Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche ilnſkrierte Beilage: „Die Gegenwart:, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 235
Dienstag, den 25. Auguſt 1931.
194. Jahrgang
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Konhars oder gerſchtiſcher Beſteſbung ſällt ſeder
Nabatt weg. Bankionto Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Rücktritt der engliſchen Arbeiterregierung.
gltung der Arbeikerparkei. — Bildung einer Konzenkrakions=Regierung unker Führung Macdonalds zur
Aeberwindung der engliſchen Finanzkriſe. — Henderſon in Appoſikion zu Macdonalds Polikik.
Porto md 14/
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Telefon 4521
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Vertr.
Marbonkie bemanonert.
Aalionale Regierung unker Macdonald.
London, 24. Auguſr.
Das engliſche Kabinett iſt, wie erwartet, zurückgetreten.
Offi=
wird aus dem Buckingham=Palaſt mitgeteilt, daß die Bildung
er nationalen Regierung in Ausſicht genommen worden iſt,
zwar unter Macdonald. Außerdem wird in verſchiedenen
lußreichen politiſchen Kreiſen ein Druck auf Macdonald
aus=
bt, die Leitung der Regierung zu übernehmen. In der neuen
ſierung werden Konſervative und Liberale ſitzen. Baldwin
andere Parteiführer haben ihre Zuſtimmung hierzu erteilt.
ls es gelingt, eine nationale Regierung mit der Oppoſition zu
ſen, dürfte ſie etwa fünf Wochen im Amt bleiben, um die
not=
digen Sparmaßnahmen zum Ausgleich des Budgets vom
Par=
ent annehmen zu laſſen. Eine Reihe von Miniſtern der
bis=
igen Regierung, die ſich jedem Abbau der ſozialen Fürſorge
erſetzt und damit den Rücktritt der Regierung notwendig
ge=
ht haben, erklärten, ſich nicht an einer nationalen
Koalitions=
ſierung zu beteiligen, darunter Henderſon, Graham, Alexander,
enwood, Johnſton, Addiſon, Adamſon, Clynes und Lansbury,
jrend die Miniſter Thomas und Snowden wahrſcheinlich in
Koalitionskabinett eintreten. Von den Konſervativen
wer=
vorausſichtlich Baldwin und Neville Chamberlain, von den
eralen Samuel und Maclean in die Regierung eintreten.
Das Leben des zweiten Kabinetts Macdonald hat zwei Jahre
d weieinhalb Monate gedauert. Nach den Wahlen vom Mai
29, wo die Konſervativen ihre abſolute Mehrheit von 400
Mit=
edern einbüßten und ſich mit 260 Sitzen im neuen Unterhaus
znügen mußten, trat die Regierung Baldwin zurück und
Mac=
iald bildete als Führer der nunmehr ſtärkſten Partei das neue
niſterium, deſſen Ernennung durch den König am 8. Juni 1929
olgte. Der Umſtand, daß die Arbeiterregierung gegenüber der
hloſſenen Oppoſition in der Minderheit war, zwang ſie zu
dau=
den Kompromiſſen mit der Liberalen Partei und führte
wie=
holt dazu, daß ſie bei wichtigen Abſtimmungen nur mit einer
ppen Mehrheit Sieger blieb.
Lediglich auf dem Gebiete der Außenpolitik zeigten ſich die
eralen in der Regel reſtlos einverſtanden mit der Regierung,
dei den Verhandlungen über Reparationen und
Rheinlandräu=
ng, bei der Wiederherſtellung der diplomatiſchen Beziehungen
Sowjetrußland und anläßlich der Londoner
Flottenverhand=
gen. Ebenſo billigten ſie die in Aegypten und Indien verfolgte
litik der Mäßigung. Seit dem vorigen Herbſt hatten ſich die
ſiehungen zwiſchen beiden Parteien, nun auch im Hinblick auf
verſprochene Wahlreform, die den Liberalen bei Neuwahlen
ere Ausſichten geboten hatte, ganz leidlich geſtaltet.
In der Frage der Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit hatte die
beiterpartei einen ernſten Mißerfolg zu verzeichnen, der um ſo
verer ins Gewicht fällt, als die Partei während des
Wahl=
ipfes gerade auf dieſem Gebiet dem Volke weitgehende Zuſagen
nacht hatte. Während das Heer der Arbeitsloſen bei
Amts=
fritt des Kabinetts Macdonald nur etwas über 1 Million
be=
g. iſt es jetzt auf über 2 700 000 Perſonen geſtiegen. Dieſe
Tat=
de bildet wohl ebenſo wie die zunehmende wirtſchaftliche Not
Grund für das Anſchwellen der konſervativen Stimmen und
* Zuſammenſchrumpfen der Arbeiterſtimmen bei den
parlamen=
iſchen Erſatzwahlen. Welche Folgen die Spaltung zwiſchen
nedonald und Snowden auf der einen und Henderſon und
deren hervorragenden Parteiführern auf der anderen Seite für
zukünftige Entwicklung der Verhältniſſe in der Partei haben
*2, läßt ſich im Augenblick naturgemäß noch nicht ſagen.
König Gegeg beauftragt Macdonald
mit der Bildung des Kgbinelis.
Miniſterpräſident Maedonald hat am Montag nachmittag
9 einem herausgegebenen Kommuniqus dem König den Rück=
I der Arbeiterregierung überreicht. König Georg nahm die
miſſion an und beauftragte Macdonald formell mit der Bil=
19 einer Koalitionsregierung unter ſeiner Miniſterpräſident=
Iſt. Macdonald nahm den Auftrag an und trat ſofort in
Thandlungen mit den Führern der Oppoſitionsparteien ein.
2 Roalitionskabinett ſoll nach dem offiziellen Kommuniqué
Grundlage für die Durchführung von Notmaßnahmen zur
Derwindung der augenblicklichen Finanzkriſe bilden.
In politiſchen Kreiſen betrachtet man es als wahrſcheinlich,
8 Maedonald das bisherige Arbeiterkabinett von Grund auf
Soilden wird. Man hält es für ziemlich ſicher, daß im Okto=
Neuwahlen ſtattfinden werden, wenn das Koalitionskabinett
e Aufgabe, nämlich den Ausgleich des Haushaltsbudget,
rchgeführt haben wird.
Sine neue Dreiparteienkonferenz, auf der über die Bildung
Roglitionsregierung beraten wurde, fand in den frühen
„mittagsſtunden in der Amtswohnung Maedonalds ſtatt.
Der hatte Macdonald ſeine bisherigen Mitarbeiter empfan=
Im ihnen den Rücktritt der Regierung bekanntzugeben uno
wen ſeinen Dank für ihre bisherige Tätigkeit auszuſprechen.
*Golgatha.
Macdonalds ſchwere Aufgabe.
Macdonalds ſchwere Aufgabe, aus den drei Parteien die
fähigſten und geeignetſten Köpfe auszuwählen, dürfte eine
ge=
raume Zeit in Anſpruch nehmen, es ſei denn, daß ſich die Führer
der drei Parteien bei ihrer heutigen Zuſammenkunft im
Bucking=
hampalaſt bereits auf eine proviſoriſche Miniſterliſte geeinigt
haben. Man hält es nicht für unmöglich, daß das neue Kabinett
nur noch aus 14 bis 15 Mitgliedern beſtehen dürfte, während das
Arbeiterkabinett 20 Mitglieder umfaßte. Da Baldwin bereits
ſeiner Bereitwilligkeit Ausdruck gegeben hat, unter Macdonald an
den Regierungsgeſchäften teilzunehmen, glaubt man, daß ihm
wahrſcheinlich das Amt des Lord=Geheimſiegelbewahrers und
Führers des Unterhauſes übertragen wird, eine Stellung, wie ſie
Bonar Law unter Lloyd George in der früheren
Koalitionsregie=
rung inne gehabt hat. Andere führende Politiker, die
wahr=
ſcheinlich zum Beitritt in das Kabinett aufgefordert werden
dürf=
ten, ſind außer Baldwin und Lloyd George, Snowden von der
Labour=Party, Sir Hoare, Sir Auſtin Chamberlain und Neville
Chamberlain von der Konſervativen und Lord Reading, Sir
Her=
bert Samuel und Sir Donald Maclean von den Liberalen.
Die Tatſache, daß kaum mehr als vier Mitglieder des
Arbei=
terkabinetts mit Macdonald gehen werden, erleichtert natürlich
deſſen Aufgaben erheblich. Aus der Bereitwilligkeit der
Libe=
ralen, an den Regierungsgeſchäften teilzunehmen, kann man
ſchließen, daß ein zehnprozentiger Finanzzoll
nicht zum Programm des neu zu bildenden
Ka=
binetts gehören dürfte. Eine nationale Regierung zur
Durchführung der Sparpläne würde mit der heftigſten Oppoſition
eines großen Teiles der Arbeiterpartei zu rechnen haben. Eine
Politik weit umfaſſender Erſparniſſe in den
ſozialen Leiſtungen und Herabſetzung der
Arbeitsloſenbezüge läuft der Politik der
Arbeiterbewe=
gung zuwider. Beſonders der linke Flügel, aber auch andere
Mit=
glieder der Arbeiterpartei ſind, der Ueberzeugung, daß England
immer noch reich genug iſt, die Bürde der Arbeitsloſigkeit zu
tragen, und daß die gegenwärtigen Bezüge nur die notwendigſten
Exiſtenzmittel darſtellten.
Die Folgen des Rückkrikks.
Der Ernſt der Spaltung der Arbeiterpartei läßt ſich aus der
Tatſache erſehen, daß ſich das neue nationale Kabinett
wahrſchein=
lich einer Oppoſition gegenüberſehen dürfte, die nicht von
unver=
antwortlichen und mehr oder minder unbedeutenden
Mitglie=
dern der Partei geleitet werden wird, ſondern von Männern wie
Henderſon, Graham, Clyne, Alexander und Lansbury. Die
zu=
rücktretenden Mitglieder der Regierung werden einen ſehr ernſten
Oppoſitionsblock bilden und von einem großen Teil der
Arbeiter=
partei in dem Unterhaus unterſtützt werden. Man glaubt, daß
das Parlament wahrſcheinlich früher zuſammentreten wird, als
urſprünglich erwartet wurde. Ferner deuten gewiſſe Anzeichen
darauf hin, daß die Regierungsbildung praktiſch faſt vollendet
iſt und daß das Parlament ſofort einberufen wird, ſobald das
Kabinett die nötigen Geſetzesentwürfe vorbereitet hat. Es iſt
allerdings nötig, daß die Einberufung des Parlaments ſieben
Tage vorher in der offiziellen „London Gazette” angekündigt und
ferner daß alle Mitglieder des Parlaments telegraphiſch
benach=
richtigt werden. In gewiſſen Kreiſen der Arbeiterpartei glaubt
man, daß Macdonalds neue Rolle als Haupt einer nationalen
Regierung ſeine endgültige und dauernde Trennung von der
Arbeiterpartei bedeuten wird.
Einberufung des engliſchen Barlgmenks
zum 8. Sepkember.
Das am Montag abend ausgegebene amtliche Communigué
beſagt, daß in den Beſprechungen zwiſchen Macdonald, Baldwin,
Sir Samuel Hoare und Snowden über die Zuſammenfaſſung des
neuen Miniſteriums große Fortſchritte erzielt worden ſeien. Das
weſentliche Ziel der neuen Regierung werde ſein, die
gegenwär=
tige Kriſe zu bekämpfen. Sie wird nicht eine Koalitionsregierung
im eigentlichen Sinne des Wortes, ſondern vielmehr eine
Regie=
rung der Zuſammenarbeit zur Erreichung dieſes einen Zieles ſein.
Iſt dies geſchehen, ſo würden die politiſchen Parteien ihre
frühe=
ren Stellungen wieder einnehmen. Das Parlament, ſo heißt es
in dem Communiqué weiter, ſoll zum 8. September einberufen
werden, um das Gleichgewicht des Budgets ohne Verzögerung
wiederherzuſtellen. Vorſchläge zu großen Ausgabenſenkungen und
zur Beſchaffung neuer Mittel auf gerechter Grundlage werden
vorgelegt werden. Da der Handel und die Wohlfahrt nicht nur
des britiſchen Volkes, ſondern auch eines großen Teiles der
Kul=
turwelt auf dem wohlfundierten Vertrauen in das Pfund
Ster=
ling beruht, ſo wird die neue Regierung alle Maßnahmen
ergrei=
fen, die ſie zur Aufrechterhaltung dieſes Vertrauens notwendig
halten wird.
Die Ausſichken der neuen Kombinakion in Englans.
Als ein Anzeichen für die überaus großen Schwierigkeiten,
mit denen die nationale Regierung Macdonalds zu kämpfen
haben dürſte, betrachtet man eine aus wohlinformierten Kreiſen
ſtammende Schätzung, nach der die Arbeiteroppoſition, die von
Henderſon und Clynes geführt wird, in einem Unterhaus, das
aus insgeſamt 615 Mitgliedern beſteht, etwa 200 Vertreter ſtark
ſein würde. Macdonald dürfte Schwierigkeiten haben, auch nur
40 Parlamentsmitglieder der Arbeiterpartei dazu zu bewegen,
ihn im neuen Kabinett zu unterſtützen. Nach den letzten
vor=
liegenden Schätzungen dürfte die neue Regierung im Unterhaus
eine Majorität von kaum mehr als 50 bis 60 haben.
Von unſerem Berichterſtatter.
A. S. Budapeſt, Ende Auguſt 1931.
Seit der Landnahme durch ihre nomadiſierenden Vorfahren
ſind die Magyaren in Europa nicht zur Ruhe gekommen.
Um=
geben von Völkern, die nicht ihres Blutes ſind, angefeindet,
ge=
haßt, umſchmeichelt und mißbraucht, ſo ſchritten ſie durch ihre
mehr als tauſendjährige Geſchichte: Golgatha".
Als ein ſäbelraſſelnder, blutrünſtiger franzöſiſcher General
nach dem Weltkriege Ungarn die Waffenſtillſtandsbedingungen
diktierte, als in Trianon die fürchterlichſte Zerfleiſchung der
Neu=
zeit an einer Nation, an Ungarn, vollzogen worden war, da
hat=
ten die Magyaren die heilige Ueberzegung, man habe ihr
Vater=
land ans Kreuz geſchlagen. Dieſe Ueberzeugung hat auch ihren
bildlichen Ausdruck gefunden, und eine entſprechende Darſtellung
ſchwebte allen Kundgebungen für die Reviſion des
Friedens=
diktates voraus wie bei den Prozeſſionen das Kreuz. Aber der
Leidensweg Ungarns war mit Trianon noch nicht zu Ende, das
hat man in Budapeſt ſchon längſt erkannt, und die jüngſten
Er=
eigniſſe haben den untrüglichen Beweis erbracht, daß Ungarns
Golgatha=Wegnoch nicht zuEnde iſt, wie mittief
bewegten Worten der greiſe Apponyi in dieſen
Tagenſchrieb, juſt zu der Zeit, da das rot=weiß=grüne
Ban=
ner an den Zinnen der ungariſchen Burgen und Schlöſſer ſowie
an den Häuſerfronten der Großſtadt, an den Giebeln der
Bauernhäuschen in der Pußta emporflatterte zu Ehren und zum
Andenken an Stephan, den Heiligen, den erſten maghariſchen
König chriſtlich=katholiſchen Glaubens.
Es liegt tief im Weſen des Magyaren begründet, daß er
ebenſo ſchnell geneigt iſt, einer Perſon und einer Sache
zuzu=
jubeln, wie er keinen Augenblick zögert, dieſe ſelbe Sache und
dieſe ſelbe Perſon, die er zuvor mit faſt ſchwärmeriſcher Liebe
umgeben, zu verbrennen oder — zu vergeſſen. Als der
ahnungs=
loſe, blutjunge Sohn Rothermeres, der ſich bisweilen in den
Blättern, über die er gebot, für die Reviſion des Friedensdiktates
eingeſetzt hatte, nach Ungarn kam, da ſchrieben einige Blätter der
maghariſchen Hauptſtadt: „Der Sohn Rothermeres hat die
Tria=
noner Grenze überſchritten, und wir begrüßen ihn wie einen
Siegfried, der das Schwert in den Händen trägt, um den
gifti=
gen Drachen zu ſchlagen .. ." Lord Rothermere iſt
heute vergefſen! Jahrelang hatte man in Italien den
„Verbündeten auf Leben und Tod” geſehen, in Muſfolini einen
Heros von olympiſchen Ausmaßen. Nun, Muſſolini iſt heute
nicht vergeſſen, die Sympathien für Italien, das einſt den von
Habsburg verfolgten Rebellen gaſtlich ſeine Tore öffnete,
be=
ſteht fort. — Aber die Ungarn haben plötzlich ihr
Herz und ihre „alte Neigung”, für Frankreich
entdeckt. Und dieſes Herz, das deutlich und vernehmbar ſeit
dem Marſch auf Rom für den Fascismus geſchlagen, ſchlägt
gegenwärtig für die eulture
Die jüngſten Ereigniſſe in Budapeſt, der Rücktritt des
Gra=
fen Bethlen, der ein Jahrzehnt lang Ungarns politiſche
Ge=
ſchicke geleitet hatte, iſt von der europäiſchen Oeffentlichkeit mit
einem Intereſſe aufgenommen worden, wie man es Ungarn
ſchon lange nicht mehr entgegengebracht hat. Für dieſe
Oeffent=
lichkeit liegen die Dinge ſehr klar: zu der latenten ungariſchen
Wirtſchaftskriſe, die ſich aus der Unmöglichkeit, für die
land=
wirtſchaftlichen Produkte Ungarns Abſatzmöglichkeiten zu
er=
halten, ergab, iſt die Weltwirtſchaftskriſe gekommen, die ſich
bis=
her an den Bauernhöfen des magyariſchen Tieflandes gebrochen
hatte. Dieſe Kriſe erfaßte nun auch die ungariſche Induſtrie, die
mit ungeheuren Opfern in den letzten Jahren künſtlich
hoch=
gezüchtet worden war, und Ungarn war genötigt, um eine
An=
leihe zu betteln, die ihm weder Italien, noch England, noch
Amerika geben konnte beziehungsweiſe wollte. So wandte
man ſich an den Finanzier Europas, an das mit
deutſchem Tributgeld vollgepfropfte,
gold=
ſtrotzende Frankreich, das nur allzu bereit iſt, gegen
politiſche Wucherzinſen ſeinen Ueberfluß an andere leihweiſe
weiterzugeben. Graf Bethlen wollte dieſe Wucherzinſen nicht
zahlen, und ſo trat er zurück.
Dieſer Gedankengang mag im Grunde richtig ſein, nur iſt er
nicht vollſtändig. Die finanzielle Seite iſt nur die eine Seite
des ungariſchen Problems, das ſich in dieſen Tagen entrollt
hat. Es iſt noch etwas anderes dabei. Die leidige
Königs=
rage, die Tatſache, daß die ungariſchen Legitamiſten
Morgen=
luft wittern, daß das „Haus Oeſterreich”, Habsburg, zu ſeinem
hiſtoriſchen Grundſatz, durch Heiraten größer und glücklicher zu
werden, zurückgekehrt iſt. Es ſoll da ſchon ein fertiger Plan
vorliegen für den Einzug des älteſten Sohnes König Karls TV.,
Otto, in die Ofener Königsburg. Karl von Rumänien ſoll ſich
bereit erklärt haben, den Magyaren Siebenbürgens eine
Auto=
nomie zu geben und auch einige Grenzkorrekturen zugunſten
Ungarns vorzunehmen. Beneſch will unter der Bedingung, daß
die Reviſionspolitik in der bisherigen kraſſen Form aufhört,
einen Streifen der Slowakei dem kommenden König Otto als
Morgengabe darbringen, und auf Südſlawien ſoll ein Druck
ausgeübt werden, um einmal Ungarn einen Zipfel Landes
zu=
rückzugeben und zum anderen in irgendeiner Weiſe Italien
da=
für zu entſchädigen, daß es dem neuen Königreich Ungarn den
Freihafen Fiume wiedergibt. Und das Burgenland?
Dieſes Gebiet, aus dem nunmehr auch die letzten Spuren
unga=
riſcher Herrſchaft verſchwunden ſind und das heute ſo deutſch iſt
wie von Anbeginn, das ſoll natürlich in erſter Linie an Ungarn
fallen, was man ſich umſo leichter denkt, als die Aſpirationen
Habsburgs und der ungariſchen Legitimiſten ja bereits ſtark
nach Wien hinüberſpielen, das über den Völkerbund
ebenfalls franzöſiſches Gold zu politiſchen Wucherzinſen erhalten
ſoll. Darüber hinaus ſei eine Donauföderation, die Italien alle
möglichen Garantien bieten ſoll, dazu beſtimmt, auch
wirtſchaft=
lich die Nachfolgeſtaaten der habsburgiſchen Doppelmonarchie
als kleines Pan=Europa zu gegenſeitigen Vorteilen miteinander
zu verſchweißen.
Graf Julius Karolyi, der jetzt ein Uebergangsminiſterium
in Budapeſt gebildet hat, wird die franzöſiſche Anleihe zu den
erwähnten Bedingungen annehmen. Frankreich bietet
„moraliſche” Unterſtützung, Gold, Freiheit der
Königswahl, Erlaubnis der Wiederkehr. Habsburgs,
Grenzkorrekturen, beſonders auf Koſten
Oeſter=
reichs, wirtſchaftliche Vorteile durch Bildung irgendeiner Art
von Donauföderation. Frankreich verlangt: weitere
Seite 2
Dienstag, den 25. Auguſt 1931
Nummer 235
Dezimierung der ungariſchen Wehrmacht,
offi=
ziellen und „ehrlichen” Verzicht auf jede weitere
Reviſion, reſtloſe Aufgabe jedes irgendwie
deutſchfreundlichen Kurſes. Iſt dieſer Umſchwung
nicht Erklärung genug dafür, daß ſelbſt der Doyen der
europäi=
ſchen Miniſterpräſidenten, Graf Bethlen, zurücktrat, kann man
hieraus nicht verſtehen, daß ſogar der Reichsverweſer Horthy
mit ſeinem Rücktritt drohte, als er erfuhr, daß ſein Freund und
Kampfgenoſſe, der Kriegsminiſter Gömbös, einer franzöſiſchen
Forderung zufolge in die politiſche Verbannung geſchickt werden
ſollte. Der Kurswechſel, der jetzt in Budapeſt anhebt, kann ſo
radikal ſein, daß ſelbſt ein Horthy ſeinen Abſchied nimmt.
Und dann? — Kommt das wirklich zuſtande, was jetzt in
verſchiedenen europäiſchen Kabinetten als ungariſches Schickſal
gebraut wird, ſo iſt es mit einer Wiederherſtellung des Reiches
der Heiligen Stephanskrone für unabſehbare Zeit zu Ende. Die
Wandlungen, die ſeit 1918 ſtattgefunden haben, ſchließen eine
Durchdringung einer Donauföderation mit öſterreichiſch=deutſchem
Geiſte und Kultur genau ſo aus wie ein Uebergewicht des
Magyarentums. Wahrſcheinlich werden ſpätere Geſchichtsſchreiber
unſere gegenwärtige Epoche mit „Finanzhegemonie Frankreichs
über Europa” bezeichnen, und auf dem Wege, auf dieſem
bluti=
gen Wege, den dieſe Hegemonie nimmt, droht Ungarn als eines
der Opfer liegen zu bleiben. Golgatha
Die Rückwirkungen der engliſchen Kriſe
* Die amtlichen Berliner Stellen ſind, mit ihren
Aeußerun=
gen über die engliſche Regierungskriſe außerordentlich
zurück=
haltend. Das iſt begreiflich ſchon aus dem Grunde, weil ſie in
ihren Informationen wohl im weſentlichen auf die Preſſe
ange=
wieſen ſind. Wie das bei uns des Landes ſo Brauch iſt,
be=
findet ſich der deutſche Botſchafter, Herr von Neurath,
ſelbſtver=
ſtändlich in Urlaub und ſcheint es nicht für nötig gehalten zu
haben, wegen dieſer Regierungskriſe zurückzukehren, während wir
gleichzeitig in der franzöſiſchen Preſſe leſen können, daß der
franzöſiſche Botſchafter im Foreign Office empfangen wurde. In
Berlin tröſtet man ſich deshalb mit der Hoffnung, daß dieſes
neue Konzentrationskabinett, weil es ausſchließlich für
inner=
politiſche Aufgaben geſchaffen werden ſoll, keinen
außenpoli=
tiſchen Kurswechſel vornehmen wird, zumal es mehr als ein
Uebergangskabinett gedacht iſt und noch im Laufe dieſes Jahres
Neuwahlen in England ausgeſchrieben werden ſollen. Das
ändert aber nichts daran, daß die mühſam geſponnenen Fäden
nach England zu zerreißen drohen. Der ſtarke konſervative
Ein=
fluß im Kabinett wird ſich, auch ohne daß Auſten Chamberlain
das Außenminiſterium übernimmt, zweifellos in der Richtung
einer ſtarken Betonung der Franzoſenfreundlichkeit geltend
machen. Wie ſtark, das hängt weſentlich davon ab, welchen
Ein=
fluß Maedonald ſich im neuen Kabinett noch zu ſichern
ver=
mag. Aber ſelbſt, wenn er wollte wird Macdonald
innenpoli=
tiſch ſo zugedeckt ſein, daß die engliſche Regierung für die nächſte
Zeit als vollberechtigter außenpolitiſcher Faktor nicht in
Rech=
nung geſtellt werden kann. Sie muß verſuchen, aus ihren
wirt=
ſchaftlichen und finanziellen Schwierigkeiten herauszukommen,
woraus ſich ſehr leicht eine Anlehnung an das kapitalsſtarke
Frankreich ergeben kann. Die Gefahr beſteht alſo zum mindeſten,
daß die Rückendeckung, die wir bisher vom engliſchen Kabinett
hatten, und die ja allein die ganze Hooveraktion ermöglichte, in
Wegfall kommt, daß alſo die franzöſiſche Poſition bedeutend
ge=
ſtärkt wird. Gleichzeitig müſſen auch für die
Abrüſtungskonfe=
renz neue Schwierigkeiten entſtehen, denn der zurückgetretene
Außenminiſter Henderſon wird als Vorſitzender der
Abrüſtungs=
konferenz kaum mehr in Frage kommen, und es dürfte niemand
Wunder nehmen, daß die Franzoſen dieſen Perſonenwechſel dazu
benutzen, um daraus die Notwendigkeit einer Vertagung der
ganzen Abrüſtungskonferenz abzuleiten.
Paris nimmt den Rücktrikt der engliſchen Regierung
ruhig auf.
EP Paris, 24. Auguſt.
Die Demiſſion der engliſchen Arbeiter=Regierung kam hier
nicht überraſchend. Man hatte ſie von Stunde zu Stunde
er=
wartet. Deshalb reagierte auch die Börſe vorerſt weder in dem
einen noch in dem anderen Sinne, ſondern zeigte ſich abwartend.
Das engliſche Pfund hielt ſich bis zum Schluß auf ſeinem
bisheri=
gen Kursſtand, nämlich auf 123,95. Die Transaktionen auf dem
Wertpapiermarkt waren gleich Null.
Der Auftrag des Königs an Macdonald, ein Kabinett der
nationalen Einigung zu bilden, wird hier mit Sympathie
aufge=
nommen, da man faſt allgemein von einer nationalen Regierung
die Ueberbrückung der gegenwärtigen Finanzſchwierigkeiten
er=
warten zu können glaubt. Andererſeits ſieht man die großen
Der Brotpreis, der am 10. Auguſt von 50 auf 47 Pfennig
geſenkt worden war, iſt in Berlin mit Wirkung von geſtern auf
48 Pfennig feſtgeſetzt worden. Zu dieſer Erhöhung ſieht ſich der
Zweckverband der Bäckermeiſter Groß=Berlins wegen des
An=
ziehens der Mehlpreiſe gezwungen.
Das vom Bayeriſchen Staatsminiſterium des Innnern mit
Zuſtimmung des Geſamtminiſteriums am 10. Juli d. J. erlaſſene
Uniformverbot iſt durch Beſchluß des 4. Strafſenats des
Reichs=
gerichts vom 12. Auguſt 1931 als rechtsgültig anerkannt worden.
Die gegen dieſe Anordnung vom Nationalſozialiſtiſchen Deutſchen
Arbeiterverein eingelegte Beſchwerde iſt durch den bezeichneten
Beſchluß des Reichsgerichts koſtenpflichtig verworfen worden.
In einer Geſellſchaftsverſammlung der Landvolktageszeitung,
G. m. b. H., in Itzehoe, wurde beſchloſſen, die Zeitung „Das
Land=
volk” nach Ablauf des ſechswöchigen Verbotes eingehen zu laſſen.
Der Oberpräſident der Provinz Niederſchleſien hat die
Wochen=
zeitung die „Schwarze Fahne” in Liegnitz auf die Dauer von drei
Monaten wegen eines Artikels „Dies iſt das Syſtem: der Bauer
im Zuchthaus! Gedanken hinter den Gitterſtäben”, verboten.
Die deutſch=belgiſchen Verhandlungen über die Maßnahmen,
die die belgiſche Kohleninduſtrie im Hinblick auf die ſchwere
Welt=
wirtſchaftslage zu ihrer Erleichterung verlangt hatte, wurden
geſtern in Brüſſel zu Ende geführt. Das Abkommen muß jedoch
noch von den beteiligten Regierungen ratifiziert werden.
Die Exchange Telegraph Company meldet aus Waſhington,
daß der Federal Reſerve Board bereit ſei. England nötigenfalls
weitere Kredite zu gewähren, um ihm über die gegenwärtige
Notlage hinwegzuhelfen.
In offiziellen Warſchauer Kreiſen verlautet, der polniſche
Ge=
ſandte in Moskau, Petk. habe vor ſeiner geſtern erfolgten Abreiſe
nach Warſchau dem Außenkommiſſar Litwinow und deſſen
Stell=
vertreter Karachan einen längeren Beſuch abgeſtattet und ihnen
Vorſchläge über einen polniſch=ruſſiſchen Nichtangriffspakt
unter=
breitet.
Hinderniſſe, die ſich der Bildung einer ſolchen Regierung
entgegen=
ſtellen, vollkommen ein.
Aehnlich urteilt die frühe Nachmittagspreſſe. Eines erſcheine
als gewiß bei dieſer Kriſe, ſchreibt der „Intranſigeant”, keinerlei
Perſonenſtreit habe die Entwickelung beeinflußt. Die
konſervati=
ven und liberalen Führer ſeien bereit geweſen, die Sparpolitik
zu unterſtützen. Das Blatt fragt ſich, ob die Führer Macdonald,
Baldwin, Sir Herbert Samuel und Lloyd George ſich einigen
könnten, und erklärt, daß das nicht mit Sicherheit geſagt werden
könne.
Die nationaliſtiſche „Liberté” zeigt ſich ſkeptiſch. Die Politiker
ſeien in allen parlamentariſchen Ländern ſich gleich. Auch
Frank=
reich habe ähnliche Stunden erlebt, wie ſie England jetzt
durch=
mache.
Rückwirkungen der engliſchen Kriſe
auf die Abrüſtungskonſerenz.
London, 25. Auguſt.
Im Zuſammenhang mit dem Austritt Henderſons aus dem
Kabinett und ſeinem Uebergang zur Oppoſition wurde die
Be=
fürchtung laut, daß er ſein Amt als Vorſitzender der kommenden
Weltabrüſtungskonferenz automatiſch verlieren und dadurch das
Zuſtandekommen der Konferenz gefährdet würde. Demgegenüber
wird daran erinnert, daß er nicht in ſeiner Eigenſchaft als
Außen=
miniſter oder als Mitglied der Arbeiterpartei zum Vorſitzenden
gewählt wurde, ſondern die Wahl ad personam erfolgte.
Anderer=
ſeits wird aber zugegeben, daß ſein Austritt aus der Regierung
ohne Zweifel die ſich in verſchiedenen Ländern geltend machenden
Beſtrebungen zugunſten einer Verſchiebung des Termins für den
Zuſammentritt der Abrüſtungskonferenz ſtärken dürfte.
Hilfswerk der Induſtrie für die Nok im Winker.
Berlin, 24. Auguſt.
Der Reichsverband der Deutſchen Induſtrie teilt mit: „Der
Reichsverband der Deutſchen Induſtrie und die Vereinigung der
deutſchen Arbeitgeberverbände ſind der Auffaſſung, daß angeſichts
der für den kommenden Winter zweifellos in weiten
Volks=
kreiſen zu erwartenden Not auch von der Induſtrie alles getan
werden muß, um dieſe Not zu lindern. Die Spitzenverbände der
Induſtrie haben alle Mitglieder dringend aufgefordert, dafür zu
ſorgen, daß überall da, wo ein Bedürfnis vorliegt, Volksküchen
zur Abgabe von verbilligtem Eſſen an die erwerbsloſe und
hilfsbedürftige Bevölkerung eingerichtet werden. Nach dem
Vor=
bild, das in verſchiedenen Orten des Reiches bereits beſteht, iſt
es zweckmäßig, daß dieſe Volksküchen von privater Seite
ge=
gründet werden. Wie im einzelnen vorzugehen iſt, muß
natür=
lich nach den lokalen Bedürfniſſen entſchieden werden. Die
Verbände ſollen ſich dafür einſetzen, daß neben der Sammlung
von Geldmitteln ſich beſonders geeignete Perſönlichkeiten zur
ehrenamtlichen Betätigung bei ſolchen Einrichiungen zur
Ver=
fügung ſtellen.”
Die Durchführung des Fünfjahresplan
M Hruge geſten.
Anwerbung amerikaniſcher Arbeiter.
Moskau, 24. Auguſt.
Die Lage in der ruſſiſchen Kohlenwirtſchaft hat ſich in der
letzten Zeit ganz erheblich verſchlechtert. Die Kohlenförderung
beſonders im Donez=Becken iſt derart zurückgegangen, daß die
rechtzeitige Durchführung des Fünf=Jahresplans ſtark in Frage
geſtellt iſt. Das Zentralkomitee der Kommuniſtiſchen Partei hat
ſich deshalb am Sonntag unter dem Vorſitz Stalins eingehend mit
der Frage beſchäftigt und dem Rat der Volkskommiſſare zur
Ver=
meidung einer Kataſtrophe vorgeſchlagen, ſofort 900 Millionen
Rubel zum Ausbau der Kohleninduſtrie zur Verfügung zu ſtellen
Weiter ſollen die Lebensmittelrationen der Arbeiter und
In=
genieure verdoppelt werden. Auch die Verſorgung der
Kohlen=
arbeiter mit anderen Waren ſoll erheblich geſteigert werden. Alle
Parteiinſtanzen werden angewieſen, für die Kohleninduſtrie neue
Arbeiterreſerven bereitzuſtellen.
Nach einer amtlichen Ankündigung der ruſſiſchen
Handels=
vertretung in New York, „Amtorg” werden über 6000
amerika=
niſche Arbeiter noch vor Ende des Jahres nach Rußland reiſen, um
an der Durchführung des Fünfjahresplanes mitzuarbeiten.
Ein engliſch=rufiſcher Zwiſchenfall.
Ein engliſcher Staatsangehöriger namens William Stevenſon
der Obermechaniker auf dem im Leningrader Hafen liegender
Dampfer „Kingswood” wurde vor einigen Tagen von eine
Schildwache vor dem Leningrader Militärmagazin erſchoſſen.
Die Telegraphenagentur der Sowjetunion gibt folgend
Schilderung dieſes Vorfalls: Stevenſon war in das Gebiet der
Leningrader Militärmagazins eingedrungen und hatte auf An
ruf und Schreckſchuß des Poſtens nicht reagiert, ſondern verſucht
den Lauf des Gewehres zu packen. Es gelang dem Poſten nicht
ſich des Eindringlings anders zu erwehren als durch einen Schuß
der den Tod Stevenſons auf der Stelle herbeiführte. Dieſe An
gelegenheit wird ihre endgültige Regelung in einer öffentlicher
Gerichtsverhandlung in den nächſten Tagen finden.
Gandhis Weigerung und die Unruhen in Irland.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 24. Auguſt.
Der Kampf um die notwendigen Sparmaß
nahmen iſt alſo doch in eine Regierungskriſe ausgeartet. Zu
gleichen Zeit bereiten Macdonald zwei Mitglieder des Empire —
Indien und Irland — erneut ernſte Sorgen. Gandhis endgü.
tige Weigerung, nach London zur zweiten Tafelrunde=Kor
ferenz zu kommen, traf die Labour=Regierung als ein überau
ſchwerer Schlag. In Downing Street herrſchte in bezug auf It
dien während all der letzten Monate eine ziemliche Ratloſigkei
Man erwartete vom Erſcheinen Gandhis, des einzigen Vertreter
der Kongreßpartei, eine Art Wunder. Man war überzeugt, daß e
mit ſeiner Hilfe, gelingen würde, endlich eine merkliche Beſſerung de
politiſchen und wirtſchaftlichen Stellung Englands in Indien
he=
beizuführen. Nun aber ſind all dieſe Berechnungen mit einer
Schlage zunichte geworden. Die Chancen einer Verſtändigung zw
ſchen Hindus und Mohammedanern über die Verteilung der Sit
in den Legislativen ſind zurzeit ebenfalls geringer denn je. Un
es wird offen zugegeben, daß die Ausſichten der zweiten Tafe
runde=Konferenz nun keineswegs als roſig betrachtet werde
können.
Die Unruhen in Irland, die während der letzte
Wochen plötzlich mit einer derartigen Wildheit ausbrachen, w
man ſie ſeit dem Bürgerkrieg von 1922 kaum mehr gekannt hatt
ſind Macdonald ebenfalls höchſt überraſchend gekommen. D
Republikaniſche Partei De Valeras hat während der letzten ſeck
Monate, infolge der zunehmenden wirtſchaftlichen Not, ſtark a
Einfluß gewonnen. De Valera hat ſeinen Traum einer Ve
einigung des Freiſtaates mit Nordirland und die Begründur
einer von England gänzlich unabhängigen iriſchen Republik no
lange nicht aufgegeben. Er iſt nicht einmal geſonnen, die i
nächſten Mai ſtattfindenden Parlamentswahlen abzuwarten. (
erſtrebt einen gewaltſamen Sturz der gegenwärtigen Ordnun
Es iſt daher zu befürchten, daß eine weitere Verſchlechterung de
Lage in England ſich bald auch auf Irland negativ auswirke
dürfte. Der Ausbruch neuer Unruhen in Irland kann als wah
ſcheinlich gelten. Und ſollte Macdonald, trotz all der gegenwärt
für ihn ſo ungünſtigen Auſpizien, noch weiter im Amte bleibe
ſo wird er es ſicher nicht leicht haben, mit all den Schwierigkeite
die ſich vor ihm täglich in zunehmender Zahl auftürmen, fert
zu werden und bei all dem noch klare Bahn für die große
Abr=
ſtungskonferenz zu ſchaffen.
Sautolg Tydia.
Zu ſeinem 10jährigen Todestag am 26. Auguſt.
Wenn Ludwig Thoma nur die „Heilige Nacht”, die
Weih=
nachtslegende, geſchrieben hätte, wir müßten ſeiner immer wieder
gedenken als eines begnadeten Dichters, dem die Deutung und
Geſtaltung des deutſchen Weihnachtserlebniſſes wie keinem
ande=
ren gelungen iſt ſeit Martin Luther und ſeit der Zeit der
bäuer=
lichen Krippenſpiele. Aber es iſt der Lauf der Welt, und am
meiſten in Kunſt und Dichtung, daß das Beſte eines Dichters nur
wenigen bekannt wird, und ſo wiſſen auch nicht viele von jener
herrlichſten aller Dichtungen Thomas.
Dafür ſind die „Lausbubengeſchichten” jedermann wohlbekannt.
Bayern und Ludwig Thoma ſind ein für allemal
zuſammen=
gehörige Begriffe, und es iſt ſelbſtverſtändlich, daß man Thoma
die Ehre angetan hat, ihn in die Nachträge der großen
Literatur=
geſchichten aufzunehmen. Schlagen wir eine von ihnen auf, ſo
finden wir unſeren Dichter in ſo ſchönen Sätzen wie: „Durch
Rue=
derer und Thoma gewann das Milieuſtück, indem es von dem
Bereich eines Standes oder eines Berufes weiter ging zu einem
landſchaftlich umgrenzten Milieu, Zutritt zur Heimatkunſt.‟ Das
iſt alles, was in dem großen berühmten Wälzer zu finden war:
die Klaſſifizierung in die „Heimatkunſt.”
Heimatkunſt, anders freilich gemeint wie dort, edler und
ehr=
fürchtiger ausgeſprochen, könnte ein Ehrenname ſein für alles,
was Thoma geſchrieben hat. Dann aber müßte „Heimat” das
ganze Deutſchland bedeuten. Es iſt grundfalſch, ſich durch die
Tatſache, daß Thomas Menſchen faſt ausſchließlich Bayern ſind,
dahin bringen zu laſſen, Thoma als einen Dialektdichter
anzu=
ſehen, der als ſolcher für die Entwickelung des geſamt=deutſchen
Geiſteslebens, für die Fortſetzung der Reihe unſerer großen
deut=
ſchen Dichter von untergeordneter Bedeutung ſei. Grundfalſch!
Wer den bayeriſchen Dialekt, der übrigens keineswegs in allen
Dichtungen Thomas vorherrſchend iſt, nicht zu leſen verſteht, muß
ihn um Thomas Romane willen ſtudieren und lernen. Denn hier
geht es um mehr als etwa um bayeriſche Heimatkunſt; es iſt
ſtar=
kes, deutſches Bauerntum, das bei Thoma, vielleicht zum letzten
Male in ſeiner ganzen kraftvollen Schönheit, ſeinem
leidenſchaft=
lichen Zorn und ſeinem dumpfen Schickſalsgefühl, ſeiner
Ver=
ſchlagenheit und ſeinem hemmungsloſen Auf=den=Vorteil=Sehen
geſchildert wird, als ein Teil unſeres deutſchen Menſchentums, vor
dem das der Großſtädte, ihrer Geſellſchaft, ihrer Pſychopathen und
Verbrecher zu Schemen verbläßt.
Man ſoll es Thoma und ſeinem Andenken nicht antun, daß
man ihn in Gedanken nur immer mit den „Lausbubengeſchichten”
zuſammenbringt oder ihn bei ſich als den Dichter rubriziert, der
die Bayern ſo überwältigend komiſch darzuſtellen verſtanden hat.
Der Thoma etwa des „Wittiber”, der Erzählung von dumpfem,
leidenſchaftlichem Bauernzorn, der aufſpringt zwiſchen Vater und
Sohn und zu jähem Unheil durchbricht, — der Thoma des von
Ludwig Thoma
Haß und Unglück endlich bezwungenen „Andreas Vöſt”, dieſer
Thoma ſollte vor der Nation ſtehen als ihrer größten einer.
Die Geſchichte der deutſchen Dichtung iſt nicht reich an Namen,
die ſich durch ihre Romane Ewigkeitsbedeutung errungen
haben. Die wirklich großen deutſchen Romane ſind an den
Fingern abzuzählen, und ſelten ſtammen zwei aus der gleichen
Feder. Meiſt ſind es dann Entwicklungsromane, — von den
hiſto=
riſchen Romanen ſei hier einmal ganz abgeſehen, in denen die
Dichter vom eigenen Lebensweg Rechenſchaft ablegen. Ludwig
Thoma iſt der einzige deutſche Dichter, der als Romanſchöpfer
die Bedeutung eines Zola oder eines Doſtojewſkij für ſich in Au
ſpruch nehmen darf. Das kann und ſoll nicht unterſchätzt werde=
Der Roman der kurzen, gedrängten, dramatiſchen Handlung, de
Roman, deſſen Ereigniſſe ſich nicht durch Jahre
hindurchziehe=
ſondern durch Tage, allenfalls durch Wochen und Monate, de
Roman der wenigen, ſcharf und ſtark umriſſenen Geſtalten, de
Roman, deſſen größter Mitſpieler, der rieſenhaft ſpürbar hinte
dem Geſchehen ſteht, der unheimliche, aber bedingungslos
ane=
kannte Schatten „Schickſal” iſt, dieſer Roman, der vielleicht in de
„Brüdern Karamaſoff” von Doſtojewſkij ſeine größte und gültig)t
Ausprägung erfahren hat, iſt in Deutſchland nur von Thoma 9e
meiſtert worden.
So lächerlich es iſt, Doſtojewſkij=Schöpfungen als ruſſiſch.
Heimatkunſt anzuſehen, ſo lächerlich iſt es, Thoma als den Haus
dichter des Landes Bayern zu betrachten. Und wenn wir jetzt de
10. Todestag des Dichters begehen, ſollten wir daran denken, da
mit ihm ein ganz Großer von uns gegangen iſt, deſſen Scherz un
Lachen nur die Scham eines tiefen, ehrfürchtig=ſcheuen Menſche
mit einem unendlich weiten und weichen Herzen war, der ſeil
Heimat liebte, der die Menſchen liebte aus jener großen fund
mentalen Achtung vor allem Leben, wie ſie nur dem wirklich 9r.
ßen Menſchen eigen iſt.
Es iſt an Thoma nicht wie bei ſo vielen das Unrecht gut
machen, daß man den Bedeutenden bei Lebzeiten nicht beachtel
Thoma hat die Fülle des Ruhmes genoſſen, er war dem gande
Deutſchland lange, lange vor ſeinem Tode ein Vertrauter. Ab
man ſoll Thoma nicht noch nachträglich das Unrecht tun, daß me.
die Urſache ſeines Ruhmes nicht dort ſucht, wo ſie wirklich lieg
in den großen Romanſchöpfungen und — in der Weihnacht
legende. In dieſen hat ſich der eigentliche Thoma gegeben, 9
ſich wieder einmal der Typ des großen deutſchen Menſchen ſchlech
hin manifeſtiert. Als ſolcher gehört Ludwig Thoma zu den Iſe
1
tern, die nicht nur Deutſchland, die die Welt kennen muß.
* Hermann Wiedmer: „Die Verwandlungen des Wa
ter von Tillo”. (München bei Georg Müller.)
Ein ernſtes, ſchmerzdurchwühltes aber im Letzten doch
hebendes, durch die Ethik ſeines Wollens und die wunderbo!
Geſchliffenheit ſeines Stils erbauendes Buch! Die Geſchich
eines Hermaphroditen. Eines von Geburt her fluchbelaſter
Kindes, das einen Weg durchs Leben gehen muß, wie der F14
der Geburt ihn geſtellt, bis Kunſt in ihrer göttlichſten Entfalin!
und — Liebe den reifen Menſchen wandeln und ihn doch no
Menſchenglück kann lernen, wenn auch weſensanders wie Le
des Durchſchnittsmenſchen. Ein Menſchentum vollendend, Le
*.
nicht mehr fluchbeladen, ſondern gotterfüllt!
Nummer 235
Dienstag, den 25. Auguſt 1931
Seite 3
Die neueſte Notveroronang.
Berardnung über Nachverſteuerungen und Skeuer=Amneftie. — Die Friſt zur Abgabe der
Vermögens=
erklärung für 1931 und für die Steuer-Amne ſtie bis zum 16. Sepkember 1931 verlängeri.
Ausdehnung der Steuer=Amneſtie auf die Amſah= und Erbſchaftsſtener.
Die Steuer=Amneftie.
ndenten.
ndon, 24. A.
igen
Sparn=
eder des En
Gandhis ul=
Tafelrunde=
als ein ütin
in bezug
* Berlin, 24. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die ſeit geraumer Zeit angekündigte neue Verordnung über
hverſteuerungen und über die Steueramneſtie liegt nunmehr
Sie iſt, ſoweit ſich das auf den erſten Blick erkennen läßt,
entlich ungünſtiger ausgefallen als man urſprünglich
an=
men durfte. Die Hoffnung, daß die Steueramneſtie möglichſt
therzig ausfallen wird, iſt in ein Nichts zerronnen.
Gegen=
r der erſten Faſſung, wie ſie am 18. Juli vorgelegt wurde,
die neue Amneſtie ſogar noch Verſchlechterungen vor. Der
tſche Steuerzahler wird auch von dieſer Verordnung nicht
ent=
t ſein. Es fragt ſich allerdings, ob ſie die gewünſchte
Wir=
g auslöſen wird. Da die Steuerbehörde jetzt auch noch über
ter zurückliegende Jahre Aufklärung haben will, muß man
ehmen, daß man im Reichsfinanzminiſterium für die Zukunft
ganz erheblichen Steuerausfällen rechnet und infolgedeſſen
Mittel unverſucht läßt, um aus den Steuerzahlern
heraus=
olen, was ſich eben noch herausholen läßt. Im einzelnen
„den zu dieſer Verordnung noch die Steuerſachverſtändigen
Wort ergreifen müſſen, um dem Steuerzahler die
Einzel=
en dieſer Amneſtie auseinanderzuſetzen, die ſich natürlich nur
jene Kreiſe beſchränkt, die ſich ſelbſt zu veranlagen haben.
der wird ſich erſt zu einem ſpäteren Zeitpunkt erkennen laſſen,
chen Nutzen dieſe Verordnung dem Reich gebracht haben
Kapikalflucht und Skeneramneſtie.
Amtlich wird mitgeteilt:
Durch die Verordnung über ſteuerliche Erfaſſung bisher nicht
teuerter Werte und über Steueramneſtie (
Steueramneſtiever=
rung) vom 23. Auguſt 1931, die in der nächſten Nummer des
chs=Geſetzblattes veröffentlicht wird, iſt die frühere
Verord=
g gegen die Kapital= und Steuerflucht vom 18. Juli 1931 in
rfacher Hinſicht geändert worden.
1. Die Friſt der Abgabe der Vermögenserklärung für 1931
ie die Friſt für die Steueramneſtie iſt bis zum 16. September
verlängert worden.
2. Die Steueramneſtie iſt in der neuen Verordnung auf die
ſatzſteuer und die Erbſchaftsſteuer (einſchließlich
Schenkungs=
er) ausgedehnt worden.
Nach der neuen Verordnung erlangt Steueramneſtie, wer ſein
mögen nach dem Stande vom 1. Januar 1931 ſowie ſein
Ein=
men für 1930 richtig angegeben hat oder in einer
Nachtrags=
ärung ſeine früheren Angaben berichtigt. War die
Ver=
enserklärung 1931 ſchon abgegeben, ſo kann ſie nachträglich
inzt werden. Auch kann die Vermögenserklärung für 1931,
rn ſie bereits abgegeben iſt, wieder zurückgefordert und
inner=
z der Amneſtiefriſt neu eingereicht werden.
Wer das Einkommen, den Umſatz und den Gewerbeertrag von
) zu niedrig angegeben hat und dieſe Erklärungen berichtigt,
z hierfür Nachzahlungen leiſten. Im übrigen braucht er
Nach=
ungen für frühere Jahre nicht zu leiſten, wenn er die für 1928
1929 verſchwiegenen ſteuerpflichtigen Werte (Einkommen,
ſatz, Gewerbeertrag uſw.) der Steuerbehörde nachträglich
an=
ſt. Wenn der Steuerpflichtige hierüber nicht mehr genaue
An=
ſen machen kann, ſo genügt eine ſchätzungsweiſe Angabe. Die
zeige über die bisher verſchwiegenen Werte braucht nicht beim
tändigen Finanzamt gemacht zu werden, ſondern kann auch bei
er anderen Behörde der Reichsfinanzverwaltung (z. B. beim
ndesfinanzamt) eingereicht werden.
3. Bei der ſchon bisher vorgeſchriebenen Anzeige von
aus=
diſchen Beteiligungen (ſogenannten Fünfmänner=Geſellſchaften)
der Reichsminiſter der Finanzen ermächtigt worden, die Zahl
er feſtzuſetzen.
4. Neu iſt die Regelung für ausländiſche Familienſtiftungen.
ſe können bis zum 31. Dezember 1931 aufgelöſt werden, ohne
die an ſich bei der Auflöſung erwachſene Schenkungsſteuer
er=
en wird. Außerdem tritt Steueramneſtie ein für die bei der
ichtung der Familienſtiftung erwachſene Schenkungsſteuer,
rden ſolche ausländiſche Familienſtiftungen nicht aufgelöſt, ſo
en das Einkommen und Vermögen der Stiftungen als
Ein=
men und Vermögen des Errichters bzw. des
Bezugsberech=
en angeſehen werden.
Menſchen von Bali.
Zu der Ausſtellung in der Bücherſtube Bodenheimer.
Hans Günther Lehmann, dem Darmſtädter Publikum
ch ſeine frühere zeichneriſche Tätigkeit am „Darmſtädter
Tag=
it” bekannt, zeigt bei Bodenheimer Zeichnungen und Gemälde,
er von einer Studienreiſe nach den javaniſchen Inſeln
mit=
racht hat. Es handelt ſich dem Motiv nach faſt
ausſchließ=
um Eingeborenentypen. Menſchen, braun und ſchmal, bei
el, Tanz und Arbeit. Lehmanns Zeichnung ſteht zweifellos
er als ſeine Malerei. Er hat ausgeſprochene Begabung für
ſächlich erzählende Linie, und dieſe iſt dabei leicht und frei,
der und ſehr beſtimmt. Stärker als die Kohlezeichnungen mit
Wiſchtönen ſprechen die Feder= und Pinſelzeichnungen an.
faßt da ungemein ſicher den ſprechenden Umriß der ſchlanken,
bewegten Geſtalten und teilt nicht nur Erſcheinung mit,
dern deutet auch das exotiſche, dunkelhäutige Körpergefühl in
imnmter Weiſe an. Lehmann hat dieſe Studienreiſe auf Grund
S heſſiſchen Staatsſtipendiums unternehmen können; daß er
Zut genutzt hat, wird durch die ſchöne Ausbeute bewieſen.
Die Eröffnung der Ausſtellung, wobei der Künſtler einige
tie ſprach, war ſtark beſucht. Die Bücherſtube Bodenheimer
* in einigen Tagen, als eine Art Ergänzung zu dieſer Aus=
W. M.
Ang, balineſiſche Malereien (auf Geweben).
Welktaumechg.
Von A. Kuhring.
Durch die Blätter ging vor einiger Zeit die Meldung, bei
uchen mit kurzen Telegraphiewellen ſei ein Echo beobachtet
Sen, deſſen durchſchnittliche Zeit ſieben Sekunden dauerte.
Be=
ucke man ſich die etwaige Entfernung der den Wellenzug reflek=
Elden Stelle, ſo ergab ſich dieſe zu rund einer Million Kilo=
S da ja die Fortpflanzungsgeſchwindigkeit der Wellen 300 000
Sieter in der Sekunde beträgt. Wie ſollte man ſich dieſes
„Nomen erklären? Irdiſche Urſachen konnten kaum zugrunde
en, das zeigte die gewaltige Entfernung, obwohl dieſe
An=
ue zunächſt ſehr nahe lag. Denn bei dem drahtloſen Ueber=
Slhr mit kurzen Wellen kam es häufig vor, daß ein etwa
Nrddeich ausgeſandtes Signal beim Empfang am gleichen
S Don einem, ja bisweilen von zwei und drei Nachzeichen ge=
Dar. Dieſe entſtehen einmal dadurch, daß der Wellenzug
Du vorwärts, als auch rückwärts um die Erde eilt, dann aber
* Eyrmals umläuft, ſo daß beim jedesmaligen Paſſieren der
Dieſe Regelung iſt notwendig geworden, weil ein
volkswirt=
ſchaftliches Intereſſe daran beſteht, das Vermögen der
auslän=
diſchen Familienſtiftungen der deutſchen Wirtſchaft wieder
zuzu=
führen.
Vorläufig keine Anfhebung der Berzugszuſchläge
für Skeuerrückſtände.
Das Reichsfinanzminiſterium teilt mit: Die in der
Notver=
ordnung über Zuſchläge für Steuerrückſtände vom 20. Juli 1931
feſtgeſetzten Zinsſätze und Verzugszuſchläge waren erforderlich, um
wieder pünktliche Steuerzahlungen zu erreichen. Von
verſchie=
denen Seiten iſt mit Rückſicht auf die Herabſetzung des
Reichs=
bankdiskonts angeregt worden, die getroffenen Maßnahmen
auf=
zuheben. Die Aufhebung kommt jedoch im Hinblick auf die
Finanz=
lage des Reiches noch nicht in Betracht. Die Finanzämter ſind
aber angewieſen worden, bei Feſtſetzung der Stundungszinſen auf
die wirtſchaftliche Lage des Pflichtigen Rückſicht zu nehmen und,
ſoweit erforderlich, Entgegenkommen zu zeigen. Auch bei
Feſt=
ſetzung der Verzugszuſchläge für Steuerrückſtände von 5 v. H. für
den halben Monat ſollen die Finanzämter unnötige Härten
ver=
meiden und von der Feſtſetzung eines Verzugszuſchlages dann
ab=
ſehen, wenn die Friſt unverſchuldet nur um ein geringes
über=
ſchritten wird.
Die Länder=Rolverordnung.
Hanierung der Länder= und Gemeinde-Etats bis zum
1. Okfober. — Reue Maßnahmen in Vorbereikung.
* Berlin, 24. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die neue Notverordnung zur Sicherung der Länderetats, die
vom Reichskabinett am Samstag beſchloſſen wurde, ſoll —
wäh=
rend die Neuregelung der Steueramneſtie bereits veröffentlicht
wordon iſt —, erſt am Mittwoch herauskommen, da ſie vorher
noch zur Unterſchrift zum Reichspräſidenten nach Dietramszell
ge=
ſchickt werden mußte. Der tiefe Eingriff, den die Reichsregierung
hier ohne weitere publiziſtiſche Vorbereitung in die Verfaſſung
der Länder vorgenommen hat, iſt einigermaßen überraſchend
ge=
kommen. Kein Wunder, daß an ihrem Zweck ſo viel
herum=
geheimniſt wird. Tatſächlich betonen aber die amtlichen Stellen,
daß die Verordnung ſelbſt ebenſo wie die
Ausführungsbeſtim=
mungen ſehr kurz gehalten ſind und kaum über den Inhalt des
Communiqués vom Samstag hinausgehen, daß es ſich alſo
ledig=
lich darum handelt, den Ländern die Möglichkeit zu geben, ohne
Einſpruch von ihren Parlamenten befürchten zu müſſen, die
erfor=
derlichen Einſparungen an ihrem eigenen Etat, wie an den Etats
ihrer Länder vornehmen zu können, wobei es ſich in der
Haupt=
ſache um Gehaltskürzungen und die Beſchneidung überflüſſiger
Ausgaben handeln dürfte, während ein Abbau von Beamten oder
die Ausſchreibung neuer Stellen nicht in Frage kommt,
Die Notverordnung, die ja tatſächlich ſo etwas wie den
Zu=
ſtand einer legalen Diktatur ſchafft, iſt alſo in ihrer Entſtehung
mehr ein Akt der Notwehr des Reiches gegen die
Län=
der. Die Länder haben es bisher dem Reichsfinanzminiſter
überlaſſen wollen, auch ihre Finanzſorgen zu beſeitigen. Sie
ha=
ben unpopuläre Maßnahmen gerne auf das Reich abſchieben
wol=
len, mit der Begründung, daß ſie in ihren Landtagen eine
Zu=
ſtimmung dafür nicht erreichen können. Sie ſind jetzt unter eigene
Verantwortung geſtellt, und werden nun ſelbſt bei den
Gemein=
den nach dem Rechten ſehen. Daß auch dann noch ein Reſt bleibt,
den ſie aus eigener Kraft nicht bewältigen können, darüber iſt
ſich wohl auch das Reichsfinanzminiſterium klar, und für dieſen
Reſt will das Reich gerade ſtehen. Aber erſt dann, nachdem
Län=
der und Gemeinden ſich zu derſelben Sparſamkeit durchgerungen
haben, zu der das Reich mittlerweile gekommen iſt. Die
Reichs=
regierung hält daran feſt, daß alle Vorbedingungen dazu bis zum
1. Oktober geſchaffen werden müſſen, damit der Winter, der ja
ohnehin hart genug wird, nicht mit überflüſſigen Sorgen belaſtet
iſt. Es werden alſo wohl noch eine ganze Reihe von
Einzel=
maßnahmen erfolgen, aus denen ſich dann insgeſamt moſaikartig
das Notprogramm der Reichsregierung zuſammenſetzt.
Empfangsſtelle ein Zeichen empfangen wird. Bei der Echozeit von
ſieben Sekunden würde dies einem mindeſtens zwanzigmaligen
Umlauf entſprechen. Das iſt aber gänzlich ausgeſchloſſen! So
hieß es eben weiterſuchen. Einige Forſcher kamen zu der etwas
abenteuerlichen Annahme, die Wellen ſeien vom Mond reflektiert
worden. So entſtand der Name „Weltraumecho‟. Doch auch dieſe
Hypotheſe war unhaltbar. Da entwickelte Störmer, eine
Theorie, die jetzt durch außerordentlich geiſtvoll entwickelte
Metho=
den von dem Privatdozenten Dr.=Ing. Brüche experimentell
beſtätigt wurde. Brüche arbeitete mit langſamen
Kathodenſtrah=
len von großer Intenſität. Dieſe Elektronenſtrahlen wurden zwie
ſchen einer kreisförmigen Kathode und einer kegelförmigen Anode
erzeugt. Dem Kegel war die Spitze abgeſchnitten, ſo daß durch
dieſe feine Oeffnung die Strahlen wie ein dünner Faden
aus=
traten. Sie laſſen ſich trotz der erreichten Länge von 1 Meter gut
beobachten und photographieren. Brüche richtete gegen ein
Erd=
modell — in einer Kugel befand ſich ein Stabmagnet — einen
ſolchen kräftigen Elektronenſtrahl; dabei beobachtete er dieſe
Er=
ſcheinung: Die Strahlen umdringen die kleine Erdkugel von allen
Seiten. Doch nur an den magnetiſchen Polen können ſie bis an
die Oberfläche der Kugel herangelangen, pährend ſie im übrigen
in einer beſtimmten Entfernung von der Kugel umgekehrt
wer=
den. Es bildet ſich alſo um den Aequator eine ringförmige
Röh=
renzone, in deren Innerem keine Elektronen zu finden ſind, Kehrt
man vom Modellverſuch zu den wirklichen Verhältniſſen zurück, ſo
ergibt ſich folgendes: Die gewaltigen, von der Sonne
ausgeſand=
ten Elektronenmaſſen bilden um die Erde herum in der Ebene
ihres magnetiſchen Aequators eine ringförmige Röhre. Die
Wandung dieſer Röhre iſt ganz ſcharf begrenzt, ihr Durchmeſſer iſt
größer als die Entfernung des Mondes von der Erde, aber kleiner
als unſer Abſtand von allen anderen Geſtirnen. Dieſe leitende
Fläche iſt es, die unſere kurzen Wellen reflektiert und ſo das
Welt=
raumecho hervorruft. Mit dieſer Gewißheit zugleich erhalten wir
noch ein anderes Ergebnis. Wenn an dieſer Zone alle Wellen
zurückgeworfen werden, was nach den Verſuchen mit kurzen Wellen
beſtimmt anzunehmen iſt, dann können niemals drahtloſe Zeichen
in den Außenraum gelangen. Damit dürfte der ſchöne
Zukunfts=
traum einer Planetentelegraphie ausgeträumt ſein.
Vielleicht kann uns darüber die Tatſache hinwegtröſten, daß
wenigſtens der gute, alte Mond unſere Morſezeichen empfängt!
* Orje Lehmann wird Detektiv, ein heiterer Roman von Dolly Bruck.
(Knorr u. Hirth, München.)
Sicher, das iſt ein „befreiendes” Buch. Eine Geſchichte, mit Ernſt
und viel Humor erzählt, von Orje Lehmann, dem Berliner
Friſeur=
lehrling, der ſeine Detektiv=Fähigkeiten entdeckt zu haben glaubt und ſie
bewußt ſo pflegt und entwickelt, daß eines Tages ein wirklicher Detektiv
aus dieſem hellen Jungen wird. Jung und alt kann an dieſem Buch
Freude haben.
*3
In Oſt=Aberſchleſien hak ſich nichts.
geandert.
2as Verhalfen der polniſchen Behörden
gegenüber der deutſchen Minderheit
gibt weiter zu Klagen Anlaß.
Kattowitz, 24. Auguſt.
Der Deutſche Volksbund für Polniſch=Oberſchleſien hat an den
Völkerbund bekanntlich eine Eingabe bezüglich des Verhaltens der
polniſchen Behörden gegenüber der deutſchen Minderheit geſandt.
Sie trägt das Datum des 14. Auguſt. Aus ihrem Inhalt iſt nun
folgendes hervorzuheben:
Die umfangreiche Eingabe geht von der Entſchließung des
Völkerbundsrats vom 24. Januar 1931 aus, in der es als unter
allen Umſtänden unerläßlich bezeichnet wurde, „der
deut=
ſchen Minderheit der Wojewodſchaft Schleſien
ein Gefühl des Vertrauens wieder zu
verſchaf=
fen, welches unglücklicherweiſe tief erſchüttert zu ſein ſcheint und
ohne das zwiſchen Minderheit und dem Staate eine
Zuſammen=
arbeit nicht erfolgen kann”. Es heißt dann weiter, daß die 62.
Ratstagung des Völkerbundes die Frage, ob das erſchütterte
Ver=
trauen der deutſchen Minderheit bereits wieder hergeſtellt worden
ſei, auch bei ihren Beratungen während der Maitagung in den
Mittelpunkt der Ausſprache geſtellt habe. Der Deutſche
Volks=
bund gibt ſchließlich eine Darſtellung der
Ent=
wicklungder Verhältniſſe ſeit ſeiner letzten
Ein=
gabe. Es werden zahlreiche Tatſachen angeführt, die eine
nochmalige Anrufung des Völkerbunds
notwen=
dig machen und im weſentlichen folgendes ergeben:
Im Mittelpunkt der Vorkommniſſe vom Herbſt 1930 ſtanden
die Wahlen vom Warſchauer Seim und Senat und vom
Schleſi=
ſchen Seim. Die Prüfung der von der deutſchen Wahlgemeinſchaft
angefochtenen Wahlrechtsverletzungen bei der Wahl zum
Schleſi=
ſchen Seim hat bisher geruht. Ueber die Gültigkeit der
beanſtan=
deten Wahl entſcheidet das Gericht, welches durch Geſetz beſtimmt
wird. Dieſes Gericht muß ſeine Entſcheidung binnen 6 Monaten
vom Tage der Wahl ab, das iſt im vorliegenden Falle bis 23. Mai
1931, fällen. Erſt am 31. Juli 1931 iſt die Veröffentlichung des
entſprechenden Geſetzes, das ein Gericht mit der Wahlprüfung
be=
auftragt, erfolgt. Die Prüfung der Wahleinſprüche kann
des=
halb erſt jetzt beginnen. Die deutſche Minderheit
er=
blickt in der Verzögerung der Einſetzung des
Wahlprüfungsgerichts eine Beeinträchtigung
ihrer politiſchen Rechte.
Wenn die polniſche Regierung in ihrem Bericht an den
Völ=
kerbundsrat gewiſſe Umſtände als Beweis dafür anführt, daß das
Befriedungswerk bereits gelungen ſei oder doch ſchon weſentliche
Fortſchritte gemacht habe, ſo wird demgegenüber auf folgendes
hingewieſen: Die Zuſtimmung des Deutſchen Klubs
zum Budget der Wojewodſchaft Schleſien darf
nicht als Vertrauensvotum gewertet werden. (Der
Deutſche Klub im Schleſiſchen Seim iſt die politiſche Vertretung
der deutſchen Bevölkerung.) Nach der Schleſiſchen Verfaſſung
be=
darf der Wojewode nicht des Vertrauens der Seimmehrheit. Eine
Ablehnung des Budgets wäre deshalb nur eine Geſte geweſen.
Die Bemerkung über die Verſtändigung
zwi=
ſchen den einzelnen Parteirichtungen im
Schle=
ſiſchen Seim iſt nicht begründet. Die Gegenſätze
ſind unverändert ſchroff.
In der Eingabe des Deutſchen Volksbundes vom 7. Januar
1931 wurde nachgewieſen, daß die Träger des Terrors
der Aufſtändiſchenverband und der
Weſtmarken=
verein geweſen ſind. An der privilegierten
Stellung des Aufſtändiſchenverbandes hat ſich
nichts geändert. Er hat nach wie vor das Recht, Waffen zu
tragen, und genießt nach wie vor die in der Eingabe vom 7.
Ja=
nuar 1931 erwähnten beſonderen Vergünſtigungen. Das Verbot
an die Polizei=Exekutivbeamten, gewiſſen Organiſationen als
Mitglieder anzugehören, hat keine wirkſame Bedeutung. Die
Po=
lizei=Exekutivbeamten erhalten ihre Weiſungen von den Inhabern
der Polizeigewalt, die faſt ausnahmslos Mitglieder des
Aufſtän=
diſchenverbandes und des Weſtmarkenvereins ſind, vielleicht ſogar
Vorſtandsmitglieder. Daß die Denkweiſe im
Aufſtändiſchenver=
band ſich nicht geändert hat, ergeben die Reſolutionen ſeiner
Dele=
giertenverſammlung für den Kreis Schwientochlowitz vom 8. Juni
1931 und der Generalverſammlung des Bezirks Bielſchowitz vom
14. Juni 1931, deren Drohungen die deutſche Minderheit nur zu
gut verſteht. Unverändert iſt auch die Einſtellung
des Weſtmarkenvereins.
Die friedliche Bevölkerung kann weiter nicht
verſtehen, daß Perſonen, die die Verantwortung
für die öffentliche Ruhe, Sicherheit und
Ord=
nung getragen haben und dieſer Verantwortung
* Die Nachkommen des „Marſchall Borwärks”.
Zum Tode des Fürſten Blücher von Wahlſtatt.
(Wie der Titel „Fürſt Blücher von Wahlſtatt” erloſch und wieder
hergeſtellt wurde. — Der „Furſt der Kängurus”. — Der
Nieder=
gang des Hauſes Blücher.)
Vor einigen Tagen ſtarb Gebhard Lebrecht Fürſt Blücher von
Wahlſtatt in Boscombe im Alter von 65 Jahren. Er war ein
direkter Nachkomme des großen Feldherrn, deſſen Vornamen er
führte, und deſſen Titel er auch geerbt hatte. Es iſt allgemein
nicht bekannt, daß der Titel „Fürſt Blücher von Wahlſtatt” auf
den Wunſch des Feldmarſchalls ihm am 3. Juni 1814 ihm für ſeine
Perſon verliehen wurde. Der Grafentitel wurde ihm außerdem
verliehen, und zwar vererbte ſich dieſer Titel unbeſchränkt auf alle
ſeine Nachkommen. Am 18. Oktober 1861 wurde die Fürſtenwürde
für ſeinen Enkel Grafen Gebhard Blücher von Wahlſtatt, der im
Jahre 1799 geboren war, wieder hergeſtellt, und zwar diesmal
nicht ad versonam, ſondern vererblich nach dem Recht der Erſtgeburt.
Am 14. Auguſt 1872 wurde beſtimmt, daß die Vererblichkeit der
Fürſtenwürde an den Beſitz mehrerer Fideikommiſſe geknüpft ſein
ſollte. In der Folge hatten die Erſtgeborenen bzw. diejenigen,
die für den Titel auserſehen waren, die Vornamen des alten
Feldmarſchalls. Der Seltſamſte von den Nachkommen des alten
Fürſten war der dritte Fürſt Blücher von Wahlſtatt, der am 18.
März 1836 geboren wurde und dreimal verheiratet war. Seine
erſte Ehe hatte er mit einer Prinzeſſin Lobkowitz geſchloſſen, die
zweite mit der Gräfin Perponcher und die dritte mit der
Prin=
zeſſin Radziwill, die am Tage ihrer Ehe 18 Jahre alt war,
wäh=
rend der Fürſt im 60. Lebensjahre ſtand. Da ſich der einzige
Sohn ſeiner zweiten Ehe mit der im Jahre 1876 geborenen
Prin=
zeſſin Luiſe Radziwill vermählte, ſo wurde der alte Fürſt der
Schwager ſeines eigenen Sohnes. Er hatte den ſeltſamen
Bei=
namen „Fürſt der Kängurus”. Dieſer Enkel des Marſchalls
Vor=
wärts hatte ſich als Steuerzahler in ſeiner Heimat beeinträchtigt
gefühlt, und da er ſehr geizig war, ſo hatte er ſeinen Wohnſitz nach
England verlegt. Hier kaufte er eine kleine Inſel und lebte
um=
geben von zahlreichen Kängurus. Auch im Kriege war er in
Eng=
land auf ſeiner Inſel. Aber die Franzoſen wollten ihn nicht
fried=
lich hier wohnen laſſen, da ſie fürchteten, daß der Fürſt den
deut=
ſchen Unterſeebooten Signale geben könnte. Schließlich gab man
in London dieſem Drängen der Franzoſen nach und forderte den
Fürſt auf die Inſel zu verlaſſen und nach London zu ziehen. Nach
einem rührenden Abſchied von ſeinen Kängurus fügte er ſich der
Notwendigkeit und blieb dort.
Sein Sohn, der vierte Fürſt Gebhard Lebrecht von Blücher,
war mit der Engländerin Eveline Mary Stableton=Bretherton
verheiratet und lebte gleichfalls in England. Während des
Krie=
ges wurde ſein Vermögen hier beſchlagnahmt und ſeine
wirtſchaft=
lichen Verhältniſe waren bei ſeinem jetzt erfolgten Tode nicht ſehr
günſtig. Auch dieſes Haus Blücher hat einen wirtſchaftlichen
Nie=
dergang erlebt.
Seite 4
Dienstag, den 25. Auguſt 1931
Nummer 235
Wirkſchaftsfragen in Genf
nicht gerecht geworden ſind, in ihren Aemtern
belaſſen, in dieſe Aemter wieder eingeſetzt oder
ſogar befördert worden ſind. Die gegen Beamten
ge=
troffenen Diſziplinarmaßnahmen beſchränken ſich auf Funktionäre
niederer Ordnung, deren Verantwortung für den einzelnen Fall
gegeben iſt, nicht aber für die Geſamtheit der Vorkommniſſe. Die
ganze Art der ſtraftrechtlichen Verfolgung der
Terrorfälle war nicht geeignet, das Vertrauen
der deutſchen Minderheit in die Rechtsſicherheit
wiederherzuſtellen. Die Sorge vor der
Wieder=
holung gleicher oder ähnlicher Vorkommniſſe
wie im Herbſt 1930 iſt allgemein lebendig. Weil die
deutſche Minderheit auf das ernſteſte vom Willen zur Herſtellung
aufrichtig vertrauensvoller Beziehungen zu den Staatsbehörden
erfüllt iſt, empfinden wir die Verpflichtung, unſere Auffaſſung der
gegenwärtigen Verhältniſſe dem Völkerbundsrat mit der Bitte zu
unterbreiten, dieſe Eingabe als Ergänzung der Eingabe vom
7. Januar 1931 betrachten und behandeln zu wollen.
Dieſer Eingabe des Deutſchen Volksbundes ſind vier Anlagen
beigefügt, die ihren Inhalt ergänzen und erhärten.
Skarker Eindruck der Volksbund=Eingabe in Genf.
Die Eingabe des Deutſchen Volksbundes in Oſtoberſchleſien
an den Völkerbundsrat iſt in Genf eingetroffen und vom
General=
ſekretär ſämtlichen Ratsmächten, ſowie insbeſondere dem
Bericht=
erſtatter des Rates für die Minderheitenfragen, Yoſhiſawa,
über=
mittelt worden. Gleichzeitig hat der Generalſekretär die Eingabe
der polniſchen Regierung mit dem Erſuchen um Stellungnahme
überſandt. Der ruhige, gemäßigte Ton der Eingabe des
Deut=
ſchen Volksbundes, ſowie die Fülle des vorgebrachten
Tatſachen=
materials haben in Völkerbundskreiſen ſtarken Eindruck
hervor=
gerufen.
Ungeklärt iſt die Frage, ob der japaniſche Berichterſtatter dem
Völkerbundsrat einen neuen Bericht über die oberſchleſiſche Frage
vorlegen ſoll oder ob der im Mai vorgelegte Bericht, der damals
von deutſcher Seite abelehnt worden war und auf engliſchen
Vor=
ſchlag vertagt wurde, gegenwärtig noch Geltung hat. Von
polni=
ſcher Seite werden naturgemäß alle nur denkbaren Anſtrengungen
gemacht, um den bisherigen für Polen außerordentlich günſtigen
Bericht des japaniſchen Berichterſtatters aufrecht zu erhalten und
ſeine endgültige Annahme auf der bevorſtehenden Ratstagung zu
erreichen. Man nimmt hier an, daß die deutſche Regierung
ein=
gehend zu der geſamten Frage Stellung nehmen wird.
Genf, 24. Auguſt.
Der Ausſchuß der zehn europäiſchen
Wirt=
ſchaftsſachverſtändigen, der der in der nächſten Woche
zuſammentretenden 4. Europakonferenz Vorſchläge über eine
beſſere Organiſation der Produktion und des Warenaustauſches
in Europa machen ſoll, hat heute ſeine im Juni unterbrochenen
Arbeiten wieder aufgenommen. Der Verfaſſer des Baſeler
Be=
richts Sir Walter Layton (England) und das Präſidialmitglied
des Reichsverbandes der Deutſchen Induſtrie Clemens Lammers
waren zu der heutigen Sitzung noch nicht eingetroffen. Sie
werden für morgen erwartet. Der belgiſche Sachverſtändige
Francqui wird diesmal an der Tagung nicht teilnehmen.
Dem Ausſchuß liegt ein Bericht über die von Francgui
vor=
geſchlagene Gründung einer internationalen Bank für lang= und
mittelfriſtige Kredite und ein Bericht über die Frage einer
inter=
nationalen Kartell= und Induſtrievereinbarung vor, wobei zu
bemerken iſt, daß die franzöſiſchen Kartellpläne im Juni von den
Sachverſtändigen ziemlich erheblich kritiſiert worden ſind. Ueber
die außenpolitiſchen Fragen (Stabiliſierung und Herabſetzung
der Zölle) liegt noch kein Bericht vor.
Der Ausſchuß begann heute mit der Beratung des
Berich=
tes über den Francqui=Plan. Man iſt jetzt in Genf
einiger=
maßen geſpannt, welche Einwirkungen der Baſeler Bericht und
die vorausgegangenen Ereigniſſe auf die Arbeiten des
Aus=
ſchuſſes haben werden.
In dem Kreditkomitee der Europakommiſſion,
das heute zum erſten Male ſich verſammelt, unterhielt man ſich
nach einem einleitenden Referat des ſtellvertretenden
General=
ſekretärs Avenol über die Aufgaben des Komitees, insbeſondere
wie ſie ſich auf Grund der erwähnten Ereigniſſe darſtellen. In
dieſem Komitee, das nur einige Tage beiſammen bleiben wird,
ſcheint man der Auffaſſung zu ſein, daß in den kreditpolitiſchen
Fragen etwas Poſitives nicht erreicht werden kann, ſolange die
politiſchen Probleme ungelöſt ſind.
Der ſtellvertretende Generalſekretär des Völkerbundes Avenol
wies in ſeiner Anſprache zur Eröffnung der heutigen erſten
Tagung des Kreditkomitees auf die Ereigniſſe der
letz=
ten Zeit hin, die von Bedeutung für die Arbeiten des Komitees
ſind. Die zeitweiſe Hilfeleiſtung für verſchiedene nationale
Ban=
ken ſei nicht genügend. Von dem Augenblick an, wo die
Er=
ſchütterung der Banken das ganze Gleichgewicht eines Landes
bedrohe, hätten die Regierungen die Pflicht, einzugreifen. Das
ſei die ſchwierige Aufgabe, die die Regierungen, die ſich in der
kommenden Woche in Genf verſammeln, vorfinden. Es fei
wünſchenswert, daß ſie noch vor ihrer Zuſammenkunft im
Be=
ſitze von Vorſchlägen der Sachverſtändigen für eine gemeinſame
Aktion ſeien. Das Kreditkomitee hätte zu prüfen, wie es
mög=
lich ſei, in der gegenwärtigen Zeit der Erſchütterung einen
poli=
tiſchen, moraliſchen und finanziellen Einfluß auf die Länder
auszuüben. Es ſei notwendig, die Bemühungen der
Regierun=
gen und Emiſſionsbanken in Einklang zu bringen.
Das Kreditkomitee hat zu ſeinem Vorſitzenden den
Präſi=
denten der Schweizer Nationalbank, Bachmann, gewählt.
Der Woldemaras=Prozeß.
Kowno, 24. Auguſt.
Die Verhandlung im Woldemaras=Prozeß brachte am
Mon=
tag beim Verhör der Sachberſtändigen ſehr bemerkenswerte
Ein=
zelheiten zutage. Die Schießſachverſtändigen erklärten nämlich
übereinſtimmend, daß der bei dem zweiten Attentäter Pupaleigis
gefundene Revolver beſchädigt war und keinesfalls zum Schießen
verwendet werden konnte. Dadurch erhält die von Woldemaras
aufgeſtellte Behauptung, daß der Mordanſchlag lediglich
vorge=
täuſcht ſei, einen gewiſſen Rückhalt. Im Verlauf der
Verhand=
lung gab es dann einen ſchweren Zuſammenſtoß zwiſchen der
Ver=
teidigung und dem Gerichtsvorſitzenden, als einer der Verteidiger
den Antrag ſtellte, die Preſſe zuzulaſſen, da trotz der verſchloſſenen
Türen alle Einzelheiten über den Prozeß aus dem Gerichtsſaal
herauskämen undd— zum Teil ſtark entſtellt — weiteſte
Verbrei=
tung in der Preſſe finden. Das Gericht lehnte dieſen Antra= „b.
Mit der Vernehmung der Sachverſtändigen wurde die Bewets;
aufnahme geſchloſſen und die Verhandlung auf Dienstag vertagt
Der Staatsanwalt wird in dieſen Tagen mit ſeinem Plädoyer
beginnen.
Chineſiſcher Prokeft in Tokio.
Nanking, 24. Auguſt.
Die Regierung hat heute morgen dem japaniſchen
Geſchäfts=
träger eine Note überreichen laſſen, die ſich mit den antichineſiſchen
Ausſchreitungen in Korea vom Juli d. J. befaßt. Wie erinnerlich,
ſind dort 140 Chineſen getötet und 118 verwundet worden. Die
chineſiſche Regierung verlangt, daß Japan ſich wegen dieſer
Vor=
gänge entſchuldigt, die Betroffenen entſchädigt und Garantien
dafür gibt, daß ſich ſolche Zwiſchenfälle nicht wiederholen. Es iſt
dies bereits die dritte chineſiſche Note, die in dieſer
Angelegen=
beit an Japan abgegangen iſt.
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im August 1951.
Annemarie Ritzert
Dr. Berthold Heil
Forstassessor
Verlobte
Königsberg i. Pr.
z. Zi. Gießen.
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Siegfried Goldstein
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Ober-Ramstadt
Langsdorf
(Oberhessen)
Für die uns anläßlich unſerer am 8. d. Mis.
erfolgten Vermäßlung erwieſenen
Auf=
merkſamkeiten danken wir auf dieſem
Wege allen Verwandten, Freunden und
Belannten herzlichſt.
Heinz Dauven u. Frau
Frieda, geb. Schmidt.
Darmſtadt, 19. Auguſt 1931.
Todes=Anzeige.
Geſtern nacht verſchied plötzlich
und unerwartet meine liebe Fral,
Mutter Großmutter, Tochterund
Schweſter
geb. Hamburger
im Alter von 64 Jahren,
Im Namen der trauernden
Hinterbliebenen:
Julius Wolf und Kinder.
Ober=Klingen, 24. Auguſt 1931.
Die Beerdigung findet Mittwoch,
26, Auguſt, vorm, 1a10 Uhr, vom
Trauerhauſe aus ſtatt. (12313
Am 20. Auguſt entſchlief infolge
Herzſchlag meine Schweſter und
Tante.
Fräulein
Luiſe Walther
im Alter von 77 Jahren.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eliſ. Silz Bwe.
Darmſtadi, den 24. Auguſt 1931.
Die Beerdigung fand in aller
Stille ſtatt. (12296
Todes=Anzeige.
Heute früh 6½ Uhr wurde mein herzensguter, lieber
Mann, Vater, Bruder, Schwager, Onkel und Sohn
Maxtin Hergo
Lokomotivführer
von ſeinem ſchweren Leiden erlöſt.
Im Ramen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Hergo und Sohn.
Darmſtadt, den 24. Auguſt 1931. (12305
Die Beiſetzung findet auf Wunſch des Entſchlafenen",
in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitte man Abſtand nehmen zu
wollen.
Unerwartet, nach kurzer, ſchwerer
Krankheit, entſchlief am Samstag
vormittag in Heidelberg meine
liebe Frau, unſre gute Mutter,
Frau Marie Mäller
geb. Große
im Alter von 49 Jahren.
die trauernden Hinterbliebenen:
Karl Müller und Göhne.
Darmſtadt, Bismarckſtr. 152.
Die Beerdigung findet Dienstag
nachmittag 3 Uhr auf dem
Wald=
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Nummer 235
Dienstag, den 25. Anguſt 1931
Seite 5.
der Landeshaupkſtadl.
ariſtadt, den 25. Auguſi 1931.
Die Volksbank, e. G. m. b. H., ſieht ſich genötigt, von
heute. Dienstag, den 25. Auguſt, ab ihre Schalter zu ſchließen.
Hierzu erfahren wir von der Leitung der Volksbank: Die ſchon
vor den Bankfeiertagen beſtehende Illiquidät der Bank hat
nach Wiederaufnahme des normalen Zahlungsverkehrs eine
Verſchärfung erfahren, die die Stadt Darmſtadt und das Land
Heſſen veranlaßten, ihre Hilfe zur Beſchaffung flüſſiger
Mit=
tel in der Form der Girierung von Kundenakzepten gegen
ent=
ſprechende Unterlagen nicht zu verſagen. Bevor dieſe Hilfe in
größerem Ausmaße in Anſpruch genommen wurde, ergab ſich die
Notwendigkeit einer weitgehenden Stützung, um die ſtärker
wer=
dende Beunruhigung hintanzuhalten. Stadt und Staat wurden
bei der großen Bedeutung, die die Volksbank für das heſſiſche
Wirtſchaftsleben und darüber hinaus hat, um Uebernahme einer
Ausfallbürgſchaft für die Verbindlichkeiten der Volksbank
gebe=
ten. Da die zur Uebernahme der Garantie erforderlichen
Vor=
ausſetzungen nicht erfüllt wurden — der Finanzausſchuß des
Heſ=
ſiſchen Landtags war einſtimmig dazu bereit, während der
Finanz=
ausſchuß des Stadtrates in ſeiner großen Mehrheit
Stimmenthal=
tung übte —, iſt die Volksbank genötigt, ihre Zahlungen einzuſtellen.
Wie wir hören, wäre bei der durch die Garantie ermöglichten
ruhigen Fortführung der Geſchäfte trotz erheblichen Verluſtriſikos
der Status der Bank aktiv geblieben, wie dies eine jüngſt von
neutraler Seite durchgeführte Reviſion glaubte feſtſtellen zu
können.
Die Auslaſſungen über die Schalterſchließung ſind zunächſt
noch völlig unverſtändlich. Der Finanzausſchuß der Stadt
Darm=
ſtadt hat geſtern bis in die ſpäten Abendſtunden getagt und mit
3 gegen 2 Stimmen bei 9 Enthaltungen ſich gegen die
Ueber=
nahme einer Rückbürgſchaft ausgeſprochen, und zwar im Hinblick
darauf, daß die Stadt nach dem Finanzausſchußbeſchluß des
Land=
tags in Wirklichkeit das Riſiko allein übernommen hätte. Der
Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtags war nämlich nach unſeren
Informationen zu einer Ausfallbürgſchaft nur unter der
Vor=
ausſetzung bereit, daß die Stadt eine 100prozentige Rückbürgſchaft
übernehmen werde. Ueber dieſe Frage wollte der Finanzausſchuß
nochmals beraten. Die Verhandlungen im Finanzausſchuß der
Stadt waren auch, wie wir weiter hören, keineswegs endgültig
abgebrochen, vielmehr beſteht immer noch die Möglichkeit, daß die
Ausſchußmitglieder, die ſich der Stimme enthielten, nach reichlicher
Ueberlegung darüber, welche Folgen eine Schalterſchließung der
Volksbank für die heſſiſche Wirtſchaft nach ſich ziehen kann, doch
noch zu einer poſitiven Entſcheidung kommen. Letzten Endes dürfte
ja auch der entſcheidende Entſchluß nicht bei dem Finanzausſchuß,
ſondern bei dem Stadtrat ſelbſt liegen.
1W lunnt es Heroft in ganzen Saure bieiven...
— Die 50=Jährigen. Am Samstag, den 29. Auguſt finden ſich
die 50jährigen ehemaligen Schüler der Ballon= und Müllerſchule
auf dem Heiligen Kreuz zu einer kleinen Wiederſehensfeier
zu=
ſammen. Die Verbindungen, die im Laufe der Zeit etwas locker
geworden ſind, ſollen erneut befeſtigt und das Wort von
Kamerad=
ſchaft und Treue an dieſem Abend erneut in die Tat umgeſetzt
werden.
— Orpheum. Heute. Dienstag, keine Vorſtellung. — Ab
mor=
gen, Mittwoch, gaſtiert Bernd Henrichs=Königsfeld,
der beſte rheiniſche Komiker nebſt Enſemble in den beiden
unver=
gleichlich humorreichen Militär=Burlesken „Emil von der
Infanterie” und „Pröpken, der Schrecken der
neunten Dragoner”. Bernd Henrichs=Königsfeld gilt als
der hervorragendſte Vertreter der rheiniſchen Dialekt=Bühne.
Außerdem bringt der neue Spielplan wieder einen ausgezeichneten
Varieté=Teil, worin das Raimonda=Ballett von
der Skala Berlin in ſeiner revueartigen Prachtausſtattung
be=
ſonders zu erwähnen iſt. Das neue Programm, das infolge ſeiner
vielſeitigen Darbietungen nahezu drei Stunden zur Abwicklung
braucht, iſt nur für einige Tage vorgeſehen. — Die
Ein=
trittspreiſe ſind wiederum ſo niedrig als möglich feſtgeſetzt; von
80 Pfg. bis 2,50 Mark. Kartenverkauf wie bekannt. Siehe
Anzeige.)
Die hieſigen Lichtſpiel=Theater beginnen heute die
dies=
jährige Saiſon mit neuen, hervorragenden Programmen. Das
Union=Theater zeigt ab heute den außerordentlich
inter=
eſſanten Fritz=Lang=Tonfilm „M”. Fritz Lang, der Meiſterregiſ=
kannt durch „Nibelungen”, „Metropolis” und viele andere
Groß=
filme. Eine Schar ausgezeichneter Darſteller wie: Theodor Loß,
Peter Lorre, Otto Wernicke, Guſtaf Gründgens, Fritz Gnaß. Georg
John, Ernſt Stahl=Nachbaur, Roſa Valetti, Hertha v. Walter
9. v. a., im ganzen rund 60 namhafte Schauſpieler, wirkten in dem
Film mit. — Im Helia=Theater ſieht man ab heute Mady
Chriſtians und Hans Stüwe in dem Tonfilm „Die Frau, von der
man ſpricht”, der nach einem Schauſpiel von Louis Verneuil
ge=
dreht iſt. Die Regie führte Victor Janſon. Weitere
Hauptdar=
ſteller ſind: Szöke Szakall, Ernſt Dernburg, Alex Saſcha, Lilian
Ellis, Otto Walburg, Karl Gotz, Frank Günther, Kitty Meinhardt
und Harry Neſtor. Dazu ein reichhaltiges Beiprogramm — In
den Palaſt=Lichtſpielen läuft ab heute der erſte Tonfilm
mit dem Kammerſänger Tino Pattiera von der Dresdener Staats=
=er „Der Teufelsbruder”, frei nach der bekannten Oper „Fra
Diavolo” von Aüber. Der Film behandelt eine italieniſche
Be=
gebenheit aus dem 18. Jahrhunder:. Weitere Mitwirkende ſind
Brigitte Horney, Heinrich Heilinger (früher am Landestheater
Darmſtadt), Ernſt Stahl=Nachdaur, Kurt Lilien u. a. Dazu ein
gutes Beiprogramm.
Heraus aus der Umnachtung! (Stimmen aus dem
Jugend=
zelt.) Trotz des Regens, der zu Anfang der geſtrigen
Abendver=
ſammlung leiſe herniederrieſelte, ſah man wieder ein gefülltes
Zelt. Mit großer Aufmerkſamkeit lauſchten annähernd 2000
Men=
ſchen den Ausführungen des Redners unter dem obigen Thema.
Dieſer Vortrag war ein Weckruf ſonderlicher Art. Millionen von
Menſchen befinden ſich in einem Zuſtand innerer Umnachtung,
weil ihnen in ihrer Kindheit das Sonnenland heller Mutteraugen
gefehlt hat. Die Klagen eines ſonnenloſen Jugendlebens dringen
maſſenhaft zum Himmel empor und werden es in Zukunft noch
mehr tun. Viele wollen aus dieſem Dämmerzuſtand nicht
heraus=
kommen, wie jene ruſſiſche Gräfin ſagte: „Das Leben iſt nur im
Dämmerzuſtand zu ertragen”. Andere ſuchen ſich in dem
Be=
wahren ihrer kindlichen Frömmigkeit oder einer gewiſſen
Pietäts=
religion eine Hilfe, die aber verſagen muß. Eins iſt not, daß der
innere Menſch wach wird! Eine göttliche Erweckung iſt nötig, die
zu einer vollkommenen Umſinnung führen muß, ſonſt wird aus
dem Jugendſchlaf der Geſinnungsſchlaf und aus dieſem der
Todes=
ſchlaf. Jedem muß man ſagen: Wache auf, der du
ſchläfſt. Heraus aus dieſem Zuſtand der Narkoſe! Die
Auf=
gabe der Zeltredner beſteht nicht darin, die Menſchen „zu
be=
rühigen‟. Die Zeltvorträge wollen der Wecker ſein, der da
tlingelt. Sie wollen aufwecken, alle die im Dämmerzuſtand
einher=
gehen, ſo daß ſie ſagen müſſen: „Als von der Lieb am
Kreuzes=
ſtamm. / In meine Sündennacht / Eindrang der helle
Sonnen=
ſtrahl / Bin ich für Gott erwacht.” — Für Dienstag abend lautet
das Thema: „Das Mittel gegen die Gottesangſt.
Ganz beſonders hingewieſen wird auf den Vortrag von
Mittwoch=
abend: „Iſt Religion Opium für’s Volk?‟ — Am
Mittwochnachmitag um 2 Uhr iſt wieder Kinderverſammlung.
Dieſelbe findet eine Stunde früher als ſonſt ſtatt, weil an dieſem
Tage vormittags und nachmittags die Philadelphia=
Konferenz der Stadtmiſſion abgehalten wird, eine
Gemein=
ſchaftskonferenz, zu der jedermann freien Zutritt hat. Die
Zelt=
kedner werden an dieſem Tage ſprechen über das Thema: „Der
Chriſt und die Not der Gegenwart”.
Im „Tagblatt” vom Sonntag war die erfreuliche Notiz
ent=
halten: „Auf Grund des § 3 der Verordnung, die Ausführung
des Jagdſtrafgeſetzbuches, insbeſondere Anordnungen wegen der
Hegezeit betreffend, vom 2. April 1930, iſt der Aufgang der
Hüh=
nerjagd für das ganze Land auf Montag, den 24. Auguſt,
feſtgeſetzt.”
„Aufgang der Hühnerjagd”: ein Tag der Erwartung und der
Freude für die ganze Jägerei, aber auch für viele Naturfreunde
und auch für die Liebhaber eines gebratenen Rebhuhns. Der
ganze Monat September, wie auch der nachfolgende Oktober ſind
eigentlich die ſchönſte Zeit des Weidmannes.
Ende September erſchallt durch den Meſſeler Park das
Röh=
ren des Brunfthirſches, und gar mancher Naturfreund eilt hinaus
nach Kranichſtein, dieſem Dorado deutſcher Jagdgeſchichte, um in
den umliegenden Revierteilen das Orgeln der „Hochgeweihten”
zu hören.
„Aufgang der Hühnerjagd” und „Beginn der Hirſchbrunft”
ſind die Wahrzeichen des September für den Weidmann.
Unſer Altmeiſter Diezer, der bekannteſte der „klaſſiſchen
Jagdſchriftſteller”, hat die Wonnen dieſes Monats in dem
Vers=
lein zuſammengefaßt, das ſeinem Kapitel über die Jagd auf das
Rebhuhn vorangeſetzt iſt:
Heut” will ich ſuchen, morgen geht’s ans Treiben".
Und übermorgen winkt der Vogelherd:
O könnt’ es Herbſt im ganzen Jahre bleiben
Dann hätt’ ich alles, was das Herz begehrt!“
Mit welchem Eifer werden ſchon tagelang vor der „Eröffnung
der Hühnerjagd” alle die notwendigen Vorbereitungen getroffen!
Es iſt eine „Mobilmachungs=Vorbereitung im Kleinen‟. Die
Patronen werden beſchafft, Jagdſchuhe, Gamaſchen. Jagdanzug
werden einer nochmaligen gründlichen Inſpektion unterzogen
Und dann kommt der erſehnte Morgen, wo es hinausgeht „auf
Hühner”!
Gewiß zeichnet ſich die Hühnerſuche als ſolche nicht durch allzu
große Abwechſelung aus. Stets ſteht eine Kette Hühner unter
denſelben Umſtänden auf wie die andere! Praſſelnd ſtiebt das
aufgeſcheuchte Volk in die Höhe, wird beſchoſſen, ſtreicht eine
Strecke weit und fällt wieder ein, um nach einiger Zeit wieder
hochgemacht zu werden. Aber es iſt doch jedesmal ein beſonderer
Reiz damit verknüpft, und dieſer Reiz liegt in der Arbeit eines
guten Hundes. Und wahrlich; es iſt und bleibt ein Hochgenuß,
einen guten „firmen” Hühnerhund bei ſeiner Arbeit zu
beob=
achten.
Suchend ſtreift er durch die Flur,
Nichts entgeht der feinen Naſe.
Selbſt die allerkleinſte Spur,
Wittert er im hohen Graſe;
Wie gewandt, wie klug und fein,
Weiß er alles auszuſpähen.
Seiner Arbeit zuzuſehen
Iſt ſchon Götterluſt allein.”
(Bunſen)
Wenn ein ſolch prächtiger, ruhig arbeitender Hund nach
vor=
züglicher Suche feſt vorſteht”, dann darf er auch erwarten, daß
ſein Herr und Meiſter ebenfalls gute Arbeit leiſtet und „das
Handwerk verſteht”.
Wenn die Kette Hühner klirrend in die Höhe ſtiebt, dann muß
unter dem ſicheren Doppelſchuß des erfahrenen Jägers die „
Dou=
blette” fallen und zwei Hühner müſſen den „Hühner=Galgen”
be=
reichern. Niemals wird der wirkliche Jäger Hühner beſchießen,
die noch klein wie die Stare ſind, wo die Alten mit ängſtlichem
Flattern alle Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen ſuchen, um die
Jungen zu retten! In ſolchem Falle ſchießt der wahre Weidmann
nicht, eingedenk des Spruches:
„Das iſt ein ſchlechter Weidgeſell,
Der kein Erbarmen kennt,
Und was er nur erreichen kann,
Im Feuer niederbrennt!“
Aufgeregte Jäger, unſichere Schützen und unfertige Hunde
liefern ein Bild der Hühnerjagd, wie ſie nicht ſein ſoll! Das ruft,
pfeift, ſchreit und ſchießt durcheinander wenn die Hühner
auf=
gehen, daß einem angſt und bange wird. Da prellen die Hunde
in die Hühner, dort „quetſcht” ein Hund ein erlegtes Huhn, ſtatt
es fein ſäuberlich zu apportieren. An anderer Stelle raſt ein
Hund hinter einem geflügelten Huhne her und ſchneidet das
er=
haſchte Wild ſogar an! Der aufgeregte „Hundebeſitzer”, der ſich
vergeblich abgemüht hat, ſeinen Hund herbeizupfeifen, eilt heran:
Hess- Eandestheater.
Nur wer bis heate abend seine Miete erneuert hat,
erhält seinen bisherigen Platz und den Gutschein
für eine Vorstellung nach Wahl.
Die 10%lge Preisermäßigung durch Wegfall
einer Rate wird für alle Wieder- und Neuabschlüsse bis
31. August einschließlich weitergewährt.
(12316
Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Ein Verſicherungsagent aus Dieburg hatte
ſich am Montag vor dem Bezirksſchöffengericht wegen
Unterſchlagung und Urkundenfälſchung zu
verant=
worten. Da er durch die Anſchaffung eines Autos und durch
län=
gere Krankheit ſehr in Druck kam, verſuchte er durch Fälſchung
von Quittungen dieſer Not etwas abzuhelfen. Jedoch gelang es
ihm nur in zwei Fällen, etwas mehr Geld zu erhalten. Das
Ge=
richt rechnet ihm ſeine bisherige Unbeſtraftheit und ſein volles
Ge=
ſtändnis ſtrafmildernd zugute und verurteilt ihn wegen zwei
ſchwerer Urkundenfälſchungen in Tateinheit mit
Betrug, wegen fortgeſetzter Urkundenfälſchung
in Tateinheit mit Betrugsverſuch und wegen
Un=
treue in Tateinheit mit Unterſchlagung zu vier
Monaten Gefängnis unter Zubilligung einer
Bewäh=
rungsfriſt von vier Jahren.
Ein junger Schreiner aus Büdesheim hatte am
Himmelfahrtstag mit ſeinem Motorrad ſeine Braut hier
abge=
holt und wollte mit ihr in den Odenwald fahren. Bei der
Modau=
brücke kurz vor Ober=Ramſtadt kam er, anſcheinend durch zu große
Geſchwindigkeit plötzlich ins Rutſchen und ſtürzte mitſamt Rad
und Braut. Doch ging die Sache gut ab, die beiden ſtiegen wieder
auf und fuhren weiter. Vielleicht 3 bis 400 Meter weiter kam er
plötzlich wieder aus dem Gleichgewicht; er behauptet heute, ſeine
Braut habe ſich plötzlich umgedreht und nach hinten gewinkt, was
auch durch Zeugenausſagen beſtätigt wird. Er ſauſte auf den
lin=
ken Fußſteig, von dem er wieder herunterkam, überfuhr eine
Querſtraße, fuhr wieder auf den Fußweg, und nochmals herunter
auf die Straße auf den rechten Fußſteig, und konnte ſchließlich ſein
Rad zum Halten bringen. Seine Braut war ſchon bei der
zwei=
ten Erſchütterung vom Motorrad geſtürzt, hatte ſich den Arm
ge=
brochen und durch die Brille eine leichte Verletzung am Kopfe
er=
halten, ſo daß der Angeklagte ſie gleich ins hieſige Krankenhaus
ſchaffte. Hier trat Wundſtarrkrampf ein, und das Mädchen ſtarb.
in wenigen Tagen. Der Angeklagte hält ſich für unſchuldig, denn
die Kuppelung ſei ihm bei dem plötzlichen Bremſen geriſſen, und
da habe er die Herrſchaft über das Rad verloren. Das Gericht
hält jedoch dafür, daß bei langſamerem Fahren — es ſind dort 20
Stundenkilometer erlaubt, und mindeſtens 40 Stundenkilometer
fuhr der junge Mann — das Unglück nicht paſſiert wäre, und ihn
ſomit ein Verſchulden an dem Unfall träfe. Es verurteilt ihn
wegen fahrläſſiger Tötung zu einer Geldſtrafe
von 90 Mark anſtelle einer Gefängnisſtrafe von einem Monat.
Es ſitzen dann zwei hübſche Früchtchen wegen
Einbruchs=
diebſtahls auf der Anklagebank. Drei junge Burſchen,
zwei davon Brüder in Heppenheim, wohl ob ihrer vielen
Vorſtrafen, allgemein bekannt und beliebt, hatten eines Tages
eine Rundfahrt durch benachbarte Orte unternommen und ſich
insgeſamt 10 Mark erbettelt. Entrüſtet weiſt das der eine ein
30jähriger Gärtner, von ſich, er habe bei den Gärtnern um Arbeit
nachgefragt, und als Auswärtiger aber nur Unterſtützung
erhal=
ten. Das Gericht müſſe auch bedenken, daß er Frau und zwei
Kinder daheim habe, für die er ſorgen müſſe, und ausgeſteuert ſei.
es gibt eine häßliche Prügelſzene mit einem heulenden Hunde
als Objekt! Schimpfworte hageln gegen Hund und Mitjäger,
denn deren Hunde ſind natürlich daran ſchuld, daß „Hektor”
ver=
ſagt hat!
Wie ſchön wie vornehm dagegen die ruhige Hühnerſuche, wie
ſie ſein ſoll! Da geht es nahezu geräuſchlos zu! Ruhig ſuchen die
Hunde, ruhig und ſicher ſchießen und treffen die Jäger! In
frühe=
ren Jahrhunderten wurden die Rebhühner mit Netzen gefangen.
Das Schießen auf Rebhühner kam erſt mit dem Ausgang des 19.
Jahrhunderts auf. Als etwas ganz Wunderbares wird von dem
„Jagdſchriftſteller”, Hohberg (1682) mitgeteilt, daß Pfalzgraf
Ruprecht „nicht allein Rebhühner, Schnepfen und Giebitz, ſondern
auch Schwalben in der Luft geſchoſſen. Die Flinthen, die ſie dazu
brauchen, müſſen nicht übrig lang ſein, weil ſie allein vorn am
Rohr die Fliegen (das Korn) brauchen, hinten aber das Abſehn
(Viſier) meiſtens hinwegtun. Aber des Pulvers nehmen ſie nicht
biel und der Schröt deſto mehr, die aber vor und nach mit
Reh=
haaren gefuttert werden‟. Eine gute Ohrfeige wird ein ſolcher
Schuß dem Schützen wohl gegeben haben.
Neben der Jagd auf Rebhühner iſt auch „er”, der König
un=
ſerer Wälder, der edle Rothirſch, das Ziel des jägerlichen Eifers.
Aber nur wenigen iſt dieſe „hohe Jagd” beſchieden!
An Sankt Aegidi (1 September) tritt der edle Hirſch in
die Brunft”, ſagt die alte Jägerregel. Bei Laudenbach in
Unter=
franken ſteht ein uralter Bildſtöckl: vorn der heilige Aegidius, auf
der Rückſeite ein geweihter Hirſch. Am Aegidien=Tag wurde der
Bildſtöckl alljährlich „umgedreht”; der Hirſch kam nach der
Stra=
ßenſeite, der Bildſtöckl wurde mit Laubgirlanden und Blumen
geſchmückt und blieb in dieſer Stellung bis zum Hubertus=Tag,
dann kam er wieder in ſeine alte Richtung. Der Beginn der
Brunft iſt abhängig von dem Klima und der Hühenlage. Der
Recke des deutſchen Waldes, der während der „Feiſtzeit” ſo
heim=
lich, ſo unſichtbar war, als ob er mit einer Tarnkappe”
verzau=
bert ſei zieht jetzt mit dem Windfang am Boden der Fährte des
Kahlwildes nach.
In der Mitte des Monats pflegen die erſten kalten Nächte
einzutreten, abends und morgens liegen die September= oder
Herbſtnebel in den Tälern, dann hört man den Brunftſchrei
unſe=
res edlen Hirſchen. Wenn der September zu Ende geht, ertönt in
gutbeſetzten Revieren überall das dröhnende „Orgeln” zu des
ge=
rechten Weidmanns Freude! Es iſt keine „Sphären=Muſik”, aber
doch ein Klang wie „himmliſche Muſik” für’s Jager=Ohr.
Starke Hirſche ſchreien nicht viel, meiſt nur während der
Dunkelheit: zeitig verſchwindet der Kanitale in ſtiller, ſchützender
Dickung. Die Brunftzeit dauert mit Anſteigen und Abſchwellen
etwa vier bis fünf Wochen. Die eigentliche Höhe der Brunft iſt
in einzelnen Revieren von altersher bekannt; ſie fällt bei
regel=
mäßigem Verlauf genau auf dieſelben Tage des Kalenders.
Dietrich aus dem Winckell erzählt in ſeinem „Handbuch für
Jäger Jagdberechtigte und Jagdliebhaber” (erſte Ausgabe 1804):
„Die Brunftzeit des Edelwildes fängt mit dem Eintritt des
Mo=
nats September an und dauert bis zur Mitte des Monats
Okto=
ber. Schon gegen Ende des Monats Auguſt, wenn die Hirſche am
feiſteſten ſind, erwachſen in den ſtärkſten die Triebe zur Brunft.
Sie äußern dies durch ihr Schreien; den nämlichen Ort, wo der
Hirſch einmal gebrunftet hat, wählt er, ſolange das Holz nicht
ab=
getrieben wird und er Ruhe hat, immer wieder. In der
Nach=
barſchaft zieht ſich dann auch das Kahlwild in kleine Trupps
zu=
ſammen, verbirgt ſich aber, vielleicht aus Koketterie, vor
dem Brunfthirſchen. Dieſer trollt unaufhörlich mit zu Boden
ge=
ſenkter Naſe umher, um zu wittern, wo es gezogen iſt und ſteht.
Findet er noch ſchwache Hirſche oder Spießer dabei, ſo vertreibt
er ſie und bringt ſie in den Beſitz der Alleinherrſchaft, welche er
von nun an mit deſpotiſcher Strenge ausübt. Keine der
erwähl=
ten Geliebten darf ſich nun auf dreißig Schritt weit entfernen.
Abends und morgens ertönt der Wald von dem Geſchrei der
Brunfthirſche Andere, weniger glückliche Nebenbuhler
beantwor=
ten neidiſch das Geſchrei, und mit dem Vorſatz alles zu wagen,
um durch Tapferheit oder Liſt ſich an die Stelle jener zu ſetzen,
nahen ſie ſich! Kaum erblickt der beim Wild ſtehende Hirſch einen
anderen, ſo ſtellt er ſich, glühend vor Eiferſucht ihm entgegen.
Jetzt beginnt ein Kampf, welcher oft einem der Streitenden, nicht
ſelten beiden das Leben koſtet.” So Dietrich aus dem Winckell
vor 125 Jahren! Noch heute iſt es ſo, und es möge noch lange
Jahrzehnte bleiben, wie es war! Wie herrlich iſt es wenn der
Brunftſchrei des edlen Hirſchen durch den ſich herbſtlich färbenden
Wald ſchallt in dem von uns Jägern ſo geliebten Monat
Sep=
tember! Weidmannsheil!
D. Ludwig Roth.
Das konnte die drei jedoch nicht hindern, dieſe ſauer erarbeiteten
10 Mark am Abend auf einem Turnfeſt zu verjubeln. Doch das
war ihnen noch nicht genug, mitten in der Nacht machten ſie ſich
auf zu dem Haus eines Weinhändlers und ſtahlen dort aus dem
Lager zwei große Korbflaſchen mit über 20 Liter Kognak und
Fruchtbranntwein. Noch in derſelben Nacht ſchlürften ſie beinahe
den ganzen Inhalt dieſer beiden Flaſchen aus. Bei einer
Haus=
ſuchung am folgenden Tag fand man dann die beiden Flaſchen,
ſorgfältig zugedeckt, auf dem Speicher. Der eine ſchiebt den
Dieb=
ſtahl auf den anderen, und heute ſind die beiden auf der
Anklage=
bank Sitzenden ſich einig, es auf den Dritten zu ſchieben, der
recht=
zeitig zu türmen verſtand und zurzeit nicht greifbar iſt. Doch es
hilft ihnen nicht viel, das Gericht iſt der Anſicht, daß alle drei
gleich tätig waren und verurteilt beide wegen gemeinſamen
ſchweren Diebſtahls im ſtrafſchärfenden Rückfall,
den erſten zu einem Jahr, den zweiten zu zehn
Monaten Gefängnis. Die Unterſuchungshaft wird ihnen,
da ſie ſo ſtandhaft leugneten, nicht angerechnet.
Zum Schluß wird ein 60jähriger Steinarbeiter
aus Reichenbach beſchuldigt, bei einer „Verſammlung der
K. P.D. in Reichenbach die Republik vorſätzlich verächtlich gemacht
zu haben. Er beteuert heute, er habe das nicht ſo gemeint denn
er ſei langjähriger Sozialdemokrat und habe keinerlei Anlaß oder
Beweggrund, die Republik zu beſchimpfen. Der Ortsſchutzmann
beſtätigt, daß der Angeklagte anſonſten ein braver Mann ſei, der,
wohl im Augenblick etwas angetrunken, nicht mehr recht wußte,
was er eigentlich ſagte. Das Gericht iſt von der Harmloſigkeit
des Angeklagten überzeugt und ſpricht ihn ſrei.
Sportabzeichenprüfung. Am kommenden Samstag, den
29. Auguſt, nachmittags 3 Uhr, findet auf dem Rotweiß=Platz an
der Rheinallee eine Abnahme der für das Deutſche Turn= und
Sportabzeichen erforderlichen leichtathletiſchen Uebungen ſtatt.
Teilnehmer wollen ſich unter Vorlage des beglaubigten
Urkunde=
heftes auf dem Sportplatz melden.
Volkshochſchule. Am Donnerstag, den 27. Auguſt, beginnt
Herr F. Kallenbach ſeine Vortragsreihe über „Einführung in die
Pilzkunde‟. Die Vorträge werden allgemeinverſtändlich gehalten
und durch Lichtbilder ergänzt. Es iſt damit für jedermann die
Möglichkeit gegeben, ſich mit dem Wichtigſten auf dem Gebiete der
Pilzkunde vertraut zu machen. Näheres iſt aus dem Wochenzettel
der Volkshochſchule zu erſehen.
— Neue Kurſe in Kurzſchrift und Maſchinenſchreiben. Der
Gabelsberger Stenographenverein von 1861 macht hiermit
noch=
mals auf die heute abend in der Ballonſchule beginnenden neuen
Kurſe für Anfänger aufmerkſam. Unterricht wird in der deutſchen
Einheitskurzſchrift erteilt. Durch jahrzehntelange
Unterrichtser=
fahrungen und geprüfte Lehrkräfte bietet der Verein für vollen
Unterrichtserfolg Gewähr. Kurſe im Maſchinenſchreiben finden
zu jeder Tageszeit in eigener Schule, Ballonplatz 7, ſtatt. (Näh.
Anzeige.)
* In Ergänzung unſerer geſtrigen Autounfall=Meldung iſt zu
ſagen, daß ſich nach dem Tatbeſtand die Annahme, ein
Material=
fehler des Opelwagens könne die Urſache ſein, keineswegs
recht=
fertigen läßt. Vielmehr muß erſt ein Zuſammenſtoß das Vorderrad
losgeriſſen haben, was zum Abſpringen der Nieten führte.
Tageskalender für Dienstag, den 25. Auguſt 1331.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Konzerte: Zur Oper.
Schloß=
keller, Sportplatz=Reſtaurant am Böllenfalltor,
Herrngarten=
kaffee. — Kinovorſtellungen; Union=, Helia= und
Palaſt=Lichtſpiele.
BlOX-ULTRA Ist dle
schäu-
mende Sauerstoff-Zahnpaste,
deren blologische Wirkung
Hissenschaftlich anerkannt ist.
w AAMMMAST
SodalL
der Dame verhindert Zahnsteinansatz,
Lockerwerden der Zähne, spritzt nicht u.
ist hochkonzentriert, daher s0 sparsam.
Bi0X-ULTRA fördert gesunde
Speichel-
sekretion und erhält Zähne und Mund gesund.
Sette 6
Dienstag, den 25. Auguſt 1931
Nummer 235
Aus Hefſen.
Dd. Arheilgen, 24. Aug. Die 55jährige
Gründungs=
feier des Geſangvereins „Frohſinn” am Samstag abend im
feſt=
lich geſchmückten Saale des Gaſthauſes „Zum goldenen Löwen”,
nahm einen äußerſt harmoniſchen und würdigen Verlauf. Trotz
der wirtſchaftlichen Not hatte es ſich der Verein nicht nehmen
laſſen, den 55jährigen Geburtstag mit einer kleinen Feier zu
be=
gehen und ſeinen Mitgliedern und Freunden, die zahlreich
erſchie=
nen waren, einige geſellige Stunden zu verſchaffen. Bei dieſer
Feier konnte der Verein auch einige Jubilare unter ſeinen
Mit=
gliedern beglückwünſchen. So wurde den Herren Johannes
Hüb=
ner, Ludwig Heiſch und Leonhard Germann, für ihre 40jährige
und den Herren Jakob Hochſtätter und Heinrich Kipp für 25
jäh=
rige treue Mitarbeit im Verein Anerkennung und Dank
ausge=
ſprochen. Die verliehenen Ehrenurkunden ſollen ſie immer wieder
an dieſen Tag erinnern. Geſang, humoriſtiſche Vorträge und ein
kleines Tänzchen hielt die Erſchienenen noch lange bei beſter
Stim=
mung zuſammen.
* Weiterſtadt, 24. Aug. Gemeinderatsbericht. In der
letzten Gemeinderatsſitzung wurden folgende Gegenſtände
behan=
delt: 1. Der Antrag des Gg. Ad. Petri 2. auf Verlegung der
Waſ=
ſerleitung zum Bauplatz Bahnhofſtraße wird genehmigt. 2.
Zurück=
geſtellt wird der Antrag der Marg. Haug, Bahnwärtershaus
Ried=
bahn, auf Genehmigung für Flaſchenbierverkauf. 3. Zur
Wieder=
belebung der Bauwirtſchaft durch ſteuerliche Begünſtigung
be=
ſchließt der Gemeinderat gemäß kreisamtlicher Verfügung vom
18 7. 31 hinſichtlich der allgemeinen Gebäudeſteuer, daß die
Wohn=
gebäude, die vor dem 1. 4. 31 bezugsfertig waren, über 5 Jahre
hinaus für das 6., 7. und 8. Jahr ganz, für das 9. und 10. Jahr
zur Hälfte von der allgemeinen Gebäudeſteuer befreit bleiben
ſol=
len. Ueber das Ende des Rj. 1938 hinaus ſoll die Vergünſtigung
jedoch nicht gewährt werden. 4. Die Erhöhung der kommunalen
Sondergebäudeſteuer 1931 iſt auf Antrag aus Billigkeitsgründen
entſprechend der von dem Finanzminiſter für die ſtaatliche
Sonder=
gebäudeſteuer gegebenen Richtlinien zu ermächtigen oder zu
er=
laſſen, ſoweit eine Berückſichtigung der Richtlinien nicht ſchon bei
Feſtſtellung der kommunalen Sondergebäudeſteuer 1931 zugrunde
gelegten vorläufigen ſtaatlichen Sondergebäudeſteuerſolls der
Pflichtigen ſtattgefunden hat. Anträge auf Ermäßigung oder
Er=
laß des Betrages der Erhöhung der kommunalen
Sondergebäude=
ſteuer 1931 ſind innerhalb vier Wochen vom Tage der
Beſchluß=
faſſung ab an die Bürgermeiſterei zu richten. 5. Ein Antrag auf
Erhöhung der Bezüge des Friedhofsaufſehers wird der zuſtändigen
Kommiſſion überwieſen. 6. Die Bürgerſteuer=Reklamationen
wer=
den der Wohlfahrtskommiſſion überwieſen. Der Bürgermeiſter
gibt noch die Richtſätze der allgemeinen und gehobenen Fürſorge
bekannt. — Wegen der bedeutenden Hochwaſſerſchäden iſt der
Bür=
germeiſter bei den zuſtändigen Stellen und Behörden vorſtellig
geworden.
F Eberſtadt, 24. Aug. Unfall. Heute vormittag
verun=
glückte ein älterer Mann, namens Weber, beim Obſtabmachen
an ſeinem Hauſe Alte Darmſtädterſtraße 38, durch Abrutſchen der
Leiter ſo ſchwer, daß er in ein Darmſtädter Krankenhaus
über=
führt werden mußte.
Cp. Pfungſtadt, 24. Aug. Der Ausfall des
Zuchtvieh=
marktes wurde größtenteils ſo ſpät bekannt, daß am Samstag
vormittag eine größere Anzahl Intereſſenten hier eintraf. So kam
es, daß trotzdem Verkäufe und Käufe ſtattfanden. Der Markt wäre
nach den Anmeldungen äußerſt gut beſchickt geweſen. Insgeſamt
waren 112 Stück Großvieh, und zwar 54 Bullen, 38 Kühe und 20
Rinder, 30 Schweine und 348 Ziegen zur Anmeldung gelangt.
In=
folge des Ausfalles des Marktes mußte, auch die Ziehung der
Marktlotterie verſchoben werden. — Am Dienstag nachmittag läßt
die Gemeinde am Modaubach, von der Hahnmühle bis zur Fabrik
Preß. 2000 Stück Bohnenſtangen in verſchiedenen Loſen an Ort
und Stelle öffentlich verſteigern. — Feuerwehrübung. Die
Freiwillige Feuerwehr und die Pflichtfeuerwehr hielten geſtern
Sonntag vormittag, eine gemeinſame Uebung mit Brandangriff
ab. Die Uebung diente der Vorberatung für die am kommenden
Sonntag, den 30. Auguſt. ſtattfindende Inſpektion durch den
Kreis=
feuerwehrinſpektor. — Der Radfahrerverein 1898 unternahm am
Sonntag nachmittag eine Schnitzeljagd in die nähere Umgebung.
An Groß=Zimmern, 24 Aug. Hochbetrieb im Sport.
Bei allen ſporttreibenden Vereinen von Groß=Zimmern herrſchte
am Samstag und Sonntag wieder einmal Hochbetrieb. Am
Sams=
tag abend hatte der Athletenverein Vorwärts Groß=Zimmern als
Einleitung der diesjährigen Kampfſaiſon die beſtbekannte Staffel
Aſchaffenburg=Damm zu einem Freundſchaftsſpiel verpflichtet, das
im Vereinslokal bei Bernhard Pullmann ausgetragen wurde. Der
Kampf galt als fälliger Rückkampf und ſollte gleichzeitig ein
Grad=
meſſer des Stärkeverhältniſſes der Oberliga ſein. Trotzdem die
Gäſtemannſchaft gutes Können zeigte, konnte ſie der
kampferprob=
ten Mannſchaft des Vorwärts nie gefährlich werden und mußte
die hohe Niederlage mit 20:0 Punkten einſtecken —
Verbands=
ſchießen: Der Schützenverein „Tell” Groß=Zimmern nahm am
Sonntag geſchloſſen an dem Verbandsſchießen in Groß=Umſtadt
teil und konnte ſich hervorragend placieren. Der Schütze
Ems=
länder von Groß=Zimmern errang mit 101 Ringen die
Tages=
höchſtleiſtung und wurde ſomit diesjähriger Verbandsmeiſter.
Ebenſo hatten auch die übrigen Schützen von Groß=Zimmern ſehr
gute Leiſtungen aufzuweiſen, ſo daß zu dem am 23. September in
Jarmſtadt ſtattfindenden Landesſchießen die Schützen Emsländer
Karl Thomas, Georg Held und Burger vom Schützenklub Tell
Groß=Zimmern als Verbandsvertreter beſtimmt wurden.
Handball und Fauſtball. Auf dem Turnplatz des Tv.
1863 war ein Großkampftag, wurden am Sonntag nachmittag doch
nicht weniger als drei Handball= und zwei Fauſtballſpiele
ausge=
tragen. Die größte Anziehungskraft hatte natürlich das zweite
Pflichtſpiel der erſten Handballmannſchaft des Tv. 1863, die gegen
den Turnverein Vorwärts Langen antrat. Die Mannſchaft von
Langen, die durch die Rückkehr ihres alten vorzüglichen
Tor=
manns Irion verſtärkt, zu den ſpielſtärkſten Mannſchaften der
zweiten Gaugruppe zu rechnen iſt, konnte das Wettſpiel bei
aus=
geglichenem Spiel, das allerdings hie und da etwas zu hart
ge=
führt wurde, mit 2:0 Punkten für ſich entſcheiden Groß=
Zim=
merns Mannſchaft ſpielte ausgezeichnet, hatte aber Schußpech. Vier
Tore von Groß=Zimmern wurden wegen Uebertritt über die Linie
vom Schiedsrichter nicht gegeben. Das Endreſultat konnte genau
umgekehrt lauten. Die Jugend ſpielte gegen die Jugend
Spach=
brückens und gewann mit 5:2 Toren. Die zweite Mannſchaft, die
ebenfalls ein Pflichtſpiel gegen die erſte Mannſchaft von
Spach=
brücken austrug, verlor mit 7:4. — Ein turneriſcher Hochgenuß
waren die zwei wunderbar vorgeführten Fauſtballſpiele von
Die=
burg und Groß=Zimmern. Beide Alte=Herren=Mannſchaften
zeig=
ten hohes Können bei den intereſſanten Spielen, die beide Gr.=
Zimmerns Mannſchaft, die ſchon einmal Anwärter auf die
Kreis=
meiſterſchaft war, mit 47:35 und 34:30 Punkten gewann. — Auf
dem Sportplatz kämpfte zu gleicher Zeit der Freie Raſenſport=
Verein Groß=Zimmern gegen Sprendlingen und unterlag mit
2:4 Toren. Von größerem Glück war der Fußball=Sportverein
Groß=Zimmern begünſtigt, der von einem Pflichtſpiel aus
Gries=
heim mit 3:1 Toren als Sieger zurückkehrte.
T Groß=Zimmern, 24. Aug. Auf dem hieſigen Poſtamt wurde
ein falſcher Zehnmarkſchein angehalten. Derſelbe unterſcheidet ſich
von den richtigen Scheinen dadurch, daß das Bild etwas heller iſt,
und die Augen des darauf befindlichen Kopfes verſchwommen ſind.
4i. Vielbrunn, 24. Aug. Bürgermeiſterwahl. Die
hieſige Wahlſchlacht iſt vorerſt geſchlagen, ohne Blutvergießen und
Kanonendonner, höchſtens, daß vielleicht manche Herzen
hämmer=
ten. Bei der geſtrigen Wahl machten 92 Prozent von ihrem
Wahlrecht Gebrauch. Von 711 Stimmberechtigten ſtimmten 650
ab, darunter 6 ungültig. Es erhielten: Bürgermeiſter Wolf 320,
Johann Siefert 209 und Artur Keller 115 Stimmen. Mithin
Stichwahl zwiſchen Wolf und Siefert.
Cg. Reinheim, 24. Aug. Lehrervereinsweſen. Die
Bezirkslehrervereine Reinheim und Fränkiſch=Crumbach=
Lichten=
berg ſtatteten am vergangenen Samstag dem Botaniſchen Garten
zu Darmſtadt einen Beſuch ab, der eine ſtattliche Teilnehmerzahl
aufzuweiſen hatte. Unter ſachkundiger Führung fand beſonders
die einzigartige Kakteenſammlung mit der zum Teil ſehr
ſchwieri=
gen Aufzucht junger Pflanzen lebhaftes Intereſſe. Auch die
übrigen Gewächshäuſer mit den zum Teil äußerſt ſeltenen und
in ihren Lebensbedingungen außerordentlich intereſſanten
aus=
ländiſchen Pflanzen fanden ſtärkſte Beachtung. Ein Rundgang
durch den eine Fülle wertvollen Anſchauungsmaterials bergenden
Garten mit ſeinen herrlichen Baumbeſtänden und den überaus
reichhaltigen Gruppenanpflanzungen einer Reihe von
Pflanzen=
familien bot den Beſuchern reichen Genuß und wertvolle praktiſche
Anregungen. — Der Kreislehrerverein Dieburg hält am 12.
Sep=
tember im „Darmſtädter Hof” zu Reinheim ſeine diesjährige
Hauptverſammlung ab. Der zweite Vorſitzende des Heſſiſchen
Landes=Lehrervereins, Rektor Kaufmann zu Gießen, wird dabei
über das Thema „Kollegiale Schulleitung” und über andere im
Vordergrund des Intereſſes ſtehende ſchul= und beamtenpolitiſche
Fragen, wie ſie zum Teil durch die Notverordnung der
Reichs=
regierung vom 5. Juni ſich ergeben haben, ſprechen.
Arſacheund Verhütung der Dammbräche des Sandbache
Führt die Modau Hochwaſſer, ſo wird ein großer Teil in
den Sandbach, ein geringes Quantum in den Hintergraben
über=
führt, denn die Modau ſelbſt iſt, behindert durch künſtliche
Stau=
ungen der zahlreichen Mühlen weſtlich der Main=Neckarbahn, nicht
im Stande, ihr Hochwaſſer allein abzuführen. Das Bett des
Sandbachs zwiſchen der Straße Darmſtadt—Eſchollbrücken und
Philippshoſpital iſt für die ankommenden Waſſermaſſen zu eng.
der ſchmale Brückendurchlaß an der Straße Goddelau-
Crum=
ſtadt ſtaut die mit ſtarkem Gefälle ankommenden Waſſermaſſen
und da ein anderer Ausweg nicht beſteht, brechen die Dämme.
Auf Grund des Bachgeſetzes ſind die Gemeinden verpflichtet,
die in ihrer Gemarkung befindlichen Waſſerläufe zu unterhalten.
Infolgedeſſen iſt die Unterhaltung des zwiſchen Straßenbrücke
Darmſtadt—Eſchollbrücken und Philipphoſpital über
Gelände=
höhe liegenden Sandbachs ungleichmäßig. An der Verhütung
der Dammbruchkataſtrophen hat aber nicht nur die Gemeinde
Eſchollbrücken Intereſſe, ſondern die ganze Umgebung. Das
be=
weiſen die Ueberſchwemmungen in den Gemarkungen Griesheim,
Goddelau, Wolfskehlen uſw. Auch der Staat iſt daran
inter=
eſſiert, wie aus Anträgen Landtagsabgeordneter auf
Wiederher=
ſtellung der Dämme auf Staatskoſten und Entſchädigung für
Ernteausfälle erſichtlich.
Zur möglichſten Verhütung weiterer Dammbrüche empfehlen
ſich folgende Maßnahmen: Uebergang des Sandbachs auf einen
Verband, dem Staat, Provinz und die beteiligten Gemeinden
angehören, um in Zukunft eine einheitliche Regelung der
Bach=
verhältniſſe zu erreichen. Erweiterung des Brückenprofils an der
Straße Goddelau—Crumſtadt auf mindeſtens 5—6 Meter lichte
Weite und andere Verlegung des hinderlichen
Waſſerleitungs=
rohres unter dieſer Brücke. Starke Verbreiterung des
Sandbach=
bettes auf der Strecke Philippshoſpital bis Straße
Eſcholl=
brücken—Darmſtadt, Tieferlegung der Bachſohle und Verſtärkung
der Dämme. Regulierung des geſamten Längenprofils des
Sand=
bach—Schwarzbach.
An ſonſtigen Maßnahmen kämen evtl. noch in Betracht:
Ver=
beſſerung des Modaugefälles durch Ankauf und Kaſſierung des
Waſſerrechts der längere Zeit außer Betrieb befindlichen Mühlen
im Ried und vielleicht Ausbau des Hintergrabens zwecks
Er=
höhung ſeiner Aufnahmefähigkeit für Modauwaſſer.
Der langſame Abfluß des Waſſers aus der Niederung des
Landgrabens zeigt, wie notwendig und praktiſch eine direkte
Verbindung dieſes Gebietes mit dem Altrhein wäre. Der
Land=
graben iſt bekanntlich nicht geeignet, dieſes Gebiet zu entwäſſern,
er führt das Waſſer in langem mühevollen Lauf erſt bei
Gins=
heim in den Rhein. Warum wird die kurze Verbindung nach
dem Altrhein nicht hergeſtellt, ſtand doch z. B. am 22. d. M. das
Waſſer im Landgraben am Sandbach auf 89,9 Meter über N. N.,
der Rheinwaſſerſtand bei Erfelden betrug 85,6 Meter über N. N.,
demnach wäre bei Vorhandenſein einer direkten Verbindung das
Waſſer mit ſtarkem Gefälle nach dem Rhein abgefloſſen. Die
jetzige Waſſerkalamität hat wieder gezeigt, daß die
Waſſerver=
hältniſſe im Landgrabengebiet nur zufriedenſtellend zu löſen ſind
im großen Zuſammenhang nach Geſichtspunkten, wie ſie im
Ge=
neralkulturplan verarbeitet ſind. Es iſt nicht zu empfehlen,
daß einzelne Gemeinden Entwäſſerungsfragen lokal zu regeln
verſuchen, die nur allgemein zweckentſprechend zu löſen ſind.
Geeignete Vorſchläge werden ſeit Jahrzehnten ſchon gemacht,
die Ausführung aber immer unterlaſſen, weil kein Geld
vor=
handen. Für die Regulierung der Schäden muß aber jedesmal
zwangsläufig Geld beſchafft werden, ungerechnet der vernichteten
Werte.
Der Generalkulturplan liegt vor, Geld für
Ueberſchwemmungsſchäden muß beſchafft
wer=
den, viele Arbeiter ſind beſchäftigungslos.
Wann wird die dringliche Arbeit im
Landgraben=
gebiet in Angriff genommen?
* Der Dammbruch bei Eſchollbrücken. — Das Waſſer
Abermals geftiegen. — Die Gefahr noch nichk beſeikigk.
Wie wir erfahren, iſt die Gefahr einer abermaligen
Aus=
dehnung der Ueberſchwemmungskataſtrophe immer noch nicht
be=
ſeitigt. Es wurde an der Befeſtigung bzw. Herſtellung der
Not=
dämme Tag und Nacht gearbeitet. Am Sonntag mittag war es
endlich gelungen, die Notdämme ſoweit
fertigzu=
ſtellen, daß das Waſſer wieder ſeinen Lauf in den Sandbach
nehmen konnte und weitere Ueberſchwemmungen vorläufig
verhindert ſind. Geſtern morgen war allerdings der
Waſſer=
ſpiegel wiederum um 15 Zentimeter geſtiegen,
ſodaß abermals die Gefahr beſtand, daß auch die Notdämme
überſpült würden. Durch Erhöhung und Verſtärkung der
Not=
dämme, die im Laufe des geſtrigen Tages unter Leitung des
Kulturbauamtes vorgenommen wurden, iſt die Gefahr
vorläu=
fig beſeitigt.
Es wird allerdings unerläßlich ſein die Dämme
ſobald wie möglich reſtlos wieder herzuſtellen,
da bei einer Wiederholung ſtärkerer Niederſchläge die große
Gefahr beiderſeitiger Ueberſchwemmung
un=
vermindert fortbeſteht. Dann aber dürfte jede
Men=
ſchenhilfe vergeblich ſein, denn die jetzt hergeſtellten
Notbefeſti=
gungen ſind ſtärkerem Anſturm der Waſſer nicht gewachſen.
Herbſt und Winter bringen erfahrungsgemäß noch viel
Nieder=
ſchläge, ſo daß auch aus dieſem Grunde eine ſofortige
In=
angriffnahme der Arbeiten geboten erſcheint.
Die Witterungsverhältniſſe und ungünſtige Zeit ſtellen
Anfor=
derungen an die Notbauten, denen dieſe nicht gewachſen ſein
können.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 24. Aug. Hochwaſſerkataſtrophe.
Schon die ganze Woche über und hauptſächlich der geſtrige
Sonn=
tagnachmittag bildeten die durch das Hochwaſſer mitgenommenen
Straßenteile und Grundſtücke das Ziel vieler Wanderer und
Neu=
gieriger. Jetzt, nachdem der Waſſerſtand ſo einigermaßen wieder
normal iſt und die „Modau” ihren ruhig plätſchernden Gang wie
der angenommen hat, läßt ſich der angerichtete Schaden voll und
ganz überblicken. Er iſt größer als man ſchließlich angenommen
hat. Vielerorts hat ſich das Waſſer einfach ein neues Bett
ge=
ſchaffen. Der urſprüngliche Bachlauf liegt daneben, als gehöre
er gar nicht dazu. Ganze Strecken Gelände ſind weggeriſſen mit
ſamt den darauf angepflanzten Bäumen. Das Bachbett iſt faſ
doppelt ſo breit geworden, als es urſprünglich war. Alle Befeſt
gungen durch Zaungärten uſw. waren nutzlos. Standgehalten
haben nur die Uferſchutzmauern. Es bedarf jedenfalls einer
Un=
menge Arbeit, wenn man den Bachlauf wieder ſo herſtellen will
wie er war, ganz abgeſehen von den rieſigen Summen Geldes
die ſie verſchlingt. Die betroffenen Gemeinden ſind jedenfalls ſehr
hart mitgenommen.
Cg. Reinheim, 24. Aug. Troſtloſe Lage der Lande
wirtſchaft. Die drei Wochen andauernden, ungewöhnlich hef.
tigen Regenfälle und die damit verbundenen Ueberflutungen
wei=
ter Teile des Feldes haben die ſchwierige Lage der Landwirtſchaf
weſentlich verſchärft. Der weitaus größte Teil der Weizen= und
Haferernte, auf die man nach dem unbefriedigenden Ertrag der
Roggenernte um ſo größere Hoffnungen geſetzt hatte, hat noch
nicht eingebracht werden können. Die Aehren ſind zum großen Teil
mehrere Zentimeter ausgewachſen und haben alle Hoffnungen
zu=
ſchanden gemacht. Auch eine etwaige Beſſerung der Wetterlage
vermag kaum noch etwas zu retten. Bei weiter anhaltender
ſchlech=
ter Witterung iſt dagegen auch die Kartoffelernte, die in den
tie=
feren Lagen ſchon ohnedies mit auftretender Fäulnis zu rechnen
hat, ernſtlich gefährdet. Die Stimmung der
landwirtſchafttreiben=
den Bevölkerung iſt daher äußerſt gedrückt, und es herrſcht große
Beſorgnis, um die Weiterführung der Betriebe und die
Einhal=
tung der auf ihnen laſtenden Verpflichtungen. Nur durch
weit=
gehendes behördliches Entgegenkommen werden viele Betriebe
lebensfähig erhalten werden können. Eine Verſammlung der
Landwirte, die vor einigen Tagen hier im „Schwanen” ſtattfand
erörterte eingehend die ſchlimme Lage und beriet über die zur
Ab=
wendung einer Kataſtrophe zu ergreifenden Maßnahmen.
Cs Ueberau, 24. Aug. Feſtſtellung von
Ernteſchä=
den. Vorgeſtern abend fand im Gaſthaus von Karl Seibold. hier,
eine Verſammlung zwecks Feſtſtellung der eingetretenen
Ernte=
ſchäden ſtatt. Dieſelbe wurde auf Anregung der Landwirtſchafts
kammer von deren Vertrauensmann, Herrn Philipp Renkel,
ein=
berufen, und war von den betroffenen Landwirten ſehr ſtark
be=
ſucht. Auf Grund der durch das wochenlange Regenwetter
hervor=
gerufenen teilweiſen Vernichtung der noch größtenteils auf dem
Felde ſtehenden Ernte ſowie durch das Hochwaſſer beſchädigten
Hackfruchtbeſtände wurden durch Ermittelung der Anweſenden die
bis jetzt entſtandenen Schäden feſtgeſtellt. Man kam zu dem
Er=
gebnis, daß der bei normaler Ernte gegebene Durchſchnittsertrag
in unſerer Gemarkung bei Weizen mit 15 Zentner, bei Korn 12
Zentner, Hafer 15 Zentner und Gerſte 14 Zentner pro Morgen
liegt. Dieſe Normalerträge reduzieren ſich nach Ausſage der
ge=
ſchädigten Landwirte bezüglich der Minderwertigkeit durch
Aus=
wuchs und ſchlechtes Stroh um 50—75 Prozent am Wert. Die
Er=
mittelung ergab ferner nach einzelner Angabe der Betroffenen
daß noch zirka 150—200 Morgen Halmfrüchte auf dem Felde ſtehen
und von dem Schaden betroffen werden. Die Hackfrüchte, welche
insbeſondere von dem Hochwaſſer der Gerſprenz überflutet waren
werden mit 100 Morgen Gelände feſtgeſtellt. Der Schaden iſt
vor=
läufig noch nicht zu ermitteln, da die Ernteergebniſſe der durch
das Wetter und Waſſer ſchon ſehr zuſammengefallenen Kartoffeln
erſt eine Feſtſtellung des Schadens beim Ausmachen ermöglicht
Ferner wurden auch die verſchlammten Futterbeſtände des
Wieſen=
grundes rege diskutiert, konnten aber nach Ausſage des
Verſamm=
lungsleiters hier nicht in Betracht gezogen werden, da keine
Auf=
forderung für Feſtſtellung der entſtandenen Schäden gegeben iſt
Die ganze Verhandlung ſtand unter dem Schatten der traurigen
Zeit und wurde auch in dieſem Sinne geſchloſſen.
Au. Groß=Gerau, 23. Auguſt Die Hochwaſſerſchäder
im Kreiſe Groß=Gerau. Außer bei Crumſtadt und Wolfs
kehlen hat das Hochwaſſer im Kreiſe Groß=Gerau auch in Trebur
Aſtheim und anderen Orten ſchweren Schaden verurſacht. Gan
beſonders iſt Aſtheim betroffen worden Zirka 1500 bis 1800
Mor=
gen Ackerland ſtehen hier unter Waſſer. Die Winterkartoffel
ernte iſt aufs ſchwerſte gefährdet. Das Korn ſitzt zum größter
Teil in der hieſigen Gemarkung noch draußen, teilweiſe ſogar nock
auf dem Halm. Der größte Teil des jetzt noch auf dem Felde
be=
findlichen Korns dürfte verloren ſein. Hinzu kommt, daß Aſtheim
noch zwei Pumpwerke mit zu unterhalten hat: das
Schwarzbach=
pumwerk und das Riedentwäſſerungspumpwerk. Auch Trebu;
wird ſchwer geſchädigt: zirka 2000 Morgen ſind hier vom Waſſer
überſchwemmt. Trebur liegt zum Teil im
Schwarzbachpumpwerk=
verband und zum Teil im Aſtheim=Erfelder
Entwäſſerungsver=
band. In beiden Gebieten hat ſich, beſonders in tief liegenden
Gemarkungsteilen, das Waſſer angeſammelt und bedeutenden
Schaden angerichtet. Nachdem heute noch die Schwarzbachſchleuſe
bei Einsheim offen iſt, alſo der Schwarzbach freien Abfluß in den
Rhein hat, iſt erſterer in der Gemarkung Trebur überall aus den
Ufern getreten. Die Urſache iſt wohl darin zu ſuchen, daß in der
Gemarkung Aſtheim das Flußbett desſelben nicht rechtzeitig
auf=
geräumt wurde. Da Trebur für ſich allein mit 42 Prozent der
Koſten des Verbandes belaſtet iſt, bedeutet das eine untragbare
Belaſtung für die Gemeinde. Was das Gebiet des Aſtheim=
Er=
felder Entwäſſerungsverbandes anbetrifft, ſtehen auch hier große
Flächen unter Waſſer, wodurch große Teile der Getreide= und
Hackfruchternte bereits vernichtet ſind. Die Entwäſſerungsanlage
zeitigte hier nicht den richtigen Erfolg. Es zeigt ſich gerade jetzt,
wie notwendig das ſchon oft von den Gemeinden verlangte
Pump=
werk an der Rabenſpitze iſt. In Groß=Gerau ſelbſt iſt ebenfalls ein
beträchtlicher Waſſerſchaden zu verzeichnen. Zahlreiche meiſt
kleinere Landwirt, haben ihre Kornernte noch nicht einbringen
können. Der Ausfall dürfte erheblich ſein, da der Mühlbach
vor=
übergehend über ſeine Ufer getreten war und weite Flächen
über=
ſchwemmte. Auch die Hackfruchternte wird einen erheblichen
Aus=
fall bringen. Im Groß=Gerauer Stadtwald ſind der Hegbach und
Apfelbach über ihre Ufer getreten und haben ebenfalls weite
Strecken überflutet. Empfindlich wurde auch die Gemeinde
Dorn=
berg getroffen, die mit Rückſicht auf ihre großen Waſſerſchäden und
in Anbetracht der ſchlechten Wirtſchaftslage und der großen
Ar=
beitsloſigkeit ihre für heute angeſagte Kirchweih ausfallen ließ.
Stark war das Hochwaſſer auch in Mörfelden, wo durch das
Ueber=
fluten des Baches mehrere Straßen unter Waſſer geſetzt wurden
und zahlreiche Keller bis an die Fenſter voll Waſſer ſtehen
der Dreieichenhainer Mörder richket ſich ſelbſt.
Geſtern nacht hat ſich der Landwirt Bardonner aus
Drei=
eichenhain im Amtsgerichtsgefängnis zu Langen erhängt.
b. Erbach, 24. Aug. Kreistagsſitzung. Am Samstag,
den 29. Auguſt 1931, vormittags 10 Uhr. findet im Rathausſaale
zu Erbach eine öffentliche Sitzung des Kreistages Erbach ſtatt.
Tagesordnung: 1. Rechenſchaftsbericht und Rechnung für das
Rechnungsjahr 1929. 2. Feſtſetzung der endgültigen
Steueraus=
ſchlagſätze für 1930. 3. Beihilfen des Kreiſes. — Der
Haupt=
treffer! Glücklicher Gewinner des Hauptgewinns der
Eul=
bacher Marktlotterie der Stadt Erbach (ein Vierſitzer=Opelwagen)
iſt ein Landwirt, Herr Allendörfer in Klein=Rohrheim. Der 70 Mann iſt in ſeinem Leben noch nie Auto gefahren und
hat es auch abgelehnt, in dem gewonnenen Wagen eine
Probe=
fahrt zu machen. Er hat vielmehr das Objekt alsbald in bare
Münze umwandeln laſſen. — Beigeordnetenwahl. In
Bullau wurde der ſeitherige Beigeordnete Gg. Michel auf weitere
neun Jahre in ſeinem Amt beſtätigt, dadurch, daß nur ein
Vor=
ſchlag eingereicht war und deshalb eine Wahl nicht ſtattzufinden
brauchte. — Dieſer Tage wurde in Bullau der „alte Setzer” vom
Bullauer Bild zu Grabe getragen. Mit dem Greis iſt eines der
noch ſelten zu findenden Odenwälder „Originale” dahingegangen.
Hoffentlich findet ſich bald ein Chroniſt, der die von Setzer in
Umlauf befindlichen Anekdoten und Erzählungen regiſtriert und
ſie der Nachwelt erhält.
Cy. Falken=Geſäß, 24. Aug. Von den über dem Odenwald in
den letzten Tagen niedergegangenen Unwettern iſt unſere Gegend
(Finkenbachtal) ziemlich verſchont geblieben. Allerdings hat der
anhaltende Regen der Landwirtſchaft große Verluſte zugefügt.
Am Sonntag, den 23. Auguſt. fand hier von ſeiten der NSAPD.
ein „Deutſcher Tag” ſtatt. Als Gäſte waren verſchiedene
Orts=
gruppen der Umgegend erſchienen. Mittags war Verköſtigung
in der Wirtſchaft Daub, abends Verſammlung in Finkenbach.
Dw. Lützelbach=Neunkirchen, 24. Aug. Fremdenverkehr.
Unſere idylliſch gelegenen Odenwalddörfchen erfreuen ſich ſeit über
40 Jahren eines ſehr regen Touriſten= und Kurverkehrs. Die
Pen=
ſionen Mayer=Neunkirchen und Böhm=Lützelbach ſind als
Gaſtſtät=
ten bekannt, die hinſichtlich der von ihnen gebotenen, ganz
vor=
züglichen Verpflegung bei billigſtem Preis weit und breit
ihres=
gleichen ſuchen. Herrlichſte Fernſicht nach dem Ried. dem Rhein,
dem Taunus dem Speſſart und bei ganz klarem Wetter ſogar bis
zum Vogelsberg hin, lockt immer wieder erneut Wanderer und
Kurgäſte an. Einen unvergeßlichen Eindruck erhält man von all
der Pracht und Herrlichkeit des Odenwaldes von dem 35 Meter
hohen Kaiſerturm aus, der ſich majeſtätiſch auf dem höchſten Berg
des heſſiſchen Odenwaldes, der 605 Meter hoben Neunkircher Höhe,
erhebt. Nicht allein im Sommer iſt Lützelbach=Neunkirchen das
Ziel vieler Fremden, ſondern auch im Winter herrſcht hier großer
Verkehr. Dies iſt beſonders im letzten Winter, der auf unſerer
Höhe ſich durch beſonders viel Schnee ausgezeichnet hat, der Fall
geweſen. Da kamen Sonntags 10—12 große Heagwagen, einige
große Poſtomnibuſſe und 50—60 Privatautos in unſere einzig
ſchöne Winterlandſchaft und brachten mehr als 1000 Skiläufer zu
uns; hierzu ſind noch diejenigen Winterſportler zu rechnen, die zu
Fuß ihr Ziel erreichten, ſo daß eine Beſucherzahl von 12—1500
nicht überſchätzt ſein dürfte. Und welch ein unvergleichlich ſchönes
Bild bot der im ſchönſten Rauhreif ſtehende Gebirgswald! So wie
Sommer und Winter auf unſerer Höhe uns die prachtvollſten
Na=
turgenüſſe verſchaffen, ſo bieten uns Frühling und Herbſt nicht
minder wertvolle Eindrücke. Eine im vollſten Frühlingsſchmuck
oder im buntfarbigſten Herbſtkleid ſtehende Natur läßt ein
fö=
alles Schöne empfängliche Herz höher ſchlagen. Wer alſo Erholung
ſucht, wer die Ruhe lieht, wer die Schönheiten und Wunder der
Gebirgsnatur zu allen Jahreszeiten gerne ſehen möchte, der reiſe
nach Lützelbach zu Böhm und nach Neunkirchen zu Mayer, wo ihm
Küche und Keller vom Guten das Beſte bieten. — In dem
nahe=
gelegenen Webern, das durch ſeine Pelztierfarmen bekannt iſt,
wurden in einer der letzten Nächte aus den drei Gehöften
Stroh=
menger, Küfner und Böhm 28 Stallhaſen geſtohlen.
Rummer 235
Dienstag, den 25. Augnſt 1931
Seite 7
Denkmalsweihe und Biederſehensfeier der 88er
in Mainz.
Die Feſttage der ehemaligen 88er in ihrer alten Garniſonſtadt
Sinz nahmen unter außerordentlich ſtarker Beteili ung der
ehemali=
n Soldaten und unter lebhafter Anteilnahme der Mainzer
Bevölke=
na einen in jeder Hinſicht harmoniſchen und würdigen Verlauf,
ge=
rgen von kernigem Kameradſchaftsgefühl und ſinnigem Gedenken an
teuren Gefallenen. Ueber 3000 ehemalige B8er — zum Teil von
ither — waren dem Ruf ihrer alten Garniſon gefolgt. Das ehe=
„lige 2. Naſſauiſche Infanterie=Regiment Nr. 88 nahm unter den
ginzer Regimentern einen beſonderen Rang ein, war doch der ver=
„bene König Konſtantin von Griechenland Chef des Regiments. Mit
tolz trug jeder 88er das K mit der Krone auf den Achſelklappen. Die
itwe des verſtorbenen Griechenkönigs und Deutſchenfreundes,
Köni=
n Sophie von Griechenland, hat die Gelegenheit der
Denkmalsein=
ihung nicht vorübergehen laſſen, und dem letzten
Regimentskomman=
ur der 88er, Oberſt a. D. Rogge, ein Schreiben übermittelt, in
m es u. a. heißt: „Ich werde in Gedenken Ihnen allen ſehr nahe
in bei der Denkmalsenthüllung. Wehmütig gedenken wir all der
fallenen Helden; in Dankbarkeit bleibt ihr Vorbild ſtets vor unſeren
rgen. Der Feſtakt in der herrlich dekorierten, überfüllten Stadthalle
ihm — wie ſchon in dem Bericht unſerer Sonntags=Nummer kurz
er=
ihnt — einen wahrhaft erhebenden, von echtem vaterländiſchen Geiſt
füllten Verlauf. Von überwältigendem Eindruck war der Einzug
„ vier alten Regimentsfahnen unter den Klängen des
Präſentier=
arſches. Die Begrüßungsanſprachen an die erſchienenen ſtaatlichen,
idtiſchen und kirchlichen Behördenvertreter, die Ehrengäſte und
Ka=
eraden wurden durch den zweiten Vorſitzenden der Ortsgruppe Mainz,
nſpektor Schwinn und Oberſtleutn. a. D. Prizelius=
Mainz=
uſtavsburg gehalten. Weiter ſprach noch der letzte Kommandeur vom
egiment 88, Herr Oberſt Rogge, der in begeiſternder Weiſe von
„ Symbolkraft der Fahnen zu ſprechen wußte. Die Fahnen bildeten
n Heiligtum für jeden deutſchen Soldaten. Das Kreuz und der
hwarze Adler ſollen uns gemahnen, die Religion und die
Pflicht=
füllung allezeit hochzuhalten zu Ehren Gottes und des Deutſchen
eiches, und Religion und Vaterland gegen jeden Angriff zu vertei=. Seine Rede klang aus in einem dreifachen Hurra auf
Deutſch=
nd, an das ſich der gemeinſame Gefang des Deutſchlandliedes
an=
zloß. Es verdient noch bemerkt zu werden, daß eine beſonders ehrende
egrüßung dem Oberſtleutnant a. D. von Lindſtaedt zuteil
urde, der als Regimentsadjutant der 88er die Feldzüge von 1866 und
70/71 mitgemacht hat und trotz ſeines hohen Alters zur Feier
erſchie=
n war. Die Veranſtaltung war umrahmt von muſikaliſchen,
geſang=
hen, turneriſchen und tänzeriſchen Darbietungen. Dabei hatte man
e Freude, auch den früheren Kapellmeiſter der 88er Regimentskapelle,
n Obermuſikmeiſter Jung, zur Zeit bei der Reichswehr in
Olden=
irg, zu ſehen, der beim Einzug der Fahnen die Kapelle des Inf.. 15 dirigierte.
Die Gedächtnisfeier am Sonntagvormittag auf dem Friedhof war
igemein ergreifend. Die Traditionskompagnie hatte hierzu 18 Mann
7d drei Offiziere entſandt. Die Gedächtnisanſprache hielt Pfarrer
ofmann=Mainz=Mombach. Nach dem Antreten des Regiments
7d ſeiner Feldformationen auf dem Hofe der Eliſabethenkaſerne
be=
egte ſich ſodann der Zug nach dem wunderſchön im Grün des alten
lacisgürtels zwiſchen Zitadelle und Eliſabethenkaſerne gelegenen
Denk=
alsplatz. Auf dem Sockel erhebt ſich die Bronzefigur eines jungen
ſer in Felduniform, Handgranate in der Hand zur Abwehr gegen den
eind. Im Mittelpunkt der Denkmalsweihe ſtand die kernige Nede
3 Oberſt a. D. Kühlo=Berlin über die ruhmreiche 120jährige
Ge=
gichte des Regiments, und die Feſtanſprache des Oberſt a. D. Rogge,
er die Heldentaten der gefallenen Kameraden feierte, und die
Ueber=
benden ermahnte, ſich ihrer würdig zu zeigen. Die markigen, tief zu
erzen gehenden Worte der beiden deutſchen Männer erweckten in den
erzen der nach Tauſenden zählenden Anweſenden ein begeiſtertes Echo.
ine Neihe von Kränzen wurden von befreundeten Militärvereinen
nd Organiſationen niedergelegt. An die Denkmalsenthüllung ſchloß
ch ein Feſtzug durch die Stadt mit Vorbeimarſch vor den alten Fahnen
nd der Führerſchaft vor dem Gutenbergplatz. Die Parade machte einen
nßerordenlich günſtigen Eindruck. Wiederum zeigte ſich, daß der alte
oldatengeiſt noch vorhanden iſt und daß allen pazifiſtiſchen Lockungen
am Trotz der Sinn für die Wiederwehrhaftmachung unſeres Volkes
nmer weitere Kreiſe erfaßt.
C. S,
Dz. Bickenbach, 24. Aug. Herrenloſes Mötorrad.
Vor=
eſtern morgen fand Altbeigeordneter Herpel von hier, als er auf
einen Kartoffelacker ging, an der Straßenböſchung der neuen
Zergſtraße, zirka 50 Meter vom Ort, in der Richtung Eberſtadt.
in herrenloſes Motorrad. Da niemand in der Umgegend zu
er=
licken war, auch niemand kam, um danach zu ſehen, wurde es nach
dier transportiert und auf der Bürgermeiſterei abgeliefert. Auch
dis geſtern morgen hat ſich niemand nach dem Motorrad
erkun=
digt. Das Motorrad trägt die Nr. INB 7944. Vorn iſt an ihm ein
kleines Schild befeſtigt, das die Aufſchrift trägt: Otto Walluf,
Mannheim. Die Vermutung läßt ſchließen, daß es ſich um ein
ge=
tohlenes Motorrad handelt. Da hier in der Nähe des Dorfes an
dem Rad die Luft ausging, iſt dem Fahrer die Luft vielleicht
twas ſchwül geworden, hat das Motorrad an die Straßenböſchung
ſeworfen und hat wohl das Weite geſucht. Es handelt ſich um eine
eure, noch wenig gefahrene Maſchine.
— Hirſchhorn, 24. Aug. Waſſerſtand des Neckars am
3. Auguſt: 2,10 Meter; am 24. Auguſt: 1,98 Meter.
— Gernsheim, 24. Aug. Waſſerſtand des Rheinsam
3. Auguſt: 2,32 Meter; am 24. Auguſt: 2,46 Meter.
Die Affäre Lacum.
Ein amtlicher Bericht der Polizei.
WSN. Bingen, 24. Auguſt. Die Polizeiverwaltung Bingen
teilt amtlich mit: Kraftwagen und Leiche des Heinz v. Lacum
wurden beſchlagnahmt und gerichtlich obduziert. Die
Leichenüber=
reſte wurden am 17. d. M. im Krematorium in Mainz
feuer=
beſtattet. Sofort nach Auffindung des verbrannten Autos und
der in dieſem verbliebenen Leichenreſte wurde die Frage geprüft,
ob mit Rückſicht auf den finanziellen Zuſammenbruch der von
La=
cum geführten Unternehmungen die im Auto am Dobel
gefun=
denen Leichenteile die des Fabrikanten v. Lacum ſeien. Die
dies=
bezüglich geführten Ermittlungen ſind noch nicht abgeſchloſſen;
es ſteht insbeſondere noch das Gutachten des Herrn Dr. Popp,
Frankfurt a. M., aus, wie auch noch andere Indizien zu klären
ſind. Zweifelsfrei ſteht feſt, daß der ſeit 1909 in Bingen anſäſſig
geweſene Georg v. Lacum, der Inhaber einer Eisfabrik, einer
Maſchinenfabrik und Hauptgeſellſchafter der Mercedes=Benz=
Automobilvertriebs=G. m. b. H. war, am 15. März 1886 in
Duis=
burg als Sohn des Schloſſers Georg v. Lakum und der Getrude,
geb. Krebs, geboren iſt. Der Vater hat den Sohn unzweifelhaft
anerkannt. Er hatte nach mehrjähriger Trennung vor einiger
Zeit hier und in Düſſeldorf ihn getroffen und ihn als ſeinen Sohn
beſtimmt erkannt. Heinrich Georg v. Lacum hat als Zweijährig=
Freiwilliger beim 2. Garde=Feldartillerie=Regiment von 1905 bis
1907 gedient. Er war während des Krieges auf kurze Zeit zum
Heeresdienſt einberufen. — Ueber alle weiteren Geſchehniſſe um
und am 10. Auguſt wird amtlich berichtet, wenn alle Feſtſtellungen
endgültig getroffen ſein werden. Für heute ſoll hauptſächlich
feſtgeſtellt ſein, daß über die Perſon des hier anſäſſig und tätig
geweſenen Heinz Georg v. Lacum keinerlei Zweifel mehr beſtehen.
Falſche Gerüchte um Lacum.
In Hackenheim in Rheinheſſen verſchwand vor einigen Tagen
der Eſſighändler Metzenroth. Das Verſchwinden dieſes Mannes
iſt in der Umgebung von Bingen zu der Kombination benutzt
worden, daß Metzenroth mit Lacum in Verbindung getreten ſei,
und daß es ſich bei der im Schwarzwald aufgefundenen Leiche
nicht um v. Lacum, ſondern um Metzenroth gehandelt habe. Dieſe
Gerüchte ſind völlig aus der Luft gegriffen. Zu dem
Verſchwin=
den von Metzenroth kann folgendes gemeldet werden:
Der Eſſighändler Metzenroth aus Hackenheim fuhr mit ſeinem
Wagen zum Kreuznacher Jahrmarkt. Dort iſt er, wahrſcheinlich
in der Trunkenheit, Werbern für die Fremdenlegion in die Hände
gefallen. An die Bürgermeiſterei in Hackenheim kam vorgeſtern
die Meldung eines aus der Fremdenlegion zurückkehrenden
Mannes, daß er ſich in Diedenhofen mit Metzenroth gekreuzt habe.
Daß dieſe Nachricht richtig iſt, geht daraus hervor, daß der
Frem=
denlegionär mitteilen konnte, daß M. zwei Autopapiere bei ſich
gehabt habe. In Wirklichkeit hatte nämlich der Eſſighändler noch
den Führerſchein eines Bekannten bei ſich. Die Bürgermeiſterei=
Hackenheim hat ſich zur weiteren Klärung des Falles direkt an
den Fremdenlegionär, der am Niederrhein beheimatet iſt,
ge=
wandt.
i. Von der Bergſtraße, 24. Aug. Verfehlungen eines
Bürgermeiſters. Der in Laudenbach an der Bergſtraße ſeit
drei Jahren amtierende Bürgermeiſter Ernſt Schröder iſt
plötz=
lich von ſeinem Amte zurückgetreten. Seine Amtsdauer wäre erſt
in ſechs Jahren abgelaufen geweſen. Es ſind Erhebungen gegen
ihn wegen ſchwerer Urkundenfälſchung und Betruges im Gange.
Es wird ihm u. a. vorgeworfen, einen gefälſchten Wechſel bei einer
Bank in Heppenheim in Zahlung gegeben zu haben.
Bür=
germeiſter Schröder, der Frau und mehrere Kinder hat, iſt zur
Beobachtung ſeines Geiſteszuſtandes in die Pſychiatriſche Klinik
nach Heidelberg überführt worden. In ſeinen Bekanntenkreiſen
ſteht man vor einem Rätſel, zumal Schröder ſehr ſolide gelebt hat.
Viele Perſonen, darunter ſogar einen Amtskollegen, hat Schröder
dadurch geſchädigt, daß er ſie um namhafte Beträge angeborgt hat.
Er betrieb außer ſeinem Bürgermeiſterberufe, der ihm monatlich
200 Mark einbrachte, eine Zigarrenfabrik kleineren Maßſtabes,
und man führt daher ſeine Verſchuldung auf die allgemeinen
Schwierigkeiten zurück unter denen gerade die kleinen Fabriken
dieſer Branche am meiſten zu leiden haben. Die verwaiſten
Amts=
geſchäfte, führt bis auf weiteres, der dienſtälteſte Gemeinderat
Eberle.
At. Goddelau, 24. Aug. Abendkurſus für
Haus=
frauen. Am Mittwochabend hielt Frau Götz=Mannheim im
kleinen Saal von Rühl einen Abendkurſus zur Herſtellung von
kalten Platten und ähnlichem ab, der von 32 Teilnehmerinnen
beſucht war. — Autounfall. An der bekannten und von Autos
gefürchteten Rathausecke ereignete ſich wieder einmal ein
Auto=
unfall. Ein größeres Laſtauto, das vom Bahnhof her kam, rannte
ein kleineres. von Wolfskehlen her fahrendes Laſtauto am
Hinter=
wagen an, daß dieſes nicht mehr weiterfahren konnte. Beide
Fahrer kamen mit dem Schrecken davon. Das größere Auto konnte
unbeſchädigt nach Crumſtadt weiterfahren. Es iſt überhaupt zu
wundern, daß mit den ſchweren Laſtautos mit Anhänger, die ſeit
einigen Wochen den Rheinkies zum Straßenbau Griesheim—
Wolfskehlen befördern und oft mit raſendem Tempo die
Orts=
ſtraßen durchfahren, noch nichts paſſiert iſt. So rannten neulich
in der Bahnhofſtraße zwei ſolche Kiesautos eine lange Strecke
nebeneinander her, um ſich endlich an der Kurve zu überholen.
A2. Wolfskehlen, 24. Aug. Die
Kleinpflaſterarbei=
ten zwiſchen hier und Griesheim haben infolge des Hochwaſſers
eine Verzögerung erlitten. Infolgedeſſen mußte nach einer
Mit=
teilung der Provinzialdirektion jetzt die Straßenſperre bis auf
weiteres verlängert werden.
Da. Egelsbach, 24. Aug. Einbrecher bei der Arbeit.
In der Nacht von Sonntag zum Montag drangen Einbrecher vom
Nachbarhofe her durchs Küchenfenſter ins Gaſthaus „Zur Krone
dahier, plünderten im Gaſtzimmer und in der Metzgerei die Kaſſe
und raubten außerdem noch Rauchwaren. Von den Tätern iſt bis
jetzt nichts bekannt. In derſelben Nacht wurde auch in der
Wirt=
ſchaft des Herrn Reichert an der Darmſtädterſtraße ein Einbruch
verübt. Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß es ſich um die gleichen
Diebe handelt, wie in der „Krone‟
Au. Nauheim b. Groß=Gerau, 23. Auguſt. In den Mund
geſchoſſen hat ſich eine in den mittleren Jahren ſtehende Frau
mit einem Jagdgewehr. Sie war ſofort tot. Die Urſache dieſer
Verzweiflungstat iſt nicht bekannt.
Au. Mörfelden, 23. Auguſt. Feſtgenommen wurden hier
über 20 Kommuniſten, die an einem Ueberfall auf Langener
Na=
tionalſozialiſten mitgewirkt haben ſollen. 15 der Verhafteten
wurden wegen Verdunkelungsgefahr in Haft behalten.
TU. Offenbach, 24. Aug. Ein Opfer ſeiner
Wettlei=
denſchaft. Der Leiter der Landgemeindeabteilung beim
Ar=
beitsamt Offenbach, Dr. Graf, wurde am Samstag mittag in
einem Wettbüro von der Kriminalpolizei verhaftet. Dr. Graf ſoll
ſich Unterſchlagungen im Amt zuſchulden haben kommen laſſen. Er
hat ferner in den letzten Tagen Wechſelverpflichtungen in
erheb=
licher Höhe nicht erfüllt.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 37. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterfe.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf jede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar je einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
12. Ziehungstag
22. Auguſt 1931
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen"
2 Gewinne zu 10000 M. 63325
4 Gewinne zu 6000 M. 85507 296178
22 Gewinne zu 3000 M. 55801 79856 122655 152969 223625 227228
265053 289768 312817 325584 398698
48 Gewinne zu 2000 M. 4607 15525 41462 47761 76608 89027
134666 160264 167114 172168 178286 185135 193836 218084 234870
249796 256088 266663 287350 3016599 306697 313908 362814 375050
104 Gewinne zu 1000 M. 666 732 5218 10570 13541 14216 14966
16619 20108 27087 29128 29692 32386 35921 37387 42123 43469
45926 49652 73072 84903 95526 108283 112856 124473 125943
131360 137848 142852 154265 173349 173499 173932 184 192 184613
207514 214373 219326 224867 228125 230839 240654 245767 267005
283587 285040 290038 300142 301597 306858 310336 316700
200 Gewinne zu 500 M. 1609 2723 4742 10883 14714 15612 20764
22061 36518 37687 38169 41026 45897 46492 56558 57350 58816 59031
59707 76924 80654 93556 93694 105891 108033 109302 114980 118858
121854 130293 130440 130848 133433 136385 141106 143197 151149
155961 159647 162158 167198 170921 180475 184272 194141 197562
201093 202291 203413 208011 210317 212126 214096 226261 226361
227223 231443 231712 236432 236628 238768 245285 248302 250786
256364 263345 266884 281725 282603 285798 286678 289638 291931
293085 304326 304738 312264 319642 320260 333685 334684 339476
340349 340923 343217 350118 351326 362281 364295 356144 363934
364708 371066 376746 376937 380414 385626 385897 390875 393189
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 10000 c. 231603
10 Gewinne zu 6000 M. 2137 117389 139736 245622 259198
4 Gewinne zu 3000 M. 82341 97177
66 Gewinne zu 2000 M. 896 5495 11060 16680 19817 25008 30008
30668 34664 42007 56436 66230 73552 74587 77893 104525 111742
127431 141992 146633 150452 183486 189901 253641 296841 299312
304330 330714 342262 350328 361318 366047 397630
98 Gewinne zu 1000 M. 1892 4586 10409 23341 27926 28797 29967
32171 60333 67857 70472 71569 72116 75937 80284 80538 91467
117167 126470 183861 135279 136164 137788 138594 144270 153992
16i239 188636 194359 199724 201617 202192 203078 212929 215303
216419 268741 284781 289853 296051 308019 311191 316910 316265
320123 325231 346853 360097 379347
130 Gewinne zu 500 M. 7194 11617 12793 16870 24828 34400 35069
40505 44334 50847 62569 62760 54984 57770 77963 81546 92612
93216 95564 115305 121177 124931 137411 139982 141313. 142644
148581 148658 176470 176547 189239 196412 212668 217331 218877
231276 236632 263486 264 166 264594 267445 293104 297610 301 129
308368 310802 323059 326064 330396 330567 336083 339664 344479
352504 354068 356675 358627 365934 370652 373760 380826 382281
387028 387936 397598
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zu je 500000, 2 zu je 300000, 2 zu je 200000, 6 zu je 75000,
6 zu je 50000, 20 zu je 25000, 110 zu je 10000, 290 zu je 5000,
572 zu je 3000, 1684 zu je 2000, 3388 zu je 1000, 5510 zu
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Pallaswieſenſtr. 22.
Nürnberg, die Stadt des 70. Deutſchen Katholikentages: Partie an der Pegnitz.
In Nürnberg wird am 25. Auguſt der 70. Deutſche Katholikentag eröffnet. Zu dem fünftägigen
Treffen ſtrömen die katholiſchen Gläubigen aus allen Teilen Deutſchlands in die alte Frankenſtadt.
Das Junkers=Flugzeug Typ W 33, das einſt Levine zum Atlantik=Rückflug benutzen wollte
und mit dem jetzt der Pilot Johannſen (links unten) zu einem Oſtweſtflug aufgeſtiegen iſt.
Vom Flugplatz Berlin=Tempelhof ſtartete der Hamburger Pilot Johannſen mit einem Begleiter
zu einem neuen Oſtweſtflug über den Atlantik. Johannſen will zunächſt über Marſeille und
Barcelona bis nach Liſſabon fliegen.
Reich und Ausland.
Skaaksminiſter a. 2. Wilhelm Hoff
80 Jahre alk.
Am 21. Auguſt 1931 beging der Wirkliche
Ge=
heime Rat Exzellenz Wilh. Hoff Preußiſcher
Staatsminiſter der öffentlichen Arbeiten a. D.,
in bewundernswerter Rüſtigkeit ſeinen 80.
Ge=
burtstag. Mit ihm blicken wir an dieſem Tage
zurück auf ſein arbeits= und erfolgreiches Leben,
von dem 48 Jahre dem aktiven Dienſte bei
preu=
ßiſchen Privat= und Staatsbahnen gewidmet
waren. Als Sohn der „Roten Erde” wurde Hoff
am 21. Auguſt 1851 in dem Städtchen Hirſchberg
im Sauerland geboren. Das Schickſal beſtimmte
ihn zum Eiſenbahner. Er erhielt eine dreijährige
Ausbildung im Eiſenbahnverkehrsdienſt und auf
dem Gebiete des Perſonal= und Etatsweſens bei
der Bergiſch=Märkiſchen Eiſenbahn=Geſellſchaft in
Elberfeld, bei der er auch nach Erledigung des
Militärjahres 1874 tätig war. Der Gedanke, das
geſamte Beſchaffungs= und Konſtruktionsweſen
der preußiſchen Staatsbahnen in einer Stelle
zu=
ſammenzufaſſen, wurde verwirklicht durch die
Gründung des Eiſenbahn=Zentralamts, das Hoff
am 1. April 1907 als erſter Präſident übernahm.
Nach 4 Jahren, zum Miniſterialdirektor
beför=
dert, ſollte er als Chef der
Verwaltungsabtei=
lung in das Miniſterium zurückkehren. Große
Aufgaben harrten ſeiner im Kriege. Der
ſchwie=
rige Ausgleich zwiſchen dem Perſonalbedarf der
Heeresverwaltung und den Bedürfniſſen der
Staatsbahnverwaltung lag in ſeiner Hand. Im
Kriegsjahr 1918 wurde Hoff Wirklicher Geheimer
Rat mit dem Prädikat Exzellenz. Als ihm nach
dem Umſturz nach Abdankung des
Staats=
miniſters von Breitenbach am 14. November
1918 die Stellung eines preußiſchen
Staats=
miniſters der öffentlichen Arbeiten angetragen
wurde, übernahm er in vorbildlicher Pflichttreue
und Umſicht in Deutſchlands größter Not die
Lei=
tung der preußiſchen Staatsbahnen. Hoff trat
März 1919 von ſeinem Amte zurück. Zahlreich
ſind die literariſchen Arbeiten Hoffs auf dem
Ge=
biete des Eiſenbahnweſens. Sein bedeutendſtes
Werk iſt die Herausgabe der Bücherreihe „Das
deutſche Eiſenbahnweſen der Gegenwart”,
ge=
meinſam mit den jetzigen Mitgliedern des
Vor=
ſtandes der Reichsbahn, Dr. Kumbier und Dr.
Anger.
Schweres Motorradunglück.
Frankfurt a. M. Im Vorort Hauſen fuhr
am Samstag abend der Motorradfahrer
Ham=
macher mit ſeinem Rade gegen einen
Verbin=
dungsmaſt der Straßen, ſo daß der Maſt umfiel
und dabei zerbrochen wurde. Hammacher und
ſein Mitfahrer Straub, beide aus Hauſen,
wur=
den in weitem Bogen auf die Straße geſchleudert
und dabei ſchwer verletzt. Straub iſt kurz nach
ſeiner Einlieferung in das Städtiſche
Kranken=
haus geſtorben. Hammacher liegt ſchwer
dar=
nieder. Hammacher war, wie einwandfrei
feſt=
geſtellt wurde, in übergroßem Tempo durch die
Praunheimer Landſtraße gefahren und hatte
da=
bei die Herrſchaft über ſeine Maſchine verloren.
Spanien zum erſtenmal als Ausſteller
auf der Leipziger Meſſe.
Die ſpaniſche Regierung hat im Hinblick auf
die Bedeutung, die der Leipziger Meſſe für den
internationalen Güteraustauſch zukommt,
be=
ſchloſſen, ſich an der diesjährigen Leipziger
Herbſtmeſſe vom 30. Auguſt bis 3. September
zum erſtenmal mit einer Kollektivausſtellung im
Ring=Meßhaus zu beteiligen. Die Ausſtellung
wird von rund 50 Firmen aus allen Teilen des
Landes in ſehr reichhaltiger Weiſe beſchickt
wer=
den. Zur Ausſtellung gelangen Weine, Liköre,
Oele, Konſerven, Korke und Korkwaren, Harze,
Parfümerien und pharmazeutiſche Präparate,
kunſtgewerbliche Gegenſtände, Bijouterien und
Schmuckwaren, keramiſche Erzeugniſſe, Fayencen,
Spielwaren aller Art, darunter Puppen,
Tep=
piche, Konfektion, Pelzwaren, Baskenmützen,
Strumpfwaren aller Art, Blechbearbeitung. Der
ſpaniſche Botſchafter in Berlin wird die
Leip=
ziger Herbſtmeſſe beſuchen und der Eröffnung der
ſpaniſchen Ausſtellung beiwohnen. — In gleicher
Weiſe wie Spanien wird auch Italien zum
erſtenmal auf der Herbſtmeſſe mit einer
Kollek=
tivausſtellung vertreten ſein.
Keine Nachricht vom „Nautilus”
Oslo. Aus Tromſö wird berichtet, daß man
ſeit letztem Freitag ohne Nachricht von dem
Un=
terſeeboot des Arktisforſchers Wilkins ſei. Alle
drahtloſen Anrufe ſeien unbeantwortet geblieben.
90 Jahre „Deutſchland, Deukſchland über alles!”
Oben links: Hoffmann von Fallersleben, der Oben rechts: Das handſchriftliche Original des
Dichter des Deutſchlandliedes.
Deutſchlandliedes.
Unten links: Das Haus auf der Inſel Helgo= Unten rechts: Joſeph Haydn, auf deſſen Melodie
das Deutſchlandlied gedichtet wurde.
land, in dem Hoffmann von Fallersleben
1841 das Deutſchlandlied dichtete.
Am 26. Auguſt 1841, alſo vor 90 Jahren, ſchrieb der Dichter Hoffmann von Fallersleben die Worte
des Liedes „Deutſchland, Deutſchland über alles”, das, auf die Melodie von Haydns „Gott erhalte
Franz den Kaiſer” geſungen, die jetz ige deutſche Nationalhymne bildet.
Freiherr v. Creytz=Altenburg geſtorben.
Berlin. In der Nacht zum Sonntag ſtarb
nach einer Meldung Berliner Blätter in ſeiner
Wohnung im Südoſten Berlins der 83 Jahre alte
Freiherr Artur v. Creytz=Altenburg. Er war
einer der letzten überlebenden Offiziere, die den
Todesritt von Mars=la=Tour mitgemacht haben.
Beſonderes Verdienſt hat ſich der Verſtorbene um
die Dreſſur von Hunden und wilden Tieren
er=
worben. Mit ſeinen Robben= und
Löwennum=
mern wurde v. Creytz eine geſuchte Attraktion
für Varietés und Zirkus. Als faſt 60=Jähriger
ſiedelte er ſich in Deutſch=Südweſtafrika an und
brachte hier ſeine Farm Blumental zu hoher
Blüte. 1920 kehrte er nach Deutſchland zurück
und lebte ſeitdem in dürftigen Verhältniſſen in
Berlin.
Schwerer Betriebsunfall durch Ammoniakgas.
Potsdam. Mit dem Alarm „
Ammoniak=
gaſe, Menſchenleben in Gefahr” wurden am
Montag vormittag ſämtliche Mannſchaften und
Gerätewagen der Potsdamer Feuerwehr zur
Konſervenfabrik Zinnert A.G. in der
Holzmarkt=
ſtraße gerufen. Nach Eintreffen der Wehr ſtellte
ſich heraus, daß eine Dichtungsſcheibe an einer
Kältemaſchine undicht geworden war und ſo aus
dem entſtandenen Zwiſchenraum Ammoniakgaſe
in den Arbeitsraum gedrungen waren. Die
Feuerwehr mußte mit Gasmasken vorgehen.
Acht Arbeiterinnen und ein Maſchinenmeiſter
wurden bewußtlos in das Städtiſche
Kranken=
haus gebracht. Von den Feuerwehrleuten haben
einige leichte Ammoniakgasvergiftungen erlitten.
Sprengſtoff=Exploſion fordert ein Todesopfer.
Rom. In einer Pulverfabrik in der
Um=
gebung von Rom hat ſich bei einem
Laborato=
riumsverſuch zur Herſtellung eines neuen
Spreng=
ſtoffes eine ſchwere Exploſion ereignet. Der
techniſche Leiter des Unternehmens wurde in
Stucke geriſſen.
Zwölf Schwer= und zehn
Leicht=
verletzte.
Wuppertal. Am Sonntag vormittag
gegen 7.30 Uhr ereignete ſich in Vohwinkel ein
ſchweres Verkehrsunglück. Ein Laſtkraftwagen
mit Anhänger, der Kommuniſten aus Vierſen
nach Wuppertal brachte, geriet auf der Solinger
Straße ins Schleudern. Der Anhänger ſtürzte
um und wurde etwa 110 Meter weit mitgeſchleift.
Wie ergänzend berichtet wird, wurde der
verunglückte Kraftwagen von einem ſeit längerer
Zeit erwerbsloſen Chauffeur geſteuert. Plötzlich
verſagten am Motorwagen die Bremſen, ſo daß
der Anhänger, der keine Bremſen hatte, auf der
ſtark abſchüſſigen Straße ins Schleudern kam.
Die Inſaſſen des Anhängers flogen in einer
S=Kurve alle auf eine Seite, ſo daß der Wagen
das Uebergewicht bekam und ſchließlich in der
Nähe der Friedrichſtraße umkippte. Sämtliche
Inſaſſen wurden mit Stühlen und Bänken vom
Wagen geſchleudert. Der Chauffeur verſuchte
vergebens, den Wagen zum Stehen zu bringen,
was ihm erſt nach 150 Meter gelang. Die
Frei=
willige Sanitätskolonne, Schupo, Feuerwehr und
ſämtliche Vohwinkler Aerzte waren in kürzeſter
Zeit zur Stelle. Das in der Nähe liegende
evan=
geliſche Vereinshaus wurde in eine
Kranken=
anſtalt umgewandelt, wo, wie jetzt bekannt wird,
18 Schwer= und 15 Leichtverletzten die erſte Hilfe
zuteil wurde. Dann wurden die Verunglückten
ins Krankenhaus eingeliefert. Von den 28
ein=
gelieferten Perſonen konnten 10 nach Anlegung
von Verbänden wieder entlaſſen werden,
wäh=
rend ſechs von den 18 verbliebenen Verletzten
hoffnungslos darniederliegen. Die
Unfallkom=
miſſion ſtellte feſt, daß der Wagen für eine ſolche
Fahrt und für eine ſo große Menſchenzahl nicht
geeignet war. Wagenführer und Beifahrer
wur=
den verhaftet.
Neue Schreckensnachrichten aus China.”
London. Aus dem chineſiſchen
Ueberſchwem=
mungsgebiet ſind neue Schreckensnachrichten
ein=
gegangen. Von den Fluten des Yangtſes ſind
infolge eines Deichbruches die
Flüchtlingsba=
racken in Wuchang (bei Hankau) fortgeriſſen
worden. Hierbei ſind etwa 1000 Menſchen
um=
gekommen. In Hankau ſelbſt ſtürzten am
Sams=
tag und Sonntag zwei weitere Hotels ein, wobei
gleichfalls viele Menſchen umkamen. Der
chine=
ſiſche Geſundheitsminiſter erklärte, daß die
Be=
wohner in dem Gebiete von Hankau, die dem
Hochwaſſer noch nicht zum Opfer gefallen ſind,
an Typhus, Cholera, Malaria und Ruhr wie
die Fliegen dahinſterben und daß die Lage von
Stunde zu Stunde furchtbarer werde.
Augen=
zeugen berichten, daß die Meldungen, nach denen
Hunderttauſende in den Fluten des Yangtſes
er=
trunken ſeien, durchaus nicht übertrieben ſind,
und eine Regierungserklärung beſagt, daß ein
Drittel der Bewohner von Wuhan, dem
dicht=
bevölkertſten von ganz China, entweder tot,
hoff=
nungslos erkrankt oder dem ſicheren Hungertode
preisgegeben ſind. — Eine internationale
Hilfs=
expedition iſt den Yangtſe hinauſ nach Hankau
abgegangen.
Keine Landemeldung von den Oſt—Weſtfliegern.
Hamburg. Bis Montag mittag lagen
keinerlei Landemeldungen des am Samstag in
Tempelhof zu einem Oſt—Weſtflug nach Amerika
geſtarteten Junkersflugzeuges vor. Im
Ham=
burger Flughafen, wo der Pilot der Maſchine,
der Däne Johannſen, gut bekannt iſt, wird
an=
genommen, daß die Flieger, die ihr Unternehmen
völlig geheim gehalten haben, auch jetzt abſichtlich
keine Nachricht von ihrer ſicher inzwiſchen
voll=
zogenen Landung geben.
Rückkehr des „Graf Zeppelin”.
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin”, das, wie gemeldet, Mitglieder der
Reichstagsfraktion des Zentrums an Bord hatte,
iſt um 13,10 Uhr glatt gelandet.
Marga von Etzdorf unterwegs nach Tſchita.
Moskau. Wie aus Tſchita gemeldet wird,
iſt die Fliegerin Marga von Etzdorf am
Mon=
tag um 15.50 Uhr aus Werchneudinſk nach
Tſchita geſtartet, nachdem ſie um 12.15 Uhr in
Werchneudinſk gelandet war.
Amy Johnſon auf dem Heimflug.
Tokio. Die Fliegerin Amy Johnſon hat
geſtern früh 4,54 Uhr den Rückflug nach London
angetreten.
Ozeanüberquerung in fünf Monaten.
Buenos Aires. Die kleine Yacht „
In=
grid”, mit der vier Argentinier am 30. März
von England aus die Fahrt über den Ozean
an=
traten, iſt geſtern im hieſigen Hafen
wohlbehal=
ten gelandet. Trotz ſchlechten Wetters hatte ſich
eine große Menſchenmenge am Quai
eingefun=
den, die den kühnen Seefahrern begeiſtert
zu=
jubelte.
Im Falkbook das Mikkelmeer überquerl
Der Wiener Theodor Helm
überquerte im Faltboot in 5 Tagen das
Mittel=
ländiſche Meer von Marſala (Sizilien) bis nach
Tunis, trotz widriger Winde. Er iſt der Erſte,
der dieſen Weg im Faltboot zurückgelegt hat.
Sein Boot iſt ein 5 Meter langes Kautſchukboot.
Seite 8
Dienstag, den 25. Auguſt 1931
Vor der Eröffnung des 70. Deutſchen Karkaziſenkages in Nürnberg.
Deutſcher Blug über den Aklankik.
Nummer 235
[ ← ][ ][ → ] Zu dem Anglück zweier Mikglieder der Deutſchen Himalajg-=Expedikion.
Der Kangchendzönga, der unbezwungene Berg. — Die bisherigen Opfer des Himalsia.
Der Berg der ſteilen Eisflanken und Abgründe. — Wer iſt Hermann. Schaller?
äirte, du
Hankau,
pfer gefalle
a und Ruhr
daß die Lag
werde. A
ungen, nach
des Yangt
übertrieben
beſagt, daß
han, dem dit
entweder tot, Mu
Zwei Mitglieder der Deutſchen Himalaja=Expedition haben
ſeider ihr Grab im Gletſchermeer des Himalaja gefunden, nämlich
der Münchener Hermann Schaller und ein Träger namens Paſank.
Hermann Schaller gilt mit Recht als einer der hervorragendſten
Bergſteiger, der als Mitglied des Akademiſchen Alpenvereins und
des Deutſchen und Oeſterreichiſchen Alpenvereins einer der
kühn=
ten und erfolgreichſten
Bergſteiger war. Berühmt
purden ſeine
Unterneh=
nungen im Wetterſtein
dei der Bezwingung der
Schönanger Nordwand, in
den Dolomiten, wo er die
Zivetter Nordweſtwand
be=
ſtieg und andere Berge,
die zum Teil vor ihm noch
kein Menſch bezwungen
hatte. Hermann Schaller,
der im Jahre 1906 in
München geboren wurde,
alſo im Alter von 26
Jah=
cen ſteht, und in kurzer
Zeit an der Techniſchen
Hochſchule in München ſein
Examen als Elektro=
Ma=
chinen=Ingenieur machen
vollte, war überzeugt, daß
r durch ſeine
bergſteige=
iſchen Fähigkeiten
im=
tande ſein werde, auch
ſen Kangchendzönga zu
ezwingen, der bisher
illen menſchlichen
Angrif=
en Trotz geboten hat.
Venn auch das Unglück
tur durch einen grauſigen
Zufall verſchuldet wurde,
o ſind doch die
Schwierig=
eiten, die ſich der
Beſtei=
zung dieſes Bergrieſen
ntgegenſtellen, ungeheuer
froß. Der
Kangchend=
önga iſt durch ſeine
un=
geheueren ſteilen Flanken
und Abgründe, durch ſeine
teilen Eiscouloirs
viel=
eicht der ſchwierigſte Berg
der Welt. Die Expedition
Bauer, die ſich bereits
um zweiten Male die Bezwingung dieſes Berges zum Ziele
ge=
etzt hat, war ſchon im Jahre 1929 bis ungefähr 7000 Meter
Höhe gekommen und hat auf den verſchiedenſten Umwegen, über
die gefährlichſten Gratkanten und ſteilſten Firnabhänge, über
ungeheuere Gletſchermeere und über hängende Eistürme den
Weg bis zu genau 7450 Meter Höhe gefunden. Die
Expe=
dition war alſo in der Ueberwindung der Schwierigkeiten ſchon
Meiſter, denn die Mitglieder hatten es verſtanden, Höhen zu
erklimmen, die vollkommen unwegſam waren. So wurde z. B. ein
Eisturm, der unter keinen Umſtänden hätte beſtiegen werden
können, dadurch erobert, daß man zu ſeiner Spitze einen Tunnel
ſchlug. Man konnte alſo eine Steigung von wenigen hundert
Me=
ter Höhe nur durch eine Arbeit vieler Tage ermöglichen. Die
Schwierigkeiten, die ſich hier den Bergſteigern entgegenſtellen,
waren alſo bekannt. Aber Männer wie Hermann Schaller waren
durchaus dazu angetan, auch die größten Gefahren zu beſiegen,
zu=
mal er ſchon von den erfahrenen Bergſteigern der erſten deut=
ſchen Himalaja=Expedition vom Jahre 1929 über die beſonderen
Anforderungen unterrichtet worden war, die dieſer Berg ſtellte.
Von der früheren Expedition ſind ſechs Mitglieder jetzt wieder
be=
teiligt. Tatſächlich hatte auch nur ein tragiſcher Zufall das
Un=
glück verſchuldet, denn aus einem Bericht der Expedition wiſſen
wir, daß die Erſteigung des ſteilen Eiscouloirs für einen erfah=
Trägerkolonne vor dem Kangchendzönga.
(Aufnahme von der letztjährigen Deutſchen Himalaja=Expedition.)
renen Bergſteiger nicht beſonders ſchwierig war, und daß trotzdem
hier durch den Abſturz des Trägers Paſank Hermann Schaller
mit in die Tiefe geriſſen wurde. Die Stelle, wo das Unglück
ge=
ſchah, war der ſogenannte „Nordoſtſporn” des Kangchendzönga, in
einer Höhe von ungefähr 6200 Metern, wo die Expedition von
1929 bereits ein Lager aufgeſchlagen hatte. Es war dasſelbe
La=
ger, das die vorige Expedition nach einem furchtbaren
zwanzig=
tägigen Kampf erreichte, als ſie Mitte September durch den
plötz=
lich hereinbrechenden Winter gezwungen war, ihre Bemühung,
den Kangchendzönga zu bezwingen, aufzugeben und umzukehren.
Damals hatten ſie einen Himalaja=Rekord aufgeſtellt. Seit dem
Jahre 1899 ſetzten die Bemühungen ein, dieſen Berg zu bezwingen.
Manche Erfolge wurden erzielt. So erreichten z. B. einige
Eng=
länder bereits im Jahre 1920 eine Höhe von 6400 Metern. Aber
auch viele Opfer forderte dieſer mordende Eisrieſe, denn bei dem
Beſtreben, unter allen Umſtänden die Spitze des Berges zu
er=
reichen, kamen u. a. Alexander Pache und Jack Guillarmod um.
Seite 9
Teils ſtürzten die Opfer dieſes Eisrieſen ab, teils erfroren ſie,
wenn der Winter plötzlich mit ungeheurer Wucht hereinbrach.
Im=
mer wieder aber zogen kühne Bergſteiger aus, um den
zweit=
höchſten Berg der Welt zu bezwingen. Die deutſche Expedition
hatte die größten Vorſichtsmaßnahmen getroffen, um ein
Ge=
lingen diesmal zu ſichern. Die Erfahrungen, die man bisher
ge=
ſammelt hatte, und die auch von der ſogenannten internationalen
Himalaja=Expedition 1930 gemacht worden waren, reichten aus,
um einen Erfolg in Ausſicht zu ſtellen. Die Expedition Bauer
ging diesmal auch mit größten Hoffnungen ans Werk. Alle
Män=
ner waren davon überzeugt, daß dazu nicht nur Glück, ſondern
auch große körperliche und geiſtige Zucht gehöre, Eigenſchaften,
durch die ſich die Mitglieder der deutſchen Expedition in
hervor=
ragender Weiſe auszeichnen. Beſonders Hermann Schaller war
gerade durch ſeine geiſtige und körperliche Zucht als Bergſteiger
beliebt. Auch die Träger, die mitgenommen wurden, ſind erprobte
Männer. Eine Sekunde der Unachtſamkeit, ein kleiner Fehltritt,
ſind in ſolchen unzugänglichen und ſteilen Eishöhlen allerdings
oft die Urſachen größter Kataſtrophen.
Geſchäftliches.
Pertrix — Berlin.
Der Gedanke des Batterie=Empfängers, vom Verband der
Funk=
induſtrie ſo warm propagiert, hat bei faſt allen apparatebauenden
Firmen lebhaften Widerhall gefunden, und ſo ſtehen die Batteriegeräte
diesmal weit ſtärker im Brennpunkt des Intereſſes. In der
Konſtruk=
tion der Batterieempfänger ſind recht erfreuliche Fortſchritte zu vem
zeichnen. Eine ganz beſondere Neuerung ſtellen die ſchnur= und
ſtrek=
kenloſen Batterie=Empfänger dar. Im Kampf mit den Rundfunk=
Stö=
rungen iſt der Batterieempfänger immer Sieger. Kommen dazu noch
die Fortſchritte unſerer großen Anodenbatterie=Fabriken, welche dem
Hörer eine Verbilligung der ſtündlichen Stromkoſten bringen, ſo darf
damit gerechnet werden, daß der gegenwärtige Anteil von zirka 50
Pro=
zent für die Batterieempfänger mindeſtens auch weiterhin erhalten bleibt.
Die Firma Pertrix=Berlin, wohl die bedeutendſte der Trockenbatterie=
Fabriken, iſt auf der Funkausſtellung mit einem recht geſchmackvollen
Stand vertreten. Pertrix=Anoden werden vor Verſand und Verkauf
nach den modernſten Methoden geprüft und ſind die zuverläſſigſte
Stromquelle, welche ſtörungsfreien Empfang mit dem Heimempfänger
und auch dem modernen Koffergerät gewährleiſtet. Als beſondere
Neu=
heit ſtellt die Firma Pertrix ihre Anodenbatterien für die ſchnur= und
ſtreckenloſen Roland Brandt=Batterie=Empfänger aus.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 25. Auguſt.
15.15: Hausfrauen=Nachmittag. 1. Wochenſchau. — 2. Kleine
Ge=
richte in Verbindung mit Pilzen.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: H. Picard
(Sopran), M. Fiechtl (Alt), A. Harlacher (Tenor), H. Hofele (
Ba=
riton). O. Senfert (Flügel).
18.40: Dr. Hirſchberg: Wozu eigentlich Goldwährung?
19.05: Wird noch bekanntgegeben.
19.30: Zeit, Programm, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.45: Akkordeon=Duette. Ausf.: Lotte und Kurt Junghans.
20.30: Geſpräch mit Elly Beinhorn.
21.00: Konzert des Funkorcheſters. Werke von Feruccio Buſoni.
So=
liſten: Lonnn Epſtein (Klavier), W. Schütze (Klarinette).
22.00: Budapeſt: Zigeunermuſik.
22.15: Zeit, Wetter, Nachrichten, Sport.
22.35: Fortſetzung der Zigeunermuſik.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Dienstag, 25. Auguſt.
10.10: Schulfunk: Die Meiſterſingerzeit.
15.00: F. Kaulvers: Rundfunk in Japan.
15.45: Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten.
16.00: Leipzia: Nachmittagskonzert.
17.00: Dr. Würzburger — J. Bunzl: Literariſche Porträts
poli=
tiſcher Köpfe.
17.30: F. Stöſſinger: Die moderne Franzöſin im Leben und in
der Literatur.
18.00: C. Meißner: Goethe in heiteren Stunden.
18.30: Dr. Schwering, M. d. L.: Die großen politiſchen Parteien
in der Karikatur.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
19.00: Franzöſiſch für Anfänger.
19.30: M. Müller=Jabuſch: Weltpolitiſche Stunde.
19.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Tanz=Abend. Ilia Livſchakoff und ſein Orcheſter, Melodie
Gents.
22.00: Dr. Räuſcher: Politiſche Zeitungsſchau.
anſchl. Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Budapeſt: Zigeunermuſik.
A
WElgticw
Beſſ. unabh.
allein=
teh. Frau m.
Mö=
deln ſucht Stellung
als Haushälterin
dei beſſ. alleinſteh.
Herrn, evtl. auch
tagsüber. Ang. u.
J. 235 Geſchſt. (*
Nett. 19jährig. ev.
Mädel ſucht Stellg.
bei Kindern,
Kin=
derheim od. dergl.
Ang. u. J. 225 Gſt.*
Junges Mädchen,
das ſeith. in
Bade=
ort tätig war, ſucht
Stellung in Café
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nimmt auch etwas
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unt. J. 249 Gſchſt.*
Staatl. gepr.
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I. Kl.
Nordd.,73J. ,ev., beſte
Zeugn., ſuchtz. 15.Okt.
od. ſpät. and. Stelle,ev.
a. Haush. vorſt.
Darm=
ſtadt, Frankf o. Umg.
bevorz. Angeb. unter
K 25 Geſchäftsſt.
Kindergärtnerin
ſucht tagsüber, ev.
auch ½ Tage, paſſ
Wirkungskreis.
Angeb. unter K. 19
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Schulſtraße (Ecke Kirchſtraße) (299a
Bekanntmachung.
Im Zwangsverſteigerungsverfahren
gegen Peter Diehl und Ehefrau in
Darmſtadt wird der
Verſteigerungs=
termin vom 8. Oktober 1931
aufge=
hoben.
(12288
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1931.
Heſſ. Amtsgericht I.
Zwangsverſteigerang.
Termin: Dienstag, den 8. September 1931, nachmittags ½4
Uhr, im Sitzungsſaale Zimmer 219 des Neuen
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 2, Band 4 Bl. 314:
Flur 2 Nr. 14107 o, Grabgarten. Arheilgerſtraße,
39 qm Schätzung: 300.— RM.
Flur 2 Nr. 1411, Hofreite Nr. 19, daſelbſt, 885 qm.
Schätzung: 9700.— RM.
Eigentümer: Landwirt und Fuhrunternehmer Wilhelm
Hirſch in Darmſtadt, Arheilgerſtraße 19.
Darmſtadt, den 27. April 1931.
(10695a
Heſſiſches Amtsgericht I,
Freitag, den 28. ds. Mts., vormittags ½10 Uhr
beginnend, verſteigere ich im gefl. Auftrag
nach=
folgend bezeichnete Gegenſtände in meinem Lokal
6 Alexanderſtraße 6.
gegen ſofortige Barzahlung:
1 modernes Schlafzimmer, beſt. aus: 2 Betten mit
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Spiegelſchrank (180 cm breit);
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(1.80 m breit), 1 Diplomatenſchreibtiſch, 1 runder Tiſch,
1 Schreibtiſchſeſſel, 2 Stühle;
Einzelmöbel: 1 kl. Spiegelſchränkchen (Mahagoni), 1kl.
Kleider=
ſchrank, 1 Vitrine, 1 Kommode, 1 Divan, 1 Flurgarderobe,
2 Teppiche (je 4,30/3,30 m), Bettvorlagen;
1 Piano, 1 Harmonium;
1 Partie Bett=, Tiſch= und Leibwäſche und vieles Ungenannte.
Darmſtadt, den 25. Auguſt 1931.
Tel. 4323 Kunſt= u. Auktionshaus Tel.4323.
Philipp Kling
12289
Annahme von Taxationen und Verſteigerungen.
Beſichtigung und Verkauf täglich von 9—6 Uhr.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Donnerstag, den 22. Oktober 1931 nachmittags
½4 Uhr, im Sitzungsſaale, Zimmer 219 des Neuen
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 4, Band 7. Blatt
382, Fl. 4 Nr. 553, Hofreite Nr. 48 Rheinſtraße,
1204 qm. Schätzung: 85 000 RM.
Eigentümerin: Katholiſcher Geſellenverein in Darmſtadt.
Darmſtadt, den 22. Juni 1931.
(12149a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Termin: Dienstag, den 20. Oktober 1931 nachmittags
½4 Uhr, im Sitzungsſaale, Zimmer 219 des Neuen
Gerichtsgebäudes in Darmſtadt.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk 1. Band 2. Blatt
95 Fl. 1 Nr. 1260 Hofreite Nr. 26 Karlsſtraße,
246 qm. Schätzung: 12 000 RM.
Eigentümerin: Schwarzwälder Grundſtücks=Aktiengeſellſchaft
in Freiburg im Breisgau.
Darmſtadt, den 8. Juni 1931.
(12148a
Heſſiſches Amtsgericht I.
Sbott, Sptel und Jurnen.
Europameiſterſchaften der Schwimmer.
Deutſcher Waſſerballſieg über die Tſchechoſlowakei.
Die von 15 Nationen beſchickten Europameiſterſchaften der
Schwimmer haben am Sonntag in Paris begonnen. Von
herr=
lichem Sommerwetter begünſtigt, hatte am Sonntag das
Schwimm=
ſtadion in Tourelles ſeinen großen Tag. Der Andrang der
Zu=
ſchauer war ungeheuerlich und ſämtliche Plätze reſtlos
ausver=
kauft. Die Eröffnung der Meiſterſchaftskämpfe erfolgte nach dem
feſtlichen Einmarſch aller Mannſchaften der beteiligten Länder
durch Graf de Caſtellane.
Am erſten Tag wurden die Vorläufe in den kurzen
Crawl=
ſtrecken für Herren und Damen und drei Waſſerballſpiele
ausge=
tragen. — Bei den Herren gab es für Deutſchland eine
unan=
genehme Ueberraſchung, denn der deutſche 100 Meter=Meiſter,
Schubert=Berlin, der im dritten Vorlauf als Favorit an den Start
ging, wurd hinter dem in 1:03,8 Min. ſiegenden Italiener Coſtoli
und dem Schweden Lundahl nur Dritter und kommt dadurch nicht
in die Entſcheidung. Beſſer hielt ſich der junge Kölner Haas, der
zwar gegen den ungariſchen Meiſterſchwimmer Dr. Barany nichts
auszurichten vermochte, aber den zweiten Platz gegen Bochenski
(Polen) und Guiilini (Belgien) erfolgreich verteidigte. Barany
ſchwamm die beſte Zeit der Vorläufe von 59,8 Sek., während Haas
4:03,6 Min. benötigte. Im erſten Vorlauf, der von dem Ungarn
Szekely in 1:01 Min. gewonnen wurde, fehlte der franzöſiſche
Re=
kordmann Taris, der damit über die kurze Strecke einer
Begeg=
nung mit Barany aus dem Wege geht. Für die Entſcheidung
über 100 Meter, die am Montag fällt, haben ſich Szekely, Steiner,
Barany, Haas Coſtoli und Lundahl qualifiziert.
Bei den Damen iſt Deutſchland in der 100 Meter=
Crawl=
ſtrecke nicht vertreten. In den beiden Vorläufen wurden
ausge=
zeichnete Zeiten geſchwommen. Die Franzöſin Yvonne Godard
ſiegte im erſten Lauf in 1:10,4 Min. vor der Engländerin Cooper
und der Holländerin Braun. Den zweiten Lauf brachte die
Un=
garin Leukai in 1:11,6 Min, vor, der jungen Holländerin Den
Luden und der Engländerin Dowall an ſich. Die genannten ſechs
Schwimmerinnen treten am Dienstag zur Entſcheidung an
In den Vorkämpfen des Waſſerbullturniers war am Sonntag
die Tſchechoſlowakei Deutſchlands erſter Gegner. Die Deutſche
Na=
tionalmannſchaft ſiegte nach ſchönem Lauf unter der
ausgezeich=
neten Leitung des Belgiers Blitz mit 3:1 (2:1). Der Sieg iſt
etwas knapp ausgefallen, obwohl unſere Vertreter durchweg mehr
vom Spiel hatten und den Tſchechen techniſch glatt überlegen
waren. Schon nach fünf Minuten Spielzeit ging Deutſchland in
Führung, aber bald erzwangen die Tſchechen den Ausgleich. Nach
zahlreichen, nicht ausgenutzten Gelegenheiten konnte endlich eine
halbe Minute vor dem Pauſenpfiff der Berliner Schirrmeiſter
unſere Mannſchaft erneut in Front bringen. — Nach dem Wechſel
verdoppelten die Mannſchaften ihre Anſtrengungen, aber die
Be=
mühungen der Tſchechen, den Ausgleich zu erzielen, blieben
erfolg=
los, und mit dem dritten deutſchen, von Schumburg erzielten Tor
war die Niederlage des Gegners beſiegelt. — In den weiteren
Spielen ſiegte der Titelverteidiger Ungarn über Frankreich mit
dem ſenſationellen Ergebnis von 12:1 (5:0). Die Ungarn waren
den gewiß nicht ſchlechten Franzoſen haushoch überlegen und
brach=
ten nach Gefallen ihre Treffer an. Bereits am Vormittag war
Oeſterreich knapp über Schweden mit 3:2 (1:1) erfolgreich geweſen.
Der zweite Tag.
Dr. Barany ſiegt im 100=Meter=Crawlſchwimmen.
Am Montag fiel im Stadion zu Tourelles bei Paris die erſte
Entſcheidung bei den Titelkämpfen im 100=Meter=
Crawlſchwim=
men. Dr. Stefan Barany=Ungarn verteidigte erwartungsgemäß
ſeine Meiſterſchaft erfolgreich in der glänzenden Zeit von 59,8 Sek.
Der Kölner Haas, der als einziger Deutſcher in die Entſcheidung
gekommen war, ſchwamm weit unter ſeiner gewöhnlichen Form
und konnte in der gleichen Zeit wie der Schwede Lundahl nur den
fünften Platz belegen. Das Ergebnis: 1 Dr. Barany=Ungarn 59,8
Sek. 2. Szekely=Ungarn 1.00,8 Min. 3 Steiner=Tſchechoſlowakei
1.03 Min. 4. Pettexſon=Schweden 1.03 4 Min. 5. Haas=
Deutſch=
land und Lundahl=Schweden 1.04,4 Min. 7. Cappelini=Italien
1.05 Min.
Bei den Damen gab es zwei Vorläufe zum 200=
Bruſt=
ſchwimmen. Die einzige deutſche Teilnehmerin, Frl. Suchard=
Charlottenburg konnte einen dritten Platz belegen und ſich damit
für die Entſcheidung am Mittwoch qualifizieren. Die Ergebniſſe:
1. Vorlauf: 1. Hinton=England 3.19,6 Min. 2 Wertheimer=
Oeſter=
reich 3.24 Min. 3. Huybers=Holland 3.28 Min. 4 Guth=
Frank=
reich 3.47,8 Min. — 2. Vorlauf: 1. Kaſtein=Holland 3.15,4 Min.
2. Wolſtenholme=England 3.18,4 Min. 3. Suchard=Deutſchland
3.21 Min. 4. Maſſon=Frankreich 3.39 Min.
Die Waſſerballkämpfe des Montags.
Ungarn — Oeſterreich 13:0. Im erſten Spiel des
zweiten Tages zeigten die ungariſchen Titelverteidiger erneut, in
welch hervorragender Form ſie nach Paris gekommen ſind. Sie
ſiegten gegen die Wiener leicht mit 13:0 (6:0). Das Spiel bot
natürlich keine beſonders erwähnenswerten Ereigniſſe
Schweden — Frankreich 4:4 (2:1). Nach ihrer hohen
Niederlage gegen die Ungarn mußten ſich die Franzoſen in ihrem
zweiten Spiel mit einem Unentſchieden begnügen. Sie
proteſtier=
ten wiederholt lebhaft gegen den ungariſchen Schiedsrichter
Speiſeger.
Deutſchland — Belgien 3: 3 (3:1). Im letzten Spiel
des Tages gelang es der deutſchen Sieben nicht, Revanche für die
kürzlich durch Belgien in Barmen erlittene Niederlage nehmen,
ſie mußten ſich mit einem Unentſchieden von 3:3 begnügen,
ob=
wohl ſie bei der Pauſe mit 3:1 führte. Unter der Leitung des
Engländers Hodſon kam es zu einem flotten Spiel, bei dem die
Deutſchen in der erſten Halbzeit ſtark im Angriff lagen. Sie
konnten auch durch zwei Strafwürfe von Amann 2:0 in Front
gehen. Belgien holte durch Melardi einen Treffer auf doch noch
vor der Pauſe ſchoß Schumburg einen dritten Treffer für
Deutſch=
land. Nach dem Wechſel war Melardi ein zweitesmal für
Bel=
gien erfolgreich. Kurz vor Abpfiff, als Erich Rademacher einmal
die Sicht verſperrt war, brachte der Belgier Depauw den
Aus=
gleich an.
Die Tabelle nach den Spielen des zweiten Tages:
1. Ungarn 4:0 Punkte. 2. Deutſchland 3:1 Punkte. 3. Oeſterreich
2:2 Punkte, 4. Belgien 1:1 Punkte, 5. Schweden 1:3 Punkte.
6. Frankreich 1:3 Punkte. 7. Tſchechoſlowakei 0:2 Punkte.
Deutſche Skrommeiſterſchaften.
Ake Rademacher und Frl. Mehlitz neue Titelträger.
Unter ſtarker Anteilnahme der Bevölkerung kamen am
Sonn=
tag auf der Oder bei Küſtrin die Strommeiſterſchaften des DSV.
zur Entſcheidung. Trotz der niedrigen Waſſertemperatur (16
Grad Celſius) gab es auf der 7500 Meter langen Strecke
ſpan=
nende Kämpfe. In der Meiſterſchaft der Herren lag die
Ent=
ſcheidung zwiſchen Joachim Rademacher und den beiden Berlinern
Reglin und Wernitz. Im Endſpurt hatte Rademacher noch größere
Reſerven, und ſiegte ſchließlich in 1:02,35 mit faſt 1½ Sek.
Vor=
ſprung vor Reglin, dem dichtauf Wernitz folgte. — Bei den
Da=
men mußte Frl. Rungler (Frieſen Berlin) durch ihre kürzliche
Bezwingerin Lieſelotte Mehlitz (Germania 94, Weißenſee) eine
neue Niederlage einſtecken. Die Wienerin legte die Strecke in
1:08,34 zurück. — Die Meiſterſchaft für Heeresangehörige
holte ſich unter 120 Bewerbern der Schütze Els vom 9. preußiſchen
Infanterieregiment Potsdam in 1:06,20 vor dem Schützen Röher
(Leipzig).
Fußball.
S.V. 1910 Weiterſtadt — Eintracht Darmſtadt 7:3 (3:2),
Ecken 5:2.
Am Sonntag hatte Weiterſtadt den F. C. Eintracht Darmſtadt
zum erſten Verbandsſpiel zu Gaſt. Vorweg ſei erwähnt, daß die
Eintracht Darmſtadt für die kommenden Verbandsſpiele einen
nicht zu unterſchätzenden Gegner abgibt und durch ihre ſchöne,
ſchnelle und faire Spielweiſe manche Punkte ſich holen wird. Schon
gleich nach Anpfiff entwickelte ſich ein äußerſt ſchnelles und faires
Spiel. Durch leichte Ueberlegenheit erzwingt Eintracht Darmſtadt
die erſte Ecke, die durch das ſchnelle Eingreifen des Weiterſtädter
Tormanns vereitelt wurde. Die Einheimiſchen fanden ſich nun
beſſer zuſammen und konnten in der 12. Minute durch Dahn das
Führungstor erzielen. In der 26. Minute erhöhte Storm durch
ſchöne Vorlage von Hahn auf 2:0. Durch ein Mißverſtändnis in
der Hintermannſchaft konnte Eintracht Darmſtadt den erſten
Ge=
gentreffer anbringen, und wenige Augenblicke ſpäter den
Gleich=
ſtand erzielen. Kurz vor Seitenwechſel erzielten die Einheimiſchen
den Führungstreffer. Nach Wiederbeginn hielt die flotte
Spiel=
weiſe der 1. Hälfte an, wenn auch hier die Gäſte etwas weniger
vom Spiel hatten und die Einheimiſchen die Torchancen weit
beſſer ausnutzten. Nach kurzer Drangperiode, in der der
Gäſte=
tormann manche totſichere Sachen vereitelte, konnten die Schwarz=
Weißen auf 4:2 erhöhen. Nunmehr ließen die Weiterſtädter
merk=
lich nach. Eintracht nützte dies geſchickt aus und durch ſchön
ge=
tretenen Strafſtoß konnte ſie den 3. Gegentreffer anbringen.
Poſt=
wendend erzielten die Einheimiſchen durch Zimmermann, den
5. Treffer, der noch zu allem Ueberfluß durch ſchlechte. Abwehr
des Gäſteverteidigers ins eigene Tor gelenkt wurde. In kurzen
Abſtänden konnte Zimmermann noch zweimal erfolgreich
ein=
ſenden. Die Gäſte hinterließen, wenn auch mit Erſatz antretend
den denkbar beſten Eindruck und ſind gern geſehene Spieler. Mit
dem Schlußpfiff konnte Weiterſtadt als verdienter Sieger, da es
eine ausgeglichenere Elf ſtellte, den Platz verlaſſen. Schiedsrichter
Lohr=Sprendlingen hatte kein allzu ſchweres Amt, leitete
ein=
wandfrei und fur beide Teile ſehr zufriedenſtellend. Schade, daß
dieſem ſchönen und fairen Treffen wenige Zuſchauer beiwohnten.
Radfahren.
Trotz der Radweltmeiſterſchaften in Kopenhagen ging es im
deutſchen und ausländiſchen Radſport am Sonntag wieder ziemlich
lebhaft zu. Die ſchlechte Witterung brachte einigen Veranſtaltern
einen böſen Strich durch die Rechnung; ſo mußten die
Dauerren=
nen in Aachen und Zurichabgeſagt werden. In den
Bahn=
wettbewerben iſt beſonders der Sieg des Meiſters Sawall in
Halle bemerkenswert. Der Berliner gewann beide Läufe vor
Urago und Hille. — In Stettin enttäuſchte Weltmeiſter
Möl=
ler einmal mehr und gab wegen Erkrankung auf. Wolke, der den
erſten Lauf gewonnen hatte, hielt ſich im zweiten dicht hinter
Schön und ſiegte ſo im Geſamtergebnis. In den
Fliegerwett=
bewerben war Engel ſeinen Konkurrenten Bernhardt und
Osz=
mella überlegen. — Auf der Aſchenbahn des Berliner
Polizei=
ſtadions fuhren Engelmann/W. Nickel im 50=Km.=
Mannſchaftsren=
nen in 1.18:47,6 einen ſchönen Sieg mit Rundenvorſprung gegen
Petri/Mantey und Lehmann/Wiſſell heraus. Das
Fliegerhaupt=
fahren holte ſich der Breslauer Kießlich.
Rot=Weiß Darmſtadt — Arheilgen 04 7:2 (2:1).
Zu dieſem Treffen erſchien Arheilgen in ſtarker Beſetzun
und ſetzte den Rot=Weißen den ſchärfſten Widerſtand entgeger
was auch das Halbzeit=Reſultat beſagt. Erſt in der zweiten Spie
hälften hatte Rot=Weiß mehr vom Spiel und konnte mit 5 we
teren Toren den Sieg ſicherſtellen. Arheilgen dürfte bei noch be
ſerem Zuſammenſpiel einen ſtarken Gegner abgeben. Bei Ro
Weiß war der Sturm in der 1. Hälfte ſchwach, doch bis Schlu
beſſerte ſich auch dies. Sehr gut war die Hintermannſchaft, in de
noch beſonders Meyer ſich auszeichnete. Schäfer wurde wege
Nachtretens vom Platz geſtellt.
Schießſpork.
PolSV. Butzbach—Schieß=SC. Kleeblatt Darmſtadt.
Am vergangenen Sonntag fand auf dem K.K.=Schießſtan
des Heſſiſchen Polizeiſportvereins e. V., Ortsgruppe Butzbach, de
fällige Rückkampf im Kleinkaliber=Mannſchaftsſchießen zwiſche
der Meiſtermannſchaft des Schieß=Sportclubs Kleeblatt Darn
ſtadt und einer Mannſchaft der Butzbacher Poliziſten ſtatt.
Die Mannſchaften beſtanden aus je 4 Schützen, von dene
jeder 5 Schuß liegend freihändig. 5 Schuß kniend oder ſitzend un
5 Schuß ſtehend freihändig zu ſchießen hatte. Geſchoſſen wurd
über 50 Meter auf 12er Ringſcheibe. Die Gäſtemannſchaft i
eine Meiſtermannſchaft im wahrſten Sinne. Sie ſetzt ſich aus vie
Meiſtern ihres Faches zuſammen (hier ſei nur der 2. Weltmeiſte
Berghöfer erwähnt). Die Mannſchaft konnte dank ihrer beſſere
Waffen und einer beſtechenden Ruhe den Kampf mit 561:463 Rin
gen gegen die Polizeimannſchaft gewinnen. Sie ſtellte auch i
Grimm (147 Ringe) den beſten Schützen des Tages.
Der beſte Schütze der Polizeimannſchaft war Dörſam, der e
auf 131 Ringe brachte.
Am Nachmittag fand als zweites Treffen ein. Wettſchieße
zwiſchen der aus 6 Schützen beſtehenden 2. Garnitur der Gäſt
und der aus 2 Schützen verſtärkten Polizeimannſchaft des Vor
mittags ſtatt. Auch hier gelang es den Gäſten, mit 749:722 Rir
gen über die Polizei ſiegreich zu bleiben. In dieſer
Nachmittag=
begegnung waren v. Stebuth=Darmſtadt mit 139 Ringen, Schöne,
und wiederum Dörſam=Polizei mit jeweils 137 Ringen die beſte
Schützen.
In der Mittagspauſe wurde im Beamtenheim der Schloſ
kantine durch den 1. Vorſitzenden der Ortsgruppe Butzbach,
Pol=
zeihauptmann Keller, an die Gäſte eine Erinnerungsgabe über
reicht, wobei die offizielle Begrüßung der Gäſte ſtattfand. Zw
ſchen den Vorſitzenden der beiden Vereine wurden warme Wort
des Willkomms und des Dankes gewechſelt. Herr
Polizeihaup=
mann Keller betonte, daß dieſe ſchöne Sportart nicht genug ge.
pflegt werden könne. Gelte es doch gerade durch ſie Auge un
Nerven durch dauernde Uebung zu ſtählen und zu erhalten. De
1. Vorſitzende des Gaſtvereins ſprach Worte der Anerkennun
über den Empfang und die gaſtfreundliche Aufnahme und
ve=
ſicherte, jederzeit gern wieder mit ſeinen Schützen Gaſt des Pol
zeiſportvereins Butzbach ſein zu wollen, ſo daß wir uns eventue
ſchon auf eine Begegnung der beiden Vereine im kommende
Jahre freuen dürfen.
Südweſtdeutſcher Sportverband für Kleinkaliberſchießen.
Gau Ober=Gerſprenz.
In den Vorkämpfen zur Südweſtdeutſchen Meiſterſchaft im
Klei=
kaliberſchießen (Gauſchießen) errangen in unſerem Gau insgeſamt
Schuitzen und Jungſchützen die Gaumeiſterſchaft. Die Gauſieger trete
zu dem am 27. September 1931 auf den Schießſtänden des Schützer
vereins Brensbach ſtattfindenden Schlußſchießen um die Südweſtdeutſc
Meiſterſchaft an, um in der aus 10 Schuß ſtehend freihändig beſtehende
Meiſterprüfung ſich als ſüdweſtdeutſche Meiſter im Kleinkaliberſchie
ſport zu qualifizieren. Dieſer hochbedeutende Wettkampf verlangt ve
jedem der 70 in Frage kommenden Schützen tüchtiges Training, um de
nicht leichten Wettkampfforderung gerecht zu werden, wie andererſei
am 27. September auch jedem Schützen nochmals Gelegenheit gebote
wird, die Ergebniſſe des Vorwettkampfes (Gauſchießen) durch Wiede
holung zu verbeſſern .
Welterberichl.
Dem Kanal hat ſich eine neue Störung mit ſehr ſtarkem
Bar=
metergefälle genähert. Der größte Teil von Frankreich ſteht b
reits unter ihrem Einfluß, ſo daß verbreitete Niederſchläge m
zunehmender Luftbewegung heute morgen dort auftraten. De
Regengebiet ſowie die anderen Begleiterſcheinungen der Störun
dürften unſeren Bezirk ſtreifen. Somit wird die durch den Kal
lufteinbruch geſchaffene Beſſerung zum Schwinden gebracht, un
die Temperaturen ſteigen an.
Ausſichten für Dienstag, den 25. Auguſt 1931.
Erneute Eintrübung und Niederſchläge, wärmer, zeitwei
lebhafte bis böige Luftbewegung.
Ausſichten für Mittwoch, den 26. Auguſt 1931.
Wechſelhaft, vorübergehend aufheiternd, gewitterartig
Schauer.
Hauptſchriſtleltung: Rudelf Maupe
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feutlleion, Reich um
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann
ſür den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdſenf: Andreas Bauer;ſiüt
„Die Gegenwact”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitelungen: Wiliv Kuble.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten
Sagdttt
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
68)
Copyright by Ernſt Keils Nachf., (Aug. Scherl), G.m.b. H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
„Hab’ ich auch. Und die Arbeit ſoll mir auch nicht zuviel
werden. Ich bin nur der Meinung, das Leben beſteht nicht in
Arbeit allein. Das Herz will doch auch was haben. Und wenn
ich denke, ich ſoll da ganz allein in unſerem Rieſenhaus ſitzen —
meine Eltern wollen in ein Bad —, dann packt mich die Angſt.
Uebrigens . . .‟ Er zog aus ſeiner Taſche eine Photographie.
„Hier haben Sie den Kotten! Leider iſt der große, ſchöne
Gar=
ten nicht darauf zu ſehen. Mein Vater iſt ein Gartenfex. Hält
ihn immer tadellos in Schuß. Ich habe wenig Sinn dafür.
Schade um den Garten, wenn mein alter Herr mal nicht mehr
da iſt!“
„Na, dann nehmen Sie ſich halt einen Gärtner!"
„Ach, Gärtner! Was heißt Gärtner? Immer da einen
fremden Menſchen rumlaufen zu haben! Ich fände es viel
netter, wenn einer aus dem Hauſe, ein Naheſtehender, den
Garten mit Liebe betreute.”
Tilly wandte ſich achſelzuckend zur Seite.
Rudi trat mit ſchmeichelnder Miene zu ihr. „Der ſchöne
Garten, Tilly! Sie ſprachen doch einmal davon, wie Sie es
in Ihrem Mietshaus ſo ſchmerzlich vermißten, kein grünes
Fleckchen zu haben, das Sie pflegen, hegen könnten. . . . Unſer
Garten iſt tatſächlich ſehr ſchön — hätten Sie wirklich keine
Luſt? An mir liegt Ihnen ja nicht viel — das weiß ich. Aber
des armen, ſchönen Gartens halber ..
Er wollte den Arm um ihre Schulter legen, aber ſie wich
zur Seite. „Rudi! Sie ſind doch wirklich ein komiſcher Menſch!
Alſo ich ſoll Ihren Garten heiraten?!“
„Warum nicht, liebe Tilly? Heiraten Sie den Garten und
nehmen Sie mich mit in Kauf! Sie könnten mich ja als Zwerg
vder Pilz in den grünen Raſen ſetzen.”
Aergerlich über die Röte, die ihr bei ſeinen Worten in die
Wangen ſtieg, trat Tilly zu einem Regal, machte ſich daran zu
ſchaffen. „Es iſt ja nicht lange mehr bis Weihnachten”, ſprach
ſie, halb über die Schulter gewandt. „Da werde ich Ihnen dann
Beſcheid geben — wegen des Gartens.”
Doch wenn ſie geglaubt hatte, damit Rudi Wendt
loszu=
werden, ſo hatte ſie ſich geirrt. Sie fühlte plötzlich zwei Hände
von hinten ſich um ihren Kopf legen. Und ſo ſehr ſie ſich auch
ſträubte, die Küſſe Rudis brannten auf ihren Lippen.
Der Wiesbadener Zug lief in den Frankfurter
Hauptbahn=
hof ein. Johanna Terlinden entſtieg ihm und eilte zu dem
übernächſten Bahnſteig, wo eben der Zug von Leipzig einrollte.
Suchend ging ihr Blick über das Gewimmel der Ausſteigenden.
Da fühlte ſie eine Hand auf ihrer Schulter, eine Stimme ſprach:
„Hier bin ich, Johanna!”
Dann lag ſie in Fortuyns Armen . . . Und dann ſchritten
ſie Arm in Arm den Bahnſteig auf und ab. Nur eine knappe
Viertelſtunde hatte ſie für ſich. Dann mußte Fortuyn
weiter=
fahren nach Koblenz, nach Paris.
Und während ſie ſprachen, glitten ihre Blicke immer wieder
verſtohlen nach dem Zeiger der großen Uhr, der unerbittlich
und drohend Minute um Minute vorrückte. Unter dem Zwang
der verrinnenden Zeit wagten ſich Worte — vor kurzem noch
ſcheu gemieden — von ihren Lippen. Worte, durchzittert vom
glühenden Wunſch baldiger Vereinigung — Worte voller
Hoff=
nung auf frohe, glückliche Zukunft.
Türenſchlagen — Abſchiedsrufe um ſie herum . .
Einſteigen! ..
Noch einmal lag Johanna in Fortuyns Arm, küßte ihn,
drängte ihn zum Wagen. Er ſtand am herabgelaſſenen Fenſter,
ergriff nochmals Johannas Hand. Da zeigte ſie mit
erſchrok=
kener Miene auf ein junges Paar, das Arm in Arm über den
Bahnſteig ging, eben einen Beamten nach dem Baſler Zug
fragend.
„Walter, Walter, das ſind die beiden, die damals mit mir
von Köln nach Berlin fuhren! Du weißt wohl? Ich erzählte
dir davon.”
Fortuyn warf einen neugierigen Blick auf Waldemar und
Juliette, die, eng aneinandergeſchmiegt, in lebhaftem, fröhlichem
Geplauder an ihnen vorüberſchritten. Einen Augenblick ſchoß
es ihm durch den Sinn, irgend etwas zu tun . . . Polizei?
Doch als er in die glückſtrahlenden Geſichter der beiden ſchönen
jungen Menſchen ſah, beugte er ſich tiefer zu Johania hinab.
„Sie ſind glücklich, Johanna. Laſſen wir ſie in ihrem Glück!”
Der Zug rollte aus der Halle. Er trug Fortuyn nac
Koblenz, wo er in den Pariſer Zug umſtieg. Hier traf er ſie
mit den Direktoren Lindner und Merker, um mit ihnen nac
Paris zu James Headſtone zu fahren.
Der Herrſcher der United Chemical hatte es vorgezogen
ſich auf friedlichem Wege mit Rieba auseinanderzuſetzen. For
tuyn, der Mann, mit deſſen Namen der Elektro=Kautſchuk fü
immer verbunden war, war jetzt mit ſeinen beiden Kollege
auf dem Wege, ſich mit dem Amerikaner an den Verhandlungs
tiſch zu ſetzen.
War’s die glückliche Hand der deutſchen Unterhändler, warene
jene letzten unerquicklichen Ereigniſſe in Rieba, die, wie jeder
Wiſſenden bewußt, direkt oder indirekt auf das Konto Detroi
kamen und Headſtones Stellung ſtark handikapten . . . wie der
auch ſei, der Vorfriede in Paris wurde unter den günſtigſte.
Bedingungen für Rieba ſtipuliert.
Ein großer internationaler Konzern würde entſtehen, ur
den Fortuynſchen Kautſchuk der Weltwirtſchaft nutzbar 3
machen. Schon hatte die Preſſe Bilder von der Grundſtein
legung der neuen Rieſenwerke in Gorla gebracht.
Gigantiſche Anlagen ſollten hier in kürzeſter Zeit geſchaffe,
werden. Eine Stadt, groß genug, um das Heer von Arbeiter.
aufzunehmen, würde gleichzeitig aus dem Boden wachſen ..
Während auf der anderen Seite des Erdballs die unermeßliche
Kautſchukplantagen unter der Rodehacke zu Boden ſinken, Siek
lungen und Häfen veröden mußten.
Die völlige Umwälzung einer großen Produktion, die fü
die Weltwirtſchaft von beſonders hoher Wichtigkeit war, wurd
damit eingeleitet werden. Eine Umwälzung, die ſich nicht vol
ziehen konnte, ohne große Erſchütterungen im Gefolge 3
haben.
Der Betriebsleiter Dr. Hartlaub in den Gorla=Werken hatt
eine Berliner Zeitung vor ſich und las im Handelsteil ein
phantaſtiſchen Farben gehaltenes Referat über jene Pariſer Vel
handlungen. Nachdenklich ließ er das Blatt ſinken. „So habe
ſie ſich vertragen, die feindlichen Brüder — einen Strich unte
alles gemacht.
Sein Blick ging zu einem Schriftſtück auf dem Tiſch. Aué
da war ein Strich gemacht: die Ehe des Dr. Wilhelm Hartlan
mit der Juliette Hartlaub war geſchieden
Wo mochte ſie jetzt ſein, Juliette? Wie würde ſich ihr wech
ſelvolles Schickſal weiter geſtalten? Niemals würde er ſie wo9
wiederſehen . . . Und doch — er fühlte es —: niemals würd
er ganz von ihr loskommen
—Ende,
aummer 239
Dienstag, den 2.1. Auguſt
Vor einer neuen Diskontſenkung!
Schwächere Grundſtirzmung in Börſenkreiſen. — Enkwicklung des Deviſenhandels bei der Reichsbank.
gang der 22,8 Mill. RM. Dresdener Bank=Stammaktien aus
eigenem Beſitz über den Reichskredit in die Hände des Reiches.
Börſe im Sepkember.
Im Miniſterium wird zurzeit, wie wir hören, wieder über
e Frage der Börſeneröffnung beraten. Auch der Berliner Bör=
„vorſtand wird heute erneut zuſammentreten, um zum Zeitpunkt
Börſeneröffnung Stellung zu nehmen. In unterrichteten
reiſen glaubt man damit rechnen zu können, daß eine
Wieder=
gangſetzung der Börſe Anfang September im Bereich der
Mög=
chkeit liegt.
Zu Beginn der neuen Woche konnte man in den Bankbüros
ne ſchwächere Grundſtimmung feſtſtellen. Die Kurstaxen lagen
mindeſt auf Samstagbaſis Brief, und es beſtand im Hinblick
if die herannahende Liquidation bei der Spekulation weiter
lattſtellungsneigung. Da die Entſcheidung über den
Eröffnungs=
rmin der Börſe unmittelbar bevorſtehen dürfte und weiterhin
ar einer der erſten Septembertage in Frage kommt, glaubt man
ich für die nächſte Zeit noch mit kleinem Angebot rechnen zu
üſſen. Auch die Entwicklung der engliſchen Regierugskriſe
eibt Unſicherheitsfaktor und mahnt eher zur Zurückhaltung.
An=
rerſeits tauchen dagegen Hoffnungen auf einen
wei=
ren Diskontabbau bei der Reichsbank auf; doch wird
te Entſcheidung hierüber erſt nach Veröffentlichung des nächſten
ichsbankausweiſes, alſo heute, erfolgen können. Man will
iſſen, daß der Deviſenzugang auch in der letzten Woche nicht
zu erheblich war, was aber kein ausſchlaggebendes Hindernis
r eine Diskontſenkung ſein würde, daß aber ein weiterer Abbau
s Wechſelkontos ſtattgefunden hat. Für die Wiedereröffnung
r Börſe würde natürlich eine Diskontſenkung, wenn auch nur in
ſcheidenem Umfange, von ein oder zwei Prozent deswegen von
ſonderer Bedeutung ſein, weil in ihr die Tendenz der
Reichs=
nk erkennbar wäre, einen weiteren, wenn auch nur
etappen=
iſen Abbau des anormalen Diskontſatzes zu verſuchen. Ein
Mit=
gsblatt weiß zu berichten, daß in den wirtſchaftlichen
Bera=
ngen der Reichsregierung am Samstag auch eine Ergänzung
s Aufſichtsrats der Dresdener Bank beſchloſſen worden iſt.
Ge=
nnt werden Reichsminiſter a. D. Dernburg, Bankdirektor
Pferd=
enges und das Vorſtandsmitglied der Reichskreditgeſellſchaft
itſcher. Für die G.=V. der Dresdener Bank am kommenden
rmstag ſollen einige Aktionärsanwälte eine Oppoſition
vorbe=
iten. Die Einwände richten ſich hauptſächlich gegen den Ueber=
Bom Holzmarkk
*.
Unſer Mitarbeiter ſchreibt uns: Eine gewiſſe Beruhigung iſt am
olzmarkt eingetreten. Die Erregung über die Julitage, die das
Holz=
ſchäft ſtark lähmte, hat ſich gelegt. Infolgedeſſen ſind auch die
Um=
ße in Schnitthölzern aller Arten größer geworden. Möbeltiſchlereien
id einige Induſtrien, unter anderem auch die elektrotechniſche,
muß=
ihre ſtark gelichteten Holzläger etwas auffüllen. Dagegen iſt der
nſatz in Bauhölzern ſehr ſtark zurückgegangen. Er beſchränkt ſich auf
Holzverſorgung der im Frühjahr begonnenen Bauten und erſtreckt
h faſt nur auf die Lieferung von Fußbodenbrettern. Sehr bedrückend
irken ſich indeſſen am Holzmarkt die geringen Ausſichten auf
Zu=
inft des Baumarktes aus. Es ſtellt ſich mehr und mehr heraus, daß
e Baugeſchäfte, die den Holzmarkt nährten, fortan kaum mehr mit
er=
iltlichen kommunalen oder ſtaatlichen Subventionen, aber auch nicht
rt auftraten,
pitterat
Feutſſeien, Rich 1
Herbert Neilik
Bitüiev Kuhle
it Finanzhilfe ihrer Lieferanten rechnen können. Somit iſt die Aus=
Niederſchlage cht auf zunehmenden Bedarf in Balken, Kanthölzern, Bohlen und
on allem in 42=Millimeter=Stammkiefer zur Anfertigung von Türen,
ngen der Stü, fenſtern, Hausportalen, Treppen uſw. ſehr gering. Ein weiterer
Ab=
die durch den 9 au der Holzpreiſe im Walde iſt unmöglich. Im Rheinland gingen
aſt=
inden gebraght, eine Seitenbretter als Erſatz für amerikaniſche Kiefer; es haben in
jeſer Warengattung ſtattliche Umſätze ſtattgefunden. Kiſtenbretter waren
rrnachläſſigt. Der Eichenmarkt liegt darnieder. Es iſt auch
unmög=
ch. Eichen zu exportieren, da der noch im Vorjahr aufnahmefähige
nie=
rländiſche Markt überſättigt iſt. Beſcheidene Mengen ruſſiſcher Erlen
urden zu 80 Mark je Kubikmeter für ſchwache Abmeſſungen und zu
0 Mark für Bohlen frei Waggon Neubentſchen verkauft.
Produkkenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 24. Auguſt. Der Produktenmarkt
Kar Zühnuf öffnete die neue Woche in ſchwächerer Haltung. Es lagen keine An=
Andreat Zau”l gungen vor und der Markt litt unter der Verſtimmung über das faſt
illig ſtockende Exportgeſchäft. Die über das Wochenende eingetretene
eſſerung des Wetters hatte ganz allgemein zu etwas ſtärkerem Ange=
” geführt und die Preiſe gaben ſowohl für prompte Ware als auch
n Lieferungsmarkte für Weizen, Roggen und Hafer etwa 2 Mark,
ilweiſe noch darüber, nach. Das Geſchäft war ſehr ruhig, die Mühlen
elten mit Anſchaffungen zurück; am Mehlmarkte konnte ſich noch keine
ennenswerte Umſatztätigkeit entwickeln; man hört unveränderte,
ver=
nzelt 25 Pfg. niedrigere Offerten für Weizen= und Roggenmehle.
erſte ruhig.
Frankfurter Produktenbericht vom 24. Auguſt. An der Getreide=
Irſe herrſchte zu Beginn der neuen Woche Zurückhaltung. Obwohl das
ngebot in Brotgetreide weiterhin knapp war, hielt ſich das Geſchäft
ſehr engen Grenzen und beſchränkte ſich nur auf Käufe des
notwen=
igſten Bedarfs. Die Preiſe blieben gut behauptet, nur Weizen ſchwächte
Gh etwas ab. Das Mehlgeſchäft lag bei unveränderten Forderungen
uhig. Am Futtermittelmarkt konnte ſich Kleie etwas befeſtigen, jedoch
Senfalls ohne beſondern Umſatz. Rauhfuttermittel behauptet. Kartoffeln
ſhig. Es notierten: Weizen neuer Ernte 246—247,50; Roggen 215;
mmergerſte für Brauzwecke 172,50—180; Hafer alter Ernte 20—25,
Lsizenmehl ſüddeutſches Spezial Null 40,50—40,75 desgl. Sondermah=
T tüg 36—36,75, niederrhein. Spezial Null 40,25—40,50, desgl Sonder=
* ählung 36—36,50; Roggenmehl 29,50—31, Weizenkleie 10,25,
Rog=
enkleie 9,75, Erbſen 32—37, Linſen 25—65, Heu ſüdd. 4; Weizen= und
Dggenſtroh drahtgepreßt 3,00, desgl gebündelt 2,75—3,00; Treber
ge=
ocknet 10—10,75; Kartoffeln, gelbfleiſchige per Zentner 2,30 RM.
Mannheimer Produktenbericht vom 24. Auguſt. Die Kurſe verſtehen
G ber 100 Kilo netto waggonfrei Mannheim ohne Sack: Weizen,
in=
indiſcher, Auguſt 26,25—26,50, Roggen, desgl. 21,25—21,50; Hafer,
kländiſcher, alt 19—20, neu 16—17,50; inländiſche Sommergerſte, Aus=
19Sware, 17—19; Sohaſchrot 12,25—12,50; Biertreber 10,25—10,75;
rockenſchnitzel 6,00; Wieſenheu, loſes 4,80—5,20; Rotkleeheu 5—5,60;
Uzernkleehen 3,30—3,50; Stroh, Preßſtroh, Roggen=Weizen 280—3,
-S9. Hafer=Gerſte 2,70—2,90; Stroh, geb., Roggen=Weizen 2,40—2,60;
Seizenmehl Spezial Null, altes Auguſt 40,50, desgl neu 97prozent.,
odember 36,50, Roggenmehl mit Sack, 60prozent, 29,35—31; Weizen=
Sie, fein, 10,00; Erdnußkuchen 12,25—12,50. Tendenz: ruhig. Unter
im Einfluß der ermäßigten Offerten von deutſchem Weizen verkehrte
ie Börſe in ruhiger Haltung.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 24. Aug.:
Getreide. Weizen: September 47½, Dezember 51,25, März
*2. Mai 56½; Mais: September 39½, Dezember 37½, März
2C. Mai 415; Hafer: September 19½, Dezember 21,50, Mai
42: Roggen: September 32,25, Dezember 35,75. Mai 39,50.
Schmalz: September 7.07½, Oktober 7.05. Dezember 6,12½.
Schweine: Leichte 6,60—6,85, ſchwere 5,10—6.15; Schweine=
Die Oppoſition glaubt, hierbei an ein Scheingeſchäft, während
nach den Verſicherungen der Dresdener Bank die Aktien effektiv
verkauft ſind.
Die Auslandsbörſen in London und Paris verkehrten geſtern
in ausgeſprochen unſicherer Haltung. Auch nach dem
Bekanntwer=
den des Kabinettsrücktritts änderte ſich hieran nichts. Deutſche
Bonds gaben im Kurſe nach. Am Geldmarkt nannte man
Blankogeld mit 81 bis 9 Prozent, Privatdiskonten mit 9 bis
9½ Prozent und Warenwechſel mit zirka 10½ Prozent.
Der Gold= und Deviſenbeſtand der Reichsbank hat ſich vom
15. Juli bis 21. Auguſt um 200 Mill. RM. erhöht. Wieweit
die=
ſer Zugang durch die Anforderungen auf Grund der
Deviſen=
ordnung bedingt iſt, läßt ſich nicht ermitteln. Zur Ablieferung
angefordert ſind ſeitens der Reichsbank 432 Mill. RM. Außer
der Vermehrung des Deckungsbeſtandes um die 200 Mill. RM.
ſind noch die 100 Mill. RM. nichtdeckungsfähige Deviſen
zuge=
floſſen. Neben den von der Reichsbank ſelbſt angeforderten
Be=
trägen ſind auch noch von den Privatbanken Deviſen zur
Ablie=
ferung angefordert. Die Höhe dieſes Betrages ſteht noch nicht feſt.
Berliner Deviſen=Zeſtſehung vom 24. Anguſt.
Helſingfors
Wien
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Oslo
Kopenhagen
Stockholm.
London
Buenos Aires
New York.
Belgien
Italien
Paris
Schweiz
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Leiſtungen des heſſiſchen Maſchinenbaues. Bekanntlich hat
die gegenwärtige Wirtſchaftskriſe die Maſchineninduſtrie mit am
ſtärkſten betroffen, ſo daß der Beſchäftigungsgrad auf 40 Prozent
und mehr zurückgegangen iſt. Was das heißt, kann man am
beſten daraus erſehen, daß die heſſiſche Maſchineninduſtrie (Heſſen
und Heſſen=Naſſau) in einigermaßen günſtigen Jahren nach der
neueſten Produktionserhebung jährlich nahezu für 200 Mill. RM.
abſetzt, darunter ein Drittel im Ausland. Nach 1928 beſchäftigte
der heſſiſche Maſchinenbau 30 000 Arbeiter und Angeſtellte und
zahlte 67 Mill. RM. Löhne und Gehälter aus. Gegenwärtig
kann man noch nicht einmal mit der Hälfte dieſer Zahlen rechnen.
Wicking=Dyckerhoff. — Vo der Fuſion. Wie der Handelsdienſt
erfährt, wird die Aufſichtsratsſitzung der Wicking Zement= und
Waſſer=
werk A.G., in der die endgültigen Beſchlüſſe über die Sanierung der
Geſellſchaft und die Fuſion mit der Dyckerhoff u. Söhne G.m.b.H.
ge=
faßt werden ſollen, am 27. Auguſt ſtattfinden. Es wird damit
gerech=
net, daß das Aktienkapital der Wicking A.G. im Verhältnis von 5:1
zuſammengelegt wird und die Firma Dyckerhoff ihre Vermögenswerte
in die Wicking A.G. einbringt. Die Familie Dyckerhoff wird nachher
die Aktienmehrheit von Wicking beſitzen und auf die Leitung des
Unter=
nehmens maßgebenden Einfluß nehmen. — Da jedoch die beteiligten
Stellen glauben, nähere Angaben noch vor der Aufſichtsratsſitzung nicht
machen zu können, bleiben die genauen Vorſchläge für die
Generalver=
ſammlung abzuwarten.
Die Tarife für die Angeſtellten des Ruhrbergbaues verlängert.
Nach=
dem bereits im Juli unter dem Vorſitz des Schlichters für Weſtfalen,
Profeſſor Dr. Brahn, zwiſchen dem Zechenverband und den
Angeſtell=
tenorgeniſationen eine Vereinbarung getroffen wurde, in Anbetracht
der ungeklärten wirtſchaftlichen Verhältniſſe die Gehalts= und
Rahmen=
tarifverträge für die kaufmänniſchen und techniſchen Angeſtellten des
Nuhrbergbaues für einen Monat zu verlängern, teilt der Zechenverband
nun den Gewerkſchaften mit, daß er bereit ſei, die beſtehenden Gehalts=
und Nahmenverträge für einen weiteren Monat, bis zum 31. Auguſt,
unverändert beſtehen zu laſſen.
Emelka Münchener Lichtſpielkunſt A.G. Nunmehr haben die bah= Banken ihr 26prozent. Paket an Aktien der Emelka Münchener
Lichtſpielkunſt A.G. an die neue Gruppe der Emelta abgegeben, die
damit über die qualitative Mehrheit verfügt. Als bar zu zahlender
Verkaufspreis werden 50—60 Prozent genannt gegenüber einem letzten
Börſenkurs von 17 Prozent. Beſtehende geſicherte Forderungen der
bah=
riſchen Banken an die Emelka von etwa 1,5 Millionen RM. bleiben
beſtehen und werden ratenweiſe abbezahlt. Das letztere gilt auch für
Forderungen der Commerz= und Privatbank und des Vorſtandes,
Kom=
merzienrat Krau. An der neuen Emelka=Gruppe iſt, wie jetzt
ver=
lautet, auch die Baſeler Bankfirma Speiſer, Gutzwiller u. Co. beteiligt.
Geringe Erhöhungen der Walzwerksleiſtungen im Juli. Die
deut=
ſchen Walzwerke (ohne Saargebiet) ſtellten im Juli 1931: 585 435
Ton=
nen Walzwerksfertigerzeugniſſe her. Im Vormonat waren es 561 496
Tonnen geweſen. Die durchſchnitthiche arbeitstägliche Herſtellung war
mit 21 683 Tonnen um 87 Tonnen höher als die des Juni 1931. Sie
entſpricht 54,1 Prozent der höchſten arbeitstäglichen Herſtellung der
Nachkriegszeit (Mai 1927). Außerdem wurden im Juli 1931: 64 292
Tonnen „Halbzeug, zum Abſatz beſtimmt” hepgeſtellt. Im Juni 1931
waren es 58 884 Tonnen geweſen.
Diehmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 24. Auguſt. Der Auftrieb des
heuti=
gen Hauptmarktes beſtand aus: 1575 (1327) Rindern, darunter 330
Ochſen, 215 Bullen, 540 Kühen und 465 Färſen; ferner 521 (615)
Käl=
bern, 112 (99) Schafen und 5735 (5852) Schweinen. Marktverlauf:
Rin=
der ſchleppend, geringer Ueberſtand. Schweine ſchleppend, Ueberſtand.
Kälber, Schafe ruhig, geräumt. Bezahlt wurden pro Zentner
Lebend=
gewicht in Mark: Ochſen a) 1. 42—46, 2. 37—41, b) 1. 34—36; Bullen
a) 34—37, b) 28—33; Kühe a) 33—36, b) 29—32, c) 24—3; Färſen
a) 43—47, b) 38—42, c) 32—37; Kälber a) —; b) 53—57, c) 48—52,
d) 42—47: Schafe c) 1 42—46, 2. —, b) 32—40; Schweine a) 56
bis 58, b) 56—58, c) 55—58, d) 54—57, e) 51—55. Gegen die Preiſe
des letzten Hauptmarktes vom 17. Auguſt verloren Ochſen und Kühe je
1 Mk., Bullen 2 Mk. pro Zentner. Färſen blieben unverändert.
Ver=
glichen mit den Preiſen des letzten Nebenmarktes der vergangenen Woche
gaben Kälber 1 Mk., Schafe in den niedrigſten Klaſſen 2 Mk. nach.
Schweine dagegen zogen um 1—3 Mk. an. — Fleiſchgroßmarkt
Be=
ſchickung: 527 Rinder=Viertel, 60 ganze Kälber, 10 ganze Hämmel,
210 Schweine=Hälften. Preis für 1 Zentner friſches Fleiſch in Mark:
Ochſen= und Rindfleiſch 1. 70—75, 2. 60—70; Bullenfleiſch 60—65:
Kuhfleiſch 2. 45—55, 3. 35—45: Kalbfleiſch 2. 70—80; Schweinefleiſch
1. 65—70. Geſchäftsgang des Fleiſchgroßmarktes: ruhig.
Mannheimer Viehmarkt vom 24 Auguſt. Auftrieb — Zufuhren:
192 Ochſen, 21 Bullen, 215 Kühe, 727 Kälber, 53 Schafe, 3721 Schweine.
38, c) 36—40; Bullen a) 33—36, b) 32—34, c) 30—32; Kühe a) 30—34,
Getreide, Weizen; Rotwinter 61½, Hartwinter 618; Mais: b) 24—B, () 20—22. 0) 14—16; Färſen a) 4—8, b) 4-4, )3—3;
reidefracht nach England 1,6—93 sh. n. d. Kontinent Kug13 C. bs 3:. Scheine 21 R-53 5) R-Rt, 0 R-B., 5) 58-F5, 2) Blracß,
f) 46—50, g) 44—46. Preiſe pro Stück in RM.: 66 Arbeitspferde 800
Jführen in Chicago 103 000, im Weſten 785 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 24. Aug.: Preiſe für 50 Kilo Lebendgewicht in RM.: Ochſen: a) 44—46, b) 35—
Schmalz: Prima Weſtern 7,85; Talg, extra loſe 234.
2c0 eNw York 55% Mehl; ſpring wheat clears 3,95—4,40; Ge= Kälber a) — b) 34—57, c) 50—53, d) 4—48, e) 40—44; Schafe a) 30
Kakao: Tendenz willig. Umſätze 210, loco 4½4; September bis 1600; 62 Sclachtpferde 30—150; 6 Ziegen 12—22. Marktverlauf:
71. Oktober 4,73. Dezember 4,96, Januar 1932 5,05, März 5,22, Großvieh erheblichen Ueberſtand Verlauf langſam; „Kälber langſam,
geräumt: Schweine ruhig, erheblicher*Ueberſtand.
Nai 5,37, Juli 5,58.
Ein hiftoriſches Ereignis in Lendon.
der Börſenhandel an Samskagen. — Eine bilkere
Konzeſſion an die Nok der Zeik. — Die Herren der
Ciky opfern ihr „Week=End”.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 23. Auguſt.
In der Londoner City hat ſich ein Vorfall ereignet, den man
bei uns wohl einen „Sturm im Waſſerglas” nennen würde, der
in England aber ſehr erregt beſprochen und für die ſchwere
Wirt=
ſchaftslage des Landes als höchſt ſymptomatiſch bezeichnet wird:
die Londoner Börſe hat beſchloſſen, ihre Tore in Zukunft auch
Samstags offen zu halten! Zur Erklärung muß geſagt werden,
daß die Londoner Börſe bisher, ſo ſonderbar dieſes klingen mag,
an der Sitte feſthielt, ihre Tore ſchon am Freitag nachmittag zu
ſchließen und ſie erſt am Montag morgen wieder zu öffnen. Dieſe
bequeme, allzu bequeme engliſche Wochenend=Sitte erwies ſich
natürlich für die internationale Geſchäftswelt oft von größtem
Nachteil. Denn, wie die Börſe, ſo taten es auch viele Großbanken.
Infolgedeſſen konnten fremde Geſchäftsleute in England in der
Zeit zwiſchen Freitag und Montag, ja oft zwiſchen Freitag und
Dienstag kaum etwas unternehmen. Auch die engliſchen
Ge=
ſchäftsleute ſelbſt konnten an der Londoner Börſe am Samstag
für keinen Preis irgendwelche Transaktionen vollziehen. Mit
den dringendſten Geſchäften mußte bis Montag gewartet werden.
Daher wurde ſeit Jahr und Tag das Komitee der Londoner Börſe
mit Bitten beſtürmt, es ebenſo wie alle anderen Börſen der Welt
zu tun, und auch am Samstag ihre Tore offen zu halten.
Lange, überaus lange zögerten die phlegmatiſchen Herren der
Stock Exchange‟. Bis endlich der Ausbruch der gegenwärtigen
Wirtſchaftskriſe ſie eines Beſſeren belehrte, und bis vor allem
ge=
wiſſe, mit der Hoover=Erklärung zuſammenhängende Vorfälle die
Sache in poſitivem Sinne entſchieden Präſident Hoover trat
näm=
lich mit ſeiner Schuldenaufſchub=Erklärung juſt an einem
Sams=
tag Morgen vor die überraſchte Menſchheit. Ueberall herrſchte,
wie erinnerlich, darob größter Jubel. In der ganzen Welt
ſtie=
gen ſämtliche Aktien mit einem Ruck in die Höhe. Aller Börſen
der Welt bemächtigte ſich eine lange nicht gekannte Belebung.
Millionen und Abermillionen von Aktien wechſelten innerhalb
weniger Stunden ihre Beſitzer. Rieſengeſchäfte wurden
abgeſchloſ=
ſen. Die ganze Welt ſtand Kopf. Nur — — in London war alles
friedlich, ruhig und totenſtill. Die Londoner Börſe, ſo wurde es
an dieſem Tage dem ſtürmenden internationalen Publikum
be=
deutet, fröhnt der Sitte, am Samstag ihre Tore geſchloſſen zu
halten. Bankiers, Stockbroker und Citygewaltige waren an
die=
ſem denkwürdigen Samstagmorgen überhaupt nicht in London.
Sie weilten ſeit Freitag abend im Grünen. Sie ſpielten Golf.
Das Golfſpielen der britiſchen Bankiers und Börſianer an
jenem Samstagmorgen hatte England viele Millionen Pfund
Sterling gekoſtet. Dann kam einige Wochen ſpäter noch die deutſche
Kriſe und die öſterreichiſche und die ungariſche und die engliſche
— Und die Herren der City ſagten ſich” ſo ſchwer es ihnen
auch fallen mag, in Zukunft muß weniger geſpielt und mehr
ge=
arbeitet, und das berühmte engliſche „week=end” um ganze 24
Stunden verkürzt werden. Und es erfolgte die feierliche
Ankündi=
gung der Londoner Börſe. Düſter und ernſt teilt ſie mit, daß
das Börſen=Komitee in Anbetracht der gegenwärtigen ſchweren
Lage des Landes, beſchloſſen habe, die Londoner Börſe am
Sams=
tag, den 19. September, und von da ab an einem jeden Samstag
bis 12 Uhr mittags geöffnet zu halten ..." Ganz England iſt
ſprachlos. Aber es preiſt dieſen heroiſchen Beſchluß als den
„Beginn einer neuen Aera”. „Die Londoner Börſe geht dem
bri=
tiſchen Handel führend voran” ruft der Daily Expreß” jubelnd
aus. Für uns Kontinentaleuropäer dürfte dieſe Darſtellung
einer im Grunde unbedeutenden und ſelbſtverſtändlichen
Maß=
nahme etwas übertrieben erſcheinen. Doch in England bedeutet
der Beſchluß des Börſen=Komitees, die „week=end”=Sitte
abzuſchaf=
fen, ein Ereignis von hiſtoriſcher Bedeutung; es iſt eine bittere
Konzeſſion an die Not der Zeit, ein ſpürbares Herabdrücken des
berühmt hohen britiſchen Lebensſtandards und ein weiteres
Zer=
ſtören der Illuſion von der Ewigdauer des britiſchen Wohlſtandes
und des britiſchen Welthandelsmonovols.
Melallnotierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 24. Auguſt ſtellten ſich für
Kupfer; Auguſt 61,50 (62,75) September 62 (62,25)
Ok=
tober 62,25 (63) November 63 (63,75) Dezember 63,75 (64.25),
Januar 64 (65) Februar 64,50 (65,25) März 65,25 (65,75) April
65,50 (66,25) Mai 66 (66.25), Juni 66 (66.75), Juli 66,75 (67).
Tendenz: befeſtigt. Für Blei: Auguſt, September 22 (23,50),
Oktober 22,50 (23,50). November, Dezember 22,50 (24), Januar
22,75 (24,25) Februar 23 (24,50) März 23,25 (24,50) April 23,25
(24), Mai 23,25 (24,50), Juni 23,50 (24.50), Juli 23,50 (24,75).
Tendenz: ruhig. Für Zink: Auguſt, September 22 (23),
Ok=
tober 22,50 (23,75), November 23,50 (24.25), Dezember 24 (25),
Januar 24,50 (25,25), Februar 25 (26), März 25.50 (26.50), April
25,75 (26,50), Mai 26,25 (27), Juni 26,50 (27,25), Juli 26,50
(27). Tendenz: kaum ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Der Konkurs der Jakob Schütz. Dampfziegelei in Oſtheim bei
Hanau, wird ſich für die nichtbevorrechtigten Gläubiger recht
un=
günſtig geſtalten. Man ſchätzt die Paſſiven auf annähernd 300 000
RM., während die in Gebäuden und Ackergrundſtücken beſtehenden
Aktiven auf etwa 80 000 RM. zu bewerten ſind. Unter den
bevor=
rechtigten Forderungen befinden ſich rund 8000 RM. rückſtändige
Gehälter und Löhne ſowie Steuern.
Die ao. G=V. der S. Hirſch=Gerſte A.=G. genehmigte die
Liquidationseröffnungsbilanz per 15. März 1931. Dieſe weiſt aus
im Vergleich zur Bilanz per 31. März 1930 (alles in Mill. RM.):
Grundſtücke mit 0,06 (0,21) Wertpapiere mit 0,85 (2,04)
Beteili=
gungen mit 0.15 (0 41), Außenſtände mit 1,56 (1.97), Kaſſe,
Wech=
ſel und Bankguthaben mit 0,06 (0,53), andererſeits
Verbindlich=
keiten mit 2,64 (4,88).
Das Bad=Nauheimer „Sprudel=Hotel” iſt mit etwa 500 000
RM. Paſſiven in Zahlungsſchwierigkeiten geraten.
Demgegen=
über ſteht das Hotel mit Inventar; eine Maſſe für die
nicht=
bevorrechtigten Forderungen von rund 95 000 RM. iſt nicht
vor=
handen.
Die Keim und Co. A.=G. für Blechinduſtrie Nürnberg, ſchließt
das Geſchäftsjahr 1930 nach Abſchreibungen und Rückſtellungen in
Höhe von 98 257 (103 767) RM. und nach Ueberweiſung von 8800
RM. an den Reſervefonds 2 (20 000 RM.) mit einem Reingewinn
von 76 060 (87 136) RM., woraus eine Dividende von 8 (10)
Prozent verteilt wird.
Die Daimler=Benz A.=G. in Stuttgart=Untertürkheim haben
bekanntlich vor zwei Wochen die Arbeitszeit auf 32 Wochenſtunden
gekürzt. Nunmehr wird eine erneute Kürzung der Arbeitszeit
vorgenommen, ſo daß nur noch an zwei Tagen in der Woche 16
Stunden gearbeitet wird, wodurch die Entlaſſung von tauſend
Arbeitern vermieden werden konnte.
Die Bank von England exportierte Münzgold im Werte von
14 000 Pfund Sterling. Ein aus Indien und den Straits
Settle=
ments ſtammendes Goldangebot von 200 000 Pfund Sterling
wurde zu einem Preis von 84/11 — 3/8 nach Holland verkauft.
Die Globe Bank and Truſt Company in Brooklyn iſt von den
Behörden des Staates New York wegen mangelnder
Zahlungs=
fähigkeit geſchloſſen worden. Die Verbindlichkeiten der Bank
gegenüber den Depotinhabern ſollen 5 366 000 Dollar betragen.
An der Londoner Börſe hat der Rücktritt des Kabinetts Macdonald
im weiteren Verlauf zu einer zuverſichtliche, und hoffnungsvolleren
Stimmung geführt. Zahlreiche Papiere, beſonders Induſtriewerte,
konnten merkliche Kursgewinne verzeichnen.
Seite 12
Dienstag, den 25. Auguſt 1931
Numuer 235
Vereint
der Freunge
in der Nol.
Hauptverſammlung
Montag, 31. Aug.,
nachmitt. 6½ Uhr,
im Gemeindehaus
Kiesſtraße 17.
Tagesordnung:
1. Jahresbericht.
2. Jahresrechnung.
3. Ergänzungswahl
zum Ausſchuß.
Der Vorſitzende:
Kleberger.
(12293)
Achtung
Radio-Hörer
Welche v. d. vielen
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Zum Beoinn der Reuen Saison!
Heute Dienstag die große Premiere!
Gu
Film
Fritz Lang
Frilz Lang
der
Regisseur
vMibelungen,
Metropolis
und anderer
Großälme, hat hier
nach dem Drehbuch von Thea von Harbou ein
neues Meisterwerk geschaffen.
rster Staatsanwalt
SIEINBECK, bekannt ans d. Krantz-Prozeß gagt über
den FRIIZ LANG-EILM DER NER0 „M‟:
Dieser Fritz-Lang-Film der Nero zeigt ein besonders
tran-
riges Kapitel aus der Geschichte der Verbrechen. Kinder
sind die Opfer. Die lebendige Aufklärung über die
Ge-
fahren so gearteter Verbrechen und die eindrucksvollste
Darstellung, wie man sich und seine Angehörigen vor ihnen
schützen kann, bringt der Film, Ihm wohnt die
Eindrucks-
fähigkeit des wahren Geschehens inne, u. er gibt dennoch
Raum dem beruhigenden Gefühl nur vorgetäuschter
Wirklichkeit.
SIE MUSSEN ALSO „M‟ SEHENI
Dazu das gute Beiprogramm.
Beginn: 3.30, 5,50 und 8.20 Uhr.
Ab heuts in Erstaufführung!
Kammersänger
Tino Pattiera
von der Dresdener Staatsoper,
der zweite Caruso,
in seinem ersten Tonfilm
Ber
Teufels
Bruder
nach der Oper „Fra Blavolo‟
von Auber mit
Brigitte Hornev,
Erust Stahl-Nachbaur,
Heinrich Heilinger,
früh, am Landestheater Darmstadt,
Kurt Lilien v. a.
Ein romantisches
Abenteuer aus dem
alten Italien.
Für Musikfreunde, Gesangskenner
tönt hier zum erstenmal die
Stimme des weltberühmten Tenors
TINO PATTIERA
Ein unterhaltender Film mit
gewaltigem Apparat aufgezogen.
Wundervoll klingt die Stimme
PATTIERAs in diesem Film voll
großartigen italienischen
Land-
schaftsaufnahmen, malerischen
Banditenszenen und prunkvollen
höfschen Festen.
Dazu
das zute Beiprogramm.
Beginn 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Hente Dienstag Erstaufführung!
i der
— Jadu Chrisliags.
Tonflim mil
Hauptrolle
Ein
Liebes-
roman nach
einem
Schau-
spiel von
LonisVernenil
Regie:
Viktor Janson
vondel
If
Süu
In weiteren Hauptrollen: 8zöke Szakall, Ernst Dernburg,
Alex Sascha, Lilian Ellis, Ofto Wallburg, Carl Götz u. v.a.
In dem Film „Die Frau von der man spricht” spielt
Mady Christians eine Frau, die den Titel dieses
Films verkörpert. — Eine mondäne Pariserin, die große
Toiletten trägt, die Männer um ihres Geldes willen liebt
und mit dem Sohn eines Staatsanwalts an die Riviera
reist und einen Gesellschaftsskandal heraufbeschwört. —
Ihr Opfermut rettet einen jungen Schriftsteller vor dem
Untergang. — Spannend ist die Handlung, hervorragend
die Besetzung. — Der Stoff des Films stammt von dem
bekannten französischen Bühnenautor Louis Vernenil.
Dazu das reichhaltige und interessante
Beiprogramm.
Beginn: 3,45, 6.00 und 8.20 Uhr. (F.12301
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