inzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nochrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 227
Montag, den 17. Auguſt 1931.
194. Jahrgang
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(4 Dollar — 420 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelt uſw., erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkus oder gerichticher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
6 Milliarden ſollen „ſtillhalten”
Noch kein Abſchluß der Gläubigerverhandlungen. — Deutſcher Widerſtand gegen außer=wirkſchaftliche
Garankien. — Grundſähliche Einigung über ſechsmonakige Verlängerung der kurzfriſtigen Kredike.
Plan einer Milliarden=Anleihe.
TU. Baſel, 16. Auguſt.
Nachdem am Samstag nachmittag noch verſchiedene
Einzel=
beſprechungen der deutſchen Stillhaltevertreter mit einzelnen
Bankenvertretern der Gläubigergruppe ſtattgefunden hatten,
wurde noch am Abend das Geſamtergebnis nach Berlin
übermittelt. Im Laufe des Sonntag=Vormittags konnten,
nachdem die Rückäußerungen aus Berlin vorlagen, die
Einzel=
beſprechungen zu Ende geführt werden. Das Ergebnis iſt dem
am Sonntag, um 15 Uhr, zuſammengetretenen Wiggin=Ausſchuß,
alſo dem von der Londoner Konferenz empfohlenen
Sachverſtän=
digenausſchuß, vorgelegt worden.
Die von den Gläubigervertretern in ihren Vorſchlägen
an=
gegebenen Zahlen und Statiſtiken fußen auf genauen Vorarbeiten
und decken ſich im großen und ganzen mit dem auch von
Deutſch=
land im Melchiorbericht den Gläubigern unterbreiteten Ziffern.
Dr. Melchior hat eingehend die Möglichkeiten dargelegt,
wie=
weit ſich Deutſchland aus eigenen Mitteln helfen kann,
voraus=
geſetzt, daß die gegenwärtig laufenden
kurzfriſti=
gen Kredite, die, ziemlich weit gefaßt, ſich auf ſechs
Mil=
liarden Mark belaufen, auf ſechs Monate verlängert werden.
Wegen der mittelfriſtigen und langfriſtigen Kredite wird dann
der Finanzſachverſtändigenausſchuß unabhängig von dem
Still=
halteausſchuß in den nächſten Tagen weiter zu verhandeln haben.
Ueber den Begriff „mittelfriſtig” oder „langfriſtig” gehen aber
bis jetzt die Meinungen ſehr auseinander. Deutſchland kann eine
Reihe von Krediten nur als mittelfriſtig anſehen, während
die=
ſelben von den ausländiſchen Banken als langfriſtig bezeichnet
werden. Dr. Melchior hat die Notwendigkeit
nach=
gewieſen, daß Deutſchland, wenn es nicht
wirt=
ſchaftlich auf ein Minimum reduziert werden
ſoll, unbedingt eine langfriſtige Anleihe
braucht, über deren Höhe jedoch Genaueres bis zur Stunde
noch nicht zu erfahren iſt. Man ſpricht von einer Milliarde Mark,
doch ſcheint die Ziffer zu niedrig zu ſein.
Die von dem Stillhalteausſchuß ausgearbeiteten Vorſchläge
ſollen nach ihrer Annahme ſofort der Oeffentlichkeit mitgeteilt
werden.
Die Verhandlungen des Finanzſachverſtändigenausſchuſſes,
die von 15 Uhr bis kurz vor 21 Uhr mit einer kleinen Pauſe
dauerten, ergaben auf verſchiedenen Gebieten eine Einigung über
die von dem Stillhalteausſchuß vorgelegten Vorſchläge. Der
hart=
näckige und ſchwierige Kampf um die Frage der ausländiſchen
Markguthaben in Deutſchland, in welcher Frage man von
Deutſchland einſchneidende Maßnahmen
for=
dert, konnten jedoch noch nicht zu einem guten Ende geführt
werden, ſo daß der vorausſichtlich endgültige Abſchluß der
Still=
halteverhandlungen auf Montag vormittag verſchoben werden wird.
Grundſätzlich iſt man ſich über die ſechsmonatige
Verlängerung der Kredite einig. Die Entſcheidung
über die von Deutſchland ebenfalls geforderte Verlängerung der
Dollarrediskontkredite liegt jedoch bei den Zentralbanken, nicht
bei dem Finanzſachverſtändigenausſchuß. Von ſeiten der
Zentral=
banken und der B. J.3. ſcheinen jedoch keine Schwierigkeiten zu
befürchten zu ſein.
Eine Silberladung aus 2. 5. A. für Deukſchland.
Bremerhaven, 16. Auguſt.
Der Lloyddampfer „Karlsruhe” brachte von New York für
das Deutſche Reich hier eine größere Silberladung an. Unter
ſcharfen Sicherheitsmaßnahmen von Polizeibeamten wurde der
Silberſchatz gelandet und nach Berlin weiter transportiert, wo
er in der Hauptſache für die Prägung von 5= und 3=Markſtücken
Verwendung finden ſoll.
Starker Rückgang der Steuereinnahmen Heſſens
im Rechnungsjahre 1930-31.
Nach den vorläufigen Ergebniſſen der Reichsfinanzſtatiſtik
waren die Geſamteinnahmen der Länder aus Steuern und
Steuer=
überweiſungen um insgeſamt über 200 Millionen Mark oder
41 Prozent niedriger als im Vorjahr. Beſonders ſtark wurde
das Land Heſſen von dem Einnahmerückgang
be=
kroffen, der faſt 10 Prozent betrug. Im ganzen betrugen die
kaſſenmäßigen Steuereingänge in Heſſen 91,5 Millionen Mark
gegen 101,2 Millionen Mark im Vorjahr. Davon wurden 22,2
(i. V. 23,3) Millionen Mark an die Gemeinden und
Gemeinde=
verbände überwieſen, dem Land ſelbſt verblieben 69,3 (i. V. 77.9)
Millionen Mark.
Bom Tage.
Die „Bergiſch=Märkiſche Zeitung” wurde wegen eines Wahl=
Inſerates, das zum Volksentſcheid aufgefordert hatte, auf acht Tage
verboten.
Im Hinblick auf die verſchärfte Notlage der Stadt Danzig
wurde dem Senat ein Ermächtigungsgeſetz zur Aufrechterhaltung
der Staatsfinanzen und zur Behebung finanzieller, wirtſchaftlicher
und ſozialer Notſtände zugeſtanden.
Der bekannte engliſche Wirtſchaftsſachverſtändige Keynes
kritiſiert die Vorſchläge der engliſchen Sparkommiſſion im „New=
Statesman” in ſehr ſcharfer Weiſe, da eine Kaufkraftſenkung um
ungefähr 1,5 Milliarden RM. eintreten müßte.
Der amerikaniſche Schatzkanzler Mellon hat ſeinen
Erholungs=
aufenthalt an der franzöſiſchen Riviera beendet und ſich am
Sonntag in Villefranche an Bord eines italieniſchen Schiffes be=
Eden, um die Heimreiſe nach Amerika anzutreten,
Abreiſe zur Londoner Round=Table=Konferenz.
Gandhi bleibk zurück.
EP. Bombay, 16. Auguſt.
Siebenundzwanzig indiſche Delegierte zur bevorſtehenden
Round Table=Konferenz in London ſind heute an Bord des
Damp=
fers „Mooltan” nach London abgereiſt. Unter den Delegierten
befanden ſich der Maharadſcha von Bikhaner, Sir Tei Sapru und
Jayakar, deren angeſtrengteſten Bemühungen in elfter Stunde,
Gandhi doch noch zur Teilnahme an den Londoner Beratungen
zu bewegen, erfolglos geblieben waren.
Gandhi hat ſich inzwiſchen nach Achmedabad begeben, wo
er bis zur nächſten Sitzung des Arbeitsausſchuſſes des Kongreſſes
am 8. September bleiben wird. Eine geringe Ausſicht auf eine
ſpätere Reiſe Gandhis nach London beſteht inſofern, als er eine
Aenderung der Kongreß=Haltung bei Einſetzung einer von
ihm vorgeſchlagenen Schiedsgerichts=
Kommiſ=
ſion zur Unterſuchung über Verſtößedes Kongreſſes und
der indiſchen Regierung gegen den Neu=Delhi=
Pakt in Ausſicht ſtellt. Bisher hat die indiſche Regierung
aber die Ernennung eines ſolchen Ausſchuſſes, dem
Kongreß=
anhänger und Regierungsbeamte angehören ſollen, abgelehnt.
Drei Mazedonier durch Höllenmaſchine ermordek.
Sofia, 16. Auguſt.
Die Führer der Terroriftengruppe des ehemaligen
Proto=
geroff=Flügels der Imro erhielten ein Paket zugeſandt, in dem
ſich eine Höllenmaſchine befand, die beim Oeffnen des Paketes
explodierte. Traikoff und Todoroff ſowie deſſen Vater wurden
tödlich verwundet. Es beſteht Grund zu der Annahme, daß
dieſe Terroriſten, die mit Schandanoff den im Frühjahr zwiſchen
den Reſten der Gruppe Protogeroff und der Imro geſchloſſenen
Frieden nicht anerkannten, nun exekutiert werden ſollten. Die
Polizei hat eine umfaſſende Unterſuchung eingeleitet, um die
Herſteller der Höllenmaſchine ausfindig zu machen.
Neue Haupkſtadk von Porkugieſiſch=Oſtafrika.
FU. London, 16. Auguſt.
Aus Liſſabon wird gemeldet, daß ſich die portugieſiſche
Regie=
rung entſchloſſen hat, die Hauptſtadt von Portugieſiſch=Oſtafrika
von Mozambique nach Nampula zu verlegen.
Begrün=
det wird dieſer Schritt damit, daß Nampula wegen ſeines
geſünde=
ren Klimas und wegen ſeiner guten Verbindungen nach dem
Innern und nach der Küſte beſſer geeignet ſei, als das ungeſunde
Mozambique.
56 Prozenk der 122 Millionen Amerikaner
wohnen in Skädken.
Das Ergebnis der am 1. April d. J. durchgeführten
Volkszäh=
lung in den Vereinigten Staaten iſt heute offiziell
bekannt=
gegeben worden. Danach betrug am 1. April die
Geſamteinwoh=
nerzahl 122 775 046. 56,2 Prozent der gezählten Perſonen
bilde=
ten die ſtädtiſche, der Reſt die Landbevölkerung.
9=Zug=Kataſtrophe-Bisher 12 Tote.
9-Zug Rom-Wien rammk in Skeiermark einen Gükerzug. — Dtei Wagen fkürzen in die Mur
Zwölf Menſchen zermalmk. — Zehn Schwerverletzke. — Zahrdienfleiker verhaftek.
Geiſtesgegenwark eines Bahnbeamken
verhinderk zweites Anglück.
TU. Wien, 16. Auguſt.
Am Sonntag, um 3.50 Uhr, iſt zwiſchen den Stationen
Hinter=
berg und Göß der Strecke Villach-Bruck der D=Zug 288 Rom—
Meran-Villach-Wien bei der Einfahrt zur Station
Göß auf einen Güterzug gefahren, wobei die Lokomotive, der
Dienſt= und Poſtwagen ſowie ein Perſonenwagen des D=Zuges und
vier Güterwagen entgleiſten und beſchädigt wurden. Die
Loko=
motive des D=Zuges und vier Güterwagen ſtürzten über die
Bö=
ſchung. Bei dem Zuſammenſtoß wurden zwölf Perſonen getötet,
ſieben ſchwer und vier leicht verletzt. Bei den Getöteten und
Ver=
letzten handelt es ſich nach den einſtweiligen Angaben um
Oeſter=
reicher und Ungarn. Der Verkehr wurde umgeleitet. Die
Aufräu=
mungsarbeiten hofft man noch in der Nacht zu beenden. Die
Di=
rektoren der Bundesbahn haben ſich an die Unfallſtelle begeben.
Ueber die Urſache des Unglücks ſind Erhebungen eingeleitet
worden.
Ueber das ſchwere Eiſenbahnunglück bei Bruck (Steiermark)
ſind noch
folgende Einzelheiten
zu melden: Der Güterzug 6868, der von Görz kam, war aus bisher
noch unaufgeklärter Urſache vor der Station Göß auf offener
Strecke ſtehen geblieben. Als der Stationsvorſteher in Göß dies
bemerkte, gab er ein Signal und der Zug ſetzte ſich wieder in
Be=
wegung. Im gleichen Augenblick kam jedoch der D=Zug heran, der
ebenfalls das Signal „Freie Fahrt” hatte, und fuhr mit etwa 40
Kilometer Geſchwindigkeit in den Güterzug hinein. Das Unglück
ereignete ſich an einer völlig unüberſichtlichen
Kurve der eingleiſigen Strecke, unterhalb der Zelluloſefabrik
Hinterberg, wo ſich vor einigen Tagen der ſchwere Betriebsunfall
ereignet hat, bei dem die Umgebung der Fabrik unter Chlorgas
geſetzt wurde. Die Strecke iſt dort auf der einen Seite von ſteilen
Felſen abgeſchloſſen, auf der anderen Seite fließt unterhalb der
10 Meter tiefen Böſchung die reißende Mur.
Bei dem furchtbaren Zuſammenprall
der beiden Züge ſtürzten drei mit Südfrüchten beladene
Güter=
wagen in den Fluß. Der Zugbegleiter, der ſich auf dem
letzten Güterwagen befand, konnte ſich im Augenblick des
Abſtür=
zens des Wagens durch einen gewagten Sprung retten.
Ein weiterer Güterwagen ſowie die Lokomotive und der Tender
des D=Zuges ſtürzten ebenfalls ab, blieben jedoch auf der Böſchung
liegen. Der Poſtwagen des D=Zuges, der hinter dem Tender
lief, ſtellte ſich quer über die Gleiſe.
Der Paketwagen und der ihm nachfolgende D=Zugwagen
2. und 3. Klaſſe ſchoben ſich faſt vollkommen ineinander. In
dieſem Wagen gab es Tote und Schwerverletzte.
Außer den zwölf Toten ſind zehn Perſonen ſchwer verletzt worden,
die meiſten haben gefährliche Beinbrüche erlitten. Einem
evan=
geliſchen Pfarrer aus Debreczin wurden beide Beine zerquetſcht.
Von der ungeheuren Gewalt, mit der der
Zuſam=
menſtoß erfolgte, kann man ſich einen Begriff machen, wenn man
bedenkt, daß die zwölf Toten in einem Raum von nur zwei
Meter Breite zuſammengehäuft waren. Die Körper waren
furcht=
bar entſtellt. Unglücklicherweiſe waren auch drei
Telegraphen=
maſte umgeriſſen worden, ſo daß zunächſt mit der nächſten
größeren Station Leoben die Verbindung unterbrochen war.
In=
folgedeſſen kam die Unglücksnachricht erſt um 16 Uhr auf dem
Umwege über einen in der Nachbarſchaft wohnenden Eiſenbahn=
beamten in Leoben an. Den Hillfsmannſchaften der Eiſenbahn
und der Feuerwehr, die auf drei Rettungswagen zur Unfallſtelle
kamen, bot ſich ein furchtbares Bild. Die Bergungsarbeiten
ge=
ſtalteten ſich beſonders ſchwierig, da die Trümmer, die an dieſer
Stelle ſehr ſchmale Schienenanlage vollſtändig bedeckten. Unter
dieſen Umſtänden mußten
die Verletzten faſt eine Stunde in ihrer entſetzlichen Lage
zubringen,
bevor ihnen Hilfe gebracht werden konnte. Die Verunglückten
wurden dann in Kraftwagen nach Leoben gebracht. Ein in den
unbeſchädigten Wagen fahrender Chirurg nahm ſich aufopfernd
der Verletzten an und leiſtete, ſoweit es ihm möglich war, die
erſte Hilfe, worin er von den zahlreichen Mitreiſenden tätig
un=
terſtützt wurde.
Die übrigen Wagen des D=Zuges ſind glücklicherweiſe
unbe=
ſchädigt geblieben. In dem dichtbeſetzten Schlafwagen,
der dem zertrümmerten Wagen folgte, ſind nur einige
Fenſter=
ſcheiben zerſprungen. Die Aufräumungsarbeiten ſind noch in
vollem Gange. Sie dürften erſt in der Nacht abgeſchloſſen ſein.
Bis dahin wird der Verkehr durch Umſteigen unter Zuhilfenahme
von Kraftomnibuſſen der Bundesbahn durchgeführt.
Die beiden Fahrdienſtleiter der Stationen, zwiſchen
denen ſich das Unglück ereignete, ſind verhaftet und dem
Kreisgericht zugeführt worden. Warum der Güterzug auf
offe=
ner Strecke ſtehen blieb, und warum gleichzeitig der D=Zug das
Fahrtſignal erhalten hat, muß erſt die weitere Unterſuchung
erge=
ben. Außer mehreren Direktoren der Bundesbahnen hat ſich auch
Landeshauptmann Dr. Rintelen an die Unglücksſtelle begeben.
Durch die Geiſtesgegenwart eines Eiſenbahnbeamten iſt
üb=
rigens ein weiteres ſchweres Unglück verhütet worden.
Unmit=
telbar auf den D=Zug folgte nämlich ein beſchleunigter
Perſonen=
zug. Der Eiſenbahnbeamte konnte im Dauerlauf die Station
Hinterberg noch rechtzeitig erreichen, ſo daß der Perſonenzug
auf=
gehalten werden konnte.
Ueber das Eiſenbahn=Unglück an der Südbahn=Strecke
wer=
den eine Reihe grauenhafter Einzelheiten bekannt. Das Unglück
ereignete ſich in tiefer Dunkelheit. Die Fahrgäſte verſpürten
plötzlich einen heftigen Ruck und hörten gleich darauf ein
furcht=
bares Krachen und Berſten. Es entſtand eine entſetzliche Panik.
Darauf fah man, daß die Lokomotive des Zuges die Böſchung
hinab und mehrere Wagen in die Mur geſtürzt waren. Die
Lokomotive ſtand noch unter Dampf, und nur der
Geiſtesgegen=
wart eines Eiſenbahners, der unter Lebensgefahr
im letzten Augenblick die Ventile öffnete, iſt es
zu danken, daß keine Keſſelexploſion erfolgte. Am
furchtbarſten mitgenommen wurde ein Wagen dritter Klaſſe, in
dem ſich 16 Reiſende befanden. Hier waren auch die 12 Toten
zu beklagen. Die 4 Ueberlebenden dieſes Wagens waren unter
den Toten förmlich eingeklemmt, und man mußte die
Wagen=
decke aufreißen, um ſie zu befreien. Fünf Poſtbeamte die
im Poſtwagen Dienſt taten, wurden durch den Ruck in einen
Winkel unter die Pakete geſchleudert, was ihnen das
Leben rettete, denn gerade der Teil des Poſtwagens, in dem ſie
vorher ſtanden, wurde vollſtändig zertrümmert. Trotzdem kamen
ſie mit leichten Verletzungen davon, da die Pakete eine Art
Schutzwall gebildet hatten. — In dem Zuge befand ſich auch
ein Transport von 80 Wiener Kindern, die aus
einem Ferienheim unter Führung von fünf Lehrern
zurück=
kamen. Sie waren in einem rückwärtigen Wagen untergebracht
und ſind nicht zu Schaden gekommen. Unter den im
Wiener Bahnhof wartenden Eltern ſpielten ſich aufregende
Sze=
nen ab, die den ganzen Tag über andauerten, da der reſtliche
Teil des Zuges, der umgeleitet werden mußte, ſtatt
fahrplan=
mäßig um 8 Uhr früh erſt um 4.30 Uhr nachmittags in Wien
eintraf.
Seite 2
Montag, den 17. Auguſt 1931
Nummer 227
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1931.
Die Eröffnung des Jugendzeltes auf dem Meßplaß.
Nachdem ſes tagelang zuvor in Strömen geregnet hatte, ſchien
am Sonntag morgen die Sonne; ein verheißungsvolles Zeichen
für den Beginn der Arbeit des Jugendzeltes. Schon am frühen
Morgen ließ aus Anlaß dieſes Ereigniſſes der Poſaunenchor der
Martinsgemeinde vor dem Landesmuſeum ernſte und wurdige
Weiſen erſchallen, die wie ein Morgengruß aus der Ewigkeit über
die ſtille Stadt dahintönten. Pünktlich um 11 Uhr vormittags
ſah man eine Schar jugendlicher Radfahrer mit Werbeplakaten
durch die Stadt fahren, die allerorten die größte Aufmerkſamkeit
des Publikums auf ſich zogen. In ihrer ſchmucken Jugendtracht
boten ſie ein freudiges Bild werbender Jugend: einer Jugend. die
eine Botſchaft auszurichten hat an unſere Zeit. — Gegen 3 Uhr
nachmittags zogen viele Jugendgruppen unter Vorantritt ihrer
Fahnen und Wimpel durch die Straßen zum Paradeplatz. Es
war ein frohes und feſtliches Bild, als dieſe Scharen von
Jung=
mannen und Jungmädchen vor dem Muſeum Aufſtellung nahmen
und ein Wald von Fahnen und Wimpeln den Eingang des
Mu=
ſeums ſchmückte. Es waren wohl einige tauſend Zuhörer, die
ſich eingefunden hatten. Mit dem Glockenſchlag 3 Uhr ſetzte der
große Poſaunenchor mit einem wuchtigen Choral ein, dem ein
Maſſengeſangchor folgte. Sodann ergriff Herr Oberkirchenrat
Zentgraf aus Mainz das Wort zu ſeiner markigen und
volks=
tümlichen Anſprache, die die Herzen bewegte und erfreute. Mit
je einem weiteren Liede des Poſaunen= und gemiſchten Chors
fand die kraftvolle Kundgebung ihren Abſchluß. Unmittelbar
darauf formierte ſich der Zug der Jugendgruppen zu ihrem Marſch
durch die Stadt. Eine ſchier unüberſehbare Schar von
Jugend=
lichen marſchierte in vorzüglicher Haltung und tadelloſer
Marſch=
ordnung durch verſchiedene Straßen der Stadt, begleitet von den
Poſaunenchören der einzelnen Vereine, die in anerkennenswerter
Weiſe ihre Marſchmuſik boten. Die Straßen waren von
Zu=
ſchauern umſäumt, die mit herzlicher Freude dieſes jugendfriſche
Bild betrachteten und zum Teil verwundert waren, eine Jugend
zu ſehen, die ſich unter das Motto geſtellt hat: Zuruckzu Gott!
Manch ein Gruß herzlicher Freude wurde aus den Fenſtern
ge=
winkt, die ebenfalls teilweiſe von Zuſchauern dicht beſetzt waren.
Pünktlich um 4 Uhr traf der lange Feſtzug auf dem
Meß=
platz ein. Wie erſtaunt waren die Teilnehmer desſelben, das Zelt
ſchon nahezu beſetzt zu finden. So blieb nichts anderes übrig, als
die luftigen Zeltwande hochzuziehen und die Jugend außerhalb
desſelben Platz nehmen zu laſſen. Alle Gänge im Innern des
Zeltes waren dicht beſetzt. Schätzungsweiſe füllten etwa 3000
Menſchen den Zeltplatz, zum allergrößten Teil Jugend! Die
Eröffnungsverſammlung nahm einen erfreulichen Verlauf. Auch
hier nahm Herr Oberkirchenrat Zentgraf als Vertreter des
Lan=
deskirchenamts das Wort. Ebenſo begrüßte Herr Schulrat
Haſ=
ſinger mit herzlicher Freude die erſchienene Jugend. Von
ſei=
ten der Stadtverwaltung überbrachte Herr Blank die Grüße
des Herrn Oberbürgermeiſters. Fur die kirchlichen
Jugendver=
bände, ſprach Herr Pfarrer Köhler, für die freikirchlichen
Jugendkreiſe Herr Prediger Schanz. Sodann grüßten der
Ver=
treter der Jugendbundes, Herr Lehrer Hild aus Lich, und die
beiden Redner des Jugendzeltes. In allen Anſprachen kam der
Dank und die Freude zum Ausdruck, daß das Zelt ſeinen Weg auch
in unſere Stadt gefunden hat. Herzliche Segenswünſche wurden
für den Miſſionsdienſt desſelben übermittelt. Eine große Schar
von Jugendlichen betrat ſodann mit ihren Wimpeln das Podium,
um die Grüße der einzelnen Vereine zu überbringen. Um 6 Uhr
abends fand die Begrüßungsverſammlung ihr Ende, und viele
Jugendliche zogen wieder heim in dem Bewußtſein eines großen
Erlebens.
Noch einmal füllte ſich die luftige Zelthalle am Abend dieſes
Tages. Herr Ebangeliſt Corn, Vervloet ſprach über das
Thema: „Zum Licht empor. Wieder war das Zelt bis auf
den letzten Platz gefüllt, was von dem großen Intereſſe Zeugnis
ablegt, dem dieſe Zeltmiſſionsarbeit begegnet. In packender Weiſe
verſtand es der Redner, ſeine Zuhörer unter den Eindruck des
Wortes Gottes zu ſtellen. Es wurde der Weg gezeigt, der aus
der Finſternis des Sündenlebens „zum Licht empor” führt. — Ein
Sprechchor ſowie Vorträge von Poſaunen= und gemiſchten
Cho=
ren bereicherten und verſchönten den erſten Abendvortrag.
Schon jetzt ſei darauf hingewieſen, daß das Thema von
Mon=
tag abend lautet: „Die Flucht vor der
Verantwor=
tung, das derſelbe Redner behandeln wird. Am Dienstag
abend ſpricht zum erſten Male Herr Jugendſekretär
Kamp=
hauſen über das beſonders wichtige Tema: „
Zukunfts=
ſtaat und neue Menſchheit” eine hochwichtige, brennende
Frage unſerer Zeit, die mit tiefſtem Ernſt behandelt werden
wird.
— Kunſtausſtellung Darmſtadt 1931 Mathildenhöhe. Die
nächſte, am Mittwoch, dem 19. Auguſt, ſtattfindende Führung hat
Kunſtmaler Julius Kaufmann übernommen; ſie wird um 4 Uhr
nachmittags beginnen.
v. H.
— Die Sommerſpielzeit Bruno Harprechts im Heſſiſchen
Lan=
destheater nimmt am heutigen Montag mit einer einmaligen
Aufführung von Karl Rößlers weltbekanntem Luſtſpiel „Die
fünf Frankfurter ihr Ende. Noch einmal tritt Bruno
Harprecht in einer ſeiner hervorragendſten charakterkomiſchen
Rollen, dem „Salomon”, vor das Darmſtädter Publikum, dem er
nach dem übereinſtimmenden Urteil der geſamten Tagespreſſe
innerhalb ſeiner kurzen Spielzeit ſo unendlich viele freudige
Stun=
den geſpendet hat. Hoffentlich wird ein ausverkauftes Haus dem
Abſchiedsabend Harprechts und ſeines akkreditierten Enſembles
beſchieden ſein. Es ſei nochmals darauf hingewieſen, daß die
Auf=
führung pünktlich 19,45 Uhr (J8 Uhr) beginnen muß.
Neue Erwerbungen (Auswahl),
vom 17. Auguſt 1931 an auf 14 Tage im Leſeſaale zur Anſicht
aus=
geſtellt:
Edgar Atzler und Gunther Lehmann: Anatomie und
Phy=
ſiologie der Arbeit. Halle 1930. 30/787: Hans Baumann:
Deutſches Verkehrsbuch. Berlin 1931. 31/314; Beitrage zur
neueren Literaturgeſchichte. Heft 15—18. Heidelberg 1930/31.
Sg. 73: Felix Bruns: Ein praktiſches Ergebnis Baconſcher
Em=
pirie. Frankfurt 1930. 30/796; Walter Engelsmann:
Beet=
hovens Kompoſitionspläne, dargeſtellt in den Sonaten für Klavier
und Violine. Augsburg 1931. 31/330: Handbuch der ſpeziellen
und pathologiſchen Anatomie und Hiſtologie. Band 6:
Harn=
organe . . . Teil 3: Männliche Geſchlechtsorgane. S 3094/70;
Handbuch der ſpeziellen pathologiſchen Anatomie und
Hiſto=
logie. Band 11: Auge. Teil 2. Berlin 1931. S 3094/70; Fritz
Heinemann. Neue Wege der Philoſophie. Geiſt Leben,
Exiſtenz Leipzig 1929. 29/690; Chlodwig Fürſt zu
Hohen=
lohe=Schill ingsfürſt: Denkwürdigkeiten der
Reichskanz=
lerzeit. Herausgegeben von Karl Alexander von Müller.
Stutt=
gart 1931. 31/301; Carl Graf von Klinkowſtroem und
Rudolf Freiher von Maltzan: Handbuch der Wünſchelrute.
Ge=
ſchichte, Wiſſenſchaft, Anwendung. München 1931. 31/246: Das
Konzertbuch ein praktiſches Handbuch für den
Konzert=
beſucher. Band 2: Martin Friedland und Herbert Eimert:
In=
ſtrumental=Solokonzerte. Stuttgart 1931. 30/526: H. Krauſe:
Galvanotechnik. 6. Auflage. Leipzig 1931 31/158: Die
wirt=
ſchaftliche und ſoziale Lage der Angeſtellten. Berlin 1931. 31
B 39: Louis Ferdinand Prinz von Preußen: Theorie der
Ein=
wanderung, dargeſtellt am Beiſpiel Argentiniens. Berlin 1931.
31 B 38: Max Renſch: Der adelige Name nach deutſchem Recht.
Berlin 1931. 31/304: Gerhard Ritter: Stein. Eine politiſche
Biographie. Band 1. 2. Stuttgart 1931. 31/306: Albert
Schweitzer: Mitteilungen aus Lambarene. München 1928.
28/438: Deutſche Selbſtzeugniſſe. Band 4: Marianne
Beyer=Fröhlich: Aus dem Zeitalter des Humanismus und der
Reformation. Leipzig 1931. 30/403: Edith Stein: Des heiligen
Thomas von Aquino Unterſuchungen über die Wahrheit. Band 1:
Qugeſtio 1—13. Breslau 1931. 31/290; Fedor Vergin: Das
unbewußte Europa. Wien 1931 31/276: Adolf Weber:
Sozial=
politik. Reden und Aufſätze. München 1931. 31/307.
Verleihbar vom 31. Auguſt an. Vormerkungen werden im
Leſeſaale entgegengenommen.
Blutige Schlägerei.
Der Polizeibericht meldet:
In der Nacht vom 15. zum 16. Auguſt 1931, etwa um 4 Uhr.
entſtand in der Riedlingerſtraße zwiſchen einer Anzahl Gäſte, die
gerade das Sportkaffee am Meßplatz verlaſſen hatten, eine wüſte
Schlägerei. Nach einem kurzen Wortwechſel griff einer der
Be=
teiligten zum Meſſer und brachte einem anderen perſchiedene
Stiche am Kopfe, der Bruſt und den Beinen bei. Im weiteren
Verlaufe des Streites verletzten ſich die Streitenden gegenſeitig
erheblich mit Zaunlatten, die ſie von einer in der Nähe
befind=
lichen Gartenumzäunung abriſſen.
Erheblich, aber nicht lebensgefährlich verletzt wurden in das
Stadtkrankenhaus eingeliefert: Der 33jährige Dachdecker Leonhard
Sigriſt, Ballonplatz 10, der 47jährige Steinhauer Ludwig
Schmidt. Kiesſtraße 21 wohnhaft. Eine Anzahl weiterer
Beteilig=
ter an der Rauferei wurden durch das polizeiliche
Notrufkom=
mando vorläufig feſtgenommen und in das Polizeiarreſthaus
auf=
genommen. Während Sigriſt am Vormittag des 16. Auguſt
wieder aus dem Krankenhaus entlaſſen werden konnte, liegt
Schmidt erheblich verletzt danieder.
Bemerkenswert iſt die Tatſache, daß ſämtliche Raufbolde, es
ſind 8 an der Zahl, mit Ausnahme eines Verletzten, arbeitslos
ſind. Dennoch beſitzen ſie aber die Mittel, um ſich während einer
ganzen Nacht in Wirtſchaften aufzuhalten, ſich zu betrinken und
dann am frühen Morgen Gewalttätigkeiten zu begehen.
Totgefahren.
Nach einer fernmündlichen Mitteilung der Kriminalpolizei in
Frankenthal ereignete ſich in der Nacht vom 15. zum 16. Auguſt
1931 zwiſchen 23 und 24 Uhr in der Nähe der Zuckerfabrik in
Frankenthal ein ſchwerer Verkehrsunfall. Der Führer des
Per=
ſonenkraftwagens mit dem Kennzeichen VS 9951 hat einen
Arbei=
ter Johann Schreiber aus Frankenthal, der ſein Fahrrad, neben
ſich herſchob, angefahren und ſchwer verletzt. Etwa um 1 Uhr
nachts hat derſelbe Führer im Lorſcher Wald einen 19jährigen
Metzger Rudolf Wegele aus Lampertheim angefahren und tödlich
verletzt. Beſitzer und Führer des Perſonenkraftwagens iſt ein
Kaufmann aus Darmſtadt.
— Gaſtſpiel der Nelſon=Revue „Der rote Faden” im Kleinen
Haus. Morgen Dienstag, den 18., und Mittwoch, den 19. Auguſt,
gaſtiert Rudolf Nelſon mit ſeiner Revue „Der rote Faden” im
Kleinen Haus. (Siehe Anzeige.)
— Orpheum. Charivari, die luſtige Unterhaltungs=Revue
in 40 Bildern, fand bei den erſten Vorſtellungen am Samstag
und Sonntag ſtarken Beifall. Heute und folgende Tage finden
abends 8.30 Uhr Wiederholungen ſtatt, bei Eintrittspreiſen von
80 Pfennig bis 2.— Mk. (Siehe Anzeige.)
— Die Beherrſchung der Stenographie iſt gerade heute für
jedermann eine Notwendigkeit zum Vorwärtskommen im Beruf.
Dieſer Tatſache ſollte ſich niemand mehr verſchließen und die
Er=
lernung der Einheitskurzſchrift nicht verſchieben. Unter der
Lei=
tung von geprüften Lehrkräften beginnen heute und am
Donners=
tag, dem 20. Auguſt, abends 8 Uhr, in der Ballonſchule neue
An=
fängerlehrgänge, deren Beſuch nur empfohlen werden kann. Siehe
Anzeige des Gabelsberger Stenographenvereins von 1861.
Gehdren une in eie Jagenoherverge:
Von Schulrat Heinrich Haſſinger=Darmſtadt.
Wenn man ſo fragt, muß man auch fragen: Was heißt denn
hier alt? Da kann einer mit ſechzehn, ſiebzehn Jahren, der alle
Kinos und Kinoſtücke auswendig kennt, der ſich auf dem
Straßen=
bummel die Abſätze ſchief läuft und ſchon ſämtliche
Zigaretten=
marken ausprobierr hat, älter ſein als ein anderer von vierzig
und fünfzig. Mit anderen Worten: Das Lebensalter iſt
keines=
wegs entſcheidend. Oder fragen wir die Herbergseltern und die
jungen Wanderer, ob ihnen etwa ſo einer von der
obengeſchilder=
ten Sorte der Jugendkreiſe lieber iſt als ein gereifter Mann, der
Land und Natur liebt, der vielleicht ſchon für das Wandern
ein=
getreten iſt, als noch kein Menſch an Jugendherbergen dachte, und
der ein billiges, geſundes Lager mit Dank und Freude nimmt.
wo es ihm von aufrechten Menſchen geboten wird. So einer wird
ſich auch widerſtandslos und ſelbſtverſtändlich in die Ordnung
ein=
fügen und freiwillig die Diſziplin wahren, die die
Jugendher=
berge nun einmal von ihren Gäſten verlangt und verlangen muß.
Da wird ihn keiner von der Schwelle weiſen, weil er vielleicht
ſchon einige graue Haare hat oder weil ſein Schädel kahl und
glatt iſt, denn das jugendliche Denken und Fühlen hört ja nicht
unbedingt mit den ſchwarzen und braunen und blonden Strähnen
oder Locken auf.
Ich kann mir denken, und ich habe es ja ſchon oft an mir
ſelbſt erlebt, wie ſchön und fruchtbar für alle Teile das ſein kann,
wenn ſich ſo am Abend in der warmen behaglichen Herbergsſtube
ein Alter unter die Jungen miſcht. Wie oft mag er von ſolchem
Erleben neue Hoffnung mit hinausnehmen ins Leben, Hoffnung
und Idealismus, wie ſie nur in wirklich jungen Herzen gedeihen,
und wie oft mögen die Jungen durch die Geſpräche mit dem Alten
nachdenklicher geworden ſein und an dem einen Abend mehr
Schritte zur Reife getan haben als ſonſt in Monaten und Jahren.
Ein Volk wird nun einmal von den Alten und den Jungen
ge=
tragen, und es iſt immer gut, wenn ſich beide Teile auch einmal in
der Freude und Behaglichkeit treffen.
Gewiß, die Jugendherberge gehört zuerſt und vor allem der
Jugend; das iſt ihre Beſtimmung. Und wenn der Aeltere einem
Jungen den Platz wegnimmt, dann wird er wohl ſelbſt erkennen,
daß es in dieſem Falle an ihm iſt, den Platz zu räumen. Aber
wenn der Platz ausreicht für alle, dann nur herein, dann miſcht
euch, ihr Alten, unter die Jungen eures Volkes und lernt ſie
inmal ganz aus der Nähe kennen. Sie ſind vielleicht doch beſſer
als ſo mancher von euch aus der Ferne glaubt, und die Freude
und das gemeinſchaftliche Dach und das gemeinſame Erleben
draußen in der Freiheit der Natur, das ſind noch immer, die
beſten Führer zu den Herzen der Menſchen geweſen.
— Im Helia=Theater ſieht man nur noch heute und morgen
Buſter Keaton in ſeinem neueſten Tonfilm „Buſter rutſcht ins
Filmland . Es dürfte intereſſieren, wie ſich Buſter Keaton, der
Meiſter der ſtummen Komik, mit einer Sprechrolle — er ſpricht
übrigens deutſch — abfindet. Im Vorprogramm läuft der als
Tonfilm aufgenommene Boxkampf um die
Schwergewichtsmeiſter=
ſchaft der Welt. Schmeling gegen Stribbling. Die hochdramatiſche
und entſcheidende 15 Runde wird in Zeitlupenaufnahmen gezeigt.
Jugendliche haben Zutritt.
— Im Union=Theater wird heute zum letzten Male der
Ton=
film aus dem Soldatenleben der Vorkriegszeit „Zapfenſtreich am
Rhein” vorgeführt. Dazu ſieht man den einzig authentiſchen
Ton=
film von der Arktis=Expedition des „Graf Zeppelin. Auf der
Fahrt Berlin-Leningrad—Arktis und zurück entſtanden
einzig=
artige Aufnahmen von ſeltener Schönheit.
— In den Palaſt=Lichtſpielen läuft heute zum letztenmal ein
intereſſantes Doppelprogramm, und zwar wird gezeigt das
Bild=
drama aus dem Rußland von 1905 „Nach Sibirien” ferner „Die
Affen von Suchum” und „Markttag in Marrakeſch”.
P. E. Dem Einkommen des Ehemanns wird für die
Veran=
lagung in der Regel das Einkommen der Ehefrau und der
minder=
jährigen Kinder hinzugerechnet. In 8 50 EinkStG. heißt es aber:
Die Einkommenſteuer wird nicht feſtgeſetzt, wenn die Einnahmen
des Steuerpflichtigen weniger als 1300 Reichsmark im Jahre betragen.”
Sollte deshalb die einmonatige Einſpruchsfriſt bezüglich des
Steuer=
beſcheides abgelaufen ſein, ſo würde ſich eine Eingabe an das
Landes=
finanzamt Darmſtadt mit der Bitte um Nachprüfung empfehlen. Zu
den Einkünften aus nichtſelbſtändiger Arbeit (Arbeitslohn) gehören nach
36 Z. 2 EinkSt. G.: „Wartegelder, Ruhegehälter, Witwen= und
Waiſenpenſionen und andere Bezüge oder geldwerte Vorteile für frühere
Dienſtleiſtung”.
T. in R. Wenn das Haus unter Mieterſchutz ſteht, wäre eine
Auf=
hebung des Mietverhältniſſes im Klagewege zu erreichen, wenn einer
der geſetzlichen Gründe nach dem Mieterſchutzgeſetz vorliegt. Geſpannte
Verhältniſſe allein dürften dazu nicht ausreichen. — Steht das Haus
da=
gegen nicht unter Zwangswirtſchaft, ſo käme wenn Nichteinhaltung der
monatlichen Mietzinszahlung nicht in Frage kommt, nur eine Kündigung
auf den Schluß des Monats in Betracht, die ſpäteſtens am 15. des
Mo=
nats zu erfolgen hätte.
Tageskalender für Montag, den 17. Auguſt 1931.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus. 19,45 Uhr: „Die 5 Frankfurter” (Abſchiedsvorſtellung
Bruno Harprechts). — Orpheum, 20,30 Uhr: Superrevue
„Charivari”. — Konzerte: Zur Oper, Schloßkeller,
Sport=
platz=Reſtaurant am Böllenfalltor, Herrngartenkaffee.
Kinovorſtellungen: Union=, Helia= und Palaſt=
Lichtſpiele.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht.
Sonntag, den 16. Auguſt 1931.
Schwank in drei Akten von Otto Schwartz und Carl Mathern.
Bruno Harprechts „klaſſiſche” Rolle. Wie oft wohl
hat er dieſen Meiſterboxer geſpielt! Und immer wieder friſch,
immer neu, immer fein pointiert und nuanciert. Auch kein
Schimmer von Schablone. Das kann nur Harprecht! Und
immer wieder auch reißt ſein temperamentvolles, launiges Spiel
ſein Enſemble mit, deſſen Spielfreudigkeit faſt beiſpiellos iſt.
Und fo gefpielt, wirkt dieſer „Meiſterboxer” immer wieder auf
die Lachmuskeln, dieſer Schwank iſt nicht tot zu ſpielen, die
Situationskomik köſtlich und immer wieder wirkſam, auch wenn
man weiß, wann dieſe oder jene Bombe platzt.
Die Rollenbefetzung im Rahmen der routinierten
Regie=
arbeit von Bruno Harprecht war geſtern abend in jeder Hinſicht
treffend. Frieda Eichelsheim iſt eine Boxmeiſtergattin
von gediegener, jeglicher Uebertreibung ferner Darſtellung. Sie
ſpielt gewandt und läßt keine Pointe aus. Sehr gut auch
Harprecht der Sohn, der dieſe Rolle auch in dem Schwank
ſpielt. Flott und ſicher, jugendlich friſch, ohne daß dies „
ge=
macht” wirkt. Natürlich und untheatraliſch, aber mit echter und
rechter Schwankwirkung. Herzig und temperamentvoll, hübſch
und flott Hilde Gundlach als Tochter Lotte. — Gut auch
Walter Gußmann als Breitenbachs Teilhaber Hugo Hecht,
den Harprecht allerdings in „Max” umgetauft hat. Und ebenſo
ſicher Bruno Gerhard als richtiger Boxer Breitenbach. (Es
ſei bei dieſer Gelegenheit nachgetragen, was unlieb unterblieb,
daß Bruno Gerhard im „Oeffentlichen Aergernis” als Graf
So=
wieſo eine ausgezeichnete Schwankfigur geftaltete und ſie
treff=
lich durchführte.)
Urkomiſch war das treffliche Ehepaar Wipperling durch
Wil=
helm Schmieden und Helga Lornſen verkörpert. Und fehr
gut auch die temperamentvolle Tänzerin Coletta alias Mimi
durch Marjela Baumann. Eine ausgezeichnete ſprachliche
und darſtelleriſche Leiſtung.
Das gut beſuchte Haus amüſierte ſich offenſichtlich beſtens
und ſpendete der Aufführung dankbar und herzlich Beifall und
— Blumen. Und Bruno Harprecht durfte einen goldenen
Lor=
beerkranz entgegennehmen. Es geht ans Abſchiednehmen!
Von deutſchlands Hohen Schulen.
Königsberg: Wegen der Uebertragung eines Lehrſtuhls für
klaſſi=
ſche Archäologie an der Univerſität Leipzig ſind Verhandlungen mit
Profeſſor Dr. Schweitzer in Königsberg eingeleitet worden.
Leipzig: Der nichtplanmäßige außerordentliche Profeſſor in der
Mediziniſchen Fakultät Dr. Schoen iſt vom 1. Okkober 1931 ab zum
ordentlichen Profeſſor der ſpeziellen Pathologie und Therapie an diefer
Fakultät ernannt worden.
Ap. Wir jungen Juden. Drei Unterſuchungen über die jüdiſche
Frage. Von Karl Lieblich. Zonen=Verlag. Stuttgart.
Preis 2 RM.
Unter dieſem Titel veröffentlicht der Herausgeber drei
Vor=
träge, die er in den Jahren 1928—1930 auf Einladung des
Ber=
thold=Auerbach=Vereins in Stuttgart vor ſeinen
Glaubensgenoſ=
ſen gehalten hat. In dem erſten, betitelt „Judenhaß und
Juden=
ſchickſal ſchildert er die Verfolgungen und Nöte, deren die Juden
feit älteſter Zeit bis auf die Gegenwart ausgeſetzt waren, und
zieht daraus die Folgerung, daß ihnen aus ihrer Verfolgung
Stärkung. Erhebung und Ausbreitung erwachſen ſind. Die
Be=
drängung durch die ganze Welt, in der ſich die Juden exploſiv
zerſtreuten bewirkt jenen bis heute einzigartig gebliebenen
Zu=
ſammenſchluß. Man haßt uns, ſo ſagt er, allein um unſeres
An=
dersſein= und =bleibenwollen, man haßt uns mitten ins Weſen
hinein als Juden. Der Haß iſt ein Teil jener Auserwählung, iſt
Notwendigkeit des Blutes, iſt unſer Schickſal und unſere Weihe.
Kampf, ſo heißt es zum Schluß, bleibt auch weiterhin unſere
Lo=
ſung, Kampf mit allen unſeren Kräften und Mitteln, Kampf bis
ans Ende unſeres Seins. In dem zweiten, „Wozu?” betitelten
Vortrag behandelt der Verfaſſer mit einem großen Aufwand von
geſchichtlicher elehrſamkeit und politiſcher Geſtaltung das
Pro=
blem der jüdiſchen Gegenwart. Das Geſchlecht der Juden, ſo
ſagt er, belaſtet nicht ſinnlos die Erde, ſondern iſt geſchaffen,
einen beſtimmten Dienſt inmitten der hundert Ringe der Völker
zu leiſten. Aus ſeiner Geſchichte folgert er, daß die Geſamtheit
der Völker ſeiner bedarf. In ausführlicher Weiſe werden die
Beſtrebungen des Zionismus und der Gedanke eines jüdiſchen
Paläſtinas behandelt, gegen die als eine Utopie Stellung
ge=
nommen wird. Das jüdiſche Volk verdanke gerade jener
Aus=
erwähltheit, jener Weſenseigenart der Verneinung aller
Staat=
lichkeit, ſeine Ueberſtaatlichkeit, ſein Leben bis in die Gegenwart.
Der dritte Vortrag, „Wir jungen Juden", verbreitet ſich in
einer an Bildern und Gleichniſſen reichen, nicht immer leicht
ver=
ſtändlichen Sprache über das Problem der jüdiſchen Zukunft. Die
jungen Juden, ſo führt der Verfaſſer aus, fordern Aenderung,
vollkommene Wandlung und Anerkennung des beſtehenden
Welt=
bildes, ſie fordern, nach eigener Beſtimmung nach dem Recht der
Minderheit leben zu dürfen. Der unreinliche Geiſt der
Nach=
ahmung und Anpaſſung müſſe verſchwinden. Die Juden müſſen
ihre Volkheit bewahren, die Juden ſeien nicht deutſchen,
fran=
zöſiſchen, engliſchen Blutes, und deshalb nicht deutſcher
franzö=
ſiſcher, engliſcher=Volkheit, ſondern ſie ſeien Juden. Der=Ver=
faſſer ſagt in einem Nachwort ſelbſt, daß dieſer Teil bei ſeinen
Zuhörern lebhaften Widerſpruch hervorgerufen habe, weil der
Eindruck entſtanden ſei, als hätte er die Beziehung der jüdiſchen
Menſchen zu ſeinen deutſchen Mitbürgern, Schickſals= und
Gei=
ſtesgefährten zu leugnen oder geringzuſchätzen unternommen. Er
habe deshalb in einem dem Buche hinzugefügten Abſchnitt über
die Heimatverbundenheit der Juden weiteren Mißverſtändniſſen
entgegentreten wollen. Die jungen Juden, ſo heißt es weiter,
fordern eine neue Ordnung ohne Verlogenheit und Utopie, eine
Ordnung im Geiſte der Wahrhaftigkeit, eine Geſellſchaft ohne
Standeshärte im Geiſte der Nächſtenſorge, der Gerechtigkeit, der
Wohltätigkeit. Ein neues Reich der Menſchheit, ſo ſchließt der
Verfaſſer, ein ſchöneres Reich der Judenheit ſchwebt vor ſeinem
inneren Auge. Die Keime zu einem ſolchen ſeien ſchon angeſetzt.
— Wir haben hier nur die Hauptleitſätze des 160 Seiten
um=
faſſenden Buches wiedergegeben. Es muß dem Leſer überlaſſen
bleiben, dafür oder dagegen Stellung zu nehmen.
Umſtrittenes Indien. Von Colin Roß. Band 4 der Serie. Welt
im Bild”. 96 Seiten mit 74 Bildern. Preis in Halbleinenband 1,80
RM. Verlag von Reimar Hobbing in Berlin SW, 61.
Der berühmte Forſcher und Schriftſteller ſieht mehr als der
gewöhn=
liche Reiſende, er erkennt die Zuſammenhänge des vielbewegten Lebens.
Er iſt in China, in der Südſee, in Afrika und in Indien zu Hauſe.
Indien iſt das Land, auf das die Augen der Welt gerichtet ſind. Die
Bewegung, die von Mahatma Ghandi ausgehr, liegt wie eine ungeheure
Spannung über dem geheimnisvollen Märchenland. Dieſen „
Schmelz=
tiegel” im Oſten zu ſchildern und ſeine in der Landſchaft und im Leben
und Denken der Inder begründeten Vorausſetzungen aufzuzeigen hat
der große Reiſeſchriftſteller zum Gegenſtand ſeines ungemein feſſelnden
und intereſſanten Buches gemacht. Hier wird mit mancher falfchen
Mei=
nung aufgeräumt, die über das Land verbreitet iſt.
— Neuerſcheinungen im Propyläen=Verlag. Der Propyläen=Verlag
gibt jetzt ſein Herbſtprogramm bekannt. Es enthält unter anderem die
folgenden wichtigen Neuerſcheinungen: Propyläen=
Weltge=
ſchichte: Das Zeitalter des Abſolutismus. Dies iſt der 6. Band des
neuen großen, von Profeſſor Dr. Walter Goetz=Leipzig herausgegebenen
Verlagsunternehmens, in dem zum erſten Male der Verſuch gemacht
wird, das Weltgeſchehen aus dem Blickfeld des 20. Jahrhunderts
dar=
zuſtellen. — Propyläen=Kunſtgeſchichte: Die Geſchichte des
Porzellans in Europa. Nach Abſchluß ſeiner 16bändigen Kunſtgeſchichte
iſt der Verlag dazu übergegangen, Teilgebiete der Kunſt in
Einzeldar=
ſtellungen zu behandeln. Der „Baukunſt des Möbels”, der „Geſchichte
der graphiſchen Kunſt” folgte dieſer vom Direktor des Münchener
Reſi=
denzmuſeums Friedrich Hofmann noch kurz vor ſeinem Tod
voll=
endete Band, in den eine Lebensarbeit zuſammengefaßt iſt. —
Pro=
pyläen=Geſamtausgaben: Allen Stürmen der Kriegs= und
Nachkriegszeit zum Trotz gelangen mit dem 45. (Regiſter=) Band der
großer Propyläen=Goethe, und mit dem 12. Band Turgenjews
Werke zum Abſchluß. — Propyläen=Romane: Nippernaht
und die Jahreszeiten. Mit dieſem Buch wird der eſtniſche Dichter Aug.
Gailit in Deutſchland eingeführt. Der Held des Romans entflieht,
den Menſchen Hamſuns ähnlich, aufs Land, um in Natur und
primiti=
bem Liebeserlebe wieder zu geſunden. Unzählige in die Geſchichte
verwobene Volfs märchen gehen Uhrſeine ieigenartige und portziſche Ff5
Nummer 227
Aus Heſſen.
ltere
er
er ſpricht
Veran=
minder=
3tes aber:
dren nach
wen= und
tellung
Segelflieger auf der Roßdörſer „Waſſerkuppe‟
Schulungskurſus am Roßberg.
Der Segelflugkurſus, der für die Dauer von 10 Tagen am
Koßberg bei Roßdorf abgehalten wird, hat mit einem vollen
Er=
olg begonnen. Die begeiſterten Piloten wollen, das als gutes
Imen nehmen, denn Wetter und Gewitter zogen weſtlich und
öſt=
ich an der Baſaltkuppe vorbei, und es blieb nicht ganz ſoviel Lehm
n den Stiefeln hängen. Wollen die Flieger aus dem Roßberg,
eſſen Gelände in ſportlicher Weiſe von der Hartſteininduſtrie, den
5emeinden Roßdorf und Ober=Ramſtadt, denen an dieſer Stelle
edankt werden ſoll, zur Verfügung geſtellt wurde, eine Kleine
Vaſſerkuppe” vor den Toren Darmſtadts machen? Mit 65 Starts
dar der Sonntag ſehr ergiebig. Pol.=Hauptmann Jans, der
tech=
iſche Leiter, begann mit einem Segelflug von 8:04 Minuten. Mit
:06 Minuten legte eine Stunde ſpäter Pol.=Hauptmann Bünau
eine C=Segelflugprüfung ab. Eifrig ſchulten die Fortgeſchrittenen,
ſon denen Pol.=Oberlt. Görres und Herr Hütſch die B=
Prü=
ung ablegen konnten. Zur B=Prüfung ſind 5 Flüge von je 60 Sek.
tötig. Die Anfänger warteten in Eifer mit faſt 30 Starts und
Zutſchern auf. Mit „Hals= und Beinbruch” ſoll’s am Montag
wei=
ergehen. Viele Zuſchauer aus Roßdorf und Umgebung erfreuten
ich an dem Schauſpiel und flüchteten gern bei den flüchtigen
Re=
ſenſchauern in das Trainingszelt der Segelfluggruppe.
D. Eberſtadt, 16. Aug. Ein Kind in der Pfuhlgrube
umgekommen. Das 1½jährige Söhnchen des Heidelberger
Straße 89 wohnhaften Eiſenbahnarbeiters Georg Heß, ſtürzte
geſtern abend in die offenſtehende Pfuhlgrube, ohne daß der
Un=
fall zunächſt bemerkt wurde. Erſt als man ſpäter das Kind
ver=
mißte und bereits längere Zeit ergebnislos nach ſeinem Verbleib
geforſcht hatte, kam man auf den Gedanken, daß das Kind in die
Pfuhlgrube gefallen ſein könnte. Dieſe Mutmaßung beſtätigte ſich
zum größten Leidweſen der betrübten Eltern. Als Leiche wurde
das Kind aus der Grube geborgen. — Einbruch. In der Nacht
vom Samstag auf Sonntag wurde in die dem Johannes Meyer
jehörige Verkaufshalle Ecke Seeheimer= und Paliſadenſtraße
ein=
gebrochen. Der Dieb entwendete Waren im Werte von etwa 50
RM. Die Polizei hat ſofort die nötigen Ermittelungen zur
Er=
greifung des Täters aufgenommen. — Im 81. Lebensjahre
ver=
tarb der Luiſenſtraße 12 wohnhafte Invalide Chriſtian Schüler.
F. Nieder=Beerbach, 16. Aug. Beigeordnetenwahl. Bei
ſer heute ſtattgefundenen Beigeordnetenwahl wurde der
derzei=
ige Beigeordnete Peter Schwinn 2. wiedergewählt. Er erhielt
/19 Stimmen, während auf ſeinen ſozialdemokratiſchen
Gegenkan=
ſidaten, Maurermeiſter Ludwig Bernhardt nur 264 Stimmen
ntfielen. Die Wahlbeteiligung betrug 95 Prozent.
Ct. Groß=Umſtadt. 16. Aug. Beigeordnetenwahl in
Groß=Umſtadt i. O. Die heutige Beigeordnetenwahl brachte
gleich der am vergangenen Sonntag ſtattgefundenen Wahl der
Stadt Groß=Umſtadt wiederum einen vollen Erfolg. Der
ſeit=
verige Beigeordnete, der Landwirt Ludwig Weber 4., konnte mit
einer Majorität von 1317 Stimmen wieder in ſein Amt gewählt
verden, ein Zeichen ſeiner allgemeinen perſönlichen Beliebtheit.
bat er es doch in der Zeit ſeiner ſechsjährigen Amtsperiode gut
verſtanden, durch ſein gediegenes, offenes Weſen, ſeinen geraden
Tharakter und ſein Streben in gerechter Weiſe ſich in den Dienſt
der Gemeindeintereſſen zu ſtellen, den Anhang weiteſter Kreiſe zu
gewinnen. Als Beweis hierfür ſei angeführt, daß es die S.P.D.
interließ, aus ihrer Partei einen Kandidaten gegen ihn
aufzuſtel=
en. Das Wahlergebnis war folgendes: Von 2300
Wahlberechtig=
ten machten 1660 von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Es entfielen
1317 auf den Beigeordneten Landwirt Ludwig Weber, 283
Stim=
nen auf den Kandidaten der Kommuniſtiſchen Partei. Wolf,
un=
fültig waren 54 Stimmen. Das Wahlergebnis brachte allgemein
ebhafte Befriedigung. Die Wahlbeteiligung betrug 72 Prozent.
Jugenheim, 15. Auguſt. Am Sonntag, den 6. September,
ſindet, wie ſeit einer Reihe von Jahren, das Heiligenberg=
Singetreffen für die evangeliſche Jugend im vorderen
Odenwald, an der Bergſtraße und im Ried ſtatt. Dabei ſoll
ver=
ſucht werden, die in unſerem deutſchen Liede verborgenen Kräfte
im Sinne der Singebewegung für die Jugend fruchtbar werden
zu laſſen. So kann das recht verſtandene Singen in unſerer
trü=
ben Zeit zu einer Notwendigkeit werden. Alle Jugendlichen
die dafür Intereſſe haben, ſind zu dieſer Verchſtaltung des Evang.=
Kirchl. Landesjugendamtes freundlichſt eingeladen.
Bd. Alsbach a. d. B., 15. Aug. Die ausgeſteuerten
Erwerbs=
loſen ſind eben damit beſchäftigt, den oberen Burgweg zu ſäubern
und neu zu bekieſen. Im Rennweg wird wieder ein Stück neu
ge=
pflaſtert. — Die hieſige Schützenabteilung hat dieſes Jahr eine
ganz beſonders rege Tätigkeit entfaltet. Allſonntäglich in der
Frühe finden auf dem idealen Schießplatz in der Tanne
Schieß=
übungen ſtatt, getreu dem Wahlſpruch: „Ueb Aug’ und Hand fürs
Vaterland!” Herr Adam Kaffenberger konnte bei dem
Preis=
ſchießen in Zwingenberg mit 32 Ringen den vierten Preis
ge=
winnen. „Gut Schuß!”
W. Heppenheim a. d. V., 14. Aug. Fahrraddiebſtahl. Die
große Unvorſichtigkeit, die Fahrräder unverſchloſſen vor die Geſchäfte zu
ſtellen, wurde wieder einem Fahrradbeſitzer zum Verhängnis. Während
er ſeine Einkäufe in einem hieſigen Geſchäft in der Friedrichſtraße
be=
ſorgte, ſtellte er ſein Fahrzeug unverſchloſſen in den Fahrradſtänder, und
unußte nachträglich die betrübliche Feſtſtellung machen, daß ſein Rad von
einem Unbekannten entwendet wurde. Da der Beſitzer die Nummer
ſeines Rades nicht kennt, dürften Nachforſchungen wenig Erfolg haben.
Da erſt vor wenigen Tagen ein Fahrrad im Hofe eines hieſigen
Gaſt=
wirts wegkam, ſo dürften dieſe Vorfälle allen Radfahrern eine Mahnung
ſein, in Zukunft ihre Räder verſchloſſen einzuſtellen. —
Ausbeſſe=
rung: der Kanaliſation. Die Kanaliſierung der Friedrich=,
Kaiſer=, Bismarckſtraße und der Gegend am Bahnhof mußte bisher als
vollkommen unzulänglich und verfehlt bezeichnet werden. Infolge des
geringen Gefälles ſtauten ſich die Waſſermengen bei jedem
niedergegan=
genen Regen in den Abflußrohren und die Waſſermaſſen trieben in die
Keller. Neben den Schäden hatte man die weniger erfreuliche Arbeit,
das Waſſer wieder herauszupumpen oder herauszuſchöpfen. Dieſer
Zu=
ſtand dauert nun ſchon längere Zeit an und war beſonders fühlbar bei
der Kanaliſierung des Städtiſchen Schwimmbades. Bei den jetzt
vor=
genommenen Ausbeſſerungsarbeiten ſtellte ſich heraus, daß ſich einige
Bretter in den Rohren ſtauten und den Waſſermaſſen den Ablauf
un=
möglich machten. Hoffen wir, daß nach den jetzt erfolgten
Ausbeſſerun=
gen dieſem Uebelſtande endlich abgeholfen iſt. — Städt.
Schwimm=
bad. Infolge Fertigſtellung der Bauarbeiten iſt das Bad ſeit einigen
Tagen geſchloſſen. Auf dieſe Weiſe hofft man, mit den techniſchen
Ar=
beiten bis zum Sonntag, dem Tage der Einweihung, fertig zu werden.
Durch teilweiſes Grundwaſſer bei Befüllung des Bades zeigte dasſelbe
infolge Algenbildung eine leichte grünliche Färbung, weshalb das Bad
ſofort vollſtändig gereinigt wurde, und durch Anwendung chemiſcher
Mittel verſucht man, dieſer Schmarotzer Herr zu werden. —
Evangeli=
ſcher Frauenverein. Den Mitgliedern des Vereins wird auch
in dieſem Jahre Gelegenheit gegeben, ſich Apfelmoſt keltern zu laſſen.
Zu dieſem Zwecke iſt erforderlich, daß jeder Intereſſent bis nächſten
Nienstag ſein Obſt und die mit heißem Sodawaſſer gut gereinigten
Flaſchen in das Pfaurhaus bringt.
Bd. Von der Bergſtraße, 15. Aug.
Landwirtſchaft=
liches. Infolge der anhaltend regneriſchen Witterung ſind
immer noch viele Landwirte mit der Getreideernte im Rückſtand.
Hauptſächlich ſind noch viele Haferäcker abzuernten und
einzubrin=
gen. Durch die Näſſe leidet der Hafer viel Not. Zum Teil iſt er
in naſſen Lagen ſchon gewachſen. Dagegen verſpricht die
Kartoffel=
ernte eine gute zu werden. Die Preiſe für neue Kartoffeln ſind
dementſprechend in den letzten Wochen ganz ravide gefallen. Im
Zentner bekommt, man dieſelben jetzt ſchon für 2,80—3,00 Mk.
Auch die Rüben können ſich ſehr gut entwickeln, ſo daß der
Land=
wirt, da auch das übrige Grünfutter ſehr gut gediehen iſt, für ſein
Vieh nicht zu fürchten braucht. Die Kernobſternte fällt nicht
be=
ſonders gut aus. Die Aepfel laſſen hier viel zu wünſchen übrig,
während die Birnen eine Rekordernte verſprechen. Auch die
Nuß=
bäume zeigen einen ſelten guten Behang. Selbſt die kleinſte
Nuß=
hecke hängt „rabbelvoll”, wie es im Volksmund heißt. Zwetſchen
Aibt es nur ſehr wenig, ſo daß ſo mancher kleine Mann auf das
19 beliebte Zwetſchenmus verzichten muß. Die ſchon
verſchiedent=
lich ſtattgefundenen Frühobſtverſteigerungen an den
Provinzial=
ſtraßen lockten wohl ziemlich Steigliebhaber an, jedoch ſind die
er=
dielten Preiſe ſehr gedrückt, was, wohl auf die allgemeine
Geld=
verknappung zurückzuführen iſt. Den Weinbergen, welche übrigens
bis jetzt von in Maſſen auftretenden Schädlingen und böſen
Reb=
krankheiten verſchont wurden und einen ſehr guten Behang
auf=
weiſen, wäre jetzt noch heißes Wetter, zu wünſchen, weil „Der
September nicht brät, was der Auguſt nicht kocht!” Hoffen wir
o, daß es bald die Sonne wieder wagt, hervorzukommen, um
ſonell noch gut zu machen, was der Regen an Schaden
angerich=
tet hat.
Seite
Montag, den 17. Auguſt 1931.
Einweihung des Heppenheimer Schwimmbades.
Eine ſoziale Tak!
Cp. Heppenheim. 16. Auguſt.
Aus der Not der Zeit hat Heppenheim eine Tugend gemacht.
Um ſeinen Arbeitsloſen, Ausgeſteuerten und
Wohlfahrtsunter=
ſtützungsempfängern eine Verdienſtmöglichkeit zu ſchaffen, hat es
nämlich nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten ein
Schwimmbad errichtet. Die Verwirklichung des ſchon lange
geheg=
ten Planes konnte nur dadurch ermöglicht werden, daß der Stadt
durch Vermittlung des Heſſiſchen Miniſteriums für Arbeit und
Wirtſchaft für die dazu benötigten Mittel eine weſentliche
Zins=
verbilligung gewährt werden konnte.
Das in den Anlagen am Bahnhof im Anſchluß an den Sport=
und Spielplatz nach dem Entwurf des Stadtbaumeiſters Winter
errichtete Freibad macht trotz ſeiner Schlichtheit einen gediegenen
Eindruck. Das Eingangsgebäude iſt ſehr vorteilhaft ausgenutzt.
Im öſtlichen Flügel befinden ſich unter anderem zehn
Einzel=
zellen mit Stiefel= und Barfußgang, Maſſenauskleidungsräume
für Männer und Frauen (mit Spinden Kleiderhaken und Bänken
verſehen), eine Vorreinigung mit fünf Braufen und die
Unter=
kunft für die Sanitätswache. Im weſtlichen Flügel ſind in der
Hauptſache 24 Wechſelzellen, die Garderobe für 600 Perſonen, eine
Vorreinigung mit vier Braufen und Fußreinigungen
unterge=
bracht. Selbſtverſtändlich ſind auch Toiletteräume vorhanden.
Die Vorreinigungsbrauſen werden aus einem Waſſerbehälter im
Dachwerk mit vorgewärmtem Waſſer verſorgt. Im Untergeſchoß
iſt Unterſtellmöglichkeit für 200 Fahrräder gegeben.
Das eigentliche Bad beſteht aus einem Schwimmbecken mit
einer Lange von 66 Metern und einer Breite von 22 Metern. Das
Becken iſt in ein größeres Schwimmbecken und ein kleineres Becken
für Nichtſchwimmer eingeteilt. Die Tiefe geht im Schwimmbecken
von 1,50 Meter bis zu 3,50 Meter. Die Sprunggrube iſt 4,80
Me=
ter tief. Der mit einer Plattform verſehene Sprungturm iſt
5 Meter hoch. Außerdem iſt eine Waſſerrutſchbahn mit
Berieſe=
lung (ſie iſt von einem unbekannten Spender geſtiftet) vorhanden.
Die Ueberlaufrinne iſt zugleich Fußwaſchrinne und geht rings um
das ganze Becken. An den Ecken ſtehen vier Duſchbrauſen. An
den Schmalſeiten des Schwimmbeckens ſind je acht Startblöcke aus
Beton untergebracht. Für Spielzwecke beträgt das Spielfeld 18:28
Meter. Im Nichtſchwimmerteil iſt ein Kinderbad durch
Holz=
einfriedigung abgeſchloſſen. Das Becken wird durch eine eigene
Brunnenanlage, die 25 Meter tief iſt geſpeiſt. Dabei konnte es
eingerichtet werden, daß das Waſſer durch das in nächſter Nähe
befindliche Elektrizitätswerk auf 18 Grad Celſius erwärmt werden
kann. Das Waſſer wird durch Meſſingſiebe zugeführt. Eine
Umwälzleitung mit einer Umwälzpumpe entnimmt an dem
tie=
feren Teil des Schwimmbeckens das Waſſer und fördert es zum
Zulauf an der höchſten Stelle, am Nichtſchwimmerteil, damit die
Temperaturen in den unteren Waſſerſchichten ausgeglichen
wer=
den. Die Abflußleitungen des Bades ſind an die Städtiſche
Kana=
liſation angeſchloſſen. Auf der Weſtſeite der Badeanſtalt iſt eine
Tribüne mit Sitzplätzen erreichtet. Das Untergeſchoß enthält eine
Erfriſchungshalle und Verkaufsräume. Nach Oſten zu ſchließt ſich
ein Luft= und Sonnenbad an. Die Baukoſten ſind mit ungefähr
150 000 RM. veranſchlagt.
Die Einweihung des Bades
wurde am heutigen Sonntag nachmittag vor einer größeren Zahl
geladener Gäſte und weiten Kreiſen der Bevölkerung von
Heppen=
heim und Umgebung vorgenommen. Den muſikaliſchen Teil des
Eröffnungsaktes hatte die Kapelle Luher übernommen. Hans
Holzamer ſprach einen ſelbſtverfaßten Prolog. Dann ergriff
nach der Schlüſſelübergabe durch Stadtbaumeiſter Winter,
Bür=
germeiſter Schiffers das Wort, um alle Anweſenden namens der
Stadtverwaltung zu begrüßen und einen Rückblick auf die
Eut=
ſtehung des Bades zu geben. Nach einem Gang durch die
Ge=
ſchichte des Bade= und Schwimmſportes erinnerte der
Bürger=
meiſter daran, daß man bereits vor dem Kriege ſich in
Heppenheim mit dem Plan zur Erbauuung eines Schwimmbades
getragen habe. Der Weltkrieg habe aber die Durchführung des
Planes durchkreuzt. Auch nach dem Kriege hätten ſich immer
wie=
der neue Schwierigkeiten ergeben, bis man im Auguſt vorigen
Jahres im Stadtrat endgültig beſchloſſen habe, den
Schwimmbad=
bau zu verwirklichen. Man habe ſich, dabei vor allem von dem
Gedanken leiten laſſen, den vielen Arbeitsloſen eine
Beſchäfti=
gungsmöglichkeit zu geben. So ſei aus der Not der Zeit heraus
das Bad gebaut worden. Der Redner dankte dann vor allem
dem Stadtbaumeiſter und ſeinen Mitarbeitern, den Unternehmern
und Firmen ſowie den daran beſchäftigt geweſenen Arbeitern
für ihr tatkräftiges Zuſammenwirken. Das Bad diene nicht
nur der Volksgeſundheit, ſondern ſtelle andererſeits auch ein
Mittel für die Fremdenwerbung an der Bergſtraße dar. Er gab
noch bekannt, daß die Mitglieder des Heſſiſchen Miniſteriums
ihre herzlichſten Glückwünſche zur Einweihung übermittelt hätten,
und ſchloß mit den beſten Wünſchen für Heppenheim und ſeine
Zukunft.
Dann übermittelte Kreisdirektor Pfeiffer die
Glück=
wünſche des Kreisamts Heppenheim und pries das Bad als eine
ſoziale Tat. Bürgermeiſter Dr. Angermeier=Bensheim
über=
brachte die Glückwünſche der Nachbarſtadt Bensheim, des Heſſiſchen
Städtetages, der Bürgermeiſterkonferenz der mittleren Städte
Heſſens, des Heſſiſchen Verkehrsverbandes und des
Verkehrsaus=
ſchuſſes der Bergſtraße. Er erklärte, unſere Volksgeſundheit ſei
die einzige ſichere Kapitalsanlage, die wir noch hätten. Darum ſei
die Förderung des Bade= und Schwimmweſens eine der
Hauptfor=
derungen unſerer Zeit. Schließlich gab er der Hoffnung
Aus=
druck, daß das Heppenheimer Schwimmbad auch ein Werbemittel
für den Fremdenverkehr an der ganzen Bergſtraße ſein möge.
Nach einem Dankeswort des Bürgermeiſters wurde das
Por=
tal geöffnet. Im Augenblick hatte ſich das geräumige Gelände
mit einer trotz des ungünſtigen Wetters äußerſt zahlreich
er=
ſchienenen Menge angefüllt. Dem Schwimmklub „Jung=
Deutſchland‟ Darmſtadt war es vergönnt, mit einer
An=
zahl Schwimmer und Schwimmerinnen das Bad ſchwimmſportlich
zu eröffnen. Die Darbietungen der Darmſtädter Schwimmer
fan=
den großen Beifall und wurden um ſo mehr anerkannt, als das
Wetter zeitweiſe recht ungünſtig war. Das Bad iſt in ſeiner
Geſamtanlage nach den modernſten Grundſätzen im Bäderbau, im
Einvernehmen mit der Leitung des Deutſchen Schwimmverbandes,
ausgeführt worden.
Beſondere Herbſtivergünſigungen
des Deutſchen Kaliſyndikals.
Das Deutſche Kaliſyndikat hat der deutſchen Landwirtſchaft
für ihre Kalibezüge zur Herbſtdüngung bis auf weiteres einen
zinsfreien Wechſelkredit (Dreimonatswechſel) eingeräumt. Das
Deutſche Kaliſyndikat hat ſich hierbei von dem Beſtreben leiten
laſſen, der deutſchen Landwirtſchaft den Bezug der für die
Herbſtbeſtellung erforderlichen Kalidüngemittel durch vorläufige
zinsfreie Kreditierung zu erleichtern und ſie dadurch in den
Stand zu ſetzen, den Verkauf von Ernteprodukten zu einem für
die Landwirtſchaft günſtigeren Zeitpunkt wie dem
gegenwär=
tigen Augenblick vorzunehmen.
i Von der Bergſtraße, 15. Aug. Der Bau einer
Auto=
ſtraße empor zur Wachenburg. Der Straßenbau empor
zur WSC.=Wachenburg, dem gewaltigen Monumentalbau zum
Andenken an die Kriegsgefallenen des WSC., hat in dieſem
Som=
mer wieder große Fortſchritte gemacht. An dem vor zwei Jahren
gebauten oberen Teil der Wachenburgſtraße wurden jetzt die
ſtei=
len Steinböſchungen durch Trockenmauern geſtützt und an den
Kur=
ven zurückverlegt, wodurch die Straßenunterhaltung und der
Ver=
kehr erleichtert werden. Die Erdarbeiten der Strecke von dem
Punkt, an dem die neue Straße von dem durch den Porphyr=
Steinbruch nach dem Birkenauer Tal führenden Weg
ab=
zweigt, abwärts bis 100 Meter, über die große Eſſigpfadkurve
hinaus ſind bereits fertiggeſtellt. Aus techniſchen Gründen wird
dieſer Teil der Straße erſt im nächſten Jahre vollendet werden.
Der Straßenbau ſtellt eine der gewaltigſten Notſtandsarbeiten
dar, die die Stadt Weinheim jemals zur Beſchäftigung der
Ar=
beitsloſen unternommen hat. Das Unternehmen wird aus den
Mitteln der produktiven Erwerbsloſenfürſorge von Reich und
Staat gefördert.
. Vom unteren Neckartal, 14. Aug. Dieſer Tage machte ein
evangeliſcher Jungmännerverein in der Stärke von 38 Perſonen,
die in der Jugendherberge in Jagſtfeld genächtigt hatten, eine
Motorbootfahrt nach Neckargemünd. Bei Bienau ließ der
Füh=
rer Halt machen und geſtattete ſeinen Jungen das Baden. Er
ſchloß nur die Nichtſchwimmer aus. Trotzdem beteiligte ſich ein
Junge von 17 Jahren am Schwimmen. Der Neckar war ſehr
reißend an der Stelle und ein Freund ſah den Jungen ſinken,
kam ihm auch gleich zu Hilfe, ſank aber ſelbſt bewußtlos in die
Tiefe. Ein älterer Jungmann rettete den Helfer. Bei den
Wiederbelebungsverſuchen brachte man ihn wieder zum Leben
zu=
rück. Der 17jährige Junge aber kam nicht wieder zum Vorſchein
und ſein Leichnam wurde bis jetzt noch nicht geländet. — In
Gemmrigheim ereignete ſich ein; ſchwerer Unglücksfall.
Stadt=
pfarrer Müller von Kaiſerslautern, eine Frau und eine
Ver=
wandte von Bietigheim, machten eine Paddelbootfahrt. Als
das Boot unterhalb des Wehrs wieder zu Waſſer gebracht war
und drei Perſonen Platz genommen hatten, kippte das Boot, als
die vierte Perſon einſteigen wollte, um und alle vier Perſonen
fielen in die reißenden Fluten. Frau Stadtpfarrer konnte ſich
durch Schwimmen retten und die Verwandte wurde ans Ufer
ge=
trieben, während der Knabe und Stadtpfarrer Müller unter das
Paddelboot kamen. Fiſcher K. Seybold von Lauffen a. N. kam
mit ſeinem Nachen zu Hilfe und rettete den Knaben. Auch
Stadt=
pfarrer Müller wurde von Seybold ans Ufer gebracht, er war
jedoch bereits tot. Der ſofort herbeigerufene Arzt Dr.
Eiſen=
berger von Gemmrigheim ſtellte Wiederbelebungsverſuche an
je=
doch ohne Erfolg. Müller iſt 32 Jahre alt und hinterläßt Frau
und ein zweieinhalbjähriges Kind.
Bm. Hofheim (Ried), 12. Aug. Gauſchießen. Auf ihren
Stän=
den erledigte am Sonntag die hieſige Schützengeſellſchaft ihr Gauſchietzen.
Die Schießanlage, eine der ſchönſten im Gau wird auch von den
Nach=
barvereinen gerne beſucht, denn auch die Schützengeſellſchaft Bürſtadt
und die Schützengilde Worms erledigten vormittags hier ihr
Gauſchie=
ßen. Bürſtadt beteiligte ſich mit 10 Schützen und errang zwei goldene,
zwei ſilberne und zwei bronzene Gaunadeln. Hier war auch zum erſten
Male eine Dame, Frl. Betty Keilmann, beteiligt, welche mit 122 Ningen
die ſilberne Gaunadel errang. — Die Wormſer Schützengilde ſchoß mit
neun Mann und dieſe errangen zwei goldene, drei ſilberne und vier
bronzene Gcunadeln. — Von der hieſigen Schützengeſellſchaft beteiligten
ſich 25 Mann und errangen 1 goldene, 7 ſilberne und 10 bronzene
Gau=
nadeln. Die beſte Tagesleiſtung errang Herr Förſter Lehn=Bürſtadt mit
150 Ringen. Ihm naheſtehen die Schützen Zorn=Bü=ſiadt mit 148 R.,
Wetzel=Hofheim mit 147 R., Trautmann=Worms mit 146 N. und
Jung=
ſchütze Sieiner=Worms mit 141 Ringen, und ſind dies die Träger der
goldenen Gaunadel. Den Abſchluß des Gauſchießens bildete ein gut
beſuchter Schützenball im Adlerſaal mit Siegerehrung. —
Jungtier=
markt. Im Kaiſerhof veranſtaltete der hieſige Kleintierzuchtverein
als Vorſchau zur kommenden Jubiläumsſchau einen Jungtiermarkt mit
Bewertung. Die Schau war mit 240 Nummern beſchickt, darunter 30
Nummern der Jugendgruppe. Als Wertungsrichter amtierten Franz
Kilian=Bürſtadt für Kaninchen und Gg. Nies=Hofheim für Geflügel.
Das durchweg erſtklaſſige Zuchtmaterial fand allſeitige Bewunderung
der zahlreich erſchienenen Beſucher. — Sport. Im Privatſpiel
unter=
lag am Samstag die erſte Elf des hieſigen Fußballvereins gegen die
gleiche von „Oſthova” Oſthöfen auf eigenem Platz mit 2:4 Toren.
4a. Leeheim, 16. Aug. Ueber das Schadenfeuer, das
am Samstag abend (wie bereits berichtet) das Anweſen des
Land=
wirts Ludwig Schad heimſuchte, verlautet noch, daß die
Feuer=
wehr die ganze Nacht mit dem Ablöſchen des Brandes zu tun
hatte. Der Schaden iſt beſonders im Hinblick auf die Vernichtung
der geſamten bereits eingebrachten Ernte beträchtlich. Außer der
Scheune wurden die Stallungen, aus denen bekanntlich das Vieh
noch gerettet werden konnte, en Raub der Flammen. Die
Ent=
ſtehungsurſache des Brandes iſt immer noch unbekannt.
Z. Offenthal, 14. Auguſt. Die Bürgermeiſterwahl in hieſiger
Gemeinde wurde auf den 20. September 1931 feſtgeſetzt. Da man
mit der Amtsführung des jetzigen Bürgermeiſters Zimmer wohl
allgemein zufrieden ſein kann, glaubt man nicht, daß ein anderer
Wahlvorſchlag eingehen wird, und man hofft, daß damit
mancher=
lei Streitigkeiten die Wurzeln abgeſchnitten ſind. Auch iſt die
Verwaltung dieſes Amtes in der heutigen ſchweren Zeit wohl
mit mancherlei Widerwärtigkeiten verknüpft, beſonders, da es oft
nicht möglich iſt, allen Anforderungen finanziell Bedrängter
ge=
recht zu werden. — Die Einbringung der Ernte geht auch hier
recht langſam vonſtatten. Kaum hat der Himmel ein freundliches
Geſicht angenommen und iſt der Landwirt bemüht, wieder einige
Wagen Hafer nach Hauſe zu bringen, ſo fängt es ſchon wieder
an zu regnen. So kommt es, daß immer noch mancher
Frucht=
haufen auf den Stoppelfeldern ſteht. Was aber die Ernte ſelbſt
betrifft, ſo iſt der Körnerertrag ein recht befriedigender.
Da. Egelsbach, 15. Aug. Die Bautätigkeit iſt in dieſem
Jahr in unſerer Gemeinde — wie allenthalben — ſehr gering.
Ein ſechsteiliges Blockhaus wird gegenwärtig in der Niddaſtraße
durch die Gemeinnützige Baugenoſſenſchaft fertiggeſtellt, auch in
der Kirchſtraße geht ein in Selbſthilfe errichtetes Wohnhaus
ſei=
ner Vollendung entgegen. Drei Bauluſtige ſind dabei, ſich
außer=
halb des Ortes — in der Feldgemarkung — Wohnhäuſer zu
er=
richten. Wenn ſie an den abgelegenen Stellen auch auf manche
Annehmlichkeiten wie Bezug von Waſſer und elektriſchen Strom
aus den öffentlichen Anlagen, verzichten müſſen, ſo können ſie ſich
auf der anderen Seite weſentliche Baukoſtenerſparniſſe durch ſehr
billiges Baugelände ſichern; meiſt ſteht dann auch noch ein
aus=
gedehntes Ackergelände für gärtneriſche Anlagen zur Verfügung.
Ein im Frühjahr vom Gemeinderat genehmigtes Bauprojekt zur
Errichtung von acht Gemeindewohnungen konnte nicht ausgeführt
werden, weil das Kreisamt die notwendige Kapitalaufnahme
nicht genehmigte. Wohnungsnot großen Umfanges beſteht hier
nicht mehr, immerhin ſind noch einige Fälle vorhanden, die der
Abhilfe bedürfen. Das Brachliegen der Bauwirtſchaft bedroht
naturgemäß die in Betracht kommenden Handwerksbetriebe ſehr
in ihrer Exiſtenz.
By. Langen, 12. Aug. Zur Wiederbelebung der
Bautätig=
keit ſollen die Grundſteuervergünſtigungen für Gebäude, die vor
dem 1. April 1931 bezugsfertig geworden ſind, weiter ausgedehnt
werden derart, daß über 5 Jahre hinaus für das 6., 7., 8. Jahr
Befreiung von der allgemeinen Grundſteuer ganz und für das 9.
und 10. Jahr um die Hälfte erfolgen ſoll. Dieſe Vergünſtigungen
hören mit dem Ende des Rechnungsjahres 1938 auf. — Die
Schü=
lerzahl der hieſigen Realſchule iſt wieder auf 153 geſtiegen,
wo=
durch die Gemeinde eine Schulgeldmehreinnahme von 6162 Mk.
hat. Dadurch iſt der Koſtenanteil der Gemeinde um 5772 Mk. auf
17 939 Mk. geſunken.
Ak. Neu=Iſenburg, 15. Auguſt. Diebſtähle. Es vergeht
zurzeit faſt kein Tag, daß nicht irgendwo geſtohlen wird, hier
einem Einwohner am Herzogsweg ſämtliche Haſen, dort einem
Gärtner aus einer Gartenhütte mehrere Sack Kartoffeln dort
aus einem Hausgarten der Stoltzeſtraße Damenwäſche und
Da=
menſtrümpfe. — Kirchliches. Da das Aufrücken des zweiten
Pfarrers in die freigewordene Pfarrſtelle keine
Selbſtverſtänd=
lichkeit darſtellt, ſoll nach einem Beſchluß des Kirchenvorſtandes
nunmehr unter allen Umſtänden eine Wahl für dieſe erſte Stelle
ſtattfinden.
Af. Neu=Iſenburg, 15. Aug. Aus dem Gemeinderat.
Vor Eintritt in die Tagesordnung beantragen die Kommuniſten,
die Anträge der revolutionären Gewerkſchaftsbewegung an die
Spitze der Tagesordnung zu ſetzen. Der Vorſitzende,
Beigeord=
neter Bauer, kann jedoch dieſe Anträge, die einen Koſtenaufwand
von 284 000 Mark verurſachten und ohne Deckungsvorſchläge
ein=
gereicht ſind, ohne Vorberatung durch die Finanzkommiſſion nicht
zulaſſen, und der Gemeinderat ſchließt ſich dieſer Anſicht an. —
Hinſichtlich der Grundſteuer für Neubauten, ſollen, für die
Ge=
meindegrundſteuer dieſelben Vergünſtigungen gewährt werden wie
für die ſtaatliche Grundſteuer, d. h. eine ſechsjährige ganze und
eine zweijährige halbe Befreiung. — Ebenſo tritt der
Gemeinde=
rat hinſichtlich der Sondergebäudeſteuer der ſtaatlichen Regelung
bei. — Ein auf die Gemeinde entfallender Beitrag zur
Hand=
werkskammer in Höhe von 3875 RM. ſoll von den
Beitragspflich=
tigen jetzt und in Zukunft zurückerhoben werden. — Ausſtände in
Höhe von 3885 RM. aus den Rechnungsjahren 1927 bis 1929 ſollen
als uneinbringlich niedergeſchlagen werden. — Der
Rechnungsab=
ſchluß der Gemeinde ſowie der ſtädtiſchen Werke für 1929 wird
ohne Ausſprache genehmigt. — Sodann wird der Voranſchlag für
die Goethe=Realſchule für 1932 in Höhe von 16 816 RM. gegen
die Stimmen der Kommuniſten angenommen. — Zuſtimmung
fin=
det weiterhin der Vorſchlag der Verwaltung, einen
Aufwertungs=
betrag von 13 313 RM. in 30 Jahresraten bei Hprozentiger
Ver=
zinſung der Reſtſchuld zu tilgen desgleichen die Verſteigerung der
Plätze für Kirchweih und Nachkirchweih in Höhe von 1338 Mark
ſowie eine Reihe kleinerer Anträge.
Seite 2
Montag, den 17. Auguſt 1931
Nummer 227
Am 21. August
Eröffnung, der Zunk= und Phonoschau in Berlin.
Staatsſekretär Bredow,
Reichskommiſſar f. das
deutſche Funkweſen.
Führende Köpfe des deutſchen Rundfunks.
Dr. Magnus,
Direktor der
Reichs=
rundfunk=Geſellſchaft.
Dr. Chriſtean,
der Intendant des
Deutſchlandſenders.
Profeſſor Schubotz,
Leiter der
Deutſchen Welle.
eingebautem Vierpol=Lautſprecher (Nora).
Unten links: „Autoſkala” von Telefunken, eine
neuartige Vorrichtung zum Aufſuchen von
Stationen. Neben die Teilſtriche der
Ab=
ſtimmſkala können kleine Schilder mit den
Stationennamen geſteckt werden.
Ausſchalten von ſtörenden Nachbarſendern
(Philips).
Unten rechts: Fünf=Röhren=
Schirmgitter=
empfänger mit drehbarer Rahmenantenne
(A. E. G.).
Vorſchau auf einige Ausſtellungsgegenſtände.
Oben links: Drei=Röhren=Netzempfänger mit Oben rechts: Moderner Selektionskreis zum
Landungsfahrt des „Graf Zeppelin”
naf Mnfe und Gien.
Münſter. Münſter ſtand am Sonntag im
Zeichen der Landungsfahrt des „Graf
Zeppe=
lin”. Schon in den frühen Morgenſtunden
hat=
ten ſich Tauſende von Zuſchauern, auch aus den
Niederlanden, auf dem Flugplatz Loddenheide
eingefunden. Die Zuſchauer wurden während
der Wartezeit durch Lautſprecher über die
bis=
her zurückgelegte Fahrtroute des Luftſchiffes
unterrichtet, die von Friedrichshafen aus über
Baſel, Karlsruhe, Frankfurt, Marburg, Gießen,
Kaſſel nach Lippſtadt führte, wo es um 6.30 Uhr
geſichtet wurde. Nachdem das Luftſchiff dann
noch über Hamm eine Schleife gezogen hatte,
er=
ſchien es um 7.40 Uhr über Hiltrup und bald
darauf über Münſter, zog zwei große Schleifen
und landete unter dem Jubel der
vieltauſend=
köpfigen Zuſchauer um 8.20 Uhr. Nach der
Auswechſlung der Fluggäſte, von denen eine
Anzahl anläßlich der von der
Luftfahrtvereini=
gung Münſter veranſtalteten Zeppelinlotterie
eine Freifahrt von Friedrichshafen nach
Mün=
ſter gewonnen hatte, ſtartete das Luftſchiff um
9 Uhr zu ſeiner Norddeutſchlandfahrt.
Um 14.40 Uhr überflog „Graf Zeppelin”
Bremen, nachdem das Luftſchiff vorher über
Bremerhaven gekreuzt und die am
Columbus=
pier liegenden Dampfer „Europa” und „
Stutt=
gart” des Nordd. Lloyd begrüßt hatte.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” ſtattete am
Sonntag nachmittag, nach ſeiner Nordſeefahrt,
auf der es überraſchend auch einen Teil
Hol=
lands überflogen und über
Amſter=
dam einige Schleifen gezogen hatte, dem
Ruhrgebiet einen Beſuch ab. „Graf
Zep=
pelin” landete um 18.45 Uhr auf dem Flughafen
Eſſen=Mülheim, um die Fluggäſte, die von
Mün=
ſter aus die Nordſeefahrt mitgemacht hatten,
abzuſetzen. Nach Uebernahme der neuen
Flug=
gäſte für die Fahrt zum Heimathafen, trat der
Zeppelin die Rückfahrt nach Friedrichshafen an.
Die ägypkiſche Regierung
berufk einen deutſchen Archikekken.
Der Berliner Architekt Ernſt Kopp,
der Erbauer des rieſigen Martin=Luther=
Krankenhauſes in Berlin=Wilmersdorf, das
kürzlich bei ſeiner Einweihung von einer
An=
zahl ägyptiſcher Gäſte beſichtigt wurde, hat jetzt
von der ägyyptiſchen Regierung eine Verufung
nach Kairo erhalten, wo er ein
Staatskranken=
haus bauen ſoll.
Der Ferienaufenkhalt des Reichspräfidenken in Diekramszell.
Rieſen=Waſſersnok in Ching.
Mehrere kauſend Perſonen erkrunken.
Waſhington, 16. Auguſt.
Nach Mitteilungen des amerikaniſchen
Ge=
ſandten in Peking an das Staatsdepartement
ſollen 31 Mjllionen Menſchen durch die
Ueberſchwemmungen im Jangtſetal ſchwer
ge=
litten haben. Man ſchätzt die Opfer, die ihre
Häuſer verlaſſen mußten, auf 40 Millionen. Nach
den Schätzungen des amerikaniſchen Konſulats
in Hankau ſind mehrere tauſend
Men=
ſchen ertrunken. Der Schaden an der
Baumwollernte dürfte 150 Millionen Mark
be=
tragen.
Cholera im Trak.
Iſtambul. Nach einer Meldung der
„Agence Anatolie” wütet in Baſra die Cholera
weiter. Alle Straßen und Grenzen ſind geſperrt
worden. Im Grenzort Mohammerah iſt die
Quarantäneſtation errichtet worden.
Blick auf das Deutſche Muſeum mit dem neuen Erweiterungsbau,
der jetzt fertiggeſtellt wurde und die Bücherſchätze dieſes gewaltigſten techniſchen Muſeums
der Welt aufnehmen ſoll.
Der Reichspräſident
Blick auf das Herrenhaus von
beim Spaziergang.
Dietramszell.
Reichspräſident von Hindenburg hat ſich nach Dietramszell (Oberbayern) begeben, wo er alljährlich
für einige Wochen Erholung von den ſchweren Amtsgeſchäften ſucht.
lu des Deutſchen
Der Biblio
eums ferkiggeſtellt
Aukofahrt in den Tod.
Serie ſchwerer Unfälle.
Der Präſident der Leipziger Handelskammer,
Geheimrat Schmidt, tödlich verunglückt.
Leipzig. Am Sonntag nachmittag
ver=
unglückte in der Nähe des Forſthauſes Raſchwitz
bei Leipzig der Perſonenkraftwagen des
Präſi=
denten der Leipziger Induſtrie= und
Handels=
kammer, Geheimrat Dr. Schmidt. Geheimrat
Schmidt, der ſeinen Wagen ſelbſt lenkte, iſt
da=
bei tödlich, ſein mitfahrender Sohn Wolfgang
ſchwer verletzt worden. Geheimrat Schmidt
wollte an der Unglücksſtelle einen ebenfalls
ſtadteinwärts fahrenden Kraftwagen überholen.
Dabei hat er aus noch nicht geklärten Gründen
die Herrſchaft über ſeinen Wagen verloren. Der
überholte Wagen kam ebenfalls aus der
Fahrt=
richtung und ſtieß mit einem
entgegenkommen=
den Straßenbahnwagen zuſammen. Der
Wa=
genführer der Straßenbahn iſt verletzt worden,
ebenſo der Führer des überholten Wagens.
Außerdem geriet die Straßenbahn infolge des
ſchnellen Bremſens in Brand. — Geheimrat
Schmidt war Aufſichtsratsvorſitzender der
Thü=
ringer Gasgeſellſchaft und der Leipziger
Feuer=
verſicherungsanſtalt. Er war Inhaber des
Bank=
geſchäfts Hammer u. Schmidt in Leipzig und
ſpielte eine große Rolle im mitteldeutſchen
Wirt=
ſchaftsleben. Dr. Schmidt hat ein Alter von
69 Jahren erreicht.
Schweres Autounglück bei Glatz.
45 Verletzte.
Glatz. Ein mit 45 Perſonen beſetzter
Laſt=
kraftwagenanhänger ſtürzte in der erſten Kurve
auf der Strecke Hochroſen—Glatz um und wurde
mehr als 100 Meter vom Führerauto
mitge=
ſchleift. Sämtliche Inſaſſen, Mitglieder der
Freien Turnerſchaft Breslau=Weſt, wurden in
den Straßengraben geſchleudert und verletzt. Die
Sanitätskolonne leiſtete den Verunglückten,
darunter zehn Schwerverletzten, die erſte Hilfe.
Bei zwei Schwerverletzten iſt an dem
Aufkom=
men zu zweifeln.
Sechs Menſchen im Auto verbrannt.
Paris. Ein außergewöhnlich ſchweres
Kraftwagenunglück, bei dem ſechs Perſonen
le=
bendig verbrannten und zwölf andere ſehr
ſchwer verletzt wurden, ereignete ſich am Sonne
tag in der Nähe von Commercy, bei Bar le Duc.
Ein Muſikverein aus Thunimont unternahm
mit zwei großen Motorkraftwagen einen
Aus=
flug nach Verdun. Auf der Landſtraße wollte
einer der beiden Wagen den anderen überholen.
Hierbei hakte er mit dem Kotflügel des
Vorder=
rades hinter den Kotflügel des vor ihm
fah=
renden Wagens, der dadurch vom Wege abkam
und in einen ſechs Meter tiefen Abgrund ſtürzte.
Der Brennſtofftank platzte, und das Benzin
ent=
zündete ſich ſofort an dem heißen Motor. Im Nu
ſtand der ganze Wagen in hellen Flammen. Die
Inſaſſen, die ſchon durch den Sturz ſo ſchwer
verletzt waren, daß ſich nur ein Teil von ihnen
ſelbſt in Sicherheit bringen konnte, wurden
von den Flammen ergriffen und verbrannten
bei lebendigem Leibe. Die Inſaſſen des zweiten
Wagens, die ſofort zu Hilfe eilten, konnten aus
den Trümmern des völlig ausgebrannten
Wa=
gens nur noch ſechs verkohlte Leichen bergen.
Zwölf andere Inſaſſen hatten ſchwere
Brand=
wunden und Knochenbrüche erlitten und mußten
in lebensgefährlichem Zuſtande in ein Krankene
haus übergeführt werden.
Nummer 227
Montag, den 17. Auguft 1931
Megen beemttächigt dei !
Sportſchau des Sonnkags.
Unter dem ſchlechten Wetter des Sonntags, das ſtrichweiſe
ſo=
gar wolkenbruchartige Regenfälle und Sturm brachte, hatte auch
der Sport zu leiden. Zahlreiche Fußballſpiele, beſonders in der
main=heſſiſchen Ecke, mußten ganz ausfallen oder doch wenigſtens
nach kurzer Spieldauer abgebrochen werden. In anderen Spielen
wirkten ſich die mäßigen Bodenverhältniſſe ſo aus, daß es vielfach
zu anormalen Ergebniſſen kam. Auch in anderen Sportzweigen
gab es Ausfälle.
Von den Ereigniſſen im Fußball ſind in erſter Linie die
hohen Favoritenſiege von 1. FC. Nürnberg, Karlsruher FV. und
SV. Waldhof zu nennen. Dieſe Mannſchaften befinden ſich in ſo
guter Form, daß ſie innerhalb ihrer Gruppen als ernſteſte
Anwär=
ter auf die Meiſterſchaft gelten können. Ein ſehr ſtarker Neuling
iſt der SV. Feuerbach, der in der Gruppe Württemberg den
vor=
jährigen Gruppenmeiſter Union Böckingen 4:1 ſchlug, nachdem er
eine Woche vorher in Stuttgart den V.f.B. beſiegt hatte. Der
V.f.L. Neu=Iſenburg nahm mit ſehr ſchönem Erfolg an einem
Dreiländerturnier in Luxemburg teil. Durch einen 1:0=Erfolg
über den Landesmeiſter Red Boys Differdingen und ein 7:0 über
Union Luxemburg wurden die Süddeutſchen, deren ſchöne
Lei=
ſtungen ſtarken Beifall fanden, Turnierſieger. Süddeutſche
Fuß=
ballkunſt demonſtrierte auch die Sp.Vg. Fürth bei ihrer Fahrt
durch Sachſen, wo ſie eine Stadtmannſchaft von Bautzen 7:0 und
den Chemnitzer BC. 2:0 ſchlug.
In der Leichtathletik wurde die deutſche Staffelmeiſterſchaft
über 4X1500 Meter in Braunſchweig entſchieden. Den Titel holte
ſich der SC. Charlottenburg in 16:30.6 Min. gegen die auf dem
Papier ſtärker eingeſchätzte Mannſchaft von Hannover 78. Heſſen
gewann in Frankfurt einen Gruppenkampf gegen die
erſatzge=
ſchwächte Main=Mannſchaft knapp mit 66:64, ebenſo knapp war
im Volksturnkampf Baden gegen Pfalz die badiſche Mannſchaft
in Landau mit 57:55 Punkten erſolgreich. Frl. Heublein=
Bar=
men verbeſſerte wieder einmal ihren Weltrekord im Kugelſtoßen
für Frauen; diesmal brachte ſie es auf 13,70 Meter. — Amerikas
Fechterinnen, die ſich zurzeit auf einer Deutſchlandreiſe befinden,
mußten ihre erſte Niederlage einſtecken; ſie wurden in Wiesbaden
von einer Vertretung der Gruppe Niederrhein mit 12:6 Punkten
geſchlagen.
Mit einer Ueberraſchung endete auch der Deutſchland=
Rund=
flug. Poß, der als hoher Favorit galt, mußte in der Nähe von
Stuttgart wegen eines Maſchinendefekts aufgeben, und ſo fiel der
Sieg im Geſamtergebnis an Dinort vor Hirth.
Bei der Deutſchen Meiſterſchaftsregatta in Berlin=Grünau
ver=
teidigte Amicitia Mannheim ihre Titel im „Vierer ohne” und im
Achter mit eindrucksvollem Erfolg. Bemerkenswert iſt der zweite
Platz, den die Mainz=Kaſteler R. G. im Achter vor dem Berliner
Ruder=Club beſetzen konnte.
Zußball=Berbandsfpiele in SüdZeekſchland.
Gruppe Heſſen: Viktoria Walldorf — SV. 98 Darmſtadt 2:2.
Viktoria Urberach — Olympia Lorſch 3:2. SV. Wiesbaden —
1. FC. Langen 2:1. Alemannia Worms — FSV. Mainz 05 3:2.
F.Vg. Kaſtel — Wormatia Worms ausgefallen.
Gruppe Main: 1. FC. Hanau 93 — Kickers Offenbach 0:1.
Germania Bieber — FSV. Frankfurt 0:1 abgebr. Eintracht
Frankfurt — Germania 1894 1:0. FSV. Heuſenſtamm — Union
Niederrad 0:1 abgebr. Rot=Weiß Frankfurt — Sp.Vgg.
Gries=
heim 0:0.
Gruppe Nordbayern: ASV. Nürnberg — 1. FC. Nürnberg 0:5.
FC. Bayreuth — Sp.Vgg. Weiden 1:1. FC. Schweinfurt 05 —
Kickers Würzburg 1:2. FV. Würzburg 04 — Bayern Hof 3:1.
Gruppe Südbayern: Teutonia München — Bayern München
(Sa.) 2:3. DSV. München — FC. Straubing (Sa.) 5:3. 1860
München — Jahn Regensburg 4:1. Wacker München — SSV.
Ulm 4:2. Ingolſtadt=Ringſee — Schwaben Augsburg 4:1.
Gruppe Württemberg: FV. Zuffenhauſen — Kickers
Stutt=
gart (Sa.) 1:1. FV. Feuerbach — Union Böckingen 4:1.
Sport=
freunde Eßlingen — 1. FC. Pforzheim 2:2. VfR. Heilbronn —
Germania Brötzingen 3:3. FC. Birkenfeld — VfB. Stuttgart 2:3.
Gruppe Baden: Sp.Vgg. Schramberg — Freiburger FC. (Sa.)
4:3. VfB. Karlsruhe — Karlsruher FV. (Sa.) 0:6. FC.
Mühl=
burg — Phönix Karlsruhe 0:0 abgebr. FV. Raſtatt — FC.
Vil=
lingen 0:0. FC. Rheinfelden — FC. Freiburg 6:5.
Gruppe Rhein: FG. Kirchheim — VfL. Neckarau 0:4. FC.
Mannheim 08—— VfR. Mannheim 1:1. Sp.Vgg. Mundenheim —
Sp.Vgg. Sandhofen 4:1. Amicitia Viernheim — SC.
Sand=
hauſen 1:1. Phönix Ludwigshafen — SV. Waldhof (Sa.) 1:5.
Gruppe Saar: Sportfr. Saarbrücken — FC. Pirmaſens 3:3.
VfR. Pirmaſens — Boruſſia Neunkirchen 3:3. Weſtmark Trier
— Saar Saarbrücken 2:2. SV. 05 Saarbrücken — 1. FC. Idar
9:4. 1. FC. Kaiſerslautern — FV. Saarbrücken 2:2.
BSC. 2:2. B: Berliner SV. — Adlershfo BC. 2:2. VfB.
Pan=
kow — BV. Luckenwalde 3:1. Union Oberſchöneweide —
Tennis=
doruſſia 1:2. Polizei=SV. — Viktoria 89 3:3. Norden=Nordweſt
— Union Potsdam 6:0.
Die Meiſter von Nord= und Mitteldeutſchland H. S.V. und
Dresdener Sportelub lieferten ſich am Sonntag anläßlich des
Nitteldeutſchen Verbandstages in Weißenfels vor 10000
Zu=
cauern einen Geſellſchaftskampf, den die Norddeutſchen mit 4:2
fur ſich entſcheiden konten. Während die Dresdener einen müden
Lindruck machten, ſpielte der H.S.V. friſch und munter und
konnte bei Halbzeit ſchon mit 2:1 führen.
Auf der Glückauf=Kampfbahn in Gelſenkirchen lieferten ſich
dei ſehr unfreundlichem Wetter Schalke 04 und Holſtein Kiel
Dor 10 000 Zuſchauern ein Freundſchaftstreffen. Die Knappen
Ekkangen mit 3:2 einen ſehr knappen Sieg.
Der I. FC. Nürnberg kommt am 6. Dezember nach Berlin.
Sie beiden deutſchen Spitzenvereine haben jetzt das Kriegsbeil
Ve9raben und ſich ausgeſöhnt. Um dies zu bekräftigen, kommen
De=Sülddeutſchen am 6. Dezember nach Berlin und werden dem
Deutſchen Meiſter ein Treffen liefern.
Eine recht ſtarke ſpaniſche Fußballmannſchaft, in deren Tor
der Nationalheros Zamorra ſtehen wird, trägt demnächſt vier
Spiele in Deutſchlano aus. Die Spielſerie beginnt gegen
Mün=
chen 1860. Es folgen dann Treffen gegen Tennis=Boruſſia
Ber=
lin, VfB. Leipzig und Beuthen 09.
Ueberraſchung am Riederwald.
Eintracht kann Germania nur 1:0 (1:0) ſchlagen.
Auch das Spiel am Riederwald blieb vom Wetter nicht
un=
behelligt. Nach 15 Minuten ſetzte ein ſo ſtarker Regen ein, daß
die Partie um 20 Minuten lang unterbrochen werden mußte.
Später gab es dann hellen Sonnenſchein. Vor der
Unterbre=
chung war die Eintracht in guter Form und klar überlegen. Sie
holte ſich auch in der 3. Minute auf Vorlage von Dietrich
durch Möbs das entſcheidende Tor. Nach Wiederaufnahme des
Spieles gab es inſofern eine große Ueberraſchung, als jetzt
Ger=
mania mit guten Leiſtungen und großem Eifer gegen die
luſt=
los ſpielende Elf des Meiſters eine ausgeglichene Partie
er=
zwang. Die Eintracht hatte zwar nach der Pauſe etwas mehr
Chancen, aber der Neuling verteidigte mit Geſchick. Außerdem
wurde aber auch vom Eintracht=Sturm zu wenig geſchoſſen. Das
Treffen wurde vor 3000 Zuſchauern von Oswald=Mainz gut
geleitet.
Berliner Verbandsſpiele.
A: Spandauer SV. — Südſtern 2:2. Wacker 04 — Meteor 3:1.
1. FC. Neukölln — Blau=Weiß 2:3. BFC. Preußen — Hertha=
Fußball im Ausland.
Schweiz: Old Boys Baſel — Nordſtern Baſel 4:2. Brühl
St. Gallen — Young Fellows Zürich 2:5. Young Boys Bern —
FC. Biel 3:1.
Dreiländerturnier in Luxemburg: Vorrunde; VfL. Neu=
Iſenburg — Red Boys Differdingen 1:0. Union Luxemburg —
Beerſchot AC. Antwerpen 4:3. Endſpiele; VfL. Neu=Iſenburg
— Union Luxemburg 7:0. Red Boys Differdingen — Beerſchot
AC. Antwerpen 4:0.
9.B. Darmſtadt 1898 — Bikkaria Walldorf 2:2 12:9).
Das Spiel brachte inſofern eine Enttäuſchung, als die 98er
trotz ſtarker Ueberlegenheit in der 1. Spielhälfte und einer in
dieſer Spielphaſe errungenen glatten 2:0=Führung ſich zum
Schluß mit einem Unentſchieden begnügen mußten. Und dies
kam ſo: Mit Spielbeginn nahmen die Einheimiſchen das Heft
in die Hand und zivangen die Gäſte zur Verteidigung. Im
Angriff klappte das Zuſammenſpiel recht gut, die Läuferreihe
unterſtützte den Sturm recht ordentlich, und die Verteidigung,
die durch die Ueberlegenheit der eigenen Angriffsreihe nicht viel
zu erledigen hatte, zeigte keine Blöße. Schon nach wenigen
Mi=
nuten wurde das 1. Tor erzielt: Eine genaue Vorlage an den
jungen Linksaußen wurde von dieſem zu einem flachen Schuß
in die Torecke ausgenützt. Das Drängen der Sportvereinler
nahm zu, ſo daß Walldorf gezwungen war, die Verteidigung
zu verſtärken. Dennoch wurden mehrfach von den Einheimiſchen
gute Torchancen herausgeſpielt, deren Ausnutzung nur mit viel
Glück von der gegneriſchen Deckung vermieden wurde. In der
40. Minute kamen dann die 98er ſogar zur 2:0=Führung: Ein
unverhoffter Weitſchuß des Halbrechten rutſchte dem guten
Gäſtetorhüter durch die Beine hindurch ins Netz. Der
Halb=
zeitſtand von 2:0 ließ einen glatten Sieg der 98er erhoffen,
zu=
mal Walldorf bis dahin kaum etwas zu beſtellen hatte.
Und doch kam es anders. Wohl konnte die Sportvereinself
auch in der 2. Spielhälfte zuerſt noch durchaus gefallen, wenn
ſich auch jetzt ſchon zeigte, daß die Läuferreihe ſchwächer zu
wer=
den begann. Langſam wurden die Gäſte aktiver und kamen zu
entſchloſſenen Angriffen und in der 63. Minute zum 1.
Gegen=
treffer: Der Darmſtädter Hüter war einem Ball
entgegengelau=
fen, bevor er ihn jedoch erreichte, hatte ihn Walldorfs
Links=
außen geſchickt zur Mitte gelenkt, ſo daß ihn der Gäſte=
Halb=
rechte leicht ins leere Tor ſchieben konnte. Jetzt geſtaltete ſich
der Spielverlauf dramatiſch: Das Spiel nahm nun echten
Ver=
bandsſpielcharakter an. Obwohl der Gäſte=Mittelläufer, der
übrigens bis dahin ein vortreffliches Spiel geliefert hatte, wegen
Schiedsrichterbeleidigung des Feldes verwieſen wurde, drehten
die Walldörfer in der Erwartung, wenigſtens einen Punkt
ret=
ten zu können, mächtig auf. Je eifriger und einheitlicher das
Spiel der Gäſte wurde, deſto mehr zerfiel der Zuſammenhang
in den Reihen der 98er. Als man merkte, daß der Sieg doch
noch nicht ſicher war, wurde man nervös und beging Fehler auf
Fehler. So konnte denn auch das Verhängnis nicht
ausblei=
ben: Bei einem Durchſpiel der linken Sturmſeite der Gäſte kam
der Linksaußen zum Schuß, der — nicht unhaltbar — das 2. Tor
ergab. Wohl verſuchten jetzt die 98er nochmals mit Macht, zum
Sieg zu kommen, doch die Aktionen des Sturmes waren zu
überhaſtet, um dem Spiel nochmals eine andere Wendung geben
zu können. Beim Abpfiff des vortrefflichen Unparteiiſchen
Klimm (Offenbach) hatten die Sportvereinler einen wertvollen
Punkt verloren.
Die Ligareſerven trennten ſich mit einem 3:0=Ergebnis für
Darmſtadt. Die 3. Mannſchaft mußte gegen die 2. Mannſchaft
von Rot=Weiß Darmſtadt eine 4:2=Niederlage einſtecken,
wäh=
rend die 4. Mannſchaft gegen Groß=Umſtadt (2. Mannſchaft) mit
11:2 Sieger blieb. Die Alte=Herren=Mannſchaft konnte ſich gegen
die Alte=Herren=Elf von Viktoria Griesheim mit 4:2 erfolgreich
durchſetzen.
Sportverein 1898 (Jugend).
1. Jgd. — 1. Jgd. Groß=Gerau, hier, 4:0. Beide
Mann=
ſchaften in neuer Aufſtellungg. Die Einheimiſchen ſpielten ſchon
ziemlich geſchloſſen. Aber auch die Gäſte zeigten manche ſchöne
Anſätze. Das Spiel verlief ſehr fair. — 2./3. Jgd. komb.
1. Jgd. Eberſtadt hier, 6:0. — 1. Schüler — Kreuznach;
Geg=
ner in letzter Minute abgeſagt. — 2. Schüler —— 1. Schüler
Eberſtadt, hier, 2:2.
Verbandsſpiele in der Gruppe Heſſen.
Kaſtel — Wormatia ausgefallen.
Der Platz in Kaſtel hatte unter dem anhaltenden Regen ſtark
gelitten, und da auch zu Spielbeginn , das Wetter nicht beſſer
wurde, pfiff der Schiedsrichter den Kampf erſt gar nicht an.
Alemannia Worms — Mainz 05 3:2 (1:2).
2000 Zuſchauer ſahen einen temperamentvollen Kampf, der
von Schneider=Union Niederrad gut geleitet wurde. Mainz kam
erſtmalig mit dem Ex=Nürnberger Scherm, der ſich vorzüglich
ein=
führte; er ſpielte innerhalb ſeiner Mannſchaft eine überragende
Rolle. Das Spiel war zunächſt ausgeglichen. In der 12. Minute
nützte der Wormſer Graber einen Verteidigungsfehler zum
Füh=
rungstreffer aus. Scherm brachte ſeiner Elf in der 31. Minute
durch einen feinen Schuß den Ausgleich und kurz vor der Pauſe
verwandelte er dann noch einen Handelfmeter zum
Führungstref=
fer. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel härter. Mainz
ſpielte zunächſt überlegen, wurde dann aber durch die ſtändigen
ſchneidigen Attacken der Alemannen etwas nervös. Als ſchließlich
Enders für Alemannia den Ausgleich holte, kamen die Mainzer
überhaupt nicht mehr zu Wort. Kurz vor Schluß konnte Graber
noch einen Foulelfmeter zum entſcheidenden Treffer für Alemannia
verwandeln.
SV. Wiesbaden — FC. Langen 2:1 (1:1).
Die Wiesbadener Elf machte auch in dieſem Spiel noch einen
unfertigen Eindruck. Sie hatte einen recht guten Start, ließ dann
aber ſpäter nach. Langen konnte für längere Perioden überlegen
ſpielen. Wiesbadens Mittelſtürmer Eberhardt ſchoß nach ſieben
Minuten das erſte Tor. Die Gäſte, die außer Schnelligkeit und
Härte keine beſonderen Vorzüge aufwieſen, holten ſich durch
Bar=
telt in der 40. Minute den Ausgleich. Nach der Pauſe hatte
Lan=
gen oft mehr vom Spiel, Wiesbaden konnte aber doch den Sieg
an ſich bringen, da Langens Torhüter, in der 20. Minute ein
Selbſttor fabrizierte. Weingärtner=Offenbach vor 1200 Zuſchauern
gut.
Viktoria Urberach — Olympia Lorſch 3:2 (1:1).
Zweimal mußte das Spiel infolge ſtarker Regengüſſe
unter=
brochen werden, ſchließlich führte man es aber doch zu Ende. Auf
dem durchweichten, ſehr glatten Boden hielt ſich die körperlich
leich=
tere Mannſchaft der Platzherren beſſer als der Gegner. Lorſch
übernahm durch den Halblinken die Führung. Nachdem Lotz 1.
für Urberach ausgeglichen hatte, konnte Lorſch nach der Pauſe aus
einem Gedränge heraus noch einmal die Führung an ſich reißen.
Knapp 3. verwandelte einen Foulelfmeter zum Ausgleich und kurz
vor Schluß ſchoß Lotz 2. den entſcheidenden Treffer. Hannewald=
Rot=Weiß Frankfurt leitete vor 1200 Zuſchauern zufriedenſtellend.
* Fußball im Kreis Starkenbutg.
Favoritenſiege am 16. Auguſt.
Germania Eberſtadt — SV. Mörfelden 3:0 (2:0).
Polizei Darmſtadt — Union Darmſtadt 5:1 (2:0).
Viktoria Griesheim — FC. 03 Egelsbach 5:1.
Germania Oberroden — Germania Pfungſtadt 0:0 abgebr.
Haſſia Dieburg — Sp.Vgg. 04 Arheilgen 4:3 (1:3).
Union Wixhauſen — SV. Münſter 3:5.
Privatſpiel: Olympia Biebesheim 1. —
Ger=
mania Pfungſtadt Reſerve 2:6.
Der Sonntag hat im großen ganzen Favoritenſiege gebracht,
von denen einige ſogar recht deutlich ausfielen. So hielt ſich die
Darmſtädter Polizei für ihre Münſterer Niederlage an den
Beſſun=
gern mit 5:1 ziemlich klar ſchadlos, ohne aber reſtlos überzeugen
zu können. Ebenfalls mit 5:1 blieb Griesheim über Egelsbach
erfolgreich. Auf beiden Seiten bemerkte man junge Leute,
wo=
bei ſich aber der Griesheimer Erſatz beſſer anließ, als der des
Gegners. Egelsbach wird wieder ſchwer gegen den Abſtieg zu
kämpfen haben. Das kann unter Umſtänden auch Mörfelden
paſ=
ſieren, deſſen Mannſchaft ſich in Eberſtadt überraſchend ſchwach
zeigte. Vor allem fehlt der zur Frankfurter Eintracht
abgewan=
derte Mittelläufer Klink. Eberſtadts Leiſtung war weſentlich
beſſer und ſein Sieg abſolut verdient. — Münſter brachte den
erwarteten Sieg aus Wixhauſen mit heim und liegt zurzeit an der
Spitze, zumal es in Oberroden keine Entſcheidung gab. Dort
trennten ſich Oberroden und Pfungſtadt kurz nach der Pauſe 0:0,
da der Schiedsrichter den Platz nicht für ſpielfähig hielt.
Pfung=
ſtadt muß nun noch einmal nach Oberroden. In Dieburg hätte
es faſt eine Ueberraſchung gegeben. Hiere lag Arheilgen bei der
Pauſe noch mit 3:1 in Front, hielt aber dem Generalangriff der
Dieburger in der zweiten Hälfte nicht ſtand und verlor mit 3:4.
Künſtlerpech!
Sonſt iſt vom Sonntag nichts mehr zu vermelden, zumal man
hört, daß es überall ordnungsgemäß zuging. Auch eine Tabelle
erübrigt ſich heute noch, da ſie ja doch noch kein rechtes Bild der
Lage wiedergeben kann.
Polizei Darmſtadt — Union Darmſtadt 5:1 (3:0).
Das zweite Verbandsſpiel war eine zahme Angelegenheit
zwiſchen der Polizei und Union. Die Polizei gewann zwar
mit einem nach außen recht prunkvollen Sieg, aber dieſer
Er=
folg, obwohl vollauf verdient, darf nicht allzu hoch eingeſchätzt
werden. Union wird mit dem heute gezeigten Können in den
weiteren Verbandsſpielen nicht die rühmliche Rohe ſpielen kön=
Seite 6
Montag, den 17. Auguſt 1931
Nummer 227
nen, die man von Beſſungen gewohnt iſt. Auch bei den
Poli=
ziſten genügte die Zuſammenarbeit und ihr planmäßiger
Auf=
bau nicht einmal. Dieſe Mängel traten beſonders in der
zwei=
ten Halbzeit in Erſcheinung.
Polizei kommt gleich zu einem Eckball, der jedoch zu keinem
Erfolge führte. Bedingt durch das beſſere Zuſpiel der
Läufer=
reihe, kommt Union wiederholt gut vor, die Angriffe ſcheitern
jedoch an der aufmerkſamen Verteidigung. In der 25. Min.
wird Pfeiffer im gegneriſchen Strafraum unfair gelegt. Den
hierfür gegebenen Elfmeter verwandelt Göbel ſicher. Zwei Min.
ſpäter nützt Bönſel ein Mißverſtändnis der gegneriſchen
Vertei=
digung zum 2. Tor der Polizei aus. Der Beifall war noch nicht
verklungen, als Seipp nach einer Prachtkombination des
ge=
ſamten Sturmes mit einem unhaltbaren Vorlegeſchuß den 3.
Treffer erzielte. Pauſe 3:0 für Polizei. Nach der Pauſe
ver=
liert das Spiel ſtark an Gefechtswert, und nur vorübergehend
ſieht man beiderſeits ein Aufflackern der Kampfkraft. Union
kommt mächtig auf. Die Polizei wird immer mehr zur
Defen=
ſive gezwungen. Union vermag aber in dieſer Zeit des
Drän=
gens nur einen Treffer durch den Linksaußen zu erzielen. Nur
dem aufopfernden Spiel der Polizeiverteidigung iſt es zu
ver=
danken, daß Union nicht zu Toren kam. Ganz unerwartet fielen
in den letzten 10 Minuten noch 2 Treffer für Polizei. Beide
Tore erzielte Seipp, indem er beide Male den Ball über den
herausgelaufenen Torwächter hinweg ins leere Tor ſchoß.
Erſtklaſſig war die geſamte Hintermannſchaft der Polizei.
Zufriedenſtellend arbeitete auch die Läuferreihe, wenngleich ihr
Zuſpiel in der zweiten Halbzeit viel zu wünſchen übrig ließ.
Im Sturm war wieder Seipp der beſte und eifrigſte Spieler.
Auch Pfeiffer brachte ein großes Arbeitspenſum hinter ſich, aber
ſein Spiel iſt nicht immer ſo recht erfolgreich und verliert ſich
ſehr oft in unangebrachtem Dribbeln. Die beiden Flügel Göbel
und Müller waren wohl heute beſſer als im Spiel gegen
Mün=
ſter, aber ihre frühere Gefährlichkeit haben dieſe beiden jungen
Spieler noch nicht erlangt. Union gebührt wegen des Eifers
ein Lob. Die ſtärkſten Talente der Union ſind beide Verteidiger,
Mittelläufer und Halbrechter. Der ſchwächſte, Mannſchaftsteil
war der linke Sturmflügel. Schiedsrichter Röth (Mannheim)
leitete zufriedenſtellend.
SV. Geinsheim — Reichsbahn Darmſtadt 3:1 (0:1).
Darmſtadt hat Platzwahl und wählt ſich den Wind als
Bundesgenoſſen. Schon in der 4. Minute gelingt den
Darm=
ſtädtern durch den Rechtsaußen das Führungstor. Geinsheim,
das in der 1. Halbzeit etwas mehr vom Spiel hat, kann zwar
brenzliche Situationen vor dem Darmſtädter Tor ſchaffen, aber
durch vereinigte Arbeit der Darmſtädter Hintermannſchaft kann
immer wieder geklärt werden. Nach Wiederbeginn zunächſt
ver=
teiltes Feldſpiel. Aber allmählich ſchält ſich wieder eine leichte
Ueberlegenheit der Platzbeſitzer heraus. Ihr Rieſeneifer bringt
dann in der letzten Viertelſtunde Ausgleich und Sieg über die
ermüdeten Darmſtädter. Die Reichsbahn=Hintermannſchaft tat
vollauf ihre Pflicht, während der Sturm an allzu langſamem
und ungenauem Zuſpiel krankte. Schiedsrichter Enzler=
Pfung=
ſtadt gut.
FSV. Jugenheim — Rot=Weiß Darmſtadt 2:6 (0:3).
Das erſte Verbandsſpiel konnten die Rot=Weißen in
Jugen=
heim glatt gewinnen. Trotz der ſchlechten Platzverhältniſſe zeigte
die Elf (beſonders der Sturm wieder mit Vogelmann) ein recht
gefälliges Spiel. Zwar wehrte ſich Jugenheim recht tapfer, ohne
jedoch die Niederlage aufhalten zu können. Rot=Weiß
domi=
nierte von Anfang bis Ende. Das übrigens ſehr faire Treffen.
wurde von Lerch=Eberſtadt gut geleitet.
Die zweite Mannſchaft trug ihr erſtes Verbandsſpiel auf
dem Stadion gegen SV. 98 3. Mſch. aus und gewann als die
beſſere Mannſchaft verdient 4:2. — Das Jugendſpiel wurde
vom Gegner abgeblaſen. — Zu dem Samstag=Abendſpiel der
Alten Herren hatten ſich zahlreiche Zuſchauer eingefunden, die
recht befriedigt den Platz verlaſſen konnten. Erzhauſen mußte
von den Rot=Weißen eine 6:1=Niederlage (3:1) einſtecken. Die
ſehr anſtändigen Gäſte hatten allerdings nur 9 Leute zur Stelle.
Fk. Tgde. Darmſtadt — Ofſenkhal 7:1 (3:0).
Darmſtadt konnte das erſte Serienſpiel ſicher und hoch
ge=
winnen. Die Mannſchaft bewies mit dieſem Spiel, daß ſie auc
dieſes Jahr einen ernſthaften Bewerber um den Gruppenmeiſter
abgeben will, und es ſteht mit Recht zu erwarten, daß nach
ſieg=
reicher Feuertaufe weitere Erfolge nicht ausbleiben werden.
Aber ſchon der nächſte Sonntag ſtellt erhöhte Anforderungen an
die Mannſchaft, wenn ſie in dem Spiel gegen Wixhauſen
be=
ſtehen will. Die Befürchtung in der Vorſchau, Offenthal würde
einen ernſthaften Gegner abgeben, hat ſich nicht erfüllt, denn
die Mannſchaft muß in Punkto Spielaufbau und
Ballbehanv=
lung noch viel lernen.
Zum Spiel ſelbſt: Vom Anſtoß weg ſtößt Darmſtadt vor
des Gegners Tor, wo der Hüter Offenthals in letzter Minute
klärt; es entwickelt ſich dann lebhaftes Feldſpiel. Man merkt,
die Hieſigen taſten nach den ſchwachen Stellen des Gegners. Als
dieſe feſtſtehen, rollt Angriff auf Angriff vor des Gegners Tor.
Halbzeit 3:0. Nach dem Wechſel iſt die Darmſtädter Elf nicht
mehr zu halten. Der Gegner wird zeitweiſe vollſtändig
ein=
geſchnürt, und 4 weitere Tore ſtellen das Endreſultat her.
Offenthal konnte durch Elfmeter ſein Ehrentor erzielen.
Darmſtadt 3. — Nieder=Ramſtadt 2. 3:0: Darmſtadt Jgd. —
Nieder=Ramſtadt Jgd. 7:0.
Südweſtdeutſcher Sportverband für Kleinkaliberſchießen, e. V.,
Gau Neunkircher Höhe.
Auf Grund des Beſchluſſes der Gauverſammlung fanden auch
dieſes Jahr die Gauausſcheidungskämpfe wieder auf den
vereins=
eigenen Ständen ſtatt. Hierdurch war es jedem Schützen trotz der
wirtſchaftlichen Notlage möglich, ſich an den Wettkämpfen zu
be=
teiligen. Jeder Verein hatte unter Aufſicht von Schiedsrichtern
drei Schießen abzuhalten, in denen jeder Schütze 6 Scheiben zu je
15 Schuß in den drei Anſchlagsarten, insgeſamt alſo 90 Schuß, zu
ſchießen hatte. Die Bewertung der Scheiben galt für die
Ver=
bands=Ehrennadel, für die Gaumeiſter, ſowie für die
Gaumeiſter=
mannſchaft und die Gauſchützenſchnur. Mit der Schützenſchnur
wurden die 10 beſten Schützen im Gau ausgezeichnet. Jeder Schütze
kann die Schützenſchnur nur einmal erringen, während er im
Wie=
derholungsfalle im folgenden Schießjahr eine Eichel erhält.
Der KKS. Klein=Gumpen ſtellte für 1931 mit Heinrich
Götz, Adam Kredel, Ludwig Dingeldein, Georg Vogel, Willi Bitſch
die Gaumeiſtermannſchaft.
Gaumeiſter wurde Andreas Mayer vom KKS. Knoden=
Schan=
nenbach. Gaujungmeiſter wurde Fr. Bauer des KKS. Lützelbach.
Mit der Gauſchützenſchnur wurden ausgezeichnet: A. Mayer,
Knoden=Schannenbach, Hch. Späth, Allertshofen=Hoxhohl, Adam
Kredel, Klein=Gumpen, Paul Schwerer, Hoxhohl, Ludwig
Dingel=
dein, Klein=Gumpen, Zehfuß und Michael Bitſch, Knoden=
Schan=
nenbach, Heinrich Götz, Klein=Gumpen, Heinrich Hach, Lützelbach,
und Friedr. Carl, Hoxhohl.
Von den Jungſchützen errang Fr. Bauer, Lützelbach, die
Gau=
ſchützenſchnur.
Die ſportlichen Vorkämpfe, denen ſich die Vereine mit
be=
merkenswertem Eifer gewidmet hatten, wurden durch das bei
ſchönſtem Wetter und ſehr ſtarker Beteiligung in Knoden=
Schan=
nenbach ſtattgefundene allgemeine Gauſchießen abgeſchloſſen.
Bei den Mannſchaftsſchießen um den Gauwanderpreis blieb
die Mannſchaft des KKS. Klein=Gumpen ſiegreich. Die Gau=
Ehrenſcheibe errang Friedrich Carl, Hoxhohl=Allertshofen. Im
Preisſchießen wurde Heinrich Späth, Hoxhohl, mit 35 Ringen bei
3 Schuß in den drei Anſchlagsarten erſter Sieger,
Von den Handball=Feldern.
Die Berbandsſpiele der ſüddeutſchen
Beuttstiga.
Gruppe Heſſen: SV. 98 Darmſtadt — Wormatia Worms 17:3.
Sp. Vgg. Arheilgen — Polizei Darmſtadt 3:4. Polizei Worms —
TSV. Braunshardt 8:7.
Gruppe Main: Kickers Offenbach — VfR. Schwanheim 3:1
abgebr. FSV. Frankfurt — Eintracht Frankfurt 3:2. TSV.
Lan=
gen — TSG. 01 Höchſt 4:2.
Gruppe Mainz/Wiesbaden: FSV. Mainz 05 — Poſt
Wies=
baden 3:1. Polizei Wiesbaden — SV. Wiesbaden 3:15.
Gruppe Rhein: Oftersheim — FV. Frankenthal 2:7. SV.
Waldhof — Sp.Vgg. Mannheim 07 4:0. Ludwigshafen 03
Pfalz Ludwigshafen 7:3. VfR. Mannheim — MTG. Mannheim
8:1. Phönix Mannheim — Polizei Mannheim 3:6.
Gruppe Saar: Sportfr. Roden — Weſtmark Trier 9:5. FV.
Saarbrücken — SV. Merzig 7:3. VfB. Dillingen — SSV.
Saar=
louis 2:8. Sp.Vgg. Bous — Sportfr. Saarbrücken 2:3.
„Schühenfeſt” am Böllenfallkor.
SB. Darmſtadt 1898 — Wormalig Worms 18:3 (7:1).
Die nicht alltägliche Differenz von 15 Toren, mit der die 98er
in ihrem 2. Verbandsſpiel ſich die Punkte ſicherten, läßt mit aller
Deutlichkeit erkennen, daß der Gegner ſtark unterlegen war. In
der Tat: die Wormatiaelf entäuſchte und zeigte, wenn man von
dem gut ausgebildeten Fangvermögen abſieht, nichts, was
An=
ſpruch auf die Bezeichnung „Bezirksliga” verdient. Sowohl die
Hintermannſchaft der Wormſer, die dem Angriffsſpiel der
Ein=
heimiſchen faſt völlig hilflos gegenüberſtand, als auch der Sturm
der Gäſte, der ſich in nutzloſen Einzelaktionen und überflüſſigen
Balltändeleien verzettelte, verſtanden es in keiner Weiſe, ſich auf
das Spiel des Gegners einzuſtellen. So mußte ein haushoher
Sieg für die 98er herauskommen, obwohl zu Beginn des Spiels
die Darmſtädter etliche recht ſchwache Momente hatten. Gegen
Ende der erſten Hälfte klappte endlich das Zuſpiel im Sturm
beſſer. Die Leiſtungen der Sportvereinler in der zweiten Hälfte
waren dann in allen Reihen gut, ſo daß man recht verſtändige
und ſyſtemvolle Aufbauarbeit zu ſehen bekam.
Das Spiel, das unter der etwas kleinlichen Leitung von
Müller=Wiesbaden ſtand, ſah zuerſt die Gäſteelf leicht in Front
liegen. Bald jedoch hatten die Wormſer ſich durch ihr eigenes
An=
fangstempo ermüdet. Die techniſche Ueberlegenheit der 98er mußte
ſich demgemäß ſtark durchſetzen. Trotzdem fielen in der erſten
Hälfte die Tore ſchleppend, wenn auch ſchon bis zur Halbzeit
durch Ploch (1), Fiedler (3), Feick (1) und Fuchs (2) ein
Ergeb=
nis von 7:1 erzielt war, wobei der einzige Gegentreffer auf
Strafwurf hin fiel. In der zweiten Hälfte drehten die 98er
zu=
erſt mächtig auf. Als jedoch die Treffer allzu leicht fielen, wurde
das Spiel wieder zerfahrener. An den Torerfolgen der zweiten
Hälfte waren ſämtlicher Stürmer beteiligt, und zwar Freund,
Fiedler und Ploch mit je 1 Treffer, Feick und Fuchs mit je 4
Tref=
fern. Da Wormatia noch 2 Gegentore erzielte, trennte man ſich
mit einem hohen 18:3=Ergebnis.
Die 3. Mannſchaft der 98er gewann ihr 1. Verbandsſpiel in
Arheilgen gegen die 2. Mannſchaft der dortigen
Sportvereini=
gung mit 7:5. — Die 2. Jugend ſiegte in Arheilgen gegen die
dor=
tige 1. Jugend 8:4.
Anläßlich des 10jährigen Beſtehens der Handballabteilung
des TV. Eberſtadt ſpielte dort die Ligaerſatzelf und ſiegte nach
fairem, flüſſigem Spiel gegen die Erſte des Gaſtvereins 9:3 (1:2).
Arheilgen im Kommen?
Sp. Bag. 04 Arheilgen -Polizei Darmſtadt 3:4 12:3).
Ein wirklich raſſiges Spiel ſah man am Sonntag am
Arheil=
ger Mühlchen. Polizei hat den glücklichen Sieg nicht verdient!
In den erſten zehn Minuten leichte Ueberlegenheit bon Arheilgen.
Nach ſchöner Kombination gelingt es Polizei in der 15. Minute,
das 1. Tor zu werfen, dem bald das 2. folgte. Arheilgens junge
Mannſchaft kämpft energiſch und verſteht es, das Spiel bald auf
2:2 zu ſtellen. Kurz vor Halbzeit gelingt es Darmſtadt, den
Füh=
rungstreffer zu erzielen. Nach Halbzeit verteiltes Spiel.
Arheil=
gen gleicht wiederum aus. 5 Minuten vor Schluß kann
Darm=
ſtadt durch ein Mißverſtändnis der Arheilger Hintermannſchaft
das ſiegbringende Tor anbringen. Die erſatzgeſchwächten Gäſte
enttäuſchten. Sie hatten wohl gedacht, im Handumdrehen das
Spiel zu gewinen. Arheilgen gebührt ein Geſamtlob für die
Lei=
ſtung gegen den ſtarken Gegner. Kreider (Polizei) wurde wegen
Tätlichkeit herausgeſtellt. Schiedsrichter Morgenſtern=Wiesbaden
war gut.
Merck Darmſtadt—TV. 1860 Mörfelden 4:2.
In ſeinem diesjährigen erſten Verbandsſpiel tat Merck gut
daran, den Gegner nicht zu leicht zu nehmen, denn Mörfelden
ſtellte eine ſtabile, nicht zu unterſchätzende Mannſchaft ins Feld.
Leider fehlten den Merckern noch einige geſperrte Spieler, doch
half ihnen ihr großer Eifer auch über dieſen Mangel hinweg.
Ein ſtarker Regen in der zweiten Halbzeit beeinträchtigte die
Spielweiſe ſehr, trotzdem ließ Merck nicht locker und holte ſich,
nachdem bei dem Stande von 3:2 das Spiel ziemlich ſcharf
gewor=
den war, durch unhaltbaren Strafſtoß die beiden erſten Punkte
ſicher. — Die 2. Mannſchaft verlor gegen die ſpielſtarke
Ligaerſatz=
mannſchaft von „Rot=Weiß” 8:2.
Handball im Turnerlager.
Kreisklaſſe im Main=Rhein=Gau.
Bickenbach — Arheilgen/7:4 (5:2), Griesheim — Groß=
Zim=
mern 5:3 (3:2), Langen — Pfungſtadt 1:0 (0:0), Walldorf
Bensheim 2:1 (abgebrochen wegen Regens).
So iſt es doch Tatſache geworden, daß Bickenbach klar über
Arheilgen ſiegte. Erſtaunlich gering für die Bedeutung des
Spieles war die Zuſchauerzahl (300). Die Leiſtungen blieben
ebenfalls hinter der Hoffnung zurück. Namentlich Arheilgen
enttäuſchte. Als Bickenbach mit 4:0 führte, gelang es Arheilgen,
durch Strafwurf ein Tor aufzuholen. Nach der Pauſe ſpielten
die Gäſte auf härterem Boden, aber ihre Angriffe blieben eben
nur Anſätze. Wenig Flügelſpiel und ſelten ein guter Schuß.
Dagegen zeigte Bickenbach weit Beſſeres und vor allem kräftige
Torſchüſſe, ſo daß Arheilgens Hüter beim 4:0 ſtreiken wollte.
Ein Frankfurter Schiri pfiff ſehr peinlich, ſo daß die körperlich
weit ſtärkere Elf der Arheilger etwas benachteiligt war.
Ge=
meſſen an der Leiſtung, hat Bickenbach für alle noch kommenden
Spiele gute Ausſichten. — Groß=Zimmern verteidigte ſich in
Griesheim ſehr gut. Beſonders beim 2:2 verſuchten die Gäſte
das Ergebnis zu halten, doch entſchied der beſſere Sturm
Gries=
heims das Spiel. Dagegen war die Abwehr der Platzelf
auf=
fallend unſicher. Gegen Schluß hatte Geibel=Pfungſtadt einen
ſchweren Stand. — Langen und Pfungſtadt vertrugen ſich ſehr
gut. Da Irion wieder das Langener Tor hütet, kann man das
Treffen als das Spiel der beiden Hüter bezeichnen. Pfungſtadt
flink im Sturm; Langen ſicher in der Abwehr. Mehrere
Straf=
würfe wegen Haltens gegen Pfungſtadt, von denen einer nach
der Pauſe zum Tore und Siege führte. Langens Abwehr hatte
einen großen Tag, denn das Spiel konnte auch umgekehrt
aus=
gehen. — Walldorf gegen Bensheim nahm ein frühzeitiges Ende
Nach 25 Minuten brach ein Gewitterregen nieder. Bensheim
war überraſchend in Führung gegangen, dann 2:1 für Walldorf.
Aber die eifrigen Bensheimer drängten, und es iſt nicht
aus=
geſchloſſen, daß Bensheim doch noch gewonnen hätte.
Freundſchaftsſpiele:
Eberſtadt — Sportverein 98 Darmſtadt Liggerſatz 3.9 (2.1.
Stockſtadt — „Olympia” Biebesheim 0:8 (0:4), Zweite 2:1,
Er=
felden — Auerbach 3:3 (1:3) abgebrochen wegen Regens,
Reichs=
bahn 2. — Poſt Darmſtadt 23:1 (10:0). Die zweiten
Mann=
ſchaften der Kreisklaſſe: Vickenbach — Arheilgen 4:6, Langen —
Pfungſtadt 4:9, Walldorf — Bensheim 8:2, Griesheim Jgd. —
Groß=Zimmern 7:2.
Schade um das Werbeſpiel Eberſtadts gegen die Ligaerſatz
der 98er. Eine gleichlaufende Veranſtaltung im Fußball hatte
mehr Anziehungskraft, da es dort um die Punkte ging. Höchſt
anſtändig ſpielten beide Parteien. Eberſtadt mit rieſigem Eifer
lag 2:1 bei der Pauſe in Führung. Als dann der Regen
ein=
ſetzte, hieß es noch 2:2. Der Reſt brachte eine klare
Ueberlegen=
heit der Gäſte mit weiteren 7 Toren. Eberſtadt konnte nicht
mehr mit. Stockſtadt wagte ſich an den A=Meiſter der D.S.B.,
„Olympia” Biebesheim, heran und verlor noch nicht einmal ſo
hoch, als man angenommen hatte. Erfelden gegen Auerbach
nahm ein frühzeitiges Ende durch den Regen. Die Parteien
vertrugen ſich nicht. Die neuaufgeſtellte Elf der Poſt ließ noch
ſehr viele Wünſche offen. Einige recht ſchöne Anſätze; doch war
die Abwehr zu ſchwach, ſo daß die Reichsbahn Schützenfeſt hielt.
* Aus dem Odenwaldgau.
Pflichtſpiele: König 1.—Groß=Umſtadt 2. 12:0; Erbach 2.—
Nieder=Klingen 1. 10:1 (6:0); Groß=Bieberau 1.—Kirch=
Brombach 1. 2:2 (1:1).
Das Spiel in König war eine recht einſeitige und reizloſe
Sache. — Nieder=Klingen ſpielte die erſte Hälfte nur mit 9 Mann,
doch war Erbach techniſch beſſer, ſo daß es auch gegen 11 Mann
einen Sieg herausgeholt hätte. — Das ſehr harte Spiel in Groß=
Bieberau ſah zwei gleichwertige Gegner.
Aufſtieg zur Meiſterklaſſe: Lengfeld—Momart 4:4.
Damit hat ſich Momart den Aufſtieg zur Meiſterklaſſe
erkämpft. Der eine Punkt des Unentſchieden genügte, da M. das
Vorſpiel für ſich gebucht hatte.
Prüfungsſpiele in Zell: Momart 2.—König 3. 1:5;
Mi=
chelſtadt 1.—Mümling=Grumbach 1. 4:3 (das Treffen verlief
reichlich hart!); Kirch=Brombach 2.—Zell 2. 1:0: Steinbuch 2.
—Zell 2. 2:0. Nach einem ſchönen, ſchnellen Spiel trennten
ſich die erſten Garnituren Steinbuch-Zell 4:3.
„Heſſen” ſchlägt „Main”.
Leichtathleliſcher Gruppenkampf in Frankfark.
Auf dem Sportplatz des Sportclubs Frankfurt 1880 kam am
Sonntag ein Leichtathletik=Wettkampf zwiſchen den Gruppen
Main und Heſſen des Bezirks Main=Heſſen zum Austrag. Die
Wettbewerbe litten ſehr unter dem ſchlechten Wetter, das auch
die Abwicklung des Programms in zeitlicher Beziehung ſtörte.
Der Sieg fiel knapp mit 66:64 Punkten an die Vertreter der
Gruppe Heſſen. Entſcheidend für den Ausgang waren Wurf,
Stoß und Sprung, während ſich die beiden Gruppen in den
Lauf=
wettbewerben ziemlich gleichwertig waren. Die Gruppe Main
entſchied die Kurzſtrecken und die Staffeln außer 4X800 Meter
für ſich, während die Gruppe Heſſen von den 800 Metern an alle
Einzelläufe und die 4X800=Meter=Staffel gewann.
Die Ergebniſſe (M. — Main, H. — Heſſen).
100 Meter: 1. Eldracher=M. 10,8: 2. Mährlein=M. 110;
3. Bender=H. 11,6; 4. Reeg=H. 12,8. — 200 Meter: 1. Eldracher=
M. 22,1: 2. Kurz=M. 23,8; 3. Bender=H. 24,7; 4. Krauth=H.
24,8. — 400 Meter: 1. Ruck=M. 53,5: 2. Mertens=M. 53,5;
3. Schwethelm=H., 54,5; 4. Keller=H. 55,5. — 800 Meter: 1.
Schilgen=H. 2:05,1; 2. Knöckel=M. 2:06,2; 3. Stepp=H.
2:07; 4. Schilling=M. 2:07,4. — 1500 Meter: 1. Schilgen=H.
4:14; 2. Blind=H. 4:18; 3. Lohberger=M. 4:18,2; 4. Wöll=M.
4:21. — 5000 Meter: 1. Habich=H. 16:10; 2. Siegel=M. 16:25;
3. Lindner=H. 16:38,2: 4. Simmedinger=M. 16:53,4. —
4X100 Meter: 1. Main 44,6; 2. Heſſen 46,4. — 4X800 Meter:
1. Heſſen 8:17,2; 2. Main 8:37,6. — 10X100 Meter: 1. Main
1:50,2; 2. Heſſen 1:58,4. — Kugelſtoßen: 1. Schneider=H. 14,80
Meter; 2. Berg=M. 13,69 Meter; 3. Söllinger=H. 13.10
Meter; 4. Enders=M. 11,73 Meter. — Diskuswerfen: 1.
Schnei=
der=H. 37,62 Meter; 2. Steinbrenner=M. 37,40 Meter; 3.
Hol=
ler=M. 35,97 Meter; 4. Eckardt=H. 34,80 Meter. — Speerwerfen:
1. Dr. Ebner=H 5388 Mcter; 2. Neef=H. 53,22 Meter. 3.
Hol=
ler=M. 48,10 Meter; 4. Oeſterreicher=M. 41,66 Meter. —
Hoch=
ſprung: 1. Fuchs=H. 1,75; 2. Steuerwald=H., Mittermeyer=M.
und Witzel=M., alle je 1,60 Meter. — Weitſprung: 1. Haſſinger=
M. 6,41 Meter; 2. Schneider=M. 6,23 Meter; 3. Fuchs=H. 6.19
Meter: 4. Bär=H. 5,74 Meter. — Stabhschſprung: 1. Reeg=H.
3,60 Meter; 2. Stahl=H. 3,21 Meter; 3. Grabke=M. 3,00 Meter;
4. Holler=M. — Einladungskonkurrenzen: 4X100
Meter Damen: 1. Eintracht Frankfurt 50,6; 2. J.=G.=Spv. 53,3;
3. Sportclub 1880 56,3; 4. FSV. Frankfurt 56,4. — 10X100
Meter Damen: 1. J.=G.=Spv. 2:16,5; 2. Sportclub 1880 2:24,1.
— 4X100 Meter Jugend: 1. J.=G.=Spv. 47,8; 2. Eintracht 47,8;
3. S.=C. 1880 49; 4. FSV. 49,5. — Olympiſche Staffel, Jugend:
1. FSV. 3:57,2: 2. SC. 1880 4:02,4; 3. S.=V. Darmſtadt
4:02,7; 4. Eintracht.
Fräulein Heublein in Form!
Beim Frauenrepräſentationskampf Nord= gegen
Weſtdeutſch=
land am Sonntag in Bielefeld, der von Weſtdeutſchland mit
58:42 Punkten gewonnen wurde, verbeſſerte die Barmer Heublein
ihren eigenen Weltrekord von 13,16 Meter viermal
hin=
tereinander. Ihre Leiſtungsſteigerung ging von 13,16 Meter
auf 13.19 Meter, dann auf 13,27 Meter, dann auf 13,36 Meter,
und ſchließlich mit dem letzten Wurf auf 13, 70 Meter. Sie
hat damit ihren bisherigen Weltrekord um 54 Zentimeter
ver=
beſſert.
Waſſerball.
Erfolge der Tgde. 1846 Darmſtadt.
Bei dem 1. Wettkampf der Waſſerfahrer des
Mittelrheinkrei=
ſes der Deutſchen Turnerſchaft, der geſtern im Hafen von
Schier=
ſtein auf einer 1200 Meter langen ſtromfreien Strecke ſtattfand,
konnte die Turngemeinde Darmſtadt 1846 folgende
Erfolge erringen:
Gemiſchter Zweier=Faltboot: 1. Hanſtein=Gerhardt 6,40 Min.,
2. Knauf=Welter 6,44 Min. Zweier=Faltboot für Turner: 1.
Ning=
ler=Mack 6,25 Min., 2. Dintelmann=Kunz 6,30 Min.
D. J.K. Darmſtadt.
Geſtern fanden die 3 Strommeiſterſchaften der D.J.K. in
Aſchaffenburg ſtatt. 60 Wettkämpfer aus allen Teilen
Deutſch=
lands waren am Start erſchienen. In Anweſenheit des Vertre;
ters des Reichsverbandes, des Grafen von Neipperg, der die
Schwimmer auf das herzlichſte begrüßte, erfolgte der Start
pünkt=
lich um 2 Uhr zur 5=Kilometer=Strecke. Darmſtadt konnte bei der
ſtarken Konkurrenz zwei beachtenswerte Erfolge erzielen: 4. Sieg
Paul Glunz 56,43 Min., 7. Sieg Hans Pfänder 59 Min.
Nuumer 227
Die Kämpfe der Leichtgewichtsklaſſe in Untertürkheim.
Der Deutſche Athletik=Sportverband von 1891 brachte in
die=
m Jahre ſeine Meiſterſchaften im Ringen und Gewichtheben
ach Klaſſen getrennt in allen Teilen Deutſchlands zur
Durch=
ihrung. Dem Kraftſportverein Untertürkheim wurde anläßlich
ines 25jährigen Jubiläums die Austragung der Deutſchen
Teiſterſchaften im Leichtgewicht übertragen. Die Elite der
deut=
hen Ringer und Gewichtheber der Leichtgewichtsklaſſe war am
tart. 24 Ringer, die durchweg zur Extraklaſſe zu rechnen waren,
etraten die Matte. Die Ergebniſſe:
ingen (Leichtgewicht, aktive Klaſſe): 1. und Deutſcher Meiſter:
Sperling=Dortmund: 2. Krehl=Untertürkheim; 3. Schäfer=
Zweibrücken; 4. Altenmeier=Bremen.
ewichtheben (aktive Klaſſe, Leichtgewicht): 1. und Deutſcher
Meiſter: Helbig=Plauen 600 Pfund; 2. Murowſky=Dortmund
575 Pfund; 3. Schwieger=Braunſchweig 570 Pfund; 4. Kiner=
Stuttgart 565 Pfund: 5. Huttener=München 545 Pfund.
ingen, Altersklaſſe, Mittelgewicht: 1. und Deutſcher Meiſter:
Wiedmaier=Karlsruhe; 2. Knöpfle=Heilbronn; 3. Merkle=
Nürnberg.
ſewichtheben (Altersklaſſe, Mittelgewicht); 1. und Deutſcher
Meiſter: Pfaffenburg=Regensburg; 2. Scheidt=Frankfurt a.
M.; 3. Hunn=Karlsruhe.
Bei den Deutſchen Meiſterſchaften im Gewichtheben der
jantamklaſſe erzielte der Weſtfale Koch im beidarmigen Reißen
tit 165 Pfund einen neuen deutſchen Rekord, doch holte ſich
Wal=
r=Saarbrücken mit 515 Pfund (165, 130, 215) den Titel.
Koch, vor Werner=Würzburg. In den umrahmenden
Meiſter=
chaften der Altersklaſſen ſiegte Küchler=Mannheim mit 410 Pfd.
m Leicht=, Rondi=Düſſeldorf mit 480 Pfd. im Schwergewicht.
1914
1:2 abgebrochen.
Das Wettſpiel in Frankfurt, die Endrunde um die
Bezirks=
reiſterſchaft von Heſſen und Heſſen=Naſſau, wurde leider durch
ndauernde, ſtarke Gewitterregen unterbrochen, die die Plätze
ollſtändig unbeſpielbar machten. Weder im Palmengarten noch
n Frankfurter Stadion, wo man es ſpäter verſuchte, war ein
ppielen möglich. In den 3 ausgetragenen Kämpfen gewann
Wer=
er in ſchöner Form 10:8, 6:4 gegen Schmidt=Knatz, Sennewald
erlor, obwohl ſchon im 2. Satz ſicher in Führung liegend, nach
ewonnenem 1. Satz noch im Geſamtreſultat 6:2, 8:10, 2:6 gegen
kahm. Im letzten Herren=Einzel verlor der nicht in ſeiner
ſonſti=
en Form ſpielende Steffan 6:4, 6:3, obwohl ſein Gegner Stein
n 2. Satz durch eine Knieſcheibenverletzung behindert war. Die
nderen Spiele fielen, wie ſchon oben erwähnt, der Witterung
um Opfer, zur Enttäuſchung von über 100 Darmſtädter
Schlach=
enbummlern, die in vorbildlichem Clubgeiſt ihre Mannſchaft
um Finale nach Frankfurt begleitet hatten. Das Spiel wird am
September in Frankfurt wiederholt werden. Fraglich iſt jedoch,
b. der Kampf noch einmal neu angefangen wird, oder ob
ledig=
ich die reſtlichen 3 Einzel= und 3 Doppelſpiele nachgeholt werden.
An dieſer Stelle ſei dann auch noch auf das am Dienstag
eginnende Clubturnier hingewieſen, das ſpannende und gute
jegegnungen verſpricht und ſich bis Sonntag, den 23. Auguſt,
hin=
iehen wird.
Ueberlegener Sieg der deutſchen Fechterinnen.
Helene Mayer ſchlägt Marion Lloyd 10:4.
Nach ihren Kämpfen in Hamburg und Pyrmont weilte die
merikaniſche Damen=Fechtmannſchaft, die ſich aus der New Yorker
Neiſterin Marion Lloyd, ferner aus Burnſide und Locke
zuſam=
tenſetzte, am Sonntag in Wiesbaden. Dort trafen ſie vor einem
ark intereſſierten und zahlreichen Publikum auf die beſten
Fech=
erinnen der Gaugruppe 3 des Deutſchen Fechterbundes. Die
Ver=
nſtaltung zerfiel in zwei Waffengänge. In der erſten Gruppe
daren deutſcherſeits Frl. Hetzer=Frankfurt a. M., Emmerling=
Offen=
ach und Müller=Wiesbaden, während die zweite Gruppe von der
eutſchen Meiſterin Frl. Merz=Rüdesheim, Opfermann=Mainz und
Heim=Wiesbaden gebildet wurde. Die erſte Gruppe mußte ſich
ach hartnäckigen Gefechten ſchließlich mit 5:4 von den
Ameri=
anerinnen geſchlagen geben. Ausſchlaggebend war hier das große
können von Marion Lloyd, die ihre drei Gefechte überlegen
ge=
vann. Die beſte deutſche Leiſtung vollbrachte Frl. Hetzer, die zwei
Siege gegen Frl. Burnſide und Locke errang und nur eine
Nieder=
age gegen Frl. Lloyd einſtecken mußte. Das Hauptintereſſe
kon=
entrierte ſich auf den Kampf der zweiten Gruppe. Diesmal
er=
vieſen ſich die deutſchen Vertreterinnen viel treffſicherer, ſo daß
Imerikas Meiſterin Lloyd nur zu einem Siege, und zwar gegen
Frl. Hein mit 5:2 Treffern kam, ſie unterlag jedoch gegen Frl.
Opfermann mit 5:2 wie auch gegen die deutſche Meiſterin Frl.
Nerz mit 5:3 Treffern. Auch in den übrigen Gefechten war den
Amerikanerinnen kein Erfolg mehr beſchieden, ſo daß in dieſer
Hruppe die deutſchen Vertreterinnen mit 8:1 Erfolgen ſiegreich
llieben. Das Geſamtergebnis verbeſſerte, ſich damit auf 12:6
Siege zugünſten der deutſchen Fechterinnen.
Im Schlußkampf einer glänzend verlaufenen Fechtakademie
im Wiesbadener Kurhaus, bei der auch Erwin Casmir, die
deut=
chen Degen= und Säbelmeiſter des Jahres 1931, Eißenecker und
Roſenbauer ſowie die ganze Elite der main=rheiniſchen Fechter
und Fechterinnen teilnahmen, beſiegte die Olympiaſiegerin Helene
Mayer=Offenbach ihre amerikaniſche Gegnerin Marion Lloyd.
Be=
kanntlich konnte Miß Lloyd bei den Olympiſchen Spielen der
Deut=
ſchen die einzige Niederlage beibringen. Helene Mayer lag bald
hon mit 8:2 Treffern in Front, ließ dann die Amerikanerin zwei
beitere Treffer erzielen, um ſchließlich mit 10:4 den vielbejubelten
Endſieg herzuſtellen.
Der Deutſche Luftfahrt=Verband veröffentlicht ſoeben eine Liſte der
neu zugelaſſenen Lehrer für Segel= und Gleitflug, ſowie der Segel= und
Sleitflugzeug=Bauprüfer. Danach erhöht ſich die Zahl der heute in
Deutſchland tärigen Lehrer für den Segel= und Gleitflug auf insgeſamt
180, der Bauprüfer auf 200. Durch dieſe Zahlen wird verſtändlich, wie
Er Segelflugſport in Deutſchland in den letzten Jahren eine ſo erſtaun=
Ia ſchnelle Ausbreitung nehmen und wie trotzdem die Zahl der Unfälle
In ein verſchwindend kleines Maß — im Jahre 1930 ereigneten ſich bei
30—300 000 Start in den DLV.=Vereinen nur etwa 30 Perſonenſchäden,
meiſt leichter Art — beſchränkt werden konnte.
Europameiſterſchaften im Rudern.
Die am Sonntag vom Internatonalen Ruderverband (Fiſa)
U der Seine bei Paris ausgetragenen Europa=Rudermeiſter=
Yaften hatten trotz eines leichten Regenſchauers ca. 40000 Zu=
Gauer noch der Rennſtrecke gelockt. In den Entſcheidungen war
De Schweiz am erfolgreichſten, die durch Candeval die
Sinermeifterſchaft, durch Bidder=von Hottinger, den
SOppelzweier und den Vierer ohne Steuermann gewann. Für
ie beſte Geſamtleiſtung erhielt der Schweizeriſche Ruderverband
Sen Glandaz=Pokal. Im Achter war zur allgemeinen Ueber=
9cung Frankreich ſiegreich, den Zweier ohne Steuermann
Bewann Holland und Italien den Vierer, mit
Steuer=
mann.
Sei den finniſchen Leichtathletik=Meiſterſchaften gab es zwei
Ede Landesrekorde: Pörrhöla warf den Hammer 53,77 Meter
ik und im 400=Meter=Hürdenlauf drückte Wilen den Rekord
4U 24,3 Sekunden. Lehtinen gewann in Abweſenheit von Nurmi
die 5000 Meter in 14.36,6 Minuten.
Die Frankfurter Dauerrennen mußten des ſchlechten Wetters
Dehen abgeſagt und auf Dienstag abend verlegt werden.
Montag, den 17. Auguſt 1931
Mit immer größer werdendem Intereſſe ſieht man den diesjährigen
Radweltmeiſterſchaften vom 22. bis 30. Auguſt in Kopenhagen entgegen.
Bei der großartigen Form, die in letzter Zeit die Spitzenkönner an den
Tag gelegt haben, bei den Fliegern erlebte man faſt täglich neue
Welt=
rekorde, die Steher eilten von Sieg zu Sieg, darf man auf der Ordrup=
Bahn der däniſchen Hauptſtadt packende Kämpfe erleben. Die
Teilneh=
merliſte iſt im großen und ganzen komplett. Man vermißt leider noch
immer die deutſchen Berufsſtraßenfahrer, an deren Start nun wohl
kaum zu denken iſt, da die Mittel für die Entſendung einer Mannſchaft
fehlen. Für den Fall, daß die Induſtrie ſich noch entſchließt den Start
zu finanzieren, ſollen Metze, Thierbach und Geher an den Ablauf gehen.
In den einzelnen Wettbewerben ſind bisher folgende Fahrer von ihren
Nationen gemeldet worden:
Berufsflieger: Deutſchland: Steffes, Engel, Ehmer;
Frank=
reich: Michard (Titelverteidiger), Faucheux, Gérardin; „Belgien: Arlet,
Scheerens: Dänemark: Falck=Hanſen Brask=Anderſen; Schweiz:
Kauf=
mann, Richli; Italien: Martinetti, Piani; Amerika: Matteini;
Auſtra=
lien: Bob Spears.
Steher: Deutſchland: Möller (Titelverteidiger), Sawall;
Frankreich: Paillard, Lacquehay; Belgien: Linart, Thollembeek;
Ita=
lien: Gay, Manera; Schweiz: Gilgen; Ungarn: Szekeres, Iſtenes.
Straßenfahrer: Deutſchland: Metze Thierbach, Geher (
voraus=
ſichtlich); Frankreich: Blanchonnet, Fr. Péliſſier, F. le Drogo; Belgien:
Dewaele, Jules van Hevel, Rebry; Italien: Binda (Titelverteidiger),
Geurra Battoſini, Bovet; Schweiz: Büchi, Walter Blattmann:
Däne=
mark: Falk=Hermanſen; Oeſterreich: Bulla
Amateur=Flieger: Deutſchland: Daſch, Frach, Vopel;
Frank=
reich: Perrin, Rampelberg, Ulrich; Belgien: Godefroid: Schweiz:
Wer=
ner Walter: Dänemark: Harder, Gerbin, Knudſen, Meher=Anderſen;
Norwegen: Bernt Evenſen. Mortenfen, Sandtorp; Ungarn: Szütz,
Györffi, Pelvaſi, Nemet; „Italien: Pelizzari, Mozzo; Tſchechoſlowakei:
Sidlo, Haupt; England: Cozens Higgins, Horn, Sibbit; Oeſterreich:
Duſika, Schaffer; „Perſien: Ali Aſſad Bahador; Polen: Szamota.
Amateur=Straßenfahrer: Deutſchland: Brandes, Schöpflin,
Riſch, Erſatz: W. Hoffmann; Frankreich: Rigaux, Le Greves; Belgien:
Minſart: „Schweiz: Wanzenried, Boſſard, Saladin; Italien: Olmo,
Cattelani, Cipriani; Finnland: Helberg, Munther, Porko; Norwegen:
Martinfen, Mangſeth, Johannſen; Schweden: Britz, Carlsſon,
Bjork=
lund, Nilsſon; Ungarn: Onezan. St. Nemes Szenes, Jäulitz;
Oeſter=
reich: Thallinger, Weißmayer; Tſchechoſlowakei: Haupt, Frick, Hubicke.
Deutſchland gewinnt den Steherländerkampf.
Nicht nur auf der Straße, ſondern auch auf der Bahn gab
es Ereigniſſe von großer Bedeutung, die vielfach intereſſante
Ergebniſſe brachten. Einen großen Zuſpruch hatten die Nennen
auf der Berliner Olympiabahn aufzuweiſen, wo ſich 9000
be=
geiſterte Zuſchauer eingefunden hatten, die ſehr ſpannende
Kämpfe zu ſehen bekamen. In dem Revanchekampf der
Flieger=
meiſterſchaft ſiegte erwartungsgemäß Engel mit 13 Pkt. über
den Titelverteidiger Steffes 11 Pkt. und Ofzmella 8 Pkt. —
Im Länderkampf der Steher Deutſchland — Frankreich blieben
die Deutſchen überlegen in Front. Dank der großartigen
Fahr=
weiſe von Meiſter Sawall und des im Verfolgungsrennen
geſtürzten Krewer gelang es der deutſchen Mannſchaft im
Verein mit Dederichs, den Länderkampf gegen Frankreich
(Maronnier, Graſſin und Lacgehey) mit 32½ gegen 18½ Pkt.
zu gewinnen.
Im Nennen Rund um Berlin über 240 Kilometer ſiegte der
Berliner Kutſchbach in 7:16,45 über den
Weltmeiſterkandi=
daten Rifch.
Eine Chemnitzer Angelegenheit war Rund um den
Peters=
berg bei Halle, die Hanke=Chemnitz in 4:11,10 für die 150
Kilo=
meter lange Strecke vor John und Kruſche gewann und damit
ſeinen vorjährigen Sieg wiederholen konnte. — Ueber die
un=
gewöhnlich lange Strecke von 327 Kilometern führte das
Straßenrennen Bonn—Trier-Bonn. Der Freiburger Hauſer
errang hier in der Rekordzeit von 10:55,00 einen neuen
Spurt=
ſieg über Neckar, dem Sieger des vergangenen Jahres.
Von den übrigen Rennen wäre noch der Sieg von
Twie=
haus=Hannover im Degefada=Preis von Hannover über 195
Kilometer zu erwähnen.
Im Ausland ſiegte der Belgier Deſchepper in dem 458
Kilometer langen Nennen „Rund um Belgien” in 16:20,00 Std.
über Delannoy.
Frankfurter Rennen.
Junghof=Rennen. 2300 Mk., 1800 Meter. 1. Lt. M. Buhofers
Red Dragon (Naumann), 2. Eremit, 3. Normanne.
Königſteiner=Jagdrennen. Ehrenpr. u. 2500 Mk., 3600 Meter.
1. A. Weber=Nonnenhofs Beltana (Krabbes), 2. Pechvogel, 3.
En=
thuſiaſt.
Landgrafen=Rennen. 5000 Mk., 1200 Meter. 1. M. J.
Oppen=
heimers Terra (Raſtenberger), 2. Vicky, 3. Sintflut. Toto: 39,
Platz: 18, 24. 16. 6—½. Ferner: Fauſtgraf, Gala, Thuribert,
Alemannia, Stober.
Dr. Rieſe=Erinnerungs=Jagdrennen. Ehrenpr. u. 3000 Mk.,
4500 Meter. 1. E. v. Bylandts Silver Cord (Auguſtin), 2.
Mas=
ked Mogul, 3. Maikater.
Präſidentenpreis. Ehrenpr. u. 5000 Mk., 2100 Meter. 1. A.
u. C. v. Weinbergs Marie Louiſe (O. Schmidt), 2. Chevalier,
3. Grauwacke. Toto: 25, Platz: 13,,19, 13. 2 L., 2—4. Ferner:
Moeve, Menthu, Meuſterpolier, Fernpaß, Sauſewind.
Preis von Schwanheim. 2300 Mk., 1400 Meter. 1. Frau A.
Wortmanns Aka (O. Schmidt), 2. Frivole, 3. Prachtmädel, 4.
Teu=
felsjunge.
Rennen zu Horſt=Emſcher.
Horſter Criterium. Für Zweijährige, 5000 Mk., 1000 Meter.
1. M. J. Oppenheimers Mio d’Arezzo, (Varga), 2. Seekadett,
3. Rudolf. Toto: 14, Platz: 13, 21, 20. 3—3 L. Ferner: Pythia,
Champagner, Ontario, Leutvogt.
Horſter Jubiläums=Preis. 5000 Mk., 1600 Mtr. 1. Geſt.
Myd=
linghovens Filmenau (H. Schmitz), 2. Szegeban, 3. Genio, Toto:
23, Platz: 16, 42. 1—1. Ferner: Paſtete, Grenadier, Fino.
Rennen zu Karlshorſt.
Lilien=Hürdenrennen. Für Dreijährige, 3000 Mk., 2800 Mtr.
1. H. H. v. Oertzens Feſtkönigin (Bismark).
Raubritter=Jagdrennen. Herrenreiten. 2300 Mk., 4000 Mtr.
1. Verband Deutſcher Herrenreiter Rechberg (Madeyski), 2.
Maha=
döh, 3. Barfuß.
Anfänger=Jagdrennen. Für Dreijährige, 2300 Mk., 3000 Mtr.
1. Hans Ahrens Eigenliebe (Ohſt).
Oskar Oehlſchlägers=Jagdrennen. Herrenreiten. 3500 Mk.,
3400 Mtr. 1. Frau v. Heynitz Meute (Lt. v. Blottnitz).
Berolina=Jagdrennen. Für Dreijährige. 5600 Mk., 3000 Mtr.
1. v. Wedemayers Laret (W. Wolff), 2. Nobel, 3. Paſſy. Toto:
6, Platz: 11. 12. 11. ½—34. Ferner: Fidus, Leonatus,
Ing=
welde, Rentmeiſter.
Fortuna=Preis. Jagdrennen. 3500 Mk., 4000 Mtr. 1. M.
Sterns Harold (W. Wolff).
Jungfern=Preis. Für Zweijährige. 2300 Mk., 1200 Mtr.
1. Stakl Sauerlands Eilhard (Zehmiſch).
Rennen zu Magdeburg.
Preis des Preuß. Miniſteriums für Landwirtſchaft, Domänen
und Forſten. Für Zweijährige. Ehrenpr. u. 3000 Mk., 1200 Mtr.
1. O. Trauns Chryska (Tarras), 2. Wappenſchild, 3. Altona.
Toto: 44, Platz: 17, 13. H.—1. Ferner: Manitoba, Prunella.
Wanderpreis des Vereins für Hindernisrennen. Jagdrennen.
Ehrenpr. u. 5000 Mk., 3650 Mtr. 1. F. Roſenthals Geſelle (
Schä=
fer), 2. Liebeszauber, 3. Metrodorus. Toto: 54, Platz: 18, 16, 15.
2½—½. Ferner: Sankt Anton, Honeska, Hetman, Final,
Frunds=
berg, Hol Gulden.
Jubiläumspreis von Magdeburg. Ehrenpr. u. 7000 Mk., 2100
Meter. 1. H. H. v. Oertzens Erika (Kreuz), 2. Suus, 3.
Impreſ=
ſioniſt. Toto: 28, Platz: 16, 30, 22. K.—2. Ferner: Naxciß,
Tantris, Adebar, Kavalleriſt, Seelſorge, Donnergott.
Seite 7
Einen enttäuſchenden und wenig erfreulichen Ausgang nahm
der Deutſchlandflug auf der zweiten Etappe von Stuttgart über
München und Breslau nach Berlin über 1185 Kilometer. Der
überlegen führende Reinhold Poß hatte bei ſeinem Start in
Stuttgart mit ſeiner Maſchine Schwierigkeiten, ſo daß er
ſchließ=
lich zur Aufgabe gezwungen war. Aehnlich erging es dem
eben=
falls ausſichtsreichen Siebel, deſſen Motor unregelmäßig
ar=
beitete, ſo daß er auf den Weiterflug verzichtete und direkt nach
Berlin zurückflog. Die noch im Wettbewerb befindlichen 14
Flie=
ger machten ſich nach und nach alle auf die Reiſe, und am frühen
Nachmittag trafen bereits die erſten Teilnehmer am
Deutſchland=
rundflug in Berlin=Tempelhof ein. Auf dem Flugplatz in
Tempel=
hof hatte ſich eine große Menſchenmenge eingefunden, die den als
Erſten eintreffenden Dinort mit lebhaftem Beifall begrüßte.
Dinort traf um 13.49 Uhr ein, nach einer Geſamtflugdauer von
11 Stunden und 55 Minuten. Er iſt damit mit ſeinem
Klemm=
apparat L. 46 Argus AS.=Motor erſter Preisträger. Nach ihm
traf um 15.06 Uhr Hirthein, dem der Saarflieger Adolf Kneip
um 15.30 Uhr als Dritter folgte. Als erſte Dame erreichte Lieſel
Bach um 15.36 Uhr Berlin=Tempelhof. Der Chefpilot Werner
Weichelt folgte als Fünfter um 15.47 Uhr, gefolgt von
Jung=
hanns um 15.59 Uhr und Schulz=Eckardt um 16.46 Uhr.
Um 16.58 Uhr traf als zweite Dame die Fliegerin Elly
Bein=
horn am Ziele ein. Dieſe hatte ſich unterwegs in einem
ſtür=
miſchen Hagel verirrt. Dann folgten um 17.35 Uhr
Dudenhau=
ſen, 17.36 Uhr Baumert und 17.45 Uhr Maier. Es ſtehen
jetzt noch die Flieger Beſeler, Deffner und Oſterkamp
aus, die ſich aber auch auf dem Wege nach Berlin befinden
Was Bolen für die Hebung der Bolkskraft übrig hak.
Dicht bei der Landeshauptſtadt Warſchau hat der polniſche
Staat eine große zentrale Ausbildungsſtätte für
Leibesübungen geſchaffen. Hier iſt unter Anwendung
reich=
ſter Mittel und wie man feſtſtellen kann, nach dem Muſter des
Deutſchen Sportforums und der Deutſchen Hochſchule für
Leibes=
übungen die größte Lehrſtätte Europas entſtanden.
Die neue polniſche Generation ſoll mit Hilfe aller Mittel
des modernen Sports und der Körperkultur zur körperlichen
Vollendung erzogen werden.
3 000 000 Zloty (1 300 000 RM.) gibt die Regierung
Pil=
ſudſkis jährlich allein den Vereinen für Leibesübungen und den
Verbänden an Beihilfen. Polen lebt förmlich in einer
allge=
meinen Sportbegeiſterung. Die Anteilnahme der Bevölkerung an
den Leibesübungen greift mit unerhörter Schnelligkeit um ſich
und, trotzdem man noch die gediegene tiefe Körperkultur der
Allgemeinheit nicht hat, kann man von einer Bewegung ſprechen,
die das Volk auf eine einzigartige Weiſe zu durchſetzen beginnt.
Ueber Sowjet=Rußland berichtet Dr. Diem in einem Aufſatz
über die mächtige Entwicklung, die die ruſſiſchen Stätten für
Körperpflege genommen haben: „Manwill eskaum
glau=
ben, was hier von oben geſchaffen werden konnte, und dies in
einem Lande ohne jede turneriſche und ſportliche Ueberlieferung,
mit nach europäiſchen Begriffen geringer Allgemeinbildung, mit
m allgemeinen landſtädtiſchen Verhältniſſen und in einer Zeit
großer wirtſchaftlicher Not. Die Sportentwicklung Rußlands iſt
ein verblüffender Beweis dafür, was ein
ein=
heitlich gerichteter Staatswille auch auf
ſtei=
nigem Boden hervorzuzaubern vermag.
Partenſtein i. Sp., im Tal und am Zuſammenfluß der
forel=
lenreichen Bäche Lohr und Aubach gelgen, iſt eine
Erholungs=
ſtätte erſten Ranges, inmitten mäßig hoher Berge mit den
pracht=
vollſten Wäldern, geſundes ozonreiches Klima, überreiche
Gele=
genheit zu den wundervollſten Spaziergängen mit idylliſchen
Ruheplätzchen laden zu erquickender Raſt ein. Das Kurhaus Rietz,
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Montag, 17. Auguſt.
15.20: Dr. Dora Edinger: u. eine Mutter: Altes und neues
Spiel=
zeug.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Soliſt: F. Merten
(Violoncello).
18.40: H.=H. Trinius: USA. — Ein Einblick in den Schnürboden
ihrer Außenpolitik.
19.05: Engliſch.
19.30: Zeit, Programmänderungen, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
19.45: Altdeutſche Märſche. Funkorcheſter.
20.45: H. Kauders: Der Deutſche in Deutſchland.
21.15: Schubert=Lieder. Ausf.: Luiſe Richartz (Alt), E. J. Kahn
(Klavier).
22.00: Unterhaltungskonzert auf Schallplatten.
22.40: Fortſetzung des Unterhaltungskonzertes.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Montag, 17. Auguſt.
15.40: M. G. Sarneck: Theatereindrücke eines Jugendlichen in
ver=
gangener Zeit.
16.00: Berlin: Nachmittagskonzert.
17.00: Prof. Dr. Feld: Die Bedeutung der Heimat als
Ausgangs=
punkt in der Berufsſchulbildung.
17.30: Modernes Liedſchaffen (Georg Gerlach). Einführung: Dr.
Welter. Mitw.: Margarete Vogt=Gebhardt.
18.00: H. Dähn: Pfadfinder im Heim.
18.30: Prof. Dr. Lampe: Der Aſienforſcher Emil Trinkler.
18.55: Wetter für die Landwirtſchaft.
9.00: Engliſch für Anfänger.
19.25: Dr. p. Monroy: Was muß der Waldbeſitzer vom forſtlichen
Geräte= und Maſchinenweſen wiſſen?
19.45: Wetter für die Landwirtſchaft.
20.00: Zoppot: Blaskonzert.
20.45: F. Daſſel: Die neue Linie der ruſſiſchen Wirtſchaftspolitik.
21.10: Abendmuſik a. d. St. Georgenkirche, Rötha. Mitw.: Joh.
Pierſig (Silbermann=Orgel), R. Watzke (Bariton).
22.15: Wetter= Tages= und Sportnachrichten.
anſchl. Tanz=Muſik der Kapelle Hans Schindler. Refraingeſang: M.
Menſing.
Noch immer lagert die kräftige Atlantikſtörung über Irland
und die Zufuhr feuchtmilder Ozeanluft nach dem Feſtland hin
dauert fort. Wenn auch vorübergehend der Himmel ſich etwas
aufheitert, wird doch im ganzen Bewölkung vorherrſchen. Dabei
treten zeitweiſe Niederſchläge auf.
Ausſichten für Montag, den 17. Auguſt: Veränderlich, meiſt
wol=
kiges Wetter und mild, zeitweiſe Regenfälle.
Ausſichten für Dienstag, den 18. Auguſt: Noch keine weſentliche
Aenderung der Wetterlage in Ausſicht.
Hauptſchriftleſtung: Rudolf Mauve
Verantwortſich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudelf Maupe: für Feuilleton, Reich um
Ausſand und Heſſiſche Nachrichten: Max Sireeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiesel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite:
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Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ] Seite 8
Montag, den 17. Auguft 1931
Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik
Dadtatat
K.
Copyright by Ernſt Keils Nachf., (Ang. Scherl), G.m.b.H., Berlin.
(Nachdruck verboten.)
Boffin ſtarrte Moran betroffen an. „Meinen Sie etwa
die=
ſen verdammten Bürodiener?"
„Bürodiener? Was? Ja, wen meinen Sie denn da?” kam
es erſchrocken aus Morans Mund.
„Na, den . . . den . .. wie heißt er doch gleich? Na, ſagen
Sie’s doch, Collins!”
„Wittebold heißt der Mann, wie Herr Meyer ſagte.”
„Wie? Was? Der Bürodiener Wittebold, der das Labor von
Doktor Fortuyn und uns bedient? Der? Morans Hand
trom=
melte nervös auf der Tiſchplatte. „Mein Gott, nun ſitzen Sie
doch nicht ſo ſtumm da! Sagen Sie doch ein Wort! Was iſt
denn mit dieſem Bürodiener?”
Boffin rutſchte verlegen auf ſeinem Stuhl und warf
Fräu=
lein Collins einen vorwurfsvollen Blick zu. „Hab’ ich’s Ihnen
nicht ſchon immer geſagt, wir müßten Herrn Doktor Moran auf
irgendeine Weiſe von dem in Kenntnis ſetzen, was Meyer uns
ſagte? Hab’ ich’s oder hab’ ich’s nicht?”
Fräulein Collins zuckte die eckigen Schultern. „Na — was
hat denn Meyer groß geſagt, als er das letztemal hier war?
Gewiß, er meint, der Bürodiener Wittebold wäre ihm ſo
manch=
mal zu außergewöhnlicher Zeit begegnet. Wäre auch in Berlin
geweſen, wie er gerade hier war. Irgendwas Beſtimmtes konnte
er doch nicht ſagen. Außerdem haben wir Mücke und Wasmutb
in Rieba Auftrag gegeben, den Kerl mal eine Zeitlang zu
be=
obachten. Wenn Sie wollen, hole ich die Briefe von denen her.
Die haben nichts Auffälliges geſehen und gemerkt.”
„Unangenehm!” Moran machte ein verdrießliches Geſicht.
„Unangenehm, Herr Boffin! Ich muß ſagen, es war ein Fehler,
daß Sie mir davon keine Mitteilung gemacht haben. Und wenn
es der leiſeſte Verdacht wäre. Sie hätten mir davon Kenntnis
geben müſſen. Bedenken Sie, was alles auf dem Spiele ſteht!“
Er ſprang auf und ging erregt im Zimmer auf und ab.
Boffin wollte ein paar beruhigende Worte ſprechen, doch Moran
fuhr ihm barſch über den Mund. „Unerhört finde ich das, Herr
Boffin! Unglaublich! Durch Zufall, gerade erſt jetzt, in dieſem
gefährlichen Augenblick, erfahre ich das. Geben Sie ſofort
Was=
muth und Mücke den Auftrag, dieſen Menſchen wieder unter
ſchärfſte Beobachtung zu nehmen! Wenn ich denke .‟ Er fuhr
ſich nervös durch die Haare. „Dieſer Wittebold iſt Bürodiener
bei mir! Kann da natürlich eventuelle Beobachtungen — ich
denke da an Abt und meine Poſt — ſehr bequem und
unauffäl=
lig anſtellen. Es muß da unbedingt irgend etwas geſchehen.
Selbſt auf die Gefahr hin, daß alles nur ein falſcher Verdacht
ift. Ich habe ſchon ſowieſo den Kopf voll und muß nun auch
Nummer 227
noch ſehen, wie ich dieſe unglaubliche Dummheit wieder
einigen=
maßen reparieren kann."
Boffin und ſeine Sekretärin gaben ſich die größte Mühe.
ihn zu beſänftigen. Meher ſpräche manchmal allerlei
unver=
dautes Zeug. Moran dürfte beruhigt ſein: Mücke und
Was=
muth wurden auf jeden Fall auf ihrem Poſten ſein.
„Wie ſteht es mit den Päſſen, Herr Boffin?” fragte Moran,
Boffin gab der Collins einen Wink. Die öffnete den Schreibtiſch
und holte mehrere Päſſe hervor.
Moran durchblätterte den, den ſie ihm überreichte. „Nun.
das ſcheint ja in Ordnung zu ſein. Ueber Prag nach Trieſt —
gut! Was ſind denn das andere da für Päſſe?”
„Dieſe beiden hier für Fräulein Collins und mich. Die ſind
natürlich regulär ausgeſtellt. Wir fahren direkt nach Paris. Ich
übernehme, wie Sie ja wiſſen, den Poſten von Monſieur Gérard
und verwalte auch vorläufig die Berliner Stelle noch, bis ein
neuer Leiter ernannt iſt. Ich glaubte immer, Bosfeld würde es
werden, aber man ſcheint in Detroit anders zu denken, — Die
anderen Päſſe?‟ Er deutete auf ein Päckchen. „Sind, wie Ihrer
auf Beſtellung gearbeitet. Ich hoffe ja nicht, daß ſie gebraucht
werden. Aber für den Fall des Mißlingens müſſen natürlich alle
unmittelbar Beteiligten verſchwinden."
„Es wird Zeit, Herr Doktor!” fiel die Collins ein. „Miſter
Headſtone wartet nicht gern."
Mit kurzem Gruß verließ Moran das Büro und fuhr zum
Kaiſerhof. —
„Das hat lang gedauert!” brummte ein Herr vor ſich hin.
der während dieſer Unterredung unauffällig auf der
gegenüber=
liegenden Seite des Kurfürſtendamms auf und ab gegangen
war. Er ſprang jetzt in eine vorüberfahrende Taxe und gab
ebenfalls den Kaiſerhof als Ziel an. (Fortſetzung folgt.)
9
Auf der Durchreise
Sommer - Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.
Nur noch 2 Tage
Heute letzter Tag
Heute letzter Tag
Ein Soldatenstück aus der Vorkriegszeit
„Lapkenstreich am Rhein”
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mit Charlotte Susa, Hans Stüwe,
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veg, Ernst Verebes, Siegfried Arno u. v.a.
Im Beiprogramm:
Die Arktiz-Expedition des
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„Graf Zeppelin
als Tonflm.
Die Fahrt Berlin -Leningrad - Arktis
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Ein Doppelprogramm von
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Das Bilddrama aus dem
Ruß-
land von 1905.
Nach Sibirien
Ein Furioso der entfesselten
Kamera.
Im II. Teil:
Die Affen von Suchnm
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