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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 269
Montag, den 28. September 1931. 194. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspig.
Finanz=Anzeigen 40 Reſchspfg. Reilamezelle (92 mm
breit)2 Reichsmark. Anzeigen von auswäris 40 Reſchspfg.
Finanz=Anzelgen 60 Reſchspfg. 92 mm breite Rellame
zeſe 300 Reſchemart. Alle Preiſe in Reſchzmaik
(4 Dollar — 4.20 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der Anzeigene
auſtecge und Teſung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchiſcher Beſtrelbung ſällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darme
ſtädter und Natſonalbank.
Tadnt Biiatd der Bratg, Tarmäs.
Seik einem halben Jahrhunderk wieder franzöſiſche Miniſter in Berlin. — Ruhiger Empfang der Gäſte.
Polizeiliche Borſichtsmaßnahmen. — Erſte Beſprechungen beim Kanzler.
Lapgl erklärk: „Wir werden handeln!” — Bildung eines deutſch=franzöſiſchen Wirkſchafts-Ausſchuſſes. — Polikiſche Fragen noch zuräckgeſtellt.
de Def fr Ghnef und gef Ner Aidenſe.
„Eint wichkiges Dakem
99"
in der Bealfex-Kantzofiicen Geſchtahte!
Berlin, 27. September.
Der franzöſiſche Miniſterpräſident Lapal und der
franzö=
ſiſche Außenminiſter Briand ſind am Sonntag um 8 Uhr 40
wohlbehalten in Berlin eingetroffen und wurden auf dem
Bahn=
hof Friedrichſtraße vom Reichskanzler und Reichsaußenminiſter
begrüßt. Der franzöſiſche Botſchafter Poncet und der deutſche
Botſchafter in Paris, v. Hoeſch, waren den Gäſten bis
Char=
lottenburg entgegengefahren. Durch die ſtarken polizeilichen
Sicherungs= und Abſperrungsketten begaben ſich die franzöſiſchen
und deutſchen Miniſter im Auto nach dem Hotel Adlon. Aus der
zuſchauenden Menſchenmenge erſchollen vereinzelte Rufe: „Vive
Ia paix” und „Nie wieder Krieg”. Zu Zwiſchenfällen iſt es
nir=
gendwo gekommen. Die Menſchenmenge vor dem Hotel rief
ver=
ſchiedentlich die Namen Briand und Laval und brachte mehrfach
Hochrufe auf den Frieden aus. Die Miniſter zeigten ſich
wieder=
holt an den Fenſtern und auf dem Balkon und dankten. Um
10.30 Uhr empfing Laval die franzöſiſche Preſſe, die franzöſiſche
Kolonie und die Mitglieder der Deutſch=Franzöſiſchen Geſellſchaft
in der franzöſiſchen Botſchaft.
Für 41 Uhr war ein
Empfang der deufſchen preſe
vorgeſehen, bei dem Laval die vorher bereits auf franzöſiſch
ab=
gegebene Erklärung über ſeinen Berliner Beſuch in deutſcher
Sprache wiederholen ſollte. Die Vertreter der deutſchen Preſſe
hatten ſich auch, obwohl ſie ganz eilig zuſammengerufen wurden,
ſehr zahlreich eingefunden, aber zu dem eigentlichen Empfang kam
es infolge der großen anderweitigen Inanſpruchnahme der
Miniſter nicht mehr. Die Erklärung Lavals wurde von
Bot=
ſchafter Poncet abgegeben und lautete:
Unſer Beſuch in Berlin ſoll ein wichtiges Datum in der
Ge=
ſchichte der deutſch=franzöſiſchen Beziehungen bedeuten. Um das
Vertrauen wieder zu beleben, um den Glauben wiederherzuſtellen,
iſt eine aufrichtige Zuſammenarbeit unentbehrlich. Wenn wir
noch nicht den Ehrgeiz haben können, alle Mißverſtändniſſe zu
be=
ſeitigen, die uns noch trennen,
wenn wir heute die Klugheit haben müſſen, gewiſſe
ſchwierige Probleme nicht anzurühren, ſo haben wir
wenig=
ſtens den Willen, alle möglichen Löſungen ins Auge zu
faſſen, um eine beſſere Zukunft der deutſch=franzöſiſchen
Be=
ziehungen ſchnell vorzubereiten. Auf dem wirtſchaftlichen
Gebiet können wir ſofort zur Tat ſchreiten. Wir werden
handeln.
Von dem gerechten Wunſch beſeelt, die Intereſſen meines
Lan=
des zu wahren, werde ich mich bemühen, dieſe Pflicht mit der
Erkenntnis einer effektiven internationalen Solidarität zu
ver=
einen. Die Unterredungen in Paris und in London werden das
glückliche Vorſpiel geweſen ſein, zu Geſprächen, die jetzt eine
kon=
krete Wendung nehmen müſſen. Ich habe der deutſchen Regierung
eine Methode vorgeſchlagen. Wir wollen zuſammen das
Werk=
zeug ſchmieden in der Geſtalt eines
deutſch=franzöſiſchen Ausſchuſſes, der die Prüfung aller
wirt=
ſchaftlichen Fragen, für die unſere beiden Länder Intereſſe
haben, ermöglichen ſoll.
Unſere heutige Aufgabe mag beſcheiden ausſehen, aber, wenn
wir ſie löſen, wenn wir praktiſche Reſultate erzielen, werden wir
der Sache der Annäherung am beſten gedient haben. Auf dem
Gebiete der Wirklichkeiten arbeitend, werden wir ſicherer
weiter=
ſchreiten auf dem Wege nach dem Ideal der Eintracht und der
Verſtändigung, das uns gemeinſam ſein ſoll.
Ich komme nach Deutſchland als Miniſterpräſident der
fran=
zöſiſchen Regierung. Ich komme mit Herrn Ariſtide Briand als
dem guten Arbeiter am Friedenswerk. Unſer Zuſammentreffen
in Berlin mit dem Herrn Reichskanzler, mit dem Miniſter des
Auswärtigen, mit dem deutſchen Volk, nimmt einen ergreifenden
Charakter an. Die Welt iſt unruhig. Eine noch nie dageweſene
wirtſchaftliche Kriſe iſt über ſie eingebrochen. Die Blicke ſind auf
uns gerichtet. Unſere Verſtändigung muß — doch endlich —
kom=
men, denn ſie zuallererſt ſoll uns das Heil bringen.
Im Anſchluß hieran ſprach Laval einige kurze freundliche
Worte im Rundfunk, in denen er ſich für den Empfang in Berlin
bedankte. Briand und Poncet legten einen Kranz am
Grabe Streſemanns nieder. Um 11 Uhr 30 ſtattete Laval
einen Beſuch beim Reichskanzler und Briand einen Beſuch beim
Reichsaußenminiſter ab.
Danach fand um 13 Uhr 30 beim Außenminiſter Dr.
Curtius ein Frühſtück ſtatt, an dem außer den
franzöſi=
ſchen Gäſten und dem Botſchafter Poncet der Reichskanzler,
Staatsſekretär von Bülow, Botſchafter von Hoeſch und andere
deutſche Staatsmänner teilnahmen.
Die vorgeſehenen Miniſterbeſprechungen fanden um
16 Uhr 30 beim Reichskanzler ſtatt.
Reichskanzler Dr. Brüning gab abends zu Ehren der
fran=
zöſiſchen Gäſte ein Abendeſſen, an das ſich ein Empfang ſchloß. Zu
dem Abendeſſen waren neben der Begleitung der franzöſiſchen
Gäſte die Mitglieder des Reichskabinetts, das Präſidium des
Reichstags, Vertreter des Reichsrats ſowie einige Mitglieder des
Reichstags und der höheren Beamtenſchaft geladen. Während des
Eſſens wurden zwiſchen dem Reichskanzler und dem franzöſiſchen
Miniſterpräſidenten Trinkſprüche gewechſelt.
Reichskanzler Dr. Brüning
führte u a. aus: Im Namen der Reichsregierung heiße ich Sie,
Herr Miniſterpräſident und Sie, Herr Miniſter Briand, herzlichſt
willkommen und ſage Ihnen meinen aufrichtigen Dank dafür, daß
Sie unſerer Einladung gefolgt ſind, um uns in der Hauptſtadt des
Deutſchen Reiches zu beſüchen. Seien Sie überzeugt, daß wir die
Bedeutung dieſes Beſuches vollauf würdigen.
Während der Pariſer Paktabſchluß einen bleibenden Erfolg
auf politiſchem Gebiet gebracht hat, iſt die wirtſchaftliche Lage
der Welt mehr und mehr zum Mittelpunkt aller Sorgen
gewor=
den. Sie bildete den Hauptgegenſtand unſerer Beſprechungen
an=
läßlich des Beſuchs, den Reichsaußenminiſter Dr. Curtius und ich
Ihnen in Ihrer ſchönen Hauptſtadt abſtatteten.
Seit unſerem Pariſer Beſuch hat ſich die Lage Europas ſtetig
verſchlechtert. Die wirtſchaftlichen und finanziellen
Schwierigkei=
ten einzelner Länder haben ſich zu einer Weltkriſe verdichtet.
deren Ausmaß wohl niemand voll vorausahnte und zu deren
Ueberwindung außerordentliche Anſtrengungen geboten erſcheinen.
Allenthalben quälen Not und Sorge, Unſicherheit und
Ver=
zweiflung die Völker, die erwartungsvoll auf ihre
Regie=
rungen ſchauen und von ihnen Befreiung aus der Kriſe
er=
hoffen. In dieſer ſorgenvollen Zeit iſt längſt die
Erkennt=
nis Allgemeingut geworden, daß Europa nur durch
zielbewußte und verſtändnisvolle
Zuſam=
menarbeit aller Nationen, nur durch ſchnelle
und gegenſeitige Hilfe vor dem ſchlimmſten Elend und
dau=
erndem Zuſammenbruch gerettet werden kann.
Die Bedeutung des deutſch=franzöſiſchen Verhältniſſes für die
Ge=
ſchicke der leidenden Nationen bedarf keiner Beweisführung mehr.
Sie iſt in aller Welt zu offenkundig. Heute kann ich unter
Zuſtimmung der geſamten Welt=Oeffentlichkeit der Ueberzeugung
erneut Ausdruck geben, die ich vor wenigen Monaten dahin
zu=
ſammenfaßte, daß eine
wirklich ausgeglichene und fruchtbare Zuſammenarbeit unter
den Völkern Europas und die für den lebendigen
Wirt=
ſchaftsaustauſch mit der Neuen Welt notwendige
Stabiliſie=
rung des europäiſchen Friedens erſt an dem Tage geſichert
erſcheint, wo bei den beiden großen Nachbarvölkern
Deutſch=
land und Frankreich das Vergangene ſeeliſch überwunden
iſt und der Blick ſich gemeinſam der Zukunft und ihrer
geiſtigen, wirtſchaftlichen und politiſchen Geſtaltung zu=
R
Wir wiſſen, daß die Erinnerung an die Vergangenheit zwiſchen
Deutſchland und Frankreich unendlich viel Trennendes enthält.
Aber dieſe Erinnerungen dürfen kein Hindernis ſein, aus der
Er=
kenntnis die „notwendigen Folgen zu ziehen, daß eine
deutſch=
franzöſiſche Zuſammenarbeit unentbehrlich iſt, wenn die
Wirt=
ſchaftsordnung Europgs und der Welt von dem ſie bedrohenden
Zuſammenbruch gerettet werden ſoll. Wir werden uns beiderſeits
von dem Willen leiten laſſen, Trennendes beiſeite zu laſſen und
das Gebiet zu ſuchen und auszubauen, auf dem eine
Gemeinſam=
keit der Intereſſen beſteht und eine Uebereinſtimmung gefunden
werden kann. Angeſichts des Ernſtes und der Bedeutung der
ge=
meinſchaftlich in Angriff genommenen Aufgaben dürfen wir uns
aber nicht verhehlen, daß
bis zur Erreichung des beiderſeits erſtrebten Zieles noch
ein weiter und ſchwieriger Weg vor uns liegt. Manches
aus der Vergangenheit muß noch beiſeite geräumt werden,
aber auch dies wird die Vollendung des gemeinſam in Angriff
genommenen Werkes nicht aufhalten dürfen.
Miniſterpräſidenk Laval
erwiderte u a. „Herr Reichskanzler! Mein Freund Briand und
ich danken Ihnen für Ihren freundlichen Empfang, den wir ſehr
zu würdigen wiſſen. Sie können davon überzeugt ſein, daß wir
uns der Bedeutung unſerer Anweſenheit in Berlin voll und ganz
bewußt ſind. Nichts kann dies beſſer charakteriſieren, als die
Tat=
ſache, daß wir heute abend in demſelben Saal verſammelt ſind in
dem vor mehr als einem halben Jahrhundert der
Ber=
liner Kongreß getagt hat, und daß ſeit der Zeit kein
fran=
zöſiſcher Miniſterpräſident in amtlicher
Eigen=
ſchaft nach Berlin gekommen iſt.
Wir freuen uns, Sie, Herr Reichskanzler, ſowie den Herrn
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius heute begrüßen zu können. Sie
Herr Reichskanzler, gehören zu jener geiſtigen Elite, deren hohe
und ſeltene Eigenſchaften die Welt anerkennt und die in den
ſchwierigen Zeiten ihren Gleichmut voll und ganz zu erhalten
wiſſen.
Seit zwei Monaten hat ſich die wirtſchaftliche Lage der
Welt nicht gebeſſert. Sie erfordert von allen Staatsmännern,
die in der gegenwärtigen Zeit die ſchwere Aufgabe haben, die
Völker zu führen, eine Anſtrengung des guten Willens und der
gegenſeitigen Zuſammenarbeit. Nur dann wird das Gefühl des
Vertrauens, ohne welches es keinen Kredit, keinen
Warenaus=
tauſch, keine fruchtbare Arbeit und keine Hilfe in der jetzigen
Kriſe gibt, allmählich wiederhergeſtellt werden.
Das Beiſpiel, das Deutſchland und Frankreich in dieſer
Hin=
ſicht geben könne, iſt ſicher dazu angetan, den günſtigſten
Ein=
fluß auszuüben. In den wirtſchaftlichen Fragen und in dem
Nahmen, der erſt kürzlich in Genf aufgeſtellt worden iſt, wollen
wir verſuchen, zwiſchen den beiden Völkern eine engere
Zu=
ſammenarbeit und vertrauensvolle Beziehungen herzuſtellen.
Wir hoffen, daß aus unſeren Beſtrebungen mit den
deut=
ſchen Miniſtern, deren Weitblick wir bereits Gelegenheit
hatten, zu würdigen, nicht nur ein ſtändiger Organismus,
ſondern auch eine Methode hervorgehen, aus denen ſich
ſehr bald vollſtändige praktiſche Reſultate ergeben werden.
Indem wir ſo handeln, ſind wir der Ueberzeugung, nicht nur
für das Wohl unſerer beiden Ländern, ſondern auch für die
Ordnung und den Frieden der ganzen Welt zu arbeiten.
Wie wir erfahren, waren Gegenſtand der heutigen
deutſch=
franzöſiſchen Verhandlungen in der Reichskanzlei die
deutſch=
franzöſiſchen Wirtſchaftsfragen in ihrer Geſamtheit, ſoweit ſie
Deutſchland und Frankreich unmittelbar berühren. Dier vier
In=
duſtrien, die vor allem behandelt wurden, waren Kohle und
Eiſen Elektrizität und Chemie. Im ganzen bewegten.
ſich die Verhandlungen im Rahmen der Empfehlungen des Layton=
Berichtes unter dem Geſichtspunkt: Kooperation. Das Ergebnis
der heutigen Konferenz iſt eine grundſätzliche Einigung über die
Bildung eines unpolitiſchen beratenden
deutſch=
franzöſiſchen Ausſchuſſes aus Regierungsvertretern und
Vertretern der Induſtrie, ſowohl Arbeitgebern wie
Arbeit=
nehmern, der Mittel und Wege ſuchen ſoll, die wirtſchaftlichen
Beziehungen zwiſchen beiden Ländern zu verbeſſern. Die
Verhand=
lungen, die einen ſehr zufriedenſtellenden Verlauf nehmen,
wer=
den morgen vormittag fortgeſetzt.
Die Wahlen in Hamburg.
Skarke Zunahme der Rakionalſozialiſten
und Kommuniſten, Verluſte von SPd. und 9BP.
Hamburg, 28. Sept.
Die Wahlen zur Hamburger Bürgerſchaft ſind bis zum
Sonn=
tag abend ruhig verlaufen. Bis zum Nachmittag hatten ſchon
über 50 Prozent der 867 000 Wahlberechtigten von ihrem
Stimm=
recht Gebrauch gemacht. Auch in den Nachmittagsſtunden, als
ſtarker Regen einſetzte, hielt der Zuſtrom zu den Wahllokalen an.
In den Arbeiter= und Hafenvierteln waren lange Straßenreihen
mit roten Transparenten und roten und ſchwarz=rot=goldenen
Fahnen geſchmückt.
Um 0.40 Uhr lag das endgültige Ergebnis der Wahl vor,
Es erhielten (in Klammern Reichstagswahl vom 14. 9. 1930):
Sozialdemokraten
Kommuniſten
Deutſchnationale
Staatspartei.
.:
Deutſche Volkspartei ...
Wirtſchaftspartei ..:
Nationalſozialiſten ....
Zentrum
..
Volksrecht=Partei .....
Liſte Heydorn (akapitaliſtiſch)
Deutſch=Soziale . . . . .."
Die Mandate verteilen ſich danach wie folgt: Soz. 46 (60),
Komm 35 (27), Deutſchnationale 9 (22), Staatspartei 14 (21),
D. Volksp. 7 (20) Wirtſchaftsp. 2 (4), Nationalſoz, 43 (3),
Zen=
trum 2 (2), Deutſchſoz, 2 (0). Die übrigen Liſten bleiben ohne Sitz.
Nach dem erſten Eindruck ergibt ſich, daß die bisherige
Re=
gierungsmehrheit (Soz. Dem. und DVP.) nur noch über 67 Sitze
verfügt. Auch eine Rechtsregierung von Nationalſozialiſten bis
Staatspartei, Deutſchſoziale und Zentrum verfügte nur über 77
Stimmen von 160 Stimmen. Sozialdemokraten und Kommuniſten
verfügen allerdings zuſammen über 81 Stimmen, doch iſt es wohl
ausgeſchloſſen, daß dieſe beiden Parteien ſich zu einer Mehrheit
zuſammenfinden. Wie unter dieſen Umſtänden die Dinge
weiter=
gehen ſollen, wird man wohl abwarten müſſen.
Vom Tage.
„Graf Zeppelin” hat um 21,45 Uhr MEZ. die ſpaniſche
Süd=
küſte überflogen. Man rechnet mit der Landung in
Friedrichs=
hafen am Montag nachmittag.
Die Stockholmer und Osloer Regierung haben geſtern den
Goldſtandard außer Kraft geſetzt und den Diskont von 6 auf 8
Prozent erhöht. Für Kopenhagen erwartet man am Montag die
gleichen Maßnahmen.
Am Montag findet eine Notiz von Wertvapieren und
Devi=
ſen an der Berliner Börſe nicht ſtatt. Der freie Handel in
dieſen Werten iſt nicht zuläſſia. Deviſenkurſe werden in der
Reichs=
bank feſtgeſtellt werden.
Seite 2
Montag, den 28. September 1931
Nummer 269
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 28. September 1931.
Neue Kraftpoſtlinien. Mit dem Inkrafttreten des
Winter=
fahrplans am 4. Oktober ſtellt die Deutſche Reichsbahn werktags
die Fahrten mit Dampfzügen auf der Strecke Bickenbach—
Seeheim in der Zeit von 8 bis 17 Uhr ein. An Stelle dieſer
Verbindungen werden von der Deutſchen Reichspoſt
Kraftpoſtfahr=
ten eingelegt. Vom gleichen Zeitpunkt ab wird eine
Kraftpoſt=
linie von Seeheimüber Jugenheim—Alsbach—
Zwin=
genberg—Auerbach nach Bensheim eingerichtet,
wo=
durch die Möglichkeit eines Anſchluſſes an Schnellzüge geſchaffen
wird, die in Bickenbach nicht halten. Für den Winter iſt die Zahl
der Fahrten dem geringeren Verkehrsbedürfnis entſprechend
ein=
geſchränkt worden. Für den Sommer iſt eine Vermehrung der
Fahrten in Ausſicht genommen. Ferner wird eine Kraftpoſt
Darmſtadt-Jugenheim—Seeheim über die neue
Berg=
ſtraße eröffnet. Auf der Strecke Darmſtadt—Eberſtadt findet eine
Bedienung des Verkehrs nicht ſtatt. — Die Fahrpläne der neuen
Kraftpoſten ſind in den Aushangfahrplan der Kraftpoſten der
Oberpoſtdirektion Darmſtadt aufgenommen, der in den nächſten
Tagen erſcheinen wird. Sämtliche Linien ſind dem Poſtamt
Jugen=
heim (Bergſtr.) unterſtellt.
— Wohltätigkeitskonzert. Die Männervereinigung der
Petrus=
gemeinde veranſtaltet auch in dieſem Herbſt ein
Wohltätigkeits=
konzert zugunſten der wirtſchaftlich ſchwachen und in Not
gerate=
nen Mitglieder ihrer Gemeinde. Ein ſchwerer Winter ſteht uns
bevor, und da gilt es, beizeiten vorſorgen und Mittel zur
Linde=
rung der Not bereitzuſtellen. Für dieſen Zweck haben in
bereit=
willigſter, ſelbſtloſer Weiſe ihre Mitwirkung zugeſagt Herr
Hof=
opernſänger Johannes Biſchoff, Fräulein Gertrud Walz und das
Orcheſter vom Bunde ehemaliger Militärmuſiker unter der
be=
währten künſtleriſchen Leitung von Herrn Gg. Greilich. Die
Ver=
anſtaltung iſt als Richard=Wagner=Abend” gedacht und werden
demgemäß nur Tonſtücke und Geſänge aus Richard Wagners Opern
zu Gehör gebracht. Die geſchätzten Künſtler ſowie das auf hoher
künſtleriſcher Vollendung ſtehende Orcheſter bieten Gewähr für
einen Kunſtgenuß erſten Ranges. Alle Freunde einer edlen Muſik
und alle diejenigen, die die ſeeliſche und leibliche Not ihrer
be=
drängten chriſtlichen Volksgenoſſen zu lindern helfen wollen, ſeien
deshalb herzlich eingeladen zum Beſuch dieſes Konzerts, das am
Freitag, dem 9. Oktober d. J., abends 8 Uhr, im
Ge=
meindehaus, Eichwieſenſtraße 8, ſtattfindet. — Allen
Kunſtfreun=
den ſei noch mitgeteilt, daß zur Einführung in den Richard=
Wag=
ner=Abend der Vorſitzende. Herr Oberreallehrer Frank.
Donners=
tag. 1. Oktober, abends 8 Uhr im Gemeindehaus einen
Lichtbilder=
vortrag halten wird über „Richard Wagner als Künſtler, Menſch
und Tierfreund”, wozu wir zu recht zahlreichem Beſuch einladen.
Heſſiſches Landestheater.
Meie Hch Dienstag, 29. Sept. 19½—22½ Uhr. B8. Die RattenPreiſe 0.70—5,60 Mk. Mittwoch, 30. Sept. 19½—22 Uhr. H1. Bühnenvolksbund.
Tiefland. Preiſe 0.70—5.60. Donnerstag, 1. Okt. 19½—23½ Uhr. Außer Miete, Tannhänſer,
Preiſe 0.80—6 40. Freitag, 2. Okt. 19½—22½ Uhr. D4. Die Natten.
Preiſe 0.70—5.60. Samstag, 3. Okt.
20—221 Uhr. G1. Darmſt. Volksbühne.
Die verkaufte Braut. Preiſe 0.70—5.60 Mk. 19½—22 Uhr, Außer Miete. Vorſtellung zu Ein=
Sonntag, 4. Okt. heitspreiſen. Die drei Musketiere. 0 50—4.— Kletnes Haus. Dienstag, 29. Sept. 20—2214 Uhr. Zuſatzmiete 1 1. Ariadne auf
Naxos. Preiſe 0.70—5.00 Mk. Mittwoch, 30. Sept. 120, Ende nach 21½
Lieder=Abend Beter
Schäfer. Preiſe 1, 2. 3 Mr. Donnerstag, 1. Okt. 20, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete IIT 1.
Marguerite : 3. Preiſe 060—4.50 Mk. Freitag, 2. Okt. 19½—22½4 Uhr. Außer Miete. Vorſtellung zu
halb Pr. Zar und Zimmermann. 0 40—2.50. Samstag, 3. Okt. 20, Ende gegen 22 Uhr. Zuſatzmiete V1.
Maruerite: 3. Preiſe 0.60—4 50 Mk.
Sonntag, 4 Okt.
11—13½ Uhr, Zum Welt=Tierſchutztag
Morgenfeier.
15, Ende g. 17 Uhr. Außer Miete. Anläßl. d. Welt=
Tierſchutztags. Sturm im Waſſerglas. Vor=
ſtellung zu Einheitspreiſen. Preiſe 0.40—2 Mk.
19—21½ Uhr. E geplagter Familienvatter.
Preiſe 0 40—2 Mk.
Tageskalender für Montag, den 28. September 1931.
Heſ.ſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus; Keine Vorſtellung. — Konzerte: Zur Oper,
Schloßkeller, Sportplatz=Reſt am Böllenfalltor,
Herrngarten=
kaffee. — Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
Katasteaphen-Marm-Uebung..
A. 2. A. C.-Kakaſtrophen-Abwehr. — Auko und Mokorrad, Nokhilfe und Sanikäker im Dienſt des Nächſten.
(Eigener A. St.=Bericht.)
Seit Jahren veranſtaltet der Gau IIIa des Allgemeinen
Deut=
ſchen Automobil=Clubs gemeinſam mit der Techniſchen Nothilfe
und den Behörden Kataſtrophen=Uebungen, um im Ernſtfall
ge=
rüſtet zu ſein gegen Unwetter, gegen Waſſers= und Feuersnot,
wenn die ſtets zur Verfügung ſtehenden Hilfsmöglichkeiten nicht
ausreichen. Leib und Leben und Eigentum bedrohter Gegenden zu
ſchützen. Uebungen, die oft ſchon ihren praktiſchen Wert bewieſen
haben und deren umfaſſende Organiſation ſtets beſtens klappte und
vollſte Anerkennung der zuſtändigen Behörden fand. Auch geſtern
hat der Gau IIIa des A.D.A.C. ſich wieder in den Dienſt der
praktiſchen Kataſtrophenhilfe geſtellt. Der Not der Zeit Rechnung
tragend, die es verbietet allzu große Opfer von den ohnehin
ſchwer belaſteten Kraftfahrzeugbeſitzern zu verlangen, war für
den geſtrigen Sonntag anſtatt einer umfaſſenden Uebung eine
Kataſtrophen=Alarm=Uebung angeſetzt. D. h. die
Mit=
glieder wurden zu beſtimmter, ihnen vorher nicht bekannter Zeit
nach einem ſorgfältig ausgearbeiteten und für wirkliche Notfälle
vorgeſehenen Plan alarmiert und hatten ſich ſchnellſtmöglich an
die ihnen mitgeteilten Alarmplätze zu begeben, wo ſie Weiſungen
entgegenzunehmen und in Trupps von 5—6 Wagen ſich ſofort zur
— angenommenen — Kataſtrophenſtelle zu begeben hatten. Im
Ernſtfalle wäre von den Alarmplätzen aus der Einſatz der Helfer
vorgenommen worden, um Hilfsmannſchaften oder etwa
Verwun=
dete zu befördern, bzw. Material zu transportieren.
Alarmplätze waren vorgeſehen in Frankfurt an der
Feſt=
halle, in Offenbach an der Mainbrücke, in Hanau am Paradeplatz,
in Darmſtadt der Schupokaſerne, in Bad Homburg
auf dem Bahnhofsplatz, in Fulda auf dem Viehmarktsplatz, in
Mainz auf dem Schloßplatz, in Wiesbaden auf dem Marktplatz, in
Höchſt und Worms ebenfalls auf dem Marktplatz, in Bensheim
auf dem Ritterplatz, in Bingen auf dem Exerzierplatz, in
God=
delau an der Friedrich=Eiſenbahnſtraße in Oberurſel vor dem
Hotel Schützenhof, in Uſingen auf dem Schloßplatz, in Gernsheim
auf dem Schöfferplatz, in Bad=Nauheim vor der Dankeskirche, alſo
im geſamten Bereiche des Gaues.
In Darmſtadt wurde kurz nach 1,30 Uhr mittags alarmiert.
Meiſtens durch Telephonanruf des Alarmplatzleiters Herrn
Gene=
ral von Rettberg, in einigen Fällen durch Meldefahrer.
Schon 4—5 Minuten ſpäter trafen die erſten
Starkenbur=
ger Fahrer auf dem Alarmplatz ein, und in ganz kurzer Zeit
waren etwa 15 Fahrzeuge von Gau=Mitgliedern (
Starken=
burger A.C. und Darmſtädter A.C.) zur Stelle, die
als=
bald mit der Weiſung Eltville, Burg Craß, abfuhren.
Mit geringen Zeitabſtänden waren auch die übrigen
Orts=
gruppen des Gaues alarmiert und in Marſch geſetzt, ſo daß ſich
um dieſe Stunde eine Sternfahrt aus allen Richtungen nach
Elt=
ville hin bewegte. In allen Zufahrtsſtraßen verſah Polizei und
Gendarmerie unterſtützt von Nothelfern, den Ordnungs= und
Ver=
kehrsdienſt, ſo daß ſich der überaus ſtarke Kraftfahrzeugverkehr
glatt und reibungslos, ohne nennenswerten Unfall abwickelte.
Eine Tatſache, die beſonders anerkennender Erwähnung
recht=
fertigt, da in einigen Orten, wie Hattenheim, Winkel. Erbach
i. Rhng. uſw. die Regelung des Verkehrs in den engen
Durch=
fahrten wahrlich eine Kunſt war. Ein nicht im Programm
vor=
geſehener, aber nicht minder wichtiger Uebungsdienſt für den
Ernſtfall!
Bis kurz nach 3 Uhr waren viele Hundert Fahrzeuge in
Elt=
ville zuſammengeſtrömt, alle verfügbaren Parkplätze waren beſetzt,
und die Räumlichkeiten der hiſtoriſchen Burg Craß füllten ſich.
Eltville hatte es ſich nicht nehmen laſſen, ſeine Gäſte
herzlich=
freundlichen Willkomm zu bereiten. Am Eingang war eine rieſige
Triumphpforte errichtet Roſen= und weinlaubgeſchmückt, ſogar
Trauben im Laub! Willkommen in der Stadt des Weines und
der Roſen!! —
Wundervollen originellen Schmuck trug auch der Feſtſaal der
Burg Craß. Man ſchritt unter üppiger Fülle reifer Trauben, die
von niedrig gezogener Decke herabhingen und für ſpäter zur
„Weinleſe” beſtimmt waren. So wurde die
Kataſtrophenalarm=
übung zum — Winzerfeſt. Die Wände ſchmückten heitere
Kari=
katuren aus dem Kataſtrophen= und Alarmdienſt. Von grimmiger
Satire war ein rieſiger Eſel, der als Kraftfahrer bezeichnet und
vom Fiskus „gemolken” wurde: Autoſteuer, Benzinſteuer,
Sprit=
zwang, Wegebau, Stopp=Stellen, teure Verſicherung uſw. uſw.
mußte der arme Eſel=Kraftfahrer hergeben!
Der Gauvorſitzende, Herr Kleinböhl, und Eltville’s
Bürgermeiſter Röttgen empfingen die Gäſte am Eingang zur
Burg. Drinnen ſorgte ſchneidige Muſik bald für Stimmung.
Herr Kleinböhl begrüßte in herzlicher Dankanſprache die
Teilnehmer und erörterte nochmals den Zweck der Uebung. Der
Alarm habe vorzüglich geklappt und in bewundernswerter
Schnel=
ligkeit und Anzahl ſeien die freiwilligen Helfer erſchienen.
Da=
für gebühre ihnen Dank, wenngleich der herrliche Sommer=
Sonn=
tag wohl nicht ohne Einfluß auf die Zahl der Teilnehmer
ge=
weſen ſein mag. Jedenfalls haben die A. D. A.C.=Mitglieder des
Gaues IIIa wieder bewieſen, daß es ihnen ernſt iſt mit dem
Willen zum Dienſt am Volk. Dafür gebühre ihnen herzlicher Dank.
Dank auch der Preſſe, die ſich ſeit Jahren bereitwillig in den
Dienſt dieſer Hilfsſchulung ſtellt.
Herr Bürgermeiſter Röttgen begrüßte die Teilnehmer im
Namen der Stadt Eltville auf das herzlichſte. Sein Gruß komme
aus beſonders aufrichtigem Herzen, da er ſeit langen Jahren
A. D. A. C.=Mitglied ſei und ſo alle Sportkameraden grüße. Die
Teilnehmer haben heute erneut bewieſen, daß ſie nicht nur zum
Vergnügen fahren, ſondern ſich und ihr Fahrzeug gern auch in
den Dienſt des Nächſten ſtellen. Dafür gebühre ihnen der Dank
der Oeffentlichkeit.
Bei Muſik und Geſang, heiteren Vorträgen und ſchnell
im=
proviſiertem Winzerfeſt mit Kelterei und Moſtbereitung vergingen
die Stunden ſchnell bis zur abendlichen Heimfahrt.
Schluß=Uebung, der Darmstädter Zeuerwehr.
t. Wie alljährlich, fand auch dieſes Jahr am geſtrigen
Sonn=
tag eine größere gemeinſame Uebung ſtatt, die von dem
Kom=
mando der ſtädtiſchen Berufsfeuerwehr (Branddirektor Winter)
und dem Kommando der Freiwilligen Feuerwehr (Brandmeiſter
Hofmann und North) gemeinſam angeſetzt war. Die
Sanitäts=
hauptkolonne vom Roten Kreuz und der Arbeiterſamariterbund
übten gleichfalls mit. Als Uebungsobjekt war das Kleine Haus
des Landestheaters auserſehen worden, und Branddirektor
Win=
ter erläuterte den anweſenden Vertretern von Behörden uſw. den
Plan der Uebung. Es war Feuer im Magazin des Kleinen
Hau=
ſes ausgebrochen, das ſich raſch bis zum Eintreffen der Feuerwehr
auf etwa zwei Drittel des Gebäudes ausdehnte und dann auf das
Bühnenhaus übergriff. Es galt nun, die gefährdeten Menſchen
aus dem verqualmten Gebäude zu retten, dann den Brand zu
löſchen und ſein Uebergreifen über den Brandgiebel des Kleinen
Hauſes auf die benachbarten Häuſer der Alexanderſtraße zu
ver=
hindern.
Um 11 Uhr 30 wurde der Alarm gegeben, 2 Minuten ſpäter
waren die beiden Züge der Berufsfeuerwehr zur Stelle, und 7
Mi=
nuten nach dem Alarm wurden die erſten Geretteten bereits mit
dem Krankenauto der Feuerwache abtransportiert. Die
Mann=
ſchaften arbeiteten mit Gasmasken, retteten aus dem Hauſe die
Menſchen über die Drehleiter oder mit dem Sprungtuch, in das,
um Verletzungen zu vermeiden, Sandſäcke zum Markieren
gewor=
fen wurden. Unterdeſſen trafen auch die Löſchzüge der
Freiwilli=
gen Feuerwehr ein und nahmen an den verſchiedenen Fronten
des Theaters die ihnen angewieſenen Plätze ein. Der
Arbeiter=
ſamariterbund richtete ſeinen Verbandsplatz in der Otto=Berndt=
Halle ein, die Sanitätskolonne auf der Gartenſeite des Großen
Hauſes.
Auf das Kommando „Waſſer marſch!” wurde von allen
Sei=
ten aus 20 Rohren Waſſer gegeben, wobei auch die vom Stand
aus wirkenden Rohre bis weit über das Dach des Theaters dank
den eingeſetzten Motorſpritzen wirkten. Von Kleinigkeiten
abge=
ſehen, klappte die Uebung vorzüglich, die Kreismotorſpritze ſtand.
noch in Reſerve auf der Feuerwache, und es waren auch, um
Waſſerſchäden am Dach zu vermeiden, ſtatt 20 Millimeter weiten.
Rohren nur 16 Millimeter weite Rohre eingeſetzt.
Die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr wurden von
Kraftwagen der Schutzpolizei befördert, große Schilder
verkünde=
ten vor dem Theater, um Beunruhigung zu vermeiden, daß es ſich
nur um eine Uebung handele. Die Kolonnenärzte bekundeten die
ſachgemäße und raſche Arbeit der beiden Kolonnen, von denen die
Arbeiterſamariter mit ſehr zahlreichem Perſonal und vielen
Bah=
ren, die Sanitätshauptkolonne mit 3 Kraftwagen angerückt war.
Ein ſehr zahlreiches Publikum folgte auf allen Seiten der
Arbeit der Feuerwehr und Samariter mit lebhaftem Intereſſe.
Unter den offiziellen Vertretern bemerkten wir Herrn
Oberregie=
rungsrat Bornſcheur für das Innenminiſterium, Herrn
Re=
gierungsrat Dr. Kayſer für das Polizeiamt, Herrn Major
p. d. Recke für die Bereitſchaftspolizei, Vertreter der
Brandver=
ſicherungskammer, des Landestheaters u. a. m. Ein Vorbei=
„marſch”, d. h. ein Vorbeifahren der Kraftwagen, unter denen
ein Fahrzeug mit Pferdebeſpannung die alte gemütlichere Zeit
noch verkörperte, beſchloß in der Alexanderſtraße die Uebung. Die
Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr ſtellte hierzu die
Marſch=
muſik.
Der Verlauf der Schlußübung hat wieder einmal bewieſen,
daß Darmſtadt über eine ſeiner Größe entſprechende ſchlagfertige
Feuerwehr und über zahlreiche, gut ausgebildete
Sanitätsmann=
ſchaften unter guter und zielbewußter Führung verfügt.
Heffiſches Landeskheaker.
Großes Haus. — Sonntag, 27. September.
„Der Traubadour”
Oper von G. Verdi, Text von Piave.
Als zweite Verdi=Oper dieſer Spielzeit wurde der
Trouba=
vour wieder aufgenommen, der im vorigen Jahre ja nur einmal
gegeben worden war.
Die im Ganzen, wie im Einzelnen in Regie, Bühnenbild
und Koſtümen verunglückte Inſzenierung von Rabenalt und
Reinking muß wohl oder übel aufgebraucht werden. Der
unſterblichen Muſik wäre bei ſinn= und ſtimmungsgemäßer
Um=
rahmung eine vielfach ſtärkere Wirkung ſicher.
Anny v. Stoſch, die zum zweiten Male die Leonore
ſang, überwand bewundernswert die Schwierigkeiten einer
Par=
tie, die mit dem leidenden Charakter ihrer ſchmerzlichen Tragik
gar nicht der kraftvollen, nordiſch gearteten Natur der
Künſt=
lerin entſpricht.
Die beiden feindlichen Brüder hatten in ihrer neuen
Be=
ſetzung durch Dr. Allmeroth und Johannes Drath
außergewöhnlich temperamentvolle und ſtimmgewaltige Vertreter
gefunden. Beide Draufgänger voll jugendlichen Feuers. Drath
ſehr ſicher und ſtraff. Allmeroth im Auftreten zu unruhig und
ſich leicht überſpielend. Für die Azucena ſetzte Martha
Liebel ihren paſtoſen Alt mit großem Erfolg ein. In kleinen
Rollen bewährte ſich das ſchöne Material Sannh
Heil=
manns und Theodor Heydorns. Beide dürfen freilich
mit der muſikaliſchen und darſtelleriſchen Durchführung ſich noch
nicht zufrieden geben. Mit ſolchen Stimmen läßt ſich etwas
machen, zumal in der italieniſchen Oper, die ſich auf den
ſinn=
lichen Klang von Stimmen aufbaut, von ſchönen, jungen
Stim=
men. Vielleicht iſt es zu ermöglichen, daß die Azucena einmal
unſerer jungen Altiſtin Grete Berthold zugeteilt wird,
deren große, junge Stimmittel und ſtarke Bühnenbegabung
Ver=
trauen verdienen, aber auch Gelegenheit brauchen, ſich betätigen
zu können.
K. M. Zwißler dirigiert mir die Oper, wenn man ſo
ſagen darf, zu deutſch. Es fehlen die Rubato und Ritardando,
manches wird verſchleppt, die Begleitung ſcheint mir nicht
nach=
giebig und ſchmiegſam genug. Das iſt ein ſich oft
wiederholen=
der Mangel ſeiner Führung.
Die Chöre klangen ſchön; wann aber verſchwinden
end=
lich die Gymnaſtik=Uebungen mit Lanzenbündeln im 5. Bild, die
guch heute nur einen Lacherfolg hatten?.
NZ
Muſikaliſche Zeierſtunde.
Johanneskirche. — Sonntag; 27. September.
Mit der erſten Feierſtunde in der Johanneskirche war der
ausgezeichnete Organiſt A. Niebergall anſcheinend noch zu früh
gekommen, denn der Beſuch war nach dem herrlichen zum
Spa=
zierengehen einladenden Sonnenwetter bedauerlich ſchwach. Die
Vortragsfolge war auf Freude und Dank eingeſtellt. „O wie
ſchön iſt deine Welt” empfand man beſonders dankbar nach.
Es wurden nur Werke neuer Meiſter zu Gehör gebracht. Schon
in der Choralfantaſie von Max Reger „Freu dich ſehr, o meine
Seele” überwiegen trotz des Ernſtes und der bei dieſem
Meiſter häufigen Neigung zum Grübeln die lichten Farben. Eine
Sonate in E=Dur, Opus 60 von H. K. Schmid für Violine und
Orgel iſt voll Wohlklang und wertvoller Erfindung. Mit einem
feſtlichen, bewegten Präludium beginnt ſie, es folgt ein
lang=
ſamer Satz, der erſt beide Inſtrumente vereint, dann die Orgel
ſoliſtiſch eine polyphone Entwicklung beginnen läßt, die ſpäter
mit der Geige in großer Steigerung das Thema fugenmäßig
durchführt, ein kurzes Soliſſimo der Violine führt zu dem mehr
arienhaften Satzbeginn zurück. Deklamatoriſch ſchließt das
inter=
eſſante Werk. Zwei Choralvorſpiele von H. Kaminſki miſchen
bei reichem Klang liturgiſche und virtuoſe Elemente. Kraftvoll
ernſt iſt „Wir glauben all an einen Gott”, während „
Morgen=
glanz der Ewigkeit” freudig empfunden iſt, allerdings bei
langem Verlauf keine merkbare Entwicklung bis kurz vor dem
Schluß zeigte.
Ein Zwiegeſpräch für eine Singſtimme mit Bratſche und
Orgel, Opus 16 von H. Grabner deutet den dramatiſchen Text
ſehr ausdrucksvoll aus. Vorbild könnte die Art Mahlers im
„Lied von der Erde” geweſen ſein. Voll ſchöner Einzelheiten
überzeugte uns die Geſamtform des Werkes durch das
Ueber=
maß nicht. Fräulein M. Knöß fand ſich bewundernswert mit
der überaus ſchwierigen Aufgabe ab, ſang mit gutem Ausdruck
und klangvoller Stimme. Sie trug darauf zwei Geſänge mit
Orgel von H. K. Schmid vor. Bei dem erſten „O, wie ſchön iſt
deine Welt” empfindet man, wie gewagt es iſt, einen Text zu
wählen, der ſchon einmal von einem ganz großen Meiſter genial
vertont wurde. Schubert ſagt alles ſchlichter, aber ſtärker zu
Herzen gehend. Das „Vaterunſer” iſt in ſeiner ariöſen Art
würdig und ſchlicht. Wir geſtehen, daß auch uns die Sonate weit
ſtärkeren. Eindruck durch ihre ſtiliſtiſche Eigenart machte als die
Geſänge (liedhaft waren ſie beide nicht). Präludium und Fuge
in G=Dur, Opus 22, Nr. 3 von Günther Raphael, dem
hoch=
begabten jungen Komponiſten, zeigten ſeine Schulung an den
Werken Bades und ſeine urmuſikaliſche Erfindung. In der
neuen Orgelmuſik iſt ein ſo frohes, unbekümmertes Werk ſehr
ſelten, dem alles Krampfige und Gequälte abgeht. A.
Nieber=
gall hatte für die Vorbereitung des intereſſanten Programms
außerordentliche Sorgfalt verwandt. Bei meiſt ſehr gutem
Ge=
lingen fehlte an einigen Stellen die rhythmiſche Klarheit. Herr
C. Kauer erwies ſich in erſter Linie als Meiſter der Bratſche,
daß er in einer Veranſtaltung ſowohl Bratſche als auch Violine
ſpielte, rächte ſich ein klein wenig bei der Reinheit der Intonätion
auf der Violine. Ausgezeichnet war das Zuſammenwirken beider
Herren mit der Sängerin bei dem Zwiegeſpräch.
M.
Fieber. Drei Novellen von Alexander Ca ſtell (Verlag Raſcher
u. Co., Zürich. Preis 4,80 Mk.).
Ap. Liebe und Eiferſucht ſind das Thema dieſer drei feſſelnd
geſchrie=
benen und durch pſychologiſche Feinheit in der Charakteriſtik der
Per=
ſonen ausgezeichneten Novellen. Die erſte „Finale” erzählt, wie ein
als reich geltender Fabrikant vor dem Zuſammenbruch ſteht. Nach
ſei=
nem Tode iſt die hohe Prämie von zwei Verſicherungen fällig, die den
Gläubigern Garantien bietet und deren Betrag ſeiner Frau die
Exi=
ſtenz ſichert. So beſchließt er, aus Liebe zu ſeiner Frau ſich zu opfern
und, damit er nicht in den Verdacht eines Selbſtmordes kommt, mit
ſeinem Automobil mit 80 Kilometer Geſchwindigkeit gegen den Pfeiler
eines Viaduktes zu rennen. Er führt den Plan aus und iſt ſofort tot.
Die zweite Novelle „Phantom” iſt die Geſchichte eines modernen
Othello, der ſeine Frau im Verdacht der Untreue hat und von den
Qualen der Eiferſucht gefoltert wird und immer neue Beweiſe ihrer
Schuld konſtruiert, obwohl ſie ihm wiederholt ihre Unſchuld beteuert.
In ſeiner blinden Eiferſucht will er ſie erſchießen, tötet ſie aber nicht,
Sie geſteht ihm ihre Liebe zu ihm und man muß annehmen, daß er,
von Reue ergriffen, von ſeiner Eiferſucht geheilt iſt. Die letzte Novelle
„Fieber iſt die Tragödie eines betrogenen Ehemanns, eines
Chirur=
gen, der erfährt, daß ſeine Frau ihn mit ſeinem Freunde ſeit Jahren
hintergangen hat. Dieſer kommt in ſeine Privatklinit, um ſich eine
In=
jektion machen zu laſſen. Der Arzt macht ihm eine giftige Einſpritzung,
infolge deren er ſofort ſtirbt. Da die Sektion durch einen anderen
Arzt, die er nicht vorausgeſehen hat, ſeine Schuld offenbaren wird,
ent=
flieht er in einen benachbarten Ort, und da er ſich von der Polizei
ver=
folgt glaubt, vergiftet er ſich in derſelben Weiſe, wie er den Geliebten
ſeiner Frau vergiftet hat.
Balladen, von Peter Schnellbach (Verlag von J. Hörning in
Heidelberg.
Ap. Es ſind mehr als 60 kleinere und größere Balladen echt poetiſchen
Gehalts und poetiſcher Geſtaltung, die geeignet ſind, in einer Zeit
viel=
fachen Verſagens unſerer Schaubühne und unſerer Bühnendichter die
geſprochene Ballade wieder in ihre wohlbegründeten Rechte einzuſetzen
und die deutſche Ballade wieder zu Ehren zu bringen. Zu Grunde liegen
ihnen teils ſelbſt erfundene Stoffe, teils ſolche aus Sage und Geſchichte;
in allen aber bekundet ſich eine ſichere Beherrſchung der Sprache und
der dichteriſchen Form. Von demſelben Verfaſſer erſchien eine Broſchüre
Für die Ballade”, Betrachtungen und Aufſchlüſſe, die vom Weſen und
Wert der Ballade handelt, und Beſprechungen bedeutender Balladen,
wie Bürgers „Lenore”, Goethes „Braut von Korinth”, Balladen von
Annette von Droſte=Hülshoff, Theodor Fontang und Balladen aus dem
Reuen deutſchen Balladenſchatz, enthäßt.
Nummer 269
Montag, den 28. September 1931
Seite 3
* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Helia.
Mit einem ſehr ſehenswerten Kulturfilm „Mit der
bayeri=
ſchen Zugſpitzbahn auf die Zugſpitze” nimmt das Helia=Theater
die Film=Morgenfeiern wieder auf. Man geht hin in der
Erwar=
tung, ſchöne Aufnahmen aus der großartigen Gebirgswelt um die
Zugſpitze zu ſehen, aber man ſieht in Wirklichkeit viel mehr. Der
beſonders ausführliche erſte Teil zeigt nämlich den Bau der
Zug=
ſpitzbahn von den erſten Vorbereitungen bis zur Vollendung in
all ſeinen Etappen. Die Aufnahmen dazu wurden von
Ingenieu=
ren geleitet, die die Bahn erbauten, und geben einen Begriff von
den außerordentlichen Schwierigkeiten und der Größe der
techni=
ſchen Leiſtung. Nachher, wenn man im zweiten Teil die Bahn
von Garmiſch über Eibſee, das Schneeferner Platt, Riſſerſee durch
den Kreuzecktunnel auf Deutſchlands höchſten Berg hinauffahren
ſieht, wirkt das alles ja ganz einfach und ſelbſtverſtändlich. Aber
was die Anlage einer Bahn in ſolcher Umgebung bedeutet, welche
Schwierigkeiten allein die Vorarbeiten, das Herbeiſchaffen des
Ma=
terials uſw. machen, wie mühſam es iſt, einen 4 Kilometer langen
Tunnel in 2400 Meter Höhe zu ſprengen — all das begreift man
erſt durch dieſen Film, der dadurch ſeinen eigentlichen Wert
er=
hält und jeden Betrachter feſſeln wird.
*
— Im Helia=Tbeater läuft nur noch heute der deutſche
Ton=
film „Douaumont” Um allen denen, die es miterlebt haben, trotz
der wirtſchaftlichen Notlage den Beſuch zu ermöglichen, wurden
die Preiſe für die letzten drei Vorſtellungen bedeutend ermäßigt.
Es koſten alle Plätze im Saal 0,80 Mk. Balkon 1.30 Mk.
Jugend=
liche haben Zutritt und zahlen nachmittags halbe Preiſe.
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute und folgende Tage in
Neuaufnahme Felix Breſſart in dem Lachſchlager „Der Schrecken
der Garniſon” mit Lucie Engliſch. Adele Sandrock. Albert.
Pau=
lig. Curt Veſpermann u. v. a. Dazu das gute Beiprogramm.
Allgemeines über Pelzkierzuchl.
Seit Urtagen trägt der Menſch Felle und Pelze als Kleidung und
als Schmuck. Der allgemeine Gebrauch von Textilwaren zu
Bekleidungs=
zwecken hat die Bedeutung der Pelze nicht geſchmälert; das ſteigende
Luxusbedürfnis der Menſchheit hat ſie dielmehr immerfort erhöht. Kein
Zeitalter hat je eine ſolche Nachfrage nach Pelzen aller Art gebracht wie
unſer jetziges Jahrhundert. Selbſt in Ländern milderen und warmen
Klimas hat die Pelzmode Eingang gefunden, und wird wegen ihrer
un=
nachahmlichen Reize nie ihre Bedeutung verlieren. Auch die neuzeitliche
Verkehrstechnik, vor allem das Automobil= und Flugweſen, hat das
Be=
dürfnis nach wärmenden, dauerhaften und dabei ſchönen Pelzen
geſtei=
gert. Die Rohſtoffe dieſes gewaltigen Welt=Pelzkonſums, welche bis in
die neueſte Zeit ausſchließlich durch Jagd auf wilde Tiere gewonnen
wurden, ließen ſich nur bis zu einem gewviſſen Grade durch Erweiterung
der Jagdgebiete und Heranziehung neuer Tierarten dem geſteigerten
Be=
darf anpaſſen; ſchließlich aber mußte eine Erſchöpfung eintreten, welche
eine der größten Induſtrien der Menſchheit vor die Lebensfrage der
wei=
teren Rohmaterialbeſchaffung ſtellt.
Es gab und gibt nur einen logiſchen und wirklichen Ausweg: Die
Ueberführung jener bisher in die letzten Erdenwinkel gehetzten und
ge=
jagten Wildtiere, die Träger jener hochbegehrten „Edelpelze”, in den
Haustierzuſtand; ihre ſyſtematiſche Zucht in ſpeziellen Anlagen — ſog.
Pelztierfarmen.
Die Geſchichte der Edelpelztierzucht, welche — von der uralten
Pelzſchafzucht abgeſehen — auf nur wvenige Jahre zurückgeht, iſt reich
an Romantik Ueberraſchungen und Entdeckungen. Die meiſten
nutz=
baren Pelztierarten haben ſich der künſtlichen Zucht zugänglich erwieſen.
Man rechnet dazu in erſter Linie Silberfüchſe, Blaufüchſe, Nerze,
Mar=
der” ferner Waſchbären, Biber, Nutria, Iltiſſe und Biſamratten. Die
Zucht und Haltung der Biſamratten iſt in Deutſchland verboten.
Zu=
nächſt noch einiges über Pelztierfarmen im allgemeinen. So beſitzt nach
der letzten Statiſtik der engliſche Gliedſtaat Kanada etwa 3000
Pelztier=
farmen, die Vereinigten Staaten 2500, Norwegen etwa 2000 Züchtereien.
In weitem Abſtand folgt Deutſchland mit rund 570 Farmen, die ſich in
der Hauptſache mit der Zucht von Silber= und Blaufüchſen, Nerzen,
Nutria, Waſchbären, und einem Teil unſerer einheimiſchen Pelztiere
wie Marder, Iltis uſw. befaſſen. Einen beſonderen Zweig bildet die
Pelzkaninchenzucht. Die Pelztierzucht hat eine doppelte Aufgabe, Einmal
ſoll eine Reihe wertvoller Tierraſſen, vor dem Ausſterben geſchützt
wer=
den, zum anderen ſoll ſie der Volkswirtſchaft dienen. In welchem Maße
dieſes geſchieht beweiſt die Tatſache, daß die jährliche Weltproduktion
an farmgezüchteten Pelztieren bereits 35—40 000 Stück beträgt. Die
deutſchen Farmen erzeugten bisher in der Hauptſache nur Zuchttiere.
Es wird aber nur noch eines kurzen Zeitraumes bedürfen, um unſere
Farmen in die Lage zu bringen, ebenfalls ein beträchtliches
Marktange=
bot an edlen Pelztierfellen zu liefern. Die uns am meiſten
intereſſieren=
den Pelztiere dürften wohl die der deutſchen Heimat ſein. Von dieſen
greifen wir den Iltis heraus, der gegenwärtig faſt überall, beſonders in
Amerika und Norwegen, die große Mode iſt. Eine aus New York in
Deutſchland weilende Dame erklärte, daß man ſich drüben geradezu
ſtreitet um einen guten Iltispelz. Ebenſo zeigen die letzten Nummern des
The Black Fox und Amerikan Fur Breeder, daß die Preiſe beſonders
für Iltiſſe hinaufgehen. Die Zucht und Pflege des Iltis iſt verhältnis=
Hch. Stork.
mäßig ſehr einfach und billig.
4a. Ausſtellung in den Städtiſchen Maſchinenbauſchulen. Die
Städtiſchen Maſchinenbauſchulen Darmſtadt veranſtalteten, am
Samstag und Sonntag in dem Schulgebäude in der Landgraf=
Philipps=Anlage eine Ausſtellung der Arbeiten, die von den am
Ende des laufenden Sommerhalbjahres zur Entlaſſung
kommen=
en Schülern während ihres Beſuchs der Anſtalt angefertigt
wur=
den. Die Arbeiten zeigen deutlich die großen Fortſchritte, die die
Schüler von Semeſter zu Semeſter gemacht haben. Sie erſtrecken
ch ſowohl in der Maſchinenbauſchule als auch in der Höheren
Maſchinenbauſchule auf die wichtigſten Fachgebiete, wie
Tech=
rologie, Maſchinenelemente, Maſchinenzeichnen, darſtellende
Geo=
netrie, Hebezeuge und Kraftmaſchinen. Einen ſehr lehrreichen
Einblick vermitteln auch die ausgelegten Arbeiten über
phyſika=
iſche, technologiſche, maſchinentechniſche und elektrotechniſche
Ver=
ſuche. Die Ausſtellung erfreute ſich eines guten Beſuches.
— Können Sie ſtenographieren? Für Kaufleute, Beamte und
Angeſtellte iſt die Stenographie zur Unentbehrlichkeit geworden.
ber auch für den privaten Gebrauch iſt ſie ein unentbehrliches
Hilfsmittel. Die Stenographenvereinigung Ludwig=
Georgs=
ymnaſium, Karlſtraße 2 (gegenüber der Hügelſtraße),
er=
öffnet am Dienstag, dem 29. September, und Freitag, den
2. Oktober, um 19 und 20 Uhr, neue Kurſe in Reichskurzſchrift
unter Leitung ſtaatlich geprüfter Lehrer. Maſchinenſchreiben nach
der Zehnfinger=Blindſchreibmethode in eigener Schule,
Karl=
traße 23, pt., täglich von 17 bis 21 Uhr. Gründliche Ausbildung
ei niedrigen Unterrichtsgebühren und bequemſter Zahlungsweiſe
gewährleiſtet. (Siehe Anzeige.)
Hessischer Kandwerker= und Geuerbetag.
in Beusheim a. d. B.
Der Auſtakk zur Tagung.
Bensheim, 28. September.
Bb. Noch wehen in Bensheim die Fahnen des Winzerfeſtes,
noch ſteht auf dem Marktplatz ſelbſt das Winzerdorf. Alles dies
geſchieht zu Ehren des Heſſiſchen Handwerker= und Gewerbetages,
der bereits am Samstag hier ſeinen Anfang nahm und durch eine
Tagung des Landesausſchuſſes im Weinreſtaurant Mühlum, die
nachmittags 3 Uhr begann und um 7 Uhr abends endete,
einge=
leitet wurde. Die Verhandlungen waren interner Natur. Der
eigentliche öffentliche Teil der Tagung begann um 8.30 Uhr durch
einen Begrüßungsabend in den Sälen des Hotels „Deutſches
Haus‟. Dieſem lag ein recht anſprechendes und vielſeitiges
Pro=
gramm zugrunde. Der muſikaliſche Teil des Programms wurde
in ganz vorzüglicher Weiſe durch die Kapelle. Oalt Benſem” unter
der Leitung des Herrn Fritz Köppner durchgeführt. Der
Ge=
ſangverein „Liederkranz” unter der Leitung ſeines Dirigenten,
Herrn Lehrers Schmidt=Schönberg, hatte ſich
freundwilliger=
weiſe zur Verfügung geſtellt. Seine Chorgeſänge fanden
ſpon=
tanen Beifall. Der Vorſitzende des Ortsgewerbevereins
Bens=
heim. Herr Gewerbelehrer Stoll, eröffnete den Abend mit einer
Begrüßungsanſprache, wobei er der Anweſenheit des Herrn
Kreis=
direktors Reinhart des Herrn Bürgermeiſters Dr. Angermeier, des
Vertreters des Kreisamts Heppenheim, Herrn Dr. Stieh, des
Ver=
treters der Handwerkskammer und der Gäſte, insbeſondere der
aus der Ferne hierher gekommenen Bensheimer gedachte. Seine
Worte ſchloſſen mit dem Gruß: „Gott ſchütze das ehrſame
Hand=
werk”. Nach ihm ſprach Herr Bürgermeiſter Dr. Angermeier als
Vertreter der Stadt Bensheim Worte der Begrüßung unter
Her=
vorhebung der Bensheimer Gaſtfreundlichkeit. Der 2. Vorſitzende
des Landesverbandes des Heſſ. Handwerks, Herr Dieter, dankte
für den bereiteten erfreulichen Empfang in Bensheim. Ein
Ver=
treter der Kreiſe Lollar und Gießen ſprach als Oberheſſe, mahnte
zum Zuſammenhalt und brachte ein Hoch auf das Handwerk aus.
Sodann gelangte das Programm des Abends zur flotten
Abwick=
lung. Sehr großen Beifall erntete die Aufführung der Stollſchen
Lokalpoſſe „Die Saaldenzern”. Herr Landvoigt=Bingen ſprach für
ſeinen Verein in humoriſtiſcher Form Worte der Anerkennung für
den prächtigen Empfang in Bensheim. „Herrn Stoll wurde ein
Lorbeerkranz überreicht. Sehr zur Unterhaltung trugen noch
mundartliche Vorträge, humoriſtiſche gemeinſchaftlich geſungene
Lieder und ein hübſcher Küfertanz bei. Der Saal war prächtig
mit den Fahnen der verſchiedenen Handwerke geſchmückt. Der
ſchöne Abend fand erſt in der 2. Morgenſtunde ſeinen Abſchluß.
Die Haupkverſammlung
des Heſſiſchen Handwerks= und Gewerbeverbands
fand geſtern im großen Saale des Hotels „Deutſches Haus” ſtatt.
Der Feſtſaal war mit friſchem Grün und den Fahnen der
einzel=
nen Handwerkszweige reich geſchmückt, Hunderte heſſiſcher
Hand=
werker aus den drei Provinzen waren zur Tagung erſchienen, ſo
daß kein Platz mehr frei war. Vor Eintritt in die Tagesordnung
wurde
die Weihe eines Handwerkerbanners,
das Herr A. Klein=Gießen geſtiftet hatte, vorgenommen.
Nach=
dem an Stelle des erkrankten 1. Vorſitzenden der 2. Vorſitzende
Dieter die Verſammlung mit dem Wunſche, die Tagung möge
zu Nutz und Frommen des Handwerks einen guten Verlauf
neh=
men, herzlich begrüßt und Kreisdirektor Reinhart eine kurze
Begrüßungsanſprache gehalten hatte, hielt Herr Klein.=Gießen
die Bannerweiherede. Es möge das Symbol unerſchütterlicher
treuer Pflichterfüllung ſein. In dieſem Zuſammenhang gedachte
er der verſtorbenen Gründer des Verbandes, zu deren Ehren ſich
die Verſammlung von den Sitzen erhob. Die Kapelle intonierte
„Ich hatt” einen Kameraden”.
Mit den Worten: „In dieſer ernſten feierlichen Stunde
über=
gebe ich das Banner des Heſſiſchen Handwerks= und
Gewerbever=
bandes, möge es einer beſſeren Zukunft entgegenführen” ſchloß er.
Gemeinſam ſang man die erſte Strophe des Liedes der Deutſchen.
Der 2. Vorſitzende übernahm das Banner mit aufrichtigen
Worten des Dankes. Muſikaliſche Darbietungen umrahmten
die=
ſen feierlichen Akt. Nach dem Auszug der Bensheimer
Stadt=
wache, die in ihrer hiſtoriſchen Tracht an der Bannerweihe
teil=
genommen hatte, trat man in die Tagesordnung zu ernſter
Ar=
beit ein.
Zunächſt hielt über das Thema
„Das Handwerk in den heutigen Notzeiten”
Generalſekretär Hermann=Berlin einen ausgezeichneten, über
zweiſtündigen Vortrag, in dem er einen umfaſſenden Abriß über
das politiſche Geſchehen der letzten Jahre gab unter beſonderer
Berückſichtigung der Forderungen und Wünſche des Handwerks.
Nach der Schilderung der ſchweren Kriſe, die Deutſchland und die
Welt durchzumachen habe, und der Unterſuchung der Gründe für
dieſe Kriſe ſtellte der Referent die dringende Forderung des
Handwerks, die dahin gehe, daß die Träger des Handwerks bei
Beratung der ſie betreffenden Fragen von den Regierungen viel
weitgehender beachtet und gefragt werden, als dies ſeither
ge=
ſchehen ſei. Heute ſei man zu einer Erſtarrung des
Wirtſchafts=
lebens gekommen. Es gelte, dieſe Erſtarrung vor allem zu lockern
und zu löſen. Die Lebensfähigkeit des Mittelſtandes hänge daran.
daß die zentrale Gebundenheit und namentlich die ſchweren
Fehlerquellen im Syſtem beſeitigt würden. Die Rolle des Kapitals
für den arbeitenden Menſchen dürfe nicht überſehen oder
falſch verſtanden werden, beſonders ſei die Ertragsfähigkeit
der deutſchen Wirtſchaft zu beachten. Das Verſorgungsſyſtem
bedürfe einer Reviſion. Die öffentliche Hand dürfe in die
Privat=
wirtſchaft nicht eingreifen. Parteipolitiſche Hemmungen auf dem
Gebiete der Wirtſchaft ſeien auszuſchalten, man müſſe wieder zu
einem Syſtem der planvöllen Marktwirtſchaft kommen. Die
Aen=
derung des Wirtſchaftsſyſtems im Sinne eines organiſchen
Wie=
deraufbaues müſſe in Angriff genommen werden. Drei
Forde=
rungen ſeien zu ſtellen: die Ueberwindung der Kapitalkataſtrophe,
eine innere Neugeſtaltung im Syſtem, wie bereits angedeutet,
und eine Reviſion der Reparationszahlungen. Redner befaßte
ſich dann eingehend mit Währungsfragen, ſtreifte das
Kredit=
problem und kam im Zuſammenhang mit dem
Preisgeſtaltungs=
problem auf die Preispolitik des deutſchen Handwerks zu ſprechen.
Hier ſei beſonders zu bemerken, daß eine amtliche
Lohnzwangs=
politik die Handwerksarbeit einſchrumpfen laſſe, wenn man an
die Befruchtung der Wirtſchaft herangehen wolle, müſſe man alle.
Hemmungen beſeitigen. Im Verlaufe ſeiner Ausführungen über
Geld und Bankweſen betonte der Referent, daß die
Kreditgenoſſen=
ſchaften, die ſich ſeither tadellos bewährt hätten, unbedingt
not=
wendig für das Handwerk ſeien. Man müſſe aber dazu kommen,
daß nun ein einheitliches zentrales Kreditinſtitut für das deutſche
Gewerbe und den Mittelſtand zuſtande kommen müſſe. Weiter
wurde die Steuerpolitik behandelt und darauf hingewieſen, daß
die Hauszinsſteuer in ihrer heutigen Form in ihrer
wirtſchaft=
lichen Auswirkung Hauptgrund für die deutſche Kriſe im
Hand=
werk ſei. Zu fordern ſei die Befreiung des bebauten
Grund=
beſitzes von der Sonderſteuer. Wenn die
Wohnungszwangswirt=
ſchaft und die Hauszinsſteuer beſeitigt würden, gebe es auch
wie=
der mehr Arbeit für das Handwerk. und die Löſung des
Arbeits=
loſenproblems ſei Haupterfordernis. Die Sozialverſicherung ſei
überſpitzt, zu ſchaffen ſei eine einheitliche
Reichserwerbsloſenfür=
ſorge. Die Diktatur der Miniſterialbürokratie, die heute beſtehe,
ſei nicht vorteilhaft für das Handwerk, zu wünſchen ſei, daß die
Berufsorganiſationen mehr eingeſchaltet und herangezogen
wür=
den Den Regierungen müſſe eindringlich zugerufen werden:
Nutzt die großen Kräfte, die im Handwerk liegen, denn es gibt
keinen Wiederaufſtieg des deutſchen Volkes ohne ein geſundes
deut=
ſches Handwerk. Lebhafter Beifall dankte dem Referenten.
Nachdem der 2. Vorſitzende den Dank nochmals in Worte
ge=
kleidet hatte, gedachte die Verſammlung durch Erheben von den
Sitzen der im letzten Jahre verſtorbenen Mitglieder. Der
umfang=
reiche Jahresbericht, der insbeſondere die Tätigkeit der
Ausſchüſſe behandelte, kam nicht zur Verleſung, da er demnächſt
im Verbandsorgan im Druck erſcheint. Die Jahresrechnung
legte der Verbandsgeſchäftsführer Direktor Schüttler ab. Die
Finanzierung der Koſten, die ſich insgeſamt auf 15 521 — RM. für
das letzte Geſchäftsjahr belaufen, wurde bekanntlich von der
Handwerkskammer durchgeführt. Die Wahl des Herrn
Land=
tagsabg. Kunkel=Worms als Vorſitzender des Steuerausſchuſſes,
des Herrn Schmuhl=Worms in die Sozial. Ausſchuß, des Herrn
Gemünden=Nieder=Ingelheim in den Wahlausſchuß an Stelle
aus=
geſchiedener oder verſtorbener Herren wurde debattelos genehmigt.
Es lag eine große Zahl von Anträgen vor, die aber am
Vor=
tage bereits ordnungsgemäß behandelt und zur Bearbeitung
ge=
nommen wurden. Der weſentliche Inhalt dieſer Anträge fand in
folgender
Entſchließung
ihren Niederſchlag, die an die maßgebenden Stellen bzw. die
Re=
gierung weitergegeben wird.
Mit am härteſten betroffen von der heutigen Not fordert das
heſſiſche Handwerk anläßlich ſeiner Tagung in Bensheim:
1. Eine Wirtſchaftsordnung, innerhalb derer Lebensraum
ge=
ſichert iſt für Handwerk und Mittelſtand als den beſten Kräften.
der Nation.
2. Sofortige produktive Arbeit durch Beſeitigung der
Sonder=
gebäudeſteuer, die es dem Hausbeſitz ermöglicht, dringliche
Re=
paraturen alsbald zu erteilen.
3. Durchführung des öffentlichen Vergebungsweſens nicht unter
fiskaliſch=egoiſtiſcher Ausnützung des heutigen Notſtands der
Betriebe und unabhängig von der Willkür des Einzelfalles,
ſondern planmäßig nach dem Grundſatz: Jedemdas Seine.
Zur Erreichung dieſes Zieles iſt der ſachverſtändige
Handwerks=
meiſter einzuſchalten bei der Ausarbeitung der
Verdingungs=
anſchläge der Prüfung der Angebote und der Nachkontrolle
vertragsgerechter Ausführung.
4. Steuerliche Atempauſe für das vollkommen erſchöpfte
Hand=
werk Verteilung der Realſteuerlaſt je nach den Koſten, die die
Betriebs= und Grundſtücksgruppen den Ländern und Gemeinden
verurſachen, Beſeitigung der Steuerverzugszuſchläge bei nicht
böswilliger Verſäumnis, entgegenkommende
Stundungsbe=
handlung.
5. Senkung der Zinſen auf einen Satz, der den heutigen
Wirt=
ſchaftsverhältniſſen angepaßt iſt.
6. Beſeitigung der Konkurrenz von Schwarzarbeitern, die ſich in
einem durch die Sozialgeſetzgebung geſicherten
Arbeitsverhält=
nis befinden, mit draſtiſchen Maßnahmen.
7. Nach den heſſiſchen Wahlen wird der Landesausſchuß des
Ver=
bandes der neuen heſſiſchen Regierung ein Programm über die
dringendſten Forderungen vorlegen.
Die Entſchließung wurde einſtimmig debattelos angenommen.
Obermeiſter Dasbach=Groß=Gerau regte mit Recht an, die
An=
träge mögen vor ihrer Einreichung in den Bezirksverbänden genau
durchgeſprochen werden, um damit dem Vorſtand ſeine an ſich
ſchon ſchwere Arbeit etwas zu erleichtern.
Nach Punkt Verſchiedenes entſpann ſich eine lebhafte,
oft ſehr erregte Ausſprache, Verſtändlich iſt, daß in unſerer
ſchweren Notzeit, die namentlich das Handwerk betroffen hat die
Gemüter erregt ſind, zumal die Wellen, die die Darmſtädter
Volks=
bankaffäre geſchlagen hat, noch keineswegs geglättet ſind, aber
immerhin war doch manches in der Diskuſſion ſo wenig erhebend
und hätte vermieden werden können, daß wir uns verſagen wollen,
auf Einzelheiten der Debatte einzugehen. — U. a. wurde auch
eine Anfrage, ob die aus dem Weſtfonds dem Handwerk zur
Ver=
fügung geſtellten 80 000 Mark, die auf der Darmſtädter Volksbank
angelegt wurden ſichergeſtellt ſeien, erklärt, daß nicht beabſichtigt
ſei, von dieſem Betrag einen Nachlaß zu gewähren, ſondern, daß
man ihn voll ausgezahlt haben will. — Weiter wurde ein
Miß=
trauensantrag gegen den ſeitherigen 1. Vorſitzenden von Herrn
Schöller=Mainz eingebracht. Der Geſchäftsführer Direktor
Schütt=
ler gab für den nicht anweſenden Herrn Nohl die Erklärung ab,
daß dieſer ſein Amt als 1. Vorſitzender niederlege,
falls ein ſolcher Antrag oder Auslaſſungen ähnlichen Sinnes in
der Verſammlung vorgebracht würden. Damit war der Antrag
hinfällig. Die Verſammlung ſprach ihrem ſeitherigen 1.
Vor=
ſitzenden für ſeine jahrelange Arbeit im Intereſſe des Handwerks
einſtimmig den Dank aus. Den Vorſitz führt bis zur Neuwahl
der 2. Verbandsvorſitzende Dieter. Als keine weiteren
Wort=
meldungen mehr vorlagen, ſchloß Herr Dieter die Verſammlung.
R65
vollkommene Gualitäten, vielseitige, wirtschaftliche Bezugsmöglichkeiten.
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Montag, den 28. September 1931
Nummer 269
eWerfſienten. Micr er ir die Ausfelng getan haobe. Hausie
keines beſonderen Dankes. Es ſei geſchehen aus der
Ueberzeu=
gung, daß der Landwirtſchaft geholfen werden müſſe und daß ihr
* Ausstellung und Prämiterung
in erſter Linie die frohe Schaffensfreude erhalten bleiben muß.
Die beſcheidenen Ehrenpreiſe ſeien abſichtlich ſo gewählt, daß ſie,
in praktiſchen Gebrauch genommen, dem Beſitzer Freude bereiten
Aamtatalsf. erlenditsse un deod: ofteſteliza, ſollen und ihn mit einem gewiſſen Stolz daran erinnern, daß ich
im Bauer eine nicht unweſentliche Stütze und
Grundlage des ganzen Staatsweſens und der
ganzen Nation erblicke. (Lebhaft, Bravo)) Mit den
Die Jungbauern=Bereinigung Groß=Rohrheim als wirtſchafklicher Schrikkmacher.
Grüßen der Staatsregierung ſprach Miniſter Korell auch die des
Kreisamts Bensheim aus und erklärte ſodann die Ausſtel,
Mie Sanelefier ie Luskelunk.
lung für eröffnet.
(Eigener M. St.=Bericht.)
Daran ſchloß ſich ein Rundgang unter Führung des Herrn
In der jetzigen ſchweren Notzeit, der ſchwerſten vielleicht ſeit
Jahrzehnten, iſt es ein mit Recht als Großtat bezeichnetes
Un=
ternehmen, in einem Ort wie Groß=Rohrheim, das infolge ſeiner
nicht ſehr günſtigen geographiſchen Lage von den
Abnehmer=
gebieten weit entfernt iſt, Beſtrebungen wach und rege zu halten,
die auf größtmögliche Steigerung ſowohl der Qualität, wie
auch der Quantität landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe aller
Art gerichtet ſind. Und größer noch die Tat, in einer
Aus=
ſtellung die Reſultate des Verbands mehrerer Jahre der
Oeffentlichkeit zu zeigen, den Erzeugern aber Prämien für ihre
verſtändnisvolle und emſige Arbeit zu geben. Die
Jung=
bauern=Vereinigung Groß=Rohrheim, an der
Spitze ihr geiſtig ungemein und vorbildlich reger Vorſitzender,
Herr Wilhelm Menger 5, hat ſich durch dieſe
Veranſtal=
tung Verdienſte erworben, die weit über lokale Bedeutung
hin=
ausgehen und damit den Dank nicht nur Groß=Rohrheims,
ſondern des ganzen Rieds und darüber hinaus der ganzen
heſ=
ſiſchen Landwirtſchaft, denn ſie beweiſt, was zielbewußte Arbeit
unter kluger Führung zu leiſten vermag, wenn letztere
recht=
zeitig erkannte, daß eine Vereinigung von Jungbauern nicht nur
politiſche, ſondern in erſter Linie wirtſchaftliche Ziele
zu verfolgen hat, mit denen ſie ſich und dem Vaterland
unend=
lich mehr nutzen kann.
In Groß=Rohrheims Jungbauern=
Vereini=
gung iſt das der Fall! Das beweiſt dieſe ausgezeichnet
beſchickte und ſehr repräſentativ aufgemachte Ausſtellung, und das
beweiſt vor allem auch das Intereſſe, das die heſſiſche Regierung
an der Veranſtaltung nimmt, die ihrem Arbeits= und
Wirt=
ſchaftsminiſter das Protektorat übertrug und die auch durch
Preiſe die Prämierung unterſtützte.
Vom Freitag bis Samstag wurde die Ausſtellung im
Saal=
bau zum „Heſſiſchen Hof” hergerichtet. Eine ausgezeichnete
Arbeit, die in dieſen wenigen Stunden geleiſtet wurde und die
dem Preisrichterkollegium ſeine ſchwere Arbeit ſehr erleichterte,
Den ganzen Samstag nachmittag waren die Preisrichter tätig,
und ihre Arbeit iſt in erſter Linie auf erzieheriſche Ziele
gerichtet. Es genügt heute nicht, etwa ſeine Obſtbäume gut zu
pflegen, damit ſie gut und reich Früchte tragen. Es
ge=
hören heute auch umfaſſende theoretiſche Kenntniſſe dazu,
wenn deutſche Qualitätserzeugniſſe die Konkurrenz des
Auslandes ſchlagen ſollen. — Und ſie können das ſicher! —
Dazu gehört auch genaue Kenntnis der Sorten und ihrer
Be=
zeichnung, die Eigenart ihrer Behandlung, Verſandregelung uſw.
Das alles mußten die Preisrichter in Betracht ziehen, und wenn
ſie ihre Note herabſetzten, wenn ſonſt beſte Qualität falſch
be=
zeichnet wurde, ſo war das durchaus berechtigt. Im
Uebrigen konnte aber erfreulich viel der ausgeſtellten Obſte.
Ge=
müſe, Kartoffeln und Frucht prämiiert und mit 1. und
Ehren=
preiſen bedacht werden.
Die Eröffnung.
Im unteren Gaſtzimmer verſammelten ſich geſtern, Sonntag,
früh ſchon die Mitglieder des Ehrenausſchuſſes, die geladenen
Gäſte, darunter Vertreter der Preſſe aus Darmſtadt, Worms,
Groß=Gerau uſw. Um 930 Uhr etwa erſchien der Herr Miniſter
für Arbeit und Wirtſchaft Korell. Der Vorſitzende der
Jung=
bauern=Vereinigung Groß=Rohrheim, Herr Wilhelm Menger5.,
begrüßte in längerer Anſprache herzlichſt die Erſchienenen,
in=
ſonderheit den Herrn Miniſter, dem er den ganz beſonderen
Dank der Jungbauern=Vereinigung ausſprach für die tatkräftige
Förderung des Unternehmens, namentlich auch durch Stiftung
von Ehrenpreiſen, die ſehr wichtig war, und die Arbeit der
Preisrichter beſonders in der Abteilung Obſt wirkſam erleichterte,
denen die Vereinigung ebenfalls herzlichſten Dank ſchulde. Wir
haben uns natürlich fragen müſſen, führte Herr Menger dann
aus, ob wir es wagen dürfen, in der ſchweren Zeit, in der wir
leben, eine Ausſtellung zu veranſtalten, zumal bei uns die Frage
der Qualitätserzeugung ſehr ſchwierig iſt. Um ſo mehr, als uns
die Regenperiode ſehr geſchadet hat, beſonders im Getreide. Wir
mußten uns aber ſagen, der Verſuch muß gemacht werden, um
Mittel und Wege zu finden, unſere Qualitätserzeugniſſe auch
an den Mann zu bringen. Es kommen nur ſelten Käufer von
Mannheim und Darmſtadt hierher, dazu haben uns Händler
früher in Mißkredit gebracht. Wir müſſen beweiſen, daß das
Unrecht war. Die Ausſtellung wird davon zeugen. Seit wir 1923
auf Anregung des heſſiſchen Landbundes unſere Vereinigung
ge=
gründet haben, waren wir uns klar darüber, daß wir neben
der politiſchen auch Arbeit auf wirtſchaftlichem Gebiet leiſten
müſſen, wenn wir vorwärts kommen wollen, danach haben wir
unſer Streben eingeſtellt. Uns hat damals beſonders Herr
Diplomlandwirt Stirner mit Rat und Tat zur Seite
ge=
ſtanden, was wir heute gern dankbar anerkennen. Es iſt eine
bekannte Tatſache, daß die Anſprüche der Verbraucher in bezug
auf Qualität, beſonders beim Obſt, nach dem Kriege erheblich
geſtiegen ſind. Wir mußten dem Rechnung tragen, aber gleich=
zeitig hieß es auch, das Quantum weiteſtmöglich ſteigern. Wie
auf allen Gebieten gilt es heute auch für uns, Höchſt=Leiſtungen
zu erzielen. Dazu kommt die Erſchließung neuer Abſatzgebiete.
In dieſem Streben ſind wir beſonders der Preſſe für ihre
tatkräftige Unterſtützung dankbar. Wir hoffen, daß ſie ſich auch
fernerhin in den Dienſt der Landwirtſchaft ſtellt, und uns in
unſerem ſchweren Exiſtenzkampf unterſtützt, damit die
Land=
wirtſchaft wieder zur Wurzel eines geſunden Staatsweſens
werde. Das walte Gott! — Lebh. Bravo!)
Darnach richtete auch Herr Bürgermeiſter Olf namens
ſeiner Gemeinde Groß=Rohrheim herzliche Begrüßungsworte an
die Erſchienenen. Auch er dankte beſonders der hefſiſchen
Staats=
regierung für das Intereſſe, das durch den Beſuch des Herrn
Miniſters Korell ſo beredten Ausdruck findet und der der
Aus=
ſtellung ein beſonderes Gepräge gibt. Daß die Jungbauern in
der ſchweren Zeit das Wagnis einer ſolchen Veranſtaltung auf
ſich nehmen, iſt ein erfreuliches Zeichen dafür, daß die
Land=
wirtſchaft den Glauben an ſich und damit an die deutſche
Zu=
kunft nicht verloren hat. Nur das aber, nur der
unerſchütter=
liche Glaube an eine beſſere Zukunft des Vaterlandes kann uns
helfen, über die Notzeit der Gegenwart hinweg zu kommen. Und
das Vertrauen auf Gott! Der Herr Bürgermeiſter ſchloß mit
dem Ausdruck der Hoffnung, daß der gute Geiſt, der unſere
Jungbauern beherrſcht und von dem das Unternehmen zeuge,
auch in Zukunft ihnen erhalten bleiben möge. (Bravo!)
Herr Miniſter Korell dankte für die Einladung und für
die freundlichen Worte der Begrüßung und überbrachte die Grüße
und Wünſche der heſſiſchen Regierung, beſonders des Herrn Staats=
Ds. Arheilgen, 27. September.
Heute Sonntag fand in Arheilgen im Saale des Gaſthauſes
„Zum goldenen Löwen” die Herbſtkonferenz des Kreiſes
Darm=
ſtadt des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhin=
terbliebenen ſtatt. Da im Mittelpunkt der Konferenz ein
Refe=
rat über das Thema: „Die Verſorgung und die ſoziale Fürſorge
nach dem derzeitigen Stande” ſtand, hatte man hierzu, um die
berechtigten Wünſche der Kriegsopfer entgegenzunehmen die
Herren Fraktionsführer der im Landtage vertretenen Parteien,
die Herren Dezernenten der Hauptfürſorge, der
Bezirksfür=
ſorge ſowie des Wohlfahrtsamtes Darmſtadt und des
Verſor=
gungsamtes Darmſtadt eingeladen, die teilweiſe erſchienen waren,
teilweiſe ihr Fernbleiben entſchuldigt hatten. In ſeiner
Be=
grüßungsanſprache konnte der Vorſitzende der Ortsgruppe
Arheil=
gen, Herr Emil Stork, die Herren Oberregierungsrat Lancelle
vom „Verſorgungsamt Darmſtadt, Verwaltungs=Oberinſpektor
Heißt vom Kreisamt Darmſtadt, Bürgermeiſter Jung für die
Ge=
meinde Arheilgen. Landtagsabgeordneter Reiber für die Nadikal=
Demokratiſche Partei, ſowie Beigeordneter Spengler für die
Sozialdemokratiſche Partei willkommen heißen. Herr
Bürger=
meiſter Jung=Arheilgen ſprach ebenfalls herzliche
Begrüßungs=
worte und wünſchte der Tagung einen guten Verlauf und
erſprieß=
lichen Erfolg. Herr Kreisvorſitzender Pritſch=Darmſtadt
dankte den geladenen Herren ſowie den zahlreich erſchienenen
Delegierten der Ortsgruppen für ihr Erſcheinen, wies auf den
Ernſt der Lage hin und gab dann die Tagesordnung bekannt.
Auf Feſtſtellung der Anweſenheitsliſte folgten Mitteilungen.
Hierzu lag u. a. ein Schreiben der Hauptfürſorgeſtelle vor, das
beſagte, das es dieſer Stelle nicht möglich ſei, zu der Tagung
einen Vertreter zu entſenden, was allgemein bedauert wurde.
Sodann erſtattete der Schriftführer das Protokoll von der letzten
Konferenz in Gräfenhauſen. Das Referat über. Der Stand der
Verſorgung und ſozialen Fürſorge” hatte Herr Kreisvorſitzender
Pritſch übernommen. In längeren Ausführungen ging der
Redner auf die neuen Ausführungsbeſtimmungen ein. Auf Grund
der Notverordnung verſuche man heute die Kriegsbeſchädigten der
allgemeinen Fürſorge zufallen zu laſſen. Man habe die
Rechts=
anſprüche in Kann=Anſprüche umgewandelt. Es ſei kataſtrophal,
daß nach den neuen Beſtimmungen die Elternbeihilfe nicht mehr
den Betrag von 20 RM. überſteigen dürfe (für einen Elternteil
betrage dieſe Beihilfe ſogar nur 12 RM.);, ebenſo kataſtrophal
ſei die Entziehung der Zuſatzrente an Kriegerwitwen unter 45
Jahren. Die Einſchränkung der Heilfürſorge der
Kriegsbeſchä=
digten ſei eine einſchneidende Maßnahme. Ganz unverſtändlich
ſei, daß die bis zu 70 Prozent Kriegsbeſchädigten nunmehr nur
noch die Hälfte der Zuſatzrente erhalten. Ganz berechtigt ſei auch
die Empörung darüber, daß den im Beamtenverhältnis ſtehenden
Kriegsbeſchädigten bei einem Monatsgehalt von über 210 RM.
die Rente in Anrechnung gebracht wird. Der Spruchausſchuß bei
der Bezirks=Fürſorgeſtelle beſtehe nunmehr aus 4 Perſonen, und
zwar aus 2 Vertretern der Wohlfahrt und 2 weiteren Vertretern.
Neu ſei der Spruchausſchuß bei der Provinz, jedoch nicht von
Be=
deutung, daß die Kriegsbeſchädigten ihre Beſchwerden an zwei
m
Menger, der das eingangs Geſagte vollauf beſtätigt. In langen
Reihen, auf weißgedeckten Tafeln appetitlich und ſauber aufgebaut,
ſtehen, überſichtlich geordnet, viele Sorten edelſter Tafeläpfel und
=Birnen der verſchiedenſten Sorten. Daneben große Kollektionen
von eingemachtem Obſt in allen Variationen. Auf anderen
Tafeln liegt Gemüſe, ebenfalls roh und in konſerviertem Zuſtand.
Dann die Feldfrüchte an Halm und Aehre und in kleinen
Frucht=
ſäckchen. Wieder auf anderen die Ackerfrüchte: Zuckerrüben,
Dick=
wurz und ſonſtige Futterrüben, alle Kohl= und Krautarten.
End=
lich auch die Kartoffeln aus der Groß=Rohrheimer Gemarkung, vor
allem gut gediehene „Odenwälder Blaue”. Induſtrie, Edeltraut
und wie die Sorten alle heißen. Mit dieſer Aufzählung iſt der
Reichtum der Ausſtellung bei weitem nicht erſchöpft. Es iſt alles
da, was Feld und Acker, Baum, Strauch und Halm an Früchten
trägt. An den Wänden hängen Illuſtrationen und praktiſche
Darſtellungen, Belehrungen über Anbauflächen und
Tragfähig=
keit des Bodens, über Preisgeſtaltung und Verſandſtatiſtik uſw. Das
Deutſche Kali=Syndikat hat eine Sonderausſtellung künſtlicher
Düngemittel und unkrautvertilgender Chemikalien veranſtaltet.
dazu die bildliche Darſtellung eines Kalibergwerks uſw. Außer
Konkurrenz ſtellt Frl. Hoffmann einen hübſch gedeckten
reich=
haltigen bäuerlichen Frühſtückstiſch aus. Ausſchließlich eigene
Erzeugniſſe: Milch und Dickmilch, Schmierkäſe, Handkäſe, Butter,
Eier, Hausmacher Wurſt, Eingemachtes, Apfelmoſt uſw. Wirklich,
ein appetitlicher Frühſtückstiſch!
Nach dem Rundgang fanden ſich die Ehrengäſte und die
Ver=
anſtalter der Ausſtellung noch kurz zu gemeinſamem Frühſtück
zu=
ſammen, das Gelegenheit gab zu reger Ausſprache und anregen=
F.4
dem Gedankenaustauſch. —
Inſtanzen gehen laſſen könnten. Dann kam der Redner auf die
neuen Richtſätze für Kreis und Stadt Darmſtadt zu ſprechen. Dieſe
Richtſätze ſeien gegen die früheren weſentlich herabgeſetzt, ohne
daß die allgemeinen Lebenshaltungskoſten eine Senkung erfahren
hätten. Die Kriegsbeſchädigten lehnten dieſe Sätze, die derart
niedrig ſeien, daß ſie nicht einmal zur Lebenshaltung
ausreich=
ten, ab. Den dauernden Herabſetzungen ſei der Kampf der
ge=
ſamten Organiſation entgegenzuſtellen. Reicher Beifall belohnte
den Redner für ſeine Ausführungen. Herr Oberregierungsrat
Lancelle vom Verſorgungsamt Darmſtadt dankte für die
Ein=
ladung mit der Bemerkung, dieſer Einladung gerne gefolgt zu
ſein. Er wies u. a. beſonders darauf hin, daß es in erſter Linie
Pflicht ſeines Amtes ſei, für die Belange, der Kriegsopfer zu
ſorgen. Die Grenzen der Bedürftigkeit ſeien, entſchieden zu
niedrig, wogegen die Kriegsbeſchädigten immer proteſtieren
müß=
ten. Jedoch ſei die gute Organiſation, der Kriegsbeſchädigten
Grundbedingung. Mit lebhaftem Beifall dankten die Anweſenden
Herrn Oberregierungsrat Lancelle. Die nun folgende ſehr
an=
geregte Ausſprache fand ihren Niederſchlag in einer Reſolution,
die an die Hauptſtelle weitergeleitet werden ſoll. In ſeinem
Schlußwort hob Herr Kreisvorſitzender Pritſch beſonders hervor,
daß die Kriegsbeſchädigten ſchon immer und auch heute in der
Zeit der Not bereit ſeien, Opfer zu bringen, jedoch hätten dieſe
Opfer auch eine Grenze. Die einſeitigen Sparmaßnahmen hätten
den ſchärfſten Proteſt der Kriegsopfer hervorgerufen, und ſolange
noch derartig hohe Gehälter und Penſionen wie gegenwärtig vom
Staate bezahlt würden, brauchten die Kriegsopfer mit ihren
be=
rechtigten Belangen nicht zurückzuſtehen. — Damit hatte der erſte
Teil der Tagung ſein Ende gefunden. Nach einem gemeinſamen
Mittageſſen wurden die Beratungen fortgeſetzt, die vorwiegend
organiſatoriſche Angelegenheiten behandelten. — Erwähnt ſei
noch, daß ſich der Arbeiter=Geſangverein „Treue” Arheilgen mit
ſeinem gemiſchten Chor zur Verfügung geſtellt hatte und die
Tagung mit zwei flott geſungenen Chören eröffnete.
Ernſthofen. 27. Sept. Am 1. Oktober findet für das
Modau=
tal in Ernſthofen im neuen Schulhaus von 3—4.30 Uhr durch das
Heſſ. Kreisamt Dieburg ein auswärtiger Amtstag ſtatt.
* Unter=Moſſau, 26. Sept. Die durch die hieſige landw Kredit=,
Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft in der Hofreite des Herrn Gg. Peter
Kredel aufgeſtellte Saatautreinigung=Anlage, erfreut ſich
regen Zuſpruchs. Der durch Wort, Schrift und Selbſterfahrung
auf=
geklärte Landwirt hat erfreulicherweiſe Wert und Nutzen einer
Saatgut=
reinigung erkannt und ſcheut die ihm entſtehenden geringen Koſten nicht,
zumal er weiß, daß er einen erhöhten Ernteertrag in Ausſicht hat.
Ge=
rade in dieſem Jahre, wo doch die Ernte ſehr unter der Ungunſt der
Witterung zu leiden hatte, ſollte es kein Landwirt verſäumen, ſein
Saat=
gut reinigen zu laſſen.
Cp. Stockſtadt, 24. Sept. Pflaſterarbeiten. Der viel
benutzte Feldweg zum Mühlwörth wird gegenwärtig durch die
Ge=
meinde gepflaſtert. Die Arbeiten werden beſonders von den Land=,
wirten ſehr begrüßt.
Kreis=Konlerenz des Reichsbundes
der Kriegsbeschädigten und=Hinterbliebenen
V
inEinheitskurzschrift
beginnen
Dlenstag, 29. Sept.
und Freitag, 2. Oßt.
im Ludwigs-Georg-Gymnasiam
(Karlsstraßte 2) abends 7 u. 8 Uhr
Vee
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Nummer 269
Montag, den 28. September 1931
Seite 5
Deutſchland ſiegt 4:2
im Zußballkampf gegen Dänemark. — Richard Hofmann wieder in Sorm.
geſchoſſen. Beſonders Richard Hofmann wird ſehr munter. Er
hat heute die richtigen Nebenleute, bei denen er ſich wohl fühlt.
Gukes Spiel der deutſchen Elſ.
prächtig arbeitet auch die Läuferreihe, in der Novize Gramlich
Hannover, 27. September.
Der Sieg über Dänemark, auf den die deutſche
Fußball=
gemeinde trotz der zahlreichen Enttäuſchungen in den
internatio=
nalen Kämpfen des letzten Jahres doch noch gehofft hatte, iſt
glücklich eingetroffen. Er ſtimmt die deutſchen Fußballfreunde
um ſo freudiger, als es auch ein verdienter Sieg war, der durch
eine wirklich ausgezeichnete Mannſchaftsleiſtung erzielt wurde.
Das Spiel in Hannover läßt die Lehren, die wir durch die
ſchwe=
ten Niederlagen gegen die Oeſterreicher erhielten, nicht vergeſſen,
es zeigt uns aber auch, daß dieſe Schlappen nicht allein auf innere
Urſachen (Spielſyſtem, Rückgang der Spielſtärke uſw.)
zurückzufüh=
ten waren, ſondern daß auch ſchwere Fehler bei der
Mannſchafts=
aufſtellung gemacht worden ſind. Die Elf für die Dänen war
endlich einmal ein einigermaßen harmoniſches Gebilde, die Deckung
kannte ſich untereinander gut und war auch aufeinander
abge=
ſtimmt, und auch der Angriff paßte zuſammen. So und nicht
anders ſind Ländermannſchaften zu ſtellen. Es hat ſich gezeigt,
daß es nicht immer auf die Namen der Spieler ankommt.
In Hannover ..."
Die Norddeutſchen hatten ſich durch die hohen Niederlagen
der deutſchen Elf gegen Oeſterereich nicht abſchrecken laſſen, ſie
brachten der Nationalelf und dem Kampf gegen die Dänen ein
außerordentliches Intereſſe entgegen. Schon ſeit Tagen waren die
30 000 Plätze des nicht allzu geräumigen Hindenburg=Stadions
ausverkauft. Vor dem Spiel zeigte es ſich dann allerdings, daß
nicht alle Karten in die richtigen Hände gekommen waren, denn
während an den Kaſſen keine Karte mehr zu haben war, gab es
vor den Toren einen ſchwunghaften Schieberhandel. Eine ſehr
ſtarke Truppe von Schlachtenbummlern war mit einem Sonderzug
und vielen Omnibuſſen aus Kopenhagen gekommen, und dieſer
däniſche Troß machte ſich während des Spieles ſehr bemerkbar.
Das Wetter war am Morgen noch ſehr ſchön, ſpäter bewölkte ſich
der Himmel, aber es war doch wenigſtens ein gutes
Fußball=
wetter.
Die Kritik.
Der deutſche Sieg war nicht nur verdient, er hätte, an den
Leiſtungen gemeſſen, noch höher ausfallen können. Bereits bis
zur Pauſe mußte der Schlußſtand feſtſtehen. In der Mannſchaft
arbeitete das Frankfurter Schlußdreieck Kreß, Schütz, Stubb ohne
Tadel. Das Hauptverdienſt am Sieg und an der guten
Geſamt=
leiſtung hat aber die Läuferreihe. Der Routinier Leinberger
arbeitete mit Umſicht und Geſchick. Der Frankfurter Gramlich
wird ſich mit ſeiner großen Leiſtung wohl einen ſtändigen Platz in
der Nationalelf erkämpft haben, und Knöpfle war wieder das
bekannte Arbeitspferd. So bekam der Sturm Zuſammenhalt und
Gelegenheit, ſich zu entfalten. Recht gut führten ſich die beiden
neuen Außenſtürmer Tibulſki und Kobierſki ein. Kuzorra war
der gegebene Dirigent des Angriffs, wenn auch ſeine Abſichten
oft durch ſeinen allzu ſchwerfälligen Vereinskameraden Czepan
durchkreuzt wurden. In glänzender Spiellaune befand ſich endlich
wieder einmal Richard Hofmann, der ſich noch zur rechten Zeit auf
ſein vorhandenes Schußvermögen beſonnen hat.
In der däniſchen Mannſchaft iſt trotz der Niederlage in erſter
Linie die Abwehr zu loben, während die Läuferreihe nicht das
Forman der deutſchen erreichte. Im Sturm zeigte ſich P.
Jör=
genſen zwar als begabter Führer, aber er handelte zuviel auf
eigene Fauſt.
Abgeſehen von einigen kleinen Fehlentſcheidungen war der
Wiener Unparteiiſche Mieß recht gut.
Die Mannſchaften
erſchienen kurz vor 3.30 Uhr auf dem Platz, die Muſik intonierte
die Nationalhymnen.
Wechſelvolle erſte Halbzeit.
Der Anſtoß der Dänen endet im Aus. Im Gegenſtoß erzielt
die deutſche Elf hintereinander zwei Freiſtöße. Im deutſchen
An=
griff arbeiten die beiden Schalker ausgezeichnet zuſammen, aber
die größere Geſchloſſenheit zeigen vorerſt doch die Dänen. Sie
ſetzen der deutſchen Hintermannſchaft ſtark zu. Eine Flanke von
Nilſſon, die von Stubb recht unglücklich abgewehrt wird, führt in
der 5. Minute zum überraſchenden Führungstor der Dänen.
Nilſſon erwiſcht den abſpringenden Ball wieder und ſchießt ihn
aus dem Hinterhalt, unhaltbar für Kreß, ein. Es war ein
bil=
liger Erfolg, aber er ermutigt die Dänen doch ſehr. Die Leute
aus dem Norden drängen weiter. Ihr rechter Flügel arbeitet
außerordentlich geſchickt. Alle Leute ſind — obwohl ſie zum Teil
nicht mehr die Jüngſten ſind — außerordentlich ſchnell, aber ſie
haben auch eine gute Ballbehandlung und ein feines
Zuſammen=
ſpiel. Im deutſchen Angriff hapert es vorerſt noch an der
Ver=
ſtändigung, dagegen ſpielt die Läuferreihe ordentlich. Immerhin
mehren ſich aber die deutſchen Angriffe. In der 15. Minute gibt
Richard Hofmann einen Bombenſchuß ab, der nur knapp das Ziel
verfehlt. Zwei deutſche Ecken bringen nichts ein. Ein
gutgemein=
ter Schuß Leinbergers aus dem Hinterhalt wird gehalten. Dann
kommen die Dänen zu ihrem erſten Eckball. Im Gegenſtoß
um=
ſpielt der Schalker Kuzorra in eleganter Manier drei Gegner, und
dann ſchließt er ſeinen prächtigen Sologang mit einem feinen
Schuß ab. Der Ausgleich iſt da. Die Dänen drängen wieder
leb=
hafter, ſie werden von ihren zahlreichen Landsleuten nach Leibes=
und Lungenkräften unterſtützt. Nach einem Mißverſtändnis
zwi=
ſchen Knöpfle und Leinberger kommen dann die Dänen durch
Jörgenſen zu einem zweiten billigen Erfolg. Kreß war wiederum
machtlos, da man ihm die Ausſicht verſperrt hatte. Die 2:1=
Füh=
rung der Dänen wirkt auf die Deutſchen ſehr belebend. Der
Sturm findet ſich plötzlich gut zuſammen, die Kombination wird
zügiger, und aus allen Lagen wird jetzt auf das Tor der Dänen
(Eintracht Frankfurt) ſich als eine große Entdeckung zeigt. Die
däniſche Abwehr arbeitet fieberhaft und ſie iſt auch ausgezeichnet.
Aber ſchließlich wird ſie von dem famoſen Spurt der Deutſchen
doch geſchlagen. Richard Hofmann ſchießt zunächſt zweimal
vor=
bei. Dann bleiben drei deutſche Ecken erfolglos. Endlich in der
40. Minute erzielt Richard Hofmann, dem Czepan den Ball auf
den Fuß legt, mit Bombenſchuß den Ausgleich, und knapp vor
der Pauſe bringt Hofmann ſeine Mannſchaft mit einem weiteren
wuchtigen Schuß ſogar 3:2 in Führung.
Nach der Pauſe ..
lagen zunächſt die Dänen wieder im Angriff. Die deutſche
Hin=
termannſchaft erhielt ſchwere Arbeit, aber es gelang, das deutſche
Tor rein zu halten. Auf beiden Seiten ergaben ſich Torchancen,
die aber ungenützt blieben. Auf dem rechten deutſchen
Sturm=
flügel wollte es gar nicht klappen, da Czepan viel zu langſam
war und oft mehr ſtörte als nützte. Dänemark konnte mit zwei
Strafſtößen nichts anfangen. Dann verſchoß der alte Michael
Rhode freiſtehend kurz vor dem deutſchen Tor. Auf der
an=
deren Seite unterband Czepan einen ſchönen Angriff durch
Ab=
ſeits. Zwei hintereinander folgende Ecken brachten unſerer Elf
ebenſo wenig ein, wie die zwei Ecken der Dänen, Kreß hob den
Ball knapp über die Latte und hielt dann gleich hinterher einen
ſcharfen Schuß von Jörgenſen. Die Situationen wechſelten vor
beiden Toren blitzſchnell. Zwiſchendurch entlud ſich über den
Schiedsrichter wegen einer kleinen Benachteiligung der deutſchen
Elf ein kleines Ungewitter, das ſich aber gleich wieder verzog,
als die Spieler eine verſöhnliche und ſportlich ſchöne Geſte
zeigten. Kuzorra ſchoß wieder einmal knapp daneben. Die
Dänen wurden durch P. Jörgenſen wiederholt ſehr gefährlich.
Richard Hofmann hatte eine kleine Atempauſe eingelegt, er hielt
ſich vielfach weit hinter der deutſchen Sturmlinie auf. Bald
war er aber wieder im wildeſten Getümmel zu finden und in
der 32. Minute holte er aus großer Entfernung zum
entſcheiden=
den Stoß aus. der aus 40 Meter Entfernung geſchoſſene Ball
hatte eine ſolche Wucht, daß ihn der däniſche Torhüter zwar
mit den Fingern berühren, aber nicht aufhalten konnte. Der
deutſche Sieg ſchien ſichergeſtellt und die Zuſchauer waren auch
vor Freude faſt außer ſich. Auf der anderen Seite verſuchte der
große däniſche Troß mit Autohupen, Sirenen, Klingeln und
Sprechchören noch einmal eine Aufmunterung der däniſchen Elf.
Aber die deutſche Hintermannſchaft verſtand es, den einmal
er=
rungenen Vorſprung auch feſtzuhalten. Kreß, Schütz, Stubb und
die Läuferreihe arbeiteten bis zur letzten Minute vorbildlich.
Dann hatte Kuzorra wieder einmal Schußpech. Kreß zeichnete ſich
aus, als er einem däniſchen Stürmer den Ball vom Kopf
weg=
holte. Die Aktionen blieben auf beiden Seiten flüſſig und
lebendig. Noch einmal ſtand Czepan abſeits, dann kam der
Schlußpfiff.
Die Menſchenmaſſen ſtrömten auf das Spielfeld und trugen
die ſiegreiche Mannſchaft im Triumphzuge auf den Schultern zu
ihren Kabinen.
Die füddeukſchen Punkkekämpfe.
Vom Länderſpiel nur wenig geſtört, wurden die Punktekämpfe
auch in Süddeutſchland auf der ganzen Linie fortgeſetzt. Es gab
dabei einige ſehr intereſſante Ergebniſſe und Verſchiebungen in
der Tabelle. In der Gruppe Main rückte der F. S.V.
Frank=
furt, der in den letzten Wochen ſtark aufgekommen iſt, durch ſeinen
2:1 (1:0)=Sieg, den er im Iſenburger Sand erzielte, auf den
drit=
ten Tabellenplatz vor. Dabei mußten die Frankfurter auf ihren
Internationalen Knöpfle und Gölz verzichten. Der Torhüter Wolf
war der beſte Mann auf dem Platz, in ihm hat Frankfurt einen
weiteren Torhüter von internationalem Format erhalten. Die
Eintracht trug ihre Begegnung gegen Union Niederrad mit
zahl=
reichen Erſatzleuten als Privatſpiel aus, konnte aber doch 5:3
(2:0) gewinnen. — In der Gruppe Heſſen befeſtigte Mainz 05
ſeine führende Poſition durch einen 4:1=Sieg über den langjährigen
Gruppenmeiſter Wormatia Worms. Der Tabellenzweite, Kaſtel,
verlor im 0:0=Spiel in Lorſch einen wertvollen Punkt.
Nord=
bayern hatte kein Ereignis von Belang, der 1. F. C. Nürnberg
behauptete ſich durch einen 3:2=Sieg über Würzburg 04 — der
allerdings reichlich knapp ausfiel — auf dem erſten Platz.
Ueber=
raſchend kommt die 1:2=Niederlage, die der V.f.R. Fürth auf
eigenem Platz gegen Schweinfurt erlitt. In Südbayern konnte
der Tabellenführer Bayern Münch. im Lpiel gegen Schwab. Augsb.
nur knapp 5:4 (2:3) gewinnen. Die Bayern ſpielten ſchlecht, ihre
Läuferreihe verſagte vollkommen. Immerhin war es aber ein
Troſt, daß der Tabellenzweite, Wacker München, durch ſein 2:2=
Spiel gegen D.S.V. München einen Punkt einbüßte.
Würt=
temberg hatte ſeinen „Schlager” im 1:1=Spiel zwiſchen V.f.B.
Stuttgart und Union Böckingen. Damit iſt Germania Brötzingen,
das diesmal ſpielfrei war, vor Böckingen Tabellenführer
geblie=
ben. Der F.C. Pforzheim hat ſich durch ſeinen 1:0=Sieg über die
Stuttgarter Kickers etwas nach vorn gebracht. — In Baden
leiſtete der F.V. Raſtatt dem bislang ungeſchlagenen
Tabellen=
führer Karlsruher F.V. den erwarteten harten Widerſtand, der
K. F.V. mußte ſich mit einem 1:1 begnügen. Dennoch konnte der
K.F.V. ſeinen Vorſprung in der Tabelle noch vergrößern, denn
der an zweiter Stelle liegende Karlsruher V.f.B. wurde in
Schramberg 2:1 geſchlagen. In der Gruppe Rhein blieben S.V.
Waldhof und V.f.L. Neckarau weiter punktgleich in Führung.
Beide Mannſchaften kamen auswärts zu leichten Erfolgen,
Neckarau ſiegte in Viernheim 4:1 und Waldhof in Sandhofen 5:1.
V.f.R. Mannheim verlor gegen Phönix Ludwigshafen 0:1 und
trat damit ſeinen dritten Tabellenplatz an den Sieger ab. — Keine
Veränderung meldet die Gruppe Saar. Hier blieb der führende
F. V. Saarbrücken in Trier über Weſtmark mit 4:2 Treffern glatt
erfolgreich.
Die Fußball=Ergebniſſe.
Länderſpiel in Hannover.
Deutſchland — Dänemark . . . . . . . . . . . 4:2 (3:2)
Verbandsſpiele in Süddeutſchland.
Gruppe Heſſen: FSV. Mainz 05 — Wormatia Worms 4:1.
Olympia Lorſch — FVgg. 06 Kaſtel 0:0. Alemannia Worms
— 1. FC. Langen 2:1. SV. Wiesbaden — SV. 98
Darm=
ſtadt 2:0. Viktoria Urberach — Viktoria Walldorf 1:1.
Gruppe Main: Germania 94 Frankfurt — Kickers
Offen=
bach 1:2. FSV. Heuſenſtamm — SpVgg. 02 Griesheim 1:1.
Germania Bieber — FC. 93 Hanau 2:3. V. f. L. Neu=
Iſen=
burg — FSV. Frankfurt 1:2.
Gruppe Nordbayern: 1. FC. Nürnberg — FV.
Würz=
burg 04 3:2. V. f. R. Fürth — 1. FC. Schweinfurt 1:2.
SpVgg. Weiden — Bayern Hof 2:1. FC. Bayreuth — ASV.
Nürnberg 1:1.
Gruppe Südbayern: Bayern München — Schwaben
Augs=
burg 5:4. Wacker München — DSV. München 2:2. V. f. B.
Ingolſtadt — Teutonia München 1:1.
Gruppe Rhein: V. f. R. Mannheim — Phönix
Ludwigs=
hafen 0:1. Amicitia Viernheim — V. f. L. Neckarau 1:4.
SpVgg. Sandhofen — SV. Waldhof 1:5. FG. Kirchheim —
FC. 08 Mannheim 1:2. SpVgg. Mundenheim — FV.
Sand=
hauſen 5:0.
Gruppe Saar: SV. 05 Saarbrücken — FK. Pirmaſens 2:6.
V. f. R. Pirmaſens — 1. FC. Idar 0:2. Saar 05 Saarbrücken
— Spfrde. Saarbrücken 3:3. Weſtmark Trier — FV.
Saar=
brücken 2:4. FC. Kaiſerslautern — Boruſſia Neunkirchen 0:0.
Gruppe Württemberg: V. f. B. Stuttgart — Union
Böckingen 1:1. 1. FC. Pforzheim — Stuttgarter Kickers 1:0.
Gruppe Baden: SpVgg. Schramberg — V. f. B. Karlsruhe
2:1. SC. Freiburg — Phönix Karlsruhe 2:1. FC. Mühlburg
— Freiburger FC. 0:1. FV. Raſtatt — Karlsruher FV. 1:1.
Privatſpiele in Süddeutſchland.
Eintracht Frankfurt — Union Niederrad 5:3. 1860 München
SpVgg. Fürth 4:0.
Berliner Fußball.
A. Hertha BSC. — Minerva 93 2:3 (!)). Südſtern —
Me=
teor 06 5:1. Wacker 04 — BFC. Wedding 4:3. Spandauer SV.
— BFC. Preußen 5:1. B. Tennis Boruſſia — BV. Luckenwalde
2:0. Viktoria 89 — Union Oberſchöneweide 3:1. Adlershofer BC.
— Norden=Nordweſt 0:1. Berliner SV. 92 — Polizei SV. 4:2.
Union Potsdam — V. f. B. Pankow 1:2.
SV. Wieshaden — SV. 98 2:0 (1:8).
Bei wunderbarem Fußballweter lieferten ſich die beiden
Ver=
eine einen ausgeſprochenen Punktekampf, den der SV. Wiesbaden
auf Grund beſſerer Zuſammenarbeit verdient gewann. Beim
Gaſtgeber war, die raſante Spielweiſe von Schülinger geradezu
be=
ſtechend, während der übrige Mannſchaftsteil in vorbildlicher
Weiſe zuſammenarbeitete. Die 98er kommen in der Kritik heute
etwas ſchlechter weg, jedoch kann von einem ausgeſprochenen
Ver=
ſagen keine Rede ſein. Müller im Tor leiſtete heute wieder ganz
hervorragende Arbeit, gegen die beiden Tore war er machtlos.
Die Verteidigung war in der Abwehr etwas unſicher, was ſich
durch das zeitweiſe ſchöne Stellungsſpiel wieder ausglich. In der
Läuferreihe muß Ruppel an erſter Stelle genannt werden. Seine
Ballabgabe und Zerſtörungsarbeit gleich gut. Kratz im
Mittel=
lauf mußte ſich auf Defenſivarbeit beſchränken und muß nur noch
etwas ſchneller am Ball ſein, um reſtlos der gegebene Mann zu
ſein. Richter, der das Pech hatte, kurz vor Schluß das Spielfeld
verlaſſen zu müſſen, war bis dahin gut. Seine Herausſtellung
war zu hart. Eine Verwarnung wäre hier am Platze geweſen,
zumal er ſelbſt eine ziemlich empfindliche Knieverletzung
davon=
trug. Im Sturm war Müllmerſtadt wieder vorbildlich in
Füh=
rung und Ballverteilung. Er hatte nur das Mißgeſchick, ſchon
in der 8. Spielminute verletzt zu werden. Frick, Lehr,
Würten=
berger und Laumann befriedigten, zumal es in der zweiten
Halb=
zeit nötig war, in der Defenſive auszuhelfen. Zum Spielverlauf
iſt zu bemerken, daß Schülinger vom SV. Wiesbaden in der 20.
Minute einen Ball von der Strafraumgrenze aus an die
Tor=
latte ſchoß, woſelbſt dieſer abſprang und den Weg ins Tor fand.
Bis zur Verletzung Müllmerſtadts zogen die 98er öfters vor das
Tor des SV. Wiesbaden, ohne zu Erfolgen kommen zu können,
dann mußte ſich die Mannſchaft auf Defenſive einſtellen, was ihr
auch glückte und als taktiſche Erfaſſung der Situation lobenswert
war. Kurz vor Schluß mußte Müller nochmals den Ball aus
den Maſchen holen, der von dem linken Läufer Wiesbadens
ein=
gelenkt wurde. Unangenehm fiel das Verhalten des einſeitig
ein=
geſtellten Publikums auf.
SV. 1898 (Jugend).
1. Jgd.—1. Jgd. Arheilgen, hier, 10:1; 2. Jgd.—1 Jgd.
Wei=
terſtadt, hier, 2:2; 3. Jgd.—2. Jgd. Arheilgen, hier, 2:0; 4. Jgd.—
1. Jgd. Ober=Ramſtadt, dort, 1:1; 1. Schüler—1. Schüler,
Arheil=
gen, dort, 3:0; 2. Schüler—Gegner verhindert.
Olympia Lorſch—FVg. Kaſtel 0:0.
Unter der guten Leitung von Unverſehrt=Pforzheim ſtanden
ſich die beiden Neulinge der Gruppe Heſſen in Lorſch vor etwa
1000 Zuſchauern gegenüber. Das Treffen nahm einen
intereſſan=
ten und ſpannenden Verlauf, jedoch gelang es keiner der beiden
Mannſchaften, einen Treffer zu erzielen. Kaſtel hatte in den
erſten zehn Minuten mehr vom Spiel, dann wurde der Kampf
aber ausgeglichen. In der zweiten Hälfte hatte dan Lorſch mehr
vom Spiel, doch blieben auch die Anſtrengungen der Platzbeſitzer
erfolglos.
Alemannia Worms—FC. Langen 2:1 (0:0).
In Worms war man auf das Antreten des FC. Langen ſehr
geſpannt. Die Mannſchaft entäuſchte auch in keiner Weiſe, ſie
kämpfte mit verbiſſenem Eifer und hielt das Spiel gegen die
tech=
niſch beſſere Alemannia bis Halbzeit torlos. Nach dem Wechſel
gelang Alemannia in der 15. Minute durch Enders der 1. Treffer,
und ein Strafſtoß von Frieß ſtellte das Ergebnis auf 2:0. In
den letzten Minuten kam Langen ſtark auf und erzielte durch
einen von Wandersleben verſchuldeten Elfmeter den Ehrentreffer.
Schiedsrichter Göttel=Kaiſerslautern leitete vor 800. Zuſchauern
ſehr kleinlich.
Seite 6
Viktoria Urberach-Viktoria Walldorf 1:1 (1:0).
Das Treffen dieſer beiden Mannſchaften erinnerte inſofern
an frühere Zeiten, als beide nicht mehr als mäßiges
Kreisliga=
können zeigten und mangelndes Können durch um ſo lauteres
Reden zu erſetzen ſuchten. Schiedsrichter Beſt=Höchſt, der vor 250
Zuſchauern ſehr gut leitete, hatte ſeine Mühe, dem beiderſeitigen
Redeſtrom Einhalt zu gebieten. In der erſten Halbzeit waren die
Gäſte meiſt tonangebend und hatten das Spiel faſt zu zwei
Drit=
teln in der Hand. Urberach kam aber überraſchend durch Rink
zum Führungstreffer, den D. Thron nach Halbzeit bei einem
Feh=
ler des Urberacher Hüters ausglich.
FSV. Mainz 05—Wormatia Worms 4:1 (2:1).
Der Platz am Fort Bingen erlebte mit 7000 Zuſchauern einen
Rekordbeſuch. Wormatia enttäuſchte auf der ganzen Linie und
dankt es nur dem einzigen guten Mannſchaftsteil, der
Hinter=
mannſchaft, daß die Niederlage nicht höher ausfiel. Das
Ergeb=
nis iſt aber dennoch zu hoch ausgefallen, denn die Mainzer boten
auch alles andere als eine überzeugende Leiſtung, beſonders im
Angriff. Burkhardt brachte Mainz in der 22. Minute in
Füh=
rung; die Einleitung der Aktion erfolgte allerdings aus
Abſeits=
ſtellung. Schneider erhöhte dann auf 2:0. Wormatia kam dann
zum Ehrentreffer. Mit 2:1 ging man in die Pauſe, und ſo ſtand
es auch noch 10 Minuten vor Schluß, als ein drittes Tor
Burk=
hardts die Entſcheidung brachte. Ein Alleingang Scherms
been=
dete den Torreigen. Schiedsrichter Schütze=Feuerbach konnte nicht
überzeugen.
Die Tabelle.
ve Heſſen.S piele Tore Punkte Mainz 05 34:14 12:4 FVg. Kaſtel 15:13 10:4 Alemannia Worms 19:12 10:6 Olympia Lorſch 15:11 SV. Wiesbaden 15:12 Wormatia Worms 12:8 8:6 1. FC. Langen 14:9 6:10 Viktoria Urberach 11:19 6:10 Viktoria Walldorf 9:2 5:11 SV. 98 Darmſtadt 11:28 3:13 * Fußball im Kreis Statkenburg.
SzVgg. 04 Arheilgen — FV. Sprendlingen 1:1 (0:0).
Germania Eberſtadt — Polizei Darmſtadt 0:0.
SV. Mörfelden — Germania 03 Pfungſtadt 6:2 (4:0).
ilnion Wixhauſen — Viktoria Griesheim 2:2 (0:1).
FC. 93 Egelsbach — Union Darmſtadt 2:2 (1:1).
FSV. Groß=Zimmern — SV. Münſter 1:7 (0:2).
Wenn man es ſich auch ſo nach und nach abgewöhnen darf,
von „Ueberraſchungen” zu reden, ſo bringen aber einzelne Spiele
doch Ergebniſſe, über die man den Kopf ſchütteln muß. Das iſt
dann, wenn nach recht guten Leiſtungen einer Mannſchaft
plötzlich ein Reſultat folgt, das man nie erwartet hätte: Heute
betrifft das die 2:6=Niederlage der Pfungſtädter in Mörfelden,
die auch in der Höhe voll verdient iſt. Die Einheimiſchen waren
abſolut um ſoviel beſſer als der Gegner, der ſcheinbar ganz außer
Rand und Band gekommen iſt. Das 6:2 erklärt übrigens auch die
letzten hohen Mörfelder Heimſiege. Auch der 7:1=Sieg Münſters
in Groß=Zimmern ſpringt etwas aus dem Rahmen heraus,
be=
weiſt aber nur, daß Münſter tatſächlich gut in Fahrt iſt, während
Groß=Zimmern doch der Routine der Alt=Ligiſten zum Opfer fällt.
Nicht ganz unerwartet iſt vielleicht auch das 0:0 der Darmſtädter
Poliziſten in Eberſtadt, aber ſchließlich kann eine Mannſchaft
nicht jeden Tag die gleiche Form zeigen, und ſo war das auch bei
den Ordnungshütern der Fall, die weſentlich ſchwächer ſpielten,
als wie vor acht Tagen. Daß Griesheim ſich in Wixhauſen einen
Punkt holte, war auch nicht einkalkuliert worden. Viel hätte nicht
gefehlt, und die Gäſte hätten beide Punkte mit heimgenommen.
Das Spiel war recht hart, und um das Feld herum gab es
ziem=
lich Aufregung, bis endlich Wixhauſens Ausgleich fiel. In
Ar=
heilgen erwies ſich Sprendlingen als ſehr ſtarker Gegner; hier
führte Arheilgen bis lange vor Schluß, dann kamen die Gäſte
zum Ausgleich. Noch ein viertes Spiel endete unentſchieden, und
zwar waren es die Beſſunger, welche aus Egelsbach mit 2:2 einen
Punkt mit heimbrachten. Zufall oder der Anfang zu Beſſerem?
Die nächſten Sonntage werden das ja zeigen. In der Tabelle
hat ſich eigentlich nur eine weſentliche Aenderung ergeben:
Pfung=
ſtadts Sturz auf den 10. Platz. Die anderen Verſchiebungen ſind
nicht von großer Bedeutung.
der Tabellenſtand nach dem 27. September 1931:
Spiele Gew. Un. Verl. Tore Pkte. Germania Oberroden 12:6 11 SpVgg. 04 Arheilgen 25:13 10 SV. Münſter 17:10 10 SV. Mörfelden 25:12 9 Germania Eberſtadt 10:7 9 Union Wixhauſen 13:12 Polizei Darmſtadt 17:14 FC. 03 Egelsbach 3 18:18 FV. Sprendlingen 17:11 Germania 04 Pfungſtadt 16:13 Viktoria Griesheim 10:19 FSV. Groß=Zimmern 13:36 SpVgg. Haſſia Dieburg 11:14 Union Darmſtadt 5:24 Die Ergebniſſe:
Biblis — Hochheim 1:1. Hofheim — Olympia Worms 4:7.
V. f. L. Lampertheim — Olympia Lampertheim 0:5. Horchheim
— Bürſtadt 1:2. Abenheim — Heppenheim 2:3. Gernsheim —
Neuhauſen 4:2.
Germania Eberſtadt — Polizei Darmſtadt 0:0.
Etwa 800 Zuſchauer wohnten dem heutigen Verbandsſpiel
der beiden Kontrahenten bei und bekamen, um es vorweg zu
ſagen, nicht den großen Kampf zu ſehen, den ſich die meiſten wohl
verſprochen hatten. Eine ſportliche Delikateſſe zu bieten, haben
ſich die 22 wohl für einen anderen Sonntag vorbehalten. Das
Spiel trug ganz den Charakter eines vorentſcheidenden harten
Punktekampfes, bei dem beiderſeits mit letztem Kräfteeinſatz um
den Erfolg geſtritten wurde. So war es eigentlich verſtändlich,
daß man beiderſeits auf kraftvolle Einzelaktionen faſt mehr Wert
legte, als auf ein planmäßiges Zuſammenſpiel, das von beiden
Parteien ſtark vernachläſſſigt wurde. Ein Kapitel für ſich waren
viele Eberſtädter Zuſchauer. Hier hätte der Ordnungsdienſt ſehr
energiſch eingreifen müſſen; gegebenenfalls aber der
Schieds=
richter!
Eberſtadt hat anfangs mehr vom Spiele. In der 6. Minute
knallt der Linksaußen eine ausſichtsreiche Sache neben den
Pfoſten. Die zwiſchendurch erfolgenden Angriffe der Polizei
fahen wohl klarer aus, ſie wurden durch die ſehr aufmerkſam
ſpielende Verteidigung von Eberſtadt ihrer Gefährlichkeit
be=
raubt. Polizei geht immer mehr zur Offenſide über. Die
Eber=
ſtädter waren in dieſer Phaſe den Poliziſten nicht gewachſen,
ſie an die Gäſte in ſpieleriſcher Raffineſſe, in
Kopfball=
akrobatik und gedankenreichem Syſtem nicht heran. Mit Beginn
der zweiten Hälfte drückte Polizei auf das Tempo. Außer
einigen Ecken konnte ſie nichts erreichen. Das Unentſchieden iſt
für Eberſtadt glücklich zu nennen, denn Polizei war im ganzen
genommen, ein Tor beſſer.
Beide Verteidigungen hielten ſich die Waage. Vor der
Polizeihintermannſchaft ſtaud eine Läuferreihe, an der ſich der
Eberſtädter Angriff dergeblich die Zähne ausbiß. Mittelläufer
Wolf war in ganz blendender Verfaſſung, und gebot mit den gut
Montag, den 28. September 1931
aufgelegten Flügelläufern W. Kaſpar und Scheuermann den
gegneriſchen Angriffen Halt. Die Angriffsreihe ſpielte im Felde
ſehr gut zuſammen, dermochte aber nicht die ihnen zahlreich
gebotenen Chancen erfolgreich zu verwerten. Beſonders
zurück=
haltend ſpielte Seipp, der gegen die Vorſonntage nicht mehr zu
erkennen war. Bei Eberſtadt waren Verteidigung und
Mittel=
läufer Kaiſer die beſten Leute. Der Sturm war heute nur
wenig gefährlich. Trotzdem hat Eberſtadt unſere Erwartung weit
übertroffen und iſt heute ſpielſtärker und kampferprobter denn
je. Mancher Verein des Kreiſes wird in Eberſtadt noch Punkte
laſſen. Der Schiedsrichter leitete zufriedenſtellend. — 2.
Mann=
ſchaft Eberſtadt — Polizei 2. 1:4 (1:4).
FC. Egelsbach 03 — 1. Union Darmſtadt 2:2 (1:1).
Unter der vorzüglichen Leitung des Schiri Ketterer (Hanau)
lieferten ſich beide Mannſchaften einen ſpannenden Kampf. Union
mit Fritz Noller als Mittelläufer zeigte gleich zu Beginn eine
merkliche Ueberlegenheit, die auch in der 20. Minute durch Roß
zum 1. Erfolge führte. Weitere Tore ſcheiterten an der guten
Deckungsreihe Egelsbachs. Kurz vor der Pauſe kam Egelsbach
durch den Halbrechten zum Ausgleich, den Eberhard hätte
ver=
meiden müſſen. Nach Wiederbeginn findet ſich Egelsbach beſſer
und nimmt durch einen groben Fehler des Tormannes die
Füh=
rung. Egelsbach geht in die Defenſive, Union dreht mächtig auf.
Ein Mißverſtändnis der Verteidigung ausnützend, erzielte Roß
kurz vor Schluß unter dem Jubel der Union=Teilnehmer den
ver=
dienten Ausgleich. Der Punktgewinn bedeutet für die immerhin
noch geſchwächte Union=Elf einen beachtenswerten Erfolg.
1, Jugend — Jugend Egelsbach dort 1:0.
Chattia Wolfskehlen — Rot=Weiß Darmſtadt 1:3 (1:2).
Die Rot=Weißen mußten auf dem bekannt heißen Wolfskehler
Gelände antreten, konnten aber durch eine wirklich gute
Geſamt=
leiſtung verdient beide Punkte mit nach Hauſe bringen.
Wolfs=
kehlen (auf eigenem Platze ſeit langem ungeſchlagen) war den
Darmſtädtern in bezug auf Taktik und Technik unterlegen,
ver=
ſuchte dieſes Manko durch oft gefährliches Spiel zu decken. Erſt
als es ganz ſchlimm wurde, ſtellte der ſchwache Schiedsrichter einen
Wolfskehler Spieler vom Platze. Bis zur Pauſe lagen die
Darm=
ſtädter mit einem Tor Unterſchied in Führung. Nach der Pauſe
drückte Rot=Weiß mächtig und kann nach 15 Minuten den dritten
Treffer erzielen. Dies brachte den Gegner vollſtändig aus der
Faſſung. Als der Schiedsrichter gegen eine Tätlichkeit eines
Wolfskehler Spielers einſchritt, wurde er von demſelben zu Boden
geſchlagen, ſo daß das Spiel abgebrochen wurde. Nach dem
Ab=
pfiff mußten die Rot=Weißen noch manche Gemeinheiten einſtecken
und fluchtartig den Platz verlaſſen. Die Behörde wird in dieſem
Falle wohl ein ernſtes Wort reden.
Die 2. Mannſchaften trennten ſich 6:1 für Rot=Weiß.
Rot=Weiß A.H. — SV. 98 A.H. 3:5 (1:1).
Dieſes Treffen hatte einen guten Beſuch aufzuweiſen. SV. 98
war die beſſere Elf und gewann gegen die ohne Müller
ſpielen=
den Rot=Weißen verdient.
Freie Tade. Darmſtadt — Gräfenhauſen 3:1 (3:0),
Ein ſchönes Spiel, vom Wettergott begünſtigt, nahm ſein
Ende. Die Darmſtädter Umſtellung erſcheint glücklich inſofern, als
ſich die jungen Leute gut einpaßten. Wenn auch, von einigen
ausgelaſſenen totſicheren Sachen abgeſehen, das Reſultat bis zur
Pauſe noch beſſer hätte lauten können, ſo darf man ſeine Wünſche
auch nicht zu weit ſtecken. Die Hintermannſchaft leiſtete geſtern
Hervorragendes. Mit vorbildlicher Ruhe wurde geklärt. Der
Sturm wurde mit brauchbaren Vorlagen geſtützt, was die Gäſte
aus dem Konzept brachte. Nach der Pauſe findet ſich
Gräfen=
hauſen beſſer zuſammen und kommt zum Ehrentor. Die Gäſte=
Abwehr wurde beſſer, und machte es dem Darmſtädter Sturm
recht ſauer. Trotz alledem wären bei einiger Aufmerkſamkeit noch
2 Tore für D. gefallen. Was man von Gräfenhauſen erwartete
traf nicht ganz ein, wenn man an die vorige Serie denkt. Schiri
ſehr gut.
2. Mannſchaften nach ſehr ſchönem Spiel 5:2 für D. Jugend
ohne Spiel, da Bickenbach unverſtändlicherweiſe nicht antrat.
SpVgg. 04 Arheilgen — FV. Sprendlingen 1:1 (0:0).
Man ſah ein aufgeregtes Spiel, bei dem Arheilgen weit unter
Form war. Die Gäſte kämpften mit aufopferndem Siegeswillen,
allerdings zeitweiſe ſehr hart. Der Arheilger Torwächter kann
ein Liedchen davon ſingen. Hundsdorf (Rechtsaußen) mußte
ver=
letzt den Platz verlaſſen. Blitzſchnell wechſelten die Situationen,
Gaſt wie Gaſtgeber haben immer gleich viel vom Spiel. Der
Ar=
heilger Sturm hatte anſcheinend geſtern die Schußſtiefel zu Hauſe
gelaſſen, ſonſt wäre das Spiel vor der Pauſe ſchon entſchieden
worden, 10 Minuten vor Schluß war es zu ſpät. — Nach dem
Wechſel kam Arheilgen durch Elfmeter zum erſten und einzigen
Erfolg. Die Gäſte glichen durch Strafſtoß auf der Straflinie aus.
Die Gäſte waren in allen Reihen gleich gut beſetzt, ihr
Stellungs=
viel iſt vorbildlich. Die Mühlchen=Leute hatten viele ſchwache
Augenblicke, das Stürmerſpiel war ſehr zerfahren. Schiedsrichter
Keßler=Kaſtel machte wohl Fehler, verſtand aber mit ſeltener
Ruhe dem Spiel vorzuſtehen.
Pokalkämpfe in Darmſtadt und Aſchaffenburg.
In Darmſtadt ſetzten am Samstag die erſten Starts zu
den Rückkämpfen um den Konzelmann=Pokal ein. Vier Riegen,
die nur wenige Holzzahl im Vorkampfe voneinander lagen,
fan=
den ſich ein. Von dieſen erreichte der Klub „D. K. 1911 — B.=V.*
die höchſte Holzzahl, und hat ſich damit begründete Ausſicht
ge=
ſchaffen, auch in dieſem Jahre wieder an die Spitze zu
ge=
langen; allerdings haben noch 9 Riegen am nächſten Sonntage
zu ſtarten. Es erreichten: 1. „D.K. 1911 — B.V.” 375 Holz mit
Vorkampf 2951 Holz: 2. „L.L. 08” 376 Holz mit Vorkampf 2942
Holz; 3. „Haſſia 1919” 356 Holz mit Vorkampf 2923 Holz; 4.
„Zwölfer” 348 Holz mit Vorkampf 2912 Holz.
Der Kampf um den Spallmann=Wanderpokal ſpielte
ſich im Keglerheim Aſchaffenburg ab. Es traten Darmſtadt,
Hanau, Offenbach und Aſchaffenburg an. Leider fehlten aus
finanziellen Gründen drei Verbände des 3. Bezirks. Der Kampf
ging um 500 Kugeln pro. Zehnermannſchaft. Es erzielten:
1. Aſchaffenburgn 2671 Holz; 2. Darmſtadt 2615 Holz; 3. Hanau
2598 Holz; 4. Offenbach a. M. 2497 Holz.
Mit dem Städtekampf waren noch Einzelkämpfe verbunden,
bei denen es Mees=Darmſtadt gelang, den 2. Sieg mit 31. Holz
bei vier Kugeln zu erringen.
Die 1. Kurzſtreckenwettfahrt des Main=Rhein=Gaues D,T
war vom herrlichſten Wetter begünſtigt. 26 Meldungen von 46
Teilnehmern legten davon Zeugnis ab, daß auch dieſes jüngſte
Ge=
diet der D.T. in unſerem Gaugebiet eine gute Pflegeſtätte
gefun=
den hat. Die erzielten Reſultate können als zufriedenſtellend
be=
zeichnet werden. Nachſtehend die Ergebniſſe:
Klaſſe 1, Zweier=Holzboot (9 Teilnehmer); 1. Gebr.
Harniſch=
feger=Erfelden 4:59,8 Min., 2. Dintelmann-Kunz=Darmſtadt
5:02 Min., 3. Maul-Däumlich=Erfelden 5:03,5 Min. Klaſſe 2,
Gemiſchtes Zweier=Falboot, 6000 Meter: 1. Frl. Hartmann-L.
Joſt=Darmſtadt 3:14,5 Min., 2. Frl. StegerK. Ningler=
Darm=
ſtadt 3:15,6 Min. Klaſſe 3, Einer=Faltboot, Turnerinnen. 600
Meter: 1. Frl. Welter=Darmſtadt 3:22,8 Min. Klaſſe 4, Einer=
Faltboot, Jugend, 600 Meter: 1. K. Harniſchfeger=Erfelden 3:06
Min. Klaſſe 6, Einer=Faltboot, Turner, 1000 Meter: 1. P.
Har=
niſchfeger=Erfelden 5:19 Min., 2. O. Bauſter=Darmſtadt 5:38 Min.
Klaſſe 7, Zweier=Faltboot, 1000 Meter: 1. N. Ningler—H. Mark=
Darmſtadt 4:58 Min., 2. Schmunck-Heinz=Darmſtadt 5.07. Min.,
3. Gebr. Kern=Darmſtadt 5:12 Min.
Nummer 269
II Durmſtadt.
Der Mittelrheinkreis brachte geſtern in der Turnhalle am
Woogsplatz ſeine Meiſterſchaften im Kunſtturnen zur
Durch=
führung, die in dieſem Jahre eine beſonders ſtarke Beſetzung
er=
fahren hatten. Als Sieger im Kunſtturn=Zehnkampf ging Kipp=
T. V. Klein=Auheim vor Heinrich Ott (T. G. Eintracht=Frankfurt)
als Sieger hervor. Der favoriſierte Frankfurter Pfeifer kam
zu=
ſammen mit ſeinem Vereinskameraden Seligmann auf einen guten
dritten Platz. Die Einzelergebniſſe; Kunſtturn=
Zehnkampf; 1. Johann Kipp (T.V. Klein=Auheim) 169½
Punkte: 2. Hch. Ott (Eintracht Frankfurt) 166½ P.; 3. Pfeifer
und Seligmann (beide Eintracht Frankfurt) je 166 P.; 4.
Fied=
ler=Darmſtadt 1846 165 P.; 5. Naumann Mainz 163 P.;
6. Krotz=Mainz=Kaſtel 162½ P.; 7. Krimmel=Koſtheim und
Hell=
mer=Bornheim je 162 P.; 8. Hau (Eintr.) und Herrmann=
Bocken=
heim je 161 P.; 9. Hörnis=Niederrad 160 P.; 10. Roth=
Klaren=
thal 159½ P. Einzelmeiſterſchaften: Ringe: 1.
Fiedler=Darmſtadt 57 Punkte; 2. Schwinn=
Darm=
ſtadt und Hoppner=Neu=Iſenburg je 50½ P.; 3. Hafner=
Born=
heim 49½ P. Pferd (quer): 1. Hahn (Eſch) 52 Punkte; 2. Ott
(Eintracht) 51 P.: 3. Krimmel Koſtheim 49½ P. Pferd (längs);
1. Ott (Eintracht) 65½ Punkte: 2. Wolfenſtedter Offenbach 55 P.;
3. Hermann=T.G. Bockenheim 53 P. Barren; 1. Roth (
Klaren=
thal) 52½ Punkte; 2. Hainz=Dietesheim 51 P.; 3. Hermann=
Bockenheim 50 P. Reck: 1. Pfeifer (Eintracht Frankfurt) 54½
Punkte; 2. Kretz (Mainz=Kaſtel) 54 P.; 3. Hellmer und Haßler
(beide Bockenheim) je 52 P.
Die Nähe des Stuttgarter Volksfeſtes, ein prachtvoller
Som=
mertag, ein zu erwartendes, ſpännendes Fußballſpiel, vor allem
der Start des achtfachen Olympiaſiegers und Weltrekordläufers
Paovo Nurmi und weiterer deutſcher Leichtathleten von Rang
verhalfen dem Nurmi=Sportfeſt zu einem Rekordbeſuch, wie er
bisher noch nie einer leichtathletiſchen Veranſtaltung in
Stutt=
gart zuteil geworden war. Nachdem ſich bereits 20 000 Zuſchauer
in drängvoller Enge auf den Rängen des V.f.B.=Platzes
verſam=
melt hatten und durch die dichtgedrängt ſtehenden Maſſen ſchon
bei den erſten einleitenden Konkurrenzen die Schranken des
Plätzes eingedrückt worden waren, mußte der Platz gegen den
weiteren Zuſtrom der Maſſen polizeilich geſperrt werden. Die
machtvolle Demonſtration für die Sache des Sports wird den
zählreich anweſenden Behördenvertretern, insbeſondere dem
Ober=
bürgermeiſter ſinnfällig die Notwendigkeit eines Stuttgarter
Stadions vor Augen geführt haben.
Die Durchführung der Wettbewerbe klappte wie am
Schnür=
chen. Faſt pauſenlos wickelte ſich das bunte Programm ab und
hielt die Maſſen immer in Spannung. Im Mittelpunkt das
In=
tereſſes ſtand natürlich der 5000=Meter=Lauf. Leider hatte der
Argentinie= Zabala wegen Trainingsſchwierigkeiten auf den Start
verzichtet, für ihn ſprang der Peltzer=Schüler Hellpapp=Stettin ein.
Neben Nurmi und Hellpapp waren noch Schaumburg=Oberhauſen
und die Stuttgarter Läufer Gebrüder Helber, Bertſch und Kettner
am Start. Wie nicht anders zu erwarten, vermochte nur
Schaum=
burg=Oberhauſen dem finniſchen Meiſterläufer einigermaßen
Kon=
kurrenz abzugeben. Es war erſtaunlich, wie gut ſich der
Ober=
hauſener behauptete. Nurmi führte vom Start weg, gefolgt von
Schaumburg. Hinter beiden wechſelte die Reihenfolge wiederholt.
Nach 800 Meter ging Helber I an die Spitze. Nach einer weiteren
Runde ſchoben ſich Nurmi und Schaumburg wieder vor. 1500
Me=
ter wurden in 4.29 zurückgelegt. Helber I gab hier auf. Nurmi
wurde immer ſchneller, dieſem Tempo vermochte nur Schaumburg
ſtandzuhalten, ging ſogar in der 6. Runde in Führung vor Nurmi,
während Heilpapp mit weitem Abſtand als Dritter folgte. In der
letzten Runde lief Nurmi auch Schaumburg davon und ſiegte in
14.54,2 mit 30 Meter Vorſprung unangefochten. Nurmi ſowie
Schaumburg wurden von den Tauſenden ſtürmiſch gefeiert. Die
4X100=Meter=Staffel war der nächſte Höhepunkt des Feſtes.
Hier war der deutſchen Meiſterſtaffel Eintracht Frankfurt
der Sieg nicht zu nehmen. Trotzdem Geerling fehlte, für den
Metzner in die Breſche geſprungen war, ſiegten die Frankfurter
in 42,5 Sek. überlegen vor den Stuttgarter Kickers. Ueber 400
Meter hatte der deutſche Meiſter Metzner (Eintracht
Frank=
ſurt) auf den Start verzichtet, in ſeiner Abweſenheit ſiegte der
Raſtatter. Nehb in der guten Zeit von 49,5 Sek. Ueber 800
Meter hatte Dr. Peltzer=Stettin keine ernſthaften
Mitbe=
werber, er ſiegte in 1,57,3 vor dem Stuttgarter Paul.
Die Ergebniſſe: 5000 Meter: 1. Nurmi 14.54,2; 2.
Schaumburg=Oberhauſen 15.06,0; 3. Hellpapp=Stettin 15.54,3;
4. Bertſch; 5. Kettner (beide Stuttgart — nicht gezeitet). 400
Meter: 1. Nehb=Raſtatt 49,5; 2. Münzinger=Stuttgart (Kickers)
50,5; 3. Single Tgeſ. Eßlingen 51,4; 4. Teufel=Stuttgart (nicht
gezeitet). 800 Meter: 1. Dr. Peltzer=Stettin 1.57,3; 2. Paul
Stuttgarter Kickers 1.57.4; 3. Stepp=Darmſtadt 1.58,5; . Lang=
Heilbronn (nicht gezeitet). 4X100 Meter: 1. Eintracht=
Frank=
furt (Eidracher, Welſcher, Mährlein, Metzner) 42,5 Sek.; 2.
Stutt=
garter Kickers 43,3; 3. V.f.B. Stuttgart; 4. T.Bd. Stuttgart
(beide nicht gezeitet) 4X400 Meter: 1. Stuttgarter Kickers
5.28,4: 2. V.f.B.=Stuttgart 3.28,5; 3. Ulmer F. V. 3.41,4. Speer:
1. Dinkler=Heidelberg 61,80 Meter; 2. Demetz=Stuttgarter Kickers
56,58; 3. Tarth=Stuttgart 56,52 Meter. Olympiſche Staffel:
1. Stuttgarter Kickers 3.38,6 (neue württembergiſche Beſtleiſtung);
2. V.f.B. Stuttgart 3.44; 3. V.f.R. Heilbronn 3.44,5.
Wolkenflug ſchlägt Sichel.
Wahlſtatt=Rennen. Für Dreijährige, 2300 M., 1800 M., (
1. Stall Halmas Huri (Huguenin).
Dahlmann=Rennen. Für Zweijährige. 4100 M., 1400 M.,
1. M. J. Oppenheimers Mio d’Arezzo (W. Printen), 2.
Palaſt=
page, 3. Tenor. Toto: 22, Platz: 13, 12, 1½—2. Ferner;
Gryllos, Oſtermädel.
Rachenputzer=Rennen. 3500 M., 2400 M. 1. A. Schumanns
Herodias (E. Grabſch).
Hammurabi=Nennen. 5400 M., 1600 M. 1. A. u. C. v.
Wein=
bergs Märie Louiſe (O. Schmidt), 2. an der Wien, 3. Ghazi.
Toto: 56, Platz: 17, 18, 2—3. Ferner: Graf Jſolani.
Deutſches Saint Leger. Dreijährige, 21 500 M., 2800 M.
1.Frhr. S. A. v. Oppenheims Wolkenflug (E. Grabſch), 2. Sichel,
3. Agathon. Toto: 20, Platz: 11, 11. 1—4. Ferner Altenſtein,
Kavalleriſt.
Zenith=Rennen. Zweijährige. 3000 M., 1000 M. 1. Frau
J. d. Opels Vicky (K. Narr), 2. Pythia, 3. Manitoba.
Laurin=Rennen. 2300 M., 1600 M. 1. Abteilung: 1. Frau
E. Lauriſchs Roxana (Staroſta). 2. Abteilung: 1. W.
Stern=
bergs Heuchler (Viſek).
Miß Wolſtenholme=England verbefferte den Weltrekord im
500 Meter Bruſtſchwimmen der Damen, der von der Deutſchen
Hertha Wunder gehalten wurde, um faſt neun Sekunden auf
8:23,8 Min.
Bei den Avusrennen der Motorräder wurden in allen
Kate=
gorien neue Rekorde aufgeſtellt. Den Großen Preis von Berlin
gewann Bullus auf NSu. in 1:28,52 Std. für 235 Kilvmeter
(Stundendurchſchnitt 159,2 Kilometer) überlegen vor Wieſe=
Hannover auf BMV.
Der Münchener Reun=Verein wird dank des
Entgegen=
kommens ſeiner Glänbiger vorläufig beſtehen Wen
Nummer 269
Montag, den 28. September 1931
Seite 7
Süddeutſche Bezirksliga=Verbandsſpiele.
Gruppe Heſſen: Wormatia Worms — Alemannia Worms 9:4
SV. 98 Darmſtadt — Polizei Darmſtadt 11:5.
Gruppe Main: Kickers Offenbach — V. f. R. Schwanheim 4:9.
Rot=Weiß Frankfurt — V. f. L. Sachſenhauſen 1:3. FSV.
Frankfurt — TSV. Langen 5:4.
Gruppe Württemberg: Kickers Stuttgart — SV. 05 Reutlingen
10:2. SpVgg. Fellbach — Polizei Heilbronn 10:1.
Gruppe Nordbayern (Abt. A): SpVgg.Fürth — 1. FC. Nürnberg
7:7. B. Polizei Nürnberg — Sportring Bayreuth 8:5. Pfeil
Schweinau — ASV. München 3:6.
Gruppe Rhein: Oftersheim — Mannheim 08 6:2. MTG.
Mann=
heim — FV. Frankenthal 6:2. SV. Waldhof — V. f. R.
Mannheim 3:1. Polizei Mannheim — Pfalz Ludwigshafen
6:4. Ludwigshafen 03 — Phönix Mannheim 7:2.
Gruppe Südbayern: DSV. München — SSV. Ulm 2:5. Ulmer
FV. 94 — ASV. München 5:1. Jahn München — Poſt
Mün=
chen 9:3.
Gruppe Saar: Ingobertia St. Ingbert — 1. FC. Kaiſerslautern
7:4. SV. Sulzbach — Reichsbahn Kaiſerslautern 3:4. V. f. B.
Dillingen — Weſtmark Trier 4:7. SpVgg. Bous — SV.
Mer=
zig 2:4. SpVgg. Saarlouis — Sportfr. Saarbrücken 4:3.
Landerſpiele:
In Oslo: Norwegen — Schweden
2:1 (2:0)
SV. 98 Darmſtadt — Polizei Darmſtadk 11:5 (4:2).
Bei herrlichem Herbſtwetter wohnten geſtern etwa 3000
Zu=
ſchauer am Böllenfalltor dem Kampf der beiden beſten Teams
der Heſſengruppe um die Führung bei. Die Vorſchau hatte nicht
getrogen: Bis etwa zehn Minuten vor dem Schlußpfiff war das
Spiel kampferfüllt, bot es herrliche Momente vor den beiden
Toren, wo zwei gefährliche Stürmerreihen gegen erprobte
Abwehr=
mauern anliefen. Man ſah auch — und hätte gerne darauf
verzichtet — bei einigen Rivalen unerlaubte Griffe und gegen
Schluß Mangel an Sportgeiſt. Ergebnis: Mit dieſem Sieg bleibt
S.V. 98 unangefochten Tabellenführer.
Die blaue Elf war durch den Ausfall ihres Sturmführers
Fuchs, der ſich leider beim Training eine Verletzung zuzog,
benachteiligt — doch war ſein Erſatzmann Ploch heute gut in
Form. Die Polizei kam im Tor mit dem zuverläſſigen und ſchnellen
Weber. In der erſten Halbzeit hatte die Polizei im Spiel ein
Plus, ſie verſuchte mit aller Kraft und Kunſt einen Vorſprung
herauszuholen. Sommer und Huber zogen immer wieder ab,
hatten allerdings Schußpech und Henß im blauen Tor gegen ſich.
In der 2. Minute ſpielt Werner zu Ploch, der überraſchend für
Weber zum 1. Treffer einſchickt. Schon 4 Minuten ſpäter erzielen
die gleichen Spieler den 2. Treffer für Blau. Fiedler jagt einen
Strafwurf neben die Latte, auf der Gegenſeite vermag Sommer,
unbehindert, Henß nicht zu täuſchen. Die Polizeideckung bewacht
nunmehr Ploch beſſer, der ſich dieſen warmen Umarmungen
gegen=
über Reſpekt zu verſchaffen ſucht. Pabſt reißt Koch zu Boden, auf
der Gegenſeite verſchuldet Link durch die gleiche Abwehr einen
Strafwurf, beide Chancen ſcheitern an dem Torhüter. „In der
10. Minute ſchließt Sommer mit unheimlichem Würf einen
Vor=
ſtoß des grünen Sturms ab: 2:1. Nun verſchärfen beide
Mann=
ſchaften das Tempo. Feick, Fiedler, Sommer verſuchen ſich in
Strafwürfen, doch Weber und Henß holen ſich das Leder. In der
20. Minute entwiſcht Schliffer der Läuferreihe und erzielt durch
Doppelhänder den Ausgleich. Das Publikum feuert die Blauen
an. Freund knallt das Leder knapp vorbei, Weber hält einen
hohen Strafwurf von Fiedler und einen Bombenwurf von Feick.
Einen Wurf von Huber lenkt Henß im Sprung noch zur Ecke.
Dann fallen hintereinander zwei Tore für 98. Angeſichts der
verſtärkten grünen Abwehr geht Delp mit vor, Feick ſpielt an
ihn zurück. Delps Linkshänder ſitzt in den Maſchen. Nach
einer Prachtkombination Feick=Ploch=Freund iſt der 4. Treffer für
Blau fertig. Halbzeit.
Nach Wiederanpfiff drehen die Blauen auf. Zwei
Straf=
würfe hält Weber mit Bravour, doch ſchon in der 3. Minute
ver=
wandelt Feick einen Strafwurf zum 5. Tor, den Koch im
Gegen=
ſtoß mit dem 3. Gegentor beantwortet. In der 6. Minute wirft
Ploch, ganz ſchwach von Walter behindert, der Ball läuft über den
ſich zu früh werfenden Weber ins Netz. Der grüne Sturm tändelt
zuviel. Als er ſich endlich wieder beſinnt, ſteigt die Torausbeute.
In 4 Minuten fallen 3 Tore. Schliffer bricht durch und ſchlägt
Heuß zum 4. Male, Huber täuſcht, gibt an den ungedeckten
Som=
mer, der den Ball über die Verteidigung zum Stand von 6:5
ein=
drückt. Vom Anſtoß weg buchen Werner=Feick den 7 Treffer.
Beide Torhüter halten drei ſchwere Bälle aus Kombinationen und
Strafwürfen, da die Abwehr beiderſeits ſehr hart wird. Delp
unterbindet mehrfach den grünen Anſturm, Dittmar jagt Bohl
und dann Schliffer das Leder ab. In der 17. Minute trägt Delp
den Angriff vor, aus einem Gedränge vor dem grünen Tor nimmt
Werner das Leder und ſchickt unbehindert ein.
Koch will darauf das Spielfeld verlaſſen, folgt aber dann
ſeinem Spielführer. Sommer knallt einen Strafball an die
Ver=
teidigung, Weber hält Strafſtöße von Feick und Fiedler, Henß
macht einen von Sommer an Huber abgegebenen und blitzſchnell
aufs Tor gegebenen Wurf unſchädlich. Dann ſetzt der blaue Sturm,
immer wieder von Werner nach vorn geriſſen, zum Endſpurt ein:
Auseinandergezogen gegen die verſtärkte und überaus harte
Poli=
zeiabwehr angehend, erzielen Freund=Feick den 9., Feick=Ploch aus
Strafwurf den 10. und Werner=Feick nach ſchneller Kombination
den 11. Treffer. In vier Minuten. Einen placierten Strafwurf
Fiedlers erwiſcht Weber im letzten Augenblick. Noch 5 Minuten
bis Schluß, doch das Spiel iſt entſchieden. Fouls von Pabſt, Koch
und Unmacht wirken verſtimmend, und der ſonſt gute Gieſemann=
Nürnberg hätte nach erfolgloſen Verwarnungen vor
Platzver=
weiſungen nicht zurückſchrecken ſollen.
Die Polizei hätte die Niederlage vielleicht etwas
glimpf=
licher geſtalten können, wenn ihr Sturm in der 2. Hälfte nicht
geſchwächt geweſen wäre durch den ſtreikenden Koch. Der ſchnelle
rechte Flügel Huber=Bohl ſtets gefährlich, Sommer oft zu
eigen=
ſinnig, aber ballgewandt. In der Dreier=Reihe war Daſcher der
beſte, beſonders als er nicht die Mitte lief, Pfeifer konnte nicht
überzeugen, auch Unmacht fiel in der 2. Hälfte ziemlich ab und
wurde mehrfach unfair. Das Abwehrtrio hatte in Weber einen
vorzüglichen Schlußmann.
Bei den 98ern ſtand ein ebenſo ſicheres und routiniertes
Dreieck: Henß=Rothenburger=Förſter. Zwei Tore waren vielleicht
vermeidbar. Von den Läufern beſtachen in der 2. Halbzeit Delp
und Dittmar, die auch ein dem Auge gefälliges Spiel zeigten.
Pabſt und ſein Gegner Koch verfügen über ein Arſenal von
Kniffen und Tücken einfachſter und gefährlichſter Wirkung. Im
Sturm der 98er ſchafft Werner für zwei und trägt am Siege
den hervorragendſten Anteil. Ploch iſt noch kein Durchreißer,
dazu fehlt ihm heute das Schwergewicht, aber ein geſchickter und
ballgewandter Spieler, (wenn er will). Bei Fiedler haperte es
wiederholt, wenn einmal der Ball nicht handgerecht zugeſpielt
purde. Feick und Freund, untadelig, machten ihr anfängliches
Schußpech durch doppelten Eifer wett.
Verher trennen ſich die Reſerven, in denen einige
hervor=
ragende Talente ſtehen, 7:5 (2:1), Braunshardt:2. — S.V. 3. 6:6.
Kreisklaſſe: Arheilgen-Pfungſtadt 5:2 (2:2),
Bicken=
bach-Langen 4:2 (2:1), Walldorf-Griesheim 5:4 (1:3),
Bensheim—Gr.=Zimmern 5:1 (3:0), Klein=Wallſtadt—Erbach
2:7, Aſchaffenburg—Groß=Umſtadt 16:2 (9:1), Damm-Leider
1:0 (0:0), Tgſ.—Tv. Obernburg 9:0 (5:0). Meiſterklaſſe:
Beſſungen—Sprendlingen 4:5 (2:1), Reichsbahn-Lorſch 9:2
4:1), Heppenheim—Tgſ. Darmſtadt 1:2 (0:2), Nauheim—
Wolfskehlen 12:2 (5:0), Büttelborn-Worfelden 2:10 (2:3),
Wallerſtädten—Erfelden 3:2 (1:0). A=Klaſſe: Hüttenfeld
—Zell 5:2 (2:0), Nieder=Ramſtadt-Crumſtadt 3:8 (1:5).
B=Klaſſe: Zwingenberg—Eberſtadt 9:5 (4:2), Schwanheim
—Auerbach 4:2 (2:1), Biebesheim—Groß=Rohrheim 6:3 (2:2),
Groß=Hauſen—Gernsheim 3:2 (3:1), Nieder=Ramſtadt-Poſt
8:7 (4:4).
Der letzte Sonntag der Vorrunde brachte einige
Klarſtellun=
gen. Arheilgen führt mit 2 Punkten Vorſprung. Bickenbach iſt
herangerückt. Griesheim und Langen ſind wieder abgefallen.
Pfungſtadt liefert ſeine beſten Spiele gegen die großen Gegner
und ſteht trotzdem weit hinten. Da Walldorf wieder in Fahrt iſt,
werden die vier Letzten noch ſchwer um den Verbleib zu kämpfen
haben. Eigentümlich, daß ſich die fremden Schiri bei uns nicht
durchſetzen. Schade um das Arheilger Spiel, das mit
Lächerlich=
keit ausklingen mußte. Arheilgens Erſatz für Braun war nicht
vollwertig, Pfungſtadt hatte ſeinen Böttiger auf Halbrechts
ge=
ſtellt. Bald nach Beginn ſchoß Pfungſtadt auf den Mann,
wäh=
rend Götz gleich darauf unhaltbar einſchoß. Ein forſcher Zug war
zu bemerken, der auf ein flotes Spiel ſchließen ließ. Abwechſelnd
kamen die Tore in Gefahr. Bei Pfungſtadt klappte es beſonders
im Sturm, was die Führung mit 2:1 brachte. Doch erzielte
Ar=
heilgen den Ausgleich. Bis jetzt war das Spiel ſo anſtändig wie
ein Freundſchaftstreffen. Selbſt Arheilgen gab zu, daß
Pfung=
ſtadt bei genauerem Schuß — viermal wurde vom Kreis auf den
Hüter geſchoſſen — klar die Führung erzielt hätte. Nach
Wieder=
anpfiff, paſſierte dem Schiri Etling (Bockenheimer Tgde.) das
Miß=
geſchick, daß er bei der verträglichen Spielweiſe faſt nacheinander
beide Anthes vom Platze verwies, weil ſie hart geſpielt hatten.
Dann folgte Wenner nach dreimaliger Verwarnung wegen
Hal=
tens. Es war vorbei mit dem klaſſiſchen Spiel. Man hatte bei
der Pauſe zu früh gelobt. Pfungſtadt war ſchließlich gedrückt.
Ar=
heilgen ſpielte dagegen auf Sieg, und den neun Mann gelang es,
die kopfloſe Gäſteabwehr dreimal zu ſchlagen. Eine ruhige
Er=
mahnung des Schiri hätte weit mehr genützt, als blindlings die
Leute zu ſchwärzen. — Bei Bickenbach mußte Schweickert das
Ren=
nen machen. Langen ging bald in Führung und hielt das
Er=
gebnis 20 Minuten, da die Platzelf durch die ſcharfe Bewachung
Hennemanns nicht in Schwung kam. Dann folgten durch
Straf=
wurf und ſchönes Zuſammenſpiel zwei Tore für Bickenbach. Nach
der Pauſe gelang den eifrigen Vorwärtsleuten der Ausgleich.
Bickenbach war dann leicht im Vorteil, erzielte etliche
Latten=
ſchüſſe und zwei Tore. Der Seckbacher Schiri befriedigte.
Bens=
heims Sturm befand ſich in ſehr ſchußſicherer Verfaſſung. Auch
Groß=Zimmern ſpielte gut, ſo daß das Spiel bei dem guten
Ein=
vernehmen die Sympathien der Zuſchauer erwarb. Bensheim war
nur eine Kleinigkeit beſſer und hatte einen vorzüglichen Hüter,
ſo daß dies eindeutige Ergebnis zuſtande kam. Auch
Walldor=
als vierter Platzverein blieb über Griesheim ſiegreich und holte
ſich die erſten Punkte. Frühere Spieler wirkten wieder mit. Be
anſtändigem Spiel genügte Zimmer=Sprendlingen. Das dritte
Tor Griesheims ſoll zweifelhaft ſein. Die Gäſte legten ſcharf los,
Beim 0:3 ſchoß Walldorf durch Stxafwurf den erſten Treffer,
um nach der Pauſe vier Tore folgen zu laſſen. Mit abgeſpieltem
Strafwurf holte Griesheim ein Tor auf. Erbach enttäuſchte ſeine
Anhänger nicht. Dafür wurde Groß=Umſtadt von Aſchaffenburg,
das kaum zu halten, gehörig überfahren.
In der Mittelklaſſe weiß man jetzt, daß Sprendlingen und
Reichsbahn zwei ernſte Bewerber ſind. Lorſch ſpielte hart und
mundfertig, aber ſchlecht Handball und wurde der Reichsbahn nie
gefährlich. Vom Heppenheimer Spiel der Tgſ. liegen
widerſpre=
chende Meldungen vor, ſo daß man die Sache der Behörde über
läßt. Immer wieder die Klage über das Heppenheimer
Publi=
kum, daß es ein Wunder iſt, wie die dortige Elf die Ruhe
trotz=
dem behält. Die Tgſ. führte nach 10 Minuten 2:0. Schad=Groß=
Gerau im Pfeifen zu langſam. Drei Platzverweiſe. — Ein
Wun=
der, daß im Ried die Vorausſage ſtimmte, und dabei zweimal
zweiſtellig. Nauheim hatte ſeine älteren Spieler herangeholt, die
ſich ihrer Glanztage erinnerten. Wolfskehlen rannte vergebens
gegen Nauheims ſichere Abwehr. Zehn Minuten vor Schluß zwei
Platzverweiſe der Gäſte. Büttelborn hatte einen ſchwarzen Tag.
Halbzeit nach 2:3 gehalten. Beim vierten Tor begann die
Kata=
ſtrophe mit den Zuſchauern als Hauptſchuldigen. Der Hüter
ver=
ließ ſein Tor. Da die Platzelf mit vier Erſatzleuten antrat, war
die Partie von vornherein ausſichtslos. Wallerſtädten gegen
Er=
felden bei gleichen Leiſtungen anſtändig. Nieder=Ramſtadts Erſatz
war ſchwach, der Hüter gefiel überhaupt nicht, ſo daß Crumſtadt
wider Erwarten glatt ſiegte. Höchſt anſtändig war das Spiel und
von Happel (Tgde. 1846) gut geleitet. In der B=Klaſſe hatten
die ſpielfreien A=Vereine ihre unteren Mannſchaften weſentlich
verſtärkt, trotzdem langte es nicht zu Erfolgen.
Arheilgen
Bickenbach
Langen
Griesheim
Pfungſtadt
Groß=Zimmern
Bensheim
Walldorf
* Handball igt 9denwaldgau der 9.T.
Meiſterklaſſe: Groß=Bieberau—Groß=Umſtadt 8:1 (5:1),
MommartNd.=Klingen 6:6 (4:3), Zweite—Steinbuch 2. 6:1.
Tgde. Beſſungen — Tgde. Sprendlingen 4:5 (2:1).
Mit obigem Reſultat konnten die Gäſte beide Punkte mit
nach Hauſe nehmen. Nicht dem beſſeren Können, ſondern ihrem
unerhört harten Spiel, das oftmals die Grenzen des Erlaubten
überſchritt, aber in dem ſonſt guten Nikolai=Griesheim einen ſehr
nachgiebigen Schiedsrichter fand, haben die Sprendlinger ihren
Sieg zu verdanken. Bei verteiltem Spiel gelang es Kreiſel, in der
7. Minute den Führungstreffer zu erzielen. Als Geyer im
geg=
neriſchen Strafraum unfair angegangen wird, verwandelt er ſelbſt
den Strafſtoß zum Ausgleich. Nachdem Dölp in der 12. Min.
für den Platzbeſitzer das 2. Tor ſchoß, glaubten die Gäſte
anſchei=
nend, durch rohes Spiel den Sieg an ſich bringen zu müſſen. Dies
geläng auch, da Kreiſel den Beſſunger Mittelläufer Holletſchek
derart verletzte, daß er in der Folge nur noch als Statiſt auf
Linksaußen mitwirken konnte. Ein ſolch grobes Foul hätte durch
Platzverweis geahndet werden müſſen. Daß durch dieſe
Vorkomm=
niſſe die Beſſunger Elf ſichtlich nervös wurde, iſt verſtändlich, und
nur dem aufopfernden Spiel der Hintermannſchaft war es zu
verdanken, daß die Sprendlinger vor der Pauſe kein Tor mehr
erzielen konnten. — Nach dem Wechſel drängten die Gäſte mit
aller Macht auf den Ausgleich, und es gelangen ihnen auch 4 Tore,
wovon allerdings das letzte eine große Fehlentſcheidung des
Schiedsrichters war. Die letzten 10 Minuten des Spieles
dräng=
ten die Beſſunger noch einmal ganz gewaltig, und es gelang ihnen,
das Reſultat auf 5:4 zu verbeſſern, aber zum Ausgleich langte es
bei der verſtärkten Sprendlinger Abwehr nicht mehr. — Im Spiel
der 2. Mannſchaften ſiegten die Beſſunger 5:3. — Die Jugend
ſiegte hoch gegen Groß=Gerau.
Tv. Heppenheim — Tgeſ. 1875 Darmſtadt 1:2.
Mit einem einwandfrei erfochtenen, wenn auch zahlenmäßig
zu knappen Sieg kehrten die 75er aus Heppenheim zurück. Es
war ein hartes Treffen. Die Platzbeſitzer ſtellten eine
körper=
lich ſehr ſtarke Elf, die es vortrefflich verſtand, von ihrer
kör=
perlichen Ueberlegenheit Gebrauch zu machen. Der Kampf
be=
gann ſehr vielverſprechend für die Darmſtädter. Gleich zu
Be=
ginn ſchoſſen Ruppert und Neutſch je ein Tor. Dann aber ſetzte
ſeitens der Heppenheimer eine rückſichtsloſe Spielweiſe ein.
Be=
greiflicherweiſe legten ſich dan die 75er eine gewiſſe Reſerve auf
und man beſchränkte ſich faſt ausſchließlich darauf, das
Ergeb=
nis zu halten. Der Schiedsrichter aus Groß=Gerau leitete
kor=
rekt, hätte allerdings ſchärfer durchgreifen müſſen. 2. Mannſchaft
11:2 für Heppenheim.
TV. Roßdorf — TV. Ober=Ramſtadt 6:10 (2:7).
Ein wahres Werbeſpiel wurde in Roßdorf gezeigt. In der
3. Minute ſchoß Roßdorf das erſte Tor, aber dies feuerte die Gäſte
an, die dann auch ſechs Tore hintereinander ſchoſſen. Roßdorf
ſpielte einen ebenſo guten, flüſſigen Handball wie Ober=Ramſtadt.
Nur war bei den Gäſten jeder Stürmer eine Wurfkanone, was
bei Roßdorf noch fehlt. Durch energiſches Eingreifen des Schiris
wurde ein Ausarten des Spieles in der zweiten Halbzeit
verhin=
dert, doch mußte von jeder Mannſchaft ein Spieler den Platz
ver=
laſſen. — Müller (Darmſtadt 75) wie immer gut.
ASC. Darmſtadt 1. — Merck Darmſtadt 1. 4:16 (1:9)
Am Samstag nachmittag ſtanden ſich obige Mannſchaften auf
dem Hochſchulſtadion in einem Freundſchaftsſpiel gegenüber.
Das Spiel war ein wahres Freundſchaftsſpiel. Beide
Mann=
ſchaften ſpielten in ruhiger, fairer Weiſe. Schiedsrichter Werner
98 war ſehr gut.
Merck Darmſtadt 2. — SV. Weiterſtadt 8:3 (4:1).
Auf dem Merck=Sportplatz trafen ſich geſtern obige
Mann=
ſchaften im Verbandsſpiel. Das Spiel wurde von Anfang an in
raſchem Tempo durchgeführt und Weiterſtadt gelang nach
eini=
gen Minuten der Führungstreffer. Merck ließ ſich nicht
ver=
blüffen und legte bis Halbzeit 4 Tore vor. Nach der Pauſe
konnte Merck weitere 4 Tore erzielen, denen W. noch 2 Tore
entgegenſetzen konnte. Schiedsrichter Weſp=Darmſtadt war dem
Spiel ein gerechter Leiter.
Fr. Tgde. Darmſtadr — Mainz=Mombach 14:3 (6:1).
Ein hochanſtändiges Spiel, das nie den Charakter eines
Serienſpiels trug. Ein Hauptverdienſt des Schiris Schikedanz
(Frankfurt=Niederrad), der bis auf Kleinigkeiten zu aller
Zu=
friedenheit leitete.
Mombachs Anwurf bleibt in Darmſtadts Läuferreihe ſtecken.
Angriff auf Angriff wird vorgetragen, doch der Gäſtetorer hält
mit Bravour oder es wird ſcharf daneben geſchoſſen. Mombach
verteidigt ſtark. Aus dem Gedränge heraus wirft Darmſtadts
Mittelſtürmer das 1. Tor, 2 Min, ſpäter der Halblinke einen
Strafwurf zum 2. Tor. Mombach macht ſich kurze Zeit frei, doch
Torwürfen reicht es nicht. Darmſtadt erzielt bis zur Pauſe noch
4 Tore, dann kommt Mombach zum verdienten Gegentor. Nach
Wiederanpfiff iſt der Gaſt eifrig bei der Sache, ſein Reſultat zu
verbeſſern. Darmſtadts Hintermannſchaft ſchickt ihren Sturm
im=
mer wieder nach vorn, und noch 8 Tore ſind die Ausbeute. Die
Gäſte kommen noch zu 2 Toren, wenn auch der 13 Meter recht
billig war. Die Darmſtädter Elf konnte trotz des Sieges nicht
überzeugen. Sie muß am Sonntag in Bauſchheim Beſſeres zeigen!
Mombach zeigte gute Einzelkönner (Linksaußen, Tormann,
Mittel=
ſtürmer und rechter Läufer). Das Mannſchaftsganze wird beſſer,
wenn mehr Ruhe vorherrſcht. — Darmſtadt Jgd. — Griesheim
Jgd. 2:4 (1:1).
Damen: Offenthal — Polizei Darmſtadt 1:2 (0:2).
Geſtern trugen die Damen der Polizei in Offenthal ihr
zweites Verbandsſpiel aus. Auch diesmal zeigte ſich Fortung
von der guten Seite. Trotz des unſportlichen Verhaltens des
Offenthaler Publikums, gelang es den Polizeidamen, die beiden
wertvollen Punkte zu erringen. Damit haben ſie ſich an die
Spitze der Tabelle geſetzt. Das Spiel ſelbſt war äußerſt ſchnell
und abwechfelungsreich. Der Platzverein ſpielte ſehr rauh, was
auch vom Publikum kräftig unterſtützt wurde. Beſonders gut
Frl. Walter im Darmſtädter Tor. Die beiden Tore der Gäſte
rzielte Frl. Auguſte Voeckler.
Auswahlſpiel im Main=Kreis: A=Mannſch. — B=Mannſch. 41:11.
Privatſpiel: TV. 60 Frankfurt — RV. Fechenheim 5:8.
Der Deutſche Hockey=Bund beſchloß, ſich an den Olympiſchen
Spielen 1932 in Los Angeles nicht zu beteiligen. Dagegen
ent=
ſenden die deutſchen Schwerathleten eine ſtarke Vertretung.
Der Tennisländerkampf Oeſterreich — Tſchechoſlowakei in
Wien ſah am zweiten Tage die Tſchechen mit 5:3 Punkten in
Führung.
Die Berufsfahrer Radrennen auf der Bahn des Berliner
Polizeiſtadions wurde vom BDR. unterſagt, da für die
Ver=
anftaltung keine ordnungsmäßige Anmeldung vorlag.
Frankfurt a. M.
Montag, 28. September.
15.15: Vortrag.
17.05: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
18.40: Dr. Horny: An deutſchen Kriegsgräbern in Frankreich.
19.05: Engliſch.
19.45: Wiener Volksmuſik.
20.30: Irrationalismus und moderne Medizin. Novellen von Dr.
Benn.
21.00: Konzert des Funkorcheſters. Soliſt: J. Trefny.
22.15: Die Weltkriſe vor dem Völkerbund. Debatten aus Genf.
Zeitbericht von Actualis.
22.55: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Montag, 28. September,
10.10: Schulfunk: Kinder ſpielen für Kinder.
14.45: Kinderſtunde: Wir machen eine Kinderzeitung.
15.40: O. Reiner: Mozart als Perſönlichkeit.
16.00: K. Riemann: Was könnte man in der Schule ſpielen?
16.30: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30: Dr. Michaelis und Mitw.: Muſik im Märchen.
18.00: Dr. Roſenwald: Romantiſche Ausflucht.
18.30: Prof. Dr. Loewe: Das Buch in der antiken Welt.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.25: Dr. Münzberg: Wie verbillige ich meine Milcherzeugung?
19.45: Wetter für die Landwirtſchaft. — anſchl.: Obering. Nairz:
Viertelſtunde Funktechnik.
20,00: Tanzabend. Hans Schindler und ſein Orcheſter.
21.00: Tages= und Sportnachrichten.
21.10: Alte Lied= und Violenmuſik. Ausf.: Hedda Helſing (Sopran).
Münchener Violen=Quintett.
22.20: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Hotel Eſplanade: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Barnabas
von Géczy.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Veranzwortlich für Polltkk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve: für Feulllievon, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
fAr den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreat Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſplegel in Bild und Wert: Dr. Herbert Neite:
für, den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Wille Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittſch — ſchmſlich in Darmſtad”
Fäu unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht Hbernommen.
Die heutige Nummer hot 8 Geiten.
Seite 8
Montag, den 28. September 1931
Nummer 269
geschichten aus adler Weit
Die Hymne ohne Worke.
Paris. Die Befriedung der Geiſter, ein Schlagwort, das von
den franzöſiſchen Zeitungen tagtäglich gebraucht wird, macht in der
Heimat Clemenceaus und Fochs rieſenhafte Fortſchritte. Wie
weit=
gehend die Zugeſtändniſſe ſind, die man in Frankreich dem
Friedens=
gedanken machen will, geht daraus hervor, daß eine beſondere
Geſell=
ſchaft, die ſich die Pflege guter Beziehungen zwiſchen allen Völkern auf
die Fahne geſchrieben hat, jetzt ſogar mit einem beſonderen Projekt
hervorgetreten iſt, das eine Abänderung der Marſeillaiſe fordert, weil
mehrere Verſe der franzöſiſchen Nationalhymne einen zu wenig
fried=
fertigen Charakter haben. So kommen darin Stellen vor, die den Krieg
ausdrücklich verherrlichen, und die Tatſache, daß z. B. die Schulkinder
verpflichtet ſind, bei jeder Feier die Nationalhymne zu ſingen, iſt eben
doch ein Beweis des wenig friedfertigen Strebens Frankreichs. —
So=
weit die Forderungen dieſer franzöſiſchen Geſellſchaft. Es iſt wohl nicht
anzunehmen, daß ſie verwirklicht werden, zumal man verlangt, daß
zu=
nächſt, d. h. „bis eine neue, dem Zug der Zeit eher angepaßte Hymne
geſchaffen wird”, zwar die Melodie der Marſeillaiſe weiter geſungen
wird, aber — ohne Worte. Alſo ein „Lied ohne Worte” als
National=
hymne. Es iſt doch merkwürdig, auf welche Ideen man verfällt, wenn
man „etwas für den Frieden tun will”. Man mag die Marſeillaiſe in
Frankreich ruhig beibehalten und weniger von dem Frieden ſprechen,
dafür aber um ſo mehr — andere im Frieden leben laſſen. Dann wird
auch die jetzige franzöſiſche Nationalhymne eine Friedensmarſeillaiſe
ſein.
Miſter Harwood erfindet das Armbanduhr=Wunder.
(g) London. Der berühmte engliſche Phyfiker A. G. Harwood
ſchenkte jetzt der Menſchheit das überaus praktiſche Armbanduhr=Wunder.
Die Erkenntnis, Armbanduhren „leben” ein unvergleichlich weniger
ge=
ruhſames Daſein als ihre Vorgänger, die Taſchenuhren in der
Weſten=
oder ſonſtigen Taſche beſchäftigte die Fachwelt ſchon lange; die
Arm=
bewegungen wirkten ſich, wenn auch nicht übermäßig fühlbar,
unange=
nehm aus und beeinträchtigten die Pünktlichkeit der Uhren. Dieſen
Nach=
teil wandelte nun der geniale Harwood in einen nicht zu unterſchätzenden
Vorteil um: Im Innern der von ihm konſtruierten Uhr befindet ſich
ein Pendel, das gerade durch die Handbewegungen in Betrieb geſetzt
wird, um hernach durch ihre eigene Bewegung die Spannfeder
aufzu=
ziehen. Trägt man dieſe Uhr auch nur wenige Stunden den Tag,
er=
folgt auf dem beſchriebenen Wege ſelbſttätig das Arfziehen der Uhr,
und zwar auf die Dauer von 36 Stunden — eine automatiſche
Ausſchalte=
vorrichtung verhütet genaueſt jeglichen Federbruch. Die ganze
Kon=
ſtruktion hat neben der vorbildlichen Pünktlichkeit des Ganges noch einen
zweiten, ſehr weſentlichen Vorzug: Da die Apparatur zum Aufziehen
wegfällt, iſt das Gehäuſe der Uhr hermetiſch verſchloſſen. Hierdurch
ſchalten Störungen durch Schmutz grundſätzlich aus; außerdem wird das
Triebwerk fabelhaft geſchont. Die praktiſche Erfindung iſt zweifellos
vorbildlicher „Dienſt am Kunden”, nicht aber vom Geſichtspunkte der
Uhrmacher aus, die ſich ganz gewiß nicht über die „Langlebigkeit” der
Harwond freuen werden . . Leider hat eben jede Angelegenheit ihre
zwei Seiten!
Erſte Halbzeit 4, zweite Halbzeit 3 Jahre.
(g) London. Vor ſieben Jahren erhielt Molly Bourchier,
Primadonna des Londoner Palace=Theaters, ein
Blumenſtrauß=
chen. Der Begleitbrief war kurz und bündig: „Ich verehre Sie,
Lloyd Davies‟. Die Diva nahm achſelzuckend zur Kenntnis, daß
ſie auch der ihr völlig unbekannte Miſter Davies verehrte. Einige
Zeit ſpäter bekam ſie jedoch Zeitungen aus Auſtralien, in denen
bunt angekreuzte Berichte über diverſe Siege des Rugby=Spielers
Lloyd Davies ſtanden. Da die Künſtlerin den Sportsmann nicht
perſönlich kannte, intereſſierte ſie ſich kaum für die Berichte.
All=
mählich mußte ſie aber zumindeſt ſeinen Namen kennen, denn der
erſten Sendung folgten mehrere und Davies ſorgte dafür, daß ihr
all ſeine Siege zur Kenntnis gelangen mögen. Es waren ihrer
nicht wenige, und als nach rund vier Jahren eines ſchönen Tages
Molly die Viſitenkarte des Unbekannten in der Hand hielt, war
er längſt kein Unbekannter mehr, ſondern ein gefeierter Spieler.
Die Begegnung verlief überaus eigenartig. „Sie wiſſen nun ganz
genau, wer ich bin,” meinte Davies, „und es dürfte Ihnen nicht
unbekannt geblieben ſein, daß ich in vier Jahren der gefeiertſte
Rugby=Champion der Welt wurde. Ich verdiene viel Geld bin
kerngeſund und tadellos gebaut. Außerdem liebe ich Sie. Sehen
Sie mich bitte genau an und ſtellen Sie gefälligſt feſt, ob Sie
meine Frau werden wollen!“ — Molly lachte hell auf: „So ſchnell
geht das nicht, mein Lieber. Wenn Sie volle vier Jahre zu
dieſem Entſchluß benötigten, müſſen Sie mir doch eine ebenſo
lange Bedenkzeit einräumen!“ — „Zu lange verehrte
Künſt=
lerin”, ſtöhnte der verliebte Sportler, „laſſen Sie ein Jahr ab!”
— Molly willigte ein: „Na ſchön, ſagen wir drei Jahre!‟ Davies
küßte ihre Hand und verſchwand, um in genau drei Jahren
wie=
derzukommen. Fräulein Bourchier war gerührt. So viel „Treue‟
hätte ſie einem Manne im Zeitalter der neuen Sachlichkeit nicht
zugetraut. Nach achtundvierzigſtündiger Verlobung auf Probe‟
flüſterte ſie das beglückende Jawort ins Ohr und der ſiebenjährige
„Davies=Coup” endete mit einer prunkvollen Hochzeit in der
Lon=
doner All Souls=Kirche. So blieb Lloyd auch diesmal Sieger; 4:3!
* Harun al Raſchid verkeidigk ſeine Ralionalikäk.
(a.) New York. Wenn jemand ſchon Harun al Raſchid
heißt oder ſich dieſen Namen zulegt, muß er damit rechnen, daß
man ihn mißtrauiſch betrachtet, dieweilen bei manchen Menſchen
verſchwommene Erinnerungen aus frühen Kindheitstagen und
einigen Märchenbüchern aufdämmern, die auch von einem Harun
al Raſchid wiſſen, der es verſtand, als einfacher Mann (wo er
doch ein großer König war) unter ſein Volk zu gehen und es zu
belauſchen. Dieſer andere Harun al Raſchid ging den anderen
Weg indem er ein einfacher Mann war und in großer Garderobe
den Weg nach oben fand. Und außerdem ſoll es nicht verſchwiegen
werden, daß dieſer Harun al Raſchid den Weltrekord in
Auswei=
ſungen hält. Aber das nur nebenbei. Wenn Harun al Raſchid
jedoch gehört hätte, wie dieſer kleinere Nachfolger mit dem gleichen
Namen darum gekämpft hat, zum Amerikaner erklärt zu werden
oder ſeine Nationalitat als garantiert amerikaniſch nachzuweiſen,
dann würde ſich ihm das Herz umgedreht haben. Das Ringen um
die amerikaniſche Nationalität ſpielte ſich in Detroit vor dem
Appellationsgericht ab.
Wenn die ſonſt ſo vortrefflich geführten Geburtsregiſter richtig
ſind, dann wurde dieſer Al Raſchid, der ein Nachkomme des
be=
rühmten ſein will, vor 30 Jahren in Detroit geboren. Er reiſte
dann als kleiner Amerikaner zum Orient und lernte dort
tür=
kiſch und alles mögliche andere, um anſchließend wieder in Detroit
aufzutauchen, wo er ſeine Zukunft in einem Bügelinſtitut ſah,
Und zwar ſpezialiſierte er ſich auf Herrenhoſen.
nähme.
Al Raſchid ſcheint wirklich von jenem berühmten
Namens=
vetter abzuſtammen, denn er brachte es eines Tages, der Teufel
weiß wie, fertig, mit Präſident Harding zu ſprechen, der ihn als
Vertreter einer zwar kleinen, aber freundlich geſinnten Macht im
türkiſchen Hinterland empfing.
Dieſer Empfang hatte nur inſofern Nachteile für ihn, als die
Polizei ihn, den geboxenen Detroiter, für einen Türken hielt,
denn als ſolcher war er ja bei Harding, ſo daß er in einen
Herzenskonflikt geriet: zu geſtehen, daß er Harding bemogelt habe
oder aber ſeine Ausweiſung anzunehmen. Er hat weder das eine,
noch das andere getan. Seit Jahr und Tag wird er andauernd
ausgewieſen; immer wieder kam er ſo in die Türkei zurück und
von dort aus wieder in die U. S. A. Dieſe ſchier endloſe Kette
der Ausweiſungen, die ihm in dieſer Hinſicht den Namen eines
Champions einbrachte, hat nun ein Ende gefunden, indem Harun
al Raſchid Zeugen dafür beibrachte, daß er ſchon als Baby in
Amerika geweſen ſei. Nun wird er, nachdem Harding längſt in
die Ewigkeit der politiſchen Häupter Amerikas eingegangen iſt,
den Beweis zu erbringen haben, wieſo er mit dem Präſidenten
als Repräſentant eines türkiſchen Stammes verhandelte. „
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