklärendes Wetter
mit Froſt.
Amkliche Winkerſporknachrichken.
Odenwald: Tromm: Klar, 5 Grad Kälte, 30 Zentimeter Pulver=
ſchnee
. Neunkirchen: Klar, 5 Grad Kälte, 25 Zentimeter
Pulverſchnee. Hammelbach: Klar, 5 Grad Kälte, 22 Zenti=
meter
Pulverſchnee, Ski und Rodel ſehr gut.
Taunus: Kl. Feldberg: Bewölkt, 9 Grad Kälte, 13 Zentimeter
Pulverſchnee.
Vogelsberg: Hoherodskopf: Klar. 10 Grad Kälte, 2025 Zenti=
meter
Pulverſchnee.
Rhön: Waſſerkuppe: Klar, 12 Grad Kälte, 22 Zentimeter Pulver=
ſchnee
. Gersfeld: Klar, 9 Grad Kälte, 20 Zentimeter
Pulverſchnee.
Schwarzwald: Feldberg: Klar. 10 Grad Kälte 45 Zentimeter
Pulverſchnee Hornisgrinde: Klar, 9 Grad Kälte 105
Zentimeter Pulverſchnee. Ruhſtein: Klar, 11 Grad Kälte,
75 Zentimeter Pulverſchnee.

OM

Die glückliche Geburt unseres zweiten Sohnes zeigen
hocherfreut an
Verw.-Sekr. G. Graf und Frau
Marie, geb. Breidenbach

Roßdorf
Darmstadt,

den 30. Dezember 1931.

Z. Zt. Klinik Dr. Walther.

Statt Karten
Ihre Verlobung geben bekannt
Gretel Dintelmann.
Fritz Oſt.
Kl. Ochſengaſſe 2
Darmſtadt, Neujahr 1932.

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Heinrich Küster
Verlobte

Griesheim
Truppenübungsplatz

Darmstadt
Bessungerstraße 29

Silvester 1931

Statt Karten.
Für die überaus zablreichen Glück= und Segenswünſche
ſowie Aufmerkſamkeiten anläßlich unſerer Vermählung
ſagen wir auf dieſei Wege unſeren herzlichen Dank.
Gleichzeitig viel Glück und Segen
zum neuen Jahre!
Wilhelm Emich und Frau
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
innigſtgeliebte, treue Gattin, unſere treuſorgende
Mutter, Tochter, Schweſter, Schwägerin und Tante
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in faſt vollendetem 47. Lebensjahre nach länge=
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ſchweren Leiden heute nachmittag 4½ Uhr
zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen
der tieftrauernden Hinterbliebenen:
Theodor Göckel.
Darmſtadt 31. Dezember 1931.
Mollerſtraße 38.
Die Beerdigung findet am Samstag, 2. Jan.
1932, nachmittags 2 Uhr, von der Kapelle des
Alten Friedhofs an der Nieder=Ramſtädter Str.
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aus ſtatt.

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Ludwig Kiefer
Verlobte

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Schlaganfalls meine innigſtgeliebte Gattin, unſere
treuſorgende Mutter, Großmutter und Schwieger=
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Jakob Köbler-
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Joſ. Guffreund.
(Alfred=Meſſel=Weg 80)
Die Beiſetzung erfolgte auf Wunſch der Verſtor=
benen
in aller Stille,

Darmstadt, Goethestraße 25
Neujahr 1932 400

Paul Gehre
Annemarie Gehre
geb. Sturmfels
Vermählte
Kirchliche Trauung: 2. Januar 1932,
nachmittags 3 Uhr in der Martinskirche.

(352

1 Ihre Vermählung beehren ſich anzu=
zeigen

Georg Feh und Frau
Ulla, geb. Kilian
Darmſtadt, 30. Dezember 1931
1 Landweh ſtr. 21½
Statt Karten.
Ihre Vermählung geben bekannt
Dipl.-Ing.
Heinrich Sievers
und Frau Marile
geb. Dick.
Saarbrücken im Dezember 1931.
Dudweilerlandstr. 89.
Für die erwieſenen Aufmerkſamkeiten
anläßlich unſerer Silberhochzeit
danken herzlichſt.
Wilhelm Schweingel u. Frau

Am 30. ds. Mts. verſchied im 52. Lebensjahre
meine liebe Frau und gute Mutter
Frau Eliſe (rb
geb. Widerſchein.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Friedrich Erb und Tochter.

Darmſtadt, den 31. Dezember 1931.
Liebfrauenſtr. 53,

363

Die Beerdigung findet am Samstag, den 2. Januar
1932, nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof
ſtatt.

Bekanntmackung.
Die Brennholzverſteigerung Nr. II,
vom 30. Dezember 1931, iſt genehmigt,
Ausgabe der Abfuhrſcheine ab Donners=
tag
, den 7. Januar 1932, bei den zu=
ſtändigen
Kaſſeſtellen. Uberweiſung und
1. Fahrtag, Freitag, den 8. Januar 1932.
Zuſammenkunft zur Überweiſung vor=
mittags
9 Uhr, am Abtrieb Haſenruhe
Abt. 25.
(390
Darmſtadt, den 30. Dezember 1931.
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Hochzeit ſo zahlreich erwieſenenEhrun=
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[ ][  ][ ]

Tendenz freundlich und behaupkek. Weitere Aktienanlagekäufe.

Der letzte Freiverkehr des alten Jahres hatte weiter freund=
liche
Grundſtimmung. Eine vorgeſtern nachmittag gegen 18 Uhr
plötzlich eingetretene zirka 4prozentige Abſchwächung der Reichs=
bankanteile
, die allerdings vorher um rund 10 Prozent geſtiegen
waren, wirkte ſich auf die Allgemeintendenz nicht aus. Anſcheinend
nahmen die Deckungen ihren Fortgang, zumal New York wieder
feſtere Schlußkurſe gemeldet hatte, und der Materialmangel, der
durch das Nachlaſſen des Auslandangebotes ſchon ſeit Tagen
herrſchte, blieb beſtehen. Am Aktienmarkt ſetzten ſich die Anlage=
käufe
fort. Bekanntlich werden jetzt größere Geldbeträge frei, ein=
mal
aus den zum Jahresultimo fälligen Kuponszahlungen. zum
anderen aber auch aus den am 2. Januar zahlbaren Aufwertungs=
obligtionen
derjenigen Induſtriegeſellſchaften, die nicht um Stun=
dung
eingekommen ſind. Allein der letztere Betrag wird auf zirka
80 Millionen RM. geſchätzt. Einen guten Eindruck machte ferner
die nunmehrige endgültige Feſtſetzung des Termines für die Re=
darationskonferenz
am 18. Januar in Lauſanne. Die Kurſe ſetz=
ten
dann auch bei nicht ſehr großem Geſchäft allgemein bis zu
zwei Prozent feſter ein, konnten allerdings ſpäter dieſe Gewinne
nicht immer voll behaupten. Auch Reichsbankanteile eröffneten
ſchon wieder 2 Prozent über vorgeſtern abend. Die Favoritin des
Bankenmarktes war aber heute die B.H.G. Lebhafteres Intereſſe
zeigte ſich für Montanwerte, beſonders für die Aktien des Stahl=
vereins
, für Mannesmann. Gelſenkirchen und Harpener und für
Schiffahrtspapiere in denen die Exekutionen nun endgültig auf=
gehört
zu haben ſcheinen. Nordd. Lloyd haben gegen ihren niedrig=
ſten
Stand bereits wieder vier Punkte, d h. faſt 30 Prozent
ihres effektiven Wertes gewonnen. Am Elektromarkt konnten
AEG. ihren geſtrigen Höchſtſtand behaupten. Auch für Schuckert
und Geſfürel erhielt ſich einiges Intereſſe. Schultheiß=Aktien gaben
von einem anfänglichen dreiprozentigen Gewinn ſpäter die Hälfte
wieder her. Sonſt fielen von Spezialwerten noch Deutſche Erdöl,
Rütgerswerke und Deſſauer Gas durch Feſtigkeit auf. Auch am
Anlagemarkt blieb die Tendenz freundlich. 8prozentige Goldpfand=
briefe
beſſerten ſich um 1 Prozent. 7prozentige gingen zirka 1 Pro=
zenk
unter den 8prozentigen um. Die Altbeſitzanleihe ſetzte ihre
Aufwartsbewegung um 1 Prozent fort, auch Reichsſchuldbücher
lagen zirka 1 Prozent feſter. Reichsbahn=Vorzugsaktien gewannen
zirka 0,75 Prozent, die Farbenbonds folgten der Aktienbewegung.
liegen aber doch ſchon wieder zirka 6 Prozent unter den Aktien.
In den Mittagsſtunden verſtärkte ſich die Abgabeneigung an
den Aktienmärkten, beſonders in den führenden Werten, wobei
Gerüchte von einer Bankinſolvenz in Südweſtdeutſchland laut wur=
den
. Gegen den Anfang traten bei Farben und Reichsbank Rück=
gänge
bis zu 4 Prozent und bei Siemens ein Kursverluſt von
zirka 2 Prozent ein. Am Kalimarkt verloren Burbach wiederum
mehrere Prozent. Auch an den Pfandbriefmärkten wurde das Ge=
ſchäft
ſpäter ruhiger. Am Geldmarkt erfuhren die Sätze heute am
Ultimo doch eine Erhöhung; Tagesgeld lag im Mindeſtſatz bei 7.75
Prozent. Monatsgeld blieb mit 89 Prozent und der Privatdis=
kont
mit 7 Prozent jedoch unverändert. Am Deviſenmarkt verlor
das engliſche Pfund 15 Rpfg. und die Norddeviſen notierten dem=
entſprechend
50 bis 75 Rpfg. niedriger.
Nachdem im vorgeſtrigen Nachmittagsverkehr und auch ge=
ſtern
vormittag die feſtere Stimmung anhielt, ſetzte ſich plötzlich in
der Mittagsſtunde in Frankfurt am Main eine Abſchwächung des
Aktienmarktes durch, wofür ein ſtichhaltiger Grund nicht zu er=
kennen
war. Auf weitere kleine Kauforders ergaben ſich zu=
nächſt
noch Beſſerungen um etwa 1 Prozent. wobei Monkanwerte
bevorzugt waren. Später folgte eine Reaktion, ſo daß die füh=
renden
Werte, wie J. G. Farben und Reichsbank, Kurseinbußen
bis zu 4 Prozent erlitten. Elektrowerte gaben etwa 2 Prozenk
nach, während Montanaktien relativ gut behauptet blieben. Die
Umſatztätigkeit hielt ſich jedoch allgemein in engen Grenzen, da
im letzten Freiverkehr des alten Jahres keine Unternehmungs=
luſt
zu beobachten war.
Der Rentenmarkt zeigte weiterhin recht: feſte Tendenz, da
immer noch einige Käufe zum Anlagetermin vorgenommen wur=
den
. Goldpfandbriefe zogen erneut um 1 Prozent an, während
Liquidationspfandbriefe nur knapp gehalten blieben. Sehr feſt
tendierte wieder Reichsaltbeſitz, auch Reichsſchuldbuchforderungen,
beſonders in ſpäten Fälligkeiten, verzeichneten etwa 1prozentige
Kurserhöhungen. Kommunale Werte mit niedrigem Kursſtand
waren etwas beſſer gefragt. Stadtanleihen verzeichneten kaum
Geſchäft.
Am Geldmarkt war Tagesgeld zum Ultimo etwas geſucht,
der Satz ſtellte ſich auf 7½ nach 7 Prozent.

Die Londoner Börſe eröffnete in freundlicherer Hal=
tung
, doch war das Geſchäft ſehr ruhig. Britiſche Staatspapiere
waren gut gefragt und feſter. Internationale Werte zeigten
ſtetige Tendenz.
An der Londoner Börſe konnten ſich im Verlaufe bri=
tiſche
Staatspapiere kräftig befeſtigen, doch war das Geſchäft im
großen und ganzen ſtill.
Die Amſterdamer Effektenbörſe blieb geſtern ge=
ſchloſſen
.
Die New Yorker Börſe eröffnete am letzten Tage des
Jahres in feſter Haltung. Die geſtrige Befeſtigung der Bonds=
kurſe
wirkte ſtark anregend.
An der Wiener Börſe erfolgten Deckungen, die zu Kurs=
ſteigerungen
führten.
Die Pariſer Börſe wies gegen den Vortag überwiegend
Kursabſchwachungen auf, während die Brüſſeler Börſe bei
ruhigem Geſchäft widerſtandsfähig war.

An den internationalen

Deviſenmärkten be=

wegte ſich das Geſchäft am Nachmittag natürlich im engſten Rah=
men
. Sonderbewegungen waren nicht zu verzeichnen. Das Pfund
ſtellte ſich gegen den Dollar auf 3,38½4, gegen den Gulden auf
8,42. gegen Zürich auf 17,321 gegen Paris auf 86,18 und gegen
die Reichsmark auf 14,23½. Der Dollar war gut gehalten, eben=
falls
die Reichsmark. In Amſterdam notierte ſie 59,25, in Zürich
121,80 und in New York 23,79. Die anderen Deviſen waren kaum
verändert.
Reichsbank und Aſancen=Terminhandel.
Der Außenhandelsdienſt hatte bei der Reichsbank den An=
trag
geſtellt, an Stelle des ſchwerfälligen und riskanken Devi=
ſenterminhandels
einen Uſancen=Terminhandel zuzulaſſen, der
durch deutſche Banken und ausländiſche Börſenplätze ohne weite=
res
möglich wäre, der Reichsbank volle Sicherheit für Abliefe=
rung
der Edelvaluten geben und den deutſchen Export wirkſam
vor Kursverluſten ſchützen würde. Die Reichsbank hat nach
Mitteilung des Außenhandelsverbandes zu dem Antrag wie folgt
Stellung genommen:
Den geäußerten Wünſchen nach einem Uſancen= Terminhan=
del
kann nicht entſprochen werden. Die Zulaſſung eines ſolchen
Handels für Banken und Induſtriefirmen mit dem Ausland er=
ſcheint
uns in großem Ausmaße geeignet, die anfallenden Ex=
portdeviſen
der Wirtſchaft vorzuenthälten und die Spekulation
in Deviſen zu begünſtigen. Ferner ergibt ſich für die Reichsbank
bei einer evtl. Unmöglichkeit der Erfüllung durch Maßnahmen
dritter Staaten immer die Notwendigkeit, mit ihrer Deviſen=
reſerve
einzuſpringen. Zu beachten iſt noch weiter, daß ſich zur=
zeit
ſelbſt in London nur noch wenige Banken mit dem Uſancen=
Handel befaſſen und nur der Monatstermin einigermaßen kulant
zu handeln iſt. Zur Ausſchaltung des Kursriſikos aus dem deut=
ſchen
Exporthandel hat die Reichsbank außer der Vermittlung
von Termindeviſen noch die Möglichkeiten: 1. Ankauf von reichs=
bankfähigen
Warenwechſeln, 2. Diskontierung von Kursſiche=
rungstratten
geſchaffen. In beiden Fällen haben die Firmen die
Reichsbank als Kontrahenten und kommen ſofort in den Beſitz
des Reichsmarkgegenwertes Sie fügt hinzu, daß ſie bereits eine
ganze Anzahl von Abſchlüſſen in Termindeviſen vermitteln
konnte.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten im Dezem=
ber
. Die Reichsindexziffer für die Lebenshaltungskoſten ( Ernäh=
rung
. Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Bekleidung und ſonſti=
ger
Bedarf) beläuft ſich nach den Feſtſtellungen des Statiſti=
ſchen
Reichsamts für den Durchſchnitt des Monats Dezember auf
130,4 gegenüber 131,9 im Vormonat; der Rückgang beträgt ſo=
mit
1.1 Prozent. An dem Rückgang ſind hauptſächlich die Be=
darfsgruppen
Ernährung und Bekleidung beteiligt. Es ſind
zurückgegangen die Indexziffern für Ernährung um 1,6 Prozent
auf 119.9, für Bekleidung um 2.1 Prozent auf 129,1, für ſon=
ſtigen
Bedarf um 0,6 Prozent auf 180,5. Die Indexziffer für
Wohnung hat ſich nicht geändert. Die Indexziffer für Heizung
und Beleuchtung iſt mit 148,8 nahezu unverändert geblieben. In
der Gruppe Ernährung ſind hauptſächlich die Ausgaben für Fleiſch
und Fleiſchwaren für Milch und Milcherzeugniſſe ſowie für Brot
und Mehl geſunken, die Ausgaben für Gemüſe geſtiegen.
Veränderungen im Vorſtand der D.D.=Bank. Im Verfolg der Orga=
a
ionsvereinfachung hat der Aufſichtsrat der Deutſchen Bank und
Diskonto=Geſellſchaft, Berlin, auf Antrag des Vorſtandes beſchloſſen, mit
Wirkung vom 1. Januar 1932 die ſtellvertretende Vorſtandsſchaft auf=
zuheben
. Die bisherigen ſtellvertretenden Vorſtandsmitglieder behalten
ihre Zeichnungsbefugnis für das Geſamtinſtitut und ſeine ſämtlichen
Niederlaſſungen ſowie ihre ſonſtigen erweiterten Vollmachten. Der
Vorſtand wird um drei Mitglieder verringert. Die Herren Dr. Boner,
Dr. Schlitter und Dr. von Stauß beabſichtigen, ſich von ihrer Tätigkeit
als Mitglieder des Vorſtandes im Laufe des Geſchäftsjahres 1932 zurück=
zuziehen
und werden inzwiſchen den planmäßigen Abbau ihrer Agenten
betreiben. Dr. v. Stauß, der durch ſeine öffentliche Tätigkeit in ſteigen=
dem
Maße in Anſpruch genommen war, hat ſchon ſeit einiger Zeit die=
ſen
Abbau vorbereitet und wird daher bereits in den erſten Monaten des
neuen Geſchäftsjahres aus dem Amte ſcheiden.
Die Weltgewinnung an Roheiſen und Rohſtahl. Die Zahlen für
1931 ſind auf Grund der bisher vorliegenden Angaben teillveiſe geſchätzt.
Die Schätzungen beziehen ſich aber nur auf etwa 10 Prozent der Geſamt=
gewinnung
. Die Weltgewinnung hatte ſchon im Jahre 1930 gegen
1929 einen Rückgang um 21,7 Prozent bei Rohſtahl und um 19 Prozent
bei Noheiſen aufzuweiſen. Im Jahre 1931 iſt ſie weiter ganz erheblich
abgeſunken, die Rohſtahlgewinnung auf 57,5 und die Roheiſengewinnung
auf 55,3 Prozent der Weltgewinnung des Jahres 1929. Naturgemäß iſt
der Rückgang in den verſchiedenen Ländern ein berſchiedener. Am ſtärk=
ſten
kommt das Abſinken zum Ausdruck in Amerika, vor allem in den
Vereinigten Staaten.

Mekallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 31. De=
zember
ſtellten ſich für Elekxrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 69 75 RM. Die Notierun=
gen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Liefe=
rung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium.
98 bis 99 Proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 170
RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent. auf 174
RM., Reinnickel. 98 bis 99 Proz., auf 350 RM. Antimon=Regulus
auf 5052 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 42,7546 RM.

Viehmärkke.

Mannheimter Viehmarkt vom 31. Dezember. Zugetrieben ſuaren:
356 Kälber, 5 Schafe, 52 Schweine 509 Ferkel und Läufer. Preis pro
50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 4852, 0) 4348, d) 4043,
e) 3640; Schafe: b) 1822; Schweine nicht notiert. Es koſteten pro
Stück: Ferkel bis vier Wochen 58, über vier Wochen 1013, Läufer 15
bis 19 RM. Marktverlauf: Mit Kälbern mittel, geräumt; Schweine nicht
notiert; Ferkel und Läufer mittel.

Die engliſchen Zölle auf Gatkenbauerzeugniſſe.
Der engliſche Landwirtſchaftsminiſter erließ die erſte Verordnung
auf Grund des Geſetzes über Gartenbauerzeugniſſe, die am 5. Januar
1932 in Kraft treten ſoll. Danach werden nachſtehende Zölle
erhoben (die Daten verſtehen ſich einſchließlich; mit Pfund iſt das eng=
liſche
Pfundgewicht 453 Gramm gemeint):
Friſchobſt; Kirſchen ab 1. 5. bis 30. 6. 3 Pence ſe Pfund;
Johanuisbeeren ab 1. 5. bis 31. 7. 2 Pence je Pfund; Stachelbeeren
ab 1. 5. bis 30. 6: ½ Penny je Pfund; Treibhaustrauben ab 5. 1 bis
30 6 4 Pence je Pfund, und ab 1. 7. bis 11. 12. 2 Pence je Pfund:
Pflaumen ab 1. 6. bis 15. 8. 14 Schilling je engliſcher Zentner ( 50
Kilo 800 Gramm); Erdbeeren ab 1. 4. bis 31, 5. 2 Schill. 6 Pence je
Pfund, und ab 1. 6. bis 15. 6. 6 Pence je Pfund.
Friſche Gemüſe: Spargel ab 5 1. bis 29. 2. 1 Schill. pro
Pfund und ab 1. 3. bis 31. 5 4 Pence je Pfund; Grüne Bohnen ab
5. 1. bis 30, 6. 1,5 Penny je Pfund; Broccoli und Blumenkohl ab 5. 1.
bis 31. 3. 4 Schill. je Zentner, und ab 1. 4. bis 30. 6. 3 Schill. je Ztr.;
Karorten ab 1. 4. bis 30. 6. 1 Penny je Pfund; Salate, Lattich, Chi=
corée
, Endivien ab 5. 1. bis 30. 4. 8 Schill. je Zentner und ab 1. 5.
bis 30. 6. 6 Schill. je Zentner; Gurken ab 1. 3. bis 30.6 12 Schill. je
Zentner, und ab 1. 7. bis 30. 11. 8 Schill. je Zentner: Champignon ab
5. 1. bis 11. 12. 8 Pence je Pfund; Neue Kartoffeln ab 5. 1. bis 20. 2.
18 Schill. 8 Pence je Zentner, und ab 1. 3. bis 31. 3. 9 Schill. 4 Pence
je Zentner, ferner ab 1.4. bis 30 4. 4 Schill. 8 Pence je Zentner;
Kohlrüben ab 1. 4. bis 30. 6. 1 Penny je Pfund.
Schließlich ſind Zölle verſchiedener Höhe auf Blumen, Schnittblumen
und Pflanzen gelegt.
Für Blumen und Schnittblumen, differieren die Ein=
fuhrzölle
wie folgt: vom 5. 1. bis zum 1. 12. iſt ein Zoll von 2 Pence
je engl. Pfund zu erlegen für Anemonen, Nelken, Margueriten, Heide=
kraut
, Chryſanthemen, Mimoſen. Narziſſen, Ornithogalum, Veilchen,
Pfropfreiſer, blühende Blattpflanzen, mit Ausnahme von Spargelkraut.
Für andere Schnitblumen werden, ebenſo wie für Spargelkraut vom
5. 1. bis 1. 12 9 Pence je engl. Pfund erhoben. Der Zoll auf Roſen=
ſtöcke
beträgt vom 5. 1. bis 30. 4. 30 Schilling für 100 Roſenſtöcke.

Produkkenberichte.

Maunheimer Produktenbericht vom 31. Dezember. Weizen inländ.,
7576 Kilo, gut, geſund und trocken, 2424,25, desgl. ausländiſcher,
7374 Kilo 2323,50; Roggen, inländ., 21,2521,50; Hafer, inländ.,
neue Ernte, je nach Qualität 1517,50; Gerſte, inländ. Sommergerſte
18,5019,25, Ausſtichware über Notiz; Futtergerſte 18,2518,50; Gelber
Platamais 17,7518; Sohaſchrot 10,7511: Biertreber 12,2512,75;
Trockenſchnitzel, loſe 66,25; Wieſenheu, loſes 5,405,90; Rotkleehen
5,405,90; Luzernekleeheu 5,806,40; Stroh, Preßſtroh, Roggen= Wei=
zen
3,804,10, desgl. Hafer=Gerſte 3,403,80, Stroh, geb., Roggen=
Weizen 3,604,00, desgl. Hafer=Gerſte 3,33,60; Weizenmehl Spezial
Null, neue Ausmahlung, per Dezember=Januar 33,75, desgl. mit Aus=
landsweizen
35,50; Roggenmehl, 60prozentige Ausmahlung, je nach
Fabrikat, per Dez.=Januar 29,5031; Weizenkleie, feine 88,2, Erd=
nußkuchen
12,75. Tendenz: Die Forderungen für deutſchen Weizen ſind
weſentlich erhöht. Auch das Mehlgeſchäft hat ſich gebeſſert. Die Börſe
verkehrte in feſter Haltung.
Berliner Produktenbericht vom 31. Dezember. An der Jahresſchluß=
börſe
entwickelte ſich das Geſchäft im Produktenverkehr äußerſt ſchlep=
pend
. Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand die Erledigung der Dezem=
ber
=Engagements im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft. Bei Weizen
und Hafer dürften die Verpflichtungen wohl ohne beſondere Preisber=
änderungen
erzielt ſein. Dagegen zeigten ſich bei Roggen zunächſt einige
Schwierigkeiten, da die für heute zur Begutachtung vorgeſehenen zirka
1000 Tonnen teils unkontraktlich waren, teils zurückgezogen wurden. Die
Feſtſetzung der Dezembernotiz wurde zunächſt verſchoben, ſpäter lautete
der Preis 1,75 Mk. höher; im allgemeinen kamen die Notierungen im
Lieferungsgeſchäft zumeiſt nicht zuſtande, die Grundſtimmung konnte
aber etwa als ſtetig bezeichnet werden. Am Promptmarkt ſtanden ſich
Käufer und Verkäufer abwartend gegenüber. Das Inlandsangebot ins=
beſondere
von guten Weizenqualitäten, bleibt knapp und die Preiſe
zogen um etwa 12 Mk. an; für Roggen war die Stimmung auf dem
inzwiſchen erreichten Preisnibeau auch widerſtandsfähiger Weizen= und
Roggenmehl hatten ſehr ruhiges Geſchäft. Hafer und Gerſte lagen ziem=
lich
geſchäftslos. Für Weizen= und Roggenexportſcheine waren die Preiſe
gut behauptet.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Maſchinen= und Fahrzeugfabriken Alfeld Delligſen, die am
30. 11. ihre Zahlungen einſtellte und das gerichtliche Vergleichs=
verfahren
beantragt hatte, iſt nunmehr in Konkurs gegangen,
nachdem der Antrag auf Eröffnung des Vergleichsverfahrens ab=
gelehnt
worden war.
Die Aufſichtsbehörde der Daimler=Benz=A.=G., Stuttgart= Unter=
türkheim
, genehmigte den Antrag der Geſellſchaft auf Entlaſſung
von wieder 500 Arbeitern und Durchführung weiterer Kurzarbeit.
Die erſte auf Grund des Antidumpinggeſetzes für den iri=
ſchen
Freiſtaat erlaſſene Verordnung ſieht eine gleichſam als Pro=
hibitionszoll
wirkende Einfuhrabgabe von 50 Shilling je Zentner
Schweineſchmalz und Speck vor.

Die Geltungsdauer der

finniſche
sfuhr f

en Deviſenverordnung vom

Genehmigung der Bank von Finnland abhängig machte läuft
heute ab. Sie wird, wie die Finniſche Staatsbank mitteilt, nicht
erneuert werden.
Zur Förderung der nach dem Weltkrieg geſchaffenen einheimi=
ſchen
Zuckerinduſtrie nahm das Parlament in Lettland geſtern ein
Geſetz zur Einführung des ſtaatlichen Zuckermonopols an.
Am Mittwoch haben 100 000 organiſierte däniſche Arbeiter
verſchiedener Kategorien, u. a. Schmiede. Metallarbeiter und Holz=
induſtriearbeiter
ihre Tarife gekündigt. Weitere Kündigungen
ſtehen bevor.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 31. Dezember 1931 für
eine Unze Feingold 121 sh 11 d 86.7437 RM., für ein Gramm
Feingold demnach 47,0365 Pence 2 78887 RM.
Durch Dekret iſt die Einlösbarkeit der portugieſiſchen Bank=
noten
in Goldpfund bis zum 30. April 1932 aufgehoben worden.
Die auf engliſche Pfund gezogenen Beträge werden zu 110
Escudos per Pfund Sterling eingelöſt.
Der amerikaniſche Finanzberater Kemmerer erklärte bei der
Rückkehr aus Südamerika, auf Grund einer Konferenz der fünf
Zentralbanken, die in Lima ſtattgefunden habe, würden Bolivien.
Chile, Columbia, Ecuador und Peru den Goldſtandard aufrecht=
erhalten
.
Das Moratorium für die Handelsſchulden in Uruguay iſt,
wie aus Montevideo gemeldet wird, um ein Jahr verlängert
worden.

Mathemat., reine u
angew., d. akad. geb.
Lehrer. Vorber. a.alle
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[ ][  ][ ]

Freitag, 1. Januar 1932

Darmſtädter Tagblat
Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 1

Unseren werten Gästen
Freunden und Bekannten
zum Jahreswechsel
die herzlichsten
Glück- u. Segenswünsche

Familie
W. Brauer
142.
Schustergasse 18.

Unſeren Mitgliedern die herzlichſten
Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
Die Geſamtverwaltung des
Bezirks=Konſum=Pereins
Darmſtadt.
(134

Meinen werten Kunden, Freunden
und Bekannten ein kräftiges
Frosit Neujahr
Drogerie Berg
Pallaswiesenstraße 44 (372

Fürftenauer Hof, gäſten herzliches
Karl Schießer und Frau / Proſit Neujahr!

Allen unſeren werten

Unſerer werten Kundſchaft, Freun=
den
und Bekannten ein herzliches
Proſit Neujahr
wünſchen
Wilhelm Schimpf und Familie
Tuch= und Maßgeſchäft, Traiſa
Telephon 3600
156

Herzlichen Glückwunſch
zum neuen Jahr!
Gebrüder Lang
Möbel= Parkeit= und Bauſchreinerei

Darmſtadt

(160

Mühlſtraße 26

Telefon 4433

Meiner werten Kundſchaff, Freunden
und Bekannten ein
herzliches

Frau J. Seeger Ww.
und Familie A. Frank
Südfrüchte Großhandlung
129 Viktoriaſtraße 32.

Meiner werten Kundſchaft
die beſien Glückwünſche zum
Jahreswechſel
Heinrich Gell
Maßſchneiderei
Gleichzeitig gebe ich bekannt daß ich
mein Geſchäft von Schuchardſtr. 15
nach Mühlſir. 70 II St. verlegt habe.
O
Allen werten Gäſten, Freunden
und Bekannten
ein herzliches
Proſit Neujahr!

Ein herzliches
Frostt Neujahr
unserer verehrten Kundschatt!
Die ledka-Werkstätten
für fortschrittliche Schuhbesohlung
Lnisenstraße 42 (Ecke Elisabethenstr.)
Arheilgerstraße 8
Kiesstraße 34 (Ecke Hochstraße)
und Annahmestellen
359

Zum Jahreswechſel
allen Kegelſchweſtern und Kegel=
brüdern
die herzlichſten
Glück= und Segenswünſche
mit dreifach kräſtigem
Gut Holz
Kegler=Vereinigung Darmſtadt
und Umgebung e. V.
Der Vorſtand. 158

Unſerer werten Kundſchatt, allen
Verwandten und Bekannten ein

Gebrüder Friedrich
Spedition und Möbeltransport

A.

Allen meinen werten Gäſfen, Freun=
den
, Bekannten der werten Nachbar=
ſchaft
ein glückliches
Proſit Neujahr!
Reſtauration zur Germania
Eliſabethenſtr. 26.
Gg. Aulbach u. Frau

Hum Jahreswechsel!
Monats-u. Jahres-Abschlüsse,Neueinrichten
und Nachtragen von Büchern, Revisionen,
Steuerberatung. Vermögens- u. Häuserver-
waltung
, la Referenzen, mäß. Honorar.
Alfred Heinze
Neue Niederstraße 6. I.

Familie Georg Chriſt
Kaiſerſaal=Reſtaurant
Fürſtenſaal
130
Knna
Reſktaurant Rehberger mit Wintergar=
ten
, EEcke Kies= und Niederramſtädter Str.
Telefon 1408
Inſeren werten Gäſten, Freunden und
(170
Bekannten ein kräffiges
ProſitNeujahr!
Familie Philipp Dörr.
Meiner iverten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten wünſcht ein geſundes
und fröhliches
Proſit Neujahr!
Valentin Bund und Familie
Muſikhaus, Schuchardſtraße 9 (364
Elisabelhen-
Thünger Braustüht Srale i2
Allen verehrten Gästen
Freunden u. Bekannten
ein Prohes neues Jahr
Eamilie I. Scheufigen
365

Allen Bekannten und werter
Gäſten

*

wünſcht
ein gutes neues Jahr
Familie Hoth
Reſtauration zur Kraftsruhe
Martinſtraße 101. 128

Die beſten Wünſche
zum neuen Jahre!
Gottfried Friedhof und Frau
Kurhaus penſion Berg. Nonrod i. Odw.
125

Meiner werten Kundschaft
Freunden und Bekannten
ein herzliches
Prosit Neujahrl
Familie A. Eidebenz
Schweine-, Kalbs- u. Ochsen-
metzgerei
Viktoriaplatz 8
Meiner werten Kundſchaft
ein kräftiges
Proſit Neujahr!
Metzgerei Reuter
Nachflg. Ludwig Melchior.

Unſeren hochgeſchätzten Kunden,
allen Freunden Bekannten und
Verwandten zum Jahreswechſel
ein glückliches
beſſeres Jahr
Familie 157
Jakob Lautenſchlägerjr.
Meßzgerei
Kranichſieinerſiraße 43

2oc

Meiner weriten Kundſchaft, Freunden.
und Gönnern wünſchen
viel Glück im neuen Jahr.

Familie Anton Horſt
Weißbindermeiſſter
Beſſungerſtraße 18.
vooeeoscsse

O
Unſeren werten Gäſten, Nach=
barn
und Bekannten
herzliche
Glückwünſche
zum neuen Jahr
Familie Adam Treuſch
Heinrichſtraße 104 159
Karrgrgraaggg

Ihrer werten Kundſchaft
Nachbarn, Freunden und
Bekannten ein herzliches
Proſit Neujahr
wünſchen die Bäckermeiſter
Peter Sauer, Schuſiergaſſe 2
Phil. Sauer, Georgenſtr. 13
Heinr. Weber, Beckſtr 2 u55

eersereeee oectoserr
Meinen Gäſten u. Bekannten
ein herzliches
Proſit Neujahr
Jakob Jäckle und Frau
Ausſchank Wormſer Apoſkelbräu
Märzenbier Grafenſtraße 17.
Betet
Settstts

Meinen lieben Stammgäſien, Gäſten,
Freunden und Bekannten
ein herzliches 139
Proſit Neujahr!
Familie Gg. Imhof Wilwe
Gaſthaus Zum goldenen Hirſch

Proſit Neujahr!
Ludwig Gebhart u. Frau
Brauerei=
Ausſchank Hanauer Hof

Allen meinen werten Kunden
Freunden und Bekannten ein
glückliches neues
Jahr!
Friedr. Gutfreund
Elektr. Anlagen
Karlſiraße 56
Telephon 962

169

Ph. Hagenlocher

Butter= und Käſegroßhandlung
Darmſfadt (*) Roßdörfer St
A.

Die beſten Wünſche
zum neuen Jahre!
Guſtav Geil, Darmſtadt
Kirchſf. 1 Elektro=Inſtallation Kirchſir. 4

Schloßbierhalle‟
Proſit Neujahr!
Adam Fröber u. Frau.

Gaſthaus zum roten Löwen
wünſcht ſeinen werten Gäſten
und Nachbarſchaft ein
Glückliches neues Jahr
Hans Holdenreuter und Frau (

Die beſten Wünſche 3
zum neuen Jahre!
Frau Marie Geil, Witwe
Holzſir. 5 Weinhaus Mascotte Holzſtr. 5

VieleGlückwünſche
zum neuen Jahre!
143
Familie Kaſt
Zur Reichskrone: Mählſtraße 5

Meinen werten Kunden und
Verwandten
herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr
Philipp Storck 150
Brot u. Feinbäckerei, Eberſiadt

Unſeren verehrten Kunden, Gäſten,
Bekannten und Verwandten 144
herzliche Glückwünſche zum
neuen Jahre!
Fam. T. u. R. Graßmann
Wilhelminenſtraße 6
Konditorei 8 Kaffee

[ ][  ][ ]

Seite 10 Nr. 1

Unſerer werten Kundſchaft, ſowie
Bekannten und Freunden ein
glückliches
neues Jahr!
Jean Diefenbachs Sohn
G.m.b. H.
Spedition, Möbeltransport und
TLaſikraftwagen Verkehr:
Darmſiadt, Pänkratiusſtr. 13
344

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 1. Januar 1932

Meiner werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahi!"
Familie Friedrich Schiller
Spenglerei u. Inſtallationsgeſchäft
Sanitäre Anlagen
Kiesbergſtr. 31 (172) Tel. 2207

Meiner hochverehrten
Kundschatt, Nachbarschaft,
Freunden und Bekannten
Ein giückliches neues Jahr!
PHILIPP KUSTER
Darmstadt, Bessungerstreße 29
Ochsen- und Schweinemetzgerei

Unſeren werten Stammgäſien,
Vereinen und Bekannten
die herzlichſien
Glück= und Segenswünſche
zum neuen Jahre
K. Heidenreich und Frau
Reſtauration Rummelbräu (135

rite

Kaiser-Friedrich
Nieder-Ramstädterstraße 71
Allen Gästen und Bekannten
ein herzliches (133
Prosit Neujahr!
Frau Joh. Heist Ww.

RiMoMotddd MataMdnnndas

Telephon 2049

rauß

BIID DDSDIDSDSDSRIDSRSDIES
Anſeren Stammgäſſen, Gäſten,
Freunden u. Bekannten ein krättiges
Proſit Neujahr!
Familie Robert Dörr
Zum Palaisgarien,
Saalbauſtraße 37
10Ed5d 50 5d an sdasshaselss

Reeterteellesees
Unserer werten Kundschaft die
besten Wünsche
zum neuen Jahre
Kunz & Müiller
Zentralheizungen und sanitäre
Anlagen
Neckarstr. 22 Fernspr. 4852
Wütssschrssersssss.

ſten Gli

zum neuen Jahr!
Familie Grohe
Brauerei zum Erbacher Hof
Telephon 2355.
(to

Meinen werten Gäſten ſowie allen Ver=
wandten
und Bekannten wünſcheich ein
glückliches
Proſit Neujahr!
Jean Pfeil und Frau
Gaſibaus zum Taunuseck
Kranichſteinerſtr. 42

Unſeren werten Gäſten u. Bekannten ein
Glück=Auf im
neuen Jahr
G. Mahlow und Frau

Meiner verehrlichen Kundſchaft ein
geſegnetes neues Jahr!
Ochſen=, Kalbs= und Hammels=Metzgerei
Ernſt Sattler
Grüner Weg 4.

Ein frohes neues Jahr
wünſcht allen Kunden und Freunden
Joſeph Reichle und Frau
Meßzerei
Ecke Weſterſtädterweg und Feldbergſtr.
351

Zum Hefſiſchen Haus
Tel. 1826 Darmſtadt Tel. 1826
Ecke Grafen= und Waldſiraße
Meiner werien Nachbarſchaft,
Gäſten
131
und Bekannten ein herzliches
Proſit Neujahr!
Familie Friedrich Rummel.
Gleichzeitig möchte ich meinen werien
Gäſſen und Geſchäftsneunden das
mir bisherige Vertrauen und Wohl=
rollen
auch im neuen Jahre erbitten.

A
2
Allen Bekannten, Freunden und
132,
Grnten
die beſten
Glückwünſche
zum neuen Jahre:
Familie W. Hofferberth
Zum grünen Laub
Große Bachgaſſe 16.

220

Allen Gäſten, Freunden und Be=
kannten
ein
kräftiges
Proſit Neujahr!
Familie K Döll

Koncordigſaal

Wald lraße 33

UnſererwertenKundſchaft u. Bekannten
herzlichen Glüch= u.
Segenswunſch zum
neuen Jahr!
Frau Peter Hoffarth, Ww.
Eduard Illert und Frau
Schweinemetzgerei (*) Kaſinoſtraße

Herzliches
Proſit Neujahr!
Piano=Berg
Hügelſtraße 32

136

H Hmmnt

Meiner werten Kundschaft, sowie
allen Freunden und Bekannten
die besten Wünsche
zum neuen Jahr!
Wilhelm Dreßler.
und Frau (137
Metzgermeister
Ecke, Arheilger- und Fuhrmannstraße

75.

Zum neuen Jahre
allen meinen Kunden, ſpwie
Freunden und Bekannten
dieberglichstenGieknlnscbe
Wendel Göckel u. Sohn
Pankratiusſtraße 43 (138

roa=

R
Ein frohes
neues Jahr
wünſcht ſeinen Mitgliedern, Freun=
346
den und Gönnern
Kraffſporiverein
Darmſfadt 1910
Krirr4

Herzlichen Glückwunsch zum
Weuen Jahr

Unſeren werten Gäſten, Freunden
und Bekannten
herzl. Glückwunſch
zum neuen Jahre
Hotel=Reſtaurant
Kolpingshaus
Familie Joſeph Räſch

Mnnunnuss 12 DABnngnsost

ProfitNeujahr=
an
alle Altrhein Freunde.
Bootshaus Kedelbach

Stockſtadt a. Rh.

Zum Jahreswechſel
meinen werten Stammgäſien,
Freunden und Bekannten ein
glückliches neues Jahr
wünſcht 343
Familie Petri
Gaſtwirt, Arbeilgerſiraße 30

Unserer werten Kundschaft sowie allen
Freunden und Bekannten ein
herzliches PrositHeujahr
Fam, Georg Pfeilfer und Ruths
Metzgermeister 341
Blumenthalstraße 51 Telephon 2066

K
Meinerwerien Kundſchaft u Freunden
Herzlichen Glückwunſch
zum neuen Jahr
Familie Friedrich Klöpfer
Reſtauration
Pankratiustr. 74
Soogroorseigeraren!

jühe:

unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten,
A,Heſcher und Frau
Elektro=Inſtallation. 385

Unſeren lieben Gäſten, Freunden und
Bekannten zum Jahreswechſel ein
kräftiges Horrido‟!
Willy Roſe und Frau
Waidmannsluſt: Ehemalige Inf.=
Schießſtände am Waldfriedhof. (*

Meiner verehrten Kundſchaft
zur Kenntnis!
Ab 1. Jan. 1932 erhalten Sie bei mir:
1 Taſſe Kaffee inel. Bed. für nur 0.20
Indem ich bitte, mir das ſeither ent=
gegengebrachte
Vertrauen auch weiter=
hin
zu bewahren, wünſche ich ein
geſundes, frohes neues Jahr.
Café Creter, Karlsſtr. 28½½


wünſchen ein gutes
neues Jahr!
F. W. Preußner und Frau
Spenglerei und Inſtallation Bleichſtraße 1

Unſerer werten Kundſchaft, ſowie
Freunden und Bekannten (*
Ein frohes
Neujahr!
Peter Hechler u. Frau
Paldſtraße 10 Schweinemetzgerei

Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten (368
die beſten Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Familie Philipp Scheerer, Metzgermeiſter
Kaſinoſtraße 11 Fcrnſprecher 722

Ein glückliches
neues Jahr
wünſchen
Rob. Heerwagen und Frau
ModersBerlino
Große Achſengaſſe 10

Gleichzeitig geben wir bekannt, daß
wir unſer Geſchäft ab 1. Febr. nach
Ecke Schulſtr. und Karlſtraße
ſeither Lichthaus Gedeck) verlegen. (*

R.

Den werten Gästen, Vereinen, Gesell-
schaften
, Korporationen und Schnlen
meines Hauses, sowie Freunden und
Bekannten ein gutes, Frohes
Neujahr wünschend (338
Garl Behrens-Hufnagel
Tralsa.

Familien
Valentin Wagner
Heinrich Hags 373
Brauerei zum goldenen Anker
zuentuesgtutuntununtutuntnf
Zum neuen Jähr
die herzlichsten Glück= und
Segenswünsche unserer
verehrlichen Kundschaft
münseht. Albert Muth
Spezialgeschäft Eier, Butter- Käse
Schustergasse 6 1386
Meenzer Müllernn.
wünscht ihren lieben
Gästen und Bekannten
ein glückliches
neues Jahr.
und bittet gleichzeitig um weitere
Freundliche Unterstützung.

Beſſunger Turnhalle und
Reſtauration, Heidelbergerſtr. 40.
Unſeren werten Gäſten
und Bekannten ein
Proſit Neujahr!
Familie Otto Rau
Familie Guſtav Petroſch.
(*

Meiner werten Kundſchaft.
Freunden und Bekannten
ein.
Proſi Neujahr
Gottlieb Lortz Nachf.
Inh. Hermann Sigall
pelzmodehaus. Eliſabethenſtraße 48
Darmſtadi, 1. Januar 1932. (594

Mhe
Beſte Wünſche
zum Jahreswechſel!
Reichsbund der Kriegsbeſchädigten
395
drisgruppe Darmſtadt.

Meiner werten Kundſchaft ſowie
Freunden und Bekannten ein
glückliches neues Jahr:
Familie Joh. Kani
Schuhmachermeiſter Bleichſtr. 27.

Unſerer werten Kundſchaft, Nachbar=
ſchaft
, Freunden und Bekannten ein
glückliches, neues Jahr!
Feinkoſt Hofferbert
Eſchollbrückerſtr. 3 () Teleph. 3459
Am
Mm

Allen werten Gäſten, Freunden und
Bekannten ſowie Nachbarſchaft ein
glückliches neues Jahr
Familie Ludwig Dorn (*
Martinsbierhalle Liebfrauenſtr. 37

V
*
c

Unſeren werten Kunden und Gäſien,
ſowle Freunden uud Bekannten
die herzl. Glückwünſche
zum Jahreswechſel". (
Familie Karl Wagner
Grafenſtraße 8 / Telefon 1632
Lebensmittel Frühſtücksſtube
Spez. Thüringeru. Oberh. Wurſtwaren

Unserer verehrten Kundschaft, sowie
allen Freunden und Bekannten, ein recht
gesegnetes neues Jahr

Familie Hefurich Steinmetz
Käserei in Roßdorf.

399

Ein herdliches Prosit Aeujahr!
Adam Feick u. Familie
Kantinen-Pächter, Hess. Schutz-Polizei

s Meiner werten Kundſchaft, ſowie allen Freunden
Sund Bekannten.
Ein glückliches neues Jahr
Jean Lotz und Familie
Schuhgeſchäff Saalbauſtr. 38

Ruckſäcke
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M Mendlt
4m klerrengeker 15

Unserer werten Kundschaft ein glückliches Neujahr!
Inhaber: Joh. Zimmermann
MERCEDES-BENZ, VERTRAGSVERKSTATT Heidelbergerstr. 59, Teleton 1401.
Während der Feiertage Bereltschaftsdienst.
389

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Freitag, 1. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 1 Seite 11

Das Gebäude der preußiſchen Hochſchule für Leibesübungen in Berlin=Spandau
muß infolge der ſcharfen Sparmaßnahmen der preußiſchen Regierung mit Beendigung des Winter=
ſemeſters
ſeine Pforten den Studierenden ſchließen. Damit verliert Preußen eine ſeiner vorbild=
lichen
Ausbildungsſtätten für die körperliche Ertüchtigung der Jugend.

Die preußiſche Hochſchule für Leibesübungen muß geſchloſſen werden.

Die oberſchleſiſchen Borſiawerke kündigen allen Arbeikern und Angeſtellken.

Blick auf das oberſchleſiſche Borſigwerk in Beuthen.
Infolge des kataſtrophalen Abſatzrückganges hat die Verwaltung der oberſchleſiſchen Borſigwerk=
A. G. allen Angeſtellten und Arbeitern ihres Hüttenwerkes gekündigt, da zu befürchten ſteht, daß
das Werk ſtillgelegt werden muß.

Deutſche Eiskunſklaufmeiſterſchafken auf dem Rießerſee vom 2. bis 3. Januar.

Oben: Blick auf den Rießerſee bei Garmiſch=Partenkirchen, wo die Kämpfe ausgetragen werden.
Im Kreis: Ernſt Baier (Berlin), der als Deutſchlands Vertreter
an den olympiſchen Winterſpielen teilnimmt.

Unten rechts: Das Ehepaar Gaſte,
Unten links: Leopold Maier=Labergo,
der Verteidiger der Herrenmeiſterſchaft. das den Meiſtertitel im Paarlaufen verteidigt.

Reich und Ausland.
Favag-=Prozeß.
Frankfurt a M. Am letzten Tage im
alten Jahre wurde im Favag=Prozeß im Rahmen
der Kahn=Konzern=Geſchäfte die Sanierung der
Erfordia Maſchinenfabrik in Erfurt behandelt.
Die Erfordia, die Kurſchbaum als ein Schmuck=
käſtchen
bezeichnete, ſollte ähnlich wie andere
Unternehmungen durch die Induſtrie= Verwal=
tungs
= und Betriebs=Geſellſchaft ausgeſchlachtet
werden.
Im Verlauf der Verhandlung wurde feſtge=
ſtellt
, daß die Frage der Beteiligung damals
völlig unklar und verwickelt war. Das Erfordia=
Geſhäft wurde zunächſt von der Kahn= Geſell=
ſchaft
, aber nur für den Geſchäftsanteil für Rich.
Kahn, im Auftrage der InduſtrieVerwaltungs=
Geſellſchaft getätigt; dieſe Geſellſchaft war da=
mals
aber überhaupt noch nicht gegründet und
tätigte ſpäter die Geſchäfte auch nur für Rech=
nung
Kirſchbaum, Becker und Kahn, während die
übrigen Geſellſchafter damit nichts zu tun hat=
ten
. Angeſichts ſo vieler Unklarheiten, ſo be=
merkte
der Staatsanwalt, ſei es erſtaunlich, wie
es Kirſchbaum als Vorſtandsmitglied der Favag
rechtfertigen konnte, daß die Favag das Aval
gab. Zum Schluß wurden mehrere Anträge der
Verteidigung auf Ladung von Zeugen beraten,
Dr. Kirſchbaum ſtellte für ſich den Antrag, Herrn
v. Stauß (Deutſche Bank) Berlin, darüber zu
vernehmen, daß die Deutſche Bank Geſellſchaften
ſaniert habe, an denen Stauß ſelbſt beteiligt ge=
weſen
ſei. Das Gericht beſchloß nach kurzer Be=
ratung
die Vernehmung des Herrn v. Stauß;
desgleichen ſollen noch mehrere andere Zeugen
in derſelben Angelegenheit geladen werden.
Die nächſte Verhandlung findet am Montag
ſtatt.

Eine neue Bilderfälſcheraffäre
in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Vor etwa 2½ Jahren
hat in Frankfurt a. M. ſchon einmal ein gro=
ßer
Bilderfälſcherprozeß enormes Aufſehen er=
regt
. Jetzt iſt das Betrugskommiſſariat des
Frankfurter Polizeipräſidiums einer neuen Bil=
derfälſchungsaffäre
auf die Spur gekommen, die
nach dem Sargebiet hinführt. Es handelt ſich um
einen echten Defregger und um einen echten
Braith, die einem hieſigen Kunſthändler in Kom=
miſſion
gegeben worden waren. Dieſer ließ ſich
von einem hieſigen Maler von den beiden echten
Originalen Fälſchungen anfertigen, die er nach
dem Saargebiet verkaufte. Schließlich gab es
wegen der Kaufſumme Differenzen, umſomehr,
als der Eigentümer des echten Defregger über=
haupt
noch nichts für ſein Bild erhalten hatte.
Dadurch kam die ganze Angelegenheit ins Rol=
len
und wurde von der Staatsanwaltſchaft auf=
gegriffen
. Im Gegenſatz zu der Meldung
einer hieſigen Zeitung haben die in dem Bilder=
fälſchungsprozeß
vor 2½ Jahren genannten Mül=
ler
und Baumann nicht das geringſte mit der
neuen Angelegenheit zu tun.
Unterſchlagungsaffäre des Geſchäftsführers
Bender.
Ba. Wiesbaden. In der Unterſchlagungs=
affäre
des Geſchäftsführers Bender von der hie=
ſigen
Filiale der Evangeliſchen Verſicherungs=
zentrale
wird jetzt bekannt, daß die Sekretärin
Benders, Fräulein Neuer, bereits mit ihrem und
Benders Töchterchen von Italien abgereiſt iſt und
in den nächſten Tagen hier eintreffen wird.
Bender ſelbſt wird ebenfalls in der kommenden
Woche ausgeliefert werden.
Frecher Lohngeldraub.
Croſſen a. d. O. Ein frecher Lohngeld=
raub
wurde geſtern vormittag auf zwei An=
geſtellte
der Grube Bach in Ziebingen verübt.
Die beiden Angeſtellten hatten von der Neben=
ſtelle
der Weſtſternberger Kreisſparkaſſe Lohn=
gelder
in Höhe von 12 000 Mark abgehoben.
Auf dem Heimweg traten ihnen zwei maskierte
Männer entgegen, die mehrere Schüſſe abgaben,
ohne aber zu treffen. Dann fielen die Räuber
über die erſchreckten Grubenangeſtellten her, ent=
riſſen
ihnen die Mappe mit dem Geld und er=
griffen
die Flucht. Die Verfolgung wurde mit
Kraftwagen, Motorrädern und Radfahrern ſo=
fort
aufgenommen. Es gelang bisher zwar
nicht, die Täter zu faſſen, doch fand man un=
gefähr
zwei Kilometer vom Tatort entfernt die
Taſche mit dem ganzen Geldbetrage unver=

ſehrt auf.

Sklarek=Prozeß.
Berlin. Im Sklarek=Prozeß wurden am
Donnerstag die Wechſelgeſchäfte der Sklareks mit
der Stadtbank weiter erörtert. Auf den Hinweis
des Vorſitzenden, daß der Vorſitzende des Wechſel=
kontrollbüros
, Tauſchel, wiederholt Bedenken
wegen der hohen Sklarek=Kredite geäußert habe,
erwiderte Stadtbankdirektor Hoffmann, es habe
ſich bei dieſen Bedenken niemals um die Sicher=
heiten
, ſondern um reine Formalien gehandelt.
Wenige Tage vor der Verhaftung der Sklareks
habe Tauſchel noch geſagt, daß bei den Sklareks
alles in Ordnung ſei. Nach dem Zuſammenbruch
ſei Stadtrat Gäbel zu ihm, Hoffmann gekommen
und habe erklärt, er ſolle ſich vor Bürgermeiſter
Scholz in Acht nehmen, da dieſer alles auf ihn
ſchieben wolle. Der Vorſitzende erklärte weiter,
wenn Hoffmann eine einzige gründliche Prüfung
des Sklarekſchen Wechſelgeſchäftes vorgenommen
hätte, dann hätte das ganze Gebäude zuſammen=
ſtürzen
müſſen. Zu den angeblichen Ruſſenge=
ſchäften
der Sklareks, die niemals zuſtande ge=
kommen
ſind, erklärte Hoffmann auf eine Frage
des Vorſitzenden, warum die Angaben der Skla=
reks
nicht ſorgfältig nachgeprüft worden ſeien,
der Ruf der Sklareks ſei der geweſen, daß ſie im
Reich der unbegrenzten Möglichkeiten lebten.
Vorſitzender: Stadtbankdirektoren ſollen aber
lieber auf der Erde bleiben. Hoffmann: Die
Sklareks waren aber doch ein Anhängſel der
Stadt Berlin. Vorſitzender: Das ſagt gar
nichts. Wenn jemand täglich mit einem Mi=
niſter
ſpazieren geht, wird er ſelbſt noch lange
kein Miniſter
Bei der Erörterung eines anonymen Briefes
an die Stadtbank, in dem darauf aufmerkſam
gemacht worden war, daß die Sklarek=Wechſel
Keller=Wechſel ſeien, machte der Vorſitzende Hoff=
mann
den Vorwurf, daß er bereits aus dem Er=
gebnis
der auf Grund dieſes Briefes angeord=
neten
Reviſion hätte erſehen müſſen, daß bei
den Sklareks nicht alles in Ordnung ſei.
Die Verhandlung wird am Montag fortgeſetzt.

Höllenmaſchinen in Maſſen.
NewYork. Bei Bomben=Exploſionen im
Poſtamt von Eaſton in Pennſylvanien wurden
ein Poſtbeamter getötet und ſieben andere ſchwer
verletzt. Nach der Exploſion wurde feſtgeſtellt,
daß ſich noch fünf weitere Bomben in Poſtpaketen
befanden. Bei dem Verſuch, dieſe Höllenma=
ſchinen
unſchädlich zu machen, explodierte ein
Paket, wobei einem Beamten beide Beine weg=
geriſſen
wurden. Die Bomben=Pakete waren an
italieniſche Fasciſten gerichtet, zwei davon an
den Verleger und Herausgeber eines Fasciſten=
blattes
, das dritte an das italieniſche General=
konſulat
in New York, das vierte an den Leiter
eines großen italieniſchen Konzerns und das
fünfte an das argentiniſche Generalkonſulat in
Baltimore. Eines der explodierten Pakete war
anſcheinend für den italieniſchen Konſul in Pitts=
burg
beſtimmt. Man nimmt infolge dieſes Um=
ſtandes
an, daß es ſich um einen Anſchlag von
Antifasciſten handelt. Bisher wurden elf Per=
ſonen
, darunter zwei Frauen, unter dem Ver=
dacht
der Täterſchaft verhaftet. Einer der ſchwer
verletzten Poſtbeamten, der beide Arme und die
Augen verloren hatte, iſt inzwiſchen im Kranken=
hauſe
geſtorben. Am Aufkommen eines dritten
Beamten wird gezweifelt.
Zwei Schüler bei einer Schneeballſchlacht
durch eine Exploſion getötet.
Dresden. Wie aus Brünn gemeldet wird,
lieferte ſich in der Nähe der Stadt eine größere
Gruppe von Schülern eine Schneeballſchlacht.
Dabei rannten zwei der Jungen hart gegenein=
ander
. In dieſem Augenblick erfolgte eine Ex=
ploſion
, durch die beide ſo ſchwer verletzt wurden,
daß ſie nach kurzer Zeit ſtarben. Die Unter=
ſuchung
ergab, daß einer der Schüler, namens
Telzer, einen ſelbſtangefertigten Sprengkörper
in ſeiner Hoſentaſche getragen hatte, der ſich bei
dem Zuſammenprall entzündete.

Calmelke-Prozeß.
Lübeck. Im Calmette=Prozeß erſtättete am
Donnerstag Profeſſor Hans Much=Hamburg ſein
Gutachten. Der Sachverſtändige kam dabei auf
die Verſuche Dr. Deyckes mit den BCG.= Kul=
turen
zu ſprechen und erklärte, es liege kein
Fehler Deyckes vor. Dr. Deycke habe damals an
die Unſchädlichkeit glauben können. Die ganze
Lübecker Atmoſphäre ſei mit Unſchädlichkeitsge=
danken
geſchwängert geweſen. Er nehme nicht an,
daß die BCG.=Kulturen von vornherein viru=
lent
geweſen ſeien. Die Identität des Kieler
Arztes mit dem Drüſenbefund Grieſes ſei nicht
ſtichhaltig erwieſen. Zum Schluß erklärte Much,
ein verantwortlicher Staatsbeamter, der ein hoch=
kompliziertes
Verfahren zur Einführung ge=
nehmigte
, hätte mindeſtens von Zeit zu Zeit
Erkundigungen über den Verlauf der von ihm
für gut gehaltenen Impfung einziehen müſſen.
Auf die Frage des Staatsanwalts, ob ſich dieſe
Aeußerung auf Dr. Altſtaedt beziehe, erwiderte
Much ſie beziehe ſich auch auf die vorgeſetzten
Behörden Altſtaedts und auf die Stellen, die für
die Einführung des Calmette=Verfahren beſon=
ders
verantwortlich ſeien.
Nechtsanwalt Dr. Frey beantragte im weiteren
Verlauf der Verhandlung Profeſſor Dr. Klein=
ſchmidt
zu beauftragen, ſofort das Kind Jutta
Hinz zu unterſuchen, das an Magen= und Darm=
tuberkuloſe
leide und im Sterben liege. Das im
September 1928 geborene Kind ſei im Dezember
1929 wegen einer Darmerkrankung in ein Kin=
derſäuglingsheim
eingeliefert worden. Von dort
ſei es am 5. Januar 1930 mit der Reaktions=
erſcheinung
nach der Calmette=Fütterung in ein
Säuglingshoſpital überwieſen worden. Inzwi=
ſchen
ſei bekannt geworden, daß die Pflegerin
Martha Schulz das Kind im Dezember 1929
heimlich mit BCG. gefüttert hat. Der Ober=
ſtaatsanwalt
widerſprach dem Antrag, da der
Fall bereits zum Generalſtaatsanwalt gelangt
und dort das Ermittlungsverfahren abgelehnt
worden ſei. Rechtsanwalt Frey wies darauf hin,
daß die Pflegerin Martha Schulz noch nicht ver=
nommen
ſei, und darauf komme es an. a
Rechtsanwalt Dr. Frey beantragte, die Leiche
der inzwiſchen verſtorbenen Jutta Hinz zu be=
ſchlagnahmen
und durch Prof. Dr. Schürmann
öffnen zu laſſen. Das Gericht beſchloß, die Pfle=
gerin
Martha Schulze als Zeugin zu hören und
Prof. Dr. Schürmann zu beauftragen, feſtzu=
ſtellen
, ob das Kind Jutta Hinz an Tuberkuloſe
geſtorben iſt, die auf eine Fütterung mit dem
Lübecker Impfſtoff zurückgeführt werden kann.
Prof. Dr. Kleinſchmidt kommt in ſeinem Gut=
achten
zum Falle Grieſe zu dem Schluß, daß
man an eine Fütterungstuberkuloſe in dieſem
Falle nicht denken könnte. Die Prhandlung
wird dann auf Montag vertagt.
Pariſer Prozeſſe.
Parks. Die Sängerin Liliane Baron wohnte
kürzlich einer Filmvorführung bei. Auf der
Leinwand zeigte ein Notar einem Mädchen das
Bild ſeiner Mutter. Liliane Baron fuhr er=
ſchrocken
zuſammen: Die Mutter auf dem Bilde
war ſie. Daraufhin Großaufnahme. Kein Zwei=
fel
beſtand. Der Notar ſprach (im Film) ruhig
weiter: Deine Mutter iſt tot. Liliane Baron
war einer Ohnmacht nahe. Sie ſollte die Mutter
eines 17jährigen Mädchens und zudem tot ſein!
Sie wartete das Ende des Filmes ab. Vielleicht
wird auch ſie beim Happy End wieder aufer=
ſtehen
. Aber nein, ſie blieb tot. Da ging ſie
zum Rechtsanwalt. Der Regiſſeur hat ſich un=
rechtmäßig
meine Photographie angeeignet, aus
mir die Mutter eines 17jährigen Mädchens ge=
macht
, aus mir, die ich kaum . . ." Hier wurde
der Redeſchwall der Sängerin unverſtändlich.
Der Anwalt war vollkommen von der jugend=
lichen
Friſche der Klägerin überzeugt und ver=
ſicherte
, als er zwanzig Minuten ſpäter endlich
ſelbſt zu Wort kommen konnte, daß ſie den Pro=
zeß
gewinnen werde.
Die Richter des Pariſer Berufungsgerichtes
werden demnächſt auf die Frage zu antworten
haben: War George Sand, die berühmte Schrift=
ſtellerin
, tugendhaft oder nicht? Das iſt durch=
aus
kein Witz, ſondern das Thema einer Klage,
welche die Enkelin der Geliebten Alfred de Muſ=
ſets
, Chopins gegen Jacques Boulenger ange=
ſtrengt
hat, der in einer Studie die Ehrbarkeit
der George Sand zu ſehr bezweifelt hat. Eine
Studie über die erſten Liebhaber ihrer Groß=
mutter
ſei wenig reſpektvoll, erklärt die Klä=
gerin
, und der Verfaſſer habe zu ſehr Geſchich=
ten
mit Geſchichte verwechſelt. Der Prozeß geht
auf das Jahr 1928 zurück, wo das Gericht die
Anklage verworfen und damit der Tugend der
toten Schriftſtellerin einen neuen Stoß verſetzt
hatte.

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Seite 12 Nr. 1

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 1. Januar 1932

Die Führer von Turnen und Sport zum Jahreswechſel

Neujahrsgruß
an die Deutſche Turnerſchaft!
Liebe Turnbrüder und Turnſchweſtern!
Notzeit liegt über dem deutſchen Volke, dunkel und ungewiß
iſt die Zukunft, und doch gilt es für uns in der DT., nicht den Mut
und die Zuverſicht auf beſſere Zeiten zu verlieren.
Unſere DT. ſteht Gott ſei Dank das hat auch der letzte
Deutſche Turntag erwieſen unerſchüttert und geſchloſſen da. Die
Grundſätze unſeres Verbandes haben ſich auch für die jetzige Zeit
als richtig erwieſen.
Wir wollen weiterhin danach ſtreben, weiteſte Kreiſe unſeres
Volkes durch einen fachlich vollkommenen Betrieb der Leibesübun=
gen
körperlich zu kräftigen. Mit Stolz dürfen wir feſtſtellen, daß
die DT. das Turnen in dem Sinne des umfaſſenden Betriebes
aller wertvollen volkstümlich gewordenen Leibesübungen immer
vollendeter durchführt.
Aber ebenſo ſehr kommt es uns auf den Geiſt an, in dem wir
das Turnen pflegen. Wir weiſen weit ab von uns den Geiſt partei=
politiſchen
Gezänks und Streits. Wir laſſen uns das Ziel einer
wirklichen deutſchen Volksgemeinſchaft nicht rauben und nicht ver=
unglimpfen
. Wir ſtellen unſere Arbeit in den Dienſt für das
Vaterland und das geſamte Deutſchtum.
So ſchwer die Zeit iſt, ſo ſehr wollen wir uns ein Beiſpiel neh=
men
an Friedrich Ludwig Jahn, der trotz eigener trübſter Lebens=
erfahrungen
in ſeinen Briefen einmal das ſchöne Wort geſchrie=
ben
hat:
Der Mut iſt mir geblieben, mich über das Mißlingen ſelbſt
der beſten Sache zu erkräftigen und zu erheben.
Der Vorſtand der Deutſchen Turnerſchaft:
Dominiceus. Neuendorff. Thiemer. Schill. Steding.

Ein Kapikal, das uns nichk geraubt

Von Staatsſekretär a. D. Dr. Th. Lewald.
Präſident des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen.
Vor einem Jahr beklagte ich die Not des deutſchen Sports.
der damals in ſeinen Kreiſen mindeſtens 200 000 erwerbsloſe
Jugendliche hatte. Heute ſind es mehr als 700 000, und ein=
ſchließlich
der Erwachſenen mehr als 1,5 Millionen erwerbsloſer
Turner und Sportler; in einzelnen Gegenden ſind 40, ja ſogar
60 Prozent aller Mitglieder arbeitslos.
Was muß für eine ungeheure Kraft und ungebrochene Energie
in unſerer Bewegung ruhen, daß ſie trotzdem den ganzen Betrieb
aufrecht erhält! Natürlich mit großen Einſchränkungen, natür=
lich
auch mit Lücken, aber im Kern unverſehrt.
Wir verfügen im Deutſchen Turn= und Sportabzeichen über
einen ausgezeichneten Gradmeſſer ihrer inneren Lebenskraft.
Im Streben um dieſes Abzeichen wirkt nichts anderes als der
Drang, eine vielſeitige Durchſchnittsleiſtung zu erreichen und zu
beweiſen. Dies Abzeichen ſteht außerhalb aller Senſation und
aller Politik. Mit Genugtuung ſtellen wir feſt, daß die Zahl
der Bewerber trotz der Not nicht geſunken iſt, ja, wir wiſſen,
daß viele Arbeitsloſe gerade hier Aufrichtung und Lebensmut
gewonnen haben.
So heißt es, den Sport weiter hochhalten, nicht trotz der
Not ſondern wegen der Not. Den Sport aufgeben, hieße uns
ſelbſt und unſere Zukunft aufgeben. Wir wollen und wir dürfen
der Jugend nicht die Freuden und Vorteile rauben, die aus der
Pflege geſunder Leibesübungen erwachſen.

Ich ſtehe nicht an, auch in der heutigen Zeit reiche Unter=
ſtützung
der Leibesübungen aus öffentlichen Mitteln zu fordern,
und betrachte es als nationale Schwäche wenn die deutſche
Oeffentlichkeit ſich leider nur zu oft ohne Prüfung die gehäſſigen
Argumente des Auslandes zu eigen macht, als hätten wir in den
vergangenen Jahren mit Sporteinrichtungen Luxus getrieben.
Auf keinem Lebensgebiet haben wir verhältnismäßig ſo ge=
ringe
Aufwendungen gemacht, auf keinem Erziehungsgebiet ſind
wir der deutſchen Jugend ſo viel ſchuldig geblieben, und mit kei=
ner
Einrichtung ſind für das Volk ſo viel wirkliche Erſparniſſe
erzielt worden, als mit dem Sport= und Spielplatzbau. Das
auf jenen Grünflächen erworbene Geſundheitskapital iſt das ein=
zige
, das uns nicht geraubt werden konnte.
Noch heute entbehren zahlreiche deutſche Großſtädte ein
Hallenſchwimmbad. Neun Zehntel Deutſchlands können acht
Monate im Jahre ihren Bürgern nicht die Wohltat eines
Schwimmbades bereiten. Würden wir mit dem Bau von
Schwimmhallen, Spiel= und Sportplätzen noch weiter ſyſtematiſch
vorgehen, ſo könnten Millionen überflüſſiger Krankheitstage ver=
mieden
, Millionen Reichsmark an Kurkoſten geſpart werden. Mit
den Koſten eines einzigen Krankenbettes kann man die Pflege
eines ganzen Fußballplatzes bezahlen. So halten wir an unſe=
ren
alten Forderungen feſt: Tägliche Turnſtunde, Spielplatzbau,
Führerbildung, Deutſche Kampfſpiele, und auch an der Pflicht zur
Teilnahme an den Olympiſchen Spielen.
Die wenigen verbleibenden Ideale .."
Von Dr. Karl von Halt,
1. Vorſitzender der Deutſchen Sportbehörde.
Die wirtſchaftlichen und politiſchen Sorgen für das ganze
deutſche Volk wie faſt für jeden Einzelnen haben einen nieder=
drückenden
Umfang angenommen. Um ſo mehr gilt es, die
wenigen verbleibenden Ideale aufrecht zu erhalten,
Dazu gehört der weitverzweigte deutſche Leichtathletik= und Hand=
ballbetrieb
. Für viele iſt er zur einzigen Abwechſelung=
zum
einzigen Lichtblick im Grau des Alltags geworden. Die
Oeffentlichkeit ſieht und beurteilt unſeren Sport faſt ausſchließ=
lich
nach ſeinen Spitzenleiſtungen. Sie vergißt die Armee der
aktiven und ehrenamtlichen Mitarbeiter in den
Vereinen und Verbänden. Dieſe bilden das Fundament unſerer
Bewegung. Wer kann ermeſſen, was es heißt, bei erſchreckend
hohen Prozentzahlen von Arbeitsloſen, das Vereinsſchiff durch
alle Klippen hindurchzuſteuern! Aber Vereine und Verbände
halten unter größten Opfern durch, ermöglichen Hunderttauſen=
den
die weitere Ausübung ihres Sportes, bereiten Jugendlichen
und Aelteren manch frohe Stunde. Sie finden darüber hinaus
noch die Kraft, für die Winternothilfe einzutreten, und ſtellen
außerdem ihre Uebungsgelegenheiten den Erwerbsloſen zur Veu=
fügung
.
Den öffentlichen Stellen iſt das alles wohl bekannt. Dennoch
beſchränken ſie die Etats für die Leibesübungen und glauben,
obwohl es ſich im Verhältnis zu den übrigen Rieſenzahlen
der Haushaltspläne nur um verſchwindend kleine, Beträge
handelt, geſpart zu haben. Das Gegenteil iſt der Fall. Nach
und nach werden der heranwachſenden Jugend die letzten Ideale
genommen, ſie endet auf der Straße, wird mehr und mehr poli=
tiſch
vergiftet. Wie wenig Verſtändnis findet man für rechtzeitige
Abwehrmaßnahmen! Die jahrzehntelange Erziehung
der Sportverbände zu Vaterlandsliebe Selbſtzucht und
ritterlicher Lebensanſchauung wird nicht gebührend beachtet.
Immer ſchwieriger wird es wenigſtens, auf der ſportlichen
Kampfbahn die politiſche N=utralität zu wahren und Hand in
Hand damit der Verrohung und Verwilderung der Sitten ent=
gegenzuarbeiten
.
Trotz aller Widerwärtigkeiten hielten wir an der Beſchickung
des T. Olympias in Los Angeles feſt. Wir vergeſſen dabei aber
nicht, daß wir ein Volk in Not ſind und unſere Vertretung in
beſcheidenem Umfange gehalten werden muß. Aber abgeſehen

von der Unterſtützung des Deutſchtums im Auslande, abgeſehen
von wirtſchaftlichen Erwägungen letztere treten durch die Ver=
gebung
der Olympiſchen Spiele 1936 nach Berlin in den Vorder=
grund
iſt die Beteiligung an den nächſten Spielen eine
Frage der Weltgeltung. Deshalb ſoll Deutſchlands Ju=
gend
, wenn auch in kleinem Ausmaße, anweſend ſein, um zu zei=
gen
, daß ſie nicht gewillt iſt, ſich aus der Reihe der Völker drän=
gen
zu laſſen.
Rundfunk Proigranme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 1. Januar.
8.15: Morgenfeier Veranſtaltet von der Evangeliſchen Landes=
firche
Fraukfurt a. M.
11.30: Leipzig: Kantate zu Neujahr: Gott, man lobt dich in der
der Stille. Von Johann Sebaſtian Bach. (G. A. 120).
12.00. Konzert.
15.00: Karpfen blau. Ein luſtiges Silveſter=Hörſpiel für die Kiuder.
16.00: Wiesbaden: Konzert des Städt. Kurorcheſters. Werke von
Wagner, Goldmark, Saint=Saens, Schumann Schubert, Liſzt.
18.00: Eine Viertelſtunde Lyrik. Theodor Kramer, Sprecher: G. F.
Kropp.
18.20: Die Dämmerſtunde.
18.50: Dichter. Weltreiſender, Sportsmann, Geſpräch zwiſchen K.
Edſchmid und P. Laven.
19.20: Sportnachrichten
19.30: Kammermuſik. Trio in D=Dur op. 70 Nr. 1 (Geiſtertrio) von
Beethoven. Ausf.: G. Beerwald (Violine), L. Schuyer (Violoncell).
O. Seyfert (Klavier)
20,00: Deutſche Humoriſten. Wilhelm Buſch.
20.30: Neujahrskonzert des Philharmoniſchen Orcheſters Stuttgarr.
1. Werke von Mozart, Roſſini, Verdi, Puccini Gounod. 2. Na=
tionale
Volksmuſfk. 3. Werke von Johann Strauß. Soliſten:
Irene de Noiret (Sopran), J. Schmidt (Tenor) Am Flügel:
H. Kruyt Heitere Anſage: C. Strupe
22.30: Zeit, Wetter: Nachrichten, Sport.
22.50: Tanzmuſik des Tanz=Enſembles der Stuttgarter Philharmoniker.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Freitag, 1. Januar.
7.00: Hamburger Hafenkonzert.
8,55: Morgenfeier. anſchl: Glockengeläut des Berliner Doms,
10.05: Wettervorherſage
11.00: Dr. Braun: Religiöſe Bekenntniſſe der Gegenwart.
11.30: Leipzig: Bach=Kantate: Gott, man lobt dich in der Stille.
12.10: Mittagskonzert des Berliner Konzert=Vereins.
14.09: Rideamus. Sprecher: B. Fritz.
14 30: Konzert des Mandolinenorcheſters Konrad Wölki.
15.30: R. Walter: Das Jahr in Wetterſprüchen.
16.00: Blasorcheſter=Konzert der Rüdersdorfer Bergkapelle. Als
Einlage: Vom Juigendhof Haſſitz bei Glatz: Studentenſingen.
Teilnehmer: Studenten aus Breslau, Brünn. Prag und Wien.
1809: Theodor Bohner: Heitere Seiten aus eigenen Dichtungen.
18.30: Brandenburgiſches Konzert Nr. 6. B=dur von Joh. S. Bag
18.50: A. T. Wegner: Bei den Gottestänzern im Kaukaſus.
19.10: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Geza Komor.
19.50: Sportnachrichten.
20,00: Tannhäuſer oder: Der Sängerkrieg auf der Wartburg.
Große romantiſche Oper von Richard Wagner.
Anſchl. Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Tanzmuſik der Kapelle Otto Kermbach.
Haupiſchriftleltung: Rudoif Mauve
Verantwortlich für Poliſt und Wirtſchaft: Rudolf Mauve= für Feutlleion. Reſch und
Ausland und Heſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handell: Dr. C. H. Quetſch. für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
für Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort. Dr. Herberi Neite.
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag. L.C. Wittich ſämtlſch in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtrivte wird Garaniie der Rückſendung nicht übernommen.
Die beutige Nummer hat 20 Seiten.

Von dieſen Perſönlichkeiten und Ereigniſſen ſprach man im Jahre 1931.

1. Prof. Karl Boſch erhielt den Nobelpreis für Chemie zuſammen
mit 2. Prof. Friedrich Bergius, dem die Verflüſſigung der Stein=
kohle
gelang. 3. Jane Addams, die amerikaniſche Philantropin,
und ihr Landsmann 4. Prof. Nicholas Murray Butler, Rektor
der Columbia=Univerſität in USA., wurden Träger des Friedens=
Nobelpreiſes. 5. Der deutſche Mediziner Prof. Otto Warburg
wurde für ſeine aufſehenerregenden Entdeckungen auf dem Gebiete
der Zellforſchung mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
6. Der Schweizer Phyſiker Andre Piccard konnte als erſter Menſch
mit einem Freiballon (Nr. 7) in die Stratoſphäre vorſtoßen. 8. Im
Juli fand auf dem Landſitz des engliſchen Premierminiſters. Che=
quers
, eine Ausſprache zwiſchen Vertretern der deutſchen und eng=
liſchen
Regierung über die Kriegsſchuldenregelung ſtatt. Unſer Bild
zeigt den deutſchen Reichskanzler Brüning und den früheren
Reichsaußenminiſter Curtius beim Verlaſſen des Schiffes in Eng=
land
. 9. Alcala Zamora (rechts) wurde durch die ſpaniſche April=
Revolution aus dem Gefängnis befreit und zunächſt zum proviſo=
riſchen
Präſidenten der neuen ſpaniſchen Republik beſtimmt. Seine
offizielle Wahl erfolgte im Dez. 10. Die vorübergehende Schalter=
ſchließung
der Darmſtädter= und Nationalbank. 11. Das Unterſee=

boot Nautilus ſollte unter Leitung ſeines Beſitzers Sir Hubert
Wilkins (Nr. 12) auf dem Unterſeewege den Nordpol erreichen.
Das Schiff erwies ſich jedoch als nicht leiſtungsfähig genug und
mußte in der Bucht von Bergen verſenkt werden, 13. Dr. Hugo
Eckener führte das deutſche Luftſchiff Graf Zeppelin (Nr. 14)
auf ſeiner großen Fahrt in die Arktis. 15. Der öſterreichiſche
Heimwehrführer Dr. Pfrimer, dem wegen des mißglückten Auf=
ſtandes
der ſteiriſchen Heimwehren ein Hochverratsverfahren an=
hängig
gemacht wurde. Der Prozeß brachte einen Freiſpruch für
Dr. Pfrimer, 16. Auf der Strecke Hamburg-Berlin führte der
deutſche Ingenieur Kruckenberg mit großem Erfolg den von ihm
konſtruierten Schienenzeppelin vor. 17. Stanley Baldwin, der
Führer der engliſchen Konſervativen, die bei den Parlamentswah=
len
einen überwältigenden Sieg errangen. 18. Hoover, der Prä=
ſident
der USA., gab die Anregung zu einem einjährigen Welt=
ſchuldenmoratorium
. 19. Pierre Laval wurde franzöſiſcher Mini=
ſterpräſident
und beſuchte zu wirtſchaftspolitiſchen Unterredungen
Berlin und Waſhington, 20. Tſchiangkaiſchek, der bis zum Dezem=
ber
Präſident der chineſiſchen Zentralregierung war, wurde ge=
ſtürzt
, da man ihm vorwarf, eine zu nachgiebige Politik gegenüber

Japan geführt zu haben. 21. Die Dichterin Ricarda Huch erhielk
den Goethepreis 1931 zugeſprochen. 22. Die Londoner Börſe war
Schauplatz nie erlebter Tumultſzenen, als es im Dezember des
Jahres zu einem kataſtrophalen Sturz des engliſchen Pfundkurſes
kam. 23. König Alfons AIll. von Spanien wurde im April ent=
thront
, 24. In Baſel tagte im Dezember der Sachverſtändigens
Ausſchuß der B. J.3., der über die Frage der deutſchen Zahlungs=
fähigkeit
zu beraten hatte., 25. Der ſtändige Konflikt zwiſchen Ja=
pan
, und China um die Beſitzverhältniſſe der nordmandſchuriſchen
Bahn brach in offene Feindſeligkeiten aus. Die japaniſche Regie=
rung
entſandte neben größeren Truppeneinheiten mit Flugzeug=
geſchwadern
auch Panzerzüge in das umſtrittene Gebiet., 26. Der
engliſche Miniſterpräſident Ramſay Macdonald, dem die bisher
von ihm geführte Arbeiterpartei die Gefolgſchaft verſagte, bildete
ein nationales Konzentrationskabinett, dem das engliſche Volk
bei den Wahlen mit überwältigender Mehrheit das Vertrauen
ausſprach. 27. Mahatma Gandhi, Führer der indiſchen Freiheits=
bewegung
, verſuchte auf der zweiten Indien=Konferenz in Lon=
don
zu einer Verſtändigung mit England zu gelangen. Die Ver=
handlungen
führten jedoch zu keinem Reſultat.

[ ][  ][ ]

Jummery

Oes alten Jahres Scheideſtunde!

Eine altnordiſche Sage kündet: Die Schick=
ſalsgöttimen
, die Nornen, ſitzen am Suße der
Lebenseſche am Urdsbrunen, der Weisheit., mit deren Waſſer ſie Blätter und Blüten
des Weltbaumes beſpritzen, damit er nimmer
verdorre.
Der Menſch iſt ein Crieb am Weltbaume;
die Lebensbejahung, die mit iym geboren, klam-
mert
ſich an jeden glückverheißenden Hoff=
mungsſtrahl
, und zu gern möchte er von Seit
zu Seit den Schleier lüfien, um einen Blick in
die Sukunft zu tun, zu erfahren, was ihm vom
Schickſal vorbeſtimmt iſt.
Die Griechen und Romer befragten das
Orakel. Wallenſtein ließ ſich von Seni ſein
Horoſkop ſtellen, um aus den Sternen ſein Ge=
ſchück
zu leſen. Napoleon I. ſuchte ſchon als
junger Offizier und auch ſpäter vor jeder Ent=
ſcheidung
die Lenormand, die berühmte Pariſer
Wunderfrau, auf.
Das Wahrſagen und Loſen vermittelſt =
chern
iſt eine alte griechiſche und römiſche
Sitte. Die Sortes Homericae und Virgiliange
wurden auch in das Chriſtentum übernommen.
Obwohl die Kirche ſie verdammte, hat man ſie
aus dem Volksaberglauben nicht ganz vertrei=
ben
können.
Die Silveſternacht, die Geburtsnacht des
neuen Jahres, iſt wohl am meiſten dazu ange=
tan
, den Wunſch nach einer guten Vorausſage
zu erwecken, und Legion iſt die Sahl der
Bräuche, die, von Geſchlechtern überkommen,
auf den alten Glauben zurückzuführen ſind, daß
in der letzten Stnde des Jahres der Menſch
eine Frage an das Schickſal frei habe.
Der Silveſteraberglaube iſt oft recht ſonder-
barer
Art, wie nachfolgende Beiſpiele zeigen
mögen. Wer das Schickſal über das Glück des
nächſten Jahres befragen will, der ſticht mit
emem Meſſer aufs Geratewohl in ein Geſang=.

buch und ſchließt aus dem durch das Meſſer
getroffenen Vers auf Glück oder Unglück,
Freud und Leid des kommenden Jahres. Wer
ſich vergewiſſern will, ob er noch das kommende
Jahr an demſelben Ort zubringt, der wirft um
Mitternacht die Schuhe hinterrücks über den
Kopf, und wohin ſich die Spitze kehrt, dahin
kommt er oder da bleibt er. Dieſer Brauch
ſcheint orientaliſchen Urſprungs zu lei.

Guten Nutſch ins Neue Jahr!

Das Neujahrsſchießen und das Neujahrs=
einwerfen
ſollen die Freude bekunden, daß das
alte Jahr ſcheidet und das neue Jahr anrückt.
Das Neujahrseinwerfen beſteht darm, daß man
den Nachbarn alle alten Cöpfe, Celler und
Scherben an die Cüren wirft. Dieſen Brauch
treffen wir ſowohl in Norddeutſchland wie in
Heſſen an.
Auch das ſogenannte Klopfen im ſüdlichen
Bayern gehört hierher. In der Silveſternacht
gingen dort früher arme Leute an die Fenſter
der Neicheren und ſangen allerlei Spott= und
Schelmenlieder, die meiſt mit den Worten
Klopfen begannen. Natürlich geſchah dies
auch in Verkleidung, und das Einſammeln von
Gaben war die Hauptſache.
Auch eine Wetterprophetin iſt die Silveſter=
nacht
. Bläſt in der Neujahrsnacht der Wind
von Oſten, ſo hofft man auf ein geſegnetes
Obſtjahr; bläſt er von Süden, ſo gibt es viel
Korn, von Weſten verheißt er Milch und
Siſche, von Norden aber Sturm und Kälte.
Natürlich ſind ſolche Prophezeiungen nach
Gegend und Lage ganz verſchieden, ſie alle aber
entſpringen aus der Auffaſſung, daß die letzte
Nacht des Jahres als Losnacht zu betrachten
iſt. Selbſt Spitzbuben haben ihren Silveſter=
aberglauben
. Wer ſich in der letzten Nacht des
Jahres unbemerkt und rückwärts in ein Haus
einſchleichen und ein Scheit Holz ſtehlen kann,
dem kann die gefürchtete Polizei das ganze
Jahr über nichts anhaben.
Faſt überall iſt es üblich, die letzte Nacht des
Jahres in heiterer Geſellſchaft bei einem feſt=
lichen
Mahle zuzubringen, und doch iſt die
Scheideſtunde des alten Jahres mehr dazu an=
getan
, eine ernſte geſammelte Stimmung in uns
auszulöſen, als eine ausgelaſſene. Es iſt die
Abrechnung mit ſich ſelbſt, die dem Beſinn-
lichen
an der Schwelle des neuen Jahres eine
Atempauſe abzwingt. Die innere Einkehr, die
uns zur Demaskierung auffordert, die uns
mahnt, noch einmal im alten Jahre uns ſelbſt
ohne Beſchönigung unſer wahres Geſicht zu
zeigen. alle Scherze und Witze, der ganze Cau=
mel
einer Silveſternacht iſt ja nichts anderes,
als das Streben, ſich zu betäuben, in das Un=
bekannte
, das ſo viel Leid und Freud in ſich
birgt, hinüber zu tanzen, zu vergeſſen, daß das
Morgen nur die Fortſetzung des Heute iſt, daß
die Sorgen de alten Jahres mit hinüber wan=
dern
in das neue.
Der Jahresſchluß iſt ein Meilenſtein am
Wege des Lebens, ein Leuchtturm im unend-
lichen
Meere der Seit, das wir durchkreuzen
nüſſen.
Ob wir das Leben mit feuchten oder mit
lachenden Augen anſehen, es bleibt für uns das
gleiche unlösbare Rätſel.

Silveſternacht.
Möge das Neue Jahr ſo heiter bleiben,
wie es beginnt!

Wer in der Neujahrsnacht mit verhülltem.
Antlitz rückwärts über die Schwelle ſchreitet,
der ſieht auf derſelben einen Sarg oder eine
Wiege ſtehen, je nachdem ihm in der Samilie
ein Codesfall oder eine Geburt bevorſteht. Wer
am 51. Dezember um Mitternacht Waſſer aus
einem Brumen ſchöpft, den ſchützt es das ganze
Jahr gegen Krankheit und bringt Glück ins
Haus.
Die Noſe von Jericho, eine Blume, die in
der mittelalterlichen Heilkunde, in der Craum=
deutung
und Wahrſagerei eine große Nolle
ſpielt, öffnet ſich angeblich in der Neujahrs=
nacht
und zeigt an, ob Korn und Obſt im näch=
ſten
Jahre gut gedeihen.
Heiratsluſtige Mädchen gießen am Silveſter=
abend
Blei, um aus der Form der ins Waſſer
gegoſſenen Bleiſtücke die Geſtalt und den Be=
ruf
des Geliebten zu erkennen, oder ſie laſſen
Lichtchen ſchwimmen, Flachsfaſern brennen, tre=
ten
vor den Spiegel oder ſtellen ſich auf einen
Kreuzweg und nehmen einen Beſenſtiel zur
Hand, auch ſtreuen ſie Salz oder Aſche. Die
gegoſſenen Bleiſtücke können vielleicht auf die
in Holz geſchnitzten Nunen hindeuten, aus
denen die weiſen Frauen der alten Deutſchen
die Sukunft weisſagten, und das Spiegel=
ſchauen
erinnert ohne Sweifel an die alte Sage
von dem Sauberſpiegel.

Achtung, Achtungl Ich wünſche Ihnen allen ein geſundes Proſit Neujahr!

[ ][  ][ ]

Erzählung von Julius Aigner.
Das fahrplanmäßig von Genf abgegangene
Flugzeug A. 155 ratterte in ſchnellſtem Cempo
durch die Luft. Die ſonſt immer vollbeſetzte
Maſchine führte heute nur vier Perſonen mit
ſich. Rechts ſaßen Profeſſor Hermann Hein=
zinger
, ein unterſetzter Herr mittleren Alters,
mit leicht angegrautem Haar, und ſeine junge,
ſehr ſchmächtige, hellblonde Frau. Links eine
elegante, etwa fünfundzwanzigjährige Dame, die
mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit durchs Fen=
ſter
blickte.
Der Wolkenfetzen, der dort über dem Berg
hängt, gefällt mir nicht bemerkte der der
Dame gegenüberſitzende vierte Reiſende, ein gut
gekleideter Herr, der ebenfalls zum Fenſter
hinausſah. Wir werden Schnee bekommen,
wenn wir die Alpenkette überfliegen, und mit
der ſchönen Ausſicht wird es vorbei ſein.
Das wäre aber ſchade, ſeufzte die junge
Dome und ſtrich ſich mit der ſchmalen Hand
das gewellte Haar aus dem hübſchen Geſicht.
Es iſt dies meine erſte Luftfahrt, und ich hätte
ſie gerne ausgiebig genoſſen.
Nun, vielleicht täuſche ich mich, und es wird
doch noch beſſer, als ich annehme. Uebrigens
ſind heute ſehr viele Plätze leer, ja richtig, es
iſt ja Silveſter, da bleiben die meiſten gerne zu
Hauſe. Eigentlich hätte ich ja auch nicht gerade
heute fahren müſſen, aber da ich am zweiten
Jänner unbedingt in Wien ſein muß, benütze ich
die Gelegenheit, den Abend mit meinem Ge=
ſchäftsfreund
bei der Veranſtaltung der Schwei=
zer
Kaufleute zu verbringen.
O, da werden wir uns ja dort treffen, ich
fahre nämlich nur deshalb heute nach Wien, weil
ich meinen Freunden verſprochen habe, mit ein
paar Liedern zur Unterhaltung beizutragen.
Dies trifft ſich ganz gut, da ich in der erſten
Jännerwoche einige Konzertabende gebe.
Dann geſtatten Sie mir, daß ich mich vor=
ſtelle
. Dr. Ulrich. Nuegg, Kaufmann.
Gerda Niedermam.
Sie flogen nun bereits über die Alpenkette,
und die Vorherſage Dr. Nueggs war ein=
getroffen
, es hatte zu ſchneien begonnen, und
die Luft war vollkommen undurchſichtig ge=
worden
.
Wieder warf Dr. Nuegg einen Blick durchs
Fenſter und ſtellte mit grimigem Humor feſt:
Das iſt ein verwünſcht unfreundliches Wetter,
da werden wir mit einer tüchtigen Verſpätung
rechnen müſſen!
Plötzlich ſpürten ſie einen heftigen Anprall,
der ſie beinahe von den Sitzen ſchleuderte, dann
ſtand das Flugzeug ſtill.
Haben wir denn eine Swiſchenlandung?
fragte Gerda.
Ich glaube nicht. Wäre hier ein Flug=
hafen
, müßte er erleuchtet ſein, und hier iſt es
doch ſtockfinſter.
Der Pilot erſchien jetzt in der Cür: Meine
Herrſchaften, ich muß Ihnen zu meinem größ=
ten
Bedauern mitteilen, daß ich einen Motor=
defekt
habe und notlanden mußte. Aber ich
bitte, ſich nicht aufzuregen, ich werde ſehen, ob
ich den Schaden ſelbſt beheben kamn.
Um Gotteswillen! ſchrie die junge Frau
Profeſſor Heinzinger, wie lange wird das
dauern, meine Mutter erwartet mich, ſie wird
in Angſt ſein. Wo ſind wir denn?
Aber beruhige dich doch, Marie, ver=
uchte
ihr Hatte ſie zu tröſten.
Gerda meinte nun: Da müſſen wir eben
gute Miene zum böſen Spiel machen, hoffent=

lich haben Sie Glück, Herr Pilot, und es geht
bald weiter.
Nach geraumer Seit erſchien der Pilot
neuerdings und erklärte, daß er außerſtande
ſei, die Maſchine wieder flugfähig zu machen.
und was das Schlimmſte iſt, ſetzte er hinzu,
ich weiß gar nicht, wo ich niedergegangen
bin.
Wir müſſen in der Nähe einer Oryſchaft
ſein, ich höre Muſik, ſagte Gerda.
Muſik? riefen alle wie aus einem Munde
wir hören nichts!
Ganz beſtimmt, Sie können mir glauben,
ich habe ein geſchultes Ohr für Cöne.
Dr. Ruegg erbot ſich, Nachſchau zu halten.
Als er die Cür öffnete, trieb ihm ein eiſiger

Die junge Frau fiel ſofort erſchöpft in einen
Stuhl.
Bitte, ſagen Sie uns, wo wir ſind und
wie weit wir bis zum nächſten Bahnhof haben,
bat Gerda. Und ob wir noch einen Sug nach
Wien erreichen können.
Ein eigentümliches, unterdrücktes Lächeln
furchte das Geſicht des weißbärtigen Mannes.
Ich werde Ihnen die erſte Frage beantwor=
ten
, die anderen erübrigen ſich dann von ſelbſt.
Sie befinden ſich auf der Wetterſtation des
Seuerſteins, 2000 Meter über dem Meere.
Die junge Frau ſchrie auf und auch die an=
deren
hatten Mühe, die Faſſung zu bewahren.
In ihren Geſichtern malte ſich größte Beſtür=
zung
.

Wind handtellergroße Schneeflocken entgegen.
Er pruſtete, zog aber treßdem wohlgemut ſeine
Caſchenlaterne und machte ſich auf den Weg.
Nach ungefähr zwanzig Minuten kam er
zurück: Das gnädige Sräulein hatte ganz
recht. Als ich draußen war, hörte ich auch
gleich die leiſen Klänge und ging ein wenig m
dieſer Nichtung vorwärts. Da bemerkte ich in
der Serne einen ſchwachen Lichtſchimmer. Ich
bin dafür, daß wir uns alle dorthin aufmachen,
vielleicht finden wir Hilfe.
Gut, war Gerda ſofort einverſtanden,
und auch die andern ſtimmten bei.
Dr. Ruegg bot Gerda ſeinen Arm und ging
als Führer voran. Von ihrem Gatten und dem
Piloten geſtützt, folgte Frau Profeſſor Hein=
zinger
.
Nur mit Mühe konnten ſie ſich durch den
hohen Schnee fortarbeiten, dabei mußten ſie
noch gegen das Schneetreiben ankämpfen. Aber
bei jedem Fußbreit Wegs, das ſie eroberten,
wurde die Muſik deutlicher vernehmbar, und
als ſie um eine hohe Wand bogen, jahen ſie
auch das Licht, von dem Dr. Ruegg geſpro=
chen
. Neubelebt ſchritten ſie darauf zu.
Endlich hatten ſie das Siel erreicht und Dr.
Ruegg pochte an das halbverſchneite Fenſter,
durch das der ſchwache Lichtſtrahl fiel.
Der Schatten einer großen kräftigen Ge=
ſtalt
näherte ſich dem Fenſter und eine über=
raſchte
Stimme fragte: Wer iſt hier?
Schiffbrüchige bitten um freundliche Auf=
nahme
.
Es iſt mir unmöglich, die Cür von imen
zu öffnen. Sie müſſen ſich erſt den Schnee
wegſchaufeln. Das Fenſter wurde etwas ge=
öffnet
und das Werkzeug herausgereicht.
Als die Cür frei war, traten ſie mit einem
befreiten Aufatmen in die kleime, aber warme
Stube.

Na, das iſt eine ſchöne Geſchichte, wie
kommen wir von hier fort? brummte Dr.
Nuegg.
Heute iſt das ganz ausgeſchloſſen, ſagte
der Alte liebenswürdig, aber ich werde ſofort
die Calſtation verſtändigen, damit morgen eine
Hilfsmannſchaft heraufkommt.
Die junge Frau Profeſſor jammerte ver=
zweifelt
. Das iſt ja eniſetzlich, meine Mutter
erwartet uns, wir haben ihr unſere Ankunft
mit dem Flugzeug telegraphiert. Sie wird in
furchtbarer Angſt ſem!
Ah, mit dem Flugzeug ſind Sie gekom=
men
?
Ja, ſagte der Pilot. Ich verlor in dem
dichten Nebel und dem Schneegeſtöber jede
Sicht, hatte außerdem einen Motordefekt und
mußte auf einer Halde notlanden.
Und hätten wir micht die Muſik aus Ihrem
Häuschen vernommen, fiel Gerda ein, wäre
es ſehr ſchlimm um uns beſtellt geweſen, da
wären wir ſicher alle erfroren!
Nun iſt mein Lautſprecher gar zum Le=
bensretter
geworden. Sonſt iſt er mir nur in
meiner Einſamkeit ein lieber Hausgenoſſe, der
mich vor Trübſinn bewahrt. Und auch jetzt
wird uns das Nadio aus der Not helfen. Ich
werde die Calſtauon bitten, die Meldung von
dem Niedergang des Flugzeuges .....
A 135 warf der Pilot ein
dem Nadio zu übermitteln, damit auf dieſem
Wege die Angehörigen verſtändigt und be=
ruhigt
werden, daß die Paſſagrere ſich unver=
ſehrt
bei mir befinden. Darf ich um die Namen
bitten?"
Profeſſor Heinzinger ſomt Frau, aus
Wien.
Gerda Niedermann, Sängerin, aus Ber=
lin
.

Dr. Ulrich Ruegg, Kaufmaun, aus =
rich
.
Pilot Georg Forſt, aus Wien.
Der Wetterwart ſetzte ſich an den Appa=
rat
und klapperte die Meldung herunter. Als
er geendet hatte, meinte er gutmütig ſchmun=
zelnd
: Das hätte ich mir nicht träumen laſſen,
daß ich das Neue Jahr in ſo lieber Geſellſchäft
erwarten würde. Und auch Sie werden hoffent=
lich
das kleine Abenteuer in angenehmer Er=
innerung
behalten. Ich werde mein Beſtes
tun, die Seier feſtlich zu geſtalter ir wer=
den
uns einen ſteifen Silveſterpunſch brauen,
und für die Unterhaltung ſorgt ja mein lieber
Lautſprecher in reichem Maße.
Herzlichen Dank für Ihre liebenswürdige
Einladung, lächelte Gerda, wir werden es
uns alſo nach beſten Kräften bequem machen.
Nur mit den Sitzgelegenheiten iſt es trau=
rig
beſtellt, warf der Profeſſor ein.
Auch da wird ſich Abhilfe finden. Wenn
mir die Herren folgen wollen, werden wir
Bretter aus der Holzkammer holen und dar=
aus
Bänke zimmern.
Jetzt begann auch die junge Frau aufzu=
tauen
und das Abenteuer ganz unterhaltend
zu finden. Sie näherte ſich dem Alten und
ſchmeichelte: Bitte, zeigen Sie uns die Wet=
terſtation
.
Mit großem Halloh ſtimmten die anderen
in die Bitte ein: Ja, das iſt ein guter Ge=
danke
, machen wir ein wenig Wetter!
Munter ſchritt man ar die Beſichtigung.
Das Obſervatorium war drei kleine Stock=
werke
hoch und ſchaute kaum aus dem ſchützen-
den
Felsgeſtein. Im meteorologiſchen Büro
erklärte der Alte das kunſtreiche Spiel der
graphiſchen Apparate, die, von Uhrwerken be=
wegt
, mit ihren Stiften die Cemperatur, den
Feuchtigkeitsgehalt, die Druckverhältniſſe der
Luft, die Bewegung und Stärke der Winde
für jede Minute des Jahres i Linien auf
Walzen zeichnen.
Mit großer Aufmerkſamkeit folgte die
Geſellſchaft ſeinen Ausführungen. Dann begab

man ſich in die kleine Küche und unter lautem
Jubel wurde das Silveſtergetränk bereitet.

Das alte und
Jugenderinnerung von Ir
Als junger Offizier war ich ängſtlich bemüht,
das Laſter des Dichtens geheimzuhalten, weil
deſſen Bekanntwerden mir zweifellos wenig
Ehre, um ſo ſicherer aber mancherlei Bemän=
gelungen
meiner kriegeriſchen Fähigkeiten hätte
eintragen können. Ich veröffentlichte damals
bereits meine ununterdrückbaren Verſe in
Roſeggers Heimgarten und in der von Karl
Emil Franzos in Berlin herausgegebenen
Deutſchen Dichtung, jedoch nur unter einem
friedlich abſeitigen Decknamen, den zu verraten
auch heute noch nicht nötig iſt. Es wußten nur
ganz wenige Vertraute darum, aber es wäre
doch vielleicht klüger geweſen, ich hätte es
wirklich niemandem auf Erden eingeſtanden,
denn die weltbewegende Angelegenheit ſickerte
doch eines Cages durch und zeitigte in ihren
weiteren Folgen eine fatale Geſchichte, von der
hier erzählt werden ſoll.
Jedermann weiß, was eine Silveſterfeier iſt.
Es iſt das geſellſchaftliche Sichnäherrücken zu
einer Stunde, die die Menſchen eigentlich in
nachdenkſamer Einſamkeit verbringen ſollten,
die ſie aber unbegreiflicher Weiſe in gemein=
ſämer
Fröhlichkeit und meiſt mit viel Leichtſinn
begehen, womit ja die Hoffnung auf irgend=
welche
Beſſerung von vornherein ausgeſchloſſen
iſt. Um ſo merkwürdiger war es, daß in meiner
Garniſon im Widerſpruch zu aller Soldaten=
leichtlebigkeit
die Gepflogenheit herrſchte, den
Uebergang des alten zum neuen Jahre mit einer

das neue Jahr.
inz Karl Ginzkey.
durchaus ernſte.: ſumboliſchen Handlung zu be=
gehen
. Im Saale des Militärkaſinos wurde
nämlich eine mit Reiſig und farbigen Fähnchen
geſchmückte Cribüne aufgeſtellt, auf welcher
weithin ſichtbaren, vom Militärkommando ge=
billigten
Stätte das alte Jahr ſich in aller
Form vom neuen zu verabſchieden hatte.
Es wunde zu dieſem Swecke dicht unter dem
Bilde des Landesfürſten ein Plüſchvorhang und
davor ein liebevoll ausgeführtes Sifferblatt aus
Pappendeckel angebracht, deſſen Zeiger der
hinter dem Vorhang verborgene, jeweils jüngſte
Jähnrich des Negiments zu bedienen hatte.
Fünf Minuten vor Swölf ſetzte das Geſchehnis
ein, die konzertierende Muſik verſtummte, der
Seiger begann vorzurücken, und es trat zugleich
aus einer Falte des Vorhanges das alte Jahr
hervor, dargeſtellt durch eine opferbereite Dame
des Regimentes. Die Regie lag, aus traditio=
nellen
Gründen, in den Händen des jeweiligen
Proviantoffiziers, und es war deſſen ernſteſte
Sache, dem alten Jahr unter allen Umſtänden
das ihm entſprechende abſterbende Ausſehen zu
geben. Geſtützt auf einen Stab, in Lumpen ge=
hüllt
, wankte es mit gebrochenen Knien herein,
mit der erſchütternden Geſte eines: rettungslos
Verlorenen, deſſen Daſein nach unweigerlich
feſtgeſtellter gregorianiſcher Seitrechnung nur
noch wenige Minute zu dauern hatte. Aber
noch eine andere, nicht leicht zu bewältigende
Aufgabe harrte der Darſtellerin; die Verſe, die

ſie zu ſprechen hafte, mußten im Augenblick zu
Ende ſein, da der erſte Glockenſchlag des Gongs
begann, das der zweitjüngſte Fähnrich im
Nebenraum als Verkünder der Mitternacht zu
bedienen hatte. Mit dem zwölften Schlage trat
dann, indeſſen das alte Jahr verſchwand, unter
allgemeiner Spannung das neue Jahr hervor
in einem fröhlich faltigen Gewande, Blumen im
Haar, und es war den Umſtänden durchaus an=
gemeſſen
und leuchtete jedermann ein, daß dieſe
gewichtige und ehrenvolle Aufgabe von der
jeweiligen Oberſtin ſelbſt beſorgt wurde. War
ſie verhindert oder nicht disponiert, ſo trat die
nächſthöhere Dame des Negiments an ihre
Stelle und ſagte mit aller ihr zu Gebote ſtehen=
den
Kunſtfertigkeit die Begrußungsverſe des
neuen Jahres auf, worin in der landesüblichen
Weiſe den Verſammelten ans Herz gelegt
wurde, Mut zu faſſen, den alten bewährten
Idealen treu zu bleiben und auf keinen Sall zu
verzagen. Den Reſt beſorgte dann die Muſik
mit einem kräftigen Cuſch, worauf der offizielle
Ceil des Abends oder vielmehr des bereits an=
gebrochenen
Morgens als abgeſchloſſen geſten
durfte.
Mir war das alles aus den Erfahrungen des
Vorjahres bekannt, da ich an Stelle des jüng=
ſten
Fähnrichs, der erkrankt war, die Bedie=
nung
des Sifferblattes ſelbſt zu beſorgen gehabt
hatte. Ich kann es nicht verſchweigen, daß ich
es mit einigermaßen gemiſchten Gefühlen tat.
Einerſeits konnte ich mich der Weihe des
Augenblicks nicht verſchließen, ja es war ſogar
etwas wie Erhabenheit der Sendung in mir, da
ich die Bewegung der Seit nummehr ſo ganz in

meine Hand gegeben ſah. Es hing ja ſchließlich
nur von mir ab, ihren Lauf zu verzögern oder
zu beſchleunigen, und einen Augenblick lang be-
fiel
mich ſogar der diaboliſche Gedanke, den
Seiger nach rückwärts, alſo ſozuſagen ins Ver=
gangene
zurück, zu drehen, was zweifellos den
ſtürmiſchen Proteſt aller Anweſenden hervor=
gerufen
hätte, obgleich ja jedermann lieber
jünger wird als älter. Es hätte mir aber die-
ſer
ziemlich pietätloſe Eingriff in die heiligſten
Naturrechte unter allen Umſtänden einige Cage
Simmerarreſt eingetragen, und ſo ließ ich es
wohlweislich bleiben. Jedoch empfand ich nicht
in allem die rechte Befriedigung dabei, und
zwar aus tieferen Gründen, die mir damals
allerdings noch nicht völlig klar waren und die
ich erſt im folgenden Jahre, und zwar anläßlich
der Geſchichte, die zu erzählen iſt, zur vollen
Erkenntnis meldeten.
Es mußte nämlich irgendwie, wie ich anfangs
ſchon andeutete, in militäriſchen Kreiſen durch-
geſickert
ſein, daß ich heimliche Swieſprache mit
der Muſe pflege. Ich glaubte dies allerlei ver=
teckten
Anſpielungen der lieben Kameraden
und den halb mißtrauiſchen, halb beſorgten
Blicken meiner Vorgeſetzten entnehmen zu kon=
nen
, und auch bei den Damen des Regimentes
begegnete ich hin und wieder einem kleinen,
verſtohlenen Lächeln, über deſſen mehr oder
minder ſchmeichelhaften Gehalt ich nicht is
Klare zu kommen vermochte.
Su voller Gewißheit gelangte ich erſt, als der
Regimentsadjutant mich wenige Cage vor Sil=
veſter
kameradſchaftlich beiſeite nahm und mir
driglich ans Herz legte, ich möge, da ich mm

[ ][  ][ ]

ACun, meine Herrſchaften, das Silveſter=
programm
welcher Siadt wünſchen Sie zu
hören?
Das aus Wien!
Der Alte ſtellte den Empfang auf Welle
550, und bei den Klängen der fröhlichen Muſik,
die ihnen der kleine Apparat hervorzauberte.
unterhielten ſich die Noigelandeten, frei von
jeder Siviliſation, aber doch unter ihrem Se=
gen
, vortrefflich.
Der Gaſtgeber und der Pilot hatten ſich
zu einem angeregten Geſpräch über die tech=
niſchen
Fortſchritte der Neuzeit zuſammen=
gefunden
. Profeſſor Heinzinger horchte auf
das muntere Geplauder ſeiner kleinen Frau,
und Gerda und Dr. Ruegg unterhielten ſich
über Muſik. In einer Pauſe hörten ſie die
Stimme des Wiener Sprechers:
Halloh, halloh, hier Nadio Wien. Eine
Verlautbarung. Das Slugzeug A 135, das
fahrplanmäßig heute um 5 Uhr am Flughaf n
in Aſpern hätte eintreffen ſollen, hat ſich im
Nebel verirrt und mußte eines Motordefektes
wegen auf einer Schneehalde am Seuerſtein
notlanden. Die Angehörigen der Inſaſſen:
Profeſſor Heinzinger ſamt Frau, aus Wien,
Fräulein Serda Niedermann, Sängerin aus
Berlin, Dr. Ulrich Nuegg, Kaufmann, aus =
rich
, und Pilot Georg Forſt, aus Wien, mögen
beruhigt ſein, die Verunglückten befinden ſich
alle wohlauf in der Wetterſtation geborgen.
und die Rettungcmannſchaft wird mit Cages=
anbruch
abgehen, um die von dem Mißgeſchick
Betroffenen zu Cal zu bringen. Nach kurzer
Dauſe ſetzt die Kapelle ...... ihr Konzert
fort.
Mit angehaltenem Atem hatte der kleine
Kreis die Verlautbarung angehört. Es mutete
ſie ganz ſeltſam an, ihr Schickſal aus dem
Munde eines Unbeteiligten zu vernehmen und
dabei die Gewißheit zu haben, daß alle, die ſich
um ſie ſorgten, nunmehr beruhigt ſein würden.
Als die Glocken, die ſie nicht hören konn-
ten
, tief unten das Neue Jahr verkündeten, be=
leuchtete
der Alte ſein Obſervatorium und ließ
Naketen hochſteigen. Und von unten ſchien man
die feurigen Strahlen bemerkt zu haben, denn
hie und da ſtieg ein Licht zur Erwiderung auf.
Am Fenſter der kleinen Hütte ſtanden Gerda
und Dr. Nuegg Hand in Hand und ſchauten
auf den nun wieder ſternklaren Himmel. Sie
hatten ſich fürs Leben gefunden.
Schreibende Sunft.
Luſtige Anekdoten von Dichtern
und Journaliſten.
Roda Roda war im Kriege Berichterſtatter
eines Wiener Blattes. Von Front zu Front
zog der Meiſter der Anekdote, im Nuckſack eine
von der Nedaktion zur Verfügung geſtellte
Schreibmaſchine.
Der Krieg war aus. Noda ſaß wieder da=
heim
bei Weib und Kind, in München. Da
kommt eines Cages von ſeiner Seitung ein
Brief, der Herr Noda möchte die Schreib=
maſchine
wieder abliefern.
Noda ſchreibt eine Poſtkarte: Rückſen=
dung
nicht möglich, die Maſchine wurde mir
unter den Händen von einer Granate zertrüm=
mert
!
Bei Ciſche ſprach man von der Ehe. Jemand
wandte ſich an Beruard Show und ſagte: Der
Mann, der ſeine Frau ſchlecht behandelt, ver=
dient
, daß ihm das Haus über dem Kopf an=
gezündet
wird!
Shaw, der dieſen Mann gut kannte, lächelte:
Nun, ich glaube, Sie werden Ihr Haus gut
verſichert haben!
Ernſt Liſſauer war in einer Geſellſchaft. Eine
Dame ſprach ihn an: Herr Liſſauer, Sie haben
vor einem Jahre ein ſo hübſches Sedichtbuch
herausgegeben, ich hatte es mir gekauft
Liſſauer ſpringt vor Freude auf: Ah Sie
waren das!

einmal dichte, bis längſtens übermorgen einen
neuen Cext zur Feier des Silveſterabends vor=
legen
, da der alte erwieſenermaßen den For=
derungen
moderner Kunſt nicht mehr entſpreche.
Mich traf das wie ein Donnerſchlag. Ich ſah
mich entdeckt und wußte auch, daß an Wider=
ſpruch
nicht zu denken war. Was war eigent=
lich
ein Regimentsadjutant anders als ein
Sprachrohr des Oberſten? Mir blieb alſo nichts
übrig, als die Haken zuſammenzuſchlagen und
gehorſamſt zu melden, daß ich freudig bereit ſei
den Jahreswechſel nach beſten Kräften zu be=
ſingen
.
Als ſch abends in meiner Leutnantsſtube ſaß
und den Umſtand überdachte, befiel mich tiefe
Niedergeſchlagenheit. Mir war das Dichten
bisher als eine freie Naturübung, als reine
Orwaiſache erſchienen, mit der ich nach Güt=
dünken
ſchalten konnte. Selbſt das ſogenannte
Oelegenheitsgedicht erſchien mir als eine unan=
gebrachte
, geradezu demütigende Angelegenheit
und Goethes berühmter Ausſpruch, daß jedes
Gedicht ein Gelegenheitsgedicht ſei, legte ich
mir keineswegs ſo aus, daß jede Gelegenheit
auch eines Gedichtes würdig ſei.
Aber plötzlich überkam es mich wie Erlöſung.
Wenn auch das Dichten in dieſem Falle nicht
mehr freiwillig geſchah, ſo blieb mir doch die
freie Bearbeitung des Stoffes. Nun wußte ich
auch, was mich an der vorjährigen Silveſter=
feier
ſo unerfreulich berührt hatte. Es war die
alte und durchaus unwürdige, abgeleierte Be=
handlung
des Gegenſtändlichen geweſen.
Und ſchon war es auch wie innere Erleuch=
tung
, was mich nunmehr das Nichtige erkennen

D KALIMIK EoPsctmiß

runden Gläſer, welche die Frauen an einem
Stiel ans Auge hielten, na ja na ja!
Wo wohnt ihr denn? fragte eines Cages
ein netter, dicker Sportcmann, der ei hübſches
Norwegiſch ſprach und einen Kaſten vor ſicl=
ſtehen
hatte, an dem er immer drehte. Er ſprach
ein bemerkenswertes Norwegiſch, denn es war
kein Norwegiſch, aber man verſtand es. Er war
einmal in Grönland geweſen und in Island und
hatte Eisbären geſchoſſen und eine verlorene
Polarexpedition geſucht. Marius Eriſſen
kannte ihn von damals und ſagte, er ſei ein
guter deutſcher Skifahrer, der jetzt die Schnee-
films
mache. Guter, netter Junge. Wie er
lachte. Und hob Gott ſei Dank auch nichts an
einem Stiel an die Augen.
Wie heißt du?
Sepp.
Ich heiße Egil Corgerſen.
Sch heiße Sepp Allgeier. Guten Cag. Wo
wohnt ihr denn?
Im Carlton=Hotel.
Donnerwetter, fein, ſagte Allgeier. Wenn
ihr mal lachen wollt, kommt ins Dorf. Wir
haben ein kleines Haus.
Sch will es Rusdeal ſagen, meinte Egil
Corgerſen. Guten Cag.
Er ſagte es Aysdeal, und der ſah eine Weile
in die Luft.
Ja, Egil Corgerſen, meite er dann, das
ſind nette Burſchen, ich kenne ſie auch. Aber
ſie wollen mit ihrem Silmkaſten eure Cechnik
verauskriegen. Die Leute hier verſtehen unſere
Cechnik nicht. Aber ihr könnt ganz gut einmal
hingehen und mit ihnen ſingen.

Swei Jahre lang hatte Egil Corgerſen, der
zwei Jahre vorher als unbekannter junger
Mann die Meiſterſchaft in Oslo gemacht hatte,
nichts von ſich hören laſſen. Er war auf den
Lofoten ſitzen geblieben und hatte ſich auf kein
Celegramm geregt. Die Lofoten ſind ſchön=
Inſeln, manchmal iſt es warm da oben, obgleich
ſie koloſſal im Norden liegen, manchmal gibt es
Stürme, wie es in der ganzen Welt keine gibt
aber dann weiden die Schafe wieder unter Blu=
men
. Es ſind merkwürdige Silande, und wer
dort Siſche fängt und Kähne ausbeſſert, hat ein
merkwurdiges Leben, und er kann es ſchwer
verlaſſen, dieſes Leben, auch wenn Celegramme
kommen. Die Segel brüllen ſo hübſch im Wind
Sie ſpannen ſich rot und bläulich in der fahlen
Beleuchtung. Es iſt ſo ſchön gefährlich und
gar kein Anlaß, an Skifahren zu denken. Dann
kommen zwiſchen Januar und April die Dorſche,
fünfzig ieter tief, zum Laichen an die Inſeln
von Slakſtado, von Moſkeneſo und Veſtago.
Und dann kommen die Slotten hinaus unter den
tauſend Suß hohen Felswänden der Schären
und Holmen, und es riecht wochenlang bei Mit=
ternachtsbeleuchtung
nach Siſchen.
Da iſt wenig Seit, auf Celegramme zu
achten. Aber auf emes achtete Egil Corgerſen
doch.
Es kam von Leutnant Rusdeal, und es ſtand
darin, er ſolle Antwort geben, ob er für Nor=
wegen
in St. Moritz ſtarten wolle. Und Egil
Corgerſen, für den ein Celegramm keine eilige
Sache war und der nicht wußte, was St. Moritz
iſt, überlegte ſich die Sache drei Cage und
drahtete dann, weil es der Flieger Nusdeal
war, der ihm telegraphiert hatte, ob Sin
Mazeng dabei ſei, weiter nichts. Nein, er ſei
nicht dabei, drahtete Rysdeal aus Oslo. Es
war ein ſehr langes Celegramm, wie Corgerſen
noch keines geſehen hatte. Ein Mazeng ſei
nicht dabei. St. Moritz ſei der Ort, wo die
Olumpiſchen Winterſpiele ſtattfänden und wo
Egil Corgerſen für Norwegen ſtarten müſſe.
Alles frei. Angaben über Billette und Schiffe
ſeien aber einzuhalten damit nämlich Corger=
ſen
nicht etwa mit einem Siſchkutter komme und
die Seit zum Crainieren dadurch verlöre.
Ceufel, dachte Corgerſen, dann ging der
Siſchzug drauf, es war im Dezember und hübſch
warm. Aber wenn Nusdeal ſelber drahtete,
der ihm damals mit Amundſen die Hand ge=
ſchüttelt
hatte, mußte er wohl gehen. Auch war
Sin Mazeng nicht dabei. Ein Mazeng war da=
mals
, nach Egils Meiſterſchaft, zwar gekommen
und hatte ihm die Hand gegeben, dieſer elende
Förſter, und hatte auch keinen Neid in den
Augen gehabt, aber Egil Corgerſen gehörte zu
den Leuten, die, wenn ſie ſich über jemand ge=
ärgert
haben, ſich ihr Leben lang über ihn
ärgern.
Er drahtete alſo und fuhr nach Oslo. Da
ſtanden Chorleif Haug, Niels Hanſen und
Marius Erikſen. Guten Cag. Guten Cag. Vier=
zehn
Cage ſpäter fuhren ſie nach St. Moritz.
Sehr komiſche Fahrt.
Macht, als wärt ihr zu Hauſe, ſagte Nus=
deal
, der immer ſeine Windjacke und keinen
Hut trug und ſeine weißblonden Haare flattern
ließ. Rysdeal wußte, warum er dies ſagte, und
Niels Hanſen, Corgerſen und Chorleif Haug
wußten, daß dies ein verflucht komiſcher Spruch
von Rysdeal war. Sie wohnten in St. Morit
in einem rieſenhaft hohen Hotel, und wenn ſie
mit ihren gleichförmigen nationalen Pullovers
ſo durch die Halle kamen, na, das war nicht wie
zu Hauſe, und dann ſo die Leute und abends
und ſo es war ſehr komiſch, aber es war natür=
lich
nicht zu Hauſe, und beſonders die zwei

Das taten ſie auch. Es war ſo nett, ein Meſ=
ſer
in einen Ciſch zu ſchlagen. Und Sepp All=
geier
ſtand auf demſelben Ciſch und zog eine halbe
Stunde lang ſeine Hoſenträger aus. Er hatte
ſie nach einer halben Stunde noch nicht aus=
gezogen
, aber es war ſchön, was er ſo dazu
ſagte. Sie gewannen ihn alle ſehr gern und
fragte ihn, ob er ein Burſche etwa ſei, der
mit ſeinem Kaſten ihre Cechnik im Langlauf
etwa herauskriegen wolle.
Aber er lachte und ſagte: Ihr habt über=
haupt
keine Cechnik. Ihr habt Floſſen. Aber
gebt acht mit der neuen Schanze, ſonſt fallt ihr
aufs Maul!
Es gab wirklich eine neue Schanze, obwohl
das egal war für Egil Corgerſen, aber nicht
egal für Nusdeal, der die Norweger in der
Winterolumpiade ſiegen laſſen wollte. Die alte
Schanze hieß die Julierſchanze, eine ſteile
Schanze, und man konnte nicht ſehr viel Meter
machen, aber es war eine Männerſchanze. Von
der neuen Schanze ſagte Allgeier, es ſei eine
andere Schanze. Das Wort, das er gebrauchte,
war von dem Norwegiſch, wie es Allgeier zu
ſeinem Privat ebrauch fabrizierte und das jeder
verſtand, obwohl es kein Norwegiſch war, und
es war wohl auch nur ein Wort, das bei Män=
nern
wahrſcheinlich geſagt werden konnte.
Nusdeal ſah zu, daß ſeine Leute nicht zu viel
tranken, bei Seit ſchliefen und richtig trainier=
ten
. Nicht zu viel. Nicht zu wenig. Wie es
ihnen Spaß machte. Ihr dreſſiert eure Leute
zu viel, ſagte er mal zu Sepp Allgeier. Das
macht müd, paß auf. Man darf nicht zu viel
trainieren. Und Rusdeal hatte recht, wie im=
ner
, denn die Deutſchen waren auch kurz vor
dem Olympiaſpringen ſchon erſchöpft.
Es ward ſehr hübſch mit der Seit hier, nur
das Eſſen war zu ſcharf und wenig Siſche und
zu viel Sachen, die Egil Corgerſen und Chorleit
Haug nicht kannten. Manchmal übten ſie
Langlauf. In Muottas Muraigl. Am Julier=
paß
oder auf dem Morteratſch=Gletſcher. Auf

der Diavolezzahütte trafen ſie Sepp Allgeier
und Peterſen und Schneeberger. Sie kamen
aus dem Schwarzwald vom Feldberg und mach=
ten
mit einer ſchönen Frau einen Film. Nie=
fenſtahl
, ſtellte das Mädchen ſich vor und lachte
ſie an und gab ihnen die Hand.: Die war ſehr
ſchön. Und dann kam das Unglück. Marius
Erikſen brach das Wadenbein bei der Spalte.
Niels Hanſen, der Erſatzmann, rückte vor in die
Dreiermannſchaft, aber er vertrug das Eſſen
ſchlecht, und drei Cage ſpäter kam alſo dann
durch die Halle ein Mann, der todſicher Sin
Mazeng war.
Cut mir leid, ſagte Leutnant Rusdeal, der
Captain, tut mir leid, Egil Corgerſen, aber
es gibt keinen anderen Erſatz. Es iſt wegen
Norwegen. Ich mag ihn auch nicht.
Das war natürlich richtig wegen Nor=
wegen
. Aber die Sache machte Egil Corgerſen
nun keine Freude mehr.
Langlauf und Geländelauf gingen vorüber.
Gut natürlich. Jetzt kam das Springen. Vor=
her
waren alle Mannſchaften mit ihren Sahnen
in das Stadion eingezogen und hatten einen
Schwur abgelegt. Das war ſehr ſchön. Egil
hielt die norwegiſche Sahne. Das war ſehr gut
von Rusdeal, ſie ihm zu geben. Aber beim
Springen war es ſo: Egil Corgerſen zuerſt.
Dann Chorleif Haug und zuletzt Iin Mazeng.
Im letzten Augenblick anderte Rysdeal es ſo,
es umgekehrt kam. Ich habe meine
dründe ſagte er und ſah im Kreis herum
an all den ſchönen Bergſpitzen herum, die da
ſtanden. Die Natur gefiel Egil Corgerſen ſehr.
Es waren nur ſo viel darin. Und ſie ſchauten ſo
her, warum wohl?
Der Schnee pappt verdammt, ſagte Rys=
deal
, als das Springen losging. Es kommt

ließ: Das ſogenannte alte Jahr konnte ja ganz
unmöglich im Laufe eines Jahres ſo erbärmlich
alt geworden ſein, wie es bisher dargeſtellt
wurde! Es lebte doch unſer eigenes Leben mit,
begleitete uns von Cag zu Cag und konnte
daher auch nur gleich uns allen um ein Jahr
älter geworden ſein. Es war ja durchaus pie=
tätlos
, ungerecht und undankbar, das eben
durihlebte alte Jahr, wie es auch immer ge=
weſen
ſein mochte, wie eine greiſenhäfte, zer=
lumpte
Bettlerin zu verabſchieden. War es da
nicht ſinngemäßer und gerechter, es ſozuſagen
noch in den beſten Jahren von uns Abſchied
nehmen zu laſſen? Es konnte ſich ja auch gleich=
nisweiſe
gleich einem guten Freunde von uns
empfehlen, der in eine andere Stadt zu über=
ſiedeln
im Begriffe iſt, oder, um bei der Sache
zu bleiben, in den Orkus oder in die Ewigkeit?
Und bleibt es denn nicht auch wirklich im Geiſte
bei uns, durch Erinnerung an uns gebunden,
und wird es nicht ein Stück Geſchichte und iſt
als ſolches auch wieder herzlich jung?
Und je länger ich dieſe neue Einſtellung be=
dachte
, um ſo mehr begeiſterte ich mich dafür.
Das Hindernis des Swanges war für mich ge=
fallen
, und auch meine Muſe, die in dieſer Hin=
ſicht
keinen Spaß verſtand, ſah ſich vielmehr
ihrer eigenen Willensfreiheit wiedergegeben.
Und ſofort begann ich mit dem Entwurf des
Gedichtes, und es gelang mir, Strophe für
Strophe, auch überraſchend gut. Die erſten
Seilen ſind mir noch in Erinnerung:
Ich ſcheide als das alte Jahr
Mit fröhlichem Geſichte,

Denn eines iſt zum Croſt mir klar:
Ich werde nun Geſchichte,
Ich fühle mich aufs neue jung,
Erlaubt mir einen Freudenſprung.
War das nicht originell? Die letzte Vers=
zeile
ſchien mir beſonders gelungen, da ſie der
darſtellenden Dame Gelegenheit zu einem klei=
nen
Ballettchen bot, was ja heutzutage, in ein
Kunſtwerk eingefügt, immer von förderlicher
Wirkung iſt.
Erheblich leichter hatte ich es mit der Be=
arbeitung
des neuen Jahres. Sch ſah mich hier
als guter Soldat verpflichtet, einiges vom frü=
heren
Texte zu übernehmen, da ja ein mahnen=
der
Hinweis auf Sucht und Ordnung, auf ge=
regelte
Verhältniſſe und gute Staatsbürger=
ſchaft
gewiß nicht ſchaden konnte. Im übrigen
aber ſuchte ich mich der frohen Eigenart der
vorherigen Strophen, auch dem Sinne nach, an=
zupaſſen
und begann derart mit den hoffnungs=
vollen
Strophen:
Ich komme als das junge Jahr
Und freu mich ganz unbändig.
Ich bring euch viel der Freuden dar
Auswendig und inwendig.
Es iſt der Menſch nur einmal jung.
Erlaubt auch mir inen Freudenſprung.
Man ſieht, daß auch hier das Ballettmäßige
mit viel Geſchick ſich in die Handlung einfloch
und dem modernen Empfinden durch ſum=
metriſche
Anordnung des Leitmotivs Rechnung
getragen wurde.
Am nächſten Vormittag beeilte ich mich, da
fertige Elaborat dem Regmentsadjutanten 3

überbringen. Das Verhängnis aber wollte, daß
mir im Vorzimmer der Herr Oberſt ſelbſt be=
gegnete
und mich leutſelig fragte, ob das Manu=
kript
in meiner Hand etwa das verſprochen=
Silveſtergedicht ſei.
Ich konnte es errötend bejahen, worauf der
Geſtrenge, gütig wie noch nie, mir väterlich auf
die Schultern klopfte und mich mit einem das
iſt brav von Ihnen freundlich nickend verab=
ſchiedete
.
Su Mittag begab ich mich in gehobenſter
Stimmung in die Offiziersmeſſe. Im Vorraum
erwartete mich der RNegimentsadjutant. Er
grinſte über das ganze Geſicht: Alſo, mein
ieber, da haſt du deine epiſche Dichtung wie=
der
! Sei froh, daß niemand weiter davon er=
fährt
, nämlich niemand vom ſchöneren Ge=
ſchlecht
. Du ſcheinſt wohl nicht bedacht zu haben,
wer das neue Jahr ſpielt! Wenn das alte
Jahr nicht alt ſein ſoll, und das neue du
verſtehſt mich? Der Oberſt läßt dir ſagen: ſo
ginge die Geſchichte nicht. Du ſollſt die Seit=
begriffe
nicht in Verwirrung bringen!
Sch bin dem guten Oberſt noch heute dauk=
bar
, daß er die Sache unter uns Mannern blei=
ben
ließ. Su Silveſter aber blieb alles beim
alten. Die Frau Oberſt ſpielte wie immer das
leue Jahr, das alte wankte ſchier hundertjährig
über die Bühne, und den Seiger drehte diesmal
Jähnrich Powenzl, weil er der jüngſte war.
Weitere Anſprüche an meine dichteriſchen
Fähigkeiten wurden aber vom Militärkom-
mando
nicht mehr an mich geſte

[ ][  ][ ]

4

Mit

. 12

Auf

Od.

g
*

fällt, ſchadet es nichts, wenn die anderen nicht Und wenn Egil Corgerſen ſein Bein anſah, den Kerl nicht leiden und gab ihm auch nicht die
fallen. Es wird nämlich verflucht gefallen wer= wußte er, daß er eigentlich nicht ſpringen konnte, Hand.
und unten wie beinahe in Holmenkollen. Dann Mazengs Nuhm. Nein, dachte er, für Nor= Egil lachte auch.
gab es Muſikt. Die Fahnen gingen hoch. Alle wegen. Und dann ſprang er. Alles Schreckliche Wo fährſt du hin?
Wenn man ſchon lang an dieſer Schanze ſpraug. Danke ſchön, ſagte Nusdeal, zwir haben na ja, die Lofot.
gebildet, er kam ſchlecht vom Bock ab, daun Er ſchrie einen fürchterlichen Schrei, und alles wollte. Wie hats euch hier gefallen?
Ich habe den Knöchel gebrochen, ſagte das Glas mit dem Stengel und ſo weiter.
Beim zweiten?"
dem Schnee. Egil hatte den weiteſten Sprung. Himmel und Hölle, ſagte Nusdeal und um= So, ſagte Egil Corgerſen.

und wenn er nicht ſprang, war Mazengs Ruhm. Am Bahnhof ſtand dann Sepp Allgeier und entſchlolſen, wirft ſie ſich in ihr Skidreß, rennt
Es waren ſo viele Leute da auf beiden Seiten, keinen Siſchlaich wert. Er ſprang alſo für Fin lachte, als Egil Corgerſen angehumpelt kam. in den Schnee hinaus, ſtürzt ab, wird vom gan=
Norweger ſprangen jetzt. Mazeng ſprang gut. im Leben war nichts gegen den Schmerz, als er Nach den Lofot. Mußt mal mit nach den lich nur ein Sußgelenk leicht verrenkt, der Ski=
Lofot fahren. Wenn die Dorſche kommen, da, lehrer ſchließt ſie gerührt in die Arme das
Ad, das iſt fein, lagte Allgeier und be= warum hat ſie ihn nicht gleich gefragt?!
Chorleif. In einer der beiden Rinnen ſeines Captain, ſagte Egil Corgerſen, darf ich trachtete ſeinen Kaſten mit der Kurbel, als ob Ich bin leicht ermüdet von dem Verſuch mei=
er
ihn der Lokomotive auf die Naſe geben uer Phantaſie Nahrung zuzuführen,
ſtand Norwegens beſter Skimenſch plötzlich quer lachte, weil alles dachte, na ja, die Norweger. Danke, ſchön. Es war ſehr hübſch. Schöne, derbare Hoffnungen gaukeln vor meinen Augen.
Leute und ſo. Und ſie ſchauen ſo her, weißt du, auf Silveſter.
Sepp und machke ein Geſicht, wie Egil Corger=
ſen
es machte, wenu er Lofot ſagte.
Ja, ſagte Sepp und blickte träumeriſch auf
Cannen, man iſt mehr unter lich und ſo weiter.
Keine Urſache, jagte Corgerſen. Er konnte, da ſchnallen wir die Holenträger ab und lo.

millionenſchwere Lord Leiceſter zu erkennen,
floht ſioe um dio Erlaubnis an, ſie zu beluchen, ſio
erlaubt wie denn auch nicht, da or ein reicher
Lord iſt er ſpringt in ſeinen wartenden Volls
Noyce, fährt in roſendem Cempo zu ihrer Villa.
Schon wieder der Ciorgarten.
Sie empfängt ihn mit neugierigem Lächeln,
hat zur ſchönen Stimme auch noch rotblonde
Haare, alles geht wie geſchmiert, und am erſten
Jänner, abends, fahren ſie ſchon zuſammen nach
Monte Carlo.
Obiges iſt eher eine pikante Silveſter=
geſchichto
.
Nein, wirklich, wie ſchön iſt doch die Welt!
Meine falſchen Celephonverbindungen, ſogar die
am Silveſterabend, ſind leider ganz anders. Von
einem reichen Lord keine Spur! Uebrigens bin
ich etwas mißtrauiſch: ich glaube nämlich, dieſe
rotblonde Schlange hat ganz gut gewußt, wen
lie anruft! Aber das iſt natürlich wieder mal
meino häßliche Skepſis, die meine Phantaſio
hindert, bunt zu blühen.
Soll ich noch weiter leſen? Ach, das ſcheint
eine hochdramatiſche Angelegenreit zu ſein!
Schon der Ort der Handlung: St. Morik. Alles
ganz weiß! Und ſo viele Sterne!
Im Ballſaal des großen, mondänen Hotels
im Bädeker als la bezeichnet herrſcht
tolles Silveſtertreiben. Doch ein aſchblondes,
kleines Mädchen ſteht ſchüchtern in einer Ecke.
Sie iſt lehr traurig, obwohl ſie ein neues weißes
Kleid von Lanvin anhat. Warum, um Got=
teswillen
, iſt ſio trotzdem kraurig?
Aha, da haben wir es: ſie verdächtigt ihre
große Liebe, den blonden Skilehrer, der neben=
bei
ein abgebauter Herzog iſt, einer lündhaften
Neigung zu einem amerikaniſchen Vamp in
Worthtoilette.
Von wilder Verzweiflung gepackt und raſch
zen Hotel, Gäſten und Perſonal, mit Laternen
geſucht und natürlich auch gefunden. Sie hat
mit dem Vamp war gar nichts. Na alſo,
Mem Weltbild hat lich verſchoben. Wun=
Entweder geh ich in den Ciergarten, oder
mit St. Moritz ſcheitert an materiellen Schwie=
rigkeiten
.

Silveſter mit happy end.
Skize von Alexa.

darauf au, daß wir zuſammen viel Punkte krie= Springer in der Welt, weiß der Himel. Er
gen. Es iſt ein Länderſpringen. Wemn einer war der einzige, der noch nicht gefallen war.
den Los!
Er hatte das Clüc, ſo lrät gekommen zu ſein, aufſprang. Aber er hielt ihn aus. Er ſtand.
machte ſie einen eigentümlich. Dann ſprang es.
Sprunglkis hatte ſich im Wachs ein Kriſtall mal ſchreien?
in der Luft und kam ab wie ein Kabelfau, er freuen ſich.
Berge, Sepp Allgeier. Nur ein wenig viel. Ich gebe jede Art von Arbeit auf und warte
kam ſchräg ab und brach den einen Ski durch Warum ſchreiſt du? fragte Rusdeal.
und hatte keine Beſinnung.
Dann ſprang Egil und ſprang reichlich gut. Corgerſen.
Außt mal auf den Seldberg fahren, jagte ich ſetze mich zum Celephon, mur die Sache
Am Morgen hatten die Leute was von achtzig
Metern geſagt. Das war nicht zu machen mit Corgerſen nickte.
Und dann kamen die anderen wieder. Am armte ihn.
beſten gingen ſcheinbar die Cſchechen und die
Dann kan Sin Mazeng. Danke auch ſchön, ſeine Schuhlpitzen, der Feldberg, weißt du, die
Schweizer über die Schanze. Die Finnen hatten lagte er.
aber auch Pech.
Jetzt kam Norwegen zum zweiten Male. Fin
Agzeng ſprang. Drei Meter weniger als Egil.
Dann kam Chorleif Haug. Er ſprang mit ſtio=
ren
Augen. Nysdeal hatte ihm geſagt, er lolle
uicht einen Nekord machen, ſondern einen mitt=
leren
Sprung. Aber nur ſtehen! Stehen
nicht fallen!. Darauf kom es an. Die Punkte
wurden ja zuſammengezählt. Dann kam Egil
zum zweiten Male. Er warf ſich oben im An= Da ſoeben dieſes betrübliche Jahr endete Augenfarben nächtliche Spaziergänger im Cier=
lauf
in die Bruſt un ſchoß wie ein Stier ab. und ein neues, wahrſcheinlich ebenſo betrüb= garten haben erſchreckt den Jüngling an.
Der Sturz von Chorleif mußte hereingebracht liches gar kein Anlaß, daß es vergnüg= Daraufhin muß er etwas ſagen. Das ſehe
werden. Egil brauſte los, weiß Gott, wie ein licher würde beginnt, verlangen ſämtliche ich ein. Und da beide einſam ſind eigent=
geflügelter
Stier, um einen Rekord auf das Eis Seitſchriften Silveſtergeſchichten. Und alle, die lich zu vorwundern: Mädchen mit goldbraunen
zu hauen. Aber du lieber Gott, am Bock ſchon ihr kümmerliches Daſein durch Erfinden poll. Augen ſind ebenſo ſelten allein anzutreffen wie
merßie er, es war gar kein Schnee mehr ſon= Kurzgeſchichten friſten, erzeugen im Laufe von Männer mit blauen und Stadtpelz gehen ſie
dern Papp. Er kam mit ſolcher Wucht inSprung, zwei bis drei Wochen, jeder einzelne zumindeſt zuſammen zu Horcher ſoupieren. Dort konſta=
daß
der morſche Schnee ihn beinahe nach vorn jehn bis zwölf, Erzählungen, die irgendeine Be= tieren ſie Seelenverwandtſchaft na, klar bei
überſchlug. Bei ſeiner Vorlage auch noch. Er ziehung zum 31. Dezember haben.
der Vorliebe für den Ciergarten und da er
warf ſich zurück. Das koſtet fünf Meter, dachte Gott, haben dieſe Menſchen eine herrliche außerdem ſein ganzes Leben lang auf der Suche
er beim Springen. Aber dann mußte er wieder Phantaſiel Oder geſchehen wirklich gerade war nach einem goldbraunäugigen Mädchen,
in Vorlage und ſich in der Luft nach vorn wer= am 31. Dezember ſo tolle, gefühlvolle und er= und ſie in ihm ihr Ideal ſieht, verloben ſie ſich.
fen. Und dann kam der Moment, wo er wieder ſchütternde Dinge? Da mir perſönlich anläßlich. Hinderniſſe gi, es nicht, denn ſie iſt das Wai=
auf
die Fläche kam. Gott ſei Dank, er blieb dieſes Datums nichts, aber ſchon gar nichts ein= ſenkind eines ruſſiſchen Großf’irſten und er
ſtehen, trotzdem er ſchaukelte. Und dann tat ihm fällt, ich aber ſchließlich und endlich auch eine Beſitzer großer, gutgehender Fabriken. Es
ſein Fuß weh und er fiel doch. Aber es war im wunderſchöne, humoriſtiſche oder rührende Ge= gibt alſo noch gutgehende Unternehmungen! Wie
Auslauf, dachte er, und ſein Punkt zählte. Er, ſchichte zu ſchreiben verpflichtet bin, die zwiſchen tröſtlich bei unſerer ſchlechten Wirtſchaftslage.
war noch einen Meter weiter als zum erſten dem 31. und 1. paſſiert, habe ich verſucht, mei=
Dieſes war eine ſentimentale Silveſter=
ner
ſichtlich etwas lahmen Phantaſie, allerdings
Male.
Dann ging das Reſultat hoch. Sein Sprung tiefbeſchämt, nachzuhelfen, und habe einige Zeit= geſchichte.
wurde doch nicht gezählt. Er war zu früh ge= ſchriften vom 1. Januar 1931 vor mich auf den Ich werde immer beſchämter. Welche Phan=
talie
die Kollegen habenl Und, was für ein herr=
ſtürzt
. Er hätte weinen können, wenn ihn ſein. Liſch gelegt und zu leſen begonnen.
Suß nicht ſo geſchmerzt hätte. Macht gar Alfo, es iſt, weiß Gott, faſt unglaublich, was licher Sufall. Mir paſſiert ſo etwas nie. Wenn
nichts, ſagte Vusdeal, Egil, du biſt der feinſte alles in den Abendſtunden des 31. Oezember ich am Silveſterabend in jemanden hineinſtoße,
iſt es entweder ein biederer, aber beſoffener
Springer. Spring jetzt rur ruhig. Wir ſind geſchieht:
trotzdem an der Spitze, wenn jetzt keiner fällt. Da geht ein wunderſchöner junger Mann. Mann aus dem Volke, der mir wohl etwas
fabelhaft elegant woher hat er bloß das Särtliches, doch weniger Seines nachruft, oder
Es fällt nämlich alles bei d r Marmelade.
Es dauerte einige Seit, bis Norwegen wieder. Seld, ſich ſo gut anzuziehen? Oder, meine Seele eine in jeder Beziehung unintereſſante Srau
drankam. Egil ging in das Barackenhaus, zog füllt lich mit Neid, hat r vielleicht noch Kredit?, mitleren Alters, die leicht böſe wird.
um zehn Uhr nachts im Ciergarten ſpazieren. Eine zweite Geſchichte. Es handelt ſich um
ſeinen Schuh aus, nahm das Caſchentuch, band
os um den Knöchel und ſchnürte den Schuh dann Ah, er iſt nicht nur elegant, er hat auch dunkel= einen Celephonanruf:
Luſtige Anekdoten.
ſo feſt, daß der Suß ſteif wie ein Gipsfuß war. blaue Augen und eine kühne Naſe. Aber, Ein eleganter Mann ſchon wiederl Falls
Dann ging er langſam hinauf zur Schanze, warum geht er denn mit ſeinem vornehmen er auch noch dunkelblaue Augen hat, werde ich
Schritt um Schritt. Mit dem einen Juß trat er Stadtpelz, den blauen Augen und der kühnen es übelnehmen ſitzt vor dem Kamin. Das Der Dichter Sulbpeſter ſtellt ſich bei einer
gar nicht auf. irſtützte ſich mit zwei Sceiſtöcken, Naſe im einer nebligen Nacht durch den Cier= Telephon läutet. Elaſtiſch ſteht er auf und hebt Probde einer Schaubilerin vorz Süloeſter
garten? Warum nimmt er ſich nicht ein Caxi?, ab. Eine weiche, dunßle Frauenſtimme tönt ihm Proſt Neujahrl begrüßt ſie ihn.
und es tat ſo weh, mein Gott, ſo weh.
Dazu müßte es doch noch reichen! Und er entgegen:
Oben ſchnallte er leine Skier an, lieh ſich ſchlenderk auch noch, ſichtlich ziellos. Wie iſt Biſt du es, Bobbu?
Egon Erwin Kiſch reiſte für einen Wiener
zwei Erſatzriemen, machte ſie um den Suß und es möglich, daß ein hübſcher, junger Mann um Er iſt nicht der Bobby und ſagt gar nichts, nach Sonſtwohin. Sur Sonderberichterſtattung.
wartete. Müd? fragte Vysdeal, weil er 1o zehn Uhr abends kein Siel hat? Und wenn er
Warum ſchreit er nicht falſch verbunden und Erbat Vorſchuß. Bekam 50 Kronen. (Vor
blaß war. Egil Corgerſen ſagte nichts, denn ſchon keines hat, weshalb bleibt er nicht zu hängt ab?
dem Kriege.) Wollte mehr. Das wurde ab=
der
Suß tat ſo weh, daß er nichts ſagen konnte. Haufe?
gelehnt. Er reiſt ab. Aus Sonſtwohin folgt am
Die Stimme ſpricht weiter:
Wenn ſetzt keiner fällt, haben wir’s, ſagte Ach ſol Jetzt kommt ihm eine ſchlanke
anderen Cage der erſte Bericht: Senſationelle
Ausdeal. Vorſichtig ſpringenl Verſtanden, Frauengeſtalt entgegen. Sie iſt in Gedanken Weshalb biſt du nicht gekommen?
Parlamentswahlen. Es erregte hier großes
Chorleif?
verſunken und ſcheint betrübt zu ſein. Vor Darauf kam er wirklich nichts ſagen, denn Aufſehen, daß der liberal angeſehene Abgeord=
Nun ja ſie preßten die Lippen zuſammen. lauter Betrübnis blickt ſie ausſchließlich auf ihre lie hat ihn ja gar nicht eingeladen, alſo ſchweigt
nete in einer großen Nede, die er geſtern vor
Es war ſehr blöd, vorſichtig ſpringen zu müſſen. Fußſpitzen und obwohl doch in der Nacht im er. Sie läßt ſich dadurch nicht abhalten, fort= vollkommen beſetztem Hauſe hielt, ausdrücklich
Aus ganz Europa ſind ſie da und der Bundes= Ciergarten ſicherlich kein Gedränge iſt rennt zuſetzen.
betonte, daß er, ſehr zum Aerger und Schrecken
präſident, ſagte Rysdeal. Alle berühmten ſie gegen den ſchlendernden, kühnnaſigen Jüng= Du kümmerſt dich in letzter Seit gar nicht ſeiner Partei, von heute an etwas ganz Merk=
Leute aus Europa ſind hier beim Springen. ling. Da ſie gut gut erzogen iſt, ſagt ſie: Par= um mich!
würdiges und Seltſames zu tun im Begriffe
Was konnte man da machon? Ein Mazeng don. Sugleich aber ſchaut ſie mit erſtaunten. In dieſem Moment iſt er aber ſchon von wäre, nämlich
ſtop hier endet
war heute abend, wenn ſie es ſchafften, der erſte goldbraunen Kinderaugen was für herrliche ihrer Stimme völlig bezaubert, gibt ſich als der Vorſchuß. Kiſch.
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. Verantwortl. für die Redaktion: Dr. H. Nette, Darmſtadt. Fernſpr. 1, 23892392. Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verboten,

[ ][  ][ ]

Sunndags=Hoochmiddags=Bedrachdunge.

s is nor es aanzig Gude halt. jaſo,
alſo: Proſt Neijohr for alle Dinge!
Nemlich es is nor des aanzich Gude, daß
dieſes Johr es neie Johr bloß an=eme gewehn=
liche
Freidag afengt. Heilich Gewärrzzel,
jetzt hett’s bloß noch gefehlt, daß de erſte
Jannewa uff de dreizehnte gefalle weer...!
No, was? Däß hett doch ſei kenne!
Waaß dann bei dene nodverordnungsmeßiche
Zeitlaift iwwerhaubt noch e normaler Menſch,
wie des mit dem Erſte vum Monat is? Bald
fellt er uff de dritte, bald uff de ſexte bald uff
de neunte unſoweider. Bei de Biamte fellt er
dißmol widder uff de värrte. Die Hausbeſitzer
ſin ſchun ganz drauß, wann bei dene de Erſte
is, is ſchun widder de Letzte.
Alſo mit aam Wort, es is mit dem Erſte
äwe en Kuddelmuddel, daß kaa Menſch mehr
draus klug wärd. s hett mich alſo gornet groß
gewunnert, wann zu allem Bäch de erſte Jan=
newa
net bloß uff ſo=en Unglicks=Freidag ſun=
dern
aach noch owwedrei uff de Dreizehnte
gefalle weer; dann do weer de Bart ganz ab
gewäſe. Do hett vermudlich, aus lauder Angſt
for dem Ooſe=Johreswexel, neu zehndel vun de
Menſchheit de Datterich krickt, ſo wärd er
bloß uffgefiehrt, un unſer Therjader dreegt
dem Unglicks=Freidag wenichſtens uff ſei Art e
bißche Rächnung.
Wie geſagt, s is däßhalb des aanzich Gude
an dem Johreswäxel, daß er net aach noch uff de
Dreizehnte fellt. Dann wann ich aach perſeenlich
net grad awwerglaiwich bin, awwer gäje den
dreizehnte Dag im Monat hab ich doch en gewal=
diche
Aber. Die Momat ſollte iwwerhaubt, wann
aach net grad jeden Zweide de Erſte zu ſei
braicht, awwer die Monate ſollte iwwerhaubt
immer gleich mitm Värrzehnte afange, dann
keem mer zweidens um den unglickſeeliche Drei=
zehnte
erum, un erſtens wer ſo e Monat um die
Hälft kärzer, un der Afachheit hallwer dhet mer
nadierlich drotzdem ſein volle Monatsgehalt for
dreißich Däg krieje, un kemt dann ſo ungefehr
mit ſeim Gehalt aus. Daß däß awwer unner de
gäjewärdiche Verhältniſſe net der Fall is, do is
doch, un däß ſieht en Blinder, mit=eme Stäcke,
bloß der Ooſe=Dreizehnte dra ſchuld. Infolche=
däſſe
bezahle ſe äwe die Monats=Gehälter um=
ſtendlicherweis
uff drei Rate aus, die erſt Degad
krickt de Hausherr, die zwadd de Bäcker, un de
Metzger, un die dritt krickt de Spezzereihennler,
s Gas uns Eläktriſch. No, un wie hott ſäller
Studend geſagt? Was bleibt dann do for
mich? un hott’s Geld widder ei geſtriche,
un hott kaam was gäwwe.
Freilich, äwe der Studend hott ſein Monats=
wäxel
am Erſte uff aamol ausbezahlt krickt;

un heit krieje’s net bloß die Studende ſundern
aach die annern Leit ſo drebbelchesweis, daß ſie
s gornet mehr needich hawwe, am Erſte vum
Monat Häufcher zu mache: Däß krickt der,
däß krickt der unſoweiderfort. Dem is mer alſo
glicklich iwwerhowwe, mer brauch ſei Gäärſchtche
net mehr eizudaale. s is ſchun; un mer
kann drum aach in dem Fall widder ſage: s is
nix, ſo ſchlecht, es is for äbbes gut, s
aanzich Dumme is allerdings, daß aach die
Häufcher, wo ſe aam gäwwe, zuſähens immer
klenner wärrn.
Freilich: en klaane Gehalt, is beſſer, wie
kaan Gehalt, un e klag Unnerſtitzung is
beſſer, wie kaa Unnerſtitzung. Un wann ich
mer do die Baſeler, Weihnachts=
beſcherung
ſo aguck, ſo macht mir’s net
de Eidruck, als wann in abſehbarer Zeit die
Häufcher bei uns in Deitſchland widder
greeßer wärrn ſollte. Die duddvoll Baſeler
Leckerli die wo uns unſer Rechierungsverdräder
do aus Baſel mitgebracht hott, ſieht wenichſtens
net ſo denooch aus. . . .
Un in dem Sinn ſag ich noch emol un awer=
mals
: ’s aanzich Gude is, daß de erſte Jannewa
bloß uff=en gewehnliche Unglicks=Freidag felli,
un net aach noch uff. de Dreizehnte, ſunſt weer
ich ausgewandert. Dann, wie geſagt: der Frei=
dag
hott’s in ſich, un mit dem is net gud Kärſche
eſſe. Däß hott ſchun unſer alder Bismack ge=
wißt
un däß war gewiß e großer Mann. Awwer
der hott an=eme Freidag nix Wichdiches unner=
numme
; weder hott er an=eme Freidag en Krieg
agefange, noch hott er an=eme Freidag ärchend
jemand de Friede erkleert. Freilich, der be=
kannte
Wäldbrand is jo meines Wiſſens aach
net an=eme Freidag ageſteckt worrn, awwer er is
ſo ausgange. Un wann ich mer erſt den Friede‟
bedracht, den wo ſe uns uffgeſchwätzt hawwe, ſo
hett der äwenfalls net unſeelicher ausfalle kenne,
wie als wann ſen an=eme Freidag de dreizehnte
geſchloſſe hedde...
Was nu awwer widder den dißjehriche Joh=
reswäxel
bedrifft, ſo hawwe mer wenichſtens den
Droſt un die Genuchduung, daß de erſte Jan=
newa
aach bei de annern Kuldurnatzione uff=en
Freidag fellt; in dem Fall hawwe ſe uns gäjen=
iwwer
nis voraus, mag’s alſo kumme wie’s will.
Ja, mer kanns diräckt widder als e wahres
Glick bezeichne, daß weder unſer Stadtrat noch de
Landddag, noch de Reichsdag, noch de Völkerbund
iwwer den Jahreswäxel ärchendwie zu beſchließe
hawwe, ſunſt dhet mer den fullminande Zeit=
punkt
ganz gewiß for lauder Redde, Geſchäfts=
ordnungsgeſchwätz
, Baddeiſtreidichkeide, Sachver=
ſtendiche
=Gudachte un Eiſpruchsnote verbaſſe,

un kemt ſchließlich ganz draus aus de Zeit=
rächnung
.
Engſtliche Gemieder hawwe ſogar ausge=
ſprengt
, 5 Neijohr dhet diß Johr iwwerhaubt
ausfalle, weil de Petrus de Jahreswäxel net
eileeſe kennt. Däß is nadierlich en fauler. Witz,
wodemit mer die Leit Kobbſchei mache wollt. De
Jahreswäxel is bekanntlich de aanziche Wäxel,
wo net brollongſchiert wärd. Wie’s allerdings=
mit
de annere Wäxel wärd, die wo in Deitſch=
land
laafe, do wärrn ſich noch manche Sachver=
ſtendiche
driwwer de Kobb verbräche kenne; ob
in Baſel odder wo annerſt, däß kann ſich for uns
ganz egal bleiwe, dann mir miſſe uns endlich
uffm Datterich ſein allaansgildiche Stand=
punkt
ſtelle, wo do laut: Bezahle, wann mer
Gäld hott, is kaa Kunſt; awwer bezahle wann
mer kaans hott, däß is e Kunſt, un die miſſe
mer erſt noch lärne.
Un ſo wolle mer alſo, drotz Freidag, in des
neie Johr eneidräde, mir ſin jo ſchun in ſo
manches eneigedräde, un ſin in däre Beziehung
net mehr aſch wehlerich. Dem alde Johr dohärn=
gäje
brauche mer kaa Drehn noochzugreine dann
es hott ſich aſch iwwerzwärch ageloſſe, un haubt=
ſächlich
in Errungenſchafte zwangsvollſtreckender
Freiheit, nodverordnungsgemeßer Gleich=
heit
, un ſchädelei’ſchlagender Briederlich=
keid
. Daß mer im iwwriche, drotz Huwer=
johr
un Stillhalteabkumme vun Freund un
Feind ſchlecht behannelt ſin worrn, verſteht ſich
vun ſälbſt, un wann unſer guder Brünning uns
net alsemol e Redd gehalte hett, un wann net
de Ebbelwei ſo gud gerode weer, daß mer de
Wei gor net mit Waſſer zu wäſſern hett
brauche, ich glaab, do weern mer ſchun im alde
Johr verzwazzelt, obgleich’s net an=eme Freidag
agefange hott.
s neie Johr kann’s alſo kaum ſchlechter
bringe, un brauch ſich annerſeiz awwer aach net
groß azuſtrenge wann’s ſeim Vorgenger de
Rang ablaafe will. Zudem is es e Schalt=
j
ahr, es hott alſo en Dag mehr zum ſchalde,
wann’s nor ſo is, daß mer’s grad ſo walde loſſe
kenne. Schließlich un endlich hawwe mer jo
noch de Addiggel achtunvärrzich, damit kann
mer aach dem rennidenſte Schaltjohr de Piepſer
nemme, un der Addiggel deckt ſich iwwrichens aach
mit de Kobbzahl vun unſerm Stadtrat, der wo
ſowieſo nix mehr zu melde hott; un was unſern
Landdag bedrifft, ſo will ich bäde, daß er zu=
nimmt
an Kraft, Weisheit un Stärke, un im
iwwriche empfähl ich mei Portmannee unſerm
Preisdruckdickdador un ſag in dieſem Sinne:
Glickauf!
Bienchen Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Ich ſäh äwe, ich
hab in meine Neijohrsbedrachdung ganz ver=

gäſſe, aans vun meine beliebte un beriehmte
Zidade azubringe. Däß mecht ich awwer doch
noch noochhole. Un zwar is däß aans vum Dich=
ter
Hebbel; äwe dem, von dem ſe neilich am
Therjader, dem Herr Wegener zulieb des
Stickelche vun de Maria Magdalena uffgäwwe
hawwe, un wo zuletzt des Kind in de Brunne
fellt, weshalb de Herr Wegener die Wäld net
mehr verſteht, un ſo.
Alſo, der Dichter Friedrich Hebbel, der ſott
annoAchtunvärrzich in ſei Dagebuch geſchriwwe
nemlich domals hawwe die Dichter noch Dage=
bicher
gefiehrt, wo ſe ihr Gedanke drinn feſt=
genagelt
hawwe, iwwer die Zeit un ſo; heit,
wann do e Dichter e Gedankelche hott, do mact
er e ganz Therjaderſtick draus alſo der Hebbel
hott anno Aktunvärrzich, in dem beriehmte Dolle
Johr, in ſei Dagebuch geſchriwwe: Das Jahr
iſt wieder herum. Es hat Deutſchland eine Revo=
lution
gebracht; ob mehr ſoll ſich erſt zeigen.
Alle Erbfehler unſerer Nation ſtehn wieder in
voller Blüte. Mich wundert nur, daß in dem
Köryer eines Deutſchen Einigkeit herrſcht, daß
ſich nicht das Herz gegen den Kopf, der Arm
gegen das Bein erhebt. Zu einem imponieren=
den
, wohlbegründeten Staatsbau werden wir
es wohl nicht bringen, wo jeder Stein
Schlußſtein werden will.
Offe geſtanne, däß hett de Hebbel aach heit
widder ſchreiwe kenne, wann er anno 18 mit=
erläbt
hett; dann mehr, wie e Reffelutzion is
aach heut noch net debei erausgeſprunge, un
vun=eme neire un beſſere Deitſchland ſin mer
noch aſch weit entfärnt.
Wen nimts do wunner, daß ſe aach am Lan=
destherjader
e bißche mitmache bei dem allge=
meine
Dorchenanner? Allerdings, mehr wie
e klaa Pallaſtreffelutziönche wärd aach do net de=
bei
erausſpringe; ganerlaa, wer’s inſzenniert
hott.
Mich kann drum der Therjaderdunner un
der Therjaderblitz net weiders ſteern un uffrege,
dann was ich dozu zu ſage hob. hob ich bereits
vor vier Monat geaißert. Domals hott mer
mich in de bedräffende, odder bedroffene‟
Kreiſe zwar net verſteh wolle; heit wärd
mer’s!
Freilich, net bloß am Therjader, naa aach
ſunſt, beiſpielsmeßich bei unſer Stadtverwaldung,
odder unſere Stadträt, do hott mer mich als net
verſteh wolle, un hott mich als Spießern ver=
kriſche
, wann ich als gebremſt hab.
Heit is es umgekehrt, heit muß ich en de Ricke
ſtärke, daß ſe net ganz die Flint in’s Korn wärfe,
die orme Därkelcher. . . Ja, ich ſag’s jo immer:
es kimmt im Läwe net druff a, wer Recht hott,
ſundern wer Recht behelt. Un ſo
wärd aach anno 1932 noch ſo manchem e
elektriſche Ruhrgasfernverſorgung= Iwwerland=
zentrale
uffgeh leider..

MA09NALeAerKABLT
HU MOR

Küchenzettel vom 4. bis 10. Januar 1932.
(Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.)
Montag, den 4. Januar: Gerſtenſuppe. Reſt
vom Schmorbraten in pikanter Tunke Kar=
toffeln
.
Dienstag, den 5. Januar: Milchklümpchen=
ſuppe
. Makkaroni in der Form. Tomaten=
tunke
.
Mittwoch, den 6. Januar: Blumenkohlſuppe.
Leberpudding*) und Sauerkraut, Kartoffeln.
Donnerstag, den 7. Januar: Grünkernſuppe.
Kartoffelpuffer mit Apfelkompott.
Freitag, den 8. Januar: Sellerieſuppe.**)
Fiſchhackbraten, Kartoffeln und Salat.
Samstag, den 9. Januar: Erbſenſuppe mit
Speck.
Sonntag, den 10. Januar: Helgoländer
Suppe. Schweinebraten, Grünkohl, Kar=
toffeln
. Rumpudding.
*) Leberpudding: 1 Pfd. gemahlene Le=
ber
, 12 Eier, Salz, Muskat, Peterſilie gut
/4 Pfd. Semmelbröſel, /4 Pfd. Margarine. Mar=
garie
ſchaumig rühren, die Zutaten hinzufügen,
in eine gebutterte und ausgeſtreute Pudding=
form
gefüllt, 34 Std. im Waſſerbad gekocht.
**) Sellerieſuppe: Die Knolle wird
geſchält, in Würfel geſchnitten in Fett gedämpft,
das Mehl hinzugefügt, mitgeröſtet, aufgefüllt,
Salz, abgeſchmeckt, ſämig kochen.
*
Ich lege nun ſoviel Kohlen in
den Ofen, aber eswird nicht warm!
Darüber wundern Sie ſich nur zu häufig, ver=
ehrte
Hausfrau. Haben Sie aber auch ſchon ein=
mal
die Urſache dieſes Mangels zu erforſchen
verſucht? Denn zumeiſt liegt es am zu ſpä=
ten
Zuſchrauben der Ofentüren, ſo, daß
die kalte Außenluft fortwährend durch die Feue=
rung
ſtreicht und die Hitze in den Schornſtein
jagt, anſtatt an die Kacheln abzugeben. Der
richtige Zeitpunkt iſt dann eingetreten, wenn
die Kohlen völlig rotglühend auf dem Roſte
liegen. Außerdem begehen noch viele, nament=
lich
unerfahrene Hausfrauen, den Fehler, daß
ſie das Feuerungsmaterial etappenweiſe, alſo
nicht auf einmal, nachlegen.
A.
Wie bereiten Sie Warmbier?
Meiſtenteils werden Sie, ſo wie es in alten
Kochbüchern ſteht, das Bier mit dem Gewürz,
alſo Zitronenſchale und Zimt zum Kochen
bringen. Und das Reſultat war dann, daß es
eigentlich gar nicht ſo kräftig ſchmeckte, wie man
es erwärtete. Ja, iſt es denn noch zu verwun=
dern
? Der Alkohol im Bier wurde ja auf dieſe
Weiſe totgekocht‟. Geſchmackerhaltender wirkt
eine umgekehrte Kochweiſe, derart, daß man die
Milch mit dem Gewürz zum Kochen aufſetzt, dieſe

mit Ei und Mehl abzieht, mit Zucker oder
Süßſtofflöſung abſchmeckt, um ſie, dann mit dem
Bier (und zwar am beſten dunkel) aufzufüllen.
Das Ganze bis knapp vor das Kochen erhitzt und
gut mit 1 Teelöffel Butter abgeſchmeckt, ergibt
ein ſehr kräftig ſchmeckendes Warmbier. I.
Sellerie ſollte man nur in ge=
ſchältem
Zuſtande kochen. Das ſonſt
übliche Anſetzen des Selleries in ganzer, alſo
ungeſchälter Knolle, ſollte man im Intereſſe der
Aroma=Erhaltung vermeiden, da ja in dieſem
Falle das Kochwaſſer, und damit in dieſem ge=
löſte
Extraktſtoffe weggegoſſen werden. Man
ſchäle daher den Sellerie vor dem Kochen und
ſetze ihn, in Scheiben geſchnitten, mit leichtem
Salzwaſſer zum Kochen auf. Das Selleriewaſſer
ergibt mit einer Einlage von gebranntem Mehl
oder Grieß, Haferflocken, oder aber mit Ei und
Mehl verquirlt, kräftige Suppen, die mit Salz
und reichlich Butter abgeſchmeckt, mit und ohne
Semmelbröckchen ganz vorzüglich munden. II.

Nummer 448.
Endſpielſtudie 50.
F. J. Prokop in Prag.
(3. Preis im Turnier der Baſler Nachr. 1924.)

a b d

Weiß zieht und gewinnt.
Prüfſtellung: Kf4 Uh1 Lc7; Ka6 Lc4 Sf8.

Löſung der Endſpielſtudie 49.
H. Rinck. Bohemia, 1907. (Kg6 5 Ba6 d6: Kh8 Ta1
l.a2 Bk6 h4: W. gew.) 1. d6d71 (4, B) Pd 11 2. 27
(2. Kh6? TsB) Lbl41 3. Kh81 (C) Le4 4. 8g6r kg81
5. Se7+ Kt7 6. 8d5 Tx8 (6. . . 1.88 7. d8 D u. gew.)
7. a8D TKB8. DFl.h3 9. Df5 Td8 10. Kh7h211. Dh5*
uſtwp. W. gew. 4) Nicht 1. a.72 wegen 1b1x 2. KxBA=B=
B) Nicht 1. KsB2 Td1 2. Ke7 (2. d7 3. TxB) h8 3. a7
L45 4. d7 La8 5. 8t74 Kg7 6. 8d6 Tet+. C) Nicht
3. KxB? oder 3. K177 wegen Le4 4. Sg6+ Kh7.

Silbenrätſel.
Aus den Silben: a a al be by den der dett
die din e ga gi gin hard jahr ka krit les li li
nat neu nies niz or pel pie pri ſans ſei ſel ſinn
ti to tor tus u wahn wurm, wurz za ſind
17 Wörter zu bilden deren erſte und dritte Buch=
ſtaben
, beide von oben nach unten geleſen, den
Anfang eines Liedes ergeben.
Die Wörter bedeuten: 1. Zögling eine mili=
täriſchen
Anſtalt, 2 Geheimſchreiber und Bio=
graph
Karls des Großen, 3 Zierpflanze, 4 fran=
zöſiſche
Stadt am Mittelmeer. 5 Zuchtraupe,
6 römiſcher Kaiſer, 7 Pferderennen, 8 phanta=
ſtiſches
Zukunftsgebilde, 9 kleines Beiboot eines
Kriegsſchiffs 10 altgriechiſcher Maler, 11 Sprache
der alten Hindu 12 Negerrepublik 13 Krokodil,
14 hohes Jahresfeſt, 15 Erfinder eines Motors,
16 Geiſteskrankheit, 17 Kleidung der Geiſtlichen.
Ein Aquarium.
z.O
...
..... O
..."
An Stelle der Punkte ſind Buchſtaben zu
ſetzen, ſo daß 9 Fiſche entſtehen, die der Reihe
nach mit den Buchſtaben B. L. H. W. F. S. H. L
und K beginnen. Die auf die ſtarken Punkte
fallenden Buchſtaben ſagen, was zwar die Fiſche,
aber nicht alle Menſchen können. Carl Deubel.
Der verwandelte Vogel.

Durch Umlegung von 4 Hölzchen und Ver=
ſchiebung
des Buchſtabens a an andere Stelle
wird aus dem Pfau ein Vierfüßler.
Carl Deubel.
Eine Charaktereigenſchaft.
Hinten, unten, falſch, faul, außen, tadeln,
himmliſch, ſchlecht, heiß, beginnen, nie, billig.
Man ſuche zu obigen Wörtern die Gegen=
ſätze
; ihre Anfangsbuchſtaben nennen dann eine
Charaktereigenſchaft, die nicht immer gut be=
Carl Deubel.
kommt.

Auflöſung der Rätſel aus Nr. 53.
Rebus.
Viel Lärm um nichts (Viel Lär m um
nichts.)
Bitte um Antwort.
1. Ural, 2. Näſcherei 3. Dame 4 Dyonis,
5. Applaus, 6. Stuttgart, 7 Sonnenfinſternis,
8. Toni, 9. Alarich, 10. Dudelſack, 11. Turin,
12. Thekla, 13. Oper, 14. Retter, 15 Salbe,
16. Carmen, 17. Halbmond. Und das Stadttor
ſchließt ſich knarrend.
Winteridyll.
Tauwetter, Sauwetter.

Ein ganz Schlauer.

Wie kommt denn das Müller, geſtern nach=
mittag
nahmen Sie ſich Urlaub. weil Sie zum
Doktor müßten und eine Stunde ſpäter ſehe ich
Sie im Cafs mit einem Herrn Karten ſpielen?
Das war ja der Doktor!

Entgegenkommend. Haben Sie Wildente?
fragte der Gaſt im Reſtaurant. Leider nicht.
mein Herr erwiderte der Kellner. Aber wir
können ja vielleicht eine zahme für Sie wild
machen.
Aufmerkſame Eltern. Warum nehmen denn
Grüns engliſche Stunde? Ja, ſie haben ein
engliſches Baby adoptiert, und da möchten ſie
gern verſtehen, was es ſagt, wenn es zu ſprechen
anfängt.
Zu ſpät! Hätten Sie denn nicht Ihren
Freund retten können, als er von den Menſchen=
freſſern
gefangen wurde? fragte das junge
Ding den Forſchungsreiſenden. Leider, nein,
erwiderte er düſter. Als ich anlangte, war er

bereits in der Speiſekarte geſtrichen
Vorſicht. Ihre Frau hat eine Stimme ſo
zart und weich wie Samt. Pſt! Stille! Wenn
ſie das hört, wünſcht ſie ſich ein paſſendes Kleid
dazu für Weihnachten.
Das beſſere Teil. Ich koche und brate und
backe für dich, und was hab ich davon, nichts
Dann kannſt du froh ſein, denn ich habe davon
Verdauungsſtörungen.
Geſtändnis. Sprichſt du von meinem Kochen
zu anderen Männern? fragte ſie. Oja.
Das iſt nett. Was ſagſt du ihnen denn, mein
Liebling. Ach, ſonſt nicht viel, erwiderte
er, aber dem Arzt muß ich doch ſagen, was mir
fehlt.
Berechtigte Frage. Warte auf mich heute
abend um ſieben an der Ecke, flüſterte ſie. Sehr
ſchön erwiderte er. Aber wann wirſt du d4
ſein?

[ ][  ][ ]

Pyjamas, die wie Kleider ausſehen

entſprechen durchaus der neueſten Modeauffaſ=
ſung
, denn die Beinkleider dieſer Schaffungen
ſollen ſo weit geſchnitten ſein, daß ihre Glocken
ſich ineinander verfallen, um eine abſolut rock=
ähnliche
Wirkung entſtehen zu laſſen.
Alle, die modiſchen Kreiſen naheſtehen, fin=
den
es ſehr begreiflich, daß die Mode ſich in die=
ſer
Richtung entwickeln mußte, denn bekannt=
lich
brachten die letzten Saiſons eine durchaus
feminine Auffaſſung der Linie, die eine Be=
tonung
des Hoſeneffektes eigentlich ausſchloß.
Wenn das Pyjama trotzdem Popularität ge=
winnen
ſoll, muß es eben dieſer Modetendenz
Rechnung tragen!

Teile ſo weit geſchnitten ſind, daß ſich die Tei=
lung
des Beinkleides eigentlich nur in der Be=
wegung
feſtſtellen läßt. Originell iſt der von
der Mode bevorzugte Ausſchnitt unter Verwen=
dung
einer aparten Revers=Idee. Ein ſchmaler
Gürtel iſt immer willkommen und wird durch
einen Blütentuff in abſchattierter Farbe abge=
ſchloſſen
.
Während man bei uns Modelle dieſer Art
nur für größere Geſellſchaften im eigenen Heim
verwendet (ohne daß dieſe Typen noch populär
wären), iſt die Amerikanerin unſeren Damen
weit voraus, denn ſie hat das Abend=Pyjama
zum durchaus offiziellen Garderobeſtück er=

vollſtändig ausgeſchaltet ſind. Trotzdem werden
manche Details der Tagesmode auch hier berück=
ſichtigt
: vor allen Dingen die ſchönen, phantaſie=
vollen
Aermel, die neuartigen Blütengarnie=
rungen
u.ſ.f. (Mittelbild.)
Ganz anders als dieſe Hausanzüge aber
müſſen die Schlaf=Pyjamas ausſehen, die
das Nachthemd erſetzen ſollen. Vor allen Din=
dgen
ſind ſie aus gut und leicht waſchbarem und
abſolut farbechtem Materiale gearbeitet, alſo
aus Flanell, Oxford, Raye, Popeline, Waſch=
ſeide
u.ſ.f. Man gibt ihnen ſehr gerne die ge=
teilte
Kaſakform, die die Reinigung erleichtert
und in jeder Hinſicht als praktiſch bezeichnet
werden darf. Ein in ſeiner Schlichtheit als ge=
radezu
vorbildlich zu bezeichnendes Schlaf= Py=
jama
führt unſere letzte Skizze vor Augen!

Wie man weiß, war das Pyjama noch vor
nicht allzu langer Zeit ein Privileg der oberſten
Zehntauſend, während ja heute jede Dame nicht
nur eines beſitzt, ſondern mehrere Stücke
braucht, die natürlich für ganz verſchiedene Ge=
legenheiten
beſtimmt ſind.
Wenn man der Mode bis ins letzte Detail
zu entſprechen wünſcht, müßte man eigentlich
drei Pyjamas beſitzen, die für eine elegante
und vollſtändige Garderobe unerläßlich wären,
und zwar einen Schlafanzug, ein Haus= und
ein Geſellſchafts=Pyjama.
Zu dem letzterwähnten formellen Pyjama
(das für Geſellſchaften im eigenen Heim gedacht
iſt und bei dieſer Gelegenheit das Abendkleid
erſetzen und eine ungezwungene Note ſichern
ſoll) haben ſich erſt ganz wenige bekannt. Die
meiſten finden dieſe Idee noch zu neu, zu wenig
erprobt, als daß ſie ſich ihr ohne weiteres ver=
ſchreiben
würden.
Das Schlafpyjama hingegen iſt ſchon
zur, Selbſtverſtändlichkeit geworden und das
Hauspyjama, das man untertags gerne zu
Hauſe trägt und ſelbſt dem ſchönſten Schlafrock
vorzieht (ſofern die Trägerin eine ſchöne, gra=
ziöſe
Erſcheinung iſt), iſt nicht minder beliebt.
Da dieſe Pyjama=Typen ſo ganz verſchie=
denen
Zwecken dienen, iſt es ſehr begreiflich,
daß man hier alle erdenklichen Materialien her=
anzuziehen
vermag, um ſo mehr, als ja manche
dieſer Modelle auch aus verſchiedenen Geweben
kombiniert ſein können, was aber durchaus dem
Geſchmacke der Trägerin überlaſſen bleibt.
Um über die neue Form des Kleid= Pyja=
mas
wie es gerne genannt wird einen
umfaſſenden Ueberblick geben zu können, haben
wir die drei charakteriſtiſchen Typen, von denen
früher die Rede war, in unſerer Skizze feſtge=
halten
.
Wir beginnen mit der Abend=Pyjama.
Wie ſchon bemerkt wurde, iſt die untere
Partie eines ſolchen Modells bei einem flüch=
tigen
Blick kaum als Hoſe zu erkennen, da beide

klärt, das auch für Geſellſchaften außer Hauſe
angelegt wird, ja ſogar als mondäne Ballauf=
machung
zu betrachten iſt. Wenn man bei die=
ſem
Gedanken hierzulande auch noch mitleidig
oder beſſer geſagt: nächſichtig zu lächeln bereit
iſt, tut man doch gut daran, ſich zu vergegen=
wärtigen
, daß ſchon manche Mode auf dem Um=
wege
über Amerika mit beträchtlicher Ver=
ſpätung
zu uns kam; man erinnert ſich noch,
welche Schwierigkeiten der Mode des langen
Kleides gemacht wurden; Amerika aber beur=
teilte
es ſehr günſtig, woraufhin der Bann ge=
brochen
und es auch bei uns modern war! Das
kurzgeſchnittene Haar: endloſer Kampf, heiß=
umſtrittenes
Für und Wider in Europa eine
ſelbſtverſtändliche Geſchmacksumſtellung und Ent=
ſcheidung
für den Pagenkopf in Amerika . . . das
Reſultat: eine einigermaßen überholte euro=
päiſche
Friſurmode. Ein beſonders ſchlagendes
Beiſpiel: der kunſtgewerbliche Phantaſieſchmuck,
der bei uns vorerſt ſpontan abgelehnt wurde, in
Amerika aber begeiſterte Anhängerinnen fand
und im Laufe der Jahre auch hier zahlloſe
Freunde gewinnen konnte.
Warum ſollte alſo das Geſellſchafts=Pyjama,
eine Ausnahme bilden? Vorderhand noch eine
ſpleenige Idee zugegeben! Morgen aber viel=
leicht
eine Selbſtverſtändlichkeit! In modiſchen
Dingen gibt es ja bekanntlich keinerlei Engher=
zigkeit
und die Oberhand behält doch nur Schick,
Originalität und wagemutiger Geſchmack!
Befaſſen wir uns nun aber mit den Pyjama=
Typen, die auch von unſeren Damen längſt an=
erkannt
ſind.
Da iſt vor allen Dingen der Hausan=
zug
, den man allgemein ſchätzt, weil man
weiß, daß er viel origineller und bedeutend
kleidſamer ſei als der Schlafrock. Dieſe Stücke
werden aus leichtem, ſchmiegſamem Stoff ver=
fertigt
, vielfach auch aus Seide, ja ſogar aus
Samt verarbeitet, wobei die Wahl der Farbe
durchaus der Trägerin überlaſſen bleibt, weil
ja bei dieſen Dingen modiſche Richtlinien faſt

Orientaliſch deſſinierte Brokate
werden von der kommenden Abendmode vielfach
berückſichtigt, und man muß ſagen, daß die daraus
verfertigten Paletots ungemein apart und ſehr
ſtilvoll ſind.
Natürlich iſt es notwendig, dieſe Umhüllen
für den Winter entſprechend einzufüttern, und
zwar pflegt hier am liebſten Samt in einer

ſchönen Farbe herangezogen zu werden, der auch
in Form der Revers und der Unterärmel ſicht=
bar
wird.
Die Paletots ſelbſt haben die geſchweifte,
ſtiliſierte Form und fallen durch wirkungsvolle
Bauſchärmel auf.
Wir zeigen in unſerem Bilde ſowohl den
neuen Abendpaletot in ſeiner ungewöhnlichen
Note, als auch (im Hintergrunde) die zum Teile
figurale Muſterung des Orient=Brokates, dem
die vornehmen Modeſalons größtes. Intereſſe
Willy Ungar.
entgegenbringen.

Kleid oder Koſtüm für den
Eislaufplatz?
das iſt eine Frage, die zu jeder Winterſaiſon von
neuem auftaucht, oft und lebhaft erörtert wird.
aber eigentlich noch niemals entſcheidend be=
antwortet
wurde, da jede Dame es liebt, ſich
individuell zu kleiden und es zu vermeiden

trachtet, ſich modiſchen Vorſchriften unterzu=
ordnen
, um ſo mehr, als ſie wünſcht, vor allen
Dingen der Sportkleidung die perſönliche Note‟
zu geben.
Heuer ſcheint man das ſogenannte Koſtüm=
kleid
, zu ſchätzen, das einen Rock mit einem
jäckchenartigen Oberteil verbindet, der aber nicht
abnehmbar iſt, ſo daß nur der Geſamteindruck
des Koſtüms angedeutet iſt, die kleidartige Faſſon
aber durchaus gewahrt bleibt.
Die Aufmachung für die Eisbahn muß natür=
lich
eine ſchöne, lebhafte Farbe haben, da man
gerade im Freien heitere Schattierungen zu
ſchätzen weiß.
Eines der markanteſten Koſtümkleider der
Saiſon bringen wir in unſerem erſten Bilde.
Der Rock iſt ziemlich kurz und glockig um die
notwendige Bewegungsfreiheit, zu ſichern, der
Oberteil enganliegend und mit einem Schöſſel,
verſehen. Aus brandrotem oder giftgrünem
Modeſtoff hergeſtellt, wirkt ein ſolches Modell,
das mit grauem Fell verbrämt und durch einen
kleinen Muff aus gleichem Pelzwerk ergänzt
wird, ſehr vorteilhaft. Mitunter ſieht man auch
kleine Hüte aus demſelben Fell.
Manche Eiskleider werden aus zweifarbigem
Materiale gearbeitet, da auf dieſe Weiſe ſehr
ſchöne Kontraſte entſtehen, die ſich allgemeiner
Beliebtheit erfreuen. (Bild 2.) Schwarz Gift=
grün
, Dunkelbraun mit Mohnrot und auch Korn=
lumenblau
mit Schwarz ſind Zuſammenſtel=
lungen
, die beſonders beifällig beurteilt werden,
Die vorbildliche Aufmachung
für Reiſen im Winter
beſteht aus einem Koſtüm=Kleide (das ſowohl
n ſeiner Farbe, als auch in ſeinem Material
ſehr praktiſch ſein muß, alſo vor allen Dingen
wenig empfindlich ſein darf) und einer drei=
viertellangen
Fell=Umhülle. Da dieſe Pelz=
mäntel
meiſt neutralfarbig ſind, alſo in grau,
beige oder braun gehalten werden, wünſcht man

das darunter zu tragende Koſtüm in einer mar=
kanteren
Farbe, um auf dieſe Weiſe den rich=
tigen
Kontraſt zu ſchaffen, ſo daß das Kleid
gelegentlich an einem ſtrahlenden Gebirgs= Son=
nentage
auch blank zu tragen wäre, weil ja
derartige Farbflecke in der Schneelandſchaft
immer gerne geſehen ſind.
Das in unſerer Skizze feſtgehaltene Modell
ſtellt ſich als die Vereinigung eines ſportlichen
Rockes mit einem gürtelverſchloſſenen Jäckchen
dar, wobei man wie ſchon früher angedeutet
gerne leuchtende Farben, wie Kornblumen=
blau
, Weinrot, Smaragdgrün uſw., verwendet,
während die oben mi: einer Maſche garnierte
Bluſe in einer ſcharfen Kontraſtſchattierung
wiedergegeben iſt, die ſich beſonders in dem
modernen, ſportlichen Flanell, der heuer für dieſe
Zwecke gern herangezogen wird, ausgezeichnet
präſentiert. (Bild.) Willy Ungar.

[ ][  ][ ]

Freitag, 1. Januar 1932

Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 1 Seite 19

AALLATAÜTA

1

von

Roman
FRITZ WEBER

(Nachdruck verboten.)

Zum erſtenmal ſah Helland die Aulagen in der Walfiſch=
bucht
aus der Vogelſchau. Da war der ungeheure künſtliche
Fjord, die drei Brücken mit den ſtäubenden Waggoureihen, die
Stadt im Eis, die Flotte. Vor vier Monaten noch troſtloſe
Einode, Tod und Verlaſſenheit, wimmelte dieſer Eisſinkel der
Erde jetzt von Leben und raftloſer Arbeit. Sein Werk! Was war
die hochmütige Zuſtimmüng einiger Geldſäcke, der Tod einer
Frau, das lächerliche Geſchſätz aller Moraliſten gegen dieſen
Sieg?
Das Flugzeug ſchraubte ſich in den kriſtallklaren Himmel,
flog die Eismauer entlang gegen Viktorialand. Mächtige Rand=
gebirge
tauchten am Horizont des dunklen Meeres auf, wuchſen
zu einer zweiten Mauer, die ſich in der blauen Ferne des
Nordens verlor. Er ſah drei Eisbrecher langſam durch die
ſchollenbedeckte See pſlügen, ſah die beiden Vulkaue der Iuſel, eing
Bucht, Lundſtadt, die Siedlung auf Erebus. Das Flugzeug
ſenkte ſich, dröhute dicht über die niedern Holzbauten hinweg und
ging auf dem mit Fahuen markierten Landungsplatz nieder.
Dauiel Armsworth winkte mit ſeiner ſchwarzen Rechten. Die
Männer unter dem Bohrgeſtänge traten zurück.
Hallo, Helland! Ich gratuliere, Sie Glückspilz! Wenn mich
nicht alles täuſcht, ſchwimmt der ganze Eiskaſten hier auf Petro=
leum
! rief der Geologe.
Rund um den raſtlos ſich drehenden Bohrer floß dunkel=
grauer
Schlamm. Der Kälte wegen hatte man Glyzerin als
Schwemmittel in die Röhren gepumpt. Ueberall ſtanden
iriſierende Fleckeu, der Sumpf ſtank nach Erdöl.
Glauben Sie, daß die Sache ſich rentieren wird? fragte
Helkand, mühſam um Beherrſchung kämpfend.
Der Geologe ſchlenkerte ſeine ſchlammbedeckte Hand. Sich
rentieren? Das will ich meinen! Heute abend noch, ſpäteſtens
morgen früh, wenn man in dieſem Teufelsland ſo ſagen darf,
gibt es hier einen Guſher, gegen den alles Dageweſene Kinder=
ſpiel
war. Ich habe keine Tauks, nicht einmal Röhren. Wir
werden leider ſprengen müſſen. Habe drei Stopfen im Bohrer,
Wenn das Zeug aufſchießt, werde ich ſie einfach zünden."
Wie tief ſind Sie?
Keine füufzehnhundert Fuß, Helland, es iſt geradezu
ſuunderbar.
Dann ſtellen wir ein, denke ich. Wir müſſen Tanks her=
ſchaffen
. Wenn die Sprengung mißlingt, geht ein Vermögen
verloren."
Armsworth ſah ſeinen Chef entgeiſtert an. Einſtellen? Ein
alter Naphthabohrwurm wie ich ſoll einſtellen, ehe die Quelle
erſpifcht iſt? Nein, Helland, das gibt es nicht! Wenn ich ſprenge,
kommt kein Tropfen mehr, da fragen Sir nur meine Boys.
Er wandte ſich an die Arbeiter, ſtieß herausfordernd das
Kinn aus ſeiner Fellmütze. He, hat einer von euch ſchon er=
lebt
, daß dem alten Dan eine Sprengung vorbeigeraten iſt?
Die Leute murmelten und ſchüttelten die Köpfe.
Na alſo, da fliegen Sie nur wieder beruhigt nach Hauſe,
Helland, in Ihr Bergwerk, wollte ich ſagen, und laſſen Sie uns
ſſiachen. Chartern Sie in Melbourne, Adelaide und Sydney
Tankſchiffe, was Sie nur auftreiben können, denn ich beginne
gleich nach dem Guſher auf dem Hügel dort drüben und in der
kleinen Mulde, die Sie von hier aus nicht ſehen können, rief
Daufel /Armsworth.
Helland fügte ſich. Der Mann da war nicht mit Gold zu
bezahlen, olange man ihn brauchte, durfte man ihm nicht

dreinreden. Auf jeden Fall konute man ſich auf ſein Wiſſen
und ſeine Erfahrung verlaſſen.
Der Bohrturm zitterte unter dem Wuchten der Drehſcheibe.
Daniel Armsworth ſchien ſeinen Beſuch vollkommen vergeſſen zu
haben. Er ſtand neben dem Geſtänge und wühlte mit beiden Hän=
den
in dem Schlamm.
Achtung, Jungens! ſchrie er plötzlich. Wer hier nichts zu
ſuchen hat; ſchert ſich zum Teufel! Ich will keinen von euch über=
flüſſigerweiſe
in dem Moraſt erſaufen ſehen.: Das Zeug kann jede
Sekunde losgehen.
Helland ging in die Baracke des Geologen und ſchrieb eine
Stunde lang Radiogramme, die der Funker von Lundſtadt ſofort
nach Auſtralien und Südamerika geben ſollte. Es war das erſte=
mal
, daß er ohne Wiſſen des Sundikats Beſtellungen machte. Im=
merhin
ſehr gewagt. Wenn die Petroleumfunde ſich nicht ren=
tierten
, mußte er vielleicht jahrelang für die Erbauer wertloſer
Tankſchiffe und Bohrgeräte ſchuften. Auch würde Lund ſicher Ein=
ſpruch
gegen dieſe Aufträge erheben. Antarktis ſollte ja nicht nur
Reichtum, ſondern auch Arbeit für Europa ſchaffen.
Einerlei! Er hatte keine Zeit, ſich lang und breit mit den
Geldſäcken in der Heimat auseinanderzuſetzen, zu bitten, zu be=
weiſen
. Behielt Armsworth recht, ſo war ſeine Stimme bald ge=
wichtiger
als die Lunds und van Konz’, das würden ihnen die
Ereigniſſe ſchon vor Augen führen.
Bevor Helland ſeine Telegramme dem Funker übergab, rief
er noch einmal Daniel Armsworth an. Der Apparat hing in der
Hütte des Bohrturmmaſchiniſten. Trotzdem dauerte es ziemlich
lange, bis der Geologe ſich meldete: Ja, hier Daniel Armsworth!
Ob ſich die Quellen rentieren werden? Zum Teufel, ich ſagte
Ihnen doch, daß Sie die halbe Menſchheit darin baden können!
Wie? Wenn Sie in Naphtaangelegenheiten ſich mehr Kennt=
niſſe
zumuten als dem alten Dan Armsworth, dann ſtellen Sie ſich
gefälligſt hierher und laſſen mich ungeſchoren, verſtanden! Na
alſo!"
Nach einigen Stunden wurde Holger Helland geweckt. Ein
Brüllen und Toben füllte die Luft. Er wußte ſofort, daß die
Quelle getroffen worden ſei. Am ganzen Körper zitternd, fuhr er
in ſeinen Pelz und trat ins Freie.
Der Bohrturm war weg. An ſeiner Stelle ſchoß ein Geiſer
ſchwarzer Flüſſigkeit gegen den Himmel und überſprudelte rings=
um
Schneeflächen und Bauten mit triefender Schwärze. Die
Trümmer des Geſtänges wurden von dieſer Flut fortgeſchwemmt.
Daniel Armsworth und ſeine Leute ſtanden in angemeſſener
Entfernung und ſahen dem Schauſpiel unter entzückten Ausrufen
zu. Achtzehntauſend Gallonen im Tag! ſchrie der Geologe ein
ums andere Mal.
Helland wollte eben zu der Gruppe hingehen, als Artmsworth
rief: Achtung! Wer laufen kann, läuft! Ich zähle bis drei!
Eins . . . zwei
Eine Exploſion erſchütterte die Umgebung, dann brach der
ſchwarze Strahl in ſich zuſammen. Der Geologe hatte den Bohr=
ſchacht
geſprengt.
Langſam nur erholte ſich Einar Lund von dem Nervenzuſam=
menbruch
, den er nach Gretas Selbſtmord erlitten hatte.
Er überließ alle Geſchäfte ſeinen Direktoren und Sekretären
und lebte meiſt unerkannt in kleinen Alpen= und Pyrenäendör=

fern, in weltabgeſchiedenen Bädern und an der engliſchen und
ſchwediſchen Küſte. Niemand außer den Kindern und ihrer Er=
ziehrin
, Frau Heuningſen, begleitete den einſamen Mann, der vor
wenigen Monaten noch im Mittelpunkte der Geſellſchaft geſtanden
war.
Auch in Erſcheinung und Gehaben zeigte ſich Einar Lund völl=
kommen
verändert. Sein raſcher, aufrechter Gang war einem
Dahinſchleichen gewichen, er ſprach häufig mit ſich ſelbſt, begleitete
ſeine Worte mit kleinen, müden Geſten, ſchüttelte den Kopf oder
ſtarrte, im Gehen innehaltend, minutenlang vor ſich auf den
Boden. Sah er ſich unvermittelt einem freiden Menſchen gegen=
über
, ſo erſchrak er heftig und wandte ſich zu haſtiger Flucht. Nur
im Beiſein der Kinder ſchien er manchmal ſein altes Weſen wie=
derzufinden
. Er lachte, ſpielte mit ihnen, erzählte von Mama
und daß ſie gewiß eines Tages wiederkommen werde. Wenn Frau
Henningſen ſolche Reden hörte, überfiel ſie jedesmal Furcht. Sie
hielt ihren Brotherrn für geiſteskrank und ängſtigte ſich der Kin=
der
wegen, ließ auch Lund nie allein mit ihnen, ſondern hielt ſich
irgendwo in der Nähe auf.
Zu all dem kam, daß Einar befohlen hatte, Gretas Räume,
die Wagen, das kleine ſilberne Flugzeug, ihre Toiletten und
Schmuckſtücke genau ſo bereitzuhalten, als läge ſie nicht in der
Gruft zu Stockholm, ſondern würde eines Tages wieder heimkeh=
ren
. Der Gemütskranke ſchien den Augenblick zu fürchten, in wel=
chem
er den Tod der angebeteten Frau nicht mehr vor ſich ſelbſt
verſchleiern konnte.
Zwei Worte aber brachten Einar Lund zur Raſerei: Helland
und Antarktis. Er las keine Zeitungen, um nicht dieſen Worten
zu begegnen, er verbot, ſie in ſeiner Gegenwart zu nennen. .Als
er eines Tages in einer kleinen Oſteria am Gardaſee im Wochen=
blättchen
der Gegend Holgers Namen fand, ſprang er auf und
rannte in ſein Hotel zurück.
Um ſo verwunderter war Frau Henningſen über den plötz=
lichen
Entſchluß des Finanzmannes, nach Berlin zu reiſen. Zar=
ter
Frühling grünte an den Weinterraſſen von Aoiz hinauf, das
Pyrenäendörfchen prangte im Schmucke ſeiner winzigen Gärten
beſcheiden gegen die Eisrieſen der Hochkette. Einar Lund ſchien
das alles nicht zu ſehen. Morgens um neun Uhr hatte er de=
Erzieherin ſeine Abſicht mitgeteilt, eine Stunde ſpäter führte er
ſelbſt den gewaltigen Tourenwagen auf der Straße nach Pamblona
und weiter nach Bilbao, wo man über Nacht blieb.
Andern Tags erreichte man Santander.
Der Kranke mietete eines der dreimotorigen Flugzeuge, nach=
dem
man ihm verſichert hatte, daß es für einen direkten Flug nach
Berlin geeignet ſei. Mit den Kindern und Frau Henningſen
neben der Maſchine ſtehend, wartete er nur, bis die vier Piloten
aus der Stadt geholt und die Tanks aufgefüllt waren. Dann ſtar=
tete
der weiße Vogel, nahm Kurs nach Nordoſt und verſchwand
über dem Meere.
Profeſſor Saybuſch, der Leiter des Irrenhauſes in Werneu=
chen
, las verwundert die Beſuchskarte eines Herrn, der vor weni=
gen
Minuten in einem ſtaubbedeckten Wagen durch den Anſtalts=
park
gekommen war: Einar Lund Er dachte einen Augenblick
lang nach, ob es ſich um einen neuen Patienten handle, der von
der fixen Idee befallen war, der ſchwediſche Finanzmann zu ſein.
Als aber Lunds gebückte Geſtalt ins Zimmer trat, zweifelte der
Direktor nicht mehr an der Tatſache, wirklich den ungekrönten
Kaiſer von Europa vor ſich zu haben. Er drückte mit einer tie=
fen
Verbeugung die Hand des Beſuchers und bat ihn, Platz zu
nehmen.
Womit kann ich dienen, Herr Präſident? fragte er, das
blaſſe, ſchmale Geſicht des Fremden ſtudierend. Auch ihm war die
ſeltſame, ja tragiſche Veränderung Einar Lunds zu Ohren gekom=
men
. Krankhafte Melancholie, dachte er ſachlich.
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und wird er=
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Nur noch kurze Zeit!

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bei Rehfeld

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Alles muß raus
die pelzbesetzten Wintermänte
und modernen Damenkleider ge-
nau
so gut wie die flotten Regen-
und Uebergangsmäntel und die
hübschen Sommerkleider,

Neue

369

Reduzierungen
größten Umfangs, teils bis zu einem
Bruchteil des bisherigen Preises,
schatfen Kauf- und Spargelegen-
heiten
, wie sie nirgends geboten
werden können.
Damenkleidung
auch im Uanuar
am vorteilhaftesten bei
AIMIOlIIOTCSTOT
Das Darmstädter Spezialhaus für Damenkleidung, Ludwigstraße 5

[ ][  ]

Seife 20 Nr. 1

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichken

BOCRSHAUf

Freitag, 1. Januar 1932

Heute Neujahr und am Sonntag
im ersten Stock

RONZERT
Moderne Stimmungsmusik.

Allen Freunden und Gästen ein
glückliches neues Jahr!
Familie Heiß.
398

Heute Freitag, 1. Jauuar, vorm. 11-/ Uhr Film-Morgenfeier
Unwiderruflich letzte Wiederholuns

Urwaldsymphonie

(Die grüne Hölle)

Geschäftsübernahme

O


Aa4t

Heute leizter Tag

Siegfried Arno
und Uronla Grabley
in der ulkigen Tonfilm-Groteske

Der Storch

Reſtauration Handelshof
Ludwigsplatz 8
Telefon 1836
Heute Abend ab 8 Uhr
KONZERT

streikt

Es ladet ein Frau Aug. Förſter

Kühler Grund

im herrlichen Mähltal bei Eberstadt
Hulobushalleslelle Darmstadl- Nioder-Beerbach
Vorzügliche Restauration und Kaffee
Gemütiſche Räume.
Herzliche Mäusche zum neuen Jahr
Familie Illig. (393

Regie: E. W. Emo.
In weiteren Hauptrollen:

Fritz Scbulz, Hans Junkermann,
Julia Serda, Albert Paulig u. a.

Ein Film voller drastischer,urkomischer
Verwechslungssituationen. Siegfried
Arno gerät als Matrose in tausend
ergötzliche Schwierigkeiten u. kommt
in den Verdacht desertiert zu sein.

Dazu das fönende Beiprogramm.
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 2, 4, 6 und 8.20 Uhr.

Heute letzter Tag

Eines der besten Filmwerke des Jahres
Albert Bassermann und
Trude v. Molo

in dem aufsehenerregenden Tonfilm:

HABETIEN

(Hinter den roten Mauern von
Lichterfelde)
Regie: Georg Jacoby.
In weiteren Hauptrollen:
Franz Fiedler, Johannes Riemann,
Else Bassermann, Friedr. Kaysler,
u. V. a.
Ein schöner ergreifender und noch
mehr spannender Film geformt von
einer nie dagewesenen Wucht und
Ausdruckskraft.
Im tönenden Beiprogramm:
Die neueste
Emelka-Tonwoche

Jugendliche haben Zutrift.
Beginn: 2, 4, 6 und 8.20 Uhr.

Geschäfts-Debernahme und -Empiehlung!

Durch meine Vermählung mit Frau Anna
Schmitz Ww. habe ich das seither von ihr
geführte Hotel-Restaurant Schmitz, Rheinſtr. 50
mit dem heutigen Tage übernommen. Durch
langjährige Tätigkeit im Gastwirtsgewerbe,
bin ich in der Lage, jeden Ansprüchen gerecht
zu werden, und es wird mein Bestreben sein,
Jedermann zur vollen Zufriedenheit zu be-
dienen
. Ich bitte daher die verehrten Gäste,
Freunde und Bekannte, mich in meinem neuen
Unternehmen gütigst unterstützen zu wollen.

Aus Anlaß der Geschäfts-Ibernahme:
Großer Preisabbau!
Mittagessen von Mk. 0.90 an
im Abonnement Ermäßigung.

Mk. 0.50 Ochsenschwanzsuppe, Schweinebraten
garnfert.
Mk. 1.20 Ochsenschwanzsuppe, Kalbssteak, ſg.
Erbsen und Karotten, Croquettes,
Zitronen-Creme.
Rk. 1.50 Ochsenschwanzsuppe, Silvesterkarpfen
oder Schleie blau, zerl. Butter, Meer-
rettich
, Petersilienkartoff., Zitr.-Greme.
Mk. 1.30 Russ. Vorgericht,Ochsenschwanzsuppe,
Kalbssteak, jg. Brbsen, Karotten, Salat,
Croquettes, Zitronen-Creme.

Reichhaltige Abendkarte:
Abendessen nach der Karte von Mk. 0,90 an.
Bierpreisabbau, Große Auswahl. Weinabschlag.
Freitag, den 1. Januar, sowie jeden Sonntag
ab 8 Uhr abends Unterhaltungs-Konzert.
Gesellschaftszimmer: Geeignet für Hochzeiten, Ver-
sammlungen
usw., bis zu 60 Personen fassend.
Fremdenzimmer von Mk. 2.50 an. Zentralheizung in
allen Räumen. Garage Tankstelle.
Allen Gästen,Freunden undBekannten ein glückliches
Neues Jahr wünschend, bittet um geneigten Zuspruch
Georg Reeg und Frau.
380)

Ab 1. Januar
der singende, tanzende Hapellmeister

ERWIM SULTZ

mit seinem Salon-, Jazz., Stimmungs- und
Attraktions-Orchester.
Ein gutes neues Jahr wünscht allen seinen Gästen
und Freunden der
(379

SCHLOSSKELLER

Geſchäfts=Ubernahme und Empfehlung!

Hente letzter Tag

Allen Gäſten, Freunden u. Bekannten
die Mitteilung, daß ich ab 1. Jan 32
das Lokal Brauſtübel, Schuſtergaſſe 13,
übernommen habe. Ich bitte das mei=
nem
Vorgänger Herrn Werſteweller
entgegengebrachte Vertrauen auf mich
zu übertragen. Ich werde bemüht ſein,
allen Anſprüken gerecht zu werden.
Im Ausſchank das beliebte Rummel=
bier
und la Weißweine. Allen ein

Dina Gralla, Stegfried Arno,
und Ralph A. Roberts
in dem lustigsten Tonfilm-Schwank:

kräftiges Proſit Neujahr

Keine Feier

wünſcht

Ph. Berg & Frau=

ohne Meyer

Regie: Carl Boese.

Mittagtiſch 80=
Speisehaus
E.. Fauldrath
Ludwigspl. 2. V. 220

Weitere Hauptdarsteller: Maly
Delschaft, Lucie Englisch, Adele
Sandrock u. v. a.
Meser, der alles macht, der Ehen
stiftet und trennt. Bekanntschaften
vermittelt und aus jeder Situation
hilft, ist der köstliche Siegfried Arno
Wie er einen solchen Luftikus und
Aufschneider auf die schlendrigen
Beine stellt, das muß man gesehen
babeu.

Abendessen

Rippenſpeer
oder
Roaſtbeef
verſch. Salate
Deſſert
von 0.30 an

Dazu ein (V.353
reichhaltiges Beiprogramm
Beginn: 2. 4, 6 und 8.20 Uhr

Speiſen Sie heute im
Daf
Mn
Seeheim GBergslr.) 4 Uhr Tanz. Autobusrückfahrf.

Hierdurch bringe ich meiner werten Kundſchaft, ſowie
einer verehrten Nachbarſchaft zur gefl. Kenntnis, daß
ich ab 1. Januar 1932 meine

Schweine=, Kalbs= und Ochſenmetzgerei
von Liebfrauenſtraße 66 nach dem Hauſe gegenüber
Heinheimerſtraße 90
verlege, woſelbſt ich die bisher von Herrn Metzgermeiſter
Gg. Merz geführte Schweinemetz erei übernommen
habe. Ich bitte meine verehrte Kundſchaft, das mir bisher
entgegengebrachte Vertrauen, auch auf mein neues Unter=
nehmen
zu übertragen und entbiete, zugleich auch im
Namen meiner Frau, die herzlichſtenGlück= und Segens=
wünſche
zum neuen Jahre.
Gg. Riedel u. Frau
geb. Eckſtein.

Auf Vorſtehendes bezugnehmend, danken wir unſrer
werten Kundſchaft für das uns ſeither entgegengebrachte
Vertrauen und bitten dies auch auf unſeren Nachfolger
Hochachtungsvoll
zu übertragen.
Gg. Merz und Frau
1
Metzgermeiſter

AERIAOTAMI SNNIA

Neujahrstag

Mittagstisch

Mk. 1.00.
Gefügeleréme-Suppe
Schinken in Burgunder
m. Weinkrant u. Kart brei
Haselnuß-Créme.
Mk. 1.30.
Gefügeleréme-Suppe
Hasenschlegel
Salat. Kartoff., Kompott
Haselnuß-Créme.

Mk. 1.20.
Gefligeleréme-Suppe
Schleie mit Butter und
Kartoffeln
Haselnuß-Créme.
Mk. 1.80.
Geflügeleréme-Suppe
Lendenstück m Champg.
Pommesfrites und Salat
Haselnuß-Créme.

Mk. 1.30.
Gefügelereme-Suppe
Kalbsrücken
garniert
Haselnug-Créme.
Mk. 1. 80.
Geflügeleréme-Suppe
1/6 Mastgans
Salat, Kart, Kompott.
Haselnnß-Créme.

Abends von 8 Uhr ab;

STLER-KONZERT

Im Ausschank: St. Nikolausbräu, sowie Ptungst. Märzen und Bock-Ale. (*

Großes Haus

Hessisches
Landestheater

Freitag
1. Januar 1932

K
B10

Cavalleria rusticana
Preise 0.705.60 Mk.

Außer Miete

Kleines Haus 19 bis vor 22 Uhr

Der Datterich
Preise 0.502.50 Mk.

Aheingauer Weinstube
Luisenplatz 1
Inh. H. Moog
Telefon 2474 U

Ab 20 Uhr täglich Will Seitz mit seinem
Jazzsymphonischen Konzert und Tanzmusik
Auserwählte Soupers!

381



1

Heutel /Freitag,1 Jan. / Heute!
2 Vorstellung

Lachm. 1,4 Uhr HAbends 8:, Uhr

Das sensationelle

Neujahrs-
Varietér
PROGRAHM
u. anderem G a st spiel
e brüder

GAILER

die berühmten (Universalartisten)
in ihren einzigartigen Darbietung.

Okido
Japan.
Gaukler

G. Brown
Der Mann
ohne Nerven

Van der Bergn-Girls

Mac Nonton
und Mme. Tai-Za
Humoristische Zanberer-
Jlnsionisten.

Vom Staunen z. Lachen!

Nachmittags:
0.40 1.00

Biutritispreige: (383

Abends:
0.80 2.00

Kartenvorverkauf:
Kiosk, Ernst-Ludwigspl. 91 Uhr
Kiosk. Paradepl. 116‟/, Uhr.
Orph-Kasse 111 u ab 2½ Uh.

Tel. Bestellg. Nr. 389

Schweinemetzgerei
Scherkamp

Große Ochsengasse Schustergasse 8

Als besonderspreisw. empfehleu.a.:

Westf. Bauernbratwurst
Grobschnit, Semper idem 1.00

Ia Fleischwurst .
0.80
Feinster Fleischmagen
(Schwartenmagen) . . .
0.90
Scherkamp’s Siedwürstchen
Stadtb. 8-10 St. a. 1 Ptd., p. Ptd. 1.10

Prima mager. Dörrfeisch
0 Rippen, Wachholderräuch.

Ger, fetter Speek
Ausgelassenes, reines

Schweineschmalz .
Ganzes Schmalz . .

0.7
0.65

Gleichzeitig meinen werten Kunden

herzliche Gldekwünsche
zum neuen Jahr

Schuhmann-Theater.

Grammophon=
Reparakuren-
billigſt
b. Fachmann

MuſikhausBund

Schuchardſtraße 9.
(197a)

Ab 1. Januar Neujahrs-Spielplan
1V173) Abends 8.15 Uhr.
Zarewitsch‟
Operette von Franz Lebar
mit Serge Abranovic und Trude Kollin
Freitag und Samstag nachmittag 4 Uhr-
Streichholz-Karlchen‟
Das beliebte Frankfurler Weihnachtswärchen
Sonntag nachm. * Uhr Zarewitsch‟

Bestaurant Rummelbräu

Rheinstr. 101 Gegenüber der Festhalle Tel. 2519
Heute Im Restsaal
Großer Neujahrs-Ball
Saaleröffnung 7 Uhr
Eintritt frei
()

Luftkurort
Ludwigshöhe
Telephon 591
Hente nachmittag 4 Uhr
Konzert
ausgeführt vom Stadtorcheſter
Leitung Konzertmeiſter Reitz
Eintritt frei. (171) Eintritt frei.

Erstes Reinheimer Tonfilmthegter
Witwe Sembert

Freitag den 1., Samstag den 2. und Sonntag
den 3. Januar.

der große Tonfilmschlager
3Tage Mittelarrest

Ein Militärschwank aus der Vorkriegszeit, mit dem
bekannten Tontilmhumoristen Fellx Bresgart
Erstkl. ausgewähltes Beiprogramm
Am 1. u. 3. Januar Jugensvorstellung

Wir wünschen allen Besuchern ein glück-
liches
neues Jähr
342

Musikschule
Else Hochstätter, Schulstr. 15 II.
Konzertpianistin Mitglied d. R D. Tonkünstler ete.
Anfänger und Ausbildungskursus im Klavierspiel
inkl. Theorieunterricht. Aeußerst ermäßigtes
Honorar. Unverbindliche Auskunft. 32164

Konkurs-

Ausverkauf

Ludwig Schmidt

Wilhelminenstraße 7

Zwecks baldiger Räumung des
Lagers sind die Preise jetzt

nochmals sehr erheblich
ermäßigt worden.

Es besteht günstigste Gelegenheit
für den Einkauf von

Gold-u. Silberwaren

aller Art. (378
Der Konkursverwalter