Darmstädter Tagblatt 1931


05. August 1931

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 215
Mittwoch, den 5.Auguſt 1931.
194. Jahrgang

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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung der Anzelgen=
auftreäge
und Teſtung von Schodenerſah. Bei
Konlurs oder gerſchtlſcher Beltrelbung fäll jeder
Nabatt weg. Banftonto Deuiſche Bani und Darm=
ſädter
und Natſonalbanf.

Ddie
Branig un ban deuſce
Ein Appell an die Vernunft und an das Ehrgefühl. Keine überſkürzken Maßnahmen. Nur ſcheikkweiſe Enkwicklung.
Jeder weitere Scheikk von den Umſkänden des Augenblicks abhängig.

* Ein Blick in die Zukunfk.
Slaalliche Ueberwachung des Bankweſens.
unfelungen auf en Geliele der Nadiffans.
Lohn= und Preispoliik.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Am Mittwoch wird der geſamte deutſche Zahlungsverkehr, ab=
eſehen
von einigen Ausnahmen bei den Sparkaſſen, ſein nor=
rales
Geſicht wieder erhalten. Für den Reichskanzler Dr. Brü=
ing
war damit ein Anlaß gegeben, ſich direkt an das deutſche
zolk zu wenden, einen Blick nach rückwärts zu werfen, unſere
egenwärtige Lage zu ſchildern, aber auch in die Zukunft zu
hauen, die nach wie vor vollkommen undurchſichtig iſt. Daß der
leichskanzler darauf verzichtet hat, ſo etwas wie ein nationales
elbſthilfeprogramm zu entwickeln, iſt nur zu verſtändlich, da wir
ns bereits auf dem Wege der Selbſthilfe befinden, aber jeden
eiteren Schritt von den Umſtänden des Augen=
licks
abhängig machen müſſen. Dafür hat der Kanzler
und das iſt das Kernſtück ſeiner Rede einen ſtarken
ppellan die Vernunft und an das Ehrgefühldes
eutſchen Völkes gerichtet, das gerade in den hin=
er
uns liegenden ſchweren Tagen, die beſonders dem
leinen Sparer an die Nerven gingen, eine bewunderns=
oürdige
Rühe und Opferwilligkeit an den Tag
elegt habe. Dieſe Ruhe gilt es auch für die Zukunft zu be=
pahren
. Es gilt, der Regierung volles Vertrauen entgegenzu=
dringen
, aber auch gleichzeitig dem Ausland zu zeigen, daß
Deutſchland ſich nicht ergeben in ſein Schickſal fügt, ſondern aus
igenen Kräften den Verſuch macht, ſich zu helfen und zu retten,
da auf eine Hilfe von außen her ohnehin nicht zu rechnen iſt.
leber weitere Maßnahmen des Reichskabinetts hat ſich der Kanz=
er
nur andeutungsweiſe geäußert. Es iſt wohl jetzt als ziemlich
cher anzunehmen, daß es zu einer ſtaatlichen Ueber=
achung
des Bankweſens kommt. Seine Redewendung
on der zu erwartenden Steigerung der Kaufkraft des
5eldes kann doch nur ſo ausgelegt werden, daß man innerhalb
es Kabinetts ſich im weſentlichen wohl doch ſchon über die Um=
ellungen
auf dem Gebiete der Produktion, des
ohnes und der Preiſe einig geworden iſt. Aber auch hier
inn es keine überſtürzten Maßnahmen, ſondern nur eine
brittweiſe Entwicklung geben, die um ſo eher und um
ſchneller zum Ziele führen wird, je ſtärker das Selbſtvertrauen
2s deutſchen Volkes iſt. Daß der Kanzler am Schluſſe ſeiner
ede auch auf den Volksentſcheid in Preußen zu ſprechen kam, iſt
gentlich eine Selbſtverſtändlichkeit. Er hat hier nur als Zen=
umsmann
geſprochen, hat damit dem preußiſchen Miniſterpräſi=
enten
Otto Braun eine Gefälligkeit erwieſen, der ihn umgekehrt
den letzten Wochen ſehr intenſio unterſtützt und dafür geſorgt
1t, daß die Sozialdemokratie nicht in die Oppoſition gegangen iſt.
Die Rundfunkrede des Kanzlers.
Berlin, 4. Auguſt.
Reichskanzler Dr. Brüning hielt am Dienstag abend im
undfunk die angekündigte Rede.
Der Kanzler führte aus: Meine Damen und Herren! Heute
r ſechs Wochen habe ich mich ſchon einmal an dieſer Stelle
das deutſche Volk gewandt. Damals ſtanden wir unter dem
indruck des großen hiſtoriſchen Schrittes des Herrn Präſidenten
bober, durch den Deutſchland auf ein Jahr von der Zahlung
* Reparationsverpflichtungen befreit werden ſollte.
Gleich damals habe ich vor der Illuſion gewarnt,
1ß wir bei Annahme dieſes hochherzigen Planes über die
eſamtheit der uns beorängenden Nöte hinweg
ien. Dieſer Sorge hat die Entwicklung der Zwiſchenzeit
ht gegeben.
Das deutſche Volk hat die über alle Schichten hereinge=
brochene
ſchwere Prüfung mit vorbildlicher Ruhe über ſich
ergehen laſſen und ſeinen natürlichen Sinn für Ordnung
und Führung bewährt,
die berdiente Anerkennung der ganzen Welt gefunden hat.
e deutſche Oeffentlichkeit hat daher ein Recht
rauf von der Reichsregierung über die Ge=
ehniffe
der letzten Wochen unterrichtet zu
rden, zumal die berufene Volksvertretung der Deutſche
ichstag, in ſtaatsmänniſcher Einſicht dem Wunſche der Reichs=
ierung
gefolgt iſt und von einer Sommertagung in dieſen
iſenmonaten Abſtand genommen hat.
Die Reichsregierung mußte in den vergangenen Monaten
in ihren Maßnahmen, vor allem in der Reparationspoli=
tik
, ohne Rückſicht auf Agitationsbedürfniſſe behutſam vor=
gehen
, weil ſie ſich gewiſſer, in der Lage unſeres Geld=
marktes
bedingter. Gefahren bewußt war. Dieſe Politik
wurde vielfach mißverſtanden. Daher haben ſich für Außen=
ſtehende
die politiſchen und wirtſchaftlichen Ereigniſſe in
den letzten ſechs Wochen geradezu überſtürzt. Der Hoover=
Plan iſt in ſeinem weſentlichſten Inhalt Wirklichkeit gewor=
den
, wenn auch eine mehrwöchige Verzögerung ſchwere
Mückwvirkungen auf die deurſche Wirtſchaft ausgeübt hat.

(Die in dieſen Wochen erfolgte Entziehung kurz=
friſtiger
ausländiſcher Kredite in Milliarden=
höhe
aus den deutſchen Banken bedeutet für un=
ſere
Volkswirtſchaft einen plötzlichen und ge=
fahrvollen
Blutverluſt. Starke Störungen des Zah=
lungsverkehrs
und Erſchütterungen des geſamten Wirtſchafts=
lebens
waren die naturgemäße Folge.
Ein bedeutſamer Fortſchritt iſt aber als Ergebnis dieſer
Kriſis unverkennbar. Heute iſt ſich die geſamte Welt dar=
über
einig, daß die Geſchicke der Völker miteinander auf
das engſte verflochten ſind, daß Störungen im Organis=
mus
eines ſo großen Wirtſchaftskörpers wie Deutſchland
nicht ohne ernſte Folgewirkungen auch im Ausland blei=
ben
können. Kein Politiker kann mehr die Richtigkeit des
Satzes bezweifeln, daß die Not eines Volkes nicht der Vor=
teil
der andern ſein kann. Vor ſechs Wochen ſagte ich des=
halb
, daß das Gedeihen Europas und der Welt davon ab=
hänge
, daß diejenigen, die ein tragiſches Geſchick im Welt=
krieg
zu Feinden werden ließ, nunmehr weitſichtig zu den
Entſchlüſſen ſich aufrafften, welche die gemeinſame beklem=
mende
Not von ihnen fordert.
Ich ſagte insbeſondere, daß ſich die deutſche Regierung bewußt
ſei, welche wichtige Rolle der zukünftigen Geſtaltung der Be=
ziehungen
zwiſchen Frankreich und Deutſchland zufällt.
Aus ſolchen Erwägungen, die trotz aller Hinderniſſe in ſtei=
gendem
Maße bei den entſcheidenden Faktoren ſich durchzuſetzen
beginnen, iſt es inzwiſchen zu dem deutſchen Staatsbeſuch in
Paris gekommen, dem ſich alsdann die Siebenmächtekonferenz in
London anſchloß. Dieſer Konferenz folgten die Beſuche der ame=
rikaniſchen
und engliſchen Staatsmänner in der Reichshauptſtadt.
Morgen abend begebe ich mich, einer Einladung der italieni=
ſchen
Regierung folgend, in Begleitung des Herrn Reichsaußen=
miniſters
nach Rom.
Hoffentlich werden wir in einiger Zeit den in Paris auf=
genommenen
deutſch=franzöſiſchen Gedankenaustauſch bei
dem Gegenbeſuch der franzöſiſchen Staatsmänner in Berlin
in freimütiger Weiſe fortſetzen. Die Ergebniſſe der außen=
politiſchen
Beſprechungen ſind naturgemäß nur erſte
Schritte auf einem Wege, an deſſen Ende nach unſerer
Hoffnung eine dauerhafte internationale Kooperation
ſtehen ſoll.
Zwiſchen den Erſtlingsergebniſſen ſolcher Zuſammenkünfte und
den durch die dringende Not erregten Hoffnungen wird immer
eine ſchmerzliche Diſtanz beſtehen. So ſehr ich dieſes Geſchehen
verſtehe und bedauere, ſo bedauerlich wäre es doch, wenn ſolche
Anfangsenttäuſchungen imſtande wären, den entſchloſſenen Wil=
len
Deutſchlands zu hemmen, auf dem beſchrittenen und auf die
Dauer allein ausſichtsvollen Wege weiterzugehen. Was
das bisher auf der Londoner Konferenz erzielte Ergebnis
anlangt, ſo wiederhole ich Bekanntes, wenn ich ſage, daß zunächſt
der an die Reichsbank bewilligte 400=Millionen=Kredit für drei
Monate erneuert worden iſt, daß durch gemeinſamen Beſchluß
der beteiligten Regierungen und durch Einwirkung auf die hei=
miſchen
Banken weiterer Abzug von Krediten aus Deutſchland
verhindert worden iſt, und daß ſchließlich ein Komitee erſter
Bankſachverſtändiger in den nächſten Tagen beraten ſoll, um die
Frage weiterer deutſcher Kreditbedürfniſſe zu prüfen und geeig=
nete
Vorſchläge zu machen.
Eine durchgreifende Finanzhilfe großen Stils ich trage
keine Bedenken, dieſes feſtzuſtellen iſt damit einſtweilen
nicht erreicht.
In der deutſchen Oeffentlichkeit wurde da und dort von einer um=
faſſenden
Auslandsanleihe geſprochen und der deutſchen Reichs=
regierung
der Vorwurf gemacht, daß ſie aus mißverſtandenen
Preſtigegründen den Anleihegedanken nicht ernſt genug verfolgt
hätte. Dieſer Auffaſſung iſt die Reichsregierung bereits mit
Nachdruck entgegengetreten. Ich ſtelle erneut feſt, daß
eine große Auslandsanleihe augenblicklich und für ge=
raume
Zeit außerhalb der realpolitiſchen Möglichkeit liegt.
Hierfür gibt es verſchiedene Gründe. Das Weſentliche liegt ins=
beſondere
in der Tatſache, daß zu einer ſolchen Anleihe die Ga=
rantie
mehrerer großer Länder verlangt wird, deren Zuſage zu
erreichen, teils aus ſtaatsrechtlichen, teils aus finanztechniſchen
Gründen zurzeit ausgeſchloſſen iſt.
Darum iſt vorerſt Deutſchland und ſeine Wirtſchaft auf
Selbſthilfe und auf das Vertrauen in ſeine eigene Kraft an=
gewieſen
. Niemand möge hierbei die Beſorgnis haben, daß
dieſe Stellungnahme der Reichsregierung der Ausfluß eines
überſpitzten Nationalismus ſei. Keiner kann von der inter=
nationalen
Intereſſenverflochtenheit aller Länder überzeug=
ter
ſein als die deutſche Reichsregierung. Es iſt ausge=
ſchloſſen
, daß wir Deutſchland mit einer chineſiſchen Mauer
umgeben könnten, innerhalb deren das deutſche Volk, unter
Befriedigung ſeiner eigenen Bedürfniſſe, ausſchließlich eige=
nem
Handel nachgehen könnte. Deutſchlands Wirtſchaft iſt
und bleibt auf enge handelspolitiſche Zuſammenarbeit mit
dem Auslande angewieſen. Ohne Zaudern iſt die Reichs=
regierung
ſchon vor und während der Pariſer und Londoner
Verhandlungen daran gegangen, die Folgerungen aus die=
ſer
Sachlage zu ziehen. Einen gewiſſen Abſchluß haben die
erforderlichen erſten, mehr techniſchen Sanierungsmaßnah=
men
am vergangenen Samstag gefunden.

Ich erwähnte vorhin die Schwierigkeiten, in die ein Teil der deut=
ſchen
Großbanken durch die plötzliche Abziehung großer Poſten
kurzfriſtiger Kredite gekommen war. Bei der Bedeutung, die die
Großbanken in der gegenwärtigen Struktur unſeres Bankweſens
für die deutſche Geſamtwirtſchaft haben, waren ſchnelle Entſchei=
dungen
der Reichsregierung notwendig. Sie kennen die Maß=
nahmen
, die vor einigen Wochen hinſichtlich der Darmſtädter und
Nationalbank und in den letzten Tagen hinſichtlich der Dresdener
Bank ergriffen worden ſind. Auch in perſoneller Hinſicht werden
geeignete Schritte erfolgen.
Die Einſchiebung von Bankfeiertagen gab der Reichsregierung
und den beteiligten Wirtſchaftskreiſen die Möglichkeit, mit Sorg=
falt
und im engen Zuſammenwirken mit der Reichsbank und be=
rufenen
Sachverſtändigen des Inlandes und Auslandes alle die
Maßnahmen vorzubereiten, die für eine planmäßige Wieder=
ingangſetzung
des Zahlungsverkehrs erforderlich waren. Ein
weſentliches Glied in der Kette ſolcher Maßnahmen war die Schaf=
fung
der Akzept= und Garantiebank, die als neuer Garantieträger
der erſten deutſchen Bankhäuſer erſt die Vorausſetzung ſchuf, die
Reichsbank durch Hergabe einer weiteren Wechſelunterſchrift zur
Herausgabe der erforderlichen Noten inſtand zu ſetzen.
Durch die letzten Entſchließungen vom vergangenen Sams=
tag
wurde erreicht, daß vom morgigen Mittwoch an der
Geldumlauf im Bar= und Ueberweiſungsverkehr bei den
Banken wieder in Gang geſetzt werden kann. In Verbin=
dung
damit waren einſchneidende Beſtimmungen zur Ver=
hinderung
der Kapitalflucht und für den Verkehr mit aus=
ländiſchen
Deviſen erforderlich. Aus der Schärfe der Be=
ſtimmungen
, die bis zur Feſtſetzung von Zuchthausſtrafen
bei ehrloſem Verhalten und ſchweren Verſtößen gegen dieſe
Vorſchriften gehen, möge man die Entſchloſſenheit der
Reichsregierung entnehmen, volksſchädlichen Sonderwün=
ſchen
auf dem Kapitalmarkt in dieſer allgemeinen Notzeit
auf das entſchiedenſte zu begegnen.
Gewiß iſt richtig, daß bei der in Ausſicht genommenen, vor=
übergehenden
Deviſenbewirtſchaftung durch die Landesfinanz=
ämter
in einzelnen Fällen fühlbare Härten eintreten könnne. Die
Reichsregierung iſt entſchloſſen, dafür zu ſorgen, daß dieſe durch
die Not der Zeit erzwungenen Maßnahmen bei aller Schärfe
ihrer Durchführung nicht wirtſchaftsſtörend wirken.
Mit den dargelegten Maßnahmen iſt das zurzeit Notwen=
dige
geſchehen, um den Geldumlauf von morgen ab wieder
gewohnten Verhältniſſen anzunähern. Ich will nunmehr
auf einige beſonders wichtige Angelegenheiten eingehen.
Alles, was Reichspräſident und Reichsregierung in dieſen
Wochen anordneten, hat mit Inflation nichts zu tun.
Vielen, vielleicht den meiſten meiner Zuhörerinnen und Zuhörer
ſage ich damit nichts Neues. Manchem mag dieſe meine Feſtſtel=
lung
zur Beruhigung des einen oder anderen aufgeregten Ge=
mütes
beitragen. Wir leiden keinesfalls an einem Zuviel an
umlaufenden Zahlungsmitteln. Darum iſt eine Sorge, als ob das
ſauer verdiente und erſparte Geld, da und dort angelegt, in Ge=
fahr
ſei, ſeinen Wert wie in der Inflationszeit einzubüßen,
durchaus gegenſtandslos. Im Gegenteil, die Uebertegung liegt
nahe, von ſeinem Guthaben möglichſt wenig abzuheben, ja es,
wenn möglich, noch zu erhöhen, weil die Kaufkraft des Geldes
ſteigt.
Die Wiederherſtellung des Zahlungsverkehrs hat den Sinn
einer Frage an das deutſche Volk, der Frage nämlich, ob
es in Selbſtbeſinnung auf ſeine eigene Kraft und Würde
entſchloſſen iſt, an der Vorausſetzung des Zahlungskreislaufs
und Wirtſchaftsgeſchehens aktiv teilzunehmen. Notverord=
nung
und ergänzende Vorſchriften können nur die erforder=
lichen
techniſchen Maßnahmen geben, um Störungen der
Wirtſchaft zu überwinden. Die Maßnahmen mit Inhalt
und Wirklichkeit zu erfüllen, iſt Sache eines aufgeklärten
Wirtſchaftsvolkes ſelbſt.
Sie können auch ſicher ſein, daß wir nicht nur an die Groß=
ſtädte
, ſondern mit der gleichen Sorgfalt an die Wirtſchaftsvor=
gänge
in der Provinz, in Mittelſtädten und auf dem Lande
denken, wenn wir auch nicht vermeiden können, daß da und dort
noch Uebergangsſchwierigkeiten auftreten. Bares Geld in einem
Augenblick zu beanſpruchen, wo es nicht unbedingt benötigt wird,
iſt eine unbegründete Nervoſität, iſt aber auch nicht wirtſchaft=
lich
richtig, denn ſowohl der Geſamtheit des Volkes, als auch ge=
rade
den eigenen Intereſſen gegenüber iſt es falſch, Bargeld
früher abzuheben, als es tatſächlich benötigt wird. Wenn unſere
heutige Ausſprache eine wechſelſeitige ſein könnte, würde mir
vielleicht von manchem Gewerbetreibenden und mancher Haus=
frau
der Zuruf entgegenklingen,
wie es mit dem Geldverkehr der Sparkaſſen ausſieht.
Daher auch hierzu ein offenes Wort. Es iſt richtig, daß wir zu=
nächſt
davon abſehen mußten, den vollſtändig freien Kaſſenver=
kehr
bei den Sparkaſſen und bei den Banken ſchon von morgen ab
in Wirkſamkeit treten zu laſſen. Das aber hängt mit dem Weſen
und der Zweckbeſtimmung der Sparkaſſen zuſammen. Die Spar=
kaſſenvermögen
ſind ſo ſorgfältig als möglich angelegt, und zwar
in erſter Linie in der Anlageform, die für die ſicherſte gilt, d. h.
in erſtſtelligen Hypotheken. Die Sicherheit einer ſolchen Anlage
muß aber damit erkauft werden, daß die angelegten Gelder nicht
täglich in beliebiger Höhe zurückgezahlt werden können, weil
Hypotheken ihrem Weſen nach langfriſtige Anleihen ſind.
Das muß eine Sparkaſſe einfach mit in Kauf nehmen, denn ſie

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Seite 21

Mittwoch, den 5. Auguſt 1931

Nummer 215

iſt ein Inſtitut, das erſparte Vermögen mit dem höchſtenf
Maß von Sicherheit verwaltet, und nicht etwa eines, das tägliche
Gelder bewirtſchaften ſoll. Gewiß iſt dieſes Weſen der Spar=
kaſſen
, insbeſondere mit Rückſicht auf die Kreditbedürftigkeit des
kleinen Mannes, nicht überall aufrecht erhalten worden, und ein
Teil der Sparkaſſen hat mehr oder weniger neben dieſem ihrem
Hauptzweck auch noch die Tätigkeit von Banken, alſo dem täglichen
Geldinſtitut, mitübernommen. Weil das ſo iſt und weil dieſer
Dienſt insbeſondere für den kleinen Händler und Gewerbetreiben=
den
unentbehrlich iſt, hat die Reichsregierung und Reichsbank in
voller Uebereinſtimmung mit der Deutſchen Girozentrale und den
Sparkaſſen alles vorbereitet, um auch bei den Sparkaſſen den un=
beſchränkten
Zahlungsverkehr in einem nahen Zeitpunkt wieder
berzuſtellen. Dieſe Dinge ſind im Augenblick in Arbeit.
Noch in dieſer Woche muß und wird Klarheit über den Ter=
min
der Wiedereröffnung des unbeſchränkten Zahlungsver=
kehrs
im Rahmen der Satzungen bei den Sparkaſſen geſchaf=
fen
werden. Die Lage, wie ſie nun hauptſächlich aus dem
Abzug der Auslandsgelder entſtanden iſt, zwingt uns, das
Programm der Großbanken in Angriff zu nehmen. Aber
der Eindruck, als ob die Reichsregierung und Reichsbank
weniger großes Intereſſe für den mittleren und kleinen
Wirtſchaftskreis haben, oder vielleicht da und dort aufge=
tauchte
Mißſtimmung aus dieſer Meinung heraus ſind völlig
abwegig.
Schon die Vorausſetzung dieſer Anſicht iſt unrichtig, denn die Ord=
nung
der deutſchen Großbanken kommt keineswegs mehr oder über=
wiegend
den großen Firmen und Kunden zugute. Die Gläubiger=
kunden
, die bei einer endgültigen Erſchütterung jener Bank zu
Schaden gekommen wären, hätten ſich auf viele Hunderttauſende
und zweifellos auf mittlere und kleinere Wirtſchaftskreiſe, auf Ge=
werbetreibende
und Händler ausgewirkt.
Weit über 1000 Genoſſenſchaften und Genoſſenſchaftsbanken
ſtehen mit der einen der in Frage kommenden Großbank in
innigſter Beziehung und wären von der Erſchütterung un=
mittelbar
betroffen worden. Das beſondere Eingrei=
fen
der Reichsregierung in dieſem Falle war eine 4
ausgeſprochene Mittelſtandsmaßnahme. Selbſtverſtändlich
kann die Reichsregierung nicht darauf verzichten, längſt
überlebte Maßnahmen auf dem Gebiete des geſamten Kre=
dit
= und Kapitalverkehrs und des Aktienrechtes vorzuberei=
ten
. Dieſe Erklärung bedeutet keinen Schlag gegen das freie
Bankiergewerbe. Aber nachdem einmal der Staat auf drin=
gendes
Erſuchen der Beteiligten ſich rettend und ſchützend
auf dieſem Gebiete hat einſchalten müſſen, kann er ſich nicht
der Pflicht entziehen, Maßnahmen vorbeugender Art zu
treffen, wie es andere Völker längſt getan haben.
Und nun zum Schluß noch eine Antwort an viele öffentlich und
privat an mich geſtellte Fragen. Die Reichregierung nimmt nichr
die Unfehlbarkeit für ſich in Anſpruch. Sie iſt in dieſen entſchei=
dungsvollen
Wochen und Monaten, in denen ſich oft in Stunden
die Lage änderte, die Entſcheidungen ſich häuften, beſtrebt ge=
weſen
, in allen Punkten das Beſte zu tun, aber ſie behauptet nicht,
daß es ihr in allen Augenblicken gelungen iſt. Für die Aufgaben
und Entſchließungen, vor die ſie ſich geſtellt ſah, gibt es in der
Weltgeſchichte nur wenige Beiſpiele. In ſolchen Zeiten hat es
ſich regelmäßig als beſſer erwieſen, rechtzeitig zu handeln, als in
dem unerfüllbaren Beſtreben, das theoretiſch Vollkommene zu er=
reichen
, zu zögern und die Stunde zu verſäumen.
Alles in allem genommen iſt das Ziel jedenfalls erreicht,
daß von morgen ab die Vorausſetzungen für einen nor=
malen
Wirtſchaftskreislauf der Güter und des Geldes ge=
geben
ſind. Notwendig iſt nunmehr, daß ſich das Ver=
trauen
, die unentbehrlichſte Ergänzung aller techniſchen
Maßnahmen, ſtark und endgültig befeſtigt. Hierzu, meine
Damen und Herren, kann jeder von Ihnen beitragen, ja
auf die eigne Lage und mit Rückſicht auf unſer Anſehen
des Auslande gegenülber.
Eine große ausländiſche Finanzhilfe iſt, wie ich ſchon ſagte,
im Augenblick außerhalb des Bereiches der Möglichkeit. Was
für die Stunde gilt, braucht aber nicht auf die Dauer zu gelten.
Frembe Hilfe erfährt nur der, der ſich zunächſt ſelbſt zu helfen
weiß und damit das Vertrauen der Umwelt gewinnt.
Ein Volk, das ſich ſelbſt nicht genügend Kraft zutraut, die
Dinge laufen läßt und nur in der Kritik ſich auszeichnet,
wird kaum Achtung und Vertrauen erringen. Sieht aber
die Umwelt, daß kraftvolle Selbſtbeſinnung in ſchwerer
Stunde bei uns Deutſchen ſich ſtärkt, ſo zweifle ich nicht,
daß die Fortfetzung der internationnlen Verhandlungen
zur Erſchließung zuſätzlicher Kraftquellen in der Welt=
wirtſchaft
führen wird. E8 iſt notwendig, zu ſagen, daſt
für die ausſichtsreiche Fortführung dieſer Entwicklung
Freiheit von innenpolitiſchen Störungen, Aufrechterhaltung
von Ruhe und Orbnung im deutſchen Volke, unentbehr=
liche
Vorausſetzung iſt. In einem Augenblick, wo alle

Vom Tage.
Im Auswärtigen Amt iſt folgendes Revirement vorgenommen
worden: Der bisherige Geſandte in Teheran, Graf von der Schu=
lenburg
, iſt zum Geſandten in Bukareſt ernannt worden. Als ſein
Nachfolger für den Poſten des Geſandten in Teheran wurde der
zuletzt im Auswärtigen Amt tätige Botſchaftsrat Dr. von Blücher
ernannt. Der Vortragende Legationsrat Dr. Eiſenlohr wurde
zum Geſandten in Athen ernannt.
Der Reichsrat tritt am Donnerstag zu einer Vollſitzung im
Reichstagsgebäude zuſammen. Auf der Tagesordnung ſtehen klei=
nere
Vorlagen.
Der preußiſche Miniſter des Innern erſucht in einem Rund=
erlaß
die nachgeordneten Behörden, Provagandafahrten der am
Volksentſcheid beteiligten Parteien und Organiſationen ſchon mit
Rückſicht auf deren eigene Sicherheit grundſätzlich nicht zu ge=
nehmigen
.
Im Kreuzbergviertel in Berlin wurde die Polizei in der
Nacht zum Dienstag von Kommuniſten mit Steinen beworſen und
beſchoſſen. Die Polizei antwortete mit Schreckſchüſſen. Es wur=
den
29 Zwangsſtellungen vorgenommen.
Der Papſt hat den Domkapitular Prälaten Leicht, den Führer
der Reichstagsfraktion der Bayeriſchen Volkspartei, zum Dekan
des Metropolitankapitels Bamberg ernannt.
Der Klagenfurther Kommuniſtenführer Rochus Kerſche hat
ſich in ſeiner Wohnung erſchoſſen. Als Urſache zu ſeiner Tat wer=
den
die Zuſammenſtöße am Samstag in Klagenfurth (Oeſterreich)
vermutet, mit denen Kerſche nicht einverſtanden geweſen ſein ſoll,
Der polniſche Miniſter für Kunſt und öffentlichen Unterricht,
Dr. Slawomir Czerwinſki, iſt in einem Warſchauer Sanatorium
an den Folgen einer Operation geſtorben.
Geſtern jährte ſich zum ſiebzehnten Male der Tag. an dem
England Deutſchland den Krieg erklärte. Im Hinblick auf die
Tatſache, das der geſtrige 4. Auguſt auf genau den gleichen
Wochentag wie jener verhängnisvolle 4. Auguſt 1914 fiel wid=
mete
die Londoner Preſſe dem Jahrestag der Kriegserklärung
beſondere Beachtung. Es wurden zahlreiche Bilder aus dem
Weltkrieg veröffentlicht, mit der unverkennbaren Abſicht die
Greuel des letzten Krieges ins Gedächtnis zurückzurufen und die
öffentliche Meinung gegen die Wiederholung einer ſolchen Kata=
ſtrophe
auf den Plan zu rufen.
Die japaniſche Regierung hat den in politiſcher Miſſion von
der neuen Kanton=Regierung nach Tokio entſandten Außenmini=
ſter
der Kanton=Regierung, Eugen Tſchen, aufgefordert, inner=
halb
von zehn Tagen Japan zu verlaſſen. Tſchen hatte in Tokio
verſucht, die japaniſche Regierung für eine Unterſtützung der
neuen Kanton=Regierung zu gewinnen. Die japaniſche Regie=
rung
hat den Beſchluß, Tſchen auszuweiſen, damit begründet, daß
ſie ſich nicht in die innerchineſiſche Politik einmiſchen wolle.
In politiſchen Kreiſen erwartet man für den 23. Auguſt eine
bedeutſame Nede des ehemaligen franzöſiſchen Miniſterpräſiden=
ten
Poincars, der nunmehr wieder ſoweit hergeſtellt iſt, daß er
an dieſen Tagen die Einweihung eines Kriegerdenkmals in Mar=
bolte
bei Sampigny vornehmen wird.
Die franzöſiſche Beteiligung am Stillhaltekonſortium iſt nun=
mehr
geſichert.
An der Nordküſte von Island beſchoß ein däniſches Kanonen=
boot
einen engliſchen Fiſchdampfer, der innerhalb däniſcher
Hoheitsgewäſſer dem Fiſchfang oblag.
In Buffalo (Staat New York) iſt einer der angeſehenſten
Bürger der Vereinigten Staaten und einer der bekannteſten
Philanthropen, Walter Platt Cooke, geſtorben. Cooke war Prä=
ſident
des Auslegungsſchiedsgerichts dem während der Jahre
1925 bis 1926 die Entſcheidung der Differenzen zwiſchen Deutſch=
land
und der Reparationskommiſſion oblag. Im Jahre 1927 war
der Verſtorbene Mitglied der Reparationskommiſſion in Paris.

Volkskräfte der gemeinſamen und verſtehenden Arbeit an
der Ueberwindung der Wirtſchaftsnot gehören, müſſen
ſolche zerfleiſchenden politiſchen Kämpfe, die in der Ge=
ſchichte
ſo oft Leid über Deutſchland gebracht haben, zu=
rücktreten
,
e8 iſt bie Pflicht jedes Einzelnen, e8 zu tun mit Nückſicht und wenn Sie, meine Damen und Herren, in Fortführung
dieſes Gedankens ſich nun fragen, was ich vom Volksbegehren
über die Auflöſung des preußiſchen Landtages halte, ſo muß ich
Ihnen erwidern, daß es ſich tatſächlich hier um keine Reichs=,
ſondern um eine preußiſche Angelegenheit handelt. Als Staats=
bürger
, nicht als Parteipolitiker, aber erkläre ich Ihnen, daß
Sie mich nicht an der Wahlurne ſehen werden.
Nicht Zuſpitzung der parteipolitiſchen Gegenſätze iſt das
Gebot der Stunde, ſondern ihre Fruchtbarmachung in
einer, dieſe Gegenſätze überwindenden ſchöpferiſchen
Syntheſe, aller der Kräfte, die bereit ſind, einer in wah=
rem
Gemeinſchaftsgeiſt aufgefaßten Wirtſchaftsreform und
einer aufbauenden Staatspolitik rückhaltslos und eigen=
nützig
Hand und Herz zu weihen. Nur ſo wird es Deutſch=
land
gelingen, im Nahmen der übrigen großen Staats=
völker
ſeinen gleichberechtigten Platz zu erringen und zu
behaupten und in aufrichtiger Zuſammenarbeit mit den
übrigen Staaten ſeine ganze Kraft einzuſetzen für die bal=
dige
Löſung der gewaltigſten Aufgabe, vor die eine Welt=
not
ohnegleichen die Menſchheit in dieſer Stunde ſtellt.

Aus Sparſamkeitsgründen kein Salonwagen.
* Berlin, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Programm der Romreiſe des Kanzlers liegt jetzt im
weſentlichen vor. Der italieniſche Botſchafter in Berlin, Orſini=
Baroni, iſt noch am Dienstag nach Italien gereiſt, um ſeiner Re=
gierung
über die letzten Beſprechungen mit dem Außenminiſter
Bericht zu erſtatten. Der Kanzler und der Außenminiſter ver,
laſſen am Mittwoch abend Berlin. Sie werden den fahrplan=
mäßigen
Zug nach dem Brenner benutzen. Es iſt davon Abſtand
genommen worden, einen Salonwagen einzuſchieben, um die Un=
koſten
nach Möglichkeit einzuſchränken. Am Freitag früh ſind die
deutſchen Herren mit ihren Begleitern in Rom. Es wird ihnen
der deutſche Botſchafter von Schubert bis zum Brenner entgegen=
fahren
. Hier werden die deutſchen Miniſter einen von Muſſolini
entgegengeſchickten Salonwagen beſteigen. Der Freitag und
Samstag iſt für Unterhaltungen, mit Muſſolini
und dem italieniſchen Außenminiſter Grandi vor=
geſehen
. Dieſe Beſprechungen werden genau ſo aufgezogen ſein
wie diejenigen mit den engliſchen Miniſtern und den franzöſiſchen
Kabinettsmitgliedern.
Franzöſiſche Handlanger.
* Berlin, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Von Frankreich her wird mit aller Macht verſucht, einen
Erfolg des preußiſchen Volksentſcheides zu hintertreiben. Die
geſamte Preſſe malt die Zukunft ſchwarz in ſchwarz, wenn es
gelingen ſollte, die Regierung Braun zu ſtürzen. Wir haben
ähnliches bereits bei der Wahl Hindenburgs erlebt. Damals
wurde damit gedroht, die Auslandskredite zu ſperren, falls
ſich das deutſche Volk den Generalfeldmarſchall zum Präſidenten
wähle. Ebenſo wie damals finden ſich auch heute wieder
deutſche Zeitungen, die nicht nur die franzöſiſchen Preſſeſtimmen
in aller Ausführlichkeit abdrucken, ſondern auch den Franzoſen
Handlangerdienſte zu leiſten verſuchen. Ein Berliner Senſations=
blatt
bringt nun eine Meldung, die ſich auf das Verhalten
der Polizei am Abſtimmungtage bezieht. Es iſt ganz ſelbſt=
verſtändlich
, daß die Polizei in allen preußiſchen Städten auf
die höchſte Alarmſtufe geſtellt werden muß. Das iſt an großen
Tagen und ſpeziell an Wahltagen immer der Fall. Ueber die
Vorbereitungen im Einzelnen wird man ſich auch noch im preu=
ßiſchen
Innenminiſterium zu unterhalten haben. Das Senſa=
tionsblatt
, das ſchon einmal nach dem 14. September unange=
nehm
aufgefallen war, gebraucht eine Wendung, aus der her=
vorgehen
muß, als ob am Abend des Volksentſcheides der
Bürgerkrieg zwiſchen Nationalſozialiſten und Kommuniſten aus=
bricht
, ſo daß die Polizei entſprechend bewaffnet werden muß.
Nach dem 14. September war es die gleiche Zeitung, die von
einer Bewaffnung der Nationalſozialiſten und vom unmittel=
baren
Ausbruch einer nationalſozialiſtiſchen Revolution ſprachen.
Weder traf die Behauptung über die Waffenlager noch über
die Putſchabſichten zu. Erreicht wurde aber, daß die Auslands=
kreditgeber
nervös wurden und ihre Gelder abzogen.
Ein auſgeregker Geſandter.
* Berlin, 4. Aug. (Priv.=Tel.)
Der Geſandte von Aegypten, Dr. Haſſan Nachat Paſcha, hat
ſich ſchon zu wiederholten Malen in der Reichshauptſtadt unlieb=
ſam
aufgeführt, und zwar dadurch, daß er ſich in keiner Weſe
nach den allgemeinen Verkehrsregeln richtet. Auch am Dienstag
mittag fiel er wieder einmal dadurch auf, daß er einen Verkehrs=
ſchutzmann
, der ihn einmal etwas näher unter die Lupe nahn,
heftig anfuhr, wozu er keinerlei Berechtigung hat. Er ſauſte in
ſeinem Wagen den Kurfürſtendamm entlang und überfuhr ſelbſt
Straßenkreuzungen, die geſperrt waren, in ſchnellem Tempo, ohne
ſich um die Fahrregeln, die doch für jeden Automobiliſten gelten,
zu ümmern. Als wirklich ein Verkehrsſchutzmann den raſenden
Geſandten in höflichſter Form um ſeinen Führerſchein bat, konnte
es der Herr nicht unterlaſſen, den Beamten anzufahren, indem
er ihm darüber Vorhaltungen machte, daß der Beamte gar nicht
berechtigt ſei, ihn, den ägyptiſchen Geſandten, anzuhalten. Der
Schutzmann wiederholte höflich, aber dringend, ſeinen Wunſch, die
Papiere des Fahrers zu ſehen. Daraufhin bequemte ſich ſchließlich
der Geſandte, die notwendigen Papiere aus der Taſche herauszu=
kramen
und dem Beamten ins Geſicht zu ſchleudern! Glück=
licherweiſe
hatte er es mit einem ruhigen Verkehrspoliziſten zu
tun, der ſich in keiner Weiſe durch den aufgeregten Herrn aus
Aegypten aus ſeiner Ruhe bringen ließ, ſondern vielmehr gelaſſen
die Papiere prüfte, um ſie dann wieder ordnungsgemäß dem Fah=
rer
zurückzugeben. Von ſeiten der deutſchen Polizei kann dem
Vertreter Aegyptens allerdings kein Vorhalt gemacht werden,
doch iſt zu hoffen, daß der Geſandte von ſeiner Regierung aus eine
Rüge erteilt bekommt, damit er ſich langſam dazu bequemt, Ma=
nieren
anzunehmen, die Deutſchland einigermaßen entſprechen.

* Die Schweiz ohne Schwabe‟.
Von unſerem Berichterſtatter.
g. Luzern, Ende Juli 1931.
Die Saiſon iſt hier auf dem Höhepunkt. Coneours Hip=
pique
, Auton,obilrennen und Schönheitskonkurrenzen, Golfſpiel
und Vormatchs zum Iuternationalen Tennisturnier im Auguſt,
Wettſchwimmen in und Nachtfeſte auf dem See ſorgen dafür, daß
der Kurgaſt neben der Erholung auch die Arbeit am Vergnügen
nicht vergißt. Und die Kurgäſte ſind zahlreich wie in jedem
Jahr. Luzern zumal iſt gut beſetzt, während die anderen ſchönen
Erholungsſtätten um den Vierwaldſtätter See herum ſchon ſeit
längerem klagen. Luzern hat in den Jahren nach dem Kriege
ein anveres Geſicht gewonnen als ehedem. Man kann
eigentlich nicht ſagen, woran es liegt, aber wenn man mit aller
gebotenen Vorſicht den Eindruck zu faſſen verſucht, dann liegt
es nahe, zu ſagen, es ſei bis zu einem gewiſſen Grade ver=
welſcht
. Der Luzerner wird ſich gegen dieſe Behauptung weh=
ren
. Aber ſie hat trotzdem ihr Körnchen Nichtigkeit. Das iſt
aber vielleicht auch der Grund dafür, daß gerade hier die Aus=
wirkung
der Hundertmark=Sperre, die Deutſchland
eingeführt hat und von der die Schweiz als das bevorzug=
teſte
Erholungsland der Deutſchen zuerſt und am
ſchwerſten betroffen wird, nicht ſo in Erſcheinung tritt,
wie in den benachbarten Seeorten, in Brunnen, in Weggis, in
Vitznau, in Fluelen, in Engelberg und wie die köſtlichen Som=
merfriſchen
am und um den See herum alle heißen. Der Pro=
zentſatz
der fremden Beſucher, die aus England und Amerika
kommen, iſt gegenüber den deutſchen Gäſten in den letzten Jah=
ren
unzweifelhaft geſtiegen. Man hat ſich ganz beſonders be=
müht
, zum Teil zurückgreifend auf Verbindungen, die während
des Krieges durch das große Iuternierungswerk der
Schweiz geſchaffen wurden, Franzoſen hier hin zu ziehen.
Aber obwvohl man alles tat, um den Franzoſen zu gefallen,
ſcheint dieſer Verſuch doch nicht von vollem Erfolg gekrönt zu
ſein. Die Deutſchen ſind langſam und unmerklich in die zweite
Linie gerückt, aber es iſt doch immer noch ſo, daß der Pro=
zentſatz
der Deutſchen auch in Luzern größer iſt als der der Gäſte
aus irgendeinem anderen Land. Die Deutſchen haben ſich es
ruhig gefallen laſſen, daß man das Franzöſiſche und das Fran=
zöſierende
etwas mehr herausſtrich, weil es ja ihrem eigenen
Volkscharakter entſpricht, das Fremdländiſche beſonders zu
ſchätzen, und was kann den internationalen Charakter eines
Kurortes mehr betonen, als wenn man überall, auch dort, wo es
nicht nötig iſt, franzöſiſche Aufſchriften lieſt? Immerhin ſind
die Schwaben nicht zu entbehren. Und in einem Zentralpunkt

wie Luzern ſammeln ſich alle die Klagen, die über die unmög=
liche‟
Handlungsweiſe der deutſchen Regierung erhoben werden.
Tatfächlich iſt dieſe Hundert=Mark=Sperre, für die ganze
Schweiz ein unerwarteter und deshalb ein doppelt ſchwe=
rer
Schlag. Wenn man bedenkt, daß rund 30 Prozent aller
Touriſten in der Schweiz aus Deutſchland kommen, dann kann
man ſich ungefähr die volkswirtſchaftlichen Folgen klar machen,
unter denen die Schweiz durch dieſe Verfügung zu leiden hat.
Und dieſe Verfügung, die in Baſel und an den anderen Ein=
gangsorten
den Fremdenzuſtrom nahezu völlig unter=
bunden
hat, trat in einem Augenblick ein, da ſich die Ferien=
ſaiſon
in der Schweiz auf dem Höhepunkt befindet und eben
die beſonders zahlreichen Gäſte aus Weſtdeutſchland er=
wartet
werden, wo die Ferien erſt zu Anfang des Auguſt be=
ginnen
. Das Klagelied, das die Schweizer Hotellerie in der
Neuen Zürcher Zeitung erhoben hat und in dem ſie darauf
hinweiſt, daß dieſe deutſche Notverordnung eine geradezu un=
heilvolle
Wirkung nicht nur auf die ſchweizeriſchen
Gaſtſtätten, ſonvern auf die geſamte ſchweizeriſche Ge=
ſchäftswelt
und nicht zuletzt auch auf die Verkehrs=
unternehmungen
ausüben muß, kommt aus gepreßtem
Herzen und hat ſchon ſeine volle Berechtigung. Wenn dabei ein
falſcher Zungenſchlag unterläuft, man ſich in innerdeutſche Ver=
hältniſſe
miſcht und die Verantwortung für dieſe Maßnahme
nationgliſtiſch eingeſtellten Kreiſen zumißt, dann ſollte man
darüber nicht allzuſehr rechten, denn der Schweizer hat es ſich
ſeit Kriegszeiten ſo etwas zur Gewohnheit gemacht, dem be=
nachbarten
großen Deutſchland gute Lehren zu erteilen und ihm
gegenüber faſt gouvernantenhaft aufzutreten. Bedenklicher
iſt es ſchon, wenn in dieſer Auslaſſung ein Unterton der
Drohungen mitſchwingt, daß die Schweiz ihre Import=
politik
revidieren müſſe, die bisher mit 627 Millionen
Franken Import gegen 255 Millionen Franken Export nach Deutſch=
land
im Jahre 1930 ſich für Deutſchlano außerordentlich gün=
ſtig
geſtaltet habe. So wird man in Deutſchland keine Sym=
pathien
wecken und nicht die Kräfte verſtärken, die die Aus=
reiſeverordnung
für einen Fehlſchlag halten und, gerade auch
mit Rückſicht auf die Schweiz, ihre möglichſt ſchnelle Aufhebung
fordern. So führt man im Gegenteil die Gefahr herbei, daß
der deutſche Touriſt, der auch in der Schweiz immer noch der
beſte und vor allem der anſpruchsloſeſte Zahler ge=
weſen
iſt, ſich ein anderes Ziel für ſeine Fahrten ſucht. Es iſt
an ſich erſtaunlich, wie wenig man hier in der Schweiz, beſon=
ders
auch in der deutſchen Schweiz, ein wirkliches Ver=
ſtändnis
für die Schwierigkeiten hat, in denen
Deutſchland, ſich unter dem Druck des Verſailler
Vertrages und der Tributzahlungen befindet.
Dieſer Mängel an Verſtändnis für die deutſche Lage hat
ſich ſchon während des Krieges manchmal recht fühlbar gemacht
und in der Nachkriegszeit iſt dieſes Unverſtändnis eigentlich no.h

ſtärker geworden. Die Gründe dafür mögen hier ununterſucht
bleiben. Aber vielleicht darf man doch die Hoffnung ausſprechen,
daß die Notverordnung der deutſchen Regierung, für die ſich
ſonſt gewiß wenig Verteidiger finden, das eine Gute haben wird,
daß ſie den Reiſeländern, die von Deutſchen beſonders beſucht
werden, und darunter vor allem der Schweiz, einmal klarmacht,
wie wichtig die Exiſtenz und das Wohlergehen Deutſchlands
und des deutſchen Volkes für die geſamte europäiſche Wirtſchall.
iſt, und daß der Schwabe, wenn er auch noch ſo anſpruchs=
los
auftritt, als Faktor der internationalen Wirt=
ſchaft
eine ſehr weſentliche Rolle ſpielt, deſſen Wegfall gerad‟=
zu
Kataſtrophen hervorrufen muß.

* Paul Cohn: Um Nietzſches Untergang. Morris=Verlag,
Hannover. Der Umſchlag verſpricht neues Material zur Nietzſche=
frage
, aber wer iſt es eigentlich, der immer wieder dieſe Frage
ſtellt und warum gibt man ihm immer wieder Antwort? Nicht
die ungeheure In=Frage=Stellung aller überkommenen Werte
durch Nietzſche, nicht die Fragezeichen, die ſchon heute hinter man=
chem
ſeiner Werke auftauchen, auch nicht die Frage, wieweit wir
Nietzſche, von dem es neben anderem eine vollſtändige Biologie
gibt, verſtanden haben begreift der müßige Zeitgenoſſe unter
der Nietzſche=Frage. Aber; warum er geiſteskrank wurde, das iſt
töricht genug ſchon in der Frageſtellung, um die Neugier zu reidel,
und weit unterhalb der Ebene, auf der als angemeſſene Antwort
nur die Erfaſſung einer metaphyſiſchen Tragödie möglich iſt. 0
bezug auf eine ſolche aber fragt Cohn wörtlich Was iſt das
und das Tragiſche erkennt er nur in der brutalen Sinnloſigkeit,
daß Nietzſche nicht von innen her zuſammenbrach, ſondern einen
Ueberfall von hinten erlag. Alſo wieder eine Pathographie vom.
mediziniſchen Standpunkt und als ſolche eine gute und anſtändige
Arbeit. Der Verfaſſer volemiſiert gegen das Buch von Podaſ
und die Annahme der Paralyſe, er verſucht glaubhaft zu machen,
daß dauernder Haſchiſchgenuß den Hauptanteil an der Gehirn=
zerrüttung
hatte, die alſo durch äußere Urſachen herbeigeführt
worden wäre. Für dieſe Haſchiſch=Hypotheſe wird manches Mat
rial beigebracht, aber ſummierte Bruchſtücke, Notizen uſw. ergeben
kein Geſamtbild und nur vor einem ſolchen könnte man hier ent=
ſcheiden
. Leſenswert iſt das Kapitel über den Einfluß des
Wetters (Licht, Temperatur, Luftdruck, Feuchtigkeit, Luftelektriöi=
tät
) auf Nietzſche und auch zur Phyſiologie des Rauſchs, der als
Geſchlechtsſtoffvergiftung des Gehirns aufgefaßt wird, iſt Intereſ=
ſantes
geſagt. Eine tiefere, weſentlichere Erfaſſung des Pro=
blems
wäre dem Autor erreichbar geweſen, wenn er den folgen=
den
von ihm ſelbſt geſchriebenen Satz nach vorwärts und rückwärts
durchdacht hätte: Seite 52 ſchreibt Cohn vielleicht hätte Nietzſche
ohne die tropiſche Erhitzung ſeines Geiſtes durch die das Gehirn
überblutende Krankheit nie die letzte Helligkeit und dieſen höchſten
Gipfelblick erreicht. Im Anhang gibt Eliſabety Förſter=Nietzſchs
allerband Perſönliches aus der Zeit der Erkrankung. Wozu?
Im Ecce homo ſteht: Man ſoll ſich fürderhin nicht um mich
bekümmern, ſondern um die Dinge, deretwegen ich dageweſen bin.
Dr. A3

[ ][  ][ ]

Nummer 215

Mittwoch, den 5. Anguſt 1931

Seite 3

wevergang dam andeſchramtren Bahlangsverlehr.
Alle Hemmungen mik Ausnahme gewiſſer Einſchränkungen bei den Sparkaſſen beſeitigt. Rückkehr des
Verkrauens. Am Dienskag in Berlin mehr Einzahlungen als Abhebungen. Scharfe Rückwirkung

der deviſenverordnung auf die Einfuhr.
Ab heuke
freier Zahlungsverkehr.
Berlin, 4. Auguſt.
Obgleich offiziell der unbeſchränkte Zahlungsverkehr erſt
morgen aufgenommen werden ſoll, haben die Berliner Groß=
banken
ſchon ab heute bei ihren Auszahlungen eine gewiſſe Frei=
fügigkeit
walten laſſen. Eine Großbank hat ſogar den Leitern
hrer Depoſitenkaſſen Anweiſung gegeben, allen Anforderungen
jachzukommen. Während die anderen Banken eine Anweiſung
u dieſer ſtrikten Form zwar nicht gegeben haben, werden ſie
mmerhin liberalſte Behandlung aller Kundenanſprüche veran=
aßt
haben. Dieſe Maßnahmen haben, wie uns übereinſtimmend
nitgeteilt wird, beſten Erfolg gezeitigt. Ueberhaupt haben die
Einzahlungen die Auszahlungen bei weitem überſchritten. Aus
Treiſen leitender Perſonen wird der beſtimmten Ueberzeugung
Ausdruck gegeben, daß die Wiederaufnahme des unbeſchränkten
Jahlungsverkehrs viel beſſer und glatter vonſtatten gehen wird,
ils man urſprünglich annahm.
Deviſenverordnung und Einfuhr.
* Berlin, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Erſt allmählich läßt ſich erkennen, welche Bedeutung eigent=
ch
die Deviſennotverordnung vom 1. Auguſt 1931 für unſere
ſandelspolitik beſitzt. Sie iſt natürlich im weſentlichen darauf
bgeſtellt, den Deviſenabfluß ſtark einzudämmen und gleich=
eitig
die Stillhalteaktion des Auslandes von innen heraus zu
niterſtützen. Durch die Deviſenbewirtſchaftung wird aber jeder
nternehmer, ſoweit er mit dem Ausland in Handelsverkehr
eht, gezwungen, bei der Anforderung von Deviſen dem zu=
ändigen
Finanzamt gegenüber den Nachweis zu liefern, für
ſelche Waren er ausländiſche Noten braucht. Wie man hört,
illen die Landesfinanzämter in den Beſitz ſehr langer Verbots=
ſten
gekommen ſein. Die Reichsregierung ſollte unverzüglich
ieſe Liſten veröffentlichen, damit die deutſche Oeffentlichkeit
ſeiß, für welche Einfuhrwaren keine Deviſen abgegeben wer=
en
dürfen. Es iſt ganz ſelbſtverſtändlich, daß im gegenwärtigen
ugenblick jede unnötige Einfuhr auf das ſtrengſte
nterbunden werden muß, beſonders die Einfuhr
olcher Waren, die wir im eigenen Lande her=
ellen
.
Das Ausland wird auch diesmal wieder, genau wie bei
er Hundert=Mark=Notverordnung, ſehr unzufrieden ſein. Wir
nnten uns vorſtellen, daß man uns mit der Kündigung von
andelsverträgen drohen wird. Die Tatſache wird aber auch
18 Ausland nicht ableugnen können, daß unſere ſchwie=
ige
Lage auf dem Weltmarkt die Anwendung
rakoniſcher Maßnahmen notwendig mächt, und
die ganze Einfuhr nach Deutſchland auch ohne die Deviſen=
otverordnung
in der Luft hängen würde, eben weil eines Tages
ie Bezahlung nicht mehr möglich wird, wenn bei einem Weg=
ill
der Kontingentierung die Deviſenbeſtände aufgebraucht ſinv.
Vir halten es aber für abſolut notwendig, daß bei der Ertei=
ung
der Erlaubnis zur Deviſenbeſchaffung auch auf die Be=
ürfniſſe
des Auslandes Rückſicht genommen und nicht jede
Einfuhr nach Deutſchland unterbunden wird, wodurch wieder
nſer Export in Mitleidenſchaft gezogen werden kann.
Vor allem muß vermieden werden, daß nicht im Inlande
nerwünſchte Folgen in Erſcheinung treten. Dazu gehört eine
reisſteigerung, die eintreten kann, wenn man gewiſſe
bensnotwendige Waren nicht mehr in bisherigem Umfange
ereinläßt. Preisſteigerungen können wir uns
icht erlauben. Die Finanzämter müſſen alſo bei der
ehandlung von Anträgen auf Deviſenzuteilung ungewöhnlich
rſichtig vorgehen. Es wäre verfehlt, wenn ſie ſich in jedem
inzelfall an ihre Beſtimmungen halten und womöglich da=
irch
Wirkungen auslöſen, die nicht beabſichtigt ſind und auch

eht im Intereſſe unſeres Volkes liegen.

Jede unnölige Einfuhr unkerbunden.
Die Nolwendigkeit der Deviſenverordnung.
Gegenüber den Beſorgniſſen, die im Auslande wegen der
deutſchen Deviſenverordnung gehegt werden, erklärt man in
Berliner politiſchen Kreiſen, daß es Deutſchland nicht freiſtehe,
die Bewirtſchaftung der Deviſen durchzuführen, ſondern daß es
durch ſeine Lage dazu gezwungen ſei. Das Ausland ſelbſt
habe Deutſchland durch ſeine Kapitalabzüge veranlaßt, dagegen
einen Damm zu errichten. Bei den Stillhalteverhandlungen
habe ſich der größte Teil der Gläubiger zum Stillhalten enr=
ſchloſſen
. Ein kleinerer Teil ſei jevoch nicht damit einverſtan=
den
. Es könne nun dem größten Teil der Gläubiger nicht zu=
gemutet
werden, daß aus Deutſchland weitere Deviſen abge=
zogen
würden. Wie ausdrücklich erklärt wird, richtet ſich die
Deviſenverordnung nicht gegen das Ausland, ſondern ſie iſt
lediglich zum Schutze der deutſchen Währung und deutſchen
Wirtſchaft geſchaffen worden.
Wie die Telegraphen=Union erfährt, werden in den näch=
ſten
Tagen Nichtlinien bezüglich der Deviſenverordnung an
die Landesfinanzämter ausgegeben werden. Es handelt ſich
dabei, ſo wird an zuſtändiger Stelle erklärt, um eine interne
Angelegenheit, ſo daß eine Veröffentlichung der Nichtlinien nicht
beabſichtigt iſt.

Nächſte Woche Rückkehr zu normalen Zuſtänden.
Reichsaufſichk über die Banken.
Berlin, 3. Auguſt.
Wie wir erfahren, hat ſich die Reichsbank grundſätzlich be=
reit
erklärt, den Sparkaſſen die für die Durchführung des Zah=
lungsverkehrs
erforderlichen Beträge in dieſer Woche und in der
nächſten Woche zur Verfügung zu ſtellen. Es iſt allerdings noch
nicht entſchieden, in welcher Form die Finanzierung dieſer Be=
träge
erfolgt; hierüber werden noch Verhandlungen geführt.
Man rechnet ab Montag nächſter Woche an den Sparkaſſen
mit der Wiederherſtellung des Zahlungsverkehrs im ordnungs=
mäßigen
Rahmen, das würde bedeuten, daß ohne Kündigung wie=
der
300 RM. auf jedes Sparkonto ausgezahlt werden dürften.
Wie das B. T. meldet, hat die Reichsregierung die Ab=
ſicht
, das von vielen Seiten geforderte Aufſichtsamt für das Bank=
gewerbe
in dieſen Tagen ins Leben zu rufen. Auch dieſer Plan
ſei ein Beweis dafür, daß die Regierung alles tue, um das Ver=
trauen
des In= und Auslandes zum deutſchen Geldweſen wieder=
herzuſtellen
. Die weitere Vermutung des Blattes, daß es ſich
um die Schaffung eines ſelbſtändigen Amtes mit einem beſon=
deren
Leiter an der Spitze handele, dürfte nicht richtig ſein; es
iſt vielmehr anzunehmen, daß es innerhalb der Reichsbank ein=
gerichtet
wird.
Aumeldungspflicht für Zahlungsverpflichkungen
gegenüber dem Ausland.
Berlin, 3. Auguſt.
Dem Vernehmen nach beſtehen Zweifel darüber, wann die
Anmeldungsfriſt für die Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem
Ausland nach der Verordnung vom 27. 7. d. J. (RGBl. I. S. 403)
abläuft. Wie von der Anmeldeſtelle für Auslandsſchulden mit=
geteilt
wird, müſſen die formularmäßigen Anzeigen am kommen=
den
Freitag, den 7. d. M., in den Händen der Anmeldeſtelle ſein.
Der amerikaniſche Kreditvorſchlag.
Im Zuſammenhang mit der Meldung, daß Deutſchland einen
Kredit erhalten könne, wenn es amerikaniſche Baumwoll= und
Weizenbeſtände ankaufe, verlautet, daß dieſer Kredit eine Lauf=
zeit
von drei Jahren haben würde. Von einigen demokratiſchen
Senatoren wurde Einſpruch gegen dieſen Plan erhoben, da der=
artige
Verkäufe des Farm Board die Nachfrage nach der gegen=
wärtigen
Ernte beeinträchtigen würden.

in Hachſen.
Von unſerem Dresdener Korreſpondenten.
Der Zuſammenſchluß der Allgemeinen Deutſchen Credit=
Anſtalt und der Sächſiſchen Staatsbank zu einer offenen Han=
delsgeſellſchaft
mit dem Ziele der Umwandlung in eine Kom=
manditgeſellſchaft
auf Aktien hat im Reiche außergewöhnliches
Aufſehen erregt. Von der völlig unzutreffenden Behauptung
an, die Adca ſei anlehnungsbedürftig geworden, bis zu den
Gerüchten über verborgene Sozialiſierungstendenzen, die nur
von denjenigen in die Welt geſetzt und geglaubt werden können,
die vergeſſen haben, daß die Aera Zeigner um ſieben Jahre
zurückliegt, iſt ſo ziemlich alles gemunkelt und kolportiert wor=
den
, was an Gründen für die Fuſionierung eines privaten
und eines öffentlichen Geldinſtituts in den finanziellen Wirren
dieſer Zeit erſonnen werden kann. Das Nächſtliegende iſt aber
dabei, wie ſo oft, ganz überſehen worden, obwohl es ſchon in
den erſten halbamtlichen Verlautbarungen der beiden Unter=
nehmungen
wenigſtens andeutungsweiſe zum Ausdruck kam:
Die ſächſiſche Wirtſchaft und der ſächſiſche Staat brauchen und
ſuchen einen finanzielle Stütze beſonderer Kraft, weil beide zu=
folge
der Eigenart der ſächſiſchen Lebensverhältniſſe von der
allgemeinen Notlage beſonders hart mitgenommen worden ſind
und werden.
Man macht ſich in Berlin und anderwärts im Reiche doch
keine rechte Vorſtellung davon, was der Exiſtenzkampf von 5
Millionen Menſchen, auf engſtem Raum zuſammengedrängt, alle
mehr oder weniger abhängig von der Proſperität jetzt ſchwer
darniederliegender Induſtrien, bedeutet. Es war im Januar
dieſes Jahres, als ſich in Chemnitz fünftauſend ſächſiſche Ju=
duſtrielle
verſammelten und den Notruf Sachſen braucht Ar=
beit
! in die Welt hinausgehen ließen. Reichskanzler Dr. Brü=
ning
war ſelbſt anweſend und ſagte innerhalb der Grenzen des
Möglichen Hilfe zu. Aus dieſer Hilfe und den an ſie geknüpften
Hoffnungen iſt aber nichts geworden. Nicht die beſcheidenſte
Entlaſtung iſt eingetreten. Es iſt nahezu erſchütternd, die Be=
richte
der ſächſiſchen Handelskammern zu leſen, die in nüchterner
Sachlichkeit das nahende Ende der wirtſchaftlichen Widerſtands=
kraft
Sachſens beleuchten. Ob Hütteninduſtrie, Eiſen=, Stahl=
und Metallbranchen, ob Induſtrien der Steine und Erden,
chemiſche Erzeugung, Nahrungs= und Genußmittelproduktion,
Textil=, Holz= Papierinduſtrie, ob Groß= oder Einzelhandel, die
alle in Sachſen ein ausgedehntes Tätigkeitsgebiet haben,
nicht ein einziger dieſer Produktions= und Erwerbszweige weiß
von einem auch nur zeitweiligen Aufleben in den letzten Mo=
naten
zu berichten. Zum allergrößten Teile auf die Ausfuhr
angewieſen, die immer ſtärkeren Stockungen unterliegt, können
ſich auch große und feſtgegründete Unternehmungen nur noch
mit ſchwerſten Anſtrengungen halten. Allein die Ausfuhr nach
den Vereinigten Staaten von Amerika, einem ſehr wichtigen Ab=
nehmer
ſächſiſcher Produkte, ging von 37,271 Millionen RM. im
erſten Vierteljahr 1930 auf 18,115 Millionen RM. im gleichen
Zeitraum 1931 und auf 177719 Millionen RM. im zweiten
Quartal dieſes Jahres zurück. Die Niederſchläge dieſer trau=
rigen
Entwicklung zeigen ſich auf allen Gebieten des wirtſchaft=
lichen
und öffentlichen Lebens, lieber ein Zehntel der ſächſiſchen
Bevölkerung iſt noch immer erwerbslos. Mitte Juli wurden
rund 510 000 Arbeitſuchende regiſtriert, darunter 130 000 Haupt=
unterſtützungsempfänger
der Erwerbsloſenverſicherung, 125 000
ſolche der Kriſenfürſorge und mehr als 150 000 Wohlfahrts=
unterſtützte
. Ueber die Hälfte der ſächſiſchen Bevölkerung lebt
von der öffentlichen Hand, ſei es, daß ſie als Beamte, Angeſtellte
und Arbeiter des Staates und der Gemeinden tätig ſino, ſei es
daß ſie zum Kreiſe der Unterſtützungsempfänger gehören. 287 847
Iuvaliden=, Kranken=, Witwen= und Waiſenrenten liefen am
21. Juli 1931 im Bereiche der Landesverſicherungsanſtalt Sach=
ſen
. Die Möglichkeiten der Aufrechterhaltung dieſer ausgedehn=
ten
Verſorgungswirtſchaft ſchwinden immer mehr dahin. Denn
je größer und ſtabiler die Erwerbsloſigkeit wiro, deſto weniger
reichen die Erträgniſſe der ohnehin ſtark überſpannten Beiträge
aus, die Daſeinsfriſtung ſolcher Maſſen zu gewährleiſten. Staat
und Gemeinden beobachten ſelbſt mit Bangen, was aus ihren
Etats werden ſoll. Der 400 Millionen=Etat des ſächſiſchen
Staates iſt zwar kurz vor Beginn der Landtagsferien verab=
ſchiedet
worden. Aber die Ungewißheit, ob und wie er finan=
ziert
werden kann, iſt groß. Die ſtaatlichen Mindereinnahmen
an Steuern bezifferten ſich ja ſchon im Juni auf 2,24 Millionen
und hätten zweifellos noch größer ausfallen müſſen, wenn nicht
die Landesſteuern ſich erfreulich ergiebig gezeigt hätten. Die
Reichsſteuerüberweiſungen gingen von 17,75 Millionen im glei=

der Beſuch bei Kank.

Unbekannte Aufzeichnungen Karamſins.
Mitgeteilt von Dr. Erich Jeniſch.
Als der berühmte ruſſiſche Hiſtoriker Nikolai Michailowitſch
ramſin (17661826), der Verfaſſer der zwölfbändigen großen
jeſchichte des Ruſſiſchen Reiches in den Jahren 17891791
te Reiſe durch Deutſchland, die Schweiz und Frankreich unter=
hm
, weilte er auch in Königsberg, wo er Immanuel Kant
fſuchte. In ſeinen Briefen eines reiſenden Ruſſen, die 1799
utſch in Leipzig erſchienen und die eine unterhaltende und
turgeſchichtlich ſehr intereſſante Schilderung ſeines Aufenthal=
im
Auslande enthalten, gibt Karamſin eine eingehende Schil=
rung
dieſes merkwürdigen Beſuches, die jedoch in den Kant=
graphien
bisher nicht berückſichtigt worden iſt.
Karamſin hatte keine Empfehlung an den Philoſophen. Aber
ühnheit gewinnt Städte und mir öffnete ſie die Türe des
iloſophen‟. Das Haus, das Kant bewohnt, nennt Karamſin
ein und unanſehnlich, überhaupt ſei alles bei ihm alltäglich,
Sgenommen ſeine Metaphyſik. Drei Stunden brachte Karamſin
Kant zu. Ein kleiner, hagerer Greis von außerordentlicher
irtheit und Weiße empfing ihn. Als Karamſin ſich als ruſſi=
er
Edelmann vorgeſtellt hat, der reiſt, um berühmte Gelehrte
inen zu lernen, wird er ſofort zum Sitzen genötigt. Meine
hriften können nicht jedermann gefallen, ſagt Kant. Nur
Nige lieben die tiefen metaphyſiſchen Unterſuchungen, mit wel=
n
ich mich beſchäftigt habe." Zunächſt berührt das Geſpräch
ſchiedene Gegenſtände. Von Reiſen, von China, von der Ent=
kung
neuer Länder wird geſprochen, und Karamſin iſt erſtaunt
u den geographiſchen und hiſtoriſchen Kenntniſſen Kants, die
in genügen, das ganze Magazin eines menſchlichen Gedächt=
ſes
zu füllen und die ihm doch nur Nebenſache ſind.
Dann bringt Karamſin das Geſpräch auf die moraliſche
tur des Menſchen und notiert ſich folgende Aeußerungen
nts: Unſere Beſtimmung iſt Tätigkeit. Der Menſch iſt nie=
Is ganz zufrieden mit dem, was er beſitzt, und ſtrebt immer
h etwas anderm. Der Tod trifft uns noch auf dem Wege
h dem Ziel unſerer Wünſche. Man gebe dem Menſchen
les, wonach er ſich ſehnt, und in demſelben Augenblick, da
es erlangt, wird er empfinden, daß dieſes Alles nicht
les ſei. Da wir nun hier kein Ziel und Ende unſeres
rebens ſehen, ſo nehmen wir eine Zukunft an, wo ſich der
oten löſen muß; und dieſer Gedanke iſt dem Menſchen um
angenehmer, je weniger Verhältnis hienieden zwiſchen
eude und Schmerz, zwiſchen Genüſſen und Entbehrungen ſtatt=
det
. Ich für mei,e Perſonserheitere mich damit,* daß ?ich

ſchon über ſechzig alt bin, und daß das Ende meines Lebens
nicht mehr fern iſt, wo ich in ein beſſeres zu kommen hoffe.
Wenn ich mich jetzt an die Freuden erinnere, die ich während
meines Lebens genoſſen habe, ſo empfind’ ich kein Vergnügen;
denk ich aber an die Gelegenheiten, wo ich nach dem Moral=
geſetz
handelte, das in mein Herz geſchrieben iſt, ſo fühl ich die
reinſte Freude. Ich nenne es das Moralgeſetz, andere das Ge=
wiſſen
, die Empfindung von Recht und Unrecht man nenne
es, wie man will, aber es iſt. Ich habe gelogen, kein Menſch
weiß es, und ich ſchäme mich doch. Freilich iſt die Wahrſchein=
lichkeit
des künftigen Lebens noch immer keine Gewißheit, aber
wenn man alles zuſammen nimmt, ſo gebietet die Vernunft,
daran zu glauben. Was würde auch aus uns werden, wenn
wir es ſozuſagen mit den Augen ſähen? Würden wir dann
nicht vielleicht durch den Reiz desſelben von dem rechten Ge=
brauche
des Gegenwärtigen abgezogen werden? Neden wir aber
von Beſtimmung, von einem zukünftigen Leben, ſo ſetzen wir
dadurch ſchon das Daſein eines ewigen und ſchöpferiſchen Ver=
ſtandes
voraus, der alles zu irgend etwas, und zwar zu etwas
Gutem ſchuf. Was? Wie? Hier muß auch der erſte Weiſe
ſeine Unwiſſenheit bekennen. Die Vernunft löſcht hier ihre
Fackel aus und wir bleiben im Dunkeln. Nur die Einbildungs=
kraft
kann in dieſem Dunkel herumirren und Phantome ſchaffen.
Das Geſpräch wandte ſich Lavater zu, mit dem Kant kor=
reſpondiert
hatte. Lavater, ſagte er, niſt ſehr liebenswürdig,
in Rückſicht ſeines guten Herzens; aber ſeine außerordentlich
lebhafte Einbildungskraft macht, daß er ſich durch Phantome
blenden läßt, an Magnetismus und dergleichen glaubt.
Karamſin erwähnt noch, daß Kant ſchnell, leiſe und unver=
ſtändlich
ſpricht. Er mußte alle ſeine Gehörnerven anſtrengen.
um zu verſtehen, was er ſagte. Zum Schluß des Geſpräches
ſchrieb Kant ſeinem Beſucher die Titel zweier ſeiner Schriften
auf, die dieſer noch nicht geleſen hatte: Kritik der praktiſchen
Vernunft und Methaphyſik der Sitten.
Dieſes Zettelchen werde ich verwahren wie ein heiliges
Andenken verſichert Karamſin. Endlich trägt Kant noch ſeinen
Namen in das Taſchenbuch des Reiſenden ein und wünſcht ihm,
daß ſich einmal alle ſeine Zweifel löſen mögen‟. Darauf
ſcheiden die beiden.
* Das Medium mit der beweglichen Gurgel. Eine der
raffinierteſten Betrügereien in der an Schwindeltaten ſo reichen
Geſchichte des Spiritismus, iſt von einem Londoner Medium
durchgeführt worden, das durch die Mitarbeiter des Labora=
toriums
für pſychiſche Forſchung jetzt entlarvt wurde. Die Mit=
glieder
des Londoner Spiritiſtenbundes ſind lange Zeit durch die
Künſte einer Frau getäuſcht worden, die mit ihrem Gatten im
Herbſt vorigen Jahres nach London kam, um ihre medialen
Eigenſchaften der Vereinigung zur=Verfügung zu ſtellen. Nicht

weniger als 45 Sitzungen wurden mit einem Koſtenaufwand
von vielen tauſend Mark vom November bis zum März dieſes
Jahres veranſtaltet, und zwar leiſtete das Medium beſonders
Großartiges in der Erzeugung von Teleplasma, jenem geheim=
nisvollen
Stoffe, der von Medien im Trancezuſtand hervor=
gebracht
wiro und ſich zu menſchlichen Gliedern, ja ganzen
Körpern formt. Die Tatſache, daß die Sitzungen bei vollem
Licht veranſtaltet wurden, trug noch zu dem großen Ruf des
Mediums bei. Nach langem Drängen erreichte das Laboratorium
für pſychiſche Forſchung die Erlaubnis, eine Anzahl wiſſenſchaft=
licher
Verſuche mit dem Medium vorzunehmen. Nach einer
genauen äußeren Prüfung des Körpers und der Kleider fand
die Sitzung ſtatt, der mehrere hervorragende Pſychologen bei=
zvohnten
. Einige der Anweſenden durften das Medium auf
dem Stuhl, auf dem es ſaß, feſtbinden und das von ihr er=
zeugte
Teleplasma berühren. Dieſes trat vielfach und in ver=
ſchiedenen
Geſtalten hervor. Bald fiel es in langen Bändern
aus dem Munde und den Naſenlöchern des Mediums bald rin=
gelte
es ſich auf dem Boden und ſchlang ſich um den Stuhl oder
hüllte auch das Medium ein. Zum Schluß verſchwand es wieder,
Die Aufnahmen, die in verſchiedenen Sitzungen gemacht wurden,
erregten aber Verdacht über die übernatürliche Herkunft des
Teleplasmas. Eine Unterſuchung ergab, daß es z. T. aus Holz=
vvolle
und Eiweiß zuſammengeſetzt war; andere Teile wurden
nach den Photographien als Gummihandſchuh und Käſelappen
erkannt. Eine Röntgenunterſuchung des Mediums brachte die
Löſung des Rätſels. Es ergab ſich, daß die Frau über eine
ungewöhnlich bewegliche Gurgel verfügte und eine Fähigkeit
des Einſchluckens und Wiedervonſichgebens von Gegenſtänden be=
ſaß
, wie man ſie kaum einmal unter Millionen Fällen findet. Die
Stoffe, darunter auch die Käſelappen, waren von ihr vor der
Sitzung verſchluckt worden, wurden dann als Teleplasma wieder
herausgebracht und verſchwanden auf dem Wege, auf dem ſie
gekommen. Man wollte noch weitere Sitzungen mit dem Medium
vornehmen, aber dieſes gab ſeine Sache verloren und verſchwano
plötzlich mit ihrem Manne.
C.K. Das 250fache für zwei Bilder erzielt. Vor kurzem er=
warb
ein Händler in einer Londoner Vorſtadt zwei alte, arg mit=
genommene
Bilder von einer älteren Dame für 200 Mark. Er
glaubte, daß nur die Rahmen etwas wert ſeien, und wollte dieſe
ſchon für denſelben Preis fortgeben, als er auf den Gedanken kam,
ſie vorher von einem Kenner unterſuchen zu laſſen. Dieſer ſtellte
feſt, daß es ſich um zwei Porträts des größten amerikaniſchen Bild=
nismalers
im 18. Jahrhundert, Gilbert Stuart, handelt.
Die Werke dieſes Künſtlers ſind in den Vereinigten Staaten
außerordentlich geſucht. Dazu kam noch, daß die auf den Bildern
dargeſtellten Perſonen Mitglieder der Familie des berühmten
Seehelden Nelſon ſind. Infolgedeſſen brachte das eine Bild 31 500
und das andere 18 000 Mark, ſo daß faſt 50 000 Mark, alſo das
250fache, dem Händler auf der Verſteigerung bei Chriſties be=
zahlt
wurde.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Mittwoch, den 5. Anguſt 1931

Nummer 215

chen Monat des Vorjahres auf 11,44 Millionen im Juni 1931
zurück, darunter die Einkommenſteuer allein um reichlich 6 Mil=
lionen
RM. Dagegen ſtiegen die Schulden des Staates zwi=
ſchen
Juni 1930 und Juni 1931 um 18 Millionen RM., die der
Großſtädte allein von April 1930 und April 1931 um 41 Mil=
lionen
RM., ſomit für Land und Gemeinden zuſammen um
zirka 130 Millionen RM. Mit Anſtrengung bemühen ſich die
Steuerſtellen des Landes und der Gemeinden, nicht zuletzt die
Finanzämter, die Steuereingänge zu verbeſſern. Ein Dresdner
Finanzamt hat ſogar in einem beſonderen Aufruf der zweifellos
keineswegs allgemeinen Anſicht Ausdruck gegeben, daß wir wie=
der
Ordnung im Finanz= und Wirtſchaftsleben erhielten, wenn
jeder nur rückſichtslos ſeine eigenen Außenſtände beitreibe, ſo
beitreibe, wie es anſcheinend die Steuerbehörden in Sachſen
nunmehr vorhaben. Freilich verkennt dieſe Auslaſſung, daß
die ſteuerlich geplante und der Privatwirtſchaft empfohlene
rigoroſe Schuldenbeitreibung, ganz abgeſehen von der Frag=
würdigkeit
ihres Erfolges, ſehr leicht nur zur ungerechtfertigten
Bereicherung zufällig kaſſekräftiger Perſonen durch Verſchleu=
derung
von Werten und zu einer namenloſen Verbitterung von
Menſch gegen Menſch führen muß. Wir brauchen aber gerade
in Sachſen eine Zunahme der allgemeinen Er= und Verbitterung
unter keinen Umſtänden. Alles iſt geſpannt und mit Atmoſpären
geladen bis an die Grenze des Zerſpringens, und keine Be=
hörde
kann heute das Recht beanſpruchen, an den ungeheuer=
lichen
Schwierigkeiten des im Wirtſchaftsringen ſtehenden
Steuerzahlers zu zweifeln. Man braucht ja nur die Dividenden=
loſigkeit
der Geſchäftsabſchlüſſe ſächſiſcher Unternehmungen und
den Rückgang der Spareinzahlungen, die im letzten Viertel=
jahr
um 22 Prozent hinter denen des erſten dieſes Jahres zu=
rückblieben
, die mit zirka 250 ſtationär gewordene Zahl der
monatlichen Konkurſe ins Auge zu faſſen, und man wird wiſſen,
daß die Steuerkraft der Wirtſchaft auf einen Bruchteil ihrer
früheren Potenz zuſammengeſchmolzen iſt.
Alle dieſe traurigen Erſcheinungen können natürlich nur all=
mählich
zur Ausheilung gebracht werden. Auch die eingangs
erwähnte Zuſammenſchweißung der führenden ſächſiſchen Ban=
ken
wird ſie nicht unmittelbar beheben. Was dieſes Unterneh=
men
hoffentlich aber doch vermögen wird, das iſt die Vorbeu=
gung
der Einkehr noch ſchlimmerer Zuſtände und die Bereit=
ſtellung
geeigneter Selbſthilfemittel für das in ſeinem Exiſtenz=
kampf
leider ziemlich ſtark ſich ſelbſt überlaſſene ſächſiſche Wirt=
ſchaftsgebiet
. Von der politiſchen Seite her iſt dieſer Kampf
doch nicht zu gewinnen und Parlamentsreden und Geſetze
können ihn nicht erleichtern.

Die Nolwendigkeik einer Korrekfur des heſſiſchen
Zinanzausgleichs.
In unſerer Nr. 210 vom Freitag, den 31. Juli d. J., brachten
wir einen Artikel über die Notwendigkeit einer Korrektur des
heſſiſchen Finanzausgleichs, in dem als Beiſpiel die Erklärungen
eines Abgeordneten im Heſſiſchen Landtag über die Verhält=
niſſe
in Groß=Zimmern herangezogen waren.
Hierzu erhalten wir jetzt von der Bürgermeiſterei
Groß=Zimmern eine Zuſchrift, in der folgendes feſt=
geſtellt
wird:
Die Bürgermeiſterei Groß=Zimmern hatte im Jahre 1913
für die innere Verwaltung (Büro der Bürgermeiſterei) den
Bürgermeiſter, den Sekretär, eine Schreibhilfe (Lehrling), im
Jahre 1931 den Bürgermeiſter, einen Oberſekretär, einen Aſſiſten=
ten
. Für die Führung der Ausgeſteuerten=Kontrolle wird ein
ausgeſteuerter Kaufmann beſchäftigt. Die Bezüge der Verwal=
tungsbeamten
waren im Jahre 1913: Entſchädigung des Bür=
germeiſters
2000 Mk. und Gebühren 500 Mk., zuſammen 2 500
Mk. Die Bezüge der Verwaltungsbeamten betrugen im Jahre
1931: Gehalt des Bürgermeiſters unter Berückſichtigung
der Kürzung gemäß der Notverordnung und ein=
ſchließlich
Wohnungsgeld brutto 4660 RM.; Gehalt des Ober=
ſekretärs
brutto 3 760 RM.; Gehalt des Aſſiſtenten brutto
2 350 RM.
* Das ſind zuſammen 10 770 RM., die die Gemeinde
Groß=Zimmern im Jahre 1931 an Verwaltungskoſten gegen=
über
2500 Mk. im Jahre 1913 aufzubringen hat. Das iſt mehr
als das Vierfache gegenüber dem Jahre 1913, wobei die Be=
züge
vor Erlaß der Notverordnung vom 5. Juni d. J. nicht
berückſichtigt ſind. Die Ziffern, um deren Veröffentlichung uns
die Bürgermeiſterei auf Grund des Preſſegeſetzes erſucht hatte,
vermögen unſere Darlegungen vom 31. Juli d. J. nicht zu ent=
kräften
. Sie beweiſen vielmehr, wie bitter notwendig die von
uns angeregte Korrektur des inneren Finanzausgleichs iſt.
Aufruf an die deutſche Beamkenſchaft.
Vom Deutſchen Beamten=Wirtſchaftsbund, Ortsausſchuß
Darmſtadt, werden wir um die Veröffentlichung nachſtehenden
Aufrufs an die deutſche Beamtenſchaft gebeten:
Die Bemühungen der Reichsregierung, das deutſche Volk
aus ſeiner ſchweren Not herauszuführen, werden von der Be=

amtenſchaft unterſtützt. Der Weg iſt lang und ſteinig. Es gilt
durch entſchloſſenes Handeln der Welt zu zeigen, daß Hilfe
gerechtfertigt iſt.
Auch die Beamtenſchaft war und iſt bemüht, auf den
Wege der Selbſthilfe die eigene Not zu lindern. Ein
zelne Selbſthilfeeinrichtungen der Beamtenſchaft ſind von wirt.
ſchaftlichen Schwierigkeiten nicht verſchont geblieben. Aber gerad
die heutige Zeit, in der die Beamtenſchaft in erſter Linie au
ſich ſelbſt geſtellt iſt, hat erwieſen, daß ſtarke Organiſationer
der Selbſthilfe der Beamtenſchaft nottun, und daß ſie viel meh=
denn
je ihren Blick auf den Ausbau der Selbſthilfe zu rich
ten hat.
Der Deutſche Beamten=Wirtſchaftsbund appelliert an die
deutſche Beamtenſchaft, in dieſen Tagen und Wocher
klaren Blick, Feſtigkeit und Diſziplin zu zeiger
und durch ihr Beiſpiel darzutun, wie man durch Beſonnen
heit, Einſicht und Selbſtzucht die Wirtſchaft in ihret
einzelnen Beſtandteilen und Zweigen erhält, anſtatt ſie durd
Kopfloſigkeit, Selbſtſucht und Angſtmaßnahmen zu zerſchlagen
Der Wirtſchaftsbund wird nichts unverſucht laſſen, die Be=
amtenſchaft
über dieſe kritiſche Zeit hinwegzubringen. Er for=
dert
aber auch von Reich und Ländern, daß ſie die Hilfe, die
ſie andern Zweigen der Wirtſchaft gewährt haben, den Selbſt=
hilfeeinrichtungen
der Beamtenſchaft nicht verſagen.
Alle Gegenſätze ſind jetzt zurückzuſtellen; der Blick iſt aufs
Ganze zu richten. Wir ſind in einer Schickſalsverbundenheit
alle für einen und einer für alle. Gewaltiger als das Schickſal
iſt der Mut, der es unerſchüttert trägt.
Profeſſor Everling friſtlos enklaſſen.
Berlin, 4. Auguſt.
Das Reichsverkehrsminiſterium teilt Folgendes mit:
Der Rechtsbeiſtand des Prof. Everlings, Rechtsanwalt
Everling, hat dem Reichsverkehrsminiſter am Montag, dem 3.
Auguſt, das Angeſtelltenverhältnis des Profeſſors Everling im
Reichsverkehrsminiſterium gekündigt. Dieſe Kündigung war
rechtsunwirkſam, da keine Vollmacht beilag. Prof. Everling hau
die Kündigung noch am gleichen Tage durch Unterſchriftliche
Vollziehung genehmigt. Er iſt nach dem geltenden Tarif für
Reichsangeſtellte nur zur Kündigung unter Einhaltung der tarif=
lichen
Kündigungsfriſt berechtigt. Nach Vernehmung des Prof.
Everling und Prüfung der Sach= und Rechtslage hat der Reichs=
verkehrsminiſter
dem Prof. Everling den Dienſtvertrag friſtlos
gekündigt.

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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Sigfried Stern.
Darmſtadt, den 4. Auguſt 1931. (11521
Die Beerdigung findet ſtatt: Donnerstag, den
6. Auguſt, vormittags 11 Uhr, vom Portale des
israel. Friedhofs aus.

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Für die überaus zahlreichen Beweiſe
inniger Teilnahme bei dem uns ſo
ſchwer betroffenen Verluſte ſagen wir
Allen herzlichen Dank.
Namens
der trauernden Hinterbliebenen:
Franz Kaffenberger
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Heute Vormittag 10 Uhr verſchied plötzlich
nach längerem, mit Geduld getragenem Leiden
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Ober=Ramſitadt, den 4. Auguſt 1931.
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Die Einäſcherung findet ſtatt im Krematorium des Waldfriedhofes am
Mittwoch, den 5. Auguſt, nachmittags 3½ Uhr.

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Nummer 215

Mitwoch, den 5. Aanſt 981

Seite 5

Aus der Landeshaupkfkadk.
Darmſtadt, den 5. Auguſt 1931.
Mit der Heag ſechs Tage ins bayeriſche Alpen=
und Seengebiek.
Wem Gott will rechte Gunſt erweiſen, den läßt er mit der
Heag reiſen. Gibt es etwas Schöneres, als eine Reiſe mit be=
quemen
Großkraftwagen? Am kommenden Sonntag beginnt die
gut vorbereitete Fernfahrt an die bayeriſchen Alpen und Seen.
Der Zeit entſprechend angepaßt mit dem Loſungswort: Für wenig
Geld möglichſt viel ſehen und dabei doch unbekümmert reiſen, dies
iſt der höchſte Genuß, keine Sorgen um die Unterkunft, für alles
iſt durch den Reiſeleiter aufs beſte geſorgt. Am Sonntag vor=
mittag
5 Uhr 30 Minuten treffen ſich die Reiſeteilnehmer am
Heaghauſe. Die Fahrt führt die Bergſtraße entlang nach
Heidelberg, Bruchſal, am Schloß vorbei, eine der ſehenswerteſten
Kunſtſtätten Deutſchlands, ein wunderbar erhaltenes Kleinod des
Rokokoſtils. Nun führt der Weg weiter nach Pforzheim, der Gold=
ſtadt
, mit 80 000 Einwohnern, am Zuſammenfluß der Nagold,
Enz und Würm gelegen. Durch herrliche Wälder zieht ſich nun
der Weg in den württembergiſchen Schwarzwald nach Bad Lieben=
zell
und weiter aufwärts nach dem alten Kloſter Hirſau. Bald
wird Nagold ereicht, und über HorbHechingen führt der Weg
nach Sigmaringen, der Hauptſtadt des preußiſchen Regierungs=
bezirks
Sigmaringen=Hohenzollern, das vom Oſten her die Ein=
gangspforte
in das obere Donautal bildet. Vorbei an alten
Ruinen und Burgen, darf man dieſe Gegend ruhig zu der ſchön=
ſten
des deutſchen Vaterlandes zählen. Gegen Abend wird Ueber=
lingen
am See erreicht, wo die Abendquartiere vorbereitet ſind.
Der nächſte Tag bringt einen kurzen Aufenthalt in Friedrichs=
hafen
mit Beſichtigung der Zeppelinwerft; über Lindau Immen=
ſtadt
führt der Weg ins Allgäu nach Sonthofen. Hinter Sont=
hofen
befahren wir die hochalpine Jochſtraße. In ungefähr 1600
Meter Höhe geht es langſam abwärts nach Reutte i Tirol, zurück
über die Grenze nach dem vielbeſungenen Füſſen=Hohenſchwangau.
Nach Beſichtigung der Königſchlöſſer wird Oberammergau, das
Ziel von Hunderttauſenden, erreicht. Von dort wird ein Abſtecher
nach Schloß Linderhof unternommen. Noch am gleichen Nachmit=
tag
geht die Fahrt nach Partenkirchen=Garmiſch, von dort nach
Mittenwald über den Walchenſee nach Kochel. Gegen Abend wird
die Hauptſtadt Bayerns erreicht. Willkommen in München!
Gute Hotels und Vergnügungen erwarten dort die Gäſte. Der
Traum, an den ſchönen Starnberger See zu kommen, wird ſchon
am nächſten Tage wahr. Ueber die Rückfahrt viel zu erzählen,
reicht wegen der vorgeſchrittenen Zeit nicht mehr, jedenfalls wer=
den
Städte wie Ulm, Stuttgart und Heilbronn berührt. Ein Er=
leben
für jeden einzelnen wird dieſe verbilligte Heag=Bayern=
Reiſe werden.
Ernannt wurden: Am 17. Juli: der Arbeitshausoberwacht=
meiſter
Jakob Stix aus Dieburg zum Amtsgehilfen bei dem
Kreisamt Worms, mit Wirkung vom 1. Auguſt 1931; am 27.
Juli: der Gendarmeriehauptwachtmeiſter a. Pr. Philipp Wer=
nersbach
aus Dittelsheim zum Gendarmeriehauptwachtmeiſter,
mit Wirkung vom 1. Auguſt 1931; der Gendarmeriehauptwacht=
meiſter
a. Pr. Oskar Größer aus Ludwigshafen zum Gendar=
meriehauptwachtmeiſter
, mit Wirkung vom 1. Juli 1931.
Sommerſpielzeit Bruno Harprecht im Heſſiſchen Landes=
theater
. Der heutige Mittwoch vermittelt mit der Erſtaufführung
der Schwankneuheit Der Muſtergatte von A. Hopwood
wiederum eine bereits beſtens bewährte Novität, die ſich allerorts
als beſonders zugkräftig und erfolgreich erwieſen hat und zweifel=
los
auch hier mit herzlichem Beifall aufgenommen werden wird,
zumal Bruno Harprecht die Hauptrolle des Jack Wheeler
ſpielt. Die weiteren Hauptrollen des Werkes haben die Damen
Baumann, Keßler und die Herren Robert Harprecht=Segur und
Gerhard inne.
Nochmals billiger Nachmittag und Gala=Abend im Zirkus
Buſch. Der Andrang zur geſtrigen Nachmittagsvorſtellung war
ſo ſtark, daß ſich die Direktion entſchloſſen hat, heute Mittwoch
nochmals eine Nachmittagsvorſtellung ſtattfinden zu laſſen, die das
vollſtändige, ungekürzte Abendprogramm bringt und zu der Kin=
der
wie auch Erwachſene halbe Preiſe zahlen. Abends 8 Uhr
veranſtaltet Buſch einen großen Gala=Abend und verſpricht für
dieſe Vorſtellung beſondere Ueberraſchungen durch neue Pro=
gramm
=Einlagen, Verwendung von Gala=Koſtümen, Gala= Ge=
ſchirren
uſw. uſw. Wir betonten ſchon in unſerer Premieren=
beſprechung
, daß die Eleganz des Unternehmens, die geſchmackvolle
Koſtümierung der einzelnen Darbietungen höchſt angenehm auf=
fiel
. Wie uns verſichert wird, kann Buſch auf dieſem Gebiete
noch mehr leiſten was er an eben dieſem Gala=Abend beweiſen
wird.
Der Poſtſcheckverkehr iſt, wie bekannt, abgeſehen von dem
durch Notverordnung angeordneten Schließen der Zahlſtellen der
Poſtſcheckämter am 14. und 15. Juli während der ganzen Kriſen=
zeit
in vollem Umfange aufrechterhalten worden. In der Zeit
vom 14. bis 31. Juli haben betragen die Einzahlungen 734 Mil=
lionen
RM., die Auszahlungen 782 Millionen RM. Durch bar=
geldloſe
Ueberweiſung von Konto zu Konto ſind 3606 Millionen
RM. umgeſetzt worden. In der zweiten Hälfte des Juli hat der
Zugang an Poſtſcheckkonten mehr als das Doppelte des Zugangs
in der erſten Monatshälfte betragen. Der Verkehr hat ſich durch=
weg
glatt ohne jede Störung abwickeln laſſen.
p. Aufwertung von Verſicherungsanſprüchen. Die Albin=
gig
in Hamburg macht bekannt, daß nach der Senatsent=
ſcheidung
des Reichsaufſichtsamts für Privatverſicherung nach=
ſtehende
Anſprüche mit 25 Prozent des Goldmark=
betrags
aufzuwerten ſind: 1. Unfallverſicherung mit Prämien=
rückgewähr
, ſoweit ſie die Prämienrückgewähr betreffen: 2. Lebens=
längliche
Eiſenbahn= und Dampfſchiff=Unglücksverſicherungen;
3. Laufende Renten aus Unfallverſicherungen, falls der Schaden
vor dem 14. Februar 1924 eingetreten iſt; 4. Laufende Renten aus
Haftpflichtverſicherungen, bei denen bereits vor dem 14. Februar
1924 die Pflicht zur Bildung eines Prämienreſervefonds beſtand.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Es wird ausdrück=
lich
darauf hingewieſen, daß die Ziehung der 5. (Schluß=)Klaſſe
der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie ſchon am nächſten
Samstag, den 8. Auguſt, beginnt. Sie dauert 30 Tage und endet
am 12. September. In dieſer Klaſſe werden im Ganzen 268 000
Gewinne und 2 Prämien in Sa. 96 010 500 RM. ausgeſpielt. Da=
runter
ſind: 2. Prämien zu 500 000 RM., und 2 Gewinne zu
500 000 RM., außerdem je 2 Gewinne zu 300 000 RM., und zu
200 000 RM., 4 Gewinne zu 100 000 RM., 6 zu 75 000 RM., 12
zu 50 000 RM.. 30 zu 25 000 RM. 200 zu 10 000 RM 500 zu
5000, 1000 zu 3000 RM. 3000 zu 2000 RM., 6000 zu 1000 RM.,
10 000 zu 500 RM.. 30 000 zu 400 RM. und 217 242 Gewinne zu
250 RM. Neue Loſe für die Schlußklaſſe ſind noch bei allen
Staatlichen Lotterie=Einnehmer zu haben. Es wird noch aus=
drücklich
darauſ hingewieſen, daß die Barauszahlung der
Gewinne nach Schluß der Ziehung die höheren Gewinne 14
Tage ſpäter, nach Erſcheinen der amtlichen Liſte, ſichergeſtellt iſt.
Gerade dieſer Umſtand wird für viele beſtimmend ſein, ſich noch
ein Los für die 5. (Schluß=)Klaſſe zu ſichern, obgleich natürlich die
Vorklaſſen nachbezahlt werden müſſen, wenn es ſich um ein neues
Los, ein ſogenanntes Kauflos handelt.
Diebſtahl von blauen Arbeitsanzügen. In der Nacht vom
27. zum 28 Juli 1931 wurden aus einer verſchloſſenen Bauhütte
der Bauſtelle Ecke SpeſſartringHohler Weg zwei komplette, faſt
vollſtändig neue blaue Arbeitsanzüge nebſt einem blauen Arbeits=
kittel
geſtohlen. Der oder die Täter haben einen Fenſterladen
an der Hütte abgeriſſen und ſind durch das Fenſter in die Hütte
eingeſtiegen.

(X
Ber eikehttder e Mialscichttaidten Lage.

Die Vereinigung des Einzelhandels von Darmſtadt und
Umgebung e. V. hielt am Montag abend im großen Saale des Re=
ſtaurants
Zur Krone eine ſtark beſuchte Mitgliederverſamm=
lung
ab, in der, wie uns geſchrieben wird, zu der derzeitigen
wirtſchaftlichen Lage Stellung genommen wurde. Die Verſamm=
lung
war getragen von dem furchtbaren Ernſt der gegenwärtigen
Verhältniſſe. Insbeſondere kam in der Ausſprache die ſtarke Er=
regung
, die auf allen Gemütern laſtete, recht deutlich zum Aus=
druck
.
Durch die infolge der Vertrauenskriſe einge etene Geldver=
knappung
und der angeordneten Einſchränkungen des Zahlungs=
verkehrs
iſt der Einzelhandel in eine außerordentlich ſchwierige
Lage geraten. Gegen die Art und den Inhalt der erlaſſenen Not=
verordnungen
werden von ſeiten des Einzelhandels ſchwere Be=
denken
geltend gemacht. Der Schutz des gewerblichen Mittelſtan=
des
, des Einzelhandels und des Handwerks in dieſer kriſenhaften
Zeit iſt nicht in ausreichendem Maße gewährleiſtet, ſo daß in die=
ſer
Hinſicht eine baldige Aenderung bzw. Aufhebung der betref=
fenden
Notverordnungen notwendig iſt. Insbeſondere fordert die
unglaubliche Höhe der Verzugszinſen auf rückſtändige Steuern den
ſchärfſten Proteſt heraus. Eine entſprechende Herabſetzung der
gegenwärtigen Sätze muß umgehend erfolgen. Auch die heutige
Zins= und Kreditpolitik kann unmöglich lange fortgeführt wer=
den
wenn nicht zahlloſe Exiſtenzen im Einzelhandel vernichtet
werden ſollen. Sicherlich verdient eine gewiſſe Erhöhung des Dis=
kontſatzes
den Vorzug gegenüber einer plötzlichen Kreditreſtriktion.
Eine Ueberſpannung des Diskontſatzes aber muß kataſtrophale Fol=

gen zeitigen, weshalb auch von den Banken ſelbſt eine verſtändnis=
volle
und vorſichtige Zinspolitik verlangt werden muß.
Der auf den Einzelhandel ausgeübte ſtarke Druck von ſeiten
der Vorlieferanten bezüglich ſchneller Bezahlung ſeiner Schulden
zwingt den Einzelhandel, auch ſeinerſeits auf ſchnelleren Einzug
ſeiner Außenſtände bedacht zu ſein. Das Publikum muß dieſe Stel=
lungnahme
verſtehen, denn angeſichts der durch die hohen Kredit=
zinſen
geſtiegenen Speſen und dem Drängen der Lieferanten in=
folge
der Geldverknappung iſt es nicht mehr möglich, der Kund=
ſchaft
lange Kredite einzuräumen, daher muß auf Barzahlung
bzw. umgehende Begleichung der rückſtändigen Rechnungen geſehen
werden.
Verſuche einzelner Lieferanten, die Rechnungen in Dollar
bzw. in Goldmark auszuſtellen, verdienen ſchärfſte Zurückweiſung;
ebenſo alle Verſuche, irgendein Notgeld in den Verkehr zu bringen.
Aeußerſte Sparſamkeit in der öffentlichen Verwaltung, in
Reich, Ländern und Gemeinden muß verlangt werden, wie auch
jeder einzelne Betrieb ſich der größten Sparſamkeit zu befleißigen
hat. Irgendwelche Subventionen aus öffentlichen Mitteln dürfen
an die durch eigene Mißwirtſchaft in Schwierigkeiten geratenen
Unternehmungen keinesfalls gegeben werden. Bei den bevorſtehen=
den
Beratungen über die Organiſation der wirtſchaftlichen Selbſt=
hilfe
iſt auch der Einzelhandel heranzuziehen und darf nicht wie
bisher übergangen bzw. zurückgeſetzt werden. Durch ſeine beſon=
dere
Stellung zwiſchen Konſumenten und Produzenten iſt der
Einzelhandel in beſonderem Maße berufen, an der Wiedergeſun=
dung
unſerer wirtſchaftlichen Verhältniſſe in entſcheidender Weiſe
mitzuarbeiten.

* Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Helia.
Ein neuer Taubertonfilm.
Max Reichmann, der Regiſſeur, hat mit Richard Tau=
ber
, dem Kammerſänger und derzeit beliebteſten und populärſten
Tenor deutſcher Zunge, einen neuen Film gedreht und getont:
Ich glaub’ nie mehr an eine Frau! Es iſt eine
ſehr ſentimentale, ſüßliche Sache geworden, dieſe Geſchichte von
dem Seemann, der nach zwölf Jahren auf der See ins Eltern=
haus
zurückkommt, am erſten Abend in der Heimat ſich in ein
Mädel verliebt, von dem er aber erfahren muß, daß ſie Straßen=
dirne
iſt, und als er nach ſchweren Kämpfen ſie iſt natürlich
unſchuldig zu dem Beruf gekommen ihr das verzeiht und ſie
trotzdem heiraten will, noch das Furchtbarſte erfahren muß, daß
die Geliebte ſeine Schweſter iſt! Eine Sache, in deren
Ablauf viel Tränen fließen. Von Mutter und Tochter und Bru=
der
und Freund. Die aber ein künſtleriſches Niveau erhält trotz
alledem durch die ausgezeichnete ſchauſpieleriſche Dar=
ſtellung
. Ja mehr noch durch dieſe als durch die hervorragende
geſangliche Leiſtung Richard Taubers, der in den vielen See=
manns
= und Sehnſuchtsliedern oft gar zu ſchmalzig iſt. Aber das
paßt zum Sujet. Wer ſein. Uebers Meer grüß ich dich, Heimat=
land
oder Unſere Heimat iſt das höchſte Gut oder das Lied vom
Mutterherzen oder Ich glaub' nie mehr an eine Frau oder
Die Liebe kommt, die Liebe geht, die Träne fließt zu ſpät ge=
hört
hat, wird das vorläufig nicht mehr los.
In der Darſtellung ſtehen Werner Zuetterer und Maria
Solveg, die im Bild wie Geſchwiſter ausſehen, oben an. Beide
ſind ſo untheatraliſch ſo natürlich und naiv, daß gerade dadurch
eine ſtarke künſtleriſche Leiſtung geſtaltet wird. Paul Hörbi=
ger
baut ebenfalls eine prachtvolle Seemannsfigur. Richard
Tauber ſollte nicht ſprechen. Wenn ein berühmter Heldentenor
ſpricht, iſt das immer Theater. Auch Frau Schulz= Lichter=
feld
iſt in ihrer ſonſt ausgezeichneten Leiſtung nicht frei von
Uebertreibung. Die ganze ſchauſpieleriſche Verkörperung iſt in
eine Reihe vorzüglichen Rahmen gebender Bilder hinein=
**
geſtellt.
*
In den Palaſt=Lichtſpielen gelangt ab heute der Film Kin=
der
vor Gericht (Die Sache Auguſt Schulze), der zuerſt von der
Filmprüfſtelle verboten war und jetzt freigegeben und als volks=
bildend
anerkannt wurde, zur Erſtaufführung. Die Regie führte
Gg. Klaren, und in den Hauptrollen ſind Hermann Speelmanns,
Carla Bartheel, Ellen Schwanecke, Aribert Mog u. v. a. beſchäftigt.
Dazu ein ausgezeichnetes Beiprogramm. Unvermindertes In=
tereſſe
erweckt im Union=Theater der bielumſtrittene Film Im
Weſten nichts Neues nach dem weltbekannten Roman von Erich
Maria Remarque. Beginn täglich 4,00, 6.15 und 8,30 Uhr. Karten
im Vorverkauf täglich ab 11 Uhr ununterbrochen an der U.=T.=
Kaſſe. Da während der Vorſtellung kein Einlaß ſtattfindet, wird
gebeten, die Anfangszeiten zu beachten. Heute Mittwoch und mor=
gen
Donnerstag je eine Arbeitsloſenvorſtellung um 2 Uhr nach=
mittags
zu 50 Pf. Karten und Einlaß nur gegen Vorzeigen des
Ausweiſes.

Herrngarten Lafe

Hleute abend bei treiem Lintrit
Grosses Konzerl!s

Jagd in Heſſen im Auguſt.
Der Monat Auguſt bringt für den Hochwildjäger die Zeit wo
der Hirſch in die Feiſte tritt und, wie der Jäger ſagt, zum Wald=
geſpenſt
wird. Tagsüber nimmt der jagdbare Hirſch, der jetzt
ſeinen fertig gefegten Kopfſchmuck trägt, ſeinen Einſtand in dich=
ten
Schlägen, und nur der ſpäte Abend verleidet ihn, der ſich für
die Zeit der Brunſt ſtärkt, zur Aeſung zu ziehen.
Der Rothirſch iſt alſo nicht heimlicher wie ſonſt, ſondern höch=
ſtens
fauler und wird deshalb ſchwer in dieſer Jahreszeit erlegt,
galt doch in früherer Zeit das Lancieren des Feiſthirſches für die
Krone der Jagd auf den König des deutſchen Waldes.
Weibliches Rotwild hat in dieſem Monat noch Schonzeit.
Beim Damwild iſt der Kopfſchmuck noch nicht fertig, und es
iſt deshalb für den weidgerechten Jäger zu ſchonen.
Noch hält im erſten Drittel des Monats die Brunſt beim
Rehwild an, ja gegen Ende desſelben ſpringen gewöhnlich die
älteren Böcke wieder ſehr gut aufs Blatt.
Gegen Ende des Monats iſt das Rehwild an Wildpret ſtark
zurückgegangen und ſollte nicht mehr gejagt werden.
Nach und nach kann auch die Entenjagd in vollem Umfange
aufgenommen werden. Von überall her kamen in dieſem Jahre
die Klagen darüber, daß beim geſetzlichen Aufgang der Enten=
jagd
viele Schoofe noch ſehr gering waren. Dazu hat der hohe
Waſſerſtand der Flüſſe die Jagd ſehr erſchwert, ſo daß mit Ein=
tritt
einer längeren trockenen Wetterperiode dem Waſſerjäger
viel Freude winkt.
Bekaſſinen und Wildtauben, die vollwertig geworden ſind,
dürfen ebenfalls geſchoſſen werden, für alles andere Wild weiſt
der Monat im Jagdpaß noch ein ſchwarzes Feld auf.

Tageskalender für Mittwoch, den 5. Auguſt 1931.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines
Haus, 20 Uhr: Das gerettete Kapital. Konzerte: Zur
Oper, Schloßkeller, Sportplatz=Reſt. am Böllenfalltor, Herrn=
gartenkaffee
. Datterich, Schuls Felſenkeller. Kinovorſtel=
lungen
: Union= Helia= und Pglaſt=Lichtſpiele. Auf
dem Meßplatz, 15 und 20 Uhr: Vorſtellungen des Zirkus
Buſch.

Aus dem Heſſiſchen Sängerbund.
Mit dem 12. Juli hatten die Veranſtaltungen des Heſſiſchen
Sängerbundes, ſeiner Gaue und Vereine, ihr vorläufiges Ende
für dieſes Jahr erreicht. Die Gauwertungsſingen, die einen Maß=
ſtab
für die Weiterentwicklung der dem Heſſiſchen Sängerbund
angeſchloſſenen Vereine geben können, waren nach den Berichten
der jeweils tätigen Wertungsrichter durchweg fortſchrittlich. So
wurde in vielen Gauen den Anregungen des Muſikausſchuſſes und
des Geſamtvorſtandes des Heſſiſchen Sängerbundes bei der Durch=
führung
der Gauliedertage Rechnung getragen. Erfreulicherweiſe
konnte bei den diesjährigen Gau=Wertungsſingen ein beachtlicher
Zugang von Jungſängern feſtgeſtellt werden. Die in den letzten
Jahren ſeitens des Staates und des Bundes abgehaltenen Diri=
gentenkurſe
machten ſich auch weiterhin allenthalben in der Sän=
gerbewegung
bemerkbar.
Die Veranſtaltungen der Gaue ſchloſſen meiſt mit einer öffent=
lichen
Kundgebung auf dem Marktplatz oder vor Gefallenendenk=
mälern
ab. Maſſenchöre und Anſprachen trugen ſo Zweck und
Ziele des Bundes in immer weitere Volkskreiſe, werden doch
gerade derartige öffentliche Veranſtaltungen von der Bevölke=
rung
gern aufgenommen und dankbar begrüßt. Eine Heimſtatt
beſonders herzlichſter Art bieten die Männergeſangvereine ihren
arbeitslos gewordenen Sangesbrüdern. Durch Beitragsbefreiung
und ſonſtige Erleichterungen iſt den berufslos gewordenen Sän=
gern
die Möglichkeit geboten, für die Pflege des deutſchen Liedes
auch weiterhin tätig ſein zu können.
Im geſamten Bundesgebiet beträgt die Zahl der berufsloſen
Sänger über 12 500. Dabei gehen der Geſchäftsſtelle fortgeſetzt
weitere Meldungen über Verminderung der beitragspflichtigen
Sänger zu. Die großen kulturellen Aufgaben, die ſich der Heſſiſche
Sängerbund zum Ziele geſetzt hat, werden durch dieſe kataſtro=
phale
Allgemeinlage immer ſchwieriger geſtaltet. Aber die rege
Tätigkeit innerhalb der Männergeſangvereine bewies trotz der
Notzeit die große Opferfreudigkeit der Sänger und Sanges=
freunde
. Durch eiſerne Selbſtzucht und in Verbindung mit großen
Opfern wird die Leitung des Heſſiſchen Sängerbundes verſuchen,
die Aufwärtsentwicklung des Männergeſanges weiter zu fördern.
Sängerehrungen.
Für 50jährige aktive Sangestätigkeit wurden vom Heſſiſchen
Sängerbund mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet unter
gleichzeitiger Verleihung des Ehrenbriefes des Deutſchen Sänger=
bundes
: Rudolf Corell (Liederkranz) Bensheim. Peter Roth ( =
cilia
) Mainz. Jakob Ludwig Diefenbach (Teutonia) Kelſterbach,
Karl Krug (Liederkranz) Erlenbach a. M., Friedrich Henkel ( Har=
moniſches
Kränzchen) Schlitz, Karl Koch (Volkschor) Alzey.
Für 40jährige aktive Sangestätigkeit wurden vom Heſſiſchen
Sängerbund mit der ſilbernen Ehrennadel ausgezeichnet: Fritz
Germer, Emil Trapp, Hch. Kornder (MGV.) Wetzlar, Konrad
Ebel (Frohſinn) Langgöns, Karl Thielmann (Liederkranz) Dillen=
burg
, Hch. Schmidt IV. Anton Kreuder (MGV.) Grünberg, Phil.
Bickerich (Bäckergeſangverein Rheingold) Worms. Jakob Grüling
(Germania) Nauheim. Hch. Reinheimer (Sängervereinigung)
Ginsheim.
Mit der Verdienſtnadel für 25jährige aktive Vorſtandstätig=
keit
wurden ausgezeichnet: Georg Formhals, Adam Schul. Ludwig
Ganzert (Einigkeit) Darmſtadt, Val, Brandel, Phil. Groben ( =
silia
) Mainz Phil Laubenheimer (Frohſinn) Selzen, Joh. Pauly,
Joh. Kaſp. Kerz (MGV.) Nackenheim. Hch. Schmidt 8., Hch. Lotz,
Hch. Barz, Franz Taboſchat, Friedr. Schäfer (Cäcilia) Lich, Balt.
Becker, Ludw. Göbel 3. Joh. Jammer, Balth Schnecker (Frohſinn)
Londorf, Karl Weckert, Hch. Rabenau (Liederkranz) Dillenburg,
Chr, Kahlenberg (Deutſcher MGV.) Trebur, Hch. Reinheimer
(Sängervereinigung) Ginsheim, Phil. Horn (Germania) Viel=
brunn
, Wilh., Köhler (Mainzer Frauenlob) Mainz, Hch. Karl
Weihrauch, Georg Luſt (Concordia) Erlenbach b. Erbach i. O.,
Wilh. Jung (Eintracht) Leihgeſtern.
Zum Ehrenchormeiſter im Heſſiſchen Sängerbund wurden er=
nannt
, unter Verleihung der Ehrennadel: Eduard Cuje (MGV.)
Wetzlar, Johann Bommarius (Geſangsriege des TV.) Kelſterbach,
Robert Rey (Germania) Egelsbach, Wilh. Herbert Darmſtadt,
durch (MGV.) Höchſt, Mich. Döbert (Harmonie), Bensheim. Hch.
Scherffius (Mainzer Frauenlob) Mainz.
Lotale Veranſtalkungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe euf Anzeigen zu
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritf.
Chriſtlicher Verein Junger Männer Darm=
ſtadt
E V., Alexanderſtraße 22 (Inf.=Kaſerne). Heute, Mitt=
woch
, 5. Auguſt, abends, haben wir unſere monatliche Familien=
kreisbibelſtunde
und laden hierdurch für dieſe Stunde freundlichſt
ein. Freunde und Gäſte ſind herzlich willkommen. Eine beſondere
Einführung iſt nicht erforderlich.
Herrngarten=Café. Heute abend bei freiem Ein=
tritt
großes Konzert als Erſatz für die infolge ungünſtiger Wit=
terung
ſchon wiederholt angekündigten Konzerte.
Die Kapelle Charlie Fornoff, die letzten Sonntag im
Pfungſtädter Biergarten Zum Datterich mit ſo großem
Erfolg aufgenommen wurde, ſetzt heute abend ihr Attraktionsgaſt=
ſpiel
fort. (Siehe Anzeige.)
In Schuls Felſenkeller findet heute auf vielſeitigen
Wunſch ein zweiter Operettenabend ſtatt. Vorgeſehen ſind alte und
moderne Operetten, ausgeführt vom Stadtorcheſter. (Siehe Anz.)
Sportplatzreſtaurant und Café am Böllen=
falltor
. Heute nachmittag der allſeits beliebte Kaffee= und
Kuchentag mit Künſtlerkonzert. Abends 8 Uhr der große Tanz=
abend
unter Mitwirkung der bekannten und beliebten weſtdeut=
ſchen
Ib.=Boys=Kapelle. (Beachten Sie bitte die Anzeige in der
heutigen Ausgabe.)

DTTLababtlalbrgU

za Oasstat !
Di Karut

DAS GROSSE RUNDE
SCHNEEWEISSE
SElFENSTÜCK
WuK Neches

[ ][  ][ ]

Seite 6

Mittwoch, den 5. Auguſt 1931.

Nummer 215

Aus Heſſen.

Die landwirkſchaftlichen Genoſſenſchaften
im Monak Juli 1931.
Nach der Statiſtik des Reichsverbands der deutſchen land=
wirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften Raiffeiſen waren am
1. Auguſt 1931 vorbanden:
121 Zentralgenoſſenſchaften,
20 022 Spar= und Darlehnskaſſen,
4 360 Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaften,
4893 Molkereigenoſſenſchaften,
502 Viehverwertungsgenoſſenſchaften,
518 Eierverwertungsgenoſſenſchaften,
314 Obſt= und Gemüſeverwertungsgenoſſenſchaften,
379 Winzergenoſſenſchaften,
5 899 Elektrizitätsgenoſſenſchaften,
883 Dreſchgenoſſenſchaften,
164 Maſchinengenoſſenſchaften,
817 Viehzuchtgenoſſenſchaften,
282 Weidegenoſſenſchaften
1 589 Sonſtige Genoſſenſchaften.

Zuſ.: 40 743 landwirtſchaftliche Genoſſenſchaften.
Der Geſamtbeſtand des landwirtſchaftlichen Genoſſenſchafts=
weſens
hat ſich mit einer Effektivzunahme von 2 Genoſſenſchaften
im Vergleich zum Vormonat nicht ſonderlich verändert; nichtsdeſto=
weniger
kennzeichnen auch den Juli nicht unerhebliche Bewegun=
gen
in verſchiedenen Gruppen. Hervorſticht der Abgang von 43
Spar= und Darlehnskaſſen, dem lediglich 2 Zugänge gegenüber=
ſtehen
und der wohl in der Hauptſache auf die kriſenhaft gewor=
dene
allgemeine Lage am Geld= und Kreditmarkt zurückgeführt
werden dürfte. In der Gruppe der Bezugs= und Abſatzgenoſſen=
ſchaften
ſind 10 Zugänge und 15 Abgänge zu verzeichnen, von denen
5 auf im Zuge der Rationaliſierung durchgeführte Verſchmelzun=
gen
kommen. Hervorzuheben iſt ferner der außerordentlich hohe
Zugang von 38 Molkereigenoſſenſchaften, der bei einem einzigen
Abgang auch in effektiver Hinſicht äußerſt bemerkenswert bleibt.
Von den übrigen Gruppen der Abſatzgenoſſenſchaften ſind die Vieh=
verwertungsgenoſſenſchaften
mit 3 und die Eierverwertungsgenoſ=
ſenſchaften
mit 3 effektiven Neugründungen weiter in der Zu=
nahme
begriffen, während ſich die Obſt= und Gemüſeverwertungs=
genoſſenſchaften
bei 2 Zugängen und 3 Abgängen um eine Ge=
noſſenſchaft
vermindert haben. In den Gruppen der Winzerge=
noſſenſchaften
und der Maſchinengenoſſenſchaften haben ſich keine,
in allen übrigen Gruppen nur ganz geringfügige Veränderungen
(Elektrizitätsgenoſſenſchaften 7, Dreſchgenoſſenſchaften +2 Vieh=
zuchtgenoſſenſchaften
2. Weidegenoſſenſchaften +5, Sonſtige Ge=
noſſenſchaften
+8) gezeigt. Unter den 10 neugegründeten Son=
ſtigen
Genoſſenſchaften befinden ſich 4 Waſſerleitungsgenoſſen=
ſchaften
.

Dd. Arheilgen, 4. Aug. Oeffentliche Gemeinderats=
ſitzung
. An Stelle der am vorigen Mittwoch wegen Beſchluß=
unfähigkeit
ausgefallenen Gemeinderatsſitzung fand am Montag
abend eine ſolche mit der gleichen Tagesordnung ſtatt. Der Bür=
germeiſter
gab nach Eröffnung der Sitzung zu Punkt 1, Mitteilun=
gen
, dem Gemeinderat davon Kenntnis, daß die Landesgiro=
zentrale
ein kurzfriſtiges Darlehen gekündigt habe. Da eine Rück=
zahlung
desſelben zurzeit nicht möglich iſt, muß wohl mit einer
weſentlichen Erhöhung des Zinsfußes gerechnet werden. Die heſ=
ſiſche
Wohnungsfürſorge iſt durch die ſchlechte Wirtſchaftslage in
Schwierigkeiten gekommen, ſo daß die Gemeinde als Mitglied der
Hegemag einen Zuſchuß zum Stammkapital von 90,80 RM.
leiſten muß. Zu Punkt 2 beſchließt der Gemeinderat, von einer
Verfaſſungsfeier am 11. Auguſt im größeren Rahmen abzuſehen
und die offizielle Feier gemeinſam mit der Volksſchule am Vor=
mittag
abzuhalten. Zu Punkt 3 wird beſchloſſen, entſprechend den
ſtaatlichen Maßnahmen für die Neubauten Steuervergünſtigungen
dadurch eintreten zu laſſen, daß auch über des 5. Jahr hinaus ſür
das 6., 7. und 8 Jahr eine Befreiung von der Gebäudeſonderſteuer
und der Grundſteuer eintritt und im 9. und 10. Jahre nur die
Hälfte der Steuern zu entrichten ſind. Für die neu zu bildenden
Steuerausſchüſſe werden der Bürgermeiſter als ordentliches Mit=
glied
und als deſſen Stellvertreter der Beigeordnete Spengler
und die Herren Gemeinderäte Kunz, Hatzenberger und Merlau
gewählt. Zu 5. wird dem Geſuch des Arbeiter=Turn= und Sport=
vereins
um Freigabe des Gemeindeſchwimmbades für den 1. und
2. Auguſt entſprochen. Der Verein ſoll hierfür eine Gebühr von
100 RM. bezahlen. Zu 6. wird der Ernennung von Ehrenfeld=
ſchützen
grundſätzlich zugeſtimmt. Sie ſollen nach den noch einzu=
reichenden
Vorſchlagsliſten der Intereſſentengruppen beſtimmt
werden. Für die Monate Auguſt und September wird ein Feld=
ſchluß
, der alle Feldwege, die keine Durchgangswege ſind, betrifft,
feſtgeſetzt, und zwar im Auguſt von 215 Uhr und im September
von 206 Uhr. Zu 7. wird der Finanzkommiſſion die Ermäch=
tigung
erteilt, Straßengelände nach Maßgabe der vorhandenen
voranſchlagsmäßigen Mittel anzukaufen. Ein Geſuch des Georg
Volz 2. und anderer Intereſſenten um Einleitung des Bauland=
umlegungsverfahrens
zwiſchen Erlich=, Römer=, Weiterſtädter=
Straße und Wixhäuſerweg wird zurückgeſtellt, bis das Umlegungs=
verfahren
am Lindenweg beendet iſt. Die Zahlungstermine für
die Gemeindeſteuern 1931 werden wie folgt feſtgeſetzt: 1. Rate am
25. Auguſt, 2. Rate am 25. September, 3. Rate am 25. Oktober,
4. Rate am 25. November, 5. Rate am 25. Januar 1932, 6. Rate
am 25. März 1932. In der geheimen Sitzung wurde ein Ge=
ſuch
der Feldſchützen um Bewilligung von Dienſtkleidung abge=
lehnt
, jedoch eine Vergütung für die Benutzung eines eigenen
Fahrrades genehmigt.
J, Griesheim, 4. Auguſt. Fünfzigjähriges Beſtehen
des Geſangvereins Frohſinn. Im feſtlich mit
friſchem Grün dekorierten Saale des Gaſthauſes Zum grünen
Baum beging am verfloſſenen Sonntag der Geſangverein Froh=
ſinn
die Feier ſeines goldenen Jubiläums. Am Vormittag nach
dem Gottesdienſt begab ſich der Verein nach dem Ehrenmal, wo
in ſtillem Gedenken an die Gefallenen ein Kranz niedergelegt
wurde, und anſchließend auf den Friedhof, wo an dem Grab des
vor zwei Jahren verſtorbenen Gründers, Herrn Schuhmachermei=
ſters
Philipp Hofmann 7., und an der Grabſtätte der Familie
Philipp Nothnagel 7. (Vereinswirt) ebenfalls eine Kranznieder=
legung
ſtattfand. Zu der allgemeinen Feier am Nachmittag hat=
ten
ſich die Mitglieder des Vereins ſowie die Vorſtände hieſiger
Brudervereine und geladene Gäſte recht zahlreich eingefunden.
Nach einem flott geſpielten Eröffnungsmarſch des Harmonie=
Orcheſters und des Chors O Schutzgeiſt unter Leitung des Ver=
einsdirigenten
, Herrn Lehrer Ewald, trug Fräulein, Lorchen
Poſeiner einen ſehr ſinnreichen Prolog vor. Der erſte Vorſitzende
des Vereins, Herr Peter Landau begrüßte hierauf die Feſtgäſte
mit ſehr herzlichen Worten, dankte für das zahlreiche Erſcheinen
und gedachte dabei des noch lebenden und an der Feier teilneh=
menden
Gründers des Vereins, Herrn Heizer i. R. Johannes
Schaffner 2. Als Gründer wurden weiter noch mit einem Blu=
menarrangement
bedacht die Herren Jakob Hofmann und Heinrich
Schecker. Der Ehrenvorſitzende, Herr Peter Diefenbach 5., gab
alsdann einen kurzen Rückhlick über die Vereinsgeſchichte. Herr
Bürgermeiſter Feldmann übermittelte die Glückwünſche und
Grüße der Gemeinde, übergab in ihrem Namen ein Ehren=
geſchenk
und ermahnte die Jüngeren mit kernigen Worten, in den
Fußſtapfen der Jubilare fortzufahren. Für 45jährige Mitglied=
ſchaften
wurden die Herren Peter Schüler, Johannes Juſtus und
Ludwig Schecker mit einer Ehrenurkunde und der Goldenen
Sängernadel ausgezeichnet. Dem Ehrenvorſitzenden, Herrn Peter
Diefenbach 5., überreichte der Verein ein großes Selbſtporträt,
dem langjährigen 2. Vorſitzenden, Schneidermeiſter Lange, und
dem Dirigenten, Herrn Lehrer Ludwig Ewald, je ein Vereins=
bild
. Die Arbeitsgemeinſchaft der hieſigen Geſangvereine ſowie
der Geſangverein Eintracht Wolfskehlen ließen je einen Fah=
nennagel
und der hieſige Arbeiter=Geſangverein., Laſſallia eine
Fahnenſchleife überreichen. Die Turnerſchaft Griesheim über=
ſandte
ein Glückwunſch=Telegramm. Ferner ſtiftete der Jubilar
des Vereins, Herr Schreinermeiſter Johannes Juſtus, aus Anlaß
des 50jähigen Beſtehens einen Fahnennagel. Die Jungfrauen
und Frauen des Vereins ließen dem Verein eine finanzielle Un=
terſtützung
zuteil werden und überreichten außerdem als bleiben=
des
Gedenken an dieſen Tag eine Ehrenurkunde. Geſangsvor=
träge
des Vereins ſowie Solovorträge von Frau Gernand, Groß=
Gerau, und des Mitgliedes Juſtus folgten abwechſelnd. Gegen
8 Uhr abends war das reichhaltige Programm der ſo würdig
verlaufenen Feier beendet. Am Abend fand ein Ball ſtatt wo=
bei
die Turnerinnen der Turnerſchaft mit hübſchen Volkstänzen
und Parodien aufwarteten, die recht lehhaften Beifall fanden,
So nahm auch das 50jährige Jubiläum des Geſangvereins Froh=
ſinn
einen recht würdigen und harmoniſchen Verlauf und wird
allen denen, die es mitfeierten, in recht angenehmer Erinne=
rung
bleiben,

* Ein Arbeitsgebiet
für die heranuachsende Generation-

Jede Wirtſchaftsepoche hat ihre charakteriſtiſchen Berufe, und
jede Kriſe zwingt zum Suchen nach Abhilfe. Die kataſtrophale
Wirtſchaftskriſe der heutigen Zeit hat ihre tiefere Urſache in der
Agrarkriſe, deren Ausmaß und Bedeutung einzig daſteht und eine
vollſtändige Umſtellung der landwirtſchaftlichen Betriebsführung
zur Folge haben muß. Dieſe Arbeit iſt zur Rettung der deutſchen
Landwirtſchaft und damit der deutſchen Wirtſchaft überhaupt un=
bedingt
erforderlich und ſtellt einen umfangreichen Prozeß dar,
der wohl nie mehr ganz zum Stillſtand kommen wird. Das Pro=
blem
kam nur durch Zuſammenarbeit zwiſchen Landwirtſchaft und
Induſtrie gelöſt werden. Vom Reichskuratorium für Technik in
der Landwirtſchaft ſind auf dieſem Gebiete bereits eingehende
Vorarbeiten geleiſtet worden. Der ſchwierigſte und wichtigſte Teil
dieſer Frage iſt die Umſtellung der Kleinbauernbetriebe.
Der komplizierte Fragenkomplex bedingt eine neue Art von
Ingenieur den Landingenieur. Von dieſem Beruf muß ver=
langt
werden, daß er die Landbewirtſchaftung genau kennt und
hierdurch die Möglichkeiten einer Verbilligung und Vereinfachung
der Arbeitsverfahren in landwirtſchaftlichen Betrieben überblickt.
Die Urſache der Notlage in der Landwirtſchaft iſt in der weit=
gehenden
Mechaniſierung der Großbetriebe in Kanada, den Ver=
einigten
Staaten, Argentinien und Auſtralien zu ſuchen, die den
ſtarken Rückgang der Weltgetreidepreiſe hervorgerufen hat. Es
iſt jedoch wegen der in Europa vorliegenden anderen Verhält=
niſſe
, die zum Teil in dem anders gearteten Klima zu ſuchen ſind,
nicht möglich, dieſelben Bodenbewirtſchaftungsverfahren und die=
ſelben
maſchinellen Hilfsmittel in Anwendung zu bringen. Da
in Deutſchland etwa 30 bis 40 Milliarden Reichsmark in klein=
bäuerlichen
Wohn= und Wirtſchaftsgebäuden angelegt ſind, muß
vermieden werden, daß dieſes Kapital entwertet wird. Vier
Fünftel aller landwirtſchaftlichen Betriebe ſind kleinbäuerlich,
Ganz abgeſehen von der an und fur ſich ſchon ſehr ſchwierigen
Finanzlage, iſt es auch aus dieſem Grunde verſtändlich, daß für
eine Steigerung der Rentabilitat ſolcher Betriebe wenigſtens

augenblicklich keine erhöhten Kapitalaufwendungen möglich ſind.
und daß zunächſt eine Umſtellung auf zeit= und arbeitſparende Ar=
beitsverfahren
vorausgehen muß.
Aufgabe der Landingenieure wird es ſein, in engem Kontakt
mit der Landwirtſchaft dieſe Fragen zu unterſuchen und hierdurch
eine Verbilligung der Produktion und eine allmähliche Beſſerung
der Lage herbeizuführen. Im Anſchluß daran wird es notwendig
werden, neue Maſchinentypen zu entwickeln, die es ermöglichen,
die amerikaniſchen Arbeitsmethoden den gänzlich anders liegen=
den
deutſchen Verhältniſſen und namentlich auch den kleinbäuer=
lichen
Verhältniſſen anzupaſſen. Von dem Landingenieur wird
man demgemäß in ſehr weitgehendem Maße ſchöpferiſche Begabung
und techniſch=betriebswiſſenſchaftliches Denken verlangen. Er wird
im Gegenſatz zu der bisherigen Arbeitsweiſe des Ingenieurs in
geſchützten Räumen, die ſeiner Tätigkeit in jeder Weiſe angepaßt
ſind, ſich daran gewöhnen müſſen, bei Wind und Wetter Schmutz
und Näſſe im Freien tätig zu ſein. Es wird nicht einfach ſein,
eine ſyſtematiſche Betriebsorganiſation durchzuführen, insbeſon=
dere
wird gerade die wichtigſte Frage, die Umſtellung der klein=
bäuerlichen
Betriebe, große Schwierigkeiten bereiten. Auch hier
wird die Einführung motoriſcher Betriebskraft eine wichtige Rolle
ſpielen, nachdem es inzwiſchen möglich geworden iſt, 45pferdige
Motoren zu liefern, deren Auswirkung etwa derjenigen eines
mittelſtarken Pferdes entſpricht, deren Koſten aber nur den vier=
ten
Teil dieſes Pferdes betragen.
Von dieſer Umſtellung erwartet man auch eine weitgehende
Auswirkung auf die Induſtrie, da im Zuſammenhang hiermit, wie
ſchon erwähnt, neue Maſchinentypen der verſchiedenſten Art ge=
ſchaffen
werden müſſen. Dieſe Umſtellung betrifft nicht nur
Deutſchland, ſondern auch die meiſten übrigen Staaten Europas,
ſo daß ſich hieraus ein techniſches Maſſengeſchäft entwickeln kann,
das bedeutender iſt als dasjenige des Automobil= und Motorrad=
weſens
. Der ſich jetzt in ihren erſten Anfängen entwickelnden
Berufsform des Landingenieurs iſt aus dieſem Grunde eine große
Bedeutung beizulegen.

J. Griesheim, 4. Auguſt. Zuſammenſtoß. An der Ein=
fahrt
zur Groß=Gerauer Chauſſee, an der Darmſtädter Landſtraße,
ſtieß am Sonntag nachmittag gegen 6 Uhr ein großer Perſonen=
Kraftwagen gegen ein Klein=Auto. Das Klein,Auto, ein B.M.W.=
Wagen, welcher aus Heidelberg ſtammte und, von Mainz kom=
mend
, in die Darmſtädter Landſtraße einbiegen wollte wurde da=
bei
von dem aus der Richtung Darmſtadt kommenden Wagen, der
nach Wiesbaden fahren wollte, erfaßt, zur Seite in den Straßen=
graben
gedrückt und umgelegt. Der Wagen wurde dabei an der
linken Seite erheblich beſchädigt. Eine in dieſem Wagen ſitzende
88jährige Frau erlitt dadurch eine Kopfverletzung und wurde in
das Darmſtädter Krankenhaus eingeliefert.
F. Eberſtadt, 4. Aug. Todesfall. Im Alter von 71 Jah=
ren
verſtarb nach ſchwerem Leiden im Eliſabethenſtift zu Darm=
ſtadt
der frühere langjährige Schuldiener Heinrich Friedrich 2.
Der Verſtorbene gehörte ſeit 1885, alſo 46 Jahre lang, der hieſigen
Freiwilligen Feuerwehr an. Kirchweihfeſt. Am kommen=
den
Sonntag und Montag findet die Eberſtädter Kirchweihe ſtatt,
in deren Erwartung allerorts eifrig gerüſtet wird. Wie immer,
ſo hofft Eberſtadt, auch dieſes Jahr auf einen recht regen Frem=
denzuſtrom
, beſonders aus der benachbarten Landeshauptſtadt,
deſſen ſich die Gemeinde von jeher erfreuen durfte,
F. Eberſtadt, 4. Aug. Skelettfund. Das Skelett, über
deſſen Fund wir in unſerer Sonntagsausgabe berichtet haben,
war bereits geſtern Gegenſtand einer Beſichtigung durch eine Ge=
richtskommiſſion
, in deren Begleitung ſich als Sachverſtändiger der
Kreisarzt Dr. Langermann=Darmſtadt befand. Ueberraſchend
war die Feſtſtellung, daß einzelne der geborgenen Skelett=Teile
nicht zu dem Skelett des Mannes gehören, ſondern von einer
weiblichen Perſon ſtammen, zu denen jedoch der Schädel fehlt.
Dieſe Tatſache läßt die Vermutung zu, daß auf dem Fundgelände
weitere Gebeine ruhen. Man hat ſich daher entſchloſſen, weiter
zu graben in der Hoffnung, neue Funde ans Tageslicht zu för=
dern
, die unter Umſtänden von größter Bedeutung ſein können,
Das Alter der gefundenen Skelett=Teile wird auf höchſtens 100
Jahre geſchätzt, ſo daß die Vermutung nicht von der Hand zu
weiſen iſt, daß man hier auf Gräber aus den Befreiungskriegen
geſtoßen iſt. Eine eigenartige Beſchädigung des männlichen Ober=
ſchenkelknochens
, die von einer Schutzverletzung herrühren kann,
deutet auch auf eine ſolche Vermutung hin.
Aa. Eberſtadt, 3. Aug. Kirchweihe. Die Eberſtädter
Kirchweihe findet am Sonntag und Montag ſtatt. Die Gaſtwirt=
ſchaften
und ſonſtigen Lokale haben ſich bereits gerichtet, um alle
Kirchweihgäſte von nah und fern empfangen zu können. Beſon=
ders
wird die Eberſtädter Kirchweihe bekanntlich immer ſtark von
Darmſtadt aus beſucht. Auf dem Marktplatz iſt auch dieſes Jahr
wieder für Volks= und Kinderbeluſtigung Gelegenheit aller Art
gegeben.
Cp. Pfungſtadt, 4. Aug. Jubiläumskonzert. Anläß=
lich
ſeines fünfjährigen Beſtehens hielt der Muſikverein
unter Leitung von Kapellmeiſter Lutz im Garten des Hotels
Strauß am Sonntag abend ein großes Konzert ab. Zur Ausge=
ſtaltung
des Programms hatten ſich ſämtliche örtlichen Geſang=
vereine
zur Verfügung geſtellt, ſo daß ein abwechſlungsreiches
Programm zuſtandekam. Im Laufe des Abends wurde bekannt=
gegeben
, daß der Muſikverein Bürgermeiſter Schwinn und Jakob
Helene wegen ihrer Verdienſte um den Verein zu Ehrenmitglie=
dern
ernannt habe. Den beiden genannten Herren wurden aus
dieſem Grunde Ehrenurkunden überreicht. Die Leiſtungen der
Kapelle bewegten ſich auf einer anerkennenswerten Höhe und
fanden bei dem zahlreich erſchienenen Publikum viel Beifall. Auch
die Darbietungen der Geſangvereine wurden ſtets mit großem
Beifall aufgenommen.
Ak. Nieder=Ramſtadt 4. Aug, Kirchweihe, Trotz der
ſchlechten wirtſchaftlichen Zeit erfreute ſich die letzten Sonntag und
Montag dahier ſtattgefundene Kirchweihe eines guten Beſuches.
Namentlich der Sonntag brachte einen rieſigen Fremdenverkehr.
Das Straßenbild war ein ſehr belebtes. Die Tanzlokale waren
alle durchweg gut beſucht. Das Hauptgeſchäft dürften aber in
jedem Falle die Muſikkapellen gemacht haben, denn für Speiſen
und Getränke blieb doch wenig übrig. Es war ſozuſagen eine rich=
tiggehende
Selterswaſſerkerb. Obwohl die Wirte die Wein=
preiſe
ziemlich niedrig gehalten hatten. (man konnte ſchon die
Flaſche Wein von 1. Mk. ab haben), wurde von dieſem Angebot
doch ſehr wenig Gebrauch gemacht. Der Geldmangel macht ſich doch
auch hierbei ſehr bemerkbar. Das gleiche Bild entbot auch der
Juxplatz, der wohl von Buden und Geſchäften allerlei Art gut be=
ſetzt
war auch durchweg eine große Zuſchauermenge anlockte, aber
keinen Anreiz zum Geldausgeben bieten konnte. Im übrigen iſt
die Kirchweihe, abgeſehen von kleinen Zwiſchenfällen, die von der
Polizei im Keime erſtickt werden konnten, ohne größere Unan=
nehmlichkeiten
verlaufen. Beigeordnetenwahl. Nur
noch wenige Tage trennen uns von dem Ablauf des Termins zur
Einreichung der Wahlvorſchläge für die Beigeordnetenwahl. Am
Donnerstag, den 6. d. M., abends 6 Uhr, läuft die Friſt ab.
G. Ober=Ramſtadt, 4. Aug Turnverein 1877 D.T. Das
diesjährige Sommerfeſt des Turnvereins 1877 war, man könnte
faſt ſagen, ausnahmsweiſe einmal von herrlichſtem Wetter begün=
ſtigt
und nahm einen ſchönen Verlauf. Das Programm des Sams=
tags
beſtand in Konzert, der vollbeſetzten Kapelle Breitwieſer=
Roßdorf, einem Liedvortrag der Turnerſingmannſchaft, Barren=
turnen
der Turner, einem ſehr erheiternden humoriſtiſchen Reck=
turnen
und dem Stellen von Pyramiden. Hierbei waren auch die
Allerkleinſten vertreten und fühlten ſich in der Darſtellung auch
ſchon groß. Am Sonntag vormittag wurde von 10 Uhr ab ein
Schülerwettkampf zwiſchen Roßdorf und Ober=Ramſtadt ausgetra=
gen
, der nachmittags gegen 4 Uhr beendet wurde. Nachdem inzwi=
ſchen
die aktiv Mitwirkenden nebſt den ſonſtigen Vereinsange=
hörigen
und Freunden unter Vorantritt der Muſikkavelle auf dem
Turnhallengelände angekommen waren, unterhielten Reigen,
Volkstänze, Scherzſpiele Turnen und Geſangsvorträge die ſehr
zahlreichen Beſucher aufs beſte. Mit dem üblichen Tanz in der
Turnhalle am Sonntag abend fand das gemütlich verlaufene
Sommerfeſt ſeinen Abſchluß.
G. Ober=Ramſtadt, 4. Aug. Motorradunfall. Am ver=
gangenen
Sonntag kollidierte auf der Nieder=Ramſtädterſtraße,
unweit der Eismühle, ein Motorradfahrer mit einem Radfahrer.
Beide ſowohl, als auch eine Mitfahxerin trugen Verletzungen
davon und mußten ſich in ärztliche Behandlung begeben. Ueber

die Schuldfrage wurde eine Unterſuchung eingeleitet.

* Harreshauſen. 4. Aug. Am Sonntag abend wurde von
einem Frankfurter Jagdpächter das erſte Wildſchwein im Staats=
walde
Eichen erlegt. Der Keiler hatte ein Gewicht von zwei
Zentner. Die Amtszeit unſeres Bürgermeiſters iſt abgelaufen.
Da kein weiterer Wahlvorſchlag eingereicht wurde, iſt Herr Bür=
germeiſter
Hartmann am 9. Auguſt auf neun Jahre wieder=
gewählt
.
Cp= Ober=Roden, 4. Aug Beigeordnetenwahl. Die
Beigeordnetenwahl hatte folgendes Ergebnis: Beigeordneter
Krickſer (Soz.) 836 Stimmen, Kandidat Schallmayer (Zentrum)
760 Stimmen und Kandidat Huther (Kommuniſt) 169 Stimmen.
Es muß alſo Stichwahl zwiſchen Krickſer und Schallmayer ſtatt=
finden
.
Cl, Hebſtahl, 3. Aug. Seltſamer Unfall. Vorgeſtern
abend kam ein junger Man aus dem Badiſchen auf die hieſige
Bürgermeiſterei und erklärte, von einem Auto angefahren worden
zu ſein. Er hatte verſchiedene Verletzungen am Kopfe und Knie
erlitten und konnte nicht mehr weiter. Die Gendarmerie erſchien
an der Unfallſtelle und bald war die Sache geklärt. Der hieſige
Lehrer hatte mitzugeſehen, daß der junge Mann von einem Fuhr=
werk
heruntergeſtürzt war. Nach Anlegung eines Notverbandes
wurde er von einem vorüberfahrenden Kraftwagen dem Kranken=
haus
Eberbach zugeführt, da er nicht mehr transportfähig war.
Anſcheinend durch den ſchweren Sturz und der öfters eingetre=
tenen
Ohnmachtsanfälle konnte er ſich nicht mehr recht entſinnen.
Cl. Ober=Sensbach, 3. Aug. Einbruchsdiebſtähle in
Keller. Schon längere Zeit wurden die Bewohner des Sens=
bachtales
durch die Kellerdiebſtähle, in letzter Zeit beunruhigt,
Geſtern nacht gelang es, den Dieb, der in Unter=Sensbach und
Ober=Sensbach zwei Diebſtähle ausführte, zu faſſen. Die Gen=
darmerie
Beerfelden war ſchnell zur Stelle, und ihren eifrigen
Bemühungen iſt es gelungen, den Täter in acht Fällen zu über=
führen
. Der Täter hat dann ſämtliche Straftaten eingeſtanden.
Hauptſächlich auf Lebens= und Genußmittel hatte, der Täter es
abgeſehen, wobei er beim Betteln ſich den Ort auskundſchaftete
und da, wo die Bewohner nicht zu Hauſe waren, ging er ſogar
am hellen Tage in die Keller. Bei zwei Einwohnern war er
wiederholt eingebrochen, und in den meiſten Fällen betrifft es
arme Leute. Er wurde verhaftet und hinter ſchwediſche Gardinen
gebracht.
Cl.Airlenbach, 3. Aug. Zigeuner. Samstag vormittag
wurde hier beobachtet, wie zwei Zigeunerfamilien ſich beim Hüh=
nerfangen
betätigten. Die Gendarmerie Beerfelden war mit dem
Kraftwagen ſofort zur Stelle. Die Bande wurde vor Falken=Geſäß
geſtellt und durchſucht. Hierbei wurden keine Hühner, aber Re=
volver
mit Munition und Totſchläger gefunden. Mehrere Mit=
glieder
der Bande wurden verhaftet und dem Amtsgericht Beer=
felden
zugeführt.
Dk. Wald=Michelbach, 3. Aug. Von der Jugendher=
berge
. In der erſten Hälfte des Jahres 1931 betrug in der
hieſigen Jugendherberge die Zahl der Uebernachtungen 304. Es
waren 232 männliche und 72 weibliche Beſucher. Sie ſetzten ſich
zuſammen aus 16 Volksſchülern. 122 höheren Schülern 39 höheren
Schülerinnen, 87 ſonſtige Männliche und 27 ſonſtige Weibliche un=
ter
20 Jahren; 7 Männliche und 4 Weibliche über 20 Jahren. Die
geſamten Einnahmen betrugen 123,00 RM. Im Vorjahre über=
nachteten
523, und die Einnahmen betrugen 176,00 RM. Im
Monat Juli waren es 40 Männliche und 28 Weibliche, die in der
Jugendherberge übernachteten. In der hieſigen Jugendherberge
befindet ſich ein Schwimmbad, etliche Brauſe= und Wannenbäder.
Von den Benützern der Jugendherberge wird es immer als eine
beſondere Wohltat empfunden, wenn ſie nach der Tageswande=
rung
ein erfriſchendes Bad nehmen können. Felddieb=
ſtähle
. In der hieſigen Gemarkung wurden in der letzten Woche
verſchiedentlich Kartoffeln geſtohlen. Die hieſige Feldpolizei hat
mit Hilfe von Hunden einige Spuren verfolgt. Leider führten
die Erhebungen der Polizei bis jetzt zu keinem greifbaren Ergel=
nis
. Das Bürgermeiſteramt hat deshalb für die Feldpolizei einen
beſonderen Nachtdienſt angeordnet. Aus der Gemeindk=
Die hieſige Gemeinde hat unter der Not der Zeit beſonders ſchwer
zu leiden. Infolge der verminderten und verlangſamten Steuer=
eingänge
iſt die Gemeindeverwaltung bald nicht mehr in der Lage,
die Mittel für die Wohlfahrtsfürſorge, die Kriſenfürſorge,
Sozialrentner und Perſonallaſten aufzubringen. Die Geſuche um
Steuerſtundungen mehren ſich täglich. Die Gemeinde zahlt zur=
zeit
für die Wohlfahrtsfürſorge 300 RM. und als Zuſchuß für die
Kriſenfürſorge 70 bis 80 RM. wöchentlich aus. Ab 1. Auguſt tritt
hier die doppelte Bierſteuer in Kraft. In dem Kreis Heppenheim
ſind es unter 72 Gemeinden noch 3, die noch keine Bierſteuer ein=
geführt
haben. Darunter iſt unſere Nachbargemeinde Gadern.
0 Reichenbach i. Odw., 4. Aug. Die Goldene Hochzeit
der Eheleute Peter Kindinger 2. und Chriſtine, geb. Kindinger,
nahm am Sonntag einen harmoniſchen Verlauf. Das Jubelpaar
hatte ſich mit ſeinen Kindern und Anverwandten zum Morgen=
gottesdienſt
in der Kirche eingefunden. Auch die Gemeinde nahm
regen Anteil an dem ſeltenen Feſt. Anſchließend an den Gottes=
dienſt
wurde durch Herrn Pfarrer Scheid die Einſegnung des
Brautpaares vorgenommen. Ausgehend von dem Textworte aus
dem Buche Samuelis: Bis hierher hat der Herr geholfen hielt
Herr Pfarrer Scheid eine zu Herzen gehende Anſprache. In
Namen des Brautpaares dankte er Gott für all das Gute das
den beiden im Leben zuteil geworden und ſchloß mit der Bitte:
Herr bleibe bei uns, denn es will Abend werden‟. Der Geſang=
verein
. Liederkranz ſang das Hochzeitslied Wir grüßen dich am
heutgen Tage, worauf Herr Pfarrer Scheid das Jubelpaar ein=
ſegnete
und ihm ein Glückwunſchſchreiben des Kirchenvorſtandes
nebſt einem Bild überreichte. Auch das Landeskirchenamt ehrte
den Kirchengemeindevertreter Kindinger und deſſen Gemahlin
an ihrem Jubelfeſte mit einem Glückwunſchſchreiben, das ebenfaus
überreicht wurde.
Ca. Lorſch, 3. Aug. Freitod. Heute nachmittag hat der
Invalide Adam Metz dahier ſeinem Leben durch Erhängen im

führung der Tat ſeiner Sinne nicht mehr ganz mächtig ge=
weſen
ſein. Was ihn dazu veranlaßt hat, iſt noch nicht feſtgeſtellt
ſtattgefunden.

3. Auguſt 1,72 Meter, am 4. Auguſt 1,70 Meier.

[ ][  ][ ]

Nummer 215

Mittwoch, den 5. Augnft 1931

Sekte 7

berscbein, 4 Aud. Eine auferodentiche wichtige Gene=
ralverſammlung
der Gernsheimer Volksbank G. m. b. H. tagte im
Saalbau Darmſtädter Hof. Herr Malermeiſter Philipp Schnei=
der
4. eröffnete in ſeiner Eigenſchaft als Vorſitzender des Auf=
ſichtsrates
die Generalverſammlung und gab eingangs bekannt,
daß die heutige Verſammlung ordnungsgemäß im Rheiniſchen
Boten bekanntgegeben worden ſei, ſo daß alle Formalitäten er=
füllt
ſind. Herr Schneider gab weiterhin bekannt, daß der Vor=
ſtand
wie auch der Aufſichtsrat ihre Aemter ſämtlich zur Ver=
fügung
geſtellt haben. Bevor in die Tagesordnung eingetreten
wurde, entwarf der Rechner der Bank, Herr Dionys Medicus,
zinen Ueberblick über die allgemeine Lage in bezug auf die Ge=
noſſenſchaften
. Er wies u. a. darauf hin, daß auch der Selbſthilfe=
gedanke
für die Volksbank in den Vordergrund trete. Sein Appell
erging in dieſem Sinne an die Gläubiger wie auch an die Schuld=
ner
des Inſtituts. Zum Punkt 1 der Tagesordnung ſtand Aende=
rung
des 8 25 Abſ. 1 und 8 38 des Statuts, da Widerſprüche vor=
handen
ſeien. Es betrifft dies die Wahl der Aufſichtsratsmitglie=
der
. Der vom Vorſtand vorgeſchlagene Abänderungsantrag wurde
inſtimmig angenommen. Ebenſo wurde der Antrag des Vor=
tandes
auf Aenderung des 8 41 einſtimmig akzeptiert. Der Punkt
d der Tagesordnung befaßte ſich mit der Aenderung des 8 5 der
Satzungen, und zwar das Sterbegeld der Mitglieder betreffend.
lugenblicklich beträgt der Sterbegeldſatz 300 RM. Der Vorſtand
ſeantragt, dieſen Satz auf 200 RM. herabzuſetzen. Der Rechner
Herr Medicus begründet in ausführlicher Aufklärung den An=
rag
des Vorſtandes. Eine rege Diskuſſion entwickelte ſich über
jeſen Punkt. Herr Rektor Schmitt beantragte die Feſtſetzung des
Sterbegeldes auf 150 RM. Herr Philipp Medicus ſtand auf dem
Standpunkt, daß die Einrichtung der Sterbekaſſe auf ganz andere
Füße geſtellt werden müſſe und iſt der Meinung, bezüglich der
Sterbegeldverſicherung, mit einer Verſicherungsgeſellſchaft in Ver=
ſindung
zu treten. Auf Anfrage hin wurde vom Vorſtand be=
anntgegeben
, daß zurzeit der Sterbefonds ſich auf 1700 RM. bei
iner Mitgliederzahl von 250 Perſonen belaufe. Herr Inſpektor
Heorg Allendörfer ſchloß ſich dem Antrag des Herrn Rektors
Schmitt an, der noch dahin ging, daß der Beitrag auf 1 RM. be=
tehen
bleiben ſolle. Der Vorſtand und Aufſichtsrat werden aber
rmächtigt, je nach dem Stand des Fonds den Beitrag nach unten
u ermäßigen. Mit dieſem Antrag fand die reiche Diskuſſion
hren Abſchluß. Wie eingangs bereits erwähnt, hatten der Vor=
tand
wie auch der Aufichtsrat ihre Aemter zur Verfügung ge=
tellt
. Der Punkt 3 der Tagesordnung umfaßte alſo die Wahlen
er beiden Inſtanzen. Der neue Aufſichtsrat beſteht nunmehr aus
olgenden Herren: 1. Rektor Schmitt, 2. Gaſtwirt Joſef Adolf
Schmitt, 3. Inſpektor Georg Allendörfer, 4. Drogeriebeſitzer Joſef
Ulbrecht 5. Dentiſt Joſef Moritz und 6. Hausmeiſter Johann Bap=
iſt
Wolff. Ausgeſchieden bzw. nicht wiedergewählt wurden die
derren Malermeiſter Philipp Schneider 4., Glaſermeiſter Friedrich
Zrand und Landwirt Joſef Schönbein 2. Von dem neugewählten
lufſichtsrat wurden der Verſammlung als Vorſtandsmitglie=
er
zur Wahl präſentiert die Herren Wilhelm Müller, Lehrer
R., und Malzfabrikant Martin Lockowitz. Von ſeiten der Ver=
ammlung
wurden die beiden Herren mit großer Stimmenmehr=
eit
in ihren ſeitherigen Vorſtandsämtern belaſſen. Bezüglich
es Rechners blieb es beim alten.
Von der Bergſtraße, 4. Aug. Motorrad explodiert,
Verletzte. An der Kurve bei der Eiſenbahnüberführungs=
rücke
zwiſchen Weinheim und Lützelſachſen ſtieß abends ein Mo=
orradfahrer
mit Sozius aus Offenbach mit einem Motorradfah=
er
aus Plankſtadt zuſammen. Die Fahrer, die ſich auf dem Heim=
deg
befanden, trugen ſchwere Verletzungen doppelte Ober= und
(nterſchenkelbrüche Quetſchungen uſw. davon und wurden in
as Weinheimer Krankenhaus eingeliefert. Während eines der
krafträder völlig unbrauchbar geworden iſt, explodierte das an=
ere
und verbrannte.
Dm. Wolfskehlen, 4. Aug. Standesamtsregiſter. Im
Nonat Juli gab es in unſerer Gemeinde einen Sterbe=, einen
zeburts= und einen Heiratsfall.
Aa. Klein=Steinheim a. M 4 Aug. Bürgermeiſter
Köder wiedergewählt. Bei der Bürgermeiſterwahl wurde
ſer ſeitherige Bürgermeiſter Philipp A. Röder mit 1380 Stim=
nen
wiedergewählt. Seine beiden Gegenkandidaten erhielten zu=
ammen
nur 819 Stimmen.

12. Rhön=Segelllug: Wetthewerk1931

XII.

Waſſerkuppe, 3. Auguſt.

Der viertletzte Wettbewerb muß neben dem 25. Juli als der
ereignisreichſte Tag des diesjährigen Wettbewerbs angeſprochen
werden. Die geſtern vollbrachten Leiſtungen ſtehen einzigartig
da. Spät abends liefen die Landemeldungen von Groenhoff und
Hirth ein. Gronenhoff war 108 Kilometer bis nach Laubach bei
Uſingen geflogen. Er hatte nach der Landung die Sportleitung
des Wettbewerbes von der Beendigung des Fluge= unterrichtet
und mitgeteilt, daß Hirth, mit dem er zuſammen geflogen war,
weitergeflogen ſei. 2 Stunden ſpäter berichtete Hirth von ſeiner
Landung, die bei Broehl, weſtlich von Koblenz erfolgt war. Hirth
hatte Groenhoffs Streckenleiſtung noch um 84 Kilometer über=
boten
und 192 Kilometer zurückgelegt. Hirth hat auf dieſem Fluge
den Rhein überflogen. Große Begeiſterung im Lager über dieſe
ſchönen Flüge. Es iſt das erſtemal, daß es möglich geweſen iſt,
größere Streckenflüge von der Waſſerkuppe aus in weſtlicher Rich=
tung
durchzuführen, da an und für ſich die Oſtwindwetterlagen
überaus ſelten ſind. Die durchgeführten Streckenflüge ſind weſent=
lich
begünſtigt worden durch die ſtarke Sonneneinſtrahlung, wo=
durch
ſich allenthalben aufſteigende Luftſtrömungen bildeten, die
das Flugzeug emportrugen. Er darf aber auf keinen Fall ver=
geſſen
werden, daß den Anſtoß zur Durchführung der geſtrigen
großartigen Flüge der junge Breslauer Student Pfeiffer gegeben
hat, den Profeſſor Georgii darauf aufmerkſam machte, daß die
Segelmöglichkeiten an der Eube günſtig ſein müßten. Andere
Piloten zögerten vor der Durchführung des Fluges, weil ſie mit
einer Tallandung rechneten. Pfeiffer riskierte den Flug, der dann
die Urſache davon war, daß die anderen am Start befindlichen
Maſchinen ebenfalls ſtarteten. Ueber die Flugergebniſſe des ver=
gangenen
Tages, der 34 Segelflüge 23 im Uebungs= und 11 im
Leiſtungswettbewerb brachte, ſoll nachfolgend noch berichtet
werden. Im Uebungswettbewerb wurden eine Reihe von Dauer=
flügen
ausgeführt:
1. Pfeiffer auf Schleſien 2 Stunden 34 Minuten
2. Hakenjos auf Profeſſor 1 Stunde 58
3. Künzer auf Stuttgart.
4. v. Freydorf a. Karlsruhe 1

Der ausgeſchriebene Tagespreis für die größte Flugdauer auf
einem Fluge wurde den Flugzeugen Schleſien und Profeſſor zu=
geſprochen
. Im Leiſtungswettbewerb erhielten Hirth und Groen=
hoff
den Tagespreis für die größte Flugſtrecke, mindeſtens 30 Kilo=
meter
. Hirth hat mit ſeinem Fluge die am 25. Juli aufgeſtellte
Leiſtung um annähernd 20 Kilometer überboten. Die übrigen im
Leiſtungswettbewerb geſtarteten Piloten erzielten folgende Re=
ſultate
:
1. Hemmer auf Heil und Sieg 32,5 Kilometer
31,6
2. Starck auf Darmſtadt.
21.1
3. Röhm auf Württemberg
Mit den geſtern durchgeführten Flügen iſt die Anzahl der
Wettbewerbsflüge auf 417 geſtiegen, von denen 273 im Uebungs=,
144 im Leiſtungswettbewerb ausgeführt worden ſind.
Von der Oberleitung des Wettbewerbs iſt eine Zuſammen=
ſtellung
herausgegeben worden, aus der hervorgeht, daß an Geld=
preiſen
insgeſamt 26,500 RM. zur Verfügung ſtehen. Doch wird
dieſe Geldſummel nicht im geringſten ausreichen, um alle Flüge
ſo zu bewerten, wie es an und für ſich erforderlich wäre.
Es iſt wirklich bedauerlich, daß beiſpielsweiſe Hirth für ſeinen
Flug bare 120 Mark erhielt, obwohl dieſer Flug gerade deswegen,
weil er den Weſten damit dem Segelflug erſchloſſen hat und ſeine
Ergebniſſe für die meteorologiſche Wiſſenſchaft von großer Be=
deutung
ſind, von ganz beſonderem Werte iſt. Groenhoff erhielt
für ſeinen prächtigen Flug nur 80 Mark. Vielleicht bringt man
in der Oeffentlichkeit dem Segelflug auch einmal das Intereſſe
entgegen, das ihm unbedingt zukommt, ſo daß es wohl auch mög=
lich
wird, die hervorragenden Leiſtungen unſerer Jungflieger
finanziell ſo zu bewerten, wie es in anderen evtl. weniger be=
deutungsvollen
Sportarten üblich iſt.
Am heutigen Tage machte ſich weiterhin die Oſtwindwetter=
lage
geltend, die leider für den heutigen Tag keinen Flugbetrieb
ermöglichte, abgeſehen von einigen kürzeren Flügen. Gegen Nach=
mittag
bildete ſich ein Gewitter, das ſich über der Waſſerkuppe
ziemlich kräftig entlud, 7 Flugzeuge verſuchten den Anſchluß an
das Gewitter zu erreichen. Wie weit dies möglich geweſen iſt,
läßt ſich eben noch nicht beurteilen, da keine weiteren Meldungen
eingegangen ſind.
4. K.

WSN. Offenbach. 4. Aug. Tödlicher Unglücksfall. Beim
Abmontieren eines Teerkeſſels im hieſigen Gaswerk verunglückte
der 26 Jahre alte Monteur Guſtav Wirtmann aus Vilbel tödlich.
Der Teerkeſſel fiel aus einer Höhe von drei Metern auf den Mon=
teur
herab, der einen Ober= und Unterſchenkelbruch und Bauch=
verletzungen
davontrug. Man brachte den Schwerverletzten ſofort
nach dem Krankenhaus, doch iſt er dort bald darauf ſeinen ſchwe=
ren
Verletzungen erlegen.
4a. Hauſen b. Offenbach, 3. Aug. Todesfall. Im Alter
von 83 Jahren iſt die älteſte Ortseinwohnerin, Juliana Rücker,
nach längerem Leiden geſtorben.

Rheinheſſen.

Ad. Vingen a. Rh., 4. Aug. Schwere Verfehlungen eines
Genoſſenſchafts=Geſchäftsführers. Gelegentlich einer

vor einigen Wochen durchgeführten Reviſion bei der Geſchäftsführung

der Spar= und Darlehnskaſſe Kempten bei Bingen kam man Un=
regelmäßigkeiten
auf die Spur. Der zunächſt feſtgeſtellte Betrag machte
3600 RM. aus. Nach und nach ergaben ſich immer größere Beträge
bei verſchiedenen Konten, ſo daß man zum Schluß auf die Geſamt=
ſumme
von rund 42500 RM. kam. Die Unterſchlagungen reichen bis
ins Jahr 1994 zurück. Der Geſchäftsführer, ein in den 2er Jahren
ſtehender junger Mann, wurde, ſofort ſeiner Geſchäfte enthoben und
deren Führung Lehrer Vock übertragen. Nachdem von dem Betrag von
42 560 RM. 6300 RM. durch Bürgſchaft gedeckt ſind, aber für zweifel=
hafte
Forderungen bei überzogenen Konten ein Betrag von etwa 7000
Mark eingeſetzt werden muß, wird die zu deckende Schuld 40 000 NM.
betragen. Der Reſervefonds beziffert ſich auf 3400 RM. Zur Deckung
des Verluſtes wurde beſchloſſen, daß alle Mitglieder ihren Geſchäftsan=
teil
von 100 auf 300 RM. zu erhöhen haben.

Aus Oberheſſen.

Gießen, 4. Aug. VerurteilungdesObermuſikmei=
ſters
Wilhelm Löber vom Infanterie=Regiment
Nr. 15 zu 3 Wochen milden Arreſt. Vor dem hieſigen
Amtsgericht unter Vorſitz von Landgerichtsdirektor Keller, fand
die Verhandlung gegen den Obermuſikmeiſter Wilh. Löber vom
1. Bataillon des Reichswehr=Infanterie=Regiments 15, in An=
weſenheit
des Bataillonskommandeurs, des Oberſtleutnant Klepke,
wegen Mißhandlung und tätlicher Beleidigung ſtatt. L. ließ ſich
bei der Ausbildung der ihm anvertrauten Muſiker zu Tätlichkei=
ten
und Ausdrücken hinreißen. Das Gericht verurteilte ihn in
einigen klarliegenden Fällen, beſonders kraſſe Angaben konnten
nicht bewieſen werden, da ein wegen Fahnenflucht und Tätlich=
keiten
gegen Vorgeſetzte vorbeſtrafter Kronzeuge verſagte, zu der
geringſten Strafe Obermuſikmeiſter Löber wurde wegen Ver=
gehens
gegen 8 122, Mißhandlung in einem Falle, und wegen
vierfachen Vergehens gegen 8 121, tätlicher Beleidigung, des Milie
tärſtrafgeſetzbuches, zu drei Wochen gemilderten Arreſtes und zu
den Koſten des Verfahrens verurteilt. Das Gericht ſprach ihn in
drei weiteren Fällen, auch in der Angelegenheit des freiwillig
aus dem Leben geſchiedenen Muſikers Wagner, frei, da in dieſem
Falle eine boshafte Quälerei nicht nachgewieſen werden konnte. K.
* Herbſtein, 4. Aug. Bürgermeiſterwahl. Bei der
Bürgermeiſterwahl wurde der ſeitherige Bürgermeiſter, Landwirt
Engelbert Friedrich Kübel mit überwältigender Mehrheit unter
Beteiligung von über 90 Prozent der Wahlberechtigten mit 597
Stimmen wiedergewählt. Schreinermeiſter Heinrich Joſaphat
Dehn erhielt 210 Stimmen, während es der Silberfuchsfarm=
beſitzer
Thomas Johannes Adam Kübel nur auf 100 Stimmen
brachte. Der ſeit längerer Zeit erbittert geführte Wahlkampf hat
damit ſein Ende erreicht.

Auch auf der AAwus
Uoleleleefektelen ALone.
Continental-Reifen zeigen sich den phanfastischen Geschwindigkeiten auf
der Auus, bei diesem schnellsten Langstrccken-Rennen der Welt, das je ge-
fahren
wurde, cbenso gewachsen wie den Strapazen des Nürburgringes!
Caracciola auf Mercedes-Benz siegt
6
I Cohelchtafr,,Rechre oine ſeüch Rellenwechser
in der großen Klasse mit bisher unerreichter Durchschnittsgeschwindigkeit: 785,7 km/Std.!
Dritter der großen Klasse: v. Brauchitsch auf Mercedes-Benz mit Continental‟‟. Durchschnitt: T72,2kmiStd.
Durchschnitt: I50,3km/Std.
Sieger der mittleren Klasse: Lewy auf Bugatti mit Continental‟
Durchschnitt: I20,2km/Std.
Sieger der kleinen Klasse: Macher auf D. K. W. mit Continental‟
Durchschnitt: II7,0km/Std.
Dritter der kleinen Klasse: Bauhofer auf D, K. W. mit Continental‟‟.
Durchschnitt: Io3,s km /Std.
Sechster der kleinen Klasse: v. Delius auf B.M. W. mit Continental‟
Durchschnitt: roo,4 km/Std.
Siebenter der kleinen Klasse: May auf D. K. W. mit Continental‟‟

Hauptwerke Hannover=Excelsior-Werk Hann.-Limmer
Peters Union-Werk Corbach

[ ][  ][ ]

Seite 8

Mittwuoch, den 5. Auguſt 1931

Sievert, der mit neuer deutſcher Rekord=
leiſtung
Sieger im Zehnkampf wurde.

Zielbild des 200=Meter=Laufs, den Jonath (ganz links) knapp vor Körnig (rechts) gewann.

In höchſter Geſchwindigkeik.

Augenblicksaufnahme von Caracciolas Siegesfahrt über die Avus.
Der deutſche Meiſterfahrer Caracciola, der erſt kürzlich den Großen Preis auf dem Nürburgring
errang, konnte auch beim internationalen Automobilrennen auf der Avusbahn überlegen ſiegen.
Mit mehr als 4 Minuten Vorſprung ging Caracciola durchs Ziel und fuhr eine Durchſchnitts=
geſchwindigkeit
von 186 Kilometern pro Stunde.

Reiu, ane Austand.
Wie Weitſcheinſchwindler ihre Opfer
ködern.
Frankfurt a. M. Die Kriminalpolizei
konnte einen ſeit langer Zeit geſuchten Wett=
ſcheinſchwindler
feſtnehmen. Es handelt ſich um
den 31 Jahre alten Obſthändler Kretſchmar, der
zuſammen mit ſeiner Frau, die gleichfalls feſt=
genommen
wurde, in zahlreichen Städten des
Rheinlandes Wettſcheinfälſchungen ausführte.
In ſeinem Beſitz wurden noch 25 ſolcher Scheine
gefunden, die demnächſt an den Mann gebracht
werden ſollten. Kretſchmar hatte ſich hier an
einem der letzten Abende vor einem Wettlokal
aufgehalten und die Rennreſultate, die im Schau=
fenſter
aushingen, durchgeſehen. Hierbei kam
er mit einer Frau ins Geſpräch, der er erklärte,
er habe gewonnen, könne das Geld aber nicht
ausgezahlt erhalten und wäre dadurch in einer
Notlage, weil er dringend nach Baden reiſen
müſſe, um Obſt einzukaufen. Er zeigte der Frau
den Wettſchein eines Offenbacher Buchmachers,
auf dem vier Pferde mit einem Einſatz von über
30 Mark vermerkt waren, und die nach den
aushängenden Rennreſultaten 57.50 Mark ge=
bracht
hätten. Die Frau, die am gleichen Tag
mit Verluſt gewettet hatte, zögerte nicht lange
und kaufte den Schein für 50 Mark. Später er=
fuhr
ſie denn von dem Buchmacher in Offenbach,
daß ſie einem Schwindler in die Hände gefallen
war. Der Mann der Geſchädigten, der bei dem
Kauf des Wettſcheines zugegen war, erkannte
den Obſthändler auf der Straße wieder und
veranlaßte ſeine Feſtnahme.
Von der Teno ausgezeichnet.
Wiesbaden. Die Techniſche Nothilfe hat
ihr höchſtes Ehrenzeichen, das Nothilfezeichen in
Gold, dem preußiſchen Landesgewerbearzt und
Gewerbe=Medizinalrat Dr. H. Betke, dem
Polizeimajor Hanken und dem Oberregie=
rungs
= und Baurat Rogg bei der Wiesbade=
ner
Regierung verliehen. Der Vorſitzende der
Bezirksgruppe Frankfurt, Regierungsbaumeiſter
a. D. Hilsdorf, überreichte die Ehrenzeichen
mit dem Dank für das tatkräftige Eintreten bei
der Durchführung der Beſtrebungen der Tech=
niſchen
Nothilfe, deren Zuſammenarbeit mit den
Behörden in den letzten Jahren, beſonders wäh=
rend
der Hochwaſſerzeit der benachbarten Fluß=
gebiete
, in Erſcheinung getreten iſt.
Drei Mitglieder der Wegener=Expedition
zurückgekehrt.
Kopenhagen. Drei Mitglieder der
Wegener=Expedition, Dr. W. Kopp, Dr. Peters
und Ingenieur Ernſting, trafen vorgeſtern mit
dem Motorſchiff Dronning Alexandrine aus
Island hier ein. Sie waren mit dem Dampfer
Gertrud Rask von Scoresbyſund auf Grön=
land
nach Island gebracht worden.

Der große deutſche Phyſiker
Emil Warburg .

Geheimrat Prof. Emil Warburg,
der Senior der deutſchen Experimentalphyſiker,
iſt in Berlin im Alter von 85 Jahren geſtorben.
Als Forſcher und als Lehrer gleichbedeutend,
hat Warburg an verſchiedenen deutſchen Univer=
ſitäten
gewirkt und wurde 1905 Präſident der
phyſikaliſch=techniſchen Reichsanſtalt. Warburg
war Mitglied der Preußiſchen Akademie der
Wiſſenſchaften.

Ein zehnfacher Lebensretter.
Koblenz. Ein Paddelboot, das mit zwei
Perſonen beſetzt war, geriet auf dem Rhein, in
der Nähe eines Schleppdampfers, in einen Stru=
del
und kenterte, wobei einer der Inſaſſen mit
in die Tiefe geriſſen wurde. Der Unfall wurde
vom Ufer aus von dem Flugzeugführer Ernſt
Heimel bemerkt, der ſofort zur Unfallſtelle
ſchwamm und nach dem Ertrinkenden tauchte.
Dabei geriet er ſelbſt in Lebensgefahr, da er ſich
unter Waſſer in eine Bootsleine verwickelte. Es
gelang ihm aber trotzdem, im letzten Augenblick
den Ertrinkenden zu faſſen und den ſchon Be=
wußtloſen
ans rettende Ufer zu bringen. Heimel
ſtellte ſofort Wiederbelebungsverſuche an, die
auch Erfolg hatten. Der mutige Retter hat da=
mit
zum zehnten Male ein Menſchenleben den
Fluten des Rheines entriſſen. Er iſt für ſeine
wackeren Taten bereits mit mehreren Belobi=
gungen
, dem Kronenorden und der Rettungs=
medaille
am Band ausgezeichnet worden.
5000 Mark Lohngelder geraubt.
Luxemburg. Zwei Beamte der Ge=
werkſchaft
Providence, die Lohngelder für die
Belegſchaft Iferdingen mit ſich führten, wurden
unter Todesdrohungen von zwei Perſonen, dar=
unter
einer Frau in Männerkleidung, ge=
zwungen
, die Lohngelder im Werte von etwa
5000 Mark herauszugeben. Obwohl ſofort die
Verfolgung aufgenommen wurde, konnten die
Räuber nicht feſtgeſtellt werden.
Banditen im Warſchauer Poſtamt.
Warſchau. Im Warſchauer Hauptpoſtamt
wurde geſtern früh ein verwegener Einbruch
verübt. Die Einbrecher, die einen Kordon be=
waffneter
: Poſtbeamten paſſieren mußten,
drangen in ein mit dicken Betonmauern ver=
ſehenes
Zimmer ein und ſtahlen dort Wert=
zeichen
in der Höhe von ungefähr 300 000 Zloty.
Ein Kraftwagen vom Eiſenbahnzug erfaßt.
Acht Tote.
Rom. Wenige Kilometer von Tortona ent=
fernt
wurde ein vollbeſetzter Kraftwagen vom
Zuge erfaßt. Dabei wurden acht Frauen getötet.
Der Führer, der an einem offenen Bahnüber=
gang
einen Güterzug abgewartet hatte, überſah,
daß dieſem ein Schnellzug folgte.
Beſſerung im Befinden Ediſons.
New York. Ediſon ging es vorgeſtern
wieder bedeutend beſſer. Er konnte aufſtehen und
die Zeitung leſen. Die Aerzte ſind jedoch der
Meinung, daß der große Erfinder niemals mehr
arbeiten darf und ſich überhaupt jeder An=
ſtrengung
enthalten muß. Ediſon muß dauernd
überwacht werden, da er bekanntlich nicht das
Vorbild eines geduldigen Patienten iſt.

Hochwaſſerkakaſtrophe in Hankau.
Hunderte von Menſchen ertrunken.
Hankau. Nachdem der Yangtſe bereits ſeit
einigen Tagen infolge der ſtarken Regenfälle
über die Ufer getreten war und auch das Waſſer
der Seen in der Nähe der Stadt ſtieg, barſt plötz=
lich
der Schutzdamm gegen die Seen und eine
ungeheure Waſſermenge ergoß ſich in die Stadt,
die in ganz kurzer Zeit bis zu faſt eineinviertel
Meter Höhe überſchwemmt wurde. Hunderte
von Einwohnern der dicht bevölkerten Armen=
viertel
, die von der Flut überraſcht wurden, er=
tranken
. Die Truppen arbeiten an der Errich=
tung
von proviſoriſchen Staudämmen, um die
Ueberſchwemmung einzuſchränken. Sehr ernſt iſt
die Frage der Lebensmittelverſorgung der
Stadt, die vollkommen von der Umwelt abge=
ſperrt
iſt und nur über geringe Lebensmit=
telvorräte
verfügt.

Schwere Unfälle beim Beginn der großen Segel=
Woche in Cowen.
London. Als die königliche Segeljacht
Britannia mit dem König von England an
Bord am Montag zur Eröffnung der großen
Segelwoche von Cowen zur Startlinie fuhr,
ſpülte eine überkommende Böe den zweiten
Offizier über Bord, der trotz ſofort eingeleiteter
Rettungsverſuche ertrank. Der König ließ die
Regatta ſofort abbrechen und kehrte zu ſeiner
Dampfjacht Viktoria and Albert zurück.
Faſt zu gleicher Zeit wurden durch eine Explo=
ſion
an Bord eines Motorrennbootes die Lady
Hulton, der Admiral Metchell und ein Mecha=
niker
ſchwer verletzt. Das Boot ſtand ſofort in
Flammen, und nur mit Mühe gelang es, die
Inſaſſen zu retten.
Weitere Attentate auf jugoſlawiſche Eiſenbahnen
vereitelt.
Belgrad. Ein amtliches Communiaué
teilt mit, daß die Eiſenbahnbehörden bereits am
Sonntag die Unterſuchung aus dem Auslande
kommender Züge angeordnet hatten. Am Sonn=
tag
abend wurden bei der öſterreichiſchen Grenz=
ſtation
Jeſenice zwei Wagen eines internatio=
nalen
Zuges abgekoppelt und auf ein Neben=
gleis
geleitet. Die Paſſagiere fuhren in anderen
Wagen weiter. In einem der abgekoppelten
Wagen fand man fünf Pakete Exploſivſtoffe in
einer Aktentaſche. Geſtern, um 12.50 Uhr, ereig=
neten
ſich nun in beiden Wagen Exploſionen,
durch welche die Wagen beſchädigt wurden. Die
Eiſenbahndirektion iſt der Meinung, daß trotz
der vorgeſtrigen Unterſuchung noch Exploſiv=
Stoffe in den Wagen zurückgeblieben waren, und
hält dies als einen Beweis dafür, daß die Bom=
ſenattentate
ihren Urſprung im Ausland haben.

Nummer 215

Der Deutſch=Amerikaner de Bruyn,
der überlegen den Marathonlauf gewann.

42. Tagung der Deutſchen Geſelſchal
für Kinderheilkunde.
Die Deutſche Geſellſchaft für Kinderheilkund
wird ihre diesjährige 42. Tagung vom 23. bi
26. September in Dresden abhalten. Als Haupt
verhandlungsthemen ſind Phyſiologie un
Pathologie der kindlichen Sexualität und A1
tive Immuniſierung gegen Diphtherie in Aus
ſicht genommen. Das Sexualleben des Kinde
iſt ſeit längerer Zeit, insbeſondere durch die Ar
beiten Freuds, nicht nur zum Gegenſtand wiſſen
ſchaftlicher Unterſuchungen, ſondern auch zun
Mittelpunkt eingehender Erörterungen in der
Oeffentlichkeit geworden. Daher werden auc
vor allem die Pädagogen ſowie die Elternſchaft
an den Ergebniſſen dieſer Verhandlungen leb=
haftes
Intereſſe nehmen. Der gegenwärtige
Stand der Wiſſenſchaft zu dem Sexualleben des
Kindes wird von Goett=Bonn und Friedjung=
Wien dargelegt werden. Die aktive Immuni=
ſierung
gegen Diphtherie hat durch die Einfüh=
rung
der freiwilligen Schutzimpfung gegen die
Krankheit allgemeines Intereſſe gewonnen. Die
inführenden Vorträge werden von einem der
Begründer dieſes Impfverfahrens, Prof. Schick,
New York, und Prof. Bürgers, Königsberg, ge=
halten
. Ueber die Ergebniſſe der Tagung wird
noch berichtet werden.

Ein ſchwerer Autounfall. 19 Tote.
New York. Ein ſchweres Autounglück, bei
dem 19 Perſonen ums Leben kamen, hat ſich
geſtern in Georgetown in Süd=Karolina ereig=
net
. Der Führer eines Laſtautomobils verlor
beim Paſſieren einer Brücke über den Sampit=
Fluß die Herrſchaft über das Steuer. Der Kraſt=
wagen
ſtürzte in den Fluß. Alle 19 Inſaſſen
darunter 17 Neger, fanden bei dem Unglict
den Tod.
Der Mörder des indiſchen Polizei=Inſpektors
hingerichtet.
Kalkutta. Der wegen Ermordung des ine
diſchen Polizei=Inſpektors Mukerjee in Chand=
pur
zum Tode verurteilte Inder Biswas iſt am
Dienstag um Mitternacht in dem Alibori= Ge=
fängnis
in Kalkutta hingerichtet worden. 9a
die Behörden Proteſtkundgebungen der Bevölte=
rung
befürchteten, wurde das Gefängnis geſtein.
beſonders ſcharf von Polizei bewacht.
Großfeuer in Saloniki.
Saloniki. Durch Großfeuer wurde vore
geſtern die Zigarettenfabrik Arditti, die fur
83 000 Pfund Sterling verſichert war, zerſtort.
In der zerſtörten Fabrik befanden ſich Steuer=
banderolen
im Werte von 600 000 Drachmen.
Hanburg weiht ſeinen gefallenel
Söhnen ein Denkmal.

[ ][  ][ ]

Nummer 213

Tautt

Mitiwoch, den 5. Auguſt

Die 2.2.-Bank zur Wirtſchaftslage.
Kurzfriſtige Kredike müſſen in langfriſtige umgewan=
delk
werden. Keine Skeigerung der Auslands=
ſchulden
. Vor allem Berkrauen im Inland nolwendig
In dem Monatsbericht der D.D.=Bank wird ausgeführt, daß
ſich die deutſche Wirtſchaftskriſe in eine Geld= und Kreditkriſe
verwandelt habe, deren Auswirkungen heute noch nicht überſeh=
bar
ſeien. Es ſei verfehlt, heute zu erwarten, daß, geſtützt auf
Empfehlungen des in London eingeſetzten Komitees internatio=
naler
Bankſachverſtändiger, ſehr bald neue langfriſtige Anleihen
nach Deutſchland fließen werden. Soweit ſolche nächſtens erreich=
bar
werden ſollten, wird es ſich in erſter Linie um die Um=
wandlung
laufender kurzfriſtiger Kredite in langfriſtige handeln.
Es müſſe verſucht werden, die Auslandsverſchuldung in ihrer Zu=
ſammenſetzung
nach Fälligkeiten zu verbeſſern, nicht aber ihre
Geſamtſumme, die auf etwa 15 bis 16 Milliarden RM. vermin=
dert
ſein dürfte, erneut weſentlich zu ſteigern. Zurzeit iſt die
dringendſte Aufgabe die Ueberwindung der Geldkriſe und die
Wiederherſtellung eines normalen Zahlungsverkehrs. Eine vor=
übergehende
Vermehrung des Notenumlaufs als Begleiterſcheinung
und Folge der Wiederherſtellung des Zahlungsverkehrs durch
reſtloſe Beſeitigung aller Auszahlungsbeſchränkungen wird nach
allgemeiner Ueberzeugung unvermeidlich ſein. Der Umfang die=
ſer
Steigerung und zugleich auch die Entſcheidung darüber, wann
die Reichsbank ihren die Wirtſchaft ſchwer treffenden Kriſendis=
kontſatz
von 15 Prozent wieder auf normale Sätze herabſetzen
kann, wird durch das Ausmaß der Abhebungen des Publikums
beſtimmt werden. Durch Wiederherſtellung des freien Zahlungs=
verkehrs
bei allen Geldinſtituten wird das inländiſche Vertrauen
neu gefeſtigt; hierzu iſt die volle Einſchaltung der Reichsbank und
Bereitſtellung aller erforderlichen Barbeträge, wie das dem
Sinn der nunmehr erfolgten zweiten Diskonterhöhung auf 15
Prozent entſpricht, notwendig. Die weiteren Aufgaben gipfeln
in einer durchdringenden Reviſion der geſamten deutſchen Pro=
duktionskoſten
und in einer Reviſion des Preisgebäudes. Nur
darin wird die wirtſchaftliche Selbſthilfe beſtehen können, auf
deren Weg uns die jüngſten Ereigniſſe ſo kategoriſch verwieſen
haben.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Wiederaufnahme des handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäfts in Ge=
treide
. In einer Sitzung des Börſenvorſtandes in Berlin, Abteilung
Produktenbörſe, iſt folgender Beſchluß gefaßt worden: 1. Die Staats=
regierung
wird gebeten, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß
für die ſchwebenden Engagements aus handelsrechtlichen Lieferungsge=
ſchäften
per September und Oktober die Zwangsregulierung mit größ=
ter
Beſchleunigung herbeigeführt wird. 2. Für den Fall der Ableh=
nung
durch die Reichsregierung ſoll die Wiederaufnahme des handels=
rechtlichen
Lieferungsgeſchäfts am Donnerstag, den 6. Auguſt, und die
Fortſetzung ab Montag, den 10. Auguſt, ſtattfinden.
Vom Weinbau am Rhein. Die Entwicklung der Trauben im Mit=
telrheingebiet
ſchreitet gut voran. Der Rebſtand iſt mit gut bis ſehr
gut zu bezeichnen. Bei einzelnen Traubenſorten ſind die Beeren
nahezu ausgewachſen. Peronoſporaſchäden traten vereinzelt auf. Die
Juli=Witterung war im Rheingau für die Weiterentwicklung der
Weinberge nicht gerade günſtig. Krankheiten traten in geringem Um=
fange
auf. Etwas Schaden entſtand durch Peronoſpora; Oidium trat
etwas ſtärker auf, jedoch ſind die Schäden gering. Der Flug der Sauer=
wurmmotten
war ſehr ſtark. Das Unkraut hat ſich ſtark vermehrt. Im
Weinverkauf herrſcht vollkommene Stille.
Bleihüttenproduktion. Nach Berechnungen der Metallgeſellſchaft
A. G., Frankfurt a. M., ſtellte ſich die Bleihüttenproduktion der Welt
im Juni 1931 auf (in metr. To.) 109 051 gegenüber 114 862 im Mai und
137 532 im Monatsdurchſchnitt des Jahres 1930. Hiervon entfallen auf
Amerika (Raff. Produttion) 57 910, 63 559 bzw. 80 973, auf Europa
29 176 29 867 bzw. 33 092, auf Auſtralien 12 582, 11910 bzw. 13 891
auf Aſien 7383, 7526 bzw. 7753, auf Afrika (teilweiſe geſchätzt) je 2000
1zw. 1823. Die Produktion im Tagesdurchſchnitt betrug im Juni 3635,
m Mai 3705, in den gleichen Zeiten des Vorjahres 4514, 4608, und in
den Monaten Juni und Mai des Jahres 1929 4921, 4927.
Beſchlüffe des Frankfurter Börſenvorſtandes. Der Frankfurter
Börſenvorſtand hat eine Bekanntmachung erlaſſen, die für Kaſſenge=
chäfte
in Wertpapieren, die bis zum 11. Juli 1931 abgeſchloſſen worden
ind, die gleichen Beſtimmungen trifft wie die Bekanntmachung des
Berliner Börſenvorſtandes vom 3. Auguſt. Hervorzuheben iſt, daß für
lie Fälle unterlaſſener Lieferung oder Zahlung die Möglichkeit der
Friſtverlängerung bis nach Wiedereröffnung des Börſenverkehrs bzw.
in Rücktrittsrecht geſchaffen worden iſt. Für eine Reihe weiterer Ein=
elheiten
, vor allem für Gelddarlehen auf feſten Termin, iſt das gleiche
ngeordnet wie in Berlin.
Konſervenfabrik Joh. Braun A. G., Pfeddersheim bei Worms. Die
em Aufſichtsrat für das Geſchäftsjahr 1930/31 vorgelegte Bilanz ſchließt
ach Aufzehrung des Gewinnvortrags mit einem Verluſtſaldo von 9124
kMM. Eine Dividende kommt nicht zur Verteilung, nachdem noch im
Forjahre eine von 8 auf 4 Proz. ermäßigte Dividende auf 1,895 Mill.
M. Stammkavital verteilt wurde. G.V. am 25. Auguſt.,
Wiener Herbſtmeſſe 1931. Vom 6.13. September 1931 findet die
1. Wiener Internationale Meſſe (Herbſtmeſſe) ſtatt. Meſſeausweiſe
um Preiſe von 4 RM., die den Beſuchern der Wiener Meſſe beſon=
ere
Vorteile auf der deutſchen und der öſterreichiſchen Eiſenbahn ge=
jähren
, können durch den ehrenamtlichen Vertreter der Wiener Meſſe
öyndikus Dr. Hans Schäfer bei der Heſſiſchen Induſtrie= und Handels=
tmmer
Darmſtadt, bezogen werden. Nähere Auskunft wird auch durch
as Bureau der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer, Darmſtadt,
Lilhelminenſtraße 32 (Tel. 368 und 369) erteilt.

Bierſchaftseelns and Aufchtstate.
Die mannigfachen Fehlſchläge Zahlungseinſtellungen und Zuſam=
menbrüche
, die zum ſchwerſten Schaden der deutſchen Geſamtwirtſchaft
über verſchiedene große deutſche Wirtſchaftsunternehmungen in neueſter
Zeit hereingebrochen ſind, haben die ſchon mehrfach erhobene Forderung
nach einer wirkſameren Ueberwachung in verſtärktem Maße laut werden
laſſen.
Es iſt unverkennbar, daß das Inſtitut des Aufſichtsrats bei einer
Reihe unſerer Aktiengeſellſchaften völlig verſagt hat, trotzdem die geſetz=
lichen
Beſtimmungen die Ueberwachungspflichten des Aufſichtsrates klar
und eindeutig feſtlegen.
Der Grund für dieſes Verſagen iſt nicht zuletzt darin zu erblicken,
daß das Verhältnis des Aufſichtsrats zum Vorſtand einer Geſellſchaft
in den meiſten Fällen weit mehr kollegialer und verbindlicher, wie ſcharf
kontrollierender Natur iſt. Daraus ergibt ſich mit pſychologiſcher Not=
wendigkeit
, daß die vorgeſchriebene Ueberwachung in einer ſo milden
Weiſe zu geſchehen pflegt, daß Mängel im Betrieb oder Verfehlungen
des Vorſtandes in der Regel erſt dann zur Kenntnis des Aufſichtsrats
gelangen typiſch hierfür iſt der Fall Nordwolle , wenn das Unheil
nicht mehr abzuwenden iſt.
Einem Vorſtand, der guten Ruf und entſprechendes Anſehen genießt,
der Erfolge in der Vergangenheit aufzuweiſen hat und durch ſein Auf=
treten
zu imponieren verſteht, wird der Aufſichtsrat meiſtens mit größ=
ter
Rückſichtnahme begegnen. Dazu kommt daß der Vorſtand in ſeinem
ſpeziellen Bereich dem Aufſichtsrat an Sachkunde und Geſchäftskenntnis
faſt immer überlegen iſt.
Das einzelne Aufſichtsratsmitglied hat übrigens, vom Vorſitzenden
abgeſehen, gar nicht das Recht, ohne Ermächtigung des Geſamtaufſichts=
rats
beſondere Prüfungen vorzunehmen, und iſt im weſentlichen auf die
mehr oder minder lückenhaften Informationen angewieſen, die in den
nur ſelten ſtattfindenden Sitzungen vom Vorſtand erteilt werden. Ver=
ſucht
ein Mitglied gelegentlich, ohne beſonderen Anlaß, durch eingehen=
dere
Fragen den Dingen tiefer auf den Grund zu kommen und in die
Einzelheiten der Geſchäftsführung einzudringen, ſo wird es leicht als
läſtiger Außenſeiter angeſehen und kann in der Regel darauf rechnen,
bei nächſter Gelegenheit ſeines Mandats verluſtig zu gehen. Zuweilen
beſtehen zwar Sonderausſchüſſe, in denen manche Geſchäfte und Anträge
des Vorſtandes etwas eingehender erörtert werden, aber eine durch=
gehende
Ueberwachung in allen Zweigen der Verwaltung, wie ſie das
Geſetz verlangt, findet aus den erwähnten Gründen faſt nirgends ſtatt.
Sie kann auch bei der allgemein herrſchenden Uebung, die allerdings
einer durchgreifenden Aenderung bedarf, nur ſehr ſchwer platzgreifen.
Dies ſchon deshalb nicht, weil das Aufſichtsratsmandat faſt ausnahms=
los
im Nebenamt ausgeübt wird und um ſo weniger mit der Sorgfalt
eines ordentlichen Geſchäftsmannes wahrgenommen werden kann, je
ſtärker das betreffende Mitglied anderweit in Anſpruch genommen wird,
Aus dieſem Grunde ſollte die Anzahl der von einer Perſon zu bekleiden=
den
Aufſichtsratspoſten auf geſetzlichem Wege erheblich eingeſchränkt wer=
den
. Handelt es ſich doch in dieſer bedeutſamen Frage keineswegs nur
um das Wohl und Wehe der als Arbeitnehmer, Aktionär oder Gläubiger
an den betr. Geſellſchaften unmittelbar beteiligten Perſonen Vielmehr
iſt heute mittelbar die ganze deutſche Volkswirtſchaft, in gewiſſem Grad
ſogar die Weltwirtſchaft an dem Ergehen unſerer großen Aktiengeſell=
ſchaften
aufs ſtärkſte intereſſiert, wie einzelne Zuſammenbrüche der letz
ten Zeit zur Evidenz bewieſen haben.
Derartige außergewöhnliche Vorfälle ſind leider ſtets dazu angetan,
verallgemeinert zu werden, zumal, wenn ſie in kurzen Zwiſchenräumen
ſich mehrfach wiederholen. Die hierdurch hervorgerufene Vertrauens=
erſchütterung
läßt ſich auch nicht durch die Tatſache ausräumen, daß der
weitaus größte Teil der großen deutſchen Wirtſchaftsunternehmungen
intakt und im Kern geſund geblieben iſt. Die Wiedergeneſung kann nur
allmählich erfolgen; aber ſie wird um ſo ſchneller platzgreifen, je ener=
giſcher
die Beſeitigung der vorhandenen Unzulänglichkeiten im deutſchen
Aktienweſen betrieben wird.
Mancherſeits werden beträchtliche Erwartungen an das neuerdings
gegründete Inſtitut für die öffentlich beſtellten Wirtſchaftsprüfer geknüpft.
Ob ſie ſich erfüllen werden, dürfte im weſentlichen davon abhängen, daß
wirklich ſachkundige Perſönlichkeiten mit dieſem Amte betraut und mit
denjenigen Vollmachten ausgeſtattet werden, die ſie inſtand ſetzen, ihre
Tätigkeit in völliger Unabhängigkeit und in nicht zu großen Zwiſchen=
räumen
auszuüben.
J. St.
Berliner Deviſen=Feftſetzung vom 4. Auguft.

Geld Brief Geld Brief Helſingfors 10.59 10.61 Spanien 37.51 37.59 Wien 59.15 59.27 Danzig 81.62 81.78 Prag 12.47 12.49 Japan 2.080 2.084 Budapeſt 73.43 73.57 Rio de Janeiro 0.281 0.283 Sofia 3.052 3.058 Jugoſlawien 7.458 7.472 Holland 169.78 170.12 Portugal 18.60 18.64 Oslo 112.59 112.81 Athen 5.45 5.46 Kopenhagen 112.56 112.78 Iſtambul Stockholm 112.59 112.81 Kairo 20.97 21.01 London 20.45½ 20.49½ Kanada 4.191 4.199 Buenos Aires 1.234 1. 238 Uruguay 1.898 1.902 New York 4.209 4.217 Island 92.21 92.39 Belgien 58,71 58.83 Tallinn 112.04 112.26 Italien 22.06 22.10 Riga 81.22 81.38 Paris 16.50 16.54 Bukareſt 2.498 2.502 Schweiz 82.01 82.17 Kaunas 42.01 42.09

Produkkenberichte.

Berliner Produktenbericht vom 4. Auguſt. Im Mittelpunkt des
Intereſſes der heutigen Produktenbörſe ſtanden die Beratungen des
Börſenvorſtandes, die ſich mit der Regelung des handelsrechtlichen Lie=
ferungsgeſchäfts
zu befaſſen hatten. Falls die Staatsregierung keine
Zwangsregulierung der September= und Oktober=Engagements ver=
ſucht
, ſoll der Handel am Lieferungsmarkte am 6. Auguſt wieder auf=
genommen
und dann am Montag, 10. Auguſt, fortgeſetzt werden. Preis=
mäßig
war allgemein eine weitere Abſchwächung zu verzeichnen, deren
Haupturſache der ſehr unbefriedigende Mehlabſatz iſt. Da die Mühlen
bei den gegenwärtigen Zahlungsverhältniſſen nur das Notwendigſte
an Rohmaterial erwerben, führte das keineswegs dringliche Inlands=
angebot
zu weiteren Preisabſchlägen, die für Brotgetreide bis zu 5 Mk.
pro Tonne betrugen. Weizen= und Roggenmehle ſind ſelbſt bei wei=
teren
Preiskonzeſſionen der Mühlen ſchwer unterzubringen. Hafer
ausreichend offeriert; die Gebote lauten im allgemeinen 2 Mk. niedri=
ger
als geſtern. Verſchiedentlich zeigt ſich Angebot von Hafer neuer
Ernte zur kurzfriſtigen Verladung. Das Angebot von Sommergerſte
iſt im allgemeinen ziemlich ſtark, der Abſatz geſtaltet ſich ſehr ſchwierig.
Auch für Wintergerſte ſind Forderungen und Gebote ſchwer in Ein=
klang
zu bringen.

Siand der Saaken im Deutſchen Reich Anfang Augufk
Die anfangs trockene, ſpäter niederſchlagsreiche und im letzten Juli=
drittel
wiederum trockene Witetrung war der Entwicklung der Feid=
früchte
im allgemeinen zuträglich. Beim Getreide konnten die Ernte=
arbeiten
im allgemeinen ſchon in der erſten Julihälfte begonnen wer=
den
. Stellenweiſe haben allerdings um die Mitte des Monats heftige
Stürme und Gewitterſchauer die Erntearbeiten erſchwert und verzögert
und auch die Ertragsausſichten, namentlich hinſichtlich der Qualität,
durch Lagerungsſchäden beeinträchtigt. Näheres über den Ausfall der
Betreideernte, die bereits weitgehend zum Abſchluß gebracht iſt, wird
ſich aus der demnächſt zur Veröffentlichung gelangenden Weizenernte=
vorſchätzung
ergeben. Dem Wachstum der Hackfrüchte waren die Nie=
verſchläge
im zweiten Julidrittel faſt überall förderlich; nur bei den
Frühkartoffeln konnten die Trockenſchäden des Vormonats nicht mehr
behoben werden. Beſonders vorteilhaft wirkte ſich die Juliwitterung
auf die Entwicklung der Zucker= und Runkelrüben aus. Der Stand
der gewöhnlichen Furterpflanzen ſowie der Wieſen und Weiden wird
vielfach etwas ungünſtiger beurteilt als im Vormonat, iſt aber im gan=
zen
als befriedigend anzuſehen.
Unter Zugrundelegung der Zahlennoten 2 gleich gut, 3 gleich mit=
tel
, 4 gleich gering ergibt ſich im Reichsdurchſchnitt folgende Begut=
achtung
: Frühkartoffeln 2,7 (im Vormonat 2,6), Spätkartoffeln 2,5 (2,6),
Zuckerrüben 2,6 (2,9), Runkelrüben 2,5 (2,8), Klee 2,9 (2,8), Luzerne
2,6 (2,7), bewäſſerte Wieſen 2,4 (2,1), andere Wieſen 2,6 (2,4).
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 4. Auguſt:
Getreide. Weizen: Sept. 49½, Dez. 53.50, März 56.25, Mai
58½; Mais: Sept. 52.25, Dez. 43.25, März 45½, Mai 47½;
Hafer: Sept. 225, Dez. 25½, Mai 27½; Roggen: Sept. 34.50,
Dez. 38½, März 42, Mai 42.50.
Schmalz: Sept. 7.37½, Okt. 7.30. Dez. 6.45.
Speck, loko 7.50.
Schweine: leichte 7.507.95: ſchwere 5.856.75; Schweine=
zufuhren
: Chicago 14 000, im Weſten 61 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 4. Aug.:
Schmalz: Prima Weſtern 8.10: Talg, extra, loſe 338.
Getreide. Weizen: Rotwinter 59¾, Hartwinter 58½; Mais,
loko New York 73½: Mehl, ſpring wheat clears 3.454.15;
Fracht: nach England 1,62,3 Schilling, nach dem Kontinent 8
bis 8.50 Cents.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze: 59: Lokonotiz: 5: Sept.
5.00, Okt. 5.09, Dez. 5.28, Jan. 5.34, März 5.52, Mai 5.63,
Juli 5.85.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 4. Auguſt ſtellten ſich
für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotter=
dam
(Notierung der Vereinigung für die deutſche Elektrolytkup=
fernotiz
) für je 100 Kilogramm auf 74.75 RM. Die Notie=
rungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes
(die Preiſe verſtehen ſich aber Lager in Deutſchland, für prompte
Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenalu=
minium
, 98= bis 99proz in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren
auf 170 RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 174 RM.,
Reinnickel 98= bis 99proz. 350352 RM. Antimon Regulus
5153 RM., Feinſilber (1 Kilogr. fein) 38.7540.75 RM.

Piehmätkke.

* Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 3./4. Auguſt. Auftrieb: 25
Ochſen, 19 Bullen 474 Kühe oder Färſen, 237 Kälber, 850 Schweine.
Marktverlauf: mäßig belebt, langſam geräumt. Preis pro 50 Kilo
Lebendgewicht: Ochſen a) 1. 4648, b) 2 3739; Bullen c) 3234;
Kühe a) 3436, b) 2830, c) 2025; Färſen a) 4448; Kälber c)
3952, d) 3438; Kchweine c) 5356, d) 5658 RM.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Bei der Reichsregierung ſcheint, wie wir hören, nunmehr doch die
Anſicht durchgedrungen zu ſein, daß in irgend einer Weiſe eine Staats=
aufſicht
über die Banken notwendig ſei. Man dürfte ſich dabei ſelbſt
im klaren ſein, daß eine materielle Aufſicht kaum möglich iſt bzw. nur
von der Reichsbank geübt werden kann, ſo daß alſo die Staatsaufſicht
vielleicht in irgendeiner Weiſe mit der Reichsbank gekoppelt wird. (Vgl.
Politik.)
Die Kaliwerke Aſchersleben, Schachtanlage Hattorf, in Philippstag=
Werra, laſſen ihren Betrieb vom 29. Auguſt ab für vorausſichtlich fünf
bis ſechs Wochen ruhen, um eine übermäßige Anhäufung der Vorräte
zu vermeiden. Das Werk hofft, daß hierdurch auch bei dem geſunkenen
Abſatz ein Durcharbeiten in der bisherigen Weiſe im Spätherbſt und
im Winter gewährleiſtet iſt.
Das 1810 gegründete Koblenzer Bankhaus Clemens teilt mit, daß
es ab 4. Auguſt ſeine Schalter ſchließt. Die Schließung erfolgt vor=
ſorglich
, da es nicht möglich ſein würde, nach Freigabe des Zahlungs=
verkehrs
den Anforderungen zu genügen.
Bei der zur Nordwolle gehörenden Eiſenacher Kammgarnſpinnerei
ſt über 100 Angeſtellten des Werkes jetzt auf Anweiſung des Konkurs=
verwalters
die Kündigung zugeſtellt worden. Von der Belegſchaft ſind
ſchon zahlreiche Arbeiter entlaſſen worden. Sobald die dem Werk
übertragenen Lieferungen erledigt ſind, ſoll die Kammgarnſpinnerei
unter Entlaſſung der Arbeiterſchaft ſtillgelegt werden. Dadurch wer=
den
über 1800 Arbeitskräfte brotlos.
Auf Grund der Verordnung des Reichspräſidenten vom 1. Auguſt
iſt beim Landesfinanzamt Kaſſel eine Stelle für Deviſenbewirtſchaftung
eingerichtet worden. Sie nahm die in der bezeichneten Verordnung
näher umſchriebene Tätigkeit am 4. d. M. auf. Die Induſtrie= und
Handelskammer Frankfurt a. M.=Hanau richtete an den Präſidenten
des Landesfinanzamtes und an die Miniſterien in Berlin telegraphiſch
den Antrag, eine Stelle für Deviſenbewirtſchaftung in Frankurt zu
errichten.
Die mit 80000 RM. A.K. arbeitende Gebr. Bender A. G., Mann=
heim
(Eisfabrik), weiſt per 31. Dez. 1930 363 915 RM. Betriebseinnah=
men
aus Für Unkoſten und Steuern wurden 367 217 RM. verwandt,
ſo daß ſich ein Verluſt von 3303 RM. ergibt. Die Bilanz gibt u. a.
Anlagen, Beteiligungen und Wertpapiere mit 140 695 RM. an diverſe
Forderungen mit 54 923 RM., Reſerven mit 33 610 RM., und Verbind=
lichkeiten
mit 85 222 RM.

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[ ][  ][ ]

Seite 10

Mittwoch, den 5. Anguſt 1931

Nummer 215

Zehnjahrerinnerung an das größte Rätſel des Schiffahrt.
Das geheimnisvolle Schickſal des deutſchen Schiffes Antrax.
Von der Fläche des Ozeans weggefegt. Ein unlösbares Rätſel.
Seltſame Aufklärung. In der Nacht in wenigen Sekunden
durch einen unwahrſcheinlichen Unglücksfall auf den Meeresboden
geſunken.
Im Jahre 1921 verſchwand plötzlich auf einer Fahrt über den
Ozean das deutſche Schiff Antrax, das bald das größte Rätſel
der Schiffahrt werden ſollte, da kein Menſch ſich erklären konnte,
wohin das Schiff gekommen ſei. Sturm und Unwetter herrſchten
in jener Zeit nicht, ſo daß dadurch das Schiff nicht umgekommen
ſein konnte. Außerdem konnte man annehmen, daß es mit ſeinen
drahtloſen Apparaten Zeichen gegeben hätte. Wochen= und
monatelang wurde das Schiff von allen Behörden geſucht, denn
man fürchtete auch, daß irgendeine Meuterei auf dem Schiff aus=
gebrochen
ſei. Aber auch dieſe Annahme konnte nicht zutreffen,
denn dann wäre das Schiff irgendwo, vielleicht unter anderem
Namen, aufgetaucht. Viele Jahre lang ein dunkles Geheimnis
über dieſem Schiff, das plötzlich von der Bildfläche weggefegt
erſchien. Es war ein böſer Traum, oder wie ein Märchenfilm,
denn niemand konnte ſich erklären, wo dieſes große und mächtige
Schiff geblieben war. In früheren Jahrhunderten waren der=
artige
rätſelhafte Vorgänge auf dem Ozean nicht ſelten, denn da=
mals
gab es weder drahtloſe Telegraphie, noch andere Möglich=
keiten
, ein Schiff ausfindig zu machen, wenn es plötzlich ver=
ſunken
war, ebenſowenig wie ein Schiff die Möglichkeit hatte, ſich
im Falle einer Kataſtrophe auf dem Ozean anderen Schiffen be=
merkbar
zu machen, wenn nicht zufällig ein anderes Schiff in der
Nähe der Unglücksſtätte war. Heute aber, im Zeitalter der draht=
loſen
Telegraphie und Telephonie, die in erſter Reihe dazu dient,
bei drohenden Unglücksfällen in der Nähe weilende andere Schiffe
zu Hilfe herbeizurufen oder wenigſtens von einem Unglück durch
S.O. S.=Zeichen Nachrichten zu geben, iſt es offenbar ausgeſchloſ=
ſen
, daß ein Schiff von der Fläche des Ozeans verſchwindet, ohne
irgendein Zeichen ſeiner Tragödie geben zu können. Die Wirk=
lichkeit
iſt aber viel phantaſiereicher, als alle Dichter und Film=
fafrikanten
, denn das Schickſal der Antrax geſtaltete ſich der=
artig
, daß kein Roman und kein Film die Darſtellung eines ähn=
lichen
Falles wagen könnte, da die Oeffentlichkeit mit Recht ihm
den Glauben verſagen könnte. An einem ſchönen Tage des Jahres
1921 war nämlich die Antrax aus Kiel nach ihrem Beſtim=
mungsort
weggefahren, und kurze Zeit nachher verſchollen. Die
Marinebehörden glaubten nicht an einen Unglücksfall, da das
Schiff keinerlei Nachricht von ſich gegeben hatte und außerdem aufs
Beſte für ſeine Fahrt ausgerüſtet war. Bei Segelſchiffen hatte
man es erſt kurze Zeit vorher erlebt, daß ſie wochenlang verſchol=
len
waren und bereits als vernichtet galten, bis endlich nach
ſechswöchiger Pauſe ein Schiff das erſte Zeichen von der chineſi=
ſchen
Küſte gab, daß es noch vorhanden ſei. Aber bei einem
Dampfer, der gut mit Kohlen verſorgt war, war das kaum an=
zunehmen
. Die Marineverwaltung tat alles mögliche um dies
düſtere Geheimnis zu löſen, aber vergeblich. Erſt im Jahre 1924
ſollte das Dunkel gelichtet und die Tragödie eines Schiffes und
ſeiner braven Beſatzung offenbart werden. Bei dem Suchen mit
Netzen hatte ein deutſche Schiff weit draußen auf dem Ozean, auf
dem nicht zu tiefen Boden des Meeres, ein Wrack gefunden, und
die ſofortige Unterſuchung ergab, daß es ſich um das verſchollene
Schiff Antrax handelte. Ein faſt unwahrſcheinliches Unglück
hatte dieſe Tragödie heraufbeſchworen, ohne daß durch fürcht=
bare
Zufälle das Schiff die Möglichkeit gehabt hätte, ein Zeichen
von ſeinem Unglück zu geben, trotzdem es mit allen Apparaten der
drahtloſen Telegraphie ausgerüſtet war. Aus dem Boden des
Schiffes hatte ſich eine eiſerne Platte gelöſt, und das Schiff war
zur Nachtzeit, als die Beſatzung ſchlief, ſo ſchnell geſunken, daß
Führer und Beſatzung in kurzer Zeit ertranken.
i.
* Die Lausbuben von Szenkes.
(r)Budapeſt. Der Mittelſchullehrer Gallay in Szentes erregte
kürzlich den lebhafteſten Unwillen ſeiner Schüler. Jungens im Alter von
15 bis 16 Jahren, als er für einen eigentlich ſchulfreien Nachmittag eine
Beſichtigung des heimiſchen Kirchturms anſetzte, von deſſen Höhe er den
Schülern den Verlauf einer im Mittelalter vor den Toren der Stadt ge=
ſchlagenen
Schlacht demonſtriren wollte. Und als man unter Führung
des Lehrers den Turm erſtiegen hatte, fielen die Schüler plötzlich über
den alten und gebrechlichen Mann her, knebelten ihn, feſſelten ihn und
banden ihn an einem Turmbalken feſt. Sodann verließen ſie ihren un=
glücklichen
Erzieher und gingen ihren üblichen Nachmittagsfreuden nach.
Leider (vom Standpunkt der jungen Uebeltäter aus geſehen) befand
ſich unter ihnen ein Haſenfuß, ein Petzer, der ſogleich nichts Beſſeres
zu tun wußte, als heimlich zu der Ehefrau des auf den Turm Geſperrten
zu ſchleichen und ihr zu beichten, was man mit ihm angeſtellt hatte. Nach
einer kleinen Ohnmachtsanwandlung begab ſich die alte Dame zur Po=
lizei
und zum Küſter und befreite ihren bei den Turmfalken hauſenden

Gemahl, der über zwei Stunden in ſeiner wenig beneidenswerten Lage
zugebracht hatte.
Die Strafe blieb nicht aus. Zwar konnte man nicht einen ganzen
Szenteſer Jahrgang, eine ganze Klaſſe von 47 Köpfen, einfach von der
Schule jagen. Aber der ungariſche Kultusminiſter, dem die Angelegen=
heit
zur Entſcheidung vorgelegt wurde, hat einen trefflichen Ausweg ge=
funden
. Er verordnete, daß die Klaſſe, die ſich dieſer unerhörten Frei=
heitsberaubung
ihres Lehrers ſchuldig gemacht hat, in den nächſten Fe=
rien
ſoviel ſchriftliche Hausarbeiten aufbekommt, daß die Ferien für ſie
platoniſch bleiben, und weiter beſtimmte er, und das iſt ein Beweis da=
für
, daß auch der Herr Miniſter einmal jung geweſen iſt, und die Pſyche
15jähriger Lausbuben wohl zu würdigen verſteht, daß auch der Angeber,
der Sohn des Bürgermeiſters, ſich dieſer Strafe zu unterziehen habe.
Und das mag den Lausbuben die Strafe etwas verſüßt haben.

Paris. Als Direktor des Théätre des Champs=Elyſées
hatte ſich Herr Daven außerberuflich noch mit einer anderen Regie
zu befaſſen: das Herz von Fräulein Yvonne, Star eines bekann=
ten
Pariſer Varietés. Da nun aber alle Liebe einmal ſtirbt, ſo
auch dieſe, und ſo kam es, daß ſie beſchloſſen, in aller Freundſchaft
auseinanderzugehen. Herr Daven ſchenkte ſeiner Vergangenen
zum Abſchied noch eine kokette Garconniere, deren Miete er auf
ein Jahr im voraus bezahlte und die er mit reizenden Möbeln
aus der Zeit Ludwigs XV. ausſtaffierte. Nun kam aber die Pa=
riſer
Ausſtellung für dekorative Kunſt die für manchen ein Se=
gen
, für andere ein Verderben war. Fräulein Yvonne träumte
ſeither nur noch von modernen Möbeln, und ſich auf die alte
Freundſchaft mit Herrn Daven beſinnend, bat ſie ihn, ihr beim
Einkauf einiger Prachtſtücke mit ſeinem Rat zur Seite zu ſtehen.
Als geborener Kavalier kam er dieſer Bitte nach, beratſchlagte ſie
in einem der erſten Möbelhäuſer und glaubte ſeiner Pflicht als
Gentleman Genüge getan zu haben, als er aus eigener Taſche noch
zwei reizende Kiſſen und eine Stehlampe zu den erſtandenen Zim=
mern
kaufte, die er ſeiner ehemaligen Herzensangelegenheit ehr=
furchtsvoll
zu Füßen legte. Dann trennten ſich beide und während
Fräulin Yvonne auf eine Tournee nach Algerien ging, ſtieß Herr
Daven bis ins Innerſte Afrikas vor, wo er die Unvorſichtigkeit
beging, ſich von einer Tſetſefliege ſtechen zu laſſen. Während er
noch im Fieberſchlaf darniederlag, präſentierte ihm das Möbel=
haus
die kleine Rechnung von 50 000 Franken. Kommen Sie
wieder, wenn Herr Daven erwacht iſt, erklärte der Sekretär.
Aber welches Erwachen! " Ich ſchulde nichts nichts als die
beiden Kiſſen und die Lampe ſchrie Herr Daven und beharrte
auf dieſem Standpunkt, bis jetzt das Möbelhaus Klage erhob und
tatſächlich ein Urteil erwirkte, wonach Herr Daven und Fräulein
Yvonne ſich in die Rechnung teilen müſſen. Fünfundzwanzigtau=
ſend
Franken für einen Rat, wahrlich ein teurer Spaß.
* Das gefährliche Alker wird verſiegell.
(g) London. Das Alter des ſogenannten ſchwachen Ge=
ſchlechts
ſteht ſeit Menſchengedenken zur Debatte, und wiewohl ſich
die Sachverſtändigen längſt dahingehend geeinigt haben, daß eine
ſchöne Frau mindeſtens zehn Jahre hindurch unantaſtbar drei=
ßig
Jahre alt bleibt, beſchäftigen ſich Romane, Novellen und
nicht zuletzt Witzblätter jahrein jahraus mit den Jahren der
Dame. Nur der liebe Himmel mag wiſſen, was die Menſchen ver=
anlaßt
, dieſes in Wirklichkeit gar nicht ſo gewichtige Problem ſo
überaus ernſt zu nehmen. Allenfalls ſcheint die Frage, ob es ſchick=
lich
ſei, ſich nach den Lenzen der Damen zu erkundigen, trotz der
zunehmenden Emanzipierung der Frau aktuell geblieben zu ſein.
Und ſo erhob ein Londoner Frauenklub Einſpruch gegen die Zu=
mutung
, anläßlich der letzten Volkszählung das Alter der Bür=
gerinnen
Albions angeben zu müſſen. Und ſiehe da die ſonſt an=
geblich
fortſchrittliche engliſche Regierung hatte volles Verſtänd=
nis
für die Schwäche der Damenwelt und wartete mit folgendem
Erlaß auf: Weibliche Perſonen, die im Familienkreiſe oder
alleinſtehend, aber nicht berufstätig ihr Leben friſten, brauchen
ihr Alter nur im verſiegelten Briefe der Behörde einzugeſtehen,
und die Behörde erklärt rechtsverbindlich, die diesbezügliche An=
gabe
ſtreng vertraulich zu behandeln! Mehr ritterliches Ent=
gegenkommen
kann man von einer Behörde wahrhaftig nicht gut
verlangen. Andererſeits ſpricht die engliſche Regierungsverord=
nung
beredt dafür, daß die oft betonte neue Sachlichkeit zuguter=
letzt
doch nur Flitter iſt. . .
Der 2auerredner=König von Hollywood.
(a) New York. Den bisherigen Dauerredner=Rekord hielt in
Amerika ein ſchlichter Neger=Pfarrer namens C. Z. Brown. Nun hat
ihn Herr E. F. Futterer übertrumpft, der Vorſitzende der bibelwiſſen=
ſchaftlichen
Geſellſchaft von Hollywood. Miſter Futterer, ein friſcher,
rüſtiger Sechziger, begann mit ſeiner Marathon=Nede zur ſechſten Mor=
genſtunde
eines Sonntags und begleitete ſeinen wiſſenſchaftlichen Vor=
trag
über die Schaffung der Welt mit Lichtbildern, die ihm allenfalls das
Atemnehmen geſtatteten. Am Montag, gegen zwei Uhr nachts war
denn die Schaffung der Welt endlich vollbracht und ein neuer Rekord
entſtanden. Futterer erklärte ſich am Ende der zwanzigſtündigen Rede
friſcher denn je zu fühlen. Die Zuhörer jedoch wurden leider!
nicht befragt . . .

Jung=Deukſchland Duisburg=Ruhrork
Donnerstag, 19.15 Uhr, Großer Woog.
Eine angenehme Abwechſlung nach den bisherigen ſchweren
Spielen um die ſüddeutſche Meiſterſchaft bringt am Donnerstag
abend das Spiel Jung=Deutſchland gegen die Mannſchaft von
Duisburg=Ruhrort. Genau wie in Süddeutſchland ſo hat auch in
Weſtdeutſchland ſeit einigen Jahren der Waſſerballſport einen
mächtigen Aufſchwung genommen. Einen regen Anteil an dieſem
Fortſchritt nehmen dort die Waſſerballer aus Duisburg und Ruhr=
ort
, die beſonders im letzten Jahre mit den Kölner Vereinen
Poſeidon und Sparta und den Schwimmſportfreunden Barmen die
erſte Geige ſpielen. Da die Ruhrorter Mannſchaft, die der Gegner
Jung=Deutſchlands ſein wird, durch die bekannten Repräſentativen
Schneider und Klingenburg von Duisburg 98 eine weſentliche
Verſtärkung erfahren hat, ſo behauptet man nicht zuviel, wenn
man die Mannſchaft als Duisburger Stadtmannſchaft betrachtet.
Klingenburg iſt der Torwart der weſtdeutſchen Mannſchaft, der
den Darmſtädter Stürmern das Leben ſehr ſchwer machen wird,
und Schneider, der Mittelſtürmer Weſtdeutſchlands, wird heute
als Deutſchlands beſter Stürmer bezeichnet. Daß er noch nicht in
der Nationalmannſchaft mitgewirkt hat, mag ſeinen Grund darin
haben, daß man die ſchon ſeit langem eingeſpielte Magdeburg=
Hannoveraner Kombination der deutſchen Ländermannſchaft nicht
auseinanderreißen will. Auf jeden Fall wird man am Donners=
tag
abend im Großen Woog bei niedrigen Eintrittspreiſen wie=
der
einmal ein intereſſantes Spiel ſehen.

Vor dem Spiel treffen ſich die Jugendmannſchaften
von Polizei Darmſtadt und Jung=Deutſchland.

Fußball.
Fr. Tgde. Darmſtadt Fr. Turner Rüſſelsheim 3:3.
Darmſtadt weilte als Gaſt in Rüſſelsheim und konnte nach
wechſelvollem Kampf obiges Reſultat erzielen. Zum Spiel ſelbſt:
Beide Mannſchaften ſtellten ſich dem Schiri und dem Publikum in
kompletter Aufſtellung vor Mit dem Anpfiff verſuchen beide
Mannſchaften ſofort eine Entſcheidung herbeizuführen, doch beide
Hintertrios machen jeden Erfolg zunichte. Rüſſelsheim, im allge=
meinen
etwas im Vorteil, erzielt durch Fehlentſcheidungen des
Schiris zwei irreguläre Tore und mit dieſem Reſultat ging es in
die Pauſe. Nach dem Wechſel ergreift ſofort Darmſtadt die
Offenſive, und ehe ſich Rüſſelsheims Hüter verſieht, iſt der Aus=
gleich
hergeſtellt. Das Spiel ſteht unentſchieden, beide Parteien
verſuchen jetzt, den Sieg an ſich zu reißen, und wieder iſt es Darm=
ſtadt
, das in aufopfernder Arbeit mit 3:2 die Führung übernimmt.
Kurz vor Schluß gelingt es Rüſſelsheim, durch Deckungsfehler aus=
zugleichen
. Der Schiri war in ſeinen Entſcheidungen einſeitig ein=
geſtellt
. Kritik: Darmſtadt, das in der erſten Halbzeit im Sturm
wenig Verſtändnis zeigte, zeigte ſich in der 2. Halbzeit von der
angenehmen Seite. Rüſſelsheim ſtellte in Torer, Verteidigung,
Mittelläufer die beſten Leute, doch wäre zu empfehlen, das harte
Spiel einzuſchränken.
r
Der Deutſche Turntag wird mit Rückſicht auf die wirtſchaft=
lichen
Verhältniſſe von Danzig nach Berlin verlegt und dort am
29. Auguſt als eintägige Veranſtaltung abgehalten.
Süddeutſchland bleibt in der am 27. September zum Austrag
kommenden Vorrunde um den Handballpokal der D. S.B. ſpielfrei.
Der Handballkampf DeutſchlandOeſterreich findet am 4. Ok=
tober
in Wien ſtatt.
Helen Wills zeigte in New York, eine welch ſtarke Spielerin
ſie auch heute noch iſt; ſie fertigte die ſpielſtarke Helen Jakobs 6:0,
6:0 ab.

Wanderer führk im Alpenpokal.
Noch 13 Strafpunktfreie bei der Alpenfahrt.
Bei der Nachprüfung der Bergprüfungsergebniſſe vom Stilf
Joch war die Rennleitung der Internationalen Alpenfahrt
zwungen, einige Aenderungen vorzunehmen, ſo daß die Liſte
Strafpunktfreien ein etwas anderes Geſicht erhielt. Sie verze
nete danach folgende 14 Bewerber: Frau Roehrs, v. Raffay, P
lich, Buthenut (ſämtlich Hanomag), v. Bitzy, Graf Spiegel,
Schoeller (ſämtlich Auſtro=Daimler). W. Delmar (Mercedes=Ber
D. Healey (Invicta), H. E. Symons (Clement=Talbot), E. Sch
ten (Lancia), C. Adorno (OM.), R. Foligno (Alfa Romeo) 1
C. Riley (Riley). Im Wettbewerb um den Internationalen
penpokal für Fabrikmannſchaften ſteht das deutſche Wander
Team (A. Graumüller, B. Blau. Hinterleitner) mit neun Pu
ten weitaus voraus. Es folgen Praga=Alfa mit 28, Praga=Picc
mit 56, F.N. mit 89 und Riley mit 119 Punkten.
Wie wir bereits erwähnten, waren die Mindeſtgeſchwind
keiten für die 18 Km. lange Bergprüfungsſtrecke zum Stilfſer J
zu hoch bemeſſen, ſo daß deren Innehaltung nur ſolchen Fahre
möglich war, deren Wagen mit einer eigens für derartig ſchw
rige Steigung berechneten Unterſetzung in Getriebe und Hint
achſe ausgerüſtet waren. Lediglich aus dieſem Grunde war es b
ſpielsweiſe den Wanderer= und Stöwer=Wagen nicht möglich
weſen, die geforderten Leiſtungen reſtlos zu erfüllen.
Zur 4. Etappe von Turin nach Nizza über 332,4 Km. ſt.
teten am Montag früh 5 Uhr alſo nur noch 55 Bewerber. Ueb
raſchend hatte es ſich über Nacht aufgeklärt. gegen Mittag bran=
die
Sonne vom Himmel ſo heiß, daß es kaum auszuhalten w.
Die Route führte u. a. über den Col di Tenda (1321 Meter) u
am Schluß über die bekannte La Tourbie=Rennſtrecke, welche al
keine nennenswerten Schwierigkeiten bot. Trotzdem gab es wiel
einen Ausfall und mehrere Strafpunkte. F. Roſenthal (Skot
ſchied wegen Krankheit aus und weitere ſieben Bewerber mußt
wegen unpünktlichen Eintreffens, in der Schlußkontrolle Str
punkte hinnehmen, im einzelnen Ch. Charlier (FN.), Folig
(Alfa Romeo), V. Kumpera (Walter) und J. Stoewer (Stoewe
je einen, die FN.=Mannſchaft ebenfalls einen. Zur 509.4 Km. le
gen Nachtfahrt von Nizza nach Genf, bei der u. a. auch die zwe
Bergprüfung auf den 2556 Meter hohen Col de Galibier erled=
werden
muß, ſtehen alſo noch 54 Teilnehmer, darunter 13 ſtre
punktfreie, bereit.

Deufſche Tennis=Meiſterſchaften.
In den Abendſtunden des Montags gab es bei den Int
nationalen Deutſchen Tennismeiſterſchaften auf den Plätzen 1
Hamburger Tennisgilde noch einige intereſſante Spiele.
Argentinier Boyd konnte in einem harten Fünfſatzkampf d
Rheinländer Nourney, der die beiden erſten Sätze gewonn
hatte, mit 5:7, 6:8 6:3, 6:4, 6:1 ausſchalten. Der Tſcheche Si
fertigte den japaniſchen Davispokalſpieler Kawachi 6:0, 6:4, 7
ab, während im Dameneinzel Aenne Peitz=Düſſeldorf zu eine
bemerkenswerten 6:4, 4:6, 7:5=Sieg über die polniſche Meiſter
Jedrzejowſka kam.
Bei anhaltend hochſommerlichem Wetter wurde am Dien
tag in Hamburg fleißig geſpielt. Im Herren=Einzel ſiegte d
franzöſiſche Verteidiger der Meiſterſchaft Chriſtian Bouſſus üb
den Berliner Haenſch erſt nach 5 hartumkämpften Sätzen mit 4
6:4, 8:6 4:6, 6:2. Sein Landsmann Brugnon fertigte Linde
ſtädt 6:4, 6:3, 6:2 ab. Der Deutſchböhme Roderich Menzel hat
mit dem Danziger Pietzner nicht viel Mühe, er ſchlug dieſen tale
tierten Spieler glatt 6:0. 6:4, 6:3. Dr. Deſſart gab dem Arge
tinier Zappa mit 6:2, 11:9, 6:3 das Nachſehen; Artens=Wi
ſchlug den NeuſeländerFiſher 6:4, 6:3 4:6. 6:3 Bei d
Damen zeigte ſich im Einzel Frl. Weihe=Freiburg der jung
Wiesbadenerin Marielouiſe Horn nicht gewachſen, ſie unterle
glatt 3:6, 2:6. Paula v. Reznicek ſchlug die Ungarin Frl. Baur
garten 2:6, 6:1 6:0. Frl. Hammer kam durch einen 6:1. 6:
Sieg über die Franzöſin Charpenel eine Runde weiter und M
Goodfree=England hatte mit Frl. Kuhlmann wenig Mühe, um
6:2, 6:0 zu ſchlagen. Im Herren=Doppel war der Sieg der Fra=
zoſen
Brugnon/Bernard über die ſtarke deutſchböhmiſche Komb
nation Roderich Menzel/Malecek mit 6:3, 2:6 6:2 beſonders b.
merkenswert. Weitere Ergebniſſe: Kawachi/H. Satoh Ren
mert’Schwenker 6:0, 6:1. 6:4; Gaslini/Sertorio=Italien Har
JJänecke (1) 10:8, 7:5. 3:6, 11:9; Siba/Vodicka Lorenz/Kuhl
mann 6:4, 0:6, 6:4, 3:6, 6:2. Damen=Doppel: Krahwinkel/Peit
Fehlmann/Payot 6:4 6:4; Gemiſchtes Doppel Peitz/Nourne
Baumgarten/Graf Zichy 6:4, 6:4.
Der Belgiſche Schwimmverband, der am 9. Auguſt in Barme
zum 10. Länderkampf gegen Deutſchland antritt, hat ſeine Waſſer
ballmannſchaft ebenfalls aufgeſtellt. Die Sieben ſpielt in der Be
ſetzung Brandeleer; Stoelen, Decombe; G. Blitz; Depauw, Cor
pieters, Vanghem.

Frankfurt a. M.
Mittwoch, 5. Auguſt.
12.20: Schloßplatz Stuttgart: Promenadenkonzert.
15.15: Stunde der Jugend.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Mitw.: Eliſa Keller
(Alt) F. Löffler (Bariton), O. Senfert (Flügel).
18.00: Tanzmuſik der Kapelle Haas=Mahagonny.
18.40: Vortrag.
19.05: Eſperanto.
19.45: Cavalleria ruſticana. Oper von Mascagni. (Schallplatten)
21.15: Sinfonie=Konzert des Philharm. Orcheſters Stuttgart.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 5. Auguſt.
15.00: Margarete Wallmann: Tanzturnen für Kinder.
15.45: Frauenſtunde: Edith Loheyde: Leckerbiſſen für den Herrn,
16.00: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.00: Dr. Wenke: Fachberichterſtattung über ſtaatsbürgerliche Er=
ziehung
.
17.30: Erna Arnhold: Mohamedaniſches Frauenleben.
18.00: Th. Kappſtein: In der Urheimat zweier Weltreligionen.
18.30: Prof. Dr. Fiſcher: Der Menſch als Naturweſen.
19.00: Dr. Draht: Die Rechtsſtellung des Beamten nach der neuen
Notverordnung.
19.20: E. Mühſam: Literariſche Gaſtſtätten.
19.40: Hauptmann a. D. Meyer: Die Luftrüſtung der Welt.
20.00: Tanzabend. Kapelle Ilia Livſchakoff. Mitw.: L. Monoſſon
(Tenor).
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
22.30: Abendunterhaltung. Notſtandsorcheſter des Arbeitsamtes
Berlin=Mitte.

Das neue Hochdruckgebiet hat ſich etwas mehr ſüdlich übe
Deutſchland ausgebreitet. Unter ſeinem Einfluß wird nächder
die letzten Störungsreſte beſeitigt ſind, Beſſerung der Wetterlag
eintreten.
Ausſichten für Mittwoch, den 5. Auguſt: Leicht wolkig, jedoch mel
aufheiternd, warm und trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 6. Auguſt: Wenig Aenderung de
Wetterlage.

Veraniworiſch ſe Poltit und Wirſchalt. Rud el Mauper ſ. Feulſien. Reich
Ausland und Heſche Nachrichten: Mar Streeie, für Sport: T.2: Dr. C. 6. Quei
für den Handel: Dr. C. H. Que iſch: für den Schußdienſt. Andreas Baue
ſür Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort:, Di. Herber!. Neile
für den Inſeratentel und geſchäftliche Miteilungen: Willy Kuhle:
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſiad
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer bot 12. Seiſen

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ſicht und Hände, mit Creme Leodor gründlich ein; man erzielt dann ohne ſchmerzhafte Rötung eine
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[ ][  ][ ]

Nummer 215

Mittwoch, den 5. Auguſt 1931

Seite 11

OPbt

Ein Roman aus der Induſtrie
von Hans Dominik

48).
Copyright by Ernſt Keils Nachf.. (Aug. Scherl),
Zu Bett gehen? Er fühlte, es klang noch zuviel in ihm nach, ten’s hinter dem Lachgas herſchicken.
Der Schlaf würde doch nicht gleich kommen. Er ſtreckte ſich
Blick zu dem Bild an ſeiner Seite. Wo mochte Johanna jetzt holen, wenn ſie mich in die Bredouille bringen!
ſein? Die Mitternachtſtunde ſchlug, als er aufſtand und ſich
in ſeinem Schlafzimmer zur Ruhe begab.
begann ſich auszukleiden, hielt dann aber inne, warf ſich halb, auch geſagt, wie es heißt. Hab’s vergeſſen. Es war ſo was von
angezogen auf ſein Bett.
Ohr glaubte noch undeutlich das Knattern eines Motorwagens. Aber die haben mir hoch und heilig geſchworen, die Sache wäre
vorn auf der Straße zu hören. Der ſchien kurz zu bremſen ganz harmlos.
und gleich wieder anzufahren . . . Dann ſchlief Wittebold
ein.
Aus dem Wagen war, während der bremſte, ein Mann ge=
fprungen
, der jetzt ſchnell um die Ecke bog und auf Fortuyns
Haus zuging. Der Mann trug in der Rechten ein ſchweres
Gepäckſtück. Der Wagen hatte das Haus bereits vor ihm paſ=
ſiert
, wobei der Chauffeur dreimal ſtark hupte.
Als der Fremde jetzt an Fortuyns Haus gekommen war,
brückte er den Türgriff nieder. Die Tür war unverſchloſſen,
ging auf. Er trat in den Hausflur. Eine elektriſche Birne mir gar nicht, die Sache aber meinethalben! Er ſah nach
flammte eine Sekunde auf.
Im Flur ſtand ein Mann, der den Ankömmling kurz be= Bett liegt er. Denke, er wird eingeſchlafen ſein. Wir wollen
grüßte und mit ſich in ein dunkles Zimmer der Parterrewoh= anfangen.
nung zog. Legen Sie ihre Sachen hier ab! ſagte er mit ge=
dicht
verhängt waren.
pämpfter Stimme.
Der Angekommene tat, wie ihm geſagt, wandte ſich dann
zu dem erſten: Mein Name iſt Erwin Rothe geſtatten Sie. Zimmerdecke dicht neben der Wand ragte ein handlanges Stück
Der andere erwiderte kurz: Feldmann. Fragte: Was Glasrohr. Mündet gerade unter ſeinem Bett! Er ſtieg auf
jaben Sie denn da noch mitgebracht?
Werden Sie gleich ſehen, ſagte Rothe und zog ein Paar zu zwei Stahlflaſchen führte, an das Rohr. Vorſichtig drehte er
Bummihandſchuhe an.
wurde hörbar.
Wozu das? fragte Feldmann.
Vorſicht iſt die Mutter der Porzellankiſte. Am Alex haben, ging mit Rothe in das verdunkete Zimmer. Jeder zündete ſich
ie mich ſchon im Album. Sie hätten auch beſſer getan, ſich eine Zigarette an. Die beiden Zylinder hätten vollſtändig
in paar Handſchuhe mitzubringen. Oder ſind Sie noch nicht gereicht betonte Feldmann noch einmal. In einer halben
vin?"
Feldmann ſchüttelte den Kopf.
Beſſer iſt beſſer! knurrte Rothe und machte die Taſche auf.
Er zog daraus ein paar glänzende ſtählerne Werkzeuge, legte geſagt wurde. Die will ich bald auf haben! Wenn da wirklich
te beiſeite. Holte dann eine bauchige Stahlflaſche hervor, Ihre, ein ſtarkes Kunſtſchloß dran iſt, ſägen wir einfach rum.

m.b. H., Berlin.

(Nachdruck verboten.)

Er ſah nach der Uhr. Die elfte Stunde nahte heran . . . Freunde haben mir das noch mitgegeben, ſagte er. Sie ſoll=
Was iſt das nun wieder? brummte Feldmann. Das
auf den Diwan, verſank in Nachdenken. Ab und zu glitt ſein Lachgas, das ich habe, reicht vollkommen. Der Teufel ſoll die
Die meinten, das Lachgas würde nicht langen, wenn der
vielleicht die Tür zu ſeinem Wohnzimmer auf hat. Deshalb
Auch Wittebold machte ſich bereit, zu Bett zu gehen. Er ſollen Sie das hier noch dazunehmen. Ihr Freund Karl har
von Neo .. . ſtick . . . weiß nicht mehr. Mir wollte es auch
Was hatte was hatte der verdammte Kerl in den letzten, zuerſt nicht paſſen. Es iſt doch abgemacht, daß es dem da oben
Tagen da immer rumzuſchmökern? dachte er im Halbſchlaf, Sein nicht ans Leben gehen darf. So was macht Erwin Rothe nicht.

fef die für eine Mahlzeit benötigte Menge Kufeke
für ein Kind bis zum & Mondt, Es ist düch das Besie

On g23

Feldmann murrte unzufrieden vor ſich hin. Sagte: Paßt
der Uhr. Das Licht ging vor einer halben Stunde aus. Zu
Sie gingen in das Nebenzimmer, deſſen Fenſter mit Decken
Feldmann deutete nach oben. Aus einem Loch in der
den Tiſch und ſchob einen langen Gummiſchlauch, deſſen Ende
ein Ventil ein wenig auf. Ein leichtes Ziſchen und Rauſchen
Kommen Sie mit rüber! Wir haben Zeit! Feldmann
Stunde ſind ſie leer. Dan werden wir ruhig riskieren können,
nach oben zu gehen. Haben Sie denn gutes Werkzeug hier?
Rothe lachte leiſe. Iſt doch ine einfache Holztür, wie mir

Beide ſprachen nur wenig miteinander. Ab und zu gil. z
Feldmann in das Nebenzimmer und fah nach den Manometern
an den Stahlflaſchen. Nach einer Weile meinte Rothe: Wiſſen
Sie denn mit den Papieren Beſcheid, die wir da oben mitneh=
wen
ſollen?
Ja! anwortete Feldmann kurz. Im Halbdämmer des
Zimmers konnte Rothe nicht ſehen, wie ein dunkler Schatten
über Feldmanns Geſicht ging, wie ein bitteres ironiſches
Lächeln ſeinen Mund verzerrte. Es war gewiß kein alltäglicher
Weg: vom Proviſor über den Koksſchieber bis zum Komplicen
eines Einbrechers ...
Nach einer Weile prüfte Feldmann wieder die Flaſchen. Sie
ſind ziemlich leer. Bringen Sie Ihren Ballon hier rein! Einen
Augenblick noch ſtand er zögernd, als könne er ſich nicht ent=
ſchließen
. Verfluchter Kram! Sie können ſich nicht mehr er=
innern
, wie die das nannten.
Rothe ſchüttelte den Kopf . Neo .. . ſtick . . . oxyd
oder ſo was.
Neoſtickoxydul? murmelte Feldmann vor ſich hin. Kenne
das Zeug nicht. Aber Stickſtoffoxydul iſt ja das andere Zeug
alſo wird’s irgendwie ähnliche Verbindung ſein, die nicht
ſchlimmer iſt, nur vielleicht ſtärker wirkt . . . Na, denn mal los!
Er ſchloß die Flaſche an. Der Ballon begann auszuziſchen.
Wieder gingen beide in das dunkle Zimmer zurück, da drang
das Klingen einer Schelle von obenher zu ihnen.
Einen Augenblick ſaßen beide wie erſtarrt. Was war das?
Telephon? Nein der Klang war dunkler geweſen als der
einer Telephonglocke. Mit ein paar Sprüngen war Feldmann
am Fenſter. Beugte ſich zur Seite, ſpähte hinter dem Vorhang
in den Vorgarten.
Was iſt los? Wer iſt’s Polente? ziſchte Rothe ihm ins
Ohr.
Ein Frau eine Dame iſt’s! Zum Donnerwetter! Wer
iſt das? Was will die jetzt in der Nacht hier?
Von neuem begann die Klingel in der oberen Wohnung
zu ſchrillen; doch diesmal viel andauernder. Die beiden ſtan=
den
mit angehaltenem Atem hinter dem Fenſtervorhang. Nach
einer Weile hörten ſie über ſich Schritte gehen. Ein Fenſter
wurde geöffnet. Die Stimme einer Frau fragte: Wer iſt denn
da?"
Ich bin’s, Frau Linke . . . Frau Terlinden. Iſt Herr Dok=
tor
Fortuyn zu Hauſe?
Gewiß meine Dame! Er war den ganzen Abend zu Hauſe.
Liegt ſchon längſt zu Bett.
Ich muß ihn aber dringend ſprechen, Frau Linke. Oeffnen
Sie doch, bitte, ſchnell die Haustür!
Die Wirtſchafterin zögerte einen Augenblick, murmelte aller=
ſei
vor ſich hin, was Johanna nicht verſtand. Dann ſchien ſie
ſich beſonnen zu haben; die Tür klinkte automatiſch auf. Jo=
hanna
ſchritt durch den Flur und eilte die Treppe empor.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ]

Seite 12

Mittwoch, den 5. Anguſt 1931

Nummer 215

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Herte und folgende Tage

Das töuende Dokument des
Weltktrieges in deutscher Sprache:
Di Beften
nichts Neues
nach dem weltbekannten Buch von
Erich Maria Remaraue.
Vorstellungen: Wochentags 4. 6.15 u. 8.30 Uhr
Sonntags 2, 4.05, 6.10 u. 8.20,,
Wir bitten die Anfangszeiten zu beachten, da
während der Vorstellung kein Einlaß stattändet.
Karten im Vorverkauf täglich ununterbrochen ab
11 Uhr an der Kasse des Uniontheater, Rheinstr. 6
Heute Mittwoch und morgen Donnerstag nachm.
2 Uhr je eine Vorstellung für Erwerbslose & 50 H.
Karten im Vorverkauf an der Union-Kasse und
Einlaß nur bei Vorzeigen des Ausweises.
Jugendliche haben keinen Zutritt.
Ehren- und Freikarten ungältig.

Hente u. folgende Tage
in Neuaufführung
Kammersänger
Wichard Wauber
der gefeierte Tenor in
Ieh glaub nie mehr
an eine Frau!

Die Geschichte einer Liebe von
der Waterkant‟
Regie: Max Reichmann.
In weiteren Hauptrollen:
Werner Fütterer, Maria
Solveg, Paul Hörbiger u. a.
Eine Fülle der schönsten Lieder,
gesungen von Richard
Tauber, machen den
Film zu einem Ereignis.
Dazu das gute Beiprogramm
Beginn: 3.45, 6.00 n. 8.20 Uhr.

Von der Zensur endlich
freigegeben!
Zuerst verboten jetzt als
Volksbildend anerkannt.
Ab heute in Erstaufführung!
Die Sache August Schulze
nuch der Novelle:

KINDEK Ios
AERIETNT
Krimineller Sexualbericht einer Minderjährigen.
Empfohlen von der Münchener Liga für den
unabhängigen Film.
V. 11523
In den Hauptrollen:
Herm, Speelmann, Carla Bartheel,
Ellen Schwanecke, Aribert Moog u. a.
Regie: Georg C. Klaren.
Dazu das tönende Beiprogramm.
Beginn: 3.45, 6.00 u. 8.20 Uhr.

Sporlplalz-Reskaurant I. Cafe am Böllenkallior
Heute Kaffee-u. Kuchentag
Gedeck 1., Kännchen Kaffee, 2 St. Torte nach Ausw.

Nachm.

Konzert

Arnte

Tanz

Schul

elsen-
Keller

al Tallodlel!
Heatettatetoendebenmar aueschättigeh:
Mittwoch, den 5. August

3 Uhr nachm.

Heute Mittwoch, 5. August 1931
OperettenAbend
(alte und moderne Operetten)
Eintritt frei!
Ausgeführt vom Stadtorchester.
Vorzügliches Spezialbier-Hell.

Grosse Fremden- und
Familien-Vorstellung
mit dem ungekürzten Abend-Programm
und der vollständigen Wasserpantomime.
Zu dieser Nachmittags-Vorstellung
zahlen Kinder und auch Ewachsens halbe Preise

8 Uhr abends

I.Br. 11100)

Grosse dala-Voxstellung
mit besonderen Ueberraschungen
und Programm-Einlagen,
Gala-Kostümen, Gala-Geschirren usw. usw.

Sommer-Spielzeit
Bruno Harprecht
im Hess. Landestheater.

Mittwoch, 5. Auguſt
Mittwoch=Miete 6. Vorſtellung
und folgende Tage
Anfang 20 Uhr Ende 22.15 Uhr
Erſtaufführung
des Schwank=Schlagers:
Der Muſtergatte
Schwank in 3 Akten v. A. Hopwood
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mit
Bruno Harprecht als Jack Wheeler.

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Mittwoch, Samstag und Sonntag

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Oeffentliche Mahnung.
I. Gemäß § 46 der Satzung werden die Arbeitgeber mit fünf und mehr Be=
ſchäftigten
erſucht, die für Monat Juli erforderliche Nachweiſung nebſt
den fälligen Beiträgen bis ſpäteſtens 10. d. Mts. an die Kaſſe einzuſenden.
Erfolgt die Einſendung der Nachweiſung und der Beiträge in der vor=
bezeichneten
Friſt nicht, ſo iſt der Vorſtand auf Grund des § 318a R. V.O.
ermächtigt, die Beiträge zwangsweiſe feſtzuſetzen.
II. Ebenſo werden die Arbeitgeber mit weniger als fünf Beſchäftigten erſucht
die Beitragsanforderung für Juli ſpäteſtens bis zum 10. d. Mts. zu
begleichen.
III. Die Dienſtherrſchaften werden erſucht, die Beiträge für ihre Hausangeſtellten
für den Monat Juli bis ſpäteſtens 10. d. Mts. zu entrichten. Bei Ein=
zahlung
an der Kaſſe iſt der zugeſtellte Jahresbeſcheid vorzulegen.
Wir bitten zu beachten, daß pro Monat nicht mehr als vier= bzw. fünf=
wöchentlicher
Beitrag zu überweiſen iſt. Hierbei verweiſen wir ganz beſon=
ders
auf die Rückſeite des überſandten Beſcheids vergl. Monatsſpalte.
IV. Die freiwilligen Mitglieder werden hiermit nochmals dringend aufgefordert
ihre rückſtändigen Beiträge für Monat Juli bis 20.,d. Mts. zu entrichten.
Für die Beiträge, die bis zu dem feſtgeſetzten Termin nicht gezahlt ſind,
müſſen Mahngebühren erhoben und die mit erheblichen Koſten verbundene
Zwangsbeitreibung eingeleitet werden.
Wir machen beſonders darauf aufmerkſam, daß für alle Zahlungen, die nicht
rechtzeitig erfolgen, außer den geſetzlichen Gebühren ½ % Verzugszuſchläge pro
Monat berechnet werden.
Bei Ueberweiſungen durch Poſt oder Bank iſt das Konto=Nummer und der bis zu 3000 . an
(2013a
Zeitraum anzugeben, für den die Zahlung erfolgt.

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