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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Pöchentliche iUlnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten mr mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Donnerstag, den 27. Auguſt 1931.
Nummer 237
194. Jahrgang
2 mm brette Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
FinanzAnzeigen 40 Reſchspfg. Neilamezeile (92 mm
breit/2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichspfg.
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Rellame-
zeile 3.00 Reichsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
(1 Dollar — 420 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Beil
Konurs oder gerſchtiſcher Beſtreſbung ſallt ſeder
Nabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbant.
Die Arbeiten der nächſten Zukunft.
2as Problem der Bankreform. — Die Sanierung der Gemeinden. — Das neue Sparprogramm.
Handelspolikiſche Spezialfragen.
Brüning wieder in Berlin.
Hugenberg am Donnerskag beim Kanzler.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die kurze Ruhepauſe in der inneren Politik, die durch die
teiſe des Kanzlers bedingt war — auch andere Miniſter haben
ie Gelegenheit zu einigen Urlaustagen benutzt — iſt mit der
fückkehr Dr. Brünings beendigt. Die offiziellen
Kabinetts=
eratungen werden vermutlich ſchon am Donnerstag
begin=
en, und zwar zunächſt mit einer Reihe wirtſchaftlicher
nd handelspolitiſcher Spezialfragen, worunter
ſohl auch der deutſch=ungariſche Handelsvertrag
1 zählen iſt. Für die nächſten Tagen ſtehen dann das
Pro=
lem der Bankreform, die Sanierung der
Ge=
reinden und das neue Sparprogramm im
Vorder=
rund. Inzwiſchen hat aber der Kanzler ſchon zahlreiche
Be=
rrechungen geführt, um ſeine weiteren Pläne vorzubereiten. Von
eſonderem Intereſſe iſt dabei, daß am Donnerstag der
eutſchnationale Führer Hugenberg in der
reichskanzlei erſcheinen wird.
Um dieſen Beſuch iſt in politiſchen Kreiſen viel Geraune
itſtanden, obwohl der Beſuch ſchon ſeit Wochen in Ausſicht
ge=
ommen und durch den Empfang Dr. Hugenbergs beim
Reichs=
räſidenten vorbereitet war. Man ſprach viel von den
Möglich=
liten einer Regierungsumbildung in einer Anlehnung nach
echts. Für ſolche Kombinationen iſt aber eigentlich kein Raum
iehr nach den Erklärungen, die der Kanzler jetzt wieder
n Stuttgart getan hat, die er jetzt in der „Germania” noch
ahin kommentiert, daß ſein Kabinett von Anfang an
ach derpolitiſchen und parlamentariſchen Seite
ollkommen frei, von parteiiſchen Bindungen
eweſen ſei und daß er nicht daran denke, dieſen
Grund=
harakter anzutaſten. Der Kanzler denkt alſo im
Augen=
zlick wenigſtens nicht daran, ſich irgendwie umzuſchalten. Er hält
jach wie vor daran feſt, daß er zunächſt ſein Programm für den
Winter aufſtellen muß und es dann den Parteiführern
unter=
ſreiten will, um ihre Mitarbeit und die der Oppoſition zu
er=
itten. Inwieweit ihm das gelingt, bleibt abzuwarten. Schon
vegen der Nückendeckung, die er bisher von Preußen aus
be=
aß, wird Dr. Brüning ſich kaum dazu entſchließen, eine ſtärkere
Inlehnung nach Rechts zu ſuchen, ſolange er die Ausſicht hat,
aß die Sozialdemokraten auch weiterhin ihm gegenüber eine
lohlwollende Neutralität beobachten.
Der Kanzler hat in Stuttgart und auch in ſeiner
Unter=
edung mit Miſter Kuh, dem Berliner Chefkorreſpondenten der
United Preß”, einen ſtarken Optimismus an den Tag gelegt,
bwohl er ſich darüber klar iſt, daß wir durch einen ſchweren
Linter hindurch müſſen. Es iſt vielleicht kein Zufall, daß Dr.
zrüning auf der Fahrt nach Stuttgart dem Chef der
Heeres=
eitung, General von Hammerſtein, einen Beſuch abſtattete.
Richklinien zur Sanierungs=Berordnung.
* Berlin, 26. Auguft. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung hat davon Abſtand genommen die
Not=
erordnung über die Sanierung der Haushalte von Reich und
andern mit beſonderen Durchführungsbeſtimmungen
auszuſtat=
en. Dagegen iſt vom Reichsfinanzminiſterium an
ie Länder ein Rundſchreiben gerichtet worden,
9s eine ganze Reihe von Vorſchlägen enthält, die
ich auf Sparmaßnahmen beziehen, wie wir ſie bereits in den
etten Tagen andeuteten. Im Reichskabinett hat man ſich auf
en Standpunkt geſtellt, daß beſondere Ueberwachungsorgane für
ne Durchführung der Sanierungsnotverordnung nicht notwendig
ind, weil man es der Selbſtverantwortung der Länder und der
Selbſtverwaltung der Kommunen überlaſſen will, in welchem
Lusmaß ſie je nach Lage ihrer Finanzen von der Verordnung
Zebrauch machen. Eine gewiſſe Kontrolle iſt aber in dem
lugenblick vorgeſehen, wenn Länder oder Gemeinden das Reich
im Unterſtützung oder Erhöhung der Steuerüberweiſungen
an=
ehen. In dieſem Fall wird der Reichsfinanzminiſter prüfen,
b in erſter Linie die Notverordnung vom 5. Juli und die
Paushaltsnotverordnung zur Anwendung gelangt ſind. Für
ie beſonders belaſteten Gemeinden, ſteht im
lugenblick ein Fonds von 60 Millionen zur Verfügung,
er unter Umſtänden noch eine Erhöhung erfahren wird.
„In dieſen Fragenkomplex ſpielt aber dann ſchon die Reform
er Arbeitsloſenfürſorge hinein. Hier ſind die
Vor=
rbeiten ſowohl bei der Arbeitsloſenverſicherung wie mit den
1u8) üttung einer einheitlichen unterſtützung
n Arbeitsloſe und Wohlfahrtserwerbsloſe
aben würde. In der Arbeitsloſenverſicherungsanſtalt fürchtet
Kan, daß durch die Zuſammenlegung der
Verſiche=
ung der Kriſenfürſorge und der Erwerbsloſen=
Urſorge und die Ausſchüttung einer
einheit=
ichen Unterſtützung eineſtarke Radikaliſierung
I den Kreiſen heraufbeſchworen wird, die Jahre hindurch ihre
Nohen Beiträge geleiſtet haben und jetzt womöglich arbeitslos
Derden, dann aber nur einen Fürſorgeſatz beziehen würden, wäh=
End früher erwerbslos gewordene Verſicherungsteilnehmer noch
den Nutzen aus der Verſicherung ziehen durften. Daher ſcheint
ue) die Frage der reinen Fürſorge für das ganze weite Gebiet
eT Arbeitsloſenbetreuung vorläufig zurückgeſtellt zu ſein.
2l2 Machtbefugniſſe des Reichspräſidenken.
In der Preſſe iſt die Frage aufgeworfen worden, ob ver=
LNuugsmäßig zuläſſig iſt, daß der Reichspräſident auf Grund
D2S Artikels 48 der Reichsverfaſſung Machtbefugniſſe auf die
SeNder überträgt. Hierzu wird von ſeiten des Reichsinnen=
miniſteriums folgendes mitgeteilt: Bei Ausübung der ihm auf
Grund des Artikels 48 Abſ. 2 der Reichsverfaſſung zuſtehenden
Befugniſſe iſt der Reichspräſident an die normale
verfaſſungs=
mäßige Zuſtändigkeitsabgrenzung zwiſchen Reich und Ländern
nicht gebunden. Er vereinigt alſo auf Grund des Artikels 48
jedenfalls die Zuſtändigkeit ſowohl des einfachen
Reichsgeſetz=
gebers, wie auch des Landesgeſetzgebers in ſich, ſoweit er
hier=
nach Maßnahmen trifft, die ſonſt zur Zuſtändigkeit des
Landes=
geſetzgebers gehören, gehen ſie abweichenden Beſtimmungen des
Landesrechtes vor. Artikel 48 verlangt nicht, daß der
Reichs=
präſident alle einzelnen Maßnahmen, die er zur Wiederherſtellung
der geſtörten oder gefährdeten öffentlichen Sicherheit und
Ord=
nung für nötig hält, ſelbſt trifft. Es iſt vielmehr anerkannten
Rechtes, das dem Artikel 48 Genüge getan iſt, wenn der
Reichs=
präſident die Richtung der von ihm für nötig erachteten
Maß=
nahmen in beſtimmter Weiſe angibt und zu ihrer Durchführung
im einzelnen andere Stellen ermächtigt.
Ein Zünf=Jahres=Weltplan.
Ein orſchlag des inkernakionalen Wirkſchafts=
und Sozial=Kongreſſes.
EP. Amſterdam, 26. Auguſt.
Einen Fünfjahres=Weltplan, als deſſen Kernſtück ein
fünf=
ſoll, hat auf dem erſten internationalen wirtſchaftlichen und
ſo=
zialen Kongreß, der am Dienstag hier eröffnet wurde, das
Mit=
glied des Wirtſchafts=Inſtituts in Waſhington, Dr. Jorwin,
vor=
geſchlagen. Ein ſolches Moratorium ſei eine unbedingte
Not=
wendigkeit, wenn man der Welt ermöglichen wolle, wieder ins
Gleichgewicht zu kommen. Ein fünfjähriger
Zahlungs=
aufſchub würde ohne Zweifel auch eine Löſung des
geſamten Kriegsſchuldenproblems geſtatten.
Die Verlängerung des Hoover=Moratoriums könne dazu benutzt
werden, über Annullierung der Kriegsſchulden zu verhandeln.
Eine internationale Induſtriebank, die
internatio=
nale Anleihen auflegen ſoll, müſſe unter Mitarbeit der
haupt=
ſächlichſten Gläubigermächte errichtet werden. Eine
Verein=
barung der Produktionsländer von Rohſtoffen und Fertigwaren
ſei erforderlich.
Der von dem Mitglied des Wirtſchafts=Inſtituts in
Waſhing=
ton, Dr. Jorwin, vorgeſchlagene „Fünfjahres=Weltplan” iſt in den
Kreiſen des Wirtſchafts= und Sozial=Kongreſſes, der hier
gegen=
wärtig tagt, lebhaft erörtert worden. Der Franzoſe Bertrand de
Jouvenel erklärte dazu, die Vereinigten Staaten und Frankreich,
die gewaltige Goldreſerven in ihren Kellern liegen hätten, ſeien
in der Lage, die Initiative zu einem internationalen Kreditplan
zu übernehmen. Das deutſche Moratorium und das drohende
ſüdamerikaniſche Moratorium hätten den Beweis erbracht, daß
die Zeit endgültig vorüber ſei, wo die Länder mit ausgedehnter
verarbeitender Induſtrie ſich die Auslandsmärkte ſtreitig machen
konnten. Heute ſei es nötig, daß ſie ſich einigten, damit ſie
ge=
meinſam die noch ſtark aufbaufähigen Gegenden der Welt
ent=
wickeln und ihnen die nötige Kaufkraft verliehen. Afrika und
be=
ſonders die franzöſiſchen Kolonien bildeten ein ideales Gebiet
für die Zuſammenarbeit der verarbeitenden Induſtrieländer, die
ſich in die zum Ausbau des afrikaniſchen Kontinents notwendigen
Arbeiten teilen könnten. Man müſſe
Kontingentierungsabkom=
men treffen, die die Abſchaffung ſo mancher prohibitiver
Zoll=
mauern geſtatten würden.
Der Reichskanzler über die Zukunft der Reparakionen.
Reichskanzler Dr. Brüning hatte eine Unterredung mit dem
Berliner Chefkorreſpondenten der „United Preß”, Frederik Kuh,
in der er ausführte:
„Die Völker müſſen begreifen, daß wir nicht mehr in einer
Geſchäftskriſe ſtehen, ſondern daß das Vertrauen in die geſamte
wirtſchaftliche Stabilität erſchüttert iſt. Auf die Frage, wie er
ſich die weitere Entwicklung des Reparationsproblems vorſtelle,
erwiderte er: „Die Zukunft der Reparationen hängt von den
Ver=
einigten Staaten ab. Es wäre unpraktiſch, wenn wir uns unſere
Anſicht nur vom rein deutſchen Standpunkt bilden würden. Ich
erwarte keine entſcheidende Wendung, bevor das Bundesparlament
in Waſhington im Dezember zuſammengetreten iſt.”
Hinſichtlich des von franzöſiſcher Seite angeregten
zehnjähri=
gen politiſchen Moratoriums zwiſchen Frankreich und Deutſchland
meint der Kanzler: „Dieſe Frage ſoll jetzt nicht in die Debatte
geworfen werden. Wir müſſen uns erſt mit den anderen
Mäch=
ten und beſonders Frankreich über konkrete Wirtſchaftsfragen, in
erſter Linie die Zölle und die internationalen Kartelle, einigen.”
Auf die Frage des Korreſpondenten, ob Deutſchland und
Oeſterreich, wenn das Gutachten des Haager Gerichtshofes für ſie
günſtig ausfallen ſollte, die Zollunion durchführen würden,
er=
widerte Brüning: „Wenn das Haager Urteil für uns günſtig
ausfällt, ſo wird die Welt erkennen, daß Deutſchland das
Welt=
problem der Zölle der Löſung einen Schritt näher gebracht hat.
Nachdem Deutſchland ſeine Bereitſchaft erklärt hat, mit anderen
Ländern über ähnliche Zollunionen zu verhandeln, würden wir
dann erwarten, daß uns die anderen Regierungen eine
konſtruk=
tive Löſung vorſchlügen.” Zur Löſung der gewaltigen
internatio=
nalen Probleme hält Brüning Beſprechungen zwiſchen den
leiten=
den Staatsmännern unter den gegenwärtigen Umſtänden für
er=
folgverſprechender als Verhandlungen im Völkerbmd.
Die Verhandlungen
zwiſchen Warſchau und Moskau.
Kommk es zu einem Nichkangriffspakk? — Bedenkung
und Schwierigkeiten. — Polens Bindung an Rumänien.
Von unſeremWarſchauer Sonderberichterſtatter,
Warſchau, Ende Auguft 1931.
Der Beginn der franzöſiſch=ruſſiſchen Verhandlungen hat
auch in Warſchau den Anſtoß zu einer Aktivierung ſeiner
Außen=
politik gegeben. Nach Jahren voll Mißtrauens und
Feindſelig=
keit gegen die Sowjetunion, die dieſe Gefühle ihrerſeits
er=
widerte, hat Polen jetzt die Initiative ergriffen, um eine
Ent=
ſpannung herbeizuführen. Das Regierungsorgan „Gazeta Polſka”
ließ einen Verſuchsballon aufſteigen in Geſtalt eines
vielbeach=
teten Artikels, der die polniſch=ruſſiſchen Beziehungen als
keines=
wegs unheilbar ſchlecht bezeichnete und zwiſchen den Zeilen zu
verſtehen gab, daß eine Beſſerung möglichſt bald eintreten ſollte.
Obgleich ein Moskauer Echo ausblieb, ſo wirkte dieſes Tönen
der Friedensſchalmei in Polen weiter. In der Preſſe und in
den politiſchen Kreiſen wurden die Möglichkeiten eines
Nicht=
angriffspaktes eifrig erörtert, und nunmehr hat die polniſche
Re=
gierung dem Moskauer Außenkommiſſariat den Entwurf eines
Nichtangriffspaktes überreichen laſſen.
Es iſt begreiflich, daß ſchon die erſte offiziöſe Anregung in
Polen eine lebhafte Diskuſſion auslöſte. Angeſichts der Lage
Polens zwiſchen den als feindlich betrachteten Nachbarn im
Weſten und im Oſten verſpricht man ſich in den Warſchauer
politiſchen Kreiſen — diesmal aller Lager — von einem
Nicht=
angriffspakt eine bedeutende Entlaſtung. Die Oſtgrenze, ſo
argumentiert man, brauchte dann nicht mehr als ſtändig von
einem Angriff bedroht in Kriegsbereitſchaft gehalten zu werden
und auch auf die nach Oſten ſchielenden unbotmäßigen ſlawiſchen
jähriges Kriegsſchulden= und Reparations=Moratorium dienen Minderheiten würde ein ſolcher Pakt ſehr abkühlend wirken.
Schon hierbei bleibt nun allerdings außer Betracht, daß die
Politik der Komintern und ihre Agitation unter den unruhigen
Minderheiten wie bei der eigentlich polniſchen Bevölkerung ſelbſt
durch den Abſchluß eines Nichtangriffspaktes in keiner Weiſe
berührt werden würde.
In der polniſchen Preſſe hat man aber über den erwähnten
Geſichtspunkt hinaus an den erwünſchten Vertrag auch ſchon ſehr
weitgehende Hoffnungen geknüpft, die ſich nach Lage der Dinge
in keiner Weiſe verwirklichen können. Wenn die „Polonia” in
einer Betrachtung über die zu erntenden Früchte eine
Anerken=
nung der heutigen polniſchen Grenzen, alſo auch der weſtlichen,
durch die Sowjetunion als ſicher mitrechnet, ſo muß ihr
ent=
gegengehalten werden, daß eine ſolche Feſtlegung der
Sowjet=
union in völligem Widerſpruch zu ihrer bisherigen Außenpolitik
ſtehen würde. Das polniſche Blatt läßt bei ſeinen
Betrachtun=
gen das deutſch=ruſſiſche Abkommen ganz außer acht, mit deſſen
Sinn und Geiſt eine Bekräftigung des Status quo ganz
unver=
einbar iſt, und ebenſo wenig beachtet iſt die grundſätzliche
Ab=
lehnung der Verſailler Vertrages durch Moskau. Die
Sowjet=
union hat ja nicht einmal in der Wilnaer Frage den polniſchen
Standpunkt als berechtigt anerkannt. Angeſichts dieſer Tatſache
könnte ein ruſſiſch=polniſcher Nichtangriffspakt im Grunde
genom=
men beſtenfalls kaum etwas anderes enthalten, als eine
ſpezia=
liſierte Anwendung der Grundſätze des Kellogg=Paktes, dem die
beiden Staaten überdies bereits angehören.
Es wäre ſomit von der polniſchen Aktion, falls ſie zum
Er=
folge führt, wohl nicht viel mehr zu erwarten, als eine
pſycholo=
giſche Wirkung, eine Entſpannung der gereizten Atmoſphäre, die
allerdings vom ſowjetruſſiſchen Standpunkt nicht unerwünſcht
erſcheinen könnte. Polen gilt in Moskau als der Eckſtein im ſo
viel erörterten „Antiſowjetblock”. Eine Verpflichtung zum
Ver=
zicht auf jeden Angriff würde in dieſer Hinſicht beruhigend
wirken und damit natürlich auch die Kleinſtaaten an der
Weſt=
grenze, die ſich, wie man in Moskau immer behauptet, nach
Warſchau orientieren, zu einer Umſtellung nötigen. So ſollte
man, wenigſtens nach der in Warſchau vertretenen Meinung,
in Moskau denken. Unterdeſſen iſt aber von Moskau ein Dementi
veröffentlicht worden, das Verhandlungen mit Polen über einen
Nichtangriffspakt kurz und bündig in Abrede ſtellt. Dieſes
Dementi erſchien unmittelbar bevor der polniſche Paktentwurf
in Moskau überreicht wurde. Mit Spannung erwartet man nun
in Warſchau, welche weiteren Aeußerungen die Sowjetregierung
ihrem bemerkenswerten Dementi folgen laſſen wird. Die in
Moskau während der letzten Wochen beobachtete kühle Reſerve
und die Schweigſamkeit der Sowjetpreſſe, die für die
Freund=
lichkeiten der polniſchen Preſſe kein Wort der Antwort findet, iſt
aber jedenfalls für Polen nicht gerade erhebend.
Aber auch mit einem weitergehenden Entgegenkommen der
Sowjetregierung wäre Polen noch keineswegs über alle
Schwie=
rigkeiten der zu führenden Verhandlungen hinweggeholfen. In
Warſchau kann man keinen Augenblick vergeſſen, daß man ſich
in den vorausgegangenen Jahren immer feſter an Rumänien
gebunden hat. Damals ſah man eben noch keine Entſpannung
der Beziehungen zu Moskau und ſicherte ſich durch ein
mili=
täriſches Bündnis mit Rumänien. Ohne Zweifel, um
nachdrück=
lich an dieſes Bündnis zu erinnern, war der Prinz von
Rumä=
nien jetzt in Warſchau erſchienen. Ueber Rumänien hinweg eine
weitergehende Annäherung an die Sowjetunion zu vollziehen,
iſt natürlich ganz undenkbar. Könnten aber vielleicht nach dieſer
Richtung gemeinſame Bemühungen Polens und Rumäniens in
die Wege geleitet werden? Es iſt, wenigſtens außerhalb der
maßgebenden Kreiſe Warſchaus, noch nicht bekannt, ob und wie
großen Wert Rumänien auf eine ſolche politiſche Kombination
legt. Dieſe Frage tritt aber zurück hinter der ſchwierigeren:
wie ſtellt ſich Moskau dazu? Und da muß geſagt werden, daß
die beßarabiſche Frage von einer Löſung ſo entfernt ſcheint, wie
nur je. Ohne vorherige Löſung dieſer Frage kommt aber für
Moskau keine Verſtändigung mit Rumänien in Betracht.
Moskau hat ſich bisher die bequemere Rolle, die abwartende
gewählt, es ließ die Dinge an ſich herankommen. Nachdem
nun=
mehr. der polniſche Vertragsentwurf, dem Außenkommiſſariat
überreicht worden iſt, kann ſich Polen zunächſt auf die abwar=
4tende Stellung zurückziehen und Moskau hat das Wort=
Seite 2
Donnerstag, den 27. Anguſt 1931
Nummer 237
Ekalſenkung um 25 bis 30 Millionen.
Berlin, 26. Auguſt.
Eine gemeinſame Konferenz des Magiſtrats und der
Vor=
ſitzenden der Bezirksämter ſowie eine anſchließende
Magiſtrats=
ſitzung beſchäftigten ſich heute mit den Einſchränkungsvorſchlägen
des Städtetages und den in der Berliner Verwaltung
durchzu=
führenden Notmaßnahmen. Es beſtand die allgemeine
Auf=
faſſung, daß eine fruchtbare Aufgabenminderung nur durch eine
ſtraffere Organiſation der Verwaltung, ſcharfe Arbeitsteilung
und Abbau jeder unnötigen Behördenarbeit möglich iſt. Soweit
es in den Kräften der Stadtverwaltung liegt, ſollen geeignete
Maßnahmen getroffen werden, um durch Erleichterungen auf
dem Gebiete der Bauwirtſchaft, der Grundſtücksverwertung und
den anderen Zweigen der Stadtverwaltung die private Initiative
anzuregen und die Ueberwindung der Kriſe nach Möglichkeit zu
erleichtern.
Die durch die Kaſſen= und Etatslage erzwungene ſofortige
Einſchränkung der ſtädtiſchen Ausgaben erſtreckt ſich auf alle
Be=
tätigungszweige der Stadt. Die Mitglieder des Magiſtrats und
die Vorſitzenden der Bezirksämter haben ſich bereiterklärt über
die Beſtimmungen der Notverordnung hinausgehend, während
der Dauer der Wirtſchaftskriſe auf insgeſamt 20 Prozent ihres
Gehalts zu verzichten. Im Arbeitsbereich des Tiefbauamtes
werden die im Etat vorgeſehenen Mittel um mehrere Millionen
Reichsmark gekürzt, die Inangriffnahme aller Hochbauten wird
unterbleiben, die einmaligen Ausgaben des Haushaltsplanes
werden geſperrt. Bei den höheren Lehranſtalten wird die
Staf=
felung des Schulgeldes nach dem Einkommen aufgehoben. An
ihre Stelle tritt das in den übrigen preußiſchen Schulen übliche
Syſtem der Freiſtellen. In allen Schulgattungen wird die
Klaſ=
ſenzahl verringert. In der Wohlfahrtspflege werden die
ergän=
zenden Leiſtungen eingeſchränkt: über die Höhe des
Fürſorge=
richtſatzes ſoll entſchieden werden, ſobald die Verordnung der
Reichsregierung über die Geſtaltung der gehobenen Fürſorge
vorliegen. Insgeſamt erwartet der Magiſtrat von ſeinen
heu=
tigen und den noch beabſichtigten Einſchränkungsmaßnahmen eine
Herabminderung des Haushaltsbedarfs um 25 bis 30 Mill. RM.
für den Reſt des Jahres.
Die heſſiſche Finanzlage Ende Juli.”
Nach den amtlichen Mitteilungen über die Einnahmen und
die Ausgaben des Landes. Heſſen ſtellt ſich die Finanzlage Heſſens
Ende Juli für das laufende Rechnungsjahr wie folgt:
Im ordentlichen Haushalt betragen die
Geſamtein=
nahmen 23,148 Millionen Mark, und zwar aus Reichsſteuern
7.870 Mill., aus Landesſteuern 10,256 Mill., aus der Rechtspflege
0,948 Mill., aus Schule, Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirche 0,038 Mill.
und aus der übrigen Landesverwaltung 4,036 Millionen. Davon
gehen ab für Zuſchüſſe zu den Betrieben und Unternehmungen
1,673 Mill, ſo daß an Einnahmen insgeſamt 21 475 Millionen
verbleiben. — Die Ausgaben im laufenden Berichtsjahr
betra=
gen bisher zuſammen 28,738 Mill., und zwar für die allgemeine
Verwaltung einſchließlich der Polizei 4,138 Mill., für Rechts=flege
2547 Mill., für das Verkehrsweſen 0317 Mill., für Schule,
Wiſſenſchaft, Kunſt und Kirche 10.132 Mill., für ſoziale
Maß=
nahmen und Geſundheitsweſen 1,130 Mill. für Wohnungsweſen
0,011. Mill., für den Schuldendienſt 1,384 Mill., für Ruhegehälter
5.156 Mill. und für ſonſtige Ausgaben 3,923 Mill. — Der
ordent=
liche Etat verzeichnet alſo ver Ultimo Juli eine Mehrausgabe von
7263 Millionen Reichsmark. — Im außerordentlichen
Haushalt ſind bis Ende Juli 0,045 Millionen Einnahmen zu
verzeichnen, während die Ausgaben 0.,301 Mill, betragen, und
zwar für Landkultivierung und landwirtſchaftliches
Siedlungs=
weſen 0,188 Mill., für Wohnungsweſen 9,005 Mill., für Zuſchüſſe
und Neuinveſtierungen der Betriebe 0023 Mill, und ſchließlich
für ſonſtige Ausgaben der Hoheitsverwaltung 0.105 Millionen.
Der amtliche Ausweis für den Monat Juli 1931 des
Rech=
nungsjahres 1930, der noch nicht die endgültigen
Abſchluß=
zahlen bringt, beziffert, im ordentlichen Haushalt die
Mehraus=
gaben auf 8,643 Millionen im außerordentlichen Haushalt auf
4272 Millionen Reichsmark. Das Defizit im Rechnungsjahr
1930 beträgt ſomit rund 12,9 Mill. Reichsmark.
Weitere Zunahme der Wohlfahrts=Erwerbsloſen
UNeſen.
Im Volksſtaat Heſſen ſind nach den neueſten Ermittlungen
des Heſſiſchen Landesſtatiſtiſchen Amtes die von den
Arbeits=
ämtern anerkannten, bei den Bezirksfürſorgeſtellen gezählten
Wohlfahrtserwerbsloſen gegenüber dem Vormonat von 25 629 auf
27007 am 31. Juli geſtiegen. Von dieſer Zahl entfallen 16 623
Die Berliner Staatsanwaltſchaft hat das gegen den bisherigen
Vorſitzenden der Wirtſchaftsvartei, Abg. Drewitz, eingeleitete
Strafverfahren eingeſtellt. Drewitz war beſchuldigt worden, in
ſeiner Eigenſchaft als Vorſitzender des Aufſichtsrats
Unter=
ſchlagungen und Bilanzfälſchungen begangen oder geduldet zu
haben.
Wie wir von gut unterrichteter Seite erfahren, wird der
Führer der Deutſchnationalen Volkspartei, Dr. Hugenberg, heute
vom Reichskanzler empfangen werden.
In einer gemeinſamen Konferenz beſchloſſen die ungariſchen
Parteiführer auf Erſuchen des Miniſterpräſidenten Grafen
Ka=
rolyi, die Debatte über die Regierungserklärung bereits am
zweiten Tage, alſo am Freitag, abzubrechen, über die
Vertrau=
ensfrage abzuſtimmen, das Haus ſodann auf unbeſtimmte Zeit zu
vertagen und ſeine Machtbefugniſſe wieder dem 33er=Ausſchuß zu
übertragen.
Der Beſchluß des ungariſchen Miniſterrats, die Verwendung
ſtaatlicher Automobile durch die höheren Beamten aufzuheben,
wurde bereits durchgeführt. Fünfzig derartige Automobile
wur=
den eingezogen und einſtweilen in Garagen untergebracht. Die
damit erzielte Erſparnis für das Budget beträgt jährlich eine
halbe Million Pengö.
Wie zuverläſſig verlautet, iſt in den durch Vertrauensperſonen
zwiſchen dem Vatikan und der italieniſchen Regierung geführten
Einigungsverhandlungen eine grundſätzliche Verſtändigung erzielt
worden. Die bezügliche offizielle Mitteilung wird in den nächſten
Tagen veröffentlicht werden.
Der ehemalige engliſche Botſchafter in Paris, Lord Erewe,
der der Liberalen Partei angehört, iſt zum Kriegsminiſter (2)
er=
nannt worden.
Wie nunmehr feſtſteht, tritt Gandhi am Samstag die Reiſe
nach London an. Die Entſcheidung über die Reiſe fiel nach einer
Unterredung Gandhis mit dem Vizekönig.
Wie aus Mexiko Stadt gemeldet wird, kam es im Parlament
zu erregten Auseinanderſetzungen. Plötzlich zogen mehrere
Abge=
ordete ihre Revolver und es entwickelte ſich ein regelrechtes
Feuer=
gefecht. Dabei wurde der Abgeordnete Ruiz getötet. Vier
Ab=
geordnete erlitten Verletzungen.
Perſonen allein auf die fünf größten Städte (gegenüber 15 463
im Vormonat). Nur einige ländliche Bezirke weiſen einen
gering=
fügigen Rückgang auf, der jedoch gegenüber der Zunahme der
Wohlfahrtserwerbsloſen in den meiſten anderen Bezirken gar
nicht ins Gewicht fällt.
Keine Einberufung des Preußiſchen Landkages.
Berlin, 26. Auguſt.
Der Aelteſtenrat des Preußiſchen Landtages iſt bisher nicht
einberufen worden. Der von den Nationalſozialiſten unterſtützte
Antrag der Deutſchnationalen auf ſofortige Einberufung des
Landtages iſt von anderen Parteien nicht unterſtützt und die
er=
forderliche Mindeſtzahl von 90 Stimmen alſo nicht erreicht
wor=
den. Der mit anderer Begründung von den Kommuniſten
einge=
brachte Antrag wird als beſonderer Antrag angeſehen, der bisher
gleichfalls keine weitere Unterſtützung erlangte. Mit der
Einbe=
rufung des Landtages auf Grund dieſer Anträge dürfte alſo nicht
zu rechnen ſein.
Bor einer bayeriſchen Nokverordnung.
München, 26. Auguſt.
Der Miniſterrat hat heute abſchließend zu den Plänen über
die Abgleichung des bayeriſchen Staatshaushaltes Stellung
ge=
nommen. Bekanntlich ſchließt der ordentliche Haushalt für 1931
mit einem Feylbeträg von 28,6 Millionen RM. ab. Dieſer
Fehl=
betrag ſoll zum Teil durch Erſchließung neuer Einnahmen, zum
anderen Teil durch weitere ſcharfe Sparmaßnahmen beſeitigt
wer=
den. Die neubeſchloſſenen Einnahmen werden in ihrer
Verwen=
dung ſtark von der gegenwärtigen Not beeinflußt ſein, d. h. ſie
werden zum größten Teil zweckgebunden ſein zugunſten der
Für=
ſorgelaſten der Gemeinden. Die neuen Maßnahmen werden auf
dem Wege der Notverordnung noch im Laufe dieſer Woche
ver=
öſſentlicht werden.
Berlin, 26. Auguft.
Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, hat der
General=
ſekretär des Haager Gerichtshofs dem Generalſekretär beim
Völker=
bund mitgeteilt, daß alles geſchehen werde, um das Gutachten für
den 2. September fertigzuſtellen. Am 3. September beginnt der
Völerbundsrat. Er kann ſich dann alſo doch noch in dieſer
Tagung mit der Angelegenheit befaſſen. Der Haager
Gerichts=
hof will ſogar auf alle entbehrlichen Formalitäten verzichten,
z. B. auf die ſofortige Drucklegung, damit die Uebermittlung nach
Genf keine Verzögerung erleidet.
Nach der Regierungsbildung in Englant
Die neue Regierung hal ihr Amk angekreken.
EP. London, 26. Auguſt.
Die Miniſter der neuen engliſchen Regierung haben heu
offiziell ihr Amt angetreten, nachdem ſie am Vormittag ih
Amtsſiegel vom König im Buckingham=Palaſt in Empfang e
nommen hatten. Eine Konferenz aller neuen Miniſter fa
heute nachmittag in der Amtswohnung Macdonalds in 1
Downing=Street ſtatt, der unmittelbar darauf eine Sitzung d
Zehnminiſter=Kabinetts folgte. Der Miniſterrat dauerte nur ei
halbe Stunde. Wie Dominion= und Kolonienminiſter Thom
nach Schluß der Kabinetts=Sitzung erklärte, habe die neue 9
gierung ihre Arbeiten bereits in Angriff genommen.
König Georg, deſſen Eingreifen die ſchnelle Löſung der po
tiſchen Kriſe in erſter Linie zu verdanken iſt, trat heute abend
Rückreiſe nach Schottland an, um ſeinen durch den Regierung
wechſel unterbrochenen Erholungsaufenthalt im Balmoral=Caſt
fortzuſetzen.
Macdonald und Thomas rechkfertigen ſich.
Miniſterpräſident Macdonald hat heute an alle Arbeite
Abgeordneten ein perſönliches Schreiben gerichtet, worin er
erſucht, ohne Leidenſchaft oder Vorurteile die Umſtände gen
zu prüfen, die ihn zum Eintritt in die nationale Regierungb
wogen haben. Wie er ausführt, war die Lage derart kritiſ
daß nur ſchnelles und entſchloſſenes Handeln verhängnisvo
Folgen hätte abwenden können. Abſchließend bittet Maedong
die Abgeordneten, ein Urteil über ſein Verhalten und das d
ihm in die neue Regierung gefolgten Kollegen erſt dann
fällen, wenn ſie die Tatſachen und Gründe erkennen würden,
zum Rücktritt der Arbeiter=Regierung und zur Bildung d
nationalen Regierung geführt hätten, was der Fall ſein könt
wenn das Parlament zuſammengetreten ſein werde.
Dominion= und Kolonialminiſter Thomas hat als Präſide
der engliſchen Eiſenbahnergewerkſchaft an die Gewerkſchaftsfü
rer gleichfalls ein Schreiben geſandt, worin er ſeinen Eintr
in die neue Regierung zu rechtfertigen ſucht. Er erklärt, daß
das Riſiko der Unpopularität auf ſich genommen habe, da ſein
Anſicht nach die von der neuen Regierung durchzuführend
Sparmaßnahmen letzten Endes im Intereſſe der Arbeiter fell
lägen.
Skellungnahme der Arbeiter=Organiſakionen
zum enufiſchen nalangden Kaffelle.
An der gemeinſamen Konferenz der Exekutive der Arbeite
Partei, des Generalrats des Gewerkſchaftskongreſſes und d
beratenden Ausſchuſſes der Unterhausfraktion der Arbeite
Partei heute nachmittag nahm Macdonald als Mitglied d
Partei=Exekutive nicht teil. Die Konferenz, die in den früh
Abendſtunden noch andauerte, befaßte ſich mit der durch Ma
donalds Eintritt in das nationale Kabinett geſchaffenen vo
tiſchen Lage. Sie beriet über die Haltung, die die drei führend
Arbeiter=Organiſationen der neuen Regierung gegenüber ei
nehmen werden.
Ueber die Sitzung, die privater Natur iſt, wurde bis zu d
frühen Abenoſtunden noch nichts bekannt. Es verlautet jedo
daß die Arbeiter=Oppoſition im Unterhaus ſich nicht damit !
gnügen wird, eine rein negative Haltung einzunehmen, ſonde
Gegenvorſchläge für einen Haushaltsausgleich unterbreiten wi
Die Aufnahme des engliſchen Kabinekks.
London, 26. Auguſt.
Die neue nationale Regierung” wird von faſt ſämtlich
Blättern mit Wärme begrüßt. Ihre Mitglieder werden als 1
Männer bezeichnet, die geignet ſeien, im In= und Auslande V.
trauen zu erwecken. Nur „Daiky Herald” nennt das Kabin
ein Erzeugnis des Druckes engliſcher und ausländiſcher Banke
Das Blatt ſchlägt vor, die im Auslande angelegten britiſch
Kapitalien zur Stützung und Verteidigung des Sterlingkurſes
mobiliſieren. Die gleiche Maßnahme ſei bereits während d
Krieges mit Erfolg durchgeführt worden.
Der weitaus größte Teil der franzöſiſchen Preſſe, ausgeno
men die ſozialiſtiſchen und kommuniſtiſchen Blätter, zeigen ſich v
dem Gang der Ereigniſſe in England ſehr befriedigt, um ſo mel
als Frankreich noch vom Jahre 1926 her die nationale Uni
Poincares in Erinnerung hat, der damals den bereits ſehr ſchwa
kenden Franken ſtabiliſierte. Die Bläter überſchütten vor alle
den Miniſterpräſidenren Macdonald mit Lob, der in einer
ſchweren Stunde das Wohl des Vaterlandes über das Wohl d
Partei geſtellt habe.
Goekhes Gedanken über Volkaire.
Von Alfred Bock.
Als Goethe im April 1770 zur Vollendung ſeiner juriſtiſchen
Studien nach Straßburg zog, begleitete ihn die Hoffnung, an der
franzöſiſchen Grenze und in naher Berührung mit franzöſiſcher
Sitte und Kultur tiefer in den Geiſt und die
Eigentümlichkeit der franzöſiſchen Sprache
ein=
zudringen, die ihm von Jugend auf lieb und
vertraut war. Montaigne, Amiot, Rabelais
und Marot zählten bis dahin zu ſeinen
Lieb=
lingsſchriftſtellern; von franzöſiſchen
reformier=
ten Geiſtlichen, deren Predigten er in
Frank=
furt gehört, von franzöſiſchen Schauſpielern, ja
von Bedienten und Schildwachen hatte er ſich
im Laufe der Jahre Redensarten und
Akzen=
tuationen angeeignet. Sobald er ſich nun in
Straßburg im Umgange mit gebildeten
Fran=
zoſen in der franzöſiſchen Konverſation verſuchte,
wogten die verſchiedenartig von ihm
aufgenom=
menen Sprachelemente chaotiſch durcheinander,
und er mußte ſich, mehr als ſein Stolz vertragen
konnte, den Spott und den Tadel der Franzoſen
gefallen laſſen. Der Unwille, der ſich ſeiner
be=
mächtigte, ſteigerte ſich, als er in franzöſiſchen
Zirkeln die unhöflichſten und leichtfertigſten
Urteile über deutſche Kunſt und Art laut
wer=
den hörte, und ſeine Vorliebe für das
Franzö=
ſiſche, dem er noch in Leipzig ſtark gehuldigt
hatte, verwandelte ſich mit einem Male in
Widerwillen und Gegnerſchaft. Die franzöſiſche
Literatur hatte nach Goethes Wort damals
Eigenſchaften, die den ſtrebenden Jüngling mehr
abſtoßen als anziehen mußten. Sie war „
be=
jahrt und vornehm” und konnte die nach Le=
Tragödien waren von der Bühne verſchwunden,
und Voltaire hatte eben die Werke Corneilles
herausgegeben, ebenſowohl um die Mängel
E
heiligen Bücher lebhaften Verdruß, und als Voltaire, um die
Ueberlieferung der Sintflut zu entkräften, alle verſteinerten
Mu=
ſcheln zu leugnen wagte und ſie nur für Naturſpiele erklärte,
ent=
zog ihm Goethe ganz ſein Vertrauen. Die Abkehr von Voltaire
mußte Goethe naturgemäß zur Bekanntſchaft mit Rouſſeau, dem
er=
bitterſten Gegner des Philoſophen von Ferney, führen. Aber ſchon
macht ſich immer ſtärker der Einfluß Shakeſpeares bei ihm gel=
Ilmenau feiert das 100jährige Andenken Goekhes.
Johann Wolfgang von Goethe Das Goethe=Häuschen auf dem Kickelhahn bei Ilmenau (1874 ſchen Nation gemäßeſte Schriftſteller. V.
bensgenuß und Freiheit dürſtende Jugend nicht (28. Auguſt 1749 — 22. März 1832). erneuert), in dem Goethe „über allen Wipfeln iſt Ruh’ ſchrieb, allen Eigenſchaften und Geiſtesäußerunge
befriedigen. Das Luſtſpiel war veraltet, viele. Am 28. Auguſt begeht das Städtchen Ilmenau in Thüringen die Erinnerung an Goethe, der dort vor von allen Fähigkeiten, die auf eine Kahe
100 Jahren am ſelben Tage ſeinen letzten Geburtstag im Gaſthof zum Löwen feierte.
ſeines Vorgängers aufzudecken als, um ſich ſelbſt dabei zu ver= tend; wärend er an der Grenze Frankreichs ſich alles franzöſiſchen Das 18. Jahrhundert zeigt uns in Frankreich die Metame
herrlichen. Voltaire, das „Wunder” ſeiner Zeit — geboren am Weſens bar und ledig fühlt, während er die Dichtung der Fran= phoſe einer hundertjährigen Literatur, die ſeit Ludwig de
20. November 1694 — war ſelbſt bejahrt wie die Literatur, die zoſen kalt, ihre Kritik vernichtend, ihre Philoſophie abſtrus und Vierzehnten heranwuchs und zuletzt in voller Blüte ſtan
er beinahe ein Jahrhundert hindurch belebt und beherrſcht hatte, unzulänglich findet, tragen ihn die Werte des großen Briten zu „Aber Voltaire hetzte eigentlich Geiſter wie Diderot, dAlel
Der deutſchen Jugend, die Natur= und Wahrheitsliebe zu ihrem einer freieren Weltanſicht und zu höheren Geiſtesgenüſſen empor, bert, Beaumarchais und andere herauf, denn um neben 19
Ideal erhoben hatte, ward er durch ſeine parteiiſche Unredlichkeit Die Zeit der Stürmer und Dränger, die nach Naturwahrheit nur etwas zu ſein, mußte man viel ſein, und es galt Ie
und durch ſeine ſarkaſtiſche Kritik verhaßt. Dem jungen Goethe ſtrebten und alle Tradition über Bord warfen, war einer objek= Feiern”. Wir bemerken, daß Goetbe ſtets nur den Dichter 89
E
ſprachen das Anathem über ihn aus, und Goethe zeigte ſich e
nachdem er die ſentimental=naturaliſtiſche Epoche überwund
hatte, einer gerechteren Beurteilung geneigt. Noch am Abend ſ.
nes Lebens bekennt er freilich, wie außerordentlich Voltaire
jungen Tagen auf ihn gewirkt und wie viel Mühe es ihn gekoſt
habe, ſich dem Gewaltigen gegenüber auf eigene Füße, in e
wahres Verhältnis zur Natur zu ſtellen.
Voltaires Gelegenheitsgedichte gehören na
Goethes Ausſpruch zu ſeinen liebenswürdigſt
Schöpfungen, jede Zeile darin atmet Gei
Klarheit, Heiterkeit und Anmut. Dabei 9e
es wohl keinen zweiten Poeten, der ſo ral
und ſo leicht wie Voltaire bei jeder Gelege
heit über ſein Talent verfügen konnte. Ein
verabſchiedete ſich Voltaire von ſeiner geiſ
reichen Freundin, der Marquiſe du Chitele
Der Wagen fährt auf der Rampe des Schloſſ
vor. Da trifft ein Brief des benachbart
Frauenkloſters ein, in welchem Voltaire f.
den Geburtstag der Aebtiſſin um einen Prol.
zur Aufführung ſeines Dramas „Der Tod J
lius Cäſars” gebeten wird. Voltaire läßt
Feder und Papier bringen und ſchreibt ſtehet
auf dem Rande eines Kamins zwanzig wok
durchdachte, in ihrer Art vollendete und f.
den gegebenen Fall durchaus paſſende Veu
hin. Goethe zollte dieſer genialen Schne
produktion den höchſten Beifall, wollte er ſel!
doch alle ſeine Gedichte nur als Gelegenheit
gedichte gelten laſſen. Ein Volk bringt ſei
Helden hervor, ſagt Goethe, die gleich Hal
göttern zu Schutz und Heil an der Spitze ſtehe
ſo vereinigten ſich die poetiſchen Kräfte d
Franzoſen in Voltaire. Wie Ludwig der Vie
zehnte franzöſiſcher König im höchſten Sin
war, ſo war Voltaire der höchſte, der franzö
Weiſe die Breite der Welt ausfüllen, ma
Goethe Voltaire nur die Tiefe der Anlage ur
die Vollendung in der Ausführung ſtreitt
Nummer 237
Donnerstag, den 27. Anguft 1931
Seite 3
Orientierung Moskaus nach dem Weſten?
jederaufnahme der zariſtiſchen Bündnispolikik durch die roken Machthaber.—Neugeſtalkung des
franzöſiſch=
ruffiſchen Verhälkniſſes. — Frankreichs Hand im Oſten. — Polniſch=ruſſiſche Annähernng.
Milikäriſche und wirtſchaftliche Einkreiſung Deukſchlands.
die Ueberreichung des Entwurfes eines Nichtangriffspaktes an
den ruſſiſchen Botſchafter das Vorſpiel für eine breite politiſche
das Dreieck Moskau-Warſchau-Paris.
Aktion ſei. Der Text des Paktes ſei ſo gewählt, daß er auf die
baltiſchen Staaten und Rumänien in allernächſter Zeit ausge=
Frankreich Aior den Zuſammenhang zwiſchen den dehnt werden könnte. Die Ruſſen ſchienen jetzt bereit zu ſein,
wenigſtens über eine ſolche Formel zu diskutieren, die ſie zuerſt
ruſſicheFranzoſiſchen und den polniſch=ruſſiſchen für unannehmbar erklärt hätten. Moskau mache jedoch
Vor=
behalte und wolle lieber mit jedem einzelnen Land getrennt
Verhandlungen zu.
verhandeln. Polen verſuche nun, die Ruſſen von ihrer Haltung
Von amtlicher franzöſiſcher Seite wird, folgende Verlaut=
Paris, 26. Auguſt.
der bechef 4
und Auslande
ennt das K0
Bai
trung ausgegeben.
„Gewiſſe Zeitungen haben kürzlich eine Information ver=
Fentlicht, derzufolge keine Verhandlungen zwiſchen Polen und
owjetrußland hinſichtlich des etwaigen Abſchluſſes eines
Nicht=
ngriffspaktes ſtattgefunden hätten. Wir ſind in der Lage, mit=
„teilen, daß dieſe Nachricht unzutreffend iſt. Im Oktober 1930
an Polen, wie der franzöſiſchen Regierung mitgeteilt wurde,
n ſowjetruſſiſcher Vorſchlag auf Abſchluß eines
Nichtangriffs=
iktes gerichtet worden. Im Laufe des Monats Dezember hat die
Uniſche Regierung mitgeteilt, daß ſie im Prinzip bereit ſei, die
nregung der Moskauer Regierung in günſtigem Sinne zu
prü=
n, und am 12. Februar 1931 hat der polniſche Außenminiſter
ileſki im gleichen Sinne vor dem Außenausſchuß des polniſchen
(nats eine Erklärung abgegeben. Erſt auf Grund der Tatſache,
ß diesbezügliche Verhandlungen ſeit Monaten zwiſchen Moskau
d Warſchau eingeleitet worden ſind, hat ſich die franzöſiſche
Re=
erung, indem ſie den internationalen Verbindlichkeiten und
Ver=
lichtungen, die ſich aus ihrer Beteiligung am Völkerbund
er=
ben, Rechnung trug, im vergangenen April bereit erklärt, einen
urſchlag derſelben Art zu prüfen, der ihr zu wiederholten Malen
n der Sowjetregierung unterbreitet worden iſt, und der ſich
ßerdem auf Verhandlungen zur Wiederherſtellung des
wiri=
aftlichen Gleichgewichts bezieht. Die letzten Informationen,
e aus Warſchau hier eingetroffen ſind, beſagen, daß die
Be=
rechungen zwiſchen Polen und Sowjetrußland über den Abſchluß
nes Abkommens zurzeit vertagt ſind, daß ſie aber in
aller=
ichſter Zeit in Moskau wieder aufgenommen werden ſollen.”
* Nun werden endlich von amtlicher franzöſiſcher Seite die
arten aufgedeckt, und es wird unumwunden zugegeben, daß auch
litiſche Verhandlungen zwiſchen Paris und Moskau geführt
wer=
n. Wir haben erſt vor acht Tagen (Nr. 229, Mittwoch, 19. Aug.
31) einen Artikel unſeres Korreſpondenten veröffentlicht, in dem
pp und klar aufgezeichnet wurde, worum es bei dieſen
Verhand=
ngen geht: nämlich um die Einbeziehung Moskaus in die
fran=
ſiſchen Hegemoniepläne; denn „Frankreich ſucht in Rußland
n hiſtoriſchen Bundesgenoſſen gegen ein deutſches Mitteleuropn.”
n Budapeſt vermochte Paris bereits wieder Fuß zu faſſen.
ie Einkreiſungspolitik geht weiter.
ei polniſche Plan: Ein Stagkenblock von der Oſtſee
bis zum Schwarzen Meer.
Warſchau, 26. Auguſt.
Der aus Moskau eingetroffene Geſandte Patek iſt am
Diens=
tg vom Außenminiſter Zaleſki zu einer längeren Beſprechung
npfangen worden. Bisher ſteht die Antwort der Räteregierung
uf den polniſchen Vorſchlag eines Nichtangriffspaktes noch aus.
Lie ein der Regierung naheſtehendes Abendblatt mitteilt, zielt
ir polniſche Plan darauf hin, dem Nichtangriffspakt eine
mög=
chſt breite Grundlage zu ſichern. Das würde heißen, daß der
akt einen Staatenblock von der Oſtſee bis zum Schwarzen Meere
umfaſſen, alſo die Baltiſchen Staaten und Rumänien
einzu=
lließen hätte.
In einer Warſchauer Meldung des „Temps” über den
pol=
ſch=ruſſiſchen Nichtangriffspakt heißt es, Polen wünſche, daß
abzubringen. Wenn der Pakt in dem von Polen gewünſchten
Sinne zuſtandekomme, ſo würde dies einen Triumphp für die
polniſche Politik bedeuten.
Likwinow kommt nach Berlin.
Berlin, 26. Auguſt.
Wie wir erfahren, wird außer dem deutſchen Botſchafter in
Moskau von Dirckſen, der morgen in Berlin eintrifft, für
Frei=
tag der ruſſiſche Volkskommiſſar Litwinow erwartet. Er macht
auf der Fahrt zu der Tagung des Europaausſchuſſes in Genf in
Berlin Station und wird ſelbſtverſtändlich Gelegenheit nehmen,
mit dem Reichsaußenminiſter über die Probleme zu ſprechen, die
Deutſchland und Rußland augenblicklich beſonders intereſſieren.
Es liegt nahe, daß dazu auch die Verhandlungen gehören, die
augenblicklich zwiſchen Rußland und anderen Mächten ſchweben.
Troß Moskauer Revolukionskäkigkeit
„Aewalkſamer Umſturz nicht zu befürchken”.
* Berlin, 26. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Rührigkeit der deutſchen Kommuniſten in den letzten
Wochen iſt offenbar auf eine beſondere Anweiſung aus Moskau
zurückzuführen. Es wird allen Ernſtes behauptet, daß die dritte
Internationale ihre Ausſichten für günſtig hält und deshalb eine
Aktivierung der ausländiſchen Sektoren in der Richtung
angeord=
net hat, daß die Oeffentlichkeit des Auslandes durch ſyſtematiſche
Terror= und Sabotageakte beunruhigt wird, welchen
Anwei=
ſungen auch die deutſchen Kommuniſten vielfach gefolgt ſind. Der
Polizei war es zwar immer möglich, die Ruhe und Sicherheit
aufrecht zu erhalten, wenn es auch mitunter notwendig wurde,
von der Schußwaffe Gebrauch zu machen.
Auffallend iſt nun, daß der Reichsinnenminiſter
Dr. Wirth in Stuttgart feſtſtellte, daß ein
ge=
waltſamer Umſturz im Winter nicht zu
befürch=
ten ſei, daß die Regierung ſtark genug iſt, eine Revolution
niederzuſchlagen, und daß ſie keine Sekunde zögern wird, der
offenen Gewalt die höchſte Gewalt entgegenzuſetzen. Wer die
Hand erhebe, dem werde ſie niedergeſchlagen werden. Die
Regie=
rung werde ſich nicht überraſchen laſſen. Er ſage das mit aller
Beſtimmtheit, nachdem er mit Baden und Württemberg darüber
geſprochen habe und auch das Einverſtändnis Preußens beſitze.
Der Reichsinnenminiſter ſcheint alſo die Situation, wenn er
auch die Gefahr einer Revolution leugnet, doch keineswegs roſig
anzuſehen. Es iſt ja bekannt, daß er ſich in letzter Zeit immer
wieder mit dem Gedanken getragen hat, ein Verbot der
Kommu=
niſtiſchen Partei zu erlaſſen. Ihm iſt von preußiſcher Seite aus
entgegengehalten worden, daß man dadurch nicht allzuviel
er=
reichen würde, weil dann die Kommuniſten illegal arbeiten und
ſchwerer zu überwachen ſeien. Das iſt gewiß richtig.
Dennoch würde man den Umſturzbeſtrebungen der
Kommu=
niſten einen feſten Wall entgegenſetzen, wenn man ſämtliche
Führer und Funktionäre auf längere Zeit in Konzentrationslager
ſteckte. Der Berliner Polizeipräſident Grzeſinſki verſucht nun in
einem Berliner Abendblatt die kommuniſtiſche Gefahr ſtark zu
verkleinern. Er beſtreitet ſie zwar nicht, ſtellt aber feſt, daß eine
revolutionierende Partei, wenn ſie zum Ziel gelangen wolle, in
erſter Linie die Sympathie der Polizei und Militärmacht
ge=
winnen, neben einer Millionenzahl von entſchloſſenen Anhängern,
vor allem ein wohl aſſortiertes Lager von Waffen, ſowie eine
aus=
gezeichnete und bis ins kleinſte durchgeführte Organiſation
benö=
tige. Grzeſinſki meint, daß die vier Millionen kommuniſtiſcher
Wähler noch keine Kämpfer wären, und daß nach zuverläſſigen
—
3.
tire rühmend anerkennt, über den Philoſophen dagegen
ſtill=
zweigend hinweggeht. Er tat dies, weil Voltaires Dualismus
iner eigenen Weltanſchauung zu fern lag, endlich, weil ihm die
ampfmittel des Philoſophen zu unlauter und ſeine Polemik zu
ehäſſig waren, um ſie in den Bereich ſeiner äſthetiſchen
Betrach=
ungen zu ziehen.
Für die Weimarer Hofbühne unternahm Goethe im Sommer
799 eine Bearbeitung des „Mahomet” von Voltaire. Schiller,
er die Arbeit mit lebhaftem Intereſſe verfolgte, erachtete eine
Irmliche Umgeſtaltung des Stückes für notwendig, während
bethe, von einigen unbedeutenden Abweichungen abgeſehen, ſich
enau an das Original hielt. Karl Auguſt erwartete von der
lebertragung eine Epoche in der Verbeſſerung des deutſchen
Ge=
ymacks. Am 30 Januar 1800, zum Geburtstag der Herzogin,
ind die erſte erfolgreiche Aufführung des „Mahomet” in
Wei=
tar ſtatt. Schiller brachte dem Dichter und dem geiſtvollen
Ueber=
ter ſeine ſchwungvolle Widmung dar: „An Goethe, als er den
Nahomet von Voltaire auf die Bühne brachte.‟ Durch den
Bei=
ill ermutigt, der dem „Mahomet” geſpendet worden war, begann
2bethe am 22. Juli 1800 den „Tancred” von Voltaire zu über=
Ben. „Das Stück hat ſehr viel theatraliſches Verdienſt”, ſchreibt
* an Schiller, und wird in ſeiner Art gute Wirkung tun . . . Es
t eigentlich ein Schauſpiel, denn alles wird darin zur Schau auf=
Sſtellt, und dieſen Charakter des Stückes kann ich noch mehr durch=
*Ben, da ich weniger geniert bin als der Franzoſe. Als öffentliche
Zegebenheit und Handlung fordert das Stück notwendig Chöre,
ür die will ich auch ſorgen, und hoffe, es dadurch ſoweit zu
trei=
en, als es ſeine Natur und die erſte galliſche Anlage erlaubt.”
Obethe nimmt die drei letzten Akte zuerſt in Angriff. Hier und da
derſetzt er etwas mehr. „Die Chöre”, ſchreibt er, „werden recht
ur paſſen, allein deſſenungeachtet werde ich mich ſehr nüchtern zu
ekhalten haben, um nicht das Ganze zu zerſtören.” Ein Vergleich
er Ueberſetzung mit dem Urtext lehrt, daß ſich Goethe nur wenige
Zuſätze erlaubt hat und mit Ausnahme der erſten Szene des zwei=
En Aktes durchweg dem Original treu geblieben iſt. Zelter
gegen=
ber ſpricht er aus, daß er „Mahomet” und „Tancred” als not=
Dendige Organe ſeiner Theater=Didaskalien betrachte, und daß er
er Bearbeitung der Dramen Voltaires unſäglichen Vorteil und
Dewinn verdanke. Der Alexandriner war von der Bühne
ver=
cant; von Leſſing und Diderot begünſtigt, hatte ſich die Proſa
tu dem Theater eingebürgert. Dem Drängen der Schauſpieler
Ncgebend, hatte ſich Schiller dazu bequemen müſſen, die flüſſigen
Sumben ſeines „Don Carlos” in rauhe Proſa umzuſchmelzen. Kein
SNeaterdirektor wagte, Goethes „Jphigenie” oder „Taſſo” auf das
„evertoire, zu ſetzen. Den Schauſpielern war die Kunſt, Verſe
2* rechen, geradezu fremd geworden. Die Darſtellung des „Ma=
Domet” auf dem Weimarer Hoftheater in der Goetheſchen Bear=
Deikung bedeutete daher nichts geringeres als den erſten
glück=
iben Verſuch, die deutſche Bühne dem Versdrama zurückzugewin=
nen. Goethe ſelbſt übernahm die Regie, und die Schauſpieler
gingen raſch und willig auf ſeine Intentionen ein. So erlebte
das ideale Drama in Weimar ſeine Auferſtehung. Der
Ver=
deutſchung des Voltaireſchen „Mahomet” durch Goethe aber
ge=
bührt der Dank, daß ſeit dieſer Zeit das Versdrama auf der
deut=
ſchen Bühne wieder zu Recht und Ehren gekommen iſt.
Eliſabeth Weſtermann=Pfähler.
Ein Atelierbeſuch.
Frau Eliſabeth Weſtermann=Pfähler zählt zu den
Künſtlern unſerer Stadt, die in der Stille emſig ſchaffen und
Gutes vollbringen. Die Darmſtädter Oeffentlichkeit erfährt nicht
ſonderlich viel von dieſer Bildhauerin. Man weiß, daß ſie eine
wundervoll bewegte Fliegerplaſtik ſchuf, Eingeweihte kennen
ent=
zückend komponierte, in der Körperlichkeit ſehr fein bewegte
Brunnenfiguren und eine Anzahl ausgezeichnet charakteriſierter
Porträts. Perſönliche Beziehungen waren wohl maßgebend
da=
für, daß eine Reihe Erzeugniſſe ihrer feinen Kunſt in Kulmbach
ſtehen. Neuerdings ſchuf ſie die 4 großen allegoriſchen Figuren
über dem Portal der von Architekt Koban umgebauten
Spar=
kaſſe in Groß=Gerau, die eine künſtleriſche Zierde dieſer
auf=
ſtrebenden Stadt geworden ſind. Der Neubau wird demnächſt
vollendet ſein; nicht nur die Groß=Gerauer, alle Durchfahrenden
werden die künſtleriſche Arbeit von Frau Weſtermann=Pfähler,
die ohne weiteres den Blick auf ſich ziehen, bewundern können.
Ein Atelierbeſuch ermöglichte uns, das Entſtehen dieſer 4 guten
Figuren zu beobachten, wie ſie aus kleinen Entwürfen und
be=
ſtimmungsgroßen Gipsarbeiten zum vollendeten Werk wurden,
das ſeine ganze Schönheit naturgemäß nur im eigentlichen
Material zeigt.
Daneben geſtaltet ſich ein Atelierbeſuch in dem Atelierhaus
Olbrichweg 10 — das Atelier hatte früher Bernhard Hoetger
inne — hochintereſſant. Eine große Reihe entzückender kleiner
Gipsentwürfe, größere Tonarbeiten und Abgüſſe von vollendeten
Plaſtiken in allen Größen geben einen guten Einblick in das
Schaffen der Künſtlerin, das unaufdringlich iſt und fein. Weich
und dabei doch ſo ſtark, ausdrucksvoll, daß ihm im Grund
Feminines nicht anhaftet.
Fertig ſteht eine faſt lebensgroße Chriſtusfigur, die jetzt an
ihren Beſtimmungsort gebracht werden ſoll: dem Portal der
Kapelle am Dornheimerweg. Dieſe in der Architektur bei aller
Zurückhaltung ſehr feine Kapelle iſt bekanntlich von Architekt
Stumpf erbaut. Seinem künſtleriſchen Wollen iſt es zu danken,
daß hier nicht der in der Notzeit oft wiederholte Fehler
ge=
macht wurde von jeglichem bildneriſchen Schmuck abzuſehen.
Ueber dem in ſtrengen Linien gehaltenen Hauptportal iſt eine
ſpitzwinklig überdachte Niſche vorgeſehen, die die Chriſtusſtatue
Meldungen die noch exiſtierenden Rotfrontabteilungen im
Ernſt=
fall in ganz Deutſchland höchſtens 3000 Mann auf die Beine
bringen könnten. Auch das Vorhandenſein beachtlicher
Waffen=
lager der Kommuniſten beſtreitet Herr Grzeſinſki. Er ſtellt auch
feſt, daß die Ruſſen für die kommuniſtiſche Propaganda keine
aus=
reichenden Geldmittel mehr zur Verfügung ſtellten.
Wir finden, daß der Berliner Polizeipräſident ziemlich
ſorg=
los iſt und die Tatſachen leicht wiegt, die ſich in den letzten Wochen
ergeben haben. Der Rotfrontkämpferbund exiſtiert nach wie vor
und ſcheint auch recht gut bewaffnet zu ſein. Er wird im
Ernſt=
fall ſicherlich viele tauſend Mann ſtellen, die ſelbſtverſtändlich
ſo=
fort durch zahlloſe Unzufriedene Zulauf erhalten. Außerdem hat
ſich aber gerade erwieſen, daß die Kommuniſten über eine
vorzüg=
liche Organiſation verfügen und daß ſie, ſoweit es ſich wenigſtens
um die aktiven Elemente handelt, auch zuſammenhalten und
ver=
ſchwiegen bleiben. Sonſt wäre es doch Herrn Grzeſinſki gelungen,
durch ſeine hohe Belohnung längſt hinter die Poliziſtenmörder von
Berlin zu kommen, die erwieſenermaßen einer Kampfgemeinſchaft
angehören. Angeſichts dieſer Einſtellung des Berliner
Polizei=
präſidenten, die offenbar mit der Anſicht der preußiſchen
Regie=
rung konform geht, ſcheint es doch notwendig, daß ſich der
Reichs=
miniſter intenſiver als bisher mit der Kommuniſtengefahr befaßt.
Der Geldkrieg.
Aus Rom wird uns geſchrieben:
Nach dem Weltkrieg kommt der Geldkrieg. Wir ſtehen bereits
mitten drin. Frankreich führt ihn gegen alte Feinde und neue
Freunde, während ſich die Vereinigten Staaten noch nicht
ent=
ſchloſſen haben, wie weit ſie neutral bleiben können.
Augenblicklich iſt Italien der neueſte Mitſpieler, der ſich
bedroht ſieht. Man hat eine ſeiner europäiſchen
Vorpoſtenſtel=
lungen angegriffen und im Sturm genommen. Ungarns Feſtung
wurde vom Pariſer Franken erobert. Bethlen geht und Karolyi
kommt. Muſſolinis überragende Stellung in Budapeſt iſt ſchwer
gefährdet, ſein Einfluß zweifellos durch das franzöſiſche Geldopfer
der letzten Tage in mancher Beziehung bereits brach gelegt.
Die Franzoſen haben alſo eine neue Schlacht gewonnen.
An=
gefangen hat der Geldkrieg mit einer Schlappe Frankreichs. In
Wien haben die Pariſer zunächſt ein Vorpoſtengefecht verloren.
Die Bank von England griff in letzter Minute ein, die
öſter=
reichiſche Kreditanſtalt und der ganze öſterreichiſche Staat dazu
wurde vor dem franzöſiſchen Zugriff noch einmal bewahrt.
Eng=
land als Retter. Aber England mußte dieſe — vielleicht für
längere Zeit letzte — Bemühung um die Geldherrſchaft auf dem
Kontinent bitter büßen. Die Bank von England ſelbſt geriet unter
den Druck Frankreichs, und London verlor ſein erſtes Gefecht gegen
Paris. Inzwiſchen wurde Deutſchland in ſchwerer Kreditſchlacht
von Frankreich beſiegt. Der Waffenſtillſtand von Baſel unter der
Flagge der B. J.3. gibt ſchöne Worte und geringe Hoffnungen.
Die Franzoſen aber ſind gewillt, ihre Machtfülle nach jeder
Richtung hin auszunutzen. Sie ſcheinen nun auch zu glauben, daß
die Stunde geſchlagen hat, in der man gegen Muſſolinis Macht,
wenn auch nicht mit den Waffen, ſo doch mit dem Golde angehen
kann. Nach all den Freundſchaftsbeſuchen kann man heute nur
ſchwer einen Waffenkrieg mit Gas und Bomben entfeſſeln, aber
man kann als Geldmann einen ärmeren Nachbar durch Anleihen
an ſeine wackligen Freunde ſchachmatt ſetzen. Italien ſieht ſich in
ſeiner Hochburg für den Orient bedroht. Ueber Budapeſt führen
die Straßen zum Orient und über Budapeſt geht vor allem der
Weg, der zur beabſichtigten Einkreiſung Serbiens gedacht war.
Das Adriaproblem und die Tür zur rumäniſchen Schweſter
wurden von der hohen Warte der Burg über Budapeſt beobachtet,
in der die Italiener bisher ungeſtört den Wächter ſpielen durften.
Die Franzoſen werden ihnen jetzt ihre Beobachtungsmittel ſtark
einſchränken. Vor allem aber wird der Preſtigeverluſt in dem auf
Geld verſeſſenen Balkan für Italien ſehr bedeutend ſein.
Frank=
reich aber hat mit einem Schlag eines ſeiner weſentlichſten Ziele
am Balkan erreicht, einen Brückenkopf auf dem Wege zur
mora=
lichen und ſachlichen Unterſtützung Serbiens als Hüters der
fran=
zöſiſchen Intereſſen auf dem Balkan. Zur ſelben Stunde, in dem
Paris ſeinen Ausgleich mit Moskau ankündigt!!
Frankreich hat aber nicht nur gegen Muſſolinis Pläne und
Hoffnungen einen gefährlichen Schlag geführt, es hat damit auch
eins jener noch vor Jahresfriſt, ehe die deutſchen nationaliſtiſchen
Wahlen alles über den Haufen warfen, möglichen
Kompenſa=
tionsobjekte erledigt, das bei einer Aus= und Angleichung
Deutſch=
lands an Frankreich einer der wenigen praktiſch=taktiſchen Werte
war, die Deutſchland Frankreich gegenüber in die Waagſchale
legen konnte. Damals war Deutſchland noch in der Lage, ſeine
Neutralität bei irgendwelchen Schwierigkeiten Frankreichs im
Balkan oder gegen Italien als Objekt in möglichen
Verhand=
lungen zu benutzen. Heute hat Paris in Budapeſt eine
Vorfeld=
ſtelle erobert, die Deutſchlands Haltung weniger wertvoll macht
und Italien noch mehr als je aus irgendeiner Kombination von
Bedeutung auszuſchalten droht. Der Geldkrieg ſieht bald wieder
ſcheußlich nach Weltkrieg aus.
aufnehmen ſoll. Dieſer naive, jügendlich ſchöne Chriſtus, den
Eliſabeth Weſtermann=Pfähler komponierte, modellierte und in
Kunſtſtein ausführte, weicht weſentlich ab von ſonſt Gewohntem.
Er iſt nicht ein Erinnern an den Schmerzenstod. Kein
Kreuzi=
gung, kein Leid durchwühltes Geſicht. Dieſer Chriſtus iſt
dar=
geſtellt als der gute Hirte, der auf ſeinen Schultern das Lamm
trägt. Den ſchlanken Körper krönt Kopf und Geſicht von einer
rein menſchlichen Schönheit, die kaum Ueberirdiſches hat, die
aber doch ungemein durchgeiſtigt, fromm, göttlich wirkt. Eine
Wirkung, die gerade durch die Schlichtheit und Anmut der
Be=
wegung, beſonders edel Ausdruck fördernd in der halb
geöff=
neten Hand, führend und ſegnend zugleich. Das graue, leicht
bläulich getönte Steinmaterial, dürfte ſich vor dem grauen
Hintergrund ausgezeichnet abheben, ſich dabei aber der Architek=
A
tur harmoniſch einfügen.
Von deutſchlands Hohen Schulen.
Frankfurt a. M.: Der Germaniſt an der Univerſität, Prof.
Hans Neumann, folgt einem Ruf an die Bonner Univerſität.
Er tritt ſein Lehramt dort zum 1. April 1932 an.
Freiburg i. Br: Der außerordentliche Profeſſor der
Philo=
ſophie, Dr. Oskar Becker, iſt zum ordentlichen Profeſſor der
Philoſophie an der Univerſität Bonn ernannt worden.
Leipzig: Durch den hieſigen Königl. Siameſiſchen Konſul F.
Hans Derlien iſt der Univerſitätsbibliothek der Stadt Leipzig,
dem Inſtitut für Indogermaniſtik Leipzig und dem
Forſchungsin=
ſtitut für vergl. Religionsgeſchichte Leipzig eine Stiftung Seiner
Majeſtät des Königs von Siam überwieſen worden. Es handelt
ſich um das buddhiſtiſche Werk „Tripitaka”, das zum Andenken an
den verſtorbenen König Rama II. auf Veranlaſſung des jetzt
regierenden Herrſchers ſoeben zur Veröffentlichung gelangt iſt.
Ferner iſt den Leitern der genannten Inſtitute je ein Exemplar
des ſiameſiſchen Werkes Paramatthamanjuſa Viſuddhi=
Magga=
tika” (Erläuterung zu Viſuddhi=Magga) überreicht worden, das
eine Schenkung des früheren ſiameſiſchen Juſtizminiſters darſtellt.
Auguſt Strindberg: „Der Sohn einer Magd”. (Georg Müller,
München.)
„Das leidenſchaftliche Bekenntnis einer vom Geiſt gequälten
Jugend, die ſich durch Ohnmacht und Kampf durchringt zu
Sieg und Größe‟
Selten hat ein Verlag einem Werke mit gleicher Berechtigung
dieſes Signum mit auf den Weg gegeben, als es hier mit dem
Bekenntnis des großen vielumſtrittenen Geiſteshelden Strindberg
geſchieht, der in dieſem Werke ſeine Jugend, ſeine geiſtige und
dichteriſche Entwicklung ſchildert, ſo einzigartig in Form und
Ge=
ſtaltung, ſo fanatiſch und wahrhaftig und ſo tiefſt packend. Und
in ſeiner dichteriſchen dramatiſchen Form und Seelenanalyſe iſt
dieſes Bekenntnis unendlich mehr als nur eine Selbſtbiographie,
wenn es auch in der Reihe dieſer an erſter Stelle ſteht. Es iſt der
Roman einer jugendlichen Seele überhaupt und als ſolcher
uner=
ſchöpflich an Erkenntniſſen und geiſtigen Führungen.
Seite 2
Donnerskag, den 27. Auguſt 1931
Nummer 237
* Genna ing dan man.
Oein gesundes
Schwester-
chen bekommen.
In dankbarer Freude
Ingenieur Wilh. Dieter
u. Frau Lotte, geb. Schäcker
Dortmund, den 24. August 1931
Prlvat-Klinik Südwall.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Allen denen, die unſerem lieben
Ent=
ſchlafenen Beweiſe der Liebe und
Verehrung entgegenbrachten und
uns unſern großen Schmerz tragen
halfen, ſowie für die großen Kranz=
und Blumenſpenden ſei innigſt
ge=
dankt.
Namens
der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Aßmuth, geb. Frank.
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1931. (*
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem
Heim=
gang unſeres lieben
Eniſchlafe=
nen, ſowie für die vielen Kranz=
und Blumenſpenden ſagen wir
unſeren herzlichſten Dank.
Be=
ſonders danlen wir Herrn Riegel
für ſeine tröſtenden Worte, den
Beamten und Arbeitern vom
Ausbeſſerungswerk Darmſtadi=
Nord, dem Einheitsverband für
die ehrenden Worte und
Kranz=
ſpenden und Allen, die ihm das
letzte Geleit gaben.
In tiefer Trauer:
Fran Gruber nebſt Angehörigen.
WIeHELM ARNIM
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Dankſagung.
Für die liebevolle Teilnahme und Kranzſpenden beim
Heimgange unſrer lieben Entſchlafenen ſagen wir
Allen unſren innigſten Dank. Beſonders noch Herrn
Pfarraſſiſtent Becker, für die troſtreichen Worte,
ſo=
wie dem Fahrbeamtenverein Darmſtadt und
Kranich=
ſtein für die Niederlegung des Kranzes am Grabe
unſren Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Karl Müller und Söhne.
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Darmſtadt, den 27. Auguſt 1931.
Scharmann 12*
Nummer 237
Donnerstag, den 27. Anguſt 1931
Seite 5
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hon 4205
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Aus der Landeshaupkſtadk.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1931.
Auf dem Wege zur Sanierung der Darmftädker
volksbank.
Nach einer geſtern nachmittag unter dem Vorſitz des
Staats=
präſidenten Dr. Adelung ſtattgehabten Sitzung, in der die
Mini=
ſterien, die Stadt, die Handwerkskammer und die
Landesverſiche=
rungsanſtalt vertreten waren, trat am Abend der Städtiſche
Finanzausſchuß erneut zuſammen, der folgende offizielle Erklärung
abgibt:
„In Verfolg der von dem Finanzausſchuß der Stadt in
bank zwiſchen den beteiligten Stellen ſtattgefunden, die es
dem Finanzausſchuß der Stadt ermöglichten, in ſeiner
heuti=
gen Sitzung dem Beſchluß des erſten Ausſchuſſes des Heſſiſchen
Landtages zuzuſtimmen und die Rückbürgſchaft für die von
dem heſſiſchen Staat zu gewährende Ausfallbürgſchaft zu
übernehmen. Nach dem Ergebnis der Abſtimmung iſt damit
zu rechnen, daß die morgen ſtattfindende Stadtratsſitzung
die=
ſem Beſchluß des Finanzausſchuſſes beitritt.”
Damit dürfte der weſentlichſte Schritt zur Sanierung der
Volksbank getan ſein.
Ernannt wurden am 11. Auguſt der geſchäftleitende
Juſtiz=
inſpektor bei dem Amtsgericht Ulrichſtein Julius Dahmer zum
geſchäftsleitenden Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht in Vilbel;
im 2. Auguſt der Amtsgerichtsrat Hermann Laube in
Offen=
dach a. M. zum Notar mit dem Amtsſitz in Seligenſtadt als
Nach=
olger des verſtorbenen Notars Siegmund Löb mit Wirkung vom
1. September 1931 an. — Am 19. Auguſt wurde die Ernennung
des Oberamtsrichters Heinrich Engel in Alsfeld zum
Ober=
imtsrichter bei dem Amtsgericht in Zwingenberg zurückgenommen.
In den Ruheſtand verſetzt wurden am 18. Auguſt die techniſche
Zehrerin an der Volksſchule zu Darmſtadt Lina Bernhard auf
hr Nachſuchen mit Wirkung vom 16. Oktober 1931 an; am
9. Auguſt auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze
der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw. 19. Dezember 1923 in
der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 der
Oberſtudien=
ſirektor an der Eleonorenſchule (Lyzeum und Frauenſchule)
Ru=
ſolf Kiſſinger, mit Wirkung vom 1. September 1931 an.
— Zum Konzert des Wiener Lehrer=a cappella=Chores am
September in der Feſthalle. Jeder Chor hat ſeine eigene
Veſensart. Wie viele ſehen in dem Auswendig=Dirigieren und
luswendig=Singen eben nur eine Rekord=Gedächtnisleiſtung und
n dem Mit=der=Hand=dirigieren eine ſchöne Geſte. Und es iſt
ſoch mehr. Wer auswendig dirigiert, will ſeinen Sängern ins
luge ſehen. Dieſe müſſen ſich alſo auch vom Notenblatt
frei=
nachen. Und was bedeutet dieſes Auge in Auge: Beiderſeits
ſeſtraffte Aufmerkſamkeit, Konzentration auf das Werk und
nnere Bereitſchaft. In dem Auge ſpiegelt ſich die Seele. Wer
luge in Auge ſingt, ſingt mit einer Seele. Die Seele des Kunſt= 1. d. M. begonnen hatte.
verks ſpricht allein — und das iſt Charakter. Die ſtarke
Beſeelt=
ſeit des Singens, die rhythmiſche Beſtimmtheit, die dynamiſche
Beweglichkeit, alles hervorſtechende Werte des Wiener Lehrer=
Singen und =Dirigieren zurückzuführen.
Sonderfahrt zur Heidelberger Schloßbeleuchtung. Von der das mache nichts.
Heag wird mitgeteilt, daß am kommenden Sonntag, den 30. Aug.,
ine Sonderfahrt mit Schiff und Autobus zur Heidelberger
Schloß=Oſtfront=Beleuchtung mit Feuerwerk vorbereitet wurde.
Im einen annehmbaren Erſatz für dieſe ausgefallenen ſchönen
Stunden in Heidelberg zu haben, hat ſich der Beſitzer des neuen
Schloßpark=Kaſinos entſchloſſen, am kommenden Sonntag, den
30. Auguſt, eine Oſtfront=Beleuchtung mit Brillant=Feuerwerk zu
veranſtalten. Die Fahrt geht um 8.30 Uhr am Heaghaus ab und
führt durch den herrlichen Odenwald nach Michelſtadt. Hier in
Erbach und Neckarſteinach iſt Aufenthalt. In Neckargemünd
nachmittag. 15 Uhr ein Motorboot zur Verfügung, das die
Fahrgäſte nach Heidelberg bringt. Die Nachmittagsſchiffahrt auf
dem Neckar wird nur bei warmer Witterung, bei trüber
Witte=
rung wird eine Fahrt mit dem Autobus durchgeführt werden.
Alles nähere aus dem Inſerat erſichtlich!
Darmſtädter Künſtler auswärts. Cyrill Kopatſchka, der
zu Kreuznach einen Violinabend, der dem Künſtler in jeder
Hin=
icht einen vollen Erfolg brachte. Das begeiſterte Publikum
eierte ihn und ſeine Begleiterin, Frau E. Hucke=Stoy, mit ſehr
ebhaftem, nicht endenwollenden Beifall. K. iſt Schüler von
Kam=
nermuſiker O. Hucke. Die reſtloſe Anerkennung, die er mit ſeinem
Spiel fand, drückt ſich in dem dringenden Wunſch nach
Wieder=
yolung aus, und auch die Preſſe ſparte nicht mit ihrem Lob. So
Fähigkeit hervor, jedem einzelnen Werk des reichhaltigen und 5 Jahre. Der Angeklagte wird morgen das Wort nehmen und
zunten Programms einen ſtarken Stempel perſönlicher,
künſt=
eriſcher Eigenart aufzudrücken und ſchreibt: Sehr fein und von
Seele durchdrungen, voller Leidenſchaft und ſprühender
Lebendig=
ſeit, geſtaltete er auch das an Motiven reiche Violinkonzert Op. 4
von H. Simon. Wunderbar weichen Schmelz erreichte der Ton
n den hohen Lagen. Sehr innig gelang Canto amoroſo von
Sammartini; mit ſtarker, ungewöhnlicher Gefühlstiefe und Wärme
erfüllte der Künſtler P. Juons Berceuſe. Großes techniſches
Können bewies K. in Air und Trépak von Saſonoff, um nach der
ſtimmungsvollen Melodie Arabe von Glazounow zum Schluß im
Hopak von Mouſſorgſki noch eine Probe ungebändigten
Tempe=
raments zu geben. — „Kreuznacher Generalanzeiger”: Mit
ver=
blüffender Prägnanz und rhythmiſcher Exaktheit floſſen die
Dop=
pelgriffe dahin. Präludium und Fuge von Bach verrieten neben
der meiſterhaften Technik des Künſtlers ſeine beſondere Fähigkeit,. An dieſem Tage findet in Nürnberg die 70. Generalverſammlung
ſich ganz in die Tonwelt und den Geiſt des Schöpfers hineinzu= der Katholiken Deutſchlands ſtatt. Ab Frankfurt a. M. Hbf.
gül=
leben. . . . Die Geige ſang in den Händen des Meiſters für
den es kein Hindernis der Gefühlsoffenbarung in techniſchen Wiesbaden Hbf. Wiesbaden=Biebrich Oſt und Mainz=Kaſtel zu
Schwierigkeiten gibt. Die Pianiſtin E. H.=St begleitete bei
duf=
tigem, doch beſtimmten Anſchlag und tiefer feiner Einfühlung. — in Babenhauſen (Heſſ.), Zellhauſen Seligenſtadt (Heſ.), Hain=
Kreuznacher, Zeitung‟: Der Abend führte über Vergcini,
Pugnani und Bach zur Neuzeit. Und hier gelangte K. in zu den Einſteigebahnhöfen Frankfurt a. M. oder Hanau a M.
ſein ureigenſtes Element. Es folgte der Höhepunkt des Hbf. löſen die Reiſenden Fahrkarten des gewöhnlichen Verkehrs
Abends: das Violinkonzert Opus 4 von Hans Simon. Dieſes
Violinkonzert iſt. K. ſozuſagen auf den Leib geſchrieben. Am nicht am kirchlichen Programm in Nürnberg intereſſierten
Reiſe=
ſtärkſten da, wo es in echt Debuſſyſcher Koloriſtik zu ſchwelgen gilr teilnehmer wird bei Ankunft des Zuges in Nürnberg eine Füh=
— U=Dur Mittelſatz — keck und ſpritzig das humorſprühende Fi= rung und Beſichtigung der Stadt veranſtaltet. Die Rückfahrkarte
nale, geſpickt mit allen erdenklichen geigeriſchen Fineſſen, die von nach Nürnberg koſtet ab Frankfurt a. M. 960 RM., ab Hanau
K. ſouverän beherrſcht wurden. Nach dem Brillantfeuerwerk des a. M. Hbf. 8,60 RM.
Hopak von Mouſſorgſki war es ſchlechterdings unmöglich, ohne
Zugabe des rhythmiſchen, ſcharf akzentuierten Slowakiſchen
Tanzes von Felber ſich von dem begeiſterten Publikum loszus Tirol, München, Starnberger See, Wörthſee, Ammerſee, Ulm,
kaufen.
aufmerkſam, daß der Beſuch der Ausſtellung auf der
Künſtler=
kolonie Samstag, den 29. Auguſt, 3.30 Uhr ſtattfindet. Führung
Herr Maler Alexander Poſch. Treffpunkt am Eingang. Wir
würden es ſehr begrüßen, wenn ſich unſere neuen Mitglieder auch
recht zahlreich beteiligen würden.
Strafe für einen Großbetrüger.
Ein Beirugsprozeß vor der Skrafkammer
A. Es bleibt aus der Beweisaufnahme nur noch eine
Nach=
leſe zu halten: Die „Meſi” teilte einem Kunden im Jahre 1927
mit, die Fabrikationseinrichtungen würden im
nächſten Jahre nach Idſtein verlegt, nach letzterem
Ort kämen auch die Bankverbindungen.
In den Zivilklageakten der Söhne, E. und L. J. gegen die
Bezirksſparkaſſe liegt eine eidesſtattliche Verſicherung Js, in der
er ſich als Fabrikant bezeichnet. Die Firma E. u. L. J. kommt ums
Armenrecht ein, weil ſie die Gerichtskoſten nicht vorſchießen kann.
Einen intereſſanten Schlußpunkt bildet die Vernehmung der
früheren Buchhalterin, die im Spätherbſt 1928 eintrat und
ſelbſtän=
ſeiner Sitzung am 24. Auguſt gefaßten Erklärung haben wei= dig arbeitete. Die Rechnungen über hinausgegangene Waren
tau=
tere Verhandlungen zwecks Sanierung der Darmſtädter Volks= teten auf J., die über gelieferte Waren auf die Heuſenſtammer
Firma, was der Zeugin auffiel. I war tagsüber ſtändig in
Frankfurt. Frau J. ſchrieb den Namen Joh. Kl.,
nach=
dem ſie ſich an einer Poſtſcheckvorlage in dieſer
Namensfälſchung die nötige Uebung verſchafft
hatte. Die Giros von Wechſeln, die an die Sparkaſſe gingen,
wurden von Frau J. mit dem Namen des Kl. geſchrieben.
J. arbeitete nur mit Zetteln, weshalb es der Buchhalterin ſehr
erſchwert war, die Geſchäftsbücher anzulegen.
J. fing dann eines Tages eine „große Sache” an. Er gab
ein Inſerat folgenden Inhalts auf: „Großkaufmann
leiht jeden Betrag. Kein Akzeptaustauſch‟. Der
Zeugin erläuterte er dies dahin, daß er Wechſel gegen fünf
Prozent Proviſion kaufe. Nur wer quer ſchreibe, hafte
aus dem Wechſel; er (J.) verkaufe die Wechſel weiter; „wenn
ſolche Wechſel dann einmal „platzten”, ſo ſei dabei nichts zu finden,
es ſchade auch nichts, wenn der Betreffende den Offenbarungseid
geleiſtet habe. Die Zeugin gab der Meinung ihm gegenüber
Aus=
druck, das ſei ſtrafbare Wechſelreiterei. Auf das Inſerat kamen
natürlich viele Anfragen.
Kleinere Wechſel wurden auf Emil Kron, Hamburg, gezogen,
in größeren Beträgen lauteten ſie auf die Hanſeatiſche
Finan=
zierungsgeſellſchaft m. b. H.
Ueber erdichtete Kaufaufträge werden von Geſchäftsfreunden
wie L. u. Kr. Wechſel unterſchrieben und dann bei der Sparkaſſe
angebracht. Als der Rechner der letzteren den Heuſenſtammer
Betrieb einmal zu beſichtigen kam. mußte die Zeugin die
Schreibmaſchine von Offenbach zuſammen mit Js. Sohn
nach Heuſenſtamm transportieren, wo dann fleißig
getippt wurde, um den „Betrieb” vorzuführen.
Der minderjährige Sohn Is. ſchrieb auf Geheiß ſeines Vaters
einen Scheck mit dem Namen Spahn heraus, worauf der Sohn den
Scheck zur Sparkaſſe bringen und Geld darauf holen mußte. Der
Vorſitzende betont dazu, dem Angeklagten müſſe doch eigentlich die
geſetzliche Vertretung des Sohnes entzogen werden.
Die Zeugin weiß auch zu bekunden, daß J. den großen
Scheck=
austauſch nur machte, um der Kaſſe ſo einen großen Umtauſch
vorzutäuſchen. Aus einem Geſpräche, das ſie hierüber mit J.
führte, wurde ihr klar, daß es J. darum galt, der Kaſſe einen
„Mordsbetrieb” vorzuſpiegeln.
J. ließ auch Etiketten (etwa 3000 Stück) mit der
Auf=
ſchrift „25 Jahre Erich u. Leo Jungmann”
drucken; es geſchah dies, wie die Zeugin ſich ausdrückt, um der
Großbank (Bankverbindung) in Frankfurt a. M. mit der alten
Firma zu imponieren.
Die Beweisaufnahme wird geſchloſſen, nachdem ſie am
Hervorzuheben bleibt, daß Emil Kron, Hamburg, erſt kurz
vorher den Offenbarungseid geleiſtet hatte, als er mit J. in
Ver=
hindung trat, der von dieſer Eidesleiſtung Kenntnis hatte.
J. hielt dieſer Umſtand nicht ab, ein Wechſelpaket von Kron gegen
aappellg=Chores, ſind zum großen Teil auf das Auswendig= 4 Proz, Proviſion entgegenzunehmen. Kron betonte dabei, er
könne dieſe Wechſel natürlich nicht einlöſen, worauf J. erwiderte,
In einer Eingabe an den Unterſuchungsrichter vom 30. Nov.
1930 betont J., heute beſtehe ein ſolcher
Exiſtenz=
kampf in der Wirtſchaft, daß
Humanitätsbe=
ſtrebungen zurücktreten müßten, es gälten nur die
ele=
mentaren Geſetze der Naturgewalt.
Im Plädoyer geht der Staatsanwalt ausführlich auf Js.
Ge=
ſchäftsgebarung ein, den er als eine Hyäne, einen Krebsſchaden,
kennzeichnet, der vollkommen ehrlos über Leichen gehe. Dazu hafte
J. ein moraliſcher Defekt an; er ſei ein Meiſter in Abfaſſung von
Verträgen, bei denen er eine liſtige Verſchleierungspolitik verfolge
Mittageſſen. Nach einer kurzen Beſichtigung des Städtchens ſteht und durchführe. Seine Deviſe war, Geld verdienen,
hatte er genug, wollte er, der Saarländer, dann im Ausland die
Früchte ſeines Tuns genießen. Dieſe Deviſe befolgte J. auch in
der ſyſtematiſchen Ausbeutung der gewonnenen
Ge=
ſchäftsteilhaber. Das Zünderpatent war das
Lockmittel beim Gimpelfang. Hand in Hand mit
die=
ſem Lockmittel ging die Firmengründung und die Abfaſſung von
unge Darmſtädter Geiger, gab am 14. Auguſt im großen Kurſaal / Scheinverträgen. J. ſelbſt blieb immer im
Hinter=
grund, war aber doch die treibende böſe Kraft.
In Zivilprozeſſen war es ihm ſo möglich, als Zeuge der Firmen
— ſelbſt unter Eid — aufzutreten.
Eine ländliche Kaſſe hat J., wie der Staatsanwalt
aus=
führt aufgeſucht, weil die frühere Bankverbindung
in Offenbach zu genau ſeine Praktiken kannte
Der Strafantrag geht auf 7 Jahre Gefängnis und 5000 Mark
debt der Oeffentliche Anzeiger” unter anderem die glänzende Geldſtrafe unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte für
dann das Urteil beraten werden.
Am Nach längerer Pauſe tagte am Dienstag wieder das
Amtsgericht I Vergehen gegen das Kraftfahrzeuggeſetz
waren diesmal das Hauptprogramm. Da fuhr ein junges Mädchen
mit ihrem Freund in einem kleinen Pferdewagen ſpazieren. Sie
kam gerade vom Flugplatz, als ihr auf der etwas ſchmalen Straße
ein Lieferwagen der Stadt entgegenkam. Das Pferd ſei ſehr ruhig,
meinte die junge Dame, wenn es nicht aufgeregt ſei, aber dem
Anſchein nach läßt es ſich ſehr leicht aufregen. Trotzdem nichts
paſſierte und das Auto glatt vorbeikam, hielt die wohl nicht
min=
der aufgeregte junge Dame es für nötig, die Autonummer bei
der Polizei zu melden, wegen zu raſchen Fahrens. Sie taxierte es
auf mindeſtens 50 bis 60 Stundenkilometer. Abgeſehen davon, daß
es ſchon dem kraſſen Laien unmöglich erſcheinen muß, mit einer
derartigen Geſchwindigkeit überhaupt um Straßenecken
herumzu=
kommen, erfährt man auch noch, daß der Wagen mit Weinflaſchen
beladen, ſogar etwas überladen war, ſo daß ſchon daher größte
Vorſicht geboten war. Der Fahrer und ſein Mitfahrer bekunden,
daß ſie allerhöchſtens 20 Stundenkilometer fuhren, auch dem
Ein=
zelrichter will das richtiger erſcheinen und er ſpricht den
an=
geklagten Chauffeur frei.
Dann hatte der Alkohol wieder einmal dreijungen
Leu=
ten einen hübſchen Streich geſpielt. Sie hatten an einem ſchönen
Sonntag eine Bierreiſe durch die verſchiedenſten Lokale
Darm=
ſtadts gemacht, und als ſie mitternachts ſchwer beladen viele
Autos vor ſich ſahen, kam ihnen ſelbſt die Luſt zum Fahren. Kuxg
entſchloſſen ſtieg der eine, der einen blaſſen Schimmer vom
Chauffieren zu haben ſcheint, ein, probierte das Auto erſt einmal
aus und nahm dann an der nächſten Straßenecke die beiden
anderen auf, und heidi, fort ging es in der Richtung Frankfurt.
Wo ſie eigentlich hinwollten, war ihnen ſelbſt nicht ganz klar.
Sie fühlten ſich auf jeden Fall eine Zeitlang als Autobeſitzer
glücklich. Doch ſei es, daß die Unterhaltung zu angeregt wurde,
ſei es, daß der Alkoholteufel in ihnen ſpukte, kurz hinter
Ar=
heilgen verlor der Führer plötzlich das Gleichgewicht und ſauſte
die Böſchung hinab, wo das Auto, ſich einmal überſchlagend liegen
blieb. Mit großem Geſchrei entſtieg man nach allerlei
Beſchwer=
den dem Wagen und machte ſich eiligſt aus dem Staube. Entſetzt
ſind ſie über die vom Amtsanwalt beantragten Gefängnisſtrafen.
Beſonders die zwei Mitfahrer meinen, ſie hätten ja doch
größten=
teils geſchlafen und gar nichts von der ganzen Sache gehabt. Der
Richter hat denn auch ein Einſehen und läßt die beiden wegen
Autodiebſtahls mit einer Geldſtrafe von je
75 Mark davonkommen, doch der erſte als Haupttäter erhält
wegen Diebſtahls und Fahrens ohne Führerſchein
ſechs Monate Gefängnis.
Einem Motorradfahrer, der wegen Fahrens mit
übermäßigem Krach, von zwei Schupos angehalten wurde,
war bei genauerer Beſichtigung ſeines Rades nicht nur die
Schall=
dämpfung verbrannt und verroſtet, ſondern auch die Bremſe war
in Unordnung, ſo daß er einen Strafbefehl über 30 Mark
er=
hielt. Unbegreiflicherweiſe erhob der Mann dagegen Einſpruch,
und hat nun auch noch die Koſten der Verhandlung zu tragen.
(Schade, daß die Strafe nicht erhöht wurde!)
Das Bezirksſchöffengericht verhandelte am
Mitt=
woch zunächſt wegen fahrläſſiger Brandſtiftung gegen
einen jungen Dreher aus Eppertshauſen, der als
Brenner in einer dortigen Ziegelei beſchäftigt war. Er hatte an
einem Sonntag, in Abweſenheit des Meiſters, Brennkammern
ſelbſtändig anzünden wollen, und bei dieſer Gelegenheit war die
ganze Geſchichte explodiert, ſo daß ein Schaden von rund 23000
Mark entſtand. Da nicht genau zu klären iſt, ob der Meiſter
be=
ſtimmte Anweiſung gegeben hatte, keinen Ofen allein anzuſtecken,
und das Gericht auf Grund des Sachverſtändigengutachtens der
Anſicht iſt, daß der Angeklagte wohl zu wenig inſtruiert war, hält
es eine Fahrläſſigkeit nicht für gegeben und ſpricht den
Ange=
klagten frei.
Ein 30jähriger Schloſſer beheimatet in
Reckling=
hauſen, ſitzt dann auf der Anklagebank wegen fortgeſetzten
Betrugs in Tateinheit mit Urkundenfälſchung.
Der junge Mann hatte ſich als Sechzehnjähriger im Krieg
gemel=
det und war auch zum Rekrutendepot gekommen. Von da ging
er zum Haketauer Freikorps ins Ruhrgebiet, ſpäter ins Baltikum
und nach Oberſchleſien. Bei der Reichswehr wurde er dann
ent=
laſſen. Eine Zeitlang betätigte er ſich recht erfolgreich in ſeinem
früheren Beruf, war dann eine Zeitlang Kaſſier im beſetzten
Ge=
biet und wurde von den Franzoſen verſchiedentlich ob ſeiner
Tätigkeit beſtraft und geſucht und ſchließlich ausgewieſen. Als er
einmal einen franzöſiſchen Offizier, der ihn verhaften wollte,
nie=
derſchlug, wurde er in Abweſenheit zu zwei Jahren Zwangsarbeit
verurteilt und führte nun ohne Geld, ohne Paviere und ohne
Arbeit ein unſtetes und gehetztes Daſein. Da begannen ſeine
Straftaten. Um zu Geld zu kommen, ging er unter falſchem
Na=
men auf die Wohlfahrtsämter zu Miſſionsanſtalten, Pfarrern
uſw. und wußte ſich faſt ſtets Geld zu erſchwindeln, mit
gefälſch=
ten Papieren und ſchön erfundenen Geſchichten. Schon einmal
er=
hielt er wegen einer Sammlung derartiger Fälle ein Jahr
Ge=
fängnis, und kaum war er da wieder raus, fing die Sache genau
wieder ſo an. Er behauptet heute, er habe einen Freund gehabt,
der ihn zu dieſen Sachen angeſtiftet habe, ihn aber dadurch auch
dem Leben erhalten habe, denn ſonſt hätte ihn die Krankheit
ſchon längſt umgebracht. Der Staatsanwalt zweifelt etwas an
der Exiſtenz dieſes Freundes. An ſich ſei das ja auch gleichgültig.
Auf ein bißchen mehr oder weniger komme es ja gar nicht ſo an,
und er beantragt wegen fortgeſetzten Rückfallbetrugs
in Tateinheit mit fortgeſetzter
Urkundenfäl=
ſchung ein Jahr Zuchthaus. Der Angeklagte bricht, wie ſchon
vorher etliche Male, in Tränen aus; er bereue ſeine Taten, die
er nur aus Not begangen habe, und bitte das Gericht, ihn bloß
vor Zuchthaus zu bewahren. Das Gericht billigt ihm denn auch
noch einmal, zum letzten Male, mildernde Umſtände zu und
ver=
urteilt ihn zu einer Gefängnisſtrafe von einem Jahr
und zwei Monaten. Die Unterſuchungshaft wird ihm mit
vier Monaten angerechnet.
Sonnkag=Sonderzug nach Nürnberg.
Am Sonntag, den 30. Auguſt verkehrt ein
Verwaltungsſon=
derzug 3. Klaſſe mit 50 v. H. Fahrpreisermäßigung und
beſchleu=
nigter Fahrt von Frankfurt a. M. Hbf nach Nürnberg und zurück.
tige Sonderzugskarten ſind auch bei den Fahrkartenausgaben
haben. Ab Hanau Hbf. gültige Sonderzugrückfahrkarten können
ſtadt (Kreis Offenbach) und Klein=Auheim gelöſt werden. Bis
oder Sonntagsrückfahrkarten, ſoweit ſolche aufliegen. Für die
Mit der Heag 6 Tage Schwarzwald, Bodenſee, Allgäu,
Stuttgart. Ohne ſich des Gefühls der Selbſtändigkeit beraubt zu
— Hausfrauenbund. Wir machen unſere Mitglieder darauf fühlen, und trotzdem für alles geſorgt, findet am Dienstag, den
1. September, auf beſonderen Wunſch die zweite Heag=Bayern=
Reiſe ſtatt, die ſich bis jetzt ſchon einer ſehr ſtattlichen
Teilnehmer=
zahl erfreut. Es iſt ratſam, ſich rechtzeitig Platz zu ſichern im
ſtoß=
freien und heizbaren Dreiachſer=Ausſichtswagen der Heag.
Die erſten Karpfen nener Ernke ſind wieder da!
An ſich iſt ja der Karpfen in Deutſchland ein Fiſch, der mit
Weih=
nachtsſtimmung und Weihnathtsmythus eng verbunden iſt. Freilich
ſind die inneren Zuſammenhänge vielfach mehr unbewußt, aber letzten
Endes bietet die leicht verdauliche Fiſchkoſt dem um die Weihnachts= und
Feſtzeit vielgeplagten Magen eine gewiſſe Erholung von der ſchweren
Verdauungsarbeit. Aber warum ſoll man nicht jetzt ſchon mal einen
Fiſchtag, und ſei es auch ein Sonntag, einſchieben? Bringen doch die
deutſchen Teichwirtſchaften ſchon jetzt die erſten „Frühkarpfen” auf den
Markt, die im Küchenzettel eine genußreiche Abwechſlung darſtellen. Die
mannigfaltigen Zubereitungsmöglichkeiten des Karpfens find ja
eigent=
lich ſö bekannt, daß man hierüber keine Rezepte vorzuſchreiben braucht.
Das ſchönſte iſt doch immer Karpfen blau mit Butter und Meerrettich,
aber auch Karpfen gebacken iſt nicht zu verachten, und für beſonders
verwöhnte Feinſchmecker empfiehlt ſich der Karpfen in Rotwein. Das
obligate Weihnachtsgericht iſt Karpſen in Bier oder in polniſcher Soße.
Aber letzten Endes iſt es ja eine Frage des Geldbeutels, ob man dieſe
oder jene Zubereitungsart wählt. Viel zu wenig bekannt iſt, daß man
den Karpfen auch kalt mit Remouladenſoße oder direkt als
marinierten Karpfen in einer Eſſig=Gewürz=Tunke und ſogar in Gelee
zubereiten kann. Alle dieſe feinen Rezepte finden Sie in dem „Kochbuch
für Karpfen und andere Süßwaſſerfiſche”, das Sie gratis und franko
vom Reichs=Süßwaſſerfiſch=Ausſchuß, Berlin W. 9, Linkſtraße 31. auf
Wunſch zugeſandt erhalten. — Wie wäre es, wenn Sie mal einen
Früh=
karpfen neuer Ernte probierten?. Es wird ſicher keine Enttäuſchung
ſein.
R. S.A.
MAGGIS Suppen sind Gualitatsware
Kennzeichenz Der Name MAGGl und die twoische gelb-rote Packung
Die 28 verschiedenen Sorten bieten geiche Abwechslung. — 1Würfel für 2 Tellen nur noch 10 Pfg.
Seite 6
Donnerstag, den 27. Auguſt 1931
Nummer 2:
Orpheum.
Zwei Stunden Lachen und eine Stunde köſtlichen
Kunſtgenuſ=
ſes vermittelt das derzeitige Programm im Orpheum. Lachen,
befreiend und luſtig! Ohne jegliche Anſtrengung oder auch nur
Inanſpruchnahme irgendwelcher geiſtiger Funktionen. Lachen über
groteske Einfälle und burleske Ausführung dieſer Einfälle
ver=
mittelt ein Enſemble mit dem rheiniſchen Komiker Bernd
Hen=
richs=Königsfeld, der ſich vielleicht nicht mit Unrecht „der
beſte” nennt. Er läßt Knallſchoten grotesken Humors auf das
Publikum herniederpraſſeln, die ſich zum Feuerwerk auswachſen.
Und man lacht Tränen über den erſchütternd geiſtloſen Unſinn und
über die Art, wie er verzapft wird. Mag Bernd Henrichs=
Königsfeld nun wirklicher Schwiegervater und Haustyrann ſein
wie im „Hurrah, ein Kind!”, oder mag er Burſche und
nach=
maliger Schwiegervater ſeines eigenen Leutnants ſein. Er iſt
einfach grotesk!
Und Kunſt, wundervolle Tanz=Kunſt vermittelt das
aus=
gezeichnete Raimonda=Ballett von der Skala=Berlin
ge=
meinſam mit den Schweſtern Dellar. Was dieſe ſechs, faſt
durchweg beneidenswert gut gewachſenen Tanzkünſtlerinnen
ge=
meinſam mit ihrem männlichen Partner und Enſembletänzer
bie=
ten, iſt vollendete Tanzkunſt ſchlechthin. Iſt ſprühendes
Tempe=
rament und Grazie, Anmut, Charme und Schelmerei, iſt köſtlicher
Humor und akrobatiſches Können im Tanz. Mögen es Walzer
oder Phantaſiepolka von Wayne oder Genne, Steps von Ancliffe,
Morena oder Zuhlener, oder getanzte muſikaliſche Phantaſien
von Waldteufel oder Chopin oder Tſchaikowſky, oder mag es ein
ganz entzückender Tango Pikant von Pellerini oder Foul ſein,
oder endlich der höchſt eigenartige Chineſiſche Step von Daaſel=
Steidl. Immer iſt der Tanz originell, überraſchend reich im
Form=
lich=Figürlichen wie in der Plaſtik der Bewegung und des
Aus=
drucks. Immer gründet er auf fabelhafte Technik, ſicher führende
Muſikalität und ſtraffſtem Rhythmus. Stundenlang könnte man
dieſem Ballett genießend zuſchauen! So entzückende Einfälle wie
in der „Reiterei von 1880” oder ſo farben= und formſchöne Piecen
wie im Walzer in Roſa und Schwarz hat man noch nicht geſehen.
Selten auch eine ſo charaktervolle „antifeminine” Tanzkunſt, wie
ſie das einzige männliche Mitglied des Enſembles bietet, deſſen
Namen das Programm im Einzelnen nicht verzeichnet.
Der jugendliche Kunſtpfeifer Eddie Marlo, der
über=
raſchend gute Pfeifkunſt auf 2 Fingern bietet, vervollſtändigt das
*4
Programm, das in ſeiner Zuſammenſtellung einzig iſt.
Aus dem Jugendzelk.
Die zweite Philadelphia=Konferenz der Stadtmiſſion wurde in
dieſem Jahre im Jugendzelt auf dem Meßplatz abgehalten. Die
Beteiligung daran war diesmal wegen der Zeltarbeit beſonders
gut. Der Tag wurde um 9 Uhr mit einer Gebetsverſammlung
eingeleitet, der ſich das erſte Referat von Herrn Vervloet mit
dem Thema: „Die Waffe des Glaubensgebetes gegenüber den
Nöten der Zeit” anſchloß. Das Geſamtthema der Konferenz
lau=
tete: „Der Chriſt und die Not der Gegenwart”. Als Grundlage
diente Herrn Verploet zu ſeinem Voxtrage ein Schriftwort aus
dem hohenprieſterlichen Gebet Jeſu. Je dunkler die Zeiten
wer=
den, um ſo nötiger wird es ſein, ſich an dem Wort der ewigen
Wahrheit zu orientieren. Der von Chriſtus erlöſte Menſch iſt durch
den wirkſamen Ruf Gottes aus der Welt herausgerufen. Er lebt
wohl in der Welt — und iſt zu treueſter Pflichterfüllung
aufge=
rufen — doch iſt er nicht von der Welt. Er hat nicht ihre Art,
ja er verneint ſie ſogar. Darum erfährt er auch den Haß der
Welt. Und doch iſt er ein Geſandter und hat einen Auftrag an
ſie. An der anſchließenden Beſprechung beteiligten ſich noch einige
Konferenzgäſte.
Am Nachmittag erfreuten, wie auch vormittags die
Zeltdia=
kone die Zuhörer durch einen Männerchor. Der Beſuch war noch
ſtärker als beim erſten Referat. Herr Zeltleiter Kamphauſen
ſprach über das Thema: „Die Kraft der Stille im Blick auf die
Schwere der geenwärtigen Zeit”. Heraus aus dem Sumpf, aus
dem Elend! Das iſt der rumorende Ton im Krater unſeres
Volkslebens. Die Stille, das Schweigen iſt nicht beliebt. Es iſt
aber die Stille im Sinne einer ſchöpferiſchen Pauſe gemeint. Das
tut uns allen not. Es gibt verſchiedene Stufen der Stille. Die
Stille des Müßigganges, die ſo gefährlich iſt, die Stille des
Zu=
ſammenbruchs, der Verzweiflung, die den Menſchen in die Nacht
hineinführt die Stille der Verſuchungszeit die offenbar macht,
was im Menſchenherzen lebt, die Stille der wirklichen
Ruhe=
haltung, wo der Menſch hineinhorcht in das Herz und Weſen
Gottes. Dann erſt wird der Menſch zum Menſchen. — Anſchließend
wurden noch von zwei Diskuſſionsrednern wertvolle Ergänzungen
und Beſtätigungen zu dem Vortrag gegeben.
Den Abſchluß der Konferenz bildete eine Abendmahlsfeier,
die Herr Pfarrer Köhler=Darmſtadt hielt und die einen
erheben=
den und eindrucksvollen Verlauf nahm.
Der Abendvortrag von Herrn Vervloet mit
dem Thema: „Iſt Religion Opium für das Volk?” ſah wieder
ein vollbeſetztes Zelt. Nicht als Frage ſondern als kühne,
allge=
mein gelaubte Behauptung ruft man dieſes Wort in das Volk.
Wir müſſen mit zwei Antworten aufwarten: Mit Ja und Nein.
Religioſität iſt eine natürliche Anlage jedes Menſchen.
Religions=
loſe Menſchen gab es nie, gibt es nicht und wird es nicht geben
können. Die religiöſe Anlage nimmt den Menſchen von allen
an=
deren Geſchöpfen aus, ſie eignet ihm allein als Menſchen. Dieſe
Anlage war eine Feindin des Böſen, und darum mußte Satan
ſie zur Bundesgenoſſin gewinnen, und er gewann ſie. Nach dem
Kriege nahm in unſerem Volke das metaphyſiſche Intereſſe ſtark
zu. Die Inanſpruchnahme des Okkultismus, Spiritismus und der
Kartenlegerei geben ein beredtes Zeugnis von der Verirrung der
religiöſen Veranlagung. Was geſchah und geſchieht nicht alles im
Namen der Frömmigkeit! Es iſt gefährlich, wenn die
Frömmig=
keit des Menſchen nicht vom Geiſte Gottes gelenkt und geleitet
wird. Für viele iſt die Religion eine Verſtandesangelegenheit,
eine Gefühlsſache, eine Willensangelegenheit, aber kein
Gewiſſens=
anliegen. Iſt ſie nicht das letztere, dann freilich iſt die Religion
Opium. Das Kreuz von Golgatha ſpricht den Fluch aus über
jegliche fleiſchliche Frömmigkeit, aber zugleich gibt es auch Kunde
von der Deckung der Schuld unſeres Lebens. Wer ſeine Schuld
an=
erkennt, dem geht die Gnadenſonne in Jeſus Chriſtus auf.
Das Thema des Vortrages für Donnerstag abend lautet:
„Der Mann, den niemand kennt!”
— Das Union=Theater zeigt bis auf weiteres den neuen und
außerordentlich intereſſanten Fritz=Lang=Tonfilm „M”. Fritz Lang,
der Meiſterregiſſeur und die Verfaſſerin des Manuſkripts Thea
von Harbou ſind bekannt durch „Nibelungen”, „Metropolis” und
viele andere Großfilme. Eine Schar ausgezeichneter Darſteller
wie: Theodor Loß. Peter Lorre. Otto Wernicke, Guſtaf
Gründ=
gens, Fritz Gnaß, Georg John, Ernſt Stahl=Nachbaur, Roſa
Va=
letti, Hertha von Walter u. v. a., im ganzen rund 60 namhafte
Schauſpieler, wirkten in dem Film mit.
— Im Helia=Theater ſieht man heute und folgende Tage
Mady Chriſtians und Hans Stüwe in dem Tonfilm Die Frau,
von der man ſpricht”, der nach einem Schauſpiel von Louis
Ver=
neuil gedreht iſt. Die Regie führt Victor Janſon. Weitere
Haupt=
darſteller ſind: Szöke Szakall. Ernſt Dernburg, Alex Saſha, Lilian
Ellis, Otto Walburg, Karl Götz, Frank Günther, Kitty
Mein=
hardt und Harry Neſtor. Dazu ein reichhaltiges Beiprogramm.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft nur noch heute
der erſte Tonfilm mit dem Kammerſänger Tino Pattiera von der
Dresdener Staatsoper „Der Teufelsbruder”, frei nach der
bekann=
ten Oper „Fra Diavolo” von Auber. Der Film behandelt eine
italieniſche Begebenheit aus dem 18. Jahrhundert. Weitere
Mit=
wirkende ſind Brigitte Horney, Heinrich Heilinger (früher am
Landestheater Darmſtadt), Ernſt Stahl=Nachbaur, Kurt Lilien
u. a. Dazu ein gutes Beiprogramm.
Tageskalender für Donnerstag, den 27. Auguſt 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum 20,30 Uhr: „Emil
von der Infanterie — Raimonda Ballett”. — Konzerte:
Zur Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſtaurant am
Böllenfall=
tor, Herrngartenkaffee. Datterich. — Kinovorſtellungen:
Union=, Helia== und Palaſt=Lichtſpiele.
Steuerſtundung für die beſſ. Landwirtſchaf
Die vorläufigen Maßnahmen
des Zinanzminiſters.
Das anhaltende Regenwetter hat im größten Teil Heſſens
er=
hebliche Ernteſchäden verurſacht. Da die genauere Abgrenzung
der Hauptſchadensgebiete einige Zeit beanſprucht, hat
Finanz=
miniſter Kirnberger ſich zu nachſtehenden vorläufigen Maßnahmen
entſchloſſen, die für das ganze Gebiet des Landes Heſſen Geltung
haben ſollen, und die er dem Präſidenten des Landesfinanzamtes
Darmſtadt geſtern mitgeteilt hat.
1. Die Schonfriſt für die Entrichtung der 3. Rate der
Landesſteuervorauszahlungen für 1931 wird für ſolche
Steuer=
pflichtige, die im Hauptberuf die Landwirtſchaft betreiben, von
Amts wegen erſtreckt bis zum 30. September 1931.
2. Rückſtände der Vorauszahlungen auf die Landesſteuern
der erſten und zweiten Rate gelten für den gleichen Kreis der
Steuerpflichtigen als von Amts wegen zinslos
geſtun=
det für die Zeit vom 1. Auguſt bis 30. September.
3. Ueber Stundung oder Erlaß der aus früheren
Rechnungs=
jahren noch rückſtändigen Landesſteuern haben die Finanzämter
— wie bisher — im Einzelfall und nur auf Antrag zu
entſcheiden, nötigenfalls die Entſcheidung des Finanzminiſters
einzuholen. Bei der Durchführung der Beitreibung iſt auf
die ſchwierigen Verhältniſſe, die durch die Verzögerung der Ernte
und die erſchwerte Abſatzmöglichkeit des minderwertig gewordenen
Getreides entſtanden ſind, Rückſicht zu nehmen.
4. Alle übrigen Fälle können nur auf Antrag und nach Lage
des Einzelfalles behandelt werden.
Der Finanzminiſter betont, daß ſeine Anordnungen in der
Abſicht getroffen worden ſind, Zeit für genauere
Scha=
densfeſtſtellungen zu gewinnen. Weitere Entſchließungen
für die Zeit nach dem 30. September und wegen etwaigen
Er=
laſſes von Landesſteuern bleiben deshalb vorbehalten.
Die Landwiekſchaftskammer
zu den Anwekkerſchäden in Heſſen.
Die Hoffnung der Landwirte, aus der diesjährigen Ernte ihre
Schulden teilweiſe abtragen zu können, iſt in weiten Teilen des
Landes durch das äußerſt ungünſtige Erntewetter der letzten
Wochen zunichte gemacht worden. In den Monaten Juli und
Auguſt iſt nach den Aufzeichnungen des Landesamtes für
Ge=
wäſſerkunde in vielen Orten mehr als die doppelte Regenmenge
gemeſſen worden, als dem zwangzigjährigen Durchſchnitt für dieſe
Zeit entſpricht. Es gab nur wenige Tage ohne Niederſchläge, ſo
daß, ehe das auf dem Felde ſtehende Getreide wieder abtrocknete,
erneut das Einbringen unmöglich gemacht wurde. Beſonders
ſtark hat der Weizen und Hafer in dieſem Jahre gelitten, aber
Aus Hefſen.
Das Waſſer der Sandbach gehl zurück.
Die Aokdämme haben gehalken.
Aa. Eſchollbrücken, 26. Auguſt. Wie am heutigen Mittwoch
vormittag in der Gefahrzone am Sandbachdamm feſtgeſtellt
wer=
den konnte, haben die in letzter Minute noch verſtärkten
Not=
dämme an der Bruchſtelle des Sandbachdammes den neuen
Waſſer=
fluten, die am Dienstag abend und in der Nacht zum Mittwoch
einen Teil der Notdämme überſpülten, erfreulicherweiſe
ſtand=
gehalten. Die ganze Nacht über war eine Wachabteilung an der
Gefahrſtelle. Mittwoch vormittag iſt das Waſſer wieder langſam
im Rückgang begriffen, ſo daß die Hauptgefahr beſeitigt ſein
dürfte. Auf der Eſchollbrücker Seite hat der Damm nach wie vor
gehalten. Ein Einſetzen der Bereitſchaftspolizei erübrigte ſich
diesmal. Eſchollbrücker Arbeiter gingen gleich am Mittwoch
vor=
mittag daran, die an den Notdämmen immerhin angerichteten
Schäden wieder auszubeſſern.
Dd. Arheilgen, 26. Aug. Ernteſchäden. Auf
Aufforde=
rung des Miniſteriums für Arbeit und Wirtſchaft wurde eine
Kommiſſion, beſtehend aus den Herren Vertrauensmännern der
Landwirtſchaftskammer und den Vertretern der Landwirtſchaft
im Gemeinderat, mit der Feſtſtellung der durch das Unwetter
an=
gerichteten Ernteſchäden am Getreide betraut — In der Sitzung
am Dienstag abend wurde von der Kommiſſion der eingetretene
Verluſt bei der Haferernte auf zirka 40 Prozent geſchätzt. Beim
Roggen und Weizen iſt der Schaden verhältnismäßig gering, da
in unſerer Gemarkung dieſe Ernte in der Hauptſache bereits vor
der Regenperiode eingebracht war. Der Schaden wurde hier auf
2 Prozent feſtgeſetzt. Große Schäden dürften bei der Hackfrucht=
und der Kartoffel=Ernte entſtanden ſein, die aber noch nicht
über=
blickt werden können, und auch nicht Gegenſtand der Feſtſtellungen
dieſer Kommiſſion waren.
J. Griesheim, 26. Aug. Die Anträge auf Gewährung der
Mietunterſtützung können ab Donnerstag, den 27. Auguſt, bei der
Bürgermeiſterei, Zimmer 2, geſtellt werden. Die Entgegennahme
der Anträge erfolgt in alphabetiſcher Reihenfolge, die einzelnen
Buchſtaben werden durch Bekanntmachungen der Bürgermeiſterei
aufgerufen. Die Gemeindeſteuerbeſcheide pro 1931 ſind bei der
An=
tragſtellung vorzulegen. — Der Amtsgehilfe beim Amtsgericht
Mainz. Herr Georg Klüpfel von hier, wurde zum Amtsgehilfen
beim Amtsgericht Darmſtadt II ernannt. Herr Klüpfel tritt an
die Stelle des ſeit dem 1. April penſionierten und hier ſehr
be=
kannten Amtsgehilfen Appel.
E Eberſtadt, 26. Aug. Gemeinderatsſitzung.
Bürger=
meiſter Dr. Uecker teilte dem Gemeinderat vor Eintritt in die
Tagesordnung der geſtrigen Gemeinderatsſitzung mit, daß
Ge=
meinderatsmitglied Quari ihm gegenüber erklärt habe, daß er
mit ſeiner in der letzten Sitzung erhobenen Anſchuldigung keines
der bürgerlichen Gemeinderatsmitglieder gemeint habe. Mit
die=
ſer Erklärung wurde der Zwiſchenfall, der zum Auffliegen der
letzten Gemeinderatsſitzung geführt hat, als erledigt betrachtet.
Als erſter Punkt der Tagesordnung ſtand die Beſetzung der
Gemeinderechnerſtelle zur Beratung. Der Gemeinderat
lehnte den von dem Kommuniſten Quari hierzu geſtellten
An=
trag, eine Kommiſſion an das Innenminiſterium zu entſenden mit
dem Auftrage gegen die Nichtbeſtätigung des ſeinerzeit gewählten
Bewerbers ſeitens des Kreisamts Einſpruch zu erheben, ab. Zu
einer neuen Wahl kam es nicht, weil ſich durch eine Mitteilung
des Bürgermeiſters eine neue Situation ergab, die es geboten
er=
ſcheinen ließ, dazu zunächſt im Finanzausſchuß Stellung zu nehmen.
Nach einem Ausſchreiben, des heſſiſchen Herrn Finanzminiſters
vom 3. Juli 1931 werden, die im Rechnungsjahr 1930 vor dem
1. April 1931 bezugsfertig gewordenen Wohngebäude vom Staate
in der in den Vorjahren geübten Weiſe ſteuerlich begünſtigt. Der
Gemeinderat ſchließt ſich dieſen ſteuerlichen Begünſtigungen in
gleicher Weiſe bezüglich der Gemeindeſteuern an. Wegen der
Ueberführung des Gemeindefaſelviehs, in Privathand fanden
in=
zwiſchen mit Bewerbern Verhandlungen ſtatt, die aber zu einem
annehmbaren Ergebnis noch nicht geführt haben. Der Feld= und
Waldausſchuß wird ſich mit dieſer Angelegenheit demnächſt weiter
beſchäftigen. Der inzwiſchen von einer Kommiſſion getätigte
An=
kauf eines Ebers und zweier Ziegenböcke wird nachträglich
gut=
geheißen. Der Antrag des Mieterſchutzvereins, das
Gemeinderats=
mitglied Göhringer aus der Wohnungsdeputation
auszuſchlie=
ßen, wird abgelehnt, da zu einer ſolchen Maßnahme ein
ſtichhal=
tiger Grund nicht vorliegt. Ebenſo verfällt ein Antrag der
Kom=
muniſtiſchen Partei, das Waſſergeld und das Lichtgeld für
aus=
geſteuerte Erwerbsloſe, Kleinrentner und Sozialrentner ab 1. Juli
1931 auf die Gemeinde zu übernehmen”, der Ablehnung. Bei einem
Anweſen in der Villenkolonie wurde ohne die vorgeſchriebene
vor=
gängige Einholung der Genehmigung des Gemeinderats eine
Autogarage errichtet, was der Gemeinderat glaubt, auf das
auch die Sommergerſte iſt namentlich in ihren Hauptanb
bieten, Rheinheſſen und dem Ried, größtenteils ſchwer geſch
Der früher geerntete Roggen konnte in den meiſten Fällen
gut eingebracht werden. Seine Anbaufläche iſt aber in 4
Jahr einmal infolge ſtarker Auswinterungsſchäden, die ein
pflügen und eine Neubeſtellung mit Sommergetreide im Fri
nötig machten, und zum anderen durch die Weizenpropagand
Reichsernährungsminiſteriums geringer. Die nachträgliche
ſtellung von Sommergetreide für ausgewinterten Rogger
eine Verzögerung der Reifezeit bedingt. So konnten die
wirte trotz aller Arbeit, die ſie ſich mit dem Umſtellen vo
treide machten, nicht verhindern, daß infolge der ſtarken N
ſchläge und der vielfach ſchwülen Witterung das auf dem
in Garben ſtehende Getreide auswuchs. Selbſt das noch au
Halm ſtehende Getreide hat gekeimt. Auch die Hackfrucht
namentlich der Kartoffeln, iſt gefährdet. Dies trifft vor
auch in denjenigen Landesteilen zu, in denen ſchwere W
brüche und Hagelſchläge niedergegangen ſind und in denen 1
ſchwemmungen infolge Dammbruchs ſtattgefunden haben.
Die Landwirtſchaftskammer für Heſſen hat vorgeſtern m
zuſtändigen Behörden eine Beſichtigungsfahrt durch die
Uot=
ſächlich geſchädigten Gebiete der drei heſſiſchen Provinzen
genommen. Am 25. Auguſt fand eine Beſprechung in der
D=
wirtſchaftskammer ſtatt, zu der das Heſſiſche Miniſtexium fü
beit und Wirtſchaft, Abteilung für Ernährung und Lan)
ſchaft, das Heſſiſche Finanzminiſterium, das Landesfina nt
Darmſtadt, die der Landwirtſchaft naheſtehenden Banken, der
Genoſſenſchaftsverband, die Landw. Zentralgenoſſenſchaften !
ſtadt und Frankfurt a. M. und die freien landwirtſchaftliche
ganiſationen eingeladen waren. Von allen Seiten wurde
ſchweren Schäden und ihre verhängnisvollen Folgen geſch
Die zuſtändigen Behörden zeigten vollſtes Verſtändnis fü
vorhandene Notlage. Allgemein wurde Reichshilfe für die
ders ſtark geſchädigte heſſiſche Landwirtſchaft für nötig geh
Als vorläufige Maßnahme hat das Finanzminiſterium zi
Stundung von Amts wegen der heſſiſchen Landesſteuern für
Steuerpflichtige, die im Hauptberuf die Landwirtſchaft betr
bis zum 30. September 1931 zugeſagt; dies gilt für dim
25. Auguſt fällig gewordenen dritten Rate und Rückſtände au
erſten und zweiten Rate 1931. Ueber Stundung oder Erla
rückſtändigen Landesſteuern aus früheren Rechnungsjahren
nur im Einzelfall und auf Antrag entſchieden werden, wobe
die durch die Verzögerung der Ernte und die erſchwerte 2
möglichkeit des minderwertig gewordenen Getreides entſtan
ſchwierigen Verhältniſſe Rückſicht genommen werden foll. Wxe
Entſchließungen für die Zeit nach dem 30. September 193
wegen etwaigen Erlaſſes von Landesſteuern, nach gene
Feſtſtellung der Schäden durch die Landwirtſchaftsämter, he
der Herr Finanzminiſter vorbehalten. Wegen der Gem
e=
ſteuern iſt eine entſprechende Regelung zu erwarten. Bez
der Reichsſteuern wurde vom Landesfinanzamt die wohlwo
Behandlung von Einzelanträgen durch die Finanzämter zug gt.
Ueber die weiteren Maßnahmen wird zu gegebener Zei
richtet werden.
Die Landwirtſchaftskammer empfiehlt den Landwirten,
lichſt das Getreide vom Felde weg zu dreſchen und dann au
Speicher durch Behandlung mit der Windfege oder täglich
maliges Umſchaufeln zu trocknen. Die Landwirtſchaftska
führt zur Zeit Verhandlungen, um die künſtliche Trocknun
Getreides zu ermöglichen. Hierüber werden in den nä
Tagen die betreffenden Gemeinden beſondere Mitteilung erh
ſchärfſte verurteilen zu müſſen. Er beſchließt, Maßnahmer
Entfernung der Garage zu ergreifen. Die Beleuchtung der 9
ſtelle Ludwigshöhe” lehnt der Gemeinderat ab, was ſelb
ſtändlich iſt, da dieſe nicht im Bereiche der Eberſtädter Gema
liegt. Die Straßenbeleuchtung in den Hauptverkehrsſtraßen
demnächſt durch die Anbringung von vier weiteren elektr
Richtlaternen verbeſſert werden, nachdem durch Inkrafttrete
neuen Brennkalenders für die Gaslaternen eine frühere Lö
vorgeſehen iſt. Der von der Aufſichtsbehörde vorgeſchla
Aenderung des 7. Nachtrags zum Ortsbauſtatut ſtimmt
de=
meinderat zu. Am kommenden Samstag nachmittag wird der
ausſchuß eine Tagfahrt unternehmen, um die Schäden feſtzuſt
die in der hieſigen Gemarkung und insbeſondere an den
ufern der Modau infolge des letzten Hochwaſſers entſtanden
Das Baugeſuch des Karl Häuſer, der die Torhalle bei ſe
Anweſen in der Weingartenſtraße überbauen will. wird g
migt. Die Anfrage des Gemeinderates Göhringer, ob
die bei der Darmſtädter Volksbank aufgetrete
Zahlungsſchwierigkeiten auch die hieſige 9
einsbank in Mitleidenſchaft gezogen, wer
könne verneint der Bürgermeiſter. Gemein
Jakob Hofmann, der dem Aufſichtsrat der Vereinsbank
hört, beſtätigt dies und betont, daß kein Anlaß zu irgend we
Befürchtungen nach dieſer Richtung vorliege. An die öffen
Sitzung ſchloß ſich eine geheime Sitzung an.
Cy. Pfungſtadt, 26. Aug. Gemeinderatsſitzung.
Gemeinderat befaßte ſich in ſeiner letzten Sitzung, in der die
meinderäte faſt vollzählig erſchienen waren, zunächſt mit den
gen des Unwetters. Man trat dafür ein, daß bei der Herſte
oder einer durchgreifenden Verbeſſerung des Sandbachd
mes auch Pfungſtädter Wohlfahrtserwerbsloſe beſchäftigt
den ſollten. Der Waldwirtſchaftsplan für 1932 v
einſtimmig genehmigt. Den Beratungen darüber wohnte 1
forſtmeiſter Hoffmann vom Forſtamt Eberſtadt bei, der die
ren Erläuterungen gab. Der Hiebſatz beträgt wie in jedem
5070 Feſtmeter. Der Wert eines Loſes Ortsbürgerholz iſt mi=
RM. eingeſetzt. Der Sachverſtändige ſchlug vor, den Ortsbü
nutzen abzurenten, was ja vom Gemeinderat bereits beſch.
iſt und worüber die Ortsbürger demnächſt zu entſcheiden I
werden. Zum Kartoffelanbau ſollen 1,3 Hektar Waldſtücke
ſuchsweiſe auf zwei Jahre verpachtet werden. Sechs Hektar
ſollen riolt werden. Glücklicherweiſe iſt der hieſige Wald
Waldſpannerfraß verſchont. In den Steuerausſchuß wi
die Gemeinderäte Büttel und Hechler gewählt. Die Erweite
des Ortsbauplanes am alten Friedhof wurde nach der Vo
des Hochbauamtes Darmſtadt genehmigt. Die freigewor?
Kleinkinderſchulſtelle ſoll ausgeſchrieben werden.
Beſetzung ſoll jedoch nur im Angeſtelltenverhältnis erfo
Sodann wurde über den Einſpruch der Gemeinde Pfungſtadt
die Einführung der Kanalabwäſſer der Ernſt=Ludwig=Straße
Wehrſtraße in der E=markung Ober=Ramſtadt in die Modau
vor dem Kreisausſchuß zur Verhandlung kam, berichtet. Im
teren Verlauf der Sitzung wurden die Arbeiten für verſchie
Ausbeſſerungen an den Gemeindewohnhäuſern und die He
lung der Grenzmauer an der Kleinkindnrſchule genehmigt und
geben. Das Konzeſſionsgeſuch von Auguſt Koch zum Weiterbe
der väterlichen Wirtſchaft „Rheiniſcher Hof” wurde einſtimmi
nehmigt. Das Pfungſtädter Gefallenenbild ſoll eingerahmt
den Das Geſuch der Bewohner der Bergſtraße um Herſte.
des Ortsausganges wird an die Provinzialdirektion weiterge
werden. — Arbeitsjubiläum. Der Brauer Adam Se
der konnte dieſer Tage in der Exportbrauerei Hildebrand ſei
jähriges Dienſtjubiläum begehen. Dem Jubilar wurden
Ehrungen zuteil. Unter anderem überbrachte Bürgerm
Schwinn eine Urkunde des Wirtſchaftsminiſteriums für 40jä
Dienſte und die Glückwünſche der Stadtverwaltung. — Die 4
wirtſchaftliche Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaft hält am Sor
nachmittag im „Rheiniſchen Hof” ihre Generalverſammlun.“
(f) Roßdorf, 26. Aug. Beigeordnetenwahl. Am
ſten Sonntag findet Beigeordnetenſtichwahl zwiſchen dem ſei)
gen Beigeordneten Nicolay (bürgerlich) und Gemeinderat
Engert (K. P.D.) ſtatt. Die Wahlhandlung dauert wiederun
8 Uhr vorm. bis 5 Uhr nachm. Die Einteilung der Abſtimm!
bezirke und die Wahllokale bleiben wie bei der vorausgegan!
Wahl beſtehen. Die Stimmberechtigten wollen möglichſt
zeitig an der Wahlurne erſcheinen und mit ihrer Stimmal
nicht bis zur letzten Stunde warten. — Unfall Bei
druſcharbeiten an der Dreſchmaſchine der Dreſchgeſellſchaft u.
dem daſelbſt beſchäftigten Adam Meiſinger der linke. Da.
abgeriſſen. Der Verletzte wurde nach Anlegung eines
Notve=
des in ein Krankenhaus nach Darmſtadt überführt.
Dz. Bickenbach, 26. Aug. Der Tod in der Eiſenb
Geſtern. Dienstag, hatte der Bahnarbeiter Philipp Ludwi
der Reichsbahnwerkſtätte Darmſtadt ſein Tagewerk vollk
und wollte wie immer gegen 5 Uhr heimfahren. Währent
Heimfahrt, im Begriff, ſein Pfeiſchen anzuzünden, erlitt er
Herzſchlag. Von der Station Bickenbach wurde er auf
Bahre in ſeine Wohnung getragen. Der hinzugezogene Aröt. II
lediglich den Tod feſtſtellen.
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Wegen der
Nummer 237
Donnerstag, den 27. Auguſt 1931
Seite 7
Verbandskag des Berbandes ehemaliger 116er
verbunden mit Wiederſehensfeier und Fahnenweihe des Vereins
ehem. 116er in Mainz.
Trotz der ſchweren Kriſen= und Notzeit laufen aus allen Gauen
Deutſchlands die Anmeldungen zum Verbandstage und
Wiederſehens=
feier am 5., 6. und 7. September 1931 der Angehörigen des Inf.=Regts.
Kaiſer Wilhelm II. (2. Großh. Heſſ.) Nr. 116 nebſt der Feldformationen:
Hieſerve=Inf.=Rgt. Nr. 116, Landwehr=Inf.=Regt. Nr. 116, Reſerve=Inf.=
Regt. 186, Reſ.=Inf.=Regt. 222, Reſ.=Inf.=Regt. 254 und Reſ.=Inf.=Regt.
418 zahlreich ein. Als Feſtfolge für die Feier iſt feſtgelegt: Samstag,
den 5. September, nachmittags 2 Uhr: Verbandstag, abends 8 Uhr
Wiederſehensfeier mit Fahnenweihe des Vereins ehem. 116er Mainz.
Sonntags vormittags Gefallenenehrung auf dem Ehrenfriedhof,
nach=
rnittags Feſtkonzert im Stadtpark, abends 8 Uhr: Rheiniſcher Abend
mit Tanz. Montag, den 7. Sept.: Rheinfahrt zum Nationaldenkmal.
Allle Anfragen und Meldungen erbeten an A. Wolf, Mainz,
Mom=
bacher Straße 15
Hem die gröbſten Wiederherſtellungen in den von der Ueberflutung
vo 18. d. M. betroffenen Straßen erfolgt, noch empfindliche
Schäden von der Hochwaſſerkataſtrophe feſtſtellbar. Sie beſtehen
zu=
nächſt darin, daß die an der Modau gelegenen Grundſtücke teil=
we
betreides
werden ſo
Septeml
erwarten.
imt die w
Finanzämte
1 gegebener
weiſe empfindlich ausgeſpült und die Feldfrüchte entweder
ver=
ſchlammt oder fortgeriſſen ſind. Garten= und ſonſtige
Einfriedi=
gungen ſowie die Ufermauern der Modau ſind ſtellenweiſe ſtark
weſchädigt, auch einige ältere Häuſer wurden durch Eindringen von
Waſſer in die Keller und zum Teil in die Erdgeſchoße mehr oder
„veniger ſtark in Mitleidenſchaft gezogen. Jedenfalls werden die
Spuren dieſer Ueberflutung noch lange bemerkbar ſein und ſowohl
die Gemeinde, die durch die allgemeinen wirtſchaftlichen
Verhält=
rtiſſe ohnehin finanziell ſchon ſehr ſtark in Anſpruch genommen,
als auch die direkt betroffenen Privatperſonen werden noch
er=
hebliche Mittel aufwenden müſſen, um die eingetretenen Schäden
zu beſeitigen. Zu dieſem Uebel kommen aber noch die ſchweren
Ernteſchäden. Seit Wochen vergeht doch kaum ein Tag, ohne
daß es wie in Strömen regnet. Die vor etwa drei Wochen noch
gehegte Hoffnung, die Getreideernte doch teilweiſe noch retten zu
können, iſt vollkommen geſchwunden. Wagt ſich einmal die Sonne
für Stunden hervor, dann wird ſchnell wieder Getreide
eingefah=
ren. Vieles davon befindet ſich allerdings in einem Zuſtande, der
das Ausdreſchen kaum mehr lohnt und doch muß dies geſchehen,
um die Körner, wenn ſie menſchlich nicht mehr genießbar,
wenig=
ſtens verfüttern zu können. Hie und da noch Roggen, zum
größ=
ten Teil aber alle anderen Getreidearten befinden ſich noch auf
dem Felde. Die Fruchthaufen ſind ſchwarz, die Aehren faſt überall
gentimeterlang gewachſen und das Stroh minderwertig und
brü=
hig. Geradezu „heimſtehlen” müſſen die Landwirte ihr Getreide,
das ihnen die Hauptjahreseinnahmen bringen und damit wieder
einmal vorübergehende finanzielle Erleichterung ſchaffen ſollte.
Um den Segen ihrer Arbeit ſind ſie und alle Grundſtücksbeſitzer
zum großen Teil gebracht und darunter befinden ſich auch hier
den Landwirten vü
chen und dar
ge oder
nſtliche Trocknun 1M
en in den nities
e Mitteilung ei
ſehr viele kleine Leute, die ſonſtiger Einnahmen bar, auf den
Er=
trag ihres wenigen Geländes deshalb beſonders angewieſen ſind.
Und daneben ſind faſt überall ſchon die Spuren kommender Kar=
koffelfäulnis bemerkbar, ſo daß es aller Wahrſcheinlichkeit nach
auch bei der Kartoffelernte nicht ohne Schaden abgehen wird. Zu
den politiſchen und wirtſchaftlichen Sorgen im großen und ganzen
geſellen ſich durch die Ungunſt der Witterung, die ſelbſt älteren
Leuten in dieſem Ausmaße nicht in Erinnerung, die
wirtſchaft=
lichen Sorgen des Einzelnen, und es iſt verſtändlich, daß man
heute faſt nur noch ſorgenvolle Geſichter ſieht.
ch Inkraſt
eine frühere Au
e vorgeſchlusg
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ſter. Gemei
Vereinsbank
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Ah. Bingen a. Rh., 26. Aug. Zum Fall Lacum. Die
Unter=
ſuchungen des Falles Lacum ſchreiten weiter fort. Den amtlichen Stellen
liegt zur Zeit ein dauernd wachſendes Aktenmaterial vor. Weitere
In=
formationen werden erſt nach endgüliger Klärung des Falles der
Oef=
fentlichkeit übergeben. Die, Hinterlaſſenſchaft des verunglückten oder
verſchwundenen Georg Heinz von Lacum macht ſich jetzt in allen Orten
um Bingen und in Bingen bemerkbar. Die laufenden Akzepte werden
nach und nach fällig, und mancher Gewerbetreibende oder Kaufmann
bekommt auf einmal einen Wechſel ins Haus, der ſeine Unterſchrift wohl
trägt, deſſen Summe aber ſein ganzes Vermögen und weit darüber
hin=
aus ausmacht. So wurden in Ingelheim verſchiedene Wechſel vorgelegt.
Intereſſant iſt ein Fall, in dem ein Maſchinenreiſender, der kaufmänniſch
ſehr auf der Höhe iſt, ſich von Heinz von Lacum ſo bereden ließ, daß er
unter 27 Wechſelformulare ſeine Unterſchrift ſetzte. Mit Bangen ſieht
dieſer Reifende der Zukunft entgegen. Wie er dazu gekommen iſt, dieſe
Anzahl Wechſel unausgefüllt, mit ſeinem Namen verſehen, abzugeben,
weiß er heute nicht anzugeben. Dieſer Fall beweiſt, daß von Lacum
ſelbſt gewandte Geſchäftsleute ſo beeinflußte, daß ſie die primitivſten
kaufmänniſchen Regeln und Geſetze außeracht ließen. Zum Aufenthalt
Lgeums in Bingen iſt zu bemerken, daß er 1909 in Büdesheim polizeilich
gemeldet war und ſpäter, 1910, ſich in Bingen polizeilich meldete. Bevor
er in die Zimmermannſche Eisfabrik eintrat, war er in einer kleinen
alten Eisfabrik zwiſchen Bingen und Trechtingshauſen, in der Nähe der
Kreuzbach, tätig. Hier ſoll er von der Landſtraße aus Aufnahme
ge=
funden haben.
Ah. Flomborn (Rhh.), 26. Aug. 92 Jahre alt. Die älteſte
Ein=
wohnerin von Flomborn. Anna Maria Kloh, feierte bei voller
Geſundheit ihren 92. Geburtstag. Die Jubilarin erfreut ſich noch
er=
ſtaunlicher Geſundheit und verrichtet noch tägliche Hausarbeiten.
Ab. Monzernheim (Rhh.), 26. Aug Eine Hundertjährige.
Der Gemeinderat beſchloß in ſeiner letzten Sitzung, der älteſten Ein
wohnerin, Frau Anna Maria Scherer, die in den nächſten Tagen
ihren 100. Geburtstag feiert, beſondere Ehrungen zuteil werden zu laſſen.
Ah. Alzey, 26. Aug. Selbſtmord eines Defraudanten.
Im Wald erhängte ſich der früher am Amtsgericht Alzeyz beſchäftigte
und nach Waldmichelbach i. Odw. verſetzte Juſtizinſpektor Magſam. Der
Lebensmüde ſoll ſich dienſtliche Verfehlungen zuſchulden haben kommen
laſſen und aus Furcht vor Strafe aus dem Lebebn geſchieden ſein.
Brlefkaffen.
Iirr Anfags M die lchzte Bezugtgulttung beizufügen. Anonyme Arfrogrn Derte
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ehne Rechtsverbindlichtelt.
„Urlaub.‟ Ein Anſpruch auf Urlaub beſteht kraft Geſetzes
nicht. Der Arbeitgeber iſt nur dann verpflichtet, Urlaub zu ge=
Wahren, wenn dies durch Tarifvertrag oder Betriebsvereinbarung
beſtimmt oder mit dem Arbeitnehmer beſonders vereinbart iſt. Bei
der Urlaubsregelung durch Tarifvertrag, die den Regelfall bildet,
haben es die Verbände völlig in der Hand, die
Urlaubsvoraus=
leßungen und die ſonſtigen Urlaubsbeſtimmungen nach ihrem
Er=
meſſen zu regeln. Sie werden ſich deshalb in erſter Linie nach
dem Tarifvertrag oder der Betriebsvereinbarung richten müſſen.
Soweit hiernach eine abweichende Regelung, nicht beſteht, iſt zu
jägen, daß nach Entſcheidungen des Reichsarbeitsgerichts der Ar=
Leitnehmer, dem infolge Verhaltens des Arbeitgebers oder aus
vetkieblichen Gründen der Urlaub in einem Jahre nicht gewährt
worden iſt, Zahlung der entſprechenden Urlaubsvergütung
ver=
langen kann.
W. 183. Sie vergeſſen, daß die Frage wegen Wegnehmens
Der Lichtanlage auf Grund des Geſetzes geſtellt war und
dem=
ach auch ſo beantwortet werden mußte. Natürlich können auch
Leſondere Abmachungen getroffen werden, die im Einzelfalle
viel=
teicht anders auszulegen ſind. Es bedarf unſererſeits keiner
Richtigſtellung.
J. in D. 1. Ueber die Koſten des Volksentſcheides in Preußen läßt
lich erſt in einigen Monaten etwas Endgültiges ſagen. Das Volksbegeh=
En Fürſtenenteignung koſtete etwa 1 Mill. RM., das Panzerkreuzer=
Solksbegehren infolge der geringen Beteiligung etwa 580 000 RM.,
der Volksentſcheid Fürſtenenteignung etwa 2,4 Mill., RM., das Young=
Dlan=Volksbegehren beinahe 3 Mill. RM. 2. U. W. fand das gleiche
Serfahren in Heſſen im Jahre 1927 ohne Erfolg ſtatt. 3. Die deutſche
Harine rangiert heute unter den Weltkriegsflotten etwa an 5. Stelle.
Surch den Verſailler Vertrag iſt uns der Bau neuer Kriegsſchiffe ſowie
De Lebensdauer jedes einzelnen Schiffes genau vorgeſchrieben. Die
Sonnage iſt ebenſo begrenzt wie die Beſtückung der einzelnen Schiffe.
Dr Bau der 10 000=Tonnen=Klaſſe wie z B. der Panzerkreuzer 4 iſt die
ßerſte Grenze der Bewegungsfreiheit, die uns der Verſailler Vertrag
Seähen hat. Nur die Geſchwindigkeit iſt unbegrenzt.
Sch. u. K. Da die Einrichtung der Renten in zahlreichen
Deießen des öffentlichen Rechts vorkommt, müſſen Sie ſich ſchon
Tüklicher ausdrücken, um die richtige Antwort erteilen zu können.
N. 102. Die Frage iſt zu allgemein geſtellt. Seit dem
anuar 1925 gelten die 8§ 40 41 der Paßbekanntmachung. Da=
2 bedarf jede nicht deutſche Perſon über 15 Jahren zum Grenz=
Uetkritt eines Sichtvermerks der im Paß oder Paßerſatz ange=
4 werden muß. Eine Zuwiderhandlung gegen dieſe Anord=
8 wird Beſtrafung nach ſich ziehen. Im Uebrigen beſtehen
Ecnational=praßrechtliche Abmachungen mit den verſchiedenen
„dern. Ein Aufenthalt im Ausland regelt ſich nach den dort
2 Enden Beſtimmungen, die jeweils verſchieden lauten dürften.
Stieſerungsfragen ſind meiſt durch Verträge geregelt.
In dieſem Jahre haben wir im ganzen Deutſchland den
100. Todestag des Reichsfreiherrn vom Stein am 29. Juni
feier=
lich in ehrendem Gedenken begangen. Im nächſten Jahre ſind 100
Jahre ſeit Goethes Too verſtrichen. Da liegt es nahe, die beiden
großen Männer miteinander in Verbindung zu bringen und
ihrer Beziehungen zu einander zu gedenken.
Goethes Bekanntſchaft mit der Familie des Reichsfreiherrn
vom Stein geht in das Jahr 1774 zurück.
Der „Götz” (1773) hatte den jungen Goethe zum erſten
deut=
ſchen Dichter gemacht; ſchon war ihm ein neuer Wurf geglückt,
der ihm bald auch im Auslande zu einem Anſehen verhelfen
ſollte, deſſen ſich bis dahin kein deutſcher Dichter rühmen durfte.
„Werthers Leiden” im April 1774 vollendet, waren im Druck. Das
Lahntal, die alte Reichskammergerichtsſtadt Wetzlar, ſind
ſo=
wohl beim „Götz” als auch bei „Werthers Leiden” nicht ohne
Einfluß auf die Stimmung des Dichters geblieben. Er hat das
Lahntal geliebt und an ſeine Beſuche im Tal der lieblichen Lahn
knüpfen ſich auch die Erinnerungen an ſeine Beziehungen zu dem
großen Reichsfreiherrn. Am 28. Juni 1774 war Goethe mit
La=
vater und deſſen Zeichner Schmoll von Frankfurt nach
Wies=
baden gefahren, von dort nach Langenſchwalbach. Am 29. Juni
fuhren ſie nach Naſſau an der Lahn; es ging nur langſam
vor=
wärts, ſo daß man Vorſpann nehmen mußte. „Um halb zwölf
zu Naſſau an, beſuchten ſie ſogleich die Frau Baronin vom Stein.
Ein prächtiges Haus in einem elenden Neſt.” Am folgenden
Tag (30. Juni 1774) reiſte Goethe zurück. Anwaltsgeſchäfte
riefen ihn wieder nach Frankfurt. Lavater berichtet in ſeinem
Tagebuch vom 7. Juli, daß ihm Herr Baron vom Stein eine
Halbchaiſe expreß von Naſſau geſchickt habe. Am 8. Juli blieb
Lavater noch in Naſſau; nach dem Nachteſſen ſprach man von
Goethe, von dem Selbſtmord des jungen Jeruſalem, von „
Wer=
thers Leiden‟. Die von Goethe und Lavater genannten Baronin
und Baron vom Stein ſind die Eltern des großen
Siaats=
mannes; der Reichsfreiherr Karl Philipp, „ein durchaus biederer,
redlicher Mann von einfachem, aber ſehr heftigem Weſen, bis das
Alter ſein Feuer mäßigte, ein leidenſchaftlicher Freund der Jagd,
Beſitzer der beſten Gewehre Netze, Pferde, Hunde und weit
umher ein eifriger Pfleger der Forſten.‟ Die Mutter war
Hen=
riette Karoline, geborene Langwerth von Simmern. Der junge
Stein ſtudierte, als Goethe in ſeinem Elternhauſe weilte, in
Göttingen die Rechtswiſſenſchaft; am 30. Mai 1777 hat ſich
Stein als Rechtspraktikant beim Reichskammergericht in Wetzlar
eingetragen, wie einſt Goethe am 25. Mai 1772!
Erſt einundreißig Jahre ſpäter hat Goethe wieder im
Steinſchen Schloſſe geweilt. Vom 27. Mai bis 11. Auguſt 1815
hielt ſich Goethe zum Kurgebrauch in Wiesbaden auf.
Napo=
leon I. war von Elba zurückgekehrt, auf den Schlachtfeldern
Belgiens im Kampfe mit Engländern und Deutſchen entſchied ſich
ſein Geſchick. Als die bedenklichen Kriegsnachrichten in
Wies=
baden eintrafen, war gerade im Naſſauer Lande die Aufregung
nicht gering. Die Nachricht des Sieges von Waterloo (18. Juni
1815), die am 21. Juni Goethe bekannt wurde, brachte Freude,
aber auch Trauer für viele, denn gerade die Naſſauiſche Brigade
hatte beſonders ſchwere Verluſte erlitten. „Freude und Schmerz”,
ſchreibt Goethe am 5. Juli an ſeinen Sohn, „Waren auch hier
ſehr groß. Der letztere lindert ſich, die erſte wächſt, da man die
Gefahr näher kennen lernt, in der man ſchwebte.” Am 9. Juli
hat ihn Stein in Biebrich zu einem Beſuch in Naſſau eingeladen.
Goethe verband mit dem Beſuche in Naſſau einen mit dem ihm
befreundeten Oberbergrat Cramer unternommenen geologiſchen
Ausflug, der ihn in die Seitentäler der Lahn führte. Am 21.
Juni fuhren beide über die Platte nach Idſtein, wo man Kirche
und Schloß beſichtigte, dann nach Ober= und Niederſelters. Zu
Nacht war man bei dem Pfarrer im Dorfe Bleſſenbach. Der
nächſte Tag führte zunächſt etwas rückwärts, „in das Weintal, wo
nie Wein gewachſen, in die lange Hecke, beide Namen berüchtigt
wegen Schinderhannes: Schlupfwinkel. Lange Hecke, ein enges
Tal, durchaus unregelmäßige Dachſchieferbrüche, Halden und
Höhlen, höhlenartige Häuſer. Oberwärts Bleigrube, unterwärts
Eiſenhütte. Zunächſt Eiſenſteingrube.” So die knappen
Anga=
ben der Tagebücher. Alles wurde unter kundiger Führung der
Beamten beſichtigt, zu Abend war man in Limburg und
über=
nachtete im „Roten Ochſen”. Am 23. Juli ging es über Diez
und Altendiez nach Holzappel. Der erſte Gang war nach der
Silberſchmelze, mittags war Goethe in Holzappel bei dem
Berg=
kommiſſär Geh. Hofrat Schneider, deſſen Kenntniſſe und,
freund=
liche, belehrende Bewirtung” Goethe rühmt; an Schneiders
Wohnhaus in Holzappel erinnert jetzt eine Gedenktafel an des
Dichterfürſten Anweſenheit.
Am 23. Juli, abends, traf Goethe in Naſſau ein; in ſein
Tagebuch hat er eingetragen: „Zu Herrn Stein, Mineralien,
Landkarten, politiſche Geſpräche. Im Gaſthof Einrichtung, im
Garten Spazieren. Zu Tafel. Fräulein Walmoden. Im
Gar=
ten. Auf der Burg. Entſchluß nach Cöln zu fahren." Zur
Er=
gänzung muß der Reiſebericht an ſeinen Sohn herangezogen
werden: „24. Juli 1815: Trennte mich von Oberbergrat Cramer,
den ich auf dieſer Dienſtreiſe begleitet. Spaziergang.
Herr=
liches Lokal. Donnerwetter, Wolkenzüge ſehr trefflich zu den
Oraniſchen und Steinſchen Ruinen ſich fügend. Auf Einladen
des Herrn Miniſters von Stein in das Schloß gezogen. Höchſt
willkommene und belehrende Unterhaltung. Spaziergang au
B. Der angezogene Paſſus des Mietvertrags kann unſeres
Erachtens nur dahin verſtanden werden, daß zum Ausdruck
ge=
bracht werden ſoll, daß bei der Kündigung nur die
vierteljähr=
liche des Geſetzes in Betracht zu ziehen ſei. Die Kündigung am
15. Auguſt auf Ende September würde daher, weil gegen dieſe
Vereinbarung verſtoßend, ohne Wirkung ſein.
22. Auguſt. Wir müßten die Begründung des
abſchlä=
gigen Beſcheids kennen lernen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag. 27. Auguſt.
15.30: Stunde der Jugend.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Soliſt: R. Breilenfeld
(Bariton).
18.40: Zeitfragen.
19.05: W. Dirks: Geſellſchaftliche Gruppen in der Politik.
19.30: Zeit, Programm Wirtſchaftsmeldungen.
19.45: Altdeutſche Märſche. Ausf.: Funkorcheſter.
20.45: Wird noch bekanntgegeben.
21.45: Kammermuſik. Ausf.: Bläſer des Funkorcheſters.
22.25: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.45: Homburg: Unterhaltungskonzert des Kurorcheſters.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 27. Anguſt.
10.10: Schulfunk: Bei den letzten Wiſenten in Deutſchland.
14.50: München: Deutſch für Ausländer.
15.45: Frauenſtunde: Ida v. Hauff: Die guten Ratſchläge.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: Schulrat Wolff: Aus der Arbeit der Lehrerinternationale.
Bericht über den Kongreß 1931.
17.30: Dr. Günther: Landſchaftsdichtung.
18.00: Major a. D. Frhr. v. Bülow: Die Luftpolitik der großen
Staaten.
18.30: Dr. Dix: Spaniſch=Afrika.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Engliſch für Fortgeſchrittene.
19.25: Rittergutsbeſitzer v. Colmar: Die Kartoffelernte und die
Verwendung der Kartoffel in der eigenen Wirlſchaft.
19.45: Dr. Würzburger: Vorſchau auf das September=Programm.
anſchl. Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: R. v. Walter Das Eheproblem in der Sowjetliteratur,
20.30: La Traviata. Oper von Verdi.
22.00: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Tanzmuſik der Kapelle Paul Godwin;
die Burgen. Familientafel. Die Hausfrau fehlt wegen
Krank=
heit. Entſchluß nach Cöln zu fahren.” Goethe war noch ganz
erfüllt von den Erlebniſſen ſeiner „geologiſchen Exkurſion‟. Die
Unterhaltung knüpfte daher zunächſt an die Geologie an, um ſo
leichter, als Stein ſelbſt in ſeiner weſtfäliſchen Zeit Bergrat und
Leiter der preußiſchen Bergwerke in Weſtfalen war.
Ueber dieſe Zuſammenkunft Goethes mit Stein hat uns des
großen Reichsfreiherrn treuer Gefährte Ernſt Moritz Arndt eine
lebendige Schilderung gegeben: „Goethe hatte ſeine Vaterſtadt
und einige alte Genoſſenſchaft und Freundſchaft einwal wieder
bſucht, da hatte ihn ſein Herz gefaßt, die Pfade, auf welchen
ſeine luſtige, geniale Jugend ſich ergangen und getummelt hatte,
die Pfade, welche bei Wetzlar an der Lahn und durch ihre ſchönen
Täler nach Naſſau, Koblenz, Ehrenbreitenſtein und Vallendar
hinlaufen noch einmal zu durchwandeln; da vernimmt Stein in
ſeinem Schloß die Nachricht, Goethe iſt in Naſſau im Löwen
ab=
geſtiegen. Er flugs in den „Löwen” und holt und zwingt den
Sträubigen in ſein Schloß hinauf. Da nun Goethe einen
Aus=
flug nach Cöln vorhat, ſo läßt Stein ſeinen Wurſtwagen
vor=
ſpannen und ſie rollen zuſammen den Rhein bis nach Köln
hinunter. Ich kann mir denken, wie dieſe beiden Reiſegefährten
jeden Zuſammenſtoß vermieden, es war gewiß die geſoptiſche
Reiſe des ſteinernen und irdenen Topfes. So gingen ſie auch in
Köln nebeneinander her mit einem zarten „Noli me tangere‟.
Nimmer habe ich Steins Rede in Geſellſchaften ſtiller tönen
hören. Hier konnte ich mir unſeren Heros Goethe ein paar Tage
ruhig betrachten, mich ſtets ſeines herrlichen Angeſichts erfreuen;
die ſtolze breite Stirn und die ſchönſten braunen Augen, die
immer wie in einem Betrachten und Schauen begriffen, offen
und ſicher ſtanden und auf jeden Gegenſtehenden und
Gegen=
ſchauenden trafen.” Arndt ſchildert uns ſein Zuſammentreffen
mit Goethe und Stein bei dieſer Gelegenheit im Kölner Dom:
„Im Dom begrüßte uns Stein aufs allerfreundlichſte und wen
erblickten wir nicht weit von ihm? Da ſtand der neben ihm
größte Deutſche des neunzehnten Jahrhunderts: Wolfgang
Goethe, ſich das Dombild beſchauend. Und Stein zu uns: „
Kin=
der ſtill, ſtill! Nur nichts Politiſches! Das mag er nicht. Wir
können ihn da freilich nicht loben, aber er iſt doch zu groß!
Wunderbar gingen die beiden Großen hier nebeneinander her
wie mit einer gegenſeitigen Ehrfurcht; ſo war es auch im
Gaſt=
haus, am Teetiſch, wo Goethe ſich meiſtens ſehr ſchweigſam hielt
und ſich frühzeitig auf ſein Zimmer zurückzog.” Nach Goethes
Schilderung iſt die Abreiſe von Naſſau im Steinſchen Wagen am
25. Juli 1815 erfolgt. Sie fahren über Ems, glatten Weges,
ſo=
dann bergauf, bergab hinter Ehrenbreitenſtein her ins Tal, wo
man in der „Poſt” frühſtückte, dann ging es zu Schiff nach Köln:
Drachenfels, Siebengebirge, bei Bonn vorbei. Abends Feuer. An
Köln her, an vielen Schiffen vorbei. Endlich gelandet. Gaſthof
zum Heiligen Geiſt. Rheinausſicht bei Mondſchein.” Auf der
Rückreiſe verweilte Goethe am 30. Juli in Naſſau, am Morgen
des 31. Juli nahm er Abſchied und kehrte über Schwalbach nach
Wiesbaden zurück. Am 10. Auguſt 1815 ſchrieb Goethe: „Ich
finde mir eine neue Anſicht des Lebens und der Erkenntnis
er=
öffnet, indem ich durch Dero (Steins) Vertrauen hellere Blicke
in die uns zunächſt umgebende moraliſche und politiſche Welt
tuen, ſowie eine freiere Ueberſicht über Fluß= und Landgegenden
gewinnen konnte.” Und dem weimariſchen Miniſter von Voigt
gegenüber äußerte Goethe über dieſe Reiſe: „Sie war ſehr
fruchtbar an Vergnügen und Belehrung; daß ich mit Herrn vom
Stein in ſo nahe Berührung gekommen, iſt für mich in vielfachem
Sinne höchſt bedeutend und ergeben ſich aus dieſem Anfange für
mich und andere gewiß erwünſchte Folgen.” Am 15. Auguſt 1815
ſchreibt Friedrich Eichhorn, der mit Goethe, Stein und Arndt
zu=
ſammen im Kölner Dom war, aus Paris an ſeine Frau: „Stein
war einerſeits bezaubert über Goethe. Ganz naiv äußerte er,
was in ſeinem Munde viel ſagen will: „Goethe iſt doch
wahr=
haftig ein geſcheiter Kerl.” (Deutſche Revue 1918, Heft 1). Auf
dieſer bedeutſamen Rheinreiſe hat Stein mit Goethe auch den
Plan zur Schaffung der „Monumenta Germaniae historiea‟
beſprochen; am 20. Januar 1819 wurde in Frankfurt a. M. die
„Geſellfchaft für ältere deutſche Geſchichtskunde” gegründet, unter
beſonderem Beiſtande des Frankfurter Juriſten Fritz Schloſſer,
der Goethe naheſtand und raſch auch das Vertrauen Steins
ge=
wann. Gerne weilte er in Goethes Vaterſtadt Frankfurt am
Main, deren Unabhängigkeit als freie Reichsſtadt er auf dem
Wiener Kongreß durchgeſetzt hatte, gegenüber den Wünſchen
Metternichs, der es Bayern eingliedern wollte; die dankbare
Stadt hat ihm dafür das Ehrenbürgerrecht verliehen.
Durch Stein wurde Goethes Intereſſe für alte deutſche
Malerei verſtärkt und von ihm angeregt, hat er das Heft „Ueber
Kunſt und Altertum in den Rhein= und Main=Gegenden” (
Stutt=
gart 1816) geſchrieben, wofür ihm der Reichsfreiherr mit den
Worten dankte, daß er mit Ungeduld dem Augenblick
entgegen=
ſehe, wo gemeinſame Wanderungen in das Land zwiſchen Rhein
und Nuhr beginnen könnten. Aus allen dieſen Einzelheiten
formt ſich das Bild, daß Stein bei aller Verſchiedenheit der
Lebensanſchauungen, doch ein ſtarkes Gefühl der Größe des
Dichterfürſten hatte.
Denkwürdig für alle Zeit ſind jene Tage, da Goethe bei
Stein in Naſſau weilte und mit ihm das Rheintal, Köln, und
den altehrwürdigen Dom beſuchte. Dr. Ludwig Roth.
Ein intereffanter Brief des Kapitäns Chriſtianſen
vom Dornier=Flugſchiff „Do. K‟
ging der Firma Dr. A. Wander zu. Es heißt darin:
„Sie waren ſo freundlich, während unſeres Aufenthaltes in Praica
eine Kiſte „Ovomaltine” an Bord zu geben. Das Präparat hat uns
während des Ozeanfluges Praica—Natal ausgezeichnete Dienſte
ge=
tan und zur Friſchhaltung der Beſatzung ſehr beigetragen. Dafür
unſeren aufrichtigen Dank.”
Ovomaltine, die bekannte Kraftnahrung aus Malz=Milch=Eiern
und Kakco hat auch hier mitgeholfen, beſondere Leiſtungen zu
vollbrin=
gen und ſich wie immer bewährt.
Bei dem Vorüberzug der franzöſiſchen Störung, die heute
norgen bereits über Polen lag, fielen in unſerem Bezirk im
Laufe des geſtrigen Tages und der letzten Nacht recht ergiebige
Niederſchläge. Mit dem ſchnellen Abzug des Tiefs hat die
Kalt=
luft auf dem Feſtland Platz ergriffen und der Luftdruck iſt enorm
angeſtiegen. Somit kommen wir in den Bereich des von Weſten
her nach dem Feſtland ſich verlagernden Hochdruckgebietes,
wo=
durch das Wetter beſtändiger wird. Die vorerſt durch die
Kalt=
uft hervorgerufene Bewölkung wird mehr zurückgehen und der
Einfluß des hohen Druckes dürfte meiſt heiteres Wetter mit ſich
bringen. Infolge der Sonnenſtrahlung ſteigen die Temperaturen
tagsüber etwas an, jedgch bleibt es nachts noch kühl.
Ausſichten für Donnerstag, den 27 Auguſt: Wolkig mit ſtärkerer
Aufheiterung, ſtellenweiſe Frühnebel, nachts kühl, tagsüber
etwas wärmer, trocken.
Ausſichten für Freitag, den 28. Auguſt: Vielfach heiteres, im
gan=
zen wärmeres und trockenes Wetter.
Hauptichriftlettung: Rudolf Maupe
Veranzwortlich fur Polniik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Fenilleton, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handeſ: Dr. C. H. Quetſch; für der Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite
für den Inſeratenteil und geſchäftlſche Mitteilungen: Willv Kuhle.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrſpte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Donnerstag, den 27. Auguſt 1931
Nummer 237
Bazillen ſchreien.
Erſtes Originalbild von der Ueberſchwemmungs=Kakaſtrophe in Ching.
Die Eingeborenen flüchten mit ihrer wenigen Habe aus der überfluteten Stadt Yuen=Kiang
(Hunan=Provinz).
16 Millionen Menſchen ſind in den überſchwemmten Gebieten Chinas obdachlos und ſo gut w
dem Hungertode preisgegeben. Ganze Städte ſind geräumt worden, der Schaden iſt unermeßli
Ingenieur Winkelmann vor ſeinen Apparaten. Links das Mikroſkop, darüber die Preßler=Photozelle,
in der Mitte ſieht man den Verſtärker, rechts die Meßinſtrumente und den Lautſprecher darüber.
Dem bekannten Radiotechniker Winkelmann iſt die Erfindung eines Verfahrens gelungen, durch
das es möglich wird, faſt unglaublich kleine chemiſche Reaktionen aufzuzeichnen oder im Lautſprecher
hörbar zu machen, ſofern dieſe Vorgänge mit einer beinahe unmeßbar kleinen Lichtveränderung
verbunden ſind. Die Geräuſche der Bakterien können ſo menſchlichen Ohren hörbar gemacht werden.
Reich und Ausland.
Das geheimnisvolle Flugzeug in der Eiswüſte:
eine Doppelbelichtung.
Leipzig. Wie kürzlich mitgeteilt, ſollte ſich
unter den Aufnahmen, die Profeſſor Moltſchanoff
vom Arktis=Flug des „Graf Zeppelin”
mitge=
bracht hat und die in Leipzig von ihm in
ge=
meinſamer Arbeit mit Profeſſor Weickmann
ent=
wickelt wurden, die Abbildung eines verlaſſenen
Flugzeuges befinden, das mitten in der
Eis=
wüſte von Nowaja Semlja liegt. Profeſſor
Weick=
mann ſelbſt hatte in einem am Samstag
gehal=
tenen Vortrag die Aufnahme als Lichtbild
ge=
zeigt. Das Flugzeug war deutlich zu erkennen
und weite Kreiſe der Wiſſenſchaft und der
Luft=
fahrt bemühten ſich feſtzuſtellen, um welches
Flugzeug es ſich handele. Das Geheimnis iſt
jetzt gelüftet. Durch mühevolle Klärungsarbeit
eines Preſſephotographen hat ſich herausgeſtellt,
daß die Aufnahme unzweifelhaft durch
Doppel=
belichten einer Platte entſtanden iſt. Es handelt
ſich in erſter Linie um die Aufnahme eines
ruſ=
ſiſchen Flugzeuges während der Fahrt des „Graf
Zeppelin”. Die gleiche Platte iſt dann bei der
Aufnahme eines Landſchaftsbildes von Nowaja
Semlja zur Verwendung gekommen.
Vom ſtürzenden Kran getötet.
Dresden. Mehrere Arbeiter waren geſtern
in der Annenſtraße damit beſchäftigt, mit Hilfe
eines Krans eine Litfaßſäule abzutragen.
Plötz=
lich ſtürzte der Kran um und begrub zwei der
dort Beſchäftigten unter ſich. Der eine der beiden
Verunglückten war auf der Stelle tot, während
der andere mit ſchweren Verletzungen ins
Kran=
kenhaus gebracht werden mußte.
Wieder ein Ueberfall auf einen Geldbriefträger.
Breslau. Am Mittwoch vormittag wurde
im Gartenhaus des Grundſtückes Auguſtaſtr. 180
ein Geldbriefträger von zwei Männern im Alter
von etwa 25—30 Jahren überfallen. Er erhielt
mit einem Hammer einen Schlag auf den
Hin=
terkopf, der aber durch die Mütze abgeſchwächt
wurde. Da der Beamte ſofort um Hilfe rief und
ſich mit ſeinem Schlagring zur Wehr ſetzte,
er=
griffen die Täter die Flucht. Die beiden
Ver=
brecher wohnten ſeit einigen Tagen
unange=
meldet in dem Gartenhaus. Der eine von ihnen,
der ſich Wild nannte, ſollte durch den
Geldbrief=
träger eine Nachnahme von einigen Mark
zu=
geſtellt erhalten.
Der amerikaniſche Dichker
Theodore Dreiſer 60 Jahre alk.
Theodore Dreiſer,
der Führer der modernen amerikaniſchen
Lite=
ratur, begeht am 27. Auguſt ſeinen 60.
Geburts=
tag. Dreiſer hat dem realiſtiſchen Roman in
Amerika den Boden bereitet; die Werke der
bekannteſten ſozialkritiſchen Schriftſteller wie
Sinclair Lewis und Upton Sinclair ſind unter
ſeinem Einfluß entſtanden. Sein bekannteſtes
Werk, das auch ins Deutſche überſetzt wurde, iſt
„Eine amerikaniſche Tragödie‟.
Die Auswirkungen des Unwetters
Unwekker über dem Taunus. — Windhoſe am Obermain.
Skurmverheerungen in Frankreich.
Die Beſeikigung der
Hoch=
waſſerkrümmer des Neckars.
Ein Taucher bei den Aufräumarbeiken.
Heidelberg. Unter Hinzuziehung eines
Tauchers haben jetzt am Stauwehr bei
Heidel=
berg=Wieblingen die letzten größeren
Aufräu=
mungsarbeiten zur Beſeitigung der
Hochwaſſer=
trümmer vom 8. Mai begonnen. Sie dürften
noch längere Zeit in Anſpruch nehmen und
min=
deſtens 10 000 Mark neue Koſten verurſachen.
Was dort vor den Pfeilern liegt, ſind in der
Hauptſache noch Reſte eines großen
Bootsmutter=
ſchiffes und der vielen Sportboote, die in ſeinem
Innern aufbewahrt worden waren.
Idſtein (Taunus). Dienstag nachmittag
ging über dem Taunus ſowie über dem ganzen
Maintal ein ſtarkes Gewitter nieder, das von
einem heftigen, wolkenbruchartigen Regen
be=
gleitet war. Im Taunus, namentlich über dem
Lorsbachtal, dem Fiſchbachtal und im Talkeſſel
von Eppenhain hat das Unwetter ſchwere
Spu=
ren hinterlaſſen. Die Eiſenbahnſtrecke im
Lors=
bachtal von Frankfurt nach Limburg iſt zwiſchen
Lorsbach und Hofheim durch die anhaltend
ſtar=
ken Regenfälle ſtark überflutet und verſchlammt
worden, da die Geleiſe hier teilweiſe direkt neben
den ſtark anſteigenden Bergen herführen. Der
Fahrbetrieb mußte einige Zeit unterbrochen
wer=
den, bis die von den Bergen herabſtürzenden
Waſſermaſſen nachließen. Nach einigen Stunden
war größtenteils wieder volle Ordnung
geſchaf=
fen. Die Züge erlitten nur geringe
Verſpätun=
gen. In den Ortſchaften um den Roſſert und den
Staufen=Berg herum ſcheint das Waſſer dagegen
ſtärkeren Schaden angerichtet zu haben. In
Ehlhalten, Niederjosbach, Eppenhain,
Vocken=
hauſen und auch in dem auf der anderen Seite
des Lorsbachtales liegenden Bremtal wurde
Schaden durch die Waſſermaſſen angerichtet. In
Lorsbach war der Niederſchlag der Waſſermaſſen
derart ſtark, daß die Feuerwehr alarmiert
wer=
den mußte. In einigen kleineren Orten haben
die Waſſermaſſen das Getreide weggeführt und
die Dickwurz= und Kartoffelfrüchte
fortge=
ſchwemmt. Der Schwarzbach trat an einigen
Stellen über die Ufer. In Bremtal ſtand das
Vieh in den Ställen im Waſſer.
Auch die Eiſenbahnſtrecke Naſſau—Dauſenau
im Lahntal iſt durch niedergehende Waſſermaſſen
überſchwemmt worden. Der Betrieb konnte je=
doch bereits nach wenigen Stunden wieder
auf=
genommen werden, nachdem die Waſſermaſſen
abgefloſſen waren. Allgemein herrſcht die Anſicht
vor, daß größere Schäden gar nicht mehr
ange=
richtet werden können, da der größte Teil der
Ernte durch die ſeit Wochen anhaltenden
Regen=
fälle ſowieſo vernichtet iſt.
Windhoſe über dem Obermain.
Karlſtadt am Main. Bei den
gewitter=
artigen Regenſchauern erlebten die auf dem
Felde Beſchäftigten in Mühlbach ein eigenartiges
Naturſchauſpiel, das auch in Karlſtadt beobachtet
wurde. Eine ſchwarze Gewitterwolke verwandelte
ſich in wenigen Augenblicken in eine Windhoſe,
die ſich fortwährend ſchlangenförmig verlängerte
und verkürzte. Dieſes Luftungetüm entfernte.
ſich dann nach etwa halbſtündigem Hin und Her
mit walzenähnlichen Umdrehungen weſtwärts.
Koblenz. Am Dienstag=Spätnachmittag
ging über dem Mittelrheingebiet, über dem
Weſterwald und über dem Lahntal erneut
wol=
kenbruchartiger Regen nieder, der ſchweren
Scha=
den anrichtete. Die Züge auf der Strecke
Koblenz—Bingen erlitten zum Teil erhebliche
Verſpätungen. Auch die Straßenbahn mußte
längere Zeit den Verkehr einſtellen. Die
Auf=
räumungsarbeiten ſind noch in vollem Gange.
In Vallendar wurden an mehreren Stellen die
Straßen aufgeriſſen. In Stromberg (Hunnsrück)
kam eine mächtige Schutthalde in der Nähe einer
Blechfabrik ins Rutſchen und drückte eine Wand
des Fabrikgebäudes ein. Das Dach, der
Schorn=
ſtein und mehrere Mauern ſtürzten nach. Viele
Maſchinen und fertige Waren wurden vernichtet.
Menſchenleben ſind glücklicherweiſe nicht zu
be=
klagen.
Die Sturmverheerungen an der franzöſiſchen Küſte
Paris. Die Zahl der Todesopfer des
Sturmes an der franzöſiſchen Weſtküſte iſt nach
den letzten Nachrichten auf insgeſamt 17
ange=
wachſen. Auch im Kanal war der Sturm ſo
heftig, daß der große Ozeandampfer „Impreß
of Britain” den Hafen von Cherbourg nicht
er=
reichen konnte, ſondern direkten Kurs auf
Sout=
hampton nehmen mußte. Anderen Fahrzeugen
und Fiſchdampfern, über deren Schickſal ſtärkſte
Beunruhigung herrſchte, iſt es am Dienstag
ge=
lungen, die Küſte zu erzeichen. Aus den
ver=
ſchiedenſten Gegenden Frankreichs wird infolge
des Unwetters und der heftigen Niederſchläge
zunehmende Ueberſchwemmungsgefahr gemeldet.
Mehrere Flüſſe ſind bereits aus den Ufern
ge=
treten und haben die Niederungen unter Waſſer
geſetzt.
Zuſammenſtoß zwiſchen Auto und Straßenbahn.
Zahlreiche Verletzte.
Gelſenkirchen. Am Mittwoch vormittag
wurde in Gelſenkirchen ein Straßenbahnwagen
beim Paſſieren der Schalkerſtraße von einem
Perſonenkraftwagen angefahren. Der
Straßen=
bahnwagen wurde aus den Schienen gehoben,
der Kraftwagen vollkommen zertrümmert. Der
Führer und ein Inſaſſe des Kraftwagens
wur=
den durch Schnitt= und Quetſchwunden ſchwer
verletzt, während ein dritter Inſaſſe mit
leichte=
ren Verletzungen davonkam. Der auf der
hin=
teren Plattform ſtehende Straßenbahnſchaffner
erlitt erhebliche Verletzungen, die anderen
Stra=
ßenbahnfahrgäſte kamen mit geringfügigen
Ver=
letzungen davon. Nach den bisherigen
polizei=
lichen Ermittlungen trifft die Schuld an dem
Unglück den Führer des Kraftwagens, der mit
unverantwortlicher Geſchwindigkeit die Straße
durchfuhr. Der Fahrer und ſeine beiden
Beglei=
ter waren ſtark angetrunken.
Großfeuer.
Demantsfürthb. Neuſtadt (Aiſch). Einem
Großfeuer fielen geſtern Nacht zwei große
Wohn=
häuſer und fünf Scheunen ſamt allen
Erntevor=
räten und landwirtſchaftlichen Maſchinen zum
Opfer. Der Sachſchaden beträgt über 200000
Reichsmark. Es liegt offenbar Brandſtiftung vor
Ueberfallener ſchreibt mit eigenem Blut den
Namen des Täters nieder.
Neiſſe. Am Montag abend überfiel der
21 Jahre alte Reiſende Frei in der Nähe von
Eckertsheide im Kreiſe Grottkau den ihn
beglei=
tenden Kaufmann Karl Schwarz aus Falkenau
und ſtreckte ihn durch zwei Revolverſchüſſe nieder.
Schwarz wurde ſchwer verletzt und liegt in
be=
wußtloſem Zuſtand im Neiſſer Krankenhaus. Der
Täter Frei ſchuldete dem Kaufmann Schwarz, für
den er als Reiſender tätig war, mehrere hundert
Mark. Da der Kaufmann auf Rückzahlung
drängte, fuhren beide mit dem Fahrrad nach
Neiſſe zu einem Rechtsanwalt, um ſich über die
Schuldenrückzahlung zu einigen. Auf dem
Rück=
weg führte Frei den ortsunkundigen Kaufmann
auf einen abſeits liegenden Waldweg und ſchoß
ihn nieder. Ein Arbeiter eilte auf die Hilferufe
des Getroffenen hinzu und fand Schwarz im
Blute liegend vor. Neben dem Verletzten lag
eine Zeitung, auf der Schwarz mit ſeinem
eige=
nen Blute den Namen des Täters deutlich
les=
bar niedergeſchrieben hatte. Frei konnte noch
nicht gefaßt werden.
Der 70. Deutſche Kakholikenkag
in Nürnberg.
Anläßlich der 70. Generalverſammlung 1
deutſchen Katholiken verſammelten ſich geg
15 Uhr zahlreiche kirchliche Würdenträger u
eine Reihe von ausländiſchen Gäſten in 4
Turnhalle des Neuen Gymnaſiums, wo der E
biſchof von Bamberg. D. Jacobus von Ha
eine großangelegte, Miſſions=Paramenten=Au
ſtellung einweihte. Die herrlichen Ausſtellung
ſtücke ſtammen aus allen Teilen der Welt u
bieten in ihrer Geſchloſſenheit einen ausgezei
neten Ueberblick über die Gebiete der kirchlick
Kunſt. Nachmittags fanden Zuſammenkünfte u
Veranſtaltungen verſchiedener katholiſcher O
ganiſationen ſtatt. Die Vertreter der katholiſck
kirchlichen und weltlichen Organiſationen t
fen ſich um 20 Uhr im Rathausſaal zu ein
internen Beſprechung, in der organiſatoriſ
Fragen behandelt wurden und die
Einzelhei=
der Beratungen feſtgelegt wurden.
Ein Flugzeug ins Meer geſtürzt?
Paris. In der Nähe von Toulon wu
vorgeſtern von zahlreichen Badegäſten beobach
wie ein Flugzeug ins Meer ſtürzte. Sof
wurde eine Anzahl von Schiffen damit bea
tragt, Nachforſchungen anzuſtellen. Bis z
ſpäten Abend hat man jedoch keine Spur 1
einem Flugzeug ſichten können.
Lindbergh in Tokio eingetroffen.
Tokio. Flieger Lindberg und ſeine F1
ſind geſtern hier mit der Bahn eingetroffen 1
wurden von einer großen Menſchenmenge ſt
miſch begrüßt. Die beiden Flieger werden
vorausſichtlich ſechs Tage in Tokio aufhalten.
Marga v. Etzdorf in Mukden gelandet.
Mukden. Die Fliegerin Marga v. Etzd
iſt geſtern hier, von Charbin kommend, geland
„Do. X” mit Kurs auf Norfolk geſtartet.
Charleſton. Das Flugſchiff „Do. X‟
hier gegen 13,30 Uhr (M. E.3.) mit Kurs
Norfolk geſtartet.
Blinde Paſſagiere an Bord der „Do. X‟.
New York. Wie aus Charleſton gemel
wird, wurden kurz vor dem Abflug der „Do.
zwei blinde Paſſagiere an Bord des Flugboo
entdeckt, die ſich im Schwanzende verborgen h.
ten. Beide wurden an Land geſchafft.
Senator James H. Lewis lieſt die Einladu
des Reichskanzlers.
Senator James Hamilton Lewis aus Chic
in in Berlin eingetroffen, um Reichskanzler
Brüning einen Beſuch abzuſtatten. Lewis,
u. a. Kandidat für den amerikaniſchen Pr.
dentenpoſten war, nimmt im Senat eine auf
ordentlich wichtige Stellung ein.
Nummer 237
Donnerstag, den 27. Augnſt 1931
Seite 9
2
Boe.
Sae Ad Tgtlts
Der Spork des Sonnkags.
Länderkämpfe, Welt= und Europameiſterſchaften
und Fußball.
ms.
Das Sportprogramm des Sonntags zeichnet ſich nicht nur durch
eine Fülle, ſondern auch durch die Qualität der Veranſtaltungen
Fußball.
In Süddeutſchland nehmen wie in allen anderen
Lan=
ſesverbänden des DF.B. auch die Punktſpiele ihren Fortgang.
Die ſüddeutſche Liga hat wieder Vollbetrieb; vier Spiele werden
im Sonntag ausgetragen. Im einzelnen zeigt der
Terminkalen=
der folgenden Spielplan: Gruppe Main: F. S.V. Frankfurt —
Kickers Offenbach, V.f.L. Neu=Iſenburg — Rot=Weiß Frankfurt.
FC. Hanau 1893 — Eintracht Frankfurt. Union Niederrad —
Hermania 94 Frankfurt, Germania Bieber — F.S.V.
Heuſen=
ſtamm; „Gruppe Heſſen; Viktoria Walldorf — S.V.
Wies=
paden, F. Vg. Kaſtel — Alemannia Worms, Olympia Lorſch
F.SV. Mainz 05, Wormatia Worms — 1. F.C. Langen, S.V.
Harmſtadt 98 — Viktoria Urberach: Gruppe
Nord=
bayern: Sp.Vgg. Fürth — A.S.V. Nürnberg (Samstag). 1.
F. C. Nürnberg — Sp.Vg. Weiden, V.f.R. Fürth — Kickers
Würz=
zurg, Bayern Hof — F.C. Bayreuth, F.C. Schweinfurt —
Würzburg; Gruppe Südbayern: Bayern München — D.S.V.
Nünchen (Samstag), 1860 München — Schwaben Augsburg.
Teu=
onia München — Jahn Regensburg, S.S.V. Ulm — V.f.B.
Lirchheim — Amicitia Viernheim: Gruppe Saar; 1. F.C. Ddar
F.K Pirmaſens, V.f.R. Pirmaſens — Spfr Saarbrücken. Weſt=
nark Trier — S.V. 05 Saarbrücken, Saar 05 Saarbrücken — F.C.
Taiſerslautern, F.V. Saarbrücken — Boruſſia Neunkirchen;
Hruppe Württemberg: Kickers Stuttgart — S.V.
Feuer=
ſach. Union Böckingen — 1. FC. Pforzheim, F.C. Birkenfeld —
f.R. Heilbronn, Germania Brötzingen — FV. Zuffenhauſen,
Spfr. Eßlingen — V.f.B. Stuttgart; Gruppe Baden: Phönix
Karlsruhe — F.V. Raſtatt (Samstag) F.C. Rheinfelden — Sppg.
Schramberg, Freiburger FC. — Karlsruher FV. V.f.B. Karls=
„uhe — S.C. Freiburg F.C. Villingen — F.C. Mühlburg — Von
den Spielen aus dem Reich intereſſieren die beiden Gaſtſpiele der
paniſchen Zamorra”=Mannſchaft, die am Samstag bei Tennis=
Koruſſia Berlin und am Sonntag gegen die Leipziger
Städte=
nannſchaft ſpielt.
Handball.
Die ſüddeutſche Bezirksliga ſetzt ihren Verbandsſpielbetrieb
n den Bezirken Main=Heſſen und Rhein=Saar und in der Gruppe
Württemberg auf der ganzen Linie fort. Der ſpielfreie S.V. 1898
Darmſtadt trägt ein Privatſpiel gegen die Mannſchaft des
Linien=
chiffs Heſſen” aus und in Köln kommt im Rahmen des
Leicht=
rthletik=Länderkampfes gegen England ein Handball=Städteſpiel
wiſchen Köln und Hamburg zum Austrag.
Rugby.
Die ſüddeutſche Rugby=Saiſon wird mit einigen Privatſpielen
im Main=Kreis eröffnet.
Rudern.
Die Ruderſaiſon iſt ziemlich abgeſchloſſen und bringt
ledig=
nich noch Herbſtregatten, ſo am Sonntag in Gießen und außerdem
die Stadtachter” in Frankfurt mit 5 Meldungen und in Hanau
mit 3 Booten.
Schweratbletik.
Seine vorletzten deutſchen Meiſterſchaften bringt der D. A. S.V.
am Samstag und Sonntag in Auerbach (Vogtland) zur
Durch=
führung. Die Meiſterſchaften im Gewichtheben und Ringen der
Federgewichtsklaſſe werden dort abgewickelt und dann ſtehen nur
noch die Meiſterſchaften im Gewichtheben der
Halbſchwergewicht=
ler und Ringen der Weltergewichtler aus.
Leichtatbletik.
Die deutſche Leichtathletik hat wieder einen großen Tag. Sie
trägt ihren Zweifrontenkampf gegen die Schweizer und
Eng=
länder aus. Gegen die Schweizer kommt der Kampf am
Sams=
tag in Bern zur Durchführung, er iſt der elfte ſeiner Art. Von
den bisherigen 10 Kämpfen wurde keiner von den Eidgenoſſen
gewonnen, die auch diesmal nur geringe Chancen haben, gegen
die deutſche zweite Garnitur zu beſtehen. Am Sonntag kämpft die
deutſche Elite in Köln gegen England. Mit England hat
Deutſch=
land erſt einmal. 1929 in London, die Waffen gekreuzt und
da=
mals 8:4 gewonnen. Der Länderkampf unterſcheidet ſich durch die
Zuſammenſetzung des Programms, das faſt ausſchließlich Staffeln
umfaßt. Der Ausgang des Kölner Kampfes iſt offen, zumal es
nicht feſtſteht, ob die D. S.B ihre ſtärkſte Vertretung auf die Beine
bringen kann. Aus dem ſüddeutſchen Programm erwähnen wir
einen Klubkampf zwiſchen Schwaben Augsburg und Ulm 94 und
einen Dreikampf zwiſchen den Karlsruher Vereinen K.F.V.,
Po=
lizei und Phönix. In Luzern geht die deutſche Streitmacht vom
Länderkampf mit talieniſchen und ungariſchen Kraften an den
Ablauf. Aus dem Ausland verdienen noch die Länderkämpie
Schweden und Finnland in Stockholm und Polen gegen die
Dſchechoſlowakei in Krakau Erwähnung.
Radſport.
Mit dem Endlauf der Berufs=Flieger werden die Rad=
Welt=
meiſterſchaften in Kopenhagen abgeſchloſſen. Die Pariſer
Bufialo=
bahn bringt die erſte der ſtets nach den Meiſterſchaften üblichen
„Weltmeiſterſchaftsrevanchen” zur Durchführung und hat ein
aus=
erleſenes Feld, darunter die Deutſchen Möller und Sawall,
vr=
glichtet. Deutſche Rennen ſteigen in Berlin, Nürnberg, Singen,
Dortmund und Eltville.
Motorſport.
In Meran wird am Sonntag die Internationale Motorrao=
Sechstagefahrt geſtartet, bei der Deutſchland mit 7 Meldungen
vertreten iſt. Aus dem Ausland ſind noch das Rekordmeeting vor
Arpajon, bei dem Henne gegen Wright ſtarten ſoll, das
Interna=
tionale Mont=Ventaux=Bergrennen mit Caracciola und der Große
Motorradpreis von Schweden zu erwähnen, während der deutſche
Terminkalender das 7. Ratisbona=Bergrennen bei Regensburg
ver=
zeichnet.
Schwimmen.
Auch die Europameiſterſchaften der Schwimmer in Paris
neh=
men am Sonntag ihr Ende. Der letzte Tag bringt die
Entſchei=
dungen im 200=Meter= und 1500=Meter=Kraulſchwimmen der
Her=
ren, im 400=Meter=Kraulſchwimmen der Damen und die letzten
Spiele des Waſſerballmeiſters mit dem Treffen Deutſchland—
Schweden, Oeſterreich—Tſchechoſlowakei und Frankreich-Belgien.
Tennis.
Das am Donnerstag begonnene Internationale
Tennistuc=
nier in Bad=Homburg wird am Sonntag abgeſchloſſen. In
Cheſt=
nut=Hill (Amerika) gehen am Samstag die Meiſterſchaften im
Herrendoppel und „Mired” zu Ende.
Boxen.
Im Berliner Poſtſtadion wird der „Tag der
Europameiſter=
ſchaften” abgewickelt. Die Veranſtalter haben ein wirklich
erſtklaſ=
uges Programm zuſammengebracht und neben auten
Rahmen=
kampfen allein drei Titelkämpfe um Eurovameiſterſchaften
ge=
managt‟. Hein Müller=Köln und der Belgier Pierre Fhirles
kämpfen um den Titel im Schwergewicht, der Kölner Hein Dym=
Hörgen und der Wiener Steinbach im Mittelgewicht und der Lort=
Nunder Eder mit dem Belgier Roth im Weltergewicht.
Dayerns Amateurboxer kämpfen am Samstag in Rom gegen
die dortige Städtemannſchaft.
Pferdeſport.
Dalopprennen in Baden=Baden Dresden Mühlheim=Duis=
Drg, Königsberg, Chantilly, Clairefontaine, Dieppe, Zincenzus
4n9 Le Toquet bilden das Programm.
S.=V. Höchſt i. O. — S.=V. Roßdorf 4:3 (1:2).
Ein Spiel, wie es nicht ſein ſoll; es wurde als richtiges
Kampfſpiel Mann gegen Mann ausgetragen. Dem Spielverlauf
entſpricht das Ergebnis, obwohl die Gäſte in der erſten Halbzeit
mehr vom Spiel hatten. Der Platzbeſitzer ging gleich in Führung.
Kurze Zeit darauf können die Gäſte ausgleichen, und nicht lange
dauerte es, da konnten ſie die Führung an ſich reißen. Nach
Halbzeit erhöht Roßdorf auf 3:1. Nun drehte ſich das Blatt,
Höchſt war ſtark überlegen. Die Einheimiſchen ſchoſſen kurz
hinter=
einander zwei Tore, raffen ſich zuſammen und Roßdorf muß ſich
bald mit 4:3 geſchlagen bekennen. Die Gäſte kamen nun außer
Faſſung. Schiedsrichter Metzler=Darmſtadt hatte das Spiel feſt in
der Hand und leitete zur Zufriedenheit beider Parteien.
Die beſte Amazon
Lieſel Schläfke.
Bei dem großen diesjährigen Amazonen=Flachrennen in Iffezheim
bei Baden=Baden ſiegte die Reiterin Lieſel Schläfke, die Tochter
des bekannten Trainers Schläfke.
SV. Lengfeld 1919—Viktoria Schaafheim 4:1 (2:1).
Am Sonntag hatte der SV. Lengfeld im 1. Verbandsſpiel Viktoria
Schaafheim zu Gaſt. Durch gutes Wetter begünſtigt, nahm das Spiel
unter der ausgezeichneten Leitung von Ihrig=Griesheim einen
einwand=
freien Verlauf. Die Gäſte aus Schaafheim enttäuſchten nach der
an=
genehmen Seite, ſpielten mit großem Eifer und zeigten auch in techniſcher
Hinſicht ganz anſprechende Leiſtungen. Lengfeld ſpielte, von einigen
Ausnahmen abgeſehen, zerfahren und zuſammenhanglos. Will man in
der A=Klaſſe dieſes Jahr tatſächlich ein Wort mitreden, ſo muß vor allem
— zumal es feſtſteht, daß die Mannſchaft ganz andere Spiele liefern
kann — ein ganz anderer Eifer an den Tag gelegt werden. Jedenfalls
muß feſtgeſtellt werden, daß Schaafheim am Sonntag keine drei Tore
ſchlechter war. — Lengfeld 2. lieferte gegen die körperlich weitaus
ſtär=
kere 4. Mannſchaft des SpV. 1898 Darmſtadt ein ſehr gutes Spiel und
gewann auch mit 5:4 Toren verdient.
SV. 1922 Roßdorf—SK. Ober=Ramſtadt.
Am kommenden Sonntag empfängt Roßdorf wieder einmal einen
zweifellos ſchwerſten Gegner, den Sportklub Ober=Ramſtadt, zum
fälli=
gen Verbandsſpiel. Wenn auch vielleicht Lengfeld und Michelſtadt in
der Geſamtſpielleiſtung etwas höher einzuſchätzen ſind, ſo ſtellt doch
Ober=Ramſtadt infolge ſeiner ſtarken Verteidigung und ſeines ganz
aus=
gezeichneten Torhüters das ſchwerſte Hindernis für Torerfolge der
ein=
heimiſchen Mannſchaft dar. Es wird deshalb wahrſcheinlich wieder zu
einem recht harten Kampf kommen, deſſen Ausgang vollkommen offen
erſcheint. — Das Spiel beginnt um halb 4 Uhr; vorher treffen ſich die
zweiten Mannſchaften beider Vereine.
S.=C. Ober=Ramſtadt — S.=V. Groß=Umſtadt 1:0.
Unter der vorzüglichen Leitung von Jung=Weiterſtadt
ent=
wickelte ſich ein äußerſt ſpannendes und ſehr faires Spiel, das
Ober=Ramſtadt mit 1:0 für ſich entſcheiden konnte. Der Gaſtgeber
lieferte ein faſt gleichwertiges Spiel, was Ober=Ramſtadt an
Technik und Taktik voraus hatte, glich Groß=Umſtadt durch großen
Eifer und Schnelligkeit faſt aus. Beim Gaſtgeber gefiel die ſehr
gute Verteidigung, in der Läuferreihe konnten Mittel= und
rech=
ter Läufer gefallen. Im Sturm zeigten die beiden Flügel und
Halblinks recht gutes Können. Bei Ober=Ramſtadt gefiel die
ge=
ſamte Hintermannſchaft, welche durch ihre vorzügliche Abwehr
keinen Erfolg der Gaſtgeber zuließ, auch die Läuferreihe bot eine
gute Leiſtung, indem ſie gleich vorzüglich in Abwehr und Aufbau
arbeitete. Im Sturm konnten nur die Flügel befriedigen. — Das
Spiel der Zweiten endete mit einem 4:1=Sieg des Gaſtgebers.
S.=V. Klein=Zimmern — S.=V. Eppertshauſen 1:6 (1:4).
Da Klein=Zimmern nicht komplett antreten konnte —
Ernte=
arbeit —, kamen die Gäſte zu einem verhältnismäßig hohen
Sieg.
Europameiſterſchaften der Schwimmer.
Ungarn ſiegt in der 4X200 Meter=Crawlſtaffel vor Deutſchland.
Am Mittwoch brachte das Wetter im Pariſer Schwimmſtadion
Tou=
relles endlich wieder Sonnenſchein, ſo daß diesmal der Beſuch bedeutend
ſtärker als an den regneriſchen Vortagen ausfiel. Auf dem
Tagespro=
gramm ſtand zunächſt die Entſcheidung in der 4X200 Meter=Crawlſtaffel,
zu der ſich nur vier Mannſchaften am Start einfanden, und zwar neben
Deutſchland noch Italien, Frankreich und Ungarn. Bis zum erſten
Wechſel führte die deutſche Mannſchaft durch eine hervorragende Leiſtung
des Magdeburger Schulze mit einem halben Meter vor Ungarn, dem
Italien und Frankreich folgten. Doch war die Freude der Deutſchen nur
von kurzer Dauer. Ungarns zweiter Mann, Szabados, holte nicht nur
den Kölner Deiters ein, ſondern brachte ſogar ſeine Mannſchaft in
Füh=
rung. Frankreich hatte als dritten Schwimmer Taris eingeſetzt, der den
Italiener Baldo vom dritten Platz verdrängen konnte, ohne jedoch auch
noch den deutſchen Meiſter Schubert einholen zu können. Mit Dr.
Ba=
rany als Schlußmann ſtellten dann die Magyaren ihren Sieg ganz klar
und überlegen ſicher. Sehr gut hielt ſich Coſtoli=Italien, der den dritten
Platz für Italien von Frankreich ſich zurückerkämpfte und dabei noch
dichtauf zu Heinrich=Leipzig auflief, der jedoch die zweite Stelle mit
Er=
folg verteidigen konnte. Die Ergebniſſe dieſes Staffelwettbewerbs
waren: 1. Ungarn 9:34 Min.; 2. Deutſchland 9.48,6 Min.; 3. Italien
9:49 Min.; 4. Frankreich 5:59 Min.
Im Endlauf des Bruſtſchwimmens über 200 Meter kamen die
Eng=
länderinnen zu einem Sieg. Ihre Vertreterin Wolſtenholme legte
die Strecke in 3:16.4 Min. zurück und belegte damit den erſten Platz
knapp vor der Holländerin Kaſtein mit 3:18,8 und ihrer Landsmännin
Hinton mit 3:23,8 Min. Die deutſche Meiſterin Suchardt=Charlottenburg
enttäuſchte, ſie brachte es in 3:23,8 Min. nur auf einen vierten Platz vor
der Wienerin Wertheimer mit 3:24 und der Holländerin Huybers mit
3:94,2 Min.
Die Vorläufe zum 100 m=Rückenſchwimmen der Damen, an denen ſich
keine deutſche Vertreterin beteiligte, brachten folgende Reſultate: Erſter
Vorlauf: 1. Braun=Holland 1:24.4 Min. 2. Cooper=England 1:26,6,
3. Blondeau=Frankreich 1:28,6, 4 Malasz=Ungarn 1:31.6. Zweiter
Vor=
lauf: 1. Harding=England 1:24.4 Min., 2. Humblot=Frankreich und
Korthof=Holland je 1:27.6, 4. Lempret=Jugoſlawien 1:37,6 Minuten.
Im Wafferball trat Belgien, das auf ſeine beſten Spieler verzichten
mußte, gegen Oeſterreich nicht an, ſo daß die beiden Punkte an
Oeſter=
reich fielen.
Handball.
Sportverein Darmſtadt 1898 — Linienſchiff „Heſſen”.
Welch breiten Rahmen der Sport an Bord der „Heſſen”
ein=
nimmt, haben wir in unſerer geſtrigen Vorſchau ſchon geſchildert.
Bemerkenswert war dabei insbeſondere der Umſtand, daß die
Handballabteilung die zahlenmäßig ſtärkſte Sportgruppe
dar=
ſtellt; dieſe Abteilung beſteht aus nicht weniger als acht
Mann=
ſchaften. Dieſe beſonders intenſive Pflege des Handballſportes iſt
darauf zurückzuführen, daß es Pflicht für jedes Kommando iſt,
eine Handballmannſchaft auszubilden. Bei dem vorhandenen
Material — die Beſatzung der „Heſſen” beſteht nahezu aus 700
Mann — fällt es nicht ſchwer die geeigneten Leute zu finden, um
hauptſächlich eine hohe Spielſtärke der 1. Handballmannſchaft zu
garantieren. Zuſtatten kommt dabei, daß die allgemeine
körper=
liche Ausbildung im Dienſtbetrieb die beſte körperliche Kondition
jedes einzelnen gewährleiſtet, ſo daß das Training ſich nur auf
die Spezialausbildung zu erſtrecken hat. Für dieſes
Spezialtrai=
ning ſteht genügend Zeit zur Verfügung. Jedes Schiff iſt zwar
von Montag früh bis Freitag mittag zu Uebungen in See:
während dieſer Zeit an Bord iſt ein Training ſelbſtverſtändlich
nicht möglich. Dafür wird jedoch das Wochenende um ſo eifriger
zu Spielen herangezogen und dabei regelmäßig Wett= oder
Uebungsſpiele ausgetragen.
In dem Wettſpielverkehr der „Heſſen” ſpielen die
Begeg=
nungen mit Bord= und Landmarinemannſchaften naturgemäß die
größte Rolle. Dies iſt darauf zurückzuführen, daß für die
Marine=
mannſchaften alljährlich Meiſterſchaftsſpiele zur Durchführung
ge=
bracht werden. Dieſe Spiele gelangen in zwei Abteilungen zum
Austrag, und zwar werden innerhalb des Oſt= und
Nordſee=
bereichs getrennt der Oſtſee= bzw. Nordſeemeiſter ausgeſpielt. Dieſe
beiden Meiſter kämpfen dann in einem Schlußſpiel um die ſog= Flottenmeiſterſchaft. Die „Heſſen” waren früher ſchon
mehrfach deutſcher Flotten=Handball=Meiſter.
In dieſem Jahre ſind die Spiele innerhalb der Abteilungen
vollendet, das Schlußſpiel ſteht jedoch noch aus. Sowohl die
Handball=, als auch die Fußball=Mannſchaft der
Heſſen” haben ſich bis zum Endſpiel durchgekämpft.
Beide führen den ſtolzen Titel, Oſtſeemeiſter 1931” und
hegen berechtigte Hoffnung auf den Deutſchen Flottenmeiſtertitel
1931. Die Handballer der „Heſſen” haben in der Vorrunde der
Oſtſeemeiſterſchaft die Elf des Kreuzers „Königsberg” 3:0
geſchlagen; in der Zwiſchenrunde wurde gegen die 1.
Minen=
ſuch=Halbflottille, die Holſtein Kiel 5:1 und Pruſſia
Königsberg 5:2 beſiegt hatte, ein 8:3.=Sieg erkämpft; ein
Sieg in der Schlußrunde gegen die Swinemünder
Torpe=
dobootsflottille mit 8: 2 brachte den Meiſtertitel. Die
„Heſſen” haben in den letzten Wochen auch mehrere Privatſpiele
mit ausgezeichnetem Erfolg abſolviert. So wurde gegen den
1. Kieler Handballklub ein 5:3=Sieg erſtritten. Gegen den
Nord=
deutſchen Turner=Handballmeiſter, Polizei Kiel, wurde mit
5:3 ebenfalls ein Sieg herausgeholt. Auch die Ligamannſchaſt
der Hamburger Turnerſchaft von 1816 wurde beſiegt. Nur gegen
die Hamburger Poliziſten mußte eine Niederlage eingeſteckt
werden.
Dieſe Ergebniſſe geben ein klares Bild der Spielſtärke der
„Heſſen‟. Die „Heſſen” nehmen das Spiel des kommenden
Sonn=
tags gegen die 98er ſehr ernſt. Als Vorbereitung für dieſe
Be=
gegnung fand noch am 22. Auguſt, anläßlich des Beſuches der
italieniſchen Kriegsſchiffe, ein Handballwerbeſpiel zwiſchen der
Stationsauswahlmannſchaft und der „Heſſen” ſtatt.
Tv. Büttelborn — Tv. Seeheim 7:9 (5:4).
In letzter Minute kam obiges Spiel zuſtande, das von
See=
heim überraſchend gewonnen wurde. Der Sieger lieferte ſein
beſtes Spiel ſeit Jahren und brachte dem Gegner die erſte
Nieder=
lage auf eigenem Platze in dieſem Jahre bei. Mit viel
Erbitte=
rung und reichlich hart wurde um den Sieg gekämpft. Beim
Stande von 7:7 ließ Büttelborn merklich nach und Seeheim konnte
ſich durch 2 weitere Tore den Sieg ſichern.
Im Tenniskampf gegen Italien, der in Evian=les Bains
ausgetragen wurde, kam Frankreich nur durch das ausgezeichnete Spielen
von Cochet zu einem knappen 8:4=Erfolg.
Die Weltmeiſterſchaft der Straßenfahrer über 172
Kilo=
meter gewann in Kopenhagen bei den Berufsfahrern Guerra=Italien,
während bei den Amateuren der Titel, an Henri Hanſen=Dänemark fiel.
Die deutſchen Teilnehmer enttäuſchten in beiden Konkurrenzen.
Al Brown verteidigte ſeinen Weltmeiſtertitel im Bantamgewicht
gegen den Norweger Sanſtoel über 15 Runden nach Punkten erfolgreich.
Amerikas Fechterinnen errangen am Dienstag in München
gegen eine Münchener Vertretung einen 5:4=Erfolg.
Gewinnauszug
b. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterfe.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen 1 und II
14. Ziehungstag
25. Auguſt 1931
In der beutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne m 50000 M. 285877
10 Gewinne m 5000 M. 44192 6o551 130117 285784 369081
22 Oewinne u 3000 M. 144816 173470 186794 268687 274098
288489 310788 367971 373832 392104 395247
40 Oewinne m 2000 M. 6682 7191 36011 38004 51878 93036 100388
118078 129770 136319 145374 157676 174306 179706 193317 244187
266721 267819 302645 386119
104 Gewinne zu 1000 M. 8533 8640 15056 43999 48363 63209 79274
80204 100794 110537 137889 161186 186600 172284 173192 176813
188692 214496 222766 226649 229296 234998 241264 261126 262348
266263 268176 271774 281188 284111 291538 293916 798968 302370
303406 306616 314465 315877 338440 339396 342023 346469 347346
947362 349082 350040 353669 36475 354906 377626 382568 396841
178 Gewinne m 500 M. 2122 9327 11173 22260 23696 27151 27262
98117 35143 38187 39268 41979 43218 66432 65101 87174 68103
729389 82206 84776 88634 98027 99631 101908 107365 109061 111812
113603 119276 119557 120107 123978 124647 130424 133834 133844
135297 135630 136817 142977 144298 144768 157651 181530 184178
165346 189041 190548 194558 2064 10 214263 216112 222620 225794
226878 227497 234656 241378 273632 274035 282003 300191 303382
306843 309344 310283 313128 313348 316419 319876 320983 333586
3436365 349168 350034 357620 361316 364312 368848 371689 376664
381881 382001 384037 385539 393171 394680:398049
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
8 Oroime m 5000 m. 39137 114570 204228 298772:
22 Gewinne wu 3000 M. 48262 77666 87492 117383 142sae tetter
193634 205773 349172 367140 397149
56 Gewinne m 2000 M. 18908 27899 49769 63081 63932 86170
99274 108280 114828 164914 178441 191426 202348 203438 216598
233202 249582 252701 259160 299548 299936 319422 319488 946460
358766 364093 377689 391223
98 Gewinne mu 1000 M. 1878 8886 7550 6271 9857 10877 18843
20898 33037 56349 60500 68953 70104 72559 86094 88020 93393
110168 111418 125393 136642 148650 155374 188074 206224 267688
207385 227492 230796 231387 247258 250353 250652 251563 262564
274953 267364 292869 298676 301607 319206 326974 332389 336691
343649 374141 396856 398388 398780
154 Gewinne zu 500 M. 11484 16904 19057 24882 29307 44880
44909 46712 49094 49637 69098 79819 84457 90991 98328 104256
107169 108154 110670 111641 116647 121707 123560 126659 129420
137044 151821 152563 1525765 155621 167406 163658 1 70048 178883
176240 182131 196880 195977 213622 216740 220095 222799 224087
224113 224688 229858 236268 238809 239698 243259 261343 261781
261986 263653 256220 259701 263893 269239 270906 277829 288614
288900 296168 297394 299343 306226 324604 335811 342867 943711
347705 347877 358266 369726 370212 391661 398113
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinns
zu je 500000, 2 zu je 300000, 2 zu je 200000, 4 zu je 75006,
4 zu je 50000, 18 zu je 25000, 106 zu je 10000, 248 zu je 5000,
580 zu je 3000, 1496 zu je 2000, 2982 zu je 1000, 4858 zu
je 500, 14788 zu F 400 Mark.
Befriedigung über die bevorſtehende Börſeneröffnung
Die ſchwierige Lage der Börſenmakler. — Flüſſige Mitkel für die Wirkſchaft erforderlich.
Die Bekanntmachung der deutſchen Börſenvorſtände, daß
nun=
mehr, endgültig mit dem 3. September als
Wiedereröffnungs=
termin zu rechnen iſt, hatte ſchon in den Abendſtunden, als der
Beſchluß bekannt wurde, eine freundlichere Stimmung ausgelöſt,
die ſich auf den geſtrigen Vormittag übertrug. Man iſt ſich
dar=
über klar, daß es ſich bei dieſen Beſtimmungen nur um eine
Zwiſchenlöſung handeln kann, denn in mancher Beziehung wird
die Situation ohne Terminhandel nur kompliziert. Allein zur
Abwickelung der Termingeſchäfte werden mehr Gelder benötigt,
als es ſonſt der Fall wäre, und man wird ſich nicht wundern
dür=
fen, wenn es zunächſt weniger Käufer per Kaſſe geben wird, als
Verkäufer. Auch für die Börſenmakler wird die Situation
da=
durch, daß die Börſe am nächſten Donnerstag geöffnet wird, ohne
Terminmarkt ſich nicht weſentlich ändern. Die Berliner Makler
wollen ſich daher am Freitag in einer Kundgebung mit ihrer
ſchwierigen Situgtion befaſſen, zumal Wünſche auf Errichtung
eines Darlehens=Fonds bisher von allen zuſtändigen Stellen
ab=
gewieſen wurden. Die Sorgen der Real=Kreditinſtitute betr
grö=
ßerer Lombardmöglichkeiten, ſcheinen dagegen mehr Erfolg zu
haben. Man rechnet ſchon für heute mit der Gründung
der neuen Lombardkaſſe der Hypothekenbanken, die mit
einem zunächſt nur mit 25 Prozent eingezahlten Kapital von fünf
Millionen arbeiten wird. Die dieſem Kapital entſprechende
Kreditkapazität von zirka 50 Millionen muß natürlich auch
ſtim=
mungsmäßig bewertet werden. Innenpolitiſch ſteht die Beratung
des Wirtſchaftsprogramms zur Milderung der ſchlimmſten
Be=
ſchwerden zum Winter im Vordergrund. Man iſt ſich darüber klar,
daß die Dinge in den nächſten vierzehn Tagen ſoweit vorwärts
getrieben werden müſſen, daß die entſprechenden Notverordnungen
um die September=Mitte herausgebracht werden können. Immer
deutlicher zeigt ſich, daß wir nach den Kapitalabzügen des
Aus=
landes neue Mittel in die Wirtſchaft hineinpumpen müſſen. Aus
England lauteten geſtern die Nachrichten zuverſichtlicher. Die
Zuſammenſetzung des Kabinetts wird als eine günſtige Löſung
betrachtet, nur „Daily Herald” nennt das Kabinett „ein
Erzeug=
nis des Druckes engliſcher und ausländiſcher Banken‟. Die
Ster=
ling=Deviſe wurde geſtern kräftig geſtützt. In amerikaniſchen
Bankkreiſen wurde betont, daß irgendwelche Kreditforderungen
aus London nicht geltend gemacht worden ſind, und vorläufig
auch kaum für nötig gehalten werden. Größere Privatkredite
werden jedoch für ſpäter erwartet. Wie uns aus New York
ge=
meldet wird, haben ſich die Benzinexportpreiſe (Golfpreiſe) um 50
bis 75 Prozent gegen den Vortag erhöht. Man ſchreibt dieſe
enorme Steigerung der Produktionsdroſſelung, die vor kurzem
eingeſetzt hat, zu und verweiſt auf das Anziehen der Rohölpreiſe
in den letzten Tagen. Nach einer Meldung ſchweben zurzeit
aus=
ſichtsreiche Verhandlungen über eine Verſchmelzung der
Lübecker Beamtenbank und der Beamtenbank zu
Kiel. Letztere hat bereits mit ſofortiger Wirkung die Garantie
für die bei der Lübecker Beamtenbank deponierten Einlagen
über=
nommen. — Zu den in Umlauf befindlichen Gerüchten über
Schwierigkeiten bei der Firma Aron Hirſch u. Sohn, Berlin,
er=
fahren wir von gut unterrichteter Seite, daß die Firma mit
Banken (meiſt engliſchen Häuſern) in Verhandlungen ſteht um
Kreditverlängerungen zu erreichen. Die Verhandlungen nehmen,
ſoweit bis jetzt feſtzuſtellen iſt, einen günſtigen Verlauf. Die
Firma iſt bisher ihren Verpflichtungen voll nachgekommen.
Die geſtrige Londoner Börſe wurde durch die Rede des
Mini=
ſter=Präſidenten Macdonald und die feſte Haltung des Pfundkurſes
angeregt. Das Geſchäft war aber, beſonders im Verlaufe, gering,
und die anfänglichen Erholungen konnten ſich auch nicht voll
be=
haupten. Deutſche Bonds wurden etwas höhere bewertet. — In
Paris war bei Eröffnung die Grundſtimmung unſicher. Die
Kursveränderungen hielten ſich gegen den Vortag in engen
Grenzen. — Am Geldmarkt nannte man Tagesgeld mit 9 bis 9,5
Prozent, Privatdiskonte mit 10 bis 9,5 Prozent und
Waren=
wechſel mit 10,5 Prozent zirka.
Der günſtige Eindruck, den die Bildung der Regierung der
nationa=
len Einigung in England hervorrief, drückte ſich an der Pariſer Börſe
durch die feſte Haltung der engliſchen Deviſe aus, die zum erſten Male
ſeit vielen Wochen genau 124 erreichte und mit 123,99 ſchloß. Zu dieſer
Befeſtigung mögen vor allem die bisher bekannt gewordenen, von der
engliſchen Regierung in Erwägung gezogenen Finanzmaßnahmen und
die aus New York hierher gelangten Nachrichten von der Bereitſchaft der
amerikaniſchen Banken, der Bank von England jederzeit einen neuen
Kredit zu gewähren, beigetragen haben. Der übrige Markt war
unein=
heitlich, im großen und ganzen aber behauptet.
Berliner Deviſen=Zeſtſehung vom 26. Auguſt.
Geld Brief Geld Brief Helſingfors 10.59 10.61 Spanien 37.36 37.44 Wien 59.18 59.30 Danzig 81.77 81.93 Prag 12.47 12.49 Japan 2.078 2.082 Budapeſt 73.43 73.57 Rio de Jan. 0.261 0.263 Sofia 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.413 7.427 Holland 169.78 170.12 Portugal. 18.55 18.59 Oslo 112.49 112.71 Athen 5.45 5.46 Kopenhagen 112.49 112.71 Iſtambul Stockholm 112.54 112.76 Kairo 20.96 21.00 London 20.458 20.498 Kanada 4.191 4.199 Buenos Aires 1.173 1.177 Uruguay 1.898 1.902 New York. 4.209 4217 Island 92.21 92.39 Belgien 58.,68 58.80 Tallinn 112.39 112.61 Italien 22.03 22.07 Riga 81.22 81.38 Paris 16.495 16.535 Bukareſt 2.502 2.508 Schweiz 81.94 82.10 Kaunas 42.01 42.09 Wirlſchaftliche Rundſchan.
Befriedigende Lage im Salzdetfurth=Konzern. Der bisher vergangene
Teil des Geſchäftsjahres 1931 hat, wie verlautet, bei dem Salzdetfurth—
Aſchersleben—Weſteregeln=Konzern im Hinblick auf die allgemeine
Wirt=
ſchaftslage einen nicht ungünſtigen Verlauf genommen, wenngleich die
ſtarke Einſchränkung von Produktion und Abſatz naturgemäß nicht ohne
Einfluß auf das Ergebnis bleiben konnte. Das Geſchäft in chemiſchen
Erzeugniſſen, das allerdings im Geſamtkonzern nur eine untergeordnete
Nolle ſpiele, ſei verhältnismäßig befriedigend geweſen. Die
Erdölarbei=
ten, die von anderen Geſellſchaften auf Grund vertraglicher
Vereinba=
rungen auf dem Beſitztum des Konzerns vorgenommen wurden, hätten
bibsher keine Einnahmen erbracht. Die finanzielle Lage ſei nach wie vor
recht günſtig. Gegenüber dem Stand 1930 dürfte in der Höhe der
Bank=
guthaben keine erhebliche Veränderung eingetreten ſein.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Verfahren. Gießen: Kfm. Siegfried Schäfer. Anmeldefriſt
28. 8., Gläubigerverſammlung und Prüfungstermin 5. 9. Zwingenberg
(Heſſen): Fa. Dr. Hofmann A.=G. in Auerbach a. d. Bergſtr.
Anmelde=
friſt 4. 9., Gläubigerverſammlung und Prüfungstermin 8 9. Alzey:
Kfm. Georg Gärtner. Anmeldefriſt 5. 9. Gläubigerverſammlung 9. 9.,
Prüfungstermin 15. 9. Gießen: Kfm. Ludwig Schäfer in Heuchelheim.
Anmeldefriſt 1. 9., Gläubigerverſammlung und Prüfungstermin 8. 9.
Beerfelden: Fa. Joſeph Oppenheimer 2., Inh. Sety Oppenheimer, geb.
Bodenheimer. Anmeldefriſt 31. 8., Gläubigerverſammlung und
Prü=
fungstermin 11. 9. Beendete Konkurſe. Lauterbach: Fa.
Blan=
kenburg u. Ott. Bad Nauheim: Conſtantin Hoffmann, Uhrmacher.
Neue Vergleichsverfahren. Groß=Gerau: Fa. A. u. P.
Mat=
tes, Gardinenfabrik, 2. deren Inh.: Alfred Mattes und Paula Mattes.
Vergleichstermin 16. 9. Offenbach a. M.: Fa. Joh. Schmidt u. Söhne,
Holzhandlung. Vergleichstermin 3. 9. Beendete
Vergleichs=
verfahren. Bingen a. Nh.; Jacob Konrad, Schreinermeiſter in
Sponsheim.
Zuſammenſchlußbeſtrebungen in der weſtdeutſchen Stahlbauinduſtrie.
Die Flender A.G. für Eiſen= Brücken= und Schiffbau in Benrath hat
vorſorglich Antrag auf Stillegung und Entlaſſung der Reſtbelegſchaft
von etwa 175 Mann für Ende September geſtellt. Zwiſchen der
Geſell=
ſchaft und der Hein Lehmann u. Co., Eiſenkonſtruktion, Brücken= und
Signalbau, Berlin, ſchweben Verhandlungen über ein Zuſammengehen,
wobei aber nicht unbedingt an eine Fuſion zu denken iſt. Es ſoll
viel=
mehr eine Betriebsgemeinſchaft nach dem Muſter der Berliner
Stahlbau=
anſtalten in Ausſicht genommen ſein, um durch Stillegung des einen
Werkes eine beſſere Ausnutzungsmöglichkeit des anderen zu erreichen.
Zellſtoffabrik Waldhof A. G., Mannheim. In Verfolg des Beſchluſſes
einer 30prozentigen Produktionseinſchränkung der europäiſchen
Zellſtoff=
induſtrie wird die Zellſtoffabrik Waldhof im Laufe des September ihr
Werk Kehlheim a. d. Donau vorübergehend ſtillegen und auch bei ihrem
bſtpreußiſchen Werke die nötige Teileinſchränkung vornehmen. Die
Wie=
deraufnahme des vollen Betriebes in ſämtlichen Werken wird
vorausſicht=
lich vor Beginn des Winters erfolgen.
Ein Wandplatten=Exportſyndikat. Die in der Wandplatteninduſtrie
ſeit langem auf eine Exportzuſammenfaſſung gerichteten Beſtrebungen
haben nunmehr zu einem Erfolg geführt. Die Firma Weſſels
Wand=
plattenfabrik A. G., Bonn, Boizenburger Plattenfabrik A. G., Boizenburg
an der Elbe, Moſaikplatten A.G. Marienberg in Sachſen=Brotzen bei
Braunſchweig, A.G. Norddeutſche Steingutfabrik Grohn=Vegeſack,
So=
mag, Sächſiſche Ofen= und Wandplattenwerke A. G., Meißen, und ein
Dresdener Unternehmen haben eine Exportverkaufsſtelle Deutſcher
Wand=
plattenwerke, eG.m.b. H., mit dem Sitz in Hamburg gegründet.
Gründung eines internationalen Zinnpools. Wie von dem
Inter=
nationalen Zinnkomitee mitgeteilt wird, iſt mit Wirkung ab 12. Auguſt
d. Js. ein internationaler Zinnpool errichtet worden, deſſen
Kontroll=
komitee mit dem internationalen Zinnkomitee in ſtändiger
Fühlung=
nahme bleiben ſoll. Das in den Pool einzubringende Zinnquantum ſoll
erſt freigegeben werden, wenn die Zinnpreiſe eine beſtimmt, von den
vier an der Zinnreſtriktion beteiligten Ländern feſtgeſetzte Höhe erreicht
haben. Sollte der Zinnpool beim Ablauf des in Kraft befindlichen
Re=
ſtriktionsabkommens, d. h. am 28. Februar 1933, noch nicht liquidiert
ſein, ſo ſoll das Reſtriktionsabkommen bis zum 12. Auguſt 1934
verlän=
gert werden.
Melallnolierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 26. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer: Auguſt 61,50 (62.50), September 62 (62,50), Oktober
62,75 (63), November 63,75 (64) Dezember 64,25 (64,50) Januar
64,75 (65), Februar 65,25 (66) März 66 (66,25) April 66,50 (67),
Mai 66.75 (67.50), Juni 67 (67,50). Juli 67 (68). Tendenz: ſtetig.
Für Blei; Auguſt, September 22 (24), Oktober 23 (23,50).
No=
vember 23 (24) Dezember 23,25 (24), Januar 23,50 (24,50),
Fe=
bruar, März 23.75 (24,50) April. Mai 23,50 (24,50), Juni Juli
23,75 (24,75). Tendenz: ſtill. Für Zink: Auguſt 22,50 (23,50),
September 22,75 (23), Oktober 23 (23,75), November 24 (24.25),
Dezember 24,50 (25), Januar 24 75 (25,50), Februar 25 (26), März
25,25 (26), April 26 (26,50), Mai 26,25 (27.25) Juni 27 (27,50),
Juli 26,75 (27,25). Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 26. Aug.
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 74,50 RM. — Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
ver=
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken. Walz= oder Drahtbarren auf 170 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 174 RM.,
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM. Antimon=Regulus
auf 51—53 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 38,25—40,25 RM.
Die Monaksbilanzen der Banken.
3,5 Milliarden RM. von den Großbanken
zurückgezahlt.
Nachdem ſoeben die Monatsbilanzen der deutſchen Banken per 31.
veröffentlicht worden ſind, iſt die Feſtſtellung, welches Ausmaß die
E=
ziehung der fremden Gelder binnen Jahresfriſt genommen hat, o.
Intereſſe. Die ſechs Berliner Großbanken haben in dieſem Jahre f
ein Drittel ihrer Kreditoren verloren. Genau 3900 Millionen R
Hiervon entfallen allein 3340 Millionen RM. auf die von 7 Tagen I
3 Monaten befriſteten Kredite, nur 276 Millionen RM. auf innerhe
7 Tagen fällige Kredite und 137 Mill. RM. auf nach mehr als d.
Monaten fällige Kredite. Kundſchaftskredite bei Dritten ſind in dieſer 3
auf 148 Mill. zurückgegangen. Man wird danach die Verluſte der deutſch
Banken an Auslandskrediten auf mindeſtens 3,5 Milliarden RM. bez
fern dürfen, denen ein Rückgang an Noſtroguthaben von nur 670 M.
RM. gegenüberſteht. Den ſtärkſten Ausgleich für den Rückgang ihr
fremden Gelder haben die Großbanken in der Einſchränkung ihrer We
ſelbeſtände geſucht, die um nahezu 1700 Mill. RM. zurüchgegangen ſi!
Eine gleichzeitige Steigerung der eigenen Indoſſamentsverbindlichkeit
um 1030 Mill. zeigt allerdings, in welch erheblichem Maße ſie hierbei e
die Reichsbank zurückgegriffen haben. Debitoren in laufender Rechnu
haben bisher nur eine Einbuße von 800 Mill. RM. erfahren. Bezei
nend iſt noch, daß die der Börſe zur Verfügung geſtellten Gelder
innerhalb der Friſt von einem Jahre nahezu halbiert haben,
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenmarkt vom 26. Auguſt. Die Getreidebörſev
kehrte bei ſehr ruhigem Geſchäft. Das Angebot von Inlandsbrotgetre
hat ſich beſonders für Weizen weſentlich verſtärkt, ſo daß die Pre
leicht nachgaben. Süddeutſches Weizenmehl wurde von den Mühlen e
Viertelmark billiger offeriert. Roggenmehl ſtill. Futterartikel lagen
Einklang mit der Bewegung für Getreide etwas ſchwächer. Es notierte
Weizen neuer Ernte 240—245, Roggen neuer Ernte 210—212,50, So
mergerſte für Brauzwecke 175—180 Hafer alter Ernte 20—W5, Weiz
mehl ſüddeutſches Spezial Null 40,25—40,50, desgl. Sondermahlung 35
bis 36,50, Weizenmehl niederrhein. Spezial Null 40—40,25, desgl. St
dermahlung 35,85—36,25. Noggenmehl 29,25—30,75, Weizenkleie 10/
Roggenkleie 9,75. Die Preiſe verſtehen ſich für Getreide je Tonne,
alles übrige je 100 Kilo in RM.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 26. Au
Getreide. Weizen: September 48, Dezember 52½, Mc
55,50, Mai 57½; Mais: September 43½, Dezember 39½, Mi
41½, Mai 44; Hafer: September 21,75. Dezember 23,25, M
25¾; Roggen: September 33½, Dez. 37, März 39½, Mai 40,75
Schmalz: September 7.05 Oktober 7.05. Dezember 6.
Januar 6.20.
Speck loco 6,50.
Schweine: Leichte 6,25—6,60, ſchwere 5,25—6.15; Schweir
zufuhren Chicago 18 000, im Weſten 61000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 26. Au
Schmalz: Prima Weſtern 7,85; Talg, extra loſe 234.
Getreide: Weizen: Rotwinter 60%, Hartwinter 62½;
Ma=
loco New York 57½; Mehl: ſpring wheat clears 3,95—4,40; 0
treidefracht nach England 1,6—2,3 ch, n. d. Kontinent 8—8½ (
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 132, Loconotiz 434; Septe
ber 4,81, Oktober 4,89, Dezember 5,06, Januar 1932 5,15, M(
5,30, Mai 5,46, Juli 5,68.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Durch Entſcheidung des Reichsarbeitsminiſters ſind die beſtehent
Beſtimmungen über den Lohn= und Akkordtarif für die Fach= und Hil
arbeiter in der Werkſteinherſtellung aus Muſchelkalkſtein und Traver
in Unterfranken und im badiſchen Hinterland mit Wirkung vom 1. A.
an für allgemein verbindlich erklärt worden.
Der Verein der deutſchen Zuckerinduſtrie teilt mit, glarmieren
Preſſemeldungen, daß bei der Kriſe in der javaniſchen Zuckerinduſtrie 1
Funktionieren des Chadbourne=Planes in Frage geſtellt ſei, da die jal
niſche Organiſation ſich möglicherweiſe nicht mehr an die Beſtimmung
des Planes halten würde, entbehren jeglicher Grundlage.
Bei der Landwirtſchaftlichen Hypothekenbank (vorm Landwirtſcha
Kreditbank) in Frankfurt a. M. lagen in der erſten Teilungsmaſſe 1
30. Juni 1931: 134 143 RM., nach Nückſtellung von 19 289 RM. un
hobener Beträge auf die erſte Teilausſchüttung. Der Geſamtgoldma
betrag der Pfandbriefe, die an der Verteilung teilnehmen, beträgt bu
mäßig 1 017 800 RM., ſo daß ſich die Reſtquote vorzeitig auf 1406 Pr.
ſtellt.
Wie die Sächſiſche Landwirtſchaftskammer mitteilt, ſind die Ern
erträgniſſe in Sachſen rund 30 v. H. niedriger als im Vorjahr. Die Lar
wirte ſind faſt alle auf das ſchwerſte enttäuſcht. Im Erzgebirge z.
iſt das Getreide faſt überall durch die große Näſſe nicht lagerfähig.
beſteht die Möglichkeit, daß bei Eintritt wärmerer Witterung das C
treide anwächſt.
Profeſſor Dr. phil. Dr. techn. e. h. Carl Müller, ehemaliger Diralt
der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik, iſt im Alter von 74 Jahren
ſtorben. Profeſſor Müller hatte ſich insbeſondere auf dem Gebiete d
Anilinfarbenherſtellung und bei dem techniſchen Aufbau der Indig
fabrikation verdient gemacht.
Der Warenumſatz Norwegens mit dem Auslande iſt zurückgegange
Der Wert der Einfuhr betrug im erſten Halbjahr 1931: 415,4 Mill. 6
und der Ausfuhr B2,4 Mill., Kr. gegen 513,1 bzw. 354,/4 Mill. Kr.
erſten Halbjahr 1930. Der Einfuhrüberſchuß ſank von 47,3 Mill. K
im Mai d. Js. auf 29,9 Mill. Kr. im Juni.
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Nummer 237
Donnerstag, den 27. Anguſt 1931
Seite 11
gug um die Aecker...
Novelle von
Paud Berglar Schröer.
vYork am 2. 14
24.
Indes tut ein andrer der Jungen ein paar Schritte vor und
ct ſich breit auf vor den Alten drüben:
„Wer iſt hier ein Lodrer? . . . Heh?! . .*
„Biſt nit gemeint und nit gefragt und nit beſagt!” gibt der
te Horvat zurück: „S‟ geht halt auf ein Andren!“
Aber die Alten ziehen es doch vor, ſich weiter in keinen
iskurs einzulaſſen, und ſie ſtapfen langſam davon.
Die Jungen bleiben aber trotzig da ſtehn;
„Wänn ich denk, daß ich der Mathias wär . . .!?"
„Leicht wird ders eben jetzt nit haben!“
„Möcht nit an ſeiner Stell ſein!“
„Freilich! Vielleicht aber hat der Wieprer ein Einſehn jetzt?”
„Was? . . . Der und ein Einſehn!? . . . Den kennſt ſchlecht!”
„Nanaa, ich kenn ihn ſchon! . . . Aber ich mein doch .
„Hachſo? . . . Weil der Mathias der Brudersſohn iſt?”
Aus der Gruppe der Jungen bricht ein jähes Lachen auf.
s iſt hart und ein wenig verächtlich: „Solchener Geizfilz!”
„Hätt der Mathias ſtatt der Verena dein Schweſter geheuert,
ſärs halt ein ander Sach!” ſagt jemand zu dem jungen Horvat.
Dann wär zum Land noch ein Batzen Geld kommen und ſo!”
„Aber die Zenz wollt ihn doch nit! . . . Und er wollt die
ſenz nit, ſondern die Verena Prandl, wiewohl die ein arm
leuſchlerstochter iſt! . . . Daran iſt doch nix zu ändern!”, ſagt
er junge Horvat.
„Grad, weils arm iſt! . . . Das iſt doch der Tort für den
(lten! . . . Und — weil er mit dem Vater Prandl den Prozeß
ehabt und verloren hat! . . . Das fuchſt ihn und das vergißt
er Wieprer nit!“
„Das ſind halt harte Tatſachen für den Alten!“
„Tatſach aber auch, daß der Mathias Blut aus ſeinem
lut iſt!“
„Das wiegt nit ſchwer, wos um die Aecker geht!”
„Ja freilich, die Aecker! . . . Die Aecker!”
So reden die Jungen und ſie raten hin und her, welche
öſung ſich da wohl einmal ergeben wird! — Aber ſie finden
ine, und da es ſchon auf Mittag zugeht, verabreden ſie, wo
ſich nachmittags treffen wollen. — Dann trennen ſie ſich und
ifen ſich nochmals zu:
„Alſo im Steyrer ſein mir?!“
„Jaja, im Steyrer!"
II.
Inzwiſchen gehen die Beiden, der neue Pfarrer und der
kathias Kobrer, ihren Weg durch die Felder und Wieſen; und
ſonntäglich das Geſumm und Gebrumm der Immen und
äfer iſt, ſo feſtlich die Sonne aus der Himmelsbläue
nieder=
rahlte, ſo feierlich der Friede zwiſchen den Ennsbergen ſchwebt,
(Nachdruck verboten.)
ſo verworren erſcheint das alles, was der Pfarrer in dieſer
Stunde hört. Er ſchüttelt immerzu den Kopf:
„Ich verfteh das alles noch nit!”, ſagt der Pfarrer. „Ihr,
heißt Kobrer! . . . Und der Ohm Wieprer! . . . Wie iſt das?!”
„So ſchwer iſts nit!” erwidert der Mathias: „Die
Groß=
mutter, die die größte Erbin hier rundum geweſen iſt, hat
zwei=
mal geheuert erſt den Wieprer, dann den Kobrer! Der Ohm
und Vater ſind Halbbrüder, aber einträchtig ſind’s geweſen allzeit
wie leibhaftige Brüder! Und das muß wahr ſein; Jedeins weiß
das!“
„Umſo verwunderlicher iſt das doch jetzt!?” wendet der
Pfarrer ein, um den Mathias zum Weiterreden zu ermuntern.
Der aber lupft nur einmal die Schultern: „Wie’s halt ſo geht!”
„Damit kann man nit all’s entſchuldigen!” wirft der
Geiſt=
liche ein, und der Kobrer nickt: „Nanaa! Hochwürden! Sell nit!”
Und da er aus den Worten des Andren etwas herauszuhören
glaubt, das ihm günſtig ſein kann, ſo fährt der Junge
ge=
ſprächiger fort:
„Grad mitſammen gehauſt haben die zwei, als die Groß
geſtorben iſt! Ein Haus habens gehabt, im Häusl dieſelbig
Kam=
mer! Dieſelbig Kuchel und Scheuer und Ställ! Und auch
die=
ſelbig Aecker und Menſcher, die mit ihnen als Knecht und Mägd
daherarbeiten!“
„Jamein, hats denn da kein Erbteilung geben?” fragt der
Pfarrer ein wenig erſtaunt: „Wenn Eins ſtirbt, machts doch
halt ein Ordnung in alledem: Das iſt das Deinig! Und das iſt
dem Andren! . . . So iſts doch überall der Brauch in Stadt und
Land, nit wahr?!“
Eine Weile geht der Pfarrer ſchweigend neben dem Mathias
her, er nimmt eine Tabakpriſe, ſchnupft ſie vom linken
Hand=
rücken auf, wies die Leut hierzuland tun, und ſchüttelt wieder
ſinnend den Kopf. Mit weiten Schritten gehn ſie ſo durch die
Felder.
„S” muß doch eh ein Teſtament dageweſen ſein!” nimmt der
Pfarrer ſeine vorigen Gedanken wieder auf: „Eine letztwillige
Verfügung über den geſamten Nachlaß der Großmutter!“
„Ja freilich!”, nickt der Kobrer lebhaft: „Freilich hats das
geben! Der Vater ſelig hat oft die Red davon gehabt! Und der
Notari Wendlinger in Linz iſt der Exekuter geweſen!“
„Aber dann waren doch zwiſchen Eurem Vater und dem
Wieprer klare Verhältniſſe!” wirft der Pfarrer ein. „Und wann
die Beid nacha noch einträchtig hauften, dann verſteh ich nit,
wieſo .
„Wieſo nun ein Streit hat aufkommen können?!” ſagt der
Mathias zu Ende. — Dann entſteht eine kleine Pauſe, während
der der Pfarrer den neben ſich Hergehenden fragend muſtert, bis
der ſtehen bleibt und vertrauensvoll zu dem Andren aufſchaut:
„Da hats eben ein’n Haken! . . . S‟ iſt halt ein ſchieche
Sach, das alles mit dem Teſtament, ſagt der Vater ſelig!”
„Grad das aber müßt Ihr mir rklären, wenn ich da helfen
ſoll!” ermuntert der Pfarrer den jungen Begleiter.
Der Mathias Kobrer rückt einmal den ſpielhahnfeorigen
Vel=
vethut her und hin, blickt zum Himmel auf, als wolle er das
Wetter prüfen und wendet ſich wieder dem Andren zu. Dann
fragt er:
„Und bleibt alles unter uns, Herr Pfarrer?”
„Aber ſelbſtverſtändlich, Kobrer!”, ſagt der.
Da atmet der Mathias beruhigt auf:
„Alſo wegen dem Teſtament hats ſpäter einen erſten Streit
geben! — Dazumal, als der Vater hat heuern wollen!“
„Ja, warum denn nur, wenn alles klar war?”
„S” iſt aber damals nit mehr klar geweſen!“
„Wie, ein notarielles Teſtament und unklar?”
„Jemein, die Urkund iſt ſchon recht geweſen!”, ſagt der
Mathias mit bittrer Verbiſſenheit: „Die Urkund ſchon! . . .
Aber ...!"
„Was kann es denn da für ein Aber geben?”
„Unter dem Teſtament iſt ein Nachtrag geſtanden, ſpäter, als
es zum Streit kommen ift, der vorher nit dawar!“
„Kobrer! Meint Ihr, daß es . . ." — der Andre beſinnt ſich
erſt, ehe er das Wort auszuſprechen getraut, — „daß es eine
Fälſchung geweſen iſt? So was iſt unter Anverwandten nicht
auszudenken!“
„Aber wenns doch um die Aecker ging?!” ſagt, wie
er=
klärend, der Mathias Kobrer; und er ſagt das mit ſolcher
ſach=
licher Ruhe, als wolle er ſelbſt noch das Unrecht rechtfertigen,
wenn es um ſolchen Beſitz geht. So uneingeſchränkt klingen
ſeine Worte.
Der Andere hält mitten in ſeinem Weg inne und legt ſeine
Hand auf den gewinkelten Arm des Mathias, ſo daß auch der
verhält. Faſt beluſtigt und doch auch zweifelnd ſieht der Pfarrer
ihn an:
„Wenns um die Aecker ging?! . . . Iſt das Euer Ernſt? . . .
Meint Ihr, drum darf man eine Fälſchung begehen? Oder einen
Betrug? Oder einen Diebſtahl oder ſonſt ein Verbrechen?! . . .
Das bleibts doch!”
Der Kobrer denkt, daß er da wohl etwas Unkluges geſagt
hat und er beeilt ſich, einzulenken und zu verſichern:
„Ich ſag nit, Herr Pfarrer, daß ichs tun würd! . . . Nanaa:
Wegen eim Stückel Land zum Verbrecher werden? Ich nit!“
„Soo, das klingt ſchon anders!” lächelte der Geiſtliche etwas
befreit: „Dacht eh ſchon, Ihr wollt ſagen, wos um den Beſitz
geht, ift jedes Mittel zu verſtehen! Und das wär doch für
Euch umſo unverſtändlicher, als Ihr der Benachteiligte ſeid! . .
Wenigftens verſtand ichs ſo!” — Und er klopft dem Mathias
einmal auf die Schulter.
„Ich wollt nur ſagen, was ich vom Vater ſelig weiß! .. ."
Und wenn der Herr Pfarrer hier ganz eingelebt iſt, wirds der
Herr Pfarrer ſchon verſtehn, wie ich’s gemeint hab!”, ſagt der
Kobrer.
(Fortſetzung folgt.)
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